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Full text of "Isis von Oken"

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FOR EDVCATION 


FOR SCIENCE 


LIBRARY 


OF 


THE AMERICAN MUSEUM 


OF 


NATURAL HISTORY 


von 
N ke 
I cn * 


Jahrgang 1848. 
Heft T— AM. 


Mit 11 Tafeln), 


Leipzig, 
bey Br» ha. 


1848. 


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1848. 
DeftL 


Einige naturbiftorifche, befonders ornithologiſche Bemerkungen 
auf ber Reife nah Köthen, und über die erfie Verfammlung ber deutfchen Ornithologen daſelbſt zu Ende des Geptembers 1845. 


Es ift bereits in dem 1. Hefte der HI tr) einer Zeitfchrift 
für die gefammte Ornithologie, von Dr. Fr. U. &. Thiene— 
mann öffentlib befannt gemacht worden, daß unter dem 
Schutze unfers Naumanns befonders auf Anregung des Hrn. 
Collab, Baldamus in Köthen eine Verſammlung der deutſchen 
Ornithologen auf den 27. September des Sahres 1845. feft 
gefest war, an diefem Tage auch) eröffnet wurde und bis zum 
29. September dauerte. Es war etwas hoͤchſt Erfreuliches, 
die ausgezeichnetften Ornithologen unferes Baterlandes, von denen 
Mehre ſich noch nicht perſoͤnlich kannten, einander begrüßen und 
im f&hönften Einverftändniffe mit einander verkehren zu fehen, 

Ueber die Reife bemerkt der Unterzeichnete nur Einiges. Hier 
in Menthendorf wimmelten die mit reifen. Beeren bededten 
Hollanderbüfche von ſchwarzkoͤpfigen Grasmüden und Rothkehl— 
hen, unter denen fich noch einzelne Gartengrasmüden, Haus- 
rothſchwänze und Fichtenlaubfänger (Phyllopneuste rufa) be- 
fanden. Die Scafiteljen waren faft alle ſchon fortgezogen, 
fo daß der Verfaffer diefer unterweges nur noch einzelne auf 
der Wanderung antraf. Auch die Schwalben hatten größten 
Theile unfer Vaterland ſchon verlaffen und nur einzelne wurden 
auf dem Zuge bemerkt. Die Feldlerchen waren ſchon in Flügen 
vereinigt, wanderten aber noch nicht. Einzelne Thurmfalken 
fah man bier und da über die Felder fliegen oder ritteind Über 
denfelben ftehen. Die MWürger waren, Lanius excubitor aus: 
genommen, von welchem nur wenige während der ganzen Neife 
auf den Spisen der Bäume bemerft wurden, ſaͤmmtlich ver- 
fhwunden. Bis nach Leipzig reichten die Rabenkraͤhen, jenfeits 
diefer Stadt zeigten fih die Nebelkraͤhen, welche immer häufiger 
und nebft den Saatkrähen bey Köthen allein. gefehen. wurden. 

In Leipzig befah ich bey Herrn Richter mehrere lebende Thiere, 
nehmlih. Dammbirfhe, Gänfe und andere. Eine Brandente, 
Anas tadorna Linn. machte ſich ſehr ſchoͤn, und ich) wunderte 
mid), daß fie beim Gehen viel von dem Schienbeine fehen ließ, 
alfo wie ein Auser obscurus, den ich lange lebend. hatte, ſehr 
hochbeinig ging. 

‚Sanz befonders merkwürdig war mit. ein Drang: Utang (Si- 
mia Satyrus), weichen Herr Sieber in Leipzig zeigte, Es 
war der erfte, welchen ich lebend fah und wohl der erfte, mel- 
her in Deutfchland gezeigt worden if. Er mar noch nicht 
ganz ausgewachſen, etwa 4 Fuß hoch, ‚wenn er ftand. Aller⸗ 
dings hatte er in feinem ganzen Geſichte etwas Thierifches, 
weil fein Gefihtswinfel ganz anders ift, als felbft bey dem 
am Menigften ausgebildeten , menſchlichen Gefichte, auch die 
Behaarung des Gefichtes ift thieriſch. Allein zu leugnen ift 
doch nicht, daB er im Leben mehr Menſchliches hat als. fich 
Iſis 1848. Heft 1. 


an ausgeftopften wahrnehmen läßt. Seine Mienen find mie 
fein Bli denen des Menfchen ähnlicher als bey irgend einem 
andern Thiere. Er hat in feinem Blicke nicht das Liſtige und 
Boshafte der andern Affen, fondern vielmehr etwas Gutmuͤ— 
thiges, Zutrauen und Theilnahme Erwedendes. - Er war krank 
und befand fi) in einem geheizten Saale. Er lag auf einem 
weichen Lager und deckte fich mit einem Node zu. Die Art, 
tie er diefes that, die Meife auf welche er unter dem Mode 
hervorblidte und in.feinen Mienen feinen Schmerz ausdrüdte, 
fih hinter den Ohren kratzte, eine Zaffe mit Milch in die 
Hand nahm und aus ihre trank — Alles diefes hat etwas 
Menſchliches und machte auf mich und meine Frau einen tiefen 
Eindrud.. Er lag lange ruhig da und erfüllte unfern Wunſch, 
berumzugehen, lange Zeit nicht. Sein Herr wollte ihn, eben 
weil ee franE war und 4000 Mark gekoftet hatte, nicht ans 
firengen und zum Gehen veranlaffen, fo ſehr wir es aud 
wuͤnſchten. Endlich aber ftand er auf und ging auf den Hin- 
terfüßen nach dem heißen Dfen zu. Da trat ihm fein Herr 
entgegen, weil er fürchtete, daß ihm die Hitze des Ofens ſchäd— 
lich ſeyn koͤnnte. Sogleich breitete der Drang=Utang feine 
Arme aus, umfclang feinen Heren, wie ein Kind, das getra- 
gen ſeyn will, feine Wärterinn mit den Vorder- und Hinter: 
fügen und ließ fi) von ihm auf das Lager zuruͤcktragen. Diefes 
hatte etwas wahrhaft Nührendes. Man merkte deutlih, daß 
der Affe die Kiebe feined Heren nicht nur Fannte, fondern auch 
zu ſchaͤtzen wußte, feine Worte vollfommen verftand, und ihm 
feinen traurigen Zuftand auf alle Art bemerklic machen wollte. 
Auch darinn lag ſehr viel Menfchlihes. Beim Gehen bemerf- 
ten wir, daß es ebenfo gut auf den beiden Hinterfüßen als 
auf allen 4 Füßen gefchah. 

Allein fein Gang auf den beiden Hinterfüßen weicht fehr vom 
menfhlihen Gange ab. Nicht nur, daß derdes Drang-Utangs 
weniger aufgerichtet und ficher ausgeführt wird — der Drang» 
Utang geht mit etwas gefenftem Leibe und Kopfe und madelig 
— fondern er zieht auch — menigftens that dieß der von ung 
beim Geben, was er in unferer Gegenwart mehrmals. unter: 
nahm, beobachtete, ftet8 — die Zehen ein, weil er durchaus 
£ein richtiger. Sohlenfüßler ift und, geht mit auf ihrer Dber- 
fläche. Sch ſprach mit. Herrn Sieber darüber und er fagte 
mir, daß er. ftets fo gienge, offenbar. aus Eeinem andern 
Grunde, als weil er vom Schöpfer weit mehr zum Klettern, als 
zum Gehen auf ebener, Erde beftimmt ift. Die Sehnen feiner 
Hinterzehen dehnen fich nicht fo weit aus, daß er diefe gerade 
ausſtrecken Eönnte,. bilden alfo mehr oder weniger einen hohlen 
Fuß, was ihm beim Gehen hinderlich ift, beim Klettern. aber, 

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da diefe Sehnen ſtark find, und bie Zehen wie bie Finger , 


einer menfchlihen Hand zufammenziehen, dem Drang = Utang 
fehr gute Dienfte leiften. 

Mir vermeilten 2 Stunden bey diefem merkwürdigen Ge— 
fhöpfe, — die beiden andern Affen, welche noch da waren, 
erregten unfere Aufmerkfamkeit wenig, — und £ehrten höchfk zu= 
frieden zuruͤck. Später Eaufte ihn Here Richter, verlor ihn 
aber bald, weil feine Krankheit nicht zu heilen war. 

In Halle befuchte ich zuerft den Heren Profeffor Dr. Bur— 
meifter und wurde von ihm, feiner liebenswuͤrdigen Frau 
Gemahlinn und verehrungsmwiürdigen Frau Mutter mit großer 
Güte aufgenommen. Der Herr Profeffor zeigte mir zuerft ſei— 
nen Garten, in dem befonders die laͤngſt einer Mauer ftehenden 
Meinftöde, mit Trauben, wie ich fie nur am Rheine gefehen 
hatte, meine ganze Aufmerkfamfeit auf fich zogen. Von feinem 
fhönen Haufe dus — es ſteht auf der fogenannten Prome— 
nade — hat man eine herrliche Ausſicht über ganz Halle und 
die Umgegend und es dürfte fich in diefer Beziehung, wie an 
Schönheit und Bequemlichkeit kaum ein anderes Haus in Halle 
mit dem feinigen meffen £önnen. Dann befah ic feine aus: 
gezeichnete Kaͤferſammlung. Diefe ift zu berühmt, als daß es 
nöthig wäre, ein Wort über fie zu fagen. Nur das bemerfe 
id), daß auch viele neue aus Dftindien — unter ihnen einige 
von der Größe unferes Flußkrebſes — meine Aufmerkfamkeit 
ganz befonders in Anfpruch nahmen, Die jest fehr bedeutende 
Snfectenfammlung des Mufeums der Univerfität verdankt ihm 
ihre Entftehung faft ganz. 

Die Vogelſammlung der Univerfität war mir fehon bekannt; 
id) hatte fie im Jahre 1832. gefehen — und werde fpäter auf 
fie zuruͤckkommen. 

Den 26. September Abends Fam id) in Köthen an und 
fand fchon viele Drnithologen anmefend. | 

Den 27. wurde zur Wahl der Vorfteher gefchritten und für 
diefen Zag zum Vorfigenden der Herr Dr. Naumann, für 
den folgenden der Verfaffer diefes und für den letzten wieder 
ber Hr. Dr. Naumann erwählt. Herr Baldamus wurde 
ber Gefchäftsführer und der Here Dr. Thienemann über: 
nahm die Führung des Protocolls. Auf den allgemeinen Wunſch 
eröffnete der Verfaſſer diefes die Werfammlung mit einer Mede, 
hieß alle Freunde der edeln Drnithologie herzlich willkommen, 
zeigte die Wichtigkeit und den Werth folcher Vereinigungen und 
ſprach die Hoffnung aus, daß auch unfer Verein für die Wiſſen— 
ſchaft feine Früchte tragen würde. Dann las der Hr. Dr. 
Thienemann ein in der Rhea abgedrudtes Gedicht und die 
Verhandlungen begannen. Der Schreiber diefes trug zuerft 
aus dem Stägereife vor: „Die möglibe Vorausbe: 
fimmung ber Witterung durch Beobachtung ber 
Zhiere, befonders der Vögel.” Er hat diefe Abhand— 
lung fpäter niedergefchrieben und in der Allg, Nat. Zeit. , welche 
in Dresden erfcheint, abdruden laſſen. 

Die Verhandlungen find in der Rhea mitgetheilt und des— 
wegen braucht hier nur Wenig über fie gefagt zu werden. Unter 
den fchönen Vogelbälgen, welche der Herr Confervator Schra: 
der aus Lappland eingefandt hatte, erregten beſonders Soma- 
teria spectabilis und dispar — daß diefe eine Eidergans iff, 
zeigt der erfte Blick — unfere Aufmerkfamkeit. Die Weibchen 
der legten haben — ben Schnabel ausgenommen — fo viele 
Aehnlichkeit mit denen der Som. mollissima et spectabilis, 
daß Jedermann auf den erften Blick fagen muß, es fey eine 
Eidergans. Merkwuͤrdig ift e8, daß Somateria spectabilis, 


— 


welche bekanntlich in Norwegen zu den großen Seltenheiten ge— 
hört, in Lappland weniger ſelten vorkommt. Sie hat alfo eine 
nicht blos weftlihe, fondern auch eine öftliche Verbreitung, und 
geht wahrfcheinlih um den ganzen Pol herum. Das Neft von 
Fringilla montifringilla hat wie die Ener dieſes Vogels große 
Aehnlichkeit mit dem der Fringilla coelebs, was ſchon Boje 
bemerkt. Da auch Eyer von Larus glaucus vorgezeigt wurden: 
fo ift dieß, vorausgefegt, daß fie richtig find, ein meuer Bez 
weis, daß auch diefe Möve nicht bloß eine nordweftliche, fondern 
auc eine nordöftliche Verbreitung. hat. Der Here Profeffor 
Dr. Naumann hatte die Güte, dem Referenten einen Gold: 
ammer und eine Zurteltaube, beide aus Lappland, zu fchenfen; 
von ihnen fol an einem andern Drte in diefen Blättern die 
Rede feyn. 

Der Here Mpothefer Giebelhaufen aus Zerbft legte 2 
Adler vor. Den einen erkannte der Neferent auf den erften 
Blick für feine Aquila fusca, welche waͤhrſcheinlich die Aquila 
clanga des Pallas ift — weiter unten wird daruͤber mehr gez 
fagt werden — und der andere ift der alte Vogel der Aquila 
chrysaetos, welhe auh Naumann, fpäter in feinen Nach— 
traͤgen gut befchrieben und fehr ſchoͤn abgebildet hat. Merk: 
würdig ift e8, daß 2 Aquila fusca, welche dort in der Nähe 
sefhoffen waren — bie eine ift die des Herrn Giebelhau- 
fen — vorgelegt wurden, Es waren ein Paar Vögel im er 
ften Herbſtkleide, welches bey den Raubvoͤgeln bekanntlich das 
SugendEleid ift, und offenbar ein Paar Gefhwifter. 

Nachmittags wurde die herzogl. Vogelfammlung, bie früher 
Heren Naumann gehörte, in Begleitung der Brüder Nau- 


mann befehen und es zeigte fich auch hier, wie wichtig Die | 


Sammlung eines Mannes ift, der fie als Grundlage feiner 
Schriften benugt hat. ine folhe Sammlung hat ftets claffi- 
fhen Werth, In Naumanng Anser minutus erkannte ic) 
Anser brevirostris Heckel, und da diefer den Vogel früher 
als Naumann benannt hat, fo gebührt feiner Benennung ber 
Vorzug. Ueber die Gänfe werde ich fpäter eine befondere Ab⸗ 
handlung geben. Wie freute ich mid), Turdus auroreus, 
Seyffertitzii (wahrſcheinlich T. pallidus Pall.), Naumanni et 
minor, den Pterocles arenarius und viele andere in Deutfch- 
land erlegte feltene Vögel zu fehen. Die beiden Herren Nau- 
mann hatten die Güte, überall ihre belehrenden Erläuterungen 
zu geben. 

Der Sonntag wurde Vormittags zur Beſichtigung der teich- 
haltigen Eyerfammlungen der Herren Baldamus und Paͤß— 
ler benugt. Der Erftere hatte die. Güte, den Verfaſſer diefes 
mit dem Gefchenfe mehrerer Eyer, unter denen ſich ein Ey der 
Fringilla montifringilla befindet, zu erfreuen. In dem Ver: 
fammlungsfaale, in der Reftauration der Eifenbahn wurden 
mehre feltene Vögel, welche die Herren Goͤtz und Plohr aus 
Dresden mitgebracht hatten, befehen, unter denen fich Sylvia 
calliope, Linaria (Fringilla) borealis und 2 Adler aus Gtie- 
chenland und eine Gans befonders auszeichneten. Weber diefe 
Adler herrfchte aber Feine Ungewißheit, wie man aus dem ©.4. 
der Rhea Gefagten vermuthen Eonnte, fondern Herr Plohr 
zeigte fie mir als junge Vögel der Aquila imperialis und ich 
erkannte fie, da fie mit Naumann Abbildung des jungen 
Königsadlers die größte Aehnlichkeit haben, fogleich als ſolche 
an. Die Eleine Gans, welche Herr Goͤtz mitgebracht, hat mit 
meinem Anser eineracius große Aehnlichkeit, auch von ihr 
wird im einer befondern Abhandlung über die Gänfe bie Rede 
ſeyn. — 


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Die Linaria (Fringilla) borealis zeichnet ſich von den Ver: 
"wandten aus 1) durch den gänzlihen Mangel des Nothen an 
der Bruft und 2) den rein weißen Bürzel. Her Naumann 
behauptete, ſchon ähnliche Vögel bey ZiebigE angetroffen zu ha= 
ben, und ber Referent erhielt im December 1845. einige unferer 
Reinzeifige, welche dieſer grönländifchen Linaria borealis fehr 
nahe fommen. Naumann zeigte eine bey Magdeburg ge: 
ſchoſſene Sterna fuliginosa vor. 

Die Emberiza rusfiee, welche Herr Rammelsberg vor: 
Tegte, ift am 2. April 1844. nicht vom Heren Oberländer, 
fondern vom Heren Goͤhring bey Schoͤnheide geſchoſſen. Hr. 
Oberlaͤnder hatte fie für Emberiza schoeniclus L. ges 

alten. 

a demfelben Tage geruhte Se. Hoheit, der Herjog von 
Anhalt: Köthen durch Se. Ercellenz den Herrn Oberfthofmeifter 
von Sternegk die Gefellfhaft begrüßen zu laffen, und der 
Berfaffer, der diefen Tag Präfident war, hatte die Ehre den 
Dank des Vereins auszufprehen. Nachmittags wurde der 
‚Herr Profeffor Dr. Naumann, welder die Glieder der Ge— 
ſellſchaft zu ſich eingeladen hatte, befuht: allein von diefem 
herrlichen Aufenthalte auf Ziebigk handle ich weiter unten aus: 
führlich, da er für mich das MWichtigfte von Allem war. 

Am 29. September wurde als nächfter DVerfammlungsort 
Dresden beftimmt und Herr Thienemann und Herr Goͤtz 
übernahmen die Gefchäfts» und Protocollführung. 

Der Herr von Homeher legte unter mehreren feltenen 
Vögeln feiner reihen Summlung ein fchones auf Nügen ge: 
fangenes Männchen des Turdus sibirieus Pall. vor. 

Der Verfaſſer diefes zeigte einen neuen Scilffänger nebft 
Met und Eyern vor, nehmlich feine Calamoherpe pinetorum, 
und erlaubt fich hier Einiges Über dieſen interejfanten Vogel 
zu fagen. Früher fchrieb ihm der Herr Prediger Zander aus 
Luͤbs in Medtenburg — er ift jeßt Prediger in Barkow, und 
war zu unferer Aller rende mit feinem Schwager gegenwärtig 
— daß es bey ihm einen Nohrfänger gebe, welcher im Fichten- 
didichte finge. Diefes war mir fo merkwürdig, daß ich ihn 
dringend bat, mir möglicy bald einen folchen Vogel zu enden. 
Diefes gefhah und ich erhielt einen Nohrfänger, welcher in der 
Schnabelgeftalt und Farbe zivifchen Calamoherpe arundina- 
cea et ‚palustris mitten inne ſteht. Us ih Herrn Nau— 
mann in Köthen ein Exemplar überreichte, war derſelbe ges 
neigt, es für Calamoherpe palustris zu halten. Diefe ift es 
aber nicht, wie wir bald fehen werden. Sch gab mir nun 
‘wieder mit den Nohrfängern die größte Mühe, unterfuchte mei: 
nen bebeutenden Vorrath diefer Vögel und fand ein im Auguft 
bier erlegtes Gefchwilterpaar, welches ich Früher zu meiner 
‚Calamoherpe salicaria gerechnet hatte. Von Neuem forderte 
ich meinen Freund Zander auf, diefem Rohrfänger große Auf: 
merffamfeit zu widmen. Er that es und fchrieb mir, daß 
diefer Vogel aus den Fichtendidichten in die Rohrteiche fliege 
und in ihnen nifte. Allein er lebe auch in den Gärten, baue 
fein niedfiches Neft oft auf Baͤume, zumeilen fogar 9 bis 10 
Fuß über den Boden, und fey fehr flüchtig. - Herr Tobias, 
Gonfervator in Görlig, hatte mir einen Rohrſaͤnger gefchickt mit 
der Bemerfung auf dem Zettel: „weit vom Waſſer in einem 
Seldftrauche geſchoſſen,“ und zu meiner Freude ‚erkannte ich in ihm 
die Calamoherpe pinetorum, wie in einem andern, den mir der 
Hear von Homeyer zw. überfchiden die Güte hatte. So 
wußte ih nun, daß dieſer niedliche Vogel in einem großen 
Theile von Norddeutfchland lebt. Allein auch hier hatte ich 


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ihn unterdeffen wieder angetroffen. Am 11. Anguft 1842. be 
merkte ich in den biefigen Zeichen einen Rohrſänger, welcher 
ſich durch fein flüchtiges nnd ſcheues Mefen anszeichnete. Er 
blieb nicht im Rohre, fondern flog in dag angrenzende Gebüfch 
und fogar auf die naheftehenben Baͤnme, und dann wieder in 
die Teiche zuruͤck. Diefes Betragen und das ſcheue Weſen fiel 
mir fo ſehr auf, baß ich meine Bemuͤhungen verdoppelte, um 
feiner habhaft zu werden. Nach einer halbftündigen Jagd er: 
legte ich ihm und fah auf den erften Blick, daß ich Calamo- 
herpe pinetorum vor mir hatte. 

Unterdeffen erhielt idy von meinem Freunde, dem Herrn 
Apotheker Bädecker in Weſtphalen die Nachricht, daß er auf 
einer Neife in feinem WBaterlande diefen Wogel in einem Ge— 
müfegarten angetroffen, wo er in fehr dicht ſtehenden Bohnen 
ſich herumtrieb. Er ſchoß ihn endlich, aber zerſchoß ihn fo fehr, 
daß er zum Ausftopfen nicht zu brauchen war; allein die 
mir gegebene Befchreibung läßt Eeinen Zweifel übrig, daß je- 
ner Vogel unfer Fichtenſchilfſaͤnger geweſen ift. 

Am 17. May 1845. traf mein Sohn Reinhold ein Maͤnn— 
chen dieſes Vogels in den hieſigen Teichen an und erlegte es; 
acht Tage ſpaͤter ſchoß er ein Weibchen an derſelben Stelle. 

Mein ganzes Streben war nnn darauf gerichtet, dieſen ine 
tereffanten Vogel wo möglich an feinem Brutorte zu beobachten 
und fein Neft mit den Eyern aufzufinden. Das gelang mir 
in demfelben Sabre. Sc hörte 14 Stunde von bier einen 
Schilfſaͤnger, deffen Gefang mir auffiel, begab mih an den 
Teich in welchem er fang und fand fein Neft, in welchem 4 
Eyer lagen, fehr bald auch eins, in welchem die Eyer wahr: 
ſcheinlich zu Grunde gegangen waren. Diefes legtere ftand in 
einem fehr dichten, auf dem Zeichdamme befindlichen Bufche zwifchen 
Fliederzweigen in einer Gabel, war fehr geſchickt angebracht und 
ſchwer zu entdeden. Das andere fand zwiſchen 4 Nohrften- 
gen von Arundo phragmitis nicht weit vom Ufer und war 
leicht aufzufinden. Sch nahm es fammt den Eyern mit, Vier 
Wochen fpäter begab ich mich mit dem Gewehre und meinem Sohne 
Reinhold an denfelben Ort und mir entdediten bald das 3. in 
diefem Jahre gebaute Neft unferes Vogels mit 3 eben ansge— 
krochenen Sungen, welche wir ungeftört liegen ließen. Es ſtand 
auch im Nohre nahe am Ufer, war aber etwas mehr verborgen 
als das früher mit Eyern aufgefundene. Sept wurden die an: 
dern in der Nähe liegenden Teiche — alle diefe find im Roda— 
thale und haben außer dem Rohre, das in ihnen und an ihren 
Ufern wächſt, viel Erlengebüfh an den letzteren und neben ben- 
ſelben — unterfücht. Zu unferer Freude fanden wir noch 2 
Familien unferes Schilfſängers und erlegten 2 Alte. und meh— 
tere unge Mir bemerkten bey der Beobachtung dirfer 3 
Paare die fhon früher bey diefen Vögeln mahrgenommenen 
Eigenfhaften. Sie alle blieben nicht in den Nohrteichen, ſon— 
dern verliefen fie, wenn fie verfolgt wurden, tetteten fich in 
diefes Erlengebuͤſch und flogen fogar mit ihren völlig flugbaren 
Jungen in einen andern Teich, fo daß fie ſehr fchwer zu ſchie— 
fen waren und leicht aus den Augen des Verfolgers Eamen. 
Die, welche die Eleinen Jungen hatten, waren ſehr deeift. Sie 
blieben faft immer in dev Nähe des Meftes, ſtraͤubten die Kopf: 
federn, fehrieen laut, um ihre Feinde womöglich zu verſcheu— 
chen, und feßten ſich dabey der augenfcheinlichten Lebensgefahr 
aus, da fie oft 4 bis 6 Schritte von ung ſaßen. Diefe un= 
gewöhnliche Anhänglichkeit der Alten an ihre Jungen und ihre 
augenfcheinliche Verachtung aller Todesgefahr hatte etwas Ruͤh— 
vendes. Bey diefer Gelegenheit bemerkten wir, was wir aud) 


7 


bey den beiden andern Paaren beobachteten, daß dieſe Vögel in 
ihren Lodtönen fehr von den Verwandten abweichen. Sie 
fchrenen bey den Jungen nicht nur terr, terr, tier, tier, fon= 
dern auch Ei, Eli, Eli, ein Ton, den ich noch nie von einem 
Schilffänger gehört habe. 

Neun Tage fpäter giengen wir wieder an denfelben Ort, um 
wo möglich die Alten bey dem Nefte zu fangen, Das Neft 
ftand an fo ſchwachen Nohrftengeln, daß es ſich gefenft und 
ein Sunges verloren hatte, welches todt im Waffer lag. Ich 
nahm es mit und jtopfte es mit Mühe aus. Um die Alten 
unbefhmust zu erhalten, ftellten wir neben das Neft Schlin= 
gen, jede von einem einzigen Pferdehaare, mit welchen ich ſchon 
als Student ein Paar Calamoberpe arbustorum bey den 
Sungen gefangen hatte. Die Alten kamen, waren aber fo ge 
fit, daß fie die Schlingen vermieden und auf die Seite 
fhoben, chne fi zu fangen. Wir legten nun fo viele Schlin- 
gen, dad das Vermeiden oder Verſchieben derfelben nicht mög: 
lich war. Sest gieng aber dag Männchen nicht mehr zu dem 
Neſte und wir fiengen erft nad) einiger Zeit das Meibchen. 
Da das Männchen nicht mehr zum Nefte fam, wollten wir 
es ſchießen; allein. auch dieß gelang nicht. Es war fo fheu 
geworden, daß es nicht zu erlegen war, fo viele Mühe wir 
auh auf feine Habhaftwerdung verwendeten. Wir nahmen 
nun das Meibchen mit den beiden Jungen mit nad) Haufe 
und ftedten Alle in einen langen Käfig. Bey genauer Beſich— 
tigung diefes MWeibcheng bemerkte ich zu meiner Verwunderung, 
daß es am 2. September, zu einer Zeit, zu welcher feine Ber: 
wandten unfer Vaterland ſchon längft verlaffen hatten, noch) 
ganz unvermaufert war. Sein Gefieder war auch nod recht 
fhon, Dieß ift ein neuer und deutlicher Beweis, daß die 
Maufer mit der Fortpflanzung in Verbindung fteht. So lange 
diefe dauert, bleibt jene ausgefest. Diefes Weibchen hatte zu 
der Zeit, in melcher der Wechſel der Eleinen Federn bey den 
Robrfängern ſchon vollendet war — die Schwung: und Steuer: 
federn vermaufern diefe Vögel im Winter, zu melcher Zeit die 
Hauptmaufer eintritt — noch alle alten Federn fo ſchoͤn mie 
die andern zu Anfang des Julius. Es war durch den Unter- 
gang zweyer Bruten zur 3. veranlaßt worden und fo war bie 
ganze DOrganifation in Hinſicht des Federwechfels fo anders ges 
worden, daß es die Sommermaufer ganz überfprungen haben 
würde. 

Meine Hoffnung, diefe Nohrfängergefellfchaft am Leben zu 
erhalten, gieng nicht in Erfüllung. Ich gab dem Weibchen 
lebende und zerfchnittene Mehlwürmer, Fliegen, Käferhen und 
andere Inſecten, allein e8 nahm nicht nur fein Futter an, 
fondern reichte auch den Jungen Nichts, fo hungrig diefe aud) 
waren. Da ich nun weder Zeit noch Luft hatte, allen dieſen 
Voͤgeln Futter einzufteden, fo ftarben fie fehr bald. 

Sm vorigen Fahre war dieſer Teich von den Scilffängern 
verlaffen; in diefem aber (1847) ift er wieder von einem Paare 
bevölkert und ich werde nächfteng eine Jagd auf fie machen. 
Der Gefang unferes Schilffängers ähnelt allerdings dem der 
Calamoberpe arundinacea; allein er ift angenehmer, hat an: 
dere Strophen und unterfcheidet fi) ganz befonders dadurch 
von dem feines Verwandten, daß der Ton Eli, Eli öfters in 
ihm vorfommt. Er ertönt, da unfer Vogel ein fehr ‚eifriger 
Sänger ift, zur Brutzeit fat ununterbrochen fort und ich habe 
ihm oft lange mit Vergnügen zugehört. Es ift ſehr merfwür- 
dig, daß er erft feit wenigen Sahren bey ung eingemandert ift. 
Sn demfelben Teiche, in welchem ich das eine Paar antraf, 


8l 


brütete früher meine Calamoherpe alnorum, fpäter meine | 

Calamoherpe hydrophilos und jest alfo Calamoherpe pine- |' 

torum. Etwas Aehnliches bemerkte ic) bey den Kernbeißern, 

Staaren, Haubenlerchen und andern Vögeln, worüber Fünftig | 

mehr gefagt werden foll, | 

Fa Schluſſe gebe ich noch eine kurze Beſchreibung biefes | 
ogels. 


Artkennzeichen. 


In der Geſtalt des Schnabels, der Farbe des Koͤrpers und der 
des Buͤrzels ſteht er zwiſchen der Calamoherpe arundi- 
nacea et palustris mitten inne.* 


Befhreibung. 


Der Fichtenfchilffänger ift 4 11" bis 5” 2" Tang, wovon 
auf den Schwanz 1” 10 bis 11 kommen und 7 bis 7” 
3" breit, wovon die Schwingenfpige vom Buge an 2 4 
einnimmt. Der Schnabel mißt von der Stirn bis zur Spiße 
in gerader Linie 9", der Hals 10°, der Kumpf 1’ 3, der 
Schenkel 6"', das Schienbein 1" 1’ und die Fußwurzel 10“. 


Das Hochzeitkleid. 


Der Schnabel ift auf dem Dberkiefer dunkel hornfarben, der 
untere hornweißgelblic, der Machen dunfelorangengelb, der Aus‘ 
genftern erzfarben, der Fuß bieyfarben, ins Grüngelbe ziehend, 
an den Sohlen gelblih, an den Nägeln dunfelhornfarben; der 
ganze Oberkörper ift ölgrau, etwas ins Grüngraue ziehend, auf 
dem Buͤrzel matt ölfarben, an den Zügeln, bis über das Auge 
ein ſchmutzigweißer, wenig in die Augen fallender Streif; ein 
fhmusigweißer Ning umgiebt das Auge. Die Farbe des Ober— 
Eörpers fteht zwifchen der der Calamoherpe arundinacea et 
palustris mitten inne; dieß bemerft man auch an dem Bürzel; 
denn diefer ift nicht grün, wie bey der letztern, aber audy nicht 
bellölfarben, wie bey der erftern. Ebenfo zieht der ganze Ober— 
koͤrper weniger in das Delfarbige als bey der Calam. arundi- 
nacea und allen ihren aͤhnlich gezeichneten Verwandten (der 
Calamorherpe arbustorum, alnorum, canneti, salicaria, 
stagnatilis et hydrophilos), aber aud viel weniger in das 
Grünliche, alg bey Calam. palustris. Die Schwung- und 
Steuerfedern find tiefgrau mit ölgrauen Federfäumen an der 
äußeren Fahne und an der Spike, die meiften der erfteren auch 
mit weißlichen Kanten auf der innern Fahne. Der Unterflügel 
tiefgrau, weißlich Überflogen, an den Unterflügeldecifedern graus 
lichgelblichweiß. Der Unterkörper iſt weißlich, an der Bruſt 
und den Seiten roftgelbgrau Überflogen, wovon man audh an 
den Unterſchwanzdeckfedern eine Spur bemerkt, Der Unterkoͤr— 
per fteht ebenfalls in Hinficht der Zeichnung zwiſchen Calam. 
arundinacea et palustris mitten inne; denn er ift weniger 
mit Delgrau überflogen, als bey der erftern, aber weniger weiß 
als bey der legtern. 

Er ändert in der Größe und Farbe wenig ab; denn dag 
Meibchen ift kaum Eleiner als das Männchen und die Farb 
des Dberförpers zieht bey einigen: mehr, bey andern weniger in 
das Grünlichgraue. | 

Sm Sommer ſchießt die Farbe etwas ab; im Julius be 
ginnt die Maufer, erftreckt fi aber, wie. ſchon bemerkt wurde, 


* Dieß fieht man daraus, daß ihn Freund Zander mir als Cal. 
arundinacea ſchickte, und Freund Naumann für Sylvia palustris 
hielt, — 


nur auf bie Eleinen Federn und wird felten in unferm Vaterlande 
vollendet. Iſt fie dieß, dann fieht unfer Schilfſaͤnger alt 

im Herbſtkleide 

dem Vogel im Hochzeitkleide fehr ähnlich; nur find die Schwung- 
und Steuerfedern abgetragen und verſchoſſen, die übrigen aber, 
weil fie friſch find, gemöhnlih etwas Iebhafter als. im Frühe 
jahre. 


Erftes Herbft£leid. 


Der Schnabel ähnelt dem der. alten Vögel, ift aber am Un: 
terkiefer hornweißlich. Der Rachen und die Zunge find. bla, 
gelb, der Augenjtern ift dumfelerzfarben, der Fuß blenfarben, 
an der Fußwurzel etwas an den Zehen ſtark ins Grünliche 
ziehend. Bemerkenswerth ift e8, daß diefer Nohrfänger, wie 
Calam. arbustorum, alnorum, canneti, salicaria, stagna- 
titis et hydrophilos und alle Subspecies der Sylvia (Cala- 
moherpe) phragmitis auet. im Jugend= und erſten Herbſt— 
Eleide 2 [hwärzlihe Fleckchen auf der Wurzel der Zunge. hat. 
Diefe Fledchen fehlen den gleihalten Vögeln der Calamoherpe 
palustris, musica et philomela und deswegen braucht man 
diefen Vögeln im Sommer nur den Schnabel zu öffnen, um 
ben den noch nicht einjährigen fogleich zu fehen, ob fie zu den 
erftern, oder. zu den letztern gehören, und wenn Jenes der 
Fall ift, ob fie alt oder jung find. Sch hoffe, daß die Mit: 
theilung -diefes ſehr fihern Kennzeihens Manhem angenehm 
ſeyn werde. Im Uebrigen ift diefes erfte Herbftkleid dem 2. 
fehr ähnlich, allein die Schwung» und Steuerfedern find frifch 
und. haben deutliche helle Kanten. 


Das JugenbdEleid 


‚ähnelt dem der Cal. arundinacea fehr; allein e3 zieht auf dem 
Oberkoͤrper weniger in das Delfarbige und ift auf dem Unter: 
koͤrper heller, hat auch einen kleinern Schnabel. 


Zergliederung. 


Sein innerer Bau ift dem der Verwandten fehr ähnlich, der 

innere Schnabel iſt etwas rinnenartig, an der fcharfen 
Schneide nicht eingezogen, mit kaum bemerkbarer Mittelleifte. 
Der Rachen ift weit, der Gaumen breit mit langem, ſchma⸗ 
lem. Rise, deſſen nicht erhöhte Ränder. faum merklich gezaͤh— 
nelt und deffen Nebenteiften kaum bemerkbar find. Der Körs 
per ift wie, bey den Verwandten geftaltet; 2 Rippen liegen 
unter der Bruſt; die Lufröhre mittelweit, mit: ziemlich. har⸗ 
ten, aber fehr zarten Ningen, .deutlichem Muskelapparate und 
£urzen Aeſten. Die Speiferöhre, der Vor- und eigent- 
liche Magen wie bey den Verwandten; der Darm oben 
wie ein Raben-, unten mie ein Krähenfiel, 5 lang mit 2 
engen, 3 langen, 6’ vom After entfernten Blinddärmen. 
Da fein innwendig röthlichbrauner, lederartiger Magen: mit 
Marken, Muskeln verfehen. ift, fo. alaube ich, daß weniger weiche 
‚als harte Infecten, namentlih Kaͤferchen, feine Hauptnahrung 
‚ausmachen. . Die in ihm gefundenen Inſecten waren fo zerries 
ben ‚daß. ihre Arten nicht zu erkennen waren. Er nimmt diefe 
‚Kerbthiere nicht nur von den Nohrblättern und Rohrſtengeln, 
‚Sondern füngt fie auch aus der Luft weg und lieſt fie von den 
Blättern, befonders denen der Erlen ab. 


Fortpflanzung. 
„Ueber fie. ift ſchon Einiges oben bemerkt. Die 4 Nefter 
diefes Vogels, welche. vor. mir, liegen, ähneln einander fehr. 
is 1847. Heft 1. 


10 


Man fieht auf ben erſten Blick, daß «8 Schilffängernefter fi 
denn fie haben die Geftalt und Bauart der Nefter ———— 
arundinacea; allein fie weichen in folgenden Stuͤcken ab. 1) Sind ſie 
lockerer gebaut; die Neſtſtoffe ſind nicht fo feſt in einander vers 
flochten, und. deswegen fehen fie auch auswendig nicht fo glatt 
aus. 2) Sind die Stoffe andere. Bey denen der Cal. arun- 
dinacea find es hauptfächlich fchmale Pflanzenblätter und Baſt⸗ 
freifen, welche das Neft bilden; bey den Neftern unferes Vo— 
gels fommen außer diefen noch weichere Stoffe hinzu, nament: 
lich Wergkluͤmpchen, Pflanzenwolle u. dgl. Inwendig find fie 
mit Grashaͤlmchen und zarten Blaͤttchen, aber weniger glatt 
und ſchoͤn ausgelegt, als bey Cal. arundinacea, Mir fanden 
bisjegt in den Neftern, welche zwifchen denen von Cal. arund. 
et palustris in der Mitte ftehen, 3 bis 4 Eyer, bey denen 
dieß, die Größe ausgenommen, derfelbe Fall iſt. Sie find ges 
wohnlic, doch nicht immer £leiner, als die der Cal. arundina- 
cea, ſtets fleiner als die der Cal. palustris, 7 lang und 
54° breit, länglich oder etwas kurz eyrund, mit glatter, glaͤn⸗ 
zender Schale, weißlich, mehr oder weniger mattgruͤn uͤberflo⸗ 
gen, mehr oder weniger dicht mit olivenfarkigen, olivengrün= 
grauen und einzelnen braunen Fledchen und Flecken befegt. 
Diefe ftehen einzelner als bey Cal. arund., aber dichter als bey 
€. palustris. Inwendig find fie weißlich. 

Ueber die von mir der Verfammlung vorgelegten Vögel be: 
merke ic Folgendes. Der Herr Dr. Thienemann fagt ©. 
5. der Rhea, meine Crueirostra bifasciata et leucoptera hätten 
ſich ald eine. Species erwiefen, auch ſey man geneigt gemwefen, 
die Crucirostra pityopsittacus, weil ich eine zwifchen ihr und 
meiner Crucirostra pinetorum mitten inne ftehende Gattung 
vorlegte, wieder einzuziehen. Hier ift er aber in großem Irr— 
thum, indem er feine Meynung als die der ganzen Verfamm- 
lung darftellt. Bey der folgenden Verfammlung in Dresden 
Auferte Herr Thienemann, er fey überzeugt, daß alle Kreuz: 
ſchnäbel der Erde nur einer Art angehörten; der Berfaffer und 
Her Schulz widerfprachen, und obgleich die Andern ſchwie⸗ 
gen, fo waren fie doch nicht Herrn Thienemanns Meynung, 
was ic ganz bejtimmt weiß. Es mürde zu weit führen, die 
Kreuzfchnäbel, fo weit ich fie Eenne, hier zu befchreiben; ich 
behalte mir für die Zufunft eine Zufammenftellung und Scil- 
derung diefer merfwürdigen Vögel vor. 

Was die Thurmfalfen, Cerchneis Boje, anlangt, be 
merke ich, daß ich eine Reihenfolge: vorzeigte, die allerdings 
Staunen erregte. Der Herzog Paul Wilhelm von Mürt- 
temberg, Königl. Hoheit, diefer berühmte und große Ornitholog 
geruhte mir. unter andern ‚merfwürdigen Vögeln auc)- feine 
Cerchneis rupieolaeformis zuzufenden. Sie ift der unfrigen 
auf dem. Oberkörper ähnlich, aber auf dem röthlichgefärbten Un: 
ter£örper der Cerchneis rupicola glei, von ihr aber durch 
den wenig gebänderten Schwanz unterfehieden. Dieſe Färbung 
zeige fi aber nur beim ausgefärbten Männchen. Zweh hier 
gefchoffene, gepaarte Paare ähneln. diefen egyptiſchen ſehr. Auch 
legte ich einen Thurmfalfen vor, deffen altes Männchen einen 
fajt oder ganz ungefledten Rüden und wenig gefledten Mantel 
hat, wodurch es ſich der Cerchneis cenchris nähert: Sch 
nenne ihn Cerchneis intereedens. Ein anderer Ihurmfalke 
nähert ſich diefem kleinen, der C. eenchris durch ‚die geringe 
Körpergröße; ich nenne ihn deswegen Cerchneis minor. 

Noch ein Thurmfalke, welcher in Ungarn und Griechenland 
lebt — fein Männchen: zeichnet ſich durch den dunfelgebänderten 
Schwanz und fein Weibchen durch. die hochrothe Farbe aus — 

1* 


Suſemihl hat das Ießtere in feinem Werke abgebildet — 
fommt zuweilen auch hier vor; ich befiße ein vor vielen Fahren 
bier gefchoffenes gepaartes Paar mit den Jungen — die letztern 
unterfcheiden ſich auch durch die helle Farbe — und habe ihn 
auch fpäter bemerft. Sch nenne ihn Cerchneis taeniura, 

Der merkwürdigfte von allen meinen Thurmfalken aber, 
deffen Schwanz beim alten Männchen wie bey Rupicola ge: 
bandert ift, aber eine andere Grundfarbe hat, und deffen 
Schwungfedern in beiden Gefchlechtern viel mehr, als bey den 
Verwandten gebändert find, ift bier aͤußerſt felten — ich erhielt 
ein altes Männchen im Winter — und bildet, wie mehrere 
der vorhergehenden gewiß eine eigne Species, welche ich Cerch- 
neis fasciata nenne. Auc über die Thurmfalken, von denen 
ih 70 bis 80 Stud beſitze, hoffe ic) in diefen Blättern eine 
genaue DBefchreibung zu geben. 

Ueber die Schafftelzen habe ich ſchon eine lange Abhand— 
lung in diefen Blättern mitgetheilt; allein da ich durch die Ge: 
wogenheit Sr. Koͤnigl. Hoheit, des Herzogs Paul Wilhelm 
von Württemberg aus Egypten den Budytes calcaratus er— 
halten und aud) bier angetroffen, eine merkwürdige Schafftelze 
aus Südfrankreich und 4 aͤchte Budytes melanocephalus aus 
Griechenland befommen habe: fo hoffe ich wieder manches Neue 
über dieſe intereffanten Vögel zu fagen und behalte mir vor, 
über fie und die weißen Bachfteljen eine befondere Abhandlung 
zu geben. 

Ebenfo werde ich auch hoffentlich unwiderleglich darthun, daß 
Certhia familiaris et brachydaetyla zwey gut unterfihiedene 
und leicht zu erfennende Arten find. 

Am 23. September 1845, ſah ih, wie ich fchon oben be— 
merft babe, zum erften Mal in meinem Leben das berühmte und 
freundliche ZiebigE, jenen Drt, der nicht blos in der alten, fon- 
dern auch in der neuen Welt befannt ift, und in der Geſchichte 
der Naturmwiffenfchaften ſtets einen guten Klang haben wird. 
Unferm Naumann, auf welchen Deutfchland ftolz zu fern 
die gegruͤndetſte Urfache hat, und einigen Wenigen zu Liebe 
hatte ich die Reife unternommen und ich fage es denen, welche 
ihn nicht perfönlic Eennen, daß er allein mich für die Be: 
ſchwerden und Koften der Neife entfchädigt haben würde, Er 
iſt, wie alle Freunde der Ornithologie wiffen, ein Sechziger 
von mittlerer Größe, Fräftigem, unterfeßtem Körper, dunkeln 
Haaren und großen, fchönen braunen Augen, vollem Gefichte 
mit einnehmenden Zügen und ruhiger edler Haltung, fo daß 
man in ihm den lieben Mann und großen Forſcher fogleich er: 
Eennt. Seine Perfönlichkeit macht einen ungemein angenehmen 
Eindrud, der durch längeres Zufammenfeyn mit ihm nur ver: 
mehrt und befeftigt wird. Er fam mir mit einer Liebe, Güte 
und Freundlichkeit entgegen, welche ich nie vergeffen werde. Ehe 
ih von dem Eintritte in fein gaftlihes Haus, von den Lieben 
in demfelben und von den fchönen Umgebungen deſſelben fpreche, 
balte ich es für gut, Etwas über jene Gegend überhaupt zu 
fagen. Diefe ift in Bezug auf den Feld: und Gartenbau die 
feuchtbarfte, welche ich je fah. Sie hat einen herrlichen Ge: 
treideboden, der ſchwarz wie Kohle, eine Ziefe von 6 Ellen und 
eine außerordentliche ZriebEraft hat. Er eignet fich ganz 
befonders zum Bau des Luzernklees. Wenn dieſer gefäet 
ift, wird er jeden Herbft etwas mit Dünger bededt, deſſen 
übrig gebliebenes Stroh im Frlhjahre mit dem Rechen 
wieder entfernt wird. Durch diefen Dünger und die Frucht: 
barkeit des Bodens befommt er eine folche Kraft, daß er 
in guten Jahren in einem Sommer 6 Mal, in fchlechten 4 


Mat abgemäht werden kann. Er ift dann jedes Mal 3 bie 
4 Fuß hoch und fo herrlich, dag er getrodnet das Heu faft 
überflüffig macht. Ex dauert in jener fruchtbaren Gegend 20, 
24 bis 26 Jahre aus und giebt grün und gebörrt ein vortreff: 
liches Viehfutter. Endlich wird der mit ihm bewachfene Ader 
toieder zum Getreidebau benugt. Allein ihn dahin zu bringen, 
ift Eeine leichte Aufgabe. Die Pflugfchaar und die gewöhnliche 
Hade vermögen auf einem folhen Ader nichts. Nur die ſtarke 
Nodehade richtet Etwas aus, um die armsdiden Wurzeln des 
zwanzigjaͤhrigen Klees zu entfernen. Iſt dieß geſchehen, dann 
wird der Acker gehörig zurecht gemacht und im nädıiten Früh: 
jabre mit Nuntelrüben, welche 3 Fuß von einander entfernt 
geftecft werden, aber auch -oft ein Gewicht von 16 Pfd. erreis 
chen, bepflanzt. Das 2. Jahr trägt diefer Ader Kartoffen 
und zwar. auch fehr veichlih. Im dritten Fahre wird er mit 
Roggen, im 4. mit Gerfte oder Hülfenfrächten, und oft nod) 
im 5. mit Hafer befüet, ohne daß er in diefen 5 Jahren ein 
einziges Mal Dünger erhält. Wo anderwärts kann das der 
Landwirth verfuhen? Deswegen fieht man auch in jener Ger 
gend die größten Kohl» und Krauthäupter, die- fchönften 
Bäume, hohes herrliches Gras und im den Zeichen eine Vege— 
tation, welhe Bewunderung erregt. 

Diefe auferordentliche Wegetation bemerkt man auch in Nau= 
manns Waäldchen. Sch betrat auch diefes, wie ich hernach 
fhildern werde, mit ganz eignen Gefühlen. In ibm ftehen die 
höchften Eichen, Afpen, Eichen, Buchen, Ulmen, Linden, Pape 
peln und Silberpappeln, welche man nur fehen fann. Der 
Herr Profeffer Dr. Naumann fagte mir, daß er vor einiger 
Zeit nach einer auf einem folhen Baume fisenden Ningeltaube 
gefchoffen hätte, ohne diefelbe zu erhalten, und munderte fich 
daruͤber. Allein ich verfiherte ihn, daß ich mich fehr wundern 
würde, wenn er fie von einer folchen Höhe herabgefchoffen hätte. 
Eine Silberpappel zog nach einer andern, weiche. unter allen, 
die ich je gefehen, bey Meitem die größte war, meine Auf— 
merkfamfeit ganz befonders an. Als ich fie bewunderte, fagte 
mie Herr Naumann „diefer fchöne Baum lag vor einigen 40 
Sahren als ein Neis quer über den Weg. Da äußerte mein 
feliger Vater: „„Es ift doch um diefes Reis fchade, wenn e8 
zu Grunde gehen follte.”" Er fchlug alfo neben ihm einen 
Pfahl ein und band es an. Diele Silberpappel hatte in diefer 
Zeit einen Durchmeffer von mwenigftens SO Zoll erhalten, war 
alfo in jedem Sabre mwenigfteng 8" im Durchmeffer gewachfen. 
Andreas Naumann hat diefes Laubholz größten Theils 
oder ganz angepflanzt und hatte zur Belohnung für feine Mühe 
nicht nur die berelihen Bäume, fondern auch noch eine andere 
Freude. Es fiedelte ſich nehmlich in demfelben bald eine große 
Schaar von Saatkraͤhen an, welche heute noch daffelbe bewohnt. 
Sie gab unterm großen Forfcher nicht nur Gelegenheit zu 
herrlichen Beobachtungen, fondern leiftete ihm und den andern 
Landiwirthen noch einen fehr wefentlichen Dienft. Vorher Eonnte 
Niemand in jener reichen Gegend Delfrüchte bauen, weil eine 
Art von Eleinen Käfern die zarten Pflanzen ganz wegfraß. 
Seitdem aber die Krähenfchaar in dem Laubwäldchen wohnt, 
gedeihen Raps und Nübfen vortrefflich, weil die Krahen jene 
SInfecten faft ganz ausgerottet haben. Es ift dieß ein neuer 
Beweis, welhen großen Nusen diefe fehr verfchrieenen Vögel 
im Haushalte der Natur leiften. . Nach diefer Abfchweifung 
fomme ich auf meinen Eintritt in Naumanns Haus zurüd, 
Der Hof ift ſchoͤn und geräumig, das hochliegende Haus eben: 
falls; aber dag Herrlichfte von Allem find die Bewohner, 


— 


13 


Freund Naumann empfing uns nebft feiner biedern lieben 
Gattin, feinen 3 liebenswürdigen Töchtern — die eine von 
ihnen ift jest in Dresden gluͤcklich verheirathet — und feinem 
braven Sohne mit jener Artigkeit, die gebildeten, und jener 
Herzlichkeie, welche guten Menfhen eigen ift. Wir waren 
Alte in diefem lieben Kreife fogleidy wie zu Haufe, obgleich das 
Außergewöhnliche des Orts Jedem fühlbar war. Das ift die 
Stelle, auf welcher die Deutfche Wögeltunde, wenn ich mid) 
fo ausdrücken darf, von Grund aus aufgebaut wurde. Ich 
erlaube mir, hier von mir felbft zu reden. Bechftein war ein 
Freund meines feligen Vaters und früher nur 2 Stunden von 
meinem Geburtsorte wohnhaft. Sch ehrte ihn fehr, als ich 
“aber die fülfche Beſchreibung des Schwatzamſelneſtes als neun: 
jähriger Knabe Tas, war für mich feine Glaubwürdigkeit dahin, 
Vieles Andere, was ich in früher Jugend für unrichtig er— 
Eannte, 5. B. das zeitige Brüten „der Elfter und des Warfer: 
ſchwaͤtzers (beide follen im Februar bauen), die ganz fulfche 
Befchreibung des Eisvogelneftes u. dal. verleiteten mir die 
Schriften diefes großen Mannes fo, daß ich fie gar nicht mehr 
fefen mochte. Da bekam ih Andreas Naumanns Vögel: 
were in die Hände, da war Wahrheit and Nichtigkeit in der 
Beobahtung; das war eigne Anfiht und ſchlichte, aber treue 
Darftellung. Wenn mir, einem von Friedrich Jakobs 
Gebildeten, aud die Schreibart zuweilen etwas drollig vorkam, 
fo uͤberſah ich das gern, fiudierte mit unermüdlihem Eifer und 
verdanfe die wenigen Fortichritte, welche id) in der deutfchen 
Voͤgelkunde gemacht habe, dem ältern Naumann ſchon gro— 
Ben Theil. Und wie viel «habe ich aus des Sohnes Werk 
gelernt. Diefes wird claffifch bleiben, fo lange deutfche Orni— 
thologie ftudiert werden wird. Es ift alfo natürlich, daß Zie— 
bigk der Glanzpunct der ganzen Reiſe für mic) und wohl alle 
Andern war. Unfer Naumann legte uns die Driginalges 
mälde feines herrlichen Werkes, auch die legtern, welche wahre 
haft prachtvoll find, vor, zeigte ung aber auch zugleich die 
BVerfuche, welche fein Water chne alle Anweifung im Zeichnen 
und Malen der Vögel gemacht hatte. Sch erinnere mich, daß 
es mehrere Kampfitrandläufermännden waren, welche er abge: 
malt hatte. Und wenn aud) Idiefe Abbildungen nur Berfuche 
find, fo zeigen fie doch den redlichen Eifer und das unermüd- 
Streben deg biedern Mannes, welcher dem Studium der Voͤ— 
gelfunde eine neue Richtung gegeben hat. 

Test gieng es hinaus in den Garten, welcher früher zum 
Theil ein Teich gewefen war. Da ſah man den Zaun, hinter 
welchem Laufchend die beiden Naumann, Bater und Sohn 
die Scilffänger in dem daran ftoßenden Teiche beobachtet hatten. 
Da ftand der Zwetfchenbaum, auf welhem ein Pirolpaar meh: 
tere Sahre hinter einander fein Neft an ein und biefelbe Aft- 
gabel angehängt hatte. — Auch in diefem Garten fah ich eine 
Vegetation, wie ich fie vorher nie beobachtet. Die Georginen, 
"welche unfer Naumann mit ganz befonderer Liebe pflegt, bil 
deten nicht nur Kugeln mit lauter röhrenförmigen Blaͤttchen, 
fondern hatten diefe zum Theil, wie man ber manden Pti: 
meln bemerkt, doppelt, indem aus der untern Roͤhre em 
zwehtes röhrenfürmiges Blatt gemachfen war. Und welch eine 
Maſſe von Blumen trug ein einziger Buſch! Es war eine 
wahre Freude diefe Pracht anzufehen. Ebenfo uͤppig fanden 
auch die Gemüfe. Schwertbohnen ſah ich hier Uber ihre 12 
Ellen hoben Stangen hinausgemachfen und oben noch mit Boh— 
nen bebedt. Abnehmen fann diefe Niemand, fie bleiben häns 
gen, big die Stangen mit ihnen niedergelegt werden. Sm 


verfloffenen Sahre hat Hr. Naumann diefen Bohnen noch 
längere Stangen gegeben und auch Über diefe find fie hinaus: 
gewacfen. Jetzt traten wir, wie fchon oben bemerft wurde, 
in den fchönen Laubwald. Das ift der Ort, wo Naumann, 
der Vater Meifenhütten aufgerichtet und eine Schneuße ange: 
legt, in deren Nähe er feinen Vogelheerd aufgeftellt hatte. 
Hier lebte und wirkte er, bier war er in feinem Eiyfium, bier 
genoß er die glüclichften Stunden feines Lebens. Hier ruht 
auch feine fterbliche Hülle. 

Es war mir ungemein rührend, das Grab diefes edeln Manz 
nes zu fehen. Es ift an einer Seite des von ihm fo innig ges 
liebten Raubwuldes. Er hatte fich alles, was ein Schmud 
oder Denkmal heißen kann, verbeten. Und wozu brauchte auch 
diefer große Drnitholog ein Denkmal? Der Name Johann 
Undreas Naumann wird nie vergeffen werden. Sein 
Grab ift Nichts als ein flacher mit ſchoͤnem Raſen und herr— 
lihem Epheu — fo wollte e8 der einfache Mann — bededter, 
tings von Bäumen eingefaßter Hügel, Es war in der Pfingft- 
woche, am. 15. May 1826. als feine ſterbliche Hülle ohne 
alles Gepränge bier beftattet. wurde. Der frühe Morgen, . die 
Lirblingszeit des Seligen, war zu dieſer ernften Handlung ges 
wählt worden, und diefer Morgen war wunderihon, Die 
Sonne gieng glänzend auf, und warf ihre erften Strahlen auf 
das noch nicht ganz wieder ausgefüllte Grab. Das ganze Voͤ⸗ 
gelchor ſchien es zu wiſſen, daß fein vieljaͤhriger Freund, Ken— 
ner und Bewunderer zu Grabe getragen wurde. Die CEdelfin— 
Een ſchlugen, die. Grasmuͤcken fangen, die Mönche flöteten, die 
Pirole ließen ihren lauten Pfiff ertönen, die Tauben ruckſten, 
die Turteltauben girrten, die Goldammern zwitſcherten, die Ler⸗ 
chen ſchwebten ſingend uͤber dem Grabe hin und die Koͤniginn 
aller Saͤnger, die bewundernswuͤrdige Nachtigall ſchmetterte ſo 
laut und ſchoͤn, als fie nur konnte. Das waren die Grabge— 
fänge, mweldye die Bewohner der Lüfte ihrem Freunde und For: 
ſcher weihten. 

Waͤhrend diefes gefchab, ftand ein Freund des Abgefchiedenen 
abfeits des Begräbnifplages einfam und weinte bitterlih. Am 
andern Morgen fanden ſich die fchriftlihen Ergiefungen feines 
tieftrauernden Herzens an einem abgeftorbenen, ganz mit Epheu 
bekleideten Baumfchafte, welche ih gewiß zur Freude aller Ver— 
ehrer unferes Andreas Naumann hier mittheile: 

„Ein feifcher Erdenhügel deckt Dich nun, 

Du lieber, bied’rer deutfcher Mann. 

Ein heit’res, junges Grün umgittert dein Grab, 
Und liipelnd finjtert ein Blatt dem andern zu: 
„„Sier ruhet ein liebender Freund der Natur‘. 
Es fingt Philomele nun am Sarfophag 

Des edeln Forfchers der Natur, 

Und flagend in der Geifterftunde noch 

Bereinen ihre Töne ſich 

Mit jenem Geflüfter am traulichen Geſträuch, 
Und Flagend jingt die Nachtigall 

Am Mittag‘, wie im Früh- und Abenddunkel. 
»»»,Da fhlummert Er, der forfchend unſer Geſchlecht 
Die Elaffe, zu der wir gehören, fo hoch hat geehrt.‘ 
Und ehrend umfingen Dein einfaches Grab 
Hinfort und nach Jahren geftederte Freunde noch, 
Und ob Dein Gebein hier zu Staube fhläft, 

Du lebſt und Dein Name grünt fort und fort. 
Bor wenig Jahren zeigte die Natur, 

Indem fie Deinen Lieblingsort allhier 

Dom Zahne des Froftes ergreifen ließ, 

Daß Deines Lebens Faden nur noch kurz, 

Und Deiner Tage wenig würden feyn, 


15 


Doch was eritorben fehien, es lebet fort ; 

Der Ephen ranft ſich wieder nach) der Höh' 

Er firebet, die Schafte mit leblofem Haupt 

Auf's Neu zu befranzen mit chrendem Grün ", 

Zum heiligen Tempel der Ruhe den Ort hier zu weih'n — 

Merhvürdig, wie Dein Leben, fo Dein Tod, 

Der Höchit’ am Altar Deines Haufes Du 

Entſchliefſt an's Mayenfeſtes zweytem Tag, 

Und nach zwey Tagen kaum, fo felgte Dir 

Das jüngite Leben Deines Haufes nad), 

Das Kind, das einen Sommer erft erlebt +? 

Nimm liebend das freundliche Kind zum Begleiter Dir mit 

Und fende vom Vater der Liebe den Deinen hier Troſt.“ 
Mer follte nicht in diefe Worte einftimmen ! 


Andreas Naumanns Grab madte auf ung Alfe einen 
tiefen Eindrud und wir Alle verliehen dieſen ftillen heiligen 
Ort, auf welchen die erften fterbenden Blätter des Herbſtes 
fielen, mit tiefer MWehmuth. in jeder dachte an feinen, der 
Seinigen und feiner Freunde Tod und Alle fühlten tief, daß 
wir ung Alle vielleicht nie wiederfehen würden. Der nädfte, 
alfo der vorige Sommer hätte ung beynahe unfern lieben 
Naumann hinweggerafft; er war in Folge mancherley An: 
firengungen, welche. bey der fürchterlichen Hitze noch angreifen: 
der wurden, bald nad) der Hochzeit feiner Tochter fo ſchwer 
erkrankt, daß er faum am Leben erhalten werden fonnte. Möge 
er das Alter feines Waters erreichen ! 

Dieß ift nur eine kurze Schilderung unferes Aufenthaltes in 
dem berühmten Ziebige. Wenn wir, Naumann und ich uns 
hätten ausreden, d. h. unfere Erfahrungen und Beobachtungen 
hätten austaufchen wollen; fo würden wir, wie mir mein theu- 
ter Freund fchreibt, Monate dazu gebraucht, und ich würde 
dabey gewiß fehr Viel gelernt haben. 

Mir hatten ung fo lange in dem gaftlihen Haufe unferes 
Freundes aufgehalten, daß wir erft in völliger Finfterniß in 
Köthen ankamen. 

Vom Montage, den 29. September ift fchon oben die Rede 
gewefen, und darum eile ich, das, was auf der Nüdreife noch 
erwähnenswerth ift, bier kurz mitzutheilen. Dankbar ermwähne 
ich noch, daß mich die Herten von Homeyer und Zander 
reich) mit Vögeln befchenkten. 

Mir Alle reiften eingedenf der ſchoͤnen, genufreichen mit 
einander verlebten Stunden, auf mannichfache Weife belehrt 
und angeregt, am 30. September ab. Mehre von uns, welche 
den Weg nach Halle einfhlugen, hatten ein Coupe eines Mas 
geng zufammen genommen und unterhielten uns, da diefer weit 
von dem Dampfer war, noch recht gemüthlich bis Halle. Hier 
fuchte ich fogleih den Hrn. Dr. Burmeifter auf, weil er, 
obaleih ich von Köthen aus ihm die dringende Bitte aller Ans 
wejenden, zu uns zu fommen, fchriftlich mitgetheilt hatte, nicht 
erfchienen war. Doch zu meiner Freude fand ic) ihn von einer 
ihm zugeftoßenen Unpaͤßlichkeit wieder befreyt. Ich wurde von 
ihm und den lieben Geinen abermals mit der ſchon oben dank: 
bar erwähnten Güte empfangen und nach Tiſche in dag Unis 
verfitätsmufeum geführt, Obgleich mehre Naturalien, weil ges 
baut wurde, eingepadt und alfo nicht zu fehen waren, fo gab 
es doch für mich im der kurzen Zeit, die ih auf die Befich- 
tigung der Naturfchäge verwenden konnte, genug zu fehen. Um 


* Diefes Gedicht wurde, wie fon oben gefagt ift, an einem abge— 
fterbenen, mit Epheu bewachienen Baumſtamme gefunden. 


#* Divjes war des Hrn. Profeffers Dr. Naumann jüngfte Zochter, 


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mich nicht fo ſehr zu zerſtreuen, hielt ich mich hauptſaͤchlich 
an die Raubvoͤgel. Da fiel mir denn beſonders ein Mander: 
falke auf, welcher fih dem Würgfalfen fo näherte, daß ich es 
für nötbig hielt, ihm ganz genau zu befehen, Er ftand im 1. 
Lebensjahre und hatte viel fchmälere ſchwarze Badenfkreifen, 
als ich je bey einem MWanderfalten fab. Allein e8 war und 
blieb dennoch ein Wanderfalfe. Er hatte nicht die helle Kopf: 
farbe, nicht die Eürzern Zehen und nicht den längern Schwanz 
des MWürgfalken; aber darauf mußte man auch genau fehen, 
um ihn richtig zu beſtimmen. Dann fielen mic 4 prachtvolle 
Habichtseulen (Strix uralensis L.) auf, welche in Oftpreußen 
gefchoffen und einander in Größe und Zeichnung fehr aͤhnlich 
find, aber von der naumannifchen Abbildung und einem Erem: 
plare des alten Bürger: Mufeums fehr abweichen. Sch erlaube 
mir hier nad einem Stüde, weldhes mir Herr Burmeifter, 
der mich, audy mit feinem fehönen Werke, Gefhichte der 
Schöpfung zu beſchenken die Güte hatte, nebft einigen oft 
indifchen Vögeln taufchweife abließ, eine kurze VBefchreibung zu 
geben. Sie ift 1° 9" par. Maaß lang, wovon der etwas 
ftufenförmige, fehr lange Schwanz 10", alfo beynahe die Hälfte 
wegnimmt; ihre Slügelfpige mift vom Bug an 1’ 1’, die fehr 
dicht befiederte Fußwurzel 1” 7%. Der große Schnabel ift 
borngelb, die mittelgroßen Nägel find hornſchwarz, an der 
Wurzel lichter. Ihre ganze Zeichnung ift eigentlich ein Ge— 
mifch von Graumeiß, Weißgrau und Braunfhwarz, auch das 
Braun, welches fie an den Schwungfedern hat, zieht nicht ins 
Roſtbraune, wodurd ſich Naumanns Abbildung und das alten= 
burger Exemplar auszeichnen. Der Schleier des fehr großen 
Kopfes ift weißgrau mit ſchwaͤrzlichen Federfchäften, ganz wie 
die Grundfarbe des Schleiers der Str. Lapponica, aber ohne 
dunkle Duerbinden. Die Einfaffung des Schleier weißgrau, 
braun und ſchwarzbraun geſtrichelt, gebandert und gefledt, nur 
am Kinne zieht diefer etwas in das Noftgraue. Der Oberkopf, 
Nacken und Hinterhals ift grauweiß, faft weiß mit breiten 
ſchwaͤrzlichen Laͤngeflecken; der DOberflügel hat längs des Mittel 
armfnochens (vom Ellbogen bis zum Handgelenfe) eine rein 
braune Farbe, wodurch. ein breiter Laͤngsſtreif gebildet wird; 
die längern Oberfluͤgeldeckfedern weißlih, bier und da rothgrau 
überflogen mit fbwärzlichen Querbinden. Die langen zerfchliffes 
nen Schulterfedern find weifigrau, mit fhmugigbraunen Laͤnge— 
flefen. In dem ftumpfen Flügel find die 4. und 5. Schwung: 
feder die Längften und gleich lang. Der Unterflügel ift weiß: 
lich mit ſchwärzlichen Quer-, an feinen Dedfedern mit, folden 
Kängefleden. Der Unterrüden ift graubraun, mit rundlichen 
gelblichgrauen Fleden und Kanten; der Echwanz, deſſen Aus 
ferfte Feder 2 Zoll Eürzer als die mittlere ift, wodurch er oben 
ftufenförmig wird, bat 12 äußert weiche, zugerundete Steuer— 
federn, welche auf weißgrauem Grunde 6 ſchwaͤrzliche, auf den 
beiden mittleren bräunliche breite Querbänder haben; der ganze 
Unterförper iſt grauweiß mit fchwärzlichen und fchwarzbraunen 
Laͤngeflecken, welche ſchmäler al$ auf dem Kopfe und Hinter: 
balfe find, an dem Unterbauche fehlen und ſich an den Unter: 
ſchwanzdeckfedern in mattbeaunen. herzfoͤrmigen Flecken und 
dunklern Federfchäften zeigen. Die Fuͤße find weißgrau, mit 
lichtbraunen, wenig bemerkbaren Fleckchen beſetzt, fo daß fie wie 
dunkler gewäffert ausfehen. Der Unterſchwanz ift weißgrau mit 
mattbraunen breiten Querbindern befeßt - ö — 
Da nun alle 4 Stüde dieſer ſeltenen Eulen ganz einerley 
Zeichnung hatten und unter diefen, wenn id) mich nicht ganz 
irre, beide Gefchlechter waren, die Eulen aber, wenn fie ‚das 


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Dunenkleid abgelegt haben, die Farbe und Zeichnung nicht äns 

dern; fo fcheint es mir ausgemacht, dag es unter ihnen zwey 
Species oder Subfpecied giebt, welche fich durch die Farbe und 
auch durch die Größe unterfcheiden — die mweißgrauen find die 
großen und die ins Noftfarbige oder doch Roſtgraue ziehenden 
die Eleinen — und "wahrfcheinlih, da alle diefe 4 aus Oſt— 
preußen kommenden ganz gleiche Zeichnung haben, klimatiſch 
verfchieden find, was fünftige Beobachtungen entfcheiden werden, 
"Außer diefen Eulen war mir im hallifhen Univerfitätsmufeum 
ganz befonders intereffant Lim.rufa et Meyeri. Der Herr von 
Homeyer hatte in Köthen über diefe Wögel eine Vorlefung 
gehalten und ihre Verfchiedenheit gänzlich geleugnet. Daß er 
bey den vielen Eremplaren, die er vergleichen Eann, und bey 
dem Eifer, 'mit welchem er das thut, eine Hauptftimme in dies 
fer Sache hat, ift gar nicht zu leugnen, allein ganz beyftim= 
men kann ich ihm doch nicht. Er behauptet, die großen Vögel 
unter diefen Sumpfläufern, welche er unterfucht, feyen ftets 
Weibchen geweſen. Dieß ift allerdings nicht zu beftreiten, allein 
ich fand unter diefen Meibchen größere und Eleinere, und unter 
diefen Männchen auch Vögel von verfchiedener Größe, bey wel- 
hen ſich diefe und namentlih die verfchiedene Schnabellänge 
nicht durch das verfchiedene Alter, da fie fih ſchon bey den 
jungen Herbftvögeln findet, erklären läßt. Der Herr von Ho⸗— 
meyer hat die große Güte gehabt, mir mehre von ihm felbft 
nach dem Geſchlechte genau beſtimmte Wögel von verfchiedener 
Größe zuzufenden, und ich war fo glüdlid, in unferer wenig 
waſſerreichen Gegend, am 18. September 1844. ein Weibchen 
im erften Herbſtkleide von Limosa Meyeri im Sleifhe zu er: 
halten. Jedoch deutlicher unterſchieden fah ich diefe Vögel nir— 
gends, als im hallifhen Mufeum. Hier ftehen alte Vögel im 
Hochzeit£leide von Limosa rufa et Meyeri und zwar von beis 
den Gejchlechtern und ihr bloßer Anblid reiht hin um einen 
Jeden zu Überzeugen, daß diefe beiden Sumpfläufer wenigftens 
2 verfchiedene Subfpecies bilden. 

Mit dankbarem Herzen für die viele mir bewiefene Güte ver- 
ließ ih Herrn Burmeifter und die lieben Seinen und ging 
denfelben Abend nac Leipzig zuruͤck. 

Als eine Merkwürdigfeit vom Köthen, mo 8, wie gewoͤhn⸗ 
lich bey den Bahnhöfen, viele Haubenlerchen gab wurde mir 
ganz nahe bey dem dortigen Bahnhofe die Stelle gezeigt, an 
welcher eine Haubenlerche ihr Neſt unter einer Schiene ange: 
bracht hatte. Das Geräufh des nahen Bahnhofes und der 
Laͤrm der über die Schienen bingehenden Kocomotiven und 
Mägen hatte fie vom Bauen dahin nicht abgehalten und im 
Brüten nicht geftört; auch waren ihre Zungen glüdlidy ausge: 
krochen und würden auch ausgeflogen feyn, wenn nicht ein un- 
gezogener Knabe fie mit dem Neſte weggenommen hätte. Die 
erinnert an eine ähnliche Kecdheit eines andern Vogels. Sn 
Zella St. Blafii im thüringer Malde hatte vor vielen Fahren 
ein Müllerchen (Sylvia eurruca Dath.) in einen dicht an dem 
Schießhaufe, in welchem die gefertigten Gemehre probiert wer= 
den, ftehenden Stachelbeerbufch gebaut. Man muß den furdht: 
baten Laͤrm, melden 30 bis 100 mit’ doppelter Ladung ges 
füllte und mit einem Male abgefeuerte Flintenläufe in dem 
engen Raume verurfachen, gehört haben, um den Muth diefes 
£leinen Sängers zu bewundern. Die Erfchütterung der abge— 
ſchoſſenen Flintenläufe hatte den Eyern] nichts gefchadet. Die 
Sungen famen gluͤcklich aus und waren fo an das Krachen ge: 
wöhnt, daß fie auch nach dem’ Ausfliegen oft in der Nähe 
diefes Schießhauſes 'verweilten, van sum 

Zfis 1847. Aſft 1. 


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m \ 18 


Auf der Rüdreife nach Renthendorf fah ich nichts Mert- 
mwürdiges; am 2. und 3. Detober bemerkte ich noch ein Paar 
verfpätete Rauchſchwalben und Schaffteljen auf dem Zuge, der 
bey vielen Vögeln in vollem Gange war. In dem Garten 
des Herrn Fabrikbefigers Kunz in Schönefeld, welcher mic) 
mit mehren füdftanzöfifchen Vögeln zu beſchenken die Güte 
hatte und mir feine reihe Cyerfammlung zeigte, bemerkte ich 
Turdus musicus, Sylvia rubecula und Schwarzamſeln auf 
der Wanderung und unterweges traf ich Züge von Motacilla 
alba und Gefellfhaften von Authus pratensis, welche ‘auf 
der Reiſe nah Suͤdweſt begriffen waren und große Flüge von 
Feld-, Eleine Gefelfhaften von Baumlerchen und großen Schaa— 
ten von Staaren an, welche fih zur Wanderung anſchickten 
und deswegen fihon vereinigt hatten. Hier traf ich Goldhähne 
hen, Finken, Meifen, Kieiber, Rothkehlchen, Laubfänger 
(Phyllopneuste rufa) auf dem Striche, die Hausrothſchwaͤnze, 
weißen und gelben Bachſtelzen noch an ihren Brutorten, aber 
die Garten» und fchwarzföpfigen Grasmüden nicht mehr in 
den mit ſchwarzen Trauben bededten Fliederbüfchen, wo ich fie 
vor der Neife gelaffen hatte; fie waren fammtlich verſchwunden. 


Nachtrag, 


enthaltend Einiges über Taurien. 


Der Herzog von Köthen beſitzt eine Strecke Landes in Tau— 
rien, welche lediglich als Weideland benutzt wird. Er hat des— 
wegen dort 40,000 Schafe, gegen 1000 Pferde und etwa 800 
Rinder, welche unter der Aufſicht eines Inſpectors von vielen 
Hirten geweidet werden. Auf dieſer ganzen Landesſtrecke be— 
findet ſich kein Dorf und kein Bewohner außer den eben ge— 
nannten. Der Inſpector dieſer Beſitzung, Herr W., ein ge— 
bildetee und unterrichtete Mann befand ſich bey unferer An- 
twefenheit gerade in Köthen und ich glaube, das mas er mir 
mittheilte, wird auch manchem Xefer diefer Blätter nicht unin- 
tereffant feyn. Diefe ganze Befikung des Herzogs von Köthen 
in Zaurien bildet eine von Bergen, Flüffen und Wäldern freye 
Ebene, welche blos mit hohem Grafe bedeckt ift. Diefes fteht 
toie in Unterungarn nicht fo dicht wie in unferm Vaterlande, fondern 
weit dünner, erreicht aber eine Höhe von 6 Fuß und darüber, 
woher es Eommt, daß das Vieh auch im Winter, felbft bey 
tiefem Schnee an den meit hervorragenden Pflanzenfpigen fein 
Futter findet. Diefes Vieh hat nun 2 Hauptfeinde. Der eine 
ift die Steppendiftel, der andere der Wolf. Die erftere ift be- 
fonders den Schafen verderblich, meil fie ihnen nicht nur einen 
Theil der Wolle entreift, fondern fie auch verwundet. Deswegen 
werden die Streden, auf denen fie Ueberhand genommen hat, 
im Herbfte, wenn die Pflanzenftengel düre geworden find, an: 
gezündet, und eine folche Stelle bietet, fo lange fie brennt, einen 
furchtbar prächtigen, wann fie aber ausgebrannt ift, einen 
Schauder erregenden Anbli dar, ift aber in wenigen Sahren 
wieder eben fo grün als früher, und von den Difteln großen 
Theils frey. 

Der andere Feind, der Wolf, ift den Heerden fehr gefähr- 
lich ; er greift nicht nur die Schafe und Rinder, fondern auch 
die Füllen an. Herr MW. hat mir darüber fchöne Beobachtun: 
gen mitgetheilt. Er fagte, daß kein Molf wage, ausgemachfene 
Dferde anzufallenz; er fchleihe um die Heerden herum, und 
gebe genau Achtung, ob fich ein Füllen von der Heerde ent= 
fernt habe. Er beachte dabey den Wind, und verberge fich ſorg⸗ 
fältig in dem tiefen Grafe. Glaube er ein folhes Füllen un= 
bemerkt angreifen zu koͤnnen, dann flürze er auf daſſelbe zu, 


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pade es an ber Kehle, reiße ihm bie Lufts, oft auch bie Spei- 
feröhre heraus und fehleppe es fort, um e& fern von ber Heerde 
zu verzehren. Aber es fen um ihn gefhehen, wenn er von ben 
alten Pferden bemerkt werde. Der Hengft ſtoße dann einen 
Ton der Wuth und der Warnung aus, welcher fonft nie, von 
ihm gehört werde, flürze ganz furchtlos und pfeilfchnell auf 
den Wolf zu und tödte ihn auf der Stelle, indem er ihn. von 
vorn angreife und mit den Vorberfüßen das Genid einfchlage. 
Here W. verficherte mich, diefes Schaufpiel mit angefehen zu ha⸗ 
ben, und fann es nicht fhön genug fhildern. Es gäbe nichts 
Smpofanteres, als den gegen feinen Herrn und Märter zah⸗ 
men und danfbaren arabifchen Hengft mit gefträubter Mähne, 
hoc aufgehobenem Schwanze und den Zeichen größter Wuth 
einen Wolf in fchnellftem Laufe verfolgen zu fehen. Der letz⸗ 
tere fen jedes Mal verloren, wenn er vom Hengſte bemerkt 
worden ſey, denn dieſer erreiche ihm fehr bald. Sobald er ihn 
getöbtet, Eehre er mit dem deutlichen Ausdrucke des Stolzes in 
feinem ganzen Wefen zur Heerde zurüd. ; 

Wenn ein Wolf eine Schafheerde antreffe, richte ee jeder 
Zeit großen Schaden an. * Er raube nicht ein Schaf, fondern 
er fpringe durch die ganze Heerde hindurch und reiße ein Schaf 
nad) dem andern nieder, Mehre von diefen erholen ſich wieder, 
allein die meiften find fo verwundet, daß fie fogleich oder bald 
nachher fterben. 

Deswegen wird auch, wenn ſich bie Wölfe vermehren, von 
Zeit zu Zeit Jagd auf fie gemacht. Da werben fie aber nicht 
etwa todtgefhoffen, fondern par force gejagt. Zwey Perfonen 
wählen die flüchtigften arabifhen Pferde aus, welche fie bhekom⸗ 
men Eönnen und fuchen auf ihnen figend einen Wolf auf. Herr 
TB. that dieß auch mit einem Diener aus jener Gegend. Sie 
trafen bald einen an und verfolgten ihn mit verhängtem Zügel. 
Die geht um fo leichter, da die Pferde aus Inftinft dem 
Molfe nahlaufen, und fein Wald, Eein Fluß oder fonft ein 
Hinderniß die Verfolgung aufhält. Nachdem fie 13 Stunden 
in ununterbrochenem, fchnellem Laufe dem Wolfe nachgejagt 
waren — jie hatten in biefer Zeit wenigftens 3 deutfche Meilen 
zuruͤckgelegt — warf fich biefer ganz erfhöpft nieder; allein 
der Diener fagte, er fey noch nicht reif zum Tode. Er wurde 
alfo von diefem mit einer Stange, welche ber eine der DVerfol« 
ger ftets bey fich trägt, wieder aufgefheucdht, und von Neuem 
verfolgt, bis er ſich noch ein oder zwey Mal niedergelegt hatte 
und endlich nicht mehr aufftehen Eonnte. Er redte nun den 
Kopf in die Höhe und fperrte feinen furhtbaren Nahen auf. 
Sept ftieg Here W. ab und zog eine Piftole hervor, um den 
Wolf todt zu ſchießen. Da rief fein Begleiter, man fehe daß 
er Eeinen Muth habe, wie viele Deutfhe, ein folder Wolf 
müffe mit der Knute getödtet werden. Da nahm Herr W. 
nicht ohne Furcht, wie er mir geftand, die Knute, gieng auf 
den Wolf zu, fhlug ihn zuerft auf die Nafe, dann in das 
Genick und auf den dritten Schlag lag er todt ba. Vorher 
ſchon Eonnte er ſich nicht mehr vom Boden erheben. ; 

Schon feit meiner Jugend habe ic vor der Knute den größten 
Kefpeet gehabt. Seitdem ich aber erfahren, daß man Wölfe 
mit ihr tobtfchlägt, begreife ich erft, was es heißt: „Unter 
der Knute ſtehen.“ 

Vor den Woͤlfen fuͤrchtet ſich uͤbrigens ein erwachſener Menſch 
in Taurien ſo wenig als in Schweden, weil ſie dieſe ungereizt 
nicht angreifen; fie find viel futchtſamer als man gewoͤhnlich 


* Died, Schrift fagt: „Der Wolf erhafchet und zerfireuet Die Heerde.“ 


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glaubt und nur ber quälendfte Hunger ober die Nothwendigkeit, 
ſich zu vertheidigen, Eann fie dahin bringen, einen Menfchen 
anzufallen. 

Da Zaurien keine Berge und Eeine Bäume hat, fo find 
alle dort Iebenden Vögel genöthigt, auf dem Boden zu brüten. 
Daher koͤmmt es, daß der Königsadler, der anderwärts feinen 
Horft auf den hoͤchſten Bäumen oder auf Felfen anlegt, in 
Zaurien auf den Boden nifter, fo daß das Neſt eines Eleinen 
Trappen, Otis tetrax, oft nicht weit von dem jenes Adlers 
entfernt ift. Diefes Land bietet überhaupt manches Merfwürdige 
dar; denn es hat mehre afiatifche Vögel, namentlih Anas 
mersa et rutila Linn., Glareola pratincola Pall. etc. 

Beim Horften des Goldadlerd auf dem Boden bemerfe ich, 
daß audy bey uns auffallende Abweichungen in Bezug auf das 
Brüten vorkommen. Es ift eine bekannte Sadhe, daß Anas 
boschas L, zuweilen in Krähennefter, und Anas tadorna L. 
nicht felten in hoble Bäume legt. Ebenſo fand ich fhon das 
Meft der Hohltaube in der Nöhre einer großen Fichtenwurzel 
in der Erde, das des weißfternigen Rothſchwanzes, meiner 
Ruticilla sylvestris (Motacilla phoenicurus L.) in einem 
Tichtendidichte zwifchen Heidelbeerfraut, das einer Singdroffel 
an einem Wafferriffe unter einem Nafenftüde, das des Haus: 
fperlings öfters im dichten Zdunen, das des Parus ater in 
ſelbſt gehadten Löchern in der Erde, das der roftgrauen Gras— 
müde auf einem Rapsader, in welchem auch ein Fuchs feinen 
Bau angelegt und feine Jungen zum großen Verderben der 
wenig entfernten Hühner und Gänfe glüdlih aufgezogen hatte, 
und ein Nabenfrähenneft in einer Scheune auf a 

rehm. 


Beyträge 
zur Ornithologie Frankens 
von Sohannes Jäckel, Pfarrvikar in Wendelftein bey Nürnberg. 


1. Vultur einereus Gm. hat ſich fchon öfter nach Franken 
verirrt; ein altes ſchoͤnes Männden im Naturalien - Cabinet zu 
Erlangen ift am Fichtelgebirg bey Bayreuth erlegt worden, 
Anmerkung: Here Paftor Brehm fagt in der Beſchreibung 

feiner Reife von Renthendorf nad) Nürnberg - (Iſis 1837. 

IX. p. 586 ff.), er habe im Erlanger Cabinet einen Vultur 

fulvus gefehen, der auf dem Fichtelgebirg gefchoffen worden 

fey. Der dafelbft befindliche fahle Geyer ift aber aus Sar— 
dinien und der am Fichtelgebirg erlegte Geyer genannten Cas 
binets gehört nicht diefer, fondern der vorhergehenden Art an. 

Wahrfheinlih beruht Herrn Brehms weitere Angabe in 

feiner vollſtaͤndigen Naturgefchichte der Vögel Deutſchlands 

(Sfis 1840. VI. 613.), wo wiederum das Fichtelgebirge 

unter der Rubrik des Aufenthaltes genannt ift, gleichfalls auf 

diefer Verwechslung. 

2. Falco tinnunculoides Natt. wurde im May 1840. bey 
Möhrendorf, eine Stunde von Erlangen gefhoffen; da auch 
das Weibchen von dem Schligen beobachtet worden ift, fo ift 
zu vermuthen, daß diefes Pärchen in der Umgegend gebrütet 
haben wuͤrde. 

3. Falco tinnunculus L. In ganz Franken, hauptfächlich im 
gebirgigen Theile, aber aud in unferm Reichswalde fehr ger 
woͤhnlich. Einzelne bleiben in gelinden, ja felbit in ftrengen 
Wintern da; fo wurde in dem heutigen ungemein ſchneereichen 


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und Falten Winter 1846/47. ein durch Kälte und Hunger er 
‚mattetes Maͤnnchen im Eifenbahnhofe von Erlangen durch einen 
Eifenbahnwärter erfchlagen. — Entozoen: Laemothrobium 
hastipes, Spiroptera leptoptera, fallax, Physaloptera alata, 
Echinarhynchus caudatus. 

4. Falco rufipes Beseke. Wurde in neuerer Zeit einzeln 
am Dusendteic bey Nürnberg beobachtet, fol auch ſchon fruͤ⸗ 
ber in der Nähe unferer Stadt geichoffen worden feyn. Auch 
bey Erlangen wurde ein altes Männchen erlegt, welches im 
dortigen. Gabinet aufbewahrt wird. 
“5. Falco aesalon Gm, Mein verehrter Freund, Herr 
Dtt, Lehrer an der koͤnigl. Landwirthſchafts- und Gewerbſchule 
in Wunfiedel, deffen Güte ich viele fehr intereffante Mittheis 
lungen verbanfe, befigt einen Zwergfalfen, welcher eine Stunde 
von feinem Wohnorte bey Leupoldsdorf, am Fuße des Schnees 
berges, am Horfte gefchoffen worden ift; brütet demnach im 
Fichtelgebirg. Ferner fah ih in der Sammlung meines Freun⸗ 
des, des practifhen Arztes Dr. Brandt in Schwabach 2 bey 
Neuftadt a. A. gefchoffene Falken diefer Art, movon das eine 
Eremplar, ein fhönes altes Männchen, im July erlegt worden 
ift. Sonft fehen wir ihn nur als nordifhen Zugvogel im 
Winter und zwar felten. 

6. Falco subbuteo Linn. Ueberall in ganz Franken; mehr 
ober minder gewöhnlich, in der Nürnberger Gegend ziemlich) 
felten, häufiger fhon bey Neuftadt a. A., im Steigerwald und 
im Fichtelgebirg am häufigften, wiewohl auch hier noch lange 
Eein gemeiner Vogel. Am 2. Auguft 1847. erhielt ich aus 
biefiger Gegend (Reichswald) ein altes Männchen, in deffen 
Magen ic) eine mohlerhaltene Noctua fimbria; 2 Geotrupes 
stercorarius, 3 Spondylus buprestoides, Steinchen und 
einige dürre Zannennadeln fand, woraus man erfieht, daB dies 
fer Falke auh auf dem Boden feiner Nahrung nachgeht. 
Heißt im Oberlande Schwalbenfalke; horftet, zieht im October 
weg und fommt bald mieder. : 

7. Falco peregrinus Gm. Iſt bey Nürnberg, Fürth, 

Erlangen, Neuftadt a. U., Windsheim (Bergſchloß Hoheneck) 
und Bayreuth fowohl alt, als jung auf dem Striche erlegt 
worden; ich glaube nicht, daß er in Kranken brütet, 
8. Falco palumbarius L. Allenthalben in allen größeren 
Waldungen das ganze Jahr hindurch ziemlich, theilmeife fehr 
häufig, fo im Franfenwalde, im Fichtelgebirgftode und dem 
unteren Bayreutherland (Auffees, MWiefentfels, Wonfees); ziem⸗ 
lich haufig bey Erlangen und Nürnberg im Neichswald ; dann 
bey Schwabah, Neuftadt a. A., Burgbernheim ufw. — En: 
to;oen: Ascaris depressa, Docophorus platystomus, Cal- 
pocephalum flavescens, ein Liotheum. 

9. Falco nisus L. XAllenthalben das ganze Jahr gemein, 
horftet. — Ento;oen: Physaloptera alata, Ascaris depressa, 
ein Trichosoma. > 

10. Falco leucopsis Bechstn. Sft früher in Franfen 
öfters gefchoffen worden und bey Nürnberg hat er gehorftet. 
Sest findet fich, obwohl die Goluber=Arten im Reichswalde ſeit— 
dem nicht feltener geworden find, Eeiner mehr in hiefiger Ge: 
gend, die an einzelnen ftarfen Baͤumen wohl nicht arm, doch 
bey weitem nicht mehr fo reich ijt, wie chedem, als diefer fel- 
tene Adler noch eine Zielde der Nürnberger Fauna war; ich 
glaube, daß er hauptfächlic deßwegen nicht mehr bey ung bruͤ⸗ 
tet, weil unfere Waldungen nicht mehr ruhig genug find. Sit 
in neuerer Zeit nicht einmal auf dem Zuge weder hier, noch 
überhaupt in Franken vorgefommen. Dody dürfte ein Schlan: 


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genadler, ber bey Saalfeld, alfo nicht weit von dem koͤnigl 
bayrifchen Kobaltbergwerfe Caulsdorf, gefchoffen worden ift, zu 
fränfifhen Fauna gehören. 

11. Falco halietus L. In ganz Franken überall, wo 
größere Waldungen mit hohen Stämmen und fifchreichen Ges 
wäffern find, nicht felten; er horftet im Fichtelgebirg, im Stei— 
gerwald (3. B. Revier Koppenmwind), im Bayreuthiſchen (3. B. 
bey Aufſees), ferner Yalljährlih in einem oder 2 Paaren bey 
Nürnberg am nahen Dusendteih und bey Altenfurth (2 Stun- 
den von hier), dann an den Zeichen bey Dürrnfarndah, im 
Landgerichte Cadolzburg , bey Erlangen am Dechfendorfer Mei: 
her, und in der Revier Dormig; in mafferarmen Gegenden, 
wie 5. B. bey Burgbernheim uſw. trifft man ihn nur fehr fel- 
ten auf dem Zuge. 

12. Falco albieilla L. Nur in ftrengen Wintern hie und 
ba auf dem Striche. Ein junger Seeadler wurde ganz nahe 
an Erlangen, während er Jagd auf Enten machte, die auf 
ber Regnig gelegen waren, gefchoffen, ein anderer, gleichfalls 
junger, wurde in Oberfranken bey Schwarzenhammer (nicht 
weit von Selb im Fichtelgebirg) erlegt. — Entozoen: Ascaris 
depressa, Echinorhynchus striatus, Docophorus platysto- 
mus, Holostomum macrocephalum, Filaria abbreviata. 

13. Falco fulvus L. ein junger Steinadler wurde in 
der fränkifchen Schweiz bey Gößweinftein gefchoffen. 

15. Falco lagopus Brünn. In mäufereihen Sahren 
während der Falten Jahreszeit befonters in Oberfranken nicht 
ungewöhnlih. Am 22. Febr. 1842. wurde bey Erlangen ein 
fchönes altes Weibchen, während es eifrig eine Kette Repphuͤh— 
ner verfolgte, gefchoffen. — Entozoön: Ascaris depressa. 


15. Falco buteo L. Gemein in ganz Franken: im Fich— 
telgebirg und Frankenwald fehr häufig; horftet auch nicht felten 
bey Nürnberg, häufiger bey Burgbernheim, Rothenburg a. X. 
und im Steigerwald. Am 1. April 1845. erhielt ich einen, 
welcher erfroren, und noch feft an den Aft einer Fohre ange— 
krallt und fo herunterhängend gefunden morden war. Die 
ſchwarze Varietät ift mir nur einmal bey Nürnberg vorgefom: 
men. Im Magen eines Buffards fand ih: Hypudaeus arva- 
lis, Talpa europaea, Formica fusca, Byrrhus varius, Sitana 
lineellus, Coccinella XIV pustulata; Cntozoen: Ascaris 
depressa, Spiroptera leptoptera, ein Trichosoma, ein Do- 
cophorus. 


16. Falco apivorus L. Zwar nicht felten, aber auch nicht 
gewöhnlich; er horfiet im Steigerwalde, bey Neuſtadt a. A., 
auch bey Erlangen. Im Magen eines noch fehr jungen Maͤnn⸗ 
chens fand ic) eine ziemliche Anzahl von Vespa germanica, 
einige Otiorhynchus ovatus, mehrere unfenntliche Hister, in 
der bursa Fabricii ein Distomum, im Gefieder 2 Eremplare 
Ornithomyia avicularia. 


17. Falco milvus L. In Franken auf dem Zuge mwenig- 
fteng überall, horftend dagegen nur in manchen Strichen. Sehr 
häufig horftet er bey Markt Bürgel, Burgbernheim (Wildbad 
uſw.), Steinah a. E. (Endfeer Berg), bis hinab nah Rothen: 
burg a. T. in den fchönen Laubwaldungen des bortigen Höben: 
zuges; dann fehr hänfig im Fichtelgebirge, einzeln bey Neue 
ftadt a. A. bey Nürnberg im Neichswalde, auf dem Zuge ein= 
zeln, horjtend aber nur felten; body wurde vor mehreren Jah— 
ren bey Mendelftein ein Horft ausgefchoffen und die Alten vor 
dem Uhu erlegt und in dieſem Jahr hat ein Paar einige Stun» 
ben von hier im Forftrevier Engelthal gebrütet. In unferer 


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Gegend heißt er Milone, bey Burgbernheim Gorner, Guraar. 
Entojoen: Ascaris depressa. 

18. Falco rufus Gm. Auf dem Zuge im Herbft und 
Frühling felten, fo am Steigerwald, bey Bamberg, Nürnberg. 

19. Falco pygargus auet. wie die vorige; in diefem Fruͤh— 
jahr bemerkte ich ein altes Männchen bey MWendelftein, ein ans 
deres wurde zwiſchen Nürnberg und Erlangen gefchoffen. Mir 
iſt nicht bekannt, daß diefe Weihe irgeud wo in Franken 
vrütete. 

Schlufbemerfung. 

Here Dr. Küfter * führt für die Umgebung Erlangens und 
Nürnberg Falco naevius und Falco ater, und zwar. legteren 
mit der Bemerkung auf, daß er faft alljaͤhrlich vorkomme. Ich 
habe fie noch nicht gefehen, auch noch in feiner Privatfamme 
fung , deren ich viele fah, als aus Franken ſtammend, gefunden; 
kommen aber jedenfalls vor. 


20. Strix nyetea L. 
gefchoffen worden. 

21. Strix nisoria Wolf. wurde vor mehreren Jahren im 
Bayreuthiſchen auf der Flur bey Nauhenberg, Landgerichts 
Holifeld, auf der Hühnerjagd und eine zweite Falkeneule vor 
3 Sahren bey Tanzenhaid, zwifchen Neuftadt a. A. und Er: 
langen erlegt. Herr Dr. Küfter führt fie als hoͤchſt felten 
auch für Nuͤrberg auf. 

22. Strix pygmaea Bechst. Diefe fehr feltene Eule 
kommt öfter im Fichtelgebirg vor. Herr Ottt befam von da= 
her für feine Sammlung bis jegt 3 Exemplare. Zwey "erhielt 
er vor I Fahren mit einander; die eine davon wurde auf dem 
Revier Furthammer gerade in dem Momente gefchoffen, wo fie 
fi einen jungen Finken aus dem Nejte holte; geflügelt und 
noch lebend wurde fie meinem Freunde überbracht; fie ließ den 
jungen Finfen bis zum Tode nicht aus den Krallen, in welcher 
Situation fie auch in der erwähnten Sammlung ſteht. Das 
dritte Exemplar befam Herr Ott am 22. April 1847. von 
dem Stationsgehälfen Beer in Unterlind, Revier Fichtelberg, 
den er auf diefen Vogel aufmerkfam machte und der auch fos 
gleih 2 Stüd erlegte, wovon ihm aber nur eines, als zum 
Ausftopfen tauglich, zugefchiet wurde. Here Gantor Heu: 
mann in Monfees bey Bayreuth, ein ſehr fleißiger Sammler, 
bat einen Zwergkauz im Walde bey Auffees in der Bogen- 
fehneufe gefangen; fie wollte vermuthlich einen Vogel auf dem 
Bogen verfolgen, fieng fih und kam noch Iebend in meines 
Freundes Hände. — Im Fichtelgebirg brütet fie gewiß, doch) 
ift noch Eein Neſt aufgefunden worden. Herr Dr. Küfter 
führt fie auch für Nürnberg und Erlangen auf; aber an ihrem 
Vorkommen in den Umgebungen biefer beiden Städte muß 
feibft dann noch fehr gezweifelt werden, wenn man auch bie 
Grenzen der Erlanger Sauna nicht fehr eng zieht und nad) 
den meiften Nichtungen, wie dieß Here Küfter thut, eine vier- 
ſtuͤndige Entfernung als Endpunct annimmt. Es fteht auch 
diefe Eule in keiner Sammlung unferer Gegend, 


Sf nah Koh fhon in Franken 


* Spitematifches Verzeichniß der in der Umgegend Erlangens beob- 
achteten Thiere von 9. C. Küfter. Heft J. Erl. 1840, , 
Grinnerungsgabe der 23jten Verſammlung deutfcher Naturforfcher 
und Aerzte gewidmet von der Stadt Nürnberg 1845.: Beylage IV. 
Die zoologiſchen Verhältnife der Umgegend von Dr. 5, C. Küjter 
in Erlangen. 
Vögel S. 358 — 363, 


24 


25. Strix noctua Retz. Häufig in den meiften Theilen 
Frankens, fo im Steigerwald, bey Neuftadt a. U., Burgberns 
heim, im Bapreuthifchen, auch noch ziemlich häufig bey Erlan— 
gen, feltener in der Gegend von Nürnberg, brütet. 

24. Strix Tengmalmi Gm. — dasypus Bechstn. Im 
Fichtelgebirge brütet fie nicht felten am Ausgange der Waldun- 
gen in der Mühe von MWalddörfern, ebenfo im Steigerwald und 
und einzeln 3: Stunden von Erlangen im Nürnberger Reichs— 
malde (Borftamt Sebaldi, Nevier Budenhof), Won letztge⸗ 
nannter Gegend fah ich bey meinem geehrten Freunde, Herrn 
Dr. Rofenhauer in Erlangen, einen lebenden Neftvogel und . 
in demfelben Jahr im Spatherbft ein altes Männchen im | 
Fleiſche. In Fürth fteht fie aug der Umgebung diefer Stadt 
in einem Privatcabinet und Here Heumann hat mehrere 
Eremplare in den Zhälern bey Feulersdorf, 2 Stunden: von 
Wonſees, auh in Auffees und Wüftenftein gefchoffen, aber ihr 
Neft nicht gefunden. — Entozoen: Taenia candelabraria. 

25. Strix aluco L. Allenthalben gemein. — Entozoen: 
Echinorhynchus tuba, ein Holostomum. | 

26. Strix flammea L. In ganz Franken; auf vielen | 
Kirchthuͤrmen in Dörfern und Städten (Burgbernheim, Erlan⸗ 
gen, Wunfiedel). — Entozoen: Echinorhynchus tuba, 

27. Strix otus Z. In ganz Franken ein gemeiner Brütes 
und Strichvogel. — Entozoen: Ascaris vesicularis. 

28. Strix bubo Z. Theilweiſe nicht felten. Im Fichtel- 
gebirge kommt fie nicht vor, als große Seltenheit wurde dort 
im Sahre 1844. bey Schönlind am Schloßberg ein Meibchen 
erlegt, in der Bayreuther Gegend (3. B. horftet ein Paar bey 
Kleinziegenfeld Landgerichts Weißmain, ein zweites lebt bey 
Nankendorf Landgerichts Hollfeld), dann in der fränfifchen 
Schweiz (Muggendorf, Weifchenfeld), ferner bey Plech und 
Egloffitein oberhalb Gräfenberg horften Uhue; von da ſtreichen 
einzelne bis in unfere Gegend herein; bey Nürnberg wurde ſchon 
bie und da einer erlegt. In den Speffartforften brüten fie 
ebenfalls. Here Dr. Brandt in Schwabad) erhielt einen bey 
Neuſtadt a. U. von einem Landmanne gefchoffenen Eranken Uhu. 
Bey der Section fand fih ein Stud von der Haut eines Igels, 
welches mit feinen Stacheln ziemlich tief in die bereits brandige 
Magenwand eingedrungen war. — Entozoen: Echinorhyn- 
chus tuba. 

29. Strix brachyotos Forster. Kommt im Herbft oft " 
in großer Menge in Sranfen an und bleibt als Gaft die Win- 
termonate hindurch bey ung; wenn es wenig Mäufe gibt, ift 
fie felten. Im Winter 1844.)45. war fie bey Nürnberg fehr 
häufig. — Entozoen: Ascaris depressa. 

30. Lanius excubitor L. Zwar nicht. haufig, aber audy) 
nicht felten. Stand» oder eigentlich Strichvogel; im Winter 
geht es ihm manchmal fehr Enapp, wie dieß im Winter 1847. 
der Fall war, mo ein Männchen bey. Erlangen lebendig mit 
ber Hand ergriffen wurde. Bey Burgbernheim heißt ev: Schät- 
terhaß; im Magen eines dafelbft -erlegten fand ich: Locusta 
verrucivora, Hypudaeus arvalis, die Raupe einer Sphinx 
tiliae, Poecilus cupreus, Agonum viduum, Me 

31. Lanius minor Gml. In ganz Sranfen den Sommer 
über gemein; ich fand ihn häufig bey Nürnberg, Schwabach, 
Neuftadt a. A. Erlangen, bey Bamberg, Banz, Würzburg | 
und im Bayreutherland, in Oberfranken befonders häufig. Ahmet | 
die Stimmen anderer Vögel täufchend nach, ruft ſogar wie eim 
Repphuhn. — Entozeön: Spiroptera euryoptera. 00 


25 


32. Lanius ruficeps Bechst. In Franken der feltenfte 
Würger, doch bruͤtet er nicht gar felten bei Neuftadt a. A., 
im Steigerwalde, in den Umgebungen Nürnbergs und im Bay: 
veutherlande (z. B. bey Thurnau) auf moofigen Obftbäumen 
(wilden Birnbaumen x.) im Felde und meift nahe am Stamm. 

33. Lan. collurio L. Seht gemein; brütet, Entozoen: 
Spiroptera euryoptera. 

Anmerk. Am Hahnentamm geht die. Sage, diefe Vögel 
hätten den Juden die Dornen zugetragen, aus welchen 
die Dornenkrone Chrifti geflochten wurde. Deßwegen wird 
den Bruten der Dornendreher von den Knaben vielfach 
nachgeitellt und falls man der alten habhaft wird, werden 
die unſchuldigen Thiere in heiligem Eifer auf alle Weiſe 
für das ihnen beygelegte Verbrechen: gemartert und getödtet, 
und es geſchieht nicht felten, daß ihnen die Füße ausge: 
tiffen. werden. 

34. Corvus glandarius L. Ueberall gemeiner Stand= und 
Strichvogel. Im Kabinet zu Erlangen ſteht ein Eichelheher 
mit auffallend furzem Schnabel, wodurd) er ganz das Aus—⸗ 
fehen einer Meife im vergrößertem Maasftabe erhält. Entozoen: 
Spiroptera anthuris; im Gefieder Ornithomyia avicularia. 

35. C. pica L. Allenthalben gemein. Ich befise eine Ael— 
fier, an welcher die untere Kinnlade 3 Linien par. M. über die 
obere hinausgeht. — Entoz.: Taenia serpentulus, Ascaris 
spiculigera, Distomum eirratum. 

36. Corvus corax L. Sparfam verbreitet: im Fichtelge 
birge findet er fich nicht, im Bayreuthiſchen kommt er zumeilen 
auf dem Strihe vor und wird auf der Luderhütte gefchoffen, 
ebenfo im Hafgebirge, bey Burgbernheim und Steinach an der 
Ens, ſehr felten ift er bey Nürnberg, doch wurde auch hier 
vor mehreren Jahren ein Kolkrabe bey einem Xreibjagen im 
Spätherbft auf dem Revier Lichtenhof gefhoffen. Im Stei- 
gerwalde (3. B. bey Aſchbach) und im Hauptsmoorwalde bey 
- Bamberg aber horftet er in einzelnen Paaren auf fehr hohen 
Bäumen. Sm Sommer 1846 bat er bey Aſchbach ſtarke 
Berfolgungen erlitten und ift deßhalb feltener geworden. 

37. Coryus eorone L. Altenthalben in Franken fehr ge: 
mein, 

38. Corvus cornix L. Faſt in ganz Franken nur im Win: 
ter, dies gilt auch für die Umgegend von Nürnberg, wo fie, 
befonders bey großer Kälte, in die Dörfer, ja bis mitten herein 
in die Straßen und auf die Gebäude unferer Stadt kommt 
und oft in ziemlicher Anzahl vorhanden ift. Der verftorbene 
Wagler fhoß befanntlih einmal nicht weit von Nürnberg zu 
Ende Juny auf einen Schuß eine männliche Cornix und eine 
weiblihe Corone beym Nefte; diefes enthielt zwar auch keine 
Eyer, aber 2 noch nicht ausgebildete fanden ſich in der geoͤff⸗ 
neten Corone. Eine brütende Nebelfrähe gehört in der hiefigen 
Gegend zu: den größten Seltenheiten ; ich Telbft weiß fein zwey— 
tes Beyſpiel der Art und unfere aufmerffamften Säger und 
Forſtleute kennen dieſe Kräbe nur als MWintervogel: Im Fich- 
telgebirgsftocde bis herab nah Bayreuth) kommt “fie brütend 
neben der Nabenfrähe ziemlih häufig vor, mit welcher fie auch 
dort ſchon verpaart gefunden worden iſt. Entozven: Docopho- 
rus ocellatus, Menopon mesolencon, Nirmus uneinosus, 
Taenia serpentulus, Spiroptera anthuris. 

39. ‚Corvus frugilegus L. Wie die vorige in den meiften 
Gegenden Franfens nur im Winter; im Fichtelgebirge brütet 
fie, aber: ziemlih felten, fo auch in kleinen Colonien in der 
Nürnberger und Erlanger Gegend; zahlreicher bey Weißenburg. 


Iſis 1848. Heft 1. 


26 


Im October und November kommt fie nach Oberfranken als 
Strihvogel in großen Schaaren, in die Nürnberger Gegend 
erſt, wenn fie vieler Schnee und ftarfe Kälte aus dem Ober: 
lande nady Süden treibt, im December, und verläßt unfere 
Gegend, bis auf die wenigen, welche brüten, wieder im Februar 
und März. 

40. Corvus monedula L. Sehr gemein in Franken auf 
vielen Dorf= und Stadtkirchthuͤrmen, in alten Schlöffern (Sans: 
pareil ıc.), in Felfen (Pegnigthal bey Velden zc.). In fehr großen 
Schaaren faft auf allen Themen Nürnbergs,  befonders auf 
denen der beiden Hauptficchen St. Sebaldi und St. Laurentii. 
In dem beurigen Sommer waren Ende July alle Dohlen aus 
unferer Stadt verfhwunden, was Veranlaffung zu mancherley 
Beforgniß und zu der Prophezeiung gegeben hat, es werde eine 
Peſt über Nürnberg fommen. Anfangs September aber famen 
zur Freude der Beſorgten alle Dohlen wieder. Viele bleiben 
im Winter bey uns. 

41. Corvus caryocatactes L. In Naumanns vortreff: 
lihem Werfe heißt e8 Bd. II. ©. 138.: der Tannenheher nifte 
einzeln um Nürnberg. Es ift möglich, daß dies vor Jahren 
der Fall war, jest "aber wird, mie ich auf das Beftimmtefte 
verfichern Eann, diefer Wogel in hieſiger Gegend nie brütend 
gefunden; es gefchieht dies nicht einmal im Fichtelgebirge. Er 
erfcheint vielmehr in Franken überall nur im Herbft und Frühs 
jahr auf dem Strihe, und zwar in einer ziemlichen Reihe von 
Jahren gar nicht oder nur einzeln, in andern ungemein zahl 
reich, fo daß er das Land förmlich uͤberſchwemmt. Sn den 
Jahren 1804, 1835 und namentlib von Mitte September 
bis Ende October 1844 waren fie im Fichtelgebirge, bey Bay: 
reuth und Nürnberg, mie überhaupt in ganz Franken in er- 
ftaunlichee Menge vorhanden, Sc habe fehr viele geöffnet und 
fand zu meiner Verwunderung in ben Mägen und. Speiferöhren 
nur Snfecten, als: Geetrupes stercorarius, sylvaticus, He- 
lops ater, Hylurgus piniperda, Forficula aurieularia, Kä- 
fer aus den Gattungen Carabus, Cureulio, Locusta viridis- 
sima, bey einem etwa 25 Stud grüner, einen Zoll langer 
Noctua-NRaupen, die nicht mehr naher zn beftimmen waren, 
und, obmohl die Nüffe in diefem Jahre gut gerathen maren, 
nur bey einem einzigen die Bruchftüde einer Hafelnuf. 

42. Sturnus vulgaris L. Altenthalben fehr gemeiner Brüte: 
und Zugvogel. Sch habe ein altes Männchen mit gelblich 
grauem Kopfe, Hals und Naden, fonft wie gewöhnlich gefärbt, 
erhalten. — Entoz.: Strongylus trachealis. 

43. Gracula rosea Glog. in altes Männchen wurde 
am 29. Juny 1832 ganz nahe an Nürnberg erlegt. 

44. Turdus viseivorus L. Ueberall in ganz Franken ge: 
mein. — Entoz.: Ascaris ensicaudata. 

45. Turdus musieus L. Ganz wie die vorige. 

46. Turdus pilaris L. Kommt altjährlih und oft in fehr 
großer Anzahl nach Franken, bleibt hie und da in Eleinen 
Geſellſchaften audh den Sommer über bey uns, 
ohne zu brüten, und im vergangenen Sommer 
bat fie in Franken wirklich gebrütet. Herr Gantor 
Heumann in Wonſees ſchreibt mic*: „Eine fehr merfwür- 
dige Beobachtung habe ich über diefe Wögel im Jahre 1830 
gemacht. Es gab nehmlich in dem firengen Winter 1829 und 
1830 fehr viele Krammetsvögel in unferer Gegend; ich bemerkte, 
daß fich welche noch im Frühling hier aufhielten, ja 17 bie 


* MWörtlich mitgetheilt, 
2* 


27 


20 Stuͤck habe ih im Suny ben heißen Tagen gefehen. Ich 
ſchoß drey davon, welche ganz mager waren, und ließ dann 
die andern in Ruhe. Diefe Vögel, noch 13 an der Zahl, find 
wirklich im Sommer 1830 im Kiefergebüfh bey Schirradorf, 
3 Stunden von bier, geblieben, haben fi von Würmern und 
MWachholderbeeren genährt, aber was mir das Yuffallendfte war, 
nicht gebrütet. Ich bin ihnen oft zu Gefallen gegangen, habe 
fie in ihrem Thun und Treiben beobachtet und mande Stunde 
verlaufht. Sie haben oft ihren Eauderwelfchen Geſang ange: 
ſtimmt, und waren luftig und munter, aber verliebt thaten fie 
nie, fo oft ich ihre Gefellfchaft befuchte. Später, ehe ihre 
Kammeraden wieder ankamen, ſchoß ich ein Männchen und 
ein Weibchen, da waren fie wieder fett und ihe Fleiſch gut;“ 

Herr Lehrer Ott in Wunfiedel fehrieb mir unter dem 
2%. Suny 1847 Folgendes*: ., Vorige Woche wurde hier ganz 
nabe an der Stadt, bey der Ziegelhütte, die Wacholderdroffel, 
Turdus pilaris, brütend angetroffen; das Weibchen wurde vom 
Neſte weggeſchoſſen und liegt gegenwärtig bey mir, das Neſt 
mit den Ehern wurde leider zerſtoͤtt. Doch habe ich die Eyer⸗ 
ſchalen noch zuſammenſuchen laſſen, dieſe ſind von blaͤulich gruͤ⸗ 
ner Farbe. Man will dieſe Droſſeln ſchon mehrere Sommer 
hindurch an diefem Drte bemerft haben.’ 

Eine ſehr fhöne Varietät mit fhneeweißem Kopfe und Naden 
wurde vor einigen Jahren im Winter bey Nürnberg gefchoffen. 

47. Turdus iliacus L. Kommt im Herbft und Frühjahr 
häufig auf dem Zuge durch Franken; einzelne bleiben in hieſi— 
ger Gegend wie im Fichtelgebirge den Winter über. — Entoz.: 
Taenia angulata, Ascaris ensicaudata. 

48. Turdus torquatus L. In Franken nur hier und da 
auf dem Zuge: im Fichtelgebirge, im Steigerwalde und in ben 
bewaldeten Felfenzlgen des Pegnitz- und Wiefentthales (Velden, 
Muggendorf, Gößweinftein) altjährlih. Um Nürnberg fehr 
felten,, ift au ſchon bey Burgbernheim vorgekommen. — En: 
tozoen: Taenia angulata. 

49, Turdus-merula L. Altenthalben gemeiner Niftvogel; 
eine alte ſchneeweiße Amfel, bey Nürnberg gefchoffen, fteht in 
einer hieſigen Sammlung, eine zwehte ganz weiße, aber noch 
junge Amfel (die Steuerfedern haben noch nicht bie gewoͤhn⸗ 
liche Länge) wurde bey Markt Erlbach, einige Stunden von 
bier, geſchoſſen und ift in meinem Beſitz. — Entozoen: Tae- 
nia angulata, Ascaris ensicaudata. 

50. Turdus saxatilis L. Diefe Droffel, ein Rothſchwanz 
im Grofen, brütet in einzelnen Paaren in den romantiſchen 
Kelfenthätern Muagendorfs (bey Wüftenftein, Auffees, Wai— 
ſchenfeld, Rabeneck im Aufſees- und MWiefentthale) auf Felſen 
und Burgruinen in Löchern und Riſſen. An den genannten 
Drten gab es zur Zeit, als der Tyroler Freiheitskampf war, 
1809 und in den darauf folgenden Fahren bis 1812 und. 1813 
fehe viele Steindroffein. Seit diefer Zeit find fie dort feltener 
geworden. Noch vor ohngeführ 30 Sahren haben fie au 
in dem zerflüfteten Mauerwerfe der Feſtung Würzburg bey 
Weißenburg ziemlich zahlreich gebrütet; als aber bey erfolgter 
Reparatur an den Feftungswerken alle Riffe und Löcher, welche 
den Steindroffeln zu Brüteplägen gedient hatten, ausgebeſſert 
wurden, verfchwanden dieſe ſchoͤnen Vögel und find feitbem 
nicht wiedergekehrt. Auf der Burg Egloffftein und der nun— 
mehr eingegangenen Feftung Rothenberg ift fie [don auf dem 
Zuge öfter bemerkt und erlegt worden. | 


* Mörtlich mitgetheilt. 


28 


Sie fliege ftill in die Höhe und fingt abſchwebend ihr ſchö— 
nes Lied, ift Scheu, hat 4 — 5 Junge, und giebt, wenn man 
ſich ihrem Neſte nähert, die nämliche Stimme von-fidy, wie 
der ſchwarze Rothſchwanz (tithys), nur erfchallt diefer Angft: 
ruf in viel tieferem Tone, 

51. Saxicola oenanthe Bechst. In ganz Franken gemein; 
namentlich in Oberfranken. Im Magen eines Männchens 
fand ih: Chrysomela cerealis, einige Trachyphloeus sca- 
brieulus, Poecilus lepidus, Sitona tibialis, Aphodius sor- 
didus in mehr denn 15 Eremplaren, die Larve eines Elater und 
eine Noctua-Rauve. Ihr größter Feind ift das Miefel, melches 
viele Bruten zerftort und, wenn es die alten Vögel verfehen, 
auch diefe tödtet. Im Oberland heißt diefer Vogel „Sommer: 
vogel“ denn wenn er ankommt, wird e8 bald warm und ſchoͤn; 
zieht weg. 

52. Saxicola rubicola Bechst. Häufig in Franken; niftet 
in dee Umgegend von Nürnberg (Heroldsberg, Kalchreuth, Er: 
langen, Neuftadt a. U, Bayreuth, Wonfees. Zieht weg. 

53. Saxicola rubetra Bechst. Ziemlich felten, fo bey 
Nürnberg, Neuftadt a. A., Burgbernheim, Bayreuth, am haͤu— 
figften nod) in der Gegend von Bamberg im Maingrunde. 
Zieht weg. 

54. Sylvia tithys Lth. In Städten, Dörfern, Einzel- 
böfen, Steinbrüchen ze. fehr gemein. Es werben nicht viele 
Stadt = oder Dorflirchen bey uns gefunden werden fönnen, in 
welchen nicht ein Rothſchwanzpaͤrchen niftete; ihre Nefter bringen 
fie an Hochaltären, ‘auf Gapitälern, in gothifhen Ornamenten, 
auf Sacramentshäuschen, Engeln ıc. oft ungemein niedrig an. 
So ftand in diefem Jahre ein Neft mit 5 Jungen in der 


Kirche von Wendelftein auf einem Thuͤrmchen des Saeraments: 


bäuschens böchftens 5 Fuß über den Kirchenftühlen und in 
noch geringerer Entfernung über den Zuhörern, welche dort 
jeden Sonntag verfammelt find, ein anderes in der hart an 
der ftarfbefahrenen Straße liegenden Schmiedehütte, in welcher 
täglich Pferde befchlagen wurden und viel Gehämmer und Ge: 
raufh war, 9 Fuß von der Erde auf einem fehr fehmalen 
Balken; ferner fand ic) eines in einem Gefellfchaftsgarten unter 
dem Podium für die Mufit, wieder welche im Gartenhäuschen ıc. 
Vertreibt zuweilen die Hirundo rustica aus ihrem Neſte. — 
Ento;oen: Filaria abbreviata. Zieht weg. 

55. Sylvia phoenieurus Zth. Einer der gemeinften Bö- 
gel Frankens; im Neichswalde in größter Anzahl vorhanden. 
Zieht weg. 

56. Sylvia eyanecula Wolf. Auf dem Herbft und Früh: 
lingszuge häufig. Aus biefiger Gegend habe ich einige Male 
Männchen ohne den weißen Stern und im Frühjahr 1836 ein 
ſehr ſchoͤnes gewöhnlich gefärbtes Männchen erhalten, dag oben 
auf dem Scheitel eine große dicfangefogene und an der lins 
fen Wange eine kleinere Holzzecke (Ixodes rieinus) hatte; 
das Vögelchen war wohlgenährt, ſchmuck und lebendig in feinem 
Betragen und hatte augenfcheinlich durch diefe beiden Blutfau: 
ger nicht gelitten, 

57. Sylvia luseinia Lth. Brütet nur in einem £leinen 


Theile von Franken, nehmlic gegen das Coburgifche hin, aber 


noch ziemlich haufig, fo in der Gegend von Weißmain, Lich: 
tenfels, Schney, aud in Bambergifhen bey Banz, ſoll fie 


— 


brüten; im übrigen Theile von Franken iſt fie nur auf dem 


Herbft und Frühlingszuge zu finden, meift felten, Sn der 


Nuͤrnberger Gegend und bey Burgbernheim werden jährlich in 


biefer Zeit nicht wenige gefangen. 


29 


Anmerk. Sylvia philomela Bechst., welcher Koſch als 
Aufenthaltsort Franken anweiſt, ift mir noch nicht vorges 
fommen. 

58. Sylvia rubeeula Lth. Allenthalben gemein; zieht weg, 
bleibt aber in gelinden MWintern einzeln bey ung, mas aber doc 
manches mit dem Tode bezahlen muß. 

Ich fand an einem falten MWintermorgen ein folhes Roth: 
kehlchen noch lebend, aber dem Tode nahe; ich hatte es kaum 
in die Hand genommen, fo ftarb e3. Niſtet zumeilen in den 
Gärten ganz nahe an Dörfern, auch in denfelben; ein Neſt 
fand ich zwifhen dem Fenter und dem vorgefchlagenen Laden 
eines Gartenhaͤuschens. — Entozoen: Echinorhynchus poly- 
morphus. 

59. Sylvia abietina Nilss. 
brütet, zieht weg. 

60. Sylvia trochilus ZLth. Gemein; baut fih auf bie 
Erde von duͤrrem Grafe fein Neft und macht zuweilen zum 
Eingange deffelben aus demfelben Material einen gewölbten 
Gang, der einen halben, auch dreyviertel Fuß lang ift; hat 
4—6 Sungez zieht weg. 

61. Sylvia sibilatrix Bechst. In Franken fat durch— 
gängig ein gemeiner Vogel, fo in Oberfranken bey Bayreuth, 
aud) im Nürnberger Neichswalde ꝛc., niftet auf die Erde; zieht 
we 

62. Sylvia hypolais Naum. Wenn audy nicht felten, doch 
auch nicht haufig, To bey Bayreuth und Nürnberg; wird hier 
gern im Küfig gehalten. 

63. Sylvia palustris Beehst. Here Landarzt Kreß in 
Ebrach ſchoß fie im May 1839. im Schloßgarten zu Aſchbach 
am Steigerwalde; zieht wahrfcheinlih bey ung nur durch; 
fehr felten. 

- 64. Sylvia arundinacea Zth. Ziemlidy gemein; brütet an 
der Pegnig, Negnig, am Dugendteih bey Nürnberg uſw.; 
zieht weg. 

65. Sylvia turdina Glog. Selten auf dem Zuge; ift bey 
Nürnberg vorgekommen. 

66. Sylvia aquatica Lth. Brütet an der Pegnig gar nicht 
felten, auc an der reichen und rauhen Ebrach, häufig an der 
Ss: zieht weg. 

67. Sylvia nisoria Bechstein. Selten; am Mann bey 
Wuͤrzburg fol fie brüten; ift bey Nürnberg auf dem Zuge er: 
legt worden. 

68. Sylvia curruca Lih. 
und Zugvogel. 

69. Sylvia einerea Lth. Wie die vorige, nur noch ges 
"meiner, befonderd im Dberlande (Bayreuth, Wonſees 2c.) fehr 
häufig. Hier um Nürnberg heißt fie: ——— deutſche 
Grasmuͤcke. Zieht weg. 

70. Sylvia hortensis Bechst. Sn Fnten nirgends un⸗ 
gewoͤhnlich und ſtrichweiſe auffallend haufig, fo bey Wunſiedel, 
Bayreuth, Wonſees, Nürnberg, Yurgbeenheim. Zieht weg. 
71. Sylvia atricapilla Zth. In ganz Franken mehr oder 
minder gemeiner Bruͤt- und Zugvogel. Auffallend ift die Ver: 
fhiedenheit des Meifenmünchgefanges in mancden Strihen; fo 
findet man bey Waſſertruͤdingen herrliche Sänger, gegen melde 
die der Nürnberger und Burgbernheimer Gegend, wo fie häufig 
find, als wahre Stümper erfcheinen. 4 

Schlußbemerkung. Here Dr. Küfter führt fir Erlangen 
außer den obigen Sylvien noch auf: Sylvia phragmitis, lo- 
eustella et fluviatilis. Daß die beiden erften in Franken und 


Allenthalben gar nicht fetten, 


Allenthalben gemeiner Brüt: 


30 


bey Erlangen vorkommen, zweifle ich nicht im Geringften, 
aber ic) führe fie nicht auf, weil ich fie felbft noch nicht beo— 
bachtet habe, daß aber S. fluviatilis bey uns gefunden werde, 
ann ic kaum glauben. Auh Koch fagt, fie fen noch nicht 
in Bapern vorgefommen. Sylvia cariceti Naum. foll in Fran— 
fen angetroffen werden. 

72. Cinclus aquaticus Bechst. In Oberfranken an allen 
Gebirgsbächen zu finden; im ganzen Fichtelgebirge z. B. an 
der Roͤslau, der Eger, der Steinah (bey MWarmenfteinad)), 
am Perlenbach bey Berneck, ferner in der fraͤnkiſchen Schweiz 
im Puttlah=, Auffees=, Miefentthalere, bey Freyenfels, Mug- 
gendorf, Streitberg, Pottenjtein, Weifchenfeld, ebenfalls im 
Pegnisthale und einmal, wiewohl nur als große Seltenheit, 
felbft ganz in der Nähe von Nürnberg, Brütet häufig unter 
Wehren und MWafferbauten innerhalb des Wafferfalles, duch 
welchen er hindurchfliegt, an trodnen Stellen. 

73. Motaeilla alba Linn. Gemeiner Brüte= und Zugvogel. 

74. Motacilla sulphurea Beehst. Brütet häufig in Ober 
franken (Fichtelgebirg, Bayreutherland ) und zwar fehr bald im 
Sabre, fhon im März und April; im Oberlande bleibt fie 
nicht ſehr einzeln an Bächen, die nicht zufrieren, felbft im 
ffrengften Winter; ift diefer gelind, fo ift dies etwas Gewoͤhn— 
liches; aud an der Negnig bey Erlangen habe ich fie ſchon 
im Winter angetroffen. Bey Nürnberg nur auf dem Zuge. 

75. Motaeilla flava L. In ganz Franken febr gemein. 
Hält fih immer gern bey den Schafheerden auf, befonders im 
Fruͤhjahre, wann die Schafe gefhoren find; es ift luſtig anzu: 
fehen, wie diefe ſchoͤnen gefchäftigen Vögel den ganzen Tag 
mit den Heerden ziehen, wie fie unter den Schafen herumlau— 
fen, ihnen die Laufe unten vom Bauche wegfchnappen, wie fie 
ſich deßwegen manchmal auf die Schafe feßen und auf den— 
felben herumlaufen; man follte glauben, es müßten troß ihres 
flinfen Weſens nicht wenige hertreten werben. 

76. Authus aquaticus Bechst. Kommt einzeln ober paar: 
weiſe im Winter nady Franken und in die Umgebungen Nürn: 
bergs, wo ich ihn mehrmals angetroffen habe; felten. 

77. Anthus pratensis B. In Franfen gar nicht felten, 
niftet haufig auf dem Kreuzberg im Rhoͤngebirg, bleibt einzeln 
den ganzen Winter an Baͤchen und Flüffen, die nicht zufrieren 
oder offene Stellen haben; bey Nürnberg beißt. er wegen feines 
Locktons „Schnitzer“z auch iff bier im November 1832. ein 
Authus palustris Meisner gefchoffen worden. 

78. Anthus arboreus B. Gemeiner Brüte- und Zugvogel, 
überhaupt einer unferer gemeinften Singvögel; er wohnt nicht 
in dichtem Hochwalde, fondern auf Fichtfchlägen mit Unterholz. 
Je größer ſolche Schläge find, defto zahlreicher bewohnt er fie, 
auh dann noch, wann dag Raub: oder Nadelholz ſchon eine 
ziemliche Höhe erreicht hat, nur darf es nicht zu dicht ftehen 
und der Boden muß viel hohes Gras ic. haben. Im ganzen 
Nürnberger Lande (Neihswald) wie im Bayreuthifhen ſehr 
gemein. 

79. Anthus campestris B. Theilweiſe gemeiner Zug: und 
Brütevogel, bey Nürnberg, Neuftadt a. A., Ebrach am Stei- 
gerwalde bruͤtet er nicht ſelten, im Oberlande (Bayreuth, Won⸗ 
ſees) gemein. 

80. Alauda alpestris Z. Kommt nur in ſtrengen Win— 
tern und ſehr felten nach Sranfen; früher wurde eine Alpens 
lerche bey Bayreuth erlegt und am 15. Februar 1831. wurde 
ein ſchoͤnes Männchen bey Nürnberg auf einem Vogelheerde 
mit Feldlerchen gefangen; dieß ſchoͤne Exemplar ſteht in der 


31 


Sammlung des Herrn Blepftiftfabritanten Ziegler in Nürn— 
erg. 

} 81. Alauda cristata L. In der Nürnberger und Erlanger 
Gegend, Sommer und Winter gemein. Im Winter auf allen 
Wegen und Chaufeen in Dörfern und mitten in den größten 
Städten anzutreffen; hier fucht fie in Gefellihaft von Haus— 
fperlingen und Emmerlingen auf Schrannenplägen, vor Saft: 
und Wirthshaͤuſern, wo Pferde gefüttert werden, im Roßmiſt 
auf den Straßen und da wo Küchenabgang ausgegoffen wird, 
ihre Nahrung. Im Oberlande brütet fie nicht und iſt dort 
felbft auf dem Zuge felten. — Exemplare mit einzelnen weißen 
Biürzelfedern habe ich mehrmals gefunden. \ 

82. Alauda arborea L. In ganz Franken gemeiner Bruͤte— 
und Zugvogel. 

83. Alauda arvensis L, In Franken die gemeinfte Lerche. 
Der Nürnberger Reichswald wurde in den vergangenen Jahren 
durch Raupenfraß (Sphinx pinastri, Bombyx monacha, No- 
etua piniperda) und Waldbrand ſchwer heimgelucht und «8 
wurden dadurch weitgedehnte Streden von vielen Tagwerken 
gänzlich ruinirt. Hier, mitten im Wald zwifchen Nuͤrnberg 
und Mendelftein, ftehen jet an den Drten der ehemaligen Ver— 
wüftung fröhliche Kieferfaaten und Pflauzungen, zum Theil 
ſchon Büfhe von Manneshöhe und an einer unangepflanzten 
Stelle, wo die Maupen fraßen, fehöner Grasboden. Dieſe 
Schläge waren in diefem Sommer von mehreren Feldlerchen⸗ 
paaren bewohnt; ich habe zwar kein Neſt gefunden, ſie aber 
während des Sommers oftmals angetroffen. — Entozoen: 
Taenia platycephala, Distomum inſſatum. 

84. Alauda calandra L. Steht aus der Umgebung Nürn- 
bergs in der oben erwähnten Sammlung des Herrn Ziegler. 

85. Accentor modularis Koch. Niftet in Oberfranken 
in Wäldern und baut fein Neft niedrig in dichtes Nadelholzges 
büfch, brütet auch einzeln im Nürnberger Neichswalde, woher 
ih im May ein Neft mit Eyern fah, welches 14 Stunden 
von bier, im Langenlocher Steinbruch, gefunden worden ift; 
im Winter Eommen viele nordifhe Braunellen zu ung nad) 
Mittelfranken und überwintern zum Theil, 

86, Emberiza miliaria L. Brütet hie und da in Franken ; 
fehr einzeln bey Nürnberg, häufiger bey Bamberg, am Stei⸗ 
aerwald, bey Banz und Kigingen, ferner bey Ebermannsftadt, 
Kirchehrenbach, Forchheim im Pegnitz-, Regnitz- und Main: 
Gebiete. An einem Grauammer fah ich eine merkwürdige Mon— 
ftrofität des Schnabels. Der Oberkiefer nehmlich befteht aus 
2 Stark aufwaͤrts gekruͤmmten und übereinander ftehenden Xheilen, 
welche dadurch gebildet find, Daß der Höder aus dem Oberkiefer 
weit berausgewachfen und den legtern aufwärts gedrängt bat. 
Der hypertrophiſche Höder ift an feinem quer abgeftumpften 
Ende 1’ breit, glatt abgerundet und mit dem aufgeftülpten 
Oberſchnabel bis auf 24 verwachfen. Vom Mundwinfel bie 
an das Ende des Höders find. 94", bis an das Ende des 
Dberfchnabels 8 pariſ. Maaß. Der Unterkiefer ift normal. 

87. Emberiza eitrinella L. Sommer und Winter fehr 
gemein. Sobald Schnee fällt, kommt ev in Dörfer und Städte, 
mit dem Schnee verfchreindet er auch wieder aus dinfelben. 

88. Emberiza eia L. Herr Landarzt Kreß fab ihn ein: 
mal ten Aſchbach am Steigerwald, konnte ihn aber, da er feine 
Flinte bey fich hatte, nicht verlegen. | 

89. Emberiza schoenielus L. Brütet hie und da in Fran: 
Een, nicht felten bey Ebrach, einzeln in hiefiger Gegend; auf 
dem Zuge häufiger, 


32 


90. Emberiza nivalis L. Kommt in fehr fchneereihen Wins 
tern in Eleinen Flügen zu ung in das Fichtelgebirg und bis in 
die Gegend von Nürnberg; im ftrengen Winter 1844 und 45, 
wurden hier am 23. März auf einem Vogelheerde mehrere ge: 
fangen, wovon ich einen etliche Tage unterhielt; auch im Win: 
ter 1846 und 47. find wieder Eleine Geſellſchaften von Schnee: 
ammern gefehen worden. 

91. Emberiza lapponica L. hat Herr Ott einmal aus 
dem Bichtelgebirg erhalten. 

Anmerk. En. cirlas DL. ift in Franken ſchon vorgekom— 
men; ich habe ihn noch nicht gefehen. Emb. hortulana L. 
führe Dr. Küfter für Erlangen und Nürnberg als auf dem 
Zuge fehr felten auf, und nah Dr. Hahns fauna boica 
ift ein altes Männden der Emb. melanocephala im 
Dictober 1832. auf einem Vogelheerde bey Nürnberg mit 
Goldammern gefangen worden, wofür ich nicht gut ftehen 
will. 

92. Fringilla coelebs L. Sehr gemein. In Nürnberg 
giebt es viele Finfenliebhaber und unter den Finfen vortreffliche 
Schläger, welche in hohem Preife ftehen, Der beliebtefte Schlag 
ift der fogenannte Würzburger, der doppelte oder glöcelnde 
Heiter (wegen feines Elingelnden Anfanges fo genannt); minder 
gut ift der einfache Neiter und unter den guten Schlägen der 
am wenigften gefchäßte der Petſchinger; fehlechte Gefänge find: 
der Kehrwifch, das Waigenbier, der Weitſchuh, die Putzfcheer, 
die Luzia. Sehr gute Schläge, wie man fie bier in erftaus 
nengwerther Vollkommenheit nicht felten hören kann, find meift | 
Kunfterzeugniß; man nimmt nehmlich junge Finfen zu der Zeit, 
wann die Schwanzfedern einige Ränge haben, aus dem Nefte, 
zieht fie auf und hängt fie neben einen alten guten Schläger. — 
Ein gefhädtes Finfenmännden wurde bey Erlangen erlegt und 
ich habe bey Nürnberg auf einem Vogelheerde einen faft rein: 
weißen Finken mit ducchfcheinenden Zeichnungen gefangen. Ens 
tozoen: eine Taenia. 

93. Fringilla montifringilla L. Kommt im October und 
November in großen Schaaren zu ung; auf den hiefigen Wo: 
gelheerden werden öfters an einem Tage 200— 250 Gägler 
gefangen; einzelne. bleiben den Winter über bey uns, dieſe mi: 
ſchen fid dann unter die Buchfinken. 

94. Fringilla domestica L. Aeußerſt häufig; ich ſah ein 
Neſt auf einem Wirthshausfchilde, welches an langer Eifenftange 
in die Straße heraushängt, fo angebracht, daß es von einem 
blechernen Dächelchen über dem Schilde gegen die Unbilden. der 
Witterung gefhüst war; ferner fah ich am Erlanger Schlof- 
gebäude mehrere Nefter, welche in den. Suloufieläden gebaut | 
waren; im dortigen Gabinet fteht ein hell=chocoladenbrauner | 
Sperling, der am ganzen Gefieder fein dunkleres Strichelchen 
hat; einen ganz weißen ſah ich in der Nähe von Nürnberg; 
auch babe ich bier auf dem Hauptmarfte ein Weibchen - mit 
einem merkwürdigen monftröfen Schnabel gefangen. Die obere 
Kinntade hat nehmlich im Bogen gemeffen 3 par. Maag, iſt 
ſtark abwärts gebogen und läuft von der Baſis big zu dem | 
quer .abgefchnittenen Ende in faft ganz gleicher Breite (am Ende 
2" breit) fort; die normale Schnabelform ifl von dem mon: 
ftröfen Theil, welcher zum. größten Theile horngelblich iſt, durch 
fbwärzlich graue Färbung feharf abgegrenzt. Die untere eben= | 
falls mönftröfe Kinnlade ift um die Hälfte kuͤrzer, bogenförmig 
abwärts gekrümmt, an der vordern Hälfte in 2 Theile gefpals 
ten, die 2 Linien auseinander ftehen; der Unterfchnabel fchließt 
nur theilweiſe mit dem obern nothbürftig zufammen. Die 

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33 


mimlihe Monftrofitie ſah ich am 8. September 1847. in einem 
Flug von Spagen bey Nürnberg. 

95. Fringilla ‘campestris Schrank: In Franken faft 
‚ebenfo gemein wie" der vorige. Here Dr. Küfber: führt ihn 
nicht auf. | $ j 

96. Fringilla petronia Linn. Kommt hin und wieder bey 
Nürnberg (z. B. bey Mögeldorf,, eine Stunde von! hier) auf 
dem Zuge vor und wird zumeilen auf unfern Vogelmarkt ge— 
bracht; ich glaube nicht, daß er in Franken brütet. 

97. Fringilla eoccothraustes Meyer. brütet: in: mandjen 
Strichen Frankens, wie im Steigerwald und Bapteutherlande 
‚häufig bey Nürnberg habe ich ihn nur einzeln ‚oder in Eleinen 
Geſellſchaften auf dem Striche bemerkt. 

98. »Fringilla pyrrhula ‚Meyer. Im Winter in ganz 
‚Sranfen gewöhnlich, bruͤtend nicht uͤberallz im ‚Fichtelgebirg 
miftet er haufig, fo bey Bayreuth, Wonſees, Wunſiedel, auch 
bey Burgbernheim und Neuftadt a. Ar in Mittelfranken, » 
99. Fringilla serinus: L. Bey Erlangen, wo ‚auch. Herr 
Brehm Anfangs May 1830, in einem Garten den Girlig fingen 
hörte, (fiel: mir auf seinem 'Spaßiergange an einem ſehr ſchoͤnen 
Srühlingstage ‚den 21: April: 1845., im Eichenmäldchen, wel⸗ 
ches am Fuße und zur Seite des MWelsgartens ſehr nahe an 
der Stadt liegt, ein noch mie gehörter Gefang auf, der aus 
mehreren Kehlen ertönte; bald gewahrte ich‘ in ‚den Wipfeln der 
Eichen und Kiefern dieſe Vögelchen , welche froͤhlich trillernd, 
‚dem fingenden Baumpieper täufchend ähnlich, aus den Baum: 
kronen aufflatternten und unter. Gefang auf ihren Sitz wieder 
herabfehwebten; zwey ſolche Voͤgelchen, die ſich im fchnellen 
Fluge und mit gewandten Schwenkungen verfolgten und ein: 
mal ganz in meiner Naͤhe vorbeyſchwebten, ſetzten ſich endlich 
in geringer Entfernung auf ein niedriges Pflaumenbaͤumchen, 
wo ſie zwar nicht lange Stand: hielten, mir aber doch Gelegen= 
heit gewaͤhrten, ſie ſo genau zu ſehen, daß ich, was ich gleich 
vermuthete, auf das Beſtimmteſte erkannte, daß es Girlitze 
waren. Als ich nach Hauſe zuruͤckgekehrt war, las ich die Na= 
turgeſchichte ded serinusı bey Maum ann nach und fand zu 
meiner großen Freude in der Befchreibung die Eigenfchaften 
diefes Vogels, meine Beobachtungen und namentlich die von der 
Aehnlichkeit des fingenden Girlitzes mit dem fingenden Baum: 
pieper ‚wörtlich beſtaͤtigt. Auch ben Tennenlohe bey Erlangen 
und ganz nahe bey Nürnberg. auf der Deutſchherren-Wieſe ift 
er vorgekommen, fteht auch in Herrn Zieglers Sammlung 
aus hiefiger Gegend und wurde endlich im Fichtelgebirg beob⸗ 
achtet z brütet jedenfall® bey uns; } 

100. Fringilla chloris Meyer. Das ganze Sahr in $ran- 
ken gemein; heißt bey Nürnberg „Wonig, 

“401. Fringilla cannabina L. Allenthalben gemeiner Bruͤ⸗ 
tevogel. 

102 Fringilla flavirostris Z. Kommt in manchen Win⸗ 
‚teen vor, fo 1827. und 1828, in der Gegend von Nuͤrnderg. 
108. Fringilla linaria L. Sn manden Sahren in. Fran- 
‚fen und. befonders in deffen Waldgebirgen im Spätherbft, und 
au Anfang. des Winters, ungemein häufig; in, vielen Jahren 
fieht man ſie dann wieder ‚gar nicht. ober mut felten in Eleinen 
Fluͤgen. ‚Sehr. viele gab es bey Nürnberg im  Spätherbft 
1847., wo fie „Zitſcher, Meerzeischen‘ heißen. 

“104. Fringilla carduelis L. In gang Franken) beſonders 
in der hiefigen: Gegend ſehr gemein ; auch iſt die ſchwarze Va— 
rietaͤt gar nicht ſelten. marrygi 

Iſis 1848. Heft. 1. 


— ———— 


34 


105. ‚Fringilia eitrinella Z, wurde fchon hie und da, Aber 
ſehr felten bey Nürnberg gefangen ; auf dem Fichtelgebirge iſt 
er ‚auch ſchon beobachtet worden z\ ob ver. bruͤtet, weiß ich nicht. 

106. Fringilla spinus Z, brütet ungemein häufig im Fich⸗ 
telgebirge und im Bayreutherlande bis herab gegen Auffees 
nach Mittel: und Unterfranken und die Umgegend von -Niürn-’ 
berg kommt er nur ald Zugvogel, in manchen Sahren feltener, 
nur in Eleinen Flügen, in andern: in überaus großer Menge. 
So habe ich im Detober 1847. Flüge von vielen Hunderten 
ganz nahe an Nürnberg, dann an unſerem Dugendteih und 
vielen Stellen des Neichswaldes: gefehen, 

107. Fringilla enucleator Meyer: Ein Pärchen in ber 
ſehr fchönen Sammlung der Herren Gebrüder Sturm dabier 
wurde in der Nähe sunferer "Stadt, ein einzelnes Männchen 
gleichfalls bey Nürnberg im: November 1829 gefangen. 

108. Loxia taenioptera Gloger. In dem durch den Ber 
ſuch diefer Voͤgel für Deutfchland merkwürdigen Jahre 1826, 
kam biefer. ſchoͤne Kreusfchnabel auch in unſern fränkifchen Ges 
birgswaͤldern und ber Nürnberger Gegend ‚vor; im Jahr 1846. 
wurde er hier wieder ‚einzeln. bemerkt und gefangen. 

109. Loxia curvirostra, L. brütet in unſern Gebirgswaͤl⸗ 
dern, wie im Sichtelgebirg., Im Dberlande wird er den Früh: 
ling und Sommer hindurch in. ungeheurer Menge gefangen und 
verfpeift. Im Steigerwwalde, der Nürnberger Gegend uf. iſt 
er nur auf feinen Nomadenzügen in Sahren, wo der "Nadel- 
holzfaame gerathen ift, im. Sommer und Herbft in bedeutender 
Anzahl vorhanden; in andern Jahren fieht man ihn wieder 
nur fehr felten oder gar nicht. 1 

Unmerfung: Loxia pityopsittacus führt Herr Dr. 

Küfter für Nürnberg und Erlangen als einzeln und 
höchft felten auf; ich habe fie noch nicht in genannten 
Gegenden gefunden, und da auch mein Freund Herr 
Det fie troß aller Mühe aus dem Fichtelgebirge noch 
nicht erhalten bat, fo will ich, ob ich wohl an feinem 
Vorkommen nicht zweifle, diefen Kreuzſchnabel nicht. auf: 
zählen. 

110. Parus eristatus L. Gemein ; breitet gerne hoch auf 
Nadelbaͤumen in alten oder unbenugten Eichhoͤrnchenneſtern, in 
denen fie auch bey ſtuͤrmiſchen Wetter ihr Nachtquartier auf: 
Thlagen; ift im Nürnberger Neichswalde faft gemeiner als die 
Zannenmeife und heißt ‚„„Koppenmeiste", 

111. Parus palustris L. Ziemlich felten; brütet. 

112. Parus ater L. XAllenthalben gemein. und wird in 
Nuͤrnberg, wo feit einem Sabre fchwere Strafen auf das Fan— 
gen berfelben gelegt wurden, fehr häufig im Käfig gehalten und 
Maͤnnchen, die gut pritfchen (fingen), werden theuer verkauft. 
In hiefiger Gegend „Tomeisle“ genannt. 

113. Parus major L. Gemeiner, Brütevogel; eine Meife 
(fo heißt fie hier uusfchließlich), welche. ftey in meinem Zimmer 
herumflög, nahm jeden Abend ih Nachtquartier in einem mei- 
ner Stiefel, Entozoen: Taenia nasuta, Distomum ovatum. 

114. ‚Parus coeruleus L. Ganz; gemein: _ Entojven: 
Taenia nasuta. - 


115. Parus cyanus L. im Herbft 1809. wurde ein Männ- 
hen in Oberfranken bey Schney, bey Lichtenfels, gefchoffen. 
116. Parüs eaudatus Z. Ziemlich gemeiner Strich⸗ und 
Brütevogel im ganz Franken; bey Nürnberg heiße fie wegen 
ken langen Schwanzes Pfannenſtiel“ im Oberlande ‚Schnee: 
meife.‘‘ | 
3 


35 


117. Sitta europaea L. Inganz Franken gemein. Selbft 
in dem vergangenen fehr Ealten Winter habe ic) an Weihnach— 
ten 1846 im Reichswalde Spechtmeifen angetroffen; fie ift fehr 
zutraulich und Eommt, wie ich dieß im Thereſienhain bey Bam: 
verg ſah, in die nächfte Nähe der Menfchen auf Tiſche und 
Bänke. 

118. Tichodroma phoenicoptera Temm. wurbe an den 
Burgruinen Muggendorfs mehrere Jahre lang im Sommer 
beobachtet und gefchoffenz flreiht fonft zuweilen bis in unſere 
fraͤnkiſchen Gebirge aus dem ſuͤdlichen Bayern herauf. 

119. Certhia familiaris L. Ueberall gemein; niftet am 
tiebften in’ Höhlen, welche» durch zwiefelichte Bäume (Bruder: 
baume) entftehen, in die Niffe hohler Bäume; ein Neft fand 
id in einer Partie Hopfenftangen, die an eine Linde angeiehnt 
waren. — Die von Hin. Brehm aufgeftellte Certhia bra- 
chydactyla ift am Steigerwald, namentlih um Aſchbach, nicht 
feltener Standvogel; Herr Landarzt Kreß will fie fhon von 
Weitem am Lodtone von der familiaris unterfcheiden Eönnen. 

120. Troglodytes parvulus L. Allenthalben das ganze 
Jahr hindurch; niftet in bemoofte Steinlöcher, in Holzklafter 
im Walde und fehr gerne in dem durch herabgefunfenes Erd: 
reich entblösten Wurzelwerke; fo fand ich ein Neft fogar in 
dem Hohlweg einer fehr frequenten engen Bicinalftrafe in den 
dichten Wurzeln einer Hede. Man glaubt, wenn er im Win- 
ter feinen Gefang hören läßt, folge anderes Metter, 


121. Bombycilla garrula Vieill. kommt im Fichtelgebirge 
alle Fahre einzeln im Februar und März vor, in Schaaren 
nur in manden Sahren (der Sage nad alle 6 bis 7), fo 
1834. und 1845.; nicht alljährlich fieht fie die Gegend von 
Bayreuth und Nürnberg, dev Steigerivald ufv. Nach Herrn 
Dr. Küfter kaum mehr zur hiefigen Fauna gehörig, weil ber 
Seidenfhmwanz feit 15 Jahren kaum mehr einzeln gefehen wor: 
den fey, und er felbft troß aller Mühe in den legten Sahren 
von feinem Dafenn feine Kunde erhalten habe, Zwar haben 
wir feit 1828/1829., wo es im Nürnberger» und Ansbacher 
Rande von diefen ‚fchönen Fremdlingen wimmelte und wo. fie 
felbft bis in die Mitte Nürnberg auf die alten Linden der 
Inſel Schütt Famen, die Seidenfhwänze nicht mehr in Maffe 
gefehen, aber nach Verlauf von 2 oder 3 Sahren find fie bis 
jest immer gefommen, wenn auch faft durchgängig nur felten 
und in Eleinen Gefellfhaften, dod auch zuweilen wieder zahl: 
reich; fo find in dem harten Winter 1844/1845. viele Seiden— 
ſchwaͤnze in der Nähe unferer Stadt gemwefen und im Winter 
1846/1847. fam eine Gefellfhaft diefer Vögel auf einen hie 
figen Vogelheerd, wo mehrere Stüde gefangen und zu Markte 
gebracht wurden; auch fah ich vor 2 Fahren bey einem meiner 
Freunde ein altes Männchen im Fleiſche, welches erfroren im 
Reichswalde gefunden worden war. 


122. Oriolus galbula L. Sn vielen Gegenden Frankens 
häufig, fo im Nuͤrnberger Reihewalde, bey Erlangen (Weißen⸗ 
dorf, Dormitz, Kalchreuth, Neufichen am Hetzles, wo große 
Kirfchgärten find), desgleihen haufig im Steigerwald, bey Bam- 
berg, Banz und im Bayreutherland. Noch am 6. September 
1847. habe ich seine Eleine Schaar bey Nürnberg geſehen und 
2 Stüde davon erlegt, das Weibchen und ein Funges, in deren 
Mägen icy viele Bombyx bucephala, = und mebrere ausge—⸗ 
wachſene Raupen der, Sphinx ocellata oder populi fand, 
„123. Regulus flavicapillus Naum. Sm Fichtelgebirge, 
dem bayerifhen Voigtlande und allen Nabelwälbern Frankens 


— — — 


36 


das ganze Jahr und beſonders während der rauhen Jahreszeit 
fehr gemein. | 

124. 'Regulus igaicapillus Naum. In Franken gar nit 
häufig: #8 brütet bey Nürnberg , bey Ebrad) im Steigerwalde 
und in einem Xheile des Fichtelgebirges. Here Dr. Küfter) 
führt es auch für Erlangen auf. | 

125. Muscicapa parva: Bechst. fommt nah Bechſtein 
einzeln in Franken vor und ſoll nach ihm dafelbft niften. Im‘ 
Herbft 1819. wurde ein Männchen unweit Neuftadt a. U. bey 
Brunm' erlegt. | 

126. Muscicapa collaris Bechst.' bewohnt unfere Eichen- 
und Buchenwälder; im Steigerwalde den Sommer über häufig.” 

127. Muscicapa luetuosa Temm. In den fhönen Wälz 
dern bey Burgbernheim und’ im Steigerwalde: nicht feltener Bruͤte⸗ 
und Zugvogel: Der nad anhaltendem fehr fchönen Fruͤhlings⸗ 
wetter am 18. April 1847. über einen großen: Theil Bayerns 
gefallene tiefe Schnee, welcher ſehr verberblich ſelbſt für härtere 
en war, hat nicht wenige dieſer zarten Fliegenſchnaͤpper ges 
toͤdtet. 

128. Museicapa grisola L. Nirgends in Franken ſelten 
und ftrichweife ſehr häufiger Sommervogel: fo bey Erlangen 
auf dem Sclofberge, dem Wels: Garten, Rathsberge, ſehr 
häufig auch bey und felbft in Nürnberg, z. B. auf der alten 
Befte, bey Zirndorf, im Nürnberger Stadtgraben, und auf der) 
Rofenau und in der Stadt im Nonnengarten ꝛc., ziemlich haufig. 
bey Neuftadt a. U, nicht ungewöhnlid im Bayreutherland. 
In diefem Sommer brütete ein Pärchen fogar in dem von 
Wald umgebenen Wendetftein. Niſtet unter Dachlatten, auf 
Balken, auf Bäumen dicht am Stamme, Entojoen: Ascaris 
depressa. 

129. Hirundo riparia L. brütet im Bambergiſchen, bey 
Banz; auch bey Erlangen an der Regnitz in Eleinen Colonien; 
im Sommer 1842. nifteten fie in der Mühe legtgenannter 
Stadt in den durch Hochwaſſer entftandenen fteilen Wänden 
des Baͤchleins Haderheim, da aber Eher und Junge ‚ausge: 
nommen und mehrere Alte gefangen wurden, haben fie biefen 
Brüteplag verlaffen. N 

130. Hirundo urbiea L. Gemein; frißt gerne und in 
Menge die Trypeta arnicivora, weswegen fie zahlreich die 
Gebäude umfchwärmt, auf deren Böden Arnica montana liegt, 
—  Entozoen: Filaria obtusa, Distomum ovatum, eine 
Taenia. 

130. Hirundo rustica Z. Gemein. — Entojoen: Filaria 
obtusa,, Distomum maculosum. — Sm Magen’ einmal ein | 


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— 


Agonum parumpunctatum. His 

132. Cypselus apus U. In ganz Franken den Sommer 
über fehr häufigz im Nürnberger Stadtgraben in größter, Ans 
zahl. Zieht in manden Jahren fehr bald weg, Im Jahre 
1844., wo einen großen Theil des Sommers, hindurch. trübe, 
vegnerifche und herbftlichfalte und. nur fehr wenig fchöne Tage 
waren, bemerkte ich fchon in den erſten Zagen des July eine 
auffallende Abnahme in der Zahl der Seegler; nur wenige 
umfreisten noch das alte Schloßgebäude und am 7. July war 
nicht einer mehr zu fehen. In diefem Sommer zogen fie aus 
unferer Gegend am 27. Zuly alle fort; merfwürdig mar mir, 
daß ih am 27. Auguft 5 Seegler bey Wendelſtein bemerkte, 
die am nächften Morgen verfehwunden waren. \ 

133. Caprimulgus  europaeus- Z. Diefer für die Forfte 
ſehr nüsliche Vogel ift in ganz Franken gar nicht felten, fo 
im Steigerwald, Burgbernheim, Neuftadt a. U., befonders aber 


37 


im Neichswalde bey Nürnberg und Erlangen, wie auch im 
Bapreuthifchen. Heißt im Oberlande „Nachtklatſche““, bey 
Nürnberg „Nachtfalter, Wegflagge”. Im Magen fand id) 
Aphodius fossor, Geotrupes stercorarius, größere und klei⸗— 
nere Forſtnachtfalter. Entozoen: Docophorus macrocephalus, 
Distomum inflatum. ’ 

134. Coracias garrulus Brunn.  Ueberall in Franken, we: 
‚nigftens auf dem Zuge anzutreffen, im Fichtelgebirg , Bayreuther 
Land, Haßgebirg, Steigerwald nur in der Strichzeit und zwar 
felten; in der Gegend von Nürnberg, Erlangen, Roth, Neus 
ftadt a. A. iſt fie als Bruͤtevogel ziemlich häufig: bey Nürn- 
berg brütet fie im Revier Erlenftegen, in den Steinbergen von 
Mendetftein und im Revier Unterferrieden (im Sahre 1812. 
häufig bey Boxdorf zwiſchen Nürnberg und Erlangen); aus der 
Erlanger Gegend erhielt ich während der warmen Jahreszeit 3 
Mandelkrähen ‚die eine war am 23. May auf Atzelsberg, die 
andern am 2. Auguft bey Frauenaurach, die dritte bey Dech— 
fendorf gefchoffen; einer meiner Freunde nahm im Suny 1846. 
im Kosbachee Revier bet) Erlangen 3 Junge aus dem Neite; 
bey Roth ift fie ziemlich häufig im Revier Petersgemuͤud. Im 
Magen eines Maͤnnchens fand ich Reſte von einem Geotrupes 
stercorarius, 2. Geotrupes sylvatieus, 5 Locusta viridis- 
sima und verrucivora, bey andern auch viele Formica rufa 
und Acheta agrestis. Entozoen: Filaria coronata, Ascaris 
depressa, eine Taenia. 

135. Merops apiaster L. Im Sahre 1777. wurden 15 
Stud unweit Roth am Sand bey Unterſteinbach an der Haide 
in Mittelfranken gefehen und einige davon gefchoffen ; in neuerer 
Zeit hielten fih im Sommer 1830. ſechs Bienenwoͤlfe faft 2 
Monate lang eine Stunde von Nürnberg auf der Feldflur des 
Dorfes Wetzendorf auf; in den darauf folgenden Jahren wur— 
den wieder 'einzelne bey Schniegling zwifhen Nürnberg und 
Fürth beobachtet. Herr Ziegler hat in feiner fchönen Samm: 
lung einen dahier erlegten, ganz jungen, noch nicht erwwachfenen 
Bienenfeffer; es ift kaum glaublich, daß derfelbe eine weite 
Laͤnderſtrecke bis zu uns ducchflogen baben Eonnte, weshalb 
e8 nicht unwahrfcheintich ift, daß ein Paar diefer fhönen Vögel 
in unferer Umgebung gebrütet hat, was ja auch ſchon im bes 
nahbarten MWürtemberg der Fall war, 

136. Alcedo ispida L. In ganz Franken an größeren 
und Eleinen Flüffen gar nicht felten; im Winter fieht man ihn 
am Dusendteih bey Nürnberg an den Stellen, wo der Fifch- 
bach ein= und ausmimder, in ziemlicher Anzahl. Im harten 
Winter 1844/45. wurden Eisvögel todt auf dem Eife der Fluͤſſe 
und des Canals gefunden; im Januar fah id) einen Eisvogel, 
welchen der heranfommende Dampfwagen von einer großen 
Mafferlache bey Erlangen auffcheuchte, in unbedeutender Ent: 
fernung vor dem heranfommenden Zuge quer über die Bahns 
‚linie fliegen. 

137. Cuculus canorus L, Alfenthalben bekannt, legt feine 
Eyer meiftens in Rothkehlchennefter, "Ende Auguft 1847. er- 
hielt ich einen Kuduf, deffen Magen ſtark behaart und vollge: 
pfropft war von den Raupen der Bombyx bucephala, einer 
erwachfenen Sphinx pinastri- Raupe und Forficula auricularia, 
bey andern fand ich Sphinx Euphorbiae - Raupen. Im 
Dberlande fagt man, der Kuduf fomme und fehreye nicht eher, 
als bis ex feine Gurgel mit den Eyern der kleinen Singvoͤgel 
ſchmieren“ koͤnne (gleichfam um eine helle Stimme zu befommen). 
Was diefem Glauben zu Grunde liegt, ift Flar. Wenn man 
den erften Kuckuk fchreyen hört, foll man das Geld in der 


38 


Taſche ſchuͤtteln, dann gehe daffelbe das ganze Jahr hindurch 
nicht aus. 

138. Picus martius L. In Franken nirgends ſeltener, 
aber auch nirgends gemeiner Stand = oder eigentlich Strichvogel; 
er bewohnt unfere größeren, befonders die gebirgigen Nadelwäl- 
ber: im Frankenwald, im Fichtelgebirg, im Bayreuthiſchen, 
und im Steigerwald brütet er ziemlich gewöhnlich, in geringerer 
Anzahl in hiefiger Gegend, doch ift er alljährlich in einzelnen 
Paaren im Nürnberger Neihswalde (im Sebaldie und Laurentii⸗ 
Fort) zu finden; fo brüteten 1844 zwey Paare im Revier 
Buckenhof bey Erlangen, in diefem Fahre mehrere bey Wendel- 
ftein, Eibach, Engelthal, Neuftadt a. A. (Revier Hohened). 
Sn den Laubmwäldern z.B. bey Burgbernheim ze. nur auf dem 
Striche. — Am Charfreytag 1845. wurde ein Männchen bey 
Nürnberg im Walde erfroren gefunden; er heißt hier: Holz: 
henne, Holsgiefer (Holzhahn) und wird von den Jaͤgern flır 
einen untrüglihen Werterpropheten gehalten, welcher durch vieles 
Schreyen den Witterungsmwechfel andeutet. 

139. Pieus major L. In ganz Franken gemeiner Strid): 
und Standvogel. Im Magen: Cercopis spumaria, Lena 
vitellinae, Entojoen: Taenia crateriformis. 

140. Pieus medius L. Ziemlich häufig in Franken, fo im 
Bapreutherland, im Steigerwalde, bey Burgbernheim und auch, 
wiewohl nicht häufig, bey Nürnberg. 

141. Picus minor L. ein ziemlich feltenee Specht; bruͤtet 
im ÖSteigerwalde, bey Neuftadt a. A., Burgbernhrim, auch bey 
Auffees und Wonſees in Oberfranken; er bleibt im frengften 
Winter bey uns, kommt dann in Gärten auf Obftbäume, um 
die in duͤrren Blättern verborgenen Näupchen aufzufuchen. Hr. 
Dr. Küfter führt ihn für Erlangen und Nürnberg auf; ich 
zweifle nicht, daß er vorfomme, habe ihn aber noch nicht er= 
halten und noch nichts Gewiffes über fein Dafeyn erfahren 
koͤnnen. 

142. Picus tridactylus L. wurde bis jetzt nur einmal in 
Franken und zwar bey Ebrach am Steigerwalde geſchoſſen. 

143. Picus canus @m. brütet um Nürnberg, Erlangen, 
Neuftadt a. A. und im Steigerwald ziemlich häufig. Im Ma: 
gen: Formica rufa und signata. 

144. Picus viridis L. In ganz Franken gemeiner Stridy: 
und Bruͤtevogel, Eommt in Ealten Wintern an die Scheunen 
in den Dörfern. Entojoen: Taenia crateriformis. 

145. Jynx torquilla L. In Franfen nirgends felten ; 
zieht weg. 

146. Upupa epops L. Im Bayreutherland nicht häufig, 
bey Burgbernheim, was auffallend ift, felten, fo auch bey Neu: 
ſtadt a. A., bey Nürnberg dagegen, 3. B. im Revier ' Erlen: 
ftegen, in den Mendelfteiner und Kornberger Steinbergen 1c., 
und bey Erlangen gewöhnlid. Sm Magen: Formica fusca, 
Acheta agrestis. 

147. Columba oenas L. In ganz Franken, wie aud) in 
unferm Reichswalde häufig. 

148. Columba palumbus L. wie die vorige. 
eine Taenia. 

149. Columba turtur Z. im Sranfenwald, Fichtelgebirg, 
Bahreutherland, und in unſerm Reichswalde nicht häufig, aber 
alljaͤhrlich, brütet. 

150. Phasianus colchieus L, Sm Sahre 1839. wurde 
ein Safan auf den Revier Prunn im Reichswalde gefchoffen, 
welcher, verſprengt, vielleicht aus den böhmifchen Wäldern zu 
uns gekommen ſeyn mochte; von der Roſenau bey Coburg, wo 


Entozoen: 


39 


fie in halb wildem Zuftande leben, ftreiht zuweilen ein Stüd 
zu ung herein und ein folder wurde bey Buttenheim im Bam: 
bergifchen erlegt. 

151. Tetrao bonasia L. Im. Fichtelgebirge gibt es ziem— 
lich viele Hafelhühner, doch find. fie. ſeltener als das Auer= und 
Birkwild, In der Nühe des Pfeiffersberges, des Haberfteing, 
der Rouifenburg im Nevier Furthhammer brüten fie am häufig- 
ften; alhjaͤhrlich trifft man dort einige Ketten. Im Herbſt 
werden fie gefangen und im Winter kommen fie ganz nahe an 
Städte heran. Mein Freund Herr Ott traf im Fruͤhjahre 
1844., wo auf dem Gebirge noh Schnee lag, auf dem Ka— 
tharinenberg bey Wunfiedel einen Hahn in einer Birkenanlage. 
Sm Sahre 1845, wurde auf der, Nevier Engelthal, einem ehe: 
mals nürnbergifchen Pflegamte, beim Herbſtſtrich ein fehr ab- 
gemagertes; Hafelhuhn gefangen, was als fehr große Seltenheit 
für unfere Gegend zu betrachten iſt; denn Jäger und Forft: 
leute, fowie die mir zu Gebote ftehenden Auszüge aus den 
Jagdmanualen vieler Nevierförftereyen über alles in den letzten 
10 Sahren eingelieferte Federwild wiffen nichts von Hafelhüh: 
nern’ im. Reichswald. und überhaupt in unferer ganzen Gegend. 
Herr Dr. Küfter führt fie für Erlangen und Nürnberg auf. 
— Auch bey Münchberg habe ich ſolche Hühner angetroffen. 

152. Tetrao urogallus L. ift nah Seren Dr. Küfters 
Angabe in der Nürnberger Gegend höchft felten geworden. Dies 
iſt unrichtig. Das Auerwild ift auf der Lorenzer Seite: des 
Reichswaldes, wenn auc nicht häufig, doch nicht im Gering- 
ften felten; fo in den Mevieren Ungelftetten, Prunn, Fiſchbach, 
Feucht, Altenfurth, Lauf am Holz, Forſthof, Lichtenhof, wo 
es Überall Standwild iſt. Manchen Revieren und Diftricten 
im Laurenzerforſt fehlen indeffen Die Auerhühner ganz und folche 
fehen fie entweder nie oder nur höchft felten und vereinzelt auf 
ihren kleinen Streifereven, fo die ganze Revier Eibach, wo aus: 
nahmsweiſe im Frühjahr 1846. eine Henne bey Maiach öfters 
angetroffen worden ift, und die Revier Kleinſchwarzenlohe dem 
größten Theile nach; bier trifft man fie nehmlich als Stand- 
wild nur öfflih von dev Nürnberg= Allersberger Straße gegen 
die Forſtey Altenfurth bin, wetlih von der genannten Straße; 
aber feit ungefähr 18 Sahren, wo fie noch bey Wendelſtein 
zu finden waren, aber ſtark verfolgt wurden, nie, ſelbſt auf 
dem Striche nicht. Nach einem Auszuge aus den Schufliften 
der Intendantur der Dffiziersjagd (ein Theil des Laurenzerfor— 
fies), welche ih der Guͤte des koͤnigl. Kämmerers und Obriſt⸗ 
lieutenants Hrn. Grafen v. Tryps verdanfe, murden auf 
oben benannter Sagd von 1838— 1847. ein, und zwanzig, auf 
der Nevier Prunn in demfelben Zeitraum 14, auf den Revieren 
Keucht und Altenfurth 41, zuſammen alfo 76 Stud. Auer 
biihner erlegt, im letztgenannten Jagddiſtriete in einem Jahr 
9 Stud, und zwar 5 Haͤhne in dev Balzzeit und 4 Sunge 
im Sommer. Auf der Sebalderfeite des Neichswaldes find: fie 
als Standwild ziemlich felten und nur hie und da anzutreffen, 
doch kommen fie noch einzeln in der Revier Beringersdorf und 
Erfenftegen vor. Für Erlangens Umgegend befagt Hm, Dr. 
Küfters Angabe ganz das Nichtige; ich weiß mich. nur eines 
Falles zu erinnern, eine Henne wurde nehmlich bald im Fruͤh⸗ 
jahre eine Stunde von: Erlangen, bey Zennenlohe ‚gefchoffen. 
Aufer dem Reichswalde gibt es in der Nürnberger Gegend 
noch. Auerhühner als Standwild im Revier Schwand, Landges 
richts Schwabach, besgleichen im Revier Unterferrieden, Land» 
gerichts Neumark, in den gefchloffenen und zufammenhängenden 
Madelholziwaldungen von Lindelburg,, Schwarzenbruf, Dürren- 


— 


40 


hembach und Nerreth, wo nah dem Jagdmanuale des Herrn 
Revierfoͤrſters und koͤnigl. Kaͤmmerers Freyherrn v. Eb ner in 
dem oben angegebenen Zeitraume 15 Hähne in der Balzzeit 
gefchoffen wurden, aber weit mehr hätten erlegt- werden können, 
wenn man bier, wie in allen andern oben angegebenen Revie⸗ 
ten diefe Jagd hätte eifriger betreiben oder Alles wegſchießen 
und nicht auch hätte fehunen wollen. Nach diefem Allen wird 
mein obiger Widerfpruch gerechtfertigt feyn. — Aus den Heid: 
ecker Foriten im Oberpfaͤlziſchen ftreifen einzelne Haͤhne herüber 
nah Mittelfranken in die Revier Petersgemünd bey Roth, mo 
außer der Balzzeit feit einigen Jahren 4 Stüd find erlegt 
worden. Als Standwild findet er fich ferner im Steigerwalde 
altjährlih (im Frühjahr 1847. war z.B. ein Paar im Revier 
Koppenwind); und im Fichtelgebirg, im Bayreuthifchen (bey 
Thurnau) und im Speffart find ‚fie häufig. 

153. Tetrao tetrix L. Im Fichtelgebirge und Bayreu— 
therland häufig, fo auch in der Gegend um Nürnberg. und 
Erlangen im Neichswalde, hier aber in ‚bey weitem gräßter An: 
zahl im Laurenzerforſt; außerhalb des Reichswaldes auch in be 
deutender Anzahl in den Nevieren Schwand und Unterferrieden, 
nicht felten im Steigerwalde, immer-feltener in ben, Nevieren 
Roth und Petersgemuͤnd. Im Heichswalde wurden auf, der 
Dffiziersjagd von 1838 — 1847. an Birkgeflügel eingeliefert 
302 Stüd (im Jahr 1846.: 48., im: Sabr 1847.: 49 
Stüd; wovon ein Jäger in einem Jahre 19 Birfhühner Alte 
und Junge fchoß); auf der Nevier Eibach wurden in genanns 
ter Zeit 71 Stud (davon 20 im Jahre 1847.), in einem 
Theile der Revier Fiſchbach 57 erlegt. — Im: Gefieder auf der 
Haut fand ich Ixodes rieinus: 

154. Tetrao ‚lagopus Temm. Im Herbſt 1847. hielt ſich 
bey vielem Schnee ein folhes Huhn 2 Zage lang in einem 
Garten des Dorfes Steinach an der Ens, unweit Rothenburg 
a. T. auf, wohin 08 ſich mwahrfcheinlid aus dem benachbarten 
Mürtemberg, wo das Schneehuhn ſchon einige Male als veriers 
ter Vogel vorgekommen ift, verftrichen hatte. 

155. Perdix einerea Lth. In ganz Sranfen in allen ge: 
eigneten Lagen febr häufig, ſo auch bey Nürnberg... Auf ber 
Hffiziergjagd wurden in 10 Jahren 1366, auf der Revier, Ei- 
bach 459 Stüd gefchoffen.. In dem aͤußerſt fehneereihen und 
kalten Winter 1844/45. gingen die Nepphühner zu Hunderten 
zu Grunde; der Hunger trieb. fie nicht ‚nur in die Naͤhe der 
Dörfer, ſogar bis in dieſelben hinein auf Dungftätten und wor 
die Thuͤren der Häufer und man’ fonnte fie «mit den Händen 
ergreifen;, die noch nicht: ganz abgematter waren, ſetzten ſich, 
wenn fie aufgefheucht wurden, auf die nächften Dächer, Eine 
Kette anfanglich aus 10 Hühnern. beftehend,, hielt fich längere 
Zeit hart. am Bahnhof der Suͤd-Nord-Eiſenbahn in Nürns 
berg auf; bier. ſah ich "mehrmals, ‚mie ſie dem mit langem Zug 
daherbraufenden Dampfwagen böchftens auf 20 bis 25 Schritte 
nach der Seite bin und zwar laufend auswichenz ſie Eonnten 
aber auch vor Hunger und, Elend. kaum mehr fliegen. — Mein 
Freund Hr. Heumann fchreibt mir aus Wonfees: „1845. 
find bey. Loͤſau, eine Stunde. von hier, unter, einem: Volke 
Repphuͤhner 5 Stuͤck ganz ſchneeweiße geweſen z  folche durften 
nicht geſchoſſen werden, mithin habe ich keines bekommen; ich 
habe fie. aber. oft geſehen, bis fie nach und nach verkamen“. 
Eine ganz helle Spielart wurde in unſerer Gegend geſchoſſen. 

156. Perdix coturnix  Lth.: Im Fichtelgebirg nicht ſelten, 
im Bapreutbifchen gemein, ‘fo auch bey Bamberg, Pommers- 
felden, bey Thalmeffing , Eifölden, Alfershauſen; ben Nürnberg 


4 


ind. Fürth brüten nicht viele, häufiger. ‚find fie ‚be Erlangen, 
urgbernheim, 
‚157. Otis tarda L. Kommt nur zuweilen als jeltener Strei— 
fer zu. und. Es wurden Trappen im ‚Bichtelgebirg, bey. Lichten- 
feld, bey Bayreuth, Nürnberg und Unterferrieden erlegt, der 
legtere auf einer, mitten im Walde liegenden Feldflur zu. Anfang 
December 1827. — Gutozoen: Taenia villosa, einmal. im 
ungeheurer Menge vorgefunden, 
‚Otis tetrax L. Sol ſchon bey Nürnberg gefchoffen worden 
It. , 
en Oedienemus erepitans Temm, Sehr felten auf dem 
Zuge; nah Hrn. Dr, Küfter bey Nürnberg alljährlich. 
‚.159. Charadrius vanellus Licht Alenthalben jehr gemein. 
— Entozoin: 1 Spiroptera, 1 Trichosoma, 1. Echino- 
rhynchus, Ascaris semiteres. 
- 160. Charadrius squatarola Glog. Ein. feltener, Gaſt in 
Branfen; im Altmühlgrund vorgefommen, — Entezoen: Echi- 
norhynchus polymorphus, 
161. Charadrius auratus Suckow. Auf: dem Striche in 
Franken, uud auch in hiefiger Gegend, ziemlich ‚haufig. ,— Enz 
togoen: Ascaris heteroura, 
162, Charadrius morinellus L. Als Zugoogel ſehr ein: 
zeln, ich, habe ein einziges Stud aus hiefiger Gegend geſehen. 
163. Charadrius hiaticula L,, Erſcheint fehr felten. auf 
bem Zuge und ift bey Nürnberg am Dugendteich vorgefommen. 
Anmerf. Sr. Dr. Küfter läßt Charadrius auratus, mo- 
rinellus et hiatieula ‚aljährlich ‚in der Umgebung Nürn- 
bergs brüten. Es ift doch gar zu arg und das Alles fleht 
in einem Buche, das dem Andenfen an die Naturforicher- 
verfammlung- in Nürnberg gewidmet iſt! Die füdlichften 
Sommerwohnpläge des Goldregenpfeifers find die Küften 
ber Nordfee, Die des Mornelleegenpfeifers , eines Berg und 
Alpenvogels, die höchſten, kahlen Theile des Nie engebir: 
ges, und Char, hiatieula wohnt am Meereöftrande, oder 
in der Nähe deſſelben an Landfeen und moorigen Lachen; 
Plätze aber in Franken, wie an der Nednig, Negnig, dem 
Diain, wo. der »Halsbandregenpfeifer- allenfaus feinen Som— 
meraufenthalt aufichlagen könnte, find nur von dem Fluß—⸗ 

regenpfeifer bewohnt und es. bedarf noch. fehr der Beſtäti— 
gung, daß hiaticula überhaupt nur in einem beutjchen 
Binnenlande brütet. 


164. Charadrius minor Meyer. In ®ranfen an allen un= 
fern Flüſſen und Nebenflüffen in geeigneten Plägen, den Sommer 
über häufig bey Nürnberg, Erlaugen, Bamberg, Würzburg und 
auch im Oberlande. 

165. Totanus fuseus Leisl. Erſcheint zuweilen auf dem 
Dutzendteich bey Nürnberg in größerer Anzahl; ein Deännchen 
erhielt ich im vergangenem Jahre aus dem Altmühlgrund, 2 
Stud wurden an der reihen und rauhen Ebrach im Herbſt er- 
legt. Nur auf dem Zuge. 

166. Totanus calidris Bechst. Auf dem Zuge nicht un- 
gemöhnlich in Franken, fo in der hiefigen ‘Gegend. 

" 167. Totanus stagnatilis B. Ein Eremplar meiner Samm: 
lung wurde am 4. September 1844. bey Eibah, eine Stunde 
von Nürnberg, geichoffen. Im Magen fand ich: Uybius fuli- 
ginosus, Tipula gigantea, Agrion forcipula. 

"168. Totanus glottis B. Gleichwie Der. vorige nur auf 
dem Zuge; es wurden melde bey Nürnberg, Cadolzburg, Ebrach 
erlegt; nicht ſelten. a j 

Iſis 1848, Heft 1. 


42 


169. Totanus glareola Temm. In Franken auf dem Früh: 
jahr= und Herbſtzug; nicht ungewöhnlich. Entozoen: eine Tæ- 
nia, ein Distomum. 

170. Totanus ochropus Tenm. Wie der vorige,” aber 
nod) ‚gewöhnlicher. 

171. Totanus hypoleucos  T’emm. 
Znge (auf der Aiſch, Pegnig, Ebrach). 

172. Tringa pugnax Linn. Nur auf dem Zuge; bey Er⸗ 
langen und ‚Burg Ebrach wurden einige geſchoſſen. Entozoen: 
eine Trichosoma. 

173. Tringa variabilis: Meyer. 
im Dugendteich gefchoffen. 

Tringa subarquata B, führt «Herr Dr. Küfter für unfere 
Gegend auf. 

174. Limosa melanura Leisl. wurde 4 Stunden von hier 
bey Langenzenn, ein: zweites Gremplar in der Sammlung meines 
Sreunded, des Herrn Dr. Brandt, bey Erlangen gefchoifen. 

175. Scolopax rustieula L. In manchen Jahren auf dem 
Durchſtrich jehr häufig in Franken: brütet auch bey uns, 3.8. 
einzeln in Burgbernheim, Neuſtadt, im Bapreuthifchen, auch 
im Revier Aurach, zwijchen Seuchtwang und Ansbach. Im ver: 
gangenen Sommer hat ein Paar, wovon ich die Eher gejehen 
habe, eine Stunde von Erlangen bey Bahersdorf gebrütet. 

176. Scolopax gallinago L, Gemein in den beiden Wan: 
Derungsperioden. Ich Habe fie in dieſem Srühjahr in einem fumpfi- 
gen Walddifteicte bey Wendelſtein, die Lache genannt, am 6. 
Mah und darnach noch an mehreren Tagen mädern hören, wo: 
durch fie ſchon in jfrüheren Jahren, arbeitende Holzhauer ge: 
waltig erjchredt hatte. Durch den mädernden Srühlingsruf Die 
fer Schnepfe, welche fchon von den alten Deutfchen mit Donar 
dem Domnergotte, in Verbindung gebracht wurde und Gegen: 
ftand abergläubifcher Darftelungen war (daher die Namen Don- 
nerstagspferd, Donnerziege,  Donnerbod‘, Simmelgziege*) wird 
nehmlich heut noch der gemeine Mann in Schrecden gelegt; von 
einem Orte, wo er das furchterregende Maͤckern gehört hat, 
fagt er, es gehe daſelbſt ein Geisbock um, d. h. der Teufel: in 
Bodögeftalt treibe dort fein Ween. — Entogoen: 'Taenia va- 
riabilis, 

177. Scolopax gallinula L. Im Herbft und Frühjahr nicht 
felten ‚oft häufig; heißt bey Nürnberg „Vockerle“. 

178. Numenius tenuirostris Vieill. Nach Hrn. Dr. K üfter 
find 2 Stüd bey Erlangen erlegt morden. 

179. Numenivs arquatus Zth. Alljährlich auf dem Zuge 
bey Bayreuth, Erlangen, Nürnberg, Schwabach nicht felten. 

Numenias phaeopus: Zth. führt Sr. Dr. K üfter für Er: 
langen und Nürnberg, Ibis faleinellus 7. als äuferft felten 
für legtere Stadt auf. 

180. Grus cinerea  Bechst. Hr. Dtt in Wunftedel hat 
im Jahr 1843, einen Kahn Iebendig erhalten. In dem Revier 
Weißenſtadt wurden nehmlich eined Morgens 4 Stüd an einem 
Weiherdamm erftarrt gefunden; ein, Mann, der fie fo .antraf 
nahm einen Derjelben mit ſich, der. meinem Freunde zugeſchickt 
wurde; derſelbe wurde ſehr zahm und mehrere Monate unterhalten. 
In dem genannten Jahre wurden im Fichtelgebirge mehrere Kraniche 
gejehen. Einzelne ‚wurden beh Nürnberg (Revier Altenfurth), 
bey Schweinfurt, bey Aſchbach (1845.) geſchoſſen und vor 
mehreren Jahren zogen 9 Stüd über. Bommersfelden bey Bam⸗ 


Alljährlich auf dem 


Bieht durch; wurde fchon 


& en: Mythologie von Jacob Grimm. Göttingen, 1835, 
9 “we. ® ”"n 4 b 3* 


43 


berg, von welchen aber trog aller Mühe feiner erlegt werden 
fonnte. — Entozoen: Ascaris'singuläris. 

Anmerf. Hr. Dr. Küfter fagt, Grus virgo ſey bey Nürnz 
berg mehrmals geſchoſſen worden z das Gejagte iſt nur dann 
richtig, wenn virgo, wie ich glaube, ein Schreibfehler Für 
einerea ift. Der Jungfernkranich ift im inneren Deutfch- 
land noch nie gejchoifen worden. 

181. Ciconia nigra Bechst. Schwarze Störche wurden: in 
unforer Umgegend ſchon mehrere erlegt, — 3. B. an der fränki— 
schen Nezat bey Windsbach, an der Nednig bey Fürth, zwei san 
der Regnig und im Kosbacher Forſt bey Erlangen, zweh ‚andere 
bey Dürrnfarnbach und Dietenhofen, im Landgerichte Cadolzburg. 
— Entozoen: Strongylus'trachealis, Filaria labiata. 

182. Ciconia alba Bechst. In Franken allgemein boc) 
nicht zahlreich verbreitet. Entozoen: Distomum ferox. 

183. Ardea purpurea Gen. Ein Purpurreiher wurde bei) 
Dürenfarnbach, Landgerichts, Cadolzburg, geichoffen, ein zwehter 
hielt ſich im April 1845. einige Tage im Scyloßgarten zu Afch- 
bach am Steigerwalde auf, ohne daß er hätte gejchofjen werden 
fönnen; Denn er war äußerſt Scheu. 

184. Ardea einerea L. Brütet im Fichtelgebirge ſehr zahl— 
reich, vorzüglich bey Marktleuthen, Schwarzenhammer, Selb; 
Himmelkron. In der Umgebung von Erlangen brütet er wahr: 
fcheinlich ; Denn. ich erhielt won dort: Fiſchreiher zu alle Jahres: 
zeiten. So anfehnlich. auch: noch wor. mehreren Jahren ein Reis 
berftand in dem ehemaligen Domainenwald, die Saardt genannt, 
war, ein Beſtand, weldyer zwiſchen den "Dörfern Hirchneuſees 
und Neudorf, Landgerichts Markt Erlbach, auf einem Flächen 
raum son etwa 6 Tagewerfen: faſt "durchgängig nur mit ſoge— 
genannten Holländer Fohrenftimmen bededt war, jo ſehr und 
gänzlich wurde dieſe Golonie «durch Veräußerung. und Abtrieb 
Diefer Waldung ruinixt. Einzelne Paare zerftreuten ſich in bie 
nahegelegenen Forfte, worin ſich noch einige. hohe Bäume be— 
fanden, nifteten, wurden: aber auch Dort Durch Jäger vertrieben. 
— In den Mägen gefchoffener Reiher fand ich: Cottus gobio, 
Perca fluviatilis, Cobitis barbatula, Sorex fodiens, ‚Hypu- 
daeus arvalis, Dytiseus marginalis. In dem aͤußerſt falten 
und fehnerreichen Winter 1844. und 45. erhielt ich aus der 
Gegend von ‚Erlangen im December und Januar ein altes Weib— 
chen und ein deögleichen Männchen, welche fo ungemein fett 
waren, daß ich Mühe mit dem Ausbälgen hattez dagegen wurde 
am 6. December 1844, ein fehr, ermatteter Neiher von einem 
Landmanne im Walde lebendig ergriffen und nach Haufe gebracht, 
wo Das ausgehungerte, zum Gerippe  abgemagerte Ihier nad) 
wenig Stunden ftarb; in feinem Magen fand ich Inſectenreſte 
aus den Gattungen Cimex, Crabro, Otiorhynchus, Knochen— 
refte wahrfcheintich von einem Froſch, viele ſehr kleine Säme— 
reien , jedenfalls von Wafferpflangen, ‚und endlich 5 ganz er— 
baltene Saamenferne' von Viburnum opulus, — Eutozoen: 
Ascaris serpentulus, Echinorhynchus striatus, eine Filaria. 

185. Ardea nycticora L. Ein jeltener Zugvogel; ein Stück 
wurde ganz nahe an Nürnberg auf ber Roſenau (Bleichweiher), 
ein anderes in Frühling 1834. bey Aſchbach geſchoſſen. 

186. Ardea minuta L. Sie und da in der Gegend von 
Bayreuth, wo fie auch ‚brüten fol; bey Burgebrach wurde ein 
Gremplar erlegtz nach Sen. Dr. Küfter bey Nürnberg in eins 
zelnen Pärchen vorhanden, was wohl möglich: ift. 

187. Ardea stellaris L. Kommt bie und da bey Bayreuth 
(Krögelftein), am Steigerwald (Aſchbach), bey Neuftadt u A., 
Nürnberg (Dugendteih, Mögeldorf, Ropftall, Engelthal  ıc.) 


44 


und. bey Erlangen vor; ich glaube nicht, daß bie Rohrdommel 
auch in Franken brütet. 

188. Phoenicopterus ruber L. Am 25. Junh 1811. 
og bekanntlich eine Anzahl junger Flamingo über Bamberg; 
in demſelben Jahre (den Tag konnte ich nicht mehr ermitteln) 
ſchoß Der Bruder meines Freundes Heumann ginen jungen 
Flamingo bey Kiſſingen. - 

189. Recurvirostra avocetta Z. Wurde in ber Nähe von 
Nürnberg nad) einer mimbdlichen Mittheilung von dem Herrn 
Sturm zwiſchen Großreuth und Ziegelftein geliehen und ift nach 
Sn, Dr. Küſters Angabe einmal auch am Dutzendteich vor: 
gefommen. 

190. Crex pratensis Bechst. Ueberall in Franken gar 
nicht felten; gemein um Nürnberg und Erlangen. , 

191. Rallus aquatieus L. Im Sommer nicht felten; ich 
habe fie jchon im Winter (20. December) aus hiefiger Gegend 
erhalten. — Entozoen: Monostomum verrucosum, mutabile, 
Distomum holostomum. 

192. Gallinula pygmaea Naum. Nicht felten am Mahn. 

193. Gallinula pusilla Bechst. Am Dayn, an der Ebrach 
gar nicht felten; bey Burgbernheim auf dem Zuge. a 

194. Gallinula porzana Lth. Bey Nürnberg, Grlangen, 
deüſtadt a. U, Roth, im Ebrachgrunde uſw. gar nicht felten z 
ich erhielt am 25. April 1846. ein lebendes Rohrhuhn dieſer 
Art, das ſich im Fluge an einer Paterne in der Vorftadt von 
Roth am Sand den Kopf ſtark angeſtoßen hatte, herabfiel ünd 
ergriffen wurde, — Entozotn? Eehinorhynehus lieollis, po- 
Iymorphus , versicolor,, ' Monostomum verrucosum, Disto- 
mum militare, holostomum. 

199. Gallinula 'chloropus Zeh. In allen Tichen häufig, 
ſo auch dey Nürnberg und Erlangen. — Entogoön: Monosto- 
mum mutabile, ein’ Holostomum. ! 

196. Fuliea atra T. Zuhlreich auf allen größen Teichen 
und Weihern, die einem freyem Mafferipiegel haben, ſo bei 
Nürnberg auf dem Dugendteich und auf dem Dechfendorfer Wei— 
her bey Erlangen. — Entozoen? Echinorhynehus 'polymor- 
phus, filicollis, ‘Monostomum vsrrucosun: , mutabile,' Stron- 
gylus trachealis. j 

197. Sterna'fissipes Z. nigra L. Auf ihren beiden Wanz 
derungen auf unſern Flüſſen (Pegnitz, Regnitz, Ebrach) hier 
und Da nicht ſelten. — Entozoen: Docophorus fuscatus, hip- 
pocephalus. 5 

198. Sterna hirundo L. Alljährlich beſucht fie auf ihrem 
Zuge unſere Gewäſſer; Hr. Ziegler in Nürnbürg bat wenig 
Tage alte Junge der gemeinen Seefchwalbe in feiner Sanımlung, 
welche in hiejiger Gegend an der. Rednitz ausgebrütet worden find. 

199. Sterna minuta L. Sehr felten auf dem Zuge; Here 
Dtt erhielt, ein Gremplar im Fichtelgebirg. 4* 5 

Anmerk. Herr Dr. Küfter führt Sterna leucoptera 

Schinz fir Nürnberg und Erlangen, als zuweilen vor⸗ 
kommend, auf. ur 


200. Larus ridibundus  L. ‚Auf unſern Flüſſen in den 
beiden Wanderungsperioden nicht ungewöhnlich, manchmal in 
beträchtlichen Schaaren. — Entozoön;. Taenia. porosa, Holo- 
stomum ‚spathaceum, Ascaris'spiculigera ‚ein Bothrioce- 
phalus. ’t solın j sonig 

201: 'Larus tridactylus’Z. Auf der Wanderung an. unfern 
Gewäffern (Pegnitz, Regnitz, Wieſent, Aiſch) nicht ungewöhn? 

* 


lich. — Entozoen: Holostomum spathaceum. N, 


45 


202 Larus faseus:L. Kommt felten auf dem Zuge und 
meift im erften Winterfleide auf unjere Gewäſſer, fo hat ich fie 
von der Altmuͤhl "erhalten. Nach Hrn. Dr. Küfter ift fie bey 
Nürnberg Standuogel, was abſolut unmöglich iſt. — Entozoen: 
Docophorus lineatus, truncatellus, Ligula alternans , Spi- 
roptera obvelata, Strongylus purpureus, Ascaris depressa, 
Echinorhynchus polymorphus, 

203. Larus minutus Pallas. If felten auf dem. Zuge, 
ein Stüd wurde auf unferm Dugendteich gejchoffen, wo fie aud) 
nad) Sen. Dr. Küfters Angabe jchon einmal ift brütend ges 
funden worden, was. ich fehr bezweifle. Auch führt derfelbe für 
unjere Gegend noch auf: Larus canus L. et L. marinus L. 

204. Lestris parasitica Ill. Cine ſolche Meve wurde im 
Herbſt 1842. bey Schwarzenberg (bey Markt Scheinfeld in Mit— 
telfranken gelegen) geſchoſſen. 

Lestris crepidata Meyer. ift ſchon einige Male, wie Herr 
Dr. Küfter fagt, in Nürnbergs Umgebung gejchoffen worden. 

205. Pelecanus onoerotalus L.. Ein Erenplar des Cabi- 
net3 in Erlangen ift bey Bahreuth gejchoffen worden. 

206. Änser torquatus Bechst. Sehr felten auf dem Zuge 
am Mahn. 

207. Anser albifrons B. An der Altmühl find fchon meh: 
tere erlegt worden. — Entozoen: Spiroptera anthuris, Stron- 
gylus trachealis, Monostomum verrucosum. 
++ 208. Anser segetum B. Zieht im Späthherbft in unge: 
heuren Schanren! bey uns durch und bleibt im gelinden Wintern 
bis zum Frühjahr. 

209. Anser ciuereus Meyer. 
Durch. ; 

‘ 210. :Cygnus musieus Bechstein. xanthorhinus Naum. 
m Sabre 1829. wurde im Winter 4 Stück bey Holfeld an der 
Kainah in Oberfranfen und am Weihnachtstage 1844. ein 
Weibchen aus seinem Flug, von etwa 12. Exemplaren folcher 
‚Schwäne bey Reichenſchwand, 4 Stunden von Nürnberg, ge— 
ſchoſſen; daß letztere ſteht Jin. Der wortrefflichen Sammlung. der 
Hrn. Gebrüder Sturm. Nach Sn. Dr. Küfter wird Cygn. 
musicus in unferer Gegend zuweilen auch brütend angetroffen. 
Wo jol wohl das ſeyn? Die Schwäne, welche bey uns brüten, 
find zahme Cygnus olor. — Entozoin: Docophorus confinis, 
Nirmus albatus, Strongylus trachealis, Monostomum mu- 
tabile, verrucosum, Distomum ovatum. 

211. Auas tadorna L. Ein Eremplar ift auf der Pegnig 
bey Nürnberg _erlegt worden. 

. 212. Anas elypeata L. Kommt auf dem Zuge auf unjern 
‚Gemäffern truppenweife oder einzeln vor. 

213. Anas boschas L. In ganz Franken als Brütenogel 
zahlreich, To auch auf dem Dugendteih bey Nürnberg. — En— 
togoen: Taenia trilineata, Echinorhynchus plymorphus, 
filicollis, Amphistomum erraticum. 

214. Anas acuta L. Ein Gremplar wurde bey Neuftadt a. U. 
erlegt, ift auf unfern Flüſſen ic. ein feltener Gaſt. 

„. 215. Anas strepera L. Einzeln auf ‚den Zuge. 
216. Anas querquedula L. Kommt im. Serbft- truppweife 
duch Franken; einzelne niften beh und, fo brütete vor einigen 
Jahren ein Pärchen ganz in der Nähe von Nürnberg an einen 
Eleinen Weiber. j 
"217. Anas crecca L. Kommt auf ihren beiden Zügen 
ziemlich zahlreich zu uns; brütet aber auch’ bey uns in Franken 
"wie im Fichtelgebirg und der Gegend von Nürnberg. — Ento- 
zoen: Taenia laevis. 


Zieht truppenweife bey ung 


— — 


46 


218. Anas penelope Z. Ziemlich ſelten auf den Zügen. 

219. Anas mollisima L. Im Herbſt 1834. wurde in hie: 
figer Gegend ein ſehr altes prachtvolles Maͤnnchen der 
Eiderente von einem Landmanne bey Dürenfarnbach im Land: 
gerichte Cadolzburg, geichoffen. Daſſelbe hielt ſich auf einen 
Weiher einige Tage lang allein und ohne große Scheu vor 
Menſchen auf und ift gegenwärtig, gut ausgeftopft, indem Be: 
fige des Hrn. Herrſchaftsrichters Wunder in Wilhelmsdorf, 
wo ich es geſehen Habe. So viel ich weiß, ift dies das erfte 
Beilpiel von den Vorkommen eines alten ausgefärbten Männ— 
chens in Deutſchland. — Entozoen: Spiroptera erassicauda. 

220. Anas fusca L. Ein altes herrliches Männchen , wel: 
ches dahier in Hrn, Bieglers Sammlung fteht, wurde im Fe— 
bruar 1830. auf dem Weiher bey Mögeldorf, eine Stunde son 
Nürnberg, und ein zweytes altes Männchen im März 1838. 
auf dem Dugendteich gefchoffen. — Entozoen: Monostomum 
verrucosum. 

221. Anas nigra L, Ein Eremplar ift bey Aſchbach am 
Steigermwalde geichoffen worden. — Entozoen: Strongylus no- 
dularis, Ascaris spieuligera 

222. Anas fuligula L., Auf) dem Striche einzeln oder in 
Eleinen Flügen auf unſern Gewaͤſſernz auch bey Nürnberg auf 
der Pegnitz. — Entozoen: Taenia laevis, 

223. Anas ferina. .L., Wie die vorige; brütet auch einzeln 
bey ung, ſo anı. Vichtelgebirge. 

224. Anas nyroca Gm!. Kommt im Winter familienweife 
nad Scanfen, Mein Freund, Sr. Landarzt Kreß, ſchoß eine 
folche Ente im Sommer 1836. bey Aſchbach. Entozoen: Tæ- 
nia laevis, 

225. Anas Slaeialis L. Im Januar 1821. wurde ein 
altes Männchen bey Gunzenhaufenyauf der Altmühl und im 
December 1826. ein Stück auf der Aiſch erlegt. 

226. Anas clangula L. Kommt: faft alljaͤhrlich truppiveife, 
einzeln in jedem Jahre auf die fränkifchen Gewäſſer, jo auch 
auf die Pegnig und den Dutzendteich. — Gntozoin: Monost. 
mutabile, Spiroptera crassicauda, Echinorhynchus poly- 
morphus. 

227. Mergus merganser L. Wird in firengen Wintern 
nicht felten auf unfern Flüſſen erlegt; fo wurde am 21. Ja— 
nuar 1842. ein herrliches Männchen auf: der Nednig ben Er— 
langen, ein anderes am 4. Januar 1845. auf einem Neben: 
flüßchen derſelben, einzelne am Fichtelgebirge geſchoſſen. Im 
Magen fand ich Cyprinus leueiscus. — Entozoen: Spiro- 
ptera erassicauda, Ascaris spiculigera. 

228. Mergus serrator L. Selten am Maynz Herr Ott 
Hat ihn auch im Fichtelgebirg befommen. 

Herr Dr. Küfter führt den Mergus albellus für Nürnberg 
und Erlangen auf. 

229. Haliaeus carbo ZH. Wurde einmal in der Charwoche 
auf dem Dusendteich, ei zwehtes altes Männchen ebenfalls bey 
Nürnberg, ein drittes bey Erlangen erlegt. — Entozom:ı Tae- 
nia scoleeina, Ascaris spieuligera, 'Echinorhynchus hystrix, 

230. Colymbus eristatus L. Brütet einzeln im Fichtelge- 
birg, auch auf dem Dugendteich beh Nürnberg; auf dem Zuge 
auf-unfern Flüſſen und. Zeichen nicht ungewöhnlich. 

231. Colymbus rubricollis L. Höchſt felten auf dem Zuge, 
einmal auf der Aiſch erlegt. 

232. Colymbus auritus' Z. "Selten und, ſoviel mir befannt, 
nur auf dem Zuge. 


47 


232. Colymbus minor L. 
ger Bruͤtevogel. 

Colymbus cornutus kommt auf dem Main als ſeltener Win⸗ 
tergaſt vor; ich habe ihn aber noch nicht geſehen. 

233. Eudytes septentrionalis ZU. Kommt hin und wies 
der in firengen Wintern nach Franken; einer wurde im Späth: 
berbit bey Leupoldsborf im Fichtelgebirg,, ein anderer an ber 
Pegnig bey Nürnberg geſchoſſen. — Entozoen: Spiroptera 
erassicauda, Distomum inflatum, Ascaris spieulisera, Ho- 
lostomum spathaceum, eine Taenia, ein Strongylus. 

234. Eudytes glacialis L. Kommt in firengen Wintern 
im Jugend£leid nicht fehr felten auf unfere Gewäſſerz einzelne 
ſolche Taucher wurden bey Nürnberg auf der Pegnitz, bey Er: 
langen an der Regnig, bey Kisingen am Main geichofjen. 


Ueberal in Branfen ein häufi: 


The Transactions 
of the royal irisch Academy. Dublin. 4. 


Diefe Schriften werden in Deutfchland ziemlich felten und 
baher wenig Gelehrten zugänglic) feyn; Daher wollen wir über 
ihren Innhalt das Nöthige mittheilen. 

Sie ericheinen feit 1787. und theilen ſich in Naturwiſſen— 
fchaften (Science), fchöne (polite Literature) und Alterthums⸗ 
Wiſſenſchaft ( Antiquities). 

Sn den eriten Jahrgängen ift wenig Naturgefchichtliches; mehr 
Mathematiiches, Arftronomiihes, Phyſiſches, Deineralogifches, 
Anatomifched und Pathologifches; Füberwiegend ift das Antiqua- 
rifche, welches, wie ed und ſcheint, großen Werth hat. Wir 
können natürlich nicht die Titel von allen Abhandlungen angeben; 
jedes Fach enthält aber etwa ein halbes Dutzend auf etlichen 100 
Seiten mit ziemlich viel Tafeln. 


Band J. 1787. S. 89. 87. 162. 

Wiſſenſchaften. Sieben Abhandlungen bis S. 89. über die 
Sternwarte, Sonnenringe, Mondsfinſterniß, Quadratur der Eur- 
ven, tragbares Barometer, Ausziehung der Eubifwurzeln, Pem- 
phigus, Zähne, Haare und Knochen in einem Eherſtock einer 
funfzigjährigen Frau, welde 25 Jahre früher ein Kind geboren 
hatte, mit 3 Tafeln. 

Ber der Schönen Literatur find 5 Abhandlungen äfthetifchen Inn- 
halts auf 87 Seiten, 

Bey den Antiquitäten find 7 Abhandlungen, auf 162 Seiten, 
faft ale mit Abbildungen: alte Innfchriften auf Grabmälern, 
Alter der Wollen - Manufactur in Irland, urfprüngliche Schotten 
in Britannien, gaelifche Gedichte, griechiiches Manuſcript in Du: 
blin, alte Münzen und Urnen, 


Band II. 1788. ©. 191. 90. 90. 


Der Innhalt ziemlich fo; Darunter R. Kirman über bie 
Kohlengruben ©. 157— 170. 

Unter den Antiquitäten, Gräber, Münzen, Alterthuͤmer in 
Kirchen, Kriegälieder, Sitten, Iheater ufw. 

Band III. 1790. ©. 180. 49. 85. 

Kirwan, Kohlgruben bey Blakelow S. 49 — 54. Taf. 

Young, über den Urfprung des gothiſchen Bogens S 55 
bis 88. 

Sohn Eoofe, Befihreibung einer Dampfmafchine. 
bis 116. Taf. 1. 


6. 113 


48 


Saturnd: Ring, Bexrölkerung von Irland, Verdichtung bes 
Alcohools und Waflers. 

Beicyreibung des Theater3 von Sagunt ufw. 

Band IV. Ohne Jahreszahl, wahrjcheinlih erfchienen 
1793. ©: 187. 72. 54. 
G. Burromwes, Biftel-Deffnung in den Magen 177—182. 
Uriprung Der Gärtnerey in Irland. S. 3—20, 
Band V. Etwa 1795. ©. 324. 92 

Kirwan, über den feurigen Uriprung fleiniger Subftanzen. 
©, 51 — 82. 

Derfelbe, über bie neue Erde bey Strontbian in Schott: 
1794. ©. 243-355. Gntdedt von Dr. Crawford 1790., 
bejchrieben von Sulzer in Mäners Journal, February 1791. 

3. Fiſcher, Kohlengruben bey Whithaven in Cumberland. 
©. 266 - 280. 

G. Graydon, über Die verfteinerten Fifche des Monte Bolca. 
©. 281 — 318. Tafeln 3. Verzeichniß einer folden Samm— 
lung des Seren Bozza in Verona, mit lauter neuen Nanıen, 

Ueber das chineſiſche Schadhipiel. S. 55 — 63. 3.2: 

Band VL 1797. ©. 455. 102. 33. 

Wieder aftronomifche, geodätifche, meteorologifche, mathema= 
tische, phyſicaliſche und medieiniſche Abhandlungen, 

Darunter die Geſchichte eines Falls, worinn ungewöhnliche 
Würmer aus Dem Magen entleert wurden won S. Crumpe 
©. 57—63. Fig. Die Abbildungen ſind ſchlecht. Eine Art 
Diefer fogenannten Würmer, wovon nur wenige ausgemorfen 
wurden, ift 1 par. Zoll lang und 1% breit, bat einen Kopf 
und 12 Ringel mit Füßen an den 3 erften, alio eine Käfer: 
larve. Bon der fleinern wurden fo viele ausgebrochen, daß fie 
nicht gezählt werden fonnten. Länge 4, vorn zugeſpitzt, Dice 
in der Mitte 15 beſteht aus einem Kopf und 10 Ringeln mit 
3 Reihen von Füßen [Borften], eine Doppelte Reihe jeberfeits 
und eine doppelte von Fürzeren auf der Mitte Des Rückens, außer: 
dem 3 Borften nach hinten gerichtet. [It ohne Zweifel eine 
Muckenlarve mit zugefpistem oder vielmehr ohne Kopf.) 


Band VII. 1802. ©. 525. 79. 12. Taf. 

Kirwan, über Huttons Erdtheorie; über den erften Zus 
ftand der, Erde; Die Steilheit der Gebirge; chemifche und mine- 
ralogiſche Nomenclatur. ©. 3 — 76. 

J. Templeton, über, die Naturalifation der Pflanzen. 
©. 111— 140. 

Charleville, Zerlegung der Torfaihen. S. 135 — 140. 

NR. Martin, Über die Minen von Glan. ©. 141 — 156. 

©. Knor, Bemerkungen über dem Kelp. S. 207—214, 

NR. Chenenvir, über Die Menge des Schwefeld in der 
Schwefelſaͤure. S. 233 — 244. 

R. Kirwan, über die Variationen ber Armofphäre. 
269 — 508. 


Band IX. 1803. 489. 172. 7. Afln, | 
MW. Rihardfon, über die Bafalt- Felſen bey Giant's —— 
ſeway und Belfaſt. S. 21 — 44. 
Derfelbe, über Huttons Erd-Theorie. ©. 423 — 467. 
Band X. 1806. 312. 176. 21. 


G. Mitchell, über das neue Metal Menacan und feine 
Erze, ©. 11 — 380. * 
©. 35 


Seite 


W. Richardſon, ‚über bie — — 
bis 108. 


49 


Little, über bie Metall- Compofition bey Refleriond - Te: 
Iefcopen. ©. 119 — 188. 
Th. Egan, über Harnftein. S. 229 — 308. 
RN. Kirwan, über die erfte Sprache der Menfchen. ©. 121 
bis 176. 
Band XI. 1810. 211. 190. 244. 
W. Rihardfon, über nügliche Gräſer. 
Es werden hier aufgeführt: - 
Asrostis stolonifera. 
Dactylis glomerata ( Cocksfoot ). 
Festuca pratensis. 
Alopecurus pratensis (Foxtail). 
Lolium perenne (Rye-grass). 
Holcus lanatus (White-Grass). 
Poa pratensis. 
Avena flavescens. 
Unnüg ift Poa annua. 
Phleum pratense (Timothy- Grass). 
Bromus mollis (Goose - Grass). 
Festuca fluitans (Drain - Grass). 
Festuca ovina. 
Poa trivialis. 
Cynosurus eristatus  (Dog’s-tail). 
Anthoxanthum odoratum. 


Band X. 1815. ©. 124. 188. 


Faſt nichts als ——— und Aſtronomiſches; nichts 
Antiquariſches. 


Band XIII. 1818. ©. 114. 189; 184. 


Th. Taylor, über das neue Mineral Kilinit bey Dublin. 
©. 3— 11. 

J. Macartney, über die Rückenverkrümmungen. ©. 13-24. 

TR. Robinfon, über den Bau chemiſcher Defen. Seite 
63 — 92. Taf. 

Derfelbe, über die Mittel, große Hitze hervorzubringen 
durch Verbrennung des Sauer: und Wafferftoffgafed. S. 93-107. 

©. Kirwan, neue Luftpumpe. S. 109— 114. T. 1. 2. 

ER. Robinfon, über die voltaifche Electricität. S. 121 
bis 128. 

W. Wallace, über die Veränderungen des menfchlichen 
Schrachs in berjchiedenen Lebensperioden und über deſſen Berun- 
ftaltungen. ©. 129 — 163. 

Unter den ſchönen Wifjenfchaften kommt vor: 

MW. 9. Drummond, über daß Leben und bie Schriften 
DOppiand. ©. 3— 45. — Er war geboren im letzten Jahr 
des Marcus Aurelius Antoninus zu Anazarba in Cilicien. 

Derfelbe, Analyfe zu Oppians Cynegeticis. S. 47-72. 

Diefe Auffüge tragen ſehr viel bey zum VBerftindniß des oft 
dunfeln Schrififtelerd und find daher von den Zoologen zu be 
achten. 

HM. Mafon, über eine Abbildung von Chriſtus auf einer 
beyh Cork gefundenen Meſſingmünze. S. 129— 150. 

M. Walfb, über ſolche Abbildungen auf hebräiſchen Münzen. 
©. 161 — 173. Taf. 1. 

9.3. Monk, Beſchreibung einer alten Abbildung im rothen 
Buch des Schatzamtes in Irland. S. 181 — 184. T. 1. 

Dieſe Zeichnung wurde gemacht im 11. Jahre der Negierung 
bes Königs Heinrich IV., aljo um das Jahr 1261. Wir 
führen diefe Abbildung an, weil Darauf viele Beamte abgebildet 

Iſis 1848, Heft 1. 


©. 87— 119. 


50 


find, wovon zweh Brillen tragen, was übrigens dem Verfaſſer 
nicht aufgefallen ift. Einer begusft Daburch die Spige feiner Feder. 

In der Alterthums = Abtheilung fommt vor: 

Cäfar Olwah, über die — Forte in der Grafſchaft 
Cavan in Irland. ©. 123 — 127 

Bisher das einzig gefundene in Irland, mährend e8 befanntlich 
mehrere in Schottland gibt. Sie ftehen immer auf großen Höhen, 
find viereckig und zeigen gegenwärtig nur wenig Ueberbleibfel,- 
mit Erde bedeckt und Iofen Steinen darum. Sie haben nur 
Brufthöhe, find durch und Durch verglaft, welche Verglafung 
aber erft 1—2 über den Fundament anfängt; dazwiſchen nur 
durch das Feuer verfärbte Steine. Daß irifche Fort ift Dagegen 
rund im Durchmeffer 34 Stab (Yard! = 3’). An der Süd— 
weſtſeite ragt ein Felſen 4 hoch hervor, den man zu verglafen 
und alfo zu verftärfen nicht für nöthig gefunden hat. 

Einen Graben fonnte man bafelbft nicht aufwerfen, denn ber 
Schiefer ift unmittelbar Darunter und Kalk gibt es eıft 4 Mei: 
len entfernt; dagegen Wald und Seide gibt es genug herum, 
womit man die Steine verglafen Fonnte. 900° davon ftehen 5 
Steine 5' hoch, wahrfcheinlicy ein Druidenfreis, 


Band XVI. 1825. ©. 198, 228. 220, 


A. Nimmo, über die Anwendung der Geologie auf bie 
Zwecke der Schiffahrt. S. 39— 50. mit einer geognoftifchen 
Eharte von einem Theil Englands, 

W. Bald, trigenometrifche Vermeſſung von Mayo. 
bis 61. mit 5 harten. 

W. Edgemworth, auch darüber. ©. 63 — 66. 
°F. T. Mackah, Verzeichnig der Pflanzen Irlands. ©. 103 
sis” 198. 

Bey den Namen fteht bad Borfommen. Nach dem linneiſchen 
Syſtem. 

Unter den Alterthümern kommen wichtige Sachen vor; darunter 

Ch. v. Gieſecke, über die norwegiſchen Niederlaſſungen an 
der Oſtkuͤſte von Grönland. S. 47—56 mit einer Charte. 

3. Hardiman, ein Verzeichnig ber harten von Irland, 
welche in der Bibliothek zu Dublin aufbewahrt werden. Seite 
57 — 7. 

Die älteſten, wie es fcheint, aus der Zeit der Königin Eli- 
fabeth, die meiften um das Jahr 1600. 

Unter den fchönen Wiffenfchaften. ift ein großer Aufſatz über 
die Principien des Rhythmus in Sprachen und Muſik, bejon- 
ders in englifchen Werfen, 1823. S. 1—21. und 1— 220. 


Band XV. 1823. ©. 201. 86. 293, If, 


T. N. Robinfon, neue Luftpumpe. ©. 13 —19. T. 1. 

3. Soufton, über den Bau, den Mechanismus der Zunge 
des Chamäleond. S. 177— 201. T. 1. 

Diefe Abhandlung Haben wir fehon ausgezogen Iſis 1832. 
©. 623. Xaf. 12., nad) dem Edinburger Journal 1829, 
©. 161. 

Unter der ſchönen Literatur: 

3. Scurry, Bemerkungen über die iriihe Sprade. ©. 3 
bis 36. 

2. C. Beaufort, über den Zuftand der Baufunft und ber 
Alterthümer vor der Landung der Anglo Normannen in Irland, 
©. 101. mit 15. Ifn. 

Sehr wichtig; flelen vor Crom-Leac und viele Steinfäulen, 
Grabhügel, Thürme, Capellen und Kirchen, 

— 


©. 51 


51 


Band XVI. 1830. ©. 130. 336. 400. 

WR. Hamilton, über die Theorie der Lichtftrahlen. 
©. 4—62. ©. und 93 — 126, 

J. Mac Cullagh, über bie doppelte Lichtbrechnng in einem 
erhitallifirten Mittel. ©. 69— 78 

R. 3. Graves, über etwas —— im Fußgelenk des 
Roſſes und über die Wirbel bey Delphiuus diodon. ©. 85-91. 

Bekanntlih kann dad Pferd ftehend fchlafen.. Das kommt 
nicht von der Anjtrengung der Muskeln her, fondern von ber 
Geftalt der Knochen im Fußgelenk ( Ankle or Hock-Joint), 
wodurd die leichte Biegung erft erfolgt, wenn ber Fuß. fchon 
etwas gebogen ift, alfo ziemlich fo wie der Storch jtehend ſchla— 
fen kann. Beym Roß ift e8 eine Art Scharnier zwifchen ‘dem 
Schien- und Sprungbein, welches leßtere eine, Gelenkflaͤche hat 
mit fat halbkreisförmigem Umriß,  getheilt in zwey Leiſten, 
zwiſchen denen eine tiefe Grube. Am Ende des Schienbeins 
find. entſprechende Erhöhungen und Vertiefungen, welche in die 
des Sprungbeind eingreifen, wodurch ein vefter Halt entfteht; 
wird umftändlicher beichrieben. 

Delphinus diodon (Hyperoodon) wurde gefangen beh Dublin 
im Serbft 1829.53 16° lang. Nachdem der Rückgrath einige 
Tage eingeweicht war, fand ich, daß die Intervertebral-Sub- 
ftanz fich leicht ablößte, als eine Knochenſcheibe 4 dick mit 
Furchen und Löchern. zum Durchgang der Blutgefäße; find alſo 
Epiphufen, welche bey jungen Walen noch gar nicht mit den 
MWirbelörpern verwachfen find, fo daß man daran das Alter 
erkennen Fann. Findet man einen Wirbel, von dem dad Zwi- 
fchenbein abgelößt ift, fo hat er tiefe excentriiche Furchen, fonjt 
eoneentrifche Linien oder Furchen. In dieſem Fall ift das Thier 
ausgewachfen. 

An zwey Schäbeln waren rechte und Linfe Seite unfymmetrifch. 

J. T. Mackah, Über eine Heide in Kunnamara. ©. 127.128. 

Erica mediterranea; wird 3—5' body; auch in Portugal 
und auf Gorfica. 

Ebenda habe ich auch Menziesia polifolia (Erica dab- 
beoci L.) gefunden. 

Unter den ſchönen Wiffenfchaften: 

Zwey große Abhandlungen von W. H. Drumond und E. 
D’Reilly über die Authenticität von Offians Gedichten, 
wie fie in Macpherſons Ueberſetzung mitgetheilt find. ©. 3 
bis 386. Seyen verfälfcht. 

Uuter den Alterthümern: 

J. D’Alton, über die alte Gefchichte von Irland. S.3-379. 

G. Betrie, über die Authentieität der, Annalen ber vier 
Meifter. ©. 381 — 393. 


Band XV. 1837. ©. 423. 

W. R. Hamilton, über die Lichtftrahlen. S. 1 — 144. 

5. Lloyd, über die Licht - Erfcheinungen bey feinem Durch- 
gang längs den Achfen der zweyachfigen Erhftalle. S. 145 bis 
HD de 2. 

Derfelbe, ein Verſuch, die Beobachtungen des Erd- Mag: 
netismus zu erleichtern. ©. 159 — 169. 

Derfelbe, ein neuer Ball von Interferenz der Lichtſtrahlen. 
©. 171 — 178. 

5. MW Sweeny, über dad Clima von Ireland feit den älte- 
ften Zeiten. ©. 179— 233. 

E. Dany, über ‚ein neued Knallſilber und ſeinen Gebrauch 
als Prüfmittel für die Chlorine. S. 265 — 274, 


52 


J. Apjohn, über die Theorie des Moijtfulb —* 
©. 375 — 292. ; 


Nichts über fchöne Literatur und Alterthümer. 


Band XVI. 1839. 

a Apj A neue Unterfuchungsart der Kite ber Gaſe. 

. 1— 116. 

Derfelbe, Zerlegung des Meteorfteind, gefallen bey Adair 
in ber Orafichaft Limerif am 10. September 1813. ©. 17-30. 

Gewicht 14 Pfund; befteht aus Eiſenkies, Eifen, Nidel, Ko: 
balt und Chrom, Kiefelerde, Talkerde. 

3. Mac Eullagh, über die Geſetze ber Neflerion und Re: 
fraction der Gryftalle. S. 31 — 74. 

R. Mallet, über eine bisher nicht bemerfte Structure in 
manchen Irappfelfen der Grafichaft Galway. S. 75—79. 

E. Davih, über eine neue Gas: Verbindung von Kohlen: 
und Wajlerftof. S. 80 — 88, 

N. Ball, Bemerfungen über die Gattungen: der Robben in 
den iriſchen Meeren. December 1836. S 89— 89. T. 1-6. 

Seit mehreren Jahren glaubte ich 4 Gattungen am unferer 
Südfüfte unterfcheiden zu fünnen: da aber nur zwey anerkannt 
find, fo fammelte ich Stüde, fo viel ich fonnte von verſchiedenen 
Theilen der Küfte nnd fuchte befonderd diejenige zu beſtimmen, 
welche am häufigften vorkommt. Vor der Eutſcheidung aber 
wollte ich die Schädel ber Verfammlung zu Briftol vorlegen, 
wo Nilsfon aus Schweden gegenwärtigiwar, Gr erklärte, daß 
diefelben Halichoerus griseus (Phoca gryphus) fey. Unter: 
fcheidet ſich durch) einfache Backenzähne, faſt in der Geſtalt der. 
Delphine, während fie bey Phoca immer mehr als eine Wurzel 
haben. Bet) einigen Stücken von Halichoerus hat der hintere 
Backenzahn auch 2 oder mehr Wurzeln, ſcheint jedoch zufällig 
zu ſeyn. Diefer lebt im baltifchen Meer einfam; der unferige 
aber in kleinen Nudeln. Nilsfon legt ein großes Gewicht - auf 
bie Färbung, fo daß ich faſt glaube, Der unfrige fey verſchieden, 
weil fie wechfelt nach Alter, Jahreszeit und Geſchlechtz Fein’ 
Stück iſt darin dem andern gleich; die jungen Weibchen: find 
gelblich weiß mit etwas: langen Haaren, welche 6 Wochen nach 
dem Wurf abfallen und fürzeren,  glängenderen Play machen, 
fehmugiggelb mit dunkelgrauen Flecken, welche allmählich ver— 
fhwinden, fo daß endlich der ganze Rücken matt und dunkel 
wird. Ein junges Männchen hat: Tange gelbliche Haare, auf 
dem Rüden bräunlich schwarz überlaufenz Nafe, Kinn, Baden 
und Gaufe (Palme) der Vorderfüße ſchwarz. Das Haar alter 
Weibchen von Halichoerus wird frumm, wann es troden ift 
und an der Oberfläche flach wie mit einen Meffer abgeichabt. 
Daher ficht das Thier filbergran aus, wenn ed gegen den Zur 
ſchauer ficht, umgekehrt ſchmutzig braun; Die Flecken nur fichts 
bar von der Geite. Die Schnurrhaare aller Nobben find in 
der Geftalt ausgezeichnet: Die von Halichoerus werden nad) 
einer Nichtung flach umd ftellenweije verengert; exfcheinen daher 
von oben gefehen linear, von der Seite halsjchnurförmig. Bey 
verfchiedenen Individuen tragen fie werjchiedene Farben. Diefe N 
Robbe unterfcheidet fich. Leicht von andern Durch die grabe Ge: 
ſichtsfirſte, Das wilde Ausfehen und geſtrecktere DVerhältniffe. 
Der Schädel viel Heiner al8 bey Phoca, deren Kirn eben fo 
groß ift, als bey einem zwepmal längeren Halichoerus und ihr 
Verſtand fcheint im umgekehrten Verhaͤltniß zu ftehen. Ich er 
kannte beym erſten Blick in der fchlecht ausgeftopften Phoca 
barbata von Donovan das Fell von Halichoerus; auch Nils— 
fon, Es fcheint die von Parſons befchriebene Tangleibige 


53 


Robbe zu ſeyn, melche jegt als Phoca barbata im brittifchen 
Mufeo ſieht. Everard Homes Schädel aus der Sübfee 
(Phil Trans. 1822. fig.) ſcheint nichts ander als der von 
Donovans Nobbe zu ſehn: denn ich Habe einen ganz gleichen 
bon einem Stück, daß ich ſelbſt geichoffen. Gaumenlöcher find 
ein guter Character für Halichoerus, wenn die Zähne fehlen: 
denn fie öffnen fich in oder an den Gaumenbeinen felbft, während 
fie ſich Hey allen Robben in den Oberfiefern öffnen. Bell hat 
unfere Robbe H. gryphus genannt. 
W. Thompfon von Belfaft erzäblte mir, daß ©. Matthews 
in ber Grafihaft Down eine junge und alte Robbe auf einem 
Felfen fah. Sie fingen das Junge und banden ed au ben Fel— 
fen, wo e8 wie ein Kalb ſchrie und die Mutter berbeylodte, 
Sie wurde gefhoffen; hatte Milch in den Ziten, war weißlich 
grau mit dunfleren Flecken und wog 3 Etr. und 18 Pf. Das 
Zunge 3° lang und geſchätzt 60 Pfd.; auf dem Rücken gelb, 
fonft blaffer ohne Flecken; Schnauze ſchwarz, Saar lang und 
Iind. Bor Jahren fah man oft 2—300 Robben auf dem Bel: 
fen beh Springvale, jest felten, weil die. Benölferung zugenom— 
men hat und bdafelbft eßbare Tange (Rhodomenia palmata, 
Porphyra vulgaris) fucht und Patella vulgaris. Thompfon 
hält diefe für Halichoerus gryphus; die Schrache davon hat 
er vom Strande mac) Belfaft gefchafft. Nicht weit davon be— 
fanı er auch eine Phoca vitulina. 
Ich bekam auch von der Küfte Sligo den Schädel von einem 
Stud, welches an den Hinterfüßen gefangen wurde. Er ftimmt 
ganz mit Sr. Cuviers Befihreibung von Phoca vitulina 
überein. Nilsson erklärt ihn für einerley mit feiner Ph. va- 
riegata. Gleiht Homes Figur von Schädel von den Ork— 
ney=Infen (Phil. Trans. 1822.): allein einige Zähne im 
Dberficfer wurden offenbar von einer andern Gattung eingefeßt. 
MWahrfcheinlih Hat Bell deßhalb diefe Abildung zu feiner Ph. 
groenlandiea gezogen, was ich für unrichtig halte: denu ber 
Zwifchenfiefer wird nicht an ben Nafenbeinen plöglich breit mie 
in der Nobbe vom Severn, welche er ebenfal3 für Ph. groen- 
landica hält. 
Am 30. September erhielt ich ein Icbendiged Stück aus ber 
Grafſchaft Sligo 3° 8“ Tang, unterfdjieden von Halichoerus 
durch furze Schnauze, hohe Stirn und große Augen. Naß ift 
es faſt ſchwarz, vermifcht mit weißlicher Schieferfarbe und an 
ber Bruft etwas heller; troden ift es hellyerlgrau. Es hatte 
in den Weichen lange fahle Haare, offenbar Die Ueberbleibſel 
eines allgemeinern Kleides; fie giengen aber nach einigen Tagen 
aus. Im Gras gieng ed ohne Furcht auf die ihm zunächfiitehen 
Verſon zu, und ließ fich nicht vom Wege abbringen, obſchon 
an ed jehr fchmerzhaft ſchlug mit einem fihweren Tuch. Um 
ch zu wehren, wendet es fich zur Seite und Fragt fehr tüchtig 
mit dem frenen Vorderfuß; e8 beißt felten, und ich habe es nie 
fo unangenehm Fnurren hören wie bie Halichoeri. Es hat nur 
eine fonderbare Manier vorwärtd zu kommen durch eine Art 
Hüpfen, wobeh ed auf der Seite liegt, die Vorderfüße auf der 
Bruft, die Hintern dicht beyſammen. Seine gewöhnliche Bewe— 
gung ift eine Art Galopp ziemlich ſchnell und anhalteud: denn 
es entfam einmal in der Nacht und fand ſich 14 Meile entfernt. 
Nach dem Fang fraß es 22 Tage nichts; feitdem aber recht gern 
Wittlinge (Gadus merlangns ), welche es ganz verſchluckt, den 
Kopf voran und etwas gequeticht. Man gibt ihm täglich 6 Pfd., 
würde aber mehr freffen. Es Eennt feinen Wärter und fieht 
ob er Fifche hat oder nicht. Es gibt immer acht, was vorgeht, 
und wenn fih ein Vogel im Käfig rührt, fo muß man lachen, 


PIECE SEHR = 


54 


wenn man fieht, wie gern es ihn fangen möchte. Zuerft heftet 
es die Augen darauf wie ein Jagbhund; dann ſtürzt es vor: 
wärt3 und zeigt fich fehr ärgerlich, wenn ihm der Vogel ent- 
wiſcht. Es ftarb plöglih im März; es fchien fehr zu gedeihen 
und wurde täglich zahmer. Ein andere wurde getödtet im 
October; im Magen halbverdaute Ammodytes lancea. 

Bell fagt, Nilsfon halte in Diefer Gattung (Ph. vitulina ) 
bie fchiefe Stellung der Badenzähne für ein untrügliches Kenn— 
zeichen. Ich Habe feitdem zu Paris gefehen, daß dieſe Stel: 
lung be Ph. vitulina weniger fchief war als bey vielen an— 
dern. Sie fommt von einer unvollftändigen Entwidelung Der 
Kiefer in ber Jugend Her, zeigt fich auch bey fehr jungen Ha- 
licehoerus und verfchtindet be) Ph. vitulina lang bevor der 
Schädel ausgewachſen ift, Fann mithin Fein Gattungszeichen feyn. 
Der Name Phoca vitulina muß beybehalten werden, jtatt Ph. 
variegata. 

Dr. Illey Hat das Schrach von einem im Severn getödteten 
als Ph. vitulina bezeichnet; ich fah e3 für verfchieden; Bell und 
Nilsfon erflärten e8 für Ph. groenlandica, ich finde aber bie 
Zähne breiter und Die Höcker tiefer getheilt, Die Lambdanath mit 
einen weniger rauhen Kamm und bie Xeiften vom Nafenbein 
ziemlich über Die Mitte der Seitenbeine weniger deutlich als bey 
Ph. groenlandiea, welche auch größer ift als die aus dem Se- 
vern; endlich ſah ich in Diefer Gegend nie eine Robbe, welche 
der Abbildung von Ph. groenlandica in Griffiths Cuv. oder 
in Bell3 british Quadrupeds gliche. Seitdem ſah ich zu 
Paris den Schädel von Ph. groenlandica, welche der franzoͤ— 
fiiche Gefandte aus Copenhagen gefhikt hat, aud) Fr. Cuviers 
Zeichnungen, und bin nun überzeugt, daß die Robbe aus dem 
Severn verfchieben ift. 

Sch glaube, daß es an der Sübfüfte noch eine vierte Gattung 
gibt mit einem größern Kopf und flumpferer Schnauze, wahr: 
ſcheinlich Ph. barbata. 

Ein Robbenjäger erzählte mir, er habe an der Küfte ein 
Männchen getödtet 19° lang; es Fämpfte mit einer andern von 
gewöhnlicher Größe und hatte weniger Haare als andere. 

Im Auguft 1829. Schoß ich ein altes Weibchen von Halichee- 
rus, welches ein Junges fäugte; Länge 7' 2”. 

Abgebildet find: Halichoerus gryphus, Schädel von meh- 
reren Seiten; Phoca vitulina ebenfalls mit den Schädeln und 
Zähnen, Blindfide und Venen ber Leber. 

IH. Knox, über Die Ifolirung der Fluorine. S. 127--134, 
Tafel 1. 

Derfelbe, über die Beftandtheile mancher ätherifcher Dele. 
©. 135-148. 

Th. Andrews, über die Eigenfchaften der voltaifchen Kreife, 
worin concentrirte Schwefelfäure ber Leiter if. S. 149-156. 

3. Apjohn, über eine neue Art von Alaun. ©. 157-161, 

Derfelbe, über eine neue Zufammenfeßung aus Pottafche, 
Jodit, Jodine und Zimmetöl., S. 162 — 170. 

NR. Kane, über eine Reihe Berbindungen von pyroacetiſchem 
Spiritus. S. 99 — 125. 

Unter den fchönen Wiffenfchafien: 

&. W. Wall, über die Natur und das Alter der ſanscri— 
tifchen Schriften. ©. 65 — 152. 

@ Sind, über die Fahre und Chelen der Aegyptier. 
©. 153 — 198. 

Unter den Althümern Georg Petrie über die alten iri— 
ſchen Reliquarien, worin Die religiöfen Manuferipte und andere 
Reliquien aufbewahrt werden, ©. 14— 24, Taf. 1—5. 


55 


Derjelbe Über die Antiquititen vom Tara-Hill. S. 25 — 232. 
Taf. 1 — 

W. Thompſon (von Belfaft), über den iriſchen Haſen (Le— 
pus hibernicus) S. 268— 271. 

Der Earl von Derby machte zuerft im April 1833, auf die 
Verſchiedenheit dieſes Haſen aufmerkſam. Dann wurde er von 
Darrell, Jenyns, Bell’ um, Eyton aufgeführt. 

Dieſer Haſe war übrigens ſchon viel früher den Jägern, Pelz— 
haͤndlern und Köchen bekannt als kleiner mit ſchlechterem Balg 
und Fleiſch. Ich hielt ihn, als er zuerſt vorgelegt wurde, nur 
für eine Abänderung von Lepus timidus, dem er näher ſteht, 
als ven Lepus variabilis. 

Er wird num mit dem fchottifchen verglichen: Männchen 20%, 
Weibchen 2445 der fchottifche 224, Weibchen 21; Gewicht bey 
jenem 5 Pfd. 3 Unzen, bey biefem. 6 Pfd. 2 Unzen; bey jenem 
die Darmlänge 1% 10”, bey diefem 14; Schätel dort 34 8, 
bier 3" 9". 

Die Farben weitläufig beichrieben; der obere Theil des Schwan- 
308 weiß mit einigen fchwarzen Saaren an der Wurzel, beym ſchot— 
tiichen die ganze Bauchfeite von den Vorderfüßen bis zur Schwanz: 
fpige weiß, der Hauptunterſchied, wodurch die Kürſchner beide 
unterfcheiten. Der Lepus timidus hat mehr Farben-Verſchieden— 
denheiten an Kopf, Ohren und Xeib, der Lepus hibernicus mehr 
an den Füßen, 

Nach Eyton haben beide zwölf Rippenpaare, aber der iriſche 
13 Schwanzwirbel, der engliſche 16; beide 7 Lenden- und 4 Kreuze 
wirbel; Zähne gleich. 

Bey dem gemeinen Hafen find Ohren und Schwanz länger, 
der Kopf iveniger rund. 

Character des irifchen: Pelz oben gleichförmig matt. röthlich 
grau, Schwanz oben weißlich, Ohren und Schwanz fürzer ald Kopf. 

Er wird nicht nach Jahreszeiten, fondern mit dem Alter weiß, 
im fünften Frühling am Sintertheil, im fechiten auch an den 
Seiten, im 7ten überall mit Ausnahme des Kopfes, im achten 
ganz und gar, wie e8 fcheint ohne dad Saar zu wechjeln. Der 
Lepus variabilis fonmt auch in England vor auf hohen Ber: 
gen. Der irische Safe flieht fchneller vor’ den Kunden. Die 
Jäger behaupten, beive Gattungen, der irifche und gemeine, feßten 
5mal im Jahr je —5 mit offenen Augen, laufen gleich davon; 
nah 3 Wochen verlafjen fie die Alten. 


Band XIX. 1843. A408. 158. 96. 


R. Kane, über die Natur und die Conftitution der Ammon— 
Berbindungen. S.1— WW. 

R. Patterſon, Befchreibung von Cydippe pomiformis 
(Bero& ovatus Flemingii) mit Bemerkungen über eine neue 
Bolina, beide an Irland, S. 101— 108. T. 1. 

Das Weſentliche dieſes Aufſatzes haben wir ſchon mit einer 
Abbildung gegeben in ver Ifis 1838, ©. 65. aus new philo- 
sophical Journal. Bd. XX. Nr. 40. 1836. 

Derfelbe, über Bolina hibernica. ©. 154 — 158, Holz: 
fchnitte 4. 

Iſt eine Fortfegung der vorigen Abhandlung. Er hat im July 
1839. an der Orafichaft Down binnen einer halben Stunde 126 
Stück in einem Neß gefangen, Ipäter feine mehr. Bewegung. nicht 
fo lebhaft als Cydippe pomiformis; ſchwimmt aufrecht, das 
Maul oben. Gine kleine Gervonia im Glas jepte fich mit. ihrem 
Stiel an eine Bolina, die zwölfmal größer war, und zog fie im 
Glas herum wie ein. Schleppſchiff. Abgelögte Wimpern ſchwingen 


56 | 


mehrere Stunden lang, befonders bey ben vier Fühlfäden und ben 
A Ningen oder Deffnungen‘, woraud diefe Fäden getrieben werden. 
Unter dieſen Wimperbändern ſieht man zwey Waſſerſtröme auf 
und ab. Die Fühlfüden nehmen allerley Geftalten an. - Um ven 
Mund liegt ein weiplicher fchnurformiger Körper; auch um jede 
der Oeffnungen, woraus die Fühlfäden kommen. 

Der Leib iſt ganz durcbfichtig; im Finſtern nicht Teuchtend, 
außer bey Erſchütterung, wo ſich vorübergehende Funken zeigten. 
That man fie aber in ſüß Waſſer, fo erſchien fie plöglich mit zahl— 
lojen leuchtenden Kügelchen erfüllt, in Bewegung und ſchnell vers 
fchwindend z gleich nachher. zeigte fich die. Bolina todt auf dem 
Boten. Zwey große Gefäße mit je 20— 30 Bolinen in einem 
dunkeln Keller zeigten beym Umrübhren einen. grünlichen. Schein 
durch das ganze Wafferz im andern Gefäß wurde das Wafjer 
fo leuchtend, daß man nahe Gegenftände deutlich ſehen Fonnte, 
jedoch nur auf einen. Augenblict; die einzelnen Ihiere ſahen aus 
wie Pampen im Waffer, wurden noch leuchtender bey der Berüh— 
rung ‚ beſonders die Wimperreiben. An einem Tage wurde Dad 
Meerwaſſer nicht erneuert und ‚danm waren am andern Tage alle 
todt, das Waffer milchicht und. übelriechend, leuchtete nicht mehr 
bey dem Umrühren; mitbin war die Faulniß nicht Urfache. Nur 
dieſe Gattung und Bero& fulgens aus unferm Meere iſt leuch— 
tend. Meine Gattung ift verfchieben von den 8 Beroen, weich 
E. Forbes auſgezählt hat. 

B. hibernica: Geſtalt veränderlich, übrigens oval, rundlich und 
zufammengedrücftz durchfichtig, Die Lappen contractil und nur 4 jo 
lang als der Leib; Die längern Bänder gewimpert bis gegen ihr 
Ende; deßhalb und wegen der Fleinern Lappen ift das Thier etwas 
verichieven von Bolina Mertens, und fteht der ächten Beroen 
näher, ‚wielleicht ‚eine Mittelftppe ; übrigens verfchieten von B. ele- 
gans, welche bunfelvoth, und B. septentrionalis, welche hellblau, 
Die Abbildungen zeigen das Thier von vier Seiten; Länge 14 
par., ohne Buchftaben in einzelnen Theilen, weßhalb die Beſchrei— 
bung nicht deutlich wird. 

Die andern Abhandlungen ‚betreffen. magnetifche, ‚optifche, eleetri⸗ 
fche, thermologifche und mathematische Gegenftande. 

&. 322—-328. 3. Muacartney, über die feinere, Structur 
des Hirns nom Chimpanie und von einem Blödjinnigen. T. 2. 
Das Hirn des erfteren abgebildet von der obern und untern Seite. 

Im Schön wiſſenſchaftlichen und antiquariſchen Theil find Münz 
zen und andere Alterthümer. 


Band XX. 1845. ©, 521, 


Diefer ganze Band enthält nichts als eine einzige Kndmarifihe 
Abhandlung über die Kirchenbaufunft Irlands vor dem anglos | 
normanniichen Einfall, und zwar einen Verſuch über Urfprung 
und Beftinmung der runden Thürme, von G. Petrie, mit nicht 
weniger als 256 Holzſchnitten. Die Thürme follen vorzüglich als 
Warten gedient haben. 


Band XXI. 1846. ©. 149. 104. 


Diefer Band enthält meiftens phyſicaliſche Aufſätze über Erd> | 
Magnetismus, Cryſtall-Reflexion, Erdbeben mit. 3 Tafeln; über 
ein Inftrument, welches Die Nichtung der Erdbeben ſelbſt anzeigt; | 
Kometen; auch Mathematiiches. 

Unter den jchönen Wiſſenſchaften über die 18. Dynaftie des 
Manetho; See Die Junſchriften in Fleinafen von F K. Bailie 
S. 114 4 


7 


4 


Die Academie gibt nun auch heraus: 


Proceedings 
ot the royal irish Academy. II. Pars 1. 2. 295. 95. t.4. for 
J2 the Jear 1844. et45, Dublin 1846. 8. 


Wir haben davon nur dem dritten Band, Er enthält faft 
nichts als Mathematiiches und Phyſicaliſches, beſonders Magne— 
tifches und Meteorologiiches. 

&61—82, Nr. 7. Prof. Sarrifon, über die Luftröhre 
und ven Luftſack daran beym Casuarius novae Hollandiae, mit 
E Abbildungen. 


| Gefchichte der Natur 


von Dr. W. ©, Bronn. Stuttgard bey Schweizerbart. 1846. II. 
2. S. 1— 640. 


Diefe Arbeit enthält Die Gefchichte des Erſcheinens der einzelnen 
organischen Weſen auf der Erdoberfläche, hier eine tabellarijche 
- Aufzählung der verfteinerten Pflanzen und Ihier-Oattungen, eben= 
j falls mit Angabe ter Formationen, gerade jo viel Schichten ala 

das Alphabeth Buchftaben hat, abgetheilt in Kohlen-Periode, Salz-, 
Oolith-, Kreide, Molaffe- und die neue Periode, auch vie 
Melttheile. 

Der Verfaffer zähft Pflanzen und Thiere auf nach natürlichen 
 Spftemen. Das Planzenreich ift fertig; vom Thierreih ©. 73. 
die Pseudozoa, Amorphozoa, Polygastriea, Polypi, Poly- 

thalamia et Bryozoa bis Fiſche. Es find auch die lebenden 
Sippen aufgenommen und mit O bezeichnet. 
Wir müßen ung doch einmal erlauben, die von ung in unjerm 
Lehrbuch 1815. S. 15. aufgeftellten Sippen, welche feit Jahren 
meiftens anderen zugefchrieben werden, was auch hier geichieht, 
zurückzufordern. Es find unter don Schwämmen und Corallen folgende: 
A Acrocopora, Turbinaria, Favia, Pectinia, Undaria, Mycedium, 
_ Mussa; Manon, 'Tragium, Seyphia, Basta, 'Tupha, Fistula, 
Ventale, Epipetrum, Achilleum, Tethya, Mazina, Spon- 
1 Be; Bugula, Scruparia, Falcaria, Halecium, Nigellastrum, 
- Pennaria, Nodularia, Placomus. 


n; Neue Deuffchriften 
der allg. ſchweizeriſchen Geſellſchaft für die gefammten Naturwiffenfchaften. 
Neuenburg. Band IX. 1847. 4. Taf. 13. 


I Diefer Band fchliegt fih wirklich an die beften academifchen 
Schriften an, fowohl in Rückſicht ver Wichtigkeit der Abhantlun- 
gen und der Genauigkeit der Abbildungen als der Schönheit des 
Papiers und des Drudes. 
Von Seite 116. — 275. entwidelt Dr. Nägeli feinen Ber: 
ſuch zur Begründung eines eigenen Syftems der Algen und Flo— 
zideen mit 10 Tafeln mierofeopiicher Abbildungen, nachdem er in 
n Seite 718. angezeigten Sten Bande die Eritif der früheren 
Syſteme geliefert hatte. Er fucht Hier vorzüglich die Familien 
zufegen durch ungemein zahleeiche mierofeopijche Unterfuchungen, 
indem er der Meynung ift, daß das Syftem ſelbſt noch nicht aufz 
geſtellt werden könne. Gr findet e8 nothwendig, die bisherige Glaffe 
in zwey zu theilen von gleichem Werte, in Algen und Flo- 
rideen, jene jo characterifiert: Zellen = Innhalt theilweife aus 
Iſis 1848, Heft 1. 


58 


Stärkeförnern und Sarbbläschen beftehend, "Feine Urzeugung; Bort- 
pflanzung gefihlechtälos, durch Keimzellenz dieſe jo: Zellen-Innhalt 
theilmeife aus Stärfeförnern und Farbbläschen beftchend; Feine 
Urzeugung, Fortpflanzung geichlechtlich; männliche Geſchlechts-Or— 
gane mit Samenbläschen ( Samenzellhen), welche nicht in einen 
zelligen Sad eingefchlofjen find; weibliche Gefchlechtsorgane ohne 
bejondere Hülle (Calyptra), mit Sporenmutterzellen, in denen 
vier SperialeMutterzellen, in jeder Derfelben eine Spore, entftehen ; 
Vermehrung (geſchlechtslos) durch Keimzellen, 

Zu den Algen gehören (bie Sippen, wobey fig. fteht, find ge— 
fehildert, die andern nur genannt): 


-1) Palmellaceae: Pleurococeus fig., Palmella fig., 
Diatomeae, Desmidieae. 

2) Nostochaceae: Nostoc, Rivularieae, Oscillatorieae. 

3) Bangiaceae: a) Lyngbyeae: Lyngbya, Hormi- 
dium, Ulothria, Draparnaldia, Stygeoclonium, Bangia, 
Stigonema. 

b) Ulveae: Prasiola, Porphyra fig., Pbycoseris, 
Ulva, Enteroniorpha tig., Zignoa. 

4) Mesogloeaceae: a) Ectocarpeae: Ectocar- 
pus fig. 

b) Myrionemeae: Myrionema fig. , , 

e) Stilophoreae: Myriotrichia fig., Sphacelaria, 
Cladostephus, Elachista, Leathesia, Mesogloea, Chordaria, 
Stilophora, Scytosiphon, Cutleria. 

5) Zygnemaceae: Spirogyra fig., Oedogonium, Bul- 
bochaete, Rhizoclonium ete. 

6) Protococcaceae: Protococcus, Haematococecus, 
Chlorococeum, 

7) Valoniaceae: Valonia fig., Hydrogastrum (Botry- 
dium), Caulerpa, Anadyomene. 

8) Confervaceae; a) Conferveae. 

b) Acetabularieae: Acetabularia fig., Dasycla- 
dus fig., Acrocladus fig. 

c) Coleochaeteae: Coleochaete (Phyllactidium ) 
figur. h 
"o) Lichenaceae: (Flechten); die Calycieen und Graphi— 

deen zu den Pilzen, 

10) Exococcaceae: Exococcus. 

11) Vaucheriaceae: a) Bryopsideae: Bryopsis 
fig., Vaucheria fig. 

bh) Codieae: Udotea fig. 

12) Zonariaceae: a) Chantransieae: Chantransia, 
Batrachospermum, Thorea. 

b) Padineae: Padina fig. 

c) Fuceae: Dictyota fig. 

Die Florideen werden folgender Magen eingetheilt: 

1) Ceramiaceae: Callithamnion fig., Antithamnion 
fig., Poecilothamnion fig., Ptilota fig ‚ Griffithsia, Wran- 
gelia, Spyridia, Ceramium, Ptilota, Crouania, Dudresnaya, 
Bindera, Mierocladia, Naccaria, Gloiocladia. 

2) Delesseriaceae. 

"a) Nitophylleae: Nitophyllum fig. 

h) Delesserieae: Delesseria fig., Odonthalia, 
Sphaerococeus, Acanthophora, Bonnemaisonia, Gelidium fig. 

c) Rhodomeleae: Polysiphonia, Dasya, Alsidium, 
Digenia, Rhodomela, Rytiphloea, Laureneia fig. 

3) Rhiodomeliaceae: a) Plocamieae: Plocamium 
fig., Thamnophora. 

4* 


59 


b) Chondreae: Iridaea, Chondrus, Callymenia, 
Cryptonemia, Gratelupia, Gigartina, Rhodomenia fig., Cry- 
ptopleura fig, Leptophyllium fig. 

€) Gracilarieae: Catenella, Furcellaria, Polyides, 
Dumontia fig., Halymenia, Gracilaria fig., Hypnea. 

4) Lomentariaceae: Lomentaria fig., Champia. 

5) Phyllophoraceae: Peyssonellia fig., Hilden- 
brandtia, Phyllophora, Tylocarpus. 

S. 1.—230. Dr. DO. Heer, die Infecten-Fauna der Ter: 
tiär-Gebilde von Deningen und von Radoboj in Groatien. Taf. 8. 

Das ift die erfte umfaffende und mit ungemeiner Gründlichkeit 
durchgeführte Unterfuchung, Beichreibung und Abbildung von vers 
fteinerten Kerfen, der man e8 auf den erften Blick anfteht, daß 
nur eine vollftändige Kenntniß aller Sippen und ihrer fleinften 
Theile die Beftimmung fo verſtümmelter Weberbleibfel möglich 
machte. Der Verfaſſer behandelt bier die Käfer, von Denen er 
nicht weniger al3 121 Gattungen befhreibt und in 134 Figuren 
abbilvet, von Deningen 103, von Nadoboi 14, von Parfchlug in 
Steyermarf 3, vor der Hohen Nhone im Canton Zug 2. Sie 
vertheilen ſich in 79 Sippen und 34 Sippfihaften. Die Deninger 
erhielt er aus der Sammlung von Carlsruh (ehmals bifchöffliche 
zu Mörsburg), der Lavaterſchen und der Univerjitäts-Samme 
lung zu Zürich, der von Donefchingen und der von Seyfried 
zu Gonftanz; die Nadoboier von Gräß durch Prof, Unger, Die 
Gattungen find aus folgenden Sippen. 

1) Cymindis, Brachinus, Glenopterus n., Badister, An- 
chomenus, Argutor, Harpalus. 

2) Dytiseus, Colymbetes. 

3) Protactus n., Omalium. 

4) Scaphidium, Silpha, Nitidula, Amphotis, Peltis, Tro- 
gosita, Dermestes, Byrrhus. 

5) Hydrophilus, Hydrobius, Escheria n. 

6) Coprologus n., Onthophagus, Gymnopleurus, Apho- 
dius, Melelontha, Rhizotrogus, Melolonthites n., Trichius. 

7) Capnodis, Perotis, Ancylochira, Eurythyrea, Dicerca, 
Sphenoptera, Protogenja n., Füsslinia n., Buprestites n., 
Ischnodes, Cardiophorus, Diacanthus, Limonius, Lacon, 
Adelocera, Elaterites, Pseudoelater. 

8) Telephorus, Malachius, Clerus. 

9) Lytta, Melo&, 

10) Cistela, Helops, Mycterus. 

11) Clytus, Mesosa, Acanthoderes, Saperda. 

12) Bruchus, Anthribites n., Rhynchites, Brachycerus, 
Sitona, Cleonus, Pristorhynchus, Lixus, Sphenophorus, 
Cossonus, Ourenlionites. 

13) Donacia, Anoplites, Cassida, Lina, Chrysomela, 
Boreina, Gonioctena, Ciytra. 

14) Coceinella. 

Zum Behufe diefer Unterfuchungen: war ber Verfaffer genötigt, 
das Geäder der Flügel und Flügeldecken genau zu ftudieren, be— 
fonderd um die gewöhnliche Zahl und die genaue DVertheilung 
herauszubringen ; eine fehr Iehrreiche Darftellung erläutert mit 
Abbildungen. Er nimmt 6 Sauptadern an, denen er neue Namen 
gibt, weil die älteren unpaflend feyen, was leider nur zu wahr ift. 
Indeffen wird eine bleibende Benennung erft möglich werden, mann 
die Bebeutung und gefegmäßige Zahl diefer Adern ermittelt ift. 

Was die Tafeln betrifft, fo muß man der genauen, nur durch 
das DVergrößerungsglas zu ermöglichenden Zeichnung, alles Lob 
ertheilen, bejonderd wenn man bebenkt, wie zerbrüct und zerriffen 
folche Eleine Geſchöpfe auf dem Steine liegen. 


0 


60 


S. 1. — 71. 3.3. Bremi, Beyträge zu einer Monographie 
der Gallmücen, Ceeidomyia. X. 2. il. | 

Ohne Zweifel ift das Leben und Weben der Kerfe der wich⸗ 
tigſte Theil ihrer Naturgeſchichte. Sieht man von einzelnen Be⸗ 
obachtungen ab, To haben fich nur Reaumur, Rbſel und De: | 
geer auf umfaffende Weile mit diefem Theil der Naturgefchichte 
beichäftiget, bie Wohnungen ber Kerfe aber nur gelegentlich bez 
rückſichtiget. Das haben in der neueren Zeit Sammerfhmidt 
(Sie 1834. ©. 721.), Ratzeburg und Hartig ex professo 
getban, beſonders hat der erftere eine fehr vollftändige Claſſifica— 
tion der Pflanzen Auswüchle aufgeftellt, und der letztere viele durch 
die Gallweſpen verurfachte Geſchwülſte bekannt gemacht. Diefen | 
Arbeiten ſchließt fich der Verfaſſer mit ungewöhnlichem Eifer und 
großem Erfolg an, indem er eine große Zahl ſehr verſchiedener 
und ſonderbarer Auswüchſe beſchreibt und abbildet, welche von den 
Larven der Gallmücken verurſacht werden. Zuerſt beſchreibt er 
die Larven und Puppen und ſodann die Auswüchſe ſelbſt, welche 
er eintheilt in eigentliche Gallenbildungen und Taſchenbildungen 
mit weiteren Unterabtheilungen. Davon werden nicht weniger als 
36 an ſehr verſchiedenen Pflanzen beſchrieben und größtentheils 
abgebildet ſehr deutlich und ſchön. Obſchon die Fliegen noch nicht 
überall bekannt find; jo hat er doc) denſelben Namen gegeben, 
weil man mit Recht annehmen darf, daß verfchiedene Auswüchſe 
auch von verfchiedenen Gattungen herrühren. Sodann theilt ver 
Derfaffer feine Beobachtungen mit über die Ernährung der Larsen, 
die Zahl der Generationen und die Schmaroger. Dann folgt ein 
Verzeichniß aller Gallmüden, mit Angabe ihres Aufenhaltes, 
worunter 57 befannte und 22 neue, endlich 14, wovon man nur 
ihre Erzeugnifje Eennt. Der Major Amfteinin Malans bejchreibt 
C. grandis, carnea et fasciata. N 

Zum Schluffe gibt der Verfaffer ein Verzeichniß der Pflanzen, 
in welchen er Larven dieſer Mücken gefunden bat. 

Diele Iehrreiche Abhandlung twird nicht verfehlen, die Aufmerk— 
famfeit der Entomologen auf ſich zu ziehen und Ddenfelben Luft 
machen, die fo merfwürdigen Pflanzenauswüchfe genauer zu ſtudieren. 

In diefem Band findet fich noch eine mathematifche Abhande 
lung von J. W. von Defhwanden über die Locomotiven für 
geneigte Bann, S.1—48 T. 1. 


Amtlicher Bericht 


über die 24. Berfammfung der Naturforfcher und Aerzte in Kiel im 

September 1846,, herausgegeben von den Gefchäftsführern berfelben, 

Profeſſor Dr. G. A. Michaelis uud Gtats-Rath Dr. 9. F. Scherf. 
Kiel in der academifchen Buchhandlung 1847, 4. 292, T. 4. 


Die Naturforfcher und Aerzte wurden in Kiel ebenfo freundlich 
aufgenommen wie aller Orten. Nicht blos die Gefchäftsführer, 
die Univerjität und die Stadt haben Alles aufgeboten, was ven 
perfönlichen und wiffenfchaftlichen Zwecken dienen und die Unters 
haltung befördern Fonnte, ſondern auch felbft der König und ber 
Herzog von Schleswig = Holftein, Chriftian Auguft haben auf eine 
großmüthige Art ihre Huld der Verſammlung angebeihen laſſen. 
Der König ließ eine Feſthalle im Schloßgarten bauen, weil es an 
einem hinlänglich großen Saal fehlte, und übernahm die Beftreiz 
tung ber Koften, welche nicyt durch den Beytrag der Mitglieder 
würden gedeckt werden. Er ließ übertieg aus Kopenhagen eine 
Sammlung son Thieren aus den nördlichjten Meeren nach Kiel 
fihaffen; deßgleichen feltne Dlineralien und Verfteinerungen; der 


61 


Herzog lub diefelbe zu einem Fruͤhſtuͤck in die fchöne Gegend 
‚von Örafenftein ein. 

Bürger und Profefforen bildeten Commiſſionen für die Anz 
meldungen, die Feſte, die Sections = Verfammlungen ‚und die 
Naturalien-Summlungen; die Gefellfhaft der Harmonie räumte 
ihr Local zu den Abend»Unterhaltungen ein, und die Innwohner 
boten ihre Zimmer an. 

Das Mufeum der Alterthümer im Schloß, der bötanifche 
Garten, das academifhe Mufeum, worinn die Inſecten-Samm-— 
lung von Fabricius, ſtand den Naturforfchern offen; ebenfo 
die zoologifhe Sammlung des Herrn Noft, die ornithologifche 
und entomologifche des Juſtitiarius Boie, und die entomolo= 
gifche des Grafen zu Rantza u und die mineralogifche des Dr. 
Süerfen. — In diefen Dingen bemüht man fid) gewöhnlich 
zu viel, weil die Naturforfiher nicht Zeit haben, diefelben gehoͤ— 
tig zu benugen, oft Eaum zu befuchen und flüchtig anzufehen. 

Selbft der Verein des Gartenblumenbaues zu Hamburg hat 
zum 26. September eine Pflanzen = Ausftelung zu Hamburg 
veranftaltet. 

Um 18ten war Mufit im Schlofgarten, am 20 ften Dampf: 
bootfahrt nach Grufenftein; am 22 ften Goncert in der Fejthalle, 
am 23 ften Ball ebendafelbft. 

Eine Gefellfhaft von Damen forgte für die Unterhaltung 
der fremden Damen während der Sitzungen durch Ausflüge in 
die Gegend. 

Die Zahl der Fremden betrug 277., aus der Stadt 134. 

Die erfte Verſammlung wurde eröffnet von Prof. Michae: 
lis mit einer Nede, worinn er die phyſicaliſchen Berhättniffe 
der Dftfee fehilderte. S.11., nachher Verleſung der Statuten. 

©. 27. Prof. Zeune aus Berlin über die Entftehung des 
Menichengefhlechts und deffen Racen. 

Prof. Schert: Gedaͤchtnißrede für Beſſel. 

S. 42. In der zweyten Sitzung wurde Aachen zum naͤch— 
ſten Verſammlungsort gewaͤhlt. 

©. 48. Dr. Buek aus Hamburg: über die Taubſtummheit. 

©. 56. Prof. Feffen aus Kiel: über die in ‚Beziehung 
auf Geiftes- amd Gemuͤthskranke herrfchenden Vorurtheile. 

©. 64. Sn der dritten Sisung Prof. Derfted: über die 
Mefens = Einheit des Erfenntniß = Vermögens in dem ganzen 
Weltall. 

©. 77. Prof. Forchhammer aus Kopenhagen: über die 
Beftandtheile des Meerwaffers, feine Strömungen und deren 
Einfluß auf das Clima der Küften-von Nord:Europa. 

©. 102. Abſchieds- und Dankrede von Scherf und 
Mente 

©. 109. Ein Verzeichniß der, auf Befehl des Königs, von 
Kopenhagen eingeihidten Naturalien. Haartbiere 49, Schädel 
35, Vögel 87, Fiſche 98, gröntändifhe 51, Lurche 18, Weich: 
thiere in Branntwein 64, Schalen aus Grönland 51, Mine. 
alien 52. 

Fand» und Stewafferfchalen aus des Königs Privat-Samm: 
lung, eingefhict von deren VBorftand, H. Bed. 

Lurche aus dem Univerfitäts-Mufeum zu Kopenhagen 20. 

Meichthiere aus der Sammlung des Heren Kröyer; von 
Spisbergen 45, von Norwegen 90. 

Schalen vom Prof. Steenſtrup; Kerfe vom Juſtizrath 
Staͤger und Adjunct Jacobſen. 

Von der Univerſitaͤt zu Kopenhagen: Mineralien 46, Ber: 
fteinerungen, meiftens Schalen 124. 

©, 123. Abtheilung für Zoologie, Anatomie und Phyſiologie. 


62 

Prof. Krahmer aus Halle: über den Mechanismus der 
Refpiration. 

©. 131. Prof. Steenftrup aus Kopenhagen theilt Ra- 


na temporaria in R. oxyrhina et platyrhina ab, und bes 
fchreibt viefelben nad) Lebensart und Verbreitung, fpricht auch 
über die Geſchlechtsunterſchiede und die Lebensart der Fröfche, 
Kröten und Molche überhaupt. 

©. 139, Juſtitiarius Bote: uͤber die Characteriſtik der 
Sippen; legt auch 22 Degenerationen von Pflanzentheilen, durch 
Ceeidomyia verurfaht vor, welche Bremi aus Zürich einge: 
ſchickt bat. 

©. 146. Steenftrup: über einen 64 Sahr alten Larus 
marinus; neue Morfteinerung aus der Kreide von Seeland, 
Moltkia, zwifchen Corallium et Mopsea; ferner Cyathidium 
(Crinoidea). 

©. 147. Boie: 

©. 151. 
burtshilfe, 

Es wurde vieles vorgetragen und befprochen, was wir nicht 
mittheilen Eönnen, von Scuhr aus Celle, Ruete aug Göttin: 
gen, Grahl zu Hamburg, Krämer aus Göttingen, Münd- 
meyer aus Lüneburg, Kirchner aus Kiel, Rangenbed aus 
Kiel, Meyn und Michaelis ebendaher, Medel aus Halle, 
Edertfen aus Friedrihssurg, Sommer aug Kopenhagen. 

©. 168. Ubtheilung für practifhe Pſychiatrie. 

Hier fprahen Engelfen aus Bremen, Jeſſen aus Horn— 
heim, Thygeſen aus Kiel, Sommer aus Kopenhagen. 

©. 181. Abtheilung für Phyſik, Chemie und Phar— 
macie. 

Meyerftein aus Göttingen: über Magneto-Meter. 

Prof. Pfaff aus Kiel zeigt 27 Jahr lang verfchloffene Mil, 
und Fleiſchbruͤh; Waſſer vom Geyſer; Blauſaͤure; zeigt des 
Mechanicus Cramers magnetozelectrifche Mafchine, 

Prof. Rammelsberg aus Berlin: über die Producte, 
welche die Cyanure und Doppel-Cyanure beym Erhigen liefern. 

©. 190. Prof. Himly aus Kiel: über bisher unbekannte 
Sauerſtoffſalze, welche fchwefeligfaures Gold-Oxydul mit den 
ſchwefeligſauren Alcalien bildet. 

Dr. Thaulow aus Cheiftiania: Zerlegung einer Perlafche. 

©. 193. Abtheilung für Botanik, Forſt- und Land: 
wirthſchaft. 

Prof. Schleiden aus Jena: über die Erdapfelkrankheit. 

©. 195. Schacht aus Altona: über die Pflanzen = Br= 
feuchtung zur Beftätigung der ſchleidenſchen Anficht, bey 
Cucumis sativus. 

©. 197. Prof. Nolte aus Kiel: 
dungen, 

©. 199. Dr. Münter aus Berlin: uͤber das Keimen von 
Eugenia jambos, die Samenlappen der Roß-Caſtanie. 

©. 202. Prof. Nolte: Buchftaben in einer Buche vom 
Sabre 1726. 

©. 203. Abtheilung für Mathematif, 
und Mechanik. 

Prof. Scherf: über die Verallgemeinerung des milfonifchen 
Lehrſatzes. 

S. 209. Premier: Lieutenant von Kauffmann aus Ko— 
penhagen: über die Dynamik der Materie, 

©. 214. Prof. Scherk: neue Methode, die Zerfällung 
einer Zahl ufw., durch eine einzige Formel zu erfahren. 


Benfpiele vom ehlichen Leben der Störche. 
Abtheilung für Medicin, Chirurgie und Ge: 


zeigt Pflanzen» Mißbi!- 


Uftronomie 


63 


Astheilung von Conchyologie. e 

Prof. Steenftrup: Ueberficht der Land» und Suͤßwaſſer— 
Mollusten auf Island. Limnaͤen in Waffer von 43 0 E., bes 
fehreibt das Thier von Mytilus discors; umhüllt ſich ganz mit 
Byſſusfaͤden. 

Hier kann man billig fragen, was die Zerſplitterung in ſo 
kleine Fachabtheilungen nuͤtzen ſoll. Die zoologiſche Abtheilung 
iſt ohnehin beh allen Verſammlungen ſehr ſchwach vertreten ge: 
weſen. Ueberdieß wollen ja die andern Zoologen auch etwas 
von den Weichthieren hoͤren. Die Abſonderung iſt alſo in jeder 
Hinſicht unpaſſend. 

©. 228. Abtheilung für Mineralogie, Geognofie 
und Geographie. 

Diefe Vorträge find am zahlreichſten und daher auch befon- 
ders zu haben, 

Die vier Tafeln gehören dazu. 

Gonrector Lucht aus Gluͤckſtadt fpricht Über einen Bohrver— 
ſuch zu einem artefifchen Brunnen, und legt Schicht = Proben 
big zu einer Tiefe von 478° vor. 

©. 226. Dr. Volger aus Göttingen: über den nordifchen 
Tertiaͤr⸗ Boden. 

Dr.-Meyn: über das Vorkommen des Aſphalts im Granit, 

©. 232. Dr. Zimmermann aus Hamburg: über die 
Schichten der Tertiär-Formation bey Nheinbed. Dabey eine 
Gharte mit Durchſchnitten. 

©. 234. Lehrer Noft aus Kiel: über die Gefchiebe und 
Verſteinerungen Holfteins. 

©. 236. Prof, Germar aus Halle: 
liche Kagerung der erratifchen Bloͤcke. 

&. 237. Dr. Bolger defgleichen. 

©. 239. Prof. Plieninger aus Stuttgart: über den ver- 
fteinerten Macrorhynchus. i 

©. 240. Dr. Zimmermann legt die Tertiaͤr-Petrefacte 
ben Rheinbeck vor und befpricht diefelben. 

©. 244. Prof. Germar: über Verfteinerungen aus dem 
Steinfoblen: Gebirge bey Mettin, namentlid über einen auf 
rechten Baum. 

©. 246. Dr. Meyn: über die Genftallifation des Struvits. 

©. 2351. Weginſpector Bruhns aus Eutin: Geognoftifche 
Mierheitungen über Wagrien und Fehmern. Dabey eine Charte 
mit Durchſchnitten. 

©. 257. Prof. Wiebel aus Hamburg: über die ehema: 
lige und jegige Größe der Inſel Helgoland. 

"&. 26%. Dr. Hornbed aus Kopenhagen: Über die mine⸗— 
ralifchen Worfommniffe auf der Infel St. Thomas. 

S. 264. Paftor I. Müller aus Hamburg und Prof. 
Miebet: über die Entftehung der Struvit-Cryſtalle; follen ſich 
in alten Cloaken bilden, beftehen aus phophorfaurer Ammoniak: 


©. 214. 


über die urfprüng- 


Kalkerde. 

©. 272. Dr. Bolger Über das Erdbeben am 29. July 
1846. 

©. 273. Kammerratb Kabell aus Oldesloe: über die 
geognoftifchen Verhaͤltniße des ſuͤdweſtlichen Holfteins. Dabey 


eine Charte mit Durchſchnitten und Bohrverfuchen. 

©. 276. Pr. Zimmermann: über ein vermeintliches 
Kalkfloz ben Huͤlshorſt; dabey eine Charte mit Durſchſchnitten 
und Bohr-Verſuchen. 

S. 231. Prof. Forchhammer zeige Augit, ber ſich in 
Hornbiende und Gramat metamorphofiert bat. 


©. 283. 
von der Intel Hawai. 


Seftreden, 


gehalten im naturgefchichtlichen Mufenm zu Frankfurt am Main vom 
Dr. 3. M. Mappes. Frankfurt bey Sauerländer, 1842. 8. 186. 


Der Berfaffer gibt hier in einer fehr anziehenden Sprache 
eine Gefchichte der von Dr. Sendenberg gegründeten Stif— 
tung, und der vorzüglich durh Dr. Cretzſch mars Eifer im 
Fahr 1817. zufammengetretenen naturforfchenden Gefelfchaft, 
woben es fich wieder zeigt, wie aus Kleinen. Anfängen fehnell 
etwas Großes werden fann, wenn nur wenige tüchtige Männer 
ernſtlich wollen, und wenn fie fich mit Vertrauen an das Wohl: 
wollen des Publicumg wenden, welches faft immer bereit ift, 
feine Hilfe zu gewähren, wenn man ihm nur Zeit und Dit 
bezeichnet, wo fie gern gefehen und in Ehren gehalten wird. 
Bey diefen Gelegenheiten hat der Verfaffer die Verbienfte der- 
jenigen Männer heeausgehoben, welche ſich der naturwiffenfchafts 
lichen Anftalt mit Liebe und Aufopferung angenommen: haben. 
Diefe Anerkennung und die Erhaltung des Andenkens ift eine 
Ermunterung für jeden Lefer diefer wohlwollenden und wahr: 
heitsliebenden Biographien. 

Voran gebt die Lebensgefchichte des merfwindigen Arztes 
Sendenberg und eine Darftellung feiner Stiftung, fowie der 
eigentlich daraus hervorgegangenen naturforfchenden Gefellfchaft. 
Diefer Vortrag wurde gehalten bey Eröffnung des Mufeums 
im November 1821. Sendenberg gab im Jahr 1763. 
100,000 Gulden zur Herftellung eines Krankenhaufes, einer 
Anatomie, eines chemifchen Laboratoriums, eines botanifchen 
Gartens und einer Bibliothek. Diefe Anftalten wollten aber 
nicht recht gedeihen, und giengen endlich durch die Ungunft der 
Zeit faft zu Grunde, bis im Jahr 1817. durch die Bemuͤhun— 
gen der Doctoren Neuburg und Cretzſchmar mehrere 
Freunde zur genannten Gefellfhaft zufammentrafen und durch 
Sammlung von Beyträgen der Stiftung wieder aufhalfen. 
Sm Jahr 1821. betrug die Zahl der Mitglieder, welche jaͤhr— 
ih 1 Carolin zahlten, ſchon 267. Außer den Naturalien, 
welche nach und nad) angefchafft wurden, hat vorzüglich E. 
Nüppelt die Sammlung ungemein beteichert mit feltenen 


64 


Prof. Wiebel: über den fadenfoͤrmigen Obfidian 


Thieren, welche er auf wiederholten Neifen in Africa zufammenz | 


gebracht hatte, und Bethmann hat der Gefellfchaft mit groͤ⸗ 
ßeren Summen unter die Arme gegriffen, ſo oft ſie derſelben 
bedurfte, wenn ſie gelegentlich eine ganze Sammlung von einer 
Thierclaſſe erwerben konnte. Es ſind noch mehrere mit Rath 
und That der Geſellſchaft beygeſtanden, deren Namen wir un— 
moͤglich aufzaͤhlen koͤnnen. Das Buch gedenkt derſelben uͤberall 
mit dankbarer Anerkennung. Dann folgen Jahresberichte bis 
zum Jahr 1840. und Necrologe oder dankbare Erinnerungen 
an Gordier, Freyreiß, Völker, Wiefenhütten, Ehr— 
mann, H. Meyer, Wenzel, Söommerring, Neu: 
burg, Göthe, Stein, Beder und H. Meyer; im Jahr 
1846. noch eine Biograpbie von Cretzſchmar, welcer fich 
um die Gefellfchaft und die Sammlungen fo befonders verdient 
gemacht hat, Nicht felten. hat der DVerfaffer mit feinen Jah— 
tesberichten die Behandlung eines wiffenfchaftlichen Gegenftandes 
verbunden, wie Über den. Einfluß des Geiftes auf körperliche 
Bildung, und über den innerften Bau einiger Gebilde des 


nz 


menfchlihen Körpers. Man darf diefe Schrift als einen wich 
‚tigen Beytrag zur naturbiftorifchen Literatur Deutfchlands bes 
teachten und zugleich als eine Gefchichte von dem exfreulichen 
Fortſchritten, welche diefe Wiffenfchaft in der Gunft des Pub: 
licums gemacht hat. 


Populäres aftronomifches Handwörterbuch der 
Aftronomie, 


von Dr. 5. E. Nürnberger, geh. Hofrath. Kempten bey Danns 
heimer. Heft XIV. XV. 1847. 8. 19, 384, T. 7. 


Mir haben ſchon mehrere Hefte diefes ungemein fleifigen und 
nuͤtzlichen Werks angezeigt und. fünnen uns nur freuen, daß es 
einen fo rafchen Fortgang bat, und nun. bald vollftändig in 
den Händen des Publicums feyn wird: denn diefe Hefte gehen 
fhon: bis Schiefe der Ecliptik. Beſonders ausführlich find be— 
handelt die Mond :Ungleichheiten, der. Multiplicationd = Kreis, 
die Nachtgleichen, die Neben= Planeten, die Neigung der Bahn, 
die Oppofition, die Parallare, das Pendel, die Perturbationen, 
die Planeten und Planetoiden, die Uchfendrehung, der Saturn, 
der Schatten. Die Tafeln ftellen vor: die Monds-Dberfläche, 
den Saturnug-Ning, aſtronomiſche Inſtrumente ufw. 


Die Mineralogie 
leicht faßlich dargeftellt mit Rüdficht auf das Borfommen der Miner 
talien, ihre technifche Benugung, Ausbringen der Metalle ꝛc., von 
Tr von Kobell, Nürnberg bey Schrag, 1847, 8, 211, T. 1, 


Diefes Werklein ift wirklich fo gefchrieben, wie es der. Zitel 
befagt, für jederman leicht faßlich, welcher die Kenntniffe der 
allgemeinen Bildung befißt; wohlgeordnet, kurz und dennoch 
das Nöthige enthaltend. Woran die Cryſtallographie fehr büns 
dig vorgetragen mit Abbildungen; fodann ©. 35. die phyfifchen 
Eigenſchaften; S. 45. die chemifchen mit ftöchiometrifchen Ta: 
bellen. 

©. 44. das Syftem, fo mitgetheilt. 

Elaffe . Nihtmetallifihe Mineralien. 
Ordnung I. Kohlenstoff: Diamant, Graphit, Steinkohlen, 
Ordnung I. Schwefel. 

Ordnung II. Fluoride: Flußfpath, Kıyolith. 

Ordnung IV. _Chloride: Steinfalz, Salmiak. 

Drdnung V. Nitrate: Salpeter. j 

Ordnung VI. Carbonate: Aragonit, Strontianit, Witheit, 

Kalkſtein ıc., Soda. 

Ordnung VII. Sulphate: Schwerfpath, Glauberfalz, Gyps, 

Aaun, Auminit ıc. 

Ordnung VII. Phosphate: Apatit, Lazulith, Wavellit, Ralait. 

Ordnung IX. Borate: Boracit, Borax. 

Drdnung X. Silicate: Quarz, Opal, Granat, Epidot, Me: 
conit, Seldfpath, Glimmer, Smaragd, Pyroxen, Amphibol, 
Talk, Zeolithe, Zone, Topas u. 

Ordnung X. Atuminate: Korund, Spinell ufw, 

Ordnung XII. Eis und reine Hydrate wie Diafpor uſw. 

Claſſe I. Merattifhe Mineralien ©. 137. 

Ordnung I. Arſenik: Gediegen, Nealgar , Operment, Phatma: 
colith uſw. 

Drdnung Il. Antimon uſw. — 


Iſis 1848, Heft 1. 


66 


Diptera Seandinaviae, 


disposita et descripta, auctore Dr. Phil. J. W. Zetterstedt, 
Prof. Lundae sumtibns regiis. VI. 1847. 8. 2163 — 2580. 
[Sriphiswaldiae apud Koch.] 


Obſchon ung Band V. noch nicht zugefommen iſt; fo halten 
wir es doch der Wichtigkeit wegen für nöthig, den Innhalt 
diefes Bandes anzuzeigen. 

Der Bf. geht, indem er die Arbeiten feiner Vorgänger be: 
nust, in vielen Dingen, befonders in der Herftellung der Fa— 
milien feinen eigenen. Gang, wie ein Mann nicht andere thun 
kann, welcher fo: wieljährige und fo ungemein fleißige Forſchun— 
gen angeftellt und ein fo großes: Zalent in Auffuchung der 
Kennzeichen und einen fo großen Scharfjinn in der Anwendung 
derfelben und im der Aufſpuͤrung der Verwandtfchaften an den 
Tag gelegt hat. Das bewährt fih auch in dem vorliegenden 
Bande auf diefelbe gründliche Weife, wie wir es fchon wieder: 
holt bey den früheren Bänden zu rühmen Gelegenheit hatten. 
Er erkennt zwar die meiften in der neueren Zeit aufgeftellten 
Tamilien an, ordnet fie aber anders, und fucht fie befonderg 
dadurch natürlich zu machen, daß er unpaffende Sippen heraug- 
nimmt und in andere Familien verfest. Im der Regel zieht 
er bey der Benennung der Familien die von feinem Landsmann 
Fallen gewählten Namen den andern vor und zwar mit Recht, 
da fie mit’ Ausnahme der Latreillifchen die Altern find. Wir 
haben die Anordnung  derfelben ſchon mitgetheilt in der Sfis 
1843. ©. 873. Wenn man bedenft, daB im Norden ziemlich) 
alle europaifchen Mudenfippen ihre Vertreter haben; fo Eann 
man diefes Werk einen Coder für die Mucken diefes Welttheils 
nennen. 

Diefer Band enthält die Familien 31 —34.: Ortalides, 
Opomyzides, Heteromyzides et Geomyzides Fallenii. 
Die erfte Familie hat fhon im vorigen Band angefangen; fie 
fest fid bier fort mit Sippe 154. Tephritis, wovon nicht 
weniger als 56 Gattungen befchrieben werden; Psairoptera 4 
Sp.; Palloptera 7.; Sepsis 19.; Lissa 15., Sapromyza 
35.; Lonchaea 13.; Lauxania 8.; Ulidia 1. 

Fam. 32. p. 2370. Opomyzides. 

Gen. 163. Calobata 3., Micropeza 1., Loxocera 4., 
Scatophaga 21., Tetanura 1., Opomyza 6., Tanypeza 1., 
Chyliza 3., Colobaea n. 1. (Opomyza bifasciella.) 

Fam. 33. p. 2430.: Heteromyzides. 

Gen. 172. Helomyza 28., Heteromyza 6., Actora 1., 
Orygma 1., Coelopa 3., Copromyza 16., Limosina 16., 
Piophila 16., Rhynchaea n. 1. 

Fam. 34. p. 2525.: Geomyzides. 

Gen. 181. Geomyza 9., Diastäta 5., Drosophila 23., 
Asteia 3., Stegana 2. 

Es folgt alfo noch) die Bearbeitung von Fam. 35—51. 


Die bis jegt befannten Arten aus der Familie der 
NRegenwürmer 


als Grundlage zu einer Monographie dieſer Familie, von W. Hoff: 


meijter, Braunſchweig bey DBieweg. 1845.) 43, T. 1; 


Der berühmte Saviany hat bekanntlich zuerſt im Jahr 
1821. darauf aufmerffan gemacht, daß es nicht bloß eine 
Gattung von Regenwuͤrmern gebe, fondern daß man mehrere 
unterfcheiden könne Es wurden aber nur kurze Charactere da⸗ 


67 


von befannt gemacht, fo daß es fhwer war, biefelben zu er 
kennen. Der Vf. hat nun die Negenwürmer der norddeutfchen 
Ebene unterfucht und ebenfalls verſchiedene Gattungen gefunden, 
welche hier genau befchrieben und recht artig ‚abgebildet werden, 
ja er ftellt fogar 4 Sippen auf, wovon freylich einige nur fehr 
wenig befannt find. Won der eigentlichen Sippe Lumbrieus 
nimmt der Df. 16 Gattungen ald wirklich verfchieden an. 
Lumbricus agricola, die größte, wird umftändlich beſchrieben, 
nebft der Lebensart. Der Bf. hat viele Beobachtungen und 
Verſuche damit angeftellt , welche man mit Vergnügen und Bes 
lehrung lieſt. Bey den andern Gattungen faßt fi der Vf. 
Eürzer mit Ausnahme des Lumbrieus communis, welcher über: 
all verfommt mit verfchiedenen Abänderungen, befonders in der 
Farbe, Die Übrigen beißen L. rubellus, riparius, olidus, 
puter, stagnalis, agilis. Der Bf. gibt die Synonyme von 
Savigny und Duges an, hätte aber wohl beffer gethan, 
wenn er daraus Namen gewählt hätte, ftatt neue zu machen, 

Die andern Sippen heißen Helodrilus, Phreoryctes (Ha- 
plotaxis), Criodrilus. Eine Erklärung der Abbildungen Eöns 
nen wir nicht finden. Ob fie wohl unferm Exemplare fehlt! 
Denn es läßt fi) doch nicht denken, daß fo etwas follte vers 
geffen worden feyn. 


dene de Mammalium Systemate, 


Diss. inauguralis in Univ. monacensi, auct. Car. Frid. G. Me- 
dicus, Lutrinae. 1847. 8. 56. 


Der Df. befchäftiget fich hier vorzüglich mit den fogenannten 
Uebergangsformen, hebt diefelben hervor, und fucht fie gehörigen 
Orts unterzubringen. Man Eennt zwar diefelben, hat fie aber 
noch nie zufammengeftellt, wie hiee der Verf., wodurch fie 
beffer hervortreten und die Weberficht erleichtert wird, Er hat 
auch überall die Kennzeichen derfelben angegeben, welche an die 
verwandten Sippen oder Sippſchaften erinnern, und dadurch 
erhält die Schrift einen eigenthümlichen Werth. Dergleichen 
Uebergangsformen find Hapale, Nyetipithecus, Galeopithe- 
cus, Macroscelides, Cladobates, Condylura, Gulo, My- 
daus, Arctonyx, Ailurus, letides, Cercoleptes, Parado- 
xurus, Enhydris, Proteles, Otaria, Otolicnus, Tarsius, 
Petaurus, Amblotis, Echimys, Meriones, Pseudostoma, 
Bathyergus, Spalax, Saceomys, Tamias, Ptheromys, Chi- 
romys, Pedetes, Cavia, Bradypus, Ornithorhynchus, Hy- 
rax, Sus, Camelopardalis, Auchenia. 

Es find übrigens alle Sippen nad) den natürlichen Familien 
aufgeführt und überdieß erleichtern zwey Zabellen die Weberficyt 
der Verwandtfchaften und der Uebergänge, fo daß man dieſe 
Schrift nicht ohne Nugen vergleichen mird. Sie kann auf 
jeden Fall zu einer beſſern Gtaffification der Haarthiere bey: 
tragen. 


x Spftematifcher Inder 
zu Azaras Paxaros del Paraguay y Rio de la Plata, von Dr. 
©. Hartlaub, Bremen bey Echünemann. 1817, 4, 29. 


Das Wert von Azara über die Vögel von Paraguay ift 
eines der wichtigften und nüßlichften über die Glaffe der Vögel, 
nicht bloß weil ex das erfte und vollftändigfte über dieſes un: 
befannte Rand ift, fondern vorzuͤglich wegen der mufterhaften 


E 68 
Befchreibungen, und wegen der Nachrichten Über die Lebensart, 
Er hat aber leider die Vögel nicht fuftematifch beftimmen koͤn— 
nen, weil es ihm an den nöthigen Büchern fehlte. 

Sonnini bat zwar in feiner Ueberfesung ſich viel Mühe 
in der Beſtimmung gegeben, indeffen Vieles zweifelhaft gelaffen, 
und Vieles gar nit herausbringen koͤnnen; ebenfo ift «8 
Dieillot ergangen. Einzelne Vögel wurden genauer beftimmt 
von Zemmind, den Prinzen Mar von Wied, Lichten— 
ftein, Leſſon, D’Drbigny, Darwin und Tfhudy. 
Bey alle dem blieben. nody viele zweifelhaft und viele gang 
unbeftimmt, endlich. find diefe Beftimmumgen in mehreren und 
meift theuren Werfen zerftreut, fo daß alfo ſchwer nachzukom— 
men ift. Es war daher ein guter Einfall von Dr. Hartlaub, 
alle Beftimmungen zu fammeln, zu berichtigen und für die offen 
gelaffenen die ihnen gebührenden Namen aufzufuchen. Dazu 
gehörte aber ungeachtet feiner großen ornithologiiden Kenntniffe 
dennoch auch ein großer Entfchluß: denn es war gewiß Eeine 
geringe Arbeit, ale von Azara angegebenen Gharactere zu 
lefen, zu beurtheilen und mit den Befchreibungen anderer Schrift: 
fteller oder mit den in den Sammlungen aufgeftellten Exem— 
plaren zu vergleihen. Das Altes hat der Bf. mit raftlofem 
Eifer gethan und auf diefe Art den Zoologen ihr Gefchäft un: 
gemein erleichtert, ja eigentlich erft moͤglich gemacht, wofür fie 
ihm gewiß zu Dank verpflichtet find. 

Azara bat nicht weniger als 448 Vögel befchrieben. Dar: 
unter bat man aber fhon 26 als Weibchen oder jüngere Voͤ— 
gel entdedt, 

Die Schrift ift in Tabellenform mit 4 Spalten. In der 
erften die fpanifhen Namen nad) der Reihe, in der zweyten die 
Seitenzahl des fpanifhen Driginals; in der dritten die Seiten: 
zabl von Sonninis Ueberfegung; in der ten der ſyſtemati— 
fhe Name, welchen die verfchiedenen Schrififteller gegeben ha— 
ben. Es find fehr wenig Vögel, welche der Vf. unbeftimnit 
laffen mußte. 

Das ift nun Alles fehr gut, aber es fehlt leider noch etwas 
ſehr Weſentliches, nehmlich zwey alphabetifche Negifter, eines 
fuͤr die ſpaniſchen und eines fuͤr die ſyſtematiſchen Namen, und 
zwar deßhalb, weil das Original unbegreiflicher Weiſe gar kein 
Regiſter hat, das franzoͤſiſche aber nur eines von den franzoͤſiſch 
gemachten Namen. Wer nun das Werk raſch benugen will, 
dem bleibt nichts anders als fich ſelbſt Negifter aus Hart- 
laub8 Buch zu madhen. Dem würde abgeholfen, wenn der 
Vf. diefe Negifter ſelbſt machte. Das Büchlein würde faft 
eben fo did werden wie das vorliegende und koͤnnte daher ebenfo 
gut felbfiftändig erfcheinen. 

Es müßten aber nicht bloß die neueften fyffematifhen Namen 
hinein, fondern auch die Älteren, wenigftens die von Cuvier: 
denn wer kann immer wiffen, unter welchem neufabricierten 
Sippennamen die Gattungen fteden? Es müßten auch die 
wilden Gattungsnamen binein, wie Sahobii, Pitagua, Pi- 
cui, Curucau, Teteu, Ipecuturi. Ein Verfehen ift e8 auch, 
daß das Format in Quart ift und man es daher nicht Eann 
anbinden laffen. 


Fauna der Borwelt 
mit fteter Berücfichtigung der lebenden Thiere, monographifch darge— 
ftellt von Dr. C. ©, Giebel. I. 2. 1847. 8, 218, 


Den erften Band diefes fehr fleifig und mit Sachkenntniß 
bearbeiteten Werts haben wir nach Verdienſt angezeigt; ber 


69 


ber vorliegende enthält die Vögel und Lurche, und ſcheint ung 
ebenfo volftändig mie jener zu ſeyn. Die verfteinerten Vögel 
find bekanntlich‘ Seltenheiten; indeffen hat ber Derfaffer hier 
doch mehr jufammengebracht, als wir. erwartet hätten. E83 
£ommen vor Raubvögel, Finfen, Naben, Schwalben, Spedte, 
Papageyen, Tauben, Hühner, Strauße, "Sumpf: und Waſſer⸗ 
vögel. Voran eine Schilderung des Knochenſyſtems, wobey die 
Finger etwas ausführlicher hätten brhandelt merden koͤnnen. 
Bey jeder Familie iſt das Knochenſyſtem wieder beſonders aus 
einandergeſetzt und das geognoſtiſche Vorkommen im Allgemei— 
nen angegeben, bey den einzelnen Gattungen beſonders; dabey 
auch die Literatur und der Wohnort. Es ſind bis jetzt unge— 
faͤht 60 Gattungen bekannt, ohne die in America gefundenen 
Zusftapfen, die hier ebenfalls aufgeführt werden. 

©. 41. folgen die Lurche, deren Zahl und Sonderbarkeit fehr 
groß ift. 

Ohne die Verfteinerungen wäre e8 nicht einmal möglich, das 
volftändige Syſtem der Lurche herzuftellen; denn die Ichthyo— 
fauren und Pterodactylen bilden eingenthümliche Familien, von 
denen feine lebendig übrig geblieben find. Der Bf. hat auch 
offenbar diefe Claffe mit Vorliebe und daher fehr genau und 
volftändig bearbeitet. Es wäre gut, wenn die Citate chrono— 
logiſch geordnet werden koͤnnten. Das ift zwar in manden 
Fällen ſehr ſchwer; indeffen fönnte man zufrieden feyn, wenn 
es in den möglichen Fällen geſchähe; auch wäre es nicht übel, 
wenn bey den feltenen das Gabinet genannt würde, wo die 
Eremplare aufbewahrt werden. 


Taſchenbuch für — und Schmetterlings- 
Sammler 


von 3. Berge. Stuttgart bey Hoffmann, 1847. JEL. 8. 360. T. 2. 


Der Vf. gibt hier eine practifche Anmeifung, Käfer und 
Schmetterlinge zu. fammeln, zu erziehen, zuzubereiten und auf: 
zubewahren, wie e8 ung fcheint, auf eine ſehr verjtändliche und 
nuͤtzliche Weiſe. Er befchreibt und bildet ab die Fanggeräth- 
fchaften, gibt Anleitung zu ihrem Gebrauh, zur Behandlung 
der Inſecten nah dem Fange, befchreibt die Geräthfchaften zum 
Ausipannen, die Käften oder Schubladen, zeigt die Mittel an, 
die Inſecten wor Zerftörung durch andere Inſecten zu fchligen, 
und lehrt überhaupt alles, was zu diefer Sache noͤthig ift. 

©. 62. folgt ein fpftematifches Verzeihnif aller europäifchen 
Käfer: Species mit Angabe des Aufftellers und des Vaterlandg; 
auch find die Eippen der ausländifhen gehörigen Drts einge: 
tragen, mit Angabe der Zahl der Gattungen, wodurch die Ues 
berjicht erleichtert wird. 

Man findet hier die neueften Cippen aufgenommen. Die 
Zahl der europäifhen Gattungen beträgt 6586., der auslän- 
diſchen 15,813. 

©. 279. folgen die europäifchen Schmetterlinge, deren Zahl 
3918. beträgt; die ausländiihen werden auf 10,000 gefchäst. 


Monographia Heliceorum viventium, 
sistens descriptiones systematicas et criticas omnium hujus fa- 
miliae generun et specierum hodie cognitorum, auctore Ludo- 

vico Pfeiffer, Dr. Casselano. Lipsiae apud Brockhaus, 
Fase. I. 1847. 8. 160. 


- Bon bem Vf. welcher ſich ſchon ſeit Jahren durch ſeine 
Studien uͤber die Conchylien ruͤhmlichſt ausgezeichnet hat, kann 


| 


70 


man nicht anders als Genaues und Vollftändiges erwarten, 
Es fcheint ung, daß im diefer Schrift das Möglichfte erreicht 
ift, befonders in der richtigen Beftimmung und in der unges 
mein reichen Literatur und Synonymie bey den Gattungen, In 
diefem Hefte fommen vor Anostoma mit 3 Gattungen, To- 
migerus mit zwey, Streptaxis mit 23, Odontostoma mit 6, 
endlich Helix mit 415, noch lange nicht fertig. Der legten 
Sippe geht eine Zabelle vorher, in welcher nicht weniger als 
1132 Gattungen angezeigt find. Daraus fann man ſchon den 
ungemeinen Fleiß, welhen der Bf. auf das Sammeln ver: 
wendet hat, ermeffen, wie nicht minder die Kenntniß und den 
Scharfſinn, welcher e8 ihm möglich machte, eine ſolche Tabelle 
zu entwerfen. Nur eines wäre dabey zu wünfchen, daß. die 
Charactere der Gattungen möchten Eürzer gefaßt werden. Eine 
kurze Befchreibung koͤnnte nachhelfen. 


Histoire naturelle des Inseectes. 


Apteres par €. Baron Walckenaer et Paul Gervais, Prof. a 
Montpellier. Paris chez Roret, IV. 1847. 8. 623. Pl.34— 
52. (Nouvelles Suites à Bu/fon.) 


Diefes Merk ift num nach zehnjähriger Arbeit gefchloffen. 
Band I. HM. ift angezeigt in der Iſis 1844. 472., Band II. 
1846. ©. 559. 

MWaldenaer hat fih fein ganzes Leben lang mit dem 
Studium der Spinnen befchäftiget, und man verdankt ihm eigent= 
lih das Spftem derfelben, welches gegenwärtig ziemlich allge— 
mein befolgt wird; auch hat er die meiften nun angenomme— 
nen Sippen aufgeftellt: denn die nicht angenommenen rühren 
größtentheild von andern her. Er hat in demfelben Bande viele 
derfelben eingezogen. 

Hier rührt die Einleitung und die Befchreibung der Gattun= 
gen der Myriapoden von ihm her, die Nedaction dagegen von 
Gervaisz die reichhaltigen Zufäße dagegen und Supplemente 
wieder von Waldenaer. In der Einleitung fpricht er vor— 
züglich Übet die Freßwerkzeuge und fucht fie anders zu beftim- 
men und zu benennen als Savigny, beffen Anfichten er uͤber— 
haupt Eeinen Beyfall fhenft, was ung leid thut, weil dadurch 
den empirifchen Beftimmungen wieder Vorfhub geleiftet wird: 
denn was foll man bey Drganen denken, welche fo heißen und 
fo aufeinander folgen: 

Levre superieure. 

Macheires. 

Palpes maxilliformes. 

Palpes labiaux. 

Levre inferieure. 

Mandibules. 

Urbrigend hat er die Unterfchiede zwifchen den Freßmerkzeu: 
gen der Scolopendren, Julen und Polpzoneen genauer ange— 
geben. 

Das Werk felbft beginnt mit der Schilderung der äußeren 
und inneren Koibestheile und ‚der Entwidelung der Jungen, 
fpricht über, die geographifche WVerbreitung und die verfuchten 
Giaffificationen, welche ganz vollftändig mitgetheilt werden. 

Die hier befolgte Glaffification fteht fo: 

Classis I. Diplopoda. 
Fam. 1. Pollyxenidae: Pollyxenus. 
Fam. 2. Glomeridae: Glomeris, Zephronia, Glomeri- 
desmus. 


71 


Fam. 8. Polydesmidae: Oniscodesmus, Cyrtodesmus, 
Polydesmus, Strongylosoma, Platydesmus. 

Fam. 4. Julidae: Lysiopetalum, Julus, Stemmiulus, 
Blaniurus. 

Fam. 5. Polyzonidae: 
phonophora. 


Classis II. Chilopoda. 

Ordo I. Schizotarsia. 

Fam. 1. Scutigeridae: Scutigera. 

Ordo I. Holotarsia. 

Fam. 1. Lithobidae: Lithobins, Henicops. 

Fam. 2. Seolopendridae: Heterostoma , Scolopendra, 
Cryptops, Theatops, Scolopendropsis, Scolopoeryptops, 
Newportia. 

Fam. 3. Geophididae: Scolopendrella, Geophilus. 
Dann folgen ©. 58. die einzelnen Sippen und Gattungen 

mit Characteren, Synonymen und. Befchreibungen, Vaterland, 

Mohnort, Größe — namentlich von Leach, Brandt und 

Newport. 

S. 336. folgen Zufäße zu Band III. ©. 363. Supplemente 
zu allen Theilen, worinn befonders bie von Koch aufgejtellten 
Sippen und Gattungen der Spinnen nacdıgetragen werden; 
©. 523. folgt eine neue Glaffification der Spinnen. 


I. Theraphoses. 

Latebricoles: Mygale, Oletera, Calommata, Acantho- 
don, Cyrtocephalus, Sphodras, Missulena, Fili- 
stata. 


Polyzonium, Siphonotus, Si- 


II. Araignees. 
A. Binoculedes. 
1. Crypticoles: Nops. 
B. Senoculees. 
: Tubieoles: Dysdera, Segestria. 
. Capteuses: Scytodes, Oecobius, Rack, Sicarius. 
C. Oectoculees. 
. Courenses: Lycosa, Dolomedes, Deinopis, Storena, 
Ctenus, Hersilia, Dolophones. 
5. Voltigeuses: Myrmecia, Chersis, Eresus, Attus (Sal- 
tieus etc.)‘ 
6: Marcheuses: 


* 9520 


Delena, Arkys, Thomisus, Solenops, 


Eripus, Monastes, Philodromus, Olios, Clastes, 
Sparassus. 

7. Niditeles; Clubiona, Desis, Drassus, Clotho, Othio- 
thops, Latrodectes. 

8. Filiteles: Pholeus, Artema. 

9. Tapiteles: Tegenaria, Lachesis, Agelena. 

10. Orbiteles: Epeira, Plectana, Tetragnatha, Uloborus. 


11, Retiteles: 
Episinus. 
12. Aquiteles: Argyroneta, 

Auf diefe Weife find wohl an hundert Sippen eingezogen, 
welche wir unmöglich "bier angeben koͤnnen. Es ift freylich 
ſchlimm, daß die Bearbeitung diefes Werks zehn Jahre ges 
dauert bat und daher viele Nachträge und Aenderungen nöthig 
geworden find. Indeſſen hat man nun dod) etwas Ganzes 
und zwar dargeftellt von wirklichen Kennern, j 


Linyphia,  Theridion, Uptiotes, Argus, 


72 


Susrutasm. 


Alyurvedas, id est Medicinae Systema a venerabili D’hanvan- 

tare demonstratum a Susruta discipulo, composito. Nunc primam 

ex Sanskrita in latinum sermonem vertit, introductionem, an- 

notationes et rerum indicem adjecit Doctor Fr. Hessler. Er- 
langae apud Euke. I. 1847. 8. 251. 


Wir haben ſchon bey der Anzeige des erften Theils darauf 
aufmerkſam gemacht, wie anziehend es für uns feyn muß, ein 
medicinifches Syſtem Eennen zu lernen, welches fchon vor einigen 
Zaufend Fahren in Indien aufgeftellt worden ift, wenn es aud) 
nur dazu dienen follte, die Neugierde zu befriedigen. Der Werth 
ift indeffen viel größer anzufchlagen. Es ergänzt einen Theil 
der Gefchichte, welcher. bisher noch gar nicht zur Kenntniß ges 
kommen iſt ; es zeigt. aber auch den Stand. der anatomifhen 
und nofologifchen und beſonders der therapeutifchen und phar— 
macologifhen Wiffenfchaft in der Urzeit des menfchlichen. Ges 
ſchlechts. Dabey lernt man eine ungemeine Maffe von Pflan- 
zen Eennen, welche zu jener Zeit ald Heilmittel angewendet 
wurden. Diefe Pflanzen hat der Df. gewiß mit unfäglicher 
Mühe nad) dem Linneifchen Syſtem bejtimmt, eine Arbeit, für 
welche ihm Botanifer wie Aerzte zum größten Danke ver: 
pflichtet find. 

Diefer Band enthält die Somatologie, welche mit den höch- 
ften philofophifchen Principien beginnt, alfo auch für die Philos 
fophie felbft von Wichtigkeit ift. Dieſer Abfchnitt enthält fo 
viel Sonderbares, daß man vor Verwunderung nicht weiß, wie 
man damit zurecht fommen foll. 

S. 49. folgt die Therapie, befonders reih an Mitteln aus 
dem Pflanzenreich, auch vieles über die Zeugung. Die Diätes 
tie ift fehe ausführlich behandelt. 

S. 209. Die Lehre von den Gegengiften. 

Der Vf. wird am Ende des Werks die indifchen Pflanzen- 
namen mit den linneifchen zufammenftellen, wodurd feinem 
Werke gewiß ein großer Gewinn zumachen wird. 

Man muß ihm zu diefer gewiß miühfamen Arbeit Muth, 
Ausdauer, Gefundheit und die nothigen Hilfsmittel wuͤnſchen, 
woran e8 ihm übrigens bisher nach den vorliegenden Proben 
nicht zu fehlen fcheint. 


Die Einathmung der Aether: Dampfe 
in ihrer verfchiedenen Wirfungsweife, nach eigener Erfahrung bearbei- 


tet von Dr. Med. Robert, Ritter von Welz, Würzburg bey Boigt, 
1847 8. 28. K 


Dieſe Schrift enthaͤlt eigentlich die Erfindung einer neuen 
oder verbeſſerten Aether-Maſchine, obſchon es aus dem etwas 
unklaren Titel nicht hervorgeht. Die bis jetzt gebraͤuchlichen Ma: 
ſchinen, fo weit wir fie kennen, find allerdings noch ſehr unvoll⸗ 
fommen, indem fie entweder leicht zerbrechlich, daher ſchwer 
fortzubringen, oft zu theuer find, oder indem fie nichts als Ae— 
therdunft in die Lunge bringen und daher den Einathmenden 
der Gefahr des Erſtickens ausſetzen. 

Der Df. hat bey den. vielfältigen Yasrnbngen; welche Pro: 
feffor Textor im Sulius= Spital vom Aether. gemacht ‚hat, 
Gelegenheit gehabt, die. befte Einrichtung der Mafchinen und 
die befte Methode des Einathmens zu ftudieren, ja er hat felbft 
an fich und feinen Gameraden Verſuche angeftellt, und ift da— 
durch zu der verbefferten Einrichtung gekommen. Der Apparat 


73 


auch wirklich fo einfach als möglih, und befteht eigentlich 
' bloß. aus einem blechernen Gefäß mit einer elaftifchen Röhre. 

Das Einathmen geſchieht ganz einfach durch beide Nas: 
Löcher, alfo auf ganz gewöhnlihem Wege; auch iſt die Einrich— 
tung getroffen, daß ntmofphärifche Luft zugleich mit dem Aether 
in die Lungen kommt, wodurch jede Gefahr des Erſtickens ver: 
mieden wird. Für die zweckmaͤßige Anwendung diefes Apparats 
liegt ein Zeugniß von Profeffor Textor bey. Er ift für 2 
Kronenthaler zu Haben beym Drehermeifter Gerfter zu 
Mürzburg. 

Außer diefer Hauptfache ift num noch eine kurze Schilderung 
der Anwendung diefer der Menfchheit fo mwohlthätigen Entded- 
ung beygegeben, der Schwirrigkeiten des Einathmens durch den 
Mund, fowie der phnfiologifchen und pfychologifhen Erfcheinun- 
gen bey dem Einathmenden und endlich von den Vorfihtsmaaß: 
regeln. Wir zweifeln nicht, daß diefe Eleine Schrift den Aerz- 
‚ten ſehr erwuͤnſcht feyn wird. 


Malfatti, 
neue Heilverfuche., Wien bey den Mechitariften, 1847. 8, 71. 


Diefe Eleine Schrift enthält wirklich merkwürdige Behand- 
lungen mehrerer Krankheiten, worüber ſich Viele wundern mer: 
den.  Zuerft eine gelungene DVertilgung des grauen Staars am 
Df. felbft durch eine ganz neue Aufere Heilmethode. Er hielt 
das Auge oft über Moorerde mit heifem Waffer und bewirkte 
endlich nach Verlauf von mehreren-Jahren die Heilung: Diefe 
Derfuche werden hier genau beichrieben und beurtheilt. 

S. 35. fommt eine Abhandlung über die häufige Entftehung 
des Schwarzen Staars aus dem Raphagra, worinn die Erfennt- 
niß und Behandlung fowohl diefes Uebels als auch der Krank: 
beiten der Scädel- Suturen dargeftellt wird nebft mehreren 
Kranfheitsfällen, welche zu heilen dem Vf. gelungen war. Es 
fommt uns nicht zu, ein Urtheil über diefe Gegenftände zu 
fällen, wohl aber dürfen wir aufmerffam machen auf Anfichten 
und darauf gegründete Heilverfuche eines fo berühmten theores 
tiſchen und practifhen Arztes. 


Monstri vitulini 


quod dieitur Opisthomelophorus tetrachirus, Disquisitio anato- 
mica, auctore H. A. @. Richter. Rostochi 1847. 4. 24. 
tab. 1. 


Der Verfaſſer befchreibt bier und bildet ab das Knochenſyſtem 
eines Kalbe, dem auf dem Widerrift zwey Füße herausgemachfen 
waren, und zwar ganz einzeln: Mirbel, Schulterblätter FOber- 
und Vorderarm, Handmwurzel und Zehenglieder, ebenfo die Muse 
Eeln, Blutgefäße und Nerven. 

Diefe Knochentheile und das ganze Kalb find abgebildet. 


Riflessioni 
sopra il sistema Jinfatico dei Rettili, risposta del Dott. M. 
Rusconi alle Censure che il Prof. B. Panizza ha contro di lui 
publicate in una lettera diretta al Professore Alessandrini. 
Pavia 1845. 8. 123, Tavole 4. in rame e col. 


Bekanntlich hat ſich zwifhen den beiden im Titel genannten 
Männern ein Streit erhoben über das Verhältniß der Lymph⸗ 
Iſis 1848. Heft 1. 


74 


gefäße zu den Blutgefaͤßen bey dem Lurchen, ob nehmlich bie 
lesteren von jenen bloß umwidelt oder umrollt find wie ber 
Darm vom Gefröfe, oder ob fie wirklich im Lichten berfelben 
fteden, wie etwa ein Bleyſtift in feinem Futteral. Der Ver: 
faffer ſucht nun hier zu zeigen, daß dieſes Verhaͤltniß bey den 
verfehiedenen Ordnungen der Lurche auch verfchieden ift, und 
daß Profeffor Panizza diefe Unterfchiede nicht wahrgenommen 
habe, vorzüglich aber, daß er diefelben nicht habe wahrnehmen 
fönnen, weil feine Injections- Maffe, nehmlich dag Duedfilber, 
zu folchen Unterfuchungen nichts tauge, indem es die Gefäße 
ftellenweife ſehr unfoͤrmlich ausdehne und felbft jerreiße, mo: 
durch Ertravafate entftänden und daher der rechte Bau nicht 
zu erkennen wäre. Es märe unnöthig und auch faft unmög- 
lic), alle die Nachmeifungen, welche der Verfaffer hier dvorbringt, 
auszuziehen, indem die Schrift von jedem Anatomen doch felbft 
gelefen werden muß. 


Der Verfaſſer bedient ſich einer feinen Injectiong = Maffe, 
wodurch die Gefäße weder verdehnt noch zerfprengt werden, 
und gibt davon Abbildungen neben entfprehenden aus dem 
Werke von Panizza. Hier muß man nun geftchen, 
daß der Unterfhied im hoͤchſten Grade auffallend ift, und 
daß die vn Rusconi wirklich an Natürlichkeit, Deut: 
lichkeit und auch Schönheit nichts zu wuͤnſchen übrig laffen. 
Das Auge ruht mit Vergnügen auf diefen Gemälden, welche 
Nusconi mit großer Mühe und ungemeiner Geſchicklichkeit 
fetbft gezeichnet hat. Es find die Gefäße der Eingeweide, vor- 
züglich des Gekroͤſes, welche bier ſowohl im Ganzen als im 
Einzelnen dargeftellt find aus verfchiedenen! Ordnungen der 
Lurche, bald verkleinert, bald vergrößert, bald in natürlicher 
Größe je nad dem Beduͤrfniß, Arterien, Venen und Lymph— 
gefäße verfchieden illuminiert, mit ausführlicher Befchreibung 
der Figuren, Sie find entworfen nah Einfprigungen von 
Schildkroͤten, Froͤſchen, Schlangen und Molchen, faft überall 
zur Vergleihung die entfprechende Abbildung von Panizza 
daneben, und mit Anführung der früheren Arbeiten anderer 
Anatomen, wie Bojanus, Fohmann, Tiedemann, 
Lauth, beidver Weber, Johannes Müller und der ditern. 
Es ift gewiß, daß hier Unterfuchungen mitgethailt werden, wie 
wir fie noch nicht befigen, und daß fie von größter Michtigkeit 
find für das fo fonderdare Lymphſyſtem der Lurche, worauf 
Bojanus zuerft aufmerffam gemacht hat in feinem Meifter- 
werk über die Schildfröten, was aber erft durch den Berfaffer 
in allen Lurch = Ordnungen dargeftellt worden ift mit Hinmweifung 
auf die merkwürdigen Unterfchiede, welche dabey vorfommen. 


Das hat man offenbar feiner Geſchicklichkeit in der feinern 
Anatomie, feiner Einfprisungs» Methode und feinem Talent im 
Zeichnen zu verdanken. Was feinen Streit mit Panizza be 
trifft; fo muß man die. Entfcheidung deffelben der Zukunft 
überlaffen, Für uns ift es genug, die Aufmerkfamfeit der Ana: 
tomen auf diefe wichtige Schrift gezogen zu haben. 

Die Schrift ift eigentlich gegen einen gedrudten Brief vom 
Profeſſor Panizza an Profeffor Aleffandrini zu Bologna 
gerichtet, und befpricht vorzüglich zwey Fragen, wovon der 
Verfaſſer die eine als Hauptfrage, die andere als Nebenfrage 
betrachtet. Die erſte unterſucht, ob Panizzas großes Werk 
uͤber die Lymphgefaͤße der Lurche eine richtige Idee von der 
Geſtalt und dem Verlauf dieſer Gefaͤße gebe, und ob er die 
Zweige der Aorta geſehen habe, welche von den Lyuphgefaͤßen 
umhuͤllt find. Hinfichtlic des erften Punctes hat er, wie ge: 

5* 


75 


fagt, Figuren aus Panizza's Werk copiert, und bie feinigen 
Daneben gejtellt, weldye er nach feiner Einfprigungs «Methode 
gezeichnet hat, fo daß man im Stande ift, die Verunftaltungen 
der Lymphgefaͤße in jenen Abbildungen leicht zu erkennen. Was 
die Aeſte der Aorta, nehmlich die Gefröss Arterien, welche von 
den Lymph-Gefaͤßen umhüllt find, betrifft; fo geſtehe Paz 
nlz;3a felbft in feinem Briefe, daß er in feinem Werke nicht 
davon gehandelt habe. Zweytens frage es fich, ob die von 
den Lymphgefaͤßen umbhüllten, aber von Panizza nicht 
gefehenen Aorten= Aefte in unmittelbarer Berührung mit ber 
Lymphe feyen. Das fey ein leerer Streit, weil Panizza 
felbit fage, daß diefes Verhaͤltniß nicht viel zum Fortfchritt der 
anatonifch= phpfiologifchen Wiffenfchaft bentrage. 

Panizza flellt als allgemeines Geſetz auf, daß bie 
Lymphe nie mit den Arterien in Berührung fey, weil von den 
innen Wänden der Lymph-Gefaͤße da und dort Füden abge- 
ben, fih an die Arterien heften und zu einer neuen Membran 
ausbreiten, welche die Berührung verhindere; Nusconi dagegen 
behauptet, daß biefe neue Membran nur eine Cinbildung fey, 
und dag man hierüber für die Lurche kein allgemeines Gefeg 
aufftellen Eönne; denn bey den Schlangen 3.8. ftede mes 
der die Aorta noch ihre Aeſte im Lichten der Lymph-Ge— 
fäße, fondern feyen nur davon umhüllt, wie der Darm vom 
Bauchfele; bey den Meer = Schildfröten ftede die Aorta 
gleihfam in einem doppelten häutigen Futteral, und bie 
Lymphe laufe zwifchen diefen beiden Sutteralen, fo daß fie 
nicht in Berührung mit der Aorta felbft Eomme; die Lymph— 
Gefäße, die in dieſes Doppel= Zutteral, welches nichts anders 
als der Milchs-Bruſtgang ift, münden, bilden verfchiedene 
Mafchen um die Gefrös- Arterien und Venen; bey der grünen 
Eidechſe (Ramorro) und dem Chamäleon ftede die Aorta im 
Fichten des Milchbruſtganges und berühre daher die Lymphe 
unmittelbar; bey den Froͤſchen endlich gebe es gar einen Milch— 
bruſtgang, fondern nur eine weite Gifterne, und hier fey nicht 
bloß die Aorta und die Gekrög- Arterien, ſondrrn aud) viele 
Venen in Berührung mit der Lymphe. Zwar habe Profeffor 
Panizza bey der Eidechfe und dem Chamäleon die Berührung 
der Lymphe mit der Aorte auch angenommen, bey den Fröfchen 
aber geſchwiegen, wahrfcheinlich weil fie feine allgemeine Lehre 
gänzlich ummwerfe. 

Sn einem gedrudten Brief an Prof. E. Weber zu Leipzig 
(Pavia 1847. 8. p. 4.) fagt er, daß er feitdem bey einem 
Froſch den Arterien» Stamm, der aus dem Grunde des Her— 
zens entfpringt, unterbunden, das letztere aufgefchnitten, das 
Blut ausgefogen darauf die weiße Flüffigkeit in das Herz habe 
fließen fehen, welche er vorher in die lymphatiſche Eifterne 
gebracht hatte. Alle Venen in ber Nähe des Herzens waren 
von der eingefprigten Flüffigfeit angefüllt und auch diejenigen, 
welche aus dem von Joh. Müller entdediten vorderen Lymph⸗ 
herzen entfpringen. Es war ihm unmöglich, eine Deffnung zu 
entdecken, durch welche die eingefprißte Flüffigkeit aus der gro— 
Ben Eifterne in die Venen hätte kommen Fönnen, und er glaube, 
daß fie durch Endosmofe hineingefommen wäre. 

Auch hat er aufs neue die Mitchfaft- Gefäße des Salaman: 
ders eingefprigt, und glaubt nun wahrgenommen zu haben, daß 
die von denfelben umgebenen Arterien, obfchon fie immer rings: 
um von der eingefpristen Maffe bededt waren, nicht in unmit- 
delbarer Beruͤhrung mit der Flüffigkeit geweſen, nicht wegen der 
von Panizza befprochenen neu entftandenen Membran, fon= 
ten weil fie, wie er jetzt zu fehen glaube, nicht im Lichten 


76 


des Lymph-Gekfaͤßes fteden, fondern von bemfelben nur ums 
volle find, fo daß er jegt fih nur zweifelhaft darüber aͤußern 
und nicht weiter daruͤber ftreiten wolle, weil der Hauptzweck 
feiner Schrift dahin gehe, zu beweifen, daß Panizza weder 
die wahre Geftalt diefer Gefäße, noch ihren Verlauf, noch ihr 
Berhältnig zu den Blutgefaͤßen gefehen habe, 


Bergleichende Anatomie und Phyſiologie der 
Infeeten, 


in Monographien bearbeitet von Fr. D. Stein, Dr. Philof., Euftos 
ber zoologifchen Sammlung. Berlin bey Dunder,. I. 1817. gr, 4, 
139. Taf. 9. (10 Thle.) 


Das ift ein Werk, welches hinfichtlich feines Innhaltes und 
feiner Zeichnungen fih an die Werke von Lyonet und Herold 
anfchließen darf. Der Verfaffer ift nicht bloß ein gefchidter 
Anatom, fondern aud) ein ebenfo gefchidter und feiner Zeichner, 
der glücklicher Weife an Wagenfchieber einen würdigen 
Kupferftecher gefunden hat. Zugleich weiß der DVerfaffer, wor: 
auf es bey der Kerf- Anatomie ankommt, indem er ſich augen— 
ſcheinlich mit der gefammten hergehörigen Literatur befannt ges 
macht hat. 

Diefes Heft enthält die weiblichen Geſchlechts-Organe der 
Käfer in größter Ausführlichfeit und Genauigkeit durch alle 
Familien hindurch, die äußern wie die innern. Dabey fommt 
noch Manches zur Sprache, was den äußern Bau des Bau: 
ches, die Zahl feiner Ringel und Luftlöcher und dergl. betrifft. 
Dabey zeigt der DVerfaffer fehr oft, welhen Einfluß der Bau 
der genannten Theile auf die Herftellung der natürlichen Sipp: 
fchaften ausübt. Die Unterfuhungen find fo zahlreich, daß es 
unmöglich iſt, auch nur die zerlegten Sippen und Theile zu 
nennen, 

Nachdem das Einzelne aufs genauefte gefchildert und abge: 
bildet it, durchgeht der Verfaſſer ©. 115. die Familien nad) 
der Reihe. Die Erklärung der Abbildungen läßt nichts zu 
mwünfchen übrig, wohl aber entbehrt man ungern ein Regifter 
der zerlegten Sippen. 

Das Werk ift feinem Werthe und feiner Ausftattung nicht 
zu theuer. Pracht aber bey folhen Werken, nad denen fich 
nur die armen Gelehrten umfehen, aber keineswegs die prahlens 
den Bibliotheken, folte vermieden merden: wenigftens iſt das 
die Noten= Papier eine unnüge Verſchwendung. 


Unterfuchungen über den Flug der Bögel 


von I. 3. Prechtl, Director des polytechnifchen Inflituts, Wien 
bey Gerold 1846, 8. 260. Taf. 3+ iu Bol, 


Das ift ein wiffenfchaftliches Werk, über einen Gegenftand, 
der noch wenig bearbeitet und noch weniger ausführlich und 
gruͤndlich dargeftellt worden ift. Der DVerfaffer hat feit 40 
Sahren in feinen Mufeftunden fich damit befhäftiget. E8 zer 
fäut in zwey Theile, einen anatomifchen und einen mathemas 
tifchen und will daher ftudiert feyn. 

Nachdem der Verfaffer Über die Gefhmwindigkeit des Fluges 
geſprochen, handelt er den Knochenbau ab, der hiebey in Be: 
trachtung Eommt, nehmlich des Numpfs und der Flügel, beut- 
ich abgebildet auf Tafel 1.5 ©. 29, die Muskeln nebft ihren 
Verrihtungen, mit Berhdfichtigung von Vicq-d'A zyr, Eu: 


77 


vier und Tiedemann; ©. 59. die Athem: Organe, befon- 


' ders bie Luftfäde. 


©. 783. folgt die Geftalt des Flügels, die DVerhältniffe feiner 
Theile und endlich die Geftalt des ganzen Körpers. Die Flügel, 
fowie die einzelnen Federn find auf Taf. 2 und 3. abgebildet 
von Vögeln verfchiedener Ordnung, um den ebenfalls verſchie⸗ 
denen Bau, die Zahl und Anheftung der Federn zu zeigen. 

©. 115. betrachtet der DVerfaffer die verfchiedenen Slug = Bes 
wegungen. 

Im zweyten Theil ©. 133. folgt die Mechanik des Flugs, 
wobey der Widerftand der Luft, die Wirkung des Flügelfchlags 
zur Hebung und Vorwärts: Bewegung, fowie der Schwerpunct 
des Vogels mathematifhen Berechnungen unterworfen werden; 
nicht minder das Flügel: Gewicht, die Flügellänge, das Nieder 
fineen und Schweben, der Einfluß der Windftrömung, der 
Flug in die Höhe und die Muskelkraft, was alles mit der 
beym Verfaſſer bekannten Gruͤndlichkeit entwidelt ift. Das 
Buch ift daher unfers Erachtens ein wefentlicher Beytrag zur 
Miffenfhaft und wird gewiß den Benfall der Zoologen und 
Mathematiker fich erwerben. 


Der feinere Bau der Nebennieren 
beym Menfchen und den vier Wirbelthiers Clafjen, dargeftellt von Dr. 


Nlerander Eder, Profeffer zu Bafel. Braunfchweig bey Dieweg. 
1816. gr. 4. 52. 7,2, 


Die Bedeutung der genannten Organe iſt noch in tiefes Dunkel 


gehuͤllt, obſchon ſich fhon tüchtige Anatomen mit der Ergrün- 
dung befchäftiget haben. 
nicht völlig aufgehellt werden; fo erhält man doch eine gründliche 
Kenntniß von ibrem microfcopifchen Bau und von den Beftand: 


Obſchon fie in diefer Schrift auch 


thrilen ihree Gewebe. Die Einfprisungen und das Microfcop 
‚find mit einem folhen Fleiß, Gefhid und Scharfſinn anges 


wendet, baß es ſchwer ift zu fagen, welche von diefen Eigen- 


fhaften man vor der andern herausheben fol. Der Verfaſſer 
hat Nebennieren von Erwachfenen und Embryonen unterfucht, 
von Rindern, Pferden, Schweinen, Hunden und Kagen, Sn: 
fectenfreffern und Nagthieren, bey Vögeln, Eidechſen, Schlan- 
gen, Froͤſchen, Molchen, Schildkröten, Lachs, Hecht, Nafe. 
Nach einer Eurzen Einleitung über den microfcopifchen Bau 
der fogenannten Blutgefäß- Drüfen, wohin die Nebennieren ges 
bören, fchildert er diefen Bau, nehmlich die Zellen nebit ihrem 


Innhalt beym Menfchen und bey allen genannten Zhieren, mit 
‚Angabe der Maaße und des chemifchen Verhaltens fowohl in 
der Rinden: als Markſubſtanz, fowie auch des Saftes, den 
“man ausdrüden kann. 


Diefe Unterfuhungen find fo zahlreich, 
daß man die Ausdauer des MDerfaffers bewundern muß. Die 
zufuͤhrenden Venen veräfteln ſich darinn bey den Schlangen 


„gleich der. Pfortader in der Leber, den Nieren und den Neben: 


nieren, woraus der Verfaſſer ſchließt, daß auch in den letztern 
eine Blutveränderung vorgehen müße, wie bey den andern, ob= 


ſchon der Ausführungsgang fehlt. 


S. 39. handelt der Verfaffer kurz von der Entwidelung ber 
Nebennieren, und dann betrachtet er ihr phyſiologiſches Gefcyäft, 
indem er jie mit den andern Blutdrüfen wie Milz, Thymus 
und Schilddrüfe vergleicht. Die Tafeln frellen Zellen vor mit 
ihrem Innhalt und dag Gefäßfnftem. Wir Eönnen unmöglich 
ben genaueren Innhalt diefer Unterfuhungen ausziehen; wir 
müßen denfelben dem Studio der Anatomen empfehlen. 


78 


De plumarum pennarumque Evolutione 


disquisitio microscopica, scripsit Carolus Reclam, Dr. M. Lip- 
siae apud H. Reclam. 1846. 8. 36. tab. 3. 


Ueber den Aufern Bau der Federn und ihre Anordnung ha— 
ben wir fhon mehrere gute. Abhandlungen von Wenzel, 
Friedrich Euvier, Nisfh und Burmeifter, Sunde- 
wall, aber noch feine durchgeführte vom microfcopifhen Bau 
der Gewebe und von deren urfprünglichen Entwidelung. Die- 
fer Unterfuhung hat fich der Verfaſſer mit großem Geſchick in 
der Behandlung des Microfcops und mit eben foviel Kenntnig 
der Gewebe überhaupt unterzogen. Er durchgeht alle anate= 
mifchen Theile derfelben und betrachtet ſowohl die Entwidelung 
des Flaums als der Schwungfedern ben ihrem erſten Hervor— 
fproffen im Ey; zugleich gibt er eine Eurze Gefchichte der ähn— 
lichen Arbeiten, fowie ein WVerzeichniß der einfhlägigen Schrif— 
ten. Die Abbildungen, vom Verfaſſer felbft gezeichnet, zei— 
gen das Hervorfproffen, die Zellen an verfchiedenen Theilen 
ufw., auch eine fehr einfache Brütmafchine, fo daß man diefe 
Eleine Schrift als einen wichtigen Beytrag zur vergleichenden 
Anatomie betrachten kann. 


Beyträge zur Kenntnig wirbellofer Thiere, 


mit befonderer Berücdfichtigung ber Fauna des norddeutſchen Meeres, 
von Dr. Heinrich Frey und Dr. Rudolf Leuckart. Braun— 
fhweig bey Vieweg. 1847. 4 171. T. 2. 


Diefe Schrift enthält wirklich einen Schatz von zootomifd- 
phnfiologifhen Unterfuchungen, meiftens neu oder critiſch, be— 
ftätigend oder berichtigend und zwar aus allen niederen Thier— 
claffen, befonders Polypen, Quallen, Muſcheln, Schneden, 
Mürmern und den niedern Gruftaceen. Die Berfaffer hielten 
fih zwey Sommermonate lang auf der Infel Helgoland auf, 
welche Zeit fie wirklich ungemein fleißig zugebracht haben, ſam⸗ 
melnd und zerlegend; was fih in Branntwein halten lieh, 
haben fie nach ihrer Ruͤckkunft zu Göttingen unterfucht. 

Es fommen hier die feinften und ſchwierigſten Aufgaben der 
vergleichenden Anatomie zur Sprache, die Gefchlechtstheile der 
genannten Thiere, Darm, Kiemen, Nerven, Gehör: Organe, 
Kiemen, Entwidelung, Metamorphofe ufw. Es find eigentlich 
viele Monographien, worinn die DVerfaffer beweifen, daß ihnen 
alles befannt ift, was die neuere feinere Zootomie entdedt und 
die Phnfiofogie gelehrt hatz auch zeigt ſich dabey eine große 
Uebung in der Behandlung des Microfcops. 

Die erfte Monographie handelt vom Bau der Actinien und 
Lucernarien, verglichen mit dem der andern Anthozoen; eine fehr 
gründliche und lehrreiche Unterfuchung. 

©. 19. Zur Naturgefhichte der Hydroiden, befonders über 
die Metamorphofe der Sertularien zu Quallen. 

©. 33, Ueber einige Organifationg-Verhältniffe der Quallen, 
von Wichtigkeit fuͤr die Glaffification. 

©. 40. Einiges über den Bau des Priapulus; das Ende mit 
dem Anhängfel fcheine der Mund zu feyn. 

©. 46. Anatomie von Teredo navalis. 

©. 54. Zur Anatomie von Eolidia; über den merfwürdi: 
gen Bau des Darms, des Gefähfhftems und der Kiemen. 

S. 66. Ueber den Bau von Polycera. 

©. 71. Zur Kenntniß vom Bau der Nemertinen, vorzüglich 
des fonft verkannten Mervenfpftems, des Nüffels und der Ger 


ſchlechtstheile. 


79 


&. 81. Ueber die Gehörorgane dev Wuͤrmer, befonderg ber 
Planarien. 

©. 86. Ueber die Geſchlechts-Verhaͤltniſſe der Kemenwuͤrmer; 
meiſtens getrennt. 

©. 91. Zur Entwidelungs:Gefhichte der Kiemenmürmer. 

©. 100. Ueber den Bau der Gaprellen. 

©. 110. Ueber den Bau von Mysis; ein Organ an den 
Schwanzfloffen, welches das Gehör: Organ feyn könnte; außer: 
dem eine voliftändige Anatomie und Entwidelung ; die Kiemen 
fehlen ; wahrfcheinlich vertritt der Ruͤckenſchild ihre Stelle, 

©. 131. Einiges zum Bau der Schmaroger:Krebfe; Leber 
oder Fettkoͤrper, Gefchlechtscheile. 

©. 136. Verzeichniß der zur Fauna Helgolands gehörenden 
wirbellofen Seethiere, von Leuckart allein bearbeitet. Nicht 
bloß ein Verzeichniß, fondern oft auch eine genauere Beſchrei⸗ 
bung und Zerlegung ſeltener, meiſt neuer Gattungen, beſonders 
Wuͤrmer und kleiner Cruſtaceen. 

Die wohlgelungenen Zeichnungen aus Cavallaris Werk— 
fiätten ftelen meiftens feinere anatomifhe Theile vor. 


Bhyfiologifche Studien 


von Dr. G. W, Tode, Bremen bey Schünemann. 
4. 64, T. 3. ill, 


Bieljährige ſehr gründliche und. heurtheilende Beobachtungen 
über die Snfuforien mit vielen neuen Entdekungen, Anfichten 
und Ausfichten meiftens zur Beftätigung von Ehrenbergs 
Kehren, dem wir die organifche Kenntniß diefee Claſſe zu dans 
fen haben. 


Der Berfaffer geht hier die fuͤnf erſten Familien der darm- 
fofen Snfuforien durch, gibt die Glaffification, den Bau an und 
ſchildert die einzelnen Sippen mit zahlreihen Gattungen, welche 
er alle felbft beobachtet hat, mit critifhen Bemerkungen, wo— 
durch bald Gattungen vereinigt werden, bald ziweifelhafte veſt— 
geftellt, bald Bau, Lebensart und Vorkommen näher erörtert. 
Der Berfaffer zeigt eine ungemeine Gewandtheit in der Be— 
handlung. des Microfcops und der Mefjung der Eleiniten Zheile, 
fowie einen großen Scharffinn in der Erfennung des Baues 
und der Wegräumung der Zäufchungen. Zuerſt muftert er die 
Familie der Monadinen, fucht ihren Bau zu ergründen, ihre 
Fortpflanzung duch Theilung ulm. Dann prüft er die einzel: 
nen Gattungen von Monas, Microglena, Bodo uſw. Hier 
eine ſcharfe Gritit von Küskings Lehre über die Verwandelung 
der Snfuforien in niedere Algen-Formen. Das Mefen der 
Monaden bleibt noch immer ziemlich zweifelhaft. 

S. 28. muftert der Verfaffer die Crypto-Monaden und 
Bolvocinien auf ähnliche Art durch, befonders Gonium et Vol- 
vox. Gyges wird geftrihen; Volvox dem Thierreich ers 
halten. 

©. 36. folgen die Vibrionien, worüber man fehr wenig weiß. 

©.37. Die Desmidiaceen fehr ausführlich, befonders Eua- 
strum mit fehr ſchoͤnen, zahlreichen und großen Abbildungen 


Heft L- 1847, 


80 


auf Taf. 1. und 2. Der Verfaffer rechnet fie zum Xhierreich, 
Er bat fehr viele gefammelt, diefelben lang und vielfeitig. beobs 
achtet in einer Menge von Gattungen. Beſonders E. mar- 
garitiferum et rota. Hier gab es Vieles zu berichtigen, 

©. 51. werden die. Glofterinen in gleicher Vollſtaͤndigkeit bes 
handelt und ebenfo abgebildet auf Taf. 3, Der Berfaffer laͤßt 
fie ebenfalls im Thierreich, ſcheint jedoch darüber zweifelhaft zw 
bleiben. Er befchreibt ausführlich ©. lunula, trabecula, di- 
gitus, acerosum, rostratum nebjt mehreren andern, 

Eine ſolche mufterhafte Behandlung muß endlich dag Dunkel 
aufklären und ficher zum Ziele führen. Man wird daher mit 
Sehnſucht die ferneren Hefte erwarten. 


Der Neben - Eyerftocf des Weibes, 


das längſt vermißte Seitenſtück des Mannes entdeckt. Gin Beytrag zur 

Entwicelungs = Gefchichte der Genitalien und Aufklärung der Zwitter— 

bildungen beym Menfchen und den Säugethieren, von Dr. G. &, Ko— 

belt, Prof. zu Freyburg. Heidelberg bey Groos. 1817, 8, 52, 
Taf. 3, 


Hier Liegt wirklich eine neue Entdeckung vor, obſchon e8 im 
Titel nicht deutlich genug angezeigt wird, wie denn der Wer: 
faffer im Entwerfen der Zitel nicht befonders gluͤcklich iſt. Er 
hätte heißen fellen: Ueber die Bedeutung der Wolffiſchen Körz 
per; denn diefe find es, um melche es fich handelt und deren 
Bedeutung der Verfaſſer wirklich entdedt hat. Es haben außer 
Wolff, der diefe Organe bey den Vögeln und außer ung, die 
wir fie ohne von dem vergeffenen, in keinem Lehrbuch angeführs 
ten Wolff etwas zu wiffen, bey den Haarthieren entdeckten 
(Deens und Kiefers Beyträge zur vergleichenden Anatomie 
ufw.), noch mehrere Anatomen, befonders Sacobfon fid mit. 
der Unterfuchung derfeiben befchäftiget;z aber wir haben: ihre 
weitere Entwidelung nicht beobachtet und find daher darüber im 
Dunkeln geblieben. Das ift num dem Profeffor Kobelt ge 
lungen. Er zeigt bier, daß fie fich beym Mann in den Neben: 
boden, beym Weib in ein ähnliches Neben: Drgan des Eyer: 
ftods verwandeln, und daß felbft der Eyergang oder die Mutter: 
trompete ein Theil derfelben ift. Demnach ift es auch möglich, 
daß bey den Säugthieren ſich Zwitter bilden, nehmlich auf der 
einen Seite ein Hode entfteht, auf der andern ein Eyerftod, 
Davon hat der Verfaffer ein Benfpiel gefunden. Dieſes, fowie 
die Verwandelung der Wolffifchen Körper ift ſehr fchön ab⸗ 
gebildet von $. Wagner, der fich bekanntlich ſchon durch viele 
andere anatomifche Abbildungen rühmlichft befannt gemacht hat. 
Wir Eönnen die fehr gründliche Darftellung von der Verwans 
delung der genannten Körper hier nicht mittheilen, da fie ohne 
Abbildungen nicht verftändlich wäre. a 

Eines ift ung indeffen nicht Elar geworben, nehmlich wie ſich 
die früher freyen Schläuche der Wolffiſchen Körper fpäter 
mit dem Hoden und mit dem Eyerftod in offene Verbindung 
fegßen oder Überhaupt fegen koͤnnen. Hier ift noch ein Stein 
des Anftoßes, den wegzuriumen dem Df. obliegt. 


Benbachtungen 
des verftorbenen Grafen von Gourcy Droitaumont und von 
Brehm über mehrere deutſche Vögel, mitgetheilt von dem Legtern, 


* Der Gartenrothſchwanz. Ruticilla arborea Dr. (Mo- 
tacilla phoenicurus Linn. Sylvia phoenieurus Lath.) 
In Wien Rothſchweif. Handbuh ©. 203. 

Vor ein paar Sahren hörte ich einen folchen Vogel den Ruf 
der Amfel und zwey Strophen ihres Gefanges fo laut und 
ſchoͤn nachahmen, daß ich unmöglid) glauben Eonnte, ein Noth: 
ſchwanz fänge fo ſtark, und mein Zweifel erſt dann gehoben 
wurde, als ich den fingenden Vogel mehrere Zage hinter einans 
ber ganz frey fißen gefehen hatte. Die Gartenrothfhmänze 
fingen ſehr fleißig den größten Theil des Jahres. Schade, daß 
ihr melandholifcher Lockton uit tack tack meiftens fehr oft 
nach einander ertönt. Auch Brehm hörte fhon Baumroth— 
ſchwaͤnze, befonders in Nadelwäldern, welche andere Gefänge 
taufhend nahahmten. 


= Der Hausrotbfhmwanz. Ruticilla titys Dr. (Sylvia 
titys Bechst. Motacilla atra Linn. Handbud. ©. 259, 
Wenn der Gefang diefes Vogels nicht: gewöhnlidy mit feinem 
Locktone anfienge; fo Fünnte man oft in Zweifel fommen, ob 
es wirklich ein Wogelgefang fen, den man hört, fo fonderbare 
Töne enthält er. ine Aehnlichkeit mit dem des Gartenroth— 
ſchwanzes läßt fich jedoch darinn nicht verfennen; allein in der 
Mitte Eommen gewürgte und Frächzende, dann recht tiefe Töne 
vor, welche gerade fo Elingen, als wenn eine, an einer Schnur 
bängende Kugel von Knaben ſchnell durdy die Luft gedreht wird, 
dann-andere, dem Schellen einer Glode ähnliche, endlich noch 
andere, welche das Knarren eines ungefchmierten Nades nach— 
ahmen. Alſo Abwechfelung genug, aber leider feine von har— 
monifchen Tönen! Der Ruf ift pfeifend, wie der des andern 
Nöthlings, aber das Tack tack wird nicht immer daran ges 
hängt; oft lodt er ohne Pfiff, bloß taͤck täd, fo viel Mal 
nach einander ausgeftoßen, daß es zwar unangenehm, mit jedod) 
nicht fo melandolifh, wie der Ruf des Gartenrothſchwanzes 
Elingt. Wenn diefer Vogel ſich durch fein Lied, welches zumeis 
len an das der Steinfhmäßer erinnert, jedoch fehlechter 
ift, dem Ohre nicht fehr zu empfehlen weiß: fo hat er doch 
andere Eleine Vorzüge für die Stube. Unter licht gefärbten 
Bögeln nimmt er fich fonderbar aus, und hebt durch feine duͤ— 
ftere Farbe die Schönheit der andern hervor; aud wird er 
außerordentlich zahm, trägt ſich huͤbſch, iſt ſehr munter, und 
fingt nicht nur den ganzen Zag fehr fleißig, fondern auch bey 
Kerzenlicht. 


*von G. * von G. 
Iſis 1848. Heft 2. 


1848. 
Heft. 


* Der Gefang diefes Rothſchwanzes wird, wie er hier be- 
fhrieben ift, im mittleren Deutſchland nicht gehört, Nament: 
lich fehlen in dem, mie er da ertönt, die tiefen, dem Heulen 
einer von den Knaben mit einer Schnur gedrehten hohlen Kugel ' 
aͤhnlichen Zone. Auch feheint mir der Lockton von dem unfe— 
ver Hausrothſchwaͤnze etwas verfchieden zu feyn. Sch möchte den 
der unftigen mit tit tit tit bezeichnen, und bin feft überzeugt, 
daß er von ihm den Namen titys erhalten hat. Der Gefang 
unferer Hausrothfchwänze ift, wenigſtens das ganze Frühjahr 
hindurch, fehr Eurz, fängt Erachzend an, geht Enarrend fort und 
endet pfeifend, hat etwas fehr Eigenthümliches, aber durchaus 
nichts Angenehmes und wird. fehr wenig verändert. Der Vogel 


-mag fich bemühen wie er will, die Strophe feines Gefanges ift 


faft immer diefelbe. Der Unterfihied in den Gefängen des 
unftigen und des Wiener liegt vielleicht darinn, daß der letztere, 
wenigſtens nad einem von borther erhaltenen Vogel zu ſchlie— 
fen, von dem unfrigen als Gattung verſchieden ift, 
Merkwürdig ift es, daß diefer Rothſchwanz im Herbfte weit 
mehr Mandfaltigkeit im Gefange zeigt, als im Frühjahre. Er 
hat dann zwar auch feine Erächzende Strophe, welche er von 
den Firften der Gebäude hören läßt; allein wenn er in den 
Fliederbüfchen fißt und recht aufgelegt ift, fingt er eine Meile 
leife und recht angenehm fort. Er hat dann eine entfernte 
Arhnlichkeit mit der fühlen Grasmüde, wenn diefe im Ge: 
büfche leife fortfingt, und weicht fo fehr von der gewöhnlichen 
Strophe ab, daß man einen ganz andern Vogel, als unfern 
Rothſchwanz dem Gefange nach vermuthen follte. Jedoch giebt 
es nicht viele, welche diefe Fertigkeit befigen. Allein noch weit 
mebr als diefer Herbftgefang hat mich im vorigen Frühjahre die 
PVirtuofität eines Rothſchwanzes diefer Art in Staunen gefest. 
Die Firfte der hiefigen Pfarrwohnung ift fein Lieblingsaufent: 
haltsort, und dadurch gab er mir Gelegenheit, ihn genau zu 
beobachten. Zuerjt hörte ich feinen mir wohl befannten Eräch- 
zenden Gefang, dann ertönte das Tilltelltilltell, till: 
tilltilltell des grauen Laubſängers, der Phyllopneuste 
rufa. Ich fah mich, meil ed zu Ausgang des April war, zu 
welcher Zeit diefe Laubſaͤnger ſchon alle die naͤchſten hiefigen 
Umgebungen verlaffen und in den Fichtenwäldern ihren Stand» 
ort eingenommen haben, voll Verwunderung nad dem Elei- 
nen Raubfänger um. Mein Blick durchirrte die’ neben der 
Mohnung ftehenden, noch faft ganz blätterlofen hohen Kinden; 
aber umfonft; er war nirgends zu entdeden. Jetzt ertönte das 
Zilltell von Neuem, und nun fah ich deutlih, daß es der 
auf der Dachfirfte fisende Rothſchwanz war, welcher es her— 
vorbrachte. Einige Tage darauf ließ derfelbe Hausrothſchwanz 
die Locktoͤne des Erlenzaifig fo deutlich hören, daß auch ber 


* Bon B. 
6 


83 


größte Kenner zwiſchen biefen Tönen und denen bes Zeiſigs nicht 
den geringften Unterfchied bemerken Eonnte. Er hatte diefe 
Töne von einem vor dem Fenfter hängenden Zeifige gelernt. 
Noch einige Tage fpäter brachte derfelbe Rothſchwanz die Lock— 
töne der Finfenmeife, Parus major Linn., und zwar befon: 
ders die pfeifenden und ſchnarchenden fo täufhend hervor, daß 
man es kaum wide geglaubt haben, wenn man ihn nicht ganz 
nahe vor den Augen gehabt hätte. Frehlich hörte er diefe Meife 
täglich um feinen Aufenthaltsort loden; allein er ift bis jest 
doch der einzige feiner Art, bey welchem ich diefe Nachahmungs= 
gabe gefunden. Ich bin neugierig, ob er kuͤnftig glücklich zu— 
Zckkommen, und, wenn dieß der Fall ift, die fremden Toͤne 
noch inne haben wird, 


* Die Steindroffel (Bunte Steindroffel), Petro- 
cossyphus saxatilis Boie. (Turdus saxatilis Linn.) 
Sn Wien Steinröthel. Handbuh ©. 99 bis 104. 


Bon diefen Vögeln giebt es nach dem Lande, woher fie ge: 
bürtig find, mehrere climatifche Varietäten oder, Subfpecies. 
Die Ungarifche finde ich nehmlich immer etwas ftärfer als die 
Defterreichifhe; allein ihre Farben find weniger prächtig, als 
bey dieſer, was ſich befonders im Prachtkleide zeigt. Diefe 
lehtere fommt mir ftets etwas fehlanfer und meiftens fehoner 
gefärbt vor, Unter ihnen zeichnen ſich durch die Schönheit 
ihres Gefieders diejenigen, welche in ben Felfen und alten Bur: 
gen bey Krems an der Donau niften, befonders aus, Sch 
hatte einige daher, welche herrliche Vögel waren. 

Die Steindroffel aus der füdlihen Schweiz ift auch 
fchwächer als die ungarifhe und hat einen auffallend längern 
Schnabel ale alle andern Vögel diefer Art, welche ich je in 
den Händen hatte. 

Sedo die abweihendfte von allen, bie ich je fah, wenn 
auch nur in ihrem erften Herbſtkleide, ift die, welche bey 
Koveredo in Südtyrol niftet, woher wir ein Mal 6 Stüd be: 
kamen. Diefe waren in allen ihren Theilen etwas kleiner als 
unfere einheimifchen Steindroffeln, was ſich bey ber genauen 
Ausmeffung mehrerer diefer Vögel ergab. Von dem Anblicke, 
welchen ſie gewaͤhrten, kann ich keinen beſſern Begriff geben, als wenn 
ich ſage, daß ſie wie beſchneit ausſahen, allein nicht gleichfoͤrmig, 
ſondern theilweiſe, ſo daß ſie auf einer Stelle ganz mattweiß 
waren, waͤhrend auf einer andern das Weiß durchſichtig war, 
und die gewoͤhnliche Zeichnung der Federn durchzuſchimmern 
ſchien. Da ich ihre ſonderbare Zeichnung damals ſogleich auf⸗ 
nahm, fo kann ich fie jetzt hier genau beſchreiben. 

Das Grau der Kleinen Federn, meldyes die Hauptfarbe ber 
jungen Steindroffeln im Herbfte bildet, ift nicht fo matt 
wie bey den unftigen, fonbern lebhaft und ſchimmert mehr ins 
Röthlihe; vom Kinne an zieht ſich das Weiß, fo breit ber 
Schnabel ift, als ein beynahe ganz weißer Streif ungefähr 4 
Finger breit an der Kehle herab, von wo aus dann das Milch 
weiße rechts und links nach dem Hinterkopf hinlaufend und ſich 
an das ebenfalls weiße Genick anſchließend eine Art von Hals— 
band bildet. Unter diefem Weiß der Kehle fieht man an ber 
Gurgel einen Finger breit graue, mit Weiß und Rofteöthlich 
gemwäjferte oder gemifchte Federn, und von da an Läuft über die 
Dberbruft längs dem ganzen Unterförper ein meißer Streif 
herab, auf welhem nur hier, und ba, aber aͤußerſt wenige Eleine 
roſtroͤthliche Federfpigchen zu bemerken find, melche jedod an 


* Bon ©, 


84 


der Bruft, die ganz weiß erfcheint, fehlen. Nechts und links von 
diefem Streife ift der Übrige Theil des Unterförpers bis in die 
Weichen ſchwach roftröthlich, ftarE mit Weiß, befonders an den 
Seiten der Bruft vermifcht und mit fhwarzen Wellenlinien 
durchzogen, fo daß dag meifte Noftrötbliche in den Weichen 
und dag weiße Grau an der Bruft herrſcht. Der Kopf ift von 
der Stirn an bis gegen den weißen Naden hin wie bey unfern 
jungen Steindroffeln; vom Naden an geht die gleiche weiße 
Farbe fo über den ganzen Oberruͤcken herab, daß die großen 
Dedfedern faum %, und die hinten Schmwungfedern nur 1 
Finger breit gewöhnlich gefärbte Endſpitzen zeigen. Doch gehört 
diefes Weiß nicht zu dem reinen, fondern ift mehr durdyfichtig 
und laͤßt die natürliche Farbe etwas erkennen. Diefes Weiß 
des Oberruͤckens fieht wie ein darauf geworfener Mantel aus. 
Bon den 3 Stüden diefer Vögel, welche ich täglich beobachtete, 
hatten 2 eine gleihe Zeichnung; der dritte zeigte etwas weniger 
Weiß und näherte fich in feiner Zeichnung mehr unfern hiefigen 
Steindroffeln. Die 3 andern zeigten auch viel Weiß, murden 
aber zu fchnell verkauft, als daß ich den Unterfchied in ihrer 
Zeichnung hätte auffchreiben Eönnen. 

Es braucht nicht bemerkt zu werden, daß der weiße led 
des Unterrücens bey ihnen, wie bey allen männlichen Stein— 
droffeln ‚vorhanden war, 

Obgleich diefe 6 Voͤgel aufgezogen zu ſeyn fchienen: Eonnten 
wir, ein Freund von mir, mwelder 2 davon kaufte, und ich, 
doch die Bemerkung machen, daß ihr Gefang nicht fo tieftönig, 
fondern feiner klingt und fehneller vorgetragen wird, als dieß 
bey unfern Steindroffeln der Fall iſt. Ob fie aber im wilden 
Zuftande diefelben Strophen, wie die unftigen befigen, Eonnten 
wir, da fie beim Vogelhaͤndler unter blauen Droffeln aufge— 
wachfen waren, und fich nach diefen gebildet hatten, durchaus 
nicht ergründen. Cie fangen jedoch herrlich und Außerft fleißig. 

Da diefe Steindroffeln, wie gefagt, nicht alle gleich gefärbt 
waren; fo ſehe ich diefe weiße, fchädige Zeichnung nicht als 
baracteriftifh, fondern als eine nur bey manchen Stüden 
vorkommende zufällige Ausartung an, welche fich jedoch nur in 
füdlichen Ländern findet, da fie auch an mehrern Steindroffeln 
in Dalmatien, wo es auch gewöhnlich gefärbte genug giebt, 
beobachtet wurde. Won den vielen hundert Vögeln biefer Art, 
fowohl aus Ungarn, als auch aus Dejterreich, welche ich bie 
jeßt in den Hinden hatte, zeigte nicht ein einziger auch nur 
die geringfte Spur von dieſer weißen Ausartung. Auch beſitze 
ich in diefem Augenblide wieder eine Steindroffel aus Roveredo, 
welche ganz denfelben feinen und ſchoͤnen Gefang, den jene 
hören liefen, hat, auch diefelbe Größe und Geftalt zeigt, wes— 
wegen ich glaube, daß fie aus demfelben Gebirge, wie jene 
ftammt; aber fie war, als ich fie in ihrem erſten Herbft£leide 
erhielt, ohne alle weiße Flecken. Noch muß ich binzufesen, 
daß nach der erſten Frühlingsmaufer, welche vollftändig war, 
— wieder ein Beweis mehr, daß mir in jenen Vögeln aufge 
zogene vor ung hatten — unfere fhädigen Steinröthel ben eine 
beimifchen ganz gleih wurden, und im July bdaffelbe Herbſt— 
Eleid, an dem feine Spur mehr von der weißen Zeichnung zu 
fehen war, mie diefe anlegten, 

Alle Steindroffein, aus melhem Lande fie immer ſeyn moͤ— 
gen, find wunderſchoͤne Sänger, die der gütige Schöpfer für 
den Genuß der Menfchen, welche, weil ihnen ihre Verhältniffe 
nicht erlauben, ſich an dem herrlichen Gefange der befiederten 
Banden der Natur in ihrem freyem Zuftande zu ergögen, bloß 
an Stubenvögeln ihre Freude haben müßen, erfchaffen zu haben 


85 


fheint! — Kein Vogel ift geeigneter, als fie, für dag Zimmer. 
* Das ganze Jahr ertönen ihre herrlichen Lieder und zwar nie 
fo laut, daß fie zu laͤſtig werden koͤnnten. Die Steidroffel ges 
hört in ihrem Frühlingskleide zu, den allerfchönften Voͤgeln 
und ift einer außerordentlihen Zähmung und Anhänglichkeit 
an den fie umgebenden Menfchen faͤhig; das Letztere bemerkt 
man fogar an den ſcheueſten Wildfängen in Bezug auf ihren 
Märter in fehe hohem Grade. Wohl fingen diefe herrlich und 
wie bey allen Wögelgattungen beſſer als bie aufgejogenen; allein 
diefe bilden ſich auch, wenn fie neben einem guten, alt gefan⸗ 
genen Lehrmeifter ihrer Art und andern fhön fingenden Vögeln 
aufwachfen, ein prächtiges Lied und find dann aus mehrern 
Urfahen vorzuziehen; nur muß man forgfältig darauf Acht ges 
ben, daß fie Erine Menfchenpfiffe lernen, meil fie fonft diefe bes 
ftändig wiederholen und dadurch unerträglich werden. Die auf: 
gezogenen färben ſich, weil fie vollftändig maufern, gewöhnlich 
jedes Frühjahr vollfommen aus, und erlangen, wenn man fic 
‘viel mit ihnen abgiebt und fie frey im Zimmer herum fliegen 
läßt, eine ſolche Zähmung, daß fie ihrem Herrn auf den Ruf 
nachfolgen. Dagegen bleiben die Wildfinge gegen Fremde ftets 
ſehr ſcheu und überfpringen meiſtens die MWintermaufer ganz 
oder doh zum Theil und bleiben dann das ganze Jahr in ihrem 
unanfehnlichen Herbftkleide. 

* Ron den oben erwähnten Subfpecies der Steindroffeln ift 
die ungarifche, was ich jest, da ih 2 Std aus Ungarn durd) 
meinen Freund Petenyi erhielt, mit Sicherheit fagen Eann, 
mein Petrocossyphus saxatilis, von welcher ich jest fehr 
zweifte, daß fie in Dfterreich brütend vorkomme. Die zweyte, 
welche in Defterreich brütet und ſchwaͤcher, auch viel plattkoͤpfi⸗ 
ger als die Ungarifche ift, wurde nach meinem Freunde von 
mir Petrocossyphus Goureyi genannt; die Ste aus der ſuͤd⸗ 
lichen Schweiz, ausgezeichnet durch ihren langen Schnabel und 
platten Kopf, ift mein Petrocossyphus polyglottus. Die 
Ate endlich aus Suͤdtyrol und Trieſt foll Petrocossyphus exi- 
mius heißen. Sie ift Eleiner als alle andern, Eurzfchnäblig, 
hochkoͤpfig und artet nicht in Weiß aus. 

Uebrigens ftimme ich meinem Freunde in Hinſicht feiner 
Meynung über die weingefhädten Steindroffeln diefer Gattung 
ganz bey; denn auch ich halte ſie fuͤr ausgeartete Voͤgel, um 
fo mehr, da ich durch die Güte meines Freundes eines jener 
oben erwähnten Stüde befige, welches den Uebergang in die 
regelmäßige Zeichnung auf dag Vollftändigfte zeigt. 

Da es mir jest erft möglich iſt, die verfchiedenen Kleider diefer 
Vögel vollftändig zu befchreiben und auch eina Schilderung des 
bis jest noch ganz unbekannten Jugendfleides zu geben, fo laffe 


ich fie hier folgen. 


Die ungarifhe Steindroffel. Petrocossyphus saxa- 
tilis Boie. (Turdus saxatilis Linn.) 


Sie ift, wie ſchon bemerkt wurde, die größte unter allen, 9 
6" ang und 16" 6" bis 17% breit. Das Weibchen ift ſtets 
etwas Eleiner, als dag Männchen. Fruͤhlingskleid. Das 
Miännhen. Der Schnabel, Fuß und Augenftern iſt braun, 
der erſtere am Winkel und innwendig gelb. Die Schwung: 
federn find matt fehieferfarben braun, der Kopf, Hals und der 
Hperriken fhön graublau, der Unterrüden rein weiß, ber Un: 
terförper vom Kropfe an und der Schwanz, die beiden mitt: 


* Bon B. 


— — 


86 


lern fchieferblauen Steuerfebern ausgenommen, prächtig hoch 
roftroth. 

Sm Herbftäleide ift die Zeihnung auch bey den alten 
Männchen meit weniger [hön; denn der ganze Oberkörper hat 
eine graue, kaum in das Graublaue ziehende Grundfarbe und 
fhmale ſchwaͤrzliche, mit breiter roftfarbiger Kante eingefaßte 
Querbinden, die legten werden an den Schwung = und 
Scwungdedfedern fehr breit; das Weiß des Unterruͤckens ift 
wenig bemerkbar; die Kehle ift graublau oder blaugrau, zumeis 
fen lichtgrau mit tiefgrauen und voftgrauen Federrändern, der 
hochroftrothe Unterförper mit braunen Querfleden, vor denen 
roſtgelbliche Spigenkanten ftehen, befest. 

Das Männchen im erften Herbft£leide unterfcheidet fich 
von dem alten durch die weit weniger fchöne Zeichnung, Der 
Dberförper iſt grau mit kleinen ſchwärzlichen Querfledchen und 
matt roſtgelben Federfpischen; die Schwungfedern ſchwaͤrzlich⸗ 
grau mit matt roſtgelblichen Spitzenraͤndern; der weiße Fleck 
auf dem Unterruͤcken oft ſo verdeckt, daß man zuweilen die Fe— 
dern erſt auseinander ſchieben muß, um ihn zu bemerken. Die 
Steuerfedern haben ſchiefergraue Federraͤnder; die Kehle iſt weiß: 
lich, auf ben Seiten mit weißlichen, ſchwarzgrau begrenzten 
Fleckchen, welche auch die Seiten des Halſes bedecken; der 
uͤbrige Unterkoͤrper roſtgelbroth mit braunen Querfleckchen, vor 
denen blaßroſtgelbe Spitzenkanten ſtehen. 

Das Jugendkleid. Dieſes weicht von allen andern ſehr 
ab, und iſt, weil man — auch uns begegnete dieß — das 
erſte Herbſtkleid für daſſelbe hielt, noch nicht beſchrieben. Schna— 
bel und Fuß ſind am getrockneten Vogel ſchwarzgrau, der ganze 
Oberkiefer iſt bis auf den hochroſtrothen Buͤrzel aſchgrau mit 
gelbgrauen Fleckchen vor denen ſchwarzgraue Querfledchen ſte— 
hen, der Schwanz wie im erſten Herbſtkleide. Die Fluͤgel 
mattfchwärzlih mit mattroftgelben Spisenfanten an den 
Schwung: und Oberflügeldedfedern; der Vorderhals aſchgrau— 
lih ohne Spur einer weißen Kehle mit ſchwarzgrauen Spißen: 
kaͤntchen, der Übrige Unterkörper graugelblidy mit ſchwarzgrauen 
Spisenfanten, welche nah unten fhmaler werden und am 
Bauhe faft ganz fehlen. Ich kaun diefes Jugendkleid der 
Steindroffel ganz bezeichnend befchreiben, wenn ich fage, daß 
e3 mit dem des jungen Baumrothſchwanzes die größte Aehnlichkeit 
hat. Die junge Steindroffel fcheint durchaus der junge Baum: 
rothſchwanz im Großen zu ſeyn, und die große Aehnlichkeit 
diefer beiden Kleider ift ein neuer Beweis fir die Verwandt: 
ſchaft diefer beiden, in allem Uebrigen fehr von einander abs 
teichenden Wögelarten. Diefe Verwandtſchaft Eehrt, jedoch 
weniger deutlich, in dem Pracht£leide der alten männlichen 
Vögel wieder. Den weißen Fleck, welchen die alte männliche 
Steindroffel auf dem Unterrücden hat, zeigt der alte männliche 
Baumrothſchwanz auf der Stien, die graublaue Kehle jener ift 
bey diefem ſchwarz; aber im Uebrigen hat die Zeichnung ber 
alten Frühlingsvögel bey beiden Arten eine fehr große Aehn— 
lichkeit. — 

Es ift leicht einzufehen, woher es kommt, daß dieſes Jugend⸗ 
kleid der Steindroffel bisher unbekannt geblieben iſt; fie tragt 
es nehmlich fo Eurze Zeit, daß der kaum ausgeflogene Vogel 
fhon in das erſte Herbſtkleid übergeht. 

Das Weibchen im ausgefärbten Kleide. Schnabel 
und Fuß lichter, als beim Männchen; der Oberkörper grau, 
etwas ins Afchgraue, auf dem Naden lichter, mit grauſchwar— 
zen Federfehäften, auf dem Buͤrzel mit ſchwaͤrzlichen, voftgelb: 
lich eingefaßten Querfleckchen, der Schwanz etwas Lichter, als 


87 

beim Maͤnnchen; bie Schmwungfebern und Oberfluͤgeldeckfedern 
braͤunlichgrauſchwarz mit dunflern Schäften und ſchwaͤrzlichen, 
heil eingefaßten Kanten, welche auf den Steuerfedern blaß roſt— 
farben find und bald verſchwinden; die Kehle roftgelblichweiß, 
auf den Seiten mit bräunlihen, dunkle, unvollfommne Strei— 
fen bildenden Fleckchen. Der übrige Unterförper roſtgelbroth, 
nah der Brut roftgelb, mit ſchwaͤrzlichen, oder fehr dunkel— 
braunen, hell gefanteten MWellenlinien, welche die Mitte des 
Bauches und den After frey laſſen, durchzogen. 

Sm erften Herbftfleide ift das Weibchen auf dem Ober: 
Eörper grauer und auf dem Unterförper heller und weniger 
fchön als das Männden — auf dem erftern fehlt der aſch⸗ 
graue Anflug beſonders auf dem Kopfe und Unterruͤcken und 
auf dem letztern iſt nicht nur die Grundfarbe etwas lichter, fonz 
dern auch die Binden find undeutlicher; allein der Hauptunter- 
ſchied und das untrügliche Kennzeichen ift der ganzlihe Mangel 
eines weißen Fleckes auf dem Unterrüden; an ihm erfennt man 
e8, zumal, wenn man die Federn verfchiebt, auf den erften Blick, 

Sm Sugendfleide find beide Gefchlechter nicht mit Si⸗ 
cherheit zu unterfcheiden; um die jungen Vögel, was natürlich 
für den Wögelfreund ſehr wichtig ift, bald nad) dem Gefchlechte 
zu erfennen, rupft man ihnen auf dem Unterrüden einigt Fe— 
dern aus; zeigen die neu hervorwachfenden eine Spure von 
Weiß, fo find es Männden; ift diefes nicht der Fall, fo hat 
man ein Weibchen vor fih. Die verfchiedenen Subipecies die: 
fer Steindroffeln weichen in- der Zeichnung wenig ab, mein alter 
Herbftvogel von Petrocossyphus polyglottus zeichnet fid) durch 
feine Schönheit aus; überall fchimmert der graublaue Grund 
durch. Allein, wie ſchon oben bemerkt wurde, die italieni- 
ſche Steindroffel, mein Petrocossyphus eximius hat die 
Eigenheit, daß fie öfters in Weiß ausartet; und ein auf dem 
Markte zu Trieſt erkaufter wilder Vogel im erften Herbftkleide, 
welcher vor mir fteht, hat eine fo breite weiße Kehle, daß man 
fie ſchwerlich je fo unter den andern Gattungen findet. Dieſe 
Eigenthämtichkeit ift um fo auffallender, je feltener diefe Er— 
ſcheinung im Suͤden ift; und bey diefen herrlichen Dreoffeln 
findet man gerade unter den am Suͤdlichſten lebenden die meis 
fien in Weiß ausgearteten Vögel. J 

Wie ſehr dieſe letztere den Namen Petrocossyphus eximius 
verdient, beweiſt Folgendes: 

*Ich beſitze jetzt aus Südtyrol ** feit mehr als 2 Jahren 
eine Steindroffel, gewiß die Eunftreichfte im Gefange, von faft 
40 Stüden, welche ih ſchon hatte, und der ich nur den ein- 
äigen Vorwurf machen mußte, daß fie als ein aufgezogenet 
Vogel ihren angebornen Gefang nicht inne hatte. Obgleich fie 
ung durch ihre von felbft einftudirten Strophen und Triller, 
welche zuweilen an das Unglaubliche grenzen, mie auch durch 
die täufchende Nahahmung des Finfenfchlages, welchen ich fie 
von einem vortrefflihen blinden Schläger lernen ließ, ganz ent⸗ 
zuͤckte: vermißte ich doch immer gar ſehr die flötenden, ſchoͤnen 
Strophen des Naturgeſanges der wilden Steindroſſeln. Wie 
ſehr erſtaunte ich alſo, als ich dieſen Winter ploͤtzlich dieſe mir 
ſo lieben Strophen von meinem Vogel hoͤrte. Ich vernehme 
ſie jetzt taͤglich und zwar in einer Vollkommenheit, als haͤtte 
fie ſchon in ihrer Jugend auf den hoͤchſten Felſenſpitzen geſun— 
gen. Ganz unbegreiflich war mir die Sache, bis mir mein 
Bedienter verſicherte, es habe den letzten Sommer auf des 


Peétrocoss. eximius Br. 


»Von ©, 


88 


Nachbars Fenſter eine Steindroffel- geftanden, welche man 
in meinem Zimmer ben ganzen Tag hätte fingen hören, mas 
ic) freplid wegen meiner fünfmonatlichen Abweſenheit nicht 
wiſſen Eonnte, Meine aufgezogene Steindroffel hatte alfo ihren 
Naturgefang in Eurzer Zeit vollkommen, nur noch verfchönert 
aufgefaft, obgleidy fie 2 Sommer gebraudyt hatte, um den 
Tinkenfchlag ganz gut zu erlernen. 

Man fieht aus dem Vorhergehenden, daß die Steindroffeln 
einen auferordentlichen Werth für das Zimmer haben, und gez 
wiß von den folgenden, auch herrlich fingenden Blaubroffeln, 
deren Stimme, aber fir die Stube zu ftarf ertönt, den Vorzug 
verdienen. 


* Die blaue Steindroffel. (Blaudroffel, blaue Deoffel.) 
In Wien blauer Steinröthel. Petrocossyphus 
eyanus Boie. (Turdus cyanus Gm. Turdus solita- 
rius L.) Handbuch ©. 105—108. 


Die blaue Droffel hat in ihrem ganzen Wefen die größte 
Aehnlichkeit mit der Steindroffel. Aufgezogen wird fie ebenfo 
zahm, benimmt ſich gegen ihren Heren ebenfo zutraulich und 
zartlich, und auch gegen Fremde fo kirre, als jene, Vor eini- 
gen Sahren gab ich einem Freunde eine Blaudroſſel, welche 
jegt noch lebt und fo gut, wie der befte Haushund das Haus 
hütet; denn wenn fih Semand auf der Treppe nur hören läßt, 
fängt fie fogleich an, ein Paar gelernte Strophen, die fie ſich 
ſehr gut zu eigen gemacht hat, recht laut zu pfeifen und hört 
nicht auf, bis die Thüre geöffnet wird. Zritt ein Frauenzimmer 
herein: fo wird fie fogleih ruhig und ſtille; iſt es aber ein 
Mann: dann ruft und fingt fie eifriger, um ihn herbeyzuloden. 
Sobald er fih ihrem Käfige nähert, ſtreckt fie ſich mit ganz 
eigenen Gebehrben ihm entgegen, empfängt ihn mit ausgebreiter 
ten Flügeln, und fucht eines feiner Finger habhaft zu werden, 
um ihren Muthwillen tüchtig daran auszulaffen, daß Mancher 
ihn recht fchnell aus dem Käfiggitter herauszuziehen bemüht ift. 
Giebt man aber die ganze Hand hinein: dann fest fie fich au: 
genbliclich darauf feft, und man entzieht ſich nur mit Mühe 
und Gewalt ihren Krallen und ihren Schnabelhieben, Wird fie 
im immer frey gelaffen: dann fift es ein intereffantes Schau= 
fpiel zu fehen, mit welcher Schnelligkeit der alte Haushund, 
welchem fie einmal beynahe die Augen ausgepicdt hatte, das 
Weite gewinnt. 

Iſt aber eine folche Droffel mild gefangen, dann ift fie fo 
ſchwer zu zähmen, mie die Steindroffel, und bleibt gegen Fremde 
faft immer Auferft ſcheu. Allein auch in diefem Falle zeigt fie, 
wenn fie immer von ein und derfelben Perfon gefüttert und 
gut verforgt wird, eine befondere Anhänglichkeit an ihren Mär: 
ter; denn wenige Vögel mögen eine fotche Neigung zu dem 
Menſchen befigen, als diefe. So empfängt mein jesiger Wild: 
fang, den die Erfcheinung eines Fremden augenblicklich zum 
Schweigen bringt, deffen Annäherung aber ihn in die Junbäns 
digfte Furcht verfeßt, mic) und meinen Bedienten, da mir fie - 
feit 13 Sabre pflegen, fingend und mit denfelben zärtlichen 
Gebehrden, deren ich fchon einige Zeilen weiter oben bey dem 
aufgezogenen Vogel erwähnte. Sitzt zu Mittag ein ihm wohl 
bekannter Gaft bey Tiſche: dann fcheint er mit feiner Virtuo— 
fität prablen zu wollen; ift e8 aber ein Fremder: dann vernimmt 
man menig, und vor Srauenzimmern, bie er nicht täglich fieht, 
verftummt er ganz. 


* Bon ©. 


89 


Unſere Droffel unterfcheidet fich von der Steindroffel nicht nur 
durch ihre Zeichnung, fondern auch durch ihre einfache Maufer, 
welche bey jener doppelt if. Die Blaudroffel färbt ſich von 
ihrer Maufer an, nad) welcher fie dunkle Federraͤnder zeigt, 
immer fehöner aus, bis fie im Frühjahre im männlichen Ge— 
ſchlecht wunderfhön im berrlichften, dem Dufte auf einer reifen 
Pflaume an Zartheit ähnlihen Blau daſteht. Man findet un: 
ter ihnen lange, von fchlanfem Bau und mit langem Schnabel* 
und kuͤrzere mit dickerm Körper und Eürzerm Schnabel. Gegen 
Ende des erften Jahres iſt die Blaudroſſel ausgefärbt, allein 
alte Vögel find noch prächtiger gefärbt als die einjährigen. 

Die beiden Arten Steindroffeln haben viele Achnlichkeit in 
ihrem Gefange und beide find durch ihn und durch ihre Schön: 
heit fo ausgezeichnete Vogel, daß man unfchlüffig wird, welcher 
von beiden man den Vorzug geben fol. Wer einen fanften, 
floͤtenden, durch die Lieder vieler anderer Vögel bereicherten und 
ſehr abwechfelnden Gefang in feiner Wohnftube zu hören wünfcht: 
der wähle eine wild gefangene Steindroffel. Wer aber einen 
laut flötenden, fat das ganze Jahr fingenden Stubenvogel, 
welcher vom April an vom frühen Morgen bis in die Nacht 
feine Stimme faft ebenfo laut, wie die Schtwarzamfel ertönen 
Läßt, in feinem Zimmer haben will: der biete Alles auf, um 
ſich eine wild gefangene Blaudroffel zu verfchaffen, und er wird 
feine Mühe gewiß nicht bereuen. 

Erſt feitdem ich zwey MWildfänge dieſer Art — unter welche 
mein jeßiger, ein wahrer DVirtuofe, gehört — genau behorcht 
und beobachtet habe: weiß ich ihren Gefang nad) feinem wah— 
ten Werthe zu würdigen und muß ihn für einen der allerbeften 
und herrlichften Gefänge erklären. Nicht allein, daß er an und 
für fih ſchon außerordentlich) manchfaltig und abwechfelnd ift, 
es werden ihm auch noch mehrere Strophen aug den Liedern 
anderer Vögel auf das Täufchendfte eingemebt und er wird Über: 
dieß noch nach den verfchiedenen Stunden des Tages variirt. 
So trägt mein jetiger Vogel früh Morgens und Vormittags 
viele fchöne flötende Strophen zwar vor, verbindet fie aber zu 
dieſer Zeit mit den etwas rauhen Gurgeltönen, welche den bei— 
den“ Arten Steindroffeln eigen find und die Aehnlichkeit ihres 
Gefanges bewirken. Nachmittags aber vernimmt man bdiefe 
I fehr Selten. Da hört man von ihm nur langgezogene, hell 
pfeifende, viel lautere Töne, welche mit ganz leifen und feinen 
abwechfeln, und oft durch fo herrliche Zriller verbunden werden, 
daß man jedes Mal ftaunen muß, und kaum glauben kann, 
ein unabgerichteter Vogel finge fo meifterhaft Eünftlih. Ja ich 
habe mich davon feit überzeugt, daß die beiden Arten Stein— 
broffeln auf neue Zouren und Gänge ftubieren, und nicht felten 
war ich erftaunt, von Wögeln, deren Gefang ich ſchon feit 
I mehrern Fahren genau Fannte, ganz neue, oft prächtige Stro— 
I phen zu hören. 

Die meiften Blaubroffeln fingen bis tief in ihre Maufer 
binein. Diefe fängt meiftens im Auguft an, und bald nad) 
ihrer Beendigung hört man ihren ſchoͤnen Gefang wieder. Doc 
werden einige früher, andere fpäter laut. ie fingen viel in 
der Abenddämmerung und oft, wann laut gefprochen wird, oder 
N ein anderer Vogel den Anfang macht, laffen fie bey Kerzenlicht 
Fibre Leifen, angenehmen Töne hören. 


* Diefer Unterfchied ift fehr auffallend. Bey den aus Nordafrifa und 
I manchen aus Trieft ift der Schnabel am geftredteften, ‚die aus Südfrank— 
F reich ſtehen in der Mitte zwifchen ihnen und den Furzfchnäbligen dalma— 
N tinifchen. B. 

Iſis 1848. Heft 2. 


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90 


In der Furcht ſtoͤßt die blaue Droſſel zu wiederholten Malen 
ein gewiſſes Tack Tack aus, welches dem der Amſel aͤhnlich 
iſt, und wenn man ſie noch mehr aͤngſtigt oder gar in die 
Hand nimmt, hoͤrt man von ihr daſſelbe Uit, Uit, wie von 
der Steindroſſel. Allein die Blaudroſſeln find von der bei der 
Steindroffel erwähnten Eigenthümlichfeit, nach welcher diefe 
nach) einem großen Schred oder um einer andern Urfache willen 
das Futter mehrere Tage verfagt und wiederholt herumfpringt, 
ganz entfernt, befommen auch feine Ballen an den Füßen und 
find überhaupt viel ftärker und dauerhafter, als ihre nahe Vers 
wandte. Sm Käfige giebt man ihnen Sand, weil fie gern 
Körner davon verfchluden, und Eein Löfchpapier, weil fie es, 
wie alle großen Vögel, fogleich zerreißen. Auch brauchen fie 
einen großen Wafferteog, um ſich bequem hinein zu legen, und 
darinn baden zu koͤnnen. 

Menn man, wie bey mir, bie Schwarzamfel, die Blau: 
und Steindroffel nebeneinander ftehen fieht, und fie alle 3 in 
ihrer Haltung, ihrem Gefange und ihrem Betragen genau beob- 
achtet: fo bemerkt man leicht, daß die Blaudroffel der Amfel 
weit näher fteht, als die Steindroffel und wie ſchoͤn die Amfeln 
und Steindroffeln durd) die Blaudroffel mit einander verbunden 
werden, Shre Haltung, ihre Ruf tad, tad, ein Theil ihres 
Kiedes, befonders die hohen und lauten Strophen find amfelartig, 
während der andere Theil des Gefangs, nehmlidy die Öurgels 
töne, fo au ihr Benehmen gegen diejenigen, welche fie liebt, 
ihre Furcht vor Unbekannten, und ihre Art, fih in ſolchem 
Affecte zu ſtrecken und zu gebehrben, der Steindroffel eigenthuͤm⸗ 
lich find. Auch ift die blaue Droffel weit Eräftiger und dauer: 
haften, hat ftärkere Füße und badet ſich öfter als die Stein- 
droſſel, mworinn fie wieder der Amfel ähnlicher, als diefer ift. 


* Die Shwarzamfel. Turdus merula Linn. (Amſel. 
Stodamfel) Handb. ©. 111. 


Diefer Vogel ift ein, vortrefflicher Sänger, doc muß er wild 
gefangen feyn, fonft befigt er feinen Gefang nicht in der ganz 
zen Reinheit, lernt aber, wenn er aufgezogen wird, fehe gut 
ein Liedchen nachpfeifen. Die wild gefangene Amfel, welche ic) 
feit 5 Jahren befiße, fingt das ganze Jahr, 8 Tage vor der 
Maufer ausgenommen, und im Winter ift ihr leiſer Gefang 
aͤußerſt manchfaltig und außerordentlich angenehm; mir wenige 
ſtens gefällt ihr lang gezogener Ruf, fo wie der Vortrag einiger 
Strophen aus dem Gefange anderer Vögel ungemein wohl. 
Auch laͤßt fie ſich, feitdem fie Alter wird, manchmal anhaltend 
und laut bey Kerzenlicht hören, und dieß thun mehrere. Ob— 
wohl noch ſcheu hält fich diefe Amſel doch fo fehön wie in der 
Freyheit, und fingt felten fo laut, daß ich fie aus dem Zimmer 
geben mußte, 

Nach meiner Erfahrung fehreyen die Aufgezogenen viel durch— 
dringender, und nehmen gewöhnlich ſchlechte Töne an, werden 
aber viel zahmer. Meinem Gefchmade nad) gehört eine fleißig 
und gut fingende wildgefangene Amſel zu den allerangenehmften 
Stubenvögeln, fowie überhaupt jeder Vogel, welcher faft das 
ganze Jahr fingt, den vielen andern, die fih nur einige Mo— 
nate hören laffen, meit vorgezogen zu erden verdient. Im 
Auguft fangen fie zu maufern an, und werfen binnen 5 bis 6 
Mochen alle Federn ab, wobey der Kopf am Lesten abmaufert. 
Auch im Fruͤhjahre verlieren fie manchmal viele Eleine Federn. 


* Don ©, 
6* 


91 


Sie brauchen viel Waffer und viel Sand; denn fie baden ſich 
ſehr viel, und legen fi) dann in ben durch das Baden naß 
gewordenen Sand auf den Boden des Käfige, wo fie Stunden 
lang bleiben, und beftändig fingen. 

Bor einigen Jahren befam ich in Salzburg in der Mitte 
des April eine, das Jahr vorher gefangene, alte Amſel, welche 
alle Kennzeihen von Brehms Krainifher Amfel, Me- 
rulä Carniolica hatte, ein vorzüglichee Sänger war, und meh: 
rere halbweiße Schwung= und Steuerfedern, auch hier und da 
Eleine Flecken von diefer Farbe zeigte Sch freute mid, fehr 
über diefen Vogel, und Eonnte feine Maufer kaum erwarten in 
der Hoffnung, er würde noch weißer werden; aber leider wurde 
er im Gegentheile- nach dem Federwechfel am ganzen Körper 
recht tief ſchwarz. Dagegen hatte ih, als ich einen Monat 
fpäter nad Wien zurüdfam, die Freude, an meiner Amfel, 
die ih nun bereit8 in das neunte Jahr. befike, die Außern 
Schwungfedern des linken Flügels ganz rein weiß zu finden. 
Das Sahr darauf befam fie am denfelben Federn des andern 
Flügels diefelbe rein weiße Farbe, welche fie in der darauf folgen= 
den Maufer behalten hat. Sch kann nicht fagen, mie fchön 
fih an dem übrigens ganz tief ſchwarzen Vogel die durch bie 
weiße Farbe der aͤußern Schwungfedern fchneeweiß eingefaßten 
Flügel ausnehmen. Seit vielen Jahren habe ich die Bemer— 
Eung gemacht, daß meine Amfel im März viele Eleine Federn 
verliert, 

So fah ih im vergangenen Februar eine ſchwarzkoͤpfige 
Grasmüde ‚die Eurzen Federn — doch feine Deckfedern — 
in ungewöhnlichee Anzahl abwerfen. Dabey fang fie immerfort 
entzuͤckend ſchoͤn. Einen theilweifen Wechfel der Eleinen Federn 


zu diefer Zeit hatte ich beim Mönche ſchon öfters gefehen, _ 


wohl aber nie einen fo vollftändigen. 

* Sm Sommer 1834. fand ich meine Merula alticeps zum 
erften Male bruͤtend in hiefiger Gegend [und hatte die Freude, 
in ihre eine ganz vorzügliche Sängerin zu erfennen. Der Zon 
ihrer Stimme ift befonders durch feine Fülle und Stärke und 
der Gefang durch ſeine Abwechfelung fo angenehm, daß ich fie 
für die vorzüglichfte Sängerin unter den Amfeln der hiefigen 
Gegend erklären möchte, und nicht umhin kann, die Freunde 
der Stubenvögel auf diefe Amfel ganz befonders aufmerkfam 
zu machen. 


* Die Ringamfel. Merula torquata Gessn. (Meeramfel. 
NRingdroffel.) Turdus torquatus Linn. 


So mie ih in unferm Handbuh S. 214. ufw. angegeben 
habe, fingt diefer Vogel, wenn er ganz eingewohnt ift und gut 
gefüttert wird, durchdringend laut. In Salzburg begegnete es 
einem meiner Bekannten, daß ihm fein Hausherr drohte, ihm, 
wenn er feine gar zu fehr lärmende Ringamfel nicht abfchaffte, 
die Wohnung aufzufündigen. Da fie aber fehr fchon mar: 
wollte er fie nicht aus den Händen geben; er tödtete fie des— 
wegen und ftopfte fie aus, 


** Es freut mich außerordentlich, ein Näthfel in Bezug auf 


den Gefang der Ningamfeln löfen und Beh fteins Ehre retten 
zu Eönnen. Mein verehrter Freund fagt in dem WVorhergehen: 
den wie früher, die Ningamfel habe einen fehr lauten Gefang, 
während Bechftein in feiner Naturgefchichte der Stubenvögel 
3. Ausg. ©. 500. behauptet: Ihre Stimme ift heifer, hohl 


«Pond "Don, 7 Don B. 


92 


und ſchwach, ihr Gefang aber melodienreih und vergnuͤgt ſehr; 
a daß ein Rothkehlchen im Stande ift, denfelben zu über: 
chreyen. — 

Bechſtein war ein viel zu großer Kenner der Stubenvögel 
und die Wahrheit zu fehr liebender Mann, als daß er, wenn 
er eine Ningamfel mit einer folchen Stimme, wie fie von 
meinem Freunde befchrieben wird, befeffen hätte, die vorftehende 
Befchreibung hätte geben fönnen, Die ganze Sache wird aber 
ſehr erkläclih, wenn man annimmt, daß er und der Herr 
Graf zwey ganz verfchiedene Wögel befeffen haben, und fo ift es 
in der That. Ich erlaube mir deswegen, eine furze Zufammen= 


ſtellung beider Vögel hier zu geben, 


Die nordifheNingam: 
fet. Merula torquata auct. 


Das Männden 

Der Schnabel ift gelb, mehr 
grauen Anfluge. 

Der ganze Vogel ift, bie 
etwas Lichter fchattierten Flügel 
ausgenommen, ſchwarz, mit 
weißem Halbringe auf dem Uns 
tervorderhalfe. 


Sm Herbfte hat das Männ- 
chen allerdings auch weißliche 
Tederränder; aber fie find 
fhmal und verfchwinden im 
Frühjahre ganz. Weiße Fle— 
den in der Mitte der Federn 
hat es nie Das Weibchen 
ift wegen feiner breitern hellen 
Federkanten mehr gefledt, als 
dad Männdyen, allein auch im 
Herbſte weit weniger als Me- 
rula alpestris, und befommt 
im Sommer, meil diefe Kan 
ten faft oder ganz verſchwin— 
den, ein braunes Ausfehen, 
dag durch den graumeißen Ring 
gehoben wird. 

Das Jugendkleid Eenne 
ich nicht. 


Sie bewohnt das nördliche 


Die Alpenringamfel, 
Merula alpestris Br. 


im Fruͤhjahre. 
oder weniger mit einem tief 


Der Oberkörper ift ſchwarz, 
etwas fahl oder matt, der Uns 
terkoͤrper hat eine fehr gefledte 
und gefchädte Zeichnung : denn 
unter dem meißen Halbringe 
haben alle Federn des Vorder: 
Eörpers weiße, nie verfchwins 
dende Kanten, und bie meiften 
weiße Sleden in ber 
Mitte der Federn, toelde 
die Merula torquata nie zeigt, 
und mwelbe im Sommer am 
Deutlichften hervortreten. 

Sm Herbfte hat dag Männz 
chen ein fehr gefchädtes An— 
fehen, weil die Kanten der Fe— 
dern fehr breit find. Daffelbe 
gilt von dem Weibchen. Auch 
diefes hat wegen den weißlichen 
Federkanten und Spiegel auf 
der Mitte der Federn eine fehr 
gefchädte Zeichnung und im 
Herbfte, zumal im erften 
feineg Lebens fo breite graus 
weiße Federkanten, daß der 
Vogel um. diefe Zeit mehr‘ 
Weiß als Braunſchwarz zeigt. 
Sn der Jugend erkennt man 
den Vogel kaum noch. Der 
ganze Oberkörper iſt ſchwarz— 
braun, beim Meibthen mehr 
graufchwarz mit mweißlichgelben 
Schaftftreifen und hellen Fe— 
derrändern, welche auf dem 
Flügel, der durch fie ein ganz 
lichtes Anfehen erhält, am breiz 
teften find, auf dem ganzen 
Unterförper weißgelblih und 
fhwarz in die Quere gefledt, 
das Männden oft mit faft 
ganz weißer Kehle, 

Sie bewohnt die füblichen 


93 


Europa und wandert Tängft ben 
Gebirgsruͤcken durch Deutfch- 
land. Sie iſt die einzige, wels 

che im noͤrdlichen und mittlern 

Deutſchland vorkommt. Dieß 

kann ich mit deſto groͤßerer 

Gewißheit ſagen, da alle, wel— 

che ich aus dem noͤrdlichen 

Deutſchland, aus der hieſigen 

Gegend, aus den Gebirgen des 

Voigtlandes und von dem thuͤ⸗— 

einger Walde erhielt, zu diefer 

Gattung gehörten. Sie ift es, 

mwelhe Bech ftein befaß, denn 

eine andere Eonnte er in Thuͤ— 
ringen gar nicht erhalten, weil 
feine andere dort vorkommt. 

Sie hat den von diefem Vater 


Alpen, namentlich bie von Ty⸗ 
rol und Kärnthen und geht 
bis auf das Riefengebirge. Die, 
welhe Gloger dort erlegte, 
und alle, welhe id durch 
meine Freunde aus Salzburg, 
Tyrol, Kärnthen und Mien 
befam, gehören zu diefer Gat— 
tung. Sie ift es, welche der 
Here Mitarbeiter befaß und 
allein 'befisen kann, denn die 
nordifche ift unter 18 Stüden, 
welche ich aus den eben ges 
nannten Ländern befam, nicht 
vorhanden. Sie ift es‘, welche 
den lauten, bducchdringenden 
Gefang, wie er vorhin gefchil- 
dert wurde, hören läßt. 


der deutfchen Drnithologie an— 
gegebenen Gefang, und Eeines= 
weges bie lauten Pfiffe ihrer 
nahen Verwandten. 

So ift alles in der fehönften Drbnung, und das Ganze ein 
neuer Beweis, daß man nie Über eine Wögelgattung urtheilen 
kann und foll, bis. man die zu ihr gehörenden Stüde gefehen 
und auf das Sorgfältigite verglichen hat. 


Det kongelige danske Videnskabernes 
Seiskahs 


naturvidenskabelige og mathematiske Afhandlinger. Dritter 
Theil. M. 4 Kpft. Kopenhagen 1828. 


1) S.I— XI. Verzeihniß der Gefhäftsführer und übrigen 
Mitglieder der Gefellfchaft. 

2) Ueberficht der Verhandlungen der Gefellfhaft und der Ar— 
beiten ihrer Mitglieder, vom 31. May 1824. bis dahin 
1827.; vom Prof. Orſted. 


©. XV— XV. Prof. Reinhardt theitt einige ichthyo= 
togifhe Beytraͤge mit, unter welchen ſich DBefchreibuug und 
Zeichnungen von 2 neuen Arten der Gattungen Raja und 
Squalus befanden. Bey der erftern bderfelben, von ihm Raja 
alata benannt, haben die Brujtfloffen große Aehnlichkeit mit 
den ausgebreiteten Flügeln eines Vogels. Dieß entfteht dadurch, 
daß die Bruftfloffen ſich nicht, wie bey den übrigen Untergat- 
tungen von Raja, und felbft bis zu einem gewiffen Grade bey 
Mylobates, mit den Kopffeiten vereinigen, fondern von ihnen 
durch einen tiefen Einfchnitt getrennt werden, fo daß der Kopf 
völlig frey ift und zwifchen ihm und der Bafis der Bruftfloffen 
“ein Eurzer Hals fteht. Die Abweichung von der eigenthümlichen 
Fiſchgeſtalt, welche fich bey diefer merfwürdigen Familie in dem 
langen dünnen Schwanze zeigt, der feine bey den niederen 
Mirbelthieren urfprüngliche Beftimmung, das wefentlihe Be— 
mwegungsorgan des Thieres zu feyn, nicht erfüllen kann, wird 
bier noch merfliher durch die freyere Verbindung der Bruft: 
floffen mit der Nüdenwirbelfäule, wodurch fie dahin gelangen, 
der Drtsveränderung vorzuftehen. Mit der von Cuvier bes 
fimmten Untergattung Raja ſtimmt ſie ganz überein hinfichtlic) 


94 


der Schwanzform und der ungepaarten Schwimmfloffen, von 
denen eine Eleine die Schwanzfpige bildet und 2 Eleine Über der 
Küdenflihe des Schwanzes fisen; fo bat fie auch diefelbe 
Bildung der Zähne und diefelbe WVertheilung feharfer Stacheln 
auf dem Kopf und Schwanze. Die Heimath des befchriebenen 
Individuums ift unbekannt, — Die andere neue Art gehört 
zur Untergattung Spinax nah Cuvier. Es fiheint, daß fie 
bisweilen mit Squalus spinax L. verwechfelt werde, mit mel- 
chem fie in Geftalt und Größe übereinfommt, wogegen in der 
Zahnform und der Hautbefchaffenheit eine wefentliche Verſchie— 
denheit zwiſchen beiden Statt findet. Die neue Art ift bey 
Sulianehaab in Grönland gefunden worden, weßhalb ihr der 
Verfaſſer einen an den um die grönländifche Sauna fo hoch 
verdienten Otto Fabricius erinnernden Artnamen — Spi- 
nax Fahrieii — beylegt. Die 7 Arten der Untergattung Spi- 
nax, welche im nördlichen Fahrwaſſer, wie 2 von ihnen auch 
im Mittelmeere vorfommen, find mittelft der Zahnform leicht 
von einander zu unterfcheiden: 


1) Spinax Acanthias. Dentibus similibus, utriusque 
maxillae serratis. 

2) Sp. Gunneri (Squalus Spinax L.). Dentibus dis- 
similibus, maxillae superioris 3— 5 cuspidatis, infe- 
rioris serratis. 

3) Sp. Fabricii. Dentibus similibus utriusque maxille 
3—5-cuspidatis. 


Die Haut des letztern ift mit einer Menge Eleiner, fternför- 
miger, feharfer Erhöhungen befegt. 

Sn demfelben Beytrage wurde auch gezeigt, daß Salmo groen- 
landieus (die Lodde) zur Untergattung Osmerus gehört, und 
daß die von Bloch Notacanthus, von Fabricius aber fchon 
fruͤher Campylodon benannte Gattung eine eigene Samilie unter 
den Acanthopterygiern ausmachen muͤſſe. 

S. XVII— XIX. Entdeckung des Prof. Sacobfon, daß 
die Cryſtalllinſe (im Menfchenauge) mit dem Strahlenförper 
durch viele feine, aber ftarfe Fafern verbunden 'ift, zwifchen 
deren Deffnungen die Feuchtigkeit in den Petitifchen Canal 
treten Eann. Diefer war bis dahin fehr unvollfommen bekannt, 
und defihalb feine Function nicht zu ermitteln. Er wird von 
einer Membran gebildet, welche von der Hinterfeite der. Linfe 
über den vordern Rand der Glasfeuchtigkeit hinweg zum Strahl: 
lenkoͤrper geht, diefen bekleidet und durch deffen Fortfäse ſich in 
2 Reihen von Faſern oder Strängen verwandelt, welche zur 
Kine gehen. In der Höhlung des Canals findet ſich noch eine 
Keine fehräg laufender Stränge, welche den Strahlenkörper mit 
der Haut des Canald verbinden. Zwiſchen den erftermähnten 
Straͤngen exiſtiren viele Deffnungen, durch welche die mäfferichte 
Feuchtigkeit Zutritt in den’ Canal befommt. Durch diefe Ent- 
deckung wird es begreiflich, wie die Linfe ihre Lage nach dem 
Abftande der Sehobjecte verändert. Iſt der Gegenffand nahe, 
fo zieht ſich die Jris, und wahrſcheinlich der Strahlenkörper, 
zuſammen und die Linfe ruͤckt vor; dagegen tritt ein Theil ber 
mwäfferichten Feuchtigkeit in den Canal, welcher ſolcher Geftalt 
einen Abzugsraum (Diverticulum ) für diefelbe bildet. Beim 
Sehen ferner Gegenftände findet ganz das Entgegengefeste Statt. 
Die vergleichende Anatomie beftätigt dies. Bey den Thieren, 
welche ein fharfes Geſicht haben, 3. B. Hunde, Kagen, See 
hunde, ift diefe Einrichtung ausgezeichnet bemerkbar. Bey den 
Raubvögeln, deren fcharfes Geficht fo befannt ift, exiſtirt nicht 
alfein der hier befchriebene Abzugsraum für die hintere Augen: 


v5 


kammer, fondern auch ein ähnlicher für bie vordere, telcher 
zwifchen der äußern Fläche des Strahlenförpers und der Scle— 
rotica liegt; feine Faſern gehen vom aͤußern Nande der Iris 
nach dem Nande der Hornhaut. Er ift derfelbe, welcher bey 
den Säugethieren der Canalis Fontanae genannt wird, nur 
ift er bey den Naubvögeln weit mehr entwidelt. Zimlich aus— 
gebildet ift er auch bey den Seehunden. Diefe Abzuge: 
räume dienen auch dazu, daß das Auge big zu einem gewiffen 
Grade Drud und Stoß erleiden fann, ohne daß die Netzhaut 
dadurch Schaden nähme. — Pr. Sacobfon hält feine Ente 
deckung mit einer von ihm ſchon vor längerer Zeit (Nouveau 
Bulletin de la Soc. philomath. a Paris, Sept. 1813. — 
Blainville, Prineipes d’Anat. comp., T. I., p. 41 —44.) 
dargelegten Unterfuchung über die Sinne zufammen, in welder 
ee gezeigt hat, daß die Sinnesorgane in 2 Glaffen zu theilen 
feyen, in die hemifchen, zu denen er den Gefchmad und 
Geruch bringt, und die mehanifchen, unter denen er das 
Gefühl, Gehör und Geficht befaßt. Der legteren Claſſe gebören 
die Abzugsräume an, wie die ‚befchriebenen find. Das Ohr hut 
deren 3, nehmlih die Euſtachiſche Nöhre für die Luft in 
der PDaufenhöhle und den Ag:aeductus vestibuli und A. 
cochleae für den Vorhof und die Schnede. 

©. KIX—XX. Deffelben Verſuche Über die Hautein- 
faugung der Mollusken. Er feste in einer bedeutenden Reihe 
von Verſuchen MWeinbergsfhneden (Helix Pomatia) der Ein: 
wirkung des eifenblaufauern Kalis aus und erhielt folgende Re— 
fultate: die ganze Oberfläche des Thiers, befonders aber die von 
der Schale bededte, ift in hohem Grade einfaugungsfähig. Das 
eifenblaufaure Kali geht fehnell und unverändert in die Blut— 
maffe über. Es Eann fehe lange circulieren, ohne daß die Blut: 
maffe dadurch leidet. Selbft außerordentlich geringe Mengen 
diefes Salzes biieben in diefem hellen Blute nicht unentdeckt 
durch chemiſche Prüfungsmittel. Das Blut fann auch fo viel 
diefes Salzes aufnehmen, daß dieſes mit Chloreifen eine tief 
dunfelblaue Farbe gibt. Gerinnt da3 Blut, fo heftet fih das 
Salz an den Eyweißſtoff. Die Menge des in das Blut auf 
genommenen Salzes vermindert fich allmählich und verſchwin⸗ 
det zulegt. Die Ausführungswege (Emunctoria) für diefen in 
dag Blut aufgenommenen fremden Stoff find die Lungen, 
durch welche nur ein geringer Zheil ausgefchieden wird, die 
Nieren, deren Wirkung ebenfalls gering ift, und die Leber, 
durch welche die größte Menge ausgefchieden und das Blut ge 
reinigt wird. Das eifenblaufaure Kali findet ſich daher nach) 
einiger Zeit in den Feuchtigkeiten des Magens und der Dürme 
und in den Ererementen, und zwar in demfelben Maße reiche 
licher, als fich das Blut armer in demfelben ausmeift. Liegt 
das Thier im Betaͤubungsſchlafe, fo geht die Ausfcheidung lang: 
famer vor fich, dagegen fchneller, wenn das Thier Nahrung zu 
fih genommen hat. Daß die Reinigung des Blutes bey den 
Meichtbieren durch die Leber gefchieht, kommt daher, daß diefe 
ben diefen Thieren die größte Menge von arteriellem Blur ems 
pfängt, und zwar tieß gerade her vom Herzen. Ben den Saug: 
tbieren, bey welchen die Leber eine im Verhältniffe zu. ihrer 
Maffe geringe Menge von arteriellem Blute empfängt, gefchieht 
die Neinigung dagegen duch die Nieren, welche dort weit mehr 
deffelben empfangen. Da die Meichthiere kein Iymphatifches 
Enftem befisen, fo geben dieſe Verſuche einen neuen Beweis 
für die Einſaugungskraft der Venen ab. 

©. XX—-XXM. Prof. Schoum, Ueberſicht der Ver: 
hältniffe des Regens in Italien. 


96 


©. XXIT—XXIV. Prof. Zeife, über Zanthogenfäure, 
©. 3b. II, ©. 221 ff.) 

©. XXIV—XXV. Prof. D erfted, über das Zuſammen⸗ 
drüden der Luft. (S. Bd. II. ©. 292 ff.) 

©. XXV—XXVI Ueber die Verbindung des Chlors mit 
Thons und mit Kiefelerde. 

©. NXVI—XXIX. Dr. Forchhammerr, zu Abhandt. 
Th. 1. ©. 245 ff. 

S. XXIX-XXXII. Meteorofogifche Beobachtungen des Land: 
phyſicus Thorftenfen auf Island und Anderer in Grönland. 

©. XXXII—XXXM. Serihau, Bemerkung über Dr: 
gelpfeifen. 

©. XXXIII -XXXIV. Prof. Gamborg, Zufag zu 
feiner Abhandlung über die Theorie der Lefekunft, in den Schrif: 
ten der Gefellfchaft f. d. J. 1803. 

©. XXXIV— XXXV. Prof. Nyerup, über 2 Chro: 
nifen aus dem Mittelalter, Cronicon Eriei Regis und Chro-_ 
nica slavica incerti auctoris. 

©. XXXVII— XXXIX. Mathematifches vom Lector v. 
Schmidten. 

S. XXXIX. Prof. Hornemann, uͤber den Inhalt des 
21 ften Heftes feiner Flora danica. 

©. XXXIX—LX. Prof. Jacobfon, über die Neben- 
nieren der Fifche. Er fand unter den Knorpelfifchen bey den 
Gattungen Raja, Squalus, Cyclopterus und Chimaera Dı- 
gane, welche den friiher von ihm angeführten Character tragen 
und defhalb als Mebennieren zu betrachten find; unter den an— 
dern Fiſchen (Pisces spinosi) fand er daffelbe bey Anarrhi- 
chas. &ie zeigen fich entweder als ein einfaches Organ, oder 
find auch doppelt. Die Lage und Form find verfchieden, indem ° 
fie bey einigen (Squalus) an der obern, bey andern (Raja) an 
der untern Fläche der Nieren liegen. Bey den erfteren find 
fie laͤnglich und cylindriſch, bey den letzteren flachgedrüdt. Die 
Fatbe ift weiß oder gelblih, und die Gubftanz, aus welcher fie 
beftehen (das Parenchym) weich und einförmig. Sie erhalten 
ihe Blut durch zuführende Venen, welche feine Zmeige, entwe— 
der der Spinalvenen, oder der zuführenden Nierenvenen find. Ihre 
zurücführenden Venen bringen dag Blut zu den zurüdführender 
Nierenvenen. Die Nebennieren find am größten bey Raja und 
Squalus, ſehr flein bey. Cyclopterus, Chimaera und Anar- 
rhichas, wo fie ſich wie ein Paar fleiner chlindrifcher Körper 
an der obern Fläche der Nieren zeigen. Bey Raja ſcheinen fie 
am meiften entwidelt zu feyn, da fie ziemlich groß und an 
Blutgefaͤßen reich find. In Form und. Lage ftimmen fie mit den 
Mebennieren der Fröfche überein, und die Nochen machen, aus 
diefem Gefichtspunct angefehen den Uebergang von den Fiſchen 
zu den Amphibien. i | 

©. LX—LXI. Derſelbe über dag Iymphatifche Syftem 
bey den Amphibien und Fiſchen. Unter den erfteren hatte man 
es nur bey den Schildfröten gekannt. Der Df. findet eg bey 
alten Thieren der Glaffe aufs Vollftändigfte entwidelt; es läßt 
fich leicht in den meiften Organen, als dem Herzen ‚den Lun— 
gen, den Verdauungs-, Harn: und Gefchlechtsorganen und end: 
li in der ganzen Aufern Haut entdeden. Won bem der 
Säugtbiere unterfcheidet e8 ſich 1) durch den Mangel der fg. 
Inmphatifchen Drüfen, 2) durch die befonders großen Saͤcke oder 
Entinder (Sinus), welche e8 im Körper bildet. Diefe Sinus 
umgeben die großen Pulsadern; fie find innen mit Querfafern 
verfeben, welche dazu zu dienen fcheinen, ihre allzu ftarfe Er: 
meiterung zu verhindern. Bey den Batrachiern find die Sinus 
weit und fadfürmig, bey den langgeftredten Amphibien, den " 


‚97 


"Schlangen und Eidehfen, enlindrifch; die Stammpulsaber bey 


den Schlangen läuft von ihrem Anfange, bis fie den Schwanz 
erreicht, in einem folchen, ziemlich weiten, cylindrifchen Canale, 


‚welcher der. Hauptftamm für das Iymphatifhe Syſtem ift und 


Verlaͤngerungen abgibt, welche die großen Aeſte diefer Pulsader 
begleiten und umgeben; 3) durch ähnliche große Höhlen oder 
Ganäle unter der Haut, deren einige mit ftarfen Muskelfaſern 
verfehen find; bey den Batrachiern findet ſich zu jeder Seite 
des Truncus ein folher Sinus, auf welchem ſich eine ftarfe 
Schicht von Muskelfafern ausbreitet; bey den Schlangen läuft 
zu jeder Seite des Körpers, vom Kopf an bis zum Schwanze 
binab ein cylindriſcher, mit ſtarken Musfelfafern umgebener 
Canal; diefe Sinus oder Ganäle ftehen in genauer Verbindung 
mit den angeführten Höhlungen fowohl, welche ſich innerhalb 
des Körpers, ald auch mit denen, die fich unter der Haut der 
Ertremitäten befinden; 4) durch die Art und Weife, auf welche 
die Iymphatifchen Gefäße aus dem Darmcanale entfpringen; 
die feineren, welche von den Därmen Eommen, bilden zwifchen 
den Darmhäuten längslaufende Ganäle, welche ziemlidy weit und 
auf mannigfahe Weiſe mit einander verbunden find; aus die— 
fen entftehen die größeren Gefäße und gehen von da zu den 
angeführten großen Süden oder Höhlungen; 5) dadurch, daß 
die Inmphatifchen Gefäße wenigere Klappen haben, ald bey den 
Säugthieren. — Daß die angegebenen großen Sinus oder Ca— 
näle dem lymphatiſchen Spfteme wirklich) angehören, bemeifen 
theils Einſpritzungen, theils Neforptionsverfuche. 

Ben den Fifhen hat er befonders den in der Bauchhöhle 
befindlichen Theil des Inmphatiichen Syſtems unterfucht. (Val. 
Hewfon, Hunter, Monro.) Das Spftem zeichnet fich 
bey diefen Thieren aus: 1) durch den Mangel der Iymphatifchen 
Drüfen in den angeführten Theilen, 2) durch die wenigen, aber 
frarfen Klappen, mit denen die lymphatiſchen Gefäße verfehen 
find, 3) durch die großen und auf manchfache Weife verbunde- 
nen Geflechte, welche fie bilden, 4) durch die längslaufenden 


Canaͤle, welche fich zwifhen den Darmhäuten befinden, und aus 
"denen die größeren Inmphatifchen Gefäße, ebenfo, wie bey den 


Amphibien, entfpringen. 

Ungeachtet aller angewandten Mühe Eonnte der Vf. die Ver— 
einigung der Inmphatifchen Gefäße und der Milzvene bey der 
Schildkroͤte, melde einige Phnfiologen gefunden haben wollen, 
nidyt gewahr werden. 


©. XLU. Derfelbe, über Hermaphroditismus bey den 
Kröten. Man findet diefen ziemlich häufig. Die mifigebildeten 
Sndividuen gleihen den Männchen im äußern Habitus und 
befigsen, oberhalb ber vollftändig entmwidelten Hoden, zwifchen 


dieſen und den Fettanhängen, einen fehr Eleinen und mehr oder 


toeniger ermeiterten Eyerſtock und die Eyergänge, jeden feiner 
Seits an den Nieren. Die Eyergänge find immer viel Eleiner, 
als beym Weibchen, doc bey einigen dieſer Hermaphroditen 
vollftändig, erftreden fih vom obern Theile des Unterleibes big 
zum Maftdarme und find hohl. Ben anderen findet ſich nur 
ein einzemes Stuͤck diefes Organs, welches nicht mehr mit dem 
Maftdarm in Verbindung fteht. Seltner fehlt der obere Theil 
des Eyerganges, und, fo Auferft fein er auch feyn kann, ift er 
doch hohl und befißt eine obere Deffnung. 

S. XLII—XLIV. Pr. Jacobfon, über die Erzeugung 
der Malermufchel (Mya pictorum). ©. diefen Band, ©. 251 ff. 

&. XLIV—XLV. Pr. Schumaher, über guineiſche 
Pflanzen. ©. biefen Band, ©. 21 ff. 

Iſis 1848, Heft 2, 


98 


©. XLV—XLVI. Pr. Zeife, über die Verbindung des 
Platinavorchlorides mit Weingeift, 

©. XLVI. Derfelbe, über das aus der Asa foetida 
duch Deftillation auszufcheidende Xanthogenoͤl. 

S. XLVI—XLVIII. Pr. Derfted, über die Zufammen: 
drückbarkeit der Körper, und Über eine WVerbefferung von No: 
bili’s electromagnetifhem Multiplicator. 

©. XLVIH—LIN. Pr. Bornemann, Entwidlung der 
moralifchen Idee. 

©. LI — LIV. Pr. Kolderup-NRofenvinge legte eine 
Ueberficht der wichtigften Handſchriften der fchonifchen und fee: 
ländifhen Stadtrechte oder Handelsftädtegefege vor, welche in 
feiner Herausgabe der alten daͤniſchen Gefege abgedruckt wer: 
den follen, 

Dr. 


©. LIV—LVI. 
rechnung 

©. LVIL Pr. Hornemann, über Fucus (La- 
minaria) buceinalis. ©. diefen Band, ©. 379 ff. 

©. LVII. Derfelbe, über die im 32ften Hefte ver 
Flora danica abgebildeten neuen oder feltenen Pflanzen. 

©. LVITH—LX. Pr Sacobfon, Fortfegung feiner Bey: 
träge zur Anatomie und Phnfiologie der MWeichthiere, f. diefen 
Band, ©. 303 ff., und über einige in der Zeichmufchel ent: 
dedite Eingeweidewürmer, daf. ©. 298 ff. 

©. LX—LXU Pr Schouw, Hauptrefultate der durch 
Brewfter veranlaßten, in Kopenhagen am 14ten und 15ten 
Sanuar 1827. gemachten Barometerbeobachtungen. 

©. LXII. Dr. Forchhammer legte einige Bemerkungen 
über das falpeterfaure Quedfilbervororyd, als Prüfungsmittel 
auf Platin vor. 

©. LXH—LXV. Derſelbe, Fortfesung feiner geogno— 
ſtiſchen Unterfuhungen, nehmlidy über Nügen, Lüneburg, Sege— 
berg und Split. 

©. LXV—- LXVI Pr Derfted, fortgefeste Verſuche 
über die Compreffibilität der Körper, und über die Anwendung 
des electromagnetifchen Multiplicators zur Silberprüfung. 

©. LAÄVI—LXVIH. Derſelbe, über eine von ihm er- 
fundene Art des Glodenfäutens. 

©. LXVIT—LXX. Dr. Mynfter, über die Triebe (des 
Menfchen). 

©. LXXI. Geh. Leg. R. Bröndfted, über eine merk: 
wuͤrdige, bey Paleſtrina gefundene Vaſe im Collegium des heil. 

Ignatius zu Rom. 

3) S. 1-20. Allgemeine Methode für die In— 
tegration der Differentialäquationen, von H, ©. 
Schmidten. 

4) ©, 21 —248. Beſchreibung guineiſcher Pflan— 
zen, welche von dbänifhen Botanifern, befonders 
vom Etaterath Thonning gefunden worden find, 
von $. ©. Schuhmacher. 

Et. Thonning bielt ſich faft 3 Sahre lang in Guinea 
auf und fammelte nicht allein Pflanzen, fondern befchrieb fie 
faft alle ausführlih an der Stelle felbft und bemerkte dabey 
die Anwendung der Pflanzen in der Heilfunft und Deconomie 
nebſt ihren im Lande felbft gebräuchlichen Benennungen. Beym 
Bombardement Kopenhagens 1807. verbrannte feine eigene 
Sammlung, er hatte an Vahl, Hornemann, Colsmenn 
und Schumacher aus feinem reihen Vorrath mitgetheilt. 
(Aus den erften Linneifchen Glaffen und der 1ften Ordnung ber 
Sten find Thonnings Pflanzen von Vahl in feiner Enu- 

7 


Nase, über die aͤgyptiſche Seit: 


1 


"99 


meratio befarnt gemacht worden.) Da andere Dinge ihn be: 
fchäftigten‘, fo überließ er dem Xegtern feine Manufcripte, und 
diefer beſtimmte, was noch unbeffimmt war, fügte einige Arten 
nah Sferts (deffen „Reife nad) Guinea” 1788 in Kopenha= 
gen erfchienen ift) Herbarium hinzu, arbeitete die Synonymie 
und den größten Theil der Diagnofen aus und gab dazu einige 
Eritifde Bemerkungen. So entftand fhon vor geraumer Zeit 
die gegenwärtige Arbeit Über die Pflanzen Guineas. Die ganze 
Anzahl der Arten (etwa 500) ift für eine tropifche Gegend nur 
Elein, und es fcheint defhalb, wie nach verfchiedenen andern 
Nachrichten, daß diefer Theil von Africa ſich hinfichtlich des 
Pflanzenreihthums keineswegs mit andern. tropifchen Gegenden 
meffen Eönne, auch nicht mit Südaftica, deffen Flora eine ber 
teichften ift, welche wir Fennen. Der große Reichthum an Pal 
men und baumartigen Sarnen, melcher andere Laͤnder innerhalb 
der Mendekreife auszeichnet, fehlt hier; fo tritt auch Feine bes 
deutende Eigenthlmlichfeit in den Hauptformen hervor, Eine 
ausführliche Ueberficht der Vegetation im Allgemeinen und der 
pflanzengeograpbifchen Verhältniffe findet man in J. W. Hor- 
nemann, de indole plantarum guineensium, Havn. 1819, 4. 

Die von Thonning und Sfert unterfuchten Gegenden find 
vorzüglich die zwifhen I—6N. Br. liegenden Ga oder Akkra, 
Adampi, Aquapim, Kwahu, Wolta Krepeh und Fida. Bergig 
ift befonders Aquapim, etwas bergig das weſtliche Adampi und 
Ga; aber die Höhe der Berge ift nicht bedeutend, denn die 
Palmen gedeihen gut auf den höchften Kuppen. Zu ben nie— 
drigen Gegenden gehören: dag öftliche Adampi, Wolta Krepeh 
und Fida. Die wichtigften Flüffe in diefen Gegenden find die 
Wolta, welcher im September die benachbarten Streden, Sa— 
kumofho und Zojeng uͤberſchwemmt. Dort finden fich verſchie— 
dene große Lagunen, z. B. Augna Songo, Hier und da find 
große, die und unduchdringlihe Wälder, auch in den bergigen 
Gegenden. Auf den Bergen ift die Vegetation uͤppig; dagegen 
wird fie in den niedrigen Gegenden durch die Seewinde un: 
terdrückt. 

Die Temperatur ift im Schatten des Morgens 19 — 21 Ör., 
Mittags 22—27 Gr., Abends 20—23 Gr. R. In der 
Sonne fteigt das Thermometer auf 42 Gr. 

Wir geben hier das WVerzeichniß ber. in diefem Auffage ans 
geführten und fammtlich ausführlid (in lat. Sprache) befchries 
benen Arten: 

'Usteria guineensis Vahl, Jasminum dichotomum, Schwen- 
ckia guineensis, Elytraria marginata Vahl, Justicia opaca 
Vahl, plicata V. hypocrateriformis V., Utrieularia Thon- 
ningii, Stachytarpheta indica V., Haaslundia opposita V., 
Boerhaavia diffusa, adscendens Vahl, Codarium nitidum, 
Piper guineense, Tonsella africana Vahl, Commelina um- 
bellata, simplex V., umbrosa V., Ficus umbellata V., 
lutea V., ovata V., ealyptrata F., mierocarpa V., Schoe- 
nus pilosus V., Scirpus antaretieus V., filamentosus V., 
obtusifolius Y., hispidulus V., Hypaelyptum filiforme PV. 

Fimbristylis pilosum V., scabridum P., Abildgaardia lan- 
ceolata Schum,, Cyperus margaritaceus V., scirpoides 
V., coloratus V., polyphyllus V., amabilis V., miero- 
stachyos V., patens V., pustulatus V., sphacelatus V., 
dilatatus Schum., angustifolius Sch., aristatus V., ligu- 
laris V., Mariscus alternifolius V., Kyllinga squamulata 
V., dipsacoides Sch., ereceta Sch., Fuirena pentagona 
Sch., Remirea maritima Anbl., Cenchrus barbatus: Sch., 
Pennisetum purpureum Sch. Digitaria reflexa Sch., nuda 


100 


Sch., Agrostis extensa Sch., congener Sch., Saccharım 
punctatum Sch.|, repens Willd., officinarum L., Aristida 
submucronata Sch., caerulescens Desf., longillora Sch., 


Andropogon contortus Willd., simplex Sch., teetorum - 


Sch., verticillatus Sch., guineensis Sch., canalieulatus 
Sch., Paspalus barbatus Sch., Eleusine glabra Sch., 


Chloris simplex Sch., pilosa Sch., guineensis Sch., pul- | 


chra Sch., Sorghum vulgare Willd., saceharatum W., 
Panicum pallide- füseum Sch., sphacelatum Sch., cauda 
ratti Sch., subangustum Sch., incanum Sch., collare Sch., 
lineatum Sch., latum Sch., serrulatum Sch., viviparum 
Sch., longifolinm Sch., deflexum Seh., sparsum Sch., 
plantagineum Sch., Manisuris granularis Swartz, Aira bi- 
color Sch., Poa turgida Sch., eachectica Sch., linearis 
Sch., eiliaris Willd., hippuris Sch., Hedyotis virgata 
Sch,, longifolia Sch., pentandra Sch., laneifolia Sch., 
Spermacoce globosa Sch, Staurospermrm ( Thon.) verti- 
ceillatum Sch., Octodon (TA.) filifolium ‚Sch., Diodia ma- 
ritima, scabra Sch., pilosa ‚Sch., Ixora nitida Seh., Pa- 
vetta genipaefolia Seh. , subglabra Sch., Scoparia duleis L. 

Cissusbifida Sch., triandra Sch.,eymosa Sch., Oldenlandia 
pentandra Reiz., Rivina apetala Sch., Coldenia procnm- 
bens L., Heliotropium strigosum Sch., africanum Sch, 
Plumbago auriculata Zmek., Convolvulus perfoliatus Sch., 
guineensis Sch., trichocalyx Sch., älicaulis F., involu- 
eratus Sch., diversifolius Sch., panieulatus Sch., cairicus 
V., pentaphyllus L., thonningii Sch., ineurvus Sch,, 
caeruleus Sch., rotundifolius, Sphenoclea zeylanica Sch., 
Nauclea africana W., Cephalina (Th.) esculenta Sch., 
Scaevola Lobelia L., Ueriana racemosa Sch., Psychotria 
triflora, multiflora, umbellata, kolly, obyallata Sch., (?) 
ehrysorrhiza, Phallaria horizontalis Sch., spinosa Sch., 
Benzonia corymbosa Sch., Stroemia trifoliata V., Cono- 
carpus pubescens Sch., Mussaenda erythrophylla Sch., 
elegans Sch., macrophylla Sch., Datura  fastuosa L., 
Physalis angulata L., Solanum geminifolium, distichum 
Sch., nodiflorum Sch., atropo Sch., edule Sch., dasy- 
phyllum Sch., anomalum, Strychnos scandens Sch., Cor- 
dia guineensis, Ehretia eymosa, Bumelia duleifica ‚Sch. 

Rhamnus panieulatus, Celastrus laneifolius, Viola guine- 
ensis Sch., lanceifolia, Leea sambueina Willd., Mollia 
stellata Sch, Achyranthes mollis, geminata, Thonningii, 
nodosa V., Celosia splendens Sch., laxa Sch., Illecebrum 
obliquum Sch., sessile L., lanatum 4it.], Carissa duleis 


Sch., Gardenia ternifolia Sch., medicinalis V., Nerium 
scandens, Echites guineensis, Cynanchum subyolubile 


Sch., lancifolium Sch., scabrum Sch., Asclepias con- 
volvulacea Sch, muricata Sch., procera Ait., nuda Sch. 
Chenopodium guineense W., Gomphrena angustifolia V., 
ceylindrica Sch., Celtis zuineensis Sch, Hydrolea glabra 
Sch., Pharnaceum Cerviana L., Mollugo L., spathulatum 
Swartz, Wormskjoldia (Th.) heterophylla Sch., Evol- 


vulus azureus V., Drosera minor, Gisekia linearifolia Sch, 


“ Haecmanthus eruentatus Sch., Amaryllis nivea. trigona, 


F3 


Allium guineense, Gloriosa angulata Sch., Gethyllis pi- 


losa Sch., Ornithogalum ensifolium, Sanseviera guineen- 
sis W., Alo& pieta W., Tacea involucrata Sch., Achras 


(?2) sericea Sch., Loranthus Thonningii, incanus Sch, 


Oryza sativa L., Flagellaria guineensis Sch., Helonias 
guineensis, Alisma sagittifolia W., Aponogeton subeonju- 


101 


gatus Sch., Combretum mueronatum Sch., corymbosum 
"'Sch., Ornitrophe thyrsoides Sch., magica Sch., trista- 
chyos Sch., Noltia tricolor Sch., Cupania edulis Sch,, 
Amyris anisata W., Ximenia americana L., Dodonaea 
repanda Sch., Paulinia uvata Sch., Cardiospermum hir- 
sutum W., glabrum Sch., Verea erenata Andr., Cassyta 
guineensis Sch., Sophora nitens Sch., Podalyria (?) 
haematoxylon, Bauhinia Thonningii Sch., Cassia Tora L., 
viscosa Sch., planisiligqua L., geminata V., Caesalpinia 
pulcherrima Sw., Guilandia Bonducella Hornem., Scho- 
tia simplicifolia, Adenanthera tetraptera Sch., Melia an- 
'gustifolia Sch., Tribulus humifusus Sch., Gomphia flava 
Sch., Limonia (?) monadelpha, Jussieua linearis W., 
Quisqualis obovata Sch., Melastoma sessilis Sch., pro- 
strata, Trianthema flexuosa Sch., Malpighia alteruifolia 
Sch., Hiraea odorata. W., Erythroxylon emarginatum, 
Spondias aurantiaca Sch., Byrsocarpus coccineus Sch., 
puniceus Sch. (Forſetzung im folgenden Bande.) 

5) ©. 249— 362. Beytrag zur Anatomie und Phnfiologie 

der Meichthiere, von & L. Sacobfon. Dazu 2 Kpft. 

I. ©. 251— 297. Unterfuchungen zur nähern Erläuterung 

der herrfchenden Meynung über die Erzeugung und Ent— 
widelung der Zeichmufcheln. 

Die bekannte Abhandlung, in welcher J. hbauptfächlich die 
Behauptung eines Leeumenhoek, Poli, Cuvier, Boja— 
nu, Treviranus, Pfeiffer u. U, befümpft, daß die 
£leinen, oft in der ungeheueriten Menge in den Kiemen der 
Fluß- und Teichmuſcheln vorfommenden zweyfchaligen Thierchen 
die Sungen dieſer Mufcheln feyen, dagegen die fchon früher von 
dem dänifchen Naturforfcher Rathke (in den Naturhist. Selsk. 
Skr., 1797., T. IV. H. 1.) dargelegte Anficht, daß fie Schma= 
roßerthiere der Mufcheln feyen, zu beweifen fucht. Rathke 
hatte diefen ſeyn follenden Schmarogern den Gattungsnamen 
Glochidium gegeben, welchen J. behält, die Species in den 
äußeren Kiemen der Anodonta anatina Gl. parasiticum nen- 
nend, Wir gehen hier nicht weiter fpeciell in die Abhandlung, 
da jene Anſicht, deren Befeftigung den Hauptinhalt ausmacht, 
längft durch des Carus gründliche Unterfuchungen und Darles 
gungen als unrichtig herausgeftellt worden ift. (S. deffen Neue 
Unterfuchungen üb. d. Entwicklungsgeſch. unf. Flußmuſchel, in 
den Acta Leopold., XVIII. 1.) (Bl. auch Blainville, 
Sfis, 1830. ©. 217 ff) 

II. ©. 298— 302. Befchreibung zweyer in der Teichmuſchel 

entdedter Eingeweidewürmer, 

Der Berf. fand außer einem auf den Anodonten lebenden 
Schmaroser, dem von dem eben genannten Rathke zuerft 
unterfuchten und von ihm fo benannten Thrombidium nota- 
tum (a. a. D. Th. IV. 9.1. ©. 173.), welches nachher C. 
Pfeiffer unter dem Namen Limnochares Anodontae be— 
fchrieb und abbildete (ſ. deffen Syſt. Befchr. teutfcher Land— 
und Suͤßwaſſermoll., Abth. II. ©. 27.), 2 Endozoenarten, nehm 
lih ein Diftom von microfcopifcher Kleinheit, ob in der Keber 
oder dem Darmcanale, blieb unbeſtimmt; es war cylindrifch, 
nahm aber durch bedeutendes Ausftreden und Zufammenzieben 
verfchiedene Geftalten an; der Mundnapf war rund und Elein, 
der Bauchnapf weit von ihm entfernt und viel größer, mit er— 
hoͤhtem Rande. (Taf. 1. Fig. 1—4.); dann, ebenfalls im 
Unterleibe der Zeichmufchel ein bis dahin mit feiner andern 
Form unter den Eingeweiderwürmern zu vergleichendes Thierchen, 


102 


welches indeffen K. E. v. Baer fhon 1827. umftändlich unter 
dem Namen Bucephalus polymorphus befchrieben und auch 
abgebildet hatte. (S. Acta Leop. XII. 2. ©, 570 — 589. 
Taf. XXX. Fig. 1— 27.) 

II. ©. 303 — 324. Anatomifche Unterfuhung der Cyclas 

cornea. ( Auszug.) 

Der Mantel befteht aus fehr feinen, durch ein lockeres 
Zellgewebe verbundenen Häuten. Er ift an der untern Hälfte 
des Thiers offen. Der freie Nand der Deffnung erſtreckt ſich 
vom vordern big zum hintern Schließmusfel, ift dic, feft, ohne 
Faſern und dunkel von Farbe. Oberhalb der Muskeln, befon- 
ders des hintern, verläuft eine Verlängerung des Nandes nach 
dem Nücden des Thiers hinauf. An der vordern und bintern 
Ede der Mantelöffnung befindet fich innen vor deren Raͤndern 
eine Querhaut, welche diefeiben vereinigt. Am vordern Winkel 
ift fie nur Elein und halbmondförmig. Die am hinten ift be— 
beutender und gebt von der Stelle, an welcher die Mantelrän: 
der zufammenftoßen, am hintern Schließmusfel nach untem und 
nimmt 4 der Länge des Nandes ein, wo ſich wiederum ein 
Eleinee Quermuskel findet; fie liegt etwas nach innen vor dem 
Mantelvande, welcher fein ift und zu jeder Seite diefer Quer— 
haut eine halbmondförmige Kippe bildet. In diefer Haut fieht 
man 2 runde Deffnungen, eine untere Eleinere, eine obere groͤ⸗ 
ßere. Druͤckt das Thier die Haut nach vorn hin, ſo nimmt ſie 
die Geſtalt eines flachgedruͤckten Cylinders an und endigt mit 2 
roͤhrenfoͤrmigen Oeffnungen, welche eine Menge kleiner Faͤdchen 
umgibt. Dieſe Oeffnungen, von denen die obere zu dem Kie— 
mencanale fuͤhrt, mit welchem ſie verbunden iſt, die untere aber 
zur Mantelhoͤhle, find die Athmungscanaͤle (Tracheae). Wenn 
das Zhier im Schlamm liegt, fo blickt der hier beſchriebene 
Apparat hervorz da die Fadchen der Deffnungen aber fehr em— 
pfindlich find, fo zieht das Thier diefe bey der mindeften Beruͤh— 
rung zuruͤck, ſchließt die Schalen und fprigt dabey Waffer aus 
ber untern Deffnung. 

Der Fuß (Organon locomotionis) ähnelt, zufammengezogen, 
einer Pflugſchar; ausgeſtreckt übertrifft er den Schalendurch- 
meffer faft 2 mal. Er ift dann nach hinten dreyedig, vorn 
mehr flachgedrüdt und abgerundet, unten ganz flach; Farbe 
weiß; um das vordere Ende läuft ein rofenrother Nand. An 
den Unterleib des Thiers wird der Fuß durch fefte, ſtarke Bän- 
der geheftet, deren jedes feinerfeitS von der Schale an den hin— 
tern Schließmuskeln entfpringt und zu den vorderen geht. Sie 
laufen den Unterleib entlang, begränzen diefen und dienen ver= 
muthlih, wie bey den Übrigen Mufcheln, zur Anheftung der 
Fußmuskeln und der den Unterleib umgebenden Haut. 

Der Mund befindet ſich am vorderm Unterleibsrande dicht 
unter dem vordern Schließmuskel der Schalen. Er ift rund 
und von 4 Zentafeln umgeben, welche dreyedig, zugefpist, 
flahgedrüdt und alte faft gleich groß find. Den Magen 
umgibt die Leber. Der Darm macht ſogleich mehrere Biegun— 
gen, geht dann gerade durch die Eyerſtoͤcke nach dem hintern 
Theile des Unterleibes, fteigt wieder etwas nach vorn und oben 
gegen den Rüden hinan, bildet dort den legten Winkel und 
läuft nun nach hinten und. etwas nach unten, durch das Herz 
bis über den hintern Schließmuskel, wo er mit feiner äußern 
Deffnung endet. Er fcheint gewöhnlich mittels feines dunkeln, 
grünlihen Inhalts durch den Unterleib hindurch. Die Leber 
ift groß; fie nimmt den vordern und oben Theil des Unterleibes 
ein und umgibt den Magen, 


103 


Vom Nervenfpfteme flebt man deutlich das vordere P. 
Ganglien binter den Mundtentafeln und 2 Mervenftränge, 
welcye längs ber Unterleibgfeiten zu den hinteren, £leineren, 
Ganglien laufen. 

Die diefe Theile bekleidenden Häute haben eine gelbliche Farbe. 

Das Herz von Geftalt und Lage, wie in den Zeihmufcheln, 
ift leicht durch die dünne Mantelhaut des Nüdens zu fehen. 
Dak der Enddarm durch dafjelbe geht, ift fhon angeführt 
worden. 

Bon den 2 P. Kiemen fcheint beym Deffnen der Schale 
das innere, feiner Hervorragung nad) zu urtheilen, mehr denn 
doppelt fo groß zu ſeyn, als das aͤußere. Dies rührt aber 
nur von einer Verlängerung feiner Häute her, welche es an 
den Mantel und den Unterleib befeftigen. Die 2 jede Kieme 
nebmlich zufammenfeßenden und an deren converem ande in 
einander Übergehenden Häute weichen am obern Rande derfelben 
angeinander und gehen zum Mantel oder zu diefem und zum 
Seitentheile des Unterleibes um ſich dort zu befeftigen, Da— 
durch entfteht ein dreyediger Canal, welcher dem obern Rand 
der Kieme entlang läuft, der eigentlihe Kiemencanal. Er ift 
weit vollftändiger am aͤußern P., als am innern. Denn hier 
befeftigt. fih das innere Kiemenblatt nur an dem vordern und 
bintern Theile des Unterleibes und läuft über den mittleren 
Theil weg, ohne mit diefem verbunden zu ſeyn, woher der Ga: 
nal des innern P. eine länglihe, auf dem obern heile des 
Unterleibes befindliche Seitenöffnung hat. Der Canal des aͤußern 
Kiemenp. vereinigt ſich mit dem des innern am hintern Ende 
der Kiemen, wodurch ein mehr oder weniger Eurzer, gemein- 
f&aftliher Canal’ gebildet mird. Auf diefe Weife find die’ 
Ganäle bey mehreren Mufchelthieren, befonders unfern Zeich- 
mufchein, befhaffen; bey der Cyclas findet aber eine merkwuͤr⸗ 
dige Modification ruͤckſichtlich des Canals des innern Kiemen— 
paares Statt. Der Theil der Kiemenhaͤute nehmlich, welcher 
den Ganal bilden und die Kieme befeftigen foll, iſt, anftatt, wie 
bey den uͤbrigen Mufcheln, fehr fhmal zu fen, fo groß, daß 
er die Größe der Kieme zweymal übertrifft. Dadurch entfteht 
bier, anftatt eines Canales, eine bedeutend große Höhle. Diefe 
ift vorn größer, wird nad hinten £leiner und endigt fih in 
einen Eleinen und fehmalen Gang, weldyer mit dem gemein 
ſchaftlichen Canale zufammenftößt, der an der obern Deffnung 
der hintern Querhaut des Mantels befeftigt ift. Außer diefer 
Deffnung bleibt nun noch als die oben erwähnte Seitenöffnung 
des innen Kiemencanals eine große halbmondförmige Deffnung, 
Der durch die Häute gebildete Sad ragt weit vor das Aufere 
Kiemenpaar jederfeits binaus, und an ihm ift, fo zu fagen, 
die innere Kieme befeftigt. Diefe lauft defhalb nicht parallel 
mit dem dufern Kiemenpaar, fondern fteigt von vorn und une 
ten nach hinten und oben, wo fie mit dem hintern Ende des 
äußern P. zufammenftößt, welches nach entgegengefegter Rich 
tung verläuft. Die Eleinen, £eilformigen Abtheilungen oder 
enlindrifenen Höhlen zwifhen den Haͤuten der inneren Kiemen 
öffnen fich in den erweiterten Canal, den Kiemenfad. Durch 
das Microfcop fieht man in ihm” nebeneinander von oben nad) 
unten verlaufende Streifen, welche in ähnliche Theile der Kieme 
felbft übergehen und vermuthlic von den Blutgefüßen herrühren, 
welche zu diefer gehen und von ihr zurüdkehren. Feine Spitzen 
befisen die unteren Raͤnder beider Kiemen. 

Von den Zeugungsorganen fanden fih nur die Eyerftüde. 
Sie liegen, jeder feinerfeits, im Unterleibe, nehmen deffen bins 
teen Theil ein und werden vorn von der Leber und, den großen 


104 


Biegungen des Darms begränzt, deffen Ende zwifchen ihnen 
hindurch geht. Jeder befteht aus einer Menge kleiner cylindis 
ſcher an den Enden zugefpister Säde oder Gapfeln, melde 
diht an einander liegen, ohne mit einander verbunden zu ſeyn; 
fie find nur mittel8 eines der zugefpißten Enden an einer ſtar— 
fen Haut innerhalb des Eyerſtockes befeftigt. Dieſer Zuftand 
fhien der des unbefruchteten Enerftods zu feyn. Mit der Zeit 
nehmen die Saͤckchen an Größe zu, ihr freyes Ende wird abs 
gerundet, fo daß fie birnförmig werden. Der hintere Theil des 
Unterleibes ift dann erweitert; dann werden die Sädchen größer 
und ragen aus dem Unterleibe hervor, treten auch in den Kie— 
mencanal oder Kiemenfad, in welchem fie ſich aber nicht ans 
heften. In jeder der birnformigen Verlaͤngerungen entfteht 
ein Ey, aus welchem ſich ebenda das Junge entwidelt. "Hat 
diefes eine gewiffe Größe erlangt, fo berften die Häute des 
Südens und das Junge tritt frey in den Kiemenfad. Hier 
waͤchſt es ziemlich fchnell bis zur Größe einer Linfe, 
tritt e8 aus der halbmondförmigen Seitenöffnung in die Höhe 
lung des Mantels Jund verläßt, aus deren Deffnung tretend, 
die Mutter. Die Cyclas vermehrt fi) den ganzen Sommer 
hindurch , indem allmählich mehr und mehr der birnförmigen 
Verlaͤngerungen hervorwachſen. Die Eleinften Jungen haben 
4° im Duchm. Sie find weiß, rund, etwas flachgedrüdt ; 
der Fuß ragt aus den Elaffenden Schalen, welche weich und 
faft bäuticht find, hervor. Sie gleihen, außer daß fie flach 
gedräcdt find, fehr dem Mutterthiere, Diefe zarten Sungen 
liegen im Kiemenbeutel unangeheftet an den Hauten, aber ein 
feiner Faden geht von ihnen in die Gapfel, in welcher fie zuerft 
entwidelt wurden. Man bemerkt feine fonderliche Bewegung 
an ihnen. Sie wachſen ziemlich fehnell. Die Schalen werden 
allmählich bleichgelblih, und der Fuß zieht fich mehr zufammen. 
Ueber 4'" groß geworden koͤnnen fie ihre Schalen volltommen 
ſchließen. Diefe werden bald härter, gemöldter, fchwefelgelb. 
Iſt das Sunge bis zur Größe einer‘ Linfe oder zum Ducch- 
meffer 13” gelangt, fo verläßt e8 die Mutter, Die Schalen 
des jungen Thierchens hinterlaffen beym Verbrennen Eaum eine 


Dann 


Spur von Kalferde, auch deren noch bey den größten Jungen 


fo wenig, daß fie beym Verbrennen ihre Form nicht behalten, 
fondern zerfallen. 
Eine Kupfertafel erläutert die anatomifhe Angaben. 


IV. ©. 324— 348. Ueber die Nieren der Weichthiere und 
über die Harnſaͤure, welche durch fie bey einigen dieſer 


Thiere abgefondert. wird. 


Dies ift die im erften Bande, ©. LI., erwähnte, im Sahr 
1819. eingereichte Abhandlung, nun mit einigen Zufägen ver 
mehrt. Die Hoffnung, melde der Verfaffer fruͤher gehegt hatte, 


bey einer größern Reihe von Mollusfen die hierher gehörenden 
Unterfuchungen anftellen zu Eönnen, blieb ihm unerfüllt. In— 
deffen hatte er in den Zwifchenjahren Gelegenheit, mehrfach die 
Hauptrefultate derfeiben (f. Sfis, 1845. ©. 48— 49.) zu ber 
ftätigen. Außer den a. a. D. genannten Lungenſchnecken uns 


terfuchte er fpäter nody Limnaeus auricularius und Succinea 


amphibia und fand auc in deren Nieren Harnfäure. 


Wich⸗ 


tig iſt es aber, daß er dieſe nur bey den Lungenſchnecken, nicht 
aber bey den durch Kiemen athmenden Gaſteropoden, noch bey 


Ucephalen fand. 
undatum die Nierenfeuchtigkeit , und zwar in verfchiedenen Jah— 
reszeiten analnfirt, aber nie eine Spur von Harnfäure in ihe 
gefunden. Miöglicherweife gelte das Gefeg für die Wirbeithiere 


und möge auch auf die MWeichthiere (auf einen Theil der Sn: 


’ 


Von jenen hatte er befonders von Buccinum 


105 


fecten und vielleicht mehrere wirbelloſe Th.) anzumenden fehn, 
daß diejenigen, welche Luft athmen, Harnfäure ab— 
fondern, die aber, weldhe durch Kiemen athmen, 
nicht. — 


V. ©. 348 — 362. Einfaugung und Aufnahme fremder 
Subftanzen in das Blut, dur Verſuche erläutert. 


Die Verfuhe wurden an Helix pomatia angeftellt und es 
ergaben ſich die folgenden Nefultate: 1) Die ganze im Gehäufe 
verborgene Oberfläche des Thiers befist die Einfaugungsfraft 
in hohem Grade; 2) durch diefe eingefogenes eifenblaufaures 
Kali geht allmählich in das Blut über, ohne dies anfcheinend 
zu verändern; 3) die eingefogene Subſtanz bindet ſich befon- 
ders an den Eymweißftoff des Blutes; 4) das abforbirte Salz 
fann lange mit dem Blute cireulieren, ohne daß die Lebens: 
functionen des Thiers daben zu leiden fcheinen; 5) es vermin= 
dert ſich allmählih im Blute und verfchwindet zulegt, langſa— 
mer, wenn das Thier Eeine Nahrung zu fid) nimmt oder be: 
fonders im Winterfchlafe, fchneller, wenn die Schnede Waffer 
einfaugen und freffen Eann; 6) die das Salz aus dem Blute 
wieder ausfcheidenden Organe find die Lunge, die Nieren, aber 
vorzüglich die Leber; 7) in demfelben Verhältniffe, in welchem 
das Salz im Blute abnimmt, nimmt es in der Galle und im 
Magen» und Darmfchleime zu; 8) ift e8 lange im Blute ges 
wefen, fo findet es fi auch in der Subftanz mehrer der feften 
Theile des Thieres; 9) da man,bisher kein eigenes abforbiren- 
des Syſtem bey den Weichthieren hat entdeden koͤnnen, fo ges 
ben die angeführten Thatſachen neue Beweife für die einfaugende 
Kraft der Venen ab. — 


VI. ©. 363. Geognoftifhe Beyträge, von G. Forchham— 
mer. 1ftes Stüd. (Die Infel Sylt.) 
VI. ©. 379—390. Ueber den Fucus buceinalis L., von 
I W. Hornemann. M. ill. Abb. 
VII. ©. 391— 412. Ueber die Wirfung der Luft auf den 
Regulator der aftronomifhen Pendeluhr und der Längenz 
uhren; von Urb, Sürgenfen M. 1. 8%. 


Bierter Theil. M. 2%. K. T. Kopenhagen 1829, 


1) ©. I—XU. PVerzeihnig der Gefhäftsführer und übrigen 
Mitglieder der Gefellfchaft. 

2) Ueberficht der Verhandlungen der Gefellfchaft und der Ar— 
beiten ihrer Mitglieder vom 31. Man 1827." kis dahin 
1828.; vom Staatör. und Prof. Derfted. 


©. XV— XV. Prof. v. Shmidten über die Glafffi- 
cation der mathematifchen Functionen. 

©. XVII— XXI. Ctarse. Herholdt zeigte 4 menſch— 
lihe Mifgeburten vor, 3 denen das Herz fehlte, 1 ohne 
die eine Unterertremität uf. Er verglich ihre aͤußere Form 
und ihren innern Bau mit vielen früher befchriebenen Mifge- 
burten. Er theilte das Uterinleben — Entwidelung und 
Leben des Thieres im Uterus? — nah 2 hoͤchſt verfchiedenen 
Perioden ein, a) der der erften Bildung des Embryos, 
b) der der Entwidlung des Foͤtus. Mährend der erftern 
‚zeigte fich der Blumenbachithe Nisus formativus als eine 
felbſtſtaͤndige Naturkraft (Affinitas vitalis), ohne von Innerva— 
tion oder einem Gentralfreislaufe unterftüßt zu feyn, Die Bil 
dung des Embryos betrachtete er als einen viralen Eryftallifa: 
tioneproceß, für welchen der Sruchtftoff, als Product der Em: 

Iſis 1848. Heft 2. 


106 


pfaͤngniß, die Bafis, und die Gebärmutterlymphe das naturbes 
flimmte Nutriment abgäbe, Aus den Abnormitäten mit Or— 
ganen in umgekehrter Lage, aus doppelten oder zufammenge: 
wachfenen Embryonen und aus mancherley DBarietäten oder 
f. 9. Naturfpielen, befonders in Form und organifcher Structur 
des Herzens und der Stammabern leitete er ab, daß Organe, 
Nerven und Adern, kurz das Rudiment des ganzen Embryos, 
nothwendig fich gleichzeitig bilden müßten, wenngleich einige 
Drgane während der vorfchreitenden Entwidelung als fichtbar vor 
den übrigen hervortreten. Alle primitiven Monftrofitäter dürf- 
ten dann, nach) feiner Anfiht, ihren Grund in einer geftörten 
Eryftallifation haben, infofern entweder die Gebärmutteriymphe 
der normalen Vitalität ermangelte, oder aus irgend einer andern 
Urſache an ihrer freyen Verbreitung in den Keim des Frucht: 
tropfeng verhindert wuͤrde. Jede organifche Function findet er 
ganz ‚unmöglih, fo lange feine Organe dynamiſch entwickelt 
find. Da alfo der Fruchttropfen wächft und fi zum Eye 
ummwandelt, ehe der Embryo fihtbar wird, fo: nimmt der Ver: 
faffer an, daß dies Wachfen — fo mie fpäter die Entwicelung 
des Mutterkuchens und Nabelftrangs, des Nabelbläschens und 
felbft des Embryog — von Imbibition, als Wirkung vital- 
chemifcher Anziehung zwifchen Fruchtſtoff und Mutteriymphe 
abhängig feyen. 

Indem der Verf. den naturbeftimmten Zermin für die volle 
Ausbildung der Fotus zum Grunde legt, fucht er zu beftim- 
men, wie lange Zeit erforderlich feyn möge, daß fich der Frucht: 
tropfen zum Fruchtey ummwandle. Im Schafe (deffen Traͤch— 
tigkeit 150 Tage dauert) wird, nad Haller, der Embryo 
erft am 19ten Tage fihtbar. Nah -Wolffs Beobachtungen 
fieht man dag Küchlein im Hühnereye (deffen volle Ausbrütung 
504 Stunden erfordert) nach der 28. Stunde der Bebrütung. 
Nach diefen Datis berechnet der Verf., daß das Hühnerey, ehe 
es gelegt wird, bereits gleich 41 Brüteftunden entwidelt ſey — 
unb daß (von jenen 19 Tagen für die unfichtbare Entwideluug 
des Sachfembryos) 11,3 auf die Metamorphofe des Fruchttropfeng 
zu einem Eye, die übrigen 7,7 auf dag Hervortreten des Em: 
bryos felbft als fihhtbar verwandt worden feyen. Die volle 
Entwidelung des Küchleing erfordert alfo nad) der Berechnung 
nicht 504, fondern 545 Stunden, und der menfchliche Em: 
bryo, nah dem Verhältniffe zwifchen 280 Tagen (für die 
Schwangerfhaft des Meibes) und 150 Tagen (für die Trace 
tigkeit des Schafes) 35 Tage, ehe er fichtbar wird, nehmlich 
20,8 Tage zur vorläufigen Bildung des. Fruchteyes. 

NRüdfihtlih der materiellen Entwidelung des Embryos 
ftüst fi der Verf. auf Proufts Beobachtung, das der Küch- 
leinembryo nach dem 7ten Brütetage nur wiegt 22 Gr., nad) 
den 14ten 70 Gr, und nach vollendetem Ausbrüten 555 Gr. 

Mit diefer geometrifch fortfchreitenden Entwidelung ftellt er 
die Entwidelung verfchiedener Säugethiere nah einem mitt— 
lern Gewichte ihrer Leibesfrüchte zufammen: 


Das des reifen Katzenfoͤtus wird angenommen zu 1650 Gr. 

— d. reifen Lammf. — 61440 - (80) 
— d. reifen Kalbsf. — 378640 - (48 %.) 
— d. neugebornen Kindes 61440 - (8%) 


und ftellt das Nefultat feiner Berechnuug in tabellarifhe Form 

dar, Mach diefer wiegt der menfchlihe Embryo kurz nach dem 

Verlaufe des 3. Monats (280:3—=934—35) 5 Unz. 36 Gr. 

n. d. V. d. 6. Mon. (186% Zage) 16 - 70 - 

am Ende d. Schwangerfchaft (dem 280: Tage) 1238 - —— 
7 


107 


Der Verf. findet, daß das Herz bis nach dem Verlaufe bes 
3. Monats weder organifh, noch dynamifch ‚entwidelt ift, um 
als Gentralorgan für einen Kreislauf im Embryo fungiren zu 
Eönnen. Er beftreitet defwegen die Nichtigkeit alles deffen, was 
‚in Folge microfcopifcher Beobachtungen vom Punctum saliens 
gefagt worden ift oder vom Herzen als erftem und vorzüglich 
ftem Entwickelungsorgane für den zarten Organidmus. Nach 
feiner Anficht beginnt die Entwidelung aufen von der Periphes 
tie nach innen gegen dag Centrum durch Imbibition (vitale 
Anziehung) der Mutterlymphe, zuerſt durch die Oberfläche der 
homogenen Maffe des Organismus, fpäter zugleich von der 
Nabelblaſe aus, und endlich, wenn diefe nad dem Ablaufe der 
8. Woche geleert worden ift, von dem Mutterfuchen und Na— 
belftrang aus, welche Organe unterdeß entwidelt worden find. 
Die-Nabelpulsadern bringen dann die Mutteriymphe durch 
die Art. hypogastricae zur Aorta und zu deren Aeſten ges 
gen dag Herz, um duch die Art. eoronariae den Stoff zu 
deffen materieller und dynamifcher Entwicelung abzugeben, — 
ohne daß jedoch etwas von bderfelben Lymphe (als durch die 
Valvulae semilunares verhindert) in feine Cammern treten 
Eönnte. Die Nabelvene bringt gleichzeitig ihre Lymphe zur 
Pfortader und unten Hohlader und auc aus diefer durch 
die Vena azygos zur obern Hohlader und zu deren Aeften, 
ohne in die Vorfammer-des Herzens zu ſtroͤmen. So — fügt 
der Verf. — wird dann im normalen Zuftande der Eleine Or— 
ganismus mit nährender Lymphe ohne Beyhuͤlfe durch einen 
Drud des Herzeng verfehen, bis diefes fich entwidelt hat und 
dann durch die Venae coronariae einen Ueberfluß feiner Lym— 
phe an feine rechte Vorkammer abgiebt und dadurch der Lymphe 
den Meg in beide Hohladern bahnt. Dann — und dann 
erft — fagt er — wird diefe Vorkammer zur Contraction ans 
geregt und beginnt ein ordentlicher Kreislauf durch die Aorta 
in umgekehrter Nichtung, fo wie fie im Foͤtus Statt findet. 
Die Periode fir das Leben des Foͤtus beginne in dem Augen— 
blicke, in welchem dag Herz (als ein Gentralorgan) feine Function 
antritt. Für die Nichtigkeit diefer Theorie ftellt der Verf. viele 
und vielerley Beweiſe auf, die befonders von Monftrofitäten 
hergenommen worden find. Man ſah — fagt er — niemals 
eine normal gebildete Leibesfrucht, welche nur eine Nabelpulgs 
ader oder 2 Nabelvenen gehabt hätte oder deren Nabelſtrang 
an einer unrechten Stelle in den Bauch getreten wäre, deffen 
Adern — wenn fie auch normal gebildet waren — fi nicht 
verbunden hätten, die Pulsadern mit den Art. hypogasticae 
und die Venen mit der Pfortader um. 

Mir Eönnen dem Verf, nicht weiter in feinen ausführlichen 
Bemerkungen folgen und fügen nur noch hinzu, daß er gegen 
die Sitte eifert, alle localen Abnormitäten in jedem einzelnen 
Monftrum als blos coeriftirend zu betrachten, ohne das auf 
normale oder abnorme Entwidelung binzielende Gaufalverhalten 
gehörig zu beachten, welches zwifchen ihnen Statt finden müffe. 
Er zeigte durch eine critifche Analyfe vielfältiger und verfchieden 
geformter Monftrofitäten die Wichtigkeit diefer feiner Anficht. 

S. XXI—XXIV. Prof. Schoum las eine Vergleichung 
der 3 wichtigflen europäifchen Gebirgsmaffen, der Alpen, der 
Pyrenaͤen und feandinavifchen Berge, als Probe einer vergleis 
chenden phyſiſchen Geographie vor. Es wird hier ein Auszug 
aus der Abhandlung gegeben, welche fpäter, etwas umgearbeitet 
1829., als academifcheg Programm unter dem Titel J. F. 
Sſcho uw, Speeimen geographiae physicae comparativae; 
Havniae; 4. mit 3 lith. Tafeln erfchien. 


108 


©. XXIV. Prof. Sacobfon berichtet Über eine vom Ars 
chiater ve Schönberg eingefendete gedruckte Schrift Über die 
Urt, auf welhe die Natur durchfchnittene oder unterbundene 
Pulsadern vereinige, und giebt zugleich) Nachricht von einigen 
Erfahrungen, die er im diefer Hiuficht felbft gemacht hatte. 

©. XXIV—XXV. Der Uhrmacher U. Sürgenfen theilt 
feine Verſuche Über den Gang des Chronometers in verdünnter 
Luft mit. 

S. XXV—XVVI. Etatsr. Derfted, über die Zufams 
mendrüdung der Flüffigkeiten. 

©. TXVII— XXVIII. Biſch. Münter, über eine Votiv: 
gemme mit einer Aesculapfchlange. 

©. XXVIII. Etatsr. Show, legte eine Abhandlung uͤber 
die griechifche Mythologie vor. 

S. XXVIII. Prof. Rask las eine Abhandlung über die 
ältefte hebraifche Zeitrechnung bis auf Mofes vor, welche aud) 
gedrudt erfchienen ift. 

©. XXVIII. 
welche feine Zweifel an der Aechtbeit von Ellen Brods 
Schenkbrief an die Frauenfirche in Kallundborg darlegte- 

©. XXVVIT—XNX. Prof. Peterfen legte einen Bey: 
trag zur Erläuterung des Entſtehens und der Entwidelung der 
griehifhen Mythe vom Wegrauben des deiphifchen Dreyfußes 
durch Heracles vor. 

©. AXX— AXXI. Bericht deg meteorologifchen Comites 
über feine Thaͤtigkeit feit feiner Errichtung ꝛc. 


3) ©. 1— 236. Beſchreibung guineifcher Pflanzen, welche 
von dänifchen Botanifern, befonders vom Etatsr. Thonz 
ning gefunden worden find; von 8. C. Schumacher. 
( Schluß.) ⸗ 

Hier finden ſich folgende Arten beſchrieben: Cactus tuna L. 
(nur mit dem Artcharacter aufgeführt), Psidium longifolium 


Prof. Nyerup legte eine Abhandlung vor, ' 


Sch., Eugenia coronata Sch., Lundia monacantha Sch, 


Chrysobalanus orbieularis Sch., Sesuvium brevifolium Sch., 
Argemone mejicana Hornem., Capparis tomentosa Lmck., 
erythrocarpos Willd., 'Thonningii Sch., reflexa T’hon., 
Triumfetta mollis Sch., Portulaca prolifera Sch., Cra- 
taeva guineensis Sch., Stereulia verticillata 7’Ah., Grewia 
carpinifolia Pers., Deinbollia pinnata Sch, Corchorus 
angustifolius Sch., polygonus Sch., muricatus Seh., Bue- 
lovia illustris Sch., Nynphaea maculata Sch., guineen- 
sis Sch., dentata Sch., Euphorbia drupifera Th., lateri- 


flora Sch., purpurascens Sch., trinervia Sch., chamae- 


syce Horn., Uvaria cordata Sch., eylindrica Sch., An- 
nona arenaria T’hn., glauca Sch., Bystropogoen coareta- 
tus Sch., Hyptis lanceifolia 7’R., Phlomis pallida Sch., 
mollis Sch., Ocimum guineense Sch., Thonuingii Sch., 
bispidulum Sch, dimidiatum Sch., lanceolatum Seh. 
suflrutescens 7%A., silvaticum T’%h., Solenostemon ocinoi- 
des Sch., Gerardia filiformis Sch., Bignonia tulipifera Th., 
glandulosa Sch., Premna quadrifolia Sch., Lantana an- 
tidotalis Sch., Erinus africanus D., Buchnera linearifo- 
lia Sch., aspera Sch., Achimenes sesamoides Sch., Se- 
samum radiatum Sch., alatum Th., Ruellia quaterna 7h., 

Barleria aurieulata Sch., Clerodendron capitatum, Vitex 
ferruginea Sch., cuneata Th., Avicennia africana Sch., 
Blepharis rubiifolia Sch., Cleome acuta Sch., eiliata Sch., 
Waltheria guineensis Sch., afrieana Sch., Melochia cor- 
ehorifolia Sch., Pistia Stratiotes F/. ziel., Connarus flo- 


109 


ribundus Sch., Adansonia digitata L. Sch., Bombax pen- 
'tandrum Willd. Th., zuineensis Th., Sida linearifolia 7%. 
rugosa Th., scabra T'h., rostrata Sch., guineensis Sch., 
decagyna Sch., Urena- diversifolia Sch., Gossypium pun- 
etatum Sch., prostratum, Hibiscus versicolor Sch., tri- 
umfettifolius 7’%., tiliaceus Willd., strigosus Sch., Abel- 
moschus Sch., eseulentus W., surattensis Sch., conge- 
ner Sch., obtusatus Sch , Mimosa glaberima Sch., adian- 
tifolia Sch., guineensis Sch., pentagona Sch., procum- 
bens Sch., bicolor Sch., adstrinzens Sch., Polygala are- 
naria W. Sch., guineensis IW. Sch., Pterocarpus escu- 
lentus Sch., Sommerfeldtia obovata Sch., Ecastaphyllum 
Brownei Pers. (nur daracterifirt), Abrus precatorius L. Sch., 
Erythrina latifolia Sch., Crotalaria glauca Willd., geni- 
stilolia Sch, falcata Sch., striata Sch., Arachis hypo- 
gaea W. Sch., Phaseolus vulgaris W. (nur characterifirt), 
Plectrotropis angustifolia Sch., hirsuta Sch., Dolichos 
oleraceus Sch., obovatus Sch., ovalifolius Sch.. nervosus 
Sch., Stizolobium urens L. Pers., Glycine subterranea W., 
rufa, biflora Sch. hedysaro'des W., rhombea Sch., sub- 
lobata Sch., macrophylla 7’h., G.? dentata Vahl.. Cy- 
tisus guineensis. Sch., Robinia Thonningii Sch., multi- 
flora Sch,, eyanescens Sch., argentiflora Sch., Emerus 
aculeata Horn. She., pubescens Sch., Rathkea glabra Sch., 
Aesehynomene quadrata Sch., Stylosanthes guineen- 
sis Sch., Zornia diphylla Pers. (nur char.), Hedysarım 
rugosum Sch., ovalifolium Sch., lanceolatum Sch., del- 
toideum Sch., eranulatum-Sch., fruticulosum Sch., pi- 
etum Sch., Indigofera tetrasperma Sch., procera Sch., 
Thonningii Sch., guineensis Sch., tenella Sch., elegans Sch., 
pulchra W. Sch., glutinosa Sch., ferruginea Sch., ma- 
erophylla Sch., ornithopödioides Sch., hendecaphylla 
W. Sch., dendroides W. Sch., Tephrosia elegans Sch., 
lineata Sch., hirsuta Sch., linearis Sch., Citrus panicu- 
lata Sch, Lictuca taraxacifolia Sch., Bidens abortiva Sch., 
Cacalia uniflora Sch., Chrysocoma amara Sch., viola- 
cea Sch., Erigeron spathulatus Sch., stipulatns Sch., 
‚exstipulatus Sch., Wahlenbergia globularis Sch., Eelipta 
punctata W. Sch., filieaulis Sch., Verbesina ciliata Sch., Bu- 
phthalmum scandens Sch., Coronocarpus helianthoides Sch., 
Selerocarpus africanus L. Sch., Canna rubra W. (vur char.), 
Amomum Zingiher Swurtz, Grana Paradisi W. (beide 
nur char.), Costus’arabieus W., Cureuma longa W., Or- 
chis filicornis 7’R., Limodorum artieulatum Sch., eilia- 
tum Sch., Typha australis Sch., Zea Mays L. (nut ar.), 
Olyra brevifolia Sch,, Seleria verracosa W. Sch., Tra- 
gia monadelpha Seh , Luffa scabra Sch., Haynea ovali- 
folia Sch., Amarantus polystachyus W., Caladium escu- 
tum W. (nur char.), Acalypha fimbriata Sch., ? dentata 
Sch., Croton trilobata W. Sch., Jatropha Curcas W., 
Janipha Manihot W. Sch., Phyllanthus. angulatus Sch., 
dio’cus, poly-permus Sch., capillaris Seh., Thonningü 
Sch., pentandrus Sch., sublanatus Sch., amarus Sch., 
Momordica anthelminthica Sch.. ? foetida Sch., Cueumis 
arenarius Sch., chrysocomus Sch., Bryonia foet'dissima 
Sch., deltoidea Sch., capillacea Sch., Thonningia san- 
guinea Vahl., Xanthoxylum polygamım Sch., Modekka 
diversifol’a, Phoenix spinosa Sch., Elais guineensis L, 
Borassus flabelliformis L., Hyphaene guineensis, Diosco- 
rea alata L., W., Ferreola guineensis Sch., Schousbea 


110 


cordifolia Sch., Flacourtia edulis Sch., Ophioglossum 
fihrosum Sch., Polypodium crassinerve Sch., pubescens 
Sch., angelieifolium Sch., Aspidium punetnlatum W., 
guineense Sch, Thonningii Sch., striatum Sch., aqua- 
pimense Sch., eirrosum Sch., Asplenium guineense Sch., 
Thonningüi Sch., Diplazium ineisum Sch., serratum Sch., 
Pteris spinulifera Sch., Adiantum palmatum Sch, ? sub- 
lobatum Sch., Marsilea fimbriata Sch., Azolla guineen- 
sis Sch. { 


4) ©. 237— 256. Beſchreibung einer menfchlichen Mißge— 
burt mit verfehrter Lage der inneren Drgane, von 3. D. 
Herholdt. 


Das Hauptſaͤchlichſte iſt von dieſer (maͤnnlichen) Mißgeburt 
bereits im 1ften Theile, (S. XXXI. ff., ſieh Iſis 1845., 
©. 46 —47.) mitgetheilt worden. Hier wird fie ausführlich 
beichrieben und ihr innerer Bau durch illuminirte Figuren auf 
den beiden dieſem Zheile beygegebenen Kupfertafeln erläutert. 
Beſonders merfwürdig war bey ihr die große Megelrichtigkeit, 
nad) welcher die — ob zwar in Hinficht auf Rechts und Links 
durchaus verkehrt liegenden — Dryane des Bauches fih in 
ihrer Lage zu einander verhielten. Sie war fo groß, daf, wenn 
man den geöffneten Bauch gegen einen Spiegel hielt, man in 
diefem ganz das Bild der normalen Lage fah. 


5) ©. 257—320. Betrachtungen über Mifgeburten im 
allgemeinen, von demfelben. 


Eine ſchoͤne, der Geſellſchaft ſchon 1818 vorgeleſene Abhand- 
lung, welche aber zu groß iſt, um hier Platz zu finden. 


Fünfter Theil. M. 17 K. C. Kopenhagen 1832. 


1) ©. I—XIM. Verzeichniß der Geſchaͤftsfuͤhrer und uͤbrigen 
Mitglieder der Gefellfchaft. 

2) Ueberfihht der Verfamminngen der Gefellfchaft und der 
Arbeiten ihrer Mitglieder vom 31. May 1828. bis dahin 
1832., von 9, C. Derfted. 


©. XV—XVI. Prof. von Schmidten legte eine Ab: 
handlung über ein allgemeines Princip für die Theorie der 
Reihen vor. 

©. XV. Staater. Herholdt las eine Abhandlung des 
Dr. Michaelis in Kiel vor, enthaltend die Befchreibung eines 
Kindes, deffen Bruſt- und Bauchorgane eine verkehrte Seitens 
lage, verbunden mit einer höchft merkwürdigen, abnormen Bile 
dung des Herzens hatten, und von 3 fehonen Zeichnungen be= 
gleitet. Aus den le&teren erfah man a) daß die Herzfammern 
eine freye Verbindung mit einander durch ihre Scheidemand 
hatten, b) daß die Aorta und die Art. pulm. beide aus der 
Lungenkammer des Herzens entfprangen, c) daß der Ductus 
arteriosus fehlte, und d) daß ein auffallendes Mißverhältniß 
zwifchen den amtlichen Herzhöhlen und der Gapnität der Stamm: 
adern Statt fand. — Das Kind befam in Folge diefer Ab— 
normitäten kurz nach der Geburt die Blauſucht nebft zuneh— 
menden afthmatifchen Anfällen, welche feinen Tod im Alter 
von 20 Monaten herbeyfübrten. 

S. XVU—XVII. Staatsr. Hornemann, fortgefegte 
Bemerkungen rüdfichtlich feiner Flora danica. 

©. XVIN—XX. Prof. Reinhardt theilte die erfte Fort: 
fegung feiner ichthyologifhen Beytraͤge mit, welche 2 bisher 


111 


nur unvollftändig beftimmte Gattungen, den Berglachs (Ma- 
erourus) und den Vaagmaͤr (Vogmarus) umfafte, von wel: 
chen beiden fowohl das an den Polarkreis gränzende Nordmeer, 
als das Mittelmeer, Arten befigen. 


Menn man die nordifchen Arten der Gattung Macrourus 
mit den Lepidoleprus trachyrhynchus aus dem Mittelmeer 
vergleiht, fo findet man bey allen diefelbe ungewöhnlidy ftarke 
Entwidelung der mit dem Suborbitalfnochen verwachfenen und 
nad) vorn verlängerten Nafenbeine, welche ſich in der Mittel: 
linie faſt mit einander vereinigen und eine Über den Mund hin: 
überragende Wolbung bilden, unter welcher der Zwiſchenkiefer— 
knochen nad vorn und nach hinten bey der Verlängerung und 
Verkürzung des Mundes gleitet. Den Arten beider Gattun— 
gen gemeinſchaftlich find auch die unter der Haut in der obern 
Fläche der Kopfknochen befindlichen geräumigen, mit einander 
in Verbindung ftehenden Canaͤle, welche Prof. Dtto in Dres: 
laus, zufolge feiner Unterfuchungen 0e8 Lepidoleprus coelor- 
rhynchus et trachyrhynchus in Verbindung mit dem Gehör: 
organe gefest wifjen wollte, weiche aber gewiß, nad) der 
Structur der fie befleidenden Membran zu urtheilen, Schleim 
abfondern, zu deffen Ausleerung mehrere große Deffnungen in 
der Haut des Unterfiefers dienen. Noch größer wird die Ueber: 
einftimmung dadurch, daß der Kiemendedel, die Kieferfnochen, 
die Schlundknochen und deren Zähne fidy ben beiden ganz auf 
diefelbe Meife ausbilden,  Nechnet man hierzu noch die großen 
Augen und die Hautfäden unter dem Kinne, fo hat man die 
volltommenfte Gleichheit in den Oattungsmerfmalen, die von 
der Kopfform entnommen worden find. Auch in der doppelten 
Ruͤckenfloſſe, von welcher die erſte dicht am Naden fist und 
£urz nnd hoch, die andere dagegen niedrig und lang iſt und 
ſich mit der ebenfalls langen Afterfloffe zu einer fpigigen Schwanz« 
floffe verbindet, endlich in der ſcharfen Schuppenbefleidung ftim- 
men -alle diefe Arten vollig überein. Diefelbe Form der Kopf: 
theile, der Floſſen und der Hautbedeckung vereinigt fonad) die 
nordifchen Arten mit den füdlichen zu einer einzigen Gattung, 
welche den Namen Macrourus, als den älteften, behalten 
tönnte; und diefe Gattung erhalt fomit eine größere geographis 
ſche Verbreitung, als die bisher angenommene. 


Ruͤckſichtlich der Beſtimmung der nordifhen Arten bot ein 
Sindividuum der fehr feltenen, von Stroͤm zuerft befchriebenen 
norwegifhen Art, welches das Eöniglihe Mufeum von Bergen 
ber im Sommer 1823 erhielt, Gelegenheit dar, die Art mit 
der grönlandifhen, von Fabricius befchriebenen und big jeßt 
für identiſch mit jener angefehenen, und zwar mit einem eben 
fo großen Individunm derfelben, vergleichen zu können. Die 
Berfchiedenheiten zwifchen beiden find durch die unmittelbare 
Bergleihung leicht aufzufaffen, und fo groß, daß die Anfor- 
derung des Spftems hier ganz mit der geographifchen Verbrei— 
tung übereinftimmt. Nicht bloß die Verfchiedenheit der Schup— 
pen, melche [hen Fabricius in feiner Fauna groenl., doc) 
ohne Einfluß auf feine Synonymie, bemerkt, unterfcheidet den 
geönländifhen Berglachs vom norwegifchen, deffen Schuppen 
mit kurzen, fteifen Borſten, wie die des Macr. coelorrh. des 
Mittelmeers, dicht befegt find. Er hat auch einen didern Kopf, 
größere Augen, eine fpisigere Hervorragung über dem Munde 
und ftärkere Zähne. Sowohl die erfte Nüdenfloffe, als auch 
der After fisen weiter zurücd, wogegen der Zwifchenraum zwifchen 
der ‚erften und zweyten Rüdenfloffe bedeutend Eleiner ift. Der 
Körper läuft ganz fpis in die Schwanzfloffe aus, während ſich 


112 


diefe mit einer Höhe von 6" am der Baſis der Schwansfloffe 
ben dem norwegifchen endigt. ; 

Da der grönländifche Berglachs durch Bloch's ziemlich gute 
Abbildung den Schthyologen fhon unter dem Namen Macrou- | 
rus rupestris allzu, befannt geworden ift, fo muß dev norwes 
nifche einen neuen. befommen, zu welchem ich den, Macrourus 
Stroemii, nad) dem Verfaffer der Befchreibung von Söndmör, 
welcher ung zuerft mit dem Fiſche befannt gemacht hat, vors 
ſchlage. 

Beide Arten find wiederum von den 2 Arten des Mittelmeers 
verfchieden. Bor ihnen fteht der M. coelorrhynchus dem 
M. stroemii, mit welchem id) ihn in natura verglichen habe, 
am nächften, unterfcheidet fid) aber von ihm hinlänglich durch 
die ſehr ovalen Augenhöhlen, den in der Schwanzfloffe fpigig 
auslaufenden Körper und dadurh, daß bey ihm der zweyte 
Strahl in der erften Nücenfloffe glatt, beym norwegifchen 
aber vorn fein fägezahnig ift. 

Der Baaygmär, Vogmarus islandieus, war bisher von 
den nordifchen Fauniften, nah trodnen und fehr befchädigten 
Eremplaren, unvolljtändig befchrieben worden. Ein im vers 
gangenen Herbfte bey Skagen an den Strand gemorfenes, faft 
vollftändiges und fich jest in der zoologifchen Sammlung der 
Univerfität befindendes Cremplar, wie auch ein anderes, bey 
den Färdern gefangenes, im koͤnigl. Mufeum aufgeftelltes ha= 
ben Gelegenheit zu einer genauern Unterſuchung gegeben, deren 
Nefultat ift, daß der Vaagmaͤr nicht zu den Linneiſchen Zuflofen, 
fondern zu den Brujtfloffen gehört, obgleich keins der Exem— 
plare erlaubte, die Länge der Strahlen zu befiimmen. Die 
unmittelbare Vergleichung des nordiihen Vaagmaͤrs mit 2 In: 
dividuen einer Fifchart im koͤnigl. Mufeum aus der Bay von 
Nizza und von Sardinien zeigt, daß diefe Gattungsform bis 
in’s Mittelmeer verbreitet ift, obgleich die Arten von einander 
verfchieden find. ; 

S. XX—XXI. Prof. Sacobfon legte die Fortfesung 
feiner Arbeiten über die Zermalmung der Steine in der Harn: 
blafe vor. 

S. XXI— XXI. Prof. Zeife, über feine Unterfuhun- 
gen binfichtli der Kraft des Phosphors, Metalle zu fällen ıc. 

©. XXIV. Etatsr. Derfted fpach über eine neue, von 
ihm angeftellte Reihe von Verſuchen, um auszumitteln, wie man 
mit Vortheil galvanifche Apparate zur Hervorbringung fehr flarz 
fer Magnete anwenden fönne. 

©. XXIV— XXX, Etatsr. Lehmann hatte die Ge 
ſellſchaft auf eine im Haven von Helfingor gefundene Steinmaffe | 
(eine Breccia) aufmerkffam gemacht und ihr Proben berfelben 
zugeftelft. Unterfuchung derfelben und ihres Inhalts von Nein: 
hbardt, Zeife und Forchhammer. s 

©. XXX. Prof. Sibbern legte eine Abhandlung über 
die intellectuelle Anfchauung vor. 

&. XXXII—XXXIII. Biſch. Münter legte eine Abhande 
lung über Malereyen auf Vaſen und über andere Kunftwerke, 
welche die Geſchicht Memnons bdarftellen, vor. h 

©. XXXIT— XXXIV. Biſch. P. E Müller, eine Forts 
feßung feiner critifhen Bemerkungen Über Saro, Bud 10-14. 

S. XXXIV—XXXVIL Prof. 3. Möller las einige 
Abfchnitte eines von ihm auszuarbeitenden Werkes, betreffend 
die Gefchichte König Chriſtians VI. j 

S. XXXVIII. Prof. Kolderup:NRofenvinge legte ein 
big dahin unbekanntes daͤniſches Seerecht vor, ꝛc. 


113 


©. XXXIX. Bericht über eine Abhandlung des verftorbe: 
nen Thorlacius, betreffend die antife Erzählung, Hercules 
am Scheidewege. 
©. XL. Bericht vom meteorologifhen Comité. 
S. XLI—XLII. Aftronomifhes vom Pr. v. Shmidten 
und Pr. Urfin. 
©. XLIIH—XLIX. Etats. Herholdt theilte (1820.) 
in verfchiedenen Abhandlungen feine Unterfuchungen über Er⸗ 
zeugung, Eutwidlung und Geburt der Schlangen mit. Nach 
dem berfelbe bemerkt hat, daß man noch feine Gewißheit über 
die Paarungszeit und den Paarungsact der gemeinen Matter 
(Coluber Natrix) — welche der Vf. zum Gegenftande diefer 
Unterfuchungen machte — befige, es auch nicht ermittelt fey, 
in welhem Alter die Natter zuerft befruchtet werde, noch wie 
groß die Anzahl dee Eyer fey, welche fie aus jeder Traͤchtigkeit 
zu legen vermoͤge, betrachtet er das Natterey nach ſeinen ver— 
fchiedenen Entwickelungsgraden. Er vergleicht das Huͤhnerey 
mit dem Natterey und macht darauf aufmerkſam, daß jenes in 
eine zerbrechliche Kalkſchale, dieſes dagegen in eine zähe 
Pergamenthaut eingehüllt ift, fo auch, daß ſich im erftern eine 
Luftkammer, im legten aber nicht, findet. — Durch Verſuche 
fand der Vf., daß das Natterey ausdünfte und während bes 
Brütens, wie das Hühnerey, an Gewicht verliere. In mittel: 
mäfig warme, trodine Luft gelegt vertrodnet es binnen kurzer 
Zeit und der Embryo ftirbt; legt man e8 in reines Waſſer, fo 
fhwillt e8 auf, aber nach einigen Tagen ift der Embryo todt; 
welches auch erfolgt, wenn man dag Ey mit Firniß überzieht. 
Es ergiebt fi) daraus, daß eine angemeffene Ausdinftung und 
Einfaugung durch die Schalenhaut mefentlihe Bedingungen 
für die Etwidlung des Jungen im Nattereye find. Die zu 
diefer nöthige Temperatur ift zwifhen +20 — +6 R. Des: 
halb, meint der Vf., eriffire die gem. Natter weder in Grön= 
land und Seland, noch auf den Färdern oder nördlih von 
Helgoland. Endlich erfordert die Ausbrütung auch“ eine unge— 
ftörte Lage in einer fetten und feuchten Erde, welche beftändig 
in einer ſchwachen vegetabilifhen Gährung ſey. Die Natter 
‚vermehrt fich deshalb am ftärkften in fumpfigen Gegenden und 
legt gewöhnlich ihre Eher in Miftbeete und alte Mifthaufen. 
Auf den jütländifhen und holfteinifhen Heiden giebt es des— 
halb feine Nattern. 
Der Vf. Eonnte zuerft (1829.) Eeine trächtige Matter befom- 
men und mußte feine Unterfuchungen deshalb auf fchon gelegte 
Eyer befchränfen. Er öffnete dag erfte am 25. July und fand 
da, wie in allen übrigen, den Embryo fo groß, daß er dem 
bloßen Auge fichtbar war, unterfuchte darauf täglich einige Eyer 
bis zum 26. Aug. , wo er das erfte reife Junge ausfriechen 
ſah. Was er in diefem Zeitraume von 32 Tagen wahrnahm, 
giebt die folgende Tabelle ſummariſch: 


Datum. Höchſte | Niedrigfte | Gewicht | Gewicht | Länge 
Temperatur. des Eyes. des Embryos. 
25. Zuly |+ 18,608. + 12,8°0R-|76 Gran.) 4Gran. 9 in. 
28. — 17,9 76 175 — 6 — 15 — 
1. Aug. 123,8 11,5 |74— |11 — 22 — 
5. — 18,6 109 173 — 18 — 31 — 
9. — 20,0 12,5 71 — |17 — 42 — 
13. — 17,7 10,1 169 — 21 — 54 — 
Deelgge 0 166 — 00.006” 
21. — 16,8 82 165 — 31 — 78 — 
26. — 13,5 64 160 — 36 — 90 — 


Iſis 1848. Heft. 2. 


114 


Dieſen 32 Tagen meint der Vf., ſeyen wenigſtens noch 4 
Bruͤtetage als vor der Zeit, als er die Eyer bekam, verlaufen, 
hinzuzufuͤgen, wonach alſo bey der angegebenen Temperatur 36 
Tage zur völligen Ausbrütung erforderlich gewefen feyn würden. 
— Das Ey verlor, wie die Tabelle zeigt, während des ganzen 
Vorgangs 16 Gran an Gewicht; dag mittlere Gewicht der 
reifen Jungen war etwa 36 Gr. und die mittlere Fänge 9". 
— Der Bf. ſpricht nun von feinen fpeciellen Beobachtungen 
während der Brütezeit. Am 25. Sul. fand er die Keimhaut 
(Blastoderma) ſchon als ein feines Netz organifiert, an der 
innern Fläche der Schalenhaut Elebend und mit feinen Blutge— 
füßen durchzogen, weldye an vielen Stellen in kleine rothe, gleich- 
fam fhwammichte Körperchen verzweigt waren, die er mit den 
Ketniedonen bey anderen ZThierclaffen vergleicht. Zwiſchen ber 
Keim: und der Dotterhaut lag einiges flüfjiges Eyweiß, wel- 
ches noch nicht kenntlich organifirt war. Die Dotterhaut hatte 
fhon viele Adern und war ganz von einem halbflüffigen, gel= 
ben Dotter angefüllt. In diefem fanden fich weder eine Cen— 
tralhöhle, noch Gentraladern. Etwas in der Mitte zwifchen 
den beiden Polen des Eyes lag außen auf der Dotterhaut eine 
Eleine cirkelrunde, feine und durchfichtige Sruchtcapfel ( Matrix 
s. membr. amnios) in welcher der Embryo nebſt einer Ernftall- 
hellen, dünnen Flüffigfeit (Liquor matrieis s. erystallinus) 
eingefchloffen lag. Diefe halt der Vf. für, verfchieden von dem 
erwähnten flüfjigen Eyweiß und für hoͤchſt wichtig für die be— 
ginnende Entftehung des Keims. Mährend der. Zunahme des 
Embryos weicht die Dotterhaut feitlih und einwaͤtts von ber 
Fruchtcapfel zurück, wodurch allmählich die Fruchtkammer (Ni- 
dulus embryonis) gebildet wird, in melcher die Capſel nebit 
ihrem Embryo während der ganzen Brütezeit ficher ruht und 
welche ſich allmaͤhlich im abfoluten Verhältniffe der Erweiterung 
der Fruchtcapfel zum Zunehmen des Embryos vergrößert. Im 
demfelben Verhältniffe wird auch der Dotter eingefogen, fo daß 
am Ende der Brütezeit nur der Embryo in feiner unveränder: 
ten fpiralen Lage das Ey füllt. Schon vom Anfang der Be: 
brütung fammeln fi die vielen Blutgefäße der Keim: und 
der Dotterhaut um die Fruchtadern in 2 getrennte Stamm: 
abern, welche den durch die Fruchteapfel zum Jungen gehenden 
Nabelftrang bilden. Wenn das Junge auskrieht, fo reißt die 
Stammabder der Keimhaut ab und ihr feines Aderneg bleibt in 
der Höhlung der Schalenhaut des Eyes zuruͤck; die Adern der 
Dotterhaut werden dagegen mit dem Foͤtus in der Geftalt eines 
Eleinen runden Schlüffels geboren, welcher duch einen Nabel- 
ftrang von 3” 2. an deffen Bauche hängt. Es dringt folglich 
Eein Meft des Dotters in den Foͤtus gegen das Ende des Bruͤ— 
teng durch den Nabel ein, deſſen Bedeckung fich ſtraff um die 
Eleine Schlange legt; eben fo wenig hat das Junge eine andere 
Piacenta, als feinen Dotter und die Keimhaut, jenen zu feiner 
Nahrung und diefe für die £osmifche Einwirfung. Allantois, 
Urahus und Dottergang fanden ſich nicht. — Aus der zähen 
Beſchaffenheit der Enfchale ergiebt es fih, daß das Junge diefe 
durchfehneiden muf, um ausfriehen zu koͤnnen. Der Vf. zeigte 
verſchiedene reife NMattereyer vor, am welchen fih 4—5 ſolche 
gefchnittene Loͤcher in der Schalenhant befanden. Dft hatte er 
nebft vielen feiner Freunde dag Junge den Kopf mehre Stun: 
den lang hinausſtecken fehen, bevor es auskroch. Wie das 
Junge die Durchſchneidung verrichte, blieb noch verborgen. 
Sobald es das Ey verlaſſen hat, kriecht es munter herum mit 
dem Nabelſtrange und dem Aderſchluͤſſel der Dotterhaut, welche 
erſt nach einigen Stunden abfallen. 


8 


445 . - 


Ueber die primitine Entwidlung des Embryos aͤußert fich der 
Df. zweifelhaft, da er Erin Ey aus trächtigen Nattern heraus: 
nehmen konnte. In den Eyern, welche ev zwifchen dem 25. 
July und dem 5. Aug. öffnete, fand er das Herz nicht puls 
firend; doch wagt er nicht gegen Blumenbach’s Beobach— 
tung, nach diefem negativen Beweiſe einen fo fpäten Termin 
als allgemeine Regel für die beginnende centrale Thätigkeit des 
Herzens anzunehmen. Der ganze zarte Embryo hatte vom 
Kopfe bis zur Schwanzfpige die Form der Matter, fo daß Feine 
univerfelle Metamorphofe fpäter Statt findet. Sein Nabel: 
ffrang ftand auch lange vorher, ehe man fich eine contractive 
Thätigkeit feiner gelatinöfen Adern denken Eonnte, im Zufam: 
menbange mit dem Nabel im Centrum der fpiralen Krümmung 
des Embryos. Der Df. findet es glaublih, daß die Ader der 
Keimhaut fich mit der Aorta communis und die der Dotter- 
haut mit der hintern Hohlvene verbinde und meint, daß die 
beiden, ohne mit einander im Ey zu anaftomofiren, als zufüh- 
rende Adern (Venen) für den Embryo fungiren, feloft nachdem 
das Herz feine centrale Ihätiykeit begonnen hat. Herz und 
Keber find die Organe, welche zuerst fichtbar in der Brufthöhie 
des Embryos zu Tage treten, ehe diefe durch die Integumente 
gefhloffen wird. Das Herz empfängt feine organifhe und 
dynamifche Entwidlung lange vor irgend einem andern Muskel 
im Körper deg Embryos. Sollte die Urfache biervon, fragt 
er, nicht in den halbmondformigen Herzklappen liegen, welche 
dem Blute Zugang zu der Textur des Herzens gewähren, wäh: 
rend fie, bis die Srritabilität auftritt, die Eingänge zu feinem 
Ventrikel verfchließgen? Er wuͤnſcht, daß mikroſkopiſche Forfcher 
genauer Nücficht auf diefe Klappen nehmen, ald es bisher ges 
ſchehen iſt. 


Der Vf. fand in ſeinen neugebornen Natterjungen keinen 
Nahrungsſtoff und nichts, was auf eine vorhergegangene Ver— 
dauung haͤtte ſchließen laſſen koͤnnen. Er ſchloß ſolche Junge 
in Tuͤten von weißem Papiere ein. Nach 10 Tagen fand ſich 
kein Flecken auf dem Papiere, als Spur von ausgeleertem Urin 
oder Excrementen. Dennoch war jedes, ohne die mindeſte 
Nahrung bekommen zu haben, um 2—3 Gran ſchwerer ges 
toorden. Ein paar Junge, welche von ihrer Geburt an, im Sept., 
£eine Nahrung befommen hatten, ließ er bis gegen dag Ende 
des Aprils hybernieren. Aus dem MWinterfchlafe erwacht waren 
fie eben fo munter, wie im Herbfte; an Gewicht aber hatten 
fie 3—4 Gr. verloren. Nimmt vielleicht das Natterjunge über: 
haupt Feine Nahrung zu fich eher, als nach dem erften Winter: 
fchlafe ? 


Das Athemholen der Natter unterfuchte der Df. an Sun: 
gen, welche er im Waſſer fchwimmen ließ. Sie ertranken alle, 
fo.fern fih nicht im Waffer ein fefter Körper zur Stuͤtze für 
ihre Nippen befand; in falzigem Maffer von erhöhter Tempe— 
ratur ertranken fie am fchnellften. Zwifchen dem 30. Auguft 
und 6. Septbr. ertranken die Jungen, welche er in ſuͤßem Waffer 
von + 9° frey herumfchwimmen ließ, nad) 72 Stunden, 
in falzigem Waſſer nach 12 Stunden, 
durch ein metallenes Gitter unter der Oberfläche von füßem 

MWaffer von + IN, gehalten nach 75 Minuten, 


ebenſo unter ſalz. W. — 20 — 
fen in ſuͤßes W. von + 300 R, gefegt nah 60 — 
unter ſolchem gehalten 10 — 
unter ſalz. W. von derſelben Temp. 3 — 


Aus den vom Vf. bey dieſen Ertränkungsverſuchen erlang— 


116 


ten Reſultaten leitet er ab, daß das Athemholen der Natter 
unter 4 Modificationen vor ſich gehen muͤſſe: 

a) als eine unmerklich wogende Bewegung der eingeathmeten 
Luft in der ſchwammichten (netzfoͤrmigen) und blafenförmi- 
gen Lunge, 

b) als eine Eräftigere gleichzeitige Zufammenziehung der beiden 
Lungenftüce, mittels welcher die Luft durch die lange Lufts 
töhre ausgeftoßen (ausgeathmet) werde, 

ec) als eine willkührliche Einathbmung während der Erweiterung 
der Brufthöhle durch eigene Einathmungsmuskeln, und 

d) als ein unwillkuͤhrliches, rhythmiſches Ein- und Augaths 
men während der Bewegungen des Thierd über einen 
feften Körper binweg, in fo fern diefe von den vielen 
Rippen dev Bruſthoͤhle abhangen, 

(Die Fortfepung diefer Beobachtungen folgt ©. LXV ff.) 

S. XLIX—L. Sacobfon über die Reſultate, welche er 
aus feinen Unterfuchungen über die f.g. Wolffifchen oder 
DE£en’fhen Körper gewann. ©. darüber feine Schrift, betit.: 
Die Dfenfchen Körper oder die Primordialnieren ꝛc. Kopenb. 
1830. 4 In dänifcher Sprache ift diefelbe in dieſem ten 
Theile ©. 153 ff. abgedrudt. 

©. L—LI. Derſelbe theilte die folgenden Beobachtungen 
mit, welche ev an den den Fotus bey den Saͤugthieren umge: 
benden Häuten gemacht hatte: a) die Mabelblafe (der Dotter) 
ift in einer eignen Haut eingefchloffen, welche fich in die Bauch— 
baut des Embryos fortfeßt und durch einen offenen Ganal mit 
dem Unterleibe in Verbindung ſteht; b) im Eye der Säugthiere - 
findet fich, wie im Vogeleye, Eyweiß; c) die Schafhaut (Am- 
nion) hat nicht die Form, welche man im allgemeinen annimmt, 
fondern ift mit 2 Verlängerungen (Cornua) verfehen; d) die 
Nabelblaſe liegt gewöhnlich an der linken Seite des Foͤtus, 
und in dem feltenen Salle, wenn fie ſich an der entgegenges 
feßten befindet, entfteht dadurch Eeine Veränderung in der Lage 
der Bruſt- und Bauchorgane beym Fotus; e) die Nabelblafe 
bat 2 hohle Verlängerungen (Cornua), welche den Chalazae 
im Vogeley entfprechen, welches ſchon Bojanus bemerkte; 
f) in den Auferen Lamellen der Aderhaut bilden ſich zuweilen 
Kalkkörper von derſelben Beſchaffenheit, wie die Enfchale bey 
den Vögeln, 

©. LI—LV. Pr Reinhardt legte verfchiedene ichthyo— 
logifche Beyträge vor, welche durch die von ihm zum Zweck 
einer neuen Angabe von Fabricius’ Fauna groenlandica 
vorgenommenen Unterfuchungen entftanden war. 

Er machte zuerft auf den falſchen geographifchen Character” 
aufmerffam, welchen die geönländifche Fauna theils durch uns 
richtige Beftimmungen, theils durch die unvollftändige Aufzäh: 
lung der zu ihr gehörenden Arten zu treffen fcheine, die ſich 
niht in Europa finden, Der. hieraus entfpringende Mangel 
würde um fo füblbarer, alg die Lage von Grönland und feine 

Nähe bey Island es vorzugsweife zu einem Vergleichungspuncte 
für die Beftimmung der Verfchiedenheit in der Vertheilung der 
Formen nach den Rängegraden eignete. Die Beyträge enthalz 
ten mehre neue Beyſpiele der beiderley Unrichtigfeiten. Hiernach 
wird die revidirende Fifchfauna eine größere Anzahl fremder, 
theils unbekannter Arten aufzeigen, wahrend mehre europäifche 
Arten aus ihr verfchwinden werden. Sie wird dagegen in. ih: 
ren Familien und Gattungsformen ganz ihren nördlichen Cha= 
tacter behalten. Diefer wird befonders daraus hervorgehen, daß 
das Zahlenverhältniß zwifchen den Stachelfloffern (Acanthopte- 
rygii) und den Arten der Übrigen Ordnungen zufammengenom: 


‘ 


117 


men (nah Cuvier für die ganze Fifchelaffe = 3:1), zum 
Vortheile der legteren ganz verändert und — 2:3 wird, un- 
geachtet die zahlreihe Karpfengattung, welche die Fluͤſſe und 
Seen des nördlichen Europas füllt, ganz fehlt. Der aus einer 
Bergleihung der Fifchverzeichniffe von Island bis zum Mittel: 
meer herborgehende Sag, daß die Stachelflofferarten nad) 
dem Aequator hin in einem weit größern Verhältniffe, als die 
Arten der Übrigen Fifhordnungen zunehmen, wird völlig be: 
ftätigt. Uebrigensg werden Gadus, Salmo und Cottus die 
berefhenden Formen ſehn, welches ein gemeinfchaftlicher Cha— 
racter für den nordlichften Theil des Meeres, fowohl zwifchen 
Amerika und Europa, als auch zwifchen Aften und Amerika, ift. 

Die dies Mal gelieferten. Beyträge umfaffen befonders bie 
Cottusgruppe, von welcher, aufer dem von Fabricius an— 
geführten C. scorpio, den Cuvier als eine eigne Art, C. 
groenlandieus, betrachtet, noch ein anderer unterfucht worden 
ift, welcher in der Strablenanzahl der ungepaarten Floffen mit 
dem europäifchen übereinffimmt, wonad eg noͤthig wird, die 
Bergleihung mehrer Individuen abzumarten, um eine beftimmte 
Kenntniß von der Verfchiedenheit der beiden Arten zu befommen. 
Eine dritte ſchließt fi an die Artenreihe aus dem Meere zwi— 
ſchen Kamtſchatka und Amerika, bey welcher der Stachel der 
Ede des vordern Knochens des Kiemendedels gezadt ift, und 
zu welcher Cottus dicerans, ventralis ete. nah Cuvier 
gehören. Die geönländifche, mit dem Namen C. tricuspis 
bezeichnete Art hat ungewöhnlih lange Bauchfloſſen. Die 
Strahlenzahl in den ungepaarten Sloffen ift 11, in den fehr 
hohen Nüdenfloffen 16, in den Afterfloffen 18 und in der 
Schmwanzfloffe 11. Die großen Bruftfloffen und die nahe zu= 
fammenftehenden Augen geben ihr viele Aehnlichkeit mit dem Cot- 
tus scorpioides Fn. groenl., Nt. 114.5 aber man müßte 
eine große Unvollffändigkeit bey Fabricius vorausfegen, wenn 
man fie zu diefem ftellen wollte. ©. scorpioides et Gobio 
Fn. groenl., No. 115. kamen bisher in den Sendungen aus 
Grönland nicht vor; daß der letztere nicht der gleichnamige eu= 
ropäifche ift, geht aus F.'s Eurzer Befchreibung hervor, 

So wie das Meer bey Kamtfchatka einige Fiſcharten darbie— 
tet, welche fih fehr den Groppen (Cottus) nähern, ohne doch 
zu diefer Gattung geftellt werden zu koͤnnen, fo befist auch das 
grönländifhe Meer eine folhe der nordeuropäifchen Fauna 
fremde Mittelform, welche aber mit feiner der bey Kamtfchatka 
vorkommenden vereinigt werden Fann. Dr. Pingel brachte 
dem k. Mufeum von feiner Neife nach Grönland. einen Fiſch 
mit, welchen dev Vf. ruͤckſichtlich der 2 Nüdenfloffen, der Sta: 
cheln auf dem. vordern Kiemendeckelknochen, der Strahlen in 
den Bauchfloffen und des Zahnverhalteng mit den eigentlichen 
Groppen Übereinftimmend fand, deſſen werhältnigmäßig Eleinerer 
Kopf, Form der Bruftfloffen, breiterer Augenrandknochen und 
in ſchmale, ſchiefe Querbaͤnder ausgebildete Haut eg nothwen— 
dig macht, eine eigne Untergattung aus ihm zu bilden, welche 
den Namen Triglops befommen hat, weil der Fifh auf den 
erften Anblick Aehnlichkeit mit einer Trigla hat, obgleich ev in 
anderen Beziehungen als ein Berbindungsglied zwifchen Cottus 
und Aspidophorus betrachtet werden Eann. Die einzige Art, 
auf welche diefe neue Gattung gegründet worden ift, ift nur 
nach dem 6° langen, in Branntwein aufbewahrten Individuum 
befchrieben worden, deffen unpaarige Floffen die folgende Strah— 
lenanzahl haben: Aſte NRüdenfloffe 12 dünne, biegfame Stadhel- 
ftrahlen, 2te Ruͤckenfloſſe 24 einfache, meiftens gegliederte 
Strahlen; Afterfloffe 25 Strahlen derfelben Art. Diefe große 


— 


118 


Strahlenanzahl iſt der Gattung Cottus ebenfalls fremd und 
noch mehr der Gattung Aspidophorus. 

Die noͤrdlichen Meere zwiſchen Aſien und Amerika auf der 
einen und zwifchen Europa und Amerifa auf der andern Eeite 
bringen die der Coctusgruppe untergeordnete Gattungsform Aspi- 
dophorus Lacep., Agonus Bl., hervor, von welcher Cu— 
vier in feiner Hist. des pois., Th. 4. 9 Arten anfftellt. In 
der geographifchen Wertheilung diefer Gattung, fo wie fie big: 
her angenommen worden ift, kommt eine auffallende Anomalie 
vor. Die einzige europäifche Art kommt von der biscajifchen 
Bucht bis zum nördlihen Island vor; 6 Arten verbreiten fich 
von den nördlihen japanifchen Inſeln bis nach Kamtfchatka, 
2 dagegen, Asp. decagonus et monopterygius follen fich im 
tropiichen Meere bey Indien finden. Vor 2 uhren empfieng 


‚der Vf. vom Kfm. Monrad von Julianehaab einen dort ges 


fangenen Asp., melcher fih ihm als A. decagonus BI. augs 
wies, obgleich dag Exemplar getrodinet war. In wiefern $. 
diefen Fifch vor Augen gehabt haben möge, als er den C, ca- 
taphractus als grönländifche Art angab, läßt ſich noch nicht 
beftimmen; die wenigen Worte aber, welche er dem Artcha— 
racter hinzufügt, zeigen auf eine andere Art hin. Auch von 
A. monopterygius hatte der Vf. mehre getrodinete Eremplare 
der Angabe nach aus Grönland erhalten; Bloch giebt als 
deffen Aufenthaltsort bloß das Meer bey Zranfebar an; aber 
Dr. Pingel brachte ebenfalls, 1829. ein Cremplar mit, wel 
ches unter feinen Augen bey Friedriihshaab gefangen und von 
ihm in Branntwein gelegt worden war. Seitdem erhielt dag 
Mufeum noh ein Gremplar aus Grönland in Branntwein. 
Die Eremplare flimmen ganz mit Bloch's Beſchreibung und 
Abbildung -überein, mit Ausnahme der eilf Strahlen in der 
Schwanjfloffe, nah ihm nur 6. Durdy diefe beftätigten That: 
fachen ift fomit der MWiderfpruch gehoben, welcher zwifchen der 
geographifhen Vertheilung der übrigen und diefer beiden Arten 
Statt fand, und die ganze Gattung weiſt fih nun als nördliche 
aus. Es ift unmwahrfcheinlich, daß fich diefe 2 Arten im grön- 
Ländifchen fowohl, als tranfebarifchen Meere, mit Ueberfpringung 
aller zwifchenliegenden Zonen, aufhalten und unfere Sammlung 
5 Gremplare vom A. monopt. aus dem erftern befißen follte, 
während dag Parifer Mufeum, welches, nah Cuvier fo viele 
und große Sendungen aus Oſtindien erhielt, von daher nicht 
ein einziges Gremplar erhalten hat. Bloch, welcher überhaupt 
leichtfinnig bey der Angabe der Fundftellen der Fiſcharten zu 
Werke ging, erhielt feine grönländifchen, wie feine tranfebari= 
ſchen Naturalien über Kopenhagen, und hat hier vermuthlich 
eine Derwechfelung begangen. 

Ferner erklärte dev Bf., daß Perca norvegica (Sebastes 
norv.) Fn. gr., N. 121., Individuen aus Norwegen ganz 
gleih, Gasterostens aculeatus I. c. No. 122., von unfern 
dänifchen Arten verfchieden fey. Das LKestere gilt auch von 
Blennius Gunnellus, Nr. 108., welcher von dem Fifche, deffen 
Namen er führt, fehr verfchieden ift. Man trifft ihn in un: 
verändertem Anfehen von Sulianehaab bis Umenäd an, und 
er unterfcheidet fich unter Andern durch feine, mehre Alter hin- 
durch unveränderte Karbenzeihnung von dem europäifchen. Der 
Vf. giebt ihm den Namen Gunnellus groenlandieus. 

Eine neue, ausführlihe Befchreibung des Ophidium viride 
in diefen Beytraͤgen gründet fih auf 5, 2— 7“ lange Indivi— 
duen, vom and. Vahl aus Julianehaab gefandt. Der Vf. 
ift durch diefe nicht allein in den Stand gefest worden, bie 
Altersveränderungen der Art zu verfolgen, fondern fie auch 


119 


anatomifch zu unterfuchen, und hat das Nefultat erhalten, daß 
fie keineswegs mit der Aalgruppe zu vereinigen ift, von welcher 
fie ſich in mehrfacher Hinſicht entfernt, befonders durch bie Bil⸗ 
dung ihrer Kieferknochen, den Kiemendeckel von normaler Form 
und Groͤße, die Strahlen in der Kiemenhaut, welche kurz find, 
und die Lage der Kiemenöffnungen vor und über den Bruſt⸗ 
floſſen. Dagegen iſt ſie ſehr verwandt mit Ophidiam. Die 
Kieferknochen find bey beiden gleich gebildet. Sie hat dieſelbe 
Zahnform, wie O. barbatum et Vassalli hinſichtlich der Stelle, 
und die Zähne felbft bieten nur eine unbedeutende Verfchieden: 
heit im Bau dar. Die größte Verſchiedenheit liegt in der Kiez 
menöffnung, welche bey der grönländifchen Art Elein und rund 
und zwifchen das Hinterhaupt und die obere Ede der Bruſt— 
floffe gefteltt, bey Ophidium dagegen fehr groß ift und ſich vom 
Naͤcken big weit unter die Gurgel erftredt. Die inneren Abs 
meichungen find noch größer. Die Schwimmblafe fehlt ganz, 
und der darmförmige Magen öffnet fich, ohne eine Veränderung 
in feiner Nichtung nad dem Dünndarme anzunehmen, welcher 
2 Kurze, Eegelförmige Blinddärme dicht an der Mündung befigt. 
Oph. viride wird daher eine eigne. Gattung bilden müßen, de— 
ten einzige bisher befannte Art 6 Strahlen in der Kiemenhaut, 
44 in den Brufifl., 97 deutliche und getheilte in der Nüdenfl. 
bis zur Mitte des Schwanzes, und 71, von da an gerechnet, in 
der mit der Rüdenfl. zu einer fpisigen, Eurzen Schwanjfl. zu: 
fammenlaufenden Afterfl. hat. 


&. LVY—LVI. Pr. Zeife berichtete über feine ferneren 
Verſuche binfichtlich des Phosphors, Metalle zu reduciren, wie 
auch binfichtlih des mit Alkohol behandelten Platinchlorides. 

S. LVI. Pr. Forhhammer legte eine Abhandlung vor, 
in welcher er bewies, daß die meiften Thonarten durch Schwe— 
felwafferftoff und 2 mechaniſch gemengte Stoffe gefondert wer: 
den können uſw. N 

S. LVI-LVIN. Etatsr. Drfted theilte einen neuen electro— 
magnetiſchen Verſuch mit, defjen Ergebniß er mit der Ampe— 
ve’fhen Theorie unvereinbar hielt. 

&. LVIH—LIX. Derf. legte Betrachtungen vor über 
das Verhältnig zwiſchen Schall, Licht, Wärme und Electricitaͤt. 


Laͤnge der erwachſenen 402, des Kopfs 13, des Halſes 44, 
11 


„ de Jungen GONE rt Sn ET N 


Der (Zwiſchen-) Körper der erwachfenen Natter beträgt alfo 
68 pr. C., des neugebornen Sungen 65 pr. C. der ganzen 
Länge. Da die Matter bekanntlich fein Zwerchfell befißt, fo 
bildet ihr Körper eine für die Bruft und Bauchorgane gemein- 
fehaftlibe Höhle. Die Vrufthöhle wird am richtigften nad) ber 
Länge der Lunge, vom Halfe bis zu den Epergängen, die Bauch— 
böhle vom hintern Ende der Lunge bis zur Cloake gerechnet. 
Nah genauen Ausmeffungen jener gemeinfchaftlichen Höhle 
(273° in der erwacht. N.) find die vorderen 127 zur Bruftz, 
die hinteren 146 zur Bauchhöhle zu rechnen; in der neugebores 
nen 27 zur Bruſt, die übrigen 32 zum Bauche; die Bruſt— 
Höhle fcheint fih beim Wachfen der Natter zuerjt im Verhaͤlt⸗ 
niffe zur Ränge des Körpers, ſpaͤter aber in ſteigendem Verhält- 
niffe zu entwiceln. Im der meugeborenen hatte die Lunge 27° 
= 2; von 90" (der Pänge des ungen); in einer erwachfes 
nen von 308’ hatte fie auch 0,3 dieſer Ränge, nehmlich 92"; 
in einem andern erwachfenen Natterweibchen von 356’ Länge 
ebenfalls 0,3, nehmlih 107. Dagegen fanden fi bey den 
folgenden gröfere Laͤngen: 


120 


©. LIX—LX. Biſch. P. E. Müller legte den Schluß 
feiner Unterfuhung über Saro vor. 

©. LX—LXV. Mathematifhes vom Cand. Sur. Juͤr— 

enfen. 

s ©. LXV—LXXI. Etatsr. Herholdt lag bie Refultate 
feiner im J. 1830. fortgefegten Unterfuhungen über Coluber 
Natrix vor. 

57 erwachfene Individuen, welche er aus Juͤtland bekam, 
waren fämmtlich trächtige Weibchen, woraus er fchließt, daß die 
Zahl der W. die der M. bey diefer Matter weit Überfteige, — 
Das Gewicht der fämmtlichen 57 betrug 19 Pfd., das mitt 
tere Gewicht folglich 4 Pfo. Die Eleinfte war 308, die größte 
504" Yang; hiervon ifb die Mittelzahl 406. — Der ausge: 
fhnittenen Eyer waren ungefähr 700, welche zufammen 64 Pf. 
wogen. — 8 diefer Natteru wählte der Vf. zur Unterfuchung; 
Mittelzahl ihrer Länge 402; mittl. Gewicht 2561 Gr.; der 
Eyer 856 Gr. — Die Mittelzahl der Eyer ift 13 für jede 
Matter. Zieht man von dem mittl. Gew. der Nattern das 
mittl. Gew. der Eyer ab, fo bleiben nur 1705 Gr, für das 
W., welches feine Eyer gelegt hat. Dieg Gewicht, auf die 
mittl. L. von 402“ vertheilt, giebt nur 4,24 Gr. für die Länge 
jeder Linie. Diefe Verhältniffe mit dem Refultate feiner vorigen 
Unterfuhungen (v, 1829.), daß nehmlich ein Natterjunges von 
90°" Länge nur 36 Gran wiege, zufammengeftellt leiten den 
Df. zu dem Schluffe, daß die Entwidlung der organi- 


fhen Maffe der erwahfenen Natter 10 mal ftär« 


ker ift, als die des Jungen, welcher ftärkere Wahsthum 
dort auf eine größere locomotive Kraftfülle ( Stritabilität) im 
Verhältniffe zur Länge hindeutet. — Der Vf. fand während 
feiner mehrjährigen Unterfuhungen nie eine trächtige Schlange, 
welche fürzer als 300, und länger als 608“ gewefen wäre. 
Dies veranlaßt ihn, zu fragen: Erwacht der Paarungstrieb bey 
der weibl. Natter erft bey einer Länge von 3002 Iſt ihre 
volle Größe bier (im Norden) auf 508" befchräntt? Sn 
welchem ihrer Lebensalter weicht fie dann biefen verfchiedenen 
Lingen? Wie viele Fahre dauert ihre Fruchtbarkeit? Wie alt 
wird fie? — Eine vergleichende -Ausmeffung der ermwachfenen 
Matter und des Natterjungen gab folgende Nefultate: 


des Zmwifchenkörpers 273, des Schwanzes 72’ 


[2 „ ’ „ [23 17 

von 372° anftatt beim Ausmeffen 112” zu haben, 114" 
— 380 — — 114 — 116 
— 396 — — 119 — 128 
— 420 — — 126 — 182 
— 480 — — 144 — 158 
— 504 — — 151 — 168 


Die Lunge des Jungen iſt folglich relativ kürzer, als in der 
Natter von 372—504 L. Die Bauchhoͤhle muß ſich natür— 
lich nach dem Verhaͤltniſſe der ſich verlängernden Bruſthoͤhle 
verkuͤrzen. 


Die Lunge der Natter wird von den Phyſiologen nach 2 Ab: 
theilungen betrachtet, a) ihrem vordern, ſchwammichten Theile, . 
weicher fehr aderreich ift und als eignes Organ der Oxydation 
fungirt, und b) dem hintern blafenförmigen, welcher wenige 
Adern enthält und als Luftbehälter für die Athmung und ale 
Schwimmblaſe dient. Die ſchwammichte Lunge fand der Bf. 
beim Jungen, deſſen Brufthöhle 27" hielt, 14 L., die bla: 
fenförmige 13"; folglich nahm jene 52, dieſe dagegen 48 pr. 


121 


’ 
' 


G. der ganzen Länge der Bruſthoͤhle ein. 


1. Ganze Lungenlinge 92%", Länge des ſchwammichten Theils 
ei a 
— — 114 — — — 
———— TG ee — 
———— 105 = er m 
ee u — nn 
1 — — 158 — — — 
a a: a — 


Hiernach berechnet der Vf., daß der ſchwammichte Theil in 
ben erwachfenen nur 29, der blafenförmige dagegen 17 pr. C. 
betrage. Diefe Ungleichheit in der relativen Größe dev Blaſen— 
ungen ift, wie der Bf. meint, die Urfadhe, daß das Junge 
paarten Eyergänge fand der Bf. in dem Individuum von 


die Mittellänge allee 8 (1176: 8) 
Nie waren die beiden Cyergänge gleichzeitig voll von ent: 
wickelten Eyern. Sie lagen gewoͤhnlich der Länge nad im 
einen Gange, feltener auf beide vertheilt; im legtern Falle nahs 
men einige den vordern Theil des andern Ganges ein, fo daß 
Eeines neben dem andern lag. Die von den fämmtlidhen Eyern 
gebildete Kette endigte fih 12—14' vor der Cloake, welches 
legte Ende immer leer und zufammengezogen war. Da alfo 
die Mittellänge der Bauchhaut nur 147“ und jedes reifen 
Eyes 12— 14" beträgt, fo ift die Mittelzahl der Eyer, welche 
die Gänge faffen £önnen, höchftens auf 13 oder 14 anzufchla= 
gen, wenn fie auch gegen das Ende der Traͤchtigkeit ein wenig 
fhräg gegen einander gepreßt werden. Mehre Nattern koͤnnen 
wohl ihre Eyer an einer Stelle zufammen legen und die Eyer 
danach zufammenfleben. — In allen feinen trächtigen Nattern 
fand der Bf. auch noch viele Eleinere Eyer in den beiden Eyer: 
ſtoͤcken; fie ſchienen für die folgenden Fahre beftimmt zu feyn. 
Die größeren, befcuchteten lagen ganz frey, ohne alle Gefaͤß— 
verbindung mit dem Eyergange, auch fhwammen fie nicht in 
Eyweiß (wie Se ger gefehen haben will). Der Vf. überzeugte fich, 
daß das Matteren feine Decidua, keinen organifchen Zufammen: 
hang mit dem Mutterleibe habe. — In verfchiedenen N, fand 
der Vf. im Anfange des Julius, daß die Schalenhaut der Eyer 
fhon feft und zäh war; es waren aber noch keine Matrir, 
Eeine Blutgefäße und fein Embryo zu erkennen. Das Ey ent: 
hielt eine homogene, gelbliche, halb flüffige Feuchtigkeit; Dotter 
und Eyweiß waren noch nicht 'gefondert, der. erftere in eine 
feine Haut gehüllt, ein Theil des legtern halb geronnen und auf 
feiner Oberfläche faft feft, aber auch eine £leine Matrir, ges 
fült mit einer Elaren Feuchtigkeit und in diefer ein ſehr fei- 
ner, Zufammengerollter Embryo mit einem rothen, huͤpfenden 
Puncte in feinem Centrum. Die Matrir hatte im Durchſchn. 
2— 34, Der Df. glaubt demnach jest, daß er bey der fruͤ— 
bern Mittheilung für die Ausbrütung des Nattereyes eine zu 
kurze Zeit angefegt habe, da das Herz Faum nach einer Ent: 
wicklung von 4 Tagen feine centtale Thaͤtigkeit beginnen möge, 
und daß die N. etwas zeitiger im Fruͤhjahre befruchtet werde, 
als er vorher geglaubt habe, — Das Eleine Herz des Embryos 
fuhr bis zum ten Tage fort, im Bauch der todten Mutter zu 
fchlagen, und es ſchien, als ob die Blutgefäße im Eye während 
deß ihre Entwidlung fortfenten. Der Bf. ſchnitt einen befruche 
teten Eyergang aus und legte ihn in einen Miftenften; aber 
Entwidlung und Herzfchlag des Embrhos hörten nach wenigen 
Tagen auf. Er unterband audy den Bauch trächtiger N. dicht 
Iſis 1818, Heft 2. 


122 


Folgende Längen fand er bey den Lungen der 8 erwwachfenen Nattern: 


27, bes blaſichten 65 
31, — — 76 
37 — ee 7:90 
33, — — 83 
33, — — 88 
39, — — 9 
47, — — 111 
48, — — 120 


allezeit, wenn es unter Waſſer gehalten wird, während meniger 
Tage erteinkt, die erwachſene Matter dagegen mehre Wochen 
lang ihr Leben und ihre Munterkeit im Waſſer behalten Eann. 

Die nad der ganzen Länge des Bauch ausgeftredten 2 ge 


308" 115" 
504" 184" fang, 
147" a 


von der Cloake, um zu erfahren, ob die Sungen nicht ihre 
volle Entwidlung im Bauche der Mutter erhalten und lebehdig 
geboren werden Eönnten. Aber die eine N. ftarb am Iten, die 
andere am 15ten Zage nad der Unterbindung. Bey der Se: 
ction fand der Vf. die Eyergaͤnge roth entzündet; die Eyer 
hatten eine vothgelbe Farbe befommen. Dotter und Eyweiß 
waren ausgedörrt oder gleichfam coagulirt, die Embryone eben: 
falls gelblich und todt. Die Ureteren der Mutter waren ihrer 
ganzen Ränge nach, wie die vorderen Enden der Nieren’ mit 
einem zähen, ſchoͤn perlfarbigen Urin angefült. Sm Darme 
keine Ereremente. Bey diefem Artikel frägt der Df.: in 
welchem Monate (unter welcher Temperatur) wird die N. be: 
fruchtet? Wachſen ihre Eyer ſchon in den Eyerſtoͤcken, ehe die 
Befruchtung gefchehen ift? Treten fie erft nad) der Befruch— 
tung fehnell nad) einander in die Eyergange? 


Athemholen der Natter. Das Mundftüd der langen Luft 
röhre liegt fo lofe an der langen Scheide der Zunge durch die 
Schleimhaut befeftigt, daß es während des Athemholeng vom 
Schlunde bis zu den Choaneen geradehin frey bewegt werden 
kann. Hält die N. den Mund gefchloffen, fo wird die Bewe— 
gung durch die ausgehöhlte Furche, welche von den 2 inneren 
Bahnreihen des Dberfieferd gebildet wird, genau begrenzt. Bey 
jedem Ausathmen ſtreckt fic die Luftroͤhre vorn nach den Choa- 
neen hin und erweitert fich ihre Mündung zu einer runden Deff: 
nung (Rima glottidis), durch welche dann die Einathmung ge: 
fbieht. Dann wird die Mündung wieder zu= und in den 
Schlund zurüdgezogen, bis hinter die Zahnfurche. Die Natter 
braucht folglich nicht, wenn fie finft, wie mehre Phnfiologen 
glauben, ihre Zunge über die Luftröhrenöffnung zuruͤckzulegen, 
um den Mangel des Kehldedels zu erfegen. — Hält man ih: 
ten Rachen aufgefperrt, fo gewahrt man deutlich den Rhythmus 
des Athemholens an der Bewegung der Luftroͤhrenmuͤndung. 

Unterbindet man die Luftröhre im Munde, fo verfchwinden au— 
genbliclich die medyanifhen Phänomene des Athemholens. Eine 
N., welche der Vf. nach der Operation im Waſſer (von 949 
R.) ſchwimmen ließ, farb nach 44 Stunden, eine andere, nad) 
ſolcher am Schwanz in der Xuft aufgehängte, erſtickte ſchon 
nah) 1 ©t., eine dritte, welche er frey auf dem Boden herums 
Eriechen ließ, diberlebte die Operation um 5 ©t. Die vorer: 
waͤhnten Meffungen beider Lungenjtücde hatte er alle an N. 
vorgenommen, welche er folchermweife erftickt hatte, und immer, 
nachdem diefeiben durch die —— der Luftroͤhre verrathen 

8 


123 


hatten, daß die Lungen mittels tiefer Cinathmung ausgebehnt 
worden waren. 

Der Bf. ernaͤhrte verfchiedene N. mit Tebendigen Fröfchen 
von verfchiedener Größe. ine trächtige N. von 403" L., 
welche am 15. July 5 Froͤſche kurz nach einander verichlungen 
hatte, wurde am 18. July duch Unterbindung der Luftröhre 
erwürgt; dazu wurde eine Schnur um den Bauch vor ber 
Gioafe gelegt, Luft in die Speiferöhre geblafen, und nachdem 
diefe nahe am Kopf unterbunden worden war, die Diffection 
vorgenommen, Der Bf. fand dann die Speiferöhre, gerade bis 
zum bintern Ende der Blafenlunge, eine Strede von 158’ 
entlang, ſtark von Luft ausgedehnt; aber in die Bauchhoͤhle 
hatte fich Eeine Luft hineingedraͤngt; die Speiſeroͤhre füllte faſt 
die ganze Bruſthoͤhle; Lunge und Leber waren gegen die rechte 
Seite und den Nüdgrath gedrückt; die rechte Aorta lief von der 

Baſis des Herzens fchräg unter der Speiferöhre von der rechten 
nach der linken Seite vorwärts, um fih 36’ weit hinter der 
Bafis des Herzens mit der Aorta communis zu vereinigen. 
Die ganze Speiferöhre war vom Halfe bis 32‘ vor ihrem 
Eintritt in den Bauch von gleicher Weite und von feiner Zertur, 
faft ohne fichtbare Blutgefäße; ihr übriger hinterer Theil dage— 
gen war merklich weiter, von fefterer Textur und befonderg reich 
an Blutgefüßen. Dies Ende des Canales lief fchräge, ein 
wenig gekrümmt von rechts nach links, um fi mit dem Ma: 
gen zu verbinden, Außer den ſich von vorn her nad) beiden 
Seiten um den Canal verzweigenden Blutgefüßen fand der Bf., 
daß'zugleich von den Gallengängen und felbft von der Gallen: 
blafe her verfchiedene Gefaͤßzweige von grünlicher Farbe zu dies 
fem hintern Stüde der Speiferöhre gingen. Als diefe N. 3 
Tage, nachdem fie die Froͤſche verfchlungen hatte, aufgefchnitten 
ward, fanden fich diefe alle 5 in dem hintern Theile dicht vor 
dem Magen. Sie rohen nicht; ihre weichen Theile hatten 
allen Zufammenhang verloren und waren wie zerfloffen; das 
Skelett der beiden größten war noch ganz, die Schenkelfnochen 
waren gebrochen, welches ohne Zweifel durch das Einzwaͤngen 
in des Thieres Mund gefchehen war. Das Skelett der Eleine- 
ten war groͤßtentheils aufgelöft, Es erhellt hieraus, daR die 
Auflöfung der Nahrungsmittel im hinteren Xheile der Speife: 
röhre gefchieht. Der Eingang aus ihr in den Magen ift aud) 
zu eng, als daß er fo große zufammenhängende Körper durch— 
laffen Eönnte, und der Magen ſelbſt zu Elein, um fie zu faffen. 

Die eigentlihe Verdauung muß folglich im hintern Theile 
der Brufthöhle, neben der Leber, geſchehen; der eigentliche 
Magen dagegen, welcher zwifchen den Umbiegungen der nächft= 
liegenden Därme, ber Gallenblafe und dem Pankreas liegt, 
fheint, wie das Duodenum beim Menfchen, die Function 
zu haben, den Chymus in Nahrungsfaft zu verwandeln und 
ihn von den Excrementen abzufondern. — Die f, g. Cloake ift 
bekanntlich durch einen herzformigen Dedel (den Cloakenſchild) 
verfchloffen. Unter diefem ift fie mit einer Schleimhaut bededt, 
in welcher fich eine Deffnung für die Harnröhre, eine für den 
Enddarm, 2 für die Eyergänge und 2 für die Afterdrüfen bes 
finden. Die Cloafe bildet Eeine Höhle, Feine Anfammlungs: 
ftelle für den Urin und die Ercremente, fondern ift allein für 
die erwähnten Deffnungen zum Schuge beftimmt. Zunaͤchſt 
vor ihre hat die N. einen eigenthümlichen ‚Musfelapparat, wel 
cher fih auf 12 — 14 gegen die Bauchhoͤhle erſtrockt und das 
hintere Stud des Enddarmes ſowohl, als der Harnröhre und 
ber Eyergänge umgiebt. Er ift an den Rippen zu beiden Sei: 
ten befeftige und bildet gleichfam einen muscenlöfen Sad, wel 


her als ein gemeinfchaftlicher Ausleerungsmuskel, für die Ener, 
den Urin und die Ereremente wirkt. Der Vf. ſah diefen Up: 
parat einmal in feiner Thätigkeit. Cine erwachfene N. in einem 
halb mit Waffer angefüllten Cylinderglafe zog zuerft die Bauch: 
ftrede ftcaff zufammen, bob darauf den Cloakenſchild vorwärts 
gegen den zufammengezogenen Bauch auf und drängte die in- 
nere Bedeckung der Cloafenflihe nach unten und hinten, bis 
fid) die fämmtlihen Ausführungsöffnungen zeigten. Hierbey 
fpriste zuerft ein dünner Strahl eines weifen und etwas zaͤhen 
Uring, welcher das Waffer nicht trübte, etwa 3" aus der Harn⸗ 
vöhre und ſank dann zu Boden. 
die Zufammenfcdnürung des Bauchs auf, die Schleimhaut zog 
fih zufammen und das Schild ſchloß fich wiederum dicht an 
die Gloafe. in paar Minuten fpäter zeigten fich wieder die: 
felben Phänomene, und e8 wurden nun aus der hervorgetriebes 
nen Darmöffnung ohne den mindeften Aufenthalt in der Gloafe 
2 £leine Klumpen eines ſchwarzen, zufammenhängenden Excre— 
ments ausgeleert, welche, wie der Urin, fogleih im Waffer zu 
Boden fanken. In der Cloake blieb Feine Unreinlichkeit nach 
diefen Ausleerungen zurüd. — Den Geburtsact der N. hatte 
der Df. Eeine Gelegenheit zu beobadıten. 

©. LXXIU-LXXIV. Etats. Hornemann ſprach über 
die neuen und feltenen Pflanzen im 34ften Hefte: der Flora 
danica und zugleich über das, was bisher fir die Unterfuhung 
von Grönland in botanifcher Hinficht geſchehen war. 

©. LXXIV—LAXVI. Pr. Neinhardet über 2 intereffante 
grönländifhe Fifche. Der eine derfelben bildet in der Familie 
der Gobioiden eine neue Gattungsform, welche das Zahnverz 
halten beim Serwolfe (Anarrh. Lupus) mit den Eleinen, vor 
den Bruftfloffen fisenden Bauchfloffen bey der Aalmutter (Zo- 
arces viviparus Cuv.) verbindet. Ihr generifcher Character 
befteht demnach aus den Kennzeichen, durch welche die genann— 
ten Gattungen, als deren unmittelbar‘ verbindendes Mittelglied 
fie zu betrachten ift, fih von einander unterfcheiden. Der große 
Kopf und die dien Lippen, die ftarfen Zähne und der hinter 


den Brufifloffen bis zur Schwanzfpige ſehr zufammengedrüdte 


Körper machen fie der erftgenannten Art fehr ahnlich, wogegen 
der etwas flachgedrüdite Kopf, der Fürzere Unterkiefer, die Eleinen 
Halsfloffen und die fih am Ende des Schwanzes vereinigenden 
Ruͤcken- und Afterfloffen die Uebereinftimmung mit: der ameris 
Ennifhen Aalmutter (Mitchill’s Blennius oder Zoarces la- 
brosus Cuv.), nad der unvollftändigen Befchreibung und ı der 
mittelmäßigen Zeichnung zu urtbeilen, fo ‘groß machen), daß 
man veranlaft werden möchte , beide für einerley Art zu halten, 
wenn es nicht ausdrüdlich bemerkt würde, daß der Gaumen 
bey Z. Jabr. glatt fey. Die in den dien Zwifchenkieferbeinen 
und dem ftarfen Unterkiefer bey diefer neuen Fiſchart ſitzenden 
Zähne find Eonifch, die und kurz, mit zugerumdeter Endfläche. 


Die längften fisen auf Knochenhödern im vordern Theile des 


Zrifchenfiefers; nach innen von ihnen ftehen andere, fleinere 
Zähne, und eine einfache Neihe ähnlicher nimmt den Übrigen 
Theil des Nandes ein. Die Zähne auf den Gaumenbeinen 
und der Pflugfhaar, welche bey den Aalmuͤttern ganz fehlen, 
find eben. fo geftaltet, wie die befchtiebenen. An der letztge— 
nannten Stelle nehmen fie nur das vordere , verbreiterte Ende 
des Knochens ein, wogegen fie beim Seewolfe in einer Reihe zu 
jeder Seite der Mittellinie'nach der ganzen Länge ded Knochens 
fisen und auferdem eine andere Geftalt habın. 
floſſen, durch deren Gegenwart fich die neue Gattung befonders 


124 


Nah diefer Ausleerung hörte, 


| 


Die Bauch-⸗ 


von Anarrhichas unterfheidet, figen Eurz vor den Bruftfloffen 


\ 


125 
und dicht bey einander. Sie find: nur 4’ fang oder machen 
a5 der ganzen Körperlänge aus und beftehen aus 2 einfachen 
und 2 getheilten. Strahlen. Die nicht weit hinter dem Naden 
anfangende Nüdenfloffe und die etwas vor. der Mitte des 
Bauchprofils auslaufende Afterfloffe ſtoßen am Ende des Körz 
pers jufammen und bilden fomit eine ungetrennte, etwas zuge— 
ſpitzte Schwanzfloffe. Der erfte Strahl in diefen beiden Floſſen 
iſt gegliedert, die folgenden find zugleich getheilt. Die breiten, 
zugerundeten Bruſtfloſſen zählen, jede, 19 mehrgetheilte Strah— 
Ten und find 1” 11 lang oder etwa — + der Körperlänge. 
In der Kiemenhaut, welche von dem £leinen Kiemendedel nicht 
bedeckt werden kann, ift die Anzahl der Strahlen 6. Die Fleis 
nen dünnen Schuppen liegen tief in der Haut, und ihr Rand 
ift rundum von: derfelben umgeben, ohne daß fie in Berührung 
mit einander kaͤmen, wodurch die Haut ein glattes und nacktes 
Anfehen befommt. Der diehäutige und geräumige Magen hat 
einen zugerundeten. Boden, dicht über welchem fich der untere 
Magen befindet. Pfoͤrtneranhaͤnge find nicht daz der fehr hau: 
tichte Dünndarm erweitert fih am Anfange zum Durchmeffer 
des Magens, zieht ſich aber nach kurzem Verlaufe bis auf 4 
des. vorigen Durchſchnitts zufammen, Der übrige Theil des 
Darmcanaleds maht 2 Biegungen. Die Leber iſt kurz und 
zweylappig, und die große Gallenblafe liegt frey zwiſchen den 
Lappen, — Der Df. hat diefe Gattung in die grönländifche 
auna unter dem Namen Lycodes aufgenommen, um an ihre 
AehnlichEeit mit: dem Seewolfe zu erinnern. Die Art felbft 


‚wird Vahlii benannt nah dem Einfender, dem in Grönland - 


reifenden |Maturforfcher, welcher das 14" Tange Exemplar im 
Magen eines Haififches (Seymnus borealis Scoresby) fand, 
ber in der Bucht bey Julianehaab gefangen worden war. 

Die zweite Art. gehört zur Gattung Paralepis Cuv.; deren 
fammtliche Arten ſich bisher, im. Mittelmeere fanden und zuerft 
von Riffo befchrieben ‚wurden. Es würde eine befondere Ano— 
malie feyn, wenn diefe fo viele Breitengrade überfpringen und 
ſich erſt wieder unter 610 N. Br. und einer fo viel weſtlichern 
Länge zeigen ‚follte, Es ift der Wahrheit gemäßer, anzunehmen, 
daß fie nur bis jest in den europaͤiſchen Küftenmeeren und der 
Mordfee nicht, beobachtet worden iſt. — Der Bf. hat nicht aus- 
mitleln Eönnen, ob der erfte Strahl in den unpaarigen Floffen 
ein dünner Stacheljtrahl fey, mit Sicherheit aber Eann er den zwei: 
ten Strahl für gegliedert und den dritten für getheilt erklären. 
In der hintern Ruͤckenfloſſe iſt er nicht im Stande geweſen, 
einen Strahl zu entdecken; wohl aber ſah er, daß die Haut, 
aus. welcher diefe Floſſe beſteht, geneigt wäre, ſich in feine 
Faſern aufzulöfen, welches auch der Fall bey der Kettfloffe eini- 
ger Lachsarten ift. Die grönländifche Art kommt der Parale- 
pis coregonoides Riss. fehr nahe und fcheint fib von ihr 
nur duch eine geringe Verfchiedenheit in der Strahlenzahl eini⸗ 
ger Schwimmfloſſen und darinn zu unterfcheiden, daß die Augen 
nebft der 1ften Rüdenfloffe, bey den grönl, 11” langen Indie 
viduen etwas näher nach der Kopfipise hin ftehen. Dieſe Art 
ward in der grönl.- Fauna obne eigenen Artnamen aufgenom- 
men, bis eine volftändigere Vergleibung mit beſſeren Erempl. 
von P. coreg. ausgeführt werden kann, als die im Mufeum 
vorhandenen find. Die Art kommt fowohl bey: Sulianehanb, 
als ben Kredrifshaab vor. 

—S. LXXVI—LXAXVI Pr. Jacobſon's Unterfuhung, 
ob die Primordialnieren einige neue Aufklärung Über die herma: 
phroditiihen Mifibildungen geben fönnen. ; 

©. LXXVIII. Derſelbe theilte feine Unterfuchungen Über 


126 


bie temporären Kiemen bey den Hayen mit. An den Kiemen: 
Öffnungen kleiner Embryone zdiefer Guttung findet fi eine 
Menge feiner Faden, welhe Bloch bejtimmten, fie für die 
Jungen einer eignen Art anzufehen, welche er defhalb Squa- 
lus fimbriatus nannte. Blainville zeigte, daß fie. fich bey 
Embiyonen von Hayen und Rochen finden und — temporäre 
heile des Athmungsorganes feyen. Der Bf. beffätigt diefe 
Entdekung, zeigt, daß die DVerlängerungen Sortfesungen der 
eigentlichen Kiemen feyen und ben zunehmender Entwidlung 
verfchwinden, ferner, daß diefe temporären Kiemen fi) zu den 
bleibenden verhalten, wie die Primordiale zu den eigentlichen 
Nieren. 

©. LXXVIII-LXXIX. Pr, Zeife über feine fortgefege 
ten Verfuche über die Wirkung zwifchen Chlorplatin und Wein: 
geiſt, ferner die über das Alfa = foetida = öl. 

S. LXXIX— LXXX. Gontreadm. Bardenfleth theilte 
eine Abhandlung Über die Drcane mit, 
—S. LXAX— LXXX. ‚Pe Schouw legte den Entwurf 
zu einer Darftellung. des Verhaltens der Menfchenracen zur um— 
gebenden Natur vor. 

©. LXXXI-ãLXXXIV. Pr Fochhbammer Ila3 über 
eine Reihe von. Verſuchen über die Zufammenfegung und Ent- 
ftehung der Thonarten vor. x 

S. LXXXIV— LXXXV. Et. Drfted zeigte (eine neue, 
ſehr einfache. Geräthfchaft zur Ausmeffung großer Meeres: 
tiefen. 

©. LXXXV— LXXXVI.. Pr. Sibbern legte eine Ab- 
handlung vor Über das Verhältniß zwifchen Seele und Körper. 

©. LXXXVIL-LAXXXIX. Et. Hornemann über fel- 
tene oder. fonjt merkwürdige, im 3öften Hefte der Flora da- 
nica vorkommende Pflanzen und über das Verhaͤltniß der in 
Grönland gefundenen DVegetabilien, verglichen mit dem Verhaͤlt⸗ 
niß in anderen, befonderg polaren, Ländern. 

©. LXXXKIX — XC. Pr Reinhardt gab Nachricht von 
2 Erempl. des, Pagellus centrodontus Cuv., welche binnen 
3. Monaten an den feeländifchen Küften.gefangen worden waren, 
vermöge deffen diefe Fifchart zum erften Mal in der dünifchen 
Fauna genannt werden kann. Das eine bey Gilleleje am 21. 
Febr. 1832, gefangene iſt faſt 19° lang, dag andere bey Dra— 
goͤe am 28. May 14", Die von Donovan in den Brit. 
fishes, Vol. IV. Taf. 89. von diefer Art gegebene Abbildung, 
melche dort den unrichtigen Namen Sparus auratus befommen 
bat, ſtimmt mit dem kleinern Eremplare im Ganzen überein. 
Beide Exempl. ftehen in der k. zool. Sammlung. Sn einigen 
binzugefügten Bemerkungen über die im daͤniſchen Küftenmeere 
vorkommenden ſeltenen Fifcharten Überhaupt wurde auf. die 
wichtigften Verhältniffe bingewiefen, ‚aus ‚denen die Seltenheit 
entjpringt» So befinden ſich einige dieſer Arten an den daͤni— 
ſchen Küften auf der aͤußerſten Gränze ihrer geographifchen Ver— 
theilung und folglih, nur in wenigen und zerftreuten Indivi— 
duen; zu ſolchen fönnen Labrax Lupus, Mugil Capito und 
Caranx vulgaris gerechnet werden. Andere Eommen weit über 
ihrer nördlichen oder füdlichen Gränze vor, und werden. deg- 
halb unregelmäßig und. zufällig gefangen; zu den erjteren gehoͤ⸗ 
ten unter anderen Mullus surmuletus, Pagellus centrodon- 
tus, Brama Raii und Scomber Esox Camperi: zu den le: 
teren Sebastes norvegieus und Vogmarus islandieus. Fuͤr 
einige befindet fich das daͤniſche Küftenmeer zwar noch in der 
Zone ihrer geographifhen Vertheilung; aber fie treffen dort 
nicht, oder nur ſpaͤrlich und unvollkommen die örtlichen Wer: 


127 


hältniffe an, welche ihnen zum Aufenthalte paflih find. Hier 
find insbefondere die nur die Klippenküften fuchenden Labrus⸗ 
arten zu nennen, welche ſich haͤufig, noͤrdlich ſowohl als ſuͤdlich 
von Baͤnemark finden. Noch macht Lampris guttatus ein 
Glied einer eignen Gruppe feltner Fifche aus, nehmlich folcher, 
welche bisher allenthalben Außerft felten und unregelmäßig ge— 
funden worden find. Won ihm wurde am 3. May 1852, bey 
uns ein Erempl. mittler Größe gefangen, deſſen Skelett ün E£, 
Mufeum aufgeftellt worden ift. Es ift das Ste von den Er., 
welche, fo viel man weiß, binnen 30 Jahren an den daͤniſchen 
Küften gefangen worden find, und eg ilt merkwürdig, daß alle 
3 ‘an derfelben Stelle, nehmlid im Iſſefjord bey Jaͤgerspriis, 
angetroffen wurden, 

©. XC-XCI. Pr. Sacobfon, über feine Methode der 
Blafenfteinzermalmung uſw. 

S. XCI—XCH. Derfelbe, 
Salze in mehrfacher Hinficht. 

©. XVII—XCVM. Pr. Schouw, Vertrag zur Kennt 
nif von der Märmevertheilung im Jahre ufw. 

©. XCVIN—C. Ein großer Theil der im Meere lebenden 
bauchfuͤßigen Weichthiere legt feine Eyer in lederartigen Gapfeln 
oder Gellen eingefchloffen, welche ſehr verfchieden geftaltet und 
auf verfchiedene Meife mit einander verbunden find. Dieſe 
ſich in Menge an mehren Stellen von Europa's Kuͤſten finden— 
den Eyhuͤllen ſind ſeit den aͤlteſten Zeiten bekannt und ſchon 
Ariſtoteles ſcheint ihre phyſiologiſche Bedeutung richtig auf- 
gefaßt zu baben.* In neueren Zeiten hat man diefe zum Theil 
aus dem Gefichte verloren, und in Esper's großem Merke 
über die Pflanzenthiere treten alle dieſe Körper als Thiere unter 
dem fftematifhen Namen Tubularia auf. Zwar machten 
gründliche Beobachter (wie Eltis, Bafter) aufmerkfam auf 
ihre wahre Natur; aber erft in ber neueften Zeit wurden die 
Maturforfcher duch Grant’s gluͤckliche Unterfuhungen (f. 
Brewfter’s Sournal f. 1827.) etwas näher mit dem Zuftande 
der Brut in diefen Eyhüllen bekannt. — Dr. Z ulnd legte 
eine Abhandlung über diefen Gegenftand vor, deren nähere Der: 
anlaffung einige Beobahtungen gewefen waren, welche er im 
J. 1825. an den Küften Braſiliens Über eime Art biefer Ey: 
hüllen in frifhem Zuftande gemacht batte und deren Haupt: 
refultate etwa die folgenden waren. Jede diefer Eyhuͤllen ent⸗ 
haͤlt eine außerordentliche große Anzahl Eyer oder junger Thiere; 
die letzteren weichen in Form und Bau weſentlich von den ge⸗ 
wachſenen Thieren ab und find namentlich mit einem Buͤſchel 
langer Haare verſehen, welche ſie mit einer außerordentlichen 
Hurtigkeit hin und her ſchwingen und mit deren Huͤlfe ſie mit 
vieler Leichtigkeit und Hurtigkeit in der die Hüllen ausfuͤllenden, 
eyweißartigen Fluͤſſigkeit umherſchwimmen. — ‚Bon diefen für 
die Miffenfchaft neuen Thatfachen ift eine fpäter ſchon durch) 
Grant beftätigt worden, nehmlich die Anmefenheit von Schwing: 
härchen bey diefen Thieren in der Fötalperiode. Dagegen wider: 
fetzt ſich der Bf. der Anficht Grant’s von den Verrichtungen 
diefer Schwingbärhen, nehmlich 1) daß fie an der Oeffnung 
der Huͤllen dazu dienen ſollten, das eindringende Seewaſſer 
durch ihre Bewegung in oͤfter erneuerte Beruͤhrung mit den 


über Chrom-Oxyde und 


* Sie führen bey den Fifchern verfchiedene Namen. Bey ben Grie⸗ 
en heißen fie weAinnga, bey den Nömern favago; heutzutage an den 
neapolitanifchen Küften mammana (Amme, weil die Fiſcher glauben, 

‚daß fie den Seeſchnecken zur Nahrung dienen); an den frangöfifchen rai- 
'sins de mer, an den dänifchen Artebälge (Erbfenfchalen). 


128 


jungen Thieren zu bringen, um bag Härten ber Schale zu bes 
wirken, 2) daß fie die Umdrehungsbewegung um feine Achſe 
bewirkten, welche der Vf. bey den Embryonen gewiſſer Arten 
der Meer: Gafteropoden beobachtet hatte, und 3) daß jie dem 
Embryo dienen follten, fich einen Weg durch die Eyhäute zu 
bahnen. Seine Gründe dagegen find 1) daß die Schale bey 
allen von ihm unterfuchten Arten gut ausgebildet war, ehe bie 
Hülle ſich geöffnet hatte, 2) daß die Drehung des Embryos 
um feine Achſe in ſolchem Falle als eine willtührliche Beweg- 
ung zu betrachten feyn würde, welche nicht angenommen werden 
fann, da die Bewegung beginnt, ehe irgend ein Organ, na: 
mentlich ehe nod) das Herz fich gebildet hat, und 3) da die 
Schwinghärchen wegen ihres feinen Baues zu dem letztern Ges 
brauche, welcher auch überflüffig zu feyn fcheint, nicht geeignet 
zu feyn fcheinen. Der Bf. neigt ſich dagegen zu der Mey: 
nung, daß diefe Schwinghaͤrchrn die fpäter in’ einer eignen 
Höhle eingefchloffenen Kiemenfämme feyen, welche in der Fötals 
periode aus dem Thiere hervorhangen (wozu Fifhe und Neptis 
lien mebre Analoga darbieten) und eine Zeit lang einer ihnen 
fonft fremden Function, als Bewegungsorgan, vorftehen. 

Diefen Bemerkungen fügt der Vf. eine detaillirte Beſchrei⸗— 
bung aller ihm befannten, hierher gehörenden Körper hinzu 
deren Unterfuchung bisher von den Zoologen verfaumt wmorder 
war. Die reihen Koncplienfammlungen in Kopenhagen festen 
ihn in Stand, ſowohl einige neue Arten aufzuftellen, als aud) 
befonders genauere Nachrichten über die Thiere, von mehren 
mitzutheilen, welche bisher nur nach ihrer Außern Form befannt 
gewefen waren. Die ganze Anzahl ift nad ihrem Baue und - 
ihrer DVerbindungsmeife in natürliche Glaffen und Unterabtheis 
lungen vertheilt und von jeder neuen oder unvolllommen be 
kannten Art eine Abbildung geliefert worden. Da ſich Ddiefer 
Theil der Arbeit des Vf. zu keinem Auszuge eignet, fo werden 
bier bloß die folgenden 2 Puncte, die ein mehr allgemeines 
Intereffe haben, hervorgehoben. Der erfte betrifft die Fort» 
pflanzungsart der Janthina, welche bisher noch in Dunkel ges 
hüllt war. Am Fuße diefes Thieres findet man oft einen lan- 
gen cylindriſchen Körper von einer Subſtanz befejtigt, welche 
im Aufern Anfehen dem Schaume des Meeres gleicht. Ueber 
die Bedeutung diefes Körpers find die Zoologen fehr nneinig ges 
wefen. Die meiften hielten fie für das Analogon eines Dedels, 
und Desmareft fand, als er auf die Auctorität der Fifher 
am Mittelmeere berichtete, daß fie dem Thiere zur Anheftung 
der Eyer diente, ftarfen Widerfpruch, befonders nahdem Home 
einige hiervon ganz verfehiedene Körper als die Eyer der Jan- | 
thina befchrieben hatte. Endlich glaubte Rang, die Sade 
ausgemacht zu haben, da er den ſchaumfoͤrmigen Körper an fer 
ner untern Fläche mit einer Menge eyformiger Körper beſetzt 
fand, welche er für die Eyer erklaͤrte. Der Bf. überzeugte fich, 
daß der legtere Maturforfcher der Wahrheit am nächften gefom: 
men ift, ohne fie jedoch ganz aufgefaßt zu haben. Der be 
fprochene Körper ift eine Eyhüllenmafle, welche ihren Plag bey 
einer natürlichen Vertheilung diefer Körper nicht weit von denen 
der Fasciolaria Tulipa und Pirula canalieulata findet, und 
die von Rang für Eyer gehaltenen Körper find Eyhuͤllen, von 
denen jede eine unzählige Menge von Eyern oder jungen Thier—⸗ 
chen, die legteren mit vollig ausgebildeter Schale, enthält. — 

Der 2te Punct betrifft eine Verſteinerung, welche fich im Kalk: 
fteine bey Farde findet und zwar in der jener ‚entfprechenden 
Shiht, die Forchhammer unter den Kalkſteinſchichten von 
Stevens Klint nachgewiefen hat. Sie befteht aus einer Menge 


129 


dicht an einander ftehenden, geraden, aufrechten Staͤbchen und 
rührt nach des Vfs. Meynung von einer Art Ephüllenmaffen 
von Weichthieren her, welche in feinem Schema zur Abtheilung 
unregelmäfig aufgewachfener Eyhüllenmaffen und. der Familie 
mit röhrenformigen Eyhuͤllen gehört, von welcher Familie fih, fo 
viel der Bf. weiß, in der jegigen Schöpfung nur Arten in den 
tropifhen Meeren finden. 

©. C—CH. Et. Örfted theilte feine Erklärung von Fa = 
raday's magnetifch =electrifcher Entdeckung mit. 


©. CII—CIV. Et. Werlauff theilte feine Unterfuchun- 
gen ber die Salbung und Krönung der norwegiſchen Könige 
im Mittelalter mit. 

©. CIV—CV. Pr Kolderup-Rofenvinge legte eine 
Unterfuhung über eine bisher unbekannte dänifhe Schrift aus 
dem 1äten Sahrh. vor, melde über die Art des Rechtsganges 
bey ben geiftlihen Gerichten handelt. 


©. CVI. Bericht des meteorologifchen Comités. 

3) ©. 1—58. Anatomifhe Beſchreibung von fünf menſch⸗ 
lihen Mißgeburten; von I. D. Herholdt, Mit 12 
Kupfertfin. 

4) ©. 59—106. Ueber Abnormitäten der Nieren, nebft Bes 
ſchteibung einiger abnormer Nierenpräparate; von Schu⸗ 
macher. M. 2 Kupfıt. 


5) ©. 107—140. Bemerkungen hinſichtlich der geometrifchen 
Darftellung der Lehre von den befonderen Xöfungen ber 
Differentialgleihungen; von Chr. Jürgenfen. 

6) ©. 141—152. Das Eohlenwafferftoffige Chlorplatin-Am⸗ 
moniaf; von W. Chr. Zeife. 

7) ©. 153—188. Die Oken'ſchen Körper ober Primor⸗ 
dialnieren; ein Bentrag zur Lehre von der Entwidlung 
deg Embryo's; von & Sacobfon. Mit 28. (S. vorn 
©. XLIX.) 

8) S. 189—264. Ueber Drcane; vom Contreadm. Bar⸗ 
denflech. Mit einer Karte, 

9) ©. 265— 283. Unterfuhung über die Entftehung und 
die näheren Beftandtheile einiger der wichtigften Thonarten; 
von ©. Forhhammer. 

10) ©. 289—342. Ueber den mittlern Stand des Barome⸗ 
terd am Meere; von J. F. Schouw. 


Sehfer Theil. Mit 13 Taf. Kopenhagen 1836/7. 


1) S. V-XVI Verzeichniß der Gefhäftsführer und uͤbri⸗ 
gen Mitglieder der Gefellfchaft. 

2) Ueberficht der Verhandlungen der Gefellihaft und der Ar: 
beiten ihrer Mitglieder vom 31. May 1832. bis dahin 
1836.; vom Etatsr. Orfteb. 

©. XX-XXl Et. Hornemann berichtete über das 36. 

Heft der Flora danica und gab einige Nachricht über die Rei- 
fon und Unterfuhungen des Gand. der Pharm., I. Vahl, 
in Grönland 1831. 

©. XXI-XKXI Pr Reinhardt hatte in den legten 2 

Sahren mehre von einander abmeichende Erempl. des mit dem 
‚Ophidium viride Fn. groenl. übereinitimmenden Fifches aus 
‚Grönland erhalten, von welhem er der Gefellfchaft im Jahre 
1830. (f. diefe Schr., Tb. V. ©. LIX.) zuerft Nachricht ge: 
geben, und iſt dadurch in den Stand gefeßt worden, die tes 
fentlihen Charactere für diefe, von ihm jest Gymnelus be⸗ 
nannte, Gattung feftzuftellen. — Zugleich gab er in einer zum 
Iſis 1848. Heft 2, 


— 


130 


Drude beftimmten Abhandlung eine Ueberfiht der Veraͤnderun— 
gen, welche in dem VBerzeichniffe der grönläntifchen Wirbelthiere 
durch die neueren Entdefungen und genaueren Vergleichungen, 
welche feit der Herausgabe von des Fabricius Fn. groenl. 
gemacht worden, entftanden find. Es geht aus ihr hervor, 
daß unfere Kenntniffe von den grönl. Säugethieren feit Fab— 
ricius nicht fonderlich erweitert worden find. Weber die von 
ihm nach der Befchreibung der Grönländer aufgenommenen und 
ungewiffen Arten, Kappik (Mustela Gulo), Amorak (Ur- 
sus luseus) und den Seebären (Phoca ursina) haben wir 
feine neueren oder fichreren Nachrichten erhalten, Die Wal: 
fifhe, Kafchalotte und Delphine im grönl. Meere find größten- 
theils noch in derſelben foftematifhen Verwirrung, wie früher, 
und neuere Erfahrungen über ihre Lebensweiſe giebt e8 nur we— 
nige. Daß der Grindwall (Delph. globiceps Cuv.) an den 
grönl. Küften vorfomme, ift ein Zuwachs, welcher durch mehre 
an das naturgefchichtliche Mufeum gefandte Schädel von diefer 
Art beftätige wird. Mur eine einzige neue Urt, Mus (Hypu- 
daeus) groenlandicus ift, und zwar von Scoresby auf 
der DOftküfte des Landes entdedt, aber noch nicht auf den füd- 
lichen und weftlihen Küften gefunden worden. — Das Ber: 
zeichniß der grönl. Vögelarten hat dagegen große Veränderungen 
erlitten, theils durch richtigere Artbeſtimmungen, aus welchen 
z. B. hervorgeht, daß Strix Asio Fn. groenl. die für Ame- 
rika und Europa gemeinfhaftlidye Str. brachyotus, die Grau— 
gang Anas albifrons ift, uſw. theild durch die Entdedung 
von Arten, welche F. unbekannt geblieben waren. Diefe belau- 
fen ſich etwa auf 25 Arten, von denen der größte Theil ſolche 
Arten ausmacht, die Amerika und Europa gemeinfchaftlich be— 
fisen. Nur eine Art derfelben- finder ſich nicht in der nord— 
amerifanifchen Fauna verzeichnet, wohl aber in der europäifchen, 
wogegen 10 Arten entweder ausfchließlih amerikanifche find, 
wie Thryothanus paluster, Fringilla leucophrys, Hirundo 
rufa, Rallus carolinus, Numenius borealis und Platypus 
albeolus, oder nur felten in Europa vorkommen, dagegen haufig 
in Nordamerika, wie Loxia leucoptera, Scolopax grisea 
uſw. Durdy diefen Zuwachs zeigt ſich die gronl. Sauna näher 
mit der amerifanifchen, als der europäifchen, verwandt. Diefe 
Berwandefchaft wird noch mehr durch die Veränderungen ver: 
mehrt, welche fpätere Vergleichungen und auf fie gegründete 
neue DBenennungen und Entdedungen unbekannter Arten in 
Fabricius' Verzeichniffe grönt. Fifharten hervorrufen müßen, 
zu deren näheren Exläuferung biefer und mehre folgende Bey: 
träge dienen follen. Die Anzahl der neuen Fifcharten beträgt 
17, von denen mehre in diefen Berichten fchon ermähnt morden 
find. Don der neuen Gattung Gymnelus glaubt der Vf. 3 
Arten unterfcheiden zu Fönnen. 
S. XXII— XI. Pr. Sacobfon über die therapeutifche 
Anwendung des neutralen chromfauren Kali, 
S. XXII— XXX. Pr Zeife, über Schwefelverbin- 
dungen. J 
S. XXX— XXX Et. Orſted 
druͤckung des Waſſers. 
©. XXXIL— XXXV. Pr. J. Möller legte eine Ab— 
handlung über die Einführung der Confirmation in Däne- 
marf vor. 
S. XXXV. Pr Molbed las die erfte Abtheilung der 
“von ihm verfaften „kurzen Ueberſicht der Geſchichte der daͤniſchen 
Sprache" (fpäter als Einleitung zu feinem danifhen Wörter: 
buche gedrudt erfchienen) vor. 


über die Zufammen- 


131 


S. XXXVI—-XXXVI Ueber die von Magnudfen, 
Molbeh und Forchhammer unterfuhte Runeninfhrift auf 
dem Runamo unfern Rönneby in Blekinge. 

S. XXXVIL—XLU. Beriht der Commiffion für das 
Brunnenbohren. 

S. XLIV—XLV. Pr. Reinhardt theilte Nachricht über 
eine bey Nennortalit im Diftricte von Sulianehaab gefangene 
Groppenart mit, welche in der grönländifchen Sammlung des 
k. naturgeſchichtlichen Mufeums aufgeftellt worden iſt. Sie 
findet ſich nicht in Cuvier's Hist. nat. d. poissons und 
ſcheint überhaupt noch nicht befchrieben zu ſeyn; wenigſtens ift 
fie eine für die grönl. In. neue Form, welche die Anzahl der 
Groppen in jenem nordweftlihen Meere auf 4 feigert. Cie 
hat den Namen Cottus uncinatus befommen und bietet eine 
neue Abweichung in dem für die Groppengattung angenomme: 
nen Zahnverhalten dar, welches auch Kiefer» und Pflugfchar 
zähmen beftehen ſoll. Die 2 grönländifchen Arten Cottus 
groenlandieus Cuv. et scorpioides Fabr. zeigen nebjt den 
europäifchen C. Scorpius, quadricornis, Bubalis et Gobio 
diefes Verhalten, wogegen der vom Df. früher befchriebene C. 
tricuspis M us. reg. oder des Fabricius C. Gobio feine Zähne 
auf der Pflugfhar, fondern deren bloß auf den Kiefern hat. 
Die neue Art, C. uneinatus, dagegen hat zugleih Zähne nicht 
altein auf der Pflugfchar, fondern auch auf dem Vorderſtuͤcke 
der Gaumenknochen. Es ift ein feltner Ball bey den Saͤug— 
thieren und felbft den Neptilien, daß eine Veränderung im 


Zahnverhalten nicht zugleich bedeutende Veränderungen im der 


generifchen Form der Arten mit ſich führt. Bey den Fiſchen 
dagegen, bey welchen die einfeitige Wirfungsart der Zähne leicht 
vergütet werden kann, giebt e8 mehre Beyſpiele diefer Veraͤn⸗ 
derlichkeit in dee Zahnform, verbunden mit Beftändigkeit in ber 
übrigen Gattungsform, fo daß fih kaum ein hinreichender 
Grund dazu finden laffen wird, 3 Gattungen aus den 3 grönl. 
Arten, C. scorpioides, trieuspis et uncinatus, zu bilden. 
Bey diefem letztern ftehen Übrigens die Augen noc näher. beys 
fammen, als bey C. scorpioides Fabr.; bey einem 4’ langen 
Exempl. beträgt die Breite des Stirnbeins zwifchen den Augen 
nur 2%, Die Staheln am Rande des Vordedels derKiemen 
find nur 2 an der Zahl, und von ihnen biegt fich die der obern 
Ede 'hafenförmig aufwärts und ift an der Wurzel mit: einer 
Eleinen vorragenden Spitze verfehen; endlich hat er von allen 
groͤnl. Arten die geringfte Strahlenzahl in den Nüden- und 
Afterfloffen, nehmlich in der erften Nüdenfloffe 8, in der zwey— 
ten 13 und in der Afterfloffe 11 Strahlen. 

Es waren bisher noch fo gut als feine ausgegrabenen Ueber: 
tefte von dem milden Stamme des Hornviehs (Bos Taurus 
ferus Cuv.), eben fo wenig vom Auerochfen (Buckelochſen, 
Bos Urus Cu.) aus Dänemark zur Unterfuchung der Kundi- 
gen gelangt, während die nicht felten vorkommenden und un— 
terfuchten Geweihe und Schädel vum Elenn binlänglich bezeugen, 
daß diefes in Älteren Zeiten auf den dänifchen Inſeln fowohl, 
als dem Feſtlande häufig lebte. Es Fann feinem Zweifel un: 
terliegen, daß die beiden genannten Dchfenarten zu derſelben 
Zeit ebenfalls in Dänemark ‚gelebt haben. Die inländiichen 
Torfmoore find aber noch nicht hinlänglich hierauf unterfucht 
worden. 

Pr. R. unterfuchte ein großes Stud der Hirnfchale des mil 
den Ochſen, mweldyes auf einem Zorfmoore, das 4 Meile von 
Troͤſtrup im Dbdenfe= Herred liegt, ausgegraben und im Herbfte 
1833. an das k. Mufeum eingefandt worden war. An diefem 


132 


Schädel fehlt nur der vordere Theil de3 Stirn- und Grund» 
being nebft den ſaͤmmtlichen Antlisfnochen, wogegen die auf 
dem Stirnbeine figenden Enöchernen Hörnerzapfen vollfommen 
erhalten find. Diefer Schädel wurde mit einem ungewöhnlich 
großen Stierfopfe der zahmen Race verglichen. Die Form ber 
Stirn, ihre Länge und Flachheit und die Stellung und Richtung 
der Hörnerzapfen waren bey ben verglichenen Schädeln völlig 
gleih. Nah den Ausmeffungen einzelner Partien des ausge: 
grabenen Schädeld muß bderfelbe in feiner Vollftändigkeit eine 
Laͤnge von 29", gemeffen vom höchften oder mittelften Puncte 
des Hinterhauptsfammes bis zum vordern Rande des Zmifchen- 
Eieferbeing, gehabt haben, wogegen dieſe Ränge beym Schädel. 
des zahmen Stiered nur 20° beteägt. Die Entfernung der 
Wurzeln der Hornzapfen, oberhalb des Hinterhauptskammes 
gemeffen, beträgt bey dem milden 6 3’, ben dem zahmen 
4" 5", vorn gemeffen ift diefe Entfernung beym erften = 
10" 6°, bey dem lettern 7 94%, Der Umfang der Wurzel 
der Zapfen ift beym milden Ochfen — 13" 2%", beym zahmen ' 
9" 43", Ränge der Zapfen, nach der concaven Seite gemeffen, 
17" 9", nach der converen 24" 4“ beym wilden Ochfen, 
dagegen beym zahmen das ganze Horn nad der concaven Seite 
nur -10' 3", nach der converen 12” 4", Danach hat ber 
wilde Ochs auf feinem etwas größern Kopfe verhältnifmäßig 
doppelt fo mächtige Hörner getragen. Noch ift zu bemerken, - 
daß feine Zapfen ftark gebogen find, weßhalb auch die Entfer: 
nung zwifchen ihren Spigen (21° 9°) Eleiner ift, ald man 
nad) ihrer Länge vermuthen follte. Später erhielt dag Mufeum 
ein Stirnbein derfelben Ochfenart mit vollftändigen Hornzapfen 
aus dem Ulvemofe (MWolfsmoor) auf dem Stammgute Nofen: 
holm. Dieß Moor-foll etwa 25 Ellen über der Meeresfläche 
liegen und an der nördlichen und nordmeftlichen Seite von wald: 
bewachfenen Höhen umgeben, auch erſt feit Menfchengedenfen 
duch angebrachte Abzugsgräben zugänglich, gemacht worden ſeyn. 
Der Schädel wurde ganz unten auf dem Boden: des Moore 
3 Ellen tief unter der Oberfläche gefunden. _ Cinige Jahre 
früher hatte man in demfelben, aber 4 Ellen tiefer, ein 3’ langes 
Hirfchgeweih und einen noch auf feiner Wurzel ftehenden Baum: 
ftubben (von den Entdedern für den einer Buche gehalten) gefunden, 
auf welhem man deutlich Arthiebe wahrnahm. Der Schädel 
wurde ganz und noch zufammenhängend angetroffen; aber er 
wurde beym Ausgraben zerbrohen und nur das Stienbein er 
halten; die übrigen Knochen find mit Ausnahme der Nafen- 
beine, eines Stuͤckes vom Oberfiefer und einiger anderer, welche 
nachher gerettet wurden, verloren gegangen. Das Stirnbein ift 
etwa von benfelben Dimenfionen, wie das des oben erwähnten 
Schädel. Die Hornzapfen find auc eben fo lang, aber ein 
wenig dünner und weniger gebogen, fo baß der Abſtand zwifchen 
ihren Spisen 29" beträgt. 4 
©. XLVI—LXVIN, Ueber Jacobſon's Methode der 
Lithotritie. 
S. XLVIIIXLIX. Pr. Sacobfon theilte einige Beob⸗ 
achtungen uͤber den Guineawurm (Filaria medinensis, Dra- 
cunculus ete.) mit ... Er hatte die im Norden ſeltne Ge— 
legenheit den ganzen Cyclus der Zufälle, welche er hervorbringt, 
zu beobachten. Der Kranke, ein 13jähriger Burfche, Mulatte, 
in Guinea geboren, empfand 7 Monate nach) dem Berlaffen 
feiner Heimath die Symptome der Anmwefenheit des Wurms. 
Nach vorbergegangenen Schmerzen bildete fih am aͤußern Knoͤ— 
chel des rechten Fußes eine Beule, welche aufbrach, und aus 
welcher nebft dem Eiter einige röhrenförmige Stüde, aus einer 


133 


ziemlich feften Haut gebildet, bervorfamen. Da zu vermuthen 
war, daß es Stüde eines Hautwurms wären, fo fuchte man 
nad), ob deren noch mehrere eriftierten. Pr. J. entdedite bald 
einen auf dem Rüden defjelben Fußes. Er durchſchnitt nun 
die Haut, fand den Wurm und zog ihn auf die ſchon von den 
älteften arabifhen Aerzten angegebene Meife aus, indem er ibn 
nehmlich allmaͤhlich hervorzog und ihn um ein Stüdcen Holz 
widelte So befam er bald den ganzen Wurm heraus. Diefer 
war über eine Elle lang, cylindriſch, über 4“ dit und gleich 
die überall , die Enden‘ fegelförmig, etwas flachgedrüdt; Farbe 
milhweiß. Die Wunde, aus welcher der Wurm bervorgezogen 
worden war, beilte binnen Kurzem. Aber einige Zeit danach 
wurde wieder ein Wurm in der Naͤhe des Knoͤchels entdedt. 
Hier war der Verfuh, ibn berauszuzieben, erfchwert und ver- 
urſachte Schmerzen. Das erfaßte Ende riß ab, [und nun er- 
folgten, Entzündung, Geſchwulſt und fchmerzhafte Geſchwuͤre, 
welche erſt nach geraumer Zeit heilten. Indem der Wurm 
zerriß, floß eine milchweiße Feuchtigkeit aus, welche, wie das 
Microfcop zeigte, von einer unzähligen Menge lebender Mürms 
hen wimmelte. Sie waren 1 lang. Die vorderen 3 ihres 
Körperd waren. eplindrifch, etwwas flahgedrüft an den Seiten, 


‚das Vorderende Eonifch ; das. hintere Viertel wurde von einer 


ſehr feinen Spige gebildet. Die Würmhen waren überall 
durchſichtig. Im cenlindriihen Theile liegen ſich jedoch deutliche 
Zeichen von Eingeweiden erbliden. Sie waren ſehr lebendig, 


‚bewegten ſich wie Vibrionen und‘ rollten fich fpiralförmig zus 


fammen. Aber an diefer Bewegung nahm nur der cylindriſche 
Körper Theil. J. hatte die Thierchen 6 Tage lang im Waffer 
lebend. Er nahm darnach den Wurm, welchen er herausgezogen 
barte und ‚fand aud in. ihm Junge von derfelben Befchaffenheit 
und Größe, wie die eben erwähnten, und beftätigte dadurch die 
von Rudolphi* gemachten Beobachtungen. — Da man in 
mehreren Filarien (nehmlich F. fusca et sanguinea ) lebende 
Sunge gefunden bat, jo ift es wahrſcheinlich, dag die ermähnten 
Wuͤrmchen, obgleich fo verfchieden von dem Hautwurm in der 
Form, doch feine Brut ſeyen, deren Menge in einem für uns 
nod) unerflärlihen Verbältniffe zu dem wenigen Individuen des 
Mutterthiers ſteht, welche ſich bey einem einzelnen Menfchen 
finden. Daß die Länge des Wurms in Folge der fortfchreitens 
den Entwidlung der Brut zunehme, ift zu vermuthen. Mög: 
lich wäre es auch, daß ben der zunehmenden Entwidlung der 
Brut das Muttertbier ftürbe, die Jungen dagegen in der zuruͤck⸗ 
gebliebenen Haut deſſelben zu. leben fortführen, deren erfte Mem⸗ 
bran eine röhrenförmige Scheide oder einen Balg bildete, wel: 
her bliebe, um den Jungen zur Mohnung oder zum Aufent: 


„haltsorte zu dienen... 


©. XLIX—LV. Dr. Zeife berichtet über feine ferneren 
Arbeiten binfichtlih der Schmefelverbindungen. 

S. LV—LVI. Br Forhbammer über ein neues Mi- 
neral aus den Gruben bey Arendal, weldes er Derftedin 
benannte, und auf deſſen merkwürdige Sfomorphie mit Zircon 
er aufmerfjam machte. 

©. LVI—LVIII. Briefliche Mittheilungen einiger von Dr. 
DW. Lund auf feiner zwenten braſilianiſchen Reife gemach⸗ 
ter Beobachtungen. — Regelmäßige auf der Hinüberfahrt an: 
geftellte Beobachtungen mit einem Spmpiezometer. — Ueber 


* Nicht von Lichtenftein, wie das Driginal ſagt. S. Rudolphi, 
Entozoor. Synopsis, p. 206. D, Ueberj, 


— — 


134 


das Leuchten des Meers. — Nirgends ſah Hr. L. daſſelbe 
ſtaͤrker, als vor der Bucht von Rio Janeiro, wo die Kielſpur 
des Schiffs fo ſtark leuchtete, daß man dabey in völlig dunkler 
Naht feine Schrift leſen Eonnte. Eine genaue Unterfuchung 
ergab, dab die leuchtenden Puncte Eleine Cruftaceen waren. — 
Ueber die brafilianifhe Pflanzenwelt. 

> ©. LVIU—LX. Der Polytechniker Jerichau legte eine 
Abhandlung darüber vor, die Berichtigung der Waͤrmeeinwirkung 
auf das Heberbarometer zu erfparen. Die Gef. ließ nad) den 
gemachten Angaben ein Barometer anfertigen, welches. fehr 
nügli befunden ward. (Die Abd. ift in diefem Bande, ©. 
189 ff. abgedrudt worden.) 

©. LX— LA. Etatsr. Bröndited las 3 Abhandlun- 
gen vor, 1) über eine antiksgriechiiche Ierracotta-Vafe aus den 
Ruinen von. Vulci, 2) über eine fehr alte griechiſche Vaſe 
ebendaher und 3) über eine antifgriechifche brennthönerne und 
bemalte Vaſe, bey Girgenti auf Sicilien gefunden: 

S. LXIM, Juſtizt. Molbeh, über die finnifhen und 
lappifihen Volksftamme, als Bewohner des fcandinavifchen 
Nordens. 

S. LXIT—LXXI. Ueber die Runeninſchrift auf Runamo 
(vgl. S. XXVI.) und Erklärung derfelben vom Pr. Finn 
Magnuffen. 

©. LXXIII—LXXV. Mathematiſches vom Pr. Ramus. 

©. LXV—LXXII. Pr Reinhardt, welher duch ° 
neue im Herbſte 1854. von Grönland angefommene Sendun- 
gen von Naturalien in den Stand gefegt ward, feine Unter: 
fuchungen über die grönländifchen Fifche fortzufegen, theilte eine 
genauere Beſtimmung der von ihm nach einem einzigen Exem⸗ 
plar aufgeftellten Uebergangsgattung zwifchen Zoarcaeus und 
Anarrhichas, benannt Lycodes, mit. Erſt 3 Sabre danach) 
glüdte es. ihm von Fiskenaͤß einen Fiſch derfelben Gattung zu 
erhalten, welcher viele Aehnlichkeit mit L. Vahliüi hatte, aber 
doch in einigen Beziehungen von ihm verfchieden war; da in- 
deſſen das zulegt erhaltene Eremplar ein Meibchen, das früher 
bejchriebene aber ein Männchen war, und da die Formverſchie⸗ 
denbeit nach dem Gefhlehte ſich noch nicht unter beftimmte 
Regeln in der Fifchelaffe hat bringen laffen, fo fchien es richtie 
ger zu ſeyn, neue Materialien zu erwarten, um nicht durch 
eine in Farbe und Maaß ſich ausdrüdende Formverfchiedenheit 
verleitet, 2 Arten aufzuftellen, wo die Natur nur eine gebildet 
bat, oder-auf der-andern Seite unter einer Benennung 2 wirk⸗ 
lid verſchiedene Arten zufammenzumengen. Im vergangenen 
Herbite wurden aus Omenak (unter etwa 71 Gr. N. Br.) 2 
wohl erhaltene Fiſche von derfelben Gattung eingefandt, beides 
Männhen; von ihnen ſtimmte der eine in den relativen Maas: 
fen, Steahlenanzabi und Zeihnung mit dem in der grönländ. 
Sammlung des Mufeums aufgeftellten Weibchen uͤberein, der 
andere dagegen, welche eine vonder. des eritern ganz verfchies 
dene Zeichnung beiist, hat dieſelbe Strahlenanzahl, diefelben re— 
lativen Maafe und dieielbe Bildung der untern Magenmündung, 
wie L. Vahlii. - Somit bat die G. Lycodes 2 Arten im 
groͤnl. Meere, welche fih von 60 — 71 Gr. N. Br. verbreiten ; 
von der einen bejist das Mufeum ſowohl Männdyen als Weib: 
hen, vonder andern nur 2? Männden. Dieſe neuen Unter: 
fuhungen ließen die Kennzeichen der Gattung und der Arten 
ſchaͤrfet beftimmen, welche bier aus det zum Drude fertigen 
Abhandlung ausgezogen werden. 

Genus-Lycodes. Corpus elongatum, antice incrassa- 
tum, rostro conico, trunco compresso, cauda ensiformi. 


135 


Squamae corporis rotundae minutae tenuissimae euti im- 
mersae, Os dentibus validis, intermaxillaribus, mandibu- 
laribus, vomerinis et palatinis armatum; rietus mediocris. 
Membrana branchiostega utriusque aperturae eum jugulo 
eonnata, radiis 6, apertura branchiali angusta postica. 
Pinnae ventrales obsoletae brevissimae latiusculae, jugu- 
lares. Pinnae dorsualis et analis longissimae, apicem 
caudae eircumdantes, radiis artieulatis divisis. Vesica 
natatoria nulla. — (Genus inter Zoarcaeum et Anarrhi- 
cham medium.) 

Sp. 1. Lycodes Vahlii. Corpore faseiato, capite 
parum depresso, pinnis dorsuali et anali squamis minu- 
tissimis adspersis, illa radiis 117, hac radiis 91, ano’ ante 
medium gastraeum sito. 

Hab. in mari groenlandico prope Julianehaab et O- 
menak. 

Sp. 2. Lycodes retieulatus. Corpore reticulato, 
cap. compressiusculo, pinnis dorsuali et anali nudis, illa 
rad. 95, hac 75, ano fere in medio gastraeo sito. 

Hab. in mari groenl. ad promont. Fiskenaess et ad 
Omenak. 


S. LXXVIT— LXXVIO. Derfetbe befchrieb einen bis 
dabin unbekannten Fiſch, von welchem er ein ein einziges Er: 
emplar in der vom Fiſkenäß im Herbfte 1834. an das Mufeum 
gekommenen Sendung angetroffen hatte. Der Fiſch geh rt zu 
Guviers Gadini; aber die Gattung Gadus L. hat nod) Eeine 
Untergattung, zu welcher er zu rechnen wäre. Mit der Unter 
gattung Brotula (Enchelyopus barbatus Bl. Schn.) ffimmt 
er zwar darinn hberein, daß Nüden und Afterfl. ſich an der 
Spitze zu einer ungefonderten Schwanzfl. verbinden und daß 
die verhältnigmäfig lange Bauchfl. einftrahlig ift und vor den 
Bruftfl. fißt; aber von ihr ſowohl, wie von der ganzen Gattung 
Gadus, unterfchieden ift er darinn, daß er 8 Strahlen in der 
Kiemenbaut und auc Zähne auf den Gaumenfnoden hat und 
hinter dem After ein merkwürdig gebautes Äußeres Zeugungs— 
glied trägt, welches vermuthen läßt, daß bey der Befruchtung 
eine Paarung ftattfinde und das MW. lebende Junge gebäre. 
Er bat eine mit einer Drüfe verfehene Schwimmblafe, welche 
in Form und Lage etwas Befonderes zeigt. Nach diefen und 
mehreren Verhältniffen ſcheint diefe Fiſchart zu einer eigenen 
Gattungsform gebracht werden zu müffen, welche der Verfaſſer 
Bythites (BvSirng, in der Tiefe befindlich) zu nennen vor 
fehlägt, weil der Fiſch nach Angabe der Srönländer fih in 
arofer Tiefe aufhalten fol. Das befchriebene Eremplar it ein 
Männchen, 63° I. Sein Milhfad ift ſchon ausgebildet, wel— 
ches die Angabe der Grönländer, daß er die Größe einer erwach- 
fenen Phoca hispida erreiche, bezweifeln läßt. 

Genus Bythites (ex familia Gadinorum). Corpus 
breve antice incrassatum, ore fere truncato, abdomine 
compresso, cauda ensiformi. Squamae corporis minutae 
imbrieatae. Os dentibus acutis intermaxillaribus, mandi- 
bularibus, 'vomerinis et palatinis armatum; rietus medio- 
cris.  Menbr. branchiost. utriusque aperturae invicem 
connata, sub jugulo libere suspensa, rad. 8, apertura am- 
pla infero-postica. Pinnae yentr. obsoletae, filiformes, 
longiusenlae, jwgulares.  Pinnae dors, et anal. longae, 
apicem caudae cireumdantes, radiis articulatis et divisis. 
Membrum  virile conieum, erassum, post anum 'situm, 
apice tripbyllo, papilligero. 


| 


136 


‘ 


Specimen unicum huius generis in mari groenl. prope 
Fiskenaess captum. 

©. LXXVIHL— LXXIX. Pr. Sacobfon über die thera- 
peutifche Anwendung einiger Chrompräparate. 

©. LXXIX—LXXX. Pr. Zeife bericjtet über feine fer 
neren Unterfuhungen über die Zanthogeniäure und ihre Ver: 
bindungen. 

©. LXXX—LXXXWV. Dr Lund hatte aus Brafilien 
Bemerkungen Über die Vegetation auf den inneren Hochebenen 
Brafiliens, befonders in pflanzenhiftorifcher Hinficht, mitgetheilt. 
Die Abhandlung, aus welcher hier Fein Auszug gegeben werden 
kann, folgt, ganz abgedruckt, in diefem Bande, ©. 145 ff. 

©. LXXXIV—LXXXV. Et. Dorfted über die in Ko: 
penhagen nah Gaußens Beobahtungsweife angeftellten magne- 
tiichen Beobachtungen. 

©. LXXXV— XCIV. Geh. Leg. R. Bröndfted las eine 
Abhandlung, betitelt Werfuch einer populären Darftellung der 
Eigenthümlichkeiten Griechenlands, auch hinfichtlid) der phufifchen 
und geographifchen Verhältniffe diefes merfwürdigen Landes vor. 
Auszug aus derielben. { 

©. CXV—XCVIN. Et. Werlauff, Verträge zur Ge: 
fchichte des nordifchen Bernfteinhandels. 

©. XCVIM. Pr. Molbecd über den verftord. Bifhof P. 
E. Mülter, 

©. XCVINM—- CI. Br Madvig legte eine Abhandlung 
vor über das Geflecht in den Spraden, befonders dem Sans 
ſkrit, Griechiſchen und Lateinifhen. Auszug. 

©. CHL— CV. Pr Dluffen legte eine Unterfuhung 
über die Parallare des Mondes vor. Auszug. 

S. CVI—CVM. Et. Hornemann berichtete über das 
37fte Heft der Flora danica, f ‘ 

©. CVI Pr Sacobfon theilte Ferneres über feine Litho- 
Elaftifche Methode mit. 

S. CVI—CIX. Pr. Reinhardt theilte eine von Ab= 
bildung begleitete Veſchreibung des isländifhen Baagmär 
(Trachypterus Bogmarus Valenc.) mit, welcher bey den 
Fardern im Sommer 1828. gefangen worden war und über 
welchen er der Gefellfhaft einen vorläufigen Bericht im Winter 
1829. ertheile hatte. (S. Th. V. S. X.) Da das im 
Branntwein aufbewahrte Eremplar die Naden: und Bauch 
floffen faft ganz vollftändig befist, und beym Empfange, 10 
Tage nachdem es eingefangen worden, feine ungepaarten Stoffen 
unbefchädigt und noch roth gefärbt waren; fo hat die Zeichnung 
(von Schoußsboe) eine Genauigkeit erlangt, welche Eeine bis— 
ber gelieferte auch nur annäherungsmeife befüße. Seit 1829. 
fcheinen die Befchreibungen diefer Art durch Unterfuhungen 
befferer Eremplare nicht vervollftändigt worden zu feyn. Yarz 
relt hat in feiner Hist. of. brit. fishes, p. 191. feine Zus 
fäse nad) eigenen Unterfuchungen liefern fönnen; er hat rüd- 
fihtlid) der englifhen Sauna nur Flemings Beſchreibung 
und Abbildung eines an den fchottifchen Kuͤſten gefangenen Sn: 
dividuums benutzt; ift aber die Reftauration des verftümmelten 
Eremplard in jenem richtig ausgeführt worden, fo kann dieß 
Eremplar nicht einmal zur Gattung Trachypterus gerechnet 
werden. Valenciennes hat im 10. Th. der Hist. nat. d. 
poiss. zu den älteren Befchreibungen dieſer Art einige feiner 
eigenen Unterfuhung eines getrodineten Exemplars vem Mord: 
cap entnommene Bemerkungen hinzugefügt. Es herrſcht einige 
Verfchiedenheit in den angegebenen relativen Maaßen zwiſchen 
diefem und dem fürdifchen Eremplar, welche aber wohl vom 


137 


Eintrodnen herrührt. Die Strahlenanzahl in ben Rüdenfloffen 
beider ſtimmt faft- ganz überein; es läßt fich aber nichts Schar: 
fes auf der Oberfläche der einzelnen Strahlen beym lestern 
fühlen, wie ®. es vom feinigen angibt; denn die einfache Reihe 
ſehr Eleiner Stacheln, welche fich längs der Bafis der R. Fl. 
binzieht, kann bier wohl kaum gemeint feyn; dagegen find fehr 
kleine und zerftreute Stacheln auf den Strahlen der Schw. Tl. 
fihtbar fowohl, als fühlbar, V. befchreibt den legten Stachel 
an der Wurzel der Schw. Fl. als auf dem legten Schilde der 
Seitenlinie bey feinem Exemplar |fißend; beym fär. Eremplar 
ift das nicht der Fall; jener 2getheilte, kurze Stachel fit mit 
feinem beiberſeits ſchildfoͤrmig ausgebreiteten Grundtheile im ſchar— 
fon Rande des Schwanzendes, und die Scilderreihe der Sei⸗ 
tenl. fest ihren Lauf über ihn und weiter nach hinten gegen 
die Wurzel der Schw. Fl. fort; hinter und dicht an ihm ſitzt 
noch ein dünnerer, aber beweglicher Stachelftrahl; beide zuſam— 
men koͤnnten eher als eine |gegen das Schwanzende ftehende 
rudimentäre Afterfl. betrachtet werden, welche ſich in eine andere, 
unter der Schw. Fl. unmittelbar liegende Partie von 4 fehr 
furzen und dünnen, allgemein überfehenen Strahlen fortfegte, 
die wie die verfrüppelte andere Hälfte der Schw. FI. ausfehen. 
Das abgebildste Eremplar hat nur 2 große fhmwärzlihe Fleden 
auf feiner filberglänzenden Seite, welhe noh nah 8 Fahren 
eben fo. deutlich find, wie beym Gmpfange des Fifches. Die 
Totallaͤnge dieſes Exemplars von der Spike des gefchloffenen 
Mundes bis zur Wurzel der Schw, Ft. ift = 43" 6'"; der 
Kopf ift in derfelben 74, die Schw. FI. 6% mal in ihr ent: 
halten; die größte Höhe, am Ende nehmlich des erften Drittelg 
der Zotallänge, geht auf diefe 54 mal, Die Kiemenmembran 
hat 6 Str., die Br. Fl. 10—11, B. Ft. 6, 1fte R. Ft. 5, 
2te 172, Schw. Fl. 8 Strahlen. 
©. CIX—CXIL. Pr. Reinhardt lieferte die Fortfegung 
feiner ichthyologifhen Beyträge zur Fauna Grönlands. Zuerft 
die DBefchreibung und Abbildung einer aus verfchiedenen Hans 
delsplägen in Nord- und Südgrönland im Jahr 1834. einge: 
fandten neuen Fiſchart, welche fih durch 4 Schleimöffnungen 
führende Linien zu jeder Seite auszeichnet, und der er bis auf 
weiter den Namen Clinus unimaeulatus gab und für nahe 
verwandt mit Cl. punetatus hielt. Später hat Hr. Kröyet‘, 
mit jener vorläufigen Beftimmung unbekannt, dem Bf. Nach— 
richt mitgetheilt, daß er-auch die Befchreibung einer folchen Fifch- 
art aus Grönland entworfen, die er wegen der großen Anzahl 
der Seitenlinien zu Cuviers Gattung Chirus gerechnet und 
Ch. praecisus benannt habe. * Die Abhandlung befchäftige 
ſich daher zuerft mit der Unterfuhung der Frage, ob die größere 
"Anzahl von Seitenlinien (hier Richtungslinien für die den 
‚Schleim ausmerfenden Deffnungen) bey einer Fifchart diefe von 
der Gruppe entfernen dürfe, zu welcher fie nach der Ueberein- 
ſtimmung der meiften übrigen Organenſyſteme zu ftellen ift. 
Die Spftematifer feinen z. B. bey der Glaffification deg Ba- 
trachus punctatissimus den Seitenlinien diefen Einfluß nicht 
eingeräumt zu haben. Nun ift die neue Art in mwichtigen 
Theilen von der Gattung Chirus verfchieden, obzwar hinfichtlich 
der Zahl der Seitenlinien eine intereffante Aehnlichkeit zwifchen 
dem grönländifchen Firhe und der Gattung Chirus aus dem 
Meere bey Kamtſchatka Statt findet; dagegen hertſcht ſowohl 


* Diefe Beichreibung ift fpäter in Kröyers Naturhift. Tids— 
ffr. Bd. 1 ©. 25. erſchienen. (S. Ifis 1840. ©. 653— 650.) 
Iſis 1848. Heft 2. 


138 


im ganzen Habitus, als in ben meiften Organen eine vollkommne 
generifche Uebereinftimmung zwifchen ihm und des Fabricius 
Blennius punctatus. Das hat ben Verf. zu einer Vergleis 
hung der mwichtigften Organe fämmtlicher ihm !befannter Arten 
der Samilie Blennius L. veranlaßt, welche im geenl. Meere 
vorkommen, aus welcher er dag Mefultat zieht, daß diefe Arten 
rüdfichtlich des Zahnverhalteng, der Kiemenhaut, der Schleims> 
Öffnungen, des Verdauungscanales und der Noogenfäde in 3 
Gruppen oder Untergattungen zu vertheilen feyen, nehmlich die 
Gunnellus- Gruppe mit einer als eine Querfalte unter dem 
Halfe verwachfenen, mit 5 Strahlen verfehenen Kiemenhaut, 
£einen oder fehr wenigen Zähnen auf dem Pflugfcharbeine und 
feiner Art von Geitenlinien; diefe Untergattung enthält die 
Arten Gunnellus groenlandicus (fasciatus Bloch) et affi- 
nis; die Lumpenus- Gruppe mit einer nach hinten freien Kie— 
menhaut mit 6 Strahlen, einer Seitenlinie ohne Schleimöff- 
nungen und mit Zähnen auf der Pflugfhaar; zu ihr gehören 
Lumpenus Fabricii (Blenn. Lumpenus Fn. groenl.), 
medius Mus. reg. et aculeatus Mus. reg.; beide find neue 
Arten; und endlich fehlägt er den Namen Stichaeus für die 
Ste Gruppe vor, welche ebenfalls 6 Str. in der freien oder 
ganz vorn zufammengewachfenen Kiemenhaut, Zähne auf der 
Pflugfhar ſowohl als auf den Kiemenbögen und eine oder 
mehrere mit Schleimöffnungen verfehene Seitenlinien hat, zu 
denen er den Blenn. punctatus Fabr. und die in der Ab: 
handlung befchriebene neue Art, Stichaeus unimaculatus, 
technet, deren 6 der Befchreibung zum Grunde liegende Exem— 
plare in der Länge zmwifchen 7 2" und 8" 10° variiten. 

In einem zweyten Beytrage theilte der Vf. Abbildungen und 
Befchreibungen von 2 neuen Sifcharten mit, von denen die eine 
der von Strom in die nordifhe Fauna eingeführten Art der 
Gattung Scopelus (Se. borealis Nilss.) verwandt, aber in 
der Strahlenzahl und der Stellung der Schleimöffnungen etwas 
verfchieden von ihre und Se, glacialis benannt worden it. Sie 
bat 12 Strahlen in der R. Fl.; die Strömifhe foll nur 9 
haben; jene hat 17 Str. in der A. Fl.; von diefer gibt 
Strom 10, Nilsson 15 an. Die dem Mufeum nad) und 
nad überfandten 6 Eremplare find alle aus den nordlichften 
Eolonien, als Omenak, Nitesbane und Jacobshavn. Größe 
variirt zwifchen 2— 34”. — Die andere Art gehört zur Gat: 
tung Motella und unterfcheidet ſich von allen andern befannten 
nordifchen Arten oder Abarten derfelben durch ihre ſilberglaͤn— 
zende Farbe, ihren forellenartigen, ftumpfen Kopf und befonder 
durch) die ſchwach ausgefchnittene Schwanzfloffe. Sie war zuerft 
im Mufeum unter dem Namen M. unicirrata aufgeftellt, 
unter welcher unpaffenden Benennung fie feit einigen Jahren 
einigen Mufeen mitgetheilt ward. Jetzt führt fie den Namen 
M. argentata in der grönländifhen Sammlung. Die feit 
1831. eingefandten zahlteiben Exemplare find faft alle gleich 
groß und gewiß ganz jung. Sie Eommen nur aus dem Suͤ— 
den und zwar dem Diftricte von Julianehaab. Länge 2% 
— 3" Das nördliche Grönland fcheint auch eine unbeſchrie— 
bene große M.-Art zu befigen, nad) 2 aus dem Magen einer 
Kappenrobbe genommenen, fehr befchädigten Eremplare zu ur— 
theilen, welche im J. 1834. von Omenak eingefandt und in 
derfelben Sammlung unter dem Namen M. Ensis aufgeftellt 
wurden. Sie zeichnet fich durch die Ränge des erften Str. der 
vordern, abortiven R. Fl. aus, welcher faft fo lang ift, wie der 
Kopf, ferner dadurch, daß der After weiter zuruͤck ſitzt, als bey 
M. Mustela. 


9* 


139 


Endlich ſchloß ſich diefer Vertrag mit der Bemerkung, daß 
es im greönländifhen Meere außer dem Cyclopterus Liparis 
Fabr., welhen man wegen des befonders lofen Anliegeng der 
Haut Liparis tunieata nennen fönnte, noch eine Art gebe, 
welche in ihrer Zeichnung viele Aehnlichfeit mit der von Yar- 
tell in feinen Brit. fishes abgezeichneten europäifhen Art 
hat; da das Mufeum aber nur ein einziges, nicht vollftändiges 
Eremplar von ihr befist, fo kann noch Eeine fichere Beſtimmung 
ftattfinden. 

©. CXI—CXU. Dr. Lund hatte aus Brafilien die erfte 
Abhandlung von einer Reihe ſolcher über die dortigen Kalkftein- 
höhlen eingefandt. In den Gebirgsketten zwifchen dem Frans 
cescofluffe und dem Rio das Velhas, wie auch in den Thal 
ftrichen des letztern kommt eine große Menge von Höhlen vor, 
von denen die bier befchriebene Lappa nova de Maquine in 
der Serra. de Maquine eine‘ der merfwürdigften ift. Da die 
inneren Theile derfelben noch nie von einem menfhlihen Fuße 
betreten worden find, fo hat Dr. Lund urfprünglihe Verhält- 
niffe entdeden Eönnen, welche die meiften europäifchen Höhlen 
nicht mehr darbieten, - Die Formationen find hier Zhonfchiefer, 
Kiefelfchiefer und Kalkftein aus der Uebergangszeit, und im letz— 
tern findet ſich die befchriebene Höhle, deren ganze Länge in 
einer Richtung von N. nah S. 1440' beträgt, und welche im 
Durchſchnitte eine Höhe von 3SO—40' und eine Breite von 
50— 60° hat. Sie ift durch die Stalaftitmaffen in 12 ver- 
ſchiedene Abtheilungen getheilt, von denen nur die. erfteren 4 
vor dem Beſuche Lunds befannt und die 3 innerften befonders 
von einer folhen Schönheit waren, daß feine Begleiter bey dem 
erften Befudy auf die Kniee fielen und austiefen: Milagro, 
Deus he grande! (Wunder, Gott ift groß!) 

Die Schichten des Bodens in den Höhlen find von der 
Dberflihe nach unten: 1) eine einige Zoll die Ninde von 
ſtalaktitiſchem Kalkfteine, welche auf der Oberfläche wiederum 
mit einer Haut von Staub überzogen ift, die nur aus Knochen= 
ftagmenten und Thon beftehtz; auch enthält der Stalaktit felbft 
diefelben Knochen. Folgendes find die Thierarten, welche alle 
noch in diefem Theile Brafiliens leben, die diefe Weberbleibfel 
geliefert haben: Cervus rufus, Coelogenys Paca, Cavia A- 
perea, 6 Arten Fledermäuſe und 4 Arten der Gattung Mus, 
Lepus brasiliensis und Strix perlata, Die Iettere, die bra— 
filianifche Höhleneule, hat nach den Beobachtungen des Verf. 
befonders zur Anfammlung der Knochen Eleiner Thiere beyges 
tragen, welche fie als ihren Raub in die Höhle eingefchleppt 
bat. 2) Eine Schicht von ziegelrother Erde in einer Mächtig- 
Eeit von einigen Zoll bis zu mehreren Fuß. Sie beiteht aus 
Thon und Kalk, häufig zu einer feften Maffe zufammengefittet, 
und enthält edige Blöce von dem Kalffteine des Felfens, wenig 
Geroͤlle (Quarz, Bergeryftall und ein Stüd Bafalt mit Dlivin) 
und eine auferordentlihe Menge Knochen aus jet vergangenen 
Schöpfungen. Sie ift außerdem von Salpeter durchdrungen. 
Die Thiere, deren Nefte fich bier finden, find: eine Antilope 
von der Größe eines großen Bodes, von der jich viele Knochen 
finden, ein Megatherium, von welchem nur die Weberbleibfel 
von 2 Individuen gefunden worden find, und die Knochen eines 
Vogels etwa von der Größe einer Taube. 3) Unter diefer 
Schicht findet fich wieder eine Stalaftitrinde, welche eine weiße, 
mehlartige Schicht, wahrfcheinlid von verwittertem Kalkfteine 
bedeckt. Diefe Schichten find ganz ohne Knochen. 

Der Verf. fchließt aus feinen Beobachtungen, 1) daß bie 
Kalkfteinhöhle lange vor der Zeit gebildet worden fen, in welcher 


140 


die rothe Erde mit den Rnochen abgefegt ward, und daß eine 
große Stalaktitbildbung ſchon in diefer fruͤhern Periode ftattges 
funden habe; 2) daß die rothe Erdfchicht mit Knochen mit den 
befannten Knochenſchichten in den europäifchen Höhlen überein= 


ftimme; 3) daß die große Maffe diefer Knochen weder durch. 


Raubthiere in die Höhle eingefchleppt, noch, als lofe Knochen, 
hineingefpühlt oder al8 Aas hineingetrieben fey, fondern daß die 
Antilopen vor einer Ueberſchwemmung in einer ganzen Schaar 
in die Höhle geflüchtet und bier ertrunfen fenen. Er findet 


nehmlich, daß die Knochen nicht zerbrochen oder zerfaut und daß 
fie individuenweife beyſammenliegen, melches nur möglich war, 


wenn fie vom Fleiſch umgeben in die Höhle Eamen; endlich 
fhließt er aus der bekannten Lebensweiſe der Antilopen, nad) | 
welcher fie freie Pläse fuchen und eingefchloffene Stellen feheuen, 


daß die alten ſich nicht in die Höhle haben zuruͤckziehen fünnen 
und dort geftorben feyen, und aus dem einförmigen Grade der 
Erhaltung, daß alle Knochen zu ein und berfelben Zeit in die 
Höhle gefommen feyn müffen. 

©. CXM— CAM. Pr. Reinhardt theilte Auszüge aus 
einem Briefe des Dr. Lunds aus Lagoa fanta in der Provinz 
Minas Geraes vom 2. Nov. 1835. mit. — Lund unter= 
ſuchte auf feiner ferneren Neife in Brafilien noch 19 Höhlen, 
welche fümmtlid die in feiner im vorigen Jahr vorgelefenen 
Abhandlung dargelegten Anfichten von ihrem geognoftifchen Ver: 
halten beftätigten. Er fammelte mehrere merkwürdige Aufkläs 
rungen Über die näheren Umftande, welche bey der großen Ueber— 
ſchwemmung ftatt gefunden haben müffen, über die Gewalt der— 
felben und über ihre Nichtung in Südamerica von N. nah ©. 
überzeugte er fich durch neue Thatfachen. Von Säugthierver: 
fteinerungen traf er nur in 2 von den 19 Höhlen 3 Arten an, 
verfchieden von denen in der Maquinehöhle; 2 derfelben gehören 
Miederfäuern an, melde viel größer waren, als irgend «eine 
der jest in Brafilien lebenden Arten diefer Ordnung und, mie 


es fcheint, generifch von ihnen verfchieden; die Ste ift ein Me— 


gatherium, ungefähr von der Größe des Elephanten. 

©. CXII— CXV. Pr. Forchhammer legte eine Ab— 
handlung über die Kohlenformation von Bornholm vor. 

S. CXV—CXVI Derf. über den höhern Wafferftand 
auf Bornholm uf. 

S. CXVI— (XXI. Derf. las eine Abhandlung, in wel— 
cher er theilg eine Methode zum Analyfieren derjenigen Eiefelz 


fauren Salze angab, welche eine in Salzfaure auflögliche Ver— 


bindung vom Protoryd und Deuteroryd des Eiſens enthalten, 
theilg eine Neihe Analyfen von Mineralien aus biefer Claſſe 
der Eiefelfauren Salze mittheilte. 

©. CXXI—CXXI. Die Gefellfchaft empfieng eine Lebers 


fit der Gebirgsformationen auf Porto fanto und Madeira vom 
Srafen Vargas Bedemar, welcher fi) auf diefen Inſeln 


wegen geognoftifher Unterfuhungen aufhält. 

S. CXXIT— (XXIII. Et. Derfted legte einige neue Ber: 
ſuche über die electrifche Kettenwirfung vor. : 

©. CXXIUT—CXXV. Dr. Pingel legte eine Abhandlung 
über den von Porphprgängen durchbrochenen rothen Sandſtein 
im füdlichen Grönland vor, 


S. CXXV. Bitliothecar Dluffen gab eine Ueberficht der 


Kryſtallformen des Epidotes. 


3) ©. 1-—-70. Das Mercapten (eine Verbindung aus 4 
Theilen Kohlen, 12 Theilen Wafferftoff und 2 Theilen 
Schwefel), mit Bemerkungen über einige andere neue 


141 5 x 


Producte der Schwefelweinfäurefalze, wie auch bes ſchwe— 
ren Meinöles durch Sulfurete; von W. Chr. Zeife. 

4) ©. 71— 96. Anatomiſche Unterfuhung der Jacob: 
fonifhen Anaftomofe und des Ganglion Arnoldiz von 
H. Bendz. Mit 6 Kftfln. 

Mir müffen uns: hier begnügen, nur die Refultate diefer Un: 
terfuhung zu geben, weldes folgende find: 1) Es eriftirt eine 
Berbindung zwifchen dem Nervus petrosus superficialis und 
glossopharyngeus, welche von Jacobſon befchrieben und 
nah ihm die Sacobfonifhe Anaftomofe benannt worden ift: 
2) fie gibt bey ihrem Verlaufe über das Promontorium Zweige 
an das Foramen ovale et rotundum ab, ferner fteht fie duch 
einen Zweig, in Verbindung mit den auffteigenden Nerven vom 
Gangl. cervicale supremum; 3) es eriftiert ein Gangl. auf 
der innern Fläche des N. max. inf., welches nach dem Ent— 
decker G. Arnoldi genannt wird; 4) dies gehört zum vegetati⸗— 
ven Nervenfyfteme vermöge feiner Strnctur, Farbe und Verbin— 
dungen; 5) es gibt Zweige an den N. buccinatorius, masse- 
tericus, temporalis superficialis, communicans faciei, al- 
veolaris * und die Sacobfonifche Anaftomofe ab; 6) ber 
den Tensor tymp. regierende Nerv kommt vom N. pteryg., 
nicht vom Ganglion, wie Arnold behauptete; dadurch wird 
jener ein willführliber Muskel; 7) das G. Arnoldi kann nicht 
otieum oder auriculare benannt werden, da es nicht in dem 
Berhältniffe zur Function: des Tensor tymp. fteht, wie A. e8 

' annimmt; 8) da8 G. Arn. ann, zufolge der zwifchen dem 
5ten Punct und den Nüdenmarksnerven beftehenden Aehnlichs 
feit mit einem Ganglion des N. intercost. magnus verglihen 
werden und gehört zu der Gangliengruppe längs den großen 
Nerven: und Arterienftimmen in der Bafis des Schaͤdels. 

5) ©. 97 — 1233. Neue Unterfuhung über die Kanthogens 
füure und ihre Verbindungen; von W. Chr. Zeife. 

6) ©. 129 — 144. Fortfegung von Nr. 4; von Bend;. 
Mit 2 Kfeefin. (Unterſ. beym Menfchen.) 

7) ©. 145— 188. Bemerkungen über die Vegetation auf 
den inneren Hochebenen Brafiliens, befonders in pflanzen: 
gefhichtliher Dinfiht, von Dr. P. W. Lund. 

8 ©. 189— 206. Ein Verhalten zwifchen den XTheilen 
des Luftdruckmeſſers, durch welches derfelbe feinen Stand 
gegen den Einfluß der Wärme felbft berichtigt; von E. 
B. Serihau. 

9) ©. 207 — 248. Ueber Höhlen in Kalkftein im Innern 
von Brafilien, welche zum Theil foffile Knochen enthals 
ten; 1fte Abh.; von P. W. Lund Mit 1 T. 

Mir Eönnen rüdfichtlich diefer Abhandlung bier nur auf den 

von ung überfegten Auszug ©. CXI— CXI. verweifen. 

10) ©. 249 — 264. Reduction einer Claffe von Integralen, 
die den elliptifchen verwandt find; von EC. Namus, 

11) ©. 265— 306. Unterfuchung derfelben CI. von Integr.; 
Fortf. d. vor. Abb. von demf. 

12) ©. 307—332. Ueber Höhlen im Kalffteine im Innern 

von Brafilien, welche zum Theil foff. Knochen enthalten ; 
2te Abb.; von P. W. Lund. Mit 3 8. 
Handelt von der Höhle Lappa da cerca grände. 


* Diefe Verbindung Hat der Verf, jedoch nur beym Pferde und 
bey der Kage mit Beſtimmtheit gefehen. Gr konnte noch nicht ermit- 
teln, ob e8 Zweige an den N. pterygoideus fendet, 


142 


13) ©. 333 — 356. Neue Unterfuhung über das brennbare 
-Chlorplatin; von W, Chr. Zeife 


HKongl. Vetenskaps- Akademiens Handlingar 
för ar 1844, Stockholm 18146. 444 ©. und 13 T., aud 1 Ch. 


Diefer Band enthalt 10 Abhandlungen und 6 Biographien. 

1. ©. 1— 16. Ueber die Doppelfalze des oralfaureen Chrom— 
oxyds; von N. S. Berlin. Dabey Taf. 1. 

I. S. 17 — 26. Bericht über die Art und Weiſe, auf 
welche das Reichsnormalmaaß practifh auf den Etalon 
aufgetragen worden ift; von E. Littmann. 

II. S. 27—120. Ichthyologiſche Beyträge; von M. W. 
v. Düben und J. Koren. Dabey Taf. II. II. 

„Wir erlauben uns hiermit, der K. Ac. d. W. die Beſchrei— 
bung einiger Fiſche vorzulegen, welche, neu für die ſcandinaviſche 
Fauna und zum Theil auch für die Wiffenfhaft, während der 
legteren Jahre an der norwegifchen Weſtkuͤſte angetroffen, wor— 
den find. Der Eine von ung bat auf einer Neife längs dem 
größgern Theile diefer Küfte, der Andere während eines mehrjäh- 
tigen Aufenthalts in Bergen Gelegenheit gehabt, die meiften 
diefer Fifche zu beobachten, Für die Kenntniß anderer — und 
unter ihnen mehrerer der intereffanteften — find wir und die 
Miffenfchaft dem Bergen’fhen Mufeum verpflichtet. Hr. Stiftes 
amtmann Chriftie, der Stifter und erfter Vorfteher deffelben, 
hat eine Neihe von Fahren bindurdy der norwegifchen Fauna 
eine ununterbrochene Aufmerkfamfeit gefchenkt, und [von ihm 
rührt die Entdedung mehrerer der hier zuerft befchriebenen Ar— 
ten ber. Verſchiedene derfelben, welche feit mehreren -Sahren 
im Bergen’fhen Mufeum aufbewahrt worden find, hatte der 
für die MWiffenfchaft zu früh dahin gefchiedene Stuvig abzu— 
zeichnen und zu befchteiben angefangen; aber die eben begonnene 
Arbeit wurde durch feine Neife nad) Neufundland und feinen 
dort erfolgten Tod unterbrochen. Hr. CHriftie und die übri- 
gen Vorfteher des gen. Mufeums haben uns nun gütigft er— 
laubt, diefe Fifche zu unterfucdyen und fie neben unferm eignen 
Bunde zu beſchreiben.“ 

„Yon den 12 Arten, welche hier als neu für die feandinav. 
Fauna aufgenommen werden, fcheinen 5 auch neu für die Wif- 
fenfchaft zu fenn und ein paar derfelben Gattung anzugebören, 
welche man bisher für tropifche und der europäifchen Fauna 
ganz fremde angefehen hat. Won den übrigen find 5 fchon 
von den englifchen Küften, eine (Sternoptyx Olfersii) nur von 
den wärmeren Theilen des atlantifhen Meeres und eine (Se- 
bastes imperialis) nur aus dem Mittelmeere befannt. Es 
verdient bemerkt zu werden, daß feine von ihnen allen in Grön= 
land gefunden worden ift, wie auch, daß die neuen Gattungs- 
formen (Polyprion, Beryx, Chironectes, Sternoptyx und Le- 
padogaster), melde bierdurdy mit in die norwegifche Sauna 
kommen, der grönländifchen ſaͤmmtlich fremd zu feyn fcheinen. 
Auch diefe Entdekungen tragen fomit nad) ihrem Maafe ebenfo, 
wie Neinhardts genaue Uuterfuhungen der grönländifchen 
Thierformen zur fernen Verminderung der Aehnlichkeit bey, von 
welcher man vor nicht langer Zeit annahm, daß fie zwifchen 
der Fauna von Grönland und Norwegen oder der des nörd- 
lichften Amerikas und Europas ftattfände. 

Bon diefen Arten find 7 Afanthopterngier und I Malafo- 
ptewygier; wonach folglicy der Zuwachs für unfere Fauna rela— 


143 


tiv. weit größer von den erftern wird. Acht (4 UE. und 4 Mat.) 
find beſtimmt als Standfiſche oder als foihe zu betrachten, 
welde ſich das ganze Sabre hindurch an Norwegens Küften 
finden und ſich dert fortpflanzen 5; alle größeren von diefen Ar: 
ten find den nerwegifchen Fifchern unter eigenen Namen wohl 
bekannt. Dagegen fommen die Arten von Polyprion, Beryx, 
Sternoptyx und Cbironectes vielleicht nur fporadifch an den 
norwegifchen Küften vor.“ 

Es folgt bier nun die ausführliche Beſchreibung der 12 Arten. 
Diefe find: Polyprion Cernium; Beryx borealis Düb. et K. 
(Capite altitudine corporis sesquibreviore, antice armato spi- 
nis 6, quarum 2 ad latera oecipitis, 2 in rostro et 2 validae, 
divergentes, bifidae, sub narib, ad latera rostri; squamis 
praeeipue dorsi et caudae asperis, spinulosis. Br. 8, 
D. 4-+-18, P. 16, V. 1.-+ 10, A. 44 27, C..57820 
+4; long. 12”): Sebastes imperialis Cuv.; Gobius Nils- 
sonii D.et K. (Elongatus, eompressus, sublinearis; pinnis 
dors. remotis, anteriore biradiata, posteriore et anali ra- 
diis 20 aequalib.; pectorali latissima, radiis 30, caudali 
emarginata. Br. 5, 1 D. 2, 2 D. 20, P. 30, V.?, A. 
20, 6.8 +15 + 8; long. 155°); Gobius Stuvitzii D. et K. 
(Elongatus, compressiusculus, pinnis dors. remotis, ante- 
riore humiliore, 5-radiata, posteriore radiis 12, postice 
sensim deerescentib.; caudali emarginata. Br. 5, 1D. 5, 
2 D. 12, P. 15, V. 2, A. 14, €. 10-+ 13 + 10, long. 
1-75); Lophius eurypterus D. et K. (Radio capitali 
1mo sequentib. 2 plus quam duplo breyiore, terminato in 
eylindrum transversum, crassum, eiliatum; pinnis omnib. 
amplis, pectoralib. extensis aream totius corporis aequan- 
tibus. 1 D. 3,2 D. 12, P. 17, V.1-+5, A. 11,058, 
longit. primi speeim. 33, alterius 31‘); Chironectes ar- 
eticus D. et K. Laevissimus, appendieibus cutaneis ra- 
ris, sparsis, validis, subeylindrieis, basi vaginatis et cor- 
pori arete appressis, apice pinnatis. D, 12. P. 10, V. 5, 
A. 7, €. 10; long. 17); Sternoptyx Olfersii Cuv.; Ga- 
dus (Merlangus) Potassoa Risso; Motella (Couchia) ar- 
genteola Montagu; Rhombus Megastoma Donov. und Le- 
padogaster bimaculatus Penn. Schließlich folgen noh Be: 
merfungen über den Cyclopterus minutus Pall., welder, 
nach den Beobachtungen der Df., wahrſcheinlich nur ein junger 
Cyel. Lumpus ift. Abgebildet find auf den genannten Zafeln 
Beryx bor., Gobius Nilssonii et Stuv., Lophius eurypt., 
Chiron. aret., Sternopt. Olf., Lepadog. bimac, und Cyel. 
minutus. 


IV. ©. 121— 210. Methodifche Ueberficht der wiederkaͤuen— 
den Thiere, Linnes Pecora; von C. J. Sundemall. 
Dazu Taf. 13, 14. Die Ueberfegung in der Ifis, 1846., 
©. 564 ff. Der Cervus lobipes ©. 561. heißt nicht fo 
und audy nicht labipes et latipes, fondern C. albipes. 

V. ©. 211— 228. Ueber das Hautffelet der Holothurien ; 
von M. W. v. Düben und J. Koren. Dabey Taf. 
IVEVZ 


Die Holothurien werden mit nicht menigerem Rechte, al bie 
Grinoideen, Afterinden und Echiniden mit dem Namen Echino— 
termen belegt, indem ſich bey ihnen allen, wenigftens allen nor: 


* Mir fünnen die Abbildungen nicht geben, dennoch werben Die 
Figuren angeführt, damit diejenigen, welche das ſchwediſche Original 
haben, vergleichen fünnen, Re, 


144 


difhen oder den Arten, welche wir Gelegenheit zu unterfuchen 
gehabt haben, in die Haut abgelagerte harte, Ealkartige Theil- 
chen finden. Vey einigen Gattungen, wie Cuvieria und Sy- 
napta, find diefe fo groß oder dicht geftellt und in die Augen 
fallend, daß fie felbft der Aufmerkfamkeit der erften Befchreiber 
nicht haben entgehen Fönnen. Selten findet man jedoch ihre 
Befhaffenheit etwas genauer angedeutet. So enwähnt Delle 
Chiaje* zadiger Sterne in der Spige der Papillen bey Hol. 
Columnae; Quoy und Gaimard erwähnen ** Eleiner po— 
Ingonaler Scheiben in der harten. Haut der H. spinosa, und 
Grube** aus fteindarten Koͤrnern zufammengefegter Erhö- 
bungen bey feinem Psolus granulatus. Befonders find ine 
deffen die merkwürdigen Haken in der Haut der Synapta von 
mehreren Schriftitelleen erwähnt worden; aber der Exfte, wel— 
her diefe Gebilde genauer unterfuchte, war Quatrefages, + 
welcher biy feiner meifterhaften Befchreibung des Hautſkelets der 
Synapta Duvernaea meit entfernt war, zu ahnen, daß analoge 
Gebilde ſich bey den meiften, wenn nicht allen, Holothurien 
finden. Won Thyone Fusus hat der Cine von uns ++ das 
Haurffelet unterfuht und befchrieben, und fortgeiegte Unter- 
fuhungen der Haut bey unferen übrigen Arten haben die ges 
genwärtige Abhandlung hervorgerufen. Nachdem fie ſchon aus: 
gearbeitet war, erfuhren wir, daß die Structur der Holothurien- 
baut auch anderswo der Gegenftand von Unterfuhungen gewe— 
fon ift und daß U. Cofta in der Academie des Aspirans Na- 
turalistes 1843. zwey Abhandlungen über. diefen Gegenftand 
vorgelefen hat; wir fennen diefe aber nur aus furzen Auszügen‘ 
in den Annales des sciences naturelles, 2de ser.. T. XIX, 
p. 394, fo daß wir noch nicht wiffen, wie viel Gemeinfchaft 
liches mit den unftigen Cofta 8 Unterfuhungen haben mögen. 
Um die Ealfartigen Theile in der Haut der Holothurien deuts 
lid) und fehön zu fehen, muß man eine dimne Hautfchicht unter 
das Microfcop bringen und ein menig Fauftifches Kali hinzu— 
thun, welches alle animalifhen Stoffe durchfichtig macht oder 
endlich ganz auflöft und den Kalk allein und rein zuruͤcklaͤßt. 
Der übrigbleibende Stoff ift in größeren Maffen (wie die Schup⸗ 
pen auf Cuvieria squamata) £reideweiß; in £leineren Stüden 
zeigt ev fich unter dem Mictofcope ganz farbelos und durchſichtig. 
In Säuren loͤſt er fich mit ſtarkem Braufen auf, und fein 
Hauptbeftandtheil ift Eohlenfaurer Kalk. Bey genauerer Analyfe 
würde aller Wahrfcheinlichkeit nach feine chemifhe Zufammen 
fesung mit der der Echinidenfchalen gleichartig befunden werden. 
Er ift Außerft hart, fpröde und brüchig, wie Glas; auch die 
Eleinften Fragmente zeigen immer einen fcharfen Bruch, ganz 
wie Eleine Glasftüde (f. einige ſolche Fragmente Fig. 38.); 
aber merkwürdig ift befonders die außerordentlich regelmäßige 
Form, in welcher diefer Stoff abgefegt wird, wie e8 aud) die 
eignen Figuren find, welche daraus bey jeder Art entftehen, 
Man bewundert die ftrenge Negelmäßigkeit, mit welcher das 
Skelett der Seeigel und Seefterne conftruiert iftz aber nicht 
weniger regelmäßig und nicht weniger ſchoͤn, wenn gleich von 
microfcopifcher Kleinheit, find die Formen, in denen ſich der 


* Memorie, T. III, p. 67; die Sterne, undeutlich gezeichnet, Taf. 
35, fig. 15. 
»* Voy. de l’Astrolabe, Zooph., p. 118, 
**« Actin., Echinod. und Mürm., ©. 38. 
+ Ann. d. sc. nat., 2de serie, T.XVII, p. 19. 
+4 5. Roren im Nyt Mag. f. Naturvidenff,, Bd. 1IV.,9. 3 
p. 203, Taf. 1, 


145 


Kalk in der Haut der Holothurien ablagert. Derfelbe Grund: 

typus fcheint fich Überall durch diefe Gebilde hinzuziehen, aber 
fo manchfach mobdificiert, daß die Kalkſtuͤckchen bey jeder Art 
eine eigne, characteriftifhe Form haben, So verhält es ſich 
wenigftens bey allen hiefigen Arten, von welchen wir, Synapta 
mitgerechnet, 14 £ennen, deren Characterifierung und Befchreis 
bung wir einer [der hier zunachft] folgenden Abhandlung vorbe- 
halten und wir £önnen auf feine Weife auch ältere, in Wein— 
geift aufbewahrte Eremplare diefer Arten fo ficher beftimmen, 
wie durch das microfcopifche Betrachten eines Eleinen Haut: 
ſtuͤckchens. 

Dieſe Kalkſtuͤckchen kommen vor: 

a) in der äußern Haut des Körpers (f. z. B. die 
Hautftüde, Fig. 8, 9, 28, 29, 53, 56) bey allen unferen Arten, 
außer dem Thyonidium commune nob. (Cucumaria Forbes), 
dem jede Spur von Kalk’ in der Haut des Körpers felbit 
fehlt, bey welchen fich jedoch in der Spige der Füße, auf der 
Mundhaut und den Tentakeln ebenfalld Kalkftüde, wie ge: 
woͤhnlich, finden. — Bey den Arten, bei melden die Haut 
ungleich beſchaffen ift, find es auch diefe Kalkftüdchen; fo bey 
der Gattung Cuvieria, bey welcher fie auf Nüden und Seiten 
zu großen Schuppen verwachfen find, unter dem Bauch aber 
ein ganz anderes Anfehen haben Die Arten, deren Haut am 
bichteften mit folhen Kalkſtuͤckchen belegt ift, Eönnen nicht zer- 
berften; fo Cuv. squamata, Cucumaria Hyndmanni (fig. 8 
—9) et lactea. 

b) Sn der Spitze der Füße (Saugröhren) findet ſich 
ftets eine mehr oder meniger runde und regelmäßige Kalk: 
fcheibe (Fig. 22, 34, 52), welche hier eine nothwendige Bedin- 
gung für das Saugvermögen zu feyn ſcheint. ine dgl. Scheibe 
findet ſich in der Spitze der Füße bey allen Echini (Fig. 63), 
aber, fonderbar genug, nicht bey den Afterien. 

ec) An den Seiten der Füße findet fih Kalk unter 
ganz anderen Formen, nehmlich als verlängerte Querftüde. 
Solche finden fih nicht immer; aber die Füße, welche dicht 
mit ihnen belegt find (bey Cuc. Hyndm., fig. 12, €. elon- 
gata: Thyone Fusus), fönnen nicht eingezogen werden. 

d) Sn der Haut der Zentafeln findet fih immer 
Kalk, und immer unter anderen Formen, als in der Haut 
des Körpers. Nicht felten findet man Kalkſtuͤckchen von ganz 
verfchiedener Form an der Baſis der Zentakeln und in deren 
Spise (Cuv. lact., Thyonid. commune, Thyone Fus.) aber 
bloß bey Th. Fus. findet man, unter einander vermengt, 2 
ganz verfchiedene Formen. — Die Haut zwifchen den Tentakeln 
und dem Munde enthält auch meiſtens Kalkſtuͤckchen, die mehr 

' oder weniger denen an den Zentaleln gleichen. 

Unregelmäßige, unter einander verwachfene Kalkklumpen kom—⸗ 
men bloß in der Körperhaut bey der größten unferer Arten, der 
Cucumaria frondosa, vor (Fig. 1). Ben allen anderen trifft 
man mehr oder weniger regelmäßige, beftändige, oft befonderg 
fommetrifche und fdhöne Formen an. 

Grundtypus: dünne, cylindriſche Kalkſtuͤckchen, welche ſich 
gern ſtark veräfteln und ausbreiten, und zwar faft immer in 
derfelben Ebene, wodurch ſich die Aefte wieder begegnen und mit 
einander verwachfen, folcherweife Scheiben von größerer oder 
Efeinerer Ausbreitung und mehr oder weniger regelmäßiger Form, 
von runden oder ovalen Loͤchern dicht ducchbohrt, bildend. — 
She Anwuchs gefchieht immer am Rande, indem aus diefem 
neue Aeſte ausfproffen, welche ſich allmählich verlängern, bis fie 

Iſis 1818. Heft 2. 


146 


ſich bald wieder begegnen und 
bilden. 

As Benfpiele Eönnen dienen Fig. 25. (eine unvollendete 
Scheibe), 24. (eine voll ausgebildete), 3—4, 7, 50. In ges 
wiffen Scheiben erfcheint diefe Bildung ftetig fortgefegt, 3. B. 
Fig. 39, 405 oft aber hat fie ein gewiffes Marimum, und 
wenn dieſes erreicht worden, fproffen feine Aeſte weiter hervor, 
fondern die Kante bleibt ganz und abgerundet, 3. B. Fig. 18, 
17, 31, 57 — 60. 

a) Am voheften vorgebildet findet man diefen Typus in den 
geraden, höderigen (aus Aeften gehauenem Brennholze gleichen- 
den) Stüden, weldye die Haut der Tentafeln bey Holoth. in- 
testinalis Ascan. et Rathke, mollis Sars (fig. 33.) et 
tremula L. (elegans Muell.) bedecken. Die vielen Höder 
deuten einen Anfang zur Veräftelung an, verlängern ſich aber 
felten zu einem wirklichen Afte. Noch feltner verwachfen die 
Enden zweyer Aefte und bilden eine Dehfe oder ein Loch. 

Auf den Zentafeln der Synapta inhaerens find die Kalk: 
ftüde ganz fein und dünn (Fig. 62.), bogig, faft wie Rippen 
ausfehend, aber an beiden Enden gewöhnlich (doppelt) zwey— 
fpaltig. — Saft ganz folhe kommen auch bey den Echini, an 
den Seiten der Füße, vor (Fig. 64.). 

b) In der Mitte gebogen, mit einem größern Koch in der 
Mitte und einem kleinern an jedem Ende, finden fie fih an 
den Seiten der Füße bey Cucum. Hyndm. ($ig. 13.), wo fie 
fo dicht liegen, daß fie fogar den trodnen Fuß ausgefpannt 
halten; und ſchon unter einer fhwachen Loupe erfcheint der 
Fuß ganz aus feinen, dicht zufammengehäuften Nadeln zu be— 
ftehen (Fig. 8, 21). 

An den Seiten der Füße bey Cucum. lactea (fig. 5) und 
Thyone Fus. (fig. 46) finden ſich ähnliche Stüde, aber gerade, 
verbreitert in der Mitte und an beiden Enden, doch fo, daß 
die Verbreiterung am ftärkften in der Mitte ift, wo die Köcher 
zahlreich (typiſch 4 bey beiden, obgleich nach Form und Stellung 
verfchieden) find, und geringer an den Enden, wo ſich nur ein 
größeres Loch oder mehrere Eleinere finden. 

In der Spike der Tentafeln treten fie bey Th. Fus. unter 
einer andern Form (Fig. 48.) auf, gerade oder gefrümmt, in 
der Mitte ziemlich ſchmal und drehrund, an beiden Enden ver- 
breitert, abgeplattet und von mehreren, gewöhnlich fehr unregel- 
mäßigen, Löchern durchbohrt, vor, 

Ebenfalls eine unregelmäfige Form, aber mehr abgeplattet 
und am breiteften in dee Mitte, nehmen die Kalkitüde an der 
Bafis der Zentakeln bey Cuc. lact. (Fig. 6), an den Tentakeln 
von CE. frondosa und O. assimilis rod., ferner an den Seiten 
der Füße bey der letztern an. 

e) Eine eigne Form, in welcher die Veräftelung ihr Maris 
mum erreicht hat und oft gleihfam aus Mangel an Raum 
genöthigt wird, aus der urfprünglichen Fläche herauszutreten, 
fommt, mit Stüden von ganz anderer Form gemengt, an den 
Tentafeln von Thyone Fus. vor (Fig. 47), — und eine andere 
fonderbare Form (Fig. 55), melche in ihren Veraftelungen oft 
wunderbar das feinfte Laubwerk nahahmt und ebenfalls aus 
Mangel an Raum bisweilen genöthigt wird, aus der urfprüngs 
lichen Ebene heraugzutreten, findet man an den Zentafeln der 
Thyone Raphanus nob. 

d) Die gewöhnlichfte aller Formen iſt die Ausbreitung zu 
regelmäfigen Scheiben, deren Bildung und Anwuchs mir 
fchon erwahnt haben. Ihre Die kann fehr verfchieden feyn. 
— Die dien (Fig. 2, 3, 9—11, 50, 54) haben immer didere 

10 


durch Verwachſung neue Löcher 


* 


147 


Scheidewände zwiſchen den Loͤchern, und die Loͤcher ſelbſt ſind 
verhaͤltnißmaͤßig kleiner. — In den dünnen (ſ. z. B. Fig. 24, 
31) find die Scheidewaͤnde viel dünner und die Form des Gan— 
zen ift gewöhnlich zierliher. Ihre Typus ift gewöhnlich hoͤchſt 
conftant und regelmäßig, z. B. Holothuria intestinalis (Fig. 31): 
ein großes Loch in ber Mitte, umgeben von 8—9 etwas klei— 
neren und aufen an diefen gewöhnlich noch ein oder das andre 
Eleine, dreyedige. — H. tremula (Fig. 24): in der Mitte 4 
größere, gleich große Löcher, deren Zwifchenwände ein Andreas— 
kreuz bilden, und auswendig 12 Eleinere. — Thyonidinm pel- 
lucidum (Fig. 17): in der Mitte 4 Löcher, welche fich fehief 
durch£reuzen und von 12 etwas fleineren umgeben werden; aber 
die Form dieſer Scheiben ift nicht fo beftändig, wie die der 
beiden vorhergehenden. Dft wird eins der 4 inneren Löcher 


kleiner, als die anderen, oder ganz obliteriert, und dann ver— 


mindern ſich auch die Auferen an Zahl oder werden unregel— 
maͤßig (vgl. Fig. 15). — Synapta inhaerens (H. inhaer. 
Maell., eine Urt, welche der S. Duvernaea Quatref. fehr 
nahe fteht, aber doch, nach der Form der £alkartigen Theile und 
einigen anderen Characteren zu fchliegen, von ihr verfchieden zu 
ſeyn ſcheint): ein Loc im der Mitte, umgeben von 6 gleich 
großen (Fig. 57, Kalkſcheibe von einem ganz jungen Eremplar); 
diefe 7 Köcher finden ſich, bloß unregelmäßiger, in der ausges 
mwachfenen Scheibe (Fig. 55 — 60), und der ganze Zuwachs iſt 
eigentlich nur nad) der einen Seite hin gefchehen, wo der Uns 
ker fich anheftet. Hier haben ſich noch mehrere neue Köcher 
gebildet, aber Eleinere, als bie urfprünglichen 7, und ohne be: 
fondere Ordnung und Symmetrie. Befonders zeichnen ſich diefe 
Scheiben dadurch aus, daß der Rand der Löcher geferbt und 
eingefchnitten iſt; die Buchten feheinen mit dem Alter immer 
größer und tiefer zu werben. 

Ganz nach demfelben Typus gebildete Scheiben finden ſich 
in der Spige der Zentafeln bey Cucum. lact, (Fig. 7), und 
auch diefe wachfen in der Negel bloß nach einer Seite bin. 

Faft überall, wo folhe dünne Scheiben vorfommen, haben 
fie in der Mitte einen vertical auffteigenden Theil, gebildet nad) 
demfelben Typus, wie die Scheibe, d. h. beftehend aus dünnen 
Aeſten, die unter einander verwachfen find und mehr ober we: 
niger regelmäßige Köcher bilden, 

Am Körper von Th. Fus. (Fig. 43), und auch an beren 
Tentakeln (Fig. 45), fieht man von jeder Scheibe in der Mitte 
2 fotche Aeſte auffteigen, verbunden durch einen Dueraft an der 
Baſis und einen die Spike hin und fomit ein ovales Loch ein⸗ 
ſchließend, woneben jeder Aſt gewoͤhnlich in der Spitze geſpalten 
iſt, gleichſam als Andeutung einer weitern Veraͤſtelung. Bey 
Hol. intest. (Fig. 30—32), H. trem. (Fig. 20 — 27) und 
Thyonid. pellucidum (Fig. 15— 16) find dieſe aufſteigenden 
Aeſte an der Zahl 4, zuſammen gleichſam einen Thurm oder 
eine Krone bildend, welche beſonders bey H. intest. eine vor— 
zuͤglich fehöne Form und 2 Köcher zu jeder ihrer 4 Seiten hat, 
Sn der Spige ift jeder Aſt auch hier gewöhnlich zweyfpaltig, 
aber bisweilen fehiegen aus dem das Ganze oben zufammenhal: 
tenden Ninge mehrere ungelmäfige Baden oder Spiken aus 
(Fig. 27). Derfelbe auffteigende Theil fcheint es zu fenn, welcher 
ben Synapta (8. 57—60) auf eine fo eigene Weife modifi— 
ciert vorfommt und den befannten Unter bildet’, welcher auferz 
dem hier nicht fenfreht von der Mitte dev Scheibe aufſteigt, 
fondern ſich unter einer fehr fehiefen Neigung an deren eines 
Ende heftet. — Eine, wie es fcheint, analoge Bildung kommt 
in den Tentakeln um den Mund der Spatangi vor. Diefe 


148 


Tentakel löfen fih am Ende pinfelähnlih in eine Menge Raps 
pen auf, und in der Mitte eines jeden fochen Lappens liegt 
eine lange Kalknadel eingefchloffen (F. 66). Jede Nadel fitst 
mit ihrer Bafis fenfrecht an einer Eleinen Ereisrunden Scheibe 
geheftet, welche von einer Menge feiner Löcher durchbohrt ift 
(F. 67. eine folhe Scheibe von oben), und von der Scheibe 
erheben fich gegen ihre Mitte mehrere Aefte, die ſich bald zu 
einem einzigen Stamme vereinigen, welcher die lange Nadel 
ausmacht, die hier dem auffteigenden Theile auf den Scheiben 
der Dolothurien zu entfprechen fcheint. 

Eine gewöhnlich große und von zahlreichen Löchern durch— 
brochene Scheibe nimmt die Spige der Füße bey allen Holo— 
thurien ein. Meiftens ift fie cirkelrund (F. 22, 34.), mit unz 
vollendetem, gleihfam ſich fortbildendem Nande; aber bey 
Thyone Raph. hat fie eine eigne Form ($. 52.) und befteht 
aus einem hoͤchſt unregelmäßigen, 8— 9: ftrahligen Sterne. 
Ben Cuc. Hyndm. et elongata, ben denen die Seiten der 
Fuße fo dicht mit Kalkſtuͤckchen belegt find, ift die Scheibe an 
der Spige faft ganz rudimentär ($. 14.), und bey Thyonid. 
comm. fanden wir fie in hohem Grade variirend, von einer 
großen, vorzüglich ausgebildeten Scheibe (3. 22.) bis ganz Elein, 
unregelmäfig und faft rudimentär ($. 23.). — Sin der Spitze 
der Füße bey den Echini fommt aud eine große Kalkfcheibe 
vor, aber von einer noch ſchoͤnern und compliciertern Form 
(3. 63.). Sie ift dort zuerft von Monro beobachtet, nachher 
von Erd! und mit größter Genauigkeit von Valentin (in 
deffen großem Werke Über die Anatomie de3 Ech. lividus, 
welches das 4te Heft von Agaffiz’s Monographies des Echi- 
nodermes ausmacht) befchrieben worden. — Analoge, faber 
nicht fo regelmäßige Gebilde finden fi in der Spike der Ten- 
taculae buceales bey den Echini (f. Valentin) und bey 
den Spatangen (3. 65.), bevor die pinfelähnliche Veräftelung des 
Stammes beginnt. 

Merkwürdig ift e8, daß in den Füßen der Geefterne der 
Afteriaden fowohl, als der Ophiuren), wenigftens bey denen, 
welche wir bisher unterfucht haben, jede Spur von Kalk fehlt. 
Man fieht bloß unter dem Mikroſkope in der Spike der Füße 
der meiften Afterien eine Art von musculöfer Scheibe, gebildet 
von radiirenden Falten und Fafern, welche vom Centrum gegen 
die Peripherie auslaufen und in mefentlichem Zufammenhange 
mit dem Saugvermögen der Füße zu ftchen fcheinen. Ganz 
ähnliche Falten und Musgkelfafern bat Valentin in den 
Saugfcheiben der Echini, außen am Kalfringe, gefunden; aber 
in denen der Holothurien haben wir von ihnen nie eine Spur 
angetroffen. 

e) Gewoͤhnlich haben die Scheiben die Tendenz zu einer ab— 
gerundeten Form und bleiben folchergeftalt immer von einander 
ifoliert; bloß an den Tentakeln |der beiden Arten, aus denen 
wir die Gattung Thyonidium gebildet haben, breiten fie fich 
mehr unregelmäßig an allen Nändern aus und verwachfen dann 
gewöhnlich mit einander zu einem zufammenhängenden, obgleich 
leicht zerbrechlihen Netze (8. 21.). 

f) Alle Scheiben, von denen big jeßt die Rede gemefen ift, 
waren dünn, mit großen Löchern und ſchmalen Zwiſchenwaͤn— 
den; — aber es giebt auch noch eine andere Form, nehmlich 
dicke Scheiben, mit dien Zwiſchenwaͤnden und kleinen Loͤ— 
chern. Diefe finden ſich nie an anderen Stellen, als in der 
Körperhaut, fiken da, wo fie fich finden, immer dicht zufams 
mengehäuft, und ſolche Arten Eönnen daher nie zerberften, wenn 
fie nicht, wie Cuvieria Phantapus und Thyone Raphanus 


149 


an einem der Körperenden eine duͤnnere und duͤnn bedeckte Haut 


beſitzen. — Auf den diden Scheiben findet fi nie ein auf: 


fleigender Theil. : 

Bey Cue. laet. haben die Scheiben eine eigne, befonders 
regelmäßige Geftalt. Typus (3. 3.): 2 größere, nach der Länge 
etwas ovale Köcher in der Mitte, über und unter diefen 3 be— 
deutend Eleinere, unter fich gleichgroße oder dag mittlere ges 
woͤhnlich etwas größer. — Geht die Ausbildung weiter (8. 4), 
fo Eönnen fih nah aufen von diefen noch 2 foldhe Köcher, 
bilden, ufw. Die Scheiben find dic, mit welligem und hödes 
tigem Rande, und zeichnen ſich vor allen unferen übrigen For: 
men durch die Eigenthuͤmlichkeit aus, daß die bervorftehenden 
Biegungen, bier zu diden Hödern erhöht, nicht den Löchern 
gegenüberjtehen, fondern ihren Zwifchenraumen. — Bey Cuc. 
assimilis ($. 2.) et Hyndm. (5. 8— 11.) und am hintern 
Ende von Th. Raph. (5. 53, 54.) find die Scheiben größer, 
mit befonders dien Zwiſchenwaͤnden und kleinen in regelmäßige 
Quincunxe geftellten Löchern. Diefe Scheiben deden einander 
mit den Kanten wie Schuppen, und von folhen ift auch der 
Uebergang nicht fo groß zu den wirklichen Schuppen, melche 
den größten Körpertheil bey Cuvieria bedecken. — Auf dem 
Körper von Th. Raph. (F. 49—51.), auf welchem die Scheis 
ben oder Schuppen eine andere Form befißen, liegen fie fo dicht 
gehäuft. daß die ganze Schuppenbededung eine einzige, zuſam— 
menbängende und compacte Maffe ausmacht, deren einzelne 
Theile ſich nicht ohne Schwierigkeit abfondern Laffen. 

g) Man denfe fih nun eine folhe Maffe in mehrere grös 
ßere Theile verwachſen, fo hat man eine mit großen Schuppen 
bedeckte Oberfläche, tie bey der Gattung Cuvieria. — Die 
Schuppen auf der C. squamata (%.35—38.) beftehen 
aus einer, nach den verfchiedenen Stellen 3—4:faben Schicht 
von Eleineren Kalkfcheiben, weiche auf den erſten Anbli ganz 
wie die gewöhnlichen gebildet zu ſeyn fcheinen, obgleih dem 
Anfcheine nad) die Zwifhenwände im Bruch ein cryftallinifches 
Gefüge zeigen; aber bey näherer Unterfuhung findet man bald, 
daß die Löcher bier nicht offen, fondern mit einer glashellen 
Kalkmaſſe angefüllt, dagegen die Zwifchenwände nicht folide, 
fondern fein veticuliert find. Am beften überzeugt man ſich 
biervon, wenn man eine Schuppe zwifchen 2 Glasfcheiben zer= 
malmt, nachdem man borher durd) Kali ihre organifchen Ber 
ftandtheile aufgelöft hat. F. 38. zeigt Bruchftüde einer fo zer— 
brochenen Schuppe, etwas ftärfer vergrößert, als die beiden 
vorigen Figuren, Man unterfcheidet ein paar größere, folide 
Kerne (a, b) unter der Maffe von Fragmenten, in welche die 
zwifchenliegende, fein veticulierte Subſtanz zerfplittert ift. 3. 38c. 
zeigt ein etwas größeres Fragment von diefer Subftanz, in 
welcher die Neticulation deutlich ift. Hier giebt es fonach 2 
verfchiedene Subftanzen: die eine bildet die Ausfüllung der 
Gellen in der Form fefter und folider Körner; — die andere, 
veticuliert, wie gewöhnlich, verbindet die größeren Kalkferne und 
bildet folchergeftalt Mafchen in dem Netze, welches ſich unter 
dem Mikrofkope zeigt. Ein ganz ähnliches Verhalten bat Va— 
Lentin von den Stacheln der Echini angezeichnet, wo er zwis 
fhen la substance simple und la substauce calcaire reti- 
eulde unterfcheidet. Ben allen von uns unterfuchten Holo⸗ 
thurien haben wir bloß die lestere gefunden, jene Gattung aus: 
genommen. An der Oberfläche der Schuppe fieht man, ſchon 
unter einer Coupe (F. 35.) Andeutungen der erhöhten Kalkkerne, 
auferdem aber auch einige erhöhte, geförnte Körner, unregels 
mäßig über die Oberfläche zerftreut; diefe find weit zahlreicher 


150 


bey C. Phantapus, deren Schuppen dagegen dünner und mehr 
in die Haut eingefenft find. 

Die Schale der Echiniden und ihre Stacheln, wie die ber 
Afteriden find deutlich auf diefelbe Weife, wie diefe Schuppen, 
aus einer Menge dünner, von zahlreihen Löchern durchbohrter 
Kalkfcheiben gebildet. Um ſich ganz von diefer Arialogie zu 
überzeugen, braucht man bloß, wenigſtens fo viel die Echini 
betrifft, einen Blick auf eine der zahlreichen mikroſkopiſchen Fi— 
guren der Schale, der Stacheln und anderer aͤußerer Theile 
diefer Thiere zu werfen, melde in Valentin's Werke vor: 
kommen. F. 68., nach V. copiert, ftellt ein Stück der Sub— 
ftanz dee ſ. g. Ariftoteleslaterne dar. Diefe Textur ift es, 
welche die Ealkichten Theile des Seeſterns und Serigeld fo 
porös und leiht macht, und in den erhöhten Mändern der 
Stacheln mit allen deren Zähnen und Löchern findet man noch 
die Spuren aller der Eleinen Kalkfcheibchen wieder, wie diefel= 
ben in ihrer ‚einfachften Form bey den SHolothurien auftreten. 
Selbft dgl. einfachere Formen vermißt man doch nicht bey den 
Echini, bey denen in der Mundhaut und in den aͤußeren Kie- 
men Eleinere, ifolierte Kalkfcheibchen (f. Valentin) vorkom— 
men, welche in hohem Grade denen der. Holothurien gleichen. 
So verräth fich alfo auch in der microfcopifhen Structur des 
Haurfkelettes die große Analogie, welche ſich durch die ganze 
Elaffe der Echinodermen hindurchzieht. 


Wir find bey diefer Darftellung vielleicht zu fehr ing Einzelne 
gegangen; aber wir haben es für intereffant gehalten, befonders 
um die ausgezeichnet beftändige Form zu zeigen, welche die 
Kalkſtuͤcke bey jeder Art annehmen. Unter unferen 14 Ar: 
ten gibt es keine, bey welcher fie keinen eignen Typus hätten, 
und wie characteriftifch und leicht zu erkennen diefer ift, davon 
fann man fich vielleicht ſchwerlich einen richtigen Begriff machen, 
wenn man nicht felbft diefe Stüdchen unter dem Microfcope 
gefehen hat. 

Man pflegt mit Grund die Holothurienarten als duferft 
ſchwer mit Sicyerheit unterfcheidbar und beftimmbar anzufehen. 
Wenige Naturforfcher haben Gelegenheit, fie lebend zu betrach- 
ten, und die im Mufeum aufbewahrten Er. find meifteng nicht 
zu erkennen und koͤnnen alfo unmöglich beftimmt werden, felbit 
mit Hülfe der beften Befchreibungen und Abbildungen *. Auch 
berefcht in der ganzen Syſtematik und Artenbegrenzung der 9. 
noch heute eine unglaubliche Verwirrung. Eben als ein Mittel, 
um mit weit größerer Sicherheit, als bisher gefchehen ift, bie 
Arten der H. zu beflimmen, dürfte fonach die Hautſtructur 
feineswegeg zu verachten zu fenn, fondern im Gegentheile von 
vieler Wichtigkeit werden. Für ung ift fie, beim Beftimmen 
der einheimifchen Arten, ein fichrerer Wegweiſer, als irgend 
etwas Anderes gewefen, und fie gewährt den großen Wortheil, 
daß felbft die alten, in Weingeiſt liegenden, oder auch trocknen 
Er. gleich anwendbar find. Schon aus einem noch fo Eleinen 
Hautſtuͤckchen ift man durch fie in den Stand gefegt, mit ber 
größten Sicherheit die Art zu beftimmen, und fo befchwerlich 
es fcheinen möchte, dazu das Microfcop anwenden zu müfen, 
fd dürfte dennoch diefer Ausweg der einzig mögliche feyn, um 
endlic, einmal Ordnung in das Chaos zu bringen, in welchem 
fih die Arten der H. bis auf diefen Augenblick befinden. Die 


* „Les Holothuries, une fois raccornies dans une liqueur 
conservatrice, on ne peut plus en tirer aucune partie pour 
la determination des especes.“ @Quoy et Guimard, Voy. de 
l’Astrolabe, Zooph. p. 15. 


151 


Anwendung diefer Methode auf die feandinavifchen Urten macht 
den. Gegenitand einer eignen Abhandlung aus. — (Es ift die 
folgende, Nr. VI.) 

Auch in anderer Hinficht möchten vielleicht fortgefegte Unters 
fuchungen über diefe Formen zu intereffanten Nefultaten führen. 
Es ift befannt, welche große Rolle die Crinoideen und Edini- 
den in der Fauna der Vorwelt gefpielt haben. Auch von Alte 
riaden bat man nicht eben fo wenige Spuren aufgefunden, obs 
gleich deren lodrerer Bau ihre Erhaltung ſchwieriger machen 
mußte, und die H. koͤnnen ebenfalls in den älteren Perioden 
der Erde nicht ohne Nepräfentanten gewefen feyn. Dujardin 
foll gezeigt haben, * daß die Verfteinerung aus dem Parifer 
Becken, welche man Dactylopora genannt und zu den 300: 
phyten geſtellt hat, nichts Anderes, als die Haut einer 9. fey, 
die der Gattung Cuvieria nahe geitanden habe, und vermuth- 
ih werden fortgefegte Unterfuchungen auf diefem Wege zu 
vielen ähnlichen Entdeckungen leiten. 

(Hier folgt die Erklärung der Figuren.) 
VI. ©. 229 — 328. Ueberfiht der feandinavifchen Echino⸗ 
dermen; von Denſelben. Dazu Taf. VI—XI. 

Eine hoͤchſt ſchaͤtzbare Arbeit, welche eines Auszugs nicht fähig 
ift, aber unverkuͤrzt ind Deutfche überfegt zu werden verdiente, 
damit fie ihres reichen Innhalts wegen Gemeingut würde. 
Aufzählung ber fämmtlihen in den feandinaviichen Meeren bis 
dahin gefundenen Echinodermen mit beftändiger Angabe der 
Funde und Aufenthaltsorte , Bemerkungen Über ihre Familien, 
Gattungen und Arten, Bellimmung und genaue Befchreibung 
neuer, wie neue Beftimmung und Befchreibung vieler bereits 
früher aufgeftellter Arten machen den Innhalt aus. Unter den 
Gattungen finden fi) 2 neue, eine nehmlich zu den Ophi— 
uren, Ophiopeltis D. et K. (neben Ophiomyxa und Ophio- 
scolex zu ftellen), und eine zu ben Holothuriaceen, 
Thyonidium D. et K. (faft zwifchen Cucumaria und Thyone 
die Mitte haltend), gehörende. Neue Arten gibt es, unter 
der Gefammtzabl von 61, 14, nehmlich 2 Alecto, 1 Ophio- 
scolex, 1 Opbiopeltis, 1 Solaster, 1 Astropecten, 3 Echi- 
nus, 1 Brissus, 2 Cucumaria und 1 Thyone, Die fämmt: 
lichen ſcandinaviſchen Arten find folgendermaßen vertheilt: ** 

4) Crinoidea - 2 
2) Asteridea 
a) Ophiurae 1 
b) Asteriae 1 
3) Echinodea 
a) Cidarides 1 
b) Echinus L. Agass. 6 
c) Clypeasteriae 1 
d) Spatangi 5 
4) Holothuriacea 
a) Pedata 13 
b) Apoda 1 


Erläuternde trefflihe Steinzeihnungen begleiten die Abhand⸗ 
fung und gereichen ihr zu nicht geringer Zierde. 


* Institut, 1842., p. 316. x 
»e Die Arten find faͤmmtlich aufgeführt in der Ofversigt af K. 
Vet.-Akad.’s Förhandl. för 1845. und aus diefer in Hornſchuchs 
Archiv feand. Beytr. uſw. , Th. I. ©. 436 ff., die neuen Arten und 
die 2 neuen Gattungen au) mit ihren Characteren. 
Anm, d. Ueberſ. 


152 ° 


VII. ©. 329 — 345. Beobachtungen binfihtlich ber mitt» 
lern Wafferhöhe der Dftfee bey Galmar, früher und jegt; 
von P. U. Siljeftröm. Dazu Zaf. XII. (Charte.) 

VI. ©. 347 — 354. Verſuche zum Beftimmen des Atoms 

i — des Schwefels und Goldes; von J. Ber: 
zelius. 

IX. ©. 355 — 361. Unterſuchung eines neuen, Vttererde 
und Titanſaͤure haltenden Minerals von Buoͤ in der Ge— 
gend von Arendal in Norwegen; von A. Erdmann. 
( Das Mineral wird, dem Prof. Keilhau zu Ehren, 
Keilhauit genannt. Kleſel 30, Kalk 18, Kit. 29, 
Hıt. 9, Th. 6.) 

X. ©. 363 —406. Ueber eine Eulerifhe Formel, von 
C. 3. Malmften. ü 

‚©. 407— 444. Biographien von Carl Erik Kjellin, 
Graf Carl Guftaf Spens, Carl Fredrik Liljewald, 
Guftaf Sobann Billberg, Guftaf Adolf Lager— 
beim, Graf Magnus Brahe. 


1sta Häftet. Stockh. 1847. 
vielen Tabellen. 
Die Stodholmer AUcademie der Wiffenfchaften giebt von jest 
an ihre Verhandlungen heftweife heraus, damit die in fie auf: 
genommenen Aufſaͤtze gleih in den Buchhandel gelangen, fo 
wie fie eben gebrudt worden find. Das uns vorliegende 1fte 
Heft für 1845. enthält 5 Abhandlungen. 


1) ©. 1—19. Ueber die Indianerſtämme in den Republifen 
La Plata und Banda oriental, nebft Befchreibung und 
Abbildung eines nad Schweden gebrachten Individuums 
vom Stamme der Puelches. Dazu die 2 St. T. 

Mir geben hier, da die Abhandlung nicht ganz uͤberſetzt ge 
liefert, werden Fann, den über diefelbe vom Prof. Retzius in 
der Öfversigt af K. Vet. Ak. fürhandl. 1845., ©. 167 
bis 68., abgeftatteten Bericht. 


„Der Vf.“, 3. Tarras, k. ſchwed. und norw. General 
conful in Montevideo, „nimmt an, daß die Ureinwohner. der 
genannten Nepublifen vorzuͤglich aus den folgenden Hauptftäm- 
men beftanden, nehmlich gegen die Granzen von Brafilien und 
Paraguay aus den Guaraniern, gegen die Gränzen von 
Chili aus den Araucanern, endlich in den Übrigen inneren 
Laͤnderſtrecken von La Plata und B. oriental aus den Char: 
ruern. Unter der leßtern Benennung befaßt Hr. T. nicht 
allein vorzugsweife fo genannten Charruer in Uruguan, fondern 
aud die Stämme der Chayos, Chanas, Guenoas, Martidanes, 
Mooanes, Varos, Minoanes, Caaiguas, Bajaez und Tapes, 
ferner die Nanquelches und Puelches füdlih vom 2a Plata: 
Fluſſe, welche Iegtere von DVerfchiedenen zu den Uraucanern ger 
rechnet werden. Mit der gemeinfchaftlichen Benennung Charrua 
umfaßt der Vf. ſonach alle Stämme, welhe D’Drbigny 
Pampeaner genannt hat, von denen die leßteren Stämme die 
Bevölkerung eines großen Theils von Patagonien ausmachen. 

Die Araucaner fowohl, als die Guaranig, find friedliebende 
Nationen, melde einen gewiffen Grad von GCivilifation anneh- 
men; aber die Charruaner oder Pampeaner find diefer ganz un: 
zugänglich. Sie leben in beftändigem Kriege, unter fich ſowohl, 
als mit ihren Nachbaren. Aus diefem Grunde find fie von 
den Präfidenten Nofas und Rivera in den Republiken La 
Di. und B. or. faſt ausgerottet worden. Die einzigen noch 
unabhängigen Indianer aus diefen großen Länderftreden haben 
fid) in die großen, von civilifierten Nationen bisher unbefuchten 


För ar 1845. Mit 2 St. Taf. und 


153 


Waldungen zuruͤckgezogen, welche die Spanier el gran Chaco 
nennen; von. der ganzen übrigen Charruabevölferung wurden 
die Männer im Kriege getödtet, die Weiber und Kinder gefans 
gen genommen und theils nad den Städten, theils nad) groͤ⸗ 
ßeren Höfen auf dem Lande vertheilt, um als Sklaven ges 
braucht zu werden. Die Sprache der Charruaner hat Aehn— 
lichkeit mit der Guaranifprache. Sie haben ſich während länger 
als. 3 Sahrhunderte, als die graufamften und unbezähmbarften 
aller americanifhen Voͤlkerſchaften erwiefen; fie lebten in Polys 
gamie, ernaͤhrten fih von Jagd und Fifhfang, und ließen ſich 
ein beraufchendes Getraͤnk aus Mais, wilden Beeren, Wurzeln 
und Honig von ihren Meibern, welche überhaupt bey ihnen alle 
Arbeiten verrichteten, bereiten. Die Männer führten als Waffen 
Lanze, Wurfſpieß und Schleudern (fpan. Bolas arrojadizas, 
Wurfkugeln). Sie wurden von Tubochos, Häuptlingen über 
80 — 100 Familien, vegiert, deren Würde in gemwiffen Familien 
erblih war und dem älteiten Sohne zufiel. Der Oberbefehl 
im Kriege wurde ducch die Mahl entfchieden. Sie nahmen 
zwey unfichtbare Wefen als Macht Über fie habend an, ein 
gutes, Tupa, und ein böfes, Annang. Dem erftern waren 
fie mit Ehrfurcht und Ergebenheit zugethan; das andere fürd)e 
teten fie, 

Die Puelches-Indianer, welche in ben legteren Sahrzehen- 
den den öftlihen Theil der Provinz Buenos Aires bis Patago: 
nien hin bewohnten, find von demfelben Volke, wie die f. 9. 
Patagonier; von einem Individuum diefes Stammes ift eine 
Zeichnung duch Hrn. W. v. Wright verfertigt worden. Es 
ift ein Mädchen, welhes Hr. v. Tarras i. J. 1832. in der 
Stadt Patagones hat Eaufen laffen und im Jahre darauf nad) 
Schmeden mitgebraht hat. Es ift braungrau von Farbe und 
Elein von Wuchs; fein Schädel hat vollfommen die Form eines 
Lappenfchädels; aber die Kinnladen ftehen faft wie bey einem 
Neger hervor. Diefelbe Form bemerkte man aud bey den 
Charruern, welche 1833. in Paris gezeigt wurden, und von 
denen ſich im Mufeum des carolinifchen Inftitutes ein Abguß 
befindet. Sn diefem wird aud) der Schädel eines Araucaners 
aufbewahrt, an welchem die Hirnfchale ebenfall8 kurz und vier 
edig ift, und die Kinnladen vorfpringen, wogegen die Guara= 
nier vermuthlich laͤngliche Hirnfchalen haben.‘ 

2) ©. 21—63. Neue fhmwedifhe Homopteren, be: 

fchrieben von E. H. Boheman. 

„Die Claſſe der Hemipteren ift während einer Zeit von etwa 
80 Jahren oder feitdem inne 1761. die legte Ausgabe ſei— 
ner Fn. sueeica erfcheinen ließ, in unferm Lande nur von 
Fallen, welcher in mehreren Abhandlungen auc über diefen 
Theil der ſchwediſchen Sn. Licht zu verbreiten firebte, und zus 
legt von Zetterftedt in deffen Insecta lapponica., bearbeitet 
worden. — Linne führte aus der Hemipterengruppe, welche 
man Homoptera benannt hat, nur 24 Arten als ſchwediſche 
auf. Diefe wurden von Fallen bis auf 84 und von Zet— 
terftedt wieder um 26 Arten vermehrt, fo daß die ganze nun 
be£annte Anzahl fih auf 110 beläuft. — Beim Drdnen der 
entomologifhen Sammlungen des Reichsmuſeums haben fid) 
mehrere ausgezeichnete, theild ganz unbekannte, theils für. die 
fEandinavifche Fauna neue Homopterenarten vorgefunden, von 

denen ich geglaubt habe, in gegenmwärtiger Abhandlung, und 
zwar um fo mehr, Kunde geben zu müffen, als irgend eine 

umfaffendere Arbeit hinfichtlich diefer Thiere in unferm Water: 

Lande nicht fo bald zu erwarten feyn dürfte.” Es. werben hier 
nun 32 Arten (lat.) characteriſirt und umſtaͤndlich befchrieben, 

Zfis 1848. Heft 3, 


154 


nehmlich 1 von Eupelix, 4 v, Deltocephalus, 3 v. Athy- 
sanus, 8 v. Thamnotettix, 7 v. Typhlocyba, 1 v. Bytho- 
scopus, 5 vd. Jassus und 3 v. Delphax. 


3) ©. 65—73. Verfuh zur Beftimmung des Atomgemwichts 
des Chroms; von N. J. Berlin, 

4) ©. 75 — 156. Ueber die Bedeutung bes Zeichens x, 
Log. b (x), Sin. x, Cos, x, Arcsin. x, Ärccos. x in 
der analytifhen Mathematit; von E. G. Björling. 

5) ©. 157— 264. Aufſatz, betreffend das fchwedifche Volks: 
zählungscomptoir (Svenska Tabellverket) und die Volks— 
menge uf. im Reiche während der feit 1815 zulegt ver: - 
floffenen 25 Jahre; von J. U. Leyonmard. 


Beyträge zur Kenntnig wirbellofer Thiere 


mit befonderer Berudfichtigung der Fauna des norddeutfchen Meeres von 
Dr. 5. Frey und Dr. R, Leudart. Braunfchweig bey Vieweg 
1897, 4. 170. % 2, 


Das ift eine fehr fleifige und michtige Arbeit, welche ſowohl 
für die Geſchicklichkeit als die literarifchen Kenntniffe der Ver— 
faffer ein günftiges Zeugniß ablegt. Die Schrift enthält eigent- 
lich Zerlegungen der Polppen, Quallen, Würmer und der Eleinen 
Krebsarten mit feinen microfcopifchen Unterfuhungen ihrer meift 
noch zweifelhaften anatomifchen Syfteme, befonders des Darms, 
der Adern, Nerven und Gefchlechtstheile, worüber man bald 
Beftätigung erhält, bald neue Entdeckungen. Die Arbeiten der 
Andern find Überall verglichen und beurtheilt. Befonders wich: 
tig ift die Anatomie. der Actinien und Lucernarien, der Eolidien, 
Memertinen, die Gehörorgane und Geſchlechts-Verhaͤltniſſe der 
Würmer, Dabey ein Verzeichniß der bey Helgoland vorfom- 
menden wirbellofen Meerthiere. \ 

Abgebildet find innere Theile von Actinia, Veretillum, Lu- 
cernaria, Pelagia. 

Teredo Eolidia, Polycera. 

Tetrastemma, Borlasia, Convoluta, Monocelis, Leuco- 
dorum, Syllis, Amphibothrium, Fabricia, Aonis, Nereis, 
Ammotrypane. 

Mysis, Caprella, Lernaea. 

Diefe Schrift fördert wirklich die vergleichende Anatomie und 
wird Vieles beytragen zur richtigen Stellung mancher Thiere 
im Syſtem. Befonders ift aufgeklärt der Daum der Polnpen, 
das Nervenfpftem bey Borlasia, die Gehörorgane bey den Würs 
mern und die Gefchlechtstheile bey den meiften der genannten 
Thiere. 


Rischiarimenti e Rettificazioni 


ai Generi ed a qualche specie della famiglia de’ Zoofitari sar- 

cinoidi od Alcionari stabilita dal S. de Blainville, del Dr. 

G. D. Nardo, Ac. 1845. 4. 12. (Annali del Regno lom- 
bardo - veneto.) 


Diefe Berichtigungen beziehen fih auf Blainvilles Acti— 
nologie. Briareum. Blainville glaubt: Gorgonia mollis 
Olivii gehöre zu diefer Sippe: Eeineswegs, denn die Achfe 
ift hornigefibrös und befteht nicht aus büfchelformiaen Nadeln, 

10 * 


155 


Lobularia. Blainville hält L. digitata et manus dia- 
boli für einerley, wahrfheinlih auch L. exos et arborea. 
Vielleicht richtig für die beiden erften, aber nicht für die beiden 
Iestern, da L. arborea über 6’ hoch wird, L. exos nur einen. 
Sn Wien gibt e8 drey Gattungen, wovon ich eine Dendrodoum 
arboreum nenne, die andere D. arbuscula, die dritte D. ba- 
eulum. 

Aleyonium asbestinum Boeconii ftelle ic auf als As- 
bestia typica; Aleyonium palmatum Lmk. (exos L.) als 
Exos palmatum, wozu als zweyte Gattung Aleyonium stel- 
latum neben Aleyonidia Edwards. 

Zu Lobularia digitata wird Aleyonium ramosum Ellis 
t. 32 geftellt und A, exos Spix, Aun. Mus. XII, t, 33: 
aber beide find einerley. Ich ftelle zu der Sippe nur L. di- 
gitata et conoidea. Dazu vielleiht auch L. aurantiaca. 
Aus L. conoidea hat Fleming die Sippe Cydonium gemacht. 

Aleyonium glaucum fcheint Exos näher zu ftehen. 

Cornularia multipennata et subviridis bilden vielleicht eine 
eigene Sippe. > 

Ale. flexibile, flavum, flabellum et viride ftelle ih auf 
als Aleynia. 

Zu Lob. digitata gehört auch B. Juſſieu's ſchoͤne Arbeit 
in den Mem. Il. Ac. Paris. 1742. 

Anthelia. Sch glaube wohl, daß Olivi's Thier Aleyo- 
nium epipetrum Linne fey; Ginnanis Figur 101. aber zu 
meiner Donatia obvolvens gehöre (Iſis 1834. 714.), zu An- 
thelia olivii aber Ginnanis Lichenoidi t. 54. 55. fig. 110 bis 
112, nicht zu Alcyonium exos L. 

Aleyonium domuneula Olivii gehört nicht zu Antheaia, 
fondern zu den Eiefelhaltigen Schwimmen Suburites m. (Iſis ebd.) 

Aleyonium. Schon Dlivi feste 1792. einige zu ben 
Pflanzen; Gärtner machte A. eydoneum et schlosseri zu 
Botryllus und nannte fhon eines A. ascidioides; Nenier 
zeigte 1793., 1804. und 1807., daß mehrere gallertartige Als 
cnonien als Mollusca acephala, Ascidioidea zu betrachten 
feyen, und ftellte feine Sippe Polieitoie wirklich zu den. Afci- 
dien. Savigny beftätigte 1816. die Entdedung Neniers 
durch fhöne Beobachtungen und geftügt auf die Entdedungen 
von Peron und Le Sueur. Renier vervllkommnete dieſe 
Sache im Jahr 1828. (Opuse. scientifici di Milano 1793.; 
Prodromo di Osservazioni etc. Venezia 1804.; Tavole per 
la Classificatione ete. Padova 1807.; Tav. sinnontiche, Pa- 
dova 1828.) 

Renier hat fhon 1807., alfo 9 Jahr vor Ölainville, 
die neue Gflaffe- der Schwämme unter dem Namen Politrimi 
aufgeftellt, und dazu die Alcyonien ohne Polypen. Um dieſe 
Ehre haben ihn die Neueren gebraht. Lamarcks Sippe Te- 
thia 1812. ift Reniers Aleyone 1804. und, 1807.; Sa— 
vignys Lobularia 1816. ift Reniers Alcyonaria 1804. 

Palmonellum. Iſt zu ftreihen. Die Meerfeige des Ellis 
T. 17. Fig. CBD p. 97. ift Aplidium fieus S.; Aleyonium 
fieiforme Lamarck (Marsigli t. 16. fig. 79. p. 87.) ift 
ein Eiefelbaltiger Schwamm, meine Rayneria dura. 

Aleyonium fieus Olivii ift nicht A. ficus L. G. und nicht 
A. ficiforme Lmk.; fondern mein Suburites ficus (Gin- 
nani Opere posthume t. 47. fig. 98. p. 41. 

Halichondria fieus Johnston (1842, fig. p. 77.) ift Ray- 
neria dura, 

Cliona ift meine Vioa (Annali Se, del Regno lombardo 
1839., Bianeoni in Annali di Bologna 1841.) Jobnfton 


156 


nennt fie Halichondria celata, und weiß nicht, daß diefer 
Schwamm Schalen und Steine ausfrißt; auh Dujardin 
glaubt (Diet. ’Orbigny 1841.), die Löcher würden von 
Wuͤrmchen und nicht von der Clione gemacht, obſchon niemand 
folhe Wuͤrmchen gefehen bat. Spongia terebrans gehört zu 
meiner Vioa. Grants Cliona hat Polypen mit 8 Fühlfäden 
und macht feine Gruben. 


Nomencelator zoologicus 


continens nomina systematica generum animalium tam viven- 

tium quam fossilium secundum Ordinem: alphabeticnm disposita 

etc. Auctore L.Agassiz, Prof. Soloduri apud Jent et Gass- 
mann. Fasciculus XU. 1846, 4. 393. 


Diefes große und mühfelige, deßhalb über alle Maaßen nüß- 
liche Werk ift nun vollendet. Es enthält bey den Namen bie 
Auffteller, Bücher, da8 Jahr, die Ableitung und die Familien 
oder Claffen, wozu fie gehören, Endlich auch die gleichen Na— 
men, wenn fie in der BotaniE vorfommen, Der Hauptnugen 
befteht nun darinn, daß man nicht nur jedes Wort hier findet, 
fondern auch den Verfaffer, ſodaß man das Driginal leicht nach- 
fohlagen kann. Ein anderer Nusen ift faum weniger groß, 
nehmlich, daß in Zukunft nicht wieder Namen gewählt werden, 
die fchon vergeben find; endlich, daß hoffentlich einmal die Bar: 
barey in der Benamfung aufhört, weil überall die Ableitung, 
befonders aus der griechiichen Sprache gegeben if, Mehr zum 
Kobe diefes Werks zu fagen, ift ganz unnöthig, und etwa vor— 
kommende Fehler darinn aufjufucen, wäre Eleinlih. Die ge 
fammte Welt der Naturforfcher ift dem Verfaſſer zum hoͤchſten 
Danfe verpflichtet. 


Bulletin 


de la Classe physico-mathematique de l’Acad&mie imperiale 
des Sciences de St. Petersbourg. Leipsic chez L. Voss. 
Tome V. 1847. 4. t.6. 


Nr. 9. und 10. ©. 129. 9. von Baer, über ben li- 
terärifchen Nachlaß von Caſpar Fr. Wolff, im Archiv der 
Petersburger Academie. 

Gegen 150 Tafeln über Doppel-Mifgeburten; darunter auch) 
eine beiderley Gefchlechts. Bericht ausführlich, befonders auch 
über die damaligen Zeugungs:Zheorien. Das MWichtigere davon 
foll gedruckt werden. 

Nr. 11. ©. 161. U. Graf Keyferling, Beſchreibung 
einiger vom Dr. A. Th. von Middendorff mitgebrachter 
Geratiten des arctifhen Sibiriend. T. 1—3. 

Ausführlich) befchrieben und fehr fhon von W. Pape abs 
ebildet, i . 

; C. middendorffii, hedenstroemi, eccomphalus, eich- 
waldi. i 

Nr. 12. ©. 177. Prof. Claus in Kafan, Über die neuen 
Metalle, welche Prof. Ofann in Platin- Rückftand aufgefun- 
den hat. 

S. 186. 5. Fritzſſche, über eine vortheilhafte Aufſchlie— 
fung des Osmium - Iridiums, 


©. 189, 3. F. Brandt, über die Ausrottung einer pas 


157 


raſitiſchen Krebsart (Cyamus? rhytine) und eines Eingewei⸗— 
dewurms. 

Steller beſchreibt (Novi Comm. petr. II. p. 298. et 324.) 
ein: Schmaroger = Sniect in den Hautſpalten des genannten 
Thiers. Mahnt an C. gracilis und wegen Mangel der Athem: 
Anhänge am zweyten und dritten Ringel an Leptomera. Der 
Verfaſſer denet daher e8 fey eine neue Sippe, etwa Sireno- 
eyamus. Steller fpriht auch von Afcariden im Zwölf 
fingerdarm. 

Ne 13. ©.19. F. G. Struve, Beobadhtungen über 
den neuen Planeten Astraea. > 

©. 196. Boriffiak, über den Xerolithen bey Merkhne: 
tſchirskaia Stanisa am 13. Detober 1843. 

©. 199. Mar, Herzog von Leuchtenberg, Unterfuchung ber 
Kupfervitriol:Auflöfung zu galvanoplaftifhen Arbeiten. 

Nr. 14. ©. 209. 9. Jacobi, galvanifhe und electro: 
magnetiſche Verſuche. 

Nr. 15. ©. 225. Dr. J. F. Weiße, Doxococeus glo- 
bulus nebſt 3 neuen Infuſorien. Mastigocerea lunaris, A- 
eineta cothurnata, Orcula trochus t. 1 


©. 230. Baer, über mehrfache Formen von Spermato= 
zoen in demfelben Thier. Er hatte vier verfchiedene Formen 
in Froͤſchen befchrieben, fpäter Siebold zwen Formen in Pa- 
ludina vivipara;z Koͤlliker hielt fie für verſchiedene-Entwicke— 
lungg-Formen. Nun hat Baer 4 Formen ben Paludina ges 
funden, bey Fröfchen andere im Herbſt und andere im Früh: 
ling; er hält fie daher für bejondere Gattungen. 

©. 231. Derfelbe, Bericht aus Trieft, November 1845., 
über £ünftlihe Befruchtung. Solche gelang befanntlich bey 
Froͤſchen, Fiſchen, Kerfen und ſelbſt Hunden, fogar nah Hun— 
ter bey einem Menfchen. 

Sm Auguft machte der Verfaſſer folhe DVerfuche zu Genua 
mit Eyern von Afeidien, Meer-Fgeln, welche gelangen. Es zeigt 
fich die befannte Dotter-Theilung; die erfteren fchwammen fchon 
nah 24 Stunden herum in der Geftalt von Gercarien, ftarben 
aber bald; die letztern bewegten ſich ſchon nad 16 Stunden 
ſahen aus wie die erften Larven der Aurelia aurita; dann wie 
Beroen; ftarben am 4. Zag. Bey Trieft verfolgte er die Ent— 
widelung des Meer-Igel-Eyes big zur Theilung in 32 Dotter: 
Körper. Wann der Embryo die Eyhülfen verlaffen hat und 
fih mit Hife von Gilien bewegt, hat jedes Körnchen der Zelle 
nod einen beutlichen Kern, die alle von dem urfprünglichen 
Kern des Eyes abzuftanımen feinen. In diefem Falle wäre 
alfo die Präeriftenz des neuen Individuums vor der Befruch- 
tung feinem Zweifel mehr unterworfen. Baer bat diefen 
Kern des Keimbläshens ſchon abgebildet Figur 18. feiner epi- 
stola de ovi Genesi 1827. 

Nr. 16. 17. ©. 241. Dr. C. Claus, über die chemi— 
ſchen Verhältniffe des Rutheniums, verglihen mit denen deg 
Iridiums. 

©. 262. Menetries, über einige Schmetterlinge, welche 
Dr. Stubbendorff in Sibirien gefangen. 

Papilio machaon, mnemosyne, aglaia, pales, euphro- 
syne, athalia. 

« Erebia stuhbendorflii n.: alis rotundatis, fuseis, utrin- 
que fascia submarginali, nervis interrupta, antieis disco 
macula subovata, posticis subtus macula obliterata, ferru- 
gineis. Ad fluvium Khorma. 

Chelonia caja, plantaginis; Lithosia complana. 


158 


©. 265. N. Nordenſkiöld, Beſchreibung des Diphanits 
in den Smaragd-Gruben des Urals. 

©. 267. ©. Erufelt, über die practifche Anwendung bes 
activen Volta-⸗Meters. Holzfchnitt. 

Nr. 18— 20. ©. 273. G. von Helmerfen, geognos 
ftiihe Bemerkungen über die Steppengegend zwifchen ben Flüffen 
Samara, Wolga, Ural und Manytfch, gefammelt von A. Noͤ— 
ſchel. T. 1. Berfteinerungen. 

©. 294. Prof. & F. Kaͤmtz, über die Wind-Verhältniffe 
an den Nordküften des alten Veſtlands. 

©. 314. Hamel, über einen Schädel des Dodo in Ko= 
penhagen. - 

Diefer Schädel ftammt aus des Paludbanus Sammlung 
zu Enthunfen 1651. und wurde befchrieben von Olearius 
1666. Der Berfaffer hat auch den zu Drford gefehen und 
von beiden Abgüffe befommen. Länge etwas über 8 englifche 
Boll, Breite 34. 1638 wurde zu London ein lebendiger Dodo 
gezeigt. Das Gefhichtlihe. Er wird einen Abguß vom ganzen 
Vogel verfertigen laffen. 

©. 318 H. Jacobi, über galvanoplaftifhye Reduction 
mittelft einer magneto⸗electriſchen Mafchine. 

Nr. 21 und 22. ©. 321. Prof, Abich, geologifche 
Skizzen aus Trans-Caucaſien. 

© 343, U Morig, über Coulombs Verfahren, bie 
Cohaͤſion der. Flüffigkeiten zu. beftimmen. 

Nr. 23 und 24. ©. 353, Philadelphine, meteoros 
sifche Beobachtungen zu Tiflis. 

©. 376, Mar, Herzog von Leuchtenberg, über die Bil: 
dung und die Beftandtheile eines ſchwarzen Niederfchlags bey 
der Zerfegung des Kupfer-Vitriols durch den galvanifchen Strom. 

©. 383: Brandt, über die Sendungen von Naturalien 
von Wosneſſensky aus den ruffifcheamericanifchen Colonien. 
Gegen 6000 Stüd zoologifche und zootomifche Gegenftände : 
darunter en Wal-Schrach, ein Schädel der Rhytina. 

Es erfheint nun aud ein Compte rendu vom beftändigen 
Secretär Fuß. 


Band VI. 1846. 
Nr. 1. S. 1. Blöde, Tabelle über die Aerolithen zu 
Petersburg. In Rußland gefallen 11 Stüd, 


Nr. 2 und 3. ©. 17. H. Jacobi, galvanifhe und 
electrosmagnetiiche Verſuche, T. 1. 

©. 44, 6, A. Meyer, über die ruffifchen Zimmetrofen. 

©. 46. J. F. Brandt, über die oben genannten Schrach⸗ 
Reſte der Rhytina von der Berings-Inſel. 

Der Schädel deutet auf größere Verwandtſchaft mit dem 
Manati als dem Dugong. 

Ne. 4 und 5. ©. 49. J. Fritzſche, Über. die Samen 
von Peganum harmala. Farbenftoff, Harmalin und Alcaloide. 

©, 72, O. Struve, Beobahtungen über Bielas Co: 
met, Taf. 2. 

©. 77. W. Struve, über die Benamfung. des neuen 
Cometen von Le VBerrier. — Neptun. 

©. 80. Heß, über die Behandlung des Platin: Minerals. 

Ne. 6. ©. 81. J. Trisfhe und H. Struve, über 
die Dsman-Ogmiumfäure. 

Nr. 7. ©. 97. Prof. Pirogov, neue Methode der Ein: 
führung der Aether - Dämpfe bey hirurgifchen Operationen. — 

©. 99. ©. von Helmerfen, über die Herausgabe feiner’ 
Neife nach dem Altai, geologifch. 

©. 104. 9. Jacobi, Vereinfachung der Uhrmerke. 


159 


©. 106. Dr. 3. F. Weiße, viertes Verzeihniß der De: 
tersburger Infuſorien. Dabey 2 neue: Vaginicola gemella, 
Triarthra cornuta, T. 1. 

NM. 8 ©. 113. A. Th. von Middendorff, vor 
Läufige Anzeige bisher unbekannter Mollusken, als Vorarbeit zu 
einer Malacozoologia rossica (December 1847.). 

Es werden bier folgende neue Gattungen lateinifch befchrieben 
von der ruffifchen nordoftafiatifchen Küfte. ) 

Chiton stelleri, pallasii, brandtii, mertensii, eschscholtzi, 
wosnessenskii, merckii, lividus, serobiculatus, sitchensis, 

©. 123, Dr. Peters, Beobachtungen des Neptung zu 
Pulkowa. 

Mr. 9. ©. 129. Mar, Herzog von Leuchtenberg, weitere 
Unterfuhung des ſchwarzen Niederfchlags an ber Anode bey 
Zerfegung des Kupfer-Vitriols durch den galvanifchen Strom. 
Bon Wichtigkeit. 

©. 132, € U Meyer: ein Paar Worte über Centaurea 
phrygia. —— 

©. 135. Helmerfen, Aulosteges variabilis, ein neuer 
Brachiopod mit articuliertem Schloß aus dem Zechſtein ‚Ruf: 
(ande (Drendurg). Taf. Ausführliche Befchreibung mit 25 
Figuren diefer neuen Sippe, welche zwifchen Orthis et Leptaenı 
zu fellen ift. 

Nr. 10 und 11. ©. 145. Hamel, coloffale magneto- 
electriſche Mafchine zum Verfilbern u d Vergolden; ausgeführt 
in Engelland; bier ausführlich befchrieben, ö 

&. 155. D. Doöpping und H. Struve, Verfuche über 
Fäulnig und Gährung. Viele Verſuche mit tbievifhen und 
pflanzlichen Subftanzen, welche wichtig zu feyn feinen. 

©. 175. Kaͤmtz, über Localwinde. 

Nr. 12, ©. 177. Mar, Herzog von Leuchtenberg, Bey: 
träge zue galvanifchen Vergoldung. 

©. 187. Middendorff, gedrängter Ueberblick der Re— 
fultate einer Bearbeitung der ruſſiſchen Chitonen. 

Der Verfaffer zeigt hier den Innhalt an von feinem erften 
Hefte der Beytraͤge feiner Malacozoologia rossica, worinn de 
Anatomie diefer Thiere nebft 10 neuen Gattungen gegeben 
wird, Die erftere enthält viel Neues, namentlich die Entdek— 
fung von Speiheldrüfen, die man bis jeßt geläugnet hat, 
woraus hervorgeht, daß diefe Organe allen Schneden zukommen, 
ferner Schlundfäde, Bewegungs-Blafen faft wie bey den Echi⸗ 
nodermen; Borſten im Innern der Oberhaut; beſonderer Druͤ⸗ 
ſenbau an den Eyerſtoͤcken; Nieren, Zunge, verſchieden von 
der bisher ſogenannten, welche er Reibplatte nennt; Magen 
zuſammengeſeßt; Muͤndungen der Eyerleiter; Herz nicht vom 
Maſtdarm durchbohrt; Erguß des Bluts in die Bauchhoͤhle; 
endlich Vereinigung aller neuerlich aufgeſtellten Sippen in 
eine einzige. 

Mr. 13. S. 198. Helmerſen über Middendorffs 
geognoſtiſche Beobachtungen in Sibirien. 

S. 196. Buniakowskhy, Über die unbeſtimmte Analyfe. 
Mathematiſch, franzoͤſiſch. 

Dabey ein Compte rendu für 1846. vom beſtaͤndigen Se— 
cretaͤr Fuß. 

Nr. 14. ©. 209. Ferd. Minding, uͤber den Roͤſſel— 
ſprung auf dem Schachbrett. 

- &.222%. Guſt. Cruſell und Lenz, über Galvanocauſtik. 


160 


Nr. 15. ©. 225. Prof. Abich, leinige Notizen über die 
Drographie von Dageftan mit 3 Charten auf einem Foliobogen. 
Eine gedrängte Darftellung diefes Theils des Caucaſus, eigent- 
lich des Hauptkamms deſſelben und der nördlichen Nebenkaͤmme 
vom Fluß Naridon an, Terek, Argun bis zum öftlichften 
Koiffu und den Quallen des Samur; daneben zur Berglei: 
hung die Andeskette dieß= und jenfeits des Aequators; April 
1847. 

©. 236. 6, U. Meyer, über die fogenannte Manna von 
Sawel, welhe am 22. März 1846. nad) einem heftigen Ge: 
mitter im Regierungs-Bezirk Wilna gefallen feyn fol. Es 
waren Körner von der Größe einer Nuß und Hafenuß von 
gallertartiger Subftanz. Jod färbte fie blau und das Microfcop 
zeigte £eine organifhe Structur. Man fand fie nur auf aus: 
gebreiteter Wäfche und darunter auf dem Raſen. Der Ver: 
faffer hielt fie daher für nichts weiter als ſtark gekochte Stärke 
von Erbäpfeln. 

Nr. 16. ©. 241. J. Fritzſche, Unterfuhungen”über die 
Samen von Peganum harmala. Chemifche Zerlegung des 
Harmind und der damit gebildeten Salze. 


Allgemeine öfterreichifehe Zeitfchrift 
für den Landwirt, Forfimann und Gärtner, ein Centralblatt für die 
Ergebnifje wifjenfchaftliher Forfhung und practifcher Erfahrung des 
Inn- und Auslandes, herausgegeben von Dr. C. &, Sammerfhmidt, 
Wien bey Gerold. 1846, 4, 498, 


Das ift eine fehr nuͤtzliche Zeitſchrift, wodurch die Natur: 
wiffenfchaften ins practifche Leben eingeführt werden. Cie 
ift ungemein fleißig vedigiert und befpricht alles, was nur immer 
Bezug auf die genannten Fächer haben fann. Entdeckungen, 
Erfindungen, Verbefferungen, Rathſchlaͤge, Nutzen und Schaden, 
Bücher, Zeitfchriften aller Länder über Landwirthſchaft, Getraid- 
bau, FSutterbau, Weinbau, Gartenbau, Obftbau, Wiefen, Forft- 
wefen, Zierz und Kunftgärtnerey. 

Ferner Viehzucht, Seidenzudt, nüsliche Pflanzen und Thiere, 
Hauswirthfchaft und Baufunft. 

Bergwefen, Botanik, Chemie, Geographie, Geologie, Aſtro— 
nomie, 

Technologie, Handel, Heilfunde, Kunft, Mechanik, Meteoro- 
logie, Mineralogie, Phyſik, Phyſiologie. 

Völkerkunde, Sprachkunde, Statiftit, Veterinarkunft, Zoologie. _ 
Verwaltung, Biographien, Maaß und Gewicht, Gefelfchaften, 
Rehranftalten, Preisfragen, Neifen uw. 

Schon aus diefen Titeln erfieht man, daß eine nähere An— 
zeige dieſer Zeitfchrift unmöglich ift. Zugleih wird mit ihr 
herausgegeben ein Eleineres Blatt unter dem Titel: 

Der Univerfalift 

oder Anzeiger des Neueften im Gebiete des Lebens und Wiffens, 
worinn Eleinere Gegenftände, Entdedungen, Berichte und dgl. 
mitgetheilt werden. Diefe Zeitfchrift fcheint uns für das eigente 
lich practifche eben, alfo für das große Publicum von befon= 
derer Michtigkeit zu feyn. Auch wird der eigentliche Natur: - 
ferfher darinn auf Vieles aufmerfam gemadht, was ihm fonft 
entgehen würde, befonderg in der Botanik und- De Zoologie. 


— m — — 


- m „Sſis“ beigelegt. oder beigeheftet, und ‚befragen die Infertionsgebühren für die Zeile oder deren Raum 2%, Nor. 
Beribt. 


über die im Laufe des Sabres 1847 


au 


— 


8 


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. 


Qn,» 


3 


Literari 


ſcher Anzeiger. 


1848. 


NM I. 


ss — — — — — —e —— 
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften „Blätter für literariſche Unterhaltung‘ 


bei: 


u 


erſchienenen neuen Werfe und Fortfegungen. 


Metenftücke zur Geſchichte des ungarifhen 
Schußbereins. Gr. 12. Geh. 16 Nor. 


Bor. Ne. Ta und 75. 


. Albert (%.), A complete Dictionary of 


the English and German languages. — 
A. ud. E.: Vollfſtä Aypine® Taſchen⸗ Wörterbuch 
der aan und dentfgen Sprache. 16. Ge: 
heftet I Ihe. 10 Ngr., gebunden I Zhle. 16 Nor. 
I gleicher Einrichtung und Ausftattung —— ebendaſelbſt: 
Petit Biotionnaire ‚complet frangais- -allemand' et 
allemand-frangais, compose d’apres les meilleurs ouvra- 
zn le Dietionnaire de l’Academie frangaise etc. par J. 4. 
——— Seconde edition. 8. 1844. Geheftet ANgr., 
gebunden 1 hl 
Ehrifiliches Lendachtsbuch für alle Morgen 
und Abende des ganzen Jahres. Im Vereine 
mit mehreren evangelifchen Geiſttichen herausgegeben von 
Dr. ©. Friederich. In zwei Bänden oder 18 Heften. 
Erftes und zweites Heft. Gr. 8. Jedes Heft I Near. 
Bis. zum Schluffe des Sahres 1848 wird das Werk, defien vollſtän— 
dige —— in 18 Heften. die Vexlagshandlung ausdrü &lid gas 
rantirt, Beftimmt in den Händen der Abnehmer fein. 


os den Papieren einer Berborgenen, 5. Geh. 
Die Bekenntniß ſchriften der evangeliſch⸗re for⸗ 
mirten Kirche. Mit Einleitungen und ren 
herausgegeben von Dr. &, &, A. Böel. Gr 8. 
2 Zhir. 20 Nor. 

Ebendafelbit een — bereits: 
Concordia. Die: ſymboliſchen Buͤcher der evangeliſch— —— 


Art: mit ——— herausgegeben von A. K e. 
&r. 8. 1830. 1 Thlr. 15 Nor. — 8 4 


Husgewählte Bibliothekder Elaffiker des Aus⸗ 
Iandes, Mit.biographijch-literarifchen Einleitungen. Er⸗ 
ſter bis vierundſechszigſtet Bahd. Gr.12. 1841—47. Geh. 


Die erfchienenen Bände Diefer Sammlüng find unter beſondern Titeln 
—— zu erhalten: 

Bremer, Die Nachbarn. Vierte Auflage. 20 Nar. — IIL 
Gomeh, Snehtr, Gaftro, überfegt von Wittich 20 Nar, —— Dante, 
Da& neue Zehen, überfest von FKörfter.. MWNar. — V, Bremer Die 
— des re Vierte Auflage. I0 Ngr.— VI. VI. Bre⸗ 
"mer, Nina Dritte Auflage. 20 Ngr. — U. IX. Bremer, Das 

aus. Vierte, Auflage, ‚20:Ngr. —. X. Bremer, Die, Familie 9. 
weite Auflage. 10 Nor. — XI. prevofe run, D ER der 
Manon Lescaut, überfest von Bülow. 20NIE. I. Dente, 
Lyriſche Gedichte, überſeßt und erklärt von ga Hlesiepen: und Witte. 
Zweite Auflage; hr. 1 12.Ngr. — XIV. Zaffoni, Der geraubte 
Eimer, überfegt von rn 1 hir. 9 Kar. — XV. Bremer, Kleinere 
Erzählungen, ‚JO Ngr. — XVI. Bremer, Streit und Friede. Dritte 
an = 10 Nar. — XV, Voltaire, Die Hentiade, überfegt von 
Schröder. 1 Ihle.— XVIII. Guſtav IU., Schaufpiele überfegt von 


” 


. 


* 


10. 


den Blättern fü 


J 
Eichel. er ONE — KIN. Sjäberg (Vitalis), Gedichte, überfegt 
von Kannegieper. 20 Nor. — KX—XAU. —— Das Deka⸗ 
— überſeßt von Witte. Zweite Auflage. 2 Zhle 15 Nor. — 
XIU—XXV. Dante, Die aöttlihe Komödie, überfest von Kanne= 
— Bierte Auflage. 2 Ihle15Ngr. — KRVI, Celeftina. Eine 
dramatifche Novelle. Aus dem. Spanifchen überfest von Bülom. 
1 Thle. 6. Ngr. — XXVH. XXVIll. Somadenn batta'e ii Märhenz 
fammlung, überfestvon Brodhaus. 1Ihle. 18 Mar. — XXIX, XXX. 
Bremer, Ein Tagebuch. 20 Ngr. — XXXIL XXX. Same, &yrifche 
va überjest von Börfter, Zweite Auflage. 1 The. 15 Nor. 
IX. Hitopadefa. Aus dem Sansteit überfegt von Müller. 
20 san. — XXKXIV. XXXV, Indiſche —— Sn OuFTDen, Nachbil⸗ 
dungen don Hoefer. 2 Thlr. KXXVI—XXXV Ealderon, 
Schauſpiele, überfept von Martin 3 Thlr. — — XL. Dante, 
Proallgr Säriften, überfept von. Kannegieber. 2 Shlr..—XLI. 
XLU. Bremer, Sn Dalefarlien. PO Ngr. — XLIH-—LIU. Sue, Der 
ewige Jude. 3 Thlr. 10 Nor. —LIV. LV. Mahiavelli, Florentiniz 
ſche Gefhihten „ überfegt von Keumont. 32m —LVE &adi’s 
Kofengarten, überfet von Graf. 1 hir. 6 Ngr. — LVH. Hereit- 
lang, — * Wieſter der Gothen, überfegt von Heine. 2UNgr. 
LV IX. Tafſſo, Das Due Serufalem, UbeHIeBE von 
Stremmur, De Auflage. 1 Thlr. — LX—LXI. Stael, 
Delphine, Zweite Auflage. 2 Zhlr. — LXIU. vScoTo, Lepte 
Briefe des Sacopo Drtis, überfest von Lautſch. weite Auflage. 
1 Thle. — LAIV. Holberg, Nils Klim’s — die Unterwelt, 
überfegt von Wolf. Zweite Auflage. 1 Thlr. N 


Bilderſaal. Darftelungen aus den Gebieten: der. Kunft, 


der Wiffenfhaft und des Lebens. Erftes und, zweites Heft. 
(Nr. 1—428.) Großfolio. Geh. Iedes Heft 16 Nar- 
Diefer „„Bilderfaal’” enthält eine Auswahl der vorziglicften im Bejis 
von F. A. Brockhaus in Leipzig befindlichen Solzſchnitte und Eliches, 
von denen zundabei bemerkten Preifen ſcharfe Abklatſche abgelaflen werden. 
Blätter für literariſche Unterhaltung. (Heraus- 
geber: Hs — — Sahrgang 1847. Zäglich 
eine Nummer.‘ Gr. 4: 12 Zhlr. 
u Breitags ausgegeben, kann aber. auch in Monatsheften bezogen 
werden, 
3u den unter Nr. 8 und: 35 genannten Beiföriften. erſcheint ein 
Eiterariſcher Anzeiger, 
für literariſche Ankündigungen aller Art deſtimmt. Für die gefpaltene 
Zeile oder.deren Raum werden 2/,:Ngr, berechnet. 
Segen Vergütung von 3 Ihlrn. werden befondere. ‚Beilagen‘ u. dgl. 
r TIEEEGEIDSN, — und gegen Vergütung 
von 1 Shlr. 15 Mar. der Iſis beigelegt oder. beigeheftet. 


Carus (8. G.) Syſtem der Phyſiologie. 
Zweite, vollig umgedrbeitete und ſeht vermehrte Auflage. 
In zwei "Binden. Erftes und zweiten, Heft. ‚Sr. 8. Preis 
eines pres 1 Th. 


Dief ne iſt dem Verlage don MH, Weichardt in Leipzig 
in den won. F rockhaus übergegangen und erſcheint jept in 
einer neuen Auflage , die in 6⸗8 Heften ausgegeben wird. 
— — em ‚Berfaflungsfenge. 
17 


Bol. Nr. rn: und en 


Leipziger Repertorium 


der deutschen und ausländischen, Literatur 
Herausgegeben von Dr. E, G. Gersdorf. 


1848. Gr. 8. 12 Thlr. 


Wöchentlich erscheint ein Heft von %/, Bogen. Beigegeben ist der 


Zeitschrift ein 
Bibliographischer Anzeiger; 
in welchem Ankündigungen mit 2 Ngr. für die Zeile berechnet wer- 


den; besondere Beilagen u. dgl. werden gegen Verzütung von 
1 Thir, 15 Ngr. beigelegt. 


Dem ersten Hefte des neuen Jahrgangs ist von Seiten 
der Redaction folgende Erklärung vorgedruckt: 


"An die Leser. 

Das Repertorium der Literatur, das im J. 1334 begründet 
eine Reihe von Jahren die in den Bändern deutscher Zunge 
erschienenen neuen Schriften ausschliesslich, seit 1943 auch 
die wichtigeren des Auslandes verzeichnete und eine ansehn- 
liche Zahl derselben durch längere oder kürzere Bespre- 
chungen zur näheren Kenntniss des wissenschaftlichen Publi- 
cums brachte, kann bei der jährlich wachsenden Menge lite- 
rarischer Erscheinungen den Anfoderungen, die an eine 
solche Zeitschrift zu stellen sind, forthin nicht entsprechen, 
wenn nicht einige wesentliche Aenderungen in der innern 
Einrichtung desselben eintreten. Eine Vollständigkeit aueh 
nur in der Angabe der Titel zu erreichen ist selbst in der 
deutschen Literatur nicht möglich, während anderseits unter 
den Druckschriften, welche auf den Büchermarkt kommen, 
eine nicht geringe Zahl entschieden unbedeutender. Bro- 
schüren. und trivialer Bücher sich befinden, durch deren 
Verzeichnuug Nützlicherem der Raum entzogen wird. Un- 
ter sorgfältiger Berücksichtigung der Literatur des Auslan- 
des soll daher von jetzt an nur in den eigentlichen Wissen- 
schaftsfächern jene Vollständigkeit erstrebt werden, welche 
man bisher auch in der Belletristik, Volks- und Jugendlite- 
ratur, Technologie, Land- und Hauswirthschaft u. s. w. zu 
erreichen bemüht war, die ausführlichere Besprechung nur 
auf die wichtigeren Werke beschränkt, der dadurch gewon- 
nene Raum aber für eine grössere Zahl kurzer, gedrängter 
Berichte zweckmässiger verwendet werden. Bei der stren- 
gen Unparteilichkeit, deren die Redaction sich bewusst ist, 
hofft dieselbe unterstützt von tüchtigen und bewährten Mit- 
arbeitern das Vertrauen, das bisher ihr zu Theil geworden, 
auch ferner sich zu erhalten, durch die getroffene Einrich- 
tung die Bekanntschaft mit der neuesten Literatur in einem 
weiten Kreise wesentlich zu fördern, und somit eine freund- 
liche Aufnahme ihrer ernsten und wohlgemeinten Bestre- 
bungen zu verdienen. ı 


Januar. Heft 1—4. 


Diese Hefte enthalten ausser einer Reihe kürzerer An- 
zeigen nachstehende ausführlichere Artikel: 


Literaturgeschichte. Barthold, Geschichte der frucht- 
bringenden Gesellschaft. — Theologie. Baumgarten-Cru- 
sius, Compendium der christlichen Dogmengeschichte. Bd. 1. 
— Baur, Lehrbuch der christlichen Dogmengeschichte. — 
Böckel, Die Bekenntnissschriften der ‚evangelisch-reformirten 
Kirche. — Hagenbach, Lehrbuch der Dogmengeschichte. — 
Kromm, Praktischer .Commentar über das Evangelium des 
Matthäus. Bd. 1. — Noack, Die speculative Religionswis- 
senschaft. Jurisprudenz. Holsschuher, Theorie und 
Casuistik des gemeinen Civilrechts, 2. Bd. 2. Abth. — 
Philosophie. Fischer, Die Metaphysik. — Hanusch, Grund- 


züge eines Handbuchs der Metaphysik. — Tafel, Die Fun- 
damentalphilosophie. — Vorlünder, Wissenschaft der Er- 
kenntniss. — Mathematische und Naturwissenschaf- 
ten. Bulletin de la Societe imperiale des naturalistes de 
Moscou. Tom. XVI—XX. — Eisenstein, Mathematische 
Abhandlungen. — Karsten, Auswahl neuer Gewächse Vene- 
zuela’s. — Kolenati, Meletemata entomologica. Fasc. I—V. 
— Moricaud, Plantes nouvelles d’Amerique. — Schönherr, 
Mantissa secunda familiae Curculionidum. — Classische 
Alterthumskunde. Canina, L’antica citta di Veii, — 
Geschichte und Biographie. Barthold, Deutschland und 
die Hugenotten. Bd. I. — Böttiger, Tegner’s Leben. — 
Hegel, Geschichte der Städteverfassung von Italien. Bd. 2. — 
Möller, Historisch-biographisches Handwörterbuch. Bd. 1. — 
Pulte, Organon der Weltgeschichte. — Länder- und 


Völkerkunde. Ross, A voyage of discovery in the 
Southern regions. — Jüdische Literatur. Rapaport, 
Rechtsgutachten der Gaonim. — Rosenberg, Rechtsgutach- 
ten des Rabbi Jehuda Ascher. — Bibliographie. — 
Personalnotizen. 


Leipzig, im Februar 1848. 
MP. A. Brockhaus. 


Neue Piano -Compositionen von Stephen Heller, 
welche durch alle solide Musikhandlungen zu haben sind. 


Stephen Heller 


gehört zu den poesiereichsten Componisten der Gegenwart; 
er ist, gleich Chopin und Mendelssohn, Dichter; seine Werke 
sind Original-Schöpfungen. Op. 29: La Chasse (Die Jagd), 
Op. 34: Die Forelle, Op. 35: Tarantella, sind von Liszt, 
Döhler u. A. sehr oft in Concerten gespielt worden; seine 
Etuden, Op. *46, 45, 16, gehören zu den Studien des Pia- 
nofortespiels in den Conseryatorien der Musik in Paris, 
Brüssel, Leipzig und Wien, Die musikalischen Zeitungen rüh- 
men die duftige Poesie, die Frische, die Feinheit der Aus- 
arbeitung, das echt Claviermässige, überhaupt das originale 
Element in Heller’s Compositionen. (S. Recensionen über 
> Valses brill,, Op. 42—44, 13 Morceaux, Fantaisie, 30 
Etudes et 25 Etudes Op. 45 etc. in der Neuen Zeitschrift, 
Leipz. u. Wiener musik. Ztg., Musik-Salon etc.) Neu sind 
erschienen: Venitienne, Tarantelle (2. veränderte Aus- 
gabe), Fiantaisie, Serenade, Scherzo fantastique, 
Röveries, Valse brillante pour Piano, Op. 52—5). 
Preis 20 — 25 Sgr. , 
Berlin. 
Schlesinger’sche Buch- und Musikhandlung, 


In meinem Verlage ift neu erfchienen und durch alle Buch⸗ 
handlungen zu erhalten: = 


Buplands Üovellendichter. 
Uebertragen und mit biographiſch-kritiſchen Einleitungen 


“von 
Wilhelm Wolfſohn. 


Erster und zweiter Cheil. 
Gr. 12. Geh. 3 Thlr. 


Inhalt. I. Helena Hahn: Diehelaleddin; Utballa. — 
Alerander Wufchkin: Die Gapitainstochter. — I. Nikolaus 
Pawlow: Der Maskenball; Der Namenstag; Eine Million; 
Der Yatagan. 

Leipzig, im Februar 1848. 


F. N. Brockhaus. 


Druck und Berlaa von 8. HM. Brockhaus in Leipzig. 


Literariſcher Anzeiger, 


1848. 


Diefer Literarifhe Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitfäriften „Blätter für Titerarifche Unterhaltung“ 
und „Sfis beigelegt oder beigeheftet, und befragen die Inſertionsgebuͤhren für die Zeile oder beren Kaum 2%, Nor. 


& 


8 


. Börg 


. Raltfhmidt (2. 


Bericht 


über die im Laufe des Sahres 1847 


bei 


FR Brockhaus in Leipzig 


erſchienenen neuen Werke und Fortſetzungen. 


(Fortfesgung 


. Hereulann (A.), Eurih, der Weiefter der 


Gothen. 


Aus dem Portugieſiſchen uͤberſetzt von G. 
Heine. 


Gr. 12. Geh. 20 Ngr. 


. Holberg (2,), Nils Klim’s Wallfahrt in 


die Unterwelt. Aus dem Lateiniſchen überfegt von 
E. ©. Wolf. Zweite Auflage. Gr. 12. Geh. 1Thlr. 


. Briefe von Wilhelm von Humboldt an 


eine Freundin. Zwei Theile. 

Gr. 3. Geh. 4 Thlr. 12 Nor. 
(S: Eh. ©), Zehn Gebote der Diä⸗ 

tetif. 8. Geh. I Zhlr. 

Ifis. Encyklopädifche Zeitſchrift, vorzüglich für Natur: 

geihichte, vergleihende Anatomie und Phyfiologie. Her— 

ausgegeben von Oken. Jahrgang 1847, 12 Hefte. 

au — Sri} Gr. 4. 8 Zhlr. i 

g r. 


Mit einem Farfimile. 


36. ‚Qulie und ihre Haus, Eine Reliquie. Von einem 
“ Epigonen. Gr. 12. Geh. 1 Zhlr. 
37. Sürgens (8), Zuther’s Leben, Erſte Abthei- 


lung: Luther von jeiner Geburt bis zum Ablaßftreite. 
1483—1517. Erfter bis dritter Band. Gr.$. 184617. 
Geh. 7 Thlr. 15 Nor. 


Mit dem dritten Bende ift die erfte Abtheilung: diefes Werks deen- 


digt und bilder ein für jih vollftandiges Ganzes. 
1 9.), Meueftes und voll⸗ 
ſtandigſtes Fremdworterbuch, zur Erklärung aller 
aus fremden Sprachen entlehnten Wörter und Ausdrüde, 
welche in den Künften und Wiſſenſchaften, im Handel und 
Berkehr vorkommen, nebft einem Anhange von Eigennamen, 
mit Bezeichnung der Ausſprache bearbeitet. Zweite Auf- 
lage. (In 8 Heften zu INgr.) Gr. 8. 2 Zhlr. ANgr. 
Sn 2einwand gebundene Eremplare des vollitändigen Wer: 
kes werden zu dem Preife von ? Thir. 15 Nor. geliefert. 


Roman. Drei Theile. Geh. 5 Zhir. 

Bon dem Berfafjer erihien in demfelben Verlage:  —  —_ 

iliams Dicht: ee ee Zwei Theile. 
Die WBaldenfer. Cin Roman. Zwei Theile. 8. 1836, 4 Ihlr. 
Die S Zrauerjpiel in 5 Aufzügen. 8. 1836. 20 Nar. 
Regina. Cine Herzensgefhidte. Gr. 12. 1842. I Zhlr. 6 Nor. 
Zeronifa. Eine Zeitgeisichte. Zwei Theile. Gr. 12. 1844, 3 Shlr. 
— Ein Roman. Zweite, vermehrte und verbefierte 
— e. Drei Theite. Gr. 12. 1844. 5 Thir. 


. Koenig (5.), Die Elubiften in Mainz. Ein 


. Körte (W.), Die Sprichwörter und ich⸗ 
prich nd ſprich 


ichen Redensarten der Deutſchen. Nebſt 


aus Rr. 


41. 


43, 


44. 


49. 


III.) 


den Redensarten der deutſchen Zehbrüder und aller Prak 
tik Großmutter, d. i. der Sprichwörter ewigem Wetter 
Kalender. Geſammelt und mit vielen ſchönen Verſen, 
Sprüchen und Hiſtorien in ein Buch verfaßt. Neue Aus⸗ 
gabe, Gr. 8. Geh. 1 Thlr. 

Die Kurmarf Brandenburg, ihr Zuftand und ihre 
Verwaltung unmittelbar vor dem Ausbruche des franzo» 
ſiſchen Krieges im October 1806. Won einem ehemaligen 
böhern Staatsbeamten. Gr. 8. Geh, 2 Ihlr. 20 Ngr. 


2. Neue SJenaische Allgemeine Literatur- 


Zeitung. Im Auftrage der Universität zu Jena re- 
digirt vom Geh. Hofrath Prof. Dr. #. Mand; als 
Geschäftsführer ;- Geh. Kirchenrath Prof. Dr. M, E. 
Schwarz , Geh. Justizrath Prof. Dr. A. D. J. Mi- 
chelsen, Geh. Hofrath Prof. Dr+D. &. MHieser, 
Prof. Dr. A. Snell, als Specialredactoren. Jahrgang 
1847. 312 Nummern. Gr. 4. 12 Thlr. 

Wird Freitags auegegeben. 

Anzeigen werden mit 11% Nor. für ben Raum einer geſpaltenen 
Zeile und.befondere Beilagen u.dgl. mit 1 Xhlr. 15 Nor. berechnet. 


2pebeli (S. 8), Grundzüge einer Metho⸗ 
DiE des geſchichtlichen Unterrichts auf Gym⸗ 
nafien. Sendfhreiben an den Eonfiftorial= Director 
Seebeck in Hildburghaufen. Gr. 8. Geh. 15 Ngr. 
Bon dem Berfaffer erfhien bereits ebendafeldft: ei 
Weltgeſchichte in Umriffen und Aus führuugen, Ecſter Band. 
6r. 8. 1846. 2 Thlr. ® 4 
Gregor von Tours und feine Zeit vornehmlich aus feinen Werken gez 
ſchildert. Ein Beitrag zur Geſchichte der Entitehung und eriten Entwide- 
lung romaniſch⸗germaniſcher Berhältnifie. Gr. 8. 1839. 2 Thlr. 25 Nar. 
MHassaloup (I. 9.), Logarithmisch- 
irigonometrische Hülfstafeln. Ein zur. Ho- 
rizontalprojection der auf schiefen Ebenen gemessenen 
Längen, wie auch zu nivellitischen und .markscheide- 
rischen Arbeiten unentbehrliches Handbuch für Geo- 
meter, Markscheider, Ingenieure, Chaussee- und ‚Was- 
srhadbeante Gr. 8. Geheftet 3 Thlr. 18 Ner.; 
gebunden 4 Thlr. ar. ——— 
Der Neubau für die Föniglihe Gemäldegalerie 
in. Dresden. Vonaesr.srser m. 8. Geh. ANgr. 
Sm Sahre 1845 erfhien ebendafelbft: 
u ER SIR RE einlaline naldefamminug 
au Dresden. 9. 4 Ngr, 37:7; 


46. 


47. 


48. 


49, 


51. 


52. 


53. 


54. 


. Ber neue Pitaval, 


Oertel (F. M.), Genealogische Tafeln 
zur Staatengeschichte der germanischen 
und slawischen Völker im 19. Jahrhun- 
derte. Nebst einer genealogisch - statistischen Ein- 
leitung. Nebst einem bis zu Ende 1846 fortgeführten 
Nachtrage. Quer 8. Cart. 1 Thlr. 15 Ngr. 
— — — Die Jahre 1845 und 1848. 
Erster Nachtrag zu den genealogischen Tafeln des 19. 
Jahrhunderts. Quer 8. Cart. 16 Ner. 

Wie durch diefen erften Nahtcag, fo wird au für die Zukunft dies 
ſes Werk durch jährliche Nachträge ſtets volfftändig erhalten werden. 
Pfeiffer (L.). Monographiz Heliceo- 
rum viventium. Sistens descriptiones systematicas 
et criticas omnium hujus familiae generum et specierum 
hodie cognitarum, Fasc. I et II. Gr.8. 2 Thlr. 20,Ngr. 

Sn 5-6 Heften wird das Wer? vollftändig fein. 

Das Pfennig: Magazin für Belehrung und Unter 
haltung. Neue Folge. Fünfter Zahrgang. 1847. 52 Num- 
mern. Nr. 209— 260. Mit vielen Abbildungen. Schmal 
gr. 4. 2Thlr. ! 

Wird wöchentlich und monatlid; ausgegeben. In_das Pfennig⸗ 
Magazin werden Ankündigungen aller Art aufgenommen. Bür 
die gejpaltene Zeile’oder deren Raum werden 3 Ngr. berechnet und be= 
fondere Beilagen u. dgl. gegen Vergütung von %, Thlr. für das 
Zaufend beigelegt. 

Der erfte bis zehnte Sahrgang des Pfenzig: Magazin often zu: 


fammengenommen ftatt 19 Thlx. 15 Nor. im herabgefcepten 
Preife.nur 10 Thlr; der cerfte bis fünfte Sahrgang 5 Thlr. ber 
fehöte bis zehnte Sahrgang 5 Zhle., einzelne Jahrgänge 1 *hlr. 
IONgr. Der Neuen Volge eriter bis vierter Sahrgang (1843—46) 
koſten jeder 2 Thlr. 

Ebenfalls im Preife herabgefept find folgende Schriften; 
Mennig - Magazin für Kinder. Fünf Bände. 

Früher 5 Ihr. Jetzt 2 Thle. 15 Nor. Einzelne 

Sahrgäange 20 Nor. R 
Sonntags: Magazin. Drei Bände. Früher 6 Lhle. 

Ießt 2 Tpfe. h i 
National - Magazin. Ein Band. Früher 2 Zhle. 

Jetzt 20 Nar. 

Leptere vier Bände zufammengenommen uur 2 Thlr. 

Eine Sammlung der. intereffans 
teften Eriminalgefchichten aller Länder aus älterer und 
neuerer Zeit. Herausgegeben von J E, Hitsig und 
W. Häring (W- Alerzis). Erſter bis zwölfter 
Theil. Gr. 12. 1842—47. Geh. 23 Zhlr. 24 Nor. 

Der erfte Theil Boftet 1 Thlr. 24 Ngr., der. zweite.bis zwölfte Theil 
jeder 2 Thlr. 
Polis (8 H- 8), Die europäiſchen Ber- 
faffungen feit dem Jahre 2789 bis auf Die 
neuefte Zeit. Mit gejchichtlichen Einleitungen und 
Erläuterungen. Vierter Band. —— von Fr 
Büuiau. Erſte Abtheilung. Gr. 8. 1 Thlr. 21 Ngr. 
Der erfte bis dritte Band (2. Auflage 1833) koſten I Thlr. 10 Nar. — 
Diefelben enthalten: I. Die gefammten Verfaſſungen des deutſchen Staa⸗ 
tenbundes. (4 — WVNgr.) — U. Die Verfaſſungen Fraukteichs, der 
Niederlande, Belgiens, Spaniens, Portugals, der italienifhen Staaten 
und ber ionischen Snfeln. 2 Thlr.) — IM. Die Verfafjungen Polens,- 
der freien Stadt Krakau, der Königreiche Galizien und Lodomerien, 
Schwedent, Norwegens, der Schweiz und Griehenlands. (2 hir. 15 Nr.) 
Die neu erſchienene exrfte Abtheilung des vierten Bandes bildet auch 
mit dem erften Bande ein befonderes Werk unter dem Titel: 
— — —, Sie Berfaffungen des 
deutſchen Stantenbundes ſeit dem Jahre 1789 
bis auf die neueſte Zeit. Mit gejhichtlichen Er: 
läuterungen und Einleifungen von 8. 9. 2. Polig. 
Fortgefegt von F. Bülas. Drei Abtheilungen. Gr. 8. 
Geh. 5 Zhlr. 
Posner (L.), Handbuch der speciellen 
Fathologie und Ther»pie. Erster bis dritter 
(letzter) Band. Gr. 12. 1845—47. Geh. 7 Thlr. 
Der erfie Band: Acute Krankheiten”’(1845), koftet2 Thlr., d 
Band: „Chronifche Krantheiten, 7 sin en 5 
der dritte Band: „Chroniſche Krankheiten. ‚weiter Theil.“ (1847) 
2 Thlr. 18. Ngr. 


Pritzel (6. 4), Thesaurus litersturae 
botanicae omnium gentium inde a rerum botanicarum 


5. 


56: 


97. 


[> 
2 


59. 


60. 
61. 


63. 


64. 


65. 


2. Ruth (G.), Geſchich 


initiis ad nostra usque tempora, quindecim millia opera 
recensens. Erjte bis dritte Rieferung. ‘Gr. 4. Jede Lie: 
ferung auf feinftem Maſchinenpap. 2 Thlr., auf Schreib- 
Belinpap. 3 Zhlr. 
Naumer (von), Vorleſungen über di 
alte Gefchichte. Zweite ———— Auflage. —* 
Bände. Gr. 8. Geh. 5Thlr. 20 Ngr. 
— — — Lede zur Gedachtniß— 
feier König Friedrich's IE, gehalten am Be Sam 
1847 in der Fönigl. preuß. Akademie der Wiffenfchaften. 
Erfie und zweite Ausgabe. Gr. 12. Geh. 4 Nur. 
Bon dem Berfaffer ex] unter Anderm ebendafelbitz r 


Geſchichte Europas feit dem Ende des 15. 
bis —— Band, Gr. 8. 1832—43. 20 Sapepundertg. TR 


Geſchichte der Hohen il i i 
re rue Le ’ —— En — — 
Die Kupfer und Karten der erſten Auflage koſten 2 Xhlr. 

Rebekka und Amalia. Briefwechſel zwiſchen einer 

Seraelitin und einer Adeligen über Zeit- und Lebensfragen. 

Gr. 12, Geh. 1 Ehe. 6 Nor. 


. Nellftadb (E), Gefammelte Schriften. Neue 


Folge. Erfter bis fechöter Band. Gr. 12. 1846—47. Geh. 
6 Thlr. 
Die erſte Folge (12 Bände) erſchien in vier Lieferu 184; 

koſtet 12 Shit. ; diefelbe enthält: 1812. Dritte Yuflage. an 
aa ee re ——— EN — Nevellen. — Aus⸗ 
wahl aus der Neifebildergalerie. — VBermifchtes. — Vermi Schrif— 
5 — ſat er 

er Neuen Folge eriter bis fehster Band enthält: Algi i 
im Sabre 1830. Zweite Auflage. — Be —— — 
Leipziger Bepertorium der deutschen 
und ausländischen Literatur. Unter.-Mit- 
wirkung der Universität Leipzig herausgegeben von 
Hofrath und Oberbibliotkekar Dr, W. &. @ers- 
dorf. Jahrgang 1847. 52 Hefte. Gr. 8. 12 Thir. 


Erſcheint in wöchentlichen Heften von 2—3 Bogen und wird Frei⸗ 
tags ausgegeben. 


Dieſer Zeitfhrift ift ein 
Bibliographiſcher Auzeiger, 

für literariſche Anzeigen aller Art beſtimmt, beigegeben und An= 
kuͤndigungen in demſelben werden für die 83 ober deren 
Raum mit 2 Nor. berechnet, beſondere Beilagen u. dol. 
gegen Vergütung von 1 Ehlr. 15 Ngr. beigelegt. . 
Rogge (FW), Gedichte, Vierte, ſtark ver: 
mehrte Auflage. Gr. 12. Geh. 2 hir. 

Ross (&.), Handbuch der ehirurgischen 
Anatomie. Erste Abtheilung: Chirurgische Anato- 
mie der Extremitäten. Gr. 8. Geh. 20 Ngr. 


te der italieniſchen Poefie. 
Zwei Theile. Gr. 8. 1844— 47. Geh. 6 Zhlr. 

Der erite Theil erſchien 1844 und koſtet 2 Thle. 24 Ngr., der zweite 

Theil (1844) 3 Thlr. 6 Ngr. 
Schmid (A. EH. S-), Handbuch des gegen: 
wärtig geltenden gemeinen deutfhen burger- 
lichen Rechts. Bejonderer Theil. Erfter Band. 
Gr. 8. Geh. 2 Thlr. 

Diefes Werk, welches alle gemeinfchaftliche Snftitute des Privatrehts, 
auch diejenigen, welche lediglich auf dem einheimifchen Rechte beruhen, 
gu behandeln. beftimmt ift, wird in act Bände zerfalen, von denen der 
ehte den allgemeinen Theil umfaffen wird, die übrigen aber ben befon- 
dern Theil bilden. Der erfte Band hat das Eigenthumsrecht zu feinem 
Gegenftande. 

Schubert (8), Handbuch der Forfihemie. 
Mit 127 in den Zert eingedruditen Holzſchnitten. Sn fünf 
Beten. Erftes und zweites Heft. Gr. 8. Jedes Heft 
Nor. { 
Schufelktan (8), Gefhihtsbilder aus Schles: 
wig-Holftein. Gin deutiches Lefebuh. Gr. 12. Geh. 
1 Zhle. 10 Nor. —* — — 
Ebendaſelbſt iſt erfchienen : —* 
leſe J s des iten. Dritte X e, zeitgen eingeleitet 
SS muierte, 8 1a 1 Mal a 


Der Beſchluß folgt.) Ä' 2 


Im Verlage von M. Simion in Berlin find folgende 
Werke foeben erfihienen und durd alle Buchhandlungen 
zu erhalten: 

Sokrates und CHriftus, oder: Die logifhe und ethi- 
ihe Vernunft der philofophifhen und geoffen- 
barten Religionslehre. Bon Theod. Heinfius. 

Mit dem Bildniß des Berfaffers. Preis 25 Sgr. 


Aus der Zeit und aus dem Lehen. ‚Eine Erzählung, allen 
Bolköfreunden gewidmet von Ferdinand Schmidt. Preis 
12 Sgr. 

Dramaturgie. 
gen a 10 Sur. 

Allgemeine Literaturgefhichte. Yon Theodor Mundt. 
Zweite, vermehrte und verbefferte Ausgabe. Kieferung 1-9. 
a 79, Ser. 

Sohn Ford's dramatifhe Werke, überjegt von Dr. M. 
Wiener. Erfter Band: Das gebrodene Herz, Zrauer- 
fpiel. Mit einem Vorworte von L. Tieck. Preis I Thlr. 15 Sgr. 


Spiegel der Frauen des Alterthums, für die reifere weib- 
liche Jugend. Von F. D. Nicolas. 3 Bände. Preis 
2 Thir. 22%, Ser. (Der erfte Band: Götterlehre der 
Griehen und Römer — vortrefflih zum Unterriht — 
apart 22"), Sur.) 

Sugend-Bibliothef, herausgegeben von Guſtav Nierig. 
Sahrgang 1848. Erftes Bändchen. Subferiptions- Preis 
für 6 Bände und Weihnahtsbuh 2 Thlr. 

Die Großmutter. Sugend = Erzählung von G. Nierig. 
Preis 10 Ser. z 

Der Eantor von Seeberg. Iugend-Erzählung von G. Nie: 
rig. 2. Auflage. Preis 10 Sgr. 

Mutterliebe und Brudertreue. Iugend:Erzählung von ©. 
Nierig. 2. Auflage. Preis 10 Sgr. 

Das wüjte Schloß. Iugend- Erzählung von ©. Nierig. 
2. Auflage. Preis 10 Sgr. 

Belifar. Iugend- Erzählung von ©. Nierip. 
Preis 7%, Sgr. 

Die Deportirten in Auſtralien. 
A. Winter. Preis 10 Ser. 
Der Glüdsfhiffer. Cine Seemanns-Erzählung (für die Zu: 

gend) von H. Smidt. Preis 10 Sgr. 

Vöglein Roth und Vöglein Blau. Dramatifhes Mär: 
hen für große und Eleine Kinder. Bon der Verf. dev Häs- 
chen⸗ und Käshen-Gefhihte. Mit 4 Zeichnungen von Th. 
Hofemann. Preis 10 Sgr. j 

Schaufpiele für die Jugend und gefellihaftlihe Kreife. 
ne von 8. &. KRannegießer. 7.—9. — 
a5 Sgr. 

Michael de Ruiter. Bon H. Smidt. 4Bände. Taſchen⸗ 

‚ausgabe. Preis I BI 

Volks⸗Taſchenbuch für 1548. Herausgegeben von K. Stef- 
fens. Mit Stahlftihen und Holzfchnitten. Preis 10 Sgr. 

Der Hausfreund in Hütten und Palaften. Herausgegeben 
von K. Steffens. Fünfter Band. Preis I Ihe. 5 Sur. 


Bon Theodor Mundt. In 10 Kieferun- 


3. Auflage. 


Jugend = Erzählung von 


Soeben ift erfchienen und in allen Buchhandlungen zuhaben: 


Ilius, Pamphilius und die Ambrofia. 
Bon a SEO 


In unserm Verlage ist erschienen und durch alle Buchhand- 
lungen zu beziehen: 


Longet (F. A.), Anatomie and Physiologie 
des Nervensystems des Menschen und der Wirbel- 
thiere mit-pathologischen Beobachtungen und mit Ver- 
suchen-an höhern Thieren ausgestattet. Eine von 


dem Französischen Institut gekrönte Preisschrift. 
Aus dem Französischen übersetzt und mit den Ergeb- 
nissen deutscher, englischer und französischer For- 
schungem aus den letzten Jahren bis auf die Gegenwart 
ergänzt und vervollständigt von Dr. 9. A. Hein. 
Mit lithographirten Tafeln. In zwei Bänden. Erster 
Band in6 Lieferungen, Gr.8. Geh. 4 Thlr, 15 Ngr. 
Eine Uebersetzung von Longet’s «Anatomie et Physiologie 
du systeme nerveux», welche dem Buche seinen Werth als 
Quelle für die Beobachtungen‘ und Ansichten eines der 
ausgezeichnetsten lebenden Experimentatoren erhält, und 
durch eingeschaltete Zusätze mit allen irgend wichtigen 
Leistungen der letzten Jahre auf das sorgfältigste vervoll- 
ständigt, darf sich der günstigsten Aufnahme versichert 
halten. Als eine Ergänzung der in letzter Zeit sich immer 
mehr vervielfältigenden Arbeiten über allgemeine Nerven- 
physiologie, muss sie, an.der Seite der neuern Arbeiten 
in der Nervenpathologie, insbesondere den Pathologen will- 
kommen sein, indem sie vor Allem eine möglichst voll- 
ständige und ins Einzelne gehende Zusammenstellung über 
die specielle Nervenphysiologie darbietet. 
Leipzig, im März 1348. 


Brockhaus & Avenarius. 


Neueſtes Wert von 9. Warren. 


Im Berlage der Unterzeichneten ift foeben erſchienen und in 
allen Buchhandlungen zu haben: 


Jetzt und Einft. 


Erzählung 
bon 
©. Warren, 
Berfaffer von „Zehntaufend im Jahr“ und „Tagebuch eines Arztes’. 
Aus dem Engliſchen überfeht von Dr. A. Diezmann. 
2 Theile. Gr. 8. Preis I Zhlr. 

Diefer Roman fand in England fo großen Beifall, dag im 
einigen Zagen die erfte Auflage vergriffen. wurde. 

Es bildet diefes Werk auch den 4. und 5. Theil der von 
uns unfer dem Zitel: — 

Britannia. Englands vorzüglichſte Romane und Novellen. 
veranftalteten Sammlung der vorzüglicäften neu erfcheinenden 
Romane und Novellen Englands in deuffcher Ausgabe. Band 
1—3 enthält: „Sames der Berurtheilte”, einer der 
wirfungsreihften Romane diefes Verfaſſers. 

Berlin, im Februar 1348. 
Duncker & Humblot. 


Bücher - Auction. 


Den 15. Mai d. 3. wird in Göttingen-die vom weil. Pro- 
feffor E. Bundfer nachgelaſſene Bibliothet, vorzüglich reich: 
haltig im ‚Sache der Surisprudenz, Philologie und Urkunden: 
Sammlungen, verfteigert werden. Der Katalog ift in allen Buch⸗ 
handlungen vorräthig oder Bann durch dieſelben bezogen werben. 


Vandenhoeck & Muprecht. 


Zeitſchrift 


hiſtoriſche Theologie. 


In Verbindung mit der von &, F. Illgen gegrün- 
deten hiftorifch-theologifchen Geſellſchaft zu Leipzig beraus- 
"gegeben von 


Dr. €. W. Wiedner. 
Jahrgang 1848. Gr. 8. 4 The. 


Säprlich erfiheinen vier Hefte. Inſertionsgebühren für den Raum 
einer Zeile 1%, Ror.; befondere Beilagen u. dgl. werden gegen 
Bergutung von 1 Thfr. 15 Nor. beigelegt. . 


Erftes Heft. h 

Inhalt: I. Die auf dem Religionsgefpräh zu Marburg im 
Zahre 1529 aufgejegten fünfzehn Glaubens» und Unions-Arti- 
Bel; nach der wiederaufgefundenen Driginalfchrift zum erften 
Male veröffentlicht von 9. Heppe. — II. Die Einweihung 
der höhern Landesſchule zu Sena am 19. Mär; 1548. Bon 
€. Schmid. — IM. Die Hriftliche Kirche in den Vereinigten 
Staaten Nordamerikas. Nach ihrem neueften Beftande darge— 

ftelt von W. Klofe. — IV. Die Diffenters in England. 
- Dargeftellt von W. Chlebus. 


Eeipzig, im März 1848. 
£ F. A. Brockhaus. 


Soeben sind erschienen und durch alle solide Musikhand- 
lungen zu haben: 


9’ 
Ferd. Gumbert’s, 
Auswahl von 12 neuen beliebien Gesängen 
aus Frankreich für eine Singstimme mit Begleitung 
des Piano. 2 Lief. a 17), Sgr. 
Dieselben mit französischem Text à 5 Sgr. 

In Frankreich haben diese Compositionen von Grisar, 
Niedermeyer, Labarre, Fuget, Arnaud, Masini, Adhemar und 
Comone in vielen Concerten Furore gemacht, sodass in 
kurzer Zeit mehre Auflagen nöthig geworden sind. Die 
deutsche Bearbeitung des beliebten Liedercomponisten Gum- 
bert wird gewiss sowol bei Künstlern wie Dilettanten glei- 
chen Anklang finden, 

Gunmbert. Fünf Lieder von Geibel, Heine ete. für 
eine tiefe Stimme mit Piano, Op. 23. 20 Sgr. 
Brufm, Der Traum der ersten Liebe von @eibel 
“ für Sopran oder Tenor mit Piano. Op. 95. 12'% Sgr. 
, Der arme Taugenichts für eine tiefe Stimme 

mit Piano. Op. 98. 12%, Ser. 

Berlin. 

Schlesinger’sche Buch- und Musikhandlung. 


Zur gefälligen Beachtung. 


Die Verjteigerung der hinterlajjenen Bibliotheken der Herren 
Korftmeifter St. Behlen, Dr. Weißenfee und Prof. Dr. 
Brand, welhe am 15. Februar beginnen follte, muß einge: 
tretener Umftände wegen bis zum 3, Mpril verfchoben werden. 

Kataloge find durch alle Antiquare und Buchhandlungen zu 
beziehen von 


SH. Pergah in Afchaffenburg. 


In dem Verlage von Grockhaus & Moenarius in Leipzig 
erfchien foeben und ift in allen Buchhandlungen vorräthig: 


THE ENGLISH READER. 


Neues engliſches Leſebuch für Anfänger, enthaltend Teichte 
Erzählungen in Profa mit Erklärungen für den Schul- 
und Selbſtunterricht. 

Von James Ralph, 

Lehrer ber englifhen Sprache in Dreöben. 

8. BVelinpapier. Geh. 12 Nor. 

Eine Auswahl von Erzählungen, welde ſich durch Klarheit 
und Reichtigkeit des Stils, jowie durch Kürze und Gediegenbeit 
des Inhalts auszeichnen. Anfänger in der englifhen Sprade 
werben durch den Gebrauch diefes Buchs in Eurzer Zeit fih in 
den Stand gefegt fehen, die bedeutendern Erzeugniffe der eng= 

liſchen Profa zu lefen. 


Bor einigen Monaten erfchien von Ddemfelben Berfaffer: 

A Guide to English conversation. Anleitung zur eng- 
lifchen Converfation, nebft kurzen grammatikalifchen Anmer- 
kungen für Schulen und zum Selbftunterriht und einem 
Eleinen Wegweiſer auf dem Gebiete der englifchen Literatur. 
12. 1847. Geh. 12 Ngr. 


Ein praktifder Leitfaden, der den Schüler in den Stand fept, in kurz 
zer Zeit über gewöhnliche Dinge geläufig zu fprechen. 3 


Für das Studium des Franzöfifchen ift zu empfehlen: 
Die widtigften Synonymen der franzöſiſchen Sprade 
nah Girard, Noubaud, Boifte und Andern, erklärt 
und mit Beifpielen clafjifcher Autoren verfehen. Ein noth= 
wendiges Hülfsbuch für Zöglinge höherer Kehranftalten. Von 
A: Waldow. Gr. 8. 1847. Geh. 10 Nor. 


Soeben ist erschienen: 


Zeitschrift 
für deutsches Alterthum 


herausgegeben 
von 
Moriz Haupt. 
Sechsten Bandes drittes Heft. 
Gr.8. Brosch. Preis 1 Thlr. 
Diesem Hefte ist ein ausführliches Register über die bis 
jetzt erschienenen 6 Bände dieser Zeitschrift beigegeben. 
Leipzig, im Februar 1848. 


BYeidmann’sche Buchhandlung. 


Durch alle Buchhandlungen iſt zu erhalten: 
Bollftändiger 


HAND-ATLAS 


über alle Theile der Erde. 
In 45 Siarten. 
Eolorirt I Thle., ſchwarz 18 Nor. 


Diefer Atlas empfiehlt fih durch feine Boll— 
ſtaändigkeit, namentlich in Bezug auf die deut⸗ 
fchen Bundesftaaten, fowie duch überaus billi- 

en Preis ganz befonders zum Schul und 

andgebraud. 

Leipzig, im März 1848, 


x 


2 


Ss. 0. Brockhaus. 


Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig. 


Literariſcher Anzeiger, 


1848. 


MV. 


> 5 P: 2 — IV Ban 
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften „Blätter für literariſche Unterhaltung‘ 
und „Iſis“ beigelegt oder beigeheftet, und befragen die Inſertionsgebuͤhren für die Zeile oder deren Raum 2%, Ngr. 


Beri 


t 


uͤber die im Laufe des Jahres 1847 
ei 


F. A. Brockhaus in Leipzig 


erfchienenen neuen Werfe und Fortſetzungen. 


(Beſchluß aus Nr. 


2V..) 


66. Schulze (E), Die bezauberte Roſe. Ein ro- | TI. Zaufffirden-Engiburg (Fanny, Gra⸗ 


‚Drei Theile. 


 Baffp (Dorquato), Das befreite 


mantifches; Gediht. Miniatur - Ausgabe. 
einband 1 Zhlr. 


Sn Pracht: 


Staeı (Anne Rouife Germaine de), 
Delphine. Aus dem Frangöfifchen. Zweite Auflage. 
Gr. 12. Geh. 2 Thlr 

Von: der: Verfafjerin erſchien früher in demfelben Verlage: 

De l’Allemagne. Nouyelle edition, preecdee d'une intro- 
duetion par Charles F;ancois Dominique de Villers et‘ enrichie 
du teste original des morceaux traduits, 4 vols, 12. 183, 
3 Thle. 20 Nor, : 

Zehn Sabre meiner Verbannung. 8.1822. 2. Thle, 10 Ner, 


. Zalvji, Gefhichte der Enlonifation von Neu: 


England, Don den erften Niederlaffungen dafelbft im 
Sabre 1607 bis zur Einführung der Provinzialverfaffung 
von Maffachuffetts im Sabre 1692. Nach den Quellen 
bearbeitet. Nebft einer Karte von Neu⸗England im Sahre 
1674. Gr. 8. Geh. 3 Thlr. 15 Nor. 
Ben der Berfafferin exfhien früher bereits: ebendafelbit: I 
Berfuh einer gefhihtlinen Eharakterifif dee Volkslie⸗ 
der germanifer Mationen, it einer Ueberjiht der Lieder 
außereuropäifger Bölterfchaften.. Gt, 8. 1840. 3 Thlr. 10 Nar. 
Die ünerhtbeit der Lieder Dfftan’s und des Macpherfon’fhen 
Sſſian's insbefondere. Gr. 8, 1830. 20 Nar. 


, Hiftprifhes Taſchenbuch. Herausgegeben von 12 


von Raumer. Neue Folge. Neunter Sahrgang. Mit 
dem Bildniffe F. von Raumer’s. Gr.12. 1848. 2 Thle. L5Ngr. 
Die erfte Folge des Hiſtoriſchen Taſch enbuch, zehn Zahrgänge (1830 
—39), foftetim herabgejestenPreife zufammengenommen 10 Thlr.; 
der erfte bis fünfte Jahrgang 5 Thlr. der ſechſte bis zehnte Sahrgang 
5 Ihlr., einzelne Sahrgänge I Thle. 10 Nor. Die Sabrgänge ber 

Neuen Tolge koſten 2 Thlr. bie‘? Thle. 15 Nor; 
Serufe: 


fem, Aus dem Stalienifchen überfegt von 8. Streckfuß 
Vierte Auflage. Zwei Theile. Gr. 12 Geh. I Ih, 
Ben der. erften Auflage dieſer Ueberfegung (mit gegenüberges 
drudtem Driginaitert) ift noch ein, Elsiner, Vorrath. vorhanden, 
von dem remplare zu dem herabgefehten Preife ven 20 gt. 
abgelaffen werden. \ f 
Sn ebendemfelben Verlage erfchien: 
Taffo (Eorquato), Auserlefene Inrifihe Gedichte. Aus dem 
Stalienifcyen überfegt von K. F örfter. Mit einer Einleitung ; „Ueber 
orquato Zaſſo als lyriſcher Dichter.” Zmeite, vermehrte und 
verbefferte Auflage. Zmei-Theile--Gr. 12. 1844. 1 Xhlr. 15 Nor. 


. Ungarifhe Zuftände, 
.» Programm der Sppofition. 


. Urania, 


Die preußziſche Verfaſſung vom 3 Feb 


fin), Die — von Sappyen, Gr. 12. 
Geh, 1Thlr. 15 Ngr. 

Ebendafelbit erfthien von der Verfafferin: 

Die Shwärmerin. Criählung.. Gr. 12. 1846. 1 Thle. 12 Ngr. 
PTischendorf (C.), De Esraelitarum per 
mare rubrum transitu. Cum tabula. Gr. 8. 
Geh. 8 Ngr. 

lieber die Wirren der Gegenwart. Betrahtun: 
gen, den Abgeordneten des Vereinigten Preußifchen: Land⸗ 
tages gewidmet von Emeritus. Gr. 8. Geh. I Nur. 
Erfte Auflage und zweite 
vermehrte Auflage. Gr. 12, Geh. 1 Thir 

Aus der zweiten Auflage wurde befonders abgedrudt : 

Nachtrag zur erften 
Auflage der Schrift: „Ungarifhe Zuftände”. Gr. 12. 
Gh. 4 Ror. 

Taſchenbuch auf das Jahr 1848. Neue Folge. 
Zehnter Jahrgang. Mit dem Biloniffe $. von Raumer’s. 
8. 1848. Cart. 2 Zhle. 15 Ngr. ’ 

Von frühern Sahrgängen der Urania find nur noch einzelne Exemplare 
von 1836-38 vorräthig, die im Herabgefesten Preife zu 12 Nor. 
der Jahrgang abgelajjen werden. Die Zahrgänge der neuen Volge for 
fien 1 Shlr. 15 Nar. bis 2 Thle. 15 Nat. “2'- 

an Bildnife F. von Raumer's jind Abdrüde ind, zu 10 Ngr. 
Beit (M.), Ber Entwurf einer Verordnung 
über die Berhältniffe der Juden in Preußen 
und Das Edift vom 11. 13 1813, Gr. 8. 


Sch. 8 Nor. 
ruar 


3844 
Abdrud. Gr. 8. Geh, 
Volks Biblinthek, 
134547, Geh. 4 Lhlr. } 
a jest erfijienenen Bände diefer Volks-Bibliotbek 
1. Joachim Nettelbeck. Bon J. Eh. a. Hafen, 
Zweite Auflage. 1845. 1 Zhle. h 

I. Der alte Heim. Bon & W. Keßler 
Zweite, mit Iufägen vermehrte Auflage: 1846. Lk Xpir. 
1. Die Sprichwörter und ſprichwörtlichen Ne: 
densarten Der Deutſchen. Bon W. Körte. 
Neue Ausgabe. 1847. 1CThlr. 

1V. Der deutſchen Auswanderer Fahrten und 
Schickſale. Von. Ger ſtäck er. Nit einer Karte 
der Vereinigten Staaten von Nordamerika. 1847. 1Thlr. 


Nebft einem Anhang. Erſter und zweiter 
4 Nor. 
Erfter- bis vierter Band. Gr. 8. 


80. Deutfches Volksblatt. Eine Monatfhrift für das 
Bolt und feine Freunde. Dritter Jahrgang. 1847. 12 Hefte. 
Gr. 8. 1 Zhlr. 

Der erfte und zweite Jahrgang koften jeder 24 Nor. 

81. Bon einem deutfhen Solbaten. Erſte und 
zweite Auflage. Gr. 12. Geh. 1 Ihe. 18 Nor. 

32. Werder (Bertha von), Altes Lieben, 
neues Hoffen. Roman. Gr. 12. Geh. 1 Thlr. 24 Nor. 

83. Zeitfhrift für die hiſtoriſche Theologie. In Ber: 
bindung mit der von E, F. Illgen gegründeten hiſtoriſch— 
theologischen Geſellſchaft zu Leipzig herausgegeben von 
Dr. EH. 8. Niedner,. Jahrgang 1847. 4 Hefte. 
Gr. 8. 4 Thlr. 


Snferate auf den Umſchlägen werden für bie Zeile mit AYz, Mor,, 

befondere Beilagen u, dgl. mit 1 Thlr. 15 Nor. berechnet. 
84. Deutfhe Allgemeine Zeitung. Verantwortliche 

Redaction: Profeffor F. Bülau. Sahrgang 1847. 
Täglich mit Einfehluß der Sonn- und Fefttage eine Num- 
mer von I Bogen. Hoch 4. Pränumerationspreis viertel- 
jährlich 2 Zptr. 

Wird Nahmittags für den folgenden Tag ausgegeben. Snfer- 
ttonsgebiühren für denRaum einer Zeile ANgr. Beſondere Bei— 
la gen u. dal, werden nicht beigelegt. 


85. Zestermann (A. Ch. Adf.), Die antiken 
und die ehristlichen Basiliken nach ihrer 
Entstehung, Ausbildung und Beziehung zueinander dar- 
gestellt. Ausführliche Bearbeitung der von der Acade- 
mie royale des sciences, des lettres et des beaux-arts 
de Belgique gekrönten Preisschrift „De Basilicis libri 
tres“. Mit 7 lithographirten Tafeln. Gr.4. Geh. 3Thlr. 


&5” Exemplare des lateinischen Originals „De Basilieis libritres‘‘ 
sind m demselben Preise ebenfalls durch F. A. Brockhaus zu 
beziehen, 


Rafael von Urbino und sein Vater Giovanni 
Santi. Von J. D. Passavant. Zwei Bände. 
Gr. 8 1839. Mit 14 Abbild. in einem Atlas 
in Grossfolio. Velinpap. 18 Thlr., Prachtaus- 
gabe (mit Kupfern auf chines. Pap.) 30 'Thlr. 
Bon diefem Werke wird jegt in der Ausgabe auf Velinpapier 

der Text ohne den Atlas zu 8 Thlr. 

der Atlas ohne den Tert zu 10 Thlr. 


einzeln abgelaffen. . Die Preife des ganzen Werks bleiben in 
beiden Ausgaben unverändert die bisherigen. 


Preisherabsetzung. 


Nachſtehende Schriften meines Verlags, die zuſammen 
eine vollſtändige mit mehr als 500 Abbildungen 
verjehene Eleine Bibliothek zum Studinm der 
Naturwiſſenſchaften bilden, erlafle ich jetzt zu 
beigefügten fehr ermäßigten Preifen: 
Anleitung zum Selbititudium der Mechanik, Zweite 
Aufl. (Früher 12 Ngr.) Jetzt 4 Ngr. — Sydroſftatik und 
Yöraulif. (8 Nor.) 4 Nor. — Pneumatik, (3 Nr.) 
Nor. — Akuſtik. (3 Nor.) 4 Ngr. — Pyronomik. 
Zweite Aufl. (I-Ngr.) 4 Nor. — Sptif. Zweite Aufl. 
(12 Ngr) 4Ngr. — Elektricität, Galvanismus und 
Magnetismus. Zweite Aufl. (I Ngr.) 4 Ngr. — Mine: 
zalogie. (22. Nor.) ENIr. — Kryftallographie. GNgr.) 
ANgr. — Geologie, (265 Nar.) 8 Ngr. — RBerfteinerungs- 
Eunde. (15 Ngr. 8 Ngr. — Chemie (22Ngr.) 8 Ngr. — 
Bergbau und Hüttenkunde. (IF Ngr.) 8 Ngr. — Me⸗ 
teorologie. (12 Nor.) 4 Ngr. — Anfangsgründe der 
Botanik, Zweite Aufl: (20 Ngr.) 8 Ngr 


* 


Erschienen ist und in allen Buchhandlungen zu haben: 

. .Dantis Alligherä 
Divina Comovedia 
hexametris latinis reddita 
ab 
Abbate dalla Piazza Vicentino. 
Praefatus est et vitam Piazzae adjecit 

i Carolus Witte. 

Gr. 8. Geb. 2’, Thlr. Engl. Lwdbd. 2Y, Thlr. 
‚ Diese die grossartige Dichtung des unsterblichen Dichters 
in lateinischer Sprache zum ersten Male vollständig ge- 
bende Bearbeitung eines ausgezeichneten Gelehrten Italiens 


wird von dem gesammten philologischen Publicum wie von 
allen Verehrern Dante’s willkommen geheissen werden. 


In unferm Berlage ift foeben erfchienen: 
LOUIS BLANG, 
Histoire de la revolution francaise. 


Tome deuxzieme. In-8. I Thlr. 


Daffeibe in deutſcher Ueberfegugg: 
Gefchichte der franzöfifchen Revolution. 
Zweiter Band, in 5 Lieferungen. 1 The. 7, Ngr. 

Zeipzig, im März 1848. 
Brockhaus & Avenarius. 


Das resp. Publicum wird zur Vermeidung jeglicher 
Täuschung aufmerksam gemacht, dass das hier allgemein 


beliebte Polkaständchem, welches mit 
grossem Erfolg im mehre Theaterstücke eingelegt und in 
verschiedenen Arrangements (für Piano, zu vier Händen, 
für Orchester, für vier Männerstimmen, für eine Singstimme) 
im Druck erschienen, von August Schäffer compo- 
nirt worden ist. Beim Ankauf ist auf den Namen des 
Componisten gemau zu achten! 
Berlin. 


Schiesinger’sche Buch- und Musikhandlung, 


Soeben wurde versandt und ist durch alle Buchhandlungen 
zu erhalten: — 


Die operative Chirurgie 
I. N. Dieffenbach. 


Elftes Heft. 
Gr. 8. Preis eines Heftes I Thir. 


Die Vollendung dieses Werks erleidet durch den Tod 
des berühmten Verfassers keine Verzögerung, vielmehr darf 
der Schluss desselben, nach einer dem elften Hefte bei- 
gedruckten Erklärung, in aller Kürze erwartet werden. Das 
Material liegt bereits vollständig vor und bedarf nur noch 
einer letzten Redaction, die einer Bestimmung des Verstor- 
benen gemäss sein Neffe, Herr Dr. Bühring, übernommen hat. 


Leipzig, im März 1848. 
FE. A. Brockhaus. 


x 


Soeben ist vollständig erschienen: 


DR. FREIHERR VON REDEN RE. 
VERGLEICHENDE KULTUR-STATISTIK 


Gebiets- und Bevölkerungs-Verhältnisse 
der 


GROSS -STAATEN EUROPAS. 


Mit vielen Tabellen. 
Gr. 8. Eleg. geh. 2 Thlr. 7, Ser. 


Wir führen über dieses Buch das Urtheil eines namhaften Publicisten an: „Gründlich, lichtvoil und in an- 
sprechender Form stellt es uns das Material vor Augen, aus-welchem Europas Gegenwart und Zukunft mit 
Sicherheit beurtheilt werden kann. Man sollte denken, dass kein Staatsmann, Politiker und Publicist, .kein 
grosser Kaufmann und Gewerbtreibender u. s. w. eines Werkes entbehren kann, welches die Grossstaaten nach 
allen äussern Bedingungen und Erscheinungen ihres Daseins schildert und jede einzelne Grossmacht durch die 
Vergleichung mit den übrigen in die überraschendste Vergleichung versetzt.“ Der Reichthum des Werkes kann 
aus der Inhaltsanzeige entnommen werden: 

Das Gebiet. I. Belegenheit, Grösse, Länderbestand. II. Politische Eintheilung, Bestand der einzelnen Theile. 
AI. Physische Eigenthümlichkeiten. Bodenbeschaffenheit: Land (Flachland — Gebirgsland) — Gewässer — Klimatische 
“ Verhältnisse — Bodenerzeugnisse. — Die Bewohner, I. Verbreitung und Zahl der Bewohner; deren Zunahme und 
Abnahme; Wohnorte, Wohnstellen; Familien; Trauungen, Geburten, Sterbefälle, Ein - und Auswanderungen; Geschlecht, 
Alterstufen; städtische und ländliche Bevölkerung. U. Stamm-Eintheilung, Sprachverschiedenheit. III. Religionsverschie- 
denheit. TV. Körperliche und geistige Eigenthümlichkeiten, Lebensweise, Gesundheitszustand. V. Beschäftigungsweise. 

Wie das Buch einerseits zur Vervollständigung jedes geographischen Werkes dient, so kann es anderseits 
in seinem ersten Theile ein solches für die Grossstaaten dem Staatsmann etc, ersetzen, da dieser Theil auf 


dem heutigen Standpunkt der geographischen Wissenschaft in schöner charakteristischer Sprache bearbeitet ist. 


Berlin. 


Alexander Duncker, königl. Hofbuchhändler. 


Reue naturwiſſenſchaftliche Werke 


aus dem Verlag von F. A. Brockhaus 
in Leipzig, 
welche durch alle Buchhandlungen zu beziehen find. 


Enrus (K. S.), Syſtem der Phyſiologie. Zweite, 
völlig umgearbeitete und ſehr vermehrte Auflage. In zwei 
Theilen, oder 6—8 Heften. Erftes bis viertes Heft. 
Gr. 8. Jedes Heft 1Thlr. 

Mit dem vierten Hefte iſt der erſte Theil vollftändig. 

Giebel (E. ©), Fauna der Vorwelt mit fleter 


Berürkfichtigung der Iebenden Thiere. Mono: 
graphiſch dargeftellt. In vier Bänden. Erfter Band. 
Gr. 8. Geh. 5 Thlr. 18 Nor. 


Diefer erſte Band (die Wirbelthiere enthaltend) beſteht aus drei 
Abtheilungen, von denen jede ein für ſich abgefhlofienes Ganzes bildet; 
die erſte Abtheilung: Die Säugetbiere der Vorwelt, koftet 1 Thlr. 
18 Ngr.; die zweite Abtheilung: Die Vögel und Amphibien der 
2orwelt, 1 Ihle. 10 Ngr.; die dritte Aotheilung: die Fiſche der 
Vorwelt, 2Ihlr. ONgr. Der zweite Band wird die Gliederthiere, 
der deitte und vierte Band die Bauchthiere behandeln. 

Pfeiffer (L.), Monographia Heliceorum 
viventium. Sistens deseriptiones systematicas et 
eriticas omnium hujus familiae generum et specierum 
hodie cognitarum. In zwei Bänden, ober 5—6 Heften. 
Erſtes bis drittes Heft. Gr. 8. Jedes Heft 1 Thlr. 10 Ngr. 

Dad dritte Heft bildet den Schluß des erften Bandes. 

Pritizel (& A.), Thesaurus literaturae 
botanieae omnium gentium inde a rerum botanica- 
rum initiis ad nostra usque tempora, quindecim millia 
opera recensens., In 3 Lieferungen. Erfte bis dritte 
Lieferung. Gr. 4. Jede Lieferung auf feinftem Mafchinen- 
papier 2 Thlr., auf Schreib-Belinpapier 3 Thlr. 


Schubert ($.), Handbuch der Forfihemie, Mit 
127 in den Text eingedrudten Holzichnitten. In fünf 
PeiE Erftes bis viertes Heft. Gr. 8. Jedes Heft 

Nur. 
DaB Bange wird in kurzer Zeit volftändig in ben Händen der Ab— 
nehmer fein. 


Thienemann (F.A.L.), Die Fortpflan- 
zungsgeschichte der gesammten Vögel 
nach dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft, 
mit Abbildung der bekannten Eier. Mit 100 colorirten 
Tafeln. In zehn Heften. Erstes und zweites Heft. 
(Strausse und Hühnerarten, Flugvögel, Steig- 
vögel, Saugvögel, Singvögel.) Bogen I—12 
und Tafel I-XX. Gr. 4 In Carton. Preis eines 
Heftes 4 Thir. 


Das dritte Heft, Bogen 13—18 undixafel XXI—XXX. (Singvögen 
ift zur Verjendung fertig. : 


Preis- Ermässigung. 


" Um die Anschaffung der Zeitschrift für deutsches 
Alterthum, herausgegeben von Moriz Haupt, namentlich 
für die erst mit dem 6. Bande eingetretenen Abnehmer zu 
erleichtern, haben wir den Preis der ersten fünf Bände von 
funfzehn Thalern | 


auf acht Thaler 


herabgesetzt, wofür dieselben von jetzt an durch alle Buch- 
handlungen zu erhalten sind. 


Leipzig, im Februar 1848. 
Weidmann’sche Buchhandlung. 


Bei F. A. Brockhaus in Leipzig 


erfcheint in einigen Wochen das erſte Heft eines in hohem Grade intereffanten und zeitgemäßen 
Werks unter dem Zitel: 


. — 
Die Gegenwart 
in Heften zu I Ngr., ein in ſich abgefchloffenese Werk und zugleih ein Supplement zu allen 
frühern Auflagen des Converſations Sexikon fowie namentlich eine Neue Folge des 


fo fehr verbreiteten Converfations-Lerifon der Gegenwart bildend. 


Sn allen Buchhand- 


lungen des In- und Auslandes werden Beftellungen darauf angenommen. 


Bei Julius Helbig in Altenburg erſcheinen aud für 1848; 


Hitzigs Annaglen der deutſchen und ausländi— 
ſchen Triminalrechts pflege, fortgeſetzt zuerſt 
von Dr, W. L. Demme, jeßt von Dr. Herm. 
Sb: Schletter, Jahrgang 1848. Gr. 8. Broſch. 
8 Thlr. 

und ift das Sanuarheft bereits an alle Buchhandlungen ber- 

fandt. Dafjelbe enthält: 

Die Ermordung des Großrath Leu zu Eber- 
{01% Nah den von Heren Alt» Obergerichtspräfident Dr. 
Rafimir Pfyffer mitgetheilten Actenftüden. — Zur Ge: 
ichichte des deutſchen Strafrechts. Auszug aus einer Eurbairi- 
ſchen Snftruction, die zu Anfang des 18. Jahrhunderts erlaffen 
wurde. — Zur Gefchichte der Lehre von den außerordentlihen 
Strafen und von der Abfolution von der Inftanz. Bericht 
der Suriftenfacultät an den Landgrafen Georg II. von Heffen- 
Darmftadt. — Der Scharfrichter im Gebiete der gerichtlichen 
Medicin. — Formfehler, 


*) Diefer Höchft intereffante Rechtsfall, der dad größte Auffehen 
unter den Gebildeten von allen Farben ertegte, dürfte diefem Hefte, 
das auch einzeln a 24 Nor. zu haben ift, einen ganz befondern 
Werth verleihen. 


Neu erichien foeben und ift in allen Buchhandlungen zu erhalten: 


Hanbbud 
gefammten Hausthierzucht 


für Landwirthe. 


Bon 
J. 8 ECh. Dieterichs. 
Gr. 8. Geh. 1 Thlr. 21 Ngr. 


Die Grundfäge der Hauöthierzucht recht allgemein bekannt, 
fie zu einem Gemeingut des landwirthſchaftlichen Publicums zu 
machen, ift der Zweck, den der mit diefem Zweige der Land» 
wirthfchaft wohlvertraute Verfaffer in diefem Werke ſich vorges 
feet hat. Landwirthe, die beftrebt find von der Viehzucht den 
Nugen zu ziehen, den fie gewähren fol und den man von ihr 
verlangen Fann, werden diefes Handbuch als eine zeitgemäße 
und wichtige Erfcheinung auf ihrem Gebiete willfommen heißen. 

Zeipzig, im März 1848. 

F U. Brockhaus. 


En vente à la librairie Broekhaus & Avenarius 
a Leipzig: 


Elements du droit international, 


par 


Menry EFheaton, 


7 


Ex- Ministre des Etats- Unis d’Amerique pres la Cour de Prusse, 
2 volumes in-8. 1848, Prix: 4 Thlr. 


L’auteur a reuni dans cet ouvrage, destine a l’usage des 
diplomates et des hommes d’Etat, l’ensemble des regles.de 
conduite qui doivent €tre observ&es en temps de paix et 
en temps de guerre, Une table des matieres bien complete, 
et un index ajoute à la fin de l’ouvrage, en rendent lusage 
tres-commode. : 


Oeſterreichiſche militairifche Zeitfchrift. 
1847. Zwolftes Seft, 
Diefes forben erfchienene Heft enthalt folgende Auffäse: 

1. Die Schlacht bei Amberg am 24. Auguft 1796. — U. Sce⸗ 
nen aus der Gefchichte des 2. k. Hufarenzegiments Szekler 
Ne. Il in den Feldzügen 1793 — 98. Dritte Abtheilung. 
— IM. Neuefte Militairveränderungen. — IV. Berzeichniß der 
in den Jahrgängen der Defterreihifchen militairifchen Zeitſchrift 
von 1811 bis einschließlich 1847 enthaltenen Aufſaͤtze. — V. Ans 
Fündigung des Werks: „Das Bud vom Erzherzog Karl! — 
VI. Bekanntmachung des Schluffes vom Jahrgange 1847 der 
Defterreichifchen militairiſchen Zeitfchrift. 


Wien, im Februar 1848. 1 
Draumüller & Seidel, 
8. &. Hofbuchhändler. 


Enteressunte Neuigkeit! 


4 — — 
Soeben erſchien und iſt in allen Buchhandlungen zu erhalten: 


Spren. 
„Honni soit qui mal y pense,‘* 


16. Gehefter 1 Thle.; gebunden I Thle. 8 Nor. 


Zeipzig, im März 1848. 
\ EM. Brockhaus. 


Drud und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig. 


Die Dotterfurchung nad ihrem Vorkommen in der Thierwelt und nach ihrer Bedeutung, 
von Dr. Franz Leidig, eine von der mediciniſchen Pacultät in Würzburg im Jahre 1847. gefrönte Preisſchrift. T. L 


Abſchnitt L 
Snfuforien. 


Diefe Thiergruppe nehme ich bier im: Sinne der neuren 
Spftematit, d.h. mit Ausfhluß der ‚Näderthiere, bey welchen, 
wie weiter unten zu erſehen, ganz. andre Verhältniffe, obwalten. 
Die Frage, welche nun bey den Infufionsthiecchen in der bes 
zeichneten Umgrenzung in Betracht kommt, ift dies pflanzen ſich 
die Infuſionsthierchen durch Eyer fort oder niht? Man hat 
dieſe Frage verfchieden beantwortet, wie es eben bie, Kenntniffe 
des Forfchers und‘ die principielle -Sdee eines Zeitraumes, von 
der denn doch. mehr oder weniger faſt jeder Bearbeiter beherrſcht 
wird, forderten. So fpricht der dänifhe Staatsrath D.F- 
Miülter'(Animaleula infusöria fluviatilia)etimarina 1786.) 
von Eyern der Infuforien bey Enchelys spathula, Vibrio in- 
testinum: in postica extremitate ova quatuor vel quinque 
sphaerica, Kolpoda nucleus : ovis raro et; quidem paueio- 
ribus , ferner 'bey Leucophra notata, Triehoda gibba, Tri- 
choda striata, Bursaria truncatella: ova tris vel quinque 
sphaerica, rufa. 

Herr von Gleichen (Auserlefene microſcopiſche Entdeckun— 
gen 1777 und Abhandlung über die Saamen: und Infu ions⸗ 
tbiechen 1778) erzählt: von Eyerſäckchen, die die Infuſions— 
thierchen nachſchleppten ; befchreibt auch eine Vorticelle, an wel⸗ 
cher er kleine Kügelchen am Ende des Styles dieſes Thierchens 
(nach ihm Legroͤhre) ſah. Nachdem er manches über, diefe ver- 
muthliche Legroͤhre und Kügelhen geſprochen, frägt er: „Wer 
follte wohl daran zweifeln, daß dieſe unbeweglichen. Kügelchen 

etwas andre, als wahre Eyer ſeyn koͤnnten?“ Dieſem - confe= 
quent gibt er weiter «unten: ald mögliche Vermehrungsweiſe die: 
fes Infuſionsthierchens auch die durch Eyerlegen an. 

Allein die hier genannten "Naturforfcher, ſo wie alle diefes 
Zeitabfchnittes nahmen es mit dem Begriffe eines Eyes nicht 
ſehr ferupulös: Irgend wie, gefärbte Körner oder Blafen galten 
ihnen’ als Eyer. Sie druͤcken ſich deßhalb auch: unbeftimmt 
aus. O. F. Müller z. B. bemerkt in der Characteriſtik ſei— 
nes Kolpoda nucleus, man ſehe in der Mitte des Körpers 
“eine Blaſe eum granulo seu ovulo. Von den hellen Kugeln 
der Kolpoda meleagris; glaubt Mülfer hinc ovula esse, 
vix duhium est.“ Bey Röfel findet, man »in- der, Beſchrei⸗ 
bung feines „Despelein= oder mifpelförmigen. Afterpolypen“ die 
Angabe: Fes find in ſelbigem verſchiedne dunkle und, faft ‚ganz 
ſchwatze Körner wahrzunehrnen, melde wohl Ener feyn Eönnten, ' 
(111.615.) Shrea nE' (Fauna .boiea. Il. 1803-2. 15. fg.) in der 
Einleitungzu feiner Aufgußthierchen ſpricht ſich in Betreff der Fort- 

Iſis 1848. Heft 3. 


pflanzung fo aus: „es giebt andere, die ſich eben fo gut durchs 
Zertheilen, al3 durch eine Art von Saamen oder Eyern oder 
vielmehr eyerartige Knoſpen fortpflanzen’‘. Eben fo unbeftimmt 
bey dem Sichel = Larghalsthierhen, Trachelius falx): „ſein heller 
Leib ift öfter mit zwey bis drey dunkeln, grünen Kugeln ges 
füllt, die aber feine Ener find, fondern entweder Eyerfammlun: 
gen, oder. bloßer Unrath, der von einem runden. Bläschen, das 
dem Thiere zu ‚gehören fcheint, umgeben. iſt.“ 

Auffallend und der Beobachtungsgabe des Mannes ein gutes 
Zeugnig augftellend, ift eine YUeußerung des Herrn von Glei— 
hen: „die Blafen, fo man gemeiniglic für Ener oder junge 
Thierchen in dem Leibe des erwachfenen hält, find vielmehr, wie 
ich. vielfaltig ‚bemerkt habe, öfters nichts andres, als Wirkun— 
gen der Aufbläbungen der musculöfen feinen Haut des Thier— 
chens, die oft eben fo gefchwind wieder verfhmwinden, als ent— 
ſtehen. Es iſt dahero ungemein. ſchwer »......die mahren 
Eyer oder Jungen, in, dem Leibe der Mutter, von den erft ge- 
dachten Aufblähungen der Haut, mit Gewißheit zu unter 
ſcheiden.“ 

Selbſt Ehrenberg, dieſe große Autoritaͤt in der microſco— 
piſchen Thierwelt, hat nach einer vorgefaßten Anſicht Eyerſtoͤcke 
und. Eyer im Koͤrper der Magenthierchen herauszufinden ges 
fucht. (Zufäße zur Erkenntniß großer otganifher Ausbildung in 
den Eleinften, thierifchen Organismen. Abhandig. d. Berl. Ac. 
1835. 156.) Ehrenberg beobachtete regelmäßige Fugel = oder 
enförmige periodifch den ganzen Körper des Thieres erfüllende, ‚zu 
andren Zeiten aber fehlende Körner von oft lebhafter Färbung. 
Diefe Körner erklärt Ehrenberg für Eyer. Beſonders wird 
von ihm Stentor .polymorphus für diefe Beobachtung em— 
pfohlen. Doch geiteht Ehrenberg, nie den wirklichen. Act 
des Außfriechens eines jungen. polngaftrifchen Thieres aus einem 
folhen En gefehen zu haben. Uebrigens fcheinen. die, rundliche 
Form der Körper, befonders aber. ihre lebhafte oft grüne, ‚gelbe, 
braune, tothe oder milhweige Färbung Ehrenberg zu dieſer 
Annahme beftimmt zu, haben. i 


Die neuſten Unterfuhungen -Uber den. Bau der Infuſorien 
die.an dem von, Ehrenberg gedeuteten Drganifationsverhält- 
niffen gar manches in Frage ftellen, haben die, von: ihm: bezeich- 
neten Eyer als ſolche verworfen. . Die, Erfahrung. hatı nehmlich 
gezeigt, daß ein Körper, den man als primitives Eh in der 
Thierreihe erkennt, immer ganz confequent. feſtgehaltene Form⸗ 
verhaͤltniſſe traͤgt. So weiß man, daß Eyhuͤlle, Dottermaſſe, 
Keimblaͤschen und Keimfleck nothwendige Requiſite eines primi⸗ 
tiven Eyes ſind. Alle dieſe angefuͤhrten Eytheile fehlen aber 
durchaus den von Ehrenberg und den früheren Forſchern als 


163 


Eyer der Infuforien angefprochenen Körpern. Daraus ergibt 
fih der MWiderfpruh von Siebold (Lehrbuch der. vergl. 
Anatomie 1845. 23.) und feine Behauptung, daß die Snfuforien 
fid) niemals durch Eyer fortpflanzen, von Ehrenberg aber 
theils Parenchymkörper, Pigmentförper, theils zerfallene Nah: 
tungsftoffe willkürlich für Eyer genommen wurden. 

Menn ich in diefer Sache auch meine Stimme hier abgeben 
fol, fo muß ih mic) auf die Scite derer ftellen, welche die 
Eriftenz der Infuforien=Eyer läugnen. Bey manchfachen Be: 
obachtungen der Drganifationsverhältniffe, forvie des Lebens und 
Zreibeng dieſer Thierchen, obwohl ich meine Aufmerkfamkeit 
fpeciell auf den fraglichen Punct richtete, ift mir big jegt nichts 
vorgefommen, was auf Fortpflanzung durch Eyer hätte fchlie: 
Ben lagen. "Vermehrung durch Theilung und Knofpenbildung 
dagegen, habe ich nicht felten zu fehen Gelegenheit gehabt, und 
zwar in der von v. Siebold und Köllifer (Miegmang 
Arch. 1847, Hft. 1.) angegebenen Meife, d. h. durch voran= 
gehendes Einfchnüren des Kerns und erft darauf folgende Ein— 
und Abfehnürung des Infuſoriums. Dagegen liegen neure 
Unterfuhungen von Focke vor über die Fortpflanzungsweiſe von 
Loxodes Bursaria. Sm Spätherbft und Winter fah diefer 
Naturforſcher fehr blaffe Eremplare, deren in der Mitte des 
Leibes gelegenes und von Ehrenberg für Hode genommenes 
dunkles Drgan in mehre Kreife abgegrenzt war, von melden 
jeder Kreis außer zwey contractilen Blafen wieder ein dunkles 
Drgan enthielt, fo daß diefe Kreife als junge Individuen nicht 
zu verfennen waren, deren Austritt aus dem Körper der Mutter 
auch wirklich beobachtet wurde. Man fann nur den Wunſch 
v. Siebold’s theilen, daß Focke feine intereffanten Unter: 
fuhungen hierüber in fpeciellerer Meife recht bald veröffentliche. 
(Amtliher Bericht über d. 22. Verfammlung deutfh. Natur: 
forfh. und Yerzte in Bremen. 1844. II. 110. u. v. Siebold 
Sahresbericht in Müll. Arch. 1845.) 


Bolypen. 


Aus diefer Thierclaffe habe ih, dba mir nur die Fauna des 
Binnenlandes offen fteht, an Hydra und Aleyonella im Sep: 
tember und Detober 1846. Beobachtungen über die erften Vor: 
gänge bey ihrer Entwicklung ausgeftellt. Ich werde deßwegen 
zuerft von den genannten Süßwafforpolypen mittheilen, was 
Andre und ich felbft gefehen, dann erft was in diefer Beziehung 
von Seepolypen befannt geworden ift. 

Eine nicht geringe Gonfufion befteht im Betreff der Hydren⸗ 
Eyer. Gerade vor 100 Fahren wurden diefe Eyer zuerft bes 
obachtet von Bernhard Juffieu, nachdem nidyt ſehr lange 
vorher die Suͤßwaſſerpolypen felbft von Trembley zum all: 
gemeinen Erftaunen in unſren Gemwäffern entbedt waren. Hier: 
auf bezüglich heißt e8 in den Abhandlungen d. ſchwediſch. Aca- 
dem. 1746. &. VII. ©, 211.: ‚Einen weißen Vielarm von 
diefer Urt fah Herr Bernhard v. Zuffieu mit Eyerkflum: 
pen, einen unten auf jeder Seite, an einem folchen Orte, da 
vermuthlic war, daß die Zeugung vorgehen koͤnnte. Weil Herr 
Zuffieu daffelbemal verreifen mußte, hatte er nicht die Ge- 
legenheit zu fehen, was aus diefen Eyern wurde. Hr. Neau: 
mur hatte dem Herrn Trembley Feine vollftändige Nachricht 
von dieſer Beobachtung ertheilet, daher meynet der Ieftere in 
feinem Buche, dieſe angegebenen Eyer wären andre Erhöhun: 
gen, bie fi bey den Polypen fonft befinden’, 

Röfel führt genau an, mas ec über die Entſtehung der 
Hydreneyer gefehen, giebt auch Tab. LXXXIII. Fig. 1 u. 2. 


— — — 
—— 


164 


eine fr feine Zeit gute Abbildung. Weil er aber nach mehr: 
monatlicher Beobadjtungs-. feine MWeiterentwidlung bemerken 
Eonnte: „mußte ich meine Meynung, in diefen Kugeln Eyer zu 
finden, fahren laffen, und nunmehr hielte ich fie vielmehr für 
eine Krankheit, welche den Tod der Polypen befoͤrderte“. IH. 502. 

Die Forfcher nach Nöfel erklärten die an der Schwanzbafig 
vorkommenden Kugeln bald für Eyer, fo Pallas „hanc per 
ovula propagationem ipse bis meis oculis perfeetam ob- 
servavi“, Wagler (der Braunfchweigifche Leibmedicus), zum 
Theil Blainville. Us Eranthem oder als angefchwollne 
Körner der Subftanz oder als Infuforien wurden fie ausgege- 
ben von Schrank, Schweigger, Boryde St. Vincent. 

Erft von Ehrenberg wurde dieſe Eybi’dung "in neufter 
Beit wieder. Elarer erkannt. und die bekannten ſchoͤnen Abbildun= 
gen geliefert. (Abhandlungen d. Berl. Acad. a. d. J. 1836.) 
V. Siebold's Verdienfte werde ich gleich näher zu bezeich- 
nen haben. 

Duiardin fpricht noch in neufter Zeit den Hydrarien ächte 
Ener ab. (Compt. rend. T. XXI. und Fror. N. Nat. 1846. 
808.) Er nennt fie Zwiebelchen, nach ihm: Theil eines leben⸗ 
den Körpers, der gleich der Knofpe einen, eignen Mittelpunct 
der Lebensthätigkeit erhält, und fich gleich ihr felbftftändig zu 
entwickeln beftimme iſt; der aber zu einem gewiſſen Zeitpuncte 
mit den Geweben und den Functionen des Muttergeſchoͤpfes 
außer Zuſammenhang tritt, und in welchem der Lebensprozeß 
eine Zeitlang ſchlummern fann, da das Zwiebelchen durch eine 
Hülle geſchützt ift, welche die Fähigkeit befist, ſpaͤter ſich aus— 
zudehnen. 

Mas ich felbft über Bildung, Beftandtheile und Entwidlung 
der Hydra = Eher (denn folche find fie unzweifelhaft) beobachtete, 
ift folgendes. Unter der glashellen, farbloſen Cutis fammelt 
fih nah und nad) Dottermaffe van. Letztres geſchieht unter 
Bildung von Drnamenten‘’ aͤhnlichen Formen. Nach und nad) 
verlieren! ſich die Gruppirungen mit dem -allmählichen Rund— 
werden des Ey’s. Sein Innhalt befteht aus. ziemlich großen 
Fettkörpern, die bey Anwendung von Effigfäure ihr fettartiges 
Anſehn verlieren, ohne ſich in Geftalt und Größe zu verändern 
(2), aus Molekularkörpecchen, in einem zähflüffigen Fluidum 
fufpendirt.. Beim Einreifen und darauf erfolgenden Ausfließen 
des Eyinnhaltes werden die Fett: und Molekularkörperchen: von 
dem Dotterfluidum zum  zellenähnlichen Haufen eingefchloffen. 
Wichtig ift die Frage nach Keimbläschen und Keimfled. DB. 
Siebold erklärt: „Ein Keimbläschen und Keimfled ift in den 
Hydra =» Eyern nie deutlich wahrzunehmen". Auh Laurent’sı 
Angabe, daß die Eyer von Hydra vulgaris grisea nicht con: 
centrifch zweyblafig gebildet feyen, fondern nur eine einzige 
Subftanz von fubblaftodermifcher Natur enthalten (Müllers 
Arch. 1841. CXL.) ift wohl 'gegen die Eriftenz des Keimbläs- 
chens gerichtet. "Diefen Behauptungen "muß ich widerſprechen. 
Sch fehe in’ den meiften Eyern das Keimbläschen auf dag deut⸗ 
lichfte. Es Liegt fehr oberflächlich, weshalb es bey det Com— 
preffion des Ey's gleich über die Dottermaffe vorfptingt, und 
enthält in der Negel nur einen, in ſeltenen Fällen zwey bis: 
drey Keimflede, Sn  Eyern, die den Furchungsprozeß noch: 
nicht durchgemacht, aber vollfommen rund ſind, vermiſſe ich 
das Keimbläschen jederzeit. nme 

Der Furchungsprozeß der Hydra» Ever ift von v. Siebold. 
zuerſt gefehen worden. „Sonderbarer Weife geht an den Eyern 
von Hydra ein Durchfurchungsprozeß vor fich, noch ehe fic die 
felben von den Polmpen getrennt und ehe fie ſich mit der harten) 


wie nach innen getheilt aus. 
zeuge in ihnen einen feinkoͤrnigen Innhalt. 


165 


ſtacheligen Schale umgeben. haben“. Sch habe. dieſes Phaͤno⸗ 
men in der oben genannten Jahreszeit an vielen Individuen 


der Hydra vulgaris aurantiaca geſehen. (Hydra fusca ſah 
ich um: diefe Sahreszeit fih nur durch Sproffen fortpflanzen.) 
Auffallendes Licht ift zu feinem Erkennen foͤrderlich. Vergebens 
ſuchte ih) ins Neine zu kommen über das Vorhanden- oder 
Nichtvorhandenſeyn der Kerne der Furchungskugeln. Nur das 
erfchien mir gewiß, daß fie niht von Membranen umhüllt wa= 
ren. Eyer, die bereits an Blätter, Unterfeite, der Steine ans 
geheftet find, erlauben durchaus Eeinen Ruͤckſchluß, ja fie find 
im Gegentheil‘ fehr raͤthſelhaft. Auch v. Siebold erklärt, 
den’ Beginn der Entwidlung des Embryos nicht! zu wiffen, noch 
fah er je die ungen aus den Eyern hervorfchlüpfen, was 
Pallas und Laurent’ gefehen 'haben . wollen. Ich unters 
fuchte viele gelegte Eyer nach verfchieden langer Aufbewahrung, 
fah aber immer nur die Fett: und Molefularkörperchen. Bon 
den Fettkoͤrperchen fagen meine hierüber gemachten Notizen aus, 
daß diefelben -nur der Minderzahl nad) rund, fetttropfenähnlich 
glänzend feyen, die meiften hingegen feyen verlängert, fahen 
Behandlung mit Efjigfäure ers 
Als’ weitre Veraͤn— 
derung erkannte ich das Confiftenterwerden des Eyinnhaltes, in 
Folge deffen beym Einreifen der Hülle der Dotter nichtmehr 
gleihmäfig ausfloß, fondern in gefrümmter wurmförmiger Ges 
ftalt, mit ziemlich ſcharfen Contouren hervortrat. 

Aleyonella stagnorum. Der Eyerſtock des Federbufchpoly- 
pen erftredt fich befanntlich bandförmig vom untren Ende des 
Magenblindfades in die Leibeshöhle hinein, an welchem ſich 
immer nur wenige Eyer entwideln. 

Die primitiven Eyer beftehen aus einer. zarten Hülle, und 
wenigem feinförnigen Dotter. Niemals fah ich in den Eyern 
der Alcyonella stagnorum ein  Keimbläshen, obſchon ich 
fie in’ fehe frühem Stadium ſah und ſo wenig mit. Dotter 
angefüllt, daß darunter liegende Körper deutlich durchſchimmer— 
ten. Ob v. Sie bio ld ein Keimbläschen mit: Keimfledt gefehen, 
ift zweifelhaft, denn feine Angabe, daß in den Eyern der 
Bryozoen fehr früh Keimblaͤschen und Keimfleck ſich verlieren, 
könnte auch daraus hervorgegangen feyn, daß man bdiefe Gebilde 
als jederzeit nothwendige Requiſite des primitiven Eyes ı betrach- 
tet. Ich möchte: vielmehr glauben, daß das Keimbläschen nie} 
mals in den Eyern der Aleyonella exiſtirt. Bemerkenswerth 
erfcheint mir in dieſer Beziehung, daß auch andre, Forfcher in 
andren Polnpeneyern kein Keimbläschen auffinden Eonnten. So 
vermißte Diratrefages bey einem von ihm nur aufgefunde— 
nen Polypen, Eleutheria dichotoma dag Keimbläschen (Ann. 
d. science. nat. T. 18. und Muͤll. Arch. 1843:) Auch bey 
Synhydra parasita, ein andrer von Duatrefages neu auf: 
aefundener Polyp, waren die Eyer ohne Keimbläshen: (Annal. 
d. se. nat. T. 20. 1843. und Müll. Arch. 1845.) Ferner 
Eonnte Rathke an den Eyern von ‚Coryne squamata fein 
Keimbläschen im Snnren erkennen. (Wiegmann's Arch. 
1844.) Wan Beneden. fab manche Eyer der Tubularien 
ohne ‚Keimbläschen ſich in einen Embryo ummandeln. (Müll. 
Ach. 1845. S. 111.) Nah all! Diefem liegt es mir näher, 
anzunehmen, daß das Keimbläschen in den primitiven Eyern 
mancher Thiere,, for hierin -specie bey Aleyonella , fehle und 
das‘ primitive Ey in diefem Falle eine Belle «repräfentire mit 
Membran und Eörnigem Innhalt ohne Zellenfern. 

Findet an den Eyern des Federbuſchpolypen Dotterfurhung 
ſtatt? In ſo weit meine Beobachtungen reichen, muß ich dieß 


— — 
— — — 


166 


verneinen. So lange die Eyer von ihrer zarten, farbloſen Hülle 
umgeben‘ find, ſieht man die Fett- und Molekularkoͤrperchen 
ſich mehren, und nad) dem Oeffnen des Ey's von dem Dotter— 
fluidtum bie und da zu Haufen zufammengehalten. Werden 
die Eyer von ihrer derben dunklen Huͤlle umfchloffen (als folche 
von Nöfehifür Saamen von Wafferlinfen genommen), fo kann 
man nur aus dem herausgelaffenen. Innhalte den. etwaigen 
Fortgang der Entwidlung auffaſſen. Aber an ‚einem: gelegten 
En ‚ı welches ich in den. Monaten. September und October 
1846. unterfuchte, glückte es mir, ‚eine Verändrung der. Dotter- 
maffe zu bemerken, ausgenommen, daß, wie, oben bey den 
Hydra-Eyern, die | Confiftenz des. Dotters zunimmt. Leider 
fehlt Aleyonella der Würzburger Fauna und aud) die Hybra- 
arten find. fo felten, daß ich an die Unterfuhungen des Herbftes 
jest im Frühling keine neuen anfnüpfen kann. 

Anlangend die Seepolypen, ſo wurde totale Furchung bey 
Campanularia genieulata gefehen von Lowen. (Wieg- 
mann s Arch. 1837. Th. 1.) Doch hielt er dieſe Einſchnuͤ— 
rung erſt in zwey Haͤlften, dann Vervielfaͤltigung jeder Haͤlfte 
fuͤr ſich bis zu einer Anzahl von mehr als dreißig, fuͤr eine 
Monſtroſitaͤt und frühzeitig begonnene Selbſttheilung der, Jun— 
gen. Die hiezu gegebenen Abbildungen find ſehr ſchoͤn und 
oft copirt, 

Wohl möchte auch van Beneden bey den Tubularien den 
Turchungsprozeß geſehen haben. Wenn nehmlih van Bene: 
den verfchiedne Fortpflanzungsweife der Tubularien in der Art 
aufführt, daß ‚ben der einen das Ey ſich ohne Furchungsprozeß 
in einen Embryo umwandelt, bey der andren Fortpflanzungs: 
weife ein ähnlicher Dotter fich traubenartig ‚vermehrt: und eine 
Menge mit einem Keimbläschen verſehene Eyer ‚hervorbringt; fo 
findet man! die: Frage v. Siebold’s fehr gerechfertigt, ob van 
Beneden nicht bey Tester Fortpflanzungsweife den Durchfur— 
hungsprozeß des: Ey's für seine. Eyervermehrung. angefehen und 
bey erftrer denfelben ganz überfehen habe, (Recherch. sur 
l’embryogenie ‚des Tubulaires: in. den, Memeir. d. l’Acad. 
Bruxell. 1844. und Müll. Ach. 1845.) 


Afalephen und Ehinodermen. 


Weil uͤber die erften Entwidlungsvorgänge beider Zhiergrup: 
pen bis jetzt nur von wenigen Arten etiwas- bekannt ift, Schrei: 
ber diefes garnichts aus eigner Anfchauung kennt, da er noch 
nicht dag Glück hatte, am. Meeresftrande Unterfuchungen. an— 
zuſtellen, ſo hat et es vorgezogen, beide Thierclaſſen zufammen 
kurz zu beruͤhren. Ehrenberg ſah und zeichnete ‚Dottertheis 
lung bey Medusa aurita. (Abhandlungen d. Berl: Ac. 1835.) 
Deutlicher erkannte v. Sieb old an den Eyern derfelben Me: 
duſe (Froriep Notiz Bd. EN. 1081:), daß nach. dem 
Schwinden des Keimbläschene Furchungen des Dotters eintre— 
ten. Sars beſtaͤtigte die v. Siebold'ſchen Beobachtungen 
an Medusa aurita und Cyanea capillata. (Wiegmanns 
Archiv 1841. Hft. 1.) 

Koͤlliker ſah Furchung ben Pelagia noctiluca. Ruͤckſicht⸗ 
lich der naͤheren Verhaͤltniſſe kam er zu dem Reſultate, daß 
die Furchungskugeln von keiner Membran umgeben ſind, und 
die Dotterhaut, während der erſten Stadien wenigſtens vor- 
handen iſt. 

Die wenigen Beobachtungen, welche über die Entwicklung der 
Echinodermen gemacht worden ſind, beſchraͤnken ſich bis jetzt 
nur auf die Aſteroiden. Nach Sars findet bey den Eyern 
von: Echinaster sanguinolentus und Asteracanthion Mülleri 


167 


vor ber Umwandlung des Dotters in einen infuforienartigen Em: 
Brno totale Furhung ſtatt. (Wiegmann's YArdiv 1837. 
Th. 1.) 

Helmintben. 


Won Siebold hat das Verdienft , zu einer Zeit, ſwo man 
der Dotterfurhung noch wenig Aufmerkſamkeit ſchenkte, diefelbe 
auch bloß bey Fröfchen und Fiſchen "mit "Sicherheit, aber ‚ohne 
Einfiht in das Weſen derfelben befannt war, nachgewieſen zu 
haben, daß diefe merkwürdige Erfdreinung aud an ber Dotter: 
maffe mehrer Rundwuͤrmer ſich finde, (Burdach, die Phy— 
ſiologie als Erfahrungswiſſenſchaft, Bd. Il. 2. Aufl 1837.) 
Bis jetzt ſind auch die Nematoden die einzige Ordnung der 
Helminthen geblieben, an deren Eyern Dotterfurchung beobach⸗ 
tet wurde. (Wenn Biſchoff (Kaninchen-Ey p. 66.) das 
Ey, mwelhes Mayer von Distoma eylindrienm abbildet, "als 
gefurchtes betrachtet, fo beruht dies wohl auf Taͤuſchung.) 

Ben Ascaris nigrovenosa, acuminata, suceisa, oseulata, 
labiata ete. Strongylus auricularis, filaria, dentatus, :Fi- 
laria inflexo-caudata, rigida. Sphaerularia 'Bombi, Cu- 
cullanus Emydis lutariae wurde Dotterfurchung  gefehen, wäh- 
rend bey andren Ascaris, Cueullanus-Arten die Beobachtung 
ein andres Entwiclungsfhema berausftellte. 

Die Eyer der bezeichneten Helmintben find für das Verffänd- 
niß des Furchungsprozeffes von großer Wichtigkeit geworden. 
Die Leichtigkeit nehmlich, mit welcher man ſich bier dag Beob— 
achtungsmaterial verſchaffen kann, die geringe Dottermaffe, bie 
bequeme Handhabung des Dbjectes,, die Möglichkeit an einem 
Ey unter dem Microfeop die fuccefiiven Vorgänge zu verfolgen 
— all" Dieg hat! die tüchtigften 'Sorfcher bewogen, ihre Stu— 
dien an Nematoden= Eyern zu machen, als es ſich handelte 
um Aufklärung uber Werfen und Bedeutung des Furchungss 
prozeſſes. Und es iſt Jedem, der fich in den jetzt darüber 
obwaltenden Discuffionen eine 'eigne Meynung bilden will, zu 
rathen, fich zuerft an die leicht zu habenden Rundwurmeyer zu 
wenden. 

In dem zuletzt angebeuteten, Sinne — ‚Aufklärung des We— 
ſens und der Bedeutung des Furchungsprozeffes — find von 
großer Michtigfeit die Arbeiten von Bagge (Dissertatio de 
evolutione Strongyli 'aurieularis et Ascaridis acuminatae 
viviparorum. 'Erlang. 1841.); Kölliker (Beytrige zur Ent- 
wicklungsgeſchichte wirbellofer Thiere. Mil. Ach. 1843.); 
Reichert (Der Furchungsprozeß und "die, fogenannte Zellen— 
bildung um Innbaltsportionen (Muͤll. Arc. 1846.) 

Bagge’s Differtation, unter dem Einfluß: von Si ebold’s 
geſchrieben, gab als weſentlich Neues das DBerhalten der ſchon 
früher von v. Siebold in den Furchungskugeln dev Entozoen: 
ever bemerften hellen Flede, zur Dottertheilung felbft. Nach 
ihm geht nehmlich jeder Theilung der Furchungsfugel eine Thei— 
fung bes hellen Bläschen — von Bagge als kernloſe Zelle 
erklärt — voran. Der ganze Vorgang der Furchung if bey 
den genannten Würmern nah Bagge furz der: in den bes 
feuchteten und in dem Uterus angelangten Eyern fchwindet das 
Keimbiäschen. Hierauf zieht ſich die Dottermaffe von der Ey: 
haut zuruͤck und erfcheint von einer eignen feinen Hülle inner 
halb der Dotterhaut umfchloffen. Nun tritt in dem Centrum 
des Dotters ein helles Bläschen, auf, welches ſich alsbald in 
zwey zu zerlegen beginnt. , Gin jedes dieſer Blaͤſschen begiebt 
fih in dem Dotter gegen einen der Pole des eyfoͤrmig geſtal⸗ 
teten Dotterg, und fobald fie hier eine beftimmte Stelle tinges 


168 


nommen haben, ‚beginnt die Theilung des Dotters, der ſich jetzt 
in zwey Maffen um jene Bläschen gruppiert. Sodann: tritt 
in. jedem: diefee Bläschen eine abermalige Zerlegung ein; die 
Dottermaffe: folgt derfelben und. ſo theiten ficy die Bläschen 
und die Dottermaffe fort und fort, bis der ganze Dotter ‚end: 
lich einer Brombeere gleicht, diel.aus Kugeln. zufammengefeßt 
ift, deren jede ein helles’ Bläschen einſchließt. Später konnte 
ev legtre nichtmehr an den Dotterfugeln erkennen. Aus den 
fih nun immer mehrenden und Eleiner „werdenden Dotterkugeln 
wird nun der, Embryo unmittelbar aufgebaut, 

Durch Bagge's Arbeit auf die Eingeweidewuͤrmer aufmerk- 
fam gemacht, nahm Koͤlliker auch dieſe zum. Geyenftande 
feiner Unterfuchungen. Er beſchreibt den Furchungsprozeß bey 
Ascaris nigrovenosa, acuminata, suceisa, wobey er die An— 
gaben Bagge’s und v. Siebold's theilweife beftätigte. 
Drauf förderte er die, gegenftändliche Erkenntnig des: Furchungs— 
progeffes einen Schritt weiter durch die Entdeckung eines Kleinen, 
der Wand des hellen, Bläschens ‚anliegenden Kerns. Er erklärte 
deshalb dieſe Bläschen‘ als Zellen, nannte fie Embryonalzellen 
und machte wie Bagge die Furchung abhängig von der ‚Eis 
ftenz und Vermehrung diefer feiner Embryonalzellen. 

Die Reichert'ſche Darftellung des Furchungsprozeſſes an 
Strongylus auricularis kann ihrer Natur nach erſt im zweyten 
Abſchnitt zur näheren: Würdigung: fommen. 

Noch habe ich-ruͤckſichtlich der Frage, bey welchen. Nund- 
wuͤrmern Furchung fich findet, eine Beobachtung benzufügen. 
Sch erkannte nehmlich die betreffende Erfcheinung auch. bey An- 
zuillula fuviatilis im März 1847. Dieſer Wurm iſt Iebenz 
dig gebärend. Die Gefchlehtsöffnung befindet ſich in der Mitte 
des langen Körpers, ftellt eine  Querfpalte dar, auf papillen= 
artiger Hervorragung, Man: trifft. ‚Individuen; angefüllt mit 
Eyern, vom zweyten Fuchungsftadium an bis zu entwicelten, 
im Ey aufgerollten Jungen. Der Dotter iſt ziemlich grobkoͤr— 
nig, aus jeder Furchungskugel buchtet ein heller Fleck hervor. 
Ob auch Kerne der hellen Flecke vorhanden: feyen, verfahr ich, 
nicht. i \ ; 


Strudeltwürmer. 


Bis jest ift bloß über die Entwidlung der Planarien durch 
v. Siebold und Fode (über PlanariaEhrenbergii, in den 
Annalen des Wiener Muſeums der Naturgefhihte Bd. J. 
Abth. 2. 1836.) "Manches befannt geworden.“ u % 

Meine auf die‘ erfter Bildung des Ey's gerichteten. Stubien 
an Planaria und Polycelis find ohne Reſultat ı geblieben.) Ge⸗ 
legte Planarineyer habe ich nicht wenige unterſucht. Ihr Inn— 
hatt bot ſich mir unter zwey Foͤrmen dar— su ——— 

War noch keine Embtyonalgeſtaltung vorhanden, ſo beſtand 
entweder) der Eyinnhalt nach‘ feiner" ganzen Maſſe aus den 
gleich näher zu characteriſirenden Zellen, oder er beftand in ſei— 
ner groͤßren Innbaltspartie aus einem Haufen von Fettkoͤrper— 
ben und Fettblaͤschen der verfchiedenften Größe, aud Bläschen 
oder Tropfen von hellem, durchſichtigem, nidyt fettartigem‘ Aus— 
ſehen. Die übrige Dottermaſſe bildeten Zellen, welche die be— 
zeichneten Elementartheile in manchfacher Gruppirung als Inn⸗ 
halt beſaßen. Dieſe Zellen ſind von fehr verſchiedener Geſtalt, 
rund, oval, ausgebuchtet, mach einer oder mehren Richtungen 
verlaͤngert, mitunter ganz regelloſe Formen bildend. Unter dem‘ 
Innhaltskoͤrperchen läßt ſich in den meiſten Faͤllen eines heraus— 
finden, welches die andren an Größe uͤbertrifft und wohl als 
Zellenkern bezeichnet werden könnte. WX 


169 


Un biefen Zellen machte v. Siebold die merkwürdige Ent- 
deckung einer Art periftaltifcher und antiperiftaltifcher Bewegung, 
wodurch die Beſtandtheile einer jeden Zelle hin und her gefche- 
ben werden. Diefe Contractionen einer elementaren Zellenmem- 
bran haben die Aufmerkfamkeit der Phyfiologen in nicht gerin= 
gem Grade erregt. Es mögen wohl manche Forfcher darauf 
ausgegangen feyn, fich dieſe eigenthiümlichen Bewegungen zur 
Anſchauung zu bringen. Erft durch Kölliker jedoch (Wieg- 
manns Archiv 1846. 4. Heft) wurden die Erfahrungen von 
Siebolds beftätigt. Köllifer nimmt, geftügt auf die Er: 
fahrungen bey andern Thieren, an, daß diefe Zellen feine andern 
find, als diejenigen, die überall unmittelbar nach dem Furchungss 
proceß entftehen. Der vorhin befchriebene Eyinhalt: Anmwefenheit 
von Fettköcperchen und entwicelte Zellen, die Fettkoͤrperchrn als 
Innhalt bergend, veranlaffen mich, diefer Meynung beyzutreten. 

Mas aber die Contractiongerfcheinungen der Zellen betrifft, 
fo muß mich ein befonderes Mißgeſchick verfolge haben, denn 
noch nicht ift e8 mie gelungen, diefe Bewegungen wahrzuneh— 
men. Anfangs freylich unterfuchte ich die Dottermaffe immer 
mit Maffer verdünnt, fpäter ohne Waſſer. Auh Kölliker 
führt an, daß er die Bewegungen nur bey Zuſatz von Speichel 
gefehen und auch dann lange nicht in allen Fällen, 

Leicht kann man fich davon überzeugen, daß-in einem Ey 
mehrere Embryonen zugleicy fich ausbilden. Allerdings eine 
ſehr auffallende Erfcheinung, wenn diefe mehreren Embryonen 
aus dem urſprünglich einfachen Haufen der Zellen, die in Folge 
der erften Entiwidelung fidy gebildet haben, entftehen. (Koͤll.) 

Embryonen, deren Entwidlung fchon weit vorgefchritten ift, 
flimmern an ihrer Oberfläche, die ſtabfoͤrmigen Körperchen der 
Hautihicht fommen beym Druck zum Vorſchein. Der con- 
tractile Schlund ftredt fi hervor. Die Hautfhicht fah ih an 
folgen Embryonen hell, doc ohne deutlich erkennbare Zellen: 
ſtructur. Die dendritifchen Veräftelungen des Darmcanals jedoch 
beftanden aus Zellen der manchfachſten Größe, mit verfchiedenem, 
bald Eleinförnigem, bald fetttropfenähnlichem Innhalt. Manche 
umfchloffen endogene Zellen. 


Rotatorien. 


Die Eyer der Raͤderthiere wurden ſchon mehrfach gezeichnet 
und beſchrieben. Roͤſel gab im Jahre 1745. Abbildungen der 
Eyer von dem gefelligen Eeulenförmigen Afterpolypen”. „Die 
Eyer find allezeit etwas dunkler von Farbe, als die Kreatur 
feibft, und ungeachtet felbige braunlichtgelb ausfieht, fie felbft 
aber mit lauter fehr zarten Körnern von einerley Größe und 
Form angefüllt zu feyn fcheinen, fo find fie doc ziemlich) 
durchſichtig.“ II, 594. 

Ehrenberg gab die Entwidlung mehrerer Räderthiere, 
überfah aber den Furchungsproceß, obgleich mehrere von ihm 
abgebildete Motatorieneyer fih in der Furchung befanden, z. B. 
T.LV. Fig. VII, 4. Tab. LXIV, Fig. Il, 3. des großen Sn= 
fuſorienwerks. 

Koͤlliker wies zuerſt nach, daß ſich das Ifragliche Phaͤno— 
men auch auf die Räderthiere erſtreckt und zwar an den Eyern 
von Megalotrocha albo-flavicans. „Die Furchung iſt total 
und bietet fich meift bey einer einzigen Gruppe von Individuen 
in allen Stadien von ben allererften bis zu denen, wo die 
Kugeln nur noch 0,003‘ meffen, zur Beobachtung dar. Sie 
jeigt wenig von dem bey andern Thieren Abweichendes und hat 
nur in Beziehung auf ihr Vorfommen bey einem fo niedern 
Thiere Überhaupt und wegen der Verhältniffe der in den Fur: 

Iſis 1848. Heft 3. 


170 


chungskugeln eingefchloffenen Bläschen, größere Wichtigkeit. Was 
die Ießteren anbelangt, die durch Zerdrüden der Eyer leicht iſo— 
liert und fo einer genaueren Unterfuchung unterworfen werden 
Eonnten, haben diefelben einmal ganz beftimmt Zelfchen mit 
zarter Membran und hellem flüffigem Innhalt, und zweytens 
enthielten fie alle einen, oder, wie ich in einem einzigen Falle 
ſah, zwey wandftändige fehr große, homogene Kerne. — Sn 
den Eleinften Kugeln, die ich fah, Fonnten wohl noch die Em— 
bryonalzellen, nicht aber deren Kerne wahrgenommen werden.“ 
(Froriep N. Not. No. 596, 1843.) 

Im July und Auguft 1846. fah ich die Furhung an ben 
Eyern der Notommata centrura, welche in der Enmweißfchicht 
der Phyſaeyer ſich eingenijlet hatte und hier colonienmweife lebte. 
Es ift hier die Furhung allerdings nicht ſehr in die Augen 
fpeingend, fondern fie verlangt ein fchärferes Zufehen, Sch fah 
damals deutlich die hellen Bläschen der Furchungskugeln, Eonnte 
aber nicht deren Kerne erkennen. Doc) lege ich hierauf Eein 
Gewicht, glaube vielmehr, daß ich fie eben überfah, weil mein 
Auge noh nit an deren Auffuchen gewöhnt war. 

Im October 1846. gelang e8 mir, auch die Megalotrocha 
albo-flav. (fie mangelt den Würzburger Gewäffern) zu beob- 
achten, mo ich von ber Nichtigkeit dee Köllikerfchen Erfah: 
rungen betreffend die Eriftenz der hellen Bläschen und deren 
Kerne mich Überzeugen Eonnte. 

Noch babe id im April 1847. totale Furchung gefunden 
bey einer Euchlanis, die in Geſellſchaft von Rotifer an Asellus 
aquaticus in ziemlicher Menge ald Schmaroger getroffen wird. 
As auffallend verdient noch hervorgehoben zu werden, daß ich 
nie im Keimbläschen ausgebildeter Eyer einen Keimfleck gewahr 
werben Eonnte. 

An den Ehern der Iebendig gebährenden Näbderthiere fucht 
man vergeblich nad) Furchung. Ueberhaupt erblicke ich an den 
Eyern diefer Thiere manches Sonderbare. So fieht man als 
feühefte Enform Zellen mit durchfichtigem bläschenförmigem Kern, 
die bey weiterer Entwidlung einen feinförnigen Innhalt erhalten. 
Sn letzterem find eingebettet zwey Bläschen, wovon das eine 
einen feinförnigen Innhalt befist, in dem zumeilen wieder ein 
bis zwey helle Flecken erfcheinen. Das andere Eleinere Blaͤs— 
chen ift heil, ohne koͤrnigen Innhalt. 

Auch in den Eyern einer Tardigraden: Art (Emydium), welche 
in Dachtinnen ich vorzüglid) fand, habe ich nach Furchungsers 
fheinungen gefpäht, doch fand ich nichts derartiges. Auch aus 
den Befchreibungen Doyeres (Annal. d. scienc. nat. 1840. 
T. XIV.) ſpricht nichts für Furchung der Zardigradeneyer. Das 
Ey von Maerobiotus Oberhäuseri, welches auf Planch. 14, 
fig. 15. abgebildet erfcheint, möchte man auf den erften Anblick 
bin für gefurcht halten, allein diefe maulbrerartige Geftaltung 
des Eyes ift bedingt durch „tubercules arrondis“ auf der 
Eyhuͤlle. 

Wenn ich nun gleich keine Furchung an meinen Emydium- 
Eyern entdedte, fo machte id) doch eine andre neue Beobachtung 
an denfelben. Der Dotter zeigt nehmlich daffelbe Phaenomen, 
das bis jegt bey Mollusken, einigen Entozoen, Afalephen, Po: 
Inpen, Fifchen, Froͤſchen, Saͤugethieren als Notationgerfcheinung 
bekannt wurde. Die Dotterfugel fehe ich (Febr. 1847.) in 
langfamem Rhythmus in der Enhülfe fih ummälzen. Letztere 
umgibt den Dotter fehr genau, fo das Gilien, die doch wohl 
auch hier die bewegende Urfache find, nicht unterfchieden werden 
Eönnen. Eyer, die noch feine Notation zeigen, enthalten einen 
feinförnigen Dotter, deffen Molekule gegen das Genttum mehr 

11” 


171 


angehäuft find, baher die Peripherie lichter erfcheint. Das 
ganze Ey hat einen Stich ins Roͤthliche. Eyer mit Rotation 
befigen außer dem gegebenen Innhalt noch lichte Bläschen 
(Zellen? ). 


Ningelwürmer. 


Schon 1839. beſchrieb Filippi den Furchungsproceh bey 
Clepsine. (F. de Filippi: sopra l’anatomia e lo sviluppo 
delle Clepsine. Pavia 1839. und? Müllers Arch. 1842. 
CLX.) Nach ihm nimmt der Dotter während der Entwidlung 
eine abgeplattete Form an und zerflüftet in ſechs Portionen, 
welche in ihrer Mitte ein fiebentes Dotterftüd einfchliefen. 
Hierauf zerkluͤften diefe fieben Dotterſtuͤcke, das fiebente mittlere 
zuerft in £leinere und immer Eleinere Stüdchen, wodurch die 
ganze Oberfläche der Dottermaffe zulegt ein granuliertes Anſe— 
hen erhält. 

Ueber daffelbe Genug hat Grube in neuefter Zeit eine Dar: 
ftelung der Entwidlung gegeben. (Unterfuhungen über die Ente 
wicklung der Anneliden (Clepsine) 1844., und Müllers Ars 
div 1845. ©. 93 und 122.) Grube fah bey dem Durdy: 
furchungsproceß diefer Eyer nur acht Meridianfurchen entftehen, 
daher der Dotter der Glepfineneyer niemals brombeerartig zer— 
Elüftet, In jedem der Dotterfegmente entfteht ein Eleiner ku— 
gelförmiger mit einem grauen Centrum verfehener Körper, wel 
hen Grube Wandungskugel oder Wandungsballen nennt. 
Diefe Wandungsballen werden von den Dotterfegmenten aus: 
geftoßen, und nach dem einen Pol des Eyes bingedrängt, wenn 
fie fich vermehren, und zulegt ein dreyediges Feld bilden, das 
als Embryonal= Feld die Grundlage zur Leibeswandung des 
Embryos abgibt. 

Die Zerklüftung des Dotters in feiner Aufeinanderfolge zu 
ftudieren, langte mir die Zeit nicht zu, da wegen des dießjaͤhrigen 
fpäten Frühlings erft gegen Mitte May Clepsine Eyer legte. Doc) 
kann ich aus eigner Anfchauung Folgendes fagen. Das Keim 
bläschen befißt eine wechfeinde Zahl von Keimfleden. Bisweilen 
fehe id) nur einen runden Keimfled, der ein bis drey Flecke zeigt, 
ganz das Ausfehen von Cavitäten bietend. In andern Fallen 
finden ſich zwey bis drey Keimflede. Waren mehrere vorhanden, 
fo übertraf immer einer die übrigen an Größe. Der Dotter 
des reifen Eyes befteht aus Fett£örperchen von molefulärer Größe 
bis zu einer Größe, die die der Stearintäfelchen des Froſchdot— 
ters erreicht, nur find fie nicht vieredig, fondern rundlidy oder 
auch verfchieden eingebuchtet. Die größten Fettkörperchen find, 
fo fange fie in der Dottermaffe eingebettet liegen,, von einem 
hellen Hofe umgeben. Nah angewendetem Drud breitet fic) 
der helle Raum aus; Grube nimmt ihn für eine dag Fett— 
koͤrperchen umfchließende Hülle, auf mich macht er immer nur 
den Eindrud einer zähen Flüffigkeit, die das Fettkoͤrperchen um: 
f&hloffen hält. Die Fettkörperchen ohne die dubioͤſe Hülle, fowie 
die Molekularkörperchen find von dem Dotterfluidum zu ver: 
fchieden großen Kugeln zufammengeballt, die bey Anwendung 
von Drud ihre Geftalt leicht verändern, an ihrer Peripherie 
Körperchen verlieren, bey ihrem Zufammentreffen mit einer andern 
Kugel mit diefer zufammenfließen. Werden die größeren Dotter- 
förperchen einem fehr ſtarken Drud ausgefeßt, fo fehwindet der 
fie einfchließende helle Naum, bey fortgefegtem Drud verlängern 
fie fi) walzenfoͤrmig, fließen an den Enden zufammen und 
formieren fo lange Stäbe. 

Grube befchreibt unter den Snnhaltskörperchen des befruch- 
teten Eyes auch „Kernkugeln“ d. h. ganz farblofe, ducchfichtige 


172 


Eugelige Körper ohne irgend einen characteriftifchen Glanz. Ich 
habe diefe Kugeln auch gefehen, kann fie aber nur für Zropfen 
de8 Dotterfluidums halten, dem ſich zufällig ‚audy einige Mole- 
Eularkörperchen ankleben Eönnen. 

Wenn v. Siebold glaubt (Müll. Ar. 45, 73.), die Wan 
dungsfugel oder. der Wandungsballen Grubes entfpreche höchft 
mahrfcheinlich der Embryonalzelle von Kölliker, fo kann ich 
dieß nicht gelten laffen. Vielmehr entfpricht der Wandungs— 
ballen Grubes einer Furchungskugel, infofern ſolche ein Con— 
glomerat von Dotterförperchen darſtellt mit bläschenförmigem 
Kern und Kernkörperchen. Ich habe mic, nehmlich aufs voll- 
£ommenfte überzeugt, daß auch bey Clepsine die hellen Blaͤs— 
hen (graues Centrum Grubeg) Kerne befiken, gewöhnlich 
zwey, hie und da drey. Sie find, fo lange die Furchungskugeln 
noch eine gewiffe Größe befigen, fehr ſchwer zu erfennenz fie 
müffen fo eigentlich gefucht werden und zwar von einem Auge, 
das diefe Körperchen ſchon bey andern Thieren gefehen hat. 
Sie find von blaffen Conturen, zarten Anſehens, brechen das 
Licht nicht ftart, Mit dem Kleinerwerden der Furchungskugeln 
— MWandungsballen Grubes — werden fie deutlicher. In 
den Kernen der jüngften Furchungskugeln findet ſich häufig 
nur ein Körperchen, aber fo groß und deutlih, daß es felbft 
weniger geübte Augen anfichtig werden. Es hat jeßt auch einen 
Stich ins Gelbliche. Werden die Furchungsfugeln duch Drud 
zerftört, fo Eleben die frey gewordenen Kerne leicht an einander, 
und es bietet ſich nicht felten ein Bild dar, dag man als endo= 
gene Bildung deuten koͤnnte. 

So viel von Clepsine, nun zum Blutegel. In feiner Ent- 
widlungsgefchichte des medicinifchen Blutegels, die E. H. We— 
ber 1828. in Meckels Archiv mittheilte, hatte er den Fur— 
chungsproceß des Dotters nicht erkannt. Neuerdings aber (Muͤl— 
lers Arch. 1846.) hat er ihn am Ey des medicinifchen Blut: 
egels beobachtet. Nach ihm fchreitet derfelbe nicht ganz regel 
mäßig fort (hat alfo wohl AehnlichEeit mit der folgenden Ne- 
phelis). Dagegen unterfchied Weber in den entftehenden Ab: 
theilungen eine runde Zelle und an diefer wieder einen deut— 
lichen Nucleus. Von einer endogenen Zellenbildung Eonnte ſich 
Meber nicht überzeugen, wohl aber, daß ſich nad) und nach der 
größte Theil des Dotters in viele große und Eleine, neben ein= 
ander liegende, Eugelrunde, durchfichtige Zellen verwandelt, von 
welchen die meiften einen deutlichen Kern befigen und daß bey 
Bildung diefer durchfichtigen Zellen, allmählich die überaus Eleinen 
zahlreichen Körnchen, die die Dotterfubftanz unducchfichtig machen 
und ihr eine Farbe geben, verfchwinden. 

Ueber die Entwiclungsgefchichte von Nephelis vulgaris hat 
H. Frey genaue Beobahtungen angeftellt. (Fror. N. Not. 
1846. Nr. 807.) Gelegte Eyer Iaffen Feine Spur des Keim: 
bläschens mehr erkennen. Dagegen fah Frey jene räthfelhafte 
Zelle, welche auch bey allen Mollusten vorfommt und Bi— 
fhoff für den Nahkömmling des Keimfleds erklärt. Frey 
überzeugte ſich, daß diefe Zelle für die nachfolgende Dottertheis 
lung ohne Bedeutung if. Den Vorgang der Dottertheilung 
ſah Frey in einer eigenthümlichen Meife eintreten, Won der 
Zweytheilung des Dotters bis zur Viertheilung hatte der Vor: 
gang nichts Abmweichendes. Im Innern jedes Kugelfegments 
ſah man die Embryonalzelle. Nach außen lag unverändert das 
Blaͤschen. Weitere Theilungen des Dotters Eonnten nun nicht 
aufgefunden werden. Frey hat niemals etwas gefehen, was 
einer Achttheilung, einer fogenannten Maulbeerform des Dot— 
ters entſpräche. Mas ſich als nächftes Stadium präfentierte, 


173 


mar eine aus drey mit einander verbundenen Kugelfegmenten 
beftehende Maffe. Im jedem Kugelfegmente ift noch die Em— 
btyonalzelle erkennbar. Der mitlere Theil dagegen, wo diefe 3 
Abtheilungen zufammenftoßen, ift verdidt und hierin fand Frey 
vier neue, in andern Faͤllen ſechs oder acht dunkle, deutlich ge— 
kernte Zellen. Vorausgeſetzt, daß keine Zwiſchenſtufen exiſtieren, 
wie Frey annehmen zu müſſen glaubt, möchte er es hypothe— 
tifh fo erklären. ing der vier Segmente des viergetheilten 
Dotters hat feine Form und Lage verändert. Es ift mehr nad) 
dem Gentrum hingeruͤckt, zwiſchen die beiden benachbarten fich 
eindringend. Nimmt man noch hinzu eine Umwandlung feiner 
Form in eine mehr glatte und breite, fo hätte man jene Form 
des Dotters und jene Verdidung des Gentrums erklärt. In 
ihm ift nun jene Zellenbildung vor ſich gegangen. 


Meine eigenen Unterfuchungen über die genannte Egelart 
beftätigen volltommen die Freyifchen Angaben. Nur das habe 
ic) hinzuzufügen, daß auch bey Nephelis vulg. die Kerne der 
Furchungskugeln Kernkoͤrperchen befisen, nicht bloß die Zellen 
des Mittelftüdes nach der Viertheilung, bey welchen fie freylich 
augenfälliger find. 


Sch gehe jest über zu Branchiobdella, an deren Eyern nad) 
meinen Erfahrungen der Furchungsproceß ebenfalls vorkommt. 
Da noch Controverfen beftehen, melcher Theil des Thieres als 
Eyerſtock gelten foll, fo füge ich nach eigenen Unterfuchungen 
vorher etwas hierüber bey. Die Drüfe hinter dem Penis, welche 
eine weiße Eörnige Maffe zu beiden Seiten de8 Darmes dar: 
ſtellt, fich über dem Darm brüdenförmig verbindet, fo daß dies 
fer, wie durch einen Ning verläuft, und ſchon Ddier für den 
Eyerſtock gehalten hat, ift wirklich der Eyerftod. Denn aus 
dem Thiere herauspräpariert, zeigt er deutlich Eyfeime und ent— 
widelte Eyer, letztere erfcheinen gegen die Peripherie des Eyer— 
ſtocks, enthalten eine feinförnige Dottermaffe, Keimbläshen und 
Keimfled, Wenn die Dottermaffe fehr zugenommen hat, fo 
hängt das Ey tie durch einen Stiel mit dem Eyerftod zus 
fammen. Wie aber die Eyer nad) außen gelangen, und von 
woher fie die aͤußere Eyhülle erhalten, ift mir durchaus unbe: 
kannt geblieben. 


Furchung anlangend, fo fah ich diefebe von den erften Sta— 
dien bis zur Muulbeerform, doch ift zu ihrer Erkennung aufs 
fallendes Licht exforderlih. Die, Furchungskugel diefer Eyer 
gehören zu den wenigen, bey welchen es mic bis jest nicht ges 
lang, der hellen Bläschen (Kerne) anfichtig zu werden. Bey 
ber Behandlung der Furchungskugeln mit Effigfäure treten 
Bläschen von verfchiedener Größe auf, dabey Auferft zart und 
blaß. Ihre Zahl wächft in geradem Verhältniffe mit der Ab- 
nahme ber Fettförperchen. 


Lumbrieus terrestris. Schon lange her ift e8 allgemeine 
Klage der Zootomen, daß die Kenntniffe der Gefchlechtsverhältz 
niffe dieſes Ringelwurmes noch im Argen liegen. Dem Plane 
diefer Abeit gemäß babe ich mein fpecielles Augenmerk auf 
Eyerſtock und primitive Eyer gerichtet, befonders in Betreff der 
neuern Unterfuchungen von H. Meckel (über den Geſchlechts— 
apparat einiger bermaphroditifchen Thiere, Müllers Arch. 
1844). Dieſer Forfcher nimmt die rundlichen, gelben, braunen 
oder weißen Lobuli auf den birnförmigen Hoden für Eyerftöde, 
und deren fonderbare, fhon von Henle und Hofmeifter 
gefannten, mit Naviculae - ähnlihen Körperchen angefüllten 
Zellen erklärt H. Meckel für die Eyer des Negenwurmes. 


174 


Die „Spindelzellen’ nimmt er ald Wahrungsdotter, ben Eörnis 
gen Innhalt als Bildungsdotter und glaubt, daB Dotter, bie 
in zwey nicht ganz getrennte Rappen getheilt find, ſich furchen. 
Sch babe diefe von H. Medel als Eyer des Regenwurmes 
angefprochenen Körper vielfach unterfucht und wüßte den Mek— 
Eelfhen Zeichnungen noch eine Neihe Variationen beyzufügen. 
Sn den hypothetiſch gefurchten Enern kommen felbft, um das 
Bild täufchend Ähnlich zu machen, in der fürnigen Maffe der 
Dotterhälften, beym Drude in jeder Hälfte die hellen Slede zum 
Vorfchein. Allein ich kann diefe Körper nimmermehr für Eyer 
halten. Hat man die primitiven Eyformen faft über die ganze 
Thierreihe vor Augen gehabt, fo drängt ſich beym Anblick diefer 
in Stage ftehenden Negenwurmeyer fogleich der Zweifel auf: fol 
denn der Regenwurm allein fo abfonderliche Eyer befigen! Zum 
Vergleich unterfuchte ich einen nahen Verwandten des Regen— 
mwurms, den von Henle befchriebenen und benannten Enchy- 
traeus albidus auf die Steuctur feiner Eyer. Diefe Unnelide 
ſchließt ſich aber rücfichtlich der elementaren Eyerftodebildung 
ganz an ben Eyerftod von Branchiobdella an. Er beiteht 
aus Eugligen Haufen primitiver Zellen. (Zellenmembran, helles 
Blaͤsſschen als Kern mit einem Kernförperchen.) Allmaͤlich ſam— 
melt ſich feinkoͤrnige Dottermaffe zwifchen Zellenmembran (Dots 
terhaut) und Keimbläshen an, big die primitive Zelle ganz 
davon erfüllt, nur auf angewendeten Drud fein Keimbläschen, 
welches befonders in halbreifen Eyern zwey große Keimflede 
birgt, erfennen läßt. (Auch die Spermatozeiden des Enchy- 
traeus verhalten ſich wie die von Branchiobdella d. h. fie bes 
ftehen aus einem fpivalförmig gemundenen Theil und einem 
langen zarten Haaranhang.) 

Für die Anficht, daß die von H. Meckel für Eyer des Nez 
genwurmeg genommenen Körper Eeine folchen feyen, fondern pa= 
vafitifhe Bildungen, fpricht noch folgendes. Diefe Körper fin: 
den ſich durchaus nicht bloß an der von H. Medel als Dvar 
gedeuteten Stelle. Ich ſtieß auf welche, die in ber Haut in 
der Nähe der Gofchlechtscheile faßen. Auffallend ift es ferner, 
daß fich diefe Körper häufiger bey nicht ausgewachfenen Negenz 
würmern finden als bey ausgebildeten Sudividuen, 

Demnach fehe ih mic) nicht veranlaft, der Medelfchen 
Deutung beyzutreten, fondern ein andres Organ als Eyerſtock 
zu bezeichnen. Dieſen ſuche ich in den runden, gelben, dem 
Darmkanal naͤher liegenden Koͤrpern. Sie ſind kryſtallreich und 
was für mich entſcheidend iſt, ſie fuͤr Eyerſtock zu halten: ihr 
Junhalt beſteht aus denſelben Fettkoͤrperchen, wie die Dotter— 
maſſe vieler anderer Thiere. Ueber Entwicklung dieſer Eyer zu 
Embryonen kam ich zu keinem Verſtaͤndniß. Wohl ſah ich von 
dem hier als Ovar bezeichneten Organ einen Gang abgehen, in 
dem fich verſchieden aufgerollte Würmer (Embryonen?) fanden. 
Sm Dvar felbft trafen fich dann mehrere rundliche Hülfen, die 
der Größe nach als zurlickgebliebene Eyhüllen gelten konnten. 

Am Schluffe ber Dotterfurchung der Annelideneyer ift noch 
eine Beobachtung Koͤllikers anzufuͤhren (Muͤll. Arch. 1848.). 
Koͤlliker traf bey einer kleinen Nereis Eher, deren Dotter in 
vier, mbryonalzellen enthaltende Furchungskugeln zerfallen 
waren; andere Ener ließen nur zwey Furchungskugeln wahr— 
nehmen, wovon eine jede diefer Kugeln bald zwey, bald nur eine 
Embryonalzelle enthielt. 


Acephalen und Eephalophoren. 


Bey diefen Mollusten wurde Dotterfurhung ſchon vielfältig 
gefehen und abgebildet. Unzmeifelhaft find bie Eyer, melde 


175 


Garus in feinen neuen Unterfuchungen über die Entwicklungs⸗ 
geſchichte der Flußmuſchel (Nov. Act. Leop. XVL) auf Taf. 
11, Fig. 1. abbildet, gefucchte Eyer, an denen ich den weißen 
Fleck als Embryonalzelle deuten moͤchte, obſchon Carus ſie fuͤr 
abgeſtorbene Eyer aus den Kiemen der ‚Unio tumida und durch 
die fuͤnfeckige Zeichnung ihrer Oberflaͤche merkwürdig erklaͤrt. 
Mas er ©. 27. von einem Ungleihwerden der Peripherie der 
Dotterkugel fpricht, von einem Zelligwerden des Dotters, iſt nur 
auf den Furchungsproceß zu beziehen. 

Auch Pfeiffer hat den in Nede frehenden Vorgang gefehen, 
wenigſtens in einem vorgerüdten Stadium, denn Fig. 10. auf 
Taf. 11. in feiner Naturgefhichte deutfiher Land» und Suͤß⸗ 
waſſermollusken Bd. II. iſt ein gefurchtes Ey. In der Erklaͤ⸗ 
rung ſagt Pfeiffer: „ber Dotter oder dag Nudiment des 
Foͤtus vergroͤßert ſich auf Koſten des Eyweißes und zeigt eine 
zellige Structur.“ 

Sehr wahrſcheinlich iſt auch die Beobachtung Milne Ed⸗ 
wards' über die Entwicklung der zufammengefesten Afeibien 
Hieher zu ziehen (Müllers Arch. 1842., CLXXX.) Es 
fpricht nehmlich diefer Naturforfcher von auffallenden Veraͤnde⸗ 
rungen, welche die Eher nad) ihrer Befruchtung erleiden, indem 
der Dotter ein himbeerartiges Unfehen befommt. 

Kölliker bat in den Eyern von Botryllus und zweyen 
andern zufammengefeßten Aſcidien die eine runde Zelle enthal⸗ 
tenden Furchungskugeln des Dotters wahrgenommen (Müll. 

. 1843.). 

ee ſah Kurchung bey Anodonta am erften Zage 
nach dem Legen (Annal. d. sc. nat. Tom. V. p. 323. Bl.12; 
fig 1); Dumortier bey Limnaeus ovalis ( Annal. d. sc. 
nat. T. VII. p. 141. pl. 3 fig. 9. ete). Pouchet ebenfalls 
bey einer Limnaeus-Xrt (Fror— Not. 138.). Nach ihm be: 
fteht der Dotter des Eyes der Limnden in dem Augenblide, 
mo daffelbe gelegt wird, aus ſechs dicht an einander liegenden 
Zellen. Während ber fernen Entwidlung ifolieren fid) dieſe 
Zellen vollſtaͤndig von einander, und es entſtehen in den Zwi— 
ſchenraͤumen derfelben bald neue Zellen, wodurch ber Dotter 
nad 24 Stunden bie Form einer Erdbeere erhält, während auch 
der Durchmeſſer der Zellen ſich vermehrt. 

Sars (Bericht Über die Verfammlung deutfcher Naturfor- 
fher in Prag 1837. ©. 187.) befchreibt Dotterfurhung bey 
Tritonia Ascanii, Aeolidia bodoensis und Doris muricata. 
„Vom zweiten Tage an (nach dem Legen) zeigt ſich eine Neihe 
merfwürdiger regelmäßiger Theitungen des Vitellus oder Ent: 
wicklung von Gegenfägen darinn. Am Anfang des zweyten 
Tages theilt ſich nehmlich der Vitellus in zwey, am Ende des⸗ 
ſelben Tages viele ſchon in vier; am dritten Tage ſind alle in 
vier getheilt und viele ſchon in acht. So geht es nun mit den 
Theilungen fort, bis der Vitellus am zehnten oder elften Zage 
an feiner Eugligen Oberfläche die feinjte Granulation zeigt.“ 
Sn den Furchungskugeln der Aeolidia papillosa erkannte Köl: 
Liter helle, runde Zellen (Müll, Ach. 1843.). 

Ban Beneden und Windifhmann fahen Furchung 
bey Limax agrestis und erfterer bey Aplysia depilans (Etud. 
embryogöniques. Brux. 1841. Ann. d. sc. nat. Tom. XV. 
p. 123.) Diefe erften Theilungen der Dottermaffen hält van 
Beneden für Zellen, ohne indeffen diefe Stage genauer zu ana⸗ 
Infieren. Beym Beyinn der Theilung erfcheint an ber Ober: 
fläche des Dotterg eine Eleine, oft auch eine zweyte Zelle, welche 
jest auch bey andern Eyern gefehen wurde und wovon nachher 
ein Näheres. 


176 


Jacquemin hat in feiner Entwicklungsgeſchichte der Pla- 
norbis cornea die erften Stadien des Furchungsproceſſes über: 
fehen, nur die von ihm als „vitellus malades‘“ genannten 
Figg. 8 und 9 gehören zum Theil fpätern Furchungsſtadien an 
(Nov. act. nat. cur. T. 18, 1838.) 

Rathke befchrieb den Theilungsproceß an dem Dotter von 
Limnaeus, Helix und Unio in der Art, daß aus ihm nad 
einiger Zeit 30 — 40 Zellen entftehen; diefe vermehren fich, 
indem die jüngern immer f£leiner find als die Altern, und in 
gleicher Weife mehrt fich die Zahl der Furchen des Dotters, 
bis er wieder ganz glatt erſcheint (Fror. N. Nat. Nr, 517 
und 518). 

Ueber die Furchung der Actaeonen erfahren wir durch C. 
Vogt von dem bey Mollusfen fonft Bekannten Abweichendes 
(Fror. N. Nat. Nr. 795, 1846. oder Ann. d. se. nat. 1846.). 
„Ich babe mid) davon überzeugt, daß fich der Dotter in acht 
Fragmente theilt, und zwar findet bey diefer Species der fon= 
derbare Umftand ftatt, daß die zuerft enttehenden 4 Theile des 
Dotterd nicht jeder in zwey Kugeln zerfällt, wie dieß bey den 
andern befannten Arten geſchieht; Fondern daß vielmehr die vier 
urfprünglih vorhandenen Kugeln keine wahrnehmbaren Veraͤn— 
derungen erleiden, und daß zu ihnen vier weit Eleinere Kugeln 
hinzutreten.“ 

Meine eigenen Unterſuchungen in den beiden treffenden Thier— 
claſſen erſtrecken ſich ͤber Cyclas, Limnaeus, Physa, Palu- 
dina (impura), Limax. 

Bey Cyelas gluͤckte es mir bis jetzt nicht, ein Ey im Fur— 
hungsftadium zu ecbliden. So viel ih auch XThiere öffnen 
mag, immer finde ih nur primitive Eyer (mit fehr wenigem 
Dotterinhalt, Keimbläschen mit zwey bis drey Keimfleden) — 
und als nächfted Stadium gleidy mehr oder weniger entwickelte 
Embryonen. * 

Die genannten Gafteropoden, an denen ich fpecielle Erfah: 
rungen machte, bieten fehr übereinftimmende Verhältniſſe. Nicht 
zur Sache gehört es, daß die Dotterförperchen bey den verſchie— 
denen Arten in verfchiedener Quantität vorhanden find, monad) 
fih die Farbe der Dottetfugel richtet: fo ift bey Physa bie 
Dotterkugel blaffer, al$ bey Limnaeus, beide übertrifft an In— 
tenfität der Färbung die Dotterfugel der Paludina impura. 
Anlangend die Perfiftenz der Dotterhaut, fo fah ich fie bey 
Physa nod vorhanden, als der Dotter fehon in 16 Kugeln 
zerlegt war, bisweilen fah ich fie bey Paludina imp. ſich deut- 
lich über die beiden gleich näher zu würdigenden, aufen auf dem 
Dotter befindlichen, Körperchen binziehen. Später fcheint fie zu 
ſchwinden, denn in vielen Fällen war es mir unmöglich, mic) 
von ihrer noch fortdauerden Exiſtenz zu überzeugen. 

Wenn der Dotter die Andeutung gibt (an Limn. vulg. be= 
obachtet), daß er in die beiden erften Furchungskugeln zerfalle, 
die Trennungsfurche auch ſchon deutlich hervortritt, und zwar als 
heller Zwifchenraum, in dem feine Dotterförperchen fihtbar find; 
fo zeigt fich der Trennungsfurche zunächft eine lichtere Partie, 
einen Kreisabfchnitt bildend, der die Gontur der andern Fur— 
chunqskugel ergänzt. Diefe lichtere Zone verfchwindet mit dem 
vollfommen Getrenntſeyn der beiden Kugeln. Sie bat ferner 
ein eigenes Anfehen. Es bilden nehmlich die Dotterförperchen 


” Sch Habe jeßt auch Gelegenheit gehabt, Unionen auf Furchung 
zu unterfuchen. Auch hier erfennt man in den Kernen der Furchungs— 
fugeln 2 — 3 RKernförperchen auf das deutlichſte. 


177 


in dünner Rage Ringe um belle Flecke. So lange diefe Er- 
fcheinung bteibt, ift die Grenze zwifchen den beiden Furchungs— 
Eugeln eine breite Lücke, woben man ſich auf das deutlichfte von 
dem Nichtvorhandenfenn einer die Dotterabfchnitte einfchliegenden 
Membran überzeugen Fann. 


Eine befondere Aufmerkfamfeit habe ich den beiden zwiſchen 
Dotter und Dotterhaut (wenn diefe noh vorhanden) befindlichen 
Körperchen geſchenkt. Gewöhnlich find zwey vorhanden, von 
denen das eine hie und da fich jals anfcheinende Elementarzelle 
mit Membran, bläschenartigem Kern und Kernkörperchen dar— 
ſtellt, das andere ein mehr gerunzeltes Anfehen, als ob es in 
der Auflöfung begriffen wäre, zeigt. Won legterer Beſchaffen— 
beit trifft man diefe Körperchen in den meiften Fällen. Am 
ebeften trifft man fie noch mit Zellencharacter beym Beginn der 
Furhung. Auch ihre Entftehung habe ich wahrgenommen. 
Sie treten nehmlich als tropfenförmige Flüfigkeit aus dem 
Dotter hervor. In diefem Stadium erkennt man fie mit breis 
ter Baſis der Dotterfubftanz aufligend. Sie löfen fih von 
dem Dotter ab eine fpärliche Zahl Dotterförperhen mit fich 
nehmend und erfcheinen fo in ihrer Abtrennung: vom Dotter als 
Bläschen, die Dotterförperchen als Innhalt. Der blaͤschen⸗ 
förmige Kern muß ſich wohl erft fpäter bilden, wenn e8 über 
haupt zu einer Bildung fommt. Ih kann nicht umhin, bier 
eine Beobahtung über dieſe Körperhen an Nephelis vulg. 
bier anzufügen, die mich aufs vollfommenfte überzeugte, daß 
diefe Körperchen wenigfteng anfangs tropfenföormige Gebilde find. 
Un frifch gelegten Eyern des genannten Thieres fah ich drey 
vollfommen ifolierte Körperhen. Leichter Drud bewirkte aber, 
daß fie fich zufammenbewegten, an den fich berührenden Rändern 
zufammenfloffen und fo eine drepgelappte Figur bildeten. 


Jede Furchungskugel befist einen Kern (Embryonafzelle, Köl: 
lieer). Mur bey den beiden erften Furchungskugeln Eonnte ich 
ben durchfallendem Lichte weder im unverlegten Zuftande, noch 
bey Druck Kerne erkennen. Hingegen läßt eine Erfcheinung 
bey auffallendem Lichte auf die Gegenwart von Kernen auch in 
den erften Furchungskugeln fließen. Die bezeichnete Beleuchs 
tung nehmlich bringt an der Oberfläche der Furchungskugel einen 
runden lichtern Flek zur Anfchauung, in deflen Umkreis die 
Dotterkörperhen dichter angehaͤuft find; Furz das Bild ift das- 
felbe, welches Furchungskugeln mit auch fonft erfennbarem Kern 

bey auffallendem Lichte geben. Weil aber in den größeren Dot— 

terabfchnitten die Zelle gegen die Oberfläche liegt, fo ift fie na- 
türlich bey auffallendem Lichte nur dann erkennbar, wenn fich 
eben diefe Seite dem Auge des Befchauers zufehrt. 


- Die Kerne aller Furchungskugeln enthalten ein oder zwey 
Kernförperchen, die leicht zu erbliden find. In Phyſaeyern fehe 
ih in den Kernen der Furhungszellen, wenn ſchon Dotterrota= 
tion eingetreten, immer nur ein Kernförperchen. Mit dem 
Kleinerwerden der Furchungskugeln nimmt auch bey den beob- 
achteten Mollusfen die Größe der Kernkörperchen zu. 


As fpecififhe Erfcheinung der Molluskeneyer fällt mir auf, 
dag beym Zerdrüden der gefucchten Eyer die Dotterflüffigkeit 
gern in Troͤpfchen auftritt, die bey Limnaeus gewoͤhnlich Feine 
Dotterkörperchen einfchließen, bey Paludina (imp.), aber allezeit 
ein Dotterförperchen in fih haben, und fo das Bild einer Zelle 
‚geben. Das oben berührte fledige Ausfehen des Dotters bey 
der Theilung in zwey Hälften an der Zheilungsfurche hängt 
wohl hiermit zufammen. 

Sfis 1848, Heft 3, 


178 


Cephalopoden. 


Eine ſehr umfaſſende Darſtellung des Zerklüftungsproceſſes 
der Cephalopoden verdanken wir Koͤlliker in ſeiner ausge— 
zeichneten Arbeit „Entwicklungsgeſchichte der Cephalopoden 1844”, 
Es findet ſich an den Eyern dieſer Thiere das einzige für die 
wirbelloſen Thiere mit Sicherheit erkannte Beyſpiel einer par— 
tiellen Furchung des Dotters. Ihren Sitz haben die Furchen 
immer und beſtaͤndig am ſpitzen Pole der Eher, da wo im uns 
befruchteten Ey das Keimbtäschen ſich befand. Im erften Sta- 
dium der Furchung erhebt ſich der Dotter wahrfcheinlih in einem 
einfachen Hügel, (Kölliker wurde nehmlich diefes Stadiums 
nie anfichtig.) Im zweyten Stadium ift die einfache Erhaben- 
heit des Dotters in zwey Hügelchen gefchieden, die übrigens 
ungemein wenig über den Dotter erhaben find. Sie find durch 
eine längliche, in der Mitte ſchmale und tiefe, an beiden Enden 
weitere und feichtere Furche von einander getrennt, fie find. von 
Eeiner- befonderen Hülle umfchloffen, und. jede enthielt in ihrer 
Mitte eine mit Eleinem Kern und flüffigem Innhalt verfehene 
Embryonafzelle. Im dritten Stadium finden fih vier Fur: 
&bungshügel, alle an Größe gleich und genau Viertelskreiſe dar- 
fiellend. Die Zufammenfegung der vier Abfchnitte verhält fich 
wie im zweyten Stadium. 

Das vierte Studium umfaßt die Zerfällung der Furchunge- 
ftelfe in acht Abfchnitte. Im fünften Stadium tritt ein neues 
Moment ein, nehmlidy die Bildung von zweyerley Furchungs⸗ 
bügeln, fo daß diefes Stadium fechzehn Hügel zählt, acht innere 
in Ringe geftellt, in ihren Umriſſen rund oder rundlich vieredig 
und act aͤußere von der befchriebenen Bildung der früheren 
Stadien. 

Das fehlte Stadium beobachtete Kölliker nicht. Als fies 
bentes betrachtet er ein Ch mit 43 Furdhungshügeln, von denen 
16 Segmente (äußere Hügel), die andern 32 Kugeln waren. 

Die ſich furchende Stelle bat fich ziemlich weit über den 
Dotter verbreitet. Sechzehn Kugeln waren im Ringe geftellt, 
in ihrer Mitte die 16 andern Eleinern mehr unregelmäßig ges 
lagert, doch fo, daß an einigen Stellen eine Andeutung einer 
ebenfalls ringformigen Anlagerung fih fand. Das achte Sta= 
dium verhält fi) wie das vorhergehende, nur find die Segmente 
ſchmaͤler, länger und verdoppelt. Im neunten Stadium find 
die Segmente breiter geworden, bey Verminderung ihrer Länge, 
Zu den 32 Kugeln des vorigen und vorvorigen Stadiums find 
32 neue binzugefommen, welche zu den Segmenten die bezeich- 
nete Stellung einnahmen. So weit fonnte Kölliker die 
Furchung Schritt für Schritt verfolgen; über die weitern Vor— 
gänge fam er zu dem Refultate, daß die Segmente zulegt ſich 
in Furchungskugeln verwandeln duch Abfhnürung ihrer Spige 
fammt der Embryonafzelle. Der übrige Theil verflacht ſich und 
gleicht fih mit dem Dotter aus. 

Diefe Beobachtungen machte Köllifer an Sepia oflicina- 
lis. Die Verhältniffe eines gefurchten Eyes von Loligo sa- 
gittata, welches Koͤlliker unterfuchte, laffen glauben, daß die 
erften Entwidlungsvorgäinge von Loligo denen von Sepia ähns 
lih find. Auch bey ’Tremoctopus und Argonauta fließt 
Kölliker nah etwas vorgerüdteren Entwidlungsftadien, daß 
die erften Durchfurchungsmomente des Dotters ſich ähnlich wie 
bey Sepia verhalten. 


Eruftaceen. < 
Bifchoff bezeichnet in feiner Entwidlungsgefhichte des Ka— 
nincheneyes Rathfes Figuren als gefurcht, auh I. Müller 
12 


179 


(Handbuch der Phnfiologie) Führt Buchung als bey Cruften- 
thienen beobachtet auf. Rathke felbft war (Fror. N. Nat. 
Mr. 517 und 518) noch ungewiß, ob bey Cyclops, Daphnia, 
Gammarus fluviatilis, Gammarus locusta, Asellus aquaticus, 
Crangon vulgaris und Astacus fluviatilis ein Furchungspro⸗ 
ceß ftattfindet. 

Erd! (Entwidlung des Hummereyes 1843.) Eonnte feine 
Spur von Furchung beym Astacus wahrnehmen, während nach 
ihm die Entwidlung des Embryo des Cancer maenas wahrichein- 
lih_mit einer Durchfurchung des Dotters beginnt. 

Auch in feiner neueften Arbeit über diefen Gegenftand (De 
animalium erustaceorum generatione, Regiomonti 1844.) fah 
Rathke nur bey Careinus Maenas, Gammarus fluviatilis 
und Locusta einen gewohnlichen Surchungsproceß, fah dagegen 
nichts Aehnliches beym Flußkrebs. 

Kölliker (Müll. Arch. 43.) fah beym Crangon einige 
fpätere Stadien der Furchung, wo die Surchungskugeln, die ganz 
denen von Sepia ähnlich waren und Embryonalzellen mit deut— 
lichem Keen in ſich fehloffen, eine Scheibe bildeten, die von 
einem Pole des Eyes ausgehend immer größer wurde und end- 
ih den ganzen Dotter umfchlo®. Ferner traf Koͤlliker in 
Neapel bey einem Weibchen von Pyenogonum ign. spee. unter 
andern ziemlich ausgebildeten Embryonen in der Bruttafche ein 
Ey aus den erften Entwidlungsftadien, in dem der Dotter 
gerade in vier gleich große Kugeln zerfallen war, deren jede eine 
Eleine runde Zelle in ihrem Innern enthielt. Ueber dag Vor— 
handenſeyn eines Kerns ließ ſich nichts beftimmen. 

Ebenfo beobachtete Kölliker totale Furchung bey Ergasi- 
lus gibbus und einem cyclopsartigen Thier im Golf von Neapel. 

Ueber die früheften Veränderungen des Eyes der Myriapoden 
entnimmt man aus der Arbeit Newports, daß fie in Ab— 
ändrung der Größe und des Anfehens der Zellen beftehen 
(Fror. N. 451). 

Sch unterfuchte auf ihre erften Entwidlungsvorgänge Asta- 
cus fluviatilis, Gammarus pulex, Asellus aquaticus, Cy- 
elops, Cypris, Daphnia, Lynceus. 

Gammarus pulex. Die Eyer diefes Gruftenthieres, die man 
vor der Furhung in dem äußeren Brutſack antrifft, beſtehen 
aus Fetttropfen, Molekularkörperchen und einem zaͤhen Dotter— 
fluidum. Das Keimbläschen ift in diefen Eyern verfhmwunden. 
Der Furchungsproceß hat in der Aufeinanderfolge feiner Er— 
fheinungen einen von dem der bis jest abgehandelten Xhiere 
verfchiedenen Typus, bedingt wohl durch die Elementartheile des 
Dotters. Man trifft Eyer, deren ganze Dottermaffe in zwey 
Hälften getheilt ift, deren eine Hälfte fi unter den Augen bes 
Beobachters in bie nächften Furchungskugeln theilt. Als augen: 
fällig während diefes Actes erfcheint, daß einige Fetttropfen erit 
über die Contur des Dotters heraustreten, als ob letzterer fich 
auflodern wolle, plößlidy aber wieder zuruͤckweichen und nun bie 
Suche auftritt, die ſich allmählich von oben nach unten ausbil- 
det. Betrachtet man ein folches gefurdytes Ey bey auffallendem 
Licht, fo erfcheint ein Theil der Fetttropfen weiß, die meiften 
andern braun. Nach der Stellung, die die meißen einnehmen, 
möchte man glauben, daß fie an der Surhung nicht betheiligt 
feyen, indem fie fich über die Furche megziehen. Drey ſolche 
Tropfen fah ich in einem Ey mit 4 Segmenten in der Lüde 
zroifchen Dotter und Enhülle. Bis zur Viertheilung des Dotz 
ters bringt ein leifer Drud in jedem Dotterfegmente einen hellen 
led zum Vorfchein, doch ift e8 mir nie gelungen, ihn nad) 
dem Einreißen des Eyes herauszufinden, und feine Eigenſchaften 


180 


zu erfahren. Die Molekularkörperchen Übrigens find jetzt noch 
ohne Ordnung zwifchen den Fetttropfen vertheilt. So bleiben ' 
die Erfheinungen big zur Maulbeerfurhung. In diefem Sta: 
dium trifft man die Molefularkörperchen befonders angehäuft 
an einem Pol des Eyes und zwar als Haͤufchen um helle 
Bläschen mit 2 oder 3 Kernkörperchen, hie und da nur eing, 
dann aber mit bisquitförmigem Habitus. Von diefem Pole aus 
fieht man als naͤchſte Stadien diefe Häufhen von Molekular— 
förperchen mit ihren eingefchloffenen Bläschen ſich über den 
Dotter hin vermehren, bis fie ihn völlig umgeben. Auch der 
fotttropfige Dotterinnhalt furcht fich fort, bis die Fetttropfen zu 
immer kleineren Haufen zufammen fich formen, die zu derfelben 
Zeit, wo die Furchungskugeln der Molefulärmaffe ihre Zellen: 
membran bilden, auch von Membranen umgeben werden. Könnte 
man durch die Beobachtung nachweifen, daß die in den Fett 
tropfen: Furhungsfugeln beym Drude erfcheinenden hellen Flecke 
fhon die Charactere der fpätern Molefular-Furchungsfugeln be= 
fäßen, dann daß fie, wie dieß Grube von Clepsine angibt, von 
den Dotterfegmenten ausgeftoßen würden und nach dem einen Pol 
fih drängten, fo hätte man das verbindende Mittelglied, mas 
außerdem noch fehlt. 

Astacus fluviatilis. Mit Ausnahme der Furchung der Del- 
Eugen, die ich hier nicht wahrnahm, find die Verhältniffe des 
Fluͤßkrebſes diefelben wie die de$ Gammarus. Auch bey ihm 
befteht der Dotter aus gefärbten und farbfofen Fetttropfen und 
Motekularkörperchen. Die fich aus letzteren bildenden Furchungs— 
kugeln verhalten fich rücfichtlich ihres Kerns und Kernkoͤrper— 
chens wie die entfprechenden Theile bey Gammarus. 

Asellus aquatieus. Der Dotter ift gebildet aus heilen farb: 
loſen Delkugeln von verfchiedener Größe. Co lange die Dot— 
termaffe vom Einfluffe des Waſſers bewahrt bleibt, erſcheint 
nur ſehr wenige feine mofefuläre Maffe dazwifben. Hut aber 
Waſſer eingewirkt, fo machen fich zwifchen den Delfugeln und 
ſelbſt in diefen molefuläre Niederfchläge. Diefe geringe Quan— 
tität Molekularkörperchen und ihre Feinheit ift auchsdas einzige 
Moment, welches geringe Differenzen fett zwifchen der Furchung 
von Asellus und Gammarus. Die Furchung der hellen Oel— 
kugeln findet nehmlich bey Asellus ganz; wie bey Gammarus 
ftatt. Nur die Furchungskugeln der Molekularkörperhen find 
fehr zart, faft duchfichtig, eben wegen des geringen feinkoͤrnigen 
Innhalts. Der Kern hat deutliche Kernkoͤrperchen. Sie ſind 
entweder einfach, länglich, eingekerbt, bald doppelt, nahe bey— 
ſammenliegend, oder weiter von einander entfernt. In manchen 
Faͤllen ſehe ich die Kernkoͤrperchen. 

Entomostraca. Die von mir. unterſuchten Entomostraca 
verhalten fich verfchieden nach den Formelementen des Dotters 
und dem entfprechend auch in den Furchungserfheinungen. Cy- 
clops und Cypris nehmlich befisen bloß feinkörnige Dotter- 
maffe ohne Delkugeln und fo ſehe ich auch bey Cyelops totale 
Furhung mit den gewöhnlichen Furchungskugeln und Kernen, 
Kernkörperchen hade ich damals nicht gefehen. 

Die Dotterzerflüftung bey Cypris (fusca) habe ich nad) 
vielem vergeblihen Suchen bloß bey ſtarkem auffallendem Licht, 
(Zampenliht und Sammellinfe) erkannt. Ueber Kerne und 
Kernförperchen der Furchungskugeln bin ich bey Cypris zu feinem 
Abſchluß gefommen. 

Daphnia und Lyneeus reihen fih an die höheren Gruften- 
thiere rückfichtlich ihres Dotters, deffen Formelemente verfchieden 
große Delkugeln und (wenige) Molefularförperchen find. Fur— 
dung wie bey Gammarus und Asellus habe ich nicht bemerkt, 


181 


allein die Producte, wie fie bey den legtgenannten Thieren aus 
der Furchung hervoraehen, erblidt man aud) bey Daphnia und 
Lynceus, d. h. die Oelkugeln find fpäter gruppenweife: in Zellen 
eingefchloffen, und die Molekularkoͤrperchen finden ſich in gerinz 
ger Anzahl in der blaffen Zellenfhicht, die den Dotter umwaͤchſt. 


Mrachniden. 


Rathke nimmt ben Spinnen nach Unterfuchungen an, Ly- 
cosa saccata feinen Furchungsproceß an. Es befteht nach ihm 
der Dotter diefer Spinne ſchon fogleich nach dem Legen aus 
lauter verfchieden großen Zellen, deren jede mehrere Eleine Zellen 
und einige Fetttröpfchen einfchließt. Die Eleineren Zellen ent— 
halten die eigentliche gelbe klare Dotterſubſtanz. Rathke glaubt, 
daß fie fhon vor der Befruchtung vorhanden find, dagegen nad) 
derfelben ſich jene, mehrere der erftern und einige Fetttropfen 
einſchließenden größeren Zellen bilden. Die naͤchſten fodann bey 
der Entwidlung des Eyes auftretenden Erfcheinungen fcheinen 
zu beweifen, daß ſich von der eyweißartigen Fluͤſſigkeit, welche 
fi zwifchen den größeren Zellen befindet, eine größere Quan— 
tität an die Oberfläche des Dotters begibt, und in ihr Moleku— 
Iarkörperchen entftehen. Aus diefen geftalten fich Zellen, welche 
aus einer Äußeren Wandung, einem zellenartigen, Elaren Kerne 
und jenen Molekülen, und 1—6 hellen Eleinen Bläschen als 
Snnhait beftehen. Diefe Zellen bilden eine, einfache Schicht 
um den Dotter und ftellen den Keim oder die Keimhaut dur. 
(Fror. N. N. 517 und 518). } 

Kölliker Übrigens nach Beobachtungen am Scorpion läßt 
die von Rathke als Zellen des unbefruchteten Eyes befchrie: 
benen Gebilde nicht als ſolche gelten; fondern erklärt fie für 
Delfugeln und fucht die meitern Beobachtungen Rathkes als 
vielleicht: einem partiellen Furchungsproceß angehörig zu denken 
(Müll. Arch. 1843.) 

Der neuefte Autor über diefen Gegenftadd iſt von Wittich: 
observationes quaedam de aranearum ex ovo evolutione. 
Halis Saxon. 1845. Er unterfcheidet im Dotter die Delkugeln 
und die Mokekularförperchen (Substantia granulosa). Letztere 

laͤßt er einen partiellen Furchungsproceß durchmachen in der Art, 
"daß, während vor der Befruchtung die Molekularförperchen ohne 
alle Ordnung den Delkugeln beygemiſcht find, nach der Bes 
fruchtung ſich an einer Stelle, wo nachher die erfte Embryonal= 
anlage erfolgt, fammeln. . In. diefem Körnerhaufen fand von 
Wittich belle Bläschen, umgeben von Molekularkörperchen. 
Diefes betrachtet er als das erfte Stadium der Dottertheilung. 
Nah und nad) verbreiten fih die hellen Bläschen mit ihren 
fie umgebenden Molekularkörperchen. über den ganzen Dotter 
bin. In diefem Stadium laßt von Wittich fie nicht als 
Zellen gelten, zulegt aber „chemica quadam vi ab externo 
granulorum strato membrana cellulae formatur.‘* 

Sch habe aus der Abtheilung der eigentlichen Spinnen die 
Eyer der Argynoneta aquatica unterfucht. Auch bier be— 
fteht der Snnbalt der gelegten Eyer aus verfchieden großen Del: 
Eugeln ‚und Molekularkörperchen. 

Ratheke nimmt diefe Delkugeln im Dotter der Lycosa 
als Zellen, ich kann fie aber nach ihrem. ganzen Verhalten 
gegen Drud und Waffer, mit Kölliker und von Wittich 
nicht als Zellen gelten laffen. Betrachtet man die Eyer von 

' Argyn. ag. bey auffallendem Licht, ſo gewaͤhren fie einen zier— 
lihen Anblid. Sie fehen aus, um ein Bild zu gebrauchen, 
wie die Oberfläche eines Naͤh-Fingerhutes. Die großen Fett 
tropfen entfprechen den Gavitäten defjelben, die Räume zwifchen 


— — — 
— — —— 


182 


dieſen fuͤllen die Molekularkoͤrperchen aus, die bey auffallendem 
Licht weiß erſcheinen. Furchung des fettropfigen Dottertheiles 
habe ich nicht geſehen; was dagegen die Bildungsvorgänge der 
Molekularkoͤrperchen betrifft, ſo kann ich nur die Angaben von 
Wittichs beſtaͤtigen. Etwas aber iſt von Wittrch entgan⸗ 
gen. Es ſind die vorhandenen zwey bis drey Kernkoͤrperchen 
in den hellen Bläschen. So lange die Furchungskugeln noch 
eine gewiffe Größe beſitzen, find fie ſchwer zu erfennen , unters 
fheiden ſich aber für das hierauf geübte Auge durch ihre zarte 
Contur und geringe Lichtbrehung unverkennbar von den etwa 
anklebenden Dottermolefularförperchen. Es ift zur Unterfuchung 
nothwendig, den Einfluß des Waffers zu vermeiden. Waſſer 
verdunfelt die Oelkugeln, macht fie gelbbraun, erzeugt in ein= 
zelnen einen Eörnigen Miederfchlag. Cine Veränderung, wie fie 
am fettropfigen Dotter aller Arthropoden nach meinen Erfah: 
tungen vorkommt. 

Aus der Ordnung der Acarinen fpähte ich nach Furchung 
bey dem Acarus follieulorum (Macrogaster platypus Miesch.), 
bey der Krägmilbe des Menfchen und der Kate, bey Acarus 
plumiger, Hydrachna eoncharum, verfchiedenen Limnocha- 
res, Dermanyssus avium. 

Die Haarfadmilde fand ich in der Nafe faft aller Zeichen, 
die ich im December 1846. hierauf unterfuchte, felbft in der 
Nafe kleiner Kinder, Ich verfchaffe fie mir einfach dadurch, 
daß ich mit der Pincette einen Theil der Nafenfpise ſtark Eneipe 
und das dadurh aus den Haarfollifeln hervortretende Secret 
durchſuche. Was ich Über diefes Thier in dieſer fpeciellen Frage 
mitzutheilen habe, ift folgendes. In dem feinförnigen Innhalte 
des Hinterleibes mit feinen weißen Eugligen Maffen, deren Be: 
ziehung zum Fortpflanzungsgefchäft auch Mieſcher vermuthet 
(Müll: Arch, 1843. XVI.), ſehe ih Bläschen mit bisweilen 
deutlihem Kern, das Ganze umhüllt von Eörniger Maffe, aber 
ohne einfchließende Membran. Waͤre auch diefe vorhanden, fo 
möchte man wohl nicht daran zweifeln, daß es Ener feyen. 
Die Körper, die ich häufig in der Umgebung des Schmarosers 
finde (fieh die ‚beygegebenen Abbildungen), und die fich wohl 
auf Entwidlungsftadien beziehen, find mir unverſtaͤndlich. Wil— 
fon foll übrigens Eyer ſowohl als Embryonen diefes, auch für 
die Syſtematik unbequemen Thieres gefehen haben, 

Noch finde ich zu bemerken, daß manche Individuen mit 
ungemein langem, ſchlankem Hinterleibe felbft bey dem ftärfften 
Drud feine Schienen. des Vorderleibes, die doch ſonſt ohne 
alle weitere Manipulation am erften in die Augen fallen, er— 
Eennen laſſen. Vielleicht eine andre Species. oder Entwicklungs⸗ 
verfchiedenheit 2 

Gluͤcklicher bin ich mit der Krägmilbe des Menfchen gemefen. 
Es laͤßt ſich hier der Furchungsproceß wenigftens in den erften 
Stadien faſt fo deutlich. als bey manchen Entozoen betrachten. 
Demungeachtet hat ihn Eich ftedt überfehen,, obgleich er die 
Eyer im Leibe des Thieres fah. (Ueber die Krägmilben des 
Menfhen, ihre Entwicklung und ihr DVerhältnig zur Käse, 
Fror N. 1846. N. 821.) Der Dotter befteht aus bloß 
molefulärer Maffe. In den Furchungskugeln, die ohne Mem- 
bran find, Fam mir nie ein helles Bläshen zu Gefiht. Sn 
den fpätern Stadien der Furhung ift das Ey angefüllt mit 
zarten Bläschen, in ihnen. weniger Eörniger Innhalt. 

An einer, raudigen Kage bot fich überflüffiges Material zur 
Unterfuhung dar. Uebrigens verhälte fi) Sarcoptes cati 
in Bezug auf Furchung, wie die menfhliche Krägmilbe. Das 
Ey furcht ſich im Leibe der Mutter fo lange fort, bis das ganze 


183 


En rundfiche Dotterconglomerate befigt. In diefem Stadium 
muß die Austreibung des Eyes aus dem mütterlichen Körper 
erfolgen, denn alle Stadien von bier aufiwärts erblidt man nur 
in gebornen Eyern. Auch bey Sarcoptes cati ift e8 mir uns 
möglich, Kerne der Furchungskugeln zu fehen. 

Auffallend war es mir, weder in dem primitiven Ey Iber 
Krägmilbe des Menfchen, noch der Kae ein Keimbläschen wahr: 
nehmen zu fünnen. Gelbft in noch unteifen, feinen, und 
noch wenig Dotttermaffe enthaltenden Eyern war feiner heraus: 
zufinden. 

Dermanyssus avium.. Die Eyer diefer Milbe find fehr in 
die Länge gezogen, nehmen ein Drittel der Größe der ganzen 
Milde ein. Wo Furhung zu erbliden war, zeigte fie fich 
analog der der Krägmilbe. In Betreff der Kerne der Zur: 
chungskugeln gilt auch daffelbe negative Nefultat. 

Die von Ucarinen big jegt angegebenen Furchungserfcheinuns 
gen betreffen immer Dotter von bloß molekulären Elementar 
theilen; treten aber zum molefulären Innhalt noch Fetttropfen 
hinzu, fo folgt der Entwiclungstypus der Spinnen, fo 5. B. 
bey Acarus plumiger. Verſchiedene Limnochares - Arten, 
fowie Trombidium holosericeum befißen einen braun oder 
ziegelroth gefärbten Dotter. In allen reifen Eyern der Lim- 
nochares und Trombidium holos., fo lange fie noch im Mut— 
terleibe find, auch noch feine Embeyonalentwidlung begonnen 
hat, denn letztere erfolgt erſt, wie ich mich überzeugte, im ges 
legten Ey, läßt ſich Feine Spur eines Keimbläscyens mehr 
entdeden. 

Gelege Eyer, in denen die Embryonalanlage ſchon ſich for- 
miert, verhalten fih in der Geftaltung ihrer Elementattheile, 
nach dem vorhin bezeichneten Typus d. h. der fetttropfige Dot— 
terinnhalt ift, zu größeren oder. Eleineren Haͤufchen von heller 
Gontur umgeben, vereinigte. Die Embryonalanlage felber aber 
befteht aus Bläschen mit molekulaͤrem Innhalt. Ob diefe 
Bläschen eine weitere Gliederung befigen, konnte ich nicht 
ermitteln. 

Noch habe ich bey allen genannten Acarinen nach Sperma= 
tozoiden gefucht, aber bey keinem Individuum Elementarformen 
gefehen, die als foldhe zu deuten gewefen wären. 


Inſeeten. 


An den Eyern von Chironomus zonatus, tricinctus, Si- 
mulia canescens, Donacia erassipes, beobachtete Koͤlliker 
keine Theilung des Dotters. (Observationes de prima in- 
sectorum genesi, adjceta articulatorum evolutionis cum 
vertebratorum comparatione, 1842.) Dod wollte er fie 
nicht in Abrede ftellen, indem er glaubte, daß er vielleicht nicht 
Gelegenheit gehabt habe, die Eyer bald genug nach dem Legen 
zu unterfuhen. Die Angabe Bifhoffs (Kaninheney), als 
hätte Koͤlliker bey einer Fliege Theilung des Dotters gefehen, 
bezeichnet Kölliker als auf einem Mißverſtaͤndniß beruhend. 
Unregelmäßige Euglige Gruppierungen des Dotters habe er be— 
merkt, die er aber nicht für Furchung des Dotterd halte. In 
feinem jüngften Auffag über „zur Lehre von den Furchungen““ 
fpricht er den Inſecten partielle Buchung zu (Wiegmanns 
Ach. 1847. Hft. 1.) Nach meinen Unterfuhungen verhalten 
ſich die Infecteneyer wie die Eyer der vorher abgehandelten Ar— 
tbropoden-Drdnungen bey Anmefenheit von Delfugeln im Dotter. 
Dieſe letztern habe ich in feinem Inſecteney einen Furchungs: 
proceß durchmacen fehen, wohl aber bilden, wenn zugleich Mo— 
le&ularförperchen als Dotterbeftandtheil vorhanden find, diefe 


184 


fih zu Furchungskugeln um, die den fetttropfigen Dotter um— 
wachſen. Befteht aber der Dotter bloß aus Fettkugeln, fo 
fieht man als erftes Entwicklungsmoment glashelle Bläschen, 
in denen mir der Zellencharacter nicht immer deutlich geworden 
ift, auf gleiche Weife den Dotter umwadfen. Damit fiimmen 
aud) die Abbildungen überein, welche Herold in den Unrerfu- 
ungen über die Bildungsgeſchichte der wirbellofen Xhiere im 
Ey als erfie Dotterveränderung von Sphinx ocellata auf Tab. 
Il. figg. 2 et 3, von Bombyx quereus Tab. IV. figg. 3 et 
4, Bombyx mori Tab. VI. figg. 12, 13, 15 ete. gibt. 

Meit die häufige Undurdhfichtigkeit der Eyhuͤllen dev Inſecten— 
eyer, die Mühe, fie bald genug nach dem Legen zu erhalten, 
für die Unterfuhung hemmende Dinge find; fo habe ih, um 
diefen Uebelftänden auszumeichen, mic noch an einige lebendig 
gebährende Infecten gewendet. 

Dazu wählte ih Coceus adonidum, Aphis- und Dorthesia- 
Arten. Bey Coceus adon. find die erften Entwidlungspro- 
ducte glashelle Bläschen, welche den Dotter umgeben und feinen 
Kern mit Sicyerheit wahrnehmen laffen. Was aber die Ent- 
wicklung der Aphis- und Dorthesia-Atten betrifft, fo bieten dieſe 
ſehr abweichende Verhältniſſe. Die Eyerftodsröhren der vivi- 
paren Weibchen enthalten in ihrem oberften Ende gegen zmölf 
Zellen mit bläschenformigem Kern. Eine diefer Zellen fondert 
fih vom übrigen Haufen ab, waͤchſt und dehnt dadurch die 
Eyerftodsröhre zu einer zweyten Anfchwellung aus. Gleichzeitig 
treten feine (Dotter) Körperchen als Innhalt der Zelle auf. 
Die dritte Anſchwellung der Eyerftodsröhre läßt eine doppelte 
Subftanz in fich erkennen. Die Außere hellere Schicht befteht 
aus Eleinen Zellen, die innere Subftanz ift aus einem Haufen 
Molekularkörperchen gebildet. Die vierte Anfchwellung hat bloß 
die bezeichneten Zellen als Innhalt, der Haufen Molekularkoͤr— 
perchen in der Mitte ift verſchwunden. In den nächftfolgenden 
Eyern treten Windungen auf, die auf ein Zerfallen der Zellen- 
haufen zu Embrhonalgebilden hinweifen, bis fich allmählich die 
vellfommene Embryonalgeftalt herausgebildet hat, was ich hier 
nicht fpeciell befchteiben will. Die Eyerſtocksroͤhren der oviparen 
Weibchen anlangend, fo habe ich der Befchreibung von Sie— 
bolds (Fror. N. X.) nur Folgendes hinzuzufügen. So— 
wohl die obere als die untere Kammer ift von fehr zarten und 
blaffen, durch Waffer leicht zu Grunde gehenden Epithelzellen 
ausgekleidet. Ferner befteht der Kern der Zellen der oberen 
Kammer ( Eyerkeime) aus einer gallertartigen Grundfubftanz 
und einzelnen eingebetteten Fettkoͤrperchen. Endlich ift in dem 
ausgebildeten , vollkommen reifen Ey ber untern Kammer immer 
noch das Keimbläshen zu erbliden, In den gelegten Eyern, 
welche ih unterfuchte ( Dectob. und Novemb. 1847.), war das 
Keimbläschen geſchwunden, eine weitere Entwidlung aber noch 
nicht wahrzunehmen. 


Fiſche. 

Schon v. Baer hatte 1834. nach ber Wichtigkeit, die er den 
Dottertbeilungen des Batrachiereyes zufchrieb, ahnliche Vorgänge 
bey den Fifchen vermuthet. Doch ſah er felbft Eeine gefurchten 
Fiſcheyer. Baumgärtner war hierüber in Bezug auf die 
Forelle zweifelhaft geblieben. (Beobachtungen über die Nerven 
und das Blut.) Da wies Rusconi, nad gelungener kuͤnſt— 
licher Befruchtung, obwohl er vorher gegen Bär zuverfichtlich 
behauptet hatte, daß in den Eyern des Flußbarfches Eeinerley 
Urt von Furchen ſich bilde, nach, daß auch dag Ey der Fiſche 
vor der Bildung des Embryos die von den Batrachiern her 


| 

185 
bekannten Metamorphofen durchmache (Müll, Arch. 1836.). 

‘ Er beichreibt die Dottertheilung behm Weißfiſch und ber Schleie 
fo: „kurz nach der Befruchtung verliert das Ey feine ſphäriſche 
Geftalt und nimmt eine birnförmige an; auf einem Theil feiner 
Oberfläche entfteht nehmlich eine Art Anfchmwellung, ähnlich der 
von Sauggläfern hervorgebrachten; Die Eleinen vorher zer: 
freuten Dotterförnchen fanmeln fih on ber Baſis dieſer Ans 
ſchwellung. ‘Eine halbe Stunde nad) diefer Veränderung erfchei= 
nen auf der vorragenden Stelle des Dotterd zwey Furchen, die 
ſich im rechten Winkel fchneiden ; eine DViertelftunde fpäter zeigen 
ſich zmey neue Furchen zur Seite der erfien, fo daß der vorra— 
gende Theil des Dotterd, der früher aus vier Rappen beitund, 
nun in 8 Lappen getheilt ift. Nach Verlauf einer Biertelftunde 
ift jeder Diefer 8 Lappen wieder in 4 getheilt durch 6 neue 
Furchen, Die fich im rechten Winfel-freuzen, jo daß nunmehr Die 
Zahl der Rappen vervielfältigt ift. Nach einer halben Stunde 
treten mehrere neue Surchen auf, Die fid) mit den erften kreuzen; 
Dadurch werden Die Lappen abermals kleiner und jo zahlreich, 
Daß jte fich Faum mehr zählen laffen; fort und fort bilden ftch 
neue Furchen, Die Lappen werden Fleiner, verfchwinden endlich 
völlig und die vorragende Stelle des Dotterd it wieder fo glatt, 
wie vor dem Erſcheinen der erjten Furchen. 

Das Rusconi auch Dotterfurhung beym Hecht wahrge— 

nommen, laßt ſich wohl aus dem Auflage „über künſtliche Be— 
fruchtung von Fischen uw." Müll. Arch. 1840. entnehmen. 


Aus diefer Darftelung Nusconis gieng alfo hervor, daß 
ber Dotter des Fijcheges nur eine ‚partielle Furchung erleide, 


C. Vogt wichtige Unterfuchungen über die Furchung eines 

andern Fiſches, des Corregonus Palaea (Agassiz, histoire 
naturelle des poissons d’eau douce. Neuchatel 1843.) 
beziehen fich neben dem Nachweife der Furchung auf das Wie 
und Wodurch Diefes Proceſſes und können deßhalb erft im 2ten 
Abſchnitt zur Beſprechung Fommen. 

Mir jelbft gehen rückſichtlich der Furchung der Fifcheyer bis 
jest alle Erfahrungen ab, Da der Laich, den ich mir Diefen Früh— 
ling verfchaffte, um einige Stunden in feiner Entwidlung vorges 
rüdt war. Künftliche Befruchtung vorzunehmen habe ic) Feine 

Gelegenheit gefunden. 


Amphibien. 


Dieſe Thiere nehmen das Intereſſe bey der Furchungsfrage 
ganz beſonders in Anſpruch. Denn an den Eyern des Froſches, 
dieſes von den Phyſiologen nicht hoch genug zu ſchätzenden 
Thieres wurde dad Phänomen der Dotterfurchung zuerſt geſehen. 
Zwar findet man überall Prevoſt und Dumas als die erften 
Beobachter des Furchungsproceſſes angeführt. Allein die Sache 
ift weiter zurüd zu datieren: denn, wie ich fehe, hat Swam- 
merdam die Zirflüftung der Dotterfugel in zwey Hälften fchon 
wahrgenommen. Bibl. natur. Tab. XLVIII. gibt er in figg. 
V, VI, VI, VII, IX, X. die bildliche Darftellung des von 
ihm hierinn Erkannten. Wenn er im Tert ©. 813. fagt: 
porro observabam Ranunculum universum, notabili admo- 
dum sulco sive plieatura, in duas veluti partes dividi,‘* 
fo gebt dieſes aus feiner embryologiſchen Grundanficht — Prä- 
formation des Embrhos und deſſen bloße Entwidlung — hervor. 
‚Dielen suleum vel plicaturam corporis Ranuneuli nennt er 
übrigens primjtus a me animadversam. Wundern muß man 
ſich demnach, dag Swammerdam Die meitern Theilungen 
überfah. 
Iſis 1848, Heft 3. 


186 


Röfel (Histor. Ranar. nostrat.) überfah beym Grasfroſch 
Furchungserſcheinungen. „Der Dotter verändert ſich nicht," be- 
merkt er bey dem hier in Frage ftehenden Stadium. Dagegen 
fah er unverfennbar bie erfte Zerfüllung des Dotterd in zweh 
Hälften vom CH des Laubfrofcheg: „an dem Laich murde ih 
infofern eine Veränderung gewahr, daß fih ein jeder Dotter in 
zwey runde Körperlein theilte.“ 

Nach Diefen beiden Forfchern feheint bis auf Prevoft und 
Dumas Niemand die trefende Dotterveränderung bemerkt zu 
haben, und e3 gebührt den beiden franzöſiſchen Beobachtern das 
Nerdienft, dieſe Dottermetamorphofe zuerft als ein Ganzes erfaßt 
und das Intereffe der Phhfiologen hiefür angeregt zu haben, 

Sie theilten nehmlich mit, daß eine Dotterfugel, die zu einem 
Froſche werden fol, vorher non einem Nee genmetrifch vertbeilter 
Furchen überzogen wird. (Annal. d. se. nat. Pr. Serie Tom. 
I. p. 110.). Sie gaben auf Atl. Tom. II. Pl. 6. Abbildungen. 
Letztere copiert Carus in feinen Erläuterungstafeln zur ver— 
gleichenden Anatomie. Heft II, 1831. 

Nachdem der Furchungsproceß des Froſchdotters noch von 
mehreren gejehen und abgebildet worden war, jo von Rusconi 
(Developpement de la grenouille commune 1826., 10 Jahre 
fpäter gab er auch eine Darftellung hiervon am Tritoney in 
Müll. Arch. 1836.), von Baumgärtner in feiner Schrift 
über Nerven und Blut, war es v. Bär, welcher dieſe Erſchei— 
nung des Srojchdotterd ausführlich bearbeitete und weiter führte, 
(Die Metamorphofe des Eyes der Batrachier vor der Erfcheinung 
des Embryo, Müll. Arch. 1834.) Er theilte die Metamor- 
phofen in mehrere Momente. Erfte Umbildung, äußerlich kennt— 
lich durch die Entftehung der erften DMeridianfurche. Das Weſen 
dieſes erſten Moments ſetzt v. Bär darein, daß die Dotterkugel 
ſich in zwey Hemiſphären zu theilen beginnt. Zweyte Umbildung. 
Erſcheinen der 2, Meridianfurche, Dadurch neue Spaltung ber 
Halbkugeln in zwey DViertelfugeln. Dritte Umbildung durch eine 
Aequatorialfurche fest eine Iheilung der Dotterfugel in 8 recht: 
winklige Kugeldrenede. Vierte Umbildung: Theilung der Dotter- 
kugel in acht Maſſen durch die dritten Meridianfurchen. Fünfte 
Umbildung: Theilung des Dotters in 16 Maffen durch Parallel: 
furchen, Brombeerform, Sechſte Umbildung: Serfallen in 64 
Dottermaffen: Himbeerform. Siebente Umbildung: Theilung in 
centrale und peripheriiche Maffen, Chagrinform. Achte Umbil- 
dung: Sandfteinform. Neunte Umbildung: Ginheit der Dotter- 
fugel. Zebnte Umbildung: der Keim und Einleitung zur Ab— 
gränzung des Embryos. 

An allen Batrachiern hatte man bis dahin totale Furchung 
gefunden. C. Vogt machte aber bekannt, daß die Geburtähel- 
ferfröte abweiche, indem fich nur partielle Dotterfurchung bey ihr 
finde. (Entwidlungsgefchichte der Geburtähelferfröte, Alytes 
obstetricans. Solothurn 1841.) 

Diefe-Arbeit aber, fowie die an Batrachiereyern gemachten ' 
Studien von Bergmann, Reichert, Bifchoff, Köllifer 
beziehen fich eigentlich auf Die Ergründung des Weſens der Fur- 
hung, deßhalb von ihnen im 2. Abfchnitt. Aus demfelben 
Grunde gehörten meine eigenen Unterfuchungen dorthin, doch 
kann ich nicht unterlajfen, hier gleich Einiges behzufügen. 

Ich habe eine nicht geringe Eyermaffe der verjchiedenen Ba— 
trachier mehr oder weniger auf ihre Entwicklung unterfucht. 
(Rana tempor., Bufo cinereus, Bombinator igneus (dieſer 
eignet fich bejonder8 gut), die an manchen Orten felten vorkom— 
mende Bufo variabilis, Hyla arborea, Triton taeniatus und 
cristatus.) 

42 * 


188 


Eine Membran ber Furchungskugeln anzunehmen, habe ic) 
feine Gründe gefunden. — Befondere Mühe habe ich daran gez 
wendet, in ben erften Dotterfegmenten die wohl ficher vorhandenen 
Bläschen (Kerne) aufzufinden, bin aber durchaus nicht ind Reine 
gekommen. Es ift auch wohl jehr dem Zufall anheim gegeben, 
wenn es gelingt, Die Kerne dieſer großen Dotterabichnitte ifoliert 
zu erblicken. Von der Brombeerform an find fie Deutlich zu 
erfennen. Die Gigenfchaft derfelben Gebilde beym Clepsine- 
Ey, nach zerftörter Burchungsfugel an einander zu Eleben und 
das Bild einer endogenen Entwicklung zu bieten (ſieh oben be) 
Clepsine) fehe ih auch an den Kernen der Surchungsfugeln Der 
Batrachier. Ob in einer Furchungskugel auch zwey Kerne ſich 
finden (Kölliker), davon konnte ich mich nicht vergewiſſern. 

Dagegen kann ich die Angaben Köllikers über Dad Vor— 
handenfeyn von Kernförperchen volllommen beftätigen. Es wun— 
dert mich, daß ein fo trefflicher Beobachter wie Bifchoff ſich 
bis jegt nicht. von der Eriftenz folcher Kerne in den Bläschen 
der Furchungsfugeln des Froſches hat Überzeugen können. In 
den meiften Fällen find es zwey helle blaffe Körperchen, wie es 
beym Drud und Sfolieren fcheint, der Wand des Bläschend ans 
liegend, Mit dem Kleinerwerden der Surchungsfugeln werden jte 
deutlicher, verlieren nach und nach ihr zartes, blafjes Ausſehen 
und befonmen einen Stich ind Gelbliche. 

Was ic Schon von den Kernen der Furchungsfugeln mehrerer 
Thiere zu erwähnen Gelegenheit hatte, ihre Veränderung Durch 
Waſſer nehmlich, gilt auch von den Batrachiern. Auch bey 
ihnen erzeugt fich in den treffenden Gebilden, wenn fie vollkommen 
ifoliert find, und dem Einflug des Waſſers ausgeſetzt, ein mole- 
kulärer Niederſchlag. 

Die Entwicklung der beſchuppten Amphibien reiht ſich bekannt— 
lich an Die der Vögel, indem ihnen ein Amnion und Harnſack 
zukommt, welch beide Gebilde den nackten Amphibien abgehen, 
Da feine Beobachtungen über Die Furchung beym Vogeley vor: 
liegen, die Uebereinftimmung aber in der Entwicdlung ber be 
ſchuppten Amphibien und ber Vögel eine große ift, fo find Die 
Beobadhtungen, Die Kölliker bey den erſtern angeftelt hat, 
Doppelt interejfant. Kölliker fahnehmlich an einem Eidechfeney 
partielle Furdung. Das Ey trug an einer Stelle, die dem einen 
Pole näher lag, 6 Burchungshügel. Bier von dieſen Hügeln 
waren von berfelben Größe und kleiner al3 die andern zweh, Die 
wiederum von gleichem Umfang waren. Die vier Eleinern ſtan— 
den im Biere, die größeren fo, Daß ihre Kängenaren einander 
parallel waren und jede verlängert in den Durchmeifer von je 
zwehen ber fleineren übergieng. Die innere Structur der Fur— 
hungshügel konnte Kölliker nicht erforſchen. 


Bögel. 


Obwohl die Claffe der Vögel dad Centrum ift, um welches 
fih ale Beobachtungen über Entwiclungelchichte drehen (Va - 
lentin), fo bat doch noch fein Forſcher, man müßte denn Die 
fpärliche Notiz Bergmanns ausnehmen, durch Beobachtung 
erhärtet, wie e8 beym DVogeleye um die Furchung jtehe. (Berg 
mann bemerkt zwar (Müll. Arch. 47.), daß er im Frühjahr 
1845. auch im Keime des aus dem Opiduct genommenen Vo— 
gelenes Zellentheilung oder Dotterfpaltung geſehen, gefteht aber 
gleich zu, daß Die Beobachtungen zu abgeriffen waren, fum zu 
einer befondern Mittheilung Anlaß zu geben. 

Ich opferte in diefem Fruͤhjahre verfchiedene Singvögel dieſem 
Zwecke, habe aber nicht die Freude gehabt, Eher im Eyleiter 
anzutreffen. Bey der großen Analogie übrigens, Die, wie ſchon 


—— — 


188 


vorhin bemerkt, in der Entwicklung der beſchuppten Amphibien 
und der Vögel beobachtet wird, kann man wohl getroſt der 
Meynung Köllifers beytreten, der, ohne Dotterfurchung des 
Vogeleyes geſehen zu haben, die Sache ſich fo denft: die Ent: 
wiclung des Huͤhnchens beginnt mit einer durch Die Entjtehung 
von einer Generation von Gmbryonalzellen nad) der andern be= 
ginnenden, partiellen, auf einen fehr geringen Theil des Embryo— 
nalpoled ausgedehnten Furchung; Dann bildet fich der fogenannte 
Keim, Die Keimfchicht oder das Keimblatt, indem die Furchungs— 
fugeln fich in der Fläche vermehren und zugleich kleiner werden, 
(Eephalopoden ©. 128.) 5 


Säugethiere. 


"Die Acten über den Furchungsproceß der Säugethiere find 
durch die befannten vortrefflichen Unterfuchungen Biſchoffs bie 
auf Weniges geichloffen. Dan muß auch Bifchoff beypflichten, 
wenn er ausfpricht, daß durch feine Nachweifung des Dotter- 
Theilungsproceffes bey den Säugethieren dieſer Proceß erft eine 
allgemeinere und größere Bedeutung erhalten, und feitdem auch 
größeres Interefje erregt habe. Denn es liegt einmal in der 
Natur vieler Menfchen, in der übrigen Natur etwas erft dann 
für recht bedeutungsvol zu halten, wenn es fich auf den edlen 
Er zunächit bezieht oder gar bey ihm als Teibliche Form 
auftritt. 

Doh hat fhon von Bär, wie dies Bifchoff nachweiſt, 
gefehen, daß das Ey des Hundes im Ghleiter in Kugeln zerlegt 
iwar: „superficie non laevi et aequali, sed granulosa, totus 
enim globulus e grannlis constat dense stipatis.“ Es ift 
dieß einer der vielen Fälle, wie fie in der Siftorie der Natur— 
wijfenfchaften fo häufig borfommen, daß Etwas zwar geſehen, 
aber zu feinem weitern Verſtändniß ausgebildet wird, Deßhalb 
iſt Biſchoff vollfommen berechtigt, Die Priorität der Entdeckung 
be3 Surchungsprocejfes bey den Säugethieven auch gegen Barry 
in Anspruch zu nehmen, Auf der Naturforfcherveriammlung in 
Freyburg 1838. ſprach er zuerft feine hierüber gemachten Er— 
fahrungen aus, fpäter gab. er die Detailunterfuchungen und Ab— 
bildungen in feiner Entwiclungsgelchichte der Säugethiere, und 
in feinen. Monographien über das Kaninchen- und Hundeey. 

Beym Eintritt der Eher in Die zweite Hälfte des Eyleiters 
beginnt ein totaler Dottertheilungsprocef. Die bis dahin ein= 
fache Dottermaffe theilt fich in zweh etwas elliptiche und mehr 
oder weniger gegen einander abgeplattete, in einem Ey auch) 
über einander greifende Maffen. Biſchoff verfolgte Die Zerle— 
gung Des Dotters bis zu 36 zählbaren Kugeln beym Kaninchen, 
16—32 beym Hunde. Die Furchungskugeln laßt Bifchoff 
nicht für Zellen gelten, weil fie von feiner noch fo feinen Deem- 
bran umgeben find, fondern die Dotterförperchen nur durch ein 
Bindemittel zufammengeklebt werden. Jede Dotterfugel enthält 
ein fehr zartes, Das Licht ſehr jtark brechendes Bläschen. Ganz 
entfchieden ſpricht ſich Biſchoff gegen die Eriftenz eined Kerns 
in dieſen Gentralbläschen aus. Beym Hunde und Kaninchen 
finden fich im Anfange der Theilung zwey oder drey Bläschen 
zwifchen Dotter und Zona. Bifchoff Häll fie für Nachkommen 
des Keimflecks und Hat ihnen früher eine wichtige Nolle bey der Fur— 
hung zuerkannt. Doch geben mir meine Beobachtungen über Die Bilz 
dung und DVerfümmerung biefer Körperchen bey den Gafteropoben 
(1. 0.) die Ueberzeugung, daß fie beym Furchungsproceß nicht 
weiter betheiligt find. 


189 


Abſchnitt I 
Bedeutung der Dotterfurchung. 


In der Auffaffung und Deutung diefer Erfcheinung Taffen fich 
zwey Epochen feſtſtellen: bie Zeit vor der Schleiden-Schwannifchen 
Zellenlehre und die Zeit, ald diefer neue gemonnene Gedanke feine 
weitere Anwendung fand. 

Die Anfichten der Vorzeit der Zellenlehre über Dotterfurchung 
haben nur hiftorifches Intereffe. Swammerdam, den id) oben 
als den nannte, ber die erfte Furchungslinie am Frofchdotter zuerft 
ſah, nahm dieſes ald Anhänger der Präformationstheorie für 
Sheilung des Ranuneculus ſelbſt. — Prevoft und Dumas 
geben ihr Glaubensbefenntniß Dadurch ab, daß fie der in Rede 
ftehenden Erfcheinung den Namen Jurchungsproceß gaben, indem 
ihnen Die regelmäßige und ſymmetriſche Linienbildung auf der 
Dberfläche des Dotters, Die geomettifche Form der Furchen ald 
das MWefentliche erfchien. Es entgieng ihnen aber, daß die Fur: 
chen fich nicht bloß auf die Oberfläche des Dotters bejchränfen, 
fondern in die Tiefe dringend, den Dotter förmlich zertheilen, te 
ſelbſt alfo nur fichtbare Epalten, Grenzen von Theilungen Der 
Dottermaffe find. Dieſes erfannt zu haben ift Das Verdienſt v. 
Bärs. Seine hierauf geftügte Deutung dieſes Proceſſes aber, 
daß durch die Theilungen alle Dottermaffe dem Einfluffe des 
flüchtigen nnd flüfjigen Beftandtheiles des befruchtenden Stoffes 
ausgelegt werde, fand ihren Gegner in Rusconi. Diefer Na- 
turforfcher argumentierte ſehr richtig, Daß Die Eyer den Einfluß 
des Samend bereits erfahren haben, wenn die Furchen auf ihrer 
Oberfläche erfcheinen, Diefe felbft aljo nur Folgen der fortſchrei— 
teuden Entwicklung find. 

Carus machte im. naturphilofophifchen Sinne darauf auf: 
merffam, wie Diefe merkwürdigen Iheilungsfurchen auf der. Ur: 
Sphäre des werdenden Thierleibed erft dann recht bedeutungsvoll 
werden, wenn man auf Die Wichtigkeit geometrifcher Berhältniffe 
in ihren genetijchen Gonftructionen bey der IThierbildung ber: 
haupt und bey der Metamorphofe der Kugel ald der Urform 
alles Organifchen gebührende Rückſicht nimmt. 

Mayers Deutung, die wohl mit feiner Monadentheorie zu— 
fammenhängt, ift mir unverftändlich. „Der fogenannte Zerflüf- 
tungsproceß des Dotterd ift die Urbewegung und Urundulation 
be3 Keimringed mit feinen innern planetarifchen Ningen und 
Kugeln, was bey dem Ey der Vögel durch die Salonenbildung 
angedeutet ift, wodurch Die Umgeftaltung und Umbildung des 

Kreiſes in Die verfchiedenen Formen geſchieht.“ (Behträge zur 
Anatomie der Entozoen, Bonn. 1841.) 
. Wie nahe Baumgärtner daran mar, den Furchungsproceß 
dem. heutigen Standpunet entiprechend aufzufaffen, erfieht man 
“aus dem, was er über feine fecundären Bildungsfugeln fagt. 
(Müll. Arch. 1835) As dad Mie und Wodurch dieſer 
Vormbildung gibt er eine forıdauernde und verjchiedenartige Bes 
wegung durch Anziehung und Abſtoßung der einzelnen Dotter: 
kügelchen. 

Anders geſtalteten ſich die Dinge, als die ſo folgenreiche 
Schleiden-Schwanniſche Zellenlehre auch hier eine einheitliche Vor: 
ftellung hervorrief. Gleich von vorn herein, fo wie noch jetzt 
find ale Forſcher, die den treffenden Gegenftand aus eigener 
Anſchauung fennen, darüber einig, daß Zelenverhältniffe beym 
Furchungsproceſſe im Spiele ſeyen. Shwann felbft Hatte einen 
Zufammenhang zwifchen Zellenbildung und Dotterzerflüftung ver— 
muthet, au I. Müller (Ar, 1859. CLXNXIV.) hatte als 


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Referent der. v. Sieboldifchen Beobachtungen über die erſte 
Entwilung der Eher von Medusa aurita bemerft „die Fur— 
ungen Des Dotters ftehen höchſt wahrfcheinlich mit dem Zellen 
bildungsproceß in. Verbindung.” 

Doch waren es erſt die Arbeiten Bergmann, Reicherts, 
C. Vogts, Biſchoffs, Köllikers, welche Tpeciell hierauf 
eingiengen, und wenn Diefe Forfcher auch im Einzelnen ausein— 
anberwichen, jo erübrigte denn Doch mehr oder weniger Der Grund: 
gedanfe, daß der Furchungsproceß ein Zellenbildungsact fey, wenn 
gleich nicht nad) dem Schwannifchen Zellenbildungsichema. 


Ohne erft die Anfichten der genannten Gmbrhologen aufzufühe 
ren, nehme ich gleich die hierüber curfierenden Tagesfragen auf, 
wodurch von felbft die einzelnen Theorien ihre Wuͤdigung finden, 

Die Puncte, um welche fich vor Allem die Controverfen drehen, 
find folgende (Kölliker): 1) Natur und Vermehrung ber 
Furchungskugeln, 2) Entwidlung der Kerne der Furchungskugeln 
und Bedeutung. derfelben für Die Furchung. 

Rückſichtlich des erſten Bunctes erfannte man die Furchungs— 
Fugeln der frühern Stadien als Klümpchen von Dotterförperchen, 
ungeben häufig von einem hellen Saum, in der Witte bed 
Klümpchens ein heller Fleck. Iſt nun Diefer helle Saum eine 
Die Dotterförperchen umfchließende Menıbran, oder bloß die Gränze 
der zähen Slüffigfeit, welche Die Dotterförperchen zufammenhält? 
Beide Deutungen haben. ihre Vertreter gefunden, indem Duboid 
und Reichert für eine Membran fich ausfprachen, Bergmann, 
C. Vogt, Bifhoff und Kölliker fich gegen bie Griftenz 
einer Membran in den früheren Stadien fid) erklärten. Son: 
derbar genug nehmen beide Parteien ihre Sauptgründe von Ders 
felben Erſcheinung, von der Endosmoſe durch Waſſer nehmlich. 
Nah Reichert find es die Diffufiondverfuche, welche unter 
günftigen Umftänden zum ganz fichern Beweiſe von der Anweſen— 
heit ‚einer Membran um die Furchungskugel benutzt werden 
fünnen. Biſchoff (Kaninchen-Ey S.72) hingegen und beſonders 
Kölliter nehmen eben von dem Verhalten der Furchungskugeln 
gegen Waffer ihren Hauptbeweis gegen Die zellige Natur derfel- 
ben. So ſagt Kölliker (Wiegmanns Arch. 1847. Hft. 1. 
©. 10 und 11): „ſetzt man ben (Furchungs-) Kugeln Waffer zu, 
fo mifcht ſich Daffelbe der hellen Subftanz, die ih Grund: oder 
Verbindungsſubſtanz nennen will, entweder ganz gleichmäßig ober 
nur. an einzelnen. Stellen beh. Im legtern Fall entfteht niemals 
ein Bild, das für das. Dafeyn einer Zellenmembran fprechen 
könnte, indem die VBerbindungsfubftang gleich nach dem Zufage 
des Waſſers und ohne daß das lagen einer Membran voran—⸗ 
geht, da und. dort in Geftalt von Warzen fich vortreibt, welche Herz 
porragungen unmittelbar. und. ohne Gränze in den unveränderten 
Theil derfelben Subſtanz übergehen, wohl aber kann in Dem 
extern Fal ein zellenähnliches Gebilde entitehen, namentlich wenn 
bie Kugeln vorwiegend aus Körnern beſtehen. Hier vergrößert 
ſich nehmlich die Kugel allmählich und. umgibt jich, oft ziemlich) 
pollftändig, mit einem hellen Saume, der nach augen fiharf ber 
grängt ift, und mehr oder weniger täufchend einer Zellenmembran 
ähnlich fieht. Daß jedoch auch beh fo bewandten Umftänden 
von einer Membran feine Rede ſeyn kann, ergibt ſich ganz bes 
ſtimmt Daraus, daß bey einem und bemfelben Thier Die Fur⸗ 
chungskugeln bald dieſe bald jene Form annehmen, aus der einen 
in die andere übergehen oder Zwiſchenformen zeigen, wie 3. B. 
auf der einen Seite gleichmäßig ausgedehnt und mit einem hellen 
Saume umgeben find, auf ber andern einen oder zwey Warzen: 
fürmige Vorſprünge befien,“ 


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Diefe Angaben kann ich durchaus beftätigen. Ich halte auch 
Diefen Streitpunet für erledigt, man müßte denn abftchtlich ben 
Beobachtungen etwas Anderes unterlegen wollen. Dabey muß 
ich auch bemerken, Daß die Kluft zwiſchen ben beiden Anfichten 
mir nicht fehr groß erfcheint. Ale angeführten Autoritäten 
nehmlich, welche die Membranen der Burchungfugeln früherer 
Stadien laͤugnen, geben an, daß die Furchungskugeln gewiljer 
fpäterer Stadien an ihrer Oberfläche fih mit Membranen bes 
Heiden. Wo iſt aber da die Gränze zwifchen Membran und 
Nichtmembran zu ziehen? So lange die Berbindungsjubftang 
in ihrer ganzen Maſſe einen gleichmäßigen Conſiſtenzgrad hat, 
nehmen wir eben die Furchungshügel als hülenlos, hat aber die 
äuferfte Schicht der Grundfubftang ſich (durch chemifche Diffe- 
renzierung) verdichtet, ift fie fefter geworden, fo ift ung bie Bur: 
chungskugel in eine Furchungszelle übergegangen, * 

Mie vermehren fih nun die Furchungsfugeln? Hier ftehen 
fich wieder Anfichten gegenüber. Bergmann, Bifchoff, C. 
Vogt, Bagge, Köllifer, Eofte fahen die Furchungskugeln 
nur durch Theilung ftch ‘vermehren, Reichert Durch emdogene 
Bildung. Letzterer Forſcher hat feine frühere Anficht von dem 
bey der Furchung allmählich fortfchreitenden Geburtsacte vielfach 
eingefchachtelter Mutterzellen theilmeife aufgegeben und nimmt jeßt 
den Furchungsproceß als eine Zellenbildung um Innhaltsportio— 
nen und ihre Vermehrung in der Art, daß innerhalb eines 
größeren zwey Fleinere Furchungskugeln entjtehen, und erſt nad) 
dem Schwinden der Mutterzellenmembran frey werden. Diefe 
Darftelung ift nach meinen Erfahrungen eine rein künſtliche, 
und nirgends weifet eine Gricheinung darauf hin, während man 
ſich, beſonders bey Nematodenchern, häufig überzeugen Fan, daß 
durch Theilung ſich die Furchungskugeln vermehren, indem an 
den Tänglich fich geftaltenden Kugeln eine quere Furche entfteht, 
die allmählich tiefer greifend, Diefelbe zulegt in zwei Hälften zerfällt, 

Der zweyte wichtige in der Surchungslehre betrifft die hellen 
Flecke in den Furchungsfugeln. Was find fie für Körper, wie 
vermehren fie jtch, welche Bedeutung haben fte für die Furchung? 

Anlangend die Natur Derfelben, fo ſtimme ich, wie dieß ſchon 
der erfte Abſchnitt beurfundet, vollkommen mit Köllifer ein, 
d. h. ich halte fie für Bläschen, die conftant Sternförperchen bes 
ſitzen. Diefe Kernförperchen, welche bekanntlich Kölliker ent 
deckt hat, deren allgemeines Vorfommen aber Neichert beftreitet, 
fo wie fie auch Bifhoff fir Die Säugethiere und den Froſch 
in Abrede ftelt, find wefentliche Beftandtheile der hellen Bläs— 
hen. Meine vorliegenden Unterfuchungen vermehren hierüber 
die Erfahrungen Köllikers, indem fie die Anweſenheit Diefer 
Körperchen bey gar manchen Thieren nachweifen, von denen bis 
jegt deren Vorkommen noch nicht befannt war. Ich Fann nicht 
unterlaffen, hier meine Zweifel an ber Bifchoffifchen Ber 
hauptung, daß fie beftimmt bey Säugethieren fehlen, zu Außern: 
bat diefer fonft vortreffliche Beobachter fte beym Froſche, wo fie 
doch ganz beftimmt vorhanden find, überjehen, jo fünnte ihm 
wohl auch ähnliches beym Kaninchen und Kunde widerfahren feyn. 

Während ich alfo über die Natur der hellen Flecke ber Fur— 
chungskugeln ala Bläschen, ſowie über Die Kernförperchen als 
weientliche Bertandtheile der Bläschen vollkommen Kölliker 
beyſtimme, Fann ich mich mit dieſem Naturforfcher durchaus nicht 


_— — 


” ‚Leider Habe ich mir über die nähere Beichaffenheit ber Furx— 
chungekugeln mit ölfugligem Innhalt, 3. B. bey Gammarus, feine 
Motigen gemacht, um fie hier parallelifieren zu können. 


192 


einverftanden erklären rückſichtlich der Vermehrungsweiſe ber hellen 
Bläschen. Köllifer läßt diefelben fich Durch endogene Bildung 
vermehren, indem er in feltenen Fällen größere Kerne ber Fur: 
chungskugeln traf, Die zwey Tochterferne einfchlojfen. Beh aller 
Hochachtung, die ich für dieſen ausgezeichneten Forſcher hege, 
möchte ich denn Doch glauben, daß er fich hierinn getäufcht hat, 
Niemald bin ich bey meinen Unterfuchungen Kernen begegnet, 
die als Mutterzellen Tochterzellen eingefchloffen hätten, wohl aber 
entjtcht eim täufchendes Bild ber endogenen Zeugung, wie ich 
oben bey Cleps. und den Batrach. angegeben, durch Die Eigen— 
ſchaft der Kerne der Furchungsfugeln nach Zerftörung der letztern 
an einander zn Eleben, jo daß man ben ganzen Vorgang mit 
den Augen verfolgt haben muß, wenn man nicht getäufcht werden 
will. Vielmehr Fehre ich, befonderd nad Unterfuchungen an 
Entozoeneyern, zu der Anficht, Die von Bagge geltend gemacht 
worden ift, zurück, d.h. zur Vermehrung der sterne der Fur— 
hungsfugeln durch Theilung * 

Damit habe ich aud) meine Ueberzeugung über die Bedeutung 
der Kerne der Furchungsfugeln für die Furchung angedeutet, 
Ich halte nehmlich dafür, daß Die Vermehrung Der Kerne bie 
Theilung der Kugel bedingt, und nicht die Kerne fecundar (Reiz 
chert) in den Inrchungsfugeln entftehen, wie dieg auch) C. Vogt 
in feiner Embrhologie des Actions annimmt. ** Ich habe zwar 
im erjten Abfchnitte bemerkt, daß ich in den Furchungskugeln 
mehrerer Thiere Die Kerne vermißte, fchreibe dieß aber beſonders 
ungünftigen Verhältniffeu zu und noch nicht ausgebildeter Ver— 
trautheit mit Diefem jchwierigen Gegenftande. 

Damit wären Die Hauptfragen in der Furchungslehre umgrängt, 
und e8 ließe fich dad Nefultat fchlieplich fo faſſen: die erfte Ent— 
widlung der Thiere nach gefchehener Befruchtung und Schwinden 
des Keimbläschend beginnt Damit, daß der Dotter fich zu Zellen 
umzugeftalten beginnt. Dieſer Zellenbildungsact ſetzt als äußere 
Erſcheinnng Die fogenannte Dotterfurdhung. Die Bildung der 
Furchungskugeln ift abhängig von der Entftehung heller bläschen— 
formiger Kerne mit Kernförperchen. (Wie diefe beiden Gebilde 
entjtehen, ob aus der Flüſſigkeit des Keimbläschens, ift durch 
Beobachtung noch nicht ermittelt.) Um dieſe fammeln fich, von 
einer zähen Flüſſigkeit ( Köllikers Grundſubſtanz) zufammen= | 
gehalten, Die Dotterelemente zu anfangs hitllenlofen Saufen, 
Die Vermehrung der fo gebildeten Furchungskugeln gefchieht durch 
Theilung, nie durch endogene Bildung. Selbft die Vermehrung 
des Kerns, welche immer der Theilung der Burchungsfugel vor— 
angeht, gefchieht Durch Theilung und nicht durch endogene Bil- 
dung. Ob auch das Kernförperchen zum blaschenförmigen Kern 
in gleichem Verhältniſſe fteht, wage ich nicht zu behaupten, In 
den erften Stadien find die Furchungsfugem ohne Membran; 
fpüter bildet fich Die Nindenichicht der Grundfubftang zu einer 
Membran um, wodurch die Surchungsfugeln zu Furchungszellen 
iwerden, welche nun durch weitere Differenzierung in Die fpecififen 
Gewebe des Embryo übergehen. 


* Aud Bifhoff (Hundeey S.46) äußert: „mir ſcheint der 
Annahme einer Theilung jener Bläschen Nichts pofitiv im Wege zu 
ſtehen.“ Noch läßt Eofte (Fror. N, Not Nr. 800, 1846.) den 
Kern der Furchungsfugel fich einfchnüren, und in zwey befondere Kügelz 
chen ſich fpalien, worauf jedes derfelben wieder zu einem Mittelpunct 
wird, um welchen her die benachbarten Körperchen ſich gruppieren. 

* Bey Alytes nahm er fie für die freygewordenen Keimflecke. 
Indeß hat Köllifer (Gephalop. 124) duch unmittelbare Beobachtung 
nachgewieſen, daß die Keimflede und die Bläschen der Furdungsfugeln 
der Batrachier ganz heterogene Dinge find. Ä 


#05, " 


Typiſch unterfiheiden ſich Die einzelnen Ihiergruppen, je nach: 
dem der Dotter in feiner ganzen Maffe diefen Zellenbildungs— 
proceß durchmacht, oder nur ein fleinerer oder größerer Theil 
deffelben. Darnach bildete Köllifer die Eintheilung der Fur— 
chung in totale und partiale. Totale fommt vor bey Polnpen, 
Strablthieren, Quallen, vielen Weißwürmern, Molusfen mit 
Ausnahme der Eephalopoden, Nädertbieren, Anneliden, niedern 
Gruftaceen, manchen Arachniden, vielen Batrachiern und Säuge— 
thieren; partielle findet fich bey Cephalopoden, Arachniden, höhern 
Gruftaceen, Infecten, Fifchen, Batrachiern, zum Theil bey Saus 
riern und höchſt wahrfcheinlich bey den Vögeln. * 

Daß jedoch dieſe Abtbeilungen nicht ſcharf ausgeprägt find, 
zeigen meine Beobachtungen an Gammarus und Asellus. Sier 
furcht fich der molefuläre Dotterbeftandtheil, wie es jcheint, für 
fih und ebenfo der ölfuglige. Der Vorgang bey Clepsine ift 


‚ganz analog, Die großen Furchungskugeln haben ald Innhalt Die 


großen Fettförper, entiprechend den Delfugeln der Arthropoden, 
die fleinern enthalten bloß molefuläre Maſſe. Ja ſelbſt bey den 
Batrachiern finden ſich Die fogenannten Stearintäfelchen in den 
innern größern Surchungsfugeln, die zur Conftruction der veges 
tativen Organe dienen, während die äußeren Fleinern auch die 
Eleinern Settförperchen als Innhalt wahrnehmen lafjen, 


Erflärungen der Abbildungen. Taf. J. 


Fig. 1. En von Ascaris nigrovenosa. Die, Grunbfub- 
ftanz zweyer Surchungsfugeln ift durch Wafferendosmoje hervor= 
gedrängt, geht aber continuierlich von einer Furchungskugel zur 
andern. } : 

Fig. 2. Eh von Ascaris nigrov. comprimiert. Erſte dur: 
chungskugel mit 2, Kernen und deutlichen Kernförperchen. 

Figa. 3,4, 5, 6. Eyer von Gammarus pulex in verſchie— 
denen Surchungsftadien. Big. 5. ftelt ſchematiſch die in Diefem 
Stadium durch Druck bemerften hellen Flecke der Furchungsku— 
geln dar. 

dig. 7. Eine Furchungskugel, wie fie nach) dem Einreißen 
des Ehes Fig. 6 unter den ölfugligen Dotterfegmenten zum Vor: 
ſchein kommt. 

Figg. 8 — 11. Furchungskugeln von Asellus aquaticus. 
Zeigen die Art der Vermehrung der Kernkörperchen. 

Fig. 12. Macrogaster platypus aus der Naſe des Menſchen. 
Primitive Eher in ſeinem Hinterleibe. 

Figg. 13 — 17. Körper, welche ich Häufig in der nächſten 
Umgebung dieſes Schmarogers finde, und die wohl in nächiter 
Beziehung zu feiner Entwidlung ftehen. 

Figg. 18— 20. Eyer von Sarcoptes hominis in verſchie— 
denen Entwidlungsftadien. 

Figg. 21 — 25. Eyer von Sarcoptes cati in verſchiedenen 


‚ Entwielungsftadien. 


Fig. 26. Ey von Limnaeus vulgaris in zmweh Furchungs— 
kugeln zerfallen. Stelt das im Tert bemerkte Ausſehen ber 
lichten Zone bar. 


* Im jümgfter Zeit hat Eofte die Dotterzerffüftung auch bey den 
Bögeln, beſchuppten Amphibien und Ruorpelfiichen gefehen (Fror. N. 
Not, Nr. 36, 1847.) 


Iſis 1848. Heft 3, 


— — 
— ,⸗ 


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Ueber die Charaetere der Vögel. 
Bon 8 aup 


So fehr ich alle Berfuche, die Claſſe der Vögel durch analoge 
Formen in eine Reihe zu verfnüpfen, mißbillige, ebenfo halte ich 
das Beſtreben von Männern, audgezeichnet ſowohl durch Geiſt 
und Talent, als große Gelehrſamkeit, für total verfehlt, wenn es 
dahin zielt, durch anatomiſche oder äußere Kennzeichen die Or- 
nithes in zwey ungleich. ‚große Ordnungen: Oscines et Cla- 
matores zu zerfällen, indem durch das Dafeyn oder den Mangel 
des Singmusfelapparat3 Feine Ordnung bezeichnet werden kann. 

Soll confequent nach Diefen Muskeln am untern Larynx ein- 
getheilt werben, jo müffen Die Clamatores noc) weiter in folche 
getrennt werden, Die feine unb in folche, die ein Musfelpaar 
befigen. Keine Muskeln befigen befanntlich die Alcedidae und 
Upupa, und 2 Musfelo haben Cypselus, Caprimulgus ete. 

Iſt das Daſehn oder Fehlen oder die Zahl von Muskeln am 
untern Larynx maßgebend bey den Ornithes, fo muß es es auch 
bey. den übrigen Ordnungen ſeyn. So: zeigen die Falconidae, 
Strigidae und Vultur einereus 1 Muöfelpaar, während dem 
Sarcorhamphus papa, gryphus und Cathartes aura ber 
untere Kehlfopf ſammt den Muskeln nah Cuvier, Rudolphi 
und Yarrell fehlt. Die Acecipitres müffen demnach ebenfals 
in zweh Ordnungen zerfallen und Vultur cinereus würde von 
den Vulturidae getrennt, Beh den Brevipennes fehlt ber 
untere Kehlfopf und mithin auch die Muskeln. Sie müßten 
deßhalb mit den Genera Ciconia, Platalea, die gleichen Man: 
gel haben, von. den übrigen Grallatores zu trennen feyen; 
ebenfo die Psittacidae von ben Zygodaetyli mit einfachem 
Muskelpaar und denen, ‚welche gar feine zeigen. Die Tauben 
zeigen ein Paar, während den Huͤhnern alle fehlen. Hätten fich 
diefe Gelehrten, welche einem fo einfeitigen Kennzeichen eine fo 
hohe Bedeutung beylegen, ſich zuerft gefragt, was den Vogel zum 
Vogel macht und die Ornithes zu Ornithes; fo würden fie 
leicht ermittelt haben, daß ber fünfpaarige, wie ein- und dreh— 
paarige Muöfelapparat und wie ber untere Larynx ein Kenn: 
zeichen (der Claſſe der Vögel ift, weil er in feiner Claſſe ber 
höheren Thiere mehr auftritt, Sie hätten ferner gefolgert, daß 
die Ordnung, mworinn er in feiner höchften Vollkommenheit auf- 
tritt, am Deutlichjten die Claſſe der Vögel darftellt, weil der Ge— 
fang ebenfalls ein Kennzeichen der Glaffe der Vögel ift. Ein 
feelensoller und harmoniſcher Gefang bezeichnet jedoch nicht den 
wahren Vogel, fondern bey ben Ornithes die höchften Formen.” 

Haben wir einmal alle Formen der wahren Vögel, Ornithes‘ 
sive Passeres, geordnet; jo werden wir finden, daß ſtets Die 
sollfommenjten Sänger in der erften Subfamilie ihrer Familie 
fi) befinden, Um dieß Elar zu machen, gebe ich eine Ueberficht 
der Ornithes, die ih an zweh Puncten, wie ich glaube, ber- 
befjert habe. 

I. Conirostres. 1) Fringillidae, 2) Artamidae, 3) 
Sturnidae, 4) Buphagidae, 5) Alaudidae. 

II, ‚Fissirostres. 1) Museicapidae, 2) Hirundini 
dae**, 3) Eurylaimidae, 4) Coracidae, 5) Ampelidae. 


* Nach dem Dafeyn des Singmugfelsapparats ift noch nicht der 
fihere Schluß zu ziehen, daß der damit verfehene Vogel auch den Na— 
men Sänger verdient, weil auch die Raben (Corvidae) ihn befigen, 
die fo wenig Melodie in ihrem Frächzenden Gefchrey hören Iaffen, als 
die Vögel, die ihn gar nicht befigen.. Der Wohllaut der flötenden Lod- 
töne der Tringidae läßt fid) gewiß nicht mit dem heißeren Gefchrey 
der Raben vergleichen, und. Doch befigen dieſe feinen Singmusfelapparat 

13 


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III. Syndactyli. 1) Momotidae, 2) Meropidae, 3) Buce- 
rotidae, 4) Alcedidae, 5) Pipridae. 

IV. Dentirostres. 1) Luseinidae, 2) Oriolidae, 3) Cor- 
vidae, 4) Laniidae, 5) Paridae. 

V. Tenuirostres, 1) Certhidae, 2) Trochilidae, 3) Upu- 
pidae, 4) Sittidae, 5) Meliphagidae.* 

Mit den Schwalben Habe ich die Ziegenmelfer verbunden und 
an die Stelle der letztern die Naben placirt, Die in ihrer jegigen 
Stellung die Analogien erklären, welche die Alcedidae und La- 
niidae im Aeußeren, Färbung und Lebensart mit ihnen gemein 
haben. 

Die Hirundinidae: zerfälle ich 1) Hirundinae, 2) Cypseli- 
nae, 3) Podarginae, 4) Caprimulginae, 5) Steatorninae, 

Bey den Schwalben (Hirundinae) zeigt fih der Spaarige 
Musfelapparat; während die Cypselinae und Caprimulginae 
nur einen aus 1 Paar Muskeln beftebenden haben und Den 
Podarginae und Steatorninae wahrſcheinlich derſelbe ganz 
fehlen wird. 

Be) den Artamidae et Buphagidae fcheint der 5paarige 
Musfelapparat ganz zu fehlen, ebenfo vielleicht der Mehrzahl 
der Sturnidae. Ob alle Alaudidae ihn beiten, ift eine Brage, 
Die nicht gelöft ift. 

Beh den Muscieapidae wird dem größeren Theil der Unter- 
familie der fünfpaarige Musfelapparat fehlen. Der ganzen dritten 
Unterordnung Syndaetyli, die nur einfache Familien ohne Sub: 
familien befigen, fehlt er wahrfcheinlich gänzlich, was eine Ana— 
Iogie mehr mit den Brevipennes ift. 


Bey den Tenuirostres fehlt er gänzlich Upupa, welche eben- 
falls den Iten Rang einnimmt. 


Die 4te Unterordnung Dentirostres enthält die vollendetften 
Sänger; allein es ift noch zu ermitteln, ob alle Genera der 5 


Beobachten wir die Arten der wirklich fingendenTVögel, fo finden wir 
Arten in einem und demfelben Genus, die den Namen Sänger faum 
verdienen, wie die Machholverdroffel unter den fonft fchön fingenden 
Drofieln. 

Selbft der Gefang der Sylvien und Finfen ift von fo verfchledenem 
Merth, als es Arten gibt und bey allen diefen gibt es indiviouelle, Vir— 
tuofen und Stümper. 

Wenngleich der Singmusfelapparat zur Hervorbringung eines an— 
haltenden und zufammenhängenden Gefangs unumgänglich nothwendig 
it; fo muß. doc zu diefem Apparat noch etwas Geiſtiges kemmen, wo— 
durch fich die Arten und Individuen von einander unterfcheidem. Die 
bey weitem größte Zahl melodifcher Sänger enthalten die Finken und 
die Luseinidae (wohin ic auc die Dreffeln rechne), welche deßhalb 
auch die Lieblinge aller gefühlwollen Menfchen geworvden find, Beiden 
Tamilien habe ich in ihren Untersronungen den erſten Rang gegeben, 
weil ich einen geiftigen Gefang mit als ein Kennzeichen des erſten Ran— 
ges anfehe. Ich gebe den Sängerfchwalben ven erſten Rang, weil ihr 
zirpender, zufammmenhängender Gefang in Vergleich zu den Schreytönen 
der Cypselinae etc. noch Geſang genannt werden Fann. 

+ Die Bamilien, welche die Autoren noch aufzählen und hier fehlen, 
gehören als Subfamilien in die hier verzeichneten Familien, Man 
alanbe deßhalb nicht, daß ich fie der Natur gemäß nicht unterbringen 
könnte. So ‚gehören die Turdidae zu den Luscinidae, von denen, 
wie ſchon Nitzſch, bemerkt, fie Feine wefentlichen anatomifchen Kennzeichen 
unterſcheiden. Die Paradiseidae find die Unterfamilie, weldye den 
Hühnertypus darſtellen. Bey einer fpeciellen Bearbeitung der Oriolidae 
et Corvidae wird es ſich heraus ſtellen, in welche von diefen fie zu 
ftellen find: Die Coliidae gehören zu den Finfen, den Pelifuntypus in 
diefer Familie darftellend. , 

Ebenfo wird eine: ſehr bedeutende Zahl von Unterfamilien fallen müffen, 
die Häufig nichts weiter find als ein Genus mit feinen Subgenera. 
Man denke an meine: Falconidae, in welchen die Subfumilien Circiuae 


196 


Familien ihn beſitzen.“ Im dieſer Abtheilung enthalten nur Die 
Luscinidae et Oriolidae angenehme Sänger; die Corvidae, 
Lanidae et Paridae enthalten feine Virtuofen, und die Naben, 
hätten fie Eeine Fähigkeit, die menfchliche Sprache nachzuahmen, 
fo würde man nicht glauben, daß an ihrem untern Larynx der 
Musfelapparat wie der der Nachtigall beichaffen ift. 

Bey den Tenuirostres fehlt er vielleicht, 6bi8 auf die Cer- 
thidae et Sittidae, allen Familien, wenn er nicht in der ober— 
ften Familie, der Meliphagidae auftritt. In der Familie Cer- 
thidae fehlt er der Subfamilie Dendrocolaptinae. 

Zu wünſchen wäre ed, daß die Anatomen ihre Anordnung 
nad) dem Dafeyn des Singmusfelapparat3 und nach dem Man— 
gel befjelben bereits vollſtändig durchgeführt hätten, weil ſie Dann 
felbft vor ihrem künſtlichen Product erjtaunen würden und ihre 
Unterfuchungen bejjer verwenden lernten. Der jegige Stand der 
Unterfuchungen ift freylich Stüdwerf, und die Gelehrten, Die ſich 
mit fo mühevollen und Foftipieligen Unterfuchungen befallen, 
können und werden erwiedern, Daß alle, die an ihr Eintheilungs— 
prineip nicht glauben, warten follen, bis alle Kauptformen unter= 
fucht und danach geftellt jind. Gegen alle dieſe Erwiederungen 
ift jedody zu bemerken, daß dem natürlichen Sinne es durchaus 
entgegen ift, die Üypselinae, diefe Grundforinen der Hirundi- 
nidae, ber Fissirostres, der Ornithes und aller Vögel von den 
Hirundinae zu trennen, weil fie 4 Paar fait microfcopiiche 
Muskeln am untern Larynx weniger haben und feine Sänger 
deßhalb find. Wenn deshalb Die Gelehrten die Verwandtichaft 
der Cypselinae mit den Hirundinae läugnen und behaupten, 
daß die Cypselinae bey den Clamatores die Hirundinae als 
eine analoge Familie wiederholen; fo Fann man nicht umhin, zu 
bemerfen, dag dieß ein falfcher Begriff von Analogie ift. 

Eine Folge von falfch angewandter Analogie ift auch die zu 
nennen, wenn Nitzſch aus den Oypselinae eine eigene Ord- 
nung Macrochires bildet, zu der Sundewall ebenfalld nach 
falfch verwandten Analogieen die Trochilidae bringt. Die Tro- 
chilidae repräfentieren bey den Teenuirostres die Cypselinae, 
oder was Daffelbe fagen will, Die Cypselinae ftellen als Unter— 
familie und als Familie Hirundinidae den nämlihen Typus 
vor, wie die Trochilidae in ihrer Unterordnung die Tenui- 
rostres; d. h. fie ftelen den wahren DWogeltppusi durch jehr 
lange Sand, lange und fpige Schwingen, Furze Armjchwingen, 
enorm entwicfeltes, faft den ganzen Bauch verbedendes Sternnm, 
ungebeuer entwickelte Bruftmusfeln, und auf Koften der Flügel 
Außerft kurze Füße dar. Beide Familien zeigen Die gewandteften 
und ſchnellſten Slieger. 


und Polyborinae fich als einfache Genera der Milvinae et Buteo- 
ninae herausgeftellt haben. 

Ebenfo wird eine noch größere Zahl von Genera und Subgenera 
zu degradieren ſeyn, wie e8 bey meinen Falconidae der Fall war, 
In diefer habe ich ja folgende Genera der Autoren 1) Eryihropus, 
2) Hypotriorchis, 3) Hierofalco, 4) Strigiceps, 5) Gampsonyx, 
6) Limnaetus, 7) Spizastur, 8) Mieronisus, 9) Melierax, 10) 
Morphnus, 11) Thrasaetus, 12) Herpetotheres, 13) Gymnogenys, 
14) Spilornis, 15) Ichthyaetus, 16) Haliastur , 17) Archibuteo, 
18) Baza, 19) Cymiudis, 20) Daptrius, 21) Milvago, 22) Phal- 
cohaenus als Genera geftrichen und fie in ihre wahren Genera verſetzt. 

Eine große Zahl, ald Genera aufgeführt, wird fich als Nominal- 
subgenera erweifen, wie Brachypterus, Craxirex, Avicida, Hy- 
droictinia etc. 

* Pitta, ein Theil der Iten, die Naben repraef. Unterfamilie bes, 
ſitzt ihn nicht, ebenfo wird er Colius bey den Finken fehlen, 


197 — 


Zwiſchen den Cypselinae et Trochilidae herrſchen Analo⸗ 


gien, weil fie in jeder andern Beziehung fo total verfchieden find, 
während ben den Cypselinae et Hirundinae Affinitäten nicht 
allein im Totalhabitus, fondern in der ganzen Lebensart gebieten, 
fle nicht zu trennen. So hat Naumann nicht im entfernteften 
daran gedacht, die Segler von den Sängerfchwalben zu trennen, 
obgleich Nitzſſch Die Mehrzahl feiner Unterfuchungen in deſſen 
Werk niedergelegt hat, weil er jeinem natürlichen Gefühl für 
das Schickliche, feinem gelehrten Freunde gegenüber, treu geblie- 
- ben if, Wenn die Anatomen folche Trennungen gebieten, ferner 
bie Pitta von den Drojfeln, die Ampelis von der Bombyeilla 
etc. getrennt wilfen wollen; jo folten Männer, wie Naumann, 
Brehm, Schlegel, 5. Boie dagegen auftreten und ihre 
Meinungen in die Wagſchale Legen, um: zu fehen, welche die 
leichteren find. 

Aeußere Kennzeichen, wie die Bedeckung der Fugmwurzel, Bil- 
dung und Zahl der Schwingen in Uebereinftimmung mit Dem 
Dafeyn oder Mangel des Singmusfelapparats zu bringen, wie 
e8 Hr. Cabanis in Wiegemannd Ardiv 1847. ©. 186. 
gethan Hat, Tauft ebenfalls auf Künftlichfeit hinaus. Die ge: 
ftiefelte Tarſe findet fich allerdings am häufigften bey den Or— 
nithes und eine Andeutung zeigt Nisus, dem ich deßhalb wie 
den Ornithes den 2ten Nang bey den Accipitrinae gegeben 
babe: Daß die geftiefelte Tarfe jedoch Die  höchften Vögel ber 
zeichne, ift ein großer Irrthum. Kein Ornitholog wird Nisus 
über die Falconmae als vollfoninmere Formen ftellen wollen, 
obgleich letztere Feine geftiefelte Tarfen zeigen. Dieſe Meynung 
des Herrn Cabanis fan fein Glück machen, weil die Papa— 
gehen die höchſt organifierten Vögel find, und eine total geſchie— 
nelte Fußwurzel mehr an den Amphibienfuß erinnert, als ein 
folcher mit Federn oder feinen Kornſchuppen belegter. Die Pa: 
pageyen nehmen den erften Nang ein, weil fie dad größte 
und vollfonmenfte Gehirn befigen. Sie ftehen an der 
Spitze, obgleich fie feinen geitiefelten Fuß vorzeigen können. 

Ich muß offen befennen, daß ich fchon längft den Glauben 
aufgegeben habe, große und felbjt viele Fleinere Abtheilungen 
ſcharf und präcis Durch äußere oder innere Kennzeichen zu 
haracterijieren. So bin ich nicht im Stande, meinen ſämmt—⸗ 
lichen Unterfamilien der Falconidae Kennzeichen zu geben, wo: 
durch fie den Laien auf den erften Blick erfennbar wären. * 

So fünnten etwa die Falconinae durch den im Knochen bes 
gründeten Eckzahn, durch runde in den Knochen eingebohrte Nas 
fenlöcher,, verwachſene Wirbel des Numpfes uw! bezeichnet wer— 
den, wenn Harpagus nicht wäre, deſſen Naſenlöcher am ‚Ende 
einer weichen Haut jigen, und wenn Polyborus und Ibieter 
nicht eriftierten, welche die Nafenlöcher eingeboßrt und Spuren 


* Mären alle Glieder der übrigen Familien der Accipitres, wie 
namentlich die Gypogeranidae, Gypaetidae et Vulturidae vollitäan= 
dig in der Jegtwelt erhalten, dann würde es um die ſcharfe Chataceriitif 
der Falconidae et-Strigidae ebenfo ſchlimm ausfehen, als es ver Fall 
bey den Subfamilier ‚der Falconidae ift. Es wären 3. B. bey den 
Nulturidae noch viel mehr Formen, wie der Cathartes (Gypohierax 
Rüpp.) angolensis, vorhanden, welche der Syſtematik Verlegenheit 
bereiteten. Die jeßigen Glieder diefer verarmten und faft gänzlich ver— 
-nichteten Familien zu characteriſieren, iſt freylich Kinderfbiel, jey es durch 
"Außere oder immere Charactere. Die Schmierigfeit umd vielleicht Unmög⸗ 
lichkeit ) mit Worten den Totaleindruck der Samilien bey den Subord= 
nungen Conirostres, Dentirostres, Fissirostres und Tenuirostres 
zu ſchildern, wird fich zeigen, wenn von andern oder mir diefe Familien 
monographifch behandelt werden, Es wird fich diefes nicht allein bey 
den förperlichen, ſondern auch geiftigen Eigenfchaften herausftellen, 


193 


von Eckzähnen und Ausfchnitten am Unterkiefer befigen.  Troß 
dem wird. fein Ornitholog den Harpagus mit. feinem total ver— 
fchiedenen ſperberähnlichen Flügelbau und geſchilderter Iarfe zu 
einem Aceipitrinus, und. die Polyborus- und. Ibieter - Arten 
zu Edelfalken ſtempeln wollen.  Entfernte ich den Stelzovogel 
oder Sperbertypus' Circus aus ber Subfamilie Milvinae; jo 
könnte ich zur Noth Diele Durch lange Flügel,: kurze Tarfen, mehr 
oder minder tief gegabelten Schwanz bezeichnen, wenn Das Sub- 
genus Gampsonyx in dem Genus Elanus nicht wäre, das 
furze Slügel und feinen gegabelten Schwanz befigt. Gampsonyx 
ift jedoch nach dem ganzen Totalhabitus, Schnabel, Fußbau jo 
durch und durch ein Blanus, daß er nie und nimmer aus diefem 
Genus entfernt werden kann. Dieſes Subgenus ift bereits für 
Die jetzige Syftematif ein ſehr fataled, welches den Eintheilungs— 
prineipien derſelben Sohn ſpricht. 

Nicht alle Aceipitrinae zeigen eine hohe, gefchilderte, (öfters 
individuell gefhuppte) Tarſe und furze* Flügel: denn es gibt 
mit ziemlich langen Flugeln und. unterfegten Tarſen. 


Bey den Aquilinae fehen wir Tange und fehr kurze Flügel 
und faft ale möglichen Xarfenbekleidungen: ald mit Federn, 
Schildern, mit ziegelformigen und ſpitzigen Schuppen, treten auf. 

Bey den Buteoninae findet fich das nämliche und bey den 
Pernis tritt, Da8 Subgenus Baza auf,; welches, an Hierax_ er= 
innernd, kein Anfänger, einmal, auf feine VBerwandtichaft auf: 
merflam ‚gemacht, mehr von. den Pernis entfernen wird. 

Auch dieſes Subgenus iſt, wie, es bereits ſich gezeigt hat, für 
den jetzigen Syſtematiker, der an, feine Wiederholung. der Typen 
glaubt, ein ſehr mißliches. in jchwer zu ftellender Falke, ſagt 
Guvier und placiert ihn zu den Eoelfalfen, 

Ich Fann bey allen dieſen verfchiedenen Unterfamilien nur das 
eine, allein beſtimmte jagen, Daß in Diefem oder jenem Genug, 
welches. fi) und feiner Unterfamilie den feften Rang anweilt, 
dieſer oder jener Grundthpus ausgeſprochen ift und dag bey den 


* Miele neuere Ornithologen” betrügen fich und die Wiffenfchaft, 
wenn, ſie nach der Tarfenbefleivung, nach, dem Bau des Flügels, nach 
dem Singmusfelapparat uf. die Familien bezeichnen wollen, weil alle 
diefe an und für fich vortreffliche Charactere gewiffe Grundformen bes 
zeichnen. Alles diefes habe ich bereits gefagt :' allein ich werde, wo ich 
Gelegenheit finde, gegen das jetzige Unwefen ankaämpfend, jitets die von 
mir erkannten Wahrheiten bis zum Ueberdruß der Lufer wiederholen 
müſſen. Wahrheiten fünnen niemals oft genug repetiert werden und ich 
werde fie fo lange wiederholen, big ich die von mir verlangte Neform 
erreicht habe, Werden daher obige Charactere gewählt, fo müffen noth— 
wendig die analogen Familien zufammengeftellt werden, und wir fchiffen 
mit vollen Segeln dem künſtlichſten Syſteme zus 

Menn die Herren Cabanis und Tſchudi, die mit ihrem Eifer 
und ihrer Jugend der Miffenfchaft noch manchen Nusen bringen Fünnen, 
fich von ihrem Irrwahn heilen wollen, fo bitte ich fie, nad) Flügel= 
und Fußbau die Kalconidae eingutheilen, Den Einwand, daß bey jeder 
Ordnung neue Eintheilungsprincipien gefucht werden müffen, lafje ich 
nicht gelten, weil in der Natur die ſtrengſte Conſequenz herefcht und 
was bey den Ornithes gut ift, auch feine Amvendung bey den Accipi- 
tres finden muß. Verfolgen die jesigen jüngeren. Ornithologen ihre 
Principien ; _fo- werden wir, bald. eine zahlloſe Menge Ordnungen aus 
den Ornithes hervorwachſen jehen, fo werden fie aus den Trochilidae 
eine Ordnung bilden, wie aus den Upupidae, Alcedidae, -Buceroti- 
dae etc. Sie werden bey den Falconidae Subgenera wie Gampso- 
nyx (Elanus), Herpetotheres'(Circa&tus), Baza sive Hyptiopus . 
(Pernis) zu Genera erheben und fie in total verfchiedene Unterfamilien 
bringen, deren Zahl fie ohnedieß fehr vervielfältigen müſſen. Um dieſe 
fünftlihen Ordnungen zu bevölfern, werden dann alle Subgenera zu 
©enera ufio. erhoben werden, 


199 


Falconidae die übrigen Genera, je nachdem fie ben einen oder 
andern Typus der Falfen: 1) Hierax, 2) Nauclerus, 3) Ge- 
ranopus, 3) Pandion, 5) Ibieter darjtellen, um dieſe genannz 
ten Grundformen, welche den Papagey,- Schwalben=, Stelzuogelz, 
Pelikan- und Huhn-Typus repräfentieren, fich gruppieren. * 

MWie man die Glieder der Edelfalfen, Weihe, Habichte zus 
fammenftellt, ehe man nach ben verſchiedenen Analogien der 
Genera ihren Rang anweiſen fann, ift feine Nechenfchaft zu 
geben, weil es gefühlt ſeyn will, was zuſammengehört. Mit 
einem Wort, der Toralhabitus (will durchs Auge und Die Seele 
des Beſchauers begriffen ſeyn und kann mit Worten nicht: wie 
bergegeben werden. Sollen ſich Die Formen richtig ftellen, ſo 
müffen fie fich reimen, und, wie dem Dichter feine Negeln von 
Academien vorzufcjreiben find, fo ift dem Zoologen Fein Recept 
zu geben, wie er vorerjt fich Die Familien, Unterfamilien uw. 
zufammenftelle, um ſpäter Durd) Analogien Rhythmus in die 
Gliederung zu bringen. - 

Der Gelehrte maß in feine Wiffenfchaft den hohen Sinn für 
das Ewig Schickliche mitbringen, ohne welches er mit aller Ge— 
Iehrfamfeit und Dialeftif ftet3 ein Stümper ift und bleiben wird. 
Mit diefem hohen Sinn fludiere man in der Natur die Formen, 
um bed Zufammenftellungen in Mufeen das allein Wahre zu 
treffen. 

JH wir mit Worten den Totalhabitus nicht auszubrücen vers 
mögen, was allein dem genialen Maler vergönnt iſt; fo find be 
jeder naturhijtorifchen Arbeit, namentlich wenn eine Grund⸗Idee 
durchzuführen iſt, gut nach dem Leben ftubierte Abbildungen un— 
entbehrlich; denn was dad Auge fieht, das glaubt das Herz, 


Nyt Wagazin for Naturvidenskaberne, 


udgives af den Physiografiske Forening i Christiania. Dahl. V. 
3. 1847. 8. 


Diefe Zeitfchrift feheint noch immer in Europa kaum beachtet 
zu werden, obfchon fie e8 in vollem Maaße verdient, wie wir 
fhon durd wiederholte Anzeigen bewiefen haben. Sie enthält 
in allen Zweigen der Naturwiffenfchaften wichtige Abhandlun: 
gen, vorzüglich aus der Phyſik, phyſiſchen Geographie, Chemie 
und Mineralogie, auch aus der Zoologie, wie das vorliegende 
Heft beweiſt. Die dänifhe Sprache ift freylich ein Hinderniß 
für die Verbreitung; allein in Deutſchland foilte fie eg nicht 
feyn, da man in wenig Wochen, ja vielleicht in einer e8 fo 
weit bringen kann, daß man mit Hilfe des Woͤrterbuchs einen 
in fein Fach fehlagenden Auffag zu überfegen im Stande ift. 

Diefes Heft enthält: 

1) O. 3. Bro, Gefege für die Fortpflanzung des Lichtes 
in ifophanen und einachſigen cruftallifierten Körpern. 

Nach dem Allgemeinen werden hier befonders organifche Koͤr— 
per betrachtet, wie Zuder, ätherifche Dele, Morphin, Chinin 
ufw., Bergeryftall, 

2) 3. Koren und Danielfen, zoologifche Benträge. 
©. 253. 


1) Beytrag zur Entwiclungdgefchichte der Tubularien, 
Iſis Taf, I. 


Die Entwicklung der niedreren Thiere iſt erft in der neueften 
Zeit mit der Genauigkeit ftudiert worden, welche ‚diefe in Wahr: 


200 


heit verdienen, und unter ben Polypen find befonders die feulen- 
und glodenförmigen Gegenftand der Aufmerkfamkeit und Untere 
fuhung der Naturforfcher geworden. 

Schon Ellis und Cavolini erwähnen die Fortpflanzungs- 
weiſen diefer Thiere; fpäter haben Grant, Meyen, Kijter, 
Dalyeli, Rapp, Lowén, Sars, Steenfirup, van 
Beneden, R. Wagner, Köllifer, v. Nordmann, 
QDuatrefages und Dujarbdin diefen Thieren eine befondere 
Aufmerkjamfeit geſchenkt und Benträge geliefert, welche zur 
Aufklärung ihrer Entwicklungsgeſchichte dienen, 

Wo ſolcherweiſe eine einzelne Familie zum Gegenftande ber 
Aufmerkfamfeit für fo viele tlchtige Forſcher geworden it, da 
müffen entweder die Unterfuchungen mit bedeutenden Schwierig- 
feiten verbunden feyn, oder Mangel an Uebereinftiimmung in 
den Beobachtungen ftatt finden, welche ihre Wiederholung er= 
beifht, um zu fichreren Nefultaten zu gelangen, Was das 
Erftere betrifft, fo verlangen folhe Unterfuchungen, daß man 
fi) eine längere Zeit hindurch auf einer Stelle, um fie wieder: 
holen zu fönnen, aufbalte, wie man aud) genau, mit der Jah: 
tegzeit befannt feyn muß, in welcher fie am beften anzuftellen 
find. Schon hieraus erfieht man, wie ſchwer e8 für die Nas 
turforfcher feyn muß, welche nur eine kurze Zeit lang Gelegen— 
beit haben, fi an den Stellen aufzuhalten, an denen ſolche 
Thiere vorfommen, nur einigermaßen vollftändige Beiträge zu 
liefren. Das Andere betreffend, _nehmlih den Mangel an 
Uebereinftimmung, welchem man bey den Schriftftellern fo 
häufig begegnet, fo. beruht diefer gewiß weniger auf fehlerhaften 
Beobachtungen, — denn die Namen der oben erwähnten For— 
fher bürgen zur Genuͤge für ihrer Wahrnehmungen Zuverläffig- 
keit, — als auf den verfchiedenen, bey jenen Thieren ftattfin= 
denden Entwidlungsweifen. Die Erfahrung hat nehmlic ges 
lehrt, daß verfchiedene Gattungen von Keulenpolnpen bedeutende 
Modificationen hinfichtlich ihrer Entwidlung zeigen, und es ift 
nicht ſchwer, fib aus dem Grunde jene jo oft fehlende Ueber- 
einftimmung zu erklären. _ Jeder Beytrag, welcher entiveder 
eine gemachte Unterfuhung befräftigt, oder eine oder die andere 
Modification binfichtlih dee Entwicklung erläutert, wird gewiß 
nicht unmwillfommen feyn; aus welchem Grunde wir auch ge: 
glaubt haben, unfere Unterfuchhungen über die Entwidlung der 
Tubularia larynx nicht zurüdhalten zu dürfen. 

Sn den erften Lagen des Septembers begaben wir uns nach 
Solsvig, 14 Meile weftlih von Bergen, beſonders in der 
Abfiht, um ung mit den zufammengefegten Afcidien befannt 
zu machen, welche dort in Menge vorkommen. Wir hatten 
bier Gelegenheit, eine große Menge von Exempl. der Tubularia 
larynx zu erhalten, und da diefe mit Gapfeln verfehen waren; 
fo befchloffen wir, fie mitteld des Microfcopes zu unterfuchen. 
Diefe Tubularie figt in Eleinen Büfcheln auf den Wurzeln der 
großen Zangarten. * Die Polypen beftehen befanntlid aus einer 
langen, dünnen, drehrunden, häutichten Röhre, welche an der 
Baſis etwas fehmäler und quergerungelt iſt. Die am Ende 
der Zweige fisenden Polnpenköpfe find Eeulenförmig, dicker als 
die Nöhren, an der Spise mit einer Mundoͤffnung verfehen und 
von 2 Reihen Zentafeln Eronförmig umgeben. Zwifchen dem 
aͤußern und innern Kranze ſitzen die bekannten Gefchlehtsorgane, 
Diefe haben Aehnlichkeit mit Trauben, find 6—8 an der Zahl 
und mitteld Furzer Stiele an dem Polnpenkopfe befeftigt.  Sede 
Traube befteht aus 6—8 Capfeln, deren einzelne bitnförmig 
und an der Spike mit 4 Klappen verfehen find, zwifchen denen 
ſich eine Deffnung findet. Die ziegelrothe Maſſe, aus welcher 


201 


bie Polnpen zum Theile beftehen, verlängert fich durch die 
Stiele hindurch, welche die Generationscapfeln tragen, und felbft 
in diefe hinein, wo fie ſich keulenfoͤrmig endigt. Diefer keulen⸗ 
förmige Theil ift von: der Höhle der Evercapfeln durch eine 
durchſichtige Membran getrennt, weldhe ihn umgibt und ſich 
auf die rothe Maſſe hinab verlängert. Mit diefer fommen die 
Ever vermöge der erwähnten Membran nicht in die geringfte 
Verbindung, welches füglich der Fall bey den Campanularien in deren 
früheren Periode ift. Die ziegelrothe Maffe zeigt fih unter dem Mi- 
erofcope als aus einer Menge von Zellen von 5 Mm. Durchm., 
verfehen mit Kernen von Zn M., beftehend. Zwiſchen den 
Zellen civeulierte eine feinförnige Flüffigfeit. Die in der er- 
wähnten Höhle liegenden Eyer waren von einer Membran ums 
geben, hatten eine fphärifche Form und beftanden aus einer 
fein geförnten Maffe; denn der Keimfled und. die Keimblafe 
waren bey allen von uns unterfuchten Eremplaren verſchwun— 
den. In der Peripherie und im Gentrum des Eyes lagen die 
Dotterkörner dichter aufeinander, und redyt auf diefen Stellen 
bemerkt man zuerft, daß die Drgane fi entwideln. Bey 
Eyern, welche in der Entwidlung meiter fortgefchritten waren, 
bemerkten wir 2 Enopfformige Herborragungen auf dem Dotter, 
die erften Spuren der anfangenden Tentakeln. Allmählic ent: 
ftehen mehrere ſolche Enopfformige Erhabenheiten von verfchiedes 
ner Größe, und in ihrem Centrum beginnt ein kaum fichtbarer 
Höder hervorzutreten. Die Enopfformigen Tentakeln nehmen 
allmählih an Größe zu, fo daß die Jungen in diefem Stadium 
überaus viel Aehnlichkeit mit Seefternen haben, melde 8 oder 
10 Arme befisen. Die Membran ift oft noch nicht geborften, 
und man fieht oft in diefem Stadium das Junge mit einges 
bogenen Tentakeln gegen die Concavitaͤt der. Scheibe liegen. 
So wie die Anzahl der Tentakeln ſich vermehrt und fie ſich 
vergrößern, nimmt auch die höderförmige Erhöhung an Größe 
zu, fo daß fie jet die Form einer Fegelfürmigen Hervorragung 
auf der Scheibe bekommt. In der Mitte diefer Hervorragung 
bemerft man nun ziemlich den vierfaltigen Magen, am aufern 
Ende mit einer Vertiefung, welche man leicht für eine Oeff— 
nung halten £önnte; und von der Bafis hängen 16 Tentakeln 
herab, welche jest bedeutend länger als der Körper find und 
unten in eine £leine Scheibe endigen, welche Auferft dicht mit 
Eleinen blafenförmigen, mit einem £leinen Stachel verfehenen 
Drganen befegt find. NRapp*) gibt 15 Zentafeln an; aber 
einer derfelben Fann leicht feiner Aufmerkfamkeit entgangen feyn. 
An der Baſis der Tentakeln haben wir bey einigen Eremplaren 
die von Köllifer, Krohn und van Beneden beobachteten 
Gehörorgane gefehen. Ihre Anzahl Haben wir nicht zu beftim- 
men vermocht. Wann ber junge Polnp feine volle Größe er= 
reicht hat, fo bewegt er ſich Eräftig im der Capfel; aber erft, 
wann das Sunge die 16 Zentafeln befommen hat, fieht man 
8 durch die Gapfelöffnung heraustreten und ſich mit vieler 
Leichtigkeit, gleich den Medufen, bewegen. Die Capfeln dienen 
ſonach zur Ausbrüteftelle für das Ey und zum Schugorte für 
den jungen Polnpen im frühern Alter. Hat, aber das Junge 
eine foldye Größe erreicht, daß es ein felbftftändiges Leben füh- 
ten Eann, fo verläßt es die Capfel, welche dann, indem fie ihre 
Beſtimmung erfüllt hat, zufammenfhrumpft und hinſchwindet. 

Mir haben ung überzeugen koͤnnen, daß die Sache ſich wirklich 
fo verhält; denn da wir, um die Beobachtungen fortzufegen, 


® Neber die Polypen im Allgemeinen und die Actinien insbefondere, 
©. 15 
Iſis 1848, Heft 3. 


202 


uns im October vor. I. nach der’ genannten Stelle von neuem 
begaben,, fanden wir eine unzählige Menge von Möhren ohne 
Polypen, und bey den Erempl: ‚welche noch Polypen enthiels 
ten, waren die Generationsorgane ganz zufammengefchrumpft, 
fo dag wir bloß die Stellen, auf denen die Capfeln gefeffen 
hatten, an einigen unebenen Erhöhungen auf dem Polypen: 
Eopfe erkennen fonnten, Merkwürdig ift es jedoh, daß wir 
beftändig Eyer, und niemals Spermatozoen fanden, welche doch 
U. Krohn *) bey Tubularia indivisa und H. Rathke * 
bey Coryna squamata wahrgenommen haben. Aus ven hier 
mitgetheilten Beobachtungen erfieht man, daß diefelbın im Mer 
fentlihen mit dem üÜbereinflimmen, was van Beneden bey 
den Campanularien gefunden bat. Doch unterfcheiden fih die 
Zubularien von den Campanularien dadurch, daß fie weniger 
Eyer haben, daß diefe nicht in der fleifchartigen Maffe entwidelt 
werden, und daß Feine Zellenbildung im Eye vor ſich geht, wie 
van DBeneden diefe nachgewieſen hat. Die Tentakeln bey 
den jungen Zubularien treten ohne eine beftimmte Drbnung 
hervor, und daher fommt es, daß man Junge mit einer ver 
fhiedenen Anzahl derſelben, als 2, 8,:10,.12, 16, fieht, welches 
der Fall bey den jungen Campanularien nicht iſt, bey denen 
alle Zentafeln mit einem Mal hervortreten.. Wie fern die Co— 
rynen mit den Campanularien, oder mit den Tubularien Über: 
einftimmen, muß die Zeit lehren. R. Wagner hat in- der 
Capfel der Coryne aculeata Eyer beobachtet, welche mit Keim: 
bläschen und Keimfled verfehen waren. | 


2) Bemerkungen zur Entwidlung der Mollusken. Taf. IL 


Im vergangenen Jahr erhielten wir von der Geſellſchaft der 
Wiffenfhaften in Drontheim eine Unterftügung, um uns in 
den Stand zu fegen, eine Einſammlung für das dortige Mu- 
feum zu bewerfjielligen. Unter mehreren anderen Sachen, die 
mir ben diefer Gelegenheit erhielten, befand ſich auch der Laich 
von mehreren Mollusten, befonders Nudibranchien, welchen 
wir aufzubewahren beſchloſſen, um uns die intereffanten Beob- 
achtungen vor Augen zu führen, welhe Sars und Lowén 
hinfihtli ‚der Etwidlung diefer Thiere angeftellt haben. Das 
erfte Dinderniß, welches uns bey dieſen Unterſuchungen entge— 
gentrat, war, daß die Jungen Eurze Zeit nachdem fie die naus 
tilusartige Konchylie erhalten hatten, ſtarben. Wir verfuchten, 
um die weitere Entwidlung und die nachfolgenden Metamors 
phofen, welche diefe Thiere nothwendig durchlaufen muͤßen, 
wahrzunehmen, alle erdenkliche Mittel, fie längere Zeit hindurch 
am Leben zu erhalten; es gelang ung dies aber nicht Länger, 
als 6 Wochen hindurch, und in diefer Zeit erlitten fie keine 
Metamorphofe Unter diefen Umftänden war es natürlich, daß 
das, was wir hinzufügen Fonnten, nachdem zwey fo ausgezeich- 
nete Forſcher jene Thiere zum Gegenftand ihrer Unterfuchungen 
gemadyt hatten, fo unbedeutend werden  mufte, daß wir es 
gar nicht berührt haben würden, wenn wir nicht dadurch Ver: 
anlaffung befommen hätten, über einige Embryone von Mollus: 
fen zu fprechen, die wir in der Hülle der Aseidia venosa ge 
funden hatten. Bey diefen find wir fo gluͤcklich geweſen, das 
Herz nebft den, 2 Hauptabern zu fehen, welche ſich in die run: 


* Cinige Bemerfungen und Beobachtungen über die Gefchlechts- 
verhältniffe bey den Sertularinen, Müller’s Archiv, 1843. ©. 180, 
* Bemerfungen über die Coryna squamata, Wiegm. Archiv, 
1844, Bd. J. ©, 155, 
13* 


203 


den, mit Schwimmbhärchen verfehenen Lappen verzweigen. Wir 


wollen nun zuerft das Menige mittheilen, welches wir über die 


Entwidlung der Nudibranchien hinzuzufügen haben. 

Das blafenförmige, ovale Organ, welches ſich in dee Nähe 
des Afters befindet und von Lowenund Sarg zu den Fort: 
pflanzungsorganen gerechnet worden ift, haben auch wir beob— 
achtet; wir Eönnen aber diefen Schriftftellern darinn nicht beys 
pflihten, es für ein felbftftändiges Organ zu halten. Wir has 
ben Grund zu glauben, daß es nichts anderes fey, als die 
Umſchlingung und Erweiterung, welche der Darm beftändig an 
diefer Stelle macht, ehe er fich endigt*). Die Bewegung, 
welhe Sars und Lomen im Magen bey den Embryonen 
beobachtet haben, rühren von feinen Cilien her, welche nicht 
allein den Magen, fondern aud den Darm nad) feinen ganzen 
Länge befleiden.  Diefe fegen die im Magen und Darme ein- 
gefchloffenen Dotterkügelchen in eine rollende Bewegung. Cs 
ift hochft merkwürdig, daß Sars, welcher doch mit fo großer 
Genauigkeit die entwidelten Organe bey den Embryonen beob> 
achtet, das Herz nicht gefehen hat, Es fand ſich bey allen 
Embryonen, welche wir eine längere Zeit hindurch lebend erhal— 
ten Eonnten, und wie haben uns bey derfelben Gelegenheit Übers 
zeugt, daß das Herz gleichzeitig mit dem Darmcanale gebildet 
wird. Es liegt ungefähr in der Mitte des Körpers, hinter der 
Speiferöhre, und hat die Geftalt einer ovalen Blaſe, welche 
ſich beftändig erweitert und zufammenzieht. Indem das Herz 
fi) zufammenzieht, ergieft es die Blutkuͤgelchen in die Höhle 
des Körpers, und indem es ſich erweitert, nimmt es fie aus 
der Höhle auf. Vom Herzen ausgehende Gefäße exiſtiren nicht. 
Mehr über die Circulation wird unten vorkommen. . 


Um Schluffe des Januars vor. J. erhielten wir eine Aseci- 
dia venosa, deren Hülle überall mit einer Menge von Blafen 
befegt war, welche viele in einer eyweißartigen Feuchtigkeit ein= 
gehuͤllte Eyer umfchloffen. Anfangs glaubten wir, daßes Eyer 
der Afcidie feyn möchten, welche in. der Hülle ausgebrütet wuͤr— 
den; bey genauerer Unterfuhung. der Blafen aber fanden twir, 
daß fie nicht in der geringften Verbindung mit ihr fanden, und 
wir überzeugten ung hievon noch mehr, als wir an der Spiße 
der Blafen Spuren einer vorhergegangenen Oeffnung fanden, 
welche jeßt von einer Membran verfchloffen war:  &o wie nun 
die Eyer an Größe zunahmen, würden die Blafen dünner, und 
als die Embryone einen gewiffen Grad der Entwidlung erreicht 
hatten, zerplagte die Haut, welche die Deffnung verſchloſſen 
hatte, und Zaufende von Embryonen fehwammen munter im 
Maffer herum. Nachdem wir einige von ihnen durch das Mi— 
crofcop betrachtet hatten, fanden wir nicht mehr in Zweifel 
darüber, daß es Junge von einem oder dem andern Mollusk 
feyn müßten, welches feine Eyer in die Hülle diefer Seeſcheide 
legte, um fie dort ausbrüten zu laſſen. Die frey "umher: 
ſchwimmenden haben viel Aehnlichkeit mit Nudibranchienjungen 
und find wie diefe mit einer nautilusartigen Conchylie verfehen, 
in welche fie fich hineinziehen, 'wenn fie gereizt werden. Der 
Kopf des Thierchens iſt ziemlich di, etwas zugefpigt und mit 
2 Augen verfehen, binter denen fich in der Nähe des Fußes 
die 2 Hörorgane befinden. Vom Kopfe gehen 2 runde, mit 
Schwimmhaͤrchen verfehene Lappen aus, in denen 2 Hauptgefäße 
fihtbar find, welche aus der Baſis der Lappen entfpringen und 


* Sr. Cand. Löberg, welcher unferen Beobachtungen mit vielem 
Intereſſe beywohnte, war derſelben Meynuug. 


204 


ſich darauf in denſelben ſo verzweigen, daß ſie ein Gefäßnetz 
bilden, in welchem ſich eine Menge ovaler Deffnungen findet. 
Hinter den Lappen entfpringt eine gefaltete Hülle, welche fich 
um die Conchylie fchlägt, die fie ganz einfchlieft und fih am 
Fuße befeftigt. Vorn ift die Hülle fo befchaffen, daß das Thier 
fie zurüdfchlagen Eann, wenn es ſich ausftredt. Der Fuß ift 
mit feinen Cilien und außerdem mit einem hornartigen Dedel 
verfehen, welcher dazu dient, den Eingang zur Conchylie zu 
verfchließen. Die Mundöffnung ift rund und umgeben von 
einem fehr dicken Ninge; die Epeiferöhre lang und ziemlic) 
fhmal. Der Magen ift länglih und ſehr groß; auf feiner 
äußern Fläche findet man einen koͤrnigen Körper (die Leber) ; 
die innere ift überall mit feinen Gilien beſetzt. Ein großer 
Theil des Darms war bey den Embryonen nod) nicht entwidelt, 
welche wir zur Unterfuchung hatten. Etwa in der Mitte des 
Körpers, hinter der Epeiferöhre, lag dag Herz in Geftait einer 
ovalen Blaſe, welche fich fehr Erüftig erweiterte und zufammen=. 
309. Wenn das Herz fi) zufammenzieht, fo ergießt es die 
Blutkuͤgelchen in die Höhle des Thiers, wo diefe die fich in der 
Höhle befindenden Dotterfugeln in lebhafte Bewegung ſetzen; 
darauf macht e8 eine Schwingung und nimmt, indem es ſich 
erweitert, die in der Höhle befindlichen Blutkügelchen wieder 
auf. Aus der Höhle wird das Blut von dem einen der 2 Ges 
fäße, die fi) in den Lappen befinden, aufgenommen und, nach— 
dem es dort die nöthige Veränderung erlitten hat, von dem 
andern in die Höhle zuruͤckgefuͤhrt. Hieraus ergibt e8 fich, daß 
die Lappen bey den Embryonen fowohl als Bewegungs-, wie 
auch lals Athmungsorgane fungiren. Wir mollen bey diefer 
Gelegenheit aufmerffam darauf machen, daß die Embryone 
vom Buceinum undatum mit ähnlichen Lappen verfehen find, 
in welchen fich ebenfalls Gefaͤßverzweigungen finden, daß zwi— 
ſchen diefen Gefäßen auch eine Menge ovaler Deffnungen eriz 
ftiert, und endlich, daß diefe Lappen, fo wie die Embryone 
wachfen, an Gröfe abnehmen, bis fie endlich fpurlos verfchwin: 
den. Da wir bald eine ausführlidie Entwidlungsgefhichte des 
Buceinum undatnm tiefen zu fönnen hoffen; fo wollen wir 
bier bloß aufmerkfam darauf machen, daß die Embrnone Eeine 
andere Metamorphofe erleiden, als die, daß die runden Lappen 
verfchwinden, daß das Herz, die Gefchlechtsmerfzeuge und deut- 
lihe Spuren von Kiemen eher, als der Darmcanal gebildet 
werden und daß die Embryone mit feiner nautilusähnlichen 
Conchylie verfehen find. Die bleibende Conchylie bildet fich 
etwa zu derfelben Zeit, wie die nautilugartige bey den Nadt- 
fiemern. Cie bejteht anfangs aus äußerſt dünnen leicht zer 
brechlichen und regelmäßigen Stüden, melde gleihfam durch 
Nähte vereinigt werden. So wie die Zungen an Gröfe zus 
nehmen, fommen mehrere Stüde zu den bereits gebildeten 
binzu, und auf diefe Weiſe bildet ſich der unterfte Theil der 
Conchylie; darnach bilden fich die Windungen allmahlic heran. 


3)’ Beytrag zur Entwiclungsgefchichte der Cirripedien. Taf. II. 


Prof. Lowén hat in der Öfversigt af K. Vet. Ak. För- 
handl. f. 1844. p. 192. [daraus in Hornſchuch's Archiv 
fEand. Beytr. z. Naturgefh. Bd. I. ©. 433. ff.] eine zur 
Gattung Alepas gehörende neue Art, befeftigt gefunden in der 
Haut der Squali spinax, et glacialis, befchrieben. Diefe 
kommt bier an der Küfte nicht feiten auf Sq. Spinax vor, bey 
welchem fie fi) gemeinhin im Nüden oder an den Seiten, 
doch ſtets in der Nähe der Floffen befeftigt findet. She zuge: 


205 


zundeter Stiel figt tief in den Muskeln, fo daß von ihm nichts 
als big diefe nebft der Haut durchſchnitten worden find, zum 
Borfcheine kommt. Es ift audy zu bemerken, daß beftändig 
2 Erempl. neben einander figen. Nach lange vergeblicher Mühe 
erhielten wir endlich im Januar vor. J. frifche Erempl., und 
zwar ihrer 2 gleich nachdem fie gefangen worden waren. Wir 
brachten fie in ein Glas mit Seewaffer in der Koffnung, die 
Larve diefes merkwürdigen Thiers fennen zu lernen, welche Er— 
wartung auch nicht getäufht ward, da wir am naͤchſten Mor— 
‚gen eine Menge von Thierhen umherfhwimmen fahen. Nach— 
dem mir. zuerft diefe Thiere unter dem Microfcop betrachtet 
hatten, unterwarfen wir die in den Eyerplatten ſteckenden Eyer 
einer Unterfuhung und fahen nun nicht allein, daß die Eyer 
ähnliche Thierchen enthielten; fondern beobachteten zugleich meh— 
tere Larven, welche die Eyhuͤllen verliefen. Um die Entwick— 
lung weiter verfolgen zu £önnen, bemühten wir ung, jene beim 
Leben zu erhalten; aber unfere Bemühungen waren vergebens; 
denn nah 3 Tagen ftarben fie, ohne. eine Metamorphofe bes 
ftanden zu haben. Ungeachtet wir alfo nur das erfte Ent— 
widlungsftadium Fennen gelernt haben, glauben wir doch, daß 
ſelbſt diejer Eleine Beytrag nicht unmwillfommen ſeyn werde, bes 
fonders da man, fo viel ung befannt ift, noch nichts von der 
‚Entwidlung diefer Gattung weiß. 


Der mit einem ovalen, durchfichtigen, membranöfen Schilde 
bedeckte Körper der Larve endigt fi hinten in einen grofen, 
ftarfen, fagezähnigen Stachel, weldyer aus 5 Gliedern befteht. 
Don der Bafis des Stahels gehen 2 etwas zartere, ebenfalls 
fägezähnige Stacheln aus, deren Spitzen divergiren und etwa 
bis zur Mitte des ndftachels reihen. Die Larve hat 6 Paar 
Fuͤße. Das 1fte ift ziemlih fur; und etwas plump, ver— 
ſehen mit einem ein wenig didern Grundgliede und in 2 
fteife Borjten auslaufend. Das 2te ift bedeutend länger als 
das 1fte, an der Wurzel ziemlich did, gegen das Ende zuge= 
fpist und in 5 Borften auslaufend, deren mittlere die längfte 
ift und an deren Baſis 2 Eleine Glieder ftehen. Das Ite nach 
‚Länge, Form und Bau wie das 2te. Die übrigen 3 Paar 
nehmen allmahlih an Größe ab; übrigens verhalten fie fich nach 
Form und DBorftenzahl, wie 2tes und 8tes. Spuren von Aus 
gen oder überhaupt von anderen Organen, als den erwähnten, 
haben wir nicht beobachtet; es fteht freylih in der Mitte des 
vordern Randes der Larve ein dunkler Flecken; da ſich aber 
aͤhnliche Flede auch zwifchen den Dotterfügelhen finden, fo 
koͤnnen wir jenen nicht für ein Auge halten. Die Farbe des 
Thiers ift ſchwach gelbbraun; die Länge der Larve, gleich nach- 
dem fie die Eyhuͤlle verlaffen hat, „EG Mill., die Breite 


Rs Mil. 
, 4) Bemerkungen zur Bipinnaria asterigera. Taf. II. 


Diefes Thier iſt zuerft von Sara (Beffrivelfer og Sagt: 
tagelfer ufw., 1835. ©. 37—38. Taf. 16. Fig. 40.) befchrie- 
ben und ‚abgebildet worden. Im Septbr. 1842. hatte der Eine 
"von ung (Koren) Gelegenheit, ein foldhes zu beobachten, und 
"äußerte damals die Vermuthung, es möchte ein Entwicklungs⸗ 
ſtadium eines Seeſterns feyn, wie er auch den Dr. Sars 
“aufmerffam darauf madıte, daß außer der von. ihm befchriebe- 
nen Darmröhre: noch eine andere exiſtirte, melhe vom Rüden 
des Seefterns ausginge. Durch fpätere Unterfuhungen find 
wir nicht allein darüber zur volllommnen Gemißheit gelangt, daß 
dieß Thier nichtd Anderes als eine Entwidlungsftufe eines 


206 


Seefterns iſt; fondern wir haben uns auch überzeugt, daß bie 
erwähnte Röhre fih wirklich an der bemeldeten Stelle findet. 

Im Dctbr. 1846. war die Bucht von Bergen voll von einer 
folhen Menge von Salpen, daß es unmöglicy war, ein Glas 
voll reines Seewaffer zu fhöpfen; fondern die Hälfte des 
Glaſes füllten diefe Thiere an. Da fih unter den Salpen 
eine bedeutende Menge von Bipinnariae asterigerae fand, ſuch- 
ten wir ung mit der Organifation dieſes merkwürdigen Thiers 
befannt zu machen, und brfamen dadurch Gelegenheit, den be= 
reits gemachten Beobachtungen einige nene hinzuzufügen, deren 
Mittheilung hier vielleicht nicht ohne Intereſſe feyn würde. 
Mir wollen zuerft von dem Schwimmapparate reden, dann den 
Seeftern befchreiben und fo erklären, in welcher Verbindung 
diefer mit jenem fteht. 

Der Schwimmapparat ift durchfichtig, cylindriſch, niederge— 
drüdt, hat eine Länge von 30 Mm. und endigt, indem er 
fhmäler wird, hinten in eine flache, herzförmige Floffe. Etwas 
vor dieſer fißt auf der vordern, Fläche eine lanzettförmige , 
Schwimmfloffe. Das vordere Ende des Schwimmapparates ift 
mit 12 flachen, lanzettförmigen Zentafeln verfehen, die in 2 
Reihen fisen. In der oberften Reihe gibt es 8, von denen 2 
oben, die Übrigen an den Seiten, und zwar fo fisen, daß ſich 
jederfeit8 3 befinden, welche die Seiten fowohl vollig, als auch 
einen Theil der hintern Fläche des Schwimmapparates beden. 
Unterhalb diefer fisen 4 Tentakeln von derfelben Form, wie die 
befchriebenen, und deden zum Theile den Nüden des Seefterns. 
Alte diefe Zentakeln find in beftändiger Bewegung, wenn das 
Thier ſchwimmt, und dienen ihm hauptfächlich als Bewegungs- 
organe. In der Mitte des vordern Endes befindet fich eine 
Deffnung, welche in die Höhle des Schwimmapparates führt. 
Diefer ift an der vordern wie an der hintern Fläche mit einer 
Haut bekleidet, welche gegen die Seiten hin aufhört und da— 
durch 2 frey hervorftehende Ränder bildet, zwiſchen denen fich 
alfo ein Raum befindet, den fie nicht bededt. Nachdem die 
Haut vorn die oberen 2 Tentakeln be£leidet hat, bildet fie eine 
Biegung mit der Converität nach oben. Unter diefer findet fich 
eine andere Biegung von derfelben Form und gebildet vom 
bintern Theile der erwähnten Haut, nachdem fie die übrigen 
10 Tentakeln bekleidet hat. Es ift zu bemerken, daß, fowie 
auf dem Schwimmapparate beftändig eine Stelle exiſtirte, welche 
nicht von der Haut beffeidet war, ſich auch eine ahnliche auf 
den Tentakeln befindet; denn nachdem die Haut fih um bie 
©eiten der Tentakeln gefchlagen hat, bildet fie einen vorſtehen— 
den Rand auf denfelben. Auf den Seiten des Schwimmaps 
parates fowohl, wie auf den Zentafeln finden ſich Cilien. 

Betrachtet man ein Stud der Haut unter dem Microfeop, 
fo.fieht man fie aus einer feinförnigen Maffe beftehen, in wel: 
cher fih eine Menge Eleiner, unregelmäßiger Kalkſtuͤcke findet, 
unter denen jedoch einige auch nadelförmig find. Unter der Haut 
liegt eine Muskelfhicht von Quer- und Längsfafern, durch 
deren Hülfe die Tentakeln ſowohl als der übrige Theil des 
Schwimmapparates fich ſtark nad) der Länge und Breite zu: 
fammenziehen fönnen. 


Der Seeſtern, deffen größte Exempl. 5 Mm. im Durd: 
meſſer hielten, hat. eine mennigrothe Farbe und ift mit 5 Eur: 
zen Strahlen verfehen, die gemeinhin fo lang find als die 
Scheibe breit if. Der Rüden ift conver, der Bauch plan. 
Bey einigen Erempl. war der Nüden bedeutend conver und 
trug nur die Spuren von 9 Strahlen. 


207 


In der den Ruͤcken und die Seiten befleidenden Haut findet 
fih ein Kalknetz, und von diefem entfpringt eine Menge von 
Stacheln. Diefe find flah, mit 4—5 Paar Deffnungen ver— 
fehen, fhmäler am Grunde, und endigen in 3 hervorftehende 
Spitzen, deren mittlere die, längfte ift. Gewöhnlich entfpringen 
4—5 folche Stachein von einem fleinen Kalkhoͤcker. Jeder 
Stachel ift von einer Membran umgeben, fo daß er ausfieht 
wie ein enförmiges Vlatt mit einer hervorragenden Spitze, An 
den Seiten der Strahlen ſteht eine Neihe langer Stacheln. 

Die Füße find zirmlich lang und figen in 2 Reihen, Die 
Mundwinfelplatten find breit und dreyedig; vorn iſt jede „mit 
2 Paar Stacheln verfehen, und an den Seiten finden ſich aͤhn— 
liche Staceln, wie auf dem Rüden. 

Non inneren Organen haben wir nur den Darmcanal beob- 
achtet, welcher überall gleih did war und feinen. Blinddarm 
Batte. Er beginnt von der Mundöffnung, macht eine Biegung 
von links nach rechts und tritt auf dem Nüden hinaus, to 
er in der Nähe des Centrums des Seeſterns eine cHlindrifche 
Möhre bilder, die ſich beftändig zufammenzieht und dadurch zur 
Ausleerung der Excremente beyträgt. Der Darmcanal ift mit 
Muskelichichten aus Quer- und Längsfafern verfehen und auf 
der innern Fläche mit einem $limmerepithelium bek:eidet, Dom 
Ruͤcken, dicht bey dem freyen Ende des Darms, geht eine cy= 
lindeifche, etwa 3 Mm. lange Röhre aus, hochroth von Farbe, 
und fest fi eine Strede weit in den Seeſtern hinein fort. 
Diefer fteht bloß durch diefe Nöhre in Verbindung mit dem 
Schwimmapparate, an welhem fie vorn befeſtigt iſt. Shre 
bintere Wand ift etwas gebogen und länger als die vordere, 
welche in der Mitte der ganzen Länge nach gefpalten iſt. Die 
Roͤhre ift mit einer Muskelſchicht von ziemlich ftarken Quer⸗ 
und Laͤngsfaſern, und ihre innere Flaͤche mit Flimmerepithelium 
verſehen. Mittels dieſer Muskeln kann ſich die Roͤhre ſtark 
zuſammenziehen, nach der Breite, wie nach der Laͤnge, und die 
Spalte ſich zugleich erweitern und verengern. Wann der See⸗ 
ſtern ſich vom Schwimmapparate trennen will, beginnt die 
Roͤhre, ſich ſehr ſtark zuſammenzuziehen, und nad) mehreren 
wiederholten ſtarken Contractionen ſchnuͤrt fie ſich dicht am 
Ruͤcken ab. Der nun von dem Schwimmapparat befreyte See— 
ſtern gieng auf dem Boden des Glaſes umher. Daß die Roͤhre 
fich in der See auf aͤhnliche Weiſe abſchnuͤrt, haben wir oft 
gefehen, und nicht felten fahen wir mehrere Schwimmapparate 
mit der Roͤhre verfehen, welche durch ihre hochrothe Farbe ſo— 
gleich unfere Aufmerkſamkeit auf fich zog, umher treiben. Nicht 
felten bewegt fich diefer mehrere Tage hindurch, nachdem er 
vom Seofterne getrennt worden ift. Ben näherer Unterfuhung 
des Seefterns nach der Trennung von jenem bemerften wir 
außer dem hervorragenden Darm aud eine Spalte an ber 
Stelle, an welcher die Nöhre gefeffen hatte. Da wir an vielen 
Exempl. beftändig die Spalte an bderfelben Stelle wahrnahmen 
und feine Spur einer Madreporenplatte entdeden fonnten; fo 
vermuthen wir, daß diefe bey diefem Seeſterne dadurch gebildet 
werde, daß die Deffnung ſich mit Kalk fülle. Leider ftarb der 
Seeftern nah einigen Tagen, fo daß wir diefe Vermuthung 
durch Eeine Beobachtung haben beftätigen Eonnen. Da fi auf 
dem Rüden des Seefterng feine Spur von Athmungstentafeln 
findet, fo kann e3 wohl faum bezweifelt werden, daß bie Köhre 
als Nefpivationsorgan fungiere. Nachdem nehmlich das Waffer 
durch die erwähnte Deffnung am Schwimmapparat in diefelbe 
eingedrungen ift, wird es duch die Athemröhre in die Höhlung 
des Seefterns hinabgeführt, und nachdem es dort benukt wor— 


208 


ben iſt, wieder ausgeführt, damit das frifche Waffer vor neuem 
einftrömen koͤnne. 

Unfere Unterfuhungen bey diefem Seeſterne haben das fichere 
Nefultat gegeben, daß das Sfelet der Seefterne, wie. das Haut- 
felett der Seeigel und Holothurien, aus dünnen, von vielen 
Deffnungen durchbohrten Kalfplatten erbauet ift. Die Platten 
werden aus Eleinen Kalfkryftallen gebildet, welche fih an den 
Enden zufammenfügen und auf diefe MWeife ein Loch bilden. 
Indem nun mehrere dgl. zu den bereits gebildeten hinzukom— 
men, entftehen mehrere ſolche Köcher und am Ende hat man 
eine mit vielen Deffnungen durchbohrte Kalkplatte. Allmaͤhlich 
fült fi nun die Deffnung mit Kalk, und indem mehrere 
Schichten ähnlicher Platten fi auf einander legen, verwachſen 
diefe fchließlich, und man bat dann ein volllommenes Skelett. 

Diefer Seeftern gehört zu der Familie der Seefterne mit 2 
Tentafelreihen und einem After. Da die inneren Organe nod) 
nicht entwicelt waren; fo haben wir ihn zu feiner beftimmten 
Gattung ftellen koͤnnen. 


5) Virgularia christii n. sp. Tab. II. 
Dr. Kröyer hat aufmerffam darauf gemacht, daß mehrere 


Sattungen von Seethieren, welche die falte Zone mit der tem= 


perirten oder der warmen gemein hat, in der erftern eine be= 
deutendere Größe als in den legteren erreichen. Er hat ferner 
beobachtet, daß die Große bedeutend zunimmt, je mehr fich die 
Gattung dem Polarmeere nähert, und es durch Beyſpiele belegt, 
daß dieß der Fall mit einer ganzen Menge von Cruftaceengatz 
tungen ift. Die von ung hier zu befchreibende, dem Morden 
angehörende Seefeder beftätigt zur Genüge die Beobachtungen 
diefes kundigen Naturforfchers, indem fie nicht allein die größte 
Art ihrer Gattung, fondern, fo weit wir wiffen, die geößte aller 
befannten Seefedern ift. 


Der Polppenftod erreicht bey ihr im allgemeinen eine Länge 


von 1 Elle 4“ und eine Dide von 4", Er ift faft ganz ges 


ad, allenthalben etwa gleich dick; doch ift dag oberfte Ende 


etwas gebogen. 2 der Fänge des Stodes find auf beiden Sei= 
ten mit Polppenzellen beſetzt. Diefe find einzeln an dem Stiele 
befoftigt und ftehen in abwechfelnden, fchief nach oben gewende— 
ten Reihen, welche vorn zufammenftoßen, etwa 5 Zellen in 
jeder Reihe; doch machen die unterften Neihen eine Ausnahme, 
da fih in diefen felten mehr ald 2—3 in jeder Reihe finden. 
Zwifchen den Neihen fieht man oft zerffreute Zellen. Die hin= 
tere Fläche ift glatt und ohne Zellen. Die Zellen find koniſch, 
etwa 13 lang und endigen in 2 Spitzen; doch machen au) 
bier die Zellen eine Ausnahme, welche in der Nähe des poly: 
penlofen Stieles figen, da diefe viel Eleiner als die übrigen 
find. 
find cylindeifch , etwa 14° lang und in der Mitte mit einer 
runden Mundöffnung verfehen, um melde 8 lanzettförmige, 
etwa 1" lange Zentafeln ſtehen. Daß die Polypen fich in die 
Zellen zuruͤckziehen Eönnen, zeigen die in Weingeiſt aufbewahrz 
ten Erempt., bey denen ein Theil der Polypen zurüdgezogen 
ift. Das untere Viertel des Polnpenftodes (der polypenlofe 


Stiel) ift in der Mitte ein wenig’ dider, nimmt allmählic ab 


und endigt in eine ftumpfe und etwas gebogene Spitze. Der 
in der fleifchichten Maffe des Polnpenftiels eingefchloffene Falk: 
artige Knochen ift mit einer Haut umgeben; er ift hart und 


fein unteres DViertel in der Mitte ziemlich dick und ein wenig 


vieredig mit abgerundeten Kanten; er nimmt gegen das Ende 
ab und endigt in eine fnorpelartige Spige. Der übrige heil 


Die Polypen fommen aus den Enden ber Zellen hervor, 


209 


bes Knochens iſt dagegen cylindriſch und nimmt an Dide gegen 

das obere Ende ab, wo er faft fadenförmig wird. Ein Knochen 
von diefer Seefeder, welcher fange Zeit in dem Mufeum der 
biefigen "Stade aufbewahrt worden iſt, hat eine Länge von 2 
Ellen 8", und feine größte Dice beträgt 34’. Die Farbe 
des tebenden Polnpenftodes foll hochroth feyn; bey den in Wein: 
geift liegenden Exempl. war fie brauncoth. 

Diefe Seefeder kommt nicht eben felten in bedeutenden Tiefen 
in den Lofoden vor. Mir haben fie nach d. Hrn. Stiftsamt- 
mann Chriftie benannt, welcher dag hiefige Muſem geftiftet 
und uns jene gütigft zur Beſchreibung mitgetheilt hat. Won 
den bisher bekannten Seefedern nähert fie ſich fehr der Vir- 
gularia juncea Linn., aber außer durch die bedeutende Größe 
und Dide, die fie erreicht, unterfcheidet fie fich von diefer auch 
durch den ftärfern und didern Knochen fowohl, ald dur den 
Mangel an Zloffen, melde der V. juncea zugefchrieben 
werden. 


Erklärung der Figuren. Taf. I. 


Figur 1. ein Büfchel von Tubularia larynx mit: Gapfeln, 
worinn Eyer und Sunge in verſchiedenen Entwidelungsitadien, 
ziemlich vergrößert. 

a) Büfcelftiel. 

b) Die rothe Maffe. 

ec) Die Membran, welche diefelbe umgibt. 

d) Höhlung, worinn fich die Eyer entiwideln. 

e) Die 4 Klappen am Gipfel jeder Klappe. 

f) Eapfel: Deffnung, durch welche die Jungen austreten. 

Fig. 2. ftellt ein Ey vor. 

a) Die aufere Membran, b) Dotter. 

ig. 3. Ein Ey, deffen Entwidlung beginnt. 

a) Die Aufere Membran, b) Dotter mit zwey Enofpen- 
formigen Vorragungen. 

Fig. 4. Ein Junges, welches 8 Enofenförmige Vorragungen 
erhalten hat, gefeben von oben. 

Fig. 5. Ebenfalls ein Junges mit 10 Fühlfäden. 

Fig. 6. Ein Junges von der Seite gefehen, ebenfalls mit 
10 Fuͤhlfaͤden, etwas weiter entwidelt. ; 

Sig. 7. Ein Junges mit 12 Fühlfäden. : 

a) Die coniſche Hervorragung an der Scheibe, 
b) Magen. 

c) Hörorgane. 

d) Züplfäden. 


Fig. 8, Ein ausgewachfenes Junges mit 16 Fühlfäden, Bud: 
ſtaben wie oben. j 
Fig. 9. Zwey Gapfeln, wovon bie, eine ein ausgemwachfenes 
Junges zeigt, grad im Begriffe die Capfel zu verlaffen; die an— 
dere dagegen leer, im Einſchrumpfen begriffen. 
Big. 10. Ein Fühlerfaden eines Jungen ſtark vergrößert, 
Big. 11. Im Driginal T. 2. Fig. 1. Larve von Alepas 
squalicola ‚aus einer Eyerhülfe genommen und von der Baud- 
feite gefehen, vergrößert. 
dig. 12. (2.) Eine Larve in der Eyhülfe eingefchloffen, vom 
Küden gefehen. 
Fig. 13. (3.) Eine Larve von der Seite, 
Fig. 14. (4.) Ascidia venosa, in deren Hülle eine Menge 
DBlafen, melde Laich von einem Meichthier enthalten. 
a) Eine Blafe mit Laih angefüllt. 
b) Die verfchloffene Deffnung einer folchen. 
Iſis 1848, Heft 3. 


210 


Fig. 15. (5.) Ein Embryo diefes MWeichthieres von der Seite 

gefehen und ſtark vergrößert. 

a) Hülle deffelben. 

b) Nautilusartige Schale, 

e) Mantel. 
F d) Einer von den runden mit Schwimmhaaren verfehenen 
appen. 
ed) Auge, f) Hörorgan, 8) Fuß, h) Dedel, i) Speife: 
röhre, k) Magen, I) Darm, m) Leber, n) Dotterkugeln, 
e) Herz, p) Blutkugeln. 

dig. 16. (6.) flelle den Kopf vor mit ben Gefaͤß-Verzweig— 
ungen in den zwey runden mit Schwimmhaaren. verfehenen 
Lappen, 600 mal vergrößert. 

Fig. 17. (7.) Schale von oben. 

Fig. 18. (im Driginal 8. 3. 3.2.) Ein Stuͤck vom Stiel 
der Virgularia christi mit Zellen und Polypen, ungefähr 1 
Mal vergrößert. 3 

aa) Polypen=Zellen. bb) Polypen. 

Fig. 19. (Driginal T. 4. Fig. 2.) Meerftern mit dem vor: 
berften Theil des Schwimmapparat3, vergrößert. 

aa) Die 2 oberften Fühlfäden. 
bb) Die 6 Seitenfühlfäden. 
ec) Die 4 unterften Fühlfäden. 
d) Die oberfte Biegung. 

e) Die unterfte Biegung. 

f) Der Leib des Meerſterns. 
e) Darm. 

h) Athemröhre. 

Fig. 20. (3.) Meerftern von oben, vergrößert. 

a) Darm, b) der. vorragende: Theil deffelben, c) Athem- 
vöhre, 

Big. 21. (6.) Die Eleinen Gryftalle, "woraus die Platten ger 
bildet werden, vergrößert. 

a) Ein Kalkſtuͤck, das ein Loch ausfüllt, vergrößert. 

Fig. 22. (7.) Ein Stud des Kalfneges nebft Stacheln. 

Big. 23, (8.) Ein Stachel vergrößert 


Konzil. Vetenskaps- Akademiens Handlingar 
För är 1845., 2 dra Häftet; Stockholm 1847. Mit 4 Tafeln, 


Diefes Ae Heft macht den Schluß ded Bandes der Ver: 
handlungen der Königl. ſchwediſchen Academie der Wiffenfchaften 
fuͤr das Fahr 18454, (Heft 1. angezeigt, Iſis S. 152.) 

1) ©. 265— 330. Methodifche Ueberficht der wiederfäuen- 
den Thiere, Zinne’s Pecora, von. & J. Sunde: 
wall. Fortfesung und Schluß des. im Bande der Ber: 
bandlungen f. 1844 abgebrochenen fyftematifchen Theile 
diefer Abhandlung; val. Iſis 1846,, S. 593—599.) 

(Fam. 5. Antilopina. Continuatio.) 

26. Antilope Pall. Ungulae totae compressae. Pili 
tenues, depressi sulcati. Rhinarium obsoletum. Cauda 
mediocris. _ h 

a) Gazellae Blainv. pars. (Typicae.) Sinus sebacei 
ante oculos, curvati. Aures acutae, longae, dimidium 
enput excedunt. Cauda mediocris, flocco apicis parvo. 
Ungulae altae; ung. spuriae parvae, obtusae. Cornua 
maris valde annulata, plerumque eximie Iyrata; feminae 


211 


varie formata, sed in A. sübgutturosa desunt. 1. Antil. 
Dama, «. orientalis (A. Dama Licht., Ruepp., Ehrenb. 
A. Addra Benn.) ß. occidentalis (A. Dama Pall., Mhorr 
et Nanguer Benn.) 2. A. Soemmerringii Cretzschm. 
3. A. laevipes nob. Kevel Fr. Cuv. et Corine Id. Var. 
duae. 4. A. Dorcas (L.) «. (A. Isidis, die Isis-anti- 
lope Licht. A. Dorcas ld) ß. (A. Kevella Pall, see. 
Buff.) *) Macula nasi nigrieante (Kevel Buff.) **) Mae. 
nasi nulla. y. (A. Dorcas Pall.) *) dilutior. **) fuscior 
(Gazelle Buff. Kevel gris Fr. C., A. Cuvieri Ogilb.) 
d. (A. arabica Ehr. Licht.) e, (A. Bennetti Sykes.) 
5. A. leptoceros Fr. C. 6. A. subgutturosa Gueld. 
Licht. ) 

b) Radii generis, vix ulla diagnosi communi describen- 
di. 7. A. gutturosa Pall. 8. A. tatarica (L.) A. Saiga 
Pall. 9. A. Cervicapra Pall. 10. A. Hodgsoni Abel, 
Wagner. 11. A. Euchore Forst. Sparrm. Licht. 12. A. 
melampus Licht. 

99, Dieranoceras Ham. Sm. Mazama Og. Pili 
erassi, spongioso-'cellulosi (cervini). Ungulae acutae, po- 
stice dilatatae. Cauda brevis. Sinus lacrymales, rhin. 
et ung. spur. desunt. 1. D. fureifer. 

Fam. 6. Caprina. Ungulae spuriae magnae, globoso- 
tumidae. Ungulae ordinariae altae, compressae. Labrum 
sulcatum. 

98. Ovis L. < Aegoceros Pall. Wagn. Rhinar. 
null. Frons declivis, plana. Nasus elongatus, convexo- 
arcuatus. Ungulae acutae, acute marginatae, postice 
humiliores, latiores, corneo -einctae. 

«&) Sinus laer. evidentes. Cornua retrors. directa. 
4) ©. Aries L. Aeg. Ovis Pall. Wagn. (©. guineen- 
sis L.?2) 2) O. Argali Pall. (Varietates alpium septen- 
trionalium quinque?) 3) O. Musimon Schreb. (Varieta- 
tes 4 alpium merid. europ. et asiat.?) ß) Sinus laery- 
males? Cauda? Cornua ad latera directa, apice retrospe- 
ctante. 4) O. Nahoor Hodgs. 5) ©. Burrhel Blyth. 
y) Sin. laer. nulli. Cauda paullo longior. Corn. apice 
divergentia (Ammotragus Blyth.) 6. O. Tragelaphus 
Cuvier. 

29. Capra DL. <{ Aegoceros Pall. Rhinarii inter 
nares rudimentum. Frons declivis, convexa. Ossa nasi 
breviora recta. Ungulae totae compressae, intus non, 
postice vix nisi paullo, humiliores, apice ‚obtuso -tritae, 
solea convexa, elastica (pulvillata). 

«. Aures dense pilosae. Cornua maris maxima, coch- 
leato-curvata. 1) C. pyrenaica Bruch et Schinz. 2) C. 
caucasica Gueld. Wagn: (Aegoc. Ammon Pall.)  ß. Au- 
res dense villosae. Corn. & maxima, fere in uno plano 
curvata, äntice late planata. 3) C. Ibex L. (cum var. 
Sarda). 4) C. sibirica Ehr. et rec. (Aeg. Ibex Pall.) 
cum var. 2bus. y. Aures breyissime pilosae. 5) C. Valie 
Ruepp. 6) C. Beden Forsk. Wagn. d. Aures appresso- 
pilosae; Cornua tota compressa. 7) €. Hircus L. (Aeg. 
Capra Pall. Wagn. Schreb.) cum var. 3bus. 7b) C. Aeg- 
agrus Pall. e. Cornua utriusque sexus parva, sublaevia, 
teretia. 8) C. montana Harl. 

29b. Rupicapra H. Sm. Capella Keys. et Blas. 
Cornua ad mediam frontem appropinquata, parva, erecta, 
teretia, apice retrorsum uncinata, acuta. Ungulae in la- 


212 


tere interno humiliores. C. Rupicapra Z. (Antilope Ru- 
picapra Pall. et rec.) cum var. öbus. 

29c. Hemitragus Hodgs. Kemas Ogilb. Nares 
paullo latius distantes, macula rhinarii interjecta (paullo 
majore, quam in Capris. Linea facialis reeta. Cornua 
(saltem f‘) brevia, lata, antice appropinquata, carina an- 
tica compressa, alta, porrecta. 1) H. Jharal Hodgs. 
2) H. hylocrius (Og.) 

30. Nemorrhedus Ham. Sm. Rhinarium magnum; 
ungulae postice convexo-prominulae, solea lata. «& Ma- 
jores, sinu laerym. distineto, parvo (Capricornis Ogilb.). 
1) N. sumatrensis. (Penn. Fisch., Ant. Duvaucelii Ham. 
Sm.) 2) N. bubalina (A. bubalina Hodgs.) 6. Minores. 
sinu lacr. nullo 3) N. Goral (Hardw.) 4) N. erispus 
(Temm. Wagn.) 

31) Oreotragus. Pars Traguli 7. Sm. Rhin. magn. 
Ungulae altae, postice compressissimae, solea vix ulla, 


(apice tritae). 1) O. Saltatrix Bodd. Jardine. 
Cohors 2da. (Tylopoda Illig.) 


Solea pedis calcatoria digitis ambobus communis, us- 

que sub apicem phalangis primi extensa. 
Fam. 7. Camelina. 

32) Camelus L. Illig. Digiti lati, solea fere orbi- 
culari, antice paullum ineisa, conjuneti. Dorsum tubere 
maximo, compresso, carnoso instructum. 1) C. arabicus 
Arist, Plin. Desm. (C. Dromedarius L., C. Dromas Pall. 
2) C. bactrianus L. 

33) Auchenia Ill. Digiti angustiores; solea antice, 
ad medium usque fissa. Dorsum laeve. 1) A. Lama 
Brandt. Wagn. (Cam. Glama L.) «. Fera (A. Hua- 
naco Auct.) ß. Domestica (A. Lama Auct.) y. Dome- 
stica (Cam. Pacos L., sed vix T'schudi. A. Alpaca Desm.) 
2) A. Vicunna (Mol.) 


Digitigrada., 


Appendix I. 


Pecora dubia et genera incerta, olim inter Antilopas 
enumerata. 

1) A. lervia Pall., 2) A. Kob Erzxl., 3) A. quadri- 
scopa Ham. Sm., 4) A. adenota Ham. Sm., 5) A. For- 
fex H. Sm., 6) A. Zebra Gray, 7) Subgen. Raphicerus 
H. Sm., a. A. acuticornis Blainv., b. A. subulata H. 
Sm., 8) A. torticornis Herm., 9) A. grandicoruis Herm. 
Porro A. Mazama H. Sm., A. Temmamazama A. Sm., 
Capra jubata Schreb. 


Appendix II. (S. 297—316.) 


Sn diefem 2ten Anhange befpricht der Bf. die „„Pecora 
Linnaei‘ oder diejenigen Wiederfäuerarten, welche Rinne 
befchrieben hat, um zu erklären, welche Arten den von ihm 
angegebenen Namen eigentlich bezeichnen, und darzulegen, wie 
viele diefer Thiere zu feiner: Zeit befannt waren. 

Darauf folgen, von ©. 316—324., mehrere Addenda und 
Gorrigenda und endlich, von ©. 324. bis zu Ende, ein Index 
nominum atque synonymorum Antiloparum. 


2) ©. 331—359. Anfihten, betreffend die organifche Zufam: 
menfegung, von Jak. Berzelius. 


‚213 


3) ©. 361 — 425. Unterfuhung über die Efectricität im 
vertheilten und gebundenen Zuftande, von P. ©. Mund 
v. Roſenſchoͤld. 

4) ©. 427—439. Vier neue Arten von Suͤßwaſſer-Cruſta⸗ 
ceen aus dem fübdlichen Afrika, beſchrieben von ©, Lo— 
wen. Zaf. IT—VI. 


Die Nachrichten, melde wir bisher von Branchiopoden und 
Entomoftraceen fremder Welttheile erhalten baden, find fehr 
wenig zahlteih und unvollftändig, befonders im Vergleiche zu 
denjenigen, welche wir von den höheren Ordnungen der Gru= 
ftaceen befisen. Aud find die erfteren, nicht bloß in unferm 
Clima, fondern, mie es fcheint, auch unter den füblichen Him— 
melsftrichen, im allgemeinen fo £lein und unbedeutend, daß fie 
dem weniger aufmeckfamen: Forſcher leicht entgehen. 


Die bis jest bekannten erotifchen Arten der Süßwaſſer— 
Branchiopoden find leicht aufgezählt, Es find Apus Guil- 
dingii Thomps., Weftindien, A. caudatus Say, Florida, 
Limnadia mauritiana Guer., Mauritius, L. coriacea Hald, 
Nordamerika, Cyzicus Bravaisii Aud., Algier, Estheria da- 
halacensis Ruepp., Nubien, „Branchipus stagnalis Lmck.“ 
Gould, Maffachufets. Aber in diefem Eurzen Verzeichniffe 
fehen wir gleichwohl Feine für Europa fremde Gattungsform; 
denn Estheria und Cyzieus find ſynonym, und die Art, welche 
Audouin zuerft aus Bona erhielt, ift Isaura ceycladoides 
Joly, welche aud im füdlichen Frankreich Tebt. Und wenn 
mir hier hinzufügen, daß Daphnia und Cypris auch in Nords 
Amerika nnd Cyclops auf Mauritius gefunden worden find, 
und daß unter den höheren Gruftaceen die Gattung Aftacus 
fih in allen Welttheilen zeigt, Thelphuſa menigftens in der 
ganzen alten Welt; fo fcheint es, daß die Gruftaceen der füßen 
Waͤſſer, wie deren Mollusken, über die Erdoberfläche mit einer 
Einförmigfeit verbreitet find, melche befonders bemerkbar wird, 
wenn fie mit der abmwechfeinden Manchfaltigkeit verglichen wird, 
welche dag Meer in diefen Thierclaſſen überall darbietet. 


Die 4 Arten, welche ich hier befchreiben will, zeigen in biefer 
Hinficht feine bedeutende, Abweichung. Es find ein Cyzicus, 
ſehr ähnlich dem C. Bravaisii et dahalaceusis, eine Limnetis, 
eine neue der Gattung Limnadia ähnlicye Gattung , ein Bran— 
chipus, welcher fich nahe an feine bisher befannten Verwandten 
fliegt, und ein Broteas, eine neue Gattung aus der Cyclo— 
penfamilie, welche wenig von Gpyclopfine abweicht, Diefe alle 
find vom Hrn, I. Wahlberg im Natallande, unter 264 ° 
- fübl. Br. und 29° öftt. 2. in Eleinen Suͤmpfchen mit. Elarem 
Waſſer nahe dem gewöhnlichen Mege von Port Natal nad) 
„Salzpfanne“ des Makkalisberges, zwiſchen dem Krokodil- (Doli) 
und dem Affenfluffe (Zjoane), gefangen worden. 

Die folgenden Arten werden in lateinifcher Sprache umſtaͤnd⸗ 
Lich befchrieben und auf den angeführten: Tafeln nebft ihren ein= 
zelnen Theilen ſkizziert abgebildet. 


Cyzicus Aud. Audouin, Ann. de la soc. entomol,, 
VI. 1837. Bull. p. X. (Fevr. 1837). — Estheria Ruep- 


“de sc. nat., 2de serie, XVII. 293. i 


\Cyzicus australis, n. sp. C.. rostro producto, spini- 
| gero; pedum parib. 21, setis antennarum exterio- 
rum 10 —11-articulatis, cauda aculeis eirc. 13 
inaequalibus armata. Long. 3,45 Millim., Alt. 2,25. 


pel, Mus. Senk. II. 119. (1837). — Isaura Joly, Ann. 


214 


Hab. in paludibus terrae Caffrorum Natalensium, 
unde specimina 2 retulit J. Wahlberg. 

Limnetis, n. gen. Limnadiae et Cyzico af. Anten- 
nae internae biarticulatae; cauda brevis, truncata, ap- 
pendicibus facie inferiore destituta. 

Limnetis Wahlbergi, n. sp. Long. feminae 3 Millim. 
Alt, 2,3 M. — Hab. cum praecedente. Vidi spe- 
cimina 3. 

Branchipus Latr. [non Schaefl.] 

Branchipus cafer, n. sp. B. thorace inermi, lamina 
pedum superiore externa majore integra; mas: 
fronte in rostrum lunatum produeta, antennis 
primariis longis flexuosis, ad basin intus appen- 
dice lacinulata, brevi. L. 15 Mill. 

Hab. cum praecedentibus. 

Broteas,n. gen, Cyclopinae M. Edw. et Euchetae 
Phil. aff. Annulis thoraeis 5; antennis primariis multi- 
articulatis; secundariis biramibus; pedib. natat. 8, bifidis, 
ramo externo 3-, interno 2-articulato, pedib. Sti p. dis- 
similibus, pluriarticulatis, pedib, maxillarib, 3 tiis longissi- 
mis, apice falciferis; abdomine in mare annulis 6, in fe- 


Q 


mina 3. 


Broteas falcifer, n. sp., L. 4. Millim. Hab. cum 
prioribus. 
5) ©. 441 —458. Drnithologifche Beobachtungen auf einer 
Neife in der Ume-, Pite- und Lule= Lappmark im Soms 
mer 1845., von C. G. Lömwenhjelm. 


Da die Academie ſchon einige Anzeichnungen ähnlicher Art 
durch meine. Hand von einer früheren Neife in Lappland, im 
Sommer 1848., entgegengenonimen hat [f. K. Vet. Ak. 
Handl. för ar 1843. p. 385 ff. , überf. Iſis 1846. ©. 693 ff.]; 
fo glaube ich, auch diefe Beobachtungen von einer fpätern und 
ausgedehnteren Neife nch zum Theile denfelben Gegenden, 
welche ich, mie jene, in Gefellfhaft des Prof. P. F. Wahl: 
berg und des Mag. N. I. Anderfon machte, darbieten 
zu dürfen. 

Ehe ich mich zum eigentlichen Gegenftande diefer Mittheilun- 
gen wende, will ich einen flüchtigen Blick auf den Gang und 
die Ausdehnung der Reife werfen. 

Mir nahmen unfern Weg von der Stadt Ume, welche wir 
am 2. Junius verließen, nad) dem Kirchfpiele von Lyckſele Lapp⸗ 
mark, in deſſen Kicchdorfe wir ung zum erften Mal nad) einer 
13 meiligen Fahrt längs der Flüffe Ume und Windel eine län= 
gere ‚Zeit aufhielten. Die Natur trug hier noch nicht den Cha— 
racter der Lappmark; vielmehr. gli) die Gegend dem eben ver: 
laffenen Wefterbotten. Am: 10. Sun.‘ festen wir die Reife 
toiederum auf und längs dem Ume-Elf, und dann auf dem 
Sudtfluffe fort, wonach wir unfern Weg über Land. nad 
dem Windel- Elf nahmen, welcher, obgleich mit manden Uns 
terbrechungen, bis Sorfele befahren ward, in deſſen Pfarthofe 
wir am 15. Suny anfamen. Hier zeigt fih das Land als 
lappländifch, Bey dem majeftätifchen Fluſſe ſahen mir einen 
und den andern Eleinern Berg, und in den Wäldern läßt fich 
der muntere, gelächterähnliche Laut des Schneehahns hören. 

Bis hieher war die Meife meifteng gegen Nordweſt gegangen; 
jest wurde fie aber fafl nach Norden gerichtet. Won Sorfele 
aus gelangten wir, nach einer Wanderung von 4 Meilen und 
Hinrudern auf dem großen, mit Inſelchen befäeten Ud-Jaur 


215 — 
(Ud⸗See), am 18. Juny nad) dem durch P. Lae ſtadius ſo 
bekannt gewordenen Arjeploug, auf deſſen Pfarrhofe wir gaſt— 
frey aufgenommen wurden. 

Bon bier nahmen wir am 23. Juny eine Ausfahrt längs 
dem Horn = Awan, bis zu deffen oberem Ende, vor, wo mir 
den Berg Peliekajſi (Ohrenberg) beftiegen und unterfuchten, und 
daneben die Ereurfion big nad der ehemaligen Silberfchmelz: 
hütte von Adolfſtroͤm am Lais-Elf ausdehnten. Daft die ganze 
Zeit hindurch gina unfer Aug innerhalb der Birkenregion vor 
fih, in welder Sylvia sueeica, Fring. Montifringilla et 
Linaria nebft Lagopus subalpina in größerer Menge vorfas 
men, ale ich es auf irgend einer andern Stelle gefehen habe. 
Mon diefer befonders ergiedigen Fahrt zurückgekehrt trafen wir 
am 1. Zul. wieder in Arjeploug ein, verließen e8 aber wieder 
am Sten, wo mir uns gerade nach Norden wendeten. Durch 
Mäder, Über Berge und Seeen ziehend legten wir 13 Meilen 
zuruͤck und kamen am 8. July in Quickjock an. Von den hier 
faſt taͤglich unternommen Bexgexcurſionen verdient die nach dem 
Alkawaͤre vom 24—29. July als vorzuͤglich lohnend erwähnt 
zu werden, obgleich ſich die waͤhrend des ganzen Sommers 
borherrſchende unguͤnſtige Witterung auch waͤhrend jener Zeit 
nicht verlaͤugnete. Die Menge der erjagten Voͤgel zwang mich, 
da fie fo ſchwer bey einem Aufenthalt auf den Bergen zu ver— 
wahren und zu erhalten war, mich früher, als ich es beabfic)- 
tigt hatte, nach Quickjock zurüdzubegeben. 


Auf dem Pfarrhofe zu Quickjock hatte ich das Vergnügen, 
bis zum 13. Auguft zu verweilen, wo wir uns nad Arjeploup 
zuruͤckwendeten, welches wir am 19. Auguft verließen, unfern 
Meg über Arwidsjaue nach Skellefte nehmend, wo wir nad) 
diefem langen Streifzuge am 1, Septbr. eintrafen. 


Verzeichniß der Vögelarten, welche in der Ume- und Pite⸗ 
Lappmark, wie auch den Kitchfpielen Jodmod und Quick— 
jock und Lulelappmarf vorkommen, * 


1) Falco Gyrfaleo; ein W. erlegt am Berge Peliefajfi in 
Pitelappm, am 25. Jun. 

2) F. peregrinus; felten, an den Bergen. (gl. V. Ak. 
Handl. f. 1843. p. 387., Iſis 1846. ©. 695.) 

3) F. subbuteo; felten. (Vgl. eben da, S. 388. Iſis 
eben da.) 

4) F. Lithofalco; gemein in der Nähe der Berge. 

5) F. Tinnuneulus; hier und da; bey den Kicchdörfern Lyck— 
fele und Arjeploug, aud auf den Bergen bey den Seen 
Tjeggelwas und Wihrijaur. 

6) F. palumbarius; hier und da in ber Mabelholzregion. * 

7) F. fulvus; hier und da in der ganzen Nadelwaldregion. 

8) F. Albieilla; ein Er. ließ fich beim Hornaman am 30. 
Sun. bliden. 

9) F. Haliaötus; gemein; auch gefehen beim Wihrijaur am 
29, Sul. von Anderfon, 

10) F. Buteo; felten; kommt zwar in ganz Weſterbotten vor, 
überfteigt aber Enum die lappmärkifche Grenze. 


* Die einigen Vögelarten beygefebten Buchftaben deuten auf unten 
über fie vorfommende Bemerkungen Hin. 

* Die Gintheilung der Negionen ift nah Nilsfon’s Fauna, Th. I. 
©. 104. gemacht werben, 


216 


11) F. lagopusz; gemein, fowohl in der Maldregion, als 
aud meit hinein im Gebirge, 3. B. auf dem Alfamware 
am 27. Sul. 

12) Strix nyetea; gemein auf den Bergen in gemiffen Sahren, 
nehmlich wenn die Lemminge ihre Züge anftellen; zwifchen 
diefen felten. 

13) Str. nisoria; gemein in der Waldregion, fleigt auch in bie 
Birfenregion auf dem Gebirge hinauf. 

14) Str. Bubo; hier und da in der Nadelholzregion. 

15) Str, brachyotus; felten; doch habe ich fie auf den Ber— 
gen gefehen, 

16) Str. lapponica; vorzüglich in den Lemmingsjahren, fonft 
fpariam. Aus der Gegend von Jockmock habe ich Er. 
1843. fowohl, als 1845. erhalten. 

17) Str. liturata; hier und da in der untern Waldregion, 

18) Str. Tengmalmi; hier und da bis zum Gebirge. 

19) Cuculus canorus; gemein in der ganzen Waldregionz 
kommt auch auf den Bergen vor. (S. Nils ſ. Fauna, 
1. ©. 114.) 

20) Picus martius; hier und da in der unten Nadelwald: 
region. 

21) P. major; hier und da in der Nadelwaldregion. 

22) P. leuconotus; felten; ließ ſich einmal auf, der. Reife 
1843. im Aug. beim Nandijaue in dee Jockmockslapp⸗ 
mark fehen, 

23) P. minor; hier und da in der ganzen Nabelmaldregion, 
hatte am 30. Sun. eben bey dem Berge Isfjat am Hor: 
nawan gebrütet. 

24) P. tridactylus; der. gemeinfte Specht der lappl. Wälder 3 

geht auch an den Seiten der Berge, fo weit Nadelwald 
fteht, hinauf. 

25) Corvus Corax; hier und da; in größerer Anzahl auf ben 
Bergen. 

26) 0. Cornix; hier und da in der Nadelwaldregion, fparfam 
bey Quidjod, gemein bey Sorſele. 

27) €. Pica; (a) in der untern Nadelwaldregion; feltener als 

die vorige Art. 

28) Garrulus infaustus; gemein in der ganzen MWaldregion 
der angegebenen Gegend, geht an den Seiten der Berge 
bis in die Birfenregion hinauf; hatte flügge Sunge am 11. 
Sun. in Lyckſelelappm. 

29) G. glandarius; fporadifch verfommend; „im Herbfte bey 

Lyckſele — Quickjock“. („Wird innerhalb des Polkreifes 

nicht gefunden”. ©. Nitsf., In. 1. ©. 137.) | 

Caprimulgus europaeus; felten. In der: Gegend von 

Sorfele wurde gegen Wahlberg eines Vogels erwähnt, 

melcher der Befchreibung nach kein anderer, als diefer, 

feyn Eonnte. 

Cypselus apus; gemein; erfcheint auf den: Bergen. 

Hirundo rustica; gemein in der ganzen Waldregion. 

Diefe Art war die einzige ihrer Gattung, welche bey Adolfs 

ſtroͤm am 27. Jun, vorfam. 

H. urbica; noc) gemeiner, als die vorige; in Menge an 

den Häufern und Kirchen fowohl, ald an den Selfenabs 

abhängen, niftend, 

H. riparia; bier und da; an gewiffen Stellen zahlreich; 

Lyckſele — Quidjod. 

Museicapa grisola; hier und da; Lyckſele, Hornafwan, 

Quidjod. \ 


30) 


31) 
32) 


33) 


34) 
35) 


217 


36) 
37) 


41) 
42) 


43) 
44) 


45) 
46) 
47) 


48) 
49) 


50) 
51) 


52) 
53) 
-53) 
55) 


56) 
57) 


58) 


59) 


M. atricapilla; hier und da nad) dem Fuße der Berge 
bin. Lyckſele, Fuß des Peliekajfi am Hornafwan, Quidjod. 
Lanius Exeubitor; hier und da in den Wäldern näher 
an den Bergen; zwifchen dem Horn = Afıvan und Zjeggel- 
was, bey Quidjod u, a. m, St. 

Turdus viseivorus; bey Lyckſele ſam 4. Jun, (Vgl. V. 
Ak. H. 1843., Iſis 1846. ©. 697.) 

T. pilaris; gemein, befonders auf den Bergen in ber 
Birkenregion; audy beim Wihrijaur (Anderfon.) 

T. musicus; (b), an verfihiedenen Stellen, big an die 
Seiten der Berge, doch fparfum. 

T. iliacus; gemein, fo weit Nadelwald waͤchſt. 

T. torquatus; (ec) nicht felten in der Nachbarſchaft der 
Berge, auf denen er bis: zum eigentlichen Gebirgsrüden 
[Köl, mit angehängten Artikel Kölen] und bisweilen ın 
Gegenden berefchend, welche über alle Vegetation hinaus— 
liegen, vorkommt, 

T. Merula; (d) hoͤchſt fparfam. 

Cinelus aquatieus; in der Waldregion in der Nähe der 
Berge. Sellin der Lappın. im Winter u. Sommer erfcheinen. 
Motacilla alba; gemein, bis zum Gebirge, fo weit Aders 
bau getrieben wird und Schweden ſich angefiedelt haben. 
M. flava, var. capite maris nigricante; gemeiner, als 
die vorige Art geht fie vielleiht etwas höher hinauf. 
Anthus pratensis; gemein auf allen Gebirgsplateaur, geht 
in die oberfte Weidenregion hinauf, und bisweilen noch 
höher. — Hatte, wie die Motacillae, am 20. Auguft 
allgemein: begonnen, wegzuziehen. 

A.arboreus; hier und da in der Waldregion ; Lyckſele, Quickj. 
Saxicola Oenanthe; gemein weit hinein im Gebirge, 
kommt auch in der ganzen Nadelwaldregion vor. 
8. Rubetra; (e) fparfam; bey Quidjod wurde 
fer Neife auch ein Paar angetroffen. 

Sylvia hortensis; fparfam; auf beiden Neifen nur ges 
hört am Fuße der Berge in dortigen üppig bewachfenen 
Thaͤlern, z. B. bey Adolfſtroͤm, Quidjod und Hornaf: 
wan am Peliefajfi. 

S. sueeica; gemein in der Nähe der Berge und auf de— 
ten Seiten in Menge, in der Birken und Weidenregionz 
geht weit hinein in's Gebirge, z.B. auf den Zuofi am 
Wihrijaur (Anderfon). 

S. phoenicurus; gemein in der ganzen Nabelwaldregion 
bis nad) den Seiten der Berge hinauf. 

S. Trochilus; gemein, geht an den Bergen bis in bie 
Birkenregion hinauf. 

Accentor modularis; fparfam; Quidjodsberge in der 
Waldregion. 

Parus major; fparfam, ſcheint mehr dem niederen MWalds 
lande, wie Jodmod, Arwidsjaur uſw., anzugehören. 

P. sibirieus; gemein in der ganzen Waldregion von der 
Grenze von Lyckſele-Lappmark bis zu dem Bergen, auf 
welhen er in die Birkenregion hinein vorfommt, Im 
Herbfte fah ich diefe Art uns bis zum Stafıva = Sumpf 
im Kicchipiele Skellefte folgen. 

P. paluster; wenn gleich fparfam, kommt diefe Art doch 
bey Quidjod und an verfchiedenen anderen Stellen vor, 
Scheint, fo wie die vorige an Menge gegen Norden zus 
nimmt, abzunehmen. 

Regulus cristatus; fparfam. (Vgl. V. Ak, H. 1843. 
p. 395. Iſis 1846. ©. 698.) 


Iſis 1848. Heft 3, 


auf bies 


60) 


61) 
62) 


63) 
64) 


65) 
66) 


67) 


218 


Alauda arvensis; (f) im Fruͤhling fporadifch vorfommend 
bey Quidjod und Lyckſele. Mehrere Paare hörten und 
fahen wir niftend bey Badſtutraͤsk im Kirchfpiele Stenfele 
(65° n. Br.) 

A. alpestris; Quidjod, felten. (gl. V. A. H. 1848. 
p- 395. Iſis a. a. O.) 

limberizz eitrinella ; gemein; Lydfele, Adolfſtroͤm, Quick⸗ 
jo& uw. 

E. hortulana; gemein; wie bie vorige, 

E. Schoenielus; gemein, befonders näher den Bergen 
und an deren Ceiten in der Birken und Meidenregion. 

E. nivalis; gemein auf allen Bergen in der Schneeregion, 
tets höher hinauf, als die folgende. 

E. lapponica; (g) zahlteih in der Meidenregion auf den 
niedrigeren und ebenen Bergen, die in einer Entfernung 
von dem höhern Gebirgszuge ſtehen; auf diefen in gerin= 
ger Anzahl. Im der Waldregion kommt fie im Sommer 
nicht vor. 

Fringilla domestica; hier und da auf den Höfen; Lyd: 
fele, Sorfele, Arjeploug, Ijomotis ufw. Am Fuße der 
Berge habe ich diefe Art nicht gefehen. 


. montana et flavirostris habe ich in Lappland nicht bemerft.) 


Fr. caelebs; fparfam, doch bis zum Gebirge hin, 

Fr. Montifringilla; gemein; an den Seiten der Berge 
bis in die Birkenregion hinauf. 

Fr. linaria; gemein; geht weit in die Berge hinein und 
fommt bis oben unter den oberften Weiden vor. 

Fr. Spinus; fparfam in der Waldregion; Lyckſele, Sor— 
fele, Quidjod. 

Pyrrhula vulgaris; fparfam in der Nadeltwaldregion, aud) 
bey Quidjod. 

Loxia eurvirostra; gemein in der ganzen MWaldregion — 
Lyckſele, Adolfftrom, Quidjod, [Columba ſ. Bem. g.] 
Tetrao Bonasia; fpatfam; gegen den Fuß der Berge bey 
Quickſock find Familien angetroffen worden. 

T. Urogallus; in der ganzen MWaldregion im Sommer 
ziemlich gemein, im Winter bisweilen in großer Menge 
(Fiytt-tjäder [Iug= Auerhahn]). Geht an den Bergen 
fo hoch hinauf, wie die Kiefer Mälder bildet. * 

T. Tetrix; felten in den hoͤhern Theilen der LappmatE, 
nach Mefterbotten hin ziemlich gemein. Findet fi) länge 
dem Luleelf nicht weiter, als bis nah Jockmock. 
Lagopus subalpina; (h) gemein befonders in der Nähe 
der Berge, wie auch auf diefen im größter Menge in der 
Birkenregion. — Bey Wihrijaur (AUnderfon). 

L. alpina; (i) auf den Bergen in der Weiden- und 
Schneeregion. 

Charzirius Hiaticula; einige Male an den Seen in der 
Nadelwaldregion gefehen; zahlreich hier und da auf den 
Bergen an Seen und Bächen, auch an den Rändern der 
ewigen Schneeftellen, wenigftens bis zum höchften Ge: 
birgsruden hinan. 


* Nach eigner Erfahrung und den Angaben, welche Haben gefammeltwer= 
den fünnen, geht der Auerhahn gegen Norden und gegen die Berge meiter, 
als der Birkhahn. 

„Tetrao Urugallus , fehr gemein in Enare bis hinauf zum nördl. Ende 
des Enare-Sumpfes ꝛc.“ „Am nördlichiten zeichnete ich Tetr. Tetrix 
bey Kittilä an.’ Malm, Kröy. Tivgjfr., neue Reihe, Bd, EL, S. 203., 
Iſis 1846., ©, 459. (Kittilä 67° 30° u. Br.) 


14* 


219 


Ch. Morinellus; hier und da auf hohen, ebenen Berg: 
beiden; bisweilen in Schaaren hoch in der. Schneeregion, 
Die Schaar beftand nur aus alten Vögeln, meiftens Weib). 
Ch. apricarius; in großer Menge auf allen Bergen in 
der ganzen Weidenregion. 

Ch. helveticus; niftet vermuthlih, wenn gleich fparfam, 
weit hinein im Gebirge in den Gegenden von Alkaware 
und Sulitjelma. 

Grus cinerea; brütet auf mehreren Mooren in den Kirche 
fpielen Lydfele und Arwidsjaur; geht aud bis nördlich 
vom Luleelf. 

Numenius phaeopus; findet fih, obgleich in geringer 
Anzahl, fomwohl auf den Sümpfen der Waldregion, als 
den Gebirgsmooren, welche nicht fo hoch liegen. 

Tringa Temminckii; hier und da auf den begraften Pla— 
teaux der höheren Berge unter der niedrigen Weide an 
Seen und Bächen. 

Totanus hypoleucus; fehr gemein gegen den Fuß ber 
Berge. 

T. Calidris; an denfelben Stellen mit Tringa Temmin- 
ckii, immer zahlreicher, je weiter nad) dem hohen Berg: 
rücken — folglich) weit über der Birfenregion. Im J. 
1843. zeigte fi) ung fein Individuum diefer Art, 

T. Glareola; gemein bis zu den Bergen. 

T. Glottis; (k) bier und da in der ganzen Maldregion, 
aber befonders auf den Mooren am Fuße der Berge. 
Scolopax Gallinago; auf den Mooren bis in die Wei— 
dentegion hinauf. 

Sec. Gallinula; ſehr fparfam gefehen nur auf den Mooren 
in der Nähe von und auf den Bergen in der Meidentegion. 
Phalaropus hyperboreus; foll vorfommen, obgleich ich 
fein niftendes Paar gefehen habe. Wird im Frühjahr und 
Herbſt gefchoffen. (S. V. Ak. H. 1843. p. 402, Sfis 
1846. ©. 702.) 

Sterna Hirundo; mehrere Paare liegen fic) auf dem Ud— 
jaue am 18. Sun. bliden. 

Larus eanus; (1) erfhien, wenn gleich Mparfam, auf 
mehreren der großen Seen; auf den höheren Bergen wur: 
den mehrere Paare beobachtet. 

Lestris Buffonü; (m) auf den höheren Bergheiden in 
gewiffen Sahren in großer Menge, 3.8. 1845. Sm 
Sahre vorher fand fie fih auch, obzwar nicht in folcher 
Menge; aber 1843. fah ic) feine. 

Cygnus musicus; (n) auf den Mooren in der Wald— 
gegend; in größerer Anzahl weiter gegen Norden. 

Anser segetum; (0) auf denfelben Stellen, wie Cygnus. 
A. albifrens; (p) in großer Menge auf gewiffen Seen 
zunächft dem Gebirgsruͤcken. 
99) Anas elypeata; (q) felten bey Quidjod niftend, 

100) A. Boschas; bier und da an Waldſeen. 

101) A. acuta; (r) hier und da, nicht felten. 

102) A. Penelope; gemein bis zum Gebirge. 

103) A. Creeca; gemein bis zum Fuße der Berge. 

104) Fuligula eristata; (s) gemein bis nach den Bergen. 
105) F. Marila; (s) auf den Wafferläufen näher am Gebirge. 
106) F. fusca; (s) gemein herrſchend bis zum Gebirge, 
107) F. nigra; (s) noch gemeiner als die vorige; 

108) F. clangula; fehr gemein bis zum Gebirge. 

109) F. glacialis; (t) am Gebirge, aber befonders auf diefem 
auf hochliegenden Seeen. 


80) 


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85) 


84) 


85) 


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90) 
91) 
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96) 


97) 
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110) Mergus Merganser; gemein an ben größeren MWaffer- 
läufen in der MWaldregion. 

111) M. Serrator; noch gemeiner, geht big in bie Birkens 
tegion auf den Bergen hinauf, 

112) Colymbus arcticus: (u) gemein auf den größeren Waffer: 
laufen — geht auch hoch hinauf zwifchen die Berge, wie 
an den Alkajaur und Wibrijaur. 

113) ©. septentrionalis; gemein — mie ber vorige, 


Bemerfungen 
über einige der hier aufgezählten Wögelarten nebft Hinzufügung 
einiger in den oben genannten Gegenden fporadifch vorkommen 
der Species, 

Caryocatactes guttatus. Der große Zug diefer Vögel, wel 
cher im Herbft 1844. den mittlern und füdlichen Theil der 
fEandinavifchen Halbinfel überfhwemmte, dürfte ſich auch über 
den nördlichften erftredft haben. Bey der Kirche von Lyckſele 
traf ih Federn von einem Sndividuum an. In Sorſele und 
Quickjock zeigte man mir ausgeftopfte Nußknacker, welche dort 
im Det. 1844. gefchoffen worden waren, Ihre Barbenzeich- 
nung und ihre Gierigkeit nad) Fleifch hatte aufmerkfam auf 
fie gemacht. 

Sturnus vulgaris ward auf diefer Reiſe in der Stadt Ume 
beobachtet, in welcher einige Paare am 1. Sun. ihre Neft auf 
den Giebeln der Häufer errichtet hatten. 

a) Corvus Pica fand fid) bey Lyckſele, war felten bey 
Sorſele, ließ fich auf der früheren Neife bey der „Kirchenſtadt“ 
Sodmod fehen, wurde aber nicht in Quickjock und Arjeploug 
angetroffen. An letzterm Orte war er indeffen im Frühlinge 
diefes Jahrs gefehen worden, auch fagte man, er fen dort fruͤ— 
ber in Menge gefunden worden, vor 3 Sahren aber auf ein- 
mal ganz verfhmwunden. Auf der Neife von Arjeploug über 
Arwidsjaur nad) Skellefte fahen wir die Elſter nicht eher, als 
in dem legten Dorfe der Pitelappmarf, Glommerstraͤsk. 

b) Turdus musicus ließ fid) auf diefer Reife mehrmals 
hören, nehmlich bey Lyckſele am 6. Sun,, bey Sibmitspoult 
nahe beym Ubjaur am 17. Sun., am Fuße des Peliefajfi am 
Hornafwan am 28. Jun., in dem üppig bewachfenen Thale 
am Fuße des Akkaspakte in der Gegend des Zjeggelmas die 
ganze Nacht hindurch fingend am 4. Jul., endlid bey Quick— 
jo auf den Snfelhen am 9. Sul. 

ce) Turdus torquatus fand ich niftend nur in den Gebirge- 
zügen, dort aber auf den meiften größeren Steinftüden, ſowohl 
am Fuße dev Berge, bis hinab in die Nadelholzregion, als oben 
auf diefen unter dem ewigen Schnee, befonders da, wo ſich etwas 
Waſſer in der Nähe fand. Am See Wihrijaur ſoll er bey An— 
derfon’s Beſuch dafelbft am 29. Jul. auch vorgekommen feyn. 
Wie gewöhnlich war diefer Vogel außerordentlich fcheu, obgleich er 
Eleine Junge hatte; ihr Nettungsmittel warimmer, wiedas der Sun: 
gen vom Steinfchmäger [Saxicola Oenanthe ] und Miefenpieper 
[Anthus pratensis], weit zwifchen die Steinblöde hineinzufriechen. 

d) Turdus Merula glaubte ich kaum in fo hoher nördlicher 
Breite anzutreffen; doch hörte ich feinen herrlichen Gefang am 
10. Sun, nahe beim Kattisafwan in Lydfelelappmarf und am 
30. In. am Ufer des Hornafwan am Fuße des Berges Deftra Jsſjack. 

e) Ich kann nicht unterlaffen, zu erwähnen, in welches an= 
genehme Erftaunen wir mehrere Male über unfern gewöhnlichen 
braunfehlichen Steinfhmisger (Sax. rubetra) geriethen, deffen 
Gefang in diefen. Gegenden aus helleren und weit ‘fchöneren 
Zönen beftand, als die, welche man von ihm flets im Früh: 


221 


linge, ja die ganze Nacht hindurch, im mittleren Schweden zu 
‘ hören befommt. Es mußten einige Eremplare gefchoffen wer— 
den, um mich zu überzeugen, daß es der genannte Vogel wirk— 
lih war, welcher fang. 

Sylvia abietina hörten fir an mehreren Stellen auf ber 
Reife von der Stadt Ume nad) Lydifelelappm. am 2—3 Jun., 
ferner am 29. Auguft in der Gegend von Skellefte, fingen, 
wo wir auch Sylvia Rubecula fahen. 

f) Alauda arvensis läßt ſich zeitig im Frühjahre bey Lyck— 
fele hören; fpäter foll fie verfchwinden; ein in diefem Frühjahre 
bey Quickjock gefchoffenes Er. zeigte man mir. Der einzige 
Drt in dee Lappmark, an welchem ich diefen Vogel fah, war 
Badftuträse, ein Dorf im Kicchfpiele Stenfele (65° n. Br.) 
Hier hörten wir am 12. Sun. mehrere Er. aug der Höhe über 
den Adern ihren fchonen Gefang herabtrillern. 

g) Emberiza lapponica fand ich niffend nur auf den Ber— 
gen; Fam in Menge auf dem Peliekajfi vor, wo fie bis in die 
oberften Meiden hinaufftieg; nachher fand ich fie am zahlreich- 
fen bey unferm Zuge über die Berge Gajtsats und Skeltaware, 
gelegen zwifchen den Seen Zjeggelmas und Saggat, am 5. 
Sun, Auf den höheren Bergen, wie dem Walli und am Als 
kaware fah ich fie in ganz geringer Anzahl. Auf der frühern 
Reife ſah ich 2 Junge an den erwähnten Stellen, auf diefer 
aber nur eine Familie auf dem Walliberge, 

Der Emberiza nivalis entgegengefest fcheint der lapplaͤn— 
difhe Ammer vorzugsweife ebene, grasreiche Bergebenen zu bes 
wohnen, deren Höhe kaum die Schneegrenze erreicht, deren 
fumpfige Weidenregion aber um fo ausgedehnter ift. Auf fol 
chen Stellen brütete er in Gefellfchaft von 4—7 Paaren in 
jedem Salicetum, und obgleich der Vogel Eyer hatte, war er 
doch ſehr ſcheu. Mehrmals fab ich ihn mit ftoßweife flattern= 
‚den Flügelfchlägen ſich hoch in die Luft erheben und hörte dabey 
feine hellen und vollen Toͤne herabtrillern. Nicht einmal im 
oberften Zheile "der Birkenregion fand ich dieſe Art niftend. 
(S. Nilsf. In) \ 

Den mir auf. der Reife mitgetheilten Nachrichten zufolge 
findet fi Columba Palumbus und noch weniger Col. Oenas 
weder in MWefterbotten, noch in Umelappmark. Col. Turtur 
ward bey Quickjock geſchoſſen (f. die Neife von 1843.) und feit> 
dem auch im Herbfte aller folgenden Sahre, den Nachrichten 
des Paſt. Bjoͤrkman zufolge, gefeben. 
hy) Lagopus subalpina ſchien ſich im Auguſt, da die Jun— 
gen fluͤgge geworden waren, vom Walde hinauf in die Weiden— 
region zu ziehen. (©. Nilsf. Sn.) Dies ſchließe ich daraus, 
| daß, als auf dem MWalliberge bey Quickjock vier Tage hinter 
einander mit Hühnerhunden gejagt und jeden Tag auf 20 die: 
ſer Vögel erlegt worden waren, doch feine Verminderung ders 
ſelbn bemerft ward, obgleih dies Jahr nicht als reich an 
Schneehuͤhnern betrachtet und die Jagd immer in derfelben Ge- 
gend des Berges angeftellt wurde, nehmlich in einem Bezirke, 
welcher etwa 3 Meile lang und einige Büchfenfchüffe breit war. 
Auf denfelben Stellen, auf denen am Tage zuvor die Jagd nor 
fid) gegangen war, fanden fih immer von neuem große Junge 
"vor. Die Einwohner diefer Gegenden glauben, daß die fo be= 
ſchwerlichen Müden und Kriebelmüden (ſchwed. Knotten) dies 
Hinaufziehen nah dem Berge veranlaffen. 

i) Lagopus alpina kam dies Jahr hoͤchſt fparfam vor. 
Nur ein einziges Männchen und ein Weibchen mit Jungen 
ließ fich auf denfelben Stellen bliden, auf denen unfer Gang 
im 3. 1843, ihrer 10 aufſcheuchte. 


222 


Die beiden Schneehlihnerarten hatten etwa 8 Tage früher 
als i. J. 1843. gebrütet, 

k) Totanus Glottis. (Vgl. Malm a. a. 9. ©. 206, 
Iſis 1846. ©. 460.) Seine 4 birnförmigen Eyer find gelb: 
lich weiß, mit rothbraunen Flecken und Puncten dicht uͤberſaͤet. 

Scolopax Rusticenla ließ ſich in "Mefterbotten nahe der 
Lappmarksgrenze auf dem Wege zwifchen der Stadt Ume und 
Lyckſele nach den Waldhöhen ziehend am 3. Jun. beym Son: 
nenuntergange ſehen. 

I) Am 12. Aug. ward ein Individuum eines Paares von 
Larus fuscus gefchoffen, welches fih am Saggatjaur bey 
Quickjock aufhielt. Diefe Art fowohl, als L. canus, werden 
im Srühlinge, und befonders bey den in diefer Zeit und in dies 
fen Gegenden fo gewöhnlichen Weftftürmen, theils paarmweife, 
theild in größeren Schaaren, auf den großen Seen in den Rapp: 
marfen vorkommen. 

(In den Vet. Ak. H. f. 1843. [f. Iſis 1846. ©. 702.] 
habe ich einen Irrthum begangen, indem ich für Lestris den 
Namen Skaoli angab, welcher bey den Lappländern für die 
Möwen gilt. ) 

m) Lestris Buffonii (Boje), L. Cephus ( Bruenn., 
Keyserl. et Blasius). Diejer Vogel, welcher den Lappen 
fowohl, als auh den in der Lappmark mwohnenden Schweden, 
unter dem Namen Sfaiti wohl befannt ift und, ihrer Angabe 
nad), alle Fahre auf Heiden und Mooren in der Nähe groͤße— 
tee oder Eleinerer MWafferläufe auf dem Hochgebirge vorfommt, 
wurde von mir fehon auf der vorigen Neife gefucht, obzwar 
damals vergebens ; diesmal aber gingen meine eifrigen Wünfche 
in diefer Hinſicht beffer in Erfüllung, und ich bekam vielfäls 
tig. Gelegenheit, die Lebensweiſe des intereffanten Vogels zu 
ftudieren. 

Auf der innerhalb der Schneeregion weit ausgedehnten Heide 
auf dem Berge Peliekajfi ward das erfte Er. angetroffen und, 
ohne irgend eine Scheu, bliden zu laffen und auf der ebenen 
Erde liegend gefchoffen. Diefes, ein Männchen, befand ſich 
bier, wie es fhien, ganz einfam. Sch fah nachher Feine Skaiti 
eher, als bis ich auf der Reiſe nad) dem Alkaware am 25. 
Sul. etwa 6 Meilen in dag Gebirge vorgedrungen und zum 
Gebirgsthale Waflja gekommen war; dort traf ich einige Paare 
an, welche umber flogen. . Se weiter unfer Zug gegen den Ge— 
birgsruͤcken vorfchritt, defto zahlreicher kamen diefe Vögel vor 
und erfchienen am Alfaware in der größten Anzahl. Beym 
Vorwaͤrtsziehen Über, fumpfige Bergebenen an Baͤchen, Seen 
und Mooren fowohl, wie auf trocknen, fleinigen Berggipfeln, 
ja an der ‚Seite der DBergesfpigen oben unter dem ewigen 
Schnee kam diefer Vogel paarweife herumfliegend und jeden 
ungewohnten Gegenftand genau durchmuſternd vor, ob nicht 
etwa einige der vielen Kameraden Etwas zurüdgelaffen haben 
möchten, welches feiner großen Gefräßigfeit und Raubgierigkeit 
Befriedigung gewähren Fönnte. Unaufhörlich fah man. diefe 
leichten Ruftfeglee mit ihrem hüpfenden Fluge den Himmels— 
taum durcheilen und die fchönften und leichteften Werfungen 
oder. Wendungen machen, um entweder auf ihre auserfehene 
Beute niederzuftoßen, oder ihre Gameraden zu verfolgen und 
ihnen auszumeichen. Dabey und während fie ung, aus Ber 
forgniß um ihre Jungen, folgten, ließen fie ftets, in welcher 
Tageszeit es feyn mochte, ihr rauhes, böfes Gefchrey I-i-i-äh, 
je-äh—je-äh—je-äh erfchallen und kamen auf dem Fluge 
fo nahe, daß wir Steine und Stöde auf fie werfen Eonnten 
und id) im Stande war, fie mit dem feinften Sperlingsdunft 


223 


nieberzufchießen. Die Jungen verbargen ſich fo gut, daß wir 
nur ein einziges fahen. 

Die erlegten Skaiti waren fehr fett, und der Innhalt ihres 
Magens befland in Beeren von Empetrum nigrum, einer 
großen Schnakenart (Tipula speculum), unzerflüdelt ver— 
fhludten Lemmingen, Vögeleyern und Käfern, 5. ®. Nebriae. 
Obgleich Möven vorkamen, fah ic doch feine Leftris diefelben 
angreifen; wohl aber fah ich eine Skaiti niederfchießen- und 
gleich wieder auffteigen,, heftig verfolgt von einem Bergfchnee: 
huhne, welches den Friedensſtoöͤrer verjagte und feine vielen klei⸗ 
nen Jungen rettete. 

Keine von den Skaiti, welche ich fah und erlegte, war in 
der Furbe den Lestrides parasiticae gleih, von welcher Art 
ich viele Er. gefehen habe und beſitze. Bey den erfteren find 
die unteren Korpertheile weiß, bey den legteren graubraun. 
Mehrere Male ſchoß ich das M. mit feinem W., melde fid) 
in der Farbe gleih waren. (Vgl. Nilff. Fn.) Die verlän: 
gerten mittleren Schwanzfedern find bisweilen 15° lang und 
reihen 7—9 fiber die anderen Schwanzfedern hinaus. (Bey 
der gemeinen L. pärasitica beträgt die Länge des ganzen 
Schwanzes 8", und die mittleren Federn find nur 3° Länger 
als die anderen.) Die Farbe des Kaufs ift bey L. Buff. biey: 
grau mit hier und da ſchwarzen Flecken; Schwimmhaut 
ſchwarz. 

Das Ausſehen dieſer Berg-Raubmoͤven ſtimmt ganz mit der 
Diagnofe in Keyf. und Blaſ. „Die Wirbelthiere Europa's,“ 
©. 240., von L. Cephus überein, ausgenommen darinn, daß 
die Füfe dort als gelb bezeichnet werden. 

n) Cygnus musieus brütet in allen den drey angegebenen 
Lappmarken und gehört nicht fo ſehr dem Gebirge an, als 
vielmehr dem mwaldigen, mit Mooren und Sümpfen angefüllten 
Theile. „An Gebirgswaͤſſern“ (vgl. Nil sſ. In.) habe ich ihn 
nie gefehen, auch davon Feine Nachricht erhalten; wohl aber 
brütet und maufet fich diefer Vogel auf „großen öden Feldern”, 
„weit von der Menfchen Wohnungen‘ gelegenen Sümpfen und 
Seen unterhalb der Berge in dem weit ausgedehnten Wald— 
ande von Lappland. In einem Neſte in der Gegend von 
Badſtuträsk fanden fih am 13. Jun. 8 Eyer. 

Anser einereus wird bisweilen, wenn gleich felten, im Früh: 
ling in Gefelfhaft mit der folgenden Art gefchoffen- 

0) Anser segetum traf ih auf der ganzen Reiſe vom 
Stöttingsfiell bis zum Luleelf an, und er kommt auf ben mei- 
ften größeren Mooren, melde etwas abgelegen in den großen 
wuͤſten Waͤldern befindiih find, vor; aber im großer Menge 
dürfte er erft nördlich vom Luleelf auf den großen, meilenlangen 
Mooren im Kirchfpiele Gelliware, 3. B. dem großen Muddus, 
vorkommen. Sn den von mir befuchten Gegenden geht er nie 
His zum eigentlichen Gebirge hinauf und ſcheint mit Cygnus 
musiens diefelben Aufenthalsörter zu theilen. In der Stadt 
Rule fah Prof. Wahlberg auf der frühern Neife eine zahme 
Saatgang, melche auf dem Markte ging und mit gemeinen 
Gänfen zufammen weidete. 

p) Anser albifrons * fommt im Sommer nur auf bem 
Hochgebirge auf Mooren, Heiden und Grasplägen vor, melde 
fo liegen, daß er ſich bey enttandener Gefahr ſchnell ing Waſſer 


* ch berichtige hier einen Drudfehler in den V. Ak. H. f. 1843. 
p- 407. [dis 1846. ©. 702- 3.], wo die Wörter leucopsis und al- 
bifcons ihre Plätze umtaufchen müßen, 


—— — 
— — 


224 


werfen und durch Schwimmen oder Tauchen (in der Mauſe— 
zeit) feinen Feinden enttommen kann. In großen Schaaren 
halten fidy diefe Gänfe auf dem Wihrijaur an der Sirfags 
bucht, Staddajaur, Kafakjaur, welcher von "dem lappifchen 
Namen der Günfe, Kaſak, feine Benennung erhalten hat, 
auf. Hier, in den großen, für den Menſchen faft undurch— 
dringlichen Weidenmwäldern verbergen fie ſich und werfen ihre 


. Schwungfedern am Ende des Julius ab; die Woche, im mels 


cher dies am beften vor fich geht, nennen die Lappen ebenfalls 
Kafak, weil es dann Zeit it, fie mit Hunden zu jagen. 
Hierbey werden fie entweder von den Hunden gebiffen, oder 
aus dem MWeidengehölz hervorgetrieben und von dem Lappen 
erfchlagen, welcher im Voraus feinen Plag an dem See ge: 
nommen bat, verfichert, daß die Gänfe ihre Nettung im Waffer 
fuchen werden. Hierbey follen fie ſehr ſchnell fpringen. Auf 
einer Jagd ein Dugend zu tödten, wird fuͤr nichts Großes ge: 
rechnet, 

Ein Anser leucopsis, eine Gans mit ſchwarzen Füßen, 
ift, fo viel man ſich erinnern kann, niemals bey Duidjod, noch 
auf allen den vielen Stellen, auf denen ich fonft deßhalb Nach— 
frage angeftellt habe, gefchoffen worden ; die beiden oben ange— 
führten Arten aber werden gut befchrieben. 

q) Anas elypeata. Man zeigte mir im Quidjod die Füße 
und den Schädel einer in diefem Fruͤhjahre dort gefchoffenen 
weiblichen Ente diefer Art, deren M. auch fehr genau befchrie: 
ben ward. Im vergangenen Fahre hatte man oft dieg oder ein 
ähnlicyes Paar gefehen, welches an der Stelle Junge gehabt 
batte. (Vgl. Jägarfürb. Tidskr., 1832. p. 293.) Wenn 
gleih in geringer Anzahl, niftet doc diefe Art innerhalb des 
Polkreiſes. 

r) Anas acuta. Zu den Nahrungsmitteln dieſes Vogels 
gehören auch Die Beeren von Vaceinium Myrtillus. Bey Ar- 
widsjaur ſchoß ich am 10. Aug. ein M., welches nebft mehreren 
anderen Kameraden aus dem Walde aufgeicheucht wurde, in wel— 
chem es fich wahrjcheinlich, um fid) zu verproviantieren, aufge 
halten batte, denn feine ganze Speiferöhre war voll von Hei— 
belbeeren. 

5) Fuligula eristata, Marila, fusca et nigra (in der Quid- 
joder Gegend Smawigg, Storwigg, Storfwärta und Lillfmärta 
genannt) bejigen Die 3 Lappmarken gemeinfchaftlid. F. Marila 
war von ihnen Die am wenigften gemeine. F. fusca ſah ich 
auch auf innerhalb ber Birfenregion befindlichen Gebirgäfeen, 
und man behauptete, fie brütete und maufte ſich Dort. Gonft 
fam fie in größerer Menge auf den Seen im Waldlande vor. 

t) Fuligula glacialis habe ih nur in der Nachbarfchaft der 
eigentlichen Berge und weit hinein in diefen auf fleinen Seen 
und Sümpfen in der Weidenreg on in der Nähe des Gebirgd- 
rückens geſehen. Cine große Schaar wurde fauf dem Alkajaur, 
und eben audgebrütete Junge wurden in der Nähe am 26. July 
eſehen. 

8 Phalaerocorax Carbo fol dieſen Frühling zu Fünfen am 
Nredigerhofe in Arjeploug und andere Individuen Diefer Art 
follen in den Srühjahren hier und da in Lappland bemerkt 
worden feyn. 

u) Colymbus areticus ward bey Päuraure in Lulelappm., 
mit feinen 2 Jungen auf der Mutter Rücken figend, ſchwimmend 
erblickt, und ald der Taucher erfchraf und tauchte, folgten auch 
Die Kleinen, auf ihrem fichern Plage ſitzen bleibend, mit unter 
das Wajler. 


225 


Man Fann fich denken, welche Menge ziehender Seevögel fich 
im Frühling in der Nähe des Gebirges findet, wenn ein Mann 
beym Aufthauen des Eifes mit feiner Büchſe 170 Gänfe, Schwäne 
und Enten erlegen kann. Dieß geichah im Frühlinge bey Adolf- 
ſtröm, und man erinnere ſich dabey, daß jeder Schuß nicht mehr 
ala höchftend zwey Vögel tödtet. 

6) S. 459 — 470. Biographie des Profeffors N. ©. Sef⸗ 
ftröm. 


Bulletin 


de FAcadémie royale de Sc. et Belles Lettres de Bruxelles. 
Tom. XII. 2. part. 1845. 428. Pl. 


Die Thätigkeit diefer Academie ift ungemein groß. Das zeigt 
fih ſowohl in dem Bulletin ala in den Me&moires, Die vor— 
liegenden Eleineren Auffäge find, fo zahlreich, daß wir fie unmöge 
li) anzeigen können, bejonderd die aſtronomiſchen, meteorologi- 
ſchen und telurifchen, wofür befonderd Quetelet raftlos thätig 
it, fowohl in eigenen Beobachtungen  ald auch in Anregungen. 
Defgleichen find viele Auffäge über Antiquitäten, alte Gebäude, 
Chroniken, alte Poeſien u. dgl. in biefen Schriften, welche für 
den Geichichts- und Kunftforfcher gewiß von großer Wichtigkeit find. 

©. 3. Quetelet, Berichte über einen Cometen, Witterung, 
Erdbeben, Schlogen u. dgl. 

©. 15. Martens et Galeotti, Enumeratio. syno- 
ptica Plantarum ab H. Galeotti in Regionibus mexica- 

nis colleetarum. Scrophularineae, Pedalineae. 

©. 36. Baron von Ryckholt, geologiſche Meberficht Über 
die Sippe Chiton. Eine große Abhandlung mit vielen Gattuns 

gen und 4 Tafeln Abbildungen, nehmlich Ch. tornacicola, ner- 
vieanus, scaldianus, mosensis, turnacianus, mempiscus, 
priscus, viseticola, gemmatus, eburonicus, legiacus, cordifer. 

©. 73. ift ein Bericht von Schayes über ein Manufeript 
in der burgundijchen Bibliothef von dem Geographus Raven- 
nas, viel reichhaltiger ald das Gedrudte. 

S. 96. Atmoſphaͤriſche Erſcheinungen aus ben Ehronifen bes 
fünften Jahrhunderts vom Canonicus von Ram, Cometen, 
Finfterniffe, Erdbeben, Hungersnoth, Kälte. 

S. 101. Ueber die Frauenkirche zu Dornid, von B. C. Du 

"Mortier, mit 9 ſehr fchönen Tafeln: Grundriß, Aufrig und 
iluminierte Säulenfnäufe. 

S 134. Bericht Über eine Monographie von Lilium von 
Spar. 

S. 142. 9. Duprez, über bie Electrieität beym Berplagen 
einer Blafe durch die Luftpumpe, 

&. 146. 9. Nyſt, neue Gattungen von Bulimus, mit 
iduminierten ſehr ſchönen Abbildungen auf 3 Tafeln: B. fun- 
ckii, labeo, melanocheilus, taeniolus, popelairiana, 

©. 161. Baron von Reiffenberg, über die in ben 
Gedichten des Mittelalterd vorkommenden wunderbaren Waffen 

und Roſſe. 

&.205. Quetelet, meteorologifche Beobachtungen zu Brüffel. 
Tabellen ; auch) son andern Orten. 

S. 239. ©. D. Weftendorp, einige für Flandern neue 
Cxyptogamen; meift Pilze. 

&: 257. Martens. und Galeotti, mericanifche Pflanzen, 
Convolvulaceae, Polemoniaceae, Hydrophylleae, Hydro- 
leaceae. 

Iſis 1848, Heft 3. 


226 


S. 23855. B. & Dumortier, Beobachtungen über die 
Erdapfel = Krankheit. 


©. 301. J. G. Crahah, Prof. zu Löwen, über Sturm 
neue Theorie des Sehens. 


©. 318. €. Wartmann, Prof. zu Laufanne, über die 
Induction be der Electricität. 

©. 335. €. von Selys:Longhamps, Aufzählung ber 
befannten Baftarde in der Sippichaft der Anatiden. 

Er bringt hier 25 zuſammen, wovon er 15 felbft gefehen und 
17 noch nicht bekannt find; 5 davon find zweifelhaft, Die 
Baftarde gehören meiltens zu polygamijchen Hausvögeln; find 
meiftens unfruchtbar; Die von einer, Brut gleichen fich felten ; 
haben Zeichen von beiden Eltern, Nur 3 Baftarde waren nicht 
ganz unfruchtbar; von Anser eygnoides et cinereus, Cy- 
guus olor et immutabilis, Anas boschas et acuta. 

1) Ein Baftard der genannten Schwäne ſoll mit dem Weib: 
chen von Cygnus immutabilis wieder Junge erzeugt haben. 

2) Baftard von Cygnus musicus mas et Anser cinereus 
fem.; nicht ficher. 

3) Baſtard von Anser leucopsis et canadensis; einer 
paarte fih mit C. canadensis ohne Erfolg, 

4) Anser canadensis m. et einereus f. Dieſer Baftard 
bringt jährlich wieder -Vaftarde hervor, welche unfruchtbar find. ° 
— Nicht deutlich genug, nehmlich nicht gefagt, ob fie Ener legen 
oder nicht. 

5) Anser cinereus m. et canadensis f. 

6) Anser eygnoides m. et canadensis f. Weibchen ge- 
paart mit A. canadensis et erythropus (albifrons) et eine- 
reus (domestieus), unfruchtbar. 

7) A, leucopsis et cinereus; die Baftarde unfruchtbar unter 
fih und mit andern Gänfen, 

8) A. erythropus (albifrons) et leucopsis. 

9) A. eygnoides et cinereus. Gin Baftard Hat mit einer 
weiblichen Hausgans wieder Baftarde hervorgebracht, ähnlicher 
der legtern; wenig fruchtbar. 

10) A. einereus m. et cygnoides; pflanzen ſich fort, und 
daher vielleicht der Unterfchied unfered H. eygnoides von den 
chineſiſchen. 

11) A. cygnoides m. ‚et Tadorna aegyptiaca, 

12) A. cinereus ferus et cinereus domesticus. 

13) A. einereus et Cairina moschata, be) Buffon. 


14) Pleetropterus gambensis et Tadorna aegyptiaca. 
15) Cairina moschata m. et Tadorna aegyptiaca; bei 
Pallas. 


16) Tadorna aegyptiaca et Anas boschas, var. immanis. 

17) Tadorna vyulpanser m. et Anas boschas. Ein ſolcher 
Baftard, brachte mit einer weiblichen Ente wieder Baftarde her- 
vor; andere nicht, auch nicht unter. fich. 

18) Cairina moschata m. et boschas. Dieſe Baftarde 
entftehen wild und zahm; und wurden genannt Anas purpureo- 
viridis et bicolor. 

19) Anas boschas m. et Cairina moschata, 

20) A. boschas et boschas variegatus; fruchtbar; hieher 
A. adunca — curvirostra, 

21) A. boschas m. et acuta. 

22) A..acuta.m..et boschas. Ein folcher Baftard brachte 
einen neuen hervor mit A. acuta fem. 

23) A. querquedula, et Rhynchaspis celypeata. 

24) A. sponsa m, et Fuligula cristata. 

15 


227 


25) Fuligula elangula? et Mergus albellus. Hieher ge 
hört wahrfcheintih Eimb eds Mergus anatarius oder Brehms 
Clangula angustirostris (Iſis 1829. 400; 1831. 299. T. 3.). 

26) Gallus domesticus m. et Anas boschas in Zaubes 
Beyträgen zur Naturkunde des Herzogthums Lüneburg. 1769, 
©. 257. — hoͤchſt unwahrſcheinlich. 

©. 356. Martens, über die Erdapfel-Krankheit, ſoll ſich 
durch ein Miasma durch die Luft fortpflanzen. — Wir däch- 
ten, wenn man un$ einen ganzen Sommer lang in$ Maffer 
legte, wie es den Erdäpfeln im Jahre 1845. geſchehen iſt; fo 
wuͤrden wir auch faulen. Es bedarf daher zur Erklärung der 
Erdapfel: Krankheit Eeiner fublimen Theorien und auch keiner Pilze. 

©. 376. Marchal, auch darüber. 

Band XII. Th. 1. 1846. 812. Pl. 

Die Academie wird neu organifiert im December 1845. 
Diieſer Band enthält wenig Naturhiftorifches ; dagegen fehr 

vieles Aber Gefchichte und Kunft; auch Mathematiſches. 

©. 64: Selys, über die periodifchen Erfcheinungen. 

©. 70. A. Quetelet, über die Leibes-Verhältniſſe und 
Kräfte von Wilden aug America, 

©. 76. Ban Beneden: über die Embryogenie, Anatomie 
und Phnfiologie der einfachen Aſcidien. 

Sehr wichtige Unterfuhungen. Das Junge ift geſchwaͤnzt 
und treibt fich herum, Er hat bey einer alten Augen entdedt, 
rund um beide Möhren; bey Embryonen nod) andere zwiſchen 
beiden Röhren. Diefe verfchmwinden. Sie find Zwitter; der 
Samen entleert ſich durch mehrere Deffnungen in die Kloafe 
(Auswurfsröhre); die Eyer dagegen nur durch eine Die 
Spermatozoiden find nicht Thiere, fondern entfprechen den Blut— 
kuͤgelchen. Die Afe. pflanzen fich durch Ener und Sproffen fort. 
Er fpricht ſich gegen den Generations-Mechfel aus. Der Dotter 
theilt ſich in viele Bläschen und die Keimhaut legt ſich um den 
ganzen Dotter herum. Der Embryo hat feine Saugnäpfe. 
Das Thierreih ſoll nach der Lage des Dotters in 3 Haufen 
getheilt werden mie das Pflanzenreih. Die Wirbelthiere find 
Hppocotyledoner, die Gliederthiere Epicotpledoner, die Weich: und 
Strahlthiere Allocotyledonerz die leßtern zu theilen in Weich— 
thiere, Polypen, Würmer, Echinodermen, Nhizopoden, Infuforien 
und Schwämme. Die Afcidien bilden eine eigene Ordnung. 
Die Cirripeden find Epicotyledoner und ftellen fich zwifchen die 
Mpriopoden und Anneliden. Zu den Polnpen gehören die Bryo— 
zoen, Medufen, Anthozoen und Alcyonien, Unter den Würmern 
verfteht er bloß die Eingeweidewuͤrmer. Zu den Rhizopoden 
gehört auch Noctiluca miliaria. Die Campanularien find Eeine 
Medufen und diefe Eeine Anthozoen, obſchon fie es in der Su: 
gend find, mie die Anthozoen zu “diefer Zeit Medufen. Die 
Hydren find Süßwaffer- Medufen. Die Aſcidien gehören zu 
den Mollusken, weil fie ein Herz haben. ©. 117. Roulez etz 
klärt ein Vafen-Gemälde und bildet eg in fehönen Umriſſen ab. 

©. 162, 233 und 304. QDuetelet, Periodifhe Phäno= 
mene, welche er von verfchiedenen Gegenden erhalten: Pflanzen, 
Sternfchnuppen, Erdbeben. 

©. 166. Baron Du Bus, Otis houbara et Sterna 
leucoptera haben fich in Belgien gezeigt. 

©. 187. Marchal, eine große Abhandlung über den Auf: 
ftand des Civilis. 

©. 226. P. F. Verhutft, über die Vermehrung der Be: 
völkerung. 

©. 245. 3. J. 9’ Dmalius d'Halloy, über die dilus 
vianifhen Barren (Nehrungen). 


228 


©. 252. Franz Reuter, Zerlegung des Waſſers von 
Mondorf im Lüselburgifchen. 

©. 257. Ban Beneden, über zwey verfteinerte Wale 
von Antwerpen: Ziphius planirostris et longirostris. 

©. 307. D' Omalius, über problematifhe Formationen 
des abgelegten Bodens von Marcel de Serres, 

©. 334. Selys, über Loxia leucoptera et bifasciata 
(taenioptera); ausführlich befchrieben mit den Synonymen, dem 
Vorkommen und der Lebensart. Er führt folgende Gattungen 
von Kreuzfchnäbeln auf: Loxia pityopsittacus, curvirostra 
(montana?), himalayana, americana, leucoptera (faleiro- 
stra), bifasciata. 

©. 339. Baron von Reiffenberg, Bericht Über die 
Bedeutung der Maurer: Zeichen auf den Steinen im Mittelalter. 

©. 373. Baron von Saint Genois, Hiftorifhe Nach— 
tiht über Rubruquis (Ruysbroek). 

©. 555. Lamont, Über Erd- Magnetismus. 

©. 551. D'Omalius, über die Succeffion der lebenden 
Weſen; paläontologifch. 

©. 592. L. von Konind, Bemerkung über einige Ver: 
fteinerungen von Spisbergen. 

©. 723. Mailly, über die Sonnen: Finfternig am Iten 
Detober 1847. 

©. 744. Herrid in America, Über die Nordlidter, das 
Zodiacal-Licht und die Sternfchnuppen. 

©. 751. Weiße, über die magnetifche Declination zu 
Krakau. 


Band XI. Th. 2. 1846. 8. 498. 

©. 3. Dan Beneden, über die Urfache des Leuchtens 
des Meeres bey Dftende von Dr. Verhaeghe. Geſchichtliches, 
Aufzählung der leuchtenden Thiere. Das VBorzüglichfte darunter 
fen Noctiluca miliaris. 

©. 105. Elias Wartmann, Prof. zu Paufanne, über 
einen fonderbaren Negenbogen und eine Feuerfäule. 

©. 162. 3. ©. Stas, über die Beftandtheile des Acetals. 

©. 272. Dr. Köne, Prof. zu Brüffel, über die chemiſchen 
Functionen des Maffers. 

©. 348. Quetelet, 
Pflanzen. 

©. 351. Martiug, Über die geometrifhe Anordnung ber 
Palmen » Blätter. 

©. 356. ©. Thuret, über die Zoofporen der Algen; 
nicht bloß bey den untern, fondern auch den obern Zangen. 

©. 415. Konind, über 2 verfteinerte Brachiopoden aus 
China mit einer Tafel. Spirifer cheeliel et Terebratula 
yuennamensis. 

©. 442. Morren, über die belgifhen National-Blumen 
und biftorifchen Gärten. Geſchichtliches Uber die Pflanzen, 
wichtig, befonders über den Apfelbaum, die Zulpen, religiofe und 
abergläubifhe Pflanzen. 


Band XIV. Th. 1. 1847. 8. 622, 


©. 10. Quetelet, periodifche Erfcheinungen von verſchie— 
denen Drten eingegangen. 

©. 20. Martens, über Bizios, Profeffors zu Venedig, 
Bereitung der Schießwolle. 

©. 25. Fr. Gerard zu Paris, über die Mobification der 
Formen der organifchen Mefen; Antwort auf des d'Omalius 
Succeffion ufw.; er glaubt, daß die Gattungen im Laufe der 
Zeiten ſich allmählich in andere verwandeln fünnen, 


über die natürlichen Epochen der 


229 ———— 


©. 49. Die Stadt Ypern ſetzt einen Preis von 3000 Fr. 
für ihre Gefchichte aus. 

©. 138. Quetelet, über die Verhältniffe der Menfchen, 
welche groß oder Elein find. 

©. 151. 9. Donny, über die Verrälfhungen des Mehls 
und des Brods. \ 

©. 170. Eloin, neue Sicherheits - Lampe. 

©. 206. Prof. Louyet, Verſuche über die voltaifche Bes 
legung des Eifens mit Zink, 

©. 212.” D'Omalius, für die Gentral-Wärme der Erbe. 

©. 224. Gahard, Einführung des Anbaus des Erdäpfel 
und der Sau-Erdaͤpfel in Belgien. Die legtern wurden um 
1720. eingeführt; die erftern 1704. 

©. 286. Kreil zu Prag, über die geodätifchen und mag— 
netifhen Beobachtungen in Defterreih. Geographiſche Längen 
und Breiten von vielen Drten. 

©. 292. U. Dumont, über den Werth des paläontologifchen 
Characters in der Geologie. Er fchließt, daß analoge Weſen 
gelebt haben zu verfchiedenen Zeiten, daß die organifhen Reihen 
verfchiedener Breiten haben anfangen fönnen zu verfchiedenen 
Zeiten mit analogen Gattungen; daß zu gleicher Zeit dieſe 
Mefen verfc)iedener geographifcher Zonen verfchieden gewefen. 

©. 312. J. Kir, die Erdäpfel feyen fchon (gegen Ga: 
Hard) durch Cluſius eingeführt. 

©. 315. Somme, Anatomie eines Drang: Dutans aus 
Sumatra. Männdyen zwifhen 2 und 3 Jahren; Höhe 80 
Gentimeter, Rumpf 39; 12. Rippen, 4 Lendenwirbel, 4 Kreuze 
mwirbel; an allen Fingern Nägel; hat einen Luftfad vorn zwifchen 
der Fuftröhre und dem Kehlkopf mit 2 Xöchern, wie faft bey 
allen Affen, daher der Mangel der artieulierten Stimme; Wurms 
Fortfag des Blinddarms 15 Gentimeter; beym Menfchen nur 10, 

©. 361. D. Toilliez, Über die celtifchen Steinwerkzeuge 
in Belgien, Hämmer, Aexte, Keile, Meffer ufw. Beftehen mei: 
fteng aus Kiefel, einige aus glimmerreihem Quarz, Phtanit 
und Diorit. 

©. 409. QDuetelet, periodifhe Erſcheinungen zugefchidt 
von verfchiedbenen Drten. ' 

©. 429. Plateau, Verſuche über die Figuren einer flüffie 
gen Maffe ohne Gewicht im Gleichgewicht. 

©. 432. 4. 3. Maas, Profeffor zu Namur, über das 
Gluͤhen der Metalldrähte in einer Flüffigkeit, welche man durch 
Salvanifieren zerfeßt. 

©. 441. Martens, über. die Conftitution ber chlorohy: 
driſchen Säure. e 

©. 448. Van Beneben, ein Wort Über die Fortpflan- 
zung der niedern Thiere, mit einer Zafel. 

Die Campanularien, Zubularien und Sertularien find befannt: 
fich fehr nahe verwandt. Die beiden erfteren bringen ein me— 
dufenartiges Sunges hervor, haben alfo den fogenannten Gene: 
rations-Wechſel. Der Berfaffer wünfhte nun auch zu wiffen, 


ob bey den Sertularien etwas Aehnliches vorfomme und gieng- 


deßhalb nah Dftende. Dafetbft bemerkte er an Thoa halecina 
Eyer:Gapfeln an den Seiten:Zweigen mit &— 5 volllommenen 
Epern, wie bey den andern Sertularien. Außerdem wachen 
aber aus der Subftanz diefer Gapfeln zwey Polypen hervor 
ganz gleich den Polypen an ben andern Zweigen; find auch mit 
der Stengelhöhle in Verbindung. In einer folhen Capfel fand 
fi unter den Eyern ein anderes, worinn ungefhwanzte Sper- 
matozoiden zu feyn fchienen. Abgebildet Fig. 1. 

Bey Sertularia cupressina (Fig. 2— 5) finden ſich ähnliche 


230 


Capfeln mit 8S—10 Eyern, welche bey der Reife herausfallen; 
aus der Capſel felbft aber wachfen Eleine Polypen hervor; diefe 
Gattung ift alfo bloß eyerlegend. 

Auf Pholas candida fand er eine fehr Eleine Campanula- 
ria, deren Fühlfäden unten durch eine Spannhaut verbunden 
find, wie bey Fredericella im füßen Waffe. Er will fie 
Campanulioa nennen. Fig. 6. 

Campanularia volubilis brachte unter feinen Augen eine 
Medufe hervor ganz verfchieden von denen aus andern Gattun: 
gen, nicht hutförmig, fondern wie eine Beroe, nur mit 4 Fühl- 
füden. Es gibt bekanntlich ähnliche bey den Tubularien und 
Syncorynen. Diefe Gattung heißt bey Lamoureur Clytia. 

Es gibt alfo Sertularien, die bloß Eyer legen und andere, 
welche auch Medufen hervorbringen, fo daß man nicht weiß. 
wie man die Sippe beflimmeu foll. 

Die Tubularien, Campanularien und Quallen, vielleicht 
auch die Sertularien, durchlaufen die nämlihen Zuftände der 
Entwidelung: aus dem Ey eine gewimperte Larve, welche fich 
vermehren Eann durch Ausläufer und Knofpen, wodurch ein 
Polypen⸗Stock entfteht. In diefem zeigt fich eine andere Forts 
pflanzung, nehmlich durch Theilung, wodurch bey den Medufen 
die Form Strobila entfteht; bey den Polnpen die Eyer-Capfeln 
mit den beweglihen Embryonen; bey beiden trennt fic das Thier 
vom StoE unter einer neuen Form, fhwimmt herum, die Ge— 
ſchlechtstheile entwideln fih und bringen Eher hervor. 

So mie aber die Polypen nicht nothwendig durch den Quallen= 
Zuftand gehen müffen, ebenfo ift nach Sars der Polypen-Zu= 
ftand nicht nothwendig für die Qualen, und es Eönnen die 
legtern unmittelbar Quallen hervorbringen, wie die Polhpen 
unmittelbar andere Polypen, ohne Vermittelung der Quallen-Form. 


Die Fortpflanzung der Salpen hat man nicht recht verſtan— 
den, weil man glaubte, daß die getrennten Thiere ſich auf dies 
felbe Art vermehrten, wie die vereinigten, was nicht der Fall 
ift. Die einen bringen Knofpen hervor, die andern Eyer. Die 
Salpen find bey ihrem Ausfchliefen aus dem Ey wie die Qual- 
len, Sertularien, Zubularien ufw. Zuerſt leben fie getrennt, 
und fpäter £reibt diefes aus dem Eh gefommene Sndividuum 
mehrere Knofpen, welche die fogenannte Kette bilden. Diefe 
geben Eyer, woraus getrennte Embryonen entftchen, während 
der erfte nur Knofpen hervorgebracht hat. Das ift der ganze 
Sinn von der Fortpflanzung der Salpen. Es ift ein Baum, 
der aus dem Korn entfteht, und nachher Knofpen treibt. 


Die Fortpflanzung der Tänien und Bothriscephalen ſcheint 
der der Salpen zu gleichen mit dem Unterfhied, daß die erfte 
aus dem Ey Eommende Generation wie bey den Quallen eine 
verfchiedene Form hat von der zwehten, welche aus Knofpen 
entfteht. Die Glieder diefer Würmer trennen ſich und jtellen 
den letzten EntwidelungssZuftand vor Wie beä den Qualen 
und Salpen ift es diefe Generation, worinn ſich die Geſchlechts— 
theile entwideln. 

Die Hhdren, Blattläufe und mehrere Anneliden zeigen eine ähnliche 
Erfheinung. Müller entdedte bey Nais die erſte Fortpflan= 
zung durch Knofpen, Milne Edwards bey Myrianida fa- 
seiata, Sars ben Filograna implexa. Wie bey den früher 
genannten zeigt ſich auch hier die Entftehung des Geſchlechts 
erft nach einer oder mehreren Knofpen= Generationen; es find 
aber hier die Individuen aus Knofpen und Eyern einander 
mehr gleih. Die erfteren, welche Knofpen hervorbtingen, find 
ohne Geſchlecht; die legteren find allein damit verfehen. Stellt 


231 


man biefe Thatſachen zufammen, fo verfhwinden die fogenann- 
ten Anomalien. 

Ben den einfachen Afeidien gefchieht die Zeugung durch bie 
unmittelbare Metamorpbofe; bey den zufammengefehten fcheint 
ed anders zu feyn; denn nad) Sarg fommen aus dem Larven: 
Zuftand aggregierte Aſcidien. Diefer Zuftand der Entwidelung, 
mo diefe Ihiere die Kaulquappen =» Geftalt und Sinn: Organe 
haben, ftellt ohne Zweifel den Poiypenjtand der Quallen und 
Gumpanularien vor. 

Die Afidien führen ung auh auf den Weg, um, die von 
Steenftrup angegebene Entwidelung der Cercarien zu be 
greifen, welche fih nad) einigen Generationen in Diftomen ver— 
wandeln. Ben den legtern kaͤme auch eine Knofpen = 3eugung 
vor; fie geht aber wie bey den Aſcidien nicht auswendig, ſon— 
dern innwendig vor fih, und die Mutter dient fo zu fagen nur 
als Scheide oder Uterus für die folgende Generation. Deßhalb 
fagte Leblond, der diefe Erfheinung nicht verftanden hat, er 
habe einen Eingeweidwurm in einem andern gefunden, nehmlich 
den Tetrarhynchus appendieulatus in Distoma longicolle. 
Diefer Theil der Zoologie bedarf fehr der Reviſion. Auch hat 
Mleſcher unrichtig von der Metamorphoſe der Filaria Piscium 
in Trematoden geſprochen. 

Bey den Cercarien iſt es eine Gemmiparite exogene; bey 
den Diftomen eine Gemmiparite indogene. 

Wir haben alfo Generationen, welche ihren unmittelbaren 
Eltern gleihen, und andere, welche nur den mittelbaren gleich 
feben, nehmlich derjenigen Generation, welche vor derjenigen her 
gebt, woraus fie unmittelbar entftanden find. Diefes ift die 
Erſcheinung, welche bey den Salpen auffiel und welder man 
den Namen Generationg-Wechfel gegeben hat. 

Man kann diefe Eigenthümlichkeiten der Vermehrung mit 
einem Wort ausfprehen, wenn man fagt: dieſe Thiere haben 
zweyerley Art von Fortpflanzung, eine durch Eyer und eine 
andere durch Knofpen, und die genetifchen Entwidelungen durch» 
taufen ganz verſchiedene Zuftände in jedem der beiden Fälle. 
Es gibt eine Reihe von Metamorphofen für diejenigen, welche 
aus einem Ey kommen; aber feine für diejenigen, twelde aus 
Knofpen entftehen. Die erfte Generation entipricht allein der 
in den höhern Thieren. Es ift mithin kein Wechfel beh diefen 
merkwürdigen Fortpflanzungen. Die Abbildungen find fehr ver- 
größert und deutlich. B ! Eu 

©. 435. Gatefloot, über einen römifhen Tumulus zu 
Saventhem (Septemtombae) bey Brüffel. 

Mar hoch 55°, Umfang 380. Darinn ein Steingemölbe mit 
Urnen, Gläfern, Erzlampe, goldenem Ring und 6 römifchen 
Münzen, worunter Nero, Antonin und Fauſtina. — 
Aiſo wirklich ein roͤmiſcher und kein celtiſcher Grabhuͤgel. 

S. 562. J. G. Crahay, Verſchiedene Maſchinen zum 
Unterricht in der angewandten Mathematik und Phyſik mit Ab— 
bildungen. Zur Theorie des Hebels, des Keild, zur Miſchung 
der Dämpfe und Gafe. 


Nouveaux WMemoires 


de l’Academie royale de Sciences et Belles Lettres de Bruxel- 
les. Tome XIX. 1845. 4 Pl. (chez Muquardt.) 


Mir haben ſchon oft die große Thätigkeit diefer Academie und 
die Wichtigkeit ihrer Abhandlungen gerühmt und muͤſſen es 
aud) hier wieder thun. 


232 


Boran das Verzeihniß der Mitglieder: einheimifche 30, Cor« 
tefpondenten 10 in den Naturwiffenfchaften, 18 und 9 in der 
Literatur; außerdem viele auswärtige Mitglieder. 

1) Martens, Prof. zu Löwen, Unterfuhungen über bie 
Variationen der electro =motorifhen Kraft des Eifens. ©. 1—46. 

2) P. I. Ban Beneden, Prof. zu Löwen, Unterfuchun- 
gen über die Anatomie, Phyfiologie und Entwicelung der Bryo— 
zoen bey Oſtende. S. 1— 31. mit zwey Tafeln. 

Der Berfaffer behandelt hier die Sippe Pedicellina, aufge 
ftellt von Sars, aber ſchon von Ellis abgebildet auf feiner 
T. 28. Fig. 5 und 6. E E und F, auch bey Boſc unter 
dem Namen Hydre jaune (Vers II. Pl. 22. fig. 2.) Milne 
Edwards hat das Thier nachher Lusie genannt, der Ber: 
faffer früher Crinomorpha. 

u Polyp it nicht nadt, fondern ftedt in einem zarten 
tod. 

Das Thier wird nun umſtändlich befchrieben. Es hat Aehn: 
lich£eit mit den Vorticellen, ift aber viel größer, 3— 4 Milli: 
meter lang, und es Eommen mehrere aus einer gemeinfchaftlichen 
Wurzel; fieht aus wie ein Mayblümchen mit beweglichen Staub: 
fäden; ſteht zwifchen den Afcidien und, den Bryozoen, gehört 
aber zu den legtern und pflanzt fich ſowohl durch Knofpen als 
Ever fort; aus beiden aber kommt diefelbe ZThiergeftalt. Die 
Zahl der Fühlfäden ift 12; fie find hohl und gewimpert; der 
Darm ift Ereisförmig; der Mund in der Mitte, der After am 
Rande, der Magen ift gelb, was vielleihyt an eine Leber erin= 
nert; ein Kreisfauf war nicht zu bemerfen, auch feine Nerven. 
Sie find Zwitter wie die Afcidien; die Spermatozoiden beweg⸗ 
lih mit Kopf und Schwanz, daneben [hwanzlofe, wahrfcheinlich 
junge. Die Entwidelung der Knofpen und der Ener wird bes 
fhrieben und abgebildet. 

Die Synonyme find: Hydra fusca, Lusia et Crinomor- 
pha; die Gattung Pedicellina belgica, auf allerley Mufchel- 
ſchalen als kleine Büfchel wie Moos. Die Abbildungen find 
fehr groß und deutlich fowohl vom Thier als von den Eyern. 

3) P. F. R. von Ram, Nector der Univerfität Löwen, 
Unterfuhungen über die Grabmäler der Herzoge von Brabant 
zu Löwen. S. 1—48 mit 7 Tafeln in Fol. ill. 

4) 3. 3. von Smet, Canonicus zu Gent, hiſtoriſche und 
eritifhe Abhandlung über Balduin IX., Graf von Flandern und 
Hennegau, 1195. — 1202, ©. 1— 34. 


5) Baron von Neiffenberg, Bibliothecar zu Bruͤſſel, 
über den älteften mit der Jahrszahl verjehenen  Holzfcnitt. 
©. 1—33 mit einer Taf. in Fol. ill. 

Die Altefte Abbildung diefer Urt von 1423. ſtellt den heiligen 
Chriftoph dar; die vorliegende ift von 1418., ftellt dar die 
Sungfrau mit dem Kindt, Katharina, Barbara, Dorothea und 
Margaretha. Daben eine große Geſchichte der Gravierfunft 
überhaupt, auch der Schickfale ſolch alter Abbildungen. 

6) Derfelbe, der Feldmarfhal Prinz Carl Joſeph von 
Liane S. 1— 71, Eine intereffante Schilderung diefes 
merkwürdigen Mannes, feiner Schidfale, feiner Wige, mit Anz 
gabe feiner zahlreichen Werke. Er ift geftorben zu Wien 1814. 
— Wir benugen diefe Gelegenheit zu bemerken, daß der Herr 
Baron von NReiffenberg jede Gelegenheit benußt, die Deut: 
fhen ein Peuple reveur zu fhelten. Er hat gut reden im 
Lande der Preffreiheit. Wenn er fein Lebelang unter der In— 
fpiration der Ungft gefchrieben hätte; fo würde er wohl aud 
dunkle, verfchrobene und drehbare Phrafen träumen gelernt haben. 


232 


7) 3. Roulez, Mitglied der Academie, Nachricht Über ein 
Leichen Bascelief zu Arezzo. ©, 1—14 mit einer Tafel in 
Fol. ; ftellt eine Anpusung vor. 


8) Quetelet, Beobachtungen über periodifche Erſcheinungen. 
© 1—%. 

Das ift ein ganzes Buch über die unter der Keitung des 
Verfaffers angeftelten Beobachtungen zu Brüffel, anderer zu Loͤ— 
wen, Gent, Dijon, Lüttich, Oftende, Kochen, Valognes, Parma 
und in Engelland; zum Bewundern zahlreich, über Meteorolos 
gie, Magnetismus, Ausfhlagen der Bäume, Blühen, Reifen 
und Blattfall von einer Menge Pflanzen; defgleichen über den 
Zug der Vögel, das Erfcheinen der Haarthiere und der Kerfe. 


9) Derfelbe, Zufammenftellung der magnetifhen Beobach— 
tungen zu Brüffel. S. 1—38 mit 2 Tafeln. 

Man muß wirklich den Fleiß von fo vielen Beobachtungen, 
welche wohl in die Zaufende gehen, bewundern. Das fordert 
eine Ausdauer, welche nur wenige Menſchen haben mögen. 


Band XX. 1847. 4. Tafeln. 


Voran die Mitglieder: der Mathematik und Phyſik 13, der 
Naturgefhichte 14, der Correfpondenten 8; der Literatur und 
der politifchen und moralifhen Wiffenfhaften 29, der Corre— 
fpondenten 11; der fhönen Künfte und zwar für die Malerey 
8; Bildhauerey 4; Kupferftecheren 2, Baukunſt 4, Muſik 5, 
Literatur der Künfte 6, Correfpondenten für alle 9. 

1) Ban Beneden, Unterfuhungen über die Embryogenie, 
Anatomie und Phyfiologie der einfachen Aſcidien. © 1— 66 
mit 4 Tafeln. 

Eine fehr wichtige Abhandlung, welche wir um des Raumes 
willen nicht ausziehen fünnen; ohnehin müßte man die Abbils 
dungen dabey haben. Das Woefentlihe wurde auch fehon bey 

der Anzeige des Bulletins ausgezogen. 

Boran eine ausführliche Geſchichte nebft der Literatur von 
Bohadfh an 1761. bis 1844., wohl die bollftändigfte Kite 
ratur, welche wir bis jest haben. Sodann folgt die Anatomie, 
zuerft der Außeren Theile, fodann der Eingemweide ; die Leber fehr 
verfümmert; das Venenblut zwifchen den Eingeweiden; das 
Herz röhrenförmig, treibt das Blut hin und her, und fchlägt 
709 Mat in der Minute; hat Deffnungen;z dabey ein Bläschen 
mit Kalf:Concretion, Riemen. 

©. 29. Die Gefchlechtstheile: pflanzen fi) durch Knoſpen 
und Eper fort, was fhon Bohadſch gefehen hat, find Zwitter 
mit zwen Hoden und zwey Eyerftöden paarig wie bey den 
Mufheln, jene mit mehreren Ausführungs-Gängen, melde ſich 
in die fogenannte Cloake, nehmlic die Ausmwurfsröhre öffnen, 
die Spermatozoiden haben Kopf und Schwanz. Es gibt zweh 
Eyergänge, welche fich in die Cloafe öffnen. 

©. 34 folgt die Embryogenie, welche der Verfaffer Stuffe 
für Stuffe verfolgt hat; der Dotter befommt die Geftalt einer 
Erdbeere, indem ſich viele Bläschen entwideln, der Embryo hat 
einen Schwanz wie die Kaulquappen und ein Auge. Die Keim: 
haut legt ſich um den ganzen Dotter herum, wie bey den Mus 
ſcheln; bey den ‚Gephalopoden und Gafteropoden liegt er auf 
dem Naden, bei) den höheren am Bauch. 

©. 49 folgt die Glaffification, woben der Verfaffer beſonders 
das Verhältnig des Dotters zum Leibe berüdfichtiget. ‘Er nennt 
die oberen Thiere deßhald Hypocotyledoner, die Öliederthiere 
Epicotyledoner, die andern Allocotyledoner, und ord- 
net die legtern fo: 

Iſis 1848, Heft 3. 


233 


A. Mollusken. 

1) Gephalopoden. 

2) Gafteropoden. 

3) Acephalen. 

4) Tunicier; Salpen, Pyroſomen, Afeidien, Polyafcidien, 

Perophoren (A. sociales). 

B. Polypen. 

1) Bryozoen. 

2) Medufen. 

3) Anthozoen. 

4) Alchonien. 

C. Ehinodermen. 

©. 59. Beſchreibung und Abbildung neuer Gattungen: 
A. ampulloides, vitrea, rustica, grossularia. Anatomie 
und Entwidelung nad) der erften Gattung. 

2) 3. Kir, Prof. zu Gent, Unterfuhungen über die Flora 
eryptogamica von Flandern. ©. 1—51. 

Der Verfaffer befchreibt hier, daß dritte Hundert. 
Moofe, Flechten, Pilze, Zange. 

3) P. F. Derhulft, Prof. der Mathematit, Zweyte Abs 
handlung über dag Geſetz der Vermehrung der Bevölkerung. in 
den Niederlanden. ©. 1— 32. 

4) A. Dumont, Prof. zu Lüttih, Abhandlung über die 
Erdformationen der Ardennen und des Rheins. S. 1— 163, 

Eine ſehr umftändliche geognoftifche Schilderung aller einzel 
nen Gegenden von faft ganz Belgien, mit einigen Holzſchnitten. 

5) Gachard, Archivar, Abhandlung Über die Publication 
der pragmatifchen Sanction des Kaifers Carl VI. in den Nie: 


Es find 


derlanden. S. 1—22. 
6) Duetelet, Beobachtungen der periodifhen Erfcheinuns 
gen. ©. 1— 174. 


Hier wieder ungemein zahlreiche Tabellen über Meteorologie, 
Erd: Magnetismus, Erdwaͤrme, Nordlichter, Belaubung, Zug der 
Vögel, angeftellt in Brüffel, Löwen, Gent, Engelland, Malabar, 
Chriftiania, dabey S. 172 Beobahtungen über Größe und 
Gewicht verfchiedener Menfchen von Prof. Gluge. 


Veberficht 


der Arbeiten und Deränderungen ber fchlefifchen Geſellſchaft für vater- 
ländifche Culture im Jahr 1846. Breslau bey Graf. 1847. 4. 
320 und 52. 


Mir haben die Einrihtung und den Reichthum diefer Ar— 
beiten fchon oft zu rühmen Gelegenheit gehabt. Dieſe Gefell: 
ſchaft berüdfichtigt fat alle allgemeinen Zweige des menfchlichen 
Miffens, und theilt fich in nicht weniger als 10 Fächer: Nas 
turwiffenfchaft, Entomologie, Botanik, Erdkunde, Medicin, Deco: 
nomie, Technologie, Geſchichte, Pädagogik, Kunft. Wir Eönnen 
in der Folge nur die Naturgefchichte berüdfichtigen, muͤßen aber 
bemerken, daß vieles vorhanden: ift aus Aftronomie, Phyſik und 
Chemie, fo wie aus den andern genannten Zweigen. 

©. 43. Mineralogie 

Srankenheim, über den Struvit. 

Rendſchmidt, über einige Mineralien um Lömwenberg. 

Schade, über ein Mergellager bey Saabor. 

Lehmann, Über die geognoftifchen Verhältniffe von Kreuzburg. 

Strang, über die Geftaltung und Entftehung der. Grater, 

15* 


235 


©. 49. Göppert, ob bie Steinkohle aus Pflanzen ent 
ftanden, welche am Orte wuchſen oder andersmwoher geſchwemmt 
wurden. ine Aufgabe der Haarlemer Geſellſchaft, für -deren 
Loͤſung der Profeffor den doppelten Preis erhalten hat. 

©. 53. Derfelbe, über die Verfchiedenheit der Kohlen: 
lager Schleſiens. Bi: 

©. 56. Os wald, über bie Petrefacten von Sadewig: ein 
großes Verzeichniß. 

©. 65. Boologie. 

Scholtz und Stüge, neu entdedte Schneden in Schlefien. 

©. 68. Phyfiologie. 

Levh, über dag Geſetz der Gewohnheit, 

©. 70. Botanik. 

Göppert, über den Roſt des Getreides. 


©. 73. Entomoleogie 

Keßner, über fchlefifche Tachyporinen: Cantharis nigricor- 
nis, sudetica n., rufescens n., Eccoptogaster pruni, graci- 
lis n., Haltica, worunter 5 neue. 

©. 85. Schilling, über die fchlefifchen Gattungen von 
Bembidium, Donacia, Haltica; viele Gattungen, characterifiert. 

©. 94. Schummel, feltene Rhynchites. 

Gravenhorft, über mehrere Gattungen von Staphylinus 
und die Zugheufchrede. 

©. 100. Schneider, die Gattungen von Hemerobius 
in Schlejien. 

©. 102. Letzner, Raupe von Sesia mutillaeformis unter 
der Rinde der Apfelbäume, ſchaͤdlich. 

©. 104. Scholtz, Prodromus zu einer Rhynchoten⸗Fauna 
von Schlefien. ine große Abhandlung, welche bis ©. 164 
läuft mit Synonymen und vielen Bemerkungen. 

©. 165. Derfelbe, Entwidelungs:Gefhichte von Xylo- 
phagus marginatus. 

©. 166. Schummel, Limnobia quadrimaculata, Bo- 
litophila bimaculata n., Eurina quadristriata n. 

©. 169. Botanik. 

Goͤppert, über die Wachsthums-Verhaͤltniſſe der Abieti— 
neen; ©. 171. Ueberwallung der Tannenftöde; ©. 176. Bey: 
träge zur Kenntniß der Balanophoreen. Stehen am beten in 
der Nähe der Cycadeen und Farren. 

©. 178. Derfelbe, über die foffile Flora der Graumade. 

S. 184. Wimmer berichtet Über die von verfchiedenen 
Botanikern in Schlefien aufgefundenen Pflanzen. 


Katurwiffenfchaftliche Abhandlungen 


gefammelt und durch Subfeription herausgegeben von W. Haidinger. 
Wien bey Braumüller und Seidel, I. 1847. gr. 4 475. 


Die Gerechtigkeit fordert zu fagen, daß im der neueren Zeit 

Defterreich durch naturhiftorifche Gefellfchaften zuerft von Böh: 
men aus wieder mit der gelehrten Welt in Verbindung trat und 
zwar durch die Verhandlungen des boͤhmiſchen Mufeums, 
welche wir nie verfehlt haben, rühmlich anzuzeigen. Sie be: 
ſchraͤnkten fih zwar auf fehr Eleine Hefte, bemwiefen aber doc 
den großen Eifer der Böhmen. Größer, reichhaltiger und präch: 
tiger traten nachher plöglih die Annalen des Wiener 
Mufeums auf, welche aber leider nicht die hinlängliche und 
verdiente Unterftügung fanden, Unter den verfchiedenen Hemmniffen 


— — — 
— 


236 


des literarifchen Verkehrs von Defterreich mit der übrigen Welt 
machten wir gelegentlich aufmerffam auf den Francatur-Zwang, 
welcher aber nun glüdliher Weiſe größtentheils gehoben ift, 
und fo kann man denn audy eine glüdlichere Zeit für Die ge— 
tehrten Geſellſchaften Defterreichs hoffen, befonders feit dem durch 
den Eifer des Erzberzogg Johann eine Academie in Wien 
gegründet worden ift. Diefer größeren Beruͤckſichtigung ber 
Michtigkeit der literarifchen Gefellfhaften von Seiten der Re— 
gierung haben wir wahrſcheinlich auch die Herausgabe der vor= 
liegenden Abhandlungen zu danken. Sie fchliefen fich wirklich 
ſowohl durch Innhalt als Schönheit des Papiers, des Drucks 
und der Abbildungen an die beſten academiſchen Schriften an, 
und es iſt zu erwarten, daß die gelehrte Melt dieſen Anftren- 
gungen entgegenfommen wird; wenigſtens thut die Nedaction 
alles Mögliche, um diefen Erfolg bervorzubringen durch Zufen- 
dung von Exemplaren an die Academien und naturhiftorifchen 
Geſellſchaften von ganz Europa, fo wie durch Anerbietung von 
Tauſch gegen periodifche Schriften. 

Es würde ein mwochenlanges Studium erfordern, um einen 
gehörigen Bericht über den Innhalt diefer zahlreichen und gro— 
fen Abhandlungen zu verfertigen; das zu thun bey deutfchen 
Merken halten wir auch eher für fehädlich als nüsfich, da jedem 
die Gelegenheit gegeben ift, folche Werke fich felbft zu verfchaffen 
ober wenigfteng won Bibliotheken zu befommen. Soviel feben 
wir aber wohl, daß die Auffäge mit Sachkenntniß ausgewählt 
und gediegenen Innhalts find. Uebrigens gibt die Nedaction 
monatlich: 

Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Nature 
wiſſenſchaften in Wien heraus, 
wovon wieder Nr. 7—14., vom November 1846. bis Juny 
1847. 8. ©. 500. in unfeın Händen find, und wovon wir 
fhon den erften Band angezeigt haben. Der zweyte ift in aͤhn⸗ 
licher Art behandelt. ö 

Indem Quartbande finden fih nun folgende Abhandlungen : 

1) Haidinger, über den Pleochronismus des Amethyſts. 

2) F. W. Noffi, neue Arten von Arachniden 'des Faif. 
Mufeums, ©. 115 befchrieben und mit Bemerkungen über 
verwandte Formen bekleidet. Die Charactere lateinifch, Größe 
und Vaterland. 

Attus linearis, imperialis, conicus, kotschii, seniculus, 
endaerys, taurinus, chrysonotus, trilineatus, myrmecinus, 
myrmecoides, leucomelas. 

Eresus fulvus, kollari, imperialis, walckenaerius, acan- 
thophilus. 

Opilio acanthopus; Platylophus heegeri. 

8) Fr. Ritter von Hauer, über die Gephalopoden bes 
Mufchelmarmors von Bleyberg in Kärnthen. ©. 21. 8. 1. 

Der prächtige Mufchelmarmor ift allerwärtd bekannt. Er 
erhält fein Farbenfpiet von Ammoniten» Schalen, welche aber 
bisher wenig beachtet und nody weniger befchrieben worden find. 
Das gefhieht nun hier fehr genau von mehreren Gattungen, 
welche wohl erhalten herauszubefommen der Werfaffer fich bes 
müht hat. Außerdem fand er viele in den Sammlungen des 
Dberbergamts zu Klagenfurth, des Herrn von NRofthorn, 
Sauper, Lipold, von Sacomini, Mühlbahher, Ho: 
lenia und Sorger. Beſchrieben werden folgende: 

A: floridus, johannis austriae, jarbas. 

Nautilus sauperi; Orthoceras. 

4) ©. Neiße, über Endophyten der Pflanzenzellen, eine 
gefegmäßige, den Samenfaͤden oder beweglichen Spiralfafern 


/ 


237 


analoge Erfcheinung. ©. 31. 2.2. ill. ine wichtige Ab⸗ 
handlung, deren Sunhalt wir aber unmöglich angeben fönnen. 
Es entftehen wirklich Fadenpilze in den Zellen wieler Pflanzen, 
befonders der Dchiden und vieler anderer Monvcotyledonen, 
Ihre Entwidelung ift verfolgt und abgebildet, ftimmt für Ge- 
neratio aequivoca, und erflärt die Samenfäden für Thiere. 

5) H. St. Lobarzewski, Muscorum. frondosorum 
species novae halicienses, p. 47. Hier werden umftändlich 
beſchtieben: Omalia besseri, Hypnum pelitnochroon,  intor- 
toplicatum; Leskea polenburgii; Leptohymenium elaio- 
chloron, 

6) Haidinger, über die Pfeudomorphofen nah Steinfalz, 
©. 65. in gründlicher Auffag, wie man es bey diefem Mi- 
neralogen gemohnt: ift. 

7) Derfelbe, der Afpafiolity als Pfeudomorphofe nach 
Gordierit nebft Bemerkungen über Metamorphismus. ©. 79. 

8) ©. Göth, über die Hagelftürme in Steyermarf. ©. 93. 

Haidinger, Nachtrag dazu mit Figuren der Schloßen. 

9) Haidinger, über den Hauerit aus der Ordnung ber 
Blenden, S. 100, mit Abbildungen. 

10) 4. Patera, chemifche Analnfe deffelben, ©. 107. Kie⸗ 
felerde 1,2, Schwefel 53, 64, Mangan 42, 97, Eifen 1, 30. 

11) Sr. von Hauer, über Caprina partschii von Gofau 
in den öfterreichifhen Alpen, ©. 109. 3. 3. Ausführlich bes 
"&rieben, hat Schloßzähne, bat Aehnlichkeit mit Diceras und 
ſteht am beften bey Chama. 

12, V. Streffleur, die Erſcheinungen der Ebbe und Fluch 
unter dem Cinfluffe der Rotation. ©. 115. 3.4. Der Ver: 
faffer ftellt befanntlich ein eigenes Syſtem über die gegenmwär- 
tige Bildung der Erde auf, und leitet die meiften Formen der: 
felben von der Rotation ab. Das gefchieht nun auch bier fehr 
gelehrt und umſtaͤndlich über Ebbe und Fluth. Die Tafel ſtellt 
die Flutbftunden auf der ganzen Erde dar. 

13) Haidinger, über dag Schillern von Gryftallflächen. 
©. 142 mit Abbildungen, welche die verfchiedene Zuruͤckwerfung 
des Lichtes von mehreren chemifhen Salzen und anderen Kör= 
pern darftellen. 

14) R. Kner, über die beiden Arten Cephalaspis lloydii 
et lewisii Ag. und einige Diefen zunaͤchſt ftehende Schalenreſte, 
©. 159. 8%. 5. 

Er erhielt ein Stud von einer Schale oder Schild aus ber 
Graumade von den Ufern des Dniefters in Galizien, unterfuchte 
den Bau microfcopifch, vergleihend mit der Sepien-Schulpe und 
fand, daß diefe von Agaffiz zu den genannten Fiſchen, jedoch 
zweifelhaft geftellte Verſteinerung wirklich zu den Sepien gehöre 
und jene Fifhgattungen daher zu flreichen feyen. Cephalaspis 
Iyelli fen dagegen wirklich ein Fiſch. Er nennt feine Verfteiue- 
tung Pteraspis. 

16) 8. Prüfer, über die Cryſtallform des‘ Lazuliths, ©. 
169. X. 6. Umftändlihe Entwidelung mit genauen Abbils 
dungen. 

16) 3. Pesval, Integration ber Differential- Gleihungen 
von Linearform. S. 176. Eine große Abhandlung. 

17) Sr. von Hauer, neue Gephalopoden aus dem rothen 
Marmor von Ausfee. ©. 257. 8. 7,8, 9: 

Ausführlihe Befchreibung mit ſchoͤnen und deutlichen Abbil- 
dungen von folgenden Gattungen. 

Orthoceras reticulatum n., alveolare, convergens n., 
dubium n. 

Nautilus sauperi n., breuneri n., barrandi n. 


238 


Goniatites haidingeri n, 

Ammonites gaytani, ausseeanus n., layeri n., simonyi n., 
jarbas, noduloso -costatus, striato falcatus n., credneri; 
tornatus n. 

18) 8 E. Hammerfhmidt, Beſchreibung einiger 
Oxyuris- Arten. ©. 279. 8. 10. 

Genaue anatomifche Unterfuhungen und Abbildungen dieſer 
ungemein Eleinen Wuͤrmchen aus den Därmen von Käfern und 
Schricken. In Vögeln und Fifchen fcheint man noch Eeine 
gefunden zu haben. Es werden folgende Gattungen befchrieben : 
O. brachyura au® dem Darm der Larve von Rhizotrogus, 
4“ (ang; O. blattae orientalis, 13"; ©. gracilis aus der 
£arve einer Melolontha, Eeine Linie lang; O. dilatata aus der 
Larve von Cetonia marmorata, nur $'" fang: O. laticollis 
aus der Larve von Cetonia stictica, faum $ '" lang. Es 
ift dem Derfaffer gelungen, Darm, Eyerſtock und männliche 
Theile ganz deutlich zu entwideln und abzubilden. 

19) 3. von Pettko, geognoftifhe Skizze der Gegend von 
Kremnis. ©. 289. T. 11., die geognoftifche Charte der Gegend. 

20) U. von Morlot, über Dolomit und feine Fünftliche 
Darftellung aus Kaltftein, ©. 305. 

Haidinger ift zuerft auf den Gedanken gekommen, daß 
der Dolomit habe entftehen koͤnnen durch wechfelfeitige Zerſetzung 
des Kalks und des Bitterfalzes, wobey Gyps und Eohlenfaure 
Zalkerde entfteht. Nah Wöhler, Mitfherlih und L. 
Gmelin geht diefer Proceß auch umgekehrt vor: aus Dolomit 
und Gyys bildet ſich nehmlich Bitterfalz und Eohlenfaurer Kalk. 
Haidinger nimmt an, daß diefed in der frehen Natur ges 
ſchehe. Um diefes zu beweifen, hat nun der Verfaffer Verſuche 
angeftellt, welche bier befchrieben werden. Dabey Holzfchnitte 
vom Ausfehen des Dolomits. 


21) Sr. Simony, meteorologifhe Beobachtungen auf dem 
Dachſteingebirge, ©. 317. Diele Tabellen nebft T. 12, vor- 
ftellend den Hallftätter Gletfcher, 

22) U. Löwe, Über den Nickelarſenikglanz (Gersdorffit) von 


‚Schladming in Steyermarf und von Pradendorf in Oberungarn. 


©. 343. Schwefel 15, 85, Arſenik 47, 82, Nickel 28,21, 
Eifen 8,62. 


23) Sranz von Hauer, über die Koffilien von Koröd in 
Siebenbürgen, T. 13. Verzeihnig von Schneden und Mu: 
fheln ; abgebildet Cardium kübeckii, spondyloides, Voluta 
rarispina, 

24) 3. Barrande, über die Brachiopoden der filurifchen 
Schichten von Böhmen. ©. 357. T. 14—22. Ein großes 
Verzeichniß von Schalen nebft ihrer Glaffification und einer 
geognoftifhen Darftellung ihres VBorfommens. Die Abbilduns 
gen find fo zahlreich, daß wir fie nicht aufführen Eönnen. Mir 
halten e8 für einen unglüctlichen Gedanken, daß der Berfaffer 
zu Gattungsnamen faft lauter Subjtantiva gewählt hat, eine 
unerträgliche Laft für das Gedächtniß. Man follte nicht bloß 
für die Bereiherung der Naturgefchichte etwas thun, fondern 
auch für ihre Erleichterung. Warum foll man dem Lernbe: 
gierigen zumutben, Namen zu behalten wie T'erebratula vul- 
tur, thetis, melonica, eurydica, philomela, ypsilon, securis, 
passer, sappho, thisbe, ceres, circe, baueis, harpyia, me- 
gaera, calypso, ephemera, phoenix, umbra, monaca, fa- 
mula, princeps, henrici ufw.? 

Der BVerfaffer befchreibt von Terebratula 81 Species, Pen- 
tamerus 10. 


239 


Im nähften Bande follen befchrieben werben Spirifer 28, 
Leptaena 29, Orbicula 6, Lingula 2, Chonetes 3. Es find 
faft alle neu. 

Aus diefer gedrängten Anzeige des Innhaltes wird man hin= 
länglich die Mancfaltigkeit und den großen Werth diefer Ab— 
handlungen zu erkennen im Stande feyn. 


J 
Synopsis Hepaticarum, 
aucitt. Gottsche, Lindenberg et Nees ab Esenbeck, 
Hamburg apud Meissner. Fasc. V. 1847. 8. 625 — 834. 


Mir koͤnnen nun den Schluß diefes gründlichen Werks ans 
zeigen, was die Hauptfache ift: denn über den Reichthum, die 
Eintihtung und die fleißige Bearbeitung haben wir. fhon ges 
fprohen. Es wird aber unfern Xefern lieb feyn, die Claffifica- 
tion, welche alle bis jest bekannten Xebermoofe der ganzen Welt 
in fich begreift, Eennen zu lernen, um fo mehr, da fie viele 
neue Sippen enthält. 

Tribus I. Jungermanniacae. 
Hemicyllum I. Foliosae. 

Subtribus 1. Gymnomitria: Haplomitrium, Gymno- 
mitrium, Acrobolbus, Sarcoseyphus, Alicularia. 

Subtr, 2. Coelocaules: Gottschea. 

Subtr. 3. Jungermannideae: Plagiochila, Scapa- 
nia, Jungermannia, Sphagnoecetis, Liochlaena, Pleuranthe, 
Lophocolea, Harpanthus, Chiloseyphus, Gymnoscyphus. 

Subtr. 4. Geocalyceae: Gymnanthe, Saccogyna, 
Geocalyx, Gongylanthus. 

Subtr. 5. Trichomanoideae: Calypogeia, Lepido- 
zia, Mastigobryum, Micropterygium, Physiotium. 

Subtr. 6. Ptilidieae: Trichocolea, Polyotus, Sendt- 
nera, Ptilidium. 

Subtr. 7. Platyphyllae: Radula, Madotheca. 

Subtr. 8. Jubuleae: Priopteris, Thysananthus, Pty- 
chanthus, Phragmieoma, Omphalanthus, Lejeunia, Frullania. 

Hemieyelum Il. Frondosae. 

Subtr. 1. Codonieae: Fossombronia, Androeryphia, 
Petalophyllum, Zoopsis. 

Subtr. 2, Diplomitrieae: Steetzia (Blyttia). 

Subtr. 3. Haplolaeneae: Symphyoggna, Pellia, 
Blasia. 

Subtr. 5. Aneureae: Aneura. 

Subtr. 5. Metzgerieae: Metzgeria, Podanthe, 
Tribus I. Monocleae: Catobryum, Monoclea. 
Tribus Ill. Marchantieae, 

Subtr, 1. Lunularieae: Lunularia, Plagiochasma. 

Sublr. 2. Jecorariae: Marchantia, Preissia, Sauteria, 
Dumortiera, Fegatella, Reboulia, Grimaldia, Duvalia, Fim- 
briaria, Rhacotheca. 

Subtr. 3, Targionieae: Targionia, Cyathodium. 

Tribus IV. Anthoceroteae: Dendroceros, Blandowia, 
Anthoceros, Notothylas (Carpolipum). 

Tribus V. Aiccieae: Duriaea, Sphaerocarpus, Corsinia. 
Oxymitra, Riceia. 


240 


Hn diefem Heft find befchrieben die nachgetragenen Gattun- 
gen der Sippe Plagiochila bis zum Ende. Dabey ein Re: 
gifter der Gattungen, 


Flora dalmatiea 
sive Enumeratio stirpium vascularium, quas hactenus in Dalmatia 
lectas et sibi observatas descripsit, digessit, rariorumque iconi- 
bus illustravit Robertus de Visiani, dalmata sibenicensis, 
Med. Dr., Prof. Patavii. Lipsiae apud Hofmeister. Vol. Il. 
1848. 4. 268. tbb. 26. 


Bey der Anzeige des erften Bandes Iſis 1845. ©. 473. 
haben wir die Einrichtung dieſes ſehr reichhaltigen und fehr 
fleißig bearbeiteten Werkes angegeben; hinzufegen wüſſen wie 
nur noch, daß außer dem Character bey jeder Gattung auch 
die Synonyme, Abbildungen und Fundort angegeben find, ſowie 
auch die Abarten; bey den neuen Gattungen noch eine ausführs 
lichere Befchteibung. 

Der Verfaffer entfchuldigt ih in der Vorrede wegen des 
verfpäteten Erfcheinens diefes Bandes; Faum nöthig: denn mer 
diefe Arbeit nur anfieht, begreift fogleich, daß fie nur durch raftlofen 
Fleiß, viele Geduld und lange Zeit herzujtellen if. Man Eann 
fid) ohne Zweifel darauf verlaffen. Wie der Verfaffer in der 
Vorrede fagt, haben ihm befonders die neugefertigten Sippen 
und Gattungen, die feit einiger Zeit Mode geworden und wo— 
durch fehr oft die nächften Verwandten weit von einander ges 
trennt worden find, am meiften Zeit weggenommen, Er hat 
daher hier feine Anfichten über Sippen und Gattungen mitgetheilt. 

Diefer Band beginnt mit den Plantagineen und endigt mit 
den Gentianeen. Er enthält Gattangen 505— 1999, alfo faft 
600, eine gewiß fehr große Zahl für den Kreis der genannten 
Tamilien. 

Abgebildet find: 
Anthriscus trichosperma, si- 


Genista pulchella n. 
cula. 


Centaurea divergens n., fri- 


Libanotis nitida n, 

Seseli promonense n|, glo- 
biferum n, j 

Helleborus multifidus n. 

Draba elongata. 

Vesicaria mierocarpa. 

Farsetia dalmatica n. 

Campanula caudata n. 

Veronica saturejoides n. 

Alsine fasciculata. 

Silene graminea n., tommas- 
sinii n. 

Dianthus racemosus, sau- 
guineus u, Integer. n, 

Rhamnus infectoria, 

Pyrus cuneifolia. 

Cytisus weldeni n., spine- 
scens. 


derici n., incompta n. 
Anthyllis aurea n- 
Medicago crassispina n. 
Trifolium succinctum n., dal- 

malicum n. 

Astragalus argenteus n. 
Lathyrus aristatus n, 
Carduus bicolor n, 
Anthemis pseudocota n. 
Pterotheca nemausensis, 
Trichoerepis bifida n. 
Chamaemelum [uniglandulo- 

sum n, 

Crupina vulgaris, crupina- 

strum n. 

Amphoricarpos neumayerin. 
Echinops neumayeri n. 


Die Abbildungen find fehr groß und ſchoͤn in Kupfer geftochen, 


halb fchattiert. 
als loben, 


Drud und Papier Eann man nicht anders 


* 


Encyclopüdiſche Zeitſchrikt, 
vorzuͤglich 
für Naturgeſchichte, vergleichende Anatomie und Phyſiologie, 


von 


1848. 
Heft MM 


Der Preis von. 12 Heften ift 8 Thlr. fächf. oder 14 fl. 24 &£r. rheiniſch, und die Zahlung‘ iſt ungetheilt zur Keipziger 
Oſtermeſſe des lanfenden Jahres zu leiften. 


Man wendet fih an die Buchhandlung Brockhaus zu Leipzig, wohin auch die Beytraͤge zu ſchicken find, Cs wird ge⸗ 
beten, dieſelben auf Poſtpapier zu ſchreiben. Das Honorar für den Bogen ſechs Thaler preuß. Cor. 
Unfranfierte Bücher mit der Poft werden zuruͤckgewieſen. 


Einruͤckgebuͤhren in den Zert oder Umfchlag die Zeile ſechs Pfennige. 
Bon Anticrititen (gegen Ifis-Recenfionen) mird eine Quartfeite unentgeltlidy aufgenommen. 


Leipzig, bey Brockhaus. 


Anzeigen. 


Soeben ist bei ©. A. Schwetschke und Sohn in 
Halle erschienen und in allen Buchhandlungeu zu haben: 


Taxidermie 
oder die Lehre, 
Thiere aller Classen 
am einfachsten und zweckmässigsten für Naturaliensammlungen 


auszustopfen und aufzubewahren , 
praktisch bearbeitet von 


Dr. Joh. Friedrich Uaumann, 


Herzogl. Anhalt. Professor der Naturkunde etc. etc. 


Zweite gänzlich umgearbeitete und vielfach vermehrte 
Auflage. Mit 6 Taf. Abbildungen. 


gr. 8. geh. Preis 1 Thlr. (1*/, Fl. rheinl.) 


Zur Morphologie 
ber 
Harn: und Geſchlechtswerkzeuge 
der Wirbeltbhiere 
in ihrer normalen und anomalen Entwicklung. 


Von Dr. Heinrich Meckel, 
Privatdozent an der Univerfität Halle-Wittenberg. 


Mit 3 Tafeln Abbildungen. gr. 8. geh. a 24 Sgr. 


Soeben erschienen im Verlage des Unterzeichneten und sind 
durch alle Buchhandlungen zu beziehen: 


Thienemann (Dr. F. A. L.), 


Die Fortpflanzungsgeschichte der ge- 
sammten Vögel nach dem gegenwärligen 
Standpunkte der Wissenschaft, mit Abbildung der 
bekannten Eyer. Mit 100 colorirten Tafeln. Drittes 
Heft. (Singvögel.) Bogen 13 — 18. und Tafel 
XXI — XXX. Gr. 4. In Carton. Preis 4 Thlr. 

Das erste und zweite Heft (Strausse und Hühnerarten, 

Flugvögel, Steigvögel, Saugvögel ) erschienen zu demselben 


Preise 1845 —1846.; das Ganze wird in 10 Heften vollständig 
sein. 


Rhea. Zeitschrift für, die gesammte Ornithologie. Im 


Verein mit ornithologischen Freunden herausgegeben 
von Dr. F. A. L. Thienemann. Erstes Heft. Mit 
einer illuminirten Tafel. Gr. 8. 1846. 1 Thlr. 10 Ngr. 


Pfeiffer (EL), 
Monographia Heliceorum viventium. 


Sistens descriptiones systematicas et criti- 
cas omnium hujus familiae generum et 
specierum hodie cognitarum. 


Viertes, vder zweiten Bandes erjtes Heft. 
Gr, 8. Geb. Jedes Heft 1 Thle. 10 Nor. 


Die beiden legten Hefte des Werks werben ebenfalls noch im Laufe 
diefes Jahres geliefert werden. 


Thesaurus literaturae botanicae 


omnium gentium inde a rerum boltanicarum initüs 
ad nosira usque lempora, quindecim millia opera 


Curavit ©. A. Pritzel. 


recensens. 


Erfte bis vierte Sieferung. 


Gr. 4 Sede Lieferung auf feinftem Mafchinenpapier 2 Thir., 
auf Schreib: Belinpapier 8 Thlr. 


F. A. Brockhaus. 


1848. 
Dert W. 


Det Kongel. Danske Videnskah. Selsk. natur- 
vid. og math. Afhandlinger. 


Siebenter Theil, Mit 22 Tafeln, Kopenh. 1838, 4.* 


1) S.I—X. Verzeichniß der Gefhäftsführer und übrigen 
Mitglieder der Gefellfhaft. 
2) ©. 1-64. Ueber die bornholmifchen Kohlenbildungen ; von 
6. Forhhammer Dazu 4 Tafeln. 
3) &. 65-82. Der Vaagmär (Trachypterus Vogmarus), 
befchrieben von Joh. Reinhardt. Dazu 2 Tafeln. 

Das bier befchriebene und abgebildete Er. des Vaagmaͤr's 
iſt das vorläufig im Sten Theile dieſer Schriften, ©. XIX,, 
und im Sten Theile, S. CVII ff. erwähnte, 1828. bey den 
Saröern gefangene. — Es eriftitte noch feine brauchbare Ab: 
Bildung von diefem Fiſche, denn die beiden älteren Driginalz 
zeichnungen von ihm, nehmlidy die von Dlaffen (Reife igjens 
nem Island, Th. I. ©. 592. Taf. 43.) und von Brünnid 
(Ne Samling af det Kongel. Bid. Selſk. Str. Th. TI. 
©. 408. Taf. B. Fig. 1—3.) find nach unvollftändigen und 
trockenen Erempl. verfertige worden, und Bloch hat fie (Syst. 
Ichth. Tab. 101.) noch ſchlechter wiedergegeben. Faber giebt 
in feiner Naturgefh. d. Fiſche Islands, ©. 68. einige Bemer- 
ungen nach einem aͤußerſt mangelhaften Er. aus Island, wor 
über Hr. R. fich bier umſtaͤndlich ausfpricht. Ueber die Be— 
ſchreibung und Abbildung, welche Flemming im Mag. of 
Nat. Hist. Vol. IV. p. 215. fig. 34., und danah Yarrell 
in den British fishes, Vol. I. p. 191. geliefert hat, fpricht 
fih Sr. R. meitläufiger aus, als in der oben angeführten 
Stelle im 6ten Th. S. CVIL. 

Befhreibung: Der ftarf zufammengebrüdte oder ſchwerd⸗ 
foͤrmige Körper behält bis über die Hälfte feiner Länge, oder in 
diefem Er. vom Naden bis 11’ vor dem Schwanzende ber 
Mirbelfäule mit verhäftnigmäfig geringer Abweichung diefelbe 
Höhe, da am beiden Enden dieſer Strede die Höhe nur 4 
niedriger ift, als ungefähr in der Mitte deffelben, wo ſich die 
größte Höhe des Körpers befindet. Schon dadurch umterfcheis 
det er-fih von 2 Arten aus dem Mittelmeere, mit mehr als 
160 Strahlen in den Nüdenfloffen, zufolge der Höhenmaße, 
welche Valenciennes für diefe angiebt, nehmlich vom Trach. 
Falx und Tr. Iris. Ben diefen 2 Arten fällt die größte Hoͤhe 
in die Nähe des Nadens, wovon fie allmählich bis zur Schwanz 
floffe abnimmt. Tr. liopterus foll nad) ®. einen weit dünnern 
Schwanz haben, als der Vogmarus. 

Kopf und Körper find filberglängend; doch wird die glänzende 
Flaͤche vorm durch das ſchwarzgraue Profil des Kopfes und an 
den Seiten durch 2 dunkle, längliche, fehräge Flecken abge 
ſchnitten, während fie oben faft ihrer ganzen Länge nad durch 


= Bo. LIT. ift ausgezogen in der Iſis 18343. ©. 44.5; Bd. IT— VI. in 
der Iſis 1848. S. 93.5; Bd. VIII. in der Iſis 1849. ©, 732, 


is 1848. Heft 4. 


die hochrothe Rüdenfloffe und die auf dem Schwanzende ſich 
wie ein dreiediges Segel erhebende Schwanzfloffe begtaͤnzt wird. 
Der Silberglanz rührt von einer dünnen Schicht der Oberhaut 
her; Schuppen fehlen. Unter dem glänzenden Ueberzuge ift die 
Haut durch vertiefte Linien, welche ſich negformig Ereugen, in 
ſehr Eleine, flache, bald runde, bald edige Erhöhungen abgetheilt, 
Nah dem Bauchrande hinab, und befonders an beiden Seiten 
von deffen fcharfer Kante werden dieſelben zu papillenförmigen 
Marzen von bedeutender, aber Feinesmegs Enöcherner Feftigkeit. 
Sie nehmen an Größe hinter dem After ab und verfchwinden 
gegen das Schwanzende. 

Durch die Anzahl der dunklen Fleden an den Körperfeiten 
bekommt der V. Aehnlichkeit mit dem Tr. liopterus, welcher 
nah Valenciennes aud nur 2 hat. Sie ftehen aber beim 
DB. weiter nad) hinten, da der vordere am Anfange des zweiten 
Viertels der Totallaͤnge, der hintere dagegen etwa auf ber 
al der Laͤnge fteht, dazu auch beide näher beieinander beim 

r. liopt. : 

Das gezeihnete Er. hat eine Totallänge von 43" 6" von 
der Spike des eingezogenen und gefchloffenen Mundes an big 
zum Ende der Mirbelfäule gemeffen; bei vorgefchobenem Ober: 
Eiefer ifE dagegen die Länge 44” 7". Die größte Höhe des 
Körpers, welche hier bey 20" von der Mundfpige oder 4" vor 
dem After Statt findet, geht 54 mal, die Höhe in der Nadens 
gegend aber (etwa 6” vom Mundende), faft 7 mal auf die 
Totallänge; die letztere Höhe toird wiederum 30” von der 
Mundſpitze angetroffen. 2” weit von der letztern Stelle oder 
3% von vorm gemeffen, geht die Höhe 72 mal in die Total⸗ 
känge; aber von hieraus nimmt fie ſehr ſchnell ab, fo dag jie 
in einem Abftande von 36 faum -!, der Zotallänge und bey 
40° Abſtand nur etwas über „15 beträgt. Die größte Dice 
fälft in die Partie des Kopfes, an welche ſich der Kiemendedel 
beftet, und geht 4 mal auf die Höhe an diefer Stelle oder 5 mal 
in die größte Höhe; da hingegen, wo fich dieſe letztere befindet, 
ift die Dide nur 7%; derfelben. Sie nimmt bis zum fhmälern 
Theile des Schwanzes hin ab. Der Körper ift in der Region 
der Seitenlinie am dickſten und wird gegen dag Rüdens und 
Bauchprofil hin immer dünner, befonders gegen dag erftere fo 
dünn, wie die Klinge eines Tiſchmeſſers, wogegen ſowohl die 
aufrechten Dornen der Rüdenwirbel, als die zwiſchen ihnen 
fiegenden Stuͤtzknochen für die Strahlen der Nüdenfloffe in ih: 
ten Umriffen an der Oberfläche der dünnen Haut kenntlich 
werden. 

Der Kopf, von der Mundipige bis zum Hinterrande des 
Kiemendedels, geht 74 mal auf die Zotallinge, Er ift folglich) 
faft fo fang, als in der Nadengegend hoch. Sein unterer 
Rand bildet einen nach vorn auffteigenden Bogen, welcher in 
der Mundöffnung mit dem fich gerade nad) vorn und nur 
ſchwach fenfenden Stirmprofile zufammenftößt; dadurch wird der 
Unterkiefer bey gefchloffenem Munde far aufwärtäfteigend und 

16 


243 


wendet fi der Mund nady oben (Os superum). Sinft der 
Unterkiefer in horizontaler Stellung herab, fo ſchießt der Ober: 
Eiefer fehr hervor und wird dann etwas länger, als der Unter— 
kiefer. Das DVorfpringen des Oberkieferd beim Deffnen des 
Mundes ift auch bey diefer Art ſehr ſtark und beträgt faft 4 
der Kopflänge. Wir bemerken es als etwas Ungewöhnliches, 
daß das ganze blattförmige Dberkieferbein dem ſich vorſchieben⸗ 
den Zwiſchenkieferbeine folgt, da jenes hier nur an dem eben= 
falls blattförmigen perpendieulären Stüde und der horizontalen 
ſtielformigen Stirnverlängerung deffelben und nicht an dem 
Pflugfharbeine und dem mit dieſem articulivenden Vorderende 
der Gaumenbeine befeftigt ift, mie dies fonft ‚bey den meilten 
Fiſchen, felbft denen mit vorfchiebbarem Munde, Statt findet, 
wogegen das Dberfieferbein bey dieſen, wenn der Mund ſich 
vorfchiebt, an den genannten Knochen befeſtigt bleibt und der 
Verlaͤngerung nur folgt, indem es ſich um ſeinen Befeſtigungs⸗ 
punct dreht und die Richtung ſeines freyen Endes verändert, 
welches dadurch vorwaͤrts gezogen wird. 

Die Geſtalt der Kiefer, Form und Stellung der Kiemen- 
deckelknochen, die ftrahlenförmig auslaufenden Buchen und Gru= 
ben auf diefen Knochen, auf den Kieferbeinen und dem Stirn— 
beine flimmen im ganzen fo mit der ausführlihen Beſchreibung 
überein, welche Walenciennes von dieſen Theilen bey Tr. 
Falx giebt, daß wir auch rüdfihtlih des Vaagmaͤrs auf fie 
vermweifen koͤnnen. 

Das Zabnverhalten fcheint bey unſrer Art einige Abweichun— 
gen von dem, welches in ber Abbildung fowohl des Tr. Iris 
(Hist. nat. d. poiss., Vol. X. Tab. 297.), als des Tr. Spi- 
nolae (daſ. T. 296.) dargeftellt wird, in welchen die Zähne im 
Ober- und Unterkiefer faft aufrecht. ftehen, und obgleid) der 
Mund mehr als halb gefchloffen ift, fichtbar werben. Bey der 
Beſchreibung der Zähne des Tr. Falx wird die Stellung nicht 
erwähnt. Beim Vaagmär find die Zähne in den Kiefern ſpitz 
dinn=Eeilförmig, faft liegend, mit den Spitzen gegen den Schlund 
gekehrt. Im Zwifchenkiefer figen nur 4 Zähne etwas einwaͤrts 
vom Rande, 2 in jedem Knochen; die inneren find doppelt fo 
groß, wie die äußeren, doc nur wenig über 2'" Lang. ‚Im 
Unterkiefer ſtehen die Zähne dem, äußern Rand etwas näher 
und ganz an der Spitze deffelben, an der einen Seite ihrer. 4, 
an ber andern 3, und find von ungleicher Größe. 

Am vordern Ende des Pflugfcharbeins fteht Lothrecht in ber 
Mittellinie ein einziger, faft 3" Langer fpigiger Zahn. Uebri— 
gens fühlt man feine ftarken Nauhheiten, weder hinter dem 
Zahne, noch auf den Gaumenbeinen; auf den legteren foll es der 
Salt feyn bey Tr. Falx nah Valenciennes. 

Die oberen Schlundfnochen find mit fpisigen, etwas gebo— 
genen, 1‘ langen Zähnen befegt. Die unteren fcheinen ganz 
zu fehlen. 

Die fehr großen Augen ſitzen in einer Ereisrunden-Orbita und 
nahe am Stirnprofile. Vom unten Augenrandknochen (O. 
infraorbitale Cuv.) giebt ed nur ein vom Naſenbein herabs 
hängendes Rudiment. Der Längsburchmeffer der Orbita geht 
34 mal auf die Kopflänge und 2% mal auf die Höhenlinie, 
welche durch den ſenkrechten Durchmeſſer des Auges gezogen 
wird, deffen Mitte ein wenig mehr als die halbe Kopflänge 
von der Spike des gefchloffenen Mundes entfernt ift. Die 
Iris ift filbermweiß, ihre Breite etwas größer, als der Durch⸗ 
meffer der Pupille. 

Die ſehr Eleinen Nafenlöcher führen in enge Nafenhöhlen; 
fie liegen über dem vordern und oberen Theile des Augen- 


244 


höhlenranbes. 
ift nur eine Eleine Spalte, dag zweite, oval, liegt ein wenig höher. 

Die Zunge ift vorn etwas breiter, mit zugerundetem Rande, 
oben concav; unten flach Eielformig. 
nach frey und kann mit Leichtigkeit lothrecht geftellt werden, als 
ob fie im Stande feyn Eönnte, Eleine Stüde gegen den Schlund 
bin zu werfen. Die Kiemen, in der gewöhnlichen Anzahl, find 
Elein, die Bögen kurz und die Kaͤmme nicht fo breit, wie bie 
Bögen nebft den auf ihrem Mundhöhlenrande fißenden Eurzen 
und diden Strahlen. Diefe fißen in 2 Reihen, die längften 
in der Aufßern. Die Neihen nehmen an Höhe von der innern 
nach der Aufern Kieme.ab. Die Spike diefe Strahten ift mit 
4—5 fehr feinen, ftechenden Stacheln befett. 

Die jederfeits die 6 Strahlen der Kiemenhaut tragenden Kno— 
chen (Cornua ossis hyoidei) find ſchwerdfoͤrmig zufammenge= 
drüdet und fehr breit an dem fich an das Zungenbein heftenden 
Ende, welches über: jenes zwifchenliegende. Bein hervorragt und 
einen fcharfen, vorfpeingenden, kurzen Kiel bildet. 

Die Seitenlinie beginnt im Naden, fteigt zuerſt faft lothrecht 
gerade über die Mitte der Orbita nieder, worauf fie eine Strede 
weit fchief nach hinten und unten läuft, bis fie hinter den Bruft- 
floffen einen Abftand vom Bauchprofile erreicht hat, welcher 
etwas Eürzer ift, al8 der vom Rüdenprofile, an derfelben Stelle 
gemeffen, von welcher fie nun in ‚gerader Linie ihren Lauf bis 
zum Ende des Schwanzes -fortfeßt, auf deſſen fhmalem Theile 
fie nahe dem untern Rande zu liegen fommt, Sie ift ihrer 
ganzen Ränge nach mit Eleinen, länglichen Knochenſchildern be— 
det, in deren Mitte ſich ein furzer, mit der Spike vorwärts 
gerichteter Stachel erhebt. Die Schilder nehmen fammt ihren 


Staheln an Größe bis zum dünnen Theile des Schwanzes zu 


und von da wieder bis zum Ende der Linie; doch if der letzte 
Schild bedeutend größer, als die in der Mitte der Seitenlaͤnge. 
Die Schildreihe feßt fich über den am aͤußern Schwanzrande 
ftehenden zwentheiligen Eurzen Stachel fort, fo daß die legten 
Schilder theils Über, theils hinter ihm liegen. Nah Valen— 
cienne’s Befchreibung der Seitenlinie bey Trach. Iris (Hist. 
d. p. Vol. X. p. 339.) würde der zwentheilige Stachel, deſſen 
Baſis ſich fattelformig erweitert, der legte Schild in ber Seis 
tenlänge feyn. 

Die Eurzen Bruftfloffen fisen näher am Bauchrande, als an 
der Seitenlänge und faſt gerade nach außen der Spige bes 
Kiemendedeld. Die Verlängerung ihrer Anfaglinie wuͤrde 
fhräg über die Iris nach unten von der Wupille laufen. In 
der rechten Floſſe zahlt man 11, in der Linken nur 10 Strahlen. 

Die Bauchfloſſen eriftiren nur noch in ſehr kurzen Stumpfen 
der Strahlen; diefe fisen dicht am Bauchrande nach einer Richz 
tung, mit ihm faft gleichlaufend und hinter den Beufifl. Die 
Strahlenzahl ift 6. 

Don der vordern Rüdenfloffe oder Nadenfloffe find ebenfalls 
nur noch die unterften Stumpfen der Strahlen, 5 an ber Zahl, 
übrig, der vorderfte etwas dicker als die übrigen, figt 5" 81% 
von der Spiße des, gefchloffenen Mundes entfernt. Der Zwi⸗ 
ſchenraum zwifchen diefer und bee. zweiten Ruͤckenfloſſe beträgt 
die doppelte Entfernung zweyer Strahlen von einander. 

Die zmeite oder lange Rüdenfloffe hat 172 Strahlen, von 
denen der 1fte 6‘ 1" von der Mundfpige entfernt fteht, der 
legte 4” vom Ende der Wirbelfäule. Sie fängt ſehr niedrig an, 
nimmt langfam an Höhe zu, bis fie etwa am Anfange bes 
legten Viertels der Zotallänge ihre größte Höhe erreicht, welche 
bey diefem Individuum 3” 11" oder etwa bie halbe größte 


Sie ift ihrer ganzen Länge 


Das größere liegt dicht an dem Nande, und , 


245 


Höhe des Körpers beträgt,’ von wo fie wieder, aber ftärker bis 
zum legten Strahle abnimmt, welcher etwas länger ift als ber 
erfte. Die folgende Tabelle zeigt die Zu- und Abnahme der 
Str. an Länge: 


Strahlen: After. 18tee 71ſter 1O5ter 120fter 150fter 
Länge: Fl 9 gt z 10’ 3“ 11 zu 10“ Yu yu 
172fter 


g. Tr 

Alte Strahlen find dünne, biegfame Stacheln, ohne bie ges 
ringfte Spur von Querftreifen. An ihrem Articulationgende 
erweitern fie ſich in einen fattelförmigen Schild, auf deffen Mitte 
fi ein Eurzer, gebogener Dorn befindet, wodurch eine Reihe 

kleiner ſcharfer Rauhheiten längs der Wurzel der ganzen Floſſe 
entſteht. Die Strahlen ſind fuͤr das Gefuͤhl und durch die 
Lupe betrachtet, ganz glatt; Valenciennes dagegen fand fie 
an feinem Er. ein wenig fcharf. 

Als eine vom After weit nach hinten geruͤckte vubimentäre 
Afterfloffe Eönnte der gegen das Ende des Schwanzes hin ſte— 
hende Eurze, zufammengedrüdte und zweytheilige Dorn betrachtet 
werden, deffen längere Spige fih nad vorn, tie die andere 
und fürzere fih nach hinten gegen die Schtwanzfloffe wendet. 
Daß derfelbe beim DB. nicht für ein der Schildreihe der Sei— 
tenlinie angehörendes Glied angefehen werden kann, iſt oben 
bargethan worden. Unmittelbar hinter dieſem breiten Dorne 
ſteht ein anderer, dünner und beweglicher. Als Fortfegung dies 
fer rudimentären Afterfloffe Eönnten wir die unterhalb der 
Schwanzfloſſe ftehenden 4 feinen Strahlen betrachten, welche wir 
fonft als das Supplement der _entwidelten, aufrechtftehenden hal⸗ 
ben Schwanzfloffe betrachten müßten; daß aber diefe letztere Deu— 
tung nicht die richtige fey, zeigt die Inſertion der Strahlen, 
welche auf dem vorlegten Schwanzmwirbel und dem untern Rande 
des folgenden Statt hat. 

Die Schwanzfloffe, welche mehr oder meniger aufrecht gehal— 
ten wird, hat 8 Strahlen, von denen der Auferfte jederfeits der 
längfte ift und fich zu einem der 2 mittelften, welche die Für 
jeften find, wie 4:3 verhält. Die mittelften fühlen ſich ſcharf 
an; bie Außeren thun es meniger, durch die Lupe betrachtet zei- 
| gen fich die erfteren mit vielen fehr Eleinen, die letzten mit weit 
wenigeren Dornen befest. 

Beim Deffnen der Bauchhöhle fanden ſich die Leber, die 
Milz und die Mihfäde, für welhe ich nehmlich 2 ſtrangfoͤr— 
mige Körper halte, welche fich zu beiden Seiten vom hintern 
Ende der Bauchhoͤhle bis zum Magen erftredien, theils vermwe: 
fet, theils fo verändert, daß ihre Geftalt nicht zu erfennen war; 
nur der Verdauungscanal war noch in dem Zuftande, daß er 
ſich unterfuchen ließ. Der Raum der Bauchhöhle nimmt gegen 
ihren Boden zu bedeutend ab, indem befonders die Kante des 
Bauchs allmählich höher wird. Der Maftdarm tritt daher aus 
dem Boden der Bauchhoͤhle als eine kurze und fehr enge Röhre 
lothrecht in den After hinab. 

Der Magen fowohl ald der Darmcanal waren leer; nur in 
dem mit Blindröhren verfehenen Theile des Dünndarms (dem 

Zmwölffingerdarme) fand fih eine fpärliche, gelbgraue, dide 
u vermuthlich urfprünglich der Inhalt der Blind» 
roͤhren. 

Die von Val. gegebene Beſchreibung des Verdauungscanals 
vom Tr. liopterus paßt im ganzen auch auf den des V.; doch 
finden einige ſpecielle Verſchiedenheiten Statt. 

Der ganze Canal iſt durch 2 Klappen in 3 Hauptpartien 
abgetheilt; der Magen nehmlich wird vom Dünndarme durch 


... 


246 


den in den Zwoͤlffingerdarm Eegelförmig eintretenden untern 
Magenmund abgefchloffen, der Dünndarm wieder vom Did- 
darm durch eine von der inneren Wand meit in die Darmhöhle 
hineinragende dünne Hautfalte. (Val. erwähnt ber legtern 
Klappen in der Befchreibung des Tr. liopt. niht. Die erfire 
muß bey diefem eine andere Form als beim DB. haben.) 

Der Magen hat in feinem leeren und deßhalb zufammenge: 
zogenen Zuftande die Form eines darmartigen, 12” langen Ke— 
gels, deffen Durdymeffer an der Bafis oder gleich hinter: dem 
Schlunde 9", in der Mitte 7“ und endlich 1“ weit vor ber 
Spite des Kegels oder dem Boden des Magens nur 8“ bes 
trägt. Etwa 24" wor der Spitze des Kegeld geht die Pars 
pylorica ventriculi als ein £urzer Gylinder von 93°’ Länge 
und 6" Durchmeſſer unter einem fpigigen vordern Winkel vom 
Magen aus. (Diefe Partie liegt ungefähr am Anfange des 
legten Fünftels der Zotallänge, des Magens, alfo näher am 
Magengrunde oder an der Spige des Kegels, als bey Tr. liopt., 
bey welchem er ſich im letzten Drittel der Magenlänge nad) 
Bal. befindet.) Die Muffelhaut ift im erften Viertel des 
Magens dick, heilbraunroth, und. befonders ſtark ausgebildet if 
die aͤußere oder ringformige Schicht. Allmaͤhlich wird die Mus- 
kelhaut und mit ihr die Magenwand dünner. Auf der innern 
Magenfläche erheben ſich 6 Längsfalten, welhe vom Schlunde 
nah dem Grunde gerade hinablaufen, ſich aber ausglätten, bes 
vor fie den legtern ganz erreichen. Der untere Magenmund 
felbft vage als ein 24 langer, an der Baſis 14 breiter, am 


-feiner Spige mit enger Deffnung verfehener Kegel in den Zwölfs 


fingerdarm hinein; diefer hat bey feinem Anfange eine ein wer 
nig größere Weite in der Pförtnerpartie. ... 

Das erfte nach vorn gegen das: Bwerchfell laufende Stuͤck 
des Dünndarm, etwa 7“ lang, hat zwar innmwendig eine ges 
ringere Weite, als der Magen; aber durch die vielfältigen, im 
Duͤrchſchnitte 7° langen Blindröhten (appendices pyloricae), 
mit denen er in feinem ganzen Umfange dicht befest iſt, be— 
kommt es, von außen angefehen, einen. größern Durchmeffer, 
ald der Magen. Diefe Blindröhren find durch loderes Zell: 
gewebe verbunden, und die Bauchhaut (Peritonaeum) überzieht 
das Ganze zu einer ebenen und glatten Oberfläche. Am An: 
fang und Ende des Darmftüds find fie etwas kürzer und fißen, 
wie gefagt, an deſſen ganzer Oberfläche dicht gedrängt; doch find fie 
nach Zentgegengefegten Längslinien gleihfam nach 2 Seiten geftri- 
hen, fo wieman Haare von einander fcheidet, indem man fie längs eis 
ner Linie nach 2 Seiten kaͤmmt. Die Blinddärme erhalten dadurd) 
das Anfehen, als wären fie zweyreihig (distichi), und fo möchte 
man nah Val. glauben, daß fie wirklich dey Tr. liopt. wä- 
ven; aber bey unfree Art iſt diefe Stellung nur fcheinbar, denn 
man fieht die Deffnungen an der innern Darmflaͤche allenthal- 
ben gleich dicht vertheilt ftehen, auf diefelbe Weiſe, auf welche 
fi) die feinen Deffnungen in dem mit unzähligen Blindroͤhr— 
chen verfehenen zweiten Mugen vieler Inſecten zeigen; nur 
einer einzigen fhmalen Linie entlang find fie, weniger zahlreich. 

Der Darm geht nady dem-Aufhören der Blindröhren noch 
8. weiter nach vorn, macht dann eine Biegung und läuft 
zwifchen Magen und Zmölffingerbarm, aber mit dem legten 
berwachſen, zuruͤck, bis er die Pförtnerpartie erreiht bat, an 
welcher Stelle der Dünndarm mit der erwähnten zweiten Klappe 
aufhört. Dieſer Theil hat fehr dünne Wände und eine ges 
ringere Meite, ald das vorangehende Stüd; feine innere Fläche 
zeigt fih dem bloßen Auge völlig glatt. Jene Elappenförmige 
Falte liegt fo, daß fie den Durchgang verfperrt, wenn ber Darm⸗ 


247 


innhalt nach vorn druͤckt; auch läßt fich durch eine hinter bies 
fer Klappe gemachte Deffnung ſchwer Luft einblafen. Das auf 
die Klappe folgende Stüd, 11 lang, kann als Diddarm be: 
frachtet werden; es ift anfangs weiter als die zweite Partie 
des Dünndarms und hat eben fo dünne Wände; aber auf feis 
ner innern Fläche fieht man ein unregelmäßiges Net von niedrigen 
alten. 
= S. 83-196. Ichthyologiſche Veyträge zur geönländifchen 
Fauna; von Demfelben, 
Einleitung, enthaltend Zufige und Veränderungen zu dem 
Fabrieius’fhen Verzeihniffe geönländifcher Wirbelthiere. 
Es find jest mehr ald 50 Jahre verfloffen, ſeitdem das Fab— 
rictus Fauna groenlandica gedruckt erſchien. In dieſem hin— 
laͤnglich bekannten Werke hat der berühmte Vf. alle die Thier— 
arten fyſtematiſch zu beſtimmen und zu benennen geſucht, welche 
er Gelegenheit hatte zu fehen, oder von denen er fih während 
der 6 Sahre (von 1768—74.) feines Aufenthalts in Grönland 
Kunde verfhaffen konnte. Die eigenthümliche Lage des Landes, 
der große Mangel an zuverläffigen Nachrichten von beffen ver⸗ 
ſchiedenen Thierarten, die Beruͤckſichtigung des ganzen Xhier: 
reiche, und die vielen gründlihen Beſchreibungen theild neuer 
Arten, welche das Buch) enthält, mußten dem Werke die ver— 
diente Anerkennung der damaligen europäifchen Zoologen ver: 
heißen, welche ihm auch in hohem Grade zu Theil ward, Sieht 
man auf die Umftände, unter denen die Fin. gr. ausgearbeitet 
wurde, auf den Zuftand, in welchem ficjder befchreibende Theil 
der Zoologie damals fich felbft Überlaffen und ohne Leitung ber 
vergleichenden Anatomie befand, und auf die Vorbereitung in 
der Wiffenfhaft, welche der nach Grönland gehende Miffionär 
ſich hatte verfchaffen fünnen; fo wird man Anlaß zu dem 
Wunſche befommen, daß der Vf. in einer fpäteren Periode fei: 
nes naturgefhichtlihen Studiums Gelegenheit gehabt hätte, 
eine auf neue und unmittelbare Vergleihungen begründete Um: 
arbeitung feines Werkes vorzunehmen ; vermuthlich aber ift bie 
Schwierigkeit, die zu einer folchen Reviſion nothwendigen Thier⸗ 
arten in Grönland eingeſammelt zu erhalten, das größte Hinz 
derniß eines ſolchen Vornehmens gewefen. Sn feiner langen 
und der Naturgefchichte oft zugerandten Thaͤtigkeit fuchte F. 
indeffen in mehreren Abhandlungen, theil$ in den Schriften der 
K. Geſellſchaft der Wiffenfhaften, theil in denen der Öefellz 
ſchaft der Naturgefhichte die von ihm in der Fn. gr. gegebe: 
nen Nachrichten ber die in diefelbe aufgenommenen Thierarten 
zu berichtigen, zu vervollfländigen und zu vermehren. 
Grönland ift vermöge feiner großen Ausdehnung faft als ein 
Feſtland zu betrachten und follte demnach in feiner Fauna eine 
größere Eigenthuͤmlichkeit zeigen, als Inſeln zu zeigen pflegen. 
Es bildet mittel® feiner Lage zwifchen Island und Spigbergen 
auf der einen, und der Kabradorküfte nebft den Ländern nörd- 
lich von der Hudfonsbucht auf der andern Seite fo zu fagen 
einen Uebergang von Europa nad Amerika. Cs bietet deshalb 
einen vorzuͤglichen Vergleihungspunet bey den Unterfuchungen 
über die Werfchiedenheit dev FBormenvertheilung nad) der geo— 
graphifchen Länge in der nördlichen Polarzone dar, Hal— 
ten wir ung nun bey diefer DVergleihung an die ſyſtema— 
tifchen VBenennungen in F.'s Fn. gr., wobey mir uns bloß 
auf die Betrachtung der MWirbelthierreihe beſchraͤnken wollen; 
fo foßen wir nur auf fehr wenige Namen, welche und nicht 
an die Fauna der europäifchen polaren und zunächft angräns 
zenden Zone erinnerten; fomit laffen fie den europäifchen Cha: 
tacter jener hervortreten. 


— —— 
— —r ⸗ 


248 


A. Saͤugthiere. 


Hier erinnert ein Stuͤck von der Hirnſchale eines Moſchus⸗ 
ochfen, welcher auf einer Eisfcholle in dag grönländifche Küften- 
meer hineingetrieben mar und Anleitung gab, den Bos grun- 
niens (moschafus) in bie grönländifhe Sauna aufzunehmen, 
uns an die gegenüberliegenden Küftenftreden und Inſeln des 
borealen Amerika’s, wo fich diefe große Ochſenart im Sommer 
findet. Selbft auf der Meivilleinfel findet fie fih im Früh: 
jahre ein. Von Waſſerſaͤugthieren treffen wir zwar eine für 
die europäifhe Sauna damals noch unbekannte Art, den Unar: 
na£ (Monodon spurius) an, welche ader fpäter auch im eu: 
ropaͤiſchen Nordmeer angetroffen worden ift. Die übrigen frem- 
den Namen, ald Ursus luscus und Phoca ursina gründen 
fih auf Berichte von Inngeborenen, wobey zu bemerken ift, daß 
Ursus luscus doc bdaffelbe Thier als Mustela Gulo feyn 
würde, wenn fih F.'s fpftematifher Name für Amarok auf 
die Beſchreibung eines Grönländers gründete, welches nicht 
glaublih ift. Es ift nicht unmwahrfcheinlih, daß Amarok der 
nordamerifanifhe Wolf fen, melcher nach neueren Vergleichun— 
gen vom europaͤiſchen verfchieden if. Dieß Thier traf Roß 
auf der Metvilleinfel an, und die Streifereien der hungrigen 
Woͤlfe erſtrecken fih oft weit, fo daß es fich wohl denken läßt, 
daß einige einzelne zufällig aud ad und an nad) Grönland 
fommen Eönnen, wo fie ebenfalls Nennthiere antreffen, deren 
fonderbare Züge in diefen Gegenden ihren Verhaͤltniſſen nach 
noch nicht gehörig aufgeklärt worden find. Die Veränderungen, 
welhe F.'s Säugthierverzeichniß durdy neuere Vergleichungen 
und Gntdedungen erhalten bat, find nicht bedeutend, Der 
Hafe ift von einigen Naturhiftorifern als eine neue Art er- 
kannt worden, welche verfchieden von dem hauptfächlich im nörd- 
lihen Europa vorfommenden Hafen ift, der im Winter weiß 
wird (Lepus variabilis), und den Namen Lepus glacialis 
befommen hat; Andere aber finden Eeinen hinreichenden Grund 
zu einer folhen Unterfheidung beider. Scoresby hat auf 
der DOftküfte von Grönland, zwifhen 71 und 720 N. Br. 
eine Nagerart entdeckt, welhe Dr. Traill Mus (Hypudaeus) 
groenlandicus benannt hat. Diefe beiden Arten Eommen auc) 
auf der Dftküfte der nordlid von der Hudſonsbay liegenden 
Linder und Inſeln vor. Die geönländifchen Seehundsarten 
haben feit deren naturgefchichtlihen VBearbeitung von $. Eeinen 
Zuwachs erhalten. Indeſſen finden fich im Eöniglihen Mufeum 
2 ausgeftopfte Seehunde, welche eine genauere Unterfuhung 
verdienen, als die Zeit für jest erlaubt. Der eine ift zu 
feiner Zeit aus Godthaab vom Kapt. Holboll als eine Va— 
rietät dev Phoca hispida eingefandt worden; er iſt von einer 
fhwarzbraunen Farbe mit Eleinen unregelmäßigen und zerfireus 
ten Flecken und vom Haarwuchſe jener Art, Den andern hat 
der Kaufmann Fleifcher in Omenak gefhidt. Er ift gelb- 
lihweiß, ohne Fleden und hat einen reinen, glänzenden und 
glatten Haarwuchs. Endlich war 3. das Vorkommen des 
Grindehval's an den grönländifchen Küften unbekannt; das na= 
turgefchichtlichtlihe Mufeum hat mehrere Schädel von. diefer 
Urt aus verichiedenen Handelsftädten erhalten. 


B. Vögel. 


Bey den groͤnlaͤnd. Landvoͤgeln fommen ein paar fyftematifche 
Benennungen vor, welche ung an die meftlich Tiegenden Länder 
erinnern; aber diefe beiden amerifanifchen Arten find nach Ber 
f&hreibungen von Grönländern aufgenommen worden. Mas die 


249 


eine betrifft, fo ift feit 50 Sahren Fein Vogel aus Grönland 
befannt geworben, welcher fih uns als Parus bicolor darbie— 
ten Eonnte. In Hinfiht auf Strix Asio finden wir in den 
neueren Entdedungen Grund anzunehmen, daß F. fih in der 
Erklärung eines: beftimmten Ausdruds in der mündlichen Br: 
ſchreibung der Grönlander von diefer Eule geirrt habe. Es ift 
die Angabe der großen Ohren, welche die fpftematifche Beftim- 
mung in der Fn. gr. veranlaßt hat: F. hat nehmlich jene Uns 
gabe auf die verlängerten Federn der Stirn gedeutet, der Groͤn⸗ 
länder aber hat ohne Zweifel unter feinem Ausdrude die wirk— 
lihen Ohrklappen verftanden, welche bey einigen Eulenarten eine 
ausgezeichnete Größe befigen, wie es in der That. bey Strix 
brachyotus der Fall ift, auf deren Ohrklappen die Worte, au- 
rieulis margine ciliatis, in F.'s Bemerkung vortrefflich paffen 
und zur Beftätigung meiner Meynung dienen. Str. brachyo- 
tus ift mir vor vielen Jahren vom damaligen Golonievermwalter 
Monrad in Julianehaab zugefandt worden. Das Eremplar 
mar -in der Bucht Tunnudliorbik, gerade da, wo nah F. ſich 
Strix Asio finden follte, gefchoffen worden. Ein anderes Er. 
ebenfalls aus dem Diſtricte von Julianehaab habe ich vor ein 
paar Sahren erhalten. Da Str. brach, ein Europa und Nord: 
amerika gemeinfchaftlicher Vogel ift, ich auch Er. von ihr von 
den Färdern erhalten habe, auf welchen fie, ſchriftlichen Nach— 
richten zufolge, vegelmäßig jeden Frühling, wenn gleich in ſehr 
geringer Anzahl ankommen foll; fo wird es hoͤchſt wahrſchein— 
ih, daß fie auch auf Island vorfomme, und daß die unbe: 
Eannte Eulenart, welche Dlaffen Taf. 46. abgebildet hat, 
und die verfchieden benannt worden iſt, ebenfalls Str. brach. 
fey. Wiefern nun die große Aehnlichkeit zwifchen den nord: 
europäifchen DVerzeichniffen von Landvögeln und dem in der F. 
gr. gelieferten von eigenthümlichen europäifchen Arten, oder von 
ber Menge arftifcher Arten herrühre, welche alfo der ganzen 
arktifhen Zone gemeinfchaftlih find und folglich der grönländis 
fhen Sauna feinen. eignen Charakter mittheilen koͤnnen, oder 
von Unrichtigkeit im Namengeben in der Fn. gr., ift hier 
nicht der Ort zu unterfuchen.* Die fiherften Führer bey dies 
fen Unterfuchumgen werden die Vögelarten feyn, welche fich nur 
in der Brütperiode nach der arftifhen Zone begeben, den Win: 
ter aber in der Nähe der tropifchen Zone oder. in dieſer felbft 
zubringen. Von ſolchen Voͤgeln beſitzt Groͤnland nur eine ein— 
zige, ganz europaͤiſche Art, nehmlich Saxicola Oenanthe. Da 
dieſe den verſchiedenen americaniſchen Faunen durchaus fehlt, 
die Gattung Saxicola ſelbſt nur einen ſich ihr naͤhernden Re— 
praͤſentanten in Saxicola Sialis hat **; fo muß dieſe Art nad) 
Grönland, und von da wieder zurüd nah dem Süden über 
Europa ziehen, welches ebenfo der Fall mit Numenius Phaeo- 
pus ſeyn muß, welcher in Grönland regelmäßig, aber in fehr 
geringer Anzahl, vorzufommen fcheint. 

Die MWaffervögel, welche die größte Anzahl der grönländifchen 


*Eine bis auf die geringften Maaß- und Farbennuanzen ſich er 
ſtreckende Bergleichung grönlandijcher und europäifcher Individuen hat 
war in den neueren Zeiten in den grönländifchen Adlern, Falken, Wald: 
hühnern, Naubmösen, ivervögelu, Cistauchern u. f. w. cigne Arten 
erblicken laſſen wollen, welche von den europäijchen Arten, deren ſyſte— 
matifche Namen fte bisher geführt haben, verfchieden feyenz; es feheint 
aber als ob die angegebene verfchiedene Localität großen Einfluß auf 
diefe Verfchiedenheiten ausgeübt habe. 

*Selbſt als Gattungsform it diefe Art fo verfchieden von der eu— 
ropäifchen Saricola = Gattung, daß neuere Syſtematiker eine eigene 
Gattung aus ihr bilden. 

Sfig 1848, Heft 4. 


250 


Vögel ausmachen, find in Europa vorzugsweiſe Polarvoöͤgel, 
feyen diefe nun Standvögel, oder halten fie ſich dort nur in 
der Brüteperiode auf, und die iſt die Urfache, aus welcher fie 
großentheils der alten und neuen Welt gemeinfchaftlich werden; 
wir treffen denn aud) in F.'s Verzeichniffe Feine einzige Art 
an, welche wir auch nicht aus den europäifchen Faunen 
fannten. 

Die Vermehrungen, welche das Verzeichniß der grönländifchen 
Voͤgelarten, befonders in den Testen 8 Jahren erhalten hat, 
find fehr bedeutend, und da fie zum Theile den Character diefer 
Fauna verändern; fo ſcheint es paffend zu fenn, eine Weberficht 
von ihnen in diefer Einleitung zu geben, welcher dazu beſtimmt 
ift, das Uebergewicht eigenthüimlichee oder americanifcher Mir 
beithiere Über die außfchließlich 'europäifchen in Grönland zu ge: 
ben. Diefen Zuwachs verdanken wir befonders dem Gapitän: 
lieutenant Holböll, dem um die naturgefchichtliche Unterſu⸗ 
chung Groͤnlands verdienten Reiſenden Vahl und verſchiedenen 
Anderen, welche Sendungen von Naturalien an das koͤnigliche 
Muſeum gemacht haben. 

Um die geographiſche Ueberſicht der Vertheilung deſto dent— 
licher hervortreten zu laſſen, wollen wir dieſe neu hinzugekom⸗ 
menen Voͤgelarten unter den folgenden Rubriken auffuͤhren. 


J. Zuwachs an Vögelarten, welche Europa und Nordamerika 
gemeinſchaftlich ſind. 


1) Falco peregrinus. Ich habe nur 2 Individuen aus 
Gröntand gefehen. Diefe Art Hält fih nah Rich ard ſon im 
Sommer um die Hudſonsbucht und an den Küften des arkti— 
[hen Meeres auf. Parry bradte mehrere Erempl. von der 
Melvilleinfel mit. 

2) Strix brachyotus findet fih in Nordamerika fehr häufig 
in den Pelzländern. zur, Sommerzeit. Richardſon traf fie 
zum 679 N. Br. an. Am Fort Franklin wurde ein Meib: 
- am 20, May gefhoffen; es hatte große Dotter im Eyer: 

ode. * 

3) Anthus aquatieus. Charles Bonaparte fomohl **, 
als Rihardfon** machen Alauda rufa Wilsonii zu ber: 
felben Urt, wie den europäifhen Anthus 'aquaticus. Das 


*) Temmind erzählt im 1ſten Supplemente zum Manuel d’orni- 
thologie p. 44. er habe 2 Cremplare der Strix lapponica, welche in 
Groͤnland gefödtet worden, erhalten, Wir haben unter den zahlreichen 
Individuen der Strix nivea, welche binnen 16 Jahren aus allen grön= 
ländifchen Difteicten an das Mufeum eingefandt worden find, nie dieſe 
Eule dorther erhalten. Die Angabe des Weges, auf welchem die zweh 
Sndividuen gebracht, und am welcher Stelle in Grönland fie erlegt wor- 
den feyen, würde diefe neue Localität gegen den Zweifel gefichert haben, 
welcher leicht dadurch entftchen wird, daß die Benennung ‚‚Orönlande- 
fahrer’ auf alle die Schiffe angewendet wird, die in den Elbegegenden 
und in Dänemark zum Seehund-, Wallroß- und Wallffchfange, nach 
Oſten ſowohl, als nad Weſten von Grönland ausgerüſtet werden, von 
denen nur eine febr geringe Anzahl mit dem Sande ſelbſt communicirt. 
Inzwiſchen Liegt in ven Flimatifchen, Verhältniffen Fein. Widerſpruch, 
da nad) Rihardfon Strix einerea, welche mit Str. lapponica 
fynonym ſeyn foll, in Nordamerica big zum 68° N, Br. Hinaufgeht, 
dagegen Str. nivea noch unter 759 angetroffen wird, Mit dem meit 
nördlichen Vorfommen diefer Tegtern Art läßt ſich auch ihr zahlreiches 
Vorkommen in Grönland, leicht vereinigen, 

”? Annals of the Lyceum of- Nat. Hist. of New-York, Vol. Il. 
p- 90., wo er ihn Anthus Spinoleita nennt, 
*"% Fauna horeali-americana, Vol, II. p. 231. Tab. 44. 


10* 


251 


Mufeum hat mehrere Eremplare von verfchiedenen Drten her 
zwifchen Sulianehaab und Holfteinborg von einer Anthus-Art 
empfangen, welche mit dee Wilfon’fchen übereinftimmt, deren 
Schnabel aber etwas dünner und deren Hinterzehenklaue ein 
wenig mehr gebogen ift, als bey Anthus aquaticus. Auch in 
der Größe, aber befonders in der Farbennuance ift die Der: 
ſchiedenheit zwifchen den europäifchen und den grönländifchen 
Individuen merklih. Es wurden 2 Individuen, Männchen 
und Meibchen, von Wahl am Bord des Schiffes am 13. 
April 1828. unter 599 44 N. Br. und 20 9’ W. von Gr. 
gefangen. 

4) Alauda alpestris, von welcher Capt. Holböll ein Er. 
bey Godthaab angetroffen hatte, welches fich jest in ber euro— 
päifchen Sammlung des k. Mufeums befindet, Es mar ein 
altes Männchen in vollfommener Sommertracht, wie man aus 
der größern Sntenfität der gelben Farbe und daraus erfieht, 
daß die matter gefärbten Federfpigen auf dem Kopfe ſchon ab— 
genußt find. Aus diefer einen Erfahrung läßt ſich kein Schluß 
auf das Vorkommen diefer Art in Grönland machen ; befannt- 
lic) ift fie des Sommers in Nordamerica ein fehr häufiger Po= 
larvogel, während fie den Winter in den Zmwifchenftaaten und 
den füdlichen Staaten zubringt. Sie kommt eben fo häufig in 
Afien vor, mo fie ein Wintervogel im füdlichen Siberien ift; 
nur wenige Eommen nad) dem füböftlihen Europa. Das Mu: 
feum befist ein Individuen, welches in der Nähe von Dresden 
gefhoffen worden ift. 

5) Loxia leucoptera fcheint von der Natur nicht beflimmt 
zu fen, in dem von Nabelhölzern entblößten Grönland ihre 
Nahrung zu finden, und nur ein Zufall ann das im Mufeum 
von daher befindliche Eremplate in fo ungünftige Naturverhaͤlt— 
niffe gebracht haben. Das wie eine Mumie eingetrodnete Er. 
ift von einem Grönländer vom öftlidhen Lande, welcher einen 
Handelsplas auf dem füdlichen Lande auffuhte, als eine große 
Seltenheit mitgebraht worden und im Zaufchhandel an den 
dortigen Kaufmann Monrab in Sulianehaab getommen, tel: 
her es dem Mufeum verehrt hat. Einige Federn im Schwanze 
und in einem Flügel find ausgeriffen; übrigens iſt e8 vollftän- 
dig, obzwar zerfnittert. Die Art iſt von der gemeinen dur) 
ihre geringe Größe, ihren ſchwaͤchern Schnabel und ihre 2 wei— 
Ben Duerbänder auf den Flügeln ausgezeichnet. Das Er. hat 
eine frifche, rothe Farbe auf der Bruft, und danach zu urthei— 
len ift e8 ein Männdyen. Diefe in Europa feltene Art foll 
aud in Afien vorfommen, aber auch da nicht haͤufig; ihre 
eigentliche Heimath feheint Nordamerica zu feyn, wo man fie 
quer Über dem ganzen Beftlande von Dften nad) Weſten als 
Standvogel bis zum 689 N. Br. antrifft. 

6) Calidris Arenaria fol der Angabe nad) in Grönland 
felten feyn, von wo das Mufeum nur ein Eremplar erhal 
ten hat. 

7) Vanellus melanogaster. Das Mufeum hat nur ein 
Eremplar aus dem Diftricte von Godthaab erhalten. Nach 
mündlicher Mittheilung foll ee einzeln zwifchen den Schaaren 
des Charadrius pluvialis vorfommen. Da man ihn nad) 
Richard ſon gerade hin bis zu America's nördlichfter Polar: 
geänge, obgleich nicht zahlreich, antrifft, fo wird fein regelmaͤßi⸗ 
ges Vorkommen in Grönland wahrſcheinlich, wo er wohl mit 
Brachvögeln (Charadr.) vermechfelt wird, wie ber fuftematifche 
Name des eingefandten Erempl. auf dem angehefteten Zettel 
ergab. 

) Tringa islandica kommt, doc), wie e8 ſcheint, fparfam im 


252 


füdlichen Grönland in ber Brütezeit vor, da ich dort ſowohl alte 
Sndividuen in der Sommertracht, als junge Vögel, erhalten 
babe; er foll weiter nördlich hinauf, befonders zwifchen Jacobs— 
havn und Dmenaf, nah Vahl's Angabe, häufiger werden. 
Man hat ihn fo weit hin angetroffen, als die englifchen Expe— 
ditionen nach dem Norden von America vorgedrungen find. 

9) Podicipes cornutus. Das einzige meines Wiffens aus 
Grönland hergefommene Er., welches zugleich vermuthen läßt, 
daß der Vogel dort auf einigen Klippeninfeln brüten müße, ift 
von Vahl gefendet worden. Es ift ein junger, am 12. Nov. 
1828. bey Nennortalif im Diftricte von Julianehaab gefchoffe: 
ner Vogel. Vielleicht mag er fid), ungeachtet feiner Jugend, 
auf dem Zuge von Island befunden haben und durch Sturm 
von feinem Wege abgetrieben worden feyn. 

10) Larus leucopterus. Diefe zuerft von Faber bey fei: 
nem Aufenthalt auf Island entdedte, befchriebene und benannte 
Art findet fich in größter Menge und allenthalben längs der 
grönländifhen Küften vom Cap Farvel bis Dmenat — im 
Minter und Sommer —; brütet in großen Schaaren an den 
Seiten der Klippen, 

11) Larus Sabini wird unter diefer Rubrik nach Beobach— 
tungen von Sabine aufgenommen, welcher diefe neue Art 
auch bey Spisbergen antraf. Die erften Er. wurden nad Eu— 
ropa vom Prof. Giefede gebracht. Sie (M. und MW.) was 
ven auf dem Hundeeyland im Det. 1806. gefhoffen morben. 
Giefede verehrte die beiden Er. dem kaiſerl. Mufeum in 
Wien. Im den hiefigen Mufeen rehlt diefe Art noch. 

12) Lestris pomarina. Das Mufeum befigt von dieſer nur 
2 Sindividuen, ein alted und ein junges. 

13) Lestris Buffonii fcheint im nörbdlihen Grönland nicht 
felten zu feyn, wo er auf den auferften Inſeln brüten foll. 

14) Puffinus Anglorum. Das Mufeum erhielt nur ein 
Eremplär, welches unter den grönländifchen Küften gefchoffen 
worden iftz fonft ift e8 von Beobachtern auf Grönland nicht 
gefunden worden, wogegen | 


15) Puffinus einereus nach Gapt. Holboͤll nicht fo felten 
bey ſtarkem Nebel aus der See weit in die Buchten hineingeht. 
Das Mufeum hat 2 Individuen aus Grönland erhalten. 


16) Thalassidroma Leachii. Ueber das Vorkommen biefes 
Vogels in Grönland hatten wir nur unbeflimmte Nachrichten 
vom Kfm. Möller in Fredritshaab, als Holböll von Godt: 
haab 2 Er. mitbrahte, welche er dem k. Mufeum verehrte. 
Sie entfprechen durchaus der von Temmind in feinen Ma- 
nuel d’ornithol. gegebenen Beſchreibung. Nah Holboͤll 
Eommt diefe Art nicht felten an den grönländifchen Küften vor, 
fogar in den größeren Buchten. Ch. Bonaparte berichtet, 
daß er nicht felten bey Nemwfoundland fey. (Annals of the 
Lyceum of Nat. Hist. Vol. Il. p. 361.) Die Art ward zu⸗ 
erft nach Individuen von den nördlichen britifchen Inſeln bes 
ffimmt. - 

17) Cygnus melanorrhynchus. Ein Er. wurde vom Capt. 
Graah vor Cap Farvel gefchoffen, das einzige meines Wiſſens 
in Grönland angetroffene. Der Balg deffeiben befindet fich im 
naturgefchichtlihen Mufeum, Ohne Grund wird er für vers 
ſchieden von dem isländifchen gehalten, welches doch der ©ings 
fhwan in den Pelzländern von America nah Richardſon 
feyn foll, welcher ihn Cygnus Buceinator nennt. 


18) Anser hyperboreus. Muß zur Brütezeit in Grönland 
vorkommen; denn die 2 Eremplare, welche das Mufeum von 


253 


dort erhalten’ hat, find beide in ber Tracht ber jungen Vögel 
und im Herbſte gefchoffen. 

19) Anser albifrons. Es ift nicht. unwahrfcheinlich, daß 
das in einer Abhandlung in der Zidsferift for Naturvidenffas 
bene, H. 7. erwähnte Individuen von Anser segetum, wel: 
ches in einem befonders ſchlecht abgezugenem Balge beftand, von 
mir unrichtig gedeutet worden und es ein ‚junger Anser albi- 
frons gemwefen fen, von welcher Art ich ſpaͤter faft jährlich ein 
oder das andere Er., von alten fowohl, als jungen Vögeln, 
erhalten habe; nur bey einem Er. war der Bauch faft ganz 
ſchwarz. Er fol in großer Menge auf den Infelhen in einem 
Süßwafferfee gegen den 689 N. Br. brüten. 

20) Anas acuta. Hält fih nah Rihardfon vorzüglich 
auf den Seen in den noͤrdlichen Diftricten auf und brütet bey 
barren grounds in Nordamerica, kommt aud), obgleich frey— 
lich felten, in Norxdgrönland vor. Das Mufeum hat aus Ome— 
nak, etwa unter 710 N. Br., ein M. in volllommener Tracht 
erhalten. Auch vom Fiſkenaͤß ift ein Eremplar eingefandt 
worden. 

21) Anas Crecca. Diefe von Vahl ein einziges Mal 
auf der Dftküfte angetroffene Art Eommt, nach dem empfange- 
nen Individuum zu fliegen, hier und da auf der Meftküfte 
bis nach Jacobshavn vor, welches der nördlichfte Ort ift, von 
welchem ich fie erhalten habe; doch fcheint fie in allen Diftris 
cten felten zu feyn. 

22) Anas perspicillata. (ft abgebildet in Nilffon’s 
Sum. Figurer till fEandin. Sn. H. 14. Taf. 115.) Es fcheint 
als ob der von Capt. Graah, in deſſen Reiſe, ©. 143. er: 
wähnte Vogel, welcher beim Eisblinfen, Golberger Heide, 64 
10' N. Br., gefangen und deffen Kopf auf Zaf. 8. Fig. 4. 
abgebildet worden ift, ein Männchen diefer Art gemwefen feyn 
müffe. In der arktifchen Zone des americanifchen Feftlandes 
kommt fie nah Rihardfon brütend an den Meeresküften vor 
und hält fi auf dem Herbftzuge um die Hudfonsbay und auf 
den Süßwafferfeen im Lande, fo lange das Waffer offen ift, 
auf. Später hat das Mufeum von Holböll ein fehr gutes 
Er. eines alten M. im Minterfleide befommen, welches im 
Diftricte von Godthaab gefheffen worden ift. 


U. Zuwachs an Vögelarten, welche der öſtlichen Hemiſphäre 
eigenthümlich angehören. 


1) Vanellus cristatus. in Er. wurde im Jahr 1820. 
am 7. San. nicht weit vom Fiffenäß gefhoffen und vom ver: 
forbenen Kammerrathe Heilmann dem Mufeum gegeben. 
Es war ſchlecht behandelt und ein erwachſenes Minnchen. Es 
iſt nicht unfere Meynung, diefen Vogel als der grönländifchen 
Fauna angehoͤrende Art aufzufuͤhren, ſondern nur dieſe merk— 
wuͤrdige Abweichung von der gewoͤhnlichen Zugesrichtung anzu⸗ 
zeichnen. Der Kibitz wird eben ſo wenig, weil er einmal dort 
geſchoſſen ward, als groͤnländiſche Art zu betrachten ſeyn, wie 
ber ſchwarze Ibis (Ibis Faleinellus) als eine der islaͤndiſchen 
Fauna angehoͤrende, weil ſich eine Schaar von 10—12 In⸗ 
dividuen am Anfange des Sommers 1824. am ſüdlichen Ende 
dieſer oceaniſchen Inſel gezeigt hat. * Auch die Jahreszeit, in 
welcher der Kibis gefhoffen ward, ift merkwürdig; fie deutet 


* Die meiften wurben geſchoſſen, wodurch das Fönigl, naturhiſto⸗ 
riſche Muſeum in den Beſitz von 5 Gr. kam, von denen 2 ausgeſtopft 
und aufgeftellt wurden, Alle 5 waren voll ausgefärbt, 


254 


auf ein langes Herumflattern von einer Stelle zur andern hin. 
Faber bemerkt in feinem Prodr. d. isl. Ornithol., daß ber 
Kibitz, welcher in Island niemals brüte, ſich bisweilen im Spät= 
herbfte dahin verirre, welches namentlid in den Sahren 1818. 
und 1820. Statt fand. ' 
2) Numenius phaeopus. Das Vorkommen diefer europäi- 
fhen Art in Grönland neben einer nordamericanifchen Art ders 
felben Gattung, welche im naͤchſten Abfchnitt angeführt werden 
wird, ift erft in den legten Sahren beobachtet worden.  Gie 
ſcheint felten zu feyn., Das Mufeum hat in den Jahren 1831, 
bis 35. nur 5 Er., von den Colonien Omenak und Godhavn 
im Norden, und von Frederikshaab und Julianehaab im Sü- 
den erhalten. Alle waren voll ausgefärbt und ganz ausgewache 
fen; das eine iſt wegen des längern Schnabels für ein Weib: 
chen zu halten. Außer diefen Id haben wir Nachricht von ein 
Paar an anderen Handelspläken angetroffenen; es fehlt ung 
aber an Kunde über das Briten des Vogels und die ganze 
Zeit feines Aufenthalts in Grönland, wenn gleich die ung zus 
gekommenen Sndividuen beweifen, daß derfelbe vom nördlichften 
bis zum füdlichften Theile des Landes vorfomme, und da jene 
in verfchiedenen Fahren gefchoffen worden‘ find, fcheint die Art 
Eeine in Grönland nur zufällig anlangende zu feyn. Sie fommt 
befanntlid) auf Island fehr häufig vor. Ihre Ankunft dort 
geſchieht nach Faber's Beriht am Ende des April® und am 
Anfange des Mayes, und fhon in der Mitte des Septbrs. iſt 
fie wieder ganz verſchwunden. 


II. Zuwachs an Vögelarten, welche Nordamerica eigenthümlich find 
‚ oder dort vorzugsweife vorfommen. 


1) Sylvia —? (Tab. 1. Fig. 1.) Wir Eönnen nicht genau 
beftimmen, zu welcher Art diefer Eleine Sänger gehöre, da das 
einzige Eremplar, welches das Mufeum befist, und welches bey 
Godthaab gefhoffen worden ift, einige Federn verloren hat. Er 
kommt der Sibilatrix unter unften europäifhen Sylvien am 
naͤchſten rüdfichtlih. der Farbe und des Ausfehens, ift aber 
merklich Eleiner, fein Schnabel ein wenig Fürzer und ſtaͤrker. 
Die grüne Farbe ift lebendiger und meiter verbreitet, den Unter- 
theil grünlichgelb, die Mitte des Bauchs weißlich; über den 
Augen erfcheint fein gelber ober anders gefärhter Strih. Er 
fol nad einer mit ihm im Berliner Mufeum angeftellten Ver 
gleihung die meifte Aehnlichkeit mit, einer unter dem Namen 
Sylvia mexicana dort aufgeftellten Arten haben, aber doch ver— 
fchieden von diefer feyn. Richardſon führt nur eine Sylvia 
an, welche in Nordamerica fo hoch nah, Norden zieht, daß fie 
moͤglicherweiſe auch nach Südgrönland kommen koͤnnte. Dieß 
iſt S. aestiva, welche noch unter 680 N. Breite bruͤtet, obs 
zwar ihre Winterzone gegen den Mendefreis hin liegt. Doch 
Eann die grönländifche Sylvia fein Weibchen und Eein ‚junger 
Vogel diefer Art feyn. 


2) Troglodytes palustris. Bon diefem befist das Mufeum 
ein Er., welches ich früher angeführt und zum Theile in einer 
Abhandlung über grönländifche Vögel (Tidſkr. f. Naturvidenfe. 
Jahrg. I. 9.1. ©. 74.) befchrieben habe, ich aber damals 
wegen Mangel an literarifchen Hülfgmitteln nicht mit Sicher- 
heit benennen fonnte. Es warb in der Mitte des Mayes bey 
Godthaab gefchoffen. Meines Wiffens ift der Vogel ſeitdem 
nicht wieder in Grönland vorgefommen, und es läßt fich folge 
lich nicht beſtimmen, ob er eine dort niftende Art ſey; dieß 
ſcheint inzwiſchen nicht annehmbar zu fepn, da die Art einer 


255 


füdlichern Zone angehört, wenigftens nah Niharbfon, wel: 
cher fie nur bis zum 550 N. Br, öftlih von den rocky 
mountains, und dort nur felten und nur als neftbauend anges 
troffen hat; ihre Brütezone nimmt nad) ihm die Strede zwifchen 
40 und 559 Nördlicher Breite ein; den Winter bringt fie 
dagegen in Florida und Louifiana zu. Das Er. des Mufeums, 
welches am Fiffenäg vom Kaufmann Heilmann am 10. 
Detbr. 1823. gefhoffen worden ift, hat einen ftärfern Schnabit 
als der europaͤiſche Zaunfchlüpfer ; der Kopf ift oben braunſchwarz, 
in der Mitte von der Schnabelwurzel bis zum Hinterkopf etwas 
heller. Von den Nafenlöchern Läuft jederfeitg über bie Augen 
ein grauweißes Band gegen das Hinterhaupt zu. Bon der 
Augengegend zieht fich jederfeits ein ſchmales, roͤthlichbraunes 
Duerband hin, welches fich von beiden Seiten her im Naden 
vereinigt und unterhalb deffen die Dberhalsfedern braun mit 
einem weifien Flecken längs des Schaftes find. Die Grundfarbe 
ift oben rorhbraun, auf dem Rücken ohne dunkle Querbaͤnder, 
welche ſich auch in den oberen und unteren Deckfedern des 
Schwanzes nicht finden. Keine hellen Flecken an der aͤußern 
Fahne der großen Schwungfedern, welche ſpitziger, als beim eu— 
ropaiſchen Troglodytes ſind. So wie bey dieſem ſind bie 
rorhbraunen Schwanzfedern, Schwungfedern zweiter Ordnung 
und inneren Flügeldeckfedern mit ſchmalen ſchwarzen Querbän: 
dern gezeichnet. Gurgel, Unterhats, Bruft und Baud find 
graulihweiß, an ben Seiten ein wenig ing Roͤthliche ziehend. 
3) Fringilla leucophrys (Tab. 1. Fig. 2.) ſcheint regel: 
mäßig als neftbauender Vogel Grönland zu befuchen. Im 
Herbfte hat man ihn in Eleinen Schaaren in Mittelgeöniand 
gefehen, Holboͤll hat ihn au im Anfange des Auguſts ans 
getroffen; ein altes Männchen aus dieſer Jahreszeit, ſteht im 
&, Mufeum; e8 ward am 16. Aug. 1824. 12 Meilen tief im 
Sande geſchoſſen. Holboͤll börte deutlich an feiner Lockſtimme, 
daß fein Meibchen oder feine Sungen in der Nähe wären, Das 
Neſt des Vogels it Übrigens noch nirgends in Grönland ger 
funden, auch fein Antommen und MWegziehen noch nicht beob: 
achtet worden. Rihardfon giebt an, daß feine Bruͤtezone 
fih in Nordamerica von der öftlichen Seite der rocky Moun- 
tains zwifhen 53— 680 N. Br. erftrede, und daß er ſchon 
im füdlichen Theile diefer Zone Standvogel fey. Sein Winter: 
‚ aufenthalt ift in den nördlichen und mittleren americanifchen 
Staaten; aber fhon in der Gegend von Philadelphia unter 
409. N. Br. ift er nah Ch. Bonaparte ein feltmer Win: 
tervogel. Sein Vorkommen als eines regelmäßig niftenden 
Vogels in Grönland ftimmt fonach ganz mit den climatifchen 
Vechaͤltniſſen überein, unter denen er über das norbamericanifche 
Feſtland vertheilt ift. Diefe hübfche Wogelart gehört zu der 
felben Abteilung der Finfengattung, tie bie europäifchen und 
afiatifchen Arten Fringilla rustica und Fr. Pityornis, zu 
einer Uebergangsform zwifchen den Finfen und Ammern (Em- 
beriza), und werden defhalb von einigen Fauniſten zur einen, 
von anderen zur andern Gattung geſtellt. Bey dem männlichen 
Er. des Mufeumsift der ganze Oberkopf und Naden fhwarz, 
welche Farbe durd 3 weiße Längsbander abgefchnitten wird, 
von welchen das mittlere, welches ein wenig oberhalb des Ca— 
piſtrums anfängt, das breitefte iſt. Die 2 anderen find fchmäler 
und fangen, jedes feinerfeits, unmittelbar über und vor ben Aus 
aenlidern an. Alte 3 laufen im Naden zuſammen, welcher 
daher faft ganz weiß von Farbe ift und an jeder Seite ein 
ſchwarzes Querband hat; die Federn des Mittelruͤckens und die 
großen Flügeldeckfedern haben einen weißen Fleck. Hinterruͤcken 


— 256 


und Oberfteiß braum, Gurgel weiß, Hald- und Bruftfeiten bläus 
lihgrau, Mittelbauch graulichweiß, Unterfteiß ſchmutzig röthlichs 
gelb. Schwanz lang, feine Federn wie die der Flügel mit 
fhmalen hellbraunen Außeren Kanten. 


4) Hirundo americana Wils. Das Vorkommen dieſer 
Schwalbe in Grönland ift wohl als zufällig zu betrachten, ba 
das einzige mir befannte Individuum von daher den Grönlänz 
dern, als es gefangen wurde, ganz unbekannt war; es wurde 
beim Fiskenaͤß nach einem fehr heftigen Sturm aus Suͤdoſt 
gefangen und von Vahl an das Mufeum gefhidt. Auf dem 
amerifanifchen Feftlande geht dieſe Urt bis Über den Polarkreis, 
und Nihardfon (a. a. O. ©, 329.) hat fie am Forte Good 
Hope unter 6739 N. Br. niftend angetroffen. In den Tem— 
peraturverhältniffen fcheint daher Fein Grund zu liegen, daß fie 
nicht regelmäßig wenigfteng in Südgrönland vorkommen fönnte; 
doch ift die Temperatur der Brüteperiode vielleicht auf dem Feſt— 
Iande felbft unter 67° N. Br. größer, als in Grönland unter 
63 Grad. 


5) Numenius hudsonicus (borealis Wils.) (Tab. IL) Es 
ift merkwürdig, daß 2 Arten der Gattung Numenius, eine von 
jedem Feftlande, in der Brüteperiode auf Grönland zufammen: 
treffen, daß alſo die eine im Herbfte nah Südoft zieht, um ſich 
ihr Winterguartiee in der alten Melt zu fuchen, während bie 
anderenach Suͤdweſt geht, um vor dem Eintritte der ſtrengen Jahres⸗ 
zeit Amerika zu erreichen. Wirhaben im Vorhergehenden darzulegen 
gefucht, daß N. phaeopus in wenigen Individ. in Grönland vom 60 
bis 700 N. Br. brüte, eine Brütezone, welche ungefähr mit 
der Niftezone der europäifhen Art zufammenfällt. Daß auch 
Num, huds., wenngleic) in nod) ‚geringerer Anzahl, regelmäßig 
nach Grönland fomme, fcheinen die 2 Eremplare, welche das 
Mufeum von daher unter dem Namen Num. phaeopus er- 
halten hat, zu zeigen; denn fie find von berfchiedenen Orten 
ber, dag eine von Jakobshavn, das andere von Godthaab; fie 
find in zwei verfchiedenen Fahren gefangen worden, welches es 
wahrfcheiniih macht, daß ihre Ankunft zufällig gewefen fey. 
Mit diefer Meinung fcheint zwar Rich ard ſon's Beobachtung 
nicht Übereinzuftimmen, nach welcher als die nörblichfte Gränze 
diefer Art, als neftbauenden Vogels, in Nordamerika der 60 fte 
Grad N. Br. angenommen wird; aber e$ ift wahrfcheinlid, dag 
diefe etwas zu füdlich angefest worden ift; denn nach demfelben 
Schriftſteller ift die Art unter 549 N. Br. noch bloß ein zur 
Niftezone und von diefer wieder zur Minterzone, welche gegen 
den Wendekreis gefeßt wird, durchziehender Vogel. Diefe Art, 
welche die 3 weißen Yingsbänder auf dem Kopfe mit N. phaeop. 
gemein hat, unterfcheidet fich von diefem dadurch, daß die Farbe 
des Hinterrüdens nicht weiß, wie bei ihm, fondern von derfelben 
Farbe, roie der übrige Rüden, iſt, worinn fie Aehnlichkeit mit 
der europäifchen größern Art, N. Arquata, hat. Das im Mu: 
frum aufgeftellte Exemplar ift nah Holboͤlls Angabe ein 
Weibchen, E3 ift merklich Eleiner, als ein mit ihm verglichenes 
Maͤnnchen von N. phaeop., ebenfalls" aus Grönland, Die 
Fänge der Fußwurzel beträgt bei der letztern 2” 44“, bei N. 
huds. nur 2" 13"; die der mittleren Zehe beim erftern 14 5", 
beim legtern 1" 44". Die mittleren Schwanzfedern haben 
bei N. phaeop. 9 helle Quexbänder, die helle Spige der Federn 
mit eingerechnet, bei N. huds. dagegen 11. 


6) Scolopax grisea.. Da dag Mufeum nur einen einzigen 
Balg von diefer Art befist, welche i. J. 1824. vom Fiskenäß 
eingefandt ward; fo. läßt es fih nicht beffimmen, ob bloß zus 


257 


fällige Urfahen dieg Individuum nach einem für die Art un: 
gewöhnlichen Aufenthaltsorte getrieben haben. Da fie indeffen 
nah Rihardfon den 7Often Grad N. Br. zur nördlichen 
Gränze ihrer Brütezone hat, fo würde nichts Auffallendes in 
ihrer jährlichen regelmäßigen Ankunft in Grönland feyn. Der 
Balg war beim Empfange fehr zerknittert und befchmiert; doch 
ließ fich die Art deutlich an der Eurzen Haut, welche die äußere 
Zehe mit der mittlern bis zum Ende des erften Fingergliedes 
verbindet, an den 12 Schwanzfedern mit zahlreichen Querbän: 
dern, an dem weißen Schafte der 1ften Schwungfeder und 
endlich) an dem weißen Hinterrüden erfennen, Uebrigeng paßt 


ihre Farbe und Zeichnung: beffer zu der Beſchreibung, welche 


Nilffon von dem Paikulfchen Eremplar * geliefert hat, und 
zu der von Temmind mitgetheilten. Vermuthlich ift ſowohl 
das erft erwähnte, als das groͤnlaͤndiſche Exemplar im Herbfte 
gefhoffen worden und folglich in ihrer MWintertracht. 

7) Rallus carolinus müffen wir zu den Vögelarten zählen, 
welche zufällig nach Grönland verfchlagen werden. Ein erwach- 
fenes Weibchen diefer Art ward bei ‘der Golonie Sukkertoppen 
(65° 20’ N. Br.) am 3. Oct. 1823. gefchoffen. Das Mus 
feum -erhielt den fchlecht behandelten Balg im Jahre darnach. 
Zur Vergleihung diente bei feiner Beftimmung ein von St. 
Croix eingefandtes Individuum eines Meibchens von derfelben 
Urt. Richardſon hat den R. carol. als brütenden Vogel 
bis zum 629 N. Br. angetroffen. 

8) Platypus Barrowii findet ſich regelmäßig, aber fehr fpärs 
lich, in Grönland, wo er gewiß feine noch unbefannten Brut: 
pläge hat. Die gemöhnlihe ſchlechte Beſchaffenheit der von 
daher zu ung gebrachten Haute ift die Urfache gewefen, daß 
man ihn höchftens fir eine Abart des Platypus Clangula ans 
gefehen hat. So ift das ältefte Eremplar im k. Mufeum in 
den erften Fahren betrachtet worden, und das in der Revifion 
der grönländifchen Vogelarten erwähnte Individuum * ift dahin 
zu bringen. Erſt das von Graah mitgebradhte und dem Mus 
feum gefchenfte beffere Eremplar *** erregte eine genauere Unter: 
fuhung. Es ſcheint nun fogar nad dem, was das Mufeum 
befißt, zweifelhaft zu feyn, ob Pl. Clang. in Grönland vor: 
Eomme, obgleich er im nördlichen Island häufig ift und feine 
Sungen befonderd auf Myvatn ausbrütet, wogegen Pl. Barr. 
fehr felten auf diefer Inſel vorkommen fol, Da beide Arten 
fih auf den erften Blick fo fehr gleichen, daß fie leicht verwech— 
felt werden Eönnen, wenn man nur eine von ihnen vor Augen 
bat, und da die Abbildungen des Pl. Barr. noch fparfam in 
den zugänglicheren ornithologifhen Werfen vorfommen; fo ift 
eine nach dem Eremplar des Mufeums verfertigte Zeichnung 
für diefe Abhandlung in Kupfer geftohen worden (Tab. III.). 
Es ift hauptſaͤchlich die größere Ausbreitung der ſchwarzen Farbe 
des Kopfes am Halfe hinab und deren Spielen ins Blaue zu- 
gleich mit der dreyedigen Form des weißen Flecks zwifchen Auge 
und Schnabelwurzel bei Pl. Barr., was zuerft die Aufmerkfam: 
Eeit auf ‚eine Werfchiedenheit beider Arten erweckt hat, da bei 
dem Männchen von Pl. Clang. die ſich nicht fo weit erſtreckende 


Man iſt jeßt davon überzeugt, daß dies Eremplar nicht in Schwer 
ben gefchoffen worden ift, welchem nad) der wichtigfte Beweis für das 
Vorkommen diefer Art in Europa weafällt. 

** S, Tidsſkrift f. Naturmwidenfk., Jahrg. 2. 5.1, S. 55., Nr. 10, 
** S, Underfögelfes-Reife til Oftfyften af Grönland, af MW. A. Graah, 
©. 194, wo er mit dem grönländifchen Namen Aualortalif bezeichnet wor— 
ben if. Anas Clangula führt bey Fabricius den grönl. Namen 
Kärtlutorpiarfuf, , 
Sfis 1848. Heft 4. 


258 


ſchwarze Farbe bed Kopfs ſtark ind Grüne fpielt und der meiße 
Fleck faft rund ift. Bei fortgefegter genauerer Vergleihung 
findet man mehrere Verfchiedenheiten; fo erftreden ſich die lan— 
gen Federn am Hinterfopfe bei Platyp. Barr. weit hinab auf 
dem Dberhalfe und find fomohl länger, als auch fpisiger, wo- 
durch der Federbufch länger und vollftändiger, als ben Pl. Clang., 
bey diefer Art wird. Auf den Flügeln ift bei ihr weniger/weiß, 
als bei diefer, Der Schnabel ift bei Pl. B. etwas höher und 
breiter an der Wurzel und etwas ſchmaͤler nach der Spitze hin, 
als bei dem andern, Der Fußmurzelfnochen ift 1” 6'' lang 
bei Pl. B. und nur 1” 5 bei Pl. Cl. Rihardfon hat 
beide Arten öftlih von den rocky Mountains als Zugvögel 
angetroffen, doch Pl. Cl. mit einer weit höher nördlich liegenden 
Gränze für ihre Brütezone, nehmlich 68 N, Br., während 
diefe Gränge für Pl. B. unter 57° N. 3. fällt; danach möchte 
man vielmehr vermuthen, Pl. Cl. in Grönland anzutreffen. 


9) Platypus Albeola ift die legte nordamerifanifche Vogel 
art, welche wir für die grönländifche Fauna, aber vielleicht bloß 
als zufälligen Zuwachs zu ihr, anzuführen haben. Das Erem: 
plar diefer Eleinen Ente, welches dus Mufeum befist, ift ein 
erwachfenes Weibchen, welches von Holböll bei Godthaab 
angetroffen worden und das einzige mir befannte von Grönland 
iſt. Rihardfon fagt, diefe Art Eomme in großer Anzahl 
auf den Flüffen und Süßwafferfeen in den Pelzländern zugleid) 
mit Pl. Clangula vor, welcher fie in der Lebensweiſe und der 
Tauchfaͤhigkeit gleicht. Er fest die Gränze für ihr nördliches 
Vorkommen unter den 68 N. Br, 


Hiermit ſchließe ich das Verzeichniß des Zumachfes, welchen 
die grönländifche Vögelfauna, fo weit er zu meiner Kenntniß 
gelangt ift, in den legten Decennien befommen hat. in be: 
deutender Theil diefer Arten ift,freilich zufällig; aber das Anz 
führen dieſer kann mit der Zeit dazu beitragen, die Urfachen zu 
ermitteln, welche das nicht feltene Verſchlagen eines Vogels nach 
einer ungewöhnlidyen Aufenthaltsftelle bewirken. Andere find 
dagegen ohne Zweifel regelmäßige Zugvögel, obgleich in menigen 
Individuen. Durch diefen Zuwachs haben die eigenthümlichen 
amerifanifchen Arten das Uebergewicht über die der öfklichen 
Halbkugel ausfchließlih angehörenden Arten erhalten, und da: 
durch ift auch die Hauptverfchiedenheit zwifchen der isländifchen 
und der grönländifchen Wögelfauna beftimmt worden. 


cC. Fiſſche. 


Die Vermehrung, welche die grönländifche Fifehfaunga feit des 
Fabricius Bearbeitung erhalten hat, wird, fo weit ich durch 
Autopfie, oder durch die Befchreibung Anderer Kenntniß von ihr 
erlangt habe, überfichtlich in dem von erläuternden Bemerkungen 
begleiteten Werzeichniffe bei diefer Einleitung geliefert werden, *)' 
Sch habe e8 als bequem für den Leſer betrachtet, ein anderes 
Verzeichniß vorauszuſchicken, welches aus des Fabricius Fn. gr. 
ausgezogen worden ift und die Namen aller der Fiſcharten ent= 
hält, welhe vom Df. in fein Werk aufgenommen worden find, 
damit die Veränderungen um fo deutlicher in die Augen) fallen 
mögen. 


* Da das Mufeum von verfchiedenen der neuen Arten nur ein In— 
dividuum beſitzt und dies bisweilen beſchädigt ift, fo wird die vellftändige 
Beichreibung derſelben einige Zeit lang in Erwartung mehrerer und beſſerer 
Eremplare ausgefeßt werden. Dieſe Erwartung iſt auch die Urfache, aus 
welcher diefe Einleitung fo fpät erfcheint. 

1 


259 — 260 
Dis Fabricius Verzeichniß *14. — alpinus (?) Fn. groenl. Nr. 125. 
der grönländifchen Fifcharten, aus deffen Fauna groenlandica *15. —  stagnalis — — — 126* 
ausgezogen und nach Cuvier's Syſtem geordnet. — — —— — En nn, 
Bem. Die in diefem Verzeichniffe mit geſperrter Schrift gedrud- "18. Clupea Harengus a un a nn 
ten Artnamen find neueren Dergleihungen zufolge von +19, = 4 Einerasichohis rt ER 


F. unrichtig angewandt worden und koͤnnen nicht als 
Synonyme zu den europäifchen Arten geftellt _werden, 
welche diefelden Namen führen. Die Artnamen, ohne 
laufende Nummer und in Klammern eingefchloffen, müffen 
ganz aus der grönländifchen Fauna weggelaffen merden, 
ohne dag man im Stande wäre, andere Namen an ihre 
Stelle zu fegen. Ein * vor der laufenden Nummer be: 
deutet, daß ich die Art aus Grönland erhalten habe, Ein 
+ hinter den Artnamen ift 3.8 Zeichen, daß bie Art nur 
nach der Beſchreibung der Grönländer ober nach der Anz 
gabe anderer Schriftfteller von ihm aufgenommen worden 
ift. Ein * nach der legten Mr. einer Art bedeutet, daß 
F. diefe für neu hielt. 


1fte Ordnung, Pisces acanthopterygii. 


*1. Cottus Scorpius Fn. groenl. Nr. 113. 
*2. — 5corpioides — — — 114 
*8. — 660bio — — — 14186. 
*4. — cataphractus — — — 112, 
*5. Perca norvegica — — — 121. 
*6, Gasterosteus aculeatus — — 122. 
*7. Blennius Gunellus — — — 108% 
+8. — Lumpenus — — — 10909. 


F.bemerkte nicht, daß die letzgenannte Fiſchart eine neue und 
unbefchriebene ware; ex hielt fie für Zinnes Pl. Lumpenus 
Syst. N. Ed. XII, T. 1., P. 1., pag. 444., welche Anſicht 
er in einer fpätern Abhandlung’ (Naturhiftorie Selſkabets Skr., 
Th. 1., H. 2., ©. 86.) vertheidigte. Aber jene Linneifche 
Urt, welche zuerft in Arredis Syſtem aufgenommen worden, 
ift meiner Meinung nach nur eine Namenart oder ein Synonym 
zu Bl. viviparus. Artedi gründete das Artfennzeichen für 
Lumpenus auf eine Befchreibung, welhe Willoughby (Hist. 
pisc. p. 120.) von einem Fiſche geliefert hat, den er auf dem 
Fiſchmarkt in Antwerpen unter dem Namen Lumpen angetroffen 
hatte. Lieft man die Beſchreibung aufmerkfam durch, fo wird 
man in vielen den Bl. vivip. wieder erkennen; befonbers etin= 
nert die angegebene Form der Rüdenfloffe ganz an diefe Art. 
Zwar führt Willoughby auch BI. vivip. als eigene Art an, 
Eannte diefe aber nur aus Schöneveldts Befchreibung. Der 
Artname Lumpenus hat ſonach in ber Fn. groenl. feine be— 
ftimmte und eigene Bedeutung erhalten, wogegen er früher nur 
ein Synonym mar, und Eann daher jeßt beibehalten werden; 
ohne hinteichenden Grund aber gibt F. der isländifchen und 
norwegiſchen Art denfelben Namen. 

*9, Blennius punetatus Fn. groenl. Nr. 116. 

Fabricius hatin den Naturhiftorie Selft. Skr., Th. IL, 9.2., 
©. 84.) eine Revifion diefer neuen Urt geliefert. 


*10. Anarrhichas Lupus Fn. groenl. Nr. 97. 
(Anarrh. minor +) — — Mb 
(Zeus Gallus +) — — — 416. 

41. Labrus xoletus — — — 120. 


2te Ordnung. Pisces malacopterygii abdominales. 


*12. Salmo Salar + Fn. groenl. Nr. 123. 
13. Salmo Carpio 124. 


Ste Ordnung. Pisces malacopterygii thoraeici. 


*20. Gadus Aeglefinus Fn. gr. Nr. 100. 

5. bat in feiner Abhandlung über den Steinfuch in ber 
neuen Sammlung der K. danffe Vid. Selft, Sfr, Th. IIL, 
©, 438., Anm. k. ſelbſt Zweifel über die Richtigkeit diefer Be— 
ffimmung geäußert, indem er dort fagt, „er fei doch nicht ganz 
fiher, ob e8 der rechte Kuller (Schellfiſch) ſei.“ 


*21. Gadus Callarias Fn. groenl. Nr. 101. 
*22, — Morrhua (?) — — — ‚102. 
*23. — barbatus — — — 60— 
*24. —  virenst — — — 404. 
25. — Merlueust — —  —. 105. 
26. — Molva + — — — 106. 
27. — Brosme + — — — 107. 
*28. Coryphaena rupestris — — 111. 
29. Pleuronectes Hippoglossus — — 117. 
*30 — Cynoglossus — 118. 


Von der unrichtigen Benennung ber legten Art hat fih F. 
fpäter völlig überzeugt; in feinen neuen zoologiſchrn Beiträgen 
(in diefen Schriften, Th. L, ©. 45.) nennt er fie Pl. pinguis.- 
Die von diefer und den 3 andern Schollenarten dort gegebenen 
Federzeichnungen find ganz verfehlt. 

*31. Pleuronectes platessoides Fn. gr. Nr. 119,* 

Sn den eben erwähnten Beiträgen findet man eine vevidirte 

Befchreibung diefer Art. 
*32. Cyclopterus Lumpus 92. 
#35. — spinosus 03. $ 

Diefe Art bat F. in einer Abhandlung in den Naturh. Selſk. 
Skr., Th. IV., H. 2., ©. 26 ff. richtig als neu und unbe— 
fehrieben gemefen, als er fie in die Fn. gr. aufgenommen hatte, 
erkannt. Da der gegebene Artname von einer Art hergenommen 
worden ift, welche wenigftens nicht zur Gattung Cyelopterus 
gehört hat, fo kann Feine Verwechslung durch ihn veranlaßt 
werben. F. gibt eine Abbildung von dem Fiſche in der ange: 
führten Abhandlung ; eine andere hat Schneider im Systema 
ichthyol, Tab. 46., geliefert. 

34. Cyelopterus minutus 
+35. — 


Fn, groenl. Nr. 


Fn. groenl. Nr. 94. 
Liparis — — 96. 


Pisces malacopterygii apodes. 
Fn. groenl. Nr. 96. 


99.* 
98. 


4te Drdnung. 
36. Muraena Anguilla 
*37. Ophidium viride 
*38. Ammodytes Tobianus 
5te Ordnung. Pisces chondropterygii. 
+39. Squalus Carcharias Fn. groenl. Nr. 89. 
Obgleich die Benennung unrichtig ift, fo ift fie doch überein- 
ftimmend mit der Benennung der nordifhen Fauniſten derfelben 
Art ſowohl zu jener Zeit, als in einer weit fpätern Periode, 


(Squalus Pristis 7) Fo. groenl. Nr. 91. 
40. Squalus Acanthass — — — 88. 
44. —  maximus nern‘; 
*42. Raja fullonica m aa 
*48. Myxine glutnosa+ — — — 334 


661 


Man hat Fein Bedenken getragen, in diefer Liſte bei 3 Ar— 
ten die laufende Nummer wegzulaffen, nicht allein weil man 
Grund hat, anzunehmen, daß die dem Namen entfprechenden 
Fifhe in diefer fpftematifhen Bedeutung in Grönland nicht 
vorkommen; fondern auch weil wir nie mit einiger Wahrfcein= 
lichkeit würden ertathen Eönnen, welchen Arten diefe Namen 
wohl. angehören koͤnnten, wie wie es doch annehmlich finden 
Eönnen, daß Gadus Brosme, melde noch nicht unter, den von 
Grönland \eingefandten Fiſchen angetroffen worden iſt, mittels 
einer mißverftandenen Auffaffung der Beſchreibung von Groͤn— 
ländern durch F. mit einer Urt der G. Motella verwechſelt 
worden ſeyn koͤnne, aus welcher das groͤnländiſche Küftenmeer 
3 Arten beſitzt. Wie fehwierig es feyn werde, herauszufinden, 
wohin der Name Anarrhichas minor gehöre, welchen F. nad) 
Glahn aufgenommen hat, fieht Jeder leicht ein, der da weiß, 
daß diefe Art ſelbſt hoͤchſt zweifelhaft ift., Daß Zeus Gallus 
fih im geönländifchen Meere fände, ift hoͤchſt unwahrſcheinlich; 
und Squalus Pristis ift endlich nicht einmal nad) einer Be: 
f&hreibung von Grönländern: aufgenommen worden; denn dann 
wuͤrde man bei einer fo ausgezeichneten Form ganz ficher gehen, 
fondern blos’ als eine literarifhe Zugabe, die vom Df. ſelbſt 
zweifelhaft aus den Anzeichnungen von Martens, Ander: 
fon u. M. hergenommen worden iſt. — Es verdient als ein 
Beweis von der Fähigkeit der Grönländer, Formen aufzufaffen 
und ſich mit Beftimmtheit auszudrüden, bemerkt zu werden, daß 
von den Arten, welche F. bloß nach den ihm von Grönländern 
mitgetheilten Beſchreibungen aufgenommen hat, 3 in den legten 
4 Sahren aus Grönland eingefandt worden find; 2 derfelben 
Salmo Salar und Myxine glutinosa, find wirklich die Arten, 
deren Namen fie führen, und Gadus virens (der Sey) nähert 
fih wenigftens feiner Art: fo ſehr, daß Jeder, welcher den ‚nor: 
norwegifhen Sey nicht gefehen hat, fondern, wie der Vf. dieſer 
Bemerkungen, ihn nur aus unvollftändigen Befchreibungen kennt, 
- bloß einzelne Zweifel darüber anführen Eann, ob die grönl. Art 
mit ihm identiſch feyn möge. 


Neues fuftematifches Verzeichniß der. grönl, Fifcharten, ent: 
worfen nad) der Fn. groenl., nach fpäteren Entdeckungen 
und Vergleichungen und nach den Fifchen, welche fid im 
Herbfte 1835. in. der grönl. Sammlung des Königl. na= 
turhift. Mufeums aufgeftellt befanden. * 


Dies neue Verzeichniß hat die Namen theils aller derjenigen 
Arten beibehalten, welche ſich bei der Verleihung in der Fn. 
groenl. als richtig benannt fanden, theils aller derjenigen, deren 
Bergleihung richt ftatthaben Eonnte, entweder, weil der Fiſch 
noch gar nicht von Grönland her eingefandt worden war, oder 
weil die eingefandten Eremplare nicht fo befchaffen waren, daß 
eine zuverläffige und hinreichende Unterfuchung mit ihnen hätte 
vorgenommen: werben Fünnen; nur die 3 in der vorhergehenden 
Lifte bezeichneten Arten find hier ganz ausgelaffen worden, doch 
laͤßt es fich nicht bezweifeln, daß nach einem fpäter revidierten 
Berzeichniffe noch mehrere der früheren Arten werden weichen 
müffen, 3. B. Spinax Acanthias u. f. w. Dagegen find hier 
die Veränderungen in den Artnamen aufgenommen, welche fpätere 
Bergleihungen nothwendig gemacht haben, und mit allen den 
Arten vermehrt worden, welche nad Herausgabe |der Fin. br. 


* Diefe Ginleitung ift im Frühlinge 1835. redigirt, doch find die 
duch fortgefegte Vergleihungen gefundenen richtigeren Anſchauungen nach— 
her Hinzugefügt worden. 


262 


im groͤnl. Küftenmeer entdeckt worden find. * Der größte Theil 
diefes Zuwachfes ift erft in den leßteren 6 Sahren bekannt ge: 
morden; nur der merkwürdige Campylodon wurde vor mehres 
ten Jahren von D. Fabricius nah einem ihm von Godt- 
haab aus eingefandten Eremplar befchrieben und abgebildet. Die 
foftematifhen Gattungsnamen in diefem neuen Verzeichniffe find 
nah Cuv. Regne anim., 2de ed. aufgenommen worden. 
Nur in ein paar Fällen, in denen die Gattungsformen der 
neuen Arten in Uebereinffimmung mit den Grundfäßen der 
neueften Syſtematik ebenfalls für neue angefehen werden muß— 
ten oder wo die befannte Art zu der Gattung, deren Namen 
fie führte, nicht geftellt werden Eonnte, 53. B. Ophidium viride, 
ift ein neuer Name für die neue Gattung vorgefchlagen worden. 
Wenn ein anderer Artname der grönländifcher Art beigelegt 
werden mußte, fo ift die Benennung des Schriftftellers ange: 
nommen worden, welcher zuerft den Irrthum bemerkte, oder, 
wenn diefer nicht zuvor angegeben, ein neuer Name, als noth— 
wendig, gebraucht worden; in diefem Falle fteht Mus. Reg. 
nah) dem Artnamen, welches bedeutet, daß die Art unter der 
neuen Benennung im. Königl, naturh, Mufeum aufgeftellt 
worden ift. 

Unter den entweder ohne unmittelbare oder nach einer unvoll= 
ſtaͤndigen Vergleihung aufgenommenen Artnamen find einige 
zweifelhafte unter den erfteren, weil die geographifche Vertheilung 
dagegen zu feyn fcheint, z. B. Labrus exoletus, unter den 
legteren, weil nad) den einzigen oder mehreren ſchlecht erhaltenen 
Eremplaren die Selbftftändigfeit dee Art nicht genau zu bes 
flimmen war. Bei folhen Zweifeln fteht ein Fragzeichen 
hinter dem Artnamen. Die übrigen beigefegten Zeichen haben 
diefelbe Bedeutung, wie im vorigen Verzeichniffe, 

Die bedeutenden Cinfammlungen zoologifcher Gegenftände, 
befonders Fifhe und niederer Thiere, melche in den legten 4 
Sahren durch die verfchiedenen Etabliffements in Grönland ver- 
anjtaltet worden find, haben es möglich gemacht, dieß Wer: 
zeihniß zu tedigieren. Außer dem Botaniker Wahl, welcher 
Grönland mehrere Fahre in naturgefchichtlicher Hinſicht bereift 
und nicht wenige. wichtige Beiträge zur Vollftändigkeit des 
Derzeichniffes geliefert, und dem Doctor Pingel, welder 
von feiner Neife verfchiedene intereffante Fifhe und Weich: 
thiere mitgebracht hat, haben mehrere in Grönland an— 
ſaͤſſige Männer bereitwillig zum Sammeln von Materialien 
mitgewirkt, nad) welchen eine neue Ausgabe von Fabr. Fn. 
groenl. mit der Zeit ausgearbeitet werden Fonnte. ** 


** Die von englifchen Seefahrern in den Polarmeeren gemachten Ent— 
derungen find theils wegen Unvollftändigfeit in der Beftimmung der von 
ihnen angeführten Arten, theils weil fie dem gegenüberliegenden oder nord— 
amerifanifchen Küftenmeer anzugehören. feheinen, nicht (alle aufgenommen 
worden. 

* 5m Sommer 1832, ift mit dem Anlegen einer befondern Samm— 
lung für die grönländifche Fauna begonnen worden. Cie ift dazu beftimmt, 
alle in Grönland und feinen Meere vorfommenden Fifche, Glieder-, Weich— 
und Strahlthiere aufzunehmen. Ueber die bisher gefammelten Fifche ft 
das fyftematifche Verzeichniß bereits fertig. Cie find in 112 Cylinder- 
gläfern aufgeftellt ; fo find auch von den übrigen genannten Thieren 80 
Arten aufgeftellt und verzeichnet worden, die größte Anzahl von ihnen fteht 
aber noch in Magazingläfern, Diefe Sammlung wird wichtig für die 
Bergleihung der Thierformen innerhalb und in der Nähe der arftifchen 
Zone unter verfchiedenen geugraphifchen Längen werben; ext wenn ähnliche 
Sammlungen für die Labradorfüfte und das Küftenmeer nörblid) von der 
Hudfonsbai, von den Norblanden und der Finnmarf, von Kamtfchatfa und 
der Beringsftraße entftehen, wird bie Vergleichung zwifchen den Faunen 
diefer verfchiedenen Länder erſt mit Genauigkeit anzuftellen ſeyn. 


263 


Ungeachtet dieſer mehrjährigen VBeftrebungen hat body mehr 
als der Ste Theil der Fabricius'ſchen Thierarten noch nicht 
verglichen werden koͤnnen, obgleich die Anzahl der für die grön= 
ländifhe Fauna neuen und zum Theil unbefchriebenen fehr 
bedeutend angewachfen if, Da das Einfammeln nody fort 
gefest wird, dürfen wir mohl hoffen, daß das Mangelnde all: 
mäbhlich werde vermindert und das Meue bedeutend vermehrt 
werden. Der Name ber (evften) infender ift im folgenden 
Verzeichniffe nur bei den neuen oder Fabricius nicht zu Ges 
fiht gefommenen Arten angeführt worden. Die neuen Arten 
werden in den nad)folgenden einzelnen Beiträgen ausführlicher 
befchrieben, während die unmittelbar auf das Verzeichniß folgen: 
den Bemerkungen nur einige vorläufige Erläuterungen über 
einzelne Arten geben werden. 


Pisces acanthopterygii. 


*1. Cottus groenlandieus Cuv. Fn. groenl. Nr. 113. 

*2. Cottus scorpioides Fabr. Fn. groenl. Nr. 114.* 

*3. Cottus trieuspis-Mus. Reg. Fn. groenl. Nr. 115. 

*4, Cottus uneinatus Mus. Reg. Aröe, von Nennortalif. 

*5. Triglops Pingelii Mus. Reg. Dr. Pingel, Frederikshaab. 

*6. Aspidophorus decagonus Bl. Fn. gr. Nr. 112, 

*7. Aspidophorus monopterygius Bl. Dr. Pingel, Ste: 

derikshaab. 
*8. Sebastes norvegicus. Fn. gr. Nr. 121. 
*9. Gasterosteus loricatus (?) Mus. Reg. Engholm, $tes 
derikshaab. 

*10. Gasterosteus dimidiatus (?) Mus. Reg. Fn. groenl. 

11. Campylodon Fabrieii Mus. Reg. Nat. Selsk. Skr. 

*12. Clinus unimaculatus Mus. Reg. Kielsen, vom $i- 
f£enäf. Fleischer, von Omenak. Aröe, Sulianehaab. 

Clinus punctatus Fabr. Fn. gr. Nr. 110.* 

Clinus Lumpenus Fabr. Fn. gr. Nr. 100. 

Clinus medius Mus. Reg. Kielsen. Fifternäß. 

Clinus aculeatus Mus. Reg. Fasting, Godhavn. 

Gunellus fasciatus Bl. Fn. gr. Nr. 108. 

Gunellus affinis Mus. Reg. Vahl. Julianehaab. 

Lycodes Vahlii Mus. Reg. Vahl Julianehaab. Funch. 
Dmenaf. 

Lycodes retieulatus Mus. Reg. Möller. Fiſkenaͤß. 
Funch. Dmenaf. 

*21. Anarrrhichas Lupus. Fn. gr. Nr. 97. 

22. Crenilabrus exoletus (?) Fn. gr. Nr. 120. 


+13. 
*14. 
*15. 
*16. 
*17. 
*18. 
*19. 


*20. 


Pisces malacopterygii abdominales, 


*23. Salmo Salar Fn. gr. Nr. 123. Wahl. Godthaab. 
24. Salmo Carpio (?) Fn. gr.%;Nr. 124. 

*25. Salmo alpinus (?) Fn. gr. Nr. 125. 

*26. Salmo stagnalis Fn. gr. Nr, 126.* 

27, Salmo rivalis Fn. gr. Nr. 127.* 

*28. Mallotus arcticus Fn. gr. Nr. 128.* 


Ich ſchlug fpäterhin vor, aus diefer neuen Art und aus Clinus 
punctatus eine neue Gattung unter dem Namen Stichaeus zu bilden 
(Bivenff, Selff. Aarsberetn. 1835. — 1836., wo ©. 11., 3, 5. Kiemen- 
bögen ft. Gaumenbögen fteht). Da ich feit 9: Jahren die geönländifchen 
Fiſche bearbeitet und diefe Art i. 3. 1834. benannt habe, fo wird man es 
entſchuldigen, daß ich meine Benennung ftehen bleiben laſſe. Daß Herr 
Kröyer fpäter diefen Fiſch erhielt und früher feine Benennung drucken 
ließ, if befannt 5 er wußte aber doch, daß ich feit längerer Zeit eine um: 
faſſende Arbeit über die grönländifchen Fiſche unter den Händen hatte. 


— — 


264 


. Paralepis borealis Mus. Reg. Vahl. Julianehaab und 
Engholm. Frederikshaab. 

. Scopelus glacialis Mus. Reg. Funch. Jacobshavn. 

. Clupea Harengus Fn. gr. Nr. 129, 


Pisces malacopterygii thoraciei. 


. Gadus agilis Mus. Reg. Fn. gr. Nr. 100. 

. Gadus Callarias Fn. gr. Nr. 101. 

. Gadus Morrhua (?) + Fn. gr. Nr. 102. Engholm. 
Frederikshaab. 

. Gadus Ovak Mus. Reg. Fn. gr. Nr, 103. 

. Merlangus virens + Fn. gr. Nr. 104. Engholm. 
Frederifshaab. 

37. Merluceius vulgaris + Fn. gr. Nr. 105. 

38. Molva vulgaris + Fn. gr. Nr. 106. 

39. Brosme vulgaris + Fn. gr. Nr. 107. 

. Motella Mustela L. Holböll. Godtbaab. 

. Motella Ensis (?) Mus, Reg. Fleischer. Omenak. 

2. Motella argentata Mus. Reg. Vahl. Zulianehaab. 

. Bythites fuseus Mus. Reg. Kielsen. Fiſchkernaͤß. 

. Maerurus rupestris Bl. Fn. gr. Nr. 111. 

45. Hippoglossus vulgaris Fn. gr. Nr. 117. 

. Hippoglossus pinguis Fabr. Fn. gr. Nr, 118. 

. Citharus platessoides Fabr. Fon. gr. Nr. 119.* 

. Cyelopterus Lumpus Fhn. gr. Nr. 92. 

. Cyelopterus spinosus Fn. gr. Nr. 93. 

50. Cycelopterus minutus Fn. gr. Nr. 94. 

. Liparis (?) Fn. gr. Nr. 95. 


Pisces malacopterygii apodes. 


52. Anguillae species (?) Fn. gr. Nr. 96, 
. Gymnelis viridis Fn. gr. Nr. 99. * 
*a. Gymnelis punetulatus Mus. Reg. Möller. $i- 
fEernäß. 
*b. Gymnelis lineolatus Mus. Reg. Motzfeld. Su: 
lianehaab. 


. Ammodytes dubius (?) Maus. Reg. Fn. gr. Nr. 98. 


Pisces chondropterygii selachii. 
55. Selache maxima Fn. gr. Nr. 90. 
56. Spinax Acanthias (?) Fn. gr. Nr. 88. 
. Spinax Fabrieii Mus. Reg. Monrad. Julianehaab. 
. Seymnus borealis Scoresb. Fn. gr, Nr. 88. 


*59. Raja radiata Flem. (?) Fn. gr. Nr. 87. 
*60. Myxine glutinosa + Fin gr. Nr. 334. Monrad. Zus 
lianehaab. 
Zufaß. 
*61. Himantolophus groenlandieus Mus. Reg. Holböll. 
Godthaab. 


Erlaͤuternde Bemerkungen zum vorſtehenden Verzeichniſſe nach 
der laufenden Artnummer. 


Nr. 1. Vergleichung mehrerer Individuen von Groͤnland und 
aus dem Sunde haben mich von der Richtigkeit der Meinung 
Cuviens überzeugt, daß der groͤnlaͤndiſche C. Scorpius von 
dem europäifchen verfchieden fen. Der bedeutend größere Kopf 
zeichnet den grönländifchen fogleich aus. Die vielen Abweichun= 
gen in der Farbe und der Anzahl der Knochenhöder im Naden 
bei diefer Art Eönnten zur Aufftellung mebrerer Arten auffors 


265 


dern, wenn nicht die Webergänge ſolche zweifelhaft machten; 
auch Eennt man durchaus nichts von der Lebensweife, dem Auf: 
enthaltsverhalten und der Fortpflanzung. 

Nr. 3. Den €. trieuspis gab ich im der Ueberficht der Ver— 
“Handl. der Gef. d. Wiff. in den Jahren 1829.— 1830. als 
neu für die grönländifche Fauna an; ich finde aber jest bey 
neuen Vergleihungen mehrerer Eremplare, daß er fchon in der 
Fn. gr. angeführt ift. Von den vielen Groppen nehmlich, bie 
ich feit den letzteren 5 Jahren aus Grönland erhielt, paffen 2 
Arten ſehr gut zu den Befchreibungen des C. Scorpius Fn. 
gr. und C. scorpioides, die Ste, obſchon nicht mit C. Gobio 
übereinftimmend, muß alfo wohl der mit diefem Namen in der 
Fn, gr. belegte Fiſch ſeyn. Hierzu kommt, daß ich. die Erem: 
plare diefer 3 Arten gerade in dem Mengenverhältniß erhielt, 
welches dem von Fabr, angegebenen Anzahlverhältnig der Ars 
tenindividuen in Grönland entfpricht, die meiften Exemplare 
nehmlich von C. groenl. Cuv., weniger von C, tricuspis Mus. 
Reg. und ſehr wenige von C. scorpioides, welche nah 8.8 
Ausfprudy auch die feltenfte feyn foll. * C. trieuspis fommt 
dem €. ventralis Cuv. aus dem Meere von Kamtſchatka 
ſehr nahe. 

Nr. 4. Fand fich unter mehreren Eremplaren von C. groenl. 
et trieuspis von Nennortalit, Sie hat Zähne auf den Gau— 
menbögen, welche den übrigen Cottis fehlen; ferner machen 
die dichtftehenden Augen und die geringe Strahlen-Zahl in den 
Rückenfloſſen fie fogleich Eenntlih. Ausführlicheres über ihn ſ. 
in der Ueberficht d. Verhandl. im 6 ſten Bd, dieſer Schriften, 
©. XLIV—.V. ⸗ 

Me. 5. Es find nur die ein wenig größere Breite des 
Augenrandfnochens, die Form der Bruftfloffen, die zahlreicheren 
Strahlen in den Rüden» und Afterfloffen und befonders die 
Squamae verticillatae, wodurch diefe von mir aufgeftellte neue 
Gattung (f. die genannte Ueberſicht, Bd. 5. diefer Schrift, 
©. LII) einige Aehnlichkeit mit Trigla pini und Tr. lineata 
befommt und fie von der Groppenform entfernt. Das a. a. 
O. bemeldete Exemplar, auf welches. ſich die erfte Beſchreibung 
der Gattung und Art gründete, war unter Groppen bey der 
QDuanned 2 Meilen füdlih von Frederikshaab am 27. April 
1829. 20 Faden tief heraufgefifcht worden; erft 4 Jahre fpäter 
bekam ich ein anderes, viel jüngeres Eremplar von Sydpröven 
und endlich ein Ites, ein ausgewachſenes Meibchen mit vollen 
Rogenſaͤcken i. J. 1834. von Nennortalif. 

Nr. 6. Da $.’3 Cott. cataphr. nicht die europäifhe Art 
fen, ift fchon früher dargethan werden; daß er mwahrfcheinlich 
Bloch's Agonus (Aspidophorus Lae.) decagonus fey, wie 
ich damals vermuthete, wird in einem folgenden Beytrage voll 
ftändiger dargelegt werden, 

Nr. 7. Bol. Br. 5, ©. LIH—LIV. 

Ne: 9 und 10. Mill man die Grundfäße gelten laſſen, 
welche Cuvier bewogen, die europäifhen Stihlinge in 7 ver: 
ſchiedene Arten zu bringen, fo werden die von Grönland einge: 
fandten zahlreichen Eremplare 2, wie es fcheint, von den bis— 
her befchriebenen etwas  verfchiedene Arten ausmachen muͤſſen; 

doch läßt ſich dieß erſt nach einer Vergleihung aller Arten 
ausmachen. 

Nr. 11. iſt von O. Fabricius nach einem ſchlecht erhal- 
tenen Exemplar im 4ten Theile, Aten H., ©. 21., der Natur: 


* Auch nur an diefer Art allein fand Kröyer F.'s Lernaea go- 
bina (f. deſſen Naturh. Tivsffr., Bd. L, ©. 283.) 


Jfis 1848, ‚Heft 3, 


— — — 
— 


266 


hiſtorieſelſt. Sfr. befchrieben und auf Taf. 9. abgebildet worden. 
Zu derfelben Zeit etwa ward ein Fiſch, angeblid aus Dftindien, 
von Bloch in feinen „Auslaͤndiſchen Fiſchen“ unter dem Na— 
men Nothacanthus befchrieben und auf Taf. 431. abgebildet, 
welcher die größte Aehnlichkeit mit dem Camp. Fabr. hat. In 
deffelben Schriftftellers Systema piseium, in welcher bie frühere 
Abbildung auf Zaf. 77. unter dem Namen Acanthonothus 
Nasus wiedergegeben wird, heißt e8, der Fifh fey aus dem 
isländifchen Meere, und ein Gitat aus den Naturhiftoriefelft. 
Sfr. läßt vermuthen, daß entweder Bloc oder der Heraus: 
geber Schneider ihn für einerley Art mit F.'s Fifhe ange: 
fehen habe. Cuvier hat fpäter das Bloch iſche Eremplar 
nachgefehen und danach im Sten Th. d. Hist. d. poiss., p. 
467. fi. eine neue Befchreibung und auf Taf, 241. eine neue 
Abbildung geliefert, nach welcher die in Blochs Zeichnung an— 
gegebenen dunfeln Duerbänder des Körpers ganz fehlen, meil 
Guvier in dem fo lange in Branntwein aufbewahrten Exem— 
plar feine Spur mehr von ihnen ſah. Aber-auc in anderen 
Beziehungen iſt feine Befchreibung und Abbildung von den 
Blodifhen etwas abweichend. Das Eremplar, nach welchem 
3. feine Beſchreibung und Abbildung entwarf, ift noch vorhan- 
den, aber als eine halb getrodnete Haut, welche einmal auf 
Pappe oder einer Ausfüllung von Werg  befeftigt geweſen iſt. 
Beym Vergleichen dieſes Stücks mit C.s Belchreibung ı und 
Abbildung fallen einige Abweichungen in die Augen, von denen 
die an den Bauchfloffen die größte ift. C. gibt einen einzigen 
und fehr kurzen Stachel außer den 8 gegliederten Str. an, aus 
melden diefe Sloffen beſtehen; Fr.s Eremplar hat dagegen 3 
Stacheln, von denen der Außerernur 1’, dev mittlere 2 über 
die Haut hinausreicht, der Ste, an der Spitze getheilte aber, ift 
etwa halb fo lang, als die längften Strahlen der Floffen. Diefe 
Anzahl der Stacheln hat 3. auch in feiner. Befchreibung ange: 
merkt: da Bloch 2 Stacheln in den Bauchfloffen angibt, muß 
der eine ausgeriffen worden feyn, ehe das Eremplar in Cu— 
viers Hände fam. Cuvier und Bloc) geben 10 Rüden: 
ftaheln an, Fabricius's Eremplar hat nur 9. Nach den 
Erfteren ſtehen 13 Stacheln vor der Afterfloffel, nach dem Leg- 
tern 14, welche ich aud) gezählt habe, Fügt man dazu noch 
einige relative Maaße, fo möchte es fcheinen, als ob der Camp. 
Fabr. und Noth. Nas. 2 verfchiedene Arten derfelben Gattung 
wären; man fann aber nach dem fehr mittelmäßigen Zuftande 
jener beiden Exemplare feine fihern Schlüffe machen, 

Mr. 12. empfieng ich im Herbfte 1834. vom Fiſkernaͤß und 
hielt fie zuerft für eine Var. vom Clinus punctatus, erkannte 
aber nachher die merflihen DVerfchiedenheiten beider, und jener 
erhielt nach dem großen dunkeln Flecke am Anfange der Rüdenz - 
floffe dicht neben der Bafis mit hellerer Einfaffung den Namen 
unimaculatus. In demfelben Herbite Fam auch das erfte Er: 
emplar von ihm aus Omenak (70° 41 N. Br.) und von 
Sydpröven im Diftricte von Julianehaab an. Er bat aufer 
der obern auch bey Cl. punetatus vorkommenden, verkürzten 
mit Schleimöffnungen verfehenen Seitenlinie noch 3 andere 
gleichgebildete Linien, von, denen die mitten auf der Seite die 
längfte ift, obzwar fie die Schwanzfloffe nicht ereriht, und die 
untere auf dem Bauchprofile hin- und zum Theile mit der von 
der andern Seite zufammenlaufenden die kuͤrzeſte. Die Größe 
ift von 7” 2” bis zu 8 10'% Strahlen der Rüdenfloffe 
48; alte Strahlen find Stachelftrahlen, in der Afterfloffe 2 
Staheln voran, dann weiche Strahlen, denen wieder 2 Eurze 
Stachelſtrahlen folgen. 

17* 


267 


Mr. 15. fehe ich für verfchieden von Cl. Lumpenus an. 
Er ift ganz einfarbig, hat einen Fürzern Körper und einen lün= 
gern und dickern Kopf, deſſen Unterkiefer etwa gleich lang mit 
dem Oberkiefer ift. After etwas meiter zurüd, als bey Lum- 
penus. Er hat 14 Strahlen in den Bruftfloffen und deren 
relative Laͤnge ift verfchieden von der bey Cl. Lump., wodurch 
die Floffe eine andere Geftalt befommt; dagegen ift die Strah— 
lenzahl in Rüden» und Afterfloffen diefeibe. Die Membran 
von der Rüden und Afterfloffe läuft bis zur Mitte der aͤußer— 
ften Strahlen der Schwanzfloſſe. Ruͤckſichtlich bes größeren 
Kopfes nähert er fich der folgenden Art, von welcher er fic) 
übrigens leicht unterfcheiden läßt. 

Mr. 16. läßt fich leicht von den Übrigen grönländifhen Cl. 
unterfcheiden. Sein verhältnißmaßig großer Kopf bat weit 
größere Augen und einen kuͤrzern Unterkiefer, als bey den vorigen. 
Die vorderen fehr Eurzen Stacheln der Nüdenfloffe find durch) 
Eeine vollftändige Membran mit einander verbunden, fondern 
faft frey. Form der Bruftfloffe ebenfalls verfchieden, Länge der 
mittlern Strahlen nimmt nehmlidy ab, fo daß die Floffe am 
Rande einen Eleinen Ginfchnitt befommt. Die kurze Schwanzs 
floffe ift geraderandig, bey dem übrigen ſtark zugerundet. 

Nr. 17. ift früher von mir als neue Art unter dem Namen 
Gun. groenlandicus aufgeftellt worden. Indeſſen paßt die 
unvolftändige Befchreibung, welche Bloch im Syst. pisc., 
p. 165., vom Centronotus fasciatus gegeben hat, recht gut 
auf ihn, obgleidy die Zeichnung zu derfelben, Tab. 37., nur in 
der Hauptfache, nehmlid) den 2 dunfeln Querbändern an den 
Augen Aehnlichfeit mit dem grönländifhen Sifhe hat. Das 
wichtigſte hiergegen Einzuwendende würde feyn, daß Centr. fasc. 
nah Bloc von Trankebar feyn ſoll; aber die von mir früher 
dargelegte Unrichtigkeit in der Angabe der Zundftelle von Aspi- 
dophorus decag. et monopteryg. ſchwaͤcht diefe Einwendung 
völlig. 

Ne, 18. ift in der Zeichnung durchaus verfchieden von Gun. 
fase., hat auch nicht deffen Strahlenanzahl-in der Ruͤckenfloſſe. 
Er nähert ſich fehr dem eutopäifchen, aber die ovalen Fleden 
der Ruͤckenfloſſe und ihr höheres Hinaufgehen zu den Geiten 
der Floffe fcheinen nebft einigen anderen Eleinen Verfchiedenheiten 
feine Trennung von ihm zu erheifchen, und zwar um fo mehr, 
als fich diefelden auch nach Alters- und Gefchlechtsverhalten 
zeigen, Er ift im ganzen mittlern und füblihen Küftenmeere 
zwiſchen Holfteinborg und Julianehaab ziemlich verbreitet, 

Nr. 19. verbindet verfchiedene Gattungsformen mit einander. 
Sm Zahnverhalten hat er einiges Gemeinfchaftliches mit Anarrh. 
Lupus, mährend er in Anzahl und Stellung der Floſſen mit 
der Gattung Zoarces Cuv. übereinjtimmt, wogegen bie Form 
der Schuppenbebedung bey allen 3 diefelbe ift. Beſonders viele 
Aehntichkeit hat er mit der nordamerifanifchen Aalmutter, Mi: 
tchitl’s Blennius labrosus *, von welcher indeffen das Zahn: 
verhalten ihn ganz trennt. Das im 5ten Bande diefer Schrif: 
ten, ©. LXXV., erwähnte Eremplar war allzu befchädigt, als 
dag Artkennzeichen hätten von ihm entnommen werben Eönnen. 
Sm Herbfte 1834. empfieng ih vom Paſt. Fund, in Omenak 
ein Eleineres, aber gut erhaltenes Cremplar. Vom Dr. Thie: 


* Bol, The Fishes of New York described and arranged 
by 8. L. Mitchill, M. D. in den Transactions of the litterary 
and philosophical Society of New York, Vol. I., d. 355 — 492. 
Die Abhaublung ift von 6 Kupfert. begleitet, welche miltelmaͤßige Abbil- 
dungen von einer großen Anzahl Fifche enthalten, 


x 


268 


nemann in Dresden empfieng ich einen ihm unter dem Na⸗ 


men Blennius Lumpenus von Island gefandten ausgeftopften 
Fiſch. Er ift ſchlecht ausgeftoprt, auch etwas verſtuͤmmelt, 
beweist aber doch, daß die G. I,ycodes auch bey Island vorkommt. 
Ob er Lye. Vahlii fey, kann ich. indeffen nicht beſtimmen; in 
der Form der Zähne fommt er mit ihm überein. 


Nr. 20. Von diefer neuen Art empfieng ich im Herbft 1833. - 


einen Nogenfifh, vom Kfm. Möller, damals auf dem Fi: 
ſkenaͤß. Er war aus dem Magen eines Haififches heraugge- 
nommen; Zeichnung und Schuppen wohl erhalten. Da «8 
nicht möglih war, ihn mit dem Vahliſchen Eremplar der 
vorigen Art in der Hinficht zu vergleichen, fo blieb es unbe— 
ftimmt, ob er von derfelben Art war; ein von Fund im 
Herbfte 1834. gefandtes Eremplar mit derfelben Zeichnung und 
Schuppenbedekung, und welches ein Milchner war, zeigte, daß 
beide eine eigne Art bilden müffen, welche von der vorigen we— 
fentlidy verfchieden ift, durch eine geringere Verbreitung der 
Schuppen fowohl, als durd) die neßförmige Zeichnung an ben 
Körperfeiten, 

Nr. 23. Vahl fandte von Godthanb die Lachsart, welche 
die Gronländer Kapiſalirkſoak nennen, und in beffen Be— 
ſchreibung Sabricius den Salmo Salar zu erfennen glaubte. 
Das eingefandte Eremplar ſtimmt auch fo mit dem gemeinen 
Lachſe überein, daß die nicht fehr große DVerfchiedenheit in eini- 
gen wenigen relativen Maaßen, 5. B. der Kopflänge, der Ent— 
fernung des Kopfes von der Ruͤckenfloſſe uſp. und ein Strahl 
mehr oder weniger in einigen Floffen keine Artsverfchieden- 
heit nad) einem einzigen 20" langen Individuum begründen 
faßt, welches ein Männchen war und mit einem 30’ langen 
Individuum eines Nogenfifches von Bornholm verglichen ward. 
Bis auf weiter erhält er daher den Artnamen Salar. 

Nr. 24. — 26. Ich kann zwar unter den Forellenarten, 
welche das Mufeum aus Grönland befitt, wenigftens 2 vers 
fhiedene Arten erkennen, welhen Fabriciusfchen Benennungan 
fie aber entfprechen, muß ich noch dahin geftellt feyn Taffen, bis 
eine größere Anzahl beffer erhaltener Individuen mich in ben 
Stand feßt, die Formen durch verfchiedene Alter hindurd voll 
ftändig zu vergleichen, da mir keine Nachrichten über Lebensweife 
und fpeciellen Aufenthalt der gefendeten Stuͤcke mitgetheilt 
morden find. 

Nr. 29. ift wohl ficher die von Fabr. in der Fn. gr. als 
Clupea Encrasicholus aufgeftellte Art und unmwahrfcheinlich, 
daß die wahre Cl. Ener. im grönländifchen Meere vorfomme, 
Sie wird ſchon bey ung im norwegifchen Küftenmeere fehr felten, 
wird ferner nicht von Mitchill (in der cit, Abh.) unter den 
Fifchen einer Zone erwähnt, welche ſich fo weit gegen Süden 
von Nordamerica erftredt, daß fie zum Theil in ſich die dem 
Mittelmeere zufommenden climatifchen. Verhältniffe aufnimmt, 
und wo fie ihrem füdlichen Aufenthalte zufolge vorkommen müßte, 
wenn fie fo weit gegen Weſten gienge, und wo fie zugleich, da 
fie in fo großen Schaaren lebt, ſchwerlich uͤberſehen werden 
Eönnte, Es ift ſehr wahrfcheinlih, daß F., welcher gewiß Cl. 
Eneras. nicht aus Autopfie Fannte, die Eremplare des filber: 
glänzenden Fifches, welche er oft im Magen der Seehunde an= 
traf (ſ. Fn. gr., p. 183.), unrichtig gedeutet habe und dieſe 
Paralepis borealis gewefen feyen, welche fih nah Wahl und 
mehreren Gorrefpondenten im füblihen Grönland fehr oft im 
Magen der Seehunde findet. 
in die Lachsfamilie geftellt worden, weil fowohl ihre Rüden: 
als ihre Afterfloffen nicht allein gegliederte, fondern fogar auch) 


Die Gattung Paralepis ift hier 


— 


269 —— 


getheilte Strahlen befigen, und daß dieſe fhon mit dem 2ten 
Strahl von vorn her, beginnen. Die Zte Rückenfloſſe iſt eine 
wirkliche Fettfloffe von derſelben Textur, wie die bey Scopelus 
und bey Mallotus arcticus. Die grönländifche Fifhfammlung 
im Mufeum hat nur die 2 im 5ten Band diefer Schriften, 
©. LXXV.--LXXXI, erwähnten Eremplare erhalten. Das 
gegen bekam es im Herbft 1833 eines aus Island; es war 
nicht weit von Neifavig gefangen morden und ffimmt ganz mit 
den groͤnländiſchen Eremplaren überein. 

Nr. 30, Das einzige 1832. eingefandte. Exemplar hatte 
bedeutend durch Reibung gelitten, fo daß der glänzende Ueberzug 
faft allenthalben verfhwunden und nur wenige der vertieften 
Puncte längs des Bauchprofiles beider Seiten noch geblieben 
waren. Ein großer Theil der Schwanzfloffe war zerbrochen. 
Die Art ift indeffen vermöge der Strahlenzahl in der Rüden: 
floffe, welche dert bis auf 12 fteigt, und im der Afterfloffe, 
welche 17 iſt, als verfchieden von dee duch Ström in den 
Naturhiſtorieſelſt. Sfr., Bd. Il, H.2., ©. 15., befchriebenen 
und Zaf. J., Fig. 2. abgebildeten, aber nicht benannten Art, 
die Nilffon Scopelus borealis genannt hat, zu erfennen. Sie 
foll nah Strom I Strahlen in der Nüdenfloffe und 10 in 
der Afterfloffe (in diefer dagegen nah Nilifon 15) haben. 

Mr. 32. ift darinn verfchieden vom Gad. Aeglefinus, deffen 
Namen er in der Fn. gr. führt, daß der Oberkiefer ein wenig 
kuͤrzer, als der Unterkiefer, der Kinnfaden Eurz und haarförmig 
und die Schwansfloffe nicht winfelförmig, fondern bogenförmig 
eingefihnitten ift. Die Seitenlinie ift dazu fchmal und gleich 
farbig, beym Schellfüfche dagegen breit und fhwarz, und der 
ſchwarze Fleck gleich hinter den Bruftfloffen fehlt nah Fabr. 
(Fn. gr., p. 143.). Ich habe ihn feiner leichten und hurtigen 
Bewegungen halber agilis benannt. 

Nr. 34, Vom Saraudlirkſoak der Grönländer, welchen 
5. nad) der ihm mitgetheilten Befchreibung für Gad. Morrhua 
hielt, empfieng ich nur ein Gremplar von 25° Länge. Er 
unterfcheidet fi) in der Zeichnung bedeutend und in den telatis 
ven Maafen etwas von der Dorſchart, welche die nordifchen 
Fauniften Gad. Morrhua nennen, wenigftens von der aus dem 
Kattegatt. Ehe der grönländifche in mehreren und an Größe 
verfchiedenen Exemplaren verglichen werden Eann, läßt fich nichts 
Sicheres über die. Setbftftändigkeit der Art ausmachen. Er 
hat defhalb keinen beftimmten Artnamen erhalten, und zwar 
tum fo weniger, als wir es nicht für erwiefen halten. fönnen, 
daß der Kabliau von Nemwfoundland einerley Art mit dem fcan: 
dinaviſchen ſey. Mitchill nimmt freylih (a. a. O. ©. 365.) 
diefe Tdentität geradezu anz aber die Art ift, fo viel ich weiß, 
nicht unmittelbar verglichen worden, und der Bf. führt noch in 
der Differentia specilica die auf den nordifhen Kabliau nicht 
paffenden Linne iſchen Ausdrüde an. 

Nr. 35. Fabricius' Gad. barbatus ift fehr verfchieden 
vom europäifchen Gad. barbatus 222. und überhaupt Eeine der 
befannten europäifchen Arten. Beide Kinnladen find etwa gleich 
Tang bey wenig offenem Munde, oder. der Unterkiefer ift nur 
unbedeutend £ürzer, als der Oberkiefer, bey gefchloffenem. Schwanz: 
floffe mit ſehr flachem bogenförmigem Ausfchnitte, und die wie 
gervöhnlich gebogene Seitenlinie von der Farbe der Seiten. 
Farbe und Zeichnung des Körpers fehr aͤhnlich denen des Gad. 
Callarias. Bis diefe Are mit nordamericanifhen Arten der 
Gattung Morrhua verglichen werben Eann, fteht er im Mufeum 
unter dem grönländifchen Namen Ovak. 


270 


Ne. 36. Eine fpätere Vergleichung mit einem. mir von 
Nilffon zugefendeten norwegifchen Exemplare vom virens hat 
mich gelehrt, daß 8.8 hypothetifche Beftimmung die richtige ſehz 
denn die unbedeutenden Verfchiedenheiten, welche einige relative 
Maße darbieten, bleiben fehr unficher, weil die Exemplare des 
Mufeums in trocknes Salz gelegt worden und dadurch unregels 
mäßig zufammengefhrumpft find. Die Strahlenzahl in den 
ungepaarten Floſſen ſtimmt ruͤckſichtlich der Nüdenfloffen ganz 
mit dem überein, was Linne in der Fn. suec. anführt, nehm 
ich 1ſte Nüdenfloffe 13, 2te 20, 8te 19. Die Afterfloffen 
weichen etwas von jener Angabe ab, denn die Lfte hat 26, die 
2te 22 Strahlen. Daß e3 nicht Sabineg von Leach be= 
nannter Gadus polaris feyn £önne, zeigt die Strahlenzahl in 
beiden Afterfloffen; ob er dagegen für den G. carbonarius 
Sab. zu halten fey , welcher an der Weſtkuͤſte der Davisftraße 
gefangen ward, läßt fich wohl nicht fo leicht ausmitteln, da feine 
Kennzeichen hinzugefügt worden. 

Nr. 41. Diefe neue Are ift noch fehr unficher, da fie nur 
auf 2 aus dem Magen einer Phoca eristata, welche bey Ome- 
nat (71 — 720 N. Br.) gefangen ward, herausgenommenen 
Individuen gegruͤndet worden iſt. Beide find befhädigt. "Sie 
zeichnen fich durch die Ringe des 1ften Strahles der vordern, 
unentwidelten Rücenfloffen aus, welcher faft fo lang, als der 
Kopf ift. Es find nur 2 Fäden da, einer an jedem Nafenloche, ' 
und der After fißt weiter zuruͤck, als bey Mot. Mustela. 

Mr. 42. unterfcheidet fib von allen europäifchen Arten der 
Gattung dadurch, daß die Schwanzfloffe flach bogenförmig ein: 
gefchnitten ift, trägt 2 Hautfäden an der Spike des Kopfes, 
einen vor jedem Naſenloche und einen unter dem Kinne, und 
hat eine weiße, filberglänzende Farbe. Strahlenzahl der Kiemen— 
haut die. normale der Dorfchgattung, nehmlich 7. Der untere 
Magenmund wird von 8 einfachen Blinddärmen umgeben, 
Keine Schwimmblafe. Won mir nach und nad) zugefommenen 
10 Individuen war feins unter 2” 7" und Eeing über 2“ 
11'" fang. In den geöffneten Cremplaren fanden fich feine 
deutlichen Spuren von Fortpflanzungsorganen; die Individuen 
waren alfo wohl ſehr jung. 

Nr. 43. iſt unter der ‚grönländifhen Benennung Amerſu— 
lak eingefandt worden, Es folgt unten feine Befhreibung im 
„Zten Behtrage.“ 

Nr. 44. In einer noch nicht gedrudten, der Gefellfchaft 
mitgeteilten Abhandlung (f. Bd. 5 diefer Schriften, ©. XVIII 
— XIX.) habe ich zufolge unmittelbarer Vergleihung bewiefen, 
daß der groͤnlaͤndiſche Berglachs eine von der an den norwegi— 
ſchen Küften vorfommenden und von Strom und Gunne— 
tus befchriebenen werfchiedene Art fen. Da die Bedeutung der 
Benennung Maer. rupestris den Schtbyologen allgemein und » 
vollftändig nah, Bloch s Befhreibung und Abbildung (Ausland. 
F.« Taf. 177.) grönländifcher Eremplare befannt war, fo fhien 
es das Nichtigfte zu feyn, die-grönländifche Art im frühern Bes 
fise des fyft. N. Maer. rupestris BI. zu laffen und ber not: 
megifchen einen neuen zu geben, und zwar nad) ihrem erften 
Entdeder, weßhalb ich fie M. Stroemii nannte. Nilffon 
hat (Prodr. ichth. scand., p. 51.), wofern feine Art eben 
diefe ift, welches zu vermuthen fteht, obgleich die aufgefte Iten 
Urtkennzeihen auf das Bergenfche Individuum nicht paffen, 
welches ich verglichen habe, fie Lepidoleprus norvegicus 
genannt. 


271 


Nr. 47. Wenn man nah Cuviers Grundfägen (im 
Rögn. animal.) in der Bildung der Untergattungen verfahren 
will, fo ſcheint es, daß Pleuron. platessoides et limandoides 
BI. eine ſolche bilden muͤſſen, die ihren Plag zwifchen Platessa 
und Hippoglossus befime. Diefe Untergattung hat, wie Pla- 
tessa, die Zähne in den Kinnladen in einer einzigen Reihe, 
unterſcheidet ſich aber von ihr durch den groͤßern Rachen und 
die ſehr ſpitzigen, weiter von einander ſtehenden und im Vor⸗ 
dertheile der Kinnladen längeren Zaͤhne, welche in beiden Zwi— 
fchenfieferbeinen mit regelmäßig bis hinab zu deren Mundwins 
kelende abnehmender Länge ftehen, während bey Plat. die Zähne 
ftumpf und etwa glei) fang find; im vechten Arme des Ober: 
Eieferbeing (an der Augenfeite des Kopfs), ftehen entweder feine 
oder nur 2— 4 Zähne. Die neue Untergattung wird ben 
großen Nahen und die fpisigen Zähne mit, Hippogl. gemein 
haben; bey diefer Gattung aber find die Zähne vorn in ben 
Kiefern in mehrere unregelmäfige Reihen geftellt und: an Größe 
abwechſelnd, während fie in einer Neihe, an Länge regelmäfig 
abnehmend bey der neuen Gattung ftehen, welche ſich durch 
8 Strahlen in der Kiemenhaut von Platessa ſowohl als von 
Hippogl., unterfcheidet, welche, wie die von mir unterjuchten 
Arten der Übrigen Untergattungen nur 7 Strahlen befigen. 
Mir Eönnten diefelbe Citharus nach einem von Nondelet 
Citharus asper benannten Fifche des Mittelmeers nennen, 
welchen Guvier für den fih in der Nordſee aufhaltenden 
Pleuron. Jimandoides BI. anſieht; aber es fcheinen noch feine 
Sndividuen aus den beiden Localitäten verglichen worden zu feyn. 

Nr. 53. Daß Fes Ophidium viride nit unter die Gat— 
tung Ophidium zu ſtellen fey, ift fehon früher (1. dief. Schr. 
3.5, ©. LIV.— LV., und Bd. 6, ©. XXI.) dargethan 
worden. Sie bildet eine eigene Gattungsform, welcher von 
ihrer ganz nadten Haut Gymnelis benannt worden ift. Beh) 
den von mehreren Stellen in Suͤd- und Mitielgrönland in den 
legten 3 Jahren eingefandten Individuen, zeigt ſich eine bedeu— 
tende Derfchiedenheit in den Flecken der Nüdenfloffe und in 
der Zeichnung des Körpers, aber nur eine geringe in den rela— 
tiven Maafen. Es ift nody nicht möglich geweſen, zu beſtim— 
men, ob diefe Individuen verfchiedenen Arten angehören; aber 
ich werde hoffentlich durch beffere Eremplare dazu in Stand 
gefegt werden. Die auffallendften Varietäten find im Ver: 
zeichniffe vorläufig mit eigenen Namen bezeichnet worden. 

Mr. 54. Es ift mie noch nicht möglich gewefen, zu ermit— 
ten, zu welcher von ben europäifchen in der legten Zeit ges 
trennten Arten, Tobianus und Lancea, ber grönländifhe To— 
biasfiſch gehöre, ober ob er eine von beiden verfchiedene Art fey, 
doch möchte ich mich aug mehreren Gründen für die legteve 
Meynung erklären, weßhalb er in die grönländifche Sammlung 
auch unter dem Namen Amm. dubius aufgenommen. worden 
ift. Bey diefer Art beginnt die Nücdenfloffe gerade vor ber 
Spige der zur Seite des Körpers ausgeſtreckten Bruftfloffe, wie 
ben Amm. Tob., mit welchem fie aucd die mit einem kurzen 
Stirnftiele verſehenen Zwifchenkiefer gemein hat, aber ihr Kopf 
ift bedeutend kuͤrzer, als bey ihm, bey welchem der Kopf ſich 
zue Totallänge wie 1 zu 44 nad) Yartell verhält, wogegen 
bey A. dub. Gmal in derfelben enthalten iſt; bey einem 8“ 
1% fangen Individuum von diefem mar der Kopf 1. 45"! 
lang. Die Stellung der Augen näher an der Mundfpige, als 
an der äußern Kante des Kiemendedeld und den ein wenig zus 
ſammengedruͤckten Körper hat die geönländifche Are mit den 
utopäifchen Amm. Lancea gemein. Sie hat auch eine größere 


272 


Anzahl von Strahlen in der Rüden: und Afterfloffe, nehmlich 
in der. erften 64, in die letztern 33 (Fabr. zählte 67 und 34), 
wogegen nah Yarrell A. Tab. 55 in der Nüden- und 29 
in der Afterfloffe, Lancea 51 in der Rüden= und 25 in der 
Afterfloſſe hat. \ 

Nr. 56 ſcheint vom Verzeichniffe der grönländifchen Fiſche 
tweggeftrichen werden zu müffen. Sch habe Squal. Acanth. 
noch nie, weder von Sulianehaab noch von Frederikshaab, von 
beiden Stellen her dagegen mehrere Male die neue Art, Spinax 
Fabricii Mus. Reg. (f. diefe Schriften Th. 3, ©. XVI.), be⸗ 
kommen, welhe Fabr. alfo wohl für Sp. Acanth. genommen 
haben dürfte, 

Um Schluſſe diefer Bemerkungen’ will ich noch über einen 
mehrfach merkwürdigen geönländifchen Fiſch berichten, welcher 
aber leider in einem folhen Zuftande angelangt ift, daß fein 
Platz im Syſteme nicht feftzuftellen, noch auch eine befriedigende 
Beſchreibung von ihm zu geben ift. Das Eremp. wurde nach 
brieflicher Mittheiltug von Holböll nach einem ſehr heftigen 
Sturm bei Godthaab auf dem Strande gefunden. - Naben und 
Möven hatten ſchon den größten, Theil der Bauchflaͤche vom 
Ufter bis zur Schwanzfloffe aufgefreffen und aus dem Kopfe, 
deffen Knochen ſtark zerbrochen maren, mehrere Stüde heraus— 
gehadt. Von den Kiemen und den -Sinnesorganen war nichts 
und von den Eingeweiden maren nur Stüde übrig. Es wurde 
in Salzlake gelegt und Fam beim Mufeum in halb flüffigem 
Zuftande an. 

Daß der Fifch zu den Knochenfifchen gehöre, zeigt die Tertur 
der Knochen hinlaͤnglich. Diefe find fibrös, doch eben fo cellulög, 
wie bey Cyelopterus, Lophius und nod) genauer, wie bey 
Orthag. Mola. Ferner kann er ſyſtematiſch unter die Knochen- 
fifhe mit beweglichen Kinnladen geftellt werden; denn die Zwi— 
ſchen- und Seitenfieferbeine verhalten‘ ſich auf die gewöhnliche 
Weiſe, fowohl rüdfichtlid der Bildung und der Lage, als ber 
Beweglichkeit, und find beide mit mehreren unregelmäßigen Reihen 
fonifcher, ſpitziger uud hohler Zähne befegt, von denen die in 
der hintern oder innern Neihe die größten find; fie nehmer an 
Größe in den nach außen hin folgenden Neihen ab und ragen 
in der Außerften kaum über die Hautoberfläche hinaus, Die 
größeren Zähne find in den Kieferfnochen nicht feſtgewachſen, 
fondern nur durch eine elaftifche Haut mit ihnen verbunden, 
weshalb fie gegen den Schlund hinabgebogen werben fünnen, 
wie viele Zähne, befonders die des Gaumens, beim Hecht und 
bei anderen Fifchen. 

Die Kiemen find aus den geräumigen mit glatter Haut be⸗ 
kleideten und in eine große, runde, hautgerandete Oeffnung 
hinter den unteren Ecken der Bruſtfloſſe faſt wie bey Lophius 
piscatorius ſich endenden Kiemenhoͤhlen herausgeriſſen. Daß 
der Fiſch zu den Weichfloſſern gehoͤre, zeigen die Strahlen der 
Ruͤckenfloſſen, welche alle gegliedert ſind, und von denen ſchon 
der Zte zweitheilig iſt. Da der, Bauchrand vom After an bis 
zum Anfange der Kehle ganz ift, fo feheint man annehmen zu 
fönnen, daß, wenn er zu den Bauchfloffern gehörte, man ent⸗ 
weder die Bauchfloffen, oder Spuren von ihnen an der Stelle, 
an melcher fie gefeffen hätten, fehen müßte; da dies aber nicht 
der Fall ift, fo wird e8 mwahrfcheinlich, daß der Fiſch entweder 
zu den Bauchfloſſern, oder zu den Nacktbaͤuchen gehört habe. 
Obgleich er in vielen Stüden Aehnlicykeit mit dev Gattung 
Cyclopterus hat, bin ich doch mehr geneigt, ihn zu den Nackt— 
bauchen zu rechnen , unter denen er jedoch ganz ifolirt und ohne 
Vebergang zu irgend einer Gattung der Ordnung fehen würde, 


zur Spige der längften Zweige gegen 8", 


273 


Das Eremplar ift von der Spige des Unterfiefers, welcher ein 
wenig Über den Oberkiefer hinausreicht, bis zur Spitze der 
Schwanzfloffe 23° lang. Korper am Mundwinfel faft fo breit, 
als hoch, doch die Breite etwas geringer, gegen den Schwanz 
mehr und mehr zufammengedrüdt, fo daß zuleßt die Höhe um 
mehrere Male größer, als die Breite, wird; Vauch fheint conver 
und hangend gemwefen zu feyn. Die größte Höhe Über der Mitte 
des Bauches iſt etwa 24 mal in der Totallaͤnge enthalten. Die 
ganze Form des Fifches hat einige Aehnlichkeit mit der ber 
Antennarii; nur ift der Kopf oben fehr flach. Die Haut er: 
innert fehr an Cyclopterus spinosus; fie ift mit einer Menge 
großer, niedrig kegelfoͤrmiger Knochenplatten verfehen, deren 
Mittelpunct in eine Eurze, glatte, ftumpfe Spitze ausläuft, unter 
welcher tiefe, unregelmäßige Furchen nach dem Rande auslaufen, 
fo daß ihre Oberfläche fternförmig geftreift wird. Sie haben 
einen Durchmeffer von 10 — 14" und eine Achſe, welche 2 
bis 4" Hält, und etwa 14 — 16“ von einander entfernt. 
Auf dem Kopfe giebt es Eeine folhe Platten, Die Membrana 
branchiost. hat 6 Strahlen. Bruftfloffe Eurz, mit 12 Strahlen. 
Nüdenfloffe, dicht an der Schwansfloffe ſitzend, hat 9 Strahlen. 
Ein Theil der Schwanzfloffe ift abgeriffen und im zuruͤckge— 
bliebenen Stüde befinden ſich 5 Strahlen, 


Der Theil, welcher dem Fifch ein befonderes Anfehen giebt, 
und durch mwelchen man auf den erften Anblick verleitet werden 
fönnte, in ihm einen Antennarius oder Lophius zu fehen, 
ift ein 64" Tanger und 2 dicker Knochenftrahl auf der Mitte 
des Kopfes. Cine dide, mit Eleinen tief liegenden Schuppen 
befegte Haut bedeckt diefen Knochen, wodurd der Strahl im 
Ganzen einen Durchmeffer von 44" oder die Dicke des Feder: 
field von einem Adler befommt. Der Knochenftrahl felbft ift 
auf einem beweglichen Grundbeine, wie die Strahlen einer 
Ruͤckenfloſſe, eingelenft, nur mit dem Unterfchiede, daß daffelbe 
horizontal auf dem Profile des Schaͤdels in einer vertieften 
Rinne liegt, in melcher es durch eigne Muskeln etwas vor— 
und ruͤckwärts bewegt werden kann. Bon diefem Knochen gehen 
andere Musfeln zum untern Ende des Strahles, durch welche 
diefer aus der horizontalen in die perpendiculäre Richtung verfeßt 
wird. Man Eann diefelbe Bildung, nur nach vermindertem 
Mapftabe an den fehr dünnen, aber langen Strahlen auf dem 
Kopfe eines Loph. piscat. wahrnehmen. Am obern Ende 
des Strahles breitet ſich die bedeckende die Haut in eine rhom— 
bifhe Scheibe aus, deren Seiten parallel mit denen des Kopfes 
find. Von der obern Ede diefer Scheibe geht ein dicker, etwas 
zufammengedrücter Hautfaden aus, welcher fih in 2 kurze 
Fäden theilt, die gewiß bedeutend länger geweſen find, als jetzt, 
da ihre Enden einen abgeriffenen Rand zeigen. Won jeder 
Seitenecke läuft ein ähnlicher, aber viel längerer, Faden aus; 
der hintere von beyden ift doppelt zweitheilig und, bis zur Spiße 


der längften Fibrille 5" 4, der vordere dagegen nur dreitheilig. 


und 4" 8 fang. An der Bafis der Scheibe beginnt eine 
Eurze Doppelteihe von Fäden am obern Ende des Strahles und 
deffen hinteren Rande. Jede Weihe fißt an der ausmwendigen 
Seite des Randes und befteht aus 5 dicht auf einander folgens 
den und an Ränge bedeutend abnehmenden Fäden; beide Neihen 
zufammen haben dennoh 5 Paar Faden. Das oberfte Paar 
derfelben tbeilt fich in 2 ungleich lange Zweige, deren fürzerer 
wieder zweitheilig ift. Länge diefer Fäden von der Wurzel bis 
Die folgenden 4 
Paar find ungetheilt; das 1fte 64°, das unterfte 1%‘ lang. 
Sfis 1848. ‚Heft 3. ? 


274 


Die Haut auf den Fäden ift ebenfalls mit Eleinen runden, tief 
liegenden Schuppen bedeckt. 

Der Fiſch verbindet offenbar, als merkwuͤrdige Uebergangs— 
form, mehre entfernt von einander ftehende Gattungsformen; 
bis auf weiteres ift er mit dem Namen Himantolophus groen- 
landicus bezeichnet worden. 

Die Vergleichung der beiden obigen Verzeichniffe zeigt, daß 
die Zahl der groͤni. Fiſche, nad Streihung von 4 Arten in 
dem Fabricius'ſchen, von 43 auf 60 in dem neuen geftiegen 
ift. Unter jenen 43 find 8 größtentheils europäifche Arten, 
welche ich bisher nicht habe aus Grönland erhalten Eönnen, 
deren Vorkommen dort alfo durch dies Verzeichniß nicht als 
beftätigt erachtet werden kann, obzwar faum zu zweifeln ift, 
daß ſich eine oder die andere Art wirklich dafelbft finde, z. B. 
Squalus maximus, Pleuron. Hippogl., eine Aalart u.f.w. 
Die übrig gebliebenen 35 Artnamen befaffen 13, melde ver: 
ändert werden müffen, von denen 8, und unter ihnen der neue 
Gattungsname Gymnelis viridis, nicht in der europäifchen 
Fauna vorfommen; eine Art, nehmlid) Paralepis bor. (Clup. 
Encras. des Verzeihn.) ift feitdem auc im isländifchen Meere 
gefunden worden. Schon durch die nothwendige Veränderung 
fo vieler Artnamen in Fabricius grönländifcher Fifch = Fauna 
bat diefe einen großen Zuwachs von ſolchen Fiſchen befommen, 
welche fie verfchieden von der europäifchen machen, und die in 
dem ältern Verzeichniffe fi nur auf einige wenige Arten, als 
Cott. scorpioid. , Pleuron. platessoid. uf. befhränfen. Aber 
diefe Werfchiedenheit vergrößert ficy noch bedeutend durch die 18 
im 2ten Verz. hinzugefommenen neuen Arten. Unter diefen 
giebt es Gattungsformen, nehmlich Triglops mit 1 Art, Ly- 
codes mit 2, Campylodon (Notacanthus) mit 1, Bythites 
mit 1 und Himantolophus mit 1 Art, welche neu find; nur 
eine einzige derfelben ift Eürzlich als in Europa vorfommend be- 
kannt geworden, nehmiich Lycodes im isländifchen Küftenmeere 
mit einer noch nicht völlig beftimmten Art. Von den übrigen 
11 Arten giebt e8 nur eine in der europdifchen Sauna, nehmlic) 
Mot. Mustela; eine ift zweifelhaft al$ neue Art, Gasterost. 
dimidiatus; die übrigen wurden bisher nur im grönländifchen 
Meere angetroffen. Es geht fonady das Hauptrefultat aus 
diefer Vergleichung hervor, daß die groͤnlaͤndiſche Fifchfauna 
ruͤckſichtlich der Gattungs- fowohl, als der Artformen von der 
europäifchen bedeutend verfchieden, und daß faft die Hälfte ihrer 
Arten noch nit in dem fo nahe angrenzenden igländifchen 
Küflenmeer angetroffen worden find. 

Es thut mir Leid, daß ih, und hauptfächlih aus Mangel 
an Materialien, nicht im Stande bin, hier eine BVergleichung 
der geönländifhen Fifchfauna mit ber ihr nach der geographis 
ſchen Ränge entgegengefegten oder den Fifchen des Meeres bey 
Kamtfchatka vorzulegen. Sch habe für diefe Fifche nur des Pal— 
lals Zoographia rosso-asiatica und die von Zilefius in 
den Schr. d. Kaiſ. Ac. v. St. Petersb. gelieferten Monographien 
benugen fönnen; aber in beiden find die Vefchreibungen oft fo 
unvollftändig, daß man, ohne die Driginale zu fehen, wozu 
Guvier zum Theile Gelegenheit gehabt hat, Eein Urtheil über 
die Arten wird zu fällen vermögen. Ein Theil diefer Fifche 
ift zwar in Cup. und Bal.’s großem Werke revidirt worden ; 
diefeg aber enthält bis jest nur den größten Theil der frachelz 
floffigen Knochenfiſche; für die ſchwierigſten und in beiden 
Mesren artenreihen Gattungen, Salmo und Gadus fehlt es 
noch an folcher Kritit. Soll ferner die Vergleihung im Detail 
zuverläffige Refultate liefern, fo müffen entweder die groͤnlaͤn⸗ 

18 \ 


275 


difchen Fifche blog: mit denen von der afiatifhen Dftküfte ver- 
glihen werden (aber in den Verzeichniffen findet es ſich nicht 
allemal angegeben, ob eine Art im afiatifchen oder im america> 
nifchen Küftenmeere angetroffen worden ift, und man muß dem— 
zufolge beide zufammen nehmen), oder e8 muß auch auf ber 
andern Seite zugleich die Oſtkuͤſte des noͤrdlichſten Americas mit 
zur grönländifchen Fauna gezogen werden (theild aber liefern 
die englifhen Polarreifen zu wenig und zu unbearbeitetes Ma: 
terial, theils Fann man in dem, was die Americaner geliefert 
haben, nicht vecht weit über 530 N. Br. hinausfommen), In: 
deffen verfchafft ein Blick auf die Verzeichniffe, welche man über 
die Fifche beider Meere entwerfen kann, doch einige nicht uns 
wichtige Nefultate. Die Anzahl der Arten wird in beiden un— 
grfaͤht Diefelbe werden, wenn man bie füdliche Gränze für das 
Eamtfchatkifche Meer auf den 50% und die nördliche auf den 
66% N. Br. anfest, wonach fie ſich von den nördlichen kuru— 
lifchen Inſeln bis zum Oſteap auf der afiatifchen und bis zur 
Kotzebuebucht auf der americanifchen Seite erftreden wird, Die 
arönländifche Fauna dagegen wird zwifchen der Suͤdkuͤſte des 
Diftricts von Sulianehaab und der Colonie Upernavik, als dem 
nördlichfien Puncte, von welchem dag Mufeum Beyträge em: 
pfangen hat, oder zwifchen 60— 739 N. Br. ihre Ausdeh— 
nung haben. 

Es find nur wenige und größtentheils diefelben Familien in 
beiden Saunen, denen die Fifcharten derfelben angehören; es 
find die Familien Cyelostomi, Plagiostomi, Anguillares, Di- 
scoboli, Pleuroneetini, Gadini, Clupeoides, Salınonei, 
Gobioides (doch nur deren eine Abtheilung oder Unterfamilie 
Blennioides) und endlich die Familie Scorpioides, welche an 
beiden Stellen vorkommen. Die grönländifhe Fauna zeigt in 
der Fe'ſchen Gattung Campylodon, mwelhe Cuvier zu den 
Scomberoides rechnet, die einzige Ausnahme hiervon; denn 
das Vorkommen des Labrus exoletus nah F. ift noch allzu 
ungewiß, um die Labroiden in diefe Zufammenftellung mit auf 
zunehmen. Kamtſchatka's Fauna bat im Trichodon Stelleri 
Cuv.*) einen Repräfentanten der Percoides vor der grönlän: 
difchen voraus, ausgenommen die merfwürdige Gattung Chirus, 
falls man aus diefer eine eigene Familie bilden wollte *). 
Vielleicht Eönnte noch die Familie der Cyprinoides hinzugefügt 
werden, welche in Grönland durchaus fehlt. 

Die Familien, welche die zahlreichften Arten in der einen Fauna 
enthalten, enthalten fie audy in der andern. Die meiften Arten 
baben in beiden die Groppen, die Schleimfifche, die Doriche und 
die Rachsgruppe. So finden wir aus ber erften Gruppe 8, 
oder, werden die Rabradorküfte und die Fifche der nördlich von 
derfelben liegenden Ränder mit gerechnet , 10 Arten in der groͤn— 
tändifchen Sauna, während dag afiatifch = amerifanifchhe Meer 12 
Urten zahlt. Won den. Schleimfifchen, den Seewolf mit ge— 
rechnet, giebt e8 in Grönland 8 Arten, und ungefähr diefelbe 
Anzahl bei Kamtfchatka ; das Meer dev lestern ernährt 6 Arten 
der Dorfchfamilie, das geönländifche dagegen wenigſtens 10. 


* Hist. nat. d. poiss, Vol. III, p. 154. Tab. 57.; Pällas 
Zoogr. ross.-asiat. Vol. III. p. 235. wo er Trachinus Trichodon 
genannt wird, Tileſius hat in ben Mem. de l’Ac. Imp. de St. 
Petersb., Tom. IV. Tab. XV. Fig. 8, 9. eine Abbildung von ihm 
geliefert. 


Rückſichtlich der Anzahl und Bedeutung der Seitenlinien hat biefe 
Bamilie eine analoge Form in Grönland unter den Schleimfifchen, nehmlich 
den Clinus unimaculatus. 


276 


Die Fifhe aus der Lachsfamilie machen im. legteren 7 — 8 
Arten aus, wogegen gewiß die erftere eine etwas größere Anzahl 
aufmweifen wird, wenn man erft bie in Pallas Zoogr. ross.-as, 
zu jener gehörenden Arten genauer wird beftimmen koͤnnen; dieſe 
aber fcheinen zu wenigern Gattungen zu gehören. In jeder der 
verglichenen Saunen enthalten folglich die angeführten 4 Saunen 
bedeutend mehr, als die Hälfte ihrer fämmtlichen Arten, 

Der größere Theil der, Gattungen der ftachelftcahligen Knochens 
fifche ift beiden Saunen eigen; fo finden wir Cottus, Aspido- 
phorus, Sebastes, Gasterosteus, von den Schleimfifchen 
wenigftend Gunellus und Clinus und endlich Anarrhichas; 
auch aus den anderen Familien giebt e8 mehrere gemeinfchaft- 
lihe Gattungen, als Salmo, Mallotus, Clupea, Gadus, 
Merlangus, Hippoglossus, Cyelopterus, Liparis, Anguilla 
und Ammodytes unter den. gliederftrahligen Knochenfiſchen. 
In jeder Fauna finden ſich aber auch ‚mehrere Gattungen in 
der einen, welche der andern fehlen. So im grönländifchen 
Meere die ftachelftrahligen Knochenfifchgattungen  Triglops, 
Lycodes und Campylodon , welche dem kamtſchatkaiſchen Meere 
fehlen, welches dagegen wieder Trichodon, Hemilepidotus, 
Blepsias und Chirus vor jenen voraus hat. Faft alle diefe 
7 Gattungen find zugleich. den entfprechenden Meeten eigen- 
thuͤmlich. Auch unter den ffrahlenfloffigen Familien hat die eine 
Fauna einige Gattungen vor der andern voraus; Paralepis 
Scopelus, Motella, Macrourus, Bythites, Citharus und 
Gymnelis finden fih nur in Grönland, die Gattung Platessa 
nur bei Kamtfchatka, nicht in Grönland. Von den rundmün= 
digen Knorpelfifhen hat Grönland die Gattung Myxine, Kam: 
tſchatka Petromyzon voraus. 

Bei den Arten wird die Verfchiedenheit noch größer. Es 
verfteht ſich von felbft, daß die Gattungen, welche eine der Saunen 
voraus hat, diefer ſchon eine bedeutende WVerfchiedenheit in den 
Arten mittheilen; fo bat Grönland 10 Gattungen unter ‚den 
Knocenfifhen, welche nicht bei Kamtfchatfa vorkommen; diefe 


enthalten wenigftens 14 an der letzteren Stelle fehlende Arten, 


welche bedeutend mehr, als 4 ihrer fammtlichen Arten aus: 
machen. Die Unterfuchung wird alfo nur die gemeinfchaftlichen 
Gattungen umfaffen, deren Anzahl aus den Knochenfifchen fich 
auf 17 beläuft. Dieſe bieten befonderg bei den ftachelftrahligen 
nur wenig oder Eeine Uebereinftimmung ruͤckſichtlich des Inhalts 
an Arten dar, wie fih aus dem Folgenden ergeben wird. Bon 
den grönländifchen Groppen kommt nad) der mit der. Gattung 
in Cuv. et Val. Hist. d, poiss. vorgenommenen Reviſion Feine 
einzige Art im Meere von Kamtfchatfa vor. Wir finden nur 
zwifchen einigen Arten eine große Aehnlichkeit, z. B. zwifchen 
Cott. .groenlandieus Cuv. und C. Jaok. Cuv. und zwiſchen 
C. tricuspis Mus. Reg. und O. ventralis Cuw., wogegen 
C. scorpioides et uncinatus Mus. Reg. feine entfprechende 
Urt im öftl. Meere zu haben fcheinen, welches dagegen im C. 
pistilliger et diceraus Arten befist, mit denen feine grönlän= 
difche verglichen werden fann.  Aspidoph. decag. Pl. ift in 
vieler Nüdficht verſchieden von A. acipenserinus Pall. ,. und 
die. andere geönländifche Art, A. monopt. fteht noch ganz 
allein im Syſtem. Der grönländifhe Sebastes — Seh. nor- 
vegicus, weicht von dem nordafiatifhen S. variabilis Pall. 
durch die mwenigeren und meniger entwidelten Stacheln auf. den 
Kopfknochen, die abweichende Strahlenzahl in den Floffen und 
die Farbe des Körpers ab, Bon den Schleimfifchen findet ſich 
Eeine Art in beiden Saunen, ausgenommen der Seewolf; die 
Arten diefer Familie, welche im Meere bei Kamtfchatka vor= 


277 


kommen, feinen, nad des. Pallas kurzer Befchreibung zu urz 
theilen, ſogar theis Formen von Untergattungen barzubieten, 
welche von den groͤnlaͤndiſchen verſchieden find; indeſſen machen 
die Arten, deren rudimentäre Bauchfloffe vorzüglich. .aus einem 
Eurzen, fpisigen. Stachel befteht, oder die Gunellusform, die 
größere Anzahl aus. Blenn. rosaceus Pall. ſcheint fogar die 
Form der Bauchfloffe der Gattung Gunellus mit der der 
Schwanzfloffe bey der grönländifchen Gattung Lycodes zu vers 
einigen. Wenigſtens iſt die eine kamtſchatkaiſche Art, von Stiche 
ling, nehmlich Gasterost. obolarius als verfchieden von der 
grönländifchen angegeben morden. Bon den 22 im obigen 
Verzeichniß aufgejtellten ftachelftrahligen Fiſcharten kommt alfo 
nur der Seewolf bei Kamtfchatka vor. Die gliederftrahligen 
Fiſche fcheinen einige mehrere gemeinfchaftlihe Arten, als bie 
vorige Abtheilung,, darzubieten; wenigftens werden aus beyden 
$aunen Gadus Morrh. et Callar. und Hippogl. vulgaris an= 
geführt. Sm Ganzen werden, wenn man die revidirten Vers 
zeichniffe beyder Saunen durchgeht, kaum über 7 grönländifche 
Sifharten im Meere bei Kamtfchatfa vorfommen. 

Diefelbe Vermehrung und zum Theile veränderte Benennung, 
welche nach tem Dbigen das Fabricius’fhe Verzeihniß der 
geönländifchen. Wirbeithiere treffen, werden fich auch auf feine 
Verzeichniffe der Ringelwuͤrmer, Krebsthiere, Weidy und uns 
fymmeteifhen Thiere erfireden; dies geht aus den reihen 
Materialien, welche das Königl. Mufeum dazu. befist, hervor. 
Aus allen genannten Gruppen find neue Arten, aus einigen 
fogar neue Gattungen befchrieben worden. So befißt das 
Mufeum mehrere Arten von Annulaten aus Grönland, als 
Babricius in feine Fauna aufgenommen. hat, obgleich. faft 
alle feine Lumbrici und. die Gattung Spio noch nicht einges 
fandt worden find, und dennocd feinen nur 7 — 8 Arten auf 
Urtennamen in der Fauna groenlantica zurldgeführt ‚werden 
zu fünnen. Unter den aufgeftellten Eommen Arten. der Gattung 
Nereis, Phyllodoce, Nephthys und Glyceris aus der Familie 
der Nereiden, aus den Gattungen Aricia, Ophelia und Cir- 
ratula in der Familie der Uricier vor; und außer dem  eigent: 
lihen Arenicola ift eine neue ‚zu derſelben Familie gehörende 
Gattung, Eudora, aufgeftellt worden, : Einen ähnlichen: Zu= 
wachs bieten die Krebs- und die Meichthiere darz von den 
letzteren iſt außer verſchiedenen neuen Arten auch eine neue 
Gattung, nahe verwandt. mit Bursatella Blainv., aufgeftellt 
worden. Aus der. legten Thierreihe enthält die Sammlung aus 

“ Grönland unter Anderm außer. einer. Siphunculus - Art auch 
eine neue Untergattung aus der Familie, der Holothurien. oder 
einen gigantiſchen zur Comatula- Gattung ‚gehörenden. Haar: 
ftern, deffen einzelne Stacheln 8" lang ſind. 

Die ichthyologifhen Beiträge, denen das Obige zugleich als 
vorläufige Ueberficht dient, werden theild, Beftimmungen.. neuer 
Öattungen, wo ‚deren Einführung mit, den von Cuvier be- 
folgten... Grundſätzen uͤbereinſtimmt, nebſt Befchreibung - ihrer 
neuen und groͤnlaͤndiſchen Arten, theils Beſchreibungen neuer 
Arten ans bereits aufgeftellter Gattungen, enthalten... Da die 
Drdnung, in welcher die Beiträge ‚auf einander. folgen werden, 
abhängig von der. Ankunft hinreichender Materialien: beim Mu: 
feum und von ihrem Zuftande gewefen ift, fo dürfte eine ſy— 
ftematifche Reihenfolge nicht in Anwendung: Eommen £önnen. 

Nach dem vorgerücten Abdrucke der Einleitung empfing das 
Mufeum den dritten Theil von Richardſon's Fauna boreali- 
americana (Lond. 1836.), welcher, von den Fifchen handelt. 
Das Werk foll alle die Fiſche aufnehmen, welche. in einer Strede 


278 


von ber nordamericanifchen MWeftküfte quer über das Feftland bis 
zur grönländiihen Dftfeeküfte vorfommen. Die Breite diefes, 
zwifhen 70 — 759 N. Br. beginnenden Gürtels ift hoͤchſt un— 
gleich und erſtreckt ſich ſo unbeftimmt gegen Süden hin, daß 
einige Fiſche der nördlichen Freiſtaaten auch befchrieben werden, 
Nur das, mittlere, große Stück diefes Gürtels hat der Verf. bes 
reift, weßhalb er. befonders die Sufwafferfifche der Gattungen 
Cyprinus, Salmo, Coregonus, Acipenser uf. aus dem an 
Flüſſen und Seen fo ungemein reichen Innlande oder den f. g. 
Pelzländern. und. ihrer nächften Umgränzung unterfucht und nach 
der Natur befchrieben hat; aber weder das weftliche, noch dag 
öftliche Ende der Zone hat er befucht. Die americanifchen Fifche 
an der Weftküfte hat er daher, ohne etwas Neues von ihnen 
mittheilen zu. fönnen, vorzüglich nah Pallas und Zilefius 
angeführt und. zugleich. die bis dahin erfchienenen Theile von 
Cuvier's Hist. d. poiss. benußt. Die großen Fifhe führt 
er ung mit wenigen Ausnahmen nach der Anleitung, welche 
8.8 Fn. gr. dazu giebt, wor, und es feheint nicht, daß er 
in den englifchen Mufeen Fiſche aus jener Localität gefehen 
oder fie mit Erempl. von anderen Stellen her verglichen habe. 
Wonach wir alfo bloß zu fragen haben Eönnen, ift, ob bie 
Fiſcharten in F.'s Fn. gr. an den amemericanifhen Küften 
des Polarmeeres angetcoffen, ob F.'s unrichtige Beftimmungen 
berichtigt und die neuen Arten vom Verf. gefunden worden ſeyen. 

Aus der Cottus- Familie find nur C. groenl. (Cuv.) und 
Sebastes norveg. (Cuv.) an den nordamericanifchen Küften 
gefunden worden, Vom erſten liefert der Verf. eine Befchreis 
bung und eine gute Abbildung (Taf. 95, Fig. 2) nach einem 
Exempl. von Newfoundland, und, bemerkt zugleich, daß Cap. 
3.6 Rof ben O. 4-cornis, welcher in der Appendix zu 
Parry's und Sohn Roßens Polarreifen angeführt wird, für 
diefe Art halte. C. uncinatus finde ich nicht unter den ameri- 
canifchen Gottusarten, wohl aber eine andere Art, welche Zähne 
auf den Gaumenbeinen, wie jene bat; aber diefe Art ift, ein 
Suͤßwaſſerfiſch aus dem Columbiafluſſe. Sie ift durch ihre zahl- 
reicheren Strahlen in den Nüden- und Afterfloffen und durch 
ihre fcharfe Haut hinreichend. verfchieden von der großen Art und 
hat den Namen C. asper befommen; er ift abgebildet Taf. 95. 
C. scorpioides et Gobio In. gr. (trieuspis Mus. Reg.) 
werden bloß nah F. angeführt. Ebenſo C. (Aspidoph.) ca- 
taphr.; dagegen nimmt er A. monopt. nah) Cup. als eine 
neue große Art auf. 

Außer Notac. Nasus (Campyl. Fabr. Mus. Reg.), welchen 
ernah Bloch und Cuv. angiebt, nimmt er ftatt Zeus Gallus 
Fabr. nad) Guvier’s Hppothefe Lampr. guttata in die große 
Familie auf, wozu er einen Grund: mehr darin findet, daß 
Serome Smith fie unter den Fifchen von Maffachufet3 an= 
führt 5; aber derfelbe Schriftfteller ‚berichtet auch, daß Zeus Fa- 
ber damals vor Kurzem in der Boftonbai angetroffen worden 
ſey *, und dieſe Art paßt gewiß. beffer zu dem von den Grön- 
landern befchriebenen Fifche. 

Die -F.fchen: Arten der Gobioides werben unter den Be— 
nennungen der En. gr. aufgenommen. Als Blenn. Gunellus L. 
wird. ein im Branntweine ganz verbleichtes Erempl., melches 
R. von. der. Labradorfüfte bekommen hatte, beſchrieben. Die 
Strahlenzahl in der Ruͤckenfloſſe ftimmt mit der beim europaͤi⸗ 
ſchen Gunellus vulg. und der. andern grönl. Art, G. affın. 


* Nat. Hist. of the Fishes of Massachusets by Jer. V. C. 
Smith M. D. Boston, 1833, p. 308. 


219 


M. R. überein; R. reſtaurirt aber die durch den Branntwein 
vernichtete Farbe dadurch, daß er bie einer andern von 5. in 
der Fn. gr. befchriebenen Art auf diefen Fiſch überträgt! Von 
Clinus-Arten erwähnt er nur die beiden Fe'ſchen Arten punet, 
und Lumpen., von denen er aber feine angetroffen hat. Die 
3 neuen Glinusarten fommen im Bude nicht vor, und ruͤck⸗ 
ſichtlich der 2 Lycodes-Arten dürfen wir nur bie Beftimmung 
von Sabine’s Blenn. polaris lefen, da die Fa. bor.-am. 
aufnimmt, was Sabine und Roß früher haben druden laffen. 

Es ift vorzüglich die Lachsfamilie, von welcher dieſe Fn. 
wichtig für die Vergleihung der Arten fen wird. N. nennt 
außer dem von ihm felbft nicht angetroffenen eigentlichen Lachſe 
die 4 F.ſchen Arten und aͤußert dabei, daß 8. Carpio Fabr. 
wohl fein S. Hoodii, S. alpinus F. fein S. nitidus und S. 
stagnalis F. fein S. alipes ſeyn fönnte; S. rivalis F. würde 
dagegen, falls er nicht ein junges Individuum einer der 3 Br 
wähnten ijt, eine wirklich neue, von ihm in Nordamerica nicht 
gefundene Art feyn. Fiſche, welche zu Paralepis und Sco- 
pelus zu bringen wären, werden nicht erwähnt. 

Sn 3.8 Gad. Aeglef. et barbatus hat der Verf., und, 
wie e8 fcheint, ohne fie gefehen zu haben, 2 von denen, deren 
Namen fie tragen, verfchiedene Arten erkannt. Er bat die 
erftere G. Fabrieii genannt — in unferm Verzeichniſſe heißt 
fie G. agilis — und die legtere G. Ogak nad) der Benennung 
einer Dorfhart von den boothifchen Eskimalen, weldye nicht weiter 
befchrieben wird. G. virens F. hätt er für gleih mit G. po- 
laris F., und bei G. Brosme F. bemerkt er, daß eine ihr 
ähnliche Urt, Brosme flavescens, bei Newfoundland vorkomme. 
Won Motella wird feine einzige Art angeführt, und Fein Fiſch 
£ommt vor, welcher zu Bythites zu bringen wäre. Hinſichtlich 
des dem Verf. nicht vorgefommenen grönl. Berglachfes folgt er 
Guvier, die grönf. und die norweg. Art für diefelbe und als 
die eine aus dem Mittelmeere, zu halten. 

Ophid. vir. ſcheint nebft ihren vielen Varietäten an der Oſt⸗ 
kuͤſte von Mordamerica nicht gefunden worden zu feyn; über 
Oph. Parryi, welche wohl eine Gymnelis- Art ift, befommt 
man feine weitere Nachricht, als die von 3. C. Roß mitge: 
theilte. Der Sandaal von Newfoundland befommt den Na: 
men Ammod. Lancea Cuv., wogegen der Verf. meint, daB 
$.8 grönl. Art Amm. Tobian. Cuv. oder die von Bloc) 
(Taf. 72, Fig. 2) abgebildete Art fei. 


Erfter Beytrag. 


Die Gattung Lycodes und ihre 2 geönländifchen Arten. 
(Dazu Taf. V, VL) (S. das oben zu Nr. 19 und 20 des 
legten Werzeichniffes Bemerkte.) 

Schilderung der Gattung. Körper länglich. Groͤßte 
Höhe verhält fi zur Länge = 1:9 oder 10. Kopf viel 
vier, als Körper; Breite und Höhe im Naden nehmlich etwa 
gleich groß, Körper aber gleich hinter den Bruftfloffen ſtark zus 
fammengedrüdt, fo daß der lange Schwanz ganz Elingenförmig 
wird. Dicke des Kopfs wird durch den fehr vollen, den Unter: 
kiefer fchließenden Muskel vermehrt. — Die runden, dünnen, 
Eleinen Schuppen find mit ihrem ganzen Rande flach in die 
Haut niedergefentt und von der Dberhaut überzogen, ftehen 
entfernt von einander und geben diefer, da fie in der Mitte 
heller find, das Anfehen, als fey fie mit fehr vielen cirkelrunden, 
heilen Puͤnctchen bezeichnet. Schuppen find weich, ſcheibenfoͤr⸗ 
mig und firahlenförmig geſtreift. Jene Verbindungsweiſe der 


280 


Schuppen mit der Haut, welche auch bei Anarrchichas und 
Zoarcaeus vorkommt *, iſt bei den Fiſchen ſehr felten und 
giebt noch mehr Veranlaffung, diefe 3 Gattungen in eine Gruppe 
zufammenzuftelfen. — Zähne ſtark und koniſch, von feftem An- 
ſehen, an der Baſis verbreitert, ohne Schmelz; finden fidy auf 
dem Unterkiefer, den kurzen, aber jtarken-Zwifchenfieferbeinen, 
dem Pflugfcharbeine und dem vorderen Stüde der Gaumenbeine; 
da der Unterkiefer bedeutend Fürzer, als der Oberkiefer, fo 
fhlagen die meiften Zähne des Unterkiefers mit denen unter 
dem Gaumen zufammen, und die vorderen Zähne des Ober: 
kiefers ſcheinen ſonach mehr dazu beftimmt zu feyn, in den 
Raub veft hinein zu hauen, find hier deßwegen vorn am größten. 
Sm Unterkiefer find fie Dagegen vorn Eleiner, ald an den Seiten. 
Sm Zahnverhalten fteht die Gattung zwifchen der ſchwachen 
Aalmutter und dem ſtark beißenden Seewolfe. Kiemenhaut mit 
6 Strahlen oder fplitterförmigen Knochen, die in Länge und 
Breite vom vordern big zum hintern etwas zunehmen ; die Mem- 
bran felbft geht von beiden Seiten gleih vor den Bruftfloffen 
in die Haut der Bruſt über und verfchmilzt mit ihr, wodurch 
die Kiemenöffnung eng wird und fih ganz nach hinten richtet; 
deffen ungeachtet ift die Kiemenhöhle geräumig, da die Mem— 
bran fo weit ift, daß fie unter den ſehr kurzen Kiemendedel 
nicht hineingezogen werden kann. Bei der Aalmutter findet die— 
feibe Form der Kiemenhaut Statt, und beim Seewolfe ift fie 
nur darin abweichend, daß fie 7 Strahlen hat, nicht 6, wie 
gewöhnlich angeführt wird. — Bauchfloſſen mit 4 Strahlen, 
fisen bedeutend vor den breiten, zugerundeten Bruftfloffen, find 
ſehr kurz, machen nur Zi; der Zotallänge aus und find 6mal 
kuͤrzer, als die Bruftfloffen. Solche Stoffen Eönnen nichts zum 
ſchnellen Schiwimmen beitragen und gewiß unendlich wenig zur 
Veränderung der Richtung; wir betrachten fie daher als Ru— 
dimente oder materiellen Ausdrud einer tief gefunfenen oder 
auch ganz dahin gefunfenen Thätigkeit. Sie fehlen beim See— 
wolfe ganz und haben menigere Strahlen bei der Aalmutter, 
obgleich fie bei diefer verhältnigmäfig etwas länger find. Strahlen 
in Rüden: und Afterfloffen deutlich gegliedert, und, mit Aus— 
nahme des 1ften und 2ten in jeder Floſſe, getheilt. Beide 
Floffen find lang, Nüdenfloffen nehmlich gegen das Ende des 
vordern Dritteld des Müdenprofils und Afterfloffen gegen die 
Mitte des Bauchprofils anfangend, beide bis zur Außerften Spige 
der Wirbelfäule laufend, wo ihre legten Strahlen zuſammen— 
treffen. Keine Seitenlinie. — Aufenthalt wohl ſicher im Grunde 
des Meeres, womit ihr feltenes Vorkommen zufammenzuhängen 
fheint. — Die in der, etwa + —1 der Totallaͤnge einneh- 
menden Bauchhöhle liegenden VBerdauungsorgane haben Vieles 
mit denen der benannten verwandten Gattungen gemein und durch 
fie mit den meiften übrigen DBlennien nah Guvier, Der 
Magen befteht aus einem geräumigen in einen runden Boden 
fih endigenden Kardiatheil, welcher fi unter einem rechten 
Winkel in einen fehr Eurzen, abgeftumpft Eegelfürmigen Theil, 
dem untern Magenmunde entfprechend, umbiegt. Anfang des 
Dünndarms befondere weit und in dieſer ermeiterten Strecke 
fehr diinnhäutig. Der ganze Darmcann! maht 2 Windungen 
und erweitert fich im legten Fünftel feiner Ränge in einen Dick⸗ 
darm. Leber Aappig; Lappen langlih. Gallenblafe frei im 
Winkel zwifchen den Lappen hangend, Milchſack doppelt; Ro— 


* Bloc) Hat die Nalmutter (Deutfchl, Fiſche, Taf, 72) ganz unrichtig 
mit squamis imbricatis ‚abbilden laſſen. u 


281 


genſack einfach. Niere ungetheilt, lang und ſchmal, am dickſten 
zunächft dem After; nimmt die Schwangvene in fid) auf. Harn⸗ 
blafe faft rund. 

Gattungscharacter nach obiger Schilderung: 


Lyeodes. 


Corpus elongatum, antice incrassatum, rostro obtuse 
conico, trunco compresso, cauda ensiformi. Squamae 
corporis rotundae, minulae, tenuissimae, cuti immersae, 
Os dentibus validis, intermaxillaribus, mandibularibus, vo- 
merinis et palatinis armatum; Rictus mediocris. Membr. 
branchiost. 6 radiata, utringue jugulo connata, apertura 
branchiali angusta postica. Pinnae ventr. obsoletae, bre- 
vissimae, latiusculae, jugulares. Pinna dors. et anal. 
longissimae, apicem caudae circumdantes; radiis articulatis 
divisis. Ves. nat. nulla. Inter Zoarcaeum et Anarrhicham 
genus medium. 

Es giebt 2 Arten der Gattung in Grönland. 


1. Lycodes Vahlii. (Tab. V.) 


L. corpore fasciato, capite postice parum depresso, 
pinnis dorsuali et anali squamis minutissimis, adspersis, 
illa rad. 93, ano ante medium gastraeum sito *. 

Körper lang; größte Höhe, etwas hinter den Bruftfloffen, 
zur Zotallinge bei einigen — 1:9, bei anderen = 1:10; 
größte Breite, über den Wangen nur unbedeutend größer, als 
größte Höhe, Dom Naden an nimmt die Breite allmählich, 
aber ſtark ab, während die Höhe von Bruftfloffe bis After nur 
wenig, fo daß fie bei diefem nur doppelt fo groß ift, als die 
Berufifloffe und 3" von der Schwan;fpise faſt 8mal fo groß, 
als fie. Körper folglih Elingenformig in die Schwanzfpige aus: 
laufend, welches noch dadurch vermehrt wird, daß Rüden und 
Schwanzfloffe fih am Schwanze vereinigen. Bauch-, wie Rüden: 
profil zugerundet. After etwas Über dag Ende des vordern Körper: 
dritteld hinaus liegend. Kopf, befonders fein vorderer 3, merf- 
lich niedergedrüdt, zugleich breitefter Körpertheil. Keine Seiten= 
linie **; erft nach abgezogener Haut erfcheint eine Gränzlinie 
zwifchen den Muskelfchichten. 

Kopf und Bruftfloffe nadt. Uebriger Körper mit Eleinen, dün— 
nen, faft cirkelrunden, ſtrahlenförmig geftreiften Schuppen, welche 
in £leinen Entfernungen von einander mit ihrem ganzen Rande 
in eine flahe Grube der Haut eingefenft find, und durch ihre 
bellere Farbe dem dunklern Grunde des Körpers eine feingefledte 
Zeichnung mittheilen. Sie nehmen an Größe vom Kopfe nad 
dem Schwanze und von der Mitte der Seiten nad) Rüden- 
und Bauchprofil ab; größte von 3 im Durchmeffer. Auf den 
Rüdenfloffen weicht die Schuppenbebedung bis zu 3 ihrer Höhe, 
auf der Afterfloffe nicht ganz bis zur halben Hohe, Grundfarbe 
bei dem faft feit einem Jahre in Branntwein aufbewahrten 
Individuum dunfel graubraun, auf. Kopf und Afterfloffe heller. 
6 fattelförmige, breite, graugelbe Querbänder von Rande der 


*) Swonyme fcheinen nicht vorzufommen, wenn es nicht ehva Benz 
nant’s pustulated Blenny in feinem Zuſatze zur Arctic Zoology 
wäre. Subine’s Blenn. polaris: imberbis, pinn. an., caud. et 
dors. unitis, fanu wegen des Stachelſtrahls der Bauchfloſſe wicht hierher 


ehören. 

Y *+) Der Berf. ſah fie ſpäter ¶ · ſ. Anm. S. 224) an einem vorzüglich) 

aut erhaltenen Exempl. von 184” Länge, bei welchem fie vom Kiemen= 

deckelwinkel anfing, ſich aber bald zwijchen den Echuppen verlor, D. Heberf. 
Iſis 1848, Heft 4. { 


282 


Rüdenfloffe herabfteigend ; vorderftes. fehmätftes und. Eürzefteg, 
folgende breit, tiefer nad) der Afterfloffe hinablaufend, welche 
das. legte erreicht, während dag hinterfte oder Gfle die ganze 
Schwanzſpitze einnimmt *, 

„Augen ein wenig näher der Kopffpise, al dem Nuden; ihr 
Längendurchmeſſer 8mal in der Kopfflaͤche enthalten; fcheinen 
wegen der ungleihen Durchſichtigkeit der die Cornea bedeckenden 
Haut länglic zu ſeyn; ftehen nahe am Feilformigen Stirnpro: 
file, deshalb nahe an einander, und um fo mehr, als dag 
Stirnbein felbft ohne, Haut nur 14 breit. Iris roͤthlichgelb. 
Sederfeits nur ein Nafenloh, am Ende einer kurzen, etwas 
Fegelförmigen, etwa 1’ langen Röhre. Zunge Eurz, fehr did, 
mit converer, von meicher, glatter Haut gebildeten Oberfläche. 
Schließmuskel des Mundes befonders voluminds, vorzügliche 
Urfache des. breiten Kopfs. Jedes Zwifchenfieferbein pyramidal, 
das breite Ende vorn, das fpigige nach hinten und etwag nad) 
unten, iſt £urz, etwa Smal in der Länge des Kopfs enthalten, 
diefe von der Spitze des Kinnendes an gemeffen, und Zmal 
Eürzer, als die fplitterformigen Seitenfieferbeine, welche einen 
ſehr fpigen Winkel mit dem Pflugfcharbein bilden, nähert. fic) 
damit der horizontalen Lage bei gefchloffenm Munde, welche 
Lage auch der Unterkiefer hat. Zwiſchenkiefer fomohl, als der 
£urze Unterkiefer find mit dider, lippenförmiger Haut bededt. 
Rachen groß. Zähne (über deren Stellung f. d. Gattung) cy: 
lindeifch-Eonifch, mit etwas zugerundeten Spigen, an der Bafis 
etwas dider, ohne Schmelz, fo auf einem kurzen Knochenhöder 
ſtehend; Achſe bis 3 der Länge hohl; erfte Schicht um fie fcheint 
von anderer Subftanz zu feyn, als äußere; fieht man duch 
den Zahn, fo fcheint ein milchweißer Kegel von einem faft 
duchhfichtigen, auch die Spitze bildenden, eingefchloffen zu feyn ; 
wird. der Zahn in der Mitte quer durchſchnitten, fo zeigt ſich 
im: Mittelpuncte eine Deffnung, uıngeben von einem fchmalen, 
milchweißen, und dieſer von einem breitern Kreife. Auf den 
Bwifchenfieferbeinen Zähne vorn in 2 unregelmäßigen Reihen, 
deren vordere die längſten enthalt, unter denen wieder die mitt: 
leren die größten. Zähne der hinteren Reihe fehr fchief geftellt, 
mit der. Spige nad) dem Schlunde. Auf dem unterften Theile 
dagegen ftehen die an Größe abnehmenden und etwas fpißeren 
Zähne in einer einfahen Reihe. Sm Unterkiefer ftehen die 
Eürzeren Zähne vorn in mehreren unregelmäßigen Reihen. Vordere 
Zähne des Eürzeren Unterkiefers treffen nicht auf die Zähne des 
Zwifchenfieferfnohens, fondern des Pflugfcharbeins; dieſe find 
kürzer als jene, aber eben fo geftaltet und in einer runden 
Gruppe auf dem vorderen Theile des Knochens ſtehend. Die 
einfahe, kurze Zahnreihe auf dem Baumenbein befteht aus 
8 Zähnen won derfelben Geftalt und etwa auch Größe, wie. die 
lestgenannten; fie ftehen fehr dicht an einander. Die verbreiterte 
Enochenartige Bafis, welche bei den Zaͤhnen des Unterfiefers er- 
wähnt ward, findet ſich auch bei allen übrigen. Die Zähne der 
Schlundknochen find die Eleinften. Durch den Gebrauh ver- 
andern fih die Zähne bedeutend; bei einem 14’ langen Indiv. 
find die auf dem Kieferbeinen fehr kurz und ſtumpf, und auf 


*) Nur im jüngern und mittlern Alter find diefe Duerbänder. feharf 
gezeichnetz je älter und größer der Fiſch wird, defto heller wird die Grund- 
farbe, und I nicht einförmig, fondern ftellenweife; und fo wird die 
bandfarbige Zeichnung mit dem Alter undeutlicher. Das Individuum, von 
welchem die (dem Driginale) beigefügte Abbildung. gemacht worden ift, 
war nur 10% lang. Schon bei 1’ langen Grempl. werden die Quer— 
bänder undeutlicher, 

18 * 


283 


dem Pflugfhar- und den Gaumenknochen bildet die Endfläche 
ein Kugelfegment. 

Die die unteren Augenrandfnohen (Ossa infraorbitalia) 
bedeckende Haut ift ziemlich did, und defhalb entdedt man ohne 
Präparation nichts von jenen; nad) folcher aber findet man 
die ganze Reihe flacher Knochen ſich von der Nafengrube bis zu 
der hinter der Drbita liegenden Ede in einem großen, nieder⸗ 
haͤngenden Bogen hinziehend. Vorderes dieſer Knochen, wie ge: 
möhnlich, größtes und mehrere Malr größer, als die folgenden. 
Bei den erfteren 6 diefer Knochen, welche, wie alle flahe Kno⸗ 
hen, aus 2 Platten mit zwifchenliegender Diploe beftehen, 
reicht die untere, bier innere, Platte über die obere hinweg und 
ift im diefer Partie dimn und Enorplicht; dadurch entiteht im 
Vereinigungswinkel beider Platten eine Rinne, in welche ein big 
zum Vordedel und zum Nacken hinauf laufender Hautcanal, 
welcher in Verbindung mit einem andern fteht, der an der vordern 
Spite des Unterkiefers beginnt, mo er eine £leine Deffnung hat, 
und durch eine Neihe von Gruben mit zwifchenliegenden ver= 
bindenden Furchen hindurch, welche in der unteren Kante des 
Kieferfnochens eingegraben find, bis zu dem befchriebenen Canal 
in dem Vockiemendeckel hinauf, weiter geht. in ähnliches 
Ganalfpftem findet ſich bey mehreren Dorfharten, dem Berg: 
lachs und befonders den Sciänciden. Menn die Haut etwas 
trocknet, fo ſinkt fie in die Gruben hinein, und diefe werden 
dann auf der Oberfläche fihtbar. Die Canäle dienen zur Schleim⸗ 
Abd: und Ausſonderung. 

Kiemenöffnung und Membran f. bei der Gattung; erftere 
mißt & der Kopfböhe (bey der Aalmutter fund dem Seewolfe 
nur 3). Kiemen furz und niedrig; vorderer oder unterer Arm 
des äußeren Kiemenbogens, wie gewöhnlich der größte, nur von J 
der Kopflänge; binterer oder oberer nur von J ber Länge der 
vorderen Mundhöhtenfläche der Kiemenbeine mit 2 Reihen kur— 
zer, Eegelförmiger Anochenhöder; die der innern Reihe die längs 
ften. Spuren von accefforifchen Kiemen, beftehend aus 6—7 
auf einander folgenden Fibrillen an gewöhnlicher Stelle. 

Bauchfloſſen leicht zu Überfehen; fißen in einer Entfernung, 
welche nur wenig größer, als ihre ganze Länge, vor den Bruft: 
floffen; 4 gegliederte Strahlen, beren äußerer ungetheilt, übrige 
an der Spite zweitheilig. 

Bruftfloffen, breit und rund, fehr ähnlich denen des See⸗ 
wolfs, fteben fo, daß ihre Grundlinie, wie bei diefem, faft ſenk— 
weht auf die Achſe des Körpers fteht. Baſis, am Bauchprofile 
beginnend, über halb fo hoch, als der Körper an diefer, Stelle. 
Länge der Floffen S4mal in der Zotallänge enthalten, und 
gröfte Breite der natürlich ausgefpannten Sloffen etwa der Länge 
gleih. Strahlen bei 2 Eremplaren 19 20 * Teer Strahl 
(0. oben) längfter, 1fter oder oberfter um J länger, als unterfter, 
kuͤrzeſter, nicht halb fo lang, als Tter. Alle Strahlen, ausge— 
nommen ber 1fte, getheilt. Sie nehmen etwas an Dide vom 
oberften bis zum unterften zu. Die fie befteidende Haut, tie 
beim Seewolfe, ziemlih did und an den letzten 8 Strahlen 
am Rande ein wenig ausgefhnitten, mittelft deffen die Strahlen: 
fpiße frei vorragt. : 

Ruͤckenfloſſe beginnt am Ende des erften Viertels ber Ränge 
tes Körpers, und verläuft, wie bei ber Gattung bemerkt ward. 
Sie behält in ihrer größten Länge etwa diefelbe Höhe, und mit 


* Bey einem Grempl. find in der linken Sloffe 19, in der rechten 
20 Strahlen, eine bei den Brufifloffen der Fiſche nicht feltene Ab- 
weichung in der Symmetrie. 


284 


Ausnahme bes vordern und Hintern Theils find die Strahlen 
gleich lang; doch befommt die Floffe nicht die Höhe, welche die 
Zange der Strahlen vermuthen ließe, da diefe, durch eine dicke 
Haut verbunden, nicht fenkrecht aufzurichten find. Die größten 
find 134° lang, die in der Schwanzfpige ftehenden bei dem 
erwähnten 18° lang, Indiv. nur 4", Anzahl der Strahlen 
bis zur Mitte der Schwanzfpige bei einem Exempl. 116, bei 
einem andern 117. Ale Strahlen gegliedert; nur der 1fte und 
die in der Schwanzfpige ungetheilt, übrige zweitheilig, und die 
im größern mittlern Stüde der Floſſe fogar doppelt zweitheilig. 
Schuppenbekleidung der Floſſe fhon erwähnt. 

Afterfloffe etwas vor der Mitte der Körperlänge, in Eurzer 
Entfernung vom After beginnend, ganz von derfelben Bildung, 
Hautbededung und Strahlenform, wie Nüdenfloffe, ift unbe— 
deutend niedriger, als dieſe. Won ihrem Anfange bis zum mitt- 
leren Strahle der Schwanzſpitze 93 Strahlen bei einem, 94 bei 
einem anderen, 91 bei einem dritten Exemplare. 

Ueber die inneren Theile kann ich nur Folgendes mittheilen: 

Die Höhle, in welder das Herz mit feinen Theilen, von 
der gewöhnlichen Form bei den Kinochenfifchen, der eines ftum= 
pfen Kegels, durch deffen nach vorn gerichtete Spike die Aorta 
nad den Kiemen tritt, und deffen Grundfläche von dem Zwerch⸗ 
felle gebildet, welches fie von der Bauchhoͤhle trennt und von 
den von der Leber und den Nieren fommenden Denen durch— 
bohrt wird. Die Wölbung diefer Höhle wird von den unteren 
Schlundknochen mit ihren Muskeln, die Seiten und der Boden 
werden vom unteren und horizontalen Arme des f. g. Knochen: 
gürteld der Bruſtfloſſen oder dem vorderen Theile des Ober— 
armbeins mit den die Floffen bewegenden Muskeln gebildet. 
Hier iſt dieſe koniſche Höhle kurz und ftumpf, Längsachfe 
nur 10” *, Durchmeſſer der Grundfläche 5’. Höhle inwens 
dig bekleidet mit einer dünnen Pleura, die fih ganz dicht an 
die Wände anfchließt und keine Duplicatur zur Bildung eines 
eigenen Herzbeutels abgiebt, fondern mit welcher das freiliegende 
Herz nur durch den voranliegenden Saccus venosus und bie 
heraustretende Aorta verbunden ift, an welchen beiden die Pleura 
feftgewachfen ift. Der geräumige venöfe Sad liegt der Quere 
nach ganz im Zwerchfelle mit feiner hintern Fläche, in welche 
die Venen von den hinter dem Zwerchfelle liegenden Theilen ein— 
münden, während die Venen aus dem Kopfe von vorn hinein= 
tretend die Enden deg Sades bilden. Er ift durch einen kurzen 
Ganal mit dem großen, auf dem Rüden der Herzkammer und 
des Aortakegels liegenden 8““ langen Herzohre verbunden, wel— 
ches mit feinen Seiten über die Hälfte der Herzkammer umfaßt. 

Die dreiedige Herzkammer, mit ftumpfen Rändern und abs 
gerundeten Eden, wendet fih mit ihrer Grundfläche gegen die 
Scyeidewand und mit ihrer fhrägen Spike nach vorn. Länge 
64, Ducchmeffer der Grundfläche 4. Wände musculös; 
aber eine gefonderte Muskelbündel an’ ber inneren, glatten 
Oberfläche. Vom Herzohr ift fie nur durch eine dreieckige Klappe 
abgefchloffen. Aortafegel, von bderfelben hellrothbraunen Farbe, 
wie die Herzkammer, fdrlieft fih mit feiner fchiefen Grund: 
fläche an die ſchraͤge Fläche dev Herzkammerfpige jo, daß fie 
etwas Uber einander greifen; Länge nur 4, Vaſis 2" breit; 
gemugehg — ’ 

" Da das zur Unterfuchung benugte Individuum 184 444 lang ift, 
fo geht die Achfe der das Herz umfchliefenden Höhle 21mal auf die 
Körperlänge oder ift Amal fürzer, als die Bauchhöhle; dabei ift aber 
nicht zu vergeffen, daß jene Höhle nur ein Theil der Brufthöhle eines 
Säugethiers, und deren größter Raum beim Fiſche in den Kiemenhöhlen 
zu jeder Seite des Kopfs zu fuchen ift, 


hoͤhle vorragende Hautfalte gefchieden. 


285 E 


zieht fi vorn unmerklich zufammen und geht als Aorta weiter. 
Klappen nicht deutlich. Aorta giebt, aus der Brufthöhe heraus: 
getreten, fogleich 2 dicht an einander ftehende Aeſte ab, deren 
hinterer der Eleinere; er fteigt in den hinteren (inneren) oder 
Aten Kiemenbogen hinauf; der vordere, etwas flärfere, geht 
zum ten Kiemenbogen. Aus dem Zwifhenraume, welcher von 
gleicher Länge mit dem zwifchen den Aortakegel und dem erften 
Heraustreten der Aeſte ift, geht wieder jederfeits eine Arterie 
aus, welche, dicker, als der letztere, fih zum 2ten Kiemerbaden 
begiebt; nach einem ungefähr eben fo langen Zwifchenraume 
fpaltet fich der zurücigebliebene Stamm und fendet durd) feine 
Aeſte das Blut in das 1fte, vorderfte Kiemenpaar. 

After am vorderen Ende einer länglichen, flachconveren, gez 
rungelten Vorragung, in deren hinterem Ende die Harnöffnung 5 
alfo Eeine Cloake (Stand des Afters f. unten in der Zabelle 
der Ausmeffung.) 

Farbe des Peritonäums ſchwarzbraun, fhmust an den Fin- 
gern ab; ift auch auf der, als ſtarke und völlig zufammen= 
hangende Mefenterien an Magen, Darm und Gefhlechtsorgane 
gehenden Verlängerung des Peritonaͤums zu fehen. Länge der 
Bauchhoͤhle von 4 der Zotallänge, beim unterſuchten Indivi— 
duum 3" 10. 


Die obere und längere Partie des Magens (Pars cardiaca) 
iſt chlindriſch und etwas über 4 der Bauhhöhle lang, biegt 
fih in ihrem hinteren Ende unter einem rechten Winkel um 
und geht eine Strede weit rechts. Dies Stüd bildet die Pars 
pylorica, welche ſich gegen ihre Einmündung in den Zwölf: 
fingerdarm etwas zufammenzieht. Magenwände von vefter Zers 
tur; Muskelſchicht dick. Auf der Oberflaͤche mehrere Laͤngs— 
falten vom Schlunde herab, weiter nah hinten duch Quer— 
falten vereinigt, wodurch größere Gellen entftehen, auf deren 
Boden Eleinere, negbildende. Die Falten werden defto niedriger, 
je näher. dem Boden des Magens und die Gellen laufen mehr 
nach der Länge; find in der Pförtnerpartie fehr niedrig. Magen- 
mund groß und nur durch eine ringförmige, vorfpringende, dünne 
Falte vom Zwölffingerdarm getrennt, welche wegen feiner größten 
Weite über die ganze Peripherie der Einmündung herausragt. 


Länge des Darmes 3 der Körperlänge oder bier 11 8", alfo 
Zmal länger, als Baͤuchhoͤhle. Der Darm macht mehrere 
auerlaufende Windungen und eim paar Eurze längslaufende; be= 
ginnt als Zwoͤlffingerdarm mit einer die der Pförtnerpartie faft 
um die Hälfte überragenden Weite; wird allmählich) enger und 
bleibt dann ungefähr fo, bis er fih am Anfange feines legten 
Achtels, als Dikdarm, von neuem erweitert. Zwölffingerdarm 
dicht am Pförtner an 2 entgegengefegten Seiten mit einer fehr 
flahen Vorragung, gleihfam Rudimente zweier Blindröhren. 
Darmwände dünn; Oberfläche etwa von demfelbtn Ausfehen, 
wie das mittlere Stud des Magens; doch Cellen Eleiner, größte 
und zufammengefegefte im vordern, ermeiterten Ende des Zwölf: 
fingerdarmg, dann im Dünndarm größere und zufammengefeßtere, 
als in den Übrigen Theilen des Dünndarmes. Dickdatm vom 
Dünndarm ducdy eine ringförmige, doch nicht weit in die Darm- 
Im untern Deittel des 
Dünndarms fanden ſich Mufchelfchalen, unter ihnen 2 Exemplare 
von Nucula arctica Gray, deren eine 1’ lang, 2 von Nucula 
tenuis und eine Hiatella byssifera. Der Darmfcleim ent= 
hielt 12 Erempl. eines länglichovalen 2” langen 4 breiten 
Diftomes, mit einer Sauggrube in der Spige und einer groͤßern 
in der Mitte des Körpers, 


286 


Leber wenig länger, ald Magen, und von geringem Umfange. 
Die vordere Bafis hat in der Länge nicht einmal 4 der ganzen 
Länge der Leber; ihre Maffe ift dreiedig, vorn abgerundet; 
obere Fläche, auf welcher (Fiſch auf der Bauchflaͤche ftehend) 
der Magen ruht, etwas concav, untere dagegen Eielformig; 
Kiel vorn in einen Eonifchen, zum Zwerchfell hinangehenden Za= 
pfen auslaufend. 3 Leberlappen, deren mittlerer ſehr Eurz; tech= 
ter längfter, linker fhmälfter; beide fehr dünn, fat blattförmig 
gegen das hintere und am rechten Rappen breite und zugerumbete, 
am linken aber fpisige Ende werdend. Zmifchen den 3 Lappen 
die kugelrunde Gallenblafe, welche ganz frey auf dem Rande 
de3 mittleren Lappens ruht und nur durch Gallengänge und 
einige Fäden vom Bauchfell an die Leber gehefter ift. Blaſen— 
gang geräumig, öffnet fich hinter der einen erwähnten Vertiefung 
in den Iwölffingerdarm, 

Milz, umgeben und gehalten vom Mefenterium, begränzt 
von 3 Slähen, von denen die vordere, längfte, fih ganz dicht 
an den Magengrund ſchließt und nad ihm ausgehöhlt ift. 
Dbere und untere breite Floſſe in der fcharfen, ruͤckwaͤrts ges 
richteten, mittleren Ede und den von ihr ausgehenden Rändern 
zufammenftoßend, Eden zugerundet, doch die rechte mehr aus: 
laufend. 

‚ Sämmtlihe Individuen des Mufeums find weit außerhalb 
der Zortpflanzungszeit gefangen; denn die Milchfäde find dünne, 
faft bandförmig zufammengedrüdte, längliche Körper, S—4mal 
länger, als breit, gelbgrau, ducch Verlängerungen der Bauch 
haut an die Bauchdecke in deren letztem Drittel zu jeder. Seite 
des Dickdarmgekroͤſes angeheftet. Rechter Sad merklich länger, 
als linker, An ihrem. hinteren Ende vereinigen fich die beiden 
Ausführungsgange in einen geräumigen Samengang, welcher 
deutlich fhmäler wird, indem er fi) an den Hals der Harn- 
biafe legt, und fih, fo viel ich fehe, in eine gemeinfchaftliche 
Mündung mit diefem öffnet. 

Unter 7 Individuen ift nur ein Rogenfifh 121 lang; 
unterfcheidet fid) von einem eben fo großen Michner durch einen 
verhältnißmäßig Eürzern Kopf und den etwas weiter nach hinten 
ftehenden After, Nur ein Rogenſack; diefer vorn fogar ohne 
Einfhnitt; liegt im hintern Drittel der Bauhhöhle, ift oval 
und ganz zufammengefallen; innere faltige Fläche mit vielen, 
fehr feinen, runden Körnern befegt. 

Niere jederfeits als zwei duͤnne Lappen unter dem Naden; 
vereinigen. fih bald zu einer unter der Bauchdede liegenden und 
an ihr feſtgewachſenen, vom Bauchfelle bedediten ſchmalen Maffe, 
melche, an Dide zunehmend, bis zum Grunde der Höhle fort 
Läuft, wo fie in ihr hinteres Ende die große, nah Jacobſon's 
Entdedung fih arteriell in die Nierenfubftanz vertheilende Vena 
caudalis aufnimmt. Der Zuftand der Eingeweide erlaubte es 
nicht zu unterfuchen, ob. diefe Vene in Verbindung mit dem 
Pfortaderfpfteme der Leber ftehe, melches fich auf verfchiedene 
Meife bei den meiften Knochenfifchen zeigt. Nur eine Nieren= 
vene, welche etwas nach der rechten Seite der Oberfläche geht, 
während ber weit duͤnnere Harngang, nach entgegengefegter Ric): 
tung laufend, links liegt. Diefer Gang tritt gegen das Ende 
der Niere in die langgeſtreckte Harnblafe, von deren Deffnung 
fhon die Rede war. 

112 Wirbelbeine, deren 25 Bauchwirbel. Der vorbefte hat 
feine Rippe, die übrigen 24 haben fämmtlidy Rippen. Aſte von 
biefen längfte und, wie 2te, mit dem Körper des Mirbelbeins 
unmittelbar articulivend ; Ste fchon befeftigt an dem kurzen Seiten: 
dorn ; die folgenden Seitendornen werden allmaͤhlich länger und 


defto kuͤrzer die von ihnen getragenen Rippen. Bon den 85 Soll. Lin. 
Schwanzwirbeln haben die erften etwas größere Länge, als Höhe; Der ARETAN DE Strahl... ee jer.,nc nme me 10, 
allmäblich werden beide Dimenfionen etwa gleich groß, und end: “ " 6dfse RA te ee 5 113 
li nehmen fie am Umfange ab, und zwar um fo mehr, je u Söfler ee "z 
näher fie dem Ende der Wirbelfäule kommen. Z " a ae RR — 


Lycodes Vahlii fommt, nad den eingefandten Exempl. 
zu urtheilen, an der grönlaͤndiſchen Kuͤſte etwa 10 Breitegrade 
53 vor. Vahl ſandte das erſte von Nennortalik im 
Diſtriete von Julianehaab, von woher 4 Jahre ſpaͤter ein anderes 
anlangte. Kielfen ſandte 4 Exempl. vom Fiſkernaͤß, und 
Funch eins von Omenak. Größe von 10 — 185”. Er lebt 
wahrſcheinlich in großen Tiefen. Alle Sndividuen, von denen 
angegeben worden, wie man fie erhalten habe, find dem Magen 
deg Scymnus borealis Scor. entnommen. 


Der Magen aller Individuen war leer; daß der Fiſch aber 
von zweyſchaligen Meichthieren, menigftens zum Xheile, lebe, 
ergiebt der oben bemeldete Fund von Mufchelfchalen im Darme. 


Ausmeffungen 
3on. Ein. 
Ganze Laͤnge des Körpers von der Mundfpige big 
zum Ende des mittleren Strahles im Schwanze . 
Laͤnge des Kopfes bis zur Spike des a vom 
Kiemendedel » » » 
Ringe des Unterfiefers von "feiner Spike big zu feinen 
Gelenkflaͤche - » — BITTEN 
Bis zur Mitte der Hupille 
Von der Mundſpitze bis zur Baſis der Baucfloffe a 
„Bruſtfloſſe . 


— 
—A 
| 


3 
2 
1 
3 
[2 ”v [2 v ” ” 4 
fr „ »  Spise der angedrüdten 
"Beuftfloffe 5 61 
Bon der Mundfpise bie zum Anfang de Rücenfloffe 4 10 
„ zur Mitte des After . . 72 
Des Kopfes Höhe über der Mitte der Pupille 1.024 
„ v Breite [2 „ [7 or N 
— Hohe über den Kaumuskeln Sure 11211777 
” Breite ” v 2 3 
Dis Körpers Höhe an der Baſis der Bruftfloffe — 110 
” [2 Breite vo ” .. 1 5 
2 RE Höhe über dem "After man ee 
u v Breite ” ” Kr 114 
y Höhe am Anfange bes legten Viertels 
der Zotallänge PET — 10} 


Des Körpers Breite am Anfänge. des legten Viertels 


beenkotatlängeumte) ed -Anilen 665 
Der Bauchfloffen ine -» 2 2 2 nn. 5 
» Brufifloffen Ifter Strahl . 2» 2» 2 2.2... 1- 
* Ater a a 1 ED 
I Ser u, nebft Ttem und Item, 
langſte DE IRRE 10T! < Bu 
Der Bruftfloffen 12ter Sirahi 2 A an 
= 19er 00 108 
— Ruͤckenfloſſen 1fter, ungetbeilter. Strahl 06} 
4 3 LI NS ro 
U * 24fter „ . SE mpm sic os 
— * 54ſter ee or Tr 
v " Ye „ 2 re 
2 r Strahlen am Schwamende 4 


2. Lycodes reticulatus. (Tab. VI.) 

Lycodes corpore reticulato, capite postice compres- 
siusculo, pinnis dors. analique nudis, illa rad. 95, hac 
rad. 75, ano fere in gastraeo medio sito, 

Zur Unterfuhung hat ein Mildyner von etwa 14” Länge 
gedient. 

Körperform fo übereinftimmend mit der des vorigen, daß nur 
eine genauere Vergleihung die DVerfchiedenheiten zeigt; ift im 
Verhältniffe zur Ränge etwas höher; bei diefem Eremplare größte 
Höhe 3’ 10", nimmt nicht fo ſehr nad der Schwunzipige 
ab, Schwanzende daher bier höher und ftumpfer oder mehr 
zugerundet. Berner Kopf ein wenig größer (vgl. die Maße), 
in feiner vorderen Hälfte ebenfalls niedergedrüdt, Höhe aber 
gegen die Nackengegend zunehmend, mobei diefe etwas zufam= 
mengedrüdt wird. Höhe verhält fih zur Breite im Naden 
= 22:21 (bei L. Vahlii dagegen = 19:27). Schuppen 
wie beim vorigen, aber nur halb fo groß, auch eine fleine Partie 
des Körpers bedeckend; nehmlich außer Kopf und Bruftfloffe find 
auc die ganze Bauchfläche, ein größerer Theil der Seite hinter 
den Bruftfloffen, der vordere Theil des Hochrüdens und beide 
ungepaarte Floffen ganz nackt; Schuppen alfo nur auf einem 
Streifen der Seite vor dem After und auf der ganzen Seite 
hinter diefem. Farbe wie beim vorigen, Zeichnung aber anders, 
indem die hellen Querbänder die ganze Höhe derfeiben einnehs 
men, und die 5 dunflen Querbänder netzfoͤrmig gezeichnet find ; 
vom 1ften Querbande läuft eine ſchwarze Linie fchräg über die 
Nüdenfloffen bis zu deren Nande, vom 2ten und Zten gehen 
2 folhe Linien, eine von jeder Ede aus. Kopf ebenfalls auf 
dem graubraunen Grunde mit ſchwarzen, nesförmig fich Ereus 
genden Linien. Augen, Nafenlöcher und Zunge wie beim vorigen, 
auch fo die Mundbildung; nur der Zmwifchenkieferfnochen etwas 
ftärker und länger; feine abfolute Länge fo groß, wie bei dem 
18 langen Lye. Vahlii. Zaͤhne ohne wichtige Abweichungen 
in Stellung und Zertur, find nur ftärker, ſpitzigkoniſch und 
mehr gebogen, und ihre Zwifchenräume größer. Seitenzähne 
des Unterbiefers bedeutend größer, als die des Zmifchenfiefer- 
being, auf welchem fie 8mal E£leiner, als auf dem vordern Ende 
des Unterfiefers, find. Auf dem Pflugfcharbein nur 5 Zähne; 
10 auf den Gaumenbeinen, viel arößer und weiter auseinander 
ſtehend, wodurd die Zahnreihe länger, als bei Lyc. Vahlii, 
wird; Abnutzung der Zähne hier bei einem weit höheren Alter 
weit geringer, als beim eben genannten. Kiemenhaut mit 6 Strah- 
len, vereinigt ſich mit der Halshaut; Kiemenöffnung daher eben 
fo geftaltet, wie beim vorigen. Kiemenbögen und -Kämme etwa 
eben fo relativ groß, wie dort. Bauchfloſſe mit 4 etwa 42" 
langen, fehr dicht zufammen jtehenden Strahlen. Länge der 
Bruftfloffe geht faft 8mal auf die Totallängez Länge der Strahs 
len wenig verfchieden vom äten bis 10ten, Floffenrand daher 
mehr abgeftumpft. 20 Strahlen in jeder Floffe, deren unterfte 
über den eingefchnittenen Hautrand etwas vorragen. Alſo die⸗ 
ſelbe Hauptform dieſer Floſſe, wie beim vorigen. Ruͤckenfloſſe 
beginnt hier etwas mehr nach hinten; Abſtand der Mundſpitze 
vom Aften Strahle derſelben 3}mal in ber Totallaͤnge enthalten, 


289 


oder, mit anderen Morten, After Strahl ein wenig vor bem 
Ende des 1ften Endes der Totallänge, Sie ift vorn niedriger, 
wird aber allmählic) etwas höher, als beim vorigen, wodurch 
das Schwanzende noch breiter und zugerundeter wird. Bis zur 
Mitte der Schwanzfpise 93 Strahlen, melche gegliedert und, 
mit Ausnahme des Ajften, getheilt find. Afterfloffe, in der 
Mitte des Bauchprofils beginnend, ift etwas höher, als Rüden: 
floffe, hat 75 Strahlen, ſaͤmmtlich gegliedert, mit Ausnahme 
des vorderften, getheilten. Die die Strahlen verbindende Haut 
ift dünner und nadt, weßhalb diefe Floſſen mehr aufgerichtet 
werden fönnen *. 

Bauchfell weiß, etwas filberglängend, fendet aus feiner" Mitte 
unter: der Rüdenwölbung ſtarke Mefenterien aus, welche die 
Eingeweide: fefthalten. Lange der Bauchhöhle geht 83mal in 
die Totallänge, bey diefem Individuum mißt fie 4 3", Bauch⸗ 
hoͤhle geräumiger, Magen länger, Darm weiter nad Verhältniß, 
als bey Lye. V. Magen vom Zwerchfell bis zu feinem Boden 
2 40"! lang, fonft wie beim vorigen. Seine innere Fläche 
iſt in 3 beftimmte Zonen geheilt; in der vordern haben bie 
Längsfalten das Uebergeriht und zwiſchen ihnen ftehen nur 
wenige Gellen; in der mittlern herrſcht die Zellenbildung; der 
vorftehende Rand der größeren Cellen ift niedrig, und die von 
ihnen eingefchloffenen: £leineren Zellen find: fehr häufig; der Bo— 
den de3 Magens endlich ift faft ganz glatt und wird erft gegen 
den untern Magenmund. zw mieder gefaltet. Diefer ſelbſt ift 
durch eine vorfpringende Ningfalte vom Zwölffingerdarm getrennt; 
letzterer iſt in feiner’ ganzen Länge geräumiger, als bey Lye. V., 
feine innere Oberfläche ift mit ſtarken, häufigen, ſchiefen Quer: 
falten , gleihfam Wiederholungen der genannten Klappe, und 
nur niedriger, beſetzt; zwiſchen ihnen Eleine, niedrige, fchiefe 
Laͤngsfalten. Noch mehr zeichnet ſich der Iwölffingerdarm da= 
duch aus, daß die Eleinen Hervorragungen zu jeder Seite des 
Darmes glei unter dem Magenmunde hier kurze, die, Eegel- 
förmige Blindröhren (Appendices pyloricae) find. Die Falten 
merden im übrigen Theile des geräumigen Darmes weniger hoch; 
14% entfernt vom After trennt eine Ringfalte den Dünn- und 
Dickdarm. Leber, Milz und Nieren eben fo gebildet, wie bey 
Lye. V., die erfte auch son derfelben abſoluten Größe in dies 
ſem um 4" Eteinern Individuum, als jenem 8zoͤlligen. Milz 
bier aber faft doppelt fo groß. Milchſaͤcke zufammengefallen und 
flahgedrüdt, länglih, in der Mitterunbedeutend breiter, als 
an den zugerundeten Enden. "Liegen und find eben fo befeftigt, 
wie beym vorigen. Laͤnge 23", Breite 6", Dide 14%, 
Bey einem Weibchen des Mufeums zeigt fich die Gefchlechtg- 
verſchiedenheit in der Körperform fo, wie beym vorigen, in 
einem kleinern Kopfe, einer längern Bauchhoͤhle und ſchwaͤchern 
Zähnen. Beym Männden geht die Kopflänge Llmal, beym 
Meibhen 44mal auf die Totallängez bey jenem fteht der After 
von der Mundfpige um 6 11, bey’ dem 10” langen Weib: 
hen dagegen um 5 ab. Des Meibchens Zahne find’ mehr 
abgenusst, als bey jenem Männchen, welches vermuthen läßt, 
daß jenes aͤller fen und folglih das Männchen eine bedeutendere 
Größe erlangen möge. Magen und Darm; wie beym Maͤnn⸗ 
em, Leber auch eben fo geformt, nur'verhältnifmäßig größer, 
nehmlich abſolut gleich‘ groß in beiden Individuen, Milz da= 
gegegen verhaͤltnißmaͤßig merklich Eleiner beym Weibchen. Rogen⸗ 


#) Der Verf. hat vergefien, in dieſer Befchreibung der Ceitenlinie 
zu erwähnen, welches er fpäter (S. 224) felbit, mit dem Hinzufügen 
bemerft, daß dieſelbe ſich eine lange Etrerfe weit an diefem Exemplare 
wahrnehmen laſſe. Der Ueberf. 


Ifis 1848. Heft 4. 


— — — 
— 


290 


ſack einfach, bünnmwandig, ohne Einſchnitt, ausgedehnt von faft 
reifen Rogenkörnern, bienföormig, 1’ 6" lang, vorn am Ende 
1” 1’, am bintern Ende 84 breit; Ausführungsgang fehr 
Eurz, hinter dem After ausmündend. Eyer brandgelb, von der 
Größe eines Hanfkorns. 

Geht eben fo weit nah Norden, wie Lye. V., ob auch fo 
weit nah Süden, ift mir unbekannt; das Fiffernäß ift die 
füdlichfte Stelle, von welher das Mufeum den Fiſch befißt. 


Ausmeffung des befhriebenen Milchners. 


Zotallaͤnge ad I, 0 re 18 “ 
Koprestange LT ne — —— 
Laͤnge des Unterliefe 1 
Don Mundſp. bis zur Mitte der Pupille.. .16 
F vo Bafis der Bauhfloe . » 27 
” w „u u n Buftiflfe...3 5 
4 4 „ESpitze derfelben. » 2.2.56 
hr Ir v„ » Aften Strahl der Rüdenflofe 4 44 
3 ” vn» Mitte des Afters . . 611 
Höhe des Kopfs über der Mitte der Pupille . . . 1 7% 
Breite‘ beffelbenn?ebent‘da-d 1," „su. 1 
Höhe deffelben Über den Kaumuskeln ; . 0.21% 
Breite „ u, 13 a RE 3 E15 BEN it 
Des Körpers Höhe am After . . 16 
u v De NER ar 
Is n Höhe am Anfange des legten Körperviertele 1 1 
” 7 Breite „ 7 n v v — 
Länge der Bauhfofe - » v2. —44 
* „Bruſtfloſſe 1ſten Strahlhs.. . 2, 1 
N. n den TEN ARTE 
4 Hl h Sn SRTEIEDNETT DER DZ 
ni » * 12ten  „ DIE —68 
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Der Rüdenfloffe 1fter Stihl . . 2 2 ev 53 
5 * Itero Er Den, DO ARE 
3 Hi Baer 
3 Fi Whfteerd pi Dad iine Dazu ZPRT 
Der mittlere Strahl im Shwane v2. — 68 
Der Afterfloffe Ifter Stel . » 2. N Wr 2 6 
7 „Eſter 9, IT, ——40 
se, Me rg er 
” „ o8fter „ LA FRI —⏑⏑— 


Zweyter Beytrag. 


Die Gattung Bythites und ihre Art. 
(Dazu Tab. VII VII.) 


Ueber diefe neue Gattung und Art, von welcher dem Verf. 
nur ein Erempl. zugefommen, ift fehon vorläufige Anzeige im 
6ten Bande diefer Schriften (S. LXXII— VII.) gemadt 
worden (f. unfern Auszug aus demfelben aus der Iſis). Daß 
der Fifh als der Dorfchfamilie angehörend betrachtet werden 
müffe, wird hier im Anfange gründlich auseinander gefegt. 
Dann folge eine volftändige Characterifirung der Gattung, 
nehmlich: 

Gen. Bythites. Corpus breve compressum, antice 
incrassatum, ore fere truncato, cauda ensiformi. Squamae 
corp. rotundae, minutae, imbricatae. Lin. lat. tubulis 
exsertis cutaneis compacta, interrupta, Os dentib. acu- 


291 


tis intermaxillaribus, mandibul., vomerinis et palatinis 
armatum; Rictus mediocris. Membr. branchiost. 
utriusque aperturae invicem connata sub isthmo libere 
suspensa; rad. 3; apertura ampla infero-postica. Pinnae 
ventr. obsoletae 1-radiatae filiformes longiusculae, jugu- 
lares. P. dors. et anal. longae, apicem caudae eircum- 
dantes; rad. articulatis, divisis. Membrum conicum, 
crassum, post anum horizontaliter porrectum, apice 3-phyllo 
papilligero. Ves. nat. canali pneum. nullo. 
Bythites fuscus. (Tab. VII.) Lang, befonders hin: 
ten ſtark zufammengebrüdt und fpigig auslaufend, vorn abges 
ftumpft. Größte Breite und Höhe in der Nackengegend; Hoͤhe 
nimmt im erſten Drittel der Länge unbedeutend, und erſt hinter 
dem After bedeutend, ab. (S. die Tabelle unten.) Farbe bey 
dem feit faft 2 Jahren im MWeingeift aufbewahrten Erempl. 
ſchwarzbraun, etwas in grau fpielend; gegen das Bauchprofil 
heller, unter dem Bauche wie ſchwach angelaufenes Silber. 
Floſſen etwas dunkler als Ruͤcken. — Haut auf Kopf, Hoch⸗ 
ruͤcken, um die Bruſtfloſſe, unter dem Baud und laͤngs der 
Bafis der Rüden: und Afterfloffe ganz nadt, an den Körperz 
feiten aber mit ſehr Eleinen Schuppen, welche auf der legten 
Hälfte des Schwanzes bis zur Bafis der Floſſen gehen; fie 
liegen dachſteinartig; größte 3" im Durchmeſſer, theils cirkel⸗ 
rund, theils oval; ſtark vergroͤßert zeigen ſich hellere und dunklere 
concentriſche Ringe, die letzteren werden von abwechſelnden dunklen 
und hellen Puncten gebildet. Kopfhaut beſetzt mit ſehr kurzen, 
koniſchen Faſern. — Seitenlinie etwas uͤber dem Gelenkwinkel 
des Kiemendeckels beginnend, laͤuft parallel mit dem Rüden: 
profil und wenig entfernt von ber nadten Partie des Hochruͤckens, 
hoͤrt in dieſem Verlaufe faſt gerade vor dem After auf, faͤngt 
aͤber tiefer nach unten, etwa in der Mitte der Seite, wieder 
an und laͤuft von da gerade gegen das Schwanzende hin. Sie 
wird von ſehr kurzen und in kleinen Zwiſchenraͤumen auf eins 
ander folgenden, hervorragenden Hautroͤhrchen gebildet, welche 
in keiner Verbindung mit den im Verlaufe der Seitenlinie lie— 
genden Schuppen ſtehen, ſondern zwiſchen je 2 Schuppen frei 
aus der Haut treten. — Kopf iſt dickſter und höchfter Theil 
des Körpers. Stirnprofil läuft breit in den Zwiſchenkiefer hinab, 
und Unterkiefer ift etwas aufwaͤrtsſteigend, wodurch das vordere 
Profil fehr ftumpf und zugerundet wird; dadurch große Aehn— 
lichkeit mit der Kopfform der eigentlichen Blennii, befonders 
Bl. ocellatus, deffen Kopfhöhe gegen die Dicke jedoch größer, 
als bey Bythites. Gegen den Wand des Oberkiefers hin in 
der lippenförmig angefchwollenen Haut faft parallel mit dem 
Lippenrande iederſeits 3 Deffnungen. Bläft man Luft im einen 
derfelben, fo ſchwellen mehrere Gänge oder Candle unter der 
Haut zu beiden Seiten des Kopfs, befonders in der Gegend 
det Ossa infraorbitalia, des Präopereulum’s und des Nadens, 
anz zugleich wird auch ein Canal an der unteren Fläche jedes 
Arms vom Unterkiefer aufgeblafen, an deffen Spitze ebenfalls 
eine Deffnung an jeder Seite fteht. Hier alfo diefeiben ſchleim— 
abfondernden Candle, wie bey Lycodes und überhaupt in der 
Dorfchfamilie fo häufig, befonders beym Berglachſe, nur bier 
in verfchiedener Anzahl und anders vertheilt. — Mund groß, 
Rachen ziemlich weit, Zwifchenkiefer im der Nuhe unter der 
lippenförmig aufgeworfenen Haut verftedt, wie bei Lycodes, 
mehreren Schleimfifchen und Motella. Zwifchenkieferbeine ma⸗ 
hen 2 des Oberkieferrandes jeder Seite aus; dag. Uebrige zu: 
nächft den Mundwinkeln bilden das Seitenkieferbein und die 
daffelbe bedsdende Haut. Ihren Rand befegen kurze, ſpitzige 


292 


und ſchwachgebogene Zähne, dicht an einander in mehreren un— 
regelmäßigen Neihen ftehend, die zufammen eine Lange, ſchmale, 
vorn nur wenig. breitere Gruppe bilden. — Das fchmale, am 
untern Ende etwas breitere Seitenkieferbein wagt nur wenig 
über den Mundwinkel hinaus, ift mit den gewöhnlichen Liga— 
menten an den Mundwinkeltheil des Unterkiefers und an dem 
Bwifchenkiefer geheftet und ganz zahnlos. — Auf der vorbern 
Partie des Pflugfcharbeins eine Zahngruppe von der Form eines 
gleihfchenkligen, mit dee Baſis gegen den Schlund gekehrten 
Oreyecks, deffen vordere Ede abgeftumpft ift. Bey der Dorſch— 
gattung hat diefe Gruppe die Figur eines Halbmonds oder im 
der Grundlinie tief eingefchnittenen Dreyecks. , Zähne: faſt bop= 
pelt fo lang, als die auf dem Bwifchenfiefer, fonft ‚eben fo 
geformt. Vorderſtuͤck der Gaumenbögen ebenfalls mit mehreren, 
in länglichee Gruppe dichtftehenden Zähnen von der Größe der 
auf dem Pflugfcharbeine. Zaͤhne des Unterkiefers in Größe 
und Form, wie: die des Zwiſchenkiefers, ftehen am dichteften 
und find am längften vorn; der Zahnfkreif wird ſchmaͤler (d. i. 
der unregelmäßigen Neihen werden wenigere) und die Zähne 
werden fürzer gegen die Mundwinfel hin. — Schlundknochen 
mit den Eürzeften und ftumpfeften Zähnen, welche dicht an ein= 
ander gedruͤckt ſtehen. Unterfte Zähne 2 fcymale, Eurze Strei⸗ 
fen bildend ; oberfte jederfeits in einer innern großen und 2: äußeren 
fehe Eleinen Gruppen von rundlichem Umriffe. — Augen weit 
nach vorn und dicht am Stirnprofile- Dadurch eine neue Aehn— 
lichkeit zwifhen Bythites und. den eigentlichen Blennii. Durdy= 
meffer des Auges 6mal Eleiner, als Kopflänge. Farbe der Jris 
noch ſtark gelblih. — Hinteres, größeres Nafenloch viel näher 
dem Augenringe, ald dem Mundrande; anderes, Eleineres, mit⸗ 
ten zwifchen beiden, kann durch einen vom Rande ausgehenden 
Eleinen Hautlappen gefchloffen werden. Naſenhoͤhle jederfeits 
nicht ‚voll den halben Raum zwifchen Augen: und Mundrand 
einnehmend. Die durch eins der Nafenlöcher eingeblafene Luft 
dehnt bloß die Nafenhöhle aus, aber feinen der Schleimcanäte; 
eben fo wenig dringt die im diefe eingeblafene Luft in die Nafen= 
höhle ein. Aehnliche Stellung und Bildung der Nafenlöcher 
befist Blenn. Pholis, wogegen bei anderen Blennii, als ocel- 
latus, Pavo ete:, die fehr kleinen Naſenloͤcher jeder Seite dicht 
bey einander ftehen. — Zunge furz, breit, vorn zugerundet, 
in ihrer ganzen Länge am Boden der Mundhöhle feftgewachfen, 
mit glatter, weicher Oberflaͤche. — Kiemenöffnung fehr groß, 
indem der Kiemendedel ſich hoc) oben einlenft und die Kiemen= 
haut ſich erft gegen den Winfel des Unterkiefers hin mit der 
andern Seite vereinigt, wodurch der ganze Iſthmus frey und 
fihtbar wird.  Diefe Verbindung der Kiemenhäute ift diefelbe, 
wie bei den grönl. Olini, aber. ganz verſchieden von der bey 
ben eigentlihen Blennii, Pholis, Aſcanius's Brosme tou- 
pee und den Gunelli, auch, aber weniger, von der bey den 
Dorfcharten. Größere Weite der Kiemenöffnungen ift natürliche 
Folge einer folhen DVerbindungsart. Die gerade Linie von der 
Eintenkung des Kiemendedels bis zur Vereinigung beider Mem: 
branen, und welche die Sehne des vom hintern und vom untern 
Rande des Kiemendedels und der Kiemenhöhle gebildeten Bogens 
ift, 1° 1" lang.  Kiemenhöhle ift fo weit, daß fie unter dem 
Dedel nicht Plans hat; wird mittelft 8 faft drehrunder Strah— 
Ien, deren vorderer, wie gewöhnlich, Eürzefter, ausgefpannt und 
geftügt. — Kiemen fehr Elein, nicht fo fehr wegen der Kürze 
der Kiemenbögen, als wegen der fehr niedrigen Kimme (14 
hoch). Jeder Kiemenbogen mit 2 Reihen £leiner, glatter halb— 
Eugelförmiger Höder auf der einwärts zur Mundhöhle gewen= 


293 


beten Fläche, Keine Nebenkiemen an ber inneren Fläche des 
Dedels; aber durd) die dünne Haut fcheint ein ähnlicher blauer 
Körper Hinduch, wie beym Dorſche. — Bauchfloſſen lang, 
fadenförmig, weit- nach vorn an der Kehle oder vor der Baſis 
des Iſthmus; fcheinen, jede, aus einem einzigen, an ber 
Spise geſpaltenen Strahle zu beftehen; zieht man aber die 
Haut ab, fo findet man 2, fehr dünne, ganz dicht an einander 
figende, gegliederte, in eine faſt ſcharfe Spige auslaufende 
Strahlen. Länge des ganzen Strahles 10%. — Bruſtfloſſe 
unbedeutend näher dem Bauchprofile, als dem Nüden. Da 
die Mittelhandfnochen etwas länger, als gewöhnlich, fo feheis 
nen die Strahlen auf einem Eurzen und breiten Arme zu ſtehen. 
Floſſen, ausfpannt, ſehr breit, doch mehr wegen ber gro— 
Ben Anzahl der Strahlen — 31 in jeder — als wegen 
deren Dice und der Weite der zwifchen ihnen fißenden Haut. 
Strahlen fehr dünn, deutlich gegliedert, die laͤngſten bis zur 
Mitte getheilt. After, oberftee Strahl und naͤchſtletzter, SOfter, 
etwa gleich groß, 34" lang, Tter und 23jter etwa 84, 16ter 
und 17 ter die längften, 12; zwifchenliegende Strahlen in 
gleichem "Verhältniffe zus oder abnehmend; dadurch wird bie 
ausgefpannte Floffe ſtumpf eyförmig werden. Form und Strahlen- 
zahl bier ſehr verfchiedin von denen beym Berglachſe (Macrurus) 
und den: Gadi Z., welhe 3 Rüdenfloffen haben; erftere da— 
gegen mehr entfprechend der Form bey den übrigen Dorfchgats 
tungen, als Molva, Motella, Brosme und beſonders Rani- 
ceps, noch mehr aber der bey den Schleimfifchen, bey denen 
aber auch die Strahlenzahl geringer ift. — Rüden: und After: 
flofe am Ende des Schwanzes zufammenlaufend und diefen 
mit Strahlen umgebend, — NRüdenfloffe beginnt am Ende des 
erften Drittels der Totallänge; ift unten mit einer fo dichten, 
nadten Haut bededt, daß die Strahlen gar nicht hindurch zu 
fehen find, wogegen’ das letzte Drittel der Strahlenlänge frei ift. 
Diefe. Enden ragen als haarformige Fibrillen über die dicke Haut 
hinaus. Vordere Strahlen Fürzefte. Länge allmählidy zuneh— 
mend, bis fie fehon im erften Viertel der Floffe 8" beträgt; 
am Ende des Schwanges find die Strahlen 71" lang. 94 Strah: 
fen bis zur Mitte der Schwanzfpige; füämmtlich gegliedert, außer 
dem iften, einfachen, tiefgetheilten, mit jedem an der Spiße 
wieder gefpaltenen Aſte; 2ter und menige andere zwifchen den 
übrigen nur einmal, und zwar bloß in der Spiße, getheilt. — 
Afterfloffe ein wenig hinter der Mitte des Körpers beginnend; 
der vorderfte Strahl gerade gegenüber dem 28ſten Strahle der 
Rüdenfloffe. Bis zur Mitte der Schwanzfpise oder bis zum 
legten Strahle der Rüdenfloffe 75 Strahlen, eben fo lang und 
fo befhaffen, wie die der Nüdenfloffe; nur ift ſchon ber 1fte 
Strahl der Afterfloffe tief getheilt. — 

Bauchhöhle 1” 104 Tang, am weiteften vorn, niebriger 
und fchmäler gegen den After hin werdend. Peritonaͤum weiß, 
glänzend, dick und fehr dicht; feine fibröfe Textur felbft dem 
bloßen Auge deutlich; fpannt fih, indem es fi nicht unmittels 
bar zur Woͤlbung fchließt, in der halben Höhe der Bauchhöhle, 
als horizontales Zwerchfell zwiſchen dem untern Theil der Höhle, 
in welchem die Verdauungsorgane, die Milchfäde und die Harn: 
blafe liegen, und dem obern, in welchem die felbftftändige 
Schwimmblafe und die Nieren. Eine folche vollftändige Ab— 
theilung der Bauchhöhle in 2 Etagen oder Höhlen, eine über 
ber andern, ift mir bey feinem unferer inländifchen Fifche be: 
Eannt. Im hintern Drittel der Bauchhöhle ſteigt das Perito- 
näum unmittelbar zur Wölbung hinauf und bekleidet die Ober: 
fläche des Endftüdes der Nieren, fo daß in diefer Partie nur 


294 


eine Höhle Statt hat. Jene Tage des Peritonäums vereint 
mit feiner Textur, die vorn durch daffelbe gehenden Blutgefaͤß— 
firänge und der in feinem hintern Theil hinaustretende Harngang 
geben ihr viele Aehnlichkeit mit der Schwimmblaie des Dorfes. 
Sie hat jedody nicht die ſtarke, convere Oberfläche, welche die 
Blafe des Dorfches auszeichnet, auch nicht die vielen Falten am 
Rande, wo die äußere fibröfe Haut der Blafe an den Seiten: 
wänden der Bauchhöhle feftgewachfen ift, und endlich wird fie 
von feiner andern Haut bededt, wie die Schwimmblafe des 
Dorſches. — Nachdem der vom Schlunde * hinabfteigende 
Canal durch einen Einſchnitt im vordern, an die Scheidewand 
der Bruſthöhle ftoßenden Rande des Peritonaͤums in den untern 
Raum der Bauchhöhle getreten ift, erweitert er ſich allmählich 
als Magen. Kacdiatheil 1 14°" lang, Pylorustheil, unter 
einem. ftumpfen Winkel gebogen, nur 3" Tang, im hinten 
Magengrunde fegelförmig zuſammengezogen. Vom Schlunde 
laufen viele feine Falten der Länge nach auf der innern Ober: 
flaͤche, vereinigen ſich näher am Pplorustheile in wenigere, aber 
breitere Falten mit vielen Eleinen, niedrigen Gellen auf deren 
Dberflähe und in den zwifchenliegenden Kuchen. Unterer Ma— 
genmund durch eine ftarfe Ringfalte vom Dünndarme getrennt. 
Diefer im Anfange (Zwölffingerdarm) meiter, als der übrige 
Darmcanal, fehr dünnwandig, vorn mit 2 Eurzen, Eegelförmigen, 
gerade über einander ftehenden Blindröhren (App. pylor.), die 
fih fo dicht am Pförtner öffnen, daß deffen Ningfalte beym 
Durchgange des Chymus gegen die Deffnungen drüden und fie 
ſchließen muß. Allmaͤhlich wird der Darm enger und bekommt 
den halben Durchmeffer des beginnenden Zwölffingerdarms. Erjt 
8" Kinien vom After erweitert er fi etwas, es werden feine 
Winde dicker. "Dies Eleine Stud ift durch eine niedrige Nings 
falte, wie bey den Fifhen gewöhnlich, vom voranliegenden Theile 
getrennt und wohl als Dickdarm, oder vielmehr Maftdarm, zu 
betrachten. Auf der ganzen innern Oberfläche des Darmes ftehen 
viele Maſchen, am Anfange des Zwölffingerdarms und im Did 
darm am bichteften. Länge des Darms 4“ 6%. Er läuft 
2Zmal nad) vorn gegen die Scheidewand der Brufthöhle und 
2Zmal zurüd, endigt ſich zulegt in die Baſis des erwähnten 
Außengliedes, in welcher er ſich in den After öffnet. Der ganze 
Berdauungscanal, Mundhöhle mitgerechnet, folglich über 7' 
lang. — Die verhältnigmäßig nicht fehe große Keber ift un— 
vollständig 2lappig. Linker Lappen faft fo lang, als Bauchhöhle, 
aber flah und fo ſchmal, daß feine faft überall gleiche Breite 
6mal auf feine Ränge geht. Nechter Lappen fehr kurz, nur} 
fo lang, als linker, Im Winkel zwifchen beiden die eyförmige 
Gallenblaſe, welche ſogleich beym Deffnen des Bauchs in bie 
Augen fiel, wegen ihrer ungewöhnlichen Größe und ihrer hellen, 
Hraugrünen Galle. Unter unfern innländifhen Fiſchen hat kei⸗— 
ner eine fv große Galle, und nur bey Uranoscopus erfcheint 
fie mir nody größer. Länge derfelben hier bey Bythites etwa 
9", und 64"! größter Duerdurchmeffer. Blafengang 9“ Tang, 
öffnet fich in den Zwölffingerdarm gleich hinter der einen Blind: 
röhre. Sie befommt die Galle aus der Leber durch mehrere 
Hauptftämme, welche in den Gang dicht am Blafenhalfe ein: 
münden. Im Anfange des letzten Dritteld des Ganges eriveiz 
tert er fich wieder in eine länglichovale Partie, die fich wieder 
in einen fehmalen Gang zufammenzieht. In diefe erweiterte 


* Sch fand im Schlunde 2 Erempl, einer Praniza, welche viel Aehn—⸗ 
lichfeit mit der von Montague in den Transact. ofthe Linn. Soc., 
XI., 1., befchriebenen Pr. caerulata hat, 


295 


Partie werden ein Paar Hauptftämme von ben aus ber Leber 
Eommenden Gallengingen aufgenommen, — Milz nicht groß, 
flachtgedrüdt, oval, liegt neben dem Magenboden. — Alle 
diefe Organe find mittelft ſtarker Mefenterien an das horizontale 
Peritonäum geheftet. — Milchſäcke, ebenfalls durch ein Band 
an dag Peritonaͤum gebeftet, jeder feinerfeits neben dem letzten, 
zum After gehenden Ende des Darms, faft cylindriſch, nur 
unbedeutend dünner in ihrem Vorderende, vereinigen ſich hinten 
in einen gemeinſchaftlichen Grundtheil (alſo Testiculi didymi) 
von etwa ihrer halben Länge, von welchem der kürzere Aus: 
führungscanal ausgeht, der ſich in das Außenglied verliert. — 
Bon Harnwegen fieht man nur den die Bauchhaut durchbohrenden 
Harngang, welcher gerade zu der zwifchen der gemeinfchaftlichen 
Bafis der Milchſaͤcke und der Bauchhaut liegenden Harnblafe 
geht. Bey diefer iſt der größte Durchmeffer nad) ber Quere, 
und ihre beiden langen Seiten find etwas eingeſchnitten, durch 
welchen Einfchnitt der Harngang in die Blafe und auf ber ans 
dern Seite die Harnröhre aus ihr tritt, welche fomit viel Form⸗ 
aͤhnlichkeit mit der Harnblaſe der Froͤſche hat. Die Harnroͤhre 
verſchwindet bald an derſelben Stelle, an welcher ſich der Samen⸗ 
gang verliert. — Das mehrberuͤhrte Außenglied bildet auf dem 
Bauchprofile, etwa gleich entfernt von Mund⸗ und Schwanz: 
fpise, einen nad) hinten vorragenden, faft horizontal liegenden, 
ftumpfen Kegel, deffen ſchiefe Grundfläche fi) nach vorn un— 
mittelbar in die Bauchkante fortfegt. Es ift 5" lang, an der 
Baſis 24" breit, gegen die Seiten aber 2". After 13° innen 
vor der Baſis. Am Rande des ftumpfen Endes des Kegels 
verlängert fi die Haut becherfoͤrmig um. die Endflaͤche. Becher 
am Rande in 3 Lappen getheilt; 2 gehen vom obern Theile * 
des Randes aus, liegen dichter beyfammen und. durch einen 
weniger tiefen Einfchnitt getrennt; bagegen ift jeder von ihnen 
durch einen tiefen Einfchnitt vom untern Lappen getrennt. Ale 3 
find etwas zurüdgerollt und von einem Eleinen Einfchnitt in der 
Mitte des Mandes nierenföormig. Aus der inneren Seite des 
untern Rappens, tief unten im Grunde, entipringt ein kegel⸗ 
foͤrmiger Zapfen von 4" Durchmeſſer an ber Baſis, und 2 
Länge. Er ragt etwas über den Rand hinaus, gleich einem 
Piſtill aus eines Kelches Boden. In der Spike ift eine Deff- 
nung, durch welche eine Schweinsborfte eingebracht ward, Diefe 
Papille feheint vorzüglich ald Paarungsorgan anzufehen zu ſeyn. 
Innwendig fuͤllt ein lockeres Zellgewebe und Fett die Zwiſchen⸗ 
. räume zwiſchen Haut und Samengang nebſt der Haunröhre; 
denn diefe 2 Candle find die längften, da ‚ber Maſtdarm fich 
gleich an der Bafis des Kegels nach außen öffnet. Der Samen: 
gang wurde vom umgebenden Zellwegebe log praͤparirt und eine 
Sonde in die gemeinſchaftliche Baſis der Milchſaͤcke eingebracht 
und durch den ganzen Gang und die Spitze der Fegelfürmigen 
Papilte hinausgeführt. An dieſe gehen von der innmwendigen 
Stäche der Haut einige Muskelſtraͤnge; fie fcheinen wie ein zus 
rüdziehender Muskel wirken zu Eönnen, Die Harnröhre fheint 
nicht in die Papille zu gehen, fondern endigt ſich im Grunde 
des DBechers, gerade über dem Eintritte des Samenganges in 
die Papille vor dem Einfhnitte, welcher die zwey oberen Lappen 
trennt; wenigftens blieb eine in die Harnröhre gebrachte Sonde 
bier ſtecken. — Die rothbraune Nierenmaffe ift, mie: bey fo 
vielen Fifhen, am dieften in dem hinten, zunächft am After 


* Bey der Befchreibung dieſes Organs ift der Fiſch als auf der 
Bauchkante ruhend, betrachtet worden, wonach alſo die Ausdrücke „oben“ 
und „unten“, „vorn“ und „hinten“ zu verſtehen find. 


296 


liegenden Theile, wo fie den ganzen Raum zwiſchen Rüden: 
wirbeln nnd Bauchhaut ausfüllt, fo daß diefe hier fie dicht 
berührt. Sie wird nach einer Länge von 8" ploͤtzlich bedeutend 
dünner und ſchmaͤler, ſetzt fi wie ein fhmales Band nad 
vorn, auf eine kurze Strede fichtdar, darauf aber über die 
Schwimmblafe und bededt von diefer, aber der Wölbung der 
Höhle dicht angedrüdt, fort; unter dem Hinterkopfe wird fie 
wieder etwas dicker und breiter. Sie ift in ihrer ganzen Länge 
zu einer einzigen Niere verwachfen, die mit einem Harngange 
verfehen ift. (S. weiter über diefen oben.) — Schwimmblaſe 
liegt im vordern Theile der Abtheilung und reicht vom Hinter 
ende des Schlundes bis zur Mitte der Höhle Die fih auf: 
geblafen vorfindende Blaſe war regelmäßig oval; befteht aus 
2 Häuten, deren Aufßere fo di, wie die Bauchhaut und eben 
fo auch) dicht und von fibröfer Zertur. Farbe milchweiß. Die 
innere, fich von der aͤußern fehr leicht Löfende, ift in ihren Theis 
len wenig zufammenhangend, fhmust an den Fingern ab und 
iſt filberglängend; fonady ganz wie diefelbe Haut beym Dorfche. 
Von der Außern Haut gehen an der Oberfläche, befonderd wo 
fie ſich der Nüdenwölbung und den Seiten zufehrt, viele Fa— 
feen, wie Ligamente, ‘ab, durch welche fie an diefe Theile, ge= 
beftet wird, Die Blafe ift durch ähnliche, aber weit wenigere 
Faſern an die Bauchhaut geheftet, fo daß. ein weit: freierer 
Kaum zwiſchen Blafe und Bauchhaut ift, als zwifchen erfterer 
und der Bauhhöhlenwölbung. Inwendig ift fie da, mo die 
Blutgefäße heraustreten, mit einer Drüfe von Form, Zertur 
und Farbe, wie die in der Blafe des Dorfches, verfehen. 


Zoll. Lin, 
Totallänge bon der Mundfpige big zum Ende der Strahlen 

in, dee Schmwanzigiße.- une. un enrreir na ee 
Totallänge bis zum Ende der Wirbelfäule. . . » 
Bon der Mundfpige bis zur Mitte des After . . 
„ Spise des Kiemendedels 
der  angedrücten 


[2 1 ” "” 
v ” ” ” [2 v 
Brultfloffe_e , ernennen, 
Bon der Mundfpige bis zur Baſis der Bruftfloffe . 
"” " u „u ” ” Bauchfloffe . 
zum 1ften Strahle d. Nüdenfl, 
„ Afterfl. 


| oo n PD 
a 


[22 ” ” ” [23 [2 [2 34 
Be, * „zur Mitte der Pupille .. 54 
Vom obern Ende des Iwiichenfieferbeins bis zum. un: . 

tern Ende des Seitenkieferbeing ... » 0... —11l 
Länge des vordern Arms des Iften Kiemenbogens — 8 
Höhe des Körpers Über den Naden. © x 2.....1 38 
Breite über den Wangen . 2 2. 0.0 2 0,5 „— 410 
Höhe, am After „ ress.er anne verae, 
Breite. DafeldfE_ .e -0,..02. 20, 00 000 
Höhe am Anfange des legten. Drittels des Körpers . — 9 
Dicke DAJELDIE en .e m 3 has: ‚ern ee ee 


Zufaß zu dem fuftematifchen Verzeichniffe der grönländifchen 
Sifche, enthaltend 2 neue Arten. —8* 


1. Mir wurde ein Gasterosteus, als von Grönland geſchickt, 
aus der Sammlung des naturgefhichtlichen Vereins zugefandt. 
Er ift vorfchieden vom oben angeführten Gast. loricatus durch 
4 Stacheln vor der meichftrahligen Nüdenfloffe, die völlig nadte 
Haut auf dem ganzen Stüde, vom Grundbeine der Bauchfloffe 
an bis zur Schwanzfloffe, den Mangel eine Kiels an der Seite 


297 


bes Schwanzes, und endlich durch; die Fürzere Entfernung der 
Mundfpise vom After, Von der andern angeführten Art, G. 
dimidiatus, welchem er hinſichtlich der Schuppen Ahntich. ift, 
unterfcheidet er fich ‚ebenfalls durch die 4 Stacheln und außerdem 
durch einen fpigigeren Kopf, Eleinere Augen, niedrigern Körper 
and verhältnißmaͤßig längere Bruftfloffen. Er ſcheint dem euro= 
paͤlſchen G. liurus Cup. näher zu kommen. Er hat bis auf 
Weiteres den Namen Gast. gymnurus erhalten. 

2. Im Herbft erhielt ich vom Fiffernäß 2 Exempl. einer 
neuen Lumpenus⸗ (Glinus-) Art, melche fuͤr Grönland neu und 
vorläufig L. grachlis benannt: worden ift. Sie weiht von den 
übrigen groͤnl. Arten: duch den Mangel an Zähnen auf den 
Gaumenbögen * ab und ift durch ihren Eleinern Kopf, die ge 
zingere Entfernung. der Mundfpise vom After, ferneu den fchlan= 
fern Körper, die ‚größeren Augen und längeren Bruftfloffen von 
der durch Kroͤher befchriebenen isländifchen Art ** verfchieden, 
deren Strahlenzahl, nehmlich 73 in der Ruͤckenfloſſe und 50 in 
der Afterfloffe, fie hat. Iſt mit der. normwegifchen zu wergleihen, 
welcher fie mir am naͤchſten zu ffehen fcheint, ehe ihre Selbft: 
ftändigfeit ausgemacht werden kann. 

Abgebildet find zu dieſer "Abhandlung, auf. T. L Sylvia 
mexicanae aff. und Fringilla Jeucophrys, T. U. Numenius 
hudsonieus Lath., T. II, Anas -Barrowii Richards, T. IV. 
der Stirnbüfchel von Himantolophus grönlandieus, T. V. 
Lycodes Vahlii, T. VL. Lye. retieulatus, T. VII, Byihites 
fuscus, T. VII. Organe der. Bauchhoͤhle deffelben, 

7) ©. 197-207. Bentrag zur. Theorie der pe— 

riodifhen Kettenbrüde, von C. Ramus. 

6) ©. 209— 220. Ueber den Klinometer und deſ— 
fen Nugen, von Louis de Eonind. 

7) ©. 221— 228. Zufag zudem erften Beytrage 
zur geönländifchen Sauna, von I. Reinhardt, 
enthaltend eine dritte grönl. Lycodesart. 

Lycodés seminudus: corp. concolore, ab apice 
usque ad angulum anteriorem pinnae analis nudo; capite 
postice compressiuseulo; pinnis  dorsuali analique nudis, 
illa rad. 91, hae 71; ano post medium gastraeum sito ’**. 

Sm Herbſt 1837 kamen hier aus Grönland unter Anderm 
einige . Erempl. ven Lycodes, und unter ihnen eines von 
-Dmenaf durch den Paft. Fund an, welches mir zu einer 
eigenen, dem L. reticulatus ‚verwandten: Art: zu gehören fcheint, 
welche hier fo eben characteriſirt ward. 

Die gleih in die, Augen- fallende Berfchiedenheit beydiefem 
Fiſche iſt die große Koͤrperſtrecke, auf welcher Feine Schuppen 
ftehen, weßhalb hier auch die Seitenlinie weit leichter und meiter 
zu verfolgen ift, als beym L. reticulatus. Bey diefem erftredt 
ſich die Schuppenbedefung- am. Ende des Schwanzes bis ein 
gutes Stud von der Spike der dem Körper angedrüdten Bruft: 
-floffe entfernt, bey der neuen Art dagegen nur in einer. per 
pendiculären, vom Winkel der. Afterfloffe bis zum Ruͤckenprofile 


* Die grönl. Lumpenusformen fönnten nad) den Zähnen in folgende 
Abtheilungen gebracht, werden: a) Zähne auf den Gaumenbögen, dazu 
Clinus Lumpenus et medius, b) auf denfelben und dem Pflugichars 
bein, dazu Cl. aculeatus, und ce) Feine Zähne auf den Gaumenbögen 
und dem Pflugfcharbeine, dazu CI. gracilis. 

* Vgl. Naturhiſtoriſt Tidsſtrift, Bd. 1., ©, 32. (Blenn. lampeti- 
formis. Walb.) überf, Iſis, 1840, S. 658. i 

— Die Aufnahme einer neuen Art ver einer Gattung führt öfters 
einige Veränderungen im Artcharacter für die Bereits bekannten Arten Herz 
bei; auch hier find die in dem Beytrage gegebenen Artfennzeichen bey 
einer neuen Bearbeitung der Gattung zu modificiren. j 


Iſis 1848. Heft. 4. 


— 


298 


gezogenen Linie. Schuppen nach, Verhältniß etwas Fleiner. Es 
fönnten bier indeffen auch Schuppen weggefallen ſeyn, wie es 
wohl bey einigen: Fifhen bey zunehmendem Alter gefchieht. Die 
neue Art iſt einfarbig; fehr oft ift aber das Gefleckte Ausdrud 
jüngeren Alters; Seitenlinie unter den 3 Arten am deutlichen 
bey dieferz ihe Anfang, wie gewöhnlich, an dem vom Kiemen= 
dedel mit dem Hinterhaupte gemachten Winkel, von wo fie in 
einem flachen, mit der Gonverität nach vorn und unten gerich- 
teten Bogen zur Mitte der Seite IÄuft, in welchem fie bie 
zum Schwanze, aber doch minder deutlich in dem fehuppenbe- 
deckten Theile, weiter läuft. Schleimöffnungen Elein. Won ein 
und demfelben Ausgangspuncte mit der rigenlichen Seitenlinie 
beginnt eine andere, ebenfalls von Deffnungen gebildete, höher 
nad oben und faſt parallel "mit dem Ruͤckenprofile verlaufende 
Linie, derem Deffmingen nur 11, und welche mitten zwifchen 
der Bafis der Bruſtfloſſe und dem After aufhört: In diefer 
Richtung ftehen bei L. retie. nur ein Paar Deffnungen. Mag 
aber die Unterfchiede beider Arten am meiften begründet, find 
die relativen Maße, Anzahl und Größe der Zähne und die 
Strablenzahl. 

Das Erempl. ift ein Milchner von 17” 1 Totallaͤnge; es 
wurde mit dem 14 5 langen Milchner von L. retic, ver 
glihen, welcher zur Beftimmung im erften Beytrage gedient 
hatte. — Kopfform diefelbe "bey beiden (Ausmeſſ. f. unten). 
After ficht hier 8 8 von der Mundfpige, wenig hinter der 
Körpermitter Ferner  hinterer Koͤrpertheil niedriger nach Ber: 
haͤltniß, als bey L. retic. Bruftfloffe weit Fürzer (in beiden 
Exempl. unabbenugt) ;' vgl, die Mafe, aus denen fich auch nody 
einige andere Unterfchiede ergeben. — Zähne aud) hier kegel— 
förmig, frisig und auch ruͤckwaͤrts gebogen ; ihre Stellung auch, 
wie bey L. retic., wogegen fie in jeder Hinfiht bey seminu- 
dus klein find, welches von Feiner Abnutzung herrührt, da fie 
auch hier fpigig find. Zähne aber hier zahlreicher; auf dem 
14" langen Zwifchenfieferbein in der einzelnen Seitenreihe 18, 
anf jedem Gaumenbogen 19, — Kopf nach Berhältniß hier 
größer, Augen aber Eleiner. — Strahlen der Kiemenhaut und " 
der Bauchfloffe nicht merflich verfchieden; in der rechten Bruſt— 
floffe aber 21, in der linken 22 Strahlen. Nüden: und After: 
floffe verhaͤltnißmaͤßig weniger Hoch; Strahlen in der eıftern 91, 
in der legten 717 befchaffen wie L. retie. — Bauchhöhle 
verhältnifmäßig Fürzer (abfolut etwa bey beiden gleich lang), 
weil der um fo viel längere Kopf das Zwerchfell zwifchen die 
Höhle, in welcher das Herz liegt, und die Bauchhoͤhle mehr 
zuruͤckdraͤngt. Peritonaͤum mit graubraun abſchmutzendem Ueber- 
zuge. Eingeweide ohne fonderliche Werfchiedenheit. Abfolute 
Länge des Magens gleich; diefer hier leer und ſtark zuſammen— 
gezogen. Die 2 Blinddarme von Form auch gleich, bier aber 
etwas kleiner. Milchſaͤcke, deren linker 1" 2, rechter 1'' lang, 
etwas. dider, als bey, La retie. — Das Erempl. ward am 
Ende des Frühlings gefangen. 


Mappe. 

Zoll, Lin. 

Totallänge vom vordern Ende des Oberfiefers bis zur 
Shwatzpige .3 net 67 
Länge des Kopfs oder bis zum hint. Ende d. Kiemend. 4 11 
ni 9, Mteektefers: Ann, og) Ppnni Agna092206 
Bis zur Mitte der Pupile „Det 
Durchmeſſer des Auges vi En) 


4Bey.L. retie, 7) 
19* 


299 — 300 
Fe! ! Sou. ein. uͤberſandt, welche Ueberbleibfel einer Arbeit von Bibern waren, 
Don der Mundfpige bis zur Bafis ber Bauchfloffe » 3 63 yon. denen fich eine Familie an dem Eleinen Fluffe Gräna in 
Do " 7) Mitte d. Bafis d. Bruſtfl. 4 11 Medelpad aufgehalten und dort Häufer ſowohl, als Dämme, 
w Spitze der oedrlichen aufgefuͤhrt hatte. Jetzt, ſeit einigen Jahren war ſie jedoch von 
"Beufiflofe . .. 6 7 port vertrieben worden und hatte ſich, der Ausfage nach, zweh 
Kon der Mundfpike bie zum Aften "Strahl der Rüdenfl. 5 7 Meilen weiter, nach dem Fluffe Lama begeben, wo fie auch 
Höhe des Kopfs über den Kaumuskeln . . + + 2 5 ſchon wieder den Anfang mit Häuferbauen gemacht haben foll. 
Breite des Kopfs eben da. 2 nn een nen 2 4 ©. 11—12. Scomber Thynnus und Brama Rayi, an 
Des Körpers Höhe am After 2 nen. dl 9 Schwedens Kuͤſten gefunden. 
ww. DBeeite.bafelbft, . ,. — 11 ©. 13 —15. Ueber die Meerfauna von Norwegen. Auszug 


* ” Höhe am Falange des — Viertels der 
Totallaͤnge . le 
Des Körpers Breite dafeibft. . ; 


. + . 


Der Bauchfloſſe Länge. . or Sat 2 
Ränge der Bruftfloffe Iften Sirahls — 
dar v u ten u” Sn 
er * 8ten a sank fer a 4 
Mer: — * — — 


RÄT SIT Er BO PR. 
Länge ber Ruͤckenfloſſe 1ften ; e 
Alfenz Ei ee 


11441-491118, a1 I 
— — 


7 u 7 24ften v wein» 2 ı 

v ” [2 44ften v . + D * 
— + 58ſten „. (des längften) . 1 

2 v 7 70ften „ 
N Re TR NER 4 

Länge ber Ufterfloffe Üftena unten 7. seien. 8 ah 

u v 7 12ten 7 va are 3 

u v u 24ften v — 
u 1 1 48ften v * * * * 104 
„Ssſten — 10 


8) ©. 229 — 326. Grönlande "Ampbipoden, von 
H. Kroͤyer; nebft einigen andermeitigen Farcinologifchen 
Zugaben von demfelben. Mit 4 Taf. Abb. 

Diefe merthvolle, auch in befonderem Abdrude zu befommende 
Abhandlung ift bereitd in der Iſis, 1842, ©. 475 —47T, 
angezeigt und befprochen worden. 

9), ©. 327—392. Anatomifhe Unterfuhungen 

über die Clione borealis, von D. Fr. Eſchricht. 
Mit 3 Taf. Abb. 

Eine werthvolle Abhandlung, deren Snnhalt aber mitzutheilen 
wir hier Üüberhoben feyn koͤnnen, da fie, etwa gleichzeitig mit 
dem dänifchen Originale, auch für fich, deutfch in Kopenhagen 
erfchienen und alfo unfern Landsleuten längft befannt ift. (S. Iſis, 
1839, ©. 77 — 78.) 


Oefversigt af Kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar. 
o 
Första Argängen, 1844. 226. M. 4 T. Stockholm 1845. 263. 8. 


Der erfte Jahrgang diefer Ueberſicht der Verhandlungen der 
koͤnigl. Akademie der MWiffenfchaften in Stodholm enthält Fol: 
gende: 

©. 1—4. Ueber das Atomgewicht des Zinks; von X. 
Erdmann. 

©. 4—9. Beriht von Sundemwall über De Selys 
Longehamps’ Faune Belge und Malherbe’s Faune 
ornithologique de la Sicile. 

©. 10. Ueber das Vorkommen des Bibers in Norrland. 
Prof, Huf hatte mehrere Baumftüde und abgebiffene Späne 


aus einem Briefe des Freih. vu. Düben. Es werden hier 
mehrere für die nordifche Fauna neue und noch wenig unter 
fuchte, vom Brieffteller bey Chriftiansfund angetroffene Fifche, 
Crusftaceen, Annulaten, Mollusken und Zoophyten aufgeführt. 

©. 17—19. Ueber Enallfaure Salze; vom Freih. Ber: 
zelius. 

©. 20. Ueber DOrnithichniten; von demfelben, aus einem 
Briefe von I. Johnſton. 

©. 20— 22. Ueber die Beltimmung der Dfterzeitz von 
Selander, 

©. 23. Zurteltauben bey Quidjod in Lulea Lappmarf. 
Kommen dort jährlich als Zugvoͤgel an, feheinen aber ihren 
eigentlichen Aufenthalt in den höheren Gebirgsgegenden zu haben. 
(Wahlberg.) 

©. 25. Mus minutus von W. v. Wright in der Ge: 
gend von Kuopio in Finnland entdedt. 

©. 26 — 27. Ueber die (Herings:) Fifcheren bey Bohuslän; 
von Eckſt roͤm. 

©. 29 —31. Ueber das Atomgewicht des Eiſens; von L. 
Swanberg und Norlin. Bericht uͤber deren Abhandlung 
von Berzelius und Moſander. 
©. 32. Analyſe eines Darmconcrementes; von L. Swans 
erg. 

©. 32. . Ueber die (Mirbelthier:) Fauna von Lappland. Sn 
einer zum Drude beftimmten Abhandlung über jene vom Gand. 
Loͤwenhjelm werden für Lulea Lappmark aufgeführte Säug- 
thiere 11—12, Voͤgel 89, Amphibien 4 und Fifhe 10. 

©. 33. Schwebifche Urten von Myodes und Sorex, be- 
fhrieben in einer Differtation von W. Liljeborg (betit. Obss. 
zoologicae; Lundae 1844.). €s find M. schisticolor n. sp. 
(Supra, plaga ferruginea latiore in tergo excepta, schisti- 
color, infra parum dilutior. Cauda basin unguium posti- 
corum pedum porrectorum assequitur. Ungues pedum 
post. iisdem pedum ant. majores et colore dilutiores) und 
Sorex pygmaeus Pall. (©. die Befchreibung beider Thiere, 
aus den Vet. Ac. Handl., Iſis, 1846, ©. 689 ff.) 

©. 33—35. Schmwedifhe Arten von Sorex und Hypu- 
daeus. Briefliche Mitteilung von Nilsfon über einige für 
Skandinavien neue Säugthiere, welche ausführlic) in der Skan- 
dinaviens Fauna befchrieben werden follen. Drey neue Arten: 
Sorex pumilus Nilss., Schwanz dünn, von der Körperlänge, 
mit langen Haaren bedeckt, zwifchen denen die Ringelung nicht 
fihtbar ift und mit einem fpisigen Haarpinfel geendigt; Kopf 
faft fo lang, wie der ganze übrige ri Farbe oben roſt⸗ 
graubraun, unten weiß. Laͤnge 1“ 45 ſchwediſches Maß, 
Schwanz 1“ 3“ (mit den Haaren 1” 41); Lemmus me- 
dius N., dem L. agrestis aͤhnlich, aber etwas größer und 
dunkler, mit etwas längerem Schwanze und ganz ohne bie 
hintere Eleine überzählige Schmelzfalte auf dem mittleren obern 
Badenzahne; L. insularis N,, dem L. agr. noch ähnlicher 


301 


und mit Zähnen, wie diefer, aber längerm Schwanze (13 — 2) 
und etwas größeren Ohren. Hr. N. gab. dazu auch folgende 
Aufftellung der‘ G. Lemmus Geofr. A) Alle Badenzahn: 
flreifen im Zidjad. 1. Hypudaeus. Mittlerer Badenzahn 
oben mit 8 Seitenfanten außen, 2 noch größeren innen, ohne 
Spur einer dritten.  Dmnivon a) Erdratten. Ale 3 
Seitenfanten jenes Zahnes gleih groß und ſcharfwinklig. L. 
amphibius (Mus amph. L.), medius N. b) Erdmäufe. 
Bordere aͤußere Seitenkante des genannten Zahnes viel Fleiner, 
als die anderen. L. Glareola ..., rutilus (Mus rut. Pall.), 
2. Arvicola. Mittlerer Badenzahn oben mit: 3 Seiten: 
kanten außen, 3 innen, deren 2 den äußeren gleich, Ste Eleiner. 
Pflanzenfteffer.- L. insularis M., agrestis (Mus agr. L.), 
arvalis: (M. arv. Pall.), lestere noch nicht in Schweden ge: 
funden. B) Streifen des hintern Badenzahns faft parallel, 
die der übrigen im Zickzack. 3. Myodes. Schwanz fehr kurz, 
ungefähr von halber Kopflänge, kuͤrzer als Hinterfüße oder gleich 
mit diefen. L.'norvegicus N. Klauen der Vorderfuͤße viel 
größer als die der Hinterfüße; schisticoler Lilj. Klauen der 
Hinterfüße größer. 

©. 35 — 36. Verſuch einer Gruppirung und Revifion der 
ſchwediſchen Ephpdrinen von. Chr. Stenhbammar. Bericht 
über die Abhandlung von Bohbeman und Sundemall. Sie 
ift fpäterhin in die Vet. Ac. Handl. aufgenommen. ©. Sfig, 
1846, ©. 639. 

©. 36. Botanifhe Beobahtungen ıc. von Beurling. 
Eben da aufgenommen. ©. Iſis, a. a. D. 

©. 37—38. ‚Ueber Rhaphium flavipalpe Zett. Mahl: 
berg macht aus diefem und Rh. maculicorne Zett. die Gat: 
tung Thinophilus, welche er (fat.) characterifirt, fo auch Th. 
flavipalpis. 

©. 38 — 41. Ueber Avaren- Slavenfhäbdel; von A. Retzius. 
R. hatte von Hyrtl den in Oeſterreich ausgegrabenen Schädel 
eines Asaren und 2 Schädel von Gzechen, ferner 2 Schaͤdel 
von Polen erhalten. Nah Schafarik (Stawifhe Alterthümer) 
waren die Avaren (welche nah ihm im Jahre 557 in Europa 
eindrangen) ein türfifch = uralifches Baftardvolf, von dem auch 
nod jest mächtige Stämme im Kaufafus leben, wo fie tapfer 
gegen die Ruſſen mitfochten. Die alten Avaren gehörten nad) 
dem genannten Schädel zu den Gentes brachycephalae or- 
thognathae (©. Iſis, 1845, ©. 418.). — Ferner behauptet 
R. gegen Edwards d. Aelt., daß die Karaiben zu den G. 
dolichocephalae prognathae gehören. (Der Aufſatz fteht über: 
fest in Hornſchuch's Arhiviffand. Beitr, S. 149 — 151.) 

©. 41 —44. Ueber die magnetifche Snelination und Decli— 
nation in Stodholm ; von Hanfteen in Chriftiania. 

©. 44— 47. Thermometerbeobadhtungen bey ſtarker Kälte. 
Aus einem Briefe von J. ©. Clafon, dat. Furudal 27. Fe 
bruar 1844. 

©. 47—48. Beobachtung eines Meteors. Aus einem 
Briefe vom Pr. Adermann, dat. Fahlun 11. März 1844. 

©, 48 —53. Ueber nordifhe Meer-Mollusken; von Lovén. 
Es werden von Oymnobrandiern characterifirt (in lat. Sprache) 
die Gattungen Aegires n. g., Stiliger Ehrenb., Cloelia 
n. g., Hermaea n. g. und Diphyllidia Cuv. nebft ihren an 
der Bohuslänifhen Küfte entdedten Arten, Aeg. punctilucens 
(Polycera punctil. d’Ord.), St. modestus n. sp., Cl. for- 
mosa n. sp. (alia hujus gen. species est Doris fimbriata 


Vahl), Herm. bifida (Doris bif. Mont.) et venosa n. sp.‘ 


Diph. lineata Otto, ferner noch 33 andere Species aus der⸗ 


302 


felben Ordnung, als an der ſchwediſchen Meftküfte gefunden 


erwähnt. — Ueber die Entwidelung mehrerer Mollusken und 
die Geftaltungen ihrer Jungen. Mit einer T. 
©. 57—60. Berichterftattung über dag im vergangenen 


Jahre bey der Akademie DVorgefallene. 

©. 61—62. Bericht über Sundemwall’s Abhandlung 
über den Bau des Vogelfluͤgels, welche in der Sfis, 1846, 
er — ff-, nebſt beygefügter Tafel, uͤberſetzt mitgetheilt wor— 
en iſt. 

©. 62— 64. Schwediſche Trilobiten. Lowén. Characte— 
riſirung von Calymene elavifrons Dalm. et ornata Dalm. 
in lat. Sprade. 

©. 64— 68, Neue Dipteren von Norrbotten und Lulea 
Lappmark. Wahlberg. Es werden hier lateinifch characte— 
rifirt Helophilus affinis, lapponieus et bottnicus, Brachyopa 
cinerea, Scaeva latimana, Mesembrina resplendens, Se- 
lachops n. gen. (e fam. Agromyzidum, ebenfalls characterifirt) 
flavocineta, fämmtlid neue Arten. 

©. 68. Erderhebung; Kälte. EEftröm. Beträchtlihe Er: 
hebung der Infel Kelkero im Sti- Fjord (zwifhen Tjoͤrn und 
Druft) feit 15 Sahren. 

©. 69. Beftätigung von Resius’ Befchreibung flawifcher 
Schädel durch Beobadhtungen van der Hoeven's an 12 
ruffifchen und einem polnifchen Schädel. 

©. 71—76. Ueber den electrifhen Geruh; aus einem 
Briefe von Schönbein, nebft Bemerkung von Berzelius. 

©. 76—79. Beriht von 8. Swanberg und Mo- 
fander über 3 Auffäge vom Apotheker Hylten=Cavallius, 
nehmlich über ein neues Löfungsmittel des Kautfhudes, eine 
einfache Methode, den Indigo zu prüfen und einige Bemerfun- 
gen, den Leim betreffend. r 

©. 80—81.. Beſchreibung des Tetrao hybridus Jagopo- 
dioides Nilss, 2 und I; von Sundemall. 

©. 82. Sorex, Arvicola. Derfelbe gab folgende Zufäge 
zu der von ©. 33 ff. angezeigten Abhandlung von Nilsfon: 
1) Diefer bemerkte nach dem Drude der le&tern, daß er, neben 
dem fchmwedifchen Arvicola agrestis, den ausländifchen arvalis 
nur angeführt habe, um zu bemerken, daß fie beide verwechfelt 
worden feyen und: fich Der erftere, fo viel man wiffe, in Schwe- 
den nicht finde, daß er aber zufolge der Bildung feines mittlern 
obern Badenzahnes zu der an bderfelben Stelle aufgeführten, 
untergeordneten Gattung Hypudaeus gehöre. 2) Die Sorices 
find nah N. die gefräßigften aller Raubtbiere. Sie leben aus— 
fhlieglih vom Raube, von Würmern, Inſecten, am liebften 
vom Fleifhe von MWirbelthieren, freffen fich unter einander grim- 
miger auf, als andere Thiere, und verzehren verhältnigmäfig 
ungewöhnlich viel. — ©. berichtigt hiernach die von ihm felbft 
auf die Auctorität Anderer gemachte, wie es feheint, durchaus 
unrichtige Angabe (f. Iſis, 1845, ©. 572), daß die Spik- 
mäufe auch Pflanzenftoffe fräßen. 

©. 82 —83. Bericht über den Heringsfang bey Tjoͤrn von 
Ekſtroͤm. 

©. 83 — 91. J. A. Meſch, Verzeichniß der Saͤugthiere, 
Voͤgel und Amphibien, welche ſich um Upſala finden. Die 
Arten jeder der 3 Claſſen machen faſt die Hälfte aller ſkandi— 
navifhen aus. Wenn man nehmlich die Zugvögel und die zu— 
fällig erſcheinenden Wögel abrechnet, fo bleiben für die Fauna 
von Upſala 27 Säugtbiere, etwa 120 Vögel und 10 Amphi⸗ 
bien; bey bderfelben Abrechnung, wie auch der der Wallfiſche, 
die dem Lande nicht angehören, für ganz Skandinavien 54 Säug- 


303 


thiere, 343 Vögel, 18 Amphibien. Am Schluſſe Bemerkungen 
über mehrere Arten. 

S. 91— 9. 
Swanberg. 

S. 95 —105. Boheman lad den Schluß feiner natur: 
gefchichtlichen Neife im vergangenen Sommer in den Lappmars 
Een Lules, Sodmod und Quidjod. Zoologiſch und botaniſch. 

S. 105-106. Große Züge von Gryllus migratorius in 
Oftgothland, vom Stud. v. Yhlen u. A. im September 1843 
beobachtet. 

S. 106 — 110. Neue Dipteren von Norrbotten und Lulet 
Lappmark; von Wahlberg. Hortfegung. (©. ©. 64 —68.) 
Tachydromia atra, Paramesia tenella, Rhamphomyia pa- 
radoxa, modesta et poplitaea, Hydrophorus alpinus, Me- 
deterus paradoxus und Simulia ferraginea. 

S. 110-116, Norwegens Meerfauna. (Vgl. ©. 13— 15.) 
Aus einem ſpaͤtern Briefe vom Freih. v. Düben. Hier wer: 
den 13 fir Skandinavien und unter ihnen 6. für. die Wiffen: 
ſchaft neue Fifharten aufgeführt. Die legteren find: Urocen- 
trus (Percoiden, Beryx zunächftftehend) ruber , Gobius 'Stu- 
vitzii et linearis, Lophius eurypterus, Chironeectis sp., 
Lepadogaster norvegicus (die doch nicht alle ganz ficher neu 
find). Ferner werden die norwegifchen Ecinodermen, 62 an 
der Zahl, verzeichnet. Endlich wird einer zufammengelegten 
Aktinie und einer ganz fonderbaren Lernaͤe (auf dem Rüden 
von Squalus Spinax gefunden) erwähnt: Die erftere ſcheint 
eine Mamillifera zu feyn. Sie finder: ſich fo feft mit Sand 
ineruftirt, daß dieſer gleichſam der Subftanz des Thieres ein- 
verfeibt zu feyn fheint, und alle gefundenen Eremplare waren 
von einem Pagurus bewohnt. 

©. 116. Neues Seethier. Lovén. Chaetoderma n. g. 
(Echinoderm.) Corpus vermiforme, teres, gracile, seto- 
sum, sc. aculeis teefum confertissimis, simplieib., rectis, 
ab antica parte postica versus sensim majoribus. Os in 
ant. fine inflata, angustum, in disco situm orbieulari, 
leviter convexo; Anus’ in fine post. hiante, breviter tu- 
bulosus; Branchiae 2, basi anum amplectentes, pin- 
natae, retraetiles et cum ano intra cavitatem infundibuli- 
formem recondendae. O. nitidulnm n. sp. argenteo- 
nitens, disco branchiisque flavicantib.; long. 8”, — Hab. 
in argilla fundi 15—40 org. ad oras Sueciae oceid. — 
Animalculum singulare a Priapulis, Bchiuris, 'uti videtur, 
haud alienum, eorumque familiae interea adnumerandum. — 
Iſt auf Taf. II. abgebildet. 

©. 119— 121. Ueber die Laichzeit des Herings; won 
Ekſtroͤm. 

©. 122124. Ein früher nicht beobachtetes Verhalten 
des Alkohols zur Schwefelfäure; von &. Swanberg. 

©. 124— 126. Beobahtung der Achlya prolifera auf 
einem lebenden Cyprinus Idus; von Areſchoug. 


Mineralogifche Analyfen, mitgetheilt von 


©. 127. Doppelfalze von oralfauerem Chromoryde. Dr. 
Berlin. 
©. 128. Leimkochung; von Cavallius. Ergänzung des 


Berichtes v. ©. 76— 79. 

©. 129— 130. Unterfuhung und Befchreibung eines 'mon- 
ftröfen Kalbes; von U. Retzius. 

©. 130-132. Weber Bonsdorff's Befchreibung der 
Gebiennerven des Schafes, Helfingfors, 1843 ,,4., 284 ©., 
7 Taf.; von U. Regius. (Die Schrift iſt ſchwediſch ge- 
ſchrieben.) | 


304 


©. 132—133. Ueber Bend zens Beytr.zur vergl. Anat. 
des N. glossophar.,; vagus,  accessorius Will. et-hypogl. 
bey den Reptilien (danifch gefchrieben), Kopenhagen, 1843, 4., 
40 ©., 10 Taf.; von demfelben. 
©. 133 — 136. Sfandinaviens Hafen. Nilffon hat die 
früher von ihm als 2 Abarten betrachteten fEandinavifchen Hafen 
binlänglich beftimmt verfchieden gefunden, fo daß er fie jest als 
2 Arten aufftellt, nehmlich als 
Lepus borealis, MNilss., Skand. Fn, 18205 — Var. 
collinus, Il. Fig., Pl. 19,.— Wird im Winter ganz 
weiß; bloß die Spike des Dhres ift ſchwarz;z das Fell 
auf dem Grunde weiß odernblaß; und 
— canescens N. — Lep.bor. var. silvatieus, UI. 
Fig., Pl. 22. — Wird im Winter blaugtau ;- unten 
weiß; Ohr ander Spike und am groͤßern Theile des 
hintern Randes ſchwarz; Fell im Grunde grau, 
Sundewall beftätigt die Artverfchiedenheit. Er fah bey 
Unterfuchung ziemlich vieler Individuen beiderley Art nie einen 
Uebergang zwifchen beiden. L. borealis findet ſich durch ganz 
Skandinavien, doch auf der fchonifchen Ebene nur als ein feltener 
Fremdling, wogegen er nördlich bis an die Küften des Eis: 
meeres geht.  L. canescens: ift dies gemeine Art in Schonen, 
findet. fih im ganzen Göthalande nebft dem vorigen; um Stock⸗ 
holm und dem ganzen Swealande trifft man ihn in gewiffen 
Gegenden anz auf der Ebene von ‚Upfala ift er. weniger gemein, 
als der vorige; nach Norden wird er feltner, findet. fich aber 
doh bis zum Storſſoͤ in SIemtland. Beſtimmte $ormver: 
fehiedenheiten bieten die 2 Arten, nach S., kaum dar. — 
Bon L. timidus unterfcheiden fich beide durch den furzen, ganz 
weißen! S Hwanz, während jener einen längern, oben ſchwarzen 
Schwan; bat, und vom L. glacialis in Nordamerika, und 
Grönland dadurch, daß diefer nur ein. Büfchel Haare auf der 
Ohrenfpige trägt, daß feine Klauen an der Spige breit, ſtumpf, 
niedergedrückt find und der Hinterfuß um etwa 1’ Eürzer ift. — 
Prof. Cederſchoͤld führten bey diefer Gelegenheit an, daß er 
von einem fehr glaubwürdigen Manne erfahren, dieſer hätte aus 
einem trächtigen. Dafenweibchen die Sungen genommen, und 
diefe wären am Leben geblieben und von einer Katze aufgefaugt 
morden, 
&. 136— 138. Ueber bafifchphosphorfaure Kalkerde; von 
Berzelius. 
©. 143 — 144. Ueber Gevöllviefen; von Nordenffiöld. 
©. 144 — 146. Weber die Lichterſcheinung beym Außladen 
hydroelectriſcher Säulen; Auszug aus einen Briefe vom Prof, 
Bunfen in Marburg. 
©. 146 — 148.) Ueber Vereinigungen von Chlorkohle mit 
Schwefelfäuerlich£eit, mit! Dityonfäure (Unterfchmwefelfäure) und 
mit Salpeterfäurez aus einem. Briefe von Dr. Kolbe in 
Marburg. 
©. 148— 150. Ueber: Zwiebelölz aus einem Briefe. vom 
Prof. Nedtenbaher in Prag. 
©. 150 — 151. Ueber Metacetonfäure; von demfelben. 
©. 151 —153. Ueber das Berhalten der Schmwefelfäure 
zum Alkohol; von & F. Smwanberg (Bezieht ſich auf den 
von ©. 122 ff. angeführten Aufſatz.) J 
©. 153 — 154. Wahlberg fand im Sommer 1844 ein 
für Schweden neues Inſect in Menge auf Tanacetum vul- 
gare, nehmlich Aphis Tanaceticola Kaltenbr. Es enthält 
einen rothen Farbeftoff, welcher es verdienen möchte, im tech 
nifcher Hinficht näher unterfuht zu werden, cl 


305 


©. 144. Wahlberg theilte ein Verzeichniß von 33 Pflan- 
zen mit, welche aus Samen aufgewachfen waren, die 10 Jahre 
lang (in Stodhelm) tief in der Erde gelegen hatten. 

©. 155. Zwey für die ffandinav. Fauna neue Gattungen 
und Arten von Staphplinen werden von Boheman angeführt. 
Es find Hygronoma dimidiata und Habrocerus capillari- 
cornis Erichs. 

©. 155— 159. Verzeihniß und zum Theil (lat.) Diagno: 
firung von 26 Infecten, welde unter den Ameifen leben; von 
Boheman. 

©. 159— 161. Beriht von Sundewall über bie von 
J. Wahlberg, welcher im Kafferiande reift, aus Südafrica 
eingefandten naturgef&hichtlihen und  ethnographifhen, unge 
mein reichen Sammlungen. - Danach wird. eine, der Meinung 
des Einfenders nah, neue Affenart, welche ev Cercopithecus 
Samango benannt hat und die zu den größten Arten ihrer 
Gattung gehört, von ©. folgendermaßen befchrieben : 

C. einereus: pilis flavescente variegatis, capite nigro, 
pallido-punctato sine fascia frontali pallescente; 
brachiis totis nigris. — adultus longitudine ad basin 
caudae 0,59; caudae long. 0,77. Facies nigricans genis 
totis .dense pilosis, colore corporis.  Labium superius 
usque ad nasum et inferius cum mento  sparse albido- 
pilosa; macula ante genas nigra. Aures intus et margine 
albido pilosae. Gastraeum pallescens. Pili gulae et juguli 
lanati, deusi, breves, albidi. Antipedes tantum in antica 
humerorum: parte variegati. x Pedes post. extus obscure 
cinerei, albido-variegati. Manus omnes nigrae.. Cauda 
a basi ad medium albida, linea superiore fusca; dein 
sensim nigra. — 2 parum minor, 'similis  mari. — 
Pulluli usque a longitudine 0",25 colore parentum. 
Dieſer Affe ward von W. fchaarenmeile im Lande der Ama— 
zulufafern einwärts von Port Natal im Mat und Junius 1841 
angetroffen. Er hält fich im dichteften Walde in den Baum— 
fronen auf. Kann man nahe an diefe Affen heranfommen; fo 
bteiben fie fill fisen und verbergen ſich im Laube, fo daß. man 
den. einen nad) den andern. herabſchießen kann. Gewöhnlich 
aber fliehen fie davon, wenn der Jaͤger noch weit entfernt von 
ihnen if. Im Mai und Junius batten fie Eleine- Junge. — 
Die erwähnten Kaffern nennen diefe Affenart Samango. 

©. 161.  Myodes schisticolor.  Worzeigung eines Exem— 
plars aus Dalefarlien. — 2 Junge von Kuopio in Finnland 
waren früher (von W. v. Wright) gefherft, und das eine 
von Sundemwalt:in den V. Ak. H.F. 1840., p- 20 (f. Iſis, 
1845., ©. 111), als Junges von Arvicola rutilus beſchrieben 
worden, S. bemerkt, daß er damals die Badenzähne des 
Eremplars nicht gefehen habe. — M. sch. hat als Junges 
ſchon die Farbe der Alten; vermuthlich iſt dies auch der Fall 
bey A. rut. 

©. 161 — 162. Sundewall fah in einer zoclogifchen 
Sammlung in Gothenburg eine bey der. Stadt gefchoffene Mo- 
tacilla alba mit ſchwarzem Ruͤcken und von einerley Art mit 
M. Yarrelli. Er betrachtet fie als Abart und meint, ſie moͤge 
ſchen früher in Norwegen gefehen worden ſeyn, vielleicht 
einen Theil (den weftlichen 2) des Landes regelmäßig bewohnen. 
Dies Eremplar moͤchte ſich an die ſchwediſche Kuͤſte verirrt 
haben, wie eine Mot. flava cap. nigro, welche ©. 1838. bey 
Gothenburg fah (f. Iſis, 1845., ©. 125): 

©. 162 — 1063. Oestrus Hominis. (Vgl. Iſis, 1843;, 
©. 297, und 1845., ©. 131. ff.) Sundewatl zeigte eine 

Iſis 1848. Heft 4. 


306 


Larve biefer noch umbefannten Fliege, "die er in der Verſamm⸗ 
lung zu Ehriftiania von Eſchricht erhalten, welcher dort 3 
ſolche aus Dänemark vorgezeigt hatte, Bemerkungen über diefe 
Larven und ihr Vorkommen. 

©. 163— 164. Von einem 12jährigen Mädchen ausge: 
brochene Fliegenlarven, mehrere 100 an der Zahl. Sie ge⸗ 
hörten irgend einer. gemeinen Art an, doch blieb es ungewiß, 
welcher. A. Regius meinte, fie wären als Eyer mit Speife 
in den Magen: gelangt. 

©. 167—171. Ueber den Zug der Kraniche. In Schwe: 
den über denfelben angeſtellte Beobachtungen, mitgetheilt von 
Sundewall, 

©. 171—172. Ueber die Namen Grus, Numenius und 
Graeulus; von Sundewall. 

©. 172—176. (Vielfach tadelnde) Beurtheilung eines Auf 
faßes von Wilde in Saunders New Letter etc., 30. Apr. 
44., über Irlands ältefte Bewohner; ven demfelben. 

©. 176. Gottland’8 Vogelfauna. Berichtigungen und Zus 
füge von Andiree zu feiner Ueberficht der. Vogel Gottlandg 
(Iſis, 1845., ©. 269 ff. — wo der Name der Inſel un: 
richtig Gothland gefchrieben: ift). 

Berihtigungen: 

Corvus Corone. Vorkommen bey G. ungewiß und dem Verf. 

unbefannt. 
Upupa Epops felten, hedend, Zugvogel. 
Grus cinerea gleichfalls und bloß während des Zuges. 
Ciconia alba fi, str) hr 
Ardea cinerea ” v „ v v n 
Numenius phaeopus hier und da und bloß während des Zuges. 

Bufäße: 

Sylvia Hypolais höchft felten, heckend, Zugvogel, 
Totanus Glottis felten F 7 
Anas Querguedula ‚, n pr 
Fuligula eristata „ m r 
Charadrius helveticus höchft felten, während des Zuges: 

©. 176— 177. Vorkommen der Sylvia. suecica als Zug: 
vogel bey Stodholm Ausgangs September und Anfangs October. 

©. 183 —187. Beriht über 3 von C. J. Koene in 
Brüffel eingefandte Abhandlungen chemiſchen Innhalts. 

©. 188. Ueber Sicherheitsventile für Dampfpfannen, von 
Jonſon; Bericht darüber von Lilljehööf. 

©. 188 — 191. Ueber den Zug des Caryocatactes gutta- 
tus; von Sundemwall, 

©. 191— 192. Anguillula Tritiei. Lo wén zeigte, Weizen: 
Eörner vor, welche Eran£haft mit einer weißen Maffe angefüllt 
warten, die, wie der Einfender (Lehrer Lindgren am land- 
wirthfchaftlihen Inſtitute zu Degeberg) gefunden hatte, aus 
einer großen Menge lebender Würmchen beftand, Lo wén be— 
mer£t dabey, daß diefe Sache zuerft vor 50 Jahren von Roff- 
vebi und Steinbud , ſowohl beym Weizen (Anguill. [Vibrio] 
Tritiei, als beym Straufgrafe (Anguill. Agrostis) entdedt, 
fpäter von Bauer gründlich unterfuht und von biefem bie 
Fortpflanzung des Thiers und feine merkwürdige Fähigkeit, fich 
wieder zu beleben, nachdem es lange troden und: dem Anfcheine 
nad) todt gelegen, aus einander gefegt worden fey * Neferent 


[2 n 


* Hier find einige Unrichtigfeiten und Ingenauigfeiten. Erſtlich wird 
nicht angeführt, durch welches Mittel in diefem Falle die Wiederbelebung 
gefchehen ſey, obzwar es fich wohl vertehen mag, daß fie durch Befeuch— 
tung. bewirft worden. Ferner: Die erfte Entdeckung der Weizen 


20 


307 


zeigte einige dev Wuͤrmchen vor, welche, aug den trocknen Weizen: 
Eörnern herausgenommen, nach einigen Stunden wieder zu 
Leben und Bewegung gebracht wurden, und machte zugleic) 
auf die große Uebereinftimmung in der Drganifation der An- 
guillula und der Nematoideen aufmerkfam. 

©. 192 — 194. Neues Citriped, zu den Cirr. pedunculata 
gehörend, Alepas Squalicola Loven (A. involuero' hiante 
atrocaeruleo, pedibus muticis, pedunculo laevi, elavato. 
Long. sine pedune. 30"m-; hab. in Squalo maximo et Spi- 
nace maris septentr., pedunculo cuti eorum immerso), 
wird von Loven bekannt gemacht, umftändlicd) (lat.) beſchrie— 
ben und abgezeichnet. Hat an den Schultern ein Loch wie der 
Eyergang der Mufcheln. 

©. 194— 198. Ueber die Bildung der Hemifphären und 
des Markbogens des Gehirns; von A. Retzius. (©. bie 
Ueberfegung des Auffages nebft den zu ihm gehörenden Figuren 
in Hornſchuch's Archiv feandinavifcher Verträge zur Nature 
gefhichte, Bd. L, ©. 429 ff., Zaf. IV., B.) 

©. 205—210. Beytrag zur Gefchichte einiger Salze; von 
Berzelius. 

©. 210— 211. Entdedung einer Methode, eine Subftitu- 
tion des Chlors mittels Wafferftoffs zu bewerkſtelligen; briefliche 
Mittheilung von Bunfen. 

©. 211— 213, Drmithologifche Notizen. Ueber den Zug 
ber Motacilla flava und über das Vorkommen der Emberiza 
Schoeniclus in Schweden von C. G. Loͤwenhjelm, ferner 
intereffante Nachrichten Uber Strix nyetea, und einige Furze 
Notizen Über das Vorkommen von Falco islandicus,  Charadr. 
Morinellus, den beyden Lagopus-Arten und Sylvia atricap. 
et troch., von Liljeborg. 

©. 213 — 214. Ueber Binnenfeefifhe in Norwegen; vom 
eben Genannten. 

©. 214— 215. in Scomber Thynnus (44 Ellen lang) 
aus Bohuslaͤn. Sundewall. 

©. 215 — 217. Ueber das Hautſkelett der Holothurien. 
Bericht uͤber eine von M. v. Düben in Lund und J. Koren 


in Bergen uͤber dieſen Gegenſtand eingeſandte Abhandlung von 


Lovén und Sundewall. 
©. 217 — 219. Neue Dipterengattung aus Lulen Rapp: 


älchen gefchah durch Needham im Jahre 1743. ©, Bafer’s Bey: 
träge zum nüßlichen und vergnüg. Gebrauche und DVerbefferung des Mikro: 
ffops, 1754., ©. 327 — 343, N. fowohl, als B., beobachteten auch 
ſchon die Wiederbelebung der getrockneten Thierchen durch Befeuchtung, 
Lepterer nach 4 Fahren trockenen Liegens (B. a, a. O.). N. machte 
feine Entdeckung 1745. in feinen New microscopical discoveries be— 
kannt. Roffredi veröffentlichte feine Beobachtungen an ven „Anguilles 
du ble rhachitique ou du faux ergot‘ aud) ſchon 1775 (in Rozier, 
Obss. sur la Physique, 1775, p. 218). und Steinbucd endlich 
machte erft die fermigen am „Orasälchen, Vibrio Agrostis“ i. J. 1798, 
wo er diefe im Fruchtfnoten von Agrostis capillaris im Junius ent- 
det, neben welchen er aber noch eine ‚andere Art aus dem Fruchtknoten 
von Phalaris phleoides gefunden hatte, und veröffentlichte fie im Na— 
turforſcher, St, 28, ©, 233 — 259. — Bauer’s Obss. mier. sur 
la suspension des mouvemens musculaires du Vibrio Tritici 
ftehen, aus den Philos. Transactions, 1823,, T. CXIII., p. 1 sq., 
überfeßt, in den Ann. d. sc. nat., 1824., T. Il., p. 154— 167. 
B. Fonnte nach 5 Jahren 8 Monaten trocknen Liegens keins der Aelchen 
durch Anfeuchtung wieder beleben. — In neuerer Zeit hat auch Du— 
jardin die Wieverbelebung der Meizenälchen, und zwar häufig und nad) 
4 — 5jähriger Aufbewahrung der brandigen Körner, theils in einer durch 
Deuchtigteit gefättigten Atmoſphäre, theils durch. unmittelbares Anfeuchten 
bewerkſtelligt. (S. f. Hist. nat. des Helminthes, p. 243.) 
Anm, d, Ueberf. 


308 


mark, Amphipogon, aus der Familie der Agromhziden, und 
deren Art A. Spectrum, werden von Wahlberg ausführlich 
(lat.) befchrieben, auch eine Zeichnung der legtern beygefügt. 
©. 219— 222. Mineralanalyfen; von L. Swanberg. 
©. 222—223. Nachrichten von reifenden Naturforfchern 
(Smith, Munk v. Rofenfhold und J. Wahlberg). 
©. 226. Eine Tabelle über die Barintionen der magnes 
tifhen Declination in Stodholm am 29, und 30. November 1844. 


Zweiter Jahrgang. 1845. 263. Mit 2 Taf. Stockholm, 1846. 


©. 1—9. Ueber Platina-Refiduum und über Ruthenium; 
vom Prof. Claus in Kafan. 

©. 9. Pyrophyhllit, in Schweden gefunden, 

©. 9— 12. Neue feandinavifhe Fiſche, fammtlich bey Nors 
wegen gefunden, ſchon im vorigen Sahrgange der „Dfverfigt‘, 
©. 111, erwähnt, bier aber von den dort genannten Bf. 
beftimmter benannt und bezeichnet. Es find Polyprion cer- 
nium Valenc., Beryx borealis n. sp. (Urocentr. ruber. 
Oefvers. I.), Sebastes imperialis Cuv., Gobius Nilssoni 
n. sp. (G. linnear. Oefvers. I.), G. Stuvitziin. sp., Lophius 
eurypterus n. sp., Chironectes arcticus n. sp., Sternoptyx 
Olfersii Cuv., Gadus (Merlangus) Potassoa Risso (G. 
alb. Yarr. Oefvers. I.), Motella argenteola Montagu (M. 
glauca Yarr.), Rhombus Megastoma Donov., Lepado- 
gaster bimaculatus Penn. (L. norvegicus Oefv. I,), Cy- 
clopterus minutus Pall. 

©. 12—13. Eine Larve von Cossus Ligniperda folk im 
Magen eines Schafes ‘gelebt haben [?]. Briefliche Mitthei- 
lungen vom Bergmwerksverwalter Grill 

©. 18 — 14. Eine Kage füugt junge Eichhoͤrnchen auf; 
von demf. 

©. 17—18. Entdedung eines neuen Metall$, Niobium, 
von H. Roſe in Berlin. 

©. 18 — 19. Don.  Brieflihe Mittheilungen über daffelbe 
von Schönbein; Bemerkung von Berzelius. 

©. 19— 21. Ueber 2 vegetabilifhe Salzbafen aus dem 
Samen von Peganum Harmala.  Brieflihe Mittheilung vom 
Dr. Fritzſche in Petersburg. | 


©. 25—26. Ueber: das Metall Aluminium; Briefliche 
Mittheilung von Wöhler. 3 
©. 26 — 32. Ueberfiht der Pecora. Anzeige der in der 


Sfis (1846., ©. 564 ff.) bereits überfegt mitgetheilten „Me— 
thod. Ueberf. der wiederk. Thiere“ von Sundewall. 

S. 32 — 34. Ueber die Höhe des Kinnekulle feines’ Hügels 
in der fEaraborgifchen Landshauptmannfchaft]; von Litjehööf. 

©. 34— 37. Neue Erdarten in Zirkonen. L. Swan: 
berg und Norlin. 

©. 57 —45. Einige fragmentarifche Nachrichten von neuen 
Stoffen im Eudialyt; von &. Swanberg. 

©. 45 — 46. Unterfuhung des hepatiſchen Mineralwaſſers 
von Sandefjord in Norwegen; von Berlin, 

©. 46— 56. Bemerfungen über einige bisher nur unvoll 
Eommen. befannte fhwedifche Tritobiten; von Lovén. Die 
bier befprochenen und umſtaͤndlich (lat.) befchriebenen, auch auf 
Taf. I. fauber abgebildeten Arten find Ceraurus 'erenatus 
Enmr, Proctus (Calymene) coneinnus Dalm., (Asaphes) 
Stokesii Murch. et (Calym.) elegantulus Angelin., Trilo- 
bites (Calym.) verrucosus D/m., Metopias (Ampyx?) 
pachyrrhinus DI. und Lichas (Entomostr.) laciniatus 
Wahlenb. et cicatricosus Loven. 


309 


©. 57—72.  Reifeberiht von J. Wahlberg, batirt 
Kapftadt den 5. Sanuar 1845. [Steht vollftändig — von 
Greplin uͤberſezt — in Hornfhuh’s Archiv, Bd. J., 
©. 413 — 429.] 

©. 78 — 77. Neues (das ältere in ber Defverfigt, J., 
©. 113 ff. gegebene vermehrendes und zum. Zheile berichtigens 
des) Verzeichniß der -ffandinavifchen Echinodermen z von Duͤben 
und Koren. 

©. 81—82. Ueber das Don; von Plantamour- (in 
Genf), Schonbein und Berzelius. 

©. 82— 83. Neue Modification des Nidelorydes, entdeckt 
von Genth in Marburg. 

©. 83 — 85. Einige Mineralanalyfen; von Scheerer in 
Chriftiania. 

©. 85 — 586. Bericht über eine Abhandlung von Berze- 
lius über die Atomgewichte des Schwefels und des Goldes. 

©. 86— 88. Analyſen von Cer- und Vttererde= haltigen 
Mineralien, von Berlin. 


©. 88--90. Ueber D:rthiten von Stodholm; von 8, 
Swanberg. 

©. 90—93. Ueber das Atomgewicht des Chromes; von 
Berlin. 

©. 93. Ueber die Wafferhöhe bei Calmar; von Silje⸗ 


fröm. Nach feinen Beobachtungen ift, wenn überhaupt: eine 
Erhöhung des Landes bey Calmar Statt findet, dieſelbe faft 
unbemerebar, und während der legten Sahrhunderte hoͤchſt uns 
bedeutend und geringer gewefen, als man bisher gemeint hat. 

95 — 97. Ueber Abweichungen der Magnetnadel; von Sef⸗ 
ftröm. 

©. 97—98. Ueber Strix passerina L.; von Sundes 
wall. Beobachtungen an einem bey Stodholm im Anfange 
bes Aprils 1845 lebendig gefangenen Eremplare. — Ueber ihr 
ſonſt feltenes, ſeit Detober 1844. aber ziemlich allgemeines 
Vorkommen in: ganz Schweden. 

©. 98. Neues Borfommen des Oestrus Hominis im Lat: 
venzuſtande. Mittheilung von Esmark in Chriftiania, 

©. 99 — 104. Beobachtungen über Malta’s Frühlings: 
vegetation; vom "Gand. Nyman. 

©. 104— 111. Ueber f[hwedifhe Trilobiten; von Lovén. 
(Bortfegung. von ©. 56.) Ueber. die Gattung Trinucleus 
Murch. und umftändliche (lat.) Characteriſirung derfelben und 
ihrer 2 fchwedifchen Arten Tr. (Asaphes) seticornis His. et 
(Entomostracites) granulatus Wahlenb., ferner Über die Gat— 
tung Cybele Lover, Characterifitung derſelben und ihrer Art 
C. (Calym.) bellatula Dim. . Beide Arten werden auch auf 
Zaf. II. abgebildet. Endlich find noch zur. leßtern Gattung 
angeführt: Cyb. (Cal.) verrucosa D/Im., (Trilob.) velata 
Schloth. et. (?) Cal. bellatula D/m.? Eichwald, Sil. 
Schicht. Esthl. p. 66. 

©. 115—116. Ueber das Don; brieflihe Mittheilung 
von Plantamour, beobachtet vun Marignac., 

©. 116 — 119. Ueber Menfenfkelette und Werkzeuge, ausge 
gegeaben auf Deland, deren einer im Umriſſe abgezeichnet bey: 
gefügt fteht; von A. Retzius. 

©. 119— 120. Beſchreibung und Umrißzeichnung eines 
Ruffenfhädels; von demfelben. } 

©. 120— 123. Malakologiſche Notizen, die nordifchen 
Gephalopoden umfaffend; von Lovén. Es werden hier auf: 
geführt: Eledone -cirrosa Beck., Sepiola Rondeletii Leach 
(in 2 Var.), Rossia Owenii Ball (?) et glaucopis n. sp., 


310 


Ouychoteuthis Bergii Licht., Loligo vulgaris mi. ct media 
L. Angl., :Ommatostrephes Todarus d’Orb. und Sepia 
offieinalis Z. Befchrieben werden (lat.) die 2 Var, von Sep. 
rond., Rossia ow. et glaucopis. 

©. 123—126.. Ueber den Winterfchlaf des Eichhörncheng; 
von I. W; Grill, Die Sade bleibt noch zweifelhaft. 

©. 127—130. Ueber Hybriditäten des Birkhuhns u. a. 
Vögeln von Sundemwall. Es kommen nur bey 4 Familien 
der. Vögel dgl. wor, nehmlich bey den Fringillariae, Hirun- 
dineae, Gallinae und: Anates. Die bekannten. Beifpiele wer— 
den aufgeführt und zum: Theil auch. befchrieben. 

©. 130— 131. Ueber fterite Birkhühner und zahme Hühner; 
von Demfelben. 

©. 131 — 132. Ueber die Fortpflanzung des Kreuzſchnabels; 
von Demf. 2 Beifpiele davon, daß diefe auch in hohen 
Breiten (63% nördl. Br.) im Winter gefchebe. 

©. 132— 135, Stärfe und Nichtung der magnetifchen Kraft, 
beob. in Stodholm; von Liljehoͤoͤk. 

©. 135 — 140. Ueber das Atomgewicht des Queckſilbers; 
von 8. Swanberg. 

©. 145 — 149, Iridium von Osmium und NRuthenium zu 
ſcheiden. Berzelius. 

©. 149152. Metallurgiſche Analyſen ; von & Swanberg. 

©. 162 — 154. Graf Bjoͤrnſtjerna zeigte einige merk— 
wuͤrdige Bücher und Schriften vor. 

©. 154— 164. 31 füc die ſchwediſche Fauna neue He— 
mipteren= Arten (fämmtlidy zu den Cicadae L. gehörend), (lat.) 
harakterifitz von Boheman. 

©. 164—165. Ueber den Sommeraufenthalt ded Dom: 
pfaffen; von Sundewall. Obgleich es im allgemeinen richtig 
ift, daß diefer im Winter im mittleren Schweden höchft gemeine 
Bogel im Frühlinge nördlich zieht, fo ergiebe ſich doch aus Be— 
obadhtungen, daß auch eine fehr bedeutende Anzahl noch im 
mittleen, vielleicht: ſelbſt im füdlihen. Schweden, ſo wie in 
Deutfchland, zuruͤck bleibt. 

©. 166. Verſchiedene ornithofogifche Notizen, betr. den Auf— 
enthalt von Garrulus infaustus, Ampelis garrulus , Caryo- 
catactes guttatus und Oygnus musicus, ferner das Neft der 
Hirundo esculenta. 

©. 167— 168. A. Retzius' und Sundemwall’s: Bericht 
über eine Abhandlung des’ Gen.» Confuld® Tarras in Monte: 
video über die Indianerſtaͤmme in der Plata- und Drientalce- 
publif, nebft Befchreibung und Zeihnung eines nad) Schweden 
gebraten Individuums (eines Mädchens) vom Puelches-— 
ftamme, 

©. 168— 169, Ueber die Snfelgruppe Juan Fernandez. und 
ihre Bewohner; vom Kauffartheis Seecadetten Ankarſwaͤrd. 

©. 173, Ueber dag Ozon; von Berzelius, 

©. 173—174. Ueber das Senföh Wertheim, Bers 
zelius. 

©. 174— 175. 
Berzelius. 

©. 175. Ueber Anwendung von Glasſcheiben ſtatt Kupfer— 
platten zum Graviren. Berzelius über die von Böttger 
in Frankfurt und Bromeis in Hanau gemachte Erfindung. 

©. 176. Ueber Mazonit. Sohnfton. 

©. 176— 177, Weber ein neues Silbererz; von. L. Swan: 


Ueber das Taurin. Redtenbadher. 


berg. 
&.177— 181. Ueber bie vermeintlichen. elektrifchen Organe 
bey den nicht eleftrifhen Rochen; von U. Regius, 


311 


&. 181 — 182. Ueber den Bau des Glaskörpers im Auge. 
Bericht von A, Retzius über einen Auffas darüber von Hans 
nover. 

S. 182 — 187. Aus einem Briefe, dat. Aden, 29, Juni, 
ven dem reifenden Naturforfcher Freiherrn v. Düben. 

©. 187— 188. Eine Phoca aus dem Ladoga; gehört zu 
Plı. annellata Nilss., ift aber weit dunkler, faft wie ſchwarz, 
feibft auf der Bauchfeite und den Füßen, gefärbt. Die ring: 
förmigen weißlichen Flecken gleichen ganz denen ber Ph. an,, 
find aber nur auf der Bauchfeite recht deutlich. An den Seiten 
find fie unterbrochen, und auf dem Rüden erfcheinen nur Eleine, 
undeutliche Nefte derfeiben. in anderes Gr. bderfelben Bar. 
aus dem Saimen in Finnland ſcheint jenem ganz zu gleichen ; 
ein drittes (2, während das N) ift etwas größer, als das 
erfte, und feine fchwarze Färbung ift nicht fo rein. - Die beyden 
feßteren Er. ftehen im zool. Mufeum zu Lund, das erftere im 
Reihsmufeum zu Stockholm. — Es follen fi) auch Phoken 
im MWenerfee finden (?). Sundewall. 

©. 188— 189. Fernere Nachrichten über Myodes schisti- 
color; brieflihe Mittheilung von C. H. Wegelin. 

©. 189 — 191. Ueber das Vorkommen des Vespertilio 
Nathusii und des Myoxus avellanarius L. in Schweden. — 
Mus islandieus Z’hienem. ift nichts Anderes, als die in ganz 
Scyweben gemeine Abart von M. Musculus, unten weiß, ge— 
wöhnlich mit gelblicher Gränze zwifchen dem Bauch und der 
Farbe der Seiten, ferner mit gelbem Fleck auf der Bruſt. — 
Hypudaeus medius Nilss., von welchem das Mufeum mehrere 
Exemp. aus Lappland erhalten hat, ſtimmt völlig mit Blafius’ 
und Wayner’s Befchreibung des II. ratticeps überein, In— 
deffen fcheint es noch zweifelhaft zu fen, ob Dies Thier aus 
dem füdlichen Rußland identifch mit dem M. med. fey, welcher 
in Scandinavien nur hoch oben in Lappland vorfommt. Sun: 
demall. 

S. 114—192. Einiges über den Häring wie aud über 
Makreelen- und Dorfhfang; von Efftröm. 

S. 201-202, Ueber die Fettbildung bey IThieren, mit 
Beziehung auf Medel’s Schrift, De genesi adipis in mam- 
malibus; von Berzeliuß. 

©. 202 — 204. Ueber die Zufammenfegung des Seewaſſers; 
Mittheilung von Forchhammer. 

©. 204— 205. Ueber Arfenit in Mineralwäffern , in der 
Erde und in Sumpferzen; Brief von Waldner in Karlö- 
ruhe, nebft Bemerkungen von Berzelius. 

©, 205— 211. Ueber die Verhältniffe, von welchen die vers 
fchiedene Ausdauer der kupfernen Schiffbefchläge abhängt; von 
Akerman in Fahlun und Berzelius. 

S. 211—212. Ueber den Nickel: Ertrag in Schweden; 
vom Letzteren. 

©. 212. Magnetifhe Beobachtungen, im Sommer 1845. 
in Haparanda gemacht von Liljehödf. 

S. 212— 213. Bezeichnung des Waſſerſtandes bey Boffe- 
kop im Altenfjord. Mittheilung von Dewfelben, 

S. 2313 — 214. Ueber die Farbenveränderungen der Pflanzen 
in der Lappmark; von Wahlberg. 

©. 219— 225. Beriht von Poppius und Ekſtroͤmer 
über eine Abhandlung von Leyonmark, betreffend Schwedens 
Volkszählungscomptoir (Tabellwerk) etc. feit dem J. 1815. 

S. 225. Ueber einen ungewöhnlichen Hagelfall am 5. July 
1845. in der Gegend von Weſterwick; mitgeth. von Berzeliu sg, 


312 


©, 226 — 228. Ueber bie Löfung algebraifchee Gleichungen; 
aus einem Schreiben von Malmften. 

©. 223 — 231. Bemerkungen bey der Transformation mul: 
tipfer Integrale; von U. F. Smwanberg. . 

©. 231—232. Kalfanalyfen; von Swanberg. - 

©. 232 — 234. Ueber Sternfhnuppen; von Selander; 
nebft einer am 11. Mai 1845. auf dem Obfervatorium zu 
Neapel gemachten Beobachtung. 

©. 235. Ein Coluber laevis von 7" Länge hatte eine 
Blindfhleihe von 44' Länge verfhludt. Beobachtung vom 
Dr. Hanfen in Norrköping, mitgetheilt nebft Bemerk. von 
Sundemwall. 

©. 235. Berfchiedentliches Vorkommen des Myoxus avella- 
narius in Schweden. Mitth. von C. G. Lö wenhjelm. 

©. 236— 237. Entwidlung einer Kartoffel ohne Erde, Feuch: 
tigkeit und. Licht, beobachtet vom Dr. Segerftedt. 

©. 243 — 253. Beſchreibung eines Abyſſinier- und Ba: 
futofaffer - Schädels; von AU. Retzius; nebft fehr intereffanten, 
diefem mündlich von [dem am 13. Auguft 1845. aus. Afrika 
zuruͤckgekehrten] I. Wahlberg gemachten Mittheilungen über 
die Bafutokaffern. 

S. 253 — 254. Ueber den Zweck ber Fußbiltung der Ta: 
ydromiden, von P. Wahıberg. Es find in diefer Familie 
bey beyden Gefchlechtern die Schenkel der 2 vorderen Fußpaare, 
oder wenigftens die des mittlern, bedeutend verdidt und unten 
gewöhnlich mit fteifen Haaren verfehen, welche wie die Zähne 
eines Kammes, in Neihen ftehen, Die Schienbeine der Zwi— 
fohenfüße find außerdem nah der Rundung der Schenkel ge: 
bogen. Die Zachydromiden find Raubthiere und leben von 
andern, weichen Inſecten, deren Säfte fie ausfaugen. Ich fah 
eine Tachydromia Macula Zell. einen Raub mit einem ber 
verdickten Beine faffen und ihn mit der gebogenen Tibia gegen 
die fteifen Nandhaare des Schenkels drüden, wodurch er feſt— 
gehalten ward, big die Fliege ihn getödtet und ausgefogen hatte. 
Aller WahrfcheinlichEeit nach bedienen fich alte diefe kleinen Raub— 
fliegen mit ähnlicher Fußbildung derfelben eben fo und würden 
fid) ohne fie der Muͤcken und anderer Snfecten, welche oft größer 
find als fie fetbft, nicht zu bemachtigen vermögen. 

©. 254— 257. Ueber neue fhwedifhe Suͤßwaſſer-Mollus—⸗ 
Een; von Hanfen. Es find Paludina achatina Zmck; Pal. 
inflata n. sp. in 2. Var. (werden befchrieben), Unio ater. 

Yills.; Anodonta rostrata Rossm. et complanata Ziegl. 
und ein neues (?) Pisidium. 

Meteorologifhe Beobachtungen, vom Stodholmer Obſerva— 
torium finden fich in biefem Jahrgange, ©. 24 für das Jahr 
1844., S. 79 für San., 80 Febr, 114 März, 144 April, 
172 Mat, 189—200 Sun. —Uug., 217 Septbr., 242 Dctbr. 
und 261 Nev. 1345. 

Den Schluß des Jahrganges machen ©. 262 und 263 Ter: 
minbeobachtungen über die magnetifchen Declinationsvariationen 
in Stodholm am 21 und 22 Febr., 30, 31 Mai, 29, 30 Aug. 
und 28, 29 Novbr. 1845. 


311 


Generum et speeierum Mineralium 


secundum Ordines naturales Synopsis, omnium, quotquot adhuc 

reperta sunt, mineralium nomina complectens; ‚adjeetis syno- 

nymis et veteribus et recentioribus ac novissimarum Aralysium 

chemicarım summis, scripsit E. Fr. Glocker. Halae apud 
Anton. 1847. 8. 349. 


Es iſt nicht zu laͤugnen, daß eine Tateinifche Terminologie der 
Mineralogie hoͤchlich noth thut. Die Botanik ift fo zu Tagen 
ganz latemiſch; die Zoologie wenigſtens zur Hälfte; die Mine: 
ralogie hat es nie zur gelehrten Sprache gebracht. Die Namen 
burzeln daber wie Schnellfugeln, aus allen Sprachen, Laͤndern, 
Bergen und Bergwerken, Flüffen, Menfchen, Beftandtheilen, mit 
allen möglihen Endungen in it, lith, In ufw.; faft alle haben 
über die merkwürdige Eigenfchaft, daß fie barbariſch Klingen. 
Diefem Uebel ift ficherlich nur abzuhelfen durch die Lateinische 
Sprache. Allein hier kommt nun eben die Noth mit den Prinz 
eipien. Auf welches Fundament follen die Namen gegründet 
und nach welcher grammatifchen Negel follen fie geformt wer— 
den? Es gebührt dem Profeffor Breitbaupt die Ehre, zuerft 
den Verſuch der Iateinifhen Terminologie gewagt zu haben in 
feinem „Bollftändigen Handbuh der Mineralogie 
Tert 1841,” Mie fern es ihm gelungen ift, mag hier uner= 
örtert bleiben. Das Schlimme tritt aber fhon zu Tage, daß 
Profeffor Glocker deffen Terminologie nicht glaubt annehmen 
zu dürfen und daß wir mithin gleich, beym erften Anlauf zwey 
Terminologien haben. Diefes Uebel rührt ohne Ziveifel daher, 
daß man fich über die Principien noch nicht vereinigt hat, oder 
vielleicht, daß man noch yar nicht Elat daruͤber geworden ift. 
Unfers Bedünfens muß hier jede Willkuͤhr ausgefchloffen werden, 
vor allem Namen von Orten und Menfchen, welche mit den 
Eigenfhaften der Mineralien nichts zu fchaffen haben. Nun 
kann aber ein Streit entftehen, ob Mathematit, Phyſik oder 
Chemie das Princip der Namengebung feyn fol. Wie in der 
Zoologie und der Botanik die Benennung wo möglih nach den 
Drganen gebildet wird; ſo follte e8 doch wohl auch bey den 
Mineralien gefchehen. Ihre Organe aber, find offenbar die Be: 
ftandtheile und keineswegs die Geſtalt und die phyſiſche Eigen— 
ſchaft. Wir halten ung daher überzeugt, daß das Princip der 
Namengebung die Chemie feyn muͤße. Daben kommt freylic) 
der Uebelftand entgegen, daß die meiften Sippen zwey Namen 
haben müßten, twofern die Lateinifche Sprache gewählt wird, mie 
etwa Sulfas ferri aut Fertum sulfurieum. Ssft bier nicht 
zu helfen, fo muß man ſich an die griechifche Sprache wenden, 
welche die nöthiyen Zufammenfeßungen wohl erlauben würde, 
Darüber mögen die Spftematifer nachdenken und vorzüglich 
ſich bemühen, gewöhnliche und kurze Wörter, nicht aber feltene 
und vielfpibige zu fuhen. Vorher muß man aber allen Scharf 
finn aufbieten, um zu fehen, ob nicht Tateinifche Zufammen: 
fegungen möglich wären, wenn aucd einiger Zwang in Anwen: 
dung gebracht werben müßte. Kann mun Aurotellurites, Ou- 
proplumbites, Iridosmium uſw. machen; fo wird man auch 
Sulphuriferrum, Silieiferrum und dergleichen machen dürfen! 

Mas nun das vorliegende Bud) betrifft; fo hat ſich “er 
Verfaſſer an feinen vortrefflichen Grundriß der Mineralogie 
1839. gehalten, denſelben erweitert, verbeffert, wo «8 nöthig 
war. Das Buch ift ungemein reich in Genera und Species 
und man muß fich wirflih wundern, wie es dem WVerfaffer 
möglich war, alle, in der ganzen -Welt gemachten Entdeckungen 
bis auf die neuefte Zeit zufammenzubringen. 

Iſis 1848. Heft 4. 


312 


Mir Eönnen begreiflicher Meife nicht ins Einzelne eingehen 
und wollen daher nur ein Mufter geben von’ der Behandlung 
bes Gegenftandes. 

Ordo I. Anthracitae, 

I. Anthraeitae non bituminosi. 
(Pondus specificum — 1,2, — 2, 2.) 
E 1. Graphites (Gtaphit). 

Species 1. Graphites lenis — milder Graphit, Reißbley, 
Plombagine, Black lead. 

Var. 1. Graphites lenis crystallinus, 

a. Gr. J. cr. lamellosus (Blätteriger). 
b. Gr. I. cr. squamosus ( Schuppiger). 
ce. Gr. J. er. radiatus ( Strahliger). 

Var. 2. Graphites lenis solidus (Dichter m. Graphit). 

2; Anthraeites (Anthracit). 

Spec. 1. Anthracites splendens — glänzender Anthracit, 
Glanzkohle; W. Kohlenbiende ufw. Kilkenny- 
coal etc. 

Bey den neuen Gattungen, welche in dem deutfchen Bud) 
noch nicht enthalten find, werden die Beftandtheile angegeben ; 
unten in Anmerkungen die Ethmologie. Weberhaupt ift das 
Bud mit großem Fleiße und vieler Sachkenntniß bearbeitet; 
auch feibft die Namen der Griehen und Römer find angeführt, 
wenn fich dergleihyen finden; ferner nicht bloß die Gattungen 
unter “ihre Sippen gebracht, fondern auch die Varietäten und 
ſelbſt die Abaͤnderungen in den Farben. 

Das Spftem fteht übrigens in feinen Hauptabtheilungen fo: 

Classis I. Mineralia anthracodea et bituminosa. 

Ordo I. Anthracitae. 

I. Anthracitae non bituminosi. 
Il. Anthracitae bituminosi. Lithauthrax, 

Ordo II. Asphaltitae. 

I. Asphaltitae bituminosi. Petrelaeon etc. 
ll. Asphaltitae acidiferi — Mellites etc. 

Classis I. Mineralia sulphurea. 

Ordo III. Thiolithi. Sulphur. 

Ordo IV. Cinnabaritae. 

1. Cinnabaritae arseniferi. — Citrites (Raufchgelb) ete. 
11. Cinnabaritae 'hydrärgyrifeti. 

III. Cinnabaritae pyrargyritoidei. — Pyrargyrites (Roth: 

gülden) etc. 

IV. Cinnabaritae sphaleritoidei. — Sphalerites (Zint: 

blende) etc. 

Ordo V. Lampritae. 

I. Lampritae tellurici, 
ll. Lampritae galenici. 
II. Lampritae siderici. — Sternbergites. 
IV. Lampritae antimonici. 
V. Lampritae bismuthici. 
VI. Lampritae galenostibici. 
VII. Lampritae chalcostibitoidei,— Tetraedrites (Sahlerz). 


Ordo VI. Pyritae. 
I. Pyritae leuconicolini ete. — VI. Pyritae xantho- 
nicolini. 
Classis I. Mineralia metallica. 
Ordo VII. Metalla I— I. 


Classis IV. Mineralia oxydata. 
Ordo VIII. Metallolithi. — I. I. 
Ordo IX. Amphibolitae. — I—X. 
Ordo X. Sclerolithi. — I—. 


20* 


313 
Ordo XI. Pyromachitae. — I—V. 
Ordo XII. Zeolithi. 
Ordo XII. Argyllitae. — 1. 1. 


Ordo XIV. Margarophyllitse. — IAIII. 

Classis V. Mineralia salina. 

Ordo XV. Hydrochaleitae. — I— II. 

Ordo XVI. Barochaleitae. — I— VI. 

Ordo XVII. Halolithi. — I— VII. 

Ordo XVIII. Hydrolyti. — I. I. 

Ein vollftändiges Regiſter erleichtert die Benugung des Buches. 


Prodromus 
Systematis naturalis Regni vegetabilis 


editore et pro parte auctore Alphonso De Candolle. Pari- 
siis apıd Masson. Lipsiae apud Michelsen. XI. 1847. 8. 736. 


Diefer Band ift faft ganz von deutſchen Botanikern bearbeitet 
und zwar von Reuter zu Genf, Chr. G. Nees von Efen- 
bed zu Breslau und J. C. Schauer ebd.; der größte Theil 
des Buches ift jedoch die Arbeit von Nees. 

Reuter hat die Drobanchaceen behandelt von ©. 1 bis 
45; Nees die Ucanthaceen von 46 — 519; Schauer 
die Phrymaceen ©. 520. und die Verbenaceen ©. 522 — 700., 
De Gandolle die Myoporaceen ©.701. bis 716.; das Uebrige 
enthält Nachträge und Regiſter. 

Die Bearbeitung ift Übereinftimmend unter fi) und mit den 
früheren Banden, die Ueberficht der Sippen je voran, bie Cha— 
tactere der Gattungen ziemlich groß, fehr vieles neu... An der 
Genauigkeit ift bey den genannten Schriftitelleen nicht zu. zwei— 
fein; die Quellen überall reichlich angeführt. Bey einem folchen 
Zufammenwirfen von vielen Botanifern ift zu hoffen, daß dieſes 
große Werk werde zu Ende geführt werden. 


Plantae javanicae rariorer, 


adjectis nonnullis exoticis in Javae hortis cultis, descriptae 
auctore J. K. Hasıskarj. Berolini apud Förstner 1848. 
8. 554. 


Bekanntlich hat der DVerfaffer mehrere Jahre lang auf Java 
fehr fleißig gefammelt und manche feiner Beobadhtungen in ber 
Klora und in van der Hoevens Zydfchrift bekannt gemacht. 
Hier gibt er ung nun ein fpftematifches Werk mit Characteren 
und fehr ausführlichen Beſchreibungen nebft Citaten, auch aus 
Rheede und Rumph, wo es vorkommt. Das ift daher eine 
wichtige und fehr danfenswerthe Arbeit, welche der MWiffenfchaft 
Nutzen und ihrem Verfaſſer Ehre bringen muß. Der Verfaſſer 
gibt die wichtigften Synonyme und auch die indifchen Namen, 
deren Bedeutung bisweilen erklärt if. Wer Eennt nicht die 
Wichtigkeit der indifchen Floren für MWiffenfhaft und Leben? 
Sind fie gründlich bearbeitet wie hier; fo bedürfen fie. Feiner 
weiteren Empfehlung. Der Verfaſſer führt 399 Gattungen auf 
und ordnet fie auf folgende Art. 

A. Agamae. 

a. Angiosporae: Algae, Fungi, Lichenes. 

b. Gymnosporae: 

1. Arhizae: Hepaticae,* Musci. 

2. Radicatae: J,ycoperdiaceae, Filices, Equisetaceae. 


314 


B. Gamicae. 
a. Athalamicae: Rhizocarpeae. 
b. Thalamicae. 
1. Gymnospermae. 
2. Angiospermae. ' 
Monocotyledoneae. 
Dicotyledoneae. 

Dann werden die Pflanzen aus folgenden Familien befchrieben. 

Equisetaceae, Salviniaceae. 

Monocotyledoneae: Gramineae, Cyperaceae, Com- 
melynaceae, Alismaceae, Flagellarieae,; Melanthaceae, 
Pontederiaceae. 

Liliaceae, Smilaceae, Ophiogoneae, Hydrocharideae, 
Hypoxideae, Amaryllideae, Bromeliaceae., 

Orchideae, Zingiberaceae, Cannaceae, Musaceae, Aroi- 
deae, Pandaneae. 

Dicotyledoneae: Menispermaceae, Anonaceae, Dil- 
leniaceae, Berberideae, Capparideae, Papayaceae, Cucur- 
bitaceae, Piperaceae, Moreae, Urticaceae, Monimiaceae, 
Laurineae, Hernandiaceae. 

Polygoneae, Nyctagineae, Pittosporeae, Celastrineae, 
Hippocrateaceae, Rhamneae, Begoniaceae, Euphorbiaceae. 

Dipterocarpeae, Ternstroemiaceae, Clusiaceae, Hyperi- 
cineae, Aurantiaceae, Meliaceae, Sapindaceae, Polygalaceae. 

Oxalideae, Malvaceae, Stereuliaceae, Büttneriaceae, 
Tiliaceae. 

Saxifragaceae, Papilionaceae, Moringeae, Mimosecae, 
Amarantaceae, Portulacaceae, Staphyleaceae, Oenothereae. 

Rubiaceae, Ampelidene, Araliaceae, Umbelliferae. 

Sapotaceae, Ebenaceae, Ericaceae, Labiatae‘, Verbe- 
naceae, Asperifoleae, Scrophularineae, Acanthaceae, Bi- 
gnoniaceae, Gesneriaceae, Solanaceae, Convolvulaceae, 
Goodeniaceae, Compositae. 


Disquisitiones anatomico - comparativae 


de Membro piscium pectorali, institutae in Museo regio 
berolinensi a €. Mettenheimer, Dr. Med. Berolini apud 
Hirschwald. 1847. 4. 64. tbb. 2. 


Man brauht von diefer Schrift nur ein Blatt nach dem 
andern vom erften bis zum legten umzufchlagen, fo fieht man, 
daß der Verfaffer ein Philolog ift: nirgends eine Auffchrift, 
kein Hauptftüd, Abſchnitt, ja nicht einmal ein Abfag. 

Fängt man an zu leſen, fo erkennt man fogleih, daß ber 
Verf. ein gewandter Philolog ift, welcher durch Weberfluß an 
Material die Wörter fo Eünftlic) zu fügen weiß, daß er ben 
Leſer zwingt, das Gemälde mwieberholt anzufehen, wenn er unter 
feheiden will, welcher Figur Beine und Arme: zugehören. Der 
Stoff felbft aber iſt anziehend. und befonders bie allfeitige und 
kenntnißreiche Darftellung deffelben reizt zum Lefen. Hat man. 
aber einmal angefangen, fo fann man nicht eher aufhören, als 
bis der Athem ausgeht und einem das Bud aus der Hand 
fällt. Man laffe e8 aber ja nicht liegen, ohne das legte Wort 
mit dem Bleyſtift bezeichnet zu haben, weil man fonft nidjt 
mwiffen würde, wo man fortfahren fol. So fann man e8 einige 
Tage machen und nad) und nah zu Ende fommen. Dafelbft 
findet man eine Erklärung. der wirklich fhönen Abbildungen von 
Hugo Troſchel und C. F. Schmidt, an der man aus 
ſchnaufen und fich wieder erholen kann. 


315 


Das ift alfo die Noth der Philologie. Was nun” den’ Inn⸗ 
halt betrifft; fo Eann man nicht anders als denfelben hoͤchlich 
loben ſowohl in Hinficht des Fleißes als der Beurtheilung. Der 
Verfaffer hat alle Auffäge dieſer jungen Literatur geündlic) 
duchhgemuftert und eine große Menge Bruſtguͤrtel an den Ber— 
liner Fiſchſkeleten verglichen und deren Knochen gedeutet, in 
feiner Beurtheilung aber vergeffen, daß es vor 40 und 30 Jah: 
ten noch fein Dutzend Fifchffelete in ganz Deutfchland. gab 
und Jeder ‚die größten Anftrengungen maden mußte, um fid) 
einige größere Fiſche zu verfchaffen; er hat vergeffen, daß da= 
mals noch gar nichts in der Deutung diefer Knochen gefchehen 
war und daher Jeder fein, Nachdenken anftrengen mußte, um 
ſich nur. einigermaßen zurecht zu finden; er hat vergeffen zu 
bedenfen, daß es nun, nachdem Andere die meiften Knochen 
nach vielen vergeblihen Verfuchen beftimmt haben, leicht if, 
einen und den andern unbeftimmten oder unrichtig beftimmten 
in feine Bedeutung einzufegen. In wiefern das Legtere dem 
Berfaffer gelungen oder nicht gelungen ift, wagen wir nicht zu 
fagen; denn dazu wäre nicht bloß eine Wiederlefung aller Aufs 
fäße von Geoffroy und Guvier, felbjt unferer eigenen nö= 
thig; fondern felbft die Bereifung und Vergleihung von großen 
Sammlungen. Das fönnen wir aber den Zootomen fagen, daß 
diefe Schrift wichtig iſt und daß fie die große Mühe, fich durch 
diefelbe zu arbeiten, nicht fcheuen follen, 


Monographien der Sängetbiere, 


bearbeitet von Prof. H. R. Schinz, mit Abbildungen von J. Kull. 
Zürich bey Meyer» Heft XVII 1848, Kl, Fol. 6 Tfln. ill, 


Mieder ein recht hübfches Heft!, die Figuren groß, und tie 
es fcheint, richtig gezeichnet, auf jeden Fall forgfältig illuminiert. 
Es werden nun ziemlich alle Antilopen geliefert feyn, alfo eine 
Sammlung der Gattungen von der reichhaltigften Sippe, mas 
man faum irgendwo finden wird. Diefe Vollftändigkeit wird 
dem Merk gewiß auch zu großer Empfehlung dienen. 

Diefes Heft enthalt: 

Antilope euvieri von Mogador. 

A. olgilbyi von Fernando Po. 

A. bennettii aus Deccan. 

A. Kob vom Gambia. 

Sus leucomystax mit dem Schädel befonders, aus Japan. 
Sus penicillatus gleichfall® mit dem Schädel und dem Jun⸗ 
gen, aus Weitafrica; befindet fih in der Sammlung zu Bafel 
und ift hier zum erften Mal abgebildet und befchrieben. 


Neuere Beyträge zur Schmetterlingsfunde 


mit Abbildungen nach der Natur, Herausgegeben von C. 8. Freyer. 
Augsburg beym Berfaffer und in der Niegerfchen Buchhandlung, Heft 
81— 86. 1846. und 1847, 4, T. 481 —516. ill. 


Die Einrihtung und die Ausftattung diefer Hefte ift fchon 
binlänglich bekannt. Bemerken müffen wir aber hier, daß der 
Berfaffer zwar die Flügeladern anzugeben pflegt: da fie aber 
durch die Sllumination manchmal undeutlich werden; fo waͤre 
es erwünfcht, wenn er, wo es nöthig ift, die Flügel auch. be— 
fonders bloß in Umtiffen darftellte, vorzüglich bey den Schwär: 


m 


316 


mern und Nachfaltern. Das kann freylic nur gefchehen durch 
Abreibung der Schuppen. Hat man aber mehrere Eremplare, 
fo ift fol ein Umriß mehr werth als die Erhaltung eines 
Eremplars. 

Diefe Hefte enthalten: 

T. 481. Hipparchia briseis, mit Puppe und Raupe auf 
einem Grashalm; erhalten von Doctor Niderl in Prag. 
Die Pflanze ſollte jedesmal ſyſtematiſch genannt feyn. 

T. 481. Euprepia curialis m. et f., mit Puppe und 
Raupe auf einer Pflanze; eingefchidt von Stenz, ber fie mit 
Kopffalat ernäbrte, 

T. 483. Orthosia leucographa m.; eingefchidt von Natlhy 


in Ungarn. 

Sig. 2. Apamea illyria n.; leingeſchickt von Sch mibt 
in Laibach. 

Fig. 3. Ophiusa ludiera f.; aus Ungarn, 

Fig. 4. 0. lubrica n.; von Kindermann. 


T. 484. Gortyna flavago f.; mit Puppe und Raupe auf 
einer Walddiſtel. 

T. 485. Ophiusa rectangularis, mit Puppe und Raupe 
auf Celtis; von Stenz bey Noveredo gefunden. 

T. 486. Psodos moeroria n.; von Kindermann Sohn, 
aus dem Ural, 

Sig. 2. Acidalia consentaria n.; ebendaher. 

Fig. 3. Cidaria passeraria n.; von der Schlüdenalpe 
auf Kräutern. 

Fig. 4 Zerene alaudaria n.; von Dr. Niderl aus 
den öfterreichifchen Alpen. 

T. 487. Lycaena adonis m. et f.; mit der Raupe auf 
Coronilla minima; von Dr. Niderl. 

T. 488. Gastropacha ariae m. et f., mit Puppe, Ge- 
fpinnft und Raupe auf einer MWeidenart auf Alpen. 

T. 489. Noctua negleceta, mit Puppe und Raupe auf 
einer Eichez von NatlY. 

T. 490. . Heliothis ononis m. et f., mit Puppe und 
Raupe auf Ononis. 

T. 491. H. dipsacea, mit Puppe und Raupe auf Ci- 
chorium intybus, frißt auch Hypochoeris. 

T. 492. Chilo phragmitellus m. et f.; mit Puppe und 
Raupe auf Schilfeohr; von W. Krösmann in Hannover. 

T. 493. Melitaea deione, aus Südfrankreich. 

. Fig. 2. Argynnis selenia mas n. Auf Wiefen am Led. 

fig. 3. 4. Hesperia caeca; von Dr. Nickerl auf 
den Tyroler Alpen, 

T. 494. Lithosia arideola Hering; Falter, Puppe und 
Raupe auf Aira canescens, von Hering, bey Stettin. 

Fig. 2. Psyche stetinensis Hering. m. et f., mit 
Puppe und Raupe im Sad; von Hering. 

T. 495. Xanthia sulphurago, mit Puppe und Raupe auf 
Acer campestris; von Ft. Schleyer in Jena. 

T. 496. Catocala pacta suecica m., mit Puppe und 
Raupe auf einer Meidenart; von Dr. Schmidt in Danzig, 
aus Schweden, und Sievers: in Petersburg. 

T. 477. Brephos parthenias, mit Puppe und Raupe auf 
Birkenzweig, ' ' 

%. 498.! Boarmia einctaria m. et f., mit Puppe und 
Raupe auf Biscutella. 

Z. 499.  Hipparchia Iyllus, von Zeller aus Sicilien. 

Sig. 2, 3, Hipparchia statilinus, von Dr. Schmidt 
um Danzig. 


317 


T. 500, Gastropacha crataegi m, et f., mit Puppe, 
Gefpinnft und Raupe auf Zitterpappeln, 
T. 501. Nonagria fulva; bey "Augsburg, an feuchten 
Maldftellen im Scilfgras. 
Fig. 2. Leucania hesperica, von ber Infel Creta. 
Fig. 3. Agrotis tripuncta n., am Led. 
ig. 4. Mamestra albicolon, 
T. 502. Cuecullia lactucae, mit Puppe und Raupe auf 
Prenanthes, 
T. 503. , Catocala pacta suecica f, mit Puppe und Raupe 
auf einer Weide, von Sievers um Petersburg. 
T. 504. Larentia flavieinetaria, mit Puppe und Raupe 
auf Saxifraga petraea; von F. Schmidt in Layhbach. 
T. 505.: Hesperia unicolor (tages), von Dr. Frivald z⸗ 
En aus den griechifchen Inſeln. 
$ig. 2. Psyche uralensis, von Kindermann, 
&ig. 3.  Gastropacha suberifolia fem, von Weißen; 
born in Weimar, aus Spanien, 
Fig. 4. Ophiusa gentilitia, von Weifenborn. 
T. 506. Zygaena contaminei, von Zeller aus Eicilien. 
Fig. 2. Z. dahurica mas, von Weißenborn. . 
Fig. 3 4. Z. syracusia, von Zeller aus Sicilien. 
T. 507. Agrotis fennica, von Zaufher aus dem Nor: 
den von Kaſan und Drenburg. 
Sig. 3. Mamestra cervina, von Weifßenborn aus 
dem Ural. 
Fig. 4, Orthosia cavernosa, von Weißenborn aus 
dem Ural. 
T. 508. Xylina ingenua, von Weißenborn aus den 
griechifchen Snfeln. 
Fig. 2. Cucullia propinqua, von Weißenborn, 
Fig. 3. C. pustulata Eversmann. fem., von Weißen- 
born aug Kafan und Drenburg. 
Fig. 4. Catocala separata, von Frivald zky aus den 
griechiſchen Inſeln. 
T. 509. Plusia auriſera mas et f., von Weifenborn 
aus Spanien. 
Fig. 3. Polia farinosa n., von Kindermann. 
$ig. 4. Hadena baltica Hering., von Stenz und 
Weißenborn. 
T. 510. Boarmia defessaria n. 
Fig. 2. Acidalia affiniaria, von Weißenborn aus 
Engelland. 


315 


Fig. 3. Crocallis dardouinaria mas et f., von Wei: 
Benborn aus Frankreich. 


T. 511. Lycaena bavius Eversmann, von 5. Lederet 
in Wien, von Zaganrog. 
3ig. 2. Colias pelidne mas et fem., von demfelben, 
aus Labrador, 
ig. 4 Pontia eupheme, von demfelben, vn 
Sarepta. 
T. 512. Lycaena iphigenia, von demf., von Bruffa. 
Fig. 3. Pontia glauce, von demfelben, aus Portugal. 
Sig. 4. P. chrysidice, von demf., aus Griechenland. 
X. 513. Hesperia paniscus var., von demf., bey Wien. 
dig. 2. 5. H. pumilio, von demfelben, aus Stalien. 
Fig. 4. Chimaera appendiculata var. m., von Sarepta. 


T. 514. Simyra eogene mas et fem., mit Gefpinnft und 
Raupe auf Wolfsmilh; von Lederer aus Sarepta, 

2. 515. Nonagria phragmitidis mas, von demfelf 
ben, aus Deutfchland. 

Sig. 3. Agrotis ericae mas, von demfelben aus Suͤd— 
frankreich. 

dig. 4. Episema hirta mas, von bemf., von Sarepta. 

T. 516. Hadena dentigera mas, von Sarepta. 

Sig. 2. Xylina oculata, von Kederer, bey Wien, 

Sig. 3. Polia canescens, von demfelben aus Suͤd— 
franfreich. 

Fig. 4. Xanthia puniceago fem., von dbemfelben, 
von Sarepta. 

3ig. 5. Acidalia perpusillaria, von demfelben von 
Sarepta. 

dig. 6. Acidalia sulphuraria Lederer, von demſel⸗ 
ben, von Sarepta, 

Außerdem find bey jedem Hefte kurze Bemerkungen uͤber 
verſchiedene Falter, nehmlich: 

Bombyx pyri, carpini, spini, caecigena, tau, vinula, er- 
ninea, carmelita, dietaea, dietaeoides, bicoloria], tremula, 
arundinis, hectus. 

Argynnis arsilache. 

Gastropacha castrensis. 

Plusia eugenia, concha, modesta. 


Albert Kindermann, der Vater, ift geftorben in Ofen 


am 14. November 1846., alt 67 Jahr; fein Sohn fammelt 
fort und wird ſich wahrfheinlid) in Odeſſa niederlaffen. 


———e — — e — 


Berichtigungen 
zu dem Aufſatze uͤber Leeuwenhoek's Leben und Verdienſte, 
Iſis, 1847., 9. 12, ©. 915 — 926. 


©. 915. 3.2. I. van fl. von. 


©. 915. 3.2. I, Leeuwenhoek fl, Leeuvenhoek. 


©. 918, Ann, 4,1. Birch ſt. Brich. 


©. 92, 3.3. I, Craanen ſt. Cranen. 
S. 923. Ann * 3. 11. 1. de myne, fl, domyne. 


©. 925. 3:25. 1. 3ten fl. Aten. 


©. 926: Anm, 3.10, v. u. l. meinem Schen fl, meinen Sachen. 


Im Verlage von 6. Froebel in Rudolstadt erschien 
soeben: 


Arbeiten 


NATURFORSCHENDEN VEREINS 


ın 


Riga. 


Redigirt 
von 


Dr. Müller und Dr. Sodoffsky. 


Eriten Bandes drittes und viertes veft. 
Mit 7 Tafeln Abbildungen. 


reis 14 Str. 


Inhalt des ganzen Bandes: 


Vorwort. — Verzeichniss der Herren Mäcenaten. — 


Heft 1. Zur Flora der Ostseeprovinzen von Dr. F. A. Buhse. 
— Ueber Nephrodium Filix mas von Apotheker ©. A. Heugel, — 
Einiges über die Blattwespen im Allgemeinen, nebst einer tabellarischen 
Uebersicht der Gattungscharacteren und über die in Liv- und Curland 


beobachteten Arten, mit einigen Bemerkungen dazu von B. A. Gim- 
merthal. — Ueber die Metamorphose des Schmetterlings von Dr. 
W. Sodoffsky. — Das Mikroskop und seine Leistungen von Dr. 
€. E. v. Mercklin. 


Heft 2. Alexandri Lehmanni Reliquiae botanicae, sive Enu- 
meratio plantarum in ilinere per deserta Asiae mediae ab A. Lehmann 
annis 1839 ad 1842 collectarum, seripsit Al. Bunge, med. Dr., Bot. 
Prof. P. ©, in univ. Dorpatensi etc. (ce. T. I— Ill.) 


Doppelheft 3 und 4. Ueber die in Riga’s Umgebung 
vorkommenden Atriplex - Arten vom Apotheker C. A. Heugel. — 
Naturgeschichte des Bombyx Neustria , Ringelvogels (Tab. I. Fig. 1—9.) 
von Dr. W. Sodoffsky. — Ueber Botys venosalis Lienig n. s. p. 
(CT. 1. Fig. 10.) von Major von Nolken. — Ueber die Analogieen 
des Chroms mit dem Eisen und Mangan von N. Neese, Apotheker. 
— Beiträge und Ergänzungen zu den geologischen Verhältnissen des 
Orenburgischen Gouvernements und der westlichen Ural- Seite, insbe- 
sondere über vorweltliche Thier-Reste im West-Uralschen Kupfersand- 
stein (System permien) und im Bergkalke (Tab. IV.) von Major Wan- 
genheim von Qualen. — Beobachtungen über einige in krankhaft 
faulenden Kartoffeln gefundene Acarier und Dipteren-Larven und be- 
obachte!e Metamorphose einer neuen Fliegenspecies und einer bekannten 
Blattwespe (Tab Ill. Fig. 1—5.) von B. A. Gimmerthal. — 
Practische Bemerkungen über Tödtung, Bereitung, Bewahrung und Er- 
ziehung der Schmetterlinge behufs der Sammlung (Tab. Il. Fig.b.) von 
Dr. W. Sodoffsky. — Beurtheilung des Werkes „Entwurf einer 
systematischen (Darstellung des Mechanismus der von N. Copernieus 
entdeckten Weltkörper-Bewegung mit allen ihren Folgen v. E. U. 
Ewertz. Mitau 1846. 8. S. 270 u. 3 Taf.“ von Apotheker N. Neese. 
— Ueber die Eneriniten-Kalksteine von Pawassern von Major Wan- 
genheim von Qualen. — Beitrag zur Lehre vom Schmerz des 
Schmetterlings von Dr. W. Sodoffsky. — Chemische Notizen über 
Chloroform und tanninsaures Eisenoxydul von C. Frederking, 
Apotheker in Riga. — Die Kartoffelkrankheit in den Ostseeprovinzen 
Kur-, Liv- und Ehstland in den Jahren 1846 und 1847. (Tab. IV. 
Fig. 1— 10.) von Dr. ©. E. von Mercklin. — Verzeichniss der 
gegenwärtigen Mitglieder des Naturforschenden Vereins zu Riga. 


Sunhalt der Iſis 1848. 


Heft IV. 


Seite 

241. Auszüge aus den Abhandlungen der dänischen Gefellfchaft der 
Naturwiffenfchaiten VII. 1838. 

Reinhardt, über Trachypterus Vogmarus. 

Derfelbe, über grönländifche Wirbelthiere, beſonders Vögel 
und Fifche. 

Derfelbe, über die Fische aus der Sippe Lycodes et By- 
thites, 


247. 
279. 


Seite 

299. Auszüge aus der Meberficht der Verhandlungen der Stodholmer 
Academie. 1844. u. 1845, 

314. Bücheranzeigen von Öloder, De Candolle, Haßkarl, 
Mettenheimer, Schinz und Kull, Freyer. 

318. Berichtigung zu dem Aufſatze über Leeuwenhoeks Leben, 


Eingegangen: 
Entomologifches von 3. in G.; 0.9. in M.;v. ©. in M. 


Bücher, 


E. Heeger, Beyträge zur Schmetterlingsfunde oder Abbildungen 
und Befchreibungen neuer fieilianifcher Schmetterlinge. Wien. 1838, 
ar El. 

B. C. Brühl, Anfangsgründe der vergleichenden Anatonne aller 
Thierclaffen, zum Selbſtſtudium. Wien bey Mörſchner. Heft 3. 
1817. 8. 254 Tafeln 19 in groß 4. 

Vetenſtaps-Akademiens Handlingar für Ar 1845. Stodholn 
1847. 8, 474 nebit vielen Tabellen. Tafeln 6. 

Dfverfigt af k. Vetenſtaps-Akademiens Förhandlingar. 1846, 8. 
Nr. 7— 10. T. 2. — 1817, Ne. 1-6. T. 6. 

Zetterstedt, Diptera Scandinaviae. Lundae. V. 1846. 8. 
p. 1739 — 2162, 

Schönherr. Mantissa secunda Familiae Curculionidum. 
Holmiae 1847. 8. 86. } 

Pritzel, Thesaurus Literaturae botanicae. Lipsiae apud 
Brockhaus. Fasciculus Ill. 4. p. 161 — 240. 


I 


Goulds Monographie der Ramphaſtiden, mit Zufäßen von 9. und 
M. Sturm. Nürnberg. Heft IV. 1847. fl. Fol. T. 8. ill, 

M. Sturm und A. Schniglein, Verzeichniß der phan, Pflanzen 
um Nürnberg und Erlangen. Nürnberg bey W. Sturm, 1847, 8. 
1838. 

Safob Sturm, Deutfchlands Fauna im Abbildungen nah der 
Natur. V. Heft. 19. Käfer, Nürnberg b. DVerfaffer, 1847. kl. 8, 
120. T. 315 — 360. ill. 

Deffen Deutfchlands Flora. Pilze von G. Preuß. Heft 25. 26, 
1818. fl. 8. T. 21. 

E. Fr. Glocker, Generum el Specierum Mineralium Syn- 
opsis. Halae apud Anton. 1847. 8. 349, 

A. v. Morlot, Erläuterungen zur geolegifchen Weberfichtscharte 
der nordöftlichen Alp. Wien bey Braumüller 1847. 8, 212, 
1 Ch. in Fol. ill. 

Derfelbe, über Dolomit und feine Fünftliche Daritellung aus Kalk— 
ftein, Ebendaſ. 1847. 4. 11 Holzſchnitte (aus Haidingers naturw. 
Abh. 1. 

6. — Memoria per servire alla Stor. 
(Ixodes). Torino. 1848. 4. 38. (Mem. acc. Tor. 
Tome IX.) 


nat. d. Issodi. 
Serie II. 


J 


[4 


(=: 


1848. 
wett. V 


Beyträge zur Naturgefchichte der Kerfe, 


in Beziehung auf ihre verfehiedenen Lebenszuftände, ihre Beinde in jedem Zuſtande, und ihre Nahrung, mit erläuternden Federzeichnungen von 
6, Heeger in Wien, Tafel IN. — VI. 


Obwohl im Gebiete der Kerffunde in gegenmwärtiger Zeit fehr 
viel für die Erweiterung der lebensgefchichtlichen Kenntniß diefes, 
nicht nur Beachtung verdienenden, fondern aud in vieler Be— 
ziehung wichtigen Imeiges der Naturgeſchichte geſchieht, nament= 
lih von Bouhe, Hartig, Ratzeburg u, m. a.; fo bleibt 
dem Freunde diefer geifterhebenden Wiffenfchaft doch noch immer 
ein weites Feld offen zu nüslichen und aufflärenden Beobach— 
tungen in Bezug auf Lebensweiſe und nähere Kenntnig der 
Körpertheile, was ung immer mehr und mehr beweift, wie nöthig 
es ift, das fo lange WVerabfäumte nachzuholen. Die Verhälts 
niffe der erften Stände zu erforſchen, fcheint den mehrften ein 
zu fchwieriger Gegenftand und auch zu wenig lohnend. 

Sch habe mic) feit meiner Jugend in den wenigen Muße— 
ftunden bemüht, meine Aufmerffamfeit auf diefen Zweig zu 
richten, um die Zweifel über Art und Abart durch genaue und 
vielfache Beobachtung der verfchiedenen Kebenszuftände zu löfen, 
und die Stellung diefer Thiere in der fyftematifchen Ordnung 
deutlicher zu zeigen, fo wie aud) ihre Nüslichkeit oder ihre nach— 
theiligen Einwirkungen auf Haus-, Garten:, Feld: und Forft: 
Wirthſchaft zu erforfchen. Ben diefer Gelegenheit wurde ich 
zugleich uͤber viele Unrichtigkeiten und Undeutlichfeiten älterer 
Forſcher, denen nicht fo viele Hülfgmittel und Vorarbeiten, wie 
uns dermalen zu Gebote ftanden, belehrt. 

Da meine Forfhungen ſich größtentheil auf Eleine Kerfe bes 
ziehen; fo habe ich, um die Verhältniffe ihres Baues und ihrer 
Körpertheile mit Beftimmtheit angeben zu Eönnen, Alles mittels 
des Micrometers Unterfuht, und darnach auf vergrößerte Mir 
crometer= Ubdrücke Igezeichnet, und bin daher im Stande, die 
Verhaͤltniſſe dev Eleinften Beftandtheile mit Beftimmtheit anzu: 
geben, und für die Genauigkeit einzuftehen. 

Bey Beſchreibung der Gegenftände und ihrer Theile beyutze 
ih im Allgemeinen die Ausdrüde von Kirby’s und Bur— 
meifters Drismologie; bey Benennung der Farben aber fo 
viel möglich die angenommenen technifchen oder die in der Kunft 
gebräuchlichen Namen. 

Möge jeder Freund der Wiſſenſchaft meine Arbeiten nachſich⸗ 
tig und wohlwollend beurtheilen, und meine Abſicht, das eigent— 
lich Fehlende und Nöthige der Kerffunde nah Möglichkeit zu 
erforfchen und hierdurch, diefer Wiffenfchaft, als auch der Oeco— 
nomie nüßlich zu feyn, berüctfichtigen. Möge Feder verfichert 
feyn, daß es mich fehr erfreuen würde, wenn diefe meine Er— 
fahrungen und Arbeiten von Männern vom Fache geprüft, das 
Richtige beftätigt, das Mangelhafte wohlwollend berichtigt und 
das Fehlende nachgetragen würde. 

Iſis 1848. Heft 5, 


Noch mehr Vergnügen würde e8 mir aber machen, wenn ich 
durch diefe Arbeiten Nachahmer zum Beobachten erweden follte. 
In diefem Falle würde ich mit größter Bereitwilligkeit jeder 
Anfrage mit Rath und That nach meinen Kräften begegnen, 
und die mir, durch raftlofen Eifer und viele Aufmerffamkeit 
Eund gewordenen Vortheile im Auffuben und Beobachten des 
Lebens und Mebens der Kerfe an die Hand gebem, 


Mödling unmweit Wien im November 1847. 


1. Gen. Paropsis Olivier. Spartophila Chevrolat. Chry- 
somela sexpunctata Fabr. (Tab. I.) 


Duftschm. Fn. III. 204.65.; Dejean Cat. ed. II. 427. 


Lebensgefhihte. Die im Herbft: unbegattet gebliebenen 
Käfer überwintern an feuchten Stellen, unter abgefallenen Blät: 
tern, aud) unter Moos, kommen im März oder April bey guͤn— 
fliger Witterung auf ihre Nahrungspflanze, den Luzernerklee 
(Medicago sativa), nähren fih an warmen Zagen von den 
zarten Blättern, begatten ſich bey Sonnenfhein, bleiben einige 
Stunden in Begattung, wo dann nach einigen Stunden das 
Meibchen an die Unterfeite der Blätter verfchiedener folcher 
Pflanzen zu 8 bis 15 Eyer nebeneinanderftehend abfegt und 
mit einem dünnen Schleim: befeftigt, aus welchen nad) 10 bis 
14 Zagen die Eleinen Raͤupchen ausbrehen, fih Anfangs von 
den zarten Blättern junger Zriebe naͤhren, nach 8 oder 10 Ta— 
gen ſich das erfte Mal, nach, ähnlicher Zeit das zweite Mal, 
und in ſolchem Zeitraume auch dag dritte Mal bauten, Nach 
weiteren 8 bis 10 Tagen verlaffen fie das Sutter, um ſich 
ohne Gehäufe, ganz unverwahrt, auf der Erde zur Puppe zu 
verwandeln, woraus der Käfer nach 10 bis 14 Tagen, ohne 
die Puppenhaut abzuftreifen, vollkommen ausgebildet erfcheint. 

Es entwidelt fi alfo vom Zage des abgelegten Eyes zwiſchen 
6 bis 8 Moden der Käfer. 

Meil die Witterung und Temperatur fehr bedeutenden Ein— 
fluß auf die Zeit der verfchiedenen Verwandlungen ausüben; fo 
brechen von einer Brut nicht alle Naupchen zugleich aus; eben 
fo wenig. geben die Häutungen und Verwandlungen regelmäfig 
vor fih; daher kommt es alfo, duß, wie bey vielen anderen 
Kerken oft ſchon Anfıngs May und bey günftiger Herbftwitte: 
rung oft bis Ende Detober alle Stände, Eyer, Larven, Nym— 
phen und Käfer zu gleicher Zeit an ein und demfelben Drte 
Ra... find. 

Sie richten daher in warmen Jahren, auf feuchtliegenden 
Miefen mit Luzernerklee, oft bedeutenden Schaden an, welchen 

21 


323 


der aufmerkfame Deconom durch öfteres Ueberftreuen mit Gyps 
oder Afche und durch öfteres Abmähen (Abfchneiden) befeitigen 
Eann, indem dadurch jedesmal eine Menge von Eyern und Far: 
ven getödtet werden, und fo auch für die Zukunft diefes Uebel 
befeitigt wird. 


Befhreibung. 


Der Käfer felbft ift fhon fo gut und oft fammt feinen 
Theilen befchrieben und abgebildet, daß beffen Beſchreibung hier 
in wiffenfchaftlicher Beziehung ald Überflüffig erfcheint; um aber 
dem Deconomen oder Gartenfreunde ihn kenntlich zu machen, 
gebe ich folgende Furze Befchreibung. 

Er ift 24 bis 3 Linien lang, 13 bis 2 Linien breit, faſt 
gleich breit, vorn und hinten abgerundet; dunkel zinnoberroth 
(ziegelroth); Kopf ſchwarz, Bruftkaften mit zwey ſchwarzen 
Puncten; Fluͤgeldecken von der Schulter mit zwey, gegen die 
Mitte mit 3 ſchwarzen laͤnglichen Mackeln; Schildchen ſchwarz; 
Beine braun, der Leib unten ſchwarz. 

Die Eyer find 4 Linie lang, halb fo did, faft cylindriſch, 
am oberen Theile auf einer Seite mit einwärts gekruͤmmter 
Spise, welche auf der innern Seite bi gegen die Mitte des 
Eyes ausgehöhlt ift; am unteren Ende etwas verfchmälert, ab— 
gerundet; faft hautig licht gelb (bla gummiguttifarben), faft 
glatt, bey ſtarker Vergrößerung dicht, aber zart und rund ge= 
mafert, glänzend. 

Die Eleinen Raͤupchen find beym Ausbrechen ſchwarz, raub, 
werden nad) jeder Häutung bläffer, erhalten nad) ber dritten 
einen ſchmutzig gelblihen Grund, auf welchem die Ineutralfar- 
benen (blaß fhmärzlih braunen) Waͤrzchen fichtbar werden, 
wodurch fie fih dann von ähnlichen leicht unterfcheiden Laffen. 

Sie etreihen eine Länge von vier, und eine Dide von zwey 
Linien, und in biefem Zuftande ift 

der Kopf etwas mehr als halb fo breit als der Körper, 
halb fo lang. als breit, neutralbraun (fhwärzlih braun) un: 
gleich punctiert. 

Der Vorderbruft:Abfcehnitt (Prothorax) hat oben an 
beiden Seiten ein abgerundetes länglidyes Schildchen, hornig 
hart, von Farbe wie der Kopf, in deſſen Mitte eine blaffe läng- 
liche Mader. 

Mittels und Hinterbruft-Abfchnitt find gleich bezeichnet 
und faft gleich breit und lang, haben an beiden Seiten ein 
fihelförmig einwärts gebogenes Schildchen, am Vorderrande 
ſechs Eleine runde, gegen den Hinterrand zunächſt den Sichel: 
fleden ein größeres rundes, innerhalb diefer zwey etwas größere 
länglihe Wärzchen, 

Der vierte bis einfhlieglih neunte Keibring find 
durchweg gleich gezeichnet, in ihrer Länge und Breite wenig 
unterfchieden; am Vorderrande eines jeden diefer fünf Leibringe 
find 8 Eleinere, am Hinterrande 6 größere runde, gleichmweit 
entfernte Wärzchen, mit 5 bis 6 fehr Eurzen, ſchwarzen Borſten. 

Der zehnte Keibring unterfcheibet ſich durch zwey parallele 
fchmale Schildchen, mo neben dem vordern an beiden Enden 
ſich ein Eleines MWärzchen befindet; der 11 te ift in feiner Mitte 
mit einem ftumpfdreyedigen Schildchen, an beffen beiden Seiten 
gegen den Vorderrand ein Wärzchen fteht, bezeichnet; der 12tte, 
die Afterklappe oder der Cremaster, ift nur halb fo breit alg 
der 11te, faft ganz mit einem ftumpfdreyedigen Schilde, wel— 
cher mit Borften bewimpert ift, bedeckt; uͤberdieß befindet ſich 
an jedem Leibringe, den 2ten, Sten und leßten ausgenommen, 
denen auch die Luftlöcher ( Spiracula v. Stigmata) fehlen, über 


324 


ben Luftloͤchern noch. ein Wärzchen von ber Größe ber am Hin⸗ 
terrande neben ben Sichelfleden ftehenden. 

Die 18 Luftlöcher find rund und ſchwarz, fo klein "als die 
Eleinen Wärzchen. 

Die Unterfeite bes Leibes, der Oberfeite an Farbe gleis 
chend, hat wie alle Larven diefer Hauptgruppe an ben 9 lebten 
Leibringen Eeine Füße, ift aber mit hornigen Wärzchen, welche 
wie die ber Dberfeite mit kurzen Borſten beſetzt find, bezeichnet, 
und zwar: die ſechs erfteren vom Hinterbruftringe find gleich; 
in der Mitte ein bohnenförmiges querüber liegendes Schildchen, 
gegen den Vorderrand an beiden Seiten zwey gleichweit entfernte 
Eleine, gegen den Hinterrand zwey folche etwas größere MWärz- 
hen; der 7te und. Ste (eigentlich 10te und 11te) haben ebens 
falls das bohnenformige Schildchen, aber an den Seiten ftehen 
zwey Eleine Märzchen vor einander, und gegen den Auffenrand, 
zwifchen den Eleinen, noch ein größeres bey erfterem; dem Letz— 
teren fehlen die Eleinen Wärzchen. Das legte oder Afterglied 
ohne alle Auszeihnung, nur hat der etwas vorftehende runde 
After zwey Laͤppchen, welche als Nachfchieber dienen. 

Die ſechs Vorderfüße faft fo lang als der Leib breit iſt, 
mattfchwarz, dreygliedrig, wodurch Schenkel, Schiene und Fuß 
fhon deutlich dargeftellt find, von dicht horniger Maffe; alle 
drey Glieder gleich lang und gleich did, die Klaue aber ift etwas 
ſchmaͤler als dag dritte Glied, den dritten Theil fo lang, aber 
gegen innen ſtark ausgefchnitten und am Grunde des Aus- 
ſchnittes mit 4 fehr Eurzen Zähnen. Die Füße find aber nicht, 
tie gemöhnlich, genähert, fondern- faft am Außenrande der drey 
Bruſtabſchnitte eingefügt. 


Befhreibung der Mundtheile der Larve. 


Die Oberlippe dünn, hornig, gelbbraun, + fo breit als 
der Kopf, nur halb fo lang als breit, am Grunde grad, gegen 
vorn fait halbfreisformig, vorn in der Mitte breyedig ausge: 
fhnitten, an beiden Seiten des Ausfchnittes mit drey. bis fünf 
feinen Zähnen befegt. 

Die Unterlippe an Farbe und Maffe der Oberlippe gleich, 
halb fo breit als diefe, am Unterkopf fell angewachfen, vorn 
wellenförmig, in der Mitte mehr vorragend und mit zwey Bors 
ften befeßt; an den Seitenvorragungen fißen die drengliebrigen 
Taſter, deren 1ftes Glied noch einmal fo breit ald lang, das 
2te wenig länger und mehr als halb fo breit, das 3te aber 
noch einmal fo lang, aber nur 4 fo breit und Eegelförmig, auch 
mit einer dem Gliede gleich langen Borſte befebt. 

Oberkiefer feft, hornig, dunkelbraun, am Grunde mehr 
als halb fo breit, aber faft noch einmal fo lang als die Ober— 
lippe; der Nücen viertel£reisförmig gebogen, die Kaufläche mit 
5 kurzen abgerundeten Schneidezähnen. 

Die Unterkiefer weich, dünnhornig, gelbbraun, beftchen 
nur aus Kauftüd und Taſter. 

Das Kauftüd ift fo lang als der Oberfiefer, 3 fo breit 
ald lang, faft gleich breit, vorn abgerundet und mit Borften 
befegt; das Taſterſtuͤck wird an der Mitte des Nüdens durch 
eine dornähnliche Erweiterung gebildet. 

Die Taſter find dreygliedrig, etwas mehr als halb fo lang 
und beynah fo breit als dag Kauſtuͤck; 1ftes Glied vieredig, 
halb fo lang als dag 2te; tes beynah fo lang als breit, am 
Grunde wenig verfhmälert; dag te Glied Eegelförmig, faft fo 
lang als die beiden vorigen zufammen; nur dag 2te ift mit 
einigen langen Borften bewimpert. 

Die Fühler figen an den Seiten des Kopfes gegen vorn 


325 


zu, zweygliedrig, ſehr Eurz in häufiger Vertiefung entfpringend ; 
erftes Glied blaßbraͤunlich, faft tellerföormig; zweytes ſchwarz, 
kuglig, mit drey ſehr Eurzen VBorften. 

Die Puppe bat die Größe und Form des Käfers, beyläufig 

3 Rinien lang, 2 Linien breit, ift anfangs gelblich weiß, dann 
find die Augen und.die Oberfiefer die erften Gegenftände, welche 
ſich färben. 
; Die Fühler liegen unter den feitwärts gebogenen Vorder: und 
Mittelfügen, von welchen das legte Paar unter den am Unters 
Teib zufammenftoßenden Flügeldecken verborgen ift. Die Flügel: 
deden reihen bis zum 5ten Leibabfchnitt; die Leibabfchnitte 
fo wie die ganze aͤußere Form haben nichts befonders Bemer— 
kenswerthes; das Afterglied aber ift halb fo breit und eben fo 
lang als das vorleßte, faft dreyedig, mit zwey getrennten, kur— 
zen Dornen am aͤußerſten Ende; übrigens ift die ganze Puppe 
dicht mit Eurzen, weißen Härchen bewachfen. 

Als ihre Feinde im Larven-Zuftande find mir bisher bekannt 
folgende. zwey SFliegenarten: Anthomyia floralis Fall. und 
Tachina bisignata Meig., von welchen die Lebensgefchichte 
und nähere Befchreibung auch folgen wird. 


Er£lärung der Abbildungen. 


Spartophila sexpunctata, tab. Ill. 
A. Das Ey. 
B. Die vollfommen ausgebildete Larve. 
B. 1. Oberlippe, 2. Unterlippe mit den Taſtern, 3. biefe 
Zafter mehr vergrößert, 4. Oberkiefer, 9. Unterkiefer, 
6. Vorderfuß.  - 
C. Puppe von unten. 
Diefe Abbildungen fo wie die folgenden find von dem Ver— 
faffee nad) der Natur und dem Micrometer gezeichnet. 


2. Gen. Clypeaster And., Gryphinus Reditb. 
Marsham. (Tab, Il.) 
Redtenbacher, Fauna Austr. pag. 573. - 
Gylienhal, Ins. Suec. IV. 516. 2. 


Lebensbefchreibung. 


Die Käfer und Larven überwintern in feuchter Miftbeeterde 
oder Ealtem Gartenmift, Eommen im Frühlinge bey warmen 
Tagen ins Freie, begatten fi) im Suny und Suly, auch mand)= 
mal noch im Auguft unter. faulem Pflanzendünger bey‘ Tage, 
und bleiben oft mehrere Stunden in Begattung, wo das Männ- 
chen auf dem Weibchen figen bleibt und fich von felbem herum: 
tragen läßt. Sie halten fi) am liebften, in meinem Garten, 
in Menge unter faulen  Kohlblättern, während der Sommer: 
monate in allen Lebenszuftänden auf; andern Tags nach der 
Begattung legt das Weibchen die Eyerchen, gewöhnlich nur ein- 
zen, an faule Pflanzenbeftandtheile im Verborgenen ab, aus 
melchen nach 9 bis 10 Tagen. die Larven ausbrechen, und fich 
während aller 3 Häutungen, die in Zwiſchenraͤumen von 8 bis 
9 Tagen ftattfinden, von faulen, feuchten Pflanzenbeftandtheilen 
wie die Käfer nähren; nach der dritten Häutung verwandeln 
fie fih nah 9 bis 10 Tagen zur Puppe, aus welcher nad 

weitern 10 bis 12 Tagen der Käfer kriecht. 

Dom Ausbrehen aus dem Ey bis zur Verpuppung behalten 
bie Larven einerlen Form und Farbe, und zu jedesmaliger Haͤu— 
tung Eleben fie fi durch einen zarten Schleim, wie die Larven 
der Goceinelliden und mehrerer anderer Käfergattungen, mit dem 
After an Pflanzenbeftandtheile an. 


lateralis, 


326 


Befchreibung ber verfchiedenen Verwandlungszuſtaͤnde. 


Das Ey 4 Ein, lang, halb fo did, faſt walzig, oben und 
unten abgerundet, häutig, milchweiß, glatt, glänzend. 

Die Larven, volllommen ausgewacfen, 3 Kin. lang, 4 Ein. 
breit, eigentlich gelblihweiß; da aber der ganze Körper, ziemlich 
dicht, mit graufihen Schuͤppchen, ſtatt mit Haaren befegt ift, 
fo erfcheinen fie graulich. 

Der Kopf bildet ein abgeftumpftes Dreyed; am Grunde mehr 
als halb fo breit als der Vorderbruft » Abfchnitt, hornig, braun, 
an den vordern Seiten etwas eingebogen, hinten etwas abge: 
rundet, und unter dem Vorderbruft:Abfchnitt verborgen; in. den 
beiden hinteren Winkeln die runden, ſchwarzen, ziemlich großen, 
erhabenen Augen. ö 

Da meine. in Weingeift aufbewahrten Larven zur Zergliede— 
tung untauglid) wurden; fo werde ic) die Mundbeftandtheile 
derfelben in der Folge nachtragen. 


Vorderbruſt⸗Abſchnitt 4 fhmaler als die übrigen Leibabſchnitte, 
nicht ganz halb fo lang als breit, in der Mitte deſſelben vier 
braune, hornige Schildchen, welche zufammen die. Hälfte ber 
Iberfläche einnehmen und eine, durd) ein häutiges Kreuz mit 
gefenkten Seitentheilen getrennte, runde Scheibe bilden, wodurch 
die vordern beiden Theile noch einmal fo groß. als die beiden 
bintern werben; die. 9 folgenden Leibabfchnitte haben nichts 
Ausgezeichnetes, und find in ihrer Breite und Länge Imenig 
unterfchieden, nur nehmen die zwey legten berfelben etwas an 
Breite und Ränge ab; der 11te Abfchnitt ift beynah um die 
Halbſcheid ſchmaͤler, aber. etwas länger als der vorige, mit zwey 
allmahlih in Haut übergehenden, dreyedigen hornigen Scild- 
hen, melde mit der breiten Seite gegen vorn, mit der Spitze 
gegen den After gekehrt find; der Hinterrand diefes Abfchnittes 
ift in der Mitte, etwas eingefchnitten; der 12te oder Afterab- 
ſchnitt ift nit halb fo breit und faum halb fo lang als ber 
elfte, halb rund, braun, hornig, nadt, zum Xheil unter dem 
vorlegten verborgen, 

Der erſte und die beiden legten Leibabchnitte find an ben 
beiden Seiten, die übrigen auf der ganzen Oberfläche mit grauen, 
ſehr Eurz behaarten Schuͤppchen befegt. 

Diefe Schüppchen find beynah, Eegelfürmig, mit der Spitze 
gegen unten, bey vollfommen ausgewachfenen Larven 1; Lin. 
lang, 25 Lin. breit, zum Theil oben gerade abgeftugt, zum Theil 
abgerundet, an den beiden letzten Leibabſchnitten größtentheils 
gefpist. 

Die Puppe gewöhnlich eine Linie fang, 3 Lin. breit, gelb- 
lichweiß, enförmig; der Kopf abwärts geneigt, anliegend, kaum 
4 fo breit als die Nymphe, fo lang als breit, gegen den Mund 
verfchmälert, fehr fumpf; die Augen rund, faft halb fo breit 
als der Kopf, die Fühler unter den Schenkeln der Vorderfüße 
verborgen ; die Unterlippentafter fehr groß, faft fo groß als ber 
Kopf, enförmig; der DVorderbruftfaften bildet vorn einen Halb- 
kreis, umfchließt den vierten Theil der Nymphe, faft fo di als 
der Kopf, und ift am Rande mit Eurzen, weißen, oben gefnöpfe 
ten Häcchen beſetzt; die Schenkel aller 6 Füße unregelmäßig 
herzfoͤrmig, faft noch einmal fo breit und lang als der Kopf; 
die Tarfen der beiden vordern Paare unter den Schenfeln, die 
des legten Paares unter den Flügeldecken und von diefen ganz 
bededt. Die Fihgeldeden fehr abgerundet, reichen bis an den 
fünften Leibabfchnitt und laffen in der Mitte nur einen Raum 
des Leibes von der Haͤlfte ihrer Breite unbedeckt; die Hautfluͤgel 
ragen in der Mitte gegen unten zu nur ſehr wenig vor; die 5 


327 


legten und unbebedten Reibabfehnitte find allmählich) verfhmälert 
und verkürzt, fo daß der legte kaum & fo breit als die Nymphe 
und faft nur 4 fo lang als breit iſt; am Ende ragen 2 Eurze 
"abgerundete Zäpfchen vor. | 
Der Käfer ſelbſt ift fhon oft und deutlich befchrieben, fo 
daß ich die Wiederholung derfelben für überflüffig halten darf; 
da aber meine Beobachtungen in Bezug der Mundtheile von 
denen anderer Autoren nicht unbedeutend abweichen, fo halte 
ich deren genauere Darftellung und Befchreibung für zweckmaͤßig. 
Dberlippe hornig, gelbbraun, 4 fo breit als der Kopf und 
halb fo lang als breit, an den Seiten ftarf abgerundet, an der 
Murzel grade abgeſchnitten, an den Seiten abgerundet, vorn in 
der Mitte eingebuchtet, die ganze Oberfläche ziemlich dicht mit 
£urzen gelben Borſten bewachſen. 
Unterlippe mit den Zaftern fat fo lang und breit als die 
Oberlippe, dünnhernig, gelbbraun, beynahe vieredig ; bie Zunge 
bäutig, vorn gerade abgejtußt, von der Lippe bedeckt; die Zafter 
zweygliedrig; erſtes Gliedes beynah laͤnglich vieredig, fo breit 
als die Unterlippe, zweytes Glied 4 fo lang und faſt fo breit 
als das erfte, mit fehr kurzen Härchen bewimpert; Kinn fo 
breit als die Kippe, nur 4 fo lang als breit, hornig, gelbbtaun, 
an der Wurzel verſchmaͤlert und gerade abgefchnitten. 
Dperkiefer hornig, geibbraun, um die Hälfte länger und 
an der Wurzel etwas mehr als halb fo breit als die Dberlippe ; 
Kauflaͤche faſt häutig, gerade, nur unten etioas vorragend, ber 
Ruͤcken ftart gebogen, der Gelenkkopf ziemlich groß, ſtark 
vorcagend. 
Unterkiefer faft noch einmal fo lang als bie Oberkiefer, 
dünnhornig, gelbbraun; die Angel 4 fo lang als die Unterkiefer 
im Ganzen, faft dreyedig abgeftumpft; der Stiel hat beynah 
die Form und & öße der Angel, der Rüden etwas eingebogen; 
das Tafterftüct kaum 4 fo lang und nicht halb fo breit als der 
Stiel. Die äußeren Taſter zwengliedrig; erftes Glied fehr 
groß, faft halb fo breit, aber fo lang als bie Oberlippe, birn= 
förmig, an der Wurzel verfhmälert; zweytes Glied nicht halb 


fo lang als das erfte, und kaum halb fo breit als lang, faft. 


tegelförmig, oben abgerundet, beide mit Furzen Borften bewach⸗ 
fen; innere Taſter etwas länger als dag erfte Glied der Außeren 
Tafter, kaum 4 fo breit als lang, oben etwas verdidt, mit 2 
geraden, einmwärtsftehenden Zähnen, unten gegen innen fege für- 
mig gehohlkehlt; Kauſtück faft hautig, etwas kürzer und fehmäler 
als die inneren Zafter, oben fehr Furz behantt. 

Fühler zwifchen den Augen eingefügt, zehngliederig, 3 län: 
ger als der Bruftkaften; erftes Glied 4 fo lang als die gan— 
zen Fühler, fat halb fo did als lang, walzig, etwas gebo— 
gen, unbehaart; zweytes Glied halb fo lang und beynah fo 
breit als das exfte, am Grunde etwas verſchmaͤlert; drittes bis 
einfchlieflich jiebentes gleich lang und breit, faft fo breit, aber 
nur 4 fo lang als das zweyte; das achte Glied faſt wie das 
zweyte; das neunte Glied beynah nur halb fo lang und fo breit 
als dag achte; dag zehnte etwas länger und vorn breiter ale 
das achte, gegen innen fchräg abgeftußt; die neun legteren mit 
einigen gelben Borften, und bas legte am obern Runde mit 
Eurzen Haaren bewimpert. 

Obwohl ich fehr viele Larven erzog, erhielt ich doch Feine Pa— 
vafiten als ihre Feinde, 


Erklaͤrung der Abbildungen. 


Gryphinus lateralis, tab. Ill. D. 
A. Das Ey, 


328 


B. 1. Die Larve, 2., 3. die Schüppchen derſelben. 

C. Die Puppe von unten. 

D. 1. Die Oberlippe des Käfers, 2. Unterlippe, 3. Oberkiefer, 
4. Unterkiefer. 


3. Simulium colombaschense. 
müde (Taf. IV.) 


Rhagio colombaschensis Fab.: ent. Syst. IV. 276. 22, 
Musca colombaschensis Gmel.: Syst.nat. V. 2866.324. 
Simulium reptans Latreille: Genera IV. 269. 
Atractocera pungens Panz.: Faun. Germ, CV. 8. 
Atractocera maculata? Meig.: Claſſ. d. Zweyfl. I. 95. 3. 
Simulia maculata? Meig.: Syſt. Beſchr. d. Zweyfl. 1.294. 


Diefe fo berüchtigte Fliege verdient ihrer wirklich bedeutenden 
Schaͤdlichkeit und Gefährlichkeit wegen mehr Beachtung, als ihr 
von Naturforfchern, von den Behörden und Decenomen bisher 
geſchenkt wurde: denn ihre Erfcheinen im Banat und in Ungarn 
überhaupt in großer, daher ſchaͤdlicher Menge ift keineswegs fo 
felten, als man zu vermutbhen berechtigt zu ſeyn fcheint, weil 
nur felten über deren wirkliche Schädlichfeit etwas öffentlich be= 
kannt gemacht wurde. 

Schon oft erhielt ih Gelegenheit, mich durch unzweydeutige 
Berichte von der kaum glaublihen und auffallenden Gefährlichs 
keit dieſes Inſectes zu Überzeugen; denn wenn auch mande 
Nachrichten hierüber von Unfundigen und Uebertreibung lieben= 
den Berichterftattern auf eine Art entftellt wurden, daß für den 
Naturforſcher die Sahe augenfcheinlic als unmahr erfckeinen 
mufte; fo war mir doch durch die Berichte des aufmerkffamen 
und eiftigen Sammlers, G. Dahl, welcher den Frühling und 
Sommer 1827. im Banat zubradyte, wenigftens Elar geworden, 
daß dag Erfcheinen einer unglaubliben Menge fehr gefährlich 
fey. Der Ueberfall ift bey heißer Witterung aͤußerſt nachtheilig 
felbft für Menfchen. Der Ueberfallene hat von großem Gluͤck 
zu fagen, wenn er fo viel Gegenwart des Geiftes behält, ſich 
ihrer durch ſchnelles Laufen, Einhuͤllen des Kopfes und der 
Hände zu ermehren, und nur mit verlegten Augenliedern und 
Nafenlochern davon zu fommen. 

Us fie im Jahre 1845. auf der Herrfchaft Forazeft und 
Umgebung im Banat, Krafchover Comitat, wieder fehr häufig 
und dem dortigen Viehſtande fo nachtheilig wurden, daß viele 
Hundert Schafe zu Grunde giengen, erhielt ich durch die 
Aufmerfamfeit des Herrſchaftsbeſitzers, Herrn Winfler von 
Forazeft, mehrere Hunderte in Weingeift aufbewahrte, zur Uns 
terfuhung vollEommen geeignete; und aus diefen Unterfuchungen 
ergab fich mir nun fehr deutlich die Urfache der fo auffallenden, 
ſchnell entzündlichen WVerlegungen; denn ſowohl die fchnabelar= 
tige Oberlippe als auch die Unterkiefer find mit Zähnen befegt, 
womit nicht nur die zarten, fo leicht verlegliche Theilen viele Ver— 
wundungen (mehr als 90) erleiden; fondern auch beym Erſchla— 
gen oder Erdrüden der Fliegen die verlegenden Beftandtheile in 
den verwundeten Stellen zurück bleiben und dadurch die Ent: 
zundung vermehren, 


Befhreibung der Fliege und ihrer Theile 
Größenverhältnig. Die Meibchen find meiftens zwey, die 
Männchen eine und eine halbe Lin. lang; der Kopf faft fo breit 
als der Bruftkaften. Der Leib des Weibchens beynah dreymal, 
des Männcheng kaum zweymal fo lang als dieſer; die Füße 
wenig länger als der Leib, die Hinterfüße am längften; die Fühler 


Kolumbacfer Kriebels 


8329 


mehr als halb fo lang als ber Bruftfaften; die Flügel fo lang, 
aber faft noch einmal fo breit als die Fliege; das Schildchen 
fo lang und beynah fo breit als der erfte Hinterleibsring. 
Farbe, Kopf, Bruftkaften und Leib ſchwarzgrau; Fühler 
braun, grau fhimmernd; Füße blaßgelb, an den Gelenken und 
die Zarfen dunkel graubraun; Schwingen weiß; Flügel irifirend, 


Befchreibung der Körpertheile beider Gefchlechter. 


Kopf beynah herzformig, ſchwarzgrau, glatt; Geficht licht: 
grau, epformig gemölbt, dicht mit fehr kurzen Härchen und_mit 
einzeln zeritreuten lichtbraunen Borſten; Stirn 4 fo breit als 
der Kopf, gegen vorn um 4 verfhmälert; der fehnabelartige 
Mund verlängert, gelbbraun. 

Dberlippe gelbbraun, hornig, von auffen mit dem grauen 
Geſichte verwachfen, vorn verdünnt und etwas verfchmälert, am 
Grunde aber faft um 4 erweitert, beynah dreymal fo lang als 
breit, in der Mitte eine beinartige, lichtbraune, fchneidige Keifte, 
welche fich gegen die Wurzel bedeutend erhöht. 

Unterlippe gelbbraun, hornig, auffen flach, etwas: länger 
und breiter als die Dberlippe, gleihbreit, nur vorn etwas ver= 
ſchmaͤlert, und vorn wenig eingebuchtet; innen figen am Rande 
diefer Einbuchtung zwey bewegliche, gegen einander fehr gekruͤmmte, 
fhwarze, an der Wurzel kuglige Häkchen; an beiden Seiten 
zwey gerade Keiften, welche an der Wurzel fifchangelartig ges 
kruͤmmt und gefpist find; in der Mitte iff eine hornige Pike 
(alte Tanzenartige Waffe) verkehrt eingelegt, welche mit ihren 
©eitentheilen an die Leiften, mit dem Vordertheile an die von 
vorn hereinragende hornige Spiße, gegen hinten in eine fehr 
lange Spige auslaufend, in der Kinnhaut verwachſen ift; die 
Zwifchenräume find häutig ausgefüllt. 

Zunge ebenfalls gelbbraun, fehr flach, hornig, faft fo lang 
und breit alg die Oberlippe, vorn verfchmälert, in der Mitte 
von vorn herein, den vierten Theil der Ränge nach, ſchmal ge 
trennt, beide Seitenränder, von der Spike big gegen dag Ende 
der Trennung dicht mit fehr zarten gelben Haͤrchen befegt; an 
der Wurzel abgerundet, mit feinen braunen Seitenleiften; die 
beiden Seitenrander in der Mitte etwas eingebuchtet. Am 
Grunde der Zunge befindet fich Überdieß ein Theil oben, welcher 
wohl die Stelle der Gaumenzäpfhen bey Menfhen vertreten 
mag; bdiefer ift wenig fchmäler als die Zunge, faft noch einmal 
fo lang als breit, vorn und hinten verfchmälert, fehr dünn, 
hornhäutig, oben und unten dicht mit gelben Haͤrchen bewach— 
fen, die Wurzel braun hornig, fehr fein, mit zwey nadten 
Seitenſpitzen. 

Oberkiefer fo lang als die Oberlippe, hornig, braun, drey— 
gliedrig, alle 8 Glieder faſt gleich lang und gleich dick, erſtes 
Glied faſt viereckig, alle vier Wände in der Mitte etwas zu— 
fammengedrüdt, die innere gegen unten verfchmälert; zweytes 
dem erften fehr ähnlich, nur wenig ſchmäler, aber etwas länger, 
die innere Fläche mit Borften befest, an der Unterfeite mit 
einer ſchwammigen ausdehnbaren Haut; drittes Glied gegen 
auffen gemölbt, hornig, gegen innen beynah flach, häutig, aufs 
fhwellbar, mit runden, fehr bünnhäutigen Vertiefungen, aus 
deren Mitte eine Borfte entfpringt, zwiſchen dieſen aber mit 
kurzen Haͤrchen bewachſen. 

Unterkiefer gelbhornig, fehr dünn und platt, das Kauſtuͤck 
2 fo lang und halb fo breit als die Oberlippe, gegen vorn er— 
weitet, dann zugefpist, am Rande des ermeiterten Theiles, an 
beiden Seiten mit 10 bis 12 rofendornähnlihen, einwärts ges 
frümmten, unbeweglihen Zähnen; die innern Taſter etwas 

Iſis 1848, Heft 5. 


— — — 
— —— 


330 


kuͤrzer und ſchmäler als das Kauſtuͤck, mit der Wurzel neben 
dieſem ſtehend, hornig, gelb, etwas gegen auſſen gekruͤmmt, 
meſſerfoͤrmig, vorn zugeſpitzt, in der Mitte etwas verſchmaͤlert, 
von der Spige bis gegen die Mitte an beiden Geitenrändern 
mit einer zwoͤlfzaͤhnigen Säge, gegen auffen gekehrt, die innere 
Fläche bis’ zur Wurzel herab gehohl£ehlt; die Angel ift mit dem 
Baden verwachfen, braun, hornig, bildet aber ein rechtwinkliges, 
mit der obern Spige abgeftumpftes Dreyeck, an deſſen äufferen 
Seite der Stiel auffistz diefer ift faft fo lang und breit alg 
das erfte Zafterglied, vorn etwas verdickt und abgerundet, hornig, 
braun; das Zafterftüc liegt unter diefem, dünnhornig, gelb, halb 
fo lang als der Stiel und an der Wurzel etwas. breiter, auffen 
ſchräg abgefchnitten. 

Aeuffere Taſter dreygliedrig, beynah um die Hälfte Länger 
als die innern, die beiden erſten Glieder braun, hornig, die 
innere Seite häufig; erſtes Glied beynah den dritten Theil fo 
lang als der ganze Taſter, faft Feilformig, unten abgerundet, 
am Ende gegen auffen ſchraͤg abgefchnitten; zweytes Glied etwas 
fürzer und ſchmaͤler als das erſte, an der Wurzel beynah zur 
Spige verfchmälert, gegen innen fchräg abgefchnitten; Drittes 
Glied häutig, ſchlauchartig, gleich weit, 4 länger als das zmente, 
2 fo did als lang, grau, mit fehr furzen ſchwarzen Härchen 
geringelt. 

Augen groß, beynah halbEuglig, 4 Lin. im Ducchmeffer, die 
Seiten des Kopfes bildend, mit Eleinen, runden, erhabenen Zellen, 
gegen 1020, im Leben roth, im Zode ſchwarz. 

Fühler eilfgliedrig, gleich die, kaum merklich von Glied zu 
Glied verfchmälert, dunkelbraun, weißlich, kurz behaart; beym 
Männchen: erftes Glied faſt nur halb fo lang als breit, 
nadt; zweytes fo breit und noch einmal fo lang als das erfte; 
drittes bis einfchließlich achtes halb fo lang und wenig fchmäler 
als das zweyte; neuntes und zehntes faft um die Hälfte fchmä- 
fer, aber beynah fo lang als dag achte; elftes Fegelförmig, ftumpf, 
wenig fürger, aber nur 4 fo did als das zweyte. 

Beym Weibchen erftes und zmentes Glied faft wie beym 
Männhen, drittes wie das zweyte; viertes bis einfchließlich 
fiebentes fo breit, aber nur halb fo lang als das dritte; die 3 
folgenden find auch gleihh um 4 fchmäler, aber auch um 4 län- 
ger als die vorhergehenden; leßtes fo lang und nur halb fo die 
ald das zwente, 


Bruftkaften hornig, hart, etwas länger als breit, abge— 
rundet, ſchwarzgruͤn fchillernd, mit fehr kurzen lichtgrauen Härchen. 


Anmerkung Mir fanden, wie ich ſchon bemer£te, meh— 
vere Hundert beiderley Gefchlechts zu Gebote; ich Eonnte 
aber an feiner einzigen die von Meigen angegebenen 3 ' 
ſchwaͤrzlichen Linien auf dem Rüden des Bruſtkaſtens 
entdeden, obwohl ich ganz beftimmt überzeugt bin, daß 
diefe meine unterfuchte und zergliederte Müde die Colum: - 
bacfer Kriebelmüde iſt. 


Auch ſtoßen beym Männchen die Augen nicht zufammen, 
fondern find beynah wie beym Weibchen getrennt; endlich vers 
legen. mit ihren Theilen nicht nur die Weibchen, wie Meigen 
annimmt, fondern auch die Männchen, da ihre Mundtheile gleich- 
artig gebildet und gezähnt find. 


Schil dchen den vierten Theil fo lang und um 4 fehmäler 
als der Bruftkaften, halbrund, Farbe und Behaarung wie beym 
Borderbruftfaften. Es bildet eigentlih den obern Theil der 
Mittelbruft (den Mittelbruftkaften). 

Zr 


x 
— r — 


331 


Der Hinterbruſtkaſten ragt an beiden Seiten des Schild⸗ 
chens als zwey hornige, braune, faſt gleichſeitige Dreyecke vor, 
welche beynahe die Laͤnge des Schildchens haben. 

Vorderbruſt lichtgrau, faſt fo breit und wenig kuͤrzer als 
der Vorderbruſtkaſten; vorn gerade abgeſchnitten, hinten abge— 
rundet, durch eine Furche getheilt. 

Mittelbruft lichtgrau, hornig beynah fo breit, aber um 4 
fo lang als die Vorderbeuft, faft unter diefer verborgen, fo daß 
die Mittelfüße Enapp am Ende der Vorderbruft eingefügt find; 
von da ziehen ſich ihre Seitenwände fchräg gegen vorn an den 
Bruſtkaſten hinauf. ! 

Hinterbruft ebenfalls blaßgrau, hornig, Ränge und Breite 
wie die Mittelbruft, zieht fich aber hinten gerade gegen das 
Ende des Schildchens hinauf, Eurz, grau, am Hinterrande haarig 
und mit längeren Haͤrchen bewimpert. 

Schwingen zwengliedrig; erftes Glied honig, lichtbraun, 
ſo lang und doppelt ſo breit als die beiden erſten Fuͤhlerglieder 
zuſammen; zweytes Glied kolbig, haͤutig, weiß, mit feinen, kur— 
zen, und weißen Härchen dicht bewachſen; faft viermal fo lang 
als dag erfte; der Stiel fo lang, aber nur 4 fo breit als die 
runde Kolbe. \ 

Hinterleib neungliedrig, im Leben, beym Weibchen felbft 
nach dem Eyerlegen etwas breiter als der Bruftfaften, beynah 
eyfoͤrmig, die vier erften Ringe gleich lang, fleiſchig, gelblich 
braun; erſtes Glied an den beiden Seiten eine ſchwarze, drey— 
eckige, ſchwarzbehaarte Makel, die drey folgenden mit mehr oder 
weniger mattdunfelfhwarzen, didhäutigen und feingefucchten 
Schildchen; die drey folgenden ebenfalls faſt gleihlang, hornig, 
grauſchwarz, meiftens grünlic) fhimmernd; das vorlegte Glied 
ift oben wenig kuͤrzer als das vorhergehende, ift aber gegen unten 
big zur Spige verfhmälert; das Afterglied ift ſchwarz, halb 
ſo lang und breit als voriges, abgerundet, zweytheilig und dicht, 
aber ſehr kurz ſchwarz behaart. 

Beym Maͤnnchen ſind die vier erſten Leibringe faſt nur 
halb fo breit, und Jkuͤrzer als beym Weibchen, aber ganz dun= 
£elmattfchwarz (fammmetfchworz ), diehäutig, feingefurcht; bie 
4 folgenden um 4 breiter ald die vorhergehenden, hornig, ſtark 
gewölbt, grünlichfchwarz; das letzte derfelben unten zur Spitze 
verfchmälert; das Afterglied ſehr kurz, einziehbar, mattſchwarz, 
kurz ſchwarz behaart, abgerundet. 


Anmerkung Meigen bat das bey trocknen Muͤcken 
ſehr Eleine, oft verborgene Afterglied überfehen. 


Süße fo lang als die Müde, die hinteren um -%, länger 
als die vier vordern; die Schenkel nur um wenig kuͤrzer als 
die Tarfen, dreymal fo breit als die Fühler, halb fo did als 
breit, blaß gelblichbraun, am Ende fhwarzbraun; die Schienen 
gefärbt wie die Schenkel, die der Vorderfuͤße 4 kürzer, bie ber 
Mittelfüße fo lang, und die der, Hinterfüße faft 4 länger; alle 
nur wenig fchmäler als die Schenkel, Die Zarfen der, Vorder: 
füße bedeutend ftärker als die der andern ſchwarzbraun; erftes 
Glied fo lang als die 4 andern zufammen, an der Wurzel 
etwas gekruͤmmt und verfchmälert; das zweyte 4 fo lang ale 
dag erſte; drittes und viertes Glied wenig kürzer und fchmäler 
als das zweyte; fünftes nur halb fo dick als das zweyte, Folbig, 
fehr gebogen; der Mittel: und Hinterfüße erſtes Glied etwas 
länger als die vier folgenden zufammen, fehr platt, kaum 4 fo 
die als hoch, die Unterfeite gehohlfehlt, die beiden untern Sei⸗ 
tentaͤnder mit vielen kleinen ſtumpfen Zaͤhnen geſaͤgt, blaß gelb⸗ 
lichbraun, an beiden Seiten mit drey kurzen Dornen und mit 


332 


kurzen Borſten zerſtreut beſetzt; zweytes Glied 1 fo lang, aber 
doppelt fo did als das erſte, faſt gleich did; am der Wurzel 
lichtz⸗, vorn ſchwarzbraun und mit zwey fehr Eurgen geraden 
Dornen bewaffnet; drittes Glied 4 Eürzer, doch kaum 4 fchmäler, 
aber gebaut, gefärbt und bewaffnet wie dag zweyte ; viertes Glied 
beynah 4 länger und noch einmal fo breit als dag dritte, fehr 
platt, tief und fchmal in der Mitte ausgefchnitten, beide Sei- 
tentheile unten mit ſehr Eurzen, krauſen gelben Haͤrchen bepol- 
ftert, wie dieß bey Käfern haufig vorfommt, 

Die ausführliche Befhreibung der Larve und ihrer Theile von 
Simulium ornatum folgt naͤchſtens. 


Erklaͤrung der Abbildungen. 


Simulium colombaschense, t. IV. A. 1. fem. 
. 2. Kopf von vorn. 

Fühler des Meibcheng, C. des Männchene. 
. Dberlippe, E. Unterlippe, F. Zunge, 
Oberkiefer, H. Unterkiefer. 

a. Kauftüd deffelben, mehr vergrößert. 

. b. Innerer Taſter, defgleichen. 

I. Gaumen = Zäpfchen. 

K. 1. Zarfen von der Seite, 2. von oben. 


Sxp> 


ma 


4. Gen. Chionea araneoides Dalınan. (Tab. IV.) 
Dalm. Svensk Handlingar. 1816. p. 102. tab. 2. 
Macquart Dipteres I. p. 118. tab. 3. fig. 5. 
Meigen 3weyflügler, VII. p. 37. tab. 67. fig. 4. 


Öattungsharacter nah Meigen, 

Fühler borftenförmig, zehngliedrig, erftes Glied walzig, zwey— 
te8 am Ende verdidt, drittes Eurz, Euglig, die folgenden dünn 
verlängert, am Ende haarig. 

Zafterglieder faft gleich. 

Slügel fehlen. 

Artbeſchreibung (mwahrfcheinlich nach vertrockneten Ind.). 


Kopf braͤunlich ziegelfarbig; Scheitel mit vorwärts gerichte— 
ten Haaren, 

Ruͤckenſchild bräunlich, glatt, ins Afchgraue fchimmernd. 

Hinterleib braun, mit afchgrauen Linien, an den Seiten 
behaart. 

Ufterzange des Maͤnnchens wagrecht, zweyhgliedrig; des 
Meibchens zweyklappig, die Klappen über einander. liegend, bie 
obere länger, ſchmaͤler, aufgerichtet, aus zwey Lamellen beftehend. 

Beine ziegelfarbig, verlängert; Schenkel did, die intern faft 
fo lang als der Leib. 

Diefes fonderbare Thierchen findet fih in Schweden, in den 
Mäldern den ganzen Winter über auf dem Schnee, befonders 
auf dem frifch gefallenen. Drey Linien lang. Zeichnung nad 
Macqguarl 

Den Aten Sinner 1841: und den ganzen Monat hindurch, 
beh einer Zemperatur von 1 —4 Graben unter O, fand ich in 
der Nähe eines Eleinen Quellmaffergrabeng unmeit meines Gar: 
teng bey Mödling auf dem Schnee Eriechend ) ziemlich viele In— 
dividuen einzeln, beiderley Geſchlechts, jedoch bedeutend mehr 
Meibhen ale Männchen diefes ausgezeichneten Kerfes. 

Selbe begatteten fi, auch bey Tage im Freyen, und da fie 
längere Zeit in Gopula blieben, fo fand ich oftmals des Mor: 
gend Paare in diefem Zuftande erfroren. 

Im gefperrten Raume aber begattete fi) ein und daſſelbe 
Weibchen mehrmals, jedoch mit verfchiedenen Männchen, mo= 


333 


nach fie weiche ovale Enerchen zerftreut und auch bis 10 auf 
einmal, jedboh nur. an fehr feuchte Stellen ablegten. 

Sm Jahr 1846. jedoch fand ich in derfelben Gegend und 

Zeit nur zwen: 
. Den 2ten Sünner 1847. aber fund ich Abende mehrere, 
daher. gieng ich den Kten und 6ten bey 1 bis 2 Grad unter 
Null bey Tage und Abends, und fand, daß die bey Zage fichtbaren 
nur zufällig aufgeftörte find, und daß fowohl die Eingefperrten 
als auch die im Freyen, erſt gegen 5 Uhr Abends gewöhnlich 
erwachen, fpäter auf Nahrung nnd Begattung ausgehen. 

Dieß veranlafte mich, den Gten Nachts, nach frifchgefallenem 

Schnee, um 8 Uhr Abends mit einer Laterne verfehen an einen 
Ort mich zu verfügen, wo ich nach meinen Beobachtungen mit 
Grund mehrere in ihrem Treiben zu finden, Gelegenheit er: 
warten durfte, ; 
Ich fand mid) auch nicht getäufcht: denn ich traf in einem 
Eleinen Umfreife mehr als 50 berumftiechen, und fah, tie fie 
aus dem Maffergraben herauf auf den Schnee Eletterten, mo 
die Weibchen, fobald fie ein Männchen mitterten, fich beeilten, 
ihm nahe zu kommen, dann fich feiner förmlich bemächtigten 
und zur Begattung bradten; Andere aber, melche ſchon be: 
feuchter waren, wieder dem MWaffergraben zugiengen. 

Bey mir im gefperrten Raum und im falten Zimmer giengen 
biefe Handlungen wie im Freyen des Nachts vor fih, und bie 
meiften Weibchen legten ihre Eyer in fehr naffe Erde ab, nur 
wenige fegten diefe an Örasftengel an. 
= Wie wenig Wärme fie vertragen, überzeugte ich mic dadurch, 
baß bey Sonnenfchein im Freyen gar feine zu finden find, und 
einige, welche ich kaum drey bis vier Minuten in der hohlen 
Hand trug, abgeftorben waren. 

Im gefperrten Raume mit fehr naffer, mit Gras bewachfener 
Erde, zu welcher ich öfter etwas Schnee that, lebten die meiften 
10 bis 14 Tage im falten Zimmer. Ihre Feinde in dieſer 
Falten Zeit find die Spinnen, Clubiona atrox De Geer. und 
Lycosa paludosa Hahn., weldye ihnen Abends auf dem Schnee 
nachfegen. 

Befhreibung. 


Sröfenverhältnif. Sowohl Männchen als Meibchen 
variieren in Größe von zwey bis vier Linien Länge und % bis 
% Linie in der Breite; jedoch ift letztere Größe bier felten ; der 
Kopf im Verhältnif zum Körper ziemlich klein, beynah fo lang 
als Pro- und Mesothorax zufammen; der Leib dreymal fo 
lang als diefe drey zufammen; die Füße etwas länger alg das 
ganze Inſect; die Fühler kaum fo lang als der Kopf, 


Farbe und Bekleidung. 


Kopf graubraun, Augen ſchwarz, Fühler und Tarſen dunfel, 
alle übrigen Theile lichtfatt cinnober = oder eifenoderfarben, ziem= 
th duchfichtig; Leib graulichoderfarben. Faft alle Theile dicht 
mit fehr Eurzen dunfelbraunen Härchen, und zerftreut mit licht: 
braunen ziemlich Tangen Borften betwachfen. 

Körpertheile. 

Kopf faft enfürmig, Scheitel fehr gewölbt, am Naden etwas 
eingebuchtet, von der Stirn bis zum Saugrüffel verſchmaͤlert, 
ein Drittheil fo lang und ein Drittheil fo breit: als der Kopf, 
dieſe Verfhmälerung an beiden Seiten gegen das Kinn hinab 
bogig ausgefchnitten, der Hinterkopf mit ziemlic) langen vorwärts 
yeneigten Haaren weitfchichtig befeßt. 

Augen fehwarz, rund, etwas gegen vorn auseinanderftehend, 


— — 
— ⸗ —⸗ 


334 


an ben Seiten bes Kopfes ſehr erhoben, jedes aus 120 runden 
concaven Augen : Zellen beftehend. (Punctaugen fehlen ) 

Bühler fechsgliedrig (nicht zehngliedrig), gegen innen neben 
den Augen auf einer Erhöhung fehend, vorwärts geneigt, nur 
wenig fürzer als der Kopf, getrennt; erftes Glied walzenförmig, 
faft den dritten Theil fo lang als das ganze Fühlhorn, ein 
Deittheil fo di als lang; zweytes Glied keulenfoͤrmig, gegen 
vorn verdidt, an der Wurzel fchmäler und fo lang als das 
erfte; das deitte faft herzförmig, gegen vorn verfchmälert, nur 
3 fo lang und an der Baſis etwas breiter als das zweyte; 
viertes, fünftes, fehftes faft gleich lang) und did, nur dag legte 
etwas kuͤrzer und dünner, zufammen faft fo lang und faum 
halb fo did als das zweyte; alle Glieder fehr Eur; und dunfel- 
braun, dicht behaart. 

Ueberdieß ſind das erſte und zweyte Glied mit zwey, das 
dritte mit einer Reihe ziemlich langer, brauner, kreisfoͤrmig ſte⸗ 
hender Borſten; die drey letzten Glieder aber, jedes mit vier 
bedeutend laͤngeren und duͤnneren gelben, gegen vorn gerichteten 
Haaren am Vorderrande beſetzt. 

Taſter fuͤnfgliedrig, vorgeſtreckt, halb ſo lang als der Kopf, 
gegen unten faſt in der Mitte des Saugers eingefuͤgt, auf einer 
Erhoͤhung ſitzend; erſtes Glied kurz, beynah kuglig; zweytes 
Glied dreymal ſo lang als das erſte, drittes ſo lang als das 
zweyte, gegen vorn verdickt; viertes fo lang als das dritte; 
fünftes etwas laͤnger als das vierte, alle, bis auf das dritte, 
faſt walzig, alle mit kurzen, braunen Haͤrchen dicht beſetzt und” 
gegen den oberen Rand mit einigen im Kreiſe ſtehenden, ziem— 
lich langen, lichtbraunen Borſten, welche aus haͤutigen Vertie— 
fungen entſpringen, beſetzt. 

Saug ruͤſſel halb ſo lang und ein Drittheil ſo breit als 
der Kopf, duͤnnhornig, nicht einziehbar, in der Mitte bedeutend 
verſchmaͤlert; vorn herzfoͤrmig, weißlich, etwas gewoͤlbt, und mit 
zarten kurzen Haͤrchen beſetzt; Mundoͤffnung mit zweh gelben, 
zart und dicht gelb behaarten, nicht uͤbereinander, ſondern (da 
die Oeffnung abwärts nach der Ränge beſteht) einander gegen⸗ 
uͤberliegenden Lippen verſehen, unter welchen ſich ein ſchwarzer 
faſt dreyeckiger Fleck befindet. 

Fluͤgel fehlen. 

Schwinger blaßlichtbraun, kurz und dicht behaart, zwey— 
gliedrig; 1ſtes Glied den 4ten Theil fo lang, aber eben fo breit 
als das 2te, am der Wurzel verfchmälert, hornig; 2tes häutig, 
feulenförmig, einwaͤrts gebogen. 

Der Bruftfaften (Thorax) ift fehr deutlich in drey Ab: 
theilungen gefondert, nehmlich in 
den Vorderbruftfaften (Prothorax); biefer ift Elein, fo 
breit als der Kopf, aber kaum halb fo fang als breit, vorn 
bebeutend verfchmälert, dadurch faft dreyedig, wenig gemölbt, 
bornig, hart; 
den Mittelbruftfaften (Mesothorax), welcher vorn fo breit 
ift als der Prothorax hinten; der Hintertheil um 4 breiter, und 
fo lang al& vorn breit ift, faft viereckig; in feinen hintern Auſſen⸗ 
winkeln ſitzen in einer runden haͤutigen Vertiefung die Schwin— 
ger; in der Mitte iſt er rund erhaben, ebenfalls hornig und hart; 

den Hinterbruftfaften (Metathorax), der etwas breiter 
ald der Mittelbruftkaften, jedoh nur fo kurz als der Vorder: 
beuftfaften ift; feine Oberfläche ift häutig, aber mit einem hor- 
nigen, länglicy vieredigen Schildchen, welches mit einer Reihe 
gelber Borften beferst ift, größtentheils bedeckt. 

Die Vorderbruft (Prosternum), fo lang und breit als 
der Prothorax, befteht nur aus drey Xheilen, nehmlich aus 


335 


einem Schildchen, welches vorn bogig und hinten in ber Mitte 
mit einer Spige. nad) die Länge der Vorderbruft theilt, und kaum 
bi3 an den dritten Theil der Länge derfelben reicht; und aus 
den beiden Brufttheilen, welche durch eine Furche getrennt, vorn 
abgerundet, hinten aber gerade find, und in deren äußeren hin- 
teren Winkeln die Hüften (coxae) der Vorderbeine eingefügt find. 

Die Mittelbruft (Mesosternum) fo breit, aber um den 
vierten Theil Eürzer als der Vorderbruftfaften, hat die Form 
der Vorderbruft, nur reiht das vorn gerade Schildchen mit 
feiner Spige bis an den Hinterrand, 

Die Hinterbruft (|Metasternum) fo breit und faſt noch 
einmal fo lang als der Hinterbruftkaften, befteht auch nur aus 
drey Theilen, jedoch der Mittelfchild mit dem geraden breiten 
Theile am Hinterrand, reicht mit feiner Spige bis in die Mitte 
der Länge, die beiden andern Brufttheile find im Uebrigen durch 
eine Furche getrennt und gränzen mit ihrem gerade Theile an 
die Mittelbruft, die Hinterbeine find aber wie bey den beiden 
vordern Brufttheilen im Hinterwinfel eingefügt. 

Der Hinterleib des Weibchens ifl bis zum Aftergliede 
dreymal fo lang als der Thorax, vor der Begattung gleich breit, 
etwas breiter ald der Metathorax, mit dem After aus neun 
ziemlich eingefchnürten Segmenten beftehend, von melchen die 
erften fechs gleich breit und faft gleich lang, mit einem die Halfte 
der Oberfläche bededienden, harten, abgeftumpft vieredigen Schild— 
chen verfehen find; auf jedem dieſer Schildchen, befinden fich 
nach der Breite zwey Neihen feiner, gelbbrauner Borſten; die 
zwey folgenden, das fiebente und achte Segment nehmlich, find 
etwas fehmäler, nur halb fo lang als die vordern, und ohne 
Auszeihnung. Das Afterfegment, welches aus drey Zheilen, 
nehmlid dem eigentlichen Segment, der obern Zange und dem 
untern eg = Apparat befteht, iſt, die Zange ungerecynet, den vier 
ten Theil fo lang als der übrige Hinterleib, ganz aus horniger 
Mafle und mit zerftreuten Borften befegt, an der Bafis etwas 
ſchmäler als das vorlegte Segment, und läuft in eine ftumpfe 
Spitze aus, welche von der obern Afterzange umfchloffen ift, die 
beiden Seiten deffelben haben der Fänge nah, von der Bafis 
bis zur Wurzel der Zange, eine faft in der Mitte der Waͤnde 
fich gebogen hinziehende Kante, und abwärts gegen die Legſcheide 
eine ſchwache Furche. 

Um Unterleib find bis zur Afterzange nur ſechs Leibringe 
(Segmente), ganz aus horniger Maſſe gleich breit und gleich 
lang, an den Seiten ftark abgerundet und bogig, weitſchichtig 
und unregelmäßig mit gelben Borſten befest. 


Die obere Afterzange befteht aus zwey getrennten Theilen > 
diefe find fo lang als der Thorax, etwas breiter als die Schen® 
£el, aber flach, gegen die Spike aufwärts gekruͤmmt, und er: 
halten dadurch eine fhmerdfürmige Geftalt, koͤnnen feitwärts, 
auf» und abwärts bewegt werden; an ber Bafis find fie aber 
verdickt, oben und an der Innenſeite etwas.bogig ausgefchnitten. 


Die untere Afterzange befteht aus einem Theile, der aber 
an der Bafis des letzten Unterleibe-Segments ſchwach bogig aus— 
gefchnitten, aufwärts gegen das letzte Oberleibs- Segment eine 
ftumpfivinklige Spige.bildet, fonft aber faft Euglia iſt, gegen die 
Afterzange eine fpise Scheide, bildet, welche big über die Hälfte 
derfelben hinausreicht und fich dort an diefelbe anſchließt; ruͤck— 
wärts aber bis über die Hälfte der Kugel in eine Spike aus: 
läuft und an deren Vorderrand bedeutend erweitert ift; inmendig 
bat aber diefe Scheide eine ‚von der Spige bis an den Theil 
der. Kugel reichende Rinne, 


336 


Der Hinterleib des Maͤnnchens iſt im Leben fo breit, aber 
dreymal fo lang als der ganze Bruftkaften; oben, den After 
mitgezählt, aus 9, unten aus 8 Segmenten beftehend, hievon 
find die erjten zwey faft glei langen und gleich breiten wie 
die fünf naͤchſtfolgenden noch einmal fo lang als dieſe, alfo 
alle fieben mit einem hornigen Schilde, welcher gegen vorn all 
maͤhlich in Haut übergeht und mit zwey Reihen gelber Borften 
bewachſen ift, verfehen. 

Das 8te ohne Auszeihnung ift nur den Lten Theil fo lang, 
und 4 ſchmäler als dag 7 te. 

Das Ite oder After» Segment befteht aus zwey hornigen 
Abtheilungen, dem Knauf und der Zange, wovon der erfte einen 
faft £ugligen, auf der Dberfläche ſehr ausgefchnittenen, in der 
Mitte eingedrüdten Theil bildet, an deffen beiden Seiten die 
Zange, je ein einwaͤrts gekruͤmmter, innen ausgefchweifter, ein= 
wärts beweglicher und fatinoberbraun horniger Zangentheil fist, 
an deffen innerem Ende fich wieder ein Eleines rundes dunkel— 
braunes, fehr kurz und dichtbehaartes Wärzchen, welches mit 
den gegenüberftehenden, durch eine fehr blaß gummiguttgelbe, 
fehr dehnbare Haut am Grunde verbunden, befindet. 

Sn diefe beiden Zangentheile ift dann wieder ein auf> und 
eimwärts gekruͤmmter horniger Haken eingefügt, welcher nne 
halb fo lang als der angefügte Kolben ift. 

Ben der Begattung öffnen ſich diefe Zangen noch weit über 
die Breite des Leibes und e8 treten zwifchen ‚den beiden Kolben= 
Zangengliedern zweh blaßgelbe, diünnhornige, die Länge der Zan— 
gen erreichende Theile von zylindeifher Form heraus, deren Enz 
den verfchmälert, ftumpf, eins und aufwärts gekruͤmmt find. 

Am obern Nande, in Mitte der Verbindungshaut und der 
Einbuchtung des Knaufes tritt dann das eigentliche Begattungs— 
glied ſetwas länger als die Zangenfolben heraus, welches in Form, 
Farbe und nervöfer Befchaffenheit dem menfchlihen männlichen 
Zeugungsgliede ganz gleicht und nad) dem Begattungs= Acte 
wieder unfichtbar wird. 

Uebrigeng find die hornigen Theile des Aftergliedes alle, mehr 
und weniger, mit £urzen, in runden, häutigen Vertiefungen ent 
fpringenden Borften unregelmäfig bewachſen. 

Die fieben Leibeinge unten find mie beym Weibchen ganz 
hornig, licht fatinoberbraun, meitfchichtig und ohne Drdnung, 
zerftreut mit gelben Borſten hefest. 

Die ſechs Beine find hey beiden Gefchlechtern faſt gleich 
lang, an der Bruft faft gleichmweit entfernt. 

Die vordern und mittlern beym Weibchen fo lang als ber 
Hinterleib im Leben, die hintern aber beynah um bie Hälfte 
länger als dieſer. Beym Männchen find die "beiden vordern 
Paare faft um zwey Viertheile, die hinten noc) einmal fo lang 
als der Hinterleib. 

Die Hüften (Coxae) der Vorder und Mittelbeine, find halb 
fo lang als die Fühler und halb fo breit als lang, vorn etwas 
erweitert; die der Hinterbeine etwas länger und bedeutend ſchmäler. 

Die Schenfelhälfe (Trochanteres) find beym Weibchen 
an den Hinter:, beym Männchen an ben Vorderbeinen beynah 
halbkuglig, faft Eleiner ald die Augen, an den Mittelbeinen bey 
beiden Gefchlechtern faft eben fo Klein, Eeilförmig, an der Wur— 
zel verfchmälert, beym Weibchen die der Vorderbeine bedeutend 
größer als die übrigen, auch Feilförmig, und die ber -Dinterbeine 
des Männcheng beynah noch einmal fo lang als bie Übrigen 
und cylindrifch. 

Die Schenkel (Femora) find von den Vorder- und Mittel: 
beinen bey beiden Geſchlechtern faft gleich lang und dick, den 


® 


337 


Viertheil fo lang als die Beine, im der Mitte etwas verbidt, 
die der Hinterbeine auc bey beiden Geſchlechtern gleih, 4 fo 
lang als die Beine, faſt gleich dic, 

Die Schienen (Tibiae) find bey beiden Geſchlechtern, an 
alten ſechs Beinen faft fo lang als die Schenkel, an der Wur— 
zel verfchmälert, faſt cylindriſch. 

Die fünf Tarſen-Glieder, welche bey beiden Geſchlech— 
tern halb fo breit als die Schienenenden find, haben eine faft 
gleihe Dide und find gegen innen etwas platt gedrüdt; das 
erfte, das längfte, ift an den zwey erften Paaren etwas mehr 
als halb, an den Hinterbeinen $ fo lang als die Schienen; das 
zwente aller ſechs Füße kaum halb fo lang als das erfte der 
Worderfüße, das dritte faft halb fo lang als das zweyte und 
bedeutend dünner; das vierte und fünfte bey dem Weibchen 
wie das dritte, beym Männchen aber ift das. vierte fo lang 
als dag dritte, an der Baſis aber dur einen einwaͤrts ſtehen— 
den abgeftumpften Dorn breiter, gegen vorn fehr verſchmaͤlert, 
das fünfte an der Baſis noch mehr verfhmälert, gegen vorn 
aber breiter, gegen innen fchräg, aber gefchnitten, vorn ſehr ab— 
gerundet, etwas eingefchnitten und ſo lang als das vierte. Die 
zwey erſten Glieder licht, die drey Testen dunfelbraun, alle mit 
kurzen braunen Häcchen dicht, und mit zerftreuten kurzen Bor— 
ften bewachfen. Die Klauen find ungezähnt, wenig gekrümmt, 
bey dem Männden mehr als halb fo lang als das fünfte Tar— 
fenglied, beym Weibchen aber bedeutend kürzer; auch ragt beym 
Meibchen neben. den Klauen an beiden Seiten aus dem legten 
Tarfengliede aller ſechs Füße ein Dorn hervor, welcher halb fo 
lang als diefe ift. ; 

Die Klauen find aber auch bey beiden Gefchlehtern nicht 
unmittelbar in das legte Tarfenglied eingefügt, fondern es ift 
bier ein eigenes horniges Glied, an welchem ſich diefe, das Haft: 
läppchen und die Ferſe befinden. 

Diefer bornige Theil, welchen ich Haftläppchendedel nenne, 
ift faft fo lang als die weibliche Klaue, an der Bafis verſchmaͤ— 
lert und halbrund  ausgefchnitten, gegen die Mitte doppelt fo 
breit, hier find in ſtarker Einbuchtung die Klauen eingefügt, 
von da wieder. verfchmälert, vorn etwas erweitert, aber herzfürs 
mig eingefchnitten, 

Bon der Mitte, wo an beiden Seiten die Klauen beginnen, 
beginnt auch unter diefen das weiche und Enorplige Daftläpp= 
hen (Arolia), weldyes mit der Hälfte feiner, Länge über den 
hornigen Dedel hinausragt, hinterwärts aber mit der unter dem 
legten Fußgliede verborgenen Ferfe, melche ebenfalls Enorplig, 
dicht und gelb behaart ift, durch eine häutige Röhre in Verbin— 
dung fteht. a 

Das Ey ift, wie es vom Weibchen gelegt wird, milchweiß, 
teübe, faft gewöhnlich eyformig und dichthautig, an einem Ende 
mit einer furzen gekruͤmmten Spige verfehen; wird aber nad) 
5 bis 8 Tagen fhmusig braͤunlich. 

Ungeachtet aller bisher angewandten Pflege Eonnte ich aus 
meinen von befruchteten MWeibern im gefperrten Raume erhaltes 
nen Eyern felbft bis Ende Julh 1846. das Ausbrechen von 
Maden nicht erwirfen, und auch in felben fein gebildetes Em: 
bryo entdeden. 

Indeſſen hoffe ich, foll meinen raftlofen Bemühungen die Er: 
forfchung der noch fehlenden Kebenszuftände eines fo ausgezeichs 
neten Thierchens nicht entgehen. 

Erflärung der Abbildungen. 

Chionea araneoides, t. IV. 

1. Weibchen, 2. Männchen. 
Sfis 1848. Heft 5. 


338 


3. Ey, 4. Schwinger, 5. Fühler, 6. Saugrüffel mit 
den Zaftern, von unten. 

7. Legſcheide von der Seite, 8. von unten. 

9, Die zwey legten ITarfenglieder des Weibchen, 10. die— 

feilben des Männchens. 

Afterglied des Maͤnnchens, 12, Kopf von der Seite. 

13. Klauenglied von der Seite. 

14. Daffelbe von oben, a. Klauenmündung, b. Serfe, 
e. Haftlappchen. 


5. Gen. Holoscolia Hüb., Harpipteryx Trtsch. forficella. 
(Tab. V,) 
Hüb. Tin. Tab. 50. fig. 343. foem. 
Trtsch. Th. IX. B. II. Seite 36, 


Ueberwintert als Näupchen der 2ten Generation auf trodenen 
Miefenplägen in loderer Erde oder unter Steinen im ſchlauch— 
ähnlichen meißen Gewebe, in welchem aud die Häutungen vor 
fi gehen, kommt ſchon im April bey günftiger Witterung des 
Nachts zum Vorſchein und ernähret fih von den jungen Trie— 
ben und Blättern des Schaffhwingels, Festuca ovina; ver- 
wandelt fi) gegen Ende May, indem fie fich in der Erde, oder 
an die Unterfeite höchfteng fechszölliger Steine, ein ziemlich feftes 
weißes Tönnchen fpinnt, zur Puppe, aus welcher gewöhnlich 
nad) 12 bis 15 Zagen des Morgens der Schmetterling aug= 
bricht, die Puppenhülle aber im Toͤnnchen zurüdläßt. 

Nah 24 Stunden erfolgt Abends gleih nah Sonnenunter- 
gang die. Begattung, wo beide längere Zeit unter Gräfern in 
derfelben verweilen, das Weibchen aber erft gegen Morgen die 
weißen Eyerchen entweder zerftreut auf die Erde fallen läßt, 
oder auch einzeln an die Unterfeite der Blätter des Schafſchwin— 
gels anfeßt. 

Nach 10 bis 14 Tagen entwideln fich die Eleinen vöthlichen 
Raͤupchen, welche bey trodener Witterung nicht felten des Nachts 
ihre eigenen Gefchwifter fangen und freffen. 

Selbft die ausgewachfenen Raͤupchen find noch fo zart, daß 
fie. beym Einfammeln durch etwas unachtfames Berühren leicht 
befchädigt werden und zu Grunde gehen. 

Ihre drey Häutungen gehen ziemlich regelmäßig zwifchen 9 
und 10 Zagen: jedesmal vor fich. 

Von der legten Häutung bis zur Verpuppung dauert e3 größ- 
tentheil8 10 bis 14 Tage, der Schmetterling entwidelt fih aus 
diefer aber gewoͤhnlich erft nad) 14 bis 20 Tagen, 

Befhreibung. 

Das Ey ift weiß, häutig, faſt cylindriſch, unten flach, oben 
ftumpf abgerundet, mit ungleiben Vertiefungen, fehr ahnlich 
dem Hute einer Morchel (Phallus esculentus), gewoͤhnlich 
4" lang, 75” breit. 

Die Raupe bleibt in allen Häutungen gleich bezeichnet, nur 
ihre Grundfarbe ändert, vom faft Nofenroth der Sugend bis 
zum Nöthlihbraun nach der Iten Häutung; vollfommen ausge: 
wachen gewöhnlich 4" lang, 2" did. 

Kopf, Schildchen, Wärzchen und Afterklappe hornig, Sati⸗— 
nober braun. Erſterer faft rund, Stirn dreyedig, Hinterkopf 
tief dreyedig ausgefohnitten, nur 4 fehmaler als der Vorderbruft- 
abſchnitt; dieſer Abfchnitt 4 fehmäler als die folgenden, die Schild⸗ 
chen darauf viereckig abgerundet, ſtark getrennt, die ganze Ober— 
flaͤche bedeckend, in jeder Ecke ein dunkelbraunes Waͤrzchen mit 
einer kurzen Borſte; Ater und Zter Abſchnitt (Mittel- und 
Vorderbruſt) mit ſechs gleich weit entfernten, in einer Querreihe 
ſtehenden Waͤrzchen; die naͤchſtfolgenden ſieben Leibabſchnitte ſind 

22 


339 


faft gleich lang und gleich breit, mit zwey Neihen Waͤrzchen, 
in der Mitte erweitert, vier an jeder Seite; das zehnte oder 
vorletzte Glied ſo breit und lang als das erſte, und ſechs März: 
hen in einer Reihe; das Afterglied halb fo breit, aber faſt ſo 
lang als das vorletzte, ſtumpf dreyeckig, an den beiden hinteren 
Seiten etwas eingebuchtet. 

Die Waͤrzchen alle find mit 5 bis 8 mehr oder weniger kurzen 
Borften befekt. 

Die Athmungsloͤcher klein, rund, lichtbraun, hornig. 

Saͤmmtliche Füße haben die gewöhnliche Form. 

Die Puppe, der Hauptanficht na, von gewöhnlicher Form, 
größtentheils 3 Lin. lang, ſchwach 1 Kin. breit, lichtſatinober— 
braun; die Flügelfcheiden reichen bis zum 6ten Leibabfchnitt; 
die Fühlhörnerfcheiden find am Saume der Flügelfcheiden um: 
gefchlagen, die runden Augen ziemlich erhaben; das vorvorlekte 
oder Ste Glied von unten, ift auf der Bauchfeite in der Mitte 
eingekerbt; das letzte bildet an derfelben Seite rechts und links 
zwey gegen Außen verdickte Wuͤlſte, welche gegen innen bogig 
zugeſpitzt, ſich in der Mitte am innern Rande vereinigen, der 
Mitteltheil hat eine laͤngliche Vertiefung und iſt am Ende gerade 
abgefchnitten. 

Am Rüden bildet der Vorderbruſtkaſten einen faft doppelt 
fo langen als breiten, gegen vorne abgerundeten, gegen hinten 
verfchmalert abgerundeten Schild, an welchen fich der, gegen 
hinten verfhmälerte, gerade abgefchnittene, mit zwey Eleinen 
runden Puſteln befegte Mittelbruftkaften, an den fich wieder 
der gegen hinten etwas erweiterte Hinterbruftfaften amfchließt, 
welcher gegen vorne mit zwey, gegen hinten mit vier fleinen 
Puſteln befegt ift. 

Die beiden naͤchſtfolgenden Keibabfchnitte haben gleiche Länge 
und faft gleiche Breite, find gegen vorn mit 6, gegen hinten 
mit 4 Pufteln bezeichnet; der fünfte und fechste Leibabſchnitt 
find etwas länger und breiter als die beiden vorhergehenden, 
haben gegen vorn 2 bedeutend erhabene, und 4 kleine flächere 
gegen hinten; die drey folgenden find gegen ben Hinterrand im⸗ 
mer mehr und mehr verſchmaͤlert, und bloß mit zwey erhabenen, 
faft ftumpf Eegelförmigen Pufteln beſetzt; das vorletzte Glied ift 
4 fehmäler und eben fo lang als das zehnte, aber ohme alle 
Auszeichnung; das legte hat Die vorn befehriebenen Umeiffe umd 
ift flach. 

Außerdem hat das Ste bis 10te Glied, alfo jene, welche mit 
mehr erhabenen Puftelm bezeichnet find, an beiden Seiten Über 
den Athmungsöffnungen eine dicke, vorn ſtark einwaͤrts gebogene, 
und zwey dünnere gerade Borften, welche fo lang als die Glie— 
der find. 

Der Schmetterling ift bey Hübner Eenntlich abge: 
bildet, bey Treitſchke a. a. D. nothdärftig befchrieben, 

Da diefer Schmetterling im Spfteme eine befondere Gattung 
bildet, deren Kennzeichen noch nicht hinlaͤnglich bezeichnet find, 
fo verſuche ich e8, folhe genauer anzugeben, wodurch eigentlich 
Einftig Gattungen beftimmter gefondert und den wirklich nächft 
vertvandten zugereiht werden können. 

Kopf rund, hinten flach abgefchnitten, halb fo groß als der 
Bruftkaften, ohne Mebenaugen, Schüppchen erhaben, vorwärts 

eneigt. 

r Augen und, erhaben, mit runden Zellen, an den Seiten 
des Kopfes fißend. } 

Kühler fadenförmig, fo lang als der Schmetterling, Säglie- 
berig, vorn neben den Augen eingefügt; Lftes Gtied groß, Euglig, 
unbefchuppt; 2tes etwas größer, Eeilförmig; alle übrigen gleich 


I 


340 


breit und glei) lang, nochmal 
vorn fehr verfchmälert. 

Saugrüffel doppelt, zufammengewahfen, lang, dreyfach 
aufgerolit. 

Zafter II. a., faft nochmal fo lang als der Kopf, exftes 
Glied fehr kurz, zweites ſechsmal fo lang als dag erſte; drittes 
etwas länger, aber kaum % fo breit als das erfte, faft kegel⸗ 
förmig; alle dicht mit mehr oder weniger langen Schuppen 
befest. 

Bruftkaften fat nochmal fo lang, aber 4 breiter als 
der Kopf. { 

Hinterleib mit neun Abfchnitten, etwas mehr als doppelt 
fo lang, als Kopf und Bruftfaften. 

Flügel im Ruheſtand dachfoͤrmig Über den Hinterleib lie— 
gend, den Leib gänzlich. bededend, 

Vorderflügel etwas breiter und länger als der Leib, in 
eine Eurze gekruͤmmte Spige auslaufend; die Randfeldhauptadern 
mit vier Seitenadern,; Mittelfeld mit 5 von der auswaͤrtsge— 
kruͤmmten Natbfeldhauptader gegen die Spige gleichentfernt lau— 
fenden Adern; Nathfeld mit zwey Seitenadern, 

Hinterflügel faft gleic breit, gegen das Ende in eine 
Spitze verfhmälert; Nandfeld nur mit einer geraden Hauptader; 
Mittelfeld mit drey in der Mitte getrennt entfpringenden, bis 
an den Außenrand reichenden; Nathfeldhauptader mit drey gegen 
den Saum auslaufenden Nebenadern. An der Wurzel gegen 
den Vorderflügel entfpringt ein horniger, borftenähnliher Dorn, 
welcher neben dem Vorderrand gegen die Spige gerichtet, und 
fo lang als der Xeib breit ift. 

Süße gleich lang, fo lang als der Hinterleib, an der Wurzel 
genahert, Schenkel und Schienen gleich lang, leßtere mit zwey 
inneren und einem äußeren Dorn, die fünf Zarfenglieder zu— 
fammen fo lang als die Schienen. 

Befhreibung der Art. 

Der Kopf mit weißen, langen, fchmalen, vorn abgerundeten 
und auch gerade abgeftugten, erhaben ftehenden Schüppchen be= 
wachen, 

Fühler mit ſchwarz und weißen Schuͤppchen umguͤrtet (ge: 
tingelt) und unter den Schhppchen mit drey Reihen Borften 
befegt; die ſchwarzen Schuͤppchen, fo lang als die Glieder 
(35 Lin,), find gleich breit, zwey: und dreyzaͤhnig, die weißen, 
wenig Fürzer und fehmäler, vorn abgerundet, unter dieſen bei- 
den Arten fißen noch zerftreut weißliche längliche und abgerundete 
Schuͤppchen von halber Länge („5 Lin.). 

Augen im Leben voth, im Tode ſchwarz, viermal fo groß 
als das zweite Fühlerglied. 

Saugrüffel graulich, mit ſehr kurzen grauen Haͤrchen dicht 
beſetzt, ſehr fein gerumzelt, "gegen vorn verichmälert, die Deff- 
nung mit zwey s=artigen (5) dunfelbraunen hornigen Keiften 
beſetzt. 

Tafter, 1ftes Glied oben etwas eingebuchtet, unten gegen 
vorn tief, aber ſchmal eingekerbt, hinten und vorn gegen unten 
ſchraͤg abgeſtutzt, mit ſehr kurzen (3% Lin.), weißen, vorn ſehr 


ſo lang als breit, das letzte aber 


erweiterten Schuͤppchen. Ates Glied an der Wurzel fo die als 


das Afte, in der Mitte bedeutend verdidt, oben gegen das 
äußere Ende verfchmälert, fo daß das gerade abgeftugte Ende 
nur halb fo di als die Mitte ift; Stes Glied kegelfoͤrmig, 
zugeſpitzt. 

Alle drey ſind von gelblich horniger Maſſe, ſehr ungeregelt, 
mit vielen runden, haͤutigen, ſeichten Vertiefungen, mit erhoͤhten 
Ringen, in deren Mitte die Schuͤppchen eingewurzelt find. Die 


341 


Schüpphen des zweyten Gliedes haben dreyerley Form; bie 
oberen find meiß, 4 fo lang als das ganze Glied, vorn fehr 
erweitert, mit 3 Abrundungen, von welchen die mittlere nicht 
unbedeutend vorraget; von den unteren, welche ſchwarz find, 
ift der größte Theil fat fo lang als das Glied, der andere 
Theil nur halb fo lang, aber nochmal fo breit als diefe; beide 
Arten dreyfpisig, jedoch nur letztere gekerbt. 

Der Bruſtkaſten weiß, mit einer ziemlich breiten Mittel- 
und beiderfeit3 einer ſchmalen, blaß Eaifergelben Laͤngslinie. 

Der Hinterleib mit neun Abfchnitten; die drey erſten 
nur halb fo lang und fehr wenig fehmäler als die folgenden, 
die beiden erften ſchmutzig weiß, oft auc grau, der dritte am 
Grunde gelbbraun, am Ende blaßgrau; vierter bis einfchließlich 
achter halb fo lang als breit, am Grunde gelbbraun, in der 
Mitte grau, am Ende weiß befchuppt; letzter Abfchnitt fo lang 
als die vorigen, in eine Spige auslaufend, blaßgrau. 

Vorderfluͤgel. Vorderrand weiß, faft in der Mitte des 
Randfeldes eine ſchwarze, ziemlich ftarfe Linie, der übrige Theil 
des Mandfeldes mehr oder weniger blaß £aifergelb, gegen bie 
Spise auf den zwey legten Seitenadern ſchwarz; Mittelfeld 
weiß mit drey ſchraͤgen, fchmalen gelben Duerbändern, wovon 
die erfte an der Wurzel des Flügels entfpringt und fich unten 
mit der Mathfeldbinde vereinigt, die ziweyte mit einer ſchwarzen 
Spike, die dritte mit einem ſchwarzen Puncte endigt, die fünf 
gegen die Spige gehenden Adern ſchwarz; Nathfeld weiß, am 
Rande mit einer gelben Laͤngsbinde, weldye gegen die Spiße 
ſchwarz eingefaumt iſt; die Spige mit drey, durch zwey fchmale 
weiße Linien getrennte ſchwarzen Linien, welche am unteren Rande 
in eine ſtarke ſchwarze Linie zufammenfliegen und dann die ab» 
waͤrts gekruͤmmte Außerfte Spitze bilden, wovon aber die erfte 
den Flügelfpigenrand umfaßt und innen gelb begraͤnzt ift. 

Hinterflügel ganz blaßgrau, am Ende mit zwen grauen 
und zwey weißen Linien befranfet. 

Süße weiß, Dornen an den Schienen gelbbraun, nur fo 
lang als das erfte Tarſenglied; Tarſenbildung die gewoͤhn— 
liche, an der Wurzel etwas fchmäler als am Ende; erftes und 
zweytes faſt nochmal fo lang als die folgenden, das le&te etwas 
kuͤrzer und fehmäler. 

Die Zeugungstheile habe ih noch nicht unterfucht, 
werde fie aber gelegentlich nachtragen. 

Die verfchiedenen Schuppenformen find auf der Tafel abges 
bildet und ihre Standorte angegeben. 

Feinde habe ich noch feine entdedt. 

September 1845. E. Heeger. 

Srflärung der Abbildungen, 
Holoscolia forficella t. V. 
C. Die Raupe von oben. 
Kopf derfelben von vorn, entfchuppt. 
Derfelbe von oben. 
Die Puppe von unten, E. von oben. 
Eingerollter Saugrüffel. 
1., 2. ſehr vergrößerter Mund deffelben. 
Der Falter. 
Entfhuppter Vorderflügel, C. entfchuppter Hinterflügel. 
1. Sehr vergrößerte Schuppen des Vorderflügels. 
a. Schuppe von der Auferen Spige, b. aus der zweyten 
Reihe, ec. der dritten, d. der vierten, e. der fünften. 
f. Schuppe aus der Thmwarzen Linie auf der Mitte 
des Mandfeldes, gg. Schuppen ber gelben Theile 
auf der Oberfläche des Flügels, h. der weißen heile. 


BPaA=DNp 


— — 


342 


II. aa. Schuppen vom Scheitel des Kopfes, a*. deßgleichen 
von der Seite angefehen. 
b. Schuppe von der Seite des Kopfes. 
e. Schuppe vom Grunde unter den Kopffeiten. 
II. a. Taſter aus drey Gliedern beftehend. 
1., 2., 3. Schuppen vom Mittelglied, 4. vom britten, 
5. vom Wurzelglied. f 
Die 5 letzten Glieder eines Fühlhorns. 
6. u. 7. Schuppen aus der vorderen Reihe, 8. aus ber 
hintern Reihe, 9. vom Grunde unter diefen beiden. 
V. Schuppen von der Spise der Hinterflügel. 
10., 11. von der äuferften Spige, 12. aus der zwey⸗ 
ten Reihe, 13. Hinterfranzen. 
VI. Schuppen von der Oberfläche des Hinterflügels. 
14. vom Vorderrande, 15. vom Randfelde, 16. vom 
Mittelfelde, 17. vom Nahtfelde. 


6. Coleophora Hüb. saponariella Scheffer. Tab. VI. 
Noch nirgends befchrieben noch abgebildet. 

Diefer in meinem Garten nun einheimifhe, fonft aber noch 
immer in Deutfchland feltene Schmetterling, wurde ſchon im 
Sabre 1840 in der Gegend von Mödling, unweit Wien, bon 
meinem Freunde, Herrn Scheffer, einem bisher wenig be= 
Eannten, aber ſehr aufmerkfamen Entomologen und Botaniker, 
entdedt und benannt, aber noch nirgends befchrieben; da ich 
aber deffen Nahrungspflanze in meinem Garten in Menge wach— 
fen laffe, fo fiedelte derfelbe fih da an, und gab mir Gelegen- 
heit, feine vollfommene Lebensgefchichte zu beobachten. Der 
Schmetterling entwidelt fich erft gegen Mitte July, auch oft 
erft Anfangs Auguft des Morgens vor Sonnenaufgang und 
ſucht fi dann Abends nad) Sonnenuntergang ein Weibchen 
zur DBegattung, bleibt dann längere Zeit in folder ruhig zwi⸗ 
ſchen den Pflanzen, wo das Männchen ruͤckwaͤrts, gewöhnlich 
abwärts gekehrt, in entgegengefegter Richtung fit. 

Andern Tags des Morgens vor Sonnenaufgang fett das 
Meibhen die Eyerchen einzeln an die Unterfeite der Blätter 
junger Triebe der Saponaria offieinalis an, aus melden nach 
fehs bis acht Zagen die jungen Räupchen ſich entwideln. 

Ein Weibchen legt gewöhnlich nicht mehr als fünfzehn bis 
zwanzig Eyerchen. 

Die Raͤupchen verfertigen ſich gleich Anfangs aus den zar- 
teften Beftandtheilen der Pflangenblätter und ihrem Gefpinnfte, 
weiße ſchmale länglich runde Saͤckchen, welche fie mit der Zeit 
nad) Bebürfniß verlängern und erweitern, und-volllommen aus⸗ 
gebildet, nad) der Lange, weiß und grau geftreift, am Ende 
mit drey dreyeckigen Kappen, mit fich herumtragen. 

Die Swifchenzeit und die Zahl ihrer Häutungen ift mir noch 
nicht gelungen zu ermitteln, fie bleiben fich aber in jedem Alter 
gleich gefärbt und gleich bezeichnet. 

Beynahe ausgewachfen, verbergen fie ſich unter Laub, oder 
auch zwiſchen Steinen, an welchen fie ihr Saͤckchen, um da 
zu überwintern, anfpinnen, von wo fie fih Ende Suny oder 
Anfangs July wieder losbeißen und ſich mehrere Tage nähren, 
indem fie fih, wie früher, zwiſchen die Blatthäute einfreffen 
und die Zwifchenfäfte (Parenchym) verzehren, fo zwar, daß fie 
manchmal mit zwey Dritttheilen ihres Körpers zwiſchen den 
Blatthäuten find und nur mit den Hinterfüßen das Sädchen 
halten. 

Nachdem fie ſich zur Verwandlung an ruhigen Pläsen, mei- 
ſtens nabe an ber Erde, wieder an trodene Gegenftände ange: 


IV. b. 


343 ö 


fponnen, kehren fie fih nod vor ber Verpuppung im Saͤckchen 
um, nehmlich mit dem Kopfe zu unterſt; nad) acht big zehn 
Tagen geht die Verwandlung zur Puppe vor fih, woraus ber 
Schmetterling nad zehn bis vierzehn Tagen erfcheint, der, nicht 
wie die meiften Schmetterlinge, mit verkruͤppelten Slügeln, fondern 
vollkommen ausgebildet in die Welt tritt, 

Befhreibung. — 

Das Ey iſt, wie ſchon vorn geſagt, weiß, faſt haͤutig, glatt, 
ltaͤnglich, faſt gleich dick, unten flach, oben abgerundet, kaum 
+ Sin. lang, 75 Lin. did. 

Die Raͤupchen find vollfommen ausgewachfen nicht ganz 
3 Kin. lang und meniger als % in. did, blaß fatinoberzbraun, 
die erften drey Leibringe (der ganze Bruftkaften) ftärfer gefärbt 
als die Übrigen, der Kopf, die Schildchen auf den drey erften 
und auf dem legten Leibringe hornig, Licht bifterbraun. 

Der Kopf faft rund, aber die Hinterhälfte fat ganz unter 
dem Morderbruffringe verborgen, die Stivne dreyedig, bis in 
die Mitte des Kopfes reichend, mo die innere Spitze fehr abgerun= 
det iſt; neben den Außeren Spitzen figen die fehr kleinen ſchwar⸗ 
zen runden Augen, neben dieſen die faft eben fo kleinen zwey— 
gliederigen Fühler. 

Die Dberlippe bünnhornig, gelb, fo breit als die Stirn, 
halb fo lang als breit, am Vorderrande mit einzeln fiehenden 
Borften bemwimpert. 

Unterlippe mit dem Sinne dur eine harte Haut ver 
wachfen, in der Mitte herzförmig, fo lang, aber nur 4 fo breit 
alg die Dberlippe, am Vorderrande mit furzen Härchen dicht 
beſetzt; die Lippentafter zweygliederig; erftes Glied vieredig, halb 
fo lang, aber faft fo breit als die Unterlippe, zweytes kaum 
Jſo groß als das erſte, vorn etwas verſchmaͤlert, am Ende 
mit einer Borfte. 

Dberficfer nicht vorragend, von innen faft rund, ſchuͤſſel⸗ 
artig ausgehöhlt, vierzähnig, von unten an der Wurzel faft fo 
breit als lang, oben fehr verfhmälert, dit Zähne einwaͤrts ges 
kruͤmmt. 

Unterkiefer ohne Angel nur halb ſo breit, aber um die 
Hälfte länger als die Oberkiefer; die Angel groß dreyeckig, 
mit dem längften Winkel gegen innen, alle drey Seiten etwas 
eingebuchtet; der Stiel faft enförmig, oben mehr verengtz die 
Taſter zwengliederig; erites Glied faft nur halb fo lang als 
die Unterlippentafter, aber bald fo breit als dieſe; zweytes Glied 
fo lang, aber nur halb fo breit als dag erfte; an der Spitze 
mit einer Borſte; Kauſtuͤck faft fo lang, aber nur halb fo breit 
als der Stiel am breiten Orte, vorn mit ftarfem Haarbuͤſchel. 

Vorderbruftleibring faſt nochmal fo breit als der. Kopf, 
vorn etwas verfchmälert, 4 fo lang als breit, die Schildchen 
faft vieredig, mehr als die Hälfte der Oberfläche deckend, gegen 
außen abgerundet, fehr wenig getrennt. 

Mittelbruftleibring fo lang, aber etwas breiter als der 
vorige, am Hinterrande zwey, wenig getrennte, faſt drepedige 
ſchmale, vor biefen, gegen das äußere Ende je ein Eleineres, 
faft rundes, und an den Seiten, fchon gegen außen, ein eben 
folches braunes diinnhaariges Schildchen. 

Hinterbruftleibring etwas länger, aber nur fo breit 
als vorhergehender, bey den meiften, auch in gleicher Richtung 
gegen außen, eine rundliche braune Madel. 

Die fieben folgenden Leibringe find alle gleich lang und breit, 
faft fo lang und breit als der Hinterbrujtleibring ; an jeder Seite 
gegen außen ein fehr kleines, blaffes, duͤnnhorniges Waͤrzchen, 
in der Mitte eine feine, ſchwachvertiefte Querlinie; der eilfte 


344 


Leibring fo breit, aber um 4 ſchmaͤler, gezeichnet aber wie die 
vorigen; der legte oder zwoͤlfte Keibring beynahe nur halb fo 
lang und breit als der zehnte, dreyeckig, gegen hinten fehr ab= 
gerundet, fat ganz mit dem hornigen Schilde bedeckt, die beiden 
Hinterfüße ſtets vorragend. 

Die Puppen find großentheils faft zwey Linien lang und 
4 Linie did, licht fatinoberbraun, glatt, daher glänzend, oben 
im Viertelzirkel abgerundet, gegen unten verfchmälert. Der 
Kopf ift vorn kaum 4 fo breit als die Puppe, wenig fürzer als 
breit, in der Mitte etwas eingefchnitten; die Scheiden der Taſter 
find durch die Scheide des Saugrüffel3 getrennt und uͤberreichen 
kaum die Hinterbruft, die Nüffelfcheide aber reicht bis an den 
zweyten Hinterleibsabfchnittz die Flügelfcheiden fehr lang, bis 
an die Mitte des letzten Leibrings reichend; die Fuͤhlerſcheiden 
laufen am Innerrande der Flügelfcheiden herab und find nur 
wenig fürzer als diefe; die der Füße zwifchen jenen ber Fühler, 
davon reichen die der WVorderfüße bis an den fünften, die der 
Mittelfüge beynahe bis in die Mitte des fechsten, und die der 
Hinterfüße faft bis an den legten Hinterleibsring; ruͤckwaͤrts 
bildet die Vorderbruftabtheilung den Viertelkreis und ift nur 4 
fo lang als breit; die Mittelbruftabtheilung ift nur halb fo breit 
als die Puppe, und nicht länger als breit, faft herzformig hinten 
in eine Spike auslaufend; die Hinterbruft etwas. breiter, aber 
auch etwas kürzer als die Mittelbruft, in der Mitte der Seiten- 
ränder etwas erweitert und mit zwey kleinen, runden, ſchwach 
erhobenen Pufteln befest; die Flügelfcheiden reichen hier nur_bis 
an den vierten Hinterleibsring; erfter Hinterleibsring am Grunde 
fo fhmal als die Hinterbruft, um 4 weiter gegen hinten, mit 
zwey Pufteln obiger Art; die ſechs folgenden Ninge, mehr als 
nochmal fo breit als lang, mit zwey Pufteln gegen den Vorder: 
and, fo genähert wie die vorigen, und zwey bedeutend mehr 
erweiterte gegen den Hinterrand; der vorlegte Keibring etwas 
Eürzer und beynahe um 4 fchmäler als die vorhergehenden, hat 
aber wieder nur zwey Puſteln; der legte fo lang, aber nur halb 
fo breit als die Mittelleibringe, ift gegen hinten verſchmaͤlert, 
ſtumpf und in der Mitte etwas eingedrüdt; wie bey fehr vielen 
Goleophoren=Arten, jteht auch hier an den Seiten gegen unten 
ein horniger Auswuchs, der aber bey diefer Art mit drey Spitzen, 
von welchen der mittlere am längften ift. An den Seiten des 
5ten bis einfchließlich achten Ringes, befindet fich je eine, gegen 
den Leib ſtark gefrümmte ftarfe Borfte, wodurd es erklaͤrlich 
wird, daß die Puppe in den Sädchen hängen bleibt. 

Da durch Herin Zeller für diefe Gattung die Merkmahle 
fehon genauer unterfucht und befanntgemacht find, fo unterließ 
ich vorläufig bey diefer Art die Zergliederung des Schmetterlings, 
werde aber foche feiner Zeit nachtragen, indem id fchon aus 
mehreren Familen diefer Gattung genauere Unterfuchungen der 
Kopf» und anderer Köperbejtandtheile, wie bey Holoscolia, 
bearbeitet habe, ich befchränfe mich daher hier nur auf die Art— 
beſchreibung des Schmetterlings; weil aber bey Zeller von 
diefer Gattung der Aderverlauf der Flügel noch nicht bekannt 
gemacht wurde, und er zur Verdeutlichung meiner Befchreibungs- 
weiſe umumgänglich erforderlich -ift, fo darf ich ſolche nicht 
unterlaffen. 

Der entfchuppte Borderflügel ift beynahe mefferformig, mit 
ſehr ftarker Randfeldaußenader, welche fich gegen die Mitte der 
Flügellänge verläuft. Won der inneren Nandfeldader entfpringen 
gegen aufen vier gleichweit von einander entfernte, fehräg gegen 
die Spiße ftrebende Mebenadern, fo daß die legte mit dem Ende 
der Hauptader eine ſehr fpigmwinklige Gabel bildet und die Flügel: 


345 


fpige in ſich einfchlieft, Das offene Mittelfeld ift ohne Adern 
und bedeutend fchmäler als die beiden anderen Felder. Das 
Nathfeld, deffen innere Hauptader ohne Zweige am Hinterrande 
von der Spige bedeutend entfernt: endigt, hat in ber Mitte eine 
Lingsader, welde an der Baſis mit einer fpiswinkligen Gabel 
entſpringt. ar 

Der entfhuppte Hinterflügel hat beynahe die Form einer vorn 
fehr verfehmälerten Lanzenfpige ; das Nandfeld hat aud) eine 
fehr ſtarke äufere Nandader, welche aber nur wenig verfchmälert 
bis in die Flügelfpige reicht, die innere Ader ift ohne Zweige, 
fehr dünn, an der Wurzel ſtark auswärts gebogen und ſchließt 
innerhalb der Spise, faft ein Viertel der Nandeslänge, an bie 
Aufenwandader an. Das Mittelfeld ift etwas breiter, als das 
Nandfeld, enthaͤlt Eeine Ader und geht daher bis in die Flügel- 
ſpitze. Das Nahtfeld ift an der Wurzel beynahe fo breit, als 
die beiden andern Felder zufammen, hat feine ftärffte Ader in 
der Mitte, welche an der Wurzel gleich neben der Nandfelds 
ader entfpringt und fich fchräge durch die Mitte des Feldes, bie 
an die Mitte des hinteren Randes ziebtz; aus diefer entfpringt 
an der Wurzel, gegen. den äußeren Rand, eine dünne Laͤngs— 
ader, welche in dev Mitte, des Feldes ſich bis in die Hälfte deg- 
felben zieht; eine andere entjpringt gegen innen unweit der 
Murzel der erftbenannten Ader, welche ſich anfangs gegen das 
Mittelfeld biegt, dann aber faft gerade mit diefer in gleicher 
Richtung läuft, und am Hinterrande in der Länge endiget, wo 
fi die innere Nandfeldader an die außere anfchlieft. 

An dee Wurzel der Nandfeldaufenader entfpringt, wie bey 
Holoseolia forfieella, im einer wunden Pfanne ein beweglicher 
borniger Dorn mit einer Kugel am Grunde, in obiger Pfanne 
befeftigt und 4 fo lang als der Vorderrand des Flügels, einen 
Achtelzirkel bildend. 


Größenverhältniß des Schmetterlings, 

Die Schmetterlinge find gewöhnlich zwey und eine halbe, felten 
drey Pinien lang; der Kopf etwas breiter als lang, halb fo lang 
als der Bruftkaften; Fühler fehr dünn, wenig Fürzer als der 
Schmetterling; Bruftkaften 4 länger als breit, etwas mehr 
ald 4 des Hinterleibes lang; der Hinterleib alfo dreymal fo lang 
als der Bruftkaften; die Vorderflügel mit den Franzen fo lang 
als der ganze Körper, Eaum 4 fo breit als lung; die Hintere 
flügel wenig Eürzer und beynahe nur halb fo breit als die 
Vorderflügel: die Füße fat fo lang als Bruſtkaſten und Hinter: 
leib zufammen ; die Schenfel wenig Eürzer als die Schienen ; 
die Tarſen zuſammen fo lang als die Schenfel. 

Befonders zu bemerken ift bey Coleophoren, Clachiften und 
den meiften anderen Gattungen der meiften Schaben, die. im 
Vergleiche genen andere größere Schmetterlingsyattungen ganz 
befondere Größe der Schuppen, welche bey dieſer Art fo groß 
find, daß 24— 30 die größte Breite. der Vorderflügel, 18—22 
die Breite der Hinterflügel, 8 die obere Breite des Hinterleibes 
bebeden, und 12 — 14 die Glieder des Fühlhorng umringen. 


Befhreibung des Schmetterlings. 

Der Kopf rund, blaß bifterbraun, die Schuppen glatt "auf: 
liegend; die, Augen rund, Elein, ‘an den Seiten des ‚Kopfes 
gegen hinten. 

Die Kühler gleich über den Augen eingefügt, fadenförmig, 
die mehrften Glieder ander Wurzel fchwarz oder braun, vorn 
weiß geringelt beſchuppt; drenkiggliederig ; erſtes Glied fehr klein, 
rund, ohne Schuppen; zweptes fechsmal fo lang und dreymal 
fo breit als das erſte; drittes nicht ganz halb fo lang und 4 

Iſis 1848. Heft 5. 


346 


fo breit ald das das zweyte, beide fehr blaß lichtbraun; viertes 
und fünftes fo groß als dag dritte; die folgenden 18 Glieder 
um 4 länger, aber nur fo di als das fünfte, alle zwanzig 
fhwarz und weiß gevingelt ; die folgenden 6 um etwas Eleiner, 
das Iegte halb fo Elein als das zwanzigfte, alle fieben weiß 
befchuppt. . 

Zafter und Wurzel des Saugrüffels ſchmutzigweiß befchuppt. 

Bruftkaften licht bifterbraun mit weißen Seitenlinien. 

Hinterteib einfärbig blaß graubraun, Männchen und Meib- 
” am After mit einem Schuppen und Haarbüfchel wie ab: 
geſtutzt. 

Vorderfluͤgel licht biſterbraun mit zerſtreut ſchwarzen Pup⸗ 
pen; die Randfeldaußenader ganz, dann deſſen innere Haupt: 
ader, von der Spike bis etwas über die Mitte, und die ganze 
Nahtfeldinnenader kreideweiß befhuppt, die Flügelfpige an den 
beiden Rändern in gleicher Länge, bis zum Ende der Nahtfeld- 
ader, mit langen weißen Schuppen £urz beftrichelt; die Franzen 
am Nahrfeldfaume aſchgrau, reihen von der Spike bis in die 
Hälfte des Saumes, find an der Spige faft halb, am Ende 
gegen die Zlügelmitte faft anderthalbmal fo breit als die Flügel. 

Hinterflügel und deren Franzen ganz einfärbig, blaß grau: 
braun, die Franzen am ganzen Randfeldfaume halb, faſt andert- 
halbmal fo lang als der Flügel an der Wurzel breit. 

Süße alle weiß und blaßbraun gemifcht, befchuppt; bie 
Schenkel 4 fo did als lang; die Schienen 4 fo dick alg lang, 
unter der Mitte einen, am Ende zwey ftumpfe Eurzbefchuppte 
Dornen, faum 2 fo lang als die Schienen; die 5 Zarfengl. 
blaßbraun und ſchmutzig perlweiß geringelt; erftes Glied faft fo 
lang als die übrigen vier zufammen; die drey folgenden gleich 
lang und breit; das legte das Eleinffe. 

Die Klauen braun, nicht fehr gekrümmt, ungezähnt, fehr Elein. 

Die Klauenflappe 4 fo groß als das legte Glied, rund, Licht: 
braun, wollig bepolftert. 

Schuppenbildung fehr einfach; jene des Vorderfopfes und der 
Seiten zunächſt den Augen 4 fo lang als der Kopf, vorn 4 fo 
breit als lang, abgerundet, nicht gerade, fondern im Sechstel— 
zirfel gebogen; die des HDinterfopfes etwas länger, 4 fo breit 
als lang, dreyfpisig, etwas weniger gebogen. 

Die braunen des Bruſtkaſtens nicht halb fo Tang als bie des 
Kopfes, 4 fo breit als lang, vorn und hinten abgerundet; 
die weißen der Seitenftreifen eben fo lang und breit alg die 
braunen, vorn zmeptheilig, abgerundet; die ſchwarzen der Fühler 
faft fo fang als die des Kopfes, kaum 4 fo lang als breit, 
die weißen 4 länger, aber merklich ſchmaͤler als die ſchwarzen, 
beide Arten dreyzähnig. 

Die Schuppen des Hinterleibes und der Füße find der Form 
nach denen der Fühler gleih, nur die des Hinterleibes etwas 
größer, jene der: Füße mehr oder weniger Eleiner. 

Die ſchwarzen, dunkel- und lichtbraunen Schuppen der Border: 
fluͤgel etwas mehr als halb fo lang als die des Kopfes, aber 
mehr als 4 fo breit als lang, drey= und vierzähnig; die weißen 
fo lang, aber auch viele bedeutend Fürzer als die des Kopfes, 
immer aber fo breit als) jene des Bruftkaflens, die braunen zu⸗ 
naͤchſt der Achſel (Wurzel) halb ſo lang, aber etwas ſchmaͤler 
als die braunen des Vordertheiles, einige etwas kuͤrzer, abge— 
rundet, andere wieder etwas breiter, mit einem ſpitzen und 
zwey abgerundeten Zähnen. 

Die haarigen Schuppen der Franzen aller vier Fluͤgel mehr 
ober. weniger lang, die laͤngſten bedeutend länger als die Vorder: 
flügel breit, die Eürzeften kaum 4 fo lang als jene; alle Eürgeren 

22 # 


347 


vorn zweytheilig, die längften breptheilig, fo aber, daß ber 
deitte erſt faft in der Mitte eines der beiden entipringt. 

Als ihre Feinde im Raupen: und Puppenzuftande erhielt ic 
durch Zucht am meiften Macropalpus n. sp., felten Hemiteles 
pulchellus Grv. und zweymal einen noch nicht bey den neuen 
Autoren befchriebenen Chelonus. October 1847. 

Er£lärung der Abbildungen. 

Coleophora saponariella t. VI. 

A. 1. die Raupe, 2. Dberlippe, 3. Unterlippe mit ben Ta— 
ſtern, 4. Oberkiefer von innen, 4*, derfelbe von oben. 
Puppe von unten, C. von oben, 

Das Ey. 

. Der Falter. 

. Entfhuppter Vorderfluͤgel. 

. Entfehuppter Hinterflügel. 

. Schuppen des Kopfes, a. a*. der Stirn, b. b*. bes 
Hinterkopfes. 

c. d. des Bruſtkaſtens. 

. Der Fühler, e. der Vorderreihe, f. der Hinterreihe, 
. Der Vorderflügel, g. fhwarze, h. weiße. 

. i. k. der Oberfläche der Hinterflügel. 

l. m. der Franzen der Vorder- und Hinterflügel. 


202 


2 


A. von Pokorky Jorawko, einige Bemerkungen 

uͤber das letzte Tarſusglied der Hymenopteren. 

T. VI. unten (Bull. de Moscou Tome XVII. 1844. 149.) 
Eine hübſche und nüsliche Beobachtung. 


As der Ballen (Pulvillus) am legten Zarfusgliede bey den 
Dipteren, womit jie fih an glatten Fäden halten Können, 
entdedt war, fuchte und fand man einen ähnlichen Bau bey 
den Hpmenopteren, wo man es aud Ballen nannte. So 
Reaumur V. 8. 26. Fig. 7. Degeerll. X. 32. Fig. 12. 
T. 39. Big. 33. 8%. 41. Fig. 11. Latreille Fourmis 
p- 32. Huber Abeilles II. p. 94. Fourmis p. 8. Brandt 
und Ratzeburg mebdicinifche Zoologie T. 23. Fig. 7—10. 
%. 25. Big. 1. 2. 

Leach hat diefen Ballen bey den Immen als ein Saugorgan 
(Sucker) betrachtet. 

Ein reicher Zeidler in Rußland, Profopomwitfch, hat Bie— 
nenkoͤrbe machen laffen, worin die Bienen ihre neuen Zellen hoch 
über den alten Waben bauen müfen, Zu folchen Zellen fteigt 
die Königinn nicht hinauf und legt daher eine Eyer hinein. Auf 
diefe Weiſe erhalt man ganz reinen Honig, weil Eeine Larven 
hineinkommen. 

Der Verfaſſer glaubte nun, das muͤße vom Bau der Fuͤße 
abhaͤngen. Dieſe zu unterſuchen hatte er nicht Gelegenheit ge— 
habt, wohl aber die von Arbeitern. Da iſt nun der ſogenannte 
Ballen ein ſehr zuſammengeſetztes Organ. 

Dieſer Bau iſt nun abgebildet auf T. 6. Fig. 1. 2. unten. 
Er hat noch denfelben gefunden bey den Weibchen von Bombus, 
Xylocopa, Dasypoda (Trachusa), Andrena, Vespa, Po- 
listes, Crabro, Cimbex, Tenthredo, Dolerus, Cynips, 
Chaleis, Scolia hortorum. 

Der fogenannte Ballen zwifchen den Klauen zeigt fich wirklich 
als ein Eleines haͤutiges, meißliches und behaartes Kiffen, be: 
fonders bey einem frifh abgefchnittenen Fuße. Es Eräufelt: fich 
zwar bald, wird aber wieder gefpannt, wenn man den Fuß 
ins Waffer legt. Fig. 1. zeigt die untere oder Sohlenfeite, 
Fig. 2. den Fußruͤcken. 


348 


Das Zehenglied, woran die Klauen fisen, fest ſich deutlich 
vom vorigen oder fünften Zarfusglied A ab und zeigt am Ge: 
len? a eine Vertiefung b, mworein ſich das Klauenglied ſchlagen 
und an das Glied A legen kann. Reaumur betrachtet daher 
mit Necht das Stud, welches die Klauen trägt, als ein fechstes 
Zehenglied (Mem. V. 4. p. 291.). Diefes Glied befteht nun 
aus den hornigen Klauen c, e. Bon ihrer Bafis gehen zwey 
ebenfalls hornige und elaftifche Zweige d, d ab, welche ſich zu 
einer Leiſte e verbinden. Diefe ftößt an einen hornigen und 
glänzenden Ring S, S, den ich Bügel (Stapes) nenne, wegen 
feiner Geftalt. Diefer Ring endigt ſich auf der Ruͤckſeite des 
Fußes Fig. 2. in 2 hornige Stüde g, g, welche unter einem 
Mintel an einander ftoßen. In dieſem hornigen Gerüft liegt 
ein hautigee Sad h, h, meldher am Gelenke des erften 
Gliedes und zwar am innern Grunde der Klauen anfängt, an 
der Keifte fortläuft, durch den Bügel geht und fodann dünner 
wird. Diefer Sad ift behaart an den Seiten, am Ende aber 
nadt und hat an feinem Gipfel einen Spalt 0, der leicht zu 
fehen ift, wann er wirkt. Schlägt die Biene die Klauen ein, 
fo legt fih die Leiſte e genau in die Vertiefung b am Gelent a, 
wodurch der Sad auch eingefchlagen wird und man feine äußere, 
nehmlich obere Seite fieht. ‘ 

In diefem Zuftande hat man diefen Sad abgebildet und für 
einen Ballen gehalten, was er nicht ift, fondern ein ächter 
Saugnapf, was ganz unzweifelhaft wird, fobald man ihn in 
feiner Wirkung fieht. Dazu braucht man nur die Biene auf 
einem Glaſe laufen zu laffen; noch beffer, wenn man den abge= 
ſchnittenen Fuß fogleich auf ein glattes Glas legt, daffelbe umkehrt 
und die Sohle des Fußes mit dem Microfcop betrachtet. Dieß 
ift mir bey Dolerus niger et gonager oft gelungen. Der 
Saugnapf legt fih dicht an das Glas und man fieht, daß die 
Längsfpalte des Sacks wirkt wie der Napf der Blutegel. Ben 
der Biene ift mir dag nie gelungen. Thut man aber auf ein 
Slastäfelhen einen Tropfen Honig und diefes in einen Becher 
mit einer Biene, fo füngt diefe bald an den Honig zu leden. 
Nimmt man fodann das Zäfelchen heraus, fo fieht man durch 
eine ftarfe Lupe die Wirkung des Napfs; auch wenn man den 
Kopf einer Stednadel ſachte zwifchen die Klaue eines abge- 
ſchnittenen Fußes drüdt oder einen vertcodneten Fuß etwa 2 
Stunden in lauem Waffer gemeicht hat. Diefes Werkzeug ift 
daher ganz von dem der Dipteren verfchieden. Hier zeigen die 
Ballen eine häutige, einfache oder getheilte Fläche, oder es 
liegen zwey Ballen aneinander. Sie find mit Eleinen Deff 
nungen überfäet, welche nichts anderes find als Haftroͤhren. 
Sch habe dergleichen Ballen auch zwifchen den Zarfusgliedern - 
einiger Hymenopteren bemerkt, wie Dolerus niger et gonager, 
Cimbex vitellinae etc. 


Die Eypfeliden 
bes Berliner Mufeumg. Bon A. V. Streubel. 


Bekanntlich Haben die Segelfchwalben oder Cypſeliden (Cyp- 
selidae) nur den Habitus und einige unwichtige Merkmale, 
welche mit der ähnlichen Nahrungs- und z. Ih. auch Bewe— 
gungsweiſe in Beziehung zu ftehen fcheinen, mit den echten 
Schwalben oder Hirundinen gemein; durch den el. Nitzſch ift 
es unwiderleglich Dargethan worden, daß fie eine Abtheilung der 
Mafrochiren, deren andere Abtheilung Die Trochiliden oder Ko— 
lubri bilden, ausmachen ober doch jedenfals neben den Trochi— 


349 


liden ihre Stelle finden müßen. * Die Makrochiren beiten un— 
ſireitig das ausgebildetfte Flugvermögen: ſie figen faft nie, fliegen 


*Ob die Cypſeliden wirklich mit den Trochiliden zu einer Familie 
Macrochires (Nitzſch, Syſtem der Pterylographie, herausgegeben von 
5; Burmeifter. Halle 1840. ©. 122.) oder Longimanae Bur- 
meister (Handb. der Naturgefch., Berlin 1837. IL. S. 766.) vereinigt 
werben dürfen, will ich freilich noch dabingeftellt Infien, und glaube ich, 
dag Nitz ſch hierüber felbit nicht vollftändig im Klaren war, indem er 
fein großes Gewicht auf den Werth und Nang der natürlichen Gruppen 
legte, So fagte diefer große Meifter der Ornithologie im 1. Bande von 
Naumann’ Naturgefch. der Vögel Deutfchl. (2, Aufl., Allgem, Eins 
feitg. , Anatomie), die Vögel bilden eine Familie im Thierreiche. Die 
Picarienfamilie Lipoglossae Nisfh’s iſt u. A. auf die Verkümmerung 
des Ingeſtionsorgans gegründet, und hat ſelbſt davon ihren Namen erz 
halten. Bey den Picinen und Makrochiren wird dagegen die fo ſonder— 
bare Schnellzunge der Pieinae verae und der Trochilidae nicht als 
Hauptcharacter betrachtet, und reicht nicht hin, diefe eben nicht ganz kleine 
Gruppen resp. von den Rhamphaſtiden und Bucconiven und von. den 
Eypfeliven zu trennen. Es wäre meiner Anficht nach nicht unmöglich, 
daß die Cypſeliden fo gut wie die Gaprimulginen eine Familie für ſich 
ausmachen, oder aber — und dieß kommt mir noch viel wahrfcheinlicher 
vor — daß die Trochiliden, Eypfeliven und Gaprimulginen nur eine Bas 
milie Hemiprocnidae, Schwalfe, bilen. Die Vögel aller drey Fa— 
milien fangen fliegend ihre aus Kerfen beftehende Nahrung und zeigen auf 
ihren Grenzen manche Annäherung an einander, die Gattung (Genus) 
Hemiprocne durch den metallifchen Cchiller der Farben bey einigen Che— 
lidonien und ſelbſt Salanganen an die Trochiliden, die Gattung Cypselus 
an Caprimnlgus, wo fogar die Phalangenzahl nicht ganz normal iſt. 
Die Trochiliden find Tag-, die Cypſeliden Dimmerungs =, die Caprimul- 
ginen Nachtichwalfe. Da bey Tage die wenigiten Kerfe umherfliegen, To 
hätten die Kolibri verhungern müfen, wenn fie nicht ein Mittel beſäßen, 
bie in Blumenröhren oft vor der Tageshise Schutz fuchenden, und von 
Nektar lebenden Käfer, Summen, Muden und Siefer zu erhaſchen. Deß— 
halb bedurften fie die, den übrigen Mitgliedern der Trugſchwalben- oder 
Schwalffamilie nicht zugefommene Schnellzunge und den feinen, dünnen, 
langen Schnabel, Die übrigen zum Verdauungsavparate gehörigen Drgane 
werden in allen drey Gruppen der Familie wefentlich diefelben feyn, denn 
die Unterfchiede Hinsichtlich der Blinddärme halte ich hier nicht für weſent— 
lich. Alle Genera der Familie Haben einen vorn auffallend flachen, hinten 
erhöhten Schädel, große (bey Cypselus und Caprimulgus nad) Deffz 
nung des Rachens von innen fichtbare) Augen, ftarfen Hals, ziemlich kur— 
zen Rumpf, ſehr entwickeltes Gabel- und Bruftbein, ſehr entwickelte 
Schwung- und Steuerfevern, oft einen Gabelſchwanz, nicht felten eine 
Federhaube (felbft bey Gaprimulginen noch im Rudiment als dichter Schei— 
telfederftreif vorhanden), furze Füße, meift ſchwache Krallen ufw. Immer 
find zehn Handſchwingen in jedem Flügel, und zehn Steuerfevern vorhans 
den» Bey einigen Caprimulginen läßt fich, faft wie. bey Cypselus, vie 
Daumenzehe nad) vorn fchlagen. Die Bürzeldrüfe it nadt, ohne Feder: 
franz. Die L:bensweife ift, wenn man von den durch das Nahrungsfuchen 
zu den verfchiedenen Tages= und Nachtzeiten, wonad) die Hemiprocniden 
oder Longimanen in Tags, Abend- und Nachtvögel zerfallen, hervorge— 
brachten Modiftcationen abfieht, im Ganzen bey den drey Unterfamilien 
dieſelbe. Sie bauen Feine ſehr Fünftlichen Nefter, legen nur wenige Eyer, 
brüten nicht mehrmals des Jahres — wenigftens nicht in den gemäßigten 
Himmelsſtrichen — find fehlechte Fußgänger und z. Th. (wenigſtens Cyp- 
selus und Caprimulgus), mehr oder weniger ungefchickte, Plantigraden, 
fliegen vortrefflich, freien Inſecten, erhafchen diefelben fliegend, haben eine 
haßliche Stimme ufw. — Ic muß‘ geftehen, ich fehe nicht ein, weßhalb 
man die Gaprimulginen- von den Macrochiren ausfchlieft, und wohl gar 
mit den Kufufen vereinigt hat. — Genaue Anatomien von allen Gattun— 
gen der Hemiprocniden \ind wünfchenswerth; aber es iſt dabey unerläßlich, 
dag man wiſſe, welche Species man unter dem Meſſer hat, da es nicht 
unmöglich, daß man in Folge anatomifcher Unterfuchungen zur Aufitellung 
noch mehrer neuer Genera, befonders in der Familie der Trochiliven, ſich 
bewogen fühlen wird nach Auffindung äußerer, bisher überfehener Chara— 
etere, welche mit der inneren Organifation in Einklang flehen. So will — 
nach Mittheilung des Herrn Cabanig — ver frühere Reifende in Me- 
rico, jegige Handelsgärtner und Blumenzüchter, Hr. Deppe im teopifchen 
America einmal einen Kolubri über ſich bemerkt Haben, der eine fchmet= 


350 


äußerſt ſchnell, machen fliegend mit ber größten Geſchwindigkeit 
die jchwierigften Wendungen, und nehmen Die, größtentheils aus 
Kerfen beftehende Nahrung im Fluge ein. Ihr feingebauter 
Schnabel hat zwar, je nach dem Typus der Unterfamilie, eine 
ſehr verfchiebene Geſtalt; denn er ift bald kurz und breit, bald 
lang und ſchmal; aber die Slügelform bleibt faſt immer Diefelbe, 
indem der Flügel ftets fehr lang und fchmal und dabey mehr 
oder weniger fabelförmig gebogen ift; auch) find die erften zweh 
Handſchwingen vhne Ausnahme die längften und meiftens gleich 
lang; höchſt felten it Die zweite, und auch dann noch kaum 
merklich, Fürzer ald die erfte. Die Füße find immer Elein und 
der Schwanz jedesmal zehnfederig und häufigft gabelfürmig, zus 
weilen auch gerade oder gar abgerundet und ſelbſt £eilfürmig, 
fowohl in der einen al3 in der anderen Unterfamilie, Zmifchen 
den Contourfedern finden fich Feine Dunenfedern, aber jene ha= 
ben einen dunigen Afterfchaft. Die Bürzeldrüfe ift nadt. — 
Sowohl unter den Kolubris finden ſich einige trübgefärbte Ar— 
ten, namentlich die größeren Formen, al8 auch andererfeits unter 
den Cypſeliden mehre mit ſtark metallifch ſchillerndem Gefieder 
vorkommen, 


Don den Trochiliden unterfcheiden ſich die Segelſchwalben durch 
folgenden Character: 


Der Schnabel ift kurz, dreyedig, am Grunde flach und mehr 
oder weniger breit, tief Elaffend, mit meift ovalen oder nierför— 
migen Naglöchern oben an der Baſis. Kontourfedern mit gros 
ßem Afterfchafte; Feine Dunen auf den Federfluren, wohl aber 
auf den Rainen; die Schwanzfedern find ftet3 mehr oder weni— 
ger merklich Hart und elaftich=fteif, und dienen zum Anftäm- 
men beim Klettern. Die Hinterzehe ift ein wenig höher ange— 
fett ald die Vorderzehen. Die Zunge ift Feine Schnellzunge. 
Die Ohrfpeicheldrüfen find enorm entwicelt und fondern -eine 
Veimartige Materie ab. Das Kleid der Jungen enthält mehre 
weißlich gefäumte Federn, namentlich) auf der Dberfeite Des 
Rumpfes, an den Flügeln u. ſ. w. 


Die ungeachtet des fortdauernden Zuwachfes an neuen For— 
men eben nicht fehr zahlreichen Arten, find mehr oder weniger 
ſchwalbenähnlich, und bauen, gleich den Sirundinen, ein ange 
Flebtes Neſt; fie gehen mehr oder weniger unbeholfen und Die 
Häkler Eriechen bloß, aͤhnlich den Fledermäufen, mit benen- fle 
auc) in der Fußbildung ziemlich übereinfommen, und erheben ſich 
oft nur mit großer Mühe, und nie ‚durch einen Sprung mit den 
Füßen von ebener Erde, die fie auch nur: zufällig berühren, in 
die Luft, fliegen aber fehr geſchickt. Sie maufern ſich, wie Die 


ternde, trompetende Stimme hören ließ. Herr Deppe foll fo glücklich 
gewefen ſeyn, fich des Vogels zu bemächtigen, foll ihn unterfucht und beim 
Aufſchneiden des Halfes eine gewundene Luftröhre, ähnlich der des Kra— 
nicmänncheng, gefunden haben. Dieß Eremplar habe er in Weingeift an 
die Divection des Berliner Mufeums in der Vorausfeßung, daß man den 
fonderbaren Bau gleich gewahren würde, ohne, weitere fchriftliche Notiz 
daruber geſchickt. Man habe hier jedoch dieſe eigenthümliche Organiſation 
überfehen, und das betreffende Individuum wegen des Schnittes im Halfe 
für genaue anatomifche Unterfuchungen nicht mehr geeignet gehalten und 
wahrjcheinlich verfauft. Nach feiner Rückkehr von der großen, vieljährigen 
Reife habe Deppe u. N. ſich bey Geh. N. Lichtenftein nach dieſem 
Thiere erfundigt und nun in Grfahrung gebracht, daß man. dafjelbe nicht 
weiter unterfucht Habe. Alle fpäteren Nachſuchungen nad) demfelben feyen 
vergebens gewefen. — Da in Meingeift aufbewahrte Hemiprocniven oft 
ſchwer zu beftimmen find, fo wird es Noth thun, daß fie ftets mit einer 
Etiquette verfehen feyen, fullte diefe auch nur eine auf einen Katalog fich 
beziehende Numer enthalten, 


351 


Schwalben, jährlich nur einmal, und zwar im Februar oder 
März. 

Ai große Verfchiedenheit von den ihnen im Habitus aͤhn— 
lihen Schwalben wird im Obigen hinreichend dargethan feyn ; 
an eine anatomifche Vergleichung beider Familien haben wir und 
noch nicht zu machen gewagt, weil dazu eine Unterfuchung von 
Hemiprocne und Pseudoprocne unerläßlicy ift, aber Das nö— 
thige Marerial fehlt. 

Man darf gegenwärtig drey Gattungen untericheiden: 

I. Cypselus //l. = Apus Bechst. — Mieropus Meyer 
et Wolf, beutih Häfler. Diefe Eypfeliden haben unter allen 
Vögeln die Längften Flügel; ihr Schwanz ift jtarf gabelförmig, 
und die wohl ftetd, oder doch gewöhnlih am Laufe befiederten 
Füge haden befanntlicy den fonderbaren und ausgezeichneten 
Gyaracter, Daß Der zwengliederige Daumen, faft wie die anderen 
Zehen, nach vorn gerichtet (eine Wendezehe) ift, und Die Mittel- 
und Außenzehe gleid) der inneren nur drey Phalangen haben. 
Das Dberarmbein ift überaus furz * und hat ſehr breite Apo— 
phyſen, das Gabelbein ift oval und das Bruftbein ohne Aus: 
fehnitt unten, wie bei den Kolibris. Mit Hirundo fonmen die 
Häfler darinn überein, daß die Zunge kurz und an der Spitze 
gefpalten, Daß dag Siphonium und die Armpatelle (jederfeits) 
vorbanden iſt; auch Die Bejchaffenheit der Rumpf- und Keber: 
zellen ift ziemlich einerley, und das Pankreas ift bey Beiden 
Gattungen Doppelt. — Das kunſtloſe Neft ift ſehr merkwürdig, 
weil alle darinn vermifchten Subftangen mit einem ſchnell trock— 
menden, gummiähnlichen Leim, der ficher sin den zwey, ungeheuer 
großen Ohripeicheldrüfen ( — nad) Anderen im Vormagen, wel: 
ches Organ und jedoch zu Diefem Zwecke zu wenig entwickelt 
ericheint —) bereitet wird, und fich mit dem übrigen Speicyel 
uſw. des Vogels innig vermifcht, überzogen find. Die Ever 
find eigenthümlich geftaltet, walzenförmig = eliptifch, d. h. liberal 
ziemlich gleich Dick, aber an beiden Enden wie abgerundet, und 
gleich denen der Senfterfchwalbe rein weiß. Alle hierher zu 
ftellenden Arten gehören der alten * Welt an und find meiften- 
theils Africaner. 

Mit Sicherheit find folgende Sormen zu Cypselus zu 
reinen: 

a) Schwanz ungemein ftarf gegabelt: 

Cypselus parvus Mus. Berol. * — Seimath: Nubien. 
Ich Habe nur drey im Berliner Mufeum als Weibchen bezeich— 
nete Individuen gefehen. Kopf ihwärzlichhraun, der übrige Ober: 
leib mehr oder weniger mausgrau; Flügel faft fchwarzz; Vor— 
derhald weißlich, mehr oder weniger deutlich grau überflogen, 
der übrige Unterleib graubraun. Der fleine dreyedige, vertiefte 
Fleck des vorderen Augwinfels ift weniger auffallend ſchwarz, 
a!s bey den meiften Gattungsverwandten und übrigen kerffreſſen— 


* Zamwadzfi fpricht in feiner Fauna der galiziſch-bukowiniſchen 
Wirbelthiere (Stuttgart 1840.) ©, 85, von der „Kürze des Schulterkno— 
chens und der Breite feiner Anhänge”, was auf einer Derwechfelung des 
Humerus mit der Scapula beruht, 

"* Bol. unten Pseudoprocne cayennensis. 

** Leffon führt in feinem Traite d’ornithologie unter Hirundo 
als vierte Art der Untergattung Apus einen Martinet petit auf, welcher, 
der kurzen Befchreibung nach zu urtheilen, vom obigen Cyps. parvus 
Ittig, verſchieden iſt; denn jener wird characterifiert: „„Brun-noir, A 
Eoree ns gueue peu — Cu viex erwähnt dieſer 
Form nicht in feinem Regne animal, und in der Voigti 
deſſelben finde ich fie ebenfalls nicht. j Porgtiisen MAeIFgunG 


352 


den Vögeln. Der Schwanz ijt fehr tief gabelförmig gefpalten, 
feine feitlichen Bedern an der langen Spige allmählich verfchmä- 
lert; die Flügel reichen beynahe bis an die Spite der äußerften 
Steuerfedern und find wie bey den Übrigen Gattungsverwandten 
fehr deutlich fäbelförmig gebogen; Läufe befiedert; alle vier Zehen 
nach vorn gerichtet; nadtz Schnabel ungeachtet feiner Kleinheit 
noch ziemlich Fräftig, mit ftarfer Beftederungsichneppe am Nas: 
loche. Körperlänge ohne Schwanz etwas über 34”, Flügellänge 
4" 10; äußerſte Schwanzfeder faft 31” lang, die darauf fol- 
gende gut 2 1”, die wittelften beynahe 1” 5% Iang, ber 
Lauf 33 hoch. Mittelgehe ohne Nagel 2", Kralle faſt ebenjo 
lang, Daumenzehe 14%, Mundſpalte 54 lang, Schnabel von 
der Stirnbefiederung an bis zur Spige 2% Tang und 21 breit, 
(Berliner Muſeum, Cypselus, Stück 14, 15, 16; von Sem: 
prich und Ehrenberg aus Nubien eingefandt, 2) * 

Ob hierher noch Cyps. pygargus (Teemm. pl. col. 460. 
fig. 1.)? BVgl. weiter unten, 

b) Echwanz von der ben Uypselus gewöhnlichen Gabelform: 

C, melba Zllig- = Hir. melba Linn. = Mieropus al- 
piuus alior., der Alpenhäkler. Allgemein bekannt. Heiz 
math: Südeuropa und Africa. 

©. apus Illig. = Hir. apus Linn. = Mieropus mura- 
rins alior. ete., der Thurmbäfler. Noch bekannter. 

C, caffer Mus. Berol. Stim und Augenbrauen ſchmutzig 
aſchgrau, Scheitel etwas. Dunfeler und mehr. braunlich; Kehle 
und eine breite Querbinde über den Bürzel glänzend weiß; Blü- 
gel- und Steuerfedern mattichwarz, etwas grünlich ſchillernd; 
einige Armichwingen mit großem, weißem Flecke, mehre untere 
Flügeldeckfedern weiß gefaumt; einige der oberen Deckfedern der 
Flügel und des Schwanzes zuweilen mit einigem violetien Schil- 
ler, übrigens ſchwarz; alle übrigen Theile glänzend. zußfarben, 
anı Dberleibe mehr rußichwarz, am Unterleibe mehr dunkelruß— 
braun. Die ſehr fehmalen, jäbelfürmig gebogenen Flügel ragen 
ungefähr um 4— 4 iiber die äuperften und 2” über die mit 
telften Federn des ftarf gabelig ausgefchnittenen Schwanzes hin— 
aus; der Yauf ift befiedert und ziemlich ſtarkz Die ſämmtlich nad) 
vorn gefchlagenen Zehen find furz und mit fräftigen Krallen 
verfehen; der Eleine Schnabel ift ziemlich ſtark, Hat eine kleine 
DBefiederungsichneppe auf dem Oberkiefer und eyförmige Nas— 
löcher. Körperlänge bis zu den Spigen der mitteljten Steuer- 
federn über 5°, ohne Schwanz 4; Flügellaͤnge bis. 53; mit- 
telfte Steuerfedern 1’ 7”, äußerſte 3" 2 lang, Lauf 34“ 
hoch, Mittelzehe ohne Nagel 24", Nagel 2%”, Daumenzehe 
14° lang, Schnabellänge 23, Schnabelbreite 24, (Ber: 
liner Muſ. Cypselus, Stück 9 und 10. Aus dem Kafferlande 
eingelandt von Dr. Krebs. — Im Halliihen. Vufeum fand 
ich ein Individuum derfelben Art, ohne Angabe des Baterlandes, 
übrigens mit nicht völlig ausgewachfenem Gefieder, indem Die 
zweite Schwungfeder am dortigen Gremplare die längfte ift. — 
Herr Eichtenftein gibt in feinem. Doublettenverzeichniffe noch 
ferner ald Heimath Nubien an.) — — — Eine jehr ähnliche 
Form, welche fi im Berliner Mufeum (sub N. 11.) befindet 
und angeblich aus Bengalen flanmt (von Hr. Delbrüd 


* Boigt a. a. O. führt noch einen Cypselus murinus Lichtst. 
(„Mäufegran, mit blaſſer Kehle; die äußeren Schwanzfedern fehr lang. 
Nubien“) auf. Sch finde unter meinen Papieren Feine diefen betreffende 
Notiz. Den Lichtenſtein'ſchen Doubletten- Katalog Habe ich gegenwärtig 
nicht zur Hand. Ich möchte ‚aber glauben, daß ber C. murinus als 
Synonym zu C. parvus gehört. er 


353 


herrührend), ſcheint mir der Fugendzuftand von C, caffer zu 
feyn; denn an diefem Individuum zeigen alle Federn mit Aus: 
nahme der des Rückens und. Schwanzes, der oberen Flügel- und 
Schwanzdeckfedern, hellere Ränder und find beionderd am ganzen 
Unterleibe Deutlich weiß geſäumt; nur die Bruftfedern haben 
einen, und ſehr matten Glanz; die Befiederungsjchneppe des 
Oberſchnabels ſehr deutlib; Schwanz weniger ftarf. gegabelt als 
bey €. caffer adult., indem die Außerften Schwanzfedern nur 
um 11 länger als die mittelften find. Die Heimath die— 
fer Art wäre demnach Die Tropenzone Der alten 
Welt. — — — Im, Berliner Mufeum fand ſich noch eine 
Eleinere Form (Cyps. No. 22.) aus dem Kafferlande (ebenfalls 
aus einer Krebsifchen Sendung), ald Darietät von. Cyps. 
eaffer angegeben; fie iſt aber meiner Meynung nach ein 
echter Cypsel. abessynicus, welche Art in demfelben Muſeum 
fhen vor einer Reihe von- Jahren. ald neu aufgeftellt worden 
ift. Zur Beftätigung meiner Vermuthung möge hier ‚Die Be— 
fchreibung de3 Individuums in Rede folgen: Stirn bräunliche 
grau, bejonders nach dem Schnabelgrunde. zu rojtfarbig anges 
flogen; Kopf. und Hals mit, Ausnahme der weißen Keble glän— 
zend ſchwärzlich-bronzefarben; Ruͤcken glänzend tiefrußihwarz ; 
Unterleib rußſchwarz; Flügel und untere Schwanzdeckfedern matt 
braunfhwarz; Bürzel ſchmuzigweiß, welche Farbe. eine nach, den 
Weichen hinlaufende, breite, halbmondfürmige Querbinde bildet; 
Schwanz ſchwarz, ‚matt grüm fchimmernd. Befiederungsſchneppe 
Deutlich, aber Schmalz; Nasloch oval; Lauf: befiedert; Die vier, 
nad vorn gerichteten, ‚Zehen kurz, mit. ſehr kräftigen, Dicken 
Krallen ; erfte Schwinge nicht völlig. ausgewachſen, kürzer als die 
zweite; Schwanz kaum gabelig. - Körperlänge (einſchließlich 
Schwanz) 4 83°" und überhaupt 5° lang, Kauf 44‘ hoch. 

In diefe Abtheilung (b) der Gattung dürfte. vielleicht auch 
ber Cypsel. velox auet., le Martinet velocifere Xevail- 
lant's gehören, wenn feine Daumenzehe in der Abbildung 
(Le Vaill. Afrique V. 113. pl. 244.) durch ein Berfehen nad) 
hinten gejhlagen wäre und im Leben mehr oder. weniger nad) 
vorn fände. Die Läufe find befiedert. „Tout* le plumage 
est d’un noir fonce à reflets bleus sur tout, le dessus de 
la.tete, des ailes et la queue, et .d’un noir pur sous le 
eorps. Les yeux sont rougeätres, les pieds et le bee 
sont bruns. La queue est tres-fourchue; les ailes fort 
longues depassent celleci pres de deux pouces, lors- 
quelles sont ployees..— Habite en hiver la cöte de lest 
du Cap.“ Kaum fom man: über die Stellung diefer Species 
im Zweifel ſeyn. 

Was Levaillant's Martinet à croupion blanc (Afrique 
pl 244. fie. 1.), den auch Leſſſon in ſeinem Traite, p.267. 
mit ber höchſt lakoniſchen Diagnoſe „brun, à eroupion 
blanc‘ ** als fünfte Species. der Gattung aufführt, eigentlich 
ſehn mag, weiß ich nicht, In der Levaillant'ſchen Abbildung 


* Sch Fopiere die Furzen Bejchreibungen, auf die ih beſonde— 
res Gewicht lege, weil nichts befchwerlicher if, als in Mufeen, tie nicht 
zugleich mit einer maturhifterifchen Bibliothek ausgejtattet find, die nöthigen 
Bücher. zur. Vergleichung herbeyzufchaffen. 

*Vo igt in feiner Heberfegung von Cuvier's Resne animal 
macht es noch ſchlimmer. Im Originale werden in einer Note ald ver— 
ſchiedene Arten angeführt: Hirundo sinensis; — le martinet a eruu- 
pe blanche; — le Marlinet velocifere etc. Voigt hält, vielleicht 
nicht mit Unrecht, die beiden erften Species für iventifh, und gibt fol— 
gende fonderbare Diagnofe: „Rußbraun, fat ſchwarz. — Die Flügel: 
deckfedern des Unterrüdeng weiß.” Mas hat man unter Flügel- 

Iſis 1848. Heft 5. 


— u \ 


354 


ift dieſem Vogel eine Tange, wirklich vollſtändig — aber mit 
Recht? — nach hinten gejchlagene Hinterzehe, ein befiederter 
Lauf, ein echter ftarfer Chpjelus s Schnabel und ein merklich 
gegabelter Schwanz gegeben. Das Thier ſoll unſerm Thurm— 
häkler (Cyps. apus) verwandt fern und ähnliche Farben haben. 
Zur Bequemlichkeit derjenigen Lefer, welche das Revaillant’fche 
Werk nicht befigen und aus Feiner Bibliothek entleihen fünnen, 
folgt hier Die Levaillant'ſche Beſchreibung: „Ce Martinet est 
de la taille à peu pres de notre Martinet noir (aljo Cyps, 
apus) et Jui ressemble totalement, pour les couleurs, à 
l'exception qu’il a du blane sur les cotés du-bas du erou- 
pion, ce qui ne s’apergoit pas quand les ailes sont plo- 
yees. Mais.ce qui se voit bien chez lui, e’est que les 
dernieres plumes des.ailes, qui s’approchent le plus pres 
du dos, sont aussi marqudes de blane sur leurs barbes 
internes. . Il n’existe aucune: autre difference entre les 
mäles et les femelles de cette espece, si non..que le 
noir est plus brun chez l’une que chez l’autre. lis ont 
les yeux d’un brun-jaunätre. — Le Martinet à eroupe 
blanche est tr&s-abondant au Cap de Bonne-Esperance; 
plus familier que celui à gorge blanche (Cyps. melba); 
il s’approehe des maisons et vit dans. les mêmes lieux 
que les hirondelles, sans cependant se meler avec elles; 
il s'empare même à force ouverte.des nids de ces. der- 
nieres (— comme chez nous les moineaux franes? —) 
pour y faire sa ponte qui est de quatre ocufs blanes. Au 
defaut de ces nids vol£s, il pond dans les trous de murs ou 
dans des crevasses de rochers. — Il est bien ä regretter que 
ces indications sont insuffisantes et qu’aueunnaturaliste fran- 
sais n’ait liyre une description, plus exaete de cet oisean, 
dont l'economie differe en quelque .6gard de celle de 
notre martinet, sourtout par rapport à la nidifieation. 1 
parait, qu’il faut en faire une; esp&ee distinete, mais je 
ne suis pas en état de lui assigner la place qu'elle doit 
oceuper dans le systeme. Le feu grand Cuvier a ega- 
lement regard& le martinet en question eomme une espece 
differente des autres et l’a rangee parmi les martinets 
proprement dits à coté de la Hirundo sinica (Latham, 
Index ornitholegieus I. p. 682. No. 35.), mais on ne peut 
se fier à son arrangement des martinets et des hiron- 
delles. Mr. Voigt a meme eu le courage de reunier ces 
deux especes en une seule. Cependant la maniere de voir 
de ce Monsieur, sourtout ce qui regarde le genre Hi- 
rundo de Linnaeus, a en general peu de commun avec 
les efforts des autres'naturalistes. 


e) Schwanz kaum ausgefchnitten, faft gerade.. 


C. abessyniens' Mus. Berol. Bon Hemprich und Eh— 
tenberg dem Berliner Mufeum (Cyps. Stud 32.) aus Abej- 
fonien eingefandt. Stirn heilbräunlicy- grau, der übrige Kopf 
graulicht raun, Der ſchwarze dreyedige Fleck am vorderen Aug- 
winkel markiert; Kinn und Kehle weiß, ber übrige Hals etwas 
glänzend rußbraun; Rüden, Bruft und Bauch rußfchwarz; über 
den Bürzel läuft eine breite weige Querbinde, Die ſich nach den 
Weichen bin erftredt; der Schwanz fammt jeinen oberen und 


deckfedern des Unterrückens zu verftehen? So etwas findet, ſich nur noch 
im Artikel Cirrhitus der Erſch-Gruber'ſchen Encyclopädie (1. 17. Bd 
©. 294.). Wer nicht den franzöſiſchen Tert daneben hat, kann aus der 
Voigtifhen Dingnofe nimmer Hug: werben. 

23 


355 


unteren Deckfedern und Die ganzen Flügel mattbräunlich ſchwarz. 
Die Steuerfedern find an ihrem Ende ziemlich abgerundet, Die 
Schwungfedern etwas weniger; Die Außerfte Schwanzfeder ragt 
unmerflich über Die mittelften- hervor und ift Faum 2’ Tänger 
als diefe, daher der Schwanz am Ende auch faft gerade er- 
fcheint, befonderd wenn er etwas ausgebreitet ift. Läufean den 
Borderfeiten befiedert; Zehen ziemlich kurz und Di, mit 
fräftigen, ſtark gebogenen, fpigen Krallen, alle vier Zehen deut— 
lich nach vorn gerichtet. Schnabel ziemlich Fräftig, etwas Die, 
mit großen oralen Naslöchern, und an deren Außenſeite eine 
kurze Befiederungsichneppe zeigend. “Ganze Länge, mit dem 
Schwanze 44’, Flügellänge 4" 11’, äußerte Schtwanzfedern 
nicht ganz 13, ‚mittelfte beynahe 19" Yang, Lauf 44" Hoch, 
Mittelzehe ohne Nagel 24" Kralle derfelben 23°, Daumen: 
zehe 13“ Yang, Schnabellänge 3’, Schnabelbreite 21“, Länge 
der Mundfpalte 64. Vgl. hiemit die oben bey Cyps. cafler 
gemachten Bemerkungen, 


Anhang zu diefer Gattung: 


Temmind gibt noch in feinen Planches ceoloriees (No. 
460. fig. 1 et 2.) die Abbildungen von given Gppfeliden, Deren 
Befchreibungen Teider fo dürftig find, daß man Daraus nicht 
erjehen kann, ob die beiden Ihiere zu Cypselus oder zu He- 
miproene gehören. Im erſteren alle müßten fie wohl zu ber 
Abtheilung geftellt werden, in welcher ber Cypselus parvus 
figuriert. Vom Cypselus pygargus Temm. möchten wir dieß 
mit Zuperficht hoffen, da er befiederte Läufe in der Abbildung 
hat; anders geht e8 ung in Betreff des Cyps. ambrosiacus 
Temm., der mit nadten Laufen dargeftellt ift. Unglücklicher— 
weife find die Temmindifchen Abbildungen nicht immer fo rich: 
tig, wie fie fauber angefertigt erjcheinen, und der Tert ift oft 
überaud mager und unvollftändig, nach einer von der im Ma- 
nuel d’Ornithologie (Vol. I—II.) befolgten meifterhaften Me— 
thode ganz abweichend verfaßt. Im Halle'ſchen Mufeum habe 
ich ein ald Cyps. pygargus Temm. beftimmtes und der zitier- 
ten Abbildung ziemlich ähnliches Individuum gefehen, Das zwar 
nicht im vorzüglichften Zuftande fich befindet, wenigftens nicht fo 
gut conferbiert ift, Daß ich daran die Zehenglieder hätte mit der 
nöthigen Genauigfeit zählen können. Dieß Exemplar beſitzt aber, 
und wie e8 mir fehien, von Natur, nadte Läufe, obgleich Pro: 
feffoer Burmeifter Damals fich gegen mich mit großer Be: 
ſtimmtheit dahin ausſprach, Daß die Befiederung des Laufes in 
Folge mangelhafter Confervation verloren gegangen — wogegen 
jedoch auf mein Befragen der Confervator des Mufeumd, Herr 
Beyer, mir erklärt hat, Daß dieß mindeftens nicht unter fei= 
nen Händen flattgefunden habe — und deßhalb auf Diefen 
Mangel der Laufbefiederung nicht Rüdficht zu nehmen fey, Sehr 
lieb würde es mir dieß Mal feyn, wenn Sr. Prof. Burmeis 
fter Recht Hätte, weil alsdann meine oben gegebene Gattungs- 
Diagnofe Feine Ausnahme zu erdulden haben würde. Da ic) in— 
deffen mich durchaus nicht erinnern kann — meine in Halle ges 
ſammelten fchriftlichen Notizen enthalten Teider in Bezug auf 
diefe Angelegenheit eine Lücke; doch müßte ich mich gewaltig 
irren, wenn mich hierin mein Gedächtniß täufchte — irgend eine 
fihere Spur von Abnugung des Gefiederd, und noch viel we— 
niger der Bedeckung des Laufes troß ber genaueften Nachfuchung 
“ wahrgenommen zu haben, indem gar feine Ueberrefte von abge— 
tiebenen Federn noch die Stellen, wo dieſe gefeifen haben könn— 
ten, an ber Fußwurzel fichtbar waren; fo nehme ich vorläu= 
fig an, daß die Läufe nie befiedert geivefen find, daß daher bie 


356 


Form in Nede eine Ausnahme * von ber Negel macht, und daß 
die Temminck'ſche Abbildung ‚entweder unrichtig ift ober einer 
anderen Art angehört, ald das erwähnte Halle'ſche Eremplar. 
— In jedem Falle bleiben an einigen der von Levaillant und 
von Temmind abgebildeten außereuropäifchen (vermuthlich 
echten) Cypselus-Xrten die Phalangen der Zehen, und viel— 
leicht zuweilen felbft die Schwanzfedern, zur größeren Sicherheit 
zu zahlen übrig. 

C. pygargus Temm: (1. e. fig. 1.). Vom Vorgebirge ber 
guten Hoffnung. Die Faͤrbung ftimmt in vielen Stücken mit 
C. abyssinieus überein, aber der Schwanz ift ſtark gabelför- 
mig. Die Flügel find wie bey allen Eypfeliden ſäbelförmig ge: 
bogen und ſchmal; der Lauf ift Defiedert; von den Zehen find 
nur Drey nach born gerichtet, indeſſen dürfte auch Die Daumen 
zehe ſich nach vorn ſchlagen Taffen. Die von Temmind ge 
gebene ſehr kurze Beſchreibung Tautet: „Ailes de six lignes 
plus longues que la penne exterieure de la queue. Une 
large plaque blanche couvre le devant du cou et une 
bande transversale de cette couleur sur le eroupion; 
sommet de la tete d’un gris elair' (bey dem erwähnten 
halle'ſchen Eremplare fand ich den Scheitel weißlich = roftgrau —), 
passant par demi-teintes au brun-noirätre sur l’oceiput; 
manteau d’un noir parfait; ailes et queue d’un gris brun, 
mais teint de noirätre vers le bout des pennes; le des- 
sous du corps et poitrine d’un brun 'noirätre à legers 
reflets d’acier poli. Longueur totale 5 pouces et demi.“ 

Das hallefche Eremplar, welches dem C. pygargus Temm. 
fo ähnlich ift, dürfte, wie oben bemerkt worden, einer anderen 
Species, mit nadten Laufen, angehören, die ich Cypselus nu- 
dipes nennen würde. Zwar hat Hartlaub dieſen Namen 
ſchon einer Hemiprocne, und zwar einer Acanthyllis gegeben, 
aber, wie mir fcheint, fehr unpajfend; denn, wie gejagt ift fein 
Cypselus nudipes fein Cypselus, und ſämmtliche mir befannte 
Arten der Abtheilung Acanthyllis haben nadte Läufe. Auch 
hat Deleffert die Mangelhaftigfeit des Namens ber Hartlaub’- 
fhen Species gefühlt und dieſe, fie freylich wie eine neue Form 
bejchreibend, umgetauft. (Vgl. weiter unten). 

€. ambrosiacus Temm. * (1.e fig. 2.) = Hirundo se- 
negalensis Briss. — Hir. amerieana Lath. nee Wils. 
(fide Tenm.). Nach der Abbildung find die Flügel wie bey 
den übrigen Cypſeliden ſtark ſäbelförmig gebogen und ſchmal; 
der Schwanz fehr gabelig ausgefchnitten, wie bey C. pygargus 
Temm. oder Hirundo rustica; die Läufe nackt (?); drey Ze— 
ben nach vorn und eine nac) hinten gerichtet, welche Te&tere 
vielleicht nach vorn gefchlagen werden Fann. Diefe Art ftammt, 
glei) dem C. pygargus, vom Worgebirge der guten Hoffnung, 
Die Temminck'fche Befchreibung lautet kurz: „Les ailes très 
longues, aboutissent à l’extremite des tres-longs fils de 
la penne laterale de la queue; cette penne tres-effilee 
et subulee depasse les autres pennes de la queue de plus 
d’un pouce. Toutes les portions supcrieures de cette 


* Nebrigens kommen in mehren Gattungen zugleich Formen mit nadt- 
ten und folche mit befieverten Läufen vor. Ich erinnere an ‚Falco La- 
gopus, Hirundo urbica, die in biefer ‚Beziehung gerade im Gegenſatz 
zu unferem Cypselus ſtehen, und, weil die Abweichung dort noch mehr 
zu bebeuten hat, Typen eigener Subgenera oder von Sectionen ber Gat— 
tungen ausmachen, 


** Nicht zu verwechfeln mit Hirundo ambrosiaca Linn. Gmel. 
th. 


z 


357 


petite esp&ce sont d’un gris cendre plus ou moins nu- 
ance de brun; le’ dessous est d’un blanc grisätre, plus 
elair sur le devant' du cou- qu’au ventre et à l’abdomen. 
Longueur totale 5 pouces 6 lignes.“ Daraus läßt ſich 
nicht viel machen, und e3 ift gerade nicht unmöglich, Daß Die Art 
nicht einmal ein Cypselus fondern ein Hemiprocne fey. 

II. Pseudoprocne mihi, deutih Schwaͤlk (. * — Hier 
müßen wir den fehr merfwürdigen Cypselus cayennensis Mus. 
Berol. — Pseudoprocne cayennensis nobis — Hirundo 
eayennensis Lath. Gm. aufführen. Es ift dieß die erfte Art 
Cypſeliden, welche 6. CupierYim Regne animal (I. p. 396. 
note 1.) mit großem Unrechte zu Hirundo geftelt und neben 
Hirundo urbica Linn. (alfo in die Abtheilung Chelidon 
Boje) geftelt hat. Dieſer Mifgriff war Schuld daran, daß 
alle ſpäteren Autoren gleich jenem großen Meifter Die große Ver— 
wirrung in die jogenannten Schwalbenvögel (Chelidones seu 
Fissirostres seu Hiantes) brachten, fo daß e8 Dielen zulegt, 
ſelbſt nachdem fchon längſt Die Nisfchifchen Entdeckungen allge= 
mein bekannt waren, unmöglich fihien Die Gattung Eypselus 
son Hirundo zu trennen. “Denn, wenn die Hirundo cayen- 
nensis, welche nicht bloß ein fehr Fenntlicher Cypſelide ift, ſon— 
dern fogar den Habitus des Genus Cypselus zeigt, zu Hirundo 
geftellt wird; fo dürfte man fich nicht wundern, wenn alle Se 
'miprofnen gleichfalls unter den Sirundinen hätten Platz nehmen 
müßen, was jedoch zum Theil, aber nur durch Temminck's Aus 
torität verhütet worden ift, indem Cuvier die Cypselus my- 
staceus Less. et Garn., Cyps. comatus Temm. und C. 
longipennis Temm. (— leitztere war anfänglid) von dem ges 
nannten niederländifchen Naturforfcher für eine Hirundo: ausge: 
geben worden; fpäter hat derjelbe den Fehler aber ſelbſt berich- 
tigt —) zu Cypselus brachte. Sehr merhnürdig bleibt es 
auch hierbey.noch, daß Cuvier den Cypselus senex Temm. 
unter Die Hirundines ordnete. In der Voigt’ichen Ueberfegung 
des Regne animal ift nicht bloß dieſelde Confuſion geblieben, 
fondern dieſe ift jogar noch anfehnlicd vermehrt worden; denn 
bier ift die Hemiprocne torquata. s. Hir. albicollis als zwei 
Species in zwei Gattungen, nehmlich ala (6 **) Cypselus al- 
bicollis Temm. und als (46*) Hirundo.albicollis. beichrieben, 
befigleichen der Cypselus ambrosiacus Temm. als (8°) Cyp- 
selus ambrosiacus und ald (26*) Hirundo amhrosiaca, wie 
fih ſchon aus den zitierten Abbildungen ergibt, Die, much nebſt 
dem dazu gehörigen Texte Voigt's alleinige Quelle waren, 
denn nach der Natur hat er a. a. O. feinen Cypselus und 
feine Hirundo bejchrieben.  Diefe feine Mifgriffe find um fo 
beflagenswerther, da mirflich eine Hirundo ambrosiaca Lath. 
Gm, exiftiert und ebenfo eine Hirundo torquata, Lin. Gm., 
deren Namen unter den bisherigen Umftänden leicht zu Ver— 
wechfelungen mit Cypselus ambrosiacus und Hemiprocne 
torquata DBeranlafjung geben fonnten. Ferner hat er eine 
Hirundo Tapera bejchrieben, welchen Linnäifchen Namen man 
bald auf eine Hemiprocne aus der Abtheilung Acanthyllis 
mit abgenugten Stacheljpigen ber Schwanzfedern (— und zwar 


= Den deutſchen Namen Shmwalf, eine nieverfächfifche Form für 
Schwalbe, führen in einigen Gegenden Deutfchlands die Thurmhäfler, aber 
weber die Hirundinen noch die bey ung einheimifche Tagfchläfergattung 
Caprimulgus, auf welche man in Büchern mit Unrecht den Namen in 
Nede übertragen hat, indem dieß Genus den viel finnigeren, volksthüm⸗ 
licheren, und ich möchte faft fagen, poetifchen Namen Siegen= oder Geiß- 
melfer führt, und felbit im Habitus Feine Nehnlichkeit mehr mit ten 
Schwalben zeigt, ] 


398 
auf Hem. acuta, Cyps. spinicaudus), bald auf eine echte 
Hirundo mit deutlich gabelfürmigem Schwanze bezogen hat; und 
ebenſo ſteht bey ihm Temmincks Cypselus senex, mit zehn- 
federigem Schwange ufw., neben. der Hirundo fucata, mit 
zwölffederigem Schwanze, Laufbekleidung und Flügelbau der 
echten Singvögel. Derfelbe Vorwurf trifft in noch höherem 
Maße Eichelberg (Verfafferd eines Lehrbuches der Zoologie, 
Zürich 1842.)ound Trofchel (Herausgeber des zu feiner Zeit 
trefflich gewefenen Wiegmannifchen Handbuchs Der Zoologie, 
2. Auflage *, Berlin 1343.) *. Denn 1840. war Nitzſch's 
Syſtem der Bterplographie erfchienen ; in demſelben Sahre hatten 
Blafius und Graf von Keyſerling über die Laufbedeckung 
der Singvögel in Wiegmann’3 Archiv und in ihrer europäifchen 
Wirbelthierfaung gehandelt, und ein Jahr fpäter Hat Sunde- 
wall die Entdeckung der abweichenden Befiederung des Flügels 
der Singvögel befannt gemacht und namentlich in den nord— 
deutſchen Mufeen (zu Halle a./S., Berlin ufiw.), Die er 1841. 


befuchte, darüber verhandelt! "** 


Don der Pseudoprocne cayennensis — Cyps. cayennens. 
Mus. Ber. befindet fih im Berliner Muſeum nur ein Exem— 
plar (Cypselus, No. 2.), welches vom Grafen son Hoff: 


* In der -erflen Auflage diefes Buches vom Jahre 1831. ©, 96. 
finden ſich allerdings noch die Sulanganen in der Gattung Hirundo; aber 
damals hatte der treffliche, leider viel zu früh veritorbene und für Berlin 
unerſetzliche Verfaſſer noch) nicht ‚Gelegenheit gehabt, Salanganen zu un— 
terfuchen ; fie fehlten damals noch dem Berliner Mufeum, wie überhaupt 
zur Gattung Hemiprocne gehörige Formen, mit Ausnahme einiger Chä— 
turen (H.torq., pelasg.), welche er aus eigenem Antriebe und von allen 
Zoologen zuerft zu Cypselus gezogen hat! Die zweite Auflage, welche 
für unfere Zeit fehr mager geblieben ift, gibt auf S. 99. und 100,, wie 
fo überaus häuſig (ſelbſt auch Seite 607—614!!!!) einen ganz genauen, 
unveränderten Abdruck der erſten Auflage. 

** Mag foll man dazu fagen, dag Kaup, der fich fpeciell mit 
den Singvögeln befhäftigt hat, und eine hübſche Sammlung 
zu feinen Arbeiten benugt, auch mehre neue Vögelarten auf— 
geitellt hat, im feinem Handbuche ( „Das Thierreich in feinen Haupt— 
formen‘) I. 1. ©, 108 — 117.) die Cypſeliden und Caprimulginen noch 
mit den Hirumdinen in eine Familie Bringt, obſchon er Glogers Handb. 
d. Naturgeſch. d. deutfchen Vögel, und daher auch Nitz ſch's Entdeckun— 
gen fannte*! H. esculenta und H. pelasgia bringt ev natürlich in 
die Gattung Hirundo und verweilt dabey ©. 117. fehr naiv auf die Ana= 
tomie von Cypselus Apus. 

*** Außer den Unterfchieden in der Laufbekleidung und der von Sun— 
dewall entdeckten Befteverungsart des Flügels (vgl. u. A. Miegmann- 
Erihfon’s Archiv für Naturgefh. 1845. Jahrg. IL; in der Ber— 
liner Voſſiſchen Zeitung war diefe Entdeckung fchon 14 Jahr früher in 
einer Anzeige über d. Acad. d. Wiſſenſch. zu Stockholm befannt gemacht, 
und mehre Preußiſche Mufeumsbeamtete: hatten ſchon 1841. unmittelbar 
von Sundewall felbit ſich über die betreffenden Berhältniffe des Flügel- 
baues belehren lafjen), wie auch dem in der Anzahl der Steuerfedern zei— 
gen die Hirundiniden noch denjenigen von Nikfch in feinem Syſtem der 
Pterylographie S. 104. und ©. 120, 122 und 124. erwähnten — und 
von Hrn. Cabanis (nad) dem amtlichen Berichte über feinen exiten 
Vortrag in der Gefellfch. naturforfch. Freunde zu Berlin) wieder entdeck— 
ten — Character der Singvögel, welcher in der Zahl und Entwicklung 
der Handfehwingen begründet ift. Die Hirumdinen Haben nur neun Hand— 
Schwingen; es fehlt ihnen daher die erfte ganz, und die zweite iſt die 
längfte von allen, Die Eypfeliven, Cayrimulginen und Trochiliven haben 
zehn Handſchwingen; es ift daher bey ihnen die erfte völlig entwicelt und 
mit oder nächſt der zweiten (und zumeilen auch der dritten) die längſte. 
Schon Brehm, duch Nitzſch über den Werth) diefes Characterd der 
DVögelgruppen genau unterrichtet, gibt in feinem ausgezeichneten Lehrbuche 
der Natgſch. aller europ, DBögel (Jena 1823.), von jeder Gattung bie 
Anzahl der Echwungfedern richtig an, — Berwechfelungen von Hirundi- 
niden mit Cypfeliven find daher bey gehöriger Betrachtung der äußeren 
Bewegungsorgane (Flügel, Schwanz, Füße) rein unmöglich, 


359 


mannfegg berrührt; es ift von bejfen Reiſenden, Sieber, 
aus Bahia geſchickt worden. 

Wie bey allen übrigen Chpfeliben ohne Ausnahme, fo ift auch 
Gen dieſem Thiere der Schwanz nnr zehnfederig, bie Hinterſeite 
des Yaufes in eine Unzahl, ungeachtet der Befiederung durch die 
Lupe Deutlich erfennbarer Schüppchen oder Täfelhen getheilt, der 
Flügel ſtark ſäbelförmig gebogen, ſchmal, mit hinreichend lan⸗ 
gen Deckfedern verſehen, von denen die größeren bis über die 
Mitte der Armſchwingen hinausragen, und an der Außenſeite 
des Vorderarmes mit Reihen ſogenannter umgefehrter Federn 
verſehen, welches Letztere jedoch am ausgeſtopften Individuum 
nur ſchwer und unvollftändig zu erkennen iſt, weßhalb ic) auch 
die Anzahl der series perversae nicht angeben fann. Die 
ganze Tracht des Ihieres, dad derbere Gefieder, namentlich auch 
die größere ‚Steifheit der Steuerfedern und Handſchwingen, der 
zehnfederige Schwanz und die ſäbelförmige Krümmung der Hand⸗ 
ſchwingen ſind aber bey allen Eopfeliden allein ſchon fo augenz 
fällig, daß es rein unmdglid) ift, in natura eine Hirundo mit 
einem Eypfeliden zu verwechſeln. Br 

Es blieb mir daher in Betreff der Hirundo cayennensis 
nur noch zu ermitteln übrig, ob fte ein wahrer Cypselus oder 
eine Hemiproene ey. Ihre Läufe find befiedert, Die Zehen 
furz, bie großen Krallen ſtark, ſehr gebogen ud ſpitz, der 
Schnabel etwas dick und kräftig, Die Naslöcher groß, und mit 
einer furzen Befiederungsichneppe an ber Aufenfeite, ähnlich wie 
bey Cypselus abyssinieus. Hiernach wäre unfer Vogel wahr: 
fcheinlich ein Cypselus. Die Hinterzehe ſcheint ſehr gut nach 
vorn geichlagen werden zu können, Dagegen vollſtändig nach hin— 
ten gerichtet, ſich in einer erzwungenen Lage zu befinden, Auch 
geſtehen einige Autoren zu, daß alle vier Zehen nach vorn gerichtet 
jepn können; fo 3. B. fteht in Latham’s Index ornithologieus 
die Art in Rede als Hirundo cayennensis unter den Formen, 
die ihre fänmtlichen vier Zehen nach vorn tragen. Die würde 
faft beweifen, Daß wir e8 mit einem echten Cypselus zu thun 
haben; wenigſtens iſt an eine Vereinigung mit Hemiproene 
nicht mehr zu Denfen. Der ficherfte Character bleibt jedoch Die 
Anzahl der Phalangen der einzelnen Zehen. 

Das von mir gejehene Gremplar war leider ohne vollkommen 
genügende Sachkenntniß zubereitet: ſeine Daumenzehe fand ich 
nach hinten gezerrt und Die Vorderzehen fo gewaltſam gekrümmt, 
daf eine Zählung Der Zehenglieder nur nad) langer genauer 
Prüfung möglich war. Hier zeigte mir nun der äufere Uns 
fchein ein von Cypselus ganz abweichende® und Dem normalen 
Thpus folgendes Verhältniß: es waren Die Dritte. und. vierte 
Zehe nicht dreygliederig, ſondern tie Anzahl der Phalangen 
ftimmte mit der bey Hemiprocne und Hirundo überein. Ob: 
gleic) ein Irrthum von meiner Seite bey der unglücklichen Be⸗ 
ſchaffenheit des Exemplares gerade nicht ganz unmöglich wäre; 
fo habe ich doch in G. Cuvier, dem ferupulöfeften Zoologen 
ſeiner Zeit, einen bedeutenden Gewährsmann für meine Angabe, 
fo daß die Richtigkeit dieſer nicht zu bezweifeln iſt. Im Ba: 
riſer Muſeum befinden. ſich nehmlich, und zwar fon ſeit Buf⸗ 
fon und Briffon, Exemplare der Hirundo cayennensis L., 
und jedenfalls ift auch ein Skelet dieſes Vogels in der genann- 
ten größten ofteologiichen Sammlung der Welt vorhanden. 
Gupier gibt nun (. c. p. 395.) von Cypſelus folgende Cha: 
ractere an: „‚leurs pieds, trèͤs courts, ont ce caractcre 
fort partieulier, que le pouce y est dirig€ en avant pres- 
que comme les autres doigts, et que les: doigts moyen 
et externe n’ont chacun que'trois phalanges comme V'in- 


360 


terne. La brievet@ de leur humerus, la largeur de ses 
apophyses, leur fourchette ovale, leur sternum säns échan- 
erure vers le bas, indiquent, m&me dans le squelette ä 
quel point ces oiseaux sont disposes pour un vol vigou- 
reux ete.“ Bu Gppfelus hat er die Hirundo cayennensis 
nicht geſtellt, obſchon der Habitus fehr für eine. ſolche Verei— 
nigung ſpricht; ein Beweis, daß diefer Vogel den Character der 
Gattung nicht an fich trägt und im Sfeletbaue mefentliche Ab— 
weichungen, wovon die den Ausjchlag gebende nur Die normale 
Bhalangenzahl ſeyn kann, darbietet. Zwar hat Cubier au 
Cyps. mystaceus, C. comatus, Cyps. longipennis troß der 
verjchiedenen Phalangenzahl zu Cypselus gebracht, aber erſt in 
der zweiten Auflage feines Regne animal, und im. Vertrauen 
auf Temminck's Angaben (vgl. deſſen Recueil de planches 
coloriees, no. 268.) und verleitet Durch die Tracht Diefer 
Thiere, Die Länge ihrer Flügel, die fübelförmige Krümmung 
ihrer Außerften Schwungfedern und dem ſo ausgezeichnet tief ga= 
belfpaltigen Schwanz mit den verlängerten äußerft jchmalen ſeit— 
lichen Steuerfedern. Genauere Unterfuchungen über Die mit 
der Herausgabe der erften Auflage des Regne animal: entded- 
ten neuen VBögelarten hat er felbjt nicht mehr angeftellt noch 
anftelen fünnen, Da es ihm hierzu bekanntlich ganz und gar 
am Zeit gebrah. Don Hirundo gab er bloß folgenden kurzen 
Gattungscharacter: „Ont les doigts des pieds et le ster- 
num disposds comme ‘dans le grand nombre de passe- 
reaux.“ Hierauf folgt die Bemerkung: „Quelques-unes (des 
Hirondelles) ont Zes pieds revetus des plumes jusquauz 
ongles; leur pouce montre encore un peu de disposition 
@ se tourner en avant; leur queue est fourchue et de 
grandeur medioere.“ Namentlich werden als zu dieſer Ab— 
theilung gehörig aufgeführt: Hirundo urbiea, Hir, cayennen- 
sis, H. ludovieiana, H. rupestris, und ber von Euvier 
angegebene Character paßt auch volftändig auf alle vier Arten, * 
Hätte Cuvier fchon die Zahl der Echwanzfedern, den Flügel- 
bau und Die übrigen pterylographifchen Verhältniffe, die genetzte 
Bekleidung der Hinterfeite Des Yaufes zu berucfichtigen verftan- 
den, fo wäre er ficher Davon abgehalten werden, Die Acanthyl- 
lis- Arten, Cypselus senex T’emm. (welchen er nur aus der 
ungenügenden Temminck'ſchen Abbildung — vgl. Hemiprocne 
senex — fannte, und iwenn folche richtig wäre, mit Recht zu 
Hirundo geftellt oder, doch von Gypfelus getrennt hätte!!), Die 
Salanganen und die Hirundo cayennensis für Schwalben zu 
halten, und er hätte fich indie Nothwendigfeit verfegt geſehen, 
die" Chpfeliden al8 eine von Hirundo verfchiedene Familie zu 
trennen und mehre Gattungen in derſelben aufzuftellen. 


Die Hirundo cayennensis unterfcjeibet fi) von Cypselus 
außer Durch Die normale Anzahl der Zehenglieder noch durch 
Die Form der Naslöcher und durch Veftederung der Zehen. Auch 
ift Fein echter Ehpfelus der neuen Welt bekannt. Won Hemi- 
proene weicht fie bedeutend durch Habitus, düſtere Färbung des 
Gefieders, Dicke, Furze, befiederte Läufe und ftarfe befiederte Zehen ab, 
und jede Vergleichung in natura belehrt ung im erften Augenblicke, 
Daß eine Vereinigung unferer Cypſelidenform mit Diefer Gattung 
rein unmöglich iſt. Ich trage Daher feinen Augenblick Beben- 
fen, die Hirundo eayennensis für den Thpus eines neu zu 


* Man fagt allgemein, Hir. rupestris habe nackte Läufe: indeffen 
find dieſe doch oft mit grauem Flaunie bedeckt, wen auch nie fo beftedert, 
wie bey den drey anderen Arten. 


\ 


361 


fhaffenden, von Cypselus und Hemiprocne gleich verfhicbenen 
Genus zu erklären, und dieſem den Namen: Psendoprocne bey: 


zulegen. 3 
Schließlich möge die Beſchreibung der. Art Pseudoprocne 
cayennensis nobis = Hirundo cayen. Lin. hier folgen. 


Der Hut wie faſt der ganze Leib iſt ſchwarz, nach Anderen 
(vielleicht an noch nicht lange getödteten und vor Staub: be⸗ 
wahrten Individuen?) violettſchwarz; vom Nasloche bis zu dem 
tieffehwarzen dreyeckigen Flecke am vorderen Augwinfel einige 
weiße Sederchen (— andere Autoren fprechen von weißen Zügeln; 
ich habe jedoch nicht ‚gefunden, Daß Die,  überdieß nur wenigen 
weißen: Federchen ſich hinters Auge erſtrecken und: dort. wieder zu 
einer Binde vereinigen — ); Vorderhals und Halsſeiten weiß, 
welche Farbe auf dem Hinterhalſe noch. einen damit zuſammen— 
hängenden Halsring  bildetz Die zweiten Deckfedern der Flügel 
jollen zuweilen braun feyn, und weiße Ränder haben, "was ich 
an dem vom mir gejehenen, wohl hinreichend: auägefürbtem Exem— 
plare nicht gefunten habe:  Mehre (— mwahrfcheinlich alle —) 
Cypſeliden haben in der. Jugend blaß oder weiß gerandete Yes 
benz, daher halte ich ale Gremplare: unferer Art; in Rede mit 
braunen, weiß oder weiplich geſaͤumten Flügeldeckfedern für jus 
gendliche Individuen. — Der Schwanz: ift ſtark gegabelt; Die 
Flügel reichen bedeutend tiber Die aͤußerſten Schwanzſpitzen hinaus; 
die Fahnen der Handſchwingen und Stewerfedern haben ein zus 
geipigtes Ende; Doch find die der letzteren allmählich zugelpigt 
und jchon eine, fleine Stredie von der Spitze merklich verfchmäs 
lert, während Die Spitze der Schwungfedern ungleich zugeſchärft, 
Daher ſchief, an der einen ‚Seite conper, an der anderen concav 
iſt; fogenannte Winfelausichnitte fehlen gänzlich, wie bey den 
übrigen, Formen. Körperlänge (ohne Schwanz) 34, Flügels 
länge 4” 7, Außerfte Schwanzfeder 2” 44%, mittelſte 1% 2%, 
Mittelzehe ohne Nagel 24”, Kralle berfelben 234, Hinterzebe 
ohne Nagel 12’ lang; Länge der Mundfpalte 8%, Schnabelz 
länge, fo wie die Schnabelbreite 23’, 

Ill. Hemiproene Nitzsch. ‚ deutſch Segler. Die Füße 
find normal gebildet, alſo mit Drey Zehen nach born und einer 
nach hinten, und mit regelmäßiger | Pbalangenzahl (d. h. die 
hintere oder Daumenzebe zwey-⸗, innere drey-, mittlere: vier-, 
äußere Zehe fünfgliedrig); in der Regel find. auch die Zehen 
etwas länger und merklich Dinner als in den vorgehenden Gat— 
tungen; die Läufe ſchwächer als bey: Oypselus und wahrſchein— 
lich immer nadtz ‚Die Naslöcher meift nur fpaltformig; der 
Schwanz gewöhnlich etwas Fürzer und meift ‚nicht: ſo ſtark (— 
oft gar nicht —) gegabelt, als bey den gubelichwänzigen Arten 
des Genus Cypselus, mit welchem Hemiprocne im Uebrigen 
übereinfommt, obichon fie ficy in der Tracht jehr den Hirundis 
nen nähert. * Die hierher gehörigen Formen leben vorzugs— 
weife in den heißen Ländern Aſiens und Americas, und können 
in mehre ‚Sectionen vertheilt werden. 

a); Acauthyllis Boje, = Chaetura Swains., deutſch 
Stahelihwanziegler Der Schwanz -ift nicht gabelfür= 
mig ausgeſchnitten, fondern. gerade oder. etwas, abgerundet, und 
die einzelnen Steuerfeden find mit ftacheligen Spigen verſehen, 


* Bol, die zweite Anmerkung zur allgemeinen Betrachtung über das 
Gem Pseudoprocne. — Es wären auch von Intereſſe die Armſchwin— 
gen bey den verfchiedenen Gatfungen und Untergattungen der Hemiprocni— 
ben oder doch ver Cypſeliden, weil die Anzahl der Schwanzfedern hier 
variirt und man vielleicht auch) darauf! bey Aufitellung der Gruppendjaractere 
befondere Nücficht nehmen kann, | 


Iſis 1848. Heft 5. 


362 


d. 6. die fehr fteifen, ſpitzigen Schäfte ſtehen am. Ende über die 
Sahne, welche an der Spitze aus verkuͤmmerten Aeſten beſteht, 
und hier bald gaͤnzlich abgerieben wird, herbor. Mehre: zum 
Theil ehr gut befannte Arten, Lelche ſich nach ihrem: Aufents 
halte in zwey Gruppen, nehmlich die Bewohner ‘der weitlichen und 
die der öftlichen Semifphäre wertheilen laffen; z. B. 


e) Americaner. (Mit jpaltförmigen Naslöchern.) 


Hemiproene pelasgia — Hirundo pelasgia auect. — 
Chaetura pelasgia Steph. Bonap. = Acanthyllis pelas- 
gia Boje etc, = Cypselus pelaszius  Wils. (Am. Ornith. 
V. pl. 39. fig. 1.), Mus. Berol. 

Hem. acuta Nitzsch. — ?Hirundo acuta Zath. ete. = 
Cypselus acutus Pr. Max a Neowd. — ?Cypselus spi- 
nicaudus Temm. — ?? Hirundo tapera quorund. 

Hem. torquata — ÜCypselus torquatus Illig. (Mus. Be- 
rol.) = Cypselus collaris Pr. Max., Temm. — Hirundo 
collaris Pr. Max. (olıim) — Hirundo albicollis Pieill. — 
Cypselus albicollis alior. Eite. 


6) Afiaten. (Mit ovalen Naslöchern?) 


Hem. leneonotos — Cypselus nudipes Hartlaub — 
Cypselus leuconetus Delessert (Guerin, Magaz, Zool. 
1840. Ois., pl. 20.) — Dftindien. 

Hem. gigantea = Cypsel. giganteus, Hasselt (Temm. 
pl eol. 364.) = Hirundo gigantea Cuv, Pte. 

Sch habe nur. folgende Formen zu ſehen Gelegenheit gehabt: 

Hem. acuta Nitsch. * Im Halle'ſchen Mujeum, ohne Anz 
gabe der. Seimath, mit folgender Etiquette: ',;? Cypselus spi- 
nicaudus Temm. — Cyps. acutus — Hirundo tapera Bris- 
son.“ — Kopf, Nüden, die obere, Seite der Flügel und des 
Schwanzes find ſchwarzbraun, meiftentheild etwas grünlich und 
bläulich jchillernd 5 faſt Die ganze Unterjeite und Der Bürzel mehr 
oder weniger bräunlich-grauz; Die Kehle (der obere Theil des 
Vorderhalſes) und die Mitte des Bürzels faſt weiplich; die un- 
teren Schwanzdeckſedern grünlichichwarz, Die Unterfeite Der Steuer- 
federn dunfelchocoladenbraun, «Die Mundipalte reicht bis unter 
den vorderen Augenrand, an welchem fich der. fihwarze dreyeckige 
Fleck nicht ſehr ausgeprägt zeigt; eine ſehr Eleine Befiederungs— 
ſchneppe erſtreckt ſich von der Stirn auf, das kielförmige Meſor— 
rhinum, eine andere, etwas größere, längs des äußeren Randes 
der Naslöcher, welche noch ziemlich oval find und ‚schief nach 
vorn und innen laufen. Der Schwanz üt ziemlich, gerade, faſt 
unmerflich abgerundet; feine  Stachelfpigen nehmen nach, Der 
Mitte ſeines Endes an Länge zu, Die der. äußerſten Schwanzfe— 
dern find nur 13, die der. mittelften Steuerfedern aber 3 
lang; die unteren. Deckfedern bedecken Die Häfte des Schwanzes. 
Die Krallen find mit Ausnahme derer, der. Sinterzehe für, He- 
misprocne etwas unförmlicy, feitlich zufammengedrüdt, hoch, 
am unteren Rande daher wenig, ftärfer auf der Rückenkante ge= 
bogen, meijt etwas flunpf. Die Hinterzehe ift, obſchon es von 
einem rühmlichft bekannten ‚Zoologen einjt mit: Heftigfeit mir 
gegenüber abgeleugnet worden, etwas Höher angefegt ald Die Vor: 
derzehen, was bey allen. Eppieliden, namentlich ‚bey Der Gattung 
Cypselus ftatt hat. Sowohl eine von mir gefertigte Zeichnung, 


* Ofr. Nittz ſch, Syſtem ver Pterylographie, herausgegeben von 9. 
Burmeifter (Halle 1840.), ©. 123. ; 
23 


363 


als auch eine andere biefer Specied vom Profeffor Burmeiz 
fter, welche ich beide vor mir habe, und von denen letztere — 
ob in Folge der Flüchtigkeit, mit ber ſie entworfen ift? denn 
weder finde ich etwas darüber in meinen Notizen noch in meiner 
Zeichnung angemerft, objchon es doch eine bemerfenswerthe Ab⸗ 
fonderlichkeit wäre — an ber Hinterfeite des Laufed einen Feder⸗ 
ſchopf darftellt, zeigen mir das erwähnte Verhältniß der hinteren 
Zehe zu den vorderen ganz flar. Die ganze Körperlänge be 
trägt 4 7°", Blügellänge vom Bug bis zur Spite ebenſo; 
Länge des Schwanzes ohne Stacheln 17°"; Lauf 5* hoch; 
Mundfpalte 44 in gerader Linie (d. h. ohne die Krümmung 
zu meſſen) 2"; Höhe des Schnabeld an feinen Grunde 14'";5 
Länge der Mittelzehe ohne Nagel 3‘, der äußeren 2%", ber 
inneren 2‘, der hinteren 13, Nagel der Mittelzehe 13, der 
Außenzebe 14", der Innenzehe 14, ber Hinterzehe * lang. 
— Ob dieſe Species wirklich die Hirundo Tapera Briss. ift, 
läßt fich wohl fehr ſchwer fügen. Unmöglich wäre ed gerade 
nicht, Denn es brechen zumeilen Die Schwanzitacheln mancher 
Aeanthyllis-Arten ab, und dieß Fünnte ja vielleicht auch der 
Hir. Tapera begegnet geweſen ſeyn. Es gibt: übrigeng faum 
widerfprechendere Angaben, als die Der neueren Naturforfcher über 
die Hir. Tapera. Im Berliner Muſeum z. D. befindet ſich 
eine Form unter diefem Namen in ber Gattung Hirundo. Ei— 
chelberg (Lehrbuch der Zoologie. Zürich 1842. I. ©. 183.) 
rechnet die Briffonfche Species in Nede fogar, wie auch ben C. 
senex Temm., zu den Schwalben mit gabelfürmigem Schwanze! 
Wie fommt er wohl dazu? 

Eine zweite Art dec Section Acanthyllis habe ih zwar im 
halleſſchen Mufeum geſehen; aber zu der Zeit, als ich mich mit 
der Reviſton der Cypſeliden beichäftigte, nicht zur genaueren Anz 
fiht erhalten. Bi 

Hem. pelasgia. In den Mufeen zu Berlin, Sale, Leipzig 
und auch in PBrivatfammlungen uſw.; im Berliner Muf. Stück 
23., 24 und 25. der Gattung Cypselus. Oberleib mehr oder 
weniger ruß= oder ſchwarzbraun, am Kopfe faſt ſchwarz, nach 
dem Schwanze zu allmählich heller werdend, und dieſer nur ganz 
matt ſchwärzlich hellbraun; über dem Auge zuweilen ein hellerer 
oder weißlicher Streif, der mindeſtens ebenſo oft auch fehlt; 
Flügel ſchwarz; Vorderhals ſchmutzigweiß, mehr, oder weniger, 
befonders nach der Bruft zu ind Graubraune übergebend ; Die 
ganze übrige Unterfeite tief rußbraun, mit fehr matten Schiller. 
Schwanzende gerade, mit elaftifchen Stacheln, welche in der Re: 
gel nach der Mitte zu merflih am Länge zunehmen, zureilen 
überall fehr kurz find und Hin und micder fogar ganz fehlen! 
Die wie immer fehr beutlich ſäbelförmigen Flügel weit über den 
Schwanz hinausreichend. Die nadten Läufe und bie Zehen 
mittelmäßig; Krallen gebogen, dünn, feitlic) zufanmengebrückt, 
fehr ſpitzig. Schnabel ziemlich Fräftig, mit zumeilen nicht ganz 
deutlicher Befieberungsfchneppe und fpaltförmigen Naglöchern ; 
der Schwarze, Dregedige, vertiefte Fleck am vorderen Augwinkel 
deutlich. Ganze Länge mit Schwanz über 5", Schwanz 1“ 
11°, mittelfte Stacheln meift 3, äußerfte 14 lang; &lügel- 
länge 4 5; Kauf 44" hoch, Mittelgehe ohne Kralle 23", Die 
Kralle 13, Hinterzehe ohne Nagel 2' Tang. Heimath das ſüd⸗ 
liche Nordamerica (z. B. Carolina uſw.) 

Hem. torquata. Eine durch Größe und Zeichnung fehr auf— 
fallende Art. Mehr oder weniger rußſchwarz mit mattem Glanze; 
im Naden ein großer halbmondförmiger weißer Fleck, und ein 
ähnlicher, aber noch meit größerer am Vorderhalſe; oft pereiniz 
gen fich beide Flecke zu einem vollftändigen Halsringe. Flügel 


364 


etwas weniger ftark ſäbelförmig gebogen, ald bey den meisten 
übrigen Enpfeliden, ragen über den wie immer zehnfederi— 
gen, mehr oder weniger geraden Schwanz über 13” (nad) 
Temmind u. X. fogar 21%) hinaus; die ftachelipigigen nadten 
Schaftenden gewöhnlich nach der Mitte ded Schwanzes zu an 
Länge zunehmend, bei) den verfchiedenen Individuen von verſchie— 
dener Länge bis faft oder ganz fehlend. Schnabel ziemlich Eräfz 
tig, mit mehr oder weniger deutlicher Befiederungsſchneppe, deut— 
lichem dreyedigen Flecke an den vorderen Augwinfeln, und faſt 
fpaltförmigen, nach hinten etwas: erweiterten Naslöchern. Die 
Läufe find nackt und ziemlich Tang (denn während ih z. B. 
be) Hem. pelasgia die Laufhöhe zur Körperlänge wie 1:1314, 
zur Länge der Mittelgehe wie 65:39 oder wie 1:4434 verhält, 
fo ift bey Hem. torquata dad Verhältniß ber Höhe bed Laufes 
zur Körperlänge wie 1:93;, zur Länge der Mittelzche wie 29: 
15. oder wie 1:95! —), die Zehen mittelmäßig, die Krals 
len mäßig groß, feitlich zufammengedrüdt, ziemlich ftarf gebogen 
und fpig. Ganze Länge des Vogels (incl, Schwanz) 74", 
84” und 9“ (resp. nach folgenden Individuen des Berliner 
Muſeums, Cypselus, Stüf 7. und 8., Brafilien, geliefert von 
Beske; 34, im October 1840. gegeb. von Schomburgf), 
und nah Temmind u. X. auch nur, obgleich ausgewachſen (!), 
aber wohl in gerader Linie gemefjen (2!) 64, Schwanz 3", 
Slügellänge fat 81, Laufhöhe 113, Länge der Mittelgehe ohne 
Nagel 6", der Kralle derjelben 44, der Sinterzehe ohne Na— 
gel 4“, Schnabellänge 43, Schnabelbreite 3, Heimath: 
Brafilin. — Nah) Bieillot (Vieillot et Oudart, gal.d. 
ois. II. p. 189. et 306. pl. 120 — 121. et K. fig. 5. etc.) 
haben die Männchen ein vollftändigeres, weißes Halsband, die 
Weibchen aber ftatt deffelben die zwei) halbmondförmigen Flede, 
welche felbige8 ausmachen und bey ihnen ein fiärfer unterbros 
chenes Halsband bilden, meiter getrennt. Es hat dieſe Angabe 
allerdings viel Wahrhfcheinlichkeit für ſich; Vieillot drückt ſich 
jedoch fehr pofitivo aus: „Hirundo albicollis. Hirundo 
nigra, collo albo. Le mäle de cette espece a le bec, 
les pieds et le plumage noirs, avec un demi-collier blane 
sur le dessus du cou et un plastron de cette couleur en 
dessous, La femelle n’en differe qu’en ce que le plastron 
sont moins apparents. Longueur totale 9 pouces. Rap- 
porte par Mr. de la Lande du Bresil.“ Ich glaube nicht, 
daß man die Sache für ausgemacht halten darf, fondern daß 
Dieillot bloß aus Analogie, welche andere Gattungen darbie— 
ten, gefchloffen hat. So viel mir befannt ift, hat er nur bie 
trodenen, ausgeftopften Bälge des Pariſer Mufeums und einiger 
Naturalienbändler bey feinen  ornithologifchen Arbeiten benutzen 
können; und Leider ijt er in feinen Angaben noch unzuberläfft- 
ger ald Leffon, wofür fogar feine Behandlung der Gattung 
Hirundo und der Species in Rede einen fehlagenden Beweis 
liefert. Er gibt a. a. O. eine Meberficht der Chelidoines, deren 
erfte division bey ihm die alte große Gattung Hirundo bildet, 
welche er als folche (ald Genus) beybehalt. Diefe theilt er in 
folhe Formen ab, deren Schwanz zwölf Steuerfedern enthält, 
und in folche mit zehnfeberigem Schwanze. Es würden dem— 
nach Diefe beide Gruppen fehr gut den jegigen Familien Hirun- 
dines und Cypselidae entiprechen. Uber zu den erfteren rech- 
net er ausbrüdlich, indem er fe fogar als erläuterndes Beyſpiel 
vorführt, die Hirundo albicollis (nebft 59 anderen Arten, die 
er in feinem Syſteme gewiß pele-mele geordnet hat); von den 
letzteren (Ehpfeliden), zu denen nun dieſe Art feiner Annahme 
nah — er bat vieleicht ein Individuum mit gänzlich abgebro- 


a 


365 


chenen Schaftenden ber Echmwanzfebern, aber doch nimmermehr 
mit zwölf Steuerfedern vor fich gehabt! — nicht gehört, gibt 
er folgende Notiz: „Hirondelles acutipennes, dont une a 
ete trouvee à la Nouvelle:Hollande, toutes les autres 
en Amérique.“ Dieſe Behandlungsweije der Ornithologie lehrt, 
zumal, da fie Feinesweges im genannten Werke nur ein Beyſpiel 
darbietet (andere liefert 3. B. die Betrachtung der großen ats 
tung Perdix Lath.), daß man noch an frifchen Individuen von 
der Richtigkeit oder Unrichtigkeit der DVieillor’fchen Angabe in 
Bezug auf die aͤußere Gejchlechtöyerfchiedenheit bey Hem. tor- 
quata fich zu überführen hat. Man wird nm fo mehr fein 
Augenmerk hierauf zu richten Haben, da Die betreffende Ange: 
legenheit ein doppeltes Intereffe Dadurch gewinnt, daß (vielleicht 
mit Ausnahme einiger Chelidoniae) bei) feiner anderen Enpie: 
lidenform bisher eine jo bemerkliche Gejchlechtäuerfchiedenheit mit 
Beftimmtheit aufgefunden worden if. 

Die Hemiprocne leuconotos ift wegen ihrer Tebhaften, me: 
talliichen Färbung, wodurch fie an Chelidonia mahnt, merk: 
würdig, während Hem. gigantea durch ihre Größe an Hem. 
torquata erinnert. Beide fenne ich nur aus Abbildungen. 

Am Schluffe diefer Fleinen durch die Schwanzftacheln fo aus— 
gezeichneten Gruppe ſehe ich mich dadurch, daß eine große Anz 
zahl moderner Ornithographen aus Acanthyllis ein eigenes, 
felbftändiges Genus machen, zu einer Darüber bejonderd ſpre— 
chenden Bemerfung veranlaßt. Gewiß mird jeder, der die Or: 
nithologie wiſſenſchaftlich betreibt und es verfchmäht, dieſelbe 
durch eine Unzahl unhaltbarer neuer Genera (welche einen uns 
nöthigen Balaft abgeben, und nur dazu zu dienen fcheinen, das 
Bischen Name der Autoren hervorzuheben) * vermehrt zu jehen, 
nad Durdjlefung der obigen Befchreibungen von Hem. pelas- 
gia, H. torquata, H. acuta und der folgenden von H. fumi- 
gata e3 billigen, daß ich die Gattung Chaetura s. Acanthyllis 
einziehe, und als bloßes Subgenus betrachte. Wie wir ſehen 
werden, läßt jich megen der Hem. fumigata feine fcharfe Grenze 
zwiſchen Acanthyllis und der Abtheilung der 'Senes ziehen; 
und überdieg ift ja der Gattungscharacter der Chäturen fogar 
individuellen, nicht einmal feruellen noch Altersverſchiedenheiten 
unterworfen! Auch bieten andere Gattungen‘ ganz etwas Ana= 
loges dar. So fagt z. B. Temminck in feinem trefflichen 
Manuel ' d’Ornithologie (Analyse du systeme general, 
page LXI. no. 14. note 2.): „La supposition est erronee 
que le caractere principal des Echenilleurs doit consister 
dans les tiges raides et piquantes des plumes 'de leur 
eroupion;; plusieurs oiseaux qui ont les pieds, le bee, 
les formes totales et le plumage des trois echenilleurs 
de Le Vaillant, ne pourraient plus &tre admis dans ce 
genre, parceque les plumes egalement raides et fortes, 
ne sont pas terminees de pointes piquantes.* Wie wir 
ſchon im Bamiliencharacter angegeben haben, fo find auch bie 


* Mie viele Species. durch Einführung neuer Genera umgetauft wer 
den, zeigt fehr fchon des Herrn Cabanis „Avium Conspectus quae 
in republica Peruana etc. collectae sunt a Dr. J. J. de Tschu- 
di‘ ın Wiegm, Arch. f. Ntgſch. X. Jahrg. 1.Bd.; und doch find 
bier troß der fo fehr veränderten Nomenclatue viele’ fehlerhafte Namen 
geblieben, z. B. Sycalis luteocephala Cab. (Il. c. pag. 291.) — 
— An’ einem gewiffen Drte bringt man es durch dergleichen Betrebungen 
und durch Verwendung angefehener Gönner fogar dahin, Mitglied einer 
vom Staate öffentlich anerkannten und. unterflügten Naturforfchergefellichaft 
zu werben, welche daneben die größten Männer der Wiſſenſchaft in ihre 
Mitte aufgenommen hat, 


366 


Schäfte der größeren Contourfedern, namentlich der Steuerfedern, 
bei den Cypſeliden hart und elaftiich -fteif! 

b) Schwangfedern nicht ftachelfpigig oder doch nicht mit nack⸗ 
ten Schaftipigen endend, jondern mit bis ans Ende Taufenden 
ahnen. 

@) Hemiproene sensu strictiori, seuCypseloides. Schwanz 

gerade oder nur ſehr ſchwach (gabelig) ausgejchnitten; bie 
äußeren 'Steuerfedern nad) der Spitze zw nicht auffallend 


verſchwälert. Gefieder‘ von trüber Färbung. Lauf von 
mittehmäpiger Lange oder ziemlich lang. 
N) Mit geradem "Scywanze. Südamericaner. Senes seu 


Hemiprocne proprie sie dictae. 

Hem. fumigata — (ypselus fumigatus Jo. Natt. (Ber: 
liner Muſ., Oypselus, No, 12. Paraguay. Bon Io. Nat: 
terer gegeben. Mit ausgefärbten Gefieder. — No. 13. Bra= 
filien. Bon Müller geliefert. Ein jugendlicyes Individuum). 
Mahnen ſchon unfere Befchreibungen der worhergehenden Hemi— 
procnen daran, vie Gattung Acanthyllis einzuziehen, ſo zeigt 
die gegenwärtige Specied, wie durchaus unhaltbar das eben ges 
nannte Genus ift. Der am Ende ganz gerade abgeſchnittene 
Schwanz der Hem. fumigata hat zwar ſpitzig endende, fehr 
ſteif- elaftifche, aber nicht Dornartig über die Fahnenbärte hervor: 
ftehende Federfchäfte; fondern die Fahnen reichen 'bi8 and Ende 
derjelben, und find bis kurz vor der Spige breit, dann aber 
theild ganz feicht ausgefchnitten, theils doch, wie bon der Spige 
aus an den Seiten des Endrandeg bejchnitten, jo dad dad Schaft: 
ende mit einigen, meift jehr kurzen, — von der Spite der Feder 
anfangend — an Länge zunehmenden Bartfäferchen verſehen 
ift und eine ſehr Eleine Stachelfpige bildet. Die Farbe des Gefieders 
ift ein trübes Rußbraun, an der Unterfeite des Körpers ſchwach 
feidenglängendz; obere Fleine Flügeldeckfedern ſchwärzlich; Stirn 
und DVorderhals etwas ind Graue ziehend; die Unterfeite der 
Steuerfedern matt grünfchimmernd. Die unvermauferten Jungen 
find von matterer und blaſſerer Färbung, haben einen mehr 
grauen Sut, und ihre ſämmtlichen Federn, mit Ausnahme der 
einfarbigen Halsfedern, find weißlich gefäumt, befonderd an den 
Slügeln. Der Schwanz ift, wie gefagt, gerade abgefchnitten, und- 
beſteht wie bei allen Cypſeliden ohne Ausnahme aus zehn 
Steuerfedern; die fäbelförmigen Flügel reichen weit über. ben 
Schwanz hinaus; der nadte Lauf ift nur mäßig lang; an ber 
Außenfeite der Naslöcher befindet fich eine Befiederungsfchneppe, 
und am vorderen Augwinkel zeigt fh, wie bei Den übrigen Ar- 
ten und vielen Ferffrefjenden Bögeln der ſammetſchwarze, brey= 
efige, aus ganz furzen Federn gebildete led. Ganze Länge 
(inel. Schwanz) 5" 73", des unvermauferten Vogels 54 44; 
Blügellänge 3" 64, Schwanzlänge 1” 10°, Laufhöhe 54“, 
Länge der Mittelzehe ohne Kralle 43, des Nagels diefer Zehe 
24, der Hintergehe ohne Nage 34, Schnabellänge 24 und 
Schnabelbreite 27%. Daterland: das heiße Südamerica. N 

In diefelde Abtheilung gehört der von Temm. pl. col.397.) 
beſchriebene Cypselus Senex Temm., von welcher Species 
wir der beſſeren Verftändlichkeit und Ueberfiht wegen die a. a. 
D. gegebene Beſchreibung folgen laffen: „Ce Martinet res- 
semble par les couleurs du plumage au plus grand nom- 
bre de ses congeneres (— doch wohl nur im Jugendfleide —); 
une couleur brune de suie, legerement lustree, est re- 
pandue sur toute la livree; nous lui donnons le nom de 
vieillard, parceque sa t&te parait grise, toutes les plu- 
mes de cette partie et celle.de la nuque »etant 'bordees 
d’un lisere blanc; l’oeil est tr&s.-enfonce dans Forbite ; 


367 N 


en avant! de det organe se trouve un petit faisceau de 
plumes veloutees d’un noir. parfait; la fine pointe est 
nioire et les pieds sont d’un brum, noirätre.. Longneur 
totale 7". Le doigt posterieur est. articule interieure- 
ment, reversible en avant, et tous les autres doigts sont 
prehensiles; le tarse est long et les ongles tres-erochus; 
la queue est courte et ponrvue de baguettes raides, mais 
leur pointe, (quoique forte et elastique, n'est point munie 
d’un prolongement Epineux ; les ailes depassent la queue 
d’un pouce et demi; la pointe du bee est extraordinai- 
rement petite.‘‘ — Was mit Diefer überaus flüchtigen Be⸗ 
ſchreibung zu machen iſt weiß ich nicht; aber ſie iſt ganz in 
der von Temminck in feinen Plauches coloriees durchge— 
führten Manier abgefaßt, welche von Der im trefflichen Manuel 
WOrnithologie befolgten Methode himmelweit verſchieden iſt. 
In der vorliegenden Beſchreibung z. B. führt der berühmte Or- 
nithograph mehre generiſche Charactere ala ſpecifiſche an, wie 
den: ſchwarzen Fleck vor dem Auge, und. hat mich dadurch ges 
nöthigt, meine Beſchreibungen der Arten. Dur) eine jedesmalige 
Berlichfichtigung deſſelben zu verlängern, Entweder muß Dieies 
Fleckes bei allen Arten erwähnt werden, oder nur bei Angabe 
der Gattungsfenngeichen.. Einem Temmind gegenüben,, hätte 
das Letztere von mein.e «Seite nicht genügt. Berner, muß es 
nach ter Beithreibung des Oypselus senex jiheinen, als ſeyen 
die" Stachatipigen der Steuerfedern bey Acanthyllis beiondere 
Anfäge, während fie in der that doch nur Die fahnenloſen Spi— 
Bein der harten Schäfte ſind uſp. Daß es fid bey Betrachtung 
des Cyps. senex nur um eim jugendliche, unvermauſertes In⸗ 
disidurum handelt, ergibt ſich aus den weißen Federſäumen (und 
dem grauen Kopfe). Man könnte im Verſuchung gerathen, den 
Eyps Senex für das Junge von Hem. fumigata zu halten; 
Dagegen fprech.n aber folgende Temminck'ſche Angaben: 1) Ganze 
Lange 7 300. Die Hem. fumigata (nad) der Krümmung ge: 
meflen 53) ift bedeutend Fleiner, und das Temminck'ſche Maß 
ſcheint nicht Kleiner als unſer Zollſtock (gleichfalls der Pariſer 
Fuß) zu ſeyn. Vgl. Hem. torquata. * Das Junge (H. se 
nex) tann dod) nicht bedeutend größer ald das volfonmen ause 
gewachſene Thier ſeyn. 2) Das ganze Gefieder iſt etwas glän- 
zend, was bey Hem. fumigata nicht der Ball iſt. — 8) Die 
Hinterzehe iſt wie behy Cypselus nach. vorn wendbar.“ Bey 
Hem. fumigata läßt ſich dieß an ausgeltopften  Greimplaren 
nicht allein nicht erkennen, ſondern man muß darnach ſogar Das 
Gegentheil vermuthen, indem der außere Fußbau ganz wit den 
übrigen  Hemiprocnen, deren Muskulatur. freplich ebenjo ‚wenig 
bekannt ift, übereinſtimmt. — 4) L’oeil est tres-enfonce 
dans Vorbite.: . Dieß läßt fich zwar am ausgeſtopften Greni- 
ylare nicht ſehen; wahrfcheintich hat aber Temminck jagen 
allen: die. AUughöhlränder feyen nicht bloß nicht vorſprin— 


* Leider erhält man felten richtig abgetheilte Zollſtöcke. So find: drey 
Stück, die ich befise, unrichtig; der in Naumann’s Naturgefchiehte der 
Mögel Deutichlands vorgezeichnete Leipziger Fuß (— die einzelnen Zolle 
find ſchon unter einander höchſt ungleid —) und die zwey in Bedh- 
frein’s Gemeinnügiger Naturaefch. Deutfchl. angegebenen Maßſtäbe find 
geichfalls fehlerhaft; der Zollſtock, deſſen ſich Joh. Natterer Beviente, 
und auf, feinen. vier, Längsflichen den Parifer, Londoner, Rheinländiſchen 
und Wiener Fuß mit den Unterabtheilungen diefer Maße darſtellte, zeigte 
mir (anno 1838.) auch einige Mängel. Dieß wolle man gefaͤlligſt bey 
Duechlefang der Furzen, von A Wagner publizierten, Diagnofen der 
yon Natterer in Brafilien entvechten Slatterer  (Chiroptera)be- 
rüfichtigen. r 


368 


gend; ſondern ſogar (durch abfallende Flaͤchen der umgeben⸗ 
den, knöchernen Theile) eingezogen; und dergleichen zeigt Henm 
fſumigata zu plump,und zeige auch andere Schnabelbildung 
wie auch anders geformte Spitzen (Enden) der Steuerfedern. — 
Wahrſcheinlich iſt alfo der Cyps. Senex ber Jugendzuſtand einer 
von Hem. fumigata verſchiedenen Art, welche ſich zu dieſer un— 
gefähr jo verhalten mag, wie in Deutſchland Cypselus Melba 
zu Cyps. Apus. Keinenfalls kann jenem in der Wiſſenſchaft 
der bloß auf die Farbe des Jugendgefieders bezügliche, unrichtige 
Trivialname senex, noch der jetzt eine andere Bedeutung als 
früher habende Gattungsname Cypselus verbleiben, weßhalb mir 
für dieſe Cypſelidenform, wenn fie ſich als ſelbſtſtändige Art 
bewähren ſollte, den Namen Hemiproene Temminckü seu 
Temminckiana nach den ſtrengen Regeln der Nomenclatur vor— 
fihlagen. Da die Mode, die Unterabtheilungen der Subgenera 
niit eigenen Namen zu belegen, fidy allgemein. geltend gemacht 
bat, obſchon ſie ebenfo wenig. reelle Vortheile als wirkliche 
Nachtheile gewährt, fo haben wir den Namen Sener auf Die, 
die beiden jo nahe verwandten und gewiß. Beide im Jugendzu— 
ftande fehr 'greisfarben ausſehenden Hem. fumigata et Hem. 
Temminekii entbaltende, Eleine Gruppe übertragen, um Doch 
noch eine Anwendung von ihm zu machen und ihn zur Erins 
nerung an Die Temminck'ſche beyzubehalten, 


3) Mit Schwach gabelfürmigem Schwanze. Schnabel ohne 
Deutliche Befiederungsfchneppe längs des Nasloches. Aſia— 
ten. Salanganae, 


Hem. Salangana nobis Hem esculenta ‚alior = Cy- 
pselus eseulentusjauet. plur. = Hirundo esculenta Linn., 
nee Cup. (Regne animal I. p. 396.) 0% (Xehrbib. Zool« 
1. S. 458.). Hut Schwarz; Hinterhald nußbraun ; Rüden 
grünlichfchwarz 5 Vorderhals hell mausgrau, etwas roſtfarbig 
uͤberlaufen; Bruft und Bauch mehr ins Bräunliche, ziehend ; 
Flügel ſchwarz z Oberfeite des Schwanzes bläulichſchwarz, Un— 
terſeite deſſelben grünlichſchwarz; untere Deckfedern des Schwan—⸗ 
zes matiſchwarz mit grünlichem Schimmer. Die nackten Läufe 
verhältnißmäßig etwas (oft nur um ein Geringes) kürzer als 
bey den meiſten vorgehenden Arten; Zehen ſchmächtig, mit klei— 
nen Nägeln. Naslöcher beinahe ſpaltförmig, ohne deutliche Be— 
fiederungsichneppe; der Dreyedige Fleck an dem vorderen Aug: 
winfel wie gewöhnlich. - Der Schwanz ſchwach ‚gegabelt z..bie 
Flügel beynahe über denſelben hinausragend, wie, bei) den übris 
gen Arten ‚gebogen. - Ganze Länge (incl. Schwanzlänge) 43% 
Blügellänge 4 54; Länge der mittleren Steuerfedern beynahe 
2, der äußerften 2” 24, der Mittelzehe ohne Nagel 3.4, 
ihrer Kralle noch nicht 2, der Hinterzehe 135 Luufhöhe nur 
44%, Sthnabellänge 23%, Breite des Schnabeld, wie immer 
an der Baſis deſſelben gemeſſen, 24 Heimath Dftindien, 
(Berliner Viuf., Cypselus, Stud 28. Oftindien. TZemmind). 
— Nach Leffon hat man mehre Varietäten, Die vieleicht 
ebenfo viele Arten find, zu unterfcheiden. In feinem Traite 
d’Ornithologie, p. 279. (Hirundo, 8) Hirundo p. s. d. 
No. 20.) fagt er: Hirondelle Salangane; Hirundo eseulenta 
Linn. Brune, grise en-dessous, à gorge rousse. Ha- 
bite Pondichery.  Varietes: a) A gorge ‚blanchätre et 
brunatre. Habite Timor (Mäuge). b) Melangee de bru- 
naätre, ' Habite les iles’ Malouines (Quoy). €) Noire. 
Habite lile de Bourbon (Commerson). Man hat fpäter 
felbft fünf Specied untericheiden wollen: Hirundo gelatinosa, 
Hir. borbonica, Hir. philippina, Hir. malaisia , Hir. ua- 


369 


lensis. Leider Fann ich mich nicht aus Erfahrung darüber aus: 
forechen, ob dieſe Unterfcheidungen fich rechtfertigen laffen. Wenn 
ich nicht irre, fo befindet ſich auch im halle'ſchen Muſeum eine 
der von mir bejchriebenen,  hinfichtlich ber Größe entiprechende 
Salangane. Als ich mich mit der Shnopfis der Cypſeliden be= 
fchäftigte (anno 1842.), hatte ich jedoch feine Gelegenheit, Diez 
felbe zu unterfuchen. Weber die Nefter der Salanganen (In— 
Dianifche DVogelnefter, nids.d’Aleyons, nidi Aleyonum) brauche 
ich mich hier nicht zu verbreiten, da ich darüber nichts Neued 
berichten kann. Man findet alles darauf Bezügliche fehr ſorg— 
fältig zufanmengetragen in Dfen’s allgem. Naturgefchichte 
für ale Stände VII.. ©. 96. u. fg., womit noch zu vergleichen 
it: Schierbrand’s Bericht in Wiegmann's Archiv 1840. 1. 
©. 393. — Den wifjfenfchaftlichen Trivial- oder vielmehr Spe— 
cie8- Namen esculenta habe ich umgeändert, weil dad Thier 
ſelbſt nicht ‚gegelfen wird, fondern das Neft; ich habe daher itatt 
jenes Namens nad) den Regeln der Nomenclatur den in ber 
Heimath üblichen, wahrhaften Trivialnanıen Salangana gewählt, 


Hem. fucivora mihi = Hem. fuciphaga Thunbg. ec. 
= ?Hir. esculenta alior. (e. g. Cuvieri |. c.), die kleine 
Salangane.. Hut, obere Flügel und obere Schwanzded: 
federn grünlichichwarz; Rüden ſchwarzbraun; Schwungfedern 
braunfhwarz; Schwanz blauſchwarz; Kinn ſchwarzbraun; Hals 
und Weichen faffebraun, etwas ing Graue ziehend, Vorderhals 
etwad mattgrün fchillernd; Bruft faft rein weiß; Der übrige 
Unterleib grünlichbraun mit großen, weißen Flecken; die unteren 
Deckfedern des Schwanzes mit breiten, reinweißen Säumen oder 
Randflefen. Füge zart und dünn; Läufe ziemlich hoch, wenige 
ſtens verhältnißmaͤßig höher als bey vorhergehender Species ; 
Zehen Kein, wie bey allen Semiprocnen drey nad) vorn, eine 
nad) Hinten und innen gerichtet; Nägel ſchwach. Schnabel 
Elein, ohne deutliche Befiederungsſchneppe am Nasloche; Nas- 
Löcher Ipaltformig; Fleck am vorderen Augmwinfel wie gemöhnlic). 
Schwanz etwas gabelfürmig; die wie bey Den übrigen Formen 
gefrunmten Flügel über jenen (den Schwanz) 114” hinaus: 
zeichend. Ganze Körperlänge mit Einfchlug der Schwanzlänge 
34, Blügellänge 2 länger al3 jene; Länge der äußerjten 
Steuerfedern 14, Der mittelften 14”; Mitteljehe ohne Nagel 
2", Kralle derjelben 14”, Sinterzehe ohne Nagel faft 14 1.3 
Laufhöhe 33 — 32”, Schnabellinge und. Schnabelbreite 13, 
Länge der Mundfpalte (mie immer von der Schnabelfpige bis 
zum Scheitel der Mundwinfel in gerader Linie gemeffen) 33, 
Heimath: Dftindien, (Verl. Muf., Cyps. Stud 27. Dftindien. 
Temmind) — Das Eremplar des halle'ſchen Mufeums babe 
id nicht unterfuchen Fonnen. — Da der Trivialname fucipha- 
gus eine vox hybrida, nehmlich Halb Tateinifch, halb griechiſch 
it, fo babe ich ihn ganz lateinifiert und demnach den wiſſen— 
ſchaftlichen binären Namen diefer Salanganenart in Hemiprocne 
fueivora umgewanbelt. 


8) Schwanz fehr ſtark gabelfürmig; Die äußerſten Steuer: 
federn ungemein verlängert, am Ende eine ziemliche Strecke 
weit ſehr bedeutend verichmälert und Dadurch fuft mit 
linienförmigen Spigen ; Läufe (wie inner bey Hemiproene) 
nadt, aber auffallend furz (mephalb man in etwas. uns 
genauen Abbildungen leicht den befiederten Unterſchenkel 
für den Lauf halten nnd diejen alsdann befiedert glauben 
kann). Die Bofiederungsfihneppe längs der jpaltförmigen 
Naslöcher ijt meiſt undeutlich, der Kopf Dagegen hat ges 
wöhnlich einen eigenthümlichen Federputz, entweder Dart 

Iſis 1848, Heft 5. ; 


370 


oder Holle oder Schopf u. dal. m. Das ganze Gefieder 
befigt in der Negel eine, jonft in dieſer Unterfamilie 
(Cypselidae) ſehr felten vorfommende lebhafte Färbung 
und oft ſelbſt ſtarken Metallglanz, oder zeigt doch mins 
deſtens eine ſehr gefällige Vertheilung von am ſich mehr 
oder weniger trüben, „aber durch befondere Nianeirungen 
berfihönerten nnd durch Ginmifchung ‘von Weiß fehr ge: 
bobenen Farben, Bewohner der Sunda- Infeln und an— 
derer Eylande des Indiſchen Oceans und der Südfee 
(3. B. Neu-Guinea. — Chelidonia nobis*). 


+ Auftralier. 


Hem. mystacea = Cypselus mystaceus Less. (Iesson 
et Garnot, Voyage de la Coquille I. p. 647.; Atl. sect. 
ornith. pl. 22.) = Hirundo mystacea Cuv. — Die Flügel 
find in der Abbildung gewiß nicht ganz richtig dargeftelt, denn 
fie erſcheinen Darinn fchwalbenartig, d. h. gerade und breit an— 
ſtatt ſchmal und ſäbelförmig gefrümmt. Eine fehr ausgezeichnete 
Art mit Schnurrbartfedern und ohne Vietallglanz; in Neu— 
Guinea heimiſch. Ich kenne diefe Form nur aus der oben an— 
geführten ſchönen Abbildung und der dazu gegebenen ziemlich de— 
taillirten Beſchreibung. Nach jener ſcheinen Die Läufe etwas 
Länger zu feyn als bey dem folgenden. Ob dieß wirklich in der 
Natur fo it? Im der Befchreibung fteht bloß: „Les tarses 
sont courts, nus.“ Die Länge der Tarfen ift nicht angegeben, 
obſchon bemerkt worden ift: Körperlange 11”, Schwanz 6“, 
Daumenzehe mac) hinten gerichtet 6 Tang, Mittelzehe 94, 
Krallen eben nicht Eräftig (peu forts). Im Uebrigen fteht die 
Art durch den Knebelbart der Hem. comata ziemlid nahe, ob: 
gleich fie auffallende Verſchiedenheiten von biefer in Menge dar— 
bietet, um ſogleich ald bejondere Art erfannt zu werden, 


+7 Wiaten 
ſehr furz. 


Mit metalijchen Farben des Gefieders. Läufe 


Hem. comata — Cypselus comatus Temm. in Erem: 
par habe ich im Berliner Muſeum (Cyps. No. 33. Auguft 
1840. Beyerhaus. Ohne Angabe der Heimath) gefehen. Es 
weicht in mancher Beziehung, Doch Teicht, von der Temminck'⸗ 
ſchen Befchreibung ab. Hier Die Belchreibung dieſes Indivi— 
duums. Hut metalliich blau, am Scheitel etwas ing PWiolette 
ziehend; Kinterhauptsfedern etwas verlängert, eine Haube Bils 
dend. Ueber die Augen läuft vom Nasloche aus eine ſchmale, 
glänzend weiße Binde, deren legte Federn fehr lang und etwas 
nach innen gekrümmt find, und fo die Haube begrenzen. Vom 
weißen Kinne läuft eine ähnliche weiße Binde, deren Kedern 
aber fürzer find, unter die Augen fort; Die letzten Federn find 
ebenfall8 länger als die anderen, und bilden den fogenannten 
Myſtax. Unter diefer meißen Binde befindet fich eine andere, 
breitere, aber weit weniger feharf begrenzte Binde, die ſchmutzig— 
blau ift, und etwas ing Bronzefarhene jpielt. Don derfelben 
Farbe ift der ganze Hinterhals; der übrige Vorderhals, Die 
Bruft und der ganze Rücken nebft Bürzel und obere Schwanz- 
deckfedern bronzefarben. Bauch ſchmutzigweiß; Steiß und untere 
Deckfedern des Schwanzes glänzendweiß. Die Flügel ſind blau, 
beſonders lebhaft und ſchön glänzend ihre Deckfedern, demnächſt 
auch die Außenfahnen der Handſchwingen; an der Innenfahne 


* Xeltöovıx (sc. Hemiprocne), fem. vom adj. yeAuöovuos, 
ſchwalbenãhnlich. 
24 


371 


der Armſchwingen findet fi) ein großer weißer Fleck, im Uebri⸗— 
gen find die Armſchwingen gleich den inneren ahnen und Spi- 
gen der fünf legten (fürzeren) Handſchwingen mattſchwarz, etwas 
grünlich ſchillernd. Der ſehr gabelförmige Schwanz ift ſchwarz, 
matt blau und grün ſchimmernd; feine vier Außerften (— zweh 
jederfeits —) Steuerfedern find ſehr ſchmal, bejonderd nad) ber 
Spige zu; im Ganzen wie bey allen Gppfeliden zehn Steuer: 
federn. Die fäbelförmigen Slügel reichen bi ang Ende ber 
äußerften, tiber Die übrigen fehr verlängerten Steuerfebern, Füße 
fchwach, mit drey Zehen nach vorn, einer nach hinten; der fehr 
furze Lauf bat ungefähr die Länge ber Hinterzehe, Körperlänge 
(ohne Schnabel und Schwanz, aber nach den Biegungen ges 
meſſen 4” 1, äußerfte Steuerfedern beinahe 3', mittelfte 1’ 
54°", Schnabellänge 23°, ganze Körperlänge daher ungefähr 
63, Schnabelbreite am Grunde der Naslöcher 2", Mundſpalte 
7, Laufhöhe 23, Länge der Mittelzehe ohne Nagel 33, 
des Nageld 14, der Sinterzehe ohne Kralle 22”, Flügellänge 
43%. Bon feinem Faftanienfarbenen Ohrflecke fteht in meinen 
Notizen nichts. Temmind fagt (Planches color. No. 268.) 
von feinem Cypselus longipennis (!): „On reconnait le 
mäle a une grande tache d’un beau marron qui couvre 
le me&at auditif, elle n’existe point dans la femelle.“ In 
ben übrigen Untergattungen der Cppfelidenfamilie findet fich mei— 
nes Wiffens ein ähnlicher Gefchlechtsunterfchied niemals. If 
aber die eben angeführte Temmind’fche Angabe richtig, fo darf 
man wohl mit Sicherheit aus der Analogie folgern, Daß Das 
eben von mir befchriebene Individuum ein Weibchen ift, und daß 
Temmind in den Planches culorieces, no. 268. ein Männ- 
hen abgebildet und befchrieben hat. Die von ihm gegebene 
Beſchreibung weicht von der unferigen in manchen Stüden ab, 
weßhalb wir zur Dergleichung feinen Text bier wiedergeben: 
„Des plumes tres-longues, acuminees et d’un blane pur, 
s’elevent sur les cötes de la tete et forment une bande 
qui de la base du bec passe sur les yeux et se ren- 
verse en huppe courbee sur la nuque; celles du men- 
ton, peu longues, mais serrees, passent en bande trans- 
versale au-dessous des yeux; les dernieres plumes de 
cette rangee sont tres-longues et se dirigent vers le 
dos en moustaches detachces; les plumes bronzees du 
sommet de la tete sont aussi tr&s-longues, de même 
que celles du devant du cou, dont la teinte est d’un vert 
sombre et metallique; une petite tache marron marque 
la region des oreilles; le dos, les scapulaires, le cou, 
la poitrine et le ventre sont d’un vert cuivre- bronze (?); 
les couvertures des ailes, leurs pennes et celles de la 
queue, d’un gros-vert à reflets metalliques; le bout des 
srandes couvertures des ailes, une partie de l’abdomen 
et les couvertures du dessous de la queue, sont d’un 
blanc pur; la queue est composee de dix pennes tres 
fourchues (c. a. d. la queue est fourchue!); on ne voit 
point de difference dans les sexes (??). Longueur totale 
5 pouces 8 lignes. La patrie de cet oiseau est l'ile de 
Sumatra.“ — Wahrfcheinlih hat Temmind nur Männchen 
vor fih gehabt. Ich glaube nicht, daß das von mir bejchriebene 
Individuum einer anderen Art angehört. Was Temmind 
von der Barbe des Bauches fagt, feheint nicht ganz richtig zu 
feyn, und auf Mißveritand der ornithologifhen Drismologie zn 
beruhen. Wahrfcheinlich befolgte hier der Verfaſſer die fehler: 
hafte Lichtenftein’fche Terminologie, welche durch eine vielfache 
Copierung (4. B. in Loreck's Fauna Prussica, Vögel, T. 1. 


372 


Lig. 1—2.) der Abbildung, die der genannte Berliner Profeffor 
vor Jahren hat lithographiert erfcheinen laſſen, ſich an vielen 
Orten Eingang verfchafft hat, obgleich Lichtenfteins Worgänger 
im Amte, der audgezeichnete Drismolog Slliger eine weit 
zwedmäßigere Terminologie geliefert hat. Die Bruftgegend des 
Vogelkörpers Fann natürlich nur durch das Bruftbein beftimmt 
werden, und ber Bauch ift dann ber bahinterliegende Theil; jede 
andere Deutung ift gewiß unzuläffig. Sicher hat aber Teute 
mind den unterften Iheil des Vorderhalſes (einen Theil ber 
Kropfgegend) und den vorderften oberften Theil der Bruft in der 
von ihm gegebenen Belchreibung der Hemiproene in Rede mit 
dem Namen Bruft belegt, und ben Reſt der Bruft mit zum 
Bauche gerechnet. Wäre dieß nicht der Sal, fo dürfte es ſich 
hier um eine neue Species handeln. Nach der Temminck'ſchen 
Abbildung zu urtheilen, wäre auch der Lauf großentheils befie— 
dert. Dieß ift jedoch nicht der Fall; höchſtens erſtreckt ſich 
die Befiederung des Unterfchenfel3 auf den oberften Theil ber 
Fußwurzel, und auch Dieß glaube ich nicht. Am ausgejtopften 
Gremplare läßt fich über dieß Letztere Feine ganz fichere Auskunft 
erhalten, wenn man nicht anders etwa Die Federn in Unordnung 
bringen, und das Stück verderben will, 


Hem. longipennis — Cyps. longipennis Temm. (pl. col. 
83. fig. 1. texte. — Unter der Abbildung fteht irrthümlich 
Hirondelle longipenne) = Hirundo longipen. Reinwardt. 


Diefe Art Hat unter allen von mir gefehenen Die kürzeſten Läufe. 
Die Temmind’fche Befchreibung weicht ebenfalls etwas von dem 
von mir zu befchreibenden Individuum ab, weßhalb fie zur Ver- 
gleihung hier fichen möge. „Un vert fonce tres- brillant 
couvre le sommet de la tete, la nuque, les cötes du 
cou, le haut du dos, les scapulaires et les petites cou- 
vertures des ailes; un vert-bleuätre forme la teinte re- 
pandue sur Jes ailes et sur la queue; les pennes moyen- 
nes des ailes, les plus proches du corps, sont blanches 
ou blanchätres; tout le dessous: du corps cendre, à 
Pexception du milieu du ventre et des couvertures infe- 
rieures de la queue qui sont blanes; une partie du dos 
et le eroupion sont teints de cendre - verdätre. Lon- 
gueur totale de 8 ä 8 pouces et demi. Habite les iles 
de Java et Sumatra.“ In der Abbildung find bie Läufe 
wohl nicht gut Dargeftellt und Die Flügel ſchwalbenartig (gerade 
und breit), während fte in Natur fchmäler und gefrümmter find. 
Die Hauptfarbe ded Berliner Eremplars ift ein metallifch glän— 
zended Kupfergrün; Die meiften Federn mit blauen Rändern. 
Sandfchwingen und Oberfeite des Schwanzes ſchwärzlich; Unter— 
rüden, Bürzel und obere Dedfedern des Schwanzes fat roftgrau 
ober afchgrau mit einem Striche ind Noftfarbene. Zügel ſchwarz. 
Dhrgegend fchön roſt- oder Eaftanienroid — das Individuum 
ift Daher nad) der Temmind’fchen Theorie für ein männliched 
anzufehen. Der ganze Vorderhals aſchgrau mit ſchwachem 
roftfarbenen Anfluge, Bruft etwas dunkeler, Weichen noch dun—⸗ 
feler afchfarbig, aber gleichfalls ind Roftgelbliche ziehend; Bauch, 
Steiß und untere Schwwanzdedfedern weiß. Unterfeite der Schwin= 
gen des Schwanzes mehr oder weniger matt braunſchwarz, uns 
tere Slügeldedfedern gleich den oberen grün, Die Hinterhauptdr 
federn find etwas verlängert; die nicht befonders ftarf ſaͤbelför— 
migen Flügel reichen 75 über Die Spiten ber aͤußerſten Steuers 
federn des fehr tief gabelförmig andgefchnittenen, zehufeberigen* 


* Sch Habe dieß oben jedesmal angegeben, wenn es zweifelhaft ſeyn 
Tonnte, und ich nachgezählt habe, 


373 


Schmwanzes hinaus. Die Läufe find ſehr kurz, noch kürzer als 
Die Hinterzehen, und nadt. Der Schnabel, wie bey der vor— 
bergehenden. Form, ohne Befiederungsfchneppe längs der ſpalt— 
förmigen Naslöcher. Körperlänge (ohne Schnabel und Schwanz) 
gut 42, Länge der äußerften Steuerfedern 34“, der mittelften 
gut 13%, Flügellänge beynahe 6, Laufhöhe 34", Länge ber 
Mittelzehe ohne Krale 53, der Hinterzehe ohne Nagel 34, 
Mundfpalte 74, Schnabellänge 3, Schnabelbreite 23, 
‚ Berlin. Muf., Cyps. No. 29. Oftindin. Temmind). 
Temmind macht in feiner Befchreibung dieſes Vogels auf 
zwey Umftände aufmerfjam, welche auch bey den übrigen Che: 
lidonien in Betracht Fommen. Er fagt: je älter die Individuen 
find, deſto merflicher tritt dDa8 Blau der Federränder und ein 
grünliches Blau auf den Flügeln und dem Schwanze hervor; 
und das Weibchen hat feinen Eaftanienrothen Fleck an ber Ohr: 
gegend. Die Hem. longipennis ift in Oftindien, auf Java 
und Sumatra angetroffen worden. Temminck glaubt, daß 
Horsfield's Hirundo Klecho als fynonym hierher zu ziehen 
fey. Alsdann hätte Diefer Name die Alteräpriorität für fich, 
und müßte Dem, jet nicht mehr daffelbe bedeutenden — es fünnten 
mehre Arten ihn führen — Namen vorgezogen werden; es 
würde aljo die Hem. longipennis wahrfcheinlih Hemip. Kle- 
cho umzutaufen ſeyn. Ich fenne die DVigors = Horöfield’fche 
Beſchreibung nicht. 

Da, wie ich gezeigt habe, bey berfchiedenen Autoren eine 
große Eonfufion nnd Unordnung in Betreff der CHpfeliden Herrfcht, 
und diefe nur eine Folge der bisherigen, ziemlich allgemeinen 
Unfenntniß dieſer Kleinen Thiergruppe ift: da ferner bisher von 
Zoographen im Ganzen wenig gethan worden ift, jener Un: 
kenntniß zu ſteuern, vielmehr miehre Arten noch gar nicht be: 
fchrieben, fondern nur mit ſehr kurzen Diagnofen verfehen, an— 
dere unzulänglich oder unrichtig befchrieben waren; fo glaubte 
ich nicht unrecht zu thun, ‚wenn ich meinen obigen Verfuch einer 
Synopſis der Segelfchwalben, welcher allerdings Feine Anfprüche 
auf Volftändigkeit macht, veröffentlicht. Ich hatte eine Der: 
gleihung des betreffenden Materials der verfchiedenen Mufeen 
Deutichlands feitend der Zoologen, welche in denfelben arbeiten, 
vor Augen, und hoffe, daß meine Arbeit etwas Dazu beytragen 
werde, daß bald eine vollftändige Monographie dieſer Vögel— 
gruppe von einem größeren Zoologen, als ich bin, publiciert 
werden könne. 


Beyträge zur Ornithologie Frankens 
von Johannes Jäckel, Pfarrvifar in Wendelftein bey Nürnberg. 


Borbemerkung: Seit der Veröffentlichung meiner erften 
Beytraͤge ıc. Iſis 1848. I. 20 ff.) find mir „Behtraͤge zur 
Kenntniß der bayrifhen Fauna vom Heren Akademiker Dr. A. 
Wagner" * zu handen gekommen. In der Vorausfegung, 
daß diefelben manchem Leſer diefer Zeitfchrift unbekannt feyn 
"dürften, werde ich aus denfelben dasjenige, was Franken be— 
teifft, in wörtlihen Auszügen geben. Es wird hierdurch theilg 


* Gelehrte Anzeigen, herausgegeben von Mitgliedern der Fönigl. bayeri⸗ 
ſchen Afademie der Wiſſenſchaften. München 1846. No. 82 und 83. 
11. Bögel pg. 662? — 671. 


374 


vieles Neue für unfere Fauna, theils manche, yır wud da faft 
wörtliche Beftätigung meiner früheren Angaben beygebradyt wer: 
den. Mas im Folgenden unter der Chiffer W „„.,...” mit: 
getheilt wird, ift diefen Beyträgen Wagners entnommen. 

Die Notizen über die Vögel der Umgebung von Neuſtadt 
an der Aiſch (in Mittelfranken) verdanke ich der Güte meines 
geehrten Freundes, des Herrn Dr. Brandt in Schwabad 
(bey Nürnberg). 

1. Vultur einereus Gm. 
bey Bamberg vorgekommen *. 

2. Falco tinnuneulus Z. Auch bey Neuftadt, wo er ges 
mein ift, bleibt mancher den Winter über da. 

3. Falco rufpes Bes. Am 12. May diefed Jahres be= 
obachtete ich ganz in der Nähe 8 Stuͤck diefeg niedlichen Falken 
an unferem Dusendteih. Sie jagten in einer ziemlich freien 
Gegend in einiger Entfernung von ber den Teich begrenzenden 
Kieferwaldung über einer fumpfigen, in den Hauptweiher vers 
laufenden Wieſe nah Beute. Auch am Fuße des Hohenlands- 
bergs (in Mittelfcanken) wurde vor einigen Jahren ein Pärchen 
des Nothfußfalken auf der Krähenhütte erlegt. Zieht bey uns 
durch. 

4, Falco aesalon Gm. Wolf erhielt feine meiften Exem⸗ 
plare aus Franken im September und Detober, eines im No: 
vember, ein anderes im Januar, ein in der Maufer begriffenes 
im März. Winkel! fah ihn einmal inFtanfen, und zwar 
im November. Brandt erhielt aus der Neuftädter Gegend 
nur 2 Eremplare, ein Männchen im Frühjahre zu Ende des 
Schnepfenftrichg, ein anderes, wie f[hon erwähnt, im Suli 1847. 

5. Falco peregrinüus Gm. Nah Windell in Franken 
Hedvogel; Brandt fhoß im Aiſchgrunde ein altes Weibchen, 
als es eben auf ein Paar Enten (Anas nyroca) Jagd machte. 

6. Falco palumbarius L. Einer meiner Bekannten fing 
bey Lindelburg, in der Gegend von Altdorf in Mittelfranken, 
einen Habiht im Stoß. Da er ihn wollte am Leben .laffen, 
übergab er den Vogel, deffen Fänge mit einer ſtarken Schnur 
zufammengebunden worden waren, einem feiner Arbeiter zum 
Nachhauferragen. Der Gefangene entkam aber unterwegs das 
durch, daß er die linke Hand des unvorfichtigen Trägers krampf— 
haft padte, fo daß der Mann vor Schmerz und um fi zu 
befreyen, die gebundenen Fänge losließ. Acht Tage darnad) 
wurde nun dieſer Naubvogel in Burgthann bey Altdorf, wo er 
mit noch gebundenen Fangen auf eine Henne fehlgeftoßen hatte 
und fic nicht mehr zeitig genug erheben Eonnte, von Herbey⸗ 
eilenden erfchlagen. Auf einer Mühle bey Wendelſtein wurde 
in diefem Winter ein „Hacht“ nach fleifigen Befuchen im Tau: 
benfchlage gefangen. Aus der Nürnberger Gegend erhielt ich 
in diefem Frühjahr Eremplare von Feucht, Eibach und Zerzae 
belshof, wo er horftet. 

7. Falco nisus L. Heißt in unferer Gegend, „Hächtle”, 
eine Benennung, welche auch andern Eleinen Naubvögeln beys 
gelegt wird. 

8. Falco leucopsis Bechst. Ein fhönes altes Eremplar 
diefes Adlers wurde im Fichtelgebirge bey Selb erlegt und ziert 
die Sammlung meines Freundes, des Heren Det in Munfiedel. 

9. Falco haliaötus L. Kommt nidyt ungemöhnlic bey 
Markt Dachsbach im Aifchgrunde vor und mag wohl dort auch 


Iſt nach Graf von der Mühle 


* Korrefpondenzblatt des zoologiſch⸗ mineralogiſchen Vereines in Regens⸗ 
burg 1848, pg. 28, 


375 


horften. Im der Nähe dieſes Ortes wurde vor einigen Jahren 
das Gerippe diefes Falken auf einem noch lebenden Karpfen 
(Schlagmutter) feft eingefrallt, gefunden. ' Ban 

10. Falco fulvus L. Soll nad) Windell in den gebirgi— 
gen und waldigen Gegenden zumeilen horften, h 

11. Falco naevius Gml. Nah Windell zuweilen auch 
in den waldigen und gebirgigen Gegenden Frankens, meift nur 
da, wo Gewäffer find, die nie ganz zuftieten. 

12. Falco lagopus Brunn. Nicht bloß in mäufereichen 
Jahren und während der fälteren Jahreszeit, ſondern jaͤhrlich 
und zu jeder Jahreszeit hat ihn Brandt, obwohl nicht häufig, 
in der Uingegend von Neuftadt, Illesheim, Steinbach, Suggen⸗ 
heim beobachtet und erhalten; von Illesheim wurde ihm z. B. 
ein ſolcher Buſſard mit einem Pirol, beide im Fleiſche, einge⸗ 
liefett. Auch Herr Ott in Wunſiedel ſchreibt mir, daß er den 
rauhfuͤßigen, am weißen Schwanze fogleich Eenntlichen Buſſard 
im Fichtelgebirge ſchon oͤfters im Sommer beobachtet, ihn auch 
im Juli vorigen Jahres gefeben habe. Meine beiden Freunde 
haben feinen Horft gefunden, nach dem Dbigen mochte aber 
£aum daran zu zweifeln feyn, daß er bey ung bruͤtet. Ein 
Männchen erhielt ich in dieſem Minter von Rödelfee in Unter 
On Esico apivorus > — — gar nicht e 

fi aſt fo haufig als F. buteo, welcher dort gemein iſt. 
— a ne L. Sn diefem Sabre ift der Milan in 
mehreren Paaren in hiefiger Gegend anzutreffen. Am 4 May 
ſah ih ihn über dem Dusendteiche Ereifen, am 9. May und 
47. Suny beobachtete ich ihn bey Wendelſtein, am 12. May 
im Reichswalde bey Pillenreuth. Haͤufig am ganzen Hahnen⸗ 
kamm, wo er „Gurd“ heißt; im Nies heißt er „Gurä“, bey 
Burgbernheim, wie ſchon erwähnt, „Guraar, Gorner.“ 

15. Falco pygargus auet. Bruͤtet bey Pommersfelden 
(Nevier Sachsbach) an der reichen Ebrach und im untern Aiſch⸗ 
grunde (von Dachsbach an abwaͤrts, die Aiſch entlang bis zu 
ihrer Einmündung in die Regnitz), einer überaus fruchtbaren, 
an Wiefen, Getraidefeldern und Gemäfler reichen Gegend, die 
von einem Theile des Steigerwaldes und andern größeren und 
Eleineren Waldungen begrenzt ifl. 

16. Falco cineraceus Montagu. In der Gegend von 
Tanzenhaid bey Meuftadt Eommt fie vor und brütet gegründeter 
Permuthung nach daſelbſt; wenigftens wurden ſolche Weihe 
im Sommer erlegt. Die Gegend um Zanzenhaid ift weniger 
fruchtbar als die vorige, hat weniger Kornfelder, mehr Miefen 
und Weiher an Weiher, zwifchen welchen ber Seebad der 

is zuflieft. 
ne ni uralensis Pall., macrura Natt. Wurde be= 
Eanntlih von Wagler in einem Fichtenwaͤldchen bey Erlangen 
Se Strix pygmaea Bechst. Laͤßt zur Paarungszeit im 
Fichtelgebirge ihren Ruf fleißig hoͤren. Nach beſtimmten Aus⸗ 
ſagen von Jaͤgern, die ſie beobachtet haben, bruͤtet ſie in hohle 
Blume und hat gegen 4 weiße, den Staareneyern an Größe 

i er. 
ah ae Tengmalmi Gmil. Auch Windelt führt fie 
fie Franken als Standvogel auf ,i der ‚haubare, gefchloffene 
Nadelwaͤlder zu feinem Aufenthalte zu wählen feine, 

20. Strix aluco L. Ziemlich) häufig in Eichenwaͤldern und 
ſolchen Nadelwaldungen, die mit alten Eichen untermiſcht ſind, 


ben MWendelfiein, Feucht, Neuftadt, Suggenbeim, durch den 


ganzen Steigerwald und Hahnenfamm, 


376 


21. Strix flammea L. Iſt um Neuftadt nicht felten, brütet 
auf dem Bergfhloffe Hoheneck bei Windsheim. 

22. Strix bubo L. Bey Neuftadt (Tanzenhaid, Hoheneck) 
ift der Uhu nur Strihvoge. — WW. pg. 665. „Im Innern 
des Fichtelgebirges hat er keinen ftandigen Sig; außerhalb des- 
felben findet er fi) 3. B. bey Berne in der Delfchnig, im 
Korftamte Horlach, bey Lauenſtein (Falkenſtein); das fränkifche 
Suragebirge bietet ihm insbefondere in feinen zerflüfteten Dolo— 
mitfelfen einen bequemen Bergungs- und Brütort dar und man 
findet ihn deshalb am verfchiedenen Puncten deffelben, wie 3. B. 
bey Lichtenfels, Muggendorf, den Felfengehängen der Altmuͤhl. 
Sm Innern des Speſſarts * und der Rhoͤn wird er dagegen 
nicht angetroffen, font aber horftet er an einzelnen Puncten 
Unterfranfens, namentlich an den Felfigen Uferwänden des Main= 
thales bey Karlstadt, Retzbach und felbft in der nächften Um— 
gebung von Würzburg an der Feſtung Marienberg, wo jährlich 
unge ausgebrütet werden. 

23. Strix brachyotus Forster. Sn der Nähe von Neu: 
ſtadt ift fie ebenfo, beynahe noch mehr verbreitet, als Strix otus, 
welche dort gemein iſt. Mean findet die Sumpfohreule auf ' 
ehemaligen, nun ausgetrodneten, mit Binfen und Riedgras 
hoch bewachfenen MWeihern, auf naffen, mit derley Gräfern be: 
ftandenen Schlägen, in Kartoffelädern und zwar das ganze Jahr 
hindurch, befonders im Herbfte auf der Hühnerjagd, wo fie oft 
vor dem Hühnerhunde aufitebt. 

24. Lanius excubitor L. Bey Neuftadt nicht häufiger 
Stand: und Strichvogel; ich erhielt ihn im verfloffenen Winter 
viermal aus hiefiger Gegend; im Februar fand ic im Reiche: 
walde die Federn eines folhen, wahrſcheinlich von einem größe- 
ten Naubyogel verfpeisten Würgers; brütet bey Wenbelftein und 
Köthelbah bey St. Wolfgang. 

25. Lanius minor Gml. Niſtet nahe an Nürnberg auf 
den Kaſtanienbaͤumen des Judenbühles. - 

26. Lanius ruficeps Bechst. Brütet in einzelnen Paaren 
in der Nähe von Wendelftein, Kornburg; im Schauerheimer 
Walde dagegen, 3 Stunden von Neuftadt, brüten ziemlich viele. 
Den erften rothkoͤpfigen Würger fah ich in diefem Jahre am 
1. May und fand im Magen eines erlegten eine Maul— 
wurfsgrille. 

27. Lanius collurio L. Ben Kornburg und Wendelſtein 
gemein; in den Mägen von erlegten Würgern diefer Art fand 
id) Cieindela campestris, Anisoplia horticola. 

28. Coryus corax L. Horftet in der Umgebung von Neu: 
ſtadt alljährlich in mehreren Pärchen, namentlih in den Re— 
vieren Hoheneck, Muͤnchſteinach (Baudenbach), Dachsbach; bey 
Schwabach bruͤtete dieſer Rabe bis vor ungefaͤhr 10 Jahren 
alljaͤhrlich im Heidenberg, in jedem Jahre einen neuen Horſt 
auf den hoͤchſten Nadelbaͤumen beziehend. Wegen des großen 
Schadens aber, den dieſe Raͤuber der Jagd zufuͤgten, hat man 
ſie nach vieler Muͤhe endlich ausgerottet. Auf dem Zuge aber 
kommen ſie noch alljaͤhrlich durch. 

29. Corvus cornix⸗L. Um Würzburg und von da bie 
zum Kurbeffifchen, in ganz Unterfranken hat fie Windelt 
während eines Sjährigen Aufenthaltes nicht ein einziges Mat 
gefehen; im vergangenen Winter waren viele in hieſiger Gegend, 


* Menn ich in meinen früheren Beyträgen fage, daß Strix bubo 
auch in den Speſſartforſten brüte, fo beruht diefe Angabe darauf, daß ich 
einen lebenden Uhu fah, welcher aus dem Speffart ftammt. Den Ort, 
wo er ausgebrütet wurde, kann ich freylich nicht näher angeben, Uebri— 
gens ſpricht Wagner nur vom Innern dieſes Waldgebirges. 


377 


Mit der ſchwarzen Krähe und Eifter kommt fie im Winter bey 
Schnee gerne auf die Pläse im Felde, mo Schweine mit an- 
gezündeten Strohwiſchen gefengt werden; ſchon während diefes 
Gefhäftes treiben fie ſich in der Nähe der Menſchen herum 
und fommen, fobald die Stelle von denfelben frey ift, heben, 
um die Getraidtekörner aufzulefen, welche noch in den Stroh: 
ähren verborgen waren. Weniger, als ihre nahe Verwandte, 
finder fie fih da, wo gefchlachtet worden, auf den Düngerftätten 
ein, um Abgänge an Blut und Gedärme zu verzehren, häufiger 
fieht man fie da, wo ausgedrofhen wurde, auch geht fie Men— 
fehenforh an. 

30. Corvus frugilegus L. Im verfloffenen Winter waren 
viele in hiefiger Gegend. Im Aiſch-, nody mehr aber im Ehe— 
Grunde, welcher unterhalb Neuftadt in den erfteren mündet, 
macht fih der Saatrabe auf dem Herbftzuge und vorzüglih im 
Frühling bemerflih, wo fie oft fchnarenmeife auf die frifchges 
aderten Felder fallen und dem Bauersmann hinter dem Pfluge 
folgen. 

31. Corvus monedula L. Im legten Winter blieben faft 
alle Dohlen in Nürnbere. Brandt ſchoß ein Eremplar, an 
welhem fih der Dber: und Unterkiefer ſtark Ereugen. 

32. Sturous vulgaris L. Im Jahre 1840. kamen die 
erften Staaren am 23., 1847. am 18. und 1848 am 14. 
Februar in unferer Gegend an; am 1. May Ddiefes Jahres 
waren ſchon hie und da Junge ausgefrohen. Ein Männden, 
das im einem Kobel an meiner Scheuer fich angeſiedelt hat, 
macht die verſchiedenen Tone des Kibitzen täuſchend ähnlich nad. 

33. Turdus viscivorus L. Brandt fand ein Neft, das 
brütende Meibchen auf den Eyern fikend, an einer etwas ub= 
hängigen Stelle im Walde auf dem Boden. 

34. Turdus musicus L. Häufige Brütvogel in den Wen: 
delſteiner und Kormburger Steinbergen. 

35. Turdus pilaris L. Auch nah Winckells perſoͤnlicher 
Beobachtung brütet er zuweilen in unfern Laubiwaldungen. Das 
von ihm gefundene Neft ftand in der Krone einer alten Birke 
und enthielt 5 Ener. Benläufig erwähne ich, daB Herr Dr. 
Brandt um Pafjau Eleine Geſellſchaften diefer Droffel den 
ganzen Sommer über bemerft bat. 

36. Turdus merula L. Im Langenloher Steinbruche zwi⸗ 
fhen Nürnberg und Mendeljtein, dann in unferen Steinbergen 
und in dem ſchoͤnen Schwarzachthale bey Geſteinach (Glasfchleife 
oberhalb der befannten Guſtav-Adolphs-Hoͤhle) befonders häufig. 

37. Saxicola oenanthe Bechst. Kam in hiefiger Gegend 
in diefem Sahre an am 18. April und brütet an den Stein- 
haufen am Kanal ben Röthenbach. 

38. Sylvia tithys Zeh. Sm Sahre 1846, kamen fie bey 
und an am 5., 1847 am 23., 1845 am 18. März. Das 
Pärchen, welches fich im vorigen Fahre auf dem Sacraments= 
häuschen der hiefigen Kirche unter der Drgel anbaute, niftete 
heuer wieder an derfelben Stelle; am 7. May waren feine 
Jungen ausgebrütet. Wegen der großen Störungen, welche die 
erfie Brut verurfachte, ließ ich 3 nach einander friſch gebaute 
Neſtchen megnehmen, bis ſich die Vögel entfchloffen, die Kirche 
zu 'verlaffen. Sm Jahre 1846 gab es fhon am 17. May 
vollfommen flügge, mit den Alten fliegende Junge. Dies, fowie 
ihe frühes Erfcheinen, fhon am 5. März, war Folge des un: 
gemein gelinden Winters und fehr baldigen Srühjahre. — Große 
Weißlinge (Papilio crataegi) verihluden fie mit den Flügeln, 
wenn diefelben nah kurzem Verſuche nicht abgeftoßen werden 
Eonnten. 

Iſis 1848. Heft 5. 


378 


39. Sylvia phoenicurus Lth. Die erften Waldrothſchwaͤnze 
hörte ich in diefem Jahre in unfern Steinbrüchen und Gärten, 
forwie im Reichswalde am 26. April. 

40. Sylvia luscinia Zth. Nachdem Wagner in feinen 
Verträgen ic. ermähnt hat, daß die Nachtigall am vielen Orten 
Niederbayernd, wie in der Oberpfalz, von Vogelftellern ausge: 
rottet worden if, führt er pg. 666 alfo fort: „In Franken 
hort man ebenfalld an vielen Drten die Klage, daß fortwähs 
renden Nachſtellungen diefe lieblichften aller Sänger immer mehr 
vermindern. Um Nürnberg find fie bereits Faft ganz, um Er: 
langen und Forchheim vollſtändig verfhwunden, um Bamberg 
wenigftens felten geworden. Sonſt waren fie in den quellen= 
reihen Laubwaldungen des Hahnenkamms fehr häufig, aber 
duch den’ Wegfang werden fie auch dafelbit immer feltener. 
Am zahlreihften finden fie fich in den Muingegenden, und zwar 
weit mehr in den unteren, als in den oberen. Um Kulmbach, 
Lichtenfels, Eltmann noch ſpaͤrlich, ſtellen fie fih um Mainberg 
und Schweinfurt und hinüber nach Gerol;hofen überall in den 
Gärten und an den MWaldfäumen der Niederungen ein. Zahl: 
reich ift die Nachtigall um Würzburg, wo allenthalben im Hof: 
garten und in den bufdigen Anlagen um die Stadt herum ihr 
Gefang gehört wird. So findet man fie am Maine fort bis 
Afhaffenburg, wo fie ebenfalls in den Gärten und Feldhölzern 
zahlreich niſtet.“ 

Hierzu muß ich, bemerken, daß die Nachtigall in der Nürns 
berger Gegend nirgends als’ Brütsvogel gefunden wird; es ift 
unmöglih, daß ein Paar auffommen fann; denn faum läßt 
fih ‚eine Nachtigall hören, fo ift fie der Gegenftand eifriger 
Nachftellungen, welchen fie bey ihrer befannten Neugierde nur 
in den wenigiten Füllen entgeht. Auf dem Zuge aber ift fie 
in unferer ganzen Gegend gar nicht felten; fo find mir im 
Fruͤhjahte 1847. mit Gewißheit 7 Stüd bekannt geworden, 
welche nur auf der eine Stunde langen Strede der Schwarzach 
von Wendelſtein bis zu ihrer Wereinigung mit der Rednitz ges 
fangen wurden, Sm Sclofgarten von Erlangen hatten ſich 
im May 1845. zwey Männchen niedergelaffen, die mehrere 
Tage lang, ihren herrlichen Geſang vernehmen ließen und ficher- 
lid geblieben wären, um zu brüten, wenn nicht beide twegge: 
fangen worden wären. Um Neuftadt Eommt fie auch nur auf 
dem Zuge vor und zwar felten; früher haben aber einzeime Paare 
daſelbſt gebrütet. Je weiter man nach Unterfranken Eommt, 
defto häufiger wird die Nachtigall, und bey Kitzingen brütet fie 
ſchon, wiewohl nicht häufig, doch alle Jahre in einzelnen Pärchen. 
Es waͤre zu wünfhen, daß auf das Halten einer Nachtigall 
im Käfig eine beträchtliche jährlihe Steuer gelegt würde; da— 
durch Eönnte, da Verbote des Wegfangens wenig oder eigentlich 
gar nichts nuͤtzen, der Ausrottung diefer Königin der Sänger 
gefteuert und ihre Miederanfiedelung in früher von ihr bewohn⸗ 
ten Gegenden noch am erften möglich gemacht merden. 

41. Sylvia philomela Bechst. Nach Wagler um Nürn- 
berg, Bamberg, Würzburg. 

42. Sylvia. rubecula Lth. 1846. famen die Rothkehlchen 
nad) einem» ſehr gelinden Winter ſchon am 24. März bey uns 
an, 1847. waren am 28. und 1848., nachdem einzelne 2 Tage 
feüher erfchienen waren, am 19. März alle Büfhe mit ihrem 
Sefange erfüllt: 

43. Sylvia-abietina Nilss. Am 29. März hörte ich in 
diefem Fahre die erſten Raubfänger diefer Artz brütet in unjern 
Steindergen, im Schwarzachthale ala 

2 


379 


44. Sylvia trochilus Lth. Die erften hörte ich in dieſem 
Zahre am 6. April; im Reichswalde ungemein häufig. 

45. Sylvia sibilatrix Bechst. Um Neuftadt_nicht häufig. 
Bey Wendelſtein, wo auf den Schuͤtten unferer Steinberge bie 
fhönfte Vegetation der Umgegend ift, und Eihen, Weiden, 
Pappeln, Afpen, Birken, Fichten, Tannen, Fohren und eins 
zeine Laͤrchen bunt dur einander ftehen, dann bey Ochenbrud 
und Grünsberg an der Schwarzah, im Reichswalde in allen 
geeigneten Lagen, in Nürnberg auf der Schmaufenbud, bey 
Fürth auf der alten Vefte, und bey Erlangen auf dem Burg: 
und Rathsberg nicht felten, bie und da häufig. 

46. Sylvia hypolais Naum. In Gärten in der Nähe von 
Städten und Dörfern brütend, fo bey Nürnberg (Rofenau, 
Hummelftein), felbft in ber Stadt im Nonnengarten. 

47. Sylvia curruca Lth. Kam 1848. am 22, April bey 
ung an; gemein. 

48. Sylvia einerea Lth. Ganz wie bey der vorigen; nur 
noch gemeiner; fo bey Nürnberg, Schwabah, Wendelftein. 

49. Sylvia hortensis Bechst. Brütet in unfern Stein⸗ 
bergen, auf der alten Feſte bey Fürth, dem Burgberge ıc. bey 
Erlangen und heißt in. hiefiger Gegend: welſche Gragmüde. 

50. Sylvia atrieapilla Ltk. An den nämlihen Drten, wie 
die vorige. 

51. Cinclus aquaticus Bechst. Bruͤtet in ber Umgegenb 
von Nürnberg, in dem duch feine pittoresfen Selfenpartieen 
fehr intereffanten Schwarzachthale auf ber 4 Stunde langen 
Strecke von Gefteinah bis zu dem Eoloffalen Bau ber Nerrether 
Eanalbruͤcke, wo ſich des Fluſſes grünes Gewaͤſſer, einzelne 
Sandbänfe und Kiesinſelchen bildend, zum Theil über Selen: 
und Kiesgrund durch das enge, herrlich bewaldete Thal drängt. 
Am 3. April diefes Sahres traf ich zu meiner großen Freude 
ein Paar Wafferfhwäger an dem Werke ber dortigen Glas: 
ſchleife. Am 8. und 9. May, wo ich das mir benachbarte 
Thal wieder beſuchte, fand ich abermals nur dieſes eine Paar, 
von deſſen Daſeyn den dortigen Werkleuten, unter welchen eifrige 
Vogelliebhaber ſind, nicht das Geringſte bekannt iſt; ich ver— 
mutbe daher, daß fich daſſelbe erſt in neueſter Zeit hier nieder: 
gelaffen habe. An ber ganzen übrigen Schwarzach, welche 
aufer diefer kurzen, für den Wohnplatz eines Waſſerſchwaͤtzers 
geeigneten Stelle nur noch bey Gruͤnsberg etwas Felſen hat, 
fonft aber durch ebenes Wieſenland und Wald fließt, möchte 
wohl ſchwerlich ein zweiter Standort diefes Vogels feyn. 

52. Motacilla sulphurea Bechst. Brütet in mehreren 
Paaren auf der eben befchriebenen Strecke der Schwarzach; 
am 3. April hatten fie Eyer, am 8. fluͤgge Junge, die überall 
bin mit den Alten flogen. Bey Neustadt bruͤtet fie haufig ; 
mehrere überwintern dort jährlich und halten fich dann an war: 
men Quellen und an den Kloafenausflüffen der Stadt auf. 

53. Motacilla flava L. Um Neuftadt auf den fumpfigen 
Miefen des Aifchgrundes feltener als bie vorhergehende brütend; 
bleibt nicht Über den Minter da. 

54. Anthus aquaticus Bechst. Beſucht ung auf dem 
Herbfizuge und zieht mit kommenden Fruͤhjahre wieder fort; 
findet fih während ber ganzen angegebenen Zeit bey Neuftadt, 
aber bey weitem feltner ald der Miefenpieper. 

55. Anthus pratensis Bechst. Sm Afchgrunde gar nicht 
felten auf allen fumpfigen Wiefen brütend und an offenen Waf: 
fern überwinternd. Anthus palustris Meisner, hat Brandt 
alle Jahre im Spätherbft und Frühling auf feinem Zuge be: 
obachtet; er ift nach ihm viel feltener als ber Miefenpieper 


380 


und durch feine dunklere Färbung, wie buch fein größe 
Ausfehen, ſchon von Ferne leicht — —— ee 

56. Anthus arboreus Bechst. Den erften Baumpieper 
hörte ich in diefem Sahre am 16. April im Reichswalde, am 
18. jenes Monats war der genannte Wald und unfere Stein- 
brüche in allen geeigneten Lagen von ihm belebt. 

57. Anthus campestris Bechst. Um Neuftabt gar nicht 
felten ; doc) ift er mehr im Aifchgrunde, als auf den ihn ein- 
ſchließenden Höhen, auf den Fluren da vorzüglich gerne, wo 
diefe von Kleinen oͤden Fleden unterbrochen find; auch bey 
Schwabah (Haag, Steppersreuth, Neumühle, Zennenlohe) 
brütet er nicht felten. 

58. Alauda cristata L. Um Neuftadt im Sommer nicht 
felten, im Winter in der Stadt. Vor ungefähr 8 oder 9 Jah— 
ten waren dort noch Feine Haubenlerhen zu fehen, daher die 
erften, als. fremde Wögel, bie Aufmerffamkeit des gemeinen 
Mannes erregten. Seit genannter Zeit vermehren fie ſich jährs 
li mehr und brüten auf den in der Nähe der Dörfer und 
der Stadt gelegenen Aeckern. Ich traf fie im Sommer nir= 
gends häufiger, als auf den Aeckern längs der Nuͤrnberg-Fuͤrther⸗ 
Eifenbahnftrede, dann bey Nürnberg an der Bärenfhanze, am 
Bahnhof der Suͤd-Nordbahn, bey St. Peter und -auf dem 
Ludwigsfelde (Peterhaide) ꝛc. Im Winter ift fie alljährlich in 
großer Anzahl in und bey allen Städten und Dörfern unferer 
Gegend, immer in der Nähe der menfhlihen Wohnungen ans 
zutreffen. Auch bey Schwabach brüten einzelne Pärchen. 

59. Alauda arborea L. Kam 1846. am 25., 1848. am 
28. Februar bey uns an. 

60. Alauda arvensis L. Kam 1846. am 8., 1847. am 18., 
1848. am 11. Februar bey uns an. 

61. Accentor modularis Koch. Um Neuftadt meiftens 
nur auf dem Frühlingszuge beobachtet; im fchneereichen Winter 
1847 wurden mehrere gefangen, die wahrfcheinlich dafelbft über: 
tointerten. ‚ 

62. Emberiza miliaria L. Brütet den ganzen Aiſchgrund 
entlang nicht gar felten. Jedes Pärchen behauptet feinen abs 
gegrenzten Bezirk und macht ſich bald, durch den Gefang des 
Maͤnnchens, den es auf einem frei ftehendeu Baume fleißig 
hören läßt, bemerklich. Beſonders liebt er als Wohn- und 
Brütpläge folhe Lagen, wo fette Getraidefelder und Wieſen 
zufammenftoßen; in dem ſchoͤnen Pegnisgrunde zwifchen Nürn: 
berg und Fürth brütet er in diefem Sommer in: ziemlich vielen 
Daaren. 

63. Fringilla coelebs L. Hatte in diefem Jahre am 7. 
May Zunge; wird in der Gefangenfhaft 14—16 Jahre alt. 

64. Eringilla montifringilla L. Nach lange anhaltendem, 
ſehr fhönem Frühlingswetter fah und hörte ich nody am 23, 
März 1848. einen. einzelnen Gägler auf den Zannen., eines 
hiefigen Steinbruches zu einer Zeit, wo ſchon feit einigen Za= 
gen die Gimpel aus unferer Gegend verfbmunden waren. Ein» 
zelne bleiben den Winter Über bey ung und kommen dann in 
Gefeufhaft von Wonigen (Fring. chloris) in die Dörfer herein. 

65. Fringilla coccothraustes Meyer. Brütet in ber. Um— 
gegend Neuftadts, namentlich im Reviere Hohened, um Zrauts- 
Eichen, jedoch nicht häufig, kommt mit feiner Brut zur. Zeit 
der Reife in die Kirfchenanlagen, wo er im Frühjahre unter 
den Bäumen oder an fonnigen Stellen, wo der Boden frey von 
Schnee ift, an Rainen ufw. die Kirſchkerne aufſucht; im ver= 
gangenen Sanuar erhielt ih ihn aus hiefiger Gegend, wo ex 
nicht brütet, fondern nur auf dem Zuge vorkommt. 


381 


66. Fringilla pyrrhula Meyer. Fehlt ala Brütevogel nicht 
leicht, wo größere Waldungen find. Um fo auffallender ift es 
mir, daß ich trotz aller Aufmerkfamkeit ihn in unferem Reichs⸗ 
mwalde und namentlih in den Steindrühen, die ganz für ihn 
geeignet wären, im Sommer noch nicht habe bemerken können. 
Sn diefem Winter waren fehr viele in unferer Gegend; nach 
dem 19. März war feine „Haile mehr bey ung zu fehen. 
As Stubenvogel wird er von Perfonen, die mit Gicht. oder 
Rothlauf behaftet find, gern in dem Wahne gehalten, als leite 
er ben Krankheitsftoff vom Menfhen ab. Um dies zu bemerf- 
ftelligen, wird ein ſolch armes Geihöpf nur von dem Patienten 
gefüttert und mit dem Waffer, womit fi der Kranke Morgens 
den Mund reinigt, getränft, was frehlich den Vogel frank macht 
und meift auf eine erbärmliche Meife zu Tode martert, aber 
eine abſcheuliche und überdies ganz nuglofe Thierquälerey ift. 

67. Frinzilla cannabina L. Brütet häufig bey Wendel 
flein und Nürnberg. 

68. Fringilla flavirostris L. In Jahren, in welhen es 
Zitfher (Fring. linaria) bey uns gibt, fehen wir auch biefen 
fhönen Finfen in Franfen. So war er in dem vergangenen 
Winter 1337 in Eleinen Gefellfhaften in der Nürnberger Ge: 
gend; 3 Stud, 2 Weibchen und ein fehr fhönes altes Maͤnn⸗ 
hen, mwurden lebend zu Markte gebraht. Das Männden, 
welches ih im Käfig halte, war anfangs ungemein ſcheu, fing 
jedoch fhon am zweyten Zage feiner Gefangenfhaft zu fingen 
an. Seinen Gefang, bey welchem e3 meiitens mit dem einen 
Fuß auf dem Springftängchen ſteht, mit dem andern fich an das 
Drahtgitter feines Käfigs hält, läßt es vom früheften Morgen 
bis an den fpäten Abend ungemein fleißig hören, Derfelbe hat 
nur eine fehr entfernte Aehnlichkeit mit dem Gefange des Hänf- 
lings, die bey weitem größte aber‘ mit dem des Zeifigg, und 
fehlte nicht das befannte Strumpfwirkerſtuhl-Finale des legtern 
am Gefange diefes Finfen, fo Fönnte man leicht glauben, einen 
Zeijig fingen zu hören. Eigenthümlich ift ihm eine kurze Strophe, 
die wie orrerr Elingt. Unter dem Namen „Steinhänfling‘ ift 
er den Vogelftellern hiefiger Gegend wohl befannt, und jeden- 
falls nicht fo felten, als man glauben mag. Sch füttere dies 
Voͤgelchen mit Rübfamen und etwas Hanf, woben es fi fehr 
wohl befindet. Im May verfhmwand die wachsgelbe Farbe ſei⸗ 
nes Schnabels; derfelbe ift jegt horngelblihweiß mit ſchwaͤrzlich⸗ 
grauer. Spige. 

69. Fringilla linaria L. Schon früher habe ich erwähnt, 
daß es im Spätherbft 1847. fehr viele Zitfcher in unferer Ge: 
gend gab. Je mehr es zuminterte, im defto größeren Schaaren 
Eamen fie an, fo daß man Flüge von mehreren Hunderten fehen 
Eonnte. Am 20. December 1847. traf ih am Ludmwigscanale 
im Reihswalde eine Schaar von mindeftens 400 Stüd, die 
fo genau Stand hielten, daß id den ganzen Winter hindurch 
bis zum 8. März 1848., wo alle Leinzeifige aus unſerer Ge: 
gend verihmwunden waren, ficher darauf rechnen Eonnte, fie jeden 
Tag an derfelben Stelle anzutreffen. Sie fuchten ihre Nahrung 
an den auf den Böihungen des Canals über den Schnee her= 
vortagenden dürren Pflanzenftengeln. Auf den Erlen unferer 
Steinberge, den Birken an der ganzen Schwarzach, befonders 
bey Ochenbruck, im Reichswalde, bey Erlangen, Nürnberg, 
Ansbach waren fie überall in außerordentliher Anzahl vorhanden; 
fo wahrfheinlih in ganz Franken. j 

70. Fringilla carduelis L. Im Aiſchgrunde und der Ge- 
gend von Neuftadt, tie in ben hiefigen Steinbergen gemein. 


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382 


71. Fringilla spinus L. War bis zu dieſem Fruͤhjahre fehr 
häufig bey uns; bruͤtete in der Gegend von Neuſtadt im 
Hohenecker Revier, in den Ullſtaͤdter und Suggenheimer Wal: 
dungen, wie auch im Steigerwalde. 

72. Loxia taenioptera Glog. Auch Wagler gibt als 
Det ihres Vorkommens Nürnberg an. 

73. Loxia curvirostra L. Us Brütevogel jährlih um 
Neuftadt in. den Nevieren Hohened und Mündfteinah, als 
Strihvogel in Fichtenfaamensteihen Jahren im Maffe, außerdem 
in Eleineren und größeren Zügen. Im Sabre 1833 waren fie 
bey reichlicher Nahrung bey Neuftadt und Nürnberg ungemein 
häufig. Unter den, zahlreichen Gefellfhaften diefes Kreusfchna: 
bels befand ſich aud bey Neuftadt 

74. Loxia pityopsittacus Bechst., ſchon in ziemlicher Ent» 
fernung durch feine tiefere Stimme von den Gattungsverwandten 
zu unterfheiden. Das Verhaͤltniß des Vorkommens diefer Spe— 
ces zu der vorigen, mochte fi) immer wie 1 : 60 verhalten 
haben. 

75. Parus cristatus L. Hart an einem fehr befuchten 
Wirchshaufe im Reihswalde baute ſich in diefem Frühling ein 
Paar Haubenmeifen in einem mäßig dien, Eernfaulen, etwas 
über Manneshöhe reihenden Pfahle an, welcher zum Anbinden 
von Pferden dient und keine zwey Schritt von den Sommer- 
fisen entfernt fteht. Das Eingangsloch ift oben und wurde 
von den Vögelchen recht hübfch ausgemeißelt. Obwohl fie von 
Neugierigen fehr oft von ihren Eyern herausgejagt wurden und 
täglich viel Fuhrmwerk an ihrem Brüteplage vorübergeht, haben 
fie das Neft doch nicht verlaffen, fondern ihre Eyer ausgebrütet. 

76. Parus palustris L. In den Waldungen um Neuftadt, 
befonders in den Uuftädter und Suggenheimer Waldungen, in 
ben hiefigen Steinbergen ıc. gar nicht felten ald Stand» und 
Strichvogel. 

77. Parus major L. Ich fand ein Neft, wozu der Vogel 
durch einen zerbrochenen Ziegel gelangte, unter dem Dache eines 
Sartenhäuschens. 

78. Parus caudatus L. Bey Neuftadt als Brütevogel 
ziemlich) einzeln; bey Nürnberg, Wendelftein, Erlangen gar 
nicht felten. 

79. Certhia familiaris L. In unſerer ganzen Gegend fehr 
häufig. Den der Certhia brachydactyla Brehm beygelegte 
Geſang habe ich in diefem Fahre bey Nürnberg und MWendel- 
fein 8mal gehört, und muß geftehen, daß die Verfchiedenheit 
deffelben auffallend ift; eines diefer Männchen habe ich in einem 
nahen Steinbruche über eine halbe Stunde beobachtet; es fang 
fehr fleißig und, ohne einen Ton zu Ändern, immer diefelbe 
Melodie; audy an den beiden andern, die ich gleichfalls längere 
Zeit belaufchte, Eonnte ich nicht bemerken, daß ein Individuum 
wechſelsweiſe die beiden, von einander fo fehr verfchiedenen Ge: 
fänge vorträgt. Jedenfalls verdient die Gefchichte der Baum: 
läufer noch recht genau in der freyen Natur und zwar nicht 
durch die Brille vorgefaßter Meinungen ftudirt zu werden. 

80. Troglodytes parvulus L. In unfern Steinbergen 
und dem benahbarten Schwarzachthale bey Gefteinadh, wo er 
überall die fchönften Brütepläge findet, ungewoͤhnlich häufig. 
Im Walde zwifchen Dechfendorf und Koſchbach bey Erlangen, 
wo alte Rüftern (Ulmus campestris) ftehen, brüten viele in 
die dicht aus den Enorrigen Stammauswüchfen hervorfproffenden 
jungen Zriebe. An einem fehr Ealten Decembertage diefes Winters 
fah id) von dem Fenfter meiner Wohnung aus einen Zaunkönig 
unter lauten Zerrre feine Nahrung auf einem Birnbaume fuchen. 


383 


Eitig erkletterte denfelben eine Kae; anftatt num zu entfliehen, 
flog das kecke Vögelchen dem lauernden Feinde furchtlos ent: 
gegen und bipfte ganz in der Nähe der Kate, beftändig 
lodend und Büdlinge machend, glei als wolle es fie höhs 
nen, in den Zweigen umber, flog dann auf eine nahe Mauer, 
von welcher #8 bald wieder, den früheren Muthwillen erneuernd, 
auf den Baum zuruͤckkehrte. 

81. Bombyeilla garrula Vieill. War im vergangenen Wins 
ter in ungemein großer Anzahl in Franken, im Fichtelgebirge 
in folcber Menge, daß fie nicht mehr einzeln, fondern 13 bis 
14 Stuͤck auf einen Schuß erlegt wurden; man fing viele, hielt 
fie in Kaͤfigen und mäftete fie mit Weinbeeren, wodurch fie 
einen Auferft angenehmen Gefhmad erhielten und zum Erſticken 
fett wurden. In der Nuͤrnberger Gegend erfhienen fie, kaum 
in geringerer Anzahl, nicht mit Schnee oder ſtuͤrmiſchem Met: 
ter, fomdern bey noch guter herbftlich angenehmer Zeit zu Ende 
Movembers und am Anfang des Decembers in ftarken Flügen. 
Sn den Anlagen vor ‘den Thoren Nürnbergs, im englifchen 
Garten beh Fürth, bey Wendelſtein, bey Ober- und Unter 
ferrieden fab ich fie auf den Vogelbeerbaͤumen in größeren und 
kleineren Schaaren von 10 big zu 50 Stüden. Im Reichs: 
walde, in welchem es nur fehr wenig Vogelbeerbaͤume gibt und 
oft auf ſtundenweite Entfernung kaum ein einziger zu finden 
ift, leerten fie jedes einzelne Stämmen ab und kamen in dem 
mir benachbarten Kirchdorfe Kornbury bis mitten in dag Dorf 
auf etliche Eleine Vogelbeerbaͤumchen, welche auf ber aiten Kırch: 
mauer ftehen. Ende Februars verfhmanden fie wieder aus un— 
ferer Gegend. In ihren Mägen fand ich Vogel- und Miftel: 
beeren. 

82! Oriolus galbula L. Um Neuftadt ziemlich häufig, bey 
Mendelftein und in der Umgegend, wo fie häufig find und den 
reinen Nadelmald bewohnen, kamen fie in dieſem Jahre am 
1. Mai an. 

"83. Regulus flavicapillus Naum. In den hiefigen Stein⸗ 
bergen, wo es haͤufig niſtet, ließ ich am 28. April ein Neſtchen 
von einer Fichte abnehmen, welches 9 Eyerten enthielt. 

84. 'Museicapa collaris Bechst. Brütet in den alten 
Eichenbeftänden um Neuftadt, 5. B. im Schauerheimer Walde. 

85. Muscicapa luetuosa Temm. Selten auf dem Herbit- 
zuge bey Neuftadt. 

86. Muscicapa grisola L. An vielen Stellen des Reichs: 
waldes anzutreffen und bey MWendelftein in den Brüchern fehr 
häufig; brütet auf der Inſel Schütt in Nitnberg. 

87. Hirundo urbica L. Kam in diefem Jahre, troß der 
baldigen Frühlings» und lange anhaltenden fehr fchönen Witte: 
rung, fpät und in geringer Anzahl bey ung an; einzelne fah 
man vom 29, April bis 3. May; bis zum 9. May waren 
alle anaefommen. 

88. Hirundo rustica L. 1846. kamen die erften am 5., 
1847. am 16. April, 1848. ſehr einzeln am 30. März, mehrere 
am 4. April bey uns an. 

89. Cypselus apus Illig. 1846. kamen fie wegen des fehr 
baldigen Frübjahres fehon am 17., 1848. am 30. April bey 
uns an. Briütet an allen älteren Kirchthuͤrmen und alten hohen 
Gebäuden, in MWendelftein in den Riſſen des Kirchthurmes und 
des, durch den dafelbft geborenen und in der Meformationgzeit 
bekannt gewordenen Eatholifchen Theologen Cohläus, gefhicht- 
lich intereffanten Schloffes. 

90. Caprimulgus europaeus L. Ein Ende May bey Wen- 
deiftein 'erlegtes Männchen diefes den Wäldern fehr nuͤtzlichen 


384 


Vogels hatte 10 Sphinges, fo viel ich noch zu erkennen ver— 
mochte Sphinx pinastri, 5 £leinere Froſtſchmetterlinge und einen 
Geotrupes stercorarius im Magen. 

91. Coracias garrula }Brunn. Der Blauheher ſcheint 
nur oder doc) vorzugsmeife in Gegenden vorzufommen, welche 
Sandboden, haben, und fein Sommeraufenthalt ift, wie bey 
mehreren andern Vögeln, abhängig von der Befchaffenheit der 
Holzbeftände, fo daß er mit dem Abtriebe der hohen alten 
Stämme, welde ihm Brütepläge boten, fir lange Zeit aus 
einer Gegend verfchwindet, wo er zuvor gar nicht felten gewefen 
war, Er brütet in hiefiger Gegend nicht ungewöhnlich: 1 Paar 
3 Stunde von MWendelftein, mehrere Paare bey Röthenbach, 
bey St. Wolfgang, fo aud) in der Nähe des Dorfes Sper- 
berslohe, dann im Mevier Unterferrieden bey Nerreth und Bayriſch⸗ 
Hembach in wenigſtens 6 Paaren, einige Paare im Reviere 
Feucht, befonders gegen Altvorj zu, dann bey Gereuth, zwiſchen 
Kaswang und Korndburg im Landgerichte Schwabach, in ber 
Nähe lepgenannter Stadt im Nevier Kammerftein in den ſchoͤ⸗ 
nen Waldungen des. Deidenberges, bey Nürnberg auf dem Ree 
vier Keaftshof, bey Zirndorf im der Fürther Gegend, in der 
Neuftädter Gegend bey Roggenbach, Uehlfeld, Rennertshofen, 
Hagenbuͤchach, endlich in Unterfranken. bey Miltenberg. Ein 
am 24, Juny dieſes Jahre bey Unterferrieden erlegtes altes 
Weibchen hatte im Mayen 3 Gryllotalpa, 2 Spondylis bu- 
prestoides, 1 Geotrupes stercorarius, Hylobius abietis, 
einen Gryllus. 

92. Merops apiaster L. Wagler beobachtete ein Pärchen 
bey Nürnberg im Jahre 1825. 

93. Alcedo ispida L. Brütet häufig am ganzen Laufe 
der Schwarzach. 

94. Cueulus canorus L_ Kam in diefem Jahre im Reichs— 
walde am 22. April an. Auch in hiefiger Gegend hält man 
den Kuckuk für einen weisfagenden Vogel und herrſcht der 
Volksglaube, daß, wer ihn im Frühling zum erſten Male 
ſchrehen hört, von ihm die Zahl feiner noch zu erlebenden Sahre 
erfahren könne. Die Frage, die man deßwegen an den Vogel 
richtet und die hier jedem Kinde befannt ift, lautet: 

Kuduf, alter Moh (Mann)! 

Wie lang leb' ich noeh? 
Daß dieß ‚mit einem aus früher Zeit fich herfchreibenden, weite 
verbreiteten Volksglauben zufammenhängt, ift unverkennbar. Im 
Niederſaͤchſiſchen iſt diefe Frage: 

Kuduf vam häven, 

Wo lange fall if leven? 
in andern Gegenten: { 

Kuckuk, Bäckerknecht, 

Sag mir recht, 

Wie viel Jahr ich leben foll? * 

Die in hiefiger Gegend übliche Benennung des Kuckuks „alter 
Moh“ Eann ich mir nur nach einer, der Sage vom ewigen 
Juden ähnlichen Erzählung erklären. Diefe ift folgende: Chriftus 
ging an einem Bäderladen vorüber, wo frifches Brod duftete, 
und fandte feine Sünger hin, ein Brod zu bitten. Der Bäder 
ſchlug es ab und wurde zur Strafe dafür in einen Kuckuk verwandelt 
(Bäderkneht) *. Da er nun als Kuduf bereits feit beynahe 
2000 Sahren fchreit, heißt er wohl biltig ein alter Mann. 


Deutſche Mythologie von Iafob Grimm. Göttingen 18%. pg. 389 ff. 
“+ Deutiche Mythologie von Jakob Grimm, Nachträge pg. 704. 


385 


Menn man die oben angeführte Frage an den Vogel gerichtet 
bat, muß man nadhzählen, wie oft er ruft; dies gibt dann der 
Anzahl der Lebensjahre. 

95. Picus martius L. Einzeln im Revier Schwand und 
Feucht; auch im Speffart, wo er für einen fichern Wetter 
(Regen:) Propheten gehalten wird. 

96. Picus medius L. Bey Neuftadt bey weitem häufiger, 
als: major, weldyer dort gar nicht ungewöhnlich iſt, vorzüglich 
in den dortigen alten Kichenbeftänden; häufiger noch als der 
Grünfpeht. Auch bey Schwabach ift er nicht felten. 

97. Pieus minor L. Kommt bey Neuftadt felten, doch 
etwas häufiger ald martius vor, welcher dort, wie überall, der 
feltenfte Specht if. Im Sommer und in nicht firengen Wins 
tern hält er fih am liebften in Zaubwäldern auf und Elettert, 
Nahrung fuchend, alle, auch die Außerften Zweiglein ab, Im 
Winter, befonders bey frenger Kälte, Eommt er in die Gärten, 
insbefondere hört man ihn da an den in Koppeln. ftehenden 
Hopfenftangen piden, wo er die unter den wenigen anklebenden 
dürren Rindenftüden verborgenen Inſecten hervorſucht; er. ift 
wenig fcheu. 

98. Picus canus Ginl. Hat den Aufenthalt mit dem Grün: 
ſpecht in Franken gemein, fcheint aber ausfchließlicher die Laub: 
hoͤlzer zu lieben und ift nie fo haufig wie jener. Auch er fommt 
im Winter an die Gebäude der Dörfer und fucht in den Mauers 
rigen die darin verborgenen Inſecten, vorzüglich liegen, Coc- 
einella septem- et bipunctata; brütet bey Neuftadt, in hie 
ſiger Gegend bey Feucht, auf dem Schmaufenbud bey Nürnberg. 

99. Picus viridis Gml. Sn Laub: und Nadelwäldern bey 
Neuftadt, Schwabah, Wendelftein; befonders liebt er alte 
Eichenwaͤlder, bewohnt aber auch Obftgärten und einzeinftehende 
angegangene Bäume, 

100. Upupa epops L. In der Neuftädter Gegend ift der 
Miedehopf nirgends häufig, obwohl er ſich in den Laubwaͤldern, 
vorzüglich. in den alten Cichenbefländen, die fehr haufig auch 
als Vieh- und Schaftriebe benugt werden, fehr gern aufhält; 
bey Schwabach, Wendelftein, Roͤthenbach bey St. Wolfgang 
und Gefteinah ift er häufig und ich habe noch nirgends fo 
viele angetroffen, ald in der genannten Gegend. In diefem 
Sabre fah ich dag erfte Paar in unfern Steinbergen am 8. April. 

101. Columba oenas L. In den hiefigen Steindergen und 
den benachbarten Wäldern eine gewöhnliche Taube; fie kamen 
heuer am 10. März an. 

102. Columba turtur L. Bey Neuftadt nicht häufig in den 
Revieren Ullftadt, Schwarzenberg, Muͤnchſteinach; bey Schwa- 
bach (Heidenberg, Ungentbal, Obermainbah, Dttersdorf) gibt 
es viele, im Revier Schwand, Lichtenhof, Fiſchbach ift fie nicht 
ungewöhnlich und heißt in hiefiger Gegend Hirſetaube. 

103. Tetrao urogallus Z. Am 17. März 1848. erhielt 
ich für meine Sammlung einen herrlichen Hahn, welcher 3 Stunde 
von bier, bey Roͤthenbach bey St. Wolfgang geſchoſſen wurde 
und 74 Pfund bayriichen Gewichtes hatte. Im Februar traf 
ich einen bey Nerreth an der Pyrbaumer Straße (Nevier Unter 
ferrieden) , wo auch ein anderer Hahn, den ich in Händen hatte, 
gefcheffen wurde. Im diefem Fruͤhjahre waren auf dem Reviere 
Feucht geyen Altdorf hin 4 Falzpläge, Die Auerbühner wuͤr⸗ 
‘den fih im Reihswalde bedeutend vermehren, wenn die Wal: 
dungen ruhiger wären und nicht jo manche Nefter von den 
Leſeholzſammlern aufgefunden und der Ener beraubt wuͤrden; 
gewiß gehen auch nicht wenig Junge duch Raubzeug und fonftige 
Unglüdsfälle zu Grunde, ſo fand einer meiner Bekannten mehrere 

Iſis 1848, Heft 5. 


386 


nod) kleine Sunge tobt in einem tiefen MWaffergraben, aus wel- 
chem fie fi nicht mehr heraushelfen konnte. Das Alles ift 
Urſache, warum das Auerwild im Laurenzer Walde eher im 
Ab: als im Zunehmen if. Auch im Revier Schwand, wo 
fih Auerwild in den oͤſtlich und ſuͤdlich gelegenen, mit dern 
Revier Unterferrieden zufammenhangenden Waldungen, und zwar 
in der Gegend von Nerreth, Duͤrrenhembach, Sperberälohe bis 
herab auf 4 Stunde vor Schwand findet, hat ſich diefer Wild: 
ftand in den legten 5 bis 6 Jahren fehe vermindert; im Durch— 
fhnitt wurden feit den legten 10 Sahren, von 1847 an ruͤck⸗ 
waͤrts gerechnet, nur 4 bis 5 Stüd jährlich erbeutet, Um 
Neuftadt wurden in den letzten 3 bis 4 Jahren im Herbft 
2 verftrichene Hennen geichoffen. 

104. Tetrao tetrix L. Im Laurenzer Walde findet ſich 
wohl das meifte Birfwild in den Revieren Lichtenhof, Klein— 
[hwarzenlohe, Fiſchbach. Im Reviere Feucht waren fie früher 
gleichfalls fehr zahlreih, fo daß einer meiner Bekannten in 
einem Sabre 17 Hühner auf der Salze [hießen Eonnte; in die 
fem Feübjahre wurde auf genanntem Reviere nur ein Hahn 
erlegt. Diefe Verminderung mag ihren Grund in den jährlich 
gefchloffener werdenden Waldungen haben. Bemerkenswerth ift 
die allmählige Verbreitung dieſes Vogelwildes in der Gegend 
von Neuftadt. Es wurden hier nämlich vor ungefähr 16 Jah— 
ten nur einzelne, gleichſam verftrichene Individuen wahrgenom⸗ 
men; feit 6 bis 7 Jahren haben fie fi in der Art vermehrt, daß 
fih 3. B. im Reviere Ullſtadt, welcher zum größten Theil 
Laubwaldung hat, mehrere Falzplaͤtze, noch mehr in den Rech: 
tern⸗Limburgſchen Nevieren bey Markt Einersheim befinden und 
in der näheren Umgebung von Neuftadt, wo mehr Nadelwal- 
dung ift, alljaͤhrlich einzelne Paare brüten.  Ebenfo verbält es 
fid) bey Burgbernheim, wo fie fich ebenfalls feit einigen Fahren 
in den Illesheimer MWaldungen angefiedelt haben und ſeitdem 
jährlih vermehren. "Am 27. November vorigen Jahres, wo 
noch angenehme Spätherbftwitterung war, hörte ich einen Hahn 
zwifchen 2 und 3 Uhr Nachmittags auf einer Fohre im Reichs- 
walde und einzelne in diefem Frühjahre fhon am 15. Februar 
in den Frühftunden zmwifchen 8 und 9 Uhr, aber noch nicht auf 
der Erde falzen. 

Das Mittelwaldhuhn ift meines Wiſſens im Reichswalde 
noch nicht vorgefommen und Sägern und Forftleuten unbekannt. 

W. pg. 669. „Die Oberpfalz hat die 3 Arten Waldhühner 
an vielen Puncten aufjuweifen, doch ift das Haſelhuhn dag: 
jenige, dag an Verbreitung und Menge den beiden andern, 
welche mitunter häufig find, nachfteht. Ein ähnliches Verhaͤltniß 
ergibt fi für Dberfranfen und bey Bamberg, Forchheim und 
Ebrach zeigen fih noch Birfhühner, während die Verwandten 
fehlen. Im Nuͤrnbergſchen und Ansbachiſchen find Auer= und 
Birfhühner nur an fehr wenigen Orten vorhanden, Hafelhühner 
aber gar niht. Im Sebalderwald ift nur das Birkhuhn * in 
mäßiger Anzahl vorfindiih, im Laurenzi- und Altdorferwalde 
(Feuht, Prunn, Ungelftetten und Röthenbach) gefellt ſich noch 
dag Auerhuhn bey. Beide Arten zeigen fih auch, doch felten, 


* In meinen frühern Beyträgen fagte ih, daß das Auerhuhn als 
Standwild einzeln noch hie und da im Sebalderwald, wie auf dem Revier 
Beringessdorf und Grlenftegen, vorfomme. So war es allerdings bis 
in die neueſte Zeitz nehmlich bis ohngefähr 1840., wie id) Das aus eigener 
Erfahrung weiß, und es mir durch Freunde, die auf benannten Nevieren 
ſtationiert waren, beſtätigt wurde, Auf neuerdings geftellte Anfragen. er- 
fuhr id, daB bis zu oben angegebener ‚Zeit dafelbft noch Stand-Auerwild 
vorhanden geweſen, in den darauf folgenden Jahren aber allmählich ver 


25 


387 


ben Schwand * (Schwabach) und Hifpoltftein; bey Neuftadt 
an der Aiſch, Ulftadt und Markt Einersheim kommt das 
Birkhuhn allein und als Seltenheit vor. Im Eichftädtifchen 
gibt ed weder Auer: noch Hafelhühner, obſchon erftere fonft im 
Diftricte Hellerberg vorhanden waren; von Birkhühnern halten 
ſich einige Familien im Forftreviere Schernfeld auf. Auch im 
Pappenheimifchen find e8 nur die Birkhühner, die dafelbft, ob: 
gleich ebenfalls ſehr fpärlich, zu finden find. Im Speffart und 
auf der Rhön ſtellen fich wieder die 3 Arten mit einander ein, 
aber audy hier ift das Hafelhuhn dasjenige, welches die mindefte 
Frequenz hat.‘ 

105. Perdrix coturnix Lth. Brütet einzeln bey Wendel— 
ftein, in dem fehönen Rednitzgrunde bey Fürth ſchon häufiger. 

106. Otis tarda L. Ein ſchoͤner Hahn wurde zur Zeit der 
Hühnerjagd vor ohngefähr 8 Jahren bey Uffenheim erlegt; 
MWagler erhielt ein im Herbſt 1827 bey Nürnberg erlegtes 
Weibchen. 

107) Oedienemus crepitans Temm. Ein Triel wurde vor 
mehreren Jahren an der Ehe, einem Nebenflüßchen der Aiſch, 
bey Neuſtadt erlegt. 

108. Charadrius vanellus Lichtenst. Brandt erhielt einen 
jungen jährigen Kibitz, welcher auf einer Seldireibjagb am 15, 
Jänner 1840. bey Suggenheim und einer Temperatur von Mors 
gend — 129, Mittags 5, 30 und Abends — 14, ION, ge: 
fchoffen wurde. 

109. Charadrius auratus Suckow. Zieht im Aifchgrunde 
aljährlich im Frühjahre in Eleinen Gefelfchaften durch, feltener 
und dann mehr vereinzelt, meift paarweife im Herbſt. Am 10. 
März dieſes Jahres traf ich eine Schaar von ungefähr 25 


Stück diefer Negenpfeifer auf dem Espan von Schweinau bey 


Nürnberg. 

110. Charadrius morinellus L. Brandt fah vor mehre: 
ren Jahren im Frühling 3 Mornell-Regenpfeifer im Aifchgrunde 
unter Staaren und Kibißen. 

111. Totanus glareola Temm. Im Aifchgrunde und an 
ben umliegenden Teichen und Weihern im Srühling und Herbft 
nicht Selten, 

112. Limosa Meyeri Leisl. Gin Gremplar, das gegen- 
wärtig in einer Privatfammlung in Augsburg fteht, wurde bey 
Markt Dachsbach im Aifchgrunde erlegt. 

113. Scolopax rusticola L. Sehr einzelne Schnepfen lies 
Ben fich in diefem Jahre ſchon am 4. März in hiefiger Gegend 
sehen, am 14. befjelben Monats gab es fchon viele, um Lätare 
(2. April) nur noch wenige, die nicht mehr falzten. Einzeln 
brüten fie bey uns; am 13. May erhielt ich von Schwabach 3 
lebendige, fait flügge Junge, auch brütet fie jährlich auf ber be: 
nachbarten Revier Feucht. Sie würde in bey weitem größerer 
Anzahl ihr Gehecke bey und machen, wenn nicht im Srühjahre, 


ſchwunden fey. Mit ber Wagner'ſchen Angabe Hat es feine vollfommene 
Richtigkeit. Einzelne Streifer fommen nod) vor, 

* Das Auerwild Fann man als felten auf ver Revier Schwand bezeich- 
nen, das Birkwild ift es aber durchaus nicht, es findet fich daſelbſt in grö- 
Berer Ausdehnung und Anzahl ale jenes in den Waldungen beyy Schwand, 
Leerſtetten, Wenbelftein, Nerreth, Dürrenhembach, Sperberslohr, Harrlach, 
Meckenlohe, Hofitetten, Prnppach. Es gibt ziemlich viel Birkwild in dem 
Theile der Reviere, welche an den Reichswald und an die Unterferrieder— 
Waldungen angrenzenz gegen Roth hin wird es allerdings felten und bey 
Roth und Petersgemünd, wie fchon bemerkt, von Jahr zu Jahr feltener ; 
bie jährliche Ausbeute der Revier Schwand beträgt feit den leßten 10 
Sahren alljährlich 8 bis 10 Stüd, 


— 388 


ſo lange ſich Schnepfen hören und ſehen laſſen, an ihnen ſo viel 
Bee und dadurch gar manche Standfchnepfe erlegt 
würde, 

114. Scolopax gallinago L. Brütet bey Wenbelftein in 
einem fumpfigen Walddiftrift (Lache), ferner 3 Stunden von da 
an dem hinter Röthenbach liegenden fogenannten Ganal=Rejer- 
soir, einem Weiher, durch welchen der Gaurbach dem Ganal 
zufließt, auch auf dem Nevier Feucht bey Fürth (Zirndorf), und 
endlich bey Schwabach an mehreren Plägen, fo z. B. in wenig- 
ftend 3 Paaren am Heidenberg auf dem fogenannten Mösle, und 
bey DOttersdorf Faum 30 bis 40 Schritte von den Käufern auf 
einem Eleinen naffen Grunde. Brandt hörte am leßtgenannten 
Orte am 28, May das Mäckern einer gallinago; ald er hin- 
blicte, fuhr die Schnepfe 3 bis 4 Fuß in die Höhe, ftürzte fich 
mit ihrem mädernden Geſchreh auf eine Nahrung fuchende Haus— 
taube, Die wahrfcheinlich den Jungen dieſes Vogels nabe gekom— 
men war, und nun erfchroden in höchſter Eile ſich in ihren na— 
hen Schlag flüchtete, 

115. Scolopax gallinula L. Im Herbſt und Frühjahr bey 
Neuftadt nicht felten. 

116. Numenius arquata Lth. Zieht alljährlich in ben 
beiden Wanderungsperioden durch den Aifchgrund. 

117. Grus cinerea Bechst. Bor einigen Jahren wurde 
ein Kranich in der Nähe von Dentlein am Forſt bey Veuchts 
wangen gefchoffen. 

118. Ciconia nigra B. Ein junges Männchen wurde am 
1. October 1841. bey Wilhermsdorf erlegt und auch fchon meh: 
tere Exemplare an den fogenannten Streitweihern bey Neuftadt 
beobachtet und gefchoffen. 


119. Ciconia alba B. Don ben 2 in Nürnberg niftenden 
Paaren, kam 1845. das eine, Männchen und Weibchen mit einan= 
der, am 28. März an und zog am 18. Auguft mit 2 Jungen ab; 
1846. kam ein Storch am 12. März, der andere am 2. April, 
bauten ein frifches Neft, weil das alte abgeworfen worden war, 
und zogen den 28. Auguft mit einem Jungen wieder ab; 1847 
kam am 3, April ein Storch und am 14, der andere, brüteten 
und zogen am 26. Auguft mit 3 Jungen ab; 1848 Famen beide 
Störche den 2. April, auf dem andern Nefte, das in Nürnberg 
fteht, am 28. März an. In Roth am Sand, wo ein Paar 
auf dem Schloffe Ratibor brütet, kamen fie 1846. am 6. März 
an. In Fürth und Wendelftein waren lange Jahre Storchnefter; 
da fie abgenommen wurden, find ihre Bewohner verſchwunden, 
fie machen aber noch alljährlicdy ihre Befuche, Die Kinder in 
Nürnberg rufen, wenn fie einen Storch fliegen fehen: „Garn—⸗ 
dieb!“ 

Im Aiſch- und Ehegrunde iſt er faſt in jedem Kirchdorfe an— 
zutreffen und im untern Aiſchgrunde ſtand ehemals ein Neſt auf 
einer Weidenkoppe. 


W. p. 670. „Von ber Donau an nordwärts iſt in Bayern 
Die eigentliche Heimath der Störche. Schon in ber Oberpfalz 
werden fe zahlreicher; dem ganzen Fichtelgebirge, felbjt noch 
Bayreuth und Kulmbach, gehen fie ganz ab, befto häufiger find 
fie im Bambergifchen, um Gerolzhofen und in ganz Mittelfran- 
fen, wo fie allenthalben in Städten und Dörfern (3.8. in 
Nürnberg, Erlangen, Bayersborf, Forchheim, Bamberg, Gun: 
zenhaufen, Ansbach ufw.) als willkommene Sommergafte ſich ein- 
ſtellen. In Unterfranken wird der Storch wieder feltener und 
niftet 3. B. nicht in der ganzen Umgegend von Würzburg, wäh: 
vend er im Forſtamte Afchaffenburg häufig vorkommt,“ 


389 


120. Ardea nycticorax L Brandt erhielt im Herbft 
einen folcyen jungen Reiher aus der Neuftädter Gegend. 

121. Ardea minuta L. An der Rebnig bey Schwabach 
wurde fchon vor mehreren Jahren ein Eremplar erlegt, und Ende 
May 1848. erhielt Brandt einen ſolchen Reiher Iebendig, wel- 
cher an einer Mühle bey Schwabach mit der Hand ergriffen 
wurde, solfommen gefund und ſchon nach wenigen Tagen fehr 
zahm geworden ift. 

122. Ardea stellaris L. Wurde auf dem Zuge mehrmals 
bey Dachsbach geſchoſſen. 

123. Rallus aquaticus L. Bey Dachsbach. 

124. Gallioula chloropus Lih. Um Neuftabt faft auf 
allen Weihern, die nur etwas Schilf zum Verſtecke haben, felbit 
zunächft der Stadt in den Streitweihern ufw., im Ullſtädter 
Schloßgraben. 

125. Fulica atra L. Auf einigen Weihern bey Dachsbach 
brütend ; ben Thun, zwiichen Bahersdorf und Forchheim, fehr 
gemein, ed werden hier ſtets eigene Jagden auf dieſes Geflügel 
gehalten. 

126. Larus tridactylus L. Zieht durch den Aiſchgrund 
und wurde bei) Nennertöhofen erlegt. 

127. Larus fuseus L. Ein Eremplar im Jugendfleide 
wurde bey Emsfirchen in Mittelfranken geichoifen. 

128. Lestris pomarina Temm. Wurde nach Wagler auf 
einer Wieje bey Nürnberg beobachtet. 

129. Lestris parasitica Il. Brandt erhielt ein Eremplar 
lebend, welches ermattet auf dem Felde bey Kadolzburg in der 
Nähe von Nürnberg ergriffen worden war, 

130. Cygnus musicus Bechst. Bel Neuftadt zeigten fich 
vor mehreren Jahren einige Schwäne und blieben einige Tage 
da, e3 fonnte aber feiner erlegt werten. 

131. Anas clypeata L. Wird im Aiſchgrunde einzeln 
erlegt. 

132. Anas boschas L. Ohngefähr 10 Paare brüten in 
biefiger Gegend an dem ſchon erwähnten Canaljervoir, einige 
bey Schwabach. Als Zugvogel belebt fie um Neujtadt aljährlich 
im Herbft, vorzüglich aber im Frühjahre den Fluß und die um— 
liegenden Weiher, brütet aber wegen des jchonungslofen Verfah— 
rend gegen fie nur an jehr wenigen. 

133. Anas acuta L. Zwey Männchen wurden Anfangs 
März bey Gunzenhaufen auf der Altmühl gejchoffen und wird 
von hier nicht ungewöhnlicy nach Nürnberg zu Marfte gebracht. 
Auch auf den Weihern bey Brunn in der Nähe von Neuftadt 
fommt fie vor. Dreyviertels-Ente. 

134. Anas querquedula L. Bey Brunn nicht allzufelten. 

135. Anas creeca L. Im Aifchgrunde auf ihren Wanbde: 
— beſonders im Frühjahr in anſehnlicher Anzahl durch— 
ziehend. 

136. Anas penelope L. Wandert jaͤhrlich auf dem Früh— 
lingszuge durch den Aiſchgrund und iſt hier, wenn der Fluß 
ausgetreten iſt und den Grund überſchwemmt hat, ſehr zahlreich; 
fo auch auf den Weihern bei) Brunn, Dachsbach und im Alt 
mühlgrunde. 

137. Anas fusca L. Schon früßer wurde ein Eremplar 
biefer Ente bey Schweinfurt auf dem Main gefchoffen, ein an= 
beres im März 1819. auf einem Weiber bey Weißenbach-Detter 
(in Unterfranken, Landgericht? Brüdenau) wahrgenommen, ein 
drittes, und zwar ein junges Männchen, welches ich im Fleifche 
in Händen hatte, Anfangs März diefes Jahres auf er Altmühl 
beh Gunzenhauſen geſchoſſen. 


390 


138. Anas fuligula L. Als Zugvogel auf ber Regnig. 

139. Anas ferina L. Auf ihren Wanderungen im Alt- 
mühlgrunde, 

140. Anas nyrocä L. Nicht felten auf dem Durchzuge im 
Aiſchgrunde, im Fluſſe und auf den Weihern. Brandt traf 
ſchon einzelne Paare im Frühjahre, jowie noch fehr junge Erem- 
plare im Herbſt. 

141. Mergus merganser L. Wird im Aifhgrunde öfter 
beobachtet im Januar 1845. wurde ein Männdyen bey Bayers- 
dorf erlegt. Im vergangenen Winter waren fie häufig in Fran— 
fen: fo zeigten jih am 15. Februar 1848. unweit Roth am 
Sand (bey Schwabach) auf dem Flüßchen Roth 9 Stück, bey 
Erlangen gleichfalls eine Kleine Schaar foldyer Säger, wovon 
an jedem der beiden genannten Orte ein ſchönes Männchen ge— 
{hoffen wurde; 2 Eremplare ſah ich im Fleifche, wovon das 
eine auf der Altmühl bey Gunzenhaufen, das andere bey Fürth 
auf der Nednig erlegt wurde. Im Magen eines jolhen fand ich 
Cyprinus leueiscus. 

142. Mergus serrator L. Ein Männchen wurde dieſen 
Minter bey Gunzenhaufen auf der Altmühl geſchoſſen. 

143. Mergus albellus L. Männchen und Weibchen wurde 
in Diefem Winter bey Röthenbach, in der Nähe von Erlangen, 
am 13. Februar bey Hochwaſſer ein Weibchen auf der Schwarz- 
ach, 4 Stunde von Wenbelftein‘, gefchofien. Bey dem Deffnen 
fand ich einen 5 Zol langen Weißfiſch. 

144. Colymbus cristatus L. Brütet in biefem Jahre auf 
dem Dusendteich bey Nürnberg. 

145. Colymbus minor L. Brütet um Neuftadt auf vielen 
Weihern; jo auch in der Nürnberger Gegend. 

146. Colymbus cornutus L. Ein junges Eremplar wurde 
in der Neuftädter Gegend bey Brunn erlegt. 


Öfversigt 
af Kongl. Vetenskaps - Akademiens Förhandlingar. Ill. Ar- 
gangen, 1846, Stockh. 1847. 203. 8. Dazu 2 Tafeln. 


©. 1—3. Ueber Faraday's Entdeckung, betreffend die 
Rotation. von polarifirtem Lichte um den Pol eines ftarken 
Magnet. Brieflihe Mittheilung vom Prof. Böttger in 
Frankfurt a. M., nebft Bemerkungen von Berzelius. 

S. 3—9, Chemifhe Entdefungen; von Redtenbader. 
Sie betreffen das Taurin, die Del», Elaidin=, Cholefterin- 
und die Choloidin- Säure mit Salpeterfäure, Delfäure mit Sal⸗ 
peterfäure, Butterfäure in den Hilfen von Ceratonia Siliqua, 
Metacetonfänre durch Gährung und flüchtige Dele aus Plantae 
cruciatae. 


S. 9— 12, Ueber die Convergenz der Serien; von Malm: 


en. 

©. 12—13. Ueber den Einflug der Ankerform auf die 
Tragekraft von Hufeifenmagneten; von U. 3. Swanberg. 

©. 14— 16. Groppit, ein neues ſchwediſches Mineral, 
8. Smwanberg. 

S. 16—18. Beriht aus einem Briefe von E. Mund 
von Roſenſchoͤld, datirt Afuncion im Paraguai, 10. Jan 
1845., über feine Reife in Südamerika. 

©. 18— 20. Ueber die Fifcherei in Bohuslän während des 
Sahres 1845., von Ekſtroͤm. 

©. 25—27. Ueber arfenikfaure Salze; vom Apoth. Set: 
terberg in Wimmerby. 


391 


&. 27-31. Ueber ein nenes Mineral (Afpafiolit); von 
5 er in Chriſtiania. 

N A —32, * eine neue organiſche Saͤure (welche noch 
nicht benannt wird); von Woͤhler. 

S. 3238. Ueber Struvit, ein neues Mineral; vom Apoth. 

in Hamburg. 
En ns Knallluft; von Bunfen. 

©. 34— 35. Ueber Käfeftoff und Milch; von Mulbder. 

©. 36. Ueber die Schmelzungstemperatur der Dsmiumfäure ; 
von &. Smwanberg. 

©. 36 — 57. Mathematifches von Malmften. 

©. 3740. Ueber Loxia bifasciata Dr., von Sunde- 
wall. Berfciedentliches Vorkommen diefes Vogels in Schwe⸗ 
den, im Winter von 1842, wie auch im Novbr. 1845 in 
England. Iſt von L. leucoptera Gm. verfhieden. Es giebt 
folgende Arten von Loxia, welche hier aud aufgeführt und 
(lat.) charakterifirt werden: L. Pityopsittacus Bechst., cur- 
virostra L., fusca Vieill., bifasciata Br. et leucoptera Gm. 

S. 40—44. Verzeihniß der von Lundberg i. J. 1837. 
in Dalekarlien beobachteten Vögel (116 am ber Dahl), einge 
theitt von Sundewall. 

&. 44— 46. Ueber den Bau ber Muskel: und Nervenfafer ; 

in Ghriftiania. 
— die Gattung Turbonilla Leach; von 
Lowen, die Gattung wird hier auch nebft ihren Arten (dat.) 
charakteriſirt und durch Zeichnungen auf Taf. I. erläutert. 

©. 50-- 54. Nachrichten vom Freih. v. Düben aus Afien 

45. 

Se Berichte über folgende 4 der Akademie über- 
fieferten Abhandlungen: 1) Unfichten über die organifche Zus 
fammenfesung von Berzelius; 2) Unterfuhung Über Electri⸗ 
cität im vertheilten und gebundenen Zuſtande, von P. ©. 
Mund v. Rofenfhöld; 3) Methodifche Ueberfiht der 
Miederkäuer, von Sundemall, und 4) über 4 neue Arten 
von Süfwaffereruftaceen aus dem füblichen Afrika, von Lowén. 
Mr. 3. enthaͤlt Zuſätze zu der Abhandlung in ben Vet, Ac. H. 
£, 1844. Die von Lowen angeführten und chgrakteriſirten 
Krebfe find Cyzieus australis Lov., Limnetis Wahlbergü 
Lov., Branchipus cafer Lov. und Broteas falcifer Lorv. 

©. 61 — 64. Ueber das Ruthenium, von Claus in Kafan. 

&. 64—69. Ueber Verwandlungen der Citronenfäure, Mitz 

i von Plantamour. 
te, —— Methode, um das Waſſer waͤhrend Wa— 
ſchens mit kochendheißem Waſſer warm zu erhalten; von Demſ. 
Mit einem Holzſchnitte. 

©. 70-77. Einige Beiträge zur Kenntniß der feldfpath- 
artigen Mineralien in den ſchwediſchen Urgebirgen; von Aler. 
Erdmann. * 

©. 78 — 80. Die Phosphormenge in einigen der Eiſenerze 
aus dem Kirchfpiele von Grangjerde in Dalefarlien, zu metall: 
urgifchem Zwecke beftimmt, von 8. Swanberg. 

©. 80-83. Zwei neue ſchwediſche Grhllusarten, nebft einigen 
die Orthopteren betreffenden Bemerkungen; von Bohemann. 
Sene find Gr, elegans Charp. et frigidus n. sp. und werden 
hier umftändlich (lat.) beichrieben. } 

S. 83— 87. Ueber Nanotragus spiniger Temm.; von 
Sundemwalt. Ein fihöner, Iehrreicher, aber feines Auszugs 
faͤhiger Aufſatz. F 

S. 88 — 89. Ueber Mus. striatus et pumilio; von Sun⸗ 
demwall. M. striatus L. ift ein Junges von M. barbarus L. 


392 


— Von Sparrmann’s M. pumilio eriftirt das von ihm 
felbft aus Afrika mitgebrachte Eremp. im Reihsmufeum zu 
Stodholm (im Weingeiſt). Es ift nichts anderes, als ein 
neugeborene® Junges vom gemeinen M. pumilio (M. vittatus 
Wagn.) und alfo nicht ferner als M. pumilio Sparrm. zu 
bezeichnen. 

©. 89—= 90. Mathematifches; von Björling. 

©. 95 — 94. Berädelius, Über das Bleihungsvermögen 
des Ozons. 

©. 94— 97. Derfelbe, über Pfeudo- Gayluffit. 

©. 95— 100, Ueber eine bemerkenswerthe Claſſe von un- 
endlichen Reihen; von Björling. 

©. 100— 103. Ein Inftrument zur Verftärkung der Con- 
tact= electricität, wodurch Funke und Schlag bemerkbar werden. 
U. 8. Smwanberg. 

©. 103 — 104. Ueber eine Abhandlung von J. ©. Agardh, 
betitelt: Anadema, eine neue Algengattung. Die einzige Art 
der hier charakterifirten — paradoren —, zur Confervenfamilie 
gehörenden Gattung ift im indifhen Meere zu Haufe. — Der 
Verf. geht ferner in eine Unterfuhung der Grundfäge ein, welche 
die Syſtematik der Algen im allgemeinen beftimmen müffen, 
und ftellt, mit den bisherigen unzufrieden, 7 neue Gattungen 
für die gefammte Algenfamilie auf. Sie ftügen ſich hauptſaͤchlich 
auf phufiologifche Charaktere; dennocd find diefe Gattungen aud) 
praftifch leicht zu erkennen. 

©. 109. Mannaregen in Kleinafien. Berzelius. 

©. 109 — 110. Hoibring's Wärmeanftalt. Derfelbe. 

©. 111. Wafferhaltige fohlenfaure Kalkerde. Sceerer in 
Chriſtiania. 

©. 111—112. Kalkoligoklas oder Hafnefjordit in Schweden 
gefunden. L. Smwanberg. 

©. 112— 114. Ueber die Bewegung der Slüffigfeiten in 
Gefäßen. Edlund. 

©. 114— 118. Ueber Zugvögel. Sundemall. 

©. 118—121. Neue Säugthiere aus Südafrika, von J. 
Mahlberg mitgebraht. Sundewall, Es find: Cercopi- 
thecus Samango Wbg., Pteropus Wahlbergi Sund., Rhi- 
nolophus cafer S., Vesperugo Dinganii W., subtilis S. et 
scotinus S., Sorex cafer S., Meriones (Khombomys) mac- 
calinus S., Mus incomptus S., Mus paeduleus '$., Her- 
pestes parvulus S. und Canis adustus S. Alle werden: (lat.) 
charakterifirt, außer dem erften, deffen bereits in dieſer Ueber- 
fiht für 1844. Erwähnung gefchehen ift. 

S. 122—123. Hypudaeus rufocanus, eine neue ſchwediſche 
Urt. Derfelbe. Ward in Lappmarf und hat ſich fpäter fehr 
zahlreich im Norden gezeigt. Das erfte Eremp., weldyes Herr 
Sundemwall ſah, war bei Ultamaara von Malm, 1842, 
gefunden, damals aber für eine zufällige Abart von Hyp. ru- 
tilus gehalten worden. Gin neues Eremp. aber, twelches im 
Frübjahre 1845. von Karefuando anfam, ließ eine beftimmtere 
Verfchiedenheit der beyden Formen vermuthen, welches im ver- 
aangenen Herbfte durch 6 Erempl. aus Lule= und Pitelappmark 
völlig bejtätigt wird. Diefer H. gleibt dem H. rutilus fehr, 
untevfcheidet fih aber von ihm durch eine ſtark afchgraue Farbe 
an den. Körperfeiten und nur 3 innere Winkel (mit nur 2 
zwifchenliegenden Falten) am hinten obern Badenzahne. H. rut. 
bat 4 innere Winkel (getrennt durh 3 Falten) an demfelben. 
Diefe Verfchiedenheiten wurden ganz conftant und der Farben— 
verfchiedenheit entfprechend bey beyden Formen befunden; aber 
e3 mag hier bemerkt werden, daß die Zahnform nicht allemal 


363 


für ganz bejtimmt bey jeder Thierart anzufehen: feyn dürfte, 
Hr. ©. hat nehmlich bey H. agrestis et amphib. einige Eteinere 
Variationen in ihrer Form und bey H. Glareola einige fo be= 
deutende gefunden, daß er fein Bedenken tragen würde, fie als 
2 ganz verfchiedenen Arten angehörend anfzuftellen, wenn er 
nicht vollfommene Ziwifchenformen gefehen und gefunden hätte, 
daß faum 2 Er. der. genannten Art ganz gleich gebildete Zähne 
befigen. Charakter der neuen Art: Hypudaeus rufocanus 
n. sp. obscure canus, dorso verticeque rufis; cauda brevi. 
Long. circ. 100 millim., cauda 20 (c. pilis 30); planta 
c. u. 19. Dentes fere H. amphibii: molaris superior 
posticus sinubus internis tantum 2; medius angulis internis 
2 rotundatis, absque angulo superyacaneo. Inferior po- 
sticus sat obliquus; anticus sinubus internis 4, externis, sat 
obliquis, 3. Ungues antici posticis fere minores. Venter 
pallescens, non albus. Cauda grisea, superne fuscescens; 
dense pilosa, angustior quam H, rutili. Aures majusculae 
a vellere minus perfecte occultatae. Hab, in Lapponia 
(saltem in reg. betulino -silvatica), in campis et domibus, 
tentoria in Lapponum quoque inlestans. 

©. 123 — 125, Säugethiere in Lappland. Loͤwenhjelm. 
Es werden hier die Säugetbiere namhaft gemacht, welche Hr. 
2. im vorigen Sommer in Pites und Lule-Lappmarf angetroffen 
bat. (gt. Vet. Handl, f. 1843., ©. 385— 7, Iſis, 1846, 
©. 693 —4). 

Mustela erminea et minor f&hienen gemein in der Nähe ber 
Berge zu ſeyn. Bey Arjeploug und Duidjod befchrieb man 
beide vecht deutlich. ; 

Mustela Martes, gemein am Fuße der Berge unter weit 
ausgedehnten Steinhaufen in der Waldregion. Er wird dort 
im Winter mit Hunden gejagt, und ein Mann Fann big 30 
Felle und darüber zufammenbringen. 

Sorex fodiens et vulgaris keineswegs, wie e8 fcheint, felten 
in der Mühe der Berge, in der Waldregion. Den letzteren 
nennen die Leute Skarmus, weil er im Winter oft auf der 
hartgefrornen Schneefüfte (Snöskara) angetroffen wird. 

Mus Musculus, nach meiner Erfahrung, mehr im. öftlichen 
Theile von Lappland, als nadı Weften hin, in der Nähe der 
Berge, (Von M. deeumanus, Rattus et silvaticus ward 
mir Eeine Kunde, Vielleicht finden fie ſich im öftlihen Theile, 
in welchem ich mid) weniger aufhielt). 

Sciurus vulgaris foll in gewiffen Jahren befonders- zahlreich 
fenn; ich fah fehr wenige. Sein Fell macht aber einen wefent: 
lichen VBerfaufsartikel der Innwohner aus, 

Myodes Lemmus, Bon diefem fand ich 1843 Eein Er.; 
aber jegt (1845.) hatte er wieder angefangen, ſich auf den 
Bergen zu zeigen, und ic, befam alte und junge. Alle, die 
ih fah, waren fehr fuchtfam und fuchten fidy zu verbergen; 

zur Mehr feste ſich Feiner. Vieles hatte man von diefem Thiere 
zu berichten. So fagte man, daß ihnen, als fie zulegt, 1849, 
ihre Auswanderung vorgenommen hätten, eine Menge grauer 
MWaldmäufe vorausgegangen, diefe von den Lemmingen ver- 
trieben, fie felbft aber von einer Menge Hermeline, Eulen und 
Habichte verfolgt worden mären. So fügte man auch, daß 
ihre Züge mit unbeflimmten Zwifchenzeiten vor ſich giengen. 
Sie waren 1823, 1859 und 1840 ausgezogen, und man glaubte 
beobachtet zu haben, daß, wenn fie nach Mordoft zögen,, fie 
lange fort blieben, wenn nach Suͤdweſt aber, fie bald zuruͤckkehr⸗ 
ten. Mährend der Züge merfen fieSunge, und man glaubte, 
fie Hätten Eeinen beftimmten Punft, von welhem fie ausgiengen, 
Iſis 1848, Heft 5. 


y 394 


fondern ihr ganzes Leben beftände in einem unaufhörlichen Hin- 
und Herftreifen. 

Hypudaeus agrestis, fehr gemein in’ der Nähe der Berge 
und auch hoc) auf diefen, weithin in die Schneeregion. Von 
allen Mäufearten trifft man diefe am höchften hinauf an. Vom 
Alkavare brachte ih am 23. July ein Er. mit, welches be: 
fonders hellfarbig war und halb erwachfene Junge hatte, 

Hypudaeus medius, gemein, befonders in Dalefarlien am 
Fuße der Berge. Seine Lebensweife iſt wie die des vorigen und 
beyde helfen die Ackerruͤcken zerftören, welche die Anfiedler an: 
gelegt haben. Auf den Bergen felbft fand ich diefe Art nicht. 

Hypudaeus amphibius ließ fidy hier und da an Flüffen und 
Seen bliden. Ein ſich duch feine großen, hakenfoͤrmigen 
Krallen auszeichnendes Eremp. ward mitgebracht. 

Hypudaeus Glareola, in der Waldregion, näher den Bergen, 

Hypudaeus rufocanus, Von den 6 mitgebrachten Eremp. 
waren 3 im Winter in einem Zannenftubben todt gefunden 
worden; die übrigen wurden theils in Wohnzimmern zu Quic- 
jock, theils in der Badftube in Arjeploug gefangen. Sie waren 
dem Volke wohl bekannt. 

Castor Fiber findet ſich jest nur in wenigen Eremplaren. Die 
Bevölkerung des Landes und die Vertilgungsluff der Innwohner 
haben es bewirkt, daß dies Thier nun faſt verſchwunden iſt. 
Sm Biberfluſſe Gäfver-Elf), 4 Meile weſtlich vom Abbor: 
traͤsk (einem Sumpfe) im Pite Lappmarkiſchen Kirchſpiele Ar— 
widsjaur ſollen ſich in vorigen Zeiten Biber in Menge aufge: 
halten haben. Bor 3 Jahren fieng man dort im Winter 3 
und im vergangenen Winter einen, vielleicht den Iegten, Sie 
follen dort Wohnungen gehabt haben und diefe zum Theil noch 
in Erhaltung feyn. 

Lepus borealis fam fowohl in der MWaldregion, als auf 
den Bergen’ dor, auf diefen fogar dem hohen Bergruͤcken nahe 
in einer Entfernung von 8 — 10 Meilen vom nächſten Walde, 
hoch oben in der Schneeregion. 

In Lule- und Pitelappmark finden fich, nach meinen Beobach— 
tungen, folgende Saͤugthiere: Ursus Arctos, Gulo borealis, 
Mustela Martes, erminea et nivalis D., Canis Lupus, 
Vulpes et lagopus, Sorex fodiens et vulgaris L., Seiurus 
vulgaris, Hypudaeus amphibius, medius, agrestis, Glareola 
et rufocanus, Myodes Lemmus, Castor Fiber (r.), Lepus 
borealis (und Cervus Tarandus zahm). 

Außerdem als Hausthier bey den Anſiedlern der Hund, das 
Pferd, das Rind, die Ziege und das Schaf, ferner vielleicht 
in den niedrigeren. Gegenden (aber fiher nicht in Quickjock). 
Mus Musculus, von welchem die Lappen gar nicht beläftige 
werden. 

©. 125— 133. Inhaltsanzeige zweyer ausländiſcher Werke, 

©. 135 — 134. Mittel der Peſtanſteckung zuvorzukommen. 
M. Regius. 

©. 134— 160. Die Meermollusken des Nordens; von Lowen. 
Ein, fehe merthvoller, nad) den von mehreren fEandinapifchen 
Naturforſchern bisher. beobachteten und gefammelten Arten aus— 
gearbeitetee Index Molluseorum litora ‘Scandinaviae -occiden- 
talia habitantium. Zum Zheile find die Ordnungen, Gattun- 
gen und Arten charakterifict, auc, andere Bemerkungen hinzu= 
gefügt und die Aufenthaltsgegenden bey jeder Art angezeigt. 
( Fortfegung folgt.) 

©. 166 — 168. Ueber Baron Reihenbah’s DVerfuche 
binfihtlih des Einfluffes der Dynamiden auf Erankhaft reigbare 
Nerven; von Berzeling, 

25 f 


395 


©. 168— 169 Ueber die Zufammenfeßung des Seewaffers ; 
von Forhhammer. (Vgl. diefe Öfversigt, II., 202.) 

©. 169 — 177. Weber organifche Entiwidelung ohne voran= 
aehende-Gellenbildung ; von Boed in Chriftiania. (Vgl. ©, 44.) 
Der Verf. meint eine folhe in der Linfe des Auges (befonders 
von Fifhen) annehmen zu Eönnen, ift indeffen darüber bisher 
zu £einem fichern Nefultate gelangt. Auch die Knochenbildung 
fcheint ihm auf eine organifche Bildung ohne directe Celfenbildung 
hinzubeuten, 

©. 177 — 178, 
Boheman. 

©. 178—179. Neue Urt der Gattung Chionea (Chion. 
erassipes, aus 2appland); von Demfelben. 

©. 180— 182, Ueber die Fifherei im Bohuslänz von Ek— 
from Mit einer Bemerkung von Lowén. 

©. 180 — 204. Die Meermollusfen des Nordens; von 
Komen. (Fortfesung und Schluß des S. 160 abgebrochenen 
BVerzeichniffes. 

©. 209 — 212. Ueber Schönbein’s Schießbaumwolle. 
(Woͤhler. Berzelius.) 

S. 212 — 214. Neue Mineralien. Brieflihe Mittheilung 
vom Prof. Breithaupt in Freyderg an Berzelius. Jene 
find? Konihalcit aus Andalufin, Piftomefit aus dem 
Salzburger Kreife, Plinian vom St. ‚Gotthard und von 
Ehrenfriedersdorf, Caftor und Pollur, 2 aus Deufen im 
Elba: Granite, Zygadit vom Harze und Kaffiterit aus 
Cornwall, 


©. 214— 215. Ueber die MWanderheufchrede, von Wahl: 
berg. Sie befucht auf ihren Zügen nah Weften nicht felten 
die füblihen und mittleren Gegenden von Europa und ift auch 
bisweilen, obgleid in geringer Anzahl, im Norden gefehen wor- 
den. De Geer traf fie im Jahre 1748 beim Löffta= Berg: 
werk an. Seitdem ift fie bey uns felten gefunden morden, 
meiftend in warmen Sommern in ben öftlichen Landſchaften. 
Sch fing in Stodholm ein Er. 1834,, und Hr. v. Vhlen 
beobachtete einen Zug von ihnen 1843. in nordöftlicher Nich- 
tung über den Brawid. Auch beym Slättbad hatte man 
daffelbe beobachtet. Ich befam am Ende des Augufts d. J. 
eine nicht geringe Menge in Schonen, ferner ein Er. wiederum 
in Stodholm. Alle mir zu Gefihte gefommenen ſchwediſchen 
Individuen waren männlihe, nur De Geer hat weibliche, 
als in Schweden gefunden, angeführt. Diefen Umftand macht 
ber leichtere Flug der Männchen erklaͤrlich, da die Oſtſee von 
ihnen paifirt werden muß. Sie fliegen mit der Leichtigkeit eines 
Vogels, ziehen, wenn fie verfolgt werden, höher hinauf und ziehen 
dann fo weit, ald das Auge fie verfolgen Eann. Daß fie fi 
meiftens auf der öftlichen Küfte Schwedens zeigen, Eommt na= 
türlih daher, daß die meiften in der Gegend bleiben, in welcher 
fie das erfte Land antrafen. Diele fommen im Meere um; 
ich fah fie an mehreren Stellen auf den Strand getrieben. 


©. 215. Wahlberg führte als ein DBeifpiel von langer 
Ausdauer der Keimfraft eines Pflanzenfaamens an, daß ein 
Sicyos angulatus, melcher vor 20 Sahren im Garten des ca= 
rolinifchen Inſtituts zu Stodholm cultivirt worden, aber erft 
jest, nad) einem tiefen Aufgraben des Bodens, wodurch der 
Same an die Oberfläche gebracht worden, wieder zum Vor: 
ſchein gekommen, in 2 Monaten zu einer Staude gediehen mar, 
welche ein mehr, ald 10 Ellen langes und 4—5 Ellen hohes 
Bretterſtuͤck dicht bekleidete, ja, wenn die Zweige nach beyden 


Ueber die Pygmaena fuscaria, von 


396 


Seiten ausgeftredt wurden, eine Länge von etwa 20 Ellen. 
befam, 

Derfelbe zeigte eine Nodenähre aus der Stodholmer 
Gegend mit 16 Seitenverzweigungen vor. 
©. 215 — 218. Ueber Phryganea phalaenoides et panthe- 
rina. SIntereffante Nachrichten Über beyde nebft ihren Charat: 
teren von Boheman und Löwenhjelm. 

©. 218— 219. Nachrichten von dem reifenden Naturforfcher 
E Mund af Roſenſchoͤld. 

©. 219—220. Testudo graeca, in Schweden gefunden. 
Hr. Sundemwall zeigte ein Iebendes Exemplar einer folchen 
vor, welches von einem: Arbeiter nahe bei Kalmar gefangen 
worden war, Der Ungabe nach war e8 in der Paarung mit 
einem andern, welches fi) unter einen Steinhaufen verloren 
hatte, angetroffen worden; ferner follten noch zwey vor der 
Stadt wohnende Perfonen dgl. Thiere gefehen und ihnen, als 
gefährlih, aus dem Wege gegangen feyn, endlich follte auch 
noch die Schale von einem Er, vorhanden ſeyn, welches der 
erwähnte Finder im verwichenen Sahre, nebft 7 daſſelbe be: 
gleitenden Jungen (2) angetroffen haben wollte. Das nun an 
das Mufeum gefchenfte Er, ift in einigen Zeitungen in ber 
Mitte des Augufts unter dem Namen Emys lutaria erwähnt 
worden. Es ift aber (— wie ſchon deffen Einfender, Dr. Pe— 
terfon, bemerkte —) eine wirflihe Testudo graeca L., 
Bonap. (Iconogr. della Fn. ital ete.) Größte Länge der 
Schale 43” ſchwed. M. (115 Millim.), fonac etwas geringer, 
als die gewöhnliche Länge (von 5—6'') derfelben Artin Stalien. 
Hr. Sundemwall vermuthet, daß die gefundenen Er, einer 
Gefangenfchaft entfchlüpft feien, da die Art fonft nur aus den 
das Mittelmeer zunaͤchſt umgebenden Ländern bekannt ſei. In— 
deffen möge jenes fchon vor mehreren Jahren gejchehen feyn. 
Es fey nehmlich nicht unwahrſcheinlich, daß einigermaßen er- 
wachfene Er. viele Fahre hindurch die dortigen Winter im 
MWinterfchlafe zubringen Eönnten; doch fey es nicht denkbar, daß, 
wenn ihrer auch mehrere noch in berfelben Gegend lebende eri= 
flirten und auh in einem fo warmen Sommer, mie der [eßte 
gewefen, lebhaft genug zum Verrichten der Paarung werden 
Eönnten, fie fi dort fortzupflanzen im Stande wären. Ganz 
anders verhalte es fich mit Emys lutaria, von welhen Schalen 
in Schonen und Dffgothland gefunden worden feyen. Sie 
leben nehmlich in Deutſchland, dejjen Klima nicht fo bedeutend 
von dem ſchwediſchen abmweiche, im freyen Zuftande. 

©. 221 — 222. Neue Antilopenart, vom Baron W. v. Duͤ— 
ben mitgebracht und von diefem (lat.) charakteriſirt und be- 
fohrieben. 2 Er., A und 2 wurden auf der Inſel Chapani 
(von dem Engländern French Island genannt), 2 engl. Meilen 
von der Inſel Zanzibar gelegen, getödtet. Düben bildet aus 
ibr die neue, zwiſchen Neotragus und Nanotragus (Sam. der 
Silvicaprinae‘) zu ftellenden Gattung Nesotragus, mit bem 
Char. Vertex laevis, rhinarium 3 narium aequans, finus 
lacrymalis arcuatus, cauda mediocris, ungulae spuriae 
desunt, und nennt die Art N. moschatus, melde er fo 
harakterifirt: Auriculae 4 capitis aequantes. Coroua maris 
20 annullata, in fem. desunt. Occiput gibbum, Wemer: 
Eungen dazu von Sundewall. 

©. 222— 223. Museicapa collaris Bst. (M. albicollis 
Temm.) von Meves auf Bottland gefunden. Sundewall, 

©. 223. Legterer führte auch an, daß Meves theils felbft 
einige Wögelarten auf Gottland angetroffen habe, die in den 
Andree’fhen Verzeichniffen über die auf diefer Infel vorfoms 


397 
menden Vögel (Vet. Ak. Handl. för Ar 1841., f. Iſis, 1845., 
©. 269 ff. und diefe Oefversigt för Ar 1844., p. 176.) 
nicht aufgezeichnet fehen, theils aus den Sammlungen von der 
Inſel, welche der Gonful Chaffeur „an Wisbyh gemacht und 
dort aufgeſtellt, theils aus den von J. Wahlberg an das 
Reichsmuſeum in Stodholm gefchenften, noch einige dazu aus— 
gemittelt, wodurch die gottländifche Voͤgelfauna einen Zuwachs 
von den folgenden 10 Arten befommen bat. 

Falco eineraceus. Hedend am 9, May 1834. I. Wahl: 

ı berg. 

— lagopus L. Junger Vogel auf dem Herbftzuge, Chafs 

ſeur. 

Strix nisoria. Zufällig. Julius. Chaſſeur. 

Museicapa collaris. Heckend. Meves. 

(Bem. M. atricapilla ſcheint als gottländifcher Vogel 
zweifelhaft zu feyn.) 

Anthus campester. Hedend, 8. Sunius 1841. Chaffeur, 


— pratensis. Auf dem Herbftzuge im Auguſt. Meves, 
Sylvia Curruca. Hedend im Auguſt. Meves. 
— hortensis, Hedend, gemein. Meves. 


Alauda arborea. Auf dem Frühlingszuge am 27. May 
1844. Chaſſeur. 
Loxia Pityopsittacus. Gemein im Auguſt. Meves. 
(Bem Meves traf L. curvirostra nit auf der 
Inſel an.) 
©. 223—225. Ueber den Namen Muscicapa. Hr. Sunbes 
wall ſchlaͤgt für Muscicapa atricapilla Z. und M. collaris 
Bechst., welche mit M. grisola nicht vereinigt bleiben Fünnen, 
den Gattungenamen Hedymela (jdvwsirjg, suavite canens) 
vor und. nennt die erftere H. atricapilla, die andere H. collaris. 


©. 231— 233. Talkerdehydrat ein Gegengift. gegen Arſenik. 
Berzelius. Bon Buffy entdedt, und aud) Gegengift gegen 
Sublimat, Brechweinftein und Salze von giftigen Pflanzen: 
alfalien. 

©. 233. Ueber Schiegbaumtwolle. 
Prof. Dtto in Braunfchweig. 
zelius. 

©. 234 — 247. Sundewall's Berichterſtattung, durch 
Tabellen belegt, uͤber an verſchiedenen Orten gleichzeichtig in 
Schweden gemachte zoologiſche Beobachtungen. Dieſe betreffen 
das Vorkommen, Erſcheinen und Verſchwinden von Saͤugthieren, 
Voͤgeln, Amphibien, Fiſchen und Inſecten, beſonders die Zug— 
zeit der Voͤgel. 

S. 248. Ueber Sylvia suecica. Lilljeborg in Lund 
ſah ſie am 7. September vor. Jahres während ihres Zuges 
durch das ſuͤdliche Schweden und ſchoß zwei juͤngere Maͤnnchen 
an dem Tage in der Naͤhe der ſuͤdſchoniſchen Kuͤſte. 

S. 248 —260. Ueber die Fiſcherey in Bohuslän. Ekſtroͤm. 

©. 250— 252. Etwas über den neuen Planeten. Se— 
lander. 

©. 252. Ungeheure Schwärme von Aphis bursaria am 
2. October 1846 beobachtet in und bey Södertelje vom Apoth. 
Lidman und geringere bey Söderköping von Wahlberg. 

©. 252 —274. Malakologifhe Notizen. Auffag von Lo: 
wen über die geographifche Verbreitung der ſkandinaviſchen 
Meermollus fen. 

©. 283 — 291. 
Berzelius. 


Bereitung derfelben nach 
Bemerkungen dazu von Ber: 


Verfuhe Über die Schießbaumwolle von 


©. 291 —298, Ueber das Atomgerwicht der Talkerde und. 


398 


deffen polymerifomorphifche Erfegung durch bafifches Waffer ; 
vom Lector Scheerer in Chriftiania. 

©. 298 — 309. Ueber eine verbefferte Conftruction des electti= 
ſchen Duplicators; von P. S. Mund von Rofenfhölb. 
Dazu Taf. II. 

©. 209 — 310. Ueber die des Abends nad) warmen und 
hellen Sommertagen bey fchneller Abkühlung nach Sonnenunter: 
gang häufig entftehenden Nebel über Flüffen, Seen und ſum— 
pfigen Gegenten; von demfelben, 

©. 310— 311. Nachtrag zu den gleichzeitigen Beobach— 
tungen ©. 234 ff. 

S. 311— 312. Foſſiler Bär in Schonen. Briefliche Mit 
theilung von Nilsfon. Es find verfchiedentlidh in Torfmooren 
des füdlichen Schonens Zähne von Ursus spelaeus ausgegraben 
worden, Die legten empfing Hr. N. im Dectober 1846 aus 
einem Xorfftiche unter dem Järe (dem hohen Gries: und 
Steinwalle, welcher parallel mit dem Strande in der ganzen 
Strede von Yftad bis Falfterbo hinlaͤuft). Nach dem Berichte 
hierüber fügt er hinzu: „Nachdem diefe Entdedung gemacht 
worden war, begann ich. unfere fammtlichen foffilen Knochen 
aus Torfmooren genauer mit denen zu vergleichen, ‚welche ſich 
in den Knochengrotten von Deutfchland ıc. finden, wonach es 
fih bald ergab, daß wir in unferen Zorfmooren ſchon einen 
großen Theil derjenigen Thiere gefunden haben, die ſich in deut- 
fhen Knochengrotten finden und die Überhaupt in Zorfmooren 
vorkommen Eönnen, d. h. mit Ausnahme der größeren und 
Eleineren Raubthiere außer dem Bären ꝛc. So haben wir [don 
das foffile Pferd (auch unter dem Jaͤre gefunden), das foffile 
Rennthier, den foffilen Hirfch, das foffile Reh und Elenn — 
fämmtlich größer, als die jeßt lebenden, ihnen zunaͤchſt ftehenden 
Arten, ferner den Bos primigenius et Bison priscus und 
Emys lutaria." „Was die meifte Aufmerkfamkeit verdienen 
dürfte, ift, dag Alles, was wir unter dem Säre finden, 
dort feit Sahrtaufenden gelegen und gleizeitig gelebt haben 
muß. Der Jaͤre ift mit einem Mat über fie hergefchüttet 
worden. Er ift ein dem Archiv aufgedrüdtes und erſt in den 
legteren Jahren gebrochenes Siegel. Unter dem Siegel liegen 
in demfelben Archive, in welhem Knochen von beutfchen Grot= 
tenthieren liegen, auch Sagbwaffen und andere Werkzeuge 
der aͤlteſten Einwohner des Landes. Sch habe von folchen jegt 
eine ganze Eleine Sammlung, welche aus Pfeilen von Beuerftein 
und Knochen, Sagdlanzen uſw. befteht. Es kann jegt Eeinem 
Zweifel mehr unterftellt werden, daß die Menfchen, von denen 
man Knochen in deutfchen Knochengrotten unter denen von f. g. 
antediluvianifchen Thieren angetroffen hat, gleichzeitig mit dieſen 
Thieren gelebt haben.“ 

©. 313— 314. Ueber den Alaunſchieferbruch bey Latorp in 
Nerike. E. C. Norlin. 

©. 314—315. Ueber ein Doppelſatz aus ſchwefelſaurer 
Talkerde mit fchwefelfaurer Eifenorydul und Waffe. Gentele. 

©. 317— 319. Ueber die Zufammenfegung der Galle. Von 
Berzelius; nebft brieflicher Mittheilung an denſelben von 
Mulder. 

©. 319 — 322, Verfuche über die Schießbaummolle, von 
Mefterling und Staaf. 

©. 322 —323. Ueber bie Gewichtsvermehrung bey der Ver⸗ 


le: der Baumwolle in Schiegbaummolle. L. Swan: 
berg 
u © 324 — 326. Beitrag zur Theorie ” höheren Differenzial- 


coefficienten. Malmften. 


399 


©. 327 — 332. Ueber Koften und Unterhaltung der Eifen: 
bahnen; von v. Sydom. 

Den einzelnen Nummern diefes, wie des vorigen Jahrgangs, 
find Tabellen über die monatlichen meteorologifchen Beobachtun⸗ 
gen auf dem Stockholmer Obſervatorium beygefügt. 


Syſtem der Aſteriden, 


von Dr. Joh. Müller und Dr. Fr. H. Troſchel. 
bey Vieweg. 1842, 4. 135. T. 12. 


Das ift ein Hauptiverk fir die Glaffification und Charactes 
tifierung dev Meerfterne, von denen die Derfaffer eine Menge 
neue zufammengebracht haben. Dr. Zrofchel ift deßhalb nach 
Paris und Straßburg gereiſt. Dr. Muͤller nach Leipzig, Wien, 
Trieſt, Lund und nn außerdem wurden ihnen Eremplare 

n vielen Zoologen zugefchickt. 
seen geht bie Literatur, Ueberficht, das Regiſter, die Er: 
Elärung der Tafeln und eine Eurze Gefchichte nebft dem Wer 
fentlichen tiber den Bau der Thiere. Dann folgt die Ueberficht 
der Familien und darauf ©. 14. die Befchreibung der Gippen 
und Gattungen, mit Angabe aller Citate. 

Die DBerfaffer theiten die Echinodermen in 4 Drbmungen: 
Holothuriae, Echini, Asterida et Crinoidea. . 

Die Asterida in zwey Zünfte: Asteriae et Ophioridae. 

Die Afterien zerfallen in 3 Familien. 

Tribus I. Asteriae. 
Fam. I. Vier Tentaketreihen der Bauchfurchen; After : 

1. Asteracanthion n. glacialis, rubens etc. 15 Species. 

Fam. II. Zwey Tentakelreihen; After: 

2. Echinaster n, spinosus, solaris. 11 Sp. 

3. Solaster (Crossaster) papposus, endeca. 2 Sp. 

4. Chaetaster n. (Nepanthia) subulatus. 3 Sp. 

5. Ophidiaster (Linckia, Daetylosaster, Tamaria, Ci- 
stina) miliaris. 12 Sp. . 

6. Seytaster n. (Linckia) variolatus. 7 Sp. 

7. Culeita discoidea. 4 Sp. 

8. Asteriscus n. (Asterina anseropoda, Palmipes), pal- 
mipes (membranacea), verruculata. 15 Sp. 

9, Pteraster n militaris OÖ. Müller. 1 Sp. 

10. Oreaster n. (Pentaceros, Goniaster) reticulatus (len- 
tiginosus), turritus (nodosus). Sp. 16. 

11. Astrogsnium n. (Hippasteria, Goniaster, Pentago- 
naster, Tosia), phrygianum (equestris). Sp. 9. 

12. Goniodiseus n, (Paulia, Randasia, Anthenea, Hosia), 
pentagonus, regularis. Sp. 9. 

13. Stellaster equestris Retzius. Sp. 2. 

14. Asteropsis n. (Gymnasteria, Porania) pulyillus. 
Sp. 4. 

Ns. Archaster n. typicus (stellaris). Sp. 3. 

Fam. IH. Zwey Tentakelreihen; fein After. 

16. Astropecten (Stellaria, Asterias) aurantiacus, bispi- 
nosus, pentacanthus. Sp. 23. 

17. Ctenodiseus n. polaris (cornieulatus). Sp. 2. 

18. Luidia (Hemienemis) savignii (eiliaris), Sp. 3. 

Tribus II. Ophiuridae, p. 79. 
Divisio 2. Ophiurae. 
Fam. I. Vier Genital » Spalten in jedem Interbra— 
chialraum. 


Braunſchweig 


400 


1. Ophioderma n. longicauda (lacertosa). Sp. 3, 
2. Ophiocnemis n. marmorata. 
Fam. II. Zwey Genital-Spalten. 
3. Ophiolepis n. eiliata (texturata), filiformis, seolopen- 
drica (aculeata). Sp. 17. 
. Ophiocoma nigra. Sp. 18. 
. Ophiarachna n. incrassata. Sp. 4. 
. Ophiacantha n. setosa (rosularia Gr.). Sp. 2. 
- Ophiomastix n. annulosa. Sp. 1. 
. Ophiomyxa n. pentagona. Sp. 1. 
. Ophioscolex n. glacialis n. 
10. Ophiothrix n. fragilis, tricolor. Sp. 18. 
11. Ophionyx n. armata, scutellum. Sp. 4. 
Divisio 2. Euryalae, 

12. Asteronyx n. loveni n. Sp. 1. 

13. Trichaster palmiferus. Sp. 1. 

14. Astrophyton (Gorgonocephalus) verrucosum, arbore- 
scens (mediterraneus) Sp. 8. 

Die Zafeln find ſehr ſchoͤn gezeichnet von Hugo Troſchel, 
und geftochen von C. Haas. Sie enthalten nicht die ganzen 
Zhiere, was zu viel Naum würde weggenommen haben; fon: 
dern nur einzelne Xheile, aber ebendefhalb mit großer Genauig- 
feit, felbft der einzelnen Stacheln und Warzen. Es wäre gut 
gewefen, wenn man ben einzelnen Theilen der Figuren Buch: 
ftaben gegeben und eine ausführliche Erklärung der Tafeln bey» 
gefügt hätte. 


Q2anm 


oRe >) 


Imndieis Generum Malacozoorum Primordia 


auctore A.N.Herrmannsen, Dr. Med. Cassellis apud 
Fischer. I. 2—5. 1846. 8. p. 105— 637. I. 6—8. 1847. 
p- 1— 352. 


Die Einrichtung diefer Schrift haben wir in ber Sfis 1847. 
©. 316. hinlaͤnglich angezeigt. Sie enthält die Namen der 
Ciaffen, Ordnungen, Zünfte, Sippfhaften, Sippen und Unter: 
fippen ; die Aufiteller, Zeit, Bücher, Ableitung und Synonyme 
und ift in jeder Hinficht gründlich durd)gearbeitet und Teiftet 
mithin Alles, was man von einem folhen Wörterbuch verlangen 
kann. Man muß den Plan und den ungemeinen Fleiß des 
Verfaſſers dankbar anerkennen; das wird fih auch im Abſatz 
bewähren: denn eine folhe Schrift war höchft noͤthig. Druck 
und Papier find ſchoͤn: allein an die Natur eines Mörterbuchs 
war dabeh nicht gedacht. Ein Regifter will fo fchnell, als mög: 
lich den Namen geben und muß daher auch fo eng al8 mög: 
lic) gedruckt ſeyn.  Gefperrter Satz und ſtark eingezogene Zeilen 
ſtehen bier damit im Widerſpruch: fie vergrößern nicht bloß das 
Werk um das Doppelte uud vertheuern um dag Doppelte, fon- 
dern nehmen auch die doppelte Zeit im Auffuchen weg, indem 
man zwey Blätter aufſchlagen und zwey Seiten durchlefen muß, 
ftatt einer, einzigen.  Ueberhaupt follte folh ein Innhalt in 
einen Band gebracht werden, wie es bey jedem wohlüberlegten 
Mörterbuch der Kall ift. Uebrigeng hat. der Verfaſſer faft das 
Unmögliche geleiftet, alles wohl geordnet, fo daß es leicht zu 
finden, fetbft die botanifhen Synonyme find angezeigt, 

Diefe Hefte laufen von Rotalites bis Pterotracheidae, ein 
Beweis, daß der Verfaffer die Arbeit fehen fertig hat und man 
daher in Eurzer Zeit in dem. Befike derfelben feyn wird. 


—— — — — —— — 


+ 
Encyelopadifche Beitfchrift, 


vorzüglich 
für Naturgefchichte, vergleichende Anatomie und Phyſiologie, 


von 


= [0] 


1848. 
re A a. ° 


Zafer VII. 


Der Preis von 12 Heften ift 8 Zhlr. ſaͤchſ. oder 14 fl. 24 Xr. rheiniſch, umd die Zahlumg iſt ungetheilt zur Leipziger 
Dftermefle des laufenden Sahres zu leiten. 


Man wendet fih an die Buchhandlung Brockhaus zu Leipzig, wohin auch die Beytraͤge zu fchiden find. Es wird ae- 
beten, diefelben auf Poftpapier zu fchreiben. Das Honorar für den Bogen ſechs Thaler preuß. Cour, nn 
Unfranfierte Bücher mit der Poft werden zuruͤckgewieſen. 

Einruͤckgebuͤhren in den Text oder Umfchlag die Zeile ſechs Pfennige. 

Bon Anticritifen (gegen Iſis-Recenſionen) wird eine Duartfeite unentgeltlich aufgenommen. 


EEE. 


Leipzig, bey Brockhaus. 


Anzeigen. 


Soeben ist erschienen: 


1) Entomologicon monacense. Pars I. Co- 
leoptera. Monachii apud Auctorem Dr. Joannem 
Gistel (via luitpoldiana Nr. 6. IV scal.) 16"°, (Vel.- 
Pap.) Preis 1 4. 40 %° rhn, 

2) Eiusdem operis Pars Il. Hymenoptera. Ibid. Preis 
1 #£. rhein. 

3) Ejusdem operis Pars. Ill. Lepidoptera. Ibid. Preis 
1%. 40 % rhein. 

4) Museum defuncti entomologicum pretiosum. 
(Coleoptera, Hymenoptera, Lepidoptera, Hemiptera, 
Orthoptera ete. sistens. Monachii apud Auctorem (ut 
supra). 8°. Velinpapier. Preis 1/4. 30 X” rhein, 

5) Collectio gisteliana entomologica. Mo- 
nachii apud Auctor. (ut supra). 8° maj. (Velinpapier.) 
Preis 1 4. 21 % rhein, 

Diese Schriften, für die Wissenschaft gewiss von Wichtig- 
keit, kommen nicht in den Buchhandel, und sind nur auf 


feste Bestellung bei dem Verfasser als Eigenthümer und 
Verleger zu erhalten. Briefe werden nur portofrei angenommen. 


In allen Buchhandlungen ift zu haben: 


Beiträge zur nähern Kenntnif der Pa- 
lingenia longicauda Olivier yon 
C. Cornelius. Mit 5 Tafeln naturgetreuen Abbil- 
dungen. gr. 8. Elberfeld, Büſchler'ſche Verlags— 
Buchhandlung. 1848. 15 Ar 


Diefes Werkchen enthalt eine Abhandlung über ein höchſt interef- 
fantes Thier unter den Inſecten — die langſchwänzige Ein: 
tagsfliege Der Verf. hatte Gelegenheit, den alljährlich wie: 
derfehrenden Flug diefes nur an wenig Stellen in Europa vor: 
fommenden Thieres mehrere Iahre nad) einander zu beobad)ten, 
und theilt in feiner Arbeit viel Neues über Pebensweife, Fort: 
pflanzung,, über einzelne Körpertheile, namentlid über die bisher 
gänzlich unbekannten Freßwerkzeuge deſſelben ꝛc. mit, 


Faunula monacensis cantharologica. 


Collegit 
Dr. Johannes Gistel. 


„Quis enim fortunae bonis ditatus botanicam entomologiamque apprime colet? Quis in sole exustus, pede ce- 


leri montes agrosque percurret? 


Ille solus qui natura dotatus fuerit, qui vini, eibi somnique minime benignus, 


pane secundo lacteque contentus, tuguria rusticosque non spernit. Carolus de Villers. 
Coleoptera. scarabaeoides 3 elongatus 6 Cybister Curtis. neglectus Er. 18 
Pelocantharina. var. lunatum 6 Hydraenaeidae Gist. roeselii 18 chalconotus Kug. 12 
Hydrophilidae Leach. bipustulatum 6 Hydraena Nugelann. Colymbetisidae Gistel. guttatus Pay. 12 
Hydrophilus Fabr. marginatum 4 longipalpis Marsh.6 Acilius Lea. bipunctatus 9 
piceus Lin. 21° Cercyon Leach. nigrita Müll. 12 sulcatus Lin. 9 maculatus Lin. 10 
lcmaleus Gistel. littorale Gy I. 10 gracilis Müll. 8 Graphoderus Eschs. abbreviatus 12 
caraboides 6 haemorrhoum Gyl. 6 Maeronychidae Gist. bilineatus Deg. 12 didymus Ol. 15 
Hydrobius Leach. haemorrhoidale 4 Philhydrus Duftschm. cinereus Lin. 12 sturmii Schö. 12 
oblongus Hbst. 6 plagiatum Er. 8 aeneus Müll. 12 zonatus Hoppe 15 paludosus 12 
fuscipes Lin. 4 rufum Gtu. 8 Georyssidae Gist. Hydaticus Leach. var. testaceus We- 
testaceus 6 anale Payk. 8 Limnichus Zieg. stagnalis 24 sterh. 15 
nitidus Kno. 8 melanocephalum L. 4 sericeus D uf. 10 transversalis 9 congener. Pay. 18 
melanocephalus 6 flavipes 4  Georyssus Latr. hybneri 12 agilis Fab. 10 
bicolor Payk. 12 minutum G yl. 4 pygmaeus 12 _ Colymbetes Clairv. uliginosus Lin. ' 12 
griseus 6 atomarium 3 Parnidae Gistel. striatus Lin. 12 femoralis Payk. 15 
marginellus 4 pygmaeum Illig. 6 Parnus Fab. paykullii Erichs. 24 affınis Payk. 12 
Var. affınis Pay. 9 quisquilium Lin. 6 prolifericornis 6 fuseus Lin. 9  Laccophilidae Gistel. 
minutus Lin. 6 centrimaculatum St. 6 punetulatus Müll. 12 Rantus Eschs. Laccophilus Leach. 
striatulus En. Col.m. 6 Sperchalidae Gistel. aurieulatus Kn. 10 grapü Gyl. 30 hyalinus Deg. 6 
limbatus Pay. 10 Sperchaeus Fabr. Heteroceridae Gistel. notatus 10 minutus 4 
Eleobius Gistel. emarginatus 15  Heterocerus Fabr. pulverosus Kno. 10 Noterus Clairv. 
truncatellus 6 pertyanus Gist. 20 marginatus 12 infuscatus Er. 18 semipunclatus 9 
Berosus Leach. Helophoridae Gist. minutus Dj. 12 consputus Stu. 27 erassicornis 6 
signaticollis Meg. 12 Helophorus Mac Lea'y. R adspersus 10 Haliplus Latr. 
luridus Lin. 6 nubilus ‘6  Hydrocantharina. collaris Payk. 10 elevatus Pan. 12 
Myopinus Gist. grandis III. 12 Dytiscidae Leach. bistriatıs Bergst. 18 obliquus 6 
acatoides Wal. 15 aquatieus Lin. 10 Dytiscus Geoffr. Hybius Erichs. ferrugineus Lin. [3 
Cyllidium Erichs. granularis Lin. 6 latissimus Lin. 60 ater Deg. 10 impressus 6 
seminulum Pay. 6 griseus Hbst. 4 dimidiatus Bergstr. 36 4-guttatus Boisd. 12 ralicollis Deg. 6 
Cyelonotum De). nanus Stu. 8 marginalis Lin. 18 fenestratus 10 var, marginepunet. 
pillula Lin. 4 Hydrochus Leach. eircumeincetus Ahr 24 fuliginosus 4 Panz. 6 
Sphaeridiidae Leach. costatus Dej. 12 eircumflexus 36 Agabus Leach. lineatocollis Mrsh. 12 
Sphaeridium. erenatus 15 punctulatus 42 bipustulatus Lin. 3 fluviatilis Aube. 15° 


*) Pretia (rhenana, crucigeri 60 = 1 2.) adfıxa pariter specierum raritatem aut vulgaritatem ostendunt et ad mutuam commutationem offeruntur entomoloziae fautoribus. 


I 


en, 


1848. 
Bear -t ‘VE 


Ueber den 


heutigen Zuftand unferer Kenntniſſe von Weſtindiens Ornithologie, 
von Dr. ©. Sartlaub. 


Die in Heft VI. 1847. 601. viefer Zeitichrift mitgetheilte ver: 
gleiihende Zufammenftellung deffen, was von der Ornithologie der 
weftindiichen Injeln zu unjerer Kenntnig gelangt ift, bedarf drin— 
gend einer Ergänzung. Es find nehmlich, feitdem jener Verſuch 
niebergeichrieben wurde, mehrere zum Theil ſehr wichtige und 
interefjante Beyträge zur Naturgefchichte der Vögel Weftindiend 
veröffentlicht, und vor Allem ift unferer jo unvollftändigen und 
lückenhaften Bekanntſchaft mit Jamaica's Vögelwelt von verſchie— 
denen Seiten her die erfreulichſte Bereicherung zu Theil geworden. 
Philip S. Goſſe's Werk „The Birds of Jamaica“ gehört 
zu den anziehenditen zoologiichen Schriften, die wir jemals gelejen 
zu haben ung erinnern. Leidenſchaftliche Vorliebe für Naturwiſ— 
fenfchaft und fir zoologifche Erforſchungen insbefondere führte den 
und von früher al3 „Canadian naturalist* wohlbefannten Ver: 
faſſer nach Jamaica, wo. er fich längere Zeit aufhielt und die fo 
wenig. befannte ornithologifche Sauna der Infel zum Gegenftanve 
feiner Studien machte. Alle feine Mittheilungen tragen das Ge— 
präge von Naturtreue und Wahrheit; alle verrathen den geübten 
und gewilfenhaften Beobachter. Neben dem unentbehrlichen, aber 
nothwendig trosfnen Detail an Beichreibungen, Mejjungen und 
Anatomie führt und Goffe die anmuthigften Lebensbilder aus 
der Gejchichte ‚der Vogel Jamaica's vor. Mit glühenden Farben 
weiß er, nicht unfundig der Botanik, wie es fcheint, Die reiche 
Pflanzenwelt: Liefer herrlichen Tropeninfel in feine Schilderungen 
zu verflechten, und mit ungetheiltem Intereſſe folgt man ihm auf 
feinen ornithologifchen Wanderungen in das nächtliche Dunkel der 
Wälder, in die gewürzhaft duftenden Pimentogebüfche, in die end- 
Iofen Sümpfe des Labaritafluffes, wie zu den ‚einfamen Klippen— 
infen der Pedro Keys, dem Zufluchtsorte von Tauſenden viel: 
artiger Seevögel. 

Wie ſchon das Titelblatt andeutet, wurde Goffe bey feinen 
Forſchungen auf das eifrigfte und erfolgreichfte unterſtützt durch 
Richard Hill, einem in Spaniſch Town anſäßigen vieljährigen 
Freunde der Ornithologie. Auch Ichöpfte er reichlich aus dem 5 
Foliobände ftarfen Manuferipte eines Dr. Nobinfong, welcher 
um Die Mitte des vorigen Jahrhunderts als Arzt in Jamaica 
lebte, fich außerordentliche Kenntniffe der Botanik und Zoologie 
diefer Inſel erwarb und dieſelben in einem handfchriftlichen Wer 
niederlegte, welches fich im Beſitze der Jamaica Society in Sing: 
fton befindet. 

Iſis 1848. Heft 6. 


Don den 185 DVögelarten, welche Goſſe's Werk aufzäflt, 
werden 58 nur namhaft gemacht; von den übrigen 127 werben 
bey allen genaue Meffungen der wichtigeren Iheile, bey vielen 
anatomifche Specialitäten oder Färbungsangabe der Weichtheile, 
als Iris, Füße, Mundhöhle, bey 50 entlich genügend ausführliche 
Beichreibungen mitgetheilt. Letztere betreffen zunächft die wirklich 
oder vermeintlich neuen, dann aber auch einige bisher nur un= 
vollſtändig bekannte Arten, welchen erft durch Goſſe's Wieder: 
einführung ihre Stellung in ber ornithologifchen Reihe gefichert 
wird. : Die Nomenclatur ermangelt mitunter ceritifcher Schärfe 
und läßt. mehrfach Berichtigungen zu, wie weiter unten gezeigt 
werden fol. Der bey weitem wwichtigfte und anziehendfte Theil 
des Sof fe 'ſchen Buches bleibt aber der biographifche. Eine 
wahre Fülle neuer Beobachtungen und Thatfachen tritt und aus 
demfelben entgegen, und wır können e8 ung nicht verfagen, ven 
Lefern der Iſis in der Kürze einige Proben diefer Schilderungen 
mitzutheilen. 

So beißt es 3. B. von Todus viridis, deſſen Lebensweife 
bisher fo gut wie unbekannt war: „In allen Theilen von Ja— 
maica, welche ich befuchte, ift der Todus ein gemeiner Vogel. 
Auf dem Gipfel der Blucfieldberge, an 3000 Fuß über der Mee- 
resfläche, und vorzüglich da, mo der einft angebaute Grund mit 
einen faft undurchlichen Dieficht von Piper geniculatum (Joint- 
wood) überwuchert ift, ift. er beſonders haufig. Schon von wei— 
tem leicht ‚erfenntlich an dem glänzend grasgrünen Gewande und 
dem carminrothen Kehlfleck ift er doch ein fehr zahmer Vogel; 
aber tiefe Zahmheit fcheint weniger aus Zutraulichfeit als viel— 
mehr. aus Gleichgültigkeit hernorzugehen. Wir haben manches 
Grenyplar mit. dem Snfeetenneß gefangen oder mit einer Gerte zu 
Boden gefchlagen, und man fieht die Eleinen Jungen nicht felten 
einen von hinten befchleihen und durch Ueberdecken der Hand 
fangen. Er iſt der allgemeine Liebling und führt den Namen 
Robin Redbreast. Ich habe ven Todus niemals an dem Bo— 
den angetroffen; er hüpft zwifchen den Zweigen niedriger Bäume 
herum, haſcht nach Eleinen Inſecten und gibt gelegentlich einen 
Hagenten pfeifenden Ton von ſich. Noch gewöhnlicher fit er 
geguldig auf einen Zweige, den Kopf eingezogen, den Schnabel 
aufwärt3 gerichtet, das lockere Gefieder aufgebläht und dadurch 
weit größer erſcheinend, als er wirklich ift. Er fiheint dann ein 
ſehr ſtupides Anfehen zu haben; wer ihn aber genauer beobachtet, 
wird bemerken, wie er feine fonderbar ausſehenden grauen Augen 
raſch nach allen Seiten umherſchweifen läßt, wie er ſich dann 

26 


409 


plöglich auf einen Turzen Ausflug begibt, etwas in ber Luft er- 
ſchnappt und Dann zu feinem Zweige zurückkehrt, um es bort zu 
verzehren ufv. Auch das Brütgefhäft des Todus wird aud- 
führlich befchrieben. „Nach Art der Eiseögel gräbt er fih, um 
zu niften, eine Höhle in die Erbe. Abfalende Flußufer oder bie 
Ränder ausgetrocneter Lachen werden zu dem Behuf von feinen 
ſchwachen Füßen ausgehöhlt und am Ende dieſer 8 bis 12 300 
tiefen unterireifchen Behaufung niftet der Vogel ficher und unge 
ſehen.“ — Auf Seite 99. bifchreibt Goſſe eine Lieblingälocalität 
des Trochilus polytmus, einen ſchmalen Waldpfad auf der Höhe 
der ſchon erwähnten Bluefieloberge folgendermaßen: Die erfrifchende 
Kühle dieſes Weges, feine nie unterbrochene Ginfamfeit, verbunden 
mit der eigenthümlichen Pracht der Vegetation machten ihn zu 
einem meiner liebften Zufluchtsorte. Nicht ein Baum, von Arms— 
dicke bis zu der Niefengröße der weißgrauen Feigen: und Baum: 
wollenbäume (Ceiba eriodendron) entbehrt des Schmuckes fan= 
taftifcher Parafiten: Begonien mit wachsartigen Blüthen und Far— 
renfräuter mit behaarten Stengeln klimmen an ben Stämmen 
hinauf; ungeheure Bromelien ſchießen aus ben größeren Gabeln 
und befranzen die horizontalen Aefte; verfchiedenartige Orchideen 
mit verflochtenen Wurzem und groteöfen Blumen ſchwanken von 
jedem Zweige herab, und lange Lianen hängen, dem Tauwerke eines 
Schiffs vergleichbar, von den höchften Aeften herunter oder er= 
fireefen fih von Baum zu Baum, Glegante Baumfarren und 
Tchlanfauffteigende Palmen find Häufig; bier und da ſchwenkt die 
wilde Plantane oder Seliconie ihre langen flaggenartigen Blätter 


410 


aus dem niebrigerenı Gebüfch Herbor, und in ven bunfelften Win- 
keln nickt über mobdernden Holztrümmern die noble Aehre eines 
prachtoullen Limodorum. Nichts ift prunfend oder überladen, 
alles iſt feierlich und ernft, aber alles it ausgezeichnet fchön. 
Dann und wann vernimmt man die langgezogenen abgemeffenen, 
wunderbar lieblichen Laute des Solitaire (Myiadestes genibar- 
bis Sıo.), ohne den geheimnißvoll verborgenen Sänger zu fehen, 
gleichlam wie die Lobeshymne eines Engels. Unwillkührlich 
fteht man til, um zu horchen und zu bewundern. Das kleinere 
Buſchwerk befteht großentheild aus einer zu den Serofularinen 
gehörenden Pflanze, welche man Glass-eye-berry nennt und 
deren Blüthen, obgleich wenig ſchön an Form und Farbe, ben 
langſchwänzigen Golibri vor allen andern anziehen. Dieſe Büfche 
find zu feiner Zeit des Jahres ohne Blüthen und ihre fcharlach- 
rothen Beeren zieren immer denfelben Stengel wie diefe. Und bier 
ift es, wo man allezeit darauf rechnen kann, den reizenden T. 
polytmus anzutreffen.‘ 

Don Cathartes aura wird folgende auf Jamaica allgemein 
befannte, aber höchſt merkwürdige und unbegreiflicde Thatfache 
erzählt. „Der Aurageier hat eine wollüftige Vorliebe für bie 
fchwarze Senne und die ſchwarze Puterhenne der Hühnerhöfe; er 
fol bey folcher Gelegenheit feinen Befuch mit einem an Wuth 
gränzenden Eifer machen; Furcht überfümmt dann die Senne und 
der plögliche Angriff endet mit einer Begattung, nach welcher bie 
felbe erfranft und ſehr baleftirbt. Eine Urt von carcinoma uteri 
ift die Folge.“ 


Folgende Vögelarten werden von Goſſe als jamaicaniſch aufgezählt. 


Cathartes aura. 

Buteo borealis. _ 

Falco anatum, 

F. columbarius. 

(Morphnus urubitinga.) 

(Pandion carolinensis.) 

(Nauclerus furcatus.) 

*Ephialtes grammicus, n. Sp. 

Strix pratincola. 

Chordeiles virginianns. 

*Nyctibius jamaicensis. 

*N. pallidus, n. sp. 

Acanthylis collaris. 

*T’achornis phoenicobia, n. sp. (nov. 
gen.) Niftet in den Kolben und Blü— 
tenfcheiden der Kofospalmen. Steht Cyp- 
selus ſehr nahe, 

Cypselus niger. 


Mimus polyglottus. 


Sc. aurocapillus. 
Parula americana. 
Sylvicola coronata. 
S. pensilis. 

S. aestiva. 

*S. eoa, n. Sp. 
S. discolor. 

S. canadensis. 


Setophaga rutiecilla. 
*Myiobius pallidus, 
*M. tristis n. sp. 


(Turdus mustelinus.) 


Trichas marylandica. 
Vermivora pennsylvanica. 
Seiurus noveboracensis. 


*S. pannosa, n. Sp. 
*S, pharetra, n. sp. 


*Corvus jamaicensis. 
*Quiscalus crassirostris. 
*Icterus leucopteryx. 


Dolichonyx oryzivorus. 

*Tanagra zena. ( Iſt unrichtig beftimmt 
und muß heißen: T. nigricephala Ja- 
mes., ſpäter als Spindalis bilineatus 
von Jardine abgebildet.). 

Pyranga rubra. 

* Tanagrella ruficollis. 

*Euphonia jamaica. 

*Coturniculus tixiorus, D. 8p. 

Crithagra brasiliensis. 

*Spermophila anoxantha, ı. sp. 

Sp. bicolor. 

*Sp. adoxa, n. Sp. 

*Pyrrhula violacea. 


n. Sp. 


*Hirundo poeciloma, n. sp. 

*H. euchrysea, n. sp. 

Procne dominicensis. 

Todus viridis. 

Ceryle aleyon. 

Certhiola flaveola. 

C. maritima. (Gehört nicht zu Cer- 
thiola.) 

*Lampornis mango. 

*Trochilus polytmus. 

*Mellisuga humilis. 

Mniotilta varia. 

*Merula leucogenys. 

*M. jamaicensis. 


*M. stolidus, n. sp. 

Tyrannus dominicensis. 

*T. caudifasciatus. 

T. crinitus. 

*Tityra leuconotus, n. sp. Gray. (Iſt 
aber iventifch mit Pachyrhynchus ater- 
rimus, Lafren. Rev. zool. IX. und 
mit Pachyr. nigrescens, Cabanis in 
Erichs. Arch. 1847. 

Vireo noveboracensis. 

Vireosylva olivacea. 

(Ampelis carolinensis.) 

*Ptilogonys armillatus. 

Cyanocorax pileatus. 


*P. Robinsonii, n. sp. 
(Guiraca ludoviciana.) 
Ara tricolor. 

A. (aracanga.) 

A. (ararauna.) 

A. (militaris.) 
Conurus flaviventer. 
Psittacus agilis. 

Ps. leucocephalus. 
Picus varius. 

* Centurus radiolatus. 
* Saurothera vetula. 
*Piaya pluvialis. 


41 | 


Coccyzus americanus. 

C. seniculus. 

Crotophaga ani. 

*Columba caribaea. 

€. rufina. 

*O. leucocephala. 

* Turtur leucopterus, 

* Zenaida amabilis. 

Chamaepelia passerina, 

*Peristera jamaicensis. 

*Geotrygon sylvatica, n. gen. et sp. 
n. Wurde aber etwas früher von La - 
fresnayeals „Columbigallina versi- 
color“ beichrieben: Rev. zool. 1847. 

*Geotrygon montana. 

* Starnoenas cyanocephala. 

Numida meleagris. 

Ortyx virginiana, 

Aegialites melodus. 

A. vociferus. 

A. (semipalmatus.) 

(Charadrius virginianus.) 

(Squatarola helvetica.) 

(Strepsilas interpres.) 

Egretta nivea. 

E. candidissima. 

E. caerulea 

E. ruficollis n. sp. 

Herodias virescens. 

Ardeola exilis. 

Nyeticorax americanus. 

(Ardea herodias.) 

(Egretta leuce.) 

(Botaurus minor.) 

(Platalea ajaja.) 

(Ibis rubra.) 

(Numenius longirostris.) 

(N. hudsonieus.) 

Pelidna pusilla. 


Aetitis macularius. 
Totanns chloropygius. 
T. flavipes. 

T. melanoleucus. 
Gallinago Wilsonii. 
(Tringa canutus.) 
(Calidris arenaria.) 
(Catoptrophorus semipalmatus.) 
(Rusticola minor.) 
Aramus scolopaceus. 
Rallus longirostris. 
R. concolor, n. sp. 
Ortygometra carolina. 
©. minuta. 

*O. jamaicensis. 
Porphyrio martinica. 
Gallinula galeata. 
Fulica americana, 


« Himantopus nigricollis. 


(Reeurvirostra americana.) 
Phoenicopterus ruber. 
*Dendrocygna arborea. 

D. autumnalis. 

* Anas maxima, sp. n. 
Cyanopterus discors. 

*C. inornatus, n. Sp. 
Erismatura spinosa. 

*E. ortygoides, n. sp. 
(Chen hyperboreus.) 
(Anser canadensis.) 
(Dafila acuta.) 
(Poecilonetta bahamensis.) 
(Mareca americana.) 

(Aix sponsa.) 
(Querquedula carolinensis.) 
(Rhynchaspis celypeata.) 
(Chaulelasmus streperus.) 
(Anas obscura.) 

(A. boschas.) 


412 


(Cairina moschata.) u 

(Oidemia perspicillata.) 

(Fuligula americana.) 

(F. affinis.) 

(F. rufitorques.) 

(Nyroca leucophthalma.) 

Pelecanus fuscus. 

Sula fusca. 

S. (fiber.) 

S. (piscator.) 

S. parya, auct. Sehr interefjanter Be— 
richt des Hr. Hill über ein gefangenes 
— dieſer ſo ſehr wenig bekannten 

tt, 


Fregata aquilus. 

Phaeton aethereus. 

Thalasseus cajanus. 

Th. (cantiacns.) 

Hydrochelidon fuliginosus. 

(Megalopterus stolidus.) 

(Sterna argentea.) 

(Hydrochel. nigra.) 

(Xema atriecilla.) 

(Tbalassidroma sp.?) 

*Alca —? „In den „Bluemountains‘* 
hoch hinauf nach ven Gipfeln zu eriftiert 
ein. ſonderbarer höhlengrabender Vogel, 
den mar „Bluemountain Duk“ nennt. 
Er fol Füße mit Schwimmhäuten haben 
und einen Erummen Papageyfchnabel, Er 
bewohnt Höhlen in den Klippen und fol 
an 10 Fuß tief graben. Seine Nah— 
rungsweile ift unbefannt” uſw. Diele 
Beobachter beftätigten dieſe Thatfache, 
aber Goſſe vermochte fich Fein Eremplar 
zu verfchaffen. 

Podilymbus carolinensis? (ift wohl eine 
neue Art: brevirostris Gray.) 

Podiceps dominicus. 


Etwa 44 der hier aufgezählten Arten find als im engeren 
Sinne des Wortes weftindiiche (*) zu bezeichnen; von den 
übrigen gehört neben einer Anzahl über Europa und America 
zugleich werbreiteter, die Mehrzahl nordamericanifchen, Die Minder- 
zahl füdamericanifchen Formen an. Die nur nominell aufgeführ: 
ten find im DBerzeichniß eingeflammert. 

Eine zweyte vorzugsweife die Ornithologie Jamaicas berück— 
fichtigende Arbeit von weit geringerem Umfange und ungleicy ge— 
tingerer Wichtigkeit ift W. Denny’s „Einige Bemerkungen über 


Turdus minor. 
Sylvicola pusilla. 
S. minuta. 

S. maculosa. 


Circus americanus. 
Haliaetos niger. 
Accipiter pennsylvanicus. 
Strix asio. 

-Hirundo fulva. 
Caprimulgus carolinensis. 
Tyrannula virens. 

T. fusca. 


Ale diefe Arten folen nah Denny auch auf Cuba vorfom- 
men. Daß der Verfaſſer aber z. B. Trogon temnurus, Tana- 


Fringilla tristis. 
F. savanna. 
Sturnella magna. 


Vermivora solitaria. 


die geographifche Verbreitung der Vögel in Weftindien: Annals 
and Magaz. of Nat. Hist. vol. 19. p. 464. Denny glaubt 
annehmen zu dürfen, daß wenigftens die Hälfte der Vögel Ja— 
maicad auch in Nordamerica, dagegen höchſtens ein Fünftheil der— 
felben zugleih in Südamerica vorfomme, Vieles laſſe auf eine 
große Uebereinftimmung der Ornithologie Mexicos und der gro— 
pen Antillen ſchließen. 

Folgende Arten, welche in Goſſe's Verzeichniß fehlen, führt 
Denny ald von ihm in Jamaica beobachtet an: 


Picus carolinensis, 

Tyrannula saya. 

Sarcorhamphus papa. ( Zufällig.) 
Polyborus brasiliensis. 

Circus: rutilans. 

Muscicapa ferox. 

Trochilus furcatus. 

Icterus dominicensis, 


grella gularis, Caprimulgus jamaicensis, Picus percussus, 
Piaya pluvialis etc. auch als „, beobachtet in Jamaica und Cuba’ 


43 | 
aufführt Fönnte Zweifel erwecken am ber Zuberläffigkeit feiner Anz 
gaben. Es ift in der That faſt unglaublich, daß ein fo auf: 
fallender Vogel, wie Trogon temnurus, ſich fo befähigten Bes 
obachtern wie Hill und Goſſe gänzlich entzogen haben jollte, 
Daſſelbe gilt hinfichtlih der Piaya pluvialis von MacLeay 
und Ramon de Sagra. Noch führt Denny für Jamaica 
und Cuba die mericanifche Pipilo maculata Swains. auf, Ob 
mit Recht laffen wir nebft manchen anderen feiner Ungaben da— 
bin geſtellt. 

Tobago. Sir William Jardine's Arbeit über bie 
Ormithologie dieſer Infel ift zum Schluß gekommen. Außer den 
fhon von uns auf Seite 613. mitgetheilten Arten werden auf 
Kirks Beobachtungen umd Sendungen hin namhaft gemacht: 
Trogon collaris Vieill. (Südamerica), Ceryle aleyon (Rorb- 
amer.), Ceryle americana (Südam.), Galbula leptura S w. 
(Sübam.), Selerurus atrogularis S w. (Südam.), Synallaxis 
terrestris Jard. n. sp., Dendroeinela turdina Licht. 
(Süvam.), Dendrocolaptes susurrans, n. sp, Sit- 
tasomus griseus, n. sp., Thryothorus striolatus Sw. 
(Südam.), Troglodytes furva V. (Südam.), Sylvicola aestiva 
(Nordam.), Sylvicola parus (Nordam.), Vireo gilvus N. 
(Nordam.), Seiurus aquatiens Sw. (Nordam.), Mimus gilvus 
V. Nordam.), Turdus jamaicensis L. (Südam.), Turdus 
xanthoscelus Jard. n. sp., Tyrannus crudelis Sw. 
Nordam.), T. erinitus L. (Norvam.), T. audax Sm. (Süd— 
am.), Tyrannula Traillii Aud. (Norvam.), T. oleaginea Licht. 
(Süvam.), Milvulus savanna (Nordam.), Platyrhynchus can- 
cromus Temm. (Südam.), P. flaviventris Spix (Süvam.), 
Setophaga rutieilla L. (Nordam.), Elania pagana Spix (Süb- 
am.), Pachyrhynchus niger Sw. (Südam.), Thamnophilus 
doliatus L. (Süvam.), Myiothera scapularis V. ( Sivam.), 
Metopia pareola L. (Südam.), Tanagra cana Sw. (©.), 
Tachyphonus leucopterus Gm. (©.), Tiaris jacarina L. 
(©.), T. omissa Jard. n. sp., Spermophila fusciventris 
Bodd. (S.), S. ignobilis Sp. (S.), S. misya V. (©.), Cas- 
sicus eristatus Gm. (©.), Sturnella gujanensis L. (©), 
Chrysoptilus rubiginosus Sw. (©.), C. Kirkii Melh., Cen- 
turus tricolor Gm. (S.), Crotophaga rugirostris Sw., Coc- 
cyzus erythrophthalmus V. (N.), Certhiola flaveola (©.), 
Coereba eyanea L. (©.), C. caerulea L. (S.), Phaetornis 
hirsutus Gm. (©.), Campylopterus. ensipennis Sw. (©.), 
Trochilus mellivorus L. (S.), T. mango L. (S.), T. mo- 
schitus L. (S.), T. Audeberti Less. (S.), T. erythrono- 
tos Less. (S.), Columba rufina (S.), Peristera jamaicen- 
sis Gm., P. frenata v. Tschudi (?), Chamaepelia talpa- 
coti T. (©.), Ortalida ruficauda Jard n. sp., Cha- 
radrius virginianus, ‚Ch. semipalmatus, Strepsilas iuterpres, 
Catoptrophorus semipalmatus, Totanus flavipes V., T. 
chloropygius V., T. macularius L., Tringa pectoralis Bon, 
T. pusilla Leisl., Scolopax Wilsonii Ord. (N.), Rallus 
variegatus Gm. (©.), Porzana carolina L. (N.), Gallinula 
galeata Lichst., Porphyrio martinieus Gm., Ardea hero- 
dias L. (N.), Egretta eaerulea I, Ardeola virescens L., 
Nycticorax cayanensis Gm. (©.), N. Gardeni Gm, Mycte- 
ria americana L. (©.), Fuligula marila L. (N.), Querque- 
dula carolinensis Jard., Podiceps carolinensis Gm., Sula 
fusca Gm., S. piscator L. (S.), Fregata aquila L., Phae- 
ton aethereus L., Anous stolidus L., Sterna fuliginosa 
Gm., St. Dougallii Mont., St. cajana Gm,, Xema atricilla 
L., Puflinus obscurus Gm. 


414 


Es geht aus biefem etwa 100 Arten. umfaffenden und wahr: 
fcheinlich ziemlich volftändigen Verzeichniß der fürnmericanifche 
Character rer ornithologiichen Fauna Tobago’ deutlich hervor; 
wir ftoßen nicht nur auf eine jehr überwiegende Menge ſüdame— 
ricanifcher Arten, fondern auch auf eine nicht geringe Anzahl Acht 
füdamericanifcher Formen; nicht unwichtig ericheint envlich in die— 
fer Hinſicht das Verſchwinden der eigentlich weftindifchen Gattun— 
gen, Kirk's Gatalog zählt weder eine Todus-| noch eine Sau- 
rothera- Art auf. Un Beobachtungen. über die Lebensweiſe ein— 
zelner Arten ift diefe wichtige Arbeit reich, So wird, um nur 
eins anzuführen, von Prionites bahamensis vie intereffante That: 
fache mitgetheilt, daß dieſer Vogel nah Art der Tukans 
feine Nahrung, Eidechſen, Schlangen ufw., mit der Spite des 
Schnabels ergreift und diefelbe mittelft einer emporjchnellenden 
Bewegung des Kopfes gleichlam in die Kehle hinabſtößt. 

In Bezug auf Portorico und Trinidad haben wir. bie 
Angabe einer Altern Quelle nachzuholen. Man findet nehmlich in 
Ledru’s Befchreibung der unter Baudin’s Leitung 1796. un= 
ternommenen naturwiſſenſchaftlichen Grpedition nach MWeftindien 
(Deutjche Ueberſ. Spreng. Biblioth. der Reif. Band 46.) ein kur— 
zes fehr unvollftändiges DVerzeichniß der Vögel Trinidads und ein 
weniger dürftiges der Vögel Portorico's, wahricheinlich ver— 
faßt von Mauge, welcher dieſer Unternehmung als Zoolog 
beygegeben war. Erſteres umfaßt 28, letzteres 88 Arten. Die 
meiſten derſelben wurden von Capt. Baudin der Pariſer Sammz 
lung einverleibt. Dieſen Catalogen zufolge würden auf Trinidad 
noch vorkommen: Ibyeter aquilinus (Falco nudicollis Daud.), 
Psittacus gouarouba Gm., Ps. melanocephalus, Ps. ara- 
canga Daud, Rupicola aurantia (?), Sarcorham- 
phus papa, Cathartes aura; auf Portorico Ibyeter aqui- 
linus, Cathartes aura, Strix nyetea, Psittacus guja- 
nensis, rufirostris et aracanga, Picus striatus, passerinus 
et carolinus, ° Saurothera vetula, Coceyzus dominicus et 
minor, Crotophaga major et ani, Turdus plumbeus, Mus- 
eicapa eoronata et ruticilla, Pipra musica, Rupicola au- 
rantia (2?) ete. Daß aber ferner Picus major, Picus ben- 
galensis Daud. et Parus caeruleus als auf Vortorico vor— 
kommend aufgeführt werden, muß gerechte Zweifel an der Zuver— 
Läffigfeit der Beſtimmung erwecken. Sinfichtlich der ſehr unwahr— 
fcheinlich Elingenden Angabe des3 Vorkommens von Strix nyctea 
auf diefer Tropeninfel wollen wir bewerfen, daß Serzog Paul 
Wilhelm von Würtemberg (einer jchriftlichen Mittheilung zus 
folge) diefe merfiwürdige Eule auf Cuba zwar nicht ſelbſt erlegte, 
wohl aber ein kurz zuvor erlegtes Gremplar in der Nähe des 
Ingenio de la Provideneia bey einem Schweizer nach deutjcher 
Art am Haufe angenagelt fand, 

Gründliche und umfafjende Unterfuchungen über Die Gattungen 
Todus und Saurothera verdanken wir Lafresnaye. Diefer 
Naturforicher glaubt die ſehr verworrene Spnonymie des Todus 
viridis ver Autoren folgendermaßen feftftellen zu müffen: (Rev. 
zool. X.) 


1. Todus viridis (typus) Lafr. — Browne, Hist. of 
Jam. 1756., p. 476. — Rubecola viridis elegantissima, 
Sloane. — T. viridis, Gosse, Birds of Jam. p. 7. — 
Swains. Flycatch. Vign. Auf Jamaica. 


2. Todus dominicensis Lafr. — Todier de St. 
Domingue, Buff. Pl. ent. 585. 1, 2. vol. 8. p. 95. — 
Todus, Briss. IV. p. 528. — Vieill. Galer. U. p. 198. pl. 
124. Auf Domingo und Martinique, | 


409 2 

3. Todus’portorieensis, Ad. Lesson, 18383. — 
Less. Compt. Buff. (1847:) p. 263. — T. multieolor, 
Gould, Icon. Av. 1839. — T. multicolor, d’Orb. Orn. de 
Cuba, pl. 22. Auf Cuba und Portorico. 0 

4. Todus mexieanus, Less. Ann. des Se. nat. 1838. 
— Compt. à Buff. (1847.) p- 263. Um Tampico im Mexico. 

5. Todus subulatus, Gould in Mus. Soe. Lond. 
von Domingo. Lafresnaye fcheint geneigt, diefe Art nur für 
eine DVarietät des T. dominicensis zu Halten. Er unterfcheibet 
ſich von letzterem durch den auffallend ftärfer zugefpisten Schnabel, 

Die Saurothera-Arten wären nach Laf res nay e's Unterfuchung 
ſo feſtzuſtellen: 

1. S. jamaicensis, Lafr. — Cuculus major rostro 
longiore et magis reeto, Sloane. — C. jamaicensis, ma- 
jor, Klein. — €. vetula, Gm. — S. vetula, Gosse. Auf 
Jamaica. 

2, S. dominicensis, Lafr. — Cuculus jamaicensis 
longiroster, Briss. (excl. synon.) — Le Tacco, Buff. enl. 
772. (exel. syn.) Auf Domingo. 

3. S. vetula, Vieill. Gal. pl. 38. p. 25. (exel. synon.) 
Das Vaterland nicht befannt. 

4. S. Merlini, Ram. de Sagra. 
tinique. 

Wir fügen hinzu, daß auch der Herzog von Würtemberg die 
auf Domingo vorfommende Art beftimmt untericheidet. — Sihließ- 
lich haben wir einer neuen Cymindis-Art von Cuba zu gedenfen, 
welche Sohn Caſſin in Silliman’s Journal für Sept. 1847, 
beſchreibt und welche er C. Wilsonii nennt. Das’ Erenplar bes 
findet jich im academiſchen Mufeum zu Philadelphia. 

Unfere Vermuthung, daß Corvus’ erythrophthalmus, Pr. Wür- 
temb. identisch feyn möchte mit O. americanus Aud., war 
irrthümlich; erfterer bildet eine ausgezeichnete neue Art. | 


Bon Cuba und Mar: 


Naturgefchichtliches 


aus den Vereinigten Staaten von Nordamerica, 


Die Flüge des Petersuogeld (Procellaria pelagica Linn , 
Hydrobates Faeroeensis Graba et Brehm. , Thalassidroma 
Wilsonii Bonap. Synop. p. 867.), welche unier Schiff, 
feitdem es den Ganal verließ, ununterbrochen begleitet hatten, 
gewährten mir auf der ganzen langweiligen Seereife eine anges 
nehme Unterhaltung; Denn es vergieng buchftäblich fein einziger 
Tag bis zu unferer Ankunft im Delaware-Fluſſe, ohne Daß 
fie fich zeigten. Der Flug des kleinen Vogels iſt leicht und 
ganz ſchwalbenariig. Hatte ich zuweilen mehrere Stunden lang 
feinen einzigen gefehen, fo erfchienen plötzlich Schaaren von fünf: 
zig und mehr, oft aber auch nur zwey oder drey. Sie blieben 
vorzugsmeile in den Wellenfurchen hinter dem Schiffe, feltener 
flogen jie an deſſen Seiten oder vor Demfelben hin. Dft warf 
ich ihnen fleine Stürfe Speck oder Fett in das Meer; fie bes 
merften das Geringfte jogleib und flatterten um daſſelbe herum, 
indem ihre Füße faum die Oberfläche des Waffers berührten. 
Nehme ich den hieſigen Colibri (Trochilus colubris Zinn.) 
aus, jo habe ich nie einen Vogel gefehen. deſſen Flattern dem 
eines Schmetterlings, auch in. der Haltung der Flügel, fo ſehr 
gliche, ald das Des Petersvogels; es iſt unbefchreiblich reizend. 
Sp wenig jemals einer Diefer Vögel Brod, überhaupt etwas An» 
deres, als Speck uud Fett aufnchmen wollte, jo menig gelang 

Iſis 1848. Heft 6. 


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410 


es mir, einen mittelſt einer kleinen Fiſchangel, mit welcher ich 
verſehen war, zu fangen, ungeachtet unſer Capitain mir Goffnung 
Dazu machte und einige Knaben auf dem Schiffe ſehr eifrig wa— 
ren, meine Bemühungen zu unterftügen. Während die deutichen 
Ornithologen und der americanifche Nuttall verfichern, daß Die 
Ihierchen auf den Färöern brüten, weißt ihnen Wilfon bie 
Bahama- und Bermuda -Infeln, wie Florida für diefes Ge- 
ſchäft an, Audubon auch Nova Scotia. Wie dem auch 
ſeh, die Flugkraft diefer Vögel ift wirflich erſtaunenswerth; viel- 
leicht gibt es kaum etwas Aehnliches in der Natur. Uebrigens 
bat die Aufklärung unferes Jahrhunderts auch die Matrofen von 
ihrem Aberglauben geheilt; wenigftens ſah ich bey Eeinen ber 
unfrigen irgend ein Zeichen der Furcht vor den Vögeln. Der 
gewöhnliche Name, den ſie ihnen geben, ift mother Carey’s 
chiekens; fein Uriprung verliert fi) in Ungewißheit. Nur 
einmal ſah ich einen folcyen Vogel im Tauwerke unſeres Schif- 
fes ſitzen; es war ziemlic) fpät am Abend, und einer der Steuer: 
leute zeigte ihn mir. Die Erfeheinung der Vögel in größerer oder 
geringerer Zahl hat während unferer Neife niemals Sturm 
verkündigt. 

New-Foundland gegenüber, wo immer Dichte Nebel herrſchen, 
fah ich, als wir zuerft Eißberge bemerkten, noch eine andere 
Species des Sturmvogeld, jedoch war ich außer Stante, fie zu 
beſtimmen. In der Nähe der americanifchen Küſte, etwa unter 
dem 420 N. Br. flog ein großer dunkel gefärbter Vogel über 
unfer Schifi, aber in fehr bedeutender Höhe. 

Der Anblick der americanijchen Küfte, wenn man in den De- 
Taware hineinfährt, it dem von Norddeutſchland außerordent- 
lich ähnlich. Der Boden ift ſandig und mit führenartigen Baͤu— 
men bewachfen. Mit gefpanntejter Aufmerkſamkeit blickte ich 
um mich und ergößte mich befonderd an manchen mir neuen 
Baumformen, namentlich an den hiefigen Cedern, Die Dichtbelaubte, 
dunfelgrüne, ſehr regelmäßig Fegelförmige Wipfel bilden; auch) 
bewunderte ich Die wunderfchöne Lage mancher Städte an dem 
majeſtätiſchen Strome und am Abhange fanft anfteigender Hügel. 
Nur einige Waſſervögel ſah ich noch auf dem Fluſſe und hoͤrte 
die lieblihe Stimme eines Fleinen Sängers vom pennfplvanifchen 
Ufer her. ' 

In Philadelphia ſah und hörte ich zuerft den viel gepriefenen 
Epottsogel (Turdus s. Orpheus polyglottus), deren da viele 
in Käfichen gehalten werden. Er ift ſehr ſchlank gebaut mit 
außerordentlich langem Schweife, wie alle Turdi, denen man den 
Namen Orpheus gegeben hat, nehmlich rufus und felivox, 
Sein Gefieder ift grau; er hat eine weiße Winde auf den Flü— 
geln, am Unterteibe ift er del. Ale americanifchen Ornitho— 
logen fämpfen für den unbedingten Vorzug befjelben vor unferer 
Nachtigall; wenn ich aber auch gern geftehe, daß feine Stimme 
fehr vol und ſchön, und daß fein Talent der Nachahmung be— 
wundernswürvig ift; fo fonnte ich Doch, mit fo günftigen Vor— 
urtheilen ich auch gekommen war, durchaus feine Vergleichungen 
anftellen, einmal weil der Character des Gefanges beider Vögel 
jede unmöglich macht, und weil ich zweitens wirllich den Schlag 
der Nachtigall nach meinem Gejchmade dem des Spottvogels 
unendlich vorziehe. So urtheilten auch die Meinigen und viele 
andere Deutjche, Die ich um ihre Anficht befragte. Der Gefang 
des Spottvogeld ift fehr laut; er ertönt anhaltend in der Stille 
der Nacht, vorzüglich bey Regen und beim Heranziehen eines 
Gewitterd. Auch fchien mir der Mondichein den Sänger gar 
fehr zu befeuern. Seit ich Hier bin, habe ich jehr oft gelefen, 
man müffe, um den Vogel recht zu würdigen, ihm hören, wo 


26” 


411 


er lebe; da entfalte er die bezaubernde Macht ſeiner Stimme, 
indem er mit ſeinem natürlichen Geſange die von andern Vögeln 
erborgten Töne miſche; im Bauer fen fein Geſang nur künſtlich. 
Noch hat es mir nicht gelingen wollen, ihn in Maryland oder 
Virginien zu belauſchen, wiewohl ich nicht denke, daß dieß meine 
Anficht ändern werde, fo gewiß ed auch ift, daß ein jung aufs 
gezogener Vogel nie dag wird, was ein altgefangener oder im 
Freien lebender iſt. Die vorzüglichſte Eigenſchaft der Spott⸗ 
droſſel bleibt doch eben ihre Nachahmungsgabe auch im wilden 
Zuſtande, wie alle Kenner eingeſtehen. Er wird ſehr einfach 
mit Maismehl in Waſſer oder Milch und gelegentlich mit etwas 
Fleiſch ernährt, bey welchem Sutter er ſich Sahre lang hält. 
Gr font im Bauer feinen langen Schweif ſehr, ſo daß ich 
mich nicht erinnere, jemals einen anders, als mit unverletztem 
Schweife geſehen zu haben. Man kauft ihn in Philadelphia 
jung das Stück zu 1 bie 2 Dollars (à 1 Nthlr. 12 Ggr.) uns 
gefähr) ; alt Foftet er 10 bis 15, in Boſton 20 bis 30 Doll. 
Borzügliche Sänger werden zuweilen mit 50 bis 100 Dollars 
bezahlt. } 

Sp vorgerüchte Jahreszeit — ich Fam gerade am 4. July in 
Philadelphia an, an jenem enthuftaftifch gefeherten Tage der er: 
rungenen Unabhängigkeit, und Die entfegliche Hitze von mehr als 
300 R., die herrfchte und die felbit am Abend und während 
der Nacht fich nicht zu vermindern ſchien, weil entweber durch 
die Lage der Stadt fern vom ber See, ober durch ihre ‚Größe 
jeder Luftzug verhindert wird, gaben mir feine Selegenpeit, ir⸗ 
gend einen Eindruck des Vogelgeſanges im Freyen mir zu ver⸗ 
fchaffen. Ich gieng zwar oft hinüber an das linfe Ufer des 
Delaware in den Staat New-Jerſehy, weil Da ein kleines 
Stück Wald befindlich iſt, welches der Cultur noch nicht zum 
Opfer fiel; aber ich hörte Da nur Den wunderlichen Auf des 
Katzenvogels (Orpheus felivox), der genau dem Geſchreh einer 
Kate gleicht. Auch ſchoß ich dem Vogel da jpäter und bie 
braune Drofiel (Turdus s. Orpheus rufus); allein unbefannt 
mit dem fehnell zerfegenden Clima America's mußte ich Die Vögel 
ſchon am Tage darauf wegwerfen, ungeachtet ich ſie im Keller 
aufbewahrt hatte. Im September jagte ich oft nach Vögeln in 
ben ſumpfigen Niederungen des Delaware, nur war dieſe Be⸗ 
ſchaͤftigung nicht ganz gefahrlos wegen der Menge der Jäger, 
die son und nach allen Seiten hin jchoffen. Es famen wirflich 
auch einige Unglüdsfälle in der Zeit vor. ine lebendige Ralle 
(Rallus virginianus), die ich kaufte, ließ fich nicht erhalten; fie 
war ſchon zu ſehr gefchwächt, als ich fie befam. Ungeheuer 
war Die Menge von Quiscalus versicolor Vieill. Audub. 
Bonap., Gracula quiscala Linn. Wils. trog des unauf— 
hörlichen Schießend unter fie. Außerdem fand ich noch viele 
hiefige Sylvien (Sylvieolae Nutt.; fie find gewiß America 
eigenthümlich), Die ich aber alle nicht beftimmen fonnte, weil ich 
theils noch nicht orientiert, theils fonft beſchäftigt und noch ohne 
geeignete Bücher war. 

Manche Ereurfionen dem Delaware hinauf nach dem zomanz 
tifch gelegenen Manahunk, zwey Stunden von Philadelphia, 
und durch das laufchige Felsthal, durch welches ein heimliches 
Flüßchen, die Wiffahiecou wie ein Bild der Unſchuld und 
Nude dahin gleitet, nah) Germantown waren in ornitholo: 
giſcher Hinficht fir mich ohne Bedeutung; ich fah faſt nur Mei: 
fen, namentlid) Parus atricapillus Linn. Wils., die jo ehr 
der deutſchen Finken-(Kohl-) meiſe ( Parus major) in Allem 
gleicht, nur nicht in dem Tone Pnik, daß man bey einem 
flüchtigen Blicke glauben Fönnte, Diefe vor fich zu haben, Nur 


412 


in Manayunf faßen auf ben gereiften Diftelköpfen Schaaren des 
americanifchen Stieglitzes (Carduelis tristis, hier black win- 
ged yellow bird genannt). Der Vogel hat die Größe, den 
Lockton und den Gejang bes beutfchen Stieglies, aber die Farbe 
eined ſchön gelben Ganarienvogeld mit fchwarzen Flügeln. Ich 
fand ein Neft deffelben am 24. Septb.; es enthielt Junge. Der 
Dogel fängt immer erft im Julius am zu brüten, was unter 
ben hiefigen Vögeln einzig und ohne Beyfpiel ift. Einige Raub— 
vögel fah ich auch in der Luft Freifen. 

Am Ende ded September trat ich eine bebeutende Reife an 
über New: Morf und Bolton durch die Staaten New-Hampfhire 
und Vermont, dann quer Durch das Gebirge, Die Green moun- 
tains nah Troy am Hudfon, und auf Diefem zurück nach New— 
York, von da wieder nach Philadelphia. In der Nähe von 
Bofton entzückten mich zahlreiche Flüge des blauen Vogels (Sia- 
lis Wilsonii), Die untermifcht mit Finkenarten umberftreiften. 
Der Rüden, Kopf und Schweif des Thierchens ift vom herrlich- 
ften Stahlblau, und man fann ſich nichts Reizenderes denken, 
ald e3 im Sonnenfcheine fliegen zu fehen. Der Vogel gleicht 
dann einem blauen Pfeile, der durch die Luft dahin fährt. An 
der Bruſt ift er ziegelroth, amı Unterleibe weiß. Das Weibchen, 
dem die Jungen ähneln, ift weniger ſchön; das Blau ift grau 
überflogen und Das Roth verwifcht. Bekanntlich) werden dieſe 
Vögel und die Schwalben hier fehr begünitigt; man fieht in 
Städten fowohl, ald auf dem Lande meiſtens Firchenähnliche 
Eleine Häufer, welche oben an hohen Stangen oder au den 
Mauern der Gebäude befeftigt find: in ihnen errichten Die Vögel 
ihre Nefter, und erziehen die Jungen. Sonſt niftet der blaue 
Vogel in Baumlöcher, gewöhnlich Dreymal des Jahres. Don 
der erften Hälfte des Septembers an, fieht man zahlreiche Flüge 
befonderd auf Wiefen und an baumbepflanzten Wegen Heuſchre— 
en fangen. Es gelang mir in dieſem Herbſt nicht, ein altge- 
fangenes Männchen am Leben zu erhalten, ungeachtet ich ed mit 
Heuſchrecken fütterte. 

Die ſchnelle Reife von Bofton durh New-Hamſhire nach 
Vermont gab mir Feine Gelegenheit zu irgend einer Bemerfung. 
In Brattleboro, einer fleinen Stadt im Staate Vermont, 
am herrlichen Connecticut zwifchen Bergen romantifch gele— 
gen, blieb ich beynahe vierzehn Tage lang und machte, wiewohl 
anfanas mit fehr unvollkommenem Jagdgeräthe verfehen, täglich 
Ereurfionen. Freylich muß ich befennen, daß mich die Herrliche 
Gegend, Die ganz den Character ded Thüringerwaldes hat, mit 
ihren unzähligen Hügeln, Bergen, Thälern, Schluchten und Fel- 
fen zu fehr feifelte, als daß ich eifrig nach Vögeln oder andern 
Thieren hätte jagen follen. Oft befuchte ich phantaftifch Die Fel- 
fen binabhüpfenden Cascaden, oft die Wafferfälle, die überall wie 
im luftigen Spiele taumelnd in die Thäler fpringen; oft ftand 
ich oben auf erhabenen Puncten und ergögte mich an den male- 
rifchen Fernfichten, die mich nicht felten an mein Thüringifches 
Vaterland erinnerten. So glaubte ich einmal wirklich die alte 
Leuchtenburg be) Jena vor mir zu fehen. Sch ſchoß aber doch 
auch einige Vögel, namentlich Turdus minor, die man für 
eine Nachtigall halten möchte, wenn man nicht die großen, herzs 
fürmigen, dunfeln Flecken an der Bruft ſähe; ferner Regulus 
tricolor Aud., Sylvia regulus Wils. (Wilfon hat das 
Männchen, Bonaparte das Weibchen abgebildet) nebft einigen 
Finken. Ic fah Den Garrulus cristatus, fieng eine Schlange 
(Coluber sirtalis), wie einige Salmander in einem ftehenden 
Gewäſſer. 

Die Scenerie der nordamericaniſchen Wälder im Herbſt genoß 


413 


ich auf dieſer Reife in vollen Zügen. Sie ift oft gefchilbert, 
aber nie wird irgend eine Schilderung auch nur eine annähernde 
Vorftellung von ihrem Zauber zu geben vermögen. Die außers 
ordentlich große Menge verichiedener Baum und Straucharten, die 
hier neben und durch einander wachjen, und die fehon während 
des Frühlings und Sommers die fchönften Schattierungen vom 
lichteften Gelbgrün 6i8 zum fatteften Dunfelgrün hervorbringen ; 
ferner der Umftand, dag überall Nadel» mit Laubholz vereinigt 
wächſt, bewirfen die herrlichjten Contrafte. Gegen dad Ende bed 
Septemberd, noch vor den erften Fröften, ficht man fid) die Ahorn= 
arten gelb färben; bald werden fie Dunfelroth und wetteifern dar: 
inn mit dem Sumach, Der in mehreren Speried hier mächft. 
Dazwifchen ſieht man Gelb in allen Nüancen, eben jo Grün, 
auh Braun. Dieje mannichfachen Abftufungen, Gruppierungen 
und Mifchungen der Farben verbunden mit dem Anblide der 
ganzen Landſchaft mit den weißen Käufern, die alle Säulenhallen 
und grüne Fenfterläden haben, mit den Hügeln, grauen Felſen, 
Flüſſen und Seeen verleihen dem americanifchen Herbſte einen 
fo eigenthümlichen, den ganzen Menſchen fejfelnden Character, 
dag damit fchwerlich irgend etwas Anderes Fanıı verglichen 
werden. 

Vermont iſt auch der eigentliche Ahornzucker-Staat; man 
ſieht die Spuren der Anbohrungen an allen erwachſenen Zuder: 
ahornbäumen. Die Deffnungen find ziemlich ſorglos Durch hin— 
neingetriebene Pflöde verfchloffen, ohne daß die Bäume von dieſer 
an jedem jährlich wiederholten Procedur zu leiden ſcheinen. Seitz 
dem der Rohrzuder fo fehr billig geworden ijt, kann die Ahorn— 
zuderfabrication nur im Kleinen für einzelne Familien vortheil— 
haft jenn, und zwar in Gegenden, mo dad Brennmaterial noch 
feinen Werth hat. Die Notwendigkeit, den Ahornfaft, der bins 
nen 24 Stunden gewonnen ift, jedesmal dann zu verfieden, weil 
er bet) längerem Stehen unfehlbar fauer wird, trägt auch Das 
Ihrige Dazu bey, jenen Zweig der Imduftrie umftändlicher zu 
machen, ald die tafcheilende Zeit noch geftatten will, und ihn 
alfo zu beichränfen. 

Während ich die Green mounfains, ein an Naturfchönheiten 
reiches Gebirge, mit oft Faum gelannten, wenigſtens kaum noch 
gewürdigten mineralifchen Schätzen kreuzte, fah ich eben fo wenig 
irgend etwas für die Naturgefchichte Intereffantes, als während 
meiner Fahrt auf dem herrlichen Hudſonfluſſe von Iron big 
New: Morf. Die Ufer deffelben gleichen denen des Nheines gar 
fehr, wiewohl fie bey weitem nicht fo Hoch find. An manchen 
Stellen breitet fih der Strom zu einem weiten See aus, fo daß 
man in der Mitte fahrend, die Daran liegenden Häufer in großer 
Ferne liegen ficht. Es ift hier nicht der Ort, denfelben zu fchils 
dern; nur fann ich theild die Herrliche Lage von Weftpoint, 
der americanischen Militairfchule, wo der als Naturforfcher bes 
kannte Prof. Bailey ald Lehrer wirft, nicht unerwähnt laffen, 
theils muß ich es menigitens berühren, daß überall an den Ufern 
des Hudſons denfwürdige Pläge gefunden werden, welche im 
Befreyungsfriege ihre Bedeutung erlangten. 

Kaum war ich an dem Orte, den icy zu meinem bleibenden 
Aufenthalte erwählte, einigermaßen eingerichtet, jo ftrebte ich 
mich in der Gegend für naturgefchichtliche Ereurfionen zu oriens 
tieren. Diefelbe ift für dergleichen Zwede überaus günftig. Etwa 
zwey Stunden von dem atlantiichen- Meere entfernt, bietet fie Die 
größte Abwechſelung von Thälern und Höhenzügen; Wald und 
Flur, Flüſſe und Bäche nebit einer großen Menge von Seen, 
wie ungeheurer Felfen und fumpfige Moorgründe eignen fe zum 
Aufenthalte ſehr verfchiedener Thiere. Gleichwohl war der 


414 


nächfte Eindrud, ben die Natur Hier auf mich machte, der einer 
großen Leerheit an Thieren. Oft gieng ich tagelang umber, 
ohne irgend einen Vogel zu fehen. Im Anfange des Winters 
ſchoß ich zwey alte Männchen und ein folches Weibchen des 
Kreuzſchnabels (Loxia curvirostra Linn.), ferner ein 
Männchen des Schneefinken (Fringilla hiemalis Linn.). 
Mehrmals fah ich Den Garrulus eristatus und oft die hiefige 
Krähe (Corvus Americanus) ; diefe jedoch ift fo vorfichtig, daß 
es mir ſelbſt bis jegt noch micht gelungen ift, fie zu erlegen. 
Don den Maffen von Eichhörnchen, deren ich überall erwähnen 
hörte, waren nur die Spuren im Schnee zu fehen; nur ein— 
mal lief Sciurus Hudsonius, welcher dem deutſchen Eichhörn- 
chen außerordentlich ähnlich ift, vor mir iiber den Weg. 

Im December d. v. Jahres hatte mein Sohn, als er Abends 
um 9 Uhr von einem Bekannten zurüdfehrte, einen fo fonder- 
baren Vorfall mit einem Stinfthiere (Mephitis americana), 
daß jeder Americaner, welcher davon hörte, behauptete, nie etwas 
Aechnliches erfahren zu haben. Mein Sohn nehmlich bemerkt, in- 
dem er langſam einen viel benugten Fahrweg am. baumfreyen 
Abhange eines Hügeld herunter geht, Daß ein vierfüßiges Ihier 
unter Ausftoßung von zum Theil wunderlichen, Enurrenden Tö— 
nen quer über das Feld langſam auf ihn zukommt. Begierig 
zu fehen, was für ein Ihier es fey, und mas es beabfichtige, 
bleibt er ftehen, e8 zu erwarten. Auch zögert es nicht Tange, 
fondern fält ihn, nahe genug gefommen, fo fort an und beißt 
fih in den untern Theil feiner Beinfleider feft. Nur mit Mühe 
vermag er es vom fich abzufchütteln, und es durch Fußtritte zu 
tödten. Mit feiner Beute beladen, kehrte er vol Freude heim; 
die Dunkelheit des Abends und der Eifer, des Thieres Herr zu 
werden, hatte ihm nicht verftattet zu bemerfen, was wir fogleich 
fanden. Es verbreitete ſich, als wir Die Sausthür öffneten, uns 
geachtet der Knabe noch) ziemlich fern war, ein jo durchdringen: 
der, abicheulicyer, übrigens -noblauchähnlicher Geruch, der gleich 
das Haus und alle Zimmer durchdrang, daß wir alle über Die 
Natur der gemachten Beute nicht zweifelhaft bleiben Eonnten. 
Einige und befreundete Familien, Die und eben befuchten, bra— 
chen eilig auf; wir zum Haufe Gehörenden fonnten das freylich 
nicht. Der Geruch war wahrhaft fürchterlich; er wirkte auf 
mic) und einige lieder meiner Familie wie ein Brechmittel. 
Alles Lüften, Räuchern u dgl. Half Nichts; nur der Zeit blieb 
es vorbehalten, und nad) und nach eine geläutertere Atmofphäre 
zuzuführen. Selbſt nad) Verlauf eines Monates war ber Ge- 
ruch zu fpüren, wiewohl doch nicht das getüdtete Stinfthier felbft, 
fondern nur ber Knabe mit feinem, von demſelben beneßten Klei— 
dern in das Haus gefommen war. Seine Stiefel rochen, wenn 
fie warm wurden, über vier Monate lang, troß Dem, daß wir 
fie in’ den Rauch hHiengen und mit Chlorwaffer und Chlorkalk 
behandelten. Das Thier festen wir dem Schnee und dem Froſte 
aus; denn ich gedachte ed auszuftopfen. Leider! war es ent: 
ſchieden unmöglich, und ich mußte es gefchehen laſſen, daß es im 
Garten vergraben wurde; indeß fonnte man die Stelle, wo dieß 
gefchehen war, noch im Auguft d. 3. durch den Geruch finden. 
Sch habe fehr häufig diefen Geruch im Frehen da bemerkt, wo 
ein Stinfthier worübergegangen war. So ſcheint nahe bey mei- 
nem Haufe ein beliebter Wechfel dieſer Thiere zu feyn; man 
kann, verfolgt man den dieſen freuzenden Fahrweg, auf 50 
Schritte in die Runde es faum aushalten. Oft verfündigt plöß- 
lich entftehender Geruch das Herannahen eined Stinkthieres; 
man verfchließt dann eilig Thüren und Fenſter auf das bichtefte. 


Deffenungeachtet dringt er in die Käufer, ohne aber Länger 


415 


darinn zu bleiben. Es fol im, Frehen, feiner. Meberlegenheit 
über feine Feinde ſich bewußt, ſehr langſam gehen; manche 
Hunde aber werden Doc) nicht abgeſchreckt, fondern beißen es tobt, 
wo fie es finden. Einen folchen bejigt einer meiner Nachbarn, 
Das Ihier raubt gern junge Küchlein, um derentwillen man vor 
ihm ſehr auf feiner Hut feyn muß. Der eine von den Söhnen 
Audubon’s, der kürzlich von einer naturhiftorifchen Neife nach 
Texas zurückgekehrt ift, hat verjchiedene Species der Mephitis 
von dort mitgebracht. 

Je weniger mir der Winter gebracht hatte, defto ergiebiger 
erwies fich der Frühling, Im Ausgange des Februars Echrten 
bereits die Wanderdroffeln (Turdus migratorius, bier Robbin 
genannt) zurüd. Sie führen den Namen fehr uneigentlid);, Denn 
e3 find wahre Strichvögel noch unter 429 30 N. Br., unter 
ber ich lebe... Zwar jah ich jie nicht an meinem Wohnorte, der 
hoch am Abhange eines Hügels liegt, aber wohl eine ‚Stunde 
von hier in einem warmen Thale zu jeder Zeit des verfloffenen 
Winters. Im März erlegte ic) Picus villosus. Die kleinen 
Eichhörnchen (Sciurus striatus Klein., Sec. .carolinensis 
Briss.) famen in großer Vienge aus ihren Erdlöchern ‚hervor, 
und erfüllten Die Wälder mit ihren gellenden Pfiffen. Schaaren 
von Fröfchen fchrieen in den Sümpfen, manche mit vogelartigen 
Tönen, manche mit folchen, daß man eine. ftraff zwilchen zwey 
feften Puncten ausgelpannte, abwechſelnd gejdmellte dicke Darm: 
faite hätte glauben follen tönen zu hören, Die Fringilla me- 
lodia ließ überall auf den hölzernen Umzäunungen Der ‚Felder 
(Bencen) ihren kurzen Gefang hören. Ich traf den Lepus 
Americanus Erxl., L. Hudsonius Pallas. oft; Arvicola 
hirsutus war mir ſchon vorher nicht felten aufgeſtoßen. Noch 
fpäter erfchienen Die Schildfröten und Schlangen, von denen ich 
weiter unten noch bejonders Iprechen werde. - Inder Mitte Des 
May waren die meiften Vögel da; Nefter jedoch waren um dieſe 
Zeit nur wenige vorhanden. Die meiften wurden von Dem an- 
gegebenen Zeitpuncte an erft gebaut. Ich hörte den Ruf des 
Caprimulgus vociferus Wils., Antrostomos vociferus Bon, 
der genau Elingt, wie Die Sylben Wippurmill, wie der Vogel 
bier auch genannt wird. Diefer Nuf hat etwas Wunderlicbes ; 
man hört ihn Anfangs vom Hereinbrechen des Abends am. die 
ganze Nacht hindurch, nach und mach erjchallt er immer ſpäter, 
bis er zulegt ganz aufhört: Vor dem beginnenden Zuge des 
Vogels am Ende des Auguſts, hörte ich ihn dieſen Sommer wie— 
der, nur nicht fo anhaltend. 

Unter den biejigen Eingvögeln fteht Orpheus (Turdus) ru- 
fus, die braune Droffel, hier Trasher oder ferruginous Trush 
genannt, unbezweifelt oben an. Der Geſang dieſes Vogels 
gleicht allerdings dem des deutſchen Turdus musicus, dem er 
freylich, wie es mir jcheint, an Kraft weicht; auch fehlen ihm 
Die herrlichen lauten Pfiffe. Dagegen bat die braune Droffel 
feinen einzigen unangenehmen Ton. Cine nahe bey meinem 
Daufe rief Dasid, jo dab es ein Sproffer gewiß nicht. befler 
kann. Das Ihier ift ſehr ſchlank und ſchön und beweift großen 
Muth, wenn feinem Nefle Gefahr droht. Seine gelbgefaͤrbte 
Iris gibt ihm ein eigenthümliches Anfehen ; auch Das rothbraune 
Gefieder mit der grauweißen, gefleckten Kehle und Bruſt und den 
weißen Binden auf Den Flügeln kleiden ihn ſchön. Das Neſt 
findet man niemals im Walde, ſondern außerhalb deſſelben auf 
Dem frehen Felde, oft über zweyhundert Schritte davon entfernt, 
unter einem Buſche auf der blogen Erde, oder in einem folchen. 
Einmal traf ich es auch im einem Buſche auf einem mit Bäu— 
men bewachſenen Feldhügel. Der Vogel ift ſowohl- auf dem 


416 


Frühlingszuge, ald beim Nefte mit: einem Cchlaggärnchen Teicht 
zu fangen; bie Jungen erzieht man, wie Die der Deutichen Drojf- 
fen. Ich hörte hier oft jagen, eine altgefangene braune Drofjel 
fen im Bauer nicht zum Singen zu bringen; dad werde ich nun 
jchnell genug erproben, weil ich deren ein halbes Dutzend, alte 
und junge, bejige, 


Der braunen Droffel im Gefange folgt der Katzenvogel 
(Mimus felivox Bon., Turdus felivox Pieil. — Orpheus 
felivox Aud. (Birds of North America, nicht im größeren 
Werke), Turdus lividus Wils.). Cr ift bedeutend Fleiner, als 
Die vorhergehende, grauſchwarz oder ſchwarzgrau gefärbt mit 
tieffchwarzer Kopfplatte. Der Gefang des Kaßenvogels, Der feis 
nen Namen von einem unangenehmen, durchaus Fagenartigen, 
in Angft und Gefahr ausgeftogenen Yaute erhalten hat, Elingt 
wie der leiſe Geſang des deutſchen Mönches (Sylvia atricapilla); 
er ift überall grasmückenähnlich, nur bedeutend lauter. Es gibt 
Individuen, deren Melodie jo Lieblich und ſchön ift, Daß man fie 
bewundern muß. Trotz Der Verfolgung, dem das harmlofe 
Ihierchen in manchen Iheilen von Nordamerica ausgelegt ift, 
weil man e8 der Zerftörung mancher Gartenfrüchte bejchuldigt, 
findet ſich der Kagenvogel überall in Menge ſowohl als Bewoh— 
ner der Wälder, als bufchiger Gärten. Sein Neft ift ſtets in 
einem Dichten Strauche oder in den untern Zweigen eines Tanz 
nen= oder Cederbaumes erbaut, häufig ganz nahe bey menſch— 
lichen Wohnungen. In der Gefangenfchaft gibt e8 kaum einen 
zutraulicheren, angenehmern Vogel, ats ihn. Er wird gefangen 
und behandelt, wie jede andere Droſſel. Hierbeh will ich bemer- 
fen, Daß das für dieſe bier gewöhnliche Futter, Maismehl 
mit Warfer oder M.Ich, welches auch andere infectenfreffende 
Dögel und Finfen als Zufoft erhalten, ſich mir als ausgezeichnet 
bewährt. 


An 25. May d. I. kehrte ich von dem, Fange eines Paares 
der braunen Droffel heim, deſſen Junge ich ebenfalls mitnahm, 
als ich Das Nıft eines Kleinen gelben Vogels bemerkte, den ich 
ſchon oft vorher gejehen hatte, ‚ohne von ihm etwas Anderes zu 
wiffen, ald daß er zu den Splvien gehörte. In dieſem Neſte 
waren Drey junge, noch jehr Kleine Vögel. Es gelang mir nicht 
jo fihnell, wie e8 wegen Der. gefangenen  Drofjeln nöthig war, 
der alten, zu dem entdeckten Nejte gehörigen Vögel habhaft zu 
werden; Daher mußte ich mid) denn Damit begnügen, Das Meft 
mit den Jungen allein mit mir zu nehmen. Nach Kaufe ges 
fommen, bemerkte ich erſt, Daß Die Drey in. dem Nejte befindlichen 
jungen Vögel von gar ſehr verfibiedener Größe waren: einer 
von denſelben war ‚größer, als ein junger Sperling, Die beiden 
andern faſt jo Flein, wie junge Zaunföniges Die genauere Un: 
terſuchung zeigte noch eine Menge anderer Unterſchiede in Der 
Schnabel- und Fußbildung, in Der Farbe des Rachens und der 
geichloffenen Augen, fo wie in Der ganzen Geftalt des Körpers. 
Die £leineren Jungen gehörten der Sylvicola aestiva Swains., 
Sylvia aestiva Lath., Sylvia eitrinella Wils. ( bier Summer 
yellow bird) an; Daß Der größere cin junger Kuhvogel 
(leterus pecoris Temm., Audub., Emberiza pecoris Wis, 
Fringilla pecoris G@mel., Molothrus pecoris Swaius. Bon.) 
fey, durfte ich nicht bezweifeln, da es mir befannt war, Daß 
Diefer Vogel mit dem deutſchen Kuckuke die Gigenthümlichkeit 
theilt, feine Eyer in Die Nefter anderer Vögel zu legen, ftatt 
jelbft zu niften. Ich erzog Die jungen Wögel und. befige in dem 
Kubvogel ein ſchönes Männchen. Zu Anfange des Junius nahm 
ich ein Ey des Kuhvogeld aus Dem Mefte der Wilſonsdroſſel 


417 


(Turdus Wilsonii), welches ich im nächften Jahre meinem ge- 
liebten Freunde Brehm fenden werde. 

Bekanntlich iſt Wilfon der erfte Ormitholog, welcher auf 
dieſes Factum aufmerffam machte. Wenn er jedoch der bey 
ihm ©. 193. (Ausg. von Dr. Brewer. Bofton 1840. 8.) 
befindlichen Beobachtung des Dr. Potters in Baltimore, daß 
man ftet3 nur das Junge des Kuhvogeld, nie Die desjenigen 
in dem Nefte finde, der das Ch habe ausbrüten müßen, nicht 
widerfpricht und deßhalb benftimmt: fo wird Diefe Durch meine 
oben erzählte Erfahrung widerlegt. Doch bat ſchon Nuttall 
dieß, wiewohl nicht ausdrücklich, doch durch feine Angabe ©. 194. 
Band 1. (Landbirds). Zweyte Ausg. Bofton 1840. 8. gethan. 
- Um fo mehr it es Daher zu verwundern, daß Audubon in 
feinem neueften Werke (Birds of North America) Bd. 4. ©. 19. 
(unten) gerade wieder Daffelbe fagt, was Wilfon fälfchlich ges 
lehrt hatte. Gin Naturforicher von folcher Bedeutung, wie Au—⸗ 
dubon iſt, ſollte fich ein foldyee Ignorieren der Vorgänger 
auch in den geringfügigften Dingen nie zu Schulden kommen 
laſſen: er fchadet dadurch gar jehr, weil nur Wenige in Der 
Lage und geneigt find, immer wieder von born anzufangen und 
das Material kritiſch zu fihten. Konnte er vielleicht im vor: 
liegenden Falle auch Nuttall's Angabe nicht Durch eigene 
Beobachtung betätigen, ſo war Diejer al8 ein Drnitholog von 
fo raftlofem Fleiße und von fo unverdroffenem Forſchungseifer 
denn der AUnführung und Berückſichtigung werth. 

MWilfon bemerft ©. 190. (in der ermähnten Ausgabe), er 
babe nie mehr als ein Ey des Kuhvogels in dem— 
felben Neſte gefunden; Nuttall bat (©. 194.) deren oft 
zwey Darinn angetroffen; Audubon wiederholt S. 19. die 
Angabe Wilfon’s, abermald ohne Erwähnung feines naͤchſten 
Vorgängers Nuttall. Ih fann hierüber nun noch nichts aus 
eigener Beobachtung jagen; fo viel aber fteht feft, daß Audu— 
bon, wie ich durch viele andere Facta nachweifen Fünnte (3. B. 
um noch eins anzuführen, Hinfichtlich der Eher der Carduelis 
tristis, deren Farbe und Zeichnung Wilfon und Audubon 
ganz falfch ang-ben, während Nuttall, um Wilfon zu ver: 
beffern, eine große Zahl von Meftern dieſes Wogeld im botani: 
fhen Garten zu Cambridge forgfältig unferiucht bat; ferner 
noch Die unrichtige Angabe über den Neſtbau dieſes doch fo 
überaus gewöhnlichen Wogels), oft zu feinen Nachtheile von 
Wilfon abhängig und nicht Eritifch ift. Auch bat- er dem 
Männchen des Kuhvbogels ein ganz natunvidriges Colorit in fei- 
ner Abbildung gegeben. Das Thierchen ift nicht graußraun an 
Kopf, Nacken, Hals und Schwanz, ſchwarz am Unterleibe und 
blaugrau auf den Flügeln; ſondern es ift ganz und gar ſchwarz 
überall mit herrlichem blauen und grünlichen Schimmer im 
Sonnenlichte. 

Ih bin Davon fern, Audubon's verdienten Ruhm Ärgend- 
wie fihmälern zu wollen, der ganz unabhängig von meinem 
Lobe oder Tadel feititeht; aber die Wahrheit ift größer, als das 
Anjehen eines Menfchen, und wäre er auch der bedeutendfte, 
Der Irrthum eines berühmten Mannes ift Doppelt und dreyfach 
gefährlicher, als der eines ‚unbefannten. Was mich betrifft, fo 
leugne ich nicht, daß ich die Angaben AUudubon’s, die ich 
nicht “prüfen kann, nad) folchen Bemerkungen oft im Zweifel 
ziehe. Was ein Naturforfcher nicht ſelbſt gefehen hat, fol er 
nie jo erzählen, als hätte er es geſehen, am wenigiten, wenn 
tüchtige Maͤnner unmittelbar vor ihm das Gegentheil lehren. 

Einen ſehr ſchönen Anbli gewährt das Männchen des Bal— 
timore-Oriols — bier fine hang bird ober golden robin 

is 1848. Heft 6. 


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genannt (Teterus Baltimore Daudin, Oriolus Baltimore 
Wilson.). Sein brennend rotbgelber Unterleib glänzt herrlich 
im Sonnenfcheine, und macht mit dem grünen Laube der Bäume 
den fchönften Gontraft. Sein Neft ift außerordentlich Funftreich 
verfertigt, und hängt an dünnen Zweigen hoher Bäume wie ein 
Beutel. Im der Gefangenfchaft wird er ungemein zahm. Sch 
fieng innerhalb weniger Tage im Auguft 9 Stück, von denen ich 
aber nur 3 behielt, in einem gewöhnlichen Schlagbauer, in 
welchem eine Fringilla melodia faß. Der Gefang dieſes Vogels 
ift jehr angenehm und voll; indeß find die Individuen hierinn 
ſehr verfchieden. 

In den legten Tagen des May gieng ich Tangfam durch) einen 
Föhrenwald, während oben die legten Strahlen der untergehen: 
den Sonne den fehmalen Weg befchienen, dem ich verfolgte, 
Das Geräuſch einiger Waldinäufe reizte mich, Diefe zu beobach- 
ten; ich blieb daher ruhig ftehen, Da bemerkte ich einen grün- 
lichen Vogel, der über mich dahin fchwebte; ihm folgte unmittel- 
bar ein brennend rother mit ſchwarzen Flügeln. Beide fetten 
ſich nicht fern von mir auf einen frey hervorragenden Baum— 
zweig, jo daß ich hinreichende Muße hatte, fie zu betrachten, 
Ich darf fagen, daß ich von der Pracht des rothen Vogels, dei- 
fen Gefieder eben Durch das Grün der Bäume fo fehr gehoben 
wurde, ganz bezaubert war. Ich "hatte Die Tanagra rubra 
(hier Scarlet Tanager oder black winged summer red bird) 
in beiden Gefchlechtern vor mir. Ein Neft zu finden, oder auf 
irgend eine Weile mir Alte zu verfchaffen, gelung mir nicht, 
wiewohl ich fogar entfchloffen war, die ungeheuren Preiſe der 
biefigen Vogelhändler nicht zu fcheuen, 

Gegen den 15. May erfchienen Die hieſigen Reisvögel — 
fie eigen hier Bob — o — inf — (Dolichonyx oryzivorus 
Swains. Bon. — Icterus agripennis Bon., Emberiza ory- 
zivora Wils.) und belebten feuchte Wiefen mit ihrem ſonder— 
baren Geſange. Die Töne folgen fich wie auf der Flucht und 
hören fich lächerlich an. Dft fingt der Bogel im Bluge, was 
auch der Baltimore-Driol zumeilen thut. Der Barbenwechfel 
feines Gefiederd ift höchft merkwürdig. Wenn er anfonımt, fo ift 
dad Männchen tief ſchwarz mit ſchönem vorangenfarbenen Fleck 
im Nacken und mit einigen weißen Streifen; nach) der Maufer 
wird er gelbgrau und geftrichelt. Er gleicht dann gar fehr dem 
Weibchen des deutſchen Goldammers (Emberiza citrinella ), 
dem das Weibchen das ganze Jahr hindurch Ahnlih iſt. Es 
wird im Herbſt zu Taufenden für die Küche erlegt. 

In der Mitte des May und fpäter wieder im Auguft ſah ich 
im Freyen Coecothraustes ludovieianus Nutt., Fringilla 
ludovieiana Bon., Loxia rosea Wils., einen prachtvollen 
Vogel von der Größe des Ddeutfchen Kirfchfernbeißerd. Seine 
Bruſt ift prächtig dunkelroſenroth, der Unterleib weiß und der 
Oberkörper weiß und ſchwarz gemifcht. Er wird ale Sänger 
geſchätzt; indeß habe ich ihn noch nicht gehört, ob ic) gleich 
ein jchönes Männchen befige. Zu derfelben Zeit kam mir auch 
die feurig rothe Erythrospiza purpurea Bon., Fringilla 
purpurea Gmel. Wils. — Loxia rosea Vieill. wiederholt 
vor; ich fieng deren felbft ziwey. Jedenfalls brütet Diefer Vogel 
in hieſiger Nähe; denn ich ſah ihn einmal zu Anfange des Ju— 
lius fliegen. Sein Gefieder ift nach der Maufer in Gelb unten, 
Grau oben verändert. Fringilla eyanea Wüs., Bon., Au- 
db. kaufte ich vor der Mauſer. Das Thierchen war über und 
über ſchön fornblumenblau; jett ift e8 grau, hier umd da bläus 
lich überflogen mit einigen blauen Flecken. Fringilla (Embe- 
riza) melodia ift ſchon oben genannt worden; F. socialis 


27 


419 


findet fich eben fo häufig ober noch häufiger. F. iliaca fieng 
ich) im Frühlinge zufällig. 

Ueber die verfchievenen, bier Iebenden Specied von Vireo 
Vieill. kann ich noch nichts Anderes fagen, ald daß fie künſt— 
liche, hängende Nefter bauen und nad Verhaͤltniß zu den hieſi— 
gen Vögeln hübſch fingen. Zweh Neſter verfchiedener Species 
mit Jungen hatte ich; jedoch ed war unmöglich, fie am Leben 
zu erhalten. Sie wurden im eigentlichen Sinne des Wortes 
von DVogelmilben, von denen alle Vögel hier weit mehr heimge— 
fucht werden, als in Deutichland, getödtet. Setzte ich fie auf 
ein Stückchen Flanell, jo war Diefes augenblicklich von Den 
Milben bedecktz; ja das Stöckchen, mit dem ich ihnen Butter 
reichte, mußte nach jedem Biffen, den ein junger Vogel berührt 
hatte, evt ſchleunig gereinigt werden; fonft liefen die Milben 
fogleich von dieſem auf Die Hand und verbreiteten ſich von ba 
über den ganzen Körper, wo fie ein unerträgliches Jucken ver— 
urfachten. 

Ein Neft von Coceyzus Americanus Bon. Aud., Cucu- 
lus Carolinensis Wils., Cuculus Americanus Lin., fand 
ich, aber es wurde zerflört, che Die drey Jungen erwachſen genug 
waren, fie mit mie zu nehmen. Daß ich Fein Neſt von Der jo 
häufigen Fringilla erythrophthalma Lin. Audub., Emberiza 
erythrophthalma Wils. fand, war nur zufällig; Denn der Vogel 
ift überall ſehr haͤufig. Hübſch gezeichnet mit Braun, Schwarz 
und Weiß, hüpft er gern auf der Erde im trodenen Laube ums 
ber, fo daß ich anfangs meinte, Schlangen oder Fleine Vier— 
füßler darinn raufihen zu hören, Undufhörlich ftößt er feinen 
einfürmigen Lockton, der wie Piwink klingt, aus. 

Zwey Unftände find mir hier beſonders aufgefallen. Alle 
Vögel nehmlich, welche zu den Sylvien gehören, haben entweder 
gar feinen, oder einen ganzunbedeutenden Gefang,. 
Deßhalb Hat fie auch ſchon Nuttall Sylvicolae genennt, und 
fie Dadurch von den deutſchen Sylvien zu unterjcheiden gefucht. 
In Deutfchland waren die Syloien meine Lieblinge; hier wird dieß 
nicht der Fall werden. 

Sodann gibt es wenigftens in meiner Umgebung faft gar 
feine Waffervögel ungeachtet der Seen, Sümpfe und marſcharti— 
gen Wiefen. Ich habe freylich Die Seefüfte noch nicht bejuchen 
und durchforfchen können, fo nahe ich bderfelben auch mohne, 
An den Wochentagen beſchränkt mich meine Zeit, und des Sonn— 
tags darf man nicht jagen. Sogar Alcedo aleyon, der ame— 
ricanifche Eisvogel verirrte fh nur im September hierher; und 
diefer fol Doch an Bächen und Seen fo fehr gewöhnlich. feyn. 

Ich habe der Fliegenfchnäpper und Schwalben abftchtlich Feine 
Grwähnung gethan, weil fte eines fpecielen Studiums würdig 
find, das ich noch nicht einmal begonnen habe; auch nicht ber 
Raubvögel, deren ich nur wenige fah, wie der Spechte — ich 
fchoß nur Picus villosus — und anderer. Ich werde indeß 
fortfahren, alles mir im Laufe der Zeit Aufftoßenbe zu beobach- 
ten und den Leſern Diefer Blätter mitzutheilen. 

Die Zahl der Siugethiere ift in meiner Nachbarfchaft außers 
ordentlich gering, wenn man von den Eichhörnchen abfteht. Ich 
kann mit Ausnahme des oben erzählten Falles mit dem Stinfthiere 
über keins berfelben irgend Etwas jagen. — Amphibien, nament- 
lich Sröfche und Kröten, giebt e8 in fo großer Menge, daß man 
von Sonnenuntergange an ihr Gefchrey Die ganze Nacht hin— 
burch hört. Der riefige Ochfenfrofch, den ich fehr oft fah und 
fieng, fängt erft im Junius an zu brülen. Man hört feine 
dumpfe Stimme, Die ganz genau dem fernen Brüfen eines Och- 
fen gleicht, fehr weit in der Stile der Nacht. Eins meiner 


420 


Eremplare mißt 17 ol in ber Länge. Die Farbe ift ſchmutzig 
grün, Nach Eleinen grünen Sröfchen aus ber Gattung Hyla, 
Die ich in Philadelphia fieng, habe ich vergebens gefucht. 

Bon den Schlangen ift Coluber sirtalis, ein harmloſes 
hier, am häufigſten; feltener ift fehon die ſchwarze Schlange 
(Coluber constrietor). Nach den Zeitungen wurde im Aug. 
v. 3. eine bey Reading in Pennſylvanien getödtet, Die 15 
Fuß lang war. Gewöhnlich beträgt ihre größte Länge nur 6 
Fuß. Wunderſchön ift die niedliche grüne Schlange (Coluber 
vernalis Dekay). 8 ift nur zu bedauern, daß das herrliche 
Grasgrün ihres Oberförpers ſich in Spiritus zu einer bläulichen 
Farbe verändert. Sie wird an 2 Fuß lang, aber nicht mehr 
als 3 bis 4 Linien did. Ich fing noch andere, wie Coluber 
eximius Dakey und Coluber saurita Lin., endlich Coluber 
ordinvatus Lin. Die Slapperfcylange ( Crotalus durissus 
Kalm.) ift zwar durch ganz Nordamerica bis tief nach Canada 
hinein verbreitet; aber ich habe noch feine angetroffen. Sie 
weicht der fich mehrenden Bevölkerung. Träger, wie fie ift, greift 
fie nur gereizt oder zufällig getreten Menfchen an; Daher geho- 
ren Unglücsfälle durch fie zu den größten Seltenheiten, 

Don den Schildfröten find die häufigften Emys guttata 
Schneider und Emys pieta Schneider, Ich fieng ſie ſehr 
oft, bejonders im Frühling. Cine Emys pieta fprigte mir im 
Junius, da ich fie im Walde nicht weit von einem Sumpfe 
fand und aufhob, einen dicken Strahl von Wajfer auf Die Hand, 
wie Die Sröfche oft tfun. Emysaurus serpentina Lin. wird 
nicht felten 15 bi8 20 Pfund ſchwer; ihr Fleifch ift als Speife 
zu Suppen beliebt. Sie ſchnappt nah Allem, mas man ihr 
vorhältz ein größered Gremplar fann mit Leichtigkeit einen Fin— 
ger durch Die Kraft ihrer Kinnladen zerbrechen, weßhalb der Fang 
eine folchen mit großer Vorſicht gefchehen muß. 

Unter den Inſecten gibt es fchöne Schmetterlinge und Käfer, 
deren Diele mein Sohn gefammelt hat. Manche, wie Heuſchre— 
den und Gryllen, machen ein unausftehliches Geräuſch, haupt- 
fachlich des Nachts. Dom Ende des Aprils an bis zum Ende 
des Septembers führen theild die Fröfche, theils fpäter Diefe In— 
fecten ein abfcheuliches Concert auf, fo dag man ſich von Dem 
Schreyen in der Natur, wie es hier Statt findet, gar feine 
Dorftellung machen Fann. ine Menge von winzig kleinen roth— 
braunen Ameifen find in den Häuſern fehr läftig; in den Wäls 
dern gibt es mehrere fehr große Arten. Die abenteuerliche Ge: 
ftalt de3 Limulus Polyphemus Latr. Say., Monoeulus 
Polyphemus Lin. fiel mir, als ich das fonderbare, Thier zus 
erſt fah, fehr auf. Es gleicht in der Farbe und in der Härte 
der Schale einer großen Seefrabbe; es hat aber einen efelhaften, 
fehr langen Schwanz. Unbeſchreiblich ſchön ift in warmen 
Sommerabenden das Bliten großer Leuchtfäfer auf Wiefen und 
an Waldrändern. 

Der Eindrud, den Die hiefigen Wälder auf den Ankömmling 
machen, ift Fein fremdartiger; nur wenige Bäume haben in 
Deutfchland Feine Nepräfentanten. Herrlich ift das Laub der 
vielen Eichenarten; die Caftanie, Die nur eine Spielart der euros 
päifchen feyn fol, ift der gewöhnlichfte Baum nach den Eichen- 
und Tannenarten. Ihre Früchte werden roh und geröftet in 
Menge verzehrt. Unter den ftrauchartigen Pflanzen: finden fich 
viele prächtig blühende; fo Azalea nudiflora an fumpfigen 
Stellen, Kalmia glauca fowohl auf dürrem, fandigen, als auf 
feuchten moorartigen Boden, Die vielen Arten von Vaceinium 
tragen Die wohlfchmecendften Beeren in unermeßlicher Fülle. Die 
meiften Diefer Arten bilden 6—8 Buß hohe Büfche, andere find 


421 


Hein, glei) Den deutſchen Heidel- und Preißelbeerfträuchern. 
Auch finden fich vortreffliche Brombeerenarten, Die Virginiſche 
Erdbeere (Fragraria Virginica), die einzige hier einheimiſche 
Art, trägt nicht ſehr reichlich und ihre Früchte ſind oft ſauer. 

Lilium Philadelphieum mit den dunkelorangenfarbenen, wie 
Lilium Canadense mit den röthlichen gelben Blumen find beide 
häufig. Lobelia Cardinalis ſchmückt die ſumpfigen, torfigen 
Niederungen. Spiraea tomentosa blüht auf trodenem Boden, 
Polygala paucifolia in feyattigen Wäldern. Auf dem Wafler 
der Seen ſchwimmen die großen, weißen, £öftlich duftenden Blüten 
der Nymphaea odorata und Die gelben der Nuphar advena. Auch 
die Sarracenia purpurea mit ihren braunen Blumen und mit 
den Becher bildenden Blättern entfteigen dem Waſſer. 


Newton bey Boſton. 
Dr. Carl Siedhof. 
Anm. Vorſtehende Notizen ſind bereits vor Weihnachten 
1846. geſchrieben. Seitdem habe ich manche Beobachtung 
und einzeine Entdeckungen gemacht, welche ich demnächſt 
zum Abdrucke einſenden werde. 8,8. 


ueber das allmählige Fortrücken der Vögel 
von Brehm. 


Keinem Gefchöpf auf der Erde wird es fo Leicht, fich von 
einem Orte zum andern zu begeben, ald dem Vogel, und deßwe— 
gen finden wir auch bey dieſen gefiederten Thieren die Derändes 
zung des Orts am Auffallendften. Man bringt nach ihr die 
Bügel in verfchiedene Abtheilungen. Sie find entweder 1) Stand= 
oder 2) Strich- oder 3) Zugvögel. Zu den erftern gehören 
in unferm gemäßigten. Simmelsftriche nur wenige Arten. Der 
verfchmigte Hausſperling ift einer der befannteften und der voll» 
fommenfte Standvogel; denn viele von dieſer Art verlaffen ven 
Hof und Garten, ver fie erzogen hat, oft im ganzen Leben nur 
felten und nur auf furze Zeit, und dennoch werben wir weiter 
unten fehen, daß auch diefer Vogel zumeilen aufhört, ein Stand» 
vogel zu feyn. Die Krähen und Elſtern find oft Stantuögel, 
wie die Goldammer, aber nicht immer daſſelbe gilt von manchen 
Meifenarten, ven Birk und Feldhühnern und andern. Ein Achter 
Standvogel ift gewöhnlich der Auerhahn. Er fteht im Winter 
oft mehrere Tage auf ein und demfelben Baume, von deſſen Zweigen 
er ſich nährt. 

Weit mehrere Vögel ſind Strichvögel, d. h. ſolche, welche 

in einem gewiſſen größern oder kleinern Umkreiſe herumſtreichen. 
Zu ihnen gehört eine ſehr große Zahl; namentlich muß man 
darunter zählen viele Tag- und Nachtrauboögel, die meiften fra- 
henartigen Vögel, den großen: Würger, viele Spechte, Kleiber, 
Mauer: und Baumläufer, Meifen, Zaunkönige — fie ziehen fich 
im Winter an die Quellen — Feldſperlinge, Waldgoldammer, 
Grauammer, Grünlinge, Kernbeißer ac. ; doch, vie bey weitem grö— 
fere Zahl unter. unfern deutfchen Vögeln gehört zu ven Zug = 
vögeln und zwar aus dem einfachen Grunde, iweil fie da, wo 
fte im Sommer Ieben, im Winter feine Nahrung finden würden. 
Dieß ift der Fall bey den meiften Raub, ſowohl Tag: als Nacht- 
raubvögeln, bey allen fchwalbenartigen, bey mehreren krähenarti— 
gen Vögeln, bey allen eigentlichen Infectenfrejfern — Piepern, 
Bahftelzen, Schafftelzen, Droffeln, Sängern, Golvhähnchen und 
andern, ebenfo bey allen Sumpf» und Wafferbögeln. Sie ver: 
laffen im Spätfommer oder Herbft ihre Heimath, ziehen in warme 
Länder und kehren im Frühjahr in die erftern zurück. Nur 


allmählige Fortrücken ift ein freiwilliges. 


422 


manche Meerbewohner machen davon eine Ausnahme; denn mo 
das Meer offen ift, Eönnen ſie fich auch im Winter ernähren. 
Depwegen gehen auch manche von ihmen 3.8, die Eivergänfe, 
Lummen, Larbentaucher und Ulfe wenig, ja viele gar nicht ſüdlich. 

Daß dag Streihen und Ziehen der Vögel in einem Jahre 
ftärfer als. in einem andern und überhaupt von gewiffen Umſtän— 
den abhängig iſt, braucht kaum bemerkt zu werden, da e8 fich 
von ſelbſt verfteht. \ 

Jedoch es gibt Vögel, welche nicht regelmäßig, fondern nur in 
manchen Sahren im Herbft ihr Vaterland verlaffen, dahin gehören 
mehrere hochnordifche, namentlich die Schneefäuze, Strix ny- 
etea L., die Sperbereulen, Strix nisoria auet., die Sei: 
denfchwänge, Bombyeilla Driss., die Lein zeiſige, Lina- 
ria Brehm., vie Safengimpel, Corythus Cu. u. dgl. 
Sie erfcheinen nur zumweilen in unferm Vaterlande, die 3 letzten 
Sippen wahrfcheinlicdy nur Dann, wann die ihre Nahrung aus— 
machenden Sämereien in ihrer Heimath nicht gerathen find, 

Endlich gibt es noch Vögel, welche ftch Durch Stürme oder aus 
und ganz unbekannten Urfachen fehr weit von ihrer Heimath ver— 
irren: dahin gehören mehrere amerikanische und afrifanifche Vögel, 
welche in Europa, ja in Deutichland erlegt wurden, So beftgt 
Schreiber diefeg einen in unferm DVaterlande erlegten Kleinen Adler 
(Aquila minuta),e inen langſchwänzigen oder Strauskukuck, den man 
in Eghpten brütend findet, jogar einen braunen, auf Island er- 
fchoffenen Ibis (Ibis faleinella), veffen nörvlichfter bisher bes 
kannter Brütplag Unterungarn ift. Solche Vögel nennt man 
verirrte Vögel. Es gibt aber auch Vögel, welche gar 
feine bejtimmte Seimath haben, fondern ihren Brütort nach den 
Umftänden in dem einen Jahre dahin, in dem andern dorthin ver— 
legen. Dahin gehören tie Kreuzichnäbel, welche ftets da niften, 
wo der Fichten- und Kiefernfaamen gerathen ift. Weil diefe Vögel 
wie die Zigeuner fich überall, wo ihnen ihr Tifch gedeckt ift, 
heimathlich nieberlafjen, Hat fie Schreiber diefes zigeunerartige 
Vögel genannt, was allgemeine Geltung gefunden hat. 

Allein dieſes Alles follte hier nur angedeutet werden, um bad 
Folgende einzuleiten. Deßwegen ift alles nur kurz behandelt, ba 
es ohnehin großentheils ſchon befannt ift. 

Aber new ift Die Beobachtung, daß man bey den Vögeln, wie 
bey manchen Schmetterlingen ein allmähliges Sortrüden 
in Bezug auf bie Brütpläße bemerkt. Darunter iſt nicht 
eine, wenn man fo fagen darf, gezwungene Ortveränderung zu 
verftehen, fondern eine freiwillige. Es ift klar, daß der Schwarz- 
fpecht (Dendrocopus (Picus) martius) da ald Brütongel ver- 
ſchwinden muß, two man alle alten Waldbäume fällt, weil er dann 
in feinen fein Neft anbringen kann. Er wird fich- an folchen 
Orten nicht einmal zur Zugzeit aufhalten, weil er feinen ausge— 
höhlten Baum antrifft, in welchem er übernachten kann. Dieſes 
Es wird nicht unin- 
tereffant feyn, einige Benfpiele davon anzuführen. 

Schon Landbeck (Chr. &), ein ausgezeichneter Ornitholog, 
hat beobachtet, daß der italienifche Sausfperling (Pyr- 
gita (Fringilla) eisalpina, von welchem Temmind und Andere 
behaupten, daß er nur jenfeit3 der Alpen lebe, von einem uner= 
klaͤrbaren Drange nach Norden getrieben bereits über bie Alpen 
gefommen und im einem ſchönen Thale dieſſeits derſelben heimiſch 
geworden ſey. Ueberhaupt Hat man bey dem Sperlinge bemerkt, 
daß er mit dem fortſchreitenden Anbau der Felder vorwärts geht 
und dann da wohnhaft wird, wo er früher nie geweſen iſt. Es 
iſt aber daraus zu erkennen, wie lächerlich es iſt, die verſchiedene 
Farbung des Hausſperlings aus dem Einfluſſe des Himmelsſtriches 


423 


erklären zu wollen, da wir beutlich fehen, daß der über bie Alpen 
gekommene feine Zeichnung beybehält, ja daß in Egypten alle 
diefe verfchiedenen Färbungen vorkommen. 

Eine Heine fehr £urzfchnäblige Dohle, Monedula septentrio- 
nalis Brehm., gehörte vor 30 Jahren dem Norten an. Schrei 
ber dieſes erhielt fie im Jahre 1821. aus Helſingöer, ſpäter aus 
Bommern, jegt ift fie die in Altenburg gewöhnlich brütende. 

Die Nebelkrähe, Corvus cornix Lin., war früher jenfeitd 
ver Elbe, bey Leipzig zur Brützeit nicht. Später ſah fie ver 
Berfaffer dieſes nicht nur bey Leipzig, fondern auch bey Altenburg, 
ja fogar in der Nähe feines Wohnorted zur Brützeit. 

Der Schleierfauz, Strix flammea L., gehörte jonft dem 
nördlichen Deutfchland an und fam nur im Winter in Das mitt: 
lere. Jetzt brütet er nicht nur in und um Altenburg, ſondern 
auch in und um Gotha ziemlicd) häufig. 

Die gelbe Schafftelze, Budytes flavus Boje. (Mota- 
ceilla Sava L.), brütete vor 40 Jahren an der Unſtruth, 6 Stun⸗ 
den unter Langenſalza. Im Jahre 1827. traf fie Schreiber dieſes 
zu Ende des Junius, alfo zu ihrer Brützeit, am der Apfelftent, 
3 Stunden von Gotha an. 

Die Haubenlerche, Galerida (Alauda) cristata Boje, 
lebte vor AO Jahren an der Unftruth ebenda, wo die Schafftelze 
wohnte. Im Jahre 1827. war fie zwifchen Weimar und Erfurt. 
Bor 10 Jahren gab es nicht einen einzigen Vogel diefer Art in 
Oftfriesland, namentlich in der Nähe von Aurich. Seitdem aber 
tiefes Land von Kunftftraßen durchzogen ft, hat ſich ihre Freun— 
dinn, Die Kaubenlerche dort eingefunden und heimijch gemacht. 
Sa was Das Sonderbarfte ift, eine Subfpecied derſelben mitt an 
die Stelle der andern. In Weftphalen an der Nuhr bey Witten 
lebte vor 20 Sahren eine kleine, ziemlich plattköpfige Sauben: 
lerche, die Galerida viarum Brehm. Der Verfaſſer tiefes 
erhielt 6 Stück von dorther, die er noch befist. Im Jahr 1842. 
befand er fich Telbft an Ort und Stelle und 5 Stück ver dort 
erbeuteten Saubenlerchen (unter ihnen ein gepaartes Paar) 
find nicht Galeridae viarum, ſondern Galeridae cristatae. 
Die erſtern find wahrfcheinlich weiter norbweftlich oder mejtlich 
gezogen. Im May 1830. fang eine Haubenlerche auf dene Ho— 
fpitale bey Neuſtadt an der Orla und fchon hofite ver DVerfaffer 
diefes, daß fich dieſer Liebliche Vogel in der hiefigen Gegend hei— 
mifch machen werde; alein das nächfte Jahr war viefed Paar 
verſchwunden; der Aufenthaltsort mußte ihm nicht zugefagt haben. 

Ausgewandert aus der hiefigen Gegend find 1) die Wiede— 
höpfe, Upupa epops Lin. Vor 40 uhren nifteten fie in 
der hiefigen Gegend. Die Bäume, in denen fie damals brüteten, 
fihn zum Theil noch und waren im Jahre 1813., als ver Ver: 
faffer Diefes hierher Fanı, noch im ziemlicher Anzahl vorhanden. 
Alein die MWiedehöpfe fehlten und fehlen noch jest. Nur im 
Sahre 1830, brütete ein Paar 3 Stunte von hier in einem 
Apfelbaume. Das Weibchen wurde über den Jungen ergriffen 
und Dem Schreiber dieſes gebracht. Das Männchen blieb am 
Leben, hat aber feinen VBrütort nie wieder aufgefucht. In ver 
Gegend von Dresten nifteten die Wiede höpfe noch vor wenigen 
Jahren; ob noch jest, kann Schreiber dieſes nicht fagen. Der 
Wiedehopf ift bier jest ſelbſt auf dem Zuge win feltener Vogel. 

Verſchwunden ift ferner aus der hiefigen Gegend: 

Der rotbEehlige Steinſchmätzer, Saxicola rubetra, 
welcher vor 30 Jahren 2 Stunden von hier niftete und jetzt aus— 
gewandert ift. Herner der Schwarzfehlige Steinfchmäger, 
Saxicola rubicola Lin. Diefer überhaupt feltene Vogel brütete 
im Orl- und Novathale an teilen, fonnigen, mit Dorngebüſch 


424 


oder Eleinen verfrüppelten, dichten Fichten bewachfenen Hügeln, 
wenn auch nicht häufig, doch zu mehreren Paaren. Seit 6 Jahr 
ren find diefe Vögel, ohne daß ihre Wohnpläge im Geringiten 
verändert worden mären, gänzlich verfchiwunten, ja je meiden jeßt 
die hiefige Gegend fo, daß man nicht einmal einen auf dem Zuge 
mehr antrifit, einen einzigen ausgenommen, welcher zu Ende des 
Septembers hier bemerkt wurde. Da dieſe Steinſchmätzer ſelten 
find, ließ ihnen der Verfaſſer dieſes feinen Schug im vollſten 
Maaße zu Theil werden; er fehonte fie und ließ fie fehonen ; 
allein diefer Umftand hielt fie dennoch nicht ab, die Gegend zu 
verlaflen. 

Ausgewandert find ferner: 

Der rothföpfige Würger, Lanius ruficeps; auch er 
brütete einzeln in der hiefigen Gegend, der Schreiber diefes fand 
ihre Nefter und ſchoß Alte und Junge derfelben. Allein feit dem 
Sabre 1828. hat er feinen zur Brützeit bier mehr angetroffen, 
ja ſie find felbft zur Zugzeit äußert felten. Die großen Haſel— 
nußftauden, auf welchen das legte hier niftende Paar im Jahre 
1828. fein Neft angebracht hatte, ftehen noch; aber es hat fich 
fein Paar daſelbſt wieder heimisch gemacht. Am 20. May 1836. 
traf der Schreiber diefes 2 Stunden von Delisich ein Baar dieſer 
Vögel in einem Eichenwalde an, welches ganz heimifch daſelbſt zu 
feyn fchien; denn das Männchen fang fehr eifrig; am andern Tage 
mar es dennoch verſchwunden. 

Eingavandert in die hiefige Gegend find: 

1) die Stieglige, Fringilla carduelis L. Im May 1830. 
fand fie der Schreiber dieſes Äußerft haufig unter Koburg, 3 Stunde 
von der Stadt auf der Straße nach Bamberg, wo fie auf den 
die Kunftftraße zierenden lombardifchen Pappeln nifteten. Früher 
und fpäter brüteten fie im Saalthale von Naumburg bis über 
Jena herauf. In dem heißen und troduen Sommer 1842, aber 
verdorrten die Difteln auf ven nackten Kalfbergen des Saalthales 
oder trugen wenigftend feinen, die Stieglige nührenden Samen. 
Sp waren Diefe genötigt, jene Gegend zu verlaffen. Sie zogen 
fi nun im Rodathale herauf und nifteren in ihm. Es ſcheint 
ihnen aber bier fo gefallen zu haben, daß fie jeren Sommer auch 
in dem zulegt verfloffenen in ihm gebrütet haben. 

Aus dem Saalthale fcheinen ganz verſchwunden zu feyn: 

Die Steinfperlinge, Pyrgitae petroniae. Sie waren 
im Jahr 1812. und 1813. überall in den alten Thürmen und 
Felſen, namentlich im Fuchsthurme, auf der Xobedaburg, in der 
Felſenwand bey Nothenftein, nicht weit von Kahla, auf der Ru— 
dolphsburg bey Köfen und an ahnlichen Oxten. Ja ver Berfaffer 
dieſes war fo glücklich, won daher die bis dahin noch unbekannten 
Eyer dieſes feltenen Vogels zu erhalten und fie befannt zu machen. 
Im Jahre 1840. fehlten dieſe Vögel in den Felſen von Rothen— 
ftein, 1843. in der Nupolphsburg und jeßt auch in der Lobeda— 
burg, welche die früher dort wohnenden Dohlen und Thurmfalken 
ebenfalls verlaffen haben, ohne daß Jemand den Dohlen over 
Steinfperlingen nachgeftellt hätte. } 

Gingewandert in die hiefige Gegend find: i 
Die Baſtardnachtigallen, Hypolais Drehm. Sie zeig- 
ten fich wor wenigen Jahren noch nur auf dem Zuge, feit 4 Jah: 
zen aber brüten fie im hiefigen Pfarrgarten und anderwärts. Ihr 
hevrlicher Geſang fällt den Bewohnern unferer Thäler fo fehr 
auf, daß ſchon Diele derſelben den Berfaffer diefes gefragt haben, 
was es für Vögel feyen, Die To herrlich fängen. Von dem im 
biefigen Pfarrgarten niftenden kann man das freylich nicht jagen; 
denn das daſelbſt wohnende Männchen ift ein wahrer Stümper. 
Es fängt recht ſchön zu fingen an, hört aber mit einem Male 


425 


auf und ſchweigt oft mehrere Tage, daß man glaubt, e8 fey fort. 
So unangenehm dieß dem Freunde des Vögelgefangs ift, fo wich- 
tig ift es für den Naturforfcher; denn dieſer kann aus dem ſtüm— 
perhaften Gefang denſelben Vogel, welcher nun ſchon dad zweyte 
Frühjahr hier ift, mit Sicherheit wieder erfennen und fehen, wie 
lange er den vielen, ihm drohenden Gefahren glücklich entgehen wird. 

Noch wurde voriges Frühjahr hier brütend gefunden ein anderer 
Vogel, welcher ſchon feit mehreren Jahren in unfere Thäler ein 
geiwandert ift und jett hier und da wohnt; dieſes ift 

der Wendehals, Iynx torquilla Lin. Vor 30 Jahren 
Iebte er im Saalthale und brütete nicht im unferm Rodathale; 
allein feit einigen Jahren ift er in unfere Thäler eingezogen und 
da ihm Schonung geworden ift, hat er fich in ihnen ausgebreitet 
und heimifch gemacht. Er niftet jest feit 3 Jahren in dem hie— 
figen Pfarrgarten in einem hohlen Birnbaume und gilt den hie 
figen Bewohnern als ein Bote, der jchönen Jahreszeit; denn wenn 
er ſich hören läßt, jagen fie, ift das ftürmifche Wetter vorüber. 

Gewichen ift aus unſern Thälern: 

Der Kolfrabe, Corvus corax. Gr war in ihnen nie 
häufig; allein 2 Paare brüteten doch jo wenig weit von dem 
hiefigen Pfarrhauſe, daß fie vor der Paarungszeit einänder öfters 
Befuche abſtatteten. Es war ein fchöner Anblick, wenn dieſe bei— 
den Paare in der hohen Luft herumfchwebten, Kreife bejchrieben 
und die ſchönſten Schwenfungen ausführten. Allein jeit mehreren 
Jahren fieht man nur einen oder den andern vorüberfliegen, ob 
es gleich hier noch viele hohe Kiefern gibt, auf denen fie horſten 
könnten. Im Februar 1847. hatte fich ein Paar hier wieder 
eingefunden; allein im Anfange des März verſchwand es. 

Ebenſo ift aus unjern Wäldern verſchhunden: 

Der Nachtkauz, Nyctale Brehm, (Strixdasypus Bechst.) 
Diefer merfwürdige, durch feinen Bau, bejonders durch den feines 
Kopfes mit den jehr großen Ohrmufcheln, wie durch fein Betra— 
gen audgezeichnete Vogel war zwar niemals Häufig in der hiejigen 
Gegend und ift es wohl auch nirgends; allein er fam doch vor 
und brütete bey und. Der Verfaſſer dieſer erhielt Eyer und mehr: 
mald Junge. Er horftete in hohlen Buchen und Fichten. Das 
letzte Neft wurde im May 1827. in einer hohlen Fichte 20 Mi— 
nuten von hier aufgefunden. + 

Nun fol zwar nicht behauptet werben, daß feit jener Zeit fein 
Nachtkauz diefer Art in unfern Wäldern gebrütet habe; allein das 
ift außer Zweifel, er ift in den legten Jahren verfchwunden; denn 
feit 4 Jahren erhielt der Schreiber diejes, der alle merkwürdigen 
Vögel der Gegend durch die Güte der Jagpberechtigten und der 
Sagdfreunde befommt, nicht einen einzigen folchen Kauz, was er 
ſehr bedauert, da er ein ſehr interejfanter und nüglicher Vogel ift. 

Eine andere Eule, welche ji) bey uns heimifch zu machen 
ſcheint, ift 

Der Steinfauz, Athene passerina Boje (Strix passe- 
rina Bechst.) Vor 30 Jahren noch war er im Saalthale bey 
Jena; ſpäter gieng er im Rodathale weiter herauf und im vorigen 
Sahre (1847.) horftete ein Baar 3 Stunde von hier in einem 
Napelwalde. Die hohlen Bäume in demjelben fonnten ihn nicht 
angezogen haben; denn dieſe gibt es nicht darinn. Die Anweſen— 
beit des Paares wurde mir gemeldet. Sch begab mich jelbft an 
Ort und Stelle und juchte den Horſt mit den Jungen lange ver— 
gebens, bis ich ihm endlich in einer Kaninchenhöhle entdeckte. Zu 
ihr alſo hatte dieſer jonft jo ſcheue nnd gern hochfigenve Vogel 
feine Zuflucht genommen, unt feine Brut zu machen und an dem 
neuen Uufenthaltsorte bleiben zu fünnen. Wem fallen va nicht 
die ausländifchen Steinkäuze ein, welche fih in die Ameiſenhaufen 

Iſis 1848, Heft 6. 


426 


Löcher graben, um in ihnen ihre Eyer auszubrüten. Unfer Kauzs 
paar zeigte durch fein Horſten in der Erde feine Berwandtichaft 
mit den ihm ähnlichen ausländifchen Arten. 

Aus unſern Ihälern ift ausgewandert: 

Die Uferfhwalbe, Cotyle riparia Boje. (Hirundo ri- 
paria Lin.) Sie fehlte vor 30 Jahren unferer Gegend und 
wurde int Saalthale gefunden. Bor 10 Jahren zog fie fich big 
Roda herauf und es niftete eine Gefellichaft von 8 bis 10 Paa— 
ren in ven fteilen Ufern der Roda unterhalb der Stadt. Vor 
5 Jahren waren wenige Paare oberhalb Noda, 2 Paare fogar 
hatten fich bis eine Stunde von hier in einem Steinbruche Löcher 
gegraben. Vor 2 Jahren fogar waren 2 Paare bis 1 Stunde 
von hier heraufgefommen; allein im legten Sommer war im 
ganzen Nodathale nicht eine einzige mehr zu fehen. Ste waren 
wahrfcheinlich wieder in das Saalthal zurüdgefehrt. 

Sehr merfwürdig ift ed, daß bie eine Subſpecies aus einer 
Gegend verfchwindet und eine andere an ihre Stelle tritt Dieß 
ift der Fall in unferer Gegend mit dem Kirfchfernbeißer, 
Coceothraustes, und dem bunten Staare, Sturnus vul- 
garis Lin. Don dem erften gab e8 noch vor 10 Jahren in 
unfern Ihälern nur die größern GSubfpecies, nehmlich den Coc- 
cothraustes cerasorum et fagorum et planiceps Drehm. 
Diefe find feit mehreren Jahren verſchwunden. An ihre Stelle 
ift eine viel Eleinere Subſpecies, die des Coccothraustes minor 
Brehm. getreten. Don dieſer letztern erhielt Schreiber dieſes 
im Srübjahre 1845. ein gepaartes Paar, im Sommer 1846, 
einen jungen und im Januar 1847. fogar 2 gepaarte, eine 
Stunde von bier erlegte Paare. Gin vor 3 Jahren aus Ungarn 
erhaltenes ganz junges Männchen gehört dieſer letztern Sub— 
ſpeeies an. 

Vor 30 Jahren brüteten hier 2 Subſpecies von Staaren, 
nehmlich Sturnus domesticus et sylvestris Brehm. Später 
fam der Sturnus septentrionalis, welcher auf Färoe wohnt, 
dazu. Ein Paar äußerſt feinfchnäblige Staare erhielt der Ver— 
faffer biefeg vor mehreren Jahren aus Kärnthen. Jetzt it Stur- 
nus sylvestris aus der hiefigen Gegend ganz, und Sturnus do- 
mesticus faft ganz verfchwunden. Dagegen aber ift ein lang= 
fchnäbliger, welcher mit dem in Oriechenland wohnenden große 
Aehnlichkeit hat und Sturnus longirostris — Schreiber dieſes 
bejist davon 4 gepaarte Paare — und ein dem Sturnus tenui- 
rostris ähnlicher Vogel eingezogen. Diefe höchſt merkwürdige 
Erſcheinung ſoll fünftig in einer befondern Abhandlung Aber Die 
Staare Europas genauer beleuchtet werden. Daß fie höchit 
merkwürdig ift und den großen Werth der genauen Unterjcheivung 
der Vögel nach Subſpecies deutlich zeigt, wird jeder Unbefangene 
einräumen. 

In ter Nahe von Altenburg findet man unter den eingewan— 
derten Vögeln den mordifchen Rohrammer, Cynchramus 
septentrionalis Brehm. Im Jahre 1842. brütete dort Cyn- 
chramus stagnatilis, wovon der Verfaſſer diefes im Jahr 1822. 
ein gepaartes Paar ſchoß. 

Im vorigen Sommer aber hielt er ein in der Nähe von Als 
tenburg zu Ende des Julius erlegted altes Weibchen von Cyn- 
chramus septentrionalis, welcher früher nur auf dem. Zuge 
bey und gefunden wurde. 

Beſonders bemerfenswerth iſt diefes allmählige Fortrücken und 
dieſe Veränderung des Brütortes der Vögel bey 

den Schilffängern, Calamoherpe Boje. Der Ber: 
faffer dieſes hat fich mit diefen höchſt intereffanten, aber ſchwer 
zu beſtimmenden Vögeln mit bejonverer Liebe beichäftigt; und 

2 


429 


bofft deßwegen von ihnen auch in Bezug auf, die Veränderung 
ihres Aufenthaltgortes etwas Neues fagen zu können. 

Sm Sabre 1807— 1809. brüteten bey Jena oberhalb der Ra— 
fenmühle Calamoherpe arbustorum et salicaria Brehm. ; 
fpäter verſchwanden fie und find nicht twiebergefehrt. In einem 
Teiche des Rodathales ſchoß der Verfaffer dieſes im Jahre 1820. 
Die ächte Calamoherpe arundinacea, welche damals unfer No: 
dathal bewohnte und in mehreren Teichen zu finden war. Zwey 
Jahre ſpäter brütete im demſelben Teiche Calamoherpe alnorum 
Br. Der Verfaſſer dieſes ſchoß Alte und unge Der zweyten 
Brut, ließ aber von der erſten Brut Junge leben, um dieſe Sub— 
ſpecies in der Gegend zu erhalten, allein im nächften Jahre war 
der Teich von Calamoherpe canneti Brehm. bewohnt. Einige 
Sabre ſpäter brütete im dieſem Teiche Calamoherpe hydrophi- 
los Brehm., bey welchem der DVerfaffer die höchſt merkwürdige 
Beobachtung machte, daß nad) dem Tode des alten Männchen 
ein folche8 von Calamoherpe arbustorum die Stelle des um⸗ 
gekommenen einnahm und die verwaiſten Jungen mit auffütterte. 
Später entdeckte er durch die Güte ſeines Freundes, des Herrn 
Paͤſtors Zander in Barkow in Mecklenburg, einen höchſt merk: 
wirdigen, nach feiner Ankunft in Sichtendisfichten Lebenden, zwiſchen 
Calam. arundinacea et palustris in der Mitte ftehenden Nohr- 
fänger und nannte ihn Calamoherpe pinetorum,. Er befam 
ihn auch aus Pommern, aus der Lauſitz, und hat fichere Nach⸗ 
richten, daß er auch in Mainz und Weſtphalen vorgekommen iſt. 
Zu ſeiner großen Freude niſtet dieſer Vogel ſeit dem Jahre 1845. 
in den Teichen des Rodathales, aber nur in wenigen Paaren — 
im Sommer 1847. war nur ein Paar vorhanden; im Jahre 
1845. aber bewohnte ein Baar denfelben Teich, welcher, wie wir 
gefehen haben, ſchon mehreren Nohrlängergattungen zum Aufent» 
haltsorte gedient hatte. Daß alle dieſe Beobachtungen ‚ohne die 
genaue Unterfcheidung der Subſpecies nicht möglich geweſen wäre, 
leuchtet auf den erften Blick ein. 

Jedoch der merkwürdigſte von allen hier eingemanderten Vögeln 
ift ohne Widerrede die Wachhohderdroſſel, Turdus pilaris 
L., und zwar die Subſpecies, welche Schreiber diefes Turdus 
fusco-lateralis benannt hat. Diefe Droffeln, hier Zeimer, in 
Thüringen Krammet sbögel genannt, haben ihn von Jugend 
auf ſehr intereffiert. Denn fie waren bie Lieblingsjagd feines 
Waters, der den Söhnen zu Liebe für ſte Schlingen und Spren- 
kel aufftellte und in der Nähe der Vogelbeerbäume, Hütten baute, 
aus dehen fie gefihoffen wurden. Er freute ſich deßwegen ehr, 
als ihm ein Officier von den großen Flügen erzählte, welche in 
Champagne überwintern ſollten, noch mehr, ald ihm ein Forſtbe⸗ 
amter, der Liefland bereiſt hatte, von den Brütorten und den 
Neſtern dieſer Vögel eine genaue Schilderung gab, welche er durch 
Bojes Tagebuch Über die Zeimer in Norwegen beftätigt fand. 
Im Sahre 1823. erhielt er von feinem theuern Seyffertig auf 
Alsdorf die Nachricht, daß die Zeimer dort nifteten. Im Früh⸗ 
jahre 1816. waren ſte den legten April noch hier und ed war 
Hoffnung vorhanden, daß fie hier brüten würden; allein dieſe 
Hoffnung gieng nicht in Erfüllung; nur das fchlechte Frühlings— 
wetter hatte fie fo lange hier zurüdgehalten. Won dem Herrn 
Freyherrn von Seyffertig befam aber Schreiber dieſes zu 
feiner großen Freude Eyer, Junge und gevaarte Alte des Turdus 
pilaris und hatte vie Freude, das Jugendkleid zuerft zu befchreiben 
und befannt zu machen. Im May des Jahres 1837 traf er noch 
fleine Flüge in den Gichenwälbern und auf den ſumpfigen Wieſen 
vor ihnen bey Brinnis, A Stunden hinter Leipzig und 1% Stun- 
den von Delitzſch an, und erhielt die DVerficherung, daß dieſe 


430 


Droffeln ſchon in den bortigen Eichenwäldern geniftet hätten. 
Der Here Dr. Gloger machte dann auch befannt, daß er den 
Zeimer fchon ald Jüngling bey Breslau brütend gefunden hätte, 
Im Jahre 1840. verficherte der Naturforfcher, Herr Dr. Dehne 
auf der Soflösni bey Drespen, daß feit ein Baar Jahren die 
Zeimer in feinen Umgebungen und zwar in Kiefernwäldern eins 
zeln nifteten. 

Wie groß aber war die Freude des Verfaſſers dieſer Zeilen, 
als er am 18. Julius 1847. ein gepaartes Paar Turdus pila- 
ris (Turdus fusco-lateralis Brehm.) erhielt, welches 14 Stunde 
von hier gefchoffen worden war; daß das Weibchen gebrütet hatte, 
zeigt fein großer Brütfleck; und das ftarfe Gejchrey ver beiven 
Alten, ehe ſie erlegt wurden, bewies deutlich, daß fie Junge hats 
ten. Da es meine Gefchäfte nicht erlaubten, den Ort bald ſelbſt 
zu befuchen, fandte ich einen meiner Söhne mit dem gemefjenen 
Auftrage, Alles aufzubieten, um die Jungen, wenn auch tobt, aufs 
zufinden ; allein feine Mühe hatte feinen Erfolg, ed war nichts 
von den Jungen zu entdecken. Später bejah ich mir den Ort 
ſelbſt. Es war ein kleiner Kiefermvald, welcher bon Wiefen, 
zum Theil auch feuchten eingefchloffen ift und auf der Vorderſeite 
einen Teich hat. Sonft zeigte diefer Ort nicht? Beſonderes. An 
einem andern Orte, ebenfall® 14 Stunde von hier und ebenfo 
weit von Geroda, wo das genannte Baar geniftet hatte, fol auch 
ein Zeimerpaar gebrütet und feine Jungen glüdlich aufgebracht 
haben. Iſt Dieß der Fall, dann hat der Schreiber diefed bie 
Hoffnung, in fünftigem Sommer alte und junge Zeimer in ber 
biefigen Gegend lebend zu fehen. So viel fteht aber feſt, daß 
diefer Vogel, welcher vor 40 Jahren nicht norbweftlicher, als in 
Liefland geniftet hat, jet bis zu ung, alfo mitten nad) Sachlen vor: 
gedrungen und hier heimifch geworden ift, was das almählige 
Fortrücken auf das Volftäntigfte beweift. 


Veber den Bau der Diphyiden 
von A, Coſta. 
[Erſchienen im Juny 1840. ] 


Mir haben den Innhalt von Coftag Fauna del Regno 
di Napoli ſchon angezeigt Iſis 1846. ©. 706. Da diefes 
Werk in Deutfchland wenig verbreitet zu feyn fcheint und doch 
manches enthält, was der Beachtung werth iftz fo theilen wir 
dasjenige mit, was ung wichtig und eigenthümlidy zu feyn 
feheint. Das ift der Fall mit dem oben genannten fonderbaren 
Thier, von dem man noch feinen deutlichen Beariff hat. Leider 
find die Abbildungen dabey auf 3 Zafeln nicht fharf genug; 
einige davon werden wir fpäter liefern auf Zaf. X. 

Wenn fih der Bau wirklich fo verhält, wie der Verfaffer 
angibt; fo Fann man fich wenigftens eine Vorftellung davon 
machen, was ung fchon ein großer Gewinn zu feyn fcheint. 

Diphya. 

Characteres essentiales: Animal gelatinosum, 
hyalinum, ut plurimum pyramidale; basi apertura ampla, 
apice detruncato, pervio; apertura ab altera parte homo- 
genea, animalis viscera ampleetente, clausa. 

Characteres naturales: Animal liberum, gelatino- 
sum, capsula bipartita; parte anteriore pro brachiis et 
visceribus: posteriore pro genitalibus. Os et Anus in 
aperturae anterioris limbo. Oviductus in partis posticae 


429 


extremitate. Figura varia, polyedra, subpyramidata, apice 
acuto vel detruncato. 

Wie der Name anzeigt, fo bat man bdiefe Thiere betrachtet 
als zufammengefegt aus 2 Individuen, jedes vom andern ver: 
fchieden. Das ift aber ein Irrtum. Die meiften Beobachter 
hatten Eeine lebendigen Stuͤcke und fonnten daher ihre Organi— 
fation nicht begreifen, was um fo weniger möglih war, als 
man diefe Eleinen und zartlihen Wefen nicht anatomieren und 
noch weniger ihre Gefaͤßſyſteme einfprisen Eonnte. Mur die 
wiederholte Beobachtung von Xebendigen läßt die einzelnen Dt: 
gane, Eingeweide und Gefäße erkennen, und dazu iſt diefe 
Durchfichtigkeit ſehr behuͤlflich. 

Die gewöhnliche Gattung iſt D. bipartita, zuerſt beobachtet 
von Bory an Africa, dann von Quoy und Gaymard bey 
Gibraltar, welche 5 Sippen aufgeſtellt haben, weil eines der 
Sndividuen verſchieden geſtaltet iſt. Diphya, Calpe, Abyla, 
Cuboides, Navicella et Enneagona [characterifiert]. 

Cuvier ftellte fie zu den Quallen und zwar zu den hydro— 
ftatifhen; Blainville zu den Salpen. Der Name Diphya 
ift nicht paffend, weil die zwey Stüde nicht zwey Individuen 
find; der Name Disoma wäre beffer. 

Diphya bipartita t. 4. 

Die Geftalt wird befchrieben; die Subftanz ift eine derbe 
Gallert wie die Schale der Cymbulia. 

In den Höhlen liegen die Eingeweide. Im Eleineren [vor: 
dern] Stüd, das zwifhen dem Quer-Einſchnitt und der vordern 
Spitze [des hintern Stud] ſteckt, ift eine ovale Deffnung a f.2., inn= 
wendig mit einem häutigen Saum, wodurch dag Lichte verengert 
wird wie bey den Salpen. Diefe Deffnung geht in eine Höhle ab 
[auf der Bauchfeite] voll Waſſer, welches durch die hintere 
Deffnung b in eine Eleinere Höhlee geht. Diefe ift anfangs weit, 
wird allmählich enger und endigt in einen feinen Ganal f, welcher 
fi) etwas windet und fodann fich wieder erweitert zu einem 
großen Darmd [im hintern Stud]. Diefer läuft ein gutes Stüd 
fort, immer ziemlich gleich weit, bildet [bey 3 der Lange des 
hintern Stüds] faft eine Spirale g, ſchlaͤgt ſich [faft in der hin- 
tern Spige des hintern Stüds) um h, Läuft wieder vorwärts faft 
bis an den Anfang des Hintern Stücks k, wo er verbunden mit 
andern Gefäßen, welche mit den Kiemen in Verbindung ftehen, 
wieder ruͤckwaͤrts läuft [im vordern Stüd]. Ganz hinten, da 
wo er ſich endigti, hat er eine Art Sphincter f. 5, mwodurd er 
fi) aber nicht nady außen öffnet, fondern in die zweyte große 
Höhle des hintern Stuͤcks xx, welche fih an deffen vorderm Ende 
weit öffnet I. [Diefes ift die Höhle im Nüden des hintern 
Stüds]. 

Neben der zuerft genannten Höhle ab im vordern Stüd [auf 
der Bauchfeite] liegt eine andere engere [Nüdenhöhle] yz, worinn 
die Kiemen und der Eyerſtock ck. Diefe hängen am Darmfpftem 
an feiner engften Stelle f [binten im vordern Stück) und füllen 
die Ruͤckenhoͤhle ungefähr 3 aus. Am andern [vordern]) Ende e 
find fie frey und können ſich verlängern bis zur Mündung 
diefer Höhley, ſich aber auch bis zur Hälfte verkürzen. Der Com: 
plex diefer Organe feheint aus einer Art Trachea zu beftehen, 
ftellenweife mit Blättchen oder Röhrchen beſetzt wie die Anhaͤng— 
fel oder Zähne an den Kiemen der kammkiemigen Schneden, 
zwifchen Schläuchen oder Bläschen, welche fich verlängern und 
verfürzern, fich erweitern und verengern, auf Tauſend Arten fich 
biegen und auch ihre Deffnungen verändern. Sie haben die 
Geftalt von ovalen Gloden und hängen mit einem Ende an 
einem gefüßurtigen Stiel, das andere Ende frey und offen. Der 


430 


Complex endigt fih in 2 folhe engere und längere Bläschen ee. 
Der Wechſel ihrer Geftalt läßt mich vermuthen, daß es Athem: 
organe find, befonders die Eleinern Gefäße in den genannten 
Blaͤttchen f. 3, deren viele zwiſchen den Schlaͤuchen gemiſcht ſtehen. 
Ich glaube auch, daß zwiſchen dieſen Schlaͤuchen die Eyer oder 
die Keime liegen; jedoch habe ich ſie nicht ganz entſchieden 
gefunden, 

Wenn das Thier durch die Verfchlechterung des Meerwaffers 
feine Lebenskraft verliert; fo verlängert fi der Plexus der 
Kiemen und der Eyerftöcde ez Über alle Mafen und tritt aug der 
Deffnung y heraus, durch welche das Waffer hineinfommt, um 
diefelben zu benegen. Das ift der Zuftand, worinn Bory, fo 
wie Quoy und Gaimard das Thier gefehen haben. So 
lang aber das Thier voll Leben ift, verlängert und verkürzt es 
von Zeit zu Zeit diefen Complerus von Schläuchen, während 
die Leibeshöhle ab [des vordern Stud] fi zufammen zieht und das 
Maffer erneuert, gerade fo wie die Afeidien. 

Diphya tetragona t. 3. 

Wird befchrieben, laͤßt fich aber ohne Abbildungen nicht deut: 
li machen. Es fommt bier Folgendes vor. 


Born in dem hintern größeren Stüd liegt ein gelber Kern 
von Baucheingeweiden nebft dem Herzohr. Am Rande der 
großen Höhle find zwey Eleine Köcher, wovon das eine dem Canal 
entfpricht, morinn die Speiferöhre, die Kiemen und die Eyerftöde 
liegen; das zweyte der After: Deffnung. Diefe Ganäle begegnen 
fi) am gegenüberliegenden Ende und umfaffen den Eingeweid— 
Kern, wo fich diefe Organe fo mit einander vermengen, daß 
man ihre Anaftomofe nicht entwiceln kann. Indeſſen öffnet 
ſich dafelbft der vordere Theil und läßt diefe Drgane durch, um fich 
mit zwey Organen im Eleinern würfelförmigen Stüd zu verbinden. 
Nimmt man die Eingeweide aus dem genannten Ganal heraus 
und betrachtet fie unter dem Microfcop, fo bemerkt man einige 
Kügelchen, getrennt von einem Complerus ähnlicher aber Eleinerer 
Kügelchen, welche an Gefäßbündeln hängen in einem Naume mit 
einem deutlichen violetten Körper, an deffen Mitte eine Art 
Druͤſe. Weiter dahinter ein anderes Gefäß, das in ein Paren- 
chym geht, worauf die Kiemen anfangen fich zu zeigen, welche 
die ganze Höhle ausfüllen, fich verlängern und verkürzen; wird 
das Thier fhwächer, fo hängen fie zu der Deffnung des großen 
oder bintern Leibesftüds heraus. Am vordern Ende diefes 
Stüdg zeigen ſich 4 Gefäßäfte, die fi bald dem Auge entziehen. 

Diefe Gattung würde in die Sippe Calpe gehören, fehr aͤhn— 
li) der Calpe pentagona. Leſſon mennt, Calpe pentagona 
fey nur das untere Stud von feiner C. polystoma. Mein 
Eremplar ift ganz. 

Später fam dazu ein Nachtrag in Folge von neuen Unter: 
fuchungen. { 

Es wurde gefagt, daß in dem Canal yz des vorbern 
Stüds deutliche ingeweide liegen und außerdem die Kie— 
men und die Eyerftöce, einige Gefäßbündel und viele Kügelchen. 
Bey andern ganz frifchen und vielleicht reifern Eremplaren babe 
ih den Complerus der Kiemen beffer unterfcheiden Eonnen. Jede 
befteht aus einem Körper, gefräufelt wie eine Haarflode mit 
einem fleinen anal zur Seite oder menigftens einer Falte, 
welche eine Art Gefrös bildet. Sie find goldgelb und ihrer 
viele, jede fehief an der andern hängend und Eyer dazwifchen 
in Trauben verbunden. Bey manchen Individuen fieht man 
da und dort in derfelben Höhle ein Junges an einer Art Stiel, 
welches in diefem Sade lebt und zu Zeiten Schaum aus feiner 


431 


größern Höhle treibt, twas ausfah, ald wenn es huftete. Der 
Schaum fam indeffen nie ganz heraus, fondern trat wieder in 
die Höhle zuruͤck. Daraus wird es Elar, daß die ungen fid) 
in demfelben Ganal entiwideln, worinn die Kiemen und Eyer— 
fiöde enthalten find. Das läßt auch glauben, daß fie durch 
Eyer und Knofpen fich Fortpflanzen können. 

E3 wurden oben zweh Organe in der Höhle des würfelför: 
migen Stüdes erwähnt als vielleicht gehörig zur Fortpflanzung. 
Bey genaner microfcopifcher Unterfuhung in Meerwaffer über: 
zeugte ich mic), daß eines davon zum Kreislauf und zur Ath: 
mung gehören. Der Verfaffer hat darinn 14 Stunden lang 
eine Ereisförmige Bewegung von Kuͤgelchen verfchiedener Größe 
bemerft. 

Es ſcheint unferm Eremplare des Werks ein Blatt zu fehlen, 
worauf noch einiges ftehen muß, nebſt der Erklärung diefer 
Tafeln. So viel gebt indeffen aus dieſer Schilderung hervor, 
daß diefes Thier viel zufammengefester ift, ald man geglaubt 
hat, und daß es ohne Zweyfel höher ſteht als die Quallen. 
Nah den Abbildungen ift die Größe des Thiers ( beide Stüde 
zufammen) gegen 1" lang und 2—4“ did. 


Annmales 


de la societ& entomologique de France. Paris chez Mequignon- 
Marvis. Tom. VI. 1837. p. 513 et 128. 


©. 5. Laporte, Comte de Castelnau (Auditeur au 
conseil d’etat à Paris): Verſuch einer Gefchichte der entomo— 
togifchen Geſellſchaften. 

Benust ift hierbey: Newman, the Grammar of Ento- 
mology. 

Die erfte ift die Societas aureliana zu London, welche be= 
reits 1745. beftand. Sie wurde 1748. durch den Brand ihres 
Haufes ‚aufgelöft, „bildete fich aber 1762. von neuem und dauerte 
noch 1766. 

1780, entftand dafelbft die entomologifche Gefellfchaft. 

1801. bildete fich wieder die aurelianifche unter Hamorth; 
aufgelöft im Sahr 1806. 

Sn demfelben Jahr entftand die Entomological Society, 
gab 1812. 3 Hefte Transactions heraus; aufgelöft 1813. 

1822. bildete fich die entomologifche Gefellfchaft Großbritta= 
nieng; vereinigte fich nach 2 Fahren mit dem zoologifchen Klubb 
der linneiſchen Gefellfchaft. 

1825. entftand der entomologifche Klubb aus 8 Mitgliedern, 
und begann 1832. dag entomological Magazine, wovon jeßt 
17 Nummern in 4 Bänden erfchienen find. 1835. wurde er 
reorganifiert, behielt aber immer nur 8 Mitglieder nebft Corre— 
fpondenten, verfammelt ſich monatlich, legt eine Sammlung und 
Bibliothek an. 

1832. entftand die Societe entomologique de France. 

1833. bildete fich zu London die entomological Society, 
melche jest 200 Mitglieder hat; gab bis jetzt 3 Bände Trans- 
actions heraus. 

1836. bildete fi zu London eine Geſellſchaft der practifchen 
Entomologie, die fich wöchentlich verfammelt. 

Zu diefen Gefellfchaften fommen die von Bonn und Feipzig, 
und fo fann man ſich eine genaue Idee machen von den ver: 
fhiedenen gelehrten Vereinen, welche bis jeßt zu diefem Zwecke 
fich gebildet haben [!]. 


432 


Es wäre wohl der Mühe werth, daß jemand eine Gefchichte 
der entomologifhen Gefellfhaften in Deutfchland bearbeitete; 
die Bienengefelfhaften wären aufzunehmen und ihre Werke 
beyzufügen. : 

©. 13. Donzel (zu &yon) Crocallis lentiscaria t. 1.; 
im April gefangen bey Hierſum (Hieres). 

©. 15. U. Zefebvre: Argynnis selenis t.1.; an ber 
Molga von Eversmann. 

©. 19. Pierret (zu Paris): Satyrus abd-el-Kader; 
Argus abencerragus; Zygaena zuleima t. 1. Barbarey. 

©. 25. Serville: Neue Mantis, Toxodera denticulata 
t.2. Java; nach Acanthops neben Thespis. 

©. 31. Goureau (Hauptmann zu Collonge, Ain.): Weber 
das Schrillen (Stridulation) der Kerfe, t. 3. 4. 

Gibt feine folhe unter den Nevropteren, Dipteren und Ap—⸗ 
teren: die merfwürdigften find unter Gryllus, Locusta, Acri- 
dium et Cicada: man nennt ihr fcharfes und langweiliges 
Geraͤuſch Singen, was es aber nicht ift, weil es nicht aus dem 
Mund kommt; eine Stimme fönnte man es nennen, wenn es 
von der Luft in den Droffeln hervorgebracht würde, aber nicht, 
wenn es bloß durch Neiben, Tönen der Häute entiteht. Die 
Kerfe haben keine Stimme: man follte fie daher nicht fingende, 
fondern muficierende nennen. Es ift ein Serthum, wenn man 
gefagt hat, daß die Töne entftehen durch Austreiben der Luft 
aus den Köchern des Thorax (Revue entomologique I. p. 161. 
Ill. p. 101.). 

Latreille fagt, das Geraͤuſch bey den Drthopteren entfteht 
entweder durch Reiben der Flügeldeden an einander oder der 
Schenkel an den Deden und Flügeln; und das ift richtig. 

Gryllus campestris. Das Ey lebt an der Erde; ein 
Weibchen legte mir nur 4. Die Larven fchliefen aus Ende 
July, halten fih auf am Ausgang eines Eleinen Erdlochs, mo 
fie auf Naub lauern; des Abends Eriechen fie herum und hüps 
fen wie Kröten, beionders nach einem Gewitter; vielleicht, um 
einen trodneren Ort zu fuhen. Das kann wohl audy zu der 
Sage vom Krötenregen Veranlaffung gegeben haben, Die Lar— 
ven überwintern in ihrem Loch; im Frühjahr machen fie ſich an 
fonnigen Drten ein anderes, mworinn fie fi verwandeln und 
Eyer legen. Als Larve und Puppe find fie jtumm. Die junge 
Fliege ift weiß und weich, kann nicht tönen; wird aber bald 
braun, die Deden hart, und dann fünnen fie fchrillen, aber nur 
die Männchen, wobey fie im Eingang ihres Loches figen, um 
die Weibchen zu loden. Sobald eines ankommt, geht es ihm 
entgegen, berührt es mit den Fuͤhlhoͤrnern und Andert die Töne; 
fie werden fanfter und untermifcht mit einem ftärferen Eurzen Zon ß 
regelmäßig wiederholt in Eurzen Zwiſchenraͤumen. Sie machen 
dann Eleine Spaziergänge in der Nähe der Wohnung, das 
Maͤnnchen voraus, kriechend, immer fohrillend; fucht ruͤckwaͤrts 
gehend unter dag Weibchen zu fommen, melches endlich auf das 
Männchen feige. Sie find ſehr ſcheu, fehweigen glei) und 
ziehen fich ing Loch zurüd. Geht man im Felde, fo ſchweigen 
ſie alle in der Nähe. Maͤnnchen und Weibchen aber in einer 
Schachtel werden bald vertraut, liebkoſen ſich und ſchrillen; 
beſſer ift es, wenn man 2 Maͤnnchen zu einem Weibchen ſperrt, 
weil fie dann eifriger werden. Sie halten fid von einander 
entfernt, und rufen das Weibchen laut; begegnen fie ſich, fo 
greifen fie einander mit ihren ftarfen Kiefern an; gewöhnlich 
wird eins aufgefreffen. Sie können lang hungern, wie Thiere 
überhaupt, welche ihren Fraß auf der Lauer erwarten. Sie 
reinigen oft ihre Fühlhörner, indem fie fie durch die Kiefer zies 


433 


hen; aud die behaarten Anhängfel ihres Bauchs, indem fie 
diefelben zwifchen den Dornen an ihren Hinterfüßen durchziehen. 
- Sn den Schachteln fieht man fehr gut, wie fie fehrillen, 
Das Männchen legt ſich auf die Bruft, ſtreckt die Füße aus, 
hebt den Hintern in die Höhe, erhebt die Deden und reibt fie 
ſchnell an einander. Schneidet man eine ab, fo bewegt fich 
die andere vergebeng, 

Die Dede befteht aus einer. dünnen, trodenen, ducchfichtigen 
Membran, welche tönt, wenn man fie hin und her biegt. Sie 
befteht aus 2 Lagen, zwifchen denen 4 Längstippen liegen, 
Umftändtich befchrieben und abgebildet t. 3., aber nicht befonders 
beutlih. Reibt e8 die Deden ſtark an einander, fo entfteht 
der laute Ton; veibt e8 nur die innern Ränder, fo entfteht der 
fanfte. Hebt man bey einem todten die Deden mit einer Na= 
del auf und reibt fie an einander, fo entfteht auch der Ton. 
Die Decken des MWeibchens ‚haben Feine Längsrippen, fondern 
nur Mafchen. 

An der äußern Seite der Schienbeine unter dem Knie beider 
Geſchlechter findet fich eine Längliche perlweiße Platte, melde 
eine £leine Höhle bedeckt; fehlt den Larven und Puppen; Nusen 
unbekannt. Die behaarten Bauchanhaͤngſel beider Gefchlechter 
find hohl; Nutzen unbekannt. 

Gryllus domesticus. hat Bau der Deden und Zon dem 
vorigen gleich. 

Im Laͤndchen Gex findet ſich noch Gryllus sylvestris, wel⸗ 
cher zu einer andern Zeit erſcheint, die Larve im Frühjahr, die 
Fliege Ende Auguft bis zum Winter; manche auch noch im 
Hornung, unter Steinen, nicht in Löchern. In Schachteln 
benehmen fie fi wie die erfte Gattung, aber der Ton ift 
fhwäcer. Kleiner als die erfte und die Deden nur halb fo 
lang als der Bauch, die rechte oben hart und braun, die linke 
weich und meißlih mit ſchwaͤchern Nippen. 8.3. F. 5 —7. 
Un den VBorderfüßen auch die Platte oder Spiegel. 

Gryllotalpa find den Gärten fehr fhädlih. Ich hörte fie 
nicht ſchrillen und in der Schachtel ftarben fie nah 3 Tagen, 
wahricheiniih aus Hunger, weil fie jagen. Man kann aber 
das Schrillen bey lebendigen und todten hervorbringen, ‚wenn 
man die Deden über einander reibt. Ihr Bau, T. 3. 5. 3. 4, 
ziemlich wie bey dem erften, aber fhmwächer, fo wie der Ton, 
der dem Weibchen fehlt; Erin Spiegel, aber Schwanzfaͤden. 

Hier gibt es noch Xya variegata, eine fehr Eleine Werre im 
Sand der. Rhone, im Frühjahr und im ganzen Sommer; macht 
Gänge und fpringt fehr hoch mit den verdickten Dinterfchenfeln. 
Die Hintertarfen beftehen aus 2 parallelen, unarticulierten. Zehen, 
je mit einer Klaue; Unterfchied. von der Werre. Decken glatt 
mit 2 ſchwachen Nippen; kann wahrſcheinlich nicht ſchrillen. 

Locusta; bringt die Toͤne hervor wie Eryllus durch Reiben 
der Decken auf einander, die linke oben, beide von einander ver— 
ſchieden. Bey den langfluͤgeligen ſchrillen nur die Maͤnnchen; 
bey den kurzfluͤgeligen oder Ephippiger auch die Weibchen. 

Die Männdyen loden damit die Weibchen, bisweilen 3 —4 
auf einem Zweige beyfammen, fehrillend um die Wette, aber in 
verfchiedener Höhe, mwahrfcheinlih, wenn das Tonorgan etwas 
verlegt ift. Abgebildet Fig. 8. — 10. von einer Tangflügligen 
L. verrueivora. Dedenbau befchrieben mit ihrem fogenannten 
Tonorgan oder der Trommel. Kiünftlich Eonnte er das Schrillen 
nicht hervorbringen, weiß auch überhaupt nicht recht, wie es 
hervorgebracht wird. 

Die Tangflüigeligen wie L. verrueivora, viridissima , lilifo- 

Iſis 1848, Heft 6, 


434 


lia, chrysea ete. haben ähnliche Tonwerkzeuge, aber nur die 
Maͤnnchen tönen. 

Ephippiger weicht ganz ab, weil auch das Meibchen die 
Tonorgane hat und fingt. Hat Eeine Flügel, fondern nur fehr 
kurze Deden, verborgen unter dem Tergum des Prothorax; 
beftehen eigentlid nur aus dem Zonorgan. Sie fißen auf 
Büfchen und fingen fehr laut ungefähr fo, al$ wenn man mit 
dem Fingernagel über einen Strehl hin und herfaͤhrt. Diefer 
regelmäßige Gefang unterfcheidet fih von dem der Locusta vi- 
ridissima, welches ein fchnelles Reiben ift, worauf einige Ruhe 
folgt. Die Tonwerkzeuge find nicht ſymmetriſch und auch das 
der Männchen verfcieden von dem der Weibchen; die linke 
Dede liegt oben, I. 4. 5.1—3. 

Ich fand aucd auf dem Gebüfch eine andere, mahrfcheinlich 
Anisoptera, wovon nur das Männchen Deden hat und fingt; 
das Weibchen Eaum fichtbare, fingt nicht. 

Bey allen Heuſchrecken findet fich in den Seiten des Hals— 
ringels Über den Vorderhüften ein eigenthümliches Drgan, Hebt 
man die Seitenränder des Prothorax auf; fo bemerkt man 
jwen Gruben im Thorax mit einer weihen Membran ausges 
füttert; aug ihrem Gipfel geht eine Röhre in den Schenkel bis 
zum Knie. Man Eann diefe Höhle fammt der Röhre heraus- 
ziehen, Unter dem Knie ift jederfeits eine durchfichtige Erhoͤ— 
bung, melde eine Höhle bedeckt, in welcher die Roͤhre endigtz 
hat viel Aehnlichkeit mit dem Spiegel bey den Gryllen. Diefes 
ganze Organ findet ſich bey beiden Gefchlechtern, auch den Lar— 
ven und Puppen; ift fein Luftloh, kann fich nicht fchließen 
und öffnen; an den 4 achten Luftlöchern des Thorax zeigen 
fi Luftblafen unter Waſſer. 

Acridium hat ein ganz anderes Zonorgan, auch in den 
Deden, aber nur erkennbar, wenn man während des Singeng 
genau Acht gibt. Das Zonwerkzeug ift nicht bey allen Gat— 
tungen gleich vollkommen. Die auf Büfchen fingen beftändig, 
8— 10 Secunden lang und dann eine Ruhe von 2—3 Se— 
cunden. Kommt nad einiger Zeit ein Weibchen, fo fliegen fie 
auf einen andern Buſch. Bemerken fie ein folches, fo fingen 
fie lauter; nähert, es fich, fanfter. Die auf der Erde fingen 
weniger laut und nur, wenn fie ein Meibchen bemerfen: dann 
laufen fie ihm entgegen, machen in geringer Entfernung Halt, 
und tönen fo fanft, daß man es Faum hört. Bleibt das Weib— 
chen ruhig, fo fpringen fie auf daffelbe, bringen die Enden ihres 
Bauches an einander und paaren fich. 

Will eines fingen, fo ftellt es fich auf die 4 vordern Füße, 
fhlägt die hintern Schienbeine in eine Rinne der Schenfel und 
treibt mit den letztern ſehr fchnell die Slügeldeden; die guten 
Sänger faſt unausgefegt, die andern nur 2— 3 mal. Bisweir. 
len fiebt man auch welche in ähnlicher Bewegung, ohne daf 
man einen Ton hört; vielleicht dennoch hörbar für die Meib- 
chen. Die laute Schnarrheufchtede auf Gebuͤſch oder Gras ift 
20 Millimeter lang, grünlich braun, Halsringel braun mit 
ſcharfen Längsgräthen und 3 Querfurchen ; hintere Schienbeine 
roth mit ſchwarzen Knien; die Schienbeine haben zwey Neihen 
rothe Dornen. mit fhwarzen Spitzen; Flügel durchfichtig, fo 
lang als Deden und Leib. Zonorgan, nehmlich die Nippen 
befchriebet T. 4. Fig. 9. Sie können fingen bey abgefchnittenen 
Scienbeinen. So ift e8 auch bey Acridium biguttulum, bey 
welchem auch die Deden durdfichtig find. Bey den ftillern 
find fie undurchfichtig und haben Eleine Mafchen mit fchwachen 
Nippen: fo bey A. caeruleum, germanicum, italicum und 
einem auf dem Sand der Rhone; Flügel himmelblau, Deden 


435 


und Leib grau mit bläulihem Staub, die erftern mit zwey toe- 
niger fatten Querbändern. Das legte hört man kaum. Bey 
den Weibchen find die Deden glatter; fingen nicht, obſchon fie 
oft die Schenkel an den Deden reiben. Man kann auch bey 
den todeen den Ton hervorbringen, aber fehr ſchwach. 


Beym Fliegen bringen Locustae et Acridia ein Geraͤuſch 
hervor, dag mit der Stridularion nichts zu fchaffen hat. Es 
ift ihe Sumfen, welches durch das Zittern des Thorax und 
der Flügel entfteht. Die Luftlöcher am Halsringel haben nichts 
dabey zu thun. 


Unter den Fluͤgeln am erſten Bauchringel iſt jederſeits eine 
Hoͤhle bey Maͤnnchen und Weibchen. Linne und Latreille 
(Museum d’ hist. nat. VII.) meynen, fie trage zum Schrillen 
bey. Sch habe mid) nun vom Gegentheil Überzeugt, obſchon 
ich es felbft auch gemeynt habe (Revue entom. III. p. 101.). 
Sch habe fie mit Zalg zugefchmiert, bey andern durchſtochen 
und zereiffen, obne ihren Nutzen zu erfahren. Sie find nicht 
bey allen Acridien gleich, bald tiefer, bald flücher; finden ſich 
auch bey Karven und Puppen. Am bdeutlichften bey Acridium 
migratorium. Findet fih bey allen genannten ‚fchrillenden 
Kerfen, mit Ausnahme der Werre. Diefe Höhle ift mit einer 
durchfichtigen, dünnen Membran bededt; vielleicht das Hoͤror— 
gan. Ob vielleicht die Röhre im Worderfuß bey den Gryllen 
auch ein folches ift? 

Bey Tetrix fand ich das Tonorgan nicht auf den Flügel: 
decken und nicht die rauhen Schenkel zum Streichen; auch nicht 
die Höhlen im erften Bauchringel, fo daß ich fie für ftumm 
und taub halte; auch kuͤnſtlich kann man feinen Ton hervor= 
bringen. 

‚Cieada. Das Zonorgan befchrieben und abgebildet X. 4. 
Fig. 13 —15. Cicada orni fommt hier nicht vor, aber bey 
Bellegarbe, woher ich eine befommen habe. Die Tonhöhle am 
Bauch ift durch eine hornige Scheidwand getheilt und mit 2 
Platten wie mit einem Laden oder Dedel bededt; enthalten auf 
der Bauchfeite eine gefaltete Haut und ein gefpanntes Blatt, 
den Spiegel; auf der Nüdenfeite auch eine gefaltete zum Zönen 
fähige Haut, das Trommelfell, welches durch einen Muskel 
von der Scheidwand ber in Bewegung gefegt wird. Beym 
Singen fieht man nirgends eine Bewegung. Hält man fie fo, 


daß der Bauch frey iſt; fo fingt fie wie gewöhnlich; druͤckt man 


aber die Dedel an, fo wird der Ton ganz ſchwach; hält man 
den Bauch in die Höhe, daß die Dedel offen bleiben; fo wird 
der Ton ganz laut. Die Dedel liegen veft und der Vaud) ift 
beweglih. In der Freiheit hebt und fenkt fie daher den Bauch, 
je nachdem die Töne ſtark oder ſchwach feyn follen, 

Um zu fehen, was in den Zrommeln vorgeht, fchnitt ih ein 
Stuͤck aus dem Nüden. Der Ton wurde ftärfer, das Trom— 
melfell zitterte und wurde bald conver, bald concav. Reau— 
mur hat alles vortrefflich befchrieben und gedeutet. V. Mem. IV. 
Die Gattungen von Tibicen haben ein ſchwaches Gefangorgan. 


Reaumur mepnt, die Trommelhöhlen verftärkten den Zon: 
allein Solier hat fie ohne Schaden zerriffen. Das Weibchen 
hat fie auch und ift dennoh ftumm. Solier hat bemerkt, 
daß die Luft dabey eine Rolle fpielt. Das Luftloch deg Me- 
sothorax geht in die Brufthöhle und nicht in eine Luftröhre, 
fo daß man fanen Eönnte, diefe mit der Bauchhöhle communi- 
cierende Höhle ſey nichts als erweiterte Luftröhre, Er wird 
feine Beobadytungen bald bekannt machen. 


436 


Andere Geräufh machende Kerfe. 


Käfer, Wanzen, Immen und Falter. Nicht wichtig, mit 
Ausnahme von Sphinx atropos, wovon man die Urſache noch 
nicht recht weiß, Die andern reiben glatte Theile ihres Skelet— 
tes an einander, nicht, um die Weibchen zu rufen, fondern um 
Schmerz und Furcht auszudrüden. 

Beide Gefchledhter der Cerambyces reiben das Praesceutum 
bes Mesothorax an den innern Rand des Prothorax; ebenfo 
Lema. 

Undere haben ihr Zonorgan am Ende des Bauches. Co- 
pris, Geotrupes, Öychrus, Falciger echii ziehen den Bauch 
unter die Deden und dann reibt fi dag Tergum des lekten 
Ningels und die Seitenränder der andern am Rande der Deden. 

Die Necrophoren haben ihr Zonorgan auf dem Tergum des 
Aten Bauchringels; befteht aus 2 parallelen, vorfpringenden 
Linien, die wie die Verlängerung der Dedennaht ausfehen, T. 4. 
5. 18. Ziehen fie den Bauch unter die Deden, fo reiben diefe 
Linien ſich an ihrem hintern Rande. Das kann man alles 
kuͤnſtlich hervorbringen. 

Auch Hygrobia et Pimelia follen einen Laut hervorbringen. 

Unter den Wanzen nur Meduvius einen fehr fchwachen ; 
fie bewegen den Kopf fchnell auf und ab, wobey ſich der Hals 
am Prothorax treibt; der Hals ift ein horniges, glattes Ringel. 

Unter den Immen macht Mutilla ein Geräuſch, menigftens 
M. europaea. Das Xonorgan liegt auf dem Tergum des 
Sten Bauchringels als ein glattes und glänzendes Schildchen, 
35.15. Schiebt e8 diefes Ningel in das zweyte; fo reibt fich 
das Schildhen an der innern Seite deffelben; bey beiden Ge— 
ſchlechtern. 

Ich glaube, daß auch Sphex sabulosa ein Geraͤuſch macht. 
Im Herbſt ſah ich eins graben; es hatte den Kopf im Loch, 
den Bauch in die Höhe und arbeitete fleißig. Dabey hoͤrte ich 
eine anhaltende Stridulation wie bey einem Eleinen Acridium; 
feine Flügel: und Gliederbewegung, außer den Kiefern. 


Spinx atropos läßt einen Elagenden Ton hören frey und 
gehalten. Reaumur hielt e8 für ein Neiben des Rüffeld an 
den Palpen. Pafferini fest das Organ in eine Höhle des 
Kopfs, welche eine Verlängerung des unächten Ruͤſſel-Canals 
iſt; die Luft fkreift hinein nach dem Belieben des Thiers (Re 
vue entom. 1. p. 173.). Lorey fagt, die Luft Eomme ſchnell 
aus 2 Höhlen am Bauche. 

Im Herbft 1835. hatte ich einen, der fhon 2 Tage an de 
Nadel ſtak und daher nur wenig fchrie. Ich rollte den Rüff L 
ab, hielt ihn am Grunde mit einer Kneipzange, um die Palpen 
abzuhalten und das Ausftreichen der Luft; er ſchrie aus allen 
Kräften. Sch fah nirgends eine Bewegung. Sch zupfte die 
Haare unter dem Bauch an den zwey erften Ningeln ab und 
fand feine Höhle, das Thier war jedoch todt, 


1836. befam ich einen fehr lebhaften, und fand an jeder 
Seite des Bauches auf dem erften und zweyten Ringel je eine 
doppelte Höhle, Fig. 20. Die des erſten Ningels befteht aus 
einer glatten durchfichtigen Haut wie das Trommelfell der Cica— 
den; die zweyte ift mit einer weichen und mit feidenartigem Flaum 
bedeckten Haut ausgefüttert. Das Thier kann fie nach Belieben 
öffnen und ſchließen. Mill es fchreyen, fo öffnet es biefelbe, 
und man fieht ein langes Büfchel von fahlen Haaren heraus- 
kommen, welche ſich öffnen und wirbein. Diefes Büfchel hängt 
am obern Theil der Höhle des erften Ningels und verdedt, 
wann es liegt, beide Höhlen. Diefe Bewegungen fcheinen mit 


437 
dem Zone zufammenzuhängen; wie er aber hervorgebracht wird, 
faͤllt nit in die Augen. Sch fehnitt daher ein Stud vom 
Bauchringel ab, und fah daran einen großen, meißen Muskel, 
wie der, melcher die Flügel der’ Muden bewegt; er ftößt an 
den Rand der Höhle des erften Ringels, und fpielt ohne Zwei— 
fel eine Rolle beym Schreien. Die Membran unter der Lupe 
zeigt Fein Loch, wodurch die Luft gehen könnte. Als ich durch 
Zufall die auf dem Finger liegende hornige Bauchplatte, die 
innere Seite nad) oben, bewegte; fo hörte ich-einen ſchwachen 


Zon, den ich oft wiederholen Eonnte, wenn ich die Platte hinz- 


und herbog. Er kam alfo von der Höhle des erften Ringels, 
welches conver wurde; der Muskel macht es wahrſcheinlich abs 
wechfelnd concav und conver; alfo Aehnlichkeit mit Cicada. 

Unter den Falten führt man noch als einen Sänger das 
Männdien von Chelonia pudica an, welches ich nie leben- 
dig hatte. 

Alte genannten Singferfe haben alfo eine dünne, trodene, durch: 
fihtige und fonore Membran, welche entweder wie von einem 
Bogen beftrichen oder von einem Muskel ing Zittern gebracht 
wird; die Luft hat nichts dabey zu fchaffen. Die Trommeln 
find entfernt von den Luftlöchern. Die Kerfe find daher Feine 
Sänger, fondern Muficanten. 

©. 77. Donzel (zu yon): Ueber die Paarung einiger 
Schmetterlinge. 

Sch habe bemerkt, daß von den im Fluge gepaarten bald 
das eine, bald das andere Gefchleht der tragende Theil ift, je 
nad den Sippen. Strenge Sippen find: Thais, Parnassius, 
Argus, Argynne. Sie werden fi daher auch gleichfürmig 
paaren; und wenn Abweichungen vorfommen, fo werden fie 
verfchiedene Sippen andeuten. So ift es bey Pieris crataegi, 
welche [bon von Linne zu den Heliconiern und nicht zu den 
weißen Danaiden geftellt wurde. Zwingt man.P. brassicae, 
rapae, daplidicae während der Paarung zum Fliegen, fo wird 
das Weibchen vom Männchen getragen; fo ohne Zweifel auch 
bey P. napi, callidice et chloridice. Bey P. crataegi da= 
gegen fah ich das Männchen vom Weibchen fortgetragen und 
zwar fo, daß jenes kein Lebenszeichen gab. 

Bey den Pieriden haben die Worderflügel nur 9 Rippen, bey 
P. erataegi 10, weil ſich hier die Rippe von der Cellula dis- 
coidalis aus -in 3 Zweige theilt. Macht den Uebergang von 
Parnassius zu Pieris, wie Doritis Apollinus von Thais zu 
Parnassius; foll daher Leuconea heißen, wie man Leuco- 
phasia gemadt hat für P. sinapis et lathyri. 

Pieris glauce, belia etc.. folten aud eine Sippe feyn, wie 
P. eupheno et cardimines die Sippe Anthocaris wurde. 

Bey Thais medesicaste, hypsipyle trägt das Meibchen. 

Bey Pieris brassicae, rapae, daplidice das Männdıen. 

Ben Colias edusa, hyale ete. defgleichen. 

Den Thecla acaciae, spini, filieis ete. das Meibchen. 

Ben Argus corydon, escheri, adonis, meleager etc. das 
Männchen. 

Ben Argynne daphne, aglaia ete. das Weibchen. 

Bey Melitaea athalia, didyme etc. defgleichen. 

Bey Satyrus cordula, megaera, nephele, justina etc. 
beßgleichen. 

Vanessa cardui, atalanta und felbft prorsa werden fich 
wohl anders betragen als V. antiopa, polychloros ete., weil 
fie fih anders benehmen. 

©. 83. Leon Dufour: Ueber einen Gallapfel von Erica 
scoparia. 


438 


Im September fah ih an den Gipfeln der Befenheibe Eu: 
gelige Köpfchen wie eine unentwidelte Aehre, aus gedrängten 
und veränderten Blättern, wie es ſchon Clufius vor 240 Sab: 
ten bemerft hat. Hist. rar. I. p. 42. fig. Diefe Galläpfel 
find 6'” lang und 5 did, und beftehen aus angefchwollenen 
Blättern, die innern behaart. Sie find aber nur die Hüllen 
der eigentlichen Gallen in den Blattwinfeln, nehmlich der ver= 
änderten Blüthenfnofpen, woran man die 4 Kelchblätter erkennt; 
darinn das Ey oder die Larve oder das Gefpinnft, bisweilen 
16 beyfammen. 

Es find darinn zweyerleh Kerfe. Der Urheber des Gallapfels 
ift eine Cecidomyia, welche oft einen Schmaroger hat, Eulo- 
phus. Die Larve der erfteren frißt die Blume auf, ift mweiß- 
lich, 1" lang, aus 13 Ringeln mit dem Kopf und etwas ber 
haart. Macht fidy) ein meißliches häutiges Gefpinnft und über- 
tointert darinn; verpuppt fich ſpaͤt, wird fchwarz; die Füße 
fheinen durch. O. ericae scopariae: dilute sanguinea, 
thoracis dorso nigrescente, alis subfumosis villosis, pedi- 
bus nigrieantibus; antennis maris 17 articeulatis, distincte 
moniliformibus, longe birsutis, feminae 15 articulatis, 
filiformibus. Long. 1, &ieht aus wie C. bicolor, im Juny. 

Eulophus. Fuͤhlhoͤrner achtgliederig (nicht fieben), bey dem 
Meibchen die 3 legten Enopfförmig. Huͤpfen wie Cynips et 
Chaleis; Flügel lang und gefreuzt. 

E. ericae: niger, glaber, subnitidus; oculis fuseis, pe- 
dibus pallidis, femoribus nigris, apice pallidis, alis imma- 
eulatis. Longitudo 3, 

Sm Kelch von Verbascum pulverulentum wohnt aud) eine 
Cecidomyia, worinn 

Eulophus verbasci: pallide rufescens, glaber, oculis 
fusco sanguineis, oceipite, puneto pectorali abdominisque 
dorso nigris, alis immaeculatis. Long. 1". 

©. 93. 9. Graells (Prof. zu Barcellona): Bemerkungen 
über die Erfcheinung der Gebrionen (Jaͤnner 1837.). 

Die Bücher fagen, fie erfchienen nad) dem Regen gegen die 
Hundstage, 

Sie zeigen ſich allerdings gleich nach dem erſten Regen, der 
übrigens nicht ein Gewitterregen zu ſeyn braucht; fommen aus 
Loͤchern, wenn die Erde erweicht iftz fliegen hurtig herum und 
balten bisweilen auf dem Boden an, um die Weibchen zu ſuchen. 
Diefe fteden bloß die Mündung ihres weiten Eyergangs heraus. 
Mo man gegen ein Dusend Männchen auf dem Boden bey: 
fammen fieht, findet man ficher ein Weibchen; am häufigften 
GC. xanthomerus. 

Die Männchen verſchwinden und man findet nur noch foldhe, 


welche bey zu ftarfem Regen ertrunfen find. 


Ende July ſah ih nach einem Gemitter eine Menge; des 
andern Tags lagen alle im Waffer, Das Jahr 1830. war 
ſehr troden. Erſt am ten October Fam ein Negenguß ohne 
Donner und gleich darnach Eamen fo viele hervor, daß fie eine 
Molke bildeten. 1831. fand ich in einem Garten einen Cebrio 
nad) dem Auguft, obſchon es nicht geregnet hatte. Es war aber 
ein Bach dafelbft. Acht Tage fpäter kam ein Gewitter und 
dann zeigten fie fih zu Tauſenden in den vorher trodenen Fel— 
dern, aus runden Löchern. Sm Jahr 1836. hatte es nicht 
geregnet bis zum 21. September. Am 24. July: begoß ich 
den Boden in einem Felde und nad) zwey Zagen fand ich 
einige Weibchen, aber Eeine Männchen. In einer Schachtel 
lebten fie bis zum September ohne Nahrung. Nah dem 21. 
September fanden ſich mehrere Männchen und Weibchen. Sie 


439 


find alfo in der Erde ſchon verwandelt, Eönnen aber wegen ber 
Trockenheit nicht heraus. lectricität hat keinen Einfluß. 

©. 101. M. Spinola (zu Genua): Ueber eine Gruppe 
der Bupreftiden. 

Der Verfaffer gibt eine Tabelle der von ihm angenommenen 
Sippen, infofern fie zu Latipalpes gehören; characterifiert dies 
felben und führt die Gattungen auf. 

Latipalpes. — Fühlhörner fägenförmig. 

A. vom vierten Glied an: Zähne dreyedig; Schildchen. 
a. punctformig; tes Fühlhornglied. N 
1. nicht länger als tes 1. Dicerca. 
2. fo lang als 1ftes und 2 te8 zufammen 2. Latipalpis. 
b. breit und fünfedig; Schwanzende ſpitzig; zweytes 
Fühlhornglied rund. 3. Lampra. 
B. vom 5ten Glied an: Zähne vieredig; viertes Glied 
laͤnglich; drittes 
a. nicht länger ale zweytes, Xeib platt 4. Perotis. 
b. noch einmal fo lang als 2tes, Leib walzig 5. Lampetis. 
©. Bom 6ten an: Zähne rundlich; zwehtes und drittes 
Glied rund, viertes und fünftes walzig. 
a. Halsringel überall gerandet, Schildchen fehr Elein 
j 6. Polybothris. 
b. Halsringel nur nad) hinten gerandet, Schildchen 
quer 7. Apateum. 

41. Dicerca aenea, berolinensis, acuminata, moesta. 

2. Latipalpis pisana. 

3. Lampra conspersa, rutilans, festiva. 

4. Perotis cuprea (metallica), unicolor, lugubris, striata 
n., buqueti n. 

5. Lampetis bioculata, valens, composita, fastuosa, ga- 
lamensis, chalybeata, goudotii. 

6. Polybothris sumptuosa (croesus), carcharias, eivetta, 
ancora n., aeneo-maculata, cassidea (collieiata), chalco- 
chrysea, sexfoveolata n., lamina (flesus, complanata), so- 
lea, cassidioides, rhombus, platessa, lamina Ä/., rotundata. 

7. Apateum calceatum (luczotii); forte et aureo-pilosa, 
scapularis, analis, goryi, marginata. 

Wahrſcheinlich folgt Psiloptera tessellata, dynasta; Te- 
« mognatha. 

Sch winde in Soliers Abhandlung (Anno 1833.) nro, 
12. Capnodis die Sippen fo folgen laffen: 

13. Chrysesthes; Euchroma; Pelecopselaphus; Dicerca ; 
Latipalpis; Lampra; Perotis; Lampetis; Polybothris; A- 
pateum; Psiloptera; 18. Temognatha etc. 

©. 123. Guenee: Ueber die Lebensart der Bryophila 
algae. 

Nach Jahrgang 1836. Bulletin p. 46. foll die Larve in Zwei— 
gen leben wie Cossus ete.; die Karve lebt gewöhnlich an den 
Stämmen und Zweigen, deren vom Thau erweichte Flechten 
fie frißt. Sobald die Sonne fommt, verbirgt fie fich unter 
die Ninde oder Flechtenbüfchel, und fo hat fie fich wahrſchein— 
lih einmal in einen hohlen Zweig geflüchtet. Sch habe aus 
derfelben Naupe Br. algae et receptrieula (stridula) erhalten, 
find mithin nur eine Gattung; wahrſcheinlich aud) Br. cal- 
ligrapha Hübner. 530. et mendacula 620. 

©. 125. *orey (Dr. med. zu Marfeille): Ueber einen 
Cryptocephalus, welchen ich zu Suza in Piemont 1802. entz 
dedt und an Dejean gefcbict babe. Er nannte ihn En. 
loreyi. Im Jahr 1813. zeigte mir Pafferini zu Flovenz 
eine Zeichnung von einem andern, Von Bonier zu Dijon be: 


440 


Fam ich noch ein Stüd, gefunden zu Poully-en-Auxois; von 
Solier eine Zeichnung. Es gibt alfo 4 Stud in den Summe 
lungen. 

©. 129. Boyer de Fonfcolombe: Monographie der 
Kibellulinen von Air (Hornung 1837.) t. 5. 6. 

Charactere und Synonyme nebft Bemerkungen, 
Gharpentierg Horae entomologicae, 

[Der Anfang fteht Band VIL ©. 75.] 

1. Aeschna formosa, vernalis, maculatissima, mixta, 
affinis, irene n., rufescens, annulata, foreipata, ungui- 
eulata. 

©. 129. VI. Fortfegung. 

2. Libellula depressa, quadrimaculata, cancellata, cae- 
rulescens fig, olympia n. fig., brunnea n. fig., ferruginea, 
flaveola, nitens n. fig. vulgata. 

Fortfegung VI. S. 547. 

3. Agrion virgo, haemorrhoidalis, barbara, viridis, pi- 
eteti, fusca, platypoda, pulchella, puella, elegans, agle n., 
caerulescens n., anrantiaca, sanguinea, rubella. Ale ab— 
gebildet. 

VI. ©. 151. Solier: Goleopteriden VII. Adelostomites. 
Schon gegeben., 

5. 173. Guenee: Agrotis villiersii n. t. 8., wie A. 
obeliseca. A. ruris Hübner. — obelisca. 

A. ruris Godurt — aquilina. 

©. 177. Pierret: Hadena latenai n., wie dentina; auf 
Gletſchern t. 8. 

©. 179. Bonerde Fonfeolombe: Ueber zwey dem Del- 
baum ſchaͤdliche Schaben, t. 8. fig. 4.5. 

Der Baum wie feine Frucht haben viele Feinde, darunter 
aub Sphinx atropos et ligustri, jedod mehr megen ihrer 
Größe als Menge. Ich habe die Zodtenkopfraupe ziemlich 
häufig darauf gefunden, die Blätter und Schöffe freffend; die 
von Sphinx ligustri nur einmal; beyde an allen Sasmineen, 
jene auch fehr gemein auf Erdäpfeln. 

Eine Schabe greift Blätter und Knofpen an. Ende Win: 
ters fieht man auf der Oberfläche braune Flecken, darunter ein 
Eleines Koch von Koth umgeben; darinn eine Raupe fadendid, 
2” fang; geht oft heraus in die Knofpen, welche fie benagtz 
wird wegen ihrer Menge fehr fchädlich, befonders am Var und 
bey Nizza. Schszehn Füße; bräunlich oder graulich grün, ein 
brauner Hornfleden auf Hals und dem legten Ringel, bisweilen 
jederfeits Schwarze Flecken, gelblich gegen die Luftloͤcher. Kopf 
gelblich mit 2 ſchwarzen Flecken. Leib faft haarlos; Puppe im 
März, laͤnglich, gelblich grün, von einigen Faben umgeben, 
wahrfcheinlich in den Schrunden der Rinde. Schabe im April 
mit umgerollten Flügeln, ſchwaͤrzlich marmoriert, hinten mit 
Franzen; bintere afchgrau mit großen Franzen; Leib grau, 
Bauch gelblich; binten mit Haarbüfhel. Fühlhörner faſt fo 
lang als Leib, Palpen laͤnglich und dreygliederig, abwärts ge: 
richtet, etwas ftruppig, Ruͤſſel Eurz, Kopf behaart, am hintern 
Schienbein ein großer Sporn, womit fie fpringt. 

Tinea? oleella n.: Antennis filiformibus, intus subser- 
ratis, tibiis postieis medio calcaratis, saltatoriis; cinerea, 
nigro submarmorata, erueä viridi-griseä, intra folium oleae 
latente; nobis. 

Eine andere Raupe wohnt im Kern der Dlive. Das Ey wird 
wahrfcheinlich das Fahr vorher in die Knofpe gelegt. Die Olive 
wählt, die Raupe frißt den Kern auf, bohrt fih anfangs Sep— 
tember neben dem Stiel heraus, läßt ſich fallen und verpuppt 


Er Eennt 


‚441 


fih, in den Winken der Schadhtel, nahdem fie ein graues, 
dünnes Gefpinnft gemadt. Die Dliven fallen ab, und man 
findet dann die Raupe noch in den flehen gebliebenen. 

3" fang, glatt, graulich grün marmoriert, 4 ſchwarze Länge: 
ftriche auf dem Rüden und 2 foldye Flecken hinter dem Kopf. 
Puppe geiblih; nah 10 Zagen die Fliege faft wie die vorige, 
etwas größer, dunfelgrau, kaum marmoriert; Fühlfäden dünner 
und Palpen weniger ftruppig. 

Tinea? olivella. Antennis filiformibus, intus subserra- 
tis, tibiis posticis medio calcaratis, saltatoriis; einerea; 
eruca viridi-griseo marmorata, intra nucleum olivae de- 
gente; nobis. 

Die Aehnlichkeit beyder Falter und zum Theil felbft der 
Raupen hat den Herin Bernard vermocht, beide für einerley 
zu halten ungeachtet des verfchiedenen Aufenthalts, in feinem 
gekroͤnten Auffag Über den Anbau des Delbaums (Mem. Ac. 
Marseille 1782.); die Minier- Schabe lege die Eyer an bie 
Bluͤthenknoſpen, wo dann die Naupe in die Dlive Erieche; zum 
zweyten Mal würden fodann die Eyer auf das Blatt gelegt, 
woraus die Minier- Raupe komme. Allein die Raupen find 
doc zu fehe verfchieden. Zwar gibt es bey vielen Faltern 2 
Bruten: aber hier legt die Minier-Scabe die Eyer im April, 
wo die Blüthenfnofpen noch nicht entwicelt find; fie mögen nun 
bis Mitte Juny, wo die Eleine Dlive kaum fichtbar ift, unent— 
widelt liegen bleiben ungeachtet der Wärme des Fruͤhjahrs. Auch 
wäre die Nahrung beider Bruten zu fehr verfchieden. Die 
Schabe der Dlive Eönnte auch mieder auf die Blätter legen: 
allein man findet den ganzen Sommer durch bis zum Winter 
feine minierten Blätter mehr auf dem Baume. Bose bat 
Bernards Meynung in feinem n. eours d’agrieulture auf 
Treu und Glauben angenommen; Duponcel ift meiner Mey 
nung. Es gibt noch andere fehr Ähnliche Falter, die fich nur 
dur ihre Raupen unterfcheiden, wie Sphinx nicaea et eu- 
phorbiae, Pieris brassicae et rapae. 

Bernard glaubt auh, daß die Krebsbeulen an den alten 
Zweigen der Bäume von den Biffen der Minier- Raupen an 
den Sproffen verurfacht würden, was hoͤchſt unwahrſcheinlich ift. 
Ueberdieß ift die Minier-Naupe fehr gemein um Air, und doch 
fiept man in den Dliven» Gärten den Krebs nicht; er kommt 
nur bey größern Bäumen in heißern Gegenden vor. Indeſſen 
fagt mir Herr Laure, ein ausgezeichneter Landwirth, es lebte 
wirklich eine Naupe in diefen Krebsfnorren. 

Da, wo die Bäume nicht hoc werden, wie bey ung, koͤnnte 
man die angegangenen Blätter pflüden vor dem März; dag müßte 
aber allgemein gefcheben.. Die der Frucht felbft find ſchwerer 
zu vertilgen; man müßte Ende Auguft, wann fie anfängt abs 
zufallen, den Baum fhütteln, und dann alle Oliven irgendwo 
verfchließen. Zur Zeit der Lefe kann man auch etwas Del 
daraus geminnen. 

Sch habe diefe zwey Gattungen nie fliegen fehen; wahrſchein— 
weil fie e8 nur bey Nacht thun. Vielleicht wäre es gut, Feuer 
anzumachen Anfangs April und Mitte September. 

Duponchel fest hinzu: Doctor Pafferini hat im Gior- 
nale d’Agricoltura della Toscana 1832. gefagt, daß Tinea 
accesella Hübner den Dlivenbäumen fehr fchade. Sie ift 
ganz von den hier befchriebenen verfchieden. 

©. 189. Aube: Ueber die erfien Stände von Agrilus 
viridis t. 8. fig. 6— 12. 

Audouin bat Larven gezeigt, die er für Buprestis bero- 
linensis bielt (Bulletin 1836. p. 17.). Die andern Mitglieder 

Iſis 1848. Heft 6. 


442 


hielten fie aber für Longicornes, idy auch; feitdem aber haben 
mic) Beobachtungen über den Srethum belehrt. Audonin hat 
eine andere Larve gezeigt unter der Rinde eines jungen Birn: 
baums und auch vermuthet, fie fey ein Bupestris (©. 70.). 
Ich war glüdlicher und fonnte einen Agrilus dur alle Zu: 
fände verfolgen. 

Im März fand ih im Wald von Boulogne junge Birken, 
ganz zerfucht von Kerfen wie Rüftern und Eichen von Scoly- 
tus, aber mit andern Zeichnungen. inige waren abgebrochen, 
und da fah ich unter der Ninde der Stumpen mehrere Larven, 
die ich für Longicornes hielt. Ich riß einige Stumpen aus 
und trug fie heim. Sie verpuppten fich erft anfangs May und 
Erohen aus am 12ten Juny als Agrilus viridis. Die Lar— 
ven fehen ziemlich aus wie die von Audouin aus dem Birn- 
baum, melde ib auch für Agrilus halte. 

Larve zehn Millimeter lang; Leib aus 13 Ningeln nad) 
der Abbildung fammt dem Kopf]; lang, vorn breiter, etwas 
niedergedrüdt; das erfte Ningel oder der Kopf am didften, oben 
mit einer Furche; zweytes und drittes Fürzer als die folgenden, 
wovon die 7 naͤchſten faft gleich groß, werden jedoch nach hin= 
ten ſchmaͤler; eilftes nnd zmölftes kuͤrzer; das dreyzehnte et- 
was größer als das zmölfte und hinten mit zwey hornigen 
Dornen bewaffnet. Keine Füße. Färbung blaßgelb, Maul und 
Dornen bräunlih. Oberkiefer kurz, ftark, fpisig und etwas 
ausgefchnitten. Oberlippe fehr Elein und winklig, untere rund— 
lih und behärelt; Unterkiefer innwendig mit fleifen Haaren ; 
ihre Palpen kurz, erfte Glieder kaum fichtbar, letztes fehr groß 
und oval [nad der Abbildung drepgliederig ], Zippenpalpen fo 
furz, daß ich die Glieder nicht zählen Fonnte. 

Richtet in diefem Walde große Verwüftungen an, indem fie 
zahlreich zwifchen Rinde und Holz gewundene Furchen nad 
allen Richtungen frißt, mwodurd die Bäume abfterben. Vor 
der Verpuppung macht ſich die Larve eine Eleine Höhle; der 
Käfer beißt fi ein Loch durch die Rinde wie das Koch eines 
Barkofens, der Bauch am Bogen. Die Glieder der Fliege 
feinen durch die Puppenhaut. 

©. 143. Duponchel: Ueber die Häutung der Raupe von 
Charaxes jasius. 

In meiner Iconographie des Chenilles habe ih die Ver: 
wandelung nah Chavannes zu Laufanne befchrieben. Drey 
Sabre nachher befam ih am 12ten Jänner 6 Raupen von 
Hyeres; 3 ftarben, meil fie in der Häutung waren; 3° andere 
feste ich auf einen Arbousier (Arbutus unedo) in eine Kam: 
mer bey 15° Reaumur; find jest am erften März faft ausge— 
wachen, haben fich aber nur einmal gehäutet. Sie freffen fehr 
gut. Bey allen Raupen, die ich bisher aufgezogen habe, haͤutet 
fi der Kopf mit dem Leibe und alles bleibt aneinander, ob— 
fchon fid) die Kopfhaut in 3 Stüde theilt; fo daß die abgelegte 
Haut wie eine ganze Naupe ausfieht, beſonders wenn fie be: 
haart ift, wie bey Chelonia. 

Ganz anders bey Jasius. Der Kopf fällt befonders ab und 
zwar ohne ſich zu theilen; zwey Minuten nachher erfolgte die 
Häutung des Leibes. Drey Tage vor der Haͤutung fiehr man 
den Kopf, der gewöhnlich nach hinten gerichtet ift, mit feinen 
Kiefern in magrechter Lage: dann richtet er ſich allmählich auf 
und fteht faft fenkrecht, fo duß er am legten Tag oben fait 
ganz vom erften Ringel getrennt ift, und uur noch unten dar— 
an hängt. 

Dann ſchwellen die 3 erften Ningel an, und die Raupe zieht 
den neuen Kopf zurüd, modurd der alte abfällt; fogleich 

28* 


443 


ſchwillt der neue dreymal fo groß an, und es fproffen daraus 
wie benm alten 4 Hörner oder Dornen binnen 2—3 Minuten. 
Dann erft fpaltet ſich die übrige Haut wie bey den andern. 
Mährend der 3 Tage vor der Häutung fproffen am Hintern 
Rande des erften Ningels 4 roſenrothe Höder, die Spuren der 
4 Hörner. Im der vierten Abhandlung von Reaumur if 
nur von gewöhnlichen Raupen die Rede, aber, er citiert Malpighi, 
welcher beym Seidenwurm den neuen Kopf fait über dem er— 
ften Ringel gefunden habe. Reaumur meynt, dieſer Kopf 
babe fich nicht entfernt vom andern gebildet, fondern fih nur 
nach binten verlängert, weil er im alten nicht Platz hatte. Das 
ift richtig: er bildet fi nicht auf Koften des erften Ringels, 
fondern er gleitet zum Hinterhauptsloch heraus und vergrößert 
fich im erften Ningel. 

Es gibt noch andere Raupen, welche ſich wie Jasius verhal- 
ten, wie Nymphalis et Apatura (Sylvains et Mars), Da 
aber diefe Naupen hoch auf Bäumen figen; fo hat man fie 
nicht beobachtet. 

Nachtrag. Sie verpuppten ſich am 15ten, 20. und 28. Aug., 
fhloffen aus am 29., 31. May und am 3. Juny des Mor: 
gens um 7 Uhr bey einer Wärme von 16°, (zu Marſeille.) 

S. 199. Solier: Ueber das Schrillen der Kerfe, beſonders 
den Geſang der Cicaden. 

Keaumur hat nur todte beobachtet, aber dennoch ben Bor: 
gang gut erklärt; ich kann es nad) lebendigen beftätigen. 

Sn der Freyheit find die Gicaden fehr ſcheu, und fliegen beym 
geringften Geräufch fort; mit Vorfiht Eann man ihnen jedod) 
fehr nahe Eommen. Gingt ein Männchen, fo bewegt ed den 
Bauch fehnell, wodurch es fih den von Reaumur genannten 
Dedeln nähert und fernt. Zu diefer Bauchbewegung kommt 
ein Beben des Tergums des Mesothorax. Der Gefang er- 
ſcheint als eine einzige fchnell wiederholte Note. Nach einiger 
Zeit wird er ſchwaͤcher, und dag Kerf bringt dann einen ſchwaͤ⸗— 
chern und gezogenen Ton hervor, faft wie das Pfeifen der Luft, 
wenn fie aus einem kleinen Loch ſtroͤmt. Dieſe Art von Aus: 
athmen habe ich nur bey der gemeinen Cicade bemerkt. Denn 
die Aefchen-Gicade (Tibicen orni) hält plöglih am und läft 
£ein Pfeifen folgen. Ich handle jest nur von der gemeinen. 

Beym Beginn des gezogenen Tons hört alle Bewegung auf, 
Eommt aber bald wieder und damit der Gefang.  Diefes 
Wechſelſpiel dauert fo lang als das Kerf fingt. Das Pfeifen 
zeigt mithin eine Ruhe an, aus Ermüdung, oder um eine 
Modulation hineinzubringen. Wird e8 erfchredt; fo flößt es 
einen einzigen ftarfen Schtey aus, fprigt meiftens durch ben 
Hintern eine geruchlofe Feuchtigkeit ziemlich weit aus, und fliegt 
davon. Sch habe eine ziemliche Menge beobachtet und es bey 
allen fo gefunden. Nun wird das Drgan befchrieben wie Neaus 
mur, aber genauer. 

Das Drgan befteht aus 4 Höhlen, eine im Metathorar 
(Cavitas thoracica), die 3 andern im Bauch, wovon die mitt 
tere Cavitas abdominalis, die zwey feitlihen Cavitates so- 
norae heißen follen. Die zwey lestern fehlen bisweilen oder find 
fehr Elein mie bey der Sippe Tibicen. Sie enthalten die 
tönende Membran oder das Zrommelfell. 

Die Cavitas thoraeica ift von den Eingeweiden vorn in der 
Bruft getrennt durch eine dünne Hornwand mit einem ſenkrech— 
ten Spalt; in diefe Höhle öffnet fi ein großes Luftloch, was 
Reaumur nidht gefehen. Die Höhle ſteht mit der 
Cavitas abdominalis in Verbindung, an der unten 2 ftarke 
Muskeln liegen mit einer Scheibe, die durch eine Sehne 


444 


mit dem XTrommelfell verbunden iſt. Die fonoren Hoͤh— 
len liegen an den Seiten des Bauches. Die Zrommelfelle 
trennen fie von der Cavitas thoracica. Sie haben unten eine 
Deffnung, modurd fie mit der Außern Luft communicieren, 
wann der Bauch aufgehoben iſt. Diefe Organe find unten 
und auswendig bededt von 2 großen veftitehenden Platten, 
wahrfcheinlich Wergrößerungen de8 Epim&re metathoraeique. 

Faͤngt man eine, fo ſchreyt fie anfangs viel lauter, rührt 
Bauch, Tergum des Thorar und Flügel, wenn fie frey find. 


Die blafigen Rippen an der Wurzel der letztern ſchwellen f[chnel _, 


an und fallen ein, Bald wird das Kerf ftill, zappelt aber 
fort. Das Zappeln ift mithin nicht die Urfache des Tons, 
welcher augenſcheinlich von der Willkuͤhr abhängt. Druͤckt oder 
plagt man e8, fo ſchreyt es wieder; das Pfeifen fommt aber 
nicht. Es Elinge faft wie St, wenn man Stille gebieten will. 
Sch glaube, daß beide von einerley Organ fommen. Die Dedel 
thun nichts dabey, ändern ihn wohl ab, und befchügen die 
ſchillernden Membranen oder Spiegel. Schneidet man fie ab, 
fo wird der Ton noch ſtaͤrker. Beym Schreyen fallen und 
fpannen fich die Spiegel. Als "ic diefelben wegnahm, gieng 
der Ton dennoc) fort, nur ſchwaͤcher. Dann entfernte ich die 
biegfamen Membranen in der Cavitas thoracica; tönte dennoch, 
aber viel ſchwaͤcher. Sch zerriß endlich das Trommelfell der 
ſonoren Hoͤhlen; toͤnte fort, aber ſehr ſchwach; ich nahm ſie 
ganz weg, und dann hoͤrte aller Ton auf; ſo auch bey einem andern. 

Einem dritten ſchnitt ich bloß die Fluͤgel ab, und ſodann vom 
hornigen Bauchringel, welches auswendig die ſonoren Hoͤhlen 
bildet, um die Trommelfelle ſehen zu können. An ihrem obern 
Theil find zwey Falten wie Bläschen, welche anſchwellen und 
zufammenfallen. Spaltet man die Haut fenfrecht zwifchen die— 
fen blafenförmigen Falten, fo hört der Ton faft ganz auf, 
und man fieht die zwey Theile der Membran beben. 

Einer andern fehnitt ic) den untern Theil des Bauches -ab, 
um die Muskeln zu ſehen; tönte fehr deutlich, jedoch ſchwach; 
indeffen bemerkte ich mit der Kinfe Feine Bewegung an. den 
Muskeln. Sch zerrte mit einer Nadel daran, aber fie zer— 
tiffen; Reaumur bat aber Töne dadurch hervorgebracht. Sch 
fhnitt daher den untern Theil der Cavitas thoracica weg, und 
ſah, daß von der Scheibe der Muskeln eine Sehne zwiſchen die 
zwey blafenförmigen Falten gieng. Bewegt man diefe Scheibe, 
fo zieht die Sehne die fonore Membran an; läßt man fie 
ſchnellen, fo entfteht der Ton. Nach der Entdedung ber Sehne, 
dem vorzüglichften Erreger de8 Tons, fpaltete ich wieder die 
fonore Membran, fo daß ein Theil derfelben von der Sehne 
getrennt war; diefer Theil bebte fort wie der andere, 

Nun unterfuchte ich ein neues Stüd, dem ich nichts als 
die Dedel weggefchnitten hatte, Ploͤtzlich bemerkte ich eine 
gelbliche Maffe in die Cav. abdomin. verrüdend und fie faft 
ausfüllend; fie Fam von hinten her aus dem Abdomen und zog 
ſich wieder zurück, und feheint nichts anders als die Bauchein- 
geweide zu feyn. Sch halte es bloß für einen Zufall. Weit 
beym Singen dag Tergum des Mesothorax beftändig bebt; fo 
ſchnitt ich etwas vom Abdomen ab, um die Cav. thoracica zu 
fehen, und bemerkte dann ein Beben in der Membran vorn in 
diefev Höhle; auch bemerkte ih beym Schreyen, daß die Klappe 
des Luftlochs am Mesothorax fid viel fehnellee bewegt als 
fonft. Doc habe ih auch diefe Schnelligkeit ohne Ton gefe= 
ben, aber nie den Zon ohne ‚Diefelbe, 

Nach diefen Beobachtungen find alfo die Trommelfelle ficher- 
lich der Sig des Tones, und fie werden bewegt durch die Seh— 


445 


‚nen und Muskeln. Es frägt fi ich nur,’ ob die Luft dabey nicht 

insg Spiel Eommt, was ich wirklich glaube: denn die Luftlöcher 
des Metathorax öffnen fich in die Cavitas thoraeica; und die 
Membran, womit diefe Höhle ausgefüttert ift, ſcheint nichts 
als eine Erweiterung der Droffeln zu feyn. Außerdem kommt 
die Luft fonft noch herbey. Die Futterhäute der Cav. thora- 
cica et abdominalis find. voll Luftröhren, welche ſich wahr: 
fcheinli mit ihren legten Zweigen in diefe Höblen öffnen. 
Auch die großen Seitendroffeln fcheinen Luft herbeyzufuͤhren. 
Sie erneueet fich ohne Zweifel, wie bey uns in der Paufen- 
höhle durch die euftachifche Röhre. 

Ich erkläre mir nun den Gefang fo. Das Kerf bewegt da= 
bey den Bauch; der Rüden des Prothorax bläft fih auf und 
fällt zufammen, wodurd eine Art Beben entfteht. Da die 
Dedel die Spiegel und die fonoren Höhlen bededen; fo würde 
der Ton faum bemerkbar feyn, wenn dag Kerf den Bauch nicht 
erhübe. Die Dedel find gleihfam das Blätthen (Clef) der 
Blasinftrumente. Mährend der fehnellen Wiederholung des 
Tons muß das Thier auch ſchneller athmen, um die Höhlen 
zu füllen und die Häute zu fprengen, fo daß der von dem 
Trommelfell und der Muskeln hervorgebrachte Ton ftärfer wird. 
Diefeg Beben wird wahrfcheinlich vermehrt durch die Luftftröme 
beym Athmen, befonders die große Seitendroffel, welche unten 
an das Zrommelfell ftößt. Die Bewegung des Tergums des 
Thorax vermittelt vielleicht den fehnellen Strom in der Röhre, 
Das Beben des Trommelfells theilt fi der Luft in der Cav. 
abdomin. et thorac. mit, und pflanzt den Ton weiter. 

Das Pfeifen erkläre ich fo. Das Kerf wird durch das Sin— 
gen müde und muß wieder Athem holen, woben eg durch die 
Stigmata metathoraeica die Luft aus den Höhlen freichen 
täßt. Dadurch entfteht diefes Pfeifen, welches wirklich ſich hö— 
ren läßt wie Luft, welche aus einem Eleinen Loch einer Blaſe 
fommt, wenn man fie zufammenzieht. Da der Schrey, wenn 
man es fängt, Eurz ift; fo fommt es nicht außer Athem und 
bringt daher diefes Pfeifen nicht hervor. 

Da die Trommelfelle bey der Aefchen-Cicade (Tibicen orni) 
feitwärts nicht bededt find; fo braucht fie beym Singen den 
Bauch) nicht zu bewegen, um die fonoren Membranen zu ent: 
blößen. Die Bruftbewegung hat jedod) ftatt, aber weniger ges 
fhwind, dauert auch nicht fo lang als bey der gemeinen. Auch 
dauert die Ruhe länger und das pfeifende Ausathmen hat 
nit ſtatt. 

Ich muß nod von einer Eigenthuͤmlichkeit der gemeinen Gi: 
cabe reden, auf welche mich der Apotheker Boyer zu Air auf: 
merkſam gemadt hat. 

Nähert man fich pfeifend, während eine Cicade fingt; fo 
ſteigt ſie ruͤckwaͤrts etwas herunter, um ſich dem Pfeifer zu 
naͤhern. Bietet man ihr ſachte einen Stock; ſo geht ſie dar— 
auf und läßt ſich ruͤckwaͤrts daran herunter, hält manchmal 
an, als wenn fie borchte und kommt endlidy ganz herunter, 
einmal dem Herrn Boyer bis auf die Nafe, wo fie fort fang, 
während er pfiff. Sie fcheint alfo Gefallen daran zu haben, 
und auch aus bloßem Vergnügen zu fingen. 

Noch muß ich etwas von dem Öchrillen der Chelonia pu- 
diea mittheilen. Oft wurde ih an Sommerabenden durch ein 
fonderbares und ſtarkes Geräufh von einem Kerfe genedt, das 
ich nicht fangen Eonnte. Sch glaubte, e8 komme von einer 
Heuſchrecke. Ein junger Sammler aber belehrte mich, daß es 
nur von einem ſchwachen Falter herfomme, der Chelonia pu- 
diea. Duponchel fchrieb mir darauf, daß fhon Villiers 


446 


davon geredet habe im erften Bande dieſer Annalen ©. 203. 
Hier fand ich, daß der WVerfaffer diefes Gefchrill zweyen Höhlen 
zufchreibt an jeder Seite der Bruft beym Urfprung der hintern 
Flügel, welche ich vergebens gefucht habe, Dagegen fand ich 
an jeder hintern Hüfte eine große Blaſe, welche allerdings an 
der Bruft zu hängen fcheint. Loͤſt man aber die Hüfte ab; 
fo geht die Blafe mit. Sie ift dreyedig, hat einwaͤrts in der 
untern Fläche Querrippen und darüber zweh Längsfurchen mit 
einer großen Falte. Diefer Theil der Blafe ſteckt zwiſchen den 
Hüften der Mittelfüße, welche an der Aufern Seite Bürften 
haben, von denen ich glaube, daß fie den Ton hervorbringen, 
indem die Hüften der Hintern Füße ſich gegen dieſe Bürften 
beivegen, wodurch fie gezwungen werden, auf den Rippen der 
DBlafen zu ſpielen. Diefe wären mithin die Geige und die 
Mittelhüften die Bogen, Es ift übrigens gewiß, daß das Kerf 
diefes Geſchrill in feiner Gewalt hat. Ich habe es oft fliegen . 
fehen und fumfen hören, ohne daß es fein fonderbares Geſchrill 
zugleich hervorgebracht hätte. 

Manche Entomologen fehreiben das Geigen der Longicornes 
dem Neiben des Grundes des Prothorax an den Flügeldeden 
zu. Das ift nicht der Fall, Während fir Kopf und Protho- 
rax auf und abbewegen, reiben fie dag Tergum des legtern 
auf einem glatten Theil des Schildchens und dadurch wird das 
Gefchrey hervorgebracht. Selten erreicht hiebey der Grund des 
Prothorax die Flügeldecken. 

Lacordaire hat bey dem Cacicus americanus (unter den 
Akifiten) einen ftarfen Ton bemerkt. Sch habe ihn felbft her 
vorgebracht durch das Neiben der Hinterfchenfel an den Quer: 
tippen der Seiten der Fluͤgeldeckel. 

Bey den Pediniten bringen die Männchen ein ſchwaches Ge: 
taufch hervor, in dem fie die Bauchfpige an dem hintern Rande 
der Flügeldeden reiben. Das Schrillen wird mithin auf fehe 
mandfaltige Art hervorgebracht: bald durch Reiben zweyer har— 
ter Körper auf einander, bald eines harten Körpers auf einer 
Membran, bald durch Zerren einer Membran. 

©. 219. Guenee: Ueber einige neue Sippen unter den 
Eulen: Faltern. 

Die Noctuäliden ziehen jegt die Aufmerkfamfeit auf ſich. 
Man kann aber darinn keine neuen Sippen aufſtellen, wenn 
man nicht auf die früheren Staͤnde ſieht. Die Fuͤhlhoͤrner 
und Palpen ſind ſehr veraͤnderlich, oft bey den naͤchſten Gat— 
tungen, etwa mit Ausnahme von Agrotis et Orthosia, ſo 
daß ſie faſt nur als Gattungszeichen dienen. Bruſt und Bauch 
ſind zwar mehr verſchieden als bey den Tagfaltern, aber doch 
oft gleich beh ſehr entfernten Gattungen und Sippen. Flecken 
der Fluͤgel, Geſtalt der letztern, Ruͤſſel und Fuͤße helfen auch 
wenig aus, Mit Ausnahme von Triphaena et Cucullia 
müßte man alle in eine Sippe ftellen, wie die meiften Franzo— 
fen es gethan haben. Erſt jest fängt man an, wie die Deuts 
ſchen zu den erften Ständen feine Zuflucht zu nehmen, aber 
auch hier find Schwierigkeiten. Wenn man fich einerfeit$ wun— 
dert, daß unverträgliche Gattungen in denfelben Sippen ftehen 
wie Pelyodon et Exoleta, Satellitia et Vaceinii, Basili- 
nea et Oleracea, Petrorrhiza et Linariae ete.; fo muß 
man anderfeits fragen, mworinn eine Menge Hadena von Ma- 
mestra unterfchieden find, warum mehrere Xanthia von Or- 
thosia getrennt, da fie fih in Eeinem Stande unterfcheiden. 

Boisduval hat darauf aufmerffam gemaht, Treitſchke 
im Supplement einiges verbeffert; Curtis und Stephen 
haben zwar einige gute Sippen gemacht, aber dabey viele fchlechte. 


447 


Es fheint mir, man fönne zu den Sippen ber Deutfchen wohl 
einige der Engländer fegen, wie Ceropacha, Rusina, Xylo- 
phasia ete. und noch einige einjchieben. 

Die Noctuäliden laffen fi in. 3 Unterzünfte bringen, 

a) Amphipyrides. 

1. G. Amphipyra spectrum. 

2. G. Syntomopus cinnamomeus, 

3. G. Philopyra (Pyrophila) tragopogonis. 

b) Orthosides. 
1. Episema? 2 Taeniocampa, 3 Xanthia, 4 Orthosia, 
5 Cerastis, 6 Dasycampa n. rubiginea, 7 Mecoptera 
n., satellitia, serotina ? 
e) Xylinides. 
1. Xyliva, 2. Cucullia, 3. Calocampa, 4. Cloantha, 
5. Xylocampa n. lithorhiza, ramosa, 5. Cleophana. 

(Kortfegung ©. 311.) Vollſtaͤndige Claffification der.Noctuo- 
Bombyciden. 

Obſchon die Sippennamen dieſer Zunft nicht neu ſind; ſo 
iſt es doch die Anordnung und der Character; daher muß ich 
die Zunft ganz darſtellen. 

Als fertige Kerfe haben die erften Sippen diefer Zunft nod) 
einige Aehnlichkeit mit den Notodontiden und Bombycoiden durch 
die wollige Begleitung des Thorar, die Kürze der Füße und 
des Rüſſels, fowie der untern Palpen; aber die Endfippen ſtim— 
men ganz mit den Moctuäliden überein. Das ächte Bund un: 
ter ihnen ift die Lebensart der Naupen, welche in felbjt ver: 
fertigten Zellen wohnen, wie Clostera und mandye Tortrix, 
indem fie mit Seide zwey oder mehrere Blätter verbinden. So 
vor der Luft befhüst bleibt ihre Haut weich und nadt, bigs 
weiten felbft mit einer Art Firniß überzogen, wie Nonagria, 
Gortyna, Agrotis. Sie find alle fehr flach und haben nur 
eine Brut, im Frühling und am Ende des Sommers, Um 
fie zu befommen, muß man die Bäume fehr fehütteln; und 
dennoch fallen die von Ceropacha nidt. Die Puppen find 
hinten Eegelförmig; einige violett befchlagen wie Catocala. 
Allein diefer Character findet fih auch bey ſehr verfchiedenen 
Gattungen und darum hat man unrichtig Noctua trapezina 
zu Cosmia geftellt, und Mania maura zu Catocala. 


Die Fliegen halten ſich untertags an Bäumen, den Vorder: 

theil etwas gehoben, die Flügel fehr geneigt. 

Noetuo - Bombyeidi (Noctua Linne, Noctuelites La- 

treille.) Character. 

1. Ceropacha (Tethea, Cymatophora) Character. ©. ri- 
dens, octogesima, or, flavicornis, diluta, ruficollis ; 
fluctuosa, bipuncta. 

2. Cymatophora! oo, viminalis. 

3. Tethea (Oymatophora) retusa, subtusa, ambusta. 

4. Cosmia dilfinis, affınis, pyralina. 


Bis hieher habe ich Eeine Drdnung befolgt, nun will ic) 
aber die Neihe der Zünfte angeben. 


1. Bombyeoidi. 10. Orthosidi. 

2. Pseudo - Bombyeidi. 11. Xylinidi. 

3. Bryophagidi. 12. Heliothidi. 

4. Nonagridi. 13. Ctenoceridi. 

5. Leucanidi. 14. Plusidi. 

6. Noctuelidi, 15. Catocalidi. 

7. Amphipyridi. 16. Ophiusidi. 

8. Miselidi. 17. Noctuoidi. 

9. Hadenidi. 18. Noctuo - Phalaenidi. 


448 


Diefe Zünfte enthalten 80 Sippen, wcvon 10 von mir; auch 
follte man noch neue machen, ben den legten Sippen und bey 
den zahlreihen Agrotis et Orthosia. Man fennt jegt über 
100 europäifhe Gattungen der Noctuäliden. 

Tribus IH. Bryophagidi- (Noetuaelidi). 

Bryophila (Poeeilia) glandifera (lichenes), perla, al- 
gae (spoliatricula, receptricula, calligrapha?, menda- 
cula?), ereptricula (troglodyta?), fraudatrieula, deceptri- 
eula, raptrieula? (lupula? ravula), furvula , anomala. 

Tribus IV. Nonagridi. (Noctuaelidi.) 

Nonagria phragmitidis, extrema, fluxa (fulva), despecta, 
ulvae, neurica, hospes, nexa, paludicola (guttaris), can- 
nae (arundinis), sparganii, typhae (fraterna ?) 

2 Gortyna (Celsia) celsia, flavago (rutilago), luteago, 
micacia, leucostigma (fibrosa). 

Tribus V. Leucanidi. 

1. Apamea (Miana), nyetitans (fucosa, chrysographa), 
imbecilla, latruneula (strigilis, a@rata), captiuneula, fu- 
runcula, sufluruncula, ophiogramma, didyma (secalina, 
nyetitans H., unanimis H.), unanimis, gemina, infesta (an- 
ceps), testacea, dumerilii, 

2. Mythimna (Segetia) xanthographa, implexa, turca. 

3. Leucania conigera, albipuneta, lithargyria, zeae, 
vitellina, musculosa, comma (congener?), pudorina (im- 
pudens?), congrua, riparia, L. album, punetosa (putre- 
scens?), albigutta, loreyi, obsoleta, amnicola, caricis, Si- 
eula, bathyerga, straminea, impura, lutosa, elymi, pal- 
lens (ectypa, pallida). 

4. Simyra venosa, nervosa, dubiosa? 

5. Caradrina trilinea, bilinea, respersa, plantaginis (am- 
bigua), blanda (superstes?), alsines, lenta, morpheus (ta- 
raxaci?), fuseicornis, aspersa, ecubieularis, exigua (ful- 
gens?), lurida, pygmaea, stagnicola, palustris, dupon- 
chelii, kadenii. 

5. Rusina (Agrotis) tenebrosa. 

Tribus VI. Nocetuelidi. 

1. Heliophobus (Episema et Hadena) graminis (trieu- 
spis, baetica, optabilis B., albineura, leucophaea, hirta, 
pilosa (hirta B.), popularis, vitalba. 

2. Agrotis. 


crassa praecox (praeceps). 
lata sagittifera. 
obesa trifida. 
valligera. simplonia. 
endogaea. ericetorum. 
puta (renitens, lignosa, sor- decora. 
dida?) latens (ignicola). 
spinifera. pyrophila. 
sagitta. lueipeta. 
signata. nyctimera. 
ripae. valesiaca. 
cursoria. fusca. 
fumosa? (nigrieans, rubri- dumetorum. 
cans, fuliginea, carbonea, _ birivia. 
ursina?) grisescens. 
forcipula. renigera. 
signifera. cataleuca. 
senna (valdensis). helvetina. 
ravida. fugax. 
polygona. fimbriola (maravignae). 


449 —— 450 
multangula. eruta. treitschkü. dentina (latenai ? ). 
rectangula. tritici. peregrina (contribulis). atriplieis. 
andereggii, vitta. aliena H. distans (suberis). 
ocellina. einerea. oleracea. saportae. 
alpestris. corticea, pisi. protea. 
dianthi. exclamationis (unicolor ?) suasa (remissa?, aliena). roboris. 
lydia (agatina). trux (terranea?) thalassina (achates, gemi- ocelusa (didymoides). 
flammatra. cos. na H.). fovea. 
aquilina (ruris, montana, segetum (segetis, fervida?) genistae. solieri. 

fietilis? praticola?) annexa, contigua. adusta. 
villiersii. suffusa. aeruginea (chioleuca). satura. 
obelisca — (ruris H., re- saucia (aequa). convergens. amica. 

cussa). agricola. proxima. fribolus. 

3. Xylophusia (Xylina) Jateritia, polyodon, lithoxylea, glauca (hyperborea?). feisthamelii. 


petrorhiza (musicalis ?), rurea (combusta), hepatica (cha- 
racterea, hepatica), scolopaecina, putris, pulla® virens? 

4. Glottula n. (Cocytia) paneratii, encausta. 

5. Noctua (Graphiphora) euprea, faceta, conflua, um- 
brosa, bella, punicca, lepetiti, porphyrea, baja, augur, 
brunnea, festiva (dahlii @.), dahlii, depuneta, rhomboi- 
dea @.), ditrapezium (tristigma), sigma (signum), €. nig- 
rum, musiva, leucogaster, plecta, candelisequa, glareosa 
(geminum, intactum). 

6. Cerigo (Mythimna) cytherea (texta), prospicua. 

7. Triphaena linogrisea, chardinii, interjecta, janthina 
(unxia?), orbona (comes, consequa, adsequa, prosequa), 
subsequa (connuba), fimbria (solani), pronuba (innuba). 


Fortfegung VIL p. 107. 
Tribus VII. Amphipyridi. 
1. Mania (Mormo) typica (venosa), maura. 
2. Amphipyra speetrum. 
3. Syntomopus n. eipnamomea (conica, perfusa). 
4. Philopyra (Pyrophila) pyramidea, perflua, eſſusa, 
livida, tetra, tragopogonis. 


Tribus VII. Miselidi. 


1. Valeria oleagina. 

2. Miselia orbiculosa, oxyacanthae, bimaculosa. 

3. Chariptera n. (Miselia) culta, aquilina (rumica), gem- 
mea, serpentina. 


Fortfesung ©. 201. 

Tribus IX. Hadenidi. 

1) Dianthoecea (Polia ete.) conspersa, albimacula, fili- 
grana, capsincola, silenes, tephroleuca, echii, compta 
magnolii, caesia, cucubali, corsica, carpophaga (perplexa). 

2) Ilarus (Eremobia, Xanthia) ochroleuca. 

3) Polia Iuteocineta, dysodea, serena, capsa (montico- 
la), chi, canescens, suda (galii), senescens, pumicosa, 
(senilis), senex, venusta, nigrocineta (xanthocyanea, xan- 
thonista), rufieineta, flavieineta, asphodeli, polymita (spe- 
ciosa?), templi, platinea, lichenea, viridieincta. 


Hadena. 
cespitis. albicolon. 
lutulenta. furva. 
aethiops. pernix (maillardi?). 
persicariae (accipitrina?). chenopodiphaga. 
rubrirena. sodae. 
brassicae. chenopodii. 


Iſis 1848. Heft 6. 


odontides. 


5) Aplecta n. (Polia etc.) serratilinea, occulta, nebu- 
losa (plebeja), herbida (prasina? jaspidea?), advena, clan- 
destina, tineta, occulta, jodea, empyrea, lucipara, scita. 

6) Phlogephora meticulosa. 

7) Eurhipia adulatrix, blandiatrix, 

8) Eriopus pteridis, latreillii (quieta ?). 

9) Thyatira derasa, batis. , 

10) Gonoptera (Calpe) libatrix. 


Fortfegung VII. p. 473. 

Tribus X. Orthosidi. 

1) Trachea (Achatia) piniperda (fiammea). 

2) Taeniocampa n. (Orthosia, Cerastes, Gloea, Semio- 
phora) gothiea, rubricosa, instabilis (contracta?), opima 
(firma), populeti, stabilis, graeilis, carnea, rubella, minio- 
sa, ambigua (cruda). 

3) Orthosia caecimaeula (neglecta), acetosellae, oxalina, 
ypsilon, farkasii, lota, macilenta, congener (iners), laevis, 
ilicis. 

4) Anchoscelis n. (Orthosia) nitida, humilis, acrotoides, 
pistacina (lychnidis, serina, rubetra, schoenobaena, canaria), 
litura (depuncta?, ornatrix?), haematidea. 

5) Euperia n. (Cosmia) trapezina, abluta, fulvago. 

6) Cirroedia n. (Xanthia) xerampelina (centrago). 

7) Xanthia ferruginea, rubecula (ochreago), gilvago 
(palleago H.), palleago Tr.?, silago, aurago (rutilago), ce- 
rago (flavescens), fulfurago, citrago, eroceago. 

8) Ceraspis (Gloea) buxi, ruticilla, erythrocephala (gla- 
bra), intrieata, silene (dolosa), spadicea, vaccinii (polita). 

9) Dasycampa n. (Cerastis) rubiginea. 

10) Mecoptera n. (Cerastis) satellitia, serotina. 

Tribus Xl. Xylinidi. 

1) Xylina conformis, zinckenii, merckii (ripagina, sim- 
plex)., rhizolitha, leautieri (sabinae, lapidea?), petrificata, 
oculata. 

2) Calocampa vetusta, exoleta. 

3) Cueullia, verbasci, scrophulariae, Iychnitis, caninae, tha- 
psiphaga, Blattariae (scrophulariphaga),.asteris, dracuneuli, 
spectabilis, santonici, abrotani, gnaphalii, absynthii, arte- 
misiae, argentina, argyrea, lactea, tanaceti (campanulae), 
umbratica, chrysanthemi, chamomillae (calendulae?), san- 
tolinae, lucifuga, Jactucae. 

4. Cloantha (Dipterygia) solidaginis, perspiecillaris, ra- 
diosa (lyncen), hyperici, australis, conspicillaris (melaleu- 
ca), pinastri. ; 


29 


451 


5) Xylocampa n. (Xylina) lithorhiza (operosa). 

6) Epimetia n. (Cleophana) ustulata (lurida). 

7) Cleophana (Calophasia) eymbalariae, cyclopaea, y- 
vanii, anarrhini, dejeanii, serrata, antirrhini, linariae, platy- 
ptera (tenera), opalina, lauteti, 

8) Chariclea (Xylina, Heliothis) delphinii. 

Kortfegung Band X. 1841. ©, 53. 

Trib. XI. Heliothidi. 

1) Heliothis purpurites, marginata, incarnata, armigera, 
peltigera, scutosa, dipsacea, ononis. 

2) Trypana n. cardui, cognata. 

3) Anarta amissa, algida (richardsoni?), funebris, vidua 
(tristis, rupestris), melaleuca, frivaldzkyi, cordigera, myrtilli. 

Heliodes n. rupicola (heliophila), arbuti. - 

Trib. XIL Plusidi. 

1) Plusia divergens, devergens, mierogramma, diasema, 
ain, parilis, interrogationis, gamma, ni, daubei, circum- 
scripta, eircumflexa, jota (percontationis, anchora, inscri- 
pta?), mya, accentifera, quaestionis, chalsytis, festucae, 
bractea, aemula, aurichalcea, aurifera, chrysitis, deaurata, 
concha, moneta, consena, modesta, illustris. 

2) Abrostola urticae, asclepiadis, triplasia. 

Trib. XII. Calpidi n. 

1) Calpe (Calyptra) thalietri. 

Trib. XIV. Ophiusidi. 

1) Cerocala sabulosa. 

2) Ophiusa algira, punctularis, lineolaris, geometrica, 
stolida, cailino, illunaris. 

3) Toxocampa n., eraccae, viciae, limosa, rectangularis, 
lusoria, pastinum, ludiera. 

4) Ophiodes n. lunaris, tirrhaea. 

Trib. XV. Catocalidi. 

1) Catephia ramburi (adepta), leucomelas, alchymista. 

2) Catocala fraxini, elocata, nupta, dilecta, sponsa, pro- 
missa, conjuncta, pacta, electa, optata, pellex; neonympha, 
hymenea, paranympha, vestalis, conversa (agamos?), cal- 
linympha, disjuncta, eutychea, nymphagoga (nymphaea?), 
diversa. 

S. 217. Fortfesung und Schluß. X. 1841. 

Trib. XVI. Phalaenoidi. 

Raupen nadt und glatt mit 16 Füßen, wovon bie 4 Zwi⸗— 
ſchenfüße Eürzer; auf Bäumen. Verpuppung an der Erde. 
Diefe Falter gehen durd) Brephos in die Phaläniden über; fie 
mahnen durch alles an die Spannenmeffer; die Raupen glatt 
und dinn auf Baͤumen; fallen nicht ganz herunter; die Falter 
im evften Fruͤhling fliegen leicht und zwar bey Zage. 

Brephos parthenias, notha, puella. 

Trib. XVII. Acontidi. 

Raupen geftredt und verjüngt, etwas behaart, nur zwey Paar 
Hautfühe; auf Kräutern; Puppen in Gefpinnften mit Erdkör— 
nern. Flug bey Tage. Obſchon Spannraupen hängen fie doch 
durch ihre Kebensart mehr mit den Noctuellen zufammen als 
die vorige Zunft. Die Zlügelfarben find fcharf getrennt; mah— 
nen an die Heliothiden. 

Acontia graellsii, malvae, aprica , cerintha, 
ris, titania, solaris (albicollis), Juctuosa, insolatrix. 

Trib. XVII. Noctuophalaenidi. 

Den Raupen fehlt gewöhnlich ein oder zwey Paar Hautfüße, 
wohnen im $reyen, Puppen im Gefpinnft von Seide oder Erde, 
Fliegen Elein, Flug bey Tage. 


calo- 


452 


Diefe Zunft muß in ber Folge getheilt werben; naͤhern ſich 
ben Pyraliden. 

1) Euclidia mi, fortatilium (flexuosa), glyphica, mnnita, 
triquetra (angulosa?), monogramma (Metoptria). 

2) Anthophila vespertina, Kindermanni, flavida, flava, 
Kaekeritziana. 

3) Micra n. (Erastria et Anthophila) purpurina, rosina, 
ostrina (aestivalis), parva, coneinnula, minuta, viridula, 
elichrysi, paula. 

4. Leptosia n. (Bryophila) mendaculalis, velox (anomala), 
dardouini?, polygramma. 

5) Erastria paryula, venustula, numerica?, candidula, 
atratula, fuscula. 

6) Hydrelia n. argentula, unca. 

7) Agrophila sulphurea. 

3) Phytometra aenea, sanctiflorentis. 

9) Haemorosia seitula, albicans, renalis (renifera). 

10) Oratoscelis n. communimacula. 

11) Glaphyra n. parallela, pura, glarea, lusitanica, amoe- 
na, obliterata (wimmerii?), 

12) Microphysa regularis, inamoena, suava, jucunda. 

Index methodieus. p. 235. 

Hat Aenderungen erlitten, weil die Arbeit fich durch mehrere. 
Sabre 309. 

Fam. 2, Nocturni. 

Divisio Noctuae. 

Trib. I. Bombycoidi. 

1) Semaphora n. psi, tridens, cuspis. 

2) Apatela leporina (bradyporina). 

3) Acronyeta ciceris (paradoxa), megacephala, alni, stri- 
gosa (favillacea), ligustri, menyanthidis, rumieis, auricoma 
(pepli), euphorbiae, euphrasiae (cyparissiae, esulae, ab- 
scondita?). 

4) Colocasia geographica. 

5) Diphthera coenobita, ludifica, orion (aprilina). 


Trib. I. Noctuo-Bombyeidi. 

1) Ceropacha ridens (xanthoceros), octogesima, or, fla- 
vicornis, diluta, ruficollis, fluctuosa, bipuncta (undosa). 

2) Cymatophora viminalis (saliceti, scripta), oo (fer- 
ruginago). 

Trib. II. Biryophagidi n. 

1) Bryophila glandifera (lichenes, par), perla, ereptri- 
cula (troglodyta?) algae (strigula, spoliatricula, mendacula, 
calligrapha, receptricula?) fraudatricula, deceptrieula (ra- 
ptricula), Jupula (ravula?), furvula. 


Trib. IV. Leucanidi n. 

1) Hydrilla caliginosa, uliginosa, palustris (chavannii), 
obliterata ? 

2) Caradrina morpheus, lenta, gluteosa, exigua (ful- 
gens), pygmaea, cubicularis, selini, germainii, aspersa, 
ustirena (terrea?), kadenii (flavirena, fuseicornis), alsines, 
blanda (taraxaci?), plantaginis, respersa, bilinea, trilinea. 

3) Simyra venosa, dubiosa?, dentinosa, nervosa. 

4) Leucania elymi, lutosa, pallens (ectypa?), impura, 
straminea, bathyerga, sieula, amnicola, riparia, L. album, 
obsoleta, loreyi, zeae, montium, cyperi, seirpi, caricis, 
dactylidis, punctosa (putrescens?), alopecuri, congrua, 
comma (turbida, littoralis?), pudorina, impudens?, muscu- 


453 


losa, vitellina, conigera, lithargyria (anargyria), albipun- 
eta, turca, 5 

5) Nonagria phragmitidis, despecta, extrema, junci, 
fluxa, ulvae, neurica, hessii (neurica), hespes, nexa, hes- 
perica, paludicola (guttans), cannae (arundinis), sparganii, 
typhae (fraterna). 


Trib. V. Apamidin. 

1) Jaspidia celsia. 

2) Gortyna lunata (borelii), flavago, 

3) Hydraecia n, cupraea, leucostigma (fibrosa), micacea 
(eypriaca), nyctitans (fucosa) 

4) Mithymna imbecilla (nexa, alpina). 

5) Miana signalis, duponchelii?, microglossa, captiun- 
cula, suffuruneula, furuncula (vietuncula, erratricula?), 
strigilis (praeduncula, latruncula, rubeuncula ?). 

6. Apamea ophiogramma, didyma (nictitans, secalina), 
unanimis, gemina (remissa, anceps). 

7) Glottula n. encausta, pancratii. 

8) Luperina cespitis, virens, rubella; luteago (olbiena), 
testacea, desyllesi, dumerili ; basilinea infesta (anceps, 
aliena, renardii?), elota; aliena, abjecta (fribolus), furva, 
albicolor, maillardi, bugnioni, zeta, pernix (clandestina), 
serratilinea, rubrirena (feisthamelii). 

9) Crymodes n. groenlandica, exulis, gelata, borea, 
sommeri, templi. 

10) Xylophasia leineri, scolopaeina, hepatica (characte- 
rea, hepatica), aquila?, rurea (putris, combusta), musica: 
lis (lithoxylea), lithoxylea, polyodon (radicea), lateritia 
(molochina), petrorhiza (comma), zollikoferi. 


Trib. VL Noectuelidi. 

1) Triphaena pronuba (innuba), subsequa, orbona (comes, 
connuba), fimbria (solani), janthina, interjecta, chardinyji, li- 
nogrisea. 

2) Cerigo eytherea (texta). 

3) Segetia implexa, xanthographa. 

4) Rufina tenebrosa. 

5) Noctua leucographa (lepetitii), umbrosa, conflua, 
faceta, punicea, bella (quadratum), baja, collina, festiva 
(dahlii, congener?), dahlii, brunnea, rhomboidea (stigma- 
tica), triangulum (sigma), ditrapezium (tristigma), C. ni- 
grum, sigma, depuneta (mendosa), hebraica (I. geminum), 
glareosa (I. intactum), chaldaica, candelisequa, sobrina, 
porphyrea, plecta, leucoyaster, musiva. 

6) Agrotis augur, dumetorum?, squalida, senna, ravida, 
pyrophila, sibirica?, nyctimera, lucipeta, valesiaca, renige- 
ra, policola, fimbriola (maravignae), confusa, lateus (igni- 
cola), grisescens, gilva, decora (nivalis), simplonia, sagitti- 
fera, helvetina, birivia (honnoratina), eataleuca, fugax (lu- 
cernea), praecox (praeceps), polygona, ocellina, alpestris, 
“ reetangula (andereggii), multangula (rectangula), ericae, 
agathina, lidia, tritici (erecta), sabuletorum, siliginis (se- 
liginis, segnilis), recussa (telifera), obelisca (ruris, prati- 
cola, villiersii n.?), fammatra, aquilina (vitta, ruris, fieti- 
lis, unicolor), fumosa (vilis?, ursina, fuliginea?, carbo- 
nea?), fusca, cursoria, ripae (desyllii), desertorum, putris 
(liguosa), trifida, signifera, forcipula, agricola, saucia 
(aequa), einerea, obscura ?, (corticea, fem. sordida), exela- 
mationis, trux (lenticulosa, terranea), cos (tephra), sicula, 
egetum (segetis) suffusa, sagitta, signata, erythroxylea, 


454 


Ds 


spinifera, endogaea (sabulosa), puta (lignosa, renitens), 
valligera, lata?, crassa (tritici), obesa, baetica, optabilis. 

7) Pachetra n. leucophaea. 

8) Heliophobus popularis (graminis, lolii), vittalba, hir- 
ta, hispida, odites. 

9) Neuria grammiptera, cancellata, saponariae. 

10) Charaeas graminis (tricuspis), albineura ? 

Trib. VI. Orthosidi. 

1) Trachea piniperda (flammea). 

2) Episema gruneri, trimacula (hispana, unicolor, tersa). 

3)2 Taeniocampa n. cinctum, gothica, rubricosa (mista), 
opima, instabilis (firma), stabilis, populeti, graeilis, hy- 
perborea, carnea, miniosa, ambigua (cruda), munda. 

4) Orthosia caecimacula, vetula, neglecta, acetosellae, 
oxalina? upsilon, farkasii?, lota, macilenta, congener 
(suspecta, iners), laevis, ballotae (Kindermannii), ruti- 
cilla, serpylli. 

5, Anchocelis n. neurodes, humilis, subjecta (agrotoides), 
nitida, pistacina, haematidea, litura (ornatrix), 

6) Cirroedia n. ambusta, xerampelina. 

7) Gonoptera libatrix. 

8) Trethea retusa, subtusa. 

9) Cosmia diffinis, affinis, pyralina. 

10) Euperia trapezina?, abluta, imbuta, fulyago, cal- 
theago. 

11) Xanthia evidens?, pulmonaris, ferruginea (macilenta), 
rubecula (ochreago), argillacea, miniago, rufina, gilvago 
(palleago, lineago), erythrago, aurago (rutilago ), silago, 
cerago (MHavescens), cerago H., sulphurago, puniceago, ci- 
trago, croceago. 

12) Cerastis buxi (daubei), intricata, erythrocephala 
(glabra, dolosa ?), silene, spadicea, vacecinii. 

13) Mecoptera n. satellitia (mac. croceis), serotina (orbona), 

Trib. VII. Hadenidi. 

1) Valeria oleagina, jaspidea. 

2) Miselia oxyacanthae, bimaculosa, orbiculosa ? 

3) Chariptera n. aprilina, eulta, adjuncta, gemmea. 

4) Dianthoeecia alhimacula (coneinna), eonspersa, compta, 
(viscariae n.?), magnolii, filigrana (polymita), xauthofusca 
n., xanthocyanea, caesia, silenes, dianthi, capsincola, cu- 
cubali, tephroleuca, corsica, capsophila, carpophaga (per- 
plexa), echii. - 

5) llarus n. ochroleuca. 

6) Polia canteneri, dysodea, luteocinceta, serena, monti- 
cola, cappa, chi, canescens, suda, pumicosa (asphodeli), 
senilis, senex, platinea, nigrocineta (xanthomista), magni- 
fica, anilis, eaerulescens, ruficincta (dubia?), flavicincta 
(meridionalis?), calvescens, polymita (ridens), dumosa, 
argillaceago (venusta), lichenea, viridieincta, scoriacea 
(capreae). 

7) Hadena Jutulenta (sedi), aethiops (nigricans), serpen- 
tina, persicariae, brassicae, arctiea?, solieri, adusta, sua- 
sa (aliena), oleracea, pisi, splendens, grandis, thalassina 
(achates), genistae, contigua, alpigena, rectilinea, atripli- 
cis, dentina (latenai, ongspurgeri?), glauca (aperta), lap- 
po, treitschkii, marmorosa (odontites), leucodon, peregri- 
na (contribulis), trimenda, chenopodii; sodae, occlusa, sa- 
portae, distans (suberis), protea, roboris (cerris), proxima, 
convergens, aeruginea (chioleuca), mioleuca, fovea, lu- 
cipara. 


455 


8) Aplecta n. empyrea, jodea n., satura, pavida (char- 
dioyi), amica?, tincta (hepatica), advena, nebulosa (ple- 
beia), speciosa, occulta, implicata, chenopodiphaga, 
herbida. 

9) Polyphaenis prospieua (nebulifera n.), xanthochloris? 

10) Phlogophora seita, meticulosa. 

11) Eurhipia adulatrix, blandiatrix. 

12) Eriopus latreillii?, pteridis. 

13) Placodes amethystina, virgo, spencei. 

14) Thyatira batis, derasa. 


Trib. IX. Xylinidin. 

1) Xylina conformis, zinckenii, merckii (ripagina), rhi- 
zolitha, lapidea (leautieri, sabinae), petrificata, oculata. 

2) Calocampa vetusta, exoleta. 

3) Cueullia verhasei, serophulariae, Iychnitis (rivulo- 
rum?), caninae, scrophularivora, blattariae, thapsiphaga, 
serophulariphaga, prenauthis; virgaureae, asteris, lucifuga, 
lactucae, umbratica, biornata, chamomillae ( calendulae), 
chrysanthemi?, leucanthemi, santolinae, mixta, cineracea, 
lignata, santoniei, dracuneuli, balsamitae, gnaphalii, xeran- 
themi?, abrotani, absynthii, pontica, campanulae, tana- 
ceti, lactea, splendida (argyrea), magnifica, argentea, ar- 
temisiae, spectabilis. 

4) Aporophila n. australis. 

5) Cloantha solidaginis, ramosula n., perspicillaris, ra- 
diosa (Iyncea), hyperici, conspiecillaris (melaleuca), pinastri. 

6) Xylocampa n. ramosa, lithorhiza (operosa). 

7) Epimecia n. ustulata. 

8) Cleophana eyclopaea, eymbalariae, yvanii, anarrhini, 
dejeanii, penieillata (chaenorrini), serrata, antirrhini, lina- 
riae, platyptera (tenera), opalina, laudeti. 

9) Chariclea delphinii. 

Trib. X. Heliothidi. 

1) Heliothis purpurites. marginata, boisduvalii (incar- 
nata), armigera, peltigera, scutosa, dipsacea, ononis. 

2) Anthoecia cardui, cognata. 

3) Anarta amissa, algida, vidua (tristis, nigrita, fune- 
bris? rupestris), melaleuca (moesta), frivaldskyi, cordi- 
gera (albirena), myrtilli. 

4) Heliodes n. rupicola (heliophila), arbuti (heliaca). 

Trib. XI. Plusidi. 


1) Plusia divergens, devergens, micrögramma, diasema, 
ain, parilis, interrogationis, gamma, ni, daubei, eircum- 
scripta, jota (ancora), mya, aerea, accentifera, quaestionis, 
chalsytis, festucae, bractea, aemula, orichalcea, aurifera, 
zozimi, chrysitis, deaurata (auren), concha, moneta, con- 
sona, modesta, illustris. 

2) Abrostola urticae, triplasia, asclepiadis, 

Trib. XII. Calpidi:n. 

1) Calpe thalietri. 

Trib. XII. Amphipyridin. 

1) Mania typica (venosa), maura. 

2) Amphipyra spectrum, cataphanes, dilucida. 

‚ 3) Syntomopus n. einnamomea (perfusa). 

4) Philopyra n: pyramidea, perflua, effusa, tetra, livida, 
tragopogonis. > 

Trib. XIV. Ophiusidi n. 

1) Exophila n. rectangnlaris, procax ? 


\ 
a - 


456 


2) Toxocampa n. craccae, viciae, orobi, ludiera, pa- 
stipum, lusoria, astragali, limosa. - 

3) Ophiusa illunaris, ephialtes (nubilaris), algira, trian- 
gularis, geometrica (parallelaris), stolida (cingularis), 
cailino. 

4) Cerocala scapulosa. 

5) Anophia n. ramburii (adepta), leucomelas. 

6) Catephia alchymista. 

7) Ophiodes n. Iunaris, tirrhaea (auricularis). 


Trib. XV. Catocalidi. 

1) Catocala fraxini, elocata (uxor, marita), nurus ?, nu- 
pta (coneubina), dileeta, sponsa, promissa (mneste), con- 
Juneta (conjuga), paeta, eptata (amanda, selecta), electa, 
pellex, neonympha, nymphaea (vestalis), conversa, aga- 
mos, paranympha, nymphagoga, disjuneta, callinympha, 
protonympha, hymenea, posthuma ?, eutychea. 

Trib. XVI. Phalaenoidin. 

1) Brephos parthenias, notha, puella (spuria). 

Trlb. XV. Acontidi. 

1) Acontia graellsii, malvae, aprica, cerintha, caloris, 
titania, insolatrix, solaris (albicollis), luctuosa. 


Trib. XVIH. Noctuo-Phalaenidi. 


1) Euelidia mi, fortatilium (fexuosa), glyphica, munita, 
triquetra (angulosa), mpnogramma. 

2) Anthophila flavida flava, Tort. kaekeritziana), vesper- 
tina?, kindermannii? 

3) Micra n. purpurina, rosina, ostrina (aestivalis), par- 
va, conninnula, viridula n., minuta, elichrysi, paula. 

4) Leptosia n. velox (anomala), mendaculalis, dardouini ?, 
polygramma, 

5) Erastria parvula, venustula, numerica, eandidula, 
atratula, fuscula. 

6) Hydrelia n. argentula (olivea), unca. 

7) Agrophila sulphurea. 

8) Phytometra aenea, sancti florentis ? 

9) Haemerosia scitula, albicans, renalis (renifera). 

10) Oratocelis n. communimaeula. 

11) Glaphyra n. parallela, pura, glarea, lusitanica, amoe- 
na, obliterata (wimmerii). 

12) Microphysa regularis, inamoena, suaya, jucunda. 


VI. S. 229. 3. Desjarding: Ueber Alucita xylostella. 


Verwuͤſtet in den Küchengärten auf der Inſel Moris den 
Kohl (Brassica oleracea) und die Kohlrüben, indem von den 
Blättern nichts alg die Nippen übrig bleiben; auf einem Blatt 
fisen oft 100 Raupen. Diele diefer Schaben werden von 
Vögeln und Gedonen gefteffen. Man fängt viele, wenn man 
ein Ficht auf eine Platte mit Waſſer ſtellt. Mein Diener 
trägt oft des Morgens Tauſende folder Schaben in die Teiche, 
wo fie gierig von den Fifchen Gouramy et Carpes gefreffen 
werden. Die leßtern find Dules rupestris et vittata; Cy- 
prinus carpio fommt bey uns nicht vor. Raupe und Falter 
werden befchrieben. Jene ift gelblichgruͤn, Kopf graulib; 6 
Füße, 2 leere Ningel, 4 Paar Bauchfuͤße und ein Nachfchieber. 
Kinge 4" mit fteifen, fchwarzen Haaren; an Kopf und Seiten 
ein röthlicher Fleden. Sünger ſchadet fie am meiften, befon= 
ders im Auguft, lebhaft, hängt fich oft an einen Faden 10" 
lang, macht ein ftarfes Gefpinnft, wie Nachen an den Rippen; 
Puppe gelblich, dauert nur eine Woche. Ich ftelle fie zu den 


457 


Tineiden. Obſchon die Schriftfteller fagen, fie lebe auf Geiß— 
blatt und Nelken; fo halte ih doc) die meinige für Alucita 
xylostella L., La teigne.& bandelette blauche Geoffroy 
Il. 196. No.35. Auf denfelben Pflanzen findet ſich eine ans 
dere Alueita mit einer ſehr ſchwachen weißen Linie auf den 
Flügeln. 

©. 235. Bemerkungen darüber von Dupondel. Die 
Beſchreibung ftimmt ganz mit unferer A. xylostella überein, 
und ich halte fie auch dafür, obfchon fie dort Kohl frißt. Va- 
nessa cardui findet fih auch am Cap, V. antiope s. morio 
in Nordamerica, Acherontia atropos, Deilephila nerii et 
celerio gehen bis an die Inſel Morig, Plusia gamma bis an 
die Gränze von China” 

©.239. I. Desjarding: Neues Kerf der Infel Morig, 
Naucoris rugosa. Lebt unter Steinen und in Zelsfpalten 
dicht am Meere, und nidyt im Waſſer felbft. 

©. 243.- Serville’s Bericht darüber. Gehört zur Sippe 
Mononyx, hat aber weder Flügeldeden noch Flügel, fondern 
ein fehr großes Scildhen, welches Desjardins für vers 
wachſene Fluͤgeldecken angefehen hat; Eönnte defhalb eine eigene 
Sippe feyn, 

©. 245. 
Aegyptus. 

©. 247: T. Lacordaire (Prof. zu Lüttich): Weber die 
Mohnpläge der Melafomen. 

Solier hat in feiner Abhandlung die Wohnorte nicht über= 
all richtig angegeben, auch zu viele Sippen gemacht, fo wie 
bey den Bupreftiden und mahrfcheinlich auch bey den Coleopte— 
riden. Sch will jest bloß von den Nyctelites fprechen. Bue— 
ros-Ahres und Chili liegen 350 Stunden von einander und 
dazwifchen die Anden; daher die Thiere meiftens verfchieden. 
Der Boden von Buenos=Ayres thonig, ohne Gerölle und faft 
ohne Sand, ohne Baum und Straub; von Fettpflanzen nur 
Agave americana; alles eben und nur mit Kräutern bededt; 
daher fait feine Melafomen; nur einige Scotobius; im fandis 
gen Montevideo ganz andere Kerfe. Buenos: Ayres 240 Stun: 
den lang thonig; erft beyn San-Luis de la Punta in der 
Mitte der Pampas fandig, mit Fett» und Oalzpflanzen und 
andern Kerfen, 400 Stunden lang, 80 breit bis zu den Ans 
den, wo Mendoza liegt, überall von Cactus umgeben; diefer 
Strich heißt la Traveria. Dafelbft viele Melafomen: Psec- 
tracelis, Cerostena, Epipedonota , Mitragenius , Ento- 
— ete., wovon nicht eine einzige Gattung bey Buenos⸗ 

yres. 

In den Anden andere Gattungen einiger der vorigen; dann 
Praocis wie in Chili. Auf der Weſtſeite Pflanzen und Kerfe 
anders. Es iſt alſo nicht erlaubt zu fagen: In Buenos-Ahres 
und Chili; davon kenne ih nur 4 Käfer. 

Nyctelia nodosa nur in Chili. 

Psectracelis , an beiden Seiten ber Anden , felbft in 
Merico. 

P. diseicollis, nur ben San -Luis, gemein. Ps. mammil- 
loneus, Anden, Oſtſeite 8000’. 

Cerostena deplanata, nur in der Traveria, 4000° hoch. 
©. vestita bey Mendoza. ı 

Mitragenius, nur in der Zraveria zwifchen San-Luis und 
Cordoba. 

Auladera andicola, Weftfeite 11,500*. 

Epipedonota ebenina in der Zraveria von Mendeza bis 
San-Luis. E. erythropus, bey Mendoza, jowie die andern, 

Iſis 1848, Heft 6. 


Bar th elemy: Procrustes duponcheli n. 


458 


Entomoderes, wo Mitragenius. En. erebi nur bey 
San: Ruig, 

©. 257. Baron Feifthamel: Ueber Pachypus ex- 
cavatus, 


Meibchen: erft kuͤrzlich entdedit in Corfica, ohne Flügel und 
Deden, einzig unter den Blätterhörnern, fonft nur bey den 
Serricornes wie Drilus et Lampyris. Beſchrieben und ab» 
gebildet m. et f. t. 8. fig. 14., auch in Gene’s fardinifchen 
Kerfen, 

©. 261. Doyere (Prof. zu Paris): Bemerkungen über 
einige Wanzen und Falter, 

Füße von Wanzen 2.9. Kocht man Fußwurzeln von Ve- 
lia rivulorum, fo fommt aus dem 2ten und 3ten Glied ein 
weicher Ballen auf der untern Seite nur bey den Männchen; 
bey Velia currens nur bey den Weibchen. Ben Gerris feine, 
Entiprehen wohl nicht den Ballen oder Saugnäpfen der - Pen: 
tatomen, Muden, Schriden und vieler Falter, 

Leon Dufour fagt bey Naucoris, Corixa fehle der Tro— 
hanter an den vordern Füßen, was nicht der Fall ift. Fig. 
1. und 5. — Ueber die Endorgane der Zarfen bey den Tagfal— 
tern. Xaf. 8. Papilio, Parnassius, Thais haben einfache 
Klauen; Colias et Pieris gefpaltene oder gezähnte, Latreille 
ftellt zu denen mit einfachen Klauen: Danaus, Idaea, Heli- 
conius, Acraea, Cethosia; zu denen mit gefpaltenen Klauen: 
Argyonis, Melitaea, Vanessa, Biblis, Nymphalis, Mor- 
pho, Brassolis, Satyrus. 

Ben Argynnis (aglaja, paphia, euphrosyne), Heliconius 
eallicopis et Cethosia julia find diefe Organe am deutlich 
ften. Die Klauen groß und einfach, unten mit einer Rinne: 
darinn ein Ballen oder Saugnapf auf, einem Stiel, darum 
gewidelt ein häufiges Blaͤttchen mit 2 fingerförmigen Verlaͤn— 
gerungen, welche man für die Klauen=Zähne angefehen; auch 
bey Pieris rapae. 

Bey Papilio et Parnassius (apollo, phoebus) finden fi) 
nur die Klauen, eine nur halb fo lang als die andere, 

Bey Pieris rapae Klauen Eurz und gefpalten, Ballen groß, 
Blaͤttchen oder Manfchette mit einem Fortfaß. 

Bey Colias hyale Klauen groß und gefpalten, Manfchette 
wie vorher, aber ohne Ballen. 


Danais aleippus. Klauen einfach, Ballen und Manfchette 
Elein. 

Acreae porta, ebenfo. 

Heliconius callicopis wie bey Argynnis. 

Bey Cethosia zmeyerley Bau. Bey Ü. juno et penthe- 
silea Ballen und Manfchette fehr Elein, Klauen faft grad, wie 
bey Danais alcippus. 

Ben Cethosia julia wie bey Argynnis et Heliconius cal- 
licopis. Ebenſo bey Melitaea cynthia. 

Vanessa hat einen fehr Eleinen Ballen und nur einen Fort= 
fas an der Manfchette. So bey V. io, antiopa, urticae. 

Zatreille hat richtig Papilio et Parnassius von Pieris 
et Colias nah den Klauen unterfchieden; aber nicht fo Da- 
naus, Heliconius, Cethosia etc. von Argynnis, Vanessa, 
Biblis ete. denn nur bey Acraea horta fand ich die Klauen 
gefpalten, dagegen bey Argynnis et Vanessa wirklich nur ein- 
fach; gleihen. binfichtlich des ganzen Apparats den Heliconius 
callicopis et Cethosia julia. 

©. 271. €. Blandhard: Monographie, von Phoraspis 
unter den Blattinis. 

29* 


459 


Die Blattae waren fhon den Griehn und Römern be: 
Eannt unter dem Namen Silpha, wie fchon Latreille 
vermuthet, mag mir aber gewiß ift. Ariftoteles führt eg 
nur einmal an (VI. 17.), indem er feine Silphae mit Empis 
und den Coleopteris zu denjenigen ſtellt, weiche die Haut auf 
einerley Art wechfeln, woraus fich freylich nichts folgern läßt, 
aufer daß es allgemein bekannte Kerfe waren, Diofcorides 
(11. 38.) fagt nur, fie lebten da, wo man Brod büfe, was auf 
Blatta paßt; aber auch auf Tenebrio et Grylius, welchen 
festen jedoch die Alten unterfcheiden. Diofcovides fest 
hinzu, die Eingeweide der Silphen würden mit Del zerrieben 
gegen das Ohrenweh gebraucht; fo Plinius. 

Ariftophanes fpricht in feinem Frieden von Sphon- 
dyle, was mit Blatta überfegt wird; er fegt hinzu, es laſſe 
bey der Flucht einen ſehr ftinfenden Geruch fahren, was wohl 
zu Blatta paßt. Die Wanzen flinfen nur, wenn man. fie 
fängt. Indeſſen geben auch Carabi et Blaps Geftanf von 
fih, und dazu Eönnte Sphondyle auch gehören, meil Ariſtote⸗ 
les ſagt, er paare ſich wie die Mucken und Scarabaͤen; die 
Pferde wuͤrden kreuzlahm, wenn ſie den Sphondyle oder Sta- 
phylinus fräßen. Plinius fagt, es ſey eine Schlange, welche 
den milden Wein fraͤße. Waldenaer meint deßhalb, es 
fen eine große Larve, was aber auf den Sphondyle des Ariſto— 
phanes nicht paßt: denn es gibt Feine Larven, welche laufen 
und ſtinken, außer etwa die Wanzen, welche keine Aehnlichkeit 
mit den Schlangen haben. Das Sphondyle des Plinius 
Eönnte ein Wurm oder Myriapod ſeyn; der des Ariſtoteles 
paart fih und ift mithin Eeine Larve. Plinius erwähnt 
Blatta an zwey Orten XI. cap. 34. et XXIX. cap. 39. Er 
fagt, fie flöhen das Licht und hielten ſich an ſchmutzigen, feuch- 
ten Orten auf; ihr Fett fen gut mit Mofenöl gegen das Ohr— 
weh ufw. Man machte daraus mehrere Gattungen: bie Moles 
beilten die Warzen; Myloecon, welche bey den Mühlen wohn: 
ten, beilten den Ausfag; die dritte Gattung ſtinke, fey hinten 
fpisig und fehr gut gegen alte Gefchwüre, Kropf, Kraͤtze 
u. dergl. 

Die Blattae Moles fcheinen die der neuern zu feyn, Sil- 
phae des Diofcorides; Latreille hält Myloecon für Te- 
nebrio molitor; die dritte Gattung für Blaps wegen des ſpi— 
tzigen Hinterleibs und des Geſtanks, was wohl paßt. Horaz 
nennt Blattae et Tinea alg Kleiderverwüfter ( Satirae 1. 3. 
119.), wo alfo das erfte wohl auf unfere Blatta paßte. 

Virgil (Georg. IV. p. 242.) technet unter die Bienen: 
finde die Blattae mit dem Beynamen Lucifugac, fie drängen 
in die Stöde, was mir unbekannt ift. Das Beywort Luei- 
fugus paft nicht zu Clerus, weldhe die Sonne lieben. Seine 
Blatta fönnte auch Acherontia atropos feyn, welder nad) 
Sonnenuntergang in die Bienenftöde zu dringen fuche, um Ho— 
nig zu freffen. 

Mittelalter. Suidas (am Ende des Iten Sahrhuns 
derts) fagt, die Silpha der Gefäße iſt ein Zhierlein. 

Turnebus (1512.) nennt Blatta die Schalen der Purpur— 
fhneden (Adversaria XVII. cap. 17. et XVII. cap. 23.). 
Später fagt er, de Nicolas Phales kakaumenes überfege 
ich mit Blatta oder mit Schmetterlingen, welche um bie Lichter 
fliegen; find alfo wohl Phalänen. 

Mouffet (1634.) fpriht viel von Blatta und bildet BI. 
orientalis ab. 

Linne hielt Corydia petiveriana für eine Cassida; Dru-> 
v9 beſchrieb eine Blatta (IM. t. 50. f. 3.), woraus Serville 


460 


Phoraspis gemacht hat, pieta; dazu eine andere, pallens. Alle 
ſchoͤn gefärbt mit harten Fluͤgeldecken und gemwölbt, wohl nicht 
Lichtfeinde und nicht ftinkend. In America, von wo fie nicht 
auf Schiffen kommen, wie die Achten Blattae, die in der 
ganzen Welt häufig find. 

Doumerc hat in Brafilien und Guyana Phoraspis ges 
fangen. Er fand fie zwifchen den Blüthenfcheiden des Welſch⸗ 
forns und Zuckerrohrs Elumpenmweife, wie die großen Cassidae 
auf den Blättern. Sie fliegen aber ſchnell davon, wie Blatta 
livida et pallida bey uns zur Heuzeit, Er fand fie nie in 
den Hütten, wo die Kakerlaken Schuhe und Gaffavenbrod fra: 
fen. Blaberus fängt man nur in den Wäldern. des Drinoco 
des Abends an faulen Bäumen. Er teilt die Blattinae in 
——— et Agricolae, welche im Felde die Gerealien freſſen. 

oviel. 

Sch ſehe nicht ein, was Blatta livida et germanica mit 
Phoraspis zu thun haben. Jene fand fich nur unter faulern 
Zaub. Blatta germanica et livida leben im Feld. Blatta 
americana in Häufern und Sciffen. Bl. lapponiea in den 
Wäldern um Paris und in ben Hütten der Lappen, wo fie ger 
doͤrrte Fifche frißt. Phoraspis ift ganz anders gebaut, Nun 
folgen die Charactere, 

Phoraspis t. 10. pallens — India orientalis; atomaria, 
— Guadeloupe; conspersa — Brasilia; luteola, flavipes 
ibid. ; pantherina — Domingo; fastuosa — Birasilia, leu- 
cogramma, cassidea, pieta, nigra — Brasilia. Alle abge: 
bildet t. 10. 11. 


299. Feiſthamel, drey neue Falter t. 12. — Cleophana 
serrata; Acontia graellsii, Hispania, Antocharis damone 
in Sicilia. 

303. Pierret: Satyrus prieuri, arcanioides. 
ria t. 12. 

309. Dupondel: Purpuricenus loreyi, &. 12. 

311. Guenee: Glaffification der Moctueliden. 

369. H. Lucas: über die Spinnen Actinopus, Pachy- 
loscelis, Sphodros tab. 13. 


Ein critifcher Auffas, worinn die Synonyme fo veftgeftellt find. 
A. Kiefer fpisig. 
1. Actinopus rufipes (Pachyloscelis r., Cratoscelis r., 
Sphodros lucasii.) 


Barba- 


2. A. audouinii (Pachyloscelis). 
3. A. walckenaerii (Sphodros abbottii m.) 
B. Kiefer jtumpf. 
4. A. abbottii (Sphodros abbottii fem., milberti m.) 
5. A. nigripes (Sphodros abbottii m. Walck.) 
6. A. tarsalis (Sph. lucasii m. W.) 
7. A. fulvipes. 


Diefe Gattung Eönnte wegen der Augen ufw. eine eigene 
Sippe werden, Calommata fig. 

Bey Hersilia findet fih im Tarsus ein überzähliges Glied; 
bey Actinopus nigripes et tarsalis ein ſolches in den Palpen, 
fo daß die Zahl 6 ift, aber nur bey den Männchen, 

Actinopus fteht neben Eriodon et Atypus; man kannte 
aber die Kuftlöcher nicht. Dann folgt der Character der Sippe 
und von A. audouinii ig. 

©. 393. Feiſthamel: Ueber dag Abfterben der Bäume 
im Park von Vincennes 1835. Scolytus pygmaeus fey nicht 
Schuld daran, fondern Trodenheit. Schon früher gegeben. 


461 _—— 


"©. 397. Goureau: Ueber das Schrillen (Stridulation 
der Kerfe). Im fechften Bande wird gefagt, das Schrillen finde 
fih nicht unter den Muden, 

Beym Fluge entfteht das fog. Sumfen, theils durch das 
Beben der Flügel, theils der Ringel des Thorax, theils der Luft. 

Es gibt zweyerled Sumſen; ein tieferes beym Fluge; ein 
fhärferes in der Nuhe, aber nur bey gewijfen Gelegenheiten, 
nehmlich vor der Paarung. Es entfteht wie dag erftere durch 
faft unmerfliches Beben der Bruftringel und der Flügel; fehr 
oft bey Syritta pipiens; aber auch bey Chrysotoxum areua- 
tum. Sch fah im Sum zwey Chrysotoxum arcuatum auf 
einem Zweig, welche fcharf tönten einige Secunden lang, aufs 
flogen, fich wieder fegten und tönten, gleichfam ſich antwortend. 
Zu derfelben Zeit fah ich zweh Merodon auf einem Blatt in 
der Paarung, das Männchen oben, umfaffend den Hinterleib 
des Weibchens mit den 4 hintern Füßen; die Flügel halb aus: 
gebreitet und tonend oder pfeifend. Die eigentlihe Paarung 
folgte etwas fpäter. Die Dornen an den Schenfeln der Maͤnn— 
chen bey den Syrphiden dienen wahrfcheinlich zum Halten. 

Auch die Bienen bringen den feinen Ton hervor, ehe fie 
fhwärmen mollen. 

[Hält man eine Stubenfliege an den Flügeln, fo Bringt fie 
bisweilen den ſcharfen Ton hervor duch Beben der Füße, was 
ich mwiederholt ganz deutlich gefehen habe, D.] 

401. Bottin Defylles ( Friedensrichter zu St.» Severes 
le Vicomte, Manche): Ueber die Naupe von ÜUrapteryx 
sambucata. 

. Ein Spannenmeffer hinten fo die wie Feberfiel, glatt mit 
10 Füßen; Färbung fahl; 3 gefpaltene Höder, wovon 2 auf 
dem fechften, einer auf dem Iten Ningel. Luftlöcher gelblich) 
mit f[hwarzem Ring. Ausgewahfen Ende May auf Sambu- 
eus nigra, frift aber auch das Laub von Acer campestre, 
aber nur bey Nacht; bey Tag fteif unb verkehrt. Spinnt lo— 
der einige Blattftüde zufammen, und hängt fie an einen Zweig, 
frey baumelnd. In einem Glas fegte fie fi mit den 4 Hin: 
terfüßen an den Papierdedel, heftete daran zwey Fäden gegen 
2“ fang und ließ fie neben fich herunter hängen. Dann nagte 
fie einige Stüde von Blättern ab, und beveftigte fie an den 
Fäden 9" meit vom Dedel. Dann biß fie ein Stüuͤck aus 
dem Papier fo groß, wie ein Piard. Sch Elebte ein anderes 
Stud Papier auf das Loch, welches fie wieder Ereisförmig aus: 
nagte, zwiſchen den Bruftfüßen hielt und zu ihrem Haufe ver— 
wendete. Sch zerriß dann ein Papier von der Größe eines 
Thalers und ſteckte die Stude dur das Koh. Sie benugte 
'diefelben fogleich zu ihrer Wohnung, welche ganz unregelmäßig 
ausſah, die Eleinern Blatt- oder Papierftücde oben. Dann bog 
fie den Kopf nach oben, erweiterte ihre Wohnung, entfernte 
mit Kopf= und Bruftfüßen die zu nahe liegenden Stüde, und 
verband die entfernteren mit neuen Fäden, fo daß die Wohnung 
innwendig birnförmig wurde, während fie auswendig unfoͤrm⸗ 
lich blieb. Die Deffnung des Gefpinnftes nur foweit als ihr 
Leib. Sie blieb immer mit den hinteren Füßen an ihrer Stelle, 
hatte aber zwey Drittel des Worderleibes im Gefpinnfte verbor: 
gen. Nach zwey Tagen war 08 fertig. Dann glitt jie alle 
maͤhlich ganz herunter, Eehrte fih um, daß der Kopf zur Deff- 
nung fam, verftärfte fie mit einigen Faden, ohne fie zu ver- 
fchliegen, fehlug den Kopf auf den Leib und blieb ruhig in der 
ſchaukelnden Hängmatte, 

407. Goureau: Über die unbemerkbaren Töne der Kerfe. 
Bey diefen Thieren ift das Stillſchweigen oft nur ein ſchwacher 


462 


Zon, den wir nicht hören; dennoch dauert das Schwingen der 
Theile fort, wird aber nur ſchwaͤcher. Ber dem Männchen von 
Locusta punetatissima fah ich die fchrillende Bewegung der fur: 
zen Deden ohne einen aut: fie rieb beide übereinander 8 — 
10 Secunden lang, hörte auf und fieng mieder an, alfo ab» 
fihtlich. Das tönende Feld ift auf den Deden, ift Eleiner 
und weicher ald bey andern und tont nicht, wenn man es reibt. 

Große Muden und Immen fumfen laut; die Eleinen fehr 
ſchwach. Sie haben auch ein fcharfes Pfeifen, was man hört, 
wenn man fie zwifchen die Finger nimmt, Menn man e8 
nicht hört; fo fühlt man doch noch das Beben des Halsringels 
(Corselet;, wodurch es hervorgebracht wird. Das Gefühl ift 
alfo feiner als das Gehör. Es ift Schade, daß man nicht ein 
Ton verftärfendes Snftrument hat. 

411. Dupondhel: Sind die Kennzeichen von den Raupen 
wichtiger zur Glaffification als von den liegen? 

Die Derfaffer der Wiener Schmetterlinge waren die erften, 
welche diefelben bloß nad) den Raupen ordneten: allein fie 
Eannten die Raupen nur von der Hälfte. Diefer von den deuts 
fen Entomologen fo gepriefene Catalog ift daher nur eine 
Zäufhung. Dennoch liegt er der Klaffification von Ochſen— 
heimer und Treitſchke zum Grunde: indeffen haben fie auch 
Kennzeihen von den Fliegen gewählt, und ihnen ſelbſt den 
Vorzug eingeräumt, aber fo unbeftimmt ausgedrüdt, dag man 
fie in feine Tabelle bringen koͤnnte. 

Später hat Dalman in den Stodholmer Abhandlungen 
zwey Glaffificationen der Zagfalter gegeben eine nach den Flie— 
gen, die andere nach den Raupen. 

In Godarts und meinen Lepidopteres de France find 
oft die Charactere der Raupen angemendet, befonders von den 
Phaläniden an, aber nur im zweyten Nang, fo daß die Kenn: 
zeichen der Fliegen die Sippe allein veftftellen. 

Boisduval hat in feinen leones und im Species genc- 
ral die Charactere der Naupen vor die der Fliegen geftellt, aber 
mit Unrecht. 

Buenee hat endlich die Kennzeichen bloß von den Naupen 
genommen, und die der Fliegen fire unbedeutend gehalten, Dies 
ſes Verfahren ift nicht zu billigen. 


Die Kennzeichen dürfen nicht von dem findlihen Zuſtande 
genommen werden, befonders da die Natur die Gefchöpfe haupt- 
fächlich unterfcheidet, damit fie bey der Paarung fich finden. 
Ueberbieß wechfeln die Raupen ihre Haut, und bisweilen felbft 
die Geſtalt. Man kann allerdingg manche Naupen leichter 
unterſcheiden als die Fliegen, weil man von jenen weniger fennt, 
mährend die zahlreicher bekannten Falter in einander übergehen. 
Endlich find die Raupen ſchwer zu finden, und fie geben auch 
die Kennzeichen nur im Leben, Sch glaube daher nicht, daß 
die Raupen unter die Charactere der Sippen aufgenommen 
werden dürfen, obſchon fie zur Glaffification beytragen koͤnnen. 
Uebrigens zeigen die Raupen eben fo viele Unregelmäßigfeiten 
als die Fliegen in ihren fippifchen Characteren. 


417. U. Moriffe (von Havre): Ueber einige Falter, 
2of.. 14.0 j 

Durch Schiffe aus Südamerica befam ich viele Eryciniden. 
Sie find faft alle Elein von lebhaften Farben, Tracht verſchie— 
ben: Erycina et Zeonia wie die gefhwänzten Ritter, Neme 
obius tie £leine Melitaea; Helicopis wie Thecla; Dioph- 
thalma wie Satyrus; andere wie Heliconiden, Nymphaliden, 
Hefperiden ufw. Flug raſch; ruhen unter den Blättern. 


463 


1. Eryeina licarsis (rhetus, butes), thia, aristo- 
dorus. 

2. Diorina laonome (iphinoe m.) 

3. Zeonia periander (iphinoe), aulestes (auletes), tedea 
(aulestes m.), Iysippus, meliboeus (pyretus), octavius 
(chorineus), morissei (xantippe ?), heliconides. 

429. 3. Macquard: Bemerkung über die Sippe Pan- 
gonia t. 15. Kennzeichen. 

Man hat befonders auf den Nüffel gefehen: allein er wech: 
fett ſehr; enthält jedoch bey den Männchen 4, bey den Weib: 
chen 6 Borften, welche bald lang, bald kurz find; die Lippen 
bald die, bald fehr klein; Palpen wechfelnd. Der letzte Theil 
der Fühlhörner befteht aus 8 Gliedern, wichtig, obſchon auch 
ben Acanthomera et Rhaphiorhyncha. Die Aeuglein wech— 
fein, auch der Bauch und die Flügelzelfen. Unveränderlicher 
Character ift der Sporn an den Hinterbeinen und die 8 Glieder 
des Endſtuͤcks der Fühlhörner. Man Eann fie nicht in meh: 
rere Sippen trennen. Sie faugen fein Blut, wie Tabani, 
fondern Honig aus Blumen, flatternd; die mit kurzen Nüffeln 
jedoch mögen Blut faugen, wohnen in der Nähe der Wend- 
Ereife in der ganzen Welt. Es werden namentlid) aufgeführt 
29, worunter 20 neue, nicht characterifiert. 

439. Ch. Bugnion (zu Laufanne): Vier neue Falter aus 
Syrien und Aegypten Zaf. 16. 

Syntomis mestralii; Episema pierreti; Ophiusa syriaca; 
Xylina lefebvrei. 

444, Pechioli (zu Pifa): Neue Käfer aus Stalien t. 16. 
Apotomus rufithorax, Anthaxia passerinii. 

449, Pierret: Gortyna borelii t. 16. Frankreich. 

453. Aube: Verſuch über Monotoma t. 17. 

M. conicicollis, angusticollis (formicetorum), picipes 
(Latridius monotomus), brevicollis, americana,, spinicollis, 
quadricollis (angustata? bicolor, pallida?), longicollis, qua- 
drifoveolata. 

471. 9. Donzel (zu Lyon): neue Falter aus den niebern 
Alpen Taf, 18. 

Agrotisıtelifera, gilva, honnoratina. 

Polia dumosa, Apamea ayuila; Melanthia breviculata; 
Larentia muscosata. 

481. Solier: Antwort an Lacordaire über den Wohn: 
ort der Melafomen. ©. 247. 

Er hatte nur eine Abfchrift von Lacordaires Auffas. 
Dann führt er mehrere auf, deren Wohnort ihm von verfchie= 
denen Entomologen genannt worden ift. 


497. Cherminier: Beobachtungen über die Lebensart ber 
Kerfe auf Guadeloupe. 


Die Scorpione find bafelbft nicht fo zu fürchten, wie auf 
andern Inſeln; ihr Stih brennt, aber Del und Ammoniak 
oder Ammoniak Seife hilft gleih. Finden fih unter Steinen 
in Mauerfpalten, unter Dielen und Zapeten und freffen Kerfe, 
bäuten fih nach dem Alter 1 — 2 mal jährlih. Die Mutter 
vertheidigt ihre Jungen. Sie bedienen fid ihrer Scheeren mit 
großer Gefchidlichkeit. 

Ebenfo Chelifer, find aber nicht häufig und nicht fhädlic). 
Die Juli an fchattigen und feuchten Orten unter faulen Bau: 
men, Julus maximus ſehr gemein, die andern neu. Nicht ges 
fahrlih, fo lang fie nicht den Eleberigen Saft erbredhen, der 
fehr aͤtzend ift. Er fprigte einem Kinde in die Augen, und es 
verlor unter großen Schmerzen das Geficht. 


464 


Bon den Scolopendern gilt, was von den Scorpionen; find 
übrigens wenig gefährlich. Scolopendra morsitans ziemlich 
gemein, verfolgt die Blatte und frißt ihre Bruft auf, wird aber 
eine Beute des Seincus bilineatus. Der Biß von Sec. ter- 
restris, Bête a mille pieds bleue, ift gefährlicher als 
der von voriger, obfchon fie Eleiner. In der Regel find 
fie Kerffreſſer; es gibt jedoch einige Erdfreſſer; wohnen in fau— 
len Stämmen unter Steinen, Dielen und felbft in Schränfen, 
einige find Nacht=, andere Tagwandler; am häufigften nad) 
Regen, fehr lebhaft und hurtig. 

Unter den Käfern gibt es mehrere fchädliche, befonderg Der- 
mestes, Anthrenus et Byrrhus; indeffen die auf Guadeloupe 
alle eingeführt wie Dermestes lardarius et pellio. Für die 
fohädlichften für Papier und Bücher halte ich D. chinensis. Die 
Meibchen zerreißen im September den Nüden der gebundenen 
oder gehefteten Bücher mit den Kiefern, und legen die Eyer 
hinein. Die Larve maht nun Gaͤnge nad) allen Seiten, Sft 
gelblihweiß, mit 6 Füßen, ftarken Kiefern, bleibt lang eine 
Puppe, anfangs weiß, dann rothbraun. Die Fliege Eriecht her 
raus, ift ſehr hurtig und ftellt ſich todt ftundenlang. Sie greift 
die Bücher erft an, wann fie durch Einfaugung der Luftfeuch— 
tigkeit fchmwerer geworden find, was in heißen Rändern bald ge— 
fhieht, bey Folianten mehrere Unzen. Es hat fih dann im 
Papier Stärfe und Zuder gebildet. Alte Bücher werden nicht 
angegriffen, auh manche englifhe und deutfche nicht, wahr: 
fheintich, weil das Papier von jenen aus Baummolle gemacht 
wird; vielleicht auch der Kleifter nicht aus Mehl, fondern aus 
Schleim von Fecideen. Solch’ Baummollenpapier bricht jedoch 
leiht in den Salzen. Man hat fih viele Mühe gegeben, dies 
fen Käfer aus Bibliothefen, Ganzleyen und Archiven entfernt 
zu halten duch Bifam, Kampher ufw., aber umfonft; indeffen 
bat der erftere bisweilen genüßt, mehr aber die Quedfilberfalbe. 
Bittere Stoffe und von giftigen Pflanzen wie Lobelia fatua, 
longiflora, strieta, Hippomane maurinella, Spigelia an- 
thelmia nüsten auch nichts. Man muß die Bücher in Glas: 
fohränfe ftellen. Sublimat war das einzige, was half, aufgelöft 
in Alcohol. Aud) kann man damit allein die getrockneten Pflanzen 
erhalten, fo wie die Bälge und Kerfe, 

Der merkwuͤrdigſte Käfer ift Scarabaeus hereules. Er 
fchneidet die Zweige einiger Bäume ab; aber der Schaden ift 
nicht groß. Die ungeheure Larve Iebt von Mulm, wie einige 
Geotrupes. Um diefen fchönen Käfer zu befommen, thut man 
am beften, wenn man Seidenholz, oder Leimbaͤume (Sapium 
aucuparium) füllt. Nach einigen Zagen fhwist Schleim aus 
mit einem befondern Geruch, und dann fällt der Käfer gierig 
auf den Stamm oder den Stumpen. 

Die Eyer von einer Melolontha tödten die Hühner, welche 
fie freſſen, beißen Goldförner (Graines d’or) und liegen in 
Mift oder friſch umgewuͤhltem Sandboden. Das einzige Mittel, 
das Thier zu vetten, ift, ihm den erften Magen aufzufchneiden, 
und dur lau Waſſer die Körner auszufpühlen. Ma näht ihn 
fodann fammt der Haut zu. So aud) bey Columba, Pavo, 
Gallus, Numida et Meleagris, wenn fie zu viel Welſch— 
korn gefreffen haben, oder wenn ihnen Sifhgräthen fteden ge— 
blieben find. Die Passali leben in Holzmulm. 

Bruchus aus Europa eingeführt, ſchaden den Huͤlſenfruͤchten. 
Attelabi et Curculiones ſchaden auch in dieſem Lande dem 
Mehl, Bisquit und den Oblaten. 

Brenti leben unter Rinden und in faulem Holz. Calandra 
granaria iff auch ba. 


465, 


Der Palmen» Nüffelkäfer legt die Eyer erft, wann ber foge: 
nannte Palmkohl abgefchnitten ift. Man findet die Larven im 
Marke der Areca oleracea: manche Perfonen find leder dar: 
nad. Der Prionus des Bombax findet fid) im faulen Stamm 
von Bombax et Adansonia. 

Einige Lamien, Callihromen,  Gapricornen leben ald Larven 
unter Rinden, in Stämmen und Wurzeln. Saperda her- 
minieri (Forstroem in Stodholmer Abhandlungen 1816. hat 
ein fonderbares Betragen. Diefer Käfer legt feine ſtarken Kies 
fer an einen Zweig, meiftense von Mimosa inga, fliegt ſchnell 
in einem Kreis herum, und fchneidet in menigen Augenbliden 
denfelben durch, auch wenn er 1—13” did ift. Um ihn zu fan= 
gen, fchneidet man Cincona montana et floribunda ab und 
fogleih kommt er ſchaarenweiſe, um die Rinde zu benagen, 
man braucht aud nur die Rinde von einem Baum abzuziehen, 
um ihn anzuloden. Sch glaube, fie fchneiden die Zweige durch, 
um Sägmehl zu befommen, und ihre Eyer hineinzulegen. Es 
findet fih auf dem Plateau de la Soufriere, auf dem dos 
d’ane, aux Trois Rivieres. 

Forficula fommt nur in Nordamerica vor; die Blattae find 
die Hauptplage der Golonie. Ihre plumpen Geftalten ftechen 
ſehr ab mit ihrer Schnelligkeit, ihre Gefraͤßigkeit mit ihrer Vor: 
fiht und Schlauheit, ihr Appetit ‘zu mwohlriechenden Dingen 
mit ihrem Geſtank, ihre Lichtfcheu mit ihrer Wahrnehmung 
bes Tons, den fie oft durch Anfchlagen hervorbringen, das Pu— 
gen der Männchen mit ihrem fchlechten Appetit für verdorbene 
Speifen. Sie freffen alles, Leder und Blumenbiätter, und theis 
len unfern Speifen ihren Koth und GeftanE mit. 

Am fchädlichften find der Kakerlac (Blatta giganten), Ra- 
vet (Blatta orientalis); weniger, und von den Städten entfernt 
Blatta surinamensis , americana, nivea, brasiliensis. Ich 
halte alle für eingeführt, mit Ausnahme von Blatta gigantea, 
orientalis et americana. 

Die Werren verwüften die Gärten; mehrere Gattungen: bes 
nagen die Gemüspflanzen; heißen hier Criquet. 

Unter den Hemipteren ift Coccus Cacti, welche ich 1809, 
eingeführt habe, am merfwürdigften. Noiſette entdedte die: 
fes Eoftbare Kerf bey Charlestown. Der Coceus auf Cactus 
opuntia ijt die wilde Gochenille, ſehr häufig und verfchieden 
von der unfrigen. Cochenille hält ficy unter den vor dem Wind 
gefhüsten Zweigen und überwintert in der Erde unter den Wur: 
zeln; kommt im Frühjahr auf die Stengel, wo die Weibchen 
ſogleich befruchtet werden. Sch fchiffte 300 Pflanzen aus Süd: 
Carolina ein am 2ten Auguft, brachte aber nur 8 fruchtbare 
Meibchen auf einem einzigen Blatt nach Guadeloupe wegen der 
Stürme ufiv. Da ich feinen Nopal fand; fo feste ich fie auf 
Cactus tuna, wo fie fich fhon in der Nacht vermehrten. Die 
Männchen leben nur Eurze Zeit. Man erzieht fie jest im 
Garten der Regierung. 

Puppen von verfchiedenen Kibellulen und Aefchnen im Ma: 
gen des Viehs bringen davinn - fehleihende Phlegmafie hervor, 
und felbit den Tod, befonders da, wo e8 nur Suͤmpfe gibt mit 
wenig Waffer, fo daß das Vieh fie mit verfchludt. Sie beißen 
fo arg, daß man fie loslaffen muß, bisweilen bis auf's Blut; 
e8 entiteht ein Brennen, und fodann ein Einfchlafen des 
Fingers, 

Die Zermiten fehaden in Wäldern und Häufern.  Termes 
et Hemerobius pulsatorius frift ſich in die Dielen und läßt 
oft nur dünne Schichten der Oberflächen übrig. In der Nacht 
hört man ein beftändiges Klopfen, worlber man bisweilen er- 

Iſis 1848. Heft 6. 


466 


ſchrickt. Latreille fest ihn zu Psocus. Cs ift ſchwer zu 
fagen, wie er in die Dielen, Schwellen und Pfoften kommt; 
denn man nimmt das Loc nicht wahr. Er greift alle Holz 
arten an, doch weniger das innländifhe und das harzige; zer— 
feißt alles Geräthe aus Europa von Eichen-, Aefchen:, Cafta: 
nien= und Pappelhol;, und zwar mit einer Schnelligkeit, daß 
man es nicht begreift. Sie find nicht zu vertilgen.. Man 
mwäfcht das Holz mit ſchwacher Rauge oder Seife; ich habe 
gerathen, dad Geräth mit verdünnter Schwefelfäure zu beftreis 
hen, oder fonft zu bemalen. Sie dringen meiftens durch das 
Hirnholz ein. Sie heißen hier Pous de bois de la Martini- 
que, woher fie in Citronenkiften gekommen feyn follen. Dft 
wandern fie in Bücher und Pflanzen = Sammlungen, wenn 
man fie nicht alle acht Zage unterfuht. In ſoviel Zeit freffen 
fie zollgroße Löcher duch. Sie verrathen ſich zweymal des 
Jahrs duch die Menge der Flügel, welche eine der drey Arten 
verliert, Ich glaube, fie find von den Neutris. [Das ſtimmt 
nicht mit der beftehenden Meynung überein.] 

Die Achten Termiten find T. fatalis s. bellicosus, de- 
structor s. arborum et morio. ®ielleiht ift T. viarum 
einerley mit bellicosus. Die Gattungen find ſchwer zu unter 
fheiden. Ihre Lebensart ift bekannt. Ihre Mefter werden 
zu Raͤucherungen gebraucht bey Viehkrankheiten, befonders bey 
MWundframpf. 

Tenthredines freffen bisweilen das Laub in den Gärten ab, 
Die zahlreichen Ameifen werben oft fehr ſchaͤdlich, beſonders 
in ben Zuderpflanzungen. Die wichtigiten find Formica rufi- 
pes, sexscutata, foetens (aus Africa), albipennis, sac- 
charivora (fourmi fou); pallipes, unispinosa, megacephala 
(fourmi arada aus Africa), cephalotes, haematoda. 

Ihre Wohnplaͤtzr find fehr verſchieden, Häufer oder Wälder; 
einige ftechen ſchmerzhaft. Sie find fo häufig, daß fie oft 
Feigenbäume zu Grunde richten, indem fie fich zwifchen den 
Wurzeln einquartieren. Man vergiftet fie mit Syrup und Ar— 
ſenik, Bleyzucker, Spigelia anthelmia (Brinvillers). Das 
ficherfte Mittel aber gegen Zucerameifen ift täglich einige Mal 
Rindshufe hinzulegen, und die daran gefrochenen Ameiſen zu 
erfäufen. 

Eine Bember verwandelt ſich fehr fonderbar im Sande am 
Meer. Nach einigen Tagen bemerkt man eine Art Vegetation 
wie Lecideen mit Zweigen, welche in einen Knopf endigen ; heift 
Mouche vegetante; eben fo eine Weſpe, die es auch fo macht 
in Thonboden. Ich halte diefe Ausfchwisungen für die Wir— 
£ungen des Stichs einer Schlupfwefpe. Diefer Körper ſteckt 
immer zwiſchen dem zweyten und dritten Fußpaar. 

Einige Sphex maden ihre Wohnungen in die Erde in den 
Zimmern; andere in verlaffene Köcher von Grabronen, welche 
todtes und lebendiges Holz durchbohren, 

Die Welpen machen Nefter wie Papier, an Laub, unter 
Dächer oder in die Erde, in hohle Bäume, Kirchen ufw. 

Die Biene aus Europa hat ſich ſehr vermehrt in hohlen 
Baͤumen; auch thut man fie in alte Kiften und Fäſſer. Es 
gibt wenig Eerffreffende Vögel. Der Honig ift gut, wird aber 
fohleht, wenn die Bienen in den Zuderfiedereyen rauben, ver: 
liert feinen Mohlgeruch, und befteht zur Hälfte aus Syrup. 
Das thun fie indeffen nur, wenn es an’ Blumen fehlt. Ho: 
len fie ihn auf Solanen, fo wird er beraufchend. 

Es gibt eine andere, die man aber wenig Eennt, wahrfchein- 
lid) eine Melipone, Ihr Honig ift ſchwarz und unbrauchbar ; 
das Wachs dunkelbraun, biegſam und wohlriechend, wurde zum 


467 


Siegeln gebraucht, ift aber jegt felten: es wäre brauchbar für 
Graveurs. 
Bulletin entomologique 1837. 

S. 2. Audouin fagt, Scolytus zerftöre wirklich die Mäl- 
der fowohl als Karve, als auch als Fliege, vorzüglich die Eichen 
und Rüftern, Zur Paarungszeit find fie fehr hungrig und bohren 
Köcher durch die Ninde, woraus der Saft fließt, und dagegen 
Negenwaffer bineinfommt. Die Stellen werden fhwarz. Die 
Larven thun das Shrige. Scolytus pygmaeus greift vorzüg: 
lich die Eichen an; Feiftbamel mennt, der Hauptfchaden 
komme doch von der Trodniß ber. 

S. 6. Guerin befommt von Pory aus Cuba einen Por- 
cellio, verfchieden von P. rudis; foll heißen P. poeyi. Iſt 
dort ſehr häufig. 

S. 9. Audouin zeigt, daß Cizycus (Limnadia) bravaisii 
et tetracerus fo wie Lynceus getrennten Gefchlechtes find. 

©, 34. Dr. Lead ſtirbt am 25. Auguft 1836. an der 
Cholera in England. 

©. 39. Doyere: Ueber die Gefchledytstheile der Gicaden. 

©. 51. Serville verfertigt einen Zeig, welchen, man fehr 
vortheilbaft ftatt Kork "in Inſecten-Kaͤſtchen thun kann. Der 
Quadratſchuh Eoftet ben ihm 40 Gentimen, Paris, rue de Buf- 
fault nr. 21. 

©. 54. Chevrolet fand Amara trivialis die Samen von 
Anagallis sylvatica freffend; Nambur ben. Zabrus. inflatus 
Grasaͤhren; Neiche einige Bembidien Gras; Audouin einige 
Eoceinellen Blätter der Bryonia. 

Audouin fagt: Rhynchites bacchus  verwüfte die Apfel- 
baͤume bey Rouen, 

©. 57. Brulle und Audouin: Über die Vermüftung der 
Reben bey Argenteuil durch Tortrix pilleriana; auch bey Ma: 
con; in Deutfchland lebe fie auf Stachys germanica. 

Brull zeigt eine Traube (am 2. Auguft), benagt von. Eu- 
molpus vitis, welcher. die Beeren mit. den Kiefern zerreißt; 
durchnagt auch das Laub. 

S. 59. Bugquet zeigt Schiffgzwiebad aus dem Tajo in 
Dortugall zerfreffen von einem Cucujus, einem Silvanus, zwey 
Apate, ‚einer Cerandria und Trogosita. caraboides, ‚Fliege 
und Larve. 

Nah Audouin hat Joyeuſe 1773. in einem Büchlein 
„Histoire des Vers etc.“ eine Schabenlarve befchrieben, welche 
den Schiffszwieback zerftörte. 

67. Wesmael: über Zmitterfalter. 

Der Scolytus destructor, welcher die Rüftern zu Brüſſel 
zu Grunde richtet, wird von’ Bracon initiator bewohnt, mel- 
cher feine Eyer durch, Nindenfpalten in die Karven zu bringen 
weiß. Im Frühjahr findet man’ in den Gängen unter: der 
Rinde feine braune Gefpinnfte 2—3"' lang. 

68. Milne Edwards: über verfteinerte Krebfe. Die Bra- 
ehyuri find die hoͤchſten und zulegt entftanden: denn man hat 
unter dem terfiären Boden nur menige gefunden, aber viele 
über der Kreide. Die Anomuren, welche zwiſchen den Bra— 
chyhuren und den Macruren ftehen, in Altern Formationen, wie 
Kreide und Jurakalk; die lektern als die untern Krebfe ſchon 
im Muſchelkalk; die Zrilobiten als die noch tiefen Gruftaceen 
fiben in der Uebergangsgzeit, und zwar ganz allein. 

70. Mormolyce phyllodes wird von Serville und Le— 
pelletier (Eneyel. meth. X. p. 725. 1825.), fowie von 
Klug zu den Truncatipennis gefteltt. 


468 


75. Paccard (zu Chälons fur Saöne), hat bemerkt, daß 
die Noctuen vorzüglich auf die Bäume fliegen, welche voll von 
DBlattläufen fißen, und daß fie deren Honigfaft faugen, befon= 
ders auf Salix hermaphrodyta, Prunus spinosa et Cerasus 
mahaleb 
81. Graf Dejean bemerkt, daß die Eyer von Anthre- 
7— oft Jahre lang unentwickelt in gutverſchloſſenen Kaͤſtchen 
bleiben. 

Audouin ſagt, ebenfo die Eyer von Branchipus et Apus, 
welche beide auf häufigen Negen warten. Die letztern feyen 
im Jahr 1818. in Menge erfchienen, weil die Fluͤſſe alle Ebe— 
nen uͤberſchwemmt hätten. [Uuh in Deutfchland, ohne Zweifel, 
weil 1816. und 1817. Negen= und Hungerjahre waren.] 

Audouin erzählt, er habe die Muscardine den Larven von 
Saperda earcharias et Galeruca alni mitgetheilt. 

Aube: Er habe oft Muden am Fenſter gefehen von einer 
weißen Maffe umgeben, den Sporen dieſes Pilzes, welcher fie 
getödtet habe. Audouin fest hinzu, er habe Mucken mit die- 
fen Sporen beftreut und getödtet. Boisduval fagt, die 
Motte Hebe befomme auch die Muscardine, wenn man fie 
im Dunfeln hält. 

©. 83. Mesoclastus — Hypocephalus. 

Boisduval zeigt ein Inftrument, Necrentome; ein Blech: 
gefäß mit doppelter Wand. In den Zwiſchenraum gießt man 
MWaffer und läßt es Eochen. In den Mittelraum thut man 
Kerfe, in welhen Schmaroger und Eyer binnen einer Viertel— 
ftunde zu Grunde gehen. Alle andern Mittel gegen fchädliche 
Kerfe in den Käften feyen unzureichend. 

©.89. Wesmael: Die Made von Xylophaga margi- 
nata verwandelt ſich in der eigenen Haut wie Stratiomys, aber 
die Puppe ſteckt noch in einer Haut wie bey den Schnafen. 
Mibildungen von Nymphalis populi. 

©. 93. Turpin fagt, das Thierchen, welches Groß und 
Roberton befommen haben, aus Staub von einer Art Lava 
mit Kiefelfeuchtigfeit und Kochfalzfäaure durch Electriſieren, ſey 
ein Acarus, wie Acarus casei: foll Acarus horridus heißen. 

Wesmael: Die ungewiffe Vespa muraria Linne gehöre 
zu Symmorphus, der Nebenfippe von Odynerus neben O. 
crassıcornis. 


Erläuterungen 


zur geologifchen Meberfichts- Charte der norböftlichen Alpen; ein Entwurf 

zur vorzunehmenden Bearbeitung der phyficalifchen Geographie und Geo: 

logie ihres Gebietes, von A, von Morlot. Wien bey Braumüller, 1847, 
8. 212. T. 1. in Fol. ill. 


Es kommt uns ein Urtheil uͤber Werke dieſer Art nicht zu, 
wohl aber eine Art Pflicht, ihr Daſeyn bekannt zu machen, 
wenn ſie geeignet ſind, die Aufmerkſamkeit auf ſich zu ziehen, 
was ung hier allerdings der Fall zu ſeyn ſcheint. 

Es hat fi) unter dem Schuß des Errherzogg Sohann, dem 
Defterreich fo viele naturwiffenfchaftliche und landwirthſchaftliche 
Anftalten zu danken bat, im Sabre 1846. zu Gräß ein geos 
gnoftifch = montaniftifher Verein für Snner-Defterreich und das 
Land ob der Eng gebildet, welcher den aus der berlihmten Berg: 
academie zu Freyberg hervorgegangenen Verfaffer als Commiffar 
angeftellt hat, um vor der Hand eine allgemeine Orientierungs— 


469 


und Recognofeierungg-Reife ir den genannten Ländern zu machen, 
Zu diefem Behufe durchwanderte er Ober- und Unter-Steher— 
mark bi8 an die Drau, Kärnthen, das Salzkammergut, Ober: 
öfterreich und die anftogenden Theile von Tyrol und’ Bayern. 
Die gefammelten Ergebniffe trug er num auf die hier bebgegebene 
Gharte mit einem illuminierten Durchſchnitt von Malnig über den 
Rathhausberg, Eckſtein, Gaſtein, Lend, den Schneeberg, Golling, 
Hallein, Untersberg, Teißenberg bis Traunſtein. An verſchie— 
denen Orten find dem Werke Holzſchnitte beygefuͤgt. 
Nach allgemeinen Betrachtungen uͤber die geologiſchen Ent— 
deckungen "und Theorien behandelt der Verfaſſer die Findlinge 
©. 59., fodann das ältere Diluvium, die jüngern TertiärsFors 
mationen, den Miener Sandftein, den Nummuliten-Sandftein ; 
fodann die Secundär-Formationen, ©. 108.: Kreide und Gruͤn⸗ 
fand, Alpenkalk, Trias oder Sandftein, Steinkohlen-Formation, 
Uebergangs-Gebirg, cryſtalliniſches Schiefer-Gebirg. 

©. 139. im zweyten Abſchnitt folgen die abnormen Gebilde: 
Granit, "Serpentin, Erzgänge, Gyps und Steinfalz, Trachyt, 
Bafalt, Mineral-Gräber. Im dritten Abfchnitt ©. 165. folgt 
die Entwidlungsgefhichte der betrachteten Theile; im vierten 
©. 178. die Anwendung der Geologie auf verwandte Wiffen: 
haften und Kuͤnſte und ihr Nutzen für dag materielle Leben. 
Um Schluſſe ©. 188. ift die wichtigfte Literatur über Schriften, 
Chatten und Sammlungen; ſodann noch ©. 202. über bie 
Eifenerzlager von Hüttenberg und Lölling in Kärnthen, Man 
ſtoͤßt in diefer Schrift auf viele wichtige Bemerkungen und 
eigenthüimliche Anfichten, welche gewiß zur Förderung jener Geo: 
gnoft und der Wiſſenſchaft beytragen. 


Thesaurus Literaturae botanicae omnium 
Gentium, 


euravit G. A. Pritzel. Lipsiae apud Brockhaus. Fasc. II 


1847. 4. p. 161. — 240. 


Mir haben die Einrichtung diefes ungemein nüslichen Werks 
ſchon mitgetheilt und fonnen uns nur freuen, daß e8 wahrſchein— 
lich ſchon mit dem nächften Hefte fertig wird: denn das vor: 
liegende Heft geht von Linnaeus bis Rajus, fo daß alfo nur 
noch menig Buchftaben übrig find. 

Mit der Zählung der Ausgaben des linneifchen Syſtems ift 
es ſchwer ing Neine zu Fommen, was übrigens weiter nichts 
ſchadet, da die meiften davon nur Nachdrucke find. Er felbft 
hat 5 Auflagen veranftaltet. J. II. VEX. XII.; die zwifchen- 
liegenden find Nachdrucke in verfchiedenen Ländern. Linnes 
übrige Schriften find hier alfe aufgezählt, faft endlos. — Zur 
Nachricht dient dem Werfaffer, daß der Entwurf von Okens 
philoſophiſchem Pflanzenſyſtem 8. ©. 110. in Dietrih8 Gar- 
ten= Sournal 1813. ftebt. 


Flora oder allgemeine botanifche Beitung, 


tebigiert von Dr. A. F. Fürnrohr, Prof. Regensburg 1847, 8. 
812, „A, 


Man muß der Nedaction diefer Zeitſchrift das Zeugnig geben, 
daß fie alles Mögliche thut, um alle Entdefungen in diefer 
Wiſſenſchaft zu fammeln und gehörig verarbeitet den Leſern 


470 


mitzutheilen. . Es ift daher der Innhalt fo mandfaltig, daß 
eine Aufzählung deſſelben unmöglich und nichts‘ weiter nöthig 
ift, ald zu fagen, daß fie fortdauert und jährlich an Werth zu: 
nimmt. Es find hier wichtige Abhandlungen über die Hiſto— 
logie, Drganologie, Phyfiologie, Pathologie und Chemie der 
Pflanzen, 

Ebenfo verhäft es fich mit der foftematifchen Botanik, der 
geographifhen und der angewandten, Kleinere Auffäge behan- 
dein die Gefchichte, die Hilfsmittel, Zeitfchriften, die gelehrten 
Vereine, Pflanzen Sammlungen und Perfona-Notizen. Durch 
mehrere fehr vollftändige Negifter ift für den bequemen Gebrauch 
geforgt. Das muß man befonders loben, weil leider noch immer 
Bücher erfcheinen, denen ein Negifter zu geben die DBerfaffer 
vernachläfigen. 


Dentfchlands Flora von Dr. J. Sturm. 


Nürnberg. Pilze. Heft 25. 26., bearbeitet von Preuf, 1848, 12, 46, 
2.1,.— 24. ill, 


Diefe niedlihe Flora ift allgemein bekannt und gefhäßt. Die 
Beſchreibungen und Zeichnungen find von Preuß, Stich und 
Illumination von Sturm; Überall Vergrößerungen und ein- 
zelne Theile. Hier abgebildet: 

Uredo agropyri. 

Fusidium arundinis. 

Buccinia sertata, 

Sporidesmium clavaeforme. 

Torula longispora, farinacea, rosea, pedicellata. 

Acremonium album. 

Anodotrichum carneum. 

Blastotrichum buccinioides. 

Septosporium instipitatum. 

Cladosporium stromatum, maerocarpum, rectum, peni- 
cilloides. 

Helminthosporium altum. 

Trichaegum atrum. 

Psilonia deflexa, 

Menispora alba. 

Rhinotriehum atrum, repens. 

Trichostroma olivacea. 

Polyactis simplex. 


Souvenirs d’un Voyage dans V’Inde 


ex&cute de 1834 — à 1839. par Adolph Delessert. 
1813. 8. 134. et 407. pl. 35. 


Der Verfaſſer ift der Neffe des berühmten Benjamin De: 
Lefferts. Er hat die Reife eigentlich zum Vergnügen gemacht, 
aber doch fehr fleißig Pflanzen und Thiere gefammelt. Er ſchil— 
dert recht artig Gegenden, Städte und Menfchen und gibt auf 
mehreren Zafeln Abbildungen von ber erfteren und von einigen 
Gebäuden. Er befuchte die Inſel Bourbon und Moris, Pon- 
dichery, Galcutta, Malacca,, Java, Bombay und kam über 
Aegypten zuruͤck. Dazu eine Charte, welche übrigens ganz 
Afien, Auftralien, Afrika und Europa enthält, Auf der Inſel 
Moris bemerkt er Graeula tristis (Martin), welche die vielen 
Heufchreden zerftören, den Bengali (Fringilla amandava). 


Paris, 


471 


Man baut vorzüglich Zuderrohr, Getraide (bl&), Baumwolle 
und Indigo. Es gibt dafelbft Affen, große Bledermäufe, die 
als Kederbiffen gegeffen werden, Papageyen und wilde Ziegen. 
Aus den Blättern des Baquois (Pandanus odoratissimus) 
madıt man Säde zur Verfendung des Zuders. Die Wurzeln 
von Mimosa lebbek et farnesiana verbreiten einen fehr übeln 
Geruch. 

Auf der Infel Bourbon Eoflet ein Sclave 1500 Frken; 
man rechnet feine Sahresarbeit 500, feine Nahrung aus Neiß, 
Welſchkorn und Manioc 120, Kleidung 15. Sie arbeiten von 
5 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends; dazwifchen 2 Stunden 
Ruhe. 

Bey Pondichern tüdtete er eine Niefenfhlange; auf der Halb- 
infet Malacca jagten fie Tiger, nehmlidy banden im Walde 
eine Kuh an einen Pfahl und lauerten auf einem Baum, bis 
ein Tiger fam. 

Auf Java pflanzt man vor die Häufer den Pohonzaffıam 
(berber Baum, Tamarindus indiea) wegen des Schattens ; 
häufig den Waringuin (Ficus benjamina) auf Gräber, voll 
Schmaroger mit fhönen Blumen. Das befte Holz zum Schiff: 
und Hausbau liefert der Pohon jattir (Tectona grandis) ; 
hartes Holz iſt nöthig wegen der Zermiten. 

Außerdem Gambir (Gutta gambir), Funis uncatus Rumph. 
Pinang (Areca catechu), Sagobaum (Borassus gomutus), die 
größte Palme, wovon eine Zraube ein Mann faum tragen 
kann. Ihre Hülle enthält einen giftigen Saft, Höllenwaffer, 
womit die Snngebornen die Pfeile vergiften. Aus dem Gafte 
des Stammes machen die Chinefen den Palmmein (Zoddy) und 
den Arrac, auch Zuder; ferner Seile, endlich eine ſchwammige 
Subftanz zum Kalfatern der Schiffe, auch eine Art Stärke, 
welche nur die Armen effen. Er wähft nur auf Bergen, die 
GCocospalme am Strand. 

Das gewöhnliche Bauholz kommt von den Rafamala (Li- 
quidambar r.), Ki=bima (Pinus dammara), Houron (Laurus 
gemmiflora), Manglit ( Laurus mangliet), Palaglar menjak 
(Dipterocarpus retusus et trinervis). Aus dem Pohon faret 
(Fieus elastica) gewinnt man ein Harz zu Fackeln. 

Die Früchte des Rarad) (Laurus sebigera, Sapindus sa- 
ponaria) enthalten ein Fett, das als Seife benust wird. 

Die Früchte des Piſangs (Musa paradisiaca) find fehr 
ſchmackhaft; unreif geröftet dienen fie al8 Brod; reif fchmeden 
fie febr füß. 

Der König der Früchte (Gareinia mangostana) ift fäuerlich, 
gefund und Auferft ſchmackhaft, ſieht aus wie eine reife Granate 
mit brauner, harter Ninde, enthalt ein fchneeweißes Mus, den 
eßbaren Xheil. 

Die efbaren Schwalbennefter genießt man in Suppen und 
Badwerfen, auch in Ragout. Ein reicher Mann hat eine Höhle 
auf einer Inſel nur 2 Stunden von Java, die ihm jährlich 
70— 80,000 Piafter einbringt. Die Nefter werden nach China 
verführt. 

Beym Sammeln fteigen einige Leute ganz nadend, damit 
fie nicht ftehlen koͤnnen, auf Bambusleitern in die Höhle bin- 
unter, nachdem fie vorher von einigen Priefteen den Eegen ber 
£ommen haben. Das Picul von 125 Z/. Eoftet 3000 Piafter, 
50 Neſter mahen 1 @%.; die fchlechteren Nefter, nachdem die 
Sungen ausgeflogen find, Eoften nur 800 Piafter. 

Der Büffel ift das Hausrind; unfer Rindvieh ift dafelbft 
wenig geſchaͤtzt; die Pferde find klein. 


* 


472 


Es gibt daſelbſt Tiger, Leoparden und Nashoͤrner. Auf die 
Tiger iſt ein Preis geſetzt, weil jährlih 2— 800 Menſchen 
von ihnen gefreſſen werden. Man toͤdtet etwa 100. Die 
Javaneſer haben indeſſen eine aberglaͤubiſche Verehrung fuͤr die 
Tiger und tragen ihnen umgeſtandenes Vieh in den Wald, um 
von ihnen geſchont zu werden. 

Bey Pondihery fhoß er Cursorius coromandelicus, Tetrao 
umbellus [?] und den wilden Pfau, der ganz dem zahmen 
gleiht; Ibis religiosa, wilde Kaken, Corfac, Schafal, ge: 
ftreifte Hyäne, Dachs, Cervus axis, Wildſchweine, Hafen; 
ben Gyngy unweit Madras Bären, Stachelfchweine, ich: 
hoͤrnchen, Grocodille, Affen und wilde Hunde (Canis primae- 
vus). ie verfolgten einen Cervus axis, find felten und follen 
dem Tiger als Vorläufer dienen. Auch ein Tiger wurde ges 
fhoffen, find aber felten. Die großen Fledermäufe werden heilig 
gehalten und dürfen nicht gefchoffen werden: dennoch erlegte er 
4 auf einen Schuß, worauf aber die Innwohner ihn mit 
Steinen verfolgten. Auf der Infel Bourbon baut man Zuder, 
Kaffee, Cacao, Baumwolle, Nägelein, Muscatnuß, Zimmet, 
Taback, Reiß, Welfhkorn, Weizen (froment), Igname, 
Pataten. 

Calcutta ift eine prächtige Stadt mit 600,000 Snnwohnern. 

Neife nach den Neelgherries = Gebirgen. Unterwegs zu Zirou= 
twanellore eine fchöne Pagode, worauf ein ganzes Regiment 
Affen, welche von den Bramanen ernährt werden. 

Zu Salem find die Häufer mit Affen bedeckt, welche oft die 
Ziegel abreifen, um Korn und dergleichen zu holen, in ben 
Bazaren felbft Früchte und Gemüße; find Cercopithecus fau- 
nus. Man baut Holcus sorgho, Baumwolle und Zuder; 
Nerium tinetorium überall. Die Neelgherries beftehen meiftens 
aus Gneiß; dafelbft wilde, fehr gefährliche Büffel. Es ift 
merfwürdig, daß die meiften Kerfen auf der Hochebene zu ben 
europäifchen Sippen gehören und felbft manche Gattungen nicht 
verfhieden find, wie Coceinella septempunetata, Vanessa 
cardui, Polyommatus baeticus, Colias palaeno, Lithosia 
pulchella. Ueberhaupt hat er mitgebraht 1048 Gattungen: 
Aptera 25, Coleoptera 423, Orthoptera 121, Hemiptera 216, 
Neuroptera 24, Hymenoptera 49, Lepidoptera 163, Di- 
ptera 27. 

Im zweiten Theil ©. 1— 107. werden nun die Thiere bes 
ſchrieben und fehr ſchoͤn illuminirt abgebildet von Verſchiedenen; 
die Wirbelthiere vom Verfaſſer felbft. 

S. 14. Das wilde Nind von Indien (Bibos frontalis) t. 1, 
zuerft abgebildet von Rambert in Linnean Transactions VII. 
t. 4., und fpäter von $riedr. Guvier, Mammiferes Livr. 42. 
unter dem Mamen Bos silhetanus, aber niht gut; von Hod- 
gfon beffer befchrieben al8 Bibos subhaemachatus 1837. pag. 
499. in Zeitfchr. der bengalifchen Gefellfhaft heißt im Lande 
Gauri-gau; Rippen 13, der Buckel nicht bloß ein Fettklumpen, 
fondern eine Verlängerung der Stachel :Fortfäte der erften Rü- 
ckenwitbel. Hodgfon hält ihn für den Urus der Alten. 
Länge 10%, Widerriſt 54. 

©. 15. Der wilde Hund des Himalaya, Buanfu (Canis 
primaevus H.) t. 2. 

Ein wahrer Windhund von fuchsrother Farbe im ganzen Hi: 
malaya vom Sutledge bi8 zum Burampoutre; hat nur im 
Unterkiefer 6 Badenzähne, Schwanz bufhig, auch in den Nee 
üheries = Gates in Coromandel in Nudeln von 3—10., gräbt 
nicht. Befchrieben von Hodgfon in Asiatie Researches 
XVII. 2. 223. 


473 


©. 18. Sciurus delessertii Gervais T. 3, Schädel T. 4. 

Zu den Eichhörnchen gehören Arctomys, Spermophilus, 
Pteromys, Tamias, Sciurus, befonders aͤhnlich durch den 
Schädel: Unteraugenhöhlenloch Eiein, foramen ineisivum am 
innern Rande der Zwifchenkiefer, Eein Gaumenloh. Myoxus 
gehört nicht dazu, fondern zu den Mufeiden nach dem foramen 
infraorbitale. Castor dagegen, den man mit. Myoptamus ver- 
einige, ſteht Arctomys näher, befonders im Schädel und dem 
foramen infraorbitale: er ift gleihfam das Waffer - Murmel: 
thier. Ascomys gleicht zwar durch diefes Koch Seiurus, Ar- 
ctomys et Castor und entfernt fich dadurch von Ctenomys et 
Aspalomys, entfernt fich aber von allen durch die Richtung des 
genannten Canals und durch die Geftalt des Schaͤdels. 

Die Eihhörnhhen haben: je 4 Höderzähne; bey manchen fteht 
jedoch noch ein fehr Eleiner vor. denfelben, der mit Unrecht als 
ausfällig betrachtet wird. Ein aͤhnlicher Zahn jteht auch bey 
den Fledermäufen oben vor den Backenzaͤhnen. Sciuropterus 
und Tamias ftehen fih im Schädel fehr nah; ebenfo Pteromys 
et Arctomys. 

1. Macroxus (Guerlinguet) haben einen kurzen aufgedunfes 
nen Schädel, oben nur 4 Badenzähne. r 

2. Der Schädel ift flah und breit, die Mafenbeine kurz und 
flach bey den großen indifchen Eichhörnchen, auch oben nur 4 
Badenzähne. Sc. malabarieus, maximus, aureiventer etc. 

3. Andere indifche haben einen aͤhnlichen Schädel, aber das 
Geſicht ift fehmäler und die Nafenbeine weniger gebogen, oben 
5 Badenzähne. Sec. rafflesii, hippurus, flavimanus, grisei- 
venter, bilineatus et bivittatus. 

Der leßtere ift ein Mäcroxus, welche nur in America vorkom⸗ 
men, wie Sc. aestuans ete. und den europäifchen mehr gleichen. 

4. Die africanifchen haben eine flache Stirn, Eurzes Geficht, 

gewölbte Hirnfchaale, 4 Badenzähne. Sc. annulatus, getu- 
lus, abyssinicus (Xerus). 

Bey den amerifanifchen ift der Schädel länger und kruͤmmer, 
die Nafenbeine etwas geneigt, bald 4 bald 5 Badenzähne. 
‘Sc. capistratus und: viele andere, f 

6. Sm heißen Amerika ift bey Se. stramineus et rufiven- 
ter die Stirn etwas gemölbt, die Krümmung des Schaͤdels 
zwiſchen den Augen gebrochen, aber: der Schädel länger und 
die Geſichtsfirſte fchmäler als bey Macroxus und den andern. 

Die Tamias find auch weit zerftreut, aber ihr Schädel ift 
nicht fo verfchieden ; ſchmal und etwas gebogen, wodurch fie 
ſich den Spermophilen nähern, wie auch durch ihren Aufenthalt 
auf dem Boden. Zahnhöder mehr vorfpringend , fünfter Zahn, 
wenn er. vorhanden ift, etwas größer. Dazu Sc. hudsonius, 
striatus ete. in America, Se. erythropus et fossor in Africa, 
andere in Indien, mie Se. palmarum. Beh den leßteren 
Badenzähne 3, Daumen verfümmert, “daher Funan:bulus 
Lesson: allein Se. insignis hat einen ordentlihen Daumen 
wie die americanifchen Tamias und die vorgeblihen afiatifchen 
Maeroxus. In Indien gibt es daher 4 Tamias: Sc. pal- 
marum, tristriatus, delessertii et insignis. 

Sc. delessertii. 

Länge 13 C. M., Schwanz 14, brauntoth, unten fhmußig 
gelb, auf dem Rüden 3 Eurze braune Bänder, Schwanz nicht 
zweizeilig, Beben 4, 5, Ohren mäfig ohne Pinfel, Baden- 
zaͤhne 3, Hirnſchale gemölbt. Neelgherrieg: 

Abgebildet find auch Schädel. von Sciurus insignis t. 4, 
rafflesii t. 5, aureiventer t. 6., jene Badenzähne 3, diefe $. 
ö ©. 23: Vögel, 

Iſis 1848, Heft 6. 


474 


Chloropsis eurvirostris Sw. (auriventris) t. 7. 

Museicapa (Siva) strigula H. t. 8. 

Cypselus (Chaetura) nudipes H. (lenconotus) t. 9. 

Francolinus hardwickii Gray (nivosus) t. 10. 

Turdus (Merula) nigropileus Fresnaye. 

Timalia subrufa Jerdon (Poecilorhyncha). 

Crateropus lafresnayi n., griseiceps n. 

Museicapa rufula Fresnaye. 

Pica bottanensis n. 

Orthotomus- flaviventris n. 

&.33. Ringelthiere, befchrieben von $. E. Guerins_ 
Meneville. 

Cicindela aurofasciata (crucigera, lepida). 

Helluo tripustulatus (quadrimaculatus, Macrocheilus 
bensoni). 

Orthogonius lateralis. 

Chlaenius bilunatus (neelgheriensis), lafertei, 

Orectocheilus semivestitus, 

Campsosternus latreillei. 

Campsosternus delessertii (Elater). 

Parastasia obscura t. 11. 

Barymorpha n. bimaculata t. 11. 

Popilia splendida (regina) t. 12. 

Goliathus (Trigonophorus) delessertii t. 12. 

Centrognathus n. subrugosus t. 11. 

Guathocera olivacea, 

Macronota picta. 

Cetonia malayana, goryi, rufovittata, 

Lucanus bicolor (gazella). 

Passalus neelgherriensis, 

Mecocerus_ gibbosus. 

Episomus montanus. 

Baridius neelgherriensis. 

Phyliocerus fabrieii, subfasciatus. 

Dorysthenes montanus. 

Euchroa n.. dimidiata. t. 14. 

Pelargoderus tessellatus t 14. 

Saperda (Sphenura) quadrinotata, multiguttata. 

Centrura n. costata. 

Crioceris eruciatus. 

Chlamys indica. 

Chrysomela rajah. 

Coceinella (Epilachna) delessertii. —- 

Choeradodis truncata t. 15. — 

Fulgora delessertii t. 16., subocellata t. 16. 

Papilio. delessertii t. 17., neptunus t. 18., 
(nephelus) t. 19., brama (palinurus). 

Danais (Euploea) chloe. 

Argynnis emalea. 

Vanessa eudoxia t. 20. 

Satyrus(Cyllo)neelgherriensis t.2 1, adolphei, chenu t. 21. 

Polyommatus nyseus t. 22. 

Hesperia (Thymele) benjaminii. 

Sphinx (Deilephila) vigil t. 23. 

Macroglossum hylas. 

Gynautocera marginata t. 25., maculata t. 25., phalae- 
naria t. 24, distineta t. 24., aflinis t. 24. 

Hazis malayanus t. 23. 

Euchelia' gratiosa t. 26. 

Callimorpha? marchalii t. 26. 


30* 


saturnus 


475 


Arctia montana t. 26. indica. 

Bombyx flavicollis t. 27., collaris t. 27., adolphei t. 27. 

Zerena fasciaria t. 26. 

Eubolia indicaria t. 26. 

Die Abbildungen find fehr fhön illuminirt; bey Parastasia, 
Barymorpha, Centragnathus einzelne Theile; bey den Faltern 
die Flügeladern meift deutlich; die Beſchreibung ausführlid. 


Nieuwe Verhandelingen 


der eerste Classe van het K. nederlandsche Instituut van We- 
tenschappen, Letter-Kunde en Schoone Kunsten te Amsterdam. 
A. by Müller. I. 1827. 4. 301. tbb. 


Mir haben leider nicht die Forfegung von biefen Schriften. 
Da fie jedoch in Deutfchland weniger verbreitet zu feyn fcheis 
nen, als fie verdienen, fo wollen wir wenigftens unfern Leſern 
anzeigen, daß fie manch Natuchiftorifches enthalten und daher 
nicht unbeachtet bleiben follten. 

Voran geht ein Bericht über die Arbeiten der erften Claffe 
und über den gegenwärtigen Zuftand derfelben, Werzeichniß der 
Mitglieder und dgl. S. 1 — 36. Dann beginnen die Ab: 
handlungen. 

©. 1. 3. F. Serrurier, über große und Eleine Bauern- 
güter uſw. 

©. 29. ©. Moll, Abhandlung über die Spiegeltelefcopen. 

©. 55. D. ©. Bangma, über die Rettification der El: 
lipſe und Hpperbel mit einer Tafel. 

©. 145. 3. M. E. van Utenhove, über die Beſtaͤn— 
digkeit der Gentrifugalkräfte, T. 1. 

©. 155. ©. Sandiford, Bemerkungen über den Bruch) 
des Schenkelhalfes, T. 2. 
©. 175. © H. a Roy, über den Gebrauch des Leber 

thrans in der Rhachitis ete. 

©. 187. ©. VBrolik, über eine fonderbare Mißbildung 
des Gefichts eines Lamms, T. 4., mit Abbildung des Kopfes 
und des Schäbdels. 

S. 217. © 3. Thomaffen a Thueffint, über bie 
Heilung eines Bruchs und die Bildung eines kuͤnſtlichen Arms, 
Taf. 1. 

&. 229, F. E. Verbeeck, über einen undurdhbohrten After 
und den Mangel des Herzbeuteld bey einem ausgetragenen Kind. 
Eine Tafel mit dem Herzen. 

S. 241. G. Moll, einige Verſuche über den Wärmegrad 
des Maffers, mann es am dichteften. ift. 

©. 257. P. M. Bouesnel, ein Mittel, das Bleyerz 
mit viel Eifenkies fehmelzbar zu machen. 

©. 265. ©. Reinwardt, Beobachtungen über den geo- 
gnoftifchen Zuftand der Infel Aruba und das darauf vorkom= 
mende Gold, mit einer Charte. 

©. 282. P. Koning, Profeffor zu Utrecht, Beobachtung 
eines allmählichen Abfterbens in Folge von einer Menge Wür- 
mer in der Leber und Galtenblafe. 3 Zafeln mit Abbildung 
der Leber und eines ungeheuren Klumpens von großen Afcariden, 

©. 295. ©. Vrolif, über eine rankenfoͤrmige Entwidlung 
der weißen Lilienblumen. Taf. 


Band II. 1829. 247. 


S. 1. % van Beek, über die Bewahrung bed Kupfers 
der Schiffe vor Oxydation vermittelft des Galvanismus. Taf. 


476 


©. 39. 9. 3. Thyſſen, über die Bildung von Afters 
membranen, Eine Zafel. 

h ©. m G. Sandifort, über die Entwidlung der Hörner, 

nis 7% 

Dieß ift eine große Abhandlung über die Bildung und Ber: 
bildung der Hörner bey dem Nashorn, den Rindern, der Giraffe 
und den Hirfchen. 

Was wir, mie wir glauben, zuerft: gelehrt haben, daß bie 
Hörner des Nashorns nichts anders als zufammengeklebte Haare 
find, wird hier als ausgemacht hingeftellt. Er theilt fie ein in 
nadte, wie die des Nashorns und der rinderartigen Thiere; und 
in die mit Haut bededte, wie die der Giraffe und Hirſche. 
Darauf wird das Hifforifche angeführt und fodann die allmaͤh— 
lihe Entwidelung gefchildert, befonders beym Hirſch. Die Ta- 
feln enthalten große Abbildungen und ftellen vor die Entwicke— 
lung des Horns beym Nashorn, die Hörner von einer fieben- 
jährigen Kuh, das Horn der Giraffe nebſt dem Schädel, die 
Hörner des Rehs nebft einer Mifbildung derfelben, dergleichen 
von einem Hirfch, deffen Hoden verlest worden. Die Abbildungen 
find fehr fleißig bearbeitet, gezeichnet von Sandifort felbft 
und geftochen von Veelmaard. 

©. 107. 3. van Utenhove, über den Unterfchieb zwi: 
fhen fphärifchen und parabolifchen Spiegeln zu Xelefcopen. 

©. 113. M. Beyerind, über die Bewegung des Waſſers 
in den niebderländifchen Ganälen ufw. Dabey zwey Charten 
über den Rhein und die Waal oberhalb Doesburg, Arnheim 
und Nimwegen. 

©. 153. W. Vrolid, über eine vermuthliche zweyte Gat- 
tung von Rennthieren, T. 1. 2, 

Der BVerfaffer bemerkt, daß fehon mehrere zwey Gattungen 
angenommen haben, aber ohne die Unterfchiede anzugeben. Er 
befam aus der Sammlung von Klinfenberg zu Ütrecht zwey 
Schädel, wovon ein jüngerer aus Norwegen lang war 0,34, 
breit zwifchen den Augenhöhlen 0,15; bey einem fehr alten aus 
Lappland 0,31; 0,15, alfo viel fürzer bey gleicher Breite. Bey 
dem erftern läuft auch die Gefichtsfirfte ziemlicy grad fort; bey 
dem letztern ift fie dagegen vor den Stirnbeinen eingebrüdt. 
Beym erjten find auch die Nafenbeine etwas gemwölbt, beym 
legtern flach und hinten mit einem Höder verfehen; der Zwi⸗— 
fchenfiefer beym erften lang, beym andern Eurz; endlich ift das 
Os supramaxillare, accessorium, welches er früher entdeckt 
hat, nehmlich jederſeits zwifchen dem hinten Ende der Zwiſchen— 
Eiefer und dem vordern der Mafenbeine, beym zweyten Schädel 
beffer abgefegt. Außerdem findet fich ein Schädel im Reiche: 
mufeum zu Lehden, welcher dem zweyten gleicht; ebenfo ber 
von Samper abgebildete Fig. 1. und der Garibou von Alles 
mand in Buffons Supplement, aus Nordamerica. Der 
Verfaffer denft nun, man follte das americanifche Driginal als 
Subgenus aufftellen unter dem Namen Alce, das Thier aus 
Norwegen Eönnte den Namen Ceryus tarandus behalten, das 
aus Lappland Cervus (Tarandus) platyrhynchus: fronte ele- 
vata, regione interorbitali excavata, rostro lato, obtuso. 

Die Abbildungen find groß und deutlich, vom Verfaffer felbft 
gezeichnet, Schädel mit den Gemweihen von. der Seite und das 
Nafenitüd von oben. Die Geweihe find auch etwas verfchies 
den; indeffen fpricht der Verfaſſer nicht darüber, mahrfcheinlic) 
weil einige Untegelmäßigfeiten dabey vorkommen, weldhe Miß- 
bildungen zu fern fcheinen. — Später famen in das Reiche: 
mufeum zwey Schädel der neuen Gattung von Spißbergen ges 
bracht 1818, durch ein englifhes Schiff von der Nordpol: Er- 


477 


pebition. Diefe Schädel ſtimmen mit dem früher befchriebenen 
überein, fo daß man alfo nicht an eine Verbildung denken kann, 


welche etwa durch Zähmung entftanden wäre. 


©. 161. 6. M. van Dyk und X. van Beek, Unter: 
fuhungen über das Schwarze in Meliszuder, X. 1. 2. Es 
ſind fternformige Kügelhen von Conferva mucoroides, 


©. 197. 3. ©. ©, van Breda, über das Vorkommen 
des Dolomits ben Durbun in den Ardennen, &. 1—5. Fol. 
mit Durchſchnitten und Anſichten. 


©. 207. ©. Vrolik, über die Veränderungen, welche die 
Zulpenzmiebel während ihres Wachsthums erleidet, 1 X. 

©. 217. A. van Beef, über einen Farbenmeffer, 1 T. 

©. 35. 3. ©. ©. van Breda, Über eine neue Gat— 
tung von Delphin, 2 X. 

Diefes Thier wurde wahrfcheinlih an den niederländifchen 
Küften ausgeworfen, was jedoch. der Verfaſſer nicht deutlich 
fagt. Es gehört zu den fpisihnauzigen Delphinen, wovon ein 
Schädel zu Paris, weldyen- Cuvier zu D. frontatus rechnete. 
(Oss. foss.) Diefer Schädel ffimmt mit dem des neuen Thiers 
überein, welches übrigens von D. frontatus verfchieden ift, was 
auh Cuvier felbft anerkannte (Oss. foss. V. 1. p. 400.) 
Leſſon ftellte dag neue Thier zu den Delphinorhynchen unter 
dem Namen D. bredanensis mit D. geoffroyi, coronatus, 
malayanus, maeculatus. Diefe find von den gewöhnlichen Del— 
phinen durch eine fehr lange und dünne Schnauße unterfchieden, 
welhe vom Vorderkopf nicht durch eine Grube: getrennt ift. 

Der Unterkiefer ragt etwas vor, Zähne oben und unten 46, 
nicht flah; fondern fpisig, die Bruftfinnen find am Hinterrand 
ausgefchweift mit einem Zipfel in deffen Mitte; die Rüdenfinne 
iſt hinten ausgefchweift; die Schwanzfinne mondförmig mit 
einem Einfchnitt in der Mitte. Leib 8* Tang, Schnauze 1 der 
ganzen Länge, bis zur Bruftfinne $, zur Rüdenfinne die Hälfte, 
nehmlich die letztere fteht in der Mitte. 

D. bredanensis: rostro valde acuto, fronte plana, pin- 
nis pectoralibus falcatis, margine postero medio gibbo, 
caudali lunata emarginata. 

Abgebildet ift das ganze Thier, Kopf oben, Kiefer von innen, 
Zahn im natücliher Größe (13 parifer); Schädel groß von 
oben und der Seite. 


©. 241. 9. C. van der Boon Meſch, Beſchreibung 
eines neuen Cichhörnchens und Paftors, 2 T. 

Seiurus redimitus: Caput superum, collum posticum, 
dorsum et cauda fusca. Gula, collum anticum, pectus, 
abdomen, artus anteriores toti, posteriores intus et pedes 
pallide rufi. Taenia alba in latere utroque per femur et 
tibiam ducta. Pili ab auribus ad oris angulum usque ar- 
cuatim äntrorsum, antice ab humero ad ulnam retrorsum 
erecti. Long. corporis 7 6’, capitis 2”, caudae 9", 

Diefes Kragen-Eichhorn hat ziemlidy die Größe des gemeinen ; 
Nagzähne weiß, Kopf ftumpf, Iris braun, Ohren Elein, runde 
lich ohne Pinfel; Daumenftummel vorn fehr Elein, Schwanz 
lang behaaart, zweyzeilig, länger als Leib. Stammt wahr: 
fheinlih aus Dftindien. Abgebildet in natürlicher Größe, ill. 

Pastor corythaix: crista in oceipite plicatilis, plumis 
densis, apice truncatis. Color corporis unicolor, chalybeo- 
ater, viridi-aeneo resplendens. Macula utrinque infra 
oculos et longe major ad pectoris latera albae. Remiges 
fusce cinnamomeae. Pedes snbyalidi, flave rufescentes. 


478 


Wahrſcheinlich aus Oſtindien. Abgebildet in natürlicher 
Größe it. Wagler hat ihn fo genannt in feinem Systema 
Avium 1827. 


Rendiconto 
delle Adunanze e de’ Lavori dell’ Accademia delle Scienze 
Sezione delle Societä reale borbonica di Napoli I. 1848, 
4. 160. 61 - 140. Tab. 1. 


Es haben in der neuern Zeit die meiften gelehrten Gefell- 
fhaften angefangen, Berichte über ihre Verhandlungen heraus: 
zugeben. Bon den vorliegenden befigen wir zwar nur den erſten 
Band: dennoch wollen wir den ung betreffenden Innhalt an: 
zeigen, damit unfere Leſer ungefähr wien, was hier zu finden 
it. Das Mathematifhe, Phyſiſche und Chemifche laffen wir 
weg. Befonders wichtig ſcheint ung zu feyn eine Abhandlung 
von ©. Gafparini über den Bau der Spaltmündungen bey 
den Pflanzen, worüber ein Beriht ©. 17, die Abhandlung 
felbjt mit einer Zafel von fchönen Abbildungen. Der Ber: 
faffer behauptet, diefe Mündungen |feyen nicht durchbohrt; er 
hat darunter eine lange DBlafe gefunden. Die Abbildungen 
find nach Cereus peruvianus gemacht. 

S. 49. Derfelbe, Befchreibung einiger feltener oder neuer 
Pflanzen. Geranium bruttium (villosum), Sedum nebro- 
dense; Fumaria alexandrina, flabellata. 

©. 82. Zenore, Bemerkungen zu Sibthorps Flora 
graeca. 

Die Arbeit, diefer Flora begann 1796 und darauf wurden 
jährlih 300 WE Sterling angewiefen. Der erfte Band des 
Prodromus erfchien 1806 mit 1472 Gattungen, Der zweite 
1823. geht bis zur Gattung 2688. Der erſte Band des 
Werkes felbft 18075 von da an gieng es fehr langfam wegen 
des Stichs der Tafeln, fo daß bis 1840 nur 9 Bände fertig 
waren. Die erften fieben Bande unter dem Präfidenten der 
linneifhen Geſellſchaft I. €. Smith enthalten 700 Zafeln, 
von der Monandria bis zu Vicia. Dann trat Prof. Lindley 
ein. Das Merk ift fo theuer, daß man es nur in fehr wenig 
Bibliotheken findet; in Stalien nur in der großherzoglichen zu 
Florenz, in Paris nur in der von B. Deleffert. 


Tomus I. 1807. Tah. 1 — 100. 

T. 8. Veronica agrestis, varietas byzantina est V. bux- 
baumii Tenore. Flora neap. I. t, 1. 

T. 28. Salvia argentea L. — S. argentea Ten. differt. 
An S. argentea graeca vel T. patula? 

T. 36... Ixia_bulbecodium iſt nicht Linne's Pflanze; 
[fheint Parlatores Romulea linaresi zu feyn]. 

T. 37. Gladiolus communis L. = Gl. segetum sive 
imbricatus (dubius). 

T. 38. ‚Gladiolus triphyllus 8. 

T. 44.  Cyperus comosus S. — An var. Ü. rotundi ZL.? 

T. 45. Cyperus radicosus S. — Idem ? 

T. 48. Andropogon halepensis S. = A. schreberi Host. 


Tomus IH. 1813. Tab. 101 — 200. 


T. 106. Scabiosa eburnea S. 

T. 108. Se. argentea L. 

T. 114. Se. coronopifolia $. —= Sc. cerenata Cirillo. 
Die beyden erften hält der Verfaſſer für einerlen. 

T. 144. Plantago lagopus L. Pl. eriostachya m. differt. 


479 


T. 178. Lycopsis variegata L = 
chusa). 

T. 179. Echium plantagineum Mant. — E. violaceum 
Neap. — E. plantagineum Neap. = E. grandiflorum. 

T. 180. Ech. pustulatum S. non — E. vulgare Bert. 

T. 185. Cyclamen latifolium S. (hederaefolium). 

T. 186. €. repandum S. = C. vernum, hederaefolium 
Neap., neapolitanum Ten., linearifolium. 

T. 194. Convolyulus althaeoides L. = C. hirsutus Ten. 
€. althaeoides Neap. s. italicus differt. 

Tomus UI. 1819. Tab. 201 — 300, 

T. 207. Campanula versicolor, differt a ©. Rosani m. 

T. 218. Phyteuma limonifolium = Ph. collina et 
Campanula virgata. 

T. 224. Verbascum phlomoides — V. samniticum m., 
differt, V. macranthum. 

Tomus IV. 1823. Tab. 301 — 400. 

T. 332. Ornithogalum nanum diflert ab O. exscapo. 

T. 350. Colchicum latifolium Smith. — C. byzantinum, 
non bivonae. 

T. 408. Silene nocturna — 


L. bullata (An- 


S. neglecta m. 


T. 409. Silene vespertina — S. canescens m., non 

S. bipartita, eiliata et obtusifolia. 
Tomus VI, 1827. 501 — 600. 

T. 524. Ajuga chia V. — Ajuga chamaepitys. 

T. 525. Aj. iva W. 

T. 543. Satureja montana L., non subspinata Bert. 

T. 555. Lamium rugosum W. — L. laevigatum var. 
Neap. 

T. 567. Thymus graveolens S.; Th. spinulosus, Th. 


graveolens Biberstein. — Th. pallescens Ten. 
T. 598. Scrophularia canina L., differt. 
Tomus VII. 1830. 601 — 700. 

T. 651. Erodium petraeum W. — E. apenninum Neap. 
non E. petraeum Gouan, W. 

T. 676. Ononis columnae W. 

T. 677: Ononis cherleri L. 

Die legte Pflanze in Linnes Herbario ſtimmt nicht mit 
der Belchreibung und ift nich Gerard Pflanze, welhe Savi 
daher ©. mollis nennt. Lindley bringt die Pflanze in Line 
nes Herbario zu ©. columnae, parviflora; man folle den 
Namen O. cherleri ausmerzen und für 3. 677. ©. reclinata 
fegen: fon. O. mollis: Allein ©. reclinata 2. ift nicht O. 
mollis Savi, fondern enthält zwei Gattungen, ©. reclinata L., 
Gussone et Tenore; ferner O. reelinata — ©. mollis. Es 
wäre daher beffer, man behielte den Namen ©. mollis für ©. 
reclinata t. 677. und ftellte unter ©. columnae t. 676. den 
Namen O. cherleri L. Herb., parviflora. 

T. 692. Orobus sessilifolius non ©. digitatus. 

T. 699. Vicia polyphylla S. = VW. rosani Ten. (Bi- 
vonae non Bivoneae), non V. polyphylla Desfontaines et 
tenuifolia Roth. 


Tomus VIU. 1833. Tab. 701 — 800, 


T. 701. Vicia melanops S. non V. tricolor et tri- 


flora. 


480 


T. 706. Cytisus hirsutus L. — O. lamarckii Ten,, 
triflorus Yahl. non Heritier et Willdenow. 


Tomus IX. 1836. Tab. 801 — 900. 


T. 805. Crepis neglecta L. non Cr. cernua Ten., de 
qua differunt ©. strieta, polymorpha et virens. 

T. 812. Hedypnois rhagadioloides W. 

Lindley ftedt dazu meine H. tubaeformis et cretica Ca- 
vanilles, non Linnaei, weil Sibthorp auf Tab. 813. 
Linnes H. cretica abbildet. Nach den angefchwollnen Blü- 
thenftielen gehören beide zu H. tubaeformis, aber H cretica 
Cavanilles ift verfcieden. De Candolle verbindet fie mit 
H. rhagadioloides L. nebft einem Dusend andern unter dem 
Namen H. polymorpha — H. rhagadioloides der Flora 
graeca ift H. eretica L. und zwar beyder Tafeln 912 und 
813. Beſſer wäre es, man bebielte den Namen H. tubae- 
formis, dazu H. eretica Z. et H. rhagodioloides S.; ebenfo 
den Namen H polymorpha DC. für H. eretica Cov. non 
L., dazu H. rh. Z. non S. und alle Synonyme von DC. 

T. 828. Cnicus eynaroides W. — Cirsium lobelii Ten., 
non Cnieus eynaroides W. 

T. 833. Onopordon elatum S. = O0. virens DC., 

T. 851. Santolina.alpina = Lyonetia alpina non abro- 
tanifolia et Anthemis montana. 


T. 862. Conyza saxatilis S., non O. rupestris et ge- 
miniflora. 

T. 876. Bellis annua L, = B. dentata DC. 

T. 896. Achilles magna Z. non A. sylvatica Ten. 


Tomus X. 1840. Tab. 901 — 950 


T. 938. Orchis undulatifolia Bivonae non O. tephros- _ 
anthos } 

T. 949. Pinus maritima Lamb. et Will. = P. hale- 
pensis; ambo una species. P. pinaster = P. nigrescens 
et P. bruttia. 

Mit der legten Hälfte diefed Bandes wird das Werk ge: 
f&loffen ſeyn. 

Nr. 2. 1842, 

©. 103. M. Melloni, über die Färbung einiger Säfte 
und der Häute des Auges. 

©. 114. A. Nobile, über Ebbe und Fluth bey Neapel 
(Hebung der Küfte). 

©. 129. U. Scacchi, Cryſtallformen des Sommits. 

©. 130. R. Philippi, geognoftifche Skizze über Galabrien. 

No. 3. 1842. 

©. 71. Fr. Briganti, neuer Pilz auf geffampfter vulca= 
nifcher Erde in einem Meg des botanifchen Gartens zu Neapel, 
Agaricus (Omphalia) caliculus: fuliginosa nigrescens, 
Long. 5", 
©. 72. G. Gafparini, Cerinthe gymnandra n., C. as- 
pera. In Cultis prope Neapolim. : 

©. 76. P. La Cava, über die geognoftifchen Verhältniffe 
bes Schwerfpaths bey Geran in Galabrien. 

©. 86. Doctor N. A. Philippi zu Caffel, geologifche 
un conchyliologifhe Bemerkungen über das füdliche Stalien und 

icilien. 


— — — 


Chemidotus Illig. 


caesus Dufts. 6 
Hydroporus Clairv. 
12 - pustulatus 9 
elegans III. 12 
marginicollis Aube& 15 
depressus 12 


alpinus Payk. 12 
var. borealis Gyl. 18 


halensis ' 6 
flaviatilis Leach. 1% 
affınis Stu. 15 
griseostriatus Gyl. 12 
parallelogranımus 
Ahr. 12 
alternans Grav. 9 
piceipes 6 
confluens 6 


enneagrammus Ahr. 15 
dorsalis 6 


elevatus Stu. 9 
ovatus Stu. 12 
palustris Lin. 10 


erythrocephalus L. 4 
var. marginalis W e- 
sterh. 
planus 6 
var. pubescens EyI. 6 
marginatus Duf. 15 
melanocephalus St. 10 
var. scaphula Stu. 6 
notatus Stu. 9 
angustatus Stu. 9 
nigrita 4 
tristis Payk. 6 
granularis Lin. 6 
pietus 6 
var. arcuatus 6 
geminus 6 
var. trifidus 9 
unistriatus Schr. 8 
lineatus 6 
reticulatus 6 
inaequalis 6 
decoratus G yl. 8 
Hyphydriidae Gistel. 
Hygrobia Latr. 


tarda Hbst. 24 
Hyphydrus Illig. 
ovatus Linn. 6 


Gyrinidae Leach. 
Gyrinus Lin. 


natator Lin. 3 
mergus Ahr. 15 
minutus 10 


Geocantharina. 


Cieindelidae Leach. 

Cicindela Lin. 
campestris Deg. 6 
var. maculata Gis. 9 
var. connata Heer. 10 
v.nigrescensHeer. 12 


hybrida Lin. 12 
var. interrupta Gis. 15 
riparia Meg. 6 


danubialis Dihl. 6 
transversalis Dej. 9 
sylvicola Meg. 12 


germanica Lin. 12° 


Taridae Gistel. 
Tarus Clairv. 
humeralis 8 


homagricus D u fts. 15 
vaporariorum Lin. 24 
Demetrias Bonel, 
unipunctatus Cr. 6 
atricapillus Lin. 12 
Ocaeus Gistel. 


linearis Ol. 12 
fasciatus 9 
4-notatus Jenk. 6 
4-maculatus 6 
fenestratus 18 
agilis 6 
marginellus 12 
glabratus Duf. 18 
foveola Gyl. 8 
truncatellus 6 


quadrillum Dufts. 6 
Liaeidae Gistel. 
Encrates Gistel. 

cyanocephalus 6 

hyperici West. 24 

chlorocephalus E. H. 6 

erux minor Lin. 12 
Aptinidae Gistel. 
Brachinus Weber. 


erepitans Lin. 6 
explodens Dufts. 12 
sclopeta 12 


Masoreus Zieg. 
wetterhalli Gyl. 30 
ScaritidaeMacLeay. 
Clivina Latr. 
fossor Lin. 
var. sanguinea Leach. 
collaris Hbst. 
Dyschirius Bon. 
chalceus Erichs. 10 


nitidus De). 12 
politus Dej. 18 
thoracicus 6 
aeneus Zieg. 12 


eylindrieus Dej. 18 
semistriatus Dej. 12 
gracilis 15 
gibbus 6 
Cychridae Gistel. 
Cychrus Fabr. 
rostratus Lin. 15 
attenuatus 24 
Carabidae Gistel. 
Procrustes Bon. 


coriaceus Lin. 12 
Carabus Lin. 
catennlatus 30 
monilis 36 
arvensis 40 
cancellatus Ill. 6 


emarginatus Duf. 24 
tuberculatus -Glv, 24 
granulatus Lin. 12 
v. interstitialis D f. 18 


nodulosus 72 
auronitens 24 
nitens 21 
purpurascens 30 
violaceus Lin. 15 
marginalis 120 
glabratus 24 
nemoralis LII. 20 
convexus 12 
hortensis Lin. 21 
intricatus Lin. 24 


irregularis 24 


Callisthenisidae Gist. 
Calosoma Web, 
sycophanta Lin. 60 
inquisitor Lin. 20 
Nebriaeidae Gistel. 
Leistus Fröhlich. 
ferrugineus Lin. 60 
terminatus Pan. 12 


Nebria Latr. 


livida Lin. 36 
piceicornis 12 
brevicollis 6 


gyllenhalii Schö. 30 
Alpoeus Bon. 

castaneus Bon. 24 
Patrobus Meg. 

excavatus 
Omophronisidae Gist. 
Omophron Latr. 


limbatum 36 
var. femoratum Gi- 
stel 48 


Elaphridae Gistel. 
Pelophila Dej. 
borealis 80 
Blethisa Bon. 
multipunetata Lin. 12 
Elaphrus Fabr. 


uliginosus 18 
cupreus Stu. 20 
riparius Lin. 6 
aureus Müll. 18 


Tachypus Meg. 
caraboides Ol. 8 


pallidipes Gist. 15 
flavipes Lin. 4 
Notiophilus Dumeril. 
aquaticus Lin. 6 
palustris Duf. 6 
biguttatus 6 


var. semipunctatus 8 
Callistidae Gistel. 
Panagaeus Latr. 

erux major 12 

v. trimaculatus D j. 18 


4-pustulatus Meg. 12 


Callistus Bon. 
lunatus 12 
Lissaucheniidae Gist. 
Lissauchenius Gist. 
agrorum Ol. 18 
marginatus Lin. 24 
schrankii Duf. 15 
Ziegleri Gist. 18 
nigricornis Payk. 6 
tibialis De. 24 
holosericeus Pk. 18 
Rembidae Gistel. 
Oodes Bon. 
helopidoides 12 
Licinidae Gistel. 
Licinus Latr. 
depressus Payk. 18 
Pogonidae Gistel. 
Badister Clairv. 


bipustulatus 6 
var. lacertosusK o. 12 
eltatus Pan. 12 
umeralis Bon. 6 


Pristonychidae Gist. 

Matulus Gistel. 
flavicornis 21 
var. nigripennis Gs. 36 


Pristonychus De. 
terricola Ol. 21 

Calathidae Gistel. 

Calathus Bon. 
cisteloides Hellw. 6 


atratus Gist. 20 
fulvipes Gy. 12 
fuscus 6 


micropterus Duf. 8 
ochropterus Stu. 18 
melanocephalus L. 6 
suleicollis Gist. 30 
Synuchus Gyllenh. 
nivalis Illig. i2 
Sphodridae Gistel. 
Sphodrus Clairv. 
leucophthalmus L. 12 
Anchomenidae Gist. 
Anchomenus Bon. 
angusticollis 6 
prasinus 6 
livens Gyl. 20 
pallidipes Gist. 6 
oblongus 6 
Amolyntus Gistel. 
marginatus Lin. 9 
impressus Pan. 6 
austriacus 12 
sexpunctatus Lin. 6 
var. ericeii Kno. 12 


elongatus De. 15 
tibialis Stu. 12 
parumpunctatus 6 
viduus Kug. 6 
lugens Zieg. 12 
moestus Dufts. 12 
versutus? Stu. 20 
lugubris And. 12 
niger Dej. 12 
gracilis Stu. 12 
fuliginosus Kno. 8 
piceipes Gist. 10 
Loricera Latr. 
pilicornis 8 


Olisthopus De). 
rotundatus Payk. 6 

Pterostichidae Gist. 

Enchores Gistel. 


punctulatus 6 
cupreus Lin. 6 
versicolor Stu. 12 
alfıinis Stu. 9 
nemorensis Dahl? 12 
dimidiatus 18 


striatopunctatus St. 24 
caeruleo-virens St. 24 
lepidus Payk. 6 


tibialis Gist. 15 
Argutor Meg. 
vernalis Pan. 6 


longicollis Duf. 12 
interstinctus Stu. 6 
rotundicollis Duf. 15 
strenuus Pan. 6 
Pygmaeus Stu. 12 
Omaseus Zieg. 
melanarius Illig. 6 
melas Creu. 4 
gracilis Stu. 15 
nigritus 6 
anthracieus III. 6 
aterrimus Payk. 12 
tripunetatus Wsth. 24 


Steropus Meg. 


coneinnus Stu. 9 
madidus 12 
aethiops Kug. 12 


v. montanus leer. 12 
v.brunneipes Creu. 12 
Platysma Bon. 
picimana Creu. 30 
Adelosia Stephens. 
oblongopunetata. 10 
Pterostichus Bon. — 
niger 6 
fasciatopunctatus 30 
erythropus villa . 24 


atratus Gist. 60 

metallieus 6 
Abax Bon: 

striola 6 

carinatus Duf. 20 

var. porcatus Dfts. 9 

ovalis Meg. 6 

parallelus Duf. 6 
Molops Bon. 

elatus 12 


alpestris Gist. 30 
terricola 6 
v. montanus Heer. 12 
v. brunneipes Cru. 12 
Broscidae Gistel. 
Broscus Panzer. 
cephalotes Lin. 
Zabridae Gistel. 
Zabrus Clairv. 
gibbus 12 
Agronomaeidae Gist. 
Percosia Zimmerm. 


8 


patricia Oreu. 8 
Celia Zimmerm. 

ingenua Duf. s 

fusca Stu. 18 


monticola Findeli 10 
munieipalis Duf. 8 


erratica Duf. 6 
bifrons G yl. 6 
grandicollis Zimm. 9 
infima Kun. 12 


Agronoma Gistel. 
acuminata Payk. 12 


sinutata Gyl. 6 
vulgaris Lin. 4 
obsoleta De;. 6 
trivialis Gyl. 6 


plebeja Gyl. 
tricuspidata Stu. 10 


spreta Zimm. 9 
communis Kug. 6 
familiaris D uf. 6 
ovata Fab. 8 
tibialis Zimm. 12 
Bradytus Steph. 
eonsularis Duf. 6 
apricarius Payk. #6 
fulvus Deg. 10 
Leirus Zimmerm. 
spinipes Lin. 12 


Leiocnemis Zimmerm. 
nobilis Oren. 12 

Harpalidae Gistel. 

Anisodactylus De). 


signatus K ug. 15 

binotatus 4 

var. spurcaticornis 
Zimm, 12 


nemorivagus Duf. 8 ealceatus Creu. 15 suturalis Zieg. 12 funigatus Crew. 12 Philochthas Steph. 
Alloius Gistel. lerrugineus Lin. 15 llavicollis Stu. 20 obliquus Stu. 15 pygmaeus 4 
germanus Lin. 10 hottentotta Duf. 20 harpalinus Dej. 15 laticollis Meg. 15 celer 4 
Opnlıonus Zieg. fulvipes 12 exiguus Duf. 24 Bembidium Gistel, velox Erichs. 10 
Sabilicola'Päan.ı 45 luteicornis Duf. 18 Bradycellus Erichs. paludosum Pan. 6 tenellus Erichs. 15 
obsenrus 5 laevicollis D uf. 18 pubescens Payk. 18 impressum 12 sturmi Panz. 21 
chlorophanus Znk. 8 satyrus Kno. 10 collaris Payk. 10 foraminosum Stu. 12 doris Kug. 6 
azureus F. 15 rubripes Crew. 15 Trechidae Gistel. striatum 10 guttula 6 
cordatus Duf. 15 hirtipes Pan. 15 Trechus-Clairv. Ocys Gistel. biguttatus 6 
rupicola Stu. 15 depressus Duf. 10 micros 21 bipunctatus Lin, 24 obtusus De). 10 
puncticollis Payk. 4 var. melampus D uf. 16 paludosus G yl. 6 Peryphus Meg. bipustulatas Stu. 6 
signaticornis Duf. 15 impiger Meg. 10 rivularis Gyl. 6 decoralus Giskuna27 atriatus St 8 
interstitialis Stu. 15 coracinus Stu, 12 minntus f 10 realen 18 Lopha Meg. 
eurvipes Gist. 30 tardus Gyl. 8 ochreatus D ej. 18 modestus 8 4-guttata Der 4 
Stomis Glairv. froehlichii Stu. 15 otbtusus Er. 18 lunatus And. 15 4-pustulata 9 
pumicatus Pan. 6 serripes Duf. 15  Epaphius Leach. andreae 6 4-maeulata Lin. 6 
rostratus Duf. 12 fuseipalpis Zieg. 12 secalis Pag. 8 fluviatilis Dej. 15 articulata Pan. 8 
Harpalus Latr. anxius Du ſ. 12 Blemus Zieg. ustulatus O1. 20 Ptomatocantharina. 
ruficornis Payk. 3 Servnso Braun 12.- Salate GneN...d0 obsoletus Dj. 18  Byturidae Gistel. 
griseus Kug. 4 llavitarsis Stu. 12 Bembidüdae Steph. fasciolatus Stm 21 Byturus Latr. 
Asch 12  _ vernalis D ul. 4 Fachys Meg. | caeruleus Dej. 20 — 6 
var. azureus Pan. 12  Stenolophus Meg. seutellaris Dej. 18 tibialis Stu. 10 var, piceipes Gis. 8 
distinguendus Duf. 4 vaporariorum 6 bistriatus Meg. 12 decorus Zenk. 6 fumatus 8 
var. confusus De). 15 melanocephalus Z. 18 5-striatus Gyl. a var.tricolor Wsth.30  Dacneidae Gistel. 
honestus And. 15 vespertinns Kug. 12 nanus Gyl. 12 distinetus De). 27 Daene Latr. 
v.gravenhorsti Kll.20 - Acupalpus Latr. 4-signatus Oreu. 10 fulvipes Stu. 36 sanguineicollis 12 
var. ignavus Stu. 18 eonsputus Duf. 20 Notaphus Meg. rufipes Ross. 15 pallida Find. 20 
piger Duf. 13 dorsalis 6 undulatus Stu. 4 erythrocnemus Prr. 20 rufifrons 12 
discoideus 20 meridianus Lin. 4 ustulatus Lin. 8 stomoides D j. 30 bipustulata 8 
(Fortſetzung folgt auf dem Umfchlag zu Heft VI.) humeralis 6 


— — — — a — ——— nn 


Sunbalt der Iſis 1848. 


Heft VI. 


Seite 

497. Hartlaub, über die weſtindiſche Ornithologie. 

409. C. Sied hof, Naturgeſchichtliches aus Nordamerika: Procel- 
laria, Turdus polyglottus, rufus et felivox; Mephitis, 
Icterus pecoris etc. 

421. Brehm, über das allmähliche Fortrücken der Vögel, 

430, Coſta, über den Bau der Diphyiven. 

431. Auszüge aus den Annalen der entomologiſchen Geſellſchaft in 
Frankreich, VI. 1837. 

432. Goureau, über das Schriflen der Kerfe; auch 461. 

437. Leon Dufour, Sallapfel an Erica scoparia. 

438, Graells, über die Erfcheinung der Gebrionen. 

439. Sypinola, über die Buprejtiven. 

440. Boyer de Bonfcolombe, über zwey dem Oelbaum ſchädliche 
Schaben. 

441. Aube, über die erſten Stände von Agrilus viridis. 

442, Duponchel, Häutung der Rauve von Charaxes jasius. 

443. Solier, über den Geſang der Cicaden. 


Seite 
446. 
457. 
457. 
458. 


461. 


Guenee, Claſſification der Noctueliden. 

Desjarding, über Alucita xylostella. 

Lacordaire, über die Wohnpläge der Melafomen. 

Doyere, über die Ballen und Klauen der Wanzen und Falter, 
Blanchand, über Blatta der Alten. 

Botin, über die Raupe von Urapteryx sambucata. 


463. %’Herminier, über die Lebensart der Kerfe auf Guadeloupe. 
468. Bücher von Morlot, Pritzel, Fürnrohr, Sturm, 
470. Auszüge aus Delefferts Reife in Indien. 

475. Auszüge aus den Berhandlungen des Inſtituts zu Amfterdam I. II. 


478, 


Auszüge aus den Berichten der Academie zu Neapel. I. 1848, 
Tenore, Bemerfungen zu Sibthorpg Flora graeca. 


Tafel VL. gehört zu Jäckel s Aufſatz, Heftl. S. 25, 31, 32, 
Umfchlag. 
Bücheranzeigen. 


Faunula monacensis cantharologica. Collegit Dr.. Gistel. 


Eingegangen: 
Ueber Gallerien ufw. von J.; Cistela von H.; Falter der Met: 
teraun von Fi. 
Bücher. 


Dr. H. E. Brandeis, Memoires et Observalions pour servir 
Aa l’etude et au traitement des Maladies mentales.  Stras- 
bourg chez Levrault. Fasc. I. 1839. 8. 149. 

Dr. 3. Giftel, Naturgefhichte des Thierreichs für höhere Schulen. 
Stuttgart bei Hoffmann. 1848. Fol. 220. T. 1— 32, ill. 
(Diefe Tafeln find die Supplement = Tafeln aus Okens allgemeiner 
Naturgeichichte). 

Sahresbericht der nafurforfchenden Gefellfchaft zu Emden, 
8. 26, 

Memoires de l’Acad&mie de Bruxelles XXI. 
col. XXU. 1848. 4. (chez Muquard). 


1848, 


1848. 4. thb. 2. 


Memoires couronnes de l’Academie de Bruxelles XXI. 
4. t. 16. 
Annuaire de l’Academie de Bruxelles. XIV. 1848. 12, 184. 


Bulletins de l’Academie de Bruxelles pour 1847. 8. 525. t. 3, 


1848 


Quetelet, sur le Climat de la Belgique. Bruxelles. II. 1848, 
4. 75. 

Idem,Rapport sur l’etat et les travaux de l’observatoire:royale. 
1847. 8. 16. : 


Dr. Th. Trorler, über das Wefen des Scheintodes und dem durch 
Aether und Chloroform erzeugten Zuſtand. Bern 1848, 8, 63. 


Mitteilungen der naturforfchenden Geſellſchaft in Zuͤrich. Zürich 
bey Höhr. 1848, Heft IL 8. 
Mittheilungen der naturforfchenden Gefellihaft in Bern 1848, 8, 


bis Nr, 134, ° 


——— — — — — 


+ 


Encyclopadifche Zeitſchrikt, 
vorzüglich 
für Naturgefchichte, vergleichende Anatomie und Phyſiologie, 


von 


Sy a 


oO 


1848. 
DE ft... VE 


Der Preis von 12 Heften ift 8 Thlr. fächf. oder 14 fl. 24 &r, rheiniſch, und die Zahlung iſt ungetheilt zur Leipziger 
Oſtermeſſe des laufenden Jahres zu leiften. ’ 
Man wendet fi an die Buchhandlung Brockhaus zu Leipzig, wohin auch die Beytraͤge zu ſchicken find. 
beten, diefelben auf Poftpapier zu fchreiben. Das Honorar für den Bogen fehs Thaler preuß, Cour. 
Unfrankierte Bücher mit der Poft werden zurüdgemiefen. 
Einruͤckgebuͤhren in den Text oder Umfchlag die Zeile ſechs Pfennige. 
Von Anticritiken (gegen Iſis-Recenſionen) wird eine Quartſeite unentgeltlich aufgenommen, 


Es wird ge⸗ 


Leipzig, bey Brockhaus. 


Faunula monacensis cantharologiea. Collegit Dr. Johannes Gistel. _ 


Cryptophagidae Gist. 
Antherophagus Meg. 
nigricornis 12 
silaceus Hbst. 15 
Cryptophagus Hbst. 
Jumatus G yl. 
fungorum Pan. 
acutangulus G yl. 
affinis Stu. 
vini Pan. 
erenatus 
pilosus Gyl. 
lycoperdi 
scanicus Lin. 
subdepressus Gyl. 
abietis? Pag. 
Atomaria Kirby. 
fimetarii G yl. 
castanea Stu. 
dumetorum Vogt. 1 
fuscipes G yl. 
umbrina G yl. 
atra Gyl. 
assimilis Stu. 12 
nigripennis Payk. 6 
pusilla Pay. 6 
Orthoperus Erichs. 
atomus Gyl. 10 
Ephistemus Westwd. 
globulus Gyl. 8 
westerhauseri Gist. 15 
Limnesius Erichs. 


SSOSWN SSETÄANNNSEH$SHDO 


caricis G yl. 6 

typhae Gyl. 12 
Mycetaea Curtis. 

subterranea 18 


Ptilopteriüdae Gist. 
fasciculare Hbst. 12 
punctatum Gyl. 12 
plumigerum L esm. 12 
mieroscopium G st. 15 
ferrugineum Gist. 15 
fuscum Gist. 15 
pusillum G yl. 12 

Carpophilidae Gist. 

Ips Fabr. 
4-pustulatus Lin. 12 
4-punctatus Hbst. 12 


4-notatus 12 
4-guttatus 15 
ferrugineus 12 


destructor Gis. 15 
Carpophilus Leach. 

hemipterus Lin. 24 

biguttatus Stu. 30 
Mycetophagidae Gist. 
Mycetophagus Fabr. 


4-maculatus 6 
variabilis 6 
var. lunaris 6 
atomarius 6 


multipunctatus Pan. 6 
Triphyllus Megerle. 
bifaseiatus 6 
punctatus 6 
fumatus Lin. 12 
Triboliidae Gistel. 
Tribolium Mac L. 
castaneum Hbst. 12 


? fagi Gist. 18 
Erotylidae Gistel. 
Triplax Fabr. 


russica Lin. 12 
thoracica Gist. 40 
aenea Hbst. 6 
rufipes 12 
bipustulata 6 


Colydidae Gistel. 
Nemosoma Desmarst. 


elongata Lin. 15 
Colydium Fabr. 
elongatum 15 
filiforme 12 
sulcatum 36 


Rhizophagus Hbst. 
ferrugineus Pay. 8 
depressus 
parallelicollisSch. 9 


quereus Gist. 15 
bipunctatus Hbst. 18 
bipustulatus 6 
politus 6 
affinis Dj. 8 
dispar Pay. 6 


Bothriderisidae Gist. 
Ditoma Gistel. 


erenata Panz. 6 
unicolor Gist. 10 
Bothrideres De). 
contractus 24 
Lyctus Fabr. 
canalieulatus 6 


pubescens Pan. 6 
Latridiidae Gistel. 
Corticaria Marsh. 

fenestralis 

erenulata Gyl. 
denticulata G yl. 
serrata Payk. 
linearis |Payk. 
transversalis G yl. 
fuscula G yl. 
similata G yl. 
umbilicata Beck. 
Latridius Hbst. 

elongatus Gyl. 10 

acuminatus Payk. 8 

angusticollis Müll. 10 

foveola Beck. 6 

ferrugineus Gyl. 6 

gibbosus Hbst. 4 

porcatus Hbst. 3 

brunneipennis Bek. 6 
Monotoma Hbst. 

piceipes Hbst. 

longicollis G yl. 
Psammachus Boudier. 

bipunctatus 
Cerylonidae Gi stel. 
Synchita Hellwig. 

juglandis Schn. 8 
Cerylon Latr. 

deplanatum Gyl. 6 

histeroides 6 

populi Gist. 15 
Dermestisidae Gist. 
Dermestes Lin. 

lardarius Lin. 4 


- — 
QQOCOSCOGOGOO 


je 2} 


(Sortfeßung.) 
vulpinus 6 
murinus Lin. 6 
laniarius Illig. 10 
tessellatus 8 
bicolor 10 

Attagenus Latr. 
pellio Lin. 2 


var. unicolor Gist. 3 
schaefleri Hbst. 8 


20-guttatus 18 
Megatoma Latr. 
undata 6 
Tiresias Steph. 2 
serra 12 
Trogodermum Gistel. 
elongatulum 36 


Trivagidae Gistel. 
Trixagus K ug. 
adstrietor Hellw. 12 
Cyehramidae Gistel. 
Pocadius Erichs. 


ferrugineus 10 
Cychramus Kug. 

ater Hbst. 12 

luteus Kug. 12 


4-punctatus I1lig. 24 
Cryptarcha Schuckrt. 
strigata 
imperialis 
Gyrovaga Gistel. 
bipustulata Lin. 
sordida 
rufipes Lin. 
4-pustulata 
flexuosa 
Epuraea Erichs. 
10-guttata 
fervida G yl. 
silacea Hbst. 
melina? Erichs. 
aestiva Lin. 
neglecta Heer. 
obsoleta 
parvula Stu. 
pygmaea Gyl. 
pusilla III. 
florea Erichs. 
melanocephalaMsh. 10 


u -_ 
Denon oe num vw an 


⸗ 


limbata 6 
Soronia Erichs. 
grisea Lin. 12 
punctatissima 12 
Amphotis Erichs. 
marginata 8 


Omosita Brichs. 
depressa Lin. 4 
colon Lin. 8 
discoides 6 

Meligethes Stephens. 
rufipes Deg. 1 
pedicularius Gyl. 
tristis Schüp. 
aeneus 
convexus Schüp. 
subrugosus G yl. 
viridescens 
dulcamarae 111. 
solidus Illig. 

Catheretes Herbst. 


SDR TRrRnNn GL 


pedieularius Lin. 6 
sambuci Märk. 8 
Brachypterus Kugelan. 
scutellatus Panz. 8 
urticae Kug. 6 
bipustulatus 6 
rufilabris Latr. 6 
Scaphidiidae MacLy. 
Scaphidium Fabr. 


4-maculatum 6 
Scaphiosoma L each. 
agaricina 8 
globula Nees. 10 
Cholevaeidae Gistel. 
Choleva Latr. 
angustata 8 
agilis Ill. 6 
castanea And. 6 
fusca Panz. 6 
striata Duf. 10 
chrysomeloides P z. 12 
tristii Panz. 8 
nigrita Erichs. 12 
-morio 10 
fumata Spenc. 6 
sericea 8 


Colon Sturm. 
minutus De. 
brunneus Latr. 
fuseulus Erichs. 

Agyrtes Froehlich. 
castaneus Fröhl. 

Peltisidae Gistel. 

Peltis Fabr. 
grossa Lin. 21 
ferruginea Lin. 15 

Necrophilidae Gist., 

Thymalus Latr. 
limbatus 24 

Silphaeidae Gistel. 

Oiceoptoma Leach. 


. mar 


thoracica Lin. 12 
rugosa Lin. 6 
Thanatophilus Leach. 
sinuatus 6 
dispar Hbst. 12 
opacus Lin. 6 
Silpha Linn. 
carinata 24 
obscura Lin. 6 
punetulata Wsth. 10 
tristis III. 12 
nigrita Creu. 24 
alpina Bon. 24 
laevigata. 12 
4 - punctata 12 
reticulata 10 
Phospliuga Leach. 
atrata Lin. 6 


Necrodisidae Gistel. 
Necrodes Witkin. 
littoralis Lin. 24 
Necrophoridae Gist. 
Necrophorus Fabr. 
humator 24 
vespillo Lin. 10 
vestigator Hers. 15 
fossor Brichs. 15 
ruspator Erichs. 18 


sepultor Charp. 24 
mortuorum 12 
Histerisidae Gistel. 
Hister Lin. 
4-maculatus Lin. 6 
4-notatus Scrib. 12 
unicolor Lin. 6 
fimetarius Hbst. 10 
merdarius E. H. 15 
cadaverinus E. H. 10 
carbonarius E. H. 8 


Purpurascens 6 
Sinuatus Payk. 12 
bissexstriatus 6 
bimaeulatus Lin. 6 
senarius Stu. 6 


corvinus Germ. 8 

12-striatus Payk. 12 
Hetaerius Godet. 

quadratus E. H. 12 
Dendrophilus Leach. 

punctatus Illig. 12 
Paromalus Erichs. 

parallelepipedus 

bst. 8 

flavicornis Hbst. 6 

Gaprinus Erichs. 


rotundatus 10 
nitidlulus 6 
immundus Gyl. 10 
aeneus 6 
opacus? Stu. 12 


virescens Payk. 12 
conjungens Payk. 10 
rufipes Payk. 12 
4-striatus Payk. 10 
metallicus 12 
Hololeptaeidae Gist. 
Platysoma Leach. 
frontalis Payk. 10 
depressa 6 
oblunga 9 
angustata E. H. 12 
Onthophilidae Gist. 
Plegaderus Erichs.] 
caesus 6 
vulneratus Pan. 12 
Onthophilus Leach. 
striatus 12 
Abraeus Leach. 
globulus Creu. 12 
globosus E. H. 12 
nigricornis E.H. 6 
minutus 12 
Byrrhidae Gistel., 
Nosodendron Latr. 


fascieulare 20 
Byrrhus Fabr. 
omatus Panz. 18 
signatus Stu. 18 
dianae 15 
lineatus Stu. 24 
pillula Lin. 4 
var. oblongus Voig. 6 
fasciatus 12 
dorsalis 12 
arcnatus Zenk. 12 
variıs 6 
murints 6 


J 


8 


1848. 
De t,.vo, 


Bericht 


über die achte Verſammlung der ungariſchen Naturforſcher und Aerzte 
zu Oedenburg 1847., von Dr. Hammerſchmidt. 


Borüber find die fhönen Tage von Aranjuez für Dedenburg! 
Die Berfammlung der ungarifhen Naturforfher und Aerzte 
am 11. Auguſt hier eröffnet, wurde geftern den 18. ge: 
ſchloſſen, und heute zerftreuten ſich die Mitglieder derſelben nad) 
allen Richtungen bin. Ueber 480 größtentheils fremde Theil— 
nehmer und Mitglieder der Gefellfchaft und die an die Vers 
fammlung ſich anfnüpfenden Feftlichkeiten brachten ein reges 
Leben und frohe Beweglichkeit in das einfache Leben der Oeden— 
burger. Dankbar muͤßen die Fremden die Gaftfreundlichkeit dev 
Bewohner Dedenburgs, die forglihe Umficht der Leiter und 
Vorſteher der Yerfchiedenen Anjtalten des Adminiſtrators von 
Rohonczy, des Stadihauptmanns Pfeiffer, des Bürger: 
meifters Martiny, die unermüdlihe Ihätigkeit des Vorſtan— 
des der Gefellfchaft, des Vicepraͤſes N. Nathes v. Kubinyi 
und der Secretäre Hrn. Dr. Töpler und Toͤroͤk, anerken— 
nen; insbefondere aber wird die Anerkennung, welche durch den 
hochgebildeten Fürften Paul Efterhazy der Wiffenfchaft hier 
zu Theil wurde, gewiß manchen Funken entzunden zu erhöhter 
Geiftesthätigkeit und in. der nächften Zukunft nachhaltige Früchte 
bringen. Wir bezeichnen diefe Verſammlung in jeder Hinficht 
al3 eine ber befuchteften und intereffanteften unter den VIIL 
ungarifhen Verfammlungen. Unter den fremden Notabilitäten 
bemerfen wir den durch feine zoologiihen Forfhungen weltbe— 
Eannten Prinzen Carl Bonaparte, Prinzen von Canino 
aus Rom — den k. Leibarzt Huß aus Schweden, den Sekr. 
der mineralog. Gefellfchaft aus Petersburg v. Pott, den Als 
terthumsforſcher geh. Hofe. Neigebauer aus Breslau. — 
Die nachbarlich brüderliche geiftige Einigung zwifchen Defterreich 
und Ungarn fand durch eine zahlreiche Nepräfentation von 
Dfterreichern, ingbefondere von Wienern ftatt, welche diefe Ver: 
ſammlung befuchten, wir bezeichnen desfallß die Hrn.: Bili— 
ne&, Dr. Braun, Dr. Czikanek, Freyh. Doblhof-Dier, 
Dr. Eifenftein, Fladung, Dr. Goldmarf, Dr. Gra— 
nihftädten, Dr. Hammerfhmidt, Nitter v. Hauer, 
Dr. Hayne, EuftosHedel, v. Hocheder, Dr. Hörnes, 
Dr. Kanfa, Dr. Kollar, Dr. Kron, A. Miesbad, Dr. 
Mojififowih, Dr. Natterer, Dr. Steffel, SEofis, 
Dr. Sterz sen., Dr. Vis zanek, Dr. Boigt, Pf. Watt: 
mann sen. und jun., Zahnarzt Weiger, Dr. Wenzel, v. Ze— 
pharawic u.a. Die meiften derfelben betheiligten fich durch Vor— 
träge an den Arbeiten der Gefellfhaft und fanden eine ehrende 
Anerkennung in der Aufmerkfamkeit und der Theimahme, welche 
von Seite der Ungarn den deutfchen Vorträgen zu Theil wurde. 

Aus Siebenbürgen waren anmefend der kk. Academiker Graf 
Kemeny, Pf. Fuß, Pf. Müller, und v. Friedenfels 
— mir begegnen den -gefeyerten Namen unferes Meftors 

Iſis 1848, Heft 7. 


der ungarifchen Aerzte, dem Stifter der Verſammlung Dr. 
Bene sen. aus Peſth, Dr. Bene jun., Pf. Aranyi, Dr. 
Balagh, Braffay, Brüned, Friwalzky, Gebhardt, 
Graf Gyulai, Groß, Halas, Hanak, Kif, Kubinyi 
dem hochverehrten Vicepräfes und defien Bruder Ferencz, ei- 
nem Kovacz, Sebeften und Julo, Jedlik, Lugenbas 
her, Nendtwih, Baron Oczkai, Peterfy, Petenyi 
aus Peſth, Pettko aus Schemnig, Popier, Rohonczy, 
Dr. Sandorffy, Schmidt aus Laibah, Dr. Töpler, 
Toth, Törödf, Dr. Wagner aus Peftb, Zipfer aus 
Neuſohl u. a. m. 


Es wurden 4 allgemeine Sigungen abgehalten, und zwar 
am 11., 14. und 17. zu Dedenburg und am 15. zu Eifen- 
ftadt; bey der Eröffnung, dann zu Eifenftadt, und bey der 
Schlußſitzung prafidirte ©. Durchlaucht Fürft Paul Efter- 
bazy. — Außerdem fanden täglich noch Sectionsfigungen für 
Medizin, Phyſiologie, Zoologie, Botanik, Mineralogie, Geo: 
logie, Chemie, Phyſik, Geographie, Gefhichte, Alterthums— 
kunde, Zechnologie und Landwirthfchaft ftatt, wozu ald Ge: 
etionspräfidenten die Hrn. Dr. Sandorffy — Prinz Bo: 
naparte und Baron Oczkai — Kubinyi Ferencz, Graf 
Kemeny — Jedlik — Rohonczy und Kif, zu Secre— 
tairen die Hrn. Kovacs Sebaftian, Hana, Zoth, Wen: 
jel, Davas, Simon, Peterffy, Mayer erwählt wurden. 


Die erfte allgemeine Sigung wurde am 11. durh S. Durchl. 
Fuͤrſten v. Eſterhazy mit einer Begeifterungsrede eröffnet, 
worauf Kubindi ald Vicepräfes und Dr. Toͤpler als Secr. 
die Anmwefenden bewillfommeten und zur Vorlefung der Sta: 
tuten, zur Vorftellung der Deputirten und zur Mittheilung der 
eingelangten Schreiben gefchritten wurde, Unter den abgehalte: 
nen Vorträgen müßen wir jenen des Dr. Töplers ale den in- 
tereffanteften bezeichnen; er gab eine Gefchichte von Dedenburg, 
von feiner Gründung bis ins 16. Jahrhundert. Es ift zu hoffen, 
daß diefe werthvolle Arbeit ebeftens dem deutſchen Publicam 
zugänglich werde. Hierauf forderte Pf. Zipfer die Anwe— 
fenden auf zur Gründung eines geognoftifhen Vereins für 
Ungarn, indem er die Wichtigkeit einer wiſſenſchaftlichen Durch: 
forfhung des Landes beraushob und auf die in Steyermarf 
und Tyrol durch derley Vereine gewonnenen Refultate hinwies. 
Es wurde defhalb eine Subfeription zu 5 Fl. für den Theil— 
nehmer eröffnet, woben fih S. Durchlaucht mit 400 FI. EM. 
betheifigte. Endlich mahte Dr. Mojififowich den Antrag 
zur Ausfchreibung einer Preisfrage für die befte Beſchreibung 
eines ungarifchen Badeortes. In der 2. allgemeinen Sitzung 
am 14. Auguft wurde der größte Theil der Zeit mit Borlefung 
der Sectionsprotocolle zugebracht. Es ift dieß eine unnöthige, 
nicht zu vechtfertigende Beitverfplitterung, wovon man bey den 
deutfchen Berfammlungen längft abgegangen iſt. Biel zweck— 
maͤßiger erfcheint e8, damit alle Mitglieder an den Sections: 

- 31 


483 


Verhandlungen möglihft theilnehmen koͤnnen, bie Anzeige der 
Hauptgegenftände, welche in jeder Section am nächften Tag 
verhandelt werden, früher durch einen Anſchlag in dem gemein 
fhaftlihen Verfammlungsorte befannt zu machen, und dann 
eine fehr gedrängte Anzeige des wirklich Verhandelten als Pro⸗ 
tocolauszug in dem gedruckten Tageblatt des nächſten Zages 
erfcheinen zu laffen. Auf dieſe Urt weiß man voraus, was 
man zu erwarten hat; man kann ſich vorneherein beſtimmen, 
welcher Section man beywohnen will, und viel ſicherer über 
das wirklich Verhandelte nachträglich noch Auskunft ‚erlangen, 
während bey den in aller Eile und oft böchft unvoliftändig und 
unverftändlich abgelefenen Protocollen ein großer Theil des Der: 
bandelten, insbefondere aber die Namen ber Vortragenden meis 
ftens gar nicht verjtanden und gehört werden. Der Zweck, den 
die Vorlefung der Seftiomsprotocolle erreichen fol, wurde hier 
fehlechterdings nicht erfüllt; ein großer Theil des Verhandelten 
mußte wegen Mangel an Zeit doch übergangen werden, vieles 
wurde in der Eile ganz undeutlic und unverständlich, und die 
Geduld der Zuhörer fo ermüdet, daß bey den nachfolgenden 
Vorträgen ſchon der größte Theil der Zuhörer fich verloren 
hatte. Es ift dieß ein Uebelftand, der bey unferen deutfchen 
Perfammlungen duch Einführung der Tageblätter und dadurch 
vermieden iſt, daß erſt in der letzten allgemeinen Sitzung ein 
ſehr gedraͤngter Auszug der wichtigſten Sections-Verhandlungen 
itgetheilt wird. 
J RN befchloffen, daß eine dieffallfige Abanderung in der 
nächften IX. Verſammlung ftatt finden folle. Hr. Vicepraͤſi⸗ 
dent Kubinyi ſchlug hierauf vor, aus der Mitte der gegen: 
wärtigen Verſammlung eine Deputation zu der im nächften 
Monate ftatt findenden Verſammlung der italiänifchen Natur: 
forfcher, und zur Verſammlung der deutfchen Naturforfcher und 
Uerzte zu fenden. Dagegen erhob fich eine Stimme, welche 
bemerkte, daß die ungarifche Verfammlung zum Befuche der 
deutfchen und italiänifhen Verfammlung feine beſondere Ein: 
ladung erhalten habe, es daher unangenehm wire, wenn eine 
hiefige Deputation dort ald ungeladene Gäfte empfangen würde. 
Dagegen erinnerte Dr. Hammerfhmidt, daß er mit feinen 
anmwefenden Freunden Kubinyi Ferenz und Pf. Bipfer 
mehrere deutſche Naturforfcher = Berfammlungen befucht babe, 
ſich daher auf deren Zeugniß berufen Fönne: daß es den Sta— 
tuten der deutfchen Naturforfcher= Verſammlung entgegen ſey, 
ben Privaten oder Körperfchaften befondere Einladungen zu ma⸗ 
chen, daß jedoch Jederman, dem es um Foͤrderung der Wiſſenſchaft 
zu thun iſt, brüderlich aufgenommen werde; er erinnert, daß nament⸗ 
lich bey der Verſammlung zu Breslau den als Repräfentanten 
der ungarifhen Nation anmwefenden Ungarn Kubinpi und 
Zipfer auch ohne vorausgegangene Einladung die größten Aus: 
zeichnungen erwieſen worden ſeyen. Auch Dr. Mojiſiſo— 
wich wies darauf hin, daß die Wiſſenſchaft keine Graͤnze, 
keine Nationalitaͤt kenne, daher nicht erſt eine Aufforderung ab⸗ 
gewartet zu werden brauche, um zur Foͤrderung der gemeinſamen 
Wiſſenſchaft das Seinige beyzutragen. — Es wurde ſohin die 
Beſchickung der naͤchſten italiaͤniſchen und deutſchen Naturfor⸗ 
ſcher? Verfammlung zu Venedig und Aachen durch eine Depu⸗ 
tation befchloffen. Hr. Brüned hielt hierauf einen Vortrag 
über Roboth⸗ Abloͤſung, welcher zu einigen Debatten Veran: 
laſſung gab, in Folge deren befchloffen wurde, daß die Befpre: 
hung von derley in das Gebieth der Politik gehörigen Ange: 
tegenheiten nicht in den Bereich der Verhandlungen einer natur 
forfchenden Geſellſchaft gehöre. Hr. Pf. Zipfer rügte fohin 


—— 484 


in einem humoriſtiſchen Vortrage bie Tendenz gewiſſer Tag⸗ 
blaͤtter, welche den Hauptzweck der Naturforſcher-Verfammlung 

nur im Eſſen und Trinken darzuſtellen ſuchen und ſich daruͤber 

luſtig machen, wenn die Naturforſcher bey Gelegenheit ihres 

Zuſammenſeyns auch eſſen und trinken. 

Anerkannt iſt das Eſſen und Trinken ein unabweisliches 
Lebensbeduͤrfniß, welches Jederman betrifft, aber eben ſo wenig 
kann es Hauptzweck des einzelnen gebildeten Menſchen feyn, 
als es Hauptzweck dieſer Verſammlungen werden koͤnnte! Was 
uns betrifft, ſo koͤnnen wir uns bey dieſer Gelegenheit die Be— 
merkung nicht verſagen, daß deutſche und ungariſche Verſamm— 
lungen in Bezug auf das dabey von den Anweſenden beobach— 
tele Benehmen ſich weſentlich unterſcheiden. So fanden wir uns 
unangenehm beruͤhrt durch den Mangel der richtigen Auffaſſung 
der ſocialen Verhaͤltniſſe, nach denen man, wenn einmal etwas be— 
ſchloſſen, die individuelle Anſicht dem gemeinſchaftlichen Beſchluſſe 
zum Opfer bringen muß. Wenn es nicht zu verkennen, daß 
die Verleſung der Protocolle hoͤchſt laͤſtig war, ſo war es doch 
der Beſchluß der Mehrzahl und daher unrecht und unzart, die 
allgemeine Sitzung in fo großer Anzahl zu verlaſſen; unſchick— 
lich aber war e8 im höchften Grade im Nebenzimmer ſich zu 
Tiſche zu fesen, und während Zipfer den Vortrag hielt, daß 
Effen und Trinken nicht Hauptzwer® der Verfammlung fey — 
durch Zeller und Gläfergeklive und laute Gefpräche bey offenen 
Thuͤren zum Theil einen Gegenbeweis zu diefem Vortrage zu 
liefern. Ebenſo berührte uns der Lärm, welcher bey den 
Vorträgen die Thätigkeit und Mittheilung nur ftört, höchft un= 
angenehm. Iſt ein Gegenftand intereffant und wichtig, fo 
giebt fich die Anerkennung durch die Stille zu erkennen, welche 
man auch ohne lärmende und zeitraubende Aufforderung frey— 
willig eintreten läßt, und womit man der Mittheilung folgt; 
e8 bedarf der „Hajuk“ und „hört hört" nicht, um fidy Ges 
hör und Anerkennung zu ’verfchaffen, und mir müßen es 
wenigftens als eine fehr Läftige und unfcidlihe Gemohn- 
beit bezeichnen, wenn der endlos laͤrmende Nuf nach Ruhe den 
Medenden felbft nicht zu Wort fommen läßt — fo wie ein 
immerwährendes auf die unbedeutendfte Mittheilung folgendes 
Eljen (Bravo) als Anerkennung werthlos wird. Zum Schluffe 
machte Kubinyi Ferencz eine Mittheilung über vaterländifche 
Alterthümer, und Dr. Viszanik hielt einen Vortrag über die 
Errihtung von Serenanftalten in Ungarn. 

Am 15. Augnſt wurde der Gefellfchaft die Auszeichnung zu 
Theil, von ihrem hohen Präfes, Fürften Efterhazy nach Eifen- 
ftadt geladen zu werden. Die Reife ging in einem endlofen 
Zug von MWägen von Dedenburg über Kroisbach, Mörbifch nach 
Nuft. An den Ufern des Fertö Tava (Neufiedlerfee) wurden die 
Ankommenden von den Einwohnern Ruſt's mit einem Früh: 
ſtuͤcke zwifchen feftlih mit Laub und Reiſig gefhmüdten Laub: 
gängen bewirthet. Während man. früher auf dem Wege dahin 
Gelegenheit fand, den günftigen Stand der hiefigen Weinkultur 
und die Fruchtbarkeit der Rebe zu bewundern, fo gab fich hier 
Gelegenheit aud) die Güte der Seeweine zu beurtheilen; andere 
fuchten im erfrifchenden Seebade Erholung — morauf die 
Keife über Margarethen, bekannt durch den großartigen Stein— 
bruch, welcher feit Sahrhunderten bereits Baufteine, Senfter und 
Thürgemänder und Gefimfe nach Wien liefert und eine jährliche 
Rente von 12000 Ft. dem Fürften Efterhazy abwerfen fol 
— nad Eifenftadt. : 

Es wurde dafelbft die 8. allgem. Sisung unter dem Vor: 
fige des Fürften abgehalten. Bey derfelben machte Kubinyi 


485 
Ferencz eine Mittheilung Uber eine, von ihm in Beremend 
in Ungarn aufgefundene, höchft intereffante Knochenbreccie, die 
aus mehr denn 20 verfhiedenen Zhierfnochenreften zufammens 
gefegt ift. + 

Dr. Bene jun. aus Pefth hielt hierauf einen hoͤchſt wichtigen 
Vortrag pfpchiatrifchen Innhaltes, in Bezug auf die humanere 
Behandlung der Irren, welcher zu Debatten DVeranlaffung gab, 
woran die Hrn. Dr. Mojififowih, Viszanik, Watt: 
mann, Hormath, Rohonczy, Kubinyi, Toͤroͤk, Das 
laß Theil nahmen und die zu dem Befchluffe führten, daß die 
Errihtung von permanenten Anftalten für die Ueberwachung der 
Sanitätsverhältniffe Ungarns auf dem Landtage veranlaft wer— 
den möchte. 

Zum Schluffe fprah Dr. Hammerfhmidt aus Wien 
über die Nothivendigkeit einer Richtigftellung und Vereinfachung 
ber einheimifhen Münz-, Maaß- und Gewichtsverhältniffe und 
deren wünfchenswerthe Einigung mit den Nachbarftaaten., Nach: 
dem derfelbe im Allgemeinen die noch beftehende und zweckloſe 
Vervielfältigung insbefondere in Bezug auf Maaß- und Ge: 
toihtsverhältniffe in Deutfchland und in Ungarn angedeutet, 
fohin die nationaldconomifche Wichtigkeit und den Einfluß einer 
Vereinfachung auf die Foͤrderung des internationalen Verkehres 
und den Welthandel hervorgehoben hatte, fihloß er mit den 
Morten: „Wenn wir die Schwierigkeiten erfennend die Er— 
füllung unſerer Hoffnungen noch nicht von der naͤchſten Gegen— 
wart erwarten, fo dürfte aber wenigftens fchon jeßt an der Zeit 
als zweckmaͤßig und leicht ausführbar erfcheinen, daß von jedem 
Staate die in feinem Bereiche üblichen Münzen, Maaße und 
Gewichte durch Sachverftändige, wobeh insbefondere die Land— 
wirthſchafts⸗ oder Gelehrtengefellfchaften Einfluß nehmen fönnten, 
erheben, ihre MWerthe im Vergleiche zu irgend einer anderen 
MWertheinheit mathematifch genau beftimmt, fohin hierüber unter 
Autorität der Staatsverwaltung richtige und verläßlihe Münze, 
Maaß- und Gewichts» Tabellen verfaßt und veröffentlicht wer: 
den; daß endlich die gefeglich beftimmten Normalmaaße in 
mehreren Duplicaten bey verfchiedenen Anftalten (3.8. den 
polytechnifchen Inſtituten, Zimentirungsämtern, Gentralbehörden) 
hinterlegt werden, die wirkliche Handhabung der gefeßlich be— 
flimmten Maaße aber von beflimmten Behörden gehörig über— 
wacht werde. Iſt einmal die Nichtigftellung, die genaue 
Merthbeftimmung erfolgt, fo wäre ein Schritt vorwärts für die 
Vereinfahung und Einigung in Aufitellung eines einverftänd- 
li mit den Nachbarſtaaten zu. beftimmenden, möglichft gleich- 
formigen und einfachen Münz-, Maaß- und Gewichtsfyftemes 
vorbereitet und nicht mehr unmöglich, jedenfall® aber wenigfteng 
fuͤr die Nichtigftellung einheimifher Muͤnz⸗, Maaß- und Ge: 
wichtsverhältniffe viel gewonnen. — Nur Mangel an innerer 
Kraft erfchöpft fih in Klagen, wo Nugen und Zweck anerkannt 
und eine Aenderung möglich ift. — Die Snftitutionen Ungarns 
find von der Art, daß bey einer diefer hochherzigen Nation 
innewohnenden Thatkraft, guter Mille die Ausführung ermög- 
lichet. Möchte es mir gelingen, ſchloß Dr. Hammerfhmidt 
feinen Vortrag, welcher von allen Seiten die vollfte Anerfen- 
nung erhielt „Sie meine Herrn als Vertreter der Intelligenz 
und der practifchen Wirkfamkeit eines durch feine Snftitutionen 
gefegneten Landes, wo der rege Sinn für das Gute mit der 
Kraft der Ausführung ſich paart, in der angedeuteten Art ans 
zuregen, eine Nechnungs= und Werth Einheit im eigenen Lande 
und zugleich ein nahahmungsmürdiges Vorbild für ganz Deutſch⸗ 
land aufzuftellen ! 


486 


Um 33 Uhr verkündete Kanonendonner die Beendigung ber 
Sigungen, worauf man ſich zur gemeinfchaftlichen Zafel im 
Fuͤrſten-Saal vereinigte, Ueber 500 Zheilnehmer der Gefell- 
f&haft wurden hier an 3 Haupt» und einigen Neben Tafeln 
von ©, Durchlaucht dem Fürften Efterhazy auf dag glänz 
zendfte bewirthet. Das Mahl, das durch feine Anmefenheit 
verherrlicht war, wurde von der herrlichften Laune belebt, der 
Saal wiederhallte von Hajuk's, Toaften, Eijen's, Kanonendonner, 
Glaͤſergeklirre und der geraͤuſchvollen Muſikproduction eines dop— 
pelten Muſikchores. 

Nach der Tafel fuͤhrte der Fuͤrſt einen Theil ſeiner Gäſte 
durch die großartigen Gartenanlagen, und bewies bey dieſer 
Gelegenheit wieder, wie ſehr derjenige, welcher ſelbſt hochgebildet 
iſt, wahre Bildung zu wuͤrdigen verſtehe. Die Ruͤckerinnerung 
an ſo freundlich-herzliche Anerkennung geiſtigen Strebens wird 
ſtets widerhallen in dem Herzen der Betheiligten und zu neuen 
Beſtrebungen anregen! Nachdem die Geſellſchaft ins Schloß 
zuruͤckgekehrt war, hielt noch Pf. Aranyi aus Peſth einen 
Vortrag uͤber die anatomiſche Structur des Menſchenherzens 
und demonſtrirte denſelben an einem aus Gutta-Percha gemach— 
ten Präparate. Die Ruͤckfahrt nach Oedenburg wurde vom 
herrlichſten Wetter beguͤnſtigt. 

Die Schlußſitzung fand am 17. Auguſt ſtatt, nach Beſich— 
tigung der Viehausſtellung. Nachdem die Sectionsprotocolle 
verlefen waren, hielt Pf. Lutzen bacher einen Vortrag Über 
aufgefundene Alterthümer, Dr. Balogh ſprach über Einfüh: 
rung von Medizinal = Collegien und der Nothwendigkeit in mes 
dizinifchegerichtlichen Fällen, die Stimme der Aerzte einzuvernehmen, 
und Hr. Secretair v. Toͤroͤk wies die ausgezeichnet günffigen 
ftatiftifchen Verhaltniffe des Dedenburger Gomitates in einer ges 
wählten Rede nad. 

Man fchritt hierauf zur Wahl des nächften Berfammlungs: 
ortes, wozu Pefth beftimmt wurde, da von andern Orten feine 
Einladungen dazu erfolgten. Zum Präfidenten wurde der 
Gründer diefer Verfammlung, dee anwefende Dr. Bene aus 
Peſth, zum Vizeprafes Hr. Baron Joſeph Eoͤtvoͤs, zu 
Secretairen Hr. Pf. Arandyi aus Pefth und Hr. Dr. Ko: 
vatz Julius, derzeit in Wien, ernannt, die Zeit der Eröff- 
nung jedodh auf den S— 10 Auguft, der Sigungen auf den 
11—17. Auguft 1848. feftyefest. 

Der gefeyerte Fürft fprach hierauf einige herzliche Worte des 
Abfchiedes, welche von dem Hrn. Vicepräfidenten Kubinyi 
mit dem gefühlteften Danke erwiedert wurden, Die dem Fürs 
ften vom k. Rathe Kubinyi zum Beweis der Verehrung über: 
reichte Denkmuͤnze, die wohl getroffene Büfte des hochverehrten Fuͤr— 
ften darftellend, überrafchte ihn angenehm. Dr. Töpler hielt 
hierauf noch eine Abfchiedsrede, worinn er dem Durchlauchtigen 
Fürften für die Uebernahme des Praͤſidiums und feiner Theil: 
nahme, den Vicepräfidenten, den Mitgliedern der vorbereitenden 
Commiffionen, den Bewohnern Dedenburgs für ihre Mitwirkung 
und Aufopferungen feinen Dank darbrachte und heraushob, wie 
ehrend wiſſenſchaftliche Beftrebungen feyen; er fchloß mit dem 
MWunfhe: „Mögen diefe glänzenden Benfpiele nicht ohne Wir— 
fung bleiben. Möge die Kunde von diefer Achtung, welche 
Huldigung der Wiffenfchaft zu Theil geworden, von einem Ende 
des Daterlandes zum anderen Ende laut erfhallen und die 
Sugend unferer durch die herrlichen Thaten ihrer Ahnen welt: 
berühmten Gefchlechter aneifern, daß auch Ifie den hoben 
Werth der Wiffenfhaft erkennen und ihre Kräfte und reichen 
Schäge zur Förderung derfelben bereitwillig opfern, und fo un: 


487 


fer Vaterland, deffen politiiche MWiedergeburt bie ganze Melt 
fo freudig begrüßt, auch in literarifcher Beziehung erheben! " 
Mir muͤßen den Dedenburgern die Anerkennung sollen, daß 
ihmen die Beſtrebungen: den Fremden den Aufenthalt moͤglichſt 
intereſſant und in wiſſenſchaftlicher oder nationaloͤconomiſcher Bezie⸗ 
hung inſtructiv, anderſeits durch gemuͤthliche Feſtlichkeiten moͤg⸗ 
lichft angenehm zu machen, vollkommen gelungen ſey. Gewiß 
wird jeder in der Erinnerung an die in Dedenburg ducchlebten 
Tage mande freudige Nüderinnerung nod) Jahre lang, viel 
leicht für die Lebenszeit bewahren; mancher hat dort theuere 
Freunde gefunden oder gewonnen, gewiß jeder in feinem Sache 
wenigftens Etwas gejehen oder gehört, was ihn intereffiert, 
manches Neue erfahren, was ihn zu neuer Geiſtesthaͤtigkeit, zu 
Beobachtungen oder Verfuchen anzuregen geeignet ift. — Jeder, 
der offene Augen und ein offenes Herz mit ſich brachte und 
Sinn für Auffaffung des Gemeinnüsigen und für Verbreitung 
des Miffenswürdigen hat, wird nicht unbeftiedigt ſich entfeunt 
haben. Die Dedenburger hatten durch Zufammenftellung ihrer 
naturwiffenfchaftlichen Privat = Sammlungen, durd) eine Blumen: 
und Fruͤchte-, dann durch eine Induftrie und Viehausftellung 
vedlich geforgt, den Fremden eine befriedigende Anſchauung der 
einheimifchen Natur= und Induſtrie-Producte zu verfchaffen ; 
die naturwiffenfchaftlichen Sammlungen fowie eine Sammlung 
von Alterthuͤmern war durch die Bereitwilligkeit der Hrn, Baron 
Oczkay, Kubinyi, Bipfer, Miesbach, Gallus im 
Theatergebaude ziemlich veichhaltig ausgeftattet, und enthielt bes 
fonders in Bezug auf Petrefacten manches Werthvolles; auch 
die Blumenausftellung zeichnete fih durch die von Den. Hof— 
fer aus Dedenburg zur Anfhauung gebrachte Blumenflor vor: 
theilhaft aus. Wir waren überrafcht, fehr vieles wirklich Neuss, 
und hier fowie in deffen ausgezeichnet fhönem Garten Pracht 
eremplare zu finden, welche eine geregeite Gultur und die wiffen: 
fchaftlihen Kenntniffe ihres Pflegers beurfunden. Beſonders 
ausgezeichnet fanden wir die Obſtausſtellung; fie gab ein ſchoͤ— 
ns Bild von der großen Mannigfaltigkeit und dem hohen Eul- 
turftande der hiefigen Obftbaumzucht. Bekannt ifts, daß die 
Dedenburger Gegend von jeher durch ihren Obbſtreichthum fich 
vortheilhaft auszeichnete; das gedörrte Dbft wird von hier aus 
weit hin verfchiet und diefer unter dem Namen Dedenburger 
Obſt bekannte Handelsartifel ift ebenfo berühmt geworden als 
23 der Dedenburger Wein und Ausbruch ift. In der nächften 


Umgebung finden wir bereits characteriftifh die echte Kaftanie, - 


als Repräfentanten der füdlicheren Vegetation; wir funden eine 
Auswahl der herrlichften edelften Obſtſorten an Pfirfichen, Apri— 
£ofen, Melonen, Pflaumen, Neineclauden, Weinteauben, Apfeln, 
Birnen, Kirfhen aus der Umgebung und Cedras und Drangen 
von ausgezeichneter Größe aus dem Fürftlihen Garten zu Eis 
fenftadt. Inſtructiv war insbefondere eine Sammlung von 
Meinreben in Töpfen, worinn die moichtigften Nebforten der 
Umgebung von Dedenburg ausgeftellt wurden. Hr. Carl 
Fuͤrſt, ein practifcher Denolog aus Dedenburg, hatte 16 
Arten aus Dedenburg, I. ©. Schreiner 5 Sorten aus 
Ruſt, und Hr. Foͤdiſch, Hofgaͤrtner aus Eifenftadt, 12 Arten 
von dort ausgeftellt. Unter den in der Snduftrie= Augftellung 
erponirten fertigen Weinen zeichneten fich jene der Prn. Slan» 
dorffer, Doffer und Braun aus Dedenburg vorzugsmeife 
aus. Die ausgeftellten landwirthfchaftlichen Nohproducte gaben 
ein ſchoͤnes Zeugniß von dem Fleife der Bewohner und der 
Fruchtbarkeit dieſes Landftriches. Einer der außgezeichnetften 
Erponenten war Hr. Preyf, Pächter der ftädtifchen Pufte 


458 


naͤchſt Oedenburg, welcher einen gaͤnzlich unfruchtbaren Flächens 
raum von 400 Soden (eine fogenannte Puſta) in den frucht— 
barften Grund verwandelt hatte; eine eigene Commiſſion, welche 
von der Verfammlung zur Unterfuhung feines Gulturftandes 
beftimmt wurde, äußerte ſich hoͤchſt günftig Über deffen ausge— 
zeichnete Bewirthichaftung; eine ausführlichere Befchreibung wer: 
den die Gefellfchaftsverhandlungen liefern. Auch die Maulbeers 
Baumzuht und die Seidenzucht, die in Dedenburg betrieben 
wird, ift ruͤhmenswerth. In Dedenburg felbft befinden fich 2 
Actiengefellfchaften, eine Altere und eine jüngere, welche gegen: 
wärtig die fämmtlichen nicht unbedeutenden Maulbeer= Planta= 
gen in Pacht hat, und heuer gegen 12 Gentner Coccons erzeugte. 
Die in ter Induſtrie-Ausſtellung ausgelegte Nohfeide war 
von ausgezeichneter Qualität, Man kann die Beſtrebungen der 
Direction und des Hrn. Infpectors Gallus nur rühmend 
anerkennen. 


Die climatifhen Verhältniffe find, der vorliegenden ausge— 
zeichneten Rohſeide nach, fo wie in Bezug auf den Gulturjtand 
der in der Plantage vorkommenden Maulbeerbaumforten für die 
Seidenzucht vollfommen entfprechend, und fordern daher von 
felbft auf, diefen fir Dedenburg fo hochwichtigen Zweig der Ur— 
production und der Induſtrie gehörig auszubeuten, Auch von 
mehreren Privaten wird die Seidenzucht in Dedenburg betrieben, 
von einzelnen bis zu 1 Gentner Goccons erzeugt; eben fo wird 
auch in Großzinfendorf, Egyed, Pinnyn, Roͤtoͤk, Szerdahelly 
Seidenzucht getrieben. Eine großartige Excurſion brachte die 
Geſellſchaft am 13. Auguſt/ Nachmittags in das Brennberger 
Steinkohlenwerk, welches Hr. Alois Miesbach in Pacht 
hat. Mehrere hundert Perfonen fuhren unter dem „Gluͤck 
auf” der feitlich geſchmuͤckten Bergfnappen, deren Zahl mohl 
200 überftieg, in die mit Grubenlichtern und Lampen erleuchte 
Grube ein. Die Mächtigkeit des Kohlenlagers beträgt zwiſchen 
5—6 Klaftern. Die Kohle, der älteren Braunkohlenformation 
angehörig, ift glänzend ſchwarz, von mufchligen Bruch, brennt 
mit heller lichter Farbe und läßt beim Verbrennen 10 — 12%, 
Ruͤckſtand; jährlich werden gegen 300,000 Enter. Kohlen und 
Gries gewonnen, und zum Gebrauche der Stadt Dedenburg, 
für mehrere Fabriken und für die Ziegelöfen am Wiener Neu: 
ftädter Canal verwendet; der Preis ift loco Brennberg 15 Kr. 
CM., die Kleinkohle 7 Kr. EM. der Zentner, — Der Abbau 
befteht in eimer Art Firftenbau, mit weldyem in den von oben 
nad unten von 2 zu 2 Klafter geführten tagen die mittelft 
der Haupt= und Querftreden aufgefchloffenen Pfeiler abgebaut 
werden. Behufs einer gleichförmigen Forderung wurden neuerer 
Zeit duch den Pächter Hrn. U, Miesbach drey grofe 
Schächte angelegt, und die ganze Grube mit Eifenbahnen durchs 
zogen; über zwey diefer Schächte find Pferdegöpel erbaut, über 
den dritten Schacht aber eine Dampfmafchine aufgeftellt, welche 
die zufeßenden Wäſſer bemültigte und zum Wafferheben und zur 
Kohlenförderung benugt wird. 


Der Abend des 15. Augufts wurde durch einen Ball, den bie 
Naturforfcher zu Ehren der Dedenburger im Cafino gaben, vers 
herrlichet, woben man Gelegenheit fand, die Schönheiten Deden- 
burg's zu bewundern — der Nachmittag und Abend des 16. 
Auguft, aber wurde durch ein Feſt im Neuhof erheitert. Tau— 
fende der Bewohner Dedenburgs aus allen Ständen wogten in 
den reicherleuchteten Anlagen des Neuhof: Gartens auf und ab, 
ober fchaarten fih um Gruppen von Randleuten, die in ihren 
feftlichften National» Trachten National: Tänze aufführten, was 


489 


ein recht intereffantes,' Harmlofes, durch fein unangenehmes Er—⸗ 
eigniß getruͤbtes Volksfeſt bildete. 

Die am 17. Auguft hier ftatt gehabte Viehausftellung war 
nur von geringer Bedeutung und konnte mit Nüdficht auf die 


im Lande befindliche Schafz, Pferdes und Nindviehzucht nicht - 


genügen. Da diefe Ausftellung die erfte der Art war, fo fcheint 
ber Antheil-der Viehzuͤchter daran noch zu gering geweſen zu 
ſeyn; außer einigen Maftfchweinen fanden wir Nichts von bes 
fonderer. Bedeutung. — Nachdem die Verfammlung am 17. 
feyerlich gefchloffen war, wurde den Mitgliedern noch zum Ans 
benfen an diefe Verſammlung eine vom Meduilleur Böhm 
aus Wien trefflih ausgeführte Denfmünze ausgehändigetz dies 
felbe druͤckt ſymboliſch die Vereinigung der Aerzte und der Na— 
turforfcher, über dem Stadtwappen Dedenburgs, und durch eine 
Innſchrift umgeben von einem Kranze aus Feld» Obftfrüchten 
und Blumen die Widmung aus. 

Am 18. Auguft machte ein Theil der noch in Dedenburg 
anmefenden Mitglieder eine Excurſion nach Forchtenftein. Se. 
Durchlaucht Fürft Eſt erhazy hatte die Vorforge getroffen, 
daß die Angefommenen, nachdem fie dag Schloß und die Schaßs 
Eammer befucht hatten, aufg herrlichffe bewirthet wurden. Bes 
fonders danfenswerth war die duch Hrn. v. Camefina ge 
leitete höchft zweckmaͤßige Aufftellung der Schäße jener welt: 
berühmten Schatzkammer in den Sälen des Schloffes, wodurch 
die Befichtigung den Anwefenden fehr erleichtert wurde. Bey 
der Zafel fehlte e8 nicht an Trinkſpruͤchen; es wurde ber bruͤ— 
derlichen Einigkeit der beiden Nachbarländer manches Lebehoch 
und Eljen dargebracht. Möge ſich diefer Wunſch durch die 
That verwirklichen; der biedere Defterreicher wird mit dem edlen 
Ungarn Hand in Hand gerne auf der Bahn des Fortfchrittes 
vormärts fchreiten; beide werden ohne ihre Nationalität aufgeben 
zu müfßen auf diefem Wege in Einigkeit erftarfen und das 
gegenfeitig gewünfchte Biel um fo ficherer erreichen. Gegenſei— 
tiges thatkräftiges Streben nah Vervollfommnung wird gegen: 
feitige Achtung vor der MWiffenfchaft und ihren Anhängern er: 
zeugen, und aus diefem Wettkampf ein edlerer Sieg hervorge— 
ben, ald Schwert und Lanze je zu erfämpfen im Stande 
wären. . Am Scluffe fprah Dr. Hammerfhmidt im Na: 
men der. anwefenden Fremden einige Morte des Dankes an 
den verehrten Vicepraͤſes Kubinyi und überreichte ihm eine 
von den. anweſenden fremden NMaturforfchern gefertigte Dank— 
adreffe, worinn Kubinyi erfucht wurde der Dollmetfch der 
Empfindungen des Danfes zu feyn bey ©. Durchlaucht dem 
Fürften Efterhazh für feine Freundlich=herzliche Begegnung 
womit er die Gefellfhaft auszeichnete — bey den Vorſtehern 
des Comitates und der Stadt für ihre. Umficht — ben den 
Leitern, der Anftalten, namentlich den Secretairen Dr. Toͤpler 
und Toͤroͤk für ihre Aufopferung — bey den lieben Bewoh— 
nern ‚Dedenburgs für ihre Gaftfreundlichkeit, 

„Ein Theil der Gefellfhaft beftieg nach der Tafel die Aus— 
fiht an der Rofaliencapelle und ergögte fich an der herrlichen 
Fernſicht. Auf der Höhe unter Gottes blauem Himmelgzelte 
erfchloß ſich noch manches Freundes = Herz in geiftiger Einigung, 
als um 4 Uhr die Abfchiedsftunde ſchlug. Manche, welche die 
kurze Zeit des Beyſammenſeyns zu Freunden gemacht, trennten 
ſich hier vielleicht für das ganze: Leben, fir immer — gewiß 
wird aber Viele die nächfte Verſammlung wieder vereinen, und 
dann werden auch die Abwefenden in ihrem Gebächtniffe leben. 
— Möge: der Geiſt der Einigung, der fich hier erkennbar machte, 
fortan fih in immer größern Kreifen verbreiten. Eintracht und 
Sfis 1848, Heft 7. 


— . 


490 


Einigung in ber Miffenfchaft wie im Leben, werden den Beiben 
edlen Nachbarländern den ftärfften Schugwall nad Außen, 
eine unerfchütterliche Grundfefte den gegenfeitigen heimathlichen 
Intereſſen gewaͤhren! 


Beobachtungen über die Stubenvögel 
vom Grafen von Gourey und Brehm, 
(Fortfegung Iſis 1846. ©. 5.) 


* Der Erlenzeifig. Zeifig. Fringilla spinus Linn. 

Dieß Voͤgelchen wird gleich zahm und fingt wenige Tage, 
nachdem es gefangen ift. Obgleich fein lauter Kodton nicht 
unangenehm ift, Elingt er doch nicht fo fchön, als der des Stieg: 
litzes. Daffelbe gilt von feinem Gefange, welcher, obwohl ab- 
wechfelnd und nicht fchlecht, doch mit einem langen, harten, 
ftets einformigen Schluß endigt. Sc hörte ein Mal einen 
MWildfang, welcher viel aus dem Geſange der Baſtardnachtigall 
vortrug. Er ſingt das ganze Jahr, er mag in der Wärme 
oder Kälte hängen. Bekanntlich kann man ihn zum Waſſer— 
und Futterziehen abtichten, Er wird mit zerdrüdtem Hanfe 
gefüttert, Frißt aber fehr gern Tannenſaamen, mit welchem man 
die Wildfinge am beiten aufbringt. Er ift ſtets munter, ba— 
det und pust fich beftandig, und ift allein ebenfo vergnügt, als 
in einem Gefellfehaftsfäfige unter andern Vögeln. Bey mit 
fohlief ein Wildfang in den erſten Nächten feiner Gefangen⸗ 
ſchaft oben an der Woͤlbung des Kaͤfigs mit den Fuͤßen haͤn— 
gend, den Ruͤcken nach unten gerichtet, obwohl kein Mangel an 
Sitzſtangen war. 


* Der Stieglitz. Fringilla carduelis Zinn. 
fine Diftelzeifig. 


Ein ebenſo ſchoͤner Vogel als guter Sänger, deſſen abwech- 
felndes Lied oft fehr laut ift, und von vielen das ganze Jahr 
gehört wird. Die größern gelten für die beten Sänger, kom— 
men aber felten vor. *** Schon fein Lockton Elingt fehr angenehm. 
Er wird außerordentlich zahm und laßt fid) zu allerhand Eleinen 
Kunſtſtuͤcken abrichten. Nach feiner Maufer, welche in ben 
Sommer füllt, verliert ihre Zeichnung, befonders das fchöne 
Roth viel von dem eigenthümlichen Glanze, jedoch weniger, 
wenn ber Vogel oft an ber Luft, als beftändig im Zimmer 
hänge. Im Februar und März erhalten jedoch die meiften, 
und zwar ohne Federwechfel ihre fchonen glänzenden Farben 
wieder. Man füttert fie mit Mohn, bey ung aber mit zer- 
druͤcktem Hanf und Hirfen, und giebt ihnen oft. etwas Gruͤ— 
nes, als Salat, Wegerich, Mäufegedärm u..dgl., was ben 
allen Saamen freffenden Vögeln zu beobachten iſt. Bekommen 
fie dazu viel Waffer und Sand in den Käfig, dann leben fie 
fehr lange, * Es iſt fenderbar, wie der Sommeraufenthalt die- 
fes Vogels wecfelt. Früher habe ich in der hiefigen Gegend 
nie einen jungen Stieglitz gefehen — ber nächfte Brütort der- 


Diftel: 


* Bon 6. 

+# Non ©. 

* Auch, in unferer Gegend gibt man dem großen Stieglige, mei- 
ner Carduelis septentrionalis, welcher hier nicht nur häufig ift, ſon— 
dern auch, befonders im Saalthale brütet, im Gefange den Borzug, der 
ihm auch wegen bes ftärfern und vollern Tones gebührt, B. 

* Bon B. 
31* 


491 


felben mar die Strede zwifhen Roda und Jena; benn im 
Saalthale be) Jena waren fie fhon lange den Sommer und 
Minter hindurch häufig; — allein im Sommer 1836. brüteten 
mehrere Paare 3 Stunden von hier, was früher nie geſchah. Fa 
fie waren fo eifrig, daß ich von der zweiten, vielleicht von der 
dritten Brut Junge befam, denn ich erhielt 3 kaum ausgeflo- 
gene, welche ich mit den Alten am 12. September erlegte. 
Der Grund diefer merkwürdigen Erfcheinung war offenbar fein 
anderer, als der, daß an ihren eigentlihen Aufenthaltsorten die 
ungewöhnliche Dürre diefes Sommers die Pflanzen, deren 
Saͤmereyen den Stieglisen zur Nahrung dienen, verbrannt, und 
diefe Vögel genöthigt hatte, in unfere wafferreichen, durch viele 
Bäume und die Eigenthümlichkeit ihres Bodens gegen die zu 
große Trockenheit geſchuͤtzten Thaͤler ihren Sommeraufenthalt 
zu verlegen. So wie die Diſteln in den Wäldern reichen Sag— 
men trugen, verfchwanden fie aus den Gärten und zeigten auch, 
daß fie in ihnen nur nothgedrungen einen Aufenthaltsort gefucht 
hatten. Diefes wurde auch dadurch beftätigt, daß im Fruͤhjahre 
1837. nicht einer zu fehen war. 


Der 


* Der Grauammer. Emberiza miliaria Linn. 
Strumpfwirker In Wien Braßler. 


Der Lockton diefes Vogels ift viel ſtaͤrker und tiefer als der 
des Goldammers, Mir kommt er ungefähr vor wie ze, zere, 
ze zep. Sein Gefang ift noch einfacher, leifer, feiner und 
eintöniger als der ded Goldammers und ähnelt wirklich etwas 
dem Schnarren eines Strumpfwirkerſtuhles. Er Elingt unge— 
faͤhr fi iiiiiife, das Se, etwas gebehnt, bildet den Schuß 
und das Ganze wird etwas gezogen, Der Grauammer hat in 
feiner Farbe fehr viel von einer Xerche, und erinnert durch ‚die 
Stärke feines Schnabels fogleih an die Kalander= oder Am— 
merlerche. Er hält fich viel auf dem Boden feines Käfigs auf 
und fchläft des Nachts ſtets auf demfelben. Wenn er fo im 
Sande fteht, kann id) mic, des Gedankens nicht erwehren, daß 
er in feiner Geſtalt, befonders in der Woͤlbung feines Kopfes, 
und in der Befchaffenheit feines Halfes viele Aehnlichkeit mit 
einer Eleinen Wachtel hat. Anfangs ift er fo ungeftüm und 
fcheu, daß er, damit er ſich nicht ganz zerfchlägt, in einen holz 
zernen Käfig gefperrt werden muß. Nach einigen Monaten 
aber wird er zahml, und zeigt dann ein ziemlich ruhiges und 
träges Naturell; denn er figt meiftens mit einem Fuße auf 
dem Springholze und fingt. Doch ift ev Iebhafter, als der 
Fett: und Zipammer, Emberiza hortulana et cia, und 
£ömmt in feinem Betragen, indem er viel auf Neinlichkeit hält, 
fih in feinen Waſſertrog legt, täglich tüchtig badet und recht 
emfig pust, dem Goldammer viel näher. Er frißt Hirfen, 
Haferförner und Hanf, am liebften aber Leindotter, Mehlwuͤr— 
mer und frifche Ameifeneyer. 

** Auch in der Freiheit hat ber Grauammer in feinem gan: 
zen Weſen viel Abweichendes von den Ammern. Erftens hat 
er einen ganz andern Flug, er ühnelt in ihm, zumal dag Männ- 
chen zur Paarungszeit mehr einem Staaren als einem Ammer, 
und hält, befonders wenn er auf eine eigne Weiſe von einer 
Baumfpige zur andern flattert, die Flügel und den Schwanz 
fo, daß fie ein Dreyeck bilden. Auch hier hat er etwas Träges 
in feinem Wefen; denn er fißt ftundenlang fein Strumpfwir— 
Eerlied leiernd auf einer Stelle. Dieß gefchieht, was die andern 


* Bon ©. 
* Von B. 


492 


Ammern nie thun, nicht ſelten auch auf dem Boden, beſonders 
auf Wieſen, auf denen er oft geradezu im Graſe ſitzt. Er 
hält fich überhaupt gern auf der Erde auf und bekommt da— 
durch, obgleich er durch feinen harten und großen Borfprung 
vor dem Gaumen der vollfommenfte aller europäischen Ammern 
ift, wie durch feine Farbe etwas Lerchenartiges. Allein in feinen 
Bewegungen hat er dieß gar nicht; denn fein Hüpfen und fein 
Flug hat im Vergleich mit dem rafhen Gange und dem ge» 
wandten Fluge der Kerchen etwas Schwerfälliges. Merkwürdig 
ift 08, daß diefer Vogel von Dften nach Weften fortrüdt. Vier 
Stunden hinter Reipzig in der Gegend von Delisfh war er 
vor wenigen Sahren zur Brutzeit fehr einzeln. Im Frühjahre 
1836. traf ich ihn dort nicht felten, ja fogar ſchon diesſeits 
Leipzigs in der Gegend von Pegau an. 


* Der Goldammer,. Emberiza eitrinella Linn. 
merling, in Wien Ammering. 

Ein fehr ſchoͤner häufiger Vogel, deffen ganz einfacher Ges 
fang befonders im Freyen lieblich klingt. Denn im Zimmer, 
too er fich gewöhnlich in der Mitte des Februars zuerft hören 
läßt, wird das ewige Cinerley feines kurzen Liedes oft ermü- 
dend. Im Salzburgifhen, wo diefe Vögel außerordentlich 
häufig find, hörte ih oft mand)e, welche ihren Gefang mit 
Eleinen Variationen vortrugen. * Beſonders fiel mir einer auf, 
welcher ihn mit einem doppelten Schluffe, zuerft mit einem 
recht hohen, dann mit einem viel tiefen endigte. Bon allen 
Vögeln läßt der Goldammer fein Lied in der vorgerücten Jah: 
reszeit am längften hören, und da fein Lockton zip zip zip 
auch recht lieblich ift, fo wird er dadurd) dem Wanderer in Ge: 
birgsgegenden lieb und werth. Im Käfige ift er ſtets munter, 
badet und putzt fich fehr viel, fordert daher einen großen Waf: 
fertrog, wie auch Sand zum Freffen. Mit Haferkörnern oder 
Hirfen läßt er ſich ſehr gut erhalten, 


** Dor Kettammer. Emberiza hortulana Linn. 
Sartenammer Drtolan. 

Aus Trieft bekam ich eine fehr Thöne Varietät diefes Vogels, 
ein Männchen mit einem weißen Schwanze, der nur einen aͤu— 
Berft fchtwachen, gelben Anflug hatte, und deffen Endſpitzen et= 
was dunkler waren. Auf den Flügeln waren aud weiße Fle— 
Een, auf dem linken fogar 2 zu fehen, von denen einer auf der 
Schulter, der andere in der Mitte der Schwungfedern ftand. 
Diefer Ortolan war flärfer als der, welchen ich früher aus 
Dalmatien erhielt, und hatte aud einen tiefern Lockton 
als diefer. Er fraß ſehr gern Mehlwürmer und Fam des 
Tages und felbft des Nachts bey Kerzenlicht faft nie von feis 
nem Freßtroge weg, wodurch er auch in einigen Wochen uns 
geheuer fett wurde. Das Nachtigallenfutter wollte er aber 
durchaus nicht freffen, und befam deswegen bloß Hirfe. Ein 
anderer mit diefem zugleich nad Wien gebrachter Ortolon hatte 
auch in der Mitte jedes Flügels einen weißen Fleck, aber ges 
woͤhnlich gefärbte Steuerfedern. 


Uems 


Der 


+ Der 3ipammer. Emberiza cia Linn. 


ammer.) 
Ein bey uns einheimifcher Vogel, von welchem alle Jahre 
im März bey ſchoͤnem Wetter auf dem Lockbuſche, bey fpäte 


( Gerften- 


* Pon ©. 
== Daffelbe bemerfte ich einige Male, fogar fremde Töne darinn, B. 
*** Bon G. — Don ©, 


493 


Schnee in Nesen einige gefangen werden. Ich hatte: mehrere 
im Käfig, von denen der eine fehr, die andern aber wenig 
fcheu waren. Wenn fie ganz eingewöhnt find, zeigen fie ſich 
als ruhige, träge Voͤgel, deren Benehmen viele Aehnlichkeit mit 
dem des Fettammers hat. Sie freffen haftig und viel, am 
liebften Hirfen, wohl auch Leindotter und Hanf, Mehlwürmer 
aber rühren fie nicht an. Ihr Locken ift ganz ammerartig zii 
zip zip etwas mehr gezogen, als bey dem Goldammer; ebenfo 
ähnlich ift der Gefang beider Vögel, nur ift der des Zipam— 
mers feiner. Bevor ihn der Wogel beginnt, läßt er mehrmals 
fein Zip Zip hören, wobey er mit dem Schwanze wippt, ins 
dem er ihn auf= und abwärts bewegt. Vor der eigentlichen 
Singzeit hört man den Vogel mehrere Wochen lang fein und 
leife dichten. Er frißt Sand, und badet fi, indem er fich 
ganz in den Waſſertrog legt, doch nicht fo oft als der Gold: 
ammer. 

Ben dem legten, welchen ich im Käfige hatte — ich erhielt 
ihn gleich, nachdem er gefangen war, in der Mitte des Märzes 
— maren die aͤußern Steuerfedern beynahe um 3 Zoll fürzer 
als die mittlern; was mir eine Frühlingsmaufer anzudeuten 
fchien. Sch unterfuchte daher andere mit diefem gefangene Zip- 
ammern und das Fahr darauf die allererften, welche zu befom= 
men waren. Da ich bey keinem neue Federn entdedte, fo bin 
id) nun überzeugt, daß es eine bloß zufällige Erfcheinung war.* 

Diefe Vögel fcheinen jährlich bey uns zuzunehmen, wenigftens 
wurden die Jahr zu Ende März ihrer weit mehr, als fonft 
gefangen. 


* Der Fihtenammer. Emberiza pityornus Pall. - 


Diefer Vogel fteht zwifchen den andern und den Rohram: 
mern, Cynchramus Boje mitten inne. Er hat gleiche Größe 
mit dem Fettammer, und unterjcheidet fih von allen Ammern 
durch den weißen oder weißlichen Fleck auf der Mitte des Ober: 
kopfs. Er hat mit dem Rohrammer einige Aehnlichkeit; denn 
das Männchen zeigt feinen fhmwarzen Kopf mit einem breiten 
weißen Streifen von der Hinterftirn bis zum Naden, und einem 
folchen. ſchmalen über dem Auge; zwifchen diefen beiden bemerkt 
man die ſchwarze Grundfarbe des. Kopfes in einem breiten 
Streifen; ein folder roftrother geht durch das Auge, und vers 
einigt fich, indem er unter den weißen Baden hinlaͤuft, mit der 
gleichgefaͤrbten Kehle, wodurch eine ſehr ſchoͤne Kopfzeichnung 
bewirkt wird; der uͤbrige Oberkörper, die Schwung- und Steuer— 
federn mit eingefchloffen, ift ammerartig mit 2 weißlihen Bin- 
den über die Flügel, der weiße Unterförper ift an der Oberbruft 
und den Seiten graulic und roftfarben gefledt. Das Weib— 
hen hat weit weniger fhöne Farben als das Männden, 
unterfcheidet ſich aber vorzüglih von ihm durch die weniger 
fhöne Kopf- und Kehlzeihnung; denn diefe ift weißlich, mit 
einigen roſtrothen Flecken eingefaßt, der Kopfſtreif ift fchmugig- 
weiß und nur von ſchwaͤrzlichen Fleden eingefaßt, und das 
Uebrige ähnelt dem Kleide des Rohrammerweibchens. = 

— Obwohl ich diefen fchönen, in unferm Vaterlande hoͤchſt 
ſeltenen Vogel ſelbſt zu beſitzen die Freude nicht hatte, ſo kann 


= Etwas ganz Aehnliches bemerkte ich zu Anfang May 1829. bey 
einem Goldammer, und früher bey mehrern kleinen Vögeln. Die fpät 
ausgebrüteten verlieren nehmlich in der erften Herbſtmanſer zuweilen 
nicht alle großen Federn; diefe und befonders die Steuerfedern werben 
dann im nächiten Frühjahr erft erneuert, 

= Bon B. — ** Bun 


494 


” 


id) mich doch nicht enthalten, ihm auch aufzuführen, denn ich 
fah ihn zweymal gezähmt. Das erſte Männchen, welches ich 
beobachtete, war jung und befand fich mit vielen Vögeln von 
allerhand Arten in einem großen Gitter, wo e8 recht vergnügt 
zu feyn fchien. Der andere aber, ebenfalls ein Männchen, war ein 
alter, ganz ausgefärbter Vogel, der fehr ſchoͤn ausſah. Auch diefer 
war Anfangs mit Ganarienvögeln in einem großen Vogelhaus ein- 
gefperrt, war fehr verträglich und ebenfo munter als fpäterhin, 
wo ich ihn wieder beobachtete, und dann in demfelben Käfige 
allein fand. Dieß Mal fiel mir feine geringe Wildheit auf, die 


. mir erlaubte, ihn vecht genau anzufehen, und mid an feiner 


fhönen Kopfzeihnung zu erfreuen. Er wurde mit Hitfen, 
Hanf u. dgl. ernährt, und befand fich daben recht wohl. Sm 
April fang er fein, leife und noch nieht ganz verftändlich und 
lodte Außerft felten. Doch verſicherte fein Befiser, der Lockton 
feine ihm mehr ammerartig zu Elingen, als der Gefang, in 
welhem er, menigftens fo lange er leife fang, nichts einem 
Ammerliede Aehnliches gefunden haben wollte. Diefer Vogel 
war zu Ende Februar bey Wien gefangen worden. 


* Der Rohrammer. 
Emberiza schoenielus Linn, 
fperling. 


Ein folher Vogel, der alle Merkmale eines zweyjaͤhrigen 
Maͤnnchens im Herbftkleide trug, und zu Anfang Octobers ge— 
fangen worden war, fam am 2. December darauf in meine 
Hände. Ich fand ihn weniger fcheu, als alle feine Verwandten. 
Sn Diefem Kleide hat er viele Aehntlichkeit mit einem Haus: 
fperlingsmänndyen im Herbſtkleide; allein feine Haltung ift ganz 
anders; denn er trägt fich ſchlank, und wippt beftändig und 
ſtark, befonders wenn er an die Luft Fommt, mit dem Schwanze, 
indem er ihn von unten nad) oben bewegt. Dbmohl er der 
£leinfte unter den einheimifchen Ammern ift, hat er doch den 
ftärkften und am meiften gezogenen Lodton von allen, ein durch— 
dringendes Ziehe, zieh. Er ift viel Iebhafter als der Orto— 
lan, jedoch weniger alg der Goldammer, Im Februar fah ich 
noch Eeine Veränderung in der Färbung feines Kopfes, deffen 
Federn unten ganz ſchwarz waren, mas man nur bemerfte, 
wenn man fie aufheb, an der Kehle war er aber fchwärzer als 
da ich ihn befam, auch wurde fehon der Ring im Genide deut: 
licher und fichtbarer. Sm Frübjahre mauferte fih der Vogel 
niht. Sch fütterte ihn bloß mit Hirfen, bey welchem er recht 
gefund blieb. Er war fein ſtarker Freſſer; am liebften verzehrte 
er Mehlwürmer, die er ganz zerftüdelte und fo nach und nad) 
verzehrte. Sein Gefang ift fharf und unangenehm und zeich- 
net fich von dem aller andern Ammern fehr aus. 

** Erft vorigen Sommer habe ich diefen Vogel wieder im 
Freyen beobachtet. Er fist gern auf einzel ftehenden Bufchz, 
Rohr- oder Getraidefpisen, wenn Getreideäder an Zeichen lie 
gen, und läßt hier feinen ganz eigenthümlichen, aus wenigen 
fcharfen, faft fhneidenden, durchdringenden Tönen beftehenden 
kurzen Gefang ertönen, flieht aber fogleih, wenn man ihm 
nahe fümmt. Das Weibchen Eriegt man zur Brutzeit gar 
nicht zu fehen. Da ich diefe Vögel zu den verfchiedenften Jah— 
regzeiten felbft im Jaͤnner im Freyen beobachtet, nachdem ich 
fie gefchoffen, unterfucht habe, erlaube ih mir über die Farben- 
veränderung derfelben Einiges zu fagen. Die Rohrammern, die 


Cynchramus schoenielus Boje. 


Rohrſchirf, Rohr— 


+ Pon ©, 
+ Don B, 


495 


Goldammern, die Schnee= und Lercheniporner, die Bergfinfen, 
Hausiperlingsmännchen und andere haben in Bezug auf ihre 
Karbenveränderung etwas ganz Eigenthümtliches. Die dunfeln 
Farben des Kopfes und Ruͤckens find nehmlich unter grauen 
oder braunen Federfpigen verftedt, und bald nach der Herbft: 
maufer, der einzigen, welcher diefe Vögel unterworfen find, ganz 
verborgen. Dieſe Federſpitzen beſtehen aus ſehr wenig haltbaren 
Fahnenfaſern, und werden deswegen, und weil ihnen wenig 
Säfte zugeführt werden, nach und nach und zur Paarungszeit 
ganz abgerieben. Sie fallen in der Freyheit faft wie duͤrre 
Blätter von ſelbſt ab. So kommt dann bey dieſen Voͤgeln 
ohne den geringſten Federwechſel auf eine ganz natuͤrliche Weiſe, 
beſonders bey den Maͤnnchen das ſchoͤne Kleid zum Vorſchein. 
Bey alten Voͤgeln geſchieht das fruͤher als bey den ein jaͤhri⸗ 
gen. Die alten Rohrammermännchen find ſchon zu Ende des 
März ausgefaͤrbt, während es bie einjährigen, welche überhaupt 
die Schönheit jener nie erlangen, erft im May find. Bey den 
Hausfperlingen dauert dieß noch viel länger, denn von diefen 
fieht man die alten Männchen erft zu Ende des Junius, bie 
einjährigen erft zu Ende des Julius ausgefürbt. Sn der Ge: 
fangenfhaft findet man aus leicht zu begreifenden Urfachen diefe 
Perinderung des Gefieders nie fo vollkommen und fhon, als 
in der Freyheit. 

Daß 08 Übrigens von den Rohrammern in Hinfiht ber 
Größe und dee Schnabelgeftalt höchft verfchiedene Gattungen 
giebt, bemerke ich nur bepläufig; die vollftändige Befchreibung 
diefer verfchiedenen Gattungen gehört nicht hierher, weil die 
Rohrammern als erbaͤrmliche Sänger für den Freund ber Stu: 
benvögel wenig Werth haben. 


* Der Schneefporner. Plectrophanes nivalis Mey. 
(Emberiza nivalis Linn.) Schneeammer. Schnee: 
vogel, 


Diefen Vogel befaß ich zweymal; ee war aber ftets fo mild, 
daf ich nie einen fingen hörte. Ich fütterte ihn mit Hirſe. 
Nur in ſehr kalten Wintern wird er um Wien gefangen. 

** Die Schneefporner find in ihrem Werfen durchaus Feine 
ächten Ammern, ſondern halbe Lerchen; denn fie fliegen ganz 
anders als jene und laufen wie diefe. In der hiefigen Gegend 
gehören fie zu den größten Seltenheiten; ic traf nur zweymal 
dieſen Vogel in unſerer bergigen Gegend an, einmal im De⸗ 
cember, und einmal im März. Der eine, ein ſchoͤnes altes 
Männchen war allein und fra die am Wege ftehenden Gras: 
faͤmereyen; er batte in feinem Lodtone eine entfernte Aebnlich- 
keit mit einem Stieglige, fo daß ich erſt glaubte, diefen zu hoͤ⸗ 
ven. Sm Fluge aͤhnelte er etwas den Bergfinken und den 
Feldlerchen, den legten, wenn dieſe eine kurze Strecke weit flie= 
aen, ohne zu flattern, Der andere war unter Berg: und Edel: 
finfen und fo ſcheu, daß ich ihn nicht erlegen konnte. Sn 
Norddeutſchland kommt er öfters vor, ja er ließ ſich in einem 
alten Winter fogar mitten in Berlin nieder. 


+ Dor lerhengraue Sporner, Lerhenfporner. 
Plectrophanes calcaratus Mey. (Emberiza calcarata 
Temm. Fringilla Lapponica Linn.) 


Diefer fchöne nordifhe Vogel erfcheint noch viel feltener bey 
ung als der vorhergehende. . Der, welchen ich hatte, war Außerft 
wild, und fraß fehr gern Hirfen. Nachdem ich ihn 14 Zage 


* Bon G. — * Bon B. — ** Don B. 


496 


damit gefüttert hatte, gab ich ihm auch Leindotter, und fey es 
bloßer Zufall, oder fhadete ihm diefer, der im falten Zimmer 
hängende früh noch ganz gefunde Vogel war Abende tobt. 


* Die Kalanderlerche. Melanocorypha calandra Boje. 
(Alauda calandra Linn.) (Sandbuh ©. 127.) 


Auch in dem Gefange der Kalanderlerchen bemerkt man eine 
außerordentliche Verſchiedenheit. Der Herr Dr. Schmabe, 
Phyſicus zu Grofentudftädt bey Weimar, ein ebenfo großer 
Kenner als Freund der Stubenvögel, beſitzt eine in. ber Umge— 
gend gefangene Kalanderlerche fchon feit mehrern Jahren, welche 
nicht nur bald eingewohnte, fondern auch recht zahm murbe, 
Sie zeigt allerdings die von ung gerühmte Fähigkeit, anderer 
Vögel Gefünge nachzuahmen, aber in einem weit geringern 
Grade als eine Haubenlerche, welche er zugleich beſitzt. Auch 
in der Stärke der Stimme fteht fie den von uns geſchilderten 
weit nah. Sch babe fie noch nicht gefehen, vermuthe aber 
etwas Aehnliches, wie bey den Ringamfeln, nehmlich eine 
große Verfchiedenheit in der Singfertigkeit nach den verfchiedes 
nen Gattungen. Ein ächt italienifche, oder gar fardinifche iſt 
die des Herrn Dr. Schwabe gewiß nicht. Sie wäre. nicht 
in der Näbe von Weimar gefangen worden; offenbar ift es 
eine aus Süpdoft, oder aus Oſt; denn nur eine ſolche kann 
fih in die Mitte von Deutfchland verfliegen, und es ift mir 
ſehr wahrfceinlich, daß die dort wohnenden den italienifhen an 
Herrlichkeit des Gefangs weit nachſtehen. 


* Die Haubenlerche. Galerida eristata Boje. (Alauda 
eristata Linn. Handbuh ©. 131.) 


Außer den von mir auc in unferm Handbuche ©. 132. bes 
fhriebenen 3 Gattungen diefer Vögel, nebmlid der Galerida 
eristata (hober Scheitel), und der Galer. viarum (niedriger 
Scheitel) und der Galerida undata (ftark ins Roſtgraue zie— 
hende Grundfarbe auf dem Oberkörper) giebt es noch eine 4, 
welche in der Bildung des Kopfes der Galer. viarum nahe 
fteht, aber ſich durch ihre geringe Körpergröße von allen deut— 
lich unterfcheidet. Sch nenne fie Galerida pagorum. Sie 
lebt in der Nähe von Leipzig neben der Galerida cristata 
und füdlichee al8 Galerida viarum, weldye ſich im Gegentheile 
durch ihre bedeutende Größe vor allen andern auszeichnet. Beim 
Singen haben alle Gattungen die Eigenthaͤmlichkeit, daß fie ih: 
ten mannigfaltigen Gefang oft ftundenlang ſchwebend ertünen 
laſſen, und fic) nach Beendigung deſſelben faſt ſenkrecht aus 
der Luft herablaſſen. Dieſer Geſang hat etwas recht Angeneh⸗ 
mes, obgleich ec nicht ſehr laut klingt. Denn er ift weit ſchwaͤ— 
her als der der Haidelerche. Die Haubenlerchen fteigen fingend 
fo hoch, daf fie das menfchlihe Auge kaum noch, erblicken kann, 
und laffen von dieſer Höhe herab ihre lieblichen Strophen er— 
tönen. Aber auch im Gefange diefer Lerchen ift ein ſehr gro— 
fer Unterfchied. Die Meifterin unter ihnen ift Galerida via- 
rum, welche am meiften nördlich zu leben ſcheint; ich erhielt 
fie wenigfteng zur Brutzeit aus der Gegend von Berlin, waͤh— 
rend ich die beiden andern deutfchen Gattungen bey Leipzig zu 
derfelben Zeit erlegte. - Daher vermuthete ich, daß eine, welche 
ich im September 1832. über der Schloßkirche von Wittenberg 
hörte und wegen ihres lauten, vollen, flötenden und abwech- 
felnden Gefangs, nicht genug bewundern Eonnte, zu meiner Ga- 
lerida viarum zu rechnen fey; denn die beiden bey Leipzig 


\ 


* Bon B. — * Don B. 


497 


wohnenden Gattungen, nehmlid) Galerida eristata et pagorum 
fingen weniger ſtark, voll und abwechfelnd als ihre nahe Der: 
wandte: Da die über Wittenberg ſchwebende mich durch ihren 
Herbftgefang ſchon fo erfreute, wie würde fie mich durch ihren 
Frühlingsgefang entzudt haben! Im Sitzen ertönt diefer Ges 
fang nie fo vollftändig als im Fluge; auch hört man ihn ges 
wöhnlih nur in den WVormittagsftunden, und in großen Ab: 
fägen. Denn es iſt natürlich, daß das liebe Thierchen, wenn 
es nach ftundenlangem Gefange die Luft einmal verlaffen hat, 
nun einige Zeit nach Nahrung herumlaͤuft. Es ift fonderbar, 
daß die Haubenlerhen in der Freyheit weit weniger als in der 
Gefangenfchaft von fremden Gefängen annehmen. Man hört 
auch dort Manches von ihnen, was ihnen nicht eigenthümlich, 
fondern erborgt ijt, aber fo weit, wie in der Gefangenfchaft geht 
dieſes lange noch nicht; denn ihr eigner Gefang tönt lange 
Zeit ununterbrochen fort. Dagegen fagt der ſchon genannte 
Here Dr. Schwabe, feine Haubenlerdye ‚Twahrfcheinlich Gale- 
rida viarum, fen im Nahahmen und Vortragen fremder Voͤ— 
gelgefänge eine wahre Meiterinn, fie eigne ſich die Gefänge 
der um fie herumhängenden Vögel auf eine ſolche Weiſe an, 
daß man fie nicht genug bewundern koͤnne. 

In der Freyheit haben alle Haubenlerhen das Eigenthuͤm— 
liche, daß fie gern. auf erhöhten Orten figen. Sie laufen des= 
wegen nicht nur gern auf den Dächern, befonders den Stroh: 
bachern, fondern auch auf Erdhaufen und ganz vorzüglich gern 
auf den die Gärten einfaffenden Lehmwänden herum. Ebenſo 
lieben fie die Wege, befonders die um die Dörfer; man trifft 
fie deswegen faft nur da an, wo fich breite Wege um. die 
Dörfer herumziehen. Im Minter wandern fie weit weg, und 
kommen dann zumeilen fogar in die Städte, wie im Jaͤnner 
1837. nad) Auma, wo fie bey tiefem Schnee auf dem Markte 
herumliefen. - 


* Die Haidelerche. (Baumlerdye.) Galerida nemorosa 
et arborea Br. (Alauda nemorosa et arborea L.) 
Handb. ©. 122. 


Auch neuere Beobachtungen haben mich überzeugt, daß bie 
im Handbuhe ©. 123. befchriebene Galerida arborea und 
©. 124. als Nachtfängerinn bezeichnete Haidelecche allerdings 
viel feltener al8 die andere verwandte deutfche, bis jeßt befannte 
Urt hier. vorfommt, und daß unter diefen die recht guten Nacht: 
fängerinnen zu den Seltenheiten gehören, weswegen diefe von 
den Liebhabern fehr hoch gehalten werden. Außer den beiden 
bereits von mir befchriebenen Gattungen giebt e8 in Norddeutfch: 
land, namentlid in der Nähe von Berlin eine dritte, meine 
Galerida desertorum, welche den beiden andern ähnlich, aber 
merklich Eleiner als diefe ift, und auch einen viel Eleinern Schna— 
bel hat. Ihren Gefang Eenne ich nicht aus eigner Anhörung; 
allein er foll fehr angenehm Elingen, Daß die Gattung richtig 
ift, beweifen 2 gepaarte Paare, welche ich befiße. Hier habe ich fie 
noch nicht angetroffen. Wie weichlich die Haidenlerchen find, ha'lmich 
zu meiner Betrübniß der tiefe, am 7. April 1837. gefallne Schnee 
gelehrt. Er toͤdtete diefe herrlichen Sängerinnen unferer Ge— 
gend fo, daß von 6 bis 8 Paaren, welche man in andern Jah— 
ten in der hiefigen Gegend antraf, kaum noch ein Paar lebt. 
Sie waren fo heruntergefommen, daB felbft die eingefangenen 
bey. der beften Pflege-mit wenigen Ausnahmen zu Grunde gin- 
gen. Mie lange wird es dauern, ehe diefe lieblichen Sängerin: 


* Bon B. * 
Iſis 1848, Heft 7. 


4 498 


nen toieder in der fonft gewöhnlichen Zahl unfere Berge bele- 
ben werben! Auch auf dem thuͤringer Walde trifft man in 
dieſem Fruͤhjahre aͤußerſt wenig Haidelerchen an. 


* Die Feldlerche. 
©. 119. 


Die Beobachtung der Feldlerchen hat mich feit der Heraug- 
gabe unfereg Handbuchs fehr befchäftigt, und ich Eann nicht 
umhin, diefe meuern Beobachtungen bier mitzutheilen. 


1) Habe ich. gefunden, daß die Berglerche, Alauda montana, 
nicht bloß auf den hochliegenden Schlägen und Wiefen, fondern 
auch auf den die Berge bededenden Getraidefeldern vorkommt, 
Ich babe fie hier angetroffen, und von ihnen Eyer, Junge und 
ein gepaartes Paar erhalten. Ihr Gefang ift fehe fchön, laut, 
voll, anhaltend und abwechfelnd: allein ich gebe doch, wie wir 
weiter unten fehen werben, dem ber eigentlichen Feldlerche, der 
Alauda arvensis den Vorzug. Bergige Gegenden verlangt die 
Berglerche durchaus, fie bewohnt unfere Höhen, die Saatlerche 
unfere Thäler. 

2) Habe ic) herausgebracht, daß Alauda agrestis, die Ader- 
lerche ſchon in Pommern namentlich in der Naͤhe von Anklam 
bruͤtet. Ein zur Brutzeit bey Verdin erlegtes Paar hat dieß 
außer allen Zweifel geſetzt. Allein uͤber den Geſang dieſer 
Lerche kann ich nichts Entſcheidendes ſagen, denn ich habe ihn 
nicht am Brutorte gehoͤrt. Anders iſt es mit 


3. Der Feldlerche. Alauda arvensis Linn. 


Diefe habe ich nun genau beobachtet. Sie bewohnt in un: 
ferm Vaterlande die großen, weiten, getraidereichen Ebenen, na⸗ 
mentlich die in der Gegend von Leipzig. Sie ift es, melde 
unfere hiefigen DBogelfänger die Mehlierche nennen. Sie bält 
fid) vorzugweife auf den Feldern auf, am liebften auf denen, 
auf welchen das Getraide nicht zu hoch fteht. Deswegen trifft 
man fie, wenn der Noggen groß wird, hauptfächlich in dem 
Sommergetraide, auf den Kleeaͤckern und fogar auf den Brady: 
feldern an. Selbſt wenn fie in hohes Wintergetraide einfällt, 
verläßt fie es bald wieder, um das niedrigftehende aufzufuchen. 
In unferer Gegend trifft man fie nur auf dem Zuge, befondere 
auf dem Frühlingszuge an. Ihr Gefang ift fehr ſchoͤn. Sie 
feige ſchraubenfoͤrmig zu einer ungeheuern Höhe hinauf, und 
verweilt 5, 8, zuweilen fogar 10 Minuten herrlich fingend in 
der Luft; dann ſteigt fie beftändig fingend und ſchwebend, zus 
lest fchießend herab. Ihr Gefang ift zwar nicht abmechfelnder 
als der unferer Lerchen, aber voller, lauter und flötender, und 
deswegen ziehe ich ihn dem Gefange aller andern Kerchen vor. 
Sie ift offenbar die vollendetfte Sängerinn von allen Feldlerchen 
und darum wähle fie der Liebhaber des Lerchengefanges zu feinem 
Stubenvogel. Man Eennt fie leicht an dem kurzen, etwas di— 
den Schnabel, und dem nur fanft gewölbten Kopf. Neu ift 


* Die Wiefenlerhe. Alauda-pratorum Br. (Alauda 
arvensis Linn.) 


Sie unterfcheidet fih von der vorhergehenden 1) durch dis 
etwas geringere Größe; 2) den ziemlich geſtreckten, vor dei 
Nafenlöcheen zufammengedrüdten Schnabel; 3) den fehr platten 
Kopf (fie hat den flachften Kopf unter allen); und 4) die deut: 
lichen weißen Spigen an den meiften Schwungfedern 2, Ord— 


Alauda arvensis Linn. 


Handbuch 


*Von B. — * Don B. 


32 


499 


nung. Sie bewohnt die großen, grasreichen Wieſen ebener Ge: 
genden, wie es mir fcheint, befonders diejenigen, welche etwas 
feucht find, ohne fumpfig zu feyn, und fommt nur auf kurze 
Zeit in die Saaten. Sie lebt neben der Feldlerche, Al. ar- 
vensis, unterfcheidet fich aber von ihr ſchon durch den Lockton; 
diefer ift fo verfchieden, daß beym Locken felbft. dem Kenner 
anderer Lerchengattungen ganz unbekannte Zöne vorfommen, 
Eigenthuͤmlich ift ihr ein langes Flatteın des Männcheng über 
der Stelle, wo das Weibchen fist, und der Gefang jenes ift 
weit weniger fchön und voll, als der der anderen Gattungen, 
nach meiner Meynung der ſchlechteſte unter allen, weswegen ſie 
für den Liebhaber wenig Werth hat. Sie frißt Saͤmereyen 
und Inſecten und legt 3 bis 5 graue, dunkler gewaͤſſerte Eyer. 


* Der Baumpieper. Anthus arboreus Bechst. 


Bon Neuem habe ich die Baumpieper der Nadel= und Laub: 
hölzer am Brutorte beobachtet. Sie unterfheiden ſich wie in 
Brehms Handbuhe der Naturgefhichte der Vögel Deutfch- 
ande ©. 326 — 327. auseinandergefegt ift, durch die Schna— 
belläinge. Anthus foliorum hat den längften, Anthus her- 
barum den kürzeſten Sthnabel, und der des Anthus juncorum 
ſteht mitten inne, Der erftere liebt die Laubhölzer und der 
zweyte geht hoch auf den Alpen hinauf. Der Schlag diefer 
verfchiedenen Gattungen (Subfprcies) hat allerdings viele Aehn— 
lich£eitz allein fie unterfcheiden ſich doch, obgleich es fehr ſchwer 
ift, diefe Unterfchiede genau anzugeben, weil man feine Gelegen— 
beit hat, fie neben einander zu hören; auch dürfte es nicht leicht 
fenn zu fagen, welchem unter diefen Sängern der Vorrang ge: 
buͤhrt. Sch möchte den Anthus herbarum den andern vor— 
ziehen, alfein bier tritt der Umftand ein, daß der Gefhmad 
verfchieden ift. 


* Don den Wiefenpiepern, Anthus pratensis Bechst. 
Handb. 210 — 212. giebt es, wie ich fhon in unferm Merfe 
gezeigt habe, mehrere Gattungen. ine neue, meinen Anthus 
acurostris, welche nach meinen legten Beobachtungen in 2 ver= 
ſchiedene zerfälft, und fich von den Verwandten durch feine ges 
tinge Größe und den Außerft dünnen und geſtreckten Schnabel 
ſehr auffallend unterfcheidet, befaß ich im Frühjahre 1837. Es 
war am 9. April bey dem tiefen Schnee unter einem Nachtie 
gallgärnchen gefangen worden, und Fam ganz abgemagert in 
meine Hände. Sch fütterte ihn, weil ih nicht genug Mehl: 
würmer hatte, mit Fliegen, Xarven, Schmetterlingen und andern 
Inſekten. Er trug fich fehr fhön, und "wurde bald zahm, ja 
er fieng fogar zu fingen, oder vielmehr zu dichten an, was wie 
ein Zeifiggezwitfcher Elang. Allein er befam Budeln an den 
Füßen und ftard am 4. Man. 


— Dor große Brachpieper, mein Anthus arvensis +, 
merklich größer und am Schnabel ftärker als der gewöhnliche, 
wurde, ob er gleich) gewöhnlich nicht hier ift, im Sommer 1835. 
von mir beobachtet und erlegt. Er hat faft ganz das Betragen 
und den Lockton des gewöhnlichen, allein fein Geſang ift durch 
einen teilferartigen Ton von dem des gewöhnlichen fehr ausge: 
zeichnet, und deswegen ganz anders und viel beffer. 


Be *** Von Bi 
+6. Brehm's Handbuch S. 1012 — 1013. 


500 


* Die gelbe Schafftelge. Budytes flavus Boje. (In 
Wien gelbe Bachſtel ze.) Handb. ©. 297. 

Diefer Vogel empfiehlt ſich mehr durch feine Schönheit, als 
durch feinen einfachen Gefang. Diefer befteht gewöhnlich nur 
aus dem etwas variirten Lockton fip, zier, frie, und einer 
ziemlich tiefen und melodifchen Strophe, welche ſich ebenfo fehr 
dem Gefange der ſchwefelgelben, als dem der weißen Bachftelze 
nähert. Das Tempo iſt ſchneller als bey der eriten, aber lang— 
famer als bey der legtern, und die Töne find nicht fo laut als 
bey diefer; der Gefang ift alfo ein Mittelding zwifchen dem 
der beiden genannten Vögel; allein er gefällt mir, ob er gleich 
einfacher als der der weißen Bachftelze ift, doch beffer als 
der diefes Vogels, weil er durch feinen fo lauten Ruf, als diefe 
bat, verdorben wird. Ueberhaupt fand ich, daß unfere im 
Zimmer nicht fo ducchdringend locdt als die weiße, und deswe— 
gen ift fie mir weit angenehmer. Sedoch fingt fie nicht im Herbite, 
was die weiße Bachſtelze fleißig zu thun pflegt; auch wird fie 
nicht fo bald zahm, wie diefe, gewöhnt ſich aber ebenfo leicht, 
tie fie an das Zopfenfutter, welches beide äußerſt gern freffen. 
Unfere Schafftelze maufert vollftändig im Julius, und verliert 
im Fruͤhjahre die Eleinen Federn wieder. Sie braucht einen 
langen Käfig, um ſich auslaufen zu Eönnen. 

* Sm May 1835. beobachtete ich von Neuem diefe Schaf: 
fteize an ihrem Brutorte. Das Männchen erfcheint, wenn es 
mit feinem Weibchen gewandert ift, gewöhnlich früher auf die 
fem als das Weibchen, fegt fich auf einen erhabenen Ort, am 
liebften auf einen Pfahl oder einen auf einer Wieſe einzeln 
ftehenden Buſch oder Zweig und Täßt feinen höchft einfachen 
Gefang hören. Man vernimmt da gewöhnlich nur, gerade wie 
ben der ſchwefelgelben Bachftelje den Hauptton, nehmlich das 
Zier, Frie, felten die melodifhe Strophe; den angenehmen 
Lockton fluͤi hörte ich nur im Fluge, befonders beim Aufflies 
gen, und zwar von dem Weibchen, fo oft als von dem Männ- 
hen. Die Singzeit dauert in der Freyheit bey unferm Vogel 
kaum 2 Monate, 

** Zu meiner großen Freude habe ich feit dem May 1835. 
die ſchwarz- und grauföpfigen Schafftelzen (Budytes melano- 
cephalus, atricapillus, einereocapillus, caniceps et atri- 
genalis), Motacilla melanocephala Lichtenst. et einereo- 
capilla auet. Italicorum in hiefiger Gegend angetroffen, von 
denen eine Eurze Befchreibung vorläufig an die Iſis abgegeben 
worden ift. Sch bemerfe hier über diefe fehönen Vögel nur 
Folgendes. Sehr mit Unrecht, hat man diefe fehönen Voͤgel, 
unter denen fich befonders die ſchwarzkoͤpfigen wegen des ſchoͤ— 
nen Abftiches, welchen da8 Schwarz der Baden gegen das 
Gelb des Unterkörpers bildet, fehr ſchoͤn ausnehmen, für vecht 
alte der gewöhnlichen Art gehalten, und zwar aus dem Grunde, 
weil es audy in Egypten und Nubien, wie in Dalmatien nicht 
viele der fehönen Art giebt. Allerdings befinden ſich unter den 
von Hemprich und Ehrenberg aus jenen beiden afticani- 
ſchen Ländern nach Berlin gefandten 30 Stüden, welche ich 
felbft in dem herrlichen Berliner Mufeum fah, meines Wiffens 
nur 3 ſchwarzkoͤpfige Schafftelzen. Aber dieß bemeift nichts 
Anderes, als daß die ſchwarzkoͤpfigen Schafiteljen in Egypten 
und Nubien nicht häufig find. In Griechenland brüten fie 
nicht felten. Die hiefige Gegend befuchen diefe fchönen Voͤgel 
nur felten, aber in £leinen Gefellfchaften, ja fogar gepaart, 


* Don ©, — * Don B. — *** Don B. 


> 507 


wovon ich mehrere Beyfpiele in meiner Sammlung aufmweifen 
Eann. Der Hauptunterfchied befteht be) allen den genannten 
in dem Mangel des weißen Augenftreifs und in 
den dunfeln Baden, obgleich mandye eine Spur des heilen 
Streifes zeigen. 

Sie haben im Locktone — ihren Gefang habe ich nie gehört 
— große Aehnlichkeit mit den gewoͤhnlichen Schaffteljen. Da 
aber befonders die ſchwarzkoͤpfigen viel fehöner als dieſe 
find, verdienen fie von den Liebhabern vorzüglich beachtet zu 
werden. An einem andern Orte werde ich mic) ausführlich) 
über diefe merkwürdigen Wögel erklären. 

"Die Nadenbahftelze. (Weiße Bachſtel ze. Trauer— 
bachſtelze. Adermännden.) Motacilla cervicalis 
Br. (Motacilla alba et yarrelli auct.) 

Diefe Bachſtelze kenne ich als eigne Gattung feit dem März 
1835., obgleich ich fie früher fchon gefehen und erlegt, and) aus: 
geftopft hatte. QIemmind erwähnt fie in feinem Man. d’Or- 
nith. als eines Baftardbs von der weißen und Zrauerbachftelze, 
und in Wahrheit, fie fteht zwifchen den beiden genannten Voͤ— 
geln mitten inne. Sie ift etwas größer als die weiße Bad: 
ftelze, und jung, einjährig und im Herbft£leide, ges 
woͤhnlich aub im weiblichen Geſchlechte fhwer von ber 
meißen zu unterfcheiden, im Alter aber fehr Eenntlich. 

Das mehrjährige Männchen im Fruͤhjahre. Die 
Zeichnung ift wie bey der weißen Bachftelze; allein fchöner und 
herelicher; doch den Dauptunterfchied zeigt der Oberkörper; denn 
das Schwarz des Hinterkopfs geht bey ihr über den Nacken, 
nicht felten ſogar über den Oberruͤcken herab, fo daß diefer beym 
fisenden Wogel größtentheils ſchwarz ausſieht, was gegen die 
ſchoͤnen breiten weißen Binden auf den Flügeln ab: 
ftiht. Solche alte Männchen, welche aber fehr felten find, 
ſtehen den Trauerbachftelzen weit näher al8 den weißen. Schwer 
rer find die einjahrigen Männchen, die Herbſtvoͤgel 
und die Weibchen von denen der weißen Bachflelzen zu unter 
ſcheiden; allein bey den Männchen und den alten Weibchen 
ift das Schwarz des Hinterkopfs ſtets meiter herab verbreitet 
als bey denen der weißen Bachftelze. Die Jungen unterfcheis 
den ſich von denen diefer am leichteften duch die breitern Flü- 
gelbinden. Sie zieht in Eleinen Gefellfehaften hier dur — 
nur fehr wenige Paare brüten in mandyen Sahren in der hie: 
figen Gegend — hält ſich treu zu ihres Gleichen, befucht vor— 
zugsmeife die gewäfferten, den Ealten Winden nicht ausgefeßten 
Miefen, fommt nicht auf die Gebäude, iſt ziemlich, oft fehr 
fheu, hält ſich faft immer im Felde und auf den Wiefen auf 
und niftet aucd fern von den Dürfern in hohlen Bäumen oder 
in Erdlöchern. Ihre Ener find denen der weißen Bachftelje ganz 
ähnlih, und ihre Lieblingsnahrung kleine Waſſerkaͤfer. Ihr 
Geſang ift weit beffer als der der weißen Bachftelze, ub er gleich 
dem diefes Vogels fehr ähnelt. Er ift voller, ftärfer, manch— 
faltiger und länger dauernd, alfo in. jeder Hinficht dem der 
Verwandten, welche fie auch an Schönheit übertrifft, vorzuziehen. 
*Das Blaukehlchen. Cyanecula. (Sylvia Suecica Lath, 

Motaeilla Sueeica Linn.) In Wien Blaufehlden, 
Blaufröpfl. (Handb. ©. 148.) 

Der Blaufehlhengefang hat etwas ganz Eigenthümliches, 
nehmlich ein leyerartiges Schnurren, bey welchem diefe Vögel 
auch bie pfeifenden Zöne hervorbringen, fo daß man. glaubt, fie 
fangen mit zweyerley Stimmen, Meiner Meynung nach be: 


* Bon B. ** Bon ©, 


902 


ſitzen fie außer dieſem Leyen Eeine eignen Strophen; denn alles 

Uebrige, was fie hören Iaffen, find Kodtöne oder Theile der 

Gefünge anderer Vögel, Deßwegen haben auch die meiften 

viele unangenehme Töne, welche fie von den Reihern, andern 

Sumpf= und mehrern Waffervögeln, neben denen fie wohnen, 

entlehnen, und welche fie oft nach einander und, wenn fie recht 

in der Hiße find, aus vollem Halfe wiederholen, Ebendiefe 

MWiederhofung der Strophen, leider gewöhnlich die fchlechtern, 

wobey jede für ſich ausgeftoßen und nicht mit der folgenden , 
verfchmolzen wird, macht diefen Gefung viel weniger angenehm, 
als die dem Blaufehlchen eigenthuͤmliche Kunft, fih Theile von 

fremden Liedern anzueignen, erwarten läßt. Doch ift bey ihnen, 

wie bey allen Vögeln, der Unterfchied im Gefange fehr groß, 

und mandes Männchen gehört zu den allerangenehmiten Saͤn— 

gern. Unter den vielen, die ich beſaß, von demen die meiften 

einen Fleinen weißen Stern, andere gar feinen hatten, waren. bie 

fhönften und lauteften Sänger ein Männchen , das alle Merk: 

male trug, die mein Freund Brehm feiner Cyanecula Wolßi 

zuſchreibt und ein anderes, welches ich jet befise, und von 

welchem weiter unten die Rede ſehn wird. Diefe Cyanecula 

Wolfii ahmte mit ſtarker herrlicher Stimme den Gefang der 
Feldlerche, der Rauchfchwalbe, der Blaumeife, das Tadtad der 
Amfel, den ganzen Wachtelfchlag, das Quaken des Laubfroſches 
und mehreres Andere in recht tiefem Tone nad). Mein jesiges 
— es trägt einen ganz Eleinen weißen Stern, * wurde als juns 

ger Vogel in Salzburg auf dem Herbftzuge, auf welchem dort 
ſehr viele junge Blaukehlchen erfcheinen, gefangen. 

Don allen, welche ich bisher hatte, fang Eeins fo ſchoͤn und 
fo laut; auch hat es gar feinen unangenehmen Ton. Mit 
tiefer, flötender Stimme macht es täufhend nad) mehrere - 
Gaͤnge aus den Liedern der Nachtigall, des Rothſchweifes, des 
Moͤnchs, des Stiegliges, der fahlen Grasmüde, den ganzen 
Gefang der Rauchfchwalbe, den Ruf des Wuchlelweibchens, den 
Lodton des Edelfinfen, das Zirpen der Grylle uſp. Das Meifte 
davon lernte es zwar bey einem meiner Würger und andern 
Vögeln, auch ſingt es oft bey Kerzenlicht fo laut und fchön, 
wie bey Tag und verſtummt höchftens ein Paar Monate im 
ganzen Jahre. Diefes Blaufehichen ift mir ein Beweis, daf 
Jemand, welcher zu feinen vielen Ctubenvögeln einen vorzuͤg— 
lihen Sänger diefer Urt anfchaffen will, fih vor allen nach 
einem jungen Herbftmänncen umfehen muß; denn diefes nimmt 
dann von allen e8 umgebenden Sängern fehr viel an. Allein 
ein jedes, auch das befte bleibt fowohl in der Kunft, als auch 
im angenehmen VBortrage hinter einem guten vothrüdigen Wür— 
ger weit zuruͤck. 

Alte diefe Vögel, fie mögen im Herbfte oder im Frühjahre 
gefangen werden, Laffen fi) bald hören. Ja die letztern fingen 
oft fhon am Sten oder Aten Tag ihrer Gefangenfchaft und 
die meiften merden fehr bald zahm. 

Die Blaukehlchen vermaufern ſich im Julius und Auguft in 
Zeit von 5 und 6 Wochen, bey welcher Maufer ihre Kehle 
viel von ihrer Schönheit verliert. Die alten weißfternigen 
Männkhen befommen bey diefem Federwechfel ihren weißen 
Stern mieber, die jungen aber erhalten einen blaßroftrothen, der 
oft von der fat gleich gefärbten Kehle kaum zu unterfcheiden 
ift, und bleiben bis gegen den folgenden März in diefer unan— 
ſehnlichen Tracht. Schon im Februar fängt jedoch eine theil: 
weife Maufer an der Gurgel nnd Kehle an und jet befommt 


* Wahrfcheinlich eine noch nicht ganz ausgefärbfe Cyanec. Wolfii. B. 


503 


der Vogel das herrlihe Blau und den glänzendmweißen Stern ; 
denn die roftrothen Federchen fallen ab und machen den fchon 
gefärbten Platz. Soll ein foldes junges Blaukehlchen der 
Pracht, welche es im freyen Zuftande zeigt, nahe kommen: fo 
muß es fo viel als möglich zu diefer Zeit täglich in der Luft 
oder zwiſchen den Fenftern ein Paar Stunden lang bleiben 
koͤnnen. Auf dieſe Art gelang es mir, da milde Witterung es 
erlaubte, dem früher erwähnten jungen Vogel, welcher den gan— 
zen Winter hindurch nicht ein blaues Federchen zeigte, bis gegen 
Ende März zu einer beynahe ebenfo fchon gefärbten Kehle, als 
er im frenen Buftande befommen hätte, zu verhelfen, und es 
machte mir viele Freude, diefe langfame Maufer recht genau 
beobachten zu können. 

Wohl wird im Zimmer das Blaukehlchen an der Kehle immer 
bläffer und unanfehnliher; doch bin ich überzeugt, man kann 
dadurch, daß man e8 im Srühjahre, wie auc vor und während 
der Sommermaufer viel an die Luft hängt, diefer Entfärbung 
etwas vorbeugen. 

Die Blaufehlhen bekommen nad einigen Jahren mei— 
ftens ftarfe Schuppen an den Füßen, die man, wenn fie ihnen 
zu läftig werden, durch Baden weich machen kann, und dann 
mit Vorfiht und Sorgfalt ablöfen muß. Auch befommen fie 
oft Entzindungen an den Zehen, welche anfchwellen und Budeln 
zeigen. Meiner Erfahrung nach ift diefe Krankheit, da fie durch 
innere Urfachen erzeugt wird und gewöhnlich die Darre zur 
Folge hat, bey diefen und allen Sängern unheilbar. Allein 
feitdem ich anftatt des Fleifches füßen Quark füttere, iſt diefes 
Uebel bey Eeinem meiner Vögel mehr vorgefommen, und mein 
vor 17 Monaten gefangenes Blaukehlchen fteht mit fo ganz 
veinen Füßen da, als wäre es geftern noch in der Aue geflogen. 

Diefe Vögel verlangen gutes Futter und vieles Waſſer zum 
Baden, auch alle Tage einige Mehlwürmer, Da fie gern ge 
rade auslaufen, dürfen fie nicht in einen zu Eurzen Käfig ges 
fperrt werden. 

* Sp der Freyheit fingen die Blaufehlchen zumeilen fchon auf 
dem Zuge, manche, befonders alte Maͤnnchen, recht laut und 
fhön. Das Wolfifche hat in der Megel von den andern 
einen bedeutenden Vorzug in der Stärke und Schönheit des 
Gefanges, welcher zumeilen faft fehlagartig Klingt. Es ift eine 
merkwürdige Erſcheinung, daß unter den verfchiedenen Blaus 
Eehlchengattungen die Herrlichkeit des Gefanges in einem ges 
wiffen Verbältniffe mit der Farbe der Kehle fteht. Denn das 
mit dem großen weißen Sterne, meine Cyanecula leucoeyana, 
hat das menigfte und bläffefte Blau, aber aud) den ſchlechteſten 
Geſang. 

In der Freyheit erfolgt die Hauptmauſer im Julius und 
Auguſt, und die Fruͤhlingsmauſer geht bey den einjaͤhrigen Voͤ— 
geln — die alten zeigen nur zuweilen eine Spur davon — 
wie bey den eingeſperrten vor ſich; denn man findet im An— 
fange des Aprils Blaukehlchen, deren Kehle ganz friſch vermau— 
ſert iſt, ja zuweilen ſogar noch Kiele zeigt. Da, wie wir geſehen 
haben, junge Herbſtvoͤgel fuͤr den Liebhaber der Stuben— 
voͤgel beſonders wichtig ſind: bemerke ich noch, daß man dieſe 
nicht nur an dem blaßroſtgelben Stern und dem wenigen Blau 
an der Kehle, ſondern auch an den hinterſten Schwung- und 
an den langen Oberfluͤgeldeckfedern erkennen kann; dieſe haben 
nehmlih ben den jungen Herbftvögeln roftgelbe 
Spisen oder Spikenfanten, von denen bie alten Vögel 


* Bon B, 2 


504 


auch nicht die geringſte Spur zeigen. Durch dieſe kann man 
ſelbſt bey dem ſchwediſchen und öſtlichen, Cyanecula Suecica 
et orientalis, bey denen die alten im Herbſte auch roſtfarbige 
oder roftgelbe Sterne haben, die jungen Vögel leicht von den 
alten unterfcheiden. Uebrigens ift wenigftens um Renthendorf 
die Gefahr, einen alten anftatt eines jungen Herbſtvogels diefer 
Gattungen zu befommen, nicht fehr groß; denn unter 15 männ= 
lien Herbftblaufehlhen findet man höchſtens ein altes 
Männchen, oft oder vielmehr gewöhnlich find alle 15 jun= 
ge Vögel. 


*Der Sproffer. Luseinia philomela Br. (Motacilla 
luseinia major Linn. In Win Aunachtigall 
(Handb. 861.) 


Auch um Salzburg erfcheint dee Sproffer auf dem Herbft- 
zuge, aber fehr einzeln; denn in einem Sabre werden höchftens 
2, meift junge Vogel auf den Markt gebracht. Der Mann, 
welcher fie fängt, und welcher leider der einzige dort lebende 
verftändige Vogelfteller ift, behauptet, fie in den Auen um den 
fhönen Wolfgangfee 8 bis I Stunden oftwärts von Salzburg 
zu befommen. in dortiger Beamter, ein großer Kenner der 
Sproffer und Nachtigallen, gibt mir über die Erſcheinung diefer 
Bögel in den dortigen Auen folgende Nachrichten, welche viels 
leicht nicht ohne Intereſſe feyn möchten. Sch laffe ihn felbft 
fprehen: Im Frühling und zwar im Monat May ziehen die 
Nachtigallen vom füdlihen Tyrol nach Defterreih und nehmen 
ihren Weg gewöhnlich durch die Auen der Flüffe, diefen entlang, 
weil, wie befannt, um diefe Zeit die meiften Inſecten dort ans 
zutreffen find. Bey Salzburg habe ich felbft dieſe Wögel in 
den Auen, befonders bey der Ausmündung der Saale in die 
Salzach, ungefähr 1 Stunde von der Stadt angetroffen. Die 
zuerſt anfommenden find meiftens Männchen, welche dem Zuge 
vorangehen und hier fo lange warten — benn leider bleibt keins 
den Sommer hindurch bey ung — bis die Weibchen, welche 
fie durch ihren aus einem einfachen Pfiffe beftehenden Ruf an- 
loden, nachgefolgt find. In den legten Tagen des Augufts 
und den erften des Septembers ziehen die Nachtigallen in wärs 
mere Laͤnder wiede zurüd, und fommen dann in viel größerer 
Anzahl als im Frühjahre durch unfere Auen, und da habe ich 
ſelbſt Sproffer unter ihnen bemerkt. Diefer Zug dauert ge= 
wöhnlih 8 Tage; jene Sproffer hatten ſich vermuthlich ver- 
fpätet und dann dem Zuge der Nachtigallen angefchloffen. Es 
find dieß Achte ungarifche Sproffer, mit recht dunkler gemufchels 
tev Bruft, die einen fchönen und reinen Schlag haben. Einer 
davon fieng fchon bey mir 2 Jahr nach einander nach feiner 
Maufer wieder zu ſchlagen an, und ließ fic ununterbrochen bis 
zur Mitte des Septembers hören, ſchwieg dann bie Ende No: 
vember und fieng im December wieder zu fingen an, was, wie 
befannt, bey einem Sproffer eine große Seltenheit ift. , 

Auch ich gebe meinen Sproffern und Nachtigallen nie Fleifch, 
fondern füttere fie im Winter blog mit geriebenen Semmeln 
und Möhren, füßem Quarke und dürren Ameifeneyern; dazu 
gebe ich ihnen täglich fomwohl bey Tage, als Abends bey Licht 
fo viel lebendige Mehlwuͤrmer, als fie annehmen wollen; im 
Sommer aber, zu welcher Zeit ich fie bloß mit feifchen Amei— 
feneyern füttere, erhalten fie Eeine, Bey diefer Art, fie zu er: - 
naͤhren, fchlagen fie Außerft fleißig und bleiben fo gefund, daß 


mie noch nie ein folcher Vogel erkrankt iſt. In Folge einer 


* Bon ©, 


505 


vieljährigen Erfahrung glaube ich behaupten zu Eönnen, daß bie 
Sproffer, welche am Oberkörper recht ſchmutzig braunroth aus: 
fehen, Nachtfchläger, jene aber, bey welchen dieſer Theil 
mehr ins Afchgraue fhimmert, Tagſchlaͤger find. 

Auch ich hatte in Saljburg einen, in den Umgebungen biefer 
Stadt gefangenen fehr ſchoͤnen Acht ungarischen Sproffer. 

* Here Kaufmann Herfurtb in Hainihen (fieh deffen Mit— 
tbeilungen über die Fortpflanzung der Sproffer, ©. 69. des 
Handbuchs) fhreibt mir im Julius °1837., daß er feit der 
Herausgabe unferes Handbuches die Fortpflanzung der Sproffer, 
da er nun, duch Erfahrung belehrt, die Hinderniffe habe bes 
feitigen fonnen, mit dem beflen Erfolge zu feiner großen Freude 
betrieben habe. 


Die Nachtigall. Luscinia Br. (Sylvia luscinia Lath. 
Motaeillı luseinia Linn. Handbuh ©. 73. In Wien 
MWaldnahtigall (Handb.) 


Sowohl in Ungarn, als in Defterreich gibt es herrlihe Saͤn— 
ger von diefer Art, und id) babe ſchon mehrmals aus diefen 
Laͤndern Nachtigallen gehabt, welche wahre Virtuoſen waren. 
Dennoch muß ich befennen, daß der fchöne Gefang der ſchwarz— 
Eöpfigen und Sperbergrasmüden mir im Zimmer 
mehr Freude gewährt, al3 die zwar herrlichen, ſehr mandyfalti= 
gen, aber aud gar zu lauten und durdydringenden, fehr lang 
gezogenen Töne diefer weltberühmten Sängerinn. Wer fih an 
“ihren. fchönen Liedern ‚den ganzen Winter in feiner Wohnitube 
ergögen will, wird von dem Gefange feiner ſchwaͤcher fingenden 
Bögel, wenn feine Nachtigall recht fleißig iſt, wenig geniefen; 
denn fie übertönt alle Singvögel, wie es diefen Winter bey mir 
wieder der Fall war, in welchem ich die befte Nachtigall, welche 
ich je hatte, fehon in der Mitte des Januars mweggeben mufte, 
weil: bey ihrem Schlage der Gefang aller meiner vielen Voͤgel 
für mid) verloren gieng. Doc halte ich mir faft jeden Win: 
ter eine, da ich die Bemerkung gemacht habe, daß die meiften 
Bögel, welche die Nachtigall, wenn auch nur ein Paar Monate 
gehört haben, viel von ihrem herrlichen Geſange annehmen. 
Mird mir die Nadıtigall zu laut, dann gebe ich fie weg. Ein 
Paar Nachtigallen, welche mit einander wetteifernd fchlagen, 
find für Semanden, der feine andern Vögel hält und nicht an 
Kopffchmerzen leider, etwas Entzuͤckendes. Niemand liebt den 
Nachtigallenſchlag mehr als ich, aber im Freyen! Wie viele 
Stunden bringen wir alle Jahre im May in dem wahrhaft 
prächtigen Faiferlihen Larenburger Garten zu, um bdiefen liebs 
lichen, dort fo häufigen Sängern zuzuhören, 

Die Nachtigallen haben den Vorzug vor den Sproffern, daß 
fie gewöhnlich früher], zumeilen fehon im November zu ſchlagen 
anfangen und fleifiger ‚als diefe im Gefange find. Won denen, 
welche in den Salzburger Auen gefangen werden, gibt es meh— 
rere, welche beynah das ganze Fahr fchlagen, oder wenigſtens 
gleich nach der Mauſer wieder zu ſingen beginnen und ſich dann 
einige Wochen hindurch hoͤren laſſen. Wirklich hoͤrte ich in 
Salzburg faſt zu jeder Zeit des Jahres Nachtigallen ſchlagen, 
namentlib am 16. October beym Wogelhändler, wo 4 folche 
Bögel, welche er. vor ein Paar Monaten gefangen hatte, ſchon 
halblaut fehlugen. Da beynah alle Nachtigallen, welche dort 
gehalten werden, zu derfelben Zeit und wie diefe, als junge 
Herbftvögel ‚gefangen werden, fo mag dieß die Urfache feyn, 


* Von B. 
*Von G. 


Iſis 1848. Heft. 7. 


506 


daß fie viel länger und fleißiger, als unfere Ungatifchen und 
Defterreichifchen ſchlagen, welche alle als alte Vögel im Früh: 
jahr gefangen werden, von denen fich aber auch fuft nie eine 
vor dem November hören läßt. Daher ift den Liebhabern dieſer 
herrlichen Sänger zu rathen, ſich ftets um junge Derbft- 
vögel zu bemühen; diefe beſitzen ſchon den wahren Schlag 
und vervollfommnen ihn noch, befonders wenn fie einen recht 
guten, alten Vogel hören. 


Von jenen Nachtigallen, welche durch die erwähnten Salzach— 
und Saalauen ziehen, kann man 2, ja auch 3 verfciedene 
Gattungen oder Gubfpecies, oder, wenn man lieber will, clima= 
tifhe Varietäten unterfcheiden. 


1) Eine, welche am Vorberförper mehr oder weniger, ‚öfters 
auch ganz grau ift, wohl auch einige Mufcheifleden zeigt, und 
am Körper. etwas ftärfer als unfere gewöhnliche ift. Sch fah 
mehrere dergleihen, welche an der Bruft fo dunfel und gemu— 
fhelt waren, daß id) fie von vorn in einiger Entfernung gefehen 
beynah für Sproffer gehalten hätte. Diefe wird in Salzburg 
und der Umgegend den andern gewöhnlich vorgezogen, weil ihr 
Schlag ſchoͤner ift, und ihre Strophen ſich, da fie die Töne 
nicht fo lang zieht, denen des Sproffers nähern. Auch bey 
Münden, wo es feine Standnachtigallen gibt, erfcheint fie auf 
dem Zuge; denn id) fah dort zwey derfelben im Käfige. Sch 
halte fie für Brehms Luscinia megarhynchos. 


Anmerkung. Diefe Nachtigall Eommt auch bey Renthendorf 
auf dem Zuge vor. Ich nenne fie Luscinia intercedens. 
Brehm. 


2) Unfere gewöhnliche Nachtigall, welche in Defterreich Tebt 
und in Ungarn fo haufig brütet, daß vom dorther alle Früh: 
jahre viele Hunderte auf den Wiener Markt gebracht werden. 
Sie ift am Unterförper weißlich und ein wenig ſchwaͤcher, als 
die vorhergehende. — Noch zu einer 


sten Warietät feheinen mir einige Individuen zu gehören, 
melche am ganzen Unterförper viel reiner weiß und fo außer= 
ordentlich lang und geftredt find, daß fie dem Sproffer in der 
Länge wenigftens nichts nachgeben. Es find herrliche, ftarke 
und laute Schläger, welche ich nur hier antraf. Wer diefe 
auffallend großen Nachtigallen neben den Fleinen Stalieniichen 
oder Südtyrolifchen, welche ich hatte und von denen ich jegt 
ncc eine aus der Gegend von Nom befige, die Brehm Lus- 
einia Itala genannt hat, fehen würde, müßte, und wenn er 
noch fo fehr der Zertheilung einer Art in mebrere Gattungen 
entgegen wäre, hier doch 2 verfchiedene anerkennen; denn der 
Unterfchied ift zu auffallend. 


Ich befige jegt wieder eine Nachtigall, welche an der Grenze 
der römifchen Staaten gefangen ift. Als ich fie befam, fehlug 
fie, ließ fi) aber feit einem Monate bey mir nicht hören. Der 
Uebergang des Fleifchfutters zum Zopfenfutter brachte bey allen 
Böyeln, welche ich diefen Winter Eaufte, diefelbe Wirkung here 
vor; alle blieben zwar ſehr gefund, hörten aber ganz auf zu 
fingen. Während des Gefangs der, Vögel ift es alfo gemagt, 
diefen Verſuch vorzunehmen, weil der Topfen Eühlt. Dieſe 
Nachtigall, auf deren Lied ich mich fehr freue, foll unendlich 
fhon, aber nicht ſo laut, wie die unferigen fehlagen, was mit 
dem von Küfter über die Sardinifhen Nachtigallen 
Gefagten übereinftimmt. Es heit nehmlich Iſis 1835., Heft 
I. ©. 218. von ihnen: 

328 


507 — 
* Sylvia luscinia. Italieniſch und Sardiniſch Rossignolo. 

Die Nachtigall iſt am allen etwas baumreichen Drten gemein. 
Hinfihtlih der Färbung weicht fie faft gar nicht von der des 
Feftiandes ab, nur find die obern Schwanzdedfedern 
graulich weißgelb, und die ganze Unterfeite etwas 
mehr gelbgraulic, vorzüglih an der Bruft. 

Die Nachtigall wählt zu ihren Aufenthalaltsorten nicht zu 
hohe Berge lieber, als Ebenen. Nah Cetti ift fie fehr haͤu— 
fig bey Igleſias; ic fand fie zahlreich bey Nurri, weniger haͤu⸗ 
ſig, ja nur einzeln bey Cagliari, da hier nur wenige Gaͤrten 
und gar keine Gehoͤlze ſind. Die Stimme der ſardiniſchen 
Nachtigall ſchien mir zwar etwas ſchwaͤcher, aber faſt melodi⸗ 
ſcher zu ſeyn, als die unſerer Nachtigallen.“ 

Naͤchſtens wird Brehm in dieſen Blaͤttern etwas Ausfuͤhr— 
liches uͤber die Nachtigallen mittheilen. 

Nach meinen Erfahrungen find die Nachtigallen nicht fo 
zärtlich, als die Sproffer; denn fie Fommen nicht nur jedes 
Frühjahr 2 bis 3 Mochen früher als diefe an, fondern dauern 
auch bey fchlechterem Futter im Käfige länger aus. Man muß 
aber nie unterlaffen, diefen beiden Wögelarten dide Sitzſtangen 
zu geben, weil duͤnne ihnen leicht Leichdornen und andern Schaͤ— 
den an den Füßen zuziehen. Die Sisftangen mit Tuch zu 
überziehen, taugt gar Nichts, weil ſich das Ungeziefer unter dem 
Tuche einniftet. 

Wie gern mande Nachtigall im Geſange mit einer andern 
wetteifert, mag Folgendes beweifen. Vor 4 Jahren mufterte 
ich einen folhen Vogel feiner Faulheit halber aus. Da er aber 
einen ausgezeichnet fhönen Schlag hatte: erbat ſich ihn einer 
meiner Freunde, Bey diefem fieng er nie vor dem März zu 
ſchlagen an, und ließ ſich dann noch fparfam hören. Vorigen 
Winter gab ich abermals eine Nachtigall weg und zwar aus 
ganz entgegengefeßter Urfache, nehmlich, weil fie fhon im Ja— 
nuar durch ihren durchdringend lauten Schlag, welder von 10 
Uhr Morgens bis Abende im Dunfeln unausgefegt ertönte, alle 
meine Vögel uͤberſchrie. Da ich nun dem Freunde zwar nad 
feinem eignen Wunfche den fchlehten Vogel gegeben, wollte ich) 
ihn aud in den Beſitz des guten fegen. Kaum war diefer in 
fein Zimmer gebracht, fo ſchlug er wirklich ſchon, und nad) 
einigen Tagen ließ fich die alte, fonft fo faule Nachtigall, ob— 
gleih die Mitte des Januars kaum voruͤber war, aud) hören, 
und ſchlug anhaltend. mit der andern fort. Diefe lettere fieng 
dieß Jahr — ich kaufte fie als einen unlängft gefangenen 
jungen Herbftvogel — am 22. November wieder zu ſchla— 
gen an, und die alte, welche ſich fonft vor dem März nie ver= 
nehmen ließ, fhlug abermal® am 12. Sanuar ſchon und fingt 
feitdem laut, fleißig und wunderſchön. 

= Das Metteifern im Schlagen der Nachtigallen findet man 
in der Freyheit ebenfo wie im Zimmer, wevon ich mid) von 
Neuem im May 1835. in der Gegend von Leipzig überzeugt 
habe. Man bemerkt da deutlich, wie eine die andere an Staͤrke 
zu überbieten ſucht, und ein ſchlechter Schläger, wenn er merkt, 
daß er mit einem vorzüglihen nicht fortfommen fann, nicht 
felten verftummt, gleihfam als fhäme er ſich feiner Ohnmacht. 
Sa, e8 kommt zumeilen vor, daß eine mit einer nahe wohnen: 
den. wetteifernde Nachtigall, wenn bie ihe zum Verdruß ſchla— 
gende ſchoͤne Touren vorgetragen hat, diefelben Zouren vorbringt, 
aber fie an Stärke und Rundung der Töne zu übertreffen fucht. 


* Mitgetheilt von B. 
“+ Don B. 


—— 


508 


Es ift eine wahre Freude, einen folhen Mettffreit mit anzu— 
hören, und ich bin feft überzeugt, daß diefes Ningen nach Voll: 
endung dem Schlage erſt die wahre Herrlichkeit gibt. Daher 
mag es aud fommen, daß man nur da, wo die Nachtigallen 
häufig find, ausgezeichnet gute Schläger hört. 

Es ift befannt, daß diefe Königinn der Singvoͤgel gewöhnlich) 
nur ein Mal und zwar im Sommer maufert. Die gilt von 
den in der Sreyheit lebenden, wie von den eingefperrten; allein 
am 16. May 1835. befam ich eine Luseinia megarhynchos, 
welche nicht nur friſch vermauſerte Schwung: und Steuerfedern 
hat — fie war am 4 May gefangen und ſtarb, jedoch nicht 
bey mic am 16ten — fondern audy am ganzen Körper in 
voller Maufer fteht. Sie hat defwegen ganz das Kleid eines 
alten Herbftvogeld und ift mir nie fo vorgefommen; fie zeichnet 
fih auf den erften Blick duch ihren ungewöhnlich dunkel ges 
fürbten Unterförper aus. Auch die von meinem Freunde be- 
ſchriebene lang geftredte, welhe, wenn fie ſich als Subfpecies 
beftätigt, Luseinia graeilis heißen kann, glaube ic zu befißen, 
aber nur ausgeftopft. Ich befam fie jedoch im Fleifche, aber 
nicht aus der biefigen Gegend, fondern aus Böhmen, wo fie 
in der Nähe von Prag gefangen wurde. Sie hat ganz bie 
oben angegebenen Merfmale an ſich; denn auch fie zeichnet ſich 
durch ihre Lange und ihren fehr ins Weißliche fallenden Unter: 
Eörper aus. Sie ift fo geftredt, daß fie manchen Sproffer an 
Länge übertrifft. Allein ic) wage nicht eher über die Sdentität 
diefes Vogels mit dem oben aufgeführten etwas Beftimmtes zu 
fagen, als bis mir eine Vergleihung beider vergönnt ift. 

Eine ſehr merfwürdige Erfheinung unter diefen Wögeln find 
die Doppelgänger, in Wien Zweyfchaller genannt. Sie 
laſſen befanntlih im Schlage Zouren vom. Sproffer und von 
der Nachtigall hören und haben bey den Liebhabern wenig Werth, 
Allein was find fie® Bilden fie eine Mittelgattung oder find 
fie wirkliche Baftarde? Die Entfcheidung diefer Frage ift fehr 
ſchwer und mir, weil mir die Gelegenheit, viele derfelben zu 
beobachten, fehlt, gaͤnzlich unmoͤglich. Auf jeden Fall geht aus 
dieſer Erfcheinung die fehr nahe Verwandefchaft der beiden Mei- 
fterfinger unwiderſprechlich hervor. Mein Freund, der Herr 
Appellationsrath Käuffer, befaß im Sommer 1834. einen 
folben Bogel — was aus ihm geworden, weiß ich noch nicht 
— über weldyen er, diefer große Kenner, felbjt zweifelhaft war, 
Er hatte faſt das Anfehen der Nachtigall, aber der aͤchte Kenner 
bemer£te auf den erften Blick, daß er in der Geftalt und Zeich- 
nung von den gewöhnlihen Nachtigallen abwich. Allein ein 
Sproffer war e8 gar nicht; denn er hatte weder die dunkle 
Farbe teffeiben auf dem Oberkörper, noch die Mufchelfleden 
vor der Bruft. Sein Lodton aber — er: ſchlug leider in jenem 
Sommer noch nicht — war ganz fprofferartig und deß— 
wegen mußte ihm jeder, welcher, ohne ihm zu fehen, locken hörte, 
für einen Sproffer halten. Iſt eg mir möglich, über ihn weis 
tere Nachrichten zu bekommen, fo follen fie noch mitgetheilt 
werden. 

Herr Grüng aus Limbach ſchreibt mir am 22. Juny 1837. 
über die Nachtigalten: „Weber die Nachtigallen habe ich in Bes 
zug auf die Fortpflanzung derfelben feine Beobachtung machen 
fönnen, weil ich Ungluͤck mit ihnen hatte. Ich faufte mir bey 
einem hieſigen Wogelhändler, welcher zufällig 1 Männchen und 
2 Weibchen aus Leipzig mitbradte, ein Paar new gefangene 
Vögel, und feste fie in das Gartenhaus. Ungefähr den dritten 
Tag darauf ließ fih das Männchen hören, wurde aud, täglich 
ſchoͤner im Schlage, und ſchon hatte es ganz das Anfehen, als 


509 


wenn beide Gefchlechter ſich vereinigen mollten. Des Nachts 
waren fie fehr unrubig. Ungefähr am 11. Tage fah id) in den 
Morgenftunden, daß das Männchen den Oberfchnabel zerbrochen 
hatte. Nun blieb. mir nichts Anderes übrig, als das Maͤnn— 
hen zu tödten, und weil ich fein anderes an feine Stelle brin- 
gen Eonnte, das Weibchen in Freiheit zu fegen. Gern hätte 
ih mir alle Mühe gegeben, um zu fehen, ob fich die alten 
Nachtigallen diefmal beym Auffüttern drr Jungen beffer helfen 
würden, als die früher gehaltenen, von deren ungeſchicktem Be: 
tragen ich Ihnen ſchon Nachricht gegeben habe." 

Sehe merkwürdig find die Beobachtungen des Herrn Ober: 
poftmeifters Elten in Berlin. Er fchrieb mir früher von einem 
ſchoͤnen Nachtfchläger, einem ungarifchen Sproffer. Da id ihm 
den Wunſch zu erkennen gab, diefen Vogel zu fehen, hatte er 
die Güte den herrlichen Nachtfchläger nach der Herbftmaufer zu 
tödten und mir ihn fehr ſchoͤn ausgeftopft zuzufenden. Er hat 
eine fehr dunkle Farbe, fonft aber ganz die gewöhnliche Zeich- 
nung der polnifchen Sproffer. Zu gleicher Zeit hatte er die 
Sreundlichfeit, mir einen Zweyſchaller auch ausgeftopft zu übers 
fenden. Dieſer ift größer als alle Sproſſer, welche ich je ſah, 
auf dem Dberförper wie an den Schwung. und Steuerfedern 
ebenfo dunfel als diefe, auf dem Unterförper aber fajt ganz wie 
die Nachtigallen gezeichnet, d. b. liht und ohne alle Mufchel- 
floden. Der Vogel hat etwas ganz Ausgezeichnetes und durd)- 
> aus nichts Baftardartiges an fih. Aehneln die andern Zwey— 
ſchaller diefem: dann find es gewiß Feine Vaſtarde. Einen 
ganz ähnlichen Vogel erhielt ich durch meinen Eohn, den Pharz 
maceuten, aus Limbach bey Chemnig in Sachſen. Er ftarb am 
3. December 1845. im Käfige und flammt auch aus Polen, 
Der Befiger rühmt den ſtarken Schlag deffelben, ſcheint mir 
aber zu wenig Kenner zu ſeyn, um einen Zweyſchaller beurtheis 
len zw Eönnen, für welden ich ihn wegen feiner großen Aehn— 
lichkeit mit dem eben befchriebenen halten muß. 

Der Herr Baron von Loͤwenſtein auf Lohſa bey Baugen 
hatte die Güte, mir eine ungarifhe Nachtigall zuzufenden. In 
ihr erfannte ih auf den erſten Blick meine im Handbuch be— 
f&hriebene Luscinia peregrina. Es freut mic) fehr, das Va— 
terland diefes Vogels angeben zu Fönnen. 

Eine hoͤchſt wichtige und den Liebhabern der Stubenvögel 
Außerft angenehme Beobachtung hat der fehon genannte Herr 
Dberpoftmeifter Elten in Berlin über die Sproffer und Nach) 
tigallen gemadht. Er hat nehmlich durch Verſuche herausges 
bracht, daß es möglich ift, die Zagfchläger in Nachtfchläger zu 
verwandeln. Es ift befannt, daß es für den Liebhaber nichts 
Herrlicheres ‘gibt als einen ächten Nachtfchläger vom Sprof: 
fee oder von der Nachtigall. Um nun einen Tagfchläger 
in emen Nachtfchläger zu verwandeln, beobachtete er fol: 
gendes Verfahren. Er verdeckte den Käfig des Sproffers 
oder. der, Nachtigall an 3 Seiten fo, daß ec an diefen ganz 
finfter und nur an der einen hell war. Sobald es die Früh: 
lingswitterung erlaubte, ſtellte er diefen auf 3 Seiten verbedten 
Kaͤfig auf ein Blumenbrett und zwar fo, daß die offene Seite 
nach dem Fenfter gekehrt. ift.. Bey einbrehender Nacht ſetzte 
er 2 brennende Lichter innwendig auf das Fenfterbrett. Dadurch 
wird der Vogel nicht nur wach erhalten, fondern auch bald zum 
Locken veranlaßt. Den zweyten Abend wird daffelbe Verfahren 
beobachtet und che 8 Tage vergehen, fängt der Sproffer oder 
die Nachtigall, wenn der Verſuch gelingt, zu fchlagen an und 
ift in wenigen Nächten Machtfchläger geworden. Iſt dieß ge: 
ſchehen, dann: thut man die Kichter weg und hat anftatt des 


910 


wenig werthoollen Tagſchlaͤgers einen Eoftbaren Nachtichläger 
erhalten. Herr Elten fchreibt mir, daß ihm diefer Verſuch 
fo gelungen fey, daß er von 2 Tagfchlägern einen zum Nacht: 
ſchlaͤger gemacht habe. Es bedarf keiner Verſicherung, daß die 
Verwandlung für den Liebhaber von größter Wichtigkeit iſt. 


Nachtrag 


zur Abhandlung in Brehms und von Gourcys Handbuch ıc. 
©. 4, ꝛc. über den Gefang der Bögel überhaupt und der Nachtigallen und 
Sproffer ins Befondere von Fr. W. R.....ı 


Der Gefang eines jeden Vogels hat etwas Characteriftifches, 
wodurch er fi von dem anderer unterfcheidet. So ift der 
Schlag des Sproffers majeftätifh, der der Nach— 
tigall brillant, der Gefang der großen grauen 
Grasmüde hoͤchſt anmuthig und der des Roth— 
kehlchens melandolifh zu nennen. Die Feldlerhe 
finge frohlih und die Waldlerhe (Haidelerche) 
fhwärmerifd zaͤrtlich. Manche Voͤgel, wie 3. B. der 
Fitis und der gemeine Fine, der Plattmönd und 
die große graue Grasmüde haben fehr ähnliche Strophen 
des Gefanges; fie werden aber mit einer ganz verfchiedenen Art 
und Weife des Tons oder auf einem ganz verfchiedenartigen 
Inſtrumente hevvorgebracht. Diefeg ift beym Fitis flötend, 
beym gemieinen Finken Elingelartigz bey der großen 
grauen Grasmüde tönt es ebenfalld wie eine Flöte, 
beym Ueberfchlage des Plattmondhs aber pfeifenar: 
tig oder faft wie eine Elarinette. Die gedahte Gras- 
müde rollt ihren flötenartigen Gefung in der Attffimme in 
gleicher Stärke vom Anfange bis zu Ende fort, und je länz 
ger und langfamer die geichicht, defto fchöner fingt fi. Der 
Gefang des Plattmönhs hingegen fängt leiſe an, wird immer 
ffärker und ſchließt mit obgedachtem, ganz lauten Ueberſchlage, 
der in einem hoͤhern Tone als bey erwaͤhnter Grasmücke erfolgt, 
und gleichfalls, je länger er dauert, defto fchägbarer iſt. Se 
langfamer, ziehender und vom Piano zum Forte mechfelnder 
die Zone des Rothkehlchens find, um fo beffer iſt daffelbe, und 
es gehört ein ‚gutes Rothkehlchen unftreitig zu unfern anmu— 
thigften Singvögein. Namentlih werden fie, wenn fie jung 
aufgezogen werden und bey einer Zippe hängen, vorzüglich. 
Die Singdroffel hat unter unfern vaterländifchen Wögeln die 
meifte Abwechfelung in den Strophen, und ein Virtuofe diefer 
Art ruft oft das David fo fhon als ein Sproffer. 


Zu $. 2. 


Der Profeffor Poͤppig erzählt in feiner höchft intereffanten 
Reiſe nach Chile, Peru und auf dem Amazonen-Fluſſe, während 
der Jahre 1827. bis 1832. Leipzig 1836. 2. Band, ©. 201. 
„Sn dem tiefften Dunfel der Mälder Perus, wo die Vögel 
in der Regel ebenfo fonderbare Töne hören laffen, ald «8 
in Braſilien der Fall ift, lebt vereinzelt ein wunderherr— 
licher Sänger. Man bleibt lauſchend und gleichſam 'feft- 
gebannt ftehen, wenn feine Klänge, die durchaus mit Nichts zu 
vergleichen find als mit dem Klange Eleiner Glasgloden, viel: 
fach moduliert, allein mit der richtigften Beobachtung der In— 
teiwallen in eine regelmäßige Melodie vereint, aus den Baum: 
mwipfeln leife und langfam herabtönen. Es liegt etwas unbe- 
ſchreiblich Sanftes, man möchte fagen, etwas Ueberirdiſches in 
biefem Glodenfpiele, beffen Neiz durch das öde Schweigen des 


511 


weiten Waldes und die Unſichtbarkeit des uͤberaus kleinen Saͤn— 
gers vermehrt wird. Man vermoͤchte um feinen Preis den 
endlich bemerkten zu tödten, den fein einfaches braunes Gefieder 
unter der Menge glanzvoller und vielfarbiger Tanagras und 
Gertbien leicht überfehen läßt. 

Die Peruaner nennen ihn den Organiften oder den Floͤten⸗ 
ſpieler, in Lima ſpricht man von ihm als von einem ber merk— 
würdigften Bewohner der unbekannten Wälder im Dften, und 
die Altern Beſchreiber diefer Gegenden erwähnen ihn mit Be: 
wunderung. Diefer Vogel um ein Dritttbeil Eleiner als unfer 
gemeiner Sperling fommt außer den Wäldern nicht vor, und 
wohnt aud da nur an den dicht verwachfenen Drten. Sch 
habe ihn bis zur Mündung des Huallaga bemerkt, allein nicht 
in Ega oder weiter hinab am Umazonos. Sein Gefieder ift 
hellbraun und einfarbig. Sch brachte nur ein einziges fpäter 
der Sammlung der Univerfität Leipzig geſchenktes Gremplar nad 
Europa, welches ein Indier erlegt hatte, da ich ſelbſt es nie 
vermochte, den kleinen Vogel, der nur waͤhrend ſeines Liedes 
ſichtbat wird, herabzuſchießen. Mit Sylvia pratensis Lath. 
(Roitelet de Buenos Ayres, Buff. pl. enlum. VI. p. 730.) 
ftimmt er in der allgemeinen Beſchreibung fehr überein, jedoch 
veranlaffen mehrere Umftände zu glauben, daß er eine neue Art 
darftelle und eigentlih den Grasmuͤcken (Currucae), nicht 
den Splvien, die von Behftein und Cuvier mit Recht be- 
ſchraͤnkt wurden, angehöre. Die Peruaner erzählen, daß er die 
Gefangenfchaft nicht ertrage.“ 


Zu $. 4 


Neulich fah und börte der Verfaffer diefes einen fogenannten 
Halbröder oder Doppelfchaller (Zweyſchaller), welcher 
zwar das Anfehen und Inſtrument, oder bie Art und Weiſe 
des Tong des Sproffers hatte, von dem er aber meiter nichts 
als Nachtigalltouren vernahm, welche jedoch biefer höchft fleißige 
und unermübdliche Sänger mit auferordentliher Stärke und 
Fülle vortrug. 

Zu $. 5. 

Einen zwifchen dem des ungarifchen und polniſchen Sproffers 
gleihfam inne liegenden Schlag bat ein Sproſſer Galliziens, 
welchen der Verfaſſer fo eben befikt. 

—— 

Waͤhrend der Mauſer und bis 4 Wochen nachher gebe man 
den Nachtigallen und Sproſſern lieber lauter friſche oder doch 
nur ein wenig abgetrocknete Ameiſeneyer, indem ſie alsdann, was 
wuͤnſchenswerth iſt, ſchneller abmauſern. 

Wer ein ſchoͤnes Singconcert in feiner Stube haben will, 
halte auf lauter Virtuoſen in ihrer Art, und bezahle fuͤr ſolche 
lieber noch einmal ſo viel als für Stuͤmper; denn ſie koſten 
daſſelbe Futter und die nämliche Pflege und Wartung. Wer 
ſich bloß auf das kleinſte Cabinet der Singvoͤgel beſchraͤnken 
will: halte von dergleichen Virtuoſen einen ungariſchen Sproſſer, 
eine große graue Grasmuͤcke, eine MWaldlerche, und zwar eine 
ſolche, mas fehr felten der Fall ift, welche in der Stube laut, 
rein und fleißig fingt, ingleihen ein Rothkehlchen. Wer meh— 
rere halten will, füge diefen noch eine Nachtigall, eine Sing- 
und Steindeoffel, einen Plattmönc und eine Feldlerche, ſowie 
andere nach feinem Gefchmade vorzügliche Sänger hinzu. Kann 
man beym Sterben feinen Verluſt leicht wieder erfegen, fo 
halte man von jeder Art nur einen Vogel; denn mehrere flören 
nicht nur einander im Gefange, fondern man hört aud) bey 


512 


vielen Vögeln feinen vor den andern beutlich fingen, wenigſtens 
ift, um dieß zu vermögen, ein befonderes Zalent erforderlich. 

Der Kleiderverfertiger, Here Johann Martin Schmidt 
in Dresden, ein langjähriger, großer Kenner theilt folgende fehr 
fhäsbare Erfahrungen mit: „Manche Achte Sproffer haben we— 
der Mufchelfleden an der Kehle, noch find fie größer, ja oft 
Eleiner als die Nachtigallen, und von diefen an Farbe und 
Geftalt kaum zu unterfcheiden, Untrüglich unterfcheidet fich der 
Sproffer von der Nachtigall nur dadurh, daß bey erfterem 
die Zragfeder unter dem Schwanze weiß und mit 
kleinen Xropfen, oder geflammt, bey legterer hin— 
gegen gelb find. Unter ven Sproffeen ift der polnifche in 
der Negel auf der Bruft nnd den Flügeln dunkler, der un- 
garifche aber grauer oder fahler und der großen grauen 
Srasmüde ähnlicher. 

Dem Schlage de3 polnifchen Sproffers ift außer dem foges 
nannten Zitfheuch das Dobrilud und Schubriad eigen- 
thuͤmlich, und er ift rauher und ftärfer als der des ungarifchen. 

Man füttere die Spuoffer und Nachtigallen ohne Möhren 
und Fleifch mit Quark, welcher weder zu brühen noch zu preffen, 
fondern alle 2 Tage frifch und etwas troden zu Eaufen ift, fo 
daß er ſich Erlimelt, und gebe ihnen die Hälfte dergleihen Quark 
und die Hälfte gedörrte Ameifeneyer, ohne folhe zu brühen, 
täglih mit 4 Mehlwürmern, in und 4 Wochen nach der Maus 
fer lauter frifche Ameifeneyer ohne Mehlwuͤrmer. Auf die Zeit 
von Michaelis big Dftern braucht man für jeden Sproffer uns 
gefähr eine Dresdner Metze getrodneter Ameifeneyer. * 

„Das Niefen der Sproffer kommt hauptfächlih von zu 
naffem Sutter her; man gebe ihnen daher trockenes.“ Bey ber 
fallenden Sucht fchneide man von einer vordern, nicht hintern 
Klaue (Nagel) fo viel ab, daß es biutet, und halte fie in laues 
Maffer, den Kopf aber tunfe man einige Mal in Ealtes 
Maffer ein. 

Daß die Sproffer und Nachtigallen, Grasmüden und andere 
Sänger ihren Zug zur Nachtzeit halten, fieht man beutlidy an 
ihrer Unruhe zu diefer Zeit im Gebauer. Ein Mann, welcher 
einige 20 Sabre lang Sproffer aus Ungarn und Polen geholt 
hatte, gab an, daß diejenigen Sproffer und Nachtigallen Sieen 
wären, welche einen dictern Kopf vorn mit mehr Federn auf 
dem Schnabel und diefen Fürzer und dicker hätten, da hingegen 
bey den Maͤnnchen der Schnabel fpisiger eingelegt und länz 
ger fey. *** 


* Mir zweifeln nicht, daß dieſes Futter gute Dienfte leiftet; allein 
es ift zumal da, wo die Ameiſencyer nicht häufig find, ein jehr theures 
und deßwegen dem von meinem Freunde, dem Seren Grafen angegebenen 
und durch mehrjährige DVerfuche bewährt erfundenen, ſehr wohlfeilen Uni— 
verfalfutter weit nachzuſetzen. Br. 

** Gegen das Niegen der Sproffer geben ihnen Einige Mehlwürmer, 
eingewicfelt in eine Mirtur geftoßener Eyerfchalen, Ziegelmehl und unge— 
falzener Butter, ingleichen in das Saufen weißen Candiszucker und halliſche 
Stärfe. Gin anderer Kenner empfiehlt gegen diefe Krankheit der Lunge 
geſtoßenen Zucer, auf das Futter geitreut, und nod) ein Anderer täglid) 
3 bis 4 Mehlwürmer in Althäufaft eingetaucht, und wenn dieß noch Nichts 
hilft, rohen Speck dünn und lang gefchnitten, in Pfeffer eingetunft, oder 
einen ausgehöhlten Mehlvurm mit Pfeffer angefüllt, und will davon gu= 
ten Erfolg gehabt haben. Nur würde nicht viel Pfeffer hineinzuthun und 
täglich bloß eine ſolche Portion zu geben feyn. 

*** Diefe Unterfcheidung ſcheint mir fehr begründet zu ſeyn, weil man 
bey vielen verwandten Wögelarten etwas Aehnliches findet. Die ift nehm- 
lich der Fall bey den meiſten Piepern, bey Blau= und Rothlehlchen, weißen 
Vachſtelzen, Baumrothfchwänzen u. dgl. Ich were auf dieſen Gegenftand 


513 


Man gebe ben Sproffern zuweilen eine Käferlarve aus einem 
Umeifenhaufen oder einen Kellerwurm. - Sn Chemniß füttern 
Mandye täglich Kuheuter gekocht und gerieben, Ameifeneyer 
und Quarf, 


* Das Rothkehlchen. 
Lath. Motacilla rubecula Linn. 
kroͤpfl. (Handb. ©. 147.) 


Wenn zwey diefer Vögel in einem Zimmer oder in zwey Ne— 
benzimmern hängen, pflegen fie um die Wette mit einander zu 
fingen, was eine Art von Echo bilder und fich fehr ſchoͤn aus— 
nimmt. Wohl mag dann und wann der fhwächere Vogel dem 
ftärkern nachgeben müffen, was ſich einmal bey mir zutrug. 
Dody ſcheint ihnen bey gleicher Stärke der Stimmorgane der 
Wettgeſang eine Kieblingsunterhaltung zu feyn, wie e8 mit jegt 
2 Fahre hinter einander mein altes nun neunjähriges Roth— 
kehlchen bewies. Für ſich allein fingt e8 nehmlich faft nie mehr; 
da ich aber den Nothfehlchengefang ungemein liebe, fo Faufte ich 
mir vorigen Winter ein anderes und zwar einen vorzüglichen 
Sänger. Kaum war diefes im Zimmer, wo es fogleich fang, 
als das alte wahrhaft vergnügt wurde und wieder auflebte; denn 
ehe 3 Tage vergiengen, wetteiferten beide fo im Gefange, daß 
e8 eine wahre Freude war, ihnen zuzuhören, Später aber 
brauchte ich den Platz des jungen Rothkehlchens für einen neuen 
Vogel und entfernte diefes. Als es das Alte nicht mehr hörte, 
ſchwieg es gänzlich und ließ, ehe diefes wieder in das Zimmer 
gebracht worden war, Eeinen Ton von ſich hören, Sobald eg 
aber mit dem Gefährten wieder metteifern Eonnte, fang es wies 
der fo fhön und laut als vorher. Diefen Winter wiederholte 
ic den Verſuch und der Erfolg war derfelbe. 

Im Alter werden diefe Vögel oft blind, wie e8 bey dem oben 
erwähnten der Fall war, welches vor 2 Sahren ohne befannte 
Urſache ein Auge verlor. Früher fütterte ich eins 11 Jahre, 
welches mehrere Monate vor feinem Tode ganz blind wurde. 
In Salzburg fah ich mehrere Rothkehlchen mit ganz weißen 
Schwung: und Steuerfedern, welche nur an der äußerften Spike 
Etwas von der gewöhnlichen Farbe zeigten, andere, welche nur 
weiße Flügel hatten... Sie waren fehr huͤbſch anzufchauen, und 
ich Eaufte ein Paar davon; aber in der erftien Maufer befamen 
fie die gewöhnliche Zeichnung. 


Rubecula Br. (Sylvia rubeeula 
Sn Wien Noth- 


** Beobachtung über diefe Barbenveränderung des Rothkehlchens und einer 
Lerche. 


Eine merkwuͤrdige nicht leicht erklaͤrbare Beobachtung habe 
ich ſchon mehrere Jahre hinter einander an einigen meiner Stu: 
benvögel gemadt. Es ift mir nehmlih in der Maufer nun 
das zweyte Mal ein Nothfehlhen faft ganz weiß geworden, 
Sch glaubte die Urfache diefer Erfcheinung im hohen Alter deg 
Vogels fuhen zu müffen, weil ich ſowohl bey der Fütterung 
als übrigen Behandlung diefer Thierchen die ftrengfte Ordnung 
und Neinlichkeit beobachte. Ich gab diefes Rothkehlchen, Brehms 
Rubecula pinetorum, welches noch Überdieß ein guter Sänger 
war, weil ic den Grund der Ausfärbung im Alter fuchte, weg, 
um feine Stelle durch ein junges zu erſetzen. Diefes Frühjahr 


*— 


meine Aufmerkſamkeit richten und die über denſelben gemachten Beobach— 
tungen bekannt machen. Ueberhaupt haben Vogelfänger und Vogelhändler 
oft einen ſcharfen Blick. Br. 

"Bon ©. ; 

** Bon Dr. Richter. : 


Iſis 1848, Heft 7. 


— — — 
—— —⸗ 


514 
verſchaffte ich mir einen einjaͤhrigen Vogel dieſer Art, es 
war Brehms Rubecula foliorum Diefes gewoͤhnte, wie es 
bey jungen Voͤgeln faſt immer der Fall iſt, bald ein, fang aus⸗ 
gezeichnet ſchoͤn und wurde bald zahm. Zu Anfange des Sep— 
tembers fieng es an ſich zu mauſern; ich war ſehr begierig und 
ſieh da, hatte ſich das erſte an den Fluͤgeln und dem Schwanze 
weiß gefaͤrbt, ſo wurde dieſes faſt ganz weiß. Das erſtere, wie 
mein jetziges befanden ſich während der Mauſer ſehr wohl, und 
dieſes fieng, ſobald es ſich vermauſert hatte, wieder laut zu 
ſingen an. 

Was mag wohl die Urſache dieſer Erſcheinung ſeyn? Dieſes 
zu wiſſen, intereſſiet mich um ſo mehr, weil ich von meinen 
Bekannten, welche Voͤgel halten, nichts Aehnliches erfahren 
habe. Liegt es an der Nahrung? Iſt mein Futter zu gut 
oder zu ſchlecht? Bringt die Einſperrung dieſe Erſcheinung 
hervor oder ruͤhrt ſie daher, daß dieſe Rothkehlchen, weil meine 
Fenſter mit Blumentoͤpfen beſetzt find, etwas dunkel hängen? 

Ich will aus der Beantwortung dieſer Fragen den Grund 
der Erſcheinung aufzufinden ſuchen; ob es mir gelingen wird, 
bezweifle ich ſelbſt. Auf jeden Fall waͤre es gut, wenn auch 
Andere ihre Meinung daruͤber mittheilten. 

Ob meine Fuͤtterung zu gut oder zu ſchlecht ſey, beantworten 
meine Vögel am beſten dadurch, daß fie ſtets geſund bleiben. 
Zu gutes oder zu ſchlechtes Futter vertragen die Voͤgel nicht 
lange. Die Erfahrung lehrt, daß eine zu gute Nahrung den 
Thieren eher eine dunflere als eine hellere Farbe bringt, weil 
fie die Lebenskraft erhöht, eine dunkle Farbe aber ftets auf er 
böhte Lebenskraft hinweiſt. Schlecht füttere ich keins meiner 
Thiere aus moralifchem Grunde. An der Fütterung kann e8 
alfo nicht Liegen. 

Daß diefe Rothkehlchen im Käfige gehalten werden, kann 
auch nicht die Urfache ihres Weißwerdens feyn. Andere halten 
fie auch in Bauern, ohne daß fie ihre Farbe verändern, und 
den meinigen laffe ic) noch uͤberdieß einen großen Theil deg 
Jahres Frey im Zimmer herumfliegen. Dunkel hängen die 
Käfige diefer Vögel nur kurze Zeitz denn ſchon im Februar 
fommen fie an die Senfter. An Neinlichkeit, friſchem Sande, 
Gelegenheit zum Baden u. dal. fehlt es ihnen Feinen Tag. Ich 
möchte dennoch die Urfache diefer Erfcheinung im Futter fuchen 
und zwar in zu gutem und reihlihem. Dieſes "erzeugt ein 
Uebermaaß von Säften und geht, anftatt auf Fettbildung im 
Allgemeinen zu wirken, in einer bedingten Veränderung nach den 
Flügeln und dem Schwanze zu und fpricht fich in der Veraͤn— 
derung der Federfärbung aus. 

Oder liegt es, wie bey den Hausthieren, z.B. den Hühnern, 
bloß an der Zaͤhmung, durch welche der urfprüngliche Character 
nad) und nach verloren geht. 


* Noch Etwas über das Weißwerden der Vögel. 


Da mein Freund Richter münfcht, daß ich auch meine An- 
fiht über das Weißwerden der Vögel mittheile, fo laffe ich noch 
Etwas darüber folgen. Daß diefe Veränderung gewöhnlich 
nicht in den Individuen felbft begründet ift, beweift das Vor— 
hergehende. Die beiden Rothkehlchen, welche der Herr Graf 
befaß, wurden bey ihm wieder, wie fie ohne Zweifel früher in 
der Freyheit gewefen waren; fie befamen die regelmäßige Zeich— 
nung. Ihre Ausfärbung bey dem DVogelfieller hatte offenbar 
in örtlichen oder Nahrungsverhältniffen ihren Grund. Diefer 


* Bon DB, 
33 


515 


fiel bey meinem Freunde weg und bie gemöhnliche Farbe Eehrte 
zurüd. Etwas ganz Uehnliches begegnete dem Kern Grafen 
bey einigen Steindroffeln. Er bekam fie aus der Gegend von 
Trieft, und als er fie erhielt, waren fie großen Theils weiß. 
Sch bin feſt überzeugt, diefe Ausartung mar Folge der Zaͤh— 
mung; denn in der erften Maufer, welche fie ben ihm überftanden, 
erhielten fie ihre gewöhnliche Zeichnung wieder. Er hatte die 
Güte, mir den Balg eines nach der Maufer geftorbenen Männ- 
chens zu ſchicken. Diefer gehörte einem 1% jährigen Vogel an 
und zeigt wie dag weißbunte Kleid unter dem regelmäßig ges 
färbten untergeht; felbft Schnabel und Füße find auffallend 
licht gefärbt. 

Eine Art von Schwäche feheint mir dieſe Ausfärbung in 
Mei ſtets zu verrathen. Man behauptet, daß man durd) 
öfteres Ausziehen der Schwung und Steuerfebern das Weiß— 
werden derfelben bewirken koͤnne, und dieß ift mir gar nicht uns 
mahrfcheinlih. Sch habe, weil mir meine Vögel zu lieb find, 
diefen Verſuch nie angeftellt; allein einem Kreuzfchnabel, mel 
chem ib, um ihn bald wieder mit vollftändigem Gefieder zu 
haben, die abgefchnittenen Schwungfedern eines Flügeld auf ein 
Mal auszog, dadurch alfo den Vogel fehr ſchwaͤchte, um fo 
mehr, da feine Maufer erſt vor wenig Wochen vollendet war, 
wuchfen diefe mit weißen Spitzen wieder nah. Hätte ich fie 
alfo noch einmal ausgeriffen, fo ift fehr zu vermuthen, daß fich 
das Weiß am ihnen weiter herauf erſtreckt hätte. Se befam 
ein Zeihhuhn, welches ziemlich fchlechte Pflege genoß, in der 
Maufer mehrere zum Theil weiß gefärbte Schwungfedern, Daß 
diefe in Folge der Schwäche des Vogels diefe Farbe angenom= 
men hatten, fieht man vorzüglich an der Geftalt und Beſchaf— 
fenheit diefer Federn; denn fie find weder fo groß noch fo ſtark 
als die andern, alfo in jeder Hinficht verfrüppelt. Auch hatte 
ich den oben ſchon angeführten Imerggimpel, Pyrrhula minor 
Homeyer., welcher durch einen unglüdlichen Zufall den einen 
Fuß fo zerbrach, daß er krumm heilte und dem Vogel beym 
Gehen ganz im Wege war. Um ihm Etwas nachzuhelfen, 
mußte ic endlich, weil der Fuß von Neuem zerbradh, ihm die⸗ 
fen ganz abnehmen. Er war feit diefer Zeit, ob ich ihm gleich, 
um ihn wieder Eräftig zu machen, lauter Hanf gab, ſehr ſchwaͤch⸗ 
lich, mauferte ſich jedoch vollfommen; allein feine Schwung: 
und Steuerfedern find faft alle an der Wurzel weiß, fo daß 
der Schwanz an der hintern Hälfte weiß erſcheint. Ebenſo 
ſah ih in Gotha einen Kolfraben, welcher auch nicht ſonderlich 
abgewartet wurde, mit einigen weißen Schwungfedern. 

Diefe Thatfachen bemeifen unwiderſprechlich, daß eine gewiffe 
Schwähe das Weißwerden der Vögel im Käfige verurfacht. 
Und diefe mag wohl in den meiften Fällen in nicht gang ziwed= 
mäßiger Nahrung ihren Grund haben. In mie weit dieß bey 
den Rothkehlchen meines Freundes Richter der Fall iff, kann 
ich freilich nidye mit Gewißheit fagen; allein eine Schwäche 
war ed ohne Zweyfel und nach meiner Anficht ein Mangel an 
Zufluß von Säften, welcher diefe merkwürdige Erfcheinung her 
vorbrachte. Wird die Urfache gehoben, dann muß natürlich 
auch die Wirkung ſchwinden. 

Etwas ganz Anderes ift es bey ben in der Freyheit in Weiß 
ausgearteten Vögeln. Hier ift es eine Schwäche der Indivi— 
duen felbft, deren Grund noch ſchwerer als bey den in der Ge: 
fangenfchaft weiß werdenden anzugeben ift. Sch made auf 
mehrere von mit felbft beobachtete Erfcheinungen dieſer Art 
aufmerkfam. Früher weiß idy ein Paar Rabenkrähen, welches 
gemöhnlih in das Weißliche mehr oder meniger ausgenrtete 


516 


Zunge ausbrachte. Hier war es offenbar eine individuelle Schwäche 
der Eltern, oder eines derfelben, welche bey der Fortpflanzung 
mitwirkte und_fic in dem Meißwerden der Jungen zeigte. Dann 
befam ih 2 junge, fchneeweiße Rauchſchwalben, welhe unter 
4 Geſchwiſtern die einzigen ausgearteten waren; ebenfo 2 
Hausfhwalben, 2 ausgeflogene ganz meiße Eiftern, von denen 
daffelbe gefagt werden muß. Auch wurden in einem andern 
Dorfe 2 weißlihe Eiftern bemerkt und erlegt, welche ebenfalls 
die einzigen der Brut waren. Endlich befam ich einen jungen 
weißen Eichelheher, der allein ausgeartet war, eine weiß gewor— 
dene weiße Bachftelze und fmehrere weiße, oder gelblichweiße 
Sperlinge, welche theils einzeln, theild als Geſchwiſterpaare be= 
obachtet und erlegt wurden. Es ift kaum anzunehmen, daß 
alle die alten Vögel, welche diefe in Weiß ausgearteten Jungen 
zeugten, im nächften Fahre, nachdem dieß gefchehen war, ge: 
ftorben waren, und dennoch erfchien Fein weißer Vogel wieder 
unter ihren Sungen. Hier war es alfo eine vorübergehende 
Schwäche der Eltern, welche das weiße Gewand ber Kinder zur 
Folge batte. Aber merkwürdig ift der Umftand, daß ein Vogel, 
je mehr er bomefticiert, defto mehr in Weiß ausartet. Deßwe— 
gen ift unter allen zahmen Vögeln der Kanarienvogel derjenige, 
welher am Meiften in Weißlich oder Gelblichweiß oder Gelb 
ausgeartet ift, und zwar fo fehr, daß man gar Feinen in unferm 
Baterlande mehr findet, melcher die Zeichnung der wilden voll 
ftändig zeigte. Der Grund bavon ift leicht einzufehen: dadurch, 
daß der Kanarienvogel im Zimmer gezogen wird, ift er fo ver— 
weichliht, daß die Farbe der Schwäche ben ihm zur herefchenden 
geworden iſt. Die Haushühner und Pfauen leben mehr im 
Freyen und deßwegen find die meißen unter ihnen zwar nicht 
felten, aber man findet noch Hähne und Kennen, welche den 
wilden in der Zeichnung täufchend äbnlich find, ja bey den 
Pfauen ift dieß die gewöhnliche Zeichnung. Die Perlhühner 
find noch nicht fehr lange gezahmt und deßwegen noch fo wenig 
verweichlicht, daß man fehr felten ganz weiße unter ihnen an— 
trifft. Etwas Uehnliches zeigen die Zruthühner. Die Enten 
und Gänfe find lange gezähmt und großen Theils gemöthigt, 
eine von ihrer natürlichen verfchiedene Lebensart zu führen; deß— 
wegen gibt e8 unter ihnen viele in Weiß ausgeartete und unter 
den letztern wenige, unter ben erftern gar feine, den wilden 
völlig gleich gefärbte. Denn wenn man aud glaubt, ein zah— 
mer Entrich gleihe dem wilden völlig in der Zeichnung, fo wird 
eine genaue Vergleihung bald zeigen, daß dieß nicht der Fall 
ift, am menigften am Kropfe; denn noch habe idy nicht einen 
einzigen gefehen, welcher hier fo fhön und fo weit herab roth- 
braun gefärbt gemefen wäre als die wilden. Die Tauben find 
unter allen Hausvögeln die freyeften; denn fie fliegen von ihren 
Schlägen aus wie aus den Selfenhöhlen im freyen Zuftande, 
und defwegen gibt es unter ihnen fehr viele, melde den noch 
jest wild lebenden im der Zeichnung ganz ähnlich find, ja wenig 
ganz weiße. Selbft die Lachtauben haben troß ihrer Fortpflan- 
jung im Zimmer ihre urfprüngliche Zeichnung behalten, fo daß 
bey ihnen die Ausartung in Weiß zu einer großen Seltenheit 
gehört. — 

Diefe bier angeführten Gefege paffen fogar auf die wilden 
Voͤgel. Schwalben und Sperlinge leben dem Menfhen am 
Nächften und defwegen findet man unter ihnen die meiften weiß 
gefärbten. Die Feldfperlinge wohnen weiter entfernt von ben 
Menfhen als die Hausfperlinge; darum kommen gewiß 20 
weiße oder weiflichgelbe Hausfperlinge auf- einen fo gefärbten 
Feldfperling. Die Segler niften zwar in den Gebäuden, aber 


517 


am liebften in den Thürmen und machen ſich mit den Menfchen 
wenig zu fchaffen. Darum fieht man auch Feine weiße unter 
ihnen. Die Elftern wohnen unter den Krähenvögeln dem 
Menfhen am nähften, darum haben fie die meiften in Weiß 
ausgearteten unter fih. Die Rabenkraͤhen leben dem Menfchen 
näher als die Saatkrähen und haben audy mehr weißlich ge= 
färbte Junge als diefe. Der hohe Norden bewirkt eine ähn: 
liche Erfcheinung, aber aus ganz andern Gründen, beren An- 
gabe nicht hierher gehört. 

Daß das Meißwerden in einer Art von Schwäche feinen 
Grund hat, habe ich ſchon in diefen Blättern „gezeigt. Sch 
babe nehmlich bemerkt, daß es unter den zahmen Gänfen da 
die meiften weißen gibt, wo fie am mwenigften Waſſer haben, 
alfo von ihrem Element entfernt weniger Fräftig find als ander: 
mwärts. Eine Beobachtung aber bey den zahmen Kaninchen be= 
weift dieß umtiderfprehlih. Meine Söhne hat'en zahme Ka= 
ninhen in einem Schweinskofen. So lange fie in diefem ein= 
gefperrt waren, warfen fie lauter weiße Jungen obgleich keins 
der Eltern weiß war. Späterhin arbeiteten fie fih durd und 
liefen frey herum. est warfen fie lauter graue Junge. 

Aus dieſen leßtern Beyſpielen geht unwiderſprechlich hervor, 
daß die Ausartung in Weiß Folge einer gewiffen Berweihlihung 
oder Schwäche ift. Allein merkwürdig ift der Umftand, daß 
ein in der Freyheit in Weiß ausgearteter Vogel diefe Farbe 
zeitlebens behält. Auch die Gefangenfhaft hat bey ihnen auf 
die Veränderung des Gefieders Eeinen Einfluß. Wer alfo unter 
feinen Stubenvögeln gern in Weiß ausgeartete hat, muß fich 
folhe anfchaffen, welche in der Freyheit weiß geweſen find. 

Diefe bleiben ſtets unverändert. Mein Freund Richter 
batte in feinem Gefellfchaftskäfige mehrere Jahre einen weißen 
Sperling, fpäter 3 weiße Rauchſchwalben; alle ftarben nad) meh: 
teren Sahren in ihrem fchneeweißen Gefieder und find heute 
nod) in meiner Sammlung zu fehen. 


Forhandlinger 


ved de Skandinaviske Naturforskeres fjerde Möde, i Christiania 
den 11— 18. Juli 1844. Christiania 1847. ©r, 8, 
434 ©, und 2 Taf, 


(Verhandlungen bei der vierten Zufammenkunft der ſkandinavi⸗ 
fen Naturforfcher, in Chriftiania, vom 11-18 Juli 1844. 
©. 1—9. Einleitendes. Schon bei der Verfammlung in 
Stockholm im Fahre 1842. waren für die gegenwärtige Prof. 
Hanfteen zum erften, Prof. Holft zum zweiten Mortführer 
und Prof. Boed zum Secretär gewählt worden. Die Anzahl 
der von ©. 2—5 namentlich aufgeführten Mitglieder betrug aus 
Dänemark 39, aus Schweden 33, aus den verfchiedenen ande- 
ren ändern 5, aus Norwegen 99. — Sn der vorbereitenden 
Zufammen£unft am 11. Juli wurden zum dänifchen Generalfec- 
retär der Oberarzt Manfa und zum fehwedifchen Prof. Re— 
tzius erwählt, ferner die Anzahl der allgemeinen Zufammen- 
Fünfte auf 3 befchränft. 
1. ©. 109— 115. Allgemeine Verfammlungen, 
©. 9— 15. Prof. Hanfteen, Eröffnungsrede, 
©. 15— 33. Conferenzrath Örfted, Ueber das Auffaffen 
der Natur durch das Denken und durd die Einbildungskraft, 


1 


518 


©. 33 —51. Prof. U. Resius, über die Form bes Bein: 
gerüftes des Kopfes bei verfchiedenen Völkern. ine fehr werth: 
volle Abhandlung, welche aber zu groß ift, um bier ganz über- 
fest gegeben werden zu koͤnnen, und zu einem Auszuge ſich 
nicht eignet, 

©. 535 — 67. Prof. Forchhammer, Ueber den allgemeinen 
Einfluß, welhen die Wafferpflanzen, namentlich die Zangarten, 
auf die Bildung der Erdoberfläche haben. 


©. 68— 70. Freih. Leop. v. Buch, Bemerkungen über 
den Nugen naturwiffenfchaftlicher Sammlungen im allgemeinen 
und über die Vortrefflihkeit der mineralogifhen Sammlungen 
bey der Univerfität in Chriftiania insbefondere. 

S. 70— 77. Dr. C. U. Sonden, Einige Worte über die 
Nothwendigkeit, die Pflege der Geifteseranken in den fEandina- 
vifhen Reichen zu verbeffern. 

S.78— 92. Prof. Efhricht, Ueber die Bedeutung de 
Formverſchiedenheit der Hirnfchale und des ganzen Kopfes. 

©. 93 — 109, Prof. Nilsfon,-Beitrag zur Kennntnig vom 
Daſeyn und von der Thätigkeit des Menfhen in Skandinavien 
waͤhrend der vorhiftorifchen Zeit. 

Man hat verfucht, die allmähliche Ausbildung des Menfchen: 
gefchlehts und feiner einzelnen Stämme al3 einen Gegenftand 
naturwiffenfchafflicher Fotſchung zu betrachten; man hat anneh- 
men zu fönnen und zu müffen geglaubt, daß es für das ganze 
Gefhleht und für eine jede Verzweigung deffelben Zeitperioden 
gegeben habe, welche weit vor der Gefchichte liegen, und von 
benen dieſe ung daher Feine fichere Aufklärung gewähren Eönnen. 
Die Geſchichte gründet ſich auf 'gefchriebene Urkunden; diefe 
aber fegen eine fhon weit vorgefchrittene Bildung voraus. Auf 
den unteren Stufen der Gultur fichend fchreibt der Menfch Eeine 
Sahrbücher; geräufchlofe und alltägliche Begebenheiten werben 
bald vergeffen, von den größeren Ereigniffen, blutigen Siegen, 
verheerenden Kriegen oder vermwüftenden Naturummälzungen wird 
ben Kindern und Kindesfindern erzählt, und diefe tragen ihres 
Theils die Berichte wiederum ihren Abkommlingen vor. Auf 
diefe Weiſe entfteht die Tradition, die Sage, die Morgenröthe 
der Gefchichte in jedem Lande. 

Die vorhiftorifhen Zeitperioden für das Menfchengefhleht 
und feine verfchiedenen Stämme koͤnnen fonac nicht aus ber 
Gefhichte entnommen werden; eben fo wenig Eann irgend ein 
anderer Theil des menfchlihen Wiffens, als die vergleichenden 
Forfhungen, zu denen auch die vergleichende Sprachforfchung 
gehört, ung einen fihern Beſcheid über fie geben. Man hat 
geglaubt, daß es zunächft die Sache der Naturwiffenfchaften fei, 
diefe Verhältniffe zu unterfuchen und zu ermitteln, und zwar 
eben aus dem Grunde, meil der Menfch während jener Zeits 
perioden dem Naturzuftande am nächfte ftehen und gerade deß— 
halb auch überall auf der Erde fi) am meiften ähnlich fei. 
Die vergleichende Methode, bey jeder Naturforfhung angewandt, 
ift demnady auch bey der Unterfuchung der vorhiftorifchen Zeit= 
perioden des Menfchengefchlechts anwendbar. Wo die in der 
Vorzeit dahingegangenen Generationen uns ihren Nachlaß in, 
der Erde aufbewahrt haben, da Eann diefer, verglichen mit jegt 
an anderer Stelle vorhandenen gleichgeftalteten Waffen und 
Werkzeugen und Geräthfchaften uns eine fichere Kunde von 
der Lebensweife und dem Culturgrade des Stammes, welcher 
fie benugte, verfchaffen, und Skelette, befonders Schädel, aus 
vorzeitlihen Grüften durch Vergleichung mit denen noch leben- 
der Volksſtaͤmme, ung Nachricht geben von dem Stimme , dein 


519 . 


fie angehörten *). Dazu kann auch bie vergleichende Sprach 
forfchung, behutfam angewandt, nad) ihrem Maße beitragen. 

Die vergleichende Forfhung, die Naturforfhung, geht fol- 
hergeftalt mit ihren Unterfuchungen Über das Menfchengefchlecht 
viel weiter zuruͤck, als die Geſchichte. Gleichwohl muß idy daran 
erinnern, was ich bereits an einer andern Stelle zu Tage ges 
fegt habe, daß die Entſtehung und das erfte Auftreten des 
Menichengefchlechts niemals Gegenftand naturgefhichtlicher Un: 
terfuchung werden Eönne. Diefe kann erft da beginnen, wo das 
Menfchengefchlecht fi [hon Uber die Erde verbreitet und in ver— 
fchiedene Stämme getheilt findet. Aber merkwürdig ift die That— 
fache, daß, fo weit unfere Kenntniffe bisher ſich in diefer Hin— 
ſicht erſtrecken, das Verhalten Statt findet, daß der Forſcher, 
nach welchem Lande er auch ſeine Blicke wenden mag, entweder 
ungebildete Staͤmme, oder Ueberbleibſel von ſolchen, welche auf 
der niedrigſten Stufe der Bildung geſtanden haben, antrifft. 
Noch ein anderes, eben fo merkwuͤrdiges Verhalten findet Statt, 
auf welches ich auch fhon einmal früher mich beehrt habe, die 
Aufmerkfamkeit der Gefellfhaft zu richten, daß nehmlich jene 
Ueberbleibfel aus dem unterften Stadium der Bildung ſich überall 
auf der Erde, wo Menfhen gelebt haben, völlig gleich find 
und fomit andeuten, daß alle Stimme von demfelben niedrigften 
Gulturgrade ausgegangen find und, fo zu fügen, inftinctartig 
ihre Werkzeuge und Waffen, um fi ihre Nahrung durd) Fiſch— 
fang und Jagd zu verfchaffen, geformt haben. sh, beſitze oder 
ſah menigftens ganz gleiche Werkzeuge, Menfchenftämmen an— 
gehörig von diefem niedern Culturgrade, aus ben weitgetrennte— 
ften Ländern der Erde, aus Skandinavien und Tierra del Fuego, 
aus Mejico und Japan, aus Penfilvanien und Nufland, Ich 
habe die Ehre gehabt, in der Verfammlung zu Stodholm einen 
Theil diefer Werkzeuge vorzuzeigen und an den Zag zu legen, 
woran ich jet erinnert habe, daß der Menfch auf feiner unters 
ften Bildungsftufe ftehend, fih überall Werkzeuge von derfelben 
Art und Form aus Stein, Knochen, Muſchelſchalen, Holz oder 
andern harten und brauchbaren Materien gefchaffen habe. In 
einigen Ländern werden diefe Geräthfchaften noch jetzt gebraucht; 
in den meiften findet man fie bloß in der Erde aus einer fo 
weit gelegenen Zeit, daß Feine Erinnerung bis zu ihr binan= 
reicht. Allmaͤhlich haben entweder diefelben Stämme den Ges 
brauch gefchmolzener oder gefchmiedeter Metalle Eennen gelernt, 
oder es find auch andere Stämme eingewandert und haben aus 
anderen Gegenden den Gebraudy der Metalle und mit dieſem 
eine höhere Gultur eingeführt. Das Iestere ift offenbar der 
Fall hier in Skandinavien gewefen. Wir fönnen hier zu Lande 
deutlich drei ſcharf begränzte Bildungsperioden unterfcheiden. 
Sn der erften benußten die hiefigen Landesbewohner nur aus 
Stein, Knochen ufw., nie aus Metall verfertigte Werkzeuge 
und Waffen (bier wurden einige fteinerne Geräthfchaften aus 

orwegen, und dem Alterthumermufeum in Chriſtiania zuge: 
en vorgezeigt); in der zweiten henusten fie Werkzeuge 
und Waffen aus Metall, aber nicht aus Eifen, fondern nur 
aus Erz (hier wurden erzene Waffen aus Norwegen vorgezeigt) ; 
in der dritten Waffen und Merkzeuge aus Eifen. 

Mie viele Volksftämme hier in Skandinavien auf dem nieds 
tigen Gulturgrade geftanden haben, um Werkzeuge und Waffen 
nur aus Stein zu benugen, wiſſen wir zwar noch nicht beftimmt, 


*) Bol. dag von mir über diefen Oegenftand Gefagte in den För- 
handl. ved de skand. Naturf, 3dje möte, p. 131 — 132, Iſis, 
1845,, ©, 404 ff.); Studier och Kritiker, 1844., N. 19 ff. 


520 


7 


fo viel miffen wir aber, daß ber Polarflamm , welcher jegt nach 
den nördlichen Zheilen der Halbinfel verdrängt lebt, ehemals in 
weit füdlicheren Gegenden, als jet, gewohnt und dort fteinerne 
Geräthſchaften gebraucht hat. Wie lange dieſe niedrigite Bil- 
dungsperiode in Sfandinavien gedauert hat, Eönnen wir nicht 
ausmitteln, aud nicht genau beftimmen, feit wie vielen Jah— 
ven fie hier aufgehört habe; daß fie aber in die graueſte Wors 
zeit zurüdigehe, Eönnen wir daraus fließen, daß unfere Ge 
fhichte gar nichts und kaum unfern Alteften vorweltlihen Sagen 
irgend etwas Zuverläffiges von ihr zu melden haben; und daß 
diefer Zuftand der Wildheit eine fehr lange Zeit hindurch ge— 
dauert habe, Eönnen wir aus der Befchaffenheit der Steinwerk⸗ 
zeuge ſowohl (vgl. Ur-Invanare, I., 1., p. 72.), als aus deren 
großen Menge und gleichen Art, wenigftens in den füblichen 
Theilen von Skandinavien, fchließen. Aus Gründen, welche 
hier aus einander zu fesen die Zeit nicht geftattet, habe ich 
fhließen zu Eönnen geglaubt, daß das Aufhören diefes Stabdi- 
ums, mwenigftens im füdlichen Skandinavien, unferer Zeit nicht 
näher liegen £önne, als etwa 3000 Sahre; — vielleicht tritt 
e3 von ihr weit weiter zurüd. . 

Zunächft nach diefer Periode find, zu verfchiedenen Zeiten 
und aus verfchiedenen Gegenden her zwei Berfchiedene Arten der 
Bildung in Skandinavien aufgetreten, die eine von Weſten, 
die andere vermuthlich weit fpäter, von Dften*) her. Das 
legtere, merkwürdige Verhalten ift, fo viel ich weiß, zuerft an 
den Tag gelegt und gründlich bemwiefen morden von Hrn. 
Prof. Rudolf Keyſer hierſelbſt, in deſſen vortrefflichen. Ab— 
handlung Om Nordmaendenes Herkomft og Folke- Slägt- 
skab [Ueber Herkunft und Volksverwandtfchaft der Normänner], 
in welcher der gelehrte Sprachforfcher auch in der Hauptfache 
zu demſelben Nefultate gelangt ift, zu welchem mich ein ganz 
anderer Weg geführt hat. 

Die Ältere diefer zwei Bildungsperioden, welche fchließlih ‚vor 
der juͤngern verſchwand, hat alfo bey ung in der Erde Geräth- 
fhaften und Waffen von Erz hinterlaffen. Diefe Waffen und 
Geräthfhaften und Schmudfadhen find nicht allein dem Stoffe, 
fondern auch der Form und vor Allem den auf ihnen gezeich- 
neten Verzierungen nach von den der dritten Periode angehören= 
den, felbft wenn diefe Schmudfachen aus Erz find, fo ver: 
ſchieden, daß fie mit ihnen nicht gut vermwechfelt werden Eönnen. 
As Beifpiel vom Ausfehen der erzenen Schmudiachen im Ei: 
fenzeitalter Eann „Urda”, IL, PL. 16, Fig. 1., ©. 372. 
dienen. Man fann deffen Zierrachen nie mit denen des Erzzeit- 
alter8 verwechfeln. Auf dies merkwürdige Verhalten hat, fo 
viel ich weiß, Einer der ausgezeichnetften Althumsforſcher Dä: 
nemarks, Hr. Juſtizrath Thomfen in Kopenhagen, zuerſt 
aufmerffam gemacht. 

Ein oder der andere Antiquar hegt noch heut zu Zage bie 
Meinung, daß es ein und berfelbe Volksſtamm hiefigen Landes 
gewefen fei, welcher fich zuerft ſteinerner Geräthfchaften bedient 
und fpäterhin fi, bey feigender Bildung, Waffen aus Erz 
gefhaffen habe, Wer Gelegenheit gebabt hat, die vorwelt— 
lien Ganggrüfte oder die f. g. Halbfreuzgräber, in denen 
Merkzeuge von Stein und Pusfachen aus Bernftein verwahrt 
werden, mit den Steinfiften oder Steinrahmen zu vergleichen, 
in denen die Kupferwaffen liegen, Fann jedod) Eeineswegs diefer 


*) Don Süden. (Spätere Bemerkung.) Vgl. Nilssons Inträdestal 
i Witterh., Hist. och Antiqgr. Akademi i Stockholm den 17. 
Dec. 1844. 


521 


Meinung beipflichten, eben fo wenig wie der, welcher bie Schaͤ— 
del, die bey den Steingeräthfchaften angetroffen werben, mit 
denen, melde bey den Erzwaffen liegen, verglichen hat. Die 
Steingeräthfchaften und die Erzwaffen haben offenbar verſchie— 
denen Stämmen angehört. 

Sch fagte, die Erzwaffen fenen von Weſten her in's Land 
gekommen. Es ift befannt, daß man fie hauptfählid nur in 
den füdlihen und weſtlichen Gegenden unferer fEandinavifchen 
Halbinfel antrifft. In Schweden ift dies meiftens in Schonen, 
Halland, Bohuslän der Fallz Hier in Norwegen kommen fie 
nicht zahlreich, aber doch, wie es mie feheint, auch nicht gerade 
feiten vor, und fo auch in unferen Küftengegenden. In dem 
ſchönen und reichen, vom Prof. Keyfer angelegten und ‚ges 
ordneten Altertbums= Mufeum der Univerfität hier in Chriſtiania 
werben verfchiedene Erzfachen aus Norwegen aufbewahrt. Und 
in einem Briefe, welchen icy vor zwei Tagen von dem ausge: 
zeichneten Alterthumsforfcher, dem Stiftsamtmanne Chriftie 
in Bergen erhielt, wurden mir folgende intereffante Mittheiluns 
gen gemacht: „Es wird vielleicht nicht ohne Intereffe für Sie 
feyn, zu erfahren; daß in unferen Grabhügeln faſt jährlich Erz— 
ſachen gefunden werden, und zwar nicht bloß Pusfachen , ſon— 
dern auh Waffen” ı.. — „Das Mufeum hat neulih ein 
großes, ſchoͤnes, zmweifchneidiges Schwert erhalten” uf. Sor 
nach kommen fie auch auf der Meftküfte von Norwegen und 
folglich längs der Meftküfte von Skandinavien, wenigſtens weit 
nah Norden hinauf, vor. Diefelben Erzwaffen trifft man in 
noch größerer Menge in Dänemark, England, Schottland, Ir— 
land, Frankreich, Stalien, Spanien ufw. an. Und, was in 
hohem Grade unfere Aufmerffamkeit verdient, ift, dab Homer in 
der Odyſſee eben dergleichen Eupferner Waffen, als während der 
ältern Bildungsperiode der Griechen im Kriege mit Troia anges 
wandte, — fpisiger Eupferner Schwerder, Eupferner Lanzen ꝛtc. 
Erwähnung thut. Sa! aus mehreren fichern Quellen weiß ich, 
daß man in der Erde alte Kupferwaffen aus der griechifchen 
Vorzeit, verfchönert durch diefelben Zierrathen, wie die bey ung 
in der Erde zu findenden, angetroffen bat. Im Mufeum des 
Louvre habe ih in Stalien ausgegrabene £upferne Waffen und 
Putzſachen gefehen, die den unftigen fo aͤhnlich waren, als waͤ— 
ten fie mit ihnen aus denfelben Schmelzformen hervorgegangen. 
Herodot berichtet über‘ Kupferwaffen derfelben Art bey den 
Maffageten, und in mehreren Büchern des alten Teſtaments 
gefchieht Eupferner Waffen, als von den Philiftern, einem phoͤ— 
nicifhen Stamme, mit denen die Juden, als fie Kanaan eins 
nahmen, blutige Kriege führten, gebraucht, Erwähnung. Noch 
480 Sabre nach diefen Ereigniffen waren die Phönicier Meifter 
der Suden in der Kunft, in Kupfer zu arbeiten, und Salomo 
ließ Künftler von Tyrus kommen, um die erzenen Verzierungen 
im Zempel zu Serufalem zu verfertigen. 

Nach dem, was wir über die Aehnlichkeit der Erzwaffen und 
beren Verzierungen in vielen verfchiedenen ändern angeführt 
haben, hat man guten Grund, weniaftens zum Anfange zu 
vermuthen, daß diefe Waffen und die Bildung, von welcher fie 
Zeugniß ablegen, ſich von ein und derfelben Stelle aus, von 
irgend einer Küfte des Mittelmeers, Über. das füdliche und weft: 
lihe Europa verbreitet haben und von da aus allmählich bis zu 
unferm Norden ber gelangt feyen. Man hat Urfache zu ver: 
mutben, daß fie fih von einem in technifcher und. commercieller 
Hinfiht am höchften in der Vorzeit ftehenden Volke — den 
Phönictern —aus verbreitet haben, ohne daß wir jedoch def: 
halb berechtigt wären, e3 feyen die Phönicier hier jemals wohn: 

Iſis 1848, Heft 7. 


522 


haft gewefen, ja felbft, es hätten diefelben auch nur unfere 
Küften befucht. Denn die Fabricate eines handeltreibenden Vol— 
es Eönnen durch Handel und Zaufh unter zwifchenliegenden 
Völkern leiht zu Stämmen gelangen, welche niemals von 
demjenigen befucht worden find, von welchem die Fabricate zuerft 
ausgiengen. Der Engländer Hearne erwähnt etwas dgl., bes 
treffend daͤniſche Kabricate, welche von Kopenhagen nach Grön- 
land gebracht worden und die er weit im Innern des nördlichen 
Amerikas angetroffen habe. 

Aus den hier dargelegten Datis will ich deßhalb weder ſchlie— 
fen, noch e8 läugnen, daß die Phönicier die Küften von Scan— 
dinavien befucht haben; nur das will ich bemerken, daß die 
Schädel, welhe man meiftens neben Erzwaffen bey uns an— 
teifft, Eeime phönicifche find, — fo weit ich bis jest phönicifche 
Schädel Eenne. Dennoh wollen wie weiterhin fehen, ob wir 
nicht andere Veranlaffungen zu der Annahme haben, daß bie 
Phönicier ihre Handelszuͤge und vielleicht ihre Colonien bis nad) 
den Küften des Sundes und der Mordfee ausgedehnt haben. 

KRüdfichtlich der dritten feandinavifchen Bildungsperiode, welche 
mit den Eifenwaffen eintrat und noch jest fortdauert, will ich 
bloß daran erinnern, daß diefe aus der heidnifchen Zeit am zahl« 
veichften in Norwegen und dem obern Schweden vorkommen, 
Das Alterthumsmuſeum in Chriftiania befigt herrlihe Samm- 
lungen von denfelben. Diefe vorweltlihen Waffen aus Eifen 
koͤnnen wir wohl bis zum 7ten oder 6ften Jahrhunderte zuruͤck 
bey ung verfolgen, und man findet fie in der Erde auch in den 
Ländern öftlih an der Dftfee. 

Was ich hier Eurz angeführt, habe ich nur erwähnt, um an 
das hohe Alter unfers fcandinavifchen Nordens als MWohnftätte 
für Menfchen und Feld für deren Thätigkeit zu erinnern. Ich 
habe dieß etwas ausführlicher, als es hier geſchehen Eonnte, in 
meinem Verfuche „Om skandinaviska Nordens Ur-Invanare* 
[Ueber die Ureinwohner des fc. Nordens] darzulegen gefucht. 
Mir wollen nun verfuchen, einen andern Weg zu betreten und 
zu fehen, ob diefer uns nicht zu demſelben Refultate — dem 
hohen Alter unfers Nordens, als Mohnfis von Menſchen und 
ihrer Thätigkeit — führen werde, Wir wollen verfuchen, für 
diefe Art der Forfhung eines der merfwürdigften der vielen 
merkwürdigen Phänomene zu benugen, melde die Geologie 
Scandinavieng darzubieten bat, nehmlich die allmähliche Erhe— 
hebung der feandinavifchen Küfte über das Niveau des Meeres. 

Dies Phänomen ift jest fo allgemein befannt und anerkannt, 
daß ich mir bloß erlaube, in größter Kürze an baffelbe zu 
erinnern. 

Lange fhon hatten Fifher und andere Küftenbewohner an der 
Dftfee bemerkt, daß Scheeren und Klippen, welche fi in ihrer 
Jugend kaum über der Wafferfläche gezeigt hatten, in ihrem 
weiter vorgefchrittenen Alter hoch über derfelben ftanden. Man 
fchrieb dieß damals einem allmählihen Sinken des Meeres, nicht 
einem Steigen des Landes zu, und es entftand dadurch der fa 
möfe Streit über die Wafferverminderung in der Oſt— 
fee, welcher vor etwa hundert Jahren mit vieler Hige von 
beiden Parteien geführt wurde. Diefer Meinungsftreit jedoch, 
fo ungereimt er auch an fich felbjt war, hatte den Nutzen, daß 
verſchiedene Waſſermerkzeichen an der Oſtſeekuͤſte eingehauen oder 
ſonſt beſtimmt wurden. 

Sm Sabre 1807. machte Hr. Bar, Leop. v. Buch eine 
geologifche Neife längs der norwegifhen Küfte von Drontheim 
bis zum Nordcap, von da durch Lappland nach der Oſtſee und 
längs deren öftlihen Küfte zurüd. In Folge auf der Reiſe 

33 


923 


angeftelltee Beobachtungen ſprach Bud zuerft die Wahrheit 
aus, daß nicht dag Meer es fey, welches finke, fondern das Land, 
welches ſteige. Um das Jahr 1820. ließ die Academie der 
Wiffenfbaften in Stockholm dur ihre Mitglieder Brunkrona 
und Hältfteöm die oben erwähnten Wafferftandszeichen an 
einer langen Strede der Oſtſee unterfucen, woraus das Re⸗ 
ſultat hervogieng, daß das Land ſich in gleich langer Zeit weit 
mehr in den noͤrdlicheren, als den ſuͤdlicheren Gegenden derſelben 
Kuͤſte gehoben habe, und ſeitdem iſt es durch Beobachtungen 
dargethan worden, daß die ſuͤdlichſte Spitze der Halbinſel ſich 
waͤhrend der letzten Jahrhunderte nicht bloß nicht gehoben, ſon⸗ 
dern im Gegentheile geſenkt habe und daß ſomit, im Allgemei⸗ 
nen: geredet, eine Schaukel-Bewegung* fkattfinde. 

Auf der weftlichen Küfte von Scandinavien war Die Erhe⸗ 
bung des Landes ebenfalls an verſchiedenen Stellen bis ‚gegen 
das Mordeap hinauf wahrgenommen worden, und ich, erinnere 
mich noch, daß, als ich 1816. die norwegifhe Küfte von Dront- 
heim bis Bedo bereifte, ih durch Buchs „Meife dur Norwe⸗ 
gen,“ welche ich ſtets zur Hand hatte, aufmerkſam auf Con⸗— 
chylienbaͤnke gemacht ward, die aus denfelben Mufcheln und 
Schneden beftehen, melde noch jest im Meere an unfern 
Kürten leben, und welche Bänke mehrere Faden über dem Meeres: 
niveau gelagert fanden. Im Folge derfelben Anleitung fah id) 
folhe auf der Lurd, der Bodoͤ und mehreren Stellen, auch in 
verfchiedenen Küftengegenden, in denen ein Erdſchreiten * bie 
Schichten bloß gelegt. hat. 

Mährend einer vom Hrn. Bar. Berzelius und dem Htn. 
Prof. Brongniart 1824. vorgenommenen, Neife wurde es 
dargethan, daß die Conchylienbaͤnke in horizontalen Schichten 
gelagert find und ſich neben ihnen an der verticalen Granitwand 
feftgewachfene Lepaden und Korallen finden. Durch diefe Ber 
obachtung war es fonady erwiefen, daß die genannten Conchylien- 
baͤnke nicht durch Stürme oder andere noch gewaltfamere Ka: 
taftrophen dahin, mo fie legt; liegen, aufgemworfen find, fondern 
daß fie fih in aller Ruhe in horizontalen Lagen unter ber 
Meeresfläche gebildet und fich über diefe, nebft den Bergen, 
nachher: allmaͤhlich emporgehoben haben. An den Seiten des 
Bohuͤsberges ficht man, bis zw mehreren hundert Zuß über ber 
Meeresflähe, den alten Stand mit feinen tundabgefchliffenen 
Kieſeln in horizontalen Haufen (Schichten) liegen und auf ihnen 
bisweilen noch feftfigende Balanen, welche jedoch bey der euften 
Berührung abfallen, welches Alles zeige, daß fie ſich ahme eine 
Kataftrophe und in der größten Nuhe, wie auch ſehr langfam, 
aus den Mogen zu ber jekigen Höhe emporgehoben haben. 
Diefeibe Erſcheinung auf ſenkrechten Bergwaͤnden weit über der 
Meeresfliche feftgewachfener Cirripedien und Korallen habe ich 
om mehreren Stellen zu feben Gelegenheit gehabt, und während 
der. hiefigen VBerfammlung hat Norwegens ausgezeichneter Geo» 
(09, Hr. Prof. Keil hau, uns eim befonders ſchoͤnes Phaͤno⸗ 
men dicht hier bey der Stadt gezeigt, Serpula triquetra nehm: 


* Sm Originale Baskul-rörelse. Baskul ift das franzöftfche Bas= 
cule, eine Schaufel (ete.) , ein ftangenförmiger Körper, etwa an einem 
Brummen, um den Eimer hinabzufenfen und heraufzuziehen, — der fich an 
einem Ende hebt, wenn er am andern gefenft wird. D. Meberf. 

** Grdfchreiten (Jordskred) nennen die Schweden bie, in ihrem 
Norden nicht feltene Exfcheinung, wenn durch die ungeheure Stoßfraft von 
Lawinen ein Stud Land aus feiner Lage gefehoben wird und folcherweife 
vorwärts gleitet oder fchreitet, wovon u. a, die älteren Verhandlun— 
gen der Stodholmer Academie Beyſpiele mittheilen, Sch verbanfe diefe 
Erklaͤrung vem Hm. Dr. Dahlbom. D. Meberf. 


524 


ih, in Menge feftfigend an einer Klippe beynahe 170° hoch 
über dem Niveau des Meeres. 

Nachdem es duch dgl. Thatfachen vollig Elar zw Tage ges 
legt worden. ift, daß die Condyylienbänfe fih in Ruhe unter 
der Meeresfläche gebildet, haben fie ohne Zweifel ein großes 
Intereffe für die Geologie fowohl, als für die ältefte Geſchichte 
des Menfchengefchlehts in Scandinavien, erhalten. Von einer 
diefer Bänke, ihrer Höhe Über der Meeresfläche und ihrem 
merkwürdigen Innhalte werde ich mir die Freiheit nehmen, hier 
in der Kürze zu reden. Man hat nehmlich in den legten Jah— 
ven an 3 bis 4 Stellen im Bohuslän in jeßt hoch über der 
Meeresfläche liegenden Conchylienbaͤnken Menfchengerippe gefun= 
den, deren Lage fowohl, wie die der Conchylienſchichten über 
ihnen, zeigen, daß die Menfchen dort nicht begraben worden, 
fondern zu der Zeit, als die Bänke noh unter der Meeres— 
fläche ftanden, verunglüdt und umgefommen find. Zwey Men— 
fchengerippe wurden im vergangenen Jahre beym Griesausgra— 
ben in einer Conchylienbank auf Stängenäs in Bohuslän ges 
funden. Zuerſt wurden nur die Schädel aufgenommen. in 
gegenmwärtiges Mitglied der Gefellfchaft?, Hr. Predigeradjunct 
Holmberg, welcher nach erhaltener Nachricht darüber fich zu 
der Stelle hin begab und das Uebriggebliebene von diefen Ske— 
fetten ausgraben ließ, bezeugt, daß fie etwa 3° tief unter der 
Dberfläche der Bank und die Schalenbane in ganz unverfehrter 
horizontaler Schicht über ihnen, gelegen haben. Da das aus 
meinen Unterfuchungen hervorgegangene Reſultat ganz und gar 
auf der Nichtigkeit der erwähnten Wahrnehmung beruht, daß 
die Conchylienbank unverfehrt über den Skeletten lag, fo wünfche 
ich die Aufmerkfamfeit der Gefellfchaft darauf zu richten. (Hier 
wurde eine - Zeichnung von der Page der Sfelette vorgezeigt.) 
Die SEfelette lagen: mit den Köpfen eine Elle weit von einander 
und mit den Körpern nach umgleichen Richtungen in D. ©. O. 
und W, ©, W., fo daß fie mit einander einen jtumpfen Wins 
kel bildeten. Die beiden Köpfe lagen in derfelben Ebene; aber ! 
die Beine des einen Gerippes lagen etwa 2° höher, als der. 
Kopf. Bey dem einen waren die Beine mehr ausgefperrt, und 
der eine Arm lag über dem Korper, der andere war ausgeftreckt. * 
Sch befuchte mit Hrn. Holmberg zufammen, auf der Her: 
veife, die Stelle und kann es bezeugen, daß über der horizonta— 
len Aushöblung, aus welcher man die untern Ertvemitäten des 
einen Gerippes berausgegraben hatte, Das Schnedenlager unge: 
ftört mit den Muſchelſchalen in horizontaler Richtung und das 
Ganze in horizontaler Schichtung lag, fo daß in demfelben feine 
Verruͤckung bemerkt ward und nicht das; Geringfte von Damme 
erde eingemengt war, welches ohne Zweifel der Fall fenn würde, 
wenn die Leiche dort von. oben. her eingegraben worden wäre. 
Set liegt die, Conchylienbank von einer: 4— 6" mächtigen 
Schicht von Dammerde bededt. Ich werde von der Höhe der 
in Nede ftehenden Conchylienbank über der Meeresflaͤche und 
dem Zeitraume, welcher höchft wahrfcheinlich während ihrer Er— 
bebung auf diefe Höhe verftrichen iſt, fprechen, wann ich erſt 
einiger anderen Erhebungen Erwähnung gethan haben werde, 
für welche wir mit ziemlicher Sicherheit die Zeiträume: beftim- 
men fünnen. 

Sch will mit wenigen Worten daran erinnern, daß man im 
den legtern Jahren junebene und unregelmäfige Hebungen im 


* Sn Sfeberwall (Duilles Härad, Bottna = Kirchfpiel) fand man vor 
10 Sahren in einer Conchylienbank ein Menfthengerippe in faft auftechter, 
etwas hintenüber geneigter Stellung, 


525 8 


Bohuslän wahrzunehmen geglaubt hat,‘ fo daß ſich Stellen, 
welche einander ganz nahe liegen, ungleich erhöht hätten. Diefe 
Erhebungen möchten aber doch wohl bey weitem nicht fo bes 
deutend ſeyn, als man geglaubt hat. Hohmberg, welcer 
unfern von den Stellen, wohnt, wo jene beobachtet worden find, 
wird bey einer andern Gelegenheit ausführlicher daruͤber fprechen. 

Die Landerhebungen, deren ich hier erwähnen werde, halte 
ih für vegelmäßige und homogen auf eine lange Strecke des 
Landes’ einwirfende, 

1) Bey Gunneby auf der Inſel Zjorn (in Bohuslän, 
ungefaͤhr 580) fand ich im vergangenen Herbſte eine Neihe 
ı platter Samiliengrabhügel nahe dem Strande des Hakefjord. 
Beym Graben in der Mitte von einigen derfelben fand ſich 
eine Zhonurne mit verbrannten Knodyen und Spuren von vers 
toftetem Eiſen. Diefe Grabhügel find demnach heidniſche, gez 
hören aber ohne Zweifel der lektern Zeit des Heidenthums an, 
doch wohl nicht der allerlegten, in welcher die Sitte der Leichen- 
vetbrennung bereits abgefchafft war. Diefe Hügel Eonnen daher 
unferer Zeit nicht näher liegen, als etwa 900 oder 1000 Jahre. 
Bey meiner Neife hierher befuchte ich die Stelle wieder, in Be: 
gleitung Holmbergs; wir maßen mit einem Nivellitinffrument 
einen der Hügel und fanden feine Bafis 12’ über der mittlern 
Meereshöhe. So nahe dem Strande man auch zu jener Zeit 
die Grabhügel aufzuführen pflegte, kann man doch nicht anneh— 
men, daß man fie fo niedrig legte, daß bie erfte beſte Melle 
fie hätte überfpielen müffen. Die geringfte Höhe über der 
Meeresfläche, welche wir für die Baſis des Huͤgels annehmen 
Eönnen, da fie gelegt ward, ift wohl 2—3', wonach denn 9 
bis 10° von den 12 Übrig bleiben. So hätte folglich die Ba— 
fig diefes Grabhügels ſich nicht über 1‘ im Jahrhunderte wäh: 
tend der legtvergangenen 9 oder 10 Saͤcula erhöht, 

2, Bey Marftrand (auf der Koo), nur etwas über 1 Meile 
von der leßgenannten Stelle, ficht man ein Warferftandszeichen 
i. J. 1770. eingehauen. Diefes, ftand im verwichenen Fahre, 
in welhem. Holmberg e3 maß, ungefähr 10” hoch. über der 
mittlern Höhe des Meeres.* Ich ſage ungefähr; denn es 
ift ſehr ſchwer, ja meiftens unmöglich, hier an der Nordfee den 
mittlern Wafferftand auf Zolle zu beſtimmen. Dies Zeichen hat 
fih demnad etwa um 9— 10” in 73 Jahren gehoben, welches 
auch ungefähr 1’ für das Jahrhundert ausmadıt. 

3) Auf dem Gullhohm (58° 10°) wurde Lnellsi. 5. 
1884. eingehauenes Waſſerſtandszeichen beobachtet; e8 war aber 
dort noch keine bedeutende oder recht bemerkbare Erhebung zu fehen. 


4) Beym Trälebergs-Kil, nahe der Lyſe-Kirche (etwa 
580 20°) befinden ſich heidnifche Grabhügel, welche nach der 
Meffung ſich etwa 17° hoch Über dem Meere mit der Bafıs 
liegend zeigten, Nehmen wir nun auch an, daß diefe der leften 
Zeit des Heidenthums angehören und dem Strande ganz nahe 
lagen, fo Eönnen wir doch Feine größere Erhebung für fie her: 
ausrechnen, als von etwas über 13’ im Jahrhunderte, 


* Diefe Beobachtung ſtimmt ziemlich mit der überein, welche tiber 
daffelbe Zeichen in den Vet. Ak. Handl. f. 1806. angeführt wird, mo 
e3 heißt, dag das Zeichen i. 3. 1804. (alſo 34 Jahre fpäter) nicht ganz 
4% hoch (d. h. wohl etwa 4—5’) über der Mittelhöhe des’ Waſſers 
‚ Hand, welches auch ungefähr 1’ auf das Jahrhundert ausmacht, In den— 

felben Handl. f. 1823., ©. 38., wird angenommen, daffelbe Zeichen er= 
hebe ſich im Jahrhundert um 25 aber ficher iſt die Meffung, welche 
S. 26 Z angeführt wird, bey niedrigem Waſſer gefchehen. - 


- 


— —— 


926 


5) Bey Holma wurden Hügel gemeffen, welche daffelbe Ne: 
fultat lieferten. 

6) Bey Fjellbada (ungef. 580 35°) liegt mitten im Ha- 
fen eine Schere, genannt Gudmundsffärer (die Gudmunds— 
fchere), welche in hohem Grade die Aufmerfamkeit der Forfcher’ 
verdient. „Eine Zradition in. jener Gegend, von welcher auch 
Kalm in feiner Neife berichtet, und die ebenfalls von Dedman, 
wie vom Paſtor Holmberg (Bohusläns Beskrifn., I., ©. 20) 
angeführt wird, meldet, daß, als der Teste Eatholifche Priefter, 
Gudmund, i. 3. 1632., genöthigt ward, feine Gemeinde in 
Quille zu verlaffen und abzuziehen, feine Pfarrfinder ihn bis an 
den Strand begleiteten, wo er Abfchied von ihnen nahm und 
unter Anderem den Wunfch Auferte, es möchte ein Wunder 
gefchehen, welches anzeigte, ob feine oder Luthers Lehre die 
rechte wäre. Darauf ſtieg er in fein Boot und fegelte ab; aber 
einige hundert Elfen weit vom Strande ftieß das Boot auf eine 
verborgene Schere, welche man früher nie bemerkt hatte, und 
flug um. Gudmund ertrant, und die Schere befam von 
ihm den Namen und heift noch heutiges Tages die Gud— 
mundsſchere. in 83 jähriger Greis berichtete Ralmen 
1742., daß in feiner Kindheit (alfo um d. J. 1662. oder 1664. 
und fomit etwa 130 Jahre nah Gudmunds Verunglüdung) 
die Schere über das Waffer heraus gewachfen fey, und zwar 
fo weit, daß man einen Hut habe auf fie feßen koͤnnen (Kalme 
Reife, S. 166.). Nach der Form der Schere in ihrem höch— 
ften Theile war fie wohl damals ungefähr 7—8' hoch. Sm 
3. 1842., alfo ein Jahrhundert fpäter, da Kalm im Bo: 
huslän reifte, ftand die Gud mundsfhere etwa 2’ über der 
MWafferfläche  (daf. ©. 156—7) und war fo groß, wie der 
Fußboden eines mittelmäßigen Zimmerd. Bel) meiner Herreife 
ſah ich die Schere, wo fie ſich 4’ 1“ über dev mittlern Waſſer— 
höhe befand; ihr Arealinnhalt foll etwa 1700 D. Ellen betra= 
gen (Vgl. Holmb. Boh. Beskr., 1., p. 20). Diefe Schere 
ift demnach etwa um 2° im legten Säculum gewachfen, und 
war nach derfelben Berechnung i. J. 1532., wo Gudmunds 
Boot auf ihr umſchlug, eine blinde, ungefähr 2’ unter der Mee- 
tesfläche ftehende Schere. Und ungefähr fo niedrig mußte fie 
wohl eben gemwefen feyn. Sie ftand folglich 

i. J. 1532. — 2’ unter der Meeresfläche, 

— 1662, — 7 bis 8“ über derfelben, 
1742. — 2' über derfelben, 

— 1844: — 4° über derfelben, 
und ift demnach regelmäßig um 1’ in jedem Zeitraume von 
50 Jahren während der letztverfloſſenen 300 Jahre geftiegen. 

7) Bey Strömftad (etiva 580 57°) geben alte Fifcher, auf 
deren lange Erfahrung man ſich verlaffen zu koͤnnen fcheint, an, 
daß die Scheeren fih um 1’ etwa mährend einiger und 30 
Sabre, folglih um 3’ etwa auf das Sahrhundert gerechnet, 
gehoben haben. Dieß ffimmt auch ziemlich ‚mit dem überein, 
was alte Fifher und Lootſen auf der Kofterd 1742, Kalm 
berichteten (f. defjen Reife 76, 82). 

Wenn wir num alle diefe Meffungen und die mit ihnen über- 
einftimmenden Angaben vergleichen, fo finden wir, daß baffelbe 
Verhalten an Schwedens Weſt- und Oſtkuͤſte ftattfindet, daß 
die Erhöhung gegen Norden zunimmt, 

Die Conchylienbank mit Menfchengerippen, deren ich erwähnt 
habe, liegt auf dem Gute Roosägor, unter 58% 25°. Sie ift 
weit entfernt vom Meere, und ihre Höhe Eonnte nicht ohne 
einen Zeitverluft, welchen die Neife nicht geftattet haben würde, 
genau erforfcht werden; ich fand fie aber im Niveau mit der 


r 


927 


Höhe eines Berges auf der entgegenfegten Seite des Abnfjord, 
deffen Höhe von mehreren erfahrenen Anmwefenden zu etwa 100° 
angegeben ward. Unalogifh mit den Mefjungen längs der 
ganzen bohuslänifchen Küfte erhebt ſich dag Ufer unter 58° Yyär 
um etwas weniger, ald 2’ im Jahrhunderte, welches für 100° 
einen Zeitraum von zwifchen 4 und 5000 Jahren gibt. 

Sch bin jedoch weit entfernt, es für bewiefen und gewiß zu 
halten, daß die Conchylienbank und die in ihr gefundenen Men: 
fchengerippe diefes hohe Alter haben. Wir haben vielleicht fein 
Recht, zu ſchließen, daß die Erhöhung während der früheren 
Sahrtaufende eben fo langfam vor fich gegangen fey, wie jie 
ſich jest zeigt; aber ohne Zweifel ift es bemerkenswerth, daß 
wir fie auf ein ganzes Sahrtaufend zurück verfolgen Eonnen, 
und daß fie während diefes langen Zeitraumes nicht fhneller 
vor fich gegangen ift, als fie jest gefchieht. Ich bin der Mei- 
nung gewefen, daß diefe Data es verdienten, den Naturforfchern 
Sfandinavieng vorgelegt zu werden; denn ich bin überzeugt, daß 
die Naturwiffenfchaften durch das Anfammeln vieler Beobach— 
tungen auch in diefer Beziehung uns eines Tages zu fiheren 
Pefultaten verhelfen werden. Das hier Dargelegte dürfte als 
eine Anleitung zu ferneren Unterfuhungen anzufehen feyn. Der 
Naturforfcher muß ſich zwar vor neuen Hppothefen hüten, aber 
vielleicht eben fo fehr vor alten. Manches Alte wird vielleicht 
für Thatfächliches gehalten, welches bey näherer Prüfung ſich 
als durchaus unerwiefen darbietet. 

Das Nefultat deffen, was ich hier vorgelegt habe, ift meiner 
Meinung nah nun folgendes: 1) daß die Weftküfte Schwedens 
fi) hebt und daß dieſe Hebung, wie auch die der Oftfüfte, nach 
Norden ftärker ift; 2) daß die Hebung menigftens nicht abge= 
nommen hat, fondern während der leßtvergangenen 300 Sahre, 
ja des legten ganzen Jahrtauſends, ununterbrochen fortgeſchritten 
ift, und daß 5) die in der Gonchylienbanf gefundenen Gerippe 
Menfchen angehört haben, welhe im Meere umgefommen find, 
als die Banf noch unter dem Meeresfpiegel ftand, daß fie 
demnach fehr alt find und einer Zeit angehören, von welcher 
uns unſere Gefchichte Feine und unfere vorwelctlichen Sagen 
kaum einige Kunde geben. 

Unter folhen Umftänden würde e8 ohne Zweifel von großem 
Sntereffe feyn, zu erfahren, welchen Volkſtaͤmmen der Vorzeit 
jene SEelette angehört haben. Leider wurden fie zerbrochen. 
Ale Knochen waren verfalft und folglich ſehr zerbrechlich. 
Dennoch befam Paft. Holmberg ben obern Theil (die Ca— 
Iotte) eines der Schädel ziemlich vollftändig und theilte ihn 
mir mit. 

Obzwar ih, durch einen Zufall verhindert, der Gefellfchaft 
heute dies Bruchſtuͤck nicht mittheilen fann, fo will ic doch 
etwas Näheres über daffelbe anführen. Sc habe bet) deffen 
Unterfuhung Pr. Retzius meifterhafte Abhandlung „Ueber 
die Schädelformen der Nordbewohner” [f. Müllers 
Archiv, 1845., Iſis 1845. 417.] zu Grunde gelegt, welche Über die, 
bierher gehörenden Gegenftände ein fo Elares Licht verbreitet 
und in ihren wenigen Blättern dem Ethnologen und Alter— 
thumsforfcher mehr wahre Aufklärung gibt, als ganze früher 
vollgefchriebene Bande. Das in ihr dargebotene Syſtem ift zu 
gleicher Zeit fo einfach und leicht faßlich, daß ein Jeder e8 ans 
menden kann, und doc im Grunde fo tief gedacht, daß es den 
anfpruchvollften Forderungen der reinen Miffenfchaft Genuͤge 
leiftet. 

u in ber Conchylienbank gefundene Schädel hat, biefem 
Spfteme zufolge, Eeinem Homo brachycephalus angehört, und 


928 


demnach nicht dem Lappenftamme, welcher ſich durch einen 
£urzen Kopf mit abgeftugtem Hinterhaupt und großen Scheitel- 
hödern auszeichnet; er hat einem H. dolichocephalus ortho- 
gnathus angehört, unterfcheidet ſich aber bedeutend von dem 
gegenwärtigen norwegiſchen oder norcänifhen Stamme, von 
welhem Pr. Negius bey einem Vortrage bier zwey Schädel 
vorgezeigt hat, deren einer aus einem alten, heidnifchen Grab— 
hügel, der andere, ihm ganz gleiche, vom biefigen Anatomiefaale 
entliehen war — zum Beweife, daß der Stamm, wie Pr. 
Retzius zum voraus gezeigt, Sahrtaufende hindurch feine Form 
unverändert behalten hat. Einen ganz ähnlichen, aug einem 
Samiliengrabhügel auf Doͤtten ausgegrabenen, dem Mufeum in 
Bergen zugehörenden habe ich das Vergnügen, hier vorzuzeigen. 
Er unterfcheidet fih aud von den Schädeln des fimbrifchen 
Stammes, welche meiftens mit Erzwaffen zufammen, wenigftens 
im füdlichen Schweden, angetroffen werden. Ich beſitze eine 
ganze Reihe von ihnen, die alle einander gleich find, 

Der in Rede ftehende Schädel aus der Conchylienbank zeich- 
net ſich beym erften Anblide durch feine minder gewöhnliche 
Größe und feine eigene Form aus. Cr ift Länglich, oben flach 
conver und breit, befonders an den Schläfen, !wo er bedeutend 
breit und conver ift; über der Naſenwurzel hat er Eeine ſtarke 
Einſenkung, und die Stirn iſt aufgerichtet, aber nicht hoc. 
Diefelbe ausgezeichnete Schädelform ift, fo viel ich weiß, bloß 
dreymal im füdlichen Skandinavien, jedes Mal zufammen mit 
zierlihen Waffen aus Erz, angetroffen worden. * (NB. Es 
find jedoch nicht Schädel von der gewöhnlichen Form, welche 
neben den Erzwaffen angetroffen werden.) Diefelbe Form zeigt 
beynahe der Schädel des letzten Königs von Irland, O' Con⸗ 
nor, und faſt ganz und gar diefelbe ein vorweltliher Schädel, 
welchen ich vor einigen Jahren aus einer uralten f. g. phönis 
ciſchen Katakombe auf Malta erhielt. Sch will £ein beftimmteg 
Nefultat ausfprechen; denn ich habe zu wenige Materialien 
dazu. Sch ziehe auch Fein folhes aus der Sache, erwähne bloß 
die Thatſachen und laſſe einen Jeden fich felbft die Schlüffe 
bilden, welche er für die richtigften halt, nachdem er nehmlich 
die hierhergehörenden Documente unterfucht hat. Sollte eg fi 
indeffen aus fortgefeßten Unterfuchungen mit völliger Gewißheit 
ergeben, daß die Phönicier in eimer fernen Zeit ihre Züge und 
Handelscolonien auch nach unferen Küften ausgedehnt haben, 
fo dürfte danacı Verfchiedenes aus unferer alten heidnifchen 
Zeit eine ganz andere Erfiärung erhalten als bisher, z. B. die 
Spuren einer Sonnenverehrung (der Baals- oder Baldurscul- 
tus), aus Feuern, welche in der Johannisnacht angezündet 
wurden, die bier im Norden fo hell ift, daß man bloß. den 
Nauch, aber nicht die Flamme fieht, — ein Cultus, welcher 
fiher im Norden nicht entftanden ift (wie dieß auch der fcharf- 
finnige Buch ſchon in feiner oft citirten Neife bemerkt hat) 
und mit feinen Tanzen um Feuer auf den Bergen ufw. eine 
unverkennbare Aehnlichkeit mit dem phönicifhen Sonnencul- 
tus hat. 


©. 109— 112. Admiral Bille, Ueber die Anfprüche der 
Seefahrt an die Sorgfalt der Gelehrten und der Auctoritäten. 


* Im Vorbengehen will ich erwähnen, daß die übrigen, neben biefen 
Schädeln gefundenen Knochen allemal ungewöhnlic, groß waren. Gin 
Schenfelfnochen und ein Schienbein, welche nebft dem Schädel aus ver 
Eonchylienbunf hervorgeholt wirden, deuten eine Körperlänge von über 7° 
ſchwed. M. an. 


’ 


529 


1. ©. 116—174. Die Section für Phnfit, Chemie 
und Mathematik. ; 
Mortführer Prof. Keyſer, Secretäre Cap. Scan: 
berg und Cand. Philos. Broch. 


©. 116—137. Dr. Lewy, Ueber die Machsarten (aus 
dem Thier- und dem Pflanzenreiche.) 
©. 138 — 140. Prof. Scharling, Fortgefegte Verſuche 


zur Beftimmung der Menge von Kohlenfäure, welche ein Menfch 
in 24 Stunden ausathmet. (©. den Bericht Über die dritte 
Zufammen£unft der fc. N., ©. 269.) 

©. 140— 143. Gontreadmiral Ville, 
Urt, die Zte Differenz zu corrigiven. 

©. 143 — 144. Prof. Boed, Ueber den Bau einiger or: 
ganifchen Körper binfichtlicy der mit ihnen vorgenommenen che— 
mifchen Glementaranalyfen. 

©. 145 —147. Pr. Keyfer, Ueber den Einfluß des 
Magnetismus auf die Bildung des Dianenbaums. 

©. 147—156. Pr. Hanfteen, Refultate einer 18 Mo: 
nate langen Reihe magnetifcher Beobachtungen in Chriftiania, 
u. ſ. w. 

©. 157— 167. Derſelbe, Ueber den Gebrauch des In— 
clinationsinftrumentes. 

©. 169— 174. Derfelbe, Vorſchlag zu einer allgemein 
zu befolgenden Ordnung bey meteorologifhen Beobachtungen. 


II. ©&.175—221. Die Section für Botanik und Pflan= 
jengeographie. 
Mortf. Biſchof EC. Agardh, Secr. Dr. Med. C. 5. 
Hartman und Doc. T. Liebmann. 


©. 175—176. Doc, Liebmann, Ueber die centrosame: 
ricanifchen Palmenformen. 

©. 176— 177. Adj. J. Ugardh, Ueber Pflanzenver: 
twandlungen. 

Pr. Hornfhuc hatte bey der Verfammlung in Stodholm 
1842. angeführt, daß eine neue Erfahrung e8 beftätigt hätte, 
es koͤnnten ſich Linſen (Ervum Lens L.) durch Gultur oder 
Baftardirung den Umftänden nah in Erbfen (Pisum sativum 
L.) oder Widen (Vieia sativa L.) verwandeln, audy des Hrn. 
Agardh 5 Papiercapfein mit Samen, alle mit der Auffchrift 
Ervum Lens L., aber in der Form übergehend von Linſen zu 
Erbfen, mitgetbeilt. Hr. U. hatte einen Theil derfelben aus: 
gefüet, die Gewächfe während zweyer Fahre cultiviert, und zeigte 
den noch in den Capſeln enthaltenen Reſt der urfprünglichen 
Samen vor. Die Mitglieder der Section fanden in der einen 
Gapfel wirkliche Linſen, in der andern wirkliche Erbfen und in 
den 3 übrigen Widen. Die aus diefen Samen entftandenen 
Pflanzen, welche der Section gleichfalls vorgezeigt wurden, ſtimm— 
ten mit diefen Beftimmungen überein; fie bejtanden nehmlich in 
Linfen, Erbſen und Widen, ohne alle Zeichen des Uebergange. * 
In Beziehung bierauf führte A. an, wiefern Algen d em 
Anfcheine nah in einander übergehen koͤnnen. Bifchoff 
Agardh hatte einen ſolchen Uebergang vor langer Zeit zwiſchen 
Conferva mirabilis und Sphaerococeus mirabilis und er felbft 
neulich zwifchen Conferva catenata und einer neuen Grate- 


Ueber eine neue 


* Hornfhudh hat fi gegen diefen Bericht von I. Agardh 
fürzlich in der Flora f. 1848. ausgefprochen. (S. ven befondern Ab- 
bru feines Aufjages, Ueber Ausartung der Pflanzen, in derfelben, S. 41, 
Anm.) D. Ueberf. 

Sfis 1848, Heft 7. 


— — 
— e e et — 


530 


lonpia beobachtet. Dieſe Conf. cat. war nehmlich fo von der 
parafitifchen Grat. bededt, daß man, ohne die Entftehung diefer 
legten wahrzunehmen, die Conferve für verwandelt in die Gra— 
teloupie halten mußte. Aber U. hatte genau beobachtet, wie 
die Favillidien * der Grateloupie fi) an den Stengeln der Con— 
ferve befeftigt, danach ſich ausgebreitet und eine felbftftändige 
Vegetation begonnen hatten, ohne den Wegetationsproceß der 
Gonferve zu zerftören oder zu unterbrechen. Die gleichzeitige 
Entwidlung der beiden Gewaͤchſe wurde durch Zeichnungen und 
Eremplare erläutert. — Biſch. U. glaubte, die Conferve werde 
durch grateloupiöfe Maffe angefüllt, ohne dadurch zu vergehen, 
und hielt dies Factum für defto intereffanter, als hier ein viel 
tobufteres Gewaͤchs von feftem, flachem und gefiederten Baue 
ſich parafitifh auf einem weit zarteren von ganz anderer Bes 
fhaffenheit befeftigen Eonnte. Es wurde indeffen bemerkt, da 
das Verhaͤltniß zwiſchen den angeführten Gewächfen fehr ver= 
fhieden fen von dem bey den gewöhnlichen Parafiten, indem die 
Grateloupie ihre Nahrung nicht aus dem Muttergewächfe, fon: 
dern aus dem umgebenden Medium entnehme. — Liebmann 
führte an, er habe eine Menge analoger Fälle bey Hypnaea 
museiformis wahrgenommen, welche in den tropifchen Meeren 
parafitifh auf Algen aus allen Gruppen wachſe, und daß die— 
felbe in einzelnen Localitäten fo befchwerlich fey, daß man fich 
nur mit Mühe gute Eremplare der vorfommenden Algen ver: 
ſchaffen Eönne, weil diefe ftetS von jenem Schmaroger über: 
wachſen feyen. } 

©. 177—190. Doc. Liebmann hielt einen Vortrag Über 
neue Wurzelparafiten aus den Samilien der Balanophoren, Cy— 
tineen, Drobandinen und Monotropieen, fämmtlih Formen 
der mejicanifhen Flora. 

©. 190— 192. Doc. Arrhenius, Beobahtungen über 
das Treiben der Gewächfe im Winter durch Eis oder Eiswaffer. 

©. 193. Apoth. Möller, Ueber einige von ihm entdedte 
Beftandtheile der Kichenen. 

©. 193. Prof. Boed legte den anatomifhen Bau der 
Gorallinen und Nulliporen dar und zeigte, daß derfelbe ganz mit 
dem der Pflanzen übereinftimmte, fo daß diefe Formen aus dem 
Thierreih in das Pflanzenreidy verfest werden müßten. Der 
Mortführer bemerkte, daß Acetabularia jegt als eine zu den 
Algen gehörende Pflanze ebenfalls betrachtet worden ſey. J. 
Agardh und Liebmann Auferten ihre Zweifel über die Pflau— 
jennatur diefer Formen und führten mehrere Gründe an, aus 
denen fich zu ergeben ſchien, daß fie zu den niederften Thier— 
formen zu ftellen wären. 

©. 193—197. Doc. Liebmann leitete die Aufmerkſam— 
£eit der Section auf einige biologifhe Merkwürdigfeiten ben 
mehreren mejicanifhen Arten der Gattung Cuscuta. 

©. 197—199. Derfelbe zeigte eine neue Orchideengat— 
tung, zu den terreftren Formen Mejicos gehörend ( Androchi- 
lus campestris Liebm.), weldye fidy durch die Gegenwart 
eines vollftändig entmwidelten Staubgefäßes mit Filament und 
angehefteter Anthere auszeichnete. 

©. 199— 201. Cand. Lange, Vorſchlag zu einem Tauſch— 
vereine für (befonders) nordifhe Pflanzen. 


* Im Driginale fteht Fovillidier. Warum ſchreibt man fortwäh- 
rend Fovilla ete., da doch das Wort Favilla heißt und das an und 
für ſich finnlofe Fovilla nur durch einen Drudfehler entftanden feyn 
fann? — (Bol, Agardh, Biol, d, Pfl., S. 355, 

— D. Ueberſ. 


34 


531 


S. 21. Hr. Mathefius zeigte einige für bie ſchwediſche 
Flora intereffante Pflanzen vor. 

©. 201. Einiges Botanifhes mitgetheilt von Verſchiedenen. 

S. 02 — 204. Doc. Liebmann, Erläuterungen hin: 
fichtlich des Guaco, 

©. 204 — 214. Derfelbe legte Abbildungen von 4 neuen 
mejicnnifchen Cycadeen vor und las darauf eine Abhandlung 
über den Pla der Cycadeen im Spfteme, namentlich) in Hin: 
fiht auf Reichen bachs Anfichten. 

©. 214. Derfelbe, Erläuterungen über die Zonaria 
deusta Auct. 

©. 15— 218: Prof. Blyet, Ueber einige Eritifche 
normwegifche Pflanzen, befonders in Hinfiht auf Gun: 
nerus Angabe und fein Herbarium, unter Vorzeigung der dazu 
gehörenden Exemplare. 

©. 219. Doc. Arrhenius, Ueber einige Nubusarten. 

©. 219—220. Mag. Derfted, Ueber die Bedeutung 
der Lippe in der Blüthe der Orchideen. 

©. 221. Doc. Liebmann legte 46 colorirte Foliozeiche 
nungen über blühende mejicanifhe Orchideen vor, welche einem 
Eünftigen Werke über diefe Familie einverleibt werden follen. 


II. ©. 222 — 280. Die Section für Zoologie und 
Zooto mie. 
Mortf. Prof. Nilsfon, Vicewortf, Prof. Eſchricht, 
Secr. Prof. S. Lowén und Gand. Esmarf, 


©. 222 — 227. Bar. v. Düben, Ueber einige für Scans 
dinaviens Fauna neue Fifche. 

Verſchiedene der hier angeführten Fiſche wurde erft fpäter 
nah Art und Synonymie näher beftimmt. Vgl. unfern in 
der Iſis ©. 303 ftehenden Auszug aus der Ofversigt af K. 
Vet. Ak. förhandlingar für ar 1844. 

©. 227 — 223: Doc. Dahlpom, Ueber eine für die 
fand. Sn. neue Sapyga. 

©. 223— 229. Derfelbe, Ueber gewiffe Sphex - artige 
Hpmenopteren. 

©. 2330—231. Cand. Esmarf, Ueber einige fuͤr die 
feand. Sn. neue Fifche. 

©. 231 -—232. Pr. Boed, Ueber eine neue Art Sagitta, 
— einige Gpmnobrandien und die Gefchlechteverhältniffe bey 
einigen Akalephen und die Entwidlung diefer, wieder Zubularia 
und Syncoryna. 

©. 2332 — 233, Cand. Esmarf führte als für die fcand. 
Sn. neue Gephalopoden, Loligo sagittata. und  Sepiola Ron- 
deletii an, Lowén nod dazu eine Onychoteuthis. Kerner 
wird. bier nach verfchiedenen Datis dargethan, daß auch Sepia 
offieinalis an der fcand. Küfte vorfomme. 

©. 33—235. Doc Dahlbom, Ueber die Larve des 
Emphytus suceinetus. 

©. 235 — 237.  Derfelbe, Ueber die Verfchiedenheit zwi⸗ 
ſchen Nematus Ribesii ef 'conjugatus. 

©. 237—238. Derfelbe, Ueber die Verfchiedenheit zwi: 
[hen Linnes und De Geers Tenthredo salieis, 

©. 238 — 240. Derfelbe, Ueber das Eyerlegen und den 
Larvenzuftand der Tenthredo crassa Fallen. 

S. 240 — 241. Prof. Sundemwall, Ueber die Larven ber 
Zenthredinerigattung Fenusa. 

©. 241 — 246. dj. von Düben, Ueber den Bau der 
Haut bey Holothurien. ©. die von uns überfeste Abhandlung 
ang den Vet. Ak. II. f. 1844. in der Iſis, 1848. ©, 143 ff. 


932 


©. 246— 247. Prof. Sundemalt dußerte hinſichtlich 
Dübens Darlegung über Echinodermen, daß er vor mehreren 
Fahren, da er Gelegenheit gehabt habe, viele frifche Echini zu 
fehen und deren fg. Pedicellarien zu betrachten, geglaubt habe, 
aus guten Gründen diefe letzteren als die Organe anzufehen, 
welche die Stacheln erzeugten, fo nehmlich, daß jeder Echinus- 
ſtachel urfprünglih in der Baſis eines Pebicellarienflieles ges 
bildet würde, welches nicht hinterte, daß die Pedicellarien außer- 
dem für andere, wichtigere Zwecke vorhanden wären. Die Stiele 
diefer Organe figen, nah S.s Angabe, immer auf den Eleinften 
Wärzhen, melde zwiſchen den größeren zerſtreut ftehen, und 
außer der Größe eine ganz eben ſolche Form, wie fie, haben. 
Innerhalb der Bafis des Stiels finder fich ſtets ein Eleiner 
Stachel, welcher fehr den Eleinften der wirklichen Stacheln gleicht, 
aber aus 4 Stüden in der Geftalt von Lamellen befteht, fo 
daß jede Lamelle eine der Kanten bildet, die man an den Sta— 
cheln findet. Die zufammengefeste Kalfnadel hat eine Gelenk: 
flähe und unten, gegen das Wärzchen hin, eine Art von Hals, 
faft mie bey den eigentlichen Stacheln. Hat fich der Stachel 
fo weit ausgebildet, daß die Stüde verwachſen, fo fcheint bie 
Pedicellarie abzufterben und mwegzufallen. ©. batte dies Letztere 
nicht gefehen, noch ſich fonft von der Nichtigkeit feiner Vermu— 
thung überzeugen koͤnnen; aber er meinte, gefunden zu haben, 
daß die Wärzchen, auf denen die Pedicellarien figen, fid nur 
nahe an den Kanten auf jedem Stüde der Schale, in denen 
jedes Stud anwaͤchſt, finden. Es ift auch deutlich zu fehen, 
daß die Zahl dee Wärzchen und Stacheln mit dem Alter auf 
jedem befondern Schalenftüde zunimmt, Die Eleine zufammen: 
geſetzte Kalknadel fheint von Erdl in f. Abh. üb. die Haut- 
organe der Echini (Mien. Ann., VIII.) unter dem Namen eines 
Sfelettes, zufammengefegt: aus ,, Stäbchen”, befchrieben worden 
zu feyn; aber er fcheint die Lage diefes Skeletts in dem Stiele 
unrichtig aufgefaßt zu haben. 

©. 247— 250. Pr. Boed theilte hinfihtlih der Duͤ— 
benfchen Beobachtungen folgende Bemerkungen mit: 

Zufolge der Unterfuchungen,, welche er mit den in der Haut 
bey einigen Echinodermen, namentlich der Holothuria elegans 
und des Asterias rubens, vorfommenden Kalkablagerungen 
vorgenommen hatte, mufte er annehmen, daß die Höhlungen, 
in welchen die verfchiedentlich gebildeten Kalktheile liegen, die in 
ihnen liegende unorganifhe Maffe nicht fo umgeben, daß fie 
für diefe eine genau: begrängte Form darböten, wonach man 
glauben möchte, die Wände der Höhlung bedingten das ver— 
fchiedene Ausfehen, welches der Kalk erhalten hat, «dadurch, daß 
fie diefen bey feiner Entwidlung unmittelbar umgränzt haben. 
Es fchien ihm dagegen gewiß zu fenn, daß die Kalkablagerungen 
nur ſehr wenig und bloß in ihrem äußerften Umfange die Wände 
der Höhlung berührten und: ſich alfo mit ihrem verſchiedenen 
Ausfehen ohne eine unmittelbare, materielle Einwirkung der 
innern Fläche der umfchliegenden Haut bildeten, welche fonach 
bloß als ein Abfonderungsorgan: für eine Falfhaltige Feuchtigkeit 
zu betrachten wäre, aus welcher ſich die fefte Kalkmaſſe durch 
eine, Art Gryftallifation abfeste, 

Unterfucht man folche Kalkpartikeln bey  polarifiertem Lichte, 
fo wird man finden, daß fie zwar aus Kalfnadeln zu beftehen 
feinen, melche fich auf verfchiedene Weife und in verfchiedenen 
Stellungen an einander fügen, daß fie aber doch immer einen 
fo völlig durch die ganze Maffe gehenden, regelmäßigen Mole: 
cularbau haben,: daß fich, unabhängig von irgend einer zufam- 
mengefegten außen Form, in ihr doch nur eine beftimmte optifche 


933 
Achfenrihtung findet. Die bey Asterias rubens vorfommen: 
den neßförmigen und mehr unregelmäßigen Zufammenfügungen 
oder die fternförmigen oder mie gothifches Bauwerk fo hübfch 
verbundenen Kalknadeln der Holothuria elegans zeigen das 
optifche Phänomen fo, als wäre jedes zufammenhangende und 
von einem Mittelpunct aus entwidelte Stud der in Rede ſte— 
benden Kalkpartieen aus einem einzelnen Kalkfpathernftalle vers 
fertigt, in welhem man mit Bohrer und Grabftichel nach ver— 
ſchiedenen Nichtungen bin Köcher und Vertiefungen ausgearbeitet 
hätte. Die auf diefe Weiſe bewirkte zufammengefegte äußere 
Form, welche von der, welche die Kalkipathmaterie durch Cry— 
ftalifation annimmt, fehr verfchieden ausfällt, würde dennoch 
nichts zur DWerinderung in den zuruͤckbleibenden Theilen der 
moleculären Anordnung des angewendeten Kalkfpathbruchftüces 
bewirken, wonach diefes die von ihr abhängigen eigenthümlic) 
optifchen Phänomene ganz unverändert zeigen würde. Man 
erfieht hieraus, daß während der Entwidlung dieſer verſchieden 
geformten Kalfablagerungen in der Haut der Echinodermen der 
Anfag der Kalkmolechlen in ber einmal begonnenen Ordnung 
ganz unabhängig oder ohne Einwirkung irend einer aͤußeren 
Form, welche entftehen Eönnte, fortgefest werde, 

Da nun aber die Außere Form diefer Kalkablagerungen eben 
“fo wenig. von der innern moleculäcen Anordnung abhängig ift, 
als fie diefe zu modificieren vermag, und man auch nicht ans 
nehmen kann, daß fie durch irgend eine unmittelbare materiell 
begränzende Einwirkung der umfchließenden Wände der Hoͤh— 
lungen, in denen ſich die Kalkpartifein ausbilden, bedingt fen, 
man aber doch findet, daß diefe, wie Hr. von Düben es ge: 
nauer nachgewiefen hat, eigenthümliche. und die verfchiedenen 
Thierarten ganz beftimmt characterifierende Formen beſitzen; fo 
wird man zu der. Annahme gezwungen, daß. die verfchiedene 
äußere Form durch einen dynamifihen Act, durch ein auf die 
Kalkmaterie ſich äußerndes Zuſammenwirken derfelben Kräfte, 
welches übrigens den Character der Thierart bedingt, und durch 
eine partielle Unterdrüdung der fonft die Kalfmaterie für fich 
beherrfchenden Thatigkeit, hervorgebracht fey. Man fcheint hier- 
nach einen fprechenden Beweis dafür zu haben, daß die in den 
anorganifchen Körpern herrfchenden und gewiffe beftimmte Ver: 
hältniffe bedingenden Kräfte in den innerhalb des Umfangs der 
organifchen Körper abgefegten und an der Lebensthätigkeit des 
organifchen Körpers nicht eigentlich, theilnehmenden anorganifchen 
Materien nicht fehlen oder unmwirkfam feyen, daß fie aber zum 
Theil in ihrer fonft deutlich fichtbaren Thätigkeit durch die den 
Bau und Character des organifcdyen Körpers bedingenden Kräfte 
modificiert oder behindert werden. Diefe Kräfte ‚geftatten im in 
Rede ftehenden Falle der unorganifhen Materie — dem Eohlen= 
fauern Kalle —, eine gewiffe, beftimmte und durch jede einzeln 
eingefchloffene Kalkpartie ganz regelmäßig fortlaufende Molecular: 
anordnung anzunehmen, als. ob fie. ein Cryſtall wäre, aber nicht, 
daß eine Äußere, mit der der Materie innwohnenden und unabs 
bängigen Thaͤtigkeit Übereinftimmende Begraͤnzung fich bildete. 
Die äußere Form wird nicht allein zu einer der anorganifchen 
Natur fremden modificiert, fondern, ungeachtet man diefelbe 
Materie hat und diefe zwar uͤberall von: berfelben Molecular- 
anordnung ift, erhält fie doch für die verſchiedenen Tierarten 
eine verfchiebene Aufßere Form. Die, des Thieres Artcharacter 
bedingende Thätigkeit ftört nicht allein die anorganifche Thaͤtig— 
Eeitseichtung, fondern modificiert fie auf eine beftimmte und für 
die verfchiedenen Thierarten verfchiedene, ‚unabmweifbare und eigen- 
thuͤmliche Weiſe. 


534 


Das ſolchergeſtalt beſprochene Phänomen ſteht hinſichtlich der 
aus ihm gezogenen Schluͤſſe nicht ifoliert da. Die Otolithen 
bey den Fifchen, welche ſich in membranöfen, verhältnigmäßig 
ſehr weiten Höhlen, alfo nicht durch eine direct begränzende 
materielle Einwirkung der Wände diefer Höhlen, entwickeln, er— 
halten doch einen für jede einzelne Fifhart fehr characteriftifchen 
inneren und außern Bau, ohne daß fich ein verfchiedenes Ma: 
terial und eine von folhem abhängige verichiedene moleculäre 
Anordnung darböte. Ein ganz analoges Phaͤnomen, obſchon 
einem zufammengefeßten organifchen Stoffe geltend, finden wir 
in der Entwidlung der Amylumkoͤrner bey verfchiedenen Pflan- 
zen, von welchem in der Verfammlung zu Kopenhagen die Rede 
wir. Man findet aud) diefelbe, die Materie beherrfchende, von 
der Artindividnalitüt ausgehende, deutlich ausgefprochene Ein: 
wirkung bey der Entwiclung der Vogelfedern (f. unten bey der 
Section f. Anthropot. u. Phnfiol.), wie fie fih auch bey der 
Entwidlung vieler anderer Formen organifcher und anorganifcher 
Materien in organifchen ‚Körpern nachweilen läßt. 

©. 250. May. Mathefius zeigte einen Myoxus avel- 
lanarius aus Meftgothland vor. 

©. 250. Pr. Rettzius, Ueber dag Eigenthümliche im Baue 
der Bauchſpeicheldeüſe bey einigen Nagethieren. 

©. 250— 255. Adj. v. Duͤben, Ueber die norwegifchen 
Echiniden. Es werden bier die folgenden 13 Arten aufgeführt: 
Cidaris papillata Flem. (non Ech. Cidaris Z.), Echinus 
esculentus L. (E. Sphaera Mauell, Forb., E. elobilormis 
Lmek. sec, Agass.), Flewingii Forb., elegans Dueb. (te- 
sta depressa, coceinea; seriebus 20 tuberculor. majorum 
distinetissimis, nunquam interruptis, seenndariis inferne 
nec numero nee magnitudine auctis; spinis raris, cocci- 
neis, apice albis, primariis 2plo 3plove longioribus); nor- 
vegicus Dueb. (testa depressa, pallide flavescente, apice 
maculis subquadratis 5 rubris (s. virentib.) notata; serieh. 
tuberculor, distinetissimis, licet valde raris et interruptis; 
spinis raris concoloribus, pallide flavis; primariis paueiss., 
sed praelongis); miliaris Leske, negleetus Lmek., Echino- 
eyamus pusillus (Spat. pus. Mll.), Spatangus purpureus 
(Echinus purp. Mil.), Brissus Iyrifer Forb., Brissus sp. 
dub. (vel Mieraster Agass. — Br. canalifero aff. sed, uti 
videtur nov. Sp.), Amphidotus cordatus Penn. (Spat. ar- 
euarius Lmck.), ovatus (Spat. ov. Leske). 

©. 255. Pr. Lowén, Ueber eine neue Echinodermengat- 
tung, Chaetoderma nitescens. (ft fpäter, unter dem Na: 
men Ch. nitidulum, in der Ofversigt af K. Vet. Ak. För- 
handl. för 1844., p. 116., Tab. I., characterifirt und abge- 
bildet worden, Iſis S. 303.) 

©. 255... Pr. Sundemwall zeigte eine Zeichnung ber 
wahrfcheinlichen Larve einer Forficulina aus Bahia vor. Er 
nannte das 5. Mill. lange. und fehr ſchmale Thierchen vorläufig 
Condylopalama agilis, 

©. 256 — 262. Conſerv. Raſſch, Zoologifche Bemerkungen 
auf einer laͤngs der norwegifchen Küfte von Stavensheft bis 
Stat gemachten Reife. 

©. 62 —263.. Düben, S.Lomen, Nilsfon, Raſch 
und Sundemwall. Discuffion über die Eriftenz; der See— 
ſchlange, deren Reſultat war, daß alles Uber diefe Berichtete 
unbewiefen und unficher fey. 

©. 264—266. Adi. v. Düben, Ueber die norwegifchen 
Afteriden. Es werden bier. nur die neuen Arten (lat.) characte— 
riſiert, nehmlich Solaſster fuseifer, Astropecten Parelii, Chri- 


535 


stii et tenuispinus, Luydia Sarsii und Ophiopeltis securi- 
gera. Außerdem werden als neu für die feand. In. aufge: 
fübrt Pteraster militaris O. F. Mil., Ctenodiscus polaris 
Sab., Ophiolepis squamata M. et Tr. et Ballii Forb. 
und Ophioscolex glacialis M. et Tr. 

©. 266—268. Derfelbe, Ueber einige norwegifche Acti— 
nien nad Unterfuhungen von ihm und Koren. 

Die alte Gattung Actinia kann jegt als eine ganze Familie 
betrachtet werden, welche mehrere ſehr ausgezeichnete und ſcharf 
begränzte Gattungen enthält, von denen an der feandinavifchen 
Küfte 4 vorkommen, Actinia sensu striet., Anthea, Edward- 
sia und Mammiillifera. 

Alte Arten, außer einer einzigen, die bisher bey ung gefunden 
und befchrieben worden find, befeftigen ficy mittels einer breiten, 
cirkelrunden Bafis, und ihre Tentakeln fönnen vollfommen ein: 
gezogen werden; fie gehören folglich alle zur Gattung Actinia 
im engern Sinne, von welcher die Gattung Cribrina Ehrbg. 
wohl nur als eine Unterabtheilung betrachtet werden fann, 

Die Gattung Anthea Johnst. unterfcheidet fid) von Actinia 
dadurch, daf die Tentakeln gar nicht eingezogen werden koͤnnen. 
Eine große Art, Anth. Tuediae Johnst., kommt an unferen 
Küften vor; gleihfam zum Erfage dafür, daß die Zentafeln 
nicht einziehbar find, haben fie eine bisher bey Feiner nordifchen 
Actinie, wohl aber bey vielen Arten der waͤrmeren Meere, bes 
merkte Eigenfchaft bekommen, die nehmlich, bey der Berührung 
einen brennenden Schmerz in der Haut zu erregen. Die mi: 
kroſcopiſche Unterſuchung zeigt die Neffelorgane (mie fie von 
Költiker und R. Wagner befchrieben werden) fehr deutlich 
und groß und nicht bloß auf den Tentakeln in größter Menge, 
fondern ouch, obgleic ihrer wenigere und dünner geftellte, auf 
fer Haut des Körpers, wo fie bey einer Actinie früher kaum 
befunden ſeyn dürften. — Die Art variiet fehr in der Farbe; 
gisweilen find die Zentafeln dunkel purpurfarben, und dann 
beheint auch ihre brennende Eigenfchaft viel ftärfer zu ſeyn, als 
bey bläfferen Eremplaren, fo wie diefe gewöhnlich vorfommen. 
Bey dem erſten Eremplar, welches ung zukam, verbrannte fic) 
Koren fo, daß er einen Ausfhlag auf den Händen befam, 
welcher dem Neffelausfchlage glih und 4 Wochen lang dauerte. 

Unter dem Namen Edwardsia hat Quatrefages neulich 
eine Gattung aufgeftellt, welche der Gattung Actinia nahe fteht, 
doch aber im Habitus und in mehreren wefentlichen Characteren 
von ihr abweicht. Die zu ihr gehörenden Ihiere find verlän- 
gert, cylindriſch oder edig, der mittlere Theil des Körpers ift 
mit einer dien, opafen Haut bededt, wogegen beide Enden 
einen ganz dimnen und ducdjfichtigen Ueberzug haben, und nach 
Gefallen ausgefhoben oder in den mittlern Theil hineingezogen 
werden Eönnen. Das vordere Ende umgibt ein Kranz von Ten— 
tafeln, das hintere Fann fich an andere Gegenftände anheften, 
obgleich bey weitem nicht fo feft, wie bey den eigentlichen Acti— 
nien. Von diefer Gattung fanden wir beym weſtlichen Nor: 
wegen 2 Arten; die eine, E. Sarsii mob. ift die Sarsifche 
Lecythia brevicornis; die andere, E. tuberculata nob., ift 
neu, ausgezeichnet durch einen achtedigen Körper, welcher längs 
der Eden mit dichtftehenden, erhabenen Hödern befest ift. 

In den wärmeren Meeren hat man mehrere den Actinien 
nahe verwandte Formen gefunden, welche zufammengefegte Thiere 
ſind und vermoͤge deſſen einen Uebergang zu den Polypen der 
Madreporen vermitteln. Eine ſolche Uebergangsform iſt die 
Gattung Mammillifera Le Sueur, cylindriſche, lederartige Thiere, 
aus einer gemeinſchaftlichen, ausgebreiteten Baſis hervorgemach- 


536 


ſen, oben ſich oͤffnend und ſchließend wie Actinien und mit 
einem doppelten Tentakelkranz um die Mundoͤffnung. Eine 
Art, M. inerustata nob. kommt bey Bergen vor; fie iſt fo 
feft mit Sand incruftirt, daß diefer gleihfam der Subftanz des 
Thiers einverleibt zu feyn fcheint, und alle Gremplare, die wir 
fahen, waren von einem Pagurus bewohnt, melcher fich eine 
Höhle in der Maffe des zufammengefesten Thiers geformt hatte, 
Die Mundöffnung umgeben 40 Tentafeln in 2 Kränzen, und 
außerdem ift der aͤußere Rand 20 zähnig, gleichfam: gebildet durch 
einen Außern Kranz von verwachfenen Tentakeln. Länge den 
Wänden der innern Höhlung hängen 20 fadenähnliche, geſchlaͤn— 
gelte Eyerftöde. 

©. 268. Mag. Derfted fprach über eine feltne Form von 
Actinia und ein in derfelben gefundenes Diftom, — theilte die 
Befchreibung einer neuen Annulatengattung mit und erklärte die 
Entwidlung von den Jungen der Annulaten, — ſprach über 
Chtorottais und deffen Gehörorgan, und — befchrieb die Ent: 
wicklung von Pebdicellina. 

©. 268. Pr. Eſchricht zeigte eine fehr große Filarie aus 
einer mejicaniſchen Locufta vor, 

©. 269. Derfelbe zeigte eine Dipterenlarve, welche unter 
der Haut eines Menfchen gelebt hatte. 

Eine andere von Esmarf erwähnte, an bderfelben Stelle’ 
gefundene Dipterenlarve, von welcher er Eremplare aufbewahrt 
hatte, wird bier von Sundewall (lat.) befchrieben. [Vgl. 
die Verhandl. d. Zufammenf. in Kopenhagen, ©. 295 —296., 
über. Ifis, 1843., ©. 298, Vet. Ak. H. f. 1840, p. 63— 
68, überf. Iſis, 1845., ©. 131— 134, Öfvers. afK.V.A. 
Förh. 1844., p. 162, und biefelbe f. 1845, p. 98. Iſis 305.] 

©. 269. Pr. Resius zeigte verfchiedene mifroffopifche 
Zahnpräparate und Injectionen der Gallengänge und Blutge> 
fäße der Leber vor und fprah über Bau und Function der 
verfhiedenen Mägen bey Delphinus Phocaena. 

©. 269— 270. Pr. Lowén zeigte ein neues Girriped aus 
der Haut von Haififchen vor. [Dieß ift in der Ofvers. af K. 
V. Ak. Förh. 1844., p. 192—194., Tab. Ill., unter dem 
Namen Alepas Squalicola von Lomen befchrieben und ab- 
gebildet worden. Iſis 307]. 

©. 270. Pr. Boed zeigte Abbildungen von verfciebenen 
Planaridenarten vor und heftete die Aufmerffamfeit auf ver: 
febiedene Puncte in deren Drganifation. 

Derſelbe erwähnte einiger Verhältniffe des Baues und ber 
Entwidlung der Polygastrica Ehrb. Die Hauptpuncte diefes 
durch [vorgezeigte] Abbildungen erläuterten Vortrages werden 
bier mitgetheilt. 

Es war ihm bisher nicht geglüdt, bey irgend einem Poly- 
gastricum E. einen folhen Bau des Darmcanales zu finden, 
wie Ehrenberg diefen in feinem großen Infuſorienwerke, Tab, 
XXXL, Fig. 1, 4, und XXXII, 1,10, abbildet. Ueberall, 
wo er mit Deutlichkeit eine Darmhoͤhlung fehen Eonnte, beftand 
diefe aus einem weiten Sade, in welchem bie Ingeſta — ver- 
muthlih durch ein Zlimmerepithelium — ſehr oft im Kreife 
umbergewälzt wurden. Daben zeigte es fich fehr allgemein, daß 
die zur Mundöffnung bingeführten Theilhen, 5. B. von Indigo, 
in einem Sclunde angefammelt und zu Fugelförmigen Maffen 
zufammengeballt wurden, welche darauf in den großen Magen 
hinabgefhoben und, nachdem fie in diefem circeuliert hatten, durch 
eine Afteröffnung, meiftens ohne vorher zermalmt oder zertheilt 
zu feyn wieder ausgejtoßen wurden. Beſtehen die Ingefta aus 
ungefärbten und burchfichtigen, gelatinöfen Beftandtheilen, fo 


937 


fehen fie aus, wie Eleine Wafferteöpfchen, melde im Parenchyme 
des Thiers liegen; aber bey ihrem Umbherwälzen in der großen 
Magenhöhlung verhalten fie fich ganz fo, wie die mehr gefärbten. 

Ob die Eleinen Körnchen, welche man fo allgemein bey den 
Polygaftrica findet, und die Chrenberg als Eyermaffen bes 
teachtet, folche bisweilen feyn mögen, wollte Hr. B. nicht ent: 
fcheiden; aber bisweilen zeigen fie fich fo, als wären fie in der 
Haut eingefchloffene fehr feine, ſtark depolarifiende Kryſtalle. 
Ben Bursaria vernalis fah er die grünen Körnchen in der 
Magenhöhlung wie Ingefta umhergewälst. 

Daß die bey vielen P. vorkommende contractile Blaſe ein 
männlicdyeg Samenorgan wäre, fam ihm nicht wahrfcheinlid) 
vor. Er hatte bey einer großen Borticelle ganz unbezweifelt 
gefehen, daß diefe Blafe mittels der Zufammenziehungen die in 
ihr enthaltene Flüffigkeit in einen Canal ausleerte, welche fich 
nahe dem After öffnete, und das mit einer folhen Kraft, daß 
die Flüffigkeit die vor ihr liegenden Ereremente fortfchob, Hier 
Eonnte alfo die contractile Blafe als eine Urinblafe betrachtet 
werden, mwelche die im Körper angehäufte Überflüffige Waffer: 
menge, die in den Magen durch das unaufhörliche Verſchlucken 
der als NMahrungsftoff aufgenommenen und im Waffer erweich: 
ten Zheilchen gelangt war, aufnehme und vielleicht auch abfon= 
derte. Bey Arten, bey denen man deutlich fieht, daß, wenn 
die contractile Blafe fich zufammenzieht, die in ihr enthaltene 
Slüffigkeit in mehrere, wie Strahlen auslaufende Ganäle hinein- 
gepreßt wird, die fich in mehrere Theile des Thiers vertheilen 
und zwar, tie es fcheinen möchte, in das zwiſchen der. großen 
Magenhöhlung und der Außern Oberfläche befindliche Parenchym 
binein, wie z. B. bey Paramecium Aurelia, fönnte man wohl 
fhwerlid) jene als Harnblafe deuten, e8 möchte denn feyn, daß 
ſich die mehrfachen Candle an verfchiedenen Stellen nach außen 
öffneten; denn obgleich in dem Falle ein folcher verzweigter 
Ausführungscanal mit demjenigen, wag man bey der Harnblafe 
der höheren Thiere findet, nicht übereinflimmen würde, fünnte 
man fi hier eine Analogie mit den verzweigten Schleimaus— 
führungsgängen denfen, welche bey Fifchen vorfommen, durd) 
welche auch eine nicht geringe Menge Waffers aus dem Körper 
ausgeführt wird. 

Eine Fortpflanzung durch Eyer hatte er noch nicht beobachtet, 
möchte auch eine ſolche für norhiwendig gehalten werden.” Da— 
gegen hatte er fehr genau den bey den P. vorfommenden Thei- 
lungsproceß verfolgt, welcher ibm ganz räthfelhaft erfchien und 
mitunter, tie ibm däuchte, auf eine Bildung durch wechfelnde 
Generationen bindeutete. Befonders wurde er zu der Vermu— 
thung des Vorkommens einer folhen durch die Unterfuhung des 
Formirens einiger zu den Volvocinae Ehr. gehörender Thiere 
geleitet, welche während der Theilung allmählich eine andere 
Geſtalt und einen andern Character annehmen. Es ſey deßhalb 
möglich, daß man finden werde,-es ſeyen Polygaftrica zufolge 
ihrer Form anfcheinend verichiedenen Arten, ja Oattungen und 
Familien angehörend, doch nur verfchiedene Entwicklungsformen 
ein und derfelben Thierart, und daß diefe bisweilen bey ihrer 
Entwidelung mehr das Anfehen eines vegetabilifchen, als eines 
animalifchen, Organismus habe. 

©. 27%. Pr. Nilsfon fprad uͤbor die feandinavifchen 
Säugthiere. 

©. 272—273. Doc. Dahlbom theilte eine Beftätigung 
der Vermuthung mit, daß die Blattwefpen fich bey Hungerg- 
noth angreifen und auffreffen. 

Sfis 1848. Heft 7. 


— — — 


938 


©. 273 — 276, Derfelbe, Ueber Galläpfel, verurfacht 
von Blattweſpen, nehmlich Nematus viminalis, Amerinae, 
Capreae et intercus.). i 

©. 276— 277. Derfelbe, Ueber die parafitifche Lebens— 
weife der Mutilla europaea. . 

©. 277 — 280. Derfelbe, Ueber die Lebensweiſe des 
Diodontus tristis und Alyson- Ratzeburgi. 

©. 230. Adj. v. Düben zeigte eine neue, ungewöhnlich 
große Pennella, melde auf einer Balänoptera lebte, und eine 
andere Lernäe von einer, wie eg fchien, neuen, der G. Diche- 
lesthium verwandten Gattung, gefunden auf Anthea Tuediae. 


Iv. ©. 281—296. Die Section für Mineralogie und 
Geologie. 
Wortf. Leop. v. Buch, Secr. Prof. FSochhammer. 


©. 231. Lect. Scheerer, Ueber Polykras und Malakon, 
— zeigte auch einige auf: der Hittero vorfommende Mineralien 
vor; — Pr. Forchhammer zeigte Ceramites Hisingeri 
Lieb. aus dem Alaunfchiefer auf Bornholm und in Schonen; 
— L. v. Buch, Ueber Verfteinerungen, welche die Formatio— 
nen, in denen fie ſich finden, auszeichnen; — Präf. Murchi— 
fon, Ueberjicht der hervotretendften Kormationen im europäifchen 
Rußland uſw.; — Lect. Scheerer, Mikroſk. Unterf. mehrerer 
Mineralien (f. Poggend. Anmerk., LXIV, p. 153 u. 162); 
— zeigte mehrere feltene norwegifche Mineralien; — Mag. 
Nordin, Ueber die geologifhe Bildung von Wermland ufw. 

©. 281— 237. Pr. Nilsfon, Ueber eine vor Kurzem in 
Halland gefundene Kreidebildung, nebft Bemerkungen über die 
geologifche Gonftitution des füdlichen Schwedens. 


©. 287. Kurze Anzeigen. Mafhmann, Forchham— 
mer, Paſt. Björn. 
9. 287 -295. Praͤſ. Murchiſon, Anfichten über die 


Claffification der geologifchen Schichten in der Uebergangsfors 
mation bey Chriftiania. 

©. 296. Lect. Scheerer), Ueber mehrere feltnere norwe— 
gifche Mineralien. (©. Poggend, Anm., LXV, p. 276. 


V. ©. 296 — 302. Die Section für Pharmacie. 
Mortf. Apoth. Möller, Secr. Apoth. Trier. 


©. 296— 299. Apoth. Trier zeigte und befprach einige 
neuere fübamericanifhe Droguen. 
©. 209 — 301. Derfelbe, Bericht über Verſuche mit 


Vegetabilien auf Veranlaffung von Bouis und Ure’s Anga— 
ben über die Wirkung der Benzoefäure auf den Urin. 
©. 301 — 302. Einzelne Notizen von Berfchiedenen. 


VI. S. 305 —331. 
und Phnfiologie. 
Mor Pr. Efhriht, Ser. Prof N. H. Lowén, 
Prof. Stein. 
©. 308. Pr. Eſchricht zeigte eine Chflopenbildung bey 
einem Kalbe und eine andere Cyklopen- und Sitenenbildung bey 
einem Menfchen vor. 2 
©. 505 —305. Pr. Negius, Ueber die f. g. Ossa me- 
tacarpi pollieis et met. halluecis. 
©. 305— 8306. Derfelbe, Ueber Verdoppelung des Os 
cuneiforme primum. 
©. 306—316. Prof. Huß theilte Dr. P. H. Malm: 
ſtens Bemerkungen mit, „Ueber die vegetabilifhe Natur ber 
Krankheit, welche Mahon unter dem Namen Teigne ton- 


34* 


Die Section für Anthropotomie 


539 


dante (Squarus tondens) befihrieben, und die man allgemein 
als identifh mit Willans Porrigo decalvans angefehen hat.’ 

[Diefe intereffante und gründliche Abhandlung ift fpäter 
(1845.), noch bedeutend erweitert, befonders abgedrudt unter 
dem Titel Trichophyton tonsurans, harskärande Mögel, ete. 
af P. H. Malmsten, in Stockholm erfchienen. ine Ueber: 
fegung diefer, mit einer Tafel gegierten, Schrift von Ereplin 
hat den Jahrgang 1848. des Müllerſchen Archivs eröffnet.) 

©. 317— 318. Pr. Boed, Ueber Form und Entwidlung 
der DVogelfedern. 

S. 318— 319. Kurze Angaben von Verfchiedenen. 

©. 319 — 325. Pr. Eſchricht, Ueber den Centraltheil 
des bewußtfennlofen Nervenlebens. 

©. 325— 326. Einige kurze Notizen. 

©. 326 — 330. Pr. Retzius, Ueber zwey Fälle von Miß— 
bildung mit Verkürzung des Rumpfs durch Verſchmelzung der 
Knochen mit einander (Nanocormus Gurlt.). 

©. 330. Pr. Eſchricht, Angabe über 2 Blinddärme von 
Negern, einen mit fehr großem, einen andern mit ſehr Eleinem 
Murmfortfage. 


VI. ©. 331-403. Die Section für practifhe Medicin. 
Mortf. Prof. Retzius. Vicewortf. Pr. Huß und Kect. 
Conradi, Ser. Prof. Sonden, Dr. Faye. 


S. 331— 345. Dberarzt Dr. Djörup, Ueber die Dpe- 
tation des Empyems. 

©. 345. Lic. Blih (u. U.) über Eklampſie bey Schwan: 
geren und Gebärenden. 

©. 345 — 346. Oberarzt Dr. Manfa zeigte ein für die 
Behandlung der Klumpfüße neu erfundenes Fußbrett. 

©. 346 —350. Stabshir. Prof. Müller, Bemerkungen 
über Revaccination nebft Ueberſicht der bey der dänifchen Armee 
von 1835 — 1843. inel. vorgenommenen und deren Refultate, 

©. 351. Corpsarzt Danieldfen, Ueber Elephantiasis 
Graecorum. 

©. 351 — 352. Brigadeayzt Dr. Hjort ermähnte und 
zeigte einige Formen von tuberculöfen Hautkrankheiten. Bemer— 
kungen Anderer Über diefen Gegenftand. 

©. 352. Diftrietsarze Lehmann, Ueber die wäfferihte 
Feuchtigkeit des Auges. 

©. 353 —356. Stabtarzt Dr. Ewert, Ueber die Heilung 
ber Gretinenfinder, 

©. 356— 361. Prof. Huf, Ueber Typhusfieber. 

©. 361 — 363. Derfelbe, Bericht über einen Vorſchlag 
zur Bewerkfteligung einer feandinavifhen medicinifchen Geo: 
raphie. 
3 ©. 363— 372. Dberarzt Bremer, Bemerkungen über 
denfelben. 

©. 372—377. Dr. Wiftrand, Ueber die richtige Weife, 
die forenfifche Medicin in Scandinavien zu bearbeiten. 

©. 377. Gorpsarzt Egeberg (u, A.), Ueber die Behands 
lung des Plattfußes. 

©. 378— 382. Diecuffionen über die Elephantiafis (f. 
©. 351 — 352) und über Typhus (f. ©. 356 — 361). 

©. 382— 383. Stadtphyſ. Döderlein zeigte ein 14jäh— 
riges Mädchen von cretinartiger Deformität, und theilte litho— 
graphirte Abbildungen von bemfelben aus. 

©. 383— 387, Dr. Lang, Ueber ein endemifches Fieber 
auf Gottland, beobachtet und befchrieben vom Dr. Andree in 
Wisby. 


— — 


540 


©. 387 — 389. Diftrictsarzt Heinr. Lehmann, Ueber 
eine eigne Hemiparalyfe de8 Musculus reetus ext. oculi. 
©. 390— 392%. Discuffion Über einen Vorfhlag des Pr. 
Huf zur Neorganifation der bey der Verfammlung in Stod: 
holm niedergefegten permanenten medicinifchen Gomiteen. 
©. 392 —401. Dr. $aye, Ueber die Behandlung der un: 
gentuberculoſe; nebft Bemerkungen von Anderen. 
©. 401 — 402. Prof. Dtto, Bedenken binfichtlid des 
Comites f. ©. 561 ff. 
[Mehrere bloße Angaben von Vorträgen find hier ganz 
mweggelaffen worden.) 
©. 404— 417. Bericht Über das, was feit der legten Zus 
fammenfunft in Norwegen zur Beförderung der Naturwiffen: 
fchaft gefchehen ift. 
©. 418 —434. Zugabe, enthaltend den Bericht über Teft: 
lich£eiten, welche bey diefer Zufammenfunft ftattgefunden haben, 
Gedichte uſw. 


The Troansaeti ons 


of the linnean Society of London XX. 2. 1847. 4. p. 163—357. 
t. 10—14. 


Diefes Heft enthält I größere Abhandlungen, alle wichtig, 
wie man es an diefen Schriften gewohnt ift. 

IX. ©. 163. 5. D. Hoofer, Verzeichniß von Pflanzen der 
Galapagos-Inſeln mit Befchreibung der neuen Gattungen. 

Es find hier 239 Gattungen aufgeführt mit Angabe des 
Fundorts, die neuen lateiniſch charakterifirt und befchrieben. 
Der Verfaffer hat eine Sammlung von der antarctifchen Expe— 
dition mitgebraht; Charles Darwin hat ihm die feinigen von 
der Reife mit dem Schiff Beagle gegeben; Prof. Henslow 
die von des Gapitäns Fitzroys Neife.. Nah Darwin weicht 
diefe Flora ven allen andern ab. 

Fungi: Schizophyllum commune. 

Lichenes 2—4. Usnea plicata; Borrera leucomelas ; 
Sticta aurata. 

Hepaticae 5— 10. Novae: Jungermannia pungens. 

Musci 11—12; novi: Macromitrium scabrisetum. 

Filices 13 —39.; novi: Polypodium pleiosoros, palea- 
ceum; Hemionitis pinnata; Adiantum parvulum, henslo- 
wianum; Asplenium nigrescens. 

Gramineae 40—57.; novae: Paspalum penicillatum, 
longepedunculatum; Setaria...; Eutriana pilosa (ex 
America E. affınis, gracilis); Calamagrostis pumila; Cype- 
rus rubiginosus; Mariscus brachystachys. 

Commelyneae 58. C. agraria 

Hypoxydeae: 59. H. erecta. 

Orchideae: 60. novae; Epidendrum spicatum. 

Piperaceae: 61—63.; novae: Peperomia galapagen- 
sis, petiolata, flagelliformis. 

Urticeae 64 — 68. 

Euphorbiaceae 69—86.; novae: Euphorbia recurva, 
amplexicaulis, nummularia, diffasa, viminea; Acalypha par- 
vula, cordifolia, flaccida , velutina, strobilifera, renifor- 
mis; Croton scouleri, macraei. 

Amarantaceae 87— 96. novae: Brandesia echinoce- 
phala, Alternanthera subscaposa; Jresine ed monstonei; 
Bucholtzia nudicaulis, glauceseens, filifolia; Froelichia 
nudicaulis. 


541 


Phytolacceae 97 et 98. 

Nyctagineae 99— 103. novae: Pisonia floribunda. 
Plumbagineae 104 et 105. Pl: scandens, tomentosa ? 
Verbenaceae 106—112. 
Acanthaceae 113. Dicliptera peruviana. 
Rubiaceae 114. Tetramerium n. sp. 

Boragineae 115—126. novae: Galapagoa n. (Col- 
denia et Rhabdia) darwini (herba), fusca, 'Tournefortia 
rufosericea, pubescens; Cordia leucophlyectis, linearis, re- 
voluta, scouleri. 

Scrophularineae: 127 et 128. Scoparia duleis. 

Labiatae 129 — 132. novae: Salvia prostrata. 

Solaneae 133— 141. novae: Solanum edmonstonei; 
Dietyocalyx n. (Daturia) miersi; Acnistus ellipticus. 

Convolvulaceae 142— 146. novae: Ypomoea line- 
arifolia, tubiflora. 

Apocyneae 147.: Vallesia glabra. 

Godenoviae 148. Scaevola plumieri. 

Lobeliaceae 149. L. xalapensis. 

Compositae 150—172. novae: Lorentea gracilis, 
subsquarrosa; Erigeron tenuifolium, lancifoliun; Hemi- 
zonia squalida. | 

Desmocephalum n. (affine Elvirae) inelegans (herba ). 

Microcoetia n. (affinis Elvirae et Milleriae) repens. 

Macraea n. (Heliopsidea) laricifolia (frutex). 

Scalesia incisa, pedunculata, darwinii, gummifera, afli- 
nis; Wedelia tenuicaulis; Jaegeria gracilis, prorepens; 
Spilanthes diffusa; Chrysantbellum pusillum; Aplopappus 
lanatus. 

Umbelliferae 173 — 174. Heloseiadium laciniatum, 
leptophylium. 

Lorantheae 185. 176. novae: Viscum henslowii, ga- 
lapageium. 

Rubiaceae: 177—191.: novae: Borreria dispersa, 
linearifolia, subereeta, perpusilla, ericaefolia, parviflora, 

divaricata, falcifolia. 

Chiococca trisperma; Psychotria rufipes. 

Portulaceae: 192. novae: Sesuyium edmonstonei. 

Pleuropetalum n. darwinii (Suffrutex ?) 

Loaseae: 194. novae: Acrolasia squalida. 

Passifloreae 195 — 197. novae: P. lineariloba, tri- 
dactylites, puberula. 

Ficoideae 198 — 199. Opuntia galapageia. 

Cucurbitaceae: 200— 201. novae: Sicyos villosa; 
Elatherium cordatum. 

Myrtaceae: 202. novae: Psidium galapageium. 

Rhizophoreae: 203. Rhizophora mangle. 

Leguminosae: 204— 221. novae: Crotalaria pube- 
rula; Dalea parvifolia, tenuicaulis; Phaca edmonstonei; 
Desmodium filiforme; Rhynchosia reticulata; Phaseolus 
mollis. 

Rhamneae: 222. novae: Piscaria pauciflora. 

Simarubeae 223. Castela nicholsonii var, 

Celastrinae 224. novae: Maytenus obovatus, 

Spondiaceae 225. novae: Spondias edmonstonei. 

Xanthoxyleae 226. Xanthoxylum pterota, 

Zygophylleae 227. Tribulus cistoideae. 

: Sapindaceae 228. Cardiospermum molle. 
Byttneriaceae 229. novae: Waltheria reticulata. 


—u 
— — — 


542 


Malvaceae 230 - 223. novae: Sida depauperata, te- 
nuicaulis. 

Caryophylleae 234 et 235. Drymaria glaberrima ; 
Mollugo verticillata. 

Polygaleae 236. 237. novae: P. obovata, galapa- 
geia. 

Uruciferae 238. Senebiera pinnatilida. 

Menispermeae: 239. Cissampelos pareira. 

X. ©. 235. J. D. Hoofer, die Vegetation der Gala: 
pagos= Infeln, verglichen mit der vom feften America. 

Diefe 10 Infeln liegen unter dem Aequator gegen 600 eng= 
liſche Meilen von Guayaquil, find ganz vulcanifh mit Berge 
hoͤrnern 3000 — 4700' body und waren bis vor kurzem gänz: 
lich) unbewohnt; daher die eigenthümliche Flora mit 123 Gat: 
tungen, die nirgend3 anderswo vorfommen; fonderbar, daß es 
daſelbſt faft Feine Monocotyledonen qibt, kaum 4 foviel als 
Dicotyledonen. Am bäufigften find: Filices 28, Compositae 
28, Leguminosae 24, Euphorbiaceae 18, Rubiaceae 15, 
Solanaceae 13, Gramineae 12, Amarantaceae 10, Ver- 
benaceae 9, Cyperaceae 7, Boragineae 7., Cordiaccae 6. 

Das Umftändlihere laͤßt fidy nicht ausziehen. 

X. ©. 263. W. Griffith, über Ambrosinia ciliata 
Rozburgh. Tab. X. — XII. 

Sit £eine Ambrosinia, fondern eine Cryptocoryne Fischer. 
Sn Schott et Endlicher Meleteinata |. p- 6. 

Der Character ift hier genauer gegeben und Alles umftänd- 
lich Lateinifch befchrieben. Roxburgh hat noch A. spiralis, 
retrospiralis et unilocularis. Schott zieht zu Cr. auch 
Caladium ovatum (Karin-Pola Rheede), deſſen Frucht aber 
etwas verfchieden ift; Rumphs Arum aquaticum gehört nicht 
dazu. Es wird nun die Entwidelung des Saamens fehr um— 
ftändlich gefchildert. Abgebildet find die Bluͤthenkolben, Staub: 
beutel, Entwidelung des Samens. und des Keimes zu verfchies 
denen Zeiten. 

XII. 277. ©. Newport, über den mäfferign Dunft, 
welcher aus den DBienenftöcden kommt. Zur Zeit, wo die Bie— 
nen ihren Stod lüften, entwidelt ſich im Innern ein Dunft. 
Gegen Ende de8 Sommers bemerkt man auf dem Stüßbrett 
eine fchwärzlihe Materie, welche einige Zoll über das Flugloch 
herausgeht. Im Anfange glaubte ic), das feyen ausgemworfene 
Theile oder zerftreuter Blüthenftaub oder Wachs, was aber nicht 
der Fall iſt. Nach einer Eühlen Nacht bemerkt man des Mor: 
gens früh am Flugloch einen feuchten Zug, bisweilen felbft in 
Tropfen, was vielleicht von dem Athem oder der Ausdünftung 
herfommt. Schon: Huber hat bemerkt, daß die verdorbene 
Luft heraus und die reine hineingeht, und meine Beobachtungen 
beftätigen e8. Die Berührung beider Ströme fchlagen die Feuch— 
tigkeit nieder. Sch fchnitt den Boden von einer Glasflafche und 
pafte ihn genau vor das Flugloh, fo daß alle Luft duch 
mußte. Waͤhrend einer Nacht fammelte fih 14 Drachme 
Slüffigkeit von der Zemperatur 69 Fahrenheit, die Aufere 524. 

Die Bienen waren im Stod ganz ruhig. Des Morgens, wo 
die Bienen unruhig wurden und daher mehr athmeten, flieg die 
Temperatur höher. Wahrſcheinlich entwicelt fich dabey auch Koh— 
lenſtoff, welcher ſich abfegt und den ſchwarzen Ueberfchlag bildet. 

X. S. 281. Derfelbe, über die Fortpflanzung‘ der 
Blattlaͤuſe. 

Die Sache iſt bekannt: Ich wollte aber unterſuchen, ob ſie 
wirklich zu einer Zeit lebendige Junge, zur andern Eier legten, 
und ob nicht in dieſen Eyern ſchon fertige Junge ſteckten. Im 


x 


943 


Anfange des Novembers 1842. waren bie jungen Schöffe ganz 
mit flügellofen Blattlaͤuſen bededt ohne Eyer. Ich ftellte den 
Stock in ein ungeheites Zimmer, warm 45 — 50°. Als eine 
Woche fpäter die Wärme abnahm, bemerkte ich einige mit 
Flügeiftummeln; fie hauteten fich nad) einigen Zagen und ent— 
widelten ſich vollftändig. Die meiften waren Maͤnnchen; zur 
gleichen Zeit zeigte fich eine Menge noch fehr junge. Am 30. 
war die Zahl der geflügelten fehr vermehrt; darunter auch viele, 
die nur Flügelftummeln hatten ; überdieß eine große Menge ſchwar— 
zer ovaler Eyer, nicht bloß an den Schöffen, fondern auch an 
den Zweigen. Am Hintern einer Blattlaus fah ich zwei Eyer 
hängen. Das Ey befteht aus gelbem Dotter und darum etwas 
wenig Glahr; der Dotter aus Zellen mit Kern und einem grofen 
Keimbläschen mit einem deutlichen Fleck. Das Bläschen ift 
3 oder 4 mal größer als die Zellen, und verſchwindet erft einige 
Zeit nach dem Legen, al’o verfchieden von dem Ey anderer 
Kerfe. Das Bläschen ift fo beftandig, daß es erft nach meh— 
teren Secunden verfhwand, nachdem-ich ein friſch gelegtes Ey 
unter dem Microfcop zerdrüdt hatte, 

Um das Legen genauer zu beobachten, fette ich 4 Blattläuſe 
auf einen abgefchnittenen Nofenzweig in ein verftopftes Glas in 
einem Zimmer von 55— 60° F. Zwey davon waren Maͤnn— 
chen im Puppenzuftand nur mit Slügelftummeln; die zwei an: 
dern waren große flügellofe Weibchen. Am 2. December bey 
58 Fahrenheit bemerkte ich mit Ueberrafhung, daß fie lebendige 
Sunge bervorbrachten. Ein Weibchen war fdon damit fertig; 
das andere war im Begriff des Gebaͤrens. Der Hintere dee 
Sungen voran; der Kopf blieb einige Zeit fteden; die Füße 
Elammerten fich ſchon an Die Pflanze, die Mutter hob fi von 
Zeit zu Zeit und ſchien dur einen ſchwachen Ruck das Junge 
zu entfernen. Diefes verlor mehrmals den Halt, faßte aber 
wieder an und fo wurde nach und nach der Kopf bervorgezogen; 
ih fah Feine Hülle zuruͤckbleiben. Die ganze Geburt dauerte 
etwa 5 Minuten. Das Junge kroch nun langfam fort und 
die Mutter ftete ihren Schnabel wieder in die Pflanze. Es 
ift alfo wahr, daß die Blattläufe zu einer Zeit Eyer, zur 
andern Sunge legen. 

XIV. ©. 285. Hugh Salconer, Beichrribung der Pflanze 
der Asa foetida in Mittelafien. 


Narthex: calycis margo obsoletus. Petala — ? Stylopo- 
dium plicato-urceolatum. Styli filiformes demum re- 
flexi. Fructus a dorso planocompressus, margine 
dilatato cinctus. Mericarpia jugis primariis 5, 3 interme- 
diis filiformibus, 2 lateralibus ohsoletioribus margine con- 
tiguis immersis. Vittae in valleeulis dorsalibus plerumque 
solitariae (valleculis lateralibus nune sesqui-vel bivit- 
tatis); commissurales 4— 6. variae inaequales, exteriori- 
hus saepe reticulatim interruptis. Semen complanatum. 
Carpopborum bipartitum. Umbellae peduneulatae, com- 
positae, Involuerum utrumque nullum. Genus inter Peu- 
cedaneas, calycis margine edentato, fruetus vittis magnis, 
commissuralibusque inaequalibus, et involuero utroque 
nullo, distinetum. Narthex nuneupatum a vocabulo v&oI78, 
apud Dioscoridem Ferulae attributo. 


N. asa foetida: caule tereti simplici, petiolis dilatatis 
aphyllis instructo, foliis radicalibus faseieulatis; petiolis 
triseetis segmentis bipinnatisectis: Jaeiniis lineari-lin- 
gulatis obtusis inaequilateralibus integris vel varie sinuatis 
deeurrentibus. Asa foetida disgunensis. Kaempfer Amoc- 
nitates. Exot. p. 535. 


544 


Ferula asa foetida. Linn. Mater. Med. p. 79. De Cand. 
Prodr. IV. 173; Lindl. Flor. Med. p. 45. 

Hab. in aprieis inter saxa in valle „Astore“ vel „Husso- 
rah“ dieta prope Indum, ultra Cashmeer; indigenis Daradris 
„Sip“vel „Sup“. „Sup.“ Legi fructigerum prope Boos- 
thon, 21° die Septembris 1838. 

Eine fchlanfe ausdauernde Pflanze 5—8' hoch, Wurzel 
fpindeiförmig 1’ lang, oben 3" di mit dunfelgeauer runze— 
liger Dberfläche, Über dem Boden mit haarförmigen Fafern, 
Ueberbleibfel der früheren Jahre; Doldenftrahlen 10 — 20, 
2—4' lang, fruchtbare Döldchen Eopfformig mit 10—20 
fehr kurzen Strahlen; die unfeuchtbaren mit 235 — 30, Blüthen 
klein; Blumenblätter der unfruchtbaren Elein, fchief, ungleich 
feitig,  fpisig, ohne verlängerten Zipfel? Früchte reifen nur 
7—15 in dem Dötdchen, elliptifh, 6" lang, 4 breit, blatt= 
förmig, vöthlich braun in der Mitte, glatt; Blumen weiß? 

Seit Kämpfer fcheint niemand die Pflanze auf ihrem Stand: 
ort gefehen zu haben; meine Cremplare gleichen den feinigen, 
welche ſich im brittifhen Mufeum befinden. Er gibt nur 5 
oder 6 Strahlen in den Doldchen an, wahrfcheinlich weil er fie 
nur reif gefehen hat. Lindley gibt 20— 22 Vittae an den 
Früchten an, was zu Ferula paßt, aber nicht zu meiner und 
Kämpfers Frucht. Im botanifhen Garten zu Saharunpur 
zeigen fich die Blätter im Frühling und nicht im Spätjahre 
wie Kämpfer von feiner Pflanze in Perfien fagt. Narthex 
unterfcheidet fich durch ihre Bluͤthen, Früchte und Blätter wie bey 
Paeonia fehr von allen Ferulis; findet fi niht in Auchers 
perfifcher Sammlung im brittifhen Mufeum, aud) nicht in W. 
Hookers Herbario und niht in Boiffiers Diagnoses 
Plantarum orientalium. 

Sch traf die Pflanze im September 1838 wild im Thal 
Aftore, einem Mebenthal des Indus hinter Kaſchmir auf dem 
Ruͤckweg nah Thibet. Der Jubbar Khan, der Dardoh Rajah 
der Gegend, dem ich fie zeigte, fagte fogleih, es waͤre die 
Pflanze, welche das Heeng oder die Asa foetida des Handelg 
liefeve. In der Sprache der Dardoh oder Dangree (Daradri 
Arriani) heißt die Pflanze Sip oder Sup und die jungen Schöffe 
werden im Frühjahr als ein fehr gutes Gemüfe gepriefen. Die 
Dardoh ziehen daraus Fein Gummiharz. Im Aftorethal ijt fie 
nicht häufig; es fcheint die öftliche Gegend zu ſeyn, wo- fie vor: 
fommt.. In demfelben Thal fand ich Prangos pabularia, Py- 
rola, Pinus gerardiana, Bupleurum, Statice, Ribes, Po- 
dophyllum, Epipactis, Sambucus ete. Ich fand fie nicht 
in Blüthe, nur einige Döldchen mit unfruchtbaren Blüthen, hin 
und mieder mit einem Blumenblatt. Sch pflanzte einige Wur— 
zeln im Garten, welde zwar ausfchlugen, aber bey meiner Ab— 
reife noch nicht blühten. ine davon gab mir etwas Asa foe- 
tida ganz gleich derfelben im Handel. Das ift erwähnt in 
Royles Productive Resources of India p. 223. 

Die Asa foetida ift des Plinius Lafer, nicht Hopos ey- 
renaicos aus Cyrene. Scheint am häufigften vorzufommen in 
den perfifchen Provinzen Khoraffan und Laar, und von da ſich 
auszubreiten einerfeitö in die Ebenen von Zurfiftan am Drug 
nördlich dem Gebirge Hindukufh, wo Burnes fie gefehen zu 
haben ſcheint (Travels I. 243.); anderfeit3 von Beludyiftan 
durch Kandahar und andere Provinzen von Affghanijtan zur 
öftlichen Seite des Industhales, wo fie aufhört in Aftore. 
Diefer ganze Strich hat ein trodenes Clima, angezeigt durch 
ein weißes Band in der hygrometrifchen Charte von Berghaus. 
Sie erſtreckt fich nicht nach Kaſchmir, obſchon dafelbft Prangos 
haufig wächſt. - 


545 


Außer dem Gummiharz wird auch bie Frucht aus Perfien 
und Affghaniftan in Indien eingeführt unter dem Namen 
Anjudan, weil fie von ben inngebornen Aerzten haufig ange— 
wendet wird: Anjudan ift der Name, welden Avicenna dem 
Samen des Heengfth oder Hultent gibt. 

Es wird damit noch eine andere Doldenfrucht eingeführt unter 
dem Namen Dugu (offenbar verwandt mit Daucus) als ein 
Erfagmittel für Anjudan. Das ift die Frucht einer Achten Fe- 
rula und eine von. den zweyen auf den nordindifchen Märkten, 
welche Dr- Royle anführt und. welche vielleiht auch Lind— 
ley meynt. Befchreibung: Mericarpen breit, elliptiſch, etwas 
conver in der Mitte, duͤnn mit breitem Nande, 31 —5'' lang 
21—3 breit. Nüdenteiften 3, fadenförmig, nur wenig er 
haben, die feitlichen weniger deutlich, geben dem Nand einen 
verdicten Saum. Vittae dorsales etwa 4 in jeder Rinne, 
unterbrochen, verzweigt und neßförmig verbunden; Vittae com- 
missurales ungefähr 10, weiter von einander als die auf dem 
Rüden; die ganze Frucht ftrogend mit Milchſaft, ſtinkt lauch— 
artig ungefähr wie Asa foetida; diefe Frucht kommt in den= 
felben Säden, worinn Asa foetida und fann daher damit 
leicht verwechfelt werden. 

Sch babe eine andere Doldenfrucht in Dr. Royle's Samm- 
lung unterfuht, welhe SG. Macneill aus Perfien als wilde 
Asa foetida gebracht hat; fie ift weit von Narthex et Ferula 
unterfchieden und gehört zu einer ganz andern Sippfcaft. 

XV. &.239. 9. Falconer, über Gamoplexis, eine 
neue Sippe der Orchideen. 

Gastrodiac. Gamoplexis orobanchoides. In Montibus 
emodensibus, 7000 ped., herba tripedalis; Rhizoma tube- 
rosum %. 13. 

XVI ©. 297. ©. Newport, Naturgefhichte, Ana: 
tomie und Entwidelung des Delfüfers, des Meloe eicatricosus 
insbefondere. T. 14. (Gelefen im Novbr. 1845.) 

Das ift eine große, fehr genaue und gründliche Abhandlung, 
wie man es be) diefem Naturforfcher gewohnt iſt; die Zeich: 
nungen: find: von ihm felbft, meiftens microfcopiih ungemein 
deutlich und lehrreich. Die Abhandlung befteht eigentlic aus 
zweyen, über. Meloe und Strepsiptera, beide erfchöpfend in 
literarifcher, naturhiftorifcher und anatomifher Hinficht. Wir 
bedauern, daß wir diefe Abhandlung nicht ganz und mit den 
Abbildungen geben koͤnnen. Wem übrigens diefe Gegenftände 
wiſſenſchaftlich am Herzen liegen, der wird mohl englifch ver: 
stehen und im Stande feyn, fich die Linnean Transactions zu 
verfchaffen. Es ift bekannt, daß die Larven des Oelkaͤfers 
Schmarohzer an andern Kerfen, befonders Immen find, und daß 
man fie bald ale Pediculus apis, bald als eigene Sippe, Tri- 
ungulinus andrenetarum aufgeführt hat. Das Verfehen wurde 
fpüter erkannt: allein die eigentliche Kebensart und befonders die 
Berwandlung blieb im Dunfeln. Darüber nun bat der Ber: 
faffer viele Beobachtungen angeftellt, befonderd was die aus— 
gewachfene Larve, die Puppe, den Aufenthalt betrifft und die: 
jenigen Kerfe, an welchen diefe Larven fchmarogen. 

Seine Beobachtungen hat er gemacht 1830. an Meloe 
proscarabaeus, violaceus et cicatricosus, alle drey wenig 
verfchieden m Geftalt und Lebensart, an fenkrechten Wänden von 
Thon und Sand, worinn die Bienen gewöhnlich bauen, Die 
Käfer erfcheinen im März, ebe die Pflanzen biüben, von denen 
fie fih naͤhren, nehmlich Ranunculus acris et Leontodon 
taraxacum, deren Blumen fie gierig freffen und auch die 
Blätter der legten. Sie lieben die Sonne und faufen gern 

Iſis 1848, Heft 7. 


946 


Waſſer, daher man zu Haufe die Pflanzen negen muß; die 
Paarung dauert oft 2— 3 Stunden, wobei dag Weibchen fort: 
frißt. Die genannten Gattungen panren ſich eingefperrt auch 
untereinander aber nicht im Freyen. Das Eyerlegen folgt nach 
mehreren Tagen und zwar in der Erde, worinn fie eine Grube 
machen unter Gras, wohl 1—2'" tief, womit fie in ‚einer 
halben Stunde fertig find. Das Legen dauert einige Stunden 
und dann wird das Koch mit Erde zugeſcharrt. Die Ever lie- 
gen darinn in einem Haufen. Die Larven fihliefen aus nach 
5—6 Wochen. Sie legen die Eyer auch unbefruchtet, ſcharren 
aber dann das Koch nicht zu. Sie legen 3—4 mal in Zwi— 
fhenräumen von 2 zu2 Wochen, zuerft am meiften 3— 4000. 
In einem Eherſtock fand der Verfaſſer 2109, in beiden alfo 
4218. Die Männchen fterben bald, die Weibchen nach einigen 
Wochen, un das Ende des Aprils oder May. 

Nun folgt die. Befchreibung der Eyer und Larven. Dieſe 
find anfänglich hellgelb; der Leib aus 14 Ringen mit dem 
Kopf, der Hinterleib alfo aus 105 Fühlhörner vor den großen, 
fhwarzen Augen fünfgliedrig; Oberkiefer fehr dünn und fpisig ; 
Unterkiefer did, kurz mit bdreygliederigen Palpen, Unterlippe 
ſchmal, Palpen kurz und dreygliederig; am legten Bauchringel 
Nachſchieber. Füße ziemlich lang, aus Hüfte, Schenkel, Schien— 
bein, am Zarfus drey krumme Klauen. Die Larven find fehr 
lebhaft und laufen ſehr fchnell, auch an Glas ziemlich wie 
Spamnenmeffer. Länge 1’. Das ſtimmt mit den Beobach— 
tungen der meiften andern überein; Geoffroys Larve fcheint 
zu Timarcha tenebricosa zu gehören, weil fie dem Alten gleich 
ſeyn ſoll, was bey Meloe nicht der Fall iſt; fie wird auch nie 
ſchwarz. 


Aus Eyern gelegt am 8. April kamen die Larven am 25. 
May. Nach 10 Tagen, wo es wärmer wurde, Erochen fie 
aus der finftern Schachtel und liefen hurtig herum, als wenn 
fie etwas fuchten. Er that ihrer 400 in eine Slafche, worinn 
einige Lebendige Gurculionen und ein Malachius bipustulatus, 
an welchen leßtern fie ſich fogleich hiengen, daß er wie Staub 
bedeckt war. Die meiften blieben daran mehrere Stunden, ſtar— 
ben aber nady 14 Zagen. Am 13. Suny fand er einen folchen 
Schmaroger an einer Volucella mystacea; am 10. Sul einen 
an Osmia spinulosa, hinten auf dem Thorax; ftecte den 
Kopf zwifchen den Thorax und Bauch); diefer Schmaroger war 
aber ſchwarz und hatte braune Augen, ganz gleich dem, melden 
Kirby an Andrena fusca gefunden hat (Apes II. 168.), 
verfchieden von Linne's Pediculus apis et Triungulinus 
Andrenetarum Leon Dufour (Ann. Sc. nat. 1828.); viel- 
leicht die Larve von Cantharis vesicatoria Zier (Bull. Se. 
nat. Janvier 1830.) 


Man findet diefe Schmaroger vorzüglich an Grabimmen und 
an Muden, welche diefe Neſter als Schmaroger befuchen. 
Sie werden ohne Zweifel dahin getragen durch die Bienen oder 
die Muden. Ich fand die ausgewachfenen Larven im Neft von 
Anthophora retusa; fie wurden gefunden an Andreniden, Eu— 
ceren, Dsmien, Anthophoren und Hummeln, welche alle in die 
Erde graben; san den bienenförmigen Volucellen, ihren Schma= 
togern. Ohne Zweifel lettern die Meloe» Larven in die Blu: 
men und bangen ich dafelbft an die Bienen oder Muden. 
Ich babe einmal eine Menge folch” Eleiner gelber Larven zwifchen 
den Blumen des Loͤwenzahns gefunden. Im Lichte find fie 
fehr unruhig, bey Nacht aber unbeweglih. In Glaͤſern figen 
fie immer oben; kehrt man fie um, fo laufen fie gleich herauf; 


547 


daher fuchen fie auch wahrſcheinlich an hell gefärbte Blumen 
zu kommen. i 

Es frägt fih nun, ob fie in den Bienenneftern den Bluͤ— 
thenftaub freffen oder die Larven felbft. Ich feste eine Menge 
Rarven in die Zellen einer alten Honigwabe, mworinn fie ganz 
ruhig blieben; dann feste ih am 23. Juny mehrere 9 Tage 
alte Larven in Nefter von Anthophoräa retusa, mworinn Larven 
und Blüthenftaub. Cine durchbohrte fogleich die Haut der Bie— 
nenlarve mit ihren Oberfiefern; den andern Tag waren fie aber 
alle fort und die Bienenlarven mit ihrem Futter unverfehrt. 

Dann that ih 3 Larven der Anthophora von verfchiedener 
Größe je in eine Glasröhre und that zu jeder 5—6 Meloe: 
Larven. Anfangs fammelten ſich die letztern an jener und ſchie— 
nen an ihr ſich zu nährenz des andern Tages aber nad) 18 
Stunden fand ic) fie wie gewöhnlich oben in der Nöhre, auch 
nod nad) 42 Stunden, fo daß ich ſchließen mußte, daß die Larven 
von M. proscarabaeus et violaceus nicht an ber balb= oder 
ausgewachfenen Larve von A. retusa fehmarogen. Da fie aber 
allemal die Karven angriffen, fo durfte man vermuthen, daß fie 
ſich von ganz jungen, fo eben ausgefchloffenen Larven nährten ; 
ich hatte aber von Melo& eicatricosus nur ausgewachſene Kar: 
von und Puppen aus ‘den Neftern von A. retusa. Sb be: 
merke hier, daß ich dafelbft nie Larven fand von M. violaceus 
und proscarabaeus, obſchon die Käfer auf den anftoßenden 
Wieſen ganz gemein waren. Die Larven können fehr lang 
hungern 15 —20 Tag, nachdem fie ausgefchloffen. 

Sch habe fhon gefagt, daß die Käfer am häufigften find um 
die Mitte des Aprils, daß fie am Ende desfelben oder am An: 
fang des May die Eyer legen ; daß diefe nad) 3 oder 4 Wochen 
ausichliefen, alfo am Ende May oder Anfang Suny. Das ift 
auch die Zeit, wo die Anthophoren ihre Nefter an der Som— 
merfeite machen und wo ſchon viele ihrer Ener ausgefchloffen 
find. Sch zweifle nicht, daß auch zu diefer Zeit fich die Meloes 
Larven an die Bienen hängen, wann diefe Blüthenftaub fuchen. 
Die Bienenmade wählt zu diefer Zeit fehr ſchnell, befonders 
bey folcher Temperatur etwa von 80° Fahrenheit; wenigſtens 
find fie ausgewachfen im July und verpuppt am Anfang des 
Augufts. Zu diefer Zeit befam ich auch Meloe Larven, und 
um die Mitte Puppen von beyden. 

Erſt im jesigen Herbft fand ich im October drey Kaferlarven 
in einer Zelle mit einer lebendigen Puppe ber Anthophora. 
Sie ſahen ganz anderd aus als die ausgewachſene Meloe: Larve, 
hatten aber doch die wefentlihen Kennzeichen; die Dberkiefer 
ſpitzig, aber viel Eürzer, mehr wie bey Pflanzen freffenden Ker— 
ten; die Schwanzborften auch verkürzt und im Vegriffe zu ver— 
ſchwinden. Füße fehr Eurz und die Klaue einfah. Obſchon ich 
nicht behaupten Eann, daß es eine Meloe-Larve fen; fo glaube 
ich es doch; dabey bin ich überzeugt, daß fie nicht an der Bie— 
nenlarve fhmarogen, obſchon fie in einer Zelle mit einer Bie— 
nenpuppe waren, ſondern daß fie ſich nur unter der Puppe ver 
ſtecken. Sie fcheinen nur die Ueberbleibfel zu freffen, welche 
die Made bey ihrer Verwandlung zurüdgelaffen hat, und id) 
zweifle nicht, dafi ihr Futter der Teig des eingefammelten Bluͤ— 
thenftaubs ift. Sollten diefe Stüde bey ihrer Entwidelung 
fi wirklich als Meloe- Larven ausweifen, fo wäre es ausge: 
macht, daß fie nur von Pflanzenftoffen Teben, obſchon fie in 
Kerfneftern vorfommen. (Später zeigte e8 ſich, daß aus diefen 
Larven Cryptophagus cellaris entftand). Nah Giwilding 
fhmarogt Horia maculata an ber weftindifchen Holzbiene, Xy- 
locopa teredo (Linn. Transact, XVI. p. 316.) 


5948 


Geoffron’s Larve, bie er für die einer Meloe hält (Mist. 
Ins. I. p. 377.) kann nicht der Meloe cicatricosus angehören, 
eher die von Friſch (Heft VI. T. 16.) Es ift gewiß, daß 
die von M. cicatricosus fid mehrmals häutet und daf fie vor 
der Verpuppung fehr did, faft unbeweglich wird und bie 
Schwanzborften, die Fühlhörner und die langen Füße verloren 
hat; ftatt der legteren nur 6 Höder. So fand id) fie oft im 
Auguft und September in einer verfchloffenen Zelle, welche faft 
fo groß ift als die der Anthophoren, aber nicht fo glatt und 
fo oval, fondern mehr länglih und innwendig etwas untegels 
mäßig; die Larve mißt dann 2, hat 14 Ringel und 10 Paar 
Euftlöcher, Kopf Elein mit kurzen höderförmigen Fühlhörnern, 
Palpen und Füße; die abgeftreifte Haut hinten am Leibe, zeigt 
unter dem Microfcop die längeren Glieder, welche fie in ihrem 
lebhaften Zuftande hatte, aber die zwey Mebenklauen find ver 
fhwunden und die Oberfiefer find härter und ftumpfer gewor- 
den. In ihrem. legten unbehülflihen Zuftande bleibt fie nur 
wenige Tage; dann fpringt die Haut auf dem Rüden des Thos 
rar auf. Nah 10—14 Tagen ſtreift der Käfer die duͤnne 
Puppenhülfe ab, bleibt aber den ganzen Winter in der Zelfe- 

XVI. 321. Derfelbe, Fortfegung, gelefen im Sanuar 
1847. 

Hier folgt nun die Anatomie aller drey Zuftände und Ver— 
gleihung mit den verwandten Sippen, namentlich mit den Ano- 
plura (SKieferläufen) et Strepsiptera, mit denen fie im Lars 
venzuftand und in Geftalt viel Aehnlichkeit zeigen. Bau und 
Lebensart ffimmen immer mit einander überein. Aendert fich 
der Bau, fo ändert fich auch die Lebensart; zeigt aber der Bau 
ein Uebermanß oder eine Verkuͤmmerung, fo behält doch die 
Lebensart Aehnlichkeit. 

Der Bau der Meloe=Rarve findet fi) auch bey Lytta vesi- 
eatoria (Brandt und Ratzeburg me. Zool. ©. 120. 
T. 119.), hat aber nur ein Paar Schwanzborften ftatt zwey, 
ift anfangs auch gelb, wird aber bald ſchwarz; Kirbys Pe- 
dieulus melittae an Andrena fusea und nah mir an 
Osmia spinulosa unterfcheidet fich faft auch nur durch die 
fhwarze Farbe. F. Smith fand ähnliche fehr zahlreih in den 
Blumen von Ranunculus aeris, aber eine gelb gefärbte an An— 
dreniden, mie ic) an Volucella, welche als Schmaroger in 
Hummelneftern vorkommt; an Nomaden, welche fehmarogen 
bey Eucera, Andrena et Colletes. Ent. Trans. Il. 4. 
294.; ferner bey Halictus. Ich fund Nomada shepperdana 
im Neft von Colletes. Solche gelbe Larven ben den genann- 
ten Bienen fanden auh Gordart, Frifh, Neaumur, De- 
geer, Waldenaer (Halietus 1817. 85.), Zigny (Hist. 
Ins. VII. 647.) und Catreitfe (Hist. Nat. Crust. X. 380); 
der legtere an Gras wie ich. 

Die ſchwarzen Larven find verfchieden von meinen drey Melot, 
größer und ſchwärzer, die Füße braun, alfo einerley mit Pe- 
dieulus Melittae, ähnlih den gelben Nomada, welche einer 
Meloe gehören; auch mit’ zwey Paar Schwanzborften, wovon 
die außern Fürzer, Klauen drey; Kopf aber mehr geftredt, fo 
wie der Prothorax. Waldenaers gelbe Larve an Halietus 
elephas hat ſchwarze Schwanzborften, das Außere Paar länger, 
alfo eine andere Gattung. 

3 Schmidt befam feitdem Melo& abdominalis (M. pro- 
scarabaeus) im Neft von Saropoda sive Colletes, im März. 

Goudot fand auf den Gordilleren in Columbien Tetraonyx 
flavipennis, wahrſcheinlich aus Hummelneftern (M. de Zool. 
1844. t. 141). Mylabris ſchmarotzt wahrfheinlih nah Geb: 


549 


ler in den Neftern von Immen in Sibirien (Mem. de Moscou 
VII, 1829.) Gene fand die Larven von Apalus bimacn- 
latus denen von Meloe fehr ähnlich (Westwood Introduction I. 
299.) Die Larve von Sitaris ebenfo (ibid. 294. fig. 34.). 
Audouin und Pecchioli fanden die Eyer von Sitaris so- 
lieri in Menge an Rosmarin» Blumen bey Pifa (Annal. 
Ent. 1839. p. 47.) Aubouin fand Sitaris humeralis im 
Neſt einer Anthophora; Rambur in Zellen von Smmen im 
Boden. Alle diefe Kerfe fcheinen mithin Schmaroger in Sms 
men-Meftern zu feyn. 

Andere verwandte Käfer haben diefelbe Lebensart, z. B. Horia; 
Cissites maxillosa et testacea auf Sava fol in Balkenlö- 
ern leben (Silbermanns Revue Nr. 3.). Won Cerocoma 
weiß man nichts. 

Meniger verwandte Sippen find doch Schmaroger. Rhipi- 
phorus paradoxus foll die Eyer in Wefpennefter legen (West- 
wood Introd. I. 296.) Symbius Blattarum ſchmarotzt in 
Blatta americana, Geftalt wie Sitaris (Iſis 1831. 1212.); 
Ph. fennieus (Pelecotoma ) fhmarogt an Chrysis (Man: 
nerhbeim Revue Zool. 1844. 64.). Rh. paradoxus hat zum 
Scyhmaroger ein Anomalon und diefes eine Eleine Chalcidida, 
Hope Ent. Trans. I. 1.. Ob die Mordellen Schmaroger 
find, weiß man nicht; ihr Schwanzftachel macht es aber wahrs 
ſcheinlich, fo wie bey Coelioxys (Newport, Ent. Proc. 1844. 

103.). 

Die Strepsiptera zeigen mandye Aehnl,ichkeit mit Meloe im 
Bau der Larven’ und in ihrer Lebensart, und aud mit den 
Anoplura. 

Nun folge ©. 330. eine ausführlihe Darftellung des Baus 
und der Entwidelung der Strepsiptera “mit Aufzählung der 
gefammten Kiteratur und der Gefdyihte, mit vorzügliher Beruͤck— 
fihtigung der merfwürdigen Entdeckungen von Siebold (Dan- 
ziger Schriften 1839. und Erihfons Archiv 1843. 137.). 
Wir Eönnen diefe Darftellung nicht ausziehen. Der Berfaffer 
hat übrigens auch viele eigene Beobachtungen anzuftellen Ge: 
legenheit gehabt. 

Er befam Stylops aterrimus an Andrena trimerana. 
Er vergleicht die Strepfipteren mit Meloe in Bau und Lebens: 
art und fcheint fie alfo, obſchon er es nicht ausdrüdlich fagt, 
für Käfer zu halten, wodurch Burmeifters ſchon lange aus: 
gefprochene Anficht eine Beftätigung erhält. Er zweifelt nicht, 
daß die Larve von Meloe ein wahrer Schmaroger ift; aber 
man weiß noch nicht ob fie in den Leib der Bienen felbft ein- 
dringt oder nur eine Wunde macht; doc ift das legtere wahr: 
fheinlih, weil der Verfaſſer die zuleßt abgeftreifte Haut einer 
Meloe:Larve in der Zelle einer Anthophora gefunden hat; 
alfo ziemlich fo wie Scolia flavifrons an der Larve von Orye- 
tes nasicornis ſchmarotzt. (Pusserini Osservazioni. Pisa 
1840., Firenze 1841.) Nach den fpisigen Oberfiefern zu 
urtheilen, weldye die Meloe-Larve anfangs hat, fpäter aber 
ftumpfe befemmt, muß man annehmen, daß fie zuerft an der 
Bienenlarve zehrt, zulegt aber am Blüthenftaub, was nachher 
der Käfer fortſetzt. 

Die oben genannten drey ſchwarzen Larven in einer Zelle mit 
einer Puppe von Anthophora gehören dem Cryptophagus cel- 
laris an. Der Verfaffer hat ihre Entwidelung bis zur Fliege 
verfolgt. Die Larven lang 4'', fett, weiß, Iebhaft, Leib aus 
14 Ringeln mit Ausnahme des Schwanzringel®, welcher als 
Nachſchieber dient; an jedem Ringel einige Haarbüfchel; Fühl- 
hörner- viergliederig, Augenpuncte; die Oberkiefer kurz und dic, 


550 


wie bey Pflanzenfteffern, Palpen fabenförmig, Unterlippe gefpal: 
ten. Prothorax breit, Meso- et Metathorax weich, nicht ver 
fhieden von den Bauchringeln; Füße kurz, hornig, mit einer 
Klaue; Ringel vor dem After mit zwey Eurzen, hornigen Grifz 
fein. Sn einem Glas in der Zelle mit der Bienenpuppe griffen 
fie die Ießtere nicht an, fondern lebten von dem übrigen Unrath 
der Larven; fahen aus wie Opilus mollis (Waterhouse Ent 
Trans. 1. t. 6. fig. 1.), waren aber verſchieden; lieben dag 
Trodene. Anfangs Jaͤnners 1846, verliefen fie die Zelle und 
gruben fich ein wenig in die Erde; verpuppten ſich am Ende 
des Monats, Puppe wie Diaperis boleti; krochen aus am 
25. Hornung; anfangs weiß und ſchwach 5 Tage lang, ſcheuten 
das Licht; blieben in ihren Löchern bis zum 8. März und waren 
Cryptophagus cellaris. 

Abgebildet find Melo& cicatricosus m. et fem., Kopf, Larve, 
Puppe. — Ey, Larve von M. violaceus, Oberkiefer, Unter: 
fiefer. Küfer in der Zelle von Anthophora. 

Stylops aterrimus sive melittae fem., mas; Larve bes 
Stylops an einem Haar von Andrena trimerana, Ep, Embryo. 

Larve von Uryptophagus cellaris, Puppe; alles ſehr ver: 
groͤßert. 


Wemoires 
de l’Institut national des Sciences et Arts pour l’an quatre (1796.) 
de la Republique. Sciences malhematiques et physiques. Tom. 1. 
Paris, Thermidor an 6. 4°. 46. 623. tab. 14. 


Als wir den Innhalt der neueren Bände diefer Schriften be- 
ginnen wollten, wußten wir feinen rechten Anfang zu finden ; 
daher ſchien es ung am beften, bis auf den erften Band zurück— 
zugehen, um fo mehr, ta dieſes Werk während der Nevolution 
wenig nach Deutfchland Fam und daher auch wenig angeführt wird. 
Wir heben nur das eigentlih Naturhiftorifche heraus. 

©. 36. van Mons, über Girtanners Verfuche, um zu 
beweifen, daß Wafferftoff Die Grundlage der Kochlalzfäure fey. 

©. 49. Hauy, über das Gefüge der Zeolithe. 

©. 58. Belletier, über den Strontian. 

©. 169. Ch. 2. L'Heritier, über ven Einfiuß der Kälte 
son 1796. auf die Birnbäume. 

©. 250. H. U. Teffier, Ackerbau auf den canarifchen Infeln. 

S. 233. 3.4. Chaptal, über die Emährung der Pflanzen. 

&. 377. Daubenton, Verfuche mit Hausthieren. 

©. 387, Derfelbe, über Sippen - Charactere. 

©. 478. Desfontaines, über die Organifation der Mono: 
cotyledonen. T. 2—6. 

©. 503. Bentenat, über Phallus tab. 7. 

©. 543. Daubenton, über eine Verfteinerung des Berges 
von Terre noire an der Loire. Aftroit. 


©. 549. Teſſier, über den Kleber des Weizens. 
©. 558. Tenon, über das Zahnen des Menfchen und des 
Pferdes. T. 8—14. 


Tom. II. an. 7. 155. 516. Pl. 11. 
S. 23. Gradmeſſung zur Beſtimmung des metrifchen Syſtems. 
©. 1. Gupvier, über die lebenden und verfteinerten Elephan= 
ten. °. 2—6. 

©. 23. Vauquelin, Krankheit der Rüſtern. 

©. 40. Bortal, Bewegung im Rückenmark. 

©. 57. Foureroix um Vauquelin, über tie Schtvermte. 
©. 65. Martin, über die Gewürzbaume in Guyana. 


91 

S. 75. 2%. © Richard, über einzuführende Pflanzen in 
Guyana. en Kin: 

S. 246. Coulon, Verfuch über den Saftlauf. 2 

&. 312. WBentenat, Epigaea repens t. 9.; Goodenia 
ovata t. 10. —— 

S372 Lacepede, über das Auge von Cobitis anableps. 

Tome Ill. an 9. 117. 519. 


S. 69. Cuvier, über Daubentong Werke 

&. 337. Sabatier, Veränderungen ber Kreislauf» Organe 
des Fötus. 5 N 

S. 454. Racepede, neue Glaffification der Vögel und ver 
Haarthiere. 
584. 


Tome IV. an 11. 104, 


S. 1. Ventenat, Monographie von Tilia. X. — 
S. 209. Labillardiere, neue Palme Areng (Saguerus). 
SD 


S. 219. Desmareft, über Prismen in Gyps bey Paris. 
Tome V. an 12. 260. 447. 
S. 121. Achard, über Numfelrübenzuder. 
S. 16. Des mareſt, über die Schichten des Montmartre. 
S. 103. Vauquelin, Cels uud Ventenat, über Ro- 
binia viscosa. 


S. 155. Desfontaines, Anbau des Dattelbaums. 

&. 197. Billars, verfteinertes Holz an der Eisgränze. 
S. 383. Lelievre, iiber den Uranit. 

S. 417. Ramond, Über den rothen Schnee. 

Tom. VI. Mem. de l’Institut des Sciences, Lettres et Arts. 


1806. 84. 619. 


Rumford, über die Wärme, 

S. 134. Lacepede, über die Gattungen von Myrmecophaga. 

&.219. Desmareft, über die Vulkane. T. 6—9. 

&.369. Fourceroir und Vauquelin, über Das Guano 
und den Tabaſchir. 

©. 386. Desfontaines, über Convolvulus jalappa. 
2, le 

©. 423. Desmareft, verfteinerte Mufcheln [Sippuriten]. 
35.13.214. 
Tom. VII. 1. Me&moires etc. de l’Institut national de France. 

1806. 286. 387. 

S. 63. Guvier, Bericht über die Arbeiten der phyflealifchen 
Claſſe. 

S. 117. Lacepede, über Dolomieu's Werke. 

S. 169. Gupier, über M. Adanfon. 

S. 189. Delambre, über Briſſon und Coulomb. 

&. 66. Ventenat, über Adonis capensis, Anamenia 
et Calomeria. 

S. 168. Foureroir und Vauquelin, Zerlegung der Ge— 
treide= und Hülſenſamen. 

Tome VII. 2. 1806. 177. 

Vauquelin, Zerlegung bed Saftes von Carica 


©. 71. 


©. 50. 


papaya. 


&. 59. Derfelbe, über die Beryll- Erde. 
S. 9%. Dorf. und Foureroir, Zerlegung des Elfenbeins, 
©. 119. Desmareft, Beſtandtheile der Stoffe aus alten 
Gräbern. T. 1—4. 
Tome VIH. 1. 1807. 115. 373. 
S. 1. Berichte über die Arbeiten, 


592 


©. 1: Ventenat, über die Pflanzen in feinem Werke: 
Jardin de Cels. 


©. 68. De Candolle, über die Emährung der Pflanzen. 
S. 95. Xelievre, über den Menit. 
©. 164. Bauquelin und Nobiquet, über Aiparagin. 
©. 159. Vauquelin, über Titan und Anatas. 
©. 214. Derfelbe, Zerlegung der Haare. 
©. 259. Derjelbe, Platin in Ejtremabura. 
©. 307, Bosc, über die Eichen in Branfreich. 
Tom. Vllt. 2. 1807. 226. 
©. 142%. DVentenat, über Samyda et Casearia. 
©. 204. Boureroir und Bauquelin, Zerlegung ber 
Zwiebeln. 
Tom. IX. Memoires etc. de l’Institut de France. 1808. 
218, 362. 77. 
S. 53. Cubviers Bericht über die Arbeiten. 
S. 97. Derf., Ventenats Biographie. 


S. 109. Derf., Bericht über Gall un Spurzheims 
Anatomie des Hirns. 

S. 169. Derſ., Bericht an Napoleon über die Fortſchritte 
der Naturwiſſenſchaften feit 1789. 
S. 195. Bode, Über den Anbau der Eichen. 
©. 2859. Chaptal, über die Barben zu Pompeji. 
S. 236. Foureroir und Vauquelin, über den thieri- 


fihen Schleim. 

©. 251. 2a Billardiere, neue Palme, Ptychosperma 
gracilis. Tuf. 

©. 303. Mirbel, über die Entwicelung und das Wachs— 
thum der Pflanzen. T. 1—8. 

S. 331. Derſ., vergleichente Anatomie der Pflanzen, beſon- 
berd der Blüthen. T. 1. 2. 

Tome X. 1809. 98. 565. 
©. 51. Euviers Bericht über die Arbeiten. 
S. 546, Mirbel, über den Zuftand der Pflanzen-Anatomie. - 


Tome XI. M&moires de l’Institut imperial de Frauce. 
128. 347. 183. 

&. 45. Cusiers Bericht Uber die Arbeiten. 

S. 97. Derf., Fourcroixs Biographie. 

©. 1—278. Cuvier und Aler, Brongniart, minera- 
Iogiiche Geographie von Paris, mit einer Charte, einer Tafel 
Durchfchnitte und einer Tafel DVerfteinerungen. 

©. 1. Mirbel, über Samen und Keimung, 

©. 47. Bosc, neuer Eingeweidenurm, Tetragulus ca- 
viae. Taf. 

©. 50. Derf., neuer Eingeweidewurm, Dipodium apia- 
rium. Taf. 

©. 51. Lelievre, Vorkommen des Corunds in Piemont in 
einer Art Granit. 

©. 121. Berthollet, über die Zerlegung thieriicher und 
pflanzlicher Stoffe. 

©. 142. Malus, über die Brechungs-Achſe von Eryftallen 
und organifchen Stoffen. 


Tome XII. 1811. 144. 280. 274. 
&. 79. Euvier, Bericht über die Arbeiten. 
© 1. Rihard, über die Syprochariden. T. 1—9. 
©. 82. Derfelbe, über die Angustura-Rinde (Bonplan- 
dia). Taf. 
©. 121. 


1810. 


Palifot De Beauvois, über die Anordnung 


353 


der Blätter und die, Verivandelung der Rindenſchichten in Holz, 
T.4. 2 
X ‘ Tome XIII. 1812, 132. 371. 288. 
©. 1.) Dei Lambre, Bericht über die mathematifchen Arbeiten. 
©. 81. CEupier, Bericht über die phyſikaliſchen und. naturs 


hiftorifchen Arbeiten. 
©. 51.) Balifot de Beauvois, über die Cypereen. 
S. 227. Berthollet, über vie WVaceination, 


Tome XIV. Me£moires etc. de l’Institut de France. 
. Paris 1818. 236. 392. 


©. 117. Cusiers Bericht. 

©. 1. Ramond, Höhenmeffungen der Monts d’or und des 
Departements von Buy de Dome. 

©. 249. Girard, über Capillar-Anziehung. T. 3. 


Tom. XV. Memoires de l’Academie royale des Sciences de 
TInstitut de France. 1816. I. Paris 1818. 154. 


©. 113. Eupiers Bericht. 
©. 275. Biot, Anwendung der Licht- Polarifation auf die 


SE. 
347, Chaptal, über den Zucker der Runkelrüben. 


Tome XVI. 1817. II. 170. 445. Taf, 

©. 1. Berichte über die Arbeiten. 
©. 1. Xeffier, Trag- und Brützeit. 
©. 493, Labillardiere, Ankleben der Laubfröfche. 

Tome XV. 1818. II. 502. 230. Taf, 
&. 1. Berichte über die Arbeiten. 
Tome XVIN. 1819. 1820. IV. Paris 1824. 346. 356. Taf, 
S. 1. Berichte über bie Arbeiten. 

Tome XIX. 1821.,1822. V. 1826. 382. 533. Taf, 
©. 1. Berichte) über die Arbeiten. 
©. 56. Portal, Darmentzindung. 

Tome XX. 1823. VI. 1827. 176. 612. Taf. 

S. 83. Bericht Uber die Arbeiten. 


1813—13. 


Taf. 


S. 81. Ramond, über die Vegetation des Pie du Midi 
de Bagnieres. 
Tome XXI. 1824. VII. 1827. 224. 624. 


S Bericht über. die Arbeiten. 

©. 395. Delille, über Benincasa cerifera. 

©. 473, Cordier, ber die innere Wärme der Erbe, 
S. 570. Sourier, Wärme der Erde. 


Tome XXH. 1825. VII. 1829. 248. 127. Taf, 


ul. 


S. 89, Bericht über die Arbeiten. 
©. 1. Biot, über. die Geftalt der. Erde. 
S. 57. Jacobſon, Entwidelung der Eyer der Süßwaffer: 
mufcheln. 
©. 139. Mirbel, Entwidelung des Baftes, Taf. 1.2, 
Tome XXIII. 1826. IX. 1830. 250. 684, Taf, 


S. 97. Bericht über die Arbeiten, 

S. 125. Seron de Villefoffe, über vie Hochöfen und 
Metalle in Frankreich, 

©. 239. Boiffon, Berhältniffe der Knaben und Mädchen, 

S. 455. Flourens, über die Cirkel-Canäle im Ohre der 
Vögel und Haarthiere. 

©. 378. Derf., Verfuch über das Nervenſyſtem. 

S. 499, Portal, Erweichung des Herzens. 

©. 591. Girard, Mapftäbe der Alten, 


Iſis 1818, Heft 7, 


594 


= bee Mirbel, Baudes Pflanzgen-Eyes, December 1828. 
af. 1—1 
Tome XXIV. 1827. X. 1831. 
©. 103. Bericht über die Arbeiten. 
S. 53, Flourens, Mechanismus des Athmens bey den Fiſchen. 


218. 625. Taf. 


©. 607. Derf., über einige Krankheiten der Vögel: 
©. 625, Der ſ., Wirkung des Rückenmarks auf den Kreislauf. 
Tome XXV. 1828. XI. 1832. 281. 895. Taf- 
©. 119. Bericht über die Arbeiten, 
©. 1. Becquerel, über den Töpferthon von Autenil. 
©. 101. 369. Flourens, über die Verlegungen des Hirns. 
©. 313. Serullas, Eryftallifation des Chlors, 
— er Geoffroy St Silaire, über ein vierfüßiges 
ind. 


S. 583. Serres, über zwey verwachſene Kinder, T. 1— 20. 
Tome XXVI. 1829. 1830. XII. 1833. 104. 623. Taf. 4. 

©. 3. Geoffroy St. Silaire, über die Gaumenbeine 
befonders bey Crocodilus et Teleosaurus. 

©. 27. Derf., über ven Girnſchädel der beiden letztern. T. 1. 

© 43. Derf., tiber Teleofauren im Roogenftein von Caen. 

©. 63. Derf., über die äußeren Einflüffe auf die Verände— 
rung der IThierformen, beſonders der Teleofaurier, 

©. 93. Derf,, über die Ohrknochen der Grocodille und Te— 
leofaurier, 


©. 181. Derf,, über die Vorderzähne der Nagthiere als 
Edzähne, 

©. 483, 531. Flourens, über den Mechanismus des Wie— 
derkäuens. 


Tome XXVII. 1832; 1833. XIII. 1835. 105. 707. Taf. 
©. 1. Flourens, Zuſammenziehung der Venen beym Froſch. 
©. Ir Dewrſ. Vernarbung des Rückenmarks und der Nerven. 
©. 17. Derf,, Symmetrie der Lebens-Organe. 


S. 314. Becqwerel, Formen de3 Kalkſpaths. 
©. 337. Mirbel, Zerlegung der Marehantia. 1831—33. 
ar 1-8 il. 
37a WARE ‚ Uber. den Bau der Staubbeutel und des 
— Taf. 8-10. 


437. Biot und: Berfoz, DBeränderungen der Stärfe 
* deg Gummis durch die Säuren. 
Tome XXVII. 1834. XIV. 1838. 138. 702. Taf, 2. 
©. 1. Flourens, Lobrede auf Georg Cubier, mit einem 
Verzeichniß aller feiner Arbeiten. 
©. 59 Dutrochet, über den phyftologifchen Nutzen des 
Sauerjtoffgafes. 
©. 81. Derfelbe, über den Mechanismus des Athmens 
ber Kerfe. 
©. 105. P. Turpin, über die Organogenie der Pflanzen 
aus zuſammengeklebten, conferbenartigen einfachen Pflanzen. 
©. Magenpie, über das Geräuſch des Herzens, 
©. 573. Serres und Nonat, über die Darmausfchläge 
in der Cholera. T. 1.2. 
Tome. XXIX. 1835. XV. 1838. 39. 651. 
©. 1. 313. Auguſte von St. Hilaire, 
der —— von Reſeda. 
. 31. Bericht über Cofte’s Unterfuchungen über. die Erzeugung 
Der —— 
©, 355. Turpin, microfeopifche Unterfuchungen über das 
Baregin, T. 1, Nostoc. 
33 * 


Taf. 2. 
über den Bau 


555 
S. 419. Derf., über ein news Organ, Biforin in bem 
Zellgeivebe der Blätter der Aroiden. T. 1. 

&.495. 3. Dumas, Unterfuchungen in der organischen Chemie. 

Tome XXX. 1837. XVI. 1838. 239,555. Taf. 

S. 1. Flourens, Lobrede auf R. % Desfontaines mit 
Angabe feiner Arbeiten. 

S. 21. Derf., Lobrede auf J. I. von Fabillardiere; 
deßgleichen. 

S. 1. Guvier, Bericht über die Arbeiten von 1830 u. 1831. 

©. 41. Chevreul, über die Färberey- 

S. 117. 4. St. Silaire, über die Myrfineen, Sapoteen, 
und Die ver Ebene des Nabels parallelen Embryonen, 

S. 169. Flourens, über den Mechanismus des Wieder— 
käuens IH. 

S. 387. Adolph Brongniart, über die Natur der Pflanzen 
in verfchiedenen, geologischen Epochen, 

Tome XXXI. 1838. XVII. 1840. 188. 855. T. 16, 

©. 1. Flourens, Lobrede von A. L. von Juffieu, mit 
‚einem DVerzeichniß feiner Schriften. 

©. 37. Turpin, über das Zellgewebe der Aepfel und Bir- 
nen und die holzigen Coneretionen, verglichen mit den Kalktheil- 
chen im Mantel der Wegjchnede, T. 1—4, 

©. 93. Derfelbe, über Wein: und Eſſtggährung. T. 1. 
bis 9. Pilze. 

&. 201. Derj., mierofcopifche Unterfuchungen über die Milch. 
12 Bile, 

&, 835. E&hevreul, über Värberey. 


Tome XXX. 1840. XVII. 1842. 28. 827. Taf. 27, 

©. 1. Flourens, Lobrede auf Friedrich Gupier mit 
einem Berzeichniß feiner Arbeiten. 

©. 1. Poiſſon, über das Gleichgewicht und Die Bewegung 
der eryitallifterten Körper. 

©. 217. Milne Edwards, über bie Baer En 
Afeivien. T. 1—8 ill. (auch befonders zu haben.) 

©. 327, Dulong, über die thierifche Wärme, 


©. 327. Bouffinganlt, über die Verbeſſerung des er- 
fchöpften Bodens. 

©. 385. Savigny, über Augenübel; Nebel, Ninge u, dgl. 

S. 439. Dutrochet, über den Kreislauf in Chara fra- 
gilis. Taf. 

©. 505. Becquerel, Einfluß der Electricität auf dieſen 
Kreislauf, 

©. 515. Graf von Öafpari, über die Fortfchritte in der 
Seidenzucht. 

©. 727, Mirbel, neue Beobachtungen über dad Cambium 


in der Wurzel der Dattelpalme, T. 1—10. 
©. 799. Derfelbe, Anatomie der, Wurzel von age: 
Caladium, Vanilla, Pandanus et Dracaena. T. 11, 


Memoires presentes 
par divers Savans a l’Academie royale des Sciences de 
Vlustitut de France. Sciences mathematigues et physiques. 
Paris. 
Tome I. 1827. 4. 799. 


Nichts für und, enthält blos Mathematifches, Phyſicaliſches 
und Ghemifches von 1815 an. Ban 


556 


Tome Il. 1830. 813. 


Diefer ganze Band enthält nichts anderes als bakı Mugen⸗ 
ſyſtem von Doctor J. B. Robineau:Desvoidy, von St. 
Sauvere, Dep. Yonne unter dem Titel Essay sur les Myo- 
daires. 

Das Merk ift fehr durchgeführt und enthält eine Menge 
neue Sippen und Gattungen mit den Characteren, auch Vieles 
über die Lebensart und Entwidlung. | Deffenungeachtet wird 
das Merk wenig beachtet, wahrfcheinlich weil Abbildungen fehr 
len und alle Synonyme, fo daß es faſt unmöglich iſt nachzu= 
fommen. So wie das Merk ausfieht, müßte man Alles für 
neu halten, was doch unmöglicd der Fall fenn kann. So hat 
fih der Verfaſſer feine mühfame Arbeit felbft verdorben. Ueber— 
dieß iſt nicht einmal ein Negifter über die zahlreichen Sippen 
vorhanden, obfhon fie größtentheild neue Namen haben, Seine 
Eintheilung ift folgende: 


Fam. I. Calypteratae. 
A. Zoobiae. 

Tribus I. Oestrideae, Genera 6. 

Tribus II. Entomobiae. 

Sectio 1. Macromydae: Dejeania, Echinomya. G. 8. 

Sectio 2. Anthophilae: Linnaemya, Bonellia. ©. 4. 

Sectio 3. Microceratae: Crameria etc. G. 9. 

Sectio 4. Gonidae: Rhedia ete. G. 3. 

Sectio 5. Thryptoceratae: Germaria, Syphona (Bu- 
centes). G. 8. s 

Sectio 6. Brachyceratae; Miltogramma. G. 3. 

Sectio 7. Graosomae: Hebia, Melia. G. 5. 

Sectio 8. Faunidae: Belvosia. G. 18. 

Sectio 9. Eryeinae: Phryno. G. 6. 

Sectio 10. Agridae: Zenillia. @. 4. 

Sectio 11. Bombomydae: Sturmia. G. 5. 

Sectio 12. Tachinariae: Tachina. G. 5. 

Sectio 13. Macquartidae: Maequartia. G. 6. 

Sectio 14. ‘Sericoceratae: Mieroptera. G. 6. 

Sectio 15. Ptiloceratae: Phyto G. 3. 

Sectio 16. Ocypteratae: Icelia, Ocyptera, Phania. G. 12. 

Sectio 17. Gastrodeae: Gymnesoma. G. 2. 

Sectio 18. Oecemidae: Myopa, Zodion. G. 3. 

Sectio 19. Dufouridae: Dionaea. ©. 6. 

Sectio 20. Gayateae: Nyctia, Morinia. G. 9. 


B. Botanobiae. p. 280. 
Tribus I. Phasianeae: Trichopoda, Xysta, Phasia. G.8. 
C. Sarcobiae. 
a. Viviparae. 


Tribus I. Macropodeae: Estheria, Dexia, Prosena. 
G. 18. 

Tribus II. Theramydae: Peckia, Myophora ( Sarco- 
phaga). G. 7. 

b. Oviparae. 

Tribus 1. Museidae. 

a. * Muscidae floricolae: Clytho, Gesneria. @. 5. 

b. ** Museidae zoomyae: Stomoxis. 6. 6—8$, 


e. *** Muscidae armentariae: Plaxemya, Musca, G. 9 
u:que ad 12. 


d. ** Muscidae vagantes: Mesembrina. G. 13 — 18. 
e. Muscidae tomentosae: Stomina. G. 19 — 22. 
f. Muscidae rostratae: Idia. @. 23 —26. 


g. Muscidae testaceae: Bengalia. G. 27 — 30. 


957 


b. Museidae caeruleae: Muffetia, Achias. @. 31 —34. 
i.. Muscidae metallicae: Amenia.  G. 35— 39. 


Fam. II. 'Mesomydae. p. 469. \ 
Tribus I. 'Larvae muscivorae. Aricinae: Fellaea, 
Lispa. 6. 21. 
Tribus II. Larvae rhizophagae: Limosellae: Caricea. 
6. 3. 
Tribus II. Larvae coprobiae: Anthomydae: Drymeia, 
Anthomya. G. 15. | 
Tribus IV. Larvae phyllophagae. Pegomydae : Pego- 
mya. G. 5. 
Fam. II. Malacosomae. p. 606. 
Tribus I. Larvae merdivorae. Scatophaginae: Thyreo- 
phora, Scatophaga. Gen. 8. 
Tribus II. Larvae succivorae: Terenidae: Estelia. G.9. 
Tribus IH. Larvae putrivorae; Malacomydae: Leria. 
G. 4. 
Fam. IV. Palomydae. p. 658. 
Tribus I. Palomydae: Loxocera, Sepedon, Tetanoce- 
ra. G. 24. 


Fam. V. Phytomydae. p. 700, 


Tribus J. Myodinae: Oscinis. G. 25. 
Tribus II. Thelidomydae: Calobata, Micropeza. G. 7. 
Fam. VI. Aciphoreae. p. 748. 


Tribus I. Aciphoreae: Tephritis. 
Fam. VIl. Napeelleae. p. 780. 

Tribus I. Larvae phytophagae: Hydrellideae: Ochte- 
G 


G. 17. 


ra. G.7. 
Tribus H, Larvae putrivorae. Putrellideae: Sphaero- 
cera. G. 12. 


Die. Abtheilung nach der Lebensart der Larven ift nüglich, 
wofern man ſich darauf verlaffen Eann. Wir haben alle bey 
andern Schriftftelleen vorkommenden Namen aufgeführt; die 
übrigen find neu: viele nah Menfchen gewählt, viele fehon vor— 
handen, felbft in der Botanik, Wenn man fich die Mühe ge: 
ben wollte, feine Öattungen mit ſchon befannten zu. vergleichen, 
fo würde man manche herausbringen: für. die Synonymie und 
die Lebensart koͤnnte es einigen Nutzen haben. 


Tome III. 1832. 623. Tab. 7. 


Außer geodätifchen Vermeffungen der Pyrenaͤen, Beftimmung 
des magnetifchen Aequators ufw. ift hier 
eine Abhandlung über die Reifung der Früchte von Couver— 
bel. ©. 206— 241. 


Es ift eine Beantwortung einer Preisaufgabe Über die Be— 
ftandtheile der Früchte zu verfchiedenen Zeiten und über die Ver: 
Anderung der Luft. Dabey das Gefhichtlihe und eine Tafel, 
nicht ‚ausziehbar, 

J. Geoffroy St. Hilaire, zoologifhe und phyſiologiſche 
Unterfuchungen uͤber die verfihiedene Größe der Thiere und Men- 
fen. S. 503— 572. 

Eine fehr fleifige und mwohlgerathene Arbeit, die ſich aber au 
nicht ausziehen läßt. Der Verfaffer betrachtet die Gränzen der 
Größe bey den Haarthieren; fodann die Veränderungen nad 
der Lebensart, der Wohnung, Nahrung, der Gegend, des Glimas ; 
fodann diefelben DVerhältniffe bey den Hausthieren, den Fleiſch— 
und Pflanzenfreffeen, den Vögeln und endlich bey den verfchies 
denen Menfchenarten. 


558 


Tome IV. 1833. 720. Tab. 36. 

Diefer Band enthält eine für die Anatomie der Kerfe fehr 
wichtige Abhandlung von Leon Dufour. 

Anatomifhe und phyfiologifche Unterfuchungen Über die He— 
mipteren. ©. 129—462 mit 19 Tafeln. 

Diefe Abhandlung ift übrigens auch befonders zu haben zu 
Paris bey Bachelier und es wäre daher ein Auszug davon 
ganz uͤberfluͤſiſg. Der Verfaffer behandelt alle Syſteme, Ver- 
dauung, Fortpflanzung, Athmung, Empfindung, Ruͤckengefaͤß 
und die Organe, welche einen Geruch, von fich geben. Nach 
den anatomifchen Unterfchieden ordnet er die Qualfter auf fol: 
gende Art: 

Sectio I. Heteropteres. 

Fam. 1. Geocorises: Scutellera, Pentatoma, Coreus, 
Alydus, Pyrrhocoris, Lygaeus, Capsus, Miris, Phymata, 
Aradus, Cimex, Reduvius. 

Fam. 2. Amphibieorises: Gerris, Velia. 

Fam, 3. Hydrocorises: Naucoris, Nepa et Ranatra, 
Corixa, Notonecta. 

Sectio II. Homopteres. 

Fam. 4. Cicadaires: Cicada, Fulgora, Cixius, Issus, 
Ledra, Cercopis, Aphrophora. 

Fam. 5.  Psyllides: Dorthesia, 

Fam. 6. Aphidiens. 


Tome V. 1838. 729. Tab. 17. . 


Bourjot St. Hilaire, Bericht über eine Abhandlung 
über den Mechanismus der Nafenathmung bey den blafenden 
Malen, befonders in Bezug auf die Verzweigung des Gefichte- 
nerven. ©. 507 — 512. 

Er befchreibt bey Delphinus phocaena die Wafferfide und 
die Muskeln, von denen fie zufammengedrüdt werden; ebenfo 
die Muskeln, welche die Maslöcher erweitern. Die Vertheilung 
der Sefichtönerven ift eigenthuͤmlich und beftätigt Carl Bells 
Benennung: Athemnerve des Geſichts. Alle zufammendrüden- 
den Muskeln der MWafferfücde und der ermeiternden Luftwege in 
der Naſe befommen Faden von genannten Nerven. Er ent: 
fpringt zwifchen den olivenförmigen und firangförmigen Körpern 
auf dem verlängerten Mark von dem Glossopharyngeus et 
pneumogastricus, geht zu den genannten Muskeln, gibt aber 
feine Zweige zu den Lippen, welche nur Fäden vom suborbita- 
lis paris quinti erhalten. Jener Nerv dient alfo bier nicht 
zur Mimik wie bey Menfhen und den. Zhieren. Schnitte 
man bey den Walen diefen Nerv unter dem Auge ab, fo wür: 
den fie nicht mehr Athem holen Eönnen. 

G. Breſchet, anatomifhe und phufiologifche Unterfuchungen 
über das Ohr der Fiihe. ©. 607-729. &, 1-— 17. 

Diefe Abhandlung des berühmten, leider auch zu früh ver: 
ftorbenen Verfaffers ift auch befonders erfchienen und allen Ana= 
tomen befannt; in der Iſis angezeigt 1840., ©. 308. 

Tome VI. 1835. [sic]. 952. Tab. 37, 

A. Duges, Unterfuhungen über die Offeologie und Myo⸗ 
logie der Batrachier, ©. 1— 216. T. 1— 18. 

Auch diefe große Abhandlung ift "befonders erfchienen und 
fhon hinlänglich bekannt; in der Iſis angezeigt 1844,, ©. 799. 

P. J. F. Turpin, Abhandlung über die Krankheitslehre 
der Pflanzen. Phyſiologiſche Beobachtungen uͤber die hornfoͤr— 
migen Auswuͤchſe an den Blättern der Linde (Tilia platyphyl- 
los)... ©,217= 240. 2.1.2% 


559 


Darinn finden fih Milben, welche der Berfaffer Sarcoptes 
Gallarum tiliae nennt, foll nad, Zatreille zur Sippe, Ytrium 
gehören, welche nirgends befchrieben zu ſeyn fcheint. Er vers 
folgt die ganze Entwidelung; hat anfangs nur 2 Sußpaare ; 
ausgewachfen 4, Eeine Augen und Fühlhörner,, Bauch weißlich 
und weich, Gröfe „1, Millimeter. Der ‚Sarcoptes scabiei 
ift einerley mit S. casei. Der Verfaffer denkt, die Eyer fallen 
mit dem Blatt auf den Boden und. die Jungen Eriechen ſodann 
im nächften Frühjahr auf die Bäume. Diefe Dinge find, ab- 
gebildet T. 1., auch Fumago eitri et persicae 2. 2. 

Roulin, über einige Veränderungen der Hausthiere, wenn 
fie aus der alten in die neue Melt geführt worden. . ©. 319 
bis 352. 

Die Beobachtungen wurden während 6 Jahren in Columbien 
gemacht an’ Schweinen, ‘Pferden, Efein, Schafen, Geißen, Nin- 
dern, Hunden und Kaben. “Die Schweine, wurden zuerft ein 
eeführt und verwilderten in ganzen Heerden, obfchon es daſelbſt 
viele Caguar und Jaguar gibt. Diefe Schweine heißen Co— 
chons marrons und find mager, die Ohren aufrecht, Fär— 
bung ſchwarz. —J 

Sie Rinder hatten ſich bald ſo vermehrt, daß man im Jahr 
1587. 35,000 Haͤute ausfuͤhrte. Die Haare ſtehen ſehr dünn 
und es gibt ganz nadte. 

Die Efel haben ſich faft gar nicht verändert, find nicht ver 
wildert, aber die Pferde, jedoch nicht in großer Menge)‘ find 
meiftens braun. r 

Die Hunde haben ſich auch wenig verändert, find meiſtens 
£leiner als unfere Schäferhunde; auf den Infeln haben fie das 
Bellen verloren; man weiß nicht zu welcher, Zeit. 

Die Katzen find nicht verwildert, ebenfo nicht die Schafe 
und Geifen, Tauben, Truthühner, Pfauen. ‚Die Gänfe und 
Hühner legen weniger Eyer; die legteren haben fich, verändert. 

G. 3. Martin St. Ange, über den Bau, der Cirripeden 
und ihr Verhältniß zu den gegliederten Thieren. S. 511 bis 
Gar. 

Diefe wichtige Abhandlung ift ebenfalls felbftftändig erfchienen, 
angezeigt in der Sfis 1844., ©. 624. { 

Roulin, Über die Gefchichte des Tapirs und eine neue 
Gattung auf den Anden. ©. 557 — 640. i 

Das Weſentliche diefes Auffages haben wir mitgetheilt in 
der Iſis 1833., ©. 213. aus den Annales des Sciences 
naturelles. Hier iſt das Hiftorifche viel ausführlicher. behan- 
delt. Es ift eigentlich eine ganze Naturgeſchichte diefes Thiers. 
Die neue Gattung ift der Pinchaque, abgebildet T. 1., Schä: 
dei T. 2, von andern Zapiren und dem Palaeotherium 2. 3. 

©. 948 — 952. ift ein Nachtrag. 

Die übrigen Abhandlungen find chemifh und mathematifc. 

Band VIL 1841. und VIN. 1843, find auch heraus, 


Die Entwicelung 
des Menfchen und des Hühnchens im Eye zur. gegenfeitigen Erläuterung 
nad) eigenen Beobachtungen zufammengeftellt und. nad) der Natur in Stahl: 
ftihen ausgeführt von Dr. M. E. Erdl, Prof. 
1. 1845. 4. 140, 31 Doppeltafeln. 


Der Berfaffer hat befanntlich ſchon mehrere vortreffliche Ar— 
beiten in ber vergleichenden Anatomie, beſonders in der micro- 


— — 


Leipzig bey L. Voß. 


560 


ſcopiſchen und in der Entwickelungs-Geſchichte geliefert. Das 
Vorliegende uͤbertrifft aber alle an Wichtigkeit des Gegenſtandes, 
gruͤndlicher und ausharrender Beobachtung, an Geſchicklichkeit 
in der Zeichnung und an Schoͤnheit und Feinheit der Tafeln, 
welche vom Verfaſſer ſelbſt geſtochen wurden, ſo daß man dieſes 
Prachtwerk als ein unvergaͤngliches Denkmal betrachten muß, 
welches ex ſich ſelbſt geſetzt hal. Es wetteifert mit den ſchoͤn— 
ſten und muͤhſamſten Kupferwerken der Art, mit denen von 
Lyonet, Poli und Bojanus. 


Es iſt unmoͤglich, anzugeben, was alles in dieſem Buche uͤber 
die Entwickelung des Huͤhnchens und des Menſchen iſt geleiſtet 
worden. Das wuͤrde auch nur einen geringen Begriff geben. 
Es muß Wochen lang ſtudiert und jeder Buchſtabe der Figuren 
mit der Erklärung verglichen werden. 


Der Band. zerfällt in zwey Theile, wovon der erſte die Be: 
ftandtheile des Eyes und die natürliche Page des Embryos und 
feiner Häute S. 1— 74. ‚mit 13 Doppeltafeln. Ydarftellt, die 
eine die Umriſſe mit der Bezifferung | der ‚einzelnen Theile, 
die andere die fehattierte Ausführung auf ſchwarzem Grunde, 
Zuerft das Ey durchſchnitten und, fodann die Veränderung feines 
Innhalts nah Stunden und Tagen der Bebrltung; ſodann die 
Entwidelung der einzelnen ‚Organe, de8 Cmbryos bis zum 13. 
Tage, wo alle Theile fertig find, indem fich fpäter nur die Groͤ— 
ßen-Verhältniſſe ändern. Die 3 erften Zafeln find ilfuminiert. 


Der zweyte Theil enthält die Entwidelung des Menfchen in 
ähnlicher MWeife auf 17 ausgeführten Stahltafein und 16 Um: 
rißtafeln mit den ausführlichen Erklärungen der einzelnen Theile. 
Wer weiß, wie felten man wohl erhaltene Eyer vom Menſchen 
befommt, der wird begreifen, welche Aufmerffamteit und Mühe 
es Eoftet, die nöthige Zahl zufammen zu bringen. Die Unter- 
fuchung derfelben und das Verſtaͤndniß der einzelnen Theile des 
Embryos hat überdieß Schwierigkeiten, gegen welche die Unter- 
fuhung des Vogeleyes eine Keichtigkeit ift, nicht bloß, weil man 
ſich bey dem letztern jeden Zuftand der Entwicklung felbft fchaffen 
kann, ſondern weil auch alle Theife viel -leichter und Elarer ing 
Auge fallen, Gibt es irgend einen Gegenftand, wo die feit 
einem halben Menfchenalter "gepredigte Mahnung der Natur— 
philofophie Anwendung finden muß; fo ift es die Entwidelung 
der Thiere und Pflanzen, nehmlich, daß bier feine empiriſchen 
fo genannten reinen Unterfuhungen etwas nützen, fondern daß 
man voraus wiffen müffe, was zu fuchen ift. Man nennt zwar 
diefe Unterfuchungen vorgefaßte Meynungen, nach denen man 
fehe, was man wolle. Die neueſte Zeit hat diefe hochmüthige 
und alles Denken veradhtende Behauptung zu Schanden gemacht. 
Jetzt gibt es wohl keinen: Naturforfcher mehr, der nicht fich 
fchamte zu geftehen, daß er etwas: blind gefunden "habe, ° Auch 
fetbft, wo diefes der Fall ift, will er doch ‚vorher ausgedacht 
haben, was er fuchen will. Das ift das Ergebniß der früher 
von den. Empirikern ſo verachteten Naturphiloſophie. Nun 
möchten fteylicy viele glauben machen, daß fie es wären, welche 
durch ihre Empirie zu philofophifchen Betrachtungen gekommen 
wären. Dieſe Freude kann man ihnen laffen, bis die Geſchichte 
fpricht, welche wohl einftens beweifen wird, daß die gegenwärtige 
ganze Entwidelungslehte felbft bis auf den Begriff der Wiffens, 
fhaft ein Product der Naturphilofophie ift. Erdls Merk iſt 
ein empiriſches Monument berfelben. j 


— —— RL — — — 


aeneus 12 

nitens 12 

punctatus Germ. 15 
Syncalypta Dillwgn. 


arenaria Stu. 12 
?setiger I1lig. 12 
Simplocaria Ourtis. 
semistriata 111. 10 
minuta 12 


Anthrenidae Gistel. 
Anthrenus Fabr. 
scrophulariae Lin. 6 


museorum Lin. 6 
verbasei 4 
varius 6 
glabratus 12 
Trinodes Megerle. 
hirtus 10 


Phoberidae Gistel. 
Trox Fabr. 


perlatus Scrib. 12 
sabulosus 6 
hispidus 8 
scaber Ltn. 4 


Geotrupidae Mac Ly. 

Armideus Zieg. 
typhoeus Lin. 30 

Geotrupes Latr. 
stercorarius Lin. 4 


sylvaticus 6 
vernalis Lin. 12 
Bolboceras Kirby. 
mobilicornis 24 
var. testaceus 20 


Copridae Mac Ly. p. 
Copris Fabr. 
lunaris Lin. 12 
gistelianus Jen. 48 
Onthophagus Latr. 
austriacus Pan, 30 


medius Kug. ' 10 
affinis Stu. 8 
coenobita 6 
fracticornis Presb. 6 
var. xiphias 10 
nuchicornis Lin. 6 
nutans 12 
lemur 12 
taurus Lin. 12 
capra 12 
schreberi 4 
furcatus 6 
semicornis Pan. 12 
ovatus Lin. 4 
Oniticellus Ziegler. 
flavipes 15 


Aphodiidae Gistel. 
Aphodius Fabr. 
fossor Lin. 
var. ruber Hbst. 
foetens 
fimetarius Lin. 
foetidus 
serotinus Creu. 
scybalarius 
var. conflagratus 
hydrochoerus 
rufescens 
sordidus 
lugens Creu. 
nitidulus 
merdarius Fab. 
rufus Stu. 


» — 
-OaRvvrannn 


I 
O O 


obscurus 12 
lutarius Fab. 12 
prodromus Brahm. 4 
pubescens Stu. 10 
eonsputus Creu. 10 


contaminatus 12 
stieticus Pan. 9 
maculatus Stu. 10 
melanostictusSchp. 9 
inquinatus 6 


v. centrolineatus P n. 6 
tessellatus Payk. 6 


luridus 10 
pecari 12 
rufipes 6 
serutator 30 
erraticus Lin. 4 


subterraneus Lin. 3 
caerulescens We- 


sterh. 18 
haemorrhoidalis 4 
terrestris 
constans Meg. 12 
granarius Lin. 6 
putridus Creu. 6 
tristis Pan. 6 
pusillus Hbst. 5 
arenarius 10 
bimaculatus ' 6 
plagiatus Lin. 12 


4-maeulatus Lin. 12 
4-guttatus Hbst. 8 


sus 12 
testudinarius 10 
scrofa 8 
elevatus 12 
sabulicola Illig. 12 
suleicollis Ill. 12 


Orycterocantha- 
rina. 
Dynastidae Mac Ly. 

Oryctes Illig. 
nasicornis 24 
var. aries Jablo. 36 


Phyllocantharina. 


Phyllurgaeidae Gist. 
Anomala Megerle. 


julüi 12 
var. frischii 9 
var. oblonga 12 


Anisopliaeidae Gist. 
Anisoplia Megerle. 


agricola 8 
fruticola 18 
horticola Lin. 2 
var. ustulatipennis 
Villa “4 


Melolonthaeidae Gist. 
Melolontha Fabr. 


fullo Lin. 48 
vulgaris 3 
hippocastani 6 
nigripes Gist. 21 


Rhizotrogus Latr. 
vertumnus Pall. 24 
solstitialis Lin. 9 
aprilinus D uf. 20 
cunicularis Scop. 24 
ater 214 

Omalopliaeidae Gist. 

Omaloplia Megerle. 


brunnea Lin. 12 
pellueida Lin. 24 
ruricola 30 


Hopliaeidae Gistel. 

Hoplia Illiger. 
squamosa 6 
praticola Dufts. 12 
philanthus Hbst. 12 
squamulosa Wsth. 18 
minuta Pan. 15 

Paniscidae Gistel. 
Osmodermum Burm. 


eremita Linn. 21 
Gnorimus Encyclop. 
variabilis Lin. 24 
nobilis Lin. 6 
Paniscus Gistel. 
fasciatus Lin. 8 


zonatus Germ. 10 
Valgus Scriba. 

hemipterus Lin. 12 
Cetoniadae Mac Ly. 
Cetonia Fabr. 


fastuosa 30 
affinis And. 24 
metallica 15 


angustata Germ. 24 
obscura Dufts. 12 


aenea Gyl. 24 
floricola Hbst. 6 
marmorata 18 
aurata Lin. 6 
var. piligera Zieg. 6 
stictica Lin. 8 
hirta 8 


Dendrocantharina. 


Aesalidae Gistel. 
Aesalus Fabr. 

scarabaeoides 24 
Coryptieidae Gistel. 
Sinodendron Fabr. 

eylindricum Lin. 12 
Lucanidae Kirby p.p. 
Lucanus Lin. 


cervus Lin. 12 

var. brachytrophius 
Gist. 15 

capreolus 18 


Dorcatidae Gistel. 
Burdo Gistel. 
parallelipipedus L. 10 
Ceruchus Mac Leay. 
tenebrionoides 36 
Platycerus Latr. 
caraboides Lin. 8 
rufipes, 12 
Buprestidae Lech. p.p. 
Acmaeodera Eschs. 
taeniata 18 
Dicercaeidae Gistel. 
Dicerca Eschs. 
calcarata 48 
sahlbergi Gist. 60 
acuminata Pall. 48 
Anaglyptisidae Gist. 
Anaglyptes Gistel. 
merianus Gist. 24 
Pteroteidae Gistel. 
Ancychlocheira Eschs. 
rustica Lin. 18 
punctata 24 
8-guttata Lin. 18 


Polybothrisidae Gst. 
Dendrochariessa Gist. 
rutilans 22 
Actenodeidae Gistel. 
Melanophila Eschs. 
decastichma 18 
tarda 18 
Tamina Gistel. 
chrysostigma Lin. 36 
affınis 12 
Anthawiaeidae Gist. 
Anthaxia Eschs. 


candens 72 
salicis 15 
saliceti I1lig. 21 
foveolata Ubst. 12 
laeta 18 
nitidula Lin, 12 
cichorũ Ol. 12 
millefolii 18 
chamomillae? Dh. 20 
umbellatarum 18 


4-punctata Lin. 4 
Agrilidae Gistel. 
Coraebus Lapor. 


bifasciatus 120 
pruni Panz. 100 
rubi Lin. 18 
amethystinns Ol. 12 
graminis Pan. 12 
Agrilus Meg. 
biguttatus 15 
sexguttatus Ubst. 18 
sinuatus Ol. 15 
linearis 6 
tenuicornis Zieg. 15 
olivaceus Gyl. 24 
suleicollis De. 8 
viridis Pan. 6 
eyaneus Ol. 12 
angustulus Ill. 8 
hyperiei Creu. 12 
filum K.og. 15 


Tracheidae Gistel. 
Trachys Fabr. 
minuta 6 
pygmaea 12 
Lissomidae Gistel. 
Ceratophytum Laprte. 
elateroides Latr. 72 
Eucnemis Ahrens. 
capucinus Ahr. 48 
Microrhagus Eschs. 


pygmaeus 24 
Paean Gistel. 

einctus Panz. 12 
Xyloecus Serv. 

alni 20 


testaceus Hbst. 15 
Dairaeidae Gistel. 
Daira Gistel. 

filiformis ‚12 
Cratonychidae Gist. 
Cratonychus De). 

.castaneipes Payk. 6 

niger 6 
Adeloceraeidae Gist. 

Agrypnus Eschs. 


atomarius 21 
Adelocera Latr. 

fasciata Lin. 18 

varia 18 


Lacon Lapor. 


murinus Lin. 3 
ElateridaeLeach.p.p. 
Elater Fabr. p. p. 

rufus 48 

undulatus Deg. 30 

serutator Obst. 32 


hirtus Hbst. 6 
alfinis Payk. 12 
longieollis 10 
haemorrhoidalis 6 
inunctus Pan z. 12 
vittatus 6 
stieticus Pan. 6 
obscurus Schö. 4 


Campylidae Gistel. 
Campylus Zis. 
rubens Pan. 30 
linearis Hbst. 21 
mesomelas Lin. 12 
Dendrometridae Gist. 
Dendrometrus Gistel. 


eyanens Meg. 15 
eylindrieus Pay. 10 
nigripes Gyl. 6 
mus II. 12 
serraticornis Pk. 12 
minntus Lin. 6 


var. parvulns Zieg. 4 
Iythrodes Germ. 6 
bructeri 10 
bipustulatus Lin. 6 
Cardiophorus Eschs. 


thoracieus 12 
ruficollis Lin. 12 
discicollis -Hbst. 18 
biguttatus 12 
rufipes Fab. 10 
equiseti Hbst. 10 
advena 12 
einereus Hbst. 15 
albipes Meg. 12 


Ampedidae Gistel. 
Ampedus Megerle. 


sangnineus Lin. 6 
purpuratus Schk. 10 
ephippium 10 
praeustus 12 
erocatus Zieg. 6 
ustulatus Payk. 15 
balteatus Lin. 6 
tristis Lin. 18 
nigrinas Payk. 6 
auritus Hbst. 6 


nigrotinetus W sth. 40 
sanguineicollis Hellw. 
18 
Cryptohypnus Eschs. 
riparius Fab. 6 
4-pustulatus 6 
lapidicola Westh. 8 
minimus De. 10 
Oophoridae Gistel. 
Drasterius Eschs. 
bimaculatus 12 
pulchellus 8 
Steatoderidae Gist. 
Steatoderus Eschs. 
ferrugineus Lin. 48 
var. melanothorax 
Gist. 60 
Diacanthidae Gistel. 
Corymbites Latr. 
haematodes 12 


signatus Pan, 24 


cupreus 18 
aeruginosus 18 
pectinicornis Lin, 12 
castaneus Lin. 15 
assimilis G yl. 6 
tessellatus Lin. 12 
affinis Payk. 12 
quereus G yl. 12 
Diacanthus Latr. 
eruciatus Lin. 18 
holosericeus 6 
aeneus Lin. 12 
var. germanus L. 12 


var. pretiosus G St. 15 
latus 6 
impressus 12 
metallicus Zieg. 30 
Arneidae Gistel. 
Fructuarius Gistel. 
canescens Märk. 10 


advena Stu. 9 
pilosus 6 
gilvellus Zieg. 6 
var. fusculus Meg. 6 


sputator Lin. 4 
segetis Bjerk. 4 
brunneicornis Stu. 6 
obseurus Lin. 6 
pallidulus Illig, 4 
flavicomis Pan. 6 
dimidiatus Stu. 6 
Arneus Gistel. 
brunneus Lin. 10 
fugax 10 
Dolopius Meg. 
marginatus Lin. 6 
Ectinus Eschs. 


aterrimus Lin. 6 
Adrastus Meg. 
limbatus 6 


KB a a nn — — 


var. humeralis Zg. 8 
var, saturalis Zieg. 8 
pygmaeus 6 


Xylocantharina. 


E noplüdae Gis tel. 
Tillus Fabricius 


elongatus 60 
hyalinus Rosenh. 80 
unilasciatus 18 
Enoplium Latr. 
sanguineicolle 70 


Opilonidae Gistel. 
Opilo Latr. 
mollis Lin. 12 
domesticus Stu. 12 
Thanasimiidae Gist. 
Manoscopes Gistel. 


alveariıs 12 
favarius Illig. 12 
apiarius 6 


samiel Gistel. 18 
Thanasimus Latr. 


formicarius. 6 
pectoralis Stu. 8 
4-maculatus 30 


Necrobiaeidae Gistel. 
Necrobia Oliv. 
chalybea Kno. 12 
violacea 6 
ruficornis Stu. 15 
troglodytes Gist. 9 
Ptilinidae Gistel. 
Ptilinus Geoffr. 
peetinicornis 8 
costatus G yl. 10 
Ayletinidae Gistel. 
Ayletinus Latr. 
pectinatus 10 
ater Panz. 12 
Dorcatoma Fabr. 


bistrtata Payk. 12 

bovistae E. H. 12 

alfinis Stu. 12 
Ochina Zieg. 

Carpini H' bst. 18 


Dryophilidae Gistel. 

Anobium Fabr. 
tessellatum 10 
pertinax Lin. 8 
rufipes 10 
striatum Illig. 6 
nitidum Illig. 8 
mölle Lin. 6 
pini Erich. 9 
abietis 6 
longicorne Kno. 10 
“paniceum 4 
minutum 3 

Dryophilus Chevro. 
anobivides Chev. 16 


‚pusillus Gyl. 15 


Ptinidae Gistel. 
Hedobia Zieg. 
pubescens 
imperialis Lin. 15 
Ptinus Lin. 
sexpunctatus Pz. 6 
für Lin. 4 
raptor Stu. 6 
latro 5 
rufipes 5 
fuscus Stu. 6 
erenatus 6 
Gibbium Scopoli. 
apterum Geolfr. 8 
Mezium Curtis. 
affine Stur. 15 
Microtrocteidae Gist. 
Cis Latr. 
reticulatus 12 


boleti 6 
fucatus Dj. 6 
micans 6 
hispidus Payk. - 9 


festivus Block. 10 
mandibularis Gyl. 6 
larieinus Reichb. 6 
glabrieulus Gyl. 8 
nitidus 6 
cornutus 9 
fronticornis Schö. 6 
Bostrichidae Gistel, 
Bostrichus Fabr. 
stenographus Duf. 4 
typographus Lin. 12 


larieis 4 
eurvidens Germ. 6 
bidens 6 
chalcographus 6 


suturalis Ratzeb. 8 
tubereulosus Hbst. 10 
micrograpbus Pan. 6 


bicolor Ilbst. 4 
autographus Kno. 9 
villosus -F ab. 10 
brevis Panz. 10 
Xylotrophus Gistel. 
domesticus Lin. 6 
lineatus Gyl. 8 
Cryptorgus Erichs. 
pusillus Gy!. 6 
einereus Gyl. 6 
pityographus Rtzb. 8 
minutus Gist. 10 


Cryphalus Erichs. 
piceae Ratzeb. 6 


asperatus Gyl. 6 
abietis Ratz, 6 
tiliae 8 
Platypus Hbst. 
eylindrieus 12 


(Fortſetzung folgt auf dem Umfchlag zu Heft VI.) 


Sunhalt der Iſis 1848. 


Seite Seite 
451, Sammerfhmidt, Bericht über die Verfammlung der ungariz 536. 
ſchen Naturforscher und Aerzte zu Dedenburg 1847. 540, 
490, Gourey und Brehm, Beobachtungen über die Etubenvögel. — 
Fringilla spinus, carduelis; Emberiza, Cynchramus, Ple- 542, 
etrophanes, Melanocorypha, Galerida, Alauda, Anthus, 543. 
Budytes, Motacilla, Cyanecula, Luseinia, Rubecula. 545. 
510. Kr., Nachtrag über die Nachtigallen. 550. 
513, Richter und Brehm, über das Weißwerden der Vögel, 555. 
517. Verhandlungen der feandinavifchen Naturforfiherin Chriftianial844. 859. 
518, Nilsfon, über die Menfchen in Scandinavien in der vorhiſto— 
rischen Zeit und über die Hebung von Scandinavien. 
531. Düben, Sundewall und Böck, über den Bau der Haut 
der Schinodermen. 
535. Düben und Koren, über die Actinien. 


Eingegangen: 


Hoofer, 


Newport, 


Heft VII. 


Umfchlag. 


Faunula monacensis cantharologica. 


Apate Fahr. 

capueina Lin. 12 
Eccoptogastridae Gst. 
Eccoptogaster Herbst. 


scolytus 6 
destructor Ol, 10 
pygmaens 6 


intricatus Koch. 8 
pruni Ratzeb. 8 
rugulosus Koch. 8 
earpini Erichs. 10 
Hylurgidae Gistel, 
Hylesinus Fabr. 
crenatus 6 
fraxini 6 
var. varius Ol. 6 
Iylastes Erichs. 
ater 6 
brunneus Er. 8 
angustatus Hbst. 6 
opacus III. 10 
palliatus Gyl. 6 
var. paykullü Zieg. 6 
polygraphus Lin. 6 
ferrugineus Stu. 8 
Hylurgus Latr. 


ligniperda 24 
Dendroctonus Erichs. 
piniperda 6 
var. testaceus 6 
minor Hart. 8 
pusillu Kn. ° 7 


Carpocantharina. 
Dryophthoridae Gist. 
Dryophthorus Schü P- 

Iymexylon 

Rhynchalidae Gist br 

Rhyncholus Creutz. 
ater Lin. 12 
poreatus Müll. 8 
truncorum Schüp. 9 


Böck, über den Bau und die Entwicelung der Infuſorien. 
Auszüge aug den Linnean Transactions XX. 2, 1847. 
Verzeichniß der Pflanzen der Oalapagos = Infeln, 
Newport, über Die Fortpflanzung der Blattläufe. 
Balconer, über die Pflanze der Asa foetida, 
Naturgefchichte von Meloe cicatricosus. 
Innhalt ver Memoires de l’Institut de France, I-XXXI. 
SInnhalt der Memoires presentes. } 
Anzeige von Erdls Entwickelung des Menfchen und Huͤhnchens 
im Ey. 


IAVI. 


Collegit Dr. Gistel. 


Giftel und Bromme, neueftes und vollftändigftes Handbuch der Na= 


Bücher, 

A. Eder, einige Beobachtungen über die Entwicelung der Nerven des 
electrifchen Organs von Torpedo galvanii (Zeitſchrift für w. 
Zoologie 1. et 8. 38, 47 Fig.) 

Dr. 3. 5. Bulte, Drganon der Meltgefchichte. Cincinnati, bey Radde 
in Newyork. (Leipzig, bey Köhler,) 1846, 8, 124. 


Dr. Bernhard Stark, 


—— Stuttgart, bey Hoffmann, 
481. 640: T. 35—32 ill. 


Kunft und Schule; zur deutſchen Schulre⸗ 
Jena bey Feommann, 1848. 8, 36, 


kief. IV. 1848, 8. 


form, 


Dr. 2, Mauthner, Rede zur Einweihung des erflen (en ihm gegrün⸗ 


deten) Kinderfranfenhanfes in Wien. 1848, 


⸗ñ —— ———— — 


* 
Encyclopädiſche Beitfchrift, 
vorzüglich 
für Naturgeſchichte, vergleichende Anatomie und Phyſiologie, 


von 


je) 


1848. 
Heft VvM. 


Der Preis von 12 Heften ift 8 Thle. fächf. oder 14 fl. 24 Xr. cheinifch, und die Zahlung iſt ungetheilt zur Reipziger 
Oſtermeſſe des laufenden Jahres zu leiften. 

Man wendet fih an die Buchhandlung Brockhaus zu Leipzig, wohin auch die Beyträge zu ſchicken find, Es wird ge— 
beten, diefelben auf Poftpapier zu fehteiben. Das Honorar für den Bogen fechs Thaler preuß. Cour. 
Unfrankierte Bücher mit der Poft werden zurüdigemiefen. 
Einrhegebühren in den Zert oder Umſchlag die Zeile ſechs Pfennige. 
Bon Anticrititen (gegen Iſis-Recenſionen) wird eine Quartfeite unentgeltlid) aufgenonmen. 


Leipzig, bey Brodhans. 


Anzeigen. 


So eben ift bei ung erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben: 
Nomencelatoris zoologici 
INDEX UNIVERSALIS 


eontinens 
Nomina systematica classium, ordinum, familiarum 
et generum animalium omnium, 


tam viventium quam fossilium, 
seeundum ordinem alphabetieum unieum disposita, adjectis 
homonymis plantarum, 
Auctore 
Dr. Louis Agassiz2. 
8. geh. X und 1136 ©, AThle. oder 6 Fl. 58 Kr. 
Diefes Werk ift ein Separat-Abdruck in 8. der 12ten Lieferung des 
befannten Zoologifchen Nomenclators von 8. Agaſſiz. — Cs enthält ein 
vollftändiges alphabetifch geordnetes Verzeichniß fämmtlicher befann= 


ten Thiere, fowohl der lebenden, als auch der foflilen, mit Angabe 
der Claſſen, und wird allen Zoologen ein willfommenes Handbuch fein. 


Sent S Gafmann in Solothurn. 


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Nürnberg 1831 — 35. 
Daſſelbe, fortgefeßt von ©. A. W. Herrib-Schäffer. 4-6. Br. 
Ebendaſ. 1839 — 42. 
Dafjelbe, fortgefegt von G. A. W. Herrih- Schäffer. 7. Bd. 
1-3. Heft. Ebendaf. 1842. Zuſammen Ladenpreis 321 Thlr. 
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einer gröbern und einer feinern Ginftellung des Mifroffons: Das Ganze 
ift in ein poliertes Nußbaumfäftchen eingelegt. — Preis mit Verpadung : 
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hierjelbft mehrfad) empfohlen, was ihre Gediegenheit mehr als genügend 
beftätigen dürfte. Siehe u. a. bot. Zeitung 1847. Nr. 44; Augsburger 
Allgem. Itg. 1847. Nr. 289 u. 297. 


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und ist durch alle Buchhandlungen zu erhalten: 


Die epidemische Cholera; 


ein neuer Versuch über ihre Ursache, Natur uud Behandlung, 
ihre Schutzmittel und die Furcht vor derselben. 
Von 
Dr. K. 3. Bleidler, 
k. k. Rath und Brunnenarzt zu Marienbad etc. 
Erste Abtheilung. 
Gr. 8. (180 Seiten.) Geb. 1 Thlr. 


Die erste Abtheilung dieser in gegenwärtigem Augenblicke 
doppelt wichtigen Schrift zerfällt in folgende 3 Capitel: I. Die 
Furcht vor der Cholera, U. Die Schutzmittel gegen 
die Cholera. I. Die äussere oder epidemische Ursache 
der Cholera. S. 168: „Findet die nicht-mikroskopische Wis- 
senschaft ihre schuldig gebliebenen Gründe gegen ein infuso- 
riell animalisches Choleramiasma nicht, so sind jetzt schon alle 
Räthsel und Widersprüche der Epidemie zwanglos gelöst und 
vereint. Alles ist erklärt!“ ) 

Die zweite Abtheilung (230 Seiten): „Der Krankheitsprocess 
der Cholera und seine Behandlung‘‘, wird zu demselben Preise 
in einigen Wochen ausgegeben werden. 


Geschichte der Medicin, 


bearbeitet von 
Dr. E&. Morwitz. 
Erster Band. 
Gr. 12. Geh. 2 Thlr. 


Dieses Werk bildet den ersten Band der vierten Abtheilung 
der „‚Eneyelopädie der medicinischen Wissenschaften“, welche 
unter Redaetion des Dr. A. Moser bei dem Unterzeichneten 
erscheint. Die vorhergehenden Abtheilungen enthalten: 


Il. Handbuch der topographischen Anatomie. 
Von Dr. L. Roehmann. 3 Thlr. 


H. Handbuch der speeciellen Pathologie und 
Therapie. Von Dr. L. Posner. 3 Bände. 7 Thlr. 


Der erste Band umfasst die acuten Krankheiten (2 Thlr.); der zweite und 
dritte Band die chronischen Krankheiten (7 Thlr.). 
II. Die medieinische Diagnostik und Semiotik. 
Von Dr. A. Moser. 2 Thlr. 


Das Chloroform 


in seinen Wirkungen auf Menschen und Thiere. 
Nach grösstentheils eigenen Erfahrungen bearbeitet 


von Dr. A. Martim und Dr, I. Binswanger. 
Hr. 8. Geh. 28 Ngr. 


# 


—6. 


1848. 


1 


VIII. 


Einige Bemerkungen 
über die Möglichkeit, die Witterung durch genaue Beobachtung des Betras 
gens der Vögel und anderer Thiere im Voraus erfennen und beftimmen 
zu können. Bon Brehm, 

Man Hat Schon verſchiedene Verſuche gemacht, die Witterung 
im Voraus zu erfennen, weil ed für verſchiedene Geichäfte des 
menschlichen Lebens, beſonders für die Landwirthfchaft von größter 
Wichtigkeit ift, die bejondere Beichaffenheit der Witterung voraus— 
zufehen. Diefe Verfuche haben zwar bis jegt einen fo wenig glüd- 
lichen Erfolg gehabt, daß der befannte Reim entjtanden ift: 

Mer fih auf Wetterpropheten verläßt, 
Erfrieret die Ohren und wird durchnäßt. 
Allein dieß darf ung doch nicht abhalten, Diefen höchft wichtigen 
Gegenftand zu unterfuchen und wo möglich zu erforfchen, und deß— 
wegen glaubt der Unterzeichnete entfchuldigt zu fein, wenn er e8 
wagt, die Löſung diefer ſchweren Aufgabe auf einem bisher noch 
nicht betretenem Wege zu verfuchen. Das ficherfte Mittel, die Wit- 
terung im Voraus zu erkennen, fiheint mir das Betragen der Thiere 
überhaupt an die Hand zu geben. Daß fie die Veränderung der— 
felben im Voraus fühlen, leidet feinen Zweifel. Eine jeve Haus: 
frau fagt, wenn die Kagen an den Möbeln, Körben und vergl. 
fragen: „Es wird Wind oder gar Sturm kommen,“ und Die 
Weiffagung geht in Erfüllung. Jeder Hirtenfnabe fpricht, wenn 
die Bremfen und Fliegen Menfihen und Ihiere Vormittags unver— 
ſchämt ftehen: „Wir werden Nachmittag Gewitter haben,“ und 
diefe fteigen dann gewiß am Simmel auf, wenn fte auch nicht über 
die Gegend hereinbrechen ſollten. Aber mit diefer Erſcheinung 
haben wir jest, da wir zuerft von den Vögeln handeln wollen, 
nicht zu thun; wir müffen ung zunächft auf das allein befchränfen, 
was und das Betragen der lieben gefiederten Geſchöpfe in dieſer 
Beziehung an die Sand gibt. Daß diefe Lufttbiere, wie fte 
Oken nennt, die befondere Beichaffenheit der Witterung im Vor: 
aus fühlen, läßt ſich ſchon aus ihrer zartern Organiſation vers 
muthen, geht aber auch aus dem Zuge derſelben unwiderſprechlich 
hervor. Denn nicht Mangel an Nahrung — dieje ift vor dem 
Wegzuge der Vögel im Ueberflujfe vorhanden, was Das viele Fett 
der meiften,, 3. B. der Droffeln, erchen, Pieper, Schnepfen, Strand: 
Täufer, Gänje, Enten, Taucher und vieler anderer beweiſt — fon- 
bern ein DVorgefühl der fommenden, ihnen die Nahrung entziehen- 
den Witterung veranlaßt fie zur Abreile von und. Aber auch aus 
ihrem übrigen Betragen läßt fich Tihließen, daß fie eine Ahnung 
der Witterung haben. Ich glaube deßwegen aufmerfjam., machen 
zu müffen: 

1) auf diefes Betragen im Allgemeinen; 

2) auf dag in Bezug auf die Brut; 

3) auf das während und vor dem Zuge. 

1. Wenn ungünftige Witterung bevorfteht, d. h. wenn im Früh: 
jahr. oder Herbſt Regen und im Winter Schneegeftöber im An— 
zuge iſt, bemerkt man an vielen Vögeln eine ganz ungewöhnliche 

Iſis 1848. Heft 8. 


Unruhe. Die Krähen (d. h. die Rabenkrähen), die Edelfinken 
die Grünlinge, Goldammern und, wenn ſie hier ſind, die Berg- 
finfen u. a. m. verfammeln fich in großen oder Fleineren Flügen 
und zeigen in ihrem Betragen etwas ganz Eigenes, Die Raben- 
frähen figen da mit hangendem Gefieder und Haben ein traurige3 
Anfehen, fo daß fte ihre gewöhnliche Munterfeit ganz verloren zu 
haben fcheinen. Die Eleineren Vögel aber, befonders die Evel- und 
Bergfinfen, die Veldlerchen, die Goldammern und Grünlinge find 
dann ſehr unruhig, fte fliegen auf ven Feldern bald dahin, bald 
dorthin, halten ſich nirgends lange auf und find ungewöhnlich fcheu, 
lo daß dieſe fonft wenig vorfichtigen Vögel ſchwer zu fchießen find. 
In diefer Stimmung find fie den Vogelfängern beſonders unans 
genehm; denn fie gehen dann fehr ungern auf bie Lockbüſche, weil 
ihres Bleiben nirgends ift, und ſchwer in bie Nee auf den 
Vogelheerde. Die Vogelfänger fagen dann von ihnen: „Es it 
nichts mit ihnen zu machen, das Wetter ſteckt ihnen im Kopfe, 
fte thun nicht gut,” und ſchließen aus diefem Betragen mit Sicher. 
heit auf ungünftige Witterung. Die Seevögel verlaffen bei An- 
näherung des Sturmes das hohe Meer und fuchen Schuß an ven 
Küften oder auf Klippen und befonders in ihren Höhlen, ja fie 
fallen dann zuweilen auf die Schiffe nieder, Die Sturmvögel 
haben ja davon den Namen erhalten, daß ihre häufige Erfcheinung 
bei den Schiffen Sturm anfündigt. Sie find deßwegen den See: 
leuten verhaßte Vögel. 

Sn der guten Jahreszeit bemerkt man beſonders an dem Be- 
tragen der Schwalben — fie fliegen niedrig und fingen wenig — 
und an den Staaren — dieſe rotten fich dann felbft zur Brutzeit 
zuſammen = das Herrannahen anhaltenden Negenwetterd. Vor 
einem Gewitter im Frühjahr ift der Gefang ber Vögel am herr= 
lichſten. Dann ſchlagen die Nachtigallen und Edelfinken ſo laut, 
als ſie können, die Grasmücken fingen aus voller Kehle, die Laub— 
fänger flöten ununterbrochen, die Lerchen trilern und in der ganzen 
Vogelwelt zeigt fih ein ungemein reges Leben. Es ift, als woll- 
ten die befiederten Geſchöpfe fo recht ihre Freude über ihr Dafein 
und die ihnen wohlthuende Wärme ausdrücken, ehe das Unwetter 
losbriht. An einzelnen Bögen fann man auch das Herannahen 
des Regens erkennen. Der Edelfink ſtößt dann zur Paarungs⸗ 
und Brutzeit ſeinen bekannten Ton „jörk, jörk,“ im Thuͤringiſchen 
„Waſſerruf genannt,“ oft nach einander aus; der Schwarzſpecht 
fliegt mit lautem Geſchrei Abends zu ſeiner Schlafſtelle, der Grün— 
ſpecht ſchreit ebenfalls ſtark, und die Haushähne laſſen beſonders 
des Nachts ihr Krähen öfter als gewöhnlich. hören, Auch fagt 
man allgemein, daß bie hahnfedrigen Haushennen, d. h. folche 
Hennen, welche zu legen aufgehört haben, im Gefieder" ven Häh— 
nen ähnlich werden, und wie diefe Frähen können, nur dann diefeg 
Krähen ertönen laſſen, wann ſchönes Wetter fich in unfreundliches 
verwandeln wid. 

Manche Vögel zeigen auch das kommende Thauwetter im Winter 
an, Die Rabenfrähen, Nebelträhen, Dohlen und Eiftern werden 

= 36 


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dann wahrhaft heiter, vie Ichteren laſſen ihre gadernden, dem Plau— 
dern ähnliche Töne hören, und alle Frähenartige Vögel ſehen ſchmuck 
und vergnügt aus. Die MWahholverbroffeln und Schwarzamfeln 
aber haben ihr ſcheues Weſen in Etwas verloren und find deßwe— 
gen bei der Annäherung des Thauwetters Leichter, ald früher, zu 
erlegen. 2 

Zur Vorausbeſtimmung der Witterung auf längere Zeit iſt aber 
von größter Wichtigkeit die genaue Beobachtung der Fort— 
pflanzung der Vögel und zwar im Bezug 1) auf ihre 
Zeit, 2) ihren Ort und 3) ihre Befchaffenheit. 

Geſchieht die Fortpflanzung fehr früh, fo kann man mit Sicher: 
beit auf ein fchöned und zeitig eintretendes Frühjahr rechnen. 
Diele Vögel brüten bei und jährlich 2 Mal; dahin gehören die 
Staaren. Machen dieſe zeitig im April zur Brut Anftalt, fo 
haben wir einen guten Mai zu erwarten; denn in ihm brauchen 
fie fehr viele Infecten zur Auffütterung ihrer Jungen, welche fie 
in einen £alten, vegnerifchen Mai nicht finden. Tritt diefer legtere 
ein, dann legen fie zu Ende des Aprils, wohl gar zu Anfang des 
Mai ihre Eyer, jo daß die Auffütterung ihrer größern Jungen 
in den Sunius fält, in welchem es ihnen nie an Nahrung fehlen 
fann. Sie machen aber in diefem Fall nur eine Brut. Zumei- 
len erfolgt die Begattung der Hausvögel ungewöhnlich früh im 
Jahre. Dieg ift namentlich in dieſem Jahre der Fall. Schon 
im Januar fah ih die Begattung der Saustauben und zahmen 
Enten, ja ich fand fihon in Diefem Monate junge Saustauben, 
und ſchloß daraus fogleich auf einen ungewöhnlich gelinden Win- 

‘ter, was fich vollfommen beftätigt hat. Ebenfo kündigt die ſpäte 

Brut der Vögel einen guten Herbſt an: Schon ald Knabe be— 
merkte ich mit Verwunderung in Der Saferernte noch brütende 
Kauchichwalben und daß es am 1. Sept. noch brütende Wachteln 
gab; ver Herbſt war aber auch in diefen Jahren ein ſedr warmer, 
fo daß die Jungen der beiden genannten Bögelarten nicht nur auf— 
wachfen, fondern auch ihren Wegzug ausführen fonnten. Etwas 
Aehnliches babe ich bei den wilden Taubenarten, namentlich bei 
Columba palumbus et venas beobachtet, Von der leßteren 
Art fand ich einft im September noch ein brütendes Paar. Der 
Herbſt war Außerfi günftig. Im Anfang des September 1845. 
fahen wir hier eine Columba palumbus, welche ihr Neſt eben 
vollendet hatte und fich zum Legen anſchickte. Sie wurde leider 
geftört und verließ das Neſt; wäre dieß jedoch nicht geſchehen, fo 
hätte fte bei der ungewöhnlich günftigen Herbftwitterung des Jahres 
ibre Jungen recht gut aufziehen und mit. auf die Wanderung neh— 
men können. — Mehrmald fand ich im Auguft brütende- Feld: 
hühner, deren Junge zu Anfang des Septembers noch ganz Klein 
waren; der Herbft war dann ftets jo fchon, daß ſie am Leben 
blieben, während bei der Außerft ungünftigen Witterung des Ju: 
nius und Julius des Jahres 1845. Taufende von ihnen umka— 
men. Einft erhielt ich die Nachricht, daß zu Ende des Septem— 
bers nicht weit von meiner Wohnung junge Goldammern im Nefte 
faßen. Ich fand fte faft flügg; und der October wurde fo ſchön, 
daß fte alle auöfliegen und fich vermaufern Eonnten. Daffelbe war 
mit jungen Fichtenrohrſängern ( Calamoherpe pinetorum), einer 
von mir Fürzlich entdeckten Species diefer intereffanten Vögelſippe, 
welche in dieſen Blättern beichrieben werben fol, der Fall geivefen. 
Ih fand fie in der legten Hälfte des Augufts des vorigen Jahres, 
und nahm fie aus. Die andern eben fo ſpät ausgekrochenen ver— 
mauſerten fich zum Theil noch auf der Wanderung. 

In diefer Hinficht ift das Frühjahr 1846 höchſt merfwürbig. Die 
Safen waren zum Theil fchon zu Weihnachten trächtig, die im 
Januar gejegten Jungen kamen auch glücklich auf. Ic fah einen 


Teiche. 


m” 


am 6. März von ber Größe eines alten Kaninchens. Auch bie 
Vögel erfchienen ungewöhnlich bald. Am 16. Febr. war bie erfte 
Motacilla alba hier und am 2. März der erfte Hausrothſchwanz. 
Sa, weiße Störche und Staaren haben in Deutfchland, felbft im 
nördlichen überiwintert. Bei Wittenberg wurden in der Mitte bes 
Januars beide Arten, bei Wolfenburg an der Mulde die legtere 
den ganzen Winter gejehen. Am 16. Januar bemerkte ich ein 
gepaartes Paar von Motacilla sulphurea, veffen Männchen fang. 
Ebenſo paarweife Jah man die Rabenfrähen, Elftern, Feldhühner 
u. dgl. Jederman erwartete bei der fehr gunftigen Witterung eine 
recht zeitige Brut der vielen Vögel, da doc) die Haushühner, Haus: 
tauben und zahmen Enten legten. Aber dieſe erfolgte nicht. Selbſt 
in der Mitte des Aprils hatten wiele Rabenkrähen, Elftern, Dohlen 
und anvere frühzeitig niftende Vögel entiveder noch Feine, oder doch 
nicht alle ihre Eyer gelegt. Sie hatten alſo offenbar eine Ahnung 
von der ungewöhnlich Falten Witterung des April und geben einen 
Beweis, dap dieſes Ahnungsvermögen fie viel ficherer leitete, als 
manche Menfchen, welche ihre Gärten und Felder fehr früh be— 
ftellten und dadurch manchen Schaden erlitten, 

Ebenſo wichtig, als die Zeit ift auch 2) der Drt, an wel: 
chem die Vögel ihr Neft anbringen. Manche von ihnen 
find freilich fo an diefen gebunden, daß fie mit ihm nicht wech— 
feln können, namentlich die Sumpffchnepfen , Strand, Waller, 
Küſten-, Strandläufere, Enten, Taucher, Steisfüge und andere. 
Bei vielen von diefen kommt es freilich vor, daß bei ungewöhnlis 
chen Ueberfchwemmungen, wie der Junius des Jahres 1845. fie 
brachte, Taufende von Eyern zu Grunde gehen. Bey antern aber 
ift dieß nicht der Fall; diefe haben in der Wahl ihres Neftplages 
eine gewiffe Freiheit und benugen fie, Durch ihr DBorgefühl von 
der Beichaffenheit der Witterung geleitet, zu ihrem Vortheile. Da— 
hin gehören in ver hiefigen Gegend die Eisbögel und Kiebige. 
Die erftern brüteten hier an einem Fleinen, nicht weit von den Quel— 
len erſt gebildeten Bache nur in folchen Srühjahren, in denen fte 
an großen Bächen oder an Flüſſen wegen des forttauernden Re— 
genwetter8 und des dadurch bewirften trüben Waſſers wenig Nah: 
rung für ihre Jungen finden würden.“ Deswegen waren fie zur 
Brutzeit bejonderd in den Jahren 1816., 1817. und 1835. hier. 
Es ift aber befannt, daß diefe Jahre im Mai und Junius jehr 
viel Regen hatten. 

Bey den Kiebigen habe ich in ben letzten Jahren merkwürdige 
Beobachtangen gemacht. Diefe Vögel niften gewöhnlich nicht in 
den nächſten Umgebungen von Renthendorf, weil diefe hoch Liegen 
und trocken find, fondern wenigſtens 5/, Stunden von hier ent= 
fernt. Im April 1843. wurde gefagt, daß mehrere Paare Kie- 
bige bei dem hiefigen Vorwerke auf den Saatfelvern eines Berges 
ihren Wohnplatz aufgefchlagen hätten. Ich fand fie felbft dort 
und erhielt bald darauf ein brütendes Weibchen mit feineu Eyern, 
bet) denen es gefchoffen war. Daß das Brühjahr und der Som: 
mer jenes Jahres fehr naf waren, ift bekannt. Im April 1845. 
meldete mir einer meiner Söhne, er habe bey dem Vorwerke wieder 
3 Paare Kiebitee bemerkt. Diefe Nachricht war mir ſehr unan- 
genehm, weil fie mich auf ein naſſes Jahr fehliegen ließ, und ber 
Erfolg hat gezeigt, Daß ich mich in meiner Vermuthung nicht ges. 
irrt hatte. Die Negengüffe des Mai waren jo fürchterlich, daß 
die Eyer oder zarten Jungen der Kiebige, wären fie an ihren gez 
mwöhnlichen Brutorten gewejen, ohne Rettung hätten zu Grunde 


* Cie können befanntlich nur im hellen Waſſer die Fiſchelchen erfennen 
und fangen; deßwegen gehen fie hier bei trübem Bachwaſſer am bie hellen 


564 


565 


gehen müſſen. Unſere Berge waren aber bei biefer ganz unge— 
möhnlich naffen Witterung jo feucht, daß dieſe Kiebige für fich 
und ihre Jungen Nahrung fanden, und die Saaten auf ihnen fo 
dicht und hoch, Daß die legtern fich im ihnen verbergen Eonnten. 

Etwad Aehnliches bemerft man bei dem Wachtelfünige 
(Urex pratensis). Nimmt diefer bey feiner Ankunft feinen Aufs 
enthalt an over in großen Sümpfen: dann Fann man gewiß fein, 
daß ein dürrer Sommer folgen wird. Die Sümpfe trocdnen dann 
ſoweit aus, daß Lie Wachtelfönige trocdene und graßreiche Plätze 
genug finden, auf denen fie leben, Futter fuchen und ſich verber— 
‘gen fönnen. Wird ein gewöhnlicher, d. h. weder ein fehr trockner 
noch ein nafjer Sommer: dann leben und niften dieſe Vögel auf 
den mit Riedgras (Carex) bewachſenen Wiefen, welche dann hohes 
Grad bekommen und ganz für diefe Vögel geeignet find. Suchen 
aber die Wachtelfönige im Srühjahre weder tie Sümpfe, noch) die 
mit Riedgras bewachlenen Wiefen auf, fondern begeben fich auf 
die Felder, namentlich in die Waizen-, Gerſten-, Klee, Widen- 
oder Erbienfelver, dann kann man mit Sicherheit auf einen naſ— 
fen Sommer vechnen. Noch deutlicher bemerft man dieß bey vielen 
Sumpf und Waſſervögeln, welche auf großen-Brüchern wohnen, 
So verfammeln fich auf den großen Brüchern bey Ahlsdorf, nicht 
weit von Herzberg, im April viele Wiefenpieper, Kiebige, Waſſer- und 
Strandläufer, nanıentlich Totanus ochropus, Machetes pugnax, 
Actitis einetus, Totanus calidris, viele Teich» und Wafferhühner, 
Rohrhühner, Krieck-, Knäck- und Stocdenten, ſchwarze Seeſchwal— 
ben u. dgl. Bleiben viele von dieſen da, um zu brüten: dann 
kann man mit Sicherheit darauf rechnen, daß dieſe Sümpfe ihr 
Waſſer behalten, daß es alſo Fein ſehr trockner Sommer wird, 
In andern Jahren tritt das Gegentheil ein; die Brücher ſind ganz 
voll von Waſſer; aber die oben genannten Vögel weichen ſämmt— 
lich, und verlaſſen die Gegend. Dann iſt es keinem Zweifel unter— 
worfen, daß dieſe Sümpfe austrocknen und wir einen dürren Som— 
mer bekommen. 

Unſer berühmter Naumann erzählt eine hierher gehörige merk— 
würdige Thatinche. Cine Graugand, Anser einereus, hatte in 
einem fehr großen Teiche gebrütet und ihre Jungen glüdlich aus— 
gebracht. Einft in der Nacht war die ganze Gänfefamilie verſchwun— 
den, obgleich der große Teich noch Waffer genug hatte. Bald dar 
auf wurde fie in einem viel Eleinern Teiche wieder gefunden. Der 
Grund diefer Auswanderung zeigte fich bald; denn der Sommer 
wurde fo troden, daß der große Teich, der Brutplat der Grau— 
gans, ganz wafjerleer wurde, während ber Kleinere, in welchen fie 
eingewandert war, fein Waſſer behielt. 

So habe ich bemerkt, daß die Uferfchwalben zuweilen die großen 
Flüſſe verlaffen, wenn ihre Ufer nicht ſehr hoch find, und ſich an 
Bäche mit fehr hohen jteilen Ufern begeben: Dann kann man mit 
Sicherheit auf ein an Ueberſchwemmungen reiches Jahr rechnen. 

3. Aber auch die Befhaffenheit der Bruten ift in 
Bezug auf das DVorauserfennen ver Witterung von Wichtigkeit. 
In den Sungerjahren 1816. und 1817. Iegten viele Inſecten— 
froffende Vögel weniger Eyer als in anderen. Ich fand in ihm 
eine Museicapa-(Butalis) grisola, welche auf 2 Eyern brütete. 
Die Witterung wurde aber auch fo Falt und regneriich, daß fie 
gewiß nicht mehr, als 2 Junge hätte ernähren können. Noch 
merkwürdiger war mir aber eine Beobachtung, welche ich im Früh— 
jahre 1843. an den Ihurmfalken der hiefigen Gegend machte. Es 
waren damals 7 Paare ungefähr in dem Umfange einer halben 
Quadratmeile. Diefe Paare hielten fich treu zufammen, waren 
fehr munter, lebten an den Niftplägen, Grüteten aber nicht, zwey 
Paare ausgenommen, deren Nefter ich auch bald fand, In beiden 


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frochen die Jungen aus, kamen aber nicht zum Ausfliegen. Die 
in dem einen ftarben Hungers, als fie noch klein waren, die in 
dem andern wurden mit größter Anftrengung der Alten ernährt, 
fo lange es möglich war; allein als fie zu fielen anfingen, fand 
ich erft eins Derjelben, 2 Tage fpäter ein zweites unter dem Horfte 
liegen, und das dritte war wahrfcheinlich auch, wie feine Gefchwi— 
fter, Hungers geftorben und in dem Horſte liegen geblieben. Die 
d andern Paare der Hiefigen Gegend hatten alfo viel flüger ges 
handelt, daß fie gar nicht verfucht Hatten, zu brüten; denn e8 
gab in diefem Jahre 1843. hier fehr wenig Mäufe und die Infecten 
machten fich fo felten, Daß die alten Ihurmfalken Eaum für fich 
Nahrung fanden, ihre Jungen alfo gar nicht groß füttern fonnten. 

Aaders war e8 im Srühjahre I845. Da die Kiebige, wie ſchon 
bemerft wurde, diefelben Orte, wie im Jahre 1843. zu ihrem 
DBrutorte gewählt hatten: fo war ich neugierig, was die Thurm— 
falfen thun würden. Diefe machten es aber nicht fo, wie im Jahr 
1843., in welchem nur wenige Eyer legten, fondern fie brüteten 
alle, und thaten recht daran, denn die ungeheuern Negengüffe hin- 
derten fie bei der Auffuchung ihrer Nahrung, da die Temperatur 
immer hoch war und es bei der Wärme der Luft viele Infecten 
gab, nicht, und fie waren ale im Stande, ihre Jungen aufzu— 
ziehen. Daraus, daß diefe Thurmfalken brüteten, fchloß ich fo- 
gleich auf eine andere, d. h. wärmere Witterung, als im Jahre 
1843., und der Erfolg. hat diefe Vermuthung vollftändig ge— 
rechtfertigt. 

Noch muß ich eine -befondere Klugheit rühmen, welche eine 
Baftardnachtigall meiner Umgebung in ihrem Neftbau zeigte. Ich 
habe ſchon früher befannt gemacht, daß die Kreuzfchnäbel ihr Neft 
da bauen, wo e8 durch einen Dichten, über dem Nefte ftehenden 
Zweig gegen das Hereinfallen des Schnees geſchützt ift. Etwas 
ganz Achnliches war bei dem Nefte diefer Baftardnachtigall vor— 
geſehen worden. Sie hatte nehmlich ihr Neft in einem: Flieder— 
bufche unter einem fo dicken Afte angebracht, daß es von dieſem 
wie von einen Dache bedeckt wurde und bey den ungeheuern Re: 
gengüffen, welche viele Nefter zu Grunde richteten, unverfehrt blieb. 

Wir fehen aus dem Geſagten, daß die Befchaffenheit der Brut 
bey Erkennung ber kommenden Witterung bon großer Wichtigkeit 
ift, und deßwegen, wie ihre Zeit und ihr Ort genau beobachtet 
werden muß, wenn man mit Sicherheit über tie Befchaffenheit 
ber folgenden Witterung im Voraus urtheilen will. 

Daſſelbe gilt aber auch endlich von 1) vem Zuge der Vö— 
gel, und über diefen muß hier noch Einiges bemerkt werden, 
Daß die Vögel nicht durch augenbliclichen Mangel an Nahrung, 
fondern durch ein Vorgefühl des fpäter eintretenden Winters zum 
Wegzuge veranlagt werden, habe ich ſchon oben bemerkt. Einiges 
Wenige wird dieß deutlich machen. Die Mauerfegler verlaſſen 
unfer Vaterland fchon im Auguft, obgleich ihre Nahrung in dieſem 
Monate noch im Ueberfluffe vorhanden ift. Daſſelbe gilt von der 
Museicapa parva, der Calamoherpe palustris und vielen an— 
dern, welche fpäter wegziehen. Allein dieſer Zug erleidet nach den 
Umftäinden große Veränderungen, und die genaue Beobachtung der- 
felden kann zum DVorauserfennen der Witterung fehr wichtig wer— 
den. Sf der Herbftzug wenig bedeutend, d. h. ift die Zahl der 
durchiwandernden oder von ung wegziehenden Vögel gering, und 
geht er ohne Eile von Statten: dann kann man ficher Darauf 
rechnen, daß weder eim früher noch ein ftrenger Winter folgen 
wird, Iſt aber der Herbſtzug ftarf, geht er rafch von GStatten, 
bringt er Fremdlinge mit, welche in anderen Jahren nicht erſchei— 
nen: dann ſteht ein ftrenger Winter in Ausſicht. Eine Vergleichung 
des Vögelzuges des Herbſtes 1844, und 1845. wird die Belege 


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zu diefer Behauptung liefern. Der Zug im Auguft 1844. war 
fchon ziemlich lebhaft wegen ber Rohrſaͤnger, die er brachte, und 
der Fliegenfünger, die er durchführte. Allein weit wichtiger war 
der September. In ihm erfchienen die feit dem Herbfte 1856. 
bier nicht vorgefommenen Nußfnader, Nucifraga caryocatactes, 
in mebreren Subfpecies (jedoch Nucifraga alpestris et brachy- 
rhynchos ausgenommen), in folder Menge und Verbreitung, 
wie es feit 50 Jahren nicht der Fall gewefen war. Diefe Ge: 
birgsvögel uͤberſchwemmten ganz Deutfcland; benn fie waren 
nit nur häufig auf allen deutfchen Gebirgen, fondern auch in 
den Ebenen, eben fowohl in Suͤd-, als in Norddeutfhland, an 
den Küften der Oſt-, wie der Nordſee. Derfelbe Monat brachte 
dem Unterzeichneten eine Lestris parasitica, Telmatias ma- 
jor und Limosa Meyeri. Die legtere war auch in 33 Jah— 
ven in der hiefigen Gegend nicht erlegt worden. Sehr häufig 
war der Durchzug der Eichelheher und vieler anderer Vögel. 
Später Eamen die Buntfpechte, die Droffelarten, Strand und 
Mafferläufer, Enten und viele andere, Der aufmerkfame Voͤ— 
gelfenner ſchloß aus diefem Wögelzuge fogleich auf einen ſtrengen 
Winter und der Erfolg hat bewieſen, daß der Schluß richtig war. 
Wie ganz anders war der Zug der Voͤgel in dem zuletzt ver— 
floffenen Herbfte! Die Schilffänger zögerten mit ihrem Weg— 
zuge fo fehr, daß viele erft im September wegreiften. Bon 
Nußknackern erfchien nicht ein einziger; die Eichelheher und 
Buntfpehte manderten gar nicht, fondern blieben hier; von 
Fremdlingen erfchienen nur eine Gefellfchaft von Columba livia 
und eine Ciconia fusca. Die Staaren waren nod zu Ende 
des November bey Nenthendorf, in der Nähe der Mulde und 
Elbe den ganzen Winter; an den Ufern des letztern Fluſſes 
wurden auch, wie ſchon oben bemerkt worden ift, in der Mitte 
des Januars weiße Stöcche gefehen. Es mar defimegen dem 
Unterzeichneten lächerlih, wenn man im vorigen Herbfle einen 
Ealten Winter prophezeite. Der Vögelzug überzeugte mich von 
dem Gegentheile, und der Erfolg entſprach ganz meinen Er- 
wartungen. 

Beſonders wichtig iſt in hieſer Beziehung der Zug der Sumpf⸗ 
und MWaffervögel, vorzüglich an den Seeküften. Erſcheinen im 
Herbfte an den Ufern der Dftfee Eiderganfe, Lummen und 
Alte: dann ift mit größter MWahrfcheinlichkeit ein Falter Winter 
zu erwarten; wenigftens im Norden tritt diefer gewiß ein. 
Schon der ältere Naumann fagt, daß man, wenn die Saat: 
gänfe die Gegend verlaffen und füdmweftlich ziehen, man mit 
Sicherheit auf tiefen Schnee in kurzer Zeit rechnen koͤnne. 
Etwas Aehnliches habe ich bey den Saatfrähen bemerkt. Wenn 
diefe zu Taufenden im Anfänge des Decembers auf den Fluren 
vor dem thüringer Walde liegen und dann fiidweftlich über 
denfelben ziehen, folgt in kurzer Zeit Schnee mit ftrenger Kälte. 

Hoͤchſt merkwürdig war in diefer Beziehung der fonft weit mes 
niger die Witterung voraus verfündende Frühlingszug der Vögel 
in diefem Jahre. Wie wir oben gefehen haben, kamen manche 
Vögelarten fehr zeitig bey ung an. Schon im Februar waren 
einzelne Graugänfe, Rohrammern und Feldlerchen bey Bautzen; 
bier erfchien die erſte Feldlerche am letzten Januar, die erfte 
weiße Bachftelze fchon in der Mitte des Februars und bald, am 
24. dieſes Monats, waren fhon mehrere hier, Bey Neumied 
zeigte fich Ruticilla atra et Phyllopneuste rufa ſchon am 
1. März, der erfte Hausrothſchwanz erfchien hier fchon am 
2. März, die Rothkehlchen und Singdroffeln waren fchon zu 
Ende des Februars bemerft worden. Aus diefem frühen Er— 
fcheinen vieler Frühlingsvögel hätte man allerdings auf ein zei⸗ 


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tiges Frühjahr ſchließen Eönnen, wenn ber Vögelzug in biefer 
Urt fortgegangen wäre, Allein dieß war nicht der Fall. Schon 
in der erften Hälfte des März, ja ſchon im erften Viertheile 
diefes Monats ftodte er plöglih; ja manche von den angekom— 
menen Vögeln z, B. die Hausrothſchwaͤnze verſchwanden wieder 
von bier, da fie ſich von unferen hochliegenden Gegenden in die 
Niederungen begaben. Mehrere kamen fogar fpäter als fonft 
bier an, namentlid die meiften Hausrothſchwaͤnze, Fichtenlaub⸗ 
fänger, Blaukehlchen und mande andere. Hieraus und aus 
dem Zögern beym Neftbau Eonnte man leicht auf fpäter ein- 
fallende Ealte und rauhe Witterung, wie fie ung der April ge: 
bracht hat, mit Sicherheit fchließen. 

Ebenfo ift das lange Verweilen der nordifchen Zugvögel in 
den biefigen Gegenden ein fehr fchlimmes Zeichen. Im Früh: 
jahre 1816. waren im April Zaufende von Bergfinfen (Frin- 
gilla montifringilla) und viele Wachholderdroffeln hier. Von 
den erftern fhoß ih ein Mal 12, ein anderes Mal 10, und 
ein drittes Mal 9 Stud auf einen Schuß, faſt lauter Vögel 
im reinen Hochzeitkleide, und von Turdus pilaris erlegte ich 
noch ein gepaartes Paar am 30. April. Won den letztern habe 
ih zwar am 9. May 1836. einen Flug in den Laubmwäldern 
bey Delisfh angetroffen; allein das ift dort, da fie nur wenige 
Meilen von jenem Drte brüten, feine Seltenheit, hier aber mir 
nie vorgefommen. Der legte Bergfink in jenem Unglüdsjahre 
wurde von mir am 9. May bemerft. E83 bedarf Eeiner Er— 
mwähnung, daß der Grund diefes langen Verweilens der nordi- 
fen Vögel in unferer Gegend in der fehr traurigen Frühlings: 
mitterung jenes Jahres, die im Man fortdauerte, ja im Sunius 
noch anhielt und das Mißjahr brachte, zu fuchen iſt. 


Es ift eine befannte Sache, daß der Aberglauben in dem 
Erſcheinen fremder Vögel, wie in andern ungewöhnlichen Dingen 
eine Urfache des kommenden Unglüds fucht. Kein Naturfor= 
fher wird fo thöricht feyn, dem gemeinen Manne hierin beyzu— 
ffimmen. Allein wenn, wie wir gefehen haben, die Ankunft 
fremder Vögel in Menge oder das lange Verweilen vieler, mit 
befonderer Witterung in Verbindung fteht: fo laßt fich wenig— 
ſtens folcher Aberglauben fehr leiht und natuͤrlich erklären. 

Es ift nun nur noch übrig, Einiges von den andern Thier— 
claffen anzuführen, was hierher gehört. 

Bon dem Betragen des Nindviehes und der Kaken babe ich 
fehon oben gefprochen. Es ift eine befannte Sache, daß, wenn 
ſich die Murmelthiere bald eingraben, ein zeitiger Winter zu 
erwarten iſt. Das zeigt ich felbft bey den in der. Gefangen— 
ſchaft Lebenden, wenn fie der freien Luft ausgefegt find. Jeder 
Jäger weiß, daß, wenn die Nehe bald zu Holze gehen, Regen— 
wetter eintritt; fie thun dieß, um fich ihr Bette (Lager) troden 
zu erhalten; denn fie liegen ungern naß. Feſt bin ich Überzeugt, 
daß in diefer Hinficht die genaue Beobachtung der Snfecten von 
größter Wichtigkeit ift. Sch bin zu wenig Entomolog, um mid) 
darüber gehörig verbreiten zu Eonnen. Sch führe nur Etwas an. 
Wenn im Sommer die Bienen ihre Drohnen bald tödten: fo kann 
man mit Sicherheit auf einen ungünftigen Nachſommer rechnen. 
Raffen fie diefe aber lange leben, dann wird die Witterung des 
Nachfommers eine gute und für die Bienen günftige ſeyn. 
Auch die Wespen find ebenfalls in diefer Beziehung beachteng- 
werth. Bringen die meiften derfelben ihre Neſter in der Erde 
an, oder hingen diefelben in dem Gebüfche auf, dann wird ein 
trodner Sommer. Bauen aber die meiften in die Gebaude 
unter die Daͤcher oder an folhe Drte, an denen fie vor dem 


8 


569 


Regen geſchuͤtzt ſind, dann iſt mit groͤßter Wahrſcheinlichkeit ein 
naſſer, oder doc) regneriſcher Sommer zu erwarten. 

Selbft die Negenwürmer find in diefer Beziehung nicht zu 
verachten. Graben fie fih im Herbſte tief ein: dann wird ein 
Ealter Minter mit ſtarkem Frofte; liegen fie aber flach unter 
der Oberfläche des Bodens, dann ift es gewiß, daß wir einen 
Winter befommen werden, in weldhem der Froft nicht tief in 
die Erde eindringt.f" Allgemein wird behauptet, daß, wenn fich 
die Wickler recht forgfältig einhüllen, ein ftrenger, und, wenn 
fie ſich meniger verwahren, ein gelinder Winter eintritt. 

Doch das Angeführte wird heffentlih binreihen, um zur 
genauen Beobachtung des Betragens der Wögel und der andern 
Thiere in diefer Hinfiht aufzumuntern. Die an den Külten 
mwohnenden Naturforfcher werden wegen der vielen Maffervögel, 
die fie beobachten Eönnen, für diefen Zweck viel Wichtiges mit: 
theilen Eönnen. 

Es dürfte defwegen nothwendig fern, daß fich die Zoologen 
vereinigten und ihre Beobachtungen in einer viel gelefenen Zeit— 
fhrift zeitig niederfegten. Dann fönnte man dieſe zuſammen⸗ 
ftellen, forgfältig vergleihen und Ergebniffe gewinnen, welche 
für die Randwirthichaft, den Garten» und Weinbau ꝛc. von 
Bedeutung fenn müßten und dazu dienen würden, die Natur: 
geſchichte auch unferem mehr auf das Meaterielle als auf das 
Wiſſenſchaftliche gerichteten Zeitalter zu empfehlen. 


Die Gallerien und nackthornigen Phycideen 
befchrieben von P. C. 3eller. 


Sm Bau der Kopftheile und Flügel bieten die Phycideen eine 
Menge hoͤchſt auffalender Verſchiedenheiten. Es märe Feine 
Frage, ob fie zur Errihtung von Gattungen zu benugen feyen, 
wenn nicht der Umftand Bedenken erregte, daß faſt alle diefe 
Verfchiedenheiten nur in dem einen Geſchlecht, dem männlichen, 
vorfommen. Diefes Bedenken hat man auch wirklich erhoben 
und deßhalb nah andern, auf beide Geſchlechter anwendbaren 
Unterfchieden gefuht. Man bat fie in der Flügelzeihnung zu 
finden geglaubt und demnach allebandirten Arten von den unbandir- 
ten abgefondert. Wie trügerifch dies Merkmal ſey, muß jeder Ken- 
ner aus Erfahrung wiffen, denn nicht allein kommen Arten 
(im männlihen Gefhleht) vom verfchiedenften Bau darinn 
überein, * fondern es gibt auch Arten von fo unbeftimmter Zeich: 
nung, daß man nicht weiß, ob man fie zu den bandirten oder 
zu den unbandirten ftellen foll; ſelbſt Varietäten derfelben Species 
fommen vor, die zu beiden Hauptabtheilungen gehören würden. 
Von diefer Methede kann Niemand Gebrauch machen, der 
wahre Genera begründen oder auch nur die verwandten Species 
einander nähern will. Ebenfo wenig laffen ſich Genera auf die 
Lebensart der Raupen gründen, wie es Guenee bey ben 
Moctuen gethan hat und nad) langem, öffentlihem Streit mit 
Dupondel, der diefe Methode beftritt, auch bey den Micro: 
fepidoptern auf echt Treitſchkiſche Manier ferner zu thun 


* 3. 3. Guenees Genus Nlithyia (Index ©. 83.) begreift die 3 
unbandirtflügligen Arten: Argyrella (Neph.), Carnella (Pemp.) und 
Rosella (Myel.), von denen die legte einfache, knotenloſe Fühler und 
cylindriſche Marillartafter, die2te fnotige Fühler und vinelartige Marillar- 
tafter, die erſte Fühler wie die Zte und cylindriſche Marillartafter hat, 

Ss 1848, Heft 8, 


570 


entichloffen if. Wenn er nicht nachzuweiſen im Stande ift, 
da$ die Raupen von Eph. ihterpunetella, Eph. elutella, Myel. 
eribrum in ihrem Bau Verfchiedenheiten haben, fo werden feine 
Genera Plodia, Ephestia, Myelophila keinen An’prub auf 
Dauer maden dürfen; denn wenn fich die eine Raupe von 
trodnen Pinienfamen, die andere von trodnen Snfecten, die 
dritte vom Diftelmark (1) nährt, fo erweiſt fich diefe Verfchies 
denheit in der Nahrung ſchon dadurch als unmefentlich, daß die 
Raupe von Eph. elutella getrodnete Früchte fo gern verzehrt 
wie Brot, Chocolade und getrodnete Inſecten.“ Außerdem 
wohnen aber diefe Raupen auf gleihe Meife in feidenen Röh: 
ten, die fie zue Verwandlung verlaffen, weichen alfo weder von 
einander, noch von den übrigen Phycideen in der Lebensweiſe ab. 


Die den beiden Gefchlechtern der Phycideen gemeinfchaftlichen 
Merkmale find: der Aderverlauf in den Flügeln, das Dafepn 
oder Fehlen von Ocellen, die Richtung und Geftalt der Lippen: 
tafter, die Länge oder Kürze des Saugrüffels. Aber mit diefen 
Hülfsmitteln allein wird man gewiß nicht die einander nächft 
verwandten Arten zufammenbringen; dazu ift durchaus die Be: 
tücfihtigung des Baues der Männden nöthig. 


Aus diefem Grunde babe ih, meiner früher befolgten Me: 
thode getreu, die Zufammenftellungen ohne Rüdfiht auf das 
weiblihe Gefhleht gemacht. Ob man diefe als Genera wird 
gelten laffen, ift mir dabey ganz gleichgültig. Gewiß muß, 
mann die Genera durchaus umfaffender aufgeftellt, ein guter 
Theil meiner Genera als Unterabtheilungen feftgehalten werden ; 
ob in derfelben Folge, wie ich fie aufftelle, das ift eine Frage, 
die ich gern verneine. Denn von den europäifchen Phneideen 
werden in meiner Arbeit twenig mehr ald 4 enthalten feyn; nehme 
ich dazu die fremden — und alle Erdtheile bringen Arten her: 
vor, und gewiß nicht in geringer Zahl — fo wird mir Teicht 
begreiflih, welche Manchfaltigkeit von Formen ſich noch vorfins 
den muß, und mie durch diefe ein ganz anderes Berhältniß der 
Verwandtſchaft der Genera d. h. Gruppen bedingt werden möge, 
als es mie bey meiner geringen Artenzahl erfcheinen mußte. 
Am unvollftändigften iſt mir die DVerwandtfchaft der Arten 
meine® Genus Myelois klar geworden. Hier bleibt meinen 
eignen und fremden Nahforfhungen noch ein ergiebiges Feld. 
Einen Theil der Schuld trägt die Unvollftändigkeit des Mate- 
tinls, die mich, vorzüglich wo mir nur das weibliche Gefchlecht 
befannt war, nöthigte, der Species einen Platz aufs Gerathe: 
wohl anzuweiſen. Wahrfcheinlih hätte die Unterfuhung des 
Flügelgeäders, von der ich noch fehr viel erwarte, hierben gute 
Dienite geleiftet, wenn fie nur, namentlich bey den Vorder— 
flügeln, obne Zerftörung der oft einzelnen Eremplare möglich 
gewefen wäre, 

Eine Fülle von befannt gemachten Namen wird man in meiner 
Ürbeit vergebens ſuchen. Der Grund ift der, daß diefe Arten auf 
eine Meife befchrieben find, die ihre Verwandtſchaft nicht erkennen 
läßt. Ueberhaupt möchte es rathfam feyn, Feine Phycideenſpecies, 
deren verwandſchaftliches Verhältnif d. h. ihr Genus nach meinen 
Begriffen, nicht unzweifelhaft ift, ferner zu befchreiben, wenn man 
nicht beide Gefchlechter befist und nicht alle zur Beftimmung 
des Genus erforderlihe Angaben machen fann. Hierzu gehört 
mehr, als fi mancher vorftellt. Die Befchaffenheit meines 


** Die Raupe von Myel. crihrum frißt in ver Wirklichkeit die Sa— 
men der Difteln, gleichwie Hom. nimbella die von Jasione montana; 
beider Nahrung ift im Mefentlichen gleich. 

36* 


571 


Materiald verhinderte mid in manchen Fällen, biefer Anforde: 
rung zu entſprechen; fie muß alfo manden Fehler entfchuldigen. 
Damit Andere, welche neue Phycideen befchreiben wollen, dieſe 
Fehler vermeiden können, fo gebe ich einige Bemerkungen über 
die Theile, welche für die Beftimmung der Verwandtſchaft wid) 
tig find. 1) Am Kopf bilden die Schuppenhanre auf dem 
obern Theile des in feiner Breite wechfelnden Geſichts eine nad 
den Arten fehr mobificierte Convexität. Db Ocellen über den 
nicht immer gleidy geftalteten Augen vorhanden find, läßt ſich, 
wenn man ganz ficher feyn will, nur nad) gänzlicher Abreibung 
der umgebenden Schuppen erkennen. Die Fuͤhlerbeſchaffenheit, 
bey den Weibchen ſehr gleichfoͤrmig, iſt bey den Maͤnnchen hoͤchſt 
manchfaltig; die genaueſte Beruͤckſichtigung verlangt der untere 
Fühfertheil; hier wird n.bit anderen mehr in bie Augen falten 
den Dingen nicht aus der Acht gelaffen werden Eonnen, ob über 
dem Wurzelgliede ein Eleiner Ausfchnitt vorhanden ift (Homoeo- 
soma). Die Marillartafter follten immer volftändig abgelöft 
werden, um nad ihrer Eigenthuͤmlichkeit ganz ficher befchrieben 
werden zu Eönnen; wahrſcheinlich wird fih mir mancher Fehler 
darinn nachweiſen laſſen. Die Lippentaſter ſind in derſelben 
Species ſtets von einerley Geſtalt und Richtung; dieſe und ihre 
Beſchuppung iſt anzugeben, und gut wäre es, wenn man ſtets 
das Verhältniß der Länge der Glieder auch an den entfchuppten 
Zaflern wüßte. Der Saugrüffel hat nicht überall biefelbe Länge. 

2) Der Thorar. Einige Arten haben im männlichen Ge: 
ſchlecht an der Bruſt einen Schuppen= oder Haarbuſch unter den 
Hüften verftet (Epischnia), und wahrfcheinlic find noch mehr 
Eigenheiten in der Bekleidung der Bruft zu entdeden. Bon 
den Beinen zeigen die hinten eine bemerfenswerthe Befchuppung 
und Behaarung, und die Schienen der Mittelbeine haben nicht 
felten eine ausgezeichnete Färbung. Die Berhaffenheit der Kral- 
fen und Haftlaͤppchen ift wegen des Haarſchuppenkleides ber 
Füße ſchwer zu unterfuchen, wird aber mandes Befondere 
haben, das die Mühe der Unterfuhung lohnt. An den Flügeln 
iſt zunächft der Aderverlauf höchft wichtig, und wenn man nicht 
den der Vorberflügel anzugeben vermag, weil die Entſchuppung 
nicht ausführbar ift, * fo darf doch der in den Hinterflügeln nie 
unangemerft bleiben, da man ihn ftets ohne Befhädigung richtig 
erkennen kann; fpäter möchte fich wohl auch die genauefte Kennt— 
niß des Aderverlaufs der Vorderflügel als unentbehrlich aus— 
weiten. Bey den eigentlichen Phycideen habe ich noch Feine Ver— 
fchiedenheit im Fluͤgelgeaͤder bemerkt; eine defto größere aber bey 
den Gallerien; es ift mie nicht ganz unwahrfcheinlich, daß auch 
beh eigentlichen Phycideen eine, wenn auch geringere Ungleichheit 
vorfomme. — Manche Männchen haben am Vorderrande der 
Vorderfluͤgel auf der Unterfeite eine fehr zu beachtende Beſchup⸗ 
pung (Ephestia, Melissoblaptes). Noch größere Verſchieden— 
heit zeigen die Hinterfluͤgel. Die Beſchaffenheit des Vorderran— 
des läßt ſich am beſten von der Unterſeite erkennen. Un der 
Bafis ift bisweilen ein unbefchupptes Fängsgrübchen, von beiden 
Seiten auf den Längsadern mit einem Haarkamm eingefaßt. 
Selbft die Falten find nicht immer ohne Auszeihnung (Nyete- 
gretis). 3) Der Hinterleib bietet im getrodneten Zuftande 
der Unterfuchung die meifte Schwierigkeit und ift eben deßhalb 
von mir noch gar nicht zur generifchen Unterfcheidung benußt 
worden; nur die leicht zu beobachtende Befchaffenheit des weib— 
lichen Regeftachels habe ich hier und da angemerkt. Es ift ganz 


* Meine Methode des Präparierens ber Flügel wodurch ich jebt 
immer zum Ziel gelange, werde ich gelegentlich einmal mittheilen. 


572 


unzweifelhaft, daß die äußern männlidyen Genitalien ber Phy— 
cideen (ebenfo mie bey den Moctuen) recht auffallende Verſchie— 
benheiten darbieten und zur Firirung der Genera zu benußen 
fenn werden. Zu diefem Zwede find fie im frifchen Zuftande 
unmittelbar zu befchreiben oder doch für eine fpätere Unterfuchung 
tauglich zu präparieren. 

Don den feit meiner Bearbeitung der Enotenhornigen Phy— 
ciden (Iſis 1846.) erfchienenen Glaffificationen der Phycideen durch 
Dupondel* und Boisduval ** habe ich fiir meine Zwecke 
gar nichts gebrauchen fönnen. Letzterem, der die Gallerien und 
Phycideen in 23 Genera auflöft — vorläufig ohne Merkmale — 
verdanfe ich jedoch die Kühnheit, meine 7 Genera vom Sahre 
1839. auf die Zahl 21 zu erhöhen. — Einen Verſuch, die ges 
fammten Treitſchkiſchen und einen Theil der fpäter entdeckten 
Phycideen bloß mit Hülfe der Vorberflügelzeichnung Eenntlich zu 
machen, bat Herr Diaconus Schläger in den Berichten bes 
fepidopterolog. Tauſchvereins (Sena 1842. ff.) ©. 105— 118. 
geliefert. 

Div. EL Galleriae. 

Antennae setaceae, simplices, articuli basalis squamae 
in apice subtus in dentem squamaceum productae. 

Ocelli nulli. 

Epistomium latum, squamae epistomü in tegmen antice 
truncatum productae. 

Haustellum brevissimum, squamatum. 

Palpi labiales maris breves, articulo ultimo acuto, 
intus excavato, nudo; feminae, Squamati, elongati, 
porreeti. 

Alae anteriores; venasubdorsalis ad basim 
furcata. 


Die Gallerien, die entfchieden den Phycideen näher ftehen, als 
jeder andern Familie, unterfcheiden ſich doch wieder fo fehr von 
ihnen, daß fie ftets als eigene Abtheilung derſelben angefehen 
werden müffen. Wie die Phncideen haben fie einen nad) den 
Sefchlehtern verfchiedenen Bau der Lippentaſter. Die weiblichen 
Rippentafter haben nichts Ausgezeichnetes. Sie find breygliedrig 
und von folher Länge, daß fie ein beträchtliches Stud über 
das Gefiht hervorftehen. Die männlichen dagegen find kurz, 
aufgebogen und in den Gefichtsfchuppen wertet. Ihr End: 
glied ift fchmal, fehr fpiglaufend und auf der dem Geſichte 
zugefehrten Seite nadt und Eahbnförmig ausgehöhlt, auf 
der entgegengefeßten- Seite aber etwas. befihuppt. Das Ge: 
fiht ift von auffullender Breite, und die Schuppen bilden ein 
die Taſter verdeckendes, vorn gerade abgefchnittenes Dach. (Nur 
das Genus Achroea hat flach anliegende Schuppen auf dem 
ſteil herabfteigenden Geficht.) Fühler find einfach borftenformig 
und haben in dem Schuppenzahn an der Spike des Wurzel: 
gliedes Feinen ducchgreifenden Unterfchied von den Phycideen. 
Er ift auch nicht bey allen Galerien von gleicher Ausbildung. 
Ebenfo fommt ein Mangel der Deellen auch bey Phycideen vor. 
Die Flügel haben vor denen der Phycideen dag voraus, daf 
aufden vordern die Subdorfalader fih an der Baſis 
in eine Gabel fpaltet. Eine DVerfchiedenheit in dem Geäder 
der DVorderflügel nach dem Geſchlecht habe ich bei) den Phyci— 
deen nicht bemerft. 

* Catalogue methodique, des Lepidopteres d’Europe par 
Duponchel. Paris 1844. 


* Europaeorum Microlepidopterorum index methodicus pars 
I. Paris 1845. 


573 


Die wenigen, bis jegt befannten Arten ber Gallerien find 
aber im Fluͤgelgeaͤder der Geſchlechter meift fehr verfchieden ; 
nach ihm laffen fih, mit Hinzuziehung einiger anderer Merk: 
male, die von den Autoren feftgeftellten Genera fixieren, Es 
find folgende 4: j 

1) Galleria: Antennarum dens articuli basalis distin- 
ctus. — Alarum ant. vena subdorsalis ad furcam appen- 
diculata; maris cellula media opaca valde producta. Ala- 
rum posteriorum vena mediana quadrifida. 5 

2) Aphomia: Antennarum dens articuli basalis distin- 
ctus. — Alarum ant. vena subdorsalis sine appendice; 
maris cellula media opaca latissima, ad marginem posti- 
cum usque extensa. Alarum posteriorum vena mediana 
trifida. 

3) Melissoblaptes: Antennarum dens articuli ba- 
salis obsoletus. Alarum anteriorum vena subdorsalis sine 
appendice: maris basis juxta costam incrassata; cellula 
media angusta, non opaca. Alarnm posteriorum vena 
subdorsalis trifida. 

4) Achroea: Antennarum dens articuli basalis distinctus. 
Alae anteriores sine appeudice venae subdorsalis; cellula 
media angusta, non opaca. Alarum posteriorum vena sub- 
‚dersalis trifida; prima subdorsalis obsoleta. 


1. Gen. Galleria Fabr. 


Die einzige Art diefes Genus zeichnet fih auf den erften 
Bid durch die Geftalt des Hinterrandes der Vorderflügel 
vor allen Phycideen aus; er ift feiht ausgerandet, beym Männ- 
hen tiefer als beym Weibchen, und vor dem Innenwinkel, in 
den die Subdorfalader mündet, hat er noch eine Eleine Ausbuch— 
tung. — Sn beiden Gefchlechtern hat die Subdorfalader unter: 
halb der Gabel einen fchräg gegen den Innenrand gerichteten, 
ihn aber nicht erreichenden und fpiß endigenden Fortfaß. Die 
Mittelzelle des Maͤnnchens ift breit und reicht über 3 der 
Tlügellänge hinweg, alfo ungewöhnlid weit gegen den Hinter: 
tand, doch noch lange nicht fo weit wie bey Aphomia colo- 
nella. Die Flügelhaut in ihr ift eben fo wie bey Aphomia 
verdidt, gelblich und von truͤbem Ausfehen. Die obere Sub: 
coftalader läuft nahe an der untern, eigentlichen ; biefe fendet 4 
Aeſte in den Vorderrand und endigt in der Flügelfpike. Die 
Medianader ift in 4 Aeſte getheilt. Die Querader ift fein, in 
einen einfpringenden Winkel gebrochen, über welchem die Hilfs: 
ader von ihr nad) dem Hinterrande läuft. — Beym Weibchen 
ift die Zelle wie gewöhnlich fchmal, ihre Haut von Eeiner be: 
fondern Befhaffenheitz die Querader ift nach innen conver und 
in der Mitte fehr verdünnt. — Auf den Hinterflügeln ift 
"die Medianader in 4 Aeſte aufgelöft; die erfte Subdorfalader 
ift ganz vollkommen. — Geſicht und Stirn find fehr breit 
und dit mit Schuppenhaaren be£leidet, die ein vorn gerade 
. abgefchnittenes Dad) bilden. 


1. Mellonella Z, 


Alis anterioribus margine postico retuso, fusco-cinereis, 
derso fusco-maculato; maris alis posterioribus fusce- 
scentibus, feminae albidis. > 

Reaumur Mem. III., 1. pag. 333 et 357, tab. 19. 
fig. 10 — 18. 

Röfel Snf. Beluft. 3. Zaf. 31. Fig. 1—6. ©. 242. 

Phal. Geom, cereana Linn. Syst. Nat. 1, 2. 874. 


574 


282. alis griseis, area dorsali complanata exasperato- 
carinatis, scutelli apice albo ( Reaum. 3. t. 19. fig. 14. 15.) 

Galleria cereana Fabr. Suppl. 462, 1. 

Galleria cereana Latreille Gen. erust. IV. p. 231.621. 

Galleria cereana Steph. Cat. 7411. — Illustr. IV. ; 
p 295.1. Euviers Thierreich überf. von Voigt V., ©. 568. 

Tinea cerella Fabr. 3, 2. pP. 287.2. 

Tinea. — Hübn. fig. 25. (mas) Text ©. 21. Bienen: 
bau : Schabe. : 

; Galleria cerella Zincken in Germars Mag. IV. ©. 
234. 1. 

Galleria cerella Tr. IX., 1. ©. 511 —X., 3. ©. 268. 

Alis antieis griseis, ad marginem internum strigis lon- 
gitudinalibus abbreviatis purpureo-fuscis; scutello nigro, 
apice albo; maris alis antieis pallidioribus, postice re- 
tusis, — Kollar Vzchn. ©. 88. 

Galleria cerella, Gallerie de la cire Duponchel. pl. 
282. fig. 5. pag. 225 — Cat. 325. 

Galleria cerella Zttstdt. Ins. lapp. 992. Obs. 2. 

Galleria cerella Guenee Index method. 70. 

Phal. tin. mellonella Linn. S. N. 1, 2. 888. 375. 
alis canis postice purpurascentibus, striga alba, scutello 
nigro, apice candido. 

Ph. tin. mellonella L. Faun. 358. 1383. 

Tin. mellonella Fabr. 3,2. ©. 305. 79. — *Fuesly 
Schweiz. Inf. ©. 42. 829. — Schrank Faun. boic. Il, 2; 
©. 128. 1861. 

Tin. mellonella WV. ©. 134. Honigſchabe. — ed. 
Dlliger 2, ©. 82. — ed. v. Charpent. ©. 102. 

Galleria mellonella (Z.) Iſis 1838, ©. 720. 190. — 
1839. ©. 180. 

* Galleria mellonella Curtis brit. entom. XIII, pl. 537. 
m. et fem. 

Galleria mellonella Schtef. Schmtauſchbericht. 2. (1840.) 
©. 12—5., (1844.) ©. 15—8., (1846.) ©. 12. 

Galleria cerealis Hühn. Cat. 369. 3538. 

Galleria cereella Zversm. Faun. 539. 3. 

*Galleria cerea, the honey combmoth Haworth. 392. 

„Noct. mellonina Haworth. prodrom. 13. 

Unter den Phycideen hat die Honigmotte die Widlerform der 
Borderflügel am meiften. Beide Gefchlcchter find nicht fo un— 
ähnliih, wie Tr. faat, und nur bey Linne und feinen Ab- 
ſchreibern find fie als 2 Arten behandelt. 

Das Männchen ift Eleiner als das Weibchen und leiht an 
ben braungrauen Hinterflügeln zu erkennen. 

Größe veränderlich nach der NeichlichEeit der Nahrung. 

‚Männchen. Kopf gelblich hellgrau; an das Stirndach legt 
ſich die braunliche Behanrung ber Kippentafter und bildet Damit 
einen ftumpfen Kegel. Nüffel von wenig mehr als Kopflänge. 
Fühler gelbbräunlih mit didem MWurzelgliede; es ift obenauf 
braungelblich befchuppt, unten nebft dem Haarzahn weiß. Rüden: 
ſchild meift heller als der Kopf, mit feinen, braunen Puͤnctchen 
beftreut. Das Schildehen mit einem gelbbraunen, in der Mitte 
meißem Schuppenbufche, von. welchem ein brauner Längsftric) 
über die halbe Thorarmitte zieht. Beine weißlich, die 4 vordern 
durch reichliche braune Beftäubung braͤunlich grau. Hinterbeine 
nur an den Füßen und in einem Bändchen vor der Schienen: 
fpise braungrau. Alle Fußglieder an ber Spike weißlih. Hin— 
terleib bräunlih grau und mit hellen Segmenträndern und 
hellerem Bauche. 


975 


Vorderflügel 6—4g lang, kurz und breit, am Vorder⸗ 
rande fanft, am Innenrande ſtärker auswaͤrts gebogen, am ber 
Mitte des Hinterrandes tief eingedrüct, faft ausgerandet, unters 
halb des dadurch entftehenden Zahnes, auf dem Ende des erſten 
Aftes der Medianader, ift noch ein kleiner in den Hinterwinfel 
übergehender und durd bie Franzen verbunfelter Eindrud. 
Grundfarbe afhgrau, doch nur längs der Flügelfalte rein, gegen 
den Vorderrand immer ftärfer bräunlic unterlaufen und vor 
zuͤglich am Worderrande braun beftäubt. "Die Adern der Fl: 
gelfpige find braun. Der Innenrand bis zur alte ift fahlgelb: 
ih und fehr reichlich rothbraun befchuppt und gefledt. Die 
braunen Schuppen in der Flügelfalte bilden etwa 4 laͤngliche 
Schuppenwuͤlſte. Nur eine hintere Querlinie ift ſchwach ange: 
deutet durch einige kurze, ſchwarze Laͤngsſtrichelchen; „fie macht 
einen ſpitzen, ungleichſchenkligen Winkel. Franzen braͤunlichgelb 
mit braunroͤthlichen Fleckchen. 

Hinterfluͤgel gelbbraͤunlichgrau, hell gegen ben Innentand, am 
dunkelſten am Sinterrande gegen bie Spike. Franzen ſchmutzig 
grau, uͤber der gelblichen Baſis von einer ſchwaͤrzlichen, gefleckten 
Schattenlinie durchzogen. 

Unterſeite etwas glaͤnzend grau, laͤngs des Vorderrandes roͤth⸗ 
lich, am Hinterrande dunkler grau, die Querlinie aus parallelen, 
braunen Langsſtrichen beftehend, iſt deutlicher, als auf der Ober— 
feite und fest ſich über den Hinterflügel fort. Die Vorderflügel: 
franzen find viel dunkler und größer braunfledig als oben. - 

Das größere Weibchen hat einen flacher gebogenen Vorder: 
rand und einen fehr feicht eingedrücten Hinterrand der 8— 6“ 
langen Vorderflügel; diefe find am MVorderrande und am Bor: 
derrinfel tiefer gebräunt und haben eine deutlichere Querlinie 
und dunklere Franzen als beym Männchen. Hinterfluͤgel breis 
ter, weißlich, um die Spise und an einem Theile des Hinter- 
randes bräunlich grau fehattirte Franzen wie beym Maͤnnchen, 
nur auswärts viel weißer. Die ganze Unterfeite heller, fonft 
gleich. — Kopf und Rüdenfhild find dunkler, braͤunlich gelber; 
Stirndah an der Seite weiß. Die Lippentafter, welche fi an 
daffelbe anlegen und in horizontaler Richtung darüber hinaus: 
reihen, find unten braun angeflogen. Legeſtachel bervorftehend. 

Der im mittlern und in einem Theile des nördlichen Europas 
einheimifche Schmetterling lebt nur im Wachfe der Honigbienen 
und ift hier und da häufig. Er erfcheint zuerft im Frühling, 
dann zum zweiten Mal im July, Die zweyte Generation 
dıbermwintert als Raupe von fehr ungleicher Größe und als Puppe ; 
einzelne Schmetterlinge erfcheinen nod im Dctober und in der 
warmen Stube im November. Die Raupe ift cylindriſch, 
hinten und vorn ein wenig verduͤnnt, weißlich oder gelblich 
weiß, mit ſehr blaffen, nur unter der Loupe fichtbaren gelb» 
bräunlichen wie gewöhnlich geftellten Wärzhen, auf denen ein 
ziemlich langes, Elares Haͤrchen ſteht. Das Nackenſchild iſt 
quer, halb eyfoͤrmig, honigbraͤunlich, etwas glänzend, in ber 
Mitte längs durchſchnitten. Kopf ziemlich klein, berzförmig, 
dunkler, mit braunen Kinnbaden. Afterfchild glänzend, gelblich), 
ohne Auszeihnung. Beine etwas kurz, honigbräunlih, kaum 
dunkler als die Xeibesfarbe, die Mittelbeine mit vollftändigen 
Hakenkränzen. — Die mittlern Ringe des Leibes fchimmern 
bisweilen obenauf bräunlid) von der genoffenen Nahrung, und 
dann erfcheint eine Ruͤckenlinie. — Die Raupe lebt zwifchen 
dem Wachs in Nöhren aus meißer Seide, die mit Körncen 
ihree Nahrung, bauptfächlich aber mit ihrem Korb fehr reichlich 
bekleidet ift. Der braune Koth bildet platt gedruͤckte Cylinder 
mit 2 tiefen Längsfurchen auf jeder Fläche und gewöhnlich) 


576 


8—6 feichtern Querfurchen, mwodurd die Raͤnder geferbt er 
fheinen. In ber Röhre Eriecht die Raupe mit Leichtigkeit vor— 
und ruͤckwaͤrts. 

Zur Verpuppung begibt fie fich gewöhnlich heraus, Sie 
fpannt an einem paffenden Gegenjtande ein längliches, feftes, 
weißfeidenes mit Koth und anderem Unrath überflebtes Gefpinnft, 
deffen Kopfende beym Auskriechen des Schmetterlings in einer 
Klappe leicht aufreißt. Die Puppe ift gelblich, an den Flügels 
decken lebhafter, auf dem Nüdenfchilde gebräunt. Sehr aus: 
zeichnend ift ein brauner, feiner Kiel, welcher vom Hinterrande 
des Kopfes anfängt und fich verbünnend und niedriger werdend 
bis zum Ende des Sten Hinterleibgringes ununterbrochen bleibt, 
dann aber nur in der Mitte der Ninge als Längsftrich hervors 
tritt. Der bräunliche‘ ftumpfe Gremafter läuft in 4 braune, 
ftumpfe Spisen aus. Die Puppe ift beweglih. Dauer des 
Puppenftandes im Sommer 14 Zage bis 3 Wochen, 

2. Gen. Aphomia Hübn, 

Aphomia * Hübn. Cat. 1816. (Ilithyia Latr. fam. nat. 
1825.?) Melia Curt. Steph. 

Mit der vorigen Gattung ftimmt fie in der Deutlichkeit des 
Fuͤhlerzahns, der dichten Gefichtsbehaarung und deren Geftals 
tung überein. Um von der verfchiedenen Geftalt des Hinter- 
randes der Worderfeite zu ſchweigen, fo fehlt der Anhang der 
Subdorfalader gänzlih. Bei den Weibchen ift der übrige Ader- 
verlauf in beiden Gattungen gleich; defto verfchiedener haben 
ihn die Männchen. Sn Aphomia ift die trübgefärbte Mittel- 
jelle bis faft am den Hinterrand verlängert und von gar 
Feiner Querader begrenzt; dabeh breitet fie fich fo weit 
gegen den Vorderrand aus, daB die Eubcoftalader demſelben 
ganz nahe Läuft. Diefe Aber ift dünn, ihre Aefte kurz und 
gegen die Flügelfpike fehr zart. Die Hilfsader fehlt durchaus. 
Die dünne Medianader fpaltet fi gar nur in 2 Aefte. Auf 
den Hinterflügeln fehlt vor den Medianaderäften der Galleria 
einer, und die Endgabel ift Länger. 

1. Colonella Linn. 

Alis anterioribus margine postico integro, maris ru- 
fescenti-albidis, postice, costa strigisque duabus olivaceis; 
feminae virescenti-cinereis, strigis duabus fuscis, puncto 
interjeceto nigro. 

Entomolog. Zeitung 1843. ©. 363. — 1844., ©, 131. 

Phalöne à ailes à rouleau applati De Geer Inſ. 2, 1. 
©. 343. (Männden?). 

Phalene à ailes roulees 
(Weibchen). 

Phalaena convoluto-plana Retz. Gen. et Spec. De 
Geer 51. (Weibchen). 

Phalaena cana nigro punctata Retz, ib. 51. (Wbchen). 

Phal. Tinea colonella Bun Syst, Nat. 1,2. 883. 346. 
alis oblongis einereis, punctis duobus atris ante strigam 


x 


à point noir. ib. ©. 343. 


* Agaffiz tadelt diefes Wort mit Recht; es follte Aphomoea 
heißen. Doc glaube ich es weder corrigieren, noch mit dem fpätern 
llithyia vertaufchen zu dürfen (welches von Agaffiz angefochten wird, 
vielleicht, weil es bey Latr. nicht richtig gefchrieben ift, was ich nicht 
nachfehen Fann). In Cuvier, überfegt von Boigt, zieht Latreille 
zu llithyia Pempel. carnella und andere Arten, deren „männliche Füh— 
ler eine fnotenförmige Auftreibung haben”; alfo ächte Phyeideen — und 
in den Fam. nat., überfegt von Berthold, fehe ich weber das Genus 
haracterifirt, noch eine typiſche Art angegeben. Melia ift der Name einer 
Pflanzengattung, 


977 


curyam undulatam obsoletam. — Faun. Suec. Ed. I, 279. . und ſcharfem Vorderwinkel. 


912. — Faun. Suec. Ed. II, 353. 1358. — * Clerck 
Phal. tab. 3. fie. 8, — Fabr. Ent. syst. 3, 2. 288. 5. — 
Donovan nat. hist. of british ins. 8, 28. pl. 263. fig. 2. 
(fem.) Wien. Verz. ©. 133. Röthlichgraue Schabe mit ſchwar— 
zem Mittelpundt: — ed. Illiger 2, ©. 81. — ed. v. Char- 
pentier ©. 101. 

— Schrank Faun. boic. 2, 2. ©. 99. 1784. ſchwarz⸗ 
punctirte Gemeinfchab. — Hübn. fig. 23. Zadichtbandirte 
Schabe ©. 22. 

Galleria colonella Zincken in Germ. Mag. IV, p. 238: 
alis superioribus oblongis griseis, linea ante cilias atro 
alboque varia, scutello albo immaculato. Maris alis su- 
perioribus basi canis, feminae punctis (uno vel) duobus 
in medio nigris. 

— Treitfhfe IX, 1. ©. 46. — X, 3. ©. 156 u. 268. 
— Bouché Naturgefch. der Infecten I, ©. 124. — Kollar 
Verzchn. ©. 88. — Zetterftedt Ins. lappon. 992. Obs. 2. 
— Schleſ. Schmttlgstaufchbericht 2 (1841.) S. 14 — 3., (1842.) 
S. 16. — Gallerie colonie Dup. Lepid. X, 251. pl. 282. 
fig. 6. — Cat. 325. — Serrih- Schäffer Iopogr. v. Ne 
gensb. 3, ©. 195. 914. — ». Siebold Preuß. Provinzial: 
blättee XXV, ©. 421. — Eversm. Faun. Volg. 538, 2. 

Ilithyia colonella Stephens Cat. 7412. — Curtis Brit. 
Entomol. XII, Text zu 587. 

Phal. tin. Sociella Linn. Syst. Nat. 1, 2. 883. 345: 
alis oblongis einereis, antice albidis, postice striga pal- 
lida. — Faun. Suec. ed.I. 278. Phal. 905. — Ed. Il. 
p- 353. 1359. — * Clerck Pbal. tab. 3. fig, 11. 

Ilithyia sociella (mas, fem.) Steph. Illustr. IV. p. 296. 1. 

Galleria sociella (Z.) Iſis 1839. ©. 180. 2. — ©. 319. 
145. — 1845, ©. 268. 

— Schleſ. Schmtaufhbericht 4. (1843.) ©. 15.—5. (1844.) 
©. 11.—8. (1847.) ©. 13. 

— 9. Tiedemann Preuß. Provinzialblätter Jahrg. 1845. 
©. 15.--5. (1845.) ©. 534. 

Melia — Guenee Index 70. 

Tinea tribunella Häübn. fig. 22. zadenftriemige Schabe 
©. 22. — Wien. Vzchn. ©. 319: röthlichgraue, zadenftriemige 
Schabe. — ed, Illiger 2, ©. 81. — ed. v. Charpent. ©. 
102. — Schrank. Faun. boie. 2, 2. ©. 99. 1785. zaden: 
ftriemige Gemeinmotte, 

Crambus colonum Fadr. Supplem. 469. 32. 

Lithosia socia Fabr. Supplem. 460. 6. 

Melia socia Steph. Cat. 7413. 

Aphomia socialis Hübn. Cat. 369. 3540. 

Aphomia colonalis Hübn. Cat. 369, 3539. 

*Crambus colonatus, the green-shaded, Haworth 
274. 

*Noctua colonina et sociina Haworth Prodr. 13. 

Beide Geichlechter ſehr unähnlich, daher früher als verfchiedene 
Arten angejchen. 

Männchen: Kopf und Rückenſchild weißlich. Stirnbufh an 
den Seiten und vorn bräunlich; Fühler auf dem Rücken weiplich ; 
die Beichuppung des Wurzelgliedes an ber Spitze faum ein 
wenig verlängert. Hinterleibsruͤcken etwas gebräunt. Beine 
weißgrau, röthlich angeflogen; Mittelfchiene vor der Spitze, Hin- 
terfchiene vor dem obern Dornenpaar mit einem graubraunen, 
ſchrägen Bändchen. Vorbderflügel 6— 7“ lang, ziemlich geſtreckt 
mit merklich converem Vorder- und wenig converem Sintertande 

Iſis 1848. Heft 8. 


578 


Dorderrand mit Ausnahme ber 
Baſis bräunlidy grün, wie der Raum vor dem ſchwarz und gelb: 
lich abwechfelnd punctierten Hinterrande. Zmifchen Bafis und 
erfter Querlinie ift die Grundfarbe weißlich, nad) vorn etwas 
röthlich, gegen den Innenrand mit einzelnen braunen Stäubchen. 
Ein ſchwarzer Punct nahe an ber Baſis. Hinter der rörhlich 
braunen, ſtark zwesfpigigen erften Querlinie ift der obere halbe 
Raum rothbräunlih, der untere bis zum Innenrande röthlich 
mweißgrauftaubig. Die zweyte Querlinie wird nur an ihrem 
unterjten zackigen Ende deutlich. Franzen röthlichbraungrau, an 
der Baſis und vor dem Ende von einer verloſchenen, hellen Linie 
durchzogen. Zwiſchen den beiden Querlinien zeigen fich ander 
Subcoftalader gewöhnlich 2 ſchwarze Striche in einiger. Entfer= 
nung von einander. 

Unterfeite grau, im der Mittelzele befonders gegen die Baſis 
gelblich; Vorderwinkel dunkelgrau; vor ihm ein braunes Fled- 
chen auf dem Vorderrande. Hinterrandlinie faft fo deutlich. wie 
auf der Oberſeite. Innenrand ftriemenartig weißlich. 

Sinterflügel Gel bräunlichgrau, außen ein wenig. verdunfelt. 
Auf der Unterfeite ift die Randlinie fchärfer, ſchwärzlich mit gelb⸗ 
lichen Puncten. Auf dem letzten Drittel des Vorderrandes iſt 
ein brauner Fleck, der ſich in eine ſehr verloſchene, graue Zaden- 
binde oft weit fortfeßt. 

Das Weibchen meift wie die größern Männchen, doch auch 
darüber (Vorderflügel 72 lang) und darunter (ein Gremplar 
44"), iſt auf Kopf und Rückenſchild viel dunkler und röthlicher; 
ebenjo find Die weit heroorftehenden, zufammengedrüdten Lippen- 
tafter, deren Enbglied auf der Unterfeite deutlicher abgefegt ift 
als auf der Oberſeite. Das MWurzelglied der Fühler läuft un: 
terwärts an der Spitze in einen deutlichern Schuppenzahn aus 
als beym Männchen. SHinterleib bräunlich, Beine ſchmutzig 
gelblich; die Fußglieder an der Baſis grau. 

Vorderflügel etwas Eürzer, am Vorderwinkel nicht fo ſpitz, 
graus oder braunröthlich, am Vorderrande grünlich. Die beiden 
braunen Querftreifen Divergiren weiter von einander, indem den 
innere ſich an feiner obern Hälfte ganz gegen die Baſis zu 
frümmtz fie find zadichter und auf den abgemendeten Seiten licht 
ſchattirt. Zwiſchen beiden unter der Subeoftalader ift ein großer, 
efiger, tiefſchwarzer Punct, und bisweilen vor ihm in gleicher 
Höhe ein Eleiner. Die Sinterrandzeichnung ift wie beym Männchen. 

Sinterflügel und Unterfeite wie bey Diefem, Die erftern etwas 
kürzer. Auf der Unterfeite der Vorderſtügel ift der Worderrand 
firiemenartig grauröthlich, und die Flügelfpige nur wenig dunkler 
ald die übrige Fläche, 

Colonella ift durch das mittlere und weit in das nördliche 
und füblihe Guropa verbreitet. Auch in den Vorbergen bes 
Urals findet fte fich, doch felten (Everömann),. In Toscana 
entdeckte fie Mann (männliches Exemplar verglichen). Sie fliegt 
in Toscana (bey Antignano in den Apenninen) fchon zu Ende 
May; auch Tr. gibt den May als Erfcheinungszeit an, indem 
er 2 Generationen vermuthet. Sch felbft fieng fie nur im Juny 
und July an Mauern, Baumſtaͤmmen oder am Laube von Ge- 
firäuchen, in denen fie Abends fliegt. Sibend hat dag Männ- 
hen unter der Spite der Worderflügel einen bis in den Sinter- 
rand gehenden Längsfniff. — Die Raupe Iebt in den Neſtern 
der Steinhummeln (Bombus lapidarius) und anderer Summel- 
arten (Stephens) und der Vespa vulgaris (Lienig). Sie 
ift der von Gall. Mellonella ähnlich, gelögrau mit einzelnen, 
braunen Punchwärzchen, braunem Nacken- und Afterfchilde und 
vothem Kopf. Sie verpuppt fich im Herbſt (Tr.) wohl meift 

37 


579 


außerhalb des Hummelneſtes und wohl ftetö gefellichaftlich. Ihr 
längliches, beiberfeitö zugeſpitztes Gefpinnft ift feſt und ſchmutzig 
weiß; es ift mit einem dünneren, aber zähen Gefpinnfte über: 
zogen und dieſes mit fein zerbiffenem Holze oder Erde Dicht be— 
fleidet. Die röhrenförnigen Ueberzüge liegen ber Laͤnge nach an 
einander. Die (leere männliche) Puppe ift hellgelbbräunlich; ihr 
Kremafter, von oben gefehen, ift am End gerade abgefchnitten, 
jederfeits in einen Fleinen Höcker verlängert ; das darunter liegende 
und davon Überragte Afterende ift zugerundet. 


Anmerk. 1. Wenn dem zuerft befannt gemachten Namen, 
als welcher auch der in der Neihenfolge frühere anzufehen 

- ift, der Vorzug vor jedem Altern gebührt, fo muß der Name 
des Männchens dem des Weibchens nachftehen; denn in 
der Fauna suec. fteht Colonella (no. 1358.) vor So- 
ciella (no. 1359.). Daß Sociella Linn. das Männchen 
unferer Art fey, leidet feinen Zweifel; darum ift ed bemer- 
fenswerth, daß Linne fie ald spirilinguis und nasuta zu 
fehen glaubte, und daß er letzteres in Dem Syst. nat. noch 
recht bekräftigt, indem er bey) Colonella jagt: palpi duo 
prominentes, distantes, ut in antecedeuti. — Von Co- 
lonella iſt weder die Diagnofe, noch die Beichreibung fon= 
berlich ſchön; die Abbildung bey Clerck hat wahrfcheinlich 
beffer zu dem Namen geführt als Linnes Worte, 


3. Gen. Melissoblaptes 2. 


Melia Guende. Galleria fam. Melissoblaptes Z. Iſis. 

In diefer Gattung ift der Schuppenzahn fehr ſchwach und tritt 
nur als eine feitliche Verdickung hervor. Auf den verhältniß- 
mäßig fchmalen Vorderflügeln fehlt ber Anhang der Sub: 
dorſalader, und die Mittelzelle Hat in beiden Gejchlecytern gleiche, 
unausgezeichnete Geftalt und Membranconfiftenz. Die Sub- 
coftalaber endigt über der Flügelfpige im Vorderrande 
und hat einen Aft weniger als bey Galleria und Aphomia. 
Das Männchen hat eine befondere Auszeichnung in der DBorder- 
randzelle an der Baſis; ſchon am unverfehrten Flügel macht fich 
die Stelle ald eine Längliche beulenförmige Auftreibung bemerf- 
bar, und gegen das Licht gehalten ift fie braun und durchfichtig. 
Bon Schuppen entblößt erfcheint Die Flügelmembran gelblich und 
aufgeblafen, wie Doppelt und mit einer gelben Maffe ausgefüllt; 
am Ende fteht ein Haarſchopf Heraus auf der Linterfeite des 
Flügels. Auf ben SHinterflügeln ift die Medianader in drey 
Aefte aufgelöft, und bie Ste Subdorfalader ift ſehr fein und zart. 


1. Foedellus FR. 


Alis anterioribus angustis, nigricantibus, nimbis duobus 
subfaseiatis albidis (in mare ferrugineo - suffusis); capillis 
thoraceque albidis. 


Galleria foedella Z. Iſis 1839., ©. 180. 3. — Du- 
ponchel Cat. 326. — Guenee Index 71. 

Größe und Geftalt durchaus wie Mel. bipunctanus. Die 
eine Querwolfe ber fchwärzlichen Vorderflügel befindet fih vor, 
die andere hinter ber Mitte Auch Die Flügelbafts ift weißlich. 

Bon biefer Art fah ich ein Pärchen aus FR's Sammlung, 
welches Kindermann im September Nachts bey Ofen ge 
fangen hatte. Wahrfcheinlich ift die Lebensmeife biefelbe wie 
bey M. bipunctanus. Eine ausführliche Beichreibung fehlt mir. 


2. Bipunctanus Cartis. 
Alis anterioribus elongatis sublinearibus, cinerascenti- 


580 


bus, lineola annuloque disei fuseis, striga postica diluta 
obsoleta. 

Galleria anella Zincken in Germ. Mag. IV., ©. 243. 3. 
alis superioribus oblongis griseis, punctis duobus 
centralibus nigris subocellatis, scutello albo apice 
fusco. 

— Tr. IX, 1. ©. 44. X, 3, ©. 267. 

— 3. Iſis 1839.. ©. 180.4. — Schleſ. Schmtauſchb. 2. 
1841. ©. 12. — IV. (1843.) ©. 15. 

Ilithya sociella No. 2. Steph. Illustr. 4, 296. 

Melia anella Guen. Ind. 71. 

Melia bipunetana ( Haw.) Curtis Brit. Ent. V., Xert zu 
201— Steph. Cat. 7414. 

fem. major a) mari similis, costa al. ant. obscuriore. 
b) al. ant. griseo-rufescentibus, costa magis 
brunnea; sigois mediis distinctis. 
c) alis ant, fumatis, signis vix conspicuis. 


Diefe Art ift mit der folgenden bisher verwechfelt worden. 
Sie unterscheidet ſich von ihr durch folgendes: Ihre Vorderflügel 
find viel jchmäler und geftredter; ihr Vorderrand ift faft gerad— 
linig; die Binde fteht dem Sinterrand näher und ift verlofche- 
ner und fpigwinkfliger gebrochen, und ihr oberer Schenfel geht 
weiter gegen den Vorderrand zurück; Der erfte der 2 ſchwarzen 
Mittelpuncte ift geftredter, ſtrichförmig, mir Fleinerem weißen 
Kern oder oft ohne benfelben. Die Sinterflügel find ſpitzer und 
lichter gefärbt. 

Gewöhnlich ift das Männchen viel Fleiner ald das Weib: 
hen (Vorderflügellänge 53 —5 gegen 63 — 74"). Kopf und 
Rückenſchild ſchmutzig röthlich weißgrau, Schildchen an der Spitze 
mit braunem Schuppenbüſchchen. Stirnbuſch unten und vorn 
bräunlich. Fühler bleich, am verdickten Wurzelgliede wie der 
Kopf gefärbt. Hinterleib vorn gelblich, nach hinten grauer, an 
den Seiten der Ringe büſchelig beſchuppt; Rückenmitte kielförmig. 
Beine hellgrau, auf der Lichtſeite grauröthlich angeflogen. Vor— 
derſchiene ganz, Mittelſchiene außer an der Baſis und der Spitze 
graubraun. 

Vorderflügel lang und ſchmal mit fehr fanft converem Vor— 
derrande, ftumpfen Vorderwinfel und gerundetem Sinterrande, 
grau, am Vorderrande am dunfelften, unter der Subeoftalader 
mit verloſchenem, undeutlich begrenztem, röthlichem Längsſtreif, 
ber ich gegen die Baſis bis auf den Vorderrand erweitert und 
in welchen: die beiden Mittelzeichen auf lichterem Grunde liegen. 
Bon der erften Querlinie ift bisweilen der obere Theil als ein 
fehr fchräg vom Vorderrande herabgehender, nad) * gerich⸗ 
teter Strich zu erkennen, der über der Längsfalte aufhört, oder 
von dort an unter einem rechten Winkel und ſehr verdünnt und 
unkenntlich zum Innenrande zieht. Von den beiden Mittelzeichen 
iſt das erſte meiſt ein ſchwarzes Laͤngsſtrichelchen, ſelten ein läng— 
licher Ring, mit weißlichem Kern; das zweite iſt größer, deut— 
licher, laͤnglicher, auch mit weißem Kern. Die zweite Querlinie 
iſt lichter als die Grundfläche und einwärts dunkler und von 
braunen, verloſchenen Strichelchen auf den Längsadern eingefaßt; 
ſie macht unter dem Vorderrande einen kurzſchenkligen, gegen 
außen geöffneten und in gleicher Höhe mit den Mittelzeichen 
langſchenkligen, einwärts geöffneten Winkel, deſſen unterer Schen- 
kel dem Hinterrande näher iſt als dem zweiten Mittelzeichen. 
An dem Hinterrande liegen ſchwarze Puncte, die gelbgrauen 
Franzen ſind dunkler bandirt. 


Hinterflügel mit ſcharfem Vorderwinkel lichtgrau, gegen den 


581 


Hinterrand in graubräunlich übergehend. Franzen licht wie bie 
Flügelbaſis. 

Unterſeite faſt einfarbig bleich gelbgrau, etwas glänzend; der 
Vorder- und Hinterrand an den Aderenden meiſt mit je einem 
braunen Puͤnctchen. Hinterflügelfrangen am helften. Das Weib: 
hen, das nur felten fo flein wie ein großes Männchen ift, hat 
geftrectere Vorderflügel (deren Geftalt daher noch mehr von der des 
Anellus abweicht). Kopf nnd Rüdenfchild dunkler röthlich grau; 
Hinterleib bräunlicher mit jtärferem Rückenkiel und hervorſtehen— 
den Regeftachel. Die um die Länge des Stirndaches hervorſte— 
henden Lippentafter find horizontal, an der Spitze geſenkt, graus 
braun oder dunkelgrau. Beine hellgrau; Die Vorderfchiene, ein 
breites Band der Mittelfchiene und ein Anflug vor der Spiße 
der Hinterfihiene braungrau; Fußglieder grau mit weißlichen 
Enden. — BVorderflügel bisweilen wie beym Männchen gezeichnet 
und gefärbt, nur dunfler am DVorderrande und ftaubiger — oder 
Var. b) braunröthlih, am Vorder» und Innenrand gebräunt, 
mit fcharfen Miitelzeichen auf lichtem Grunde und deutlichen 
braunen Puncten am SHinterrande — oder Var. c) Rauchbraun 
und Afchfarbe gemengt; auf Kopf und Nüdenfchild herrſcht letz⸗ 
tere vor, auf den DVorderflügeln jene, und daher ijt von den 
Binden kaum die Spur zu bemerken; und auch die 2 Mittel 
zeichen find faft verdeckt. — Die Hinterflügel und Die ganze 
Unterfeite des Weibchens find etwas dunkler und einfarbiger als 
beym Männchen. 

Mel. bipunetanus ſcheint über den gemäßigten Theil bes 
nördlichen Europas verbreitet zu fehn?: In Deutjchland lebt er 
ficher in Schleſien an mehreren Stellen, in der Mark bei) Frank— 
furt, in Pommern am Oftfeeftrande bey Swinemünde (!Pritt-— 
wig — 2 Eremplare) — in Sachſen bey Leipzig ( Hübner) 
— ferner bey Braunfchweig (Zinden) — in der Provinz 
Pofen bey Rawicz — in England (wenn die Art wirklich bie 
ſelbe und nicht die folgende iſt). Er bewohnt dürre, begrafte 
Sandpläge im July und Auguft und bis in den Anfang bed 
September und hält ſich bey Tage ganz ftil. Erft nach Son: 
nenuntergang kommt er hervor. Am tiefften fteigt er an Kraut: 
ftengeln herauf und an denfelben herum, beftändig mit den Flü— 
geln vibrirend und fi) dadurch von weitem verrathend. Ge: 
wöhnlich halten fich mehrere Männchen an einer Pflanze. Ihre 
Thätigkeit feheint faft die ganze Nacht Durch zu dauern; da bie 
meiften Gremplare abgeflogene oder zerriffene Flügel haben. 
Werden fie geftört, fo figen fie ftil da; bey noch ftärferer Stö— 
rung fallen fie auf den Boden und liegen, auch der Färbung 
> nad) einem bürren Hölzchen ähnlich, Tange ftil. Fliegen fcheint 
ihre Sache wenig zu feyn. Wo mehrere Männchen an einer 
Pflanze in Thätigkeit find, ift auf die Anmwefenheit eines Weib: 
chend zu fihließen, das fich aber ruhiger halt, nicht flattert und 
Daher oft unentdedt bleibt, zumal, wenn ed wie ein Stüdchen 
altes Holz daliegt. Es ift viel Seltener als die Männchen. 
Menn das Mäunchen an einem Stengel ftilfigt, fo hat es die 
Stellung einer Myelois, nur daß es den Kopf geradeaus hält, 
ftatt ihn aufzurichten. Die Fühler find dabey über den Rüden 
hingelegt und mit ihren Spigen genähert oder gefreut, Zweh 
Paar Kniee fichen zu beiden Seiten des Ihorar hervor; Die 
Flügel liegen mit ihren Enden über einander, fo daß das hintere 
Ende des Ganzen beynahe diefelbe Breite hat wie das vordere. 

Die Raupe lebt nah Duponcel in den Neftern be Bom- 
bus terrestris; ich halte dieß für eine bloße Muthmaßung. 
Da Hunderte von Schmetterlingen bidweilen über einen großen 
Platz, wo ich gar feine Hummeln bemerkte, ziemlich gleichmäßig 


582 


verbreitet find; fo eauth⸗ ich eher andre, im Sande und in 
lockerer Erde niſtende Hymenoptern als Wirthe dieſes Paraſiten. 
Merkwürdig iſt es, daß Mel. Bipunctanus als Schmetterling 
der Oelkrankheit gar nicht unterliegt. 


Anmerk. Treitſchke hat ſeine Beſchreibung ziemlich Wort 
für Wort nach der Zindenfchen gemacht; ich glaube alſo, 
fie bey unferem Bipunctanus anführen zu müffen, obgleic) 
bey Wien wahrfceinlih nur Amellus wohnt. — Auch 
die Stephens'ſche Art fann ich nur vermuthungsweife 
bieher ziehen, da feine Angaben feine beftimmende Mo— 
mente haben. 


3) Anellus S. V. 


Alis anterioribus elongato-ovatis, einerascentibus, costa 
obscuriore, annulis duobus disci fuscis, striga postica di- 
luta distinctiore. 


Tinea anella , Wien Vzchn. ©. 135. graugemifihte Schabe 
mit Mittelringen. — ed. Jllig. 2, p. 91. — ed, v. 
Charp. p. 116. — Fabr. Ent. syst. 3, 2. 299. 56. 

— Koll, Verzeichniß S 88. 

? Galleria anella Eversm. Faun. 838, 1 
cae elongato-ellipticae ete. 

Galleria — Gallerie annulaire, Duponchel Hist. 
nat. des Lepid. pl. 282. fig. 7. p. 261. — Dup. 
Cat. 326. 

? Melia — Guenee Index. p. 71. 

Tinea sociella Hübn. fig. 24. p. 22. Zugefellte Schabe. 

Seine SHauptunterfchiede von Mel. bipunetanus find jchon 
bey dem Teßtern angegeben. Anellus fiheint gewöhnlich größer 
zu feyn, als Bipunetanus. Die Färbung auf dem Rückenſchilde 
ift in beiden Gefchlechtern gleich ; Die Schulterderfen an den Rän— 
dern bräunlich angelaufen. - Am Mittelfchenfel (des ungarischen 
Pärchens) ift ein dicker, brauner Längsjtrich. 

Dorderflägel am Vorderrande fehr merklich conver, von Täng- 
lich eyförmiger Gejtalt, am Kinterrande abgerundet, röthlich grau, 
dunfel beftäubt, am Vorderrande zwifchen den 2 Querlinien am 
dunfelften. Die erfte Duerlinie ift beym Weibchen ganz Deut- 
lid), und am DVBorderrande weniger gegen die Baftd zu gerichtet 
ald ben Bipunctanus, gegen das Mittelfeld dunkel fchattirt. 
Das Wurzelfeld behm Männchen gegen den Vorderrand, beym 
Weibchen ganz röthlih. Das Mittelfeld beträchtlich fchmäler als 
be) Bipunetanus, ift in beiden Gefchlechtern zwifchen der Me— 
dian- und Subeoftalader röthlich und enthält in gleicher Stel 
lung die 2 jchwärzlichen, weißgefernten Ringe, beren erjter. der 
Länge nach zufammengedrüdt, der 2te beym Weibchen . größer 
und faft nierenförmig gegen außen ausgehöhlt if. Die zwehte 
Querlinie fchärfer als bey Bipunctanus, aber zu einen weniger 
fpigen Winfel gebrochen, weiter vom SHinterrand abftehend, ein- 
wärts auf den Adern won ziemlich fcharfen, ſchwarzen Längs— 
ftrichelcyen eingefaßt. Das Hinterrandfeld ift einwärts am Duns 
felften, und etwas röthlid angeflogen. Am Hinterrande hat 
jebe Ader am Ende einen ſchwarzen Punct, am DVorderrande 
einen kurzen ſchwarzen Strich, Stangen grau, ſchattig bandiert. 
Das verglichene Weibchen hat 8,3; Vorderflügellaͤnge. 

Hinterflügel breiter und Alumpfer als Mel. bipunctanus, 
bunfler bräunlich grau, nach außen gebräunt, behm Weibchen 
etwas heller, 

Unterfeite dunkler, bräunlicher, an ben Enden der Vorberflügel: 
abern mit beutlicheren braunen Puncten oder Fleckchen. 


Alae anti- 


583 


Anellus bewohnt bie fübliche Hälfte Europas; er Fommt vor: 
bey Wien (W. DB. im Auguft: Kollar) — in Ungarn (ein 
Pärchen von Metzner zur Anſicht) — in Toscana (von woher 
ich ein Männchen habe) zu Ende May be) Salviano und Mon— 
tenero (Mann). Ohne Zweifel gehören auch hierher die von 
Treitfchke aus Sieilien, von Duponchel aus Corſica erhal 
tenen Gremplare. Grftere waren: „kleiner, lichter, weißgrau 
und die fchwarzen Ringe der Vorderflügel kaum kennbar, mehr 
wie einzelne Puncte.“ (Tr.) 


Anmerk. Hübners Figur gehört ficher hierher, läßt die Art 
ziemlich gut erfennen, könnte aber in den Vorderflügeln noch 
etwas breiter jeypn. Hübn. führt ald Vaterland die Gegend 
von Wien und Leipzig an, hat alfo auch den Bipunctanus 
gefehen, aber offenbar ben Anellus abgebildet. Nach feiner 
und Treitſchkes Angabe ftelt erein Weibchen vor; für die— 
ſes ift das Bild theils zu flein, theils mangeln ihm die hers 
vorſtehenden Lippentafter. — Duponchels Bild und Beſchrei— 
bung fann ich nicht vergleichen. 


4. Gen. Achroea Hübn. (Achroia). 


Zum Unterfehiede von den 3 vorigen Gattungen hat Achroea 
ein. glattfchuppiged, ſenkrecht abjteigendes, unten zurückgehendes 
Geſicht, und kurze, dicke Lippentafter, Die nur wenig unter dem 
Geficht Hervorftehen und eine geneigte Lage haben. Ihre Fühler 
haben das Wurzelglied durch Schuppen verdeckt und am Der ges 
wöhnlichen Stelle einen ftumpfen, höckerförmigen Zahn. Die 
länglicyen Borderflügel (mur die weiblichen find mir befannt ) 
find länglich und am Vorder: und Innenwinfel ganz abgerundet. 
Ihre Subeojtalader fpaltet fich wie bey Melissoblaptes in 4 Uefte, 
alfo einen weniger ald bey Galleria et Aphomia; die Mittel- 
zele hat gar nicht? ausgezeichnete, und die Subdorſalader ent- 
behrt des Anhanges, den Galleria befist. Auf den Hinter— 
flügeln zertheilt fich die Medianader nur in 3 Aeſte, wie in 
den 2 vorigen Gattungen; von den Subdorfaladern ift bie mit— 
telte ftarf und wie gewöhnlich; Die dem Innenrande nächfte ift 
ſehr obfolet und läßt ſich nur Durch Die Doppelloupe ziemlich 
Deutlich, von der Slügelmembran unterſcheiden; Die 3. ift etwas 
deutlicher. Die Franzen find länger ald bey alen andern Phh— 
cideen. 

Der Hübnerſche Gattungsname Achroia (von «yxgoıc, 
Farblofigfeit) mußte fprachgemäß in Achroea verwandelt wer: 
den; vergl. Agaffiz Inder. 


1. Grisella Far. 


Alis anterioribus luteo-griseis, unicoloribus, capillis di- 

lute ferrugineis. 

Tin. grisella Fadr. Ent. syst. 3, 2 p. 289. 10. alis 
oblongis obscure einereis, immaculatis, capite fulvo. 

Gall. alvearia. Fabr. Suppl. p. 463. 2: alis fusco- 
cinereis, immaculatis, capite fulvo. 

Galleria alvearia Steph. Cat. 7410. 

Gall. alvearia Dup. Cat. 326. 

* — Dup. Suppl. IV, p. 127. pl. 60. 

* — alvea, the honey-moth Haworth Ins. 392. 

Achroia — Steph. Illustr. IV, 294. 1. 

Bombyx cinereola Hübn. fig. 91. 

Achroia cinereola Hübn. Cat. 163. 1689. 

Meliphora alveariella Guenee Index 70. 


Sie hat im äußern Anſehen einige Aehnlichkeit mit Oecoph. 


— — mo 
— 


584 


flavifrontella, entbehrt aber auf ben Vorderflügeln ber braunen 

Flecke und hat ein breited, abſteigendes Geficht, ganz kurze, nie 

derwärts gerichtete Tafter ftatt der langen, hornartig aufgebogenen. 

Der ganze Kopf hell roftgelb mit glatt anliegenden Haarſchup⸗ 
pen. Bühler des Weibchens fchwach geferbt, nach oben gezäh— 
nelt und faferig; Wurzelglied fehr verdict, in einen ftumpfen 
Zahn auslaufend, hellbraun. Taſter faum von Augenlaͤnge, 
ziemlich di, fpis, horizontal, etwas abwärts geneigt, voftgelb, 
auf ihnen liegen Die kurzen Dicht behaarten Marillartafter. Rüſſel 
furz, braungelb beſchuppt. Beine braungelblich, glatthaarig, 
matt feidenglängend. Sinterleib eben fo, am Bauch heller. Lege— 
ftachel gelblich, hervorſtehend. Vorderflügel 5" lang, Tänglich, 
mit converem Vorderrande, abgerundetem Vorderwinkel, ganz einz 
farbig ftaubig lehmgelbgrau ohne Zeichnung. Hinterflügel fehr 
geipißt, viel heller und reiner grau, etwas feidenartig glänzend 
mit ausgezeichnet langen Franzen. 

Unterfeite grauer, die Vorderflügel dunkler als bie Hinterflügel. 

Zweh vom Profeſſor Zetterftedt ald eine ihm unbefannte 
ſchwediſche Art erhaltene Gremplare weichen jehr bedeutend und 
vielleicht fpecifilich ab, wenn fie nicht das andre Gefchlecht find, 
Beide find gleichen Gefchlechts; aber ihre zerjtörten Hinterleiber 
laffen über Das Gefchlecht Feine Enticheidung zu; ihre Fühler find 
Dieter, tiefer geferbt, ala bey dem oben bejchriebenen Weibchen 
und Daher vielleicht männlich. Kopf bleichgelb, im Bau gar 
nicht abweichend. Alle Flügel geftredter und viel Xleiner, Die 
ordern nur 31’ fang, bleich graugelb, faft ohne dunklere Stäub- 
hen, mit mehr Seidenglang, Hinterflügel weißgrau. 

Diefe noch wenig befannte Schabe lebt in Frankreich (Paris 
Fabriciug), überall in Bienenftöcden und ihre Flugzeit ift der 
Juny und July (Dup. Cat.) — in England. Bey London und 
in Devonihire im Juny (Steph.) — in Schweden, wenn Die 
2 fchwedifchen Gremplare biefer Art angehören — vielleicht auch 
in Deutfchland; ic) erhielt 2 Weibchen von Dr. Serr.- Schäffer, 
Die wahrfcheinlich aus der Gegend von Negensburg ſtammen. 
Anm. 1. Fabr. bejchreibt feine Tinea grisella mit einem 

Caput hirtum, fulyum. — Da er in Suppl. den Na- 
men in Galleria alvearia umänbdert, fo folgt daraus, daß 
entweder Diefe alvearia nicht unjere glattföpfige Art ift, und 
das ift fie doc) nach allen Zeugniffen, oder Daß wir nur ihren 
ältern Namen grisella anzuerkennen haben. Denn einmal 
publicirte Namen wilführlich zu ändern, hat der Namengeber 
fo wenig das Recht wie jeder andere. 

Anm. 2. Hübners Bomb. cinereola fann feine andere Art 
feyn; fie hat die Größe, Flügelgeftalt und Färbung unferer 
Artz nur die Fühler find zu dünn, und die Stirn ift zu ſchmal 
— Abweichungen, Die bey Hübner nichts bedeuten. — Och— 
ſenh. zog biefes Bild anfangs fragweife zu feiner Lithos, 
gilveola (3, ©. 137.), Fam aber ‚von dieſer Zufammenftel- 
lung fpäter mit Recht ab (4, ©. 52. Griseola). 

5. Gen. Doloessa, infra. 
Div. I. Phycideae. 

Antenne setacex, in mare saepe supra basim arcuat®. 

Ocelli duo aut nulli. 

Epistomium angustius, squamis aut appressis aut in co- 
nulum compositis. 

Palpi labiales in utroque sexu subaequales - 
squamati. 

Alarum anteriorum vena subdorsalis simplex. 


Ein geſchlechtlicher Unterfchied Fommt nicht bey den Lippen- 


585 


taftern vor, die hier bey beiden Gefchlechtern faft ganz gleid) und 
ſtets am Endgliede bejchuppt und unausgehöhlt find, wohl aber 
‘in den Marillartaftern mancher Gattungen, indem fie bey dieſen 
im männlichen Gefchlechte in einen langen Haarbuſch auslaufen, 
der dem weiblichen Gefchlecht fehlt. — Das Geficht hat nie Die 
Breite wie bey den Galerien, und wenn fich die Schuppen bef- 
felben verlängern, fo bilden fie fein vorn abgefchnittnes Dach, 
fondern einen Kegel von vwerfchiedner Ränge. — Das Flügelge— 
äder weicht von dem der Gallerien darin ab, daß beide Geſchlech— 
ter darin gang übereinftimmen, und daß die Subdorfulader der 
Vorderflügel an der Baſis nicht gabelfürmig gefpalten ift. 

Nach der Bildung der Fühler gibt ed zwei) Grnppen der Phh— 
cideen:: 


1) männliche Fühler über der Baſis mit einer Biegung und 
in dieſer mit einem jtarfen Schuppenbuſch bekleidet; kno— 
tenbornige Phyeideen. 

2) männliche Fühler, wenn fie eine Biegung befigen, doch 
ohne den Schuppenbufch, nur bey einigen Gattungen mit 
fehr furzen, etmas geftäubten Schüppchen befleidet: nackt— 
bornige Phyeideen. 

Die legtern ſchließen ſich den Gallerien am nächſten an. Die 

Genera unterfcheiden fi) nach folgendem Schema: 

1. Antenn® mascul® setacex sine arcu, simplices, basi 

inermes. 

a) Ale anteriores mascule subtus sine fasciculo pilo- 
rum, posteriores integerrimæ simplices. 

7 palpi squamis appressis, articulo ultimo acuto. 
* thorace bivittato (palpis porrectis): Eucar- 
phia. 11. 
* thorace unicolore: Myelois.-9. 
44 palpi squamis appressis, articulo ultimo truncato, 
emarginato: @lyphoteles. 6. 
rt palpi hirsuti (porrecti): Asarta. 10. 
5) Als anteriores sine fascicnlo pilorum, posteriores: 
7 margine antico emarginato: Eccopisa. 7. 
+ margine antico integro, foveola basali hyalina: 
Nyctegretis. 

c) Als anteriores mascule subtus ad basim faseiculato- 
pilosae: Ephestia 2. 

2. Antennæ mascul® setacex, sine arcu, supra basim 

brevissime exeise: Homoeosoma. 3. 
3. Antenne mascule supra basim lateraliter arcuate, 
squamularum barba laterali in areu: Cryptoblabes. 5. 
4. Aut. nase. setaceæ vix arcuatæ, articuli basalis squa- 
mis in dentem productis: Acrobasis. 4. 

5. Ant. masc. supra basim arcuate, dorso exaspera- 

te; ocelli distincti. 

a) palpi maxillares breves filiformes. 

- * pectus masculum sine fasciculo pilorum: Hypo- 


chalcia. 12. - 
* pectus masc. fasciculo pilorum armatum: Epi- 
schnia. 13. 
b) palpi-maxillares penicillo terminantur: Gymnan- 
eyla. 15. 


ce) palpi maxillares desunt: Ancylosis. 14. 
6. Antenne mascule supra basim arcuate, dorso ex- 
asperatae; ocelli nulli: Anerastia. 1. 
Iſis 1848. Heft 8. 


ng 
= 


586 


Gen. 1. (6.) Anerastia Hübn. 


Ocelli nulli — antenne maris setacex supra basim 
arcuatz, in sinus dorso subasper®, femine simplices. 
Kpistomii squamule in conum obtusum composit«. 

Palpi maxillares aut nulli ‘aut filiformes. 

— Jabiales elongati porrecti acuminati vel adscen- 

dentes. 

Haustellum subnullum, 

Al anteriores pulverate (strigis nullis vel obsoletis) ; 
ven® subcostalis furca in costam exit; mediana 
trifida. 

— posteriores: ven® subcostalis et mediana trifide. 

Oviduetus biarticulatus, articulo primo magno cylin- 

drico, secundo conico. 

Dom folgenden Genus nur verfdieden durch die Krümmung 

der Bühler oberhalb der Baſis. 


A. Palpi horizontaliter porrecti. 
1. Lotella Hüdn. 


Alis anterioribus pulverulentis, rufescenti-canis, vitta 
costali dilutiore, striola media obscuriore; posterioribus 
griseis. 

Tinea lotella Hübn. fig. 354. (fer fehlecht). 

Phyeis lotella Tr. X, 3. p. 171 et274. — H. Schffer. 

tab. (ined.) 13. fig. 90. 
— , phyeide lavee Dup. VII, pl. 283. fig. 6. p. 277. 
— miniosella Zecken. in Germ. Mag. 3, p- 126. 6. 
Tr. 9, 1. p. 155. palpis porrectis, anten- 
nis nudis;. alis anticis miniosis, margine cras- 
siore pallido. 
—  Eversm. Fauna 551. 9. 

Oncocera miniosella Steph. Cat. 7456. 

Araxes — Jllustr. IV, p. 315. 1. 

Anerastia — Z. Isis 1839. p. 177. 1. 

— Lienig Isis 1846. p. 266. — Guenee Index 84. 
— Ye Schmtbl. V, (1844.) p.15. — IV, (1843.) 
. 14. 
Tlithyia Dup. Cat. 321. 
Var. 5) Vitta costali alarum ant. obsoleta. 
Phyeis lotella Tr. 9, 1. p. 156. Palpis porrectis, an- 
tennis nudis, alis ant. testaceo-pulverulentis. 
— Zinck. Germ. Mag. 3, p. 126.7. 
— AH.-Schffr. tab. (ined.) 13. fig. 91. 92. 

Tinea pulverella Hübn. fig. 454. 

Oncocera lotella Steph. Cat. 7457. 

Araxes — Illlustr. IV, p. 315. 2. j 

Don der folgenden Art trennt ſich Lotella ficher durch den 
Mangel der Staubbinden auf den Vorderflügeln, von Ablutella 
durch die ftaußgrauen Sinterflügel ftatt weißer, In ber därbung 
der DVorderflügel hat fie einige Aehnlichfeit mit Vulneratella ; 
allein dieſe befigt fehr deutliche Marillartafter und entbehrt ber 
Fühlerbiegung. 

Größe ſehr veraͤnderlich, indem es Eremplare wie kleine Acr. 
consociella und andre wie Homœosoma nebulella gibt. Rüden: 
ſchild röthlich grau; Kopf heller mit ſehr merklichem, abgeſtumpf⸗ 
tem Stirnkegel. Fühler bräunlich gelb, geferbt, beym Männchen 
über der Bafts fanft gekrümmt, und in der Concavitaät mit einen 
etwas rauhen Schuppenftreif, übrigens find fie fo wie die Dün- 
nen, borftenförmigen weiblichen Fühler mieroſcopiſch pubescirend 

37* 


587 


gefrangt. Maridartafter fehlen in beiden Gefchleihtern. Lippen: 
tafter von 4facher Augenlänge, horizontal ausgeſtreckt, an der 
Baſis verdünnt, vor der Mitte am dickſten, dann allmählich zuge: 
fpigt, reichlich befchuppt, mit auf ber breiten Oberfeite lockeren 
Schuppen, auf der fielartigen Unterjeite Dicht anliegend beſchuppt; 
Gndglied etwa 4 fo lang, wie das 2. Glied. Rüſſel ſehr kurz 
dünn, ſchuppig. — Beine auf der Lichtſeite röthlich grau beſtäubt, 
an den Hinterſchienen heller. Hinterleib bleichgelblich. Der horn⸗ 
artige, glänzend braungelbe Legeſtachel des Weibchens iſt zweh⸗ 
gliedrig; das 2. Glied ſteckt tief in dem röhrenförmigen erften 
und ift fternhaarig an der Spibe. 

Borderflügel ſchmal mit gerundetem Hinterrande und ftumpfem 
Borderwinkel, mehr oder weniger Iebhaft ſtaubröthlich, auf den 
verdichten ganz hellen Adern mit grauen Stäubehen. Der Vor⸗ 
derrand iſt bis zur Subcoftalader ſtriemenartig ganz hell, hinten 
almählich dunkler beftäubt. Bisweilen fehlt dieſe Strieme, und 
nur die Längsadern des Vorderrandes zeigen ſich etwas Lichter 
als die Grundfarbe. Der Innenrand ift mehr oder weniger veich- 
lich grau bejtäubt. Die Querader ift entweder mit einem grauen 
Stridy, oder mit 2— 1 Puncten bezeichnet oder ohne alle Aus⸗ 
zeichnung. 

Hinterflügel ſtaubgrau, etwas heller gefranzt. 

uͤnterſeite ein wenig glänzend, gelblich, ſtaubgrau, auf den 
Hinterflügeln heller. "zu 

Diefe Art ift ſehr verbreitet; fie lebt in Lievland (Lienig) — 
in Finnland (1 Weibchen bey Helfingfors auf einem Sandplage 
am 1. July son Tengftröm). — im Oouv. Kafan im Juny 
(Eversm.) — in Ungam bey Peſth (Tr.) — in Sthlefien 
(bey Naumburg am Queis (v. Ti.) — ben Ologau und Neufalz 
(3.) — bei Brieg: (von Prittwig) — im Brandenburgifchen 
bei Sranffurt und Berlin (3.) — in Sachen bey Dresden (v. Ti.) 
und bey Weißenfels (Fri⸗R.) — bey Braunſchweig im July 
(Zinf.), in England an der Seeküſte von Cumberland und San 
cafhire im Junh (Stephens). Sie wohnt anf dürren Sand: 
flächen und Hügeln, fit bey Tage an den Grashalmen ſehr feft 
nahe am Boden und fliegt nur Abends und Morgens leicht auf; 
gewöhnlich findet fte fich in ziemlicher Anzahl beyfammen, Die 
Weibchen find felten. Auf einer Fläche figend trägt der Schmet- 
terling Die Flügel flach conver und hinten Dem Boden dicht an⸗ 
liegend, Die Tafter find gerade außgeftredt, ruhen aber nicht 
dicht aneinander, indem fie durch die Haarſchuppen des 2. Glie⸗ 
des daran gehindert werden. Das Rückenſchild zeigt ſich ganz 
glatt. Die Fühler find über daſſelbe zurückgelegt und reichen 
über daffelbe hinweg bis in die Gegend der Duerader. Sitzt der 
Schmetterling an einem Grashalm, jo deckt ber eine Flügel ten 
andern zum großen Theil. Der Vorderförper iſt ein wenig aufs 
gerichtet. Ihre Raupe Iebt im Sande an den Büfchen von 
Aira canescens, Festuca ovina und ohne Zweifel auch an 
Calamagrostis epigejos, vielleicht auch an andern Gräſern. 
Sie baut ſich ziemlich lange, unregelmäßige Röhren aus Seide 
und Sand zwifchen den Wurzelföpfen und den im Sand verſteck⸗ 
ten Theilen der Grashalme. Da manche Röhren leer ſind, ſo 
läßt ſich vermuthen, daß ſie von Zeit zu Zeit als nicht. mehr 
zwedmäßig verlaffen und mit neuen vertaufcht werden; andere 
Röhren find mit zermalmten Grasftüdchen angefült. Immer eu⸗ 
digen fie an einer Grasſcheide, dem Zielpunete der Raupe, ich 
fand manche Raupe in einem Grashalme ſtecken mit gegen die 
Röhre gerichtetem Kopf. Große Raſen enthalten bie Raupen— 
wohnungen oft in Menge, Um bie Einrichtung leicht zu über: 
bliden, was beym Audrupfen nicht gut geht, da vieles zerflört 


988 


wird; fo hob ich mit einem Stemmeifen den ganzen Rafen aus 
dem Sande und fhüttelte den Sand ab. Auf dieſe Weife er: 
hielt id) auch Die ‘Buppen. 

Die Raupe, erwachſen 3" lang, ift eylindriſch, etwas flach 
mit plöglid) verdiinntem Ende, beingelblidy, mehr oder weniger 
Iebhaft gefärbt, faltig, pubescirend, bejonders am Kopfe mit 
Elaren Härchen. Kopf Kein, faft oval, honiggelb, mit- fcdwärzs 
lichem Gebiß, zum größten Theil im Protborar ſteckend; dieſer 
hat ein glattes, ebned, etwas glänzendes, aber nicht abweichend 
gefärbtes Nadenfchild. Das Afterfchild hat gleichfalls die Farbe 
des Körperd und ift wie der Kopf länger behaart, weil dieſe 
beiden Iheile bei) der Lebensart der Raupe am empfindlichften 
feyn müffen. Die Beine alle klein und fehr furz, Die Bauchfüße 
mit volftändigen Hafenfränzen. Der Inhalt des Magens fcheint 
von der obern Seite in Den mitteliten Abjägen in mattjchwärze 
licher Farbe durch. Hat ſich Die Naupe eingefpennen, fo wird 
fie reiner geld. — Sie riecht auf einer nur etwas glatten Fläche 
fehr langfanı, 

Dad aus Seide und Sandförnchen bereitete Gchäufe, das fei- 
ner Structur nach große Aehnlichkeit mit den Bhryganeenhäufern 
hat, ift langkegelförmig mit ziemlich feharfer Spitze und abge: 
ftußter lockerer Baſis; an Diefer befindet fich der Kopf der Puppe. 
Diefe Gehäufe fheinen fehr dauerhaft zu ſeyn; denn ich fand 
viele Teer, andre mit Sand angefüllt, fo daß fie mir fchon 1—2 
Jahr alt zu feyn fchienen. Sie werden getrennt von der Raupen: 
röhre angelegt, weshalb ſte beym Ausjchütteln eines Raſens her: 
ausfallen; bisweilen fand ich in einem, Grasbuſch drey. 

Die Buppe ift zart, ſchlank, hellgelb, wie die Raupe furz 
vor der Verwandlung; ihre Stirn ſtuwpf zugelpigt; Die Luftlöcher 
ald braunliche Puͤnetchen deutlich. Sie bewegt ſich Leicht. Wie 
viel Zeit fie bi8 zum Ausfriechen braucht, ift mir nicht befannt. 
Am 12. Juny erſchien mir das erfte Männchen. 


Anm. 1. Hübners Fig. 334, ift in meinem Eremplar des 
Werkes fo gänzlich mißrathen, daß ich unfere Art Darin ſchwer— 
lich je gejucht Haben würde. Wenn bie Tafter zu furz und 
die Vorderflügel zu fpis find, fo ift Das ein Fehler, der mir 
bey Hübner werig auffällt; allein die Färbung der Flügel 
ift von der der Lotella höchft verfihieden. An den Vorder: 
flügeln haben Die Adern gar feine Auszeichnung, dafür iſt der, 
Borderrand in einer Strieme heil braunröthlicy wie der Hin— 
terrand, und die Hinterrandlinie ift dick und braun; die Hin— 
terflügel find am Hinterrande in anfehnlicher Breite noch dunk— 
ler ald die Vorderrandftriemen. Vielleicht ift in andern Exem— 
plaren des Hübnerfchen Werfes dieſe Figur gang anders 
gefärbt. — Figr. 454. pulverella, wozu vermuthlich 
Kuhlwein das Driginal (geliefert Hat, iſt weniger natunvi- 
dDrig, wenn aud nicht recht Fenntlich; Die Vorderflügel find 
aber bier zu breit, und der rechte Hinterflügel zu ftumpf. 
Diefe Bar, hat fein Mittelzeichen und feine Borderrandftrieme. 

Anm. 2. Die Treitfchkifche Angabe, daß die Art bey 
Schandau fliege, beruht auf einem Irrthum. Herr v. Fifcher 
fing fie außer bey Dresden nur bey Naumburg am Queis 
auf trodnen, fandigen Lehden. 


2. Transversariella FR. in lit. 

Alis anterioribus pulvereo -rufescentibus, 'vitta costali 
pallida, nebulis duabus intus convergentihus transversis 
striolaque interjecta obsenrioribus, (1 mas. mus. FR.). 

Diefe Art, ſehr kenntlich an den 2 nebelartigen Querftreifen, 
ift übrigens der Lotella jehr ähnlich. 


589 

Größe einer mittleren Lotella. Marilartafter dem Stirnkegel 
angelegt, ziemlich lang, fadenförnig. Lippentaſter gefaltet wie 
bey Lot., aber länger, fchlanfer, auswärts dunkler grauröthlic). 
Nüffel fehlend. Fühler denen der Lot. gleicygebaut, aber mit 
einer noch fehwächern Biegung, die jedoch gleichfals einen etwas 
rauhen Schuppenftreif trägt. 

Slügel breiter und nad) hinten mehr erweitert, mit fchärferen 
Vorderwinkel, angenehmer braun gelbröthlicy, gegen den Innen: 
rand gelichtet, gang ohne abweichende Beftäubung der Längsader. 
Am Worderrande läuft eine bleichgelbliche Strieme, Die bis an 
die Subroftalader reicht, fich verjüngt und ganz fpig im Vor: 
berwinfel endigt. Bon der Schulter aus ift der Vorderrand auf 
4 feiner Länge gebräunt. Vor der Flügelmitte geht vor dem 
Rande der Strieme ſchräg bis dicht an den Innenrand ein fid) 
verdünnender, breiter Schattenftreif an der Stelle der erften Quer: 
linie; ein noch breiterer zieht an der Stelle der zweiten, dem Hin— 
terrande parallel, und ziemlich gerade ald eine Binde querüber, 
Auf der Querader ift ein verloſchner, dunklerer Strih. Fran: 
zen wenig heller als die Grundfarbe. 

Hinterflügel ftumpfer als bei Lot.; fie fo wie Die ganze 
Unterfeite haben Die Färbung der Iegtern Art. Das Weibchen 
ift unbefannt. Vaterland: die Gegend von Ragufa (8. R.) 


5. Venosa Z. 


Alis anterioribus stramineis, fasciis duabus irregulari- 

bus venisque longitudinalibus rubris. 
Epischnia — Z. Isis 1847. p. 31. 159. 

Baterland: die Küfte von Kleinaften bei Kellemijch. — Was 
ich für Ocellen anfah, find zwei dunfle Stellen in einiger Ent: 
fernung von den Fühlern und dem Augenrande, auf welchem Die 
Schuppenhaare dünn und fternartig jtehen. Wirkliche Ocellen, 
die fich näher an den Augen finden müßten, kann ich nicht ent: 
decken. Deshalb ftelle ich Die Art lieber zu Anerastia. Wil 
man fie wegen der Marillartajter Davon trennen, jo muß dies 
noch viel,mehr mit Limbella gefchehen. 


*4. Pudicella Zinken. 


Alis anterioribus pallidis, atomis sparsis sanguineis mi- 
mutissimis. 

Tinea pudicella Germ. Reife nach Dalmatien ©. 280. 463. 
pallida, alis eonvolutis, superioribus eblongis apice rotun- 
datis flavis, atomis minutis sanguineis; inferioribus latio- 
ribus pallidis, subtus omnibus corporeque pallidis. 

Phyeis — Zincken in Germ. Mag. 3, p. 125. 5. 
Anerastia — Z. Isis 1839. p. 177. 3. 
Hithya — Dup. Cat. 321. 

„Sie hat die nächfte Uehnlichfeit mit Miniosella (Lotella 
var. a.), ift aber noch etwas größer und überall ftrohgelb ges 
färbt; felbft die Hinterflügel, die nur wenig bläffer find. Taſter 
Tehr lang, vorgeſtreckt und etwas gefenft. "Fühler ohne Haar: 
knoten. Oberflügel gleich breit, mit blaßrothen, nur durch eine 
gute Loupe fichtbaren Atomen beftrent. Germar fing fie im 
nördlichen Dalmatien.’ 


5. Ablutella Z. 


Alis anterioribus stramineis, posterioribus albis (1 mas. 
mus. FR.) 
Anerastia — Z. Isis 1839. p. 177. 4. 
Guenee Index 85. 
Phyeis — H. Schffr. tab. '(ined.) 6. fig. 39, 


590 


An den Merkmalen der Diagnofe Leicht fenntlich. Größe einer 
fleinen Lotella. Rückenſchild, Kopf, Taſter und Vorderflügel 
hellrothgelb. Bühler boritenförmig, ohne Biegung, mit micro: 
feopiichem Flaum gefranzt. Stirnfegel länger als bei Lotella. 
Maxillartaſter fehlen. Lippentafter von der Länge und Geftalt 
wie bei Lotella. Rüſſel fehlt. — Beine etwas heller gelb als 
Die Vorderflügel. Hinterleib gelblichweiß. 

Vorderflügel ſchmal, hinten ein wenig mehr erweitert als bei 
Lotella, mit zugerundetem Worderwinfel. Nur an der Vereini— 
gung mit der- Querader und der Veedianader erfennt man eine 
Kleine verdunfelte Stelle, als den untern Mittelpunkt. Franzen 
ein wenig heller als die Fläche. 

Hinterfluͤgel viel ſchmäler und geſtreckter als bei Lotella, 
ein wenig glänzend, weiß, nur am Rande blaßrothgelblich. Fran— 
zen weiß. Unterfeite glatter, fonft wie Die Oberjeite. Vaterland 
vermuthlich Sicilien. 


6. Punctella (us) Tr. 


Alis anterioribus latiusculis, stramineis osseisve griseo- 
venosis, puncto medio strigaque punctorum postica fuseis; 
posterioribus griseis. 

Chilo punctellus 7’r. 9, 2. p. 268, alis antieis strami- 
neis, serie punctorum nigrieantium - 
EIN SD BIN. 
Crambus punctellus, Cramb. ponetue Duponchel VI, 
p- 124. taf. 273. fig. 4. 
Dup. Cat. 319. 
Phyeis punctella 4. Schffr. tab. (ined.) 12. fig. 85. 
Anerastia punctella Z. Isis 1839. p. 177. 2. 
Z.1. 1847, p. 31.157. et 767.339. 
Guenee Index 85. 


Daß diefe Art, bie an ihren ftaubigen, ſchmutzigen, ſtroh- oder 
beingelben, hinten mit einer Querreihe ſchwarzer Puncte gezeich- 
neten Vorderflügeln kenntlich ift, von Duponchel mit Unrecht 
unter Crambus beibehalten wird, habe ich an der zweiten Stelle 
der Iſis bewiefen. Ebendaſelbſt findet fich auch die Beſchreibung 
der DVorderflügel, die ich hier nicht wiederhole; id) gebe blop 
das dort Fehlende. 

Größe veränderlih, faft immer mie Die der größten Lotella 
oder auch darüber. Kopf und Rückenſchild in der Farbe der Bor: 
derflügel. Männliche Fühler gelblich, zufammengedrücdt, mit zu— 
fammengedrängten, ferbig gezähnten Gliedern gegen Die Baſis, 
gegen die Spite gezähnt, fteifhaarig gefranzt, an der Bafis ohne 
Biegung, aber auf dem Rüden der erſten 5— 6 Glieder mit 
dichter, anliegender, Leicht vergänglicher Befchuppung. Weibliche 
Fühler viel feiner, einfach borftenförmig ohne Zähne. Stirnfe- 
gel anſehnlich; am ihn Tegen fich die Lippentafter, die noch um 
mehr ald feine doppelte Länge über ihn Hinwegragen und länger 
find als bey Lotella; fie find zuſammengedrückt, zugeipigt und 
haben vor ihrer Hälfte Die größte Die; ihre Außenfeite ift etwas 
dunfel angeflogen. Marillartafter fehlen. Rüſſel rudimentär. 
Deine bleichgelb, die vordern auf der Kichtfeite verdunfelt. Hin— 
terfchienen etwad zufammengedrüdt, gegen das Ende auf der 
Rückenſchneide haarſchuppig. Hinterleib graugelblich mit Hellerem 
Afterbuſch; bein Weibchen iſt Fein Legeſtachel ſichibar. 

Vorderflügel ſchon beſchrieben. — Hinterflügel ſtaubgrau, mehr 
oder weniger gelblich gemiſcht, mit hellgelblichen Franzen; beim 
Weibchen iſt Die ganze Fläche hellgelblich und ein wenig glänzen— 
der als beim Männchen. 


591 


Unterfeite Gräunlich grau, beim Weibchen ehr Hell; ber Vor: 
derrand der Vorderflügel und die Franzen blaßgelb oder doch 
graugelb; die Hinterflügel gegen den Innenrand gelichtet, 

Die an den Ufern des mittländiichen Meeres in Guropa und 
Aſien, vieleicht auch in Afrika einheimifche Art lebt na Tr, 
auch in Ungarn und fliegt zu Ende May, im Jung und ſelbſt 
noch im Auguſt, wohl nur in einer ſehr uugleichen Generation. 


B) Palpi labiales erecti, 
a) reeti, articulo ultimo erassiusculo. 


7. Vulneratella Z. 


Alis anterioribus pallidis, longitudinaliter latissime ru- 
fescenti- venosis ( mas.) 
Var. 5) vibieibus tantum duabus prope dorsum rufe- 


entibus (mas.) 
* Epischnia — Z. Isis 1847. p. 769. 342. 


Diefe der Lotella einigermapen ähnliche Art hat fihlanfere 
Zafter, einen Schuppenftrich auf dem Rücken ber faſt unkenntlich 
gekrümmten männlichen Fühler, kürzere Vorderflügel und auf 
dieſen die Längsadern dunkelfleiſchröthlich oder ſchmutzig roſenſar⸗ 
big angelaufen ; Mittelpunfte und Querlinien fehlen völlig. Ich 
habe Vulneratella im Verzeichniß italieniſcher Falter nd. 
beſchrieben. Sie fliegt bei Mefjina und Syracus im Junhy und 


July. 


b) arcuati, articulo ultimo gracili acuto. Hypsotropa‘. 
8. Limbella Podevin nov. sp. 


Alis anterioribus stramineis, puncto venae transversae 

gemino fusco, limbo anguste fusco-violaceo; palpis externe 

fuseis. 
N Phycis — H. Schffer. tab. (ined.) 6. fig. 38. 

In der Größe etwas über Vulneratella, Vorderflügelgeſtalt 
wie bei Punctella; die Tafter und Slügelgeftalt geben dem Thiere 
einige Aehnlichkeit mit einer Anchinia aus Der Abtheilung B. 

Rückenfchild und Kopf ſtrohgelb. Fühler gelblich, zuſammen⸗ 
gedrückt, ungekerbt; auf dem Rücken über dem Wurzelgliede mit 
einigen gröpern, dachziegelartig über einander liegenden Schuppen, 
deren Enden etwas aufgerichtet ſind. Stirnbuſch kurz fegelförmig, 
an ber Seite und vorn unten lehmig braun. Die dünnen, ſpitzen, 
daran liegenden Marilartafter reichen etwas über ihn hinaus. 
Lippentafter jo lang wie Kopf und Rückenſchild zuſammen, alſo 
ausgezeichnet lang, ſehr zuſammengedrückt, von der Baſis aus 
gegen das Ende des zweiten Gliedes erweitert, an der Rücken⸗ 
hälfte gelbbraun, übrigens blaß ſtrohgelb; das Endglied ziemlich 
fchlant, ſpitz, mit wenigen abſtehenden Haarſchuppen, braun. 
Saugrüffel kurz, fpiral, beichuppt. Beine bleichgelb, auf der 
Lichtfeite der Vorderbeine bräunlich angeflogen. Hinterleib bräun⸗ 
lichgelb durch die gelblichweiße Beſchuppung hindurch ſchimmernd; 
Afterbuſch weißlich. 

Vorderflügel ziemlich breit (4 lang), gegen den convexen 
Hinterrand erweitert, am Vorderwinkel zugerundet, ftrohgelb, am 
Morderrande bis zur Subeoftalader ftriemenfürmig lichter. Vorder⸗ 
randbaſis braun. Auf der Subdorjalader an der Stelle der ſonſti— 
gen erſten Binde iſt ein ziemlich großer brauner Punkt. Zwey 
eben ſolche ſtehen auf dem Queräderchen unter einander. Ihnen 
etwas ferner als dem dunkeln Hinterrande ſteht eine dem letztern 


*) vwog altitudo — roimeıv Deetere — ob palpos sursum lexos. 


592 


parallele Reihe brauner, verlofchner Längsſtrichelchen, faft auf 
jeber Längsader eins. Der SHinterrand ift in einer fchmalen 
Binde mit den Franzen gleicyfarbig braunviolett. 

Hinterflügel ſchmäler und mit gerundeterem Hinterrande ald 
bey Lotella, jehr He gelblid) grau, mit verdunfelter Hinterrand⸗ 
linie. Franzen mit ſehr verlofchener, dunkler Querlinie nahe ihrer 
Baſis. 

Unterſeite der Vorderflügel gelblich, gelbbräunlich dicht beſtäubt; 
nur der Vorderrand iſt in einer nach hinten zugeſpitzten Strieme 
ebenſo wie der Innenrand bis zur Falte reiner gelblich. Hinter 
randlinie violettbraun ; Franzen violettlich braun mit Dunkler, ver= 
lofcyner Querlinie nahe an der gelblichen Baſis. — Hinterflügel 
trüber ald auf der Oberfeite, 

Das einzelne Männchen, zugleich das Original zu H. Schäf- 
fers Bild, wurde von Mann im Juny auf dem Schneeberge 
am Alpenfteig gefangen; nah) Manns Nachricht fliegt Limbella 
auch im Auguft und. ift felten. 


Gen. 2. (7). Ephestia Guenee. 
Ephestia et Plodia Guenee. Myelois p. Z. 


Antennae in ulroque sexu simplices setaceae. 

Öcelli duo. 

Epistomium planum vel squamis in conulum minutum 
compositis. 

Palpi maxillares breves, filiformes. 

Palpi labiales breviusculi, adscendentes. 

Alae anteriores angustae (bistrigatae) in mare sub- 
tus ad basim fasciculo pilorum sub costa re- 
condito. 

Alae posteriores elongatae, vena mediana trifida. 


Die hier vereinigten Arten flimmen in den jchmalen Border: 
flügeln und den geſtreckten Hinterflügeln und deren Geäber überein; 
ihre ungebognen, gleihmäßig beſchuppten Bühler, jo wie bie 
furzen, ſpitzen, behaarten Viarillartafter lafjen fie nicht von Mye- 
lois trennen. Was fie davon trennt, ift die Beichaffenheit der 
männlidhen Vorderflügel. Hier erhebt fich, von oben be= 
trachtet, Der Vorderrand nahe der Baſis in einer ſchwachen Bie— 
gung nad) außen, Die bey mancher Art eine dunkle Färbung aus— 
zeichnet; ſie ift mit langen Schuppen befleidet, Die, eng an einan- 
der liegend, ſich nach unten umbiegen und in Haarſpitzen endigen; 
fie dienen ald Hülle für einen aus Der Baſis entjpringen- 
den Saarpinfel, der nur Die halbe Länge feiner Hülle er— 
reicht. — Auf den Hinterflügeln hat die Medianader einen Saar: 
Fanım nahe der Bafis, und eine Haarflode fist auf ber Ba— 
fis der erften Innenrandader; dieſe Flocke ift am wenigften auss 
gezeichnet bey Abstersella, am meiften bei Elutella. 

Interpunctella hat einen deutlichen Schuppenfegel im Geficht. 
Diefe Auszeichnung reicht hin, fie nicht generijch von Elutella zu 
trennen; wahrfcheinlid” wußte Guenee ſo wenig um Diefe, wie 
um eine andere im Baue der. fraglichen Arten, fondern er. be: 
rücfichtigte bloß die Nahrung der Naupen. Der Öattungsname 
Ephestia (domestica) bezieht fich auf den, Aufenthalt der Elu- 
tella. Was Plodia bedeuten fol, ift mir durchaus unbefannt. 

Don Guenees 8 Arten gehören Ceratoniella und Chry- 
sorrhoeella beftimmt nicht hierher. 


1. Eiutella Hübner. 


Alis anterioribus angustis, cinereis, strigis duabus di- 
lutis undulatis, dorso rufescenti, punctis mediis duobus 


593 


fuscis confluentibus; pösterioribus antice attenuatis canis, 
(mas.) flocco gemino flavido basali. 


De Geer Abhandlungen I, 16. p. 84.2? — Reaumur Mem. 
j 3, 1. p. 353. taf. 19. fig. 19—21. 
Tinea — Hübn. fig. 163. p. 33. 5. Abgewäfferte Schabe. 
Phycis — Zincken in Germ. Mag. 3, p. 175. 42. 
— — Tr. IX, 1. p. 194. Palpis recurvatis, anten- 
nis nudis, alis antieis cinereo-pulverulentis, li- 
neis duabus transversis albidis obsoletis, et X, 
3. p. 276. — Kollar Vzchn, p. 90. — Z. Isis 


1838. p. 723. 
— — Phyeide effac& Dup. VII, p. 204. tab, 279. 
fig. 8: — Catalogue p. 324. 


Phyeita — Steph. Cat. 7430. — Illustr. IV, p. 304. 4. 

Ephestia — Guenee Ind. 81. 

Nephopteryx ablutatis A. Cat. 870. 3553. 

Myelois — Z. Isis 1839. p. 176. 6. — p. 343. 183. — 

1847. p. 30. et 763. — v. Tdm. Preuss. Prov. 
1845. p- 533. 
— Lienig Isis 1846. p. 266. — Schles. Schmtau- 
schbl. IV, 1843. p. 14. — V, 1844. p. 15. 
Var. 5) mas.: alis posterioribus exalbidis. 
Var. c) fem.: striga alarum ant. posteriore fusca 
distineti. 

Bon Myel. ceratoniae durch fehr beträchtliche Kleinheit, den 
röthlichen Innenrand und die nur wellige erfte Querlinie der Vor: 
derflügel, den fehlenden Aft der Medianader der Hinterflügel ver— 
ſchieden. Näher fommt ihr Abstersella; dieſe ift aber auch 
fo groß, wie Elutella nie wird, hat in der zweiten Querlinie 
der DWorderflügel im mittelften Drittel eine ftarfe, nach. außen 
convere Biegung und entbehrt auf den Sinterflügeln die 2 großen 
gelblichen Haarfloden. — Cinerosella, in gleicher Größe 
mit Abstersella hat den DVorderrand der Vorderflügel bis zur 
2. Querlinie weißgrau und einen ftarfen, braungrauen, von der— 
felben neben den Mittelpunften herabziehenden Schattenftreif, — 
Biviella fommt mit Elutella in der Größe überein; aber 
ihre erfte Querlinie auf den Vorderflügeln ift faft gerade, fteil 
und wie Die zweite breiter Dunfelgerandet; auch bilden die Mit: 
telpuncte einen deutlichen Querftrih. — Oblitella endlich iſt 
größer ald Elutella und hat auf den Vorderflügeln einen an die 
innere Seite der erften Querlinie gelehnten |gelbbraunen Innen— 
tandfled. 

Elutella ift eine der fleinften Phyeideen in veränderlicher 
Größe, meift unter Rosella. Nüdenfchild, Kopf, Beine -und 
Vorderflügel ftaubig grau. Fühler gelblich grau, einfach borſten— 
fürmig, pubescirend gefranzt. Obergeſicht flach conver, platt— 
ſchuppig. Marillartafter etwas Dicht befchuppt; grau. Xippen- 
tafter von faft doppelter Augenlänge, fanft aufgefrümmt; ziem— 
ih dünn, zufammengedrüdt; außen dunfelgrau; Gndglied deut: 
lich abgejegt, dünner, fpis, von mehr ald halber Länge des 2. 
Gliedes. Rüſſel ftarf, beichurpt. Beine auf der Schattenfeite 
fhmusig weiß, auf der Lichtfeite an den Yußgliederenden weiß: 
lih. Sinterleib mit breiten, gelblichen Ningrändern und eben 
ſolchem Afterbufch. 

Vorderflügel ſchmal und lang, am MWorderrand conver, wie 
ben Myel. ceratoniae und Eph. abstersella, mit wenig her— 
vortretendem Vorderwinfel und gerundetem Sinterrand. Der ganze 
Innenrand His zur Falte ift rörhlichgrau oder auch fahlgelblich, 
mehr oder weniger ‘rein. Die 2 Querlinien find etwas heller 

Iſis 1848, Heft 8, 


594 


als die Grundfarbe, mit dunkler grauem und nicht breitem Rande, 
am DVorderrande am Dunfelften gerandet, Die erfte ift fchief, 
etwas wellig und außen dunfler eingefaßt, als innen; Die zweite 
gleichfalls etwas wellig mit einer kleinen Ecke und darunter ein- 
wenig auswärts gekrümmt. Die beiden jchwärzlichen Mittelpuncte 
find verlofchen, zuſammengefloſſen, nicht felten, bey dunklern 
Weibchen gar nicht zu bemerfen. Die verlofchne Hinterrandlinie 
befteht aus zuſammenfließenden, ſchwärzlichen Puncten. 

Hinterfluͤgel gegen den Vorderwinkel verengt, ſehr lichtgrau, 
mit ſehr blaſſer, braͤunlicher Randlinie. Beym Männchen ſind ſie 
heller und haben als beſondre Auszeichnung 2 bleichgelbe Haar— 
flocken; die erſte bildet einen auf der Baſis der Medianader ſitzen— 
den Strich der Länge nach niedergelegter Haare; die zwehte iſt 
kraus und büſchelförmig und ſitzt auf der erſten Innenrandader; 
zwiſchen beiden iſt die Fluͤgelbaſis kahl. 

Unterſeite etwas glänzend, einfarbig, Vorderflügel dunkelgrau, 
Hinterflügel meißlichgrau. 

Var. a) ein Männchen hat überall ein bleiches Gelb bey- 
gemiſcht, und den Hinterleib faſt ganz in dieſer Farbe; der 
Raum zwiſchen der zweyten Querlinie und dem Hinterrande 
der Vorderflügel iſt am dunkelſten grau auf der Fläche, der 
Innenrand gelblich; die Hinterflügel vorzuͤglich hell, und auch 
die ganze Unterſeite ungewöhnlich licht. 

Var. b) ein hellgraues Weibchen von gewöhnlicher Größe; 
die erſte Querlinie kaum erkennbar; die zwehte iſt einfach braun, 
in gewöhnlicher Geſtalt, gegen den Innenrand weniger dunkel, 
von der Ecke dieſer Linie geht ein bräunlicher Schatten durch 
den untern Mittelpunct hindurch. 


Dieſer Schmetterling lebt als Hausungeziefer faſt in ganz Eu— 
ropa, und nah Löws Beobachtung auch in Kleinaſten. Seine 
Raupe nährt ſich von Brot, getrodneten Feigen, wahrfcheinfich 
auch von Chocolade, und vorzüglich gern von getrodneten Inſec— 
ten. Cine genaue Befchreibung befigen wir von ihr noch nicht, 
(vergl. Tr.) In Italien fand icy die Raupe häufig im Winter 
in eigen, und dann im Herbſt in meinen Infectenfammlungen. 
Der Schmetterling fliegt vorzüglich im Juny und July, kommt 
aber einzeln ſogar beh ung mitten im Winter vor. Die in Gär- 
ten und Wäldern angetroffenen Gremplare haben ſich wahrfchein: 
li nur ans den Käufern verflogen; dergleichen habe ich felbjt 
gefunden, und einft hatte ich Gelegenheit, eine fehr zahlreiche 
Generation in einem Bauernhaufe zu beobachten, von welcher 
einzelne Mitglieder ſich bis in den nahen Wald verflogen Hatten 
und fih hier von Stämmen abflopfen liegen. 


2. Abstersella Z. 


Alis anterioribus angustis cinereis obscurius pulveru- 
lentis, dorso dilutiore, strigis duabus dilutis obsceurius et ‘ 
ad costam nigro-marignatis, puncto gemino medio nigro. 
(1 mas.) 

° Myelois — Z, Isis 1847. p: 763. 334. 

So groß und geftaltet wie Myel. chrysorrhoeella, aljo viel 
größer als Elutella, mit fürzern Taftern, anders gejtalteter. erfter 
Querlinie der Vorderflügel (fie macht nehmlich auf der Subdor- 
falader einen nicht ausfpringenden, wie die Iſis fagt, fondern 
einen einfpringenden Winfel), einer ftärferen Krümmung der 2. 
Querlinie, einer feinen, ſchwärzlichen Einfaſſung derſelben am 
Vorderrande, zwey ziemlich deutlichen, weitgetrennten Mittelpuncten, 
auf den Sinterflügeln ohne Die gelblichen Flocken im männlichen 
Geſchlechte ꝛc. — Die Befchreibung habe ich in der Aufzählung 

38 


595 


italiänifcher Falter gegeben, — Diefe Art lebt um Catania zu 


Ende Juny. R 


N 
3. Cinerosella (FR.) 
Alis anterioribus angustis obscure griseis, antice cane- 
scentibus, strigis duabus dilutis, priore paulo ante me- 
dium, fuscescenti-marginatis, punetis duobns mediis fuscis 
inferne nebula fuscescenti-terminatis. (1 fem. nach Mann.) 
Myelois — FR. Isis 1839. p. 176. — Ephestia 
 Guenee Ind. 81. 
Phyeis — H.Schff. tab. (ined.) 11. fig. 76. 


Gin wenig kleiner als bie vorige, mit verhältnigmämäig Fürs 
zern Vorderflligeln, deren Vorderrand in anjehnlicher Breite weiß: 
grau ift, und Deren mehr genäherte Querlinien breiter als bey 
Abstersella und Elutetla braun gefäunt find, Ein vorzügliches 
Merkmal gibt der braune Schatten, welcher von dem Anfange 
der zweyten Querlinie her ſchräg bis unter den zwehten Mittels 
punct zieht und ben weißgrauen Raum ſcharf begrenzt. 

Rückenſchild und Kopf Iehmgelblicigrau. Fühler deögleichen, 
ſehr kurz faferfpigig. Beſchuppung auf dem Obergeſicht etwas 
locker, flach conver Marillartaſter kurz, ſtumpf. Lippentaſter von 
14 Augenlänge, nicht ſehr did, zufammengedrüdt, ſtumpf, dunk— 
Ier als der Kopf; Endglied von halber Länge des zweiten Gliedes. 
Ruͤſſel ſtark, befchuppt. Beine ftaubgrau, etwas fihattirt. Hin- 
terleib gelbgrau mit bleichen Ningrändern und lehmgelbem After: 
buſch, aus welchen der kurze Legeftachel hervorſteht. 

Vorderflügel verhältnigmäßig etwas kürzer und breiter al& bey 
Elutella et Abstersella, doch immer noch beträchtlich ſchmal 
mit abgerundetem VBorderwinfel, bräunlich grau, am Vorderrande 
bis zur Medianader weißgrau, gegen Die Baſis dunkler beftäubt. 
Bon der erſten Querlinie ift nichts als der bräunliche Außen— 
fihatten vorhanden, weiter an die Slügelmitte gerückt ald bey den 
zweh andern Arten, mit einem einfpringenden Winfel unter der 
Subeoftalader. Die zwehte Querlinie, verlofchen nnd grau, ift 
dem Sinterrande näher ald bei Abstersella und in einen breis 
ten, am Vorderrand dunflern Schatten gefaßt. Von den Mit: 
telpunsten ift der obere ziemlich groß, braun und etwas verloſchen; 
der untere ift ein Außerft Kleines Pünctchen, beide im hellſten 
Theile des meißgrauen Raumes. Bon dem dunfeln Schatten, 
womit Die zweyte Quetlinie anfängt, geht eine Fortſetzung ſchräg 
einwärts bis unter dad 2. Mittelpiinetchen und, verſchwindet Dann 
an ber Flügelfalte. Längs bed Hinterrandes ift der Grund weiß: 
grau beftäubt; die Hinterrandlinie aus braunen Puncten zufam- 
mengefeßt; Franzen Dunfelgrau. 

Hinterflügel ftumpfer am Vorderwinkel als bey Abstersella 
et Elutella,. fehr blaß bräunlich, am Hinterrande ſchmal ver 
Dunfelt, 

Unterfeite etwa3 glänzend bräunlichgrau, kaum mit einer Anz 
deutung Der zwehten Querlinie, 

Bon diefer Art fing Mann zu Anfang Junyh einige Gremplare 
am Lichtenftein bey Mödling (2 Meilen von Wien) an jungen 
Kiefern, ; 


Anmerf. Cinerosella FR., in der Iſis a. a. O. aufgeftelt, 
beſitze ich nicht; nad) einem ungarischen Pärchen der F. Rös— 
lerftammifchen Sammlung entwarf ich folgende Diagnofe, 
die fi) auf dag Mannifche Eremplar nicht ganz gut anwen- 
den läßt: 
„Alis anterioribus pulvereo-canis, dorso latius pallescen- 
tibus, siriga priore fracta obsoleta fuscescenti, striga‘po- 


596 


steriore cana fuscescenti-marginata, puncto medio fusco. 
Größe der Acr. consociella; die Flügel ſchmäler. Die gebrochne 
erfte Querlinie, welche den Rand eines weißgrauen, bindenför= 
migen Naumes bildet, und die Farbe des Innenrandes unterfcheiz 
det die Art von jeder andern Myelois. Nücdenfchild und Kopf 
dunkler als der Innenrand der Vorderflügel.” — 5. Schäffers 
Abbildung, vieleicht nad) einem Mannifchen Eremplar entiwor- 
fen, ſchließt fi) meiner Diagnofe gut an. 


4, Bigella Z. n. sp. 


Alis anterioribus cinereis, ex basi nigricantibus, strigis 
duabus appropinquatis canis, late nigricanti- marginatis, 
priore media, fracta, antice abbreviata, posteriore undu- 
lata. (1 mas. mus. M. 1 fem. mus. FR.) 

Bon der Größe einer mittlern Elntella, von diefer fehr ver: 
fchieden durch breite, ſchwärzliche Ränder der zweh Duerlinien, 
son denen bie erfte faft genau in der Slügelmitte und ziemlich 
fenfrecht auf dem Innenrande fteht. 

Rückenſchild und Kopf ftaubgrau. (Obergeficht abgerieben.) 
Fühler Horftenförmig, faferzähnig, braͤunlich. Marillartafter dünn 
und fpig. Xippentafter von 14 Augenlängen, dünn, ſpitz, auf 
gebogen, ausmärtd dunkler grau ald einwärts; Gndglied von 
mehr als halber Länge bes zweyten Gliedes, feinfpigig. Nüffel 
zufammengerollt, beſchuppt. Beine und SHinterleib ftaubgrau. 
Afterglied ſpitz mit gelblich weißen Schuppenbüfchchen am Ende 
und wenig hervorftehendem Legeftachel. 

Vorderflügel lang und ſchmal, in der Geftalt wie bey Elu- 
tella, an den helften Stellen weißlichgrau; von der Baſis big 
zur erften Querlinie ſtaubig fchwärzlich, außer am VBorderrande 
bis zur Subeoftalader. Die Querlinien faft weißlih; Die erfte 
fteht faft in der Flügelmitte ziemlich fenfrecht auf dem Innenrandez 
fie ift unten verdickt und auf der Medianader zu einem flumpfen 
Winkel gebrochen, deſſen oberer Arm dünn ift und nur big 
zur Subeoftalader reicht; fie ift mit ſchwärzlichem Chatten 
auf beiden Seiden gerandet; der auf der äußern Seite eribeitert 
fich beträchtlih am Vorderraude. Die zweyte Duerlinie geht 
mit dem Hinterrande parallel und ift am untern Eude etwad ver— 
Diet; auf der Mitte krümmt fie fich fanft gegen augen ober bil- 
bet einen fumpfen Winfel; auf der innern Seite ift fie ſchärfer 
ald auswärts ſchwärzlich fchattirt. Das helle Grau des jehr 
verengten Mittelfelded wird durch die ſchwärzlichen Einfafjungen 
der beiden Querlininien fehr verengt, am meiften nahe am In= 
nenrande, Das Mittelzeichen befteht in zwey verlofchenen, brau= 
nen, Kleinen Puncten chief übereinander, Der Raum vor ber 
ziemlich feinen, punctirten, braunen Sinterrandlinie ift hellgrau, 
etwas dunkel beftäubt. Pranzen grau. 

Hinterflügel gegen den Vorderwinkel verengt, Jichtgrau, mit 
hellbrauner Nanblinie. 

Uinterfeite der Vorderflügel hellbräunlich grau mit einer Anz 
beutung der zwehten Querlinie; Hinterflügel hellgrau. 

Das einzele Weibchen (erwähnt in der Iſis 1839, ©. 176.) 
fol aus Sicilien ftammen; dad Männchen it aus Toskana, wo 
Herr Mann die Art bei) Antignano in den Morgenftunden, doch 
felten, aus bürren Zäunen Elopfte. 


5. Biviella FR, nov. sp. 


Alis anterioribus einerascentibus, basi posticeque obscu- 
rioribus, strigis duabus canis, priore subreeta multo ante 
medium, posteriore undulata, strigula interjecta fuscescenti. 

(mas. mus. M., fem. mus. FR.) 


997 


Don der vorigen, deren Größe fie hat, ſehr verfchieden durch 
eine mehr fhiefergrau Grundfarbe, einen bräunlichen Strich als 
Mittelzeichen, Die ‚weit vor der Mitte ſtehende, faft gerade erfte 
Querlinie. 

Rückenſchild und Kopf lehmgelblichgrau. Fühler bräunlich, 
beym Männchen deutlich gefranzt. Schuppen des Obergeſichts 
einen furgen Kegel bildend. Lippentaſter kaum von doppelter Au: 
genlänge, aufiteigend mit horizontale Endgliedem, mittelmäßig dick, 
etwas zufammengedrüdt; Das. zweyte Glied über der Baſis des 3. 
in ein Schuppenbüjchchen auslaufend; Das ftumpfe, längliche End: 
glied Fürzer als das 2, Rüſſel flein und verftedt. — Beine 
bräunlich grau, mit weißlichen Gliederrändern ; Sinterfchienen 
-zufammengedrücdt, weißgrau, dunkel beftäubt. — Sinterleib grau, 
mit gelblichem Afterende des Weibchens, 

Borderflügel lang und ſchmal, mit deutlichem. Vorderwinkel, 
grau, etwas ind Schieferfarbne, von der Bafid aus ſchwärzlich 
grau bis an die erſte Querlinie. Dieſe weniger fcharf ald die 
2., fein und bel, ſteht weit nor der Mitte, etwas fihräge auf 
dent Innenrand; fie ift ziemlich gerade, beym Männchen ‚macht 
fie auf der Subdorfalader einen einipringenden Winfel; auswärts 
ift fie breit ſchwärzlichgrau eingefaßt, Die 2. Querlinie divergirt 
nach oben mit dem Sinterrande; fie ift ſchwach wellig und macht 
nur auf der Mitte eine ſchwache, nach außen convere Krümmung ; 
ihre Einfaffung auf der Innenſeite ift breit und erweitert fich 
gegen ben Innenrand; auf der Außenfeite füllt fie den Raum 
bis zu dem wenig verdunfelten Sinterrande aus. Im breiten 
Mittelfelde liegt ein graubrauner, nicht ſehr ſcharfer Strich auf 
der Querader, Doppelt jo weit von ber erften als non der 2. 
Querlinie entfernt, nicht weit von ber Einfafjung ber legtern, 
Franzen grau. 

Hinterflügel nad) vorn verdünnt, weniger als bey Elutella, 
bellgrau mit faum verdunfelter NRonbdlinie, 

Unterfeite ftaubgrau, auf den Sinterflügein Heller, auf Den 
Borderflügeln mit einem hellen Vorderrandfleck ald Anfang der 
2, Querlinie. Das Männchen hat die Vorderrandbafis der Vor: 
derflügel mit Dichten, langem, hellgelblichem Filz belegt, der, 
indem er (ob bloß durch Das Spannen?) fid) nach vorn audbreis 
tet, won der Oberfeite betrachtet, den Vorderrand etwas eripei: 
tert erſcheinen läßt. (Wen Elutella mas jehe ich auch Diefen 
dichten Filz; aber er hat feinen Einfluß auf das Ausſehen Des 
Vorderrandes.) 

Vaterland: die Gegend von Wien, Einige Exemplare ſieng 
Mann am 3. Jung 1842 bei Tivoli an Eichen; das Fiſcher— 
che ‚Exemplar ift aus dem Prater, 


6. Oblitella Z. 


Alis anterioribus angustis cinereis, obscure pulvereis, 
strigis duabus dentatis, dilutis, priore maculae dorsali 
luteofuscae acclinata, striola (punetove) media fusca (1 
mas. mus. M., 2 fem. mus. FR.) 

Mit noch fchmälern Vorderflügeln ald EluteHa, unter den 
Schwmalflüglern ausgezeichnet durch Den großen gelbbraunen Ins 
nenrandfled, der fih an Die innere Seite ber exften Querlinie 
anlehnt. 

Größe über Elutella, faft wie Chrysorrheella. Kopf, Rüden- 
ſchild und Vorderflügel ſehr Heil ftaubgrau, und mehr oder we— 
niger dicht mit ſchwarzbraunen Stäubchen beftreut; beym Männchen 
bleibt die Grundfarbe am reinften. Obergeficht gerundet, faft 
glattjchuppig, unten weißlich. Marillartafter deutlich, Hellgrau, 
zeichlich beſchuppt. Lippentafter von doppelter Augenlänge, ziem⸗ 


Genen.) 
— 


598 


lich di, fehr zufammengedrüdt, aufgefrimmt, faft dem Gefichte 
anliegend, meißgrau, außen bräunlid) beftäubt; Endglied nur von 
4 Länge des 2. Gliedes, deutlich abgelegt, zugeſpitzt. Rüſſel 
ftark, beſchuppt. — Beine hellgrau; Füße obenauf braun mit 
meißlichen Gliederfpigen; Mittelfchienen mit braunem Fleck vor 
der Spige. — Hinterleib lichtgran, auf dem Rücken braun be 
ftäubt; After weißgrau ohne hervorſtehenden Legeftachel. 

Vorderflügel ſehr ſchmal, nach hinten ſehr wenig erweitert, mit 
abgeſtumpftem MVorterwinfel, beym Weibchen viel vreichlicher 
fchwarzbraun beftäubt als beim Männchen, und zwar Dichter ge: 
gen Die Baſis ald gegen den Sinterrand, An Der Baſis liegt 
auf der Subeoftalader ein braunes Fledchen. Die 2 Querlinien 
find wenig heller ald Die Grundfarbe. Die 1., weit vor ber 
Mitte liegend, ift fihräg, wenig nad) außen sonper, am Dors 
derrand erweitert, auf der Subdorfalader mit einfpringendem 
Winkel; auf der Außenfeite ift fie braunfinubig eingefaßt; auf 
der Innenfeite lehnt ſich an fie ein bis zur Medianader beraufs 
reichender Innenrandfleck, der Iehmfarben oder zimmetbraun und 
mit fihmargbraunen Stäubehen ſtellenweiſe verdeckt iſt. Die 2, 
Querlinie it ein wenig nach innen conver gezähnelt, einwärts 
Dunkler gefäumt ald auswärts, befonders in den Einſchnitten 
und am Vorder: und Inmenrande, Das Mittelzeichen ift beym 
Männchen und einem Weibchen ein ziemlich dicker, brauner Strich; 
be) einen Weibchen ift nur Die untere Hälfte deſſelben übrig. 
Unter ihm gegen die 1. Querlinie Hin Hat das Männdyen eine 
lehmgelbliche Wolfe; und der übrige untere Naum des Mittel- 
feldes und Die Einſaͤumung der 2. Querlinie hat etwas lehmgelbe 
Beimifhung, die bey den Weibchen unter ber braunen Beſtäu— 
bung gang verfchwinbet. Der Hinterrand Hat eine braunftaubige 
Linie, Die ſich behm Männchen in deutliche, ſchwarzbraune Puncte 
trennt und weit vor der Flügelfpige aufhört. Branzen grau wit 
dunklern Schattenlinien überzogen. 

Dinterflügel bey den Weibchen durchfcheinend, lichtgrau, beym 
Männchen dunkler, am Sinterrande bräunlich; Franzen weiß. 

Uutevjeite Der Borderflügel faubgrau, nur behm Männchen 
mit einem hellen Vorderrandfled als Anfang der 2, Quefplinie. 
Hinterflügel heller als die Oberfeite, weißfrangzig. 

Diefe Art Iebt in Sieilin (F. Rößl., Mann) — in Un— 
gan am Neufteblerfee (F.R.) und bey Wien, mo Mann 2 
Exemplare bey Mödling am Lichtenftein am 2. Jun) 1838. fing. 


7. Interpunctella Hübn. 


Alis auterioribus angustis rufescentibus basi flavis. stri- 
gis duabus signoque medio plumbeis. 

Tinea — Hübn. fig. 310. 

Phyeis — Tr. 9,1. p. 196. Alis antieis basi flayi- 
dis, apice einereo ferrugineoque nebule- 
sis, lineis duabus transversis plumbeis, 
puncto medio ferrugineo; postieis albidis 
— 10, 3. p. 276. 

— Kollar Berzeignif p. 90. 
— —, Phycide entreponctuee Dup. VIl. p. 224. 
-  pl.280. fig. 5. — Catalogue pag. 224. 
Plodia — Guenee Index 80. 
Myelois— Z. Isis 1839. p. 176.5. — 1847. p. 80. 1654. 
Mit feiner andern Art zu verwechſeln, in der Größe gleich 
Elutella oder ‚darüber, Rückenſchild und Kopf röthlich. Füh— 
ler bräunlich,, puhescirend gefranzt. Schuppen des Obergefichts 
loder. Maxillaxtafter Elein, Lippentafter von Doppelter Augenlänge, 
aufgebogen mit Horizontalem Endgliede, mittelmäßig bie, etwas 


599 


zufammengedrüdt ; bräunlich roth; Endglied zugefpigt, von } Ränge 
de3 2. Gliedes. Rüſſel aufgerollt, beſchuppt. — Beine braunröth- 
lich mit fehr ſchmalen, weißlichen Gliederränden. Sinterleib röth: 
lichgrau, ohne hellere Afterfpige und ohne vorftehenden Legeftachel. 
Morderflügel ſehr ſchmal, hinten wenig erweitert, mit fchrägem 
Hinterrande und ſtumpfem Vorderwinfel, von der Baſis bis zur 
1. Querlinie gelb, dann roth mit bräunlicher Beftiubung. Die 
1. Querlinie fteht nahe vor der Mitte, fchräg, wenig nach außen 
conver; die 2. dünnere Querlinie, dem Hinterrande parallel, er 
reicht wie jene weder den Vorder, noch ben SInnenrand, Das 
Mittelzeichen ift ein ziemlich großer, verflofner Fleck und, wie Die 
‚Querlinien, etwas glänzend bleygrau. Franzen grau. 
Hinterflügel zugeipigt, hellgrau mit bräunlicher Randlinie. 
Unterfeite einfarbig glänzend, heil ftaubgrau. Die Raupe, von 
Hrn. Schmidt in Laibach entdeckt, von Treitſchke beichrie- 
ben, lebt in den [Früchten der Pinie den Winter ‚hindurch; 
der Schmetterling erfcheint im April und: Vai, nah Dupon- 
chel auch im Auguſt. Das Vaterland ift die Küfte des Mittel- 
ländifchen Meered. Wahrfcheinlich werden Die Eyer wie von 
Neph. abietella, Myel, terebrella an die Zapfen gelegt, wäh: 
rend fie noch an den Bäumen hängen. Mir ift Die Art in Ita- 
lien nicht zu Geficht gefommen. Ein fehr ſchönes Männchen 
wurde von Hrn. Hopffer bey oder in Berlin gefangen. 


Gen. 3. (8). Homoeosoma Curt. 

Phycidea Z. Lotria Guende. Phycis ex p. Tr. Dup. 

Antenne setacex, simplices, (maris) supra articu- 
lum basalem ceonstrictae. 

Palpi maxillares breves, eylindrici, epistomio incumbentes. 

— Jabiales mediocres adscendentes, compressiusculi, 
tenues. 

Haustellum spirale. 

Al anteriores angustule (obsolete bifasciatae); ven 
subcostalisramus ultimus simplex in costam exit. 

Alæ posteriores: venz subcostalis ramus anterior bre- 
viter furcatus; vena mediana trifida. 

Die ald Homoeosoma vereinigten Arten bilden einen natür— 
lichen Verein, den im männlichen Geſchlecht die Fühler auszeich- 
nen; fie find ohne Biegung und ohne rauhe Beichuppung, haben 
aber auf der Rückenſeite und über dem Wurzelgliede einen kur— 
zen Ausfchnitt, erjcheinen aljo hier ald zufammengeichnürtz auf 
der Bauchfeite find fie ſchwach geferbt. Beide Gejchlechter zeich— 
net der Aderverlauf Der Flügel aus; der legte in den VBorderrand 
auslaufende Aft verläuft ganz einfach ohne die gewöhnliche Ga— 
bel; auf den Hinterflügeln hat der in den Vorderrand endigende 
Aſt der Subeoftalader eine furze Gabel; Die Miedianader ſpaltet 
fi in drey Aeſte. 

Die Arten bewohnen einen großen Theil des gemäßigten und 
warmen Guropad und reichen felbft bis nach Finnland hinauf; 
fie leben in der Ebene und dem Kügellande, wohl in ber Regel 
in 2 Generationen. Der ältefte, auf H. sinuella gegründete 
Gattungsname ift der Eurtifche, Der Daher einzutreten hat. 


1. Nebulella S. Y. 


Alis ant. angustatis, dilute gilvescenti-griseis, costa late 
cana, postice fusco-squamata, punctis duobus ante, duo- 
bus post medium fuscis, posterioribus canis subpellueidis. 

Phal. Tin. nehulella, afchgraue Schaben mit fchwarzen Pune— 

ten. Wien Vzchn. ©. 140, 52. — Illiger Ausg. I. 
S. 108. — ». Charpentier ©. 145. 


600 


Tinea nebulella Hübn. fig. 157. p.33. Silbergraue Schabe. 
— Schrank Fauna boie. Il, 2. p. 123. Neblichte Schabe. 

Phycis nebulella (Zin.) Germ. Mag. 3. p. 173. alis an- 
ticis glaucescenti-cinereis, margine anteriore punc- 
tisque aliquot sparsis fuseis (sec, fig. Hübn.) 

Ph. Tr. IX, 1. p. 169. (Singn. Zin.) X, 3. p. 274. — 
— Fauna Volg. 554. 18. — Kollar Verzchn. 

Phyeita nebulella Steph. Cat. 7428. — Illustr. IV, p.303. 
al. ant. glaucescenti-albidis, punctis strigaque po- 
stica interrupta fuscis. 

Phycidea nebulella Z. Isis 1839. p. 178. — 6.-Schffr. 
Topogr. von Regensburg 3. ©. 195. 901. — Sclef, 
Schmtauſchbl. IV, (1843.) ©. 14. — VII. (1848) 
© 7. — VII. (1846.) ©. 12. — v. Tiedemann 
Preuß. Provinzialbl. 1845. ©. 553. 

Lotria — Guenee Index p. 83. 

Epischnia muscerdalis Hübn. Cat. 371. 3561. 


Var. b) capite, thorace alisque anterioribus cretaceis, 
his circa venam subdorsalem vix gilvesentibus. 
(spec. fem. mas. Mann.) 


Var. c) ut a, sed minor, alis brevioribus. 


Don der folgenden verfchieben durch beträchtlichere Größe, viel 
hellere Färbung, und auf den Vorderflügeln ein: breiteredg Wei 
längs des DVorderrandes, ohne reichliche Beymifchung von brau— 
nen oder ſchwarzen Stäubchen, fo daß auch der Ton des Weißen 
anders erfcheint; ferner hat Nebulella als erfte Querlinie nur 
2, nicht 3 braune erlofchne PBuncte, 

Vorderflügellänge bis 5", Kopf und Thorar fehr Heil ſtaub— 
grau, mit beingelblichem Anftrich, etwas glänzend. Obergeſicht 
einen ſtumpfen Segel bildend, glattichuppig, Daran lehnen fich 
die fürzeren fadenfürmigen, etwas dicken Marillartafter, Lippen— 
tafter von mehr als doppelter Augenlänge, aufgekrümmt, über Den 
Gefichtöfegel hervorragend, zufammengedrüdt; Das dünnere End— 
glied iſt ſtumpf und auswärts ‚braungrau angeflogen. Rüſſel 
hellgrauſchuppig. Bühler bleichgelblich hellgrau, beym Männchen 
fehr ſchwach geferbt und microſcopiſch gefranzt. Deine heller 
als das Rückenſchild, auf der Lichtſeite braunlich beftäaubt, am 
meiften die vordern; Die Süße jedoch haben weißliche Gliederfpigen, 
und die Mittelichiene hat vor Der Spite ein verlofchened, weiß- 
lies Bändchen. — SHinterleib hellgrau, etwas glängend, mit 
belem Mittelkiel, hellen Seitenrändern und hellern Enden ber 
Segmente. Bauch hellgrau, gewöhnlich zu jeder Seite mit einer 
Reihe braungrauer, flecenartiger Längsſtriche. Afterbuſch fahl: 
gelb, beym Maͤnnchen abgerundet, beym Weibchen zugeſpitzt mit 
heryorſtehendem Legeftachel. 

Vorderflügel ſchmal und lang geftredt, Hinten etwas erweitert, 
ohne fcharfen Vorderwinkel, etwas glänzend weißgrau, auf der 
größern Innenhälfte mit fahlgelblicher Beymiſchung. Die Vor: 
Derrandrippe ift von der Wurzel aug fchwarzbraun; vom 2. Längs- 
Drittel an geht eine bräunliche Beltäubung längs des Vorder 
randes fich weiter ausbreitend bis zu der 2, Querlinie. Unter 
halb dieſer Betäubung bleibt der Grund ftriemenartig rein; Die 
Flügelmitte ift wieder bräunlic) beftäubt, und der Raum zwifchen 
der Medinnader und dem Innenrande nimmt die fahlgelbliche 
Färbung an. Die erfte Querlinie it gar nicht vorhanden, ſon— 
dern ihre untere Sälfte Durch zwey, mehr oder weniger Dunkle, 
fchwärzliche oder braungraue Fleckchen angedeutet, von Denen das 
größere auf der Subdorfalader, das Fleinere dariiber und mehr 


/ 


601 


auswärts fteht. Auf dem Queräderchen ftehen 2 Eleine-Puncte 
über einander, ber größere, mehr ſtrichähnliche ift der untere, 
Unter ihm zeigt fid) auf der Subeoftalader gewöhnlich ein Dünnerer 
Längsſtrich. Die zwehte Querlinie ift fehr verlofchen, fehr breit, 
dem SHinterrande faft parallel -und mit dunkler Beftaubung ein= 
gefaßt. Am Hinterrande ift eine meift unsolftändige Reihe brau— 
ner Buncte, Branzen einfarbig hellgrau. 

Sinterflügel etwas durchſcheinend, grauweißlich, gegen den Vor— 
berrand hin allmählich dunkler; die Adern find dunkel und Die 
Randlinie graubraun; Die Franzen weißlich. 

Die noch glänzendere Unterfeite ift am Dunfelften grau am 
Borderrand der Vorderflügel und Lichter fich einwärts, ebenjo 
ift es auf den beträchtlich hellern Hinterflügeln. Ale Border- 
ränder haben nahe am Ende ein verlojchenes, helles Fleckchen. 

Bar. b) ein Weibchen aus Rußland, hat ein wenig. breitere 
Borderflügel, mit reinerem Wei und außen am DWorderrande 
fehr wenig Beitaubung, Daher ein viel reineres Weiß, in welz 
Ges nur ein fehr verdünntes Fahlgelblich auf der Innenrandhälfte 
gemischt it. Die fchwarzen Fleckchen find eher Wuncte, und der 
obere auf der Querader it Faum fenntlih. Sinterrand ohne 
Punctreihe; nur dunkle Stäubchen find vor demfelben. Auf der 
Unterfeite ift der Sinterrand ziemlich breit weißlich. Kopf und 
Rückenſchild find faft gang weiß. Der Sinterleib Hingegen hat 
auf weißem Grund einen breiten, braunen Doppelftreifen und 
eine an den Segmenteinfchnitten braun unterbrochene, weiße 
Rückenmitte. Ungeachtet Diefer Abweichungen Fann ich in dieſem 
Eremplar feine eigene Art erfennen. 

Dar. c) (zwey Männchen) bildet ein Bindeglied, zwijchen 
Nekulella und Nimbella. 

Diefe Art lebt in Rußland in den Worbergen des Urals und 
an der untern Wolga zu Ende Mah und im Junh (Eversm.) 
und in Finnland bey Selfingfors, wenn die Gremplare (Dar. c.) 
wirflih zu Nebulella gehören. In Ungarn (F.R.). In Preu— 
Ben, bey Danzig nicht hänfig (v. Tiedem.). In Deutfchland 
fand fie jih in der Mark Brandenburg bey Frankfurt a. d. O.; 
in Schlefien bei) Glogau (3.) — Bey Breslau und bey Volpers- 
dorf im Gläziichen ( Scylef. Taufchblatt); im Deftreich bey Wien 
auf Wiefen zu Gnde May und im Auguft (Kolt.); ın Bayern 
um Ingolftadt im Juny und July (Schrank); bey Regensburg 
felten an Difteln auf Viehweiden (H.:Schff.). Im Franfreic) 
um Paris (Guenee). In England im Juny bey Darenthwood 
und Epping Foreſt (Steph.) — Ben Glogau fliegt Nebulella 
ziemlich felten auf dürren, fandigen Plätzen der Kiefer- und Bir- 
kengehölze; auf einem Brachader fing id) mehrere an Carduus 
nutans. Ihre Erſcheinungszeit ift der Juny, July und Auguft, 
— Die von Tr, befchriebene Raupe fol die der Nimbella fein 


Unmerfung. Ueber Phyeis nebulella Dup. ſehe man bey 


Nimbella. 


2: Nimbella Z. 


Alis ant. brevioribus, angustatis, dilute cervinis, costa 
late cana, punctis tribus transverse posifis ante medium 
duobusque venae transversae fusco-nigris, posterioribus 
fuseescenti- cinereis. 


Phycidea — Z. Isis 1839. p. 178. — 1845. p. 266. — 


1847. p. 768. 
Phyeis —, Phycide nuageuse Dup- pl. 234. fig. 1. p. 349. 
— Cat. p. 324. \ 


Lotria — Guenee Index 83. 
Iſis 1848. Heft 8, 


602 


Phyeis — H.-Schff. tab. ined. 12. fie. 79. 
Phycis nebulella, Phyeide nebuleuse Dup. hist. pl. 279. 
fig. 5. p. 197. — Cat. p. 324. 
Var. 5) minor, alis anterioribus cinereis, ceterum ut 
in var. a); posterioribus canis subpellueidi-. 


In der Stammform ſehr auffallend verichieden von Nebulelt; 
Durch) Die allgemeine, viel braunere Färbung, die Fürzeren, brei- 
teren DVorderflügel, die fchärferen Buncte auf denjelben. Die 
feineren Varietäten fommen indeß der Nebulella oft auferordent: 
lich nahe, indem fie in der Worderflügelbreite abändern, und felbft 
der Dritte Punct, der oberfte der 3 die erfte Querlinie andeu— 
tenden ift nicht immer fcharf und deutlich fihtbar. Die Artrechte 
der Nimbella haben daher noch nicht die nothiwendige Sicherheit. 

Nimbella wird nie fo groß wie die größte Nebulella (Wor- 
derflügellänge höchſtens 5”). Färbung des Kopfes, des Rücken— 
fchildes und der fürzeren, nach hinten etwas mehr erweiterten 
Vorderflügel Helrehbraun. Der Vorderrand der legtern ftriemen- 
artig weißgrau mit dunkler braunen Stäubchen beftreut als bey 
Nebul., Die dabey der Strieme eine mehr aus der Grundfarbe 
bervortretende Färbung laffen; am Worderrand felbft iſt die Strieme 
Dicht braun beftäubt, am breiteften hinter Der Flügelmitte, Die 
Subdorfalader ift weißgrau beftäubt mit 2 ſchwarzbraunen Buncten 
oder Fleckchen an der Stelle der gewöhnlichen Onerlinien. Ueber 
dem erjten befindet ſich auf der Medianader ein größeres Fleck— 
hen Sund nahe über dieſem, mehr einwärts ein meift fcharfer, 
brauner Punct in dem weißen Grund ber Strieme. Die zwen 
Punetflecke auf Den Queräderchen find fchärfer als bey Nebul. 
Die Querlinie dahinter ift ganz verlofchen, einwärts durch ein 
paar braune Strihe auf den Adern, auswärts durch dunklere 
Beftäubung mehr gehoben; ihr Anfang auf dem Worderrande 
ift meift Deutlich). Der wieder heflere Sinterrand hat bier und 
Da_einen Dunklen, verlofchnen Bunct. Franzen braunlich grau 
mit hellern Querjchatten. 

Hinterflügel ftumpfer als bey Nebul., mehr gelb bräunlichgrau 
mit wenig verdunfelter Randlinie. 

Unterfeite Dunfelgrau, auf den VBorderflügelm am bunfelften; 
nur dieſe haben im DBorderrande als Anfang der Hintern Quer— 
linie ein verlofchenes, Helles Fleckchen. 

Var. b) iſt oft jehr Fein (ein Weibchen von Meffina hat 23 
DVorderflügellänge; die Grundfarbe grau ohne die röthlich braune 
Behmiſchung oder nur in fehr geringem Grad; die Hinterflügel 
jo bel wie bey Nebulella. 

Nimbella lebt in Lievland (Lienig), Deutfchland, Italien 
bis nad) Sieilien hin und im griechifchen Archipelagus. Die 
Stammart fliegt bey Ologaw zu Ende May und den ganzen Juny 
hierdurch am trodnen, Fräuterreichen Anhöhen, an denen ihre 
Raupe die Blüthen der Jasione montana bewohnt; bisweilen 
ift fie hier Häufig. Einzeln traf ich fte auch im feuchtem Gehölze, . 
wo feine Jasione wächſt. Diefe Stammart fand Sr. v. Fifcher 
bey Dredden und Schandau, wo er ihre Raupe in den Blüthen 
des Aster chinensis entdeckte; Hr. Diaconus Schläger in Jena 
ſchickte mir 2 etwaß. fleinere Gremplare, deren Färbung ſchon 
etwas weniger Gebräunted hat, und die ihm wahrfcheinlich aus 
den Blüthen und Früchten der. Althaca rosea audgefrochen wa- 
ren. In Böhmen lebt diefe Stammart bey Reichſtadt (8.-R.) 
Die kleinen Eremplare, Var. b) erjcheinen meiſtens im Sommer, 
vielleicht alö 2. Generation bis im die Mitte des Augufts, Im 
Italien (Campagna von Rom, Berge von Meffina, an denen auch 
Jasione wächſt) erhielt idy nur die fleinere Variet. b im July 


38* 


603 


(Meffina) und zu Anfang September. Hr. Mann fing gleich: 
falls nur dieſe in Toscana bey Livorno, Salviano, Antignano, 
Pofignano; ſchon zu Ende April und im Mayh flopfte er fie, 
doch ziemlich felten, aus Zäunen. — Auch das von Löw auf 
Stand)io gefangene Gremplar ift Bar. b) — Die Raupe: habe 
ich in dem Fruchtboden der Jasione oft gefunden, aber nicht be- 
fehrieben. Rah F.-R. Verficherung ift fie die von Treitſchke 
bey Nebul. bejchriebene. 


Anmerk. Duponchels Abbildung der Nimb. ift zwar etwas 
roh, mit zu vielen und zu fcharfen fchwarzen Puncten auf 
den DVorderflügeln; gibt aber im Ganzen eine richtige Vorftels 
lung von Nimb. Fr.-Rößl. und Guenee find ber gleichen 
Peynung mit mir, Daß Dup. Nebul. nur Nimb. jey. In 
der Abbildung find die DVorderflügel fo dunkel wie bei der 
Stammart (nad dem Text: d’un gris cendre). 


3. Binaevella Hübn. 


Alis anterioribus brevioribus griseis antice albidis, ma- 
eulis duabus (superiore magna) ante medium punctisque 
duobus venæ transvers&, fusco-nigris, posterioribus fusce- 
scenti-einereis. 


Tinea binevella — Hübn. fig. 383. 

Phyeis — Zin. Germ. Mag. 3. 156. 29.: palpis recur- 
"yatis, antennis nudis, alis antieis albis, maeulis dua- 
bus geminis nigris — Treitschke IX, 1. 168. — 
X, 3. 274. — Eversm. Faun. Volg. 554. 17. 

Phyeis —, phycide geminee Dup. hist. pl. 279. fig. 6. 
p. 201. — Cat. 324. 

Phycita — Steph. Illustr. 4, 303. 2. 

Lotria — Guénée Index 83. 

Tineid. Binaevella 9.- Schf. tab. (inedit.) 12. fig. 80. 

? — petrella ib. fig 81. 


Ihre Artrechte find durch bie verhältnipmäßig fehr breiten Vor: 
derflügel ziemlich gefichert, wenigfteng mehr als die Der Nimbella. 

Kopf und Rückenſchild weißlich, ftaubgrau überflogen. Taſter 
(meines einzelnen, etwas verflogenen Weibchens) dünner als bey 
den 2 vorigen, an der untern Hälfte weiß, an ber obern braun. 
Nüffel weißſchuppig; Fühler weißlich. Beine weißlich, auf ber 
Lichtfeite graubräunlich überflogen; Füße am bunfelften mit weiß- 
lichen Gliederenden. An der Mitte der SHinterfchienen ift ein 
dunkles, verlofchenes Bändchen. Sinterleib grau, am After gelb: 
lich. Vorderflügel 34 mal fo lang, wie breit, 4,5" lang, an 
der Vorderhälfte weißlih, an der Innenrandhälfte heller oder 
dunfler gelblichgrau, auf der ganzen Fläche mit einzelnen brau— 
nen Stäubchen. An der Stelle ber erften Querlinie find zwey 
ſchwarzbraune Flecke ſchräg übereinander; ber Fleinere auf ber 
Subeoftalader, der größere über der Falte. So ift es in Hüb— 
ner& Abbildung und dem Männchen, das ih aus Fr.-Rößl. 
Sammlung vor mir hatte, bey meinem weiblichen Gremplare 
verlängert fich der untere Fleck bis zum Innenrande und. bildet 
mit dem obern zufammen, von dem er nur wenig getrennt ift, 
eine ziemlich voAftändige, chief einwärts gelegte, oben abgebrochne, 
fchmwarzbraune Binde. Die zwei weit davon entfernten, ſchwarz— 
braunen, ſcharfen Punetflecke des Queräderchend find fehr ge— 
nähert und fliegen einwärts faft zufammen. Die nicht weit hin- 
ter ihnen folgende Querbinde ift einwärts an der obern Hälfte 
von einem braunen Schattenftreif eingefaßt, auswärts blos dunk— 
ler fchattirt, am Vorderrande aber braun geſäumt; in der untern 
Hälfte ift fie faft verloſchen. Am hellern Sinterrande find ein 


604 


paar verlofchene braune Puncte. Der Innenrand ift am Mittel: 
felde braun angeflogen. — Sinterflügel bräunlid) grau, gegen 
die Balls Hin gelichtet. Ein Mittelzeichen (wie in Hübners 
Bild) fehlt. — 

Unterfeite bräunlih grau, am Vorderrande der Worderflügel 
am dunkelſten, von Da aus einwärts fich Lichtend. 

Der nod) fehr feltene Schmetterling wurde von Zinden am 
Harz auf einer Bergwiefe im Juny entdedt. Diefes Eremplar 
bildete Hübner ab. Einzelne Exemplare erhielt Treitfchfe 
aus Ungarn und von La ybach, und Fr-Rößl. aus der Schweiz. 
Das Stephenfifche Eremplar wurde in England bey"Broden- 
horft im July gefangen. In Rußland wurde die Urt beobachtet: 
in Lievland (in Gärten, felten, Lienig!), im Gafanifchen ge— 
gen Ende Juny und in den Vorbergen des Urals (Everömann). 


Anmerkung. Herr.-Schäffers Abbildung gibt Die bei- 
den erften Flecke der Borderflügel ziemlich flein und am Sin- 
terrande eine vollftändige Neihe ungleich großer Puncte; auch 
ift Die ganze Figur bejonders flein. Sie gibt dem Gedanken 
an eine Zufammenziehung der Binaevella mit Nebulella mehr 
Spielraum, ald mein natürliches Gremplar. — Pig. 81. fieht 
der Fig. 80. fehr ähnlih, fo daß der Gedanfe an ein Zu— 
famengehören fehr nahe liegt. Der Unterfchied fcheint darin 
zu beftehen, daß die Worderrandhälfte der Vorderflügel ganz 
weiß, Die Innenrandhälfte fahlgelb ift, und die 2. Duerlinie 
faft aus dem DVorderwinfel, ftatt weiter einwärts entipringt. 
Da aber die Gattungdmerfmale nicht mit abgebildet find, fo ift 
es leicht möglich, daß beide Schaben nicht einmal in einerlch 
Genus gehören. 


4. Sinuella Fabr. 


Alis anterioribus pallide ochraceis, faseiis duabus irre- 
gularibus ac margine postico fuscescentibus; posterioribus 
fusco-cinereis, eiliis omnibus pallide ochraceis. 


Tinea sinuella Fabr. Ent. syst. 3, 2. 308. 94. 

Phycidea — Z. Isis 1839. p. 1783—1847. p. 769. 341. 
— — H.- Schff. Topographie v. Regensburg 3, 
p. 195. 902. 

Lotria — Guenee Index p. 82. 

Phyecis elongella Tr. 9, 1. 202. alis antieis testaceis, 
maculis confluentibus fuseis; postieis einereis — X, 
3, p- 277. — K. Verzeichn. 2, p. 90. 

Phyeis elongella, phyeide allongee Dup. hist. pl. 282. 
fig. 3.5; mas. p. 245. 1456. — Dup. Cat. 324. 

Crambus sinuatus Far. Suppl. p. 474. 62. 

* Phyeis gemina, the twin barred knothorn Haw. 497. 

Phycita — Steph. Cat. 7435. 

Homoeosoma — sSteph. Illustr. 4, p. 312. 

Var. 5) al, ant. margine postico non obseurato. 

Phycis flavella, Phyeide blonde. Dup. hist. pl. 284. 

fig. 6. fem. (nach Dup. mas.) p. 291. 1472. 


An der Hellochergelben Grundfarbe und den ebenfo gefärbten 
Hinterflügelfrangen leicht zu erkennen. . 

Große einer mittlern oder kleinern Nimbella. Kopf, Rüden- 
ſchild und Vorderflügel bellochergelb. Männliche Fühler etwas 
di, gelbbräunfich, kaum Fenntlich geferbt, bicht microfeopifcy 
gefranzt. Geſicht zugerumdet mit anliegender Beichuppung. Lip- 
pentafter von doppelter Augenlänge, aufgekrümmt, über Das Ge- 
ficht herborftehend, etwas dünn, lehmbräunlich, innen und unten 
heller gelb. Rüſſel gelbgraufchuppig. Beine bleichgelb, auf ber 


605 


Lichtfeite gebräunt, an ben Glieverenden weißlich. Hinterleib 
bräunlich grau, anf den 2 erften Ringen größtentheild hellocher- 
gelb, ebenfo die Sinterränder der übrigen Segmente, Der After- 
buſch ochergeib, beym Weibchen ein gelber Legeftachel. 

Vorderflügel bis 5“ lang, von der Geſtalt wie bey Nim- 
bella, hell ochergelb in wechfeinder Höhe, am Worderrande, bes 
ſonders des Mittelfeldes gebräunt. Die erfte Binde ift gezähnt 
und winflig, nicht fehr Scharf, am Vorderrande erweitert; etwas 
einwärts geneigt: Das Mittelfeld hat die Breite des Wurzelfel— 
des; es wird hinten von der zweyten, auswärts geneigten, etwas 
geraderen auc) gezähnten und oben erweiterten Binde begrenzt. 
Ihr ſehr nahe ift der zufammenfließende Doppelpunct des Quer: 
üderchend. Der SHinterrand ift in beträchtlicyer Breite bindenar= 
tig gebräunt; feine Farbe wie die der 2 Querbinden ift gelb: 
bräunlich, Die des Doppelpunctes dunkler. Breite und Geftalt 
ber Binde ift etwas veränderlih. Branzen heller als die Grund— 
farbe. 

SHinterflügel einfarbig braungrau, hinten wenig dunkler. Fran— 
zen bleich ochergelblich, nahe an der Bafis von einer braungrauen 
Linie durchzogen. 

Uuterfeite braungrau, auf den Vorderflügeln bisweilen mit 
durchfcheinendem Gelb. Franzen heller ald auf der Oberfeite, 
die der Hinterflügel ebenſo gezeichnet. 

Bar. b) ift mir nicht vorgefommen. Das von Dupondhel 
abgebildete Weibchen ift groß und hat die 2. Querlinie am Vor« 
derrand wenig verdickt, und fo wie Die 2 Mittelpunete ziemlich 
matt. Der Sinterrand ift gar nicht verdunfelt. — 

Sie fommt ſchon im füblichen Deutfchland vor: bey Wien 
im July auf Sutwaiden in Gebirgägegenden bey Mödling (Kol: 
lar), bey Regensburg felten (H.-Schff.) — ferner in Ungarn 
(F.-R.) — in Frankreich in der Normandie (Dup.) und in 
andern nördlichen Gegenden 3. B. um Chateaudun (Guenee) 
und im Süden nicht felten (Dup.). — In England im Walde 
von Epping im Juny (Steph.) — In Italien wohl überall 
— Gorfica (—Bremi!) — GSicilien: bey Shracus im Mad 
(3) — Kirchenſtaat: um Rom, auf dürren Waideplägen im 
Auguft und September (3.) — in Toscana: bey Ardenza, Mon: 
tinero, Antignano, Pifa zu Ende April und den Man Hindurch 
an trocknen Wegen und auf Hutwaiden nicht felten (Mann). 
Sinuella fommt alfo in 2 Generationen vor. Die Raupe ift 
unbefannt; denn die Treitſchkiſche ift der Sinuella fremd. 


Anmerk, 1. Treitfchfes Eitate find fämmtlich zu ftreichen. 
Obgleich er von „allen ältern Beweiſen“ fpricht, nach denen 
die Tin. elongella Wien Verzchn. ©. 141. zur Hübnerfchen 
Elongella fig. 174. gehört; fo zeigt doch der Vergleich der 
Schiffermüllerfchen Sammlung, zufammen mit der Dia- 
gnofe des W. V. (beinfarbige Schabe), daß die Schabe ber 
Therefianer, in welcher Fr.:R. eine obsoletella erfannte 
(Beyträge ©. 225.) nicht die fehr mwahrfcheinlich zu Oec. 
chenopodiella gehörige Hübnerſche Elongella feyn fann 
(Vergl. Fr.-R. Beytraͤge ©. 200.) Die ſchmalen lanzettför— 
migen Hinterflügel der letztern beweiſen hinreichend, daß dabeh 
an feine Phhcidee zu. denken iſt. Daſſelbe iſt der Fall mit 
T.variella Hübn. 106., die wohl mit Recht für eine Varietät 
ber fehr veränderlichen Plutella fissella angejehen wird. Aus 
Treitſchkes irriger Anficht über das Zufanmengehören ſei— 
ner Art mit den 2 Hübnerſchen muß die unfere Sinuella 
fo fchlecht bezeichnende Diagnofe erklärt werden; fie folte auf 
alle fäljcplich angenommenen Varietäten paffen. 


Anmerk. 2.4 Die Stephenfiiche Homoeosoma gemina fol 
graue Hinterflügelfrangen (cilia ashy) haben. Nach ihrer 
übrigen Befchreibung aber und nach dem Gremplar, das Que: 
nee mit dieſem Namen ans England erhielt, gehört fie ficher 
zu unferer Sinuella, 


Gen. 4. (9). Piesmopoda. — G. 5. (10). Crocidomera, infra. 


Gen. 6. (11). Acrobasis. Z. 
Phyeis p. Tr., Dup. Myebois p. Z. 

Antennae setaceae, maris supra basim subdepressae 
dorsoque conferte squamato, articulo basaliinterne 
unidentato, feminae simplices. 

Ocelli distineti. 

Epistomium planum, squamis appressis vel convexiu- 
sculum. 

Palpi maxillares filiformis, epistomio acclinati; 

labiales mediocres adscendentes, compressi 
epistomium paulo superantes. 

Alae anteriores strigatae; venae succostalis furca api- 
calis in costam exit; vena mediana quadrifida (consociella); 

posteriores: vena subcostalis trifida, mediana quadrifida 
(consoeiella). 

Die Fuhlerbildung des Männchens gibt das Hauptmerkmal 
des Genus: das Wurzelglied hat am obern Ende einen einwärts 
gerichteten Schuppenzahn; die folgenden Glieder machen einen 
fhwachen Bogen, in welchem fie flach gedrüdt und mit anlie- 
genden Schuppen bekleidet find; die auf die Biegung nächftfol- 
genden Glieder haben öfters auf dem Nüden fleine Schuppen- 
zähne. — Beym Weibchen fehlen ale biefe Auszeichnungen. — 
Cristella macht eine Ausnahme, indem der Schuppenzahn bes 
Murzelgliedes ganz ftumpf und die Fühlerbiegung mit Schuppen- 
zähnchen bekleidet if. Angustella hat eine Audzeichnung 
an ben fehr erweiterten und zufammengebrüdten Taftern, auch be— 
findet ſich am Anfange der Fühlerbiegung ein zwehhöckriger Schup- 
penwulft. 

Die Vorderflügel find mit zwey Helen, dunkel eingefaßten 
QDuerlinien und 2 Mittelpuneten oder einem Mondzeichen gegeich- 
net; an der erften Querlinie haben mehrere Arten Querwülfte 
aud verlängerten, aufgerichteten Schuppen. 

4) Acrobasis pr. palpi labiales subteretes, articulus 

antennarum basalis dente distincto armatus. 

1) Obtusella H.; 2) porphyrella Dup.; 3) amoe- 
nella Mtzn. n. sp.; 4) obliqua Z.; 5) celusinella Z.; 
6) bithynella Z. n. sp.; 7) consociella A.; 8) so- 
dalella Z.; 9) tumidella Zincken; 10) rubrotibiella 
Mann. 

B) Trachonitis”. palpi labiales subteretes; articuli 
antennarum basalis dens obsoletus; curvaturae dor 
sum squamato denticulatum. 

11) cristella H. 

©) Alispa Z.** palpi labiales compresso-dilatati, arti- 
culi antennarum basalis dens obtusus, curyaturae ini- 
tium squamato-tubereulatnm. 

12) angustella Hübn. 


* zo@yUg, asper. 
** Aisrog laevis, & privativum. 


607 


A) Acrobasis. 
1. Obtusella Hübn. 


Alis anterioribus murinis, strigis albidis tribus nigro 
marginatis, spatio inter primam ac secundanı nigro, lunula 
media nigra in spatio albido. 

Tinea — Hübn. fig. 215. p. 35. 16. widlerförnige Schabe, 

Phyeis —, phycide obtuse Dup. VIL, p. 221. 1447. 

pl. 280. fig. 4. — Cat. 323. 
— — F.v.R. Beytraͤge S. 152. Taf. 57. Big. 3, a-c. 

Myelois — Z. Isis 1839. p. 177. 16. 

— — H.-Schff. Zopogr. v. Regensb. 3, ©. 195. 899. 

Rhodophaea — Guenee Index 75. 

In diefem Genus ausgezeichnet durch ihre düftere ſchwarzgraue 
Färbung ohne Beymiſchung von Roth und Gelb. Am ähnliche 
ften fteht fie der Pempelia betulae (Holosericella F. R.), mit 
melcher ſie bis auf $. v. Röslerſt. für einerley Art (Obtu- 
sella) galt. Unferer Acrobasis fehlt auf den breiten Vorder— 
flügeln ber ftarfe Schuppenwulft zwifchen den 2 erſten Querli— 
nien; ihre Mondſichel ift auswärts weißlich ausgefüllt, und im 
Mittelraum am der zweyten fonftigen eriten Querlinie ift auf 
der Subdorfalader ein weißlicher, ziemlich großer Fleck. Größe 
einer mittlern Acer. eonsociella. Rückenſchild und Kopf fihwarz- 
grau, Stirn des Männchens oberhalb der Fühler weißlich. Die 
weißlichen Fühler borſtenförmig, bräunlich; die männlichen Haben 
auf der innern Seite des ftarf verdickten Wurzelglieded am obern 
Ende einen ftarfen, abftehenden Zahn aus Schuppen; das 2. 
Glied ift verdidt und gerundet; Die folgenden 3—4 find auf 
dem Rücken dunfel und Dicht befchuppt mit einzelnen, aufgerich- 
teten Schuppen. Die übrigen Ringe find grau mit verdumfelter 
Baſis. Beine rauchbraun, an den Schienen= und Fußgliederen⸗ 
den weißlich; Mittelfchienen unter Der Mitte mit ſchwarzem Bänd— 
hen; Imnenfeite der ganzen Sinterbeine ſchmutzig weißlich. Kin: 
terleib braun, an allen Sinterrändern der Ringe und am After 
gelblich oder weißlich. Vorderflügel ftumpfer und etwas breiter 
als bel) Consoeiella, fchwärzlichgrau mit dunkler Baſis. Nicht 
weit von derſelben zieht fchräg nach außen eine weißgraue, ein= 
wärts ſchwarzrandige, oben etwas erweiterte Linie. Der auf fie 
folgende Raum it Faum mit etwas gröbern Schuppen ald an— 
berwärt3, ſchwarz bis zu einer dunfelgrauen, nach außen con= 
vexen und hinten tiefichwarzrandigen QDuerlinie Das Mittel- 
zeichen ift Schwarz und befteht in einem fchmarzen, am beiden 
Enden verdicdten Mondfteich, deſſen Goncavität weißlich ausge 
füllt iſt; es ſteht fat. in der Mitte zwifchen der vorigen und der 
3. Querlinie. In demſelben Mittelraum befindet fich eine weiß: 
liche, ziemlich große Stele, die fih an die zweyte Querlinie 
anlehnt und über die Subcoſtalader hinweg bis zum Innenrand 
reicht. Die 3. Querlinie geht ein wenig gefchlängelt, fat Dem 
Hinterrande parallel und macht in der Höhe des Mittelzeichens 
eine ſtärkere, einwärts connere Melle; Diefe Linie ift einwärts 
tiefſchwarz gerandet, auswärts von einem breiten, fchwärzlichen 
Schatten begleitet. Der Hinterrand wird Durch eine faft zufam: 
menfliegende Neihe Schwarzer Puncte bezeichnet. Franzen duukel 
mit ſchwärzlicher Schattenlinie vor der Mitte, 

Hinterflügel grau, am Hinterrande bräunlich und zu einer 
Randlinie verdunfelt. Franzen grau mit heller Wurzellinie. — 
Unterfeite grau, am Vorderrande der Vorderflügel am Dunfelften, 
In einiger Entfernung von dem Sinterrande läuft eine ſchwärz— 
liche Scyattenlinie querüber, Die ſich am Vorderrande veritärft 
und bläffer über das vordere Drittel der Hinterflügel hinmegzieht; 


608 


fie wird auf den Vorderflügeln auswärts von einem weißlichen 
Schatten begleitet. — Das Weibchen feine Eigenthümlichkeit in 
Färbung und Slügelbreite. 

Diefe Art Lebt faft nur im füdlichen Deutichland und in. ber 
Schweiz (— Zürich: Bremi!), Mann erhielt einige Erem— 
plare in Wien in einem Garten an Birnbäumen, F.⸗R. ein 
einzelnes in Nixdorf in Böhmen neben einem Garten. Nach Sr. 
Metzners Mittheilung fing der verftorbene Ruhlwein 3 Erem: 
plare (die ich fah) auf feinen Gurte Bieberteich, auf dem rech— 
ten Oderufer einige Meilen von Sranffurt. 


Anmerf, Die von Kollar im Berzeichnig der Schmetterlinge 
Niederöfterreich aufgeführte Phyeis obtusella ift zufolge der 
Auskunft bey F.-R. 1. c. einerley mit Pempelia perfluella. 
— Treitſchke's Phyc. obtusella 9, 1. 190. gehört zu 
Pemp. betulae. 


2. Porphyrella Dup. 


Alis ant. rufo-cinnamomeis, albo nebulosis, strigis dua- 
bus albidis, punetis duobus fuseis in linea disci longitu- 
dinali alba. (1 mas. mus. Mann.) 

Phycis porphyrella, Pbycide porphyre Dup. Hist. VII, 

p- 191. 1434. pl. 279. fig, 2. — Lat. 324. — 
Guenee Index 78. 
—  4H.- Schff. tab. (ined.) 5. fig. 29. 


Sehr ausgezeichnet auf den röthlich zimmetfarbenen Vorderflü- 
geln durch Die Dicke, weiße Linie auf der Medianader, die fich 
am Ende erweitert und hier Die zwey Mittelpuncte trägt. 

Größe wie Rubrotibiella ; die Borderflügel ſind aber geftrec- 
ter und ihr Sinterraud fchräger zugerundet. Rückenſchild und 
Kopf von der Farbe der Borderflügel. Obergeficht locker be— 
fhuppt. Fühler. borftenfürmig, beym Männchen faum geferbt, 
ſchwach pubescirend gefranzt, bräunlic) mit Dunfeln Ringeinfchnits 
ten, über dem Wurzelgliede ein wenig eingedrüct und weiplich 
glattihuppig ; das Wurzelglied braunlichgelb, oben und einwärts 
mit einem fpisen, horizontalen Zahn. Mearillartafter ziemlich 
anfehnlic), anliegend, bräunlichweiß. Lippentaſter bon zwey 
Augenlängen, aufgefrummt, über Dad Geficht hinaufragend, mäßig 
Diet, fehr zufammengedrüct, zimmmetbraun, am erften Gliede und 
dem Aufange des 2. ſchmutzig weißlich; das Endglied Halb jo 
lang wie dad 2. Glied, eiförmig, fat ftumpf. Rüſſel ftarf, 
weißlich befchuppt. — Vorderbeine und Hinterfüße mit weißlichen 
Gliederenden (Mittelbeine fehlen). Hinterbeine ſchmutzig hellgelb; 
Schiene an der Baſis und in einem großen Bande vor der 
Spitze ſtaubbraun — (Hinterleib angeleßt ). 

Vorderflügel röthlich zimmetfarben mit vielen weißen und weiß— 
ſtaubigen Stellen. Baſis hell, mehr ochergelb, mit ſchwärzlichem 
Fleck unter der Medianader. Die erſte Querlinie, ſehr weit 
gegen die Baſis, unregelmäßig, auf der Medianader weit gegen 
die Baſis hin verlängert, dann auf der Subdorſalader einen noch 
größern, gegen Die Baſis vorſpringenden Winkel bildend; aus— 
waͤrts iſt ſie breit und unregelmäßig ochergelb gerandet. Die 
zwehte Querlinie iſt weißlich und dünn; fie bricht ſich am Ans 
fange ihres zwehten Drittels zu einem rechten Winkel und läuft 
dann in einem großen, gegen außen converen Bogen nach dem 
Innenrande nahe am Hinterwinkel. Das Mittelfeld iſt ſehr 
groß, röthlich zimmetfarben ; Die Subdorfalader hat einen großen, 
nach außen gefpigten, weißen led; in der Höhlung der 2, 
Duerlinie geht ein weißer Staubftreifen über die Aeſte ber Mes 
Dianader. Diefe ſelbſt ift won Der ochergelben Einfaſſung der 


609 


erften Querlinie an bis auf die Anfänge ihrer Aeſte in beträcht— 
licher Breite weiß und enthält den untern braunen, ftrihähnlichen 
Punct; über dieſem iſt ein weißer, furzer Längsſtrich angeſchloſ— 
fen, in welchem man den obern braunen, kleinen Punct bemerft, 
und von Diefem aus geht eine weißliche Beſtaͤubung fehräg zum 
Borderrande vor der 2. Querlinie. Hinter diefer Querlinie ift 
der Raum weiß mit braunröthlichen Stäubchen und ochergelbem 
Hinterrande; Die Hinterrandlinie- ift röthlich zimmetfarben, an 
den Adern mit einwärts gerichteten Spigen.  Branzen grau mit 
dunklern Scyattenlinien überzogen. 

Hinterflügel ftaubgrau mit Dunffer Randlinie und. hellen Fran: 
zen, die nahe der Baſis von einer zarten, bräunlichen Linie um— 
zogen find, 

Unterfeite graußraun, auf den Sinterflügeln Tichter. Die 2. 
Duerlinie ſcheint verlofchen von der Oberfeite Durch und jegt 
fih auf 4 der Sinterflügel fort. 

Vaterland nad) Duponchel Corfica und Spanien. Manns 
Eremplar jol aus Rußland ſtammen. 


3. Amoenella Mtzn. n. sp. 


Alis ant. cinereo-purpureis, striga ante medium lata 
flavida nigro fissa, litura. disei pallida sine punctis distin- 
etis, striza postica cinerea tenui; capite collarique ochra- 
ceis (1 fem. mus. Milzn.) 

Ob diefe Art wirflich zu Acrobasis gehört, muß bie Ent: 
deckung bes Männchens erſt entjcheiden. Sie iſt jchr audge: 
zeichnet durch ihre fait bottergelbe Barbe auf Kopf und Kragen 
und Die heilgelbe, breite erfte Querlinie auf den flarf geröthe: 
ten DBorderflügeln. 

Größer als 'Tumidella, im Ausmaße der 2 folgenden Arten, 
Kopf hellgelb, mit dunflern Schattirungen. Bühler bräunlidy, 
am Wurzelgliede und 2—3 der folgenden Glieder Tehmgelb. 
Stirnwulſt furz, fegelfürmig.  Lippentafter Dicht am Gefiht auf: 
gerichtet, nur unterwärts gebogen, jonft ziemlich gerade, zufam 
mengedrüdt, nach ober, merklich verjüngt, blaßgelb, röthlich ber 
ſtaͤubtz das auswärts bräunliche, am Ende blaßgelbe Endglied 
ift faum 4 jo lang wie Dad 2. Glied, welches deutlich abge: 
fegt und unten ein wenig gebogen, ſonſt gerade ift. Marillar- 
tafter klein, blaßgelb, anliegend. Rüſſel befchuppt. Kragen 
dunkel ochergelb, Rückenſchild violettgrau, Schulterdecken mit ge: 
zötheter Spige und hellgelbem Iunenrand. Bruſt heilgelb, Vor— 
derbeine braunroth mit weißlichen Schienen= und Fußgliederen- 
den. Mittelbeine graubraun, Schiene mit bunfelrother Wurzel- 
hälfte und weißlicher, ſchräger Spige und meiplichen Dornen 
(Hinterbeine fehlen). Ale auf der Schattenfeite blaßgelb und 
die Mittelfchiene mit braunen Bändchen vor der Spitze. — Hin— 
terleib Dunfelgrau mit fehr breiten, blaßgelben NRingrändern, Die 
fih auf den erften Segmenten weit gegen Die Bafis verlängern, 
und folcher Farbe der Seitenränder und des Bauches. After: 
ende breit Dottergelblich. 

Vorderflügel 5 lang, in ber Geftalt mie von Acer. tumi- 
della, dunfel grauroth in dem Tone wie bey Pempel. faecella. 
Weit vor der Mitte ift eine breite, hellgelbe, fchwach gegen 
außen ‘gebogene Duerlinie, am DBorderrande verengt, eine vom 
Innenrande bis zur Subdorfalader reichende rauchichuppige, 
ſchwarze Linie enthaltend, und auswärts von der Subcoftalader 
an roſtroth jchattirt. Mittelpunete find: nicht vorhanden; aber 
an. ihrer Stelle ift ein weißlicher Nebelflek, unter melchem: der 
Grund bis zum Innenrande eine fchiefergraue Miſchung annimmt. 
Die 2. Duerlinie it dünn, ſchwach gelägt, lichtgrau, nicht fehr 

Sfis 1848. Heft 8. 


610 


deutlich mit einer großen, flachen Krümmung, beren Höhlung 
gegen innen gerichtet ift; am WVorderrande ift fie weiter Yon ber 
Spite entfernt, ald am Innenrande. Vor der braunen Hinter: 
randlinie ift ber Orund grau beftäubt. Franzen röthlidygrau mit 
Dunkeln Querfchattenlinien. 

Sinterflügel an der Baſis ftaubgrau, etwas durchfcheinend, ge: 
gen den. Sinterrand zu gebräunt mit brauner Randlinie, Fran: 
zen lichtgrau, init gelblicher feiner Bafallinie, 

Unterfeite bunfel ftaubgrau, an der Baſis der Sinterflügel 
am hellſten, ein wenig vwiolettlich fihillernd. Am Borderrande 
der Vorderfiügel Liegt gegen die Spige ein helles, verlofchenes 
Sledihen, als Anfang der nicht weiter fihtbaren 2, Querlinie. 
Auf den Hinterflügeln if fie bis zur Slügelhälfte ziemlich deut: 
lich vorhanden. Franzen wie auf der Unterfeite. 

Vaterland: die europäifche Türkeh (Metzner). 


4. Obliqua Z. 


Alis anterioribus einereis, obscurius sordidis, striga 
alba externe nigra rufoque marginata ante medium, lu- 
nula media nigra lituram obliquam fuscescentem tangente, 
striga postica argute serrata. 


Myelois — Z. Isis 1847. p. 31. 156. 


Aehnlich der Consociella, größer, aber mit fchmälern, fpigern 
Vorderflügeln und mit einer Mondfichel ftatt ber Doppelpuncte, 
einer mehr vieolettgrauen Grundfarbe auf denfelben, mit. viel 
ſchärfer gelägter hinterer Querlinie ꝛc. Die 2 folgenden Arten 
haben beträchtlich fchmälere Vorderflügel und Mittelpuncte ftatt 
der Mondjichel; Clusinella unterſcheidet fi) von obliqua außer: 
dem Durch weniger röthlichen Ton ber fchattigen Stellen ber 
DVorderflügel und den ftärfern bräunlichen Schatten unter ber 
Viondjichel, von Bithynella durch Die dunklere Vorderflügelbafis 
und den Mangel fcharfer Een an dem Schatten unter dem Mit: 
telgeichen. Bon ähnlichen Myelois-Arten unterfcheidet fie ihr 
Fühlerbau. Ihre erſte Duerlinie auf den Vorderflügeln liegt 
merklich näher an ber Balls ald am Mittelzeichen; fie ift 
weißlich und nach außen conver, gegen die Baſis nicht fcharf 
begrenzt, gegen bie Mitte zu dunkelgrau fchattirt und an den 
untern 3 durch eine tiefihwarze, grobe Schuppenlinie gerandet, 
welche wieder ihrerfeitd auswärts von einer dünnen, nach oben 
verjuͤngten, glatten, hellrothen Linie eingefaßt ift. 

Eine umftändliche Befchreibung Diefed von Loͤw auf Rhodus 
im April gefangenen ſchönen Maͤnnchens |. Iſis 1847, ©, 31. 


5. Clusinelia n. sp. 


Alis anterioribus angustis purpurascenti cinereis, striga 
alba externe fusco rufoque marginata ante medium, pun- 
etis duobus disci nigris, striga postica serrata. (1 mas. 
mus. Mann.) 

Etwas größer ald Acrobasis obliqua (Borberflügellänge ru), 
diefer am nächften verwandt. Die Vorderflügel find ſchmälet, 
der Farbenton röthlicher, der Schatten unter dem Mittelzeichen 
verlojchenerz das Mittelzeichen befteht nicht im einer Mondfichel, 
fondern in 2 Puncten, 

Kopf, Rüdenihild und Vorderflügel helgrau, mit purpurner 
Beymiſchung. Bühler geferbt, pubescirend gefranzt; der Bahn 
des Wurzelgliedes ftarf, faft horizontal; der Rüden der 2 fol- 
genden Glieder dunkelſchuppig. Stirnwulſt ſtumpfkegelig, mit 
unterwärts anliegenden Maxillartaſtern. Lippentaſter vom mehr 
als doppelter Augenlänge, zuſammengedrückt, breit, ftumpf, we⸗ 


39 


611 


wenig aufgefrummt, obenauf am 2. Gliede mit aufftrebenden 
Haarfhuppen, wodurch das Endglied doch nur wenig deutlich 
abgefegt erfcheint. Weine lichtgrau, die vordern auf der Licht: 
feite, fo wie alle Füße braunroͤthlich, an den Gliederenden hell: 
grau; Mittelbeine dunklergrau angeflogen, auf dem Enddrittel 
der Schiene mit brauntothem Bändchen; Hinterbeine hellergrau, 
Schiene am Enddrittel geröthet. — Hinterleib ftaubgrau, an 
den Ningrändern und dem Bauch bleichgelblich. 

Vorderflügel fhmal, nad hinten allmählich ermeitert, mit 
etwas ftumpfer Spige und fanft gerundetem Hinterrande, Bas 
fis dunkel. Noch vor dem erften Drittel ift die helle, weißlich— 
graue, fanft gewoͤlbte Querlinie; fie ift auf der converen Seite 
ohne fcharfe Begrenzung; auswärts aber auf dem Vorderrand: 
drittel fchattigbraun gerandet, auf den übrigen 3 bildet eine 
etwas rauhe, feine braune Linie und eine ihr ſich anfchließende, 
doppelt fo breite, hell rothe, außen dunkel befchattete die Ein: 
faffung. Das Mittelzeihen befteht aus 2 dunfelrothbraunen, 
ſehr deutlichen, edigen Puncten; der untere iſt der größere; fie 
ftehen in der Lichtung, die fchief nach dem obern Ende der 2. 
Querlinie hinzieht, und unterwärts von einem ziemlich breiten, 
braunröthlichen Nebel begrenzt wird, der unter dem 2, Mittel: 
puncte hin nad) der Mitte des Innenrandes zieht und ſich hier 
in der Grundfarbe ziemlich verliert. Die 2. Querlinie, in der 
Mitte zwoifchen den Mittelpuncten und dem Hinterrande lau: 
fend, ift ſcharf gefägt, einwärts von einer feinen, braunrothen 
Linie, auswärts von einer breitern und hellern Schattenlinie 
eingefaßt, welche ſich am Vorderrande fehr verdunkelt bis nahe 
an die Flügelfpige hinzieht. Am Hinterrande ift eine Reihe ediger, 
braunrother Puncte, und der Raum davor, der die Grundfarbe 
bat, ift vom Innenwinkel aus ſchmal und vor der Flügelfpige 
fehr erweitert. Franzen grau, außen bunfler. 

Hinterflügel heil ftaubgrau, am Rande, befonders gegen den 
Vorderwinkel, etwas gebräunt. Franzen mit heller Wurzellinie. 

Unterfeite wenig glänzend, hellgrau, an den Worderrändern 
und auf den Vorderflügeln auch am Hinterrande röthlich ange 
flogen. Hinterrandlinie ſcharf. Worderflügel dunkler als die 
Hinterrandflügel. Die 2, Querlinie ift verlofhen fichtbar, am 
beften am Vorderrande; auch am Vorderrande der Hinterflügel 
ift die Spur einer Querlinie deutlich. 

Bon diefer Art fing Mann 5 Eremplare in jungem Ei— 
chengehölz ben Pratovechio in Toskana. Ein Männchen ſchickte 
er mir als Myelois legatella zur Anficht. 


6. Bithynella n. sp. 


Alis anterioribus angustatis subpurpureo-cinereis, striga 
ante medium cana externe rufo marginata, punctis disci 
nieris duobus, litura sub iis angulata, striga postica ser- 
rata diluta (1 fem.) 


Betraͤchtlich größer ald Consociella, mie eine mittlere Ru- 
brotibiella, glei der Obliqua et Clusinella, denen fie auch 
ſehr ahnlich ift. Aber der Bithynella Vorderflügel find ſchmaͤ— 
ler; ſtatt des Mondfichelzeicheng haben fie zwey weit getrennte 
Puncte, und der Schatten, der von der 2, Querlinie ab un: 
ter dem 2. Mittelpuncte hinzieht, hat gegen bdiefelben fcharfe, 
ſchwaͤrzliche Eden. — Consociella hat ein mehr geröthetes 
oder violettliches Grau auf den viel kuͤrzern Vorderflügeln; eine 
ſchwaͤcher gezähnte hintere Querlinie und an dem Schatten un: 
ter den Mittelpuncten gar eine deutlichen Eden. Wegen ber 
großen Arhnlichfeit ber Bithynella mit Acrob. obliqua glaube 


| 


612 


ih nicht zu irren, wenn ich fie zufammen in biefed Genus 
ftelle. ; 

Kopf und Rüdenfhild mit: röthlich braunen, an Wurzel und 
Spige hellgrauen Schuppen bededt, daher arau mit röthlichem 
Anftuge, auf der Stien mehr weißgrau. Obergeſichtsſchuppen 
loder und eine fehr ftumpfe, Fegelformige Erhöhung (kürzer 
als bey Obliqua) bildend. Taſter aufgekrimmt, zufammen- 
gedruckt, grau, dunfelbeftäubt; Endglied ftumpf, laͤnglich eyfoͤr— 
mig, zufammengedrüdt, einmwärts weißgrau. Fühler bräunliche 
grau. — Beine lihtgrau, die vordern auf der Fichtfeite dunkel. 
Mittelfchienen mit braunem Bändchen unter der Mitte. Hin: 
terbeine ſehr heil, faſt weißlidy; die Schienen am Anfangr des 
2. Drittel auf dem Nüden mit deutlihem Haarbufh. Alte 
Füße dunkelgrau mit weißlihen Gliederenden. Hinterleib grau 
mit reichlicher gelber Befchuppung des Afterfegments. 

Vorderflügel fhmal und lang geftredt, nad) hinten wenig 
erweitert, roͤthlich fchiefergrau. Die erfte Querlinie ift wenig 
nad) aufen gebogen, weißgrau, einwärts nicht fcharf begrenzt, 
auswärts aber am Vorderrande, wo fie fic einwärtg biegt, 
dunkelgrau fchattirt, darunter in größerer Breite, als fie felbft 
hat, bis zum Snnenrande ziegelroth gerandet, von welcher 
Farbe fie jedoch durch eine dimne Meihe ſchwarzer, loderer 
Schuppen gefchieden wird. Meit ab von ihr fteht das Paar 
ſchwarzer Puncte; der untere ift viel’ größer als der obere, und 
beide find auf ihrem hellen Grunde fehr deutlich. Die zweyte 
Querlinie ift fägig und macht einen ſtaͤrkern Bogen als bey 
Obliqua und Consoeiella; fie ift ziemlich verlofchen, menig 
heller als die Grundfarbe, auswärts rochbräunlich ſchmal geran— 
det, nur am Vorderrande breiter und fehwärzlicher. Won hier 
aus geht ein fchmwärzlicher Schattenftreif fehräg herab, unter 
dem 2. Mittelpuncte hin und fich erweiternd bis zur Subdor— 
falader; er bildet an feinem obern Theile fcharfe Eden, die 
durch den meißgrauen, fie begleitenden Grund, in welchem die 
2 Puncte ftehen, um fo mehr hervorgehoben werden. Zwiſchen 
diefem Streif und der 2. Querlinie ift der Raum neblicht grau 
und getrübt. Am Hinterrande gebt eine Reihe Schwarzer Puncte, 
die zu einer Linie an einander ftoßen. Franzen hellgrau mit 
dunflerer Querlinie und am Ende dunkler gefärbt. 

Hinterftügel hellftaubarau, kaum am Hinterrande ein wenig 
dunkler. Franzen mit lichter Bafallinie. 

Unterfeite ein wenig glänzend hellgrau; auf den dunklern Vor— 
derflügeln laͤßt fich Eaum der Anfang der zweyten Querlinie am 
Vorderrande entdeden. i i 

Das einzelne gut erhaltene Eremplar wurde von Dr. Löw 
aus der Gegend von Bruffa in Kleinafien mitgebracht. Da ich 
früher über dag Genus, wozu es gehört, unficherer war als 
jest, fo unterließ ich die Befchreibung in der Aufzählung Elein- 
afiatifcher Falter, 


7. Consociella Hübn. 


Alis anterioribus latiusculis violaceo-cinereis, striga 
ante medium albida, nigro-marginata, plaga rufescenti 
acclinata, punctis duobus disci nigris cano-cinctis, striga 
postica undulata diluta. 
Tinea — Hübn. fig. 328. 
* (Larv. lepidopt. VIII. Tin.) 

Phycis consociella Zincken in Germ. Mag. Ill. p. 138. 
— — Tr. IX, 1. p. 187. palpis erectis, 
“ antennis nudis, alis ant. purpureo cinereoque nebu- 


613 ‚ 

losis, striga transversa baseos arcuata nigra. X, 3. 

p. 276. — Phycide associee Dup. VII p. 218. 

pl. 282. fig. 4?) — Catalog. p. 323: 

— (Guenee Index 76. 

Myelois — Z. Isis 1839. p. 177.14. — 1847. 764.338. 

— AH.-Schff. Zopogr. v. Negensb. 3, p. 195. 897. 

— Schleſ. Schm. Tauſchverinsber. III, (1842.) ©. 16. — 
IV. (1843.) ©. 14. 

Phycita — Steph. Cat. 7437. — Illustr. IV, p. 306. 14. 

Nephopteryx consocialis Hbn. Cat. p. 370. 3591. 

Phyeis tumidella Dup. VII, tab. 282. fig. 3. b. 


Unter den einheimifchen Arten am naͤchſten verwandt mit 
Tumidella Zincken, befonders Eenntlih an dem violettlihen 
Purpurgrau der Vorderflügel und der bis zur erften Querlinie 
nicht roftgelben, fondern roͤthlichgrauen Baſis; das Männchen 
hat Eeinen weißen, fondern einen trüb und dunfelgrauen Ober: 
£opf. — Rubrotibiella ift größer und bat auf den Vorderflü- 
gein noch weniger purpurrothe Beymifhung und an der Baſis 
ein Häufchen ziegelrother, abftehender Schuppen, die der Con- 
sociella ganz fehlen. Ueber die italienifhe, naͤchſtſtehende So- 
dalella f. m. bey diefer nah. (Nr. 8.) 

Consociella ift in der Größe veränderlih, bisweilen nur 
wie eine größere Eph. elutella, gewöhnlic etwas unter Acr. 
tumidella. Kopf und Ruͤckenſchild röthlich braungrau, letzterer 
etwas purpurroͤthlich überflogen. Fühler braͤunlich; das graue 
Wurzelglied hat einwaͤrts oben einen ſtarken, ſpitzen, faſt hori= 
zontalen Schuppendorn; nur die zwey folgenden Glieder ſind 
beym Maͤnnchen etwas breitgedruͤckt und auf dem Ruͤcken ſtaͤr— 
ker beſchuppt als die uͤbrigen Glieder. Obergeſicht gewoͤlbt 
mit anliegenden Schuppen. Lippentaſter aufgkruͤmmt, zuſam— 
mengedruͤckt, von maͤßiger Dicke, gegen das Ende verduͤnnt, 
mit deutlich abgeſetztem, ſtumpfſpitzigem Endgliede, auswaͤrts 
dunkelroͤthlichgrau, einwärts hellgrau. Vorderbeine dunkel roth— 
braungrau, Fußgliederenden wie an allen Beinen weißlich. Mit— 
telſchiene dunkel roͤthlichgrau am Enddrittel unter einem brau— 
nen Baͤndchen bindenartig hellröthlichgrau. Hinterbeine hellgelb— 
lich, auf der Lichtſeite an den Schienen graufleckig. Fuͤße grau 
mit weißlichen Gliederſpitzen. Hinterleib ſtaubgrau mit breiten 
ſchmutziggelben Hinterrändern der Ringe und rothgelbem After: 
ende des Meibchene. 

Vorderflügel nach hinten erweitert, violettlich purpurgrau, am 
fhönften im Mittelfelde,- in welchem 2 fcharfe braune Puncte 
über einander ftehen, jeder mit hellgrauem, faft meißlichen Hof 
eingefaßt. Naͤher gegen die Bafis ald gegen die Mitelpuncte, 
ift eine ziemlich grade, fehräge, grobfchuppige, ſchwarze Quer: 
linie, einwaͤrts wird fie von einer mweißlichen, gegen die Baſis 
nicht ſcharf abgefegten, ziemlich breiten Linie gerandet; auswärts 
ift fie am Vorderrande breit und fehr dunkelrothgrau ſchattirt; 
an ihren untern 3 lehnt ein hellrother, nicht fehr auffallender 
Streif, der ſich gegen den Innenrand erweitert und auf diefem 
ſteht. Mitten zwifhen den 2 Mittelpuncten und dem Hinter: 
ande geht eine, hellgraue, etwas wellige Querlinie, die am 
oberften Drittel eine Ede gegen die Mittelpuncte bildet und 
am Innenrande am hellften und breiteften ift; fie ift am leb— 
hafteften am Vorderrande, braunroth gefäumt, Von ihrer Ede 
läuft ein matter, braunrother Schattenftreif unter dem zweyten 
Mittelpuncte herab und verfchwindet auf der Subcoftalader; er 
verfließt öfters mit dem Saume der 2. Querlinie. Am Hin= 
terrande zieht eine Neihe ſchwarzbrauner, nicht fehr fcharf aus: 


614 


gedrüdter Puncte hin. Franzen ‘grau mit einer ftärfern und 
2 fehr fhwachen dunfleren Duerlinien. 

Hinterflügel bräunlichgrau, am Rande dunkler. Franzen mit 
heller Wurzellinie. 


> Unterfeite etwas glänzend bräunlichgrau, auf den Vorderfluͤ— 


geln dunkler; hier fcheint die 2. Querlinie verloſchen, am beut: 
lichften auf dem Vorderrande, einwaͤrts dunkel gerandet, dicht 
am DVorderrande geht beym Männchen ein ſchwacher Strich 
aus der Baſis hervor, der ſich zufpist, einwärts gelblich einge= 
faßt ift und ſich am Anfange des 2. Lingsdeittels der Border: 
flügel verliert. 

Ein bey Neapel gefangenes Männchen ift fo Elein, ‚wie bie 
durch Eärglihe Ernährung erhaltenen Eremplare, die Grundfarbe 
grauer, die Zeichnungen verlofchener, der obere der beiden Mittel- 
puncte fehlt beynahe, und der untere ift nur Elein. — Diefe 
Art fliege bey Neapel (15. Aug.) — in der Schweiz (Dup.) 
— in Srankreih um Paris (Dup.) — in England bey Coom— 
be⸗ wood zu Ende Juny (Stephens), in Deutfchland. bey 
Augsburg (Hbn. Regifter zu den Tafeln) — und Regensburg 
(9.:Schffe.) — bey Braunfchmweig im Juny im Grafe un: 
ter Eihen (Binden) — bey Dresden. und Schandau- (von 
Tiſcher) — Frankfurt a.d. D. und Glogau zu Ende Suny 
und July an Eichen, und zwar nur am Laube, aus welchem 
der Schmetterling aufgefheucht mit großer Schnelligkeit hervor: 
ſchießt, um nach kurzem Fluge wieder an einem DBlatte feinen 
Nuheplag zu nehmen. Er ift, nicht häufig zu finden. Seine 
Raupe dagegen war vor einigen Sahren in großer Menge zu 
Ende May und im Inny faſt an allen Eichenſtraͤuchern vor— 
handen und an den von Lip. chrysorrhoea abgefteffenen Eichen 
am leichteften zu entdeden. Sie bewohnt die. fleinen Zweige 
an Daumen und Sträuhern, am liebften in Sandgegenden. 
Hier legt fie an Stengeln oder Blattſtielen eine etwas fefte, 
weißliche Röhre an, die wenig weiter ift als ihr Körperumfang 
beträgt; dieſe liberzieht fie mit ihrem Koth und anderem Un— 
rath, daß von der weißen Farbe menig zu fehen bleibt. Aus 
dieſer Hauptröhre, die ihre Körperlänge wenig übertrifft, treibt 
fie ganz durchfichtige und dünne Seitenröhren nach den Blättern 
bin, und in. diefen begibt fie fih an ihre Nahrung durch einen 
faft trichterformig erweiterten Ausgang. Ben Gefahr flüchtet 
fie fi bis in ihre verftedte Hauptröhre, 

Sie ift ſchlank, ſchwefelgelblich mit 5 bräunlichen Laͤngslinien 
am Oberförper, mit honiggelbem Kopf und glänzendem Naden. 
Körper chlindeifh, vorn und hinten ein weig verjüngt; Kopf 
nicht groß, honiggelb mit wenigen, braunen Puncten. Das 
alanzende Nadenfchild ift ehenfo gefärbt und braun punctirt. 
Grundfarbe des querfaltigen Oberkörpers blaß fchwefelgelb mit 
5 gelbbraͤunlichen Längslinien; die Rüdenlinie ift die breitefte 
und ſchaͤrfſte; die 2 zu jeder Seite derfelben find ziemlich nahe 
an einander. Im gelblihen Grunde fieht man durch die Loupe 
fehr Eleine, ſchwarze Punctwärzchen. Unterkoͤrper weniger ange- 
nehm gelb; Beine heller; Bauchfüße Elein und zart. Die Haare, 
die hier und da auf dem Körper ftehen, find ziemlich lang und 
Elar. Das Afterfchild hat einige fternförmig geftellte bräunliche 
Pünctchen. 

Zur DVerpuppung geht die Raupe aus ihrer Wohnung auf 
den Boden und verpuppt fi in Erde, Moos x. in einem 
mweißlichen, ziemlich dichten Gefpinnft. In der Gefangenfchaft 
hat es ihe nicht gefchadet, wenn fie keine Erde erhielt, fie 
ne dann ihr Gefpinnft mit Koth oder anderem trocknem 

nrath. 


615 — 

Puppe honigbraun, auf den Hinterleibsringen mit eingeſtoche⸗ 
nen Pünctchen, am meiften auf dem Rüden und gegen die 
Morderränder. Der rethbraune Afterkegel hat auf der Rüden: 
feite einen ſchwarzen Wulftring und zu jeder Seite der Spitze 
2 gebogene Häkchen. In etwa 14 Tagen kriecht der Schmet- 
terling aus. 


Anmerk. Duponchels Phyc. consociella fann nad) ber 
Befchteibung recht gut hierher gehören. - Seine Abbildung ift 
aber fehr abweichend und kaum diefelbe Art; fie hat breitere 
Vorderflügel und ftatt der Mittelpuncte eine weißgefüllte 
Mondſichel; die erſte Querlinie iſt gelblich und hat einwärts 
einen rothen Innenrandfled. Dagegen gehört feine Tumi- 
della fig. 2. b. zu Consociella, worüber man Tumidella 
Anmerkung 2. nachſehe. 


8. Sodalella n. sp. 


* Alis anterioribus latiusculis purpureo-cinereis, striga 
ante medium albida nigro-marginata, plaga rufescenti ac- 
clinata, punetis duobus disci nigri cano-einctis, 'striga 
postica undulata late arcuata diluta. 


Der Consociella äuferft ähnlich, anfcheinend bloß durch bes 
trächtlichere Größe und helleres Purpurroth verfchieden. Die 
fpecififchen Unterfchiede meiner 2 Eremplare bejtehen in Folgen: 
dem. Der Zahn des Murzelglieder der Fühler ift kuͤrzer und 
ftumpfer. Die Vorderflügel find gegen die Baſis hin etwas 
weniger verfchmälert. Die hellvothe, an den rauhen Rand der 
erften, etwas ſteilern Querlinie angelehnte Fleck weicht ein wenig 
höher hinauf gegen den Worderrand. Von den beiden Mittel: 
puncten ift der untere viel größer als der obere und bey dem 
einen Eremplare edig; er fteht in einem hellen weißlichgrauen 
Ringe, wie denn auch der helle Raum des Mittelfelded weißli- 
cher ift al8 bey Consociella. Die hintere Querlinie macht eis 
nen tiefern ‚gegen das Mittelfeld geöffneten Bogen ; ebenfo zeigt 
fie ſich auch auf der Unterfeite. Hier ift der Worderrand ber 
Vorderfluͤgel in einer fehr dünnen Linie heil ochergelb, und der 
fhwarze aus der Murzel entfpringende Strich der Consoeiella 
mas fehlt gänzlich; in der Vorderrandzelle ift an der Baſis ein 
bleihgelbliches Haarbuͤſchchen ftatt des laͤngern, innen gelbbraus 
nen, außen tiefſchwarzen der Consociella. Auf diefer wie auf 
der Oberſeite aller Flügel ift die Färbung heller; auch hat der 
Hinterleib ein viel bläfferes und mehr gelbgemifchtes Grau an 
der Wurzel der Segmente. — Vaterland Toscana. 


9. Tumidella Zincken. 


Alis anterioribus purpureo-cinereis, basi late rufo-fer- 
ruginea, striga ante medium albida, nigro - marginata, 
plaga rufescenti acclinata, punctis disci duobus nigris, 
striga postica ceinerascenti; capillis maris exalbidis. 


Phyeis — Zincken in Germ. Mag. 3, p. 136. 15. 

— — Tr. IX, 1. p. 179. palpis erectis, antennis 
nudis, alis ant. ferrugineo griseoque nebulosis, striga 
baseos transversa nigra albae adnexa, et X, 3. p.275. 

— H.-Schff. tab. (ined.) 7. fig. 45. 

— Guénée Index 74. 

Phycide — Phycide enflle Dup. VII, p. 215. pl. 280. 
fig. 3a. — Cat. p. 523. 

Phyeita tumidella Steph. Cat. 7436. 

Myelois — Z. Isis 1839. p. 177.15, — Schl. Schm- 
tauschbl. IV, 1843. p. 14. 


616 


*Phycis verrucea, the warted kuot-horn Hauwth. 
Phyecita tumidana Steph,. Illustr. IV. p. 305. 9. 
Tin. verrucella Hübn. fig. 73. p. 35. 13, 
Zophodia tumidalis Hübner Cat. p. 370. 3557. 


Don Consociella leicht zu unterfcheiden durch die bis zur 
weißen Querlinie reihende Bafis der Vorderflügel und im männs 
lichen Gefchleht durch den gelblichweißen Kopf. Naͤher fteht 
aber die größere Rubrotibiella; diefe hat auf den Vorderflügeln 
nur einen rothjteinfarbenen Schuppenhaufen und fo gefärbten 
Vorderrand, während der übrige Raum bis zur Querlinie grau: 
gelblich ift; ihre Grundfarbe ift viel bläffer, ihre Mittelfchienen 
find nicht rothbraun, fondern hellroth. 

Kopf des Männchens weißlih, des Weibchens grauröthlich. 
Gefichtsfehuppen glatt anliegend, daher kein Stirnhöder. Füh— 
ler gelblich, durd) graue Gliedereinfdynitte geringelt; Wurzelglied 
beym Männchen weißlicy und mit ftarfem-Höderzahn oben ein= 
märtd; das zweyte Glied hat auf dem Rüden ein. kleines Zähn- 
hen. Die folgenden Glisder find in der deutlichen Biegung 
flach gedrüdt und mit Schuppen befleidet, durch welche die 
Gliedereinſchnitte verdedt werden, alsdann haben 5—6 auf 
dem Nüden Schuppenzähnchen. Beym Weibchen ift das Wur— 
zelglied graugelblich. Lippentaſter zufammengedrüdt, nad oben 
ein wenig verdünnt, außen am Wurzelgliede hellgraugelblich, an 
den 2 folgenden Gliedern rothgrau; das Endglied ift faft fo 
lang wie das 2., deutlich abgefeßte, zugelpiste. Marillartafter 
vorn braun. — Nüdenfhild roͤthlich lehmfarben. Bruſt gelb: 
lichweiß wie die Scha:tenfeite der Beine. Lichtſeite der Vorder— 
beine rothbraungrau, Mittelſchenkel obenauf hellgrau beftäubt; 
Mitrelfchienen rothbraun; Enddrittel gelblich weiß mit grauer 
Beftäubung in der Mitte. Hinterfhenfel und Schienen gelbs 
lich und unterwärts grauftaubig. Ale Füße auf der Kichtfeite 
graubraun mit. heilgelblihen Glieberfpigen. — Hinterleib grau 
mit breiten, hellgelblichen Ningrändern und folhem Bauche. 
Afterende roſtgelblich. 

Vorderflügel ein wenig fchmäler als bey Consociella, an 
ber Bafis bis zur Querlinie roftroth, am dunfelften neben dem 
Ruͤckenſchilde. Die Querlinie ift dünn. und weißlich, fchräg, 
feht wenig gekruͤmmt, auswaͤrts von der Subdorfalader an 
grobfchuppig ſchwarz gerandet, dahinter mit einem angelehnten, 
toftrotben, breiten led, der auf dem Innentande ruht; über 
ihm ift die Querlinie dunkel braunroth fhattirt. Die beiden 
fhräggeftellten Mittelpuncte find braun, etwas verlofchen und 
befinden fi in dem lichtgrauen, von der 2. Duerlinie herab- 
kommenden und bis zum Innenrande reihenden, nirgends fcharf 
begrenzten Raume. Der hintere Fluͤgeltheil ift rotbbraun, nur 
vor dem Hinterrande grau beftäubt. Die 2. Duerlinie ift dünn, 
lichtgrau mit großer, flacher, etwas melliger Krümmung zwi⸗ 
ſchen 2 einmwärts gerichteten Eden. Am Hinterrande zieht eine 
verlofchene Reihe fchwarzer, faſt zufammenfließender Puncte. 
Franzen grau mit dunkler Schattenlinie vor der Baſis. 

Hinterflügel einfarbig hell graubräunlih. Franzen mit gelb: 
licher, feiner, Bafallinie. 

Unterfeite etwas glänzend ftaubgrau, auf den Vorderflügeln 
dunkler; auf diefen hat der Worderrand eine gelbliche Strieme, 
die vor. dem gelblichen Anfange der zwenten Querlinie aufhört; 
auch die Vorderflügel haben ein folches Fleckchen vor der Spike. 

Tumidella lebt in England (nicht ſehr felten in Epping— 
Foreft und Darenthewood: Steph.) — in Schweben (ein 
Weibchen von Kinnekulle duch Boheman) — im nördlichen 


617 


Stankreih (um Paris in Gehölzen ziemlich gemein: Dup.) — 
in der Schweiz bey Züridy (1 Eremplar von Bremi zur Ans 
fiht) — in Deutſchland in verfchiedenen Gegenden um Heiz 
delberg (woher ich ein Weibchen fah) — um Augsburg (Hüb- 
ner) — Wien (Fr) — Braunſchweig im July, gern niedrig 
im Graſe (Zinden) — in Medelnburg und um Nirdorf in 
Böhmen (F.:R.) — um Dresden, Schandau und Goͤrlitz 


(v. Zifher) — um Berlin und Glogau in Eicyengehölzen, - 


meift in Gefelfhaft der Consociella, und ganz daffelbe Be: 
tragen zeigend, daher nicht leicht zu fangen, im Juny und 
July. Auch aus Ungarn erhielt Fr.:R. Cremplare, 

Die Raupe, bey Zinden und Treitfchfe befchrieben, lebt 
an Eichen, ähnlich wie die von Consociella. 

Vor mehreren Jahren fand und erzog ich fie häufig; ſeit— 
bem zeigte fich aber an derfelben Stelle nur Consociella, die 
ich früher da nicht gefunden hatte. — Die Verpuppung gefchieht 
nah Zinden an der Erde, aber auch ohne Nachtheil in einer 
bloßen Schadhtel in einem lodern meifen Gewebe. Die Puppe 
ift honigbraun in veränderlicher Dunkelheit; das Afterende ift 
verbunfelt und trägt am Ende 6 gebogene Häkchen, wovon 
die mittelften 4 fehr gedrängt ftehen; die 2 Außern aber etwas 
abgebogen find, Die meiften. Schmetterlinge krochen mir in 
den legten Zagen des Juny und den erften des Suly aus; 
doch erſchien mir auch ſchon ein Maͤnnchen in den erften Ta⸗ 
gen des Juny. 

Anmerk. 1. Daß Tumidana PP. zu der folgenden Art 
gehört, hat Fr.-R. in feinen Beyträgen augeinandergefegt. 
Unmerf. 2. Dupondel fagt, die Art fen ſehr veränder- 
ih in der Grundfarbe der Vorderflügel, die fich bisweilen 
violettlih oder bläulich zeige, und gibt als eine Warietät 

Big. 3.b. Allein diefe Figur, die id jeßt nicht vergleichen 

fann, ift zufolge meiner Notizen eine fichere Consociella 

mit zu weißlicher Worderflügelbafis.. Auch ift Tumidella 
nad meinen Erfahrungen feiner merflihen Veraͤnderlichkeit 
unterworfen. 


10. Rubrotibiella Mann. 


Alis anterioribus Jlutescenti-griseis, basi ipsa sanguinea, 
striga ante medium albida, exasperato nigro-marginata, 
punetis disci duobus fuseis, striga postica cinerascenti; 
capillis pallidis. 

Phyeis — F.-R. Beyträge ©. 158. Taf. 60. Fig. 2. 


— — Dup. Cat. 324. — * Supplem. IV, p. 123. 


pl. 60. — Guenee Index 74. 
Tortr. tumidana, lichtgrauer Wickler mit zwey röthlichen 
Schmuliten. Wiener Verzchn. ©. 179.19. 
— Illiger IL ©. 64. —- v. Charpentier 
. 80. 


Shre Hauptunterfchiede von Tumidella find bey der lestern 
erwähnt worden. 

Größe weit über Tumidella, wie die der Myel. suavella. 
Kopf ftaubig hellgelb. Fühler ebenfo mit. grauen Gliederein— 
fhnitten. Der Zahn am Murzelgliede der männlichen Fühler ift 
länger und dünner als bey Tumidella; ebenfo der Eleinere über 
dem MWurzelgliede; die Schuppen in der Fühlerbiegung find an— 
gedrüdt und weißlichgelb; die 6 folgenden Glieder haben auf 
dem Rüden, jedes einen furzen Schuppenzahn. Obecgeſicht 
anliegend befhuppt. Marillartafter weißlichgelb; Xippentafter 
wie bey Tumidella ; auswärts röthlich grau beſtaͤubt. — Ruͤcken⸗ 

Iſis 1848, Heft 8. 


618 


ſchild gelblihgrau; Kragen außer am Rande dunkelroth. Bruft: 
feiten meißlih. Schattenfeite der 4 vordern Beine und die Hin- 
terbeine bleichgelblih. Auf der Kichtfeite find die Worderheine 
graubraunftaubig. Die Mittelbeine an der Schenfelmitte braun 
lich und rothftaubig ; ihre Schienen find hell blutroth, am End— 
Drittel fcharf abgeſetzt, bleichgelb mit röthlihen Staͤubchen. Hin— 
terichienen rothftaubig und auf der Rüdenfchneide nahe an der 
Baſis mit einem gelblihen, etwas abftehenden Haarbuͤſchchen. 
Alle Füge auf der Lichtfeite grau, die hintern am hellften, mit 
hellen Gliederenden. Hinterleib am Anfange hell lehmgelb, 
mit unterbrochner, grauer Baſis der Segmente; dann grau mit 
hellgelben Ringraͤndern. Bauch bleichgelblich, Afterbuſch lehm— 
gelb. 

Vorderfluͤgel 47; — 5 Tang, breiter und kuͤrzer als bey 
Tumidella, lehmgelblichgrau; die Baſis ſelbſt iſt mit großen 
hellblutrothen Schuppen bekleidet, und ebenſo iſt der Vorder— 
rand bis zur erſten Querlinie gefaͤrbt; der uͤbrige Raum zwi— 
ſchen dieſer Linie und der Baſis iſt hell lehmgelb. Die erſte 
Querlinie iſt weißlich, ſchraͤg, wenig gebogen, nur am Vorder— 
rand mehr nach innen gekruͤmmt und hier auswaͤrts braun 
ſchattirt, oft mit rother Beſtäubung des Vorderrandes beym 
Männchen; von der Subcoſtalader an bis zum Innenrande 
bildet ein ſchwarzer, ziemlich breiter Schuppenwulft»den Außen— 
tand der Querlinie, und er felbft hat eine bisweilen recht 
f&harfe, blutrothe Linie als Außenrand. Hinter ihm ift das 
Mittelfeld anfangs bräunlich verdunfelt, dann allmählich lehm⸗ 
gelblich) grau oder faft grau, und in dem lichteften Theil ſte— 
hen die 2 etwas trüben, braunen Mittelpuncte. Die hintere 
Querlinie ift verlofhen, in dem gekruͤmmten Theile ftärfer fü- 
gezähnig als bey Tumidella und auf beiden Seiten von bräun= 
lihem, rothftaubigem Nebel eingefaßt, welcher fih vor dem 
Hinterrande lichtet, am WVorderrande aber am meiften verdun- 
£elt. Am Hinterrande geht eine Reihe verlofchener brauner 
Puncte. Franzen gelblichgrau, erft mit dunflerer, dann mit 
hellerer Querlinie. 

Hinterflügel braungrau, am Hinterrande wenig dunkler. Frans 
zen fehr lichtgrau, mit gelblicher, feharf grau gefaumter Wurzel: 
linie. 

Unterfeite ffaubgrau, am Vorderrande gelblich, bisweilen hell: 
roth angeflogen, wie die Flügelfpise immer. Die Vorderflügel 
am bunelften grau; fie haben den Anfang der 2. Querlinie 
als eine graue, hinten gelb eingefaßte Linie. Die Hinterflügel 
haben diefelbe Linie bis zu der Flügelhälfte. 

Diefe Art lebt bey Wien in Cihenwäldchen nicht häufig im 
July und Auguft (Fr: R.) — und bey Paris (Ouenee), 
Ein ſchoͤnes fiher hierher gehöriges Weibchen beſitze id) aus 
ber Gegend von Frankfurt a. d. O. Rubrotibiella mag alfo 
ziemlich verbreitet, nur wenig beobachtet feyn, 


Anmerf. Tort. tumidana Wien. Vzchn. paßt ſchon nadı 
den Morten der Diagnofe beffer. hierher al8 zu Tumidella; 
FR. fah aber auch die 2 Eremplare der Schifferm. 
Sammlung, und dieſe ſind nichts anders als unſere Art. 
Huͤbner und Treitſchke, die dieſe Exemplare fuͤr die vo— 
tige Art erklärten, haben ſich geirrt, was bey 2 ſoaͤhnlichen 
Arten leicht möglich iſt; auch ich habe mein Frankfurter Ex— 
emplar, das ich ſchon feit vielen Fahren befise, früher nur 
für eine Varietaͤt angefehn. 


— 


39% 


619 


Münchner Berein gegen Thierquälerey, 
gegründet von Hofrath Dr. Berner, 


Es war allerdings an der Zeit, daß man auch in Deutfch- 
land. gegen die Barbarey des Menfchen gegen die Thiere auf: 
trat. Da die Gefeggebung unbegreifliher Meife fih darum 
nicht beflimmerte; fo ift eg um fo lobenswerther, daß die Ein— 
zelnen fid) zufammenthun, um die Sitten zu mildern und Mit: 
leiden in die Gemüther zu pflanzen. Die Gefege werben nachkom— 
men und find fchon gefommen. Haben die Thiere auch feine 
Rechte, fo haben fie doch Schmerzen und der Staat hat das 
Recht, Muthwillen und Graufamfeit zu beftrafen und zu hin— 
dern, nicht bloß, weil die Mißhandlung der Thiere diefelben 
wild, krank und toll, mithin dem Menfchen gefährlich macht, 
fondern aub an und für fih, weil ſolche Menfhen aud roh 
und gefährlich für andere Menfchen werben. 

Es liegen ung mehrere Schriften des Vereins vor, welche 
nicht bloß feinen großen aufopfernden Eifer bezeugen, fondern 
auch den mohlthätigen Einfluß, den er während feines Furzen 
Beitehens ſchon ausgeübt hat. Viele Hundert man kann fa: 
gen, ſchon Taufende haben fi dem Verein angefchloffen und 
unterftügen ihn mit Beyträgen. Der Prinz Eduard von Al: 
tenburg hat ſich an bie Spige geftellt und die bayerifche Regie: 
rung fo mie mehrere andere haben auf bie Veranlaffung des 
Vereins bereits Gefeke gegen die Thierquälerey erlaffen, fo daß 
zu hoffen ift, es werde diefe Schande auch durch die Geſetzge— 
bung von der Menfchheit genommen werden, 


Die vorliegenden Schriften find: 
Sahresberichte 
von Dr. Berner für 1843, 1845, 1846 und 1847. in Tafchenformat, 
worin Nechenfchaft gegeben ift von der Thaͤtigkeit des Vereins 
nebft Aufzählung der zahlreichen Mifhandlungen der Thiere und 
deren fchlimmen Folgen; ebenfo ift die Art und Weiſe mitges 
theilt, wie die Thiere zu behandeln find. 


Beym erften Bericht ift ein Auffas 
Ueber die Pflichten gegen die Thiere 
von 3. J. Zagler. S. 1—38. 
welcher mufterhaft genannt werden kann und in die Hande Aller 
Eommen follte, die mit Thieren umgehen. Er enthält eine Art 
Pſychologie der Thiere und zeigt die ſchlimmen Folgen der Miß— 
handlungen. 


Ein ähnlicher Auffag: 
Ueber die Pflichten gegen die Thiere 
von S. Egger, Stadtpfarrer in Memmingen, liegt dem Jahrg. 1847, bey. 


Sn ben Berichten werden die Beyſpiele aufgeführt, wie das 
Vieh mißhandelt wird, befonders’ dag Schlachtvieh beym Zrang- 
port und in den Schlahthäufern und felbft in der Küche. Dem 
Rindvieh fallen oft auf dem langen Zransport die Klauen von 
den Füßen; die Kälber werden von den Hunden gepeinigt oder man 
läßt ihnen die Köpfe vom Karren herunterhängen. Das Ein: 
fpannen des Hundes, eines der Wuth unterworfenen Thieres 
ift hoͤchſt gefährlich. Pferde werden oft von rohen Burſchen 
fo auf den Kopf gefchlagen, daß fie toll werden und mit dem 
Fuhrwerk davon gehen. Kälber und Schweine ftiht man im 
Schlachthaus und rüttelt fie hin und her, damit das Blut gehörig 
ausfließe, eine Nohheit, der Fein gefühlvoller Menfch zufehen 
kann, und body läßt man Kinder daben ftehen, wodurch fie 
leauen, fich aus der Graufamkeit nicht8 zu machen, den Vögeln 


620 


die Jungen zu nehmen, ben Fröfchen die Schenkel abzufchneiben, 
während ein Schnitt vorher in das Nüdenmark hinter dem Kopfe 
fie gleich empfindungslos machen Eönnte. Ebenfo fchlagen fich bie 
Mägde mit den Aalen viertelftundenlang in der Kuͤche herum, wäh 
tend ein Schnitt hinter dem Kopfe fie gleich tödten würde.” Hieran 
ift frenlich bloß die Unmwiffenheit fhuld. Aber wozu haben mir 
denn Schullehrer und Pfarrer? Mit Donnern gegen die Suͤn— 
den macht man die Menfchen nicht beffer, fondern mit dem 
Unterricht in den Verfahrungsarten und den Handgriffen bey 
ihren Gefchäften. Unferes Erachtens follte in den Schlacht— 
bäufern Eeine andere Toͤdtungsart erlaubt feyn, als durch Meißel 
und Hammer, wodurch dag verlängerte Rüdenmark hinter dem 
Kopfe mit 2—3 Schlägen vom Hirn getrennt und das Thier 
augenbtiflich getödtet wird. Der. Meißel muß aber fo breit feyn, 
daß er auch die DVertebral: Arterien dutchfhneidet, damit das 
Blut ausfließen kann. Es find Spuren vorhanden, daß meh: 
tere alte Völker diefe Methode befolgt haben. 


Genera et species Palmarum, 


collegit, descripsit et Iconibus illustravit Dr. D. F. Ph. de Mar- 
tius. Monachii apud Auctorem, Lipsiae apud Fr. Fleischer 
1823 — 1845. fol. imp. p. 145-304, tab. 102-170. col. 


Diefes Prachtwerk ift nun vollendet. Das legte Heft ift 
noch nicht in unfern Händern, foll aber, wie wir hören, fertig 
feyn. 

Diefes Werk ift die raftlofe Arbeit eines halben Lebens. Schon 
im Jahr 1817. wurde der Verfaffer von Mar, König in Bayern 
mit Dr. Spir nah Brafilien gefhidt, um dafelbft die bota— 
nifchen und zoologiſchen Schäge zu fammeln, zu unterfuchen, 
abzubilden und damit die MWiffenfchaft zu fördern, Sm Sahr 
1820. zurüdgefehrt machten ſich beide fogleih an die große 
Arbeit, Spir für die Zoologie, Martius für die Botanik, 
Schon im Jahr 1824. gab der Verfaſſer ein Programm her: 
aus: Palmarum familia, wovon mir die Glaffification in der 
Sfis angezeigt haben 1824. ©. 875, 

Zu gleicher Zeit erfchienen Thon die 3 erften Hefte diefes 
Prachtwerks mit 67 Tafeln, deren Schönheit, Genauigkeit, Neu: 
heit und wiffenfchaftlicher Werth fogleih in ganz Europa Er- 
ftaunen und Freude erregten. Wir haben diefe Hefte nach ih— 
tem hohen Verdienft angezeigt in der Fig 1825. ©. 868. Don 
der Thätigkeit des Verfaſſers kann man ſich einen Begriff machen, 
wenn man bedenkt, daß ebenfalls fhon im Sahre 1823. vier: 
undzwanzig Tafeln feiner nova genera et Species erfchienen 
find von ihm und Zuccarini gemeinfchaftlich bearbeitet, auch 
angezeigt in der Iſis ©. 874. und die Fortfegung bis Tafel 200 
im Sahrgang 1828. ©. 276. 

Die Kortfekung der Palmen bis Tafel 101. wurde angezeigt 
1828. ©. 275. Nun ift in unferm Bells das Heft VIII, 
erſchienen 1845.; geht bis Zafel 170. Xert bis Bogen 152. 
©. 304. Diefe Abbildungen wollen wir nun angeben. 


Nachgetragen find: 
Tab. 50. A. Copernicia cerifera, Wurzelſtock, Rifpe mit 
Blumen und Früchten, beide zerlegt wie überall. 
— 75. D. Bactris longipes, Blatt und Kolben; Cocos bo- 
tryophora, bloß der unreife Kolben mit ber Scheibe, 
— 77. A.Diplothemium maritimum, Strunk, Blüthen und 
Sruchtfolben. 


621 1 — 


Tab. 102. Corypha rotundifolia, Metroxylon Sagu, Sa- 
gus elata, Areca catechu in drey Landſchaften. 

— 103. Thrinax multiflora, Sabal adansoni. Kolben mit 
Zerlegungen ber Blüchen und Früchte, wie überall, was 
wir. daher in der Folge zu erwähnen unterlaffen. 

— 104. Thrinax brasiliensis; aud Blätter. 

— 105—6. Seaforthia elegans. 

— 107. Caryota urens. 

— 108. Caryota urens, Borassus flabelliformis, Cory- 
pha umbraculifera, Arenga saccharifera, Nipa fruti- 
cans, in Landfchaften. 

— 109. Seaforthia elegans, Livistona humilis, Lodoicea 
sechellarum, in Landfchaften. 

— 110. Livistona humilis. 

— 111. Diefelbe als Baum. 

— 112. Calamus reinwardti. 

— 113, Calamus equestris, 

— 114. Plectrocomia elongata, 

— 115. Ceratolobus glaucescens, 

— 116. Plectrocomia elongata, Calamus ornatus, mela- 
nolomus, extensus. 

— 117. Daemonorops melanochaetes. 

— 118—19. Zalaeca wallichiana, 

— 120. Chamaerops humilis, Phoenix dactylifera, in 
Landfchaften. 

— 121. Borassus flabelliformis. 

— 122. Lodoieea sechellarum. 

— 123. Zalacca blumeana. 

— 124. Phoenix pusilla, Chamaerops humilis. 

— 125. Daemonorops melanochaetes, Chamaerops ex- 
celsa, hystrix. 

— 126. Chamaerops elatior, ein ganzer Wald. 

— 127. Corypha taliera, umbraculifera. 

— 128. Oalamus equestris, Scaforthia ptychosperma, in 
einer Landfchaft. 

— 129. Seaforthia ptychosperma. 

— 130. Sabal umbraculifera. 

— 131. Hyphaene thebaiea, in einer Landſchaft. 

— 132—33. Hyphaene thebaica. 

— 134. Lieuala peltata. 

— 135. Lieuala spinosa, acutifida, rotundifolia. 

— 136. Zalaeca wallichiana, Phoenix paludosa, Harina 
caryotoides, Phoenix pusilla et sylvestris, in Land⸗ 
ſchaften. 

— 137. Brahea duleis. 

— 138. Acrocomia mexicana, Chamaedorea schiedeana, 

in. einem Wald. 

139. Bentinckia coddapanna. 

140..Morenia poeppigiana, in einer Landfhaft. 
141. Morenia poeppigiana, 

142. Kunthia montana. 

145. Hyophorbe commersoniana, Dypsis forficifolia. 

143. Rhapis flabelliformis. 

145. Livistona inermis, in einer Landfchaft. 
146. Livistona chinensis, inermis. 
147—48. Arenga obtusifolia. 

149. Areca triandra, 

150. Areca nibung, 

151, Areca sapida, in Landſchaft. 

192. Areca sapida. 


EFFErFEF DEE 


622 


Tab. 153. Areca pumila, nibung. 

— 154. Hyophorbe commersoniana, Latania commerso- 
nii, Areca rubra, alba, erinita, in &andfchaften. 

— 155. Areca crinita, alba, rubra, monostachya. 

— 156. Oreodoxa oleracea, regia. 

— 157. Orania porphyrocarpa. 

— 158. Dypsis pinnatifrons, Seaforthia reinwardtiana, 
malaiana. 

— 159. Metroxylon rumphii, 

— 160. Calamus platyacanthos, oblongus. 

— 161, Martinezia caryotaefolia, Latania commersonii, 
Jubaea spectabilis. 

— 162, Lieuala peltata, Caryota urens, Borassus fla- 
belliformis, Brahea duleis, multiflora in 2andfchaften. 

— 163. Thrinax argentea, Oreodoxa oleracea. 

— 164. Phoenix reclinata, in Landfchaft. 

— 165. Desmoncus lophacanthus. 

— 169. Syagrus mikaniana, amara, hotryophora, co- 
coides, eomosa, Elaeis melanocoeea, Arecina? Fru- 
etus, 

— 167. Attalea princeps, blepharopus, maracaibensis, 
eohune, maripa, gomphocoeca, Cocos lapidea ; Fructus, 

— 168. Attalea humilis, mierocarpa, 

— 169. Orbignia humilis, dubia; Attalea cephalotes, 
excelsa, speciosa, phalerata. 

— 170. Orbignia phalerata, 


Der Text ift, wie fchon früher bemerkt, ganz vollftändig, 
mit Character, Citaten, Befchreibung, Vorkommen, Erklärung 
der Abbildungen. Darin find auch Mittheilungen von Andern, 
befonders von Poͤppig. Das werden wir hinter den Gattun: 
gen bemerken Beſchrieben find nun hier: 

p. 145. Bactris longipes Pöppig, chloracantha P., 
campestris P., chaetospatha. 

p- 145. Desmoncus prunifer P. 

. 149. Trithrinax n., brasiliensis. 

©. 153. Folge eine neue Glaffification mit ber Literatur 
und den Characteren der Sippen und Gattungen. Dabey eine 
neue Reihe von Zafeln mit Buchſtaben bezeichnet von R an 
bis 3 VL Diefe Tafeln enthalten Wurzelitod, Blätter, Keiz 
mung, Tracht. 

Tab. R. Chamaedorea elegans, schiedeana. Tab. S. 
T. T. Attalea funifera, Cocos coronata, schizophylla, 
Sabal umbraculifer.. T. U. T.V. T. W. T.X. Ger- 


minatio. T. Y. T. Z. Germinatio. 
T. Z. I. Flores, 
T. Z. I. Habitus: Chamaerops, Sabal, Diplothemium, 


Areca, Phoenix, Chamaedorea, Cocos, Acrocomia, Oreo- 
doxa?, Euterpe. 

T. Z. II. Altitudines geographicae palmarum. 

— Z. IV. Germinatio. | } 

— Z. V. Fructus. 

— Z. VI. Stomata etc. ' 

— Z. VII. - Cellulae et Vasa. 


Die Claffification fteht nun fo: 
Fam. I. Arecinae. 
1. Chamaedorea (Nunnezia) elatior, schideana , elegans, 
oblongata, concolor, gracilis. 
2. Hyospathe. 
3. Morenia poeppigiana, fragrans. 


©. 157. 


. Kunthia montana. 

. Hyophorbe commersoniana (indica ). 
. Bentinckia coddapanna. 

. Leopoldinia. 

. Euterpe. 

. Oenocarpus. 

. Oreodoxa oleracea. 

11. Areca catecha, triandra, sapida, nibung, crinita, 
alba, rubra, pumila, monostachya, wallichiana, nenga, co- 
ronata, Spieata, glandiformis, vestiaria, madagascariensis. 

12. Dypsis (Noronha) pinnatifrons (gracilis), forfieifo- 
lia, hirtula. 

13. Seaforthia (Ptychosperma) elegans, ptychosperma, 
reinwardtiana, malaiana, dicksoni, disticha, gracilis, ory- 
z&formis (globulifera), sylvestris, montana, saxatilis (hu- 
milis), rumphiana , jaculatoria. 

14. Orania porphyrocarpa, regalis. 

15. Harina ( Wrightea, Wallichia) caryotoides, rumphii. 

16. Iriartea (Ceroxylon) orbigniana, phaeocarpa, la- 
marckiana. 

17. Arenga (Gomutus) saccharifera , obtusifolia. 

18. Caryota urens, sobolifera, mitis, propinqua, maxima, 
furfuracea, rumphiana, 


Fam. I. 


Ceratolobus glaucescens, 

Daemonorops melanochaetes. 

Plectrocomia elongata. 

. Zalacca wallichiana, blumeana. 

Calamus equestris, ornatus, viminalis, platyacanthos, 
oblongus, melanoloma, scipionum, petraeus, latifolius, 
aureus, concinnus. 

C. rotang, pseudorotang, monoicus, verus, ruber, ca- 
lapparius, fascieulatus, polygamus, extensus, gracilis, 
' quinquenervius, penicillatus, platyspathus. 

C. draco, heliotropium, guruba, rudentum, melanacan- 
thos, nitidus, tenuis, haenkeanus, ciliaris, discolor, rhom- 
boideus. 

€, caryotoides, australis, secundiflorus, mirabilis, hu- 
milis, erectus, amarus, dioicus, barbatus, heteracan- 
thos 46. 

6. Metroxylon rumphii, laeve, longispinum, mieracan- 
thum, filare, elatum, microcarpum. 

7. Raphia taedigera, vinifera, ruffia. 

8. Mauritia. 

9. Lepidocaryum. 


Fam. I. 


. Borassus flabelliformis, aethiopum, ihur. 
. Lodoicea sechellarum. 

. Latania commersoniü, loddigesii. 

. Hyphaene thebaica, coriacea. 

. Bentinckia coddapanna. 

. Geonoma. 

. Manicaria (Pilophora‘). 


— 
0⏑— 


Lepidocaryinae. 


arwnn 


Borassinae, 


SV PODND— 


Fam. IV. Coryphinae. 


1. Corypha taliera, umbraculifera, elata, gebanga, syl- 
vestris. 


624 


2. Licuala peltata, spinosa, acutifida, rumphii, horrida, 
paludosa, longipes, flabellum, pilearia, pumila, gracilis, 
elegans, glabra, nana, ternata. 15. 

3. Perieycla Bl. penduliflora. 

4. Livistona humilis, inermis, chinensis, rotundifolia, 
australis, jenkinsii, martiana, gaudichaudii. 

5. Copernicia cerifera, tectorum. 

6. Brahea duleis. 

7. Sabal umbraculifera, adansoni, mexicana. 

8. Trithrinax. 

9. Chamaerops humilis, hystrix, excelsa, martiana, mo- 
einni, biroo. 

10 Rhapis flabelliformis, humilis, major, javanica, co- 
ehinchinensis. 

11. Thrinax multiflora, parviflora, argentea, pumilio, 
radiata, barbadensis. i 

12. Phoenix dactylifera, sylvestris, paludosa, reclinata, 
pusilla, farinifera, acaulis, spinosa. 


Fam. V. Cocoinae. 


1. Desmoncus lophacanthos, rudentum, horridus, lon- 
gifolius, leptospadix. 

2. Bactris infesta, socialis, inundata, brongniartii, chæ- 
torrhachis, major, pallidispina, plumeriana, faucium, mexi- 
cana, praemorsa, erosa, acanthocnemis, acanthophylla, 
pavoniana, chaetophylla. 

3. Guilielma speciosa, insignis, macana. 

4. Martinezia caryotaefolia, truncata, corallina, aipha- 


5. Acrocomia mexicana, totai, sclerocarpa, lasiospata. 
6. Astrocaryum (Toxopheenix) chonta, huaimi, para-maca. 
7. Elaeis (Alfonsia) guineensis, melanococca. 

8. Cocos yatay, }australis, pityophylla, petraea, lapi- 
dea (Lithocarpus). 

9. Syagrus mikaniana, amara, botryophora, cocoides, 
comosa. 

10. Diplothemium maritimum, littorale, torallii. 

11. Jubaea (Molinaea) spectabilis. 

12. Maximiliana crassispata, regia, insignis. 

13. Attalea humilis, compta, excelsa, speciosa, prin- 
ceps, blepharopus, cephalotes, phalerata, maripa, co- 
hune, amygdalina, spectabilis, maracaibensis, mierocarpa, 
gomphococca. 

14. Orbignia phalerata, humilis, dubia. 


Bey diefem Merk befindet ſich bekanntlich die Anatomie ber 
Palmen von Dr. Hugo Mohl, wodurch man erft einen Be: 
griff vom Bau der Palmen und befonders vom Verlauf ber 
Gefäße erhalten hat. Diefe Abtheilung enthält den Zitel: 

De Palmis in genere. Strucetura Palmarum 
und geht von ©. I—LI. Taf. A—Q. 

Diefe Abtheilung enthält den Bau der Palmen, Zellen, 
Gefäßbtindel, ihre Werfchiedenheit in verfchiedenen Stämmen, 
Bergleihung diefer Stämme mit andern Monocotyledonen und 
mit den Dicotyledonen, Anatomie der Wurzel, der Blätter, 
Verzweigung, Kolben, Scheide, Blüthe, Grops, Frucht, Sa: 
men, Keimung, Ueberficht, Erklärung der Zafeln- 

Die Tafeln übertreffen bekanntlich Alles an microfcopifcher 
Zeichnung, Genauigkeit, Schönheit und Größe der Figuren, 
was mir der Art befisen, eine große unſaͤgliche, viele Jahre er— 
forderliche Arbeit, Uebung in der microfcopifchen Beobachtung 


625 


und Geſchicklichkeit im Zeichnen: denn der Verfaſſer hat’ diefe 
vielen Figuren ſelbſt verfertiget. Kürzlich find dem Werk die 
verfteinerten Palmen beygegeben worden von dem berühmten 
Botaniker Fr. Unger, fo daß alfo nichts mehr fehle, was 
die MWiffenfchaft bis jetzt in diefer Familie geleiftet bat. 

De Palmis fossilibus seripsit Fr. Unger p. LIM-XCVI. 
tab. 3. 

Nach der Einleitung über das Gefchichtlihe und Geogras 
phifche folgen die einzeinen Sippen und Gattungen, alles ſehr 
genau befchrieben und das Neue abgebildet. 

A. Caudices. 

1. Fasciculites didymosolen fig., cottae fig., anomalus 
fig., lacunosus fig., antiguensis fig., withami, palmaei- 
tes fir , perfossus, partschii fig., ffadungi, sardus. 

2. Palmacites echinatus, crassipes, 

B. Folia. 

3. Flabellaria parisiensis, lamanonis, rhapilolia, oxy- 
rhachis, verrucosa, erassipes, martii fig., major, haerin- 
giana, maxima, borassifolia, chamæropifolia, antiguensis fig. 

4. Phoenieites pumila, spectahilis, salicifolius, angu- 
stifolius. 

5. Zeugophyllites calamoides. 


C. Inflorescentia. 
6. Palaeospathe n. sternbergii, aroidea. 


D Fruetns. 
7. Burtinia faujasii, coccodes. 
8. Baccites cacaoides, rugosus. 


Dann folgt ein Verzeichnif der Palmen nad den geologi= 
fhen Formationen, fo wie eine Zahlveryleihung diefer Palmen 
mit‘ den andern verfteinerten Familien, wobey die Palmen die 
Nummer 43 haben, die Algen 119, die Calamarien 109, die 
Farren 444, die Bärluppen 207, die Zamien 100, die Tan— 
nen 141, die Käschen 93, die Hülfen 55, alle andern weni- 
ger ald 43; im Ganzen 1648. 

Zur Vergleihung find noch abgebildet: Equisetum colum- 
paris, Psaronius helmintholithus, brasiliensis. 

&. LXXI. folgt von Martius nod eine Abhandlung: 

De Palmarum formatione. 

Zuerft von der Wurzel, dem Stamm und der Richtung, 
von deffen Gefäfbündeln, deffen Verzweigung, Nichtung, Länge, 
Dide und Geftalt; von der Ninde, dem Holz. Ferner vom 
Stärfemehl, Zuder, von der Kiefelerde; ſodann von den Blät: 
tern, befonders nad) ihrer Entwidelung. 

So viel befiken wir gegenwärtig. Es folgt, wie ſchon ge— 
fagt, noch ein Heft, worinn alfo wabrfcheinlih der äußere 
Bau der Blüthen und Früchte noch, dargeftellt ift. 


Die foifile Flora von Parſchlug, 
von Prof. Sr. Unger ———— Zeitſchrift IX, 1. 1847. 8. 
— 


Dieſes iſt eine neue Arbeit des Verfaſſers, der befanntlich 
feit einigen Jahren in feiner Chloris protogaea die Abbil- 
dungen von verfteinerten Pflanzen herausgibt. 

Nach Innhalt diefer Abhandlung und wie der Verfaffer felbft 
fagt, gibt es auf der Erde feinen befannten Ort, der eine fo 
reiche Flora der Mormwelt befäße wie Parfhlug im untern 
Muͤrzthal in der Steyermark. Diefes 8 Meilen lange That 

Iſis 1848, Heft 8. . 


626 
wird nun geognoſtiſch beichrieben 5 dabey ein Durchſchnitt der 
Schichten, worinn das Kohlenfloͤz mit den Pflanzen, Pech- und 
Schieferkohle nebft Braunkohle; die meiften Blätter, liegen im 
Mergelfchiefer und im Scieferthon. S. 17. folgt bie Aufzäh- 
lung der Pflanzen, wobey der Berfaffer heraushebt, daß ihre 
naͤchſten Analogien fich in America finden. Es find meiftenz 
Bäume, welche ihre Spuren hier zurtid'gelaffen haben und zwar 
größfentheilg Zapfen und Kaͤtzchenbaͤume. Sie werden auch mit 
denjenigen verglichen, welche U, Braun beffimmt hat aus 
den Steinbrüchen von Deningen. . Beide gehören zu den fpätern 
tertiären Ablagerungen. Parfchlug unterfcheidet ſich aber dadurch 
daß ihm faft alle Thier-WVerfteinerungen fehlen, welchen Unter- 
ſchied der DVerfaffer darein fest, daß hier fließendes Waffer, dort 
aber ftehendes gewefen. Die Zahl der Pflanzen beträgt nicht 
weniger ald 141 Gattungen aus folgenden Sippen: 


Xylomites. Salix Ceanothus. 
Sphaerites. Daphnogene. Rhamnus 4. 
Museites. Fraxinus. Juglans 6: 
Equ'setum, Sideroxylon. Rhus 7. 
Adiantum, Achras. Myrtus. 
Pteris. Symplocos. Pyrus 3. 
Isoetites. Styrax. Crataegus. 
Culmites. Rhododendron. Cotoneaster. 
Cyperites. Azalea. Rosa. 
Smilacites. Andromeda. . Spiraea. 
Widdringtonites. „ Vaccinium 4. Prunus 4. 
Callitrites. ß Ledum, Amygdalus. 
Taxodites. Cornus. Robinia. 
Pinites 7 sp. Capparis. Gleditschia. 
Comptonia 3sp. Acer 4. Amorpha. 
Myrica. Sapindus. Glycyrrhiza. 
Betula. Celastrus 3. Cytisus. 
Quereus 12 sp. Evonymus. Bauhinia. 
Carpinus 2 — Ilex 5. Phaseolites 4. 
Ulmus 3 — Prinos. Cassiä 4, 
Celtis. Nemopantlıes. Acacia. 
Liquidambar3sp. Paliurus. Mimosites. 


Populus 4 sp. 


Illustrationes Plantarum orientalium, 


auctoribus Comite Jaubert et:E. Spach. Paris chez Roret, 
Livraison 21—25. 1817. fol. 


Diefes ſchöne Werk hat einen rafchen Fortgang; verdient ihn 
auch: denn der Text ift gediegen, die Abbildungen fehr fchön, 
genau mit fehr zahlreichen Zerlegungen; gewöhnlich ein Zweig, 
bey Kräutern auch wohl der ganze Stod. Der Text mit voll: 
frändigen Beſchreibungen und genauen Erklärungen der Figuren. 

Diefe Hefte enthalten: 

Tab. 201. Allosorus cuspidatus. 
. Wendlandia kotschyi. 
. Erodium absinthioides. 
. Erodium sibthorpianum. 
. Clypeola lasiocarpa. 
. Clypeola chaetocarpa. 
. Chartolepis tournefortii. 
. Chartolepis biebersteinii. 
. Hymenocephalus rigidus. 
« Phaeopappus armenus. 
. Phaeopappus gymnocladus. 


40 


627 
Tab. 212. Phaeopappus microcephalus. 
—- 213. Phaeopappus aristatus. 
— 214. Hyalea mucronifera. 


. H. pergamacea, 

. H. leuceoides. 

. H. stenophylla. 

. Amblyopogon incanescens. 

. Callicephalus nitens. 

. Serophularia chrysantha. 

. Ser. orientalis. 

. Ser. olivieri. 

. Ser. boissieriana. 

. Isatis platycarpa. 

. Sameraria armena. 

— 226. Amygdalus spartioides, arabica. 
. Amygd. scoparia. 

. A. furcata. 

. A. eburnea. 

. A. horrida, elaeagnifolia. 
. Vaccaria grandiflora. 

. Malachium caeruleum. 
3. Campanula phrygia. 

. Gentiana olivieri. 

. Swertia persica. 

. Bupleurum papillosum. 
. Tordylium aucheri. 

. Zozimia anethifolia. 

. Echinophora trichophylla. 
. Echin. platyloba. 

. Echin. tournefortü. 

. Pyenocycela tomentosa. 
. Pyen. spinosa. 

. Reaumuria hirtella. 

. R. mueronata. 

. R. filifolia. 

. R. squarrosa. 

. R. hyrecanica. 

. Ebenidium lagopus. 

. Ebenus montbretii. 


4 


Preeis des Caracteres generiques des Insectes, 


disposes dans un Ordre naturelle par le Citoyen Latreille, Pa- 
ris chez Prevot, Libraire Quai des Augustins et & Brive chez 
F. Bourdeaux, imprimeur libraire, ä Brive de l’imprimerie 
de F, Bourdeaux, an 5 de la Rep. 8. XIV. 208. 
1 tableau in fol. 


Da diefes Buch Überhaupt in fehr wenig Händen der Naturfor- 
ſcher zu ſeyn fcheint und daher viel Zweifel und Streit über die 
Priorität unter den Naturforfchern ift; fo halten wir e8 für vortheil⸗ 
haft, die bier aufgeftellten neuen Sippen aufzuzählen. Wir laffen 
die orthographifchen Fehler, wie fie im Buche ftehen. Der Ver: 
faffer hat diefelben in feinen fpätern Werken zum Theil felbft 
berichtiget. 

Das Buch ift wahrfcheinlich nody in Paris zu haben. Die 
Buchhandlung Levrault zu Straßburg kann e8 liefern. Es Eoftet 
4 Franken. Das Jahr 3 der franzöfifhen Nepublik entpridht dem 
Jahr 1797, indem die Sranzofen vom Jahr 1793. an datiren. 

In der Vorrede gibt der DVerfaffer einen kurzen UWeberblid 
der Geſchichte. ES muß hier bemerkt werben, daß biefes Buch 


— 628 


24 


dag erfte ift, worinn die Eintheilung der Thiere in Wirbel: und 
wirbellofe gedrudt ift. Die Stelle lautet fo: 

Les Definitions du motinsecte, qu’on.a donndes jus- 
qu’ä ce moment me paroissent encore ou trop longues 
ou insuffisantes. En voici une qui me semble aussi tran- 
chante que preeise: Animal sans vertebres, dont le corps 
et e pattes sont de plussieures pieces; 1. On remarque 
dans touts les Animaux, exceptes les insectes et les 
vers, une charpente osseuse, qui est remplacce dans ceux- 
ei par une enveloppe plus ou meins dure. 2, Cette char- 
pente osseuse, les membres, tels que les pieds, les ailes 
ect. sont recouverts par une peau continue, tandis que 
le corps des insectes, mais surtout leur pattes, sont une 
suite de pieces distinetes les unes des autres, ayant une 
peau partieuliere qui les renferme. La separation des vers 
et des insectes est bien marquee daus l’existence des 
pattes qui se voient dans ceux-ci et non chez les pre- 
miers. Les appendices des vers sont des especes de 
nageoires ou d’ouies. Ils ne sont pas d’ailleurs ongui- 
eules. \ 

Hier könnte e8 zwar fcheinen, als wenn der Verfaſſer unter 
den mirbellofen Thieren nur die Kerfe und Wuͤrmer gemeynt 
hätte: man muß aber bedenken, daß zu jener Zeit unter dem 
Namen Würmer aud die Weichthiere und Zoophyten begriffen 
waren. Wer nun nichts anders als dieſes Buch lieft, Eönnte 
glauben, der DBerfaffer wäre wirklich der Begründer diefer Ein: 
theilung. 

Ein Fahr fpäter erſchien: 

G.|Cuvier, tableau el&mentaire de l'histoire naturelle 
des Animaux. Paris an VI. [1798.] 

Darin werden bie Thiere noch eingetheilt in weiß und roth- 
blütige: indeſſen wird ©. 1. Th. II. der Ueberfegung von Wie s 
demann gefagt: 

„Die weißblütigen Thiere haben nicht fo viele Kennzeichen 
mit einander gemein als die rothblütigen; ja dieſelben fcheinen 
fogar nur negativ zu feyn, wie z. B. die Abweſenheit einer 
Mirbelfäule und eines innern Knochengeruͤſtes überhaupt uſw.“ 
— Sn den 
Lecons d’Anatomie comparee. Paris an VIII-XIV. [1800-6.] 
werden die Thiere Band I. ©. 65. [©. 53. der Ueberfegung 
von Forriep und Medel] ohne weitere Bemerkung einge: 
theilt in MWirbel- und wirbelloſe. 

Sn Lamarcks Systeme des Animaux sans Vertehres. 
Paris an IX — 1801. fteht ©. 6. Folgendes: 

Depuis plusieurs anndes je fais remarquer dans mes 
Lecons au Museum, que la Consideration de la presence 
ou de l’absence d’une colonne vertebrale dans le corps 
des animaux, partage tout le rögne animal en deux gran- 
des coupes tres-distinguees l’une de l'autre, et que Fon 
peut en quelque sorte considerer comme deux grandes 
familles du premier ordre. 

Je crois &tre le premier quil ait etabli cette distine- 
tion importante, à laquelle il paroit qu’aucun Naturaliste 
n’avoit pense. Elle est maintenant adoptee par plusieurs 
qui lintroduisent dans leurs ouvrages, ainsi que quel- 
ques autres des mes observations, sans en indiquer la 
source. 

Tous les animaux connus peuvent donc £tre, distingues 
d’une maniere remarquable. 


629 


1.° En Animaux A vertebres. 

2.0 En Animaux sans vertèbres. 

Auch hier Eönnte es noch zweifelhaft bleiben, mer ber erfte 
Begründer dieſer Eintheilung iſt. Diefen Zweifel löft aber 
Latreille felbft mit folgenden ausdrüdlichen Worten in feiner 
Histoire naturelle gen. et partic. des Crustaces et des 

Insectes. Paris an XIl. [1804.) 8. p. 15. 

Les Poissons terminent ainsi l’histoire des animaux, 
appeles d’abord animaux ä sang rouge, mais que de nou- 
velles observations obligent de nommer, pour plus grande 
exactitude, vertebr‘s. Tous les naturalistes modernes 
savent que nous devons cette distinction rigoureuse a lil- 
lustre professeur Lamarck. 

1) Animaux, qui ont une epine dorsale, formee d’une 
suite d’os ou de vertebres. 

2) Ont avoit pressenti, depuis longtems, cette distin- 
ction. Je crois meme, dit le c&lebre Lyonet, dans 
ses Remarques sur la theologie des insectes tom. I. p. 84., 
qu'un des caracteres les plus propres pour distinguer les 
inseetes du reste des animaux, seroit de poser qu’ils n’ont 
pas de squelette interieur., Je definissois aussi l’insecte 
en 1795.; animal sans vertebres, à pattes de plusieurs 
pieces. (Prec. des caract. gener. des insectes.) 

Der Derfaffer theilt die Käfer [nach dem Vorgang des 
ältern. Etienne Louis Geoffroy’s Histoire abregde des 
insectes. Paris 1762. 4.] nach der Zahl der Tarfusglieder 
ein, ohne aber die Namen Pentamera etc. auzumenden : jeboch 
ftehen diefe Käfer noch durch einander. Auch ftellt er Fami— 
lien auf, gibt ihnen jedoch nur den Character ohne die fpäter 
eingeführten Benennungen ‚ wie Zamellicornen u. dgl. 

Bey den Sippen ift leider fehr felten oder vielmehr faft nie 
eine tnpifhe Gattung genannt. Das Eann man jedoch in ſei— 
nen fpätern Werfen finden. 

In der. Tabelle theilt er die Kerfe in 14 Glaffen. 


28. ( Dytiseus). 


630 


30. ( Cicindela). 


29. Lesteva, Drypta. 31. Stenus. 

Orthoptera p. 79. Oxybelus. Parasiti p. 175. 

Hemiptera p. 83. Sapysa. (Pediculus ). 

Hydrometra. Lepidoptera Acephala p. 176. 

Poekilloptera. p- 140. Nycteribia. 

Asitaen, Aglossa. Carios. 

Aleyrodes. Ypsolophus. Leptus. 

Neuroptera p. 96. Yponomeuta. Atomus. 

Oecophora. Argas. 

Psochus. Adela. — 

— 55* Orneodes. Cheyletus. 
NE Diptera p. 150. Bdella. 
Hymenoptera Psychoda. u 

p. 105. Ogcodes. Er) ar 

Proctotrupes. Cyrtus. Ur u. 

Diapria. Mulio. T in Iv hus. 

Orussus. Sicus. £ seo s'yP 

Gasteruption. Coenomyia. 3 

Astata. Dolichopus. Entomostraca 

Psammochares. Zodion. p: 190. 

Myrmosa. ISpE- 

—— Phora. Crustacea p. 193. 

Psen. Suctoria p. 172. Careinus. 

— (Pulex) Entomon (Squilla). 
sso. 

ee Thysanoura 173. Myriapoda p.199. 


Pemphredon. 


(Lepisma). 


Cyamus. 


Der Verfaffer hat auch: die andern Claffen ſchon in Familien, 


jedoch ohne Namen und nody ziemlich durcheinander. 


Da er 


indeffen auch bier die Bahn gebrochen hat, fo wollen wir fie 
ausheben mit Hinzufügung der wichtigeren Sippen. 


Orthoptera. 


Familiae: 


1. Forficula, Blatta. 
2. Grylius, Locusta, Mantis. 
3, Truxalis, Acridium, Acheta. 


Hemiptera. 


1. Cimex, Coreus, Lygaeus, Miris, Reduvius, Acan- 
thia, Gerris, Hydrometra, 

2. Ranatra, Nepa. 

3. Notonecta, Naucoris, Corixa, Membracis, Tettigonia. 


Asiraca, Thrips, 


1. Coleoptera. 9. Thysanoura. 
2. Orthoptera. 10. Parasiti (Pediculi). 
— — 11. Acephala (Acari et Ara- 
4. Neuroptera. neae) 
5. Hymenoptera. L 
6. Lepidoptera. 12. Entomostraca. 
7. Diptera. 13. Crustacea. 
8. Suctoria (Rhyngota).. 14. Myriapoda. 
Die neuen Sippen find nun: 
Coleoptera p.1. 
Familiae: 13. ( Cantharis.) 
1. Platycerus [ Geoff] 14. Neerobia, 
2. Geotrupes. 15. (Lampyris). 
3. [Hydrophilus]. 16. Throscus. 
4. Proteinus (Spheridium). 17. Dascillus, Elodes. 
5. [Hister]. 18. (Ptinus), 
6. Dacne, Choleva. 19. Uleiota. 
7. Orthocerus (Hispa), Ele- 20. Cis. 
dona, Pedinus (Helops). 21. Phloiotribus. 
8. Leiodes, Cnodalon, Py- 22. (Cureulio ). 
tho). 23. (Bruchus). 
9. (Mordella). 24. ( Cerambyx). 
10. (Cistela). 25. ( Chrysomela). 
11. (Oedemera). 26. Cercus, Byturus. 
12. (Lagria). 27. (Endemychus.) 


4. Cicada, Fulgora, Poekilloptera. 

5. Aphis, Aleyrodes. 

6. Psylla, Chermes. 

Neuroptera. 

Ephemera. 

Libellula, Agrion, Aeshna. 

Myrmeleon, Ascalaphus, Hemerobius, Psochus, Ter- 
mes. 

Perla, Nemoura. 

Chauliodes, Semblis, Phryganea, Panorpa, Raphidia. 


Hymenoptera. 


. Urocerus. 
. Sirex, Tenthredo, Cimbex. 


ee Fr 


Do 


631 


. Proctotrupes, Cynips, Leucospis, Diplolepis, 

. Diapria, Orussus, Ichneumon, Gasteruption, Evania. 
. Astata, Sphex, Psammochares, Larra. 

Tiphia, Myrmosa, Mutilla, Dorylus, Formica. 

. Trypoxylon, Psen, Ceropales, Mellinus, Nyssu. 
Chrysis, Parnopes. 

. Pemphredon, Oxybelus, Crabro, Bembex. 

10. Masaris, Vespa, Philanthus, 

11. Sapyga, Scolia. 

12. Hylaeus, Andrena. 

13. Nomada, Apis, Eucera, 


> EN Wu 2 


Lepidoptera. 
1. Papilio, Hesperia, Sphinx, ‚Sesia, Zygaena. 
2. Bombyx, Hepialus, Cossus, Noctua, Phalaena, Py- 


3. Hyblaea, Aglossa. 
4. Ypsolophus, Tinea, Yponomeuta, Oecophora, Adela, 
Alucita, Orneodes, Pterophorus. 


Diptera. 

1. Scathopse, Keroplatus, Bibio, Psychoda, Tipula, 
Culex. 

2. Ogeodes, Cyrtus, Empis, Mulio, Bombylius, Vo- 
lucella, Asilus. 
Sieus. Coenomyia, Dolichopus, Tabanus. 
. Stomoxis, Myopa, Zodion, Conops. 
Ceria, Syrphus, Rhingia, Nemotelus. 
Stratiomys, Midas. 
.. Rhagio, Thereva, Anthrax. 
. Lispe, Phora, Musca, Oestrus, Hippobosca. 


anmnrR 


Suctoriu: Pulex. 
Thysanoura: * Lepisma, Forbicina, Podura. 
Parasiti: Ricinus, Pediculus, 


Acephala. 
. Nycteribia, Carios, Leptus, Atomus, Argas, Jxo- 
des, Cheyletus, Pycnogonum, Bdella, Smaris, Lymno- 
chares, Hydrachne, Eilais, Trombidium, Acarus,, Carpais, 
Tyroglyphus, Siro, Chelifer, 
2. Tarentula, Aranea, Galeodes, Scorpio, Phalangium. 
Entomostraca. 
1. Amymoma, Nauplius, Cypris, Cytherea, Daphnia, 
Cyelops, Polyphemus. 
2. Argulus, Caligus, Limulus, Lynceus. 
Crustacea. 
1. Cancer, Pagurus, Scyllarus, Hippa, Galathea, 
Astacus, Squilla, Gammarus, Careinus, Entomon. 
Myriapoda. 
Asellus, Cyamus, Oniscus, Julus, Scolopendra. 


Nieuwe Verhandelingen 


der eerste Klasse van het K. Nederlandsche Instituut van 
Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten te Amsterdam 
by Sulpke. XIII. 1848. 4. 351. 136. Tab. 20. 


Die holländifchen und belgifchen Academien wetteifern jetzt 
mit einander, und man muß allen dag Xob eines unermüdlichen 
Fleißes ertheilen. Dieſer Bund enthält mehrere fehr wichtige 
» Auffäpe. 


632 


©. 1. U. 9. van der Boon Meſch, über die Urſachen 
von der Schlechtigkeit und der ‚fehnellen Wergänglichkeit des 
Papiers und Über die Mittel diefe Fehlern zu entdeden. 

©. 27. 3. I. Stamfart, über die verhaͤltnißmaͤßige 
Menge der Wärmeftrahlen der Sonne, welche im Luftkreiſe 
verloren geht, nach Beobachtungen zu Amfterdam. 

©. 63. Meteorologifhe Beobachtungen von J. 8. Haß: 
karl auf 3 Neifen nach Oſtindien, mitgetheilt von R. van 
Rees. 2% 

©. 81. ©. J. Verdam, Berträge zu der Betrachtung 
ber Lemniscaden, frummen Linien in dee Geftalt der liegenden 
Ziffer ©. T. 1. 

©. 163. NR. van Rees, über die Vertheilung des Mag: 
netismus in Magneten. T. 1. 

©. 185. N. Numan zu Utrecht, Beyträge zur anatomi- 
ſchen * phyſiologiſchen Kenntniß der Hörner des Rindviehs. 
T. 1-4 

Der Verfaſſer handelt hier nach einer kurzen Angabe des 
Geſchichtlichen von der Entwickelung, dem Wachsthum und der 
Stellung der Hoͤrner; ferner von ihrer phyſiologiſchen Beziehung 
zu den Geſchlechtstheilen und von der Wirkung des Verluſtes 
derſelben auf die Thiere. Abgebildet ſind Durchſchnitte der 
Hoͤrner und des Hornkolbens, Gefaͤße und Nerven, welche dazu 
gehen. Es iſt eine fleißige und verdienſtliche Arbeit, 

©. 267 -360. F. U. G. Miguel, Revisio critica 
Casuarinarum.  T. 1—12. 

Eine vollftändige Monographie diefer Sippe mit dem Hifto- 
tifchen, Drganographifchen und Syſtematiſchen. Voran eine 
Tabelle über die Gattungen, deren nicht weniger als 81; fo= 
dann eine ausführlicher Befchreibung. mit Synonymen und Gi- 
taten. Es find faft alle abgebildet, gewöhnlidy mit den Blü- 
tbentheilen befonders. 

Neu find: C. brunoniana, mierostachya, drumondiana, 
thuyoides, tephrosperma, preissiana, lehmanniana, selagi- 
noides, baxteriana, leptoclada, cunninghamiana, fraseriana, 
rigida, trichodon, hygeliana, cristata. 

Ein großer Theil ffammt aus den Sammlungen von Sie: 
ber und Preiß, 


Tydſchrift 
voor de Wis- en Natuurkundige Wetenſchappen, uitgegeven door de eerſte 
Klaſſe van het F, Nederlandſche Inflitnut van Wetenſchappen, Letterkunde 
en ſchoone Kunſten. Amſterdam, Londonck. I. 1—3. 1848. 8, 183, 


Taf. 3. 


Nachdem leider mehrere holländifche naturwiffenfchftliche Zeit: 
fhriften eingegangen find, war e8 allerdings nothiwendig, wieder 
einen Verfuch zu machen. Da er von der Landes - AUcademie 
ausgeht, welche mehr Kräfte als der Einzelne bat; ſo iſt laͤn— 
gere Dauer zu erwarten, obfchon bey einem fo Eleinen Volks— 
ziweig wie der holländifche ſich kaum hinlaͤnglich Abnehmer fin⸗ 
den werden: gehen ja felbft in Deutſchland Zeitſchriften dieſer 
Art fhleht. An Material fehlt es den Holländern nicht, auch 
nicht an tüchtigen Naturforfchern, wohl aber an Freunden der 
Naturkunde, woruͤber indeffen noch überall geklagt wird, obfchon 
diefe Wiffenfhaft dem Mohlfeyn der Völker mehr Hilfsmittel 
geliefert hat als irgend eine andere. Man genießt aber, ohne 
fib darum zu befümmern, woher es kommt. Einzelne Männer 
arbeiten fih ab und opfern ihr Vermögen ohne Anerkennung. 


- 633 


Indeſſen find doch die Naturmwiffenfchaften nicht mehr vers 
achtet und fie haben daher wohl nody Gnade zu erhoffen. 

Das Inſtitut gibt zum Theil- hier Nechenfchaft von feiner 
Thätigkeit, nimmt aber auch fremde Abhandlungen auf. Der 
Beforger der Zeitſchtift iſt W. Brolif, Secretaͤr des Ins 
ſtituts. 

Dieſe Hefte enthalten: 

1) Bemerkungen über die Entſtehung der Auswuͤchſe in ben 
Hauzähnen der Elephanten in Folge von eingefchoffenen Kugeln 
von ©. Vrolik. ©. 3. 

2) Bemerkungen Über die fternfundigen Beobachtungen von 
Chriftian Hupygeng, von F. Kaiſer. ©. 7. Mit einer 
Tafel über die Nebel beym Drion. 

3) Ueber die Anwendung des Cyans gegen das Verfaulen 
des Holzes von E. SG. Glavimans. ©. 25. 

4) Ueber einige neue und feltfame Cycadeen im botanifchen 
Garten zu Amfterdam von F. A. W Miquel. Es werden 
bier Lateinifch befihrieben Dioon imbricatum n., edule, angu- 
stifolium n., Ceratozamia longilolia n., intermedia n., me- 
xicana, brevifrons n., robusta n.. boliviana; omnes e 
Mexico. ©. 35. 

5) Ueber die Verbindung zwifchen den Gefühle: und Bewe— 
gungsnerven von Schröder van der Kolf. ©. 44—62. 

6) Einige Abweichungen in der Geſtalt des Kopfes bey einem 
Nautilus pompilius von 3. van der Hoeven. ©. 67. 
Taf. 1. 

7) Ueber die Lage der Fliegenmaden im Leibe der Naupen, 
von U. Brants. ©. 74. 

Abgebildet auf Tafel 1. Tachina in Trachea piniperda; 
machen eine Ausfadung in der Haut. 

8) Bemerkungen über den abwechfelnden Zeitraum in Ent- 
widelung und Stillfiand der Pflanzen - Organe von H. C. 
van Hall. ©. 83, 

9) Fortfegung Über Cycadeen von Miquel. ©. 103. 

10) Ueber die chemiſche Veränderung der Nahrungsmittel bey 
der Verdauung von ©. J. Mulder. ©. 110. 

11) Ueber den Zuftand des Landbaus in Schottland von P. 
5.9. Stromberg. ‚©. 117. 

12) Beobahtungen über das Wachsthum der Frucht von 
Cucurbita maxima von G. Vrolik. ©, 127. 

13) Ueber die Verwandtſchaft der Polygaleen von Miguel. 
©. 134. 

Es gibt bekanntlich mehrere vom gewöhnlichen Bau abmei- 
chende Blüthenformen, deren Deutung den Scharffinn fdyon 
mehrerer Botaniker im Thätigkeit gefebt hat: fo die Orchiden, 
Scitamineen, Balfamineen, Nefedaceen, Graͤſer. Dahin gehören 
auch die Polngaleen, deren Blüthen verfchieden gedeutet worden 
worden find von Adanfon, L. Suffieu, R. Brown, De 
-Sandolle, Kuntb, Bartling und Endlidher. Der 
Verfaſſer wendet nun auch dabey feinen Scharffinn an, unter: 
ffüst von Beobachtungen an Mifgebilden, von Vergleihungen 
und Abmägungen und fommt endlich zu der Ueberzeugung, daß 
der Blüthenbau am meiften mit den Gäfalpinien libereinftimmt, 
was auch fhon Kinne angedeutet hat. Zu diefem Behufe gibt 
er Holsfhnitte von Polygala, einer Polygala monstruosa, 
Securidaca, Caesalpinia. Am Schluſſe ftellt er die Range 
ordnung der Sippen bar. 

I. Polygaleae verae: Ovarium biloeulare, Semina 
albuminosa. 

Ifis 1818. Heft 8. 


634 


a) Calyx triphyllus; Squama petaloidea, nana, inter 
petala lateralia et anticum accessoria, 

1) Salomonia, Badiera, Comesperma, Catacoma. 

b) Calyx triphyllus; Squama ‚inter Petala utrinque 
nulla accessoria. 

5) Mundia, Monnina, Bredemeyera, 

c) Calyx pentaphyllus, Petala 5, 

8) Carpolobia, Muraltia. 

d) Calyx triphyllus; Petala 5 cum Squamis acces- 
soriis; Oyarium (pseudo-) uniloculare, oyula in placentis 
2 oppositis parietalibus 2 — 6. 

10) Xanthophyllum. 

Genus hujus sectionis corolla depauperata abnorme: 
Soulamea, 

Il. Polygaleae spuriae, inter hune ordinem et 
Caesalpinieae intermediae : ovarium uniloculare; Semina 
exalbuminosa; alae deciduae. 

a) Calyx pentaphylius, raro triphyllus; ovula duo 
collateralia, 

12) Krameria. 

b) Calyx triphyllus. 

13) Seeuridaca. 

Nun werden noch die Gattungen von Securidaca aufge: 
zählt und geordnet, ihrer 36. 

Diefe Abhandlung verdient überlegt zu merden. 

14. @. H. de Vriese, Lastraea microchlamys, nova 
Filicis species javanica in Horto lugduno batavo culta, 
p- 155. — Descriptio. 

15) Ueber die Anwendung des electrifchen Funkens bey mi- 
croſcopiſchen Unterfuhungen, auf ſchnell bewegte Körper, von 
U. van Beek. ©. 157. 

16) Ueber das Beftehen von 3 Hauptachfen, welche durd) 
irgend einen Punct eines veften Körpers gehen von R, Lo— 
batto. ©. 166. 

17) Beſchreibung einer von ihm entworfenen Fallbrüde von 
DW, N. Rofe CE. 172. Taf. 

18) Ueber eine Blumen : Entwidelung an den Ausläufern 
von se americana von W. H. de Briefe. ©. 182 
bis 185. 


Berhandlungen 
der ſchweizeriſchen naturforfchenden Gefellfchaft bey ihrer Berfammlung zu 
Schaffhauſen im Heumonat 1847. 8. 303, 


In der Eröffnungsrede S. 1— 15. ſchildert der Präfident, 
Laffon bie geognoftifhen Verhältniffe des Cantong, gibt eine 
Ueberfiht der Pflanzen und eine Gefchichte der in Schaffhauſen 
vor vier Jahren geſtifteten naturforſchenden Geſellſchaft nebſt 
einer kurzen Anzeige der bis jetzt geſammelten Naturalien, Dann 
folgen die Protocolle der Sitzungen, groͤßere Vorträge von X. 
Braun über Hydrod'etyon und die beweglihen Samen bey 
den Algen; von Dr. Du Bois Aufzählung der verfteinerten 
Haarthiere, welche Prof. von Nordbmann bey Odeſſa entdeckt 
bat; H. Bremi über die Scildläufe; Prof. Jung über 
Herpes eircinnatus und eine Eyerſtocks-Krankheit, Prof. Kol: 
liker über die Veränderungen der Blutkuͤgelchen. 

©. 69. Verzeichniß der Mitglieder und der Gefchenke. 

©. 68. Prof. Schönbein, ber das Verhalten des Stick⸗ 
ornds zu Metalloryden, über die Wirkungen des Ozons, über 
die Uebermanganfäure, eine fympathetifhe Dinte. 


40 * 


©. 276. 


635 


©. 91. F. W. Clemens, Über die Wirkung des Aethers 
auf Thiere und Pflanzen. 

S 108. Shönbein und Jung, Über den Liquor sul- 
phurico - aethereus constringens. 

©. 115. Prof. Eder, über die Veränderungen der Blut: 
£örperchen in der Milz; anatomifche Unterfuhungen über die 
primitiven Formen des Kropfes. 


©. 126. Prof. v. Siebold, Über die Wanderungen ber 
Helminthen, 
©. 132. Prof. H. R. Schinz, Über die geographifche 


Verbreitung der Säugthiere. 

©. 160. 4. Seiler, Ueberfiht der Thiere im Canton 
Schaffhauſen. 

S.176. Allerley: Geſchenke, Bibliothek, Verhandelungen 
der Cantonal-Geſellſchaften. 

©. 257 — 303. Verzeichniß der Pflanzen im Canton Schaff- 
haufen von J. C. Laffon. 


Berichte 


über bie Mittheilungen von Freunden ber Naturwiffenfchaften in Wien, 
geſammelt und herausgegeben von W. Haidinger. I. Suly bis De: 
cember 1847. Wien bey Braumüller. 1848. 8. 497, 


Mir haben das Frühere mit feiner Einrichtung ſchon ange 
zeigt. Diefer Band enthält eine ſolche Menge Vorträge, daß 
wir fie unmöglid nennen Eönnen. Das beweift ben Eifer der 
Miener Naturforfcher. Das Mineralogifhe und Geognoftifche 
überwiegt bey weitem das Botaniſche und Zoologifhe; in allen 
Fächern Eommen aber werthvolle Mittheilungen vor, fo daß die⸗ 
felben alle Aufmerkfamfeit verdienen. Gern wird man erfahren, 
daß in einer Sandgrube bey Nicolsburg unweit Fünfkichen 
eine Unterkiefer Hälfte des Dinotheriums gefunden wurde mit 
dem mohl erhaltenen nad) abwärts gebogenen Stoßzahn. 


Arbeiten 


des naturforfchenden Vereins in Riga, rebigiert von Dr. Müller und 
Dr. Sodoffsky. Rudolſtadt bey Fröbel. J. 3. 4. 1848, 8. 
357 —A34. 


Diefe Hefte folgen raſch auf einander, ein Beweis von dem 
Fleiße diefer Geſellſchaft; die vorliegenden enthalten 12 Abhand= 
lungen verfchiedenen Innhalts aus allen drey Neichen, welche 
die Aufmerkfamkeit der Naturforfcher verdienen. 

1. © A. Heugel, über die in Riga's Umgebung vorkom: 
menden Atriplex-Arten. ©. 257. Sehr ausführliche Be⸗ 
f&hreibung von folgenden Gattungen mit biftorifchen und criti⸗ 
ſchen Bemerkungen: A. patula, augustifolia, littoralis, hor⸗ 
tensis. 

2. Sodoffsty, Naturgeſchichte der Bombyx neustria, 
T. 1. Nebſt der Beſchreibung und Schilderung 
der Lebensart auch der Vertilgung dieſer den Obſtbaͤumen ſo 
ſchaͤdlichen Raupe. 276. 

3. Major von Nolken, uͤber Botys venosalis von der 
Frau Lienig. Eine ſehr umſtaͤndliche Beſchreibung des Fal—⸗ 
ters. ©. 283. \ 

4. N. Neefe, über die Analogie des Chroms mit dem 
Eifen und Mangan. ©, 290. 


636 


5. Major Wangenheim von Qualen, Berträge und 
Ergänzungen zu den geologifchen Verhältniffen des orenburgifchen 
Gouvernement3 und der weftlichen Uralfeite, insbefondere, über 
vormweltlihe Zhierrefte im wefturalifchen Kupferfandftein und im 
Bergkalt. S. 298. T. 1. Rhopalodon nebft mehreren an- 
dern, welhe Eich wald befchreiben wird, Übrigens eine genaue 
Schilderung des Geognoftifhen. Die Tafel ftellt einen geogno: 
ſtiſchen Durchſchnitt vor, 

6. B. A. Gimmerthal, Beobachtungen uͤber einige in 
krankhaft faulenden Kartoffeln gefundene Acarier und Dipteren— 
Larven 

Er fand darinn 3 Milben, wovon zwey beſchrieben und ab— 
gebildet, aber nicht benannt werden; Larven von lateriden, 
Brachelytren und Bembidien, ein Myriapod und mehrere 
DipterenzZarven: Phora annulata et Sciara vittata, beide 
abgebildet; Sciara longipes et Psychoda humeralis. 

7. Derfelbe, beobachtete Metamorphofe einer neuen Slie- 
gen-Species und einer bereits befannten Blattwelpe. ©. 329. 

Phora bovistae n. 

Nematus appendicularis. 

8 W. Sodoffsky, practifhe Bemerkungen über Tödtung, 
Bereitung, Bewahrung und Erziehung der Schmetterlinge be— 
hufs der Sammlung ©. 331. 

Die hier gegebenen Bemerkungen, DBerfahrungsarten und 
Handgriffe werden den Sammlern von Nutzen feyn. 

9, MN. Neefe, Beurtheilung eines Werks von Emwerg 
über den Mechanismus der Weltkoͤrper- Bewegung. ©. 343. 

10. Wangenheim von Qualen, über den Enceiniten= 
Kalkftein von Pawaffern by Schlok. ©. 348. 

11. Sodoffsky, Beytrag zur Lehre vom Schmerz des 
Schmetterlinge. ©. 359. 

Der Schmerz äußert fich bald mehr, bald weniger. Der Ver— 
faffer glaubt, daß das often der Nadeln vorzüglid den 
Schmerz hervorrufe. 

12. G. Frederking, hemifhe Notizen über Chloroform 
und tanninfaures Eifenorydul. ©. 365. 

13. Dr. C. €. v. Merklin, die Kartoffelfrankheit in den 
Dftfeeprovinzen 1846 und 47. ©. 369. ? 

Ein ausführlicher und gründlicher Auffag mit Anwendung 
des Microfcops und chemifcher Neagentien. Der Verfaffer un: 
terſucht auch die Urfache der Krankheit, die Anftekung und die 
Mittel. Dabey Abbidungen auf T. 4, der faulen Erdäpfel 
und des Zellgemebes. 

Daben find noh 3 Tafeln, welche zu Bunges Auffas 
©. 115. gehören: Streptoloma desertorum, Chartoloma pla- 
tycarpum, Octoceras Lehmanni 


Odontography, 
or a Treatise on the comparitive Anatomy of tlıe Teeth, their 
physiological Relations, mode of Development and microscopic 
Structure in the Vertebrate Animals, by R. Owen, Prof. 
London et Paris, Bailliere I. 1840-45. gr. 8. 74. 655. 
II. Atlas 37. tab. 150, 


Diefes Merk ift einzig in feiner Art, wenigftens in der mi- 
erofeopifhen Darftellung des Zahngewebes und felbft groͤßten—⸗ 
theild in der Darftellung des Gebiſſes. Der berühmte Ver: 
faffee hat fchon ſehr vieles für Zoologie und vergleichende Ana— 
tomie befannnt gemacht, alles vortrefflich, und dieſe Wiſſenſchaft 


637 


in hohem Grade fördernd. Diefes aber ift fein größtes Merk, 
durch jahrelange Arbeiten und durch fcharffinnig ausgedachte 
Mittel hergeftellt, zum Theil von ihm felbft gezeichnet, größten: 
theild von Aldous, Dinkel und J. Errleben, mehrere 
von Werner, meiftens auf Zink geftochen, alles mit unges 
meinem Fleiß, mit Gefhid und Gefhmad. Der Verfaffer hat 
fi) feine Blaͤttchen aus den Zähnen fägen laffen, fo daß fie 
durchſichtig wurden und das Gewebe fo wie die Gefäße zur 
Anfhauung brachten. Man ift jest durch diefes Merk fo weit 
gekommen, daß man nicht felten im Stande iſt, aus einem 
bloßen Zahnfplitter die Claffe und felbft die Sippfchaft und 
Sippe der Thiere zu beftimmen, ein Hülfsmittel, welches bes 
fonders bey den Verfteinerungen von hoͤchſtem Vortheil ift und 
wofür man dem DVerfaffer nicht genug danken Eann. 

Der erfte Band enthält bloß den Tert. Voran über Bau 
und Beftandtheile der Zähne Überhaupt mit dem Gefchichtlichen ; 
fodann das Allgemeine Über den Bau, die Zahl, Geftalt, Stel: 
lung , Entwidelung ıc. der Fifchzähne. Darauf folgen die 
Zähne der einzelnen Sippen nah den Sippfchaften; Cycloſto— 
men, Plagioftomen, Ganoiden, Gtenoiden, Cycloiden. 

©. 179. ebenfo bey den Lurchen und zwar wieder im All 
gemeinen, fodann bey den Molchen und Fröfchen, den Schlan= 
gen und Echfen, wobey faft alle Sippen, felbft nad) den neuern 
Zerfällungen dargeftellt werden z. B. Siren, Axolotl, Meno- 
branchus, Proteus, Amphiuma, Menopoma ete. 

©. 296. Die Zähne der Haarthiere; die hornigen der Mo— 
notremen und Male; die Knochenzähne der Zahnarmen, der 
Wale, der Beutelthiere, Nagthiere, Kerffreffer, Fledermaͤuſe, 
Affen, des Menfchen, der Reißenden, der Hufthiere, worunter 
viele verfteinerte. 

Die Tafeln ftellen nicht bloß die Gewebe vor microfcopifch 
vergrößert in Durchſchnitten der verfchiedenften Richtungen, fon= 
bern auch fehr häufig die Schädel, die Lage und die Stellung 
der Zähne. Aus dem Verzeichniß der Sippen wird man den 
Reichthum biefer Unterfuhungen fo wie die raftlofe Arbeit er— 
fernen, von der Mühe und dem Scharfjinn der Vergleihungen 
und von den Hinweifungen der Sippen im Syſtem nicht zu reden. 


Folgende Sippen find abgebildet: 


Silurus. Notidanus, Rhinoptera. 
Chaetodon. Zygaena. Callorhynchus. 
Pelamis. Carcharia Chimaera. 
Sphyraena. Sceymnus. Galeus. 
Pimelopterus. Goniadus. Trygon. 
Acanthurus. Otodus. Lepidotus. 
Platax. Pristis. Placodus. 
Crenidens, Cestracion. Sphaerodus. 
Trichiurus. Squatina. Pyenodus. 
Sargus. Hybodus. Gyrodus. 
Aplodactylus. Acrodus. Lepidosteus. 
Boops. Aetobates. Holoptychius. 
Priodon. Ptychodus. Rhizodus. 
Boridia. Psammodus. Diodon. 
Pagrus. Strophodus. Tetrodon. 
Bdellostoma. Cochliodus. Balistes. 
Myxine. Ceratodus. Dentex. 
Petromyzon. Petalodus. Chrysophrys. 
Lamna. Ctenodus. Mierodon, 
Odontaspis. Rhina. Phyllodus. 
Spinax. Myliobatus. Labrus. 


Pisodus. 
Hypostoma, 
Rhinelepis. 
Acanthicus. 
Sudis. 
Osteoglossum. 
Salmo. 
Myletes. 
Scarus. 
Dictyodns. 
Saurocephalus. 
Lophius. 
Anguilla. 
Muraena. 
Barbus. 
Schizothorax. 
Leueiscus. 
Tinca. 
Cyprinus. 
Lepidosiren. 
Anarrhichas. 
Menopoma. 
Proteus. 
Axolotl. 

Siren. 
Amphiuma. 
Rana. 

Triton. 
Plethodon. 
Dendrodus, 
Labyrinthodon. 
Anisodon. 
Cladeidon. 
Jguanodon. 
Megalosaurus. 
Palaeosaurus. 
Hylaeosaurus. 
Goniopholis. 
Lithosaurus. 
Notosaurus. 
Pterodactylus. 
Varanus, 
Ichthyosaurus. 
Caecilia. 
Amphisbaena. 
Ophisaurus. 
Python. 
Crotalus. 


Trigonocephalus. 


Hydrophis. 
Iguana. 
Uromastix. 
Lacerta. 
Chamaeleo. 
Thecodactylus. 
Scincus. 
Thoryctes. 
Cyelodus. 
Mosasaurus. 
Pliosaurus. 


Iguanodon. 
Leiodon. 
Polyptychodon. 
Plesiosaurus. 
Gavialis. 
Alligator. » 
Marmorosaurus. 
Cardiodon. 
Crocodilus. 


Ornithorhynchus. 


Balaenoptera. 
Oryeteropus. 
Mylodon. 
Scelidotherium. 
Megalonyx. 
Bradypus. 
Choloepus. 
Megatherium. 
Priodon. 
Tatusia. 
Dasypus. 
Giyptodon. 
Toxodon. 
Narwhal. 
Platanista. 
Hyperoodon. 
Delphinus. 
Physeter. 
Diprotodon. 
Nototherium. 
Tapirus. 
Zeuglodon. 
Halicore. 
Manatus. 
Dinotherium. 
Halitherium. 
Thylacinus, 
Dasyurus. 
Phascogale. 
Myrmecobius. 
Perameles. 
Didelphys. 
Amphitherium. 


Phascolotherium. 


Phalangista. 
Petaurus. 
Phascolarctus. 
Hypsiprymnus. 
Macropus. 
Phascolomys. 
Hystrix. 
Dolichotis. 
Cavia. 

Lepus. 
Sciurus. 
Pteromys. 
Spermophilus. 
Arctomys. 
Castor. 
Myoxus. 


683 


Dipus. 
Meriones. 
Mus. 
Orycteromys. 
Arvicola. 
Dasyprocta. 
Coelogenys. 
Hydrochoerus. 
Hydromys. 
Chrysochloris. 
Scalops. 
Talpa. 

Sorex. 
Erinaceus, 
Centetes. 
Solenodon. 
Glisorex. 
Gymnura. 
Ericulus. 
Vespertilio. 
Glossophaga. 
Rhinolophus. 
Nycteris. 
Phyllostoma. 
Desmodus. 
Pteropus. 
Galeopithecus. 7 
Cheiromys. 
Tarsius. 
Stenops. 
Lemur, 
Lichanotus. 
Otolienus. 
Hapale. 
Cebus. 
Mycetes. 
Ceropithecus. 
Macacus. 
Cynocephalus. 
Semnopitheens. 
Hylobates. 
Simia. 
Homo. 
Canis. 
Mesgalotis. 
Proteles, 
Viverra. 
Cynogale. 
Hyaena. 
Felis. 
Machairodus. 
Galictis. 
Lutra. 

Gulo. 
Mellivora. 
Mephitis. 
Enhydra. 
Meles. 
Procyon. 
Nasua. 


639 


Arctietis. Antilope. Hippotherium, 
Cercolvptes. Bos. Acerotherium. 
Ursus. Mesgaceros. Rhinoceros. 
Hyaenarctos. Alce. Sus. 

Phoca. Camelopardalis. P.1acochoerus, 
Pelagius. Camels. Choeropotamus. 
Stenorhynchus. Anoplotherium. Hyracotherium. 
Halichoerus. Palaeotherium. Hippohyus. 
Otaria. Macrauchenia. Merycopotamus. 
Cystophora. Lophiodon. Hippopotamus, 
Moschus. Coryphodon. Hexaprotodon. 
Auchenia. Anthracotherium. Mastodon, 
Ovis. Equus. Elephas. 


Neue mieroſcopiſche Unterſuchungen 

über die feinere Textur der Retina beym Menfchen, bey den Wirbelthieren, 
Gephalopeden und Inſecten, nebft vorangefchicten Betrachtungen über die 
fugeligen Form» Elemente des Nerven - Eyitems, von Dr. Ph. Bacini, 
überf. von Dr. H. 3. Freyburg bey Wangler. 1847. 8. BAT. 

Pacinis Entdeckungen in der microfcopifchen Anatomie find 
ruͤhmlich befannt, und das gibt fehon die Ueberzeugung, daß 
man auch bier Neues und Gründliches finden wird. Da ita- 
fienifhe Bücher bey uns immerhin ſchwer zu erhalten find; fo 
wird die Ueberfegung mit Dank aufgenommen werden. Cie ift, 
wie wir wiffen, von einem bereits befannten Zoologen und Arzt, 
fcheint ung treu zu feyn und ift auf jeden Ball fließend zu lefen. 
Die Abbildungen auf einer Quarttafel find recht huͤbſch und 
deutlich. Der Verfaffer unterfcheidet in dem Hirn und der Retina 
und den peripherifhen Ganglien außer den gewöhnlichen Ner⸗ 
venfaſern vier kugelige Elemente: Granula nervosa, Nuclei 
nervosi, Cellulae nervosae et Corpuscula gangliaria. Sie 
werben hier abgebildet. Dann folgen ©. 14. Unterfuchungen 
über die feinfte Zertur der Retina, ebenfalls mit Abbildungen. 
Der Verfaſſer unterfcheidet 5 Schichten, gibt die Dice derfelben 
an und befchreibt ihre Elementartheile fehr genau in verſchie⸗ 
denen Thieren. ©. 73. ſtellt er critiſche Betrachtungen an über 
die Unterfuhungen anderer Schriftfteller, wobey vorzüglich die 
deutfchen berüdfichtigt werden. Diefe Arbeit wird Daher des 
allgemeinen Beyfalls nicht entbehren. 


Anfangsgründe 

der. vergleichenden Anatomie aller Thierelafien zum Selbſtſtudium, erläutert 
durch mehr als 4000 Figuren auf 120 Tafeln von B. C. Brühl. Wien 
bey Mörfchner,. Liefg. .—U. 1847. 8. T. 1—19. Duerfolio, 

Diefes ift wieder eines von den faſt überfleißigen zootomifchen 
Merken, deren in der neuern Zeit Über verſchiedene Thierclaffen, 
befonders Infuforien und Kerfe erfcheinen. Diefe 19 Zafeln 
enthalten nichts anderes als Knochengerüfte von Fiſchen bis in 
die Eleinften Theile zerlegt und theils vom Verfaffer felbft ges 
zeichnet, theils von Engelsberg, ungemein deutlich und auf 
das genauefte mit Buchftaben bezeichnet, fo daß man jedes ein— 
zelne Knochenftüc leicht herausfinbet, mas bey diefer Thierclaſſe 
von großem Werth if. Um eine Veurtheilung des Einzelnen 
zu liefern, müßte man gradezu jede andere Arbeit bey Seite 
legen, und mehrere Mocen bloß zum Studium diefes Werks 
verwenden. Wir muͤſſen es daher bey dieſer allgemeinen Em— 
pfehlung laſſen, wollen jedoch fo viel möglich die Fifchgattungen 
angeben, welche der DVerfaffer unterfucht und abgebildet hat, fo 
wie die Einrichtung bes Textes. 


649 
Was nun das Leßte betrifft: fo denke man ſich eine ganz 
umftändlihe Dfteologie des Menfchen, worinn jeder Knochen 
mit feiner Geftalt, feinen Löchern, Fortfägen und Verbindungen 
befchrieben ift. Das Merk verweift daher beftändig auf bie 
Figuren und ift im Grunde eine beurtheilende Erklärung ders 
felden, mit beftändiger Nüdfiht auf die Bearbeitungen der fruͤ— 
heren Schriftfteller, befonders Guvier, Rofenthal, Spir, 
Gleoffroy St. Hilaire, Bojanus, Carus, Medel, 
Agaffiz, Köftlin, Stannius ufw. Unfere Arbeiten darüber 
in den erften Jahrgaͤngen der Iſis, befonders 1823. fcheinen 
ihm kaum befannt geworden zu feyn und unfer Programm Über 
die Bedeutung der Schaͤdelknochen, Frankfurt bey Wefche 1807. 
hat er ganz aus dem Spiel gelaffen, was auch in einem folchen 
Werke, das bloß anatomiſch, nicht phufiologifh feyn kann, an 
feinem Orte feyn mag. Deßhalb beginnt er auch nicht mit der 
Mirbelfäule, fondern mit dem Schädel, 

Er wählt hiezu als Mufter den Karpfen, in deffen Schä- 
del zwar die Anordnung und der Sinn der Knochenftüde nicht 
fogleih in die Augen fällt, wie bey menchen Meerfifchen, bes 
fon ers den Gaden, was aber dagegen den großen. DVortheil ge 
währt, daß diefer Fiſch überall zu haben ift und fich daher vor: 
züglih zum Selbſtſtudium eignet. “Die Knochentheile dieſes 
Fiſches nehmen die 4 erften Tafeln ein. 

©. 17. wied der Schädel befchrieben nach allen feinen Ver— 
bältniffen, Seiten, einzelnen Knochen, Verbindungen, Löchern, 
Leiſten ufw. 

©. 112. folgt das Kiemengerüft. Bis ©. 124. behandelt 
der Verfaffer die genannten Theile des Karpfenfchädels, jedoch 
mit Seitenbliden auf andere Fifche, woraus man mithin auf 
die Ausführlichkeit diefer Arbeit fchließen kann. Dann folgen 
Darftellungen vom Schaͤdel des Lepidosteus, Polypterus, 
Pleuroneectes. 

©. 135. folgt die Wirbelfiule mit den Rippen und dem 
Bruſtbein; zuerft wieder vom Karpfen als Beyfpiel für die 
Knochenfiſche; S. 170. die Knochen der Ertremitäten. 

©. 181. wird dag Knochenfpftem der Knorpelfifche faſt ebenfo 
umftändlih behandelt: der Schädel vom Stoͤr, Chimaera, 
Callorhynehus, Hayen und Rochen, Bdellostona, Petromy- 
zon, Ammocrotes, Branchiostoma, Lepidosiren. ©. 221. 
folgen die Wirbel, Nippen und die anderen Anhängfel der Knor⸗ 
peififche, und erdlich die Ertemitäten. Zur Bergleihung finden 
fih noch Figuren von vielen andern Fiſchen, z. B. Perca flu- 
viatilis, Jucioperca, Scomber, Ephippus, Salmo, Ophice- 
phalus, Anabas, Osphromenus, Aulostoma, Muraenophis, 
Zeus. 

Esox, Trigla, Cobitis, Clupea, Silurus, Vomer, Synan- 
ceia, Zanclus, Sparus, Lethrinus, Ophidium, Alosa, Scor- 
paena, Tetrapterus, Serranus, Muraena, Coryphaena, Lo- 
phius, Balistes, Uranoscopus, 'Echeneis, Fistularia. 

Xiphias, Lepidopus, Chironeetes, Belone, Trachinus, 
Mugil, Lichia, Holocentrum, Teuthis, Cottus, Brama, Pe- 
gasus, Batrachus, Symbranchus, Synodon, Tetrodon, Ci- 
tharinus, Centriseus, Gadus, Exocoetus. 

Man kann auf jede Tafel 40 Figuren rechnen, die meiften 
original, woraus man einen Begriff von dem Zleife des Ber: 
faſſers ſich ungefähr bilden Eann. Der Zitel entfpricht nicht 
ganz dem Buche. Es find nicht bloß Anfangsgründe, fondern 
es ift ein Goder der Dfteologie der Fiſche, in welchem fich jeder 
Zoolog Raths erholen Eann. 


m — 


J 


Faunula monacensis cantharologica. Collegit Dr. Johannes Gistel. 


Cossonidae Gistel. 
Cossonus Fabr. 
linearis 12 
ferrugineus Clrv. 12 
eylindrieus Gistel. 18 
Phloeophagus Schuh. 
lignarius Marsh. 12 
Rhynchophoridae Gst, 
Calandra Clairv. 
granaria Lin. 3 
Sphenophorus Schönh. 
decustatus Lin. 12 
Baridiidae Gistel. 
Baridius Schoenh. 
absinthii Panz. 
chloris Fab. 
caerulescens Scop. 
chlorizans Müll. 
lepidi Müll, 
t-album Lin. 
eylindricus Gyl. 
Meeinidae Gistel. 
Meecinus Germar. 
pyraster Hbst. 
Cionidae Gistel. 
Cionus Clairv. 
scrophulariae Lin. 
verbasei 
thapsus 
bortulanus Marsh. 
olens 
blattariae 
solani 
var, spinosulus Mg 
Carpolinus Gistel. 
pascuorum Gyl. 
veronicae Germ. 
beccabungae Lin. 
labilis Hbst. 
rufirostris Stu. 
teter 
antirrhini Payk. 
bipustulatus Ross. I 
linnariae Panz. 
ellipticus Hbst. 
campanulae Lin. 
Namophyeidae Gist. 
Nanophyes Schö,. 
Iytheri 6 
Cleogonidae Gistel. 
Orobitis Germ. 
eyaneus Lin. 15 
Centorhynchidae Gist. 
Acalles Sehönh. 
camelus 24 
hispidulus Beck. 18 
Centorbynchus Schüp. 


RQAOCO 


Su 


— 


2 ⏑⏑——9⏑500 


suturalis 
cinerascens Nees. 
assimilis 

erysimi 

var. eyanens Stu. 
contractus Marsh. 
si Chevro. 
floralis Payk. 
ericae Gyl. 

echiüi 

horridus Panz. 
raphani 


-» 
SS PR DRrURDDSD 


invasor Hbst, 6 
eruciger Hbst. 4 
8 


trimaculatus 
ehrysanthemi Müll. 6 
arquata Hbst. 9 


melanosticetus Mrs. 9 
quadridens Panz. 7 
marginatus Payh. 6 
pruni Stu, 

aflinis West. 7 
denticulatus Schra. 6 
sulcicollis Gy. 10 


napi Koch. 6 
hirtalus Schüp. 6 
trog!odytes 4 
var. pusio Pan, 6 
pubicollis Dh. 4 
Rhinonceus Schoenb. 
castor 6 
bruchoides 6 
ineonspectus Hbst. 10 
pericarpius 6 
subfasciatus Gyl. 6 
guttalis Grav. 6 


?amiphibius Beck. 8 
Poophagus Schönh. 


sisymbrii 8 
suflriani Gist. 10 
?erinaceus 6 
Tapinotus Schö,. 
sellätus 12 


Rhytidosomus Schö. 
globulus Hbst. 10 
Coeliodes Schönh. 


quercus 6 
subrufus Hbst. 7 
rubicundus Payk. 7 
guttula 6 
didymus Lin. 6 
geranü Payk. 10 


serratulae Gist. 12 
Mononychus Schüp. 

pseudaeori 
Cryptorhynchidae Gst. 
Camptorhinus Schö. 


statua 15 
Cryptorhynehus 11lig. 

lapathi Lin. 6 

sterleri Gistel. 7 


Lypriüdae Gistel, 
Bagous Germ. 
binodulus Hbst. 12 
eollignensis Hbst. 12 
Trachodisidae Gist. 
Trachodes Schüp. 
hispidus Lin. 
Styphlus Schönh. 
setiger Beck. 15 
Phytobidae Gist. 
Orchestes Illig, & 
querens F x 
seutellaris Ol. 6 
var. flavus West. 8 
haematicus Germ. 9 


“15 


rufus Ol. 8 
semirufus G yl. 8 
alni Lin. 12 
ilieis 5 12 
fagi Lin. 6 


(Sortfegung.) 
lonicerae 6 
populi 7 
salieis Lin. 6 
signifer Creu. 8 
rusci Hbst. 8 
bifasciatus 12 
weidenbachianus G st. 

15 
decoratus Schüp. 12 
?scintillans ? 12 
Jota Gyl. 9 
saliceti 9 


Anoplus Schüp. 
plantaris G yl. 12 


roboris Su ffr. 15 
Phytobius Schmidt. 
velatus Beck. 9 
comari Hbst. 12 
4-tubereulatus 6 
Acalyptus Schö,. 
sericeus Dhl. 10 
carpini Hbst. 12 
Gibynes Schö. 
vulpinus Meg. 6 
viscariae Lin. 6 


potentillae Koch. 6 
Tychiidae Gistel. 
Mieronyx Schönh. 


eyanea De;j. 6 
Jungermanniae Reich. 
6 


Tychius Germar. 
ö-punetatus Lin. 6 


venustus 6 
tomentosus Hbst. 10 
Junceus Reich. 6 
piceirostris 4 
var. einerascens Gyl. 

4 


var. niger Gist. 4 
var, ferrugineus Gist. 
4 
Coryssomerus Schö. 
capucinus Beck. 18 
Balaninidae Gistel. 
Amalus Schönnh. 
scortillum Hbst. 1 
Balaninııs Ger mar. 
venosus K.no. 
nucum Lin. 
var. tigrinus Meg. 
cerasorum Payk. 
villosus 
crux 
lanuginosus Wsth. 1 
brassicae 
Anthonomus Germ. 
druparum Lin. 6 
pedicularins Lin. 4 
6 
6 


NSN2::Vn7R © 


pomorum Lin. 
incurvus Germ. 


melanocephalus 6 
varians 6 
rubi 6 


Brachyonyx Schö. 
indigena Gyl. 18 

Lignyodes Schö. 
enucleator Pan. 16 

Ellescus Megerle. 


scanicus 12 

bipunctatus Lin. 9 
Hydronomus Schö. 

glabrirostrisHbst. 12 
Grypidius Schö. 


equiseti 12 
brunneirostris 15 
Dorytomus Germ. 
vorax 12 
tremulae 6 


variegatus Meg, 9 


aflinis Gyl. 9 
taeniatus 6 
majalis Gyl. 6 
pectoralis 6 
var. arcuatus 6 
tortrix Lin. 10 
nigrifrons Gistel. 10 
dorsalis 6 


Erirhinidae Gistel. 
Erirhinus Schönh. 


bimaculatus 15 
seirpi 6 
acridulus Lin. 6 
var. punctum 8 
festucae Hbst. 12 
nercis Payk. 12 


Scardamyetisidae& st. 
Scardamyctes Gistel, 
violaceus Lin. 6 
phlegmaticus Hbst. 8 
cerasi Lin. 6 
asphaltinus Steph. 8 
pruni Lin. 6 
flavieornis Sehö. 9 
Pissodisidae Gistel. 
Pissodes Germ. 
piceae Illig. 6 
abietis Lin. 6 
notatus 6 
harcyniae Hbst. 12 
piniphilus Hbst. 18 
Larinidae Gistel. 
Rhinocyllus Germ. 
latirostris Latr.. 12 


olivieri Schö. 12 
Larinus Schüp. 
Jaceae 12 
planus 10 
carlinae Ol. 1 


biguttatus? Stu. 12 
Lixus Fabr. 
paraplecticus Lin. t5 


iridis Ol. 18 
ascanii Lin. 20 
purpurens Stu. 15 
algirus Lin. 12 
bicolor Ol. 21 
einereus Stu. 12 
filiformis 6 
bardanae 18 


Otiorhynchidae Gist. 

Otiorhynchus Germ. 
niger 8 
villosopunctatus Zg. 8 
tenebricosus Hbst. 10 
var. niger Schö. 8 
var. ater Gyl. 12 
multipunctatus 18 


(Fortſetzung folgt auf dem Umfchlag zu Heft IX.) 


no 


irritans Germ. 12 
unicolor Hbst. 12 
geniculatus Germ. 12 
laevigatus 6 
corruptor Jaeq. 18 
lavandus Kay. 12 


perdix O1. 18 
gemmatus 12 
lepidopterns 12 
fraxini Dh. 10 
orbienlaris 15 
manrus G yl. 8 
piceipes 6 
centropunctatus Meg. 

10 
raucus 8 
septentrionis Hbst. 10 
porcatus S) 
hirticornis Hbst. 6 
ligustiei Lin. 10 
cunicularis Schö. 12 
zebra 10 
austriacus 12 


elaboratus Schö. 10 
asperipennis Schö.12 
pinastri Hbst. 9 
ovatus Lin. 6 
var. pabulinus Pz. 9 
Trachyphloeidae Gist. 
Peritelus Germ. 
griseus Ol. 6 
Iythargyreus Meg. 6 
lanuginosus Creu. 4 
Omias Germ. 
seminulunn 
gracilipes Panz. 
flavipes Stu. 
hirsutulus 
villosulus Meg. 
brunneipes O1. 
Trachyphloeus Germ. 
scabrieulus Lin. 6 
waltonianus Gist. 10 
squamosus Schneid. 
10 
setarius Schö. 6 
spinimanus Germ. 6 
Phyllobiidae Gistel. 
Ptochus Schö. 


wansun 


flavipes Germ. 9 
Phyllobius Sehö. 
calcaratus 6 


var. Scopoli Meg. 8 
var. coelestinus Mg. & 


pyri Lin. 4 
arborator Hbst. 6 
argentatus Lin. 6 


maculicornis Germ. 6 
harlachingensis Gist. 
oblongus Lin. 4 
mus 12 
sinuatus 

vespertinus 

var. serotinus Meg. 
betulae 

uniformis Mars. 
piceipes Stu. 
pygmaeus Gistel. 
viridicollis 


NIT AN 


Innhalt der Iſis 1848. Heft VII. 


Seite 
572. 
576. 
579. 
563. 
586. 
592. 
599. 
606. 
630, 
627. 
636. 


Galleria mellonella etc. 

Aphomia colonella etc. 

Melissoblaptes foedellus etc. 

Achroea grisella etc. 

Anerastia lotella etc. 

Ephestia elutella etc. 

Homoeosoma nebulella etc. 

Acrobasis obtusella etc. 

Martius, Glafjification der Palmen. 

Die von Katreille new aufgeftellten Kerffippen. 
Dwen, Berzeichnig der Thiere, deren Zahnbau er mierofeopifch ab⸗ 
gebildet Hat, 


Seite 
619. 
626. 
631. 


Bücher von Berner, Zagler und Egger, Martius. 
Bücher von Unger, Jaubert und Syad. 

Bücher: Verhandlungen des niederländiſchen Inftituts NIM.; Deſſen 
Zeitſchrift 1.5 Verſammlung zu Schaffhauſen; Haidingers Mit 
theilungen III.ʒ Verein zu Riga 3. 4, 


639. Bücher von Pacini, Brühl, 


Umfchlag. 


Mierofeope und Waagen, von Zeiß in Jena. 
Bücheranzeigen. 
Faunula monacensis cantharologica. Collegit Dr. Gistel. 


Verkehr. 


LESs hiermit angezeigt, daß die Iſis mit dieſem Jahrgang 
geſchloſſen wird. 
Sehnjährige Regiſter finden ſich im Jahrgang 1826, 1836: u. 1846. 


Eingegangen: 


Büder. 
L. Pfeiffer, Monographia Heliceorum viventium. Lipsiae ap. 
Brockhaus. Fasc. IV. 1848. 8. 160. 


lbid. Fasc. IV. 


Pritzel, Thesaurus Literaturae botanicae. 
1848. 4. 241 — 320. 

Thienemann, Fortpflanzungs-Gefchichte der Vögel. Ebend, Heft II. 
1848. 4. 97—144, Taf. 21—30, ill. (Eyer.) 


Strickiand and Melville, the Dodo and its Kindred, or the 
History, Affinities and Osteology etc. London by Reeve. 
1848- 4. maj. 141. tbb. 17. 

Dr. A, Reuß u. 5. Carl, Recept> Tafchenbud) der Cliniken zu Würze 
burg. Grlangen bey Enfe, 1848. 183, 

Dr. M. Berty, die Bewegung durch ſchwingende mieroſcopiſche Organe 
— und Pflanzenreich. Bern bey Fiſcher. 1848. 4. 42. 

af. 3. 

B. Cotta, Briefe über A. von Humboldt's Kosmos, Leipzig bey 
Meigel. 1848. 8. 357. 

Dr. 4. A. Berthold, Lehrbuch der Phnfiologie. Aufl. IN. Göttingen 
bey Vandenhoeck. 1. 1848. 8. 640, 

2. Wachler, die Gifen-Erzeugung Ober-Schleſiens. Oppeln bey Raabe. 
1847. kl. A. 96. 

Derfelbe, die Eifen= Erzeugung Nieder: Echlefiens und der Graffchaft 
Glatz. Ebend. 1848. 68, 


un. 


+ 
Encyclopädiſche Beitfchrift, 


vorzüglich 
für Naturgeſchichte, vergleichende Anatomie und Phyſiologie, 


von 


Ds 


[6] 


Der Preis von 12 Heften it 8 Thlr. ſaͤchſ. oder 14 fl. 24 &r. rheiniſch, und die Zahlung ift ungetheilt zur Leipziger 
Oſtermeſſe des laufenden Jahres zu leiten. 

Man wender ſich an die Buchhandlung Brockhaus zu Leipzig, wohin auch die Beyträge zu ſchicken find. 
beten, bdiefelben auf Poftpapier zu fchreiben. Das Honorar für den Bogen ſechs Thaler preuß. Cour. 

Unfrantierte Bücher mit der Poft werden zuruͤckgewieſen. 

Einrhägebühren in. den Text oder Umfchlag die Zeile ſechs Pfennige. 

Bon Anticrititen (gegen Iſis-Recenſionen) wird eine Quartfeite unentgeltlid, aufgenommen. 


— — — — — EP EEE nm m nn oT en Sonnen po So op m Egg ser en, 


Es wird ge⸗ 


Leipzig, bey Brockhaus. 


643 


Anmerk. 4. Cristella WV. hellgraue Schabe mit ſchwar— 
zen Randflecken ©. 139. 28. eriftirt fchon lange nicht mehr 
in Shiffermüllerse Sammlung und ift ald ganz vers 
loren zu betrachten. Die Stellung zwifchen Arten wie Ci- 
nerella, tremella (populella), turpella (pinguinella Tr. 
nicht betulinella), listerella (populella Lin.) ıc. lehrt 
fhon, daß diefe Cristella Feine Phycidee gewefen ſeh. 


C. Alispa. 
Hübn. 


Alis anterioribus angustis carneo-cinereis, striga priore 
plagae transverse atrae scabrae adnata, lineolis 1—2 di- 
sci nigris , striga posteriore serrata; palpis compresso- 
dilatatis. 


Tinea — Hübn. fig. 68. (ſchlecht) p. 33. Ereisfledige 
Schabe. 
Phycis — Zincken in Germ. Mag. 3, p. 157.30. — 
Her.-Schaeff. tab. (ined.) 5. fig. 32. 
Phycis — Tr. IX, 1. p. 195. Alis ant. cinereo ne- 
bulosis, macula magna ante medium nigra — 
£ et X, 3. p. 276. 
Phycis — Dup. Cat. 324. 
Nephopteryx angustella Z. Isis 1839. p. 179. 9. — 
. Schles. Schmtauchbl. IV, 1843. p. 15. 
— — Guenee Index. 80. 
Nephopteryx gracilalis Hübn. Cat. 370. 5553. 
* Phyeis angustea, the small ermine knot-horn. Haw. 
? Phycita angustella Steph. Cat. 7438. 


Die fhwalfte Vorderflügelform in diefem Genus; aufer die 
ſem Merkmal haben die Vorderflügel ftatt der beiden Mittels 
puncte eine oder auch 2 feine ſchwarze Fängsfteichelchen und 
die Zafter haben ein außerordentlich erweitertes 2. Glied. 

Größe wie Pempel. adornatella. Nüdenfhild und Kopf wie 
die Vorderflügel röthlichgrau. Sirnwulſt ftumpf Eegelformig, 
ziemlich anfehnlich, violettgrau oder dunkelgrau. Wurzelglied 
der Fühler did, am obern Ende einwärts mit jtumpfem Köder 
und darüber am Anfange des nächften Gliedes mit ziemlich an— 
fehnlihen Doppelhöderchen, die Biegung ift fehr merklih und 
auf dem flachen Rüden mit hellen, anliegenden Schuppen 
bekleidet; die darauf folgenden 4—5 Glieder haben auf dem 
Rüden je ein Schuppenzaͤhnchen; die Peitiche ift gelbgrau, 
und die Franzenhaare find ziemlich lang. Un den weiblichen 
Fühleen fehlen die Höder und die Biegung und die Franzen 
find kurze Marillartafter mit auseinander ftehenden, längern 
Schuppen. Lippentafter ziemlich lang, aufgekruͤmmt, bis über 
den Stirnwulft hinwegreichend, ftarf zufammengedrüdt und ers 
weitert, zumal am 2. Glied, deffen Schuppen unter dem Ends 
gliede in einen abgerundeten Bufch verlängert find; das Endglied 
ift eyförmig. Das Wurzelglied ift hellgrau, die 2 folgenden 
Glieder graurdthlich, das 2. am Ende, und das leßte unters 
waͤrts gebräunt. Nüffel auf dem Rüden befchuppt. Beine 
grau, die vordern auf der Kichtfeite und alle Füße braunlic) 
mit hellen Gliederenden, Die 4 hintern Schienen find auf der 
Fichtfeite hellroͤthlichgrau, vor der Spitze mit dunfelgrauem Baͤnd⸗ 
chen, die Hinterfchienen außerdem noch mit einem Bändchen an 
der Mitte. Hinterleib grau mit hellen Ningrändern. 

Vorderflügel ſchmal, am Vorderrande an der hintern Hälfte 
sonder, aud) am Hinterrande merklich gerundet, und mit fehr 


rt 


2. Angustella. 


6414 


ftumpfem Vorderwinkel, lichtgrau mit hellwöthlicher Beymifchung 
befonders van der Innenrandhaͤlfte. Vor der Mitte liegt ein 
ſtarker, fchwärzlicher Streif von aufgerichteten MWulftfchuppen, 
welcher auf ‚dem Innenrande fteht und bis zu der Subcoftals 
ader hinauf reicht; gegen die Baſis hin begleitet ihn bis zur 
halben Flügelbreite vom Innenrande aug ein fhwärzlicher Strich, 
der aber aud bisweilen fehlt. Auswärts faßt den Wulſifleck 
eine bogige, rothbraune, nach außen convere Duerlinie ein. 
Statt der 2 Mittelpuncte find [hwarze, Eurze Längslinien, deren 
obere bisweilen fehlt, die untere aber in einem hellgrauen Länge: 
fteich fteht. Die hintere Querlinie bildet mehrere ſcharfe Win— 
kel, ift oberwärts braun, unterwärts ‚mehr roth und auswärts 
von einer verlofchenen, hellgrauen Linie der Grundfarbe geiüumt. 
Am Hinterrande ftehen einige ſchwaͤrzliche Purcte, deren oberfter, 
weit unter der Spike, der größte und deutlichite ift, 

Hinterflügel beynabe durchfcheinend, ſchmutzig weißlih, am 
Vorderwinkel gebräunt, mit bräunlicher Hinterrandlinie. 

Franzen über der Baſis mit bräunlicher, verlofchener Quer: 
linie. Unterſeite der Hinterflügel wie oben, nur am Vorder— 
vonde verdunfeltz WVorderflügel einfarbig dunkelgrau, gegen den 
Vorderrand hin am dunkelften. 

Beide Gefchlechter find übereinffimmend gefärbt. 

Angustella ift felten und erft in wenigen Gegenden entdedt 
worden: in Ungarn (Tr.) — bey Wien (FR.) — in Sad: 
fen bey Dresden und Schandau (v. Ti.) — bey Frankfurt a/D. 
und Glogau. Die Raupe (bey Zreit. befchrieben) lebt nad) 
v. Fifcher in der Mitte July zwifchen zufammengerollten Blät= 
tern des Euonymus europaeus und. verfertigt zu Ende des 
Monats ein fchneeweißes, pergamentartiges Gefpinnft an Rin— 
den, Steinen und Mlauerwerf. Der Schmetterling erfcheint 
nach 14 Tagen. Nah 3. v. R's. Beobachtung Eommt die Raupe 
auch im Herbft vor und gibt den Schmetterling im naͤchſten 
Sahre (ein Männchen am 15. April 1842.). Irre ich nicht, 
fo fand F. R. die Raupen an den $rüchten des Euonymus. 


Anmerk. 1. Hübners Abbildung ift ficher unfere Art, aber 
ſehr ſchlecht; die Vorderflügel zu lang, der ſchwarze (Wulſt)⸗ 
Fleck viel zu weit gegen die hintere Querlinie gerücdt, und die 
Querlinie zwifchen ihm und der Bafis ift in der Wirklichkeit 
gar nicht vorhanden. 

Unmerf. 2. Stephens Phyeita angustella: alis angu- 
stis albidis, einereo-nebulosis strigaque undata nigri- 
cantibus — (Cat. 7432. Pyeis angustea Haworth) — 
wozu er Hübners Figur mit 2 anzieht, ift fo abmeichend 
befchrieben, daß ich fie nicht zu unferee Art rechnen kann. 
Er befchreibt fie fo: ,, Vorderflügel fhmal, weißlich, mit 
ſchwachem afchgrauen GewolE und 2 fehr zarten, braunen 
Querlinien vor der Mitte und einer andern fehr bogigen hinz 
terwärts, alle von dunflerer Farbe; nahe dem erjten Paare 
ift ein dunkler Fleck, und 4 andere genäherte und in einem 
Viereck aufgeftellte gegen den dunkeln; am Hinterrande ift 
eine ſchwache Reihe ſchwarzer Puncte; Hinterflügel weiß. — 
In Gärten an MWaldrändern um London im Suny, nicht 
fehr gemein; aud) im New-Foreſt.“ 


Gen. 5. (9). Cryptoblabes n. g. 
Epischnia p. Z. 


Antennae setaceae, maris su pra basim breviter 
curvae, sinu squamis expleto, feminae sim- 
plices. } 


645 


Ocelli adsunt. 

Epistomium planum, squamis appressis. 

Palpi maxillares breves, acuti. 

— Jlabiales tenues, recurvi, acuti. 

Haustellum spirale, squamatum. - 

Alae ant. angustae (bifasciatae), posteriorum vena me- 
diana quadrifida. 

Oviductus fem. exsertus. 


Den dünnen, zuruͤckgekruͤmmten Labialpalpen nad) fteht die 
einzelne Art der Gattung Acrobasis nahe, und wenn fie an 
dem Wurzelgliede der Fühler einen Schuppenzahn befäße, fo 
fönnte fie darin als befondere Abtheilung ftehen. Diefer fehlt 
aber dem Männchen ganzlih. Es hat dafür über dem Wur— 
zelgliede eine Krümmung; aber zum Unterfchicde von allen Phy— 
cideen befteht fie nicht in einer nach unten gerichteten Biegung 
des Fuͤhlerruͤckens, fondern der Fühler kruͤmmt fih, und zwar 
nur ſehr kurz, feitwärts nah außen, und in der Bie— 
gung, alfo auf der innern Seite ift ein niedergelegter Schup: 
penhaufen, deffen Spige nicht ganz das Ende der Biegung 
erreicht. — Die Medianader der Hinterflügel hat noch die Aus: 
zeichnung, daß die unterften zwey Aeſte, alio der 3. und 4., 
ihren Urfprung dicht an dem Queräderchen haben; , bey Acro- 
basis ift die Endgabel fehr weit davon entfernt, und der 2. 
Aft entfpringt an der Querader felbft. 

Cryptoblabes, noxam clandestinam habens, von xov- 
nreıv und Blaßr. 


1. Rutilella FR. 


Alae ant. angustae, fusco-rubentes, strigis duabus ca- 
nis, opposite obscure marginatis, posteriore tenuiore ser- 
rata, punctis duobus (strigulave) venae transversae fuscis. 


Epischnia — Z. Isis 1839. pag. 178.1. — 1845. 
p. 266. 1. 
_ Schles. Schmtauschbl. IV. (1843.) p. 15. 
TV, (1835:.p; 11. 
Phycis — Guenree Index p. 79. — Dup. Cat. p. 324. 


Größe und Geftalt der Glyptoteles leucacrinella. 

Kopf und Nüdenfild rothbraun, heilbeftäubt. Fühler bor— 
ftenföormig, bräunlich, heller geringelt, das verdickte Wurzelglied 
auf der NRüdenfeite mit weißem Längsftrich, vorn braun; der 
Schuppeubufh in der Biegung grau. Geſicht mit glatt— 
anliegenden Schuppen. Lippintafter von doppelter Augenlänge, 
dünn, aufgekruͤmmt; fpis, vörhlihbraun, innen weißftaubig; 
das Endglied deutlich abgefegt; faft von 4 der Zafterlänge. 
Ruͤſſel aufgerollt mit braun und weißlich gemifchter Befchups 
pung. Beine auf der Schattenfeite etwas feidenglänzend, fehr 
hell ftaubgrau; an den Füßen dunfler mit hellen Gliederenden ; 
auf der Kichtfeite find fie rothbraun, weißlich beftäubt, befon= 
ders die vordern an den Hüften, und mit mweißlichen Glieder: 
enden; das braune Bandchen von der Spike der Mittelfchienen 
und das an der Mitte der Hinterfchienen ift fehr deutlich. Hinz 
terleib braungrau mit hellern Ningrändern und grauggelbem 
Bauche; Legeftachel kurz, gelb. 

Borderflügel 4 Tang, ſchmal, hinten etwas ermeitert, mit 
fanft converem Vorderrande und ziemlich fcharfem Vorderwinfel, 
düfter braunroth, im Mittelfelde gelichtet durch reichliche, weiß— 
liche Beftaubung. Baſis dunkel, dann ſchwache, graue Beftäu: 
bung, worauf am Anfange des 2. Laͤngsdrittels ein ziemlich 
grader, meißlicher, einwaͤrts geneigter, bindenformiger Querftrich 


— —— — 
— —ñs 


646 


folgt. Er hat nur ſehr ſeichte Ausbiegungen, die ſchärfſte, ge— 
gen das Mittelfeld geöffnete auf der Subdorſalader, und iſt 
einwärtd wegen der grauen, daran ftoßenden Beſtaͤubung menig 
ſcharf gerandet, auswärts aber durch eine fehr breite Verdunk— 
lung der Grundfarbe begren,t und abgefhnitten. Das breite 
Mittelfeld ift am ſchwächſten gegen den Innenrand beftäubt. 
Es enthält auf der Querader, von der erften Binde doppelt 
fo weit entfernt wie von der 2., auf hellerem Grunde entweder 
2 genannte Puncte oder einen fchrägen Querftrich, beides ziem— 
lich verlofhen und in brauner Farbe. Die hintere Querlinie 
convergirt oben ein wenig gegen den Hinterrand, ift dünner ale 
die Dorderbinde und etwas verlofchener, ſchwach gezähnt, mit 
einem ftärfern Zahn dem Mittelzeichen gegenüber und einer auch 
einwärts gerichteten Ede dicht ber der Subdorfalader; fie ift 
auf beiden Seiten ziemlich breit von der verdunfelten Grund- 
farbe eingefaßt; nur auswärts am Vorderrande verbreitet fich 
die graue Beftäubung, welche vor der wenig deutlichen Hinters 
randlinie herzieht, meiftens bis an die Querlinie felbft. Franz 
zen braungrau. 

Hinterflügel dunkel bräunlichgrau, einfarbig. Franzen nicht 
heller, nahe der Baſis mit der gewönhlichen, dunfeln, kaum 
merflichen Linie durchzogen. 

Unterfeite dunkelbraungrau; Vorderfluͤgel dunkler mit verlofches 
nem Mittelzeihen und noch verlofchenerer hinterer Binde; auf 
den Hinterflügeln ift das Dueräderhen etwas erhaben. Ein 
Weibchen, von Hrn. af Tengftröm am 28. Juny in Finn- 
land in der Gegend von Helfingfors gefangen, ift ein wenig kurz— 
flügliger und auf den Vorderflügeln von dunfelbraungrauer Grunds 
farbe, nur die innere Einfaffung der hintern Querlinie hat einen 
febr merklichen, bluthrothen Anſtrich; die der Vorderbinde ift 
ſchwarzbraun und breit. 

Der feltene Schmetterling fliegt in Rußland, bey Helfingfors 
in Finnland und Kofenhufen in Kievland — in Preußen bey 
Danzig v. Ziedemann! — in Böhmen bey Nirdorf und 
Reichſtadt im Mai ziemlich felten (F. R.) — in Sclefien bey 
Glogau und Lauban; ic) fing ein Pärchen in einem Erlgehoͤlz, 
wo id) es von Stämmen flopfte, am 23. May und 12. Suny. 


Anmerk. Hierher gehört vielleicht: Phycita bistriga (HJaw.) 
Stephens Illustr. IV. 305, 8. „alis ant. angustis, stri- 
gis duabus albis, postieis fuseis (83 — 9). Border: 
flügel fchmal, purpurroth mit einem faft geraden, weißen 
Querſtrich (streak) vor der Mitte und hinter demfelben mit 
einem 2.5, etwas gekruͤmmten und gegen den Innenrand ſchraͤ— 
ger werdenden; die Farbe zwifchen diefen Auerftrichen ift von . 
hellerer Farbe (of a brichter hue) als der Neft des Flügels; 
nahe dem Hinterrande ift ein fehr ſchwacher, welliger, etwas 
blaſſer Duerftrih und am Rande felbft eine Reihe von Elei- 
nen, bräunlichen Puncten; Sranzen duͤſterroth. SHinterflügel 
bräunlih. — Nicht felten um London an Rändern von Ge: - 
hoͤlzen und Wäldern im Juny.“ — Unfere Art hat, wenig— 
ftens in den 5 von mir gefehenen Eremplaren, auf den Vor: 
derflügeln keine Hinterrandpuncte, und von einer Binde da= 
vor kann gar nicht die Nede feyn. i 


Gen. 6. (10). Glyptoteles n. g. 
Antennae simplices, nudae, sine arcu, 
Ocelli distincti. 

Epistomium planum. 
Haustellum spirale. 


647 


Palpi maxillares breves, filiformes, epistomio incum- 
bentes. 

Palpi labiales medioeres adscendentes maris supe- 
rius compressi, antice et inapice emarginati; fe- 
minae filiformes, simplices, acuti. 

Alae ant. obsolete bifasciatae, posteriorum vena 
mediana in quatuor ramos dividitur; margo anterior 
maris prope basim penicillo pilorum longorum 
iustructus est. 


Diefe nur im männlihen Geſchlechte ausgezeichnete Gattung 
ſteht nah ihrem Habitus und der eigenthümlichen Behnarung 
des Vorderrandes der Hinterflügel dem Genug Eecopisa fehr 
nahe. Es unterfcheidet fie aber der Mangel der Ausbuchtung 
diefes Randes und die 4, nicht Zäftige Medianader der Hinter 
flügel. Won diefen Haaren liegt ein Theil der Länge nach auf 
der Fläche unter dem Innenrande der Vorderflügel; ein anderer 
Theil fteht nach vorn ferebend, als ein ſchwarzer Buſch hervor. 
Bon allen Gattungen ift aber Glyptoteles durch den maͤnn— 
lichen Taſterbau verfchieden. Das letzte Glied ift nehmlich fehr 
flach zufammengedrüdt und am Ende gerade abgefchnitten und 
ziemlich tief ausgerandet; der Vorderrand hat 2 Kerbzähne, und 
die Befchunpung des vorlegten Öliedes bildet einen 3. Kerbzahn 
an feinem obern Ende. — Beym Weibchen find die Lippentafter 
zu dünn, fadenförmig, etwas zufammengedrüdt, und das laͤng— 
lihe Endglied läuft in eine Spike aus. 

Die einzige Art lebt in feuchten Gehölzen der Ebene, 


1. Leucacrinella (Tischer in lit.) n. sp. 


Antennarum fuscescentium articulus basalis in dorso, 
epistomium palporumque artieulus ultimus exalbida (mas). 

Alae ant. fuscescentes, fasciis duabus dilutis, nebulosis, 
opposito fusco-marginatis, puucto fusco gemino obsoleto 
in vena transversa. Anus exalbidus. 


? Phyeis — Herr.-Schffr. tab. (ined.) 10. fig. 70. 


In der Größe der größten Myel. elutella. Kopf des Männ- 
chens braun, mit big nahe an die Fühler blaßgelbem, flachge— 
druͤcktem Geficht. Fühler braun, nad) oben gelblicher, auf dem 
Rüden des Murzelgliedes fo wie die obere Hälfte der Taſter 
blaßgelb; die untere Hälfte der legtern graubraun, Nüffel brauns 
lih, auf dem Nüden graugelblich befchuppt. Beym Weibchen 
ft der ganze Kopf mit feinen Theilen düfterbraun, außer an 
dem Nüden des MWurzelgliedes der Fühler. — Ruͤckenſchild braun. 

Beine graubraun, auf der Schattenteite fowie an den Glie— 
derenden der Füße hellgrau. Hinterleib hellbraungrau, am Nande 
des vorletzten Ringes und dem ganzen Afterfegment blafgelb, 
fowie die breiten Nänder der Bauchringe. Der weibliche Lege: 
ſtachel lehmgelb. 

Vorderfluͤgel ſchmal mit wenig ſcharfem Vorderwinkel, duͤſter 
braun, auf der Vorderhaͤlfte des ziemlich engen Mittelfeldes und 
vor dem Hinterrande durch Grau gelichtet. Die erſte Binde 
iſt grau, verloſchen, ſchief einwärts gelehnt, auf der Median— 
ader mit einem ausſpringenden, auf der Subcoſtalader mit einem 
einſpringenden Winkel, gegen das Mittelfeld dunkelbraun breit 
gerandet; fie ſteht weit gegen die Fluͤgelmitte. Die 2, Binde 
läuft dem Dinterrande, von dem fie ziemlich fern bleibt, paral- 
let, mabt 2 Schwingungen, ift dünner als die 1. Binde, und 
om Borderrand am dunfelften braun gerandet; ihre innere braune 
Einfaffung Läuft am dunfeln Innenrande mit dev der erften 
Binde zuſammen. Die 2 braunen Puncte der Quexrader ſind 


648 


nicht fehr deutlich und bisweilen etwas in einanbergefloffen, Die 
verlofchene Hinterlinie braun; Franzen braungrau. 

Hinterflügel braungrau, ziemlich dunkel, mit wenig außgezeich- 
neter, dunflerer Nandlinie. Die wenig helleın Stanzen haben 
nahe der Bafis eine dunflere Querlinie, 

Unterfeite braungrau, feidenglänzend ; der dunklere Vorderrand 
der Vorderflügel hat vor der Flügelfpike ein ſehr verlofcheneg, 
helles Fleckchen, als Anfang der 2, Duerlinie, welches aber 
auch fehlt. 

Der feltene Schmetterling-mwurde in Sachſen bey Dresden 
(v. Zifher!) und in Schlefien bey Glogau gefunden; er 
fliegt im Juny in Erlgehoͤlzen, von deren Aeften ich ihn ein 
paarmal abklopfte. 


Anmerk. H.:Schäffers Abbildung ift fehr zweifelhaft und 
läßt die Art gar nicht erkennen. Das Wurzelglied der Füh— 
ler ift viel zu dick gegen die legten, die wieder ihrerfeitd zu 
fein find. Die Vorderflügel find etwas zu breit, 'und gang 
einfarbig, nur mit drey von der Baſis ausgehenden, ungleich) 
langen Rängslinien, die wehl die Hauptadern vorftellen follen, 
die doch bey Leucaerinella ſich durchaus nicht bemerklich 
machen. Von Binden, Querfchatten und Mittelzeihen, die 
meine 4 Eremplare entfchieden und deutlich befigen, zeigt das 
Bild auch nicht eine Spur. 


Gen. 7. (11.) Eecopisa n. g. 


Antennae setaceae, in utroque sexu absque sinu basali. 

Conus epistomii squamaceus truncatus. 

Palpi maxillares filiformes breves. 

Palpi labiales adscendentes, compressi, articulo termi- 
nali brevissimo, 

Alae anteriores (obsolete strigatae) plaga infra ad ba- 
sim appresso-squamata, eiliis obumbrata; venae subcosta- 
lis furca in costam exit, 

Alae posteriores in margine anteriore profunde ex- 


cisae, sinu piloso, vena subeostalis furcata, mediana 
trifida. 


Höchft ausgezeichnet unter allen mir befannten Gattungen 
der Phycideen, aber ſehr wahrfcheinlich nur im männlichen Ges 
ſchlecht, durch den tiefen, dicht und langhaarigen Ausichnitt 
des Vorderrandes der Hinderfluͤgel. Der Gattungsname ift von 
&xx070T@, excido (part. aor. pass.) 


1. Effraetella (Kollar in lit.) n. sp. 


Alae anteriores fumatae, striola disei medii fusca, striga 
postica diluta; palpi alaeque omnes ad basim infra fla- 
vidae. 

Aehnlich der Glypt. leucacrinella, fir welche fie leicht auf 
den erſten Anblif genommen werden kann; fie hat aber ein 
braͤunliches, Eein gelbliches Dbergeficht, auf der Unterfeite der 
Vorderflügel, mwenigftens das Männchen, fehr auffallende hell— 
gelbe Stellen — und auf den Hinterflügeln eine nicht dreymal, 
fondern nur Qmal gefpaltene Medianader — der großen, gene: 
riſchen Verfchiedenheiten nicht zu gedenken. Faſt fo groß wie 
die genannte Art (DVorderflügellinge 34%). Nüdenfchild, Kopf 
und Vorderflügel ebenfo düfter, wauchbraun. Haarſchuppen des 
Gefichts zu einem ſehr Furzen, gerade abgeftusten Kegel zuſam— 
mengeneigt. Fuͤhler hellbraun, an dev Bauchfeite Eerbig geſaͤgt 
mit zufammengebrängten Gliedern; Wurzelglied ohne Auszeich- 


649 


nung. Taſter alle ſehr blaß iſabellgelb. Marillartafter kurz, 
fadenfoͤrmig, abwaͤrts geneigt. Lippentaſter von etwa 3 facher 
Augenlänge, aufgefrümmt, zufammengedrüdt, dag 2. Glied drey— 
mal fo lang als das erfte, erweitert, an der untern Seite mit 
abftehenden Schuppen; auswärts fo hellgelb wie einwärtd; Ends 
glied fehr Eurz, ftumpf, dünn, braun, Ruͤſſel gelbfchuppig. — 
Beine bräunlihgrau; Schienen und Füße der 4 hintern Beine 
auswärts reichlich braun überflogen, einwärts etwas ſchimmernd 
bleichgelblih; Fußglieder mit bleichgelben Spitzen. Hinterfchiene 
zufammengedrüdt, nad unten allmählic) erweitert, auf der 
Nüdenfchneide gegen die Spige mit etwas abftehenden Haar— 
fhuppen gefiedert. — Hinterleib bräunlihgrau, am Bauch nad 
binten heller gelb; der verdickte Afterbufch in der Mitte gelblich, 
an jeder Seite braun. Worderflügel ziemlich ſchmal, ſtumpf— 
fpigig mit fanft gerundetem Hinterrande, rauchbraun, gegen die 
Baſis am Vorderrande am bdunfelften. Die erfte Querlinie 
fehlt. Das Mittelzeihen ift ein brauner, kurzer, nicht ſehr 
auffallender Strih. Die 2. Querlinie, in der Mitte zwifchen 
den Mittelzeichen und dem Hinterrande, ift ſchwach geſchlaͤngelt 
und fehr verlofhen. Die dunfeln ftaubgrauen Franzen ftehen 
durch «eine feine gelbliche Bafallinie von dem wenig verdunfelten 
Hinterrande ab. 

Hinterflügel ftaubgrau. Franzen mit heller Bafallinie. 

Unterfeite einfarbig glänzend ftaubgrau, auf den Vorderfluͤ— 
gel dunkler. Hier ift an der Baſis ein länglicher bi8 zum Anz 
fange des 2. Flügeldritteld reichender, duch anliegende fchwefels 
gelbe Schuppen gebildeter led. Er wird einwärts von der 
Medianader begrenzt, die neben feinem obern Ende, fo wie die 
Subdorfalader an feiner Mitte eine Reihe ziemlich langer, über 
ihn bin geneigter Haare trägt. Hinter feinem fpiß zulaufenden 
Ende ift der Vorderrand — gleihfam zu einem Pterostigma 
— verdunfelt und dunkelbraun. An den Hinterflügeln befindet 
fih auf dem Ende des erften Drittels ein ziemlich tiefer, run= 
der Ausſchnitt; deffen Nand mit: bleichgelben, dichten, ungleich— 
langen Haaren beiegt ift. Zwifchen dieſem Ausfchnitt und der 
Flügelbafis it der DVorderrand braun. Die Subcoftalader ift 
bis zum Ausjchnitt ebenfo wie die Medianader bis zum erften 
Gabelaſt ſehr auffallend dicht fchwefelgelb befhuppt. Die Mes 
dianader QZmal gabelfpaltig, der 2. Gabelaft beginnt nicht weit 
von der ſehr fchrägen Querader. Mann fing diefe Art bey 
Livorno und Antignano. (in Toskana) an dürren Zäunen felten. 
Sch fah nur das befchriebene Männchen. 


Anmerk. Ich befige ein von mir bey Glogau gefangenes 
Meibchen, dasich, wie ich mich nun Überzeuge, mit Unrecht 
bisher zur Glyptot. leucacrinella zog. Es bat ganz die Größe 
des Männchens von Ece. effractella. “Die Vorderflügel von 
derfelben Farbe und Zeichnung, nur mit verlofchnerem Mit: 
telzeichen, haben. die gleiche: Geftalt, außer daß fie ein wenig 
breiter find. Hinterflügel -gleichgeftaltet und gefärbt. Die 
Unterfeite aller Flügel ift — wie ſich erwarten läßt, ganz 
ohne die Auszeichnung des Männchens, ganz ohne Gelb, 
ohne verdunfelten Worderrand der Vorderflügel, ohne Aus: 
ſchnitt der 2 Hinterflügel, einfarbig bräunlichgrau. Die Mes 
dianader hat wie Effr.ctella drey Aeſte ftatt der 4 der Leu- 
eacrinella! Fühler bräunlich, borftenförmig, ungekerbt. Das 
faft flahe Gefiht braun; der Nüffel bleichgelb befchuppt! 
Kippentafter viel fchlanfer als bey Effractella, mit beträcht- 
licherem Endgliede, auswärts rauchgrau und nur auf der 
innern Seite mit demfelben glänzenden,  blaffen Gelb. Beine 

Iſis 1848. Heft. 9. - 


— — — 
— 


650 


- 


dunkler und weniger auffallend und hell an den Fufglieders 
enden, — Db diefes Eremplar troß feiner Abweichung doch 
eine Effractella oder ob es eine eigne Art ift, muß die Zukunft 
lehren; daß es aber in daffelde Genus gehört, halte ich für 
gewiß. 

Gen. 8. (12). Nyctegretis n. g. 


Antennae setaceae simplices. 

Epistomium planum squamis adpressis. 

Palpi maxillares filiformes. 

—  labiales elongati, reflexo-erecti, compressi, 
articulo ultimo longo. 

Alae anteriores bistrigatae; venae subcostalis furca 
in costam exit; vena mediana quadrifida; posteriores: 
venae suhcostalis et mediana trifidae — foveola (maris) 
supra basim vense subdorsalis hyalina, ciliis medianae 
obtecta. 


Diefes Genus, welches den Fühlern nad) zu Myelois gehört, 
bat fchon in feinen langen, ganz aufgebogenen Taſtern und 
deren langem Endgliede etwas Ausgezeichnetes; die Hauptauszeich— 
nung bildet aber die fchuppenlofe Stelle an der Bafis der Hinz 
terflügel beym Männchen, welche man am beften erblidt, wenn 
man den gefpannten Schmetterling gegen das Licht: hält. Sie bez 
findet ſich gwifchen der Medianaderbafis und der gekruͤmmten 
Bafis der dritten Subdorfalader und wird von den Franzenhaa— 
ren der erften überfchattet. Die Falte zwifchen beiden Adern 
tritt in der Flügelmitte als ein Laͤngskiel hervor. Beym Meib- 
hen fehlt die Grube und diefer Laͤngskiel. 

Vermuthlich wird Achatinella nicht die einzige Art in dies 
fem Genus bleiben. Der Gattungsname bezieht ſich auf bie 
Flugzeit des Schmetterlings; er it von vVE (nox) und Eyeigo 
(excito) abgeleitet, 


1. Achatinella Hübn. 


Alae auteriores griseo-rufescentes, strigis duabus rectis 
valde convergentibus interne late rubiginoso - marginatis 
strigulaque interjecta albis. 


Tinea — Hübn. fig. 451. 
Phycis —, Phycide agate Dup. Il. p. 226. 1449. 
tab. 280. fig. 6. — Cat. p. 324. ; 
— — Etersmann Fauna Volg. 561. 35. 
Myelois — Z. Isis 1839. p- 177. 8. — Lienig Isis 
1846. p. 266. 4. — H.-Schaeffr.. Topogr. 3, 
p. 194. 894. 
—  Schles. Schmtauschbl. IV, 1843. p. 14. 
— Guenee Index 81. 


Sehr Eenntlih an dem langen Endgliede der Taſter, der röthe 
lichen Grundfarbe der Vorderflügel, den geraden, weißen, ein= 
wärts breit braunroth fehattirten Querlinien. 

Gröfe der Acrob. consociella. Kopf und Ruͤckenſchild grau— 
vö:hlich, bisweilen mit etwas Violettfhimmer, Fühler röthlich- 
grau, beym Männchen auf dem Rüden aͤußerſt fein, fügezähnig, 
auf dev Bauchfeite glatt, microſcopiſch pubescirend. Schuppen 
zwifchen den Fühlern loder, auf dem Geſicht glatt. Maxillar— 
tafter dünn, ziemlich lang» » Lippentafter von 24 Augenlaͤnge, 
ziemlich dick, far zufammengedrüdt, aufgeftümmt, weit über 
das Gefiht hinaufreihend, auswendig röthlih grau. Das 2. 
Glied auf der untern Schneide mit einem braunen Fleck, das 
Endglied. ganz braun, fo lang V das 2. Glied, einfoͤrmig, 

— 


651 — 
fpißer. 
außen braunftaubig, am dunfelften an den Füßen, deren Spitzen 
weißlich grau ſind; Hinterſchiene in der Mitte mit einem ver: 
loſchnen, braunen Fleck und wie die Mittelfchiene vor der Spike 
mit einem folchen bindenförmigen Fleck. — Hinterleib graugelb- 
lich, beym Weibchen ohne hervorftehenden Legeftachel. 

Vorderflügel ziemlich ſchmal, nach hinten erweitert, mit gerundetem 
Vorder: und Hinterrande und deutlichen Vorderwinkel grauröthlid), 
von der Bafis bis zur erften Querlinie in zunehmender Stärke roth: 
braun. Die erfte Querlinie liegt ſehr ſchief und ift faſt gerade, 
ziemli dünn, weiß nad innen ſcharf begrenzt, nah außen 
meifftaubig eingefaßt. Die Querlinie füngt ganz nahe am Bor: 
derwinkel an und ift dünn, gerade, weiß und einwaͤrts breit 
rothbraun gerandet. Das Mittelzeichen ift, genau betrachtet, 
ein brauner fhiefer Strich, ber auswärts ſchmal weiß gerandet 
ift und nach innen einen langen, bräunlichen Schatten wirft. 
Franzen bräunlichgrau. 

Hinterflügel beym Männchen fpiger als beym Weibchen, ſtaub⸗ 
grau, am Nande leicht roͤthlich angeflogen. Die Baſis der 
grauen Franzen bildet eine heile, auf beiden Seiten dunkelgrau 
eingefafte Linie. 

Unterfeite etwas glänzend bräunlichgrau, auf den dunklern 
Vorderflügeln mit verlofchner 2. Querlinie und braunem Bor: 
derrandfleck vor derfelben ald Anfang des dunkeln Schattentans 
des. 

Achatinella iſt weit verbreitet, aber, wahrſcheinlich wegen 
ihres naͤchtlichen Fluges, wenig bekannt. Sie lebt in Piemont 
bey Bugnanco im July (Dup.) — in Bayern bey Regens⸗ 
burg im Auguft gefellfhaftlih mit Noct. paula auf Gnapha- 
lium arenarium — in Medienburg (F. NR.) — in der Mark 
Brandenburg bey Frankfurth aD. und in Schleſien ben Glogau 
(3. — in Lievland felten (Lienig) — im Cofanifchen und 
in den Vorbergen des Urals im July und Auguft (Eversm.) 
Sie bewohnt trodne, Eräuterreiche, windftille Anhoͤhen, nicht 
immer, wo Gnaphalium arenarium waͤchſt, hält fich ben Zage 
ganz ftil und kommt nur am Abend zum Vorfchein, zu welcher 
Zeit fie leicht zu fangen ift. Bey Glogau fing ich fie in dem 
beißen Sommer 1846. am 4. July fhon zum Theil verflogen. 


Gen. 9. (13). Myelois Hübn. 


Antennae setaceae, in utroque sexu simplices sine arcu. 

Ocelli (plerisque) duo. 

Epistomium squamis in conulum compositis aut ap- 
pressis. 

Palpi maxillares breves filiformes. 

— labiales squamati, adscendentes, recurvi aut por- 

recli. 

Haustellum spirale. 

Alae simplices, posteriores integrae, vena mediana in 
3 —4 ramos divisa. 


Pectus inerme. Pedes simplices. 


Diefes Genus enthält die Arten, die an Fühlen, Marillar: 
taftern und Flügeln im männlichen Gefchledht feine und alfo noch 
viel weniger im weiblichen eine Auszeichnung haben. Nachdem 
Ephestia, deren Männchen auf ber Unterfeite der Vorderfluͤ⸗ 
gel einen langen Haarbuſch befist, — Acrobasis , deren männ- 
fiche Kühler jein Schuppenzahn am Murzelgliede auszeichnet, 
— Cryptoblabes, mo bie Fühler über dem Wurzelgliede eine 
ſchwache feitliche Biegung zeigen, — Glyptoteles, deren maͤnn⸗ 


Rüffel aufgerollt, beſchuppt. — Beine roͤthlich grau, 


652 


liche Zafter ein Amal ausgerandetes Endglied und deren mann 
liche Vorderflügel einen ähnlichen Haarbuſch wie Ephestia ha= 
ben — Eeccopisa, mit einer tiefen behaarten Auscandung am 
Vorderrande der männlichen Hinterflügel. — Nyctegretis mit 
einer Elaren Längsgrube an der Bafis der männlichen Hinter 
flügel; — und Asarta mit rauhhaarigen Lippentaftern und kur— 
zen Beinen — abgefondert worden find, bleibt doch ber Inbe— 
griff des fehr reducirten Genus ein fehr heterogenes, zu fortges 
fegter Prüfung aufforderndes Gemifh. Zur Erleichterung der 
Ueberficht habe ich folgende Unterabtheilungen gemacht. 


A. Palpis adscendentibus recurvisve 
a) vena alae posterioris mediana quadrifida, 
«) alis anterioribns latis non faseciatis. 
1) rosella, 2) eirrigerella, 3) incompta, 4) eri- 
brum, 5) eribratella. 
ß) alis ant. latis obsolete faseciatis. 
6) erudella, 7) contectella. 
y) alis ant. latis distinete fasciatis. 
8) terebrella, 9) dulcella, 10) legatella, 11) sua- 
vella, 12) advenella, 13) epelydella. 
6) alis ant. angustis. 
14) umbratella, 15) welseriella, 16) tetricella, 
17) ceratoniae. 
b) vena al. post. mediana trifida. 
18) argyrogrammos, 19) transversella, 20) os- 
seatella, 21) compositella. 


B. Palpis rectis, horizontalibus. 
a) alis ant. vena mediana trifida. 
22) convolutella. 
6b) alis post. vena mediana quadrifida; palpis maxillari- 
bus distinctis. 
23) cantenerella, 24) gilveolella, 25) saxella, 26) 
confiniella, 27) ilignella. 
c) alis post. vena mediana quadrifida; palpis maxilla- 
ribus maris obsoletis, feminae distinetis. 


28) Rippertella. 


A) Taſter auffteigend oder zuruͤckgekruͤmmt. 
a) Medianader der Hinterflügel vieräftig. 
@) Vorderflügel breit, unbandirt. 


1. Rosella Scop. 


Alis anterioribus roseis, basi dorsoque late albidis, ca- 
pillis vitellinis. 


Phal. rosella Scop. Fauna. Carniol. p. 245. 624. 

Myelois — Z. Isis 1839. p. 176.1. — 1847. p.761. 
330. — Schles. Schmtauschbl. IV, 1843. p. 14, 
— 9.:Schäff. Topogr. v. Reg. 3, ©. 194. 891. 

lithyia — Guenee Index 84. 

Phal. pudoralis W.V. p. 124.40. Zünsler mit weißen 
roſenroth gefleckten Oberflügeln. — Ausgabe von SI: 
tiger H, S. 28. 40. — v. Charpentier S. 22. — 
Sabr. Ent. syst, 3, 2. ©. 233. 392. 

Eurhodope — Hübn. Cat. p. 371. 3566. 

Tinea pudorella Hübn. fig. 63. et 318. p. 36. 20. 
Roſenrothfleckige Schabe. 

Phyeis pudorella Zincken in Germ. Mang. IH, 
p- 134. 13. 


653 


Phycis — Tr. IX, 1, p. 149. palpis erectis, anten- 
nis nudis, alis antieis albis, vitta rosea; posti- 
eis einereis, eiliis albidis X, 3. p. 273. — Kol: 
lar Oeſtr. Shm. ©. 89. 

— Schl. Schmtehbl. II, 1841. p. 12. III, 1842. p. 16. 

Hithyia — Duponchel VII, p. 152. Ilithyie pudique 
pl. 276. fig. 4. 

— Dup. Cat. 320. 


Eine der Eleinften Phycideen, wie Eudorea dubitalis; leicht 
Eenntlih an dem fchönen Nofenroth der am Innentande weiß: 
ihen Vorderflügel. 

—— — Fuͤhler gelbbraͤunlich. Taſter duͤnn, aufge⸗ 
kruͤmmt, wenig an dem flachen Obergeſicht hinaufreichend, ſpitz, 
etwas zuſammengedruͤckt, lehmgelb, an Baſis und Spitze heller. 
Marillartafter ſehr Elein, Enofpenförmig. Ruͤſſel did, braun 
ſchuppig. Ruͤckenſchild gelblihweiß. Beine Ichmgelb, auf ber 
Lichtfeite etwas gebräunt. Hinterleib graubraun, am Bauche 
viel dunkeler, Afterbuſch gelb, beym Maͤnnchen hell und ſtark. 

Vorderfluͤgel ziemlich kurz, breit und hinten erweitert, weiß 
oder gelblichweiß in betraͤchtlicher Breite am Innenrande und 
in einer nach hinten verduͤnnten Linie auf dem Vorderrande, die 
nicht ganz die Spitze erreicht; uͤbrigens dunkel roſenroth. Vor 
der Spitze kommt eine weiße unten erweiterte Linie vom Vor⸗ 
derrande herab, die mehr oder weniger deutlich ift. Bisweilen 
zeigt fi auf der Querader ein dunkles Pünctchen. Hinterrand: 
linie dunkelbraun, did; Franzen hellbraun. Der Vorderrand 
felbft von der Baſis bis zur Mitte braun. Ma a 

Hinterflügel heilbraungrau mit dunfler Randlinie; bie Scans 
zen haben vor den Vorderwinkel am Vorderrande bisweilen einen 
töthlichen Anflug. 

2 vn glänzend gelbbräunlich; die Vorderfluͤgel am 
dunfelften, vor dem Hinterrande bisweilen in einer verlofhenen 
Binde hellgelblich, welhe Farbe auch am Vorderwinfel der Hin= 
terflügel etwas ſichtbar wird; diefe find am Innenrande am 
hellſten. — Das Weibchen iſt an dem langgeſpitzten Ende des 
Hinterleibes kenntlich. Die ſiciliſchen Exemplare ſind kleiner 
und haben auf den Vorderfluͤgeln ein reines Weiß. 

Rosella, von Scopoli zuerft befchrieben, lebt in Krain auf 
Eräuterreihen Hügeln ziemlich felten (Scop.) — in Oeſterreich 
auf Bergwiefen (auf der Zürkenfhanze im Juny und Sum: 
Kollar) — auf einer zwifhen Bergen liegenden Waldwieſe 
(Tr) — in Ungarn (Tr.) — um Regensburg (H.⸗Schff.) 
— um Halle und in der Deſſauer Haide (Zincken) — in 
Schleſien um Breslau, Scarſine (Schmtauſchbl.) und Glogau 
— in der Mark Brandenburg um Frankfurt und Bieberteich 
(dem Wohnſitz des verftorbnen Kuhlweins). Sie bewohnt 
bier Eräuterreiche, fonnige Hügel zu Ende Juny und Anfang 
July und fliegt bey Tage nicht gern auf, weßhalb ich fie ſchon 
ein paarmal mit dem Keſcher abgeſtreift habe; am liebſten er— 
ſcheint ſie nach Sonnenuntergang und iſt ſchwer zu fangen. 
An einem Abend wurde auf einem mit Wein bepflanzten Huͤgel 
beh Bieberteich eine große Menge geſammelt. * Außerdem fin⸗ 
det ſich dieſe Art wahrſcheinlich im ganzen ſuͤdlichen Europa: 
Duponchel erhielt ſie aus dem mittaͤglichen Frankreich, und 
ich fing fie nicht ſelten zu Ende May und im Anfang Juny 
in Sicilien bey Spracus. 


2. Cirrigerella Zincken. 
Alis anterioribus griseo-luteis vel ochraceis, posterio- 


654 


ribus fusco-einereis, cilis pallidis; capillis ac thorace 
ochraceis. 


Phyeis — Zincken in Germ. Mag. III, p- 133. 12, 
Palpis erectis, alis anterioribus lutescentibus, 
postieis plumbeis flavo- ciliatis. — Germar Faun. 
4, 19. 

Myelois — Z. Isis 1839. p. 176. 2. — Lienig Isis 
1846. p. 266. 1. 

— H.- Schffr. Topogr. von Regensburg 3, p. 194. — 
tab. (ined.) 10. fig. 67. 

llithyia — Dup. Cat. 320. 


An den ganz einfarbigen Vorderflügeln und der faſt dotter: 
gelben Farbe des Kopfes und des Nüdenfchildes zu erkennen. 
Ruͤckenſchild und Kopf heil dottergelb. Männliche und weibliche 
Fühler borftenförmig, microfcopifc) gefranzt, gelbgrau, gegen die 
Bafis gelber, am Wurzelgliede dottergelb. Lippentafter etwas 
über das flahe Geficht heraufcagend, aufgefrummt, ziemlich 
dünn, zufammengedrüdt, feinfpigig. Marillartafter deutlich, dünn, 
fadenförmig. Ruͤſſel ftark, gelb, auf dem Rüden gelbfchuppig. 
Beine ochergelblich, auf der Kichtfeite mehr oder weniger reich: 
lih grau angeflogen. Hinterleib dunkel grau, an der Baſis 
gelbftaubig, an der Spitze heil dottergelb, 

Vorderflügel viel geftredter als bey Rosella, beym Weibchen 
fürzer als beym Männchen, nach hinten erweitert, grau lehm⸗ 
farben, an der Bafis gelber, bey manchen Eremplaren (wey 
Weibchen) ganz in der Faͤrbung des Ruͤckenſchildes. Der Vor: 
derrand ſeibſt ift von der Schulter aus big vor die Mitte braun; 
die Franzen grau oder gelblich. 

Hinterflügel einfarbig bräunlichgrau mit lichtgelben Franzen. 

Unterfeite braungrau, die Vorderflügel am dunkelften und an 
der Spite in einen fid mehr oder weniger am SHinterrand her: 
abziehenden Fleck gelb beftäubt. Franzen der Hinterflügel hell. 

Diefe Art ift etwas veränderlic in der Färbung und Flügel: 
geftalt. Ein Weibchen meiner Sammlung (aus Böhmen) hat 
wie gewöhnlich geftredte Vorderflügel; diefe find Aber an ber 
Innenrandhaͤlfte ohne Grenze yegen die dunkle Vorderhaͤlfte 
blaß ochergelblich, ebenſo wie die Franzen. — Zwey Weibchen, 
die mir Dr. Mettznner als die wahre Cirrigerella zur Anficht 
ſchickte, haben offenbar kürzere Vorderflügel. Das fchönfte 
Eremplar hat ganz ochergelbe WVorderflügel mit etwas helleren 
Franzen, und auf der Unterfeite die hintere BVorderrandhälfte, 
die Bafis und den Hinterrand hellgelb, auch die Beine ohne 
grauen Anflug. Bey dem zweyten geflognen Weibchen find die 
Vorderflügel nicht ganz fo kurz, fondern halten die Mitte zwi⸗ 
ſchen den 6 vor mir befindlichen Exempiaren und dem oben 
befchricbenen Weibchen ; dagegen find die Hinterflügel am Vor: 
derwinfel etwas zugerundeter. Die Farbe ift vom Fluge heller, 
auf der Unterfeite wie bey den andern Cremplaren; doch die 
Beine auf der Lichtfeite ziemlich reichlich beftäubt. 

Ben Braunſchweig am Weißdorn [doch wohl zufällig?] ein- 
mal im July (3inden) — um Regensburg (H.-Schff.) 
— in Böhmen bey Reichſtadt, wo Mann mehrere Eremplare 
an Aderrainen fing (F. R.) — in Medienburg (F. R) — 
Bey Frankfurt a/D. fing ih ein Männhen, daß ic nicht mehr 
befige, zu Anfang Julh auf einer dürren, bewachfenen Sand: 
höhe; Mesner fing dort die 2 furzflügligen, oben befchriebenen 
Weibchen. Zweh Männchen und ein Weibchen, die meinen 2 
böhmifchen Männchen gleichen, erhielt er aus der Gegend von 


659 


Fiume, wahrfcheinlih dburh Kindermann. 

Eommt die Art im July vor (Lienig). 

Anmerkung. Die Abbildung in der Fauna ift fehr mifra- 
then: mit zu breiten Flügeln und grüner Farbe auf den Vor: 
derflügeln und eher einer Tortr. viridana als unfrer Schabe 
ahnlich. 


Auch in Lievland 


3. Incompta Z. 


Alis obscure griseis, epistomio, dorso haustelli, palpis 
anoque Jluteis. 


Myelois — Z. Isis 1847. p. 30. 153. 


Kleiner als die vorige, dunkler, auf den Vorderflügeln ohne 
gelbe Beymifhung, ohne gelbe Hinterflügelfranzen, mit braun: 
grauem Ruͤckenſchilde. — Die Befchreibung fieh in der Aufs 
zählung Eleinafiatifcher Falter. 

Zweh Männchen und ein Weibchen von ber füdweftlichen 
Seite Kleinaſiens von Loͤw zu Ende April und im May ge 
fangen. 

4. Cribrum S. V. 


Alis anterioribus 'niveis, grosse atro-punctatis, poste- 
rioribus antice fumatis, segmentis abdominis medis in 
basi nigricantibus. 

Tinea alis argenteis, corpori eircumvolutis, fascia du- 
pliei transversa punctorum nigrorum,. Le manteau a po- 
ints, Geoffroy hist. des ins. II, p. 190. 21. 


Reaumur Memoires Il, p. 288. et 337. pl. 39. fig. 5. 
6. (Raupe). 
Noctua eribrum W.V., weiße, fhmarzpunctirte Eule, 
©. 68. 8. — Ausgabe von Slliger I, ©. 178. 8. 
— Stliger Magazın I, ©. 80. 8. — Siebförmige 
Eule Schrank Faun. boic. II, 1. p. 514. 1511. 
Setina eribrum Schrank |. c. II, 2. p. 166. 12. 
Bombyx eribrum Fabr. Ent. syst. 3, 1. p. 487. 248. 
Myelois eribrum Z. Isis 1839. p. 176. 3. — 1847. 
p. 762. 331. 
— Lienig Isis 1846. p. 266. 
— H.-Schff. Topogr. v. Regensburg 3, ©. 197. 893. 
— Schles. Schmtauschbl. IV, 1843. p. 14. — V, 
1844. p. 15. 
— v. Tiedemann Preuß. Provinzialblätt. 1845. ©. 533. 
f Tinea eribrumella Hübn. Beytr. 1, 1. p. 29. t. 4. 
fig. W.-II, 1, p. 24. t. 3. fig. 5. 
Lispe cribrella Tr. 9, 1. p. 205. — Zetterstedt 
Ins. Japp. 947. — Costa Fauna. Neapolit. 
7 Tinea cribrella Hübn. fig. 67. p. 36. Diſtelſchabe. 
Schm. des Bodenfers (1800). ©. 38. 316. 
Myelophila eribrella, Myelophile tamis Dup. VII, 
p. 302. pl. 285. fig. 1. — Cat. 327. 
— Schles. Schmtauschbl. II, 41. 
— Guenee Index 83. 
Myelophila eribella Tr. 10, 3. p. 174. et 277. 
— cribella Isis 1838. p. 698. 151. 
Oncocera cardui Steph. Cat. 7453. — Illustr. IV, 
p- 313. 1. 
* Palparia — the thistle ermine Haworth 484. 
Myclois medullalis Hübner Cat. p. 371. 3562. 


Von den größten Arten der Phycideen, ausgezeichnet durch 
die fhmarzen Puncte auf weißen Vorderflügeln — ähnlid darin 


— — 
.—_— 


656 


der viel Eleinern Eudorea pupula ( Lin. I, p. 273.), am naͤch⸗ 
ften aber der Myel. cribratella, welche ſich nur durch Eleinere 
Puncte der etwas kuͤrzern Worderflügel und die ganz weißen 
Hinterflügel fo wie den einfarbig weißen Hinterleib unterſcheidet. 
Beide Arten haben darin eine Auszeihnung vor den andern 
Arten diefer Gattung, daß auf den Hinterflügeln die Endgabel 
der Ziel verhältnißmäßig nur halb fo lang, wie gewöhne 
lich ift. 

Gröfe gemöhnlic Über der von Pemp, carnella, bisweilen 
auch darunter, Nüdenfhild, Kopf, Fuͤhlerruͤcken, Zafter und 
Nüffelfchuppen ſchneeweiß. Maͤnnliche Fühler ſehr zart gefranzt. 
Dbergefiht etwas loder beſchuppt. Kippentafter etwas Über daf- 
felbe hinaufreihend, mittelmäßig, zufammengedrüdt, fpis, auf 
dem Nüden des zweyten Gliedes mit einem ſchwarzen Filed. 
Marillartafter dünn, weiß. Beine auf der Schattenfeite weiß, 
auf der Lichtſeite beraucht mit weißgelblichen Gliederenden, Vor: 
derhüften an der Baſis weiß. Mittelfchienen weißlicy mit ſchwar— 
zem Fleck vor der Spike; Dornen fhmusigweiß. — Hinterleib 
auf dem Ruͤcken weißlich, vom dritten Gliede an der Bafis der 
Ringe braungrau, beym Weibchen in geringerer Ausdehnung; 
Bauch braungrau, an den Seiten mit weißen Schuppenbüfcheln 
der Ringe. Afterbuſch des Münncheng gelblich weiß, an der 
Seite grau. 

Vorderflügel ziemlich geftredt, nach hinten erweitert, weiß, 
am WBorderrande etwas vergelbt. An der Baſis liegt auf der 
Subcoftalader ein dider, ſchwarzer Punctz-auf der Stelle der 
erften Querlinie liegen zwey, der größere über der Subcoftalader, 
der Eleinere auf der Subdorfalader; der darauf folgende befin= 
det fich auf der Medianader näher an jenen, als an den zwey 
Puncten der Querader. Die Querlinie wird durch 6 in uns 
gleichen Zwiſchenraͤumen aufgeftellte Puncte bezeichnet; der 1., 
3. und 6. find die ftärkften, der 2. iſt etwas einwaͤrts geruͤckt. 
Der Hinterrand hat eine Neihe von 6 Fleinen Puncten. 

Hinterflügel etwas durchfcheinend, weiß, längs des Vorder— 
und Hinterrandes grau angelaufen mit dunkler Hinterrandlinie. 
Stangen ganz weiß, 

Auf der Unterfeite find die Vorderflügel rauchgrau, längs des 
Vorderrandes in einer am Worderwinfel erweiterten Strieme 
gelbftaubig und vor demfelben mit einem braunen, herabgehen= 
den Strich. Hinterflügel weiß, etwag violettlich ſchillernd, braͤun⸗ 
lich geudert, längs des Vorderrandes grau angeflogen und vor 
der Spitze deffelben mit einem braunen Wifch wie auf den Vor: 
derflügeln. Alle Franzen fchneeweiß, nur die der Vorderfluͤgel 
bisweilen auswärts gebräunt. 

Das Weibchen hat etwas fürzere Vorderfluͤgel. 

Ein ſyracuſiſches Männchen hat die Puncte der Vorderfluͤgel 
ſehr grob und an den Mittelfüßen die Gliederwurzeln weiß in 
größerer Ausdehnung als gewöhnlich. 

Diefe Art ift über das ganze gemäßigte und einen Theil des 
warmen Europas verbreitet. Am weiteften gegen Norden wurde 
fie in Lievland (Lienig), Süpfchweden (Zetterft.) und Süd— 
england (Stephens) beobachtet. Im füdlichen Italien. fand 
Gofta fie in der Provinz Calabria ultra; ich ſelbſt fing ein 
Eremplar bey Syracus am 15. Juny. Die Raupe lebt ‚in 
Kletten und Difteln aller Urt, aud in Inula helenium (nad, 
Reaumur) zehrt den -Fruchtboden und die darin ſteckenden 
Früchte aus und begibt ſich ausgewachfen zum Ueberwintern in 
die Stengel, in welche fie ſich hineinbohrt. In einer Höhle 
des Markes bringt fie den Winter zu. Um diefe Höhle zu 
verfertigen, beißt fie das Mark ftüdweife ab und bringt es 


657 


unter fih. Diefe Biffen hat man für ihren Koth gehalten, ob⸗ 
gleich fie unverdbaut und dem Marke des Stengels ganz gleich 
find. Die Verpuppung gefchieht zu verfchiedener Zeit im Früh: 
jahr, und der Schmetterling erfcheint im Juny, July und Aus 
guft. Eine Befhreibung der Raupe ſieh bey Treitſchke. 
Den Schmetterling, der bey Tage nicht leicht fliegt, Elopft man 
im Ganzen ziemlich felten aus Difteln: Cnicus lanceolatus, 
Carduus nutans, Onopordon acanthium. Die Raupe hat 
viel von Schneumonen zu leiden. 


5. Cribratella Z, 


Alis omnibus albis, anterioribus subtiliter nigro-puncta- 
tis: abdomine albo. 
Myelois — Z. Isis 1847. p. 762. 332. 


Sie ift kaum wie die Eleinfte Myel. eribrum und ficher eine 
verfchiedne Art; ausgezeichnet durd) verhältnifmäßig Eürzere Vors 
derflügel, feinere Puncte (doch ganz in derfelben Stellung), 
ganz weiße Hinterflügel und weißen Hinterleib und faft unges 
fledte Beine. Die Befchreibung fehe man in meiner Aufzäh: 
lung italienifcher Falter. 

Das fhöne männliche Exemplar fing ich am 3. July an 
Dijteln auf den Dünen füdlih von Catania. 


8) Vorderflügel breit verlofchen bandirt, 
6. Crudella n. sp. 


Alis anterioribus hrunnescenti-griseis, strigis duabus 
dilutis opposite fuscescenti-marginatis, priore paulo ante 
medium, spatio interjecto ad. dorsum infuscato, puncto 
medio obsoleto. 


Myel. eruentella F. R. in lit. — Herrich-Schäffer 
tab. (ined.) 4. fig. 28. 


Sie hat wie die folgende die Größe der Hyp. ahenella, mit 
der fie aud) in den verloſchnen Querlinien und der faubigen 
Grundfarbe eine gewiffe Aehnlichkeit zeigt. Mit der Contectella 
hat fie die bedeutende Annährung der erften Duerlinie an die 
Mitte und den ſchwachen Ausdrud eines Mittelpunctes vor den 
folgenden Arten voraus; von Contectella unterfcheidet fie der 
Mangel der bis zur zwehten Querlinie teichenden weißlichen, 
dichten Beftaubung, ob aber als wirkliche eigne Species, fcheint 
mir nicht ausgemacht. 

Rüdenfchild blaßichmfarben, bräunlich angeflogen. Kopf heller, 
mit fanft gewölbtem, glattfhuppigem Dbergeficht. Taſter von 
wenig mehr als Kopflänge, aufgefrümmt, anliegend, etwas über 
das Dbergeficht hinausreichend, fahlgelblich zufammengedrüdt, 
mit abgefestem, ſpitzem Endgliede, welches beym Meibchen 4, 
beym Weibchen 4 der Länge des 2. Gliedes hat. Marillar: 
tafter dünn, fpiß, über der Nüffelbafis gegen einander geneigt, 
zweygliedrig; das untere Glied hat oben feitwärts einen zerſtoͤr— 
baren Haarbufh. Fühler mit verdicktem MWurzelgliede, borften- 
förmig, am untern Drittel am dickſten, braͤunlich mit zartem 
Flaum gefranzt. — Bruft, Schattenfeite der Beine und Bauch 
ſchmutzig weißlih. Beine auf der Lichtfeite fahlgelb, beym Männ: 
hen braun angeflogen, mit weißlidyen Fußgliederenden. — Hin— 
terleib obenauf fahlgelbgrau oder lehmgelbgrau mit heilgelbichem 
Afterbuſch. 

Vorderfluͤgel lehmgelblichgrau, beym Weibchen mehr leder— 
gelblich. Die breiten Querlinien find ſehr wenig heller als die 
Grundfarbe und. treten nur. durch die Einſaͤumung mehr her: 


Iſis 1848. Heft 9. 5 


— — . .[. 


658 


vor. Die erſte liegt faſt auf der Flügelmitte und iſt in ihrer 
obern Haͤlfte faſt verloſchen; unter der Medianader macht ſie 
einen ziemlich ſpitzen Winkel nad außen, auf der Subdorſal— 
aber einen flumpfen nach innen; letzterer ift auf beiden Seiten 
mit reichlichem, rothbraunem oder braunem Staube eingefaßt, 
der fpige Winkel faſt nur auswärts, und diefe Beſtaͤubung 
verlängert fich bis zum WVorderrand, wo die Querlinie einwärts 
gebt. Die 2. Querlinie, an der gewöhnlichen Stelle, geht 
faft dem Hinterrande parallel, hat aber Über der Medianader 
und der Subdorfalader einen gegen das Mittelfeld gerichteten 
Winkel, und zwifchen beiden macht fie einen gegen das Mittel: 
feld geöffneten, fchwach gezähnten Bogen ; das Vorderranddrittel 
ift auch ſchwach gezähnt und einwaͤrts dunkler und fchärfer ges 
fäumt als auswärts. Das verengte Mittelfeld ift auf der Me- 
dianader hell mit einem braunen, ziemlich verlofchnen Puncte: 
unter dieſer Ader ift der ganze Raum bi zum Innenrande 
dicht braunftaubig. Der Innenrand hat nahe der Baſis einen 
mit langen fchmalen Schuppen befegten Streif. Die Hinters 
randlinie ifE braun, ganz oder unterbrochen. Franzen bräunlich- 
grau, beym Weibchen am Außendrittel hellgrau. 

Hinterflügel braunlichgrau, beym Meibchen fehr licht, am 
Hinterrand kaum verdunfeit: die Nandlinie ift braͤunlich und 
wird auf den hellgenuen Franzen von einer bräunlichgrauen Liz 
nie begleitet. 

Unterfeite der Vorderflügel dunkler als die Hinterflügel, bräun— 
lich, im WVorderwinfel bleichgelb beftäubt und mit folcher Kinie 
längs des DVorderrandes. Auf der Querlinie ift ein helles, doch 
ſehr undeutliches Strichelhen. Hinterflügel gelblih ftaubgrau 
mit bräunlicher Randlinie. Franzen wie auf der Dberfeite, 

Von den zwey befchriebnen Eremplaren ijt das eine, Herrn 
Mann gehörig, vermuthlich männlihen Geſchlechts; es ift in 
alten Theilen dunkler und hat einen fpißern Vorderwinkel der 
Vorderflügel und gelblichere Hinterflügelfcanzen als da8 2. Exem— 
plar aus der Sammlung F. R's.; bey diefem ift das Mittel- 
feld der DVorderflügel mehr braunroth beftäubt, und es Fann 
meiblih feyn, obgleich fein Hinterleib ganz und gar nicht zuge= 
fpist und am After ebenfo reichlich behaart ift als jenes. Beide 
ſtimmen im Fühlerbau genau überein und fcheinen danach nicht 
feruell verfhieden. Mir fcheinen fie zu einer fehr veränderlicyen 
Urt zu gehören, 

Manns Eremplar ift aus Rußland, das F. Rſche aus der 
Gegend von Dfen. Beide wurden mir als Cruentella FR. 
zugefhidtz da der Name aber nur auf das F. R'ſche etwas 
paßt, auf da8 andere gar nicht, fo mußte eine Aenderung ein= 
treten. 


Anmerf. 1. Ein 3. Exemplar — Fimbriatella Metzner 
aus der Tuͤrkey — ftimmt mit dem Mannifchen fehr genau 
überein, namentlich in der Befchaffenheit der Duerlinien der 
Vorberflügel. Abweichungen find folgende: Es ift etwas 
größer und fehr wenig heller; der Mittelpunct auf den Vor— 
derflügeln faum zu erkennen; die Beftaubung des untern 
Theiles des Mittelfelded fchwächer; der obere Winkel der 2. 
Querlinie in der Ede felbft verlofchen und ohne dunfle Ein: 
faffung. Die Hinverflügelftanzen find fo meiß wie beym 
F. R'ſchen Eremplar. Auf der Unterfeite find die Hinterflü- 
gel ganz hell, mie bey diefem, und die Vorderfluͤgel auch längs 
des ganzen Hinterrandes gelblich beftäubt. — Einen fehr er- 
beblichen Unterfchied geben die Fühler; fie find ſehr ſtumpf 
Eerbzähnig und fehr deutlich haarfranzig, alfo viel 

; 42 


659 


länger behaart als jene beiben Exemplare. Leider find die Tas 
fter bis auf das MWurzelglied abgebrochen. — Es ift mir 
wahrſcheinlich; daß diefes Eremplar das Männchen, bie beis 
den oben befchriebenen Eremplare aber Weibchen, und zwar 
dag eine mit duͤnnem Hinterleib und etwas geftrectern Vor— 
derflügeln ſey. 

Anmerk. 2. Drey Eremplare entweder dieſer ober einer nächft: 
ftehenden Urt habe ich noch aus F. R's. und Metzners 
Sammlung vor mir. Sie ſtimmen darin überein, daß von 
der erften Querlinie gar nichts, und von der 2. nur eine 
ſchwache Spur zu fehen ift. Das Megner’fche — Impu- 
rella Metzner aus Ungarn — ift am beften erhalten, Es 
hat die Größe des F. R'ſchen Exemplars von Crudella (Cru- 
entella F. R.), aber etwas breitere Worderflügel. Kopf, 
Ruͤckenſchild und WVorderflügel haben zur Grundfarbe ein fehr 
fahles Ledergelb, das ſich nur auf den legtern vor dem Hin— 
terrande etwas verdunfelt. In gleichem Verhältniß find auch 
die Hinterflügel, die ganze Unterfeite und der Hinterleib viel 
lichter als dort. Fühler ganz wie dort, mit nicht zu unter— 
fcheidenden Gliedern und gleich furzem Franzenflaum. Zafter 
gleich, nur heller; Hinterleib jtumpf nnd breitbüfchlig geendet, 
alfo fcheinbarer männlidy als bey Crudella. Vorderflügel mit 
ſehr verlofchnem, lehmgelbem Mittelpunct auf der Median: 
ader, und davor gar feine Binde. Die 2. Querlinie 
breit und fehr verlofchen, in einem fanften, gegen den 
Hinterrand converen Bogen zwiſchen den beiden Ges 
genrändern ausgefpannt, ohne die Biegungen wie bey Cru- 
della, wenigfteng mit kaum merflicher Ausbiegung anftatt 
der. bey jener fo ausgezeichneten; fie hat einwärts einen ſchwa— 
hen Nand von wenig verdunfelter Grundfarbe; merklicher 
verdunkelt ift der Raum zwifchen ihr und dem Hinterrande. 
Die lichtgrauen Franzen haben erſt eine dünnere, dann eine 
breite, bräunlihgraue Querlinie. — Die bleichen Hinterflügel 
find noch heller als bey dem präfumirten Weibchen der Cru- 
della: fo auch die Unterfeite der Flügel, mo die vordern in 
der Mitte faft gar Eeine graue Verdunfelung zeigen. — Die 
2 andern Eremplare hält F. R. für Männden und Weib: 
chen einer Art Luridatella F.R., als welche fie auh von 
H.-Schaͤff. Taf. 4. Fig. 22. 23. abgebildet find. Das als 
Männchen angenommene befist nur noch die Wurzeln der 
Kühler, an denen fich die Befchaffenheit der Behaarung nicht 
mehr erkennen läßt. Es iſt erheblich Eleiner als die bis jetzt 
befchriebnen Exemplare. Kopf und Zafter, fo wie der Übrige 
Körper wie beym Manniſchen Eremplar der Crudella, nur 
am ‘Hinterleibsrüden und den Beinen heller. Vorderfluͤgel 
breiter, ähnlich geftaltet der Mesnerfchen Impurella, fo heil 
gefärbt wie Metzn ers Fimbriatella. Von der erften Quer- 
linie ift wegen der hier augenfcheinlichen Abftäubung auf bei: 
ben Flügeln fehr wenig zu fehen. Ben fehiefer Haltung der 
Flügel bemerke ich ihren untern Theil auf derfelben Stelle 
wie bey Crudella, freylih nur in ſchwacher Spur, mit dem 
Winkel auf der Subcoftalader; auf und an diefer ift der 
Mittelraum nur wenig dunkler, als der übrige Raum, ohne 
braune grobe Stäubhen. Mittelpunct ſehr verlofchen. Die 
2. Duerlinie breit, ohne feharfe Grenzen, unter der Mitte 
mit einer gegen den Hinterrand converen Biegung, bie bey 
weiter nicht fo ſtark wie bey Crudella iſt; fie ift weder ein= 
noch auswärts auffallend dunkel fchattirt; wor dem Hinterrande 
ift der Raum licht, von den hervortretenden Adern durch—⸗ 
fchnitten, SHinterflügel hell wie Crudella fem. Auf der Un⸗ 


660 


terfeite find bie Vorberflügel an dem Vorberwinfel wenig merk: 
bar beſtaͤubt. H.⸗Schäffers Fig. 23., nach demfelben Exem— 
plav gegeben, hat zu geſtreckte Vorderflügel, zu Eleine Hinz 
terflügel und auf den erftern die erite Dnerlinie viel zu mare 
fire und auf der Subdorfalader falfh ausgedrüdt, die 2. 
aber einwärts zu ſcharf, auswärts zu ſchwach gerandet, — 
Diefes Eremplar erhielt $.R. von Guenee als Phye. ru- 
fella Dup. — Rufella D. VII, pl. 277. fie. 6. p. 170. 
(aus Gorfica) ift in der Abbildung auf den breitern Vorder: 
flügeln heller und bleicher gelb und mit fehr deutlichem, ver— 
dunfeltem Mittelfelde; nach der Befchreibung find diefe Fluͤ— 
gel rothgelblichgrau (gris-roussätre) und haben eine röthlich- 
braune, hellgeſaͤumte Mittelbinde (d.h. Mittelfeld), die fich 
gegen den Vorderrand lichtet und erweitert. Sehr gern nehme 
ich diefe Rufella (Cat. 324, Mitte) als Lucidatella FR. an. 


Das dritte Eremplar endlih, als Weibchen der Lueidatella 
betrachtet, wurde an F. R. von Hrn. Rudolph Schmibt 
aus Meißenfels gefchidt, ohne daß es doc), wie mir feheint, in 
der Gegend diefer Stadt gefangen feyn wird. 8 zeichnet fi) 
durch fehr bedeutend breite Vorderflügel aus, und möchte hier 
nad) menigftens von Crudella weſentlich verfchieden ‚u feyn 
feinen, wenn man nicht die Zwifchenglieder in der Flügelbreite 
berlicfichtigt. Größe. wie Crudella fem. Fühler und Taſter 
nicht verfchieden. Farbung des Kopfes, Nüdenfchildes, Hinters 
leibs und der Flügel wie Crud. mas. Die Vorderflügel find 
in dem Raume zwifchen der 2, Querlinie, dev Medianader und 
der Bafis verwifcht, und auch ein wenig am Innenwinkel, wo— 
durch der dunfle, braune Grund hervorteitt, den wir in Hr.= 
Schäffers Fig. 22., mo die Vorderflügel zu fehmal find, als 
die natlırliche Färbung angegeben ſehen. Daher ift von einer 
Querlinie nichts zu bemerfen. Die 2. Querlinie ift ganz ver— 
loſchen und nur in ihren untern % erkennbar; hier ift die Bie— 
gung ungefähr wie bey Crud.; eine dunflere Cinfaffung wie 
bey H.-Schffr. in der untern Hälfte gegen den Hinterrand 
ift in der Wirklichkeit nicht vorhanden, Von einem Mittelpuncte 
ift bloß auf dem Linken WVorderflügel etwas fichtbar. Franzen 
bräunlihgrau. Hinterflügel wie bey Crud. m. gefärbt, am Vor— 
derwinfel ein wenig ftumpfer. Ganze Unterfeite gleichfalls etwas: 
heller, zumal auf den Hinterflügeln. Diefeg Gremplar erklärt 
EN. für Dupondels Phycis impurella VII, pl. 277. 
fig. 7. p. 171. Cat. 322. Deren gleichgeftellte Vorderflügel — 
auf 3 einfarbig ziemlich dunfel braun, auf dem aͤußerſten Drit— 
tel licht — ftimmen allerdings fo wohl, daß ich gegen diefe Be— 
ffimmung nichts einwende, wenn ich auch weiß, daß der höhere 
Grad von Dunfelbeit bey Luridat. nur durch Abftäubung ent= 
ftanden if. Duponchels Befchreibung: d’un gris- brun 
luisant, s’Celaireit en roussätre vers leur extremite, avec 
la frange brune beftätigt die Nichtigkeit der Abbildung. Der 
helle Raum hat am innern Rande eine Biegung auf der Stelle, 
mo die Querlinie der Crud. fie zeigt. Im Vergleih mit H.— 
Schaͤffers Figure ift die Duponchelſche allerdings fehr abs 
weichend ; aber nach den obigen Bemerkungen können die Ab- 
weichungen nicht geltend gemacht werden. 

Endlich bemerkt mir F. R. noch, daß er ein Eremplar feiner 
Luridatella befige, dem auch die Spur der 2. Querlinie fehlt. 

Mie viel wahre Arten bier verborgen diegen, muß die Zufunft 
lehren. Daß fie fich zunächft ftehen würden, leidet Eeinen 
Zweifel. Mögen es aber mehrere feyn oder mag alles in eine 
fehr veranderliche Art zufammenfallen; fo geht doch daraus ficher 


x 


661 


hervor, daß bie Phycideen nicht nah dem Vorhandenfein und 
Mangel der Querlinien in Genera zerlegt werden Fönnen; fonft 
worden die naͤchſten Arten und felbft die Narietäten einer Art 
nicht zu einerley Genus gehören. 


7. Contectella F.R. 


Alis anterioribus cano-farinatis, postice brunnescenti- 
bus, strigis duabus dilutis opposite brunnescenti-margina- 
tis, priore paulo ante medium, puncto medio brunneo, 


H.- Scheffer tab. (ined.) 4. fig. 27. 


Von Crudella, der fie in der Lage der Zeichnungen auf ben 
Borderflügeln, dem Bau der Fühler, Taſter und Flügel ganz 
gleicht, unterfcheidet fie fich für den erften Blick ſeht auffallend 
ducch die mweißgraue, braun beftreute Farbe auf 2 der Länge der 
Vorderfluͤgel. Daß diefer Unterfchied fpecifiich fen, möchte ich 
nicht beftimmt annehmen. — Die 2 Eremplare der F. R'ſchen 
Sammlung, wovon eins das Driginal zu H.-Schff's. Abbil: 
dung ift, ftammen aus dem Uralgebirge (bey Spod: 3. R.); 
das eine fteht in der Größe wenig über der als Weibchen ans 
genommenen Urud., das andere ift noch etwas größer, Flügel: 
geftalt wie bey diefer Crud.; nur bey der größern Conteet. find 
die Vorderflügel ein wenig geftredter. Nüdenfchild und Kopf 
in der Färbung der Crud. m. Fühler beider Eremplare gleich 
gebaut und nebft den Zaftern genau vom Baue der Urud. f.; 
auch ber Hinterleib endigt eben fo platt und mit Schuppen dicht 
buſchig bejest und hat das Anfeben eines gewöhnlichen männli: 
hen Hinterleibs. Beine auf der Lichtſeite gebräunt, Mittelfchiene 
auf dem Rüden an der Bafis mit länglicher Haarflode. 

Vorderfluͤgel mit Ausnahme der Bafis und des Naums zii: 
fhen der 2. Querlinie und dem Hinterrande weißgrau, am hell 
ften und reinften zu beiden Seiten der Medianader, am Innen— 
und Vorderrande und zwar am erften mehr uud dunkler, braun= 
ftaubig. Die Lage und Geftalt der Querlinien ift wegen ihrer 
Uebereinftimmuag mit Crud. nicht weiter zu befchreiben. Die 
erfte Querlinie ift auswärts am Vorderrande am dunfelften, wie 
mit einem braunen led gerandet. Mittelpunct deutlich. Die 
2. Querlinie ift einwärts über und unter der Mittelbiegung am 
dunkelften gefüumt. Hinter ihr ift der Grund lehmgelb, im 
Vorderwinkel gebräunt. Randllnie braun, nicht fharf, ganz oder 
in Stüde zerfchnitten. Die langen Schuppen am Innenrande 
nahe der Baſis find lehmgelb. Franzen bräunlih grau, mit 
brauner Querlinie nahe der Bafis und mit breiter, brauner Ver: 
dunfelung, bis vor ihre Enden. — Hinterflügel ein wenig heller 
als Crud. m. Franzen fehr hellgrau mit brauner Linie nahe 
der Baſis. 

Unterfeite behm größern Exemplar dunkler als beym Eleinern 
und am Vorderwinkel der Vorderflügel fehr wenig beftäubt, uͤbri⸗ 
gens ganz wie bey Crud. f., auch mit dem hellern Strichlein 
auf der Duerader der. Vorderflügel. 

Anmerkung. Duponchels Phyeis advenella pl. 278. 
fig. 1. p. 174. fieht nach der Copie des DBorderflügels, die 
ic mir davon einjt machte, unferer Art ſehr unähnlich, doch 
ann fie recht gut bierhergehören, falls der Bau der Zafter 
nicht abmeicht, was ſich aus dem Text gar nicht erfehen läßt. 
Die Vorderflügel find den Zerte nach röthlich gelbbraun mit 
bläulichweißen Atomen befiet. Don biefen Atos 
men zeigt die Abbildung gar nichts; aber diefe Bezeichnung 
der Farbe ift gerade die fir unfere Art angemeffene, und es 


662 


ift faft angemeffener, fie als aufgetragen, denn als Grunde 
farbe anzufehen. Die 1. Querlinie läuft wie in der Abbil: 
dung nahe der Flügelmitte. Duponchel nennt fie fo 
wie die 2. dunkler braun als die Grundfarbe und leicht pur: 
purfarben“; er mennt damit die dunfeln Gegenränder, denen 
ich freplich nichts Purpurfarbnes anfehen kann. Auch iſt zu 
erinnern, daß die Eden derfelben in der Abbildung keineswegs 
denen unferer Art entfprehen; aber fie ſtimmen aud nicht 
nach der Befchreidung, nach welcher fie bufchig ſeyn müffen. 
— Das 2. ald fem. abgebildete Exemplar ift faft einfarbig 
und breitflügliger. — Gehört nun auch diefe füdfranzöfifche 
Urt, die mit unferer Myel. advenella 7, nichts gemein hat, 
auch nicht zu Contectella, fo ſcheiut fie doch wenigſtens 
nächft verwandt mit ihr zu feyn und nebft Contectella, Cru- 
della, Fimbriatella, Impurella, Luridatella et Rufella 
der Aufklärung über ihre Artrechte noch ſehr zu bedürfen. 


x) DVorderflügel breit, deutlich) bandirt. 
8. Terebrella Zincken. 


Alis anterioribus fusco-nigris, fascia ante strigaque post 
plagam costalem albidam, puncta duo nigra continentem 
albidis. 


Phycis — Zincken in Germ. Mag. 3, p. 162. 33. 
— Tr. 9, 1.192. Palpis recurvatis, antennis nu- 
dis, alis anticis nigro alboque nebulosis, pun- 
cto gemino medii nigro et X, 3, p. 276. 
— Duponchel Cat. p. 323. 
Myelois — Z. Isis 1839. p. 177. 10. — Schles. 
Schmtauschbl. IV, 1843. p. 14. 


Kenntlih an den ſchwarzbraunen Vorderflügeln, auf denen 
die erfte Querlinie als eine weiße Molke hinuͤberzieht und im 
Mittelfelde am Vorderrande ein großer, weißer Fleck hängt, ber 
die 2 fhwarzen Mittelpuncte enthält. 

Größe wie Acrob. tumidella oder darüber. Kopf und Rüden: 
fchild dunkelbraun. Geſicht flach conver, glattſchuppig, in ber 
Mitte etwas hell. Fühler in beiden Gefchlechtern borftenförmig, 
braͤunlich, microſcopiſch pubescitend gefranzt. Maxillartaſter 
ſpitz mit einem Seitenzahn, über der Ruͤſſelwurzel gegen einan⸗ 
der geneigt, braun, unten weißlich. Lippentaſter von doppelter 
Augenlaͤnge, aufgekruͤmmt, ziemlich duͤnn, zuſammengedruͤckt, 
außen braun, innen heller, am Wurzelgliede weißſchuppig; das 
ſcharf abgeſetzte Endglied länglich ſpindelfoͤrmig, faſt von der 
Laͤnge des 2. Gliedes. Nüffel ſtark, feine Beſchuppung mie 
die unter dem Kinn fchneeweiß. — Bruſt und Schattenfeite der 
Beine filbergrau; Kichtfeite der Worderbeine braun mit hellen 
Gliederenden. Mittelbeine an Schenkel und Schiene weiß, braun 
beftäubt; das Kinn fo mie das Bändchen vor dem Ende der 
Schiene braun; Fuß ſchwarzbraun mit ſehr fchmaler, meißlicher 
Spike der Fufglieder. Hinterbeine ebenfo, nur an der Schiene 
gebräunter und mit breiterem Bande. — Hinterleib braun mit 
hellen Ringrändern, hellem Bauh und After; beym Weibchen 
ift er gelb, und ein Legeftachel fteht daraus hervor. 

Vorderflügel ziemlich breit, nach hinten merklich erweitert, 
mit beutlihem Vorderwiukel, braunſchwarz. Statt der erften 
Querlinie zieht eine mwolkige, weiße, bier und da edige Binde 
ſchief querüber weit vor der Mitte. Die 2. Querlinie ift dünn, 
etwas gezahnt, unter dem Vorderrande durchbrochen, dann ge= 


663 


gen außen conver. Der Mittelraum ift in einem großen, fchlecht 
begrenzten, am Worderrande mit breiter Bafis hängenden Fleck, 
weiß, in deſſen unterem Ende die 2 ſchwarzen, ſtarken, nicht 
immer getrennten Puncte liegen; von ihm an ift bie Grund: 
farbe des Mittelfeldes bis zum Innenrand gelichtet. Vor den 
fhwarzen Hinterrandpuncten iſt der Grund gleichfalls aufgehellt. 
Franzen mit heller, feiner Wurzellinie wie an den Hinterflügeln. 

Hinterflügel dunfel braungrau, bisweilen mit verdunkelter 
Querader. 

Unterſeite braungrau, auf den Vorderfluͤgeln dunkler. Die 
weiße Querlinie der Oberſeite ſcheint matt durch und ſetzt ſich 
ein wenig auf die Hinterflügel fort; fie iſt einwärts durch einen 
ftarfen, ſchwarzbraunen Schatten gerandet, der fih am Bor: 
derrande beider Flügel zu einem ſchwarzbraunen Schattenfled 
erhöht. Die beym Maͤnnchen hellen Hinterflügel haben eine 
dunkle Querader. 

Die Raupe lebt nah Zinden in ben verfümmerten Zapfen 
der Rothtanne (Pinus abies), während Neph. abietella bie 
reifen Zapfen bewohnt; fie frißt die Samen und bringt manch⸗ 
mal den Winter in den Zapfen zu; gewoͤhnlich geht ſie im 
Herbſt in die Erde. Ihre Beſchreibung ſieh bey Zincken und 
Treitſchke. — 

Der Schmetterling iſt noch wenig bekannt, wahrſcheinlich 
weil er bey Tage ſehr verborgen ſitzt und aus der Raupe 
gewonnen werden muß. Er fliegt im Juny und July im Fich⸗ 
tenwalde nnd wird von Stämmen geklopft. Zincken entdeckte 
ihm bey Braunfhweig; Mann fing ihn felten bey Reichſtadt 
in Böhmen im May. Ich felbft Elopfte am 20. Sum ein 
verflogenes Männchen von einer Fichte ab bey Salzbrunn im 
Nadelwalde am Fuße des Hochmwaldes; feine eigentliche Flugzeit 
fheint mir dennoch der May und Juny zu fehn. Die Angabe 
Treitſchkes, daß er im Meißner Hochlande faft haufig fey, 
beruht auf einer Verwechſelung mit Pempel. carbonariella; 
Herr v. Tiſcher hat ihn dort gar nicht gefunden. 


9. Dulcella F.R. n. sp. 


Alis anterioribus canis, strigis duabus flexuosis interne 
latissime, externe angustius fusco marginatis, priore pr&- 
ter costam ochracea, puncto magno medio fusco. 

(mas. mus. F. R.) 


H.-Schäffer tab. (ined.) 7. fig. 47. 


Dulcella fteht mit den folgenden 4 Arten in naher Vewandt— 

f&haft, wie der große braune Fleck auf der innern Seite der 

- erften Querlinie zeigt; fie hat aber MWeißgrau zur Grundfarbe, 
kein Roth oder Violettgrau, und zeichnet ſich dadurch befonders 
aus, daß die beiden Querlinien der Vorderflügel, von denen die 
erite größtentheils roͤthlich ift, einwaͤrts fledartig fehr breit braun= 
gerandet find. In der Mitte iſt nur ein an der braunen Ein: 
faffung der 2. Querlinie hängender Punct, aber fehr groß und 
faft wie ein dicker Querſtrich. 

Größe der Terebrella. Nüdenfchild und Kopf dicht braun? 
grau beftäubt. Fühler hellgrau mit dunflern, feinern Ringein— 
ſchnitten, borftenförmig, ganz ungezähnt, zart gefranzt. Ober— 
geficht flach gewoͤlbt, glattfhuppig, unterwärts hell. Marillar- 
tafter fpiß, anliegend, bräunlich, Lippentafter von doppelter 
Augenlänge, etwas über das Gefiht hinaufragend, auf— 
gekrümmt, mäßig did, zufammengedrüdt, an der Baſis weiß, 
abftehend befhuppt; das 2. Glied aufen an der obern Hälfte 


| 


664 


braun und an der Schneide etwas buſchig befhuppt; das End— 
glied etwas fürzer, fehr deutlich getrennt, laͤnglich oval, ſpitz, 
auswendig braun, nne an der Bafis und Spige und auf dem 
Rüden weißlich. Ruͤſſel ſtark, weißlich beſchuppt. — Hals und 
Bruft weißlich. Vorderbeine an der Spitze des weißjtaubigen 
Schenkels braun; Schiene weiß, an der Bafis und in einem 
breiten Gürtel vor der Spike braun; Fuß braun mit weißen 
Gtliederenden. (Mittelbeine fehlen). SHinterbeine ſchmutzig weiß 
bräunlich beftäubt; die flahe Schiene hat auf dem Rüden an der 
Baſis einen Haarbuſch und vor der weißlichen Spike einen band: 
ähnlihen Fleck; Fuß hellbraun mit weißlichen Gliederenden. — 
Hinterleib ſehr hellgelblich ftaubgrau mit ziemlich anfehnlidem 
Afterbufch. 

Vorderflügel breit, nach hinten etwas erweitert, mit deutlichem 
Vorderwinkel, im Grunde weißgrau, doch rein nur am Vorder: 
tande des Mittelfeldes. Die 1. Querlinie ift ziemlich weit ge 
gen die Mitte geruͤckt, fchräg ausmärts conver, am Vorderrande 
weiter gegen den Borderrand herumgebogen, ſchwach mwellig, aus 
waͤrts braun gefaumt, am obern Drittel mit verdidtem Saume; 
fie ift roͤthlich, am Vorderrande, wo fie ſich eweitert, ganz weiß; 
von der Subcoftalader an hat fie bis zum Innenrande einwärs 
zur Ginfaffung einen großen, braunen Fleck, welcher feinerfeits 
gegen die Bafis eine meißlihe, faft unterbrochene Einfaffung 
hat. Der ganze Raum bis zur Bafis ift dicht braunbejtäubt, 
am Innenrande mit vöthliher Beymifhung. Die 2. Querlinie 
ift fein, ungezähnt, bloß mit einer ftarken Biegung nah außen 
unter dem oberften Drittel, Übrigens dem Hinterrande ziemlich 
parallel; fie ift braun eingefaft, und zwar bildet die Einfaffung 
gegen das Mittelfeld einen fehr großen Schatten, zwifchen wel 
chem und der erften Querlinie die meißliche Grundfarbe nicht 
ſehr braunftaubig ift; nur am Vorderrandwinfel ift die Einfal- 
fung auf diefer Seite fehr ſchmal; dafür aber dunkler. Nach 
außen ift der fchattige Nand von dreyfacher Breite der Linie 
und am oberften Drittel gleichfalls am dunfelften. Bis zum 
Hinterrand hat der meißlihe Grund ſchwache, braune Beftäubung, 
außer am Innenwinkel, den der braune Schattenrrand der Quer= 
linie erreicht. Der Mittelpunct (der obere) ift ſchwarz, fledar- 
tig und reicht in den dunfeln Schatten der Querlinie hinein; es 
fheint als ob der untere dadurch verdeckt ift. Vor dem Hinter 
tande liegen 7 —8 dide, fehwarzbraune Punkte, Franzen dun— 
Eelgrau mit zwey dunfeln Schattenlinien, 

Hinterflügel heil gelblich ftaubgrau mit bräunlicher Randlinie. 

Unterfeite der Hinterflügel wie auf der Dberfeite, nur am 
Vorderrande braunlich angeflogen; die dunkleren Vorderflügel find 
am Hinterrande und am Vorderwinfel gebräunt, und haben am 
erftern heilgelbliche Aderenden und am Worderrande vor dem 
Außenwinkel einen hellgelblichen, braun eingefaßten Querſtrich, 
den Anfang der 2., kaum angedeuteten Querlinie. 

Vaterland: Ungarn. 


10. Legatella Hübner. 


Alis anterioribus violescenti-fuseis, macula baseos ex- 
asperata; fascia ante medium alba, externe ad dorsum 
rubro-marginata, striga postica cinerascente; lunula inter- 
jecta nigra. 


Tinea legatella Hübn. fig. 71. (ſchlecht). 


Phycis — Tr. IX, 1. p. 189. Alis antieis cinereo- 
fuscis, albo-nebulosis, puncto baseos elevato stri- 


665 - 


gaque ferruginea intus albo- septa, lunula media 
nigra. — X., 3, ©. 173 und 275. 
- — Kollar Oeſtr. Schm. ©. 90. 

Phyeis — Zincken Germ. Mag. 3, ©. 149. 24. 

— Herrich- Schäffer tab. (ined.) 7. fig. 46. 

Phycis — Phycide léguée Dup. Vil., ©. 231. pl. 284. 

fig. 2. (Eenntlih.) — Cat. pag. 323. 

Myelois — Z. Iſis 1839. ©. 177. 13. 

Rlodophaea — Guende Ind. 75: 

Zophodia legatalis Hübn. Cat. ©. 370. 3556. 

Von den folgenden gleichfalls mit dunfel violettgranen Vor— 
derflügeln verfehenen Arten unterfcheidet fie ſich durch anſehn— 
lihere Größe und auf den Vorderflügeln duch den in beiden 
Geſchlechtern vorhandnen rauhſchuppigen Fleck nahe der Baſis; 
außerdem hat fie zum Unterfchiede von. Suavella und Adve- 
nella auf denfelben Flügeln in der Mitte eine ſehr beutliche 
Mondfichel ftatt 2 ſchwarzer Puncte; die viel £leinere, auch an 
der hinten Querlinie blutroth gerandete Epelydella hat ftatt 
der Sichel einen dien, geraden Querftrid). 

Größer ala Suavella, wie Neph: roborella, aber noch breit: 
flügliger al3 erſtere. Nüdenfhild und Kopf braungrau, etwas 
roͤthlich ſchimmernd. Fühler fadenformig, beim Männchen ſehr 
ſchwach gekerbt, aber ftärfer pubescirend gefranzt, als beim 
Meibchen, gelbbräunlicy mit dunklen Einfhnitten. Dbergelicht 
flach gewölbt, faſt glattſchuppig. Marillartafter, braun, fpis, 
mit feitlicher Verlängerung, auf der Nüffelbafis ruhend. Lippen= 
taftee von weniger als doppelter Augenlänge, ſtark zufammen= 
gedruͤckt, nach oben verdünnt, auf der Schneide etwas rauh— 
fhuppig, außen braun, innen meißjtaubig ; das Endglied an der 
Baſis und Spite weißlich; das 2te Glied länger, dider, am 
Ende faft ſchief abgefhnitten; dag erfte Glied weißlich beſchuppt. 
Beine braun, weißſtaubig, mit weißen Enden der braunen Fuß: 
glieder, auf der Schattenfeite ſchmutzigweiß. Mittelſchiene mit 
braunem Bande vor der bandähnlichen, meißgrauen Spike. 
Hinterfchenkel und Schiene weiklich, Ießtere auf dem Ruͤcken der 
Bafis mit hellem Haarbufh und braungrauer Endhälfte. Hinz 
terleib braungrau, am Bauch heller, mit gelblihem Afterbufch 
des Meibchens und hervorftehendem Legeftachel. : 

Vorderflügel 5,65 — 25" lang, an dee Baſis breiter als beh 
Suavella, hinten erweitert, mit ſanft gewölbten Hinterrande 
und fiharfem Vorderwinkel, dunfel violettgrau mit hellern und 
braunern Stellen. Die erſte Querlinie, weit vor dee Mitte, 
weiß oder milchweiß, etwas fhief und nah außen conver, in 
der Mitte eingedrüdt; einwärts iſt fie nicht Icharf begrenzt, fons 
dern gebt in die weißbeftäutte Grundfarbe über; diefe verdunfelt 
fih mehr gegen die Balls, wo auf der Medianader ein brauner, 
aufiträubender Schuppenwulſt fist, »zwifchen welchem und der 
weißen Beftfubung der Innenrand purpurröthlich gefärbt: ift. 
Auswärts ift die Querlinie ſcharf braun gerandet und, vor— 
züglich oberwärts, braun fehattiert; der untern Hälfte fchließt 

fi ein fchmaler, auf dem Innenrande ftehender, purpurröthe 
liher Fle& an. Die 2te Querlinie ift fehärfer begrenzt, dünner 
und grauer, wellig gezahnt, im mittlern Drittel gegen den Hin— 
terrand conver; ibe Anfang auf dem Vorderrande ift faft weiß 
und auf beiden Seiten am bunfeljten braun eingeraßt; die Aus 
Fere Einfaffung bitdet ein bis zum Vorderwinkel reichendes 
Dreyeck; übrigens ift fie einwaͤrts viel dunkler und ſchmaͤler 
gefiumt als auswärts; vom Anfange des 2ten Drittel geht 
ein Schatten unter dem fhwarzen Mittelzeichen herab und ver— 
[hwindet gegen den Innenrand. Das Mittelfeid iſt dunkel, 
Ife 1818, Heft 9. 


— — — 
— — 


666 


= 


am bunfelften am Vorderrande bey der erften Querlinie, und 

hat eine weißftaubige oder hellgraue, vom Worderrande bey der 

2ten Querlinie berabreichende Stelle, in welcher auf der Quer— 
ader, der Zten Querlinie viel näher als der erften, die tief 
ſchwarze, feine, ‚an beiden Enden verdickte Mondfichel fteht. 

Hinterrand nad einer grauen Beffäubung mit einer Reihe 

fhwarzer, faft zufammenhängender, ediger Puncte. Franzen 

dunkelgrau, mit dunklern Querlinien. 

Hinterflügel. gelb bräunlichgrau, am SHinterrande etwas ges 
bräunt. Franzen heller mit dunffer, feiner Linie nahe ber 
Bafis. 3 

Unterfeite der Vorderfluͤgel graubräunlih. Die 2te Quer= 
linie ſchimmert verlofhen durch, und fest fi auf den Anfang 
der Hinterflügel fort; ihr Anfang auf den Vorderflügeln ift 
weißlich, und eimwärts tiefbraun eingefaßt. Die braune Hinter 
randlinie aller Flügel wird durch die gelbliche Linie der Frans 
zenbafis fehe gehoben. Die hellen, fehmugiggelblichen Hinter: 
flüget haben einen bräunlichen Vorderrand und eine verdunfelte 
Querader. — Beide Gefchlechter find ganz gleichgefürbt. 

Dieſe feltne Art lebt im Juny und July in Deden in Uns 
garn (Try FR.) — bey Wien am Kahlenberge im Gebuͤſch 
im Zuly und Auguft ziemlich felten (Rollar) — bey Schön: 
brunn an einer Lehne Abends um Dornheden felten (Mann) 
— in der Schweiz, wo die Raupe auf Rhamnus (Nerprun) 
gefunden wurde (Dup.) — in Böhmen (Mann). — Nach 
Tr. auch um Dresden zwiſchen Schlehen- und Weißdornbuͤ— 
ſchen; doch hat v. Tiſcher ſie mir nicht als ſaͤchſiſch ver— 
eichnet. 

Anm. 1. Die ſehr verfehlte Huͤbne rſche Abbildung — Bor: 
derflügel zu ſchmal, braungrau chne vielette Beymiſchung, 
obne purpurröchlihe Einfaſſung der viel zu geraden erſten 
Querlinie ufw. — iſt wohl die Urſache, daß die Art mehr— 
fach verfannt wurde. DupondeLls Abbildung ift viel 
beffer und unverkennbar, obwohl ihr gleichfalls: die violettliche 
Beymifhung fehlt. Sonderbater Meile zieht er fie im feis 
nem Gatalog zu Suavella. — Stephens befchreibt feine 
Phyeita legatella fo: Hustr. 4., ©. 310.: „Alis antieis 
griseo fuscove-cinereis, strigis duabus obsoletis satu- 
ratioribus, postieis fuscescentibus (12—13''). Hüb= 
ner 712% VBorderflügel grau oder braͤunlich afchfarben mit 
dunklern und lichtern Schatten, einer faft geraden: [!] dunk— 
(een Querlinie in der Mi te, und einer. 2 bogigen zwiſchen 
Mitte und Hinterrand, welcher letztere eine Neihe dunkler 
Punkte hat; zwifchen den Querlinien ift ein. blaffes Zeichen, 
worinn 1-2 fhmwarze Puncte ſtehen [!]. Weniger 
reichlich als Roborella und Cristella, um. London, Ende 
Juny.“ — Wem fih nun nad) diefer leichtfertigen Be: 
ſchreibung die gemeynte Art fchwerlich je wird erkennen laffen, 
fo fteht doch ſoviel feit, daß fie Hübners Legatella nicht 
feyn kann. — Eversmanns Phye. legatella Faun. 
558. 28. — an der niedern MWolga zu Ende May — fell 
auf den Vorderflügeln nur griseo-fusca, albo - pulverata 
ſeyn, die 2 Querlinien genähert, die Mondfichel verlofchen 
haben; ihre Hinterflügel follen weißfranzig ſeyn. — Dagegen 
wird von dem rauhen Schuppenfleck, den purputrotben Fle— 
Een, der violettlichen Beymiſchung geſchwiegen; ich. zweifle 
alfo fehr, daß unfere fo ausgezeichnete Legatella hier ges 
meynt fen. 

Anm. 2. Tin. Legatella Wien. Vzchn. ift Geom. spartia 
vgl. v. Charp. ©. 101. 

49% 


667 


Anm. 3. Sn ber Sfis fteht duch) einen Drudfehler: „grauen 
Fleck“ ftatt rauhen. 


11. Suavella Zincken. 


Capite palpisque fuscescentibus; alis ant. violascenti- 
fuscis, strigis duabus cinereis, priore obliqua antice cae- 
sio-ampliata interne ad costam maculae atro - purpureae 
acclinata, punctis duobus fuscis mediis cano - einctis. 

Phycis — Zincken in Germ. Mag. 3., ©. 140.17, 

— Germ. Faun. 9, 20. 

— — Tr. IX, 1. S. 276. Palpis erectis, anten- 
nis nudis, alis antieis obscure purpnreo ca- 
noque nebulosis, macula communi baseos 
sanguinea. — X, 3. ©. 276. 

— — Dup. Cat. 323.* Supplem. 4. ©. 124. pl.60. 

Myelois — Z. 3fis 1839. ©. 177. 12. — 9.5 häffer 
Topogr. von Regensburg 3, ©. 194. 896, — 
Schleſ. Schmtaufhbl. 3, 1842. ©. 16, 

Rhodophaea — Guenee Index. 74. 

Kleiner als Legatella, aͤhnlich gefärbt, aber fogleih an den 
2 ſchwarzen Puncten auf weißlihem Grunde flatt der Mond: 
ſichel der Worderflügel zu erfennen; von Advenella am leich— 
teften unterfchieden durch den Mangel roͤthlicher Farbe an Ober— 
Eopf, Taſtern und Beinen, von Epelydella durch die 2 zarten, 
weitgetrennten Mittelpuncte der Vorderflügel ftatt der 2 groben 
zufammenfließenden ꝛc. 

Größe etwag veränderlih, wie Acrob. Rubrotibiella oder 
etwas darunter. Ruͤckenſchild vöthlihbraun, Kopf heller, im 
etwas loderfhuppigen Gefiht graubraun. Fühler bovftenförmig, 
ganz ungezähnt, fehr zart flaumhaarig gefranzt, hellbraͤunlich 
mit dunklen Gliedereinſchnitten. Marillartafter kurz, braun. 
Lippentafter kaum von doppelter Augenlänge, ſehr zufammen= 
gedrückt, aufgefrimmt, tiber das Gefiht hinaufreihend, außen 
braun, an der Baſis und innen weißlid bejtäubt; Endglied 
abgefeßt, kürzer als das 2te Glied, eyförmig, ſpitz, nicht zus 
gefpist. Ruͤſſel ftark, weißgrauhaarig. — Beine dunkelgrau: 
braun, an den Öliederenden und der Innenſeite ſchmutzig gelb- 
weiß; Mittelſchiene grauſtaubig, am Ende bandartig weißgrau 
mit vorhergehendem vollſtaͤndigem, ſchwarzem Gürtel. Hinter: 
ſchenkel und Schiene ſchmutzig weißlichgelb, erſterer an der Baſis, 
ietztere auf der Unterſeite und vor der Spitze gebraunt; am 
Rüden der Schienenbafis ein gelbliches Haarbuͤſchchen. — Hin: 
terleib graubräunlich, nad hinten dunkler, mit gelblichen King: 
raͤndern; Afterbufch braun, innen gelb. 

Vorderfluͤgel geftreciter ald bey Advenella, nach hinten er: 
weitert, mit ſcharfem Vorderwinkel, dunkel violettgrau, bier und 
da verdumfelt. Die erfte Querlinie ift ſchief, nach außen con= 
ver, boaig mit flärferer Bucht auf der Subdorfalader, weiß, 
in der Mitte verdumkelt, an ihrer obern Hälfte einwärts von 
einer weißgrauen Beftäubung begrenzt; am der untern Hälfte 
ruht an ihr ein erſt blutrother, dann fchmarzbrauner Sinnen: 
randfleck, den die helle Betäubung gegen die dumkle, brauns 
roth überflogene Bafis begrenzt. Wie bey Advenella find an 
diefer die Schuppen etwas groß und loder, ohne den Schuppen= 
wulft der Legatella zu bilden. Auswärts ift die erſte Quer: 
linie fein ſchwarzbraun gefäumt, und an der oben Hälfte tief 
violettbraun fhattirt. Die 2te Querlinie ift hellgrau, dünn, 
willig, mit der gewöhnlichen Krümmung im Mitteldrittel, und 
vielettbraun oder auswaͤrts auch purpurbraun gefäumt; am 
Vorderrande aber, wo fie weißlich wird, begrenzt fie einwaͤrts 


668 


ein fchwarzer Strich, auswärts ein bis in bie Flügelfpige reis 
chender, ſchwarzer Fleck. Das Mittelfeld ift dunfel und ent= 
hält 2 ſtets weit getrennte, ſchwarze Puncte in dem 'untern 
Ende eins am Worderrande hängenden, nirgends fcharf begrenz= 
ten, graumweißen Dreyeds, das ſich bis zur zweyten Querlinie 
bin erſtreckt. Jeder der beiden Puncte liegt auf einer nod) 
hellen Stelle diefes Dreyecks. Vor dem Hinterrande ift der 
Grund hellgrau beftäubt; die Randlinie aus ſchwarzen Puncten 
oder Strichelchen zufammengefegt. Franzen dunkelgrau mit 
dunklern Querlinien ſchattiert. 


Hinterfluͤgel hellgelblich graubraun, am Hinterrande verdun— 
kelt. Franzen heller mit bräunlicher Linie uͤber der Baſis. 

Unterſeite ſchimmernd mit brauner Hinterrandlinie, Vorder— 
fluͤgel graubraun, Hinterfluͤgel gelblich ſtaubgrau. Erſtere zeigen 
die Ate Querlinie verloſchen, doch mit ſcharfem Anfange, und 
einwaͤrts dunkel ſchattiert. Die Hinterfluͤgel ſind auf der Vor— 
derhaͤlfte gebräunt. 


Die Raupe lebt an Schlehenſtraͤuchern, am liebſten recht 
alten auf trocknem Boden. Sie ſpinnt ſich braune Roͤhren 
und befleidet fie mit Koth und anderem Unrathe; diefe find 
zähe und erhalten ſich Jahre lang, fo daß man an ihnen im 
Winter die Sträucher leicht erkennt, auf welhem Suavella 
fih aufhält. Wenn aber, wie nicht felten, an demfelben Afte 
mehrere Jahre lang hinter einander-eine Wohnung aufgefchla= 
gen wird, fo findet man mehrere Nöhren an und über einanz 
der, von denen doch nur 1 oder 2 bewohnt find. Die be- 
wohnten laffen ſich ohne weitere Unterfuhung daran erkennen, 
daß von ihrer Mündung an ftrahlenartig Seidenfäden gegen 
die Blätter ausgefpannt find. Won Fußlänge, wie Zinden 
fagt, habe ich Feine Wohnung angetroffen. Die Befchreibung 
der Raupe fieb bei Zr. und Zinden. Don den am 26. 
May gefammelten Raupen, die fidy in einem fchneeweißen, mit 
Schmutz überzognen und an den Boden der Schachtel angeleg= 
ten Gefpinnft verpuppten, erhielt id die Schmetterlinge zu Ende 
Suny und Anfang Suly; ſehr wenige Elopfte ic) im July aus 
Schlehengeſtraͤuch ind Gras, in welches fie ohne zu fliegen herz 
abfielen. Das Auskriehen gefchieht gegen Abend. 

Menn der Schmetterling kann, fist er an einem Stielchen, 
mit dem Kopf aufwärts, fih fat nur mit den Hinterfüßen 
haltend. Die Flügel biegen ſich dabey um den Stengel herum 
und berühren fich faft mit den Spigen, als ob fie dazu bey: 
tragen, das Thier in feiner Stellung zu erhalten. Won den 
Mittelbeinen ftehen die Kniee feitwärts hervor; fie werden gern 
fo gehalten, daß das ſchwarze Schienenbandchen ſich an den 
ſchwarzen Saum der erften Querlinie der Vorderflügel anfchließt; 
ihre Süße tragen wenig zur Stuͤtze des Körpers bey. Die Vor: 
derfüße, dicht an der Bruſt liegend, berühren ſich mit ihren 
Enden und ftügen alfo den Körper durchaus nicht. Die Fühler 
ruhen auf der Höhe der dachformig gewölbten Flügel, Der 
Kopf ift etwas zurüdigebogen. Das gelbliche Schildhen, das 
am gefpannten Schmetterlinge gar nicht auffällt, ftiht im Si: 
gen gegen die dunkle umgebende Färbung fehr auffallend ab. 
Uebrigens war der Schmetterling felbft in der Schachtel an den 
dürren Schlehenäften leicht zu überfehen. — Morgens ließ er 
fih am fchwerften zum Auffliegen bringen; doch feiten gelang 
ed, ihn ſogleich anzufpießen, fondern er flog dabey ab und 
Eroch umher. k 

Er lebt in Frankreich (Guénée) (Tr) — bey Wien, wo 
ich die Gefpinnfte nicht felten fa) — Regensburg (H.-Sch aͤ f⸗ 


669 


fer) — Braunfhweig (Binden) — Breslau (Mode) — 

Glogau nicht felten. 

Anm. 1. Dupondel citiert feine Legatella, die auch bie 
unfrige ift, wohl nur unabfichelid und aus Verſehen bey 
Suavella; denn wozu follte er die Abbildung der Suavella 
noch einmal. geben, wenn-er fchon eine gab? 

Anm. 2. Stephens Phyeita porphyrea Cat. 7441. I- 
lustr. IV., ©. 306. 13 £önnte hierher gehören, wenn fie 
gegen Consociella nicht zu £lein und wenn auch etiwag Über das 
graumeiße Dreyeck des Mittelfeldes gefprochen wäre. Er be: 
ſchreibt ſie ſo: „Alisant. badio caesiogne variis, macula trian- 
gulari saturata costali, striga basali valde obliqua, li- 
neola [que] apieis albis. 84’. Vorderflügel Eaftanienbraun 
und taubenhalsfarbig bunt mit einem dunfeln, dreyedigen 
Fleck gegen die Mitte des Worderrandes, einer fehr fhrägen, 
ſchwachgekruͤmmten, weißen Querlinie nahe der Baſis und 
einer kurzen, weißen Linie an der Spitze, von wo eine blaffe, 
wellige Linie zum Hinterwinfel herabgeht; im Mittelraum 
find zwey düftere Puncte. Franzen roͤthlich. Hinterflügel 
bräunlicy mit blaffen Franzen. — Gefunden im Epping Fo— 
reft um die Mitte Juny und auch im New »Foreft.“ 


12. Advenella Zincken. 


Capite palpisque rufis; alis ant. purpureo -cinereis, stri- 
gis duabus badio-marginatis, punctis interjectis duobus 
distantibus fuscis subobsoletis. 

Phycis — Zincken in Germ. Mag. 3., ©. 141. 18. 

— Germ. Fauna IX., 21. (ein ganz unfennt- 
lihes Bild.) 

Phycis — Tr. 9., 1. ©. 184. palpis erectis, antennis 

nudis, capite rufo; alis antieis badio cae- 
sioque nebulosis, und 10, 3. ©. 276. 

Myelois — Z. Iſis 1839. ©. 177. 11. 

— Lienig. Iſis 1846. ©. 266. 

— Herrih-Schäffer. Zopogr. v. Regensburg 3, ©. 194. 

895. Schleſ. Schmtaufhbt. IV., 1843. ©. 14. 

Der Suavella fehr nahe, aber leicht von ihr zu unterfcheiden 
durch den lebhaft heilrothen, nicht röthlihgrauen Kopf, außer: 
dem aber ift fie breitflügliger, mit mehr rother Beymiſchung, 
auf grauen Grund geftellten, und dadurch wenig hervortretenden 
Mittelpuncten ufw. — Noch näher fteht fie der Epelydella, 
die aud auf den Worderflügeln viel Dunkelroth beygemifcht, 
und einen, wenn auch etwas bräunlich gemifchten, rothen Kopf 
hat; allein diefe hat auf den fhmälern Vorderflügeln ein paar 
dide, zufammenfließende Mittelpuncte, die auf dem hellen 
Grunde fehr deutlich hervortreten, und bie weniger fchiefe erfte 
Querlinie ift auf der untern Hälfte faft zu einem weißen Fleck 
erweitert. 

Größe der Suavella. NRüdenfhild braunroth, Kopf lebhaft 
hellroth. Fühler gelbbräunlich mit dunklern Einfhnitten, faden— 
förmig, ungezähnt, zart pubescirend gefranzt. Dbergeficht etwas 
loder beſchuppt. Marillartajter dunfelroth, etwas dick. Lippen— 


tajter aufgeftummt, von doppelter Augenlänge, über das Ge: 


fit hervorftehend, mäßig did, fehr zufammengedrüdt, blutcoth ; 
Endglivd menig Eürzer als das zweite Glied, länglich eyfoͤrmig, 
ohne ſcharfe Spike. Nüffel dic, mit vöthlicher und weißfchim: 
mernder Befchuppung. Worderbeine an ben Hüften blutroth, 
fonft graubraun mit weißlihen Gliederenden. Mittelbeine vöth- 
lich braungrau mit weißgrauem, bandförmigem Ende der Schiene. 
Hinterbeine bräunlih, nur-am Schenkel, der Oberfchiene und 


670 


ben Fußgliederenden gelblih. — Hinterleib braungrau mit gelb: 
lihen Hinterrändeen der Ninge und rothgelbem After. 

Vorderflügel breit, hinten erweitert, mit feharfem Worders 
winfel, purpurröthlichgrau, im Wurzelfelde verdunfelt. Die 
erſte Querlinie, weit von der Mitte, ift ſehr fchief, in der 
Mitte mit fehe ftumpfem, abgerundetem Winfel, grau, in der 
Mitte hellroth, am untern Drittel weißliher und einwärts an 
einen erſt hellrothen, dann braunen Innenrandfleck gelehnt, der 
gegen die Bafis zu durch eine hellgraue Beftäubung begrenzt 
wird. Die Querlinie ift auswärts mit einer braunen Linie ein= 
gefaßt und an der obern Hälfte fehr dunfel purpurbraun ſchat— 
tiert; an der untern aber grenzt fie an den hellften Theil des 
Mittelfeldes. In einem meniger hellen Theil deffelben liegen 
die 2 getrennten, braunen, nicht fonderlich auffallenden Mittel: 
puncte. Die te Querlinie ift hellgrau und purpurbraun ges 
randet; auswärts ift der Nand breiter und fchattiert; Übrigens 
ift fie gezähnelt, in ihrem Mitteldrittel mit einer fehr merfli= 
hen, nad aufen converen Biegung; ein ſchwacher, dunkler 
Schatten, der bisweilen fehlt, geht von ihrem obern Drittel 
fhief neben dem untern Mittelpunct herab. SHinterrandlinie 
braun, etwas unterbrochen. Franzen roͤthlichgrau mit dunklern 
Schaͤttenlinien. 

Hinterfluͤgel braͤunlichgrau, mit kaum dunklerer Randlinie 
und wenig helleren Franzen. 


Unterſeite ſchimmernd braungrau, mit dunkler Randlinie und 
matt durchſcheinender zweiter Querlinie; die Hinterfluͤgel ſind 
gegen den Innenrand lichter und heller gefranzt. Das Weib— 
chen iſt nur an den Fuͤhlern und dem Hinterleibe kenntlich. 


Die Raupe lebt an Weißdorn im May und Anfang Juny, 
nach Zincken in einem weißen, roͤhrenartigen Geſpinnſt. Ihre 
Beſchreibung ſieh bey Tr. Der Schmetterling erſcheint Ende 
Juny und im July, iſt ſelten und lebt ſehr verſteckt. Ich habe 
ihn einſt am 23. Juny von einem Weißdornſtrauch auf einer 
Waldwieſe abgeklopft; er fiel ind Gras, und ich fah ihn nur 
zufällig. Ein Weibchen erhielt ih am 27. July in einer Dede, 
die Eeinen Weißdorn enthielt. Endlich Eroch mir ein fehr fcho- 
nes Paar am 3. July aus, deffen Raupen, wenn ich nicht irre, 
an Schlehengeſtraͤuch gelebt hatten. Die Art wurde gefunden: 
bey Regensburg (H.:Schffer.) — bey Braunfhmweig (Zin: 
den) — bei Glogau (3.) — in Lievland (Lienig) und in 
Finntand bey Helfingfors 23. July 46. (Nylander) — in 
Schweden (1 Weibchen aus Smaland: Boheman!); überall 
feiten. Ein ſchoͤnes Meibchen erhielt ih aus der Heidelberger 
Gegend zur Beftimmung. 

Anm. 1. Ueber Phycis advenella Dup. vgl. die Anmerkung 
zu Contectella. 

Unm. 2. Da Zinden aus Verfehen die beiden Mittelpuncte 
der Vorderflügel unerwähnt läßt, fo fhweigt Tr. darüber 
gleichfalls, und ebenfo Stephens. Obgleich letzterer den 
Kopf als lebhaft roth bezeichnet, fo zmweifleich doch, ob feine 
Urt hieher gehört, da feine Befchreibung ungenau iſt. Sie 
lautet: „Alis antieis badio caesioque nebulosis, capite 
rufo. 8, Vorderflügel rothbraun, an der Baſis mit einer 
mweißlihen Querlinie vor der Mitte und einer andern bogigen 
dahinter; der Raum dazwifchen Faftanienbraun, mit Tauben— 
halsfarbe gemwölft, dann bis zur Spige rothbraun. Franzen 
röthlih. Hinterflügel graubraun mit weißlichen (!) Franzen. 
Kopf und Zafter lebhaft roth. Selten, zu Ende Suny, in 
Darenthiwood und New Foreft. 


671 


13. Epelydella FR. 


Capite rufescente, palpis fuscescentibus , alis ant. fuseo- 
euesiis, strigis duabus einereis, priore prope dorsum al- 
bo-ampliata, interne, posteriore externe sanguineo - mar- 
ginatis, punetis duobus interjeetis grossis coalescentibus 
fuseis. 

Myelois — Sfis 1839. ©. 177. {ben Suavella). 

— — Schles. Schmtauschbl. IV. 1843. ©. 14. 

Phycis — H.- Schäffer tab. (ined.) 7. fig. 48. 

Piel Eleiner alg Suavella und Advenella, mit erfterer in 
der Flügelgeftalt übereinfommend; fie hat zum Unterfchiede von 
beiden auf den Vorderflügeln 2 dide zufannmenfließende Mittel: 
puncte, ein ence:eg Mittelfeld, die erſte Querlinie mehr gegen 
die Mitte gerückt, viel weniger ſchief geftellt und faſt fledartig 
weiß erweitert. Von Advenella, der fie am naͤchſten ſteht, uns 
terfcheiden fie noch) insbefondere die braunen, nicht dunkelrothen 
Tafter, von Suavella die blutrothe Einfaffung der 2ten Quer⸗ 
linie der Vorderflügel auf der aufern Seite. 

Ruͤckenſchild dunkelbraunroth, Kopf ſchmutzig roſtroͤthlich, auf 
dem flachgewoͤlbten Obergeſicht braͤunlich. Lippentaſter wie bey 
Advenella geſtaltet, braun, an der Baſis und anf der innern 
Seite weißgrau beftäubt. Die Beine find dunkler braun und 
auf den hellen Stellen beftäubter, ganz ohne North. Hinterleib 
graubraun mit deutlichen, gelblichen Hinterrändern der Ninge 
und folhem After. 

Borderflügel violettlihgrau, wolkig verdunfelt, am der Baſis 
röthlichbraun. Die erſte Querlinie, ziemllich weit gegen die 
Mitte geruͤckt, fteht ziemlich gerade; nur am oben Drittel 
kruͤmmt fie fih mehr gegen bie Baſis, und hier ift fie auswaͤrts 
ſehr dunkel rothbraun ſchattiert. Sie erweitert ſich in ihren un⸗ 
tern 2, ift hier weiß und auswärts nicht fiharf begrenzt, eins 
wärt® aber an einen dunfelbraunrothen Innenrandfleck gelehnt, 
der einwäits durch helle Beſtaͤubung fehlecht begrenzt iſt. Die 
%te Querlinie ift dem Hinterrande näher ale bey Advenella, 
wellig gezäbnelt, mit ber Kruͤmmung im mittelften Drittel wie 
dort; auswärts bat fie eine blutrothe Kinfaffung, die am Vor⸗ 
derrande in Braun übergeht; einwaͤrts iſt fie braungeſäumt 
und dunkel fchatiert; von dem Anfange ihres 2ten Drittels 
geht ein breiter Schatten neben den Mittelpuncten vorbey bis 
zum Innenrande. Die 2 groben, ſchwarzbraunen, zufammens 
fließenden Mittelpuncte ftehen in dem lichten Naume, der fich 
von der weißlichen Verdickung der erften Querlinie hinuͤberzieht 
bis zum Vorderrande bey der zweyten Querlinie. Vor dem 
Hinterrande tritt die graue Grundfarbe hervor. Die Randlinie 
Leſteht aus ſchwarzen Puncten. Franzen dunkelgrau, mit ſchat— 
tigen Querlinien. 9 

Hinterfluͤgel braͤunlichgrau, mit ſehr ſchwacher Randlinie; 
Franzen mit feiner, bräunlicher Querlinie nahe der Bafid. 

Unterfeite ſchimmernd, braungrau. Vorderfluͤgel mit ziemlich) 
deutlicher Ater Querlinie, die einwaͤrts dunkel gerandet iſt, und 
bis auf den Anfang der hellern Hinterfluͤgel fortſetzt. Auf der 
Querader jedes Flügels iſt ein ſehr verloſchner brauner Strich. 

Dieſe ſeltne Urt lebt an altem Schlehengeſträuch bey Glogau 
auf trodnem Boden, als Raupe in Gefellichaft mit der von 
Suarella, deren Lebensweiſe fie auch haben muf. Mir find 
aus einer Maffe Raupen, die ich als Suavella geſammelt hatte, 
nebft diefer Art und Tortr. Achatana 6 Exemplare Epely- 
della, Männchen und Weibchen, ausgefrochen, im July. Ein 
einzelnes verflognes Maͤnnchen fieng ih am. 18. Juny gegen 


672 


Abend an einer Anhöhe, die Fein Schlehengebuͤſch erzeugt; es 
kann aber weiter hergefommen ſeyn. 


6) Vorberflügel ſchmal. 
14. Umbratella Tr. 


Alis exalbido-osseis, anteriorum strigis dnahus sinua- 
tis obsoletiuseulis punctoque interjecto fuseis. (fem. mus. 
Mann.) 

Galleria — Tr. IX., 2. ©, 266 — X. 3., ©, 267. 
— Dup. Cat. 326. 
Melia — Guence Ind. 71. 


Treitſchke muß die Merkmale der Zindenfhen Gat— 
tung Galleria nicht verftanden haben, als er dieje Art in dies 
felbe aufnahm, und wenn ich nicht ein von ihm felbft beftimm= 
tes Eremplar vor mir hätte, würde ich nimmermehr aus feinen 
Angaben auf eine Myelois gerathen haben. Ob es aber in 
unfer Genus Myelois gehoͤrt, bleibt noch zu enticheiden; es hat 
einen angefeßten weiblicyen, ficher fremden Leib, dabey aber un= 
verfälfchte und, wie es fcheint, weibliche Fühler; ben dem Man— 
gel eines jichern Männchens bleibt mithin. das Genus noch 
problematifch. 

Größe des Melissobl. bipunetanus mas; die Flügel find 
aber beträchtlich breiter, Kopf bleichgelb, dunkler als Ruͤcken— 
ſchild haarig gefranzt, mit verdicktem Wurzelgliede. Obergeſicht 
flach gemwölbt, mit dicht anliegender Beſchuppung. Maxillar— 
tafter ſehr Elein, weißlih. Xippentafter von 1% Augenlänge, 
ziemlich dünn, aufgekruͤmmt, aber nicht: anliegend, bleih, aus: 
wärts braunlich angelaufen; das Endglied fpik, von kaum 4 
des 2ten Gliedes. Ruͤſſel fehle oder rudimentär. Bruſt 
meißlich; Beine bleihgelblih, nach unten grau angelaufen. Hinz 
terleib auf dem erſten Ninge fo heil wie das Ruͤckenſchild (der 
übrige Theil ift nicht Acht). 

Vorderfluͤgel etwas geſtreckt, nach hinten erweitert, mit fehrt= 
gem Hinterrande und abgeftumpften Worderwinfel, fehr bel 
beingelb (bey Ir. ſchmutzig bleichgelb). Die 2 Querlinien find 
etwas verlofchen, braun. Die erfte fteht ziemlich fenftecht, auf 
4 der Flügellänge, reicht aber nicht über die Medianader weg 
zum VBorderrande; fie bildet auf der Subdorfalader einen faſt 
rechten, nach außen geöffneten Winkel. (Treitſchke erwahnt 
fie in der Diagnofe, übergeht fie aber in der Befchreibung.) 
Der braune Punct auf der Querader ift deutlich und der; 2ten 
Querlinie viel näher als der erften. Die 2te geht fchief, dem 
Hinterrande parallel und kruͤmmt ſich am Vorderrande meit 
einwärts; auf den Aeſten der Medianader braunlich fehattiert. 
Statt einer braunen: Punctreihe am Hinterrande, von der Ir. 
fpricht, find kaum braunlihe Stäubhen zu ſehen. Franzen 
weißlicher als die Fläche, . 

Hinterflügel gegen den Vorderwinkel fehr verengt, alfo mit 
wenig converem Hinterrande, heller als die Worderflügel, mit 
kräuniicher Hinterrandlinie. 

Unterfeite der Worderflügel bräunlih mit dunflerer, durch— 
fheinender 2ter Querlinie; Hinterflügel bleich, am Worderrande 
grau angeflogen, mit der Spur) der Fortfegung der Morder- 
flügelbinde. 

Das Exemplar ift nah Manns Bericht aus Sieilien; im 
Wiener Mufeum find, nach derfelben Auskunft, mehrere Exem— 
plare vorhanden, darunter größere als das befchriehne, Zr. zeigt 
als Vaterland Dalmatien an. 


673 


15. Welseriella FR. 


Alis anterioribus albis, fasciis duabus nigricantibus, 
priore lata, posteriore dentata; punctis interjeetis duobus 
nigris, inferiore elongato. (fem. mus. Mtzn., F R.) 

Phyc. Welseriella FR. in lit. — H.-Schäffer tab. (in- 

ed.) 12. fig. 83. 
Myelois cretariella Metzner in lit. 


Nur zwey Weibchen, daher auch hinfichtlich de8 Genus uns 
fiber, fehr Eenntlih an den weißen, zweymal ſchwarz bandierten 
Vorderflügeln. 

Größe einer Eleinen Pemp. carnella. Kopf und Rüdens 

ſchild weißlih, auf dem Gefidt und den Kragendeden grau 
angeflogen. Fühler mit weißem Rüden, borftenförmig, ſehr 
zart flaumhaarig gefranzt. Obergeſicht flach gewölbt, faſt an— 
liegend ſchuppig. Maxillartaſter uͤber der Ruͤſſelwurzel gegen 
einander geneigt, fadenfoͤrmig, auswärts grau, weißſpitzig. Lip— 
pentafter von 14 Augenlänge, ziemlich dünn, zufammengedrüdt, 
aufgefriimmt, weiß, auswärts gefhwärzt, nehmlich an ber 
Mitte des Endgliedes und in einem drepedigen Sled am 2ten 
Gliede; deffen untere Schneide und das dritte Glied find weiß; 
das 2te Glied ift am Ende grade abgefchnitten, das Ste fpik, 
von halber Fänge des Aten. Beine weißlih, an den Fußglie— 
dern mit Ausnahme der Spigen grau; eben fo ein Bändchen 
vor der Spike der Mittelfchiene, und ein Fleck vor der Spike 
der Hinterfchiene; die WVorderbeine auf der Kichtfeite grauftaubig. 
Hinterleib hellgelblich ſtaubgrau, mit hellgelbem After. 

Vorderflügel ziemlich geftredt, nah hinten fanft erweitert, 
mit gerundetem SHinterrande, und faft abgerundetem Vorder: 
winkel, weiß, mit einzelnen braunen Stäubchen beftreut, bier 
und da, befonderg am Innenrande, etwas reichlicher. Die Quers 
linien zeichnen fi) auf dem weißen Grunde nicht aus, dafür 
aber ihre Grgenrinder als breite, ſchwarzbraune Binden. Die 
erfte ftebt auf 4 der Fänge, am Vorderrande etwas gegen die 
Baſis geneigt, und gegen den Innenrand allmählich verdidt. 
Die 2te Binde ift dünner, auf dem Anfange des 2ten und 
Sten Drittel mit einer ftärfern, einwärts gerichteten Ede und 
bazwifchen etwas gezaͤhnt; fie ift am Vorderrande am didften ; 
von ihrer obern Ede geht ein fchwärzlicher Schattenftrich unter 
dem 2ten Mittelpuncte hin und vereinigt fich mit einem grauen 
Schatten, der zwifchen der Falte und der Subdorfalader Liegt, 
und bi8 an die erfte Binde reicht. Die 2 ftarken Mittelpuncte 
find länglich, der untere größer und geftredter, fie find der Zten 
Binde näher als der erften. Am Vorderwinkel ift ein fchwärz: 
liches Schuppenhäufchen als Hinterrand der fonftigen zweyten 
Querlinie, und diefer zieht ſich bis in die Franzen des Vorder: 
winkels. Am Hinterrand liegt eine Neihe weit getrennter, uns 
gleicher ſchwarzer Püncthen. Franzen weniger weiß als die 
Flaͤche. 

Hinterfluͤgel ſehr licht ſtaubgrau, am Hinterrande verdunkelt, 
ohne Randlinie. Franzen heller als die Flaͤche, mit gelblicher 
Baſallinie. 

Unterſeite braͤunlich weiß, auf den Vorderfluͤgeln am bunfel- 
ſten mit ziemlich deutlicher Hinterrandlinie. Die 2te Binde 
ſcheint als ſchwacher Schatten durch, und hinter ihr zeigt fich 
die weißliche 2te Querlinie ziemlich Eenntlih, auch auf den Vor: 
derrand der Hinterflügel fortgefegt. 

Herr Metzner erhielt fein Eremplar aus Raguſa; das FT: 
fhe fol aus Ungarn ffammen. 

Sfis 1848. Heft 9, 


674 


16. Tetricella SV. 


Alis omnibus fumatis, anterioribus angustis obscuratis; 
ano luteo ferrugineove, palpis breviusculis acutis. 

Tin. tetricella, düfter glänzende Schabe Wien. Verzeichn. 
©. 138. 22. 

— Ausg. Illiger I. ©. 103. 22. 

— v. Charp. ©. 135. 

Tin. tetricella Hübn. fig. 241. 

Tin. — Fabr. Ent. syst. 3, 2. ©, 303. 69. 

Phycis — Guen. Ind. 78. 

Crambus tetrix [!] Fabr. Supplem. ©. 473. 57. 

Phycis chrysorrhöella Zincken in Germ. Mag.3., 
©. 170. 38. 

— — Tr. 9, 2. ©.270. alis ant. sericeo -fuscis im- 
maculatis, ano luteo, und 10, 3. ©. 273. 

— — Herrich- Schäffer tab. (ined.) 10. fig. 68 

llithyia — Dup. Cat. 521. 

Myelois — Z. Iſis 1839. ©. 176. 4. 

?Phycis tetricella Dup. Cat. — * Supplem. 4. ©. 200. 
pl. 246. 


Durch ihre düfteren, faft einfarbigen, rauchbraunen Flügel 
faft ohne Spuren von Querlinien im ganzen Genus audges 
zeichnet, nur oberflächlich der Glypt. Leucracrinella ähnlich, 
bey welcher helle, dunkel gefäumte Querlinien auf den Worders 
flügeln fichtbar find, und deren letztes Zafterglied ftatt fein und 
fpis, fheibenformig und oben ausgerandet ift. 

Sn der Größe etwas über der vorigen Art. Der ganze Körs 
per hat wie die Worderflügel eine tiefe rauchbraune Farbe. 
Fühler beim Männchen kaum Eenntlich geferbt, flaumig gefranzt. 
Obergeſicht flach conver, glattſchuppig. Marilfartafter deutlich, 
grau, zugefpigt. Lippentaſter von faum 13 Yugenlänge, zuſam— 
mengedruͤckt mit dünnerem, fpigem Endgliede; das Wurzelglieb 
ift am hellften grau durch meißlihe Beſtaͤubung. Nüjfel ftark, 
dunfelfchuppig. Beine an ben Öliederenden etwas grau [chims 
mernd; Hinterfchiene ohne Haarbuͤſchel an der Vaſis der Ruͤ— 
denfchneide. — Afterfpise lehmgelb befchuppt, beim Weibchen 
in beträchtliher Ausdehnung roftgelb mit kurzem, hervorſtehen— 
dem, an ber Spitze fternhaarigem Legeflachel; bey meinem lo: 
gauer Männchen ift bloß das Ende des Afterbufches lehmgelb. 

Vorderflügel lang, ſchmal, nad hinten ziemlich erweitert, 
mit etwas fchrägem, gerundetem Hinterrande und ftumpfem 
Vorderwinkel, Eaum glänzend, rauchbraun, unter der Loupe mit 
fehr Eleinen, hellgrauen Staͤubchen. Nur bey ganz reinen Exem— 
plaren laffen fih die 2 Querlinien und dag Mittelzeihen als 
dunkle Schatten bemerken; die erfte Querlinie ziemlich fenfrecht, 
die zweite in dee Mitte etwas gefrummte dem Hinterrande 
parallel; das Mitrelzeihen als ein Strich auf der Querader. 
Gewöhnlich fieht man aber von dem allem nichts oder nur die 
Andeutung der zweyten Querlinie. 

Hinterflügel gegen den Vorderwinkel zugefpigt, einfarbig, heller 
als die Vorderflügel. 

Unterfeite glänzend, dunkler als die Oberfeite der Hinterflügel, 
ohne Zeichnungen. 

Der feltne Schmetterling lebt in Savoyen (Guenee) — in 
Ungarn (Tr., Men.), bey Wien (WV.) und in Schlefien ; 
ich fieng ein Pärchen, wovon dag Männden ganz friſch, das 
Weibchen ſchon fehr abgeflogen, bey Glogau am 16. May. 1840. 
am jenfeitigen Oderufer am Rande eines Kiefergehölzes, aus 
deffen Nadeln ich beide Eremplare nicht weit von einander am 


43 


675 


Spaͤtnachmittag abElopfte. Ein ungemein lebhaft gezeichnetes 
Weibchen, deffen Vorderfluͤgel die 2te Binde einwärtd von einem 
ſchwaͤrzlichen Strich begrenzt, und der Mittelfled ziemlich groß 
und gerundet iſt, erhielt ih von Heren af Tengftröm aus Zinn: 
land zur Anficht. 

Anm. 1. Tr. fieht auf den Vorderflügeln Spuren von hellen 
Querlinien, aber irrig. 

Anm. 2. Hübners Abbildung ift zwar ſchlecht gerathen, in 
dem die Vorderflügel zu fpit und zu licht, die Hinterflügel 
zu Elein find, und der Hinterleibsſpitze die gelbe Farbe fehlt, 
weßhalb Zinden, Tr. und id) hier £eine Chrysorrhoeella 
vermutheten; fie gehört aber fo beftimmt hieher, wie die 
nach der Schiffermüllerfhen Tetricella gelieferte Befchreis 
bung bey Fabricius; denn v. Charpentier und $. v. 
NRöstlerft. fanden in der Sammlung diefe Art, und nad 
letsterem ift das Eremplar ganz rein und vollfommen. Der 
fpecififche Name ift von tetrieus, nicht aber, wie Sabt. 
meynt, von tetrix abgeleitet. 


17. Ceratoniae Z. 


Alis ant. angustis, canis einereisve, strigis duabus di- 
lutis, opposite obscuro - marginatis, priore angulata, pun- 
etis disci 3—4 nigrieantibus, obsoletis; posterioribus 
antice attenuatis albidis. 
Myelois ceratoniae Z. Iſis 1839., ©. 176. 7. — 1847. 
©. 764. 335. 

Phycis ceratoniella Schmidt, F. v. Rösist. Beytr. ©. 
147. Zaf. 56 und 57. 

— — Dup. Cat. ©. 322. 

— Schles. Schmtauschbl. III., 1842. ©. 16. — VI, 
1845. ©. 11. 

Ephestia ceratoniella Guénée Ind. 82. 

Am ähnlichften den Epheſtien Abstersella und Elutella, 
aber größer, auf den Vorderflügeln mit breiterem, dunkelgrauem 
Rande der erften Querlinie und auf den Hinterflügeln mit 4 
Aeſten der Medianader ftatt mit 3. 

Größe dem Geſchlechte nach verfchieden, das Männden wie 
Myel. Compositella oder darüber, das Meibchen wie Myel. 
Grossulariella. NRüdenfhild und Kopf grau mit dunklen 
Hinterrändern des Kragens, der Schulterdecken und des Schild: 
bens. Kühler grau, beim Maͤnnchen ſehr undeutlich gekerbt, 
und etwas länger pubegcirend gefranzt, als beim Weibchen. 
Obergeſicht mit ſchwacher, durch lockere Beſchuppung gebildeter 
Converitaͤt. Marillartafter ziemlich ſtark, grau bunt. Lippen— 
tafter von doppelter Augenlaͤnge, ſanft aufgekruͤmmt, ziemlich 
diinn, zuſammengedrückt, bräunlichgrau, weißlich beftäubt; das 
dünnere Endglied hat mehr als die halbe Länge des 2ten Glie— 
des und ift ziemlih ſpitz. Rüſſel aufgerollt, befchuppt. — 
Bıuft und Schattenfeite der Beine grauweiß; Lichtfeite der letz— 
tern dunkelgrau beftiubt; Mittelfchiene am Ende bandartig grau— 
weiß, davor mit f[hmärzlihem Gürtel; Hinterfchiene geaumeiß, 
an der untern Hälfte grau mit weißlichen Dornen. Hinterleib 
grau, beim Weibchen mit hervorftehendem Legeftachel. 

Vorderflügel lang und ſchmal, nad) hinten ermeitert, am 
Vorderwinkel etwas abgerundet, afchgrau, beim Meibchen dunk⸗ 
fer. Baſis verdunkelt. Die erfte Querlinie weit vor der Mitte, 
fchief, ganz hellgrau, zwifchen den Längsadern nad außen con: 
ver, auf der Subdorfalader mit ſtarkem, einfpringendem Wins 
kel; fie iſt einwaͤrts ſchlecht begrenzt, auswärts aber bunfelgrau 


676 


fhattiert. Die 2te verloſchne Querlinie geht dem Hinterrande 
ziemlich nahe, ift wellig und einwärts dunfel eingefaft und nahe 
am Vorderrande mit ftärferem Schatten, der ſich öfters neben 
dem 2ten Mittelpunct hinabzieht. Der Hinterrand hat eine 
Reihe ſchwaͤrzlicher Punete. Franzen grau. Die 2 fchwärzs 
lichen Mittelpuncte find nicht immer deutlich; der untere hat 
unter und hinter fich bisweilen noch ein fchwärzliches Pünctchen. 

Hinterflügel febr nach vorn verengt, alfo mit wenig converem 
Hinterrande, ſchmutzigweiß, mit bräunlicher NRandlinie. Beim 
Maͤnnchen ift der obere Theil der Diecoidalzelle ſchwach bes 
ſchuppt, braͤunlich ſchimmernd. 

Unterſeite der Vorderfluͤgel dunkelgrau mit ſchwacher Spur 
der Aten Querlinie; Hinterflügel grauweißlich, am Vorderrande 
ftriemenartig grau. Das Maͤnnchen ſcheint auf den Vorder: 
flügeln im Anfange der Diecoidalzelle einen kleinen, länglichen, 
unbefhuppten Fleck zu befigen. 

Die Raupe lebt in den Früchten des Johannisbrotbaums 
(Ceratonia siliqua), in Kaftanien, vielleicht auch in Walmüffen, 
in den Liden der Krämer. Die harten Samen der Ceratonia 
beißt fie nicht an. Sie ift röthlihmweiß mir braunem Kopfe, 
Nacken: und Ufterfchilde mit braunen MWärzchen. — Ob der 
Schmetterling feine Eyer an die unceifen Srüchte legt, ift noch 
ungewiß, doch nicht wahrſcheinlich. Vielmehr fcheint er nebft 
Eph. Elutella und Interpunctella auf die angehäuften Vor: 
räthe angewiefen zu ſeyn, und bey den Menfchen als Ungeziefer 
zu leben. Er bewohnt die Küften deg mittelländifchen Meeres; 
man Eennt ihn ſchon aus Apulien, Sicilien, Copern und Spa: 
nien. Nach dem Schleſiſchen Schmetterlingstaufhbericht wurde 
er ſchon in Schlefien aus der Raupe gewonnen. 


A. b. Medianader der Hinterflügel drenäftig. 
18. Argyrogrammos Z. 

Alis anterioribus exalbidis postice gilvescentibus, stri- 
gis duabus arcuatis argyreis, serie punctorum atrorum 
ante cilia. 

Myelois — Z. Iſis 1847. ©. 29. 152. 

Sehr ausgezeichnet durch die 2 Silberlinien auf der blaß— 
ochergelben Hinterhälfte der Vorderfluͤgel. Geftalt der Rosella, 
aber die Größe beträchtlich geringer. Auf den Hinterflügeln 
bat die Medianader nur zwey Geitenäfte, und die Querader 
läuft in fie aus, dem untern Afte gegenüber. 

Vaterland, die Gegend von Macri im füdlihen Kleinafien, 
two das einzelne Männchen von Löw am 21. May gefan- 
gen murde. 


19. Transversella Dup. 


Alis anterioribus cinereis, antice albo-farinatis, macula 
transversa ante medium flava, puncto medio nigro. 

Phycis — Dup. VII. pl. 284. fig. 10. pag. 355. — 

Cat. 324. 
? Dup. VI. pl. 278. fig. 6. pag. 182. 

Epischnia — Guenee Index 81. 

Myelois — Z. Iſis 1847. ©. 766. 537. 

Das Nöthige Über diefe in Sicilien, Corſika und Suͤdfrank— 
reich vorfommende Art, über deren fpftematifche Stelle erft 
noch duch die Unterfuchung des Männchens entfhieden werden 
muß, habe ich in meiner Abhandlung über die italienifchen Fal— 
ter a. a. D. gefagt. 


677 


20. Osseatella Tr. 


Alis anterioribus angustis, dilute rufescente - griseis, 
nebula prope basim brunnea, striga postica diluta brun⸗ 
neo-marginata, ciliis apieis nigricantibus; posterioribus 
albis. 

Phyeis — Tr. IX. 1. ©. 199. Alis ant. pallide flavis, 
faseia apieis fusca, lineola albida undata di- 
visa, serie punctorum nigrorum ad marginem 
externum. X. 3. ©. 276. 

— Dup. Cat. 523. 

— Herrich - Schäffer tab. (ined.) 12. fig. 84. 

Durch die ganz weißen Hinterflügel und die brandig ſchwar— 
zen-Vorderrandfranzen der Spige der Vorderflügel fehr ausge: 
zeichnet. — Größe nah) Tr. wie von Neph. Dahliella; mein 
Eremplar ift aber anfehnlich größer, wie ein Eleineres Weibchen 
der Myel. ceratoniae. Ruͤckenſchild, Kopf und DVorderflügel 
ſeht heil roͤthlich ſtaubgrau; Kragen an der Seite brauncoth, 
Fühler einfarbig heil bräunlich, microſcopiſch pubescirend. (Ge: 
fiht abgerieben.) Marillartafter dünn, fadenförmig. Lippen: 
tafter von 14 Augenlänge, mittelmäßig di, fehr zufammenges 
gedrüdt, auffteigend, mit ganz aufgerichtetem Endgliede, bleich— 
gelblich; das 2te Glied am Ende braun; Endglied braun, fpib, 
von $ Länge des 2ten Gliedes. Ruͤſſel Elein, zufammengerolit, 
befchuppt. Die ganze Unterfeite bleichgelb, etwas glänzend; 
Beine bräunlich beftäubt, am dichteften auf den Füßen. Hinter: 
leib fehr hell gelblich weifigrau. 

Die fhmalen Vorderflügel find nad) hinten erweitert, mit faft 
zugerundetem Vorderwinkel und converem Hinterrande, fehr blaß 
röthlichftaubfarben, am hellſten am Vorderrande. Am Sinnen: 
tande richt weit von der Bafis liegt ein brauntother, nad vorn 
geneigter Schatten, der bis zur Medianader reiht, und aus: 
märts durch eine braune, verlofchne, dünne Linie begrenzt wird, 
Eine erfte Querlinie ift nicht fihtbar. Auf der Baſis des Vor: 
derrandes und darunter fteht je ein brauner Punct; ein ftärferer 
dicht am Vorderrande vor der Flügelmitte. Die hintere Quer: 
linie ift in der Mitte zu einem gegen innen geöffneten, ftum: 
pfen Winkel gebrochen und roͤthlich braun ungleihmäfig geran: 
det; ein rothbrauner Schattenftreif zieht von ihr unter der 
Querader bin, auf welcher man feinen Mittelpunct wahrnimmt. 
Die Einfaffung der Querlinie wird gegen den Worderrand hin 
mehr [hwärzlih und ſchließt an die brandig ſchwarzen Vorder— 
randfranzen. Der Hinterrand ift mit Eleinen, nicht ſcharfen, 
braunen Puncten bezeichnet. Franzen dunkler als die Flügel- 
flähe, auswärt3 gegen die Fluͤgelſpitze hin gebräunt. 

Hinterflügel gegen den Vorderwinkel verengt, durchfcheinend, 
weißlich, mit gelbliher Randlinie. 

Unterfeite der DVorderflügel ftaubgrau; die hintere Querlinie 
fcheint matt durch, und iſt auswärts am Vorderrande mit einem 
braunen Fleck begrenzt. Randlinie braun. Hinterflügel wie 
oben, nur am Vorderrande ftriemenartig braunftaubig. 

Mein einzelnes Eremplar fcheint weiblih zu ſeyn, obgleich 
es Eeinen hervorftehenden Legeftachel hat; ob alfo das Genus 
richtig beſtimmt ijt, wird erſt die Kenntniß des Maͤnnchens 
entfcheiden. 

Vaterland: Sicilien. 
kommen, 


Anm. Bergleihe die Anmerkung zu Nephopt. serraticornella 
Iſis 1846. ©. 734. 


Mir ift die Art dort nicht vorge 


L 678 


21. Compositella Tr. . 


Alis anterioribus angustis cinereis, fuscescenti- nebu- 
losis, strigis duabus rufis, prioris latere interno interrupte 
nigro-scabro, punetis duobus mediis fuscis; palpis com- 
presso - dilatatis. 


Phyeis — Tr. X. 3. &. 171. und 274. R 

Myelois — Z. Iſis 1839. ©. 177. 9. 

— Phyeide composee Dup. VII. ©. 230. pl. 282, fig. 

2. — Cat. 322. 

Pempelia — Gueuce Index 76. 

Ihre 2 helftothen Querlinien auf den WVorderflügeln zeichnen 
fie in diefem Genus aus, geben ihr aber mit Neph. Wagne- 
rella und den Pempelien palumbella und albariella eine große 
Aehnlichkeit. — Größe einer gut genährten Acrob, Consociella. 
Rückenſchild und Kopf braungrau,. Fühler borftenförmig, un: 
geferbt, pubescirend gefranzt, braͤunlich. Obergeſicht mit einem 
£urzen, unten grauen Schuppenmulft. Marillatafter fcheinen 
ganz zu fehlen. Xippentafter von doppelter Augenlaͤnge, aufge: 
kruͤmmt, reichlich beſchuppt, zufammengedrüdt und dadurch im 
2ten Gliede fehr erweitert; die Schuppen der untern Schneide 
ftehen ab, fcheinen fich aber leicht zu verfliegen, weßhalb das 
Glied nicht immer dieſelbe Scheibenform hat. Das ſtark ab: 
gefegte Endglied ift kurz, eyformig und ſtumpf oder in ein paar 
furze Spigen auslaufend; es ift dunkler als der Übrige Zafter, 
der auswendig grau, innwendig weißftaubig iſt. Ruͤſſel meiß- 
grauſchuppig. — Beine braungrau mit lichten Gliederenden ; 
die Mittelfhiene hat vor der Spitze ein breites, braunes Wand. 
Hinterfhiene auf der Rüdenfhneide an der Baſis mit einem 
anliegenden Haarbuͤſchel. — Hinterleib bräunlihgrau, beim 
Männchen hinten etwas platt, mit ausgerandetem Afterbuſch. 

Vorderfluͤgel ſchmal mit abgeſtumpftem Vorderwinkel, im 
Grunde weißlichgrau mit reichlichem, braͤunlichgrauem Gewoͤlk. 
Baſis dunkel, vor der erſten Querlinie mit weißlichgrauem 
Nebel. Die erſte Querlinie iſt weit vor der Flügelmitte ſchief, 
nad) außen conver, etwas wellig, auf der Subdorſalader mit 
einem Eleinen einfpringenden Winkel, roth, dunkelbraun gefäumt, 
auf der innern Seite unter jeder Lüngsader mit einem Eleinen, 
tiefſchwarzen Schuppenmwulft eingefaßt, der fid) aber leicht vers 
wifht. Die 2te, ebenfo gefärbte, aber einwaͤrts dunkler braun 
als auswärt® gefäumte Duerlinie hat unter dem erften Drittel 
einen einfpringenden Winkel und geht dann etwas auswärts 
gekrümmt zum Innenrande; fie ift ſchwach mellig und in der 
Deutlichkeit des Winkels veränderlih. Zumeilen zeigt fie ſtatt 
deffelben bloß eine Ermeiterung, die fih in minderer Stärke 
auf der Subdorfalader miederholt. Das Mittelfeld zeigt die 
Grundfarbe am reichlichſten, und ift gegen den Innenrand am 
meiften überfchattet; ein Schatten geht vom Winkel der 2ten 
Querlinie herab, und über dem oben Mittelpuncte hängt eine 
kleine Wolke am Vorderrante. Die Mittelpuncte find ſchwarz⸗ 
braun; der untere größere, etivag gedehnte, liegt am Ende der 
mweißgrauen Medianader. Der Raum zwifhen der 2ten Quer: 
linie und dem durch eine braune Punctreihe bezeichneten Hinter: 
vande iſt mehr oder weniger dunkel beftäubt. Franzen grau 
braͤunlich. 

Hinterfluͤgel heil graubraͤunlich, heller gefranzt. 

Unterfeite braͤunlichgrau in veraͤnderlicher Tiefe; ebenſo ver- 
aͤnderlich iſt der Ausdruck der in hellerer Grundfarbe durchſchei⸗ 
nenden zweiten Querlinie, von welcher bisweilen nichts als die 


679 


braune innere Einfaffung am PVorberrande ber Worberflügel zu 

fehen iff. Bey einem Exemplar ift nur diefe ald Querlinie 

fihtbar, und der Raum dahinter bi8 zum Hinterrande gelbz 
lichgrau. 

Dieſe Art iſt in der Hoͤhe und Tiefe der Grundfarbe, ſowie 
des Rothen in den Querlinien veraͤnderlich. Ihr Geſichtswulſt, 
der Mangel der Maxillartaſter, die ſcheibenfoͤrmige Erweiterung 
der Lippentaſter, die Ausrandung des abgeplatteten Afterbuſches 
werden kuͤnftig eine andre ſyſtematiſche Stellung veranlaffen. 

Sie fliegt in Ungarn (Tr. FR.), bey Wien (mehrere Erem: 
plare v. Mann) und bey Zürich (ein fchones Weibchen zur 
Unfiht von Bremi). 

Unm. Tin. compositella Fabr. ift Tortr. Gundiana. — 
Duponchel erklärt in feinem KupferwerE Compositella, 
die bey ihm zu violettlih dargeftellt ift und der ſchwarzen 
Schuppenwülfte ganz entbehrt, für eine mögliche Warietät der 
Palumbella und ftellt fie im Catalog auch dicht dahinter. 
Unter feine verfchiedenen Bilder der Palumbella vgl. Anm. 
3. zu Pemp. palumbella. 


B. Taſter gerade, horizontal ausgeftredt. 
a) Medianader der Hinterflügel dreyaftig: Zophodia H. 
22. Convolutella Hübn. 


Palpis porrectis; alis ant. angustis fuscescenti-einereis, 
juxta costam albidis, strigis albidis duabus dentatis, priore 
externe lato fusco-marginata; lunula (punctisve duobus) 
venae transversae fusca. 


Tin, convolutella 4. fig. 34. ©.33. Eingewidelte Schabe. 
Myelois — Z. Ifis 1839. ©. 177. 17. — 1845. ©. 
266. 6. — Schles. Schmtauschbl. 8. (1846.) 
SMl2. 
Phycis — Geenee Index ©. 79. 
Phyeis grossulariella Tr. IX. 1. ©. 172. palpis 
porreetis, antennis nudis; alis anticis cinereo - cane- 
scentibus, fascia baseos transversa nigra — IX. 2. 
©.272. — X.3. ©,275. 
— Kollar. B;dn. ©. 90. 
— Zincken Germ. Mag. III. ©. 144. 20. — Eversmann 
Faun. Volg. 556. 22. 
— Phycide du groseillier Dup. Hist. pag. 206. pl.279. 
fig. 9. (ſchlecht.) 
— Dup. Cat. 322. 
Myelois grossulariella H.- Schäffer Zopogr. v. Regensb. 
3. ©. 195. 900. 
Zophodia grossularialis Hübn. Cat. 370. 3558. 


Bon den Arten der nächften Abtheilung trennt fie fogleich 
der Mangel eines Aftes der Medianader der Hinterflügel; Feine 
hat ferner eine fo brauntihgraue Grundfarbe, und die Außere 
Einfaffung der erften Querlinie fo dunkel und breit. 


Größe der Myel. Cantenerella. Müdenfhild und Kopf 
bräunlichgrau, letzterer oft etwas heller. Fühler fehr ſchwach— 
geringelt, bräunlihgrau, einfach borftenformig, microfcopifch 
pubescirend geftanzt. Gefichtsfegel kurz, zugerundet. Marilz 
Lartafter kurz, fadenförmig, auf den Lippentaftern ruhend, diefe 
von doppelter Kopfeslänge, ziemlich did, zuſammengedruͤckt, ho: 
eigontal, braun, am Wurzelgliede und innen meißlih; das 
zweite Glied nach hinten verdidt; das Endglied 4 fo lang, 


— — — 
— — 


680 


nicht ſchlank, abgeſtumpft braun. Ruͤſſel fpiral, braͤunlich 
weißgrau beſchuppt. Beine hellgrau, die vordern auf der Lichts 
feite gebräunt, die Mittelfchiene vor der Spige mit braunem 
Bändchen; Sinterfchienen etwas haarig; alle Füße bräunlich, 
an den Öliederenden weißlih. — Hinterleib bräunlich mit hellen 
Ningrandern, hellerem Bauche und aſchgrauem Afterbufh, beim 
Weibchen mit honiggelbem, gefranztem Legeſtachel. 


Vorberflügel ſchmal, nad) hinten erweitert, mit etwas cons 
verem Morderrande (deffen größte Gonverität am Ende des 
Mittelfeldes) und abgeftumpftem, deutlichem Vorberwinkel; Hins 
terrand fanft conver., Grundfarbe grau mit etwas hellbräuns 
liher Beymifhung; vom Vorderrand aus im 1ften und 2ten 
Felde bis zur Medianader weißlich,, mehr oder weniger bräuns 
lichgrau und beftäubt. Die erfte Querlinie ift weißlih, etwas 
einwärts geneigt, zu einem Winkel gebrochen, der feine gegen 
das Mittelfeld gerichtete Spige unter der Medianader hat; fie 
ift einwärts unten dis zu 3 ihrer Höhe ziemlich breit braun ges 
füumt ; auswärts hat fie einen ganz vollftändigen, breiten, braus 
nen Rand, der fich gegen den Worderrand zu verfchmälert. 
Das Mittelfeld ift breit und faft am meißeften am obern Rande 
der Medianaderz das Mitteljeihen ift ein braunes, wenig ſchar— 
fes Möndchen, das ſich oft in 2 genäherte Fleckchen auflöft. 
Die hintere Querlinie ift dem Hinterrande faft parallel, viel 
verlofchner als die erfte, fügezähnig, -Fisweilen hier und da uns 
terbrochen; ihre Einfaffung ift ein brauner Schatten, der aus: 
märts eine ziemlich breite, aber nicht ſcharf begrenzte Binde 
bildet. Bis zum Hinterrande ift der Grund hellgrau, ftaubig; 
am Hinterrande geht eine Neihe brauner Puncte, Franzen 
bräunlichgrau. 


Hinterflügel ftaubgrau. Die Medianaber ift bis zum erften 
Afte langhaarig gefranzt. Randlinie braͤunlich; dicht hinter ihr 
folgt eine duͤnnere, bläffere auf den hellgrauen Franzen. 


Unterfeite bräunlichgrau, auf den Worderflügeln dunkler mit 
einem hellen DVorderrandfledchen vor ber Spitze, das einmwärts 
dunkel begrenzt ift, und fich bisweilen fehr verlofchen als Binde 
fortfeßt. Hinterfluͤgelfranzen weißgrau. 

Der nicht ſelten etwas ſchaͤdliche Schmetterling lebt in Gaͤr— 
ten an Stachelbeer= und Sohannisbeerfträuhern, an deren 
Zweigen er bey Zuge fist und am Abend im April und Ans 
fang May fliegt; er findet ſich wohl überall in Deutfch: 
land; doch wurde er in Schlefien noch wenig aufgefunden, aus 
ferdem in Ungarn (Tr.) — in Srankreih (Dup.) — in Ruf: 
land: in Lievland bey Kofenhufen (Kienig), im Gouv. Kafan 
im May und Anfang Suny (Eversm.) — Die Raupe lebt 
von ben Früchten der genannten Sträucher; fie verräth ihre 
Gegenwart dadurch, daß die Beeren in Gefpinnft gewidelt find 
und reifer erfcheinen als die Übrigen des Strauches. 


Anm. Phal. convolutella Wien. Vzchn. „lihtgraue Schabe' 
ift nicht unfere Art, obgleih Hübner fie im Text zu feinen 
Abbildungen daflır ausgiebt. Die Diagnofe paßt gar nicht 
auf die Stachelbeerfchabe, und überdies enthält Schiffer: 

müller’s Sammlung ald Convolutella 2 Eremplare — nicht 

eins, wie v. Charp. ſagt, — wovon das eine Cr. luteellus 
fem., das andre Cramb. contaminuellus if. Später nahm 

Hübn. fir feine Convolutella den Namen Grossulariella an; 

allein dazu hatte er Eein Recht, weil er den vacant gewordnen 

Namen Conyolutella dafür ſchon verbraucht hatte. 


861 


B: b. Medianader ber Hinterflüigel vieraͤſtig; Marillartafter 
deutlih (Bradyrrhoa*). 


23. Cantenerella Dup. 


Palpis porreetis, alis ant. dilute ochraceis, strigis dua- 
bus divergentibusalbidis angulatis, priore intus late ochraceo- 
marginata, litura prope basim cinerea; lunula media albida, 

Myelois — Z. Sfis 1847. ©. 765. 336. — Phyeis ra- 

vella H-Schffr. tab. (ined.) 5. fig. 30. 
Var. b) Strigis opposite fusco-cinereo marginatis, spatio 
interjecto einerascenti, 

Phyeis — Phyeide de Cantener Dup. Hist. p. 347. 

pl, 284. fig. 8. 

— Dup. Cat. 524. — Gnenee Index 79. 

Var: c) ut b) sed lunula media nulla, strigis distinctio- 
ribus. 

Diefe der folgenden Gilveolella nächjt ftehende Art, von ber 
fie fih durch die fchärfern, dunkel gerandeten Querlinien der 
Vorderflügel unterfcheidet, habe ich in der Iſis a. a. D. aus— 
fuͤhtlich beſchrieben. Sie lebt an den Küften des Mittelmeeres 
auf trodnem, begraftem Boden; ich fand fie in Sicilien bey 
Syracus und Meffina zu Ende May und Anfang Juny, und 
bey Rom zu Ende Auguft. — Nach Dup. lebt fie in Cor— 
fica auf dürren, felfigen Stellen im July, und nah Gue= 
nee im füdlihen Franfreih. FRE. von H.:Schäffer ab- 
gebildetes und von mir gefehenes Eremplar ift von Raguſa. 


24. Gilveolella (Mt:n.) Tr. 


Alis ant. dilute gilvis, fasciis duabus albidis obsoletis, 
punctis duobus venae transyersae fuscescentibus obsoletis. 
Phycis — Tr. IX. 2. ©. 271. Alis antieis flavo - testa- 
ceis, nitidis, fasciis duabus obsoletis albis — 
X.3. ©. 275. 
— Guenee Index 78. 
— F. v. Röslst. Beytr. Taf. 28. Fig. 2. a. b. ©. 49. 
— Dup. ©. 324. 

Myelois — Z. Iſis 1839. ©. 177. 18. 

Durdy die ungefäumte, breite Querlinie der Vorderflügel von 
Cantenerella verfcieden, von der Größe der Convolutella. 
Kopf und Rüdenfchild bleichgelb, dunfel beftäubt, an den Raͤn— 
dern des Gefihts, des Kragens, der Schulterdeden meißlich. 
Gefichtskegel fehr kurz. Fühler bleichgelb, fadenförmig. Lip: 
pentafter von doppelter Kopfeslänge, faft horizontal, zufammen- 
gedrückt mit abwärts geneigtem, verdünntem Endgliede, dag 4 
fo lang wie das zweite Glied ift, außen von der Rüdenfchilde: 
farbe, innen und unten weißlih. Nüffel fpiral, weißgelb be: 


fhuppt. Beine gelblichweiß, auf der Kichtfeite gelbbräunlich 
angeflogen. Hinterleib heller als der Rüdenfhild, am Bauch) 
meißlich. 


Vorderflügel fahlgelb, am Vorderrande etwas heller, in ber 
Mittelzelle faft am dunfelften. Nicht weit von der Baſis ift 
der Grund auf der Innenrandhälfte fledartig gelichtet; darauf 
kommt, etwas näher dem Mittelzeihen als der Baſis, die mehr 
als bey Cantenerella einwärts geneigte, weißliche erſte Binde, 
die etwas zadig ift, fih nad unten erweitert und gar Feine 
ſcharfe Befaumung hat, fo daß fie wenig hervortritt. Das 
Mittelzeihen, in 2 braunlichen Puncten beftehend, ift fehr ver: 
lofchen, oder nur eine verdunfelte Stelle der Grundfarbe. Die 

* Bowdvg, lentus — 620, fluo. 
Iſis 1848. Heft % 


682 


zweite Binde ift ziemlich gerade, ſchmaͤler als die erfte, ſchwach 
wellig gezähnt, gegen den Hinterrand nach vorn etwas conver: 
Hirend, am Vorderrande verlofhen; die Aefte der Medianader 
treten etwas erhaben hervor, und fo ſcheint diefe Binde von 
ihnen zerfchnitten. Hinterrandlinie wenig verbunfelt. Franzen 
weißlich mit bleichgelber Schattenlinie. 
Hinterflügel ftaubgrau mit etwas fchärferem Vorderwinkel 
als bey Cantenerella und mit dunkler, wenig ſcharfer Rand— 
linie. Franzen weiß, nahe der gelblichen Bafis mit einer ſtaub⸗ 
grauen Schattenlinie durchzogen. 
Unterfeite gelbbräunlichgrau, auf den Hinterflügeln heller; alle 
tanzen weiß. 
Baterland: das füdliche Ungarn, bey Temeswar (Tr. FR.) 
Unm. Treitſchke's Diagnofe nennt die Vorderflügel wohl 
durch ein Verſehen glänzenb (denn fie hat gar feinen 
Glanz), und die Befchreibung bezeichnet fie nicht recht als 
truͤbweiß mit einzelnen, gelbbraunen Atomen beftreut, da ein 
zufammenhängendes, gleichföormiges, nur an den oben ange= 
führten Stellen abgeftuftes Fahlgelb fie dedt. In FR ’s. 
Abbildung haben fie eine viel zu grünliche Nüance und viel 
Längsftreifiges. Auch find die Hinterflügel am Hinterrande 
zu breit gebräunt und gegen die Bafis zu fehr gelichtet. Mein 
einzelnes weibliches Eremplar ift mir von FR. mitgetheilt wor: 
den; die andern. aus feiner und Metzner's Sammlung ge: 
fehenen Eremplare hatten aber auch Feine andre Färbung. 


25. Saxeella FR. nov. sp. 


Palpis porrectis; alis ant. albidis fuscescenti - pulvereis, 
strigis duabus, priore angulata interne, posteriore te- 
nuiore externe late ochraceo-marginatis; punctis venae 
transversae duobus fuscis albido circumdatis (mas.) 

Phyeis Saxeella 4.- Schäffer tab. (ined.) 5. fig. 35. 

In diefer Abtheilung zeichnet fie fi durch die 'auf den ab— 
gewendeten Seiten breit ochergelb gefäumten 2 Duerlinien ber 
Vorderflügel aus und von der auch fo gezeichneten Aneyl. cin- 
namomella durch breitere Vorderflügel und die weißliche Grund: 
farbe ſtatt bräunlicher oder röthlichgelber. 

Ruͤckenſchild und Kopf weißlich, braunftaubig;. Gefichtsfegel 
fehe kurz. Männliche Fühler deutlich geferbt und dicht Eurz= 
feanzig. Lippentaſter von beynahe doppelter. Kopflange, horizon- 
tal mit etwas geneigtem, ziemlich kurzem, verdünntem, fpigem 
Endgliede, weißlich, außen braͤunlich angeflogen. Nüffel fpiral, 
weißlich befchuppt. Beine weißlich; die vordern auf der Licht: 
feite gebräunt, die andern etwas bräunlich angeflogen, Hinter 
leib gelbbräunlich hellgrau mit weißlihem Afterbuſch. 

Vorderflügel von der Geftalt wie bey den zwey vorigen, doc) 
mit etwas convererem Vorderrande, auf mweißlichem Grunde mit 
braunen und fpärficheren Iehmgelblihen Stäubchen auf der In— 
nenrandhälfte dichter beftreut, als gegen den Vorderrand. Baſis 
durch folhe Stäubchen verdunfelt. Die erfte Querlinie nahe 
der Mitte, viel näher dem Mittelzeichen als der Baſis, nad) 
innen geneigt, zadig, nach innen von einem großen ochergelben, 
auf dem Innenrande fikenden und den Vorderrand nicht erreis 
chenden, auf den Adern braunftaubigen Fleck begrenzt, nad) außen 
von einer braunftaubigen Linie, welche fic auf der Medianader 
zu einem braunen Fleckchen verdidt und auf der Medianader 
zu einem hellern und Eleinern, in dem ſtark zuruͤcktretenden 
Winkel der Duerlinie. Das Mittelfeld hat die Medianaber 
weiß, und darunter einen ochergelblichen, braunftaubigen Nebel: 
fleck, über melchem auf unbeftäubtem Grunde der untere, braune 

43 


683 


Mittelpunet liegt; der darüber liegende ift weniger deutlich, weil 
er oben an graue Beſtaͤubung grenzt. Die hintere Querlinie 
ift dünner und fchärfer als die erſte, ziemlich grade, parallel dem 
Hinterrande, ſchwach mellig, mit einer kurzen einwärts gerich— 
teten Ede dem Mittelzeichen gegenüber und einer beutlichern 
über dee Subdorfalader; fie ift einwärts von einer braunen, 
oben dunklern Staublinie eingefaft. Am Hinterrande ift eine 
Keihe großer, brauner Puncte. Franzen hellgrau, braunftaubig. 

Hinterflügel weißtich ftaubgrau, gegen den Hinterrand etwas 
verdunfelt, mit heilbrauner Randlinie. Franzen weiß mit gelb- 
licher Wurzellinie. 

Unterfeite der Vorderfluͤgel bräunlichgrau mit bunflen Fran— 
zen; moeißlihgrau, am Worderrande gebräunt; Hinterrandlinie 
bräunlich; Franzen wie auf der Oberſeite. 

Die 2 vor mir befindlichen Männchen der ER ’fchen Samm— 
lung, wovon dag eine von H.-Schäffer abgebildet wurde, 
ftammen von Ragufa. 

Anm. Eversmann’s Phycis fulvostrigella Faun, Volg. 

562. 36. ftimmt fehr gut mit Saxeella, außer daß ihre 
Vorberflügel griseae find, daß der (große) gelbe erfte Fleck ein 
Theil der erften Querlinie feyn fell, daß der Hinterrand Eeine 
Punctreihe hat (wenigftens wird darüber gefchwiegen), und daß 
die Größe des Schmotterlinges nur gleich der von Nyet. acha- 
tinella ift. Diefe Art findet; ſich in den Vorbergen des Urals. 


%6. Confiniella Metzner nov. sp. 


Palpis porreetis antennis, serratis; alis anterioribus mi- 
nus angustis, cano-griseis, basi obscuriore, strieis dua- 
bus albidis, priore interne, posteriore utrimque latissime 
luteo-marginatis, punctis venae transversae duobus_ fu- 
scis. (mas.) 

Sie hat das Anfehen einer Aneylosis; aber ihre Vorder— 
fluͤgel find viel breiter, die männlichen Fühler ſcharf fägezähnig 
ohne Biegung. Won ähnlich gefärbten Pempelien trennen fie 
die langen horizontalen Zafter. 

Größe der Pemp. carnella oder der Myel. convolutella. 
Ruͤckenſchild heil ftaubig, gelbgrau, Kopf noch heller. Fühler 
borftenförmig,, einfach, bleich, ſcharf gefügt, mit kurzen Borften: 
buͤ cheln gefranzt. Geſichtskegel fehr kurz; darunter ſtehen die 
Marillartafter hervor. Lippentafter von Nüdenfchildslänge, ziem= 
ih die, in der Mitte verdickt, dann allmählich zugefpist, außen 
hellbraun, innen heller, am Wurzelgliede weiß. Ruͤſſel fpiral, 
befchuppt. (Beine unvolftindig.) Vorderbeine auf der Licht 
feite ſtaubig gelbgrau, mit hellen Fußgliederfpigen. Hinterleib 
braungrau mit langem, bleichgelblihem Afterbufch. 

Vorderflügel 64° Lang, ziemlich. breit, hinten erweitert, mit 
beutlihem Vorderwinkel, im Grunde fehr heil, ſchmutzig weiß: 
grau, an der Baſis reihlih mit Lehmgelb gemifcht. Die erfte 
Duerlinie ift näher dem Mittelzeichen als der Bafis, undeutlid), 
ziemlich fteil, gegen außen conver, nicht dick, weißlich ; einwaͤrts 
ift fir von einem großen lehmfarbnen Fleck begrenzt, der. bie 
zur Subcoftalader binaufteicht, ‚über. welcher am Vorderrande 
hin bis zue Baſis ein gleichfarbiger Laͤngsſtrich gebt; auswärts 
ift fie am Vorderrande fchmal braͤunlich fchattig gerandet, und 
wird von je einem braunen Fleckchen auf der Medianader und 
auf der Subeoftalader berührt. Das Mittelfeld ift ganz heil 
in einem Raume, der fih vom Innenrande an der erften Quer: 
finie hin erſtreckt, und ſich fehr erweiternd, den ganzen Vorder: 
rand einnimmt. Don den 2 weit „getrennten, truͤbbraunen 
Puncten der Querader ift dev untere länglich, und berührt ben 


684 


bunflen Theil des Mittelfeldes, Die 2te Querlinie ift wenig 
gebogen, ziemlidy dünn und ſcharf, mit undeutlichen Zähncen, 
über der Subcoftalader von dunklerer Karbe überdedt; ihre Eins 
faffung von lehmigbräunticher Farbe ift fehr breit, einwärts an’ 
der obern Hälfte am fchmaljten und dunfelften, und unter den 
Mittelpuncten dag Mittelfeld zu mehr als der Hälfte füllend ; 
auswärts bildet fie eine breite Binde, die fih von dem hellz 
grauen Raume vor den vrrloichnen, braunen Hinterrandpuncten 
nicht ſcharf abfondert. Franzen braungelblih mit dunflern 
Scattenlinien. 

Hinterflügel braungrau, gegen den Worberwinfel verbunfelt 
und mit verlofchner, dunkler Nandlinie. Franzen hellgrau, nahe 
der gelblichen Baſis mit dunkler Schattenlinie. 

Unterfeite braunlib grau; alle Borderrander haben nahe am 
Vorderwinkel ein helles, verloſchnes Fleckchen; die Vorderfluͤgel 
haben an der Baſis der Vorderrandzelle ein merkliches Schup: 
penhaarbüfchchen, und die Scuppenhaare des Vorderrandes 
felbft legen fich etwas gegen die Unterfeite, doc) der Länge nach 
an. Die Hinterflügel find heller. 

Das einzelne Männchen der Mesnerfhen Sammlung ift 
aus der Türkei. 


27. Dignella FR. 


Palpis porreetis, alis ant. minus angustis, postice latio- 
ribus, cinereo -fuscescentibus, strigis duabus obsoletis, 
opposife punctis fuscis notatis, punctis duobus venae 
transversae fuscis. (mas.) 

Myelois — Z. Iſis 1839. ©. 177. 
Phyeis — H.- Schäffer tab. (ined.) 6. fig. 41. (m.) 
42. (£.) 
— Dup. Cat. 324. — (Gruenee Index 78. 
? Phyeis dilucidella, Phyeide luisante Dup. hist. p. 184. 
1430. pl. 278. fig. 7. — Cat. 324. Megasis — 
Guenee Ind. 71. 

Sn der Größe etwas über Pemp. ornatella, fenntlih an 
den tiefbraunen, kurzen Längsftricheln, die als innere Einfaffung 
der Zten Querlinie der Vorderflügel dienen. Ruͤckenſchild und 
Kopf roͤthlich braungrau. Fühler braͤunlich, ziemlich di, Beine 
des Maͤnnchens dicht flaumhaarig geftanzt. Geſichtskegel Eurz, 
dichthaarig, dunkel. Xippentafter von doppelter Kopflänge, die, 
zufammengedrüdt, horizontal, ftumpf, mit furzem, wenig ge: 
fondertem Endgliede, graubraun, am Ende dunkler, innen und 
an der Baſis hellgrau. Nüffel fpiral, befhuppt. Beine bunfel 
bräunlichgrau mit hellen Gliederenden. Hinterleib heller a8 
das Nücdenfchild, am Ende mit einem ftumpfen Haarbufch. 

Vorderflügel 54" lang, länglich, nach hinten erweitert, am 
Hinterrande conver, am Vorderwinkel abgerundet; dunfel röthe 
(id) braungrau, auf der Vorderrandhälfte mehr grau, einwärts 
mebr vöthlih. Die zwey Querlinien verlofchen, die zweyte viel 
weniger als die erſte; diefe fteht faſt in gleichem Abfiande zwi: 
fhen der Baſis und dem Mittelzeichen, ziemlich fenfrecht, wellig 
gebogen und auswärts auf den 3 Hauptadern, wo fie deutlicher 
erfcheint, von ſchwarzbraunen, Eurzen Laͤngsſtrichelchen beruͤhrt, 
von denen das oberſte das ftürkfte iftz; auf der Subdorfalader 
it auch einwaͤrts der Querlinie ein Eurzes, braunes Strichlein. 
Die Querader trägt zwey deutliche, ſchwarzbraune, laͤngliche, 
eckige Puncte. Die zwehte Querlinie iſt von der mehr. röth- 
lichen Grundfarbe in den Zwiſchenraͤumen der Adern durchs 
ſchnitten, ziemlich gerade, am WVorderrande felbft ven zwey v.r: 
wifchten, braunen eingefaßt, deren äußere den Vorderwinkel 


685 


einnimmt. Als weitere innere Begrenzung biefer- Querlinie er: 

fcheinen kurze, ſchwarzbraune Längsftrihe auf den Adern; Bas 

terland: Ungarn. 

Anm. Mein einzelnes Männchen ift am Worderwinkel mehr 
abgerundet, als Schäffers Fig. 41. und hat eine mehr röth- 
liche als gelbliche Beymifchung in der Grundfarbe. Die ſchwarz⸗ 
braunen Striche als hintere Einfaffung der zweyten Quer: 
linie find bey meinem Eremplar nicht vorhanden, welches dafür 
die Striche der innern Einfaffung viel fhäfer zeigt. Wahr: 
ſcheinlich ift die Art veränderlib. Duponchels dilucidella 
ſcheint hierher zu gehören; fie haben eine fehr gelbbräunliche 
Grundfarbe auf dem ſcharfwinkligen VBorderflügel (D’un gris 
roussätre) und die erfte Querlinie nur in UWiberreften auf 
den zwey Hauptadern, hier aber auf beiden Seiten von ei: 
nem fchwarzen Strich eingefaßt. Die zweyte Querlinie ift 
einwärts nur von fiharfen fchwarzen Puncten begrenzt; das 
Mittelzeichen ift ein fhwarzer Querſtrich (nady dem Text nur 
un point), und fchräg über ihm nach aufen trägt: der Vor: 
derrand noch ein ſolches Strichelhen. Vaterland das füd- 
lihe Frankreich. — Der Name Dilucidella ift älter als 
llignella. 


B. c. Mebdianader der Hinterflügel 4 äftig; Marillartafter bes 
Maͤnnchens faft fehlend, des Weibchens deutlich. (Mega- 
sis Guenee.) ; 


28. Rippertella Bdv. 


Palpis porrectis: alis ant. elongatis, postice dilatatis 
sordide fusco - cinereis, serie postica transversa striolarum 
longitudinalium nigrarum , lineolis longitudinalibus ante mar- 
ginem posticum in venarum interstitis nigris; fem. plaga 
transversa ante medium nigra. 

Anerastia — (Bdv.) Z. Iſis 1839. ©. 177. 6. 

Phyeis — Dup. Cat. 322. — Megasis Guenee Ind.71. 

Phycis — Herrich- Schff. tab. (ined.) 10. fig. 65. 

(mas) 66. (fem.). 
Phycis prodromella, phyeide precoce Dup. hist. p. 161. 
1417. pl. 127. fig. 1. a. (mas), b. (fem.) 

Ausgezeichnet durch die Größe und durch die ſchwarzen Laͤngs⸗ 
finien am Hinterrande der. Vorderflügel. 

Rüdenfhild und Kopf fhmusig hell braungrau. Gefichts- 
Eegel ganz kurz. Fühler beim Männden kaum gekerbt, dicht 
gefranzt.  Marillartafter beim Männchen wohl ganz fehlend, 
beim Weibchen fehr Elein und zart, aber deutlich vorhanden. 
Lippentafter von 24 maliger Kopflänge, ſtark zufammengedrüdt 
im zweyten Gliede verdickt, horizontalz das verdünnte, zuge— 
ſpitzte Endglied von halber Länge des zweiten Gliedes, etwas 
niedergebogen; ſie ſind ſchmutziggrau, außen braun angeflogen. 
Ruͤſſel kurz, ſpiral, beſchuppt. — Beine rußigbraun. Hinter: 
leib braungrau, an der Seite mit hellen Ringrändern. 

Vorderfluͤgel des Maͤnnchens uͤber 8 Linien lang, geſtaͤubt 
nach hinten erweitert mit ſcharfem Vorderwinkel und faſt gera— 
dem Hauptrande. Grundfarbe ſchmutzigbraungrau, auf der 
Vorderhaͤlfte dunkler. Die erſte Querlinie fehlt, und die zwey 
braunen Puncte auf der Querader ſind kaum zu entdecken. Die 
zweyte Querlinie zeigt ſich als ein lichter, gerader, dem Hinter⸗ 
rande paralleler, von der Grundfarbe in den Adern durchſchnit— 
tener Schatten, der nur einwärts von der dunfeln Grundfarbe 
und den kurzen, ſchwarzen, in den Zwifchenräumen der Adern 
ftehenden Längsftrichen fchärfer begrenzt wird. Vor dem Hin⸗ 


686 


terrande find bie Adern hellbraun, und in ben hellern Zwiſchen— 
räumen ftehen je ein ziemlic) langer, ſchwarzer Laͤngsſtrich. 
Franzen hinter der wenig deutlichen braͤunlichen Rand inie 
braungrau. 

Hinterflügel bräunlichgrau, am Hinterrande ſchmal verdunfelt. 
Franzen hellgrau. 

Unterfeite einfarbig braͤunlich, auf den Vorderflügeln ftaubig, 
dunfler und mit gebräunten Franzenſpitzen. 

Das Weibchen, das ich nicht mehr in natura vor mir habe, 
iſt Eleiner und fhmalflügliger, auf allen Flügeln dunkler, auf 
den vorderen mit beutliherem Mittelzeichen und an der Stelle 
der erften Querlinie mit einem nicht den Vorderrand erceichen: 
den, fihwarzen, fchattenartigen Querfled. 

Vaterland: die Schweiz (8. v. NR.) und die Gebirge von 
Languedoc und der Provence, wo fie im July fliegt (Dup.). 
Anm. Die vorhandnen Abbildungen find gut. Herrich— 

Schäffers Fig. 65. ift viel lichter und auf den erften 2 der 

Vorderfluͤgel deutlicher gezeichnet ald mein Exemplar; aud) 

hat legteres feine ſchwarzen Strihe vor dem Hinterrande. 


Gen. 10. (14.) Asarta, 
Chionea Guenee. 


Antennae setaceae simplices, maris infra subcom- 
pressae, vix crenatae. 

Ocelli nulli? 

Epistomium conyexum, squamis appressis. 

Palpi maxillares breves, filiformes, acuti, porrecti. 

Palpi labiales mediocres, porrecti, infra subtus pilis 
rigidis vesliti, apice acuminato deflexo. 

Pedes breves, incrassati, 

Alae anteriores fasciis duabus dilutis; posteriorum vena 
mediana in tres ramos exit, 


Von eignem, zündlerartigem, ben Hercynen etwas ähnlichen 
Anfehen. Unter allen Gattungen, deren männliche Fühler ohne 
Biegung und glattfchuppig find, ift Asarta ausgezeichnet durch 
die. langen, ſtarren Haare an der Unterfeite der 2 Wurzelglie⸗ 
ber der horizontalen Xippentafter; diefe haben ein ziemlich langes, 
niederwärtd gerichtetes Endglied. Die Beine find auffallend 
kurz und did. Die After iſt ſtumpf und haarig, und beym 
Weibchen fteht Fein Legeſtachel hervor. — Ueber dag Flügelge: 
äder laßt fi) noch nichts fagen, da bloß die Zahl der Aefte der 
Medianader ohne Abfchuppung ficher zu erkennen ift, 

Chionea ift ein Dipterngenus. Asarta ift abgeleitet von a 
und caigw, orno, polio. 


1. Aethiopella Duponchel. 


Alis anterioribus breviusculis fuscis, atomis cinereis 
sparsis, strigis duabus cinereis, posteriore flexuoso - den- 
tata distinctiore, punctis venae transversae fuscis duobus 
(feminae nullis); capite fusco (palpis nigris, basi albis ); 

Var. a) eiliis alarum posteriorum cinereo - fuscis. 

Phyeis —, Phyeide negre (Errata p. 299. negresse) 
‚Dup. hist. VIl, pl. 284. fig. 3. (feın.) p.233. 1468. 
— — Dup. Cat. 322. 
Chionea — Guenee Index p. 73. 
Myelois helveticella (F.R.) Z. Sfis 1839. S. 177. 


Var. 5) eiliis alar. post. canis, striga alar. ant. priore 
nulla (mas.) Ennychia monspessulalis, Enny- 


637 


chie de Möntpellier Dupon. hist. pl. 233. fig. 9, 
p- 349. 


Anfehen einev TreitfchEifchen Hereyna, in der Größe einer 
mittelmäfigen Ephest. elutella, Der ganze Körper ift dunkel» 
braun, die Fühler des Maͤnnchens fehr dicht microfcopifch ges 
franzt mit grauen Häcchen. Stirn fanft gewölbt. Xippentafter 
fhwarz, auf der untern Seite am 1. und 2, Gliede mit ab» 
fiehenden, langen, weißen oder gelblichen Haaren. Hinterleib 
nad hinten bisweilen mit grauen Schuppen beftreut. Afterbufch 
mit gelbichen Haaren gemiſcht. liederfpigen der Beine, befen- 
ders deutlich an den Füßen gelblih; beym Weibchen iſt alles 
braun. 

Vorderflügel kurz und breit (bey einem Männchen meiner 
Sammlung etwas ſchmaͤler als bey den übrigen), [hwarzbraun. 
Die lichtern Stellen und die Binde durch aufgetragene, hellgraue 
Pinctchen hervorgebracht. Das Murzelfeld ift wenig befläubt. 
Die 1. Binde ift vor der Flügelmitte etwas hin und her gebo— 
gen, neigt ſich an dem DVorderrande, wo fie fich erweitert, eins 
wärts, ift am untern Theil am deutlihften, übrigens aber viel 
matter als die 2. Querlinie und fehlt bey Bar. db. ganz. Hin: 
ter ihr und an der untern Hälfte vor ihr bildet die reine Grund: 
farbe einen breiten, dunfelbraunen Saum. Das Mittelfeld iſt 
reichlicher beftäubt, auf dem Borderrande am hellften. Auf der 
Querader find 2 ſchwarze, braune Puncte unter einander, mehr 
oder weniger deutlich, aber auch ganz fehlent. Die 2. Quer⸗ 
(inie ift duͤnner und fchärfer als die 1. und einwärts, doch nicht 
überall gleich breit, ſchwarzbraun eingefaßt; fie hat mehrere 
Eleinere Biegungen und befonders eine weite zwifchen ber Falte 
und dem 1. Aſte der Medianader, auf beiden Enden mit einem 
eintwärts gerichteten Zahn anfangend. Das dritte Feld ift beym 
Meibhen an der Duerlinie am dunfelften, beym Männchen 
gleichformiger grau beftaubt. Franzen heller als die Grundfarbe. 

Hinterflügel einfarbig dunfelbraun. Die ein wenig hellern 
Franzen find nahe der Wurzel von einer feinen braͤunlichen Li— 
nie durchzogen. 

Unterſeite des Weibchens einfarbig wie die Hinterfluͤgel auf 
der obern Seite. Beym Maͤnnchen iſt die Flaͤche heller und die 
des Vorderfl. am hellſten. Die hintere Querlinie zeigt ſich als 
ein breites, helles Band, das ſich verloſchen über dem Anfang 
der Hinterflügel fortfegtz am Morberrande der Vorberflügel bil: 
det ein fehmwarzer Fleck bie innere Begrenzung. Dem Hinter: 
randfelde läßt diefes Band nur einen ſchmalen dunkelen Raum. 

Bey Dar. d) einem Männchen ber F. R'ſchen Sammlung, 
fehlt die 1. Binde; doch zeigt ſich die Grundfarbe als dunkler 
Schatten hinter ihrer Stelle. Doppelpunct fehlt; die 2. Ouer⸗ 
linie iſt fein und verloſchen, und das Feld hinter ihr iſt gegen 
ſie hin am dunkelſten und reinſten. — Die Hinterfluͤgel haben 
hellgraue, auf der Unterſeite weißliche Franzen; die Flaͤche iſt 
auf beiden Seiten gleichfarbig graubraun. Ebenſo die Vorder— 
fluͤgel auf der Unterſeite, deren Grundfarbe aber auf der In— 
nentandhälfte bis zur 2. Querlinie hin durch weißliche Faͤrbung 
verdrängt ift; die zweyte Querlinie ift dünn und verfchwindet 
in diefer hellen Färbung; der dunkle Grenzfled auf dem Vor: 
derrande ift Elein und wenig auffallend. 

Bon diefer veränderlihen Art habe ih 5 Männchen, 1 Weib: 
chen vor mir. Sie fliegt nicht felten im Grafe ber höchften 
ſchweizer Alpen (F. R.). Dupondels Exemplare wurden an 
den Rhonequellen, auf der Furca und in Languedoc bey Ment: 
pellier gefangen. Guenee fand die Art häufig auf den hoͤch⸗ 


688 
fien Phrenden bey St. Sauveur in Gefellfchaft ber Hercyna 


rupicolalis, 

Anmerk. 1. Guenee fand in Duponhels Sammlung 
als Hercyna monspessulalis ein abgeriebenes Eremplar der 
Aethiopella. Die Abbildung der Monspessulalis ift aber fo 
dag Niemand in ihr unfere Urt wiedererfennen wird, Die 
BVorderflügel find nad hinten viel zu fehr erweitert, wie bey 
einee Pyrausta 7r., die Grundfarbe mit lehmiger Beymi— 
fhung; die allein vorhandene 2. Querlinie in der Mitte ohne 
Ausbiegung ; die Hinterflügel an der Wurzelhätfte fo abftechend 
hell Lehmgelb, wie die Franzen. Jeder wird hierin eine Py- 
rausta fuchen. — Die Beſchreibung gibt aber auf den Vor: 
derflügeln 2 weißlihe Querlinien an und auf den Hinterflü- 
geln die Bafıs und die Franzen weißlich. Es ift alfo fein 
Zweifel, daß bloß die Abbildung ſehr ſchlecht gerathen ift. 

Anmerk. 2. Herrich-Schaͤffer bildet in den (bis jegt nicht 
edirten) Zineiden feines Werkes Taf. 8. Fig. 52—94. Mon- 
spessulella, und $ig. 55—57. Helveticella ab, Erftere 
fiimmt in der Unterfeite mit Var. 6) während die Oberfeite 
zu Dar. a) gehört, mit Ausnahme der zu Var. b) gehörigen 
Färbung des Hinterrandfeldes der Worderflügel. Das Weib— 
hen Fig. 54. ift der Fig. 52. ähnlih, nur ohne Puncte auf 
der Querader, und mit hellem Hinterrande. — Fig. 55. ift 
Bar. a), hat aber fehr reichlidye Beftäubung und dadurd eine 
bläulihgraue Grundfarbe der Vorderflügel; auf diefem ift die 
1. Querlinie fchärfer al8 die 2. und der Doppelpunct ift in 
einen Querftrich verwandelt. Das Weibchen Fig. 57. it fehr 
Elein, brauner, doch auch hell, mit dem Querftrid in der 
Mitte; die 1. Binde ift einwärts gar nicht begrenzt. Die 
Unterfeite Fig. 56. zeigt den Vorderrandfled nicht in der von 
mir bemerkten Ziefe, ift aber fonft wie bey Bar. a), — IH 
zweifle nicht, daß alle 6 Figuren eine und diefelbe Art dar 
itellen, und daß die Abweichungen nur auf Rechnung. der 
Veränderlichfeit der Aethiopella kommen. 


2. Alpicolella F.R. 


Alis anterioribus angustatis, fuseis, atomis einereis spar- 
sis, fasciis 2 dilutis nebulosis, priore media, posteriore 
fere recta; capite lutescenti (palpis nigris, basi albis ). 


Myelois — Z. Iſis 1839. ©. 177. 21. 

Chionea — Guenee Index 73. 

Phycis — Dup. Cat.822. — Herrich- Schäffer tab. 
(ined.) 8. fig. 50. 51. 


Sehr abweichend von der vorigen, aber doch möglicher Weiſe 
auch nur eine DVarietät; fie wird leicht erkannt an dem lehm: 
gelblihen Kopf, den geftrediten Vorderflügeln, die nicht ſcharf 
begrenzten, breiten, wenig edigen Binden, der Stelle der 1. 
auf der Flügelmitte, den hellern Hinterflügeln. 

Sn der Größe ein wenig über der Aethiopella. Kopf heil 
lehmgelb, Über dem Munde brauner. Fühler braun, hellgrau, 
microfcopifc pubescirend gefranzt, etwas weniger zufammenges 
drückt und fchlanfer als bey Anthiop. Xippentafter ebenfo, nur 
oben auf dem 2. Gliede mit gelblihgrauen Staubchen beftreut, 
die Haare der Unterfeite ſind gelblichweiß. Ruͤckenſchild und 
Hinterleib braun, legterer hinten grau werdend ; mit lehmgelbem 
After. Beine bräunlih, auf der Lichtfeite bleich und fahlgelb, 
fo wie die ganze Hinterfchiene. Füße bräunlichgelb mit hellern 
Gliederfpigen. | 


689 


Borderflügel geftredt, nad) hinten weniger erweitert als bey 
Aethiop., braun, fehr reichlich grau beftäubt. So erſcheint das 
Murzelfeld, außer an der Flügelbafis, bräunlichgrau mit feinen, 
fhwarzbraunen, dicht geftreuten Stäubchen; die erſte Binde, 
weiter gegen die Mitte gerüct als bey Aethiop., legt ſich mehr 
einwärts über, iſt breit und verflieft an der oben Hälfte in 
das Wurzelfeld, nur an der untern Hälfte wird fie durch eine 
dunfelbraune davon gefchieden; fie hat bloß auf der Falte eine 
Eleine Ede auswärts. Gegen das Mittelfeld ift fie durch eine 
oben dickere und dunklere Schattenbinde begrenzt. Die 2. Binde 
iſt noch breiter; heller ſchwachwellig, einwärts dunkler gerandet 
als auswärts, das Mittelfeld ſehr verengt. Mittelpuncte fehs 
len. Das Hinterrandfeld ift ſchmal, draun gegen den Hinter: 
winfel verengt, und vor dem Hinterrande mit grauſchwarz bes 
ffäubt. Franzen bräunlic). 

Hinterflügel einfarbig, fehr Tichtgrau gelbbräunlih, nur am 
Hinterrande ſelbſt bel braun. Franzen wie die Fläche, mit 
einer hellbraunen Linie an der Baſis durchzogen, 

Unterfeite noch heller als die Dinterflügel oben; die Franzen 
nebft dem Hinterrande, befonders auf den Vorderflügeln braun. 
DVorderrand der DVorderflügel braun angelaufen mit einem dun— 
kelbraunen Fleck, hinter welchem nahe am Vorderwinkel ein heller 
Fleck als Anfang der faum merkbar hervortretenden 2. Binde 
liegt. 

Das einzelne Eremplar der 3. R'ſchen Sammlung, zugleich 
Driginal H-Schaͤffers Abbildung, wurde in Gefellfehaft der 
Aethiop. ın der Schweiz gefangen. 


Gen. 11. (15.) Eucarphia Hübn. 
Argyrodes Guenee, Anerastia p. Z. Phycis p-Zck. Tr. 
Antennae setaceae, simplices. 
Ocelli distineti. 
Epistomium convexum sqnamis incumbentibus. 
Palpi maxillares subnulli. 
— labiales elongati horizontales, compressi, apice 
acuto deflexo. $ 
Haustellum spirale. 
Thorax vittis mediis duabus insignis. 
Alae anteriores elongatae (non fasciatae), posteriorum 
vena mediana quadrifida. 
Oviduetus fem. absconditus. 


Die einzelne Art, die wahrſcheinlich in heißen Rändern Gefährs 
ten hat, darf unter Anerastia nicht bleiben, mit welcher Gat— 
rung fie wegen der faſt fehlenden Marillartafter vereinigt war, 
Es trennt fie davon dad Vorhandenfein von 2 fehr ausgezeich— 
neten Nebenaugen, der längere, ausgebildetere Saugrüffel und 
die in 4, nicht in 3 Aeſte geipaltene Mevdianader der Hinter: 
flüge. Vor allen Phyeiden bat Kucarphia die ausgebildete 
Rüdenfhildszeihnung, welche in 2 heilen Mittelſtriemen befteht, 
voraus. Außerdem wird fie von Hypochalcia et Nephopteryx 
(Abth. Selagia), denen fie im aͤußern Anfehn und im Bau 
einiger Theile nahe fommt, durch die in beiden Geſchlechtern 
ganz einfachen, gleihmäßig befhuppten Fühler und den Mangel 
der Marillartafter getrennt. 

Obgleich e8 (nach Agaffiz Nomenel.) eine Pflanzengattung 
Eucarpba giebt, glaube ih doch nicht die Hübnerfche Gat— 
tungsbenennung Encarphia aufgeben zu dürfen, da eine folche 
Namensähnlichkeit zu oft wiederfehrt, als daß fie zur Aenderung 
zwingen koͤnnte. 

Iſis 1848, Heft a 


690 


Vinetella Fabr, 


Alae anteriores griseo-luteae, costa, dorso vittaque 
oblique interrupta argenteis. 


Tinea — Fabr. Ent. syst. 3, 2. 294. 20. 

Tinea — Hübn. fig.42. p. 26. 14. Splitterftreifige Schabe. 

Phyeis — Zincken Germ. Mag. 3, p. 123. — Evers- 
mann Fn. Ural. 550. 7. 

— Tr. 9, 2. p. 151: palpis porrectis, antennis nu- 
dis, alis anterioribns fusco-olivaceis, strigis 
tribus longitudinalibus argenteis, internis duabus 
interruptis — X, 3, p. 171. et 273. 

Anerastia — Z. fig 1839. ©, 177. 5. 

llythya —, Ilythie des vignobles Dup. Hist. p. 154. 
1416. pl. 276. fig. 6. — Cat. 320. 

Argyrodes — Guenee Index p. 84. 

Crambus vinetorum Fabr. Suppl. 472. 49. 

Eucarphia vinetalis Hübn. Cat. 364. 3486. 


Don der Größe der Pemp. carnella. Kopf und Rüden: 
ſchild wie die Worderfeite eine Mifhung aus Grau und 
Lehmgelb. Fühler borftenförmig, beym Weibchen blos dünner, 
auf dem Nüden heller als die Vorderſeite befchuppt, microfco- 
pifch pubegeirend gefranzt; Wurzelglied auf der Vorderfeite weiß— 
ih. Geſicht mit foder anliegenden Schuppen teichlidy bedeckt, 
die einen kaum merflichen Kegel bilden. Die Marillartafter 
fo £urz, daß fie auf der befchuppten Baſis des eingerollten Saug— 
ruͤſſels kaum bemerkt werden. Lippentafter von Ruͤckenſchilds— 
länge, in der Mitte verdickt, fehr zufammengedrüdt; das Ends 
glied ziemlich lang, zugeipist. Sie haben die Furbe des Ruͤcken— 
ſchildes; das MWurzelglied ift unten weiß, das 2, innen am 
obern Nande weißlih. Die 2 Lappen des Halbfragens find an 
dem einander zugefehrten Rande weißlich oder weiß, bisweilen 
glänzend, und eine folhe Strieme zieht von ihnen aus über 
die Nücdenmitte und umſchließt das Schildhen. Beine lehm- 
gelblichweiß, auf der Kichtfeite dunkel, doch heller als die Vor— 
derflügel. Hinterleib braungrau, am After hellgelblich. 

Vorderflügel etwas Über 7° lang, ſchmal, nad hinten all- 
mäbhlich erweitert, am Hinterrande conver, an der rechtwinklie 
gen Spike abgerundet. Der Vorderrand ift anfangs bis zur 
Eubcoftalader, dann viel ſchmaͤler filberweiß. Nicht ganz in 
ber Flügelmitte, fondern ein wenig dem Worderrande näher, 
geht eine Silberftrieme, die fich bis zur Querader erweitert und 
von der Medianader fehr breit und ſehr fchräg in zwey Streifen 
durchichnitten wird, von denen der kürzere aus der Wurzel ent— 
fpringt und hinten ſpitz zuläuft, während der längere einwärtg 
feinfpisig anfängt und von dem Hinterrande felbft gerade abge: 
fehnitten wird. Der Innentand ift in einem fchmalen Streifen 
gleichfall8 filberweiß. Am Hinterrande liegt, von ihm durch die 
Subdorfalnder getrennt, ein einwaͤrts zugefpister Sitberftreif von 
faft halber Flügellänge, und über der Mittelftrieme ift noch ein 
fehr kurzer, weißer, auf dem Hinterrand ruhender Kegel. Fran: 
zen grau, dunkler querfchattig. 

Hinterflügel dunkel gelbgrau mit feiner gelbbräunlicher Nand- 
linie. Franzen weißlich mit gelblicher Wurzellinie, 

Unterfeite braungrau; die dunklern Worderflügel haben am 
Hinterrande oberwärts eine oder zwey meißliche Kegel nnd einen 
weißlihen Innenrand. Die Vorderrandzelle ift mit weißen, et- 
was glängenden, langen, nad) hinten fürzer werdenden Schup: 
penhaaren ausgefüllt. Franzen alle weißgrau. 

44 


691 


Sie lebt in Sachfen bey Dresden (Fabr.); in Oeſtreich bey 
Mien in Weinbergen (Tr.) — doch aud fern von Weinber: 
gen auf dürren Höhen zwifchen einzelnen Nabelhölzern in der 
Mitte May (Tr.), im füdlichen Franfreih im July (Dup. 
Cat.) — in Ungarn in Weingärten (Hübner) — in Ruf: 
land im Orenburgiſchen auf fräuterreichen Gefilden häufig, auch 
an den Vorbergen des Urals im Juny und Anfang July (Evers - 
mann). 

Anmerkung. Fabricius nennt die Hinterflügel in der Ent. 
syst. fonderbarer Weiſe tenuissimae, nigrae, valde fim- 
briatae. Nichts paft biervon auf Vinetella. Da ich die 
Mantissa nicht nachſehen kann, fo weiß ich nicht, wie die 
Vinetella dort befchrieben iſt; ich vermuthe aber ſtark, daß 
die fo bezeichneten Hinterflügel einer Coleophora, vielleicht 
gar der Ornatipennella, angehören. — Schranks Tinea 
vinetella ($aun. 2, 2. ©. 111. 1812.), woben Tin. vinet. 
Fabr. Mant. angezogen wird, gehört ficher zu Col. ornati- 
pennella. ( Sortfegung folgt.) 


Atlas 


über alle Theile ver Erde in 21 Blättern, ausgearbeitet nach der Lehre 
Carl Ritters von I. M, Ziegler, Berlin bey Reimer. Lief. 1. 
1848, Gr. Fol, 6 Charten, 


Bon diefem ausgezeichneten geographifhen, wahrhaft wiſſen— 
ſchaftlichen Werk haben wir die erfte Lieferung bereits angezeigt 
und die großen Verdienfte, die Mühe, die Genauigkeit und das 
geündlihe Studium des Verfaffers hervorgehoben, fo wie die 
Schönheit der Ausführung. 

Die baldige Erfcheinung der zweiten Lieferung beweift, daß 
der Verfaffer das große Unternehmen ſchon feit langer Zeit vor: 
bereitet und daß man daher nicht lang auf die Vollendung 
zu warten hat. Es ift die alte wie die neue Geographie berüd- 
fihtiget und Alles benußt, was Ritters Forfchungen heraus- 
gebracht haben. in befonderes Gewicht ift gelegt auf die Ge— 
ftalt der Ränder, der Flüffe und der Gebirgszüge. Die Na: 
men der Provinzen und der Hauptorte fo wie die Strafen find 
angezeichnet. i 

Ein Blatt enthält die geographifche Verbreitung des Cameels 
und der Dattelpalme, und geht von Portugall bis Indien, von 
Petersburg bis zu den Quellen des Nils; enthält die alten Na— 
men der Volker, forwie die neuen der Provinzen; außerdem die 
Zonen des Mennthiers, des Tigers und Elephanten, der Laft- 
thiere im Sudan und die tropifche Negenzone. 

Das andere Blatt enthält Deeanien; eine ungeheure Arbeit 
wegen der vielen Infeln; darauf die Steömnngen, Schiffswege, 
Daffatwinde ꝛc. 

Das dritte Blatt enthält Scandinavien mit feinen Gebirgs— 
zügen, Fluͤſſen, Seen und Snfeln. 

Das vierte Blatt ftellt das europäifche Rußland dar und geht 
bis an den Ural und Aralſee. Europa wurde in der neuern 
Zeit fehr ungerechter Weiſe auf Koften von Afien erweitert. 
Offenbar gehört das Gebiet des cafpifhen Meeres zu Afien und 
follte keineswegs zu Europa gezogen werden, mithin auch nicht 
das Gebiet der Wolga. Daß die Nuffen darinn wohnen, gibt 
ung fein Recht, auch das Land zu Europa zu rechnen. Uebri— 
gens ift das Land mit feinen vielen Seen und Strömen vor: 
trefflich dargeſtellt. 


692 


Das fünfte Blatt ſtellt Deutſchland vor mit berfelben Ges 
nauigfeit in den Flüffen und Gebirgszuͤgen. Bo 
Das fechfte enthält die Niederlande. 


Handbuch der practifchen Sceefahrtsfunde 
zum Selbftunterricht für Lehrer von Dr. E. Bobrif, ehemaligem Schüler 
der Danziger Navigations- Cchule, Leipzig im Berlags: Bureau. U. 2. 
1847, 8. ©, 1809— 2688. 2 Tafeln in Fol. 


Dieſes gründliche und nügliche Werk ift nun vollendet. Es 
ift wohl das vollftändigfte, welches bis jetzt erfchienen ift und 
wird daher ohne Zweifel allgemeinen Beyfall finden. Es kommt 
zwar uns nicht zu, ein Urtheil darüber zu füllen; aber fo viel 
fehen wir wohl, daß es mit Jahre langem Fleiße und mit volle 
Eommener Kenntniß der vielen Gegenftände bearbeitet, wohlge— 
ordnet und verfländlich gefchrieben ift. 

Diefer Band enthält die Stereometrie, die Statik, Hydro: 
ftatit, Dynamik und Hydrodynamik. 

Sodann die Lehre von der Conftruction der Schiffegebäude, von 
der Zeichnung der Bauriffe eines Schiffes, vom practifhen Bau 
derfelben, ihrer Ausmeffung und Stauung. 

Dann die Zurüftunggkunde, Eintheilung der Zutafelung, von 
den Booten und Schaluppen. 

Manovrierkunde, Drehung des Schiffs, Einbrechen der Se: 
gel, Wendung vor dem Winde, das Reefen, die Manöver beym 
Sturm; endlich die Ankerfunde und Fragen und Antworten zur 
Schifferpruͤfung. 

Dazu gehoͤrt: 

Allgemeines nautiſches Wörterbuch mit Sacherklärungen. 
Ebendaſelbſt 1847. 8. 752, 


Dieſes Woͤrterbuch iſt mit demſelben Fleiße bearbeitet und 
enthaͤlt nicht bloß die deutſchen, ſondern auch die engliſchen, 
franzoͤſiſchen, ſpaniſchen, portugieſiſchen, italiaͤniſchen, ſchwedi— 
ſchen, daͤniſchen und hollaͤndiſchen Namen, alſo alles was man 
nur wünſchen kann— 


Beyträge zur Schmetterlingskunde 


oder Abbildungen neuer ſicilianiſcher Schmetterlinge von E. Heeger. 
Wien 1838. 4. 7. T. 1. ill, 


Der bekannte Sufectenfammler G. Dahl bat 1829. mehrere 
neue Käfer und Falter aus Sicilien mitgebracht, welche der 
Verfaſſer nach deffen Ableben nebft feinen Neifenotizen und ſei— 
ner ganzen Infectenfammlung gekauft hat. Davon werden nun 
mehrere Falter meifterhaft vom Derfaffer felbft abgebildet und 
außerordentlich ſchön illuminiert oder vielmehr ausgemalt und dar— 
unter ein ganz neuer mit feiner Entwickelung, welche noch nir— 
gende befchrieben und abgebildet ift. 

Auf diefer Tafel find nun abgebildet und kurz befchrieben: 

Agrotis lata n., Hadena retina (vittalba), Plusia cir- 
cumscripta, Boarmia ambustaria (duponchelaria), Nym- 
phula saturnalis fem. 

Ausführlich befchrieben ift die neue Amphidasys flabellaria 
mit Raupe, Puppe, Gefpinnft und Pflanze. 

Sie ift am nächften verwandt der A. pilosaria et alpinaria 
und hat die fonderbare Eigenfhaft, die Vorder und Hinterflüs 
gel fecyerartig zufammen legen zu können, mas ebenfalls abge: 


693 


bildet ft. Die oben apfelgrünne, an den Seiten gelbe mit braus 
nen Dornen befeste Raupe naͤhrt fih im September von den 
Bluͤthenknoſpen der Calendula officinalis, verpuppt fih in der 
Erde in einem runden Gefpinnft und fliegt im Frühling aus, 
bat alfo wahrſcheinlich zwey Generationen. Es ift zu wünfden, 
daß diefes ſchoͤne Unternehmen Eönne fortgefegt werden. 


Veber 
die Eintheilung des Thierreichs in Kreife u. Claſſen. 
Programm von Dr. E. ©. Zad dach, Privatdocent zu Königeberg, 
1847. 4. 20. 

Diefes ift eine philofophifch = pbyfiologifche Betrachtung über 
die natürliche Glaffification, gegründet auf die Ergebnijje der 
feineen anatomifchen Entdedungen der neuern Zeit, worin der 
Verfaſſer felbft bekanntlich Tuͤchtiges geleiftet hat. Es wird 
Eein Zoolog diefe Betrachtungen, kenntnißreichen Entwidelungen 
und ſcharffinnigen Vergleihungen ohne Belehrung aus der Hand 
fegen, und befonders werden diejenigen, weldye mit der philo= 
ſophiſchen Zoologie noch wenig bekannt find, hierin nun einen 
ziemlich deutlichen Begriff davon befommen. Der Verfaffer legt 
die phufiologifchen Bunctionen zu Grunde, deren er vier ans 
nimmt als Hauptfunctionen: Fortpflanzung, Ernährung, Em- 
pfindung und Bewegung. Die Organe oder anatomifhen Sy— 
fteme will er al8 Grundlagen der Glaffification nicht gelten laf: 
fen. Er theilt demnad das Thierreich ein in 4 Kreife: in Ge: 
ſchlechtsthiere (Pflanzenthiere), Bauchthiere (Weichthiere), Bruft: 
thiere ( Gliederthiere) und Kopfthiere (Wirbelthiere), alfo nad) 
den Principien und Namen, welche wir in unſerm Lehrbuch der 
Naturgefbichte 1815. aufgeftellt haben, jedod) mit anderer Ver— 
theilung der Kreife und Caſſen. Diefe Principien wurden bald 
allgemein angenommen und merfwürdiger Weile unverändert 
beybehalten, obſchon wir feitdem weiter gegangen find und gezeigt 
haben, daß. Gefhleht, Bauch, Bruft und Kopf keine einfadyen, 
fondern zufammengefeste Begriffe und daher auseinander gezo= 
gen werden müffen nad) den anatomifhen Syſtemen, welde in 
ihe enthalten find. Wir glauben dadurdy einen großen Schritt 
vorwärts gethan zu haben, indem wir das Gemenge fonderten 
und jede Glaffe auf ein eigenes Syſtem festen. Ohne eine 
folhe Sonderung kommt man nur zur Begründung der Kreife 
und bie Claſſen bleiben willführlich, wie fie vorher gewefen. So 
find fie es auch hier geblieben, ungeachtet des vielen Scharf: 
finnes und der vielen anatomiihen Kenntniffe, welche der Ver: 
faffer aufgewendet bat und wofür wir ihm wie gewiß jeder an— 
dere dankbar verpflichtet find: denn er macht auf vieles auf: 
merkfam, befonders in der Entwidelungsgefchichte, woran man 
nicht immer denkt und was fehr nüßlich feyn wird zur tichtigen 
Stellung der Ordnungen, Zünfte und felbft Sippſchaften. Die: 
ſes Programm beweift übrigens, daß der Verfaffer mit vollem 
Beruf in die Zoologie eingetreten ift und daß die Wiffenfchaft 
noch viel Tüchtiges von ihm zu erwarten hat. 


On the fossil Remains 
remaned of Mammalia referable to the genus Palaeotherium and 
to two Genera, Paloplotherium and Dichodon, hitherto unde- 
fined, by Prof, R. Owen (Quarterly Journal of Geol. 
Soc. IV.) 1847. 8. p. 17—46. 
Owens wichtige Entdefungen und meifterhafte Bemerkungen 
und Abbildungen von verfteinerten Riefenvögeln und Haarthie: 


694 


ten find allgemein bekannt und bewundert. Hier macht er 
wieder I neue Haarthiere befannt, erörtert jedes Knochenſtuͤck 
ſcharfſinnig und läßt es vortrefflich abbilden von J. Errleben 
auf Zink, wo fi die Figuren ſehr fhön und deutlich ausneh— 
men. Er befam von den Brüdern Alerander und Tho— 
mas Kalconer Zähne und Schädel der genannten Thiere aus 
dem Eocenfand zu Hordle in Hampfhire, welche ihm Gelegen— 
heit zu diefer gründlichen Abhandlung gaben. Darunter Badenz 
zabne von Palaeotherium; defgleihen nebft dem Ober: und 
Unterkiefer eines ähnlichen, aber verfchiedenen Thieres, welches 
der Verfaffer Paloplotherium nennt, nachdem er es mit allen 
befannten Paläotherien und dem Anoplotherium verglichen hatte. 

©. 36. befchreibt er die Zähne und den Unterkiefer eines an— 
dern Hufthiers unter dem Namen Dichodon, welches an die 
Miederkfäuer und die Schweine erinnert und befonders an Me- 
rycopotamus, Auch davon Kiefer und Zähne von verfchiedenen 
Seiten abgebildet. Es gehört in die Neihe von Hippohyus, 
Hyracotherium, Choeropotamus, Anthracotherium,, Mery- 
copotamus, Dichobunes et Anoplotherium, welche er in feis 
ner Ddontographie 523. 571. dargeftellt hat. 


Naturgefchichte der drey Neiche. £ 
Lief. 82— 87. Geſchichte der Natur von Dr. W, G. Bronn I. 
1848, 8. 84 und 684. 


Man wird von einem wahren Schreden überfallen, wenn 
man dieſes Buch nur auffchlägt, und man ruft fi unwill— 
führlih den bekannten Zroft der Faulen zu: Gottlob! daß man 
nicht alles zu wiffen braucht. 

Hier ift nehmlich ein Nomenclator der Verfteinerungen, wel: 
cher von ©. 1— 684. nicht weiter fommt als von A big Lyr. 
Man kann fih alfo denfen, welche Unmaffe von Generibus, 
Speciebus, Synonymis et Citatis hier beyfammen ift. Betrach 
tet man nun diefe Dinge genauer ſo fällt einem ein, daß man das 
Buch als.ein felbftftändiges Kericon betrachten Eönnte und damit 
verwandelt fi der Schreden in wirkliche Freude und in volle 
Zufriedenheit darüber, daß es Menfchen gibt, welche fich Andern 
im eigentlihften Sinne aufopfern, indem fie fih unfäglicher 
Mühe unterwerfen, um benfelben ihre Arbeit zu erleichtern und 
ihnen die Dinge, fo zu fagen, ſchon ganz zubereitet auf den 
Tiſch ftellen. Dem Verfaſſer ift man zu doppeltem Dank ver= 
bunden, als man von ihm eine folche zeitraubende Arbeit nicht 
erwaͤrtet hätte nach den fehr kenntniß- und geiftreichen Zuſam— 
menftellungen der zwey erften Bande. Man Eann auf jede 
Seite 30 Specieönamen rechnen, was mithin blos in diefen Hef: 
ten 20,000 Namen madjt, und damit find wir erft bey der Sylbe 
Lyr. Bedenkt man, daß der DVerfaffer Überall den Autor citirt 
mit Jahreszahl und Seitenzahl, daben die Synonyme angibt, 
fo muß man ſich wirklich wundern, woher er die Zeit nimmt. 

In der Einleitung von 84 Seiten fpricht der DVerfaffer über 
die Hülfgmittel beym Studium der fofilen Nefte, wobey er felbft 
die mechanifhen Handgriffe beym Losloͤſen derfelben aus dem ver— 
f&hiedenen Geftein angibt und fodann die Zubereitung für -die 
Sammlung, fowie die Einrichtung derfelben. Darauf folgt ©. 22. 
eine ungemein vollftändige Literatur nach verfchiedenen Rubriken: 
allgemeine Werke, Zeitfchriften, Reifen, Länder, Pflanzen, 
Thiere, Claffen und Ordnungen derfelben,.mit Angabe der ein- 
zelnen Auffäße. ©. 58. ein großer aber wohlüberdachter Aufſatz 
über die Gefege ber Nomenclatur, wobey er etwas zu ſtreng 


695 


zu fern fcheint, beſonders beym Latiniſiren der Eigennamen. 
Bey Namen mit einer kurzen Endſylbe wie Brunner kann 
man ſehr wohl Brunnerus machen, bey Brunn aber nicht 
wohl Brunnus, ſondern Brunnius, und das bat man bisher 
getban, unbefümmert darum, ob es etwa noch einen Brunni 
geben möge, Das Unglüd bey einer VBerwechfelung ift ja nicht 
groß, da der Fall gewiß felten vorfommt. Das mahnt viel: 
mehr daran, daß man den Unfug, Eigennamen als Trivial⸗ 
namen zu brauchen, ausreuten moͤge. Außer der Verunſtaltung 
der Sprache ſind ſie auch ein Hinterniß fuͤr das Gedaͤchtniß. 
S. 68. folgt eine Erklaͤrung der Abbreviaturen. 


J. Goulds Monographie 
der Ramphaſtiden oder tufanartigen Vögel, 
überfegt und mit Zuſätzen und neuen Arten vermehrt von Tr. und W. 
Sturm. Nürnberg bey den Verfaſſern 1847. Heft IV. kl. Sol. 


Diefe fhöne Ausgabe wird gewiß den Beyfall der Drnitho- 
logen erwerben, um fo mehr als nicht blog die Abbildungen 
meifterhaft von Fr. Sturm auf Stein gezeichnet, von Th. 
Kammerer zu Münden gedruckt, gezeichnet und forgfältig 
iluminirt, fondern auch mit neuen Arten vermehrt find. Der 
Text enthält den Character lateinifch, die Synonymen und eine 
umftändlichere Befchreibung. 

Es find bier abgebildet, meiftens 2 auf einer Tafel. 

Ramphastos swainsonil, Pteroglossus beauharnaisii, 
azarae, bailloni, piperivorus, sulcatus. 

Beygegeben ift die Anatomie der Tukane von R. Omen, 
mit Bemerkungen von R. Wagner. Dabey eine Tafel mit 
Duͤrchſchnitten des Schaͤdels nah G. Scharf und eine mit 
dem Knochengerüſt und dem Magen, Knochenring und Fecher 
des Auges, nach der Natur gezeichnet von A. Köppel, 


Dentfehlands Fauna 
in Abbildungen nad der Natur, mit Befchreibungen von Dr. Jacob 
_ Sturm. Nürnberg beym Verfaſſer. Bändchen XIX. Käfer, 1847. 
t.8 ©. 120. 16 Taf. ill. 


Diefes huͤbſche und nüglihe Werk erfcheint immer zur rechten 
Zeit für die Wünfhe der Entomologen. Die Käfer find vers 
größert, fehr genau gezeichnet und ausgemalt meiftens mit zahl: 
reichen Kennzeichen: Kopf, Freßwerkzeuge, Fuͤhlhoͤrner, Füße 
und felbft die Flügel mit ihren Adern, bisweilen auch bie Lar⸗ 
ven und Puppen. Die Beſchreibungen find vollftandig, aud) 
der Aufenthalt und die Lebensart, wo fie bekannt ift. 

Diefes Heft enthält die Mycetophagiden und Dermeftinen 
und zwar folgende Gattungen auf Taf. 345 —360. 

Mycetophagus, 4-pustulatus, 10-punectatus, 4-zuttatus. 

Triphyllus punctatus, suturalis., 

Litargus bifaseitus. 

Typhaea fumata, 

Dermestes lardarius, vnlpinus, frischii, murinus, undu- 
latus, atomarius, tessellatus, mustelinus, laniarius, ater, 
fuliginosus, bicolor. 

Attagenus pellio, schaefleri, megatoma, pantherinus. 

Megaton.a undata. 

Hadrotoma marginata. 

Trogoderma nigra, elongatula, villosula. 

Tiresias serra. 


696 


Diptera Seandinaviae disposita et deseripta, 
auctore J. W. Zetterstedt, Dr. Prof. Lundae: sumptibus 
regiis V. 1816. 8. p. 1739— 2162. (Grypliswaldiae apud Koch. 


Wir haben von diefem Meifterwerf die frühern Baͤnde und 
auch ſchon den 6. mit der Anerkennung angezeigt, wie es Die- 
felbe verdient. An Vollſtaͤndigkeit, ſcharfſinniger und kenntniß⸗ 
reicher Anordnung, genauer Beſtimmung, Beſchreibung und Cri— 
tie kommt ihm wohl kein anderes Über diefe Kerfordnung bey. 
Es wird wohl in Europa wenig Muden geben, welche der Ber: 
faffer nicht aucy in Schweden gefunden oder zugeſchickt bekom— 
men bätte: daher kann man dag Werk als eine Dipterologia 
europaea betrachten, welche Alles enthält, was bis jegt ent» 
deckt worden ift. 

Diefer Band geht von Sippe 135. Anthomyza bis 153. 
Ortalis und enthält die Sippen Anthomyza mit nicht weniger 
als 177 Gattungen, fehr Üüberfichtlich abgetheilt in Rubriken. 

Leptopa n. (Cordylura flaveola), Lispa 6 Sp. 

p- 1801. Fam. 27. Ephydrine: Ochtera {, Ephydra 25, 
Notiphila 56, Psilopa 7. 

p- 1944. Fam. 23. Ochtiphilinae: Ochtiphila 7, Oxyr- 
hina 2, Phyllomyza 1. 

p. 1957. Fam. 29. Scatomyzides. Scatomyza 24, Cor- 
dylura 68. 

p- 2081. Fam. 30. Sciomyzides: Dryomyza 4, Scio- 
myza 28, Sepedon 2, Tetanocera 20, Eetinocera n. bo- 
realis. 


p. 2049. Fam. 31. Ortalides: Tetanops 1, Ortalis 9. 


Mantissa seeunda Familiae Cureulionidum 
seu Descriptiones novorum quorundam generum Qurculionidum 
a 0. J. Schoenherr. Holmiae 1847. 8. 86. 


Der berühmte Veteran der Entomologie hört nicht auf, fein 
großes Werk, welche alle Nüffelkäfer der Melt zu enthalten 
f&bien, noch immer zu bereichern. Der erite Nachtrag ift noch 
dem Band VIII. feines Curculioniden-Syſtems 1845. beygefügt, 
und fchon war e8 ihm nad) Faum 2 Jahren durch die Zufen- 
dung feiner Freunde wieder möglich, nicht weniger als 52 neue 
Sippen zu den 650 aufjuitellen, welche bier ebenfo fcharf cha— 
tacterifiert und fo umjtändlich befchrieben find, wie e8 mit den 
früheren in feinem Werke geichehen ift. Bey jeder Sippe find 
Ordnung, Familie und die Nummern der zwey Sippen genannt, 
wo die neuen Sippen einzufchieben find, eine große Bequemlich— 
£eit, woran leider nicht jeder Schriftfteller denkt. Die Ablei— 
tung der Namen ift ebenfalls angegeben. Es find nun hier 
folgende Sippen aufgeftellt, deren Platz anzugeben wohl über: 
flüffig wäre, da unfere Anzeige doch Feinen andern Zwed haben 
kann, als den Kefern zu fagen, daß das Bud, vorhanden ift. 


Ectatotarsus longimanus. 

Exechesops quadritubereu- 
latus. 

Aplomonus gibbipennis. 

Mecolenus wahlbergi. 


Symmorphocerus monticola. 


Cordus hospes. 
Mythites tuberculatus. 
Misetes tubereulosus. 
Microstylus rufus. 


Aedophronus setosus. 
Mimaulus testudo. 
Ectatops eineraceus. 
Dactylotus sedakofli. 
Mimetes setulosus. 
Piazomias globnlicollis. 
Aspidiotes westringii, 
Pterotropis setosus, 
Phaenognathus thalassinus. 
Symmathetes kollari. 


697 


Asceparnus nodipennis. 
Brachytrachelus opatrinus. 
Glyptosomus costipennis. 
Centor porosus. 
Strongylorhinus ochraceus. 
Phacellopterus rufulus. 

. Lamyrus bohemani. 
Paipalesomus pistriarius, 
Amphibolocorynus varius, 
Phacemastix baridioides. 
Pansmicrus fasciatus. 
Aosseterus argentatus, 
Stenocephalus setipennis. 
Synthliborhynchus fahraei. 
Rhadinocerus afflietus. 
Sclerocardius bohemani. 
Elattocerus subfaseciatus. 


Taphrorhynchus assamensis. 
Mimographus laesicollis. 
Cimbus signatus. 
Podionops wahlbergi. 
Paracairius verrucatus. 
Synthlibonotus rufipes. 
Heteroschoenus albovarius. 
Limobius (Phytonomus) dis- 
similis. 
Eugnomus durvillei. 
Hoplitotrachelus spinifer. 
Aularhinus inaequalis. 
Pteropleetus macleayi. 
Euomus insculptus. 
Amycterus mirus, 
Acantholophus marshami. 
Aprepes micans, 


Die meiften ftammen aus Südafrica, befonders in der Nähe 
von Port Natal und wurden gefammelt von J. Wahlberg; 
mehrere jedoch auch von Diemensland, aus Brafilien und Ca— 
lifornien, Es ift ſchade, daß mehrere Namen ſchon vergeben 
find, und daher neue gewählt werden müffen, wie Microsty- 
lus, Dactylotus, Mimetes, Phaenognathus, Cimbus, Ste- 
nocephalus. In felhen Fällen follte man ſich unfers Erach— 
fo wenig als möglid von den Namen entfernen, und ſich 
etwa duch eine Bor: oder Nachſylbe zu helfen fuchen, bier etwa 
Microstylium, Eudactylotus, Eumimetes, Phaenognathium, 
Eucimbus (denn mir haben ſchon Cimber, Cymba, Cym- 
bella, Cymbidus, Cymbium), Stenocephalium, 


Trattato delle Attinie 


ed Osservazioni sopra alcune di esse viventi nei Contorni di 
Venezia, dal Conte Nicolo Contarini. Venezia pr. 
Antonelli 1844. 4. 170. tav. 21. col. 


Das ift wirklich ein hübfches Werk mit manchen neuen Be: 
obahtungen und guten großen Abbildungen von U. Gallo, 
meiftens illuminiert. Der Verfaffer hat diefe Thiere Fahre 
lang beobachtet in ihrem Betragen, Bewegung, Nahrung, Fort 
pflanzung, bat mande neue Gattung entdedt, alles Vor— 
handene verglichen, die fo fchwierige Synonymie herzuftellen ges 
fucht, die Gattungen claffificiert und ganz ausführlich befchrieben, 
fo daß wir nun ein vollftändiges Werk darlıber haben. 

Voran gibt er eine Eurze Gefchichte, vorzüglich von den Be: 
nennungen bey den Altern, neueren und dem gemeinen Volk. 

©. 5. handelt er von denfelben im Allgemeinen, befonders 
„von ihrer neffelnden Eigenschaft; dann betrachtet er we Fuß 
nebſt Bellen Vewegung, den Leib, Mund, Fühlfäden, Saug- 
loͤche; ©. 21. Drrsbewegung, Nahrung, Fortpflanzung, Erz 
gänzung abgefchnittener Theile. 

©. 34. vom innern Bau, wobey er befonders die Angaben 
Anderer anführt, endlih ©. 48. von ihrem Nusen. 

&. 52. beginnt die Claffification, zuerft die früheren Ver— 
ſuche; dann fpricht er über die Kennzeichen der Gattungen und 
über diejenigen, welche bis jest aufgeführt worden. 

©. 61. folgt die eigene Glaffification mit einer umftändlichen 
Befchreibung der Gattungen und einer ungebeueren Synonhmie, 
worin wohl Alles zufammengetragen ift, mas fich irgendwo fin- 

Iſis 1848. Heft 9, 


698 


det. Es fcheint ung, daß man fi auf diefe Critik verlaffen 
koͤnne; denn der DVerfaffer hat offenbar die Stellen felbft nach— 
gefehen. Es find alle Gattungen abgebildet und zwar von ver- 
fchiedenen Seiten, auch einzelne Theile, befonders die Fuͤhlfaͤ— 
den und deren Reproduction ; innere Anatomie ift aber Feine vorhan— 
den. Am Ende ift noch ein befonderes Verzeichniß der Schrif- 
ten nach dem Alphabeth. Der Verfaffer kann offenbar deutfch, 
tie die meiften venetianifchen und lombardifhen Naturforfcher, 
bat auch alle deutfchen Schriftfteller angeführt und benutzt. 

Seine wichtigeren Beobachtungen oder Ueberzeugungen mollen 
wir hier anzeigen. Er laßt allen feinen Vorgängern Gerechtig— 
feit wiederfahren, indem er fagt, er habe dieß und jenes auch 
fo oder anderd gefunden. Bey unferm Auszug Eonnen wir das 
natürlich nicht immer wiederholen. 

Sie fönnen mehrere Tage im Zrodnen leben, eine Nacht 
eingefroren feyn, und eine Wärme von S— 40° aushalten, auch) 
in der Luftpumpe; in fühem Waffer jterben fie faft augenblicklich. 

Der After fehlt, Unrath und Eyer wird aus dem Mund 
ausgemworfen. Unten im Magen find zwey Löcher; auswendig 
am Leib Eleine Röhrchen, woraus Waſſer fprist und womit fie 
Steinhen und Eleine Schalen anfaugen; daraus treten auch die 
Samengänge ald lange Fäden. 

Nicht alle Gattungen neffeln, fondern nur einige; fie dienen 
den Fifhen zu Nahrung, auch einige davon dem Menfchen. 

Sind Zmwitter und die Jungen entwideln fih ſchon im Eher: 
ſtock; alfo lebendig gebärend; anfangs haben fie nur wenig Fühl- 
fäden, fegen fich aber gleich an Steine und freffen. 

Abgefchnittene Theile werden erfeßt. 

Sie kleben fo vet an mit ihrem fogenannten Fuß, dag man 
manche unverlegt nicht abreifen kann; es gefchieht nicht durch 
fuftleeren Raum oder Schleim, fondern durch Adhaͤſion, wie 
bey zwey gefchliffenen Gläfern; auch nad) dem — kleben ſie 
noch feſt. 

Sie koͤnnen den Ort wechſeln, aber ſehr — koͤnnen 
auch ſchwimmen. 

Ihre Oberhaut iſt nicht hornig. Bey manchen ſteht dicht 
um den Mund ein Kranz von gefaͤrbten Hoͤckern, worin ein 
Saft, welchen der Verfaſſer für Speichel halt. Auswendig 
darum die Fühlfäden, bey den alten bisweilen über 100, bey' 
den ungen oft nur ein Dugend in einer Reihe; fie fonnen 
ſich fehr verlängern und verkürzen, aber nicht einftülpen. Dur 
Verſuche hat fich der Verfaffer überzeugt, daß fie wirflih am 
Ende durchbohrt find; er führt dabey die Meynungen Anderer 
an; fie fangen damit ihre Speife, Fleine Fifche, Cruftaceen ıc., 
bedienen fich auch derfelben beym Schwimmen; einige können 
ruhen, während andere fich bewegen; fcheinen als Athemorgane 
zu dienen; endlich erfegen fie fi) wieder mehrere mal, wenn 
man fie abfchneidet. 

Un der Oberfläche des Leibes finden fich zwey Arten von 
Loͤchern, einige in Warzen in Ereisförmigen Reihen, Saugpo— 
ren; andere zerſtreut, manchmal in ſenkrechten Reihen, nur 
durch die Linſe ſichtbar, Roͤhrchen: Mit den erſteren ſaugen 
fie Steinchen; Sandkoͤrner an, mit den andern ziehen fie Waſ— 
fer ein in bie Zellen der Eyerftöde und die Canäle der Fühl- 
fäden; bisweilen fprist Maffer heraus. Aus denjenigen, melde 
um den Grund des Fußes figen, kommen die Samengänge, 
welche Cuvier für Eyerftöde angefehen hat, lange Fäden, bald 
weiß, bald roth wie bey denjenigen, welche auf Murex hran- 
daris fisen. Daher hat der Hund des Herkules beym An: 

44* 


699 


beißen rothe Zähne befommen und mahrfcheinlich ſtammt auch 
daher die Purpurfarbe. 

Sie können in einer Stunde etwa 5 Gentimeter weit fort» 
rutſchen, auch ſchwimmen, indem fie fi mit Waffer und Luft 
anfüllen. 

Sie freffen nicht blos größere Thiere, fondern auch Infuſo— 
rien, Eönnen 8 Monate ohne befondere Nahrung leben, dann ges 
ſchieht e8 aber wahrſcheinlich weil fie viel Infuforien verfchluden. 
Verſchluckte Actinien geben fie nah 10—12 Stunden wieder 
unverfehrt von ſich. 

Er bat oft gefehen, daß die Sungen aus dem Munde fom: 
men, der Mutter gleich. Die Zahl der Enerftöde ift ungefähr 
24; darin Taufende von Eyern, Anferdem bilden fi in den 
Lappen um den Fuß Knoſpen, welche Junge werden und fic) 
ablöfen. 

Er fehnitt eine unter dem Maule durch und nach einigen Za- 
gen fproßten am untern Theil neue Füblfäden hervor und nad) 
3 Mochen war das Thier fertig; der obere bewegte ſich meh— 
tere Tage, ging aber zu Grunde. Ziefer durchſchnitten erfolgte 
daffelbe; das hergeftellte. Thier wieder durchfchnitten ergänzte ſich 
noch einmal. in abgefchnittenes oberes Stuͤck befam unten 
auch einen Mund mit Fühlfäden, fo daß es oben und unten 
fraß. Eine in 3 Stüde zerfchnitten; das mittlere Stuͤck ging 
zuerft zu Grunde. Eine fenkteht 2, 3 und 4 mal zerfchnitten 
gab ebenfoviel ganze Xhiere. 

Der Leib befteht auswendig aus Querfafern, inmwendig aus 
Laͤngsfaſern ꝛc. Merven hat er feine gefunden. 

Der Naum zwifchen dem Magen und der Leibeswand ift in 
regelmäßige Zellen getheilt durch fenfrechte Häute, worin bie 
Eyerſtoͤcke ıc., nach Andern. 

Es ift ein Waffer führendes Athemfpftem vorhanden. Die 
Fühtfäden find hohl und am Ende geöffnet, was auch einige 
neuere Naturforfcher dagegen fagen mögen; — unten öffnen fie 
ſich in die Zellen oder Zwiſchenraͤume. Auf diefe athmen die 
Thiere das Waſſer ein; es geht durch die 2 Löcher unten im 
Magen und fodann aus dem Mund heraus. 

Er hat einige gefoht und nicht fhlecht gefunden, 

Anemonia cereus neffelt. 

©. 52. folgen die verfuchten Glaffificationen und die Angabe 
der brauchbaren Kennzeichen fo wie die aufgeftellten verfchiedenen 
©&ippen. 

Seine Eintheilung ift folgende: 

1. Nadt mit einziehbaren Fühlfäden. 

1. Actinia equina (rufa, rubra G@m., mesembryanthe- 
mum R., hemispherica Pennant.) 

Abgebildet, ſehr ausführlich befchrieben, Entwickelung, Ber: 
fuhe ufw. Sie fprigen Waſſer aus den Fühlfäden. Die 
24 Eyerſtoͤcke öffnen ſich mit zwey Löchern in den Grund 
des Magens, nicht bloß mit einem einzigen. Die Eyerftöde 
fehen aus wie gewundene Därmez oben find fie mit feinen Faͤ— 
den, den Samengefäßen, umgeben, melde bey ſtarken Zufam: 
menziehungen des Xeibes aus den oben genannten Nöhrchen ges 
trieben werden; abgebildet. Jeder Eyerftod hat einen Ausfüh: 
rungsgang, welcher fich mit feinem Nachbar verbindet ; zwölf 
einerfeitS gehen fodann in das vechte Loch im Magen, die an- 
dern in das linke, 

2. Actinia rubra Bruguiere (rufa C., coceinea M., co- 
rallina, mesembryanthemum, senilis F., purpurea Sp, ane- 
mone P., margaritifera, disciflora ), 


700 


3. Actinia concentrica (senilis Br., adspersa Gr., rufa L., 
cari, hydra). 

Er fegte davon mehrere in rothgefärbtes Maffer mit Phyto- 
lacca decandra; nady 24 Stunden waren fie todt; quer durch— 
fhnitten zeigte fich die rothe Farbe in den Fühlfäden, in dem 
großen Canat um den Mund und in den Zellen, worm die 
Eyer ſtecken; Eeine im Magen; fo noch bey mehreren ardern 
Verſuchen; nur bey einer einzigen war auch Farbe im Mugen. 
Er fließt daraus, daß das Waſſer durch die Fühlfüden ein- 
gedrungen. 

Verfchiedene Zerfchneidungen gelangen nicht, obſchon die 
Stüde mehrere Monate ſich bewegten; abgefchnittene Fühlfäden 
waren dagegen in 4 Zagen wieder ganz. h 

4. Actinia diaphana R. (undata Martens.) 

Stellt ſich durchſchnitten am leichteften wieder her. Verfaſſer 
hat viele Verſuche damit angeftellt. 

5. Actinia maculata (purpurifera, purpurea, rondeletii, 
effoeta, priapus, polypus). 

Sie fitt faſt beftändig auf Murex brandaris, ftößt aus 
den Löchern am Grunde rothgefärbte Fäden, welche abfärben, 
fo daß man nicht weiß, ob der Purpurfuft von ihr oder von 
dem Murex kommt. 

6. Actinia carciniopados (maculata J., pieta, parasita, 
palliata.) 

Sitzt gewöhnlich auf Trrochus magus und in diefem Pagu- 
rus calidus. 

7. Actinia effoeta L., (viduata, mutabilis Gr. zebra, 
clavata?, alba ZL., candida, undata M., cinerea). 

8. Actinia bellis, erassicornis, brevieirrata, brevitenta- 
culata, judaica L., pedunculata, felina L., senilis Mart., 
truncata, digitata, holsatica, coriacea, calyeiformis, caly- 
ciflora. 

9. Actinia aurantiaca. 

10. Actinia verrucosa (crassicornis Adams., gemmacea, 
squamosa, equina 7., monile, senilis F/., felina B., glan- 
dulosa. 

11. Actinia viridis. 

1. Nackt mit nicht einziehbaren Fühlfäden. 

12. Anemonia cereus, edulis, viridis Lmk., suleata, tue- 
diae, felina W., gigas, gigantea; fehr ausführlich gefchildert. 

13. Anemonia einerea, ſchmackhaft; fehr häufig. 

Aus den vielen Synonymen fieht man fhon, daß ber Ver— 
faſſer Altes verglichen hat und fehr forgfältig an die Sache ge- 
gangen ift. 


Monographia Heliceorum viventium , 


sistens Descriptiones systematicas et criticas omnium hujus fami- 
liae generum et specierum hodie cognitarum auctore Lud. Pfeif- 
fer, Dr. Lipsiae apuıd Brockhaus, Fasc. I. 
1847. 8. 161 — 320. III. 484. 


Mir haben fon beym erften Heft die Einrichtung diefer 
Schrift mitgetheilt, Lamard hat nur 229 Gattungen be- 
fohrieben, Deshayes 536, Feruffac 5755 der Berfaffer 
wird 2100 befchreiben, unter denen mehr als 3 neu charncteri= 
fiert find, vorzüglich nad den Sammlungen. Mit dem Bor: 
liegenden ift Band I. gefchloffen. Das Wert wird 2 Bände 
werden von 5—6 Heften. Hieraus fieht man, daß diefe Schrift ° 


701 


bie reichhaltigfte ift, welche wir befien ; der geuͤbten Critik nad) 
wird fie aud) wohl die richtigfte feyn. Ben jeder Gattung iſt 
der Character mit allen Gitaten, die Abarten und der Wohn— 
ort, bey den feltenen auch die Sammlung. 

Hier gehen die Gattungen von Nr. 416 -1132., alfo iſt wohl 
die Hälfte fertig, und man kann annehmen, daf das Werk mit 
dem 6. Heft wird gefchloffen fern. Alle Gattungen find iu 16 
Sippen vertheilt, welche ziemlich denen von Lamarck entfprechen. 
Es ift Fehr zu loben, daß er die zahlreichen in der neueren 
Zeit aufgeftellten Sippen vermindert und gebörigen Orts unter: 
gebracht hat. 


Memoria 


per servire alla Storia naturale degli Issodi (Ixodes ricinus) dall’ 
Prof. G. Gene. Torino 1848. 4. 38. (Accademia 
Serie I. Tomo IX.) 


Obſchon die Hunds;ede allgemein bekannt ift und auch ſchon 
tlchtige Männer Beobachtungen mitgetheilt haben, fo maren 
doch noch verfchiedene Dinge ins Meine zu bringen. Der Aug: 
dauer und dem Geſchick des leider in feinen beften Sahren ver: 
ſchiedenen Verfaffers ift es gelungen, Licht daruͤber zu verbreis 
ten. Zuerſt gibt er eine ausführliche Gefhichte und macht be: 
fonders aufmerffam, daß die meiften neueren eine fehr Lehrreiche 
Abhandlung darüber von Müller, Pfarrer zu Odenbach in 
der Nheinpfalz, überfehen haben, in Germars älterem Ma: 
gazin der Entomologie Heft I. 1813. ©. 278., worinn befon= 
ders die Fortpflanzung genauer beobachtet if. Schon De Geer 
fah das viel Eleineve Männchen auf einem Weibchen herumlau— 
fen und ploͤtzlich den Rüffel in eine Deffnung an der Bruft 
deffelben einſchieben und lange Zeit darin verweilen. Peter 
Kalm fah auf dem Nüden von Ixodes americanus ein Häuf: 
Tein Eyer, konnte aber nicht bemetfen, [wo fie herausfamen. 
Chabrier behauptete 1806. in Slligers Magazin, dieſe 
Zeden legten die Eyer aus dem Munde, und nicht aus der von 
De Geer beobachteten Deffnung vorn an der Bruſt. Muͤl— 
ter hat aber De Geers Beobachtung als die richtige herge— 
ſtellt ſowohl das Eyerlegen als die Paarung. Er fah auch, daß 
ein Männchen während der Paarung, nachdem er dem Meib- 
hen den Kopf abgefchnitten, plößlic) zitterte und farb. Deffen 
ungeachtet haben alle franzöfifchen Echriftfteller feit diefer Zeit, 
Latreille, Audouin, Duges, Lucas und Gervais 
Chabriers Meynung nacherzählt. Die Arbeiten derfelben 
werden fcharf critifirt. 

Der Berfaffer hat Gelegenheit gehabt, De Geers um 
Müllers Beobachtungen zu beftätigen und noch Genaueres 
daben zu entdeden. Er batte eine Zede von dem Ohr eines 
Hundes in einer Schachtel. Nach einigen Tagen fand er fie 
auf dem Rüden liegen, die ganze Bauchfeite mit Eyern bededt, 
felbft den Kopf, fo daß man hätte ſchwoͤren mögen, fie wären 
aus dem Munde gefommen. 


Nachdem er die Zecke lange angefehen hatte, bemerkte er eine 
allmaͤhliche Verſchiebung der Eher, mit der Linfe einen kegelfoͤr— 
migen weichen Körper, der fich in die Bruft zurücdzog und eine 
Deffnung mit einem f[hwahen Rand zeigte, wie ein umgeftülps 
ter Finger eines Handfhuhs, der Eyergang. Er fchob einige 
Ener weg und nach einiger Zeit bemerfte er einen blafenförmis 
gen weißen Körper wie aus der Stirn hervorfommen, in zwey 
Lappen gefpalten, jeder mit einem Knötchen an der Spige. 


702 


Dieſe Blaſe ſtreckte ſich auf die Bruſt, als wolle ſie etwas 
ſuchen; ſogleich zog die Zecke die Weichen ein, trieb den Eyer— 
gang heraus zwiſchen die Lappen der Blaſe, welche denſelben 
faßten und 40 Secunden lang hielten, worauf er allmaͤhlich 
fih in den Bruftcanal zuruͤckzog und ein Ey jwifchen ben Lap⸗ 
pen der Blaſe zurüdließ. Das bat er mehrere Mal bemerkt. 
Die Blafe ift eine neue Entdedung. Er glaubte anfangs, dieſe 
Thiere wären Zwitter uud die Blafe die Ruthe. Er gab nun 
Beſtellung auf Zecken, und befam fie nach und nach zu Hun— 
derten und darunter viele Männchen, die kaum 1" fang und 
dunkelbraun, während die Weibchen aſchgrau und fo groß mie 
der Samen von Ricinus. Einige liefen in der Schachtel her- 
um, andere hatten den Nüffel in der Bruftöffnung der Meibe 
hen ſtecken, als wenn fie Schmaroger wären, die Palpen aus: 
gefpreigt. Er hob das Männchen mit einer Nadel etwas auf 
und fah fodann ganz deutlih, daß es wirklich der Nüffel und 
nichts anderes war, welches in der Deffnung ftedte, was um 
fo fonderbarer war, da die zwey aufern Stüde deffelben oder 
die jogenannten Zangen nur bis zur Hälfte am Nüffel liegen 
und fodann faft unter einem rechten Winkel abftehen. Diefe 
Zangen aber beftehen nicht aus einem Stüd, fondern aus zweyh, 
haben ein Gelent und koͤnnen fich der Ränge nach an die Un: 
terlippe legen, alſo ohenfalls in die Deffnung des Eyergangs 
dringen. Sie haben befanntlicy Zähne an den Seiten, womit 
fie fih im Eyergang halten. Reißt man die Männchen ab, fo 
bleiben fie nebft der Unterlivpe im Eyergang fteden, ebenfo wie 
fie in der Haut anderer Thiere ſtecken bleiben, wenn man fie 
abreift. Es gefchieht manchmal, daß 2 und felbft 3 Männchen 
zu gleicher Zeit ihre Nüffel im Eyergange ftefen haben, was 
im Thierreich nicht weiter vorfommt, 

Die männlihen Theile müßen daher im Ruͤſſel vorhanden 
feyn, was fhon €. 2. Koch zu Regensburg angenommen hat 
in Erihfons Arhiv Jahrgang X, 1844. ©. 218. 

Diefe Unterfuhung war num fehr ſchwer; indeffen gelang es 
dem Verfaffer folgendes zu fehen. Aus der Mitte der Unter: 
lippe ragt jederfeits ein fpindelförmiges angefchwollenes weißes 
Koörperhen hervor, welche bald ihre Anfchmellung verlieren und 
fi in die Lippe zurückziehen, alfo ohne Zweifel die Ruthen. 
Die innern Theile Eonnte er nicht ins Neine bringen. 

Das befruchtete Weibchen macht ſich kald ein Grübchen in 
den Sand oder verſteckt fih unter einen Stein, um fidy feiner 
Ener zu entledigen Jund zwar mit dem Bauche gegen die Haft: 
flähe. Will man das aber fehen; fo legt man e8 auf den 
Ruͤcken und fehneidet ihm die Füße ab. Das Legen dauert 
10 — 30 Zage und wiederholt ſich 1000 und 3000 mal. Es legt 
den Rüffel an den Leib, fperrt Palpen und Zangen aus, treibt 
die zweylappige Blafe zwifchen dem Grunde deg Ruͤſſels und 
dem Hals hervor und zugleich zwey ähnliche Zuͤngelchen einan- 
der paralell und in Berührung, fie dienen der Blaſe als ein 
Subftrat und bededen grofentheils die Unterlippe; darauf treibt 
es auch den Gyergang hervor, der aber eine Zeitlang vor- und 
ruͤckwaͤrts geht, das Meitere wie oben befchrieben. An den Rap: 
pen ift ein Eleines Loch, woraus vielleicht Schleim fommt, wel- 
cher die Eyer umgibt. Das Ey bleibt 4—5 Minuten zwiſchen 
den Lappen, melche ſich fodann mit den Züngelchen in die Stirn 
ziehen und das Ey auf der Unterlippe laffen, die hebt fich und 
fest e8 auf den Hals ab. Das dauert mit fehr Eurzen Unter: 
bredungen 10, 20 felbft 30 Tage fort. Am Ende ſieht die 
Mutter aus wie eine runzelige Saubohne, vertrodnet und flirbt 
mit dem Legen des legten Eyes. i 


703 


Berfaffer fuchte nun das Thier zu anatomiren, befonders um 
die Verrichtung der zweylappigen Blaſe zu entdeden. Er zer⸗ 
förte mit einer Nadel dieſes Drgan bey verfchiedenen Weibchen. 
Das Eyerlegen hörte eine Zeitlang auf, ging aber nachher wies 
der fort; die Ener. aber fielen bald jufammen und vertrodneten. 
Die zweylappige Blaſe iſt daher zur Entwidelung der Ever ein 
nothwendiges Organ. Es fraͤgt ſich aber, ob fie als ein Lebens: 
reiz wirft oder eine Subftanz abfondert, wodurch die Schale 
des Eyes verftärkt wird: denn mit Schleim werden fie ſchon 
im Eyergang überzogen, indem fie beym Austreten wie eine Perl: 
ſchnur aneinander hängen. Der Verfaſſer glaubt, die 2. Trage 
annehmen zu müffen. Er hat bey der Zerlegung einen Bau 
gefunden, nach weldem die Blafe dem fogenannten Paarungs- 
oder Samenbeutel zu entfpechen fcheint. Die Beſchreibung die— 
fes Baues wird uns nicht recht deutlich, weil leider feine Ab⸗ 
bildungen bey diefer wichtigen Abhandlung find. Um Rüden ber 
Bruftöffnung fand er eine weiße Blaſe wie ein Hirſenkorn, worin 
noch eine Blaſe ſteckte, deren jede einen eigenen Ausfuͤhrungs⸗ 
gang hatte, wovon einer am Rande der Bruſtoͤffnung ſich oͤff— 
nete und der andere zwiſchen dem Ruͤſſel und dem Hals. Sene 
Blaſe fen der Eyergang, welcher beym Legen aus der Bruft: 
öffnung trete; dieſe die zweplappige Blaſe; denn in jene fehe 
man deutlich die 2 Nöhren des Eyerftods gehen ; diefe fen deut⸗ 
lich in 2 Lappen getheilt; endlich fen nichts anderes mehr vor⸗ 
handen, was der Samenbeutel ſehn koͤnnte. Er iſt daher über: 
zeugt, daß die zweylappige Blaſe felbit dieſer Beutel ſey. Da⸗ 
für ſpreche auch, daß ſie doppelt iſt wie die Ruthe, und 2 
Loͤchelchen habe ganz paſſend für die 2 dünnen Ruthen. Es 
£önne auch £eine Speicheldrüfe feyn, meil fich diefelben in den 
Mund öffnen und nicht außerhalb deffelben; übrigens feyen 
Speicheldrüfen vorhanden am gehörigen Platz, ganz fo wie bey 
den Hemipteren. Es fey zwar fonderbar, daß ber Samenbeutel 
innerhalb deg Eyergangs liege und hervorgefchoben werden müffe. 
— Mir müffen wiederholen, daß uns dieſer Bau nicht ver— 
ſtaͤndlich ift. 

Der Verfaſſer befchreibt nun andere Theile, den Darmcanal, 
der jederfeitd zwey dreyfpaltige Blinddärme hat, mworein das ein- 
gefogene Blut kommt. Obſchon er Hunderte von diefen Zeden 
hatte, fo hat er doch nie bemerkt, daß irgend etwas Koth aus 
dem After gekommen wäre. Die fogenannten Gallengefaͤße ſind 
ihrer zweh, fangen frey an neben der Speiferöhre und öffnen 
fih in die Cloafe, alfo Harngefäße. Die Eyerftöde gleihen 2 
Bändern 16 mal fo lang als das Thier, öffnen fich in den 
Hals des Eyergangs. Die Luftlöcher find jedersfeits eines hin— 
ter den Hinterfüßen, theilen ſich in Luftröhren oder Droffeln 
wie ein Pinfel. Von Nerven fah er ein graues Kügelhen auf 
der Speiferöhre, 

Auf unferm Vieh finden ſich 2 Gattungen von Zeden, Ixo- 
des rieinus (trabeatus, marginalis) et Ixodes variegatus. 

Die Fortpflanzung beginnt im May und endigt im Dctober. 
Die Zahl der Eyer beträgt, wie gefagt, an 4000. Sie entwideln 
fih in etwa 10 Tagen. Die ungen bleiben eine Zeitlang auf 
den Schalen, fammeln fid dann nicht weit davon, find weiß, 
werden allmählidy braun und noch einmal fo groß. Da nichts 
in der Schachtel war, fo glaubte er, fie fügen ſich felbft aus, 
konnte das jedoch nie bemerfen. Sind fie ein halbes Millime— 
ter groß, fo trennen fie ſich und fuchen Nahrung; ftechen ſo— 
gleich ihren Nüffel in den Singer und fterben bald, wenn fie 
nichts befommen. Im Freyen fesen fie fi auf Gefträuche und 
warten, bis ein Thier vorbenfommt, 


704 


Sn diefer Zeit haben fie nur 6 Füße; befommen die zwey 
andern bey der erften und einzigen Häutung; wie lange das 
dauert, weiß er nicht. Die Haut fpringt auf dem Rüden auf 
und bleibt fißen, der Nüffel im Felle des Thieres. Es müffen 
viele Taufend Eyer zu Grunde gehen entweder durch fchlechtes 
Metter oder Hunger oder weil fie von andern Kerfen gefteffen 
werden, 


Linnaea entomologiea 


Zeitfehrift, herausgegeben von dem entomologiſchen Verein in Stettin. 
Pofen bey Mittler. II. 1848. 8. 495, Taf. 6. 


Diefer Band ift wieder eine erfreuliche Erſcheinung, wodurch 
die Entomologie um einen guten Schritt weiter gefördert wird; 
auch ift Drud und Papier gut und die Abbildungen fehr fchön, 
was herzuftellen der Gefellfchaft ohne Zweifel durdy die Unter: 
ftüsung möglich wurde, welche ihr durch die preußifche Regie— 
tung zu Theil wird. Schriften der Art haben gewöhnlih ein 
Eleines Publicum und daher ift eine folche Unterftüsung aller 
Anerkennung werth. 

Diefer Band enthält 5 große, fehr gründliche Abhandlungen, 
wovon wir wenigftend den Hauptinnhalt angeben mollen. 

1) Dr. Suffrian, Director in Siegen, Reviſion der euro= 
päifchen Arten der Gattung Cryptocephalus. ©. 1—152. 

Die fcharfen Beftimmungen und critifchen Beurtheilungen 
des DVerfaffers find hinlänglich befannt, und zeigen fi auch 
bier in vollem Maaße. Churactere ziemlich Eurz, Citate zahl- 
reich, Beſchreibung fehr umftändlih. Die Species laufen von 
Nr. 68. bis 110. Außerdem ift noch Pachybrachys behandelt 
mit 14 Species; Stylosomus n. mit 3 Specie8 (Cr. tama- 
risci, minutissimus, ilicicola). 

2) E. F. Germar, Benträge zur Infecten= Sauna von Ade— 
laide. ©. 153 — 247. 

Ebenfalls ein fehr reichhaltiger und umftändlicher Aufſatz in 
lateinifcher Sprache, faft alle Gattungen neu, wie man denn 
überhaupt aus Neuholland noch wenig der Art Eennt, die Käfer 
von Diemensland find meiftens davon verfchieden. Der Ber: 
faffer hat die vorliegende Sammlung von Dr. Behr aus Koͤ— 
then erhalten, der fie im Sahr 1846. aus Neuholland mit- 
brachte. Es find fo viele Sippen, daß wir fie unmoͤglich auf- 
führen Eönnen. 

3) P. C. Zeller in Glogau, die Gattungen der mit Augens 

dedeln verfehenen Blatt minierenden Scyaben, ©. 248-344. 

Zeller ift nun der Hauptmann in der Scheidung, Chara— 
clerifierung, Beſchreibung und Anordnung der Eleinen Falter, 
wie es fich ſchon aus feinen zahlreichen Auffäßen in der Iſis 
ergibt. Hier hat er wieder: tüchtig aufgeraumt, und fo darf 
man hoffen, daß endlich diefes Chaos ſich ſcheiden und Licht zu= 
laſſen wird zwifchen feine Glieder. Der Berfaffer zerfällt hier 
die frühere Sippe Elachista in 8 Sippen und characterifiert 
fie folgender Maaßen. 

A. Rauhkoͤpfig: 

1. DObergeficht behaart. 
a. mit Augendedel am Fühler. 
«) Subcoftalader der Worderflügel gabelförmig, oberwärts 
ohne Zufammenbang mit andern Adern (Vorderfluͤgel 
einfarbig, beil): Trifureula immundella (Lyonetia) etc. 

8) Subcoftalader gabelformig, die Gabel mit der Median: 


705 


ader durch einen Aſt verbunden (Worberflügel gegen die 
Spitze verbunfelt oder fonft bunt): Nepticula samia- 
tella (Lyonetia) etc. 


2. Obergeſicht glattfchuppig. 

a) mit Augendedel am Fühler, 

=) Nur am Hinterkopf aufgerichtete Haare (Fühler von 
Borderflügellänge — DVorderflügel geſchwaͤnzt, mit gaber 
lichter Subdorfalader): Lyonetia elerckella ete. 

8) Scheitel mit Haarfchopf. Taſter fadenformig (Vorder⸗ 
flügel nur mit 4 einfachen Längsadern): Opostega sa- 
laciella etc, N 


7) Scheitel mit Haarfhopf. after fehlen (Vorderflügel mit 
Mittelzelle und äftigen Adern): Bucculatrix cidarella 
(Lyonetia) etc. 

b) ohne Augendedel am Fühler. 
1) Wurzelglied des Fühler ohne Zopf: Lithocolletis, 
2) Wurzelglied des Fühlers mit einem Seitenzopf. (Männ- 
lihe Fühler langfranzig): Tischeria complanella etc. 
B. Mit ganz glattfchuppigem Kopf. (Fühler mit Aus 
gendedel. 
a) Taſter fadenförmig: Phyllocnistis suffusella (Opostega 
tremulella) etc. 
b) Zafter fehlend: Cemiostoma spartifoliella etc. 
Sm Ganzen find aufgeführt und weitläufig befchrieben 90 
Species. 


4) Dr. 9. Löw, Prof. in Polen, Abbildungen und Bemers 
kungen zur Anatomie einiger Neuropteren-Gattungen. ©.345 
bis 335. 3.1 — 6. 


Schon Pieles hat der Verfaffer aufgeklärt in feinen Zerlegun: 
gen der Mucken; hier wendet er fih zu einer Ordnung, welche 
die mandfaltigften Formen enthält, und noch fehr wenig in 
anatomifcher Hinfiht unterfucht ift. Die Abbildungen find fehr 
ſchoͤn vom Verfaſſer felbft gezeichnet und von Wagenfchieber 
kithographiert auf ſchwarzem Grund. Sie enthalten vorzüglich 
Nervenfyftem, Darm- und Gefchlehtsfnftem. 

Zerlegt find hier Raphidia t.1., Sialis t,2., Panorpa 
t.4., Chrysopa perla t. 6. 


5) Derfelbe, über die europäifchen Raubfliegen (Asilica). 

Fortſetzung. ©. 386 — 495. 

Ein fehr gründlicher und critifcher Auffag, welcher im nad: 
ften Bande wird gefchloffen werden. Der Verfaſſer ſchickt fol 
gende Zabelle voran mit den Characteren, welche wir hier nur 
theilweife geben fönnen. 


A. Hinterleib fehr breit und flah, am Rande büfchelig gefranzt. 
Craspedia. 
B. Hinterleib ſchmal, au Rande nicht gefranztz 
a) drey Unterrandszellen. Mallophora, Promachus n., 
Philodieus n., Alcimus n. 
b) Zwey Unterrandgzellen, die zweyte mit Aderanhang. Apo- 
clea, Proctacanthus, Erax, Eristicus n. 
c) Zwey Unterrandszellen, die zweyte ohne Aderanhang. 
Polyphonius n., Asilus, Ommatius, 
Zu Promachus gehört Asilus maculatus, pietus. 
Polyphonius laevigatus ift neu. 
Asilus hat 22 Species. 


Iſis 1849. Heft 9, 


en 


706 


Mutillidae, Scoliidae et Sapygidae horeales, 


auctore William Nylander. Helsingfors 1847. 4. 
p- 7— 31. t.1. 


Wir haben von dem fleifigen Verfaſſer fchon früher eine Ab- 
handlung über die Ameifen angezeigt. Die vorliegende ift ebenfo 
genau und enthält die Charactere, Citate und Befchreibungen 
der folgenden Gattungen. } 

Mutilla europaea, obscura n., calva (nigrita), ephippium 
(sellata, rufipes), maura. 

Myrmosa melanocephala (atra), pulla n. 

Methoca ichneumonides (formicaria, Gonetophus mntil- 
larius, Tengyra sanvitali). — 

Tiphia femorata (villosa), morio, minuta. 

Sapyga punctata (decem guttata, quadripunctata, sex- 
guttata, quinyueguttata, pacca), clavicornis (prisma, Ma- 
saris erabroniformis), similis (Hellus). 

Abgebildet find die Flügel der meiften. 


Idem, Adnotationes in Expositionem monographicam Apum bo- 
realium. Ibid. 1847. 4. 165— 282. t. 1. 


Diefe Abhandlung ift in derſelben Art und mit demfeiben 
Fleiß bearbeitet, ift aber begreiflicher Weife viel reichhaltiger. 
Es werden hier folgende Gattungen befchrieben. 

1) Epeolus variegatus, pietus n. 

2) Nomada suceineta, jacobeae, solidaginis, nigella, 
marshamella, obscura, robertjeotana, flava, ochrostoma, 
ruficornis, berealis, eincticornis n., ferruginata, fabriciana, 
minuta, obtusifrons n., fuseicornis n., truncata n. 

3) Prosopis annulata, dilatata, armillata n., signata. 

4) Sphecodes similis, gibbus, geoffrellus, latreillü. , 

5) Halictoides n. dentiventris n., inermis n. 

6) Halietus quadrieinetus, rubicundus, leucozonius, ful- 
vo-cinetus, subfasciatus (laevis), rufitarsis, minutus, se- 
ladonius, fasciatus u., morio, leucopus, 

7) Colletes fodiens, cunicularia, 

8) Andrena hattorfiana, marginata, cingulata, pilipes, 
pratensis, eineraria, clarkella, gwynana, varians, fulva, 
albicans, elypearis n., einerascens n., ruficrus (rufitarsis 
Z), chrysosceles, barbatula, listerella, cincta (fuscipes), 
nana, subopaca n., nanula n., tarsata n. 

9) Panurginus n. niger n. 

10) Panurgus ater, lobatus. 

11) Dasypoda hirtipes. 

12) Apis mellifica. 

13) Bombus muscorum, aretieus, hypnorum, agrorum, 
consobrinus, fragrans, equestris, hyperboreus, pleuralis 
n., tunstallanus, hortorum, serimshiranus, terrestris, vir- 
ginalis, sporadieus n., patagiatus n., nivalis, Jatreillellus, 
sitkensis n., lapponicus, lullianus n., sylvarum, prato- 
rum, alpinus, lapidarius, raiellus, subterraneus, soroeen- 
sis, mniorum. 

14) Psithyrus rupestris, franciscanus, aestivallis, cam- 
pestris, rossiellus. 

15) Megilla retusa, parietina, quadrimaculata, furcata. 

16) Kirbya chrysura. 

17) Macropis labiata. 

18) Eucera longicornis. 

19) Coelioxys acuta n., hebescens (conica), mandibu- 
laris n., temporalis n.. tridentata n. 


45 


707 


20) Megachile lagopoda, willughbiella, apicalis, cen- 
tuncularis. 

21) Osmia bicornis, nigriventris, leaiana, caerulescens, 
leucomelana, tuberculata n., serratulae. 

22) Anthidium manicatum, minus n. 

23) Heriades maxillosa (florisomnis), nigricornis n., 
robusta n., truncorum, breviuseula n., campanularum. 

24) Stelis phaeoptera, aterrima, 

Die Tafel gibt Abbildungen von den Flügeln und dem After. 


Bydrag-till Finlands Fjäril- Fauna 


af J. M. J. Tengstroem. (Vet. Soc. Helsingfors. 1847. 4. 
69 — 164.) 


Ebenfalls eine fleifige Arbeit mit den nöthigen Characteren 
und Gitaten, wobey der Verfaffer vorzüglich Zetterftedt, die 
Frau Lienig und Zeller berücfichtiget. Es werben hier die 
niederen Abtheilungen der Falter aufgeführt, nicht felten mit 
neuen Gattungen. Die Sippen find: 

Halias 2 Sp., Penthina 15., Tortrix 31., Coceyx 6., 
Sericoris 12., Aspis 1., Carpocapsa 5., Sciaphila 5., 
Paedisca 10., Grapholitha 26., Phoxopteryx 14., Teras 
12., Cochylis 10., Choreutes 5. — 


Chilo 2., Crambus 17., Eudorea 6., Myelois 4., Ane- 
rastia 1., Phyeidea 1., Epischnia 2., Nephopteryx 2., 
Pempelia 5., Galleria 1., Exapate 1., Semioscopis 1., 
Talaeporia 2., Lampronia 6., Tinea 19., Ochsenheimeria 
3., Micropteryx 5., Nematopogon 4., Adela 2., Euplo- 
camus 1., Plutella 6. 


Ypsolophus 2., Anchinia 1., Oecophora 12., Hypono- 
meuta 3., Depressaria 11., Gelechia 47., Roeslerstam- 
mia 1., Chrysitella 1., Glyphipteryx 1., Aechmia 3., 
Tinagma 2., Argyresthia 11., Ocnerostoma 1., Coleo- 
phora 17., Gracilaria 6., Ornix 1., Cosmopteryx 2., Ela- 
chista 18., Opostega 2., Lyonetia 7., Lithocolletis 6., 
Tischeria 1. 

Pterophorus 12. 

Neu find: Penthina bieinetana, Coccyx seiurana, Gra- 
pholitha nemoriphaga, aureolana, arcigera, stragulana, 
ovulana, agilana, Cochylis flammeolana. 


Eudorea borealis, Tinea fuscatella, trunecicolella, spi- 
lotella, corticella, ochracella, rufella, conspersella, nu- 
beeulella, Ochsenheimeria hireulella, scabrosella, Plu- 
tella horticola, Oecophora disparella, Depressaria sordi- 
datella, Gelechia violacea, pullatella, flavipalpella. 


Argyresthia inauratella, Coleophora croeinella, inca- 
nella, murinella, lineatella, striatipennella , punctipennella, 
annulatella, Gracilaria suberinella, Blachista moniliella, 
trifasciella, tristictella, bistietella, salieis, albidella, Lyo- 
netia concolorella. 


Hieraus ſieht man alfo, mit welchem Fleiße der Verfaſſer 


gefammelt und mit welcher Genauigkeit er die Arbeiten der 
Undern verglichen hat, 


708 


Fauna der Vorwelt 
mit fteter Berücfichtigung der lebenden Thiere, monographifch dargeftellt 
von Dr. C. ©. Giebel, Leipzig bey Brodhaus. I. 3. Fiſche. 
1848, 8. 467, 


Die Einrichtung diefes fehr fleifigen und vollftändigen Werks 
haben wir ſchon angezeigt; der vorliegende Band ift nicht min— 
der vollftandig und wohlgeordnet. 

Sein baldiges Erſcheinen beweift überdieg, daß der Verfaſſer 
fhon das Meifte vorgearbeitet hat, und man daher nicht lang 
auf die Vollendung wird warten muͤßen. 

Er berüdficjtiget bey den Fifchen hauptſaͤchlich die Claſſifi— 
cation des Meifterwerks von Agaffiz, bringt indeffen mande 
Veränderungen an, welche er nach den anatomifchen Unterfus 
Hungen von Johannes Müller für nöthig hält. Es find 
hier die Abtheilungen, Ordnungen, Samilien nebft den Sippen 
und Gattungen characterifiert und ausführlich) befchrieben; bey 
den legtern die Citate und die Theile, welche und mo fie gefun- 
den werden, 

Nach einer Eurzen Einleitung Über dag Knochengeruͤſt befon- 
ders den Schädel, die Zähne und fodann die Schuppen, welche 
bier von der größten Wichtigkeit find, theilt er die Fifche auf 
folgende Art ein: - : 

1. Teleosti. 
Ordo I. Acanthopteri. 

Familiae: Percoidei, Sciaenoidei, Sparoidei, Mugi- 
loidei, Squamipennes, Teuthyes, Scomberoidei, Xiphioi- 
dei, Sphyraenoidei, Coryphaenoidei, Cataphracti, Gobioi- 
dei, Blennioidei, Pediculati, Fistulati. 


Ordo I. Anacanthini. 
Fam.: Gadoidei, Pleuronectides. 
Orda Ill. Pharyngognathi. 


Fanı.: Labroidei cycloidei. 
Ordo IV. Physostomi. 

Fam.: Cyprinoidei, Characini, Cyprinodontes, Esoces, 
Halecoidei, Muraenoidei. 

Ordo V. Plectognathi. 

Fam.: Balistini, Ostraciones, Gymnodontes. 

Ordo VI. Lophobranchi. 
II. Ganoidei p. 138. 
Ordo VII. Holostei. 

Fam.: Amiadae, Rostrati, Pycenodontes, Lepidotini, 
Monostichii, Dipterini homocerei, Dipterini heterocerci, 
Acanthodii, Heterocerei monopterygii. 

Ordo VII. Chondrostei. 
Fam.: Accipenserini, Cephalaspides, Holoptychii. 
III. Selachii p. 281. 
Ordo IX. Plagiostomi. 

Tribus I. Rajacei. 

Fam.: Armati, Inermes. 

Trib. II. Sgualidae. 

Fam.: Squatinae, Spinaces, Notidani, Lamnoideae, 
Nictitantes, Scyllia. 

Ordo X. Holocephali. 

Fam.: Chimaerini, 


Unter den Verfteinerungen find mithin ziemlich alle Sipp— 
fchaften vertreten; die Labyrinthiei, Notacanthini et Tae- 
nioides unter den Acanthopteris |eommen nicht vor. Beſon— 
ders zahlreich find die Sippen unter den Percoiden, Scomber: 
roiden und Squaliden, 


709 


380. folgt ein Ruͤckblick über die geologifchen Formationen, 
nach welchen diefe Verſteinerungen vertheilt find, ©. 408. eine 
tabellarifche Weberficht diefer Fifche nad) den Formationen und 
dem Fundort; ©. 443. die Literatur nah dem Alphabeth ; 
©. 447. das Regiſter. Es ift daher in dem Werke alles be— 
obachtet, was zur Vollſtaͤndigkeit deffelben gehört, und aud) 
die Einrihtung ded Druds befördert die Bequemlichkeit des 
Studiums. 


Histoire naturelle des Poissons 


par Cuvier et Valenciennes. Paris chez Bertrand, Strasbourg 
chez Levrault. XXI. 1848. 8. 537. Planches, Cabier. 
31. 32. col. 


Diefer Band enthält die Vollendung der Clupeiden und die 
Salmoniden auf dieſelbe vollftändige Art bearbeitet, wie die früs 
heren Bände: Befchreibungen, oft Zerlegungen, Vorkommen, 
eritifhe Bemerkungen, Gebrauch und dabey viele neue Gattun— 
gen, wie man es wohl aus der Parifer Sammlung erwarz 
ten kann. 

Abgehandelt find hier: Engraulis Sp. 23., Coilia 6., O- 
dontognathus 1., Chatoessus 12., Notopterus 3. 

Unter den Salmoniden 

Salmo 25., Fario 5., Salar 8., Osmerus 4., Mallotus 
1., Argentina 4., Thymalus 8., Coregonus 34. 

Die Tafeln zu diefem Bande gehen von 607 — 633. 


Die 
rhabdvevelen Strudelwürmer des ſüßen Waſſers, 
‚ befchrieben und abgebildet von Dr. E. O. Schmidt, Privatdocent zu 
Jena. Jena bey Maufe. 1848, 8. 66. T. 6. ill. 


Das ift eine werthvolle Abhandlung, ſowohl in foftematifcher 
als anatomifher Hinficht über die Planarien, worüber in ber 
neueren Zeit zwar vieles gearbeitet worden, aber noch nicht Alles 
entſchieden ift. Der Verfaffer hat microfcopifch unterfuht: Haut, 
Augen, Darm, Blut» und Athem: Organe, Gefchlechtstheile, 
Eyer und Entwidlung. Dann befchreibt er die einzelnen Gat— 
tungen: 

1) Prostomeae: Prostoma lineare. 

2) Derostomeae: Vortex truncata, pieta, Hypostomum 
n. viride n., Derostomum unipunctatum. 

3) Opisthomeae: Opisthomum n., pallidum n. 

4) Mesostomeae: Mesostomum n. rostratum, tetrago- 
num, ehrenbergi, personatum n., pusillum n., Typbhlo- 
plana viridata n., sulphurea n. 

5) Schizostomeae: Macrostomum hystrix, Schizostomum 
n. productum n. 

6) Microstomeae: Microstomum lineare, Stenostomum 
n. leucops n , unicolor n. 

Es find alle abgebildet mit Zerlegung, befonders des Darm 
und der Gefchlechtstheile, ſtark vergrößert und forgfältig illumi⸗ 
niert. Man fieht aus der Aufzählung, daß der Verfaffer nicht 
bloß neue Gattungen gefunden hat, fondern auch mehrere For— 
men, bie er glaubte zu Sippen erheben zu koͤnnen. Das ift 
auch wirklich nicht obenhin gefchehen, fondern nad) genauen 
und geſchickten Unterfuchungen. 


710 


Traturgefchichte der Vögel, 
bearbeitet von Schinz mit Abbildungen von C. Kull, Zürich bey Meyer, 
Heft VII. 1846. kl. Fol. ©. 69 — 70, T. 31 — 36. ill. 


Diefes Heft enthält die gut ausgeführten Abbildungen von 
Anthus aquaticus, Motacilla boarula cum nido, M. fla- 
va, alba. 

Stipiturus malachurus, Eupetes macrocereus, Myio- 
thera andromeda, melanothorax. 

Museicapa coronata, eristata, grisola, luctuosa. 

Lanius excubitor, ruficeps, spinitorquus, Scaphorhyn- 
chus sulphuratus; 

Lanius frontatus, Batara striata, Edolius puellus, Ma- 
laconotus phoeniceus. 

Coracina ignita, ceratoptera, calva, Casmarhynchus 
nudicollis. 

Ferner die Eyer von Motacilla boarula, flava, alba, An- 
thus aquaticus, Muscicapa grisola, luctuosa, Lanius ex- 
cubitor, ruficeps, Spinitorquus. 

Der Zert behandelt Calamodyta turdoides, palustris; 
Phyllopneusta hypolais, trochilus; Lusciola luseinia, sue- 
cica, rubecula; Curruca cinerea, atricapilla; Ruticilla 
phoenicurus. 


Leber Hepidotus im Lias WWürttembergs, 


von Dr. Fr. A. Duenftedt, Prof. Tübingen bey Fues. 1847. A. 
26. T. 2, in ol, 


Der Verfaffer hat ein gut erhaltenes Eremplar erhalten aus 
dem ſchwarzen Kalffchiefer des Hohenftaufeng, bey dem befon= 
ders die Schädelnochen fehr deutlich waren, Diefe werden fehr 
gut abgebildet und befchrieben, ebenfo der ganze Fiſch, und be— 
fonders die Schuppen und Floffen. Es ift Lepidotus elven- 
sis sive gigas; dabey aud eine neue Gattung. Außerdem 
gibt der Verfaffer das Geognoftifhe und dag Deconomifche, 
wozu das Bitumen benugt werden koͤnnte. 


Beyträge 
zur näheren Kenntniß der Palingenia longicauda (Ephemera swam- 
merdammiana) von C. Cornelius. Elberfeld bey Büfchler. 1848. 
8. 38, T. 4. 


Eine fleifige Abhandlung mit genauen Beobachtungen über 
die Lebensart, das Betragen, die Paarung, das Eperlegen und - 
die Entwidelung, wobey manches vorkommt, was nod nicht 
beobachtet worden, befonders die Paarung und das Eherlegen, 
felbft nicht von Reaumur, deffen Werk der Verfaffer nicht 
gehabt hat. 

Er kann Übrigens einen vollftändigen Auszug davon in unſe— 
ver allgemeinen Naturgeſchichte finden. 

Außerdem befchreibt der Verfaſſer die Entwidelung ber: Eyer 
und alle Theile der Nymphe, fowie deren verfchiedene Häutun- 
gen bis zur liege, wovon die Theile der Männchen und Weib⸗ 
chen auch genau beſchrieben und abgebildet werden. Es ſind 
auch hier ſehr gute und ſtark vergroͤßerte Abbildungen von den 
Freßwerkzeugen der Nymphe von Dr. R. Caſpary. Man 
kann diefe Abhandlung wirklich als eine Bereicherung der Natur: 
gefchichte und: des Baues dieſes Thieres betrachten. 


[ 


711 


Deseriptionm 


of Teeth and Portions of Jaws of two extinet Anthracotlierioid 

@uadrupeds (Hyopotamus vectianus et bovinus) discovered in 

the Eocene Deposits on the coast of the Isle of Wight: with an 

attempt to develope Cuviers Idea of the Classification of Pa- 

chyderms by the Number of their Toes by Prof. Owen. (Qua- 

terly Journal of the geological Society of London. IV. 1847. 8. 
p- 103 — 141. tbb. 7. 8. 


Eine fehr gründliche Abhandlung, wie man es bey dieſem 
berihmten Zootomen gewohnt ift, mit zahlreichen Vergleichun⸗ 
gen beſonders der Fußknochen und der Zähne, wobey fehr zahl: 
reiche und fehöne Abbildungen von J. Errleben. 

Mir Eönnen das Einzelne nicht ausheben: es ift ohnehin fo 
gedrängt, daß dag Ganze Überfegt werden müßte, und auch 
dann märe e8 doch nicht verftändlih ohne die Abbildungen. 
Das Ergebniß ift aber, daß der DVerfaffer bie Trennung der 
Miederkäuer und Pachndermen aufhebt und biefe Thiere nad) 
der graden oder ungraden Zahl der Zehen auf folgende Art 
abtheilt: e 


Unyulata. 
Artiodactyla Perissodactyla 
a. Ruminantia Palaeotherium 

Anoplotherium Paloplotherium 
Chalcotherium 

Dichobune Lophiodon 
Cainotherium Coryphodon 
Xiphodon Tapirus 
Moschus. Macrauchenia. 
Antilope. Nesodon. 

Ovis. Hippotherium. 
Bos. Equus. 

Cervus. Elasmotherium. 
Camelopardalis. Hyrax. 
Camelus. Rhinoceros. 
Meryeotherium Acerotherium. 
Merycopotamus. 

b. Non-Ruminantia Proboscidea. 

Hippopotamus. 

Dichodon. 

Hyracotherium. Elephas. 
Hyopotamus. Mastodon. 
Anthracotherium. 

Hippohyus. 

Choeropotamus. 

Adapis? 

Dicotyles. 

Phacochoerus. 

Sus. 


Rehrbuch der vergleichenden Anatomie, 


von & Th. von Siebold, Profefjor zu Freyburg im Breisgau, und 
Stannius, Profeffor zu Noftod, 1. Th. wirbelloſe Thiere v. Sie: 
Bold. Berlin bey Veit. Heft I. u. IM. 1848. 8. ©, 193— 680. 
Dieſes Merk ift nun gefchloffen. Wir haben die Einrichtung 
ſchon beym erften Heft angezeigt, und brauchen daher nur den 
Innhalt der vorliegenden zu bemerken. Sie enthalten das 
Mervenfpftem, den Verdauungsapparat, das Circulatious⸗ Sy: 


712 


ftem, Refpirationg: Spyftem, die Abſonderungs- und Fortpflan⸗ 
zungss Organe der Würmer. Aaf 

©. 234. folgt die Glaffification der Acephalen, ihre Hautbes 
dedung, das Muskelfyftem und die Bewegungs-Organe, das 
Nervenfpftem ufw.; ©. 296. die Gephalophoren, nehmlich Pte 
topoden, Heteropoden und Gafteropoden mit denfelben Rubri— 
ten; ©. 363. die Cephalopoden. 

©. 414° die Gruftaceen; ©. 506. die Arachniden; ©. 555. 
die SSnfecten. 

Meiter ing Einzelne einzugehen wäre überflüffig und unmög> 
lich, weil es faft ing Endlofe geht, fo daß man dieſes Buch, 
obfhon es nur einen Band beträgt, dennoch für dag vollſtaͤn⸗ 
digfte anfehen darf unter allen, welche bisher erfchienen find, 
nicht bloß in Hinfiht drr Thatfachen, wovon ein großer Theil 
dem Verfaſſer felbft gehöret, fondern auch wegen der Citate, 
welche aus allen Zeitfchriften zufammengetragen und muſter— 
haft genau angezeigt find. Das Werk wird auf viele Sahre 
hinaus die Grundlage für die Vorlefungen bleiben, fowie zum 
Selbſtunterricht. Will jemand ganz ing Einzelne gehen‘, 5. B. 
bey den Knochen, dem Hantffelet, den Muskeln, den Gefäßen 
u. dgl.; fo findet er bier Überall die Hinweifungen. Bey den 
Nerven, den Sinn: Drganen und den Gefchlechtstheilen wird 
er hier ziemlich alles nöthige finden. Man muß fich in ber 
That wundern, woher der Verfaffer Zeit nahm, Alles zu ver: 
gleihen, und dag meifte felbft in der Natur nachzufehen, ſowie 
der Bedeutung der Theile nachzufpüren. Man kann fih nun 
Gluͤck wuͤnſchen, folh ein Werk zu befigen. 


\ 


Genera et Species Trichopterorum 


auctore Tr. Anton. Kolenati. Pragae apud Kronberger. I. 1848. 
4. 108, tabb. 3. 


Diefe werthvolle Arbeit ift befonders abgedrudt aus ben Ab: 
handlungen der böhmifchen Gefellfchaft. Der Verfaffer hat 
bekanntlich mehrere Jahre lang Reifen durch Rußland gemadt ; 
vieles gefammelt und beobachtet, was in den Berichten ber 
Metersburger Academie mitgetheilt wurde. Hier erfcheint nun 
ein größeres Werk vom DVerfaffer, welches viele eigenthümliche 
Beobachtungen und Unterfuhungen enthält, fowie Alles, was 
bisher Über die Phryganeen bekannt gemacht wurde. Das Werk 
ift alfo eine vollftändige Monographie diefer Sippſchaft. 

Das vorliegende Heft enthält die Heteropalpoidea. Zuerſt 
bie Hilfsmittel und Unterfrügungen, welche ihm zu Xheil ge— 
morden; fodann die genaue Beſchreibung der Leibestheile, be— 
fonders der Flügeladern, welche von den meiften offenbar mit 
großer Sorgfalt abgebildet find ; fodann die Vermandelung: Eyer, 
Larven mit ihren Kiemen und Gehäufen, Nahrung und Betra— 
gen, Zeit ihres Erfcheinens und geographiſche Verbreitung, Lite— 
ratur und Glaffification, mit einer tabellarifchen Ueberficht der 
Sippen und Gattungen. Er theilt fie in 3 Familien, definiert 
jede Sippe und Gattung, gibt dazu eine ausführliche Beſchrei— 
bung, Größe, Vorkommen nebft Citaten, alles mit großem 
Fleiße zufammengetragen und mufterhaft geordnet. 

Fam. I, Heteropalpoidea. 

Trib. 1. .Linnophiloidea. Glyphidotauliu, Grammo- 
taulius n. lineola, Chaetotaulius n. rhombicus, Colpotau- 
lius n., Goniotaulius n. griseus, Desmotaulius n. fumiga- 
tus, Phacopteryx n., Stathmophorus n. fuscus, Stenophy- 


713 


lax .u. striatus, Hallesus n. digitatus, Chaetopteryx vil- 
losa, Ptyopteryx n., Eeclisopteryx n., Apatania n. vestita. 

Trib. 2. Phryganeoidea: Agrypnia pagetana, Anabolia 
phalaenoides, Trichostegia n. grandis. 

Trib. 3. Sericostomoidea: Prosoponia collaris, Notido- 
bia ciliaris, Hydronautia n. maculata, Plectrotarsus n., 
Spathidopteryx n. capillata, Aspatherium n. fuscicorne, 
Goera hirta, Potamaria nigricornis? Silo-minutus, Ptilo- 
colepus n., Hydrorchestria n. sexmaculata, Hydroptila 
tineoides. 

Die Zahl der hier aufgeführten Gattungen beträgt 86. 

Die drey Tafeln find ganz angefüllt von Flügeladern, welche 
der Verfaffer felbft abgebildet hat, und zwar augenfcheinlich mit 
voller Genauigkeit; meiftens bededit aber ein Flügel ein Stüd 
bes andern, was nicht feyn follte. [Die Adern ſtimmen aufs 
fallend mit denen der Falter überein.) 

Der Berfaffer glaubt, Glyphidotaulius fey zufammengefest 
aus TAvgyis und co Avkıov, aula; dody wohl aus Taddn, 
tabula. 


Second Parte of the asiatie Researches XIX. 
or Transactions of the Society instituted in Bengal. Calcutta 


1839. 4. 217— 471. t. 37 — 61. 


Diefer Theil wird ganz ausgefüllt von J. Mac Elellands 
indianifchen Cypriniden. 

Dr. Patrik NRuffelt bat im Jahr 1803. 200 Fiſche 
von der Küfte Coromandel bekannt gemacht, worinn wenig Gy: 
priniden und faum einer von denen in Buchanans gangetifchen Fi— 
fhen 1822. 

Die Fifche von Ceylon und aus der Bucht von Bengalen 
wurden erft Eürzlih von Bennett und Gantor berüdfichtigt. 
Buchanan befhrieb 18 ChHprinen, wovon er 21 abbildete. 
Die Befchreibungen laffen aber oft in Zweifel. Er fieng feine 
Unterfuhungen 1794. an und beendigte fie 1822. Er hat 
Zeichnungen binterlaffen von 52 Cypriniden, wovon mehrere 
befannt gemacht wurden in Hardwickes Illustrations. Bud: 
anan flarb 1829. Mac Clelland hat feine Abbildungen 
in Galcutta eingefehen. 

Er theilt die Cypriniden ein in Poeonominae, Pflanzen: 
freſſer. 

2. Sareoborinae, Fleiſchfreſſer. 

3. Apalopterinae. 

Davon gibt er die Charactere, befonders nah Maul und 
Zähnen, auch die Unterfchiede in der Ränge des Darms, feinen 
Unbängfeln ufw. 

- Dann werden die einzelnen Gattungen befchrieben und meifteng 
iluminiert abgebildet in natürlicher Größe, 
I. Subf. Poeonominae. 

1) Cirrhinus macronotus fig., nandina, calbasu, rohita, 
gonius, nancar, morula, joalius, dero. 

Subgenus Labeo curchius, cursis, dyocheilus. 

2) Barbus hexastichus (tor) fig., progeneius fig., macro- 
cephalus fig., hexagonolepis (putitora), megalepis, mosal) 
chelynoides, sarana (kanta), spilopholus fig., chagunio, 
deliciosus fig., rhododaetylus. 

Subg. Oreinus n. guttatus fig., richardsonii, macu- 
latus fig., progastus fig. 

3) Cyprinus semiplotus fig. , catia. 

Iſis 1848, Heft 9, 


714 


4) Gobio mrigala (rewah) fig., curmuca, reba, angra 
(hamiltonii), lissorhynchus (acra, cura) fig., isurus, boga, 
bicolor fig., anisurus fig. (bata), limnophilus fig. , pangu- 
sia, ariza, rienorhynchus fig., malacostomus (falcatus). 

5) Gonorhynehus gobioides fig., petrophilus, rupicolus 
fig., bimaculatus, lamta, gotyla, fimbriatus (sada ) fig., 
macrosomus (latius) fig., gohama, brachypterus. 


I. Subf. Sarcoborinae p. 283. 

1) Systomus n. immaculatus fig., chrysostomus, tetra- 
rupagus (titius?) fig., chrysopterus, pyrrhopterus, sopho- 
re, chola, gibbosus (terio, teripungti) fig., conchonius, 
gelius, leptosomus (phutunio) fig., canius (ranipungti) 
malacopterus (cosuatis, coswati). 

2) Abramis cotis. 

3) Perilampus n. devario, ostreographus fig., perseus, 
guttatus (laubuca) fig., psilopteromus (loyukula, atpar) 
fig., eachius (kachki), retieulatus (dangila) fig., striatus 
(terio) fig., recurvirostris (jogia) fig., macropterus (suti- 
ha) fig., thermophilus. 

4) Leueiscus daniconius, lateralis (anjana), dystomus 
(elanga?) fig., rasbora, mola, pellucidus, apiatus, bran- 
chiatus fig., chedra, margarodes, morar, cocsa, elingu- 
latus fie. 

5) Opsarius n. pholicephalus (gora) fig., bacalia, leu- 
cerus fig., albulus (phulo) fig., cirratus (shakra) fig., 
fasciatus (borna) fig., maculosus (tileo) fig., brachialis 
fie., bendelisis, gracilis (goha) fig., megastomus (bola) 
fig., isocheilus (vagra) fig., anisocheilus (barila, chedrio) 
fig., latipinnatus fig. 


III. Subfam. Apalopterinae, 

1) Platycara n. (Balitora), maculata fig,, brucei, na- 
suta fig. 

2) Psilorhynchus n. 
tora) fig. 

3) Poecilia (Lebias, Fundulus, Molinesia, Cyprinodon). 

Subgen. Aplocheilus n. chrysostigmus fig., melastigmus 
fig., panchax (Esox). 

4) Cobitis. 

a) Subgen. Cobitis oculata (gongota) fig., cucura, 
guntea, bimucronata (botia) fie., einnamomea (pangia) 
fig., ocellata (bilturia) fig., gibbosa (turio) fig., pavona- 
cea fig., monocera fig., chlorosoma fig., guttata fig,, pho- 
xocheila fig. 

b) Subg. Schistura n. clario, geta, grändis (Botia) bal- 
gara, aculeata, montana fig., scaturigina, subfusca lig., 
punetata (corica) fig., zonata fig, savona, rupicola fig. 

©. 310, folgt die Erklärung der Tafeln. 

©. 318. eine genauere Befchreibung der Gattungen mit ge 
fegentlihen Bemerkungen über die Sippen. Unter den Tafeln 
find auch 3 mit Schuppen und eine mit Därmen. Bey den 
Abbildungen der Fiſche ift oft der Durchfchnitt und der Kopf 
befonders. 

Zu den Sarcoborinen gehören Systomus, Abramis, Rho- 
dius, Aspius, Perilampus, Leueiscus, Opsarius. 

Perilampus ift ſchon vergeben. 


sucatio fig., variegatus 


(bali- 


45% 


715 — 


NMonographia Heliceorum viventium 


auct. Lud. Pfeiffero, Dr. Lipsiae apud Brockhaus. Fasc. IV. 
1848. 8. 160. 


Diefes Heft ift mit demfelben Fleiß und in berfelben Voll: 
ftändigkeit bearbeitet wie die vorigen. Es begreift die Sippe 
Bulimus und darinn bis jeßt nicht weniger als 421 Gattun- 
gen mit ihren Synonymen und Citaten. Cine ungemein muͤh— 
fame Arbeit, welche uͤberdieß nur durch die großen Kenntniffe 
des Verfaffers in diefem Fache möglich geworden iſt. Es wer— 
den noh 2 oder 3 Hefte folgen, und dann hat man einen voll: 
ftändigen Goder dieſer fo zahlreichen Abtheilung der Schneden. 
Zur Erieihterung der Ueberficht findet ſich vor jeder Sippe eine 
ausführliche Tabelle. 


Sortpflanzungs: Gefchichte der gefammten Vögel 


nach dem gegenwärtigen Standpunct der Wiffenfchaft, von’ F. A. %. Thies 
nemann. einzig bey Brodhaus. Heft IH. 1848. 97 — 144, 
T. 21— 30, ill. 


Von diefem fehönen und reichhaltigen Werk wurde die Ein- 
vichtung ſchon früher angezeigt. Die vorliegenden Tafeln ent 
halten ungemein viele Abbildungen von Eyern, weil der. Ders 
faffer zu den Eleinern Vöye'n gefommen ift, nehmlich den Sing- 
vögeln. Er hat offenbar Zeit, Mühe, Gorrefpondenz und Koften 
nicht gefpart, um dag Merf fo. vollftändig als möglich herzu— 
fiellen, und aud der Verlagshandlung muß man das Lob er: 
Heilen, daß fie fir Schoͤnheit des Werts geforgt bat. Jede 
Tafel enthält, die Eyer von mebr alg einem Dutzend Gattun— 
gen, häufig 2—3 Stuͤck, um die Adweichung in der Zeich— 
nung und Färbung zu zeigen. Die Zahl der Gattungen, von 
den bier Ener abiebildet find, belauft fi) auf 166., und zwar 
aus folgenden Eippen: 


Sylvia. Grallina, Piezorhynehus. 
Megalurus. Brachypteryx. Museicapa. 
Prinia. Cinelus. Setophaga. 
Orthotomus. Pitta. Vireo, 
Sphenoeacus. Cinelosoma, Pachycephala. 
Stipiturus. Pomatorhinus. Pipra. 
Acanthiza. Jeteria. Rupicola. 
Saxicola. Oriolus. Ampelis. 
Petroica. Ixos. Campephaga, 
Accentor, Fluvicola. Ocypterus. 
Zosterops. 'Üyrannus, Edolius. 
Serieornis. Psaris. Collurieinela. 
Turdus. Todirostrum. Oreoien. 
Motaeilla. Museipeta. Falcunculus. 
Anthus. Seisura. Vanga. 
Alauda. Rhipidura. Grauealus. 


Kinieurus. 


Der Text enthält die Epechte, die Eisvoͤgel, Bienenfreffer, 
Miedhopfe, Colibri, Mectarinien, Honigvögel, Baumlaͤufer, 
Zöpfervögel und Spechtmeifen mit dem Vorfommen und mit 
der Vefchreibung der Eyer, worunter ſehr viele aus andern 
Welttheilen. 


716 


Handbuch der Cacteenkunde 


in ihrem ganzen Umfang, oder die erfolgreichiten, auf die neueflen Erfah— 
rungen gegründeten Gultur= Angaben, fowie ausführliche und genaue Be— 
fihreibung und berichtigte, Synonymik fümmtlicher bis jest befannt gewor- 
dener Gacteen, und überhaupt Alles in Bezug auf diefe Pflanzen-Familie 
fonft nur Wiffenswerthe. Auf den Grund langjähriger eigener und frem— 
der Erfahrungen bearbeitet von C. 8. Förfter. Leipzig bey Wöller. 
1846. Tafchenformat. 543. (Subjeriptions= Preis 1 Thle. 20 Nar., 
Ladenpreis 2 Thlr.) 


Das Buch fcheint uns wirklich zu leiften, was der lange 
Titel verfpeicht, fowohl hinſichtlich der Vollftändigkeit der Gat— 
tungen und befonders ihrer Cultur. Das Merk wird daher 
bauptfächlich den Gärtnern von großem Nusen feyn, vorzliglich 
in unferer Zeit, wo die Zahl der Pflanzen fich fo ungemein in 
Europa vermehrt hat. Willdenow befchricb am Ende des 
vorigen Jahrhunderts nur 29 Gatzungen, De Candolle 162 
im Jahr 1828. 5 gegenwärtig befist man nad) dem Werfaffer 
über 800. Er zählt alle die Männer auf, welche zur Ber: 
mehrung beygetragen haben. In der neuften Zeit hat am mei- 
fien darinn gethan der Fürft 3. Salm:Dyd, und der Ver: 
faffer legt daher deffen Glaffification mit einigen Abänderungen 
zum Grunde, nach deffen Werk: Cacteae in Horto dyckensi 
cultae. Parisiis 1845. 

In der Einleitung fpricht der Verfaſſer Über die Verbreitung 
und die Benugung der Gacteen, fowie über die phyſiſche und 
climatifche Befchaffenheit des Vaterlands diefer Pflanzen. 

©. 29. folgt die Gultur, wobey die Erde, dag Düngen, Be— 
gießen, Umpflanzen, die Erhaltung im Winter, die Vermehrung, 
die Krankheiten, Feinde, das Verpacken und die Geraͤthſchaften 
betrachtet und gefchildert werden. Wir koͤnnen diefe Dinge nicht 
beurtbeilen, fehen aber foviel, daß der Verfaffer feinen Gegen— 
ftand vollkommen kennt und verftändlich darftellt. 

©. 159. folgt das Spftematifche; zuerft die Drganographie, 
und fodann S. 175. die Claſſificatien, welche fo fteht: 

A. Cacteae tubulosae. 

Tribus I. Melocaeteae: Mammillaria, Anhalonium, 
Peleeiphora, Meloeaetus. 

Tribus I. Kehinoeacteae: Echinocaectus, Disco- 


cactus. 

Tribus Il. Cereastreae: Pilocereus, Echinopsis, 
Cereus, 

Tribus IV. Phyllocacteae: Phyllocactus, Epi- 
phyllum. 


B. Caeteae rotatae. 
Tribus V. Rhipsalideae: Rhipsalis. 
Tribus VI. Opuntieae: Opuntia. 
Tribus VI. Pereskieae: Pereskia. 
Darauf folgt die Aufzählung und Characterifierung der Gat: 
tungen mit Angabe des Vaterlands, der Größe ufw. Ein vell: 
ſtaͤndiges Negifter erleichtert das Auffinden. 


Memorie 
della reale Accademia delle Scienze di Torino. Serie seconda. 
Tomo V. 1843. 4. t. 26. 


Die legten Bände defer gediegenen Schriften wurdın ange 
zeigt in der Iſis 1844. ©. 385. 


717 

Voran gebt das Verzeichniß der Mitglieder, die Veraͤnde⸗ 
tungen an der Academie, und das Verzeichnig der Gefchenke. 
S. 7 — 55. Dann ein Bericht über die Arbeiten von G. Gene. 
©. 59 — 71. 

Prof. Jos. Meneghini, Monographia Nostochinearum ita- 
licarum p. 1— 129. t. 1— 14, col., Schon angezeigt in der 
Sfis 1844. ©. 621. 

Micrefeopifch abgebildet vom Verfaffer ſelbſt und fehr ſchoͤn 
ilfluminiert find Gattungen von Protococeus, Haematococeus, 
Chlorococcum, Pleurococcus, Palmella, Coccochloris, Mi- 
eroeystis, Cylindrocystis, Anacystis, Botrydina, Micraloa, 
Nostoe. 

Idem, Speeimen de Riyulariis p. 131. t. 15— 17. col. 
Abgebilvet find R. biasolettiana, rudis, haematites, leus, 
calcaria, contarenii, 

Dr. C. Vittadini, Monographia Lyenperdinearum p. 
145 — 237. t. 1 — 3., angezeigt in der Iſis 1847. 463. 

Marchefe Franz Baldaffini, Betrachtungen über die 
Ergiefung einer gefärbten Flüffigkeit bey den Meichthieren und 
über die Urfache ihrer ſymmetriſchen Vertheilung auf der Schale, 
&, 263 — 281. 


Keine eigenen Unterfuhungen, fondern nur Meynungen, ges 
gründet auf die Meynungen anderer. Die Schale fey organiſch 
wie der Gorallen= Stod und die Knochen, der Kalf werde von 
andern Organen 'abgefondert als die Farben u. dyl. 


8. Colla, Beleuhtung der Portulaca gilliesii nebft der 
chemiſchen Zerlegung und Vergleichung mit P. oleracea p. 
367 — 385. t. 1. 

Eine gefhichtlibe Darftellung der Sippe und ausführliche 
Beſchreibung der genannten Gattung nebft Abbildung; chemiſche 
Zerlegung. Die Portulaca heißt Andrachne bey Dioscorides; 
fteht zwifhen P. pilosa et lanata. 

Machefe Maffimiliano Spinola, Über die Prioniten 
und die denfelben verwandten Käfer. ©. 387— 417. 

Ein ſebr gründlicher Aufſatz, wie man es bey diefem beruͤhm— 
ten Entometogen gewohnt ift. Zuerft das Gefhichtlihe, dann 
eine genaue Beichreibung der äußern Theile, über ten Werth 
der Charactere, die Arten der Bewegung, viele Vergleichungen 
mit andern Käfern. Am Ende eine Tabelle mit ver Glaffifi- 
cation, wobeh aber die Charactere zu weitlaͤufig find, als daß 
wir fie mittbeilen fönnten. Die Familien folgen fo aufeinander. 

1. Bruchiti. 4. Gallerueiti. 7. Cerambieiti. 

2. Altieiti. 5. Chrysomeliti. 8. Lamiti. 

3. Ispiti. 6. Prioniti. 9. Cureulioniti. 


Prof. A. Sismonda, geologiihe Beobachtungen über den 
Boden der fertiären und Kreiden = Formation in Piemont. 
G. 419 — 471. T. 1. 

Die vielen gründlichen Unterfuchungen des Verfaffers über 
den Bau der Erde find hinlänylich befannt. Hier findet man 
nebft der Schilderung der Gebirgsarten mehrere Berzeichniffe 
von Verfteinerungen, Corallen und Schalen, auch Lophiodon. 
Die Zafel enthält 12 Durchfchnitte von verfchiedenen Ge: 
genden. 

Ludwig Colla, Bemerkungen über die Familie der Ruta— 
ceen; gelefen am 8. May 1342. ©. 473 — 503. 

Der als Botaniker rühmlih bekannte Verfaſſer befam X. 
Suffieus Abhandlung über denſelben Gegenftand in die Hände, 
als die feinige fertig warz er bat daher hin und wieder Bemer: 


| 


718 


£ungen nachgetragen. Beide Abhandlungen entftanben unabhaͤn⸗ 
gig von einander, und haben defhalb um fo groͤßern Werth für 
die Wiſſenſchaft. Die Hauptfache hatte er ſchon im Jahr 
1826. der phnficalifhen Gefellfchaft zu Genf vorgelefen in Ge- 
genwart von De Gandolle, dem Water, Er gibt bier bie 
Geſchichte, f&bildert die Organe und betrachtet fowohl das Ana= 
tomiihe ais das Phyſiologiſche in Beziehung auf die Glaffifis 
cation und ftellt die Correa mıbra et virens. al3 eigne Eippe 
unter dem Namen Antommarchia auf; die Blume einblätterig, 
abgebildet auf einer Folio- Tafel. Er ftellt die Rauten fo: 

Tribus 1. Zanthoxyleae: Zanthoxylum, Calodendron, 
Dietamnus, Peganum, 

Genera dubia. Philotheca, 
Choisya, Empleurum. 

Tribus 2. Rutaceae: Ruta, Antonımarchia, Correa, 
Boronia, Melicope: (Entoganum), Zieria, Evodia F., Erio- 
stemon, Crowea, Diosma, Spirauthera ( Terpnanthes ), 
Almeidea (Aruba N,) 

Affinia: Cyminosma, Diplolaena, Elaphrium. 

Tribus 3. Cusparieae: Galipea (Cusparia), Ticorea 
(Seiuris), Diglotis. 

Affinia: Erythrochiton, Monniera. 

Dubia: Barraldeia, Hortia. 3 

Bor den Zanthorn!een follen ftehen die Zygophylleen, nad) 
den Gufparieen die Simarubeen. 

Sn der biftorifhen Claſſe it ein wichtiger Auffas von C. 
dv. Bon-Compagni über Severinus Boethius und die 
Geſchichte feiner Zeit. S. 1.5 von Sp. Foffati über Mün— 
zen, Gewicht und Maaf in Gallien unter Chlodmwig ufw. 
&.39.; von G. Spitalieri über dns Monument ber Tro— 
phien des Auguſtus in Zorbia unweit Monaco. ©. 161 — 
184. Tabula: Trumplini ete. 

Bano VI. 1844. 4. 414. 1.7. 

Solier, Verſuch über die Gellapteriden aus ber Zunft der 
Moturiten. ©. 213 — 339. t.1— 4. 

Ein großer und ſehr gruͤndlicher Aufſatz mit Characteren, Be: 
fchreibungen und Tabellen, woven wir wenigftens Nahmen und 
Namen angeben wollen. 

Divisio I. Sepidites; Prothorax faft fo lang als breit, 
vorn zırgeipißt uw. 

1. Tapenopsis costatus S. 

2. Dymonus 12. vestitus (senegalense), dufossei, tuber- 
eulatus, gibbicollis. 

3. Sepidium bidentatum , mittrei, douei (trieuspidatum 
0.), sieulum, genei, variegatum, dufouri, barbarum, ser- 
villei, barthelemyi, flexuosum, tricuspidatum F., maillei, 
serratum,‘ requieni, multispinosum. 

4. Echinotus spinicollis. 

5. Cyrtoderes n. sinuosus, nigritus, eurculioides. 

6. Cryptogenius n. dentatus, spinolae. 

Divisio Molurites: Prothorax abgeftumpft und ausge= 
fhnitten, meift breiter ala lang. } 

A. Letztes Glied der Kiefertafter Elein und duͤnn. 

7. Physogaster mendoeinus. 

8. Thylacodores n. eumolpoides. 

9. Polpocara n. (Nyetelia) picipes. 

B. Festes Glied der Kiefertafter did und abgeftußt. 

10. Entomochilus n. pilosus. 

11. Cylindrothorus n. -pilosus. 


Phebalium, Pilocarpus, 


719 


Amatodes (Pimelia) gemmata, hirsutula, hirsuta, 

13. Eutelus n, (Scotobius) requieni, nodosus. 

14. Moluris (Pimelia) unicolor, laevicollis, striata, vit- 
tata, reichii, hemisphaerica, gravida, spinolae, pinguis, 
dejeanii, goryi, plicata, tomentosa, pilosa, scabrata, 
laevigata, pierreti, scabra. 

M. gibba, gibbosa, rouleti, globulicollis, semiscabra. 

15. Phänerotoma n. (Moluris) pubescens, brunneum, 
ruficorne, plicatum, suturale, subcostatum, elongatum, 
grande, ovatum, convexum, opacum, suturale, rugu- 
losum. 

16. Hypomelus (Sepidium) sabulosus, obliteratus, ob- 
liquatus, inaequalis, villoso-costatus, bicolor, grandis, 
rugosus. 

17. Trachynotus (Sepidium) reticulatus, leucographus, 
elongatus, carinatus, lacunosus, aeneus, goryi, acumina- 
tus, vittatus. 

15. Clynocranion n. spinosum, planatum. 

19. Oxura setosa, vestita. 

Es ift von allen eine Gattung abgebildet mit fehr großen 
Freßwerkzeugen, Fühlhörnern und Füßen vom DBerfaffer It 
gezeichnet, von Botta ſehr ſchoͤn geftochen. 

Dr. E. Sismonda, geo:zoologifhe Abhandlung Über bie 
Echiniden der Graffhaft Nizza. ©. 341 —411. T. 1. 2. 
"Hier find characterifiert und ausführlich befchrieben nebft den 
Synonymen. 

1. Holaster subglobosus, sandoz, suborbicularis, rissoi, 
altus, perezii n. fig. 

2. Ananchites ovata. 

3. Toxaster verany fig., complanatus, nicaeensis fig, 
collegni f. 

4. Micraster cor-anguinum, gibbus, cordatus, arenatus 
f., latus f. 

5. Schizaster eurynotus f., studeri f., goldfussii. 

6. Spatangus purpureus, elongatus f. 

7. Pygorhynchus seutella. 

8. Echinolampas oviformis, francii. 

9. Conoclypus subeylindrieus, semiglobus, 

Clypeaster altus, gibbosus, agassizii fig. 
. Galerites castanea, rothomagensis, 
Discoidea macropyga, rotula. 

Diadema sulcatum. 

Tetragramma variolare. 

. Cidaris glandifera, clavigera. 

. Cyphosoma eribrum, milleri. 

17. Echinus melo, vulgaris, aequitubereulatus. 

Dabey eine Tabelle über das geognoftifche Vorkommen. 

Prof. J. de Notaris, Isias novum Orchideum genus. 
p- 413. 14 tab. 

Est Serapias triloba; differt perigonüi segmentis extimis 
ad basim usque partitis etc. 


12. 


720 


Unter den biftorifchen Abhandlungen ift eine von &. Cibra- 
rio Über die Feuergewehre (Selopi) im Jahr 1347. und über 
die Verfertigung derfelben in piemontefifhen Thälern. ©. 213 
bis 230. Ein Meifter im Klojterthal arbeitete mit eis 
nem Öefellen 18 Wochen lang, um 4 Sclopi aus Kupfer 
oder Bronze zu verfertigen und zwar, um große Kugeln zur 
Sean der Schloͤſſer zu fchiefen. Er brauchte dazu 
238 Pfd. Das Eonnten alfo nicht Flinten, fondern nur große 
Buͤchſen Dabey iſt auch eine Rechnung; pro pulvere 
scloporum, cum quo pulvere prohiciuntur carrelli. Die 
ältefte Nachricht, welche man von Feuergewehren hat, 1331. Am 
vollftändigften find darüber die Nachricyten gefammelt von Carlo 
Promis in feiner Abhandlung zu dem Werk Über die Archi— 
tectur von Francesco di Giorgio Martini. 

Don demfelben Cibrario ift auch ein Auffag über die mittlere 
Gefhichte von Genf. ©. 231 — 239. 


Band VII. 1845. 4. ©, 401. 8.6. 


J. de Notaris, Micromycetes italici novi vel minus 
cogniti Decas II. et IV. p. 1— 30. T. 1—6, 

Die zwey erften Decaden ftehen in Band IH. Der Verf. 
befchreibt hier und bildet nach eigenen Zeichnungen —— 
ab folgende Gattungen: 


Stictis oleae. 

Exeipula ornata. 

Sphaeria lisae, herbarum. 
Hysterium dives. 
Leptostroma hysterioides. 
Phlyetidium elypeatum. 
Sphaeronema elegans, ferox. 
Myriocephalum hederaecolum. 


Die andern Abhandlungen find chemifche, ftatiftifche, meteo- 
rologifche und electrifche. 

Sn der biftorifchen Abtheilung ift eine critiſche Abhandlung 
über bie ägpptifche Chronologie von Fr. Barucdhi. ©. 
1— 67. 

Eine andere über die Gefchichte Italiens unter Arduin v. 
8. ©. Provana. ©. 69 -- 367. 


Band VII. 1846. 4. 552. %. 3. 


®. 8. Cantu findet Brom und God im Torf. ©. LI. 

I. De Notaris,, Repertorium florae ligusticae. p. 1—90. 

Der Verfaffer führt hier 370 Gattungen von den Ranun— 
culaceen bis zu den Nutaceen mit Synonymen, Vorkommen und 
kurzen Bemerfungen. 

Aloisii Colla, Gesneriae zebrinae Illustratio t.1. p. 259. 

Ausführlich befchrieben und groß abgebildet mit Zerlegungen. 

Die Übrigen Abhandlungen find mathemathifche, phyſiſche und 
chemifche; darunter auch die Abbildung eines Militär » Kranken: 
haufes auf zwey großen Zafeln von Menabren. 


Peziza cenangium. 

Stictis panizzei. 

Hysterium mierographum. 

Microthyrium smilaeis. 

Diplodia polymorpha, seria- 
ta, mutila, profusa, taxi, 
oleae. 


Literariſcher Anzeiger. 


1849. MU. 


— — — —— ———— —— — — — — — — 
Diefer Literariſche Anzeiger wird der bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Seitſchrift „» Blätter für literariſche Unterhaltung“ 
beigelegt, und befragen die Snfertionsgebühren für die Zeile oder deren Raum 2, Nr. » 


Blatter 


für 
literariſche Unterhaltungs 


Diefe Zeitfchrift, Die fih in ihren verſchiedenen Geſtaltungen nun ſeit faſt 30 Jahren der allgemeinſten 
Theilnahme des gebildeten Publicums erfreut, wird auch im Jahre 1849 fortfahren, das wiſſenſchaftliche und 
künſtleriſche Leben, wie es ſich vorzugsweiſe in der Literatur darſtellt, zum Gegenſtande ihrer Mittheilungen 
zu machen. Sie wird hierbei ihre urſprüngliche, auf belehrende Unterhaltung und allgemeine Bildung 
gerichtete Tendenz feſthalten, jedoch in der Auswahl und Behandlung des Stoffes die Veränderungen 
eintreten laſſen, welche das Zeitbedürfniß erfodert. Sie wird, obſchon die Formen eines Recenſirinſtituts 
vermeidend, alle bedeutendern vaterländifchen fowie Die vorzüglichften ausländiſchen Literaturerzeugniffe befprechen, 
und dabei der Literatur unferer großen focialen und politifchen Fragen ganz befondere Aufmerffamkeit widmen. 
Sie wird fodann hervorragende Erfcheinungen, Richtungen, Schulen u. ſ. w. auf dem Gebiete der deutfchen wie 
der fremden Geiftesentwieelung in freien Auffäsen behandeln. Sie wird ferner in Driginalcorrefpondenzen 
überdas-literarifch-artiftifihe Leben in den bedeutendften Gentralpunften der europäifchen Cultur fowie über die 
Verhandlungen wiffenfchaftficher und Fünftferifcher Verfammlungen und Vereine berichten. Sie wird endlic) 
einen reichen Schatz von intereffanten Notizen, Miscellen u. dgl. mittheilen, die der Kunft, Wiffenfhaft und 
Literatur aller Völker angehören. Eine große Anzahl der tüchtigften fchriftftelerifchen Kräfte ift für die Ausführung 

des hier Angedeuteten gewonnen, und werden Diejenigen, welche ſich ald Mitarbeiter bei diefer Zeitfehrift noch 
8 zu betheiligen wünfchen, gebeten fi) mit der Redaction in Verbindung zu fegen. 


Die „Blätter für Kiterarifche Unterhaltung erfcheinen, wie bisher unter der verantwortlichen Nedaction 
von Heinrich Brockhaus, in wöchentlich ſechs Nummern. Der Sahrgang koſtet 12 Thlr. Literarifche 
Ankündigungen aller Art werden mit 2% Nor. für den Raum einer Zeile berechnet, befondere Anzeigen 
gegen eine Vergütung von 3 Thlen. beigelegt. 


CH Alle Buchhandlungen, Poftämter und Zeitungserpeditionen nehmen Beitellun- 
gen auf dieſe Zeitſchrift an, und find daſelbſt die erften jechs Nummern des Tanfenden 
Sahrgangs als Probe zu erhalten, 


Reipzig, im Januar 1849, $. 2. Brockhaus. 
ren. ee 
en Eine Mutter vom Lande, 
chirurgischen Anatomie * Se a 
ET Iuosetfhaonk. 
Gr. 8, Geh. 1 Thlr. 26 Negr. Gr. 12. Geh. 1Thlr. 6Ngr. 


* 


— 


über die i 


bei 


FA Brockhaus in Leipzig 


erfchienenen neuen Werke und Fortſetzungen. 


Beri bt 


m Laufe des Sahres 1848 


Analekten für Frauenkrankheiten, oder Samm- 
lung der vorzüglichsten Abhandlungen, Monographien, 
Preisschriften, Dissertationen und Notizen des In- und 
Auslandes über die Krankheiten des Weibes und über 
die Zustände der Schwangerschaft und des Wochen- 
bettes. Herausgegeben von einem Vereine praktischer 
Ärzte.. Erstes bis fünfundzwanzigstes Heft, oder exster 
bis sechster Bänd und siebenten Bandes erstes Heft. 
Gr.8. 1837-48, Jedes Heft 20 Ner. * 
Bun es Andahtsbuh für alle a 
Abende des ganzen Sahres. Im Verein mit Mehre- 
ren evangelijchen Geiftlihen Herausgegeben von Dr. ©. 
FSriederich. 8wei Bände. Gr. 8, Geheftet 3 Zhl.; 
gebunden 3 Thlr. 20 Ngr. 

Das Werk kann jedoch auch in 18 Heften zu 5 Nor. nah und nad) 

bezogen werden. Si > 
Anleitung zum zweckmäßigen Verhalten bei ber 
Cholera, . Nebft Anhang: Die Heilung der Cholera nad 
omöopathifhen Grundfägen. Gr. 8. Geh. 4 Ngr. 

us den Papieren einer Verborgenen. Erfter und 
aweiter Theil. Gr. 12. 1847—48. Geh. 4 She. 
Beriht vom Jahre 1847 an die Mitglieder der 
Deutfchen Gefellfhaft zu Grforſchung vaterländi⸗ 
ſcher Sprache und Alterthümer in Leipzig. Der: 
ausgegeben von dem erſten Gejchäftöführer der Geſell— 
fHaft Dr. 8. A. Espe. Gr. $. Geh. 12 Nur. 

Die Berichte der Zahre 1835 —46 haben denfelben Preis. 
Ausgewählte Bibliothek der Clafjifer des Aus— 
Vandes. Mit biographifcp-literarifchen Einleitungen. Erfter 


bis fiebenundfechszigfter Band. Gr.12. 1841—48. Geh. 

Die, erfihienenen Bände diefer Sammlung find unter befonbern Ti⸗ 
teln einzeln zu erhalten: 

‚U, Bremer, Die Nachbarn. Sterie Auflage. 20 Nar. — 
11. Gomes, Sonız de Caftro, überſetzt von Wittich. 20 Nor. — 
Iv. Dante, Das neue Leben, überjept von Förfter. 20 Nor. — 
V. Bremer, Die Töchler des Prafidenten. WVierte Auflage. 
10 Nar. — VI. VI. Bremer, Nina, Dritte Auflage. 20 Nor. 
— VI. IX. Bremer, Das Paus. Vierte Auflage. 20 Nor. — 
X. Bremer, Die DYamilie 9. Zweite Auflage. 10 Ngr. — XI. 
Bi d'Exiles, Gefhichte der Manon Lescaut, überſetzt von 
Bülow. 0, Nr. — X. XI. Dante, Lyxiſche, Gedichte, ber: 
fest und erklärt von Nannegieper und Witte. Zweite Auflage. 
2. Thlr. NIT. — XIV. Taſſoni, Der geraubte Eimer, übexſetzt von 
Kris. 1X. 9 Nar. — XV. Bremer, Kleinere Erzählungen. 
10 Ngr.— XVI. Bremer, Streit und Friede. Dritte Auflage. 
10Nar. — XVU. Voltaire, Die Henriade, überfest von Shröder. 
1 Thir. — XVII. Guftav AII., Schaufpiele, uberfest von ichel. 
LIhle, 6 Nar. — XSioberg (Vitalis), Gedichte, überfest von 
Kannegießer. % Nor. —XX—XXU. Boreaceio, DasDelamez 
ron, überfegt von Witte. Zweite Auflage. 2 Shlr. 15 Nor. — 
XXIU—XXV. Daute, Die göttliche Komödie, überfeßt von Kanne 
en -Bierte Auflage. 2 Zhle. IH NIT. — AXVI Eeleftina. 

ine Bramdtifche Novelle. Aus dem Spanifchen überfeßt von Bü— 
Low. 1 Thle 6 Nor. — XXVIL NXVII. Somadenn Bhatta’s 
Märhenfammlung, überfegt von Brodhaus. 1 Zhlr. 18 Nar. — 
X AXX. Bremer, Ein Tagebud), 20 Not. — AXXIL XXXI., 
Taſſo, Lyriſche Gedichte, Überfest, von Börfter. Zweite Auflage. 
1 Ihle. 15 Nor. — IXXII. Hitopadefn, Aus dem Ganefrit 
überfest von Müller. 20 Nor. — XXXIV. XXXV. Sudifche 
Gedichte. In deutſchen — Hoefer Ahlx.— 
XXXVI— XXXVII. Ealderon, Schauſpiele, überſetzt von Mar: 
tin. 3 The. — XXXIX, XL. Bante’s profaifche Schriften. Mit 
Ausnahme der Vita nuova, Ueberfest von Kannegieher. 2 Thlr. — 
XLI. XLI. Bremer, Sn Dalckarlien. 20 Nor. — KLII— LI. 
Sue, Der ewige Tube, 3 Thle. 10 Nor. — LIV. LV. Machiavelli’s 
Slorentinifhe Gefhichten, überfest von Neumont. 3 Th. — 


Auflage. 


1; 


9 


10. 
II. 


124 
13. 


14. 


Bilderſaal. 


LVI. Sadi's Roſengarten, über von Graf, = 
LVU. PR —— der een be HERE Bon 
Heine 20 Ngr. — LVIM. LIX, Zaffo, Das, befreite Serufalem, 
überfest von Stredfufß. Vierte Auflage. 1Thlr. — LX—LXU, 
StaEel, Delphine. Smweite Auflage. 2 Shle. — LXIM, $o8eofo, 
Lepte Briefe des Tacopo Dreis,. Uberfeht von Lautfch. Zmeite 
en Benno BB N ee. a ran Den er Ixv 
EXVIL Bremer, Sefftoifterleben, 1 &hle * 
Syſtematiſcher Bilder Atlas zum Converſations 
Lexikon. — Ikonographiſche Eneyklopädie der Wif- 
ſenſchaften und Künfte. — 500 in Stahl geſtochene 
Blätter in Quart mit Darſtellungen aus ſämmtlichen Na— 
turwiſſenſchaften, aus der Geographie, der Völkerkunde 
des Alterthums, des Mittelalters und der Gegenwart, dem 
Kriegs- und Seeweſen, der Denkmale der Baukunft aller 
Zeiten und Völker, der Religion und Mothologie des 
claſſiſchen und nichtelaffiichen Alterthums, der zeichnenden 
und bildenden Künfte, der allgemeinen Technologie ꝛc. 
Nebft einem erläufernden Tert. ntworfen und heraus: 
gegeben von 3. ©. Hed, Vollſtändig in 120 Lieferun- 
gen. Erfte bis hundertundzehnte Kieferung- Gr. 4. „1844 
— 48. Jede Lieferung 6 Ngr. P 
r Darſtellungen aus den Gebieten der Kunſt, 
der Wiſſenſchaft und des Lebens. Erſtes bis viertes Heft. 
(Nr. 1— 902.) Großfolio. 184748, Jedes Heft 16 Ngr. 
Ein reicher Katalog der im Beſitze der Verlagshandlung befindligen 
Holzichnitte, von denen zu dabei bemerkten Preifen Abtlatſche zu 


baben find. „ — { 

Blätter für Literarifche Unterhaltung. Herausgeber: 
Heinrich Brockhaus. Sahrgang 1848. Zäglid eine 
Nummer. Gr. 4. 12 Thlr. 


Möchentlich werden ſechs Nummern ausgegeben. Es gehört zu diefer 
Zeitfchrift ein Literariſcher Anzeiger, und die Snjertionsger 
bübren betragen für die Zeile oder deren Raum 21% Nar.; bejon= 
dere Beilagen u. dgl. werden gegen Vergütung von 3 Tihlen. beiz 
gelegt oder beigeheftet. 

Bremer (Trederife), Nina. Aus dem Schwedifchen. 
Dritte Auflage. Zwei Theile, Gr. 12. Geh. WNIr. 


: =, Geſchwiſterleben. Aus dem 
Schwediſchen. Drei Theile. Gr.12. Geh. 1 Shle. 

Die vollftändige Ausgabe von Frederike Bremer’ Schriften bes 
fteht aus 17 Theilen und oftet 5 Thle. 20 Nar. ; unter befondern Ziteln 
werden ebenfalls einzeln, jeder Theil zu 10 Ngr., erlaffen: 

Die Nachbarn. Vierte Auflage. Zwei Theile. 

Die Töchter des Präjidenten. Vierte Auflage, 

Das Haus. Vierte Auflage. 8wei Theile, 

Die Familie 9. Zweite Auflage. 
Kleinere Erzählungen, 

Streit und Sriede, Dritte Auflage. 
Ein Tagebuch, Zwei Theile, — 
In Dalekarlien. 3wei Theile. ie 


Carneri (B.), Gedihte. 8. Geh. 1 Ihr. 10 Ngr. 
Earus (8. G), Spftem der Phyfiologie. 8weite, 
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Theilen. Erxftes bis fechstes Heft. Gr. 8. 1847—48. 


Preis eines Heftes 1 Thle. 
Der. erſte Theil ift mit dem vierten Hefte geſchloſſen. 


Das Chloroform in seinen Wirkungen auf 
Menschen und Thiere. Nach — eige- 
nen Erfahrungen bearbeitet von A. Martin und L. 
Binswanger. Gr. 8. Geh. 28 Ner. 


1. 


16. 


17. 


18. 


20. 


21. Entwurf des deutſchen Reichsgrundgeſetzes. 


Rand. 


Eonverfations-Rerikon. — Allgemeine deutſche Neal- 
Enchklopabie für die gebildeten Stände. — Neunte, 
verbefferte und fehr vermehrte Driginalauflage. Neue 
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fe Seh) — A g 2 Thaler, es kann aber auch in be⸗ 

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liebiaen 5 Ban eh — Preife von 1 Thlr. 10 Ngr., 
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in 240 Lieferungen zu dem Preife von 21, Nor. 

nach und nach bezogen werden. 5 

F>_Xeltere Auflagen des Converfations -Lerikon werden 
bei Abnahme eines Gremplars der neunten Auflage zu dem 
Preiſe von 12 Thlen. angenommen, und diefer Betrag wird in werth= 
vollen Büchern geliefert. Der zu biefem Behufe bejonders ge— 
druckte Katalog ift durch alle Buchhandlungen zu beziehen, 
Dieffenbach (3. F.), Die operative Chirurgie. 
Zwei Bände. Gr. 8, 1844—48. Geh. 12 Thlr. 

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Sieterichs (S. F. ©.), Handbuch der gefammten 
rt für Sandwirthe. Gr.8. Geh. 1Thlr. 


21 Rear. 
Bandimirtbfehaftlice Dorfzeitung. Unter Mitwirkung 


einer Geſellſchaft RER Kand-, Haus und Forftwirthe 
herausgegeben von William Löbe, Mit einem Beiblatt: 
Gemeinnüsiges Unterhaltungsblatt für Stadt und 
Neunter Jahrgang... 52 Nummern. 4. 20. Ngr. 


Es erfcheint woöchentlihd 1 Bogen. Snfertionsgebühren für 


den Raum einer Zeile ENgr.; befondere Beilagen u. dgl. wer— 


19. 


den gegen Vergütung von %, Thle. für das Taufend beigelegt. 
Encyklopälie der medicinischen Wissenschaf- 
ten. Methodisch bearbeitet von einem Vereine von 
Ärzten, unter Redaction des Dr. A. Moser. Erste 
bis vierte Abtheilung, erster Band. 
Geh. 14 Thlr. A —* 
Die bis jetzt erſchienenen Abtheilungen enthalten: . 
I. Handbuch der topographischen Anotomie. Von 
Dr. L. Roehmann. 3 Thir. 
I. Mandbuch der speciellen Pathologie und 
Therapie. Von Dr, L. Posner. Drei Bände. 7 Thlr, 
Der erste Band umfasst die acuten Krankheiten (2 Thlr.); der 
zweite und dritte Band die chronischen Krankheiten (5 Thlr.). 
ill. Die medicinische Diagnostik und Semiotik. 
Von.Dr. A. Moser. 2 Thir. : 
IV. 1. Geschichte der Medicin. Von Dr. E. Morwitz. 
Eıster Band, 2 Thir. 
Allgemeine Eneyklopädie der Wiffenfhaften und 
Künſte in. alphabetifcher Folge von genannten Schrift- 
ftelleen bearbeitet und berausgegeben von J. ©. Erſch 
und 3. ©. Gruber. Mit Kupfern und Karten. Gr. 4. 
Cart. Pränumerationspreis für den Theil auf Drud- 
papier 3 Thlr. 25 Ngr., auf Belinpapier I Thlr. 
Crfte Sertlon., Herausgegeben ‚von S. ©. Gruber. Sieben— 
undvierzigfter und adtundvierzigiter Theil. (Foruli—Freiburg.) 
Dritte Section Herausgegeben von M. 9. Meyer. Bier: 
undzwanzigſter Theil. (Philosophie —Phokylides.) 


37 Frübern Subferibenten auf die Allgemeine Eneyklopãdie. 

welchen eine größere Reihe von Theilen fehlt, ſowie Solchen, 
die ald Abonnenten neu eintreten wollen, werden die den An- 
kauf erleichternditen Bedingungen zugejichert. 


Bon 
den XVII Männern des öffentlichen Vertrauens bearbeitet 
und am 26. April der Bundesverfammlung übergeben. 
Sr. 8. Geh. 2 Ngr- 


22. Fessler (J. A.), Die Geschichten der Ungern 


— 


„ten. Erstes bis sechszehntes Heft. 


und ihrer Landsassen. 
und Plänen. 


Zehn Bände. Mit Karten 
Neue Ausgabe in 40 monatlichen Hef- 
Gr.8. 1847—48. 
Preis eines Heftes 10 Ner. 


Bollftändige Exemplare des Werks Tönnen fortwährend zu dem 
Preife von 13 Thlr. 10. Ngr, geliefert werden. 


23. Die Gegenwart. Eine encyElopädifche Darftellung der 


neueften Zeitgefhichte für alle Stände. (Ein Supplement 
zu allen Ausgaben des Converſations-Lexikon, fowie eine 
Neue Folge des Converſations-Lexikon der Gegenwart.) 
Sn Heften. Erftes bis vierzehntes Heft, oder erfter Band 


Gr. 12. 1844—48. 


24. 


25. 


26. 


28, 


29. 


30. 


31. 


2. Hübner (J.), 


und zweiten Bandes erftes und zweites Heft. Gr. 8. 
Sa SE — Heft 

ES) erfcheint in Heften zu 5 Nar., d ölf ei 
Hilden; monate werden 2—3 Eike HER und 
rot ER ges a a ED BRAES — Ngr. 

An n auf ben 
abgedrudt BR ker Raum einer Zeile re og] 
Giebel (E. G.), Fauna der Vorwelt, mit fteter Be- 
tücfichtigung der lebenden Thiere. Monographiſch dar— 
geſtellt. In vier Bänden. Erſter Band: Wirbelthiere. 
Gr. 8. 1847—48. Geh. 5 Thlr. 18 Nor. 


Der erſte Band beſteht aus folgenden drei Abtheilungen: 


T, Die Säugethiere der Vorwelt. 1 Thlr. 18 Nar. 

11. Die Vögel und Amphibien der Vorwelt. 1 Thlr. 10 Nar, 

Il. Die diſche der Vorwelt. 2 Thlr. 20 Nogr.. 

Der zweite Band wird die Gliederthiere, der dritte und vierte 

Band ‚die Bauchthiere behandeln. Jede Abtheilung bilder ein in 
ſich abgefchloffenes Ganzes. 
Günsburg (F.), Studien zur speciellen Patho- 
logie. Zwei Bände. — A. u. d. T.: Die patholo- 
gische Gewebelehre. ZweiBände. Mit 5 lithographir- 
ten Tafeln. Gr.8. Geh. 1845—47. 4 Thlr. 

Seder Band unter befonderm Zitel: 

1, Die Krankheitsproducte nach ihrer Entwickelung, Zusammen- 
setzung und Lagerung in den ‚Geweben des menschlichen Kör- 
pers. Mit 3 Tafeln. 1845. 1 'Thlr. 15 Ngr. 

II. Die krankhaften Formveränderungen in den Geweben und Or- 


ganen des menschlichen Körpers. Grundriss der pathologischen 
Entwickelungsgeschichte, Mit 2 Tafeln. 1848. g ihr. 15 Ngr, 


Gulat und Dſchadra. Gemälde aus Ziherkeffien in 
vier Gefängen von Hugo vom Meer. 8. Geh. 1Lhlr. 


. Guy von Waleis der Ritter mit dem Rade, von Wirnt 


von Gravenberg. Ueberfegt von Wolf Grafen von 
Baudiffin, Gr. 12. Geh. 1 Thle. 15 Nor. 

Das Heer von Innerdftreih unter den Befehlen 
des Erzherzogs Johann im Kriege von 1809 in Sta- 
lien, Tyrol und Ungarn. Durchgehends aus officiellen 
Quellen, ‚aus. den erlaffenen Befehlen, DOperationsjour- 
nalenac. Zweite, durchaus umgearbeitete und fehr ver: 
mehrte Auflage. Gr. 8. Geh. 3 Thlr. 

Von dem Berfaffer (Joſ. v. Sormayr) erſchien ebendafelbft: 


Das Land Tyrol und der Tyrolerkrieg von 1809, — X. u.d.2.: 
Geſchichte Andreas Hofer’s, Sandwirths aus Paſſeyr, Dberanfühz 
rers der Tiroler im Kriege von 1809. Durkgehends aus Driginals 
papieren, aus den militateifhen Dperationsplanen, ſowie aus den 
Papieren des Freiherrn von Hormahr, Hofer’s, Speckbacher's 2c. 2c. 

weite, durchaus umgearbeitete und fehr vermehrte Auflage. Zwei 
Theile. Gr. 8. Geh. 1845. 4 Thlr. 12 Nor. 


Heidler (K. J.), Die epidemische Cholera; 
ein neuer Versuch über ihre Ursache, Natur und Be- 
handlung, ihre Schutzmittel und die Furcht ‚vor der- 
selben. In zwei Abtheilungen, Gr. 8. Geh. 2 Thlr. 
Heinfins (W.), Allgemeines Bücher : Lerifon ꝛc. 
Neunter Band, welder Die von 1835 bis Ende 1841 
erfchienenen Bücher und die Berihtigungen früherer Er- 
fheinungen enthält. Herausgegeben von O. A. Schulz. 
Sn Lieferungen zu 10 Bogen. Erfte bis dreizehnte Lieferung. 
(A— Weigel.) Gr. 4. 1847—48. Sede Lieferung auf 
Drudpapier 25 Ngr., auf Schreibpapier 1 Thlr. 6 Nor. 
— — —  ———, Sehnter Band, 
welcher die von 1842 bis Ende 1846 erfchienenen Bücher 
und die Berichtigungen früherer Erfcheinungen enthält. 
Herausgegeben von A. Schiller. In Lieferungen zu 10 
Bogen. Erſte bis achte Lieferung. ((A—Perty.) Gr. 4. 
1347—48. Jede Lieferung auf Drudpapier 25 Ngr., 
auf Schreibpapier 1 Thlr. 6 Ngr. 

Bon frühern Bänden von Heinfius' ,, Bücher - Lerifon ’ 
werben jowol vollftändige Eremplare als auch einzelne Bände 
zur Eompletirung zu dem billigiten Bedingungen erlaffen. 
Zwei-Mal zweiundfunfzig auser- 
lefene biblifhe SHiftorien aus dem Alten und Neuen 
Zeftamente, zum Beften der Jugend abgefaßt. Aufs neue 
durchgefehen und für unfere Seit angemeffen verbeffert von 

. Sth. Lindner. Die hundertundfünfte der alten, 
oder Die ſech ste der neuen vermehrten und ganz um: 
gearbeiteten und verbefferten Auflage, Gr. 8. 10 Ngr. 


f) 


40. 


. Humboldt8 (W. von) Briefe an eine Freundin. 


Zweite unveränderte Auflage. Zwei Theile. Mit einem 
Facjimile. Gr. 8. Geh. 4Thlr. 12 Nor. 


. Zefter (F. E.), Heber die fleine Jagd, zum Ge: 


brauch angehender Säger und Jagdliebhaber. Dritte 
Auflage: Bearbeitet und herausgegeben von C. 9. €. 
Freiheren von Berg. Zwei Bände. Mit Lithographien 
und in den Zert eingebrudten Holzſchnitten. Gr. 8. 
Geh. 3 Thlr. 6 Nor. ‘ 

Das Werk ift auch in 6 Heften zu 16 Nor. zu bejiehen. 

In demfelben Verlage ift auch erfhienen und zu herabgefegtem 
Preiſe fortwährend zu haben: 


Döbel (H. W.), Neueröffnete Sägerpractifa, Vierte, zeitgemäß 
umgearbeitete Auflage. Drei Therle. Mit Abbildungen, Plänen und 
Vignetten. Gr. 4. 18%. 10Thlr, Herabgefegter Preis 4 Thlr. 


Winckell (G. F. D. aus dem), Handbuch für Jäger, Jagdbe- 
rechtigte und Sagdliebhaber. Zweite, vermehrte und ganz neu 
umgearbeitete Auflage, Drei Theile. Mit Abbildungen. Gr. 8. 
15%. 11 Thlr. Serabgeſetzter Preis 5 Thlr, 

Iſis. Encyklopaͤdiſche Zeitfhrift, vorzüglich für Natur- 

geſchichte, vergleichende Anatomie und Phyfiologie von Oken. 

12 Hefte. Mit Kupfern. Sahrgang 1848. Gr. 4. 8 Thlr. 

Der Leuenmord in Luzern. Befonderer Abdruck aus 

dem Werke „Der neue Pitaval”. Gr. 12. Geh. .20Ngr. 

Neue Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung. 

Im Auftrage der Universität zu Jena redigirt vom Geh. 

Hofrath Prof.-Dr. F. Hand, als Geschäftsführer; Hot- 

rath Dr. G. E. Fein, Prof. Dr. H. Häser, Geh, Hof- 

rath Dr. E. Reinhold, Prof. Dr. A. F. H. Schau- 
mann, Prof. Dr. M. J. Schleiden, Prof. Dr. ©. 

Schlömilch, Prof. Dr. E. Schmid, Geh. Kirchenrath 

Dr. K. E. Schwarz, als Specialredactoren. Sieben- 

ter Jahrgang. 312 Nummern. Gr. 4. 12 Thlr, 


Neuhof (Lebrecht), Gedichte, 3. Geh. 20 Nor. 


. Oertel (F. M.), Das Jahr 1847. Zweiter Nach- 


trag zu den Genealogischen Tafeln des 19. Jahrhun- 
derts, Quer 8. Geh. 12 Negr. 
Das Hauptwerk führt den Titel: 

Genealogische Tafeln zur Staatengeschichte der 
ermanischen und slawischen Wölker im 19. 
ahrhundert. Nebst einer genealogisch - statistischen Ein- 

leitung. Neue Ausgabe. Mit einem bis Ende 1846 fortgeführ- 
ten Nachtrage. 1847, Quer 8. Cart, 1 Thlr. 15 Ngr, 


Für die Beſitzer der erften Ausgabe hieraus einzeln : 
Die Jahre 1845 und 1846. Erster Nachtrag zu den Ge- 
nealogischen Tafeln des 19, Jahrhunderts. Quer8. 1847. 16Ngr, 
Palmblad (F- W.), Aurora Königemark und ihre 
Verwandten. Zeitbilder aus dem 17. und 18. Sahts 


hundert. Aus dem Schwebifhen. Erſter und weiter 
Theil. Gr. 12, Geh. 3Thir. ; 
Früher erfchien bereits chendafelbit: 


Cramer (8. M. ©.), Denfwürdigfeiten der Grä Raria 
Aurora Königsmart und ber Königemark'ihen lie, 


Nach bisher unbekannten Quellen. ZweiıBände, Gr. 8. 1836. 3 Xhlr. 
41. Pfeiffer (L.), Monographia Heliccorum vi- 
ventium. Sistens descriptiones systematicas et eriticas 
omnium hujus familiae generum et specierum hodie 
cognitarum. "Zwei Bände. Gr. 8. Geh. 9 Thlr. 10 Ngr. 

Das Werk ift auch in 7 Heften zu 1 Ehlr. 10 Ngr. zu beziehen. 

42. Das Pfennig- Magazin für Belehrung und Unter 
haltung. Neue Folge. Sechster Jahrgang. 52 Nums 
mern. Mit vielen Abbildungen. Schmal gr. 4. 2 Thlr. 

In das Pfennig-Magazin werden Anzeigen aller Art aufgenomz 
men und bie Snjertionsgebühren betragen für den Raum einer 
Zeile 3 Ngrz befondere Beilagen u. dgl. werden gegen Vergü— 
tung von Thlr. für das Zaufend beigelegt. 

Der erfte bis zehnte Sahrgang des Pfennig- Magazin Eoftet zu= 
fammengenommen jtatt 19 Thlr. 15 Ngr. im Herabgejepten Preife 
nur 10 Thlr.; ber erite bis fünfte Sahrgang 5 Thlr., der feste bis 
zehnte Jahrgang 5 Thlr., einzelne Sahrgänge 1 Zhle.. 10. När. Der 
Neuen Solge erfter bis fünfter Sahrgang (1843—47) koften jeder. 2 Thlr. 

Ebenfalls im Preife Herabgefesgt jind-folgende Schriften: 
Pfennig: Magazin für Kinder. Fünf Bände. Früher 

9 Thlr. Jetzt 2 Ihe. 15 Nzr. Einzelne Sahr- 

gänge 20 Ngr. 

Sonntags: Magazin. Drei Bände. Früher 6 Thlr. 

Jetzt 2 Ihe. i - 
ah Ein Band. Früher 2Thlr. Jetzt 

20 Nor. * 

re Bünde zufammengenommen nur 2 Thlr, 

43. Der neue Pitaval. Eine Sammlung der intereffante: 
ften Eriminalgefchichten aller Länder aus älterer und neuerer 
Zeit. Herausgegeben von 3. E. Hisig und W. Haring 
28! Aleris). Dreizehnter Theik Neue Folge. Erfter 
Theil. Gr. 12. Geh. 2 She. 

Die erfte Folge befteht aus 12 heilen, die 1842—47 erihienen find; 


* ee foftet 1 Thle. 24 Ngr., der zweite bis zwölfte Theil 

jeder 2 = 5 — 

44. Prescott (W. S.), Geſchichte der Eroberung von 
Peru. Mit einer einleitenden Ueberſicht des Bildungs— 
zuſtandes unter den Inkas. Aus dem Engliſchen überſetzt. 
Zwei Bände. Mit einer Karte von Peru. Gr.8. Geh. 5Thle. 

Von W. H. Prescott erſchien bereits in bemfelben Verlage: 
Geſchichte Ferdinand's und Iſabellas ber Katholifchen von 


ee dem Englijchen überfest, Zwei Bande. Gr. 8, 

43. X 

Geſchichte der Eroberung von Mexico mit einer einleitenden Ueber— 
ficht des frühern mexicaniſchen Bildungszuftandes und, dem Leben des 
Groberers Hernando Gortez. Aus dem Gnglifhen überſezt. Zwei 
Bände. Mir 2 lithographirten Tafeln. Sr. 8. 1845. 6 Zhlr, 


(Der Beſchluß folgt.) 


Bei Julius Bädeker in Elberfeld und Iferlohn er: | Auch für 1849 erſcheint im Verlage von Brockhaus & 
fhienen foeben und find in allen Buchhandlungen zu haben: 


Gedichte 


von 
Henriette Doapvidis, 
Zweite Auflage. Eleg. geh. 1Thlr. 


Märzgefange, 
Fünfundzwanzig Zeitgedicte 
von 
Mdolf Schults. 4 


Elegant cartonnirt. 1 Thlr. 


Lieder 
ans Wiseoanfin 


von 


Adolf Schults, 
Elegant cartonnirt. 12 Sur. 


Avenarius in Leipzig: 


Iluftrirte Beitung für die Iugend. Herausgegeben 
von J. Hell, Vierter Jahrgang. 52 Nummern, 
jede von einem Bogen mit vielen Sluftrationen. Preis 
des Quartals 15 Nor. 

Die erfte Nummer ift bereits ausgegeben und au 
er duch alle Buchhandlungen und Poſtämter 
zu beziehen. 

Seder der frühern —— koſtet ſauber geheftet 
2 Thlr., elegant gebunden 2 Thlr. 8 Ngr. 


Durch ale Buchhandlungen iſt von F. Mr Brodhausin 

Te a 

Taylor (Henry), Philipp van Artevelde. 
Ein dramatifches Gedicht in fünf Acten. Aus dem 
Englifchen überfegt von Adolf Heimann. 8. Geh, 
1. Zhle. 10 Near. 


Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig. 


Anisarthron De). 
barbatipes Gistel. 12 

Obrüdae Gistel. 

Aphelocera Gistel. 


vini Panz. 24 
Obrium Meg. 
- . brunneum 18 


Stenopteridae Gistel. 
Stenopterus I1lig. 
. .rufus Lin. 18 
Molorchidae Gistel. 
Molorchus Fabr. 
major Lin. 24 
minor Lin. 12 
umbellatarum Lin. 12 
Lamiadae Gist. 
Lamiadae Gistel. 
aedilis Lin. 12 
atomaria 20 
affinis Westerh. 30 
nebulosa Scop. 36 
Leiopus Serv. — 
nebulosus Lin. 10 
punetulatus Pay k.12 
Exocentrus Meg. 
balteatus Lin. 12 
Pogonocerus Gistel. 
fascieularis Panz. 6 


hispidus 15 
pilosus- 8 
ovalis Gmel. 15 


Monohammidae Gist. 
Monohammus Meg. 


okenianus Gist. 120 
sartor Fab. 24 
sutor Lin. 18 


pellio Germ. 30 
affinis Gistel. 60 
Pachystolaeidae Gist. 
Pachystola_ D ej. 
textor Lin. 10 
Mesosaeidae Gistel. 
Mesosa Meg. 
curculionoides Lin. 48 
nebulosa Lin. 36 
Dorcadionisidae Gist. 
Dorcadion Dalm. 
fuliginator Lin. 12 
var. nigrum Gist. 15 
var. trifasciatum Gist. 
15 
Saperdaeidae Gistel. 
Anaesthetis De). 
testacea 6 
Saperda Fabr. 
cascharias Lin. 24 


scalaris Lin. 18 
tremula 21 
populnea Lin. 8 
Stenostola De. 
nigripes 12 
Anaetia De). 
praeusta Lin. 4 
Oberea Meg. 
oculata Lin. 24 
pupillata Schö. 24 
linearis Lin. 15 
erythrocephala 12 
Phytoecia De;j. 
affinis Pan. 24 
ephippium 15 
virescens 8 
ferrea 12 


Segmentaria Gistel. 
cardui 15 
marginella 24 

Rhagiidae Gistel. 

Ragium Fabr. 


mordax 10 
inquisitor 8 
indagator 8 
var, minutum 10 
bifasciatum 18 


Rhaimnusium Meg. 
salicis 
sanguineum Gist. 30 
Endemus Gistel, 


dispar-Schn. 30 
noctis Lin. 18 
meridianus 12 
var. chrysogaster Ol. 
humeralis 21 


Pachyta Megerle. 
4-maeculata Lin. 12 


8- maculata 9 
strigilata 12 
virginea Lin. 6 
collaris Lin. 4 


Lepturaeidae Gistel. 
Strangalia Ser v. 


arcuata Pan. 48 
attenuata Lin. 12 
armata Schö. 6 


Stenura Dejean. 
quadrifasciata Lin. 15 


pubescens 15 
var. auriflua Meg. 18 
revestita Lin. 30 
atra 12 
nigra Lin. 4 
melanura 4 


btfasciata Schrk. 6 
Leptura Fabr. 
rubro-testacea Ill. 15 


scutellata 15 
hastata 24 
tomentosa 12 
eincta 12 
sanguinolenta Lin. 15 
maculicornis 12 
livida 6 
fabrieii Gist. 8 
rufipes 12 
Grammoptera Serv. 
laevis 6 
lucida 6 
4-guttata 15 
v.femorata Dahl. 18 
holosericea 21 
varians Meg. 12 
ruficornis 8 
praeusta 185 


Phytocantharina. 
Donneiaeidae Gist. 
Donacia Fabr. 

dentata Hop. 12 
eincta G erm. 24 
dentipes 6 
sparganü Ahr. 12 
lemnae . 6 


sagittariae 8 
var. collaris Pan. 10 
obscura Gyl. 12 


brevicomis Ahr. 12 
impressa @yl. 20 
thalassina Germ. 12 


nympheae 6 
var. micans Pan. 4 
var. festucae Pan. 6 
violacea 
jenisonii Gistel. 10 
caeruleaZschach. 12 


an 


discolor Hop. 6 
var. aenea Gist. 8 
affınis K un. 12 
nigra 12 
menganthidis 12 
linearis Hop. 6 


typhae Brahm. 6 
malinoskyi Ahr. 30 
simplex 8 
fennica Payk. 18 
tomentosa Illig. 12 


hydrocharidis 10 


Haemonia Meg. 
equiseti 24 
Megalopidae Gistel. 
Orsodachna Latr. 
cerasi 8 
var. fulvicollis Pay. 8 
glabrata 8 
Syneta Eschs. 
betulae 
Auchenia Thunb,. 
subspinosa 10 
scutellaris Suffr. 10 
flavicollis Marsh. 10 
melanocephala Bon. 
10 
Criocerisidae Gistel. 
Crioceris Geaffr. p. p. 


merdigera Lin. 4 
brunnea 10 
12 - punctata 6 
5- punctata 15 
Anthurga Gistel. 
asparagi Lin. 6 
eampestris Lin. 8 
melanopa Lin. 6 
cyanella Lin. 4 
atra Gist. 6 


Gallerucaeidae Gist. 
Adimonia Laichart. 
tanaceti Lin. 
rustica 
var. limbata Zieg. 
haematidea ? Aud. 
sanguinea 
capreae Lin. 
Galleruca Geoffr. 
viburni Payk. 
nymphaeae Lin. 
lineola 
Iythri Gy. 12 
tenella Lin, 12 
halensis Lin. 10 
Agelastica Chevro. 
alni Lin. 10 
Phyllobrotica Chevro. 
4-maculata Lin. 12 
adusta Creu. 12 
Luperidae &istel. 
Luperus Geoffr. 
rufipes; 
pinicola And. 
suturalis D ej. 1 
Halticaeidae Gistel. 
Graptodera Chevro. 
azurea Kno. 6 


DR END 


nn 


oleracea Lin. 3 
var. erucae 4 
mercurialis 10 


Crepidodera Cheovro. 


exoleta Lin. 4 
rufipes Lin. 3 
femorata Gyl. 4 
nitidula Lin. 4 
helxines 4 
modecri 8 
pubescens E.H. 9 
Haltica Gistel. 
armoraciae 6 
brassicae 4 
“ var. 4-pustulata 10 
sinuata Gist. 12 
flexuosa E. H. 6 


var. nasturti Pan. 6 
consubrina Schüp. 
nemorum Lin. 
antennata E. H. 
melaena Ill. 
obseurella 111. 
atra 
lepidii E. H. 
Aphthona Chevro, 
cyparissiae E. H. 
lutescens G yl. 
euphorbiae 
caerulea Payk. 
rubi 
tarda Märk. 
salicariae Pay. 
ventralis Ill. 
Teinodactyla Chevro. 
echii Ent. H. 6 
anchusae Payk. 6 
apicalis Beck. 12 


SS D9m©n 


annn9rnann 


holsatica Lin. 6 
4 - pustulata 10 
dorsalis 


7 
sisymbrii 6 
verbasci Panz. 4 
melanocephala G y1. 6 
tabida 9 
seutellata Gist. 7 
atricilla 4 
pratensis Panz. 6 
parvula Payk. 4 
Dibolia Latr. 
eynoglossi E. H. 10 
oceultans E. H. 12 
Psylliodes Latr. 
 dulcamarae BE. H. 6 
hyoscyami 4 
eyanoptera 111. 7 
ehrysocephala Lin. 8 
napi 6 
nigrocyanea? Stu. 6 
rapae Ill. 6 
euprea E. H. 6 
attenuala E. H. 6 
serpylli Kno. 6 
eucullata Hl. 6 
Plectroscelis Chevro. 
semicaerulea E. H. 6 
dentipes E. H. 7 
aridella Payk. 4 
Balanomorpha Ch evro. 
rustica Lin. 12 
chrysanthemi E. H. 12 
Apteropeda Chevro. 
hederae III. 9 


(Sortfegung folgt auf dem Umfchlag zu Heft X.) 


globosa P.anz. 9 
muscorum E. H. 10 
Podagrica Chevro. 
fuseicornis Lin. 6 
fuscipes 6 
malvae Ill. 6 
Argopus Fisch, 
testaceus 15 
Eleiaeidae Gistel. 
Timarcha M eg. 
laevigata Lin. 40 


coriaria 8 

metallica 18 
Bleia Gistel. 

boica Gist. 24 

aerea Meg. 30 


haemoptera Lin. 6 
vulgatissima Schr. 6 
sanguinolenta Lin. 4 


limbata 6 
marginata Lin. 12 
analis Lin. 12 
lamina 12 


geminata Payk. 12 
fucata 6 


varians 7 
fulgida 15 
v. aurolimbata Bess. 

12 
graminis 12 
fastuosa Lin. 6 
violacea 4 
mista Zieg. 12 
cerealis Lin. 6 
var. ericae Dhl. 10 
staphylaea Lin. + 
polita Lin. 6 
lurida 12 


Oreina Chevro. 
senecionis And. 12 
Gymnota Gistel. 


populi Lin. 4 
tremulae 4 
cuprea 12 
aeneı Liu. 6 
lapponica Lin. 21 
20-punctata 12 
collaris Fab. 12 


var. collaris Lin. 15 
Entomoscelis Chevro. 
adonidis 24 
Gonioctena Chavro. 
10 - punctata Lin. 4 
var. rufipes Pay. 
var. baaderi Pan. 6. 
v. nigripes Pacr. 6 
viminalis Lin. 6 
var. tibialis Meg. 8 
var. haemorrhoidalis 
Lin. 8 
affınis Schönh. 6 
pallida Lin. 4 
Anblis Gistel. 


litura 12 
var. flavicans 12 
Plagiodera Chevro. 
armoraciae Lin. 6 
Gastrophysa Chevro. 
polygoni Lin. 6 
raphani 12 
Phratora, Chevro. 
vitellinae Lin. 4 


var. vulgatissima Di. 


Innhalt der Iſis 1848. Heft IN. 


Zeller, über die nadthornigen Phyeideen II. 
Trachonitis, Alispa , Cryptoblabes. 
Glyptoteles,, Eccopisa, Nyctegretis. 

651. Myelois — Zophodia, Bradyrrhoa, Megasis. 


686. Asarta (Chionea), Eucarphia 

691. Bücher von 3. M. Ziegler, Bobrif, Heeger, Zaddach, 
Dwen, Bronn, Gould, Sturm, Zetteritedt, Schön: 
herr, Pfeifer. 

697. Auszug aus Eontarini’s Actinien. 


701. Gene, über die Paarung und die Gefchlechtstheile der Zecken, 


Seite 
704. 


709. 


713. 
715. 


Bücher: Linnaea entomologica IM., Nylanvder, Tengs 
ftröm, Giebel. 

Balenciennes XXL, E. Schmidt, Schinz und Kull, 
Duenftedt, Gornelius, Dwen, Siebolp, Kolenati. 

MacCle Lande indifche Gypriniden. — 

Bücher: Pfeiffer, Thienemann, C. Förſter, Memorie 
di Torino v_vil. i 


Umjfchlag. 


Faunula monacensis cantharologica. Collegit Dr, Gistel. 


Verkehr. 


Die Iſis wird mit diefem Jahrgang gefhlojfen; die reiti- 
renden Hefte werden im laufenden Semejter nachgeliefert. 


Eingegangen: 
> Bücher. 
Prof. A. Eder, zur Lehre vom Bau und Leben der contractilen Sub— 


ftanz der I Thiere. Baſel bei Schweighäufer. 1848. A, 
27. T. 1. ill, 


—— See N der Pollichia. Neuftadt a, d. Hardt, 1848, 

ri un — s Handbuch der Naturgeſchichte. Stuttgart bey 
Hoffmann. Lief. V. 1848, 8. 641-800. Taf. 3346. ill, 

Uiberſicht der Arbeiten und Veränderungen ber fehlefifchen Gefell- 
ſchaft für vaterländifche Cultur im Jahr 1847, Breslau (bey ann) 
1848. 4. 408. 44. Taf. 6. 

I Kaup, die Familie der Gievögel. Darmfladt, 1848, 8. 21. 


9 


Encyclopädifce Zeitſchrikt, 


vorzuͤglich 


für Naturgeſchichte, vergleichende Anatomie und Phyſiologie, 


1848. 
HDeft 


Der Preis von 12 Heften iſt 8 Thlr. ſaͤchſ. oder 14 fl. 24 FXr. rheiniſch, und die Zahlung iſt ungetheilt zur Leipziger 
Oſtermeſſe des laufenden Jahres zu leiften. : 
Man wendet fih an die Buchhandlung Brockhaus zu Leipzig, wohin auc die Beyträge zu fhiden find. Es wird ge— 
beten, diefelben auf Poftpapier zu fchreiben. Das Honorar für den Bogen feh3 Thaler preuß, Cour. 
Unfranfierte Bücher mit der Poft werden zuruͤckgewieſen. 
Einruͤckgebuͤhren in den Zert oder Umfchlag die Zeile fechs Pfennige. 
Bon Anticritifen (gegen Iſis-Recenſionen) mird eine Quartfeite unentgeltlid aufgenommen. 


Leipzig, bey Brockhaus. 


Faunula monacensis cantharologica. Collegit Dr. Johannes Gistel. 


Phaedon Meg. 
es Ross. 12 
etulae Lin. 12 
var, nasturtii Gis. 15 
auctum 

Prasocurisidae Gist. 

Prasoeuris Latr. 


hannoveranus 10 
marginellus 12 
phellandrii 6 
violaceus 6 


Cryptocephalidae Gst. 
Clythra Laichart. 
laeviuscenla Ratzeb. 8 
4—punctata Lin. 6 
Labhidostomus Gistel 
tridentatus Schn, 10 
longimanus Schn. 12 
Vervex Gist. 


longipes 20 
Coptocephala Chevr. 
scopolina Lin. 6 
Necyomantes Gistel. 
auritus Lin. 10 
collaris Schneid. 15 
affınis Hellw. 10 


flavicollis Meg. 12 
cyaneus 6 
Pachybrachis Cheor. 


histrio 12 
hieroglyphicus 8 
tristis Laich. 12 
Cryptocephalus Geoffr. 
imperialis 20 
bipunctatus Lin. 10 
lineola 12 
coryli Lin. 6 
cordigerus Lin. 8 
variabilis Schn. 6 


6-punctatus Lin. 12 
interruptus Meg. 12 


10-punctatus 18 
var. bothnieus Lin. 24 
frenatus 15 
12-punctatus 12 
moraei Lin. 6 
interrnptofasciatus 
Ziegl. 12 
4-guttatus Kog. 15 
bigeminus Ill. 12 
bipustulatus 6 
sericeus Lin. 4 
var. auratus Meg., 6 
var. pratorum Meg. 4 
var. purpuratus Mg. 4 
var. caeruleus Gist. 3 
var. viridis Gist. 3 
violaceus 6 
nitidulus 12 
flavipes 6 
furcatus Meg. 10 
fiavilabris 6 
marginatus 12 
geminus Meg. 10 
labiatus Lin. 6 
punctiger Payk. 6 
hybneri 10 
vittatus 6 
pygmaeus 6 


bilineatus Lin. 8 
elongatulus Ol. 6 
pusillus 8 
minutus 4 
gracilis 12 
Taxaris Gistel 
pini Lin. 12 
Eumolpidae Gistel 
Bromius Chevro. 
obseurus Lin. 10 
vitis 12 
Pachnephorus Chevr. 
arenarius 12 
Oomorphus Curtis 
concolor Stu. 10 
Cassidaeidae Gistel. 
Cassida Linn. 
murraea Linn. 12 
var. maculata Lin. 18 
lineola Creu. 15 
equestris 12 
viridis 4 
sanguinolenta 12 
vibex Lin. 8 
var. suturalis Zieg. 8 
azurea 12 
nebulosa Lin. 6 
var. affinis 8 
ferruginea 12 
obsoleta 111. 12 
nobilis Linn. 8 
magaritacea 6 


pallescens Gist. 10 
viridula Payk. 8 


Parasitocantha- 
rina. 


Coceinellaeidae Gist. 
Clitopho Gistel. 
mutabilis Illig. 6 
7-maculatus 12 
10-punctatus Lin. 6 
Calydoma Gistel. 
19-punctata Lin. 6 
m -nigrum 6 
Coceinella Linn. 
hieroglyphica Linn. 9 
bipunctata Lin. 3 
6-pustulata Linn. 6 
var. 4-pustulata 6 
11-punctata Lin. 18 
var. 9-punctata Lin. 12 
undecimnotata Ol. 8 
var. 9-notata Zieg. 6 
7-punctata Linn. 4 
5-punctata Linn. 10 
16-punctata 6 
var. marginepunctata 7 
impustulata Linn. 12 


conglobata 5 
22-punctata Linn. 9 
conglomerata 6 
24-maculata 8 
variabilis I11. 6 
var. humeralis Schö. 7 
var. biguttata 6 


var. 10-punctata Lin. 6 
var. 13-maculata 10 
var. 8-punctata 6 


(Sortfegung.) 
14-pustulata Lin. 8 
ocellata Lin. 8 
var. 6-lineata 10 
oblongoguttata Lin. 15 
trigina Lin. 12 


16-guttata Lin. 12 
10-guttata Lin. 7 
14-guttata Lin. 7 
bissexguttata 10 
18-guttata Lin. 6 
Hyperaspis Chevro. 
lateralis 8 
Micraspis Chevro. 
12-punctata Lin. 8 
Chilocorus Leach: 
renipustulatus III. 10 
bipustulatus Lin. 6 
var. fasciatus Hbst. 6 


bipunctatus Hbst. 
morio 

flavilabris Payk. 
albioculatus Gist. 
frontalis 
bisbipustulatus 
4-verrucatus Stn. 
bisbipustulatus Pan. 6 


4-pustulatus Lin. 6 
auritus Scrib. 12 
Cynegetis Chevro. 
14-punctata Lin. 6 
impunctata Lin. 8 
Scymnus Hbst. 
nigrinus 111. 6 
flavipes III. 6 
ater III. 7 
parvulus 7 
analis 6 
6 
8 
4 
8 
8 
6 
6 


discoideus 7 
abietis 12 
pubescens Pan. 10 
arcuatus Ross. 15 


Mycetocantharina. 


Eumorphidae Gistel. 
Enılomychus Weber 


coceineus 8 
Lycoperdina Latr. 

eruciata 18 

bovistae 15 


Dapsa Ziegler. 
trimaculata Meg. 24 
Coceidulueidae Gist. 
Nundina De). 
aurora Panz. 
Coceidula Meg. 
scutellata 6 
pectoralis 6 


Acrosteocantha- 
rina, 


Hispaeidae Gistel. 
Hispa Lin. 
atra Lin, 8 


Mylocantharina. 


Garrotrüdae Gist. 
Garrotrium Ffabr. 
muticum Lin 15 


Eledonädae Gist. 
Eledona Latr. 
erenata 15 
interrupta Illig. 18 
agaricicola Perty 4 
Psammocanutha- 
rina. 
Opatriidae Gist. 
Opatrum Fabr. 


sabulosum 4 
Fundulus Gist. 
tibialis 6 


var. minor Westerh. 7 
Blapididae Gistel. 
Blaps Fabricius. 

mortisaga Lin. 9 

obtusa 12 
& fatidica Creu. 24 


Hesperocantha- 
rina. 


Tenebrionidae Gistel 
Tenebrio Fabr. 
obscurus 12 
molitor Lin. 3 
transversalis Duf. 12 
Uleiotaeidae Gist. 
Heterophaga De). 
diaperina Pan. 30 
Uleiota Meg. 


eulinaris- Lin. 12 
Margus De. 
ferrugineus 27 


Hypophloeidae Gist. 
Hypophloeus Fabr. 


castaneus 12 
pini Creu. 9 
ferrugineus W est. 15 
depressus 10 
bicolor 12 


Eustrophidae Gistel 
Eustrophus lllig. 
dermestoides 18 


Nemeocantharina. 


Onvdalonidae Gistel 
Neomida Zieg. 
violacea 12 
aenea Panz. 12 
Diaperisidae Gistel. 
Diaperis Fabr. 
boleti Lin. 
Phaleriadae Gistel, 
Phaleria Latr. 
pellucida Hbst. 12 
var. bimaculata Latr. 
15 
Pentaphyllus Meg. 
testaceus Gyl. 18 
Phyllethus Meg. 
brunneus Panz ?1 
Tetratoma Fabr. 
fungorum 30 
Anisotomatidae Gist. 
Anisotoma Kno. 
einnamomea I1lig. 24 
castanea Payk 15 


Eisodinus Gistel, 
anisotomoides Märk. 


Leiodes Latr. 
armatus Hbst, 12 
ferrugineus 10 
clavicornis? Stu. 15 
globosus Payk. 12 
axillaris Hyl. 13 
abdominalis 12 
seminulum 9 
Phalorridae Gistel. 
Phalacrus Paykull. 
corrusceus Payk. 
flavicornis Stu, 
Olibrus Erichson. 
minutus 
aeneus 
caricis 
bicolor 
millefolii Payk. 
affinis Stu. 
testaceus Pan. 
corticalis IIlig. 
globosus Stu. 
tinetus Beck 
pygmaeus Stu, 
dimidiatus Stu. 
lemnae? Beck 10 
Agathidiidae Gistel. 
Amphieyllis Erichs. 


nr 


SDR DARw- 


globus 12 
Agathidium Illig. 
nigripenne 9 
staphylaeum Gyl. 9 
seminulum Linn. 6 
atratum Stu. \ 
minutum Stu. 12 


atomarium Stu. 12 
punctulum Beck. 12 
Clypeastrisidae Gist. 
Clypeaster Andersch. 
lividus De. 18 


Rhizocantharina. 


Helopididae Gistel. 
Helops Fabricius. 
lanatipes Gist. 6 
caraboides Panz. 8 
Amarygmüdae Gist. 
Amarygmus Dalm. 
ater 36 
Cistellaeidae Gistel. 
Cistella Gistel. 


ceramboides 8 
atra 10 
fulvipes 8 
bicolor 6 
varıans 6 
murina 6 
var. evonymi Hbst. 6 
var. thoracica 12 


antennata? Parr. 15 
Omophlus Meg. 

piceipes G ist. 5 
Mycetocharisidae Gst. 
Allecula Fabr. 

morio 20 


J 


1848. 
Heft I. 


Die Gallerien und nadthornigen Phyeideen 
von Zeller. IM. Gortſ. v. ©. 691.) 


Hypochalcia Hübn. 
Hypochalcia Hübn. Anerastia p. Hübn. Zell. 
Antennae crassiusculae, maris supra basim compressae, 
curvatae, dorsuque Squamis exasperato, fem. 
simplices. 
Ocelli distineti. 
Epistomium squamis in conulum productis vel appressis. 
Haustellum spirale. 
Palpi maxillares filiformes, epistomio acclinati; 
labiales compressi, aut porreeti longi articulo se- 
cundo incerassato apicem versus attenuato, ultimo 
longo, tenui aut adscendentes, articulo ultimo brevi. 
Alae anteriores latiusculae, venae subcostalis furca api- 
calis in costam exit, vena mediana quadrifida 
(Ahenella); 
posteriorum vena subcostalis trifida, mediana qua- 
drifida. 
Pectus maris inerme. 

Unter den Gattungen, deren männliche Fühler über der Baſis 
eine Biegung und auf der Nückfeite derfelben einen fchmalen, rauhen 
Schuppenftrih haben, fteht den Sppochalcien Epischnia am 
naͤchſten, welche aber fchmälere Vorderflügel, etwas anders ges 
baute Zafter, und im männlichen Gefchleht an der Bruft 
einen verftedten Haarbuſch befist. Ancylosis hat diefelbe Ge— 
ftaltung der Zafter wie Hypochaleia und denfelben Aderver— 
lauf der Flügel; die Vorderflügel find aber fchmäler, und we: 
nigftens beim Männchen ragt der Vorderwinkel der Hinterflügel 
weit Über den Innenwinkel der DVorderflügel hinaus; außerdem 
ift aber die Befhuppung des Gefichts zu feinem Kegel zufam: 
mengelegt, fondern liegt an, jund endlich fehlen die Maxillar— 
tafter. Nach der Geftalt der Taſter und der Gefichtäbefchup- 
pung bildet das Genus zwey Abtheilungen. 

A) palpis labialibus longis porrectis, conulo epistomii 
distincto. (Hypochalcia.) 


1. Melanella Tr. 


Alis anterioribus cupreo-fuscescentibus (mas), dilutio- 


ribus, postice subvenosis, faseiis duabus /subundulatis 
obsoletissimis dilutis, punetis duobus interjectis obsoletis 
fuseis, fem. obscuris, subunicoloribus. 
Phyeis — Tr. IX._1. 146. palpis porrectis, antennis 
nudis, alis ant. obscure cupreis nitentibus, 
postieis fumosis — X. 3. 170. und 273. 
— Dup. Cat. 322. — Herrich-Schff. tab. (ined.) 11. 
fig. 72. (m.) 73. (f.) 
Epischnia — Z. is 1839. ©. 178. 8. Lienig Sfis 
1846. ©. 267. 
Iſis 1848, Heft 10, 


* Phycis Germarella Dup. Suppl. IV. pag. 118. pl.60. 

?Oncocera — Guenee Index 72. j 
Var. b) mas punctis duobus disci nullis. 

Am naͤchſten der Ahenella, deren Eleinften Gremplaren fie 
nur in der Größe gleihfommt. Melanella mas hat einen 
teichlihen, dunfelfupferrothen Anflug, der zwifchen den Binden 
am Vorderrande am dichteften und Lebhafteften if. Ahenella 
mas hat nie diefen Anflug, und ift am der Stelle, wo jene 
am dunkelſten ift, grade am bellften. Außerdem hat Mela- 
nella mas auf der Querader 2 dunkelbraune, etwas verlofchene 
Puncte, Diefe fehlen der Ahenella und an deren Stelle hat 
diefe einen beionders hellen le. — Melanella fem. in den 
Vorderflügeln etwas fchmäler als Ahenella fem., ift fehr dun— 
kel Eupferbraun und faft ganz einfarbig. Ahenella fem. hat 
zwar dunflere Sarbung als Ahenella mas, aber die Binden 
find vorhanden, und der davon eingefchloffene Raum ift vor— 
züglih dunfel und faft etwas Eupferröthlih. Auch ift eine helfe 
Stelle auf dem Ende der Medianader. — Von Rubiginella 
unterfcheidet fich Melanella durch beträchtliche Kleinheit, breitere 
Vorderflügel und am ficherften durch ihre undeutlichen und ecken— 
lofen Binden auf denfelben; ben Rubiginella iſt nämlih die 
hintere Binde ziemlich ſcharf begrenzt und tiber der Mitte ſtark 
winflig gebrochen. — Disjunctella fteht der Rubiginella ſehr 
nahe, hat aber noch weniger Noöthliches als diefe und Hinter: 
flügel, deren Bafis fowie die Franzen fehr hell gefärbt find. 

Gröfe veranderlich, nie, foviel ich gefehen, gleich der der groͤ— 
Bern Eremplare von Ahenella (vgl. Tr., welcher überdies nur 
Weibchen kannte). Kopf und Nüdenfchild bräunlich, erfterer 
dunfler und etwas geroͤthet; Schulterdeden, Kragen und Stirn= 
wulſt etwas metallglänzend. "Fühler braun, an der Biegung 
des Maͤnnchens metallglänzend. Lippentaſter von der Geftalt 
wie bey Ahenella, am 2ten Gliede ein wenig dider, glänzend 
braun mit fupferichter Beymiſchung, an der Bafis auf der 
Unterfeite und einmärts hellgelblid); Endglied am dunkelſten 
braun. Marxillartafter braun. Beine etwas glänzend, gelb= 
braͤunlich. Hinterleib dunkel braungrau. 

Vorderflügel (mas 519 — 4%", fem, 4%, — 3%," lang) 
ziemlich breit, beim Männchen hinten etwas erweitert, braun, 
im Mittelraume und am Vorderrande am dunfelften mit Kupfer= 
roth überflogen; die Längsadern, die in den Hinterrand aus— 
laufen, find gleichfalls verdunfelt, und treten auf dem ftets 
bellern Grunde merflich hervor. Auf der Duerader ftehen 2 
braune Puncte über einander auf etwas gelichtetem Grunde; 
fie find in der Deutlichkeit veränderlich, fließen auch wohl zu 
einem Querftricheichen zufammen, oder fehlen auch (Var. b.) 
gänzlih. Die gewöhnliche Binde vor der Mitte ift kaum merf- 
lich angedeutet durch gelichteren Grund und durch die beim 
Vorderrande beginnende Verdunklung des Mittelraumg; die 
bintere Binde ift etwas deutlicher, zumal am Vorderrande, fie 
läuft ohne Eden in fanftem, gegen außen converem Bogen 

46 


723 


etwas einwärts zur Subdorſalader, auf der fie fich wieber 
etwas auswärts wendet. Franzen braungrau, am Ende 
verdunfelt, 

Hinterflügel braungrau, am Nande faum dunkler, Franzen 
grau mit feiner, heller Bafallinie und dunklen Enden. Unter 
feite etwag glänzend, braungrau; auf den Vorderflügeln ift nur 
der Anfang der bintern Binde am VBorderrande vorhanden und 
einwärts dunfel fchattiert, felten erkennt man eine Fortfeßung ; 
auch ift der Vorderrand bisweilen ſchwach geröthet, ein ſchma— 
ter, gelblicher Streif zieht von dem Schatten der 2ten Binde 
bis in einige Entfernung von der Baſis. 

Das Eleinere Weibchen ift beträchtlich dunkler und auf den 
fehmälern Vorderflügeln faft einfarbig; nur von der hinten 
Binde Inffen fich bisweilen ſchwache Spuren entdecken. Ebenfo 
find die Hinterflügel und die ganze Unterfeite brauner, und leßs 
tere ohne Spur von Querlinien. 


Var. b) Zwey helle Männchen, eins von mittlerer Größe, 
dag andere Klein, haben auf den Vorderflügeln Eeine braune 
Puncte auf der Querader; die Franzen der Hinterflügel find 
einfarbig hellgrau, nur mit der gewöhnlichen Bafallinie. 


Noch felten; in Kärnthen und Dalmatien (Tr.); in Ungarn 
und bey Dresden (FR.). Um Wien fängt fie Mann; do 
weiß ich nichts Näheres, als daß die Weibchen (wie bey Ahe- 
nella) fehr felten vorfommen. Madam Lienig fieng fie in 
Lievland bey Kofenhufen gleichzeitig mit Ahenella. 


2%, Ahenella SPY. 


Alis ant. griseo-brunnescentibus, postice non venosis, 
fasciis duabus obscuris obsoletis, maris costa media ve- 
naque mediana postice pallidioribus; fem. spatio fasciis 
interjecto obscurato. 

Tin. ahenella, glänzender, ſchwarzgrauer Schabe. 

Vzchn. ©. 135. 32. 
— Ausg. Slligerll. ©. 91. — Ausg. v. Charp. 
©. 117. 

Phycis — Zincken in Germ. Mag. Ill. ©. 120. 

— Tr. IX. 1. ©. 144. Palpis porreetis, antennis 
nudis, alis antieis okscure fuseis, fasciis duabus 
transversis purpureis obsoletis, interne confluen- 
tibus; und X. 3. 273. — Eversm. Faun. Volg. 
549. 4. 

Phycide bronzee Dup. VII., ©. 168. — Cat. 322. 
Zetterstdt. Ins. lapp. 996. — So doffs ky Bulle 
tin 1838. ©. 129. 

— Kollar Vzchn. ©. 89. 

Oncocera — Steph. Cat. 7459. — Guenee Index 71. 

Araxes — Steph. Illustr. IV., ©. 316. 4. 

Epischnia — Z. Iſis 1839. ©. 178. 6. — Lienig Ifis 
1846. ©. 267. 

— v. Ziedemann Preuß. Provbl. 1845. ©. 533. — 

Herrih= Schäff. Topogr. von Negensburg 3. 
©. 19. 

Tin. aeneella Hübn. fig. 41. n. 58. (beide ſehr fchlecht). 

Hypochalecia aenealis 4. Cat. ©. 368, 3529. (= Tin. 
fig. 41.) 

—  aerealis 1. c. 3530. (= Tin. fig. 58.) 

* Crambus obscuratus, the dingy snout. Haworth. 367. 
* Palparia tetrix, the mouse - coloured veneer. Haw. 486. 
* Herminia obscuralis Samouelle 1, 21. (ef. Steph.Cat.) 


Wien. 


724 


Var.b) mas: alis ant, obscurius brunneo-griseis, uni- 

coloribus. 

Var. c) mas: alis ant. dilutis unicoloribus sine strigis. 

Phye. Luridella Schläger, Bericht des Lepidopt. Tauſch— 

vereins ©. 136. palpis porrectis, antennis nudis; 
al. ant. luridis nitidis, infra luteis, vitta inter 
costam marginalem et mediam usque ad mediam 
partem einerea clavata. 

Der Unterfhied von Melanella bey diefer angegeben. Die 
folgende Art hat ſtatt der dunklen DVorderflügelbinden helle und 
dabey ſcharfeckige, und eine viel dunklere, dabey fcharfedige, 
und eine viel dunklere Farbe, aller Flügel. 

Größe des Crambus perlellus, etwas veränderlich, doch find 
die Eleinften Cremplare am feltenften. Beide Gefchlechter wei: 
chen erheblich von einander ab. Nüdenfchild und Kopf, beim 
Weibchen dunkler, bräunlich gelbgrau, etwas metallglänzend. 
Männliche Fühler dunkler als der Kopf, am Wurzeldrittel mit 
Erzglanz, Über der Baſis deutlich gebogen, in der Biegung mit 
ſchwarzem Längsftrich zwifhen den 2 Reihen gegen einander 
gebogener Schuppen. Xippentafter von Nücdenfchildglänge, ziem— 
li ſchlank, beym Weibchen dicker, auswärts dunkler als der 
Kopf, befonders gegen die Spige metallglänzend; unten an der 
Baſis und an der innern Seite des 2ten Gliedes weißlich, was 
beim Weibchen vielmehr auf die Baſis befchrankt ift. Beine 
etwas glänzend, ftaubgrau. Hinterleib dunfelbräunlichgrau. 

Vorderflügel (Länge 6,5; — 475") nad) hinten erweitert, 
ftaubbraungrau, nicht fehr dunkel. Vor der Flügelmitte geht 
bey deutlich gezeichneten Eremplaren eine dunkle, felten röthlich 
braune, breite Schattenbinde, etwas fchräg gelegt und nach au= 
fen conver. Hinter ihre ift die Medianader in mehr oder we— 
niger Ausdehnung weißlidy oder doch viel heller als die Grund: 
farbe, nie mit Puncten auf der Qurrader, Die 2te Binde am 
Innenrande gegen die erfte convergirend, ift deutlicher und duͤn— 
ner, macht über der Mitte eine Ede gegen das Mittelfeld und 
läuft etwas gebogen zum Innenrande; auswärts ift fie bier 
und da hell angelegt. Der Vorderrand ift zwiſchen den beiden 
Binden in verfchiedener Breite gelichtet. Franzen bräunlichgrau, 
am äußerften Ende hell. 

Hinterflügel einfarbig lichtgraubraun mit hellern Franzen. 
Unterfeite wie die Hinterflügel oben; die Worderflügel find am 
Vorderrande gelblich beftaubt bis zur 2ten Binde, die allein, 
und zwar nur in ihrem Anfange vorhanden iſt; oft fehlt auch 
diefer. Bisweilen find die Hinterflügel hier hell laͤngsſtreifig. 

Das Weibchen ift Eleiner, fchmalflügliger und überall dunk— 
ler. Die zwey Vorderflügelbinden find rothbraun und näher 
an einander als beim Männchen. Der Zwifchenraum ift dunkler 
als der übrige Flügel, und die helle Stelle auf der Querader 
nur angedeutet. Die Unterfeite ift nicht feharfer gezeichnet als 
beim Männchen. 

Das Maͤnnchen ändert ab in der Nähe, dem Ton und der 
Lebhaftigkeit der 2 Vorderflügelbinden. Kirfchroth, wie Zin- 
den, Tr. u.a. fie nennen, babe ich fie nie gefehen; unter 
22 Eremplaren haben nur 2 einen rothbraͤunlichen Ton derfel- 
ben; die meiften aber einen entfchieden gelbbraunen. In der 
Sammlung wird der Hinterleib gewöhnlich fettglänzend und 
ſchwarz. 

Var. b) beſteht aus ſeltenen, auf beiden Flächen einfarbigen 
Männchen, deren Binden ganz verfchwunden find. Es giebt 
Uebergänge zu ihnen, fie haben nichts vom Character der Art 
Abweichendes. 


725 


Var. e) ein einzelnes Männchen von mittler Größe, bie Vor- 
derflügel etwas breiter und ftumpfer als gewöhnlih und mit 
gewöhnlich reichlicher Beymiſchung von Gelb, außerdem ganz 
ohne Querlinie. Auch die Hinterflügel nehmen an dem gelben 
Tone Theil, indem diefer fich Über die ganze Fläche ausbreitet. 
Ganze Unterfeite fehr licht und gelblich, am lebhafteften an den 
Vorderrändern. Nur die Vorderflügel find in der Mittelzelle 
grau. Duerlinien fehlen auch hier gänzlich. Ahenella ift die 
verbreitetfte und häufigfte Art des Genus. Sie fliegt im Ca— 
fanifhen und Menfelinskifhen im Juny und Anfang July 
(Eversm.) — Finnland (Tengfteöm!) — in Lievland (Lie= 
nig, Sodoffsky) — in Preußen um Danzig fehr häufig 
. Ziedemann) — in Schweden (Zetterftedt) — im 
füdlihen England nicht felten (Stephens) — in Frankreich 
in Gebirgen (Guenee), in Deutfhland an vielen Stellen der 
Ebene und bergiger Gegenden (5. B. bey Frankfurth a. d. D. 
und Glogau — am Probfthainer Spigberge und um Neinerz.) 
Anmerk. 1. v. Charpentier und Treitſchke behaupten, 

daß in Schiffermüllers Sammlung fein Eremplar die: 

fer Art vorhanden fey. F. v. R. fchreibt in feinem Pro— 
tocoll über die Sammlung: „Sch finde neben der mit „Ae- 
neella‘“ [man bemerfe die Abweihung im Namen] befchrie= 
benen Etiquette ein gutes männliche Stuͤck.“ — Wo ift 
diefes hergefommen? Oder was haben jene Herren gefehen ? 
Unmert.2. Hübner erklärt im Catalog feine Aeneella für 
eine andre Art al$ feine Ahenella (deren Namen er doch 
wohl aus dem Miener Verzeichnig genommen hatte), und 
die Ahenella S. V. für feine räthielhafte Spadiceella. 

Treitfch£e mweift diefe Deutung mit Recht zurüd. Auf 

Hübners Vorgang haben Zinden und Zreitfchfe 

Fig. 41. für das Männchen, Fig. 58. für das Weibchen er: 

Elärt. Sind die Bilder in meinem Eremplare des Hüb- 

nerfhen Werkes nicht ganz abmeichend von denen, ‚die in 

andern illuminiert und geftaltet, fo hat man ſich wenigfteng 

im Geſchlecht von 58. geirrt. Fig. 58. hat die Vorderflügel 

binten fo fehr erweitert, und die Binden fo unvollftändig, 

daß fie nur dem Maͤnnchen angehören kann; die Fühler find 
freylich weiblih, aber fo ftellt fie Hübner faft bey allen 

Phycideen vor. Fig. 41. ift, wo nicht ein Weibchen, wofür 

feine ſchmalen Vorderflügel und feine dunkeln Hinterflügel 

fprehen, gleihfalls ein Männchen von Ahenella, wie alle 

Autoren annehmen, und wie die an der Bafis verdidten 

Fühler und die faft einfarbigen Worderflügel und die Farbe 

der Hinterflügel zu beftätigen fcheinen, wobey dann die Breite 

der Vorderflügel und die Farbe der Hinterflügel verfehlt wären. 

Anmerk. 3. Das Driginal von Schlägers Luridella habe 
ich oben feiner Abweichung nach befchrieben ; diefe fcheint mir 
aber im geringften nicht die Rechte einer eignen Art zu bes 
gründen. Die Bildung des Kopfes und feiner Xheile find 
durchaus wie bey Ahenella. 


3. Rubiginella Tr. 


Alis ant. luteo vel rubiginoso -fuscis obseuris, strigis 
duabus interne convergentibus pallidis subserratis, poste- 
riore distinetiore dentata, interjeeta litura pallida puncto 
fusco notata; posterioribus fuscis (m, fem, mus, FR, 
mas. mus. Mizn.) 

Phycis — Tr. IX. 2. ©. 270. alis antieis fusco -rubi- 

ginosis, fasciis undatis albidis; posticis nigro- 
fuscis, fimbriis albidis. X. 3. ©. 273. 


726 


Phycidea — Z. Sfis 1839. ©. 178. 7. 

Oncocera — Guenee Index 71. 

Gleich einer großen Ahenella (nah Tr. größer), etwas 
fhmalflügliger und durch viel dunflere Grundfarbe und helle, 
dünnere, ſcharfeckige Querlinien der DVorderflügel zu unterfchei- 
den. Disjunctella, melde gleichgeftaltete und gefärbte 
Duerlinien zum Unterfchiede von Ahenella har], befist im Mit: 
telraume der WVorderflügel auf der Querader einen hellen Laͤngs— 
wifch ohne braune Puncte, ihre Hinterflügel find heller als bey 
Ahenella und haben befonders auf der Vorderhälfte einen lan— 
gen, bleichgelblihen Laͤngsſtreifen von derBafis aus. 


Ruͤckenſchild und Kopf röthlich braun, ſchwach glänzend, etwas 
mehr auf dem furzen, ftumpffegelichten Stirnbufh, noch mehr 
und zwar Eupfericht an den dunfeln Lippentaftern; legtere find 
unten am Wurzelgliede und auf 4 des 2ten Gliedes weißlich, 
auf der innern Seite des 2ten Gliedes dunkler, gelblicher. Mas 
xillartaſter anliegend, vöthlihbraun, Fühler braun, beim Männ: 
chen etwas Fupferglängend, an der Biegung, auf deren Rüden 
eine dünne, ſchwarze Linie fichtbar. 


Vorderflügel 6'" lang, roͤthlich gelbbraun oder rothbraun, 
düfter, im Mittelfelde am dunfelften, Die beiden Querlinien 
find heil, fchmugiggelblich; die erfte, vor der Flügelhälfte, ift 
am Vorderrande fehr erweitert und verfloffen und hinten fehr 
dunkel fchattiert; auf der Subdorfalader hat fie eine Eleine ein— 
fpringende Ede, deren Höhlung dunfel und ausgefüllt ift; diefe 
Ede ift der deutlichfte Theil der Binde. Die Zte Duerlinie 
ift dünner, deutlicher und einmwärts etwas dunkel fchattiert; fie 
bildet der Querader gegenüber eine ſtarke einfpringende Ede, 
und auf der Subdorfalader eine Eleine ausfpringende; übrigens 
ift fie einwärts undeutlich gezähnelt; am Worderrande, mo fie 
dünner ift, bat fie einen vorzüglich dunfeln Schatten, welcher 
dem der erften Duerlinie entipriht. Die Medianader ift im 
Mitteifelde blaß gefärbt, und eben fo die Querader, aber ohne 
fcharfe Umgrenzung. Am Ende der erftern liegt ein brauner, 
länglicher, nicht ſehr feharf ausgedrücdter Punct, und über ihm 
an der Subeoftalader ein gerundeter, noch unbedeutenderer. Am 
Hinterrande liegt eine Reihe brauner, zu einer Liuie verfliefen- 
der Puncte. Franzen bräunlich, am außerften Ende blaß. 

Hinterflügel hellbraun, ganz einfarbig, Franzen viel heller, 
mit doppelter, bräunlicher Schattenlinie durchzogen, wovon die 
äußere die verlofchnere if. 

Unterfeite wie die Hinterflügel oben, doc hier und da heller. 
Vorderflügel am Vorderrande firiemenartig gelblid bis zu einem 
dunfelbraunen Schattenfleck, hinter welchem die fehr verlofchene 
2te Querlinie in bleiher Färbung fichtbar wird; fie fest fich 
über 4 der Hinterflügel fort, und ift auf diefen am Vorder— 
rande einmwärts auch durch braunen Schatten gehoben. Die 
Hinterflügelfalte zwifchen der 2ten und 6ten Subdorſalader ift 
ftrahlenartig bfeich ; desgleichen die von der Querader ausge: 
hende. 

Das Metznerſche Männchen ift auf der Dberfeite der Vor— 
derflügel viel ftärfer geröthet als das FRſche Weibchen. Das 
FRſche Männhen hat eine kaum merklihe röthliche Beymi⸗ 
mifhung in der gelbbraunen Färbung. Das Weibchen ift etwas _ 
dumfler als die Männchen; feine Vorberflügel nach hinten mes 
niger erweitert; Fühler und Dide des Hinterleibes machen es 
leicht Eenntlid). 

Sehr felten in Ungarn, bey Temeswar von Kindermann 


727 


aufgefunden. Nach Hrn. Manns Auskunft kommt fie auch 
bey Baden (bey Wien) vor. 


4. Disjunctella FR. in lit. 


Alis anterioribus luteo -fuscescentibus dilntiuseulis, stri- 
gis duabus interne convergentibus pallidis subserratis, 
posteriore dentata, interjecta litura pallida; posterioribus 
fusco-griseis, basi ceiliisque pallidis. (1 mas mus. FR.) 

Herrich- Schäffer tab, (inedit.) 4. fig. 26. 

Auf den erften Blick weicht fie wegen der allgemeinen, hellen 
Färbung von Rubiginella fehr ab; bey genauer Betrachtung 
kann die Frage entftehen, ob fie nicht eine bloße DVarietät der- 
felben ift. Außer der hellen, allgemeinen Färbung hat bey ihr 
auf den Vorderflügeln die Medianader einen längern und brei= 
tern, ſehr meißlichen Wifh, faft ohne Spur eines braunen 
Punctes; auf der Unterfeite fcheint der Wifh der Flügelmitte 
durch. Die braunen Hinterrandpuncte fehlen. Die Hinterflügel 
find an der Bafis viel heller als auf der Hinterhälfte und 
langsftreifig. 

Größe der vorigen Art. Die Vorderflügel find am order: 
winkel etwas fehärfer, am Innenwinkel abgerunSeter, wodurch 
die Hinterrandlinie eine fchiefere Kage und converere Geftalt 
befommt; an den Hinterflügeln ift der Vorderwinkel abgerun— 
deter, der Innenrand fürzer, der Hinte rand gerundeter, wo— 
durh fie vom Innen- zum Worderwinfel breiter, von ter 
Bafis zum Hinterrande Fürzer erfcheinen. 

Ruͤckenſchild und Kopf beil lehmigbraun. Stirnwulſt an der 
Seite bleichgelb. Kippentafter faft fuchsroth, am ndgliede 
braun, unten von der Bafis bis über die Hälfte des 2ten 
Gliedes weißlich, und auf der innern Seite des 2ten Gliedes 
gelblich. Bühler bräunlic, auf dem Nüden der Biegung mit 
kaum ein wenig glänzenden lehmgelblihen Schuppen, zwifchen 
denen die ſchwarze Längslinie ziemlih Eenntlih ift. Beine 
bleih. Hinterleib braungrau, am Bauch fehr hell, 

Rorderflügel, deren von Rubiginella fehr abweichende Ge: 
ftalt ſchon angegeben ift, heillehmgelbbraun, jledartig verdunfelt 
am Vorderrande hinter der erften und vor der 2ten Duerlinie, 
Die erfte ift bindenartig fehr verfloffen, und auf dem Vorder— 
rande bis zur Bafis hin verlängert; auf der Subcoftalader, wo 
fie fich felbft verengt, macht fie die rinfpringende, feharfe Ede, 
deren Höhlung braunlicy ausgefüllt ift. 

Die 2te viel dünner und deutlicher begrenzte, fägezähnige 
Binde hat Über der Mitte einen weiter und fpiker gegen den 
Hinterrand vorfpringenden Winkel ald bey Rubiginella, und 
auf der Subeoftalader, wo fie fich etwas verdickt, einen klei— 
nen Winkel. Der Laͤngswiſch auf der Medianader im Mittels 
felde, der ſich über die Duerader verbreitet, zeigt nur auf dem 
Ende der Medianader ein paar graue, "zufammenhängende 
Stäubchen an der Stelle des fonftigen, braunen Punctes. Der 
Borderrand Über ihm ift heller, al der Raum zwifchen ihm 
und dem Innenrande. Am Kinterrande fehlt die Reihe ſchwarz— 
brauner Puncte. Die feine bleihe MWurzellinie der hellbraun: 
lihen Franzen hebt die bräunlihe Hinrerrandfarbe etwas, 

Hinterflügel bräunlichgrau, gelblicher al8 ben Ahenella, fehr 
viel heller als bey Rubiginella, die Bafis ift bleichgelb, ſtrah— 
lig in die dunflere Färbung auslaufend; ein folcher Strahl, der 
über die Duerader hinmweggeht, erreicht den SHinterrand. Die 
Adern find ein wenig verdunfelt, und erhöhen fo das ftrahlige 
Ausfehen. Franzen noch heller als die Flügelbafis, am Hinter: 
winkel etwas verdunfelt. 


728 


Unterſeite ſehr licht lehmgelbgrau, auf den Vorderfluͤgeln in 
der Mittelzelle und am Innenrande der 2ten Querlinie braun— 
beſtaͤubt. Dieſe trennt ſich an ihrem Außenrande wenig von 
der Grundfarbe und laͤßt nur ihre ſchaͤrfſten Ecken erkennen. 
Der Wiſch des Mittelfeldes iſt groͤßer, als auf der Oberſeite. 
Die Hinterflügel find nur am Vorderrande grauſtaubig und 
zeigen nichts von einer Fortfegung der Binde. 

Weibchen unbekannt. 

Das einzelne Eremplar der FRfhen Sammlung, das Ori— 
ginal von Herrih-Schäffers Abbildung (worinn nur die 
Fühler zu dünn und die Hinferflügelbafis zu dunkel ift), ift 
von Kindermann mit der Notiz: Uralgebirge bey Spod, 
eingeliefert worden. 

AUnmerfung. Phycis Vesperella ZEversmann Faun. 
Volg. pıg. 538. 27. dürfte der Beſchreibung nach zwifchen 
un’erer Disjunetella und Rubiginella ftehen; doch heißt die 
Krümmung der Fühler nadt, woraus man nicht errathen 
Eann, ob fie den ſchwarzen Laͤngsſtrich zmwifchen den gegen= 
einander geneigten Schuppen bat oder nicht, in welchem legs 
tern alle fie £eine Hypochalcia wäre. Die Vorderfluͤgel 
follen ftaubig graubraun (griseo-fuseae) feyn mit 2 blei= 
chen, etwas welligen Querlinien (alfo vielleicht fowie bey 
Rubiginella und Disjunetella); die Hinterflügel braun 
fhwärzlich, mit blaffer Bafis und fchmwärzlicher oder blaffer 
Farbe der Franzen und der Nandlinier Diefe Art ift Eleiner 
und £urzflüglicher als Neph. Adelphella und fliegt im July 
in den Borbergen des Urals. — 


5. Candelisequella Ev. 


Alis ant. cinnamomeo-brunnescentibus, costa late albo- 
farinata, strigis duabus dentatis interne convergentibus 
albidis, punctis interjeetis duobus nigris albo-einctis; po- 
sterioribus fuscescentibus, basi pallidis. (2 m. mus. FR. 
fem. mus. Mann.) 

Phyeis — Eversm. Faun. Volg. 5. 39. 30. 
Oncocera — Guenee Index 72. 
* — propinquella Eversm. Bulletins des nat. de 
Moscou 1842. III. p. 564. 
— uralicella (FR. in lit.) Herrich- Schff. tab. 
(ined.) 4. fig. 25. 

Mie die größte Ahenella, aber plumper, viel breitflüglicher, 
ausgezeichnet vor allen Hppochalcien durch die dichte, meiße 
DVorderrandbeftäubung der Vorderfluͤgel. — Nur die folgende, 
Eleinere Affiniella ift ihr darinn, fowie in der übrigen Vorder— 
flügelzeihnung nahe, allein diefe bat fehmälere Vorderflügel und 
ganz einfarbige, braune Hinterflügel, alfo Eeine gelbliche Bafıs 
und feine hellen Rängsftreifen und Eeine verdunfelten Adern. 

Ruͤckenſchild und Kopf bräunlichlehmgelb, etwas glänzend. 
Fühler hellgelb braun, an der Wurzethälfte glänzend, mit ſchwaͤ— 
cherer Biegung ala bey Ahenella, aber mit deutlichem, ſchwar— 
zem Längsftrih in derfelben. Stirnfegel Eurz. Lippentafter faft 
von Ruͤckenſchildslaͤnge, weniger ſchlank als bey Ahenella, glän= 
zend bräunlich gelb, am Endgliede braun, auf der Unterfeite 
von der Bufis an bis fat zur Spike des 2ten Gliedes in ab» 
nehmender Breite und Reinheit weiß, auf der Innenſeite gelb— 
lich. Beine heil ftaubgrau, auf der Kichtfeite weißlich beftäubt, 
und hier die Mittels und Hinterfchiene vor der Spike faft 
bandartig braunftaubig; Füße gelblichgrau. Hinterleib bräunlich 
grau, am Bauch und After heller, plumper als bey den vori- 
gen Arten. — 


729 


Vorberflügel von der Baſis aus merklich breit, nach hinten 
erweitert, die breitfte Form des Genus, dunkel zimmetbraun (an 
Mann’s Er. vöthlihbraun), am Worderrand von der Bafıs 
aus bis zur 2ten Querlinie und bis zur Medianader durch ge= 
drängte Betäubung graumeißlich; auch die übrige Fläche ift auf 
der Wurzelhälfte weißlich beftäubt und der Hinterrand in mehr 
oder weniger Breite ziemlich dicht. Die erfte Querlinie, vor 
der Flügelmitte, Eommt fchräg vom Vorderrande, macht dann 
in der Flügelfalte einen ausfpringenden und auf der Subderfals 
aber einen einfpringenden Winkel, und erreicht verlöfchend den 
Innenrand; am. Vorderrande ift fie bis zur Subdorfalader 
erweitert, indem fie den Raum bis zur Gubdorfalader ein= 
nimmt; auswärts ift fie durch einen fehr dunkeln, gelbraunen 
Schattenfle@ gehoben, in welhem auf der Medianader ein 
ſchwaͤrzliches, dünnes Längsſtrichelchen liegt, fie ift am fchärf: 
ften und verengteften auf der Subdorfalader, wo ihr Winkel 
eine braue Füllung hat, und zwifchen der mwurzelmärts gerich- 
teten Spitze des Winkels und einer weißlichen Nebelftelle vor der 
Baſis ein gelbbrauner Schattenfleck ſich ausbreitet. Die zweite 
Querlinie ift viel dünner, weniger rein weiß, auf beiden Sei: 
ten von gelbbraunem, breitem Schatten eingefaßt, der am Vor: 
derrande am tiefften ift und fie hier am meiften verengt. Sie 
ift etwas fügezähnig und hat 2 feharfe, fpige, wurzelwärts ge: 
richtete Winkel, den erjten den beiden Mittelpuncten gegenüber, 
den zweiten in einer etwas erweiterten Stelle über der Sub: 
dorfalader. Won den 2 ſchwarzbraunen Mittelpuncten ift der 
untere der fchärffte und etwas in die Länge gezogen, er ſteht 
aud in einem weißeren, fi auf der Medianader hinziehenden 
Wiſche als der obere; diefer Mifch geht mit einer Spike auf 
den obern Winkel der Aten Querlinie zu. Der Hinterrand ift 
mit einer Reihe ſchwarzbrauner, ziemlich in einanderfließender 
Puncte bezeichnet. Franzen weißgrau mit 2 bräunlichen, ver: 
lofchenen Linien. 

Hinterflügel graubräunlich, an ber Bafis bleih und ſchmutzig 
gelb, welche Farbe ftrahlenartig gegen die Flügelmitte verläuft, 
und in einem breiten, durch die Duerader gehenden Strahl dem 
Hinterrande am nächften fommt. Adern gebräun. Franzen 
weißgrau, oder auch wie die Flügelbafis, an der Baſis wie auf 
ben VBorderflügeln von einer fehr feinen, gelblichen, bräunlich 
gefäumten Linie durchzogen. 

Unterfeite bleichgelb, graubräunlich beſtaͤubt, am dunkelſten 
und dichteften im Mittelraume der Vorderflügel bis zur 2ten 
QDuerlinie. Die erfte ift gar nicht fichtbar, die zweite ziemlich 
deutlich, einwärts braungrau beſchattet; fie fegt fich verlofchener, 
ebenfo befchattet Über die Vorderhaͤlfte der Hinterflügel fort. 
Auf der Querader aller Flügel häuft ſich der bräunlihe Staub 
zu einem Striche, und der der Vorderfl. fteht in einem bleichen Raume. 

Das Meibchen ift mir unbekannt. 

Candelisequella fliegt in den WVorbergen des Urals, häufig 
zu Ende July und im Auguſt; im Menfelinstifchen Gebiet zu 
Anfang Sup (Eversm.). Die von mir gefeheuen Eremplare, 
von denen die FRſchen die Originale zu H.-Schffrs. Abbil- 
dung find, wurden von Kindermann mit den Angabe: 
„Spock“ eingefhidt. 

"Anmerf. 1. Eversmann fieht auf dem Thorar Metall: 
glanz, den ih nicht bemerken kann, anf den WVorderflügeln 
erkennt er nur einen Punct des Mittelfeldes an, während 
doch die 3 vor mir befindlichen Eremplare (u. 9.:Shffs. 
Bild) den obern, wenn auch ſchwaͤcher und Eleiner als den 
unten, doch ganz kenntlich zeigen. Uebrigens ift feine Art 

Iſis 1848, Heft 10. 


730 


gewiß die meinige. Ob dag Weibchen vom Männchen ver 
fchieden ausfehe, erfahren wir bey ihm nicht. 

Anmerk. 2. Hier möchte die mir unbefannte Phye. brun- 
neella Eversm. (l. c. pag. 560. 31.) einzufhalten fehn, 
die er gleich auf Candelisequella folgen läßt, mit der er fie 
vergleicht. Als Unterfchiede ergeben fich bey gleicher Größe 
und Geftalt 1) die Fühler, die bey Brunneella in der Kruͤm⸗ 
mung faſt einfach oder kaum gezähnelt (subsimplices, aut 
vix subserrulatae) — bey Candelisequella einfah (sim- 
plices) find. Diefer Unterfchied ſcheint eben nicht ſtich— 
baltig; denn die Wühler von Candelisequella würden mit - 
vollem Rechte subserrulatae heifen, da ihr Bau dem ber 
andern Hppochalcien glei ift. 2) Den gelbbraunen Bor: 
derflügeln (lutescenti - badiae bey Candelisequella braun 
(fuscae) — welcher Unterfchied nicht- gelten kann, da die 
Vorderflügel von Candelisequella eben fo gut lutescenti- 
badiae genannt werden koͤnnen) fehlt die weißlice 
Beftäubung des Vorderrandes und die innere Querlinie fehlt 
meiftens fowie der Mittelpunct. 3) Die 2te Querlinie der 
Vorderflügel ift nur buchtig (Sinuata), ſtatt 8 mal gezähnt 
(ter dentata) wie bey Candelisequella und nebft der erſten 
Querlinie nicht weiß, fondern blaß und verdunfelt (pallidae 
et obscurae). — Durch die Merkmale von 2 und 3 un— 
terfcheidet fi Brunneella auch von Affiniella; außerdem 
noch durch die nach aufen verdunkelte Farbe der Hinterflügel 
des Maͤnnchens. 


6. Affiniella FR. 


Alis anterioribus cinnamomeo - brunneis, costa albo- 
farinata, strigis duabus dentatis interne convergentibus 
albidis, punetis interjectis duobus nigris albido cinctis; 
posterioribus fuscis unicoloribus, albido ciliatis. (mas 
mus. FR.) 

Phycis — Herrich- Schff. tab. (ined.) 4. fig. 24. 

Von Candelisequella verfdieden durch geringere Größe, 
ohne Weiß an der Baſis der Tafter, fehmälere Vorderfluͤgel 
und ganz einfarbige, gelbbraume Hinterflügel. 

Größe einer mittleren Ahenella, Rüdenfhild und Kopf 
bräunlich lehmgelb, wenig glänzend. Fühler ebenfo ſchwach me— 
tallglänzend, mit fanfter Krümmung von gewöhnlicher Beſchaf— 
fenheit. Stirnkegel Eurz und ſtumpf. Tafter etwas Fürzer als 
das Ruͤckenſchild, glänzend braungelb, am dunklern Endgliede 
mehr rorhbraun. Die innere Seite, auch des halben End: 
gliedes, iſt bleichgelb ; an der untern Seite fehlen die reichlichen, 
weißen Schuppen der Bafis und des 2ten Gliedes, welches an 
feinem Anfange verdünnt ift, (doc kann dies auc) zufällig feyn, 
da der eine Tafter fehlt und alfo eine Befchädigung des andern 
vorauszufegen if), Am Kinn find weißlihe Haarfchuppen. 
Beine bräunlihgrau, ſchwachroͤthlich beſtaͤubt. Hinterleib hell: 
braun, am Bauch heller. 

Vorderflügel (519° lang), an der Bafis breiter ald bey 
Ahenella und daher nad) hinten verhältnißmäßig viel weniger 
erweitert, fchmäler als bey Candelisequella, roͤthlich zimmet— 
braun, an der DVorderrandhälfte reichlich, doch nicht fo dicht 
wie gewöhnlich bey Candelisequella, weißlich beftäubt und da- 
ber bier dunkler. Die Zeichnung ftimmt faft genau mit der 
von Candeliseqnella überein, weßhalb ich fie nicht wiederhole, 
fondern nur die Abweichungen angebe, Die erfte Querlinie fteht 
ein wenig fteiler und ift an ihrer untern Hälfte wie die ganze 
2te Querlinie dünner und fchärfer. „Die beiden Mittelpuncte 

4 


731 


find groß, braunſchwarz und fehr deutlich, beide etwas länglich, 

der untere länger und in einem wmeißlichen, weniger al& bey 

Candelisequella umfchriebenen Raume. Am Hinterrande ift 

aud die Punctreihe vorhanden. Franzen braunlichgrau mit 2 

dunklern Schattenlinien. 

Hinterflügel gelbbraun, einfarbig, mit etwas verdunkelter Hinz 
terrondlinie. Franzen weißgrau mit bräunlicyer Kinie nahe an 
der Bafis; am Innenrande bleichgelblich. 

Unterfeite graubraun, im Mittelraum der Vorberflügel und 
am Vorderrande der Hinterflügel am dunkelften. Die zweyte 
Duerlinie fcheint von der Dberfeite verlofchen durch, und if ein- 
wärts am DVorderrande duch ein braunes Fledichen von der 
bleihgelblichen, fehmalen Vorderrandftrieme getrennt; fie feßt ſich 
verlofchner Über 4 der Hinterflügel fort. Die Querader der 
Hinterflügel mit einem braunen Schatten bezeichnet, die der 
BVorderflügel ift kaum merklich und fteht auch in feinem hellen 
Raume. 

Das einzelne Exemplar iſt aus Ungarn. 

Anmerk. Es iſt dag Original zu H.-Schffs. Abbildung, in 
welcher auf den Vorderfluͤgeln die Hinterrandpuncte, und das 
helle Feld, worauf die Mittelpuncte ſtehen, viel zu ſcharf 
hervortretend. 


7. Dignella Hübn. 


Alis anterioribus cinnamomeis, fusco-venosis, costa 
fusca, litura disci ad marginem usque producta pallida; 
posterioribus (maris) fuscescentibus, pallide radiatis — 
(fem. unicoloribus ?) 

Tinea dignella. Häübn. Zert zu den Tafeln ©. 30. 30. 

Tinea lignella *) Hübn. fig. 35. 

Phycis Dignella Tr. IX., 1. 143. Alis ant. flave- 
scenti-cinereis, fusco - striatis, margine antico 
posticoque obscurioribus, postieis einereis u. 
X, 3. 273. — Eversm. Faun. Volg. 549. 3. 

Epischnia Dignella Z. Sfis 1839. ©. 178. 9. 

Oncocera — Guenee Index 72. 

Chilo dignellus Zincken in Germ. Mag. II., 
©. 106. 44. 
Crambus dignellus Dup. Cat. 319. 

Die größte Art, kenntlich an den langgeftredten, gelbbraunen 
Vorderfluͤgeln mit einem bleichgelben Laͤngswiſch in der Mittel: 
zelle. Die viel Eleineren Arten Lignella und Decorella haben 
auch einen hellen Wifc in derfelben Zelle; allein bey beiden 
find die WVorderflügel fehr breit, und die zweite Urt hat an Kopf, 
Rüdenfhild und Bafis der Vorderflügel einen grünlichen Me: 
tallglanz, der bey Dignella ganz fehlt. 

Ruͤckenſchild und Kopf braͤunlich lehmgelb, ſchwach glänzend. 
Stirnkegel kurz. Fuͤhler gelbbraun; die ſehr merkliche Biegung 
hat in der Concavitaͤt gegen einander geneigte Schuppen, nach 
deren Abreibung die Gliederenden als kurze Zaͤhnchen hervor— 
treten. Maxillartaſter fadenfoͤrmig, dem Stirnbuſch anliegend. 
Lippentaſter von Laͤnge des Thorax, glaͤnzend rothbraun, auf 
der Unterſeite von der Baſis aus bis zum halben 2ten Gliede 
weißlich, auf der Innenſeite bis fat zur Spike des Aten Glie- 
des gelblich. « Beine gelblichgrau, auf der Kichtfeite braunftau: 
big; Hinterleib bräunlich, am Bauche hell. 

Vorderflügel 64" lang, ſchmal, nad) hinten erweitert, gelb- 
beiunlich, in der Mitte der Länge nach am helfften, am Vor: 


* In meinen Tafeln nicht in Dignella corrigiert. 


132 


derrande bis zur Subcoftaladber dunkelbraun, am Innenrande 
bis zur Subdorfalader etwas weniger; auch die Laͤngsadern 
find alle braun. Die Hinterhälfte der Discoidalzelle ift bleich— 
gelb, und eine dünnere Strieme geht von ihr Über die Quer: 
ader hinweg bis zum Hinterrande. Von Querlinien fehe ich 
bey einem meiner beiden Eremplare Spuren als fehr ſchwache, 
braunlihe Schatten; der erfte geht vom Innenrande über die 

Mitte der Mittelzelle, der andere nach aufen convere über bie 

Hälfte des erſten Aftes der Medianader; fie find beide aber fehr 

unmerflih, und fehlen dem 2ten Eremplare ganz. Franzen 

braungrau mit 2 dunklern Schattenlinien durchzogen, und am 

Außerften Ende grau, 

Hinterflügel dunkel bräunlichgrau mit dunfeln Adern und 
bleihgelber Bafis; 3 Strahlen gehen von ihr aus; der obere, 
über die Querader gezogene, ift der breitefte, und reicht bis 
zum Hinterrande; der zweite läuft zwifchen der Zten und ten 
Subdorfalader. Der Innenrand ift breit bleichgelb, aber braun- 
ftaubig. Franzen fhmugig gelblich weiß, nahe an der Bafıs 
mit einer bräunlichen, dünnen Linie durchzogen; am Innenrande 
bleichgelb. 

Unterfeite bleichgelb, mit Grau beftäubt. Worberflügel am 
dunfelften im Mittelfelde von der Bafis aus; die Hinterflügel 
am Vorderrande und zmwifchen den Aeſten der Medianader, 

Meibchen mir unbekannt, wenn e8 nicht von Hübner abe 
gebildet wurde; nach deffen Abbildung würde e8 einen unver— 
dunfelten Innenrand und einfarbige, fehr dunfelbraune Hinter 
flügel haben. 

Vaterland Ungarn, die Vorberge des Urals und. die Gegend 
von Menfelinst, desgleihen die Wiener Gegend. Nah Hrn. 
Manns Bericht fing Here Lederer am Fuße des Kahlen— 
berges zu Anfang Juny ein Mal 10 Stüd, Eversm. gibt 
als Flugzeit den July an. 

Anmerk. Hübners Abbildung wird von Tr. für die bes 
Maͤnnchens gehalten. Hübner felbft erklärt fie im Xert 
für weiblih, und damit ſtimmt die Dunkelheit und Einfar— 
bigfeit der Hinterflügel und die Dice des Hinterleibes (die 
Feinheit der Fühler kann zufällig feyn). — Treitſchke be: 
fchreibt, wie er verfichert, nach Eremplaren der Mazzolaifchen 
Sammlung und daher wahrfcheinlich nach denen, die Huͤb— 
ner abbildete. Daher kommt es vielleicht, daß er die Hin- 
terflügel als einfarbig graubraun angiebt, und daß feine Be: 
fehreibung mit Hübners Bild fo übereinftimmt, als ob er 
nur diefes nachgeahmt hätte. Eversmann hatte nur das 
Männchen vor fich. 


*8. Lignella Hübn. 


Alis anterioribus (dilatatis) fuscis, aeneo obscurius ve- 
nosis, costa obscura, posterioribus fuliginosis, subuni- 
coloribus. 

Tinea — Hübn. fig. 57: ©. 30. 29. 

Phyeis — Tr. XI, 1. 141. alis ant. testaceis, stri- 
gis longitudinalibus, margine antico ciliisque 
rubro - brunneis; posticis fuseis, und X., 3. 
S2U7% 

— — Eversm. Faun. Volg. 548. 1. 

— Phycide bois Dup. II., ©. 163. pl. 277. fig. 2. — 

Catalogue 322. 

Zufolge Hühbners Abbildung und Tr's. Angabe von der 
Größe der Decorella. Die Lippentafter müßen eine ausge: 
zeichnete Länge haben, da Eversmann für fie die des Kopfes 


733 


und Thorax zufammengenommen angiebt, während fie bey Di- 
gnella kürzer als der Thorar fern, follen. Auch die Fühler 
muͤßen etwas Eigenthümliches haben, da fie bey Everm. sub- 
simplices heifen (die der Dignella simplices); worinn es aber 
befteht, fagt er nicht. Tr. findet jedody die Spur eines Haar- 
büfchels auf ihnen. Sch gebe Eversmanns Beſchreibung in 
der Ueberfegung. 

Kopf, Taſter und Thorar von der Farbe der Vorderflügel, 
Hinterleib und Beine von der der Hinterflügel. Fühler [hmwärze 
lich, einfach [2] in beiden Gefchlechtern. Worderflügel roſtfar— 
big braun [bey Ir. Eaffee- oder korkbraun, bey Eversm. eins 
fach fuscae, aber erzglänzend, aeneae], glänzend, mit gelblich 
grauen Längsftreifen, die den Adern entiprechen; Franzen wie 
die Grundfarbe [Ir. fieht noch ein hafenförmiges, gegen den 
Vorderrand auslaufendes, dunkles Zeihen — vielleicht auf der 
Queraber.] ! 

Hinterflügel röthlichgrau [bey Tr. rußig braungrau, bey Ev. 
braunfhwärzlich] mit hellen Franzen. 

Unterfeite allev Flügel gelblihgrau [bey Tr. braun, auf den 
Vorderfluͤgeln mit dem Hafenzeichen], fehr glänzend. 

Diefe feltene Urt fliege im Gouvernement Casan und den 
Vorbergen des Urals zu Ende May und Jung — ferner in 
Ungarn (Tr) — um Wien, wo Tr. ein Eremplar auf einer 
Sumpfwiefe im Juny fing — und in der Schweiz (Dup.) 


9. Decorella Hübn. 


Thorace metallico, alis albido-ciliatis maris, anteriori- 
bus aenescenti-fuseis, litura disci albida, posterioribus 
fuscescentibus, basi diluta. 

Tinea — Hübn. fig. 301. (fchledht.) 

Phyeis — Tr. IX., 1. 142. alis antieis obseure oli- 
vaceis, aeratis, macula media pallidiore, ciliis 
albis; postieis ceinereis, basi dilutioribus — 
und X., 3. 273. 

Phycis — (Phycide agreable) Dup. VII. p. 166. pl.277. 
fig. 4. — Cat: 322, 

— — Eversmann Faun. Volg. 548. 2. 

Epischnia — Z. Iſis 1839. ©. 178. 10. 
Oncocera — Guenee Ind. 72. 
Anerastia indecoralis Hübn. Cat. p. 367. 3526. 
Var. b) alis ant. puncto medio albido, posterioribus fu- 
scescentibus unicoloribus. 

Sn dem Erzglanze auf Taftern, Stirn, Rüdenfhild und 
BVorderflügelbafis kommt fie ziemlich mit Germarella überein; 
fie hat aber in beiden Gefchlechtern meißliche Franzen, Germa- 
rella braune, und außerdem ift bey Decorella mas die Hin- 
terflügelbafis fehr hell, und die Vorderflügel tragen einen blaffen 
Laͤngswiſch. 

Groͤße etwas veraͤnderlich; wie Auriciliella. Rückenſchild 
und Kopf gruͤnlich und roͤthlich metallglänzend; ebenfo die un— 
tere Hälfte der braunen Fühler, die beim Männchen eine deut- 
lihe Biegung, und in deren Höhlung den gewöhnlichen Länge: 
fttih hat. Taſter wenig Eürzer als dag Nüdenfhild, lebhaft 
erzglängend; an der Baſis unten und auf der innern Geite 
weißgelblih mit Glanz. Mearillartafter braun, auf den Lippen- 
taftern liegend. Beine ſchmutzig hellgelbgrau befchuppt, an den 
Hüften und theilmweife an den Schenkeln mit grünlichen und 
röthlihen Schuppen. Hinterfchienen und Füße auswärts weiß: 
gelblih. Hinterleib braungrau mit merklihen Schuppenbüfcheln 
an den Seiten. 


7 


= 734 

Vorderfluͤgel breit, nach hinten erweitert, olivenbraun, von 
der Bafis aus metallgrünlich, was aber fehr bald aufhört. In 
der Mittelzelle ift ein leichter, faft weißlicher Keilftrich, der mit 
einer furzen, nicht fcharf begrenzten Spige Über die Querader 
hinmwegreicht; er ändert in Größe und Schärfe ab; manchmal 
bildet er nur eine £leine lichte Stelle. Franzen weißlich, dicht 
vor der etwas dunfeln Baſis mit einer braunen Linie durch— 
j0gen. 

Hinterflügel graubraunlih, an der Bafis in fehr variabler 
Ausdehnung weißgelblich oder lichtgrau, bisweilen nur mit einem 
£leinen, lichten Wiſch Uber die Querader. Unterfeite der Vor— 
derflügel (ohne Metallglanz, außer bisweilen an der Bafis) 
bräunlih, von der Bafis aus im Mittelfelde verdunkelt; der 
Wiſch in der Mittelzelle richtet fid) in der Deutlichkeit und 
Größe nach der Oberfeite. Innenrand heil. Hinterflügel gleich— 
falls fehr veränderlich, fi nach der Dberfeite richtend, am Vor: 
tande am dunfelften, am Hinterrande dunfel ftaubgrau, übrigeng 
fehr licht ftaubgrau mit etwas dunfeln Adern. 


Var. b) ein großes Männchen, hat eine fehr ſchwache Bie— 
gung der Fühler über der Baſis, und die zufammengedrüdte 
Stelle breiter ald bey Var. a), Der Glanz an den gemöhnli= 
hen Stellen ift fehr lebhaft und grünlih. Die Worderflügel 
haben ftatt des Keilftrihs nur einen hellen, auf der Unterfeite 
größeren Punct. Die Hinterflügel find ganz einfarbig grau— 
braun; ihre Unterfeite ift ein menig lichter, am- Hinterrande 
wenig dunkler, am Vorderrande am bunfelften. Franzen wie 
gewöhnlich. Diefes Eremplar kann nicht etwa zu Germarella 
gehören; den Fühlern nach möchte es eine eigne Art feyn. 

Das Meibchen habe ich nicht gefehen. Nah Tr. ift eg mit 
dem Keilftrih auf den Vorderflügeln, und der hellern Bafis der 
Hinterflügel noch öfter verfehen als dag Männchen — id) würde 
eher das Meibchen ganz einfarbig erwarten. 

Decorella fliegt in den Vorbergen des Urals im Suly 
(Eversmann) — in Ungarn (Tr. — Kindermann) — 
in Steyermarf auf Alpen einzeln und in der fähfifhen Schweiz 
(Mann). 


10. Germarella Zincken. 


Thorace metallico, alis anterioribus fuscis, squamis 
virescenti-metallicis inspersis; posterioribus fuscis, eiliis 
concoloribus. 


Phyeis — Zincken in Germ. Mag. Ill. ©. 122. 

— Tr. 9, 1. ©. 146. palpis porrectis; an- 
tennis nudis, alis antieis nigris, squamis 
sparsis aeneis und X., 3. ©. 273. 

— Dup. Cat. 322. 

Epischnia — Z. Iſis 1839. ©. 178. 11. 

Oncocerä — Guenee Ind. 72. 

— Melanella Dup. Supplem. IV., p. 117. pl.60, 


Größe der 4 vor mir befindlichen Exemplare wie die einer 
großen Decorella, alfo nur wie einer mittlern Ahenella; von 
der erftern unterfcheiden fie ihre einfarbigen braunen Franzen. 

Ruͤckenſchild und Kopf grünlic und roͤthlich metallglänzend. 
Fühler wie bey Decorella. Zafter etwas kuͤrzer und dider. 
Das Wurzelglied weißfchuppig; das 2te an der Bafis der Un- 
terfeite und auf der Hälfte der Innenſeite gelblichweiß, glänzend. 
Beine braun, an den Schenfeln und Hüften grünlich metallifch 
(bey einem Maͤnnchen ijt die Oberfeite der Mittel: und Hin— 
terfchenfel glänzend gelblich). Hinterleib braun, beim Männchen 


735 


an der Seite mit anſehnlichen Schuppenbüfcheln. Bey einem 
Maͤnnchen ift der Aftecbufch auf der Unterfeite gelblich. 

Vorderflügel in der Geftalt wie bey Decorella, nur, wie e8 
fheint, an der Bafis etwas breiter und daher nach hinten nicht 
ganz fo erweitert, dunkelbraun mit grünlichmetalliihen Schup— 
pen reichlich, vorzüglich gegen die Baſis beftreut, von denen die 
gegen den Vorderrand hier und da röthlich ſchimmern. Franzen 
wie die Hinterflügel braun, glanzlos. 

Hinterflügel braun, längs des Hinterrandes bey unverfehrten 
Eremplaren mit einer Neihe etwas metallglänzender Schuppen. 
Die ganze Unterfeite ift einfarbig braun, 

Das Weibchen hat ungekruͤmmte, an der Bafis ein wenig 
dünnere Fühler als das Männchen, und Eeine Seitenbüfchel des 
Hinterleibes. 

Diefe feltene Art fand fich bisher bloß in Ungarn (ER., 
Treitfchäe). 


B) palpis labialibus adscendentibus breviusculis; epi- 
stomii squamis appressis. 
Catastia 4. — Diosia Dup. 


Die Weibchen diefer Abtheilung haben als befondere Aus: 
zeihnung einen bdottergelben After. — Der Altefte Name der 
Abtheilung ift der Hübnerfche, unſre zwey legten Arten um— 
faffende. Er ift entweder von zara (abwärts) und Kozsios 
(ſtaͤdtiſch, artig) abgeleitet oder ein Verſehen für Catascia (un- 
ten befchattet — wegen der braunfchwarzen Hinterflügel.) 


* 11. Chalybella Eversm. 


Alis omnibus nigro-eiliatis, anterioribus atro-chalybeis, 
posterioribus nigris. 

Phycis — Eversm. Faun. Volg. 549. 5. 

„Taſter etwas zurücdgeftummt, wenig länger als der Kopf; 
Fuͤhlergeißel fägeftachelig, am der Baſis dider. Ruͤckenſchild 
und Vorderflügel ftahlglänzend ſchwarz, ſchwarzfranzig; Hinter: 
flügel einfarbig, ſchwarz, mit etwas glänzenden Franzen. Größe 
und Geſtalt der Hypochalcia lignella. Fliegt in den DVorber- 
gen des Urals im July.’ (Eversm.) 


; \ 12. Marginea SP. 


Alis nigro -fuscis, anterioribus virescenti-nitidulis, nigro- 
ciliatis, posterioribus vitellino - ciliatis. 

Noctua marginea, f&hwarzgrüne, gelbgefäumte Eule 
Mien. Vzchn. ©. 69. 13. — Ausg. Illiger 
1. ©. 182. 13. — Efper Schm. IV. Taf. 
164. Noct. 85. fie. 1. ©. 566. — ang. 
Vzchniß 2te Ausg. ©. 166. 1165. 1166. Bom- 
byx. — Borfhaufen 3, ©. 473. 

Epischnia — Z. fie 1839. ©. 178. 12. — Schleſ. 
— IV., 1843. ©. 15. V., 1844. 
©. 15. 

Pyralis marginalis, grünfchwarzer, gelbgefäumter 
Züngler, Wien, Vzchn. ©. 317. 48. — Ausg. 
Illiger II., ©. 24. — Ausg. v. Char— 
pentier ©. 19. — Hübn. fig. 28. (fem.) 
©. 13., gelbgefäumter Zünsler. — Hbn, Bey: 
träge I. 1. Zaf. 2. Fig. k. ©. 17. 

Catastia — Hbn. Cat. ©. 372. 3569. — Phal. 
— Fabr. Ent. syst. 3, 2. ©. 219. 335. — 
Diosia marginalis Dup. Lepid. de France 
V. pl. 229. fig. 1. ©. 280, 


736 


Phycis antiopella Zincken in Germ, Mag. IIL, 
©. 131. 10. - 
— Tr. 9,1. ©. 147. palpis erectis, antennis nu- 
dis, alis omnibus atris, anticarum basi vi- 
‚ ridi, posticarum ciliis luteis. — 10.3, 
©. 273. — Kollar Vzchnß. ©. 89. Episch- 
nia — FR. entomol. 3tg. 1843, ©. 150.— 
Schleſ. Schmtauſchbl. J. 1840. ©. 6. 
Diosia marginella, Diosie bordee Dup. VH., 
©. 143. pl. 276. fig. 1. (fem.) — (at. ©. 
321. — Guenee Index 73. 
Tinea atrella Fabr. Ent. syst. 3.,2. ©. 298. 52. 

Größe der Hypochalcia ahenella , aber die Worderflügel find 
breiter umd nach hinten mehr erweitert. Won der vorigen, mit 
unbekannten Urt unterfcheiden fie ihre dottergelben Hinterflügel- 
franzen, und von aurociliella ihre ſchwarzen Worderflügelfran» 
zen. — Rüdenfchild und Kopf mit fenen Xheilen ſchwarz mit 
grünlichem oder blaͤulichem Stahlglanzz die Fühler befisen den 
Glanz nur an der Bafis bis über die Biegung; dieſe fcheint 
beym Männchen etwas ſchwaͤcher zu feyn als an auriciliella. 
Beine fhmwarzbraun mit ſchwachem Kupferglanz; Bruſtſeiten 
grün glänzend. Hinterleib fhwarz, an der Seite unten grün: 
glänzend; der weibliche After mit bdottergelben Haaren eins 
gefaßt. 

Vorderflügel nad hinten allmählich erweitert, tief ſchwarz— 
braun, an der Wurzel metallgruͤn fehimmernd, auf der übrigen 
Flache mit einem, nach hinten immer ſchwaͤcher werdenden grün= 
lien Hauch überzogen. Franzen ohne Grünliches, ſchwarz. 

Hinterflügel ſchwarz oder fhwarzbraun; Franzen dottergelb; 
nur am Vorderrande bis Uber den Worderwinfel hinaus, und 
am Innenrande nicht ganz bis zum Hinterwinkel find fie 
[hwarz. 

Unterfeite braunfchwarz ohne grünen Anflug, in den Franzen 
wie auf der Dberfeite. 

Diefer Gebirgsfalter fliegt auf öftreichifchen Gebirgswieſen, 
3. B. auf dem Gahns bey Neichenau (nicht felten im Juny 
— Kollar); dem Sonnenwendftein etwa 4500’ hoch, auf eis 
ner Eahlen, mit niedrigen Fichten befesten Fläche zu Anfang 
July (ER.) — auf dem Schneeberg, Jim Fluge einer Atych. 
pruni gleihend (Zr.) — in Bayern bey Dillingen (Schrank) 
— in der füchfifchen Schweiz bey Schandau (Tr.) — in 
Schlefien auf den Vorbergen des Miefengebirges: auf dem 
Hohmald bey Salzbrunn, wo ich in bedeutender Höhe auf 
einer freyen, Eräuterreihen Stelle am 10. July 1838. zwey 
Männchen fand, die von dem Fluge der Atych. pruni yar 
nicht8 hatten; — um Glas häufig; bey Charlottenbrunn und 
Landshut (Schmtaufhbl.) — In Ungarn (FR.) 


13. Auriciliella Hübn. 


Alis omnibus nigrofuseis, vitellino-ciliatis anterioribus 
virescenti - nitidulis. 
Tinea — Hübn, fig. 340. 
Phyeis — Znk. in Germars Magazin III. ©. 133. 11. 
Phycis — Tr. IX., 1. S. 149. palpis erectis, alis 
antieis nigris, postieis fuliginosis; omnibus luteo- 
eiliatis — und X., 3. ©, 171. und 173. 
— — Eversm, Faun, Volg. 550. 6. 
Diosia — Diosie frange doree Dup. VII., ©. 145. 
1412. pl. 276. fig. 2. — Cat. 321. — Guenee 
Index 73. 


7137 


Epischnia — Z. Iſis 1839. ©. 178. 13. — FR. en: 
tomol. Ztg. 1843. ©. 150. 
Phyeis auricella Zetterst. Ins. lappon. 996. 1. 
Catastia auricilialis Hbn. Cat. ©. 372. 3570. 
Diosia — Dup. V., 2. pag. 231. tab, 229. fig. 2. 

Verfchieden von der vorigen, wie es fcheint , fpecififch, durch 
geringere Größe, an der Baſis breitere WVorderflügel, gelbe 
Franzen derfelben und Mangel der braunen Franzen des Vor: 
dermwinfeld der Hinterflügel. 

Betraͤchtlich Eleiner als Marginea, nur fo groß wie Hypo- 
ehalcia Decorella. Kopf und Rüdenfchild vom Bau wie bey 
marginea, aber (be) meinem Pärdyen) weniger glänzend; die 
Fühler mit etwas ftärferer Krümmung, Hinterleib wie bey 
marginea, fait ohne Glanz. 

Vorderflügel (4,5 1. — gegen 5%; — 67% der margi- 
nea), an der Baſis breiter als bey marginea, daher nad) hin: 
ten weniger erweitert, vorzüglich auffallend beym Männchen, 
tieffhmwarzbraun, dunfelgrün überflogen, an der Bafis etwas 
ſtahlgruͤn glänzend, Franzen dottergelb, auf dem Wurzeldrittel 
ſchwarz, beym Weibchen mit bier und da in daffelbe eindringen- 
der gelber Färbung; beym Männchen ift fie am Vorder- und 
Innenwinkel ſchwaͤrzlich. 

Hinterfluͤgel ſchwarzbraun, mit dottergelben Franzen; auch der 
ganze Vorderwinkel iſt ringsum gelbfranzig; der Innenrand iſt 
braͤunlich behaart. 

Unterſeite einfarbig ſchwarz, ſonſt wie auf der Oberſeite. 
Dieſe Art ſcheint höher Über dem Meere zu leben als Cat. 
marginea und fommt im Norden vor, mo jene fehlt. Auf 
dem Sonnenwendftein in den ſteyriſchen Gebirgen fand FR. 
beide Arten noch beyſammen. Auriciliella wurde gefunden: 
auf den Tyroler- und Schweizer: Alpen (Tr., FR), auf den 
Gebirgen der Provence und Dauphine im July (Dup.) — 
auf den Vorbergen des Ural im Juny nicht felten (Evers: 
mann) — und häufig auf den nördlichen niedern Küftenges 
birgen der feandinavifchen Halbinfel auf Grasftellen, vorzüglich 
auf Polygonum viviparum im Juny, July und Auguft (Zet⸗ 
terftedt). 


Gen. 13. (17). Epischnia Hbn. 


Antennae setaceae maris supra basim sinuato-arcua- 
tae dorsoque subasperatae, fem. simplices. 

Ocelli distincti. 

Epistomium squamis in conum compositis. 

Palpi maxillares breves, epistomio acelinati. 

Palpi labiales compressi, adscendentes, epistomio in- 
cumbentes, apice horizontali, 

Haustellum spirale. 

Pectus maris sub coxarum anticarum basi pilis 
rigidis armatum, 

Alae ant. (non strigatae) angustae; posteriorum vena 
mediana quadrifida. 

Tarsorum planta setulosa. 

Oviductus fem. reconditus. 


Die 3 hier‘ vereinigten Arten zeichnen fi im männlichen 
Gefhleht durch einen langen Borftenbufh aus, der 
an der Vorderbruft unter der Bafis der Vorderhüften und durch 
ſehr lange Schuppen verdedt fist. Ihre Worderflügel find 
fhmal und haben kaum eine Spur der 2ten Querlinie. Auf 
den Hinterfluͤgeln ift die Subcoftalader in 3 Aefte, die Median: 
Sfis 1848, Heft 10. 


738 


ader in 4 aufgelöft. Die fehr deutliche Biegung in ben männ- 
lihen Fuͤhlern oberhalb der Baſis ift mit Eleinen, aufftrebenden 
Schuppen bekleidet. 

Die 3 Arten weichen im Bau etwas von einander ab. Mäh- 
end der Haarbufc an der Bruft ben Prodromella und Adul- 
tella ganz verfchieden ift von den breiten, ihn  be£leidenden 
Schuppen, geht er bey Illotella allmählid in die fchmalen, 
langen Schuppen über, Das Männchen hat bey jenen zwey 
Arten auch einen viel auffallendern Bogen in den Fühlern, in 
welchem fie verdünnt find, um fich dahinter faft Enotenartig zu 
verdiden; fein Nüden ift ausgefchnitten und nad) oben mit 2 
Schuppenreihen befeßt, zwifchen denen ein dünner, ſchwarzer 
Strich fich zeigt, ähnlich dem der Nephopteryrarten. Bey 1llo- 
tella ift der Bogen fürzer, die Fühler darinn nicht verdünnt, 
ohne Verdidung dahinter, und auf dem Rüden gleichmäßiger, 
weniger raub, wenn auch von der übrigen Fühlerbededfung ab: 
mweichend beſchuppt. 

Die Arten leben im wärmern Europa auf begraften Boden 
und fliegen in den Sommermonaten. 


1. Prodromella Hübn. 


Alis ant. angustis einereis, postice obscurioribus, sub- 
venosis, puncto venae transversae nigro; posterioribus 
albidis subpellueidis, apice obscurato. 

Tinea — Hübn. fig. 254. 

Phycis — Zincken in Germ. Mag. 3., ©.127. — Kol: 

lar Vzchn. ©. 89. — Dup. Cat. 522. 

Phyeis — Tr. 9, 1. 157. palpis erectis, antennis nu- 
dis, alis anticis fusco - cinereis, medio canescentibus 
nigro venosis; postieis albis fusco-limbatis — X. 
3. 274. 

Epischnia — Z. Iſis 1839. ©. 178. 4. — 1847. ©. 
730. — H.-Schffer. Zopographie v. Negensb. 3,, 
©. 195. 904. 

— — dGruenee Index 80. 

Phyeis umbraticella, Phycide ombrageuse Dup. 
Hist. pl. 278. fig. 9. ©. 187. 1432. 

Epischnia prodromalis Hbön. Cat. 371. 3560. 

* Phycis prodromella Eversm. Fn. Ural 551. 10. 

Der folgenden Art fehr ähnlich, Eleiner, mit ſchmaͤlern Vor: 
derflügeln, deren Snnenrand nicht fahlgelblich haarſchuppig ift; 
auf den durchſichtigen Hinterflügeln am Vorderwinkel brauns 
grau, welche Färbung der Adultella fehlt. — Von beträdyt- 
licher, doch wechfelnder Größe; aud die Färbung ift nicht im— 
mer ganz gleih. NRüdenfchild und Kopf bräunlihgrau, mehr 
oder weniger hell; die Schulterdede an der Hinterhälfte ganz 
heil. Dberer Augenrand bey den Fühlern weißlih, fo wie die 
Dberfeite des ftarfen Schuppenkegels des Gefichts. Fühler 
bräunlihgrau, nach oben heller und dünner. Taſter weißgrau, 
aufen nach vorn dichter als an der Bafis bräunlich beftäubt. 
Ruͤſſel lang, aufgerollt, auf dem Rüden dicht graufchuppig. — 
Beine aſchgrau, auf der Lichtfeite find die vordern ſchwaͤrzlich 
angeflogen, die mittlern mit fehiefem, rauchbraunem Bändchen 
vor der Schienenfpige, die hintern an der Endhälfte der Schie— 
nen rauchfarbig gefledt. Der Haarpinfel dicht und gelblich, 
von dachziegelarfig auf einander liegenden, fehr verlängerten 
Schuppen verdedt. — Hinterleib weißgrauz auf der Nüden- 
mitte der 2 erften Ringe mit braungrauem breitem Längsftrich, der 
ſich oft bis auf die Hinterften Ringe verlängert. Der weibliche After 
bufch ift Iehmgelb, der männliche weißlich, Eegelförmig, ftumpf. 

47 


739 


Vorderfluͤgel (bis 7" lang) lang und fhmal, nach hinten 
wenig erweitert, mit einem gegen den flumpfen Winkel conver 
zulaufenden Vorderrande und converem Hinterrande, heil bräuns 
lihgrau oder fchiefergrau, mehr oder weniger dicht in der Fluͤ— 
gelmitte weißlich oder weißgrau überflogen. Die Adern find auf 
dem legten Flügeldrittel [hwärzlich, die Subdorfalader ift weit 
gegen die Bafis hin, doch meift unterbrochen, ebenfo gefärbt 
und trägt eine dunkle Stelle am Ende des erften Längsdrittels. 
Nicht weit von der Bafis geht ein [hwärzliher Schattenftreifen 
vom- Vorderrande aus fehr fchief einwaͤrts (als Andeutung der 
erften Binde), verfchwindet aber vor der Fluͤgelmitte. Die 
Medianader ift vorn gewöhnlich fehmal weiß gefaumt, fo daß 
eine weiße Laͤngslinie in der Flügelmitte zieht, die hinter dem 
fhwarzen Punct der Querader endigt. Auch die Falte bildet 
bisweilen durch ihre weiße Befchuppung eine fo gefärbte Laͤngslinie. 
Franzen grau. - 

Hinterflügel weißtich, durchfcheinend, ein wenig mufchelartig 
fhimmernd, am Vorderrande gebräunt, am meiften im Vorder: 
winkel; von diefem aus ift die Hinterrandlinie bis über die 
Hälfte braun; felten erreicht fie fehr verlofchen den Hinter: 
winkel. 

Unterfeite der Vorderfluͤgel einfarbig grau, am Innenrande 
heil. Hinterflügel wie auf der DOberfeite, mit ſtarkem Muſchel— 
fhimmer. 

Das Weibchen ift etwas Eleiner und Furzflügeliger, mit für- 
zerem, unausgezeichnetem Hinterleibe. 

Prodromella fommt fhon im füdlichen Deutfchland vor: 
um Wien bey Mödling auf trodnen Bergwiefen (Fr. Kol— 
Lar) — bey Regensburg felten (H.-Schff.) — in Ungarn, 
wo Kindermann die Raupe mit Aderffabiofen groß gezogen 
hat (FR.) — in Rußland an der untern Wolga bey Sarepta 
im May, und in den Vorbergen des Urale gegen Ende July 
(Eversmann) (2) — in Frankreich (Guenee) bey Mar: 
feille und Montpellier (Dup.) — in Dalmatien (Tr.) — in 
Stalien (bey Nom und in Sicilien bey Syracus), wo ic fie 
im Suny und Auguft auf teodnen, begraften Flächen fieng. 
Mann erhielt 3 Er. zu Ende Man in den Suͤmpfen bei Pifa 
auf trocknen Grasflähen. Sie erfcheint offenbar in 2 Gene: 
rationen. 

Anm. Dupondelg Phyeis prodromella Hist. nat. ift 
Myel. Rippertella. Hübners Abbildung hat zu fehr er= 
weiterte Vorderflügel und zu breite Hinterflügel; wären er— 
ftere noch etwas fürzer, fo hätten fie genau die Geftalt wie 
bey der folgenden Art; dennoch gehört dies Bild nur zu 
Prodromella, wie die weißlichen HDinterflügel mit verdunkel— 
tem Vorderwinkel, und der Mangel des gelblidyen Innen— 
randes der Vorderflügel bemweifen. 


2. Adultella Metzn. in lit. n. sp. 


Alis ant. einereis, postice dilatatis, fusco - subvenosis, 
puncto venae transversae nigro, dorso gilvescenti; poste- 
rioribus griseis unicoloribus. 

? Phyeis prodromella Eversm. Fn. Ural 551., 10. 

Der vorigen fo ähnlich, daß fie leicht für eine fehe große 
Barietät derfelben angefehen werden kann. Uber fie ift fchon 
auf den erften Blick durch ihre breiteren Flügel, den gelblichen 
Sunenrand der vordern, die undurchfichtige, heil ftaubgraue 
Farbe der hinten als eigne Art zu erkennen. 

Bau der Kopftheile nicht abweichend, nur an den Fühlern ift 
die Bucht verhältnigmäßig etwas ſchwaͤcher. Ruͤckenſchild heller, 


2 740 


einfärbig heil ftaubgrau, an den Seiten meißlicher. Auf dem 

Hinterleibe erweitert fih der dunkelgraue Nücenftreif am Ende 

de8 2ten und mehr noch auf dem ganzen äten Ninge in einen 

voftbraunen Fleck; (dies kann jedoch auch von Werölung her: 
fomnten, obgleich fie in diefem Genus faum vorkommt, und 
ber Fleck dafür zu regelmaͤßig ift). 

Die Vorderflügel (83 lang) find beträchtlich breiter und 
nach hinten erweitert, Übrigens ziemlich gebaut und gefärbt wie 
bey Prodromella. Der ganze Vorderrand bleibt weißlichz; die 
braunen Längsftreifen und Adern find verlofchener; am Hinter: 
tande wechſeln ſchwaͤrzlich beftäubte Adern mit gelbbr&unlichen, 
verlofhnen, einwaͤrts verjüngten Längsftreifen. Der Punct 
auf der Querader ift etwas größer und weniger fcharf. Der 
Innenrand bis zur Subdorfalader ijt mit fahlen, ledergelben 
Scyuppen befleidet, die ſich erſt hinter der Flügelmitte mit 
grauen mifchen, 

Die viel ftumpfern und breiten Hinterflügel find einfarbig 
hell ftaubgrau, faſt gänzlih unduchfichtig, am DVorderrande 
ganz ebenfo heil wie auf der übrigen Flähez die Hinterrand— 
linie ift braunlid, am Schwanzwinkel verlöfchend; die Franzen 
weißlich, faſt ohne die gewoͤhnliche dunklere Querlinie nahe ih— 
rer Baſis. 

Unterfeite heller, die Vorderfluͤgel braͤunlichgrau, am Vorder: 
und Innenrande hell, auf dem Hintertande mit einer Neihe 
verlofchner, braungrauer Fleckchen. Die Hinterflügel heller als 
auf der Dberfeite, ohne Mufchelfhimmer, am Vorderrande 
bräunlich beftäubt bis zur Subcoftalader, 

Das einzelne Männchen der Mesnerfhen Sammlung ift 
aus dem Gaucafus. 

Anm. Sehr wahrfcheinlich fommt auch Prodromella im fü: 
lihen Nufland vor, und Adultella hat nur eine weitere 
Verbreitung gegen Norden. Eversmann wird beide Arten 
als eine vor Augen gehabt haben, und daher ift zu erklären, 
wie feine Befchreibung nicht ganz auf die erftere Art paßt. 
Daß die Vorderflügel externe latiusculae, ad basin sen- 
sim angustatae heißen, fann zur Noth auf Prodromella 
angewendet werden; auh Treitſchke fpriht von „gegen 
die Flügelfpige breiter werdenden DVorderflügeln” — obgleich 
bey Prodromella die Schmalbeit als Hauptfache angegeben 
werden muß. Die Hinterflügel find griseae ciliis albis — 
und dag paßt nur auf Adultella; allein fie follen basi pal- 
lidiores feyn. Wielleiht gilt das bloß nicht von dem 
Metznerſchen Eremplar. Die übrige Befchreibung enthält 
nichts auf die eine Art allein Anwendbares. 


3. Illotella Z. 


Alis ant. angustis, schistaceis, costa albida vel dilute 
rufescenti, dorso dilute rufescenti, puncto fusco medio 
obsoletissimo; puncto venae subdorsalis nigro utrimque 
albo-terminato. 

Epischn. illotella Z. Sfis 1839. ©. 178. 5. — 1847. 
©. 780. — Guenee Index ©. 80. 
Phyeis — Dup. Cat. 324. 

Kleiner, dunkler, weniger langflügelig als Prodromella und 
ohne den fcharfen, fchwarzen Punct der Querader der Vorder— 
flügel, wofür der auf der Subdorfalader durch Größe und weiße 
Einfaffung defto ſchaͤrfer hervortritt. — Die Befchreibung habe 
ich in der Aufzählung der ital. Schm. gegeben. 

Selten, in Sicilien im May, Suny und July bey Spra- 
cus, Catania und Meffina. Mann fieng fie in Zoscana bey 


741 


Ardenza in dem erften zwey Dritteln des May auf Hutweiden 
Abends, 


Gen. 14. (18.) Ancylosis Z. 


Epischniae pars: Ancylosis Iſis 1839. 

Antennae setaceae supra basim arcuatae, arcu nudo. 
Ocelli distincti. 

PEpistomium convexum, squamis appressis. 

Haustellum spirale. 

Palpi maxillares nulli. 

— labiales porrecti mediocres. 

Alae ant. angustae (bifaseiatae); venae subcostalis fur- 
ca in costam exit, vena mediana quadrifida (Cinnamo- 
mella). 

— posteriores: vena subcostalis trifida, mediana qua- 
drifida.$ 

Oviductus absconditus, 

Im Baue ſtimmt Aneylosis am meiften mit Hyporbälkis, 
von der fie jedoch im Ausfehen fehr abweicht. Einen leicht 
bemerflichen Unterfchied giebt die über den Innenwinkel der 
BVorderflügel hinausſtehende Hinterflügelfpige. Dazu Eommen 
die gegen die Bafis viel weniger zufammengedrüdten, dünnern 
männlichen Fühler, das flahe Gefiht und der Mangel der 
Marillartafter. — Anerastia, in einigen Arten ohne Marillarz 
tafter, hat einen Gefichtsfegel, Eeine Ocellen, weniger Aeſte der 
Medianader ufw. — Andere im Ausfehen ähnliche Gattungen 
haben in beiden Gefchlechtern ungekrümmte Fühler. 

Sn der Sfis 1839. wurde diefes Genus als Abtheilung von 
Epischnia betrachtet und nebft Dilutella aud) rutilella, ca- 
nella und (1845) vacciniella dazu gerechnet. Won diefen 
kann Vaceiniella als Abtheilung von Nephopteryx gelten, und 
Canella und Rutilella. bilden: eigne Genera, 


1. Cinnamomella Dup. 


Alis ant. angustis cinnamomeo (luteove) einereoque mix- 
tis, costa margineque postico canis; strigis duabus canis, 
posteriore tenuissima fere reeta, externe late cinnamomeo- 
marginata; punctis duobus confluentibus (strigulave) inter- 
jectis fuseis. 

Phyeis — Phye. couleur de canelle, Duponchel hist. 

VII. p. 195. et 356. 1436. pl. 279. fig. 4. — Phy- 
eis — Guenee Index 79. 

Phyeis dilutella Tr. IX., 1. 164. alis antieis corti- 
ceo-brunneis, strigis duabus transversis pallidis. — 
X., 3. 274. — Dup. Cat. 324. 

Epischnia — Z. Sfis 1839. 178. 5. — 1845. ©. 266. 
— Herrich-Schff. Topogr. v. Negensb. 5, ©. 195. 
903. — Schleſ. Schmtauſchbl. IV. (1843.) S. 13. — 
VI. (1845.) ©. 7. 

Var. b) minor, alis ant. dilutis costa albida, post. 

albidis. 

? Var. ce) al. ant. cinereis, sub dorsum rufescentibus, 
striga posteriore intus nigro-marginata, margine postico 
nigro-punctato. Phyeis cinerella, Phycide grise Dup. 
hist. 353. 1491. pl. 284. fig. 9. — Cat. 324. 

Bon der folgenden Art unterfchieden durch geringere Größe, 
die zimmetbraune und gelbliche Farbe der Theile des Vorderkoͤr— 
pers und die Feinheit der hintern Querlinie der Worderflügel, 
Unter den Pempelien find ihr mehrere fehr ähnlich, al8 Ador- 
natella, Subornatella, Obductella; bey £einer find die Vor: 


\ 


742 


berflügel fo ſchmal und die hintere Derlinie fo fein und grad; 
alle haben aufwärts gekrümmte Lippentaſter, vollſtaͤndige Ma— 
xillartaſter und im maͤnnlichen Geſchlechte knotige Fuͤhler. 

Groͤße gewoͤhnlich etwas unter P. ornatella. Kopf und 
Ruͤckenſchild hell zimmetbraun. Oberer Augenrand und der zu— 
gerundete Geſichtswulſt an der Seite weißlich. Fuͤhler duͤnn, 
kaum merkbar gekerbt, microſcopiſch pubescirend gefranzt, braun, 
beim Männchen uͤber dem Wurzelgliede mit einem weiten Bo— 
gen, in welchem ſie an der Ruͤckenſeite kielartig zuſammenge— 
druͤckt ſind. Lippentaſter von wenigſtens dreymaliger Laͤnge des 
ſenkrechten Durchmeſſers eines Auges, ziemlich dick, zuſammen— 
gedruͤckt, aufſteigend, mit horizontaler Endhaͤlfte, zimmetbraun, 
am ganzen Wurzelgliede und an der untern Schneide der 2 
übrigen Glieder weißlich. Rüſſel ſpiral, auf dem Ruͤcken be— 
ſchuppt. Bruſt und Beine weißgrau, letztere auf der Lichtſeite, 
am meiſten die vordern, braͤunlich angeflogen. Hinterleib braͤun— 
lich, am Bauch weißgrau, am After getblich. 

Vorderflügel 43 — 5’ lang, ſchmal, nad) hinten erweitert, 
mit ſehr fchief auswärts gehendem, wenig gerundetem Hintere 
vande und zugefpistem Vorderwinkel, zimmetbraun oder lehm— 
gelb oder dunkler mit Roth gemifht. Der Vorderrand ift im 
breiten Mittelfelde in anfehnlicher Breite, einwaͤrts aber nicht 
ſcharf begrenzt, weißgrau beftäubt; eben fo, doch einwärts bes 
grenzter der Hinterrand. Die erfte Binde ift undeutlic weiß: 
grau; fehr einmwärts geneigt, edig, auf der Subdorfalader mit. 
einem gegen das Mittelfeld geöffneten Winkel; deffen Spike, 
alfo gegen die Baſis, wird durch die verdunfelte Grundfarbe 
flefartig begrenzt; in dem Winkel ift ein brauner Punct, und 
an diefen grenzt auch im Mittelfelde graue Beſtaͤubung; er füllt 
am lebenden ruhenden Schmetterling viel mehr auf als am 
todten. Das Mittelfeld ift breit und gegen den Worderrand 
fehr erweitert; auf der Querader, ziemlich nahe der Aten Quer= 
linie, liegen 2 gelbbraune, zu einem Querftrich zufammenflies 
ende, nicht fehr feharfe Puncte. Die 2te Duerlinie ift hell, 
dünn, ſcharf und dem Hinterrande ziemlich parallel; fie ift ziem— 
lich gerade und macht nur auf der Subdorfalader eine ftärfere 
Biegung; gegen das Mittelfeld wird fie von einer zimmetbraus 
nen, dünnen Linie gefaumt; den Raum zwifchen ihr und dem 
grauen Hinterrande füllt ein breites, zimmetbraunes, zumeilen auf 
den Adern dunfleres, am Vorderrande meift verdunfeltes Band. 
Die Hinterrandlinie ift zimmetbraun und nicht in Puncte auf: 
gelöft. Franzen gelbgrau, nach anßen roͤthlich. 

Die Hinterflügel gelblichgrau, um die über den abgerundeten 
Hinterwinkel der DVorderflügel hervorftehende Spitze gebräunt; 
beim Weibchen find fie faft einfarbig dunfelgrau. Franzen heller 
mit gelblicher, feiner Wurzellinie umzogen, 

Unterfeite braunlihgrau, auf den Hinterflügeln heller, auf 
den Vorderflügeln felten mit fehr fehwacher Spur der zwenten 
Derlinie. 

Das Weibchen ift fchmalflügliger und überall dunkler ald das 
Männden; bisweilen ift bey ihm auch die graue Beftaubung 
ſehr ſchwach. Bey ihm zeichnet fich der Flec in dem Winkel 
der Binde am meiften aus. 

Var. b) ift ein Eleines Männchen unbekannten Baterlandes; 
Vorderflügel 4" lang, ſehr heil und ſchoͤn zimmetbräunfichgelb 
mit befonderer Ausbreitung der weißgrauen, faft weißlichen Be— 
ftäubung.  Hinterflügel weißlih, gegen den Hinterrand ftaub: 
grau. Auch die Unterfeite ift ſehr gelichtet- 

Vaterland: Ungarn (Tr.) — Frankreich, um Montpellier 
(Dup.) — in «Rußland: bey Kokenhufen in Lievland (Kies 


743 


nig) — in Deutfchland bey Negensburg nicht felten, in Wein: 

bergen (9.:Shff.) — Bey Berlin, Frankfurt a. d. Oder 

und Glogau fliegt diefe Art nicht felten an freyen oder von 

Birken und Kiefergehölz umfchloffenen, mit Flechten und Thy— 

mian reichlich bawachfenen Sandplaͤtzen; fie ift ziemlid) gefellig 

und findet ſich öfters in Gemeinfchaft mit Pemp. subornatella 
und adornatella. Ihre Flugzeit ift das Ende des May und 
der Anfang des Juny, und zum 2ten Male im July und 

Auguſt. Am leichteften fliege fie gegen Abend auf. Ihre 

Raupe ift noch unbekannt. 

Anm. 1. Die Phal. dilutella des W. B. ©. 136.’ 
grauer, düfter gezeichneter Schabe“ ift völlig verloren gegan⸗ 
gen (vgl. v. Charp. ©. 120.) — Hübners dilutella 
fig. 69. wurde von Ir. und mir fir unfere Art angelehen. 
Diefe kann fie nicht ſeyn; denn dazu find die Vorderflügel 
zu Eurg, die hintere Querlinie zu ſcharf und ohne den 
fhwärzlihen Punct auf der Subdorfalader, der Hinterrand 
mit einer fchmarzen Punctreibe, die bey Cinnamomella fehlt 
uf. — Man hat fie auf Pemp. Adornatellla deuten wol: 
len; aber dazu find die 2 Binden viel zu deutlich und die 
Palpen find in der Abbildung lang und horizontal, während 
Adornatella fie furz und aufgefrummt hat. Das Unver: 
einbare unferer Cinnamomella mit Hübners Art einfehend, 
nannte Kuhlwein die erftere Arctella, ohne fie jedoch 
zu befchreiben. Die erfte fichere Abbildung und Beſchreibung 
lieferte Dupondel, und daher ift deffen Benennung ber 
Art aufzunehmen. Duponchel deutete mit Unrecht Hüb- 
ners Dilutella auf Pemp. obductella. — Was Ste— 
phen's Phycita dilutella Ilustr. IV., ©. 303. 3. ift, 
weiß ich nicht: die gefhmwungene Binde hinter der Mitte der 
Vorderflügel ehrt, daß fie unfere Cinnamomella gewiß 
nicht ift. i 

Anm. 2. »Phyeis ecinerella Dup. (aus Corfica) wird von 
Buenee und F. v. Roͤslerſtamm (nah einer hand» 
fohriftlihen Notiz) für eine graue, mit etwas Gelb gemifchte 
Var. der Cinnamomella angefehen. Dup. felbft halt fie 
im Cat. davon getrennt. Die Beſchaffenheit der Binden: 
die erfte mit dem ſchwarzen Punct auf der Subdorfalader, 
die zweite linienförmig, ſchwaͤrzlich, ſchmal gefiumt — ſpricht 
für die erftere Anficht. Aber die Vorderflügel find für Cin- 
namomella zu breit, die 2 Mittelpuncte ftehen auf weißem 
Grunde und find fehr ſcharf; am Hinterrande läuft eine 
Reihe fcharfer, ſchwarzer Puncte, die Zafter find gar nicht 
fihtbar. — Ich erkenne in diefer Abbildung mehr eine fehr 
fcharf gezeichnete Gymnanc. canella, an welcher ich viel: 
leiht bloß aus Mangel an mehrern Eremplaren nur die 
zweite Querlinie beträchtlich gefrlimmter fehe als bey Du: 
pondel. Die Angabe der Zafterbefchaffenheit ift ung lei- 
ber vorenthalten; fie würde wenigftens über das Genus ſichern 
Aufſchluß geben. 


2. Anguinosella Lederer in lit. nov. sp. 


Al. ant. angustis cinereis, lutescenti obsolete mixtis, 
strigis duabus canis, posteriore distinctiore bis fracta, 
lineola venae transversae lineaque marginis postiei nigri- 
eantibus. 

Größer als die vorige, ziemlich gleichgeftaltet, mit etwas 
Eürzern, hinten mehr erweiterten WVorderflügeln und viel ſtum— 
pferm Vorderwinkel der Hinterflügel. Kopf und Ruͤckenſchild 
weißlih und braun ftaubig. Geſicht braun, ringsum weißlich. 


744 


Zafter etwas fchlanker als bey Cinnamomella, graumweiß, au: 
fen braun beftäubt. — Beine hellgrau, außen gebräunt, an 
den Gliederenden weißlih. Hinterleib braun mit weißgrauem 
Afterbufch. 

Vorderflügel wie bey Cinnamomella mit ganz abgerundeten 
Innenwinkel und gegen den Vorderwinkel verlängert. Die 
Grundfarbe ift weißgrau, aber reichlich mit gelblihem Braun 
auf der Innenrandhaͤlfte der Fläche gemiſcht. Nicht weit von 
der licht gelbbraͤunlichen Baſis geht ein ſchraͤger, weißlicher, bins 
denförmiger Schatten, der am Vorderrande mit der deutlichen 
iften Binde zufammenfließt und von ihr durch einen lehm⸗ 
bräunlichen verengten Raum getrennt wird. Die Binde iſt 
ſchief einwaͤrts geneigt, weniger als bey Cinnamomella, etwas 
gebogen, auf der Subdorſalader mit einem gegen das Mittel— 
feld geöffneten Winkel und in diefem mit einem braunen Fleck— 
hen; oberwärts ift fie breiter und dunkel braunlic) verfloffen 
eingefaßt. Die 2te Binde neigt fich oben nody mehr gegen den 
Vorderwinfel, mwodurd das Mittelfeld, das am Innenrande 
verhaͤltnißmaͤßig fchmäler ift ald bey Clnnamomella, fich ober: 
waͤrts außerordentlich erweitert. Es ift auf der Subdorfalader 
und am Vorderrande am hellſten grau, fonft mit lehmigbräun- 
lihen Stellen unterlaufen und am Borderrande dunkler braun 
beftäubt. Auf der Querader liegt ein dem Hinterrande patale 
leles, ſchwarzbraunes, fcharfes Strichlein. Die 2te Binde ift 
ſchaͤrfer als die 1fte, viel breiter al8 bey Cinnamomella, mit 
einer einwärts gehenden, ſcharfen Ede dem Dueraderftrich ges 
genüber, und einer undeutlichern über dem Innenwinkel, in den 
fie ausläuft; fie hat einmwärts eine ſchmaͤlere, aber befonders 
gegen den Vorderrand dunkler braune Einfaſſung als auswärts, 
wo die Einfaffung ein lehmbräunliches, an der Flügelfpise braus 
nes und verengtes Band bildet, dag von der fcharfen, braunen 
Hinterrandlinie durch einen weißgrauen, nicht ſcharf abgefchnit- 
tenen Raum gefchieden wird. Franzen weiß, in der Mitte von 
einer bräunlichgrauen Schattenlinie durchzogen, die am Vorder: 
winfel in den dunfeln Naum der 2ten Binde fließt. 

Hinterflügel ftaubgrau, die bräunliche Hinterrandlinie verftärkt 
ſich und umzieht den ftumpfen Vorderwinkel. Franzen wie bey 
den Vorderflügeln. 

Unterfeite ftaubgrau. Die Borderflügel dunkler, dicht am 
Vorderrande einer weißlichen, hinten erweiterten Längglinie. Die 
2te Linie hat einen fehr deutlichen, beiderfeit8 von verdunfelter 
Grundfarbe gehobenen Anfang auf dem Worbderrande, fie wird 
aber unterwärts fehr verlofhen. Vor der braunen Hinterrand- 
linie ift der Grund weißftaubig. Die lichteren Dinterflügel zeis 
gen die Fortfegung der Lten Binde vom Worderrande aus noch 
verlofchner als die Worderflügel. Die Franzen wie auf der 
Dherfeite. Ihre faft in der Mitte, alfo von der Baſis 
fehr entfernte, durchziehende, braungraue Scyattenlinie zeichnet 
Anguinosella vor allen mir befannten Phyciden aus. 

Das einzelne Eremplar erhielt ih von Hrn. Lederer als 
aus der Gegend von Sarepta ftammend. Von den Arten der 
Fauna Volgo-uralensis will fid feine Beſchreibung auf An- 
guinosella anwenden laffen. 


Gen. 15. (19.) Gymnaneyla n. g. 
Phyeis p. Tr. Epischnia p. Z. 


Antennae setaceae supra basim sinuatae (fem. levius 
arcuatae) sinu non barbatae. 
Ocelli duo. 


745 


Squamae epistomii in conulum obtusum congestae. 


Palpi maxillares maris penicillo longo fur- 
cato instructi, feminae breves acuti-labiales (me- 
diocres) porrecti, maris squamis in canalem lon- 
gitudinalem compositis. 


Oviductus fem. reconditus. 
Alae ant. angustae (bifasciatae); posteriorum vena me- 
diana trifida. 


Der lange Haarpinfel, in den die obern Taſter auslaufen, 
und welcher in einer Rinne der innern Seite der Lippentaſter 
ruhen, würde die einzige hieher gehörige Art zu Pempelia wei: 
fen, wenn nidyt die männlichen Fühler des Scuppenfnoteng 
in den Fühlern gänzlich entbehrten. Nur gegen dag Ende der 
Krümmung zeigt fi eine fehr ſchwache Verdidung, hervorge: 
bracht durch einige aufftrebende Schüppchen. Auch das Weib: 
chen bat eine, wenn auch ſchwache Krümmung in den Fühlern 
an berfelben Stelle, aber ohne jene Schüpphen. Der Gat: 
tungsname Eommt von yvuvog, nudus, und &yxvAog, curvus. 


Canella SP. 


Alae ant. pulvereo-griseae; costa, fascia obsoleta ante 
medium strigaque postica bidentata dilute carneo-canis, 
punctis duobus venae transversae fuseis. 


Tin. canella Wien. Verzhn. ©. 135. 31. grauröthlicher 
Schabe ohne Ringe — Edit. Ulie. II., ©. 91. 


Tin. eanella Hon. fig. 289. (ſchlecht.) 


Phyeis — Tr. IX., 1. ©. 166. alis antieis testaceo- 
pulverulentis, punctis disci quinque nigris. X., 3. 


274. — Phyeis — Duponchel Cat. 324. 
Phycis — Guenee Index ©, 79. 
2? Phyeis — Eversm. Faun. 553. 14. 


Epischnia — Z. Iſis 1839. ©. 178. 2. — 1845. ©. 
266. 2. 


Phyeis depositella Zincken Germ, Mag. 3., ©. 155. 
Gesneria eanellalias Hübn. Cat. ©. 368. 3535. 
?Phycis cinerella Dup. 353 1491. pl. 284. fig. 9. 


Größe und Geftalt der Pemp. adornatella; nur find die 
BVorbderflirgel gegen die Baſis zu weniger. verengt. Die blaß— 
fleifchröthlihe Farbe der breiten, undeutlichen, erfien Binde und 
der hintern Querlinie, welche auswärts lebhafter röthlich einges 
faßt ift, laffen die Art von den meiften Phyciden leicht unter: 
fcheiden.. Neph. Dahliella hat die hintere Querlinie zu einer 
erweitert und vor der erften Binde eine raubichuppige ſchwarze 
Stelle. Andere Arten mit tothen Querlinien, als Pemp. pa- 
lumbella, Myel. compositella, haben gleichfalls rauhe Schup- 
penflecke auf den Vorderflügeln. 


Ruͤckenſchild und Kopf heilftaubiggrau mit blaßröthlichem Anz 
flug. Stirnkegel bey dem einzelnen Männchen: gebräunt, bey 
dem einzelnen Weibchen ganz heil. Fühler grau, am Wurzel: 
gliede dunkler, In der Biegung hat der Rüden beim Männ- 
chen gegen das Ende hin eine kleine Schuppenerhöhung, ‚in der 
Mitte mit einem ſchwarzen Längsftrih. Lippentaſter beim 


Iſis 18418, Heft 10, 


746 


Männchen länger als beim Meibchen, faft horizontal, etwas 
did, obenauf beim Männchen gebräunt; Füße braͤunlich, mit 
hellern Gliederenden. Hinterleib braungrau mit gelblicyem 
Afterbufch. 


Vorderflügel ziemlih ſchmal, nad hinten wenig erweitert, 
ohne ſcharfen Vorderwinkel, jtaubgrau, mit zerffreuten, dunflern 
Stäubchen, längs des Vorderrandes Lichter, mit blaffleifchröth: 
lihem Anfluge. Die 1fte Binde ift breit, aber aͤußerſt ver 
lofhen, von blaffer Sleifhfarbe, etwas gebogen und einwärte 
geneigt; an ihrem Außenrande hat das Männchen 3 braune, 
ziemlich ſcharfe Puncte, je einen auf der Subcoftal-, der Me: 
dian= und der Subdorfalader, wovon der mittelfte der Eleinfte 
ift; beim Weibchen fehlen fie (doc wohl nicht immer). Auf 
dem Queräderchen ftehen 2 braune, deutliche Puncte. Die hintere 
Querlinie ift dünn, fehr blaßröthlich, mit 2 gegen das Mittel- 
feld gerichteten Spißen, wovon die obere den Mittelpuncten 
gegenüber, die untere dicht Über der Subdorfalader ift; diefe Quer— 
linie ift einwärts von einer verlofchnen braunen Linie, auswärts 
von einem vöthlichen, etwas breitern Schatten gefäumt; fie ent: 
fernt fich gegen den WVorderrand zu etwas mehr vom Hinter: 
vande. Diefer hat eine fehr verlofchne Reihe brauner Puncte. 
Franzen lihtgrau mit 2 dunflern Schattenlinien, 


Hinterflügel ftaubgrau, am Hinterrande dunkler. Franzen 
fehr hellgrau, an der gelblichen Bafis mit verlofchener, braͤun— 
licher Linie umzogen.  Unterfeite braͤunlichgrauz die dunflern 
Vorderflügel haben einen hellern, gelblichgrauen Vorderrand und 
eine, auswärts braun eingefaßte Spur der hintern Querlinie. 
Hinterrandlinie bräunliche Franzen wie auf der Dberfeite. 


Vaterland: Ungarn (Tr.); in Defterreih (Mien. Vzchn.) — 
bey Wien, wo Mann die Naupe auf einer Salsola ent— 
deckte. 


Anmerk. 1. Eversmanns Phye. canella gehört ſehr 
wabrfcheinlich nicht zu unferer Art. Ihre Palpen follen zu: 
ruͤckgektüümmt feyn, während fie bey der unftigen horizontal, 
faum ein wenig aufgerichtet und dabey gerade find. Jene 
bat antennas subtiliter serrulatas, unfere Art borften= 
fürmige, nicht einmal unter der Loupe geferbte, und nur 
microfcopifch geftanzte Fühler. Jene hat die erfte Querbinde 
gezähnt; unfere Canella hat diefe Binde fo verlofhen, daß 
von Zähnen und Eden gar nichts zu erkennen ifl. Auch 
können legterer nicht alae albidae externe infuscatae zu= 
gefchrieben werden. Bey einer Var. von jener find fogar 
die Vorderfluͤgel nigrieanti. griseae, in welder Färbung un- 
fere Canella faum vorkommen Eann. 


Unm. 2. Daß Phye. cinerella Dup. — ohne Zafter ab: 
gebildet — eher eine Canella als eine Dilutella var. zu feyn 
ſcheine, habe ich in der Anmerkung zu diefer erklärt, 


Anm. 3. Nicht ih, wie Hr. Guenee behauptet, fondern 
F. v. Rösterftamm hat diefe Art in Schiffermüllers, 
Sammlung unter dem Namen Canella vorgefunden und 
die- Zreitfeh£ifche Ausfage (9, 1. ©. 164.) gegen die Char: 
pentierfche Vermuthung (S. 117.) beftätigt. 


47 * 


747 


Nachträge 
zu den knotenhornigen Phyciden Iſis 1846. Heft 10. 
Nephopteryx. 
©.739. 4. Fischeri. hr älterer und aufzunehmender 
Name ift pinguis Hw. Stph. 
* Ph. pinguis, the tabby knothorn Haworth 493. 
* Ph. — Curtis brit. Entomology V, pl. 233. 
— — Stephens Cat. 7443. 
— — Stph. Ulustrat. IV., 304. 16. alis ant. 
griseo-pallidis, fasciis nigris, posticis albidis. 
Phycis splendidella Herrich- Schffr. tab, (ined.) 
7. fig. 44. 


Sn England bey Chelfen im Suny, und im Green Park. 
Das Männden ift mir noch unbekannt; denn bag bey Her- 
rich-Schaͤffer unter Fig. 43. dafür gegebene halte ih nur 
für eine Warietät von Neph. abietella mas. 


©. 748. 9. Similella. 
Phyeis contiguella Herrich- Schff. tab. (ined.) 10. 
fig. 69. 
©. 750. 11. Dahliella. 
Phyeis — AH.- Schff. tab. (ined.) 9. fig. 63. 


©. 750. 11—12. Vacciniella Lienig. 
Alis ant. nigricantibus sericeis, strigis duabus ob- 
soletis nigro-marginatis, plaga ante priorem trans- 
versa atra scabra, punctis intermediis duobus nigris. 
Epischnia — Iſis 1845. ©. 266, — aus Lievland. 


Die Ausbiegung über dem Murzelgliede der Fühler und der 
fie ausfüllende Schuppenbufch find fo ſtark, daß diefe Art nur 
eine Nephopteryx aus der Abth. Psorosa feyn Eann. 


Pempelia. 


©. 757. 1. Euphorbiella. 
Phyecis albiricella 4.-Schff. tab. (ined.) 5. fig, 34. 


©. 761. 5. Obductella. 

- Phyeis origanella Schläger: Bericht des lepidopte- 
rolog. Zaufchvereins ©. 133.: palpis erectis, antennis 
eristatis, al. ant. badiis alboque nebulosis, strigis 
duabus marginem anteriorem non attingentibus albis, 
punctis duobus mediis nigris maculaque inter haec 
alba. 


Bey Jena lebt die Raupe auf Origanum vulgare (Ob nicht 
die ald Mentha arvensis gedeutete Futterpflanze dev Wiener auch 
das Origanum ſeyn möchte?). Sch erhielt durch die Güte des 
Beobachters zwey erzogene Schmetterlinge mitgetheilt. 

©. 765. 7. Sororiella. 

Phycis — H.-Schff. tab. (ined.) 9. fig. 64. 

©. 768. 9. Subornatella. 

Phyc. serpylletorum H.- Schff. tab. (ined.) 9. fig.62. 
©. 770. 10. Adornatella, 
Phyc. — H.- Schff. tab, (ined.) 11. fig. 78. 


Sie ift in den Harzgegenden nicht felten, ich fah mehrere 
Varietäten in einer Sendung des Hrn. v. Heinemann. 
S. 772. 12. Carbonariella, 


748 


Auch bey Slogan. Am 14. Auguft 1845. fand ich ein 
frifches Meibchen in der Nähe der Stadt an einem Zaun, wo 
weit und breit Eein Heidefraut waͤchſt. Aus der Gegend von 
Braunſchweig fah id ein Weibchen. — Vgl. die Anmerkung 
zu Spadicella. 


©. 774. 13. Faecella. 


Ein gutes Männchen fah ich, dag Herr af Teng ſt roͤm bey 
Helfingfors in Finnland am 17. July 1847. gefangen hatte. 


©. 775. 14: Perfluella. 
Phycis — H.-Schff. tab. (ined.) 7. fig. 49. (mit zu 
langen Zaftern). 


©. 778. *16, Spadicella. 


Der Güte des Herrn Stud. Math. et Phys. R. Schrei: 
ber in Braunfchweig verdanfe ich die Anficht einer fehr genauen 
Abbildung des Originale von Zindeng Phye. Spadicella, 
und hiernach ift Spadicella Zck. unbezweifelt Pemp. carbo- 
nariella. Die Citate aus Zinden und Treitſchke find alfe 
zu dieſer zu ftellen. — Damit wiffen wir freilich noch immer 
nicht, was die ältefte Spadicella, nämlich die Hübnerfche, ift. 
Fig. 226. ließe fich zur Noth auf Carbonariella deuten, nicht 
über Fig. 225. — Nebenbey werde hier erwähnt, daß Freyer 
(Entomol. Zeitung) darinn einen Crambus aquilellus zu fehen 
geneigt ift. 


©. 779. 16—17. Turturella (Koll. in lit.) n. sp. 

Alis ant. angustis cinereis, strigis duabus nigricanti- 
marginatis, priore ante medium subperpendiculari, ex- 
terne sanguineo-marginata, posteriore serrata, strigula 
disci medii nigra (mas musei Mann.) 


Kleinfte Art im Genus, wie eine £leine Homoeos. sinuella, 
daran Eenntlic), daß auf den fehmalen Worderflügeln von den 
beiden fcharfen Querlinien die erfte nach außen von einer. brei= 
ten blutrothen Linie, die hintere nach innen von einem folchen, 
nur verlofchnern Schatten eingefaßt wird. — Nüdenfchild, Kopf 
und VBorderflügel hellgrau, dunkler beftäubter Fühler borſtenför— 
mig, zart pubescievend gefranzt, bräunlih, über dem Wurzel: 
gliede mit ziemlich ftarfem, auswärts weißgrauem Schuppen= 
wulſt. Gefichtswulft ſchwach, in der Mitte (zufällig?) blaß— 
rofeneoth. Marillartafter: ein ftarker, fahlgelber Haarpinfel, 
Lippentafter aufgefrümmt, anliegend, etwas Uber den Gefichts- 
toulft hinmwegreichend, nad) oben verdickt, außen grau, dunkler 
beftäubt, innen mit tiefer, gelber Längsfurche bis ans Ende des 
zweiten Gliedes zur Aufnahme des Marillartafters, Endglied 
fehe kurz, dünn, ftumpf, abmärts geneigt. Nüffel braungelb. 
— Beine grau, auf der Fichtfeite dunkelftaubig; Füße braun- 
grau mit hellgrauen Gliederenden. Mittelfchiene mit dunklem 
Bändchen hinter der Mitte, Hinterfchiene zuſammengedruͤckt, 
grau, am Enddrittel dunkelgrau,‘ auf dee Ruͤckenſchneide am 
Ende etwas haarfchuppig. Hinterleib grau, am Bauch und 
After heil gelblichgrau. 


Vorderflügel 4" lang, fehmal, ziemlich ſpitz mit wenig con- 
verem Hinterrande, und fanft gekruͤmmtem Vorderrande, grau 
mit fehr fehwacher, violettliher Beymiſchung, ſchwaͤrzlich be: 
ftäubt, am reinſten im Mittelfelde und vor dem Hinterrande, 
Die verdbunfelte Bafis hat blutrothe Schuͤppchen beygemifcht ; 
nad) einer Lichtung folgt auf dem Anfange des zweiten Diit— 


749 — 130%; 


tels die erfte Querlinie; fie ift ziemlich gerade und faft ſenk— 
recht, nicht breit, ſchwärzlich gefaumt; der Saum gegen den 
Vorderrand am breitften; der gegen das Mittelfeld gerichtete 
bat die Breite der heil biutrothen, bis zum Innenrand reichen: 
den, bandförmigen Einfaſſung. "Das Mittelzeihen ift ein feis 
ner, ſchwarzer Strich, der fich ein wenig kruͤmmt und einwärts 
geneigt ift. Die zweite Querlinie, dem Hinterrande näher als 
die erfte, von einem dünnen, ſchwaͤrzlichen Saum beiderfeits 
eingefaßtz fie ift gezähnt, über der Mitte zu einem fpigen Wins 
£el gebrochen, über diefem gekrümmt; zwiſchen ihr und dem 
Mittelzeihen bilden ſchwaͤrzliche und hellbluthtothe Stäubchen 
einen fich verbreiternden Nebelftreif bis zum Innenrande. Hinz 
terrandlinie ſchwarzbraun. Franzen grau, außen etwas dunkler. 

Hinterflügel fpig, licht gelblichgrau, durchfcheinend, am Hin— 
terrande gebräunt. Franzen lichtgrau mit heller MWurzellinie. 
Die Medianader fpaltet fih in drey Aeſte; fie iſt von der Baſis 
aus bis vor ihre erffe Spaltung mit langen Haaren bekleidet. 


Unterfeite grau, auf den Hinterflügeln heller. Die zweyte 
Duerlinie der DVorderflügel ſcheint matt duech, und ein Anfang 
derfelben zeigt fi) uoch verlofchener auf dem Anfange der Hin» 
ferflügel. Die braue Sinterrandlinie deutlich, auf den Vorder— 
flügeln etwas verdidt. Franzen licht ftaubgrau mit heller Baſis. 

Das befchriedene Männchen fieng Herr Mann am 30. May 
in Toscana bey Ardenza, ein andres erhielt er noch früher. 

©. 779. 17. Cingillella. 

Hinter dem Namen ift, wie das Meyifter lehrt, ER. als 
Autor zu feßen, 

Phycis — H.- Schff. tab. (ined.) 5. fig. 31. 
©. 780. 20. Albariella. 
Phyeis — H.- Schff. tab. (ined.) 6. fig. 37. 

Unter Fig. 36. giebt Herrih-Schäffer ein fehr großes 
Eremplar als Albariella, da8 mir aber nach allen Merkmalen 
zu Palumbella zu gehören ſcheint. 


Regiſter. 
Namen der Öattungen und Gruppen.* 


Achroea Hübn. p. 583. 
Achroia H. 583. 
Aecrobasis Z. 606. 
Alispa Z. 643. 
Ancylosis Z. 741. 
Anerastia MH. 586. 
Aphomia H. 576. 
Argyrodes Gnénée 689. 
Asarta Z. 686. 
Bradyrrhoa Z. 681. 
Catastia H. 735. 
Chionea Guen. 686. 
Croeidomera 606. 
Cryploblabes Z. 644. 
Dioryetria Z. 1. 1846.**733 
Diosia Dup. 735. 
Doloessa 584. 
Eccopisa Z. 648, 
Ephestia Guen. 592. 
Epischnia Hübn. 
Etiella Z. I. 755. 
Eucarphia Hübn. 689. 
Eurodope Hübn. I. 757. 
Galleria Fabr. 573, 
Galleriae Z, 572. 
Glyptoteles Z. 646. 
Gymnanceyla Z. 744. 


Homoeosoma Curtis 599. 


Hypochaleia Hübn. 721. 
Hypsotropa Z. 591. 
Lotria Guen. 599. 

Melia Guen. 579. 
Melissoblaptes 2.579. 
Myelois Hühn. 651. 


* Die curfiv gedruckten Gattungs- und Artnamen find die als geltend angenonimenen, 


Nephopteryx Hbn. 1. 733. 
Nyctegretis Z. 650. 

Pempelia Hübn. I. 755. 
Phycidea Z. 599. 

Phycideae Z. 584. 
Piesmopoda 606. 

Plodia Guén. 592. 

Psorosa Z. 1. 749. 

Salebria Z. I. 779. 

Selagia Hübn. 1. 752. 
Trachonitis Z, 641. 

Abietalis Mbn. (Nepopt.) 1. 737. 
Abietella S. V. (Neph.) I. 736. 
Ablutalis Hübn. (Neph.) 593. 
Ablutella Z. (Anerast.) 589. 
Abstersella Z. (Ephestia) 594. 
Achatinella H. (Nyctegr.) 650. 


Adelphella Tischer (Pemp.) 1,777. 
Adornatella Tr.(Pemp.) 747.1.770. 


Adultella Metzun. (Epischn.) 739. 
Advenella Dup. (Phyeis) 661. 


Advenella Zeken. (Acrobas.) 669. 


Aenealis Hbn. (Hypochale.) 723. 
Aeneella Hbn. (Tinea) 723. 

Aerealis Hbn. (Hypochale.) 723. 
Aethiopella Dup. (Asarta) 686. 
Affiniella FS. (Hypochale.) 730. 
Ahenella SV. (Hypochalc.) 723. 


Albariella FR. (Pemp.) 749. 1.785. 
Albiricella FR. (Phye.) 747. 1. 758. 


Alpicolella FR. (Asarta) 688. 
Alpigenella Dup. (Phye.) I. 758. 
Alvea Haw. (Gall.) 583. 
Alvearia Fabr. (Gall.) 583. 


Alveariella Guen. (Meliph.) 583. 
Amoenella Mtzo. (Acrob.) 609. 
Anella Zeken. (Gall.) 580. 
Anella S.V. (Tin.) 582. 
Anellus S.V. (Melissobl.) 582. 
Anguinosella Led. (Ancylos.) 743. 
Angustea Haw. (Phyeis) 643. 
Angustella Hbn. (Acrob.) 643. 
Angustella Steph. (Phyeit.) 643. 
Annulatella Zttst. (Phyeis) I, 774. 
Antiopella Zecken. (Phyeis) 736. 
Argyralis Hbn. (Selag.) I, 754. 
Argyrella S.V. (Nephopt.) I, 754. 
Argyreus Fabr. (Cramb.) I, 754. 
Argyrogrammos Z. Myel. 676. 
Atrella Fabr. (Tin.) 736. 
Auricella Sttstdt. (Phycis) 737. 
Auricilialis Hbn. (Catast.) 737. 
Auriciliella Hbn, (Hypochale.) 736. 
Betulae Goeze (Pemp.) I, 780. 
Bifasciata Dup. (Phyeis) I, 750. 
Bigella Z. (Ephest.) 596. 
Binaevella Hbn. (Homa&osom.) 603. 
Bipunctana Curt. (Melia) 580. 
Bipunctanus Curt. (Melıssobl.) 579. 
Bistriga Steph. (Phyeit.) 646. 
Bithynella Z., (Acrob.) 611. 
Biviella FR. (Ephest.) 596. 
Bivitella Dup. (Phye.) I, 750. 
Brunneella Eversm. (Phyeis) 730. 
Candelisequella Eversm. (Hypo- 
chale.) 728. 
Canella SV. (Gymnancyl.) 745. 
Canellalis Hbn. (Gesn.) 745. 


=# Die vömifche Ziffer I. bezeichnet Iſis 1846, ; die allein ftehenden Seitenzahlen beziehen fich auf Ifis 1848, 


’ 


751 


Cantenerella Dup. (Myel.) 681. 
Carbonariella FR. (Pemp.) 747. 
14,772 
Cardui Steph. (Oncocer.) 655. 
Carnea Fahr. (Cramb.) I, 759. 
Carnealis Hbo. (Eurod.) I, 759. 
Carnella Linn. (Pemp.) I, 759. 
Ceratoniae Z. (Myel.) 675. 
Ceratoniella FR. Phyc. 675. 
Cerea Haw. (Gall.) 574. 
Cerealis Hbn. (Gall.) 574. 
Cereana Linn. (Phal.) 573. 
Cereella Eversm. (Gall.) 574. 
Cerella Fabr. (Tin.) 574. 


Chalybella Eversm. (Hypoch.) 735. 


Christella Freyer (Tinea) 641. 


Chrysorrheella Zeken. (Phyc.) 674. 


Cinerella Dup. (Phye.) 741. 745. 
Cinerosella FR. (Ephest.) 595. 


CingillellaFR. (Pemp.)349. 1,779. 
Cinnamomella Dup. (Ancylos.) 741. 


Cirrigerella Zecken. (Myel.) 653. 
Chusinella Z. (Acrobas.) 610. 


Coenulentella Z. (Nephopt.) I, 735. 


Colonalis Hbn. (Aphom.) 577. 
Colonatus Haw. (Cramb.) 577. 
Colonella Linn. (Aphom.) 576. 
Colonina Haw. (Noct.) 577. 
Colonellus Cost. (Chilo) I, 756. 
Colonum Fahr. (Cramb.) 577. 
Compositella Tr. (Myel.) 678. 
Compositella Fabr. (Tinea) 679. 
Confiniella Metzn. (Myel.) 685. 
Consocialis Hbn. (Neph.) 613. 
Consociella Hbn. (Acrobas.) 612. 
Contectella FR. (Myel.) 661. 
Contiguella HSchff. (Phye.) 747. 


Contubernella Hbn. (Tin.) I, 782. 


Convolutella Hbn. (Myel.) 679. 
Cretariella Mtzn. (Myel.) 673. 
Cribella Tr. (Myel.) 655. 
Cibratella Z. (Myel.) 657. 
Cribrella Hbn. (Tin.) 655. 
Cribrum SV. (Myel.) 655. 
Cribrumella Hbn. (Tin.) 655. 
Criptella Hbn. (Tin.) I, 766. 
Cristalis Hbn. Nephopt. 641. 
Cristella Hbn. (Abrobas.) 641. 
Crudella Z. (Myel.) 657. 
Cruentella HSchff. (Phye.) 657. 


Dahliella Tr. (Neph.) 747. I, 750. 


Decorella Hbn. (Hypochale.) 733. 
Decuriella Hbn. (Tin.) I, 735. 
Depositella Zecken. (Phyeis) 745. 
Dibaphiella Hbn. (Tin.) 1, 775. 
Dignella Hbn. (Hypochale.) 731. 
Dignellus Zchen. (Chilo) 731. 
Dilucidella Dup. (Myel.) 684. 
Dilutella Hbn. (Tinea) 743. 


Dilutella Tr. (Phyl.) 741. 
Dionysia Z. (Pemp. I, 760. 


Disjunctella FR. (Hypochale.) 727. 


Dubiella Dup. (Phye.) I, 775. 
Dulcella FR. (Myel.) 663. 
Effractella Koll. (Eecop.) 648. 
Elongella Tr. (Phycis) 604 
Elutella Hbn. (Ephest.) 592. 
Epelydella FR. (Myel.) 671. 
Etiella Tr. (Phycis) I, 756 
Euphorbiella Z. (Pemp.) 747. 
1,1787. 
Faecella Tischer (Pemp.) 747. 
1, 774. 
Fascia Steph. (Phyeit.) I, 753. 


Fascia rosea Kühn. (Phal.) I, 759. 


Fimbriatella Mtzn. (Myel.) 658. 
Fischeri Z. (Neph.) 746. I, 739. 
Flavella Dup. (Phyeis) 604. 
Foedella FR. (Gall.) 579. 


Foedellus FR. (Melissoblapt.) 579. 


Formosa Steph. (Phyeit.) I, 776. 
Gemina Haw. (Phycis) 604. 
Germarella Dup. (Phyeis) 722. 


Germarella Zekn. (Hypochale.) 734. 


Gilveolella Mtzn. (Myel.) 681. 
Gracilalis Hbn. (Neph.) 643. 
Grisella Fabr. (Achr&a) 584. 
Grossulariella Tr. (Phyc.) 679. 
Helveticella FR. (Myel.) 686. 
Hepaticella Tr. (Phyeis) L 775. 
Holosericella FR. (Phye.) 1, 730. 
Hostilis Steph. (Phyeita) I, 777. 
Janthella HSchff. (Neph.) I, 752. 
Janthinalis Hbn. (Neph.) I, 752. 
Janthinella Hbn. (Neph.) I, 752 
Ilignella FS. (Myel.) 684. 
Illotella Z. (Epischn.) 740. 
Impurella Mtzn, (Myel.) 659. 
Impurella Dup. (Phyeis) 660. 
Incompta Z. (Myel.) 655. 
Indecoralis Hbn. (Anerast.) 733. 


Interpunctella Hbn. (Ephest.)' 598. 


Legatal'is Hbn. (Zophodia) 665. 
Legatella Hbn. (Myel.) 664, 
Legatella Steph. (Phycita) 666. 
Legatella SV, (Tin.) 666. 


Leucacrinella Tisch. (G!yptot.) 647. 


Lignella Hbn. (Tin.) 731. 
Lignella Hbn. (Hypochale.) 732. 
Limbella Podevin. (Anerast.) 591. 
Lotella Hbn. (Anerast.) 586. 
Luridatella FR. (Myel.) 659. 
Luridella Schleger (Phyeis) 724. 
Majorellus Costa (Chilo) I, 756. 
Marginalis SV. (Pyral.) 735. 
Marginea SV. (Hypochale.) 735. 
Marginella Dup. (Diosia) 736. 
Medullalis Hbo. (Myel.). 655. 


752 


Melanella Tr. (Hypochale.) 721. 
Melanella Dup. (Phycis) 734. 
Mellonella Linn. (Galleria) 573. 
Mellonina Haw. (Noctua) 574. 
Metzneri Z. (Nephopt.) I, 742. 
Miniosella Zecken, (Phycis) 586. 
Monspessulella HSchff. (Phye.) 
Monspesulalis Dup. (Ennych.) 688. 
Morosella Z. (Nephopt.) I, 748. 
Muscerdalis Hbn. (Homöos.) 600. 
Nebulella SV. (Homa&osom.) 599. 
Nimbella Z. (Homeosom.) 601. 
Obductella FR. (Pemp.) 747.1.761. 
Obliqua Z. (Acrob.) 610. 
Oblitella Z. (Epbhest.) 597. 
Obscuralis Sam. (Hermin.) 723. 
Obscuratus Hwih. (Cramb.) 723. 
Obtusella Hbn. (Acrobas.) 607. 
Obtusella Zecken (Phyeis) I, 780. 
Origanella Schleger (Phyeis) 747. 
Ornatalis Hbn. (Pemp.) I, 766. 
Ornatella SV. (Pemp.) I, 766. 
Osseatella Tr. (Myel.) 677. 1, 734. 
Palumbalis Hbn. (Pemp.) I, 782. 
Palumbella Hbn. (Tin.) I, 746. 
Palumbella SV, (Pemp.) I, 782. 
Perfluella Zcken (Pemp.) 747. 
17779. 
Petrella Mus. Ber. (Pemp.) 1, 771. 
Petrella HSchff. (Phye.) 603. 
Pinguis Haworth (Nephopt.) 746. 
Porphyrea Steph. Phycit.) 669. 
Porphyrella Dup. (Acrobas.) 608. 
Posticella Zttstdt (Phyce.) I, 772. 
Poteriella Z. (Neph.) I, 743. 
Prodromalis Hbn. (Epischn.) 730. 
Prodromella Dup. (Myel.) 685. 
Prodromella Hbn. (Epischn.) 738. 
Prodromella Eversm. (Phye,) 739. 
Propinquella Eversm. (Phyc.) 728. 
Pudicella Zeken (Anerast.) 589. 
Pudoralis SV. (Pyral.) 652. 
Pudorella Hbn. (Tin.) 652. 
Pulverella Hbn. (Tin,) 586. 
Punctella Tr. (Anerast.) 590. 
Punctellus Tr. (Chilo) 590. 
Rhenalis Hbn. (Nephopt.) I, 746. 
Rhenella Zeken (Nephopt.) I, 745. 
Rhenella Kollar (Phyeis) I, 746. 
Rippertella Bdv. (Myel.) 685. 
Roborella SV. (Nephopt.) I, 740. 
Rosella Seop. (Myel.) 652. 
Rubiginella Tr. (Hypochale.) 725. 
Rubrotibiella FR. (Acrobas.) 617. 
Rufella Dup. (Phye.) 660. 
Rutilella FR. (Cryptobl.) 645. 
Sanguinella Hbn. (Tin.) I, 759. 
Saxeella Tr. (Myel.) 682. 
Semirubella Scop. (Phal.) I, 759. 


253 


Serpylletorum Zell. (Pemp.) 747. 
1,768. 

Serraticornella Mtzn. (Nephopt.) 
I, 733. 

Silvestrella Rtzebg (Phye.) I, 735. 

Similella Zcken (Nephopt.) 747. 
I, 768. 

Sinuatus Fabr. (Cramb.) 604. 

Sinuella Fahr. ‚Homa&osom.) 604. 

Socia Fabr. (Lithos.) 577. 

Socialis Hbn. (Aphom.) 577. 

Sociella Hbn. (Tin.) 577. 

Sociella Steph. (Ilithyia) 580. 

Sociina Haw. (Noct.) 577. 

Sodalella Z. (Acrob.) 615. 

Sororiella FR. (Pemp.) 747. 1.765. 

Spadicella H. (Pemp.) 747. 1, 778. 

Spissicella Hbn. (Tin.) I, 740. 


Spissicornis Fabr. (Phyeis) I, 740. 
Splendidella HSchfl. (Phye.) 746. 
I, 768. 
Suavella Zecken (Myel.) 667. 
Subornatella Zell. (Pemp.) 747. 
Terebrella Zecken (Myel.) 662. 
Tetricella SV. (Myel.) 674. 
Tetrix Fahr. (Cramb.) 674. 
Tetrix Haw. (Palparia) 723. 
Thymiella Z. (Pemp.) I, 763. 


TransversariellaFR. (Anerast )588. 


Transversella Dup. (Myel.) 676. 
Tribunella Hbn. (Tin.) 577. 
Tunidalis Hbn. (Zophod.) 616. 
Tumidana Steph. (Phyeit.) 616. 
Tumidana SV. (Tortr.) 617. 
Tumidella Dup. (Phye ) 613. 
Tumidella Zecken (Acrob.) 615. 


754 


Turturella Koll. (Pemp.) 748. 
Umbratella Tr. (Myel.) 672. 
Umbraticella Dup. (Phycis) 738. 
Uralicella HSchff. (Phycis) 728. 
Vaeeiniella Lienig (Nephopt.) 747. 
Venosa Z. Anerast. 589. 
Verrucea Haw. (Phyeis) 616. 
Verrucella Hbn. (Tin.) 616. 
Vesperella Eversm. (Phye.) 728. 
Vinetalis Hbn. (Eucarph.) 690. 
Vinetella Hbn. (Eucarph.) 690. 
Vinetorum Fabr, (Cramb.) 690. 
Vulneratella Z. (Anerast.) 591. 
Wagnerella Freyer (Nephopt.) 
I, 749. 
Welseriella FR. Myel. 673. 
Zinckenella Tr. (Pemp.) I, 755. 


Weberficht der Eulen (Strigidae) 
von 3. J. Kaup. 


Die Mögel, Zte Claffe der wahren Xhiere, habe ich mit 
Oken Ohr- oder Bruftthiere genannt und, als Athmungs: 
tbiere. bezeichnet, weil die Organe der Nefpiration zur vorherr: 
ſchenden Entwidelung gefommen find. 


Alte Vögel haben ein offnes Ohr und ein feines Gehör und 
die Mehrzahl bat Flügel zum Fliegen und im Verhältniß zu 
ihrem förperlichen Umfang ein fehr leichtes Gewicht. 


Bey den Naubvögeln fehen wir eine Familie, bey melcher 
unter allen Vögeln dag größte äußere Ohr auftritt, 
das gleih dem fogenannten Fiſchohr die ganze feitliche 
Höhe des Kopfes einnimmt und mit einem deut— 
liben Operculum verſehen if. Bey dieſer Familie 
finden ſich Formen mit langen Flügeln und einem auferft ges 
tingen Körpergewicht *). Diefe Familie bilden die Eulen, 
welche die Ohr: oder Mefpirationsvögel in ihrer Unterordnung 
darftellen. Cie können, wie ihre Glaffe, Eeinen andern Rang 
einnehmen als den 2ten, und zwar als die Ohr-Raubvoͤgel 
unter den Rapaces. Ihre jesige Stellung am Ende aller 
Raubvögel ift eine nicht. zu, begründende, unmwahr und fann 
nur von einer ganz rohen Empirie gut geheißen werden, 


Mie der Papagen durch fein’ vollendetes MWogelgehirn, 
böchften Wogelverftand fich als den höchften Nervenvogel Fund 
giebt fo: habe ich diefem den erften Rang unter allen Vögeln gegeben 
und zwar nach demfelben Prinzip, durch welches der Menſch den Iſten 
Rang unter allen Säugethieren einnimmt. *) Wie der Menfc.alle 


* Otus vulgaris wiegt 16— 19 Loth, teo& feiner fcheinbaren 
Größe. 

* $lliger hat dieß bereits vor mir gethan, allein es gefchah dieß 
wahrfcheinlich nur, um es anders zu machen. Möglich, daß er die Ah: 
»ung hatte, die Papageyen als die vollfommenften Bögel — den Menfchen 
und Affen parallel zu: flellen. 

Iſis 1848, Heft 10, 


Affen in feiner Dıdnung zu fich erhebt, fo ziehen die Papageyen alle 
Paarzeher zu fihempor, obgleid) viele der letzteren in der Bildung des 
Gehirng, andere Typen repräfentierend, viel tiefer ftehen. *) 


Durch ihr vollfommenes Gehirn, Wachshaut, in deren Mitte 
die Nafenlöcher eingebohrt find, durch ihr vollfommeneres Auge, 
durch ihre Zaͤhmungs- und Abrichtungsfähigkeit find die Edel— 
falten, Faleoninae, bey den Rapaces, die Stellvertreter der 
Papageyen, und nehmen ala Familie den erften Rang ein. Die 
Falconinae erheben alle Falconidae als Familie, fowie alle 
Rapaces als Unterordnung im 4ten Stamm in den erjten 
Rang, meil fie den Papagey, oder was daffelbe fagen will, weil 
fie den verftändigeren Nervenvogel, oder den Säugethiertnpus 
darftellen. 


Die Stellung der Falconidae wie Strigidae, fowie die aller 
Ordnungen uſw. ift von mir fo folgerichtig durchgeführt wor— 
den, daß meine Prinzipien verdient hätten, ernftlid und ohne 
Vorurtheil geprüft zu erden. Nur meine Anordnung, gibt die 
Mittel an die Hand, das große Heer von Subgenera ihren 
wahren Genera unterzuordnen, von welchen man die größere 
Mehrzahl heute nody als wahre Genera irtig betrachtet. Nur 
durch meine Methode lernt man die Arten erkennen, die in Un- 
terarten zerfallen, wovon die meilten als fein unterfchiedene 
wahre Arten betrachtet werben. **) 


Allein ich habe in neueren Werken und Mufeen nur Spuren 
meiner Anfiht gefunden, weil man entweder nicht den Muth 


*Ich finde es deßhalb fehr unnatürlih, aus ben verfchiedenen Fa= 
milien derfelben eigene Ordnungen bilden zu wollen. 


* Bey Bubo und Strix habe ich biefe angegeben; allein ich bin 
gewiß, daB es in andern Gubgenera ebenfalls bereits befannte gibt. 
Ehe man die ſämmtlichen Arten eines Subgenus kennt, iſt es 
ſchwer, die Unterarten den wirftichen Arten unterzuordnen. 


48 


755 


bat, ſich von alten Gewohnheiten zu trennen, ober "weil man 
es gemächlicher und politifcher findet, das Alte zu behalten. 


Braucht man ja doch bey der alten Methode Feine Gründe 
anzugeben, warum diefe oder jene Familie höher oder tiefer fteht, 
bat man ja doc nicht zu fragen, welches anatomifc)e Spftem 
in diefer oder jener Unterordnung, Familie uſw. zur vorherr 
fhenden Entwidelung gefommen ift? Nach der alten Methode 
kann man nad) Herzensluft trennen und nad) Gutdünfen das 
planlos Zerftüdelte an einander reihen, wie es bey den jegigen 
Kenntniffen gerade gehen Fan. Den fehlenden Formen nad) 
feften Gefegen und mit Hülfe der. Analogien offne Pläge zu 
laffen, wird ſich erfpart, um foldy ein kuͤhnes Unterfangen mit 
wenigen Worten ald MWahnwig zu erklären. 


Wem es nie in den Sinn gefommen ift, fid) zu fragen, 
welches vorherrſchende anatomifhe Spftem ihn zum Menfchen 
macht; wer fich nicht die Aufgabe geftellt hat, was ben Vogel, 
das Amphibum, den Fifh ufw. zum Wogel ufw. flempelt, dem 
follte man ähnliche Aeuferungen nie verargen. Solche werden 
ewig im Finſtern tappen, werden nie die Grundformen ermit: 
teln, werden von dieſen nie bie Charactere abftrahiren, um 
mittelft diefer alle Übrigen Formen zu ordnen; fie bleiben be- 
ftändig Jaͤger nad) unklar begriffenen Analogien, die fie heute fo, 
morgen anders verwenden werden. Vor lauter Analogien kom: 
men fie nie zu der Wahrheit, daß alle Samilien ufw. rund und 
in ſich abgefchloffen find, und daß alle Glieder derfelben fich 
nach denfelben Gefegen ftellen laſſen, nah welchen die Claffen 
ihren Rang begründen. So lange man nicht begreift, daß bie 
Naubvögel und Natantes in ihrer Claffe, wie die ganze Claffe 
der Fifhe, das Magen, Muskel: oder Ernaͤhrungsthier vor: 
ftellen; ſo lange wird man die Naubvögel an der, Spike der 
Vögelwelt, zum Hohn aller Naturphilofophie, ftehen lafjen: als 
fein man £ann ebenfo lang fragen, warum werden bey ben 
Säugthieren nicht die Naubthiere an die Spige Über den Men: 
fhen geftellt, und warum werden nicht die Fiſche, die doch die 
Prototypen der fürchterlichften Naubthiere enthalten, nicht an 
die Stirne aller Weſen gebracht? 


Diefem planlofen Treiben will man in fneufter Zeit bamit 
fteuern, daß man mit Hülfe einzelner anatomifcher Charactere 
die Ordnungen begrängen mill: allein hierdurch werden die Zoo— 
logen aus dem Regen in die Traufe fommen, weil die Herren 
Anatomen in dem traurigen Mahn befangen find, nur mit 
dem Meffer und ihrem noch fchärfern Verſtand einen Bau 
aufzuführen, ohne den Sinn für dag Natürliche und das Sei: 
ftige in der Natur zu berücfichtigen. Sie werden leider, auf 
anatomifche Kennzeichen geftügt, eine Unzahl von Ordnungen 
hervorrufen, die total aller pbilofophifhen Baſis entbehren, als 
wäre daruͤber nie ein Mort gefprochen oder gefchrieben worden, 


Diefe Männer wollen zwar ihre Leſer glauben machen, daß, 
wenn alles Material unterfucht fen, auch die Harmonie in 
ihter Anordnung nicht fehlen würde. Daß jedoch dieſe leider 
fehlen wird, fieht man an den wenigen Früchten ihrer mühfa= 
men Unterfuchungen, nad welchen fie die Ornithes in die zwey 
Ordnungen: Oscines et Clamatores zerfällen wollen. - Nie 
werben fie e8 zur allgemeinen Geltung bringen, daß die Segler, 
Cypselinae, eine Unterfamilie der Hirundinidae, eine aͤchten 
Schmalben find, weil ihnen der Singmudfelapparat fehlt, und 
man wird es für ffets verfehlt halten, die Cypselinae mit ben, 


756 


außer einigen analogen Characteren, himmelweit verfchiedenen 
Trochilidae zu einer Ordnung Macrochires zu verbinden, * 

Der wahre Zoolog wird dagegen mit mit fagen], die Cypse- 
linae der Schwalben, wie die Hirundinidae der Fissirostres, 
die Trochilidae der Tenuirostres, wie die Cuculidae der 
Paarzeher, wie die Longirostres der Stelzvögel, wie die See— 
fhmwalbenartigen der Ichthyornithes, wie die Tauben bey den 
Hühnern — find die wahren und Achten Vogeltypen in ihren 
Drdnungen, Unterordnungen und Familien. 


Die Fissirostres repräfentiven als Unterordnung noch eins 
mal den Vogeltypus, den die ganze große Drdnung Ornithes 
darftellt. In der Unterordnung der Fissirostres; 1) Musci- 
capidae, 2) Hirundinidae, 3) Eurylaimidae, 4) Cora- 
eidae, 5) Ampelidae nehmen die. Hirundinidae, wie die 
Claſſe der Vögel und die Unterordnung Fissirostres die 2te 
Stelle ein, indem fie den Vogeltypus in der Aten Potenz, ale 
Glaffe, Ordnung, Unterordnung und Familie darjtellen. 


Die Familie Hirundinidae zerfällt in die Unterfamilien: 
1) Hirundinae, 2) Cypselinae, 3) Podarginae, 4) Ca- 
primulginae, 5) Steatorninae, von welden die Hirundinau 
mit ihrem Gefang den Papagey oder finnigeren Nervenvogel, 
die Cypselinae den Vogel als Luftthier in der hoͤchſten Potenz, 
die Podarginae den trägen Knochenvogel, die Ziegenmelfer mit 
ihrer Gefraͤßigkeit, Kammnagel den Pelitan, und die Steator- 
ninae mit ihrer Fruchtnahrung, Phafanen=Öefieder und Schwan, 
den Huhntypus glänzend wiederholen. 


Bey den Tenuirostres — 1) Certhidae, 2) Trochili- 
dae, 3) Upupidae, 4) Sittidae, 5) Meliphagidae teprä: 
fentiert die Samilie Trochilidae durch Bruſt-, Flügel: und 
Fußdildung den Vogeltypus, wie er in den Schwalben und 
namentlich) in der 2ten Subfamilie Cypselinae ausgefprochen 
it. Dieß der Grund der analogen Verwandtſchaft beider Ab— 
theilungen, dieß der Grund, daß Feine wahre Verwandtſchaft, 
wie die von Hirundinae et Cypselinae, und der von Certhi- 
dae et Trochilidae vorhanden ift. Bey allen Achten Vogel— 
tnpen werden mehr oder weniger deutlich folgende Charactere 
zum Vorfchein Eommen. Leichter Körperbau mit entwickelter 
Pneumaticität der Knochen, große Entwidlung der Lungen, lange 
Flügel, Eurze Fußwurzeln, mehr oder weniger gewandt und an= 
baltendes Fliegen. Alle Vögel, die ben wahren Vogel: 
typu8 darftellen, werden das heißefte Blut haben, ben 
meiften Sauerftoff verbrauben und. ftets haͤßliche Schreyer feyn. 


Kommt zu den Characteren es Vogeltypus noch der geiftigere 
Wohllaut einer lieblihen Stimme, fo ift dieß ein Zeichen, daß 
diefe Formen als die geiftigeren Nervenvögel eine Stufe höher 
ftehen. Dieß ift der Grund, warum ich die Muscicapidae als 
Familie und die Hirundinae als Unterfamilie in ihrer Unterorb- 
nung und Samilie oben hinftelle. 


* Die nothwendige Folge der Verbindung zweyer fo verfchiebener 
Abtheilungen, wie die Cypselinae et Trochilidae wird für die Zukunft 
bie feyn, daß man die Segler wie die Colibri zu Ordnungen erheben wird. Da 
überhaupt viele der verfchievenen Typen der Bamilten der Ornithes häufig 
mit fehr hervorftehenden anatomifchen wie äußeren Charactereu verfehen 
find, fo werden diefe alle Veranlaffung geben, fte zu Ordnungscharacteren 
zu erheben. Die Cypselinae von den Hirundinidae als Ordnung zu 
trennen, ift die Achillesferfe, die der ganzen Gintheilungsweife in Osci- 
nes und Clamatores von vorn herein den Todesſtoß verſetzt hat! 


757 


Entfernt man daher die geiftigeren Sänger aus den Familien 

der Ornithes E 

Conirostres: 1) Fringillidae, * 2) Artamidae, 
8) Sturnidae, * 4) Buphagidae, 5) Alaudidae. * 
Fissirostres: 1) Museicapidae, *2)Hirundinidae, * 
3) Eurylaimid.e, 4) Coracidae, 5) Ampelidae. * 
Syndactyli: 1) Prionitidae, 2) Meropidae, 3) Buce- 
rotidae, 4) Alcedidae, 5) Pipridae. 

. Dentirostres: 1) Luscinidae, * 2) Oriolidae, * 3) Cor- 

vidae, * 4) Laniidae,* 5) Paridae. * 

E. Tenuirostres: 1) Certhidae, * 2) Trochilidae, 3) U- 

pupidae, 4) Sittidae, * 5) Meliphagidae.* 
nach der Anmwefenheit des Singmusfelapparats; fo wird man’ zwei 
höchft ungleihe Ordnungen erhalten, wovon die Oscines nur 
die Kopftheile vieler Familien feyn werden; die unverhältniß: 
mäfig größere Ordnung werden die Clamatores bilden. 

Mürden die Anatomen auf die hier angedeutete MWeife ihre 
mühfamen und E£oftfpieligen Unterfuchungen zur Geltung brin: 
gen, indem fie nachweiſen wollten, welche anatomiiche Charactere 
in diefer oder jener Samilien = Unterordnung zur vorherrfchenden 
Entwidelung gefommen find, fo würden fie fi) den Dank der 
Mit: und Nachwelt erwerben. Wie fie im Augenblick diefelben 
verwendet mwiffen wollen, werden fie nichts als Unheil und die 
grängenlofefte Verwirrung aller Begriffe von Familien und dgl. 
veranlaffen. Selbſt ihre fonft noch fo tüchtigen Unterfuchungen 
merden den fpätern Spftematifer nur von halbem Nutzen feyn, 
weil fie nach ihrem jegigen Geſichtspunkt nur die analogen und 
nicht die wirklichen Verwandtſchaften hervorheben. Um ihrer 
Meinung Geltung zu verfchaffen, müffen fie die verwandt= 
fhaftliben Charactere, die der Cypselinae mit den 
Hirundinidae, die Trochilidae mit den Tenuirostres, die 
Pitta mit den Turdinae haben — verfchweigen, oder verdunfeln, 

Ich werde bei fpäteren Monographien auf diefe neue Claſſi— 
ficationsmethode zurüdfommen, und werde nie aufhören, zu 
behaupten, daß es unmöglich ift, weder nad einzelnen 
inneren nod äußeren Characteren natürlihe Ordnungen 
zu bilden und merde in allen meinen Arbeiten nachzumeifen 
fuhen, daß die Charactere der Grundtypen, auf bie 
manchfaltigfte Meife modificiert, fowohl innerlih als aͤußerlich 
wieder£ehren, und daß nach folhen tppifchen Characteren nur 
hoͤchſt Eünftliche Ordnungen gefchaffen werden. 

Ehe ich die Ueberficht gebe, möge eg mir vergönnt feyn, die 
Gründe mitzutheilen, warum ich keine VBefchreibungen der Arten 
gebe. Sch halte Befchreibungen ohne erläuternde Abbildungen 
für meine Iwede nur für halbe Arbeiten. Hätte die Iſis bei 
meinen Falconidae die Mittel gehabt, diefe, mas Schädel, 
Köpfe, Flügel und Füße betraf, entſprechend duch Holsftiche zu 
iluftriren; fo würde ih manchem Drnithologen von vorn herein 
das Vergnügen genommen haben, die Genera und Subgenera 
anders zu ftellen. Hätte id 3. B. von den Arten Cireaktus 


san 


* Die Familien, bei welchen der Singmugfelapparat auftritt, find 
mit einem Sternchen bezeichnet. Möglich, ja wahrfcheinlich ift es, daß 
bey näherer Unterfuchung noch andere fo bezeichnet werden müflen, 3. B. 
die Trochilidae, bey welchen eine Art mit gewundener Luftröhre und 
teompetenartiger Stimme gefunden worden ift. Wären z. B. die Finfen 
nach meinen Principien geordnet, fo würde es fich herausftellen, daß 
alle fehlechten Sänger (wie vielleicht alle fchlechten Neftbauer) eine tiefere 
Stellung einnehmen, als diejenigen, welche Melodie in ihrer Stimme 
haben, oder die, welche durch den Menfchen ihre Stimme, wie Pyrr- 
hula vulgaris, verbeſſern lernen, 


758 


eachinnans, brachypterus, concentricus und xanthothorax 
die einzelnen Xheile, als Schädel, Köpfe, Flügel und Füße ges 
geben; fo hätte ich felbft den Ungläubigften ducdh den zufammen- 
gedrüdten, von der Wurzel gekruͤmmten Schnabel, durch den 
Schleier, durch die Bildung der Flügel und Füße mit fehr kur— 
zen Zehen überführt, daß fie troß der verfchiedenen Größe einem 
und demfelben Subgenus (Herpetotheres) und dem Genus 
Circaötus angehören. Ich würde es meinem Freunde George 
Gray in der 2. Edit. der List of birds in the coll. of the 
brit. Mus. unmöglidy gemadt haben, cachinnans zu den Ad— 
lern und die übrigen, ducch 123 Arten getrennt, zu den Sper— 
bein zu ftellen. Die Eleineren Arten concentricus und 
xanthothorax fehen allerdings den Sperbern auf den erfien 
Blick täufhend ähnlih. Dieſe Äußere Aehnlichkeit Eonnte mich 
jedoch nicht täufchen, indem das ganze Genus die Aceipitrinae 
miederholt. Sieht man felbit dieß nicht ein und vergleicht. man 
fie mit brachypterus, fo fommt man durd) letztere zu cachin- 
nans und durch diefen zur Ueberzeugung, daß fie alle zu den 
Circa&ti und Aquilinae gehören. Cachinnans ift die ton— 
angebende Art, die alle übrigen in dag Subgenus Herpeto- 
theres, Genus Circaätus und Unterfamilie Aquilinae hineinzieht. 

Hätte ich durch eine Reihe von Figuren die generifchen Affi- 
nitäten der Subgenera: Herpetotheres, Gymnogenys, Spil- 
ornis, Circaötus und Poliornis nachgewiefen; fo hätte jeder, 
auch ohne Sammlung fein Urtheil ſich bilden koͤnnen, daß ges 
nannte Subgenera einem einzigen großen Genus angehören, 
welches ich Circa&tus genannt habe. Jeder Drnitholog hätte 
aus der Bildung der Fußwurzel mit den Eurzen Zehen den 
Schluß felbft ziehen fönnen, daß fie alle, ohne eine einzige Aus: 
nahme, gewandte Erdläufer find, wie die analogen Cirei und 
Polyborus. Hätte id durd ganze Figuren und Detailzeich- 
nungen Herpetotheres mit den Falconinae, Gymnogenys 
mit den Milvinae (Circus), Spilornis mit den Aceipitrinae 
(Geranospizia sive Geranopus), Circaätus mit den Aquili-. 
nae und Poliornis mit den Buteoninae vergleichen koͤnnen ; fo 
würde es jeder begriffen haben, daß Herpetotheres in feinem 
Genus den Falken, Gymnogenys den Weihen, Spilornis den 
Habichten, Cireaötus den Adlern und Poliornis den Buffarden 
entſpricht. Sobald dieß richtig erkannt worden wäre, fo hätte 
man fiher die Verfegung des Nominal subgenus Micrastur 
(brachypterus, concentricus, xanthothorax) zu den Sperbern 
— Gymnogenys zu den Circinae, Poliornis zu den Buffars 
den, als Fehler erkannt, die durch falfche Anwendung der, Ana= 
logien zum Theil hervorgerufen find. 

Mit Abbildungen der Subgenera Baza sive Hyptiopus, 
Regerbinns, Odontotriorchis und Pernis würde ic jıdem 
Elar gemacht haben, daß fie alle durch ihre Hauptcharactere und 
Lebensart einem und demfelben Genus angehören, und daß 
das Ste Subgenus Pernis mit den Arten eristatus und api- 
vorus alle übrigen Subgenera zu den Buffarden herab- 
zieht. Wie man e8 rechtfertigen will, alle diefe Subgenera als 
Genera anjufehen und fie zu den Milvinae zu verſetzen, ift 
mir unbegreiflich, namentlich da wir alle fo genau die Naturges 
fhichte des gemeinen MWefpenbuffards Eennen und alle früheren 
und neueren Drnithologen. die außerordentlich nahe Affinität der 
Mefpenbuffarde zu dem eigentlihen Buffarden nie in Zweifel 
gezogen haben. ’ 

Da mir die Verhältniffe eg verboten, meine Faleonidae, fo 
wie ich e8 mwünfchte, zu illuſtriren, fo gab ich mich der Hoff- 
nung hin, daß alle Vorfteher großer Sammlungen fih die 


759 


Arten ſaͤmmtlicher Falconidae fo lange vor die Augen bringen 
würden, bis fie ſich von der Nichtigkeit meiner Anordnung 
überzeugt hätten. Es iſt dieß nirgends gefcheben, und, e8 duͤr— 
fen vielleicht noch Jahrzehnte darüber verichleihen, bis es ges 
than wird. Die Liebe zum gewohnten Alten, Vorliebe fürs 
eigene geichaffene Syftem, Stolz das Morfche deſſelben einzu— 
geftehen, auch mitunter Traͤgheit find die Grundfehler von 
felbft edlen, namentlich älteren Menfchen. 

Mer daher irgend einer Meinung Geltung verfhaffen mil, 
fol diefelbe nie ſtizzenhaft, fondern fo detaillivt, wie nur im— 
merhin möglich geben, er foll in naturhiftorifhen Werken jeden 
Hauptfag illuſtriert darſtellen. Nur auf ſolche Weife wird der 
großen Menge imponiert und einer jüngern Öeneration bie 
mirkfamften Mittel in die Hand gegeben, um mit. Erfolg dag 
längft Veraltete zu ftürzen. 

Nach diefen Grundfägen werde ich, wenn: die Zeiten fich ans 
deen, meine Arbeiten publicieren und gebe nur Weberfichten um 
fhlummernde Kräfte zu weden, und für die Wenigen, melde 
prüfen wollen und koͤnnen. 

Die Eulen bilden .eine fo leicht zu erfennende Familie, daß 
man nur eine zu fehen nöthig hat, um alle als Glieder einer 
einzigen Familie richtig. zu beſtimmen. Alle haben einen ha= 
Eenförmigen ungezähnten Oberſchnabel und einen Unterfchnabel, 
deffen meift abgefchliffene Spitze haufig an diefer und den Sei: 
ten ausgefchnitten ift, welches ſelbſt haufig im Knochen vorge 
bildet ift. 

Die Naſenloͤcher fisen meift am Rande der Wachshaut, die 
ſchwaͤrzlich und nie auffallend gefärbt, wie bey den Balken ift. 
Die von den Augen aus ffrahlenförmig geftellten Zügelfebern 
überdeden fie, wie den Mundwinfel und häufig auch die ganze 
feitliche Anticht des Schnabels. Das Aufere Ohr ift bey den 
Tageulen meift Elein, bey, den Nachteulen groß und zuweilen 
mit einem Operculum verfehen. Die Ränder bey letzteren find 
mit ganz eigenthümlich geftalteten fteifen Federn, in vielen Lagen 
dicht übereinander gefchichtet, befeßt, die den fogenannte Schleyer 
bilden, der fi) häufig um das ganze Kinn berumzieht, Sehr 
großes aͤußeres Ohr und dev mit diefem auftretende Schleier 
findet fih nur bey den ‚wahren Eulen, bey welchen mit, diefen 
Gharacteren verfchwiitert noch folgende Kennzeichen auftreten: 
Düfteres, weiches und loder abftehended Gefieder, ſchwache 
Schäfte der Schwingen, fammetartiger Filz auf den breiten in- 
neren Fahnen und Kammzähne an der fogenannten Daumen: 
feder, an der erften Schwinge und den außeren Ausfchnitten 
der folgenden. Die Flügel find ba!d kurz, bald lang und nach 
den Genera und Subgenera find die Kageverhältniffe der Schwin: 
gen felbft Fehr verſchieden. Die kuͤrzeren und längeren Tarſen 
find meift mit Federn bededt, felten nadt: allein’ die Zehen find 
ebenſo häufig befiedert, ganz nadt oder mit Borften dünn be: 
dedt. Der aus 12 Federn beftehende Schwanz iſt meift kurz 
und nur wenige haben einen mäßig langen, 

Sn oſteologiſcher Hinſicht unterfcheiden: fie, fih von den Fal- 
Een, daß die Ossa communicantia fih in ihrer Mitte, durch 
eine Gelenffläche mit einem Vorfprung des Grundbeins ver 
binden *), daß der meiſt ſchwammige und zellige Schädel *) 
Luft aufnimmt durch einen Canal, der in der Mitte des 
Grundbeing vis-A-vis den Vorfprüngen der ossa com, liegt 


* Gin Kennzeichen, das fich bey den Caprimulginae, Scolopax, 
Haematopus, Anas und Columba findet, 
”= Findet fich ebenfalls bey wahren Vogeltypen, fo bey, Tauben. 


760 


und durch einen abftehenden, fpisen, fehuppenartigen Vorſprung 
gededt wird. Die Enöcherne Augendede fehlt, weil der obere 
Theil der meift blafig aufgetriebenen Thraͤnenbeine nicht ent 
wickelt iſt; ſtatt diefem fpringen in einer mehr oder weniger 
deutlichen Ede die Stirnbeine vor, Die Augen find meift 
durch eine mehr Foder minder dide, meiſt zellige Scheibwand 
gefhieden, die am dickſten und zelligften bey Strix flammea 
iſt. Die Schenfelfnochen zeigt jedoch Feine Prnreumaticität. Im 
Skelett, namentlihb im Bau des Schädels weichen die verfchie= 
dene Genera, namentlich Strix, fehr unter einander ab. *) Sn 
den Weichtheilen find die Eulen leider weder mit den Gypo- 
geranidae, Gypaetidae noch Vulturidae verglichen, und wir 
wiffen nur, daß fie fi) durd) lange Blinddärme von den Fal- 
eonidae unterfheiden, obgleich vorauszufehen ift, daß in der 
Bildung der Lungen bedeutende Differenzen zwifchen den 
Falconidae und Strigidae vorhanden feyn müßen. 

Bey den Eulen ift dag Gehör auf Koften des Gefichts, wie 
bey allen nächtlichen Thieren als: Fledermäufe, Lemurartige, 
Katzen ufre. entwidelt, und wir fehen in der Dämmerung die 
Pupilte ihres Auges ſehr erweitert, um die wenigen Lichtſtrah— 
len, die noch vorhanden, auffangen zu Fönnen. In völlig fin 
ſterer Nacht ſehen fie fo wenig, als die andern Xhiere und 
bey hellem Sonnenſchein ſchließen fie die Augen mit ihrem gro» 
fen Augendedel, weil ihnen die ſchnelle Sonrraction der Pupille 
nur Schmerzen verurfachen Eann. Es ift daher gewiß ein Irr⸗ 
thum, wenn ihnen mein bochverehrter Naumann ein fharfes 
Geficht zufchreibt. Mir it e8 nah Schluͤſſen, auf Analogien 
der anderen Daͤmmerungsthiere geftüßt, mehr als wahrſchein— 
lih, daß ihnen das Gehör beim Fangen ihrer Beute mehr 
Dienfte leiftet, als dag Geficht. Sch vermuthe dieg um fo 
mehr, als ihre Hauptnahrung in Mäufen befteht, die ebenfalls 
Daͤmmerungs- und Nachtthiere find, und die ſich den Eulen 
durch ihre beftändig pfeifende Stimme und raufhenden Bewegun— 
gen im dürren Laub u. dgl. in der Stille der Nacht verrathen. 
Alle haben eine heulende, joblende, paufchende oder jauchzende 
Stimme **), die fie namentlich in der Paarunggzeit fleifig er— 
tönen laffen, und die den Abergläubigen mit Angft und Schtes 
den erfüllt. Wenn fie fih am Tage fehen laffen, fo werden 
fie von allen Eleineren und größeren MWaldvögeln ſchreiend ums 
flattert, was jedoch nicht lange anhält und gemöhnlih nur fo 
lange dauert, bis fie ihre Neugierde über die fonderbare Erfcheis 
nung befriedigt haben. Mill man das Betragen der Fleineren 
Vögel mehr der Neugierde zufchreiben, fo ift e8 auf jeden Fall 
fein MWiderwille, der fih auf Erfahrung ftügen fann, denn 
wenn fie zufällig einen £leinen Vogel aus feinem nächtlichen Ver— 
ſteck bervorzieben, fo. kann diefer ihn nicht mit dem Geficht er: 
kennen, und bezahlt jedesmal die erfte Bekanntſchaft feiner Wiz 
derfahherinn mit dem Leben. *** 


*) Ich werde deghalb im meinem größeren Merk nicht allein das 
äußere Ohr, fonvern alle Schädel und Durchfchnitte derfelben von allen 
Genera mittheilen. 

** Faſt alle Benennungen derſelben, als: Eule, Owl, Uhn, Auf, 
Kauz, Bubo, Butalus, Ulula, Aluco, Glaux, Hibou, Hulotte, Chou- 
ette, Uf (Schwed.) Ugu (Türk.) find Imitationen ihrer Locktöne. 
— ſcheint mehr eine Nachahmung des Kawitt des Steinkauzes 
zu ſeyn. 

*** In dem zoologiſchen Garten zu London kann man viel kleine 
Eulen mitten unter einen Meuge kleinerer Vögel fißen fehen, bie fich fo 
an ihren Anblic gewöhnt haben, daß fie diefelben völlig unberücfichtigt 
laſſen. Berziert man einen Sperling oder Segler; mit auffallend fremd⸗— 
artigen Federn, 3. ®, der Paradisea apoda, jo wird er von feinen 


163 


Durch die Eulen können wir den Satz beftätigt finden, daß, 
je entwidelter dag Ohr, je fchlechter dag Geficht ift, und daß 
alle Xhiere, bey welchen dieß ftatt findet, mehr Dämmerungs: 
als Zagethiere find. So ift die bey weitem größte Zahl der 
Mam. ornithoidea, Noctugrada (Lemur, Linn.), Chiro- 
ptera, Marsupialia, Insectivora et Rodentia Dämmerungs: 
thiere, die die ganze Nacht, wenn fir mondhell ift, in Thätig- 
keit find. Das Nümliche findet bey den Katzen ftatt, welche 
bey den Carnivora, als Ohrthiere, die Eulen vertreten. In der 
Claſſe der Vögel ift die Zahl der Nachtvögel bey weitem ges 
einger, namentlich bey den Ornithes und wir fehen nur die 
Caprimulginae in diefee Ordnung auftreten; obgleich die Cyp- 
selinae Zagvögel find, fo verfchlafen fie doch die heißeften Mit: 
tagsftunden und fliegen bis fpät in die Dämmerung hinein. 
Bey den Falken lieben die Weihen, Erythropus (Tinnunculus 
vespertinus) und Hypotriorchis (Falco subbuteo) die Abend: 
dbämmerung. Alle dieje Formen nehmen als Glieder, entweder 
als Familie, Unterfamilie oder als Genera oder Subgenera den 
2ten Rang ein. Spätere Monographieu werden deßhalb wahr: 
fheinlih den Nachtreihern, Rohrdommeln, Didfuß uſw., fen es 
als Glieder von Familien, Unterfamilien, Genern ufw. den 2ten 
Rang geben, weil fie Nachtwefen find, und die ftille Naht ein 
befferes Gehör als Geficht verlangt. 

Die Familie der Eulen zerfällt nach unfern jegigen Kennt: 
niffen in zwey Unterfamilien, nehmlih in Tag- und Nachts 
eulen, wovon jede 5 Genera befist. Mehr als 10 Genera 
gibt es nicht, und diejenigen, welche man auferdem aufführt, 
find, wie Nyetea, Ketupa und Pholidus als Subgenera von 
Surnia, Buho und Strix anzufehen, indem fie fih in den 
Hauptcharacteren nicht wefentlich unterfceiden. Nominalfubges 
nera find: Ascalaphia und Ulula. 

In der zweiten Unterfamilie der wahren Eulen, bey welchen 
das feinfte Gehör und das größte Äußere und complicirtefte 
Ohr auftritt, müffen mir die Grundform aller Eulen fuchen. 
Es ftelle diefe unzweifelhaft das Genus Ohreule, Otus vor, 
Diefes Genus zeigt das größte Ohr und alle Arten find Däm: 
merungs= und Nachtthiere, die am Tage fehr verfchlafen find. 
In diefem Genus muß e8 ein Subgenus geben, welches Arten 
mit dem allerleichteften Körperbau, mit dem pneumatifch ſchwam— 
migften Schädel und mit den längften Flügeln enthält, Es ift 
das Subgenus Otus Kaup mit den Arten vulgaris und 
zonurus G. Gray. Von dieſem Subgenug müßen die Kenn= 
zeichen abftrahirt werben, durch welche wir in ‚Stand gefeht 
merden, bey der erften Subfamilie der Tageulen dem 2ten Ge: 
nus und bey allen übrigen Genera den Subgenera 2ten Rangs 
ihre naturgemäße Stellung zu geben. Diefe Charactere find: 
Leichter Körperbau, bedeutende Pneumnticität des Schaͤdels, gro: 
ßes Außeres Ohr mit Operculum, deutlicher Schleier, der ſich 
um das Kinn herumzieht, lockeres, weiches, abftehendes Gefieder 
von meift düftrer Färbung, lange, Flügel, breite innere mit 
Filz uͤberdeckte Schwingenfahnen, die gegen die Spike ausge— 
f&hnitten find, dußere Fahne der fogenannten Daumenfeder, die 
erſte Schwinge und die Ausfchnitte. der folgenden mit abftehen= 
den in die Höhe gerichteten Kammzähnen. Wo wir eine groͤ— 
Bere oder geringere Summe von diefen Kennzeichen finden, ftel- 
len fich die Genera und Subgenera ald die Ohreulen an die 


Mitfpagen und den Schwalben fo lange verfolgt, bis fie ſich an feinen 
Anblid gewöhnt haben, 


Iſis 1848, Heft 10, 


764 


2te Stelle. So gebe ich Nyctale mit feinem größeren Ohr, deutlichen 
operculum und Schleier, langen Schwingen mit fehr breiten inneren 
filzigen Fahnen, die an der. Spike ausgefchnitten find, mit ſei— 
nen Kammzähnen an der Daumenfeder und den zwey erften 
Schwingen, mit feinen Rauchfuͤßen die 2te Stelle bey den Tag: 
eulen, und glaube diefen Nang um fo fefter zu begründen, in— 
dem die 2 Arten funerea und acadica die verfchlafenften unter 
allen Tageulen find. Bey den Genera, welche fich bereits 
fhon jest in Subgenera auflöfen laſſen, als Ninox,  Surnia, 
Athene, Scops, Otus, Bubo, Strix, Syrnium, gebe ich 
nad) obigen Characteren den Subgenera Ninox, Nyctea, Athe- 
ne, Scops, Otus, Bubo, Strix und Syrnium *) den zweh— 
ten Stang. 

Die erfte Subfamilie bilden die Tageulen, Surninae Bonap., 
welche andere wie ich mit den Edelfalfen vergleichen. Das erfte 
Genus Hierax der Falconinae zeigt wie die Psittacidae den 
fhönften und rundeften Schädel mit dem größten Gehirn und 
zeigt runde in die Wachshaut eingebohrte Nafenlöcher und die 
Eleinften Formen unter allen Falconidae. 

Wir müßen deßhalb bey den Tageulen ein Genus fuchen, 
das diefe Kennzeichen an fich trägt, und finden e8 in dem 
Bojifhen Genus Glaueidium, wohin pumilum, nanum ete. 
gehören. 

Don diefem Genus müßen die Kennzeichen abftrahirt werden, 
um das erfte Genus bey den Nachteulen, Striginae, und die 
Subgenera zu finden, welche den erften Rang einnehmen. Die 
Kennzeichen find: Schöner runder Schädel, geringe Pneumatici— 
tät des Schaͤdels, ſchoͤne, mäßig große Augen, Eleinere Ohr: 
Öffnung, ohne deutlichen Schleier, Mafenlöcher in der Mitte der 
Wahshaut, Eurze Flügel, an denen die erfte Schwinge Fürzer 
als die 10te iſt, nadte Zehen. Finden wir eine ‘größere oder 
geringere Summe, von bdiefen Characteren bey einem andern 
Genus, fo.geben wie diefem wie den Subgenera die erite Stelle. 
So finden wir, daß bey Scops manadensis die Wachshaut 
rund und aufgeblafen ift, und daß die Nafenlöcher mitten in 
der Wachshaut figen; twie finden, daß die übrigen Scopsarten 
die Eleinften der Striginae find, daß fie den ſchoͤnſten und run— 
deften Schädel mit der geringften Pneumaticität_befigen, daß fie 
meift völlig nadte und gefchuppte Zehen aufweifen. Mir geben 
defhalb bey ben Striginae Scops die erfte Stelle. Nach den 
Characteren, die Glaucidium und Scops uns darbieten, geben 
wir be) Surnia (Microptynx (passerina), bey Athene — 
Microglaux (perlata), bey Scops — Pisorhina (manaden- 
sis), bey Otus — Pseudoscops (grammicus), bey Bubo- 
Lophostrix (eristatus), ben Strix Pholidus (badia), bey 
Syrnium — Ciccaba (huhula) die erſte Stelle. Alle biefe 
haben fürzere Flügel und die erfte Schwinge ift fürzer als die 
10te; bie Zehen bey Subgenera erften Rangs der Striginae 
find nadt, wie bey faft allen Scopsarten. 


Da leider bey den Strigidae feine Glieder der ten, Aten 
und Sten Unterfamilie mehr eriftiren, Charactere von den 
Grundformen felbft nicht abftrahirt werben Eönnen; fo müfen 
wir, um ben. Genera der zweh, Subfamilien, welche den 3ten 
Rang einnehmen, ihre Stellung zu geben, die Charactere mäblen, 
welhe 3. B. bey den Rapaces den Gypogeranidae, ben 


* Mir haben merkwürdiger Meife in Europa meift nur die Vogel: 
typen der europäifchen Genera, daher die Subgenera den nämlichen 
Namen der Genera tragen, 

43* 


765 


Aceipitrinae, als den Grallatorentypen, den Sten Nang an: 
weiten. Diefe. Charactere find: hohe Tarſen mit furzen Behen, 
großer Körper mit maſſigem Skelett, langer Schnabel. Durch 
diefe Charactere ‚erhält bey den Surninae Ninox durch fein 
Ztes Subgenus Sceloglaux (albifacies G. Gray) und bey 
den Striginae Bubo durd) fein deittes Subgenus Ketupa den 
Sten Rang. 

Die Subgenera- Sceloglaux, Pholeoptynx (Athene euni- 
eularia) ...... (Surnia nisuella Vaill. t. 39. *) 

Megascops (Scops asio ete.), Rhinostrix  (americana et 
madagascariensis), Ketupa (Bubo Ketupa ete.), Megastrix 
(Strix tenebricosa Gould) und Bulaca (Syrninm indranee 
ete.) bilden die Sten Subgenera in ihren entfprechenden Genera. 

Große Gefraͤßigkeit in Begleitung mit tiefgeſpaltenem Rachen, 
lange Zehen mit Kammnagel an der Mittelzehe ſind Charactere 
des Aten Rangs, die ung an die gefraͤßigſten aller Voͤgel, an 
die Pelifane erinnern. 

Nach diefen Characteren geben wir bey den Striginae ben 
wahren Strir den 4ten Rang. Bey den Zageulen ftellen wir 
Surnia in diefen Rang, obgleich die eigentlichen Grundformen 
im Aten Subgenus, nody nicht entdedt find. 

Nach diefen theilweife auftretenden Characteren, geben wir 


766 


bey Glaucidium — Glaucidinm nanum ete., bey Ninox — 
Hieracoglaux (eonnivens) bey Scaps — Acnemis (gymno- 
podus), bey Otus — Brachyotus (brachyotus), ben Bubo- 
Urrua (lacteus), bey Syrnium — Pulsatrix (torquatum) 
die 4te Stelle, 

Entwideltes: Gefieder, langer Schwanz, aroße Zahl der Eyer 
bezeichnen das Gefchlechtsthier oder den Huͤhnertypus. 

Bey den Zageulen geben wir, obgleih das Ste Subgenus 
fehtt, Athene die ste Stellung, indem ſchon bey dem Mogel: 
typus Athene noctua die ungewöhnlihe Zahl von 5—7 
Eyern vorkommt, 

Bey den Striginae gebe ich dem Genus Syrnium denſelben 
Rang, meil bey diefem die bunteften Federn und ber längfte 
Schwanz auftritt. Nach diefen Kennzeichen gebe ich den Sub: 
genera Taenioptynx (Glaueidium Brodiei), bey Ninox — Spi- 
loglaux (boobook), bey Surnia — Surnia (ulula), bey Athene 
Taenioglaux (erythroptera), be) Scops — Ptilopsis (leu- 
cotis), bey Otus Phasmoptynx (capensis), bey Bubo Pseu- 
doptynx (Syrnium philippense G. Gray) die Ste Stelle. 

Die Genera der 2 Subfamilien ftellen ſich demnach mit ih: 
ven Subgenera wie folgt: 


I. Subfamilie, Tag- Eulen, Surninae Bon. 


I. Glaucidium Boie. U. Nyctale Brehm. 


Alyunenaned E) engel ns 
h)a.. siensl: b) Nyctale Br. 

Ode = —— 

d) Glaueidium Boie. d) * 


ce) Taenioptynx Kp. e) 


II. Ninox Hodgs. 


e) Sceloglaux Kp. N 
d) Hieracoglaux Kp. d) 
e) Spiloglaux Kp. 


IV. Surnia Dum. 
2 a) Microptynx Kp. 
b) Nyctea Steph. 


. . nisuella. 


V. Athene Boie. 
a) Microglaux Kp. 
b) Athene Boie, 

e) Pholeoptynx Kp. 
d 


⸗0 al) era fie . 


e) Surnia Dum. e) Taenioglaux. 


I. Subfamilie. Wahre Eulen, Striginae Kaup. 


U. Otus Cu. 
a) Pseudoscops Kp.) 
b) Otus Kp. 
c) Rhinostrix Kp. 
d) Brachyotus Gould. 
e) Phasmaptynx Kp. 


l. Scops* Sav. 
a) Pisorhina Kp. 
b) Scops Sav. 

c) Megascops Kp. 
d) Acnemis Kp. 
e) Ptilopsis Kp. 


Prüfen wir, wie fih in jeder Unterfamilie die Genera, was 
überfpringende Verwandtſchaft betrifft, zu einander verhalten; 
fo werden wir finden, daß Nyetale und Surnia fi näher 
ftehen, und daß Glaueidium, Ninox und Athene fich fo nah 
‚berühren, daß man fie noch neuerdings alle unter Athene be— 
griffen hat. 

Sn der ten Familie itehen Otus und Strix näher, ebenfo 
Scops, Bubo und Syrnium. 


Auf ähnliche Weiſe kann man die Stellung der Subgenera 
prüfen; natuͤrlich nur in ſolchen Genera, in welchen tenigftens 


* ch habe diefes Subgenus nicht genannt, weil ich es nur nach 
Baillant kenne, und es big jegt nicht wieder aufgefunden iſt. 

— Kaiferling und Blafius ändern dieſen alten claſſiſchen 
Namen in Ephialtes, weil Möhring diefen ftets eine Eule bezeich⸗ 
nenden Namen für Anthropoides virgo verwandt hat. Namen von 
Möhring, der Ptynx für Plotus, Atagen für Tachypetes, Che- 
nalopex für Alca, Trochilus für Recurvirostra verwandte, follte 
man feine folche Bedeutung beylegen. 


II. Bubo Cuv. 
a) Lophostrix Less. 
b) Bubo Kp. 
c) Ketupa Fess. e) Megastrix Kp. 
d) Urrua Hodgs. Da ade 
e) Pseudoptynx. 


IV. Striz. Sav. 
a) Pholidus Geoff. 
b) Strix Sav. 


V. Syrnium Sav. 
a) Ciecaba Wagler. 
b) Syrnium Sav. 

c) Bulaca Hodgs. 
d) Pulsatrix Kp. 
e) ml > €) 


3 entdedt find. So fteht bey Bubo das Subgenus Lopho- 
strix, Ketupa und Pseudoptynx durdy die Bildung der mef: 
ferförmig zugefchärften Krallen in näherer überfpringender Ver— 
twandtfchaft, ebenfo Bubo und Urrua durch die doppeltfan- 
tigen Nägel. 


Characteriftit der Genera. 
1. Subfamilie, Tageulen, Surninae Bonap. 


Bey diefen fehen wir den fehönften und rundeften Schädel 
mit der geringften Pneumaticitätz bey diefen ift das Zygoma 
nah hinten breit und zeigt einen Proceffus, um das Auge 
fehliegen zu helfen. Ihr Gefieder ift härter, mehr conturiert, 
felten gelbroftfarbig und niemals mit feinen linienartigen Quer: 
bändern durchzogen. Sie zeigen Feine Federhörner. 


Es find meift mehr Tag- als Dämmerungsthiere und find, 
Nyectale ausgenommen, am Tage wenig verfchlafen. 


, 


767 


I. Glaucidium. 11. Nyctale. 


III. Ninox. 


768 


IV. Surnia. V. Athene. 


Die Nafenlöcher auf ber Mit großer Ohröffnung, Mit Tangem mehr ge Mit Eleiner Ohröffnung, Mit Eleiner Ohröffnung, 


Spige einer erbſenartig deutlihem Schleier. Exfte ftredtem Schnabel, deffen undeutlihem Schleier, ru= undeutlichem 


Söhleier,, 


aufgetriebenen Wahshaut. Schwinge total an der hintere Hälfte mit der dimentärerWachshautund Schnabel von der Wurzel 
Erſte Schwinge kuͤrzer als Außenfahne, 2te Schwinge langen Wachshaut bedeckt meift dicht befiederten Ze: an gekruͤmmt, mit aufge: 


die 10te. Größe von gros von dem Ausfhnitt an ift. Zehen mit Borſten hen. 
mit Kammzaͤhnen. Tarſen dünn bebedt. 
N. scutellatus, conni- ulula. 


fen Finfen. 

Gl. nanum, Brodiei.- wie Zehen dicht befiedert. 

N. funerea, acadica. vens etc. 
I. Subfamilie, Nachteulen, Striginae Kp. 

Be diefen zeigt fih der Schädel weniger ſchoͤn und mehr 
pneumatifh. Das Gefieder ift weicher, mehr gelbroftfarbig ges 
tüpfelt und häufig querlieniiet. Der Schaft der Schwingen und 

I. Scops Sav. Il. Otus Cuv. 


gen klein. 
fhuppt. 


Kieine Formen. 
S. ephialtes ete. 


nem Schleier, Federhör: 


hen und ganzem Mittel: 
nagel. Mittelgroß. 
Ot. vulgaris etc. 


I. Fam. Eulen Strigidae. (Strix L.) 
I. Gen. Glaueidium, Boie (1826). 


Glaucidium, Boie (pars), Caboures (pars) Less. Athene 
G: Gray. 
d) Subg. Glaueidium, Boie. S. America. 
1) Gl. nanum, Vig. Zool. Journ. III. p. 426. G. Gray 
et Mitschsel Genea of birds. pl. 12- 
2) Gl..pumilum , Ill. Pl, col. 39. 
3) Gl. passerinoides, Tem. col. 344. 
4) GI. ferrugineum, Pr. Max. col. 199. 
e) Subg. Taenioptynx, Kp. 
Athene, Blyth.- Noctua, Hodgs. 
5) Gl. Brodiei, Burt. Pr. Zool. Soc. (1835.) p. 152. 


U. Gen. Nyetale Brehm (1828). 


5) Subg. -Nyctale, Br. 
1) N. funerea, Lin. Fauna suecica p. 25. 
Str. Tengmalmi Gm., passerina Pall., dasypus Bechst. 
Naum. t. 48. N. Europa. 
2) N. acadica, @m. S.N. p.296., passerina Wils. Am. 
Orn. pl, 34. 1. acadiensis, Lath. N. America. 


III. Gen. Ninox, Hodgs. (1837.) 
(Athene, Gr. Gld. Noctua, Vig. Horsf. Quoy et Gaim.) 


b) Subg. Ninox, Hodgs. 
1) N. seutellatus, Raffl. L. Tr. XIII., hirsuta 7, pl. 


* Das äußere Ohr bey den enropäifchen otus und brachyotus ift, 
wie ben aluco, an der linfen Geite ftets afymmetrifh. An Bälgen ift 
dieß jedoch nicht zu erfennen. In meinem größeren Merfe werde ich 
die linke wie die rechte Ohröffnung von vielen Genera abbilven. 

Durch Abbildungen der fämmtlichen Schädel werde ich beweifen, 
daß Lophostrix, Ketupa wie Pholidus und Nyctea feine feldftftän- 
digen Genera jeyn fünnen, 


Ill. Bubo Cuv. 
Aeußeres Ohr wie Aus Aeußeres Ohr groß, die Aeußeres Dhr fo groß Aeußeres Ohr fehr groß 
Foderhörner. ganze Seite des Kopfes als der Durchmeffer des mit Operculum. Mittel: 
Zehen meift nadt und ges einnehmend mit deutlihem Auges, ohne Operculum. nagel kammfoͤrmig gezaͤh⸗— 
Opereulum, vollkomme- Federhörner. 

Meift fehr groß. 


nern, meift befiederten Ze- Bubo maximus etc. 


blaſener Wachshaut, an 
S. passerina, nyctea deren Nand die. Nafen: 
löcher figen. 

A. noctua ete. 


des Schwanzes find weicher. Bey ihnen tritt das größte Ohr 
mit Operculum, der deutlichſte Schleier und Federhömer auf. 
Sie find alle mehr Nachtthiere, 
IV. Strix Sav. V. Syrnium Sav. 
Aeußeres Ohr ſehr groß 
ald das Auge mit und 
ohnt Operculum,. Nagel 
der Mittelzehe nicht ge— 
ähnelt. Keine Feder: 
hoͤrner. 

Syrn. aluco etc.*) 


nelt; Eeine Federhoͤrner. 
Str. flammea etc. 


col. 289. lugubris Tuk. N. nepalensis et Jeridius, Hodgs 
Malagensis Eyt. — Asien. 
c) Subg. Sceloglaux, Kp. 
2) N. albifacies, Gray. Er. et Ter.B. p. 2. pl. 1. N- 
Seeland. 
d) Subg. Hieracoglaux, Kp. 
3) N. connivens, Laith. Falco connivens, Zath. Ind. 


Suppl. p. XII. A. fortis, GId. B. of Austr. 

4) N. strenuus, Gld. B. of Austr. 

e) Subg. Spiloglaux, Kp. 

5) N.novae seelandiae, Gm. Gray Voy. Er. p.2. Quoy 
et Gaim. Astr. Ois. t. 2. f. 2. fulva, Forst. 

6) N.-maculatus Vig. et Horsf. L. Tr. XV. p. 139. Gld. 
B. of Austr. 

7) N. marmoratus, Gould. B. of Austr. 

8) N. boobook, Lath. Ind. Orn. Suppl. p. XV. Gld. 
B. of Austr. 


IV. Gen. Surnia, Dum. (1806.) 
a) Subg. Microptynx, Kp. 
(Glaucidium, Boie. Athene, Boie, Gray.) 
1) S. passerina, L. S. nat. p. 133., acadica Temm. 
Naum. t. 43. pusilla Daud., pygmea Bechst. O. Europa. 
b) Subg. Nyctea, Steph. (1825). 
(Noctua, Cuv. Surnia, Selby.) 
2) S. nyetea L., nivea Daud., erminea Shaw., candida 
Swains.. Naum. t. 41. N. Europa, N. America, N. Asia. 


e)Sanbean tar... 
*3) S. nisuella Zath., Daud., Vaill. pl. 39. 
d) Subg. (fehlt). 
e) Subg. Surnia, Dum. 
4) S. ulula L. S. N. p. 133., funerea L. S.N. p. 133. 
doliata Pall., hudsonia Gmel., nisoria Mey. N. t. 42. 
N. Europa et Am. 


769 


*5) S. choucou, Lath., Daud., Vaill. 38. S. Aft. 


V. Gen. Athene, Boie (1822). 
(Noctua Sav. Carine Kp. Nyctipetes Swains.) 
a) Subg. Microglaux, Kp. 
1) A. perlata Pieill. Enc., oceipitalis 7. cel. 34. Vaill. 
284. , S.- et N. Afr. 
b) Subg. Athene, Boie. 
2) A.noctua Reitz. Fauna Suec. p.85., passerina Lath., 
Cuv., Boie, nudipes Nils. S.- et Mittel-Europa. 
3) A. meridionalis Riss. S. Europa, Afr. 
4) A. brama, T. col. 68. Asia. 
c) Subg. Pholeoptynx, Kp. 
5) A.cunicularia Mol. Chili. p. 233., grallaria 7. col. 146. 
Amer. 
e) Subg. Taenioglaux, Kp. 
6) A. erythroptera Gould. Asia. 
7) A. castaneoptera, Horsf., L. Tr. XIII. p. 140. spa- 
dicea Reinw. col. 98. As. 
8) A. cuculoides Fig. Proc. zool. Soc. (1830) p.8. As. 
9) A. capensis, A. Smith, Ill. S.-Afr. Zool. pl. 33. Afr. 


II. Unterfam,. Striginae, Kp. 
(Buboninae, Striginae et Syrninae). 
-1. Gen. Scops, Sav. (1809). 
a) Subg. Pisorhina, Kp. 
*1) Sc. manadensis, G. et G. Astr. pl. 2. f. 2. Celebes. 
b) Subg. Scops, Sav. 
2) Sc. ephialtes Sav., Str. scops L., Nm. t. Europa. 
3) Se. pennata, Hodgs. Journ. A. S. B. p.369., su- 
nia, Hodgs. Asia. 
4) Sc. senegalensis, 
capensis, A. Smith, 
c) Subg. Megascops, Kp. 
5) Sc. indica, @mel. S.N. p. 289., lempiji et rufescens, 
Horsf., noctula Reinw. col. 99. As. 
6) Sc. atricapilla, Natt. pl. col. 145. S.-Am. 
7) Sc. brasiliana Gm. p. 389., choliba Vieill., eruci- 
gera Spix., decussata Licht. S.-Am. 
8) Sc. asio L. S. N. p. 132., naevia Gm. N.-Am. 
9) Sc. albopunctata @. Gray, Brit. Mus.? S.-Am. 
d) Subg. Acnemis, Kp. 
10) Sc. gymnopodus Gr., Brit. Mus. As. 
*11) Sc. nudipes Vieill, Bubo V., Ois. d’am. sept. pl.22. 
e) Subg. Ptilopsis, Kp. 
12) Sc. leucotis T’emm., col. 16. Africa. 
13) Se. lophotes Less. Orn.? megalotis Gr., Brit. Mus. 
Daterland? 
II. Gen, Otus, Cuv. (1799—1800). 
a) Subg. Pseudoscops, Kp. 
(Ephialtes Gosse et. Gr.) 
1) O. grammieus Goss., E. grammicus Goss. B. of Ja- 
maica p. 19. 
b) Subg. Otus, Kp. 
2) ©. vulgaris Flem., St. otus L. 
3) ©. zonurus Gr., Br, Mus.? Californ. 


* Die 4 mit Sternchen bezeichneten Arten habe ich nicht unterfucht, 
noch gejehen. 


Swains. W.-Africa/birds p. 127,, 


770 


c) Subg. Rhinostrix, Kp. 
4) O. americanus Gm., S N. 288., mexicana Gm., cla- 
mator Pieill, longirostris Spiz., maculosa Pr. Max. 
5) O. madagascariensis A. Smith. 
d) Subg. Brachyotus, Gould. (1837). 
6) O. brachyotus Lath. Gm., Nm, t.45. 2. Europa, 
N.-Africa, Asia, Am. 


e) Subg. Phasmaptynx, Kp. 
7) ©. capeniss A. Sm., Ill. S.-Africa Zool, pl. 67. 


Ill. Gen. Bubo, Cw. (1817.) 


a) Subg. Lophostrix, Less. (pars) (1837.) 
1) B. ceristatus Daud. Tr. d’Orn. ll. p. 207., griseata 
Lath. Vaill. 48. (ſchlecht). 
b) Subg. Bubo, Kp. 
2) B. bengalensis Frankl. Proc. Zool.Soc. 1831. p. 115. 
3) B. ınaximus Sibb., Fl., Str. bubo L., Nm. t. 44. 
a) capensis Daud., Vaill. 40. b) sibiricus Eversm. 
4) B. ascalaphus Sav. Deser. de l’Egypt. ois.t. 3. fig.2. 
5) B. virginianus Gm., pinieola Vicill. Ois. d’Am. t.19., 
magellanicus Gm., crassirostris Vieill., macrorhinchus 
Temm. Col. 64. 
6) B. africanus 7. pl. col.50., maculosa Vieill. 


c) Subg. Ketupa, Less. ( 1831.). 
7) B. ceylonensis Gm., leschenaulti 7. col. 20. 
8) B. Ketupa Horsf., L. Tr. XIII. p. 141., ceylonen- 
sis T. col. 74., javanensis Less. 
9) B. flavipes Hodgs. Journ. As. Soc. Beng. 1836. p.364. 
pl. 26. Asia. 
d) Subg Urrua, Hodgs. ( 1837.). 
Urrua er Huhua Hodgs. (pars). 
10) B. coromander Zath. Ind. Orn. I. p.53. Asia. 
11) B. orientalis Horsf , L. Tr. XIII. 174., sumatrana 
Raffl., strepitans 7. col. 174. 229. 
12) B. lacteus Cu. col. 4. Africa, , 
e) Subg. Pseudoptynx. 
13) B. philippensis Gr., Syroium Gr. Britt. Mus. 


IV. Gen. Strix, Nov. Auct. 


a) Snbg. Pholidus, Is. Geoffr. (1830.) 
1) S. badia Horsf., L. Tr. XIU. p. 139. col. 318. Java. 


6) Subg. Strix. 
2) S. punctatissima Gr. Voy of Beagle pl. 4. Galape- 
gos_ etc. 


3) S. fammea Linn. 
a) flammea L. Europa, N.-Afr. Nm. t. 47. 2. 
b) perlata Licht., furcata T. col. 432. America. 
e) delicatula Gld. B. of Austr., javanica Wurmb. 
Java. 

4) S. candida Tick. Journ. A. S. B. II. p. 572., longi- 
membris Jerd. (Asia), capensis A. Smith, Ill. of S. Afr. 
Zool. 45. (Africa). 

5) personata Pig., Proc. Zool. soc. 1831. p. 60., cy- 
clops Gld. B: of Austr. 

6) castanops G/d. B. of Austr. 

c) Megastrix, Kp. 
7) tenebricosa Gld. B. of Austr. 


771 


V. Gen.. Syrnium Sav. (1809.) 
a) Subg. Ciccaba, Wagler (1832). 
1) huhula Daud. Vaill. t. 41., lineata Shaw., albomar- 
ginata Spix. S.-Am. 
2) cayennense Gm. Enl. 442., fasciata Vieill., S. zo- 
nocercum et polygrammicum Gray. 
3) albotarse Gr. Br. Mus. S.-Am. 
4) Woodfordii A. Smith, Ill. of Afr. Zool. 71. 
5) hylophilum Temm., col. 373. 


6) Subg. Syrnium, Sav. 
(Syrnium et Ulula Cuv.) 


6) nivicolum Hodgs., 1.A.S.B. XIV. p. 185. Asia. 
7) aluco L., p. 130. Nm. t. M. 1. 46. 

8) uralense Pall., litturata Retz, macrocephala Meisn. 
9) nebulosnom Gm., Wilson pl. 33.2. N-Am. 

10) einereum Gm., Nm. in den Beyträgen. 


e) Subg. Bulaca, Hodgs. ( 1837.) 
(Urrua (pars) |Hodgs.) 
11) Indranee Syk. Proc. zool. soc. 1832. p. 82. 
12) sinense Lalh., orientalis Shaw. 
13) pagodarum Temm., col. 
d) Subg. Pulsatrix, Kp. 
14) torquatum Daud., Vaill. t. 42., superciliosa Shaw. 
Gen. Zool. pl.32., pulsatrix Pr. Max.? Subspecies, per- 
spicillata Lath. (juv.) Vaill. t. 44. S.-Am. 


Alle die hier verzeichneten Eulen, mit Ausnahme der beftern= 
ten und der pagodarum des Frankfurter Mufeums habe ic im 
beittifchen Mufeum in diefem Sahre unterfuht, wobey mich 
wieder mein hochgeehrter Freund? G. R. Gray freundlichft 
unterftüßte.. Diefelbe günftige Aufnahme wurde mir am Leydner 
Mufeum zu Theil und ich bedauere nur, daß meine Berhältniffe 
es nur erlaubten, die für mich neuen Falken zu befchreiben. Die 
für meine Arbeit fehlenden Eulen des Leydner Mufeum werde ich 
hoffentlih bald im Stande feyn, diefen einzufchalten. 

Folgende Arten habe ich bis jest nicht unterfucht; den Ber 
fisern derfelben würde ich großen Dank fhuldig feyn, wenn fie 
die Gefälligfeit haben wollten, diefe mir mitzutheilen; ich glaube 
wohl, daß es fich von felbft verfteht, daß ich alle Koften der 
Verſendung tragen und daß ich dafür ftehe, daß alle Vögel in 
der Fürzeften Zeit von mir unterfuht und in dem nämlichen 
Zuftand, wie ich fie empfange, wieder zurücdgefandt werden. 

Bey diefer Gelegenheit erkläre ich mih, im Fall die Koften 
des Transports mir nicht zur Laſt fallen, alle Üüberfandten du— 
biöfen Falken und Eulen zu beflimmen, wobey ohne mo- 
nograpbifches Studium häufig viele Stunden und Tage verlo: 
ten geben, um fie fchlieflich doch mit einem Fragezeichen oder 
mit falfhen Namen einzutragen und aufzuftellen. 


1) ? (Glaueidium) phalznoides Daud., Vieill. Ois. d Am. 
sept. pl. 15. 

2) Surnia choucou Vaill. Ois. d’Afr. pl. 38. 

3) S. nisuella Vaill. pl. 39. 

4) Scops nudipes Vieill. pl. 22. 

5) Scops manadensis Quoy et Gaimard. 

6) Otus magicus S. Müller. 

7) Syroium leptogrammienm T., pl. col. 525. 


8) Athene guteruhi S. Müller. 
Iſis 1848. Heft 10. 


S.-Afr. 


- 772 


9) Athene Sonnerati Temm. col. 21. 
10) Ninox Maugei Temm. col. 46., sive fusca Vieill. 
Ene. p. 1288.* 

11) Syrnium nudipes Pieill., Ois. d’Am. sept. pl. 16. 

Diefe Art gehört wahrſcheinlich in die Nähe des Subg. Cic- 
caba, welches ebenfalls nadte geſchuppte Zehen hat. Sollte 
vielleicht das nackte der Zarfen durch ſchlechte Präparation ent: 
fanden feyn? Das Eremplar der Sammlung von Dufresne 
ffammt aus St. Domingo. 

Der nadte Theil diefer Tarfen bey Scops gymnopodus und 
der Ketupa- Arten ift geſchildert oder koͤrnig gefhuppt, was bey 
diefer Art nicht der Fall ift. 


Sufäge zu ben Falconidae von I. Kaup (Iſis 1847, 616.) 
Subg. Limnaötus, Pig. 

1) Spiziaetus Kieneri (Gerv.) Kaup. 

Astur kieneri Gerv. Mag. de Zool. T. V. (1835.) pl. 35. 
Spiziastur kieneri Less., complem. de Buffon, T. VI. 
p- 89. 

Diagnofe: Zarfe 62—72., Mittelzehe 43—47 Mm lang. 

Er fteht, wie ich bereits ſchon früher vermuthete, am naͤch— 
ften dem Spiziatus cirrhatus, allein ift Eleiner als dag Eleinfte 
Individium von eirrhatus und unterfcheidet ſich durch längere 
Slügelfpige, Fürzere Tarfen und Mittelzehe und mehrfach ge⸗ 
bänderten Schwanze. 

Bon oben fat ſchwarz mit Kupferglanz. Kehle und Ober: 
bruft weiß, ins Noftfarbige Übergehend, mit ſchwarzen Laͤngs⸗ 
flecken. Die übrigen untern Theile roſtroth mit ſchwarzen 
Schaftſtrichen. Untere Schwanzdecke roſtroͤthlich ohne Flecken. 
Schwanz mit 6 ſchmalen und einem breiten ſchwarzen Endbande. 

Schnabel 23 M. m. Flügelfpise 110. 
v. Mundmwinfel 36. Zarfe 62. 
Dberflügel 215. Mitteljehe 43. 
Dftindien. 
Sn Sammlungen bis jegt noch) felten. 

Zur Gruppe Urospizia des Genus Nisus, 

Bey der Species Nisus torquatus und der Eleineren Are: 
Nisus trieolor habe ih, indem ich den englifchen Auctoren: 
Vigors, Horsfield, G. Gray und Gould gefolgt bin, 
die Synonymie vermengt; die Synonymie beider Arten muß 
auf folgende Weiſe corrigirt werden. ‚ 


Nisus torquatus C. col. 43. (ad.) 
Der mittlere Schwanzfperber 93 (juv.). 
* er eruentus Gould. 
Nisus tricolor (Vieill.), Kaup. 
Falco macrodactylus Tem. (Xeyd: 
ner Mufeum ). 
Accipiter torquatus? Pig. & Horsf. 
Lin, Tr. XV. (1827.) p-128:** 


* Diefe Art fol duch Hrn. Mauge von St. Domingo dem Parifer 
Mufeum überbracht werden ſeü. In Franffurter Mufeum fieht der Ni- 
nox boobook unter den Namen Maugei. Beide Arten jehen fich fehr 
ahnlich. Ic, fürchte eine Länderverwechslung. Iſt diefes der Fall, fo 
it Maugei und boobook einerley? welches zu beitätigen oder zu ver— 
werfen einer näheren Unterfuchung vorbehalten bleiben muß. Da alle Ar— 
ten des Genus Ninox Auftralien (mit Ausnahme des indifchen scutel- 
latus) angehören, fo wäre es anffallend, daß eine Art, fo nach verwandt, 
in Amerifu vorfommen ſollte. Möglich wäre es jedoch, da in dem ſüd— 
amerifanifchen Genus Glaueidium auch eine indische Art, Brodiei vor- 
handen tt. 

** Leffon citirt ivrig: Nisus australis Yig. et Horsf. 


49 


Der Eleine Schwanzfperber 


773 


Vigors und Horsfield begiengen zuerft den Fehler, die 
Eleinere Art für die mittlere, Nisus torquatus, zu nehmen 
und ihnen find alle neueren englifchen Autoren und ich gefolgt. 
Sn ihrer Befchreibung fagen fie, daß das Männchen 124 und 
das Meibchen 145 groß fen, mas bey dem eigentlichen tor- 
quatus nie der Fall it. Der wahre Nisus torquatus Cu. 
pl. eol. 43. i. 93. ift bedeutend größer, und das Männchen 
erreicht eine Fänge von 15" und unterfcheidet ſich duch feine 
größeren Dimenfionen, allein verhältnifmäßig viel Eürzere Mit: 
telzehe. 

Der Nisus torquatus Cuv. findet fih nah Leffon und 
den Notizen des Leydner Mufeums auch auf Zimor und Ter— 
nate. Vieillot befchreibt eine Art unter dem Namen trico- 
lor, welche 14 Schmwanzbinden hat. Seine Angabe, als hätte 
der Jardin des Plantes diefe Art aus dem füdlichen America 
erhalten, ift falſch; denn feine Befchreibung ift von det kleine— 
ten Art entnommen. 

Vieillot befchreibt ferner einen Sparvius cirrocephalus, 
bey welchen er Neuholland als Vaterland angiebt; ich bin ges 
wiß, daß auch diefe Angabe irrig ift, und daß diefer Vogel nicht 
aus Neubolland ffammt, melches Land allein Arten des Sub: 
genug Urospizia mit einer fehr großen Anzahl Schwanzbinden 
befitt. Nach den 3 weisen Schmwanzbinden (und demnad mit 
4 ſchwarzen Binden) gehört diefer Vogel nicht zu Urospizia. 
Sch bin gewiß, daß fein Vaterland America ift, und daß 
Vieillot die ortlihen Angaben des neuholländifchen trieolor 
mit dem americanifchen eirrocephalus verwechfelt hat, oder fich 
durch irrige Angaben täufchen ließ. 

Vieillot citirt Latham und fagt, daß diefer Gelehrte aus 
dem neuholländifchen Raubvogel eine Varietät des gemeinen 
Eperbers gemacht habe. 

Ich habe im Augenblid die Suppl. Latham's nicht zur Hand, 
allein foviel kann ich bemerken, daß Vieillot's Befchreibung des 
eirrocephalus einem alten Männchen des Nisus fuscus ente 
nommen ift. 

In die Gruppe Urospizia gehört noch eine für mich neue 
Art, welche ich auf meiner diefjährigen Neife nach London im 
Leydner Mufeum geſehen habe. Herr Temminck hatte die 
Güte mir zu erlauben, fie zu unterfuchen und zu befchreiben. 


Nisus (Urospizia) hiogaster Müll. In den Verhandl. der 
Laͤnder- und Voͤlkerk. 

Epervier oceania Astr. et Zelee pl. 2. fig. 1. 
(nah TZemmind.) 

Diag.: Alle unteren Theile, einfarbig roſtroth und nur an 
den Seitenfedern auf weißlichem Grunde verftedte Binden. Der 
lange Schwanz zeigt Faum Spuren von Binden, die ficher auf 
dem noch nicht befannten Jugendkleide fehr deutlich fine. 

Amboina. Er fieht dem torquatus fehr ähnlich. 

Mm MW. 


Dimenfionen: Kopf 52 — 58. 
Schnabel 16 — 19, 
Höhe 12 — 14. 
v. Mundw, 24— 27. 
Dbefl. 135 — 158. 
Fluͤgelſp. 57 — 66. 
Tarſe 57 — 66. 
Mittelz. 26 — 30. 


Schwanz 144 — 164, 


774 


Zufäge zu dem Genus Astur. 

In ber Diagn. des Subgenus Lophospizia muß der Cha: 
racter: „Hinterkopf mit kurzer Holle geftrihen werden, indem 
die kurzen Zopffedern das Artkennzeichen des anfänglichen Ty— 
pug (Astur trivirgatus), meines Subgenus Lophospizia ab- 
gibt, und die beiden neuen Arten diefer Gruppe biefen Cha- 
racter nicht befißen. 

Astur trinotatus Temm. Leydener Mus. 

Diagn.: Ohne Zopf; 3—4 weiße Binden auf den In— 
nenfahnen des Schwanzes. 

Bejhreibung: Altes Weibchen. Aſchgrau — Scheitel 
und Nüden am dunfelften, Kehle am hellften; alle unteren 
Zheile weinroth. Schulterdecke mit verfteciten weißen Fleden. 
Untere Achfelfsdern blendend weiß. Innere Schwingen an der 
Wurzel weiß, einen Spiegel bildend, gegen die Spike hin mit 
4—6 fchwarzen Binden. Schwanz ſchwarz mit weißer Wur— 
zel und drey weit don einander abftehenden weißen Binden auf 
den Innenfahnen, die auf den mittleren Federn als große, runde 
weiße Sleden auf der oberen Seite durchleuchten; die ſchwarze 
Endbinde mit weißlihem Saum an den Innenfahnen. Obere 
Schwanzdede an der Wurzel weiß, an den Spitzen afchgrau. 

Der junge Vogel roſtroth mit dunklen Schaftfleden und 
Spitzen auf den oberen Theilen. Die Schwingen an der Wur- 
zel weiß, voftgelblich angeflogen mit gegen 6 fehmalen ſchwarzen 
Binden; untere Theile vofigelblih weiß mit fchwarzbraunen 
Scyaftftreifen. Der Schwanz mit 4 weißen Binden auf den 
Snnenfahnen. Die auferen an der Außenfahne roſtroth und 
an der erften mit Spuren von Binden nächft dem Schaft. 

Astur griseiceps Temm. Leydener Mus. 

Diagn.: Nüden, Flügel und Schwanz rothbraun. 

Befhreibung: Kopf hellafhgrau mit zuweilen dunkel ge 
füumten Federn — Kehle, wie behm trivirgatus, weiß [hwarz 
begrenzt mit ſchwarzen Lüngsftreifen in der Mitte Alle 
unteren Theile weiß mit ſchwarzen Längsfchaftftrichen. Hoſen 
weiß, ſchwarz quer gebaͤndert. Nüden, Flügel und? Schwanz 


rothbbraun; obere Shwanzdedeeinfarbig. Schmwanz 
mit 4 fhwarzen Querbinden; außere faft einfarbig. Innere 
Achſelfedern weiß mit einzelnen fchwarzen Flecken. Schwingen 


mit 2—5 unbeftimmten, fihwarzen Querbinden, 

Der junge Vogel (W.) oben ſehr zierlih an den Spiten und 
Borden der Federn roftgelb gefleckt. Fleden des Unterkoͤrpers 
roftbraunlich mit ſchwarzen Schäften. — Hoſen faft weiß mit 
runden ſchwarzen Flecken. Schwanz mit 5 ſchwarzen Quer- 
binden. 


Naturbiftorife Tidsferift, 
ubgiv. af H. Kröyer, Neue Reihe, Bd. 1. 9.3 Mit 2K. T. 
Kopenh. 1844. (Heft 1. 2. Iſis 1848. ©, 421.) 
1) ©. 213— 282. Ichthyologiſche DBeyträge von 
Kroͤyer. 


1. Oplegnathus fasciatus Är. 


Von diefer neuen Art der von Rihardfon (Ann. and 
Magaz. of Nat. Hist.) benannten Gattung, welche mit dem 
Habitus eineg Chaetodon bie Zahnbildung eines Scarus ver- 
bindet, wurde im Apr. 1841. ein Er. neben der Eleinen Inſel 
San Lorenzo, bey Callao, gefangen. 


775 


Ausmeffungen deffelben. 


Totallänge 83", größte Höhe (Uber der Murzel der Bauch: 
floffe oder dem Anfange der Afterfloffe 311”, Höhe des Kopfs 
über der Mitte des Auges 24, größte Dice (Über dem Kies 
mendedel) 14, Dide vor der Wurzel der Schwanzfloffe 3”, 
Umfang über der Wurzel der Brufifloffe 9, Länge des Kopfs 
(von der Schnauzenfpige bis zum Hinterrande des Kiemendedels) 
2,55", Höhe des aufgefperrten Maules 1, Breite deffelben 
7%, Entfernung der Schnauzenfpise vom vordern Rande der 
Naſenloͤcher 94", Entfernung des vordern vom hintern Nafens 
lohe, 1”, des leßtern vom Auge 1’, der Schnauzenfpige vom 
vordern Rand des Auges 113°, Laͤngsdurchſchnitt des Auges 
64, Höhendurchfchnitt deffelben 6’, Entfernung des untern 
Augenrandes vom untern Nande des Vorfiemendedeis 123, 
der vorderen Mufenlöcher von einander 54, der hint. N. von 
einander 7°, der Augen von einander 94, der Schnauzen: 
fpiße vom vordern Rand der Rüdenfloffe 34, Länge der Ruͤ— 
Eenfloffe (nicht nad der Krümmung, fondern nach gerader Linie 
gemeffen) 4“, des von Stachelftrahlen gebildeten Theils 24”, des 
von weichen Strahlen gebildeten 2,15", größte Höhe des erftern 
Theils 3, des legtern 14”, Entfernung der Wurzel der Rüdenfl. 
vom Ende des Schwanzes (nit der Schwanzfleffe) 1,5, vom 
Anfange der Schwanzfloffe an der Seite 9'", Lange der Brufts 
flofje 21”, Breite derfelben an der Wunzel 8, Enfernung der 
Schnauzenfpige von der Wurzel der Bruftfloffe an der Geite 

“3, Länge der Bruftfloffe 19‘, Entfernung der Wurzel ber 
Bfl. (mitten zwifchen den Bfl.) vom After 16, des hintern 
Randes des Afters vom Anfange der Afterfloffe 4", Laͤnge der 
Afterfloffe 22, größte Hoͤhe derfelben 16’, Entfernung der 
Afterfloffe vom Ende des Schwanzes 13’, vom Anfange der 
Schwanzfloſſe an der Seite 9", Br. des Schwanzes vor ber 
Murzel der Schwanzfloffe 13”, Länge. derfelben in ber Mitte 
16 CR 


Grundfarbe fchwarz oder fehr dunkel braunfchwarz, unter 
dem Bauche von der Symphyſe der Kiemen bis zum Anfange 
der Afterfloffe ift die Farbe hell (weißgelb, mit fchwarzgrau 
überflogen). An den Seiten wird die fchwarze Farbe von 5 
breiten, hellen, ſenkrechten und alfo parallelen Bändern unter: 
brochen, deren techfelfeitiger Abftand etwa gleich groß ift, und 
deren eins über den Kopf hinter das Auge geht. 3 find auf 
dem Körper ſelbſt; das 1fte fteigt vom Vordertheile der Ruͤ— 
denfloffe (zwifchen 1ftem und 5tem Stachelſtrahl) dicht hinter 
der Murzel der Bruftfloffe bis nah den Bauchfloſſen binabz 
das 2te vom hintern, aus Stachelftrahlen beftehenden Theile 
der Nüdenfloffe (zwifchen dem Iten Stacdhelftrahle und dem 
erften weichen) nah dem Bauche hinab, wo e8 vorn den vord. 
Rand des Afters, hinten den ten Stachelſtrahl der Afterfloffe 
erreicht; das Ste läuft zwifchen dem hintern, articulirten Theile 
der Nüden- und Afterfloffe und ift ettvas fchmäler, als die 2 
vorigen. Das allerhinterfte Band ift dagegen das breitefte; es 
verbreitet fi vom letzten Theile des Schwanzes bis über einen 
großen Theit der Schwanzfloffe. Die Bänder find jedoch nicht 
einfarbig, fondern befisen eine Mifhung der beim Bauche er- 
waͤhnten fchmußiggelben Farbe und der allgemeinen ſchwarz⸗ 
braunen Grundfarbe, welche eine Marmorierung mit einander 
bilden, oder genauer, den Bändern ein gemwäffertes Anſehen ge- 
ben. Die Fioffen find von der dunfeln Farbe des Körpers, in 
fo fern ſich die Bänder nicht über fie verbreiten, welches ins 
deffen bey der Nüdenz, After» und Scmanzfloffe gefchieht, 


776 


die Bauchfloffen nehmen an der untern Fläche gegen die Wurzel 
die helle Farbe des Bauchs an. 

Form fehr hoch und zufammengebrüdt, ftellt ein breites 
Dval vor, welches gegen den Schwanz etwas fpißiger zuläuft, 
und deffen Regelmäfigkeit vorn abgebrochen wird, wenn gleich 
nur in fehe geeingem Grade, durch die Vorragung des Mun— 
des. In Form und ganzem aͤußern Anfehen nähert fich diefer 
Fiſch auffallend der Familie der Squamipennes. Kopf ſehr 
bedeutend in fchräger Nichtung auf= und niederfteigend; fein 
vorderer oberer und vorderer unterer Rand ftoßen etwa unter 
einem rechten Winkel zufammen, fo auch der hintere obere und 
bintere untere Nand; Stirn- und Unterfliche gegen die Seiten 
bin abgerundet, Seitenflichen fenfreht. Mund ein wenig, 
wie ein Schnabel, vorftehend, gefchloffen ift die Mundfpalte 
ſenkrecht. Rachen klein, aufgefperrt faft doppeit fo hoch, als 
breit, nur ſehr wenig vorfchiebbar wegen Kürze und geringer 
Beweglichkeit der Apophyſe der Zwifchenkieferfnochen. Lippen 
ziemlih dünn, die Zähne nicht ganz verbergend, ſelbſt bey völlig 
gefchloffenem Munde. Dberlippe hinten von ter Stien durch 
eine tiefe, halb£reisformige Furche geſchieden. Zwiſchen- und 
Unterkieferknochen, fo viel an dem unverlegten Erempl. 
zu feben ift, ganz wie bey Scarus. So auch das Zahn- 
verhalten auf diefen Knochen, beftehend aus mehreren Reihen 
Eleiner, flacher, dichtitehender, aufgewachfener Platten. Auf dem 
hintern Theile der Unterfläche der Zwifchenfieferbeine 2 Paar 
vorragende, ftumpf abgerundete Zähne oder Zahnhöder, das eine 
ein wenig meiter nach vorn und enger benfammen, das andere 
ein wenig weiter zuruͤck und getrennt. Sonſt feine Zähne, die 
auf den Schlundfnodhen ausgenommen. Diefe haben 
Raſpelzaͤhne; die den Scari fo eigenthuͤmlichen Knochenplatten 
fehlen bier. Am Dberkiefer ein fehr dünnes Gaumenfegel, 
und ein entiprechendes am Unterfiefer. Die Oberkieferfno: 
hen merden nah dem Ende zu breiter, ruderblattaͤhnlich. 
Zunge conver, breit, doch nach vorn zugefpißt, vom Boden 
des Unterkieferd nur wenig gefondert. Naſenloͤcher dem 
Auge nahe, Eleine, Ereisrunde Deffnungen, etwa gleich groß; 
vorderes an der äußeren Seite mit fleinem, zugefpistem Haut— 
lappen, welcher dem bintern Paare, welches etwa zwifchen dem 
vordern und dem Augenrande, fehlt, Augen mittelgroß, hoch 
fisend, faft Ereiscund. Vorderer Augenknochen fiheint groß 
und breit zu feyn, wie bey Scarus. Vorkiemendeckel hoch, 
fein hinterer Rand lothrecht hinabfteigend; fi mit dem untern 
unter einem rechten, jedoch abgerundeten Winkel vereinigend. 
Hinterer und zum großen Theile auch unterer Rand feinfäge 
zähnig. Kiemendedelftüd ho, aber kurz, unregelmäßig 
vieredig, hinterer Rand mit flady halbmondförmigem Ausfchnitte 
und unter diefem mit £leinem, vortagendem Stachel. Unter— 
Eiemendedel legt ſich wie eine ſchmale Borte laͤngs dem 
untern hintern Rande des Kiemendedelftüds, Zwifchenfie- 
mendedel krumm, ftark, fiheint auch eine nicht unbedeutende 
Größe zu haben, wird aber zum Theile vom Vorkiemendedel 
bededt. Schulterapparat ohne Bewaffnung Kiemenz 
ſtrahlen 5, flach, dünn, fäbelförmig; der letzte ziemlich Flein 
und ſchwer zu beobachten. Kiemenöffnungen groß, weit: 
gefpalten, doch ziemlich lothrecht oder fich nicht weit nad) unten 
vorftredend. 4 doppelte, vollkommene und freie Kiemen nebft 
einer Nebenfieme an der inneren Seite de3 Kiemendedels. 

Rückenlinie ſtark gebogen, am ftärkften vorn; Bauchlinie da- 
gegen vom hinteren Nande des Kiemendedels bis zum Anfang 
der Afterfloffe faft Horizontal und darauf fehr fchräge zum Ende 


777 


der Afterfloſſe binanfteigend; danach aber wird die Schraͤge un: 
bedeutend. Ruͤckenfl. etwas über dem Ende des erften Dritz 
tels der ZTotallänge, gerade Über der Wurzel der Bauchfloffen, 
aber ein wenig hinter dem hinten Rande des Kiemendedels an— 
fangend. Stachelftrahlen fehr lang und fpigig, faft dreyfeitig, 
11 an der Zahl, der vorderfte der fürzefte. Vom 1ften bis zum Aten 
die Länge allmählich zunehmend (1fter etwa 24, 4ter 9" 1.), Ster, 
6ter, Tter gleich lang, wenig länger als Kter; folgende abnehmend, 
doch fo, daß der legte mit den gegliederten Strahlen dicht ver— 
bundener wenigſtens doppelt fo lang, als After Stachelſtr. 1fter 
geglied. Str. Über doppelt fo lang, als letzter Stachelftrahl ; 
Ster und Ater die längften; folgende ftufenmweife abnebmend, fo 
daß der letzte (16te) dem legten Stachelſtr. etwa gleich, oder 
fogar ein wenig Eürzer; After gegliederter Strahl einfach ges 
fpalten, folgende fich ftärfer verzweigend und büfchelförmig wer— 
dend. After 3 oder 4 Stachelſtr. koͤnnen, lothrecht aufgerichtet 
werden (After feibft ein wenig nach vorn); folgende aber fo 
fchräg geftellt, daß fie nicht vertikal aufzurichten find, welches 
auch von allen weichen Strahlen gilt. Bruftfloffen ausge 
breitet, fo breit oder ein wenig breiter als lang, haben 17 Str., 
Ster der laͤngſte, Ater viel länger als After, doch nicht doppelt 
fo lang, Ster über doppelt fo lang als 1fter, lester kaum halb 
fo lang als After. After und 2ter einfach, folgende ſtark vers 
zweigt. Bindehaut ziemlich dünn. und durcfichtig. Bauch- 
floffe hinter Bruftfloffe und gerade unter dem Anfange der 
Nücenflofe entfaltet, ziemlich bedeutend breit; 1fter Str. 
ein fehr ftarfer und ziemlich großer Stachelfte., 2ter einfach) 
gefpalten, faft doppelt fo lang als 1fter, folgende 4 ſtark ver 
zweigt, Ster längiter. Spitze der Bauchfloſſe über den hint. 
Rand des Afters hinmwegreichend. After ziemlich Elein, kreisfoͤr— 
mig, dicht hinter ihm die ebenfalls Freisförmige Gefchlechteöff- 
nung. Afterfloffe fängt etwa unter dem legten Stachelſtr. 
der Ruͤckenfloſſe an und hört ganz wenig vor dem Schluffe der 
legtern auf. Ihre 3 Stachelftrahlen Eurz, aber fehr ftark (1fter 
etwa 4, ter und Ster 6° lang), After und 2ter weit von 
einander getrennt, Ater und Iter an der Wurzel zufammenfto= 
fend, Übrigens aber, wegen der fehrägen Stellung des letztern 
getrennt. Die weihen Str. 12 an der Zahl, bis auf den 1ften 
fehr ſtark verzweigt, Zter längfter, nicht viel länger als After, 
aber faft dreymal länger als die Stachelftrahlen , letzter etwa 
fo lang wie 2ter Stachelftrahl. Schwanzfloffe mittellang, 
fehr breit, breitee am Ende als an der Wurzel, hinten faft ges 
rade oder nur fehr ſchwach eingebogen, gebt zum Xheil an die 
Schmwanzfeiten, fowohl oben alg unten, hinauf. Aufer 17 laͤn⸗ 
geren Strahlen in der Mitte, 9 kurze oben, 8 unten; mittlere 
8 fehr ſtark verzweigt; bey dem folgenden nimmt dieß ab, bis 
die Auferften, wie gewöhnlich, einfach werden. 

Schuppen bededen, aufer dem Körper, den größten Theil 
des Kopfs, fo daß nur ein fchmaler Ning um dag Auge und 
mas vor deffen Vorderrande liegt, nadt bleibt. Auch die Floſ— 
fen, befonders die verticalen, find auf eine große Strede von 
Schuppen eingehülft, welches, da fie zugleich dick und fleifchig 
find, die Unterfuchung ihrer Befchaffenheit ſchwierig macht. 
Die Schuppen find klein und daher zahlreich. Zwiſchen Rüden- 
und GSeitenlinie ftehen etwa 25, zwifchen Seiten- und Bauch— 
linie etwa 60 Neihen. Länge der größten Schuppe von 1'', 
Br. faft eben fo viel. Sch. auf dem Körper nicht regelmäßig 
vieredig oder quadratifh, mit ziemlich ſcharfen Winkeln; die 
concentrifchen Streifen find weit geftellt, in geringer Anzahl 
(13— 14), und faffen nur wie ein breiter Rand die Schuppen 


778 


ein, wogegen ein großer Platz in deren Mitte ganz ohne fie ift. 
Spuren eines Fächers zeigen fih nur am vorderen Drittel oder 
Viertel der Sch.; Strahlen deffelben Faum über 12. Hinter: 
and der Sch. mit Dornen, welche urfprünglih in nicht ges 
ringer Anzahl (etiva 20), meiftens aber zum allergrößten Theil 
oder fogar ganz abgebrochen find. Sch. auf dem Kopfe und 
den Floſſen viel Eleiner, als auf dem Körper, unregelmäßig, 
langgeftredt oder oval, und mit geringeren Spuren von Dornen. 

Seitenlinie ungefähr parallel mit der Kruͤmmung des 
Nüdens bis zum Ende der Nücenfloffe, darauf horizontal, big 
fie jih an der Schwanzfloffe verliert. Wo fie ſich am ftärkften 
kruͤmmt, fteht fie von der Bauchlinie Über doppelt fo weit, als 
von der Nüdenlinie ab. 

Bauhhaut mit fehwarzem Ueberzuge. Darmcanal ganz 
unter großen Fettmaffen verftedt, nach deren Wegnahme er 
mehrere Biegungen zeigte; ausgeftredt war er, den Magen mitz 
gerechnet, 11" lang. Speiferöhre dünn und haͤuticht; 
Magen etwas dider, Elein, innen mit 10 Längsfalten; um 
den Pförtner 10 Blinddärme von ziemlich verfchiedener 
Größe. Zeugungsorgane nicht entwidelt. Leber ver— 
haltnißmäßig fehr Elein, ganz oder faft ganz in der linken Seite 
liegend. Schwimmbl. groß, quer über den obern Theil der 
Bauchhoͤhle angeheftet und diefen ganz bededend. 

Im Magen und Darme glaube ich Spuren von Würmern 
und den Möhren gefunden zu haben, in denen fie eingefchloffen 
gewefen waren. Uebrigens war die Maffe fo fein zermalmt, 
daß ich nichts beſtimmtes darüber zu behaupten wage. 

(Bol. Nihardfon’s Eurze Angabe über feinen Ople- 
gnathus.) 

Ich follte meinen, daß der Ausdrud in R.'s Angabe von 
feinem Opl. Conwaii, corpus crassum, und fo aud) die für 
die Nückenfloffe angegebene Strahlenzahl zu einer Unterfcheidung 
von meiner Art berechtigte. Hätte R.'s Fifch eine fo hohe und 
zufammengedrüdte Form gehabt, wie der mir vorliegende, fo 
würde die auffallende Aehnlichfeit mit den Squamipennes ohne 
Zweifel Eindrud auf ihn gemacht haben. Bis auf weiter 
fhlage ich die folgende Diagnofe vor für ben 

Oplegnathus fasciatus: ©. altissimus, valde 
compressus; altitudo dimidiam fere aequat piscis longitu- 
dinem erassitudinemque ter ad minus superat. Caput quarta 
longitudinis parte parum majus. Color nigrieans, fasciis 
luteis transversis verticalibus 5. Numerus radiorum 

Pinnae dors. 44, peet. 17, ventr. 4, 


9 
caud. 17 
7. 


3 
an. 5; 


Der Gattungscharacter Eonnte fo gefaßt werden: 
Oplegnathus (beffer Hoplognathus, als von Orrkov 
und Yvadog). 

Corpus elliptieum. Mandibulae modo Scarorum 
dentes incorporatos gerentes; ossa vero pharyngea 
dentes acerosos. Labium superius basi profunde sul- 
catum. Operculum osseum postice sinuatum. Dor- 
sum monopterygium. Costae branchiostegae 5. Pin- 
nae ventr. post pectorales sitae, radiis 5 ramosis et 
uno aculeato sustentatae. Radii aculeati pinnarum dorsi 
anique fortes. Linea lateralis non interrupta. Squa- 
mae minutae ciliatae, non corpus modo, sed eaput usque 
ad oculos magnamque pinnarum partem tegentes. In- 
testinum corpore longius. Ventrieulus multis in- 
structus coecis. Vesica aä@rea maxima, 


27 - 


KRihardfon betrachtet es ald ausgemacht, daß fein Opl. 
Jonw. ein Scaroid fey. Dieß muß aber, nach obiger Befchreis 
bung, wenigftens fehr problematifh werden. Wenn namlich 
einzig und allein das Zahnverhalten in den Kinnladen 
abgerechnet wird, fo ift der von mir unterfuchte Fiſch in jeder 
andern Hinficht ein vollfommener Squamipennis: in der fehr hohen 
und fehr zufammengedrüdten Körperform, der Sleifchigkeit u. Schups 
penbedeckung der Floffen, der Befchaffenheit der fehr Eleinen und 
bewimperten Schuppen, in dem Verhalten der Schlundfnochen 
und ihrer Zähne, der Länge de8 Darmcanald und den zahls 
reihen Blinddärmen, der ununterbrochenen Seitenlinie, der Be— 
ſchaffenheit der Kiemen, ja felbft in der Steahlenzahl der Floſſen, 
und in der Art und Weife, auf welche die Farben zur Bildung 
von Querbändern vertheilt find. Ich möchte defhalb annehmen, 
daß weit überwiegende Gründe vorhanden feyen, die Gattung 
Oplegnathus lieber mit den [huppenfloffigen Fifchen als 
mit den Papagepfiichen (Scaroidei) zufammen zu ftellen. 


2. Agriopus alboguttatus Kr. 


Ein einziges Eremplar wurde bey der oben genannten Inſel 
San Lorenzo gefangen, 

Farbe des friſchen Fifches Eohlfchwarz, hier und da mit 
milchweißen Fleckchen überftreut; von folhen ftanden einige an 
den Mundwinfeln, ein Eleines hinter dem Auge, ein anderes, 
ziemlich großes, über dem Kiemendedelftüde, 10 auf der Wurzel 
jeder Bruitfloffe, fo auch verfchiedene auf den Bauchfloffen und 
auf dem vorderften Theile der Ruͤckenfloſſe, endlich eins oder 
2 fehr Eleine und wenig deutliche an den Seiten des Fifches. 
(Sn MWeingeift ift die fchwarze Farbe etwas ausgebleihht und 
bräunlich geworden; die weißen Flecken aber haben ſich gut er— 
halten.) 

Körper mit einer großen Menge fehr Eleiner, fpisiger, ruͤck— 
waͤrts gerichteter Dornen von horn= und £nochenartiger Sub: 
ftanz bedeckt, welche die Oberfläche rauh anfühlen laffen. Diefer 
Umftand fcheint allein binzureihen, um dieſe Art von Agr. 
peruvianus Cuv. et Val. zu unterfcheiden. 


Ausmeffungen. 


Totallänge 30, größte Höhe (ungefähr über den hintern 
Rand des Kiemendedelftüdes) 10, Höhe vor der Wurzel der 
Schwanzfloſie 24”, größte Die (Über dem Knochenkamme der 
Schulterblätter) 4, Länge des Kopfes big zum-bintern Rande 
bes Kiemendedels 94’, von der Schnauzenfpige bis zum vor— 
dern Rande des Auges 3, Längsdurchfchnitt des Auges 21", 
von der Schnauzenfpise bis zum Anfang der Rüdenflofje 0", 
Länge der Nücdenfloffe 173°, des von Stachelftrahlen gebildeten 
Theild 13, des von weichen Strahlen. gebildeten 5', Ent- 
fernung der Nüdenfloffe von der Wurzel der Schwanzfloffe 3°, 
Höhe des Aten Stachelftrahls der Nüdenfloffe 74’, des 4ten 
weichen Strahls dafelbft 5’, Länge der Bruftfleffe 8, Breite 
derfelben an der Wurzel 13, Länge der Bauchfloffe 63", 
Entfernung der Schnauzenfpise vom Anfang der Afterfloffe 16’, 
Ränge der Afterfloffe 4", größte Höhe derfelben 5, Entfernung 
- ber Afterfloffe von der Wurzel der Schwanzfloffe 6", Länge 
der Schwansfloffe 54’. 

Form ſtark zuſammengedruͤckt. Auf der Schnauze ein Paar 
kleiner, ſpitziger, lothrechter Dornen etwa mitten zwiſchen Schnau—⸗ 
zenſpitze und Augenhoͤhle; ein anderes Paar auf der Stirnflaͤche 
dicht vor dem Auge, und die Kaͤmme, welche zwiſchen den Augen 
oder auf dem obern Rande der Augenhöhle hervortreten, endigen 

Iſis 1848. Heft. 10, 


778 


ebenfalls nach hinten mit einem Paar Dornen, welche jedoch 
weit dicker und ſtumpfer, als die vorigen find, Rückenfloſſe, 
beftehend aus 16 Stachel: und 12 weihen Strahlen, fängt 
ungefähr über dem hintern Rande der Augenhöhle an; 4 erfte 
Strahlen ſehr ſtark, Erumm, 4ter der längfte von allen Strahlen, 
die folgenden bleiben gerade und nehmen fomohl an Stärke alg 
Länge ab; Ifter Stachelftrahl über halb fo lang, als &ter, letzter 
etwa 3mal in der Länge des 4ten enthalten. 1fter weicher Strahl 
viel länger, als letzter Stachelſtrahl, Ater oder 5ter Stachel: 
ſtrahl der längfte; alle Strahlen einfach, außer dem legten, bis 
zur Wurzel gefpaltenen. Bruftfloffen fehr ſchmal, beftehend 
aus 8 einfachen Strahlen; Ate — Ste die längften. Bauch: 
floffen etwas hinter den Bruftfloffen angeheftet, doch deren 
Spige nicht erreichend; Stachelſtrahl groß und ſtark (feine Länge 
beträgt über 3 der Ränge der 3 erften weichen Strahlen, welche 
unter ſich etwa gleich lang und die längften find). Vorderer 
Rand der Afterfloffe etwa unter dem Anfange des weichen 
Theils der Rüdenfloffe, ift höher, als lang, und befteht aus 
einem kleinen Stachelftrahl und 8 einfachen weichen Strahlen. 
Schwanzfloffe faft gerade abgefchnitten, oder doch nur un: 
bedeutend eingefchnitten, indem ein Paar der mittleren Strahlen 
ein wenig Fürzer, als die ihnen zunächft liegenden, iſt; 11 Strah: 
len außer den furzen an den Seiten. Seitenlinie ungefähr 
bei 3 der Körperhöhe anfangend, nähert ſich allmählig mehr und 
mehr der Nüdenlinie (diefe neigt ſich namlich, während. jene ge— 
rade fortläuft) und fheint am Schwanze, eine Etrede vor der 
Wurzel der Schwanzfloffe. zu verfchwinden. 

Diefe Art Eann vielleicht fo diagnofticiert werden: 

Agriopus alboguttatus. A, niger, guttulis ca- 
pitis, pinnar. pect., abdom. etc. lacteis; papillulis pluri- 
mis corporis corneis minutissimis, tribusque aculeorum 
capitis paribus, imo rostrali, 2do anteorbitali, Stio post- 
orbitali. Altitudo piseis 3tiam  longitudinis partem ae- 
quat, longitudinemque capitis parum superat; pinnae pe- 
etorales 4ta longitudinis parte majores, pinnaque anali 
2plo ferme longiores. Numerus radiorum p. dors, 18, 
peet. 5, ventr. }, anal. 4, caud. 11. 

Die Unvollftändigkeit der Befchreibung des Agr. peruvianus 
Cuv. et Val. erlaubt mir nicht, irgend eine ganze, vergleichende 
Diagnofe von demfelben aufzuftellen. Indeſſen fcheint das’ 
Hervorheben der folgenden Puncte fürs Erfte hinreichend zu 
eyn: 

A. peruv. viridis, guttulis oblongis nigricantibus; 
eute laevi, unico aculeorum capitis pari anteorbitali. — 


— — Num. rad. p. dors. 1$, anal. 4, 
3. Carelophus Stroemii (Gunellus Stroemii Cuwv. et Val.) 


Ich werde fuchen, im Folgenden die Unvollftändigkeit in der 
Kenntnif des Blennius Galerita der nordifhen Fauniften und 
die aus ihr folgende Verwirrung in der Synonymie diefes Fifches, 
auf welche ich ſchon in diefer Zeitfchrift, I., 372, (Iſis, 1841, 
©. 24) aufmerffam gemacht habe, aufzuheben. 

Form langgeftredt und fiark zufammengedrüdt, doch weniger, 
als bei den Gunellen. 

Farbe gelbbraun und fchwarzbraun marmorirt, dunkler auf 
Rüden und Kopf, heller gegen den Bauch; Pupille fhmwarzblau, 
Hornhaut broncefarbig. 


Ausmeffungen. 
Totallänge, Männchen 632”, Gr 72", größte Höhe 
9 


779 


(etwa Über dem hintern Rande der Bruftfloffe) Männchen 10’, 
Meibchen 12, Höhe über dem Naden, Männchen 8", Weib: 
chen 93", Höhe vor der Wurzel der Schwanzfloffe, Männ- 
chen st, Weibchen 4, größte Dicke (Über dem Vorkiemen— 
dedel), Männhen 7, Weibchen 7", Dide über dem After, 
Männchen 43", Weibchen 6°, vor der Wurzel der Schwanz: 
floffe, Männchen kaum 4, Weibchen 1", Entfernung der 
Unterkieferfpise vom hintern Rande des Kiemendedels, Männ- 
chen 11”, Weibchen 124, derfelben vom Naden, Männchen 
84", Meibchen 9", der, Schnauzenfpige vom vorderen Nande 
des Auges, Maͤnnchen 2, Weibchen 23°, derfelben von den 

Naſenloͤcherroͤhren, Minnden etwa 1, Weibchen 13%, der 
legtern vom Augenrande, Männchen gegen 1’, Weibchen Bet, 
derfelben von einander, Männchen 14, Weibchen 13", Länge 
der Nafenlöcherröhren, Männchen 4, Meibchen 3 ‚ des Auges 
Längsdurchmeffer, Männchen 23", Weibchen 34", Höhendurd;- 
meffer, Männchen 24, Weibchen 23, Cntfemung der vor⸗ 
deren Augenfäden ch der Schnauzenfpiße, Männchen 21”, 
Weibchen 3", ihre Lange, Männchen 3", Weibchen 1", ihr 
wechfelfeitigee Abftand, Männchen 4, Meibchen 21", ihre Ent: 
fernung von den hinteren Yugenfäden, Minnden” 14, Weib: 
chen 14", Zange der lesteren, Männchen 24, Weibchen Br, 
Breite "der Stirn zwifchen den Augenböhlen, Männchen 3, 
Meibchen 14", ungefähre Höhe des aufgefperrten Rachens, 
Männchen Su Meibhen 5, Länge der Oberkieferfnochen, 
Männchen 4 Meibchen 4, Ränge der Aeſte der Unterkiefer, 
Männchen 5", Meibchen 51, ntfernung der Spike des 
Unterfieferg vom Anfange der Nüdenfloffe, Männchen 11‘, 
Meibchen 12", Länge der —— Maͤnnchen 46“, Weib⸗ 
chen 54", groͤßte Höhe derſelben, Männchen 8“, Weibchen 41“, 
Länge der größten Strahlen der Rückenfloſſe, Männden gi, 
Weibchen 43’, Lange der Bruftfloffe, Männcen 9, Meib- 
chen 10’, Breite derfelben an der Wurzel, Männchen Su, 
Weibchen 33, Entfernung der Spige des Unterkiefers von der 
Wurzel der Bauchfloffe, Männchen 12", Weibchen 10“, Länge 
der legtern, Männchen 34%, Meibchen 41, Cntfernung von 
der Spiße des Unterfiefers vom vordern Rande des Afters, Männ- 
chen 242”, Meibchen 244, Durchmeffer des letztern, Mann- 
chen 1’, Meibchen 1, Lange der Afterfloffe, Männchen 34", 
Meibchen 36“, größte Höhe derfelben, Männchen 3’, Meib- 
chen 4“, Laͤnge der größten Strahlen derfelben, Männchen 44", 
Meibchen 43%, Länge der Schwanzfloſſe, Männchen 7", 
Meibchen gun, 

Kopf Elein, gemiffermafen dachförmig; Stirn nämlich fehr 
fhmal (von der Schnauzenfpike bis zum bhintern Rand ber 
Augen fogar faft ſcharf, hinter den Augen dagegen breiter und 
flächer), Seitenflähen dagegen in der Nichtung nach unten ſtark 
divergirend. Stirnfläche ungefähr horizontal, oder doch nur 
ſchwach bis zum vordern Nande des Auges abgefchrägt, wonach 
die breite und ftumpfe, fehr kurze Schnauze in fteilee Schräge 
hinabfteigt. Unterfläche des Kopfs, welche dem zufolge, was 
oben von der Kopfform gefagt ward, breit wird, ift zugleich 
flach, fteigt aber zuc Schnauzenfpige mit ftarfer Schräge hinan. 
Nacken ziemlich Elein, fchräge auffteigend, wodurch der Unter: 
Eiefer bei gefchloffenem Munde ein wenig vor dem Oberkiefer 
vorragt. Zähne, angebracht in einer Reihe auf den Zwifchen- 
Eiefer- und Unterkieferbeinen, fehr Elein, cylindrifch oder etwas 
koniſch, ftehen Lothrecht, fehr dicht an einander, find an Zahl 
bebeutend; im Unterkiefer zählte ic) etwa 80. Keine Zähne auf 
Pflugſchaar⸗ oder Gaumenbeinen. Dicht hinter den Zähnen des 


780 
Unterkieferd ein ziemlich großer Hautvorhang. Zunge fehr 
flah und faft gar nicht vom Unterkiefer geſondert. Farbe der 


Mundhöhle weiß. Lippen häutig, aber groß; Zwiſchenkiefer— 
beine mit fehr kurzer und faft unbeweglicher Apophnfe, oben 
breiter, als unten. Dberfieferbeine, etwa bis unter Die 
Mitte des Auges veichend, dagegen Unten breiter, als oben. 
Nafenlöcher etwa mitten zwifchen Schnauzenfpige und Augen- 
höhle, treten als ein Paar ziemlich ‘langer Hautröhren vor, 
welche von einander durch einen nicht unbedeutenden Zwiſchen— 
taum getrennt find. As Aftes Paar Nafenlöcher Eönnte 
vielleiht ein Paar Kleiner, kreisrunder Deffnungen betrachtet 
twerden, welche dicht vor den Hautröhren in etwas geringerem 
Abftande von einander ftehen; doch ift zu bemerken, daß biefe 
Deffnungen weder in Form, Größe und übrigen Beſchaffenheit 
von einer Menge anderer Deffnungen verfchieden zu feyn fcheinen, 
welche einen Kreis um jede Augenhöhle (etwa 10 für jede) 
bilden. Augen groß, länger als hoch, liegen mit dem obern 
Rande in der Stienfläche, convergieren in. Folge der Kopfform 
oben und vorn, divergieren alfo anfcheinend unten und hinten, 
oben fehr wenig von einander entfernt; ihre Länge ift etwa ber 
Entfernung ihres hintern Randes vom Naden gleich, aber größer, 
als die Entfernung. ihres vordern Nandes von der Schnauzen- 
nn Vom obern Rande des Auges gehen an der Stirnfläche 

2 Paar lothrehte Hautlappen oder Hörner aus; das 
vordere Paar, meit Eleiner, als das hintere, fteht etwa in 
einer Linie mit dem vordern Nande des Auges, ift an der Wurzel 
ziemlich di, fpist fich gegen das Ende zu und theilt ſich in 
einige Eleine Faſern; dag andere, längere Paar geht ungefähr 
über dem legten Drittel des Längsdurchfchnitts des Auges her— 
vor, ift zufammengedrüdt, am Ende breiter, als an ber Wurzel, 
und ebenfalls in verfciedene unregelmäßige Lappchen oder Faſern 
getheilt. Hinter diefem Paare fteht ein ovaler Kreis von 
9—10 ungemein £leinen, etwas Eonifchen Hautfafern, welche in 
ihrer Mitte eine unbedeutend größere einfchließen, Hinter diefen 
findet ſich wieder eine Querlinie von Schleimöffnuugen, und 
auf dem vorderften, fchuppenlofen Theile des Nüdens einige fehr 
Eleine warzenartige Knötchen. Wangen, wie bei den Blennien 
im allgemeinen, ziemlich groß und ſtark angefchwollen, fo daß 
die größte Dicke des Körpers ungefähr durch fie hindurchgeht. 
Kiemendedelapparat klein; bie einzelnen Stücke treten 
wegen der dicken Hautbekleidung ohne Diffection nicht deutlich 
bevor. Kiemendedel verlängert ſich nach hinten in einen 
ftumpf abgerundeten Hautlappen, und über ihm ſteht eine andere 
ähnliche, aber ein wenig größere und eigenthümlich gefaltete 
Hautverlängerung. Kiemenfpalten bedeutend lang (vom 
obern Rande des Kiemendeckelſtuͤcks bis zur Bauchfläche), aber 
nicht geräumig, da fie unten nicht von der Gurgel gefondert 


find. Kiemenftrahlen 6, Kiemenbögen 4 freie Paare, 
alle mit doppelter Reihe Kiemenblätter, ine Eleine Neben- 
kieme. 


Ruͤckenfloſſe beſteht aus lauter Stachelſtrahlen, faͤngt 
über dem hintern Rande des Kiemendeckels an und hört zwar 
unbedeutend entfernt von der Schwanzfloffe auf; aber eine Haut 
vereinigt fie doch mit deren Wurzel. Shre gröfte Höhe, welche 
ungefähr gegen ihre Mitte bin fällt, geht auf's genaufte Smal 
in die größte Höhe des Körpers. Ihre verbindende Haut reicht 
faft bis zum Ende der dünnen, befonders fpißigen, ein wenig 
frummen, rückwaͤrts ‚gebogenen, dichtitehenden Stachelſtrahlen, 
fo daß die vorragenden Spigen faft gleichfam eine Säge bilden ; 
über ein Paar der erften Strahlen indeffen verlängert fich die 


\ 


781 


Bindehaut wie ein Eleiner Lappen. Letzter Strahl Elirzefter. 
Bruftfloffe kurz, an der Wurzel breit, am Ende abgerundet; 
' Tter und Ster Strahl die längften, der letzte der kuͤrzeſte; 
Strahlen ſämmtlich am Ende gefpalten, die meiften fogar dop= 
pelt. Bauchfloffen unter oder fogar ein Flein wenig vor der 
Murzel der Bruftfloffe, fangen mit einem Eleinen Stachelitrahl 
an, welcher erſt bei der Dijfection wahrgenommen wird; die drey 
weichen Strahlen alle ſtark verzweigt; der erfte etwas Fürzer, 
als die 2 anderen, unter fich etwa gleich langen. After, meit 
hinter den Bauchfloffen, aber doch vor der Körpermitte, ziemlich 
groß; dicht hinter ihm beim Männchen eine Eleine Papille und 
hinter diefer der Anfang der Afterfloffe, etwa unter dem 18ten 
Strahl der Nüdenfloffe. Die Afterfloffe hört, wie die Rüden: 
floſſe ein wenig vor der Wurzel der Schwanzfloffe auf, ift aber 
durch eine Haut mit ihr verbunden; Strahlen alle weich (mit 
Ausnahme des Eleinen erften, welcher bisweilen fo dicht mit dem 
2ten verwachfen ift, daß er ohne Diffection nicht leicht entdedt 
wird) und am Ende verzweigt; fie. ragen weit mehr aus der 
verbindenden Haut vor, als die Strahlen der Nüdenfloffe, und 
liegen mehr zurüd, als diefe. - Schwanzfloffe klein; mittlere 
Strahlen die längften, ift abgerundet, mittlere Strahlen am 
Ende verzweigt; die 2—3 Auferften zu jeder Seite einfach. 


Schuppen fehr Elein, fteden tief in der dien Haut, er— 
feinen nicht dachziegelfürmig über, fondern neben einander ge— 
legt, oder bedecken jedenfall einander nur unvollftändig, find oval 
oder theild vechtedig, doc, mit hinteren freien abgerundeten Eden, 
die größten etwa 2 lang, 5 breit. Faͤcherſtreifen deutlich, 
aber fehr gering an Zahl, Wachsthumsftreifen fein. Hinterer 
Rand der Schuppen ganz ohne Cilien oder Dornen. Kopftheile 
ganz ohne Schuppen, fo auc die Sloffen, außer der Wurzel 
der Schwanzfloffe und der Bruftfloffe. ine deutliche Seiten= 
linie nicht zu 'entdeden, doch wohl Spuren odev bloße Andeu— 
tungen von mehreren, ‚deren eine dicht unter der Nücdenfloffe, 
parallel mit ihr, bis faft zur Wurzel der Schwansfloffe zu vers 
laufen‘ fheint; eine andere entfpringt über dem SKiemendedel 
und verfchwindet vor der Mitte der Nüdenfloffe ganz; eine 
britte, fogar doppeltfcheinende, geht in einer Linie mit der Haupt— 
fpige des Kiemendedel aus und erreicht, menigftens 2 der Länge 
der Nüdenfloffe; näher nah der Bauchlinie fcheint ſich die 
Spur einer 4ten zu zeigen, doch noch weit undeutlicher, als die 
vorigen. 


Snnerer Bau. Leber mittelgroß, weißgelb, zweilappig; 
linker Lappen viel größer, als rechter, oder faft die ganze Leber 
ausmachend. Gallenblafe etwa von Größe und Form einer 
Eleinen Erbfe und von der Farbe der Leber, Magen aus 2, 
durch eine Einfhnürung deutlich getrennten Theilen beftehend, 
deren erfter und größter (von etwa 2" Länge) ſackfoͤrmig, did- 
mwandig, innen mit 6—7 ſtark vorfpringenden Längsfalten ; der 
andere, viel Fürzer und dünner, ift darmförmig, geht von dem 
vorigen unter einem ſpitzen Winkel aus, und, wo er aufhört, 
ftehen 4 Blinddärme von etwas verfchiedener Länge (3— 4) 
um ihn. Darm, überall faft gleich weit, macht ein Paar 
Biegungen, in deren letzter die Milz, welche Elein und rothbraun 
ift. Harnblafe fehr groß, fakformig, Milhfäde Klein, 
weiß. Bauhhaut weiß. 


Ubarten. Die Art variirt in der Farbe, da fie bisweilen 
10—12 helle, runde Sleden längs der Seiten unter der Ruͤcken— 


182 


floffe haben*, und rüdfichtlih der erften Strahlen der Rüden: 
flojfe, welche bisweilen länger, als die übrigen, und mit dien, 
verzweigten Anhängen verfehen fein follen**. Diefe Verhaͤlt— 
niffe fcheinen nicht als Ausdrud der Gefchlechtsverfchiedenheit zu 
betrachten zu feyn, da die 2 von mir unterfuchten Individuen, 
ein Maͤnnchen und ein Weibchen, beide ohne Anhänge und 
Flecken waren. 

Größe. Afcanius’s Abbildung des Fifches, nach des Ver: 
faffers Ausfage, in natürlicher Größe, giebt ihm eine Länge von 
83— 9", Die ift aber gewiß eine fehr ungewöhnliche Größe. 
5—6' ſcheinen als gewöhnliches Maaß angefegt werden zu 
fonnen. 

Vorkommen. Die Art fommt an der normwegifchen Küfte 
bis wenigftens 70° n. Br. vor***; doch iſt fie nicht häufig. 
Wie weit fie der Küfte nah Süden |folgt, weiß man nicht; 
fie fcheint aber nicht in das Kattegatt zu gelangen. Ein bei 
den Fardern gefangenes Individuum fteht im König. Mufeum. 
Yarrell hat felbft nur ein an der fchottifhen Küfte gefangenes 
Individuum gefehen und hatte nur Kunde von noch zwey, den 
von Fleming und Pennant befchriebenen. An den fan: 
zöfifhen Küften fheint fie noch nicht angetroffen worden zu fehn. 

Lebensmweife. Von diefer weiß man nichts weiter, als daß 
der Fiſch ſich auf Klippengrund zwifchen Tang aufhält. 

Nahrung. Ich fand in feinem Magen Nefte von Krebg- 
thieren und von Zangen, im Darme Eleine, ganz verfchlucte 
Schnedengehäufe. 


1 

Diefer Fiſch paßt in Feine bereits aufgeftellte Gattung und 
berechtigt alfo zur Gründnng einer neuent. Ihn mit Nils: 
fon, Reinhardt und Yarrell zur Gattung Blennius Cuv. 
zu bringen, geht nicht an, da er fich mehr, als hingeichend, 
von diefer unterfcheidet: durch feine Schuppenbekleidung , durch 
die Rüdenfloffe, welche bloß aus Stachelftrahlen befteht ++, 
während die übrigen Floſſen faft allein aus verzweigten Strah— 
len zufammengefegt find, duch drey deutliche Strahlen in 
den Bauchfloffen, durd die Anweſenheit von Blinddarmen und 
endlich durch den Mangel einer beftimmt ausgeprägten Seiten— 
linie +++. Mit den Gattungen Clinus Cuv. und Myxodes 
Cuv. welche beide Eleine Schuppen haben, ift er zwar nahe ver= 
wandt; aber fie haben doch einen etwas verfchiedenen Habitus 
und ihre Nüdenfloffen endigen mit einer Anzahl weicher Strahlen; 
die erftere diefer Gattungen zeigt außerdem ein fehr verfchiedenes 


* Nilsfong Aufnahme diefer Flecken unter die Artkennzeichen ift 
ſchwerlich zu billigen; er bemerkt felbft, daß fie nicht beftändig feyen. 
Ich habe fie nie gefehen. 

** Dol, Nilsfon’s Prodr. S. 102 und Afcanius’s Abb, - 

“== Das eine der hier befchriebenen Exempl. ward nahe bei Bofefop, 
7—8 Meilen ſüdlich von Sammerfeft, in einer Tiefe von etwa 20 Faden, 
gefangen. 

+ Als ich vor einigen Sahren diefes Fifches Erwähnung that (ſ. 
diefe Zeitfehrift [und die Jfis] a. a. O.) konnte ich Feine Aeußerung 
über diefen Punct wagen, da ich jenen noch nicht felbft unterfucht Hatte. 

++ Um zu beivirfen, daß er in die Gattung Blennius paſſe, legt 
Rilsfon (a. a, D.) diefer Oattung Schuppen und eiite bloß aus 
Stachelitrahlen gebildete Nückenfloffe, wodurch alle wirklichen Blennien 
von der Gattung ausgefchloffen werden, bei. 

+++ Die an Blennius gränzende Gattungen, Pholis, Blennechis, 
Chasmodes und Salarias brauche ich nicht näher zu erwähnen, ba er 
ſich von diefen noch mehr, als von Bl., eutfernt, Aug demfelben Grunde 
fönnen die an Olinus gränzenden Gattungen Cristiceps, Cirribarbis u. 
Tripterygion übergangen werben, 


783 


Zahnverhalten, ermangelt der Blinddaͤrme, u. ſ. w.; die letztere 
bat feine Zentafeln, und die vordern Strahlen ihrer Ruͤcken⸗ 
floſſe ſondern ſich von den übrigen, fo daß 2 Rüdenfloffen ent 
fteten. Am naͤchſten fteht er unläugbar der Gattung Gunellus 
Cuv., wenn man diefe richtig abgränzt*, Eann aber doch nicht 
füglich mit ihr vereinigt werden; denn den Öunellen fehlen die 
Blinddirme und die Zentafeln, wogegen fie (wenigftens die 
europäifche Art) einige Zähne vorn auf dem Pflugfcharbeine 
haben, fo wie auch ihre Kieferzaͤhne nicht regelmäfig in eine 
dichtfchließende Reihe geftellt find; ihre Bauchfloffen find ganz 
rudimentaͤr (machen nicht z'; der Totallinge aus, während fie 
bier Über „1; derfelben betragen) und beftchen aus einem Stachel— 
ſtrahl und einem weichen Strahl, anftatt hier aus drey weichen 
und verzweigten, außer dem Stachelftrahl; die Strahlen der 
Ufterfloffe zeigen ferner feine Berzweigung, und die Kiemenhaut 
bat nur 5 Strahlen. Bon den von Neinhardt aufgeitellten 
Gattungen, Stichaeus und Lumpenus, ift er beftimmt genug 
verfchieden, da diefe deutliche Seitenlinien und Zähne auf den 
Gaumenfnocen haben. 

Sch glaube alfo folgendermanfen die Gattung haracterifleren 
zu Eönnen: } 


Carelophus Ar.* 


Corpus elongatum, compressum, capite minuto, 
rostro brevissimo, obtuso.. Dentes ossium intermax. 
maxillaeque inf. elongati, gracillimi, uniformes, continui, 
immobiles, unicam modo seriem eflormantes (nulli vero 
vomeris aut oss. palatinorum dentes).,. Caput tenta- 
ceulis eirrisque ornatum. Membr. branchiost. 6 
instructa radiis, usque ad gulam fissa, cumque ea con- 
nata. Pinna dors. aculeis modo, iisque magno mume- 
ro, composita; pinnae rel. vero solis fere radiis articu- 
latis et divisis formatae. Pinnae ventr. sub pectora- 
libus positae, parvulae, sed distinetae, unico constanter 
aculeo minuto tribusque radiis valde divisis. Squamae 
eorporis minutissimae, non ciliatae, juxtapositae (aut sal- 
tem incomplete imbricatae); nullae capitis squama pinna- 
rumve, basi pinnar. caud. pectoraliumque excepta. Linea 
Tat. indistineta,-Papillula analis maris etintestina 
coeca adsunt; vesica vero a@rea desideratur. 

Folgende Diagnofe ſchlage ich vorläufig vor für den 

Carel. Stroemii: Duo tentaculorum plus mi- 
nusve ramosorum inter oculos paria, quorum posterius 
anteriore multo majus. Cirri nuchales 9, 10ve perpu- 
silli. Dentes max. inf. ferme 80. Altitudo piseis 
ferme 6tam, pinnae pect. /mam, p. ventr. 17mam 
vel 18nam, pinna caud. I9nam. Numerus radiorum 
p- dors. 53, p. pect, 14, p. ventr. 4, p. anal. „!,, p caud. 17. 


* Die Gattung Gunellus bedarf fehr einer Reviſton. Sie befteht 
bei Cuvier und Balenciennes aus 16 Arten, deren die Schrift: 
ftellee nur 3 oder 4 unterfucht, die übrigen aber nad) veralteten und 
unzureichenden Befchreibungen aufgenommen haben, Nückfichtlich der 
groͤnländiſchen Arten ift die Revifion bereits vor mehreren Jahren von 
Reinhardt vorgenommen worden, welcher von der Gattung Gunellus 
Lunpenus und Stichaeus gefondert hat. Hier kommt nun eine vierte 
Gattung hinzu, und vermufhlich wird die genanere Unterfuchung ber bei 
Ramtichatfa vorfommenden Arten zur Aufftellung mehrerer Gattungen 


vöthigen, denn Blenn. alectrolophus Pait. und Bi. polyactocephalus ° 


Pattl. paſſen in feine der hier angegebenen. 
* Bon den, caput, und Adpos, crista. 


784 


Bey dem andern Individuum zählte ih nur 52 Strahlen 
in der Nüdenfloffe, z!5 in der Afterfloffe und 16 in der Schwanz⸗ 
fioffe; mehrere Eremplare aber hatte ich nicht zur Dispofition. 
Nilsſon und Yarrell geben nur 51 Strahlen für die Rücken— 
floffe und der Letztere ferner nur 36 für die Afterfloffe an, 
Die Zählungen der älteren Schriftfteller zeigen zum Theil größere 
Unübereinftimmungen, verdienen aber kaum, in Betrachtung ge: 
zogen zu werden. 


Ich fchließe nun damit, die Synonymie fo vollftändig, als 
der Zweck es erheifcht, zufammen zu ftellen: 


Ström, Söndm. Beſkriv., I. 322: Blennius erista capitis 
transversa cutacea Art. — Aſcanius Icon. fasc. II, p. 5, 
tac, 19: Blennius Galerita. — Müller, Prodr., No. 356: 
Blenn. Galerita. — Pennant, Brit. Zool.,Ill, 276: Crested 
Blenny. — Wulbaum in Artedi’8 Gen. pisi., p. 173: 
Blennius Ascanii (al8 Abart von Bl. Gattorugine). — Bloch, 
Syst. ichth., p 167: Centronotus Brosme. — Nilsfon, 
Prodr., p. 102: Bl. Galerita. — Reinhardt, Maanedsſkr. 
f. Literatur, 1833, &. 261: Bl. Brosme oder Bl. Ascanii. — 
Yarrell, Brit. Fishes, I, 233: Bl. palmicornis, — Cus 
vier und Val. Hist. d. poiss,, XI, 218: Bl. Yarrelii, XI, 
244: Gunellus Stroemii, — Kroͤyer, Naturb. Tidsſkr. I, 
372. (überf. Iſis, 1841, ©. 24): Bl. Yarellii Val. 


Es ift ſchwierig, zu entfcheiden, welchen von den vielen diefem 
Fifche beigelegten Namen man beibehalten fol. Der Artname 
Galerita, welchen, außer den älteren Sauniften, Nilsſon zu: 
legt für ihn angewandt hat, fommt einem ziemlich verfchiedenen 
Fiſche des Mittelmeeres zu, welches ſchon zur Genüge von 
Neinhardt, Varrell, Cuvier und Valencienneß bes 
wiefen worden ift. DieYarrellifche Benennung, palmicornis, 
ift auch ſchon früher an eine andere Art vergeben worden. Der 
vor einigen Jahren vorgefchlagene Artname Brosme und Ascanii 
haben feinen Eingang gefunden. Es wird daher vielleicht das 
Nichtigfte fen, einen der beiden, durch das berühmte franzoͤſiſche 
Merk verbreiteten Namen zu wählen, und in diefem alle die 
hiftorifche Gerechtigkeit e8 zu erheifchen, daß der Name des Ent= 
deders, Ström, dem Namen Yarrell vorgezogen werde, 

Uebrigens ſcheint die Synonymie feine andere Schwierigkeit 
darzubieten, als die, melche mit der Erklärung verbunden feyn 
mag, was Valenciennes möge bewogen haben, die Art in 
zwey zu tbeilen und zu jeder Hälfte der Art dann, fo zu fagen, 
einen Theil der Synonhmie zu bringen. Zu feinem Bl. Yarrellii 
ftellt er Darrelt und Nilsfon, zu Gun. Stroemii Ström, 
Ufcanius, Pennant, Walbaum und Bloch. So mie 
er aber erklärt, daß er felbft Fein Eremplar diefer 2 Arten ges 
ſehen habe, fo verfucht er auch feine Motivirung feiner Unter- 
fheidung. Ich weiß nicht, ob man annehmen fünne, daß diefer 
teefflihe Schtbyolog, als er mit Varrells Werke befannt 
ward und aus demfelben, unter verändertem Namen den BI. 
palmicornis Yarr. aufnahm, vergeffen habe, daß ein fehr ähn- 
licher Fiſch in den früher gefammelten Materialien zur Hist. 
d. poiss. zweifelhaft unter die Gattung Gunellus geftellt wor— 
den war*. Wie ſich dies nun auch verhalten mag, ich Fann 
ſchlechterdings Eeinen andern Grund zu jener Trennung heraus» 
finden, 


* Le Nord produit un poisson que nous n’avons pas yu, 
et qui parait tenir aux Genelles etc. Hist. d. poiss., Äl., 444 


785 


4, Aspidophorus niger Kr. 


Nachdem Guvier erfahren hatte, daß Bloch's Agonus 
monopterygius niht aus Oſtindien, fondern von Grönland 
herſtamme, nahm er es als ausgemacht an, daß alle Panzer: 
groppe ohne Ausnahme dem nördlichen Meere angehören*. Ich 
entdedte jedoh in Walparaifo eine in den Gegenden nicht ſehr 
ſeltene Art der bemeldeten Gattung. Die Fiſcher ſcheinen ihn 
zufällig mit Krabben (Epialtus dentatus) zu erhalten, und werfen 
ihn gern auf den Strand, wenn fie mit ihrem Fange ans Land 
kommen und ihn unterfuchen. Ich konnte nicht erfahren, daß 
fie eine Trivialbenennung für ihn hätten. 


Ausmeffungen. 


Zotallänge, A. 63, B. 61’ **, groͤßte Höhe (Über der 
deitten Rüdenfchuppe), A. 84, B. 8, Höhe hinter der erften 
Rückenfloſſe, A. 5", B. 5", Höhe des Schwanzes ein wenig 
vor der Wurzel der Schwanjfloffe, A. 23, B. 23, größte 
Breite des Körpers, A. 10, B. 103, Breite hinter der erften 
Rüdenfloffe, A. 54%, B. 5°, vor der Wurzel der Schwanz⸗ 
floffe, A. 23°”, B. 23%, größte Breite des Körpers, A. 10, 
B. 103“, Breite hinter der erften Rüdenfloffe, A. 54, B.5"', 
vor der Murzel der Schwanjfloffe, A. 13", B. en Ent⸗ 
fernung der Schnauzenſpitze vom hintern Rande des Kiemen— 
deckels, A. 14, B. 144%, derſelbe vom Nacken, A. 11“, 
B. 114, größte Breite des Kopfs (uͤber dem hintern Rande 
des Kiemendedels), A. 114, B. 11“, Höhe des aufgefperrten 
Rachens, A. 51%, Breite defjelben, A. 34, Vorragung des 
vordern Schnauzenftachels vor dem vordern Rande der Zwifchen- 
Eieferbeine, A. 13, B. 2“, Entfernung der Spigen der zwey 
vordern Stacheln von einander, A. 1‘, B. 3“, derer der zwey 
bintern Stacheln, A. 2, B. 12%, Entfernung der Schnauzen= 
fpige vom vordern Rande der Augenhöhle, A. 33% BRD 
Längsdurchfchnitt des Auges, A. 3%, B. 4, Höhendurd- 
ſchnitt deffelben, A. 23” B. 31%, Breite der Stirn zwiſchen 
den Augen, A. 24”, B. 21, Entfernung der Knochenkaͤmme 
der Augen von einander, A. 11”, B. 11, des hintern Nandes 
des Auges vom hint. Rande des Kiemendedels, A. 7, B. 71", 
Raum zwifhen den Spigen der ruͤckwaͤrts gerichteten Stacheln 
des Nadens (der Schulter), A. 62, B. 6"', von der Schnau—⸗ 
zenfpige bis zum Anf. der erften Rücenfl., A. 20, B. 203%, 
Länge der eriten Nüdenfloffe, A. 114, B. 101”, größte Höhe 
derfelben A. 6’, Entfernung der erften von der zweyten Rüden 
floffe, A. 23, B. 23°, Länge der zweyten Rüdenfloffe A. 84”, 
B. 83, größte Höhe derfelben, A. 7°, Entfernung bderfelben 
von der Wurzel der Schwanzfloffe, A. 13”, B. 141, Länge 
der Bruftfloffe, A. 124%, B. 123°, Breite derfelben an der 
Wurzel, A. 4”, B. 4, Entfernung berf. von der Schnauzens 
fpige A. 13“, B. 133, Länge der Bauchfl., A. 4“, B. 61%, 
Entfernung des Afters von der Schnauzenfp., A. 154 B. 161%, 
der Afterfloffe vom hinteren Rande des Afters A. 15”, A. 133%, 
Länge der Afterfloffe, A. 10, B. 94%, Höhe derfelben, A. 6%, 
Entfernung derfelben von der Wurzel der Schwanzfloffe, A. 142%, 
B. 154, Länge der Schwanzfloffe, A. 74, B. 74%. 

Diefe Art unterfcheidet fih von Asp. cataphractus, mit 
welchem fie übrigens viel Aehnlichkeit hat, durch einen weniger 

* Hist. d. poiss., XI. 558. 

** A ein in Weingeiſt aufbewahrtes, B ein getrodfnetes Exemplar. 

*=* Bei dem getrockneten Exemplare, B, ift nicht des Auges, fondern 
der Augenhöhle Längs- und Höhendurchfchnitt angegeben. 

Iſis 1848, Heft 10, 


786 


breiten Kopf und flärkeres Hervortreten der Höder auf deffen 
oberer Fläche. Die hintern Dornen der Schnauze ftehen viel 
ftärker zurüd. Dicht vor dem Vorderrande jedes Auges tritt 
ferner ein ftarker, ruͤckwaͤrts gekruͤmmter, an der Wurzel breiter, 
am Ende zugefpister Dorn hervor, und nad). innen vor diefem 
zeigt fih ein Eleiner Höder. Der den oben Rand der Augen 
höhle bildende Kamm hebt ſich bedeutend, hat eine deutlich ger 
ſtreifte Dberfläche und endigt hinten mit einem Dorne; fein 
innerer Rand iſt conver oder macht einen Bogen und divergiert 
nad) hinten, fiatt daß er bei A. cataphr. gerade ift und alfo 
parallel mit dem von der entgegengefesten Seite verläuft. So: 
wohl der Kamm, welder eine Fortſetzung der obern Criſta des 
Auges ift, als der, welcher in einer Richtung mit der Mitte des 
Auges ausgeht, ift mit einigen (3—4), doch ziemlich undeut— 
lichen Hödern verfehen und zeigt eine geftreifte Oberflaͤche. Breite 
der Stirn zwifchen den Augen merklich geringer, als Rängen: 
duchfchnitt des Auges. Befchaffenheit der Nafenlöcher nicht 
genau zu. erforfhen. Infraorbitalknochen zwar höderig 
und uneben, aber doch Eeinen nach unten vorragenden Kamm 
bitdend, welches auh vom Vorfiemendedel gilt, deſſen 
unterer Winkel fih in feinen rüdwärts gerichteten Dorn ver— 
längert, Kiemendedelftüd mit ſtark vortretendem Laͤngs⸗ 
kamm und ſehr deutlich geſtreifter Oberflaͤche. Hier und da 
erheben ſich auf allen Knochen des Kiemendeckels kleine Knochen— 
hoͤcker, welche nach allen Seiten Strahlen ausſenden oder ein 
ſternartiges Anſehen haben. Bartfaͤden an den Mundwinkeln 
(jederſeits 3—4), am Unterkiefer und der Kiemenhaut. Anzahl 
ziemlich bedeutend, aber Größe nur gering; unter der Schnauzen= 
fpise feine Bartfäden. Sehr auffallend unterfcheidet diefe Art 
eine tiefe Quergrube im Naden, dicht vor dem Anfange der 
Scuppenreihen, oder vielleicht richtiger 2 dicht neben einander 
liegende aber nur fehr ſchwach getrennte, faft kreisrunde Gruben. 

Der Körper wird von 8, mehr oder weniger concaven Flächen 
(einer Ruͤcken⸗, einer Bauch- und jederfeits drey Seitenflaͤchen) 
eingefchloffen, und daffelbe ift der Fall mit dem Schwanze bis 
zur vierten Schuppenreihe hinter dem Aufhören der Rüden und 
Afterfloffe; das Übrige Stud des Schwanzes iſt dagegen ſechs— 
edig. DaB auc) der vordere Körpertheil bei diefer Art achtedig 
wird, rührt davon her, daß die oberfte Schuppenreihe der Seiten 
in der Langstichtnng, melche bei Asp. europaeus erft ein wenig 
(3—4 Schuppen) vor der zweyten Rüden: und Afterfloffe her 
vortritt, hier fchon vom hintern Rande des Kiemendedels an 
vorhanden ift. 

Erfte Rüdenfloffe fängt nach der fechsten Rückenſchuppe 
an und erffredt fich bis über die 9 folgenden hinweg oder bis 
ang Ende der 15ten, wenn die Bindehaut mitgerechnet wird; ' 
zwifchen dem Ende der Iegtern und dem Anfange der zweyten 
Nüdenfloffe liegen 2 volle Schuppenpfatten. Zweite Rüden: 
floffe erſtreckt ſich über 9 Ruͤckenſchuppen hin; -Eeiner ihrer 
Strahlen ifb deutlich verzweigt. Bruftfloffen reichen kaum 
bis unter die, Mitte der erſten Ruͤckenfloſſe mit ihren Spitzen. 
Baudfloffen klein, fcheinen aber doch fehr bedeutend in der 
Länge zu varriiren und ihre Spigen reichen demzufolge mehr 
oder weniger weit über den After hinaus. Stachelſtrahl fehr 
£urz, die 2, weichen Strahlen aber wenig von einander in der 
Länge verſchieden; zwifhen Wurzel der Bauchfloffe und Kopf 
(oder hinterm Rande der Kiemenhaut) 4 Schuppenreihen. Um 
den After und hinter ihm fein nadter Raum (menigftens kein 
bedeutender); den Raum zwiſchen After und Anfang der After: 
floffe nehmen 11 Schuppenreihen ein. Afterfloffe beginnt 

50 


787 


2 Schuppenreihen vor der 2ten Nücdenfloffe oder unter dem 
hintern Nande der erften, und erſtreckt fich durch 9 Schuppen- 
paare hindurch, hinter ihrem Ende 12 Schuppenreihen, wie 
hinter Aer Nüdenfloffe; Kter und Ster Strahl die Tängften. 
Schwanzfloffe am Ende abgerundet. 

Seitenlinie läuft fchräg nieder bis zum Ende der Bruft: 
floffe, dann gerade; 38—39 Schleimöffnungen. Schuppen 
reihen 36; die von den Schuppenfammen ausgehenden Dornen 
auf den 4 obern Reihen fehr fpisig, aber doch nicht ftark ing 
Auge fallend, weil fie ſtark zuruͤckgekruͤmmt find und fid) folglic) 
wenig über die Oberfläche des Fiſches erheben. 


5. Aspidophorus decagonus Bl. 


Obgleich ich von diefem Feine erfchöpfende Befchreibung liefern 
kann, ift e8 doch, der Vergleichung wegen mit der vorigen und 
der nachfolgenden Art, nöthig für mich, hier einen Beitrag zu 
einer ſolchen zu geben. 

Farbe gelbbraun, hier und dort dunkler gefledt, doch nicht 
mit deutlihen Querbändern, Außer Bauchfloffen und erſter 
Ruͤckenfloſſe, welche etwa die Körperfarbe haben, tragen bie übrigen 
Bloffen fhwarze Spitzen. Schwanzfloffen faft durchweg ſchwarz; 
Bruftfloffen mit Eleinen vothbraunen Flecken oder einer Art 
Marmorirung an der Wurzel, 

Totallaͤnge 63, größte Höhe (über 8ter Nücenfchuppe) 101, 
Höhe hinter After Nücenfloffe 54, des Schwanzes ein wenig 
vor der Wurzel der Schwanzfloffe 21%, größte Breite (Über der 
Wurzel der Benftfloffe) 12%, Breite hinter der erften Ruͤcken— 
floffe 6, vor der Wurzel der Schwanzfloffe 14, Entfernung 
der Schnauzenfpige vom hintern Rande des Kiemendedels 164, 
grüßte Breite des Kopfs (Uber den Dornen des Vorkiemendedels) 
114%, Höhe des aufgefperrten Nachens 71", Breite deffelben 
9, DVorrag. des erften Schnaugenftachels vor dem vordern 
Rande des, Zwifchenkieferbeing 2”, Abftand der Spitzen der 
Schnauzenftacheln von einander 4, der Schnauzenfpige vom 
vordern Rande der Augenhöhle 51”, Laͤngsdurchſchnitt des Au— 
ges 4, Höhendurchfchnift deffelben 31", Breite der Stirn 
zwifchen den Augen 34, Entfernung des hinten Augentandes 
vom hintern Nande des Kiemendedels 7’, der Schulterftacheln 
von einander 74, der Schnauzenfpiße vom Anfange der erften 
Rüdenfloffe 224, Länge der erften Ruͤckenfloſſe 83", Höhe 
derfelben 5%, Entfernung ber erften von der zweyten Ruͤcken— 
floffe 44”, Länge der ziveiten Nücenfloffe 82", Höhe derfelben 
7", Entfernung derfelben von der Wurzel der Schwanzfloſſe 25, 
Länge der Bruftfloffe 163°", Breite derfelben an der Wurzel 44, 
Entfernung der Schnauzenfpige von der Wurzel der Bauch— 
floffe 17°, Länge der Bauchfloffe 44, Entfernung der Schnau> 
zenfpise vom After 19, Gntfernung des hinteren Nandes des 
Afters vom Anfange der Afterfloffe 14%, Länge der Afterfloffe 
92, Höhe derfelben 93%, Entfernung derſ. von der Wurzel 
der Schmwanzfloffe 27, Länge der Schwanzfloffe 94. 

Form etwas länger geſtreckt und ſchmaͤler, als beim europ. 
Panzergroppen, befondersder Kopf wenigerbreit und flachgedruͤckt. 
Oberkiefer ragt bedeutend vor den Unterkiefer vor, und 
die zugefpiste, am Ende flach convere* Schnauze wieder vor 
den Oberkiefer. Auf der Schnauze nur ein Paar ſehr Eleiner 
Dornen, welche gegen die Seiten hin "ein wenig hinter dem 


* Den Asp. europ. ift der vordere Rand der Schnauze, wegen der 
Beſchaffenheit der Stacheln ein wenig soncan, bei Asp. niger ungefähr 
gerade abgeftußt, a 


788 


Vorderrande angebracht und ſtark auswärts, aber zugleich auf- 
und ein wenig rüdwärts gerichtet. Mund ungefähr wie. bei 
Asp. europ., doch nad) Verhältniß etwas größer, wogegen bie 
Zähne etwag weiter geftellt erfcheinen. Lage der Naſenloͤcher 
wie bei Asp. europ., ihre Form aber in fo fern abweichend, 
als das hint. P. nicht als Hautröhren vortritt, fondern fich 
bloß als Längsfpalten öffnet, Auge ein menig größer als bei 
Asp. eur. Der ſich längs dem obern Rande der Augenhöhe 
bildende Kamm ift fhmäler und fhärfer, auch etwa um 2 oder 
3 der Zänge der Augenhöhle (von vorn gerechnet) mit einem 
ruͤckwaͤrts gerichteten Dorne oder zugefpisten Hoͤcker bewaffnet, 
welcher an Stärke den auf der Schnauzenfpike weit übertrifft. 
Hinter diefem Dornenpaare fegen die Kämme fi, obgleich nur 
niedrig und wenig bemerklich, gegen den Naden zu fort, erheben 
fih) aber vor diefem wieder zu einem Paare Dornen, 
welches noch weit größer ald das Über der Augenhöhle, ift. Der 
hintere Augenknochen ohne Knochenjtachel, und nur mit 
einem ſtark vortretenden, fcharfen Kiele. Vorkiemendeckel 
mit 2 ziemlidy £leinen Dornen, einem auf dem bintern Rande 
und einem andern auf der Ede des hintern und untern Randes; 
unterer Nand auch mit einem, doch faft. unmerflichen Hoͤcker 
oder, Dorne; der obere Theil des DWorfiemendedels wird von 
einer fehr großen, elliptifchen Vertiefung (Drüfengrube) einge: 
nommen; eine no) länger geſtreckte und fchmälere Grube fteht 
dicht hinter dem hintern Rande des Auges. Kamm bes Kie- 
mendeckelſtuͤcks hier ohne Schärfe, Kein Bartfaden 
unter der Schnauze, aber 3 lange und dünne in jedem Mund: 
winkel, 1 oder 2 auf jedem Unterfiefevaft und gar einer auf 
der Kiemenhaut. Kiemenftrahlen 6, 

Bis ein wenig hinter dem Ende der 2ten Nüdenfloffe und 
der Afterfloffe ift der Körper: achteckig, begraͤnzt von einer 
Ruͤcken-, einer Bauch- und jederfeits 3 Seitenflächen; hinter 
den erwähnten Floffen wird der Schwan; fechsedig, mit 2 Rüden-, 
2 Bauch- und. jederfeits 1: Seitenflähe. Was übrigens den 
Schwanz bei diefer Art auszeichnet, iſt, daß er eine lange Strede 
hindurch (faft gerade vom Anfange der 2ten NRüdenfloffe und 
der Afterfloffe bis zu 2—3 Schupyenreihen vor der Wurzel der 
Schwanzfloffe) ſehr merklich flachgedrüdt oder breiter, lals hoch 
ift; ein Verhalten, welches beim Asp. europ. gar nicht und 
beim Asp. niger in geringerem Grade und geringerer Ausdeh— 
nung Statt findet. Erſte Nüdenfloffe beginnt mit der 
Tten Schuppenreihe, ſetzt fich bis zum Ende der 14ten ober 
8 Schuppenteihen hindurch fort und ift viel länger, als hoch; 
Strahlen wenig an Länge verfchieden; After ein wenig. Fürzer 
als Ater, diefer wieder als Ster,. Ster und Ater die längften, 
6ter leßter, etwa fo lang wie After. Raum zwilchen After und 
ter Nüdenfloffe nimmt 4 volle Schuppenveihen ein oder iſt 
wenigſtens fo groß, wie die Hälfte der Länge jeder Nückenfloffe. 
Zweite Nüdenfloffe, durch 7 Scuppenreihen (19te bis 
25fte incl.) hindurch laufend ; Ifter Strahl viel fürzer als 2ter, 
diefer nur wenig als Ster, laͤngſter 7ter, letzter, ziemlich viel Eürzer, 
als After. DBruftfloffen veichen bis eine gute Strede weit 
(faft 3 Schuppenreihen) hinter den. hintern Rand der 1ften 
Nücenfloffe; 15 einfache Strahlen, von denen die 3 erften die 
längften und gleich lang, 7 ober 8 folgende ſchwach an Länge 
abnehmend, letzter aber ſtaͤtker. Bauchfloſſen nicht halb fo 
Lang nach Verhältnif, wie bei A. europ., auch etwas, £ürzer als bei 
A.niger; fie reichen mit den Spigen kaum ober nur fehr twenig über 
den Hintern Nand des After hinaus; dev fehr kurze Stachelftrahl 
ift fo genau‘ mit dem 1ften der 2 gegliederten (aber nicht ges 


789 


fpaltenen) Strahlen vereinigt, daß er nur ſchwer von ihnen los zu 
trennen iſt; unter ſich find die gefiederten Strahlen etwa gle & 
lang. Obgleich die Untegelmäfigkeit in der Anordnung der 
Schuppen auf dem Bauche vor den Bauchfloſſen (bedingt durch 
überwiegende Größe einzelner) es hoͤchſt ſchwierig macht, die Uns 
zahl der Reihen feftzuftellen, fo glaube ich doch am wahrfcheinz 
lichften, 5 folche annehmen zu fünnen*, After nur um eine 
Schuppenreihe von der Bauchfloſſe entfernt, ‚aber 9 dergleichen 
vom vordern Rande der Afterfloffe; um den After Eein nackter 
Raum, oder nur ein höchft unbedeutender, Afterfloffe beginnt 
um ein Paar Schuppenreihen vor der 2ten Ruͤckenfloſſe, hört 
aber ebenfalls um ein Paar dergleichen früher auf und geht nur 
durch 7 Reihen, wie dieſe; After Strahl ziemlich ‚lang, aber doc) 
nicht fonderlich viel mehr, denn halb fo lang, als der 2te, diefer 
etwas Eürzer, als ter, 4ter und Ster, die längften, etwa gleich 
fang; Tter ein wenig fürzer, als Lfter, Ster, legter, nur halb fo 
lang als 1fter. Zwiſchen Ende der Afterfloffe und Wurzel der 
Schwanjfloffe 22 Schuppenreihen, zwifchen Zter Nüdenfloffe und 
Wurzel der-Schwanzfloffe 20, Schwanzfloffe langgeftredt 
und ſchmal; 11 Strahlen, von denen die 9 mittleren faft gleic) 
lang find, fo daß der hintere Nand gerade ift. 

Seitenlinie'unter den Bruftfloffen 6—7 Schuppenreihen 
hindurch ſchraͤg hinablaufend, im übrigen horizontal; ift fehr 
deutlich und zeigt 30 Eleine, erhöhte, fehr weit getrennte Schleim⸗ 
canäle längs jeder Seite **, 

Die doppelte Plattenreihe des Nüdens verfhmilzt 3 Neihen 
hinter der Aten NRüdenfloffe, und daffelbe Verhalten zeiyt die 
doppelte Pinttenreihe des Bauchs rücfichtlich der Afterfloffe. Die 
von den Schuppenfimmen gebildeten Dornenreihen treten etwas 
fhärfer und fpisiger, als bei Asp. europ. und Asp. niger 
hervor. 


Von den Übrigen bekannten Afpidophoren nehme ich an, daß 
man zuerft als eigne Gattung den Asp. monopterygins Bl. 
trennen müſſe. Daß Cu vier hier den Grundfägen, welche ihn 
fonft leiteten, nicht gefolgt ift, muß mohl dem Umffande zuge: 
fchrieben werden, daß er diefen Fifch nicht felbft unterfucht hatte, 
als er den Atem Theil der Hist. d. poiss. herausgab, vielleicht 
fand er es audy bei der geringen befannten Artenzahl der G. 
Aspidoph. nicht fo nothwendig, hier eine Sonderung vorzu— 
nehmen, Erkennt man aber die Eintheilung der G. Gadus 
Lin. nach dem Verhalten der Sloffen in einigen Eleineren Gat— 
tungen an, trennt man Heniochus und Ephippus von Chae- 
todon u. ſ. w. u. f. w., fo ift man wohl nicht berechtigt, hier 
die ſchon von Lacepede gemadhte Trennung zu verwerfen. 
So übel gewählt der von Lacepede vorgefchlagene Name 
(Aspidophoroides) auch ift, ſo glaube ich doch, daß er zur 
Bezeichnung diefer Gruppe beibehalten werden müffe. 

Die Übrigen Arten fheinen mir am natürlichften in 2 Eleine 
Abtheilungen gefondert werden zu fünnen, in diejenigen, deren 


Schnauze Eur; und deren Unterkiefer eben fo lang oder länger, 


als der Dberkiefer ift und diejenigen, deren Oberkiefer über den 


* Da ich früher (Danmarks Fiffe I, 152) für A. europ. zwey 
Schuppenreihen am Bauche vor den Bauchfloffen angegeben habe, fo 
muß ich hier bemerken, daß bey einigen Individuen ſehr deutlich drey 
unterfchieden werden fünnen, obgleich die vordere aus fehr kleinen Schup— 
pen beiteht. 

= Die Schteimcanäle flehen einander bei fAsp. europ. viel näher, 
als bey A. decag., und wiederum bey A. niger näher, als bey A. europ. 


790 


Unterkiefer vorragt, und deren Schnauze ſich wieder über den 
Dperkiefer verlängert. Zur erſten Abtheilung gehören die im 
Meere von Kamtſchatka und dem nördlihen Japan  gefangenen 
Arten, zu der zweyten die europäifche, die groͤnlaͤndiſche und die 
hilefiche Art. 

Sch verfuche diefe 3 fo zu. dingnofticieren: 

Aspidophorus niger. Pinnae dors. duabus di- 
seretae squamarum seriebus. Rostrum duobus armatum 
aculeorum paribus, quorum posterius valde recurvum, 
Duo aculeorum paria ad orbitas, alterum ad marginem 
anteriorem, alterum supra marg. post. Anguli oris, max. 
inferior membranaque branchiost. parvulis ornata cirris 
ceutaceis. Fovea nuchae profunda transversalis. Cor- 
pus antice et medio 8-angulatum, ‚postice 6-ang. Inter 
anum et pinnam analem 11 squamar. series, Caput 
aliquanto longius quam Jatius,  pinnas pect. longitudine 
superans, 4tam longitudinis animalis partem fere aequans. 
Numerus radiorum 

p- dors. 77, pect. 14, ventr. 4, anal. 8, caud. 10. 

Aspidophorus deeagonus. Pinnae dors. se- 
riebus diseretae squamar. 4. Rostrum unico armatum 
aculeorum pari, alterum par, majus supra orbitam post 
dimidiam ejus longitudinem ; Stium par ante nucham ma- 
ximum.  Anguli oris maxillaque inf. eirris ornata cuta- 
ceis paueis, sed elongatis. Nulla nuchae fovea. Cor- 
pus antice et medio $-angul., postice 6-ang. Inter 
anum et pinnam anal. 9. squamar. series. Caput Stia 
parte longius quam latius, pinnas pect. longitudine ae- 
quans 5tamque longitudinis animalis partem. Numerus 
radiorum 

p- dors. 647, pect. 15, ventr. 4, anal. 8, caud. 11. 

Aspidophorus europaeus. Pinnaedors. nullo 
vel minimo discretae intervallo.. Rostrum duobus arma- 
tum aculeorum firmorum paribus erectis subincurvis- 
que. Anguli oris, max. inf,, membr. branchiost rostrun- 
que infra plurimis ornata eirris cutaceis satis longis. 
Fovea nuchae nulla. Corpus ant. et post. sexangul., 
medio S-ang. Caput latius puam longius (vel eadem 
longitudine ac latitudine), pinnis pect. aliquanto brevius, 
5tam usque ad 4tam aequans longitudinis animalis partem. 
Num. rad. 


p. dors. 5-46. poct. 16, ventr. 4, anal. 6, caud. 11. 


6. Aspidophorus spinosissimus Är. 


Aus der zweiten Gruppe der Afpidophoren, bey denen naͤm— 
lic) der Unterkiefer eben fo lang oder länger ift, als der Ober— 
£iefer, habe ich eine neue Art aus Grönland unterfucht, von 
ihr aber nur ein Eremplar, von 16° Lange, weßhalb ich feine 
befriedigende WVefchreibung der Art geben kann. Sie hat in 
verschiedener Hinficht einige Aehnlichfeit mit Asp. decag., das 
Eremplar ſcheint aber doc) feineswegs ein jüngeres Individuum 
von diefem zu feyn. 

Aehnlichkeiten mit A. decag. Farbe etwa dieſelbe, 
nämlich hell 'gelbbraun mit Spuren von einigen dunklen Flecken 
an den Geiten und mit etwas Schmwärzlih auf Schwanz: und 
Brufifloffe. Winkel des Panzers ſtark und fcharf vortretend; 
der von jeder Platte oder jedem Schilde ausgehende Dorn fpisig 
und vom vorangehenden, wie beym nachfolgenden, wohl abge: 
fondert (dies felbft im noch höherem Grade als bei A. decag., 
woher, der. Artname). Kopf wie bei A. decag., mit 3 Paar 


791 


Dornen, dem erften auf der Schnauze, bem zweyten über den 
Augen, den dritten im Naden. Körper und vorderer Theil des 
Schmwanzes Bedig, hinterer Theil 6eckig. Rüdenfloffen beginnen 
und endigen mit derfelben Schuppenteihe, und bie Anzahl der 
Schuppenreihen vom Kopfe bis zur Schwanzfloffe dem Anfcheine 
nach ungefähr diefelbe. 

Berfhiedenheit von A. decag. Kiefer etiva gleich 
lang, Mund aber ziemlich ſtark auffteigend (dies nicht bei A. 
decag.), und daher Unterkiefer ganz wenig vor den Oberkiefer 
vorragend, wie auch vor die Schnauze, welche vor den Ober⸗ 
kiefern gar nicht hervorttitt. Minder weſentlich vielleicht 
und zum Theil als Ausdruck eines geringern Alters erklaͤrlich 
möchte es ſeyn, daß der Kopf etwas flächer gedruͤckt, die Schnauze 
mehr gleichbreit und am Ende abgeftumpft, daß die 3 Paar 
Bartfäden am Unterkiefer und 2 Paar an den Mundwin: 
keln kurz, die, cylindriſch oder wurftförmig find, ftatt dünne, 
zugefpiste Fäden vorzuftellen; daß dag Dornenpaar der Schnauze 
gerade auf, ftatt nach den Seiten hinaus, gerichtet, daß die beiden 
andern Dornenpaare verhältnißmäßig größer, endlic daß das 
im Naden angebrachte nicht in einer Linie mit dem über dem 
Auge ausgeht, fondern weiter einwärts und von einem Paar 
©eitenfämmen, welche die Augendornen unter einem Winkel nad) 
innen ausfenden. 

Bruftfloffen länger als Kopf, betragen Über 4 der Zotal- 
länge. Ihre Spigen erreichen den 2ten oder Sten Strahl der 
Afterfloffe und etwa die 7te Reihe der Nüdenfchuppen (bei A. 
decag. nur ungefähre den vordern Rand der Afterfloffe und die 
14te Reihe der Nüdenfchuppen). 

Baucfloffen von faft ber halben Länge der Bruftfloffen 
und etwa 4 der Totallänge, reichen deffenungeachtet nicht bis 
zum vordern Rande des Afters, bleiben mit ihrer Murzel um 
5 ober vielleicht fogar 6 Schuppenreihen von ihm getrennt. Da: 
gegen nur 4 -Schuppenreihen zwifchen dem bintern Rande des 
Ufters und dem Anfange der Afterfloffen. 

Erfte Rüdenfloffe niedriger als bei A. decag, (nieber- 
gelegt reicht fie nur duch 7, bei A. decag. dagegen durch 
10 Schuppenreihen); 2te Rüdenfloffe dagegen höher, erſtreckt 
ſich durch 14 Schuppenreihen (bei A. decag. durch 10); eben 
fo die Afterfloffe, die ſich auch über 14 Schuppenreihen ausſtreckt 
(bei A. decag. durch 11). Ein Verhalten, durch welches diefe 
Art fih leiht und beftimmt von A. decag. unterfcheiden läßt, 
ift, daß der Schwanz in feiner ganzen Länge ziemlich ſtark 
zufammengedrüdt, höher als breit ift, und daß die längs Rüden: 
und Bauchlinie dur das Zufammenftoßen der Schuppenreihen 
gebildeten Winkel ſpitzig, bei A. decag. dagegen fo ftumpf find, 
daß fie faft geradlinig werden. 

Die Strahlenanzahl der Flojfen Eann ich, ohne das Eremplar 
bedeutend zu verlegen, nicht angeben. Won den Ausmefjungen 
diefes Eleinen Fifches gebe ich nur die, weldye mit größter Ge— 
nauigkeiit zu machen waren. 

Totallänge 16“, Länge des Kopfs 33’, Breite deffelben 2, 
Länge der Bruftfloffen 44, Länge der Bauchfloffen 2, Ent: 
fernung dee Schnauzenfpige von der Iften Nüdenfloffe 5°, vom 
After 54, Länge der Schwanzfloffe 24“. 

Ueberfichtliche Aufftefung der Gruppe der Aspidophori, zu 
welcher diefe Art gehört: 

Asp. dodecaedrus. 
rostratus. 
—  laevigatus. 


A. Maxilla inferior superiore longior ;\ 
aculei rostri nulli 


792 


Asp. quadricornis. 
— supereciliosus. 
Asp. spinosissimus. 


B. Max. aequales Cirri maxillarum nulli 


Cirri maxillarum. 


Vorläufige Diagnofe diefer Art: 

Aspidophorus spinosissimus. Caput depres- 
sum, rostro lato, obtuso. Corpus compressum. T'ria 
aculeor. capitis paria, Imum minutum rostrale, 2dum 
supraorbitale Stiumque nuchale maxima. Cirri anguli 
oris maxillaeque inf. pauci, breyissimi, cerassi, cylindriei. 
Processus spiniformes squamarum prominentes, acuti, 
distantes. Inter pinnas ventr. et anum 6 squamarum 
series, inter anım et pinnam anal. 4. Pinnae pect. 
4tam longitudimis animalis partem superant, capiteque 
multo sunt longiores, 


7. Icelus hamatus Kr. 


Bon diefer Art wurden ein Paar Eleine Eremplare im Haven 
Belfund auf Spisbergen 20 Faden tief gegen Ende des Suly 
gefangen, 

Farbe gelbbraun, auf Körper, Kopf und Floffen mit dunfel 
Kaftanienbraun marmorirtz zu unterft an den Seiten und dem 
Bauche wird die Farbe etwas metallifch oder perlmutterartg. 

Form mit der den Groppenarten gewöhnlichen ziemlich über: 
einftimmend, doch Kopf und Körper etwas zufammengedrüdt, 
oder höher als breit, 

Kopf bedeutend groß. Auge ebenfalls groß, querzelliptifch, 
fo hoc) liegend, daß der obere Nand der Augenhöhle in die 
Stirn einfchneidet, wodurch diefe auch zwifchen den Augen fehr 
fehmal wird, Bei gefchloffenem Munde legt der Oberfiefer 
fih) vorn und an den Seiten über den Unterfiefer hinaus, und 
der hintere Nand des Oberkieferbeing reicht big über die Mitte 
der Länge des Auges. Auf Zwifchenfiefer-, Unterfiefer- und 
Pflugſchaar- und Gaumenfnochen fehr Eleine Zähne. Hinter 
den Zähnen am Oberkiefer eine dünne Hauterweiterung. Zunge 
weit zuruͤck, vom Unterkiefer gut gefondert, di, breit, convex, 
glatt, am Ende ftumpf abgerundet. Unter der Mitte des vor- 
dern Nandes des Unterkieferd ein ziemlich deutlicher Hakenhöcker, 
und an der Unterfläche jedes feiner Aefte 3 große Gruben oder 
Deffnungen zur Schleimausfuͤhrung. Oberkieferknochen 
groß, ruderblattformig. Zwiſchenkieferknochen am hintern 
Rande ſtark erweitert, gegen das Ende aber wieder zugefpißt,- 
ihre rückwärts gerichtete Apophyfe fehr groß, reicht faft bis zwi— 
ſchen die Augen hinauf und bildet einen ſtark hervorragenden 
Höder auf der Schnauze. Mund indeffen nicht vorſchiebbar 
im Verhältniß zur Ränge der Apophyfe. Zu jeder Seite des 
Höders ein von dem Nafenbein ausgehender, großer, fehr fpißi- 
ger, ein wenig tudwärts gefrümmter Dorn. Dicht an der 
Wurzel diefes Dorns vorn die Eleine runde Deffnung für das 
vordere Nafenloch und fehr Bald binter diefem eine ver- 
hältnifmäßig ziemlich lange Hautröhre, an deren Ende ſich das 
hintere Nafenloch öffnet. Unter und ein wenig hinter 
diefem eine große, tundlihe Schleimausfuͤhrungsöff— 
nung. Stirn bildet eine ziemlich tiefe Rinne. Kette der 
Infraorbitalknochen fehmal, längs dem untern Rande mit 
verfchiedenen Ausfchnitten und Gruben für Schleimdrüfen. Der 
and des hHalbmondförmigen Vorkfiemendedels mit 
4 Dornen, deren oberjter doppelt oder in zwey, ein wenig ges 
kruͤmmte, nach binten und oben gerichtete Aeſte gefpalten; der 
zweyte nach hinten gerichtet, dody mit der Spitze ein wenig 


793 


abwärts gebogen; der dritte viel ftärker hinabgekruͤmmt (bisweilen 
war er, wie der oberfte, doppelt); der 4te ab= und ein wenig 
vorwärts gerichtet, ift Übrigens ganz gerade. Kiemendedel- 
ſtück Elein, dreieckig; feit abwärts gerichteter, auf dem Vorkiemen— 
dedel liegender Winkel in einen, freilich ſchwachen, Dorn ausge: 
zogen, welcher den Iten Dorn des Vorfiemendedels faft übers 
Ereuzt. Kiemenftrahlen nur 6, von gewöhnlicher Form. 
Bon den 4 Paar Kiemenbögen der innere feft angewachfen, 
mit einer Neihe vollig entwicelter Kiemenblätter und einer etwas 
rudimentaͤren (beftehend aus kurzen, aber breiten Blättern). Im 
Nacken 2 große, zufammengedrücte, zugefpißte, ein wenig zus 
rüdgebogene Höder oder Dornen, und vor jedem berfelben 
gleihfam das Nudiment eines andern, viel Eleineren Höders. 

Rüdkenfloffe, etwa über dem obern Dorne des Vorkiemen— 
dedels anfangend, befteht aus 9 fehr dünnen und biegfamen 
Stachelftrahlen, welche mit Ausnahme der 2 erften, mweit von 
einander ftehen. “Strahlen an Ränge bis zum Sten (incluſ.) 
zunehmend, doch nur ſchwach, da der erfte nur fehr wenig Fürzer 
ift, als der zweite, und fo weiter; die legten Strahlen dagegen 
nehmen fehr raſch ab, und der te ift faft unbemerkfbar. Ver: 
bindungshaut der Strahlen überaus dünn und durcfichtig. 

Ate Rüdenfloffe von der erften nur durd) einen Raum 
getrennt, welchen zwey Strahlen ausfüllen würden. Strahlen 
ein wenig an Laͤnge bis zum G6ten oder Tten zunehmend; die 
legten nur wenig abnehmend; alle gegliedert (die eriten doch nur 
an der Spiße), aber feiner gefpalten. Anzahl 20. 

Bruftfloffen von der bei den Groppen gewöhnlichen Form 
und Berhaffenheit, beftehen aus 17 gegliederten, aber ungefpals 
tenen Strahlen. Spisen ihrer längften Strahlen gehen- über 
den Anfang der Afterfloffe hinweg. 

Bauchfloſſen Elein, ſchmal, fcheinen, oberflächlich betrachtet, 
nur 2 Strahlen zu haben, befisen aber deren 4, von denen die 
2 eriten und wiederum die 2 legten, fo genau verbunden find, 
da fie erft bei Diffection deutlich unterfchieden werden koͤnnen; 
After Strahl ein dünner und fpisiger Stachelftrahl, etwa halb 
fo lang, als Ster, längfter; Aer Strahl fleht an Länge etwa 
zwifchen dem 1ften und Iten, 4ter der fürzefte, Spitze der Bauch— 
floffen nicht ganz den vordern Rand des After erreichend. 

After von Form einer Duerfpalte; dicht hinter ihm eine 
Eleine, koniſche und zugleich etwas flachgedrückte Afterpapille. 

Afterfloffe etwas hinter dem After und hinter dem Ans 
fange der zweyten Nügenfloffe beginnend, befteht aus 16 ge- 
gliederten, aber nicht gefpaltenen Strahlen. 

Schmwanzfloffe kurz, faft gerade abgeftußt,. befteht aus 
11 ungefpaltenen Strahlen, außer einem Paar fürzerer an den 
©eiten. 

Haut im ganzen nadt und glatt, doch erſtreckt ſich eine Reihe 
kleiner Knochenfchilder, ungefähr in Fortfegung von dem im Naden 
bervortretenden großen Höder längs jeder Seite, ziemlich) nahe 
den Nüdenfl. und geht gerade weiter zur Murzel der Schwanz- 
floſſe; fie befteht aus 40 Knochenſchildern von etwas untegel- 
mäßig ovaler oder vierediger Form, die auf der aͤußern Seite, 
jeder, mit einem quergeftellten und ein wenig nad) hinten ge= 
neigten Knochenkamme verfehen find, deffen Nand mit einer 
verfchiedenen Anzahl (meiftens 4—5) ftarfer und fpitiger Dornen 
bewaffnet ift. Auch die über den Bruftfloffen ſtark gebogene 
Seitenlinie aus bedornten Knochencanaͤlen, etwa in gleicher 
Anzahl mit der oben beſchriebenen Schilderreihe. (Ich zaͤhlte 
naͤmlich 41 oder 42.) Dieſe Canaͤle find im Anfange von un- 
zegelmäßiger Form und mit mehreren Dornen, oben ſowohl, als 

Iſis 1848, Heft 10, 


794 


unten, bewaffnet; allmaͤhlich nimmt die Dornenanzahl ab, und 
die Form wird regelmaͤßiger; gegen das Ende des Schwames 
find die Canaͤle faſt cylindriſch und nur mit 3 Dornen bewaff- 
net, welche in einer Längsreihe ftehen. Die Biegung der Seiten: 
linie über den DBruftfloffen befteht ungefähr: aus 15 Knochen— 
candlen, der darauf folgende gerade Theil der Linie aus etwa 
26—27. Auch an den Seiten und dem Bauche einige Dornen- 
fhuppen, doh nur fparfam und zerftreut. Haut auf dem hin— 
tern Theile des Kopfs (dem Naden und dem Kiemendedelftüd) 
mit förnigem oder chagrinartigem Anfehen, fo auch auf dem 
Rüden zwifchen der obern Schuppenreihe und den Rüdenfloffen. 
Länge der Bauchhoͤhle etwa — der Totallaͤnge, Peri— 
tonaͤum ſilberfarben. Leber hell gelbbraun, groß, die ganze 
linke Seite der Bauchhoͤhle bis zum After einnehmend, ebenfalls 
das vordere Ende derſelben vor den uͤbrigen Eingeweiden und 
um dieſe ausfuͤllend und ſich zum Theil zwiſchen ſie und die 
obere Wand der Bauchhoͤhle eindraͤngend; der rechte Lappen da— 
gegen vudimentär, Magen nicht viel weiter, als die kurze 
Speiferöhre, von der Form eines Blindſacks mit einem etwas 
zugefpigt auffteigenden Theile. Um den Pförtner an der 
untern Seite in einem Halbkreife 7 Blinddärme von fehr 
verfchiedener Größe. Ueber den Blinddärmen liegt an der rech-⸗ 
ten Seite des Magens, zwifchen deffen fadförmigem Theil und 
dem Pförtnertheile die Milz, kurz, breit, etwas prigmatifch. 
Darm,liuft zuerft nach) dem hintern Ende der Bauchhoͤhle 
VE vor dem After, dreht fih dann, um ſich gegen die Blind— 
därme hinauf zu begeben, und wendet ſich dann zum After zu⸗ 
ruͤck. Der entfaltete Darm kommt, Magen und Speiferoͤhren 
mit gerechnet, an Laͤnge ungefähr mit der Totallaͤnge überein. 
Magen fehr mufeulös, inmendig mit überaus ſtark vortretenden 
blattartigen Falten in großer Anzahl (etiva 16), keine Sch wimm— 
blafe. Nieren ſtark entwicelt; eine Eleine dickhaͤutige Harn- 
blafe. Rogenfäde furz, ſackfoͤrmig, faft gerade big zu ihrem 
Ausführungsgange getrennt. Bei einem Individuum von etiva 
26” Länge in den 34 langen Gierfäden einige große, ſehr 
entwidelter Eier; aber die größere Maffe fchien fchon ausgeleert 
zu fein. Daraus fann man zum Theil fehließen, daß die Laich- 
zeit in den July falle, theilg, daß der Fiſch Faum eine be- 
deutende Größe erreiche, weil er fchon bei einer änge von un: 
gefähr 2” zeugungsfaͤhig iſt. Anzahl der Ruͤckenwirbel 41. 
Totallaͤnge 26, größte Höhe (etwa über dem Anfange der 
Nücenfloffe) 64°, Höhe vor der Wurzel der Schwanzfloffe 14’, 
größte Dice (üker dem hintern Theile des Kopfs) 53, Sande 
des Kopfs von der Echnauzenfnige bis zum hintern Kappen des 
Kiemendedels 64, Entfernung der Schnauzenfpige vom vordern 
Rande der Hugenhöhle 23%, Länge des Auges 3, Höhe beff. 
21%, Entfernung der Schnauzenfpige vom hinteren Rande des 
Dberfieferbeins bei gefchloffenem Munde 44, Höhe des aufge— 
fperrten Rachens 4, Breite deffelben 3’, Länge des Unterkieferg 
bis zum Gelenke 43’, Lange der Apopbhfe der Zwiſchenkiefer⸗ 
Enochen 2”, Breite, der Stirn zwifchen den Augen 2, Ent: 
fernung der Schnauzenfpiße vom Anf. ber erften Ktidenfl. 83", 
Länge der Aften Nücenfloffe 44, größte Höhe derſelben zu) 
Entfernung derfelben vom Unfange der 2ten Nüdenfloffe 1, 
Länge der leßtern 84", Höhe berfelben 4, Entfernung derſ. 
von der Wurzel der Schwanzfloffe gu, Länge dev Bruſtfloſſe 
(vor der Wurzel unter dem Bauche bis zur Spike des Iekten 
Strahls) 74, Breite derfelben an der Wurzel 3"', Entfernung 
der Schnauzenfpiße von der Wurzel der Bauchfloffe 7'”, Länge 
der Bauchfloffe 4, Breite derfolben an der Wurzel 4", Ent 
50® N 


795 


der Schnauzenfpige vom vordern Rande des Afters 114’, vom 
Hintern Rande des Afters bis zum Anfange der Ufterfloffe 14", 
Länge der Afterfloffe 6, Höhe derſelben 3, Entfernung derf. 
von der Wurzel der Schmwanzfloffe 44, ‚Länge der Schwanz- 
offe 3". 

; Diefer Fifh macht vermöge feiner Form im allgemeinen und 
feinee Hautbewehrung einen Uebergang zwiſchen Cottus und 
Triglops, zeigt auch nahe Verwandtfchaft mit Trachydermus 
Heck.. ohne doch, wie ich glaube, mit einer der beiden letztge— 
nannten Gattungen vereinigt werden zu Eönnen, Um dies deut— 
lih zu machen, halte ich es für nothivendig, hier eine Charakte— 
riſtik von diefem mitzutheilen. Da aber die Gattung Triglops, 
welche vor einigen Jahren von Neinhardt vorgefchlagen ward, 
von dieſem Schriftftellee noch nicht hinlänglich charakterifiert 
worten ift *, fo muß ich hier felbft einen Verfuch zu ihrer Be— 
gränzung machen. 

Triglops Reinh. 


Caput mediocre, subeompressum, corpore vix latius, 
aculeis armatum praeopereuli (nullis vero operculi) squamis 
destitutum, Cauda elongata, gracilis, subconica, subde- 
press. Dentes acerosi, minutissimi maxillar. et antici 
vomeris marginis. Os infraorbitale, anterius dilatatum. 
Radii membranae branchiost. 7. Pinnae dors. 2 dis- 
eretae; ventr. sub pectoralib, sitae 5-radiatae; omnes 
pinnar. radii indivisi, radiis pinnae caud. exceptis. Utrinque 
ad latera pinnar. dors. series laminar. ossearum 
continua. Linea lateralis tuberculis composita osseis. 
Infra lin. lat. series plurimae, obliquae, discretae, squa- 
mis vel ossiculis dentatis formatae. Branchiae completae 
et liberae 4: pseudobranchia magna lunaris. Vesica 
a@rea nulla. Intestina coeca plura. Papilla analis 
maris. 

Tr. Pingelii Reinh. Diameter oculi longitudinalis 
Stiam ferme longitudinis capitis partem, $Splamque fere 
frontis inter oculos lalitudinem aequat longitudinemque 
rostri superat. Praeoperculum 4 armatum aculeis, duobus 
marginis post., duob. inferioris. Linea lat. 47—48 com- 
posita tuberculis osseis. Laminae osseae umbone instructae 
23—24 utrinque (ab initio pinnae dors. Imae ad mediam 
ferme pinnam dors. 2dam). Longitudo capitis 4tam lon- 
gitudinis piscis partem ferme aequat, altitudine lalitudine- 
que piscis 2plo vero est major. Papilla anal, maris 
maxima. Color supra fuscus, infra argenteus, maculis 
laterum nigricantibus fasciisque transversis pinnar. pectoral. 
obscuris, Num. rad. 
pinn. dors. 12-24, pect. 18, ventr. 4, anal. 24 caud, 12. 

(24 — 25.) 

Heckel hat (Ann. d. Wien. Muf., IL, 1, 159 ff.) folgende 

Charafteriftit gegeben von der Gattung 


Trachydermus. 
Corpus fusiforme. Caput depressum, spinis varlis 
instructum, appendicibus membranaceis nullis. Dentes 


* N. erwähnt fie zuerft in der Vcherficht der Verhandl. der Geſch. 
der Wiſſenſch. 1829—30 und bemerkt, daß fie fich von Cottus durch 
den verhältnigmäßig Hleinern Kopf, die Form der Bruftfloffen, das vorn 
breitere Augenrandbein und die in Eleine, fchiefe Querbänder ausgebildete 
Haut unterfcheive, (Videnfk. Selff. naturh, Abhandl., Bd. V, S. LI.) 
Der Vf. hat fpäter feinen Beitrag zu ihrer fernern Befchreibung mits 
getheilt, ſondern vielmehr Zweifel darüber geäußert, ob fie als Gattung 
n Cottus zu trennen fei, ©, die genannten Abhandl., Vd. VII, S. 118. 


796 


in max. utraque, in vomere et in palato. Radii branchio- 
stegi 6. Pinnae dors, 2, aut separatae, aut basi con- 
junetae. Pinnae ventr. radiis 5, sub pecteralib. sitae. 
Squamae nullae; cutis aspera, 

Solgendermafen glaube ich die Gattung Icelus charakteriſiten 
zu koͤnnen: 

Icelus Kr. * 

Forma subcompressa, altior quam latior. Caput 
magnum, aculeis armatum rostri praeopereuli, operculi 
et nuchae, squamis vero destitutum. Dentes acerosi, 
minutissimi maxillar., vomeris ossiumque palatinorum. 
Radii membr. branchiost. 6. Pinnae dors. 2, discretae; 
ventr. sub pectoralib. sitae 4 compositae radiis; omnes 
pinnarum radii indivisi. Utrinque a nucha usque ad basin 
pinnae caud. series scutor. osseor. continua prope 
pinnas dorsales. Linea lat. tuberculis composita osseis. 
Squamae ciliatae laterum et abdominis rarae et sparsae; 
ceterum cutis nuda, 

Nah den Grundfägen, welche man jet in der Schtbyologie 
befolgt, und vielleicht zu übertreiben beginnt, fann Eein Zweifel 
über die Abfonderung der Gattung leelus von Cottus und 
Triglops Statt finden, wozu das Zahnverhalten allein berechtigt. 
Dagegen dürfte es freilich zweifelhaft erfcheinen, ob Icelus von 
Trachydermus mit hinlänglihem Grunde getrennt wurde. Sch 
gebe zu, daß fie fich freilich fehr nahe ftehen. So weit die 
Gattung Trach. bis jegt befannt ift, befchränft fich die Ver— 
fhiedenheit darauf, daß bei Ic. der Kopf zufammengedrüdt, da= 
gegen bei Trach. flachgedruͤckt, wie bei den eigentlichen Groppen 
ift, und daß dem lektern die Dornen auf dem Kiemendedelftüde 
und im Naden fehlen, fo wie die für le. fo carafteriftifche 
Bewaffnung des Nüdens und der Seitenlinie, welche er mit 
Triglops gemein hat. Hierzu kommt noch, daß Trach. einen 
Strahl mehr in den Bauchfloffen hat, und daß die Strahlen 
der Bruftfloffen, Aten Rüdenfloffe und Schwanzfloffe zum Theile 
gefpalten find. Das Verhalten der Kiemen und der Eingeweide 
bei Trach. ift noch unbefannt**, 

Vorlaͤufig ſchlage ich die folgende Diagnofe vor für 

Icelus hamatus Kr. 


Caput 3tiam longitudinis partem aequat aut parum 
superat, altitudo ferme 4tam partem complet. Frons 
inter oculos perangusta (4tam ferme diametri orbitae lon- 
gitudinis partem obtinet). Max. sup. longior; max. inf. 
foveis glandularib. ramorum trinis instructa magnis. Aculei 
praeoperculi 4, quorum 3 superiores hamati, summus 
bifurcatus; unicus operculi aculeus debilior. Pinnae 
pect. capite breviores. Color fulvus, maculis plurimis 
fuseis. Num. rad. 
pinn. dors. 9-20, pect. 17, ventr. 4, anal. 16, caud. 11. 


Icelus uncinatus Reinh. 


Eine gröntändifche Groppenart, bey Nennortalit im Diftricte 
von Sulianehaab gefangen, ift von Reinhardt unter dem 


*Icelus, Sohn des Schlafgottes Hypnos. Der Name ift in Beziehung 
auf die Trägheit ver Groppenarten und auch aufden Aufenthalt im Norden, 
welchen einige alte Schriftiteller dem Schlafgotteanwiefen, gewählt worden. 

*x Wollte man Icelus mit Trachyd. vereinigen, fo müßte man 
den Sattungscharafter wefentlich verändern. Die Gattung Trach. grün= 
det ſich auf eine Art von den philippinifchen Infeln, welcher Umſtand 
dazu beigetragen hat, mich in dem Glauben zu beftärfen, daß die zwey 
erwähnten Gattungen nad) einer unmittelbaren DVergleihuug und ges 
nauern Unterfuchung faum unter einem Namen zu verbinden feyn würden, 


797 


Namen Cottus uncinatus (Vide Selſk. Forhandl. 1833 —34) 
angeführt worden. Da fie fich von jandern Groppen durch 
Zähne auf dem vordern Theile der Gaumenbeine, außer den ge: 
mwöhnlidyen in den Kiefern und auf dem Pflugfcharfnochen unter 
fcheiden foll; fo muß fie ohne Zweifel entweder zur Gattung 
Trachydermus oder Icelus gehören, am wahrfcheinlichten viels 
leicht zur legtern, und ift dieß der Fall, fo fällt fie, nah R's 
Bemerkung zu urtheilen, gewiß nicht mit Ic. ham. zufammen. 
Sie hat nämlid nur 2 Staheln auf dem Vorfiemendedel, in 
den Nücdenfloffen 813 Strahlen, in der Afterfloffe 11. Das 
gegen gleicht fie der obengenanuten Art darin, daß der obere 
Stachel des Vorkiemendedels hafenformig aufwärtd gebogen und 
ander Wurzel mit einer Eleinen, hervorftehenden Spige verfehen 
ift. — Eine andere grönländifche Groppenart, Cottus bicor- 
nis: Rh., fcheint derfelden Gruppe anzugehören und Ic. ham, 
noch näher zu ſtehen; fie foll aber 7 Kiemenftrahlen haben. 


Phobetor trieuspis. 


Hinfichtlich der nordifchen Groppen Fann noch bemerkt werden, 
daß der von Fabricius unter dem Namen Cottus Gobio 
befchriebene, welchen Neinhardt fpäter Cottus tricuspis be— 
nannt bat, eben fo wenig, als die 2 leßterwähnten Arten in der 
Gattung Cottus bleiben kann, da er nur Kieferzahne und Feine 
Zähne auf dem Pflugſchaarknochen hat, wozu noch das nicht 
unmwichtige Verhalten gerechnet. werden Eann, daß fein Zwi— 
ſchenkieferbein weit £ürzer, als bei den eigentlichen Groppen 
iſt, wodurch feine Zahnbewaffnung bedeutend geſchwächt wird. 
Auch ift fein Schwanz nad) Verhältnig länger, wodurd das 
Berhältnig zwiſchen Kopf und Totallaͤnge verändert wird. Ich 
fchlage für die zu bildende neue generifche Gruppe den Namen 
Phobetor * vor. Die Art fcheint im Polarmeere ziemlich vers 
breitet zu fein, wenigftens kommt fie recht haufig bei Spitzbergen 
vor, wo ich mehre Individuen von ihr, als von irgend einem 
andern Fifche, befommen habe. 


8. Caracanthus typieus Är. 

Ein einziges, nicht 14 langes Individuum diefer, meiner 
Meinung nah, neuen Art und Gattung wurde im Südmeere 
bei Owaihi gefangen. 

Form ein ſtark zufammengedrüdtes, hohes Dval, welches 
gegen den Schwanz ein wenig fpisiger wird. Während die Ne> 
gelmäßigfeit des Ovals hinten durch den hervortretenden Schwanz 
zerffört wird, geſchieht dies vorn durch ein Vorſpringen der 
Schnauze gar nicht. 

Farbe auf Nüden und Kopf röthlihbraun, mit einer Menge 
heller Fledchen, auf dem Bauche und dem Unterften der Seiten 
huͤbſch orangegelb mit vielfältigen ſchwaͤrzlichen Puncten z Unter: 
fiefer und Kehle weißgrau; ebenfall$ ein großer graulicher, etwas 
balbmondförmiger Flecken jederfeits hinter und unter den Bruft: 
floffen; Stoffen fhmusig braun, ausgenommen Baudy: u. After 
floffen, welche hell find. 

Schuppen nicht vorhanden, fondern der Körper ftatt deffen 
dicht mit überaus Eleinen, dunfeln, koniſchen Papillen oder Haut— 
laͤppchen beftreut, am Kopfe und dem vordern Xheile des Nüdens 
zugleich mit Eleinen bornichten Dornen, Die Papillen erzeugen 
die bei der Farbe erwähnten dunfeln Puncte und geben dem 
Sifhe faft das Anfehen, als ob er mit Härchen oder Borften 
bededt wire. Dies erinnert an ein ähnliches Verhalten bei 
mehreren Agriopugarten. 


* Phobetor, wie Icelus ein Sohn des Hypnos. 


798 


Kopf höher, als lang, mit faft ſenkrecht hinabfteigender Stirn 
und .alfo ftarf abgeftumpfter oder fat gar Feine Schnauze. 
Auge ziemlich Elein, faſt Ereiscund, hoch oben und zugleich fehr 
weit nach vorn gerichtet. Dicht vor den Augen 2 Paar kreis— 
runde, etwas röhrenförmige Nafenlöher, ein Paar über 
dem andern. 

Snfraorbitalfnohen fehr groß und hinten mit dem Vor: 
kiemendeckel artifulitend, vorn in einen fehr großen, ſtarken, fait 
ſenkrecht hinnbfteigenden und in eine Linie mitden Mundwinkeln 
fommenden Stachel ausgezogen. 

Hinterer Nand des Vorkiemendeckels mit 5 fehr ftarfen 
Stacheln oder Dornen, welche die Höhe des ganzen Vorkiemen- 
dedeld einnehmen und dreyedig oder mit breiter Bafis verfehen 
find; die 2 unteren die größten und ein wenig ſchraͤg abwärts 
gerichtet, die 2 oberen ungefähr horizontal. Kiemendeckel 
endet mit 2 Dornen, zwilchen denen ein tiefer, winfelförmiger 
Ausſchnitt; Dornen gerade nach hinten gerichtet, der untere wenig 
fürzer als der obere. Zwifhbenfiemendedel in 2, unter 
dem Vorkiemendedel zum Theil verborgene Dornen ausgezogen, 
von denen befonders der vordere, faft gerade nad) hinten gerich- 
tete, ſehr groß iſt. Unterfiemendedel dünn, hautartig, 
ohne Dornen, unter dem Kiemendedelftüd verborgen. 6 Kie- 
menftrahlen, der legte berfelben aber fehr Elein, fo daß fein 
Dafeyn zweifelhaft blieb. Sammetzähne in beiden Kiefern, 
aber feine auf dem Pflugfchaarbeine oder den Gnumenbeinen, 
Zwiſchenkieferknochen ziemlich Elein, fo daß fie bei aufge 
fperrtem Munde nicht den obern Halbfreis des ganzen Rachens 
bilden, fondern gegen-die Seiten durch die zahnlofen Oberkiefer- 
Enochen erfeßt werden. Nahen ſtark auffteigend, verhältniß- 
mäßig nicht unbedeutend. groß. 

2 Rüdenfloffen, vordere mit 8 Stadhelftrahlen, hintere 
ziemlich nahe an die vordere ftoßend, mit 1 Stachelſtrahl und 
12 weihen Strahlen. Nüdenfloffen ziemlich niedrig, vordere 
mit halbmondförmigem Umtiffe, die andere hinten ein wenig 
zugefpist (oder mit den Strahlen etwas verlängert); die geglie— 
derten Strahlen zum Theil ein wenig verzweigt. Bruftfloffen 
kurz, aber ſehr breit, mit 13 Strahlen, welde alle einfach). 
Bauchfloſſen ein wenig vor der Wurzel der Bruftfloffe, 
ganz rudimentaͤr, beftehen aus einem fehr Eleinen Stachelftrahl 
und 2 gegliederten Strahlen. Afterfloffe befteht zuerft aus 
2 ifolicten Stachelſtrahlen (unter fich vereinigt, von der Übrigen 
Afterfloffe aber abgefondert); ein nicht unbedeutender Zwifchen- 
raum trennt fie vom After, wie von der eigentlichen gegliederten 
Afterfloffe, diefe weit zuruͤck nach dem Schwanze, hat 12 Strah— 
len. Die kurze, am Ende abgeftumpfte oder, oval abgerundete 
Schwanzfloffe befteht aus 15—16 Strahlen, welche zum 
Theil gefpalten. Seitenlinie läuft fehr fchräg hinab big faft 
zum Ende der Rüden- und Afterfloffe, wird danach horizontal; 
ift fehr deutlich bezeichnet; die fchleimausführenden Canäle zum 
Theite (etwa in der erften Hälfte) aufwärts gerichtet. 

Länge 16°, größte Höhe 8", Höhe vor der Wurzel der 
Schwanzfloffe 2, größte Die 34", Länge des Kopfs bis 
zun bintern Rande des Kiemendedels 64'”, Durchmeffer bes 
Auges 11%, Höhe des aufgelperrten Rachens 8", Breite ber 
Stirn zwiſchen den Augen 1", Entfernung der Schnauzenfpige 
von der Affen Nücenfloffe 6, Länge der Kestern 34", Höhe 
derfelben 14", Länge der Zten NRüdenfloffe 4", Entfernung 
derfelben von der Wurzel der Schwanzfloffe 14, Länge der 
Bruftfloffe 23", Breite derfelben an der Wurzel 24’, von ber 
Schnauze bis zu den Bauchfloſſen 64, Länge der letztern 4, 


J 


799 


n der Schnauzenfpige bis zum After 9", Länge des weichen 
heile der Afterfloffe 34", Länge der Schmwanzfloffe 23". 

Verhalten des Infradrbitalknochens ſowohl, als andere Um: 
ftände, meifen dieſem Fiſche feinen Platz in der Familie der 
Cataphraeti an. Die zufammengedrüdte Form nähert ‚ihn 
unter diefen am meiften der Gattung Scorpaena und den diefer 
verwandten; mit Agriopus hat er fomit Verbindung durch die 
Beſchaffenheit des Hautfyftems, mit Blepsias durch bie wenig 
entwicelten Bauchfloffen, mit Apistes durch das in einen Dorn 
ausgezogene Os infraorb. u. ſ. w. Auf der andern Seite 
fcheint er mir eine Annäherung an gemiffe Scomberoiden (Rhom- 
bus, Stromateus, Vomer u. f. w.) zu bilden durch bie Höhe 
des Körpers, das Verſchwinden der Schnauze, bie zwei ziemlich 
weit vor der Afterfloffe ftehenden Stachelftrahlen u. 1. w. Fol⸗ 
genderweiſe ſchlage ich vor, die Gattung zu charakteriſieren. 


Caracanthus*, novum, ad Cataphractos referendum genus. 


Forma valde compressa, ovalis. Rostrum brevissi- 
mum, truncatum. Dentes acerosi ossium intermax. maxil- 
Jaeque inf. Radii ‘membr. branch. 6. () Os infraor- 
bitale antice aculeo armatum. 2 pinnae dors. sat 
humiles; pinnae pect. breves, radiis formatae simplieibus ; 
p. ventr. prorsus rudimentariae; 2 pinnae analis aculei, a 
radiis mollib. satis magno distineti intervallo. Squamae 
nullae; plurimae vero papillulae ubique cutaceae, 

Car. typicus Kr. Duplo longior, quam altior; supra 
fuscus maculis albicantibus; infra aurantiacus, ‚punetis ni- 
gricantibus, aculeis marginis praeoperculi postiei 9, binis 
opereuli et interopereuli; aculeo ossis infraorbitalis maxi- 
mo, verticaliter ferme descendente. Caput 2 longitudinis 
piseis fere aequans, altius quam longius, supra minutissimis 
armatum papillulis conicis corneis, ut et anterior dorsi 
pars. Linea lat. usque ad mediam ferme pinnam dors. 
post. et pinnam anal. oblique descendit; posterior ejus 
pars horizontalis. Pinna caud. obtuse rotundata. Num. rad. 

pinnae dors. 8-4-7'5, peet 13, ventr. 4, anal. 2}+12 

eaud. 15. 


9, Ueber die nordifhen Arten ber Gattung Sebastes. 


Als ich den Artikel Sebastes norvegieus Cuv. im 1ften 
Hefte meiner , Danmarks Fiſke“ (1838) fchrieb, kannte ich 
nur eine nordifche Art der Gattung. Kurz danad) aber 
glaube ich an ber norwegifchen Küfte einen neuen Sebastes 
entdeckt zu haben und kann zugleich von daher die Miffenfchaft 
mit einer intereffanten, gleich näher zu berührenden Thatfache 

eichern. i 
ee von mir bei einem Aufenthalte in Bergen nach vielfäl- 
tiger Vergleichung der in dem cit. Hefte, ©. 167, Anm. 3, 
als 2 Varietäten des Seb. norv. angeführten Fiſche genährte 
Vermuthung, daß diefelben 2 verfchiedene Arten ausmachen moͤch⸗ 
ten, ward zur Gewißheit, als ich am ——— 1 838. ein Weib⸗ 
chen des Eleinen Sebastes erhielt, deffen Eyerfäde mit sungen 
angefülit waren, welche bei einem ſchwachen Drud auf den 
Bauch der Mutter diefen verließen. Ich habe ihm daher den 
Namen Seb. viviparus beigelegt **. Außer diefen 2 ift in der 


* Koor, Caput, duavda aculeus. ' 

3’ Unter biefem Namen habe ich ‚ihn an verfrhiedene Mufeen gez 
fendet, und er ift außerdem, vor etwa einem Jahre zu dem großen Reiſe⸗ 
werke über die franzöfifche Erpedition nach Skandinavien und Spitzbergen 
in Kupfer geftochen worden. 


800 


legten Zeit noch ein britter (vom Stiftsamtm. Chriftie in 
Bergen) entdeckt worden, welcher entweder mit dem Seb, impe- 
rialis zufammenfällt, oder ihm doch fehr nahe fteht. Won dieſer 
sten Art habe ich nur ein Cremplar unterfuht, welches ich 
durch Tauſch aus dem Bergen’fhen Mufeum befommen habe”. 
Da ich in meiner Befchreibung Seb. norv. und vivip. mit 
einander vermengt habe; fo habe ich jest die Verpflichtung, der 
Verwirrung fo viel möglich ein Ende zu machen, indem ich die 
beiden Arten für ſich befchreibe. - Das beiden Gemeinfchaftliche 
gibt die frühere Beſchreibung **. 


Sebastes norvegicus Cuv. (Norweg, Koͤdfiſk.) 


Farbe hübfch orangegelb, aber nicht überall am Körper gleich 
ftark. Bei frifhen Eremplaren fand ich die rothe Farbe am 
ftärfften auf dem vordern Xheile des Nüdens, auf Stirn, 
Schnauze, Mund, Wangen, Unterkiefer, Bruftfloffe, Bauchfloffe, 
Ufterfloffe und? Schwanzfloſſe. Nüdenfloffe zum Theil heller, 
gelblich; Ruͤcken unrein röthlic mit grünen und grauen Schat- 
tierungen, Seiten röthlichgelb; Bauch weiß, doch zum Theil mit 
rothen Mafchen; Kiemendedelftii mit Spur eines großen grüns 
gelben Fleckes; Mundhöhle und Zunge orangeroth, doch mit ein- 
zelnen ſchwarzen Scattirungen, befonders auf den Lippen; 
innere Bekleidung der Kiemenhaut perlmutterfarben, ebenfalls 
bier und da mit f[hwarzen Schattirungen. 

Totallänge A 194”, B 194, größte Höhe A 61", B 5%", 
Höhe ber dem After A 53", B 42", Höhe des Schwanzes 
ein wenig vor der Wurzel der Schwanzfloffe A 191”, B 18, 
Höhe des Kopfs Uber der Mitte des Auges A 4", B 41, 
größte Die (Über dem Kiemendedelftüde) A 25”, B 23%, 
Dicke des Schmwanzes vor der Wurzel der Schwansfloffe A 6%, 
B 7", Länge des Kopf (von der Spike des Unterfieferg hei ge- 
ſchloſſenem Munde) A 67%, B 64, Entfernung der Spitze 
des Unterkiefers vom Ende der Crista oceip. A 44", B45”, 
Höbe d. aufgefpereten Nachens inwendig A 33, B 34, Breite 
deffelben inwendig A 31%, B 23”, Ränge der Apophyſe der 
Zmwifchenfieferfnochen A 12%”, B 11, Länge des Oberkiefer- 
knochens A 291", B 274", Breite deffelben am Ende A 12”, 
B 12, Länge des Unterk. bis zum Gelenfe A 3,5% B 3%, 
Entfernung der Spige des Unterkiefers vom vordern Nafenloche 
A 20", B 194, größter Durchfchnitt des vordern Naſenlochs 
A 14", B 14", Abftand des vordern vom hintern Naſenloche 
A 1", B 1", größter Durchfchnitt des hintern Naſenlochs 
A 21", B 2", Abſtand der hinten Mafenlöcher von einander 
A 114", B 104, Entfernung der Spitze des Unterkiefers 
vom vordern Nande der Augenhöhle A 2, B 2, Länge ber 
Augenhöhle A 18", B 181", Höhe derfelben A 17", B 18, 


* Dies Gremplar entfpricht der Befchreibung des Sep. imp. gut, 
welche von Cuvier (Hist. d. poiss.) mitgetheilt wird, Da indefien 
diefelbe ziemlich Furz ift und man nicht weiß, daß Sep. imp. an den 
englifchen Küften gefangen worden wäre, fo wäre eine Bergleihung mit 
Gremplaren aus dem Mittelmeere wohl wüufchenswerth. Bei diefer Art 
werde ich mich nicht aufhalten, da ein fchwerifcher Zoolog, Freih. v. 
Düben, fie nächftens nebft andern nordifchen Fifchen, wie zu erwarten 
fteht, befchreiben wird. 

** Sie ift nad) einem Fleinen, in Meingeift aufbewahrten Exempl. 
abgefaßt, welches ich jeßt zu Seb, vivip. ftelle, und nad) 2 Sfeletten 
von Seb. norveg. 

”>9 Meine frühere Angabe, daß der aufgefberrte Rachen breiter, 
als hoch, fey, gilt weder für dieſe, noch) für die folgende Art, fondern 
ift nur durch eine Abnormität bei dem befchriebenen Spirituseremplar 
veranlaßt worden, 


801 — 


Breite der Stirn zwiſchen den Augen A 15““, B 144", Ent: 
fernung des untern Nandes der Augenhöhle von der untern 
Slähe des Kopfe A 30, B 33", Entfernung des bintern 
Randes der Augenböhle vom bintern Rande der Kiemendedels 
baut A 35, B 33, Länge der Nadencriften* A 114", 
B 114%, Eleinfte Breite zwifchen den Nadenfämmen A 74, 
B 8, Entfernung der Spitze des Unterfiefers vom Anfange der 
Rüdenfloffe A 6%, B 53, Länge der Nüdenfl. A 94, B 94", 
größte Höhe derfelben A 27, B 21", Entfernung derfelben 
von der Wurzel der Schwanzfloffe A 14", B 17, Länge der 
Bruftfloffe A 4,55, B 44", Breite derfelben an. der Wurzel 
A 174", B 163, Entfernung der Spige des Unterkiefers von 
der Wurzel der Bauchfloſſe A 63", B 6775, Lünge der Bauch— 
floffe A 325°, B 3", Entfernung der Spige des Unterfiefers vom 
vorbern Nande der Afterfloſſe A 114”, B 102°, des Afters vom 
Anfange der Afterfloffe A 11%, B 10, Länge der Afterfloffe 
A 31%, B 251”, größte Höhe derfelben A 24, B 2”, Entz 
fernung der, Afterfloffe von der Wurzel der Schwanzfl. A 26”, 
B 27"', größte Länge der Schwansfloffe A 33”, B 33", ge: 
eingfte Lange derfelben (in der Mitte) A 23", —— 


Symphyſe des Unterkiefers mit einem bedeutend großen 
Knochenhoͤcker. Laͤnge des Kopfs ſ. oben; des Auges *eben— 
falls. Groͤßte Hoͤhe des Koͤrpers faͤllt ungefähr zwiſchen die 
Spitze der. Afterfl. und den 7ten oder Sten Str. der Ruͤcken— 
floſſe. Diefe mit 15 Stadelftrablen und 15 gegliederten Str. 
Bruftfloffen beftehen aus 19 Strahlen; zwifchen ihrer Spige 
und dem vordern Rande des Afters ein nicht unbedeutender 
Raum. Länge der Bauchfloffe f. oben. 2ter Stachelftrahl der 
Afterfloffe länger als äter. Gegliederte Strahlen 8, feltner 
9 ** Höhe des Schwanzes ein wenig vor der Wurzel der 
Schwanzfloffe größer, als Abſtand der Nücenfloffe von letzterer. 
Rüdenwirbel 31. 


Größe Wird gewiß bisweilen bedeutend übertrieben. Man 
hat mic von einem fo großen Rothfiſch erzählt, daf fein Schwanz 
auf der Erde gefchleppt hätte, während 2 Mann ihn zwifchen 
ſich auf einem Ruder auf den Schultern getragen, von einem 
andern von 48 Pfund an Gewicht u. f. w. Annehmlicher ift 
die Ausfage Anderer, daß der Rothfiſch ein Gewicht von etiva 
20 Pfund erreichen fünne und ein großer zu einer Mahlzeit für 
6 hungrige Fifcher hinreihe. Der größte, mir zu Geficht ge: 
kommene und im Bergen’fhen Mufeum ausgeftopft ftehende ift 
etwa 31” Tang und 10° hoch, und foll im friſchen Zuftande 


* Bisweilen habe id) diefen Kamm vermißt, und die 2 Schulter: 
ftacheln find gang unter der Haut verborgen gewefen, fo daß fie erſt beym 
Serieren entdeckt wurden. 


== ch habe in meiner frühern Diagnofe die Augen als ſtark herz 
vorftehend angegeben, aber ſchon damals die Vermuthung geäußert, daß 
das Verhalten Fein wefentliches feyn möchte, welche ich jest als richtig 
beftätigen muß. Bei allen in tiefem Maffer ſich aufhaltenden Fifchen 
treiben, wenn fie fchnell aus der Tiefe heraufgeholt werden, die Augen 
duch eine Luftausdehnung hervor; je größer die Tiefe, deſto ftärfer, 
wie es fcheint, diefe Ausdehnung. Bisweilen bemerkte ich als abnorm, 
daß das eifte Auge ftark hervorgetricben, das andere aber in feinem na= 
türlichen Zuftande war, (S. Dann. Fiffe, II, 229.) 


* Beiſpiele der Strahlenangahl: 


DW. Totall, 20°; RE. 48, Bröl, 19, BET. 4, AS 2, Shwäl. 15, 
ME ee 19, er We 15. 
W. FE a 27 ne 19, — 27) 0:15, 


Iſis 1848, Heft 10, 


802 


18 Pfund gewogen haben. Ein Rothfiſch von 20" Länge kann 
etwa zu 4 Pfund fchwer angenommen haben*, 


Vorkommen. Lings der ganzen Weftküfte von Norwegen 
und menigftens bis zum Nordkap, WBielleicht findet er fi am 
häufigften und wird am größten gegen Norden. Beim Amte 
Stavanger, wo er übrigens keineswegs felten iſt, fcheinen die 
Fiſcher Feine größeren Nothfifche, als von etwa 6 Pfund zu 
Eennen, und als gewöhnliches Gewicht werden 25 —8 Pfund 
angegeben. Nah Fabricius's Befchreibung zu urtheilen, 
muß es diefe Art feyn, welche bei Grönland vorkommt. 


Lebensmweife. Der. halt ſich in fehr bedeutenden Tiefen, 
in den Buchten ſowohl, ale in der offenen See bei der normes 
giſchen MWeftküfte auf. In Gefellfhaft von Brosmen, Heil: 
butten und anderen Ziefwafferfifchen, fteigt er zu den Fifchereis 
gründen hinauf und wird in 120—100 oder 80 Faden Tiefe 
gefangen, indem er begierig an die Angel beift. 


Fortpflanzung. Beim Deffnen eines Männdens im 
Unfange des July fand ich die Milchſäcke rothbraun; die Ent: 
leerung ſchien angefangen, aber nicht beendigt worden zu feyn. 
Analpapille ftar£ vorragend. Daraus fchloß ich, daß die Fort: 
pflanzung am Ende des Juny und am Anfange des July Statt 
finden müffe. Dies wiederftreitet aber vollig einer Angabe von 
Deinboll*, nad welchem der Fifh „von den Iekten Tagen 
des Decembers an bis zum Schluffe des Februars laicht.” Da 
D. ſich lange in Gegenden aufgehalten hat, in, denen der Roth— 
fiſch haufig gefangen wird, fo muß man feiner Ausfage in diefem 
Stüde Gewicht beilegen. Sollte der Fiſch etwa zwei mal im 
Sabre Taihen?*** 


Benutzung. Der Fifch ift vortrefflich, als Speife vielleicht 
nach dem Lachſe der trefflichfte unter den im hohen Norden ge= 
mein als Nahrungsmittel angewendeten Fiſchen. Er zeichnet 
ſich durch Fette, Weiße, Beftigkeit und Wohlgeſchmack aus. 


* Doch herrſcht in diefer Beziehung freilich große individuelle 
Berfchiedenheit. So wog ein Rothfiſch von 1941 Länge 43 Pfund, 
ein anderer von 194 Länge dagegen nur 34 Pfund und ein dritter von 
18° Länge 21 Pfund, 


* Om Behandlingen og Tilvirfningen af Saltvandsfiff (Ueber 
Behandlung und Zubereitung von Sawafferfifchen) ; Chriftiania 1839, 
4, ©. 47. 


** Cine andere Frage ift, ob diefe Art nicht eben fo wohl leben— 
diggebärend fen, als die folgende (Wo denn der Name viviparus für die 
letztere weniger paffend feyn würde). Ich kann dies zwar nicht beftimmt 
läugnen, e8 kommt mir aber eben nicht als wahrfeheinlich vor, weil die 
Fifcher nichts davon zu wiffen fcheinen, der Fiſch aber doch fo häufig 
vorfommt, fo fehr geachtet und fo groß ift, Anders verhält es fich 
dagegen mit der folgenden Art; diefe wird mehr einzeln und, fo viel ich 
weiß, nur zufällig mit anderen Fifchen gefangen; ihre viel geringere 
Größe läßt die wirkliche Beſchaffenheit der Generation auch viel leichter 
überjehen, und endlich pflegeu die Fifcher allenthalben ihre Aufmerkſam— 
feit auf die Fifche nach dem DVerhältniffe zu richten, wie hoch fie im 
Preiſe als Nahrungsmittel fiehen. Für einen auf der norwegifchen Küfte 
anfaßigen Zoologen würde die Beantwortung der Frage nicht allzu= 
fchwierig ſeyn; für den Neifenden wird die Schwierigfeit dadurch ver 
mehrt, daß die Fiſcher die Eingeweide des Rothfifches gern herausnehmen, 
ehe fie ihn zu Markte bringen. Aber eben aus dieſer Urfache ſcheint 
man auch annehmen zu dürfen, daß fie felbft von dem Verhalten unter: 


richtet ſeyn müſſen. 
51 


803 


Sebastes viviparus Kr. (Norweg. Lysouger.)* 


Ein eben gefangenes Individuum, trächtiges Weibchen, zeigte 
folgende Farben: Nüden und Seiten orangeroth, le&tere mit 
gelbem Schimmer; Bauch weiß; ein brauner oder etwas ſchwaͤrz⸗ 
licher Flecken auf dem Kiemendeckelſtücke. Pupille dunkelblau, 
Hernhaut um diefe dunkel bronzefarben, zu aͤußerſt an der 
Kante filberfarben. Bei einem andern Indiv. (ebenfall3 einem 
trächtigen Weibchen, welches aber in der Zrächtigkeit weiter, als 
das vorige vorgerüct war), waren Ruͤcken und Seiten hell gelb— 
grün, bier und da mit Schwarz befchattet; Unterfläche des Kopfs 
und Bauchfläche mit ihren Floſſen haben einen Stich ing Roſen— 
vothe; nur die Schwanzfloffe orangefarben; der led auf dem 
Kiemendeckelſtuͤck ſcharf begränzt, ziemlich ſchwarz. Bei andern 
zeigen ſich zwey dunkle Flecke auf dem Kiemendeckelſtuͤck (ein 
kleinerer unter dem groͤßeren); Lippen werden ſchwaͤrzlich; dunkle 
Flecke, welche ſich theils der Bandform naͤhern, laufen vom 
Ruͤcken nach unten, u. ſ. w. Wieder bei andern Indiv. nimmt 
der ſchwarze Ueberzug mehr und mehr zu; ich habe ſogar ein— 
zelne faſt ganz braune oder ſogar ſchwaͤrzliche ſelbſt mit 
ſchwarzer Mund- und Kiemenhoͤhle, geſehen; ein Verhalten, 
welches, fo viel man weiß, beim Rothfiſch nie Statt findet, 
Die unreinen und dunklen Farben, und der ſchwaͤrzliche Flecken 
des Kiemendedelftüds *** bieten alfo das erfte und am meiften 
in die Augen fallende Unterfcheidungszeichen des Lysougers 
vom Notbfifche dar. 

Totallänge A 72”, B 81“, C 63”, größte Höhe (zwiſchen 
der Wurzel der Bauchfloffe und dem Sten Stachelftrahl des 
Ruͤckens) A 27, B 32, 0 24, Höhe des Schwanzes ein 
wenig vor der Wurzel der Schwanzfl, A 63", B 81", 07, 
Höhe des Kopfs Über der Mitte des Auges A 18”, B 194", 
C 17", größte Die (Über dem Kiemendedeiftüde) A 14, 
B 154", C 13%, Dide des Schwanzes vor der Wurzel der 
Schwanzflofe A 2", B 2“, C 13, Länge des Kopfs (von 
der Unterfieferfpiße, bei gefchleffenem Munde) A 30”, B 334”', 
© 27, Entfernung der Spite des Unterkiefers vom Ende der 
Crista oceip. A 231", B 25", C 21", Höhe des aufgefp. 
Nachens inwendig A 15", B 16, C 144'”, Breite deffelben 
intvendig A 14" B 15'%, C 13%, Länge der Apophyſe des 
ZIwifchenfieferbeing A 43", B 6", C 44", Länge des; Ober: 
kieferknochens A 114, B 124%, C 11, Breite deffelden am 
Ende A 5, B 54, C 44, Länge des Unterkiefers bis zum 
Gelenke A 154", B 17, C 144%, Entfernung der Spitze 
des Unterkiefers vom vord. Nafentoche A 61", B 71“, 063, 
größter Ducchfehn. des Naſenlochs A 3", B 4" C 2", Entf. 
des dordern vom hint, Naſenloch A 3", B 2, C 3”, größter 
Durchſchnitt des hintern Naſenlochs A 14”, B 14%, 0 14“, 
Entfernnng der hintern Nafenlöcher von einander A 4, B 43“, 


* Diefen Namen legen die norweg. Fiſcher bei Bergen ihm bei; 
füolicher an der Küfte wird er auch bloß Duer, Duger und ler 
genannt, welche Namen doch auch zum Theil auf die vorige Art anges 
wandt werden. Da fie ohne Zweifel von Duge (Auge) hexzuleiten 
find, fo ift wohl die Schreibart Duger die richtigfte, wogegen die von 
Hallager GMorſk. Ordſ.) gebrauchte, Dure, verwerflich zu feyn 
ſcheint. 

** Ein ganz olivenbraunes Eremplar (M., gefangen in der Laich— 
zeit) ſteht im Fünigl. naturgefch. Muſeum. Ob eine Beziehung zwifchen 
une und Gefchleht oder Jahreszeit Statt findet, kann ich nicht bes 

immen. 

»* Mird die Farbe fehr dunfel, fo wird indeffen auch in Folge 
deffen der Fleck mehr oder weniger undentlich. 


804 


C 4", Entfernung der Spige des Unterkiefers vom vordern R. 
der Augenhöhle A 81”, B 10”, C 84, Länge der Augenh. 
A 10%", B 10%, C 94“, Höhe derfelben A 92”. B 10“, 
C 83%, Breite der Stirn zwifchen den Augen A 53, B 61, 
C 6, Entfernung des untern Nandes der Augenhöhle von der 
Unterfläche des Kopfs A 94, B 11, C 84, Entfernung d. 
bintern Randes der Augenhöhle vom hintern Nande der Haut 
des Kiemendedels A 13, B 143%, C 114%, 8. der Naden- 
criften A 4, B 54, C 5", Eleinfte Breite zwiſchen den 
Nackenkaͤmmen A 33", B 41%, C 33, Entfernung der Sp. 
des Unterkiefers vom Anfange der Nüdenfloffe A 29”, B 313, 
C 27, Länge der Nüdenfloffe A 46%, B 45, C 384%, 
größte Höhe der Nüdenfloffe A 11, B 103, C 103, Ent: 
fern. der Nüdenflojfe von der Wurzel der Schwanzfloffe A 7, 
B 8"',.C 6, Ränge der Bruftfl. A 22, B 25240 0 22340, 
Breite derfelben an der Wurzel A 73, B 9%, 07, Entf. 
der Spitze des Unterkiefers von der Wurzel der Bauchfl. A 30’, 
B 344", C 284, Länge der Bauchflofe A 17", B 192, 
© 17", Entfernung der Spige des Unterf. vom After A 50%, 
B 574, C 43'%, Entfernung des hinterm Randes des Afters 
vom Anfange der Afterfloffe A 4", B 31“, C 51”, Länge 
der Afterfloffe A 11, B 13”, C 104%, gr. Höhe der Afterfl. 
A 11", B 11, C 103, Entfernung der Afterfloffe von der 
Wurzel der Schwanzfloffe A 12”, B 12’, C 10”, größte L. 
der Schwanzfloffe (an den Seiten) A 16”, B 19“, C 14, 
Eleinfte Länge derf. (in der Mitte) A 13“, B 151", C 113”. 
Symphyſedes Unterfieferg nurmittelgroß. Nüdenfloffe 
mit 15 Stachelftrahlen, aber nur 13 geglied. Strahlen. Bruft: 
floffen reichen mit ihren Spigen bis Über den Hintern Rand 
des Afters*, haben in der Negel nur 18 Strahlen. Baud- 
floffen reichen in der Negel bis zum After, bisweilen fogar 
bis zu feinem bintern Nande. Zweyter Stachelffrahl der After 
floffe etwa fo lang, wie dritter; ihre geglied. Strahlen meiftens 
7 an der Zahl**. Ruͤckenwirbel 30 oder vielleicht mitunter 
fogar nur 29. Außer diefen und den aus den Meſſungen fich 
ergebenden WVerfchiedenheiten habe ich weder hinfichtlich der Ein— 
geweide, noch des Gerippes, dgl. zwiichen der gegenwärtigen und 
der vorigen. Art entdeckt, die id) als vecht wefentlich oder beftänz 
dig betrachten koͤnnte. \ 
Größe vielleicht kaum bis zu 10” Länge u, meifteng 8—9", 
Vorkommen. Es iſt mir nicht bekannt, daß er fo hoch, 
wie der Rothfiſch, nach Norden hinaufgeht; doch Laßt ſich noch 
nichts Gewiſſes über feine Verbreitung beftimmen. 
Lebensweife. Sn diefer unterfcheidet er fich vom Roth: 
fifhe darin, daß er immer in den Buchten angetroffen wird und 
fih in geringeren Tiefen (20—50 Faden) aufhält. 
Fortpflanzung. Vorzüglich auszeichnend für dieſe Art 


= Bisweilen kann fich dies Verhältnig etwas: während der Traͤch⸗ 
tigfeit ändern, wenn der Bauch durch die Rogenmaſſe fehr ausgedehnt iſt. 

== Als Beiſpiele der Strahlenzahl bei -diefer Art mögen die fol— 
genden Dienen: 


W., Totall. 94”, RFl. 15, Bräl. 17, BEI. 3, AS. 3, Schwäl. 15. 
W,, EH 83%, st 137 = Ara ET) en » Mi. 15. 
W. — 8%, — 33,1%, mh mins 14 
Te ans Be 
M, — 62, — an 09 1.15. 
M — 804, — 4, 18, — ! 3 15. 


* = 57 u zn 

Nach diefen Zählungen fcheint man berechtigt zu feyn, als Regel feft- 
zufegen, daß die Strahlenzahl im geglieverten Theile der Rücken- und 
Afterfloffe und in den Bruftfloffen bei diefer Art geringer, als bei der 
vorigen, fey. 


805 


ift es, daß fi die Sungen im Bauche der Mutter entmwideln. 

| Sn welcher Zeit die Begattung Statt finde, ift mir nicht bes 
Eanntz; aber die Jungen können die Mutter im Anfange des 
Sulius verlaffen. In einem etwas frühern Stadium: jind die 
Rogenſaͤcke heil olivengrün, die einzelnen Eyer citronengelb, von 
der Größe des Mohnfamens. Haben die Eyer ungefähr die 
Größe der Senfförner erreicht, fo unterfcheidet man felbft ohne 
Lupe die zwey ſchwarzen Augenpuncte, und die Sungen find 
dann zur Durchbrechung der Eyfchale reif. Zufällig den, Bauch 
eines Weibchens drücdend fah ich die Jungen aus der Geſchlechts— 
Öffnung fehr zahlreich hervorquellen. Weibchen unter 8”. find 
ſchon fortpflanzungsfäbig. Das Männchen hat hinter dem After 
eine ziemlich große, ftumpf Eonifche Papille. 

Benugung. Sch babe nicht bemerkt, daß man irgendwo 
an der norwegifchen Küfte fonderlihen Werth auf diefe Art als 
Nahrungmittel ſetze. Mach meiner eigenen Erfahrung ſteht fie 
auch in diefer Hinficht hinter der vorigen bedeutend zurüd. 


Aus dem Angeführten erhellt, daß die 2 Sebaften, S. norrv. 
et viviparus, einander überaus nabe ftehen, fo nahe, daß es 
fogar feine Schwierigkeiten hat, fie befriedigend zu diagnofieren. 
Indeſſen muͤſſen fie fo lange wenigftens, als ſich S. norv. nicht 
als lebendig gebärend ausgewiefen bat, getrennt werden. Die 
dritte ‚nordifche Art aber ift von den 2 anderen fo auffallend 
verfchieden, daß man fich darüber wundern muß, daß fie, die 
auch nicht fehr felten an den norwegifchen Küften feyn foll, 
nicht früher bemerft worden ift. 


Sebastes norvegicus Cuv. 


Color aurantiacus, nullis maculis distinetus; etiam 
lingua et fauces auranfiacae; membr, branchiost. intus 
colore matris perlar. Caput 3tiam fere aequat longitu- 
diois partem. Diam. oculi longitudinalis latitudinem 
frontis inter oculos parum superat dimidiamque a margine 
orbitae posteriore ad marg. posteriorem operculi longitu- 
dinem, lonzitudine vero rostri (a marg. anteriore oculi), 
multo est minor, 4tam ferme aequat capitis partem, 
12mam—13mam totius longitudinis. Pinnae pect., 4ta 
longitud. part. breviores, anteriorem ani marginem apice 
haud attingunt; p. ventr. 6tam eirc. aequant longitud. par- 
tem. Longitudo 1! pedalis et ultra. Num. rad. 

p. dors. 43, peect. 19, ventr. 1, anal. $, caud. 15. (3—3). 


Sehastes viviparus Är. 


Color subaurantiacus macula magna opereuli_ nigricante 
(saepe maculis corporis fuseis, interdum totus fuscus vel 
‚nigricans). Caput 3tiam ferme aequat longitud. partem, 
altitudinemgue parum superat.  Diam. o culi longitudinalis 
latitudinem frontis inter oculos multum superat, aequat 
vero rostri longitudinem, $tiam ferme longitudinis capitis 
partem, OQnam—10mamve totius longitud. partem et 3 lon- 
gitudinis a margine orbitae posteriore ad marginem poster. 
opereuli. Pinnae pect. 4tam ferme complent longit. 
partem et post marginem ani poster. extenduntur; p. veutr. 
5tam fere longit. partem aequant. Longitudo piscis 

9" raro superat. Num. rad. 

p- dors, 13, pect. 18, ventr. 4, anal. 3, caud. 15. 


1313) (17—18) (3) 


806 


Sebastes imperialis Cuv. 2 


Color ruber, vulgo fasciis transversis latis 5.* fauces 
et membr. branchiost. intus aterrimae, Caput Stiam fere 
aequat longitud. partem, altitudinemque multum superat. 
Diam. oculi longitudinal. latitudinem frontis inter oculos 
plus 2plo superat, rostrique longitudinem non parum exce- 
dit, Stiam vere longitudinis capitis partem aequat. Radii 
pinnar. pect.'8 inferiores simplices fere.sunt liberi vel 
ad basin modo cute conjuneti. Num. rad. 

P. dors. 43, peet. 20, (42), ventr, 1, anal 3, caud. 13. 

(Wird fortgefegt.) 

2) ©. 283— 320 (fortgeführt bis .S, 328: im folgenden, 
ten Hefte); Karcinologifche Beiträge von Dem— 
felben. 

1. Podalirius  typieus Kr., neue Gattung und Art von 
Caprellina. ä 
Dieſe neue Gattung einer noch: wenig. bekannten Krebsfamilie 

entdedte ich im Aug. 1844 auf Asterias violaceus O. Fr. 

Muell. (Asteracanthion rubens J.Muell. et Trosch.) 

und beeile mich, fie nachträglich zu meiner fruͤhern Arbeit ber 

die" Caprellinen (diefe Zeitfehrift Bd. IV. ©. 490 ff, u. 5S5F. 
überf. Iſis, 1846, ©. 117. u. 133ff.) Hier zu befchreiben. 

Sie hat ihre wirklibe Heimath auf dem Seeftern, mag fie nun 

blos auf ihm oder zugleih von ihm leben. - Sie fheint ſich 

befonders an ber Unterfeite der Strahlen des Seeſterns zwifchen 
den Fühlerreihen der Bauchfurchen aufzuhalten, wo fie ſich mit 
den 2 hintern Fußpaaren fehr feſt anbeftet und den übrigen 

Körper frey ausgeftredt hält. 

Da die größten Individuen (M.) kaum 2’ Yang waren, und 
die erfte Betrachtung nichts Merkwuͤrdiges wahrnehmen ließ, fo 
tar ich geneigt, die Thierchen für Junge unfter. gemeinen Ca— 
prella zu halten. . Ich bemerkte zwar Feine Füße am fünf: 
ten Bruſtringe, glaubte aber, daß diefe bei den Gaprellinen 
fo leicht abfallenden Drgane zufällig vom. Körper weggefommen 
feyn möchten, Aber eine genauere Unterfuchung, belehrte mich, 
daß das Thier nicht allein ein ermachfenes, fondern auch von fo 
eigenthümlichen Structurverhältniffen war, daß es nothwendig 
als Vorbild. einer neuen. Gattung aufgeftellt: werden müffe. 
Erftens find die Integumente, ungeachtet. der geringen. Größe, 
fo die und feft, daß die inneren Theile ſich nicht zeigen, wo— 
gegen ſelbſt beiden größten. Individuen unfrer- gemeinen Gaprelle 
(€. lobata) der Blutumlauf mit ‚größter Keichtigkeit und aufs 
Vollkommenſte beobachtet werden kann. Daneben hatten ein 
paar W. von etwa 14’ Länge Eyer im Bruftfade; endlich, 
was die Hauptfache ift, vermißte ich. bei allen Sndiv. das Fuß— 
paar des fünften Bruſtrings und konnte erft mittelft des Mi— 
erofcopes und bei günftiger Stellung ein Rudiment deffelben 
entdecen, welches jedoch in der Form auch fo ungebildet erfcheint, 
daß es weder zum Greifen, noch zum Kriechen, mehr benugt; 
fondern eher, in fofern feine unbedeutende Größe ihm überhaupt 
eine Nolle anmeifen läßt, als ein Schwimmwerkzeng oder viel- 
leicht noch annehmlicher als ein Hülfsmittel zum Erneuern des 
die Kiemenblafe umgebenden Waffers betrachtet werden Fann. 


* Das von mir unterfuchte, ziemlich mittelmäßig erhaltene Indiv. 
zeigt Feine Spur von Querbändern, und diefer Bunct ift nad Cuvier 
hinzugefügt worden, ohne daß ich weiß, ob er auch im allgemeinen auf 
alle norwegifchen Individuen paſſe. Uebrigens aber ift die Diagnoſe 
nad) dem vorliegenden Exemplare entworfen worden, 


807 
f} 

Farbe ziemlich dunkel graulihbraun. Form im allgemei- 
nen nichts Auffallendes oder Bezeichnendes darbietend. 

Kopf mittelgroß oder wohl fogar ziemlich groß (etwa von 
4 der Totallänge), ohne jede Spur von Hödern oder Hörnern. 
Obere Fühler etwas über die halbe Zotallänge des erwach— 
fenen Maͤnnchens lang. Bau beffelben mittelftart, Schaft 
etwa 24 mal fo lang als Geißel; 3 Glieder, von denen (mie 
gewöhnlich bei Caprellina) 2tes das längfte, Stes dagegen kuͤrzer 
als 1ftes (ein minder gewöhnliches Verhalten). Geißel etwa 
fo lang, als Ates Glied des Schafts, befteht aus 5 Gliedern, 
deren Fänge 6+3+3+342. Schaft ziemlich ſpaͤrlich mit 
Borften längs dem 2ten und ten Glied verfehen, veichlicher 
zwar die Geißell, doch auch nicht fehr ſtark. Beim erwadhf. 
Weibchen erreihen diefe Fühler nicht die halbe Zotallänge 
(ihre Lange geht 24 mal auf die Totallänge); Schaft nur etwa 
doppelt fo lang als Geifel; diefe von 3 Gliedern, deren Länge 
etwa 54342; 1ftes Glied der Geißel nicht viel kuͤrzer, als 
letztes Glied des Schafts (etwa — 5:6). Bey den Jungen 
beträgt die Ränge der Fühler nicht fonderlich über 4 der Total— 
länge; Schaft doppelt fo lang als Geifel, und feine 3. Glieder 
von Laͤnge wie 444-435; Geißel nur mit 2 Gliedern, 1. 4-H14, 
und 1ftes Glied der Geifel hier länger, als lestes Glied des 
Schafts (etwa =4:3). — 8 der untern Fühler beim 
erwachſenen Männchen von nicht 3 der 2. der obern. Schaft 
dagegen 4mal fo lang als Geißel; Länge feiner 4 Glieder etwa 
244-1111. Geifel 2gliedrig, 1ftes Glied doppelt fo lang 
als anderes, diefes am Ende mit 2 großen, ftarfen, ein wenig 
krummen Dornen, gleihfam Klauen und außerdem mit einem 
Paar Borften. Diefe Fühler haben längs des untern Nandes 
einige Borften, welche aber weder fehr lang, nod) recht dicht: 
ftehend. Beim Weibchen die untern Fühler länger im Vers 
hältniffe zu den oberen, als beim Männchen, ftehen aber in dem: 
felben DVerhättniffe zur Zotallänge tie bei diefem. Länge der 
Glieder des Schaftes ungefähr 2+3547-+8, der der Geißel 
3+2; Borftenbewehrung vielleicht ein wenig ftärfer, ald beim 
Männchen, wogegen von den am Ende der Geifel ftehenden 
Borften feine fo entwidelt find, daß fie mit Klauen zu vergleichen 
wären. Bei den Jungen untere Fühler faſt eben fo lang, 
als obere, und Geifel etwas langer im Verhaͤltniß zum Schafte. 
Länge der Glieder des Schaftes etwa 1-+24+34-4-44, der ter 
Geißel +14. Augen fehr Elein, ungefähr Freisrund und von 
gewöhnlicher Befchaffenheit; Farbe nicht fehr dunkel; jedes bes 
ftehend aus einigen und 20 birnförmigen Linfen. — Mund— 
theile ftark gebaut, aber ohne etwas Ausgezeichnetes in der 
Form. — Kinnbaden ohne Palpen; am Ende mit ftarfen 
Zähnen. — Aeußere Platte des erften P. Kinnladen theilt 
ſich am Ende in 3 fpigige Zähne, die innere dagegen ſchraͤg 
abgefchnitten und mit einigen dornartigen Borften. — Matten 
des zweiten P. Kinnladen ſchmal, etwas zugefpigt, borſten— 
bewaffnet. — Kinnladenfüße, wie gewöhnlich, mit langen, 
ägliederigen, borftenbewaffneten Palpen.  Kinnladenplatten breit, 
etwas oval, mit dornartigen Borften. — Bruftringe zeigen 
weder Hocker, noch Dornen, aber hier und da einige Borften. 
Das wechfelfeitige Kangenverbältnif der Bruftringe unterliegt 
nah Alter und Geflecht einiger Veränderung (f. die Ausmef- 
fungen), wie bei anderen Gaprellinen. — Erftes Fußpaar 
Elein, aber ftar&, ohne etwas Eignes in der Form. Länge der 
Glieder ungefähr 6424243544. Klaue, wie bei andern 
Gapr., am Ende etwas aabelförmig gefpalten und fie ſowohl, ale 
die Hand, mit innerm fehr fein fägeförmigem Rande. Hand 


808 


außerdem, mas auch von dem vorhergehenden Gliede gilt, mit 
verfchiedenen großen und groben VBorften, die zum Theil vielleicht 
Dornen zu nennen, — Zweites Fußpaar beim Männchen 
ziemlich groß; ganz ausgeftrecdt-gedacht, feine Länge wohl faft 
der halben Zotallänge gleich. 8. d. Gl. 943444116412; 
Erftes Glied Feulenformig, Ates und Stes 4eckig; Aes faft ganz 
verfteckt, oder, fo zu fagen rudimentär, Zeckig; tes oder Hand 
groß und breit, mit großem, fonifhem Höcer auf dem innern 
Rande, etwa 4 der Gliedlänge von der Wurzel entfernt, über 
diefem Höcker (oder der Wurzel näher) ein Eleinerer und ftumpfe= 
ter *, Klaue fehr ftark, ſpitzig, krumm, mit ihrer Spitze unge: 
fähr dem erften Höder gegenüberftehend ober zwifchen ihn und 
den lestern hinein paffend. Beim Weibchen ift dies Fußpaar 
etwas Eleiner, 8. d. Gl., etwa 8+2-+2+1048; nur ein 
Hoͤcker auf dem innern Nande der Hand, nehmlich an der Wurzel 
(dem vorfpringenden obern, innern Winkel der Hand), und gerade 
bis zu diefem reicht die. Spise der Klaue. Bei jungen Sn: 
divid. hat dies Fußpaar etwa die Geftalt wie beim Weibchen, 
ift aber verhältnißmaäßig etwas Eleiner. — 8ter und 4ter 
Bruſtring tragen keine Füße, fondern nur Kiemenblafen und 
bei dem Weibchen außerdem Bruffplatten zur Bewahrung der 
Eyer. — Kiemenblafen mittelgroß, regelmäßig oval; letztes 
Paar in Größe oder Bildung vom 1ften nicht abweichend. — 

Bruftplatten des Weibchens groß, dünn, oval, längs des 
ganzen Nandes mit ziemlich langen Haaren. — Das Thiers 
chen merkwürdig machend und die aufgeftellte Gattung allein 
begründend ift der ganz rudimentäre Zuftand des Fufpaares 
des 5ten Bruftringes (Taf. III., Fig. 1.) Diefes ift 
fo flein, daß es fogar ſehr ſchwer zu unterfuchen ift und ich 
nicht ganz gewiß weiß, ob id) es gang genau und vollftändig 
fennen gelernt habe. Es geht ungefähr von der Mitte des 
Nings gegen die Bauchfläche hin ab. Länge kaum 4 von ber 
des Brufteings **; Form faft borftenartig; es fcheint aus zwey 
Gliedern zu beftehen, einem längern Wurzel- und einem fehr 
Eurzen, ftumpf abgerundeten Endgl., welches ein Paar Borften 
trägt. Dicht vor diefem rudimentären Fuße ift ein kleines, 
ovales Drgan angeheftet, melches in der Form ungefähr mit 
den Kiemenblafen übereinftimmt, und fomit vielleicht als ein 
tudimentäred Kiemenglied zu. betrachten feyn Eönnte; aber ich 
habe eg nicht bei allen Individuen entdecken koͤnnen, und mochte 
glauben, daß e8 nur den Meibchen zufomme. — Das $u$- 
paar des 6ften Bruftringes ift beim Maͤnnchen von Länge 
ungefähr 4 der Zotallänge gleich. Form, der bei den Gaprellen 
gemeinen gleichend, ſchlank, aber nicht ſchwach. Länge d. Gl. 
etwa 74255461047; 3tes Glied ein wenig breiter, als 
übrige. Das Fußpaar ift an der innern Seite mit eingen born: 
artigen Borften bewaffner, hat deren aber nur fehr einzelne an 
der aufern Seite. Beim Weibchen fcheint dies Fußpaar ver- 
bältnifmäßig ein wenig länger zu feyn, auch ift das Verhältniß 
der Glieder etwas verändert, obſchon ganz unbedeutend, nehmlich 
etwa fo befchaffen: 6-+2-+4-+6-+8-46, Form übrigens diefelbe. 
Bei den Jungen ift dies Fufp. tie beim Weibchen. — eb: 
tes Fufpaar in Gröfe, Form und wechfelfeitigem Verhalten 
der Theile mit dem. vorleßten ganz übereinftimmend beim M. 
Beim MW. aber und bei den Jungen ift es größer, als das _ 


* Diefer iſt doch eigentlich nur die etwas ſcharf vorfpringende 
Ede der Hand. 

* Der Zuftand diefes Fußpaares it nach meiner Grfahrung mehr 
rudimentär bei den erwachſenen M,, als bei den W. 


809 


entfprechende Fußpaar beim Männchen. — Hinterförper 
fehr Elein, hat (ehe er gepreft wird) die Form eines ſchwach 
vortretenden, drehedigen, zwengliederigen Hoͤckers, oder (beym 
Steffen), da das 1fte Glied am Ende etwas gefpalten, gleichfam 
eines Paars neben einander liegender Höderchen, hinter und 
unter denen ein drittes Hoͤckerchen hervortritt. Sch glaube ein 
Paar rudimentärer, zweigliedriger, plumper Gliedmaafen an der 
Wurzel des Hinterkörpers bemerkt zu haben, bin aber doch keines— 
wegs vollfommen von der Wirklichkeit eines folhen Verhaltens 
überzeugt. — Hier der Character der Gattung 


Podalirius, 


Pedum paria 4 (annuli thoraciei 1mi, 2di, 6ti, et 7mi); 
pedes annuli thor. 5ti prorsus rudimentarii, ungue carentes, 
2-articulati, natatorii (2).  Mandibula palpo destituta. 
Elagellum antennar. inferiorum 2-articulatum; articulo 2do 
dimidiam imi longitudinem aequante vel superante. Duo 
vesicularum branchialium paria distincta (annuli thor. 3tü 
et 4ti). Abdomen minutissimum, 2-articulatum. 

Pod. typicus. P. fuscus, pilosus, capite thoraceque 
inermibus. L. 2’. Hab. in Asteracanthio rubente. 

Fig. 1 tabulae Illae exhibet annulum thor. 5tum cum 
pede rudimentario et vesicula branch. (?) rudimentaria. 

Anftatt daß die 2 neuen, früher von mir. befchriebenen Gat— 
tungen von Caprellina, Aegina und Cercops, mir dadurch 
merkwürdig vorkamen, daß fie eine ftufenweife Annäherung an 
den Ampbipodentnpus darboten, muß die eben genannte Gattung 
dadurch Intereſſe erweden, daß fie ſich noch mehr von den ges 
woͤhnlichen Amphipoden entfernt, als felbit die ©. Caprella. 
Die Kette ifb indeffen dadurch gar nicht unterbrochen, fondern 
nur mit einem neuen Gliede verfehen worden, und ich bin der 
Meinung, daß andere Unterfucher von Meerbewohnern in der 
Folge fie nach beiden Seiten hin vergrößern merden. Der 
Sattungsname hat Beziehung auf den rudimentären Zuftand 
des Fußpaares am ten Bruftringe (Asıgog, gracilis.) 


3% 3= ss = eles 
Ausmeffungen (nad) Linien). <=: FE 32183 
ZotallanganasT.ant. = nern et 
Höhe (Über dem 2ten Bruſtringe) » 4 
Länge des Kopf. 213518 10% 
— des obern Fühlers » er ee 4 in 
— des Schafts defielben - . » zn 24 cH 
— deſſen 1fien Öl. 0 wi.“ 1% np er a en © 
ne N ten bis. ala, For dan | ee] 
ER de mäten NE ik 118 5 & 
— der Geifel des obern Fühles . 6 
— des untern Fühleas 20.00 51 2) 30 | 
— des Schafts deffelben „0441 3214, 
— deffen Sten Öl). 22.0 n « 4.) 5 |380 185 
— — län GR — 4 20 160 100 
— der Geißel der untern Fühler. | 15 | 35 | 3 
Durchſchnitt der Augen 2. 2000 | Br 
Länge der Kinnbaden 2 2 ea 
— des 1ften Kinnladenpaare® 5 
— des 2ten Kinnladenpaares . + 25 
— der Kinnldenfüße . . 4 
— des 1ften Bruftingg . » » 13 |) | 
Haren" ITr Su — 43 |. 


Iſis 1848, Heft 10. 


Dicke und Länge abnehmend. 


- 810 


Ausmeffungen (nad) Rinien), 25/333: 23 
ff g ( & Linien) E3 abe 83 Et 


Länge des Iten Bruftiingg . . .» 4| 2| ı| ı 
— ' den = =: ERYR zu | u 
— 'Tznaten, = = — 2| 4| 4 4 
en ee ET EN 
— = Tten s = 7 a | — 1 1 

"1 — 12 16 20 20 

— = Aften Sußpaars . .. 215 31% 
— = 2ten Sußpaaned » . . 5 3 4 4 
— der Kiemenbl. d. 8ten Bruftingg | | 15 | 5 

Breite diefer Kiemendlae . x... 5 u 5 77 

Länge des Sten Fußpaares.. 5 EI 5 u 
— ee „| 2| 2| 2 
— ERBEN "Tun a ee 
— 2 hinten Soma. » ..: Sl Ku 

d0 | 100 

— der 1ften Bruftplatte des W. . 2 

Breite der Bruftplatte des W. . » 4 


Bemerfung. Die von H. Rathke in feinen Beyträgen 
zur Fauna Norwegens Acta Leop., XX, 1) erwähnten Ca- 
prellae Phasma, acuminifera et scolopendrioides fallen, fo 
viel ich einfehe, fämmtlicy mit Capr. lobata Muell. zufammen, 
welche ich früher befchrieben habe (in diefer Zeitfchrift, Bd. IV. 
©. 596f. Ifis. 1846, ©. 139 ff.) C. Phasma ift das alte 
M.; C. acuminifera fcheint nad) einem jüngern W. befchrieben 
zu feyn und zu der von mit mit 7 bezeichneten Abart zu ge: 
bören, ©, scolopendr. aber (ein junges Indiv.) zu der Abart @. 
Es iſt R. entgangen, daß die Gefchlechter bei den Gaprellen eine 
große DVerfchiedenheit von einander zeigen, daß die Laͤngenverhaͤlt— 
niffe der Fühler und die Anzahl der Glieder der obern Geißel 
fih mit dem Alter verändern u. ſ. w. 


2. Orchestia grandicornis Är. (Tab, I, Fig. 2, a—n.) 


(Aus Verſehen ift diefe Art auf der angeführten Tafel des 
Driginald longieornis genannt worden.) 

Am Strande. bei Valparaifo gefammelt, und dort, wie es 
ſcheint, recht gemein. 

Sie weicht im Bau von dem gewöhnlichen dieſer Gattung 
in verichiedenen Stüden ab und dürfte danach vielleicht als 
Typus einer neuen aufzuftellen ſehn. 

Form. ziemlich langgeftredt, hat aber nichts Ausgezeichnetes 
oder Bezeichnendes, ausgenommen vielleicht Größe und Stellung 
der Augen. Farbe war ein unreines Grün oder in's Grau— 
liche fpielendes Meergruͤn. Länge der größten Indiv. etwa big 
6, ohne die Fühler. 

Obere Fühler (Taf. L, Fig. 2, a) von einer fonft bey 
Orch. ganz ungewöhnlichen Länge, nehmlich über 4 der Totall. 
lang, Über den Schaft der untern Fühler hinwegreichend und 
über die Hälfte von deren Laͤnge betragend, ziemlich ſtark, zuge: 
fpigt oder borftenformig, ein wenig abwärts gebogen. Schaft 
ein wenig Eürzer, als Geißel; feine 3 Glieder ftufenweife an 
Geißel hat 12 Glieder, alle 
länger als did, Ale Schaft» und Geifelglieder am Ende zu 
beiden Seiten mit Borften, welche, ſehr Elein, aber ſtark, zu 
mehreren (am Schafte fogar in ziemlich großer Anzahl) beyſam— 
men fißen, fo daß fie Eleine Büfchel bilden. — Untere Fuͤh— 
ler (ig. 2, b) von nur etwas Über 4 der Zotallänge, nicht 
doppelt fo lang als obere, aber fehr ſtark, und borftenförmig 

a le 


811 


zugefpist. Schaft ganz unbedeutend kuͤrzer als Geißel, oder 
etwa fo lang, wie fie; fein letztes Glied ziemlich viel länger, als 
vorletztes. Geißel hat nur 9 langgeftredte Glieder. Dies 
Paar Fühler ift viel ſchwaͤcher mit Borſten verfehen, als das 
vorige. — Augen ziemlich groß, ungefähr kreisrund, kohl— 
ſchwarz, hochſitzend und dadurch oben in der Mittellinie des 
Kopfs faſt zuſammenſtoßend. — Kinnbacken (2,0) ziemlich 
die und plump, am Ende gekrümmt, ſcheinen durch Abfäge 
gleihfam in 3 Stüde oder Glieder getheilt, von denen die Kruͤm⸗ 
mung oder Spitze das erſte; dieſe ziemlich geſpitzt, am Ende in 
mehrere große Zaͤhne getheilt, gußer einigen kleinern und un— 
deutlichen (2. e**); aus der Wurzel an der innern Seite fendet 
fie einen Eleinen gefpaltenen Theil (Fig. 2 c*) aus, unter wel: 
hem 3 dide, rauhe, ruͤckwaͤrts gefrimmte Borften hevvortreten. 
Mittlereg Stud der Kinnbaden dit und angefchwollen; der 
vordere Theil der innern Seite durch einige Härchen rauh, hint. 
Theil dicht quergefurcht, wodurd eine unebene Kaufläche ent: 
freht. Keine Spur von Palpen. — Oberlippe (2, d) am 
Ende etwas balbmondförmig eingebogen, dicht mit feinen Haaren 
befegt. — Erftes Kinnladenpaar (2, c) ein wenig länger, 
als die Kinnbaden, fhmal, langgeftredt. Hauptſtuͤck endigt mit 
7—8 langen, ftarken, am Ende gefrümmten Borften (koͤnnen 
daher den Namen Haken verdienen); diefe längs eines großen 
Theils des innen Randes dicht bewaffnet mit Sägezähnen 
(Fig. 2, e*). Un der aͤußern Seite des Hauptſtuͤcks geht etwas 
über der Mitte ein fehr Eleines und zartes, wie es fcheint, zwei— 
gliedriges Organ aus, welhes am Ende eine Borſte und an 
den Seiten einige ganz Eleine Härchen trägt, die ihm ein rauhes 
Anſehen geben. Der innere dünne Aſt hat am Ende 2 lange 
Borften, welche fo dicht aneinander fisen, daß fie nur. mittels 
ftarker Vergrößerung von einander unterfchieden werden koͤnnen; 
dieſe Borſten find am Ende behaart. — Unterlippe (2, f) 
tief gefpalten, am Ende ein wenig fehräg abgeftumpft. — 

2tes Kinnladenpaar (2,g) etwas Eleiner, als eufteg, wie 
gewöhnlich aus 2 Platten beftehend, welche nichts eignes, nur 
eine ziemlich dichte Haarbefekung auf ihrer ganzen Oberfläche, 
darbieten. Die äußere am Ende mit einer Quaſte langer Borften 
von gewöhnlicher Form, die innere dagegen mit krummen Borſten 
oder Haken, deren innerer Nand fägezahnig. Innen vor diefem 
Haken eine einzelne, längere Federborfte. — Kinnladenfüße 
(2, h) ziemlich groß, ſehr pfump, und zeichnen ſich vorzüglich 
dadurch aus, daß der drengliedrige Taſter am Ende eine fpigige 
Klaue (ſtatt einer breit abgerundeten Platte, wie bey anderen 
Arten der Gattung) trägt. Die inneren Kauplatten, welche, 
‚Übereinffimmend mit dem gewöhnlichen Verhalten der Gattung, 
faft eben fo weit nach vorn, wie die äußeren, reichen, haben, 
jede, am innern Nande 5 ziemlich lange Federborften und am 
Ende, aufer einigen Fürzeren Sederborften, 3 Eleine Eonifche 
Zähne (2 h*). — Aftes Fußpaar (2, i) Elein (gegen bmal 
in der Totallänge enthalten), aber verhältnifmäßig fehr ſtark, 
doch ohne eigentliche Hand. Länge der Glieder 44+14+2+ 
21-4413. Erſtes Glied an der Wurzel ziemlich dünn, aber 
fehe ſtark Eeulenförmig in der übrigen Länge angefchmwollen. 
Vorderer Rand des Sten faft ganz vom Aten bedeckt, meldes 
fih unten und hinten bedeutend verbreitert. 5tes Glied etwa 
fo lang, wie 1ftes, unten ein wenig breiter, als oben, am Ende 
hinten fchräg abgefchnitten. Klaue Elein, fehr Erumm, fteht un= 
gefähe dem unten Rande des 5ten Gliedes gegenüber. Buͤſchel 
von Furzen Borſten am Ende des hintern Nandes der Glieder 
und ebenfalls beim Aten und Sten Gliede am Ende des vordern 


812 


Randes; endlich ein Paar Borften auf ber Mitte des hintern 
Nandes des erften Gliedes. — 2tes Fußpaar (2, k) groß, 
doch nicht doppelt fo lang, als 1ſtes. Länge der GL 7-+2-+ 
4-H1+1146. 3 erfte Glieder zwar ftark oder fogat plump, 
erfcheinen aber doch, wegen der ungebeuern Entwidelung der 
Hand nah allen Dimenfionen eher als zart. Hand an den 
untern Nand des Iten und Aten Glieds geheftet, dagegen 4tes 
Glied am untern Theile des vordern Randes vom ten liebe 
befeftigt. Ztes Glied langgeſtreckt vieredig; Ende binten uno 
unten ſchraͤg abgefchnitten, 4tes Glied fo Elein und fo zwifchen 
dem Sten Gliede und der Hand verborgen, daß e8 faft gar nicht 
bemerkt wird; iſt viel breiter, al8 lang, und nähert fidy in der 
Form etwas einem Dreiede mit ftumpfem Oberwinkel. Hand 
oval, unten etwas zugefpist; ihre größte Breite etwa von 2 ihrer 
Länge, auf dem hintern Rande, etwa am Ende des erften 
Drittel! feiner Länge, ein kleiner Höder mit 2 £urzen, aber 
ftarfen Dornen, der übrige Theil des hintern Randes mit einer 
Menge Eurzer Borften und Haare. Klaue fehr groß (etwa 
von der halben Dandlänge), ftarf gekrümmt, am concaven Rande 
mit 16—17 fehr Eleinen Borften. Dies Fußpaar im übrigen 
nur mit fehr fhwachen Spuren von Borften. — Steg Fuß— 
paar (2,1) fo lang, wie 2tes, oder nur fehr unbedeutend Eürzer, 
folid gebaut, ohne etwas recht Bezeichnendes in der Form. Länge 
der Glieder 8+2+5+3-+4-+2. Ites Glied ziemlich ſtark 
Eeulen = oder vielleicht eher plattenformig verbreitert; Klaue Elein, 
aber ſtark gekrümmt; kleine Borften zum Theil in Büfcheln, 
bier und da auf allen Öliedern. — 4tes Fußpaar ganz uns 
bedeutend Fürzer, als Ztes, Übrigens ganz mit ihm in Form und 
Verhältniß der Theile übereinftimmend. — 6tes Fußpaar 
(2, m) fo lang, wie 4tes; zeichnet fich durd) den breiten Schens 
fel und die große Menge Dornen auf den meiften Gliedern 
aus. Länge der Glieder 6+2+5+34-+54+2. Schenkel faft 
Ereisformig, fo lang als breit; auf diefem und dem folgenden 
Gliede die ſchwaͤchſte Dornbewehrung. 8tes Glied fehr breit 
unten, mit 3 Dornenbüfcheln auf dem vordbern und 4 auf dem 
bintern Nande; 4tes Glied mit 2 auf dem vordern und 1 am 
Ende des hintern Randes. Stes Glied mit 4 fleinen Dornen: 
büfcheln auf dem vordern Rande und einem Buͤſchel Eleiner. 
Borften oder Haare am Ende des hintern Randes. Klaue 
ziemlich ſtark vorwärts gefrtümmt. — 6tes Fußpaar etwas 
länger, als 5tes, und nad Verhältniß etwas dünner; [Ränge 
d. Gt. 8+2-+7+5-+6+2. Hinterer Rand des Iſten Gliedes 
in der größten Strede dicht mit kurzen Borſten, und hinterer 
Rand des Sten Gliedes mit 5 Borftenbüfhheln. Uebrigeng ſtimmt 
dies Fußpaar ziemlich genau mit dem vorhergehenden überein. — 
Ttes Fußpaar fo lang, als bſtes, oder doch nur fehr unbedeu— 
tend länger. Auch ganz wie diefes in Verhältniffen und Form 
der Theile, — Epimeren mittelgroß; 1ftes Paar (Fig. 2, i) 
70‘ lang, 4" breit bei dem ausgemeffenen Indiv., etwas lang= 
geftredit, unten abgerundet; 2tes Paar ein mwenig breiter, als 
lang, und ein wenig Fürzer, als 1ftes Paar (Länge 3", 
Breite 43), auch unten abgerundet; drittes Paar (%, ) 
770.‘ lang, 2 breit, dem 1ften gleihend, nur ein wenig breiter; 
Ates Paar von Größe und Korm wie Steg, hat alfo nicht ben 
Ausfchnitt der obern hintern Ede, welcher dies Paar fonft zu 
bezeichnen pflegt; 5tes Paar (2, m) fehr breit (39) und Eurz 
75), mit einem Cinfchnitt im untern Nande für die Bewer 
gung der Schenkelplatte, Die 2 folgenden Paare dem Sten 
gleichend, aber Eleiner. — Kiemenblätter Kein (etwatL.), 
oval, an einem Theile des untern Nandes mit einigen Eleinen, 


813 


ein wenig gekruͤmmten Haaren (2, 1*). — Länge des erften 
Paares Schwimmfüße etwa von 1 der Totallänge; Form 
etwa die gewöhnliche; MWurzelftüfd zu den Schwimmäften — 
1:2; Gliederhen in dieſen 12—14. — 2tes und 8tes P. 
Shwimmfüße ganz wenig fürzer, als 1ſtes. — Springs 
füße ſtark, gut mit Dornen bewaffnet; beim 1 Paare Wurzel: 
ſtuͤckk zu den Springplatten ungefähr — 11:9, beim 2ten 
—6:7. 3tes Paar fehr Elein, nur mit einer Springplatte, 
welche breit und ſtark, ein wenig länger, als das Wurzelſtuͤck 
(die Enddornen mitgerechnet), am Ende mit einigen ftarfen Dor— 
nen (2, n). — Schwanzanhang befteht aus zwey dicht 
an einander liegenden, aber gerade bis zur Wurzel getrennten 
Platten von langgeftredter, am Ende abgerundeter Form, ohne 
Spur von Dornen oder Borften (2, n). 

Das, worin diefe Art vorzüglich von dem für die Gattung 
Orchestia feftgefegten Charakter abweicht, ift die etwas größere 
Länge der obern Fühler und ihre veränderte Richtung. Von 
eben fo großer, wenn nicht größerer Wichtigkeit dürfte vielleicht 
die Form des legten Gliedes oder der Klaue vom Taſter der 
Kieferfüße ſeyn. Indeſſen feße ich bis auf weiter dies Thier zu 
den Drcheftien und nenne e8 hinfichtlih der Befchaffenheit der 
obern Fühler 


Orchestia grandicornis. 


Antennae sup. longitudine superänt 5tam longitudinis 
animalis partem, 2plam capitis longitudinem et peduneu- 
lum antennar. inf. Oeculi magni, aterrimi, orbiculares, 
in fronte fere coufluentes. Palpus pedum maxilla- 
rium ungue armatus valid. Pes 2di paris manu 
instructus maxima, ovalis, ad basin marginis post. tuber- 
culo armata 2-aeuleato, nullis vero unguis validissini den- 
tibus. Pedes 6ti 7/mique paris eadem invicem forma 
et longitudinee Abdomen supra laeve, duabus ornatum 
laminis eaudalib. apice rotundatis*. 

Explicatio figurarum. Tab. I., Fig. 2, a, Antenna sup., 
b, inferior, e, Mandibula, d, Labium sup., e, Maxilla 1oris 
paris, f, Lab. inf, g, Max. post. p., h, Pes maxillaris, 
i, Pes 1mi p., k, Pes 2di p., |, Pes Stii p., 1*, Lamina 
branch., m, Pes 5ti p., n, Pedes saltatorii ultimi paris 
cum appendicib. caudal. 


3 Orchestia nidrosiensis Kr. 


Diefe Art fand ic im Sommer 1838 auf dem Strande dicht 
bei Drontheim während der Ebbe, und fie feheint dort häufig 
zu ſeyn. Sonft habe ich fie zwar an der norwegifchen Küfte 
nicht gefunden ; dies kann aber zufällig feyn. 

Form ziemlich ſtark, fonft nichts Bezeichnendes darbietend. 
Länge der größten Indiv. nur etwa 5, — Ob. Fühler 
ziemlich plump, zugefpißt, doppelt fo lang, als der Kopf, von 
etwa 1 der Totallänge und Über den Schaft der untern Fühler 
hinüber reichend (in der Regel, wie e8 fcheint, bis zum Ende 
de3 Sten Gliedes der Geißel diefer Fühler). Schaft faft die 
Hälfte diefer Länge ausmachend oder, mit andern Morten, Schaft 
und Geißel etwa gleihlang (genauer etwa —= 8:9) Die drey 
Glieder des Schafts ftufenweife an Länge und Dide abnehmend 


* Daß diefe Art von Milne-Edwards's Orch. chilensis bes 
ſtimmt verfchieden ift, ergiebt ſich durch DVergleihung der Diagnofe fo- 
gleich. Die Weftfüfte von Südamerika befist alfo minbeftens 2 Arten 
der Gattung Orchestia. 


814 


und am Ende an ber untern Seite jebes mit einem Paar Eleiner 
Borften. Geißel hat 9 Glieder (letztes fehr Elein), welche, 
außer den 2 erften, länger als breit find, und alle £leine, aber 
ftarke Borften tragen. — Unt. Fühler etwa um bie Hälfte- 
oder unbedeutend darüber, länger als obere, ſtark, zugeſpitzt. 
Schaft ganz wenig Eürzer, als Geifel (etwa — 12:13); leg: 
tes Glied etwas länger, als vorleßtes. Geißel bei erwachfenen 
Individuen mit 11 Gliedern. Borftenbemwehrung ungefähr wie 
bei den obern Fühlern. — Augen fehr ſchwarz, Ereistund, 
mittelgroß oder etwas Elein. — Kinnbaden ohne alle Spur 
von Palpen, am Ende mit einem einwärts gebogenen, in 5—6 
Zähne gerheilten Afte; unter diefem ein dünnerer und fpisigerer 
Aft mit mwenigftens 4 Eleinen Zaͤhnen, dicht unter denen die ges 
möhnlichen rauhen Borften und danach ein Kauhöder, deffen 
eigentliche Befchaffenheit ich bei diefer fo wenig, als bei mehreren 
anderen Arten erklären Fann; endlih an der Seite des Kinn» 
badeng ein Eleiner Aft mit 2 Neihen großer Zähne, etwa 6 in 
jeder Neiye. — Kinnladenfüße überaus plump, far be: 
haart, etwa fo lang wie der Kopf, mit langen Kinnplatten. 
Letztes, mit einigen Borften, wie die vorhergehenden Glieder, 
verfehenes Glied der Palpen ift Eonifch und gleichfam ein Mittels 
ding zwifchen Platte und Klaue, doch der Ießtern am ähnliche 
ften. — 1ftes Fußpaar kurz (feine Länge geht über 8mal 
auf die Totallänge), aber fehr ftarf und dit und, was fonft 
nicht der Fall bei dieſer Gattung, mit einer recht deutlichen 
Hand. Länge d. Gt. 6+2+3+3+5-+3. Die 3 erſten 
Glieder ohne Merkwitrrdiges in der Form, aufer ihrer Pump: 
beit; 4te8 erweitert fich hinten in eine Art von Sporn oder ges 
nauer von ſtumpfem Höder, welcher mit gegen 10 kurzen, aber 
ſtarken Borften bewaffnet ift, die ftrahlenformig nach hinten ges 
richtet find. Hand groß (über 1 fo lang, als der Fuß), kurz 
oval oder undeutlich vieredig, auf dem untern und zum Theile 
dem hintern Rande mit Eurzen, ſtarken Borften, und außerdem 
auf der Ede, in welcher diefe zwey Ränder zufammenftoßen, 
mit einem ſtarken Done, welcher fhräg ab» und ruͤckwaͤrts ges 
richtet ift und der Epike der Klaue gegenüberfteht, wodurch ge 
wiffermaafen gleihfam eine Art von unvollkommner Scheere 
entfteht. Klaue greß (ihre Länge etwa gleich der Breite der 
Hand), fehr ſtark krumm. — 2tes Fußpaar etwa doppelt 
fo lang, als erftes, zeichnet ſich durch die bedeutende Größe der 
Hand aus. Länge der Glieder unfähr 10-43-+5+2-+12-H6$. 
1ftes Glied wird fehr breit gegen das Ende oder ift in hohem 
Grade Eeulenförmig, wogegen die 3 folgenden Glieder im Ver: 
haͤltniß zu diefem und zur Hand fehmal find; Ites Glied drey— 
edig oder nach hinten in einen langen, fpisigen Winfel aus— 
gezogen. Hand fehr breit oval (Breite zur Länge etwa =3:4), 
Endrand gleihfam ſchraͤg abgefchnitten, und diefe ſchraͤge Linie, 
welche der Klaue gegenüberfteht, mit 1 Dugend Dormen, auch 
auferdem auf ihrem Ende mit einem kleinern, aber ſtärkern 
Dorne. Klaue groß, krumm, fehr ſtark, aber nicht fonderlich 
fpisig, am innern Rande mit einigen Härchen oder Branfen. Bey 
den Weibchen mird die Hand keineswegs fo groß mie bey den 
Maͤnnchen, von denen nur das oben Angeführte gilt; auch 
ift die Form etwas anders, tveniger breit, aber mit größerer 
Annäherung an das Vieredige, — 8tes Fufpaar ziemlich 
Eurz und von ganz gewöhnlicher Form. Länge der Glieder etwa 
10+3+5-+4+5-+2; 3te8 Glied mehr verbreitert, als bie 
übrigen; Klaue Eurz, aber flarf und krumm. — 4tes Fuß— 
paar wie Ste in Form und Größe. — Stes Fußpaar 
Eurz (etiva von 4 der Totallänge), aber fehr ſtark. Länge der 


815 


Glieder etwa 4+1+2442+3+1. 1ftes Glied etwa fo breit 
als lang, faft £reisförmig; auch Steg bedeutend breit; Klaue 
Elein aber ſtark. Laͤngs dem vordern Rande ftehen auf dem 
Fußpaare ſtarke Dornenbüfchel, fo aud auf dem Ende des hin- 
tern Randes des Zten und Aten Gliedes Borftenbüfchel. — 

Gtes Fußpaar etwas länger, als 5tes, aberin der Form fehr 
übereinffimmend mit diefem. Länge der Glieder etwa 9+2+ 
7464742. Die Borftenbewaffnung längs dem vordern N. 
fcheint nach Verhältniß ein wenig ſchwaͤcher zu ſeyn. — 7tes 
Fußpaar wieder ein wenig laͤnger als 6tes, aber von ihm in 
der Form nicht abweichend — Epimeren bedeutend groß, 
beſonders durch Breite ausgezeichnet. — Kiemenblätter 
dagegen ziemlich klein, ſehr langgeſtreckt oval. — 3 erſte P. 
Bauchfuͤße oder Schwimmfuͤße langgeſtreckt und ſchmal; 
Wurzelſtuͤck etwa von 4 der Laͤnge dieſer Fuͤße, und Ruder, 
jedes aus etwa 1 Dutzend Glieder beſtehend. — 4tes Paar 
oder 1ftes Paar Springfüße nur von etwa der halben 
Länge der vorhergehenden Bauchfuͤße; Wurzelftüd und Spring: 
platten etwa gleich groß; äußere Platte nur mit einem Paar 
Dornen am Ende, innere zugleich mit 3—4 lüngs dem innern 
Rande. — 2 legte Paare Springfüße an Länge abs 
nehmend, aber zunehmend an Stärke des Baues, Übrigens dem 
1ften Paare an Form und Befchaffenheit gleihend; letztes Paar 
jedoh nur mit einer Springplatte. Schwanzanhang 
befteht aus 2 Eleinen, am Ende zugefpisten Platten. — 

Diefe nordifhe Art ſtimmt mit der chilefifchen, O. grandi- 
cornis, in den beyden Eigenthümlichkeiten überein, in denen 
diefe fih vor der regelmäßigen Form der Gattung entfernt; f. 
oben. Aber die Abweichungen find bei ihr nicht fo ftarf aus— 
geprägt, indem die obern Fühler doch nach Verhältniß ein wenig 
Fürzer, als bei O. grand., find und das legte Glied des Zafters 
der Kinnladenfüße nicht fo ausgemacht eine Klaue iftz ferner 
ſtimmt fie mit den übrigen Arten im Verhalten der Augen über: 
ein und macht fomit gewiſſermaaßen einen Uebergang zu dieſen. 
Auf der andern Seite entfernt fie fich etwas, nicht allein von 
der regeltechten Form der Orcheftien, fondern auch von O. grand., 
duch eine mehr entwidelte Hand am 1ften Fußpaare. 


Orchestia nidrosiensis Kr. 


Antennae superiores. 6tam ferme aequantlongitudi- 
nis animalis partem 2plamque capitis longitudinem ; peduneu- 
lum vero antenn. inferiorum superant. Oculi nigri, or- 
biculares, satis parvi. Ultimus palpi pedum maxil- 
larium artieulus conieus vel subconicus. Pes 1mi p. 
manu instructus subcheliformi. Manus pedis 2di latis- 
sima, nullis armata dentib. tubereulisve, spinulis vero 
marginis anterioris. Pes 7mus 6to parum longior, eadem 
vero forma. Abdomen supra laeve, duab. instructum 

aminis caudalib. postice acuminatis. 


4. Orchestia platensis Kr. (Tab. II, Fig. 2, ai.) 


Diefe Art fand ich in fehr bedeutender Menge auf Elippigen 
Uferftellen des La Plata Fluffes dicht vor Montevideo fehr be 
hend umbherfpringend. 

Farbe fhmusig graulichbraun. — Form bei oberflächlicher 
Betrachtung nichts Ausgezeichneted ober Bezeichnendes darbie— 
tend. — Größe felten ober wenig über 6", — Obere 
Kühler etwa fo lang, als ber Kopf oder ein wenig Länger, 
reichen gerade bis zum Ende des vorlegten Gliedes des Schafts 
der untern Fühler, find ſtark, pfriemenförmig oder ſtufenweiſe 


816 


zugefpigt. — Schaft etwas länger, als Geißel (etwa — 17:5); 
feine 3 Olieder etwa gleih lang. Geißel mit 5 Gliedern, 
von denen das erfte das größte, das legte das kleinſte; Schaft 
und Geifel mit kurzen, aber ftarfen Borften. — Untere 
Fühler über 3 mal fo lang, als obere, gegen 4 der Zotallänge 
ausmachend, ſtark zugeſpitzt. Schaft ein wenig laͤnger, als 
Geißel; feine 4 Glieder wachſen ſtufenweiſe, fo daß das letzte 
faſt die Hälfte der Schaftlaͤnge beträgt. Geißel vereinigt ſich 
mit dem Schafte unter einem Winkel, hat 14 Glieder, deren 
Iegtes lang und koniſch; jedes Glied am Ende mit einigen fteifen 
Borſten; Scaftglieder, befonders die 2 legten, mit kurzen Bor— 
fen längs der Seiten, — Augen mittelgroß, ſchwarz, ellips 
tifch, größter Durchmeſſer nad) der Höhe. — SKinnbaden 
von der gewöhnlichen Form der Gattung, ohne Spur von Pal- 
pen. — Aeußere Platte des eriten Kinnladenpaares 
(Taf. I, Sig. 2, a) mit wenigen (7—8), aber fehr ftarfen, 
einwaͤrts gefrummten Dornen, welche längs des innern concaven 
Randes Sägezähne haben ; die innere, fehr fchmale Platte trägt 
am Ende bloß 2 große, einwarts gefrummte Federborften, deren 
Seitenftrahlen kurz, aber fehr zahlreih. — Platten des 2ten 
Kinnladenpaares am Ende dicht verfehen mit ein wenig 
gekruͤmmten Dornen von gewöhnlicher Befchaffenheitz doch die 
innere Platte auf der Mitte des innern Randes mit einer großen 
und ftarken, einwärts gekruͤmmten, federförmigen Borfte, deren 
Seitenftrahlen aber £urz. — Unterlippe (Zaf. I, Fig. 2, b) 
befonders tief gefpalten, am Ende mit feinen, ſehr Eurzen Haa— 
ten. — Hinterer Theil der Kinnladenfüße oder der eigentz 
lihe Kinnladentheil mit den Kinnladenplatten ziemlich fchmal 
und langgeftredt; Palpen dagegen befonders plump und did, 
an der innern Seite mit fehr reichlichen Dornen oder dornartigen 
Borften, an der außern nur mit 1 oder 2 Dornen am Ende 
jedes Gliedes, leßtes Glied vollfommen plattenförmig, Eurz, breit, 
am Ende abgerundet, — Erſtes Fußpaar beym Weib: 
hen (Fig. 2, e*) ziemlich. Elein (etwa = 4 der Totallänge), 
linienförmig. Länge der Glieder etwa 9+3-+44-7+5-2. 

Stes und Ktes Glied an beyden Enden fhräg abgefchnitten, fo 
daß ſie etwas dreyedig werden; 5tes Glied ganz linienförmig 
oder hat feine Handform, fondern ift an beyden Seiten dornen= 
bewehrt (die 3 vorhergehenden Glieder mit dornenartigen Borften 
längs dem hintern Nande, aber wenigen oder feinen auf dem 
vordern). Klaue mittelgroß, did an der Wurzel, ſtark zugefpist, 
krumm. Beym Männken (Fig. 2, e) dies Fußpaar ein 
wenig größer nach Verhaͤltniß (faft von 4 der Zotallänge) im 
allgemeinen plumper und jtärker, und, mas das Ate und äte 
Glied betrifft, von bedeutend veränderter Form. Länge der Öl. 
8+34+5+7-+54+2.  4tes Glied verbreitert fih unten bedeu— 
tend und befommt faft die Form eines Zuderhuts; auch Stes 
Glied wird. viel breiter gegen das Ende und bildet eine abges 
rundete Vorragung, welcher die Klaue gegenüuberfteht. Borſten— 
bewaffnung beym Männchen ziemlich ſchwach oder doc meit 
fhwächer, als beym Weibchen. — 2tes Fußpaar bey den 
Meibchen (Fig. 2, d*) nicht viel länger, als erftes, aber ganz 
eigenthümlich geſtaltet; fcheint nur aus 5 Gliedern zu beftehen 
und ganz ohne Klaue zu feyn. Länge d. Gl. 6+2+2+443. 
Aftes Glied mit fo ſtark converem vordern Nande, daß feine 
Breite feiner halben Laͤnge gleich wird; A4tes bienförmig oder am 
obern Ende zugefpigt, unten erweitert und abgerundet; Stes 
Glied auch etwas birnförmig oder oval, wird es ader gepreßt 
und far vergrößert (Fig. 2, d**), fo fieht man es aus zweh 
Theilen beftehen, einem etwas größern, hintern, untern, birn— 


817 


förmigem und einem vorderneobern, zugefpigten, mit einer Eleinen 
Klaue endigenden, welche wieder aus 2, von einander deutlich 
abgefegten Stuͤcken, Wurzelftüd und Spise (2, d***), befteht. 
Wurzelſtück an der innen Seite mit einigen Efeinen Borſten, 
über demfelben an der Aufern Seite ein Kleines Büſchel von 
fehr dicht ftehenden Borften; der hintere bienformige Theil faſt 
auf der ganzen Oberfläche mit ziemlich) großen Borften; hins 
ſichtlich der übrigen Glieder ftehen auf dem vordern Rande des 
Aften 16-17 £urze Borften, dem hintern Rande des 2ten 3, 
und dem des Zten 5, endlich auf dem vordern Nande des 4ten 
ebenfalls 5—6. Ztes Fußpaar des Männdens (Fig. 2, d) 
verhält fich ganz anders; ift abfolut und auch im Verhaͤltniß 
zum AIſten Fußpaar größer; Länge d. Gl. 1243423413 
14-49. 1ftes Glied von gewöhnlicher Form, etwas keulenfoͤr⸗ 
mig, Ates und Ztes haben nichts Bemerkenswerthes in der Form ; 
4te3 überaus Eurz, aber dagegen befonders breit (etwa doppelt 
fo breit, als lang), etwas unregelmäßig dreyedig; ätes oder 
Hand ungemein. groß, breit (Breite zur Länge ungefähr —5: 7), 
flachgedruͤckt, fcheibenförmig, ohne Zähne auf dem untern-hintern 
Rande. Klaue überaus groß, krumm, dünn, fpisig, mit fehr 
Eleinen Borften längs dem innern Rande. — tes Fußpaar 
etwa fo fang, als 2tes (beym Meibchen ungefähr eben fo lang, 
beym Männchen, bey welchem das 2te Fußpaar ſtaͤrker ent 
wickelt ift, ein wenig Eürzer), ziemlich. langgeftredt und dünn, 
übrigens ohne etwas Auffallendes in der Form; Länge der Gl. 
12+34+745+5-+2};. Klaue ziemlih krumm und fpißig; 
alle. Glieder mit Dornen oder dornartigen Borften, befonders 
4tes und 5tes. — Ates Fußpaar nicht bedeutend vom Sten 
abweichend. — 5tes Fußpaar mittelgroß, von gewöhnlicher 
Form, nur durch feine ſtarke Dornbewehrung ausgezeichnet. L. 
d. St. 541434434311. Aftes Glied fcheibenförmig, 
oval, am vordern Nande mit 3—4 Dornen, längs der hintern 
mit ſehr Eleinen Borften; 2tes mit einem Paar Dornen am 
Ende des vordern Nandes; Ites kurz, Eeulenfürmig oder gegen 
das Ende breiter, längs beyder Seiten mit Dornen, von denen 
ein Paae am Ende länger, als die übrigen; Ktes weniger an 
Breite zunehmend, als Ites aber noch ftärfer, als diefes, bewaff- 
net; 5tes linienförmig, mit 4 Eleinen Ausſchnitten am vordern 
und 3 am. hintern Nande, von welchen Ausfchnitten Büchel 
von Eleinen Dornen ausgehen. Klaue ziemlich fpisig, am Ende 
ein wenig gekrümmt. — Gtes Fufpaar viel länger, als ätes 
(etwa 4 mal), aber nach Verhaͤltniß dünner, übrigens im We— 
fentlihen. eben fo befchaffen. Länge der Glieder 713-454 
5+6-+14. 1ffes Glied mit Fleinen Borften längs des vordern, 
tie längs des hintern Randes, die Borften werden fogar dorn— 
artiger auf dem hintern, als vordern Rande, 5tes Glied mit 5 Ein: 
fhnitten längs jedem Rande. — Ttes Fufpaar beim W. 
(Fig. 2, e*) mie 6tes in Länge, Form und Gliederverhalten, 
nur bhinterer Rand des 1ften Gliedes deutlich dornenbewehrt, 
vorderer Rand fein ſaͤgezähnig. Beym Männden (2, e) 
4te3 Glied ganz angefchwollen, wird fomit faft fo dick, wie Steg, 
und alfo im Verhältniß zum Sten Gliede auffallend did. — 
"Epimeren groß; 1ffe unten abgerundet und ein wenig ſchmä— 
ler, längs dem Rande mit Dornen; 2te (2, g) fo lang, als 
hoch, unten abgerundet und breiter als oben, längs dem Rande 
mit fehr Eleinen Borften, hinterer Rand ein wenig unter der 
Mitte in eine ruͤckwaͤrts gerichtete Spike ausgezogen. Ste Epis 
mere ziemlich vieredig mit abgerundeten Eden. 4te mit hint. 
Rande in der Mitte in eine Spise ausgezogen; Borften des 
untern Randes fehr Elein. Ste länger, als hoch (S 8:5), unten 
Iſis 1848, Heft 10, 


i 818 


tief eingefchnitten.  Beyde letzte Paare an. Größe abnehmend, 
ohne doch gerade Klein zu werden. — 1ftes Paar Kiemen: 
blätter (Fig. 2, f) fehr langgeftredt, ſchmal (etwa 6mal fo 
lang‘, als breit), fhlangenformig gebogen, 2tes Paar etwa 
halb fo lang, als 1ftes, oval, ohne Spur von Biegungen; mit 
diefem Paare flimmen die folgenden ungefähr in Form und 
Größe überein. — Bruftplatten des Meibchens fehr lange 
geftrecdt oval (4 mal fo lang, als breit) am Rande mit langen 
Borften. — Schwimmfüße mittellang, alle 3 Paare gleich 
lang, ziemlich zart, Grundtheil und Ruder etwa gleich groß; 
legtere mit 12 Gliedern, und mit feinen Federborften. — Iſtes 
Paar Springfüße etwa fo lang, wie die Schwimmfüße, 
mit vielen und ftarfen Dornen. Wurzelſtuͤck und Springftacheln 
etwa gleich lang, wenn die Enddornen der letztern mitgerechnet 
werden; im entgegengefegten Falle Springftacheln nur von etwa 
2 der Länge des Wurzelſtuͤcks — 2tes Paar Springfüße 
nur etwa halb fo lang, als 1ftes, und verhältnißmaßig ſtaͤrker, 
zeigt aber daffelbe Verhältniß zwifchen Wurzelftüd und Springs 
ftahen. — Stes Paar Springfüße (2, h) nicht halb 
fo lang, als 2tes, und nur mit einem Speingftachel, welcher, 
den Enddorn mit gerechnet, Länger ift als das Wurzelſtuͤck, dies 
aber viel dicker und ſtark dornbewaffnet, wie der Springftachel. 
Schwanzanhang (2, i) befteht nur aug einer, etwas zus 
gefpisten, am Ende flach abgerundeten oder faſt abgefchnittenen, 
dornbewaffneten Platte. 

Sn hohem Grade bemerkenswerth ift es bei diefem Thiere, 
daß, während das Miünnchen eine Occheftienform darbietet, das 
Meibchen vielmehr ein Talitrus wird, in fo fern fein 2tes Fuß: 
paar Fein Eräftiges Greifwerkzeug bildet. Auf der andern Seite 
ift aber das erwähnte Fußpaar fo eigenthümlich, daß es faſt zum 
Aufftellen einer neuen Gattung auffordern koͤnnte. 

Folgendermaafen fcheint die Are diagnofkieiert werden zu Eönnen 


Orchestia platensis. 


Antennae sup. capitis longitudinem aequant aut pa. 
rum superant apicemque penultimi antennar. inf. articul! 
attingunt. Antennae inf. ter et ultra superiorib. lon- 
giores, vix Stiam longitudinis animalis partem aequant; 
pedunculus flagello parum longior. Oculimedioer. magnit., 
elliptiei, nigri. Pedes 1mi p. medioeres (3 —4 longi- 
tudinis animalis complentes), robusti, ungue satis magno. 
Manus pedis 2di maxima, latissima, nullis dentib, tu- 
berculisve marg. posterioris aut unguis. Pes 6tus 
7musque invicem eadem longitudine 5to multo longiores, 
eadem vero forma. Abdomen supra laeve. Stylus ter- 
minalis pedis abdominalis 6ti articulo basali longior, 
Lamina caud. lata, truncata, aculeis marginis post. 6 
binisque marginum lateralium. Branchia ima elongata, 
graeilis, vermieulariter sinuata; reliquae ovales, non sinua- 
tae. Epimerum 2dum postice ineisura semilunari, 

Femina differt a mare 1. primo pede graciliore, 
apieibus artieuli 4ti ötique non dilatatis; 2. articulo 7mi 
pedis 4to angustiore; 3. insigniter vero pede 2do, un- 
guem monstrante prorsus rudimentarium, manuque prehen- 
sili minime iustructo. * 

Explicatio figurarum. Tab. I, Fig. 2, a, maxilla prioris p., 
b, Labium inferius, c, Pes imi p. mas, ec, Pars pedis 
1mi p. fem, d. Pes 2di p. mas, d*, d**, d**, Pes 2dip. 
mas, e, Pars pedis 7mi p. mas, e*, Pars pedis 7mi p. 


819 


mas, f, Branchia ima, g, Epimerum 2di ann. thor., h, Pes 
abdominalis ultimus, i, Appendix caud. 


5. Talitrus tripudians Är. (Tab. III, Fig. 2, a—e.) 


Bon diefer Art, der einzigen mir bisher zu Geſicht gekomme— 
nen, fing ich 2 meiblihe Indiv. beym Hirsholm im nördlichen 
Kattegatt. 

Länge vom Stirnrande bis zur Schmanzfpige etwa 6, — 
Form ziemlich did, drehrund, mit glatter und abgerundeter 
Ruͤckenfläche. — Farbe des lebenden Thiers habe ich anzu= 
zeichnen vergeffen. — Obere Fühler (dig. 2, a) veichen 
ungefähr bis zum Ende des vorlegten Gliedes des Schafts 
der untern Fühler, oder gehen etwa 10 mal auf die Totallänge, 
find plump, pfriemenfoͤrmig. Schaft mindeftens doppelt fo 
lang, als Geißel, alle feine Glieder etwa gleich lang, aber fehr 
ſtark in der Die abnehmend. Geißel 6gliederig; Uſtes Glied 
etwa eben fo lang, als die 2 folgenden zufammen: alle Glieder, 
auch die des Schafts, mit Eurzen (zum Zheil dornartigen) Bor: 
ften. — Länge der untern Fühler nicht viel über 4 der 
Totallänge, ſtark, ſchnurfoͤrmig. Schaft und Geißel faſt gleich 
fang, oder erfterer doch nur unbedeutend länger; fein Ates GI. 
etwa —=4 der Känge diefer Fühler, und verhält ſich zur Länge 
des sten Gliedes etwa — 3: 2. Geifel wegen Kürze und 
deutlichen Vorſpringens der Glieder perlfchnurähnlih; nur am 
außerften Ende fpigt fie ſich merkbar zu, befteht aus 21 Glie— 
dern. Schaft und Geißel mit vielen kleinen Borſten. — 
Augen mittelgroß, ſchwarz, etwas elliptifch, oder mit ſchwacher 
Annäherung an Nierenform, Höhendurchmeffer der größere. — 

Kinnbaden ſtark, von der regelmäßigen Form der Gattung 
(find ohne alle Spur von Palven). — Die 2 Lappen ber tief 
gefpaltenen Unterlippe am Ende faft ganz gerade abgeſchnit— 
ten. Ueußere Platte des 1ften Kinnladenpaares mit 
2 Reihen fehr großer, ſtarker, einwaͤrts gekruͤmmter und am 
innen concaven Rande fägeförmiger Dornen; jede Neihe mit 
etwa 7-—8 Dornen, und die eine Meihe fo weit unter der an— 
dern, daß fie kaum mit den Spitzen deren Wurzel berührt. 
Innere Platte befonders fchmal und am Ende nur mit einer 
einzigen, einwärts gefrümmten, starken Federborfte (mit fehr 
Eurzen Seitenborften). — 2tes Kinnladenpaar am Ende 
fehr dicht mit einfachen, dornartigen Borften (wie bei der Gat— 
tung Orchestia) befegt, und aus der Mitte des innern Randes 
der innern Platte geht außerdem eine einzige, große, einwaͤrts⸗ 
gekruͤmmte Federborfte aus. — Kinnladenfüße ziemlich 
groß, fehr plump in alten Theilen; letztes Glied der Palpen, 
vom regelmaßigem Verhalten oder der Form einer ſtumpf abge 
runderen Platte, trägt an der Innern Seite eine große Menge 
dornartiger Borften, welches auch der Fall mit den vorhergehens 
den Öliedern und mit den eigentlichen Kieferplatten; dag innere 
Paar von diefen außerdem am Ende mit 3 ftarken, Eonifchen 
Zähnen, und die Borften find wenigſtens zum Theile federför- 
mig oder mit fehr Eleinen Geitenborften verſehen (2, b). — 

1ftes Sufpaar (ig. 2, ce) ftark, faft pfump, von etwa 4 der 
Zotallänge. Länge der Glieder 84344461442. Iftes 
Glied keulenfoͤrmig, 2tes auf gewöhnliche Art gekruͤmmt, Ztes 
dreyedig, auf der untern oder hintern (größten) Seite iconver, 
4tes etwas zuderhutförmig oder am oben Ende zugefpißt, Htes 
ziemlich flahgedrüdt, wie die vorigen, zugefpist oder ſchmaͤler 
am untern Ende; Klaue kurz, aber ſtark (an der Murzel faft 
fo dit, wie dag Ende des vorhergehenden Gliedes), Eonifch, krumm, 
am Ende fehr fpisig. Dies Fufpaar ift mit vielen, aber größten: 


820 


theils fehr kurzen Borften befegt. — Ates Fufpaar (Fig.2,d) 
wenig Eürzer, als 1ftes, ſehr zufammengedrüdt, nur mit 5 beuts 
lichen Gliedern, indein die Klaue ganz rudimentär wird, Länge 
der Glieder 1043424544. 1ftes Glied von breiter, ovaler 
oder langgeſtreckter Scheibenform mit der Spige nad oben; 
Breite zur Länge etwa — 2:5; 2ted Glied Länger geſtreckt, 
als im allgemeinen; Stes unregelmäßig vieredig, AKtes unregel- 
mäßig oval, Spike nach oben, vorderer Rand regelmäßig comver, 
hinterer unregelmäßig, aber vielmehr; 5tes oval, in eine vordere, 
fehr fhmale, unten zugefpiste Abtheilung und einen hinteren, 
converen, nicht bloß breitern, fondern auch längern Theil, wel— 
cher breit abgerundet endigt, getheilt. Beym Preffen dieſes Gl. 
bemerkt man bei ſtarker Vergrößerung (Big. 2, d*) die Eleine 
Klaue, mit welcher der vordere zugefpißte Theil endigt. Diefe 
Klaue, welche bei weiten nicht bis zum Ende des Gliedes reicht, 
ift ſehr ftark gekrümmt und gleihfam in einen dickern Wurzel: 
theil und den Haben abgefest. Bey geringerer Vergrößerung 
bemerkt man an diefem Fußpaare Eaum andere Vorſten, als 
7—8 Eleine lüngs dem vordern Nande des 1ften Öliedes; bey 
ftarfer Vergrößerung eine Menge am hintern Theile des legten 
Gliedes der Länge nach an den Seiten hinab, 2 ftarfe am vor— 
dern Nande diefes Gliedes dicht über der Klaue, werfchiedene 
auf diefer felbft u. fe w. — 3tes Fufpaar ganz unbedeu— 
tend länger, al8 die 2 vorhergehenden, von gewöhnlicher Form 
und mittelmäfiger Stärke. 8. d. Gl. 8434544441424. 
Klaue ziemlich gerade; ihre Spige etwas ſtark vom Wurzeltheil 
abgefegt, und die Zrennung ferner durch eine Eleine Borſte be= 
zeichnet (2, e). ine große Menge Dornen oder dornenartiger 
Borften befonders auf dem hintern Rande des 2ten, Iten und 
4ten Gliedes und auf beyden Seiten des Sten. — 4tes Fuß— 
paar fürzer, als Stes (ja felbft als 2tes), aber viel plumper, 
Länge der Glieder 842444843414. Klauenſpitze hier 
noch viel ftärfer und deutlicher vom Wurzeltheil abgeſetzt. — 

5tes Fußpaar das fürzefte, obgleich nur wenig kürzer, als 
4tes; plump, 2 legte Glieder ausgenommen, Länge der Glieder 
5424343431414. 1ftes Glied ein wenig breiter als l., 
faft £reisformig, unten ausgeſchnitten; Ates ebenfalls ein wenig 
breiter als lang, unregelmäßig vieredig; 8tes ſo lang, wie breit, 
ein wenig [chief vieredig; 4tes etwa 4 mal fo. lang ‚als breit, 
das linienförmige Ste etwa 3 mal fo groß; Klaue Stark, ziemlich) 
gerade, ſpitzig. Viele und große Dornen bewaffnen dies Fuß: 
paar. — 6tes Fufpaar ziemlich, viel-länger, als als «alle 
vorigen, aber verhältnifmäßig meit zarter gebaut, als 6tes. L. 
d. GL. 842464747424. Die Form übrigens ohne etwas 
Bemerfenswerthes; Dornbewaffnung far, — Ttes Fuß- 
paar fo lang, als 6tes oder höchft «unbedeutend länger, , Laͤnge 
der Glieder 9+2+7 4764-24.  1ftes Glied, welches beym 
6ten Fußaar oval und länger als breit, ift, bier fo lang ale 
breit, faft kreisfoͤrmig. Uebrigens Form etwa dieſelbe— Epi= 
meren mittelgroß, von gewöhnlicher Form; unterer" Rand mit 
febe Eleinen Dornen oder dornartigen Borſten. — Kiemen— 
biätter Elein, langgeſtreckt, ſchmal. So aub die Bruft- 
platten.des Weibchens. — Schwimmfüfe, etwas. zart, 
übrigens ganz ‘von gemöhnlicher Form, unter einander gleich, 
MWurzelftüc fo lang wie die Schwimmruder. — 1ftes Paar 
Springfüße fehr lang (nur wenig Fürzer als die Schwimm— 
füße); Wurzelſtuͤck verhält fich zu den Springſtacheln an Länge 
—=8:5 oder, die Enddornen mitgerechnet, etwa —=8:6. Außer 
dem Enddornen haben die Springftacheln fowohl, als das Wur— 
zeftüd einige Dornen längs den Seiten, — 2tes Baar 


821- 


Schwimmfüfe viel kuͤrzer als 1ftes, plumper, Wurzelftüd 
und Springftacheln etwa gleich lang (der innere Springftachel 
ganz wenig Länger, der Äußere ein wenig fürzer ala das Wurzels 
ftüd). Dornenbewaffnung ſehr ſtark, befonders am innern 
Springftachel, welche 2 Reihen, jede von 5—6 Dornen, außer 
den Eurzen Enddornen, hat. — 8tes Paar Springfüße, 
welches, wie gewöhnlich bei der Gattung, nur einen Springs 
ſtachel hat, ift, den langen Enddorn abgerechnet, nicht halb. fo 
lang als 2tes, hat aber mit dieſem mehr als deffen halbe Länge. 
Wurzelftü unbedeutend länger als Springſtachel, und diefer 
nicht doppelt fo lang, wie der Enddorn. Beyde Glieder längs 
der Aufern Seite mit Dornen (zufammen 10). — Schwanz 
anhang breit, kurz; hinterer Nand flach ausgefihnitten, oben 
mit einigen großen Dornen. 


Daß diefe Art verfchieden von dem von Milne Edwards 
abgebildeten Talitrus Saltator (Hist. d. Crust., Pl. 29. Fig.1—3) 
und von Desmareft’s F. Locusta (Cons. sur les Crust,, 
Pl. 45, Fig. 2) fei, erachte ich nicht für zweifelhaft und meine, 
daß die unten folgende Diagnofe fie hinreichend von diefen, wie 
von T. Beaucoudraii Miln. Edw. und T. Cloquetii Sav. 
unterfcheiden werde. Dagegen fest mich die Kürze, mit welcher 
M. €, den T. brevicornis E. M. und T. platycheles Guer. 
erwähnt, außer Stand, mich hinlaͤnglich auf diefe zu bes 
ziehen, befonders da ich Feinen Zugang zu dem Werke habe, in 
welchem die Guerin’fche Art abgebildet fteht. (Exped. sc. 
d. Moree.) M. €. ſieht e3 ale gewiß an, daß fein T. Sal- 
tator und Desmareft’s T. Locusta identiſch feien, und es 
ift möglich, daß dies wirklich der Fall fen; aber gewiß ift es, 
daß feine Abbildungen fo abweihen, daß man fie nach diefen 
für 2 beftimmt verfchiedene Arten halten möchte. Ueber die von 
Klein und Pallas abgebildeten Arten fcyeint es mir ſchwer, 
eine beftimmte Meinung zu faffen. 


Sch erinnere hier daran, daß ih) von der eben befchriebenen 
Art nur Weibchen gefehen habe. Es ift in der Vergleichung 
der merkwürdigen Form des 2ten Fußpaares bei den Meibchen 
der Orchestia platensis alle Urſache zu der Annahme vorhan— 
den, daß diefe Form auch hier bloß das Gefchlecht, nicht die Art, 
bezeichnen; und daffelbe ift wahrfcheinlich der Fall bei Guerin’s 
Talitrus platycheles. 


Talitrus tripudians Kr. 


Antennae inf. medioeris longitud. (3tiam longitud. 
partem a margine frontali ad apicem appendieis caud. 
parum modo superantes), flagello 20-articulato, peduncu- 
lum longitudine vix aequante. "Oculi subelliptiei, nigri. 
Pedes 1mi 2dique p. eadem ferme invicem longitud. 
(imum p. paulo tamen longius), 3tiam longitudinis ani- 
malis partem ferme ‚aequantes; 2dum p. (apud feminam) 
ungue instructum prorsus rudimentario; 4tum pedum p. 
2do brevius; 5tum p. brevissimum, femore latissimo, ferme 
orbieulari. Epimerorum margo inf. setis armatus bre- 
vibus. Pes 1mus:'saltatorius (v. pes 4tus abdominalis) 
pedib. natatoriis parum modo brevior. 


Explicatio figurarum. _ Tab. III, Fig. 2, a, Antennae 
sup., b, Lamina interior pedis maxillaris, c, Pes imi p., 
d et d*, Pes 2di p., e, Pars pedis 8tü p. 


822 


Gammarus anisochir*) Kr. (Tab. II, Fig. 1, a—p.) 


Scheint einer der gemeinften auf der Nhede von Rio Saneito 
zu feyn. Sch erhielt ibn aus 6—7 Faden tiefem Modergrunde. 


Länge (vom Stirnrande bis zur Spike des Schwanzan- 
bangs) faum, wie eg feheint, über 6", Jedenfalls war dies 
das Marimum meiner Individuen. — Farbe des Lebenden 
Zhiers untein graugelb. — Das Bezeichnendfte in der Form 
(außer den großen Schreren des Maͤnnchens) find die Zange und 
Dünne der Fühler, die Zähne des Hinterförpers auf der Rüden: 
flüche der Ninge und die große Menge von Borften, mit twels 
hen die allermeiften Organe verfehen find. — Kopf von ge: 
möhnlicher Form und gewöhnlihem Verhalten. — Obere 
Fühler (Fig. 1, a) bedeutend lang (faft von & der Total: 
länge vom Stirnrande bie zur Spitze des Schwanzanhangs), 
aber dünn und borftenfürmig. Schaft über halb fo lang, als 
Seißel (etwa = 3:5); 1ftes Glied bedeutend dicker als 2teg, 
aber Eürzer, etwas angejchwollen in der Mitte; 2tes ganz linien= 
fürmig, Ztes ebenfalls, aber kaum 4 fo lang, ‚als 2tes; die fa- 
denförmige Geißel aus mehr als 40 Gliedern beftehend **, 
deren erfte faft fo lang, wie die 3 folgenden zufammen; Glieder, 
mit ein paar Ausnahmen, viel länger, als breit, Neben— 
geißel verhaͤltnißmaͤßig lang (über 4 der Länge der Geißel, 
und bis zum Ende von deren Item Gliede reichend), aber dünn, 
6gliederig, Glieder fehr langgeftredt. Borftenbekleidung auf allen 
Theilen der Fühler ſehr reichlich, felbft auf der Mebengeifel; 
1ftes Glied des Schafts außerdem mit 3 großen Dornen an 
der Unterfeite. — 2tes Paar Fühler lang, obfchon ein 
wenig fürzer, als das obere, ebenfalls zart von Bau und teich- 
lich borftenbefegt. Länge des Schafts zu der der Geißel 
— 3:2; Länge der Glieder des Schafts etwa 14424717; 
Stes Glied, alſo längftes, doch wenig länger, als Ates. 1ftes 
und 2teg verhältnißmäßig ziemlich ſtark; vom Ende des 1ften 
geht an der untern Seite ein ſehr großer und ſtarker Dorn aus, 
welcher faft bis zum Ende des 2ten Gliedes reicht, und hinter 
ihm ein viel kuͤrzerer, aber nach Verhältniß dickerer (Fig. 1, b); 
Stes und Ltes Glied ganz linienförmig. Geißel mit gegen 
20 Gliedern, — Augen mittelgroß oder ziemlich Elein, fchwarz, 
faft Ereiseund. — SKinnbade (Fig. 1, ec) von gewöhnlicher 
Form; der vorder:innere Winkel ſtark ausgezogen, zart, in 3 oder 
vielleicht 4 Eleine Zähne getheilt;z dicht hinter und innen von 
diefen ein großer, durchfichtiger, hornartiger Dorn (faft meſſer— 
blattförmig); hinter ihm 10 dichtſtehende, größtentheils ruͤck— 
waͤrts gekruͤmmte Borften. Hornhoͤcker, hinter diefen Borften 
ftehend und weiter zurück und mehr von der-Ubrigen Kinnbade, 
als gewöhnlich der Fall if, ifolirt, fendet aus feinem vordern= 
innern Winfel eine Eleine krumme Borfte aus, und fein ganzer 
innerer Rand ift mit nadelformigen Zähnen dicht befegt. Palpe 
ein wenig länger, als SKinnbade, aber fehr zart; das Eleine 
Grundglied am Ende der innern Seite mit einem Dorne; die 
2 folgenden, etwa gleich lang, tragen, jedes, längs dem innern 
Rande etwa gegen 10 Borften, von denen die auf den 2 Glies 


* "Anrıcos, ungleich, zeio, Hand; wegen Befchaffenheit des 2ten 
Tußpaares, welches anders beym Weibchen, als beym Männchen, und an— 
ders beym legtern an der linfen, als an der rechten Seite gebildet ift. 

** Ben den allermeiften Individuen find diefe Fühler unvollftändig 
wegen ihrer Dünne, welche verur acht, daß die Geißelfpige leicht abbricht. 
Es wird danach fhwierig, ihre Länge und die Anzahl der Geißelglieder 
beftimmt fennen zu lernen. In der citirten Figur iſt nur ein Theil ver 
Geißel vorgeftellt, 


823 


dern zum Theil ſchwach federförmig find. Stes Glieb der Pal- 
pen dünner als 2tes, und ein wenig zugefpigt, — Unteclipple 
(Fig. 1, d) vorn breit abgerundet, tief gefpalten, an den Seiten 
in eine geradeaus gerichtete Spitze ausgezogen. Die längs den 
Kindern der Spalte dicht ftehenden Borften verhältnigmäßig 
groß, ſtark (vielleicht fogar paffender Dornen zu nennen), tüc- 
wärts geftimmt. — Aftes Kinnladenpaar (Fig. 1, e) 
von eben nicht ungewöhnlicher Form; letztes Glied der aͤußern 
Platte am Ende mit einer Neihe ein wenig einwaͤrts gekruͤmm— 
ter Dornen, zwifchen denen einige ſtarke Zähne, und mit einer 
Reihe Dornen, welche größtentheils gabelförmig Sfpaltig find 
(1, e*); innere Platte endlich mit 10 fehr feinen, aber ziemlich 
langen Borſten längs dem innern Rande. — 2tes Kinn: 
ladenpaar ganz gewöhnlich. — Kinnladenfüße (Sig. 1,f) 
zeichnen ſich durch Laͤnge und zugleich duch Scmalheit aus, 
indem ihre Breite hinten, oder wo die Aeſte fich vereinigen, 
etwa 41 mal auf ihre Länge geht. Innere odere mittlere 
Kinnladenplatten mit aͤußerm converem, innerm geradem 
ande, etwag abgefchnittenem und zugleich crenulirtem oder mit 
Eleinen Ein- und Ausbiegungen verfehenem Endrande: längs 
dem innern Nande 10 Federborften, welche von der vordern 
nad) der hinten ein wenig an Länge zunehmen, wogegen die 
hinteren weniger deutlich federförmig, als die vordern find; auch 
vom Endrande gehen 10 ein wenig einwärts gekruͤmmte Borften 
aus, oder noch mehrere, find aber Eürzer, als die am innern 
Rande, dicht geftellt, unter fich faft gleich lang, nur zum Theil 
und unbedeutend federformig. Auch 2—3 ftarfe Zähne, gehen 
vom Endrande an deffen innerem Theil aus. Aeußere Kinn: 
ladenplatten faft von der Form der innern, nur Endrand 
abgerundeter, find an der vordern Hälfte des innern Randes 
mit 12 ftarfen Zähnen bewaffnet, welche an Größe von hinten 
nach vorn zunehmen; am Ende tragen fie 5—6 lange, einwaͤrts 
gekruͤmmte, etwas federfoͤrmige Borſten. Palpen lang, Agliedrig; 
Ringe der Glieder etwa 14-3 413.1453 8tes Glied ſehr breit 
am Ende, oder faſt umgekehrt kugelfoͤrmig; 4tes (oder Klaue) 
im Verhältniß zum Zten ſehr dünn; iſt zugleich ſehr ſpitzig und 
ein wenig gekruͤmmt; Spitze der Klaue vom übrigen Theil ab- 
gefest; ihre innere Seite fehr dicht mit außerft feinen und kleinen 
Borften befest. — 1ftes Fußpaar (Sig. 1, g) Elein (nicht 
4 der Zotallänge) umd zart, mit Ausnahme der Hand. Lange 
der Glieder etwa 6+ 2 +2 +44+54+1. 1ftes Glied etwas 
keulenfoͤrmig; 2tes und ätes ziemlich langgſtreckt, übrigens un— 
gefähr von gewöhnlicher Form; Ates langgeſtreckt, umgekehrt 
konifch oder oben etwas zugefpist; Stes oder Hand ziemlic) groß, 
breit, oval, am Ende vorn eine Fleine Verlängerung oder Vor— 
ragung bildend, von welcher die Klaue ausgeht; diefe iſt ziem— 
lich Eurz, ſehr fpisig, ſtark gekruͤmmt, ſcheint aber ſehr wenig 
beweglich zu ſeyn. Alle Theile dieſes Fußpaares mit vielen 
langen Borſten; beſonders gebt eine große Menge dichter Borſten— 
büfchel vom bintern Nande des 4ten und 5ten Gliedeg aus; 
ein Theil des hintern Nandes vom Sten Gliede dicht mit kurzen 
Borften, desgleichen auch einige auf dem hintern Nande ber 
Klaue. — 2tes Fußpaar beym Weibchen in der Haupt: 
ſache von Bau ganz wie 1ftes, aber etwas größer und in ein= 
zelnen Dingen ein wenig verändert. Länge der Glieder etwa 
742424444542. Hand bat alfo an Laͤnge zugenommen, 
ift aber dagegen etwas weniger. breit geworden. Am auffallend: 
ften unterfcheidet fich dies Fufpaar vom Aften dadurch, daß das 
3te Glied nach hinten mit einem Dom oder einer Spitze 
endigt (Big. 1, i). Der rechte Fuß diefes Paares ift beym 


824 


Maͤnnchen fo wie behym Weibchen geftaltet *, mogegen der 
linke Fuß des Maͤnnchens ganz abweichend ift, indem er, ftatt 
mit einer Hand und Klaue (manus subcheliformis) verfehen 
zu feyn, mit einer Scheere von ungeheurer Größe und eigen= 
thümlicher Form bewaffnet ift (1, h). Er ift auch bedeutend 
länger als der rechte **, und die L. d. Gt. etwa 8+1443-+ 
2419-12. Hieraus ergiebt fi, daß die 2 Iekten Glieder 
oder die Scheere den allergrößten Theil diefes Fußes ausmachen. 

1ftes Glied ſtark angefchwollen, etwas Feulenförmig, Ztes in eine 
lange, nach hinten vorragende Spige ausgezogen. Scheere ziem— 
lich did und angefchwollen, aber doch zufammengedrüdt, vom 
übrigen Thiere verfchieden gefärbt; unterer Rand der Palma, der 
unbeweglihe Finger oder Daumen nehmlich, von einer weißen 
Email- oder Porzellanfarbe, die Übrigen Theite derfeiben mar— 
morirt gelblich und purpurroth, von ihrem untern Rande geht 
an der außern Seite zwifchen. dem Daumen und dem unbe- 
weglichen Finger ein Höder hervor, welcher in 3 Zähne oder 
£leinere Hoͤcker getheilt iſt; unbeweglicher Finger dreyedig, mit 
innerem Rande rinnenförmig ausgehöhlt; Daumen, welcher ſich 
an den Finger, innen vor dem erwähnten Stheiligen Köder 
fhließt, lang ſchmal, etwas f&hlangenfürmig gebogen und, wie 
die Finger, ziemlich ftumpf endigend. Alle Theile, des Thiers 
borftenbewaffnet; aber diefer Fuß ganz ohne Borften und Haare**. 

3tes Fufpaar ein wenig länger, als 2tes (wenn eine Rüd- 
fiht auf den Sceerenfuß des Männchens genommen wird), 
langgeftredt und zart, Übrigens ohne etwas Bedeutendes in der 
Form. Länge der Glieder 814454444142. 1ftes Glied 
faft linienförmig, Ztes wenig feulfenformig oder an der Wurzel 
dünner, Ktes und Steg linienförmig, Klaue mittelftarf, am Ende 
gekruͤmmt und fpisig, an der Wurzel ein wenig angefchwollen. 

4tes Fußpaar ein wenig fürzer, als Ites (etwa fo lang wie 
Ates) und nicht ganz fo ſchwach nach Verhaitnif, übrigens eben 
fo geftaltet. — 5tes Fußpaar (1, k) länger, als die vori- 
gen (etwa der halben Zotallänge gleich), aber dünn und lang— 
geſtreckt. Länge der Glieder S+1446-44-63-+2. 1ftes Gl. 
oder Schenkel nicht fcheibenförmig wie fonft meiſtens bei diefem 
Fufpaare, im Gegentheil ziemlich langgeſtreckt, über doppelt fo 
lang, als breit, am Ende gerade abgefehnitten (ohne Einfchnitt 
für das 2te Glied); vorderer Rand mit einzelnen etwas Eurzen 
Borften; hinterer Rand aͤußerſt fein fägezähnig ; Ites Glied ein 
wenig Eeulenförmig, am Ende mit tiefem Cinfchnitte, längs 
beyden Seiten mit Borften, welche unter Eleinen Vorragungen 
des Randes hervorgehen ; folche Vorragungen noch in viel flärs 
kerem Grade an den, Übrigens linienformigen 2 folgenden Gl., 
wodurch die Ränder faft wellenförmig werden ; dieſe 2 Glieder 
find zugleich mit der Klaue, anftatt nach vorn gerichtet zu feyn, 
einwärts gebogen, fo daß die Spige der Klaue ſich fogar ein we— 
nig nach hinten zu wenden fcheint. Klaue ziemlich ſtark, ſpitzig, 
etwas gekrümmt. — 6tes Fußpaar mieder etwas länger, 
als 5tes, noch laͤnger geſtreckt und alle die Verhältniffe, die das 
5te Fußpaar charakterifieren, bey ihm noch ftärfer ausgedruͤckt, 
obfhon es fonft im Mefentlichen ganz diefem Paare gleicht. 


* Sch nehme hier Feine Nückficht auf unbedeutende Verſchiedenheiten, 
wie z. B. daß dag Ate Glied beym Männchen unten fchmäler it, als 
beym Meibchen u, ſ. w. 

* Die untere Zahl in der Nubrik fr dies Fußpaar, oder der Nen— 
ner des Buchs, gibt die Länge für den linfen Fuß, der Zähler für ven 
rechten, an. S. die unten folgende Tabelle über die Ausmefjungen, 

**Auch bey jungen Männchen von Faum 3 Länge ift die linke 
Hand fehon auf die befchriebene Weiſe entwickelt, ; 


— 


. 825 


Länge der Glieder 9H2+9+6+8-+2. Länge und reichliche 
Anzahl: der Borften am vordern Rande des Sten, Aten und 
5ten Gliedes noch viel größer als beym 5ten Fußpaare und 
diefem Theile ein, eigenthümliches Anfehen gebend. — 7tes 
Fußpaar ganz wenig kuͤrzer als 6tes. Länge der Glieder 
827 682. Form und Beſchaffenheit uͤbrigens wie 
beym 6ten*. — Epimeren ziemlich groß, 4 erfte Paare 
vieredig, zeichnen fich durch eine Beſetzung des untern Randes 
mit Borften aus, deren Anzahl und Länge doch ftufenweife von 
den vordern nad den hinten Epimeren abzunehmen fcheint. 
Beym 1ften Epim. (1, g*) geht ein Zahn oder Dorn von ber 
untern hintern Ede in der Richtung nach unten aus. — Kie: 
menblätter aͤußerſt zart, fein und durchfichtig. — Bruſt— 
platten der Weibchen fehr fhmal und langgeſtreckt, alfo 
füglich linienföormig zu nennen. — Bruſtringe alle glatt, 
chne Spur von Kiefen, Dornen oder Zähnen. Bauchringe 
dagegen auf dem hinten Rande mit einer Anzahl ftarfer, ge— 
ade rückwärts gerichteter Zähne. 3 erfle Ninge, jeder, mit 
9 Zähnen, doch mit geringer Verſchiedenheit in deren wechſel— 
feitigem WVerhältniffe; fo am Iften Ringe zuerft 6 Zähne, welche 
etiva gleich groß (1, h; zwiſchen diefen (nehmlich mit 3 von 
diefen jederfeits) und ein wenig weiter zuruͤck ein Eleinerer und 
zu alleräußerft an jeder Seite der 6 Zähne ein ſehr Eleiner, 
faft unbemerfbarer; zwifchen jeglihen 2 Zähnen eine Eleine 
Borfte. Am 2ten Ninge wird der mittle Zahn verhältnigmäßig 
Eleiner, die 2 äußeren dagegen werden größer. Am Sten Ringe 
(1, m) verfehmilzt der aͤußere Zahn jeder Seite fo zu fagen, 
mit dem nächftäuferften, fo daß fie zufammen gleichſam nur 
einen am Ende gabelförmig gefpaltenen Zahn (m*) bilden; 
an diefem Ninge ift ferner zu bemerken, daß feine unten intern 
Eden in einen langen Zahn ausgezogen find, an deffen hinterer 
Seite einige Sägeſtacheln (m**). Ater Ring nur mit 5 Zah: 
nen, 2 großen, ziwifchen denen ein ein wenig Eleinerer etwas 
weiter zuruͤck, und jederfeits einem befonders Eleinen (1, 2); 
am 5ten Ninge nur 2, ziemlich lange Zähne oder Dornen; 
Gfter Ring ſcheint Eeinen zu befigen. — 1ftes Paar Bauch— 
füße mittellang (die Borſten mitgerechnet faft fo lang, wie 
Aftes Paar Bruftfüße), aber ſchwach; Wurzelftüd kaum halb 
fo lang, als Ruder, deren jedes etwa 20 Glieder oder mehr 
beſitzt. Borften diefer Glieder find Federborften (Seitenborften 
jedoch äußerſt fein und Elein) und wie es ſcheint articulirt. 
Z2tes Paar fo groß und fo geſtaltet, wie 1ftes, auch Stes ohne 
irgend eine wefentliche Verfchiedenheit. — 4te8 Paar Bauch— 
füße oder 1ftes Paar Springfuͤße groß, faſt eben fo 
groß wie 1ftes Paar Schwimmfüße, langgeſtreckt und fchmal, 
doch ziemlich ſtark, gut bedornt; Wurzelftüc und die 2 Spring- 
ſtacheln alle 3 gleich lang. Springftacheln ein wenig länger als 
das Wurzelſtuͤck, aber Übrigens etwa eben fo befchaffen. 8tes 
und letztes Paar Springfüße** länger als 2tes, aber kuͤr— 
zer, als Aftes, ſtark, nur mit einem Springftachel, welcher, 
den an der Spise angebrachten großen Dorn mitgerechnet, füft 
doppelt fo lang ift, als das Wurzelftüd (1, 0). Speingitachel 
hat ferner dag Bemerkenswerthe, daß er gleichfam in 4 Glieder 
getheitt zu ſeyn feheint, welches aber nur von Einfhnitten an 


* Es ſcheint, daß der Schenkel der 3 lebten Fußpaare beym Meib- 
chen etwas breiter ſey oder ſich mehr der Scheibenform nähere, als beym 
Männchen, 

Dieß Gliedmaaßenpaar füllt fehr leicht ab, fo daß ich es Faum 
bey einem Individuen unter 10 in Weingeift aufbewahrten gefunden habe. 


Iſis 1848, Heft 10. 


826 


den Rändern da, wo die ſtarken Borftenbüfchel heraustreten, 
herrührt. Dicht an der Seite des Springftachels geht aus dem 
Wurzelſtuͤck ein Eleine, faft linienförmige Platte hervor, welche 
vielleſcht als Nudiment des Aten Springftachels zu betrachten 
(0%. — Schwanzanhang (1, p) befteht aus 2 an ber 
Wurzel zufammenftoßenden Eonifchen Körpern, deren Spitzen ein 
wenig einwärts gekrümmt, und von deren Außerem Rande ein 
Paar Borften ausgehen. 

Ich war etwas geneigt dazu, die Thierchen als Typus einer 
neuen Gattung mit dem Namen Anisochir aufzuftellen; es 
fteht aber der Gattung Gammarus ſehr nahe, oder richtiger, 
das Weibchen ift in jeder Nüdficht ein Gammarus zu nennen, 
während das Mänachen fich bloß darin von diefer Gattung 
entfernt, daß der linke Fuß des 2ten Fußpaares fcheerenbewaffnet 
iſt. Es giebt auch noch einen andern Gammarus (G. appen- 
diculatus Say), bey deffen einem Geſchlechte (welchem, ift nicht 
angegeben, doc) dann unbezweifelt beim männlichen) beyde Füße 
des 2ten Paares fcheerenbewaffnet feyn follen*. Wollte man 
bier demnach eine neue Gattung gründen, fo müßte auch diefe 
Art von der Gattung Gammarus getrennt und entiveder ifolitt- 
hingeftellt oder mit meiner Act verbunden werden, welche gleich- 
fam einen Uebergang zwifchen ihr und den andern Gammari 
macht. Da indeffen ein noch fo augenfälliges und merkwürdiges 
Drganifationsverhalten, welches nur der einen Hälfte einer Art 
zukommt, füglich feine neue Gattung begründen kann, fo bringe 
ich die obige Art zu der an Arten freilich faft allzu zahlreichen 
Öattung Gammarus. 

Bey diefer Gelegenheit muß ich roch bemerfen, daß es nod) 
ein anderes organifches Verhalten gibt, welches vielleicht berech— 
tigte, ſowohl die hier befchriebene, als verfchiedene andere Arten 
(G. podager M Edw., dentatus Kr., brevicaudatus M. 
Edw.) von den übrigen Gammari als eigne Gattung zu trennen, 
nehmlich den Mangel oder den ganz rudimentären Zuſtand des 
2ten Springftahels vom 6ten Paar Bauchfuͤße (Fig. 0*), mel 
her Mangel bei Thieren, deren Bewegung größtentheils in 
Springen befteht, und deren Speingorgange fo ſtark entwidelt 
find, kaum ohne Bedeutung feyn kann und jedenfalls größere 
phnfiologifche Bedeutung bat, als das Verhalten, welches die 
Sonderung der Gattungen Gammarus und Amphitho@ be— 
gründet hat, die Gegenwart oder die Abweſenheit einer Eleinen 
Mebengeißel an den oberen Fühlen. Mas das Unterfcheidungg- 
zeichen betrifft, nach welchem M. Edw. die Gammari in zwey 
Gruppen theilt, nehmlich die runde oder längliche Sorm der Aus 
gen, fo leuchtet es gewiß ein, daß es, nad) feiner geringen orga— 
nifhen Bedeutung, nur eine ganz fünftlihe Aufftellung geben 
ann. Indeſſen kann eine folche freilich ſehr zur Erleichterung 
des Ueberfeheng und Untericheidens der Arten dienen. Vielleicht 
verdiente es jedoch eine genauere Unterfuchung, ob die Form ber 
Augen durch die verfchiedenen Gefchlechter und Alter hindurch), 
fo wie in ber Ausdehnung der Reihe der Individuen, fo be 
ftändig fey, daß man nicht durch Altersveränderungen oder durch 
individuelle Nebergänge von der einen Form zur andern irre ges 


leitet werden koͤnne. 


* G.anisochir und dernordamerifanifche G. appendieulatus fcheinen 
einander fehr nahe zu fliehen; doch unterfcheidet fich der exftere hinreichend 
dadurch, dag bei ihm nur ein Fuß ſcheerenbewaffnet ift, durch kreisrunde 
Augen, durch die Stellung der Klaue am Aften Fußpaare und dadurch, 
daß er Feine ungewöhnliche Entwickelung der blattformigen Anhänge über 
dem 2ten Fußpaare darbietet, 


* 


52 


827 


Gammarus anisochir Kr. 


Elongatus, compressus, dorso tamen rotundato. An- 
tennae pergraciles, longae, superiores inferioribus longio- 
res, animalis lopgitudine 5ta ferme parte breviores, fla- 
gello instructae appendiculari longo (4tam jflagelli veri 
partem longitudine aequante), 6-articeulato. Peduueulus 
antennar. inf. flagello multo longior; 3tius ejus articulus 
4tum perparum superans. Oculi mediocres, nigri, orbieu- 
lares. Pes sinister 2di p. apud marem arma- 
tus chela maxima. Annuli abdominales 5 priores 
dentib. instrueti marginis posterioris transversim positis 
(annulus 1mus, 2dus Stiusque dentib. novenis, 4tus den- 
tib. 5, 5tus 2.) 

Explicatio figurarum. Tab. Il., Fig. 1, a, Antenna 
sup., b, Pars basalis antennae inf., ce, Mandibula, d, La- 
bium inf., e, Maxilla 1oris p., f, Pes maxillaris, g, Pes 
imi p., h, Pes 2di p. maris, i, Articulus 2dus et Ztius 
2di pedis feminae, k, Pes 5ti p., |, Margo post. annuli 
abdominalis 1mi, m, Pars marginis posterioris annuli ab- 
dom. Stii, n, Pars marginis posterioris ann. abdom. 4ti, 
o, ultimus, p, Appendix caudalis. 


Freundſchaftliche Briefe von Guftav Klemm, 
Leipzig bey Teubner 1847. kl. 8. 379, T. 1. 


Diefer Titel läßt vom Innhalte nichts errathen. 8 hätte 
billig heißen follen: über Ethnographie oder Gultur= Gefchichte, 
worüber der Verfaffer bekanntlich ein großes Werk herausgegeben 
bat und zwar gegründet auf eine Sammlung von vielen Zaufend 
Gegenftänden, welche der Verfaffer feit mehr als 25 Jahren 
mit großem Eifer und großen Opfern zufammengetragen hat, 
vorzüglich) in Hinficht der Sitten und der Producte der ver 
ſchiedenen Wölkerfchaften, worauf er feine Eintheilung in die 
paffive und active Menfchenrace gründet. Zu diefer Eintheilung 
enthält feine Sammlung zahlreiche gewiß fehr merkwürdige Be: 
legftücke, wozu auch noch lebendige fommen, nehmlich Menfchen 
faft aus allen WVölferfchaften der Erde, welche feine berühmte 
Sammlung befuhen und ihm Gelegenheit geben zur Beobachtung 
ihrer Verfchiedenheiten und zur Erforfhung ihrer Sitten, Ges 
brauche, Fähigkeiten, Kenntniffe und Arbeiten. 

Menn man die 16 erften Briefe bis ©. 118 über allerley 
Klagen, die wohl hätten wegbleiben koͤnnen, überfchlägt; fo wird 
man in ben cultuchiftorifchen Briefen eine Menge Iehrreiche 
Beobachtungen Über die genannten Gegenftände finden und die— 
felben mit Vergnügen Iefen, Diefe Briefe enthalten eine ges 
drängte Ueberficht oder einen Auszug aus feinem größern Merk 
über die Eulturgefchichte, und werden viel dazu beytragen, biefen 
fo wichtigen Zweig für die Entwidelung der Menfchheit im 
Publicum zu verbreiten und demfelben Freunde und Pfleger zu 
gewinnen. 

Es ift keine trodene Befchreibung der menfchlichen Producte, 
fondern eine fortlaufende Erzählung von Beobachtungen, Neifen, 
Kriegen, Sitten, Vorfüllen uf. bey alten und neuen Völkern, 
bey milden und zahmen. Es möge Niemand verfäumen, wenn 
er nach Dresden fommt, feine Sammlung zu befuchen. 

Die Tafel ftellt das tatuirte Geſicht eines Wilden vor. 


828 


Kunft und Schule. 


Zur deutſchen Schulteform, von Doctor Bernhard Stark, Jena bey 
Frommann. 1848. 8. 36, 


Allerdings ift die Kunft noch nicht ins Leben und Weben 
des Volkes gedrungen wie bey den Alten; fondern fie wird nur 
von Einzelnen erkannt und beſchuͤtzt, auch nur an einzelnen 
Drten etwa bey Kirchen angewendet, und daher auch nur von 
MWenigen ausgeübt. Daß im Volke fo wenig Sinn für die 
Kunft ift, daran ift allerdings nichts anderes ſchuld als die 
Schule. Diefen Uebelftand hebt nun der Verfaffer fammt fei- 
nen fchlimmen Folgen hervor und zeigt mit Enthufinsmus und 
beredter Darftellung die Nothwendigkeit und den Nutzen von 
der Einführung des Kunftunterrichts in den Gymnafien. 

Er entwidelt fehr Elar die Natur und die Zwecke der Kunft- 
gegenftände und zeigt, auf welche Art diefer Unterricht fehr wohl 
noch in unfern Schulen eingeführt werden Eönnte. Da eine 
neue Zeit angebrochen ift, nehmlich die Zeit für die Bildung 
des Volks; fo zweifeln wir nicht, daß die hier gegebenen Vor: 
fhläge werden anerkannt und beachtet werden. 


Drganou der Weltgefchichte 
von Doctor 3. H. Pulte, Cincinnati 1846, 8. 124. (Leipzig bey Köhler. 


In diefem Buche ift wenigftens ein Princip für die Ent: 
wicelungs:Stufen der Menfchheit und mithin für die Gefchichte, 

Sey es richtig oder nicht, fo hört doch die Gefchichte auf, 
ein planlofes Sammel-Surium von zahllofen Vorgängen zu feyn, 
wird ein Organismus mit nothwendigen Entwidelungsftufen, 
erhält ‚mithin Xeben und feßt das Denken an die Stelle des 
Gedächtniffes. 

Abgeſehen von der Schöpfungsgefchichte, von der wir nun 
einmal hiftorifch nichts wiffen Eönnen, wird man den Anfichten 
und Darftellungen des Verfaffers mit Vergnügen und mit Ber 
lehrung folgen. Der Verfaffer parallelifict die Entwickelungs— 
gefchichte des Menfchen mit den Elementen und zugleich mit 
den vier Menfchenaltern. Die Erde entfpricht dem Kinde, das 
Maffer dem Süngling, die Luft dem Mann, das Feuer dem Grei— 
fen. Entſprechende Stufen durchläuft nun die Gefchichte. Die 
Völker werden nach diefen Stufen aufgeführt, ihre Thaten ges 
fehildert und mit denfelben in Webereinftimmung gebracht. Die 
Erdperiode oder das Kindesalter der Menfchbeit geht vom Suͤn— 
denfall bis zum trojanifhen Kriege; die MWafferperiode ift das 
Sünglingsalter, von da bis zur Unabhängigfeits-Erklärung der 
amerifanifchen Staaten; die Kuftperiode oder das Mannesalter 
ift die gegenwärtige Zeit. 

Nun fhildert er die Völker und die Natur ihrer Handlungen 
in jeder der genannten Perioden. In der erften das, was He— 
todot von Afien, Indien und Aegypten erzählt, Er theilt diefe 
Periode wieder in zwey Stufen nach Kind und Süngling. Zur 
erften gehören die Indier mit den Babyloniern, Affyrern und 
Perfern; in die zweyte die Aegnpter mit den Phöniciern. 

Die Mafferperiode ift viel umfaffender. Er theilt fie daher 
in drey Stufen, worin ſich die Hauptitufen wiederholen; die 
Griechen nehmlich die Erd= oder Kinderperiode; die Nömer die 
Waſſer- oder Sünglingsperiode; die Germanen die Luft- oder 
Mannsperiode. Bey jeder Wölferabtheilung zeigt er, daß ber 
Grad ihrer Bildung und die Art ihrer Handlungen bie ent- 
fprechenden Charactere an fich tragen. 


829 


Die Luft oder Mannsperiode wird in 2 Stufen zerfallen. 
Gegenwärtig entwidelt fih der Erd» Character in den chriſtlich 
civilifirten Staaten. 

Sn der erften Periode werden befonders aufgeführt: 

I. Die Adamiten , die Embryo-Entwidelung der Menfchheit. 

I. Die Noadjiten, mit denen das PeriodenzXeben der Menfcy- 
heit beginnt. 

Diefe zerfallen in die Semiten, das Priftervolf des wahren 
Gottes. — Juden, bis Chriftus 

2. Hamiten, das Prieftervol® der falfchen Götter, wozu bie 
Chinefen, Japaner, Malayen und Indianer. 

3. Die Saphetiten, dag eigentliche Geſchichtsvolk, welches fich, 
tie gefagt, in das Kindes, Juͤnglings- und Mannesalter theilt. 

Nach diefer Entwidelung ftellt der Verfaſſer ©. 85, Be: 
trachtungen Über diefe Anordnung und die darin vorfommenden 
wichtigern hiftorifhen Vorgänge und ethnographifhen Verhält— 
niffe an, worin auch vieles über den politifchen Zuftand der ge: 
genwärtigen Zeit vorkommt, was Beachtung verdient. 


Die Eifen- Erzeugung Oberfchlejiens, 
von &, Wachler. Oppeln bey Raabe. 1847, H. A. 96. 


Der Verf. zeigt in dieſer Schrift, welch’! ungemeinen Reich- 
thum Schleſien an Eifenlagern hat, wie weit ed aber aud) noch 
hinter der vortheilhaften Verarbeitung des Eifens zurüd ift gegen 
Engelland und Belgien. Obſchon man in der neuern Zeit die 
neuern, auf wiſſenſchaftliche Forſchungen gegründeten Methoden 
an einigen Drten eingeführt hat; fo finden diefelben doch noch 
Miderjtand in manchen Eifenhütten, wo man hartnädig bei) der 
älteren Eoftjpieligeren Methode verharrt und daher fortwährend 
ſchlechteres Eifen herftellt. Diefem Uebel denkt nun der Verf. 
durch die vorliegende Schrift abzuhelfen, und es iſt auch mohl 
zu hoffen, daß er fih die Mühe nicht umfonft werde gegeben 
haben. Man hat zwar Spuren, daß fhon 1365. Eifen dur) 
das Zuppenfeuer gewonnen worden; Hochoͤfen aber wurden erft 
1718. eingeführt. Das Stabeifen fand aber noch bis 1777. 
in fchlehtem Ruf. Erft im Jahr 1794. wurden Steinfohlen 
dazu verwendet, und im Jahr 1817. kam das erfte gewalzte 
Stabeifen in den Handel. Von da an fam nun das fchlefifche 
Eifen in guten Ruf und die Gewinnung deffelben nahm jahr: 
lich zu, fowie die WVerbefferung der Methoden und des Abfages. 
Der Eiſenbezirk umfaßt 4483 Dundratmeilen und in 16 Kteifen 
des Negierungsbezirfs Oppeln finden fid) 16 Hüttenwerfe, deren 
Eifen auf der Oder und vielen Straßen fortgefchafft wird. Sie 
werden theils duch Holzkohlen, theils durch Steinfohlen be= 
trieben. Der Verf. befchreibt nun diefe Verfahrungsarten, zählt 
die Hohöfen auf und die Menge der verfchiedenen Gifenarten. 
Dann folgen große Zabellen über die Hütten mit ihren Befigern, 
der Fabrikation und den Fabrikzeihen, fuwie mit Angabe des 
Drtes, woher das Moheifen bezogen wurde. Diefe Zabellen 
find in ftatiftifher Hinfiht von großer Wichtigkeit. 


Das Jahr darauf gab der Verfaſſer heraus: 
Die Eiſen-GErzeugung Niederſchleſiens. 
Ebd. 1848. 68. 


Dieſe Schrift iſt ganz auf ähnliche Art wie die vorige be— 


handelt und gibt ebenfalls eine vollſtändige Ueberſicht dieſer Hüt⸗ 


tenwerke und ihrer Producte, fo daß beide Schriften gewiß den 
Hüttenleuten fo wie den Statiftifern und Staatsmännern fehr 
angenehm feun werden, 


830 


Allgemeine Pathologie 
oder allgemeine Naturlehre der Krankgeit von Dr. Karl W. Stark. 
Leipzig bey Breitkopf. 2. Auflage, I. 1844. 8, 844, II. 1845. 775. 


Es kommt uns nicht zu, eine Beurtheilung von diefem Merfe 
zu liefern, wohl aber halten wir ung für verpflichtet, die Aerzte 
auf die Forfchungen und Lehren eines fo. berühmten Arztes und 
langjährigen Lehrers in der Glini£ zu Sena aufmerffam zu machen. 
Das Werk iſt offenbar mit einer Gründlichkeit und Vollſtaͤndig— 
£eit, fo wie mit einem Scharffinn und einer Klarheit bearbeitet, 
wie wenige feinesgleichen. Es theilt fich in den allgemeinen 
Theil, worinn die Naturlehre der Krankheit überhaupt dargeftellt 
wird, und in den fpeciellen, worinn die einzelnen Krankheiten 
aufgefi.hrt werden. = 

Der allgemeine Theil ift in fünf Abfchnitte getheilt; über den 
Begriff der Krankheit, die Urfachen derfelben, welche mit großer 
Ausfuͤhrlichkeit und ſehr vollftändiger Claffification dargeftellt 
find, phyſiſche, chemiſche, mechanifche, organifche Urſachen ꝛc. 
Dann folgt die Symptomatologie, die geographiſche Verbrei— 
tung, der Verlauf und der Typus der Krankheiten, Alles bis 
ins Einzelfte betrachtet. 

Der Drud des zweyten Bandes wurde nach des Derfaffers 
leider fruͤhzeitigem Tod von Dr. F. Jahn zu Meiningen bes 
forgt, dem dankbaren und ebenfalls berühmten Schüler des Ver— 
faffers, von welch' letzterem übrigens der ganze Snnhalt noch 
vollendet worden ift. Er enthält das Spezielle, voran eine ganze 
Phyfiologie in Bezug Auf die anomalen Proceffe. Sm zwenten 
Abfhnitt, S. 762 folgen fodann die Krankheiten in Goncreto 
und endlich eine Darftellung der nofologifhen Spfteme, Die 
Paragraphen find fo zahlreich, daß es unmoͤglich iſt, diefelben 
anzugeben. Man wird diefes Werk mit viel Belehrung ftudie- 
ten und darinn erkennen, welchen großen und wohlthätigen Ein: 
fluß die neuern philofophifchphyfiologifchen Lehren auf die Me: 
diein ausgeübt haben. Zugleich wird man mit der gefammten 
Literatur Über jeden einzelnen Gegenftand befannt. 


The Dodo and its Kindred; 


or the history, affinities and osteology of the Dodo, Solitaire and 
other extinct birds of the islands Mauritius, Rodriguez and Bourbon 
by H. E. Strickland, A. G. Melviljle and M. D. Edin. 
London by Reeve. 1848. 4 maj. 141. tbb. 17° 
(1 Pfd.St. 1 Shill.) 


Das ift ein Prachtwerk in Papier, Drud und Abbildungen, 
zugleich eine ungemein fleifige und gründliche Arbeit, welche 
Alles enthält, was auf den Gegenftand Bezug haben Eann, 
Geſchichte, Beſchreibung, Syftematik und Anatomie aller Kno— 
chen, welche ſich no in einigen Sammlungen finden. 

Die Gefhichte und das Syſtematiſche wurde von Stridland 
bearbeitet, die Anatomie von Melville und Edin. 

In der Gefchichte werden alle Stellen der früheren Reiſebe— 
ſchreiber wörtlich angeführt von 1598 an, wo der holländifche 
Admiral Ned Befis von der Infel Moris nahm, das Merk 
von De Bry, Clufius, van der Hagen, Soeteboom, 
Verhuffen, Broede, Herbert, Canche, Leftrange, 
Tradefcant, Willugby, Bontius, Forges, Grew, 
Dlearius. 

Der Vogel war ſchon ausgerottet 1693., als Leguat auf 
der Infel war. ©. 28, zählt der Verf. die verfchiedenen Ge— 


831 


mälde auf im brittifchen Mufeo, im Haag, zu Berlin, Wien 
und Oxford, und gibt Abbildungen von dem erſten und von 
dem zu Wien, welche befonders gut und illuminirt iſt. 

©. 31. werden die vorhandenen Knochen aufgeführt: in 
Zug im brittiſchen Mufeo, Kopf und Fuß zu Oxford, Kopf 
zu Kopenhagen. 

©. 35. unterfuht der Verf. fehr umſtändlich die Verwandt: 
f&haften diefes ungewöhnlichen Vogels, führt die Meynungen 
Anderer an und kommt endlich zu dem Schluſſe, daß er den 
Zauben am nächften ftehe, ungeachtet des geyerartigen. Schna= 
bels und der faft federlofen Flügel. Er hat fehr kurze Füße 
und der Magen war fleifchig, teil ihn die Seefahrer gegeffen 
haben. Vigors ftellt ihm zu den Hühnern zwifchen Crax et 
Struthio, Blainville zu den Geyern, welcher Meynung 
Fresnaye und Gould beytraten. I. E. Gray hält die Ge- 
mälde für eine willfürlihe Zufammenfegung von Geyer und 
Huhn; Broderip widerfpricht diefem und dem Geyer; Owen 
ſpricht auch für die Verwandtſchaft mit den Raubvoͤgeln. 

Titian Peale aus Amerika entdeckte einen Vogel auf den 
Samo-Snfeln im ſtillen Meer, den er, wegen der Aehnlichkeit 
des Schnabelg mit dem Didus, Didunculus nannte, W. Jar— 
dine Gnathodon strigirostris; diefer ftellte ihn zu den Me: 
gapodiden, erwähnt aber, daß er mehrere Charactere der Zauben 
habe; Gould fagt, ev Eomme den Zauben am nächften 
(Birds of Australia, part. 22.) Der Verf. vergleicht nun die 
Kennzeichen der Tauben mit denen des Dodog und fommt zu 
dem ſchon angeführten Schluß. 

S. 46. unterfuht der Verf. die Nachrichten über den So- 
litaire auf der Inſel Rodriguez, welche Leguat und Herbert 
gegeben haben; ferner Knochen, melde Eürzlich nach Paris, Glass 
gow und London gefommen find. Der Vogel ift ebenfalls dem 
Dodo und den Tauben verivandt; er nennt ihn Pezophaps. 

©. 57. behandelt er die Furzflügeligen Vögel von der Inſel 
Bourbon, nach den Nachrichten von Eaftleton (1613.), Bon= 
tekoe, Carre, Billiard. Es fanden fich dafelbft zwey ver— 
lorene Vögel, wovon der eine edenfalls Solitaire hieß ,. der an- 
dere Oiseau bleu. 

Knochen hat man nod Feine gefunden. 

Bey diefer Abhandlung finden ſich folgende Abbildungen: 

1. Der Dodo illuminiert aus der Sammlung zu Berlin. 

2. Ein ChHärtchen von der Lage der genannten Infeln nebft Ma- 
dagascar und einem Stüd von Suͤdafrica. 

8. Eine Gegend auf der Infel Morig von Neds Reife, worauf 

Schildfröten und der Dodo. 

4, Der Dodo aus dem Werke von Bontius. 
5, Derfelbe im brittifhen Mufeo aus der Sammlung von Hans 

Sloane. 

6. Derſelbe illuminiert aus Wien. 

7. Eine große Seitenanficht der Infel Rodriguez. 

8. Das Titelbild von Leguats Reife mit dem Solitaire. 
9, Der Haven Mathurin auf Rodriguez. 

10. Der Dodo aus Bontefoes Reife, 

©. 67. folgt die Ofteologie des Dodos und des Solitaire 
von Melville und Edin ganz umftändlid und mirklic) 


832 


meifterhaft mit einer Genauigkeit, Über die nichts zu wünfchen 
ift, überall mit der DVergleihung mit anderen Vögeln. Die 
Dfteologie ded Dodog geht bi8 ©. 112.; dann die des Solis 
taires bis ©. 119, Dann folge Dasjenige, was Brandt 
im Petersburger Bulletin Band VII. daruͤber befannt gemacht 
hat; ©. 127. die Literatur von 1598, an bis auf diefe Zeit. 
Es find über 120 Werke oder Abhandlungen. aufgeführt. 

©. 185. Die Erklärung der Tafeln und dag Regifter. 

Zum anatomifhen Theil gehören für den Dodo 6 Tafeln, 
für den Solitaire 3, alle Abbildungen in natürliher Größe. 
Die Zahl der Holzfchnitte beträgt 9. Außerdem ift eine Tafel 
dabey mit dem Didunculus und mit Köpfen von verfchiebenen 
Zauben. In diefem Werke ift erfchöpft, was man gegenwärtig 
nur irgend Über diefe Vögel fagen Eann, Die Verfaffer haben 
ſich damit wirklich ein Denkmal für ihre Mühe, für ihre Geſchick⸗ 
lichEeit und Kenntniffe gefegt. 


Lehrbuch der vergleichenden Anatomie 
von von Stebold und Stannius. Theil I. Wirbelthiere von 
Stannius, Berlin bey Veit. Heft II. 1846. S. 209 — 482, 


Diefes fleißige, Iehrreihe und brauchbare Werk ift nun ges 
ſchloſſen. Wir haben es etwas zu fpät erhalten, und zufällig das 
zweyte Heft von Siebold nod gar nicht, 

Der Verfaſſer hat außer feinen eigenen Unterfuchungen Alles 
gefammelt, was in der neueren Zeit über die obern Zhierclaffen 
gearbeitet worden ift. 


Diefes Heft behandelt das Gefäßfnftem der Lurche, wobey 
befonders der Bau des Herzens Beruͤckſichtigung verdient; 
ebenfo die Athemorgane. 


©, 235. folgen die Harnorgane der Lurche, der Gift-Apparat 
und die Gefchlechtsorgane, 


©. 248. wird der Bau der Vögel gefchildert, das Knochen - 
foftem ausführlich, die Muskeln, Nerven und Sinn-Drgane; 
©. 296. die Verdauungs: Werkzeuge; S. 306. das Gefäf- 
foftem; ©. 315. die Athem- und Stimm = Organe; ©, 330. 
die Harn und Geſchlechts-Organe. 

©. 339. folgen die Haarthiere mit derfelben Anordnung der 
anatomifchen Syſteme, befonderg genau mieder dag Knochen- 
gerüft, die Nerven und die Sinn-Drgane. Wir denken, man 
koͤnne mit diefer Arbeit volllommen zufrieden feyn als Handbuch 
fowohl für die Lehrer als Lernenden, befonders auch wegen der 
Literatur, welche fehr forgfältig angegeben ift. Wir haben zwar 
fhon mehrere gute Handbücher für die vergleichende Anatomie; 
allein jedes Jahr bringt fo viel neue Entdeckungen, daß es fehr 
nüslich, ja nothwendig ift, wenn diefelben etwa alle 6 Sahr ge- 
fammelt und zu einem Handbuch verarbeitet werden, Das ift 
bier fehr fleißig und kenntnißreich gefchehen, fo daß es dem Bud) 
an Abſatz nicht fehlen wird. 

N. Sch. Siebolds Abtheilung hat noch Heft II. und 
IM. und ift damit gefchloffen. 


Mycetochares Latr. 
arbatus Latr. 15 
flavipes 8 
bipustulatus Hellw. 
12 
Elodisidae Gistel. 
Elodes Latr. 


pallidus 6 
lividus 6 
marginatus 8 
griseus 4 
padi Gyl. 10 
nigricans De. 12 


Eubria Zieg. 
palustris Zieg. 15. 
Scyrtes Latr. 
hemisphaericus 4 
Lagriaeidae Gistel. 
Lagria Fischer. 
pubescens Linn. 4 


Troglocantharina. 


Melandryaeidae Gist. 
Melandrya Fabr. 
caraboides Linn. 15 
‘ canaliculata 12 
Enoptisidae Gistel. 
Enoptes Gistel. 
depressus Lin. 30 
var. festivus 36 
Hypulidae Gistel. 
Hypulus Payk. 
bifasciatus 36 
Scraptiaeidae Gist. 
Scraptia Latr. 
minuta Dej. 20 
Serropalpiüdae Gist. 
Serropalpus Payk. 
barbatus 60 
Hallomenidae Gistel. 
Hallomenus Payk. 
affınis Payk. 16 
XAylita Payk. 
laevigata Pan. 48 


Gyreocantharina. 


Mordellaeidae Gist. 
Mordella Fabr. 
perlata Sulz. 2 
fasciata 
atomaria 
aculeata Lin. 
latreillei Nees. 
parvula Gyl. 
abdominalis 
humeralis Lin. 
var. scapularis @st.8 
var. variegata? Gyl. 10 
Prusbytes Gistel. 
frontalis Lin. 4 
var. pulicarius Wst. 6 
flavus Lin. 6 
4 
4 
t. 


22m nnn 


geoflroyi Müll. 
thoracicus 
Rhipidophoridae Gis 
Metoecus De. 
paradoxus Lin. 42 
pictus Gistel. 60 
Ascleraeidae Gistel, 


Asclera Dejean. 
sanguineicollis 9 
caerulea Lin. 12 
thalassina 

Florisex Gistel. 


viridissimus 10 
Anoncodes De. 

melanurus 6 
collaris Panz. 12 
melanocephalus 10 
bipartitus Schrank, 

10 
ustulatus 12 
adustus Pan. 10 


Necydalisidae Gist. 
Necydalis Fabr. 
podagrariae Lin. 
flavescens Lin. 
marginata 
clavipes 
virescens Lin. 
lurida Zgl. 


He OD LS Le 00 


Drymocantharina. 


Hylecoetidae Gistel. 
Lymexgloum Fabr. 


navale Lin. 36 

Hylecoetus Latr. 
proboscideum 20 
Var. morio 30 
Var. dermestoides Lin. 
15 


Sparedriidae Gistel. 
Calopus Fabr. 
serraticornis Lin. 42 
Anthomanisidae Gist. 
Anthomanes Gistel. 
coceineus Lin. 18 
rubens 6 
pectinicornis Lin. 12 


Xerocantharina. 


Proscarabaeidae Gist. 
Meloe Fabr. 
proscarabaeus Lin. 12 
teitus Hellw. 18 
brevicollis Panz. 12 
scabrosus Marsh. 27 
minutus W esterh. 12 
Cerocomatidae Gist. 
Cerocoma Fabr. 
schaefferi Lin. 15 
Miylabrisidae Gistel. 
Mylabris Fabr. 
fuesslina Panz. 24 
Cantharitidae Gistel. 
Cantharis G eoffr. 
vesicatoria Lin. 12 
Lyeidae Gistel. 
Lygistopterus De. 


sanguineus Lin. 8 
Dyctyopterus Latr. 
coceineus Lin. 15 
rubens Meg. 12 
maeulicollis Gist. 18 
minutus 12 
Homalysus Geoffr. 
suturalis 24 


Lampyritidae Gistel. 


Lampyris Lin. 
noctiluca Lin. 6 
splendidula Lin... 4 

Geopyris Dej. 
hemiptera - 12 

Drilidae Gistel. 

Drilus Oliv. 


flavescens 18 
ater Dej. 15 
floralis Ol. 12 


Telephoridae Leach. 

Podabrus Fisch. 
alpinus Payk. 9 

Telephorus Schaef. 


anticus Mack. 4 
fuscus Lin. 2 
dispar 6 
pellucidus 6 
violaceus Payk. 15 
abdominalis 12 
nigricans 10 
obscurus 4 
lateralis Lin. 6 
thoracicus Ol. 6 
fulvicollis 12 
lividus 6 


obscuricornis Stu. 10 
rufus Lin. 8 
melanurus 4 
lituratus Fall. 8 
ochraceus Stu. 7 
melanocephalus Creu- 


9 
elypeatas 111. 6 
testaceus Lin. 5 
pallidipes Gist. 6 
pallidipennis? De). 10 
pallidus 4 
ater Lin. 6 
paludosus Fallen. 9 

Silis Meg. 
nitidula Fabr. 21 

Tamulidae Gistel. 

Malthinus Latr. 
flaveolus Hbst. 12 


apicalis Stu. 8 
biguttatus Lin. 6 
sanguineicollis Fall. 

12 
maurus Zieg. 18 
fuscescens? Duf. 6 
exilis Nies. 12 

Tamulus Gistel. 

aeneus Lin. 3 


var. purpuratus Hllr. 
bipustulatus Lin. 6 


rubidus Zieg. 8 
viridis 12 
marginellus 6 
spinipennis Zieg. 15 
pulicarius 4 
marginalis Dej. 8 
rubricollis G yl. 9 
Anthocomus Erichs. 
sanguinolentus 8 
equestris 6 
fasciatus Lin. 6 


Ebaeus Erichs. 
pedieularis Schrank. 
5 
flavicornis Stu. 6 


thoracicus 

flavipes > 
Charopus Erichs. 

pallidipes Gist. 7 
Troglops Erichs. 


iR) 


albicans Lin. 10 
Colpothisidae Gistel. 
nobilis Illig. 14 
caeruleus 8 


var. nitidus Meg. 10 
ater 
tarsalis Sahlb. 8 
asphaltinus Meg. 8 
flavipes 4 
subaeneus Schö. 4 
Danaea De Laporte. 
pallidipes Gistel 7 
Dolichosoma Heer. 
linearis 10 


Dascillidae Gistel. 
Dascillus Latr. 
cervinus 
cinereus 


Notoxidae Gistel. 
Notozus Geo ffroy. 
monoceros Lin. 12 


n 


nn 


cornutus 15 
rhinoceros 18 
Anthicus Fabr. 
sellatus Gyl. 15 
antherinus Lin. 12 
linnei Gist. 12 
hispidus Rossi 15 
hirtellus 12 
flavipes Pan. 6 
ater Creu. 8 


humilis Germar, 8 
mortuorum Gist. 10 
Xylophilus Bon. 
oculatus Payk. 15 
populneus 18 


Bryocantharina. 


Scydmaenidae Latr. 

Scydmaenus Latr. 
tarsatus M_ etK. 12 
hirticollis M. et K. 10 
thoracieus Gist. 15 
collaris M. et K. 12 


Pselaphidae Leach. 
Tyras Aube. 
sanguineus Lin. 12 
Ctenistes Reichenb. 
palpalis Reichnb. 21 
Pselaphus Hbst. 
heisei Hbst. 12 
herbstii Reichnb. 15 
Bryaxis Leach. 
longicornis Leach. 15 
sanguinea 10 
fossulata Reichb. 10 
haematica Rehb. 10 
impressa Pan. 8 
Bythinus Leach. 
glabricollis Reichb. 
ex: 10 
Tychus Leach. 
niger Payk. 8 
Euplectus Kirby. 


(Schluß folgt auf dem Umfchlag zu Heft XI.) 


nanus Reichenb. 12 
Trimium Aube., 
brevicorne Rchnb. 15 


Clavigerisidae Gist. 

Claviger Preyssler. 
testaceus Pan. 30 
longicornis Müll. 30 


Sepedocantharina. 


Tachinidae Gistel. 

Hypocyptus Schüp. 
longicornis Pa yk. 10 

Conurus Stephens. 


littoreus Lin. 7 
pubescens Gr. 7 
binotatus Lin. . 6 

Tachyperus Gravenh. 
niger Westerh. 12 
obtusus Lin. 


6 
hypnorum 8 
chrysomelinus Gr. 6 
ruficollis Gr. 6 
pusillus Gr. 6 
brunneus 6 
var. abdominalisGr. 6 

Tachinus Gravenh. 
silphoides Lin. 6 
rufipes 6 
subterraneus Lin. 8 
marginellus Gr. 6 


fimetarius Gr. 6 
Boletobius Lea ch. 
analis Payk. 8 
var. testaceus Dej. 10 
cernuus: Gr. 6 
striatus Gr. 6 
atricapillus 4 
pygmaeus 4 
Mycetoporus Man- 
nerh. 
punetus G yl. 4 
lepidus Gr. 6 


splendidus Gr. 6 


Aleocharaeidae Gist. 
Myrmedonia Erichs. 
canaliculata 
humeralis Gr. 
collaris Payk. 
laevis Fisch. 
axillaris Kno. 
lugens Gr. 
Autalia Leach. 
impressa Gr. 
rienlaris Gr. 
perspieua Gist. 
Falagria Leach. 
sulcata Gr. 
nigra Gr. 
obscura Gr. 
fuscula? Stu. 
Boletochara Manner 
lunulata Payk. 
Tachyusa Erichs. 
constricta Er. 
atra Gr. 
Phloeopora Erichs. 
corticalis Gr. 4 
Hygronoma Erichs. 
dimidiata Gr. 10 


mn 


ann 


= 


an er) 


Sunbalt der Iſis 1848. Heft X. 


Seite Seite 
561. Brehm, über. die Vögel ale Anzeiger der Witterung. 783. 
569. Zeller, die Gallerien und nadthornigen Phyciden 1. 792, 
721. Derfelbe, die Gallerien ufv. III. Hypochaleia. 797. 
737. Epischnia, Ancylosis, Gymnancyla, 806. 
746. Nachträge zu Denen in der Iſis 1846. ©. 739. Nephopteryx. 810. 
Pempelia. 827. 


753. Kaup, Ueberfiht der Eulen. 
772. Zuſätze zu den, Salconiven ©. 616. 
774. Auszüge aus Kröyers Zeitfchrift. Neue Reihe I. Heft 3. 


Carelophus ‚-Aspidophorus. 

Icelus, Triglops, Trachydermus. 

Phobetor, Caracanthus, Sebastes. 

Kröyer, carcinologiſche Beyträge. Podalirius. 

Orchestia, Talitrus tripudians, Gammarus anisochir, 

Bücher von Klemm, B, Stark, Pulte, Wachler, K. Stark, 
Stricklaud, Stannius. 


uUmſchlag. 


774. Kroͤyer, ichthyologiſche Beyträge. Oplegnathus; Agriopus. Faunula monacensis cantharologiea. Collegit Dr. Gistel. 


Verkehr. 
Das Erſcheinen der beiden letzten Hefte wird ſich bis Ende 1849 verzögern. 
Eingegangen: Dr. Lud. Kym, de juris notione Spinozae. Berolini 1846. 
Bücher. 8. 62. 


A. Kölliker, Beyträge zur Kenntniß niederer Thiere: Gregarina (aus 
Zeitſchrift für Zoologie. Leipzig bey Engelmann. 1. 1848, 8. 
©. 1—37. t.1—3.) 


Derfelbe, Bewegung, Zweck und die Erfennbarkeit des Abfoluten, Eine 


metaphyfifche Erörterung. Berlin bey Bethge. 1847. 8. 63, 


Ders el ” — air Kenntniß der glatten Muskeln. Ebd, S. 48, Zeitſchriften. 
is 87. . — — ade 
Dr. Phil. % Vögeli, über zwey neue Verbindungen von Phosphorfäure Blätter El not Seiyalg bei Brockhaus. 1818. Duty, 
d Net 8 d «19. 8. . 282. % 7 2 * 
bis Ki a ang arte Aanalım, — MWadenroder und Bley, Archiv der Pharmacie. Hannover bey Hahn. 


F. de Filippi, sopra un nuovo Genere (Haementeria) di Anne- 


1848. 8. 6—9. 


lidi della Famiglia delle Sanguisughe ( Memorie di Torino Correſpondenzblatt des zoologifch= mineralogifehen Vereins in Regensburg. 


S. Il. tomo X. 1849. 4. p. 14, tav. 1.2.) 


11. 1848. 8, 176, 


EN 


Encyclopädiſche Beitfhrift, 
vorzüglich 
für Naturgefchichte, vergleichende Anatomie und Phyſiologie, 


von 


o 


4848. 
Due fat 


Der Preis von 12 Heften ift 8 Thlr. fühl. oder 14 fl. 24 &r. rheiniſch, und die Zahlung iſt ungetheilt zur Leipziger 
Oſtermeſſe des laufenden Jahres zu leiften. i 

Man wendet ſich an die Buchhandlung Brockhaus zu Leipzig, mohin auch die Beytraͤge zu fhiden find; Es wird ars 
beten, bdiefelben auf Poftpapier zu fchreiben. „Das, Donorar für ben Bogen ſechs Thaler preuß. Cour. 

Unfrankierte Bücyer mit der Poft werden zuruͤckgewieſen. 

Einruͤckgebuͤhren in den Text oder Umſchlag die Zeile ſechs Pfennige. 

Bon Antierititen (gegen Iſis-Recenſionen) wird eine Quattfeite unentgeltlich aufgenommen. 
— ——— ——————————— CE CT ———— 


Leipzig, bey Brockhaus. 


Anzeigen. 


Im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig it erfchienen und 
durch alle Buchhandlungen zu beziehen: 


Them 
Zeitjchrift für die gefammte Ornithologie. 
Im Verein mit ornithologifchen Freunden herausgegeben von 
Dr. 5. 4. 2. Thienemann. Zweites Heft. Mit einer 
illuminirten Tafel. Gr. 8. 2 The. 12 Nor. 
Das erſte Heft (1845) Foftet 1 Thlr. 10 Ngr. 


Bon dem Herausgeber erfcheint ferner bei mir: 


Die Fortpflanzungsgeschichte der ge- 
sammten Vögel nach dem gegenwärtigen Stand- 
punkte der Wissenschaft mit Abbildung der bekannten 
Eier. Mit 100 colorirten Tafeln. ' Erstes bis viertes 
Heft. Jedes Heft 4 Thlr. 


In 10 Heften wird diefes wichtige Werf vollftändig fein; das fünfte 
Heft ift unter der Preſſe. 


Ferner erfchien foeben : 


Species Algarum. 
Auctore 
F. T. Kützing. 
Gr. 8. Geh. 7 Thlr. 


Don dem DVerfaffer erfchien im Jahre 1843 bereits ebendafelbft : 
Phycologia generalis, oder Anatomie, Phy- 
siologie und Systemkunde der Wange. Mit 
80 farbig gedruckten Tafeln, gezeichnet und gravirt 
vom Verfasser. Gr. 8 In Carton. 40 Thlr. 


Sm Berlage bei J. &. Schrag in Nürnberg ift erfehienen: 
©. S. Ohm, 
Beiträge zur Mollecular-Phyſik. 


Erfter Band, 
Grundriß der analytifchen Geometrie im Raume am fehiefwinf: 
lichen Coordinaten-Syſteme. 
75 Druckbogen in 4°, mit 1 Kupfertafel 1849. 4 Thlr. oder 6 fl. 24 fr. 


Faunula monacensis cantharologica. Collegit Dr. Johannes Gistel. 


(Schluf.) 

Nomalota Mannerh. Gymnusa Karsten. stercorarius Ol. 8 vernalis Gr. 6 
linearis Gr. 8 brevicollis Payk. 21 chalcocephalus 12 splendidulus Gr. 6 
eircellaris Gr. 6 A I fulvipes Scop. 8 fulvipes 6 
depressa Gr. 6 Staphylinidae Leach p. pe Emus De;j. tenuis 3 
socialis Payk. 6 Othius Leach. olens 15 punctus Gr. 4 
einnamomea Gr. 6 fulvipennis 12 cyaneus 6 Astrapaeus Gravenh. : 
fungi Gr. 4 pilicornis Payk. 7 piceipes Nordm. 8 ulmi Panz. 30 
elongatula Gr. 6 nanus Beck. 6 similis 4 Guedius Leach. 
brunnea 6 minutus Dj. 6 var. alpestris Dhl. 6 lateralis Gr, 8 

Oxypoda Manner h. var. parvulus Dhl. 6 brunneipes 10 fulgidus 7 
moesta Ggl. 6 Gyrobypnus Kirby. fuscatus Gr. 8 xanthopus? Erichs. 4 
opaca Gr. 6 lulgidus 8 aeneicollis Dhl. 8 impressus Panz. 6 
alternans Gr. 6 glabratus Gr. 6 eupreus Ross. 8 molochinus Gr. 9 
? nitida Ggl. 6 lentus Gr. 6 ater Gr. 6 piceipes Gist. 8 

Aleochara Gravenh. punctulatus 6 morio Gr. 8 fuliginosus Gr. 6 
fuscipes Gr. 12 var. ochraceus Gyl. 6 var. edentulus Block, 10 tenebricola Gist. 8 
bipunctata Gr. 8 tricoler 8 Philonthus Leach. boops Gr. 6 
fumata Gr. 6 linearis 7 splendens 12 var. carbonarius Gyl. 6 
bisignata Erichs. 8 var. longiceps Gr. 7 nitidus 10 attenuatus Gyl. 8 
lanuginosa Gr. 8 aterrimus G r. 6 aeneus 10 Oxyporüdae Gistel. 
obseurella Gr. 6 Leptacinus Erichs. atratus 6 0 —— 

Gyrophaena Mannerh. batychrus Gyl. 6 decorus 6 Aura abr. r 
nana Payk. 6 Creophilus Kirby. marginatus 7 —— 12 
pusilla Gr. 6 hirtus Linn. 15 varius Gyl. A 2 13 k 

Encephalus Westwood. Staphylinus Linn. var. carbonarius Gir. 4 Lathrobiidae Gistel. 
complicans Westw. 60 maxillosus Linn. 10 cephalotes Gr. 4 Eryptobium Mannerh. 

; 2 nebulosus 6 fimetarius Gr. 12 fracticorne Payk. 10 
Lomechusaeidae Gist. murinus Lin. 6 funigatus Dhhl. 6 Achenium Leach. 

Dinarda Leach. pubescens Deg. 6 sanguinolentus Gr. 6 humile Nicolai. 6 
dentata Gr. 20 chloropterus Creu. 15 var. contaminatus Gr. 6 Lathrobium Grav. 

Lomechusa Gräv. fossor 12 bipustulatus 6 elongatum 6 
strumosa Gr. 36 flavicornis Dj. 24 opacus Gr. 9 basale West. 15 
paradoxa Gr. 40 erythropterus Linn. 6 var. agilis Gr. 3 fulvipenne Gr. 6 
emarginata 30 caesareus Cederh. 12 var. varians Dhl. 6 multipunctatum Gr. 8 


J 


1848. 
Heft AM. 


Das fubherceynifche Becken um Quedlinburg in geognoftifch - paläontologifcher Beziehung 
überfichtlich dargeftellt von Dr. C. G. Giebel. 


Sobald die Bode die engen Felſenſchluchten der Roßtrappe 
verlaffen hat, wendet fie ihren Lauf mit wenigen Abweichungen 
norböftlic durch die Hügelteihen am nördlichen Abfalle des Har— 
zes big zum Hakel. Vielfach windet fie ihr Bett in dem breis 
ten Thal bin und her, immer aber den fteileren Gehängen der 
wejtlichen Höhenzüge nah und nur von den Schneemaffen des 
Harzes oder heftigen Negengüffen überfüllt, bedeckt fie auch die 
zu ihrer Nechten liegenden uͤppigen Wiefen und Auen und drängt 
fi bis an die fanfter geneigten Thalwaͤnde im Often, Nur ein 
wilder Bergfluß vereinigt fih auf unferm Gebiete mit der Bode. 
Die Selle — das einfürmige Selfethal bei Meisdorf verlaffend 
feßt ihren Lauf in einem weniger tief eingefchnittenen Thale von 
Ermsleben über Hoym bis zu ihrem Einfluffe in die Bode hin- 
ter Hedersieben fort. Kleinere Zuflüffe, die fo eben erſt dem 
Harze entquellen,. durchfchneiden entweder die Höhenzüge ſenk— 
recht und wühlen fi dann auch ein breiteres tiefes Thal aus 
wie der Hafelteih und der Quarmbedifhe Muͤhlenbach, oder 
fie entfpringen erft auf den fubherepnifchen Höhen und eilen in 
deren weiten Mulden mit geradem Lauf der Bode zu. 

Unmittelbar an das Hochplateau des Harzes legen fich dem 
Gebirge meift parallel ftreichend mehrere Hügelreihen der juͤnge— 
ten Slößbildungen an. Der erfte und ältefte Laͤngszug Eömmt 
aus dem Munsfeldifchen und zieht ſich über Endorf, die Kon— 
tadsburg, Meisdorf bis Opperode und Ballenftedt fort. Diefen 
begleitet auf nördlicher Seite ein ähnlicher, welcher bei Aſchers— 
leben in unfer Beden eintritt und uͤber Ermsleben, Ballenftedt, 
Nieder, Gernrode, Suberode, Stedlenburg, Thale, Timmen— 
ode, Mienrode bis Kattenftedt ftreiht, mo er verfchwindet, um 
bei Heimburg von Neuem bervorzutreten. Beide Züge begrän: 
zen feharf den nördlichen Harzrand uud beſtehen aus einzelnen, 
fanft abgerundeten Höhen, welche unmerflich in einander laufen, 
im Ganzen aber von der Hauptftreichungslinie mehr abweichen 
als die Übrigen Ketten. Won diefen erhebt fich die erfte vor 
Ballenftedt als ein niedriger Sandfteinzug, auf deffen Rüden 
die Eahlen Felfenwande der Gegenfteine den vernichtenden Kräf- 
ten der Atmofphöre trogen, ſetzt fich mit einzelnen hervorfiehen: 
den zadigen Gräten bis Nieder fort und verflacht fih fchon am 
Leethurme ganz. Auf dem linken Bodeufer aber erhebt fich die: 
fer Rüden von Neuem mit den fteil aufgethürmten, zum Theil 
aber fhon zufammenaeftürzten Felfenblöden der Teufelsmauern, 
welche, eine weite Strede fertziehend, durch ein Eleines Becken 
unterbrochen zum dritten Male, aber zugleich auch maffiger aus 
dem Klachlande emportauchen, indem fie vor Blanfenbura die 
mächtigen , vielfach zerflüfteten Sandfelfen aufthürmen. Noͤrd— 
lich von diefem Nüden erhebt fid) aus der Ebene zu noch be: 
deutenderer Höhe der Negenftein, welcher nach Meften zwar ſcharf 
abgefchnitten erfcheint, bald aber wieder in einzelnen Hügeln her— 
vortritt, anf deren letzten Höhen Heimburg erbauet ift. Der 
zweite Hauptzug der Sanpfteinhügel ift von dem chen bezeich— 

Iſis 1848, Heft 11 i 


neten durch eine weite Mulde getrennt und Iöft ſich in zivei par: 
allele Rüden auf. Schon bei Badeborn fich fanft erhebend mit 
zufammengeftürzten Blöcken einer ehemals fteilen Felfenwand 
zieht er fih am Fuße des Sevedenberges fort und wird, nachdem 
er den füdlic) fteilern und in wellige Hügel getheilten, nördlich 
aber ganz gleichmäßig fanft ſich abdachenden Radelberg gebildet 
hat, im Hafelteihe am Ochſenkopfe durch das hier gerade fehr 
breite Bodethal ploͤtzlich unterbrochen. Am linken Bodeufer tritt 
er fogleih und füdlidy von einem ähnlichen Höhenzuge begleitet 
wieder hervor. Der füdliche Nücen beginnt mit der Altenburg 
und zieht mit leichten Einfenfungen und Buchten bis Weſterhau— 
fen fort ; der nördliche, auf deffen vorderftem Gipfel Heinrich der 
Vogelfteller feine Burg erbaute, ift mehrfach ausgebuchtet und 
felbft durfchnitten, läßt ſich jedoch am füdlichen Gehänge mehr 
noch zufammenhängend bis Mefterhaufen und Bornede verfolgen 
und vereinigt fich bier mit dem Altenburger Rüden. Im Ha: 
bitus gleicht ev ganz dem Zuge der Zeufelsmauern, nur ftehen 
feine pittoresfen Selfenwände blos noc als einzelne Gräten her- 
vor und zahlreich zerftreute Bloͤcke zeugen von deren ehmaliger 
Größe. Die Mulde, weiche diefe beiden Höhenzüge einfchliefen, 
wird von zwei parallelen, ſehr niedrigen Huͤgelreihen erfüllt, welche 
beide aber fchnell in der Ziefe verfhmimden. Sie heißen der 
Salzberg und der Brühlficchhof. Der dritte bedeutendere Höhen: 
zug tritt auf dem linken Bodeufer mit der Hamwarte auf, 
denn auf dem rechten breitet fich eine weite Mulde aus, welche 
füdtich der Badeboͤrner Windmühlenberg, der Sevedenberg und 
Radelberg, nördlich der Hakel begrenzt und die noch zu Fries 
drich des Großen Zeiten theilweife vom Aſchersleber See erfuͤllt 
war. An die Hamwarte fchliegen fich ähnliche abgerundere 
Hügel dicht hinter und neben einander in ununterbrochener Folge 
bis Langenftein. Noch vor diefem Dorfe vereinigen ſich jedoch) 
die Hügel inniger und der ganze Hohenzug erhebt fih im Hop: 
pelnberge noch zu einer ‚beträchtlihen Höhe, um fofort zu ver— 
ſchwinden. Ein vierter Sandfteinruden, mehr als der vorige 
zufammenbängend, fteigt bei der Koppifchen Bleiweißfabrik und 
dem Leehofe auf und laͤuft über das Steinholz dem Hoppelnber: 
ge zu. Mördlich von ihm laͤßt fih noch ein fünfter Höhenzug 
verfolgen, der bei Dittfurt das linfe Bodeufer bildet, im frei 
gelegenen Haidberge fortiest und bei Harsieben vorbeiziehend in 
der Klus und den Spiegelfhen Bergen, wo allein in diefer fanft 
welligen Huͤgelkette fchroffe Felſenwaͤnde enge Schluchten begraͤn— 
zen, ausgeht. Der Huy nah Meften ſich verlängernd und der 
Hafel nach Dften bis an die Höhen von Aſchersleben ftoßend 
fhliefen beide das_hügelige Land im Norden des Harzes ab. 

Das eben von ung bezeichnete Gebiet mißt noch nicht zehn 
Stunden im Durchmeffer und bildet ein in geolegifcher Bezie— 
bung nicht weniger intereffantes und wichtiges Beden als das 
Harzgebirge ſelbſt. Deſſen ungeachtet liegen aber bis jegt nur 
fehr unzulängtiche Unterfuchungen deffelben vor, denn außer Ke— 

98 


835 


ferfteins (Geognoft. Deutfchland I.) und Hoffmanns (Nordweſtl. 
Deutſchland) Beobachtungen finden wir nur vereinzelte, abgeriffene 
Mittheilungen in ſehr verfchiedenen Werfen. Neuerdings hat 
nun 8. Frapolli die ganze Gegend einer ausführlichen und grümd- 
lichen Unterfuchung unterworfen und fehen wir den für die Geo: 
gnofie und Geologie des Harzes gewiß bedeutungsvollen Reſulta— 
ten derfelben nebft forgfältig ausgeführten Karten und Durch— 
ſchnitten demnächft entgegen. Gleichzeitig mit ihm unternahm 
ich es, die Verfteinerungen aller. hier «auftretenden Formationen 
zu fammeln und zur Ergänzung jener geognoftifchen Unterfuhuns 
gen in möglichfter Voltftändigkeit befannt zu machen. Wiewohl 
ich, abgefehen von meinem fruͤhern altjährlichen Aufenthalte waͤh— 
vend der Ferien, feit den letzten Sahren mit größerm Zeitauf- 
wande dort fammelte und mir die für einzelne Fundorte fehr 
reichhaltige Sammlung des Uhrmachers Herrn rem *) zu Ge— 
bote fteht; fo glaube ich dennoch) ein größeres Material aufhäus 
fen zu müßen, bevor ich daffelbe der Oeffentlichkeit uͤbergebe. Es 
ſcheint mir indeß das bereits Gewonnene zu einer vorlaͤufigen 
überſichtlichen Mittheilung wichtig genug zu ſeyn, daher ich die— 
ſelbe bier gebe. 

Die geognoftifchen Formationen, welche die fubhercynifchen 
Hoͤhenzuͤge conftituiren, gehören den verfchiedenften geologifchen 
Bildungzzeiten an, und ftellen ein Becken dar, von deffen Mittels 
puncte aus man gegen Norden zum Hakel, gegen Süden zum 
Harze daffelbe Schichtenſyſtem durchfchreitet. Ueberblicken wir die 
Bildungsverhältniffe im Allgemeinen, fo tritt ung das Eohlen= 
führende Nothliegende bei Meisdorf als altefte dem Harzerſchie— 
fergebirge angelagerte Kormation entgegen. Gleichzeitig mit dem— 
felben geht zwoifchen Ermsleben und Opperode das Mangfeldis 
fhe Kupferfchiefergebirg mit einem fhmalen Saume Zechſtein 
aus. Die Gebilde, der Trias, Bunter Sandftein, Mufcel- 
kalk und Keuper überlagern in gleichmäßiger Folge anfangs den 
Zechftein, treten aber bei Ballenſtedt und Nieder auf dag Har— 
zer Schiefergebirge und ‚begleiten daffelbe bis Blankenburg. Nach 
Eurzer Unterbrehung fehen wir fie ſchon bei Heimburg wieder 
hervortreten, von hier zum Huy hinter Halberftadt ſich fortſe— 
gend und den nur durch das Bodethal von demfelben getrennten 
Hakel conftituirend ſchließen fie fich bei Staßfurth, Aſchersle— 
ben und Ermsleben unferm Ausganspuncte wieder an und um: 
gränzen dag fubhereynifche Beden, in welchem die jüngern For— 
mationen abgelagert find. Won diefen bildet das Suragebirge, 
als weißer und brauner Sura und als Lias entwidelt, den 
Durchmeffer des Beckens. Bei Halberftadt zuerft anftehend er: 
füllt er die Mulde von Boͤrnecke bis zum Kley (ein Theil der 
Stadt Quedlinburg ift auf ihm erbauet) und zum legten Male 
beobachteten wir ihn am Ochſenkopfe im Hafelteiche, dem End: 
puncte des vorhin erwähnten Nabelberges. Nach Norden nnd 
Süden überlagert dag Kreidegebirge den Jura und vorzüglich ift 
es der Duabderfandftein, welcher die eben bezeichneten Hoͤhen— 
züge zufammenfegt. Weniger bedeutungsvoll. für den aͤußern 
Character der Gegend begleitet der Planer die Duaderfandftein- 
ruͤcken. Das tertiare Gebirge erfüllt den Bufen in den Trias— 
ablagerungen gegen Weften bei Afchersleben und liefert den da 
gelegenen Drtfchaften eine reiche Ausbeute an Braunfohlen. Das 
Diluvium endlid erfüllt alle Thäler zwifchen den Hoͤhenzuͤgen, 
bildet einen großen Xheil der Bode: und Selkeufer und fleigt 
felbft auf bedeutende Höhen, wie auf den Sevedenberg. Torf 


*) Bollftändige geognoftifche Suiten des fubherchnifchen Beckens mit oder 
ohne Verfteinerungen beforgt Hr, Drem gegen billige Entſchädigung. 


836 


liefert der Boden des abgeleiteten See's am Hakel uub ein klei— 
neres Beden zwifchen MWefterhaufen und Blankenburg. Für die 
Entwidelung eines manichfaltigen Alluviums zeugt der blühende 
Aderbau und die gute Viehzucht der ganzen Gegend. 

Nach diefen wenigen allgemeinen Bemerkungen wenden wir ung 
zu den Formationen im Einzeln. 


I. Das Rothliegende. 


Das Nothliegende tritt zwifchen der Konradsburg und Endorf, 
hier mit unter 35 Grad nordöftlich einfallenden Schichten, auf 
unfer Gebiet und lagert unmittelbar auf der Harzer Graumwade, 
ja es geht fogar unmerflich in diefelbe über wie im MWolfsgrunde. 

Gegen Norden hin wird die Gränze unferer Formation von 
den Alluvionen der Selke verdedt und die nächfte anftehende 
Formation ift der Muſchelkalk bei Sinsleben. Indeß fprechen 
doc) die Bruchftüde eines ſchwarzen mürben Schieferg und Rauch— 
fteines mit Schaumkalk auf dem Weinberge bei Meisdorf für 
die Anmwefenheit des Kupferfchiefers ſchon in geringer Zeufe be— 
ſtimmt genug und koͤnnen wir daher daffelbe als Gränze des Rothe 
liegenden gegen Norden feftftellen. Nach Weiten tritt die For— 
mation bei Opperode in das Anhaltifche und verſchwindet fchon bei 
Baltenftedt zwifchen der Grauwade und dem Bunten Sandſtein. 

Die. Hauptmaffe des Nothliegenden bildet ein Außerjt grob: 
£örniges Gonglomerat, ‚deffen Natur in dem gegen 550 Lachter 
Teufe abgebaueten Sel£eftollen fehr [hon unterfucht werden kann. 

Die Gerölle find vorherrfchend Hornquarz von allermeift rother 
Furbe mit Neigung zum Braunen und Grünen und haben einen 
von einem Zoll bis zwei Fuß wechfelnden Durchmeffer. Cie lie: 
gen in einem fparfamen eifenfhüffigen, fandig thonigen Bin— 
demittel. Verfolgen wir den Durchſchnitt, den ung der genannte 
Stollen eröffnet, weiter; fo fehen wir mit diefem Gonglomerat 
zunächft einen feinförnigen, dünnfchieftigen Sandftein von dun- 
£elvother Farbe in Wechſellagerung, der bald dickſchiefriger wird, 
Glimmerblaͤttchen erhaͤlt und wie er ſelbſt ſeinen Character ändert 
zugleih auch mit einem manichfaltigeren Gonglomerate in Wechſel 
tritt. Dann gelangen wir in Ealkige Schichten, die immer dunfler 
bis ganz ſchwarz werden und uns in die Kohlenablagerung fuͤh⸗ 
ten. Dieſelbe beſteht aus Schichten bituminoͤſen Kalkſteines, 
Sandſteines aus Schieferthonen und den Kohlen. 

Diefe Steinfohlen im Nothliegenden find. bereits ſeit dem Jahre 
1693 mit mehr oder weniger Unterbrehung der. Gegenftand berg- 
männifcher Speulationen gewefen nnd gegenwärtig. hat der Be: 
fier, Graf v. d. Affeburg-Falkenftein, den Bau wieder aufgenom= 
men. ‚Zu verfchiedenen Zeiten find ſchon an der nahgelegenen 
Gränze im Anhaltifhen fehr gute Kohlen gefordert worden und 
es ift Hoffnung vorhanden, daß aud) der gegenwärtige Aufftand 
nicht ohne Erfolg bleibt. Ohne jest auf bie Conflitution des 
Gebirges näher einzugehen, laffe ich zur Beurtheilung derfelben 
noch zwei Durchſchnitte folgen, die ich den mir freundlichft geöff- 
neten Ucten entlehnt. habe. 

1) Sohann Ludwigsfchacht bei Meisdorf: 

Dammerbe. 

Rother Thon mit Kiefelingen . » 
Teftes Rothliegendes ana RN 2 
—— Be . 3 — 
Rothliegendes mit toeißen Tponen gemengt 3 
Kieslingaflüßr nassen re hlnen wire ee 
Sanditein. ..... siausriasnnen 
Schiefertbon . » — 
Figurenſtein (Mufchelgebirge?) 6 


’ 
. 


. 
. 


837 

Fefte Kalk: und Sandfteinflöge . 2 Rachter. 
Feſter Schieferthon Ben 7, URS TI. 
ROHIIGE SIIHRHEERE ae ee 0. 00) 
Graues Liegendes eg. = 
Ba ee 6 — 

2) Kohlenfchadht bei DOpperode: 

Dammerbe. 
Em es 2—4 uf. 
Rothliegendes N 20 Wachter 
Kieslingsfloͤzz. A 


Meiper) Ehonsiniac srl iin er 
Rothliegendee 
Fiulenſteii 661 
Schieferthon iR ei irn 
KRothliegendes 20.0. 0.0.0. 14 Fuß. 
Schwarzes Dachfloͤtz Eee 

Weißes Dachh.... 6—1 Fuß. 
chledtin nah 3oll 
Graues Legends . 2.0.0.0 4 Radıter 
Kiesiingsflig,r.. ii wel rum rn — 

Koblenföß 2. 202 0200 206-8 Boll. 

Graues Kiegendes. 

Die Verfteinerungen liegen in einem hellgrauen, grünlichen und 
röthlihen Schieferthone, ven den Arbeitern das Mufchelgebirge 
genannt, und weichen nach den mir vorliegenden Eremplaren, 
von denen der MWettiner und andrer Steinkohlenformationen 
nicht ab. Ich erkenne folgende Arten darin und hoffe deren Zahl, 
fobald bei Abteufung des Schachtes das fogenannte Mufchelges 
birge angefahren wird, noch vergrößern zu koͤnnen. 

1) Pecopteris arborescens Brongn. 

Brongniart, hist. veget. foss. I. 321. tab. 112. fig. 2. 

Ziemlich haufig. 

2) Pecopteris Plukenetii Sternb. 

Germar, Verfteinerg. Wettin und Löbejün. IV. 41, Taf. 16, 

Ebenfalls Häufig. 

3) Pecopteris marginata Brongn. 

Brongniart, hist. veget. foss. I. 291. tb. 87. fig- 2. 
Alethopteris marginata Göppert, Nova act. acad. nat. cur. 
XVII. supplm. '301. t 
3 Crepidopteris marginata Sternberg, Vers. Flora d. Vorwelt 

Das vorliegende Cremplar ift nicht deutlich genug, um mit 
Zuverläffigfeit über feine Beftimmung zu entfceiden. 

4) Pecopteris ? 

Ebenfalls undeutlich, ſcheint einer Alethopteris anzugehören. 

5) Sphenopteris linearis Sternb. 

Brongniart, hist. veget. foss. I. 170. tb. 54. fig. 1. — Stern- 
berg, Vers. Flora d. Vorwelt. IV. 15. tb. 42. fig. 4. 
Eben nit häufig. 
6) Sphenopteris artemisiaefolia Sternb. 
Brongniart, hist. veget. foss. I. 176. tb. 46. 47. — Sternberg, 
Vers. Flora d. Vorwelt IV. 15. tb. 54. fig. 1. 

Häufiger. 

7) Annularia longifolia Brongn. 

- Bronguiart hist. veget. foss. 

Seltener. 

8) Lycopodites Bronnii Sternb. 

Sternberg, Vers. Flora d. Vorwelt. 103. 
Caulerpites Bronnii Sternberg, 1. c. 23. tb. 18. 
Sehr haufig. 


838 


Außer diefen Pflanzen liegen noch Fragmente vom Galami- 
ten und einzelne Aehren vor. 
9) Cardinia uniformis. 
Unio uniformis Goldfuß, Petreff. Deutfhl. II. 181. Taf. 131. fig. 20. 
Eine neuerdings auch bei Mettin gefundene Art, deren gene— 
riſche Verwandtſchaft ſich nicht beftimmt ermitteln läßt, da das 
Schloß nirgends deutlich erhalten ift. - 
10) Cardinia ovalis. 
De Koning, descr. anim. foss. 74. tb. 1. fig. 2. 
Unio uniformis Sowerby, Mineral- Conch. 1. 83. tb.33. fig. 4. 
Etwas Eleiner als die 1. c. abgebildeten Eremplare und mit 
mehr hervorftehenden Budeln. 
11) Edmondia Hercyniae n. sp. 
Sft einer Isocardia noch ähnlicher al8 de Koning’s Edmon- 
dia uniformis und nur eine Linie groß. 
12) Cypris... ? 
Zweifelhaft. 
Ueberreſte von Fiſchen find noch nicht beobachtet worden. 


I. Das Kupferfchiefergebirge. 


Sm Mansfeldifhen befonders ſchoͤn entwickelt geht das Ku— 
pferfchiefergebirge, wie wir bereit erwahnt haben, auf unferm 
Gebiete aus. Auf dem Weinberge vor Meisdorf, audy auf einer 
Halde des Dpperöder Stollens zeugt ein fchwarzer Schiefer, 
Schaumkalk und Rauchſtein von ihrem legten Auftreten. Diefe 
Spuren bier nicht weiter verfolgend treten wir vielmehr fogleic) 
auf die ebenfalls ſehr einförmigen, aber doch mächtigen und weit 
verbreiteten Ablagerungen der Trias. 


II. Der Bunte Sandfein. 


Mo der Zechſtein und das Rothliegende verſchwinden, bei Balz 
lenſtedt tritt zuerft, aber nicht früher wie ich e8 auf einigen geo= 
gnoftifchen Karten angegeben finde, der Bunte Sandftein auf und 
lagert ſich unmittelbar auf das Harzer Uebergangsgebirge. Nie 
drige, fanft und wellenfoͤrmig abgerundete Hügel bildend verfol- 
gen wir ihn über Gernrode, Suderode, Stedienburg, hier von 
der Bode durchſchnitten, über Thale, Wienrode, Zimmenrode 
und Kattenftedt, wo er durch den Vorfprung des ältern Gebir— 
ges bei Blankenburg unterbrochen wird. "Aber fhon hinter Heim- 
burg tritt er wieder aus der Tiefe hervor und begranzt unfer 
Gebiet im Huy, Hakel und mit dem großen Platenu von Bern- 
burg, welches er größtentheils bildet. 

Seine Schichten find, wo wir fie in normaler Lage beobach— 
teten, ganz aufgerichtet unter einem Winfel von 90 Grad oder 
etwag weniger, zumeilen fogar'übergeneigt. Die Schichtenföpfe, 
häufig auf dem Rücken der Höhenzüge aufgefchloffen , zeigen eine 
fehr veränderlihe Neigung, bald ſenkrecht, bald gegen Norden 
und in geringer Entfernung davon ſchon unter demfelben Win- 
£el gegen Süden geneigt. 

Der mannichfaltige Wechſel verfchiedener Gefteinsfhichten hält 
in der angegebenen Verbreitung der Formation aus und läßt dies 
felbe am Harzrande in größerer Einförmigkeit erfcheinen, als fie 
an andern Orten auftritt. ine weitere Gliederung des Schich— 
tenbaues ift daher nicht möglich. Feinkornige Sandfteine, Ro— 
genfteine verfchiedenen Kornes, ‚dichter Kalkftein und Schieferlet⸗ 
ten, alle in Schichten von hoͤchſtens einem Fuß Maͤchtigkeit und 
wenig mehr, häufiger aber noch geringerer Mächtigkeit, wechleln 
überall, wo wie das Innere aufgefhloffen fanden, in mand;: 
faltiger Folge mit einander. 


839 


Die Farbe ift vorherefchend dunfelbraunvoth und geht durch 
hellreth in Grau über, welches Häufig zum Schmugiggrünen 
neigt. 

Dir überall fehe feinföornige Sandftein befteht. aus 
unregelmäßig abgerundeten Quarzkoͤrnchen und einem fehr armen 
thonigen Bindemittel. Letzteres ift ſehr ſparſam vorhanden, füllt 
eigentlich nur die wenigen Eleinen Luͤcken zwifhen den dicht an 
einander gedrängten Quarzkörnern aus und fehlt nicht felten vol: 
(ig, fo daß dann die Sandförner frey neben einander liegen. Mo 
die Schichten des Sandfteines dünner werden, vielen. Glimmer 
aufnehmen und in die Xetten übergeben wollen, da gewinnt 
allmählich auch das Bindemittel an Maffe und überwiegt endlich 
den Quarzgehalt. Die Duarzkörner find im Allgemeinen fehr 
Elein und laffen fich nicht immer mit unbewaffnetem Auge deut— 
lich erkennen, wiewohl fie in ihrer abgerundeten Geſtalt die deut— 
lichſten Spuren eines Aufenthaltes in bewegten Gewaͤſſern ver— 
rathen, ſo kann man daraus doch noch zur Genuͤge erſehen, daß 
diefer Aufenthalt kein lang dauernder und die Bewegung der 
Gewaͤſſer keine aufgeregte war. Bey Weitem die meiften Koͤr— 
ner laffen nämlich ihre eigenthuͤmliche Cryſtallgeſtalt erkennen, 
beragonale Prismen mit einer oder beiden Endpyramiden, deren 
Eden und Kanten abgefhliffen find. Ja die größern Körner, 
welche fich bandförmig und ohne Bindemittel zuweilen im Geftein 
angehäuft haben, find oft noch wohl erhaltene Eryſtalle. Indeß 
fehlen voͤllig abgerundete, kugelige Körnchen nicht in dem Gemenge, 
wenn man forgfältig mit der Loupe die Handftüde prüft, Der 
dritte, durch fein häufiges Fehlen weniger wefentliche Veſtand— 
theil unferes Sandfteines ift der Feldſpath, deffen hellgelbliche 
oder weißliche Piünctchen den dunfelbraunroth gefärbten Schich— 
ten ein Außerft fein gefprenfeltes Anfehen geben. Der Glimmer 
fcheint ganz zu fehlen und wird dem Sandſteine in veichlicher 
Menge erft von dem zwifchengelagerten Ketten aufgedrängt. 

Sm Nogenfteine tritt, wenn auch nicht in fo hohem Grabe, 
doch auch immer noch) fehr beträchtlich das Bindemittel gegen die 
Rogenkörner zuruͤck und zwar mehr bey den grobförnigen, weni— 
ger bey den feinkörnigen Abänderungen. Die Farbe des Windes 
mittels hat auf die der Rogenkoͤrner Eeinen Einfluß. Die 
Größe der Rogenkoͤrner variiert ungemein, denn von der großer 
Erbfen, finfen fie bis auf microfcopifche Größe hinab und ver: 
fhwinden als Körner endlich ganz, fo daß man einen: dichten 
Hornkalk fieht. Ihre Form ift Eugelrund mit rauher Oberfläche. 
Mo fie jedoch in lockerem Letten auf den Schichtflüchen der feſten 
Bänke liegen, ift ihre Form breit gedrückt, nieren- und bohnen— 
förmig, unregelmäßig, mit ſich kreuzenden Spalten und Niffen 
auf der Oberfläche. Die innere Structure, der Körner ift höchft 
eigenthümlich. Friſch angeſchlagen haben fie den Bruch des dich— 
ten Kalkes, der zumeilen aber fchon eine Neigung zum Faſeri— 
gen nicht unterdrücken Eann. Die durch Verwitterung entſtan— 
dene Kläche, welche allein über. die wahre Structur Aufſchluß 
geben kann, deutet entfchieden auf concentrifch fehalige Abfondes 
rung: denn wie auch dieſe Fläche gegen den einmal fipierten 
Durchmeffer gerichtet ift und wenn auch zwey dergleichen Flaͤ— 
chen fich unter einem belicbigen Winkel treffen, immer kann 
man eine gleihmäßtg concentrifche Streifung beobachten, welche 
die Folge der umfihliegenden Schalen andeutet. Diefe Schalen 
ſelbſt haben eine excentrifch faferige Structur. , Im Mittelpuncte 
liegt häufig — aber keineswegs immer — ein fefterer Kern, bet 
in Folge der Verwitterung ebenfalls eine ſtrahlige Textur zeigt, 
zuweilen aber auch ganz fehlt, und dann. hat der Kern einen hohlen 
Mittelpunet. Außerdem find nun aber die meiften Körner auf 


840 


ihren verwitterten Flächen breit uud tief gefurcht und diefe Fur— 
hen ftehen in innigem Verhältnik zum Mittelpuncte, ine ders 
felben bildet allermeift nehmlich einen wirklichen Durchmeffer, gegen 
den ein Radius unter. veränderlichen Winkeln gerichtet ift. In 
feltenen Fällen verlängert fich diefer Nadius ebenfalls zum Durch: 
meſſer oder anftatt diefer beiden fich Freuzenden Durchmeffer gehen 
drey Radien unter ftumpfen Winkeln vom Mittelpuncte aus. 
Diefe verfihiedenen Furchen deuten auf leichter. verwitterbare 
Schichten in den Körnern, welche die concentrifchen Schalen 
durchfegen. Diefe Erfheinung erfchwert die Erklärung des Ro— 
genfteines überhaupt und Quenſtedt's Vermuthung (Floͤtzge— 
birge Wiürtembergs, ©. 44), als ruͤhre derfelbe von heißen Quel- 
len am Harzeande her, ift für unfere Flöge fehr wenig annehmbar. 

Der fogenannte Hornkalk fcheint hier immer aus einer 
unendlichen Verkleinerung der Körner im Nogenftein entftanden 
zu ſeyn. eine Farbe iſt meift lichtgrau und fpielt ins Blaͤu— 
liche oder Gelbliche. Eigenthuͤmlichkeit verraͤth er nicht. 

Die Letten endlich bilden die verbindenden Schichten der drey 
eben bezeichneten Gefteine, drängen fich überall zwifchen diefelben 
und erfcheinen auch weht felbftftändig und maffenhaft wie am 
Reißaus bey Euderode und hinter Thale. Ihre herrfchende Farbe 
ift dunfelbraunroth, doch find grünlic)e und graue, auch wohl 
gelblihe Abänderung nicht felten. Ihr weſentlicher Beftandtheil 
ift Thon, dem zablreihe Glimmerfhüppchen und ſehr fparfame, 
äuferft feine Sandkoͤrnchen beigemengt find. Im Allgeminen 
find fie dünn geſchichtet, blättrig; wo fie jedoch maffig auftreten, 
ſtellen fich einzelne Schichten von mehreren Zollen Mächtigkeit 
und durch einen reichern Gehalt an Quarz ausgezeichnet ein. 
Thonige Goncretionen liegen geſetzlos darin und feren nicht ſel— 
ten in die feftern Bänke fort. ine intereffante Beobachtung 
diefer Fetten hatte ich in einem Steinbruche an dem Wege von 
Reißaus nach Neinftedt nah im Walde. Die verticalen Wände 
des Steinbruch waren nehmlich noch mit den Kettenfchichten bedeckt 
und diefe, nur wenige Zoll mächtig, hatten eine fehr regelmäßig 
wellige Oberfläche. Jede Welle mißt zwey Fuß in der Breite, 
ift von fanftem Abfall und unter einem Winkel von 80 Grad 
gegen Weſten geneigt, wobei die Schichten völlig ſenkrecht ftehen. 
Die ganze Wellenfläche ift dunkelbraunroth gefarbt und kon einem 
breiten Netzgeflecht helleren Thones durchzogen. 

Die beſondern Vorkommniſſe in unſerm Sandſteine ſind von 
ſehr geringer Wichtigkeit; ich fand Kalkſpathdruſen und Brauns 
eifenftein bey Thale, Kupferlaſur nicht weit davon und Styloli— 
then, aber ohne auflikenten Körper bey Suderode. 

Verfteinerungen habe ich troß wiederholten langen Suchens 
nirgends gefunden. Hierbei muß ich jedoch der negformigen Erha= 
benheiten auf den Schichtflächen des Sundfteineg gedenfen. Die: 
fetben finden fich auf unfern Sandfteinen in groͤßter Manchfals 
tigEeit und müffen in vielen Fällen auh wohl duch Ausfüllung 
der Spalten des fchnell getrockneten Thones entjtanden feyn. 
Indeß allen diefen Adergeflehten, die befonders durch die Chiro- 
therienplatten neuerdings wieder die Aufmerkſamkeit erregten , den 
organiſchen Urfprung abzufprechen, heißt nur Thatſachen nicht 
würdigen. Einige diefer Echabenheiten ſchon auf den Faͤhrten— 
platten zeigen in ihrer ganz beftimmten Erſcheinung einen nicht 
zufälligen, fondern gewiß organifchen Urſprung, und unter den 
zahlreichen des Harzer Sundfteineg habe ich einzelne frei auf den 
Steinen gelegene, oder nur ganz loder damit verbundene, losge— 
töft, und wie diefe Verbindung mit dem Geftein, fo noch mehr 
fpricht ihre beftimmte Form gegen jede Entftehung durch Aus— 
fültung, vielmehr für organifche Bildung. Sie find comprimirt, 


841 


oval im Durchſchnitt, mit der gefanteten Seite auf dem Geſtein 
frey liegend oder ganz loder damit verbunden und haben eine 
tegelmäfig quer gemwellte Oberfläche, wie fie gewiß niemals auf 
einer Ausfüllungsmaffe beobachtet worden iſt. 

Bevor wir zur folgenden Formation übergehen, müffen wir 
noch den zum Bunten Sandftein gehörigen 

Gyps und Dolomit, 

die fi von Gernrode bis Stedlenburg am Harzer Uebergangs: 
gebirge entlang ziehen und neuerdings für verwandelte Kreide 
ausgegeben worden find, erwähnen. Der Gpyps ift in einigen 
Steinbrüchen aufgefchloffen, erfcheint maffig!, ungefchichtet, aber 
zerklüftet und vielfach zerriffen, ift licht blaulic) grau und in den 
hellern Faͤrbungen dunkel gefprenft oder von dunfeln Wellen: 
linien parallel durchzogen. Seine Bedekung ift das Diluvium 
und unmittelbar neben den legten Mauern von Gernrode, am 
- Sobbifchen Gypsbruche tritt dem Harze näher ein gefchichteter 
Lettengyps mit Faſergypsſchnüren und an dee Chauffee ein 
fhladiger Dolomit, hervor. Kine Actiengeſellſchaft treibt bei 
Suderode ein Bohrloch, welches bereits 200 Fuß tief ift, in 
ihm nieder, um die Ealzquelle für das dortige Bad auf preus 
Fifhen Boden zu verlegen, denn die vorhandene entquillt dem 
Anhaltinifchen Beſizthum. Der erwähnte Dolomit ift unver: 
kennbar ein metamorphifches Geftein, ſchmutzig bläulich grau 
von Farbe, von beträchtlicher Härte, fo daß er Funken am Stahl 
gibt, und poros, ſchlackig, Überall mit Fleinen Kryſtallen in den 
Blaſenraͤumen, ſoviel Stücke ich auch deshalb zerfchlug, und 
mehr eine unordentlich, von unregelmäßigen ſcharf- oder ſtumpf⸗ 
kantigen Etüden aufgehäufte als gefchichtete Gefteinsmaffe, die 
von einem viel loderern, erdigen, gelblichen Mergel bededt und 
von oben her durchdrungen wird. Der Gedanke, daß der Gyps 
diefem Gefteine die Eigenthümlichfeiten gegeben habe, läßt ſich 
duch Nichts zurückdraͤngen. 

Diefe Gypsbildung mit dem Dolomit ift von allen bisheri= 
gen Beobachten als dem bunten Sandfteine angehörig betrach— 
tet worden und ich fann denfelben nad) haufig miederholten Bes 
fuchen der Steindrüche nur beiftimmen. Frapolli hat dagegen 
über das Alter und die Entftehung diefer Gefteine eine fühne 
Hppothefe aufgeftellt und diefelbe bereits vorläufig in einem 
Vortrage in der Koͤnigl. Akademie der Wiffenfchaften zu Berlin 
dargelegt. Wir finden den Inhalt diefes Vortrages in Poggen— 
dorfs Annatın der Phyſik und Chemie, Jahrg. 1846, No. 12. 
©. 481 und wollen unfere Bedenken gegen die angeführten 
Gründe in aller Kürze beibringen. Der Gnps ift die untere 
verwandelte Kreide, behauptet nehmlich Frapolli, und der Dolomit 
die obere verwandelte Kreide, denn der Gnps ift gefchichtet, ent: 
hält noch die der Kreide eigenthümlichen Verfteinerungen und Feuer: 
feine. Nah Frapolli's Anficht ift aller Gyps gefchichtet; auf 
unferm Gebiete finde ich aber nur den Lettengyps der Keuper: 
formation gefchichtet, der am Harzrande gelegene Gyps ift zer: 
Elüftet und vielfach zerriffen, nirgends gefchichtet, ebenfo der 
gleih zu erwähnende Gppsjtod des Seveckenberges. Won Ver: 
fteinerungen fand Frapolli mitten im anftehenden Gypſe bei 
Stedlenburg nur „ein einziges Mal zwei fehr deutlich erkenn— 
bare Kerne von dem in den nahen Kreidefchichten fo häufig vor: 
handenen Spatangus cor anguinum.” Abgeſehen davon, daß 
bloße Steinferne zur Begründung einer, fo bedeutungsvollen Hy: 
pothefe nicht genügen, fesen wir noch Zweifel in die wirkliche 
Abſtammung und die wahre Natur diefer Spatangen: denn 
einmal muß es auffallen, daß der in den nahen Kreidefchichten 
fo auffallend häufige Spatangus in der gleichalterigen metamor= 


Iſis 1848, Heft 11. 


842 


phofirten Kreide, dem Gnpfe nur in zwei Erempfaren gefunden 
wurde, wiewohl diefer Gyps in drei fortwährend im Betriebe 
ftehenden Steinbrüchen aufgefchloffen ift, und follten diefe Stein- 
ferne nicht Goncretionen fein® Auf diefe Vermuthung gerieth 
id), nachdem ich lange Zeit vergeblich den Spatangus gefucht 
und viele Eugelige, felbft verbrüdt und verfchoben herzförmige 
Goncretionen zur Seite geworfen hatte. Stuͤtzt fih Frapolli's 
Behauptung blog auf die allgemeine Form feiner Spatangen, 
und nicht auf deutlich fichtbare Fühlereänge, Mund» und After: 
öffnung oder die Cindrüde der das Scelet zufammenfegenden 
Kalktäfelchen, fo bleibt feine Deutung immer zweifelhaft. Eben 
die erwähnten Goncretionen find die muthmaßlichen Feuerfteine, 
Menn fie auch Feine Sunfen mehr am Stahl geben, fo find 
doch einige derfelben noch von bedeutender Härte, andere find 
nur verhärtet. Eingeſchloſſen im dichten, mafligen Gyps, oder 
frei in den Steinbruͤchen umher liegend, findet man fie. Die 
chemifche Analyfe gibt fie ung für ein wirkliches Product des 
Metamorphismus; woher aber der Beweis, daß diefe Verwand— 
lung die Feuerfteine der Kreide und nicht den Kiefelgehalt in 
den (nun metamorphofixten) Flötzen des bunten Sandſteines bes 
troffen bat. Sch theile hier noch die Unalyfe meines verehrten 
Freundes Herrn Feiftel, Affiftenten im chemiſchen Laboratorium, 
mit. Derfelbe fand nehmlidy in den von mir gefammelten 
Eoncretionen : 


Kiefetfäure 0,630 
Magnefia 0,299 
Kalkerde 0,014 
Thonerde 0,913 
Eifenoryd 0,012 
Waſſer 0,011 
Verluſt 0,021 


Eine weitere Beleuchtung diefes angeblichen Kreidegypfes* tft 
erft möylih, wann SFrapolli feine zahlreichen Beobachtungen 
ausführlich bekannt gemacht hat und bis dahin werden wir feine 
Gelegenheit verfaumen, die Gypfe von Neuem und wiederholt 
zu unterfuchen. Jetzt begeben wir ung auf die Höhen und in 
die Steinbrüche der jüngern Formation der Trias. 


IV. Muſchelkalk. 


Schon bei Afıhersieben hervortretend bildet der höchft einför- 
mige Muſchelkalk auf unferm Gebiete wellige Hügelteihen, welche, 
böber als die des bunten Sandfteines, über Ermöleben, hier 
den Zechftein uͤberlagernd, hinter den Gegenfteinen bei Ballen— 
ftedt, wo fie vor dem Auftreten des bunten Sandſteines auf 
dem Uedergangsgebirge zu ruhen fcheinen, nad Nieder, Gern⸗ 
rode (Vieberg), Suderode (Momberg), Thale bis Blankenburg 
fich erftreden. Mit dem bunten Sandfteine begegnen wir dem 
Muſchelkalk bereit? hei Heimburg wieder und die uns zuge 
kehrte Seite bes Huy und Hakels bedeckt er größten Theils. Von 
Ermsteben aus fendet er einen ſchmalen Höhenzug in unfer 
Becken über Neinftedt, höher hervortretend im Windmühlenberge 
bei Badeborn und den Sevedenbergen, welche nach Norden und 
Meften, bier von einem angelehnten Quaderfandfteipzuge ver: 
laͤngert, allmählich ins flache Land abfallen, 

Der Character des Mufchelfalkes ift hier noch viel einförmis 
ger als der der vorigen Formation, Won jener tie von diefem 


* Die ganze Gypsbildung Fönnte übrigens natürlicher noch zum Zech⸗ 
ftein gegogen werden als zur Kreide. Vergl. Karſtens Archiv, XVII. 
& 15 


53 * 


843 


haben wir unfre Schichtenfofteme mit denen Süddeutſchlands 
vergleichend nur die obern Glieder. Die Schichten beider neigen 
ſich unter denfelben Winkeln gegen den Horizont und haben 
denfelben äußern Character. 

Die ganze Formation kefteht aus Schichten von Kalkftein, 
deren Mächtigkeit von höchftens zwei Fuß bis auf dag dünn- 
ſchiefrige, lettenartige binabfinkt. Sie wechfellagern mit thonis 
gen Schichten bis höchftens zwei Zoll Maächtigkeit. Der Kalk 
felbſt ift lichtgrau, mir Neigung zum Gelblichen und Blaͤulichen, 
nirgends aber findet man dunkelrauchgraue Abaͤnderungen. Er 
iſt dicht, wird durch zunehmenden Gehalt an Kieſelerde ſehr feſt 
und liefert bei feiner regelmäßigen Abſonderung einen vortreffli— 
han Bauſtein. Nur wo er dolcmitifc wird, wie zuweilen am 
Bickeberge bei Gernrode, verliert er feine Feftigkeit, und bei dem 
wirklichen Uebergange in Dolomit am Gypfe des Sevedenberges 
wird fein Bruch erdig. Von befondern Borkommniffen in ihm 
macht ſich nur Kalkipath und fürbende Eifenfubftanzen auf den 
Abfonderungsflihen bemerklich. Mondmilch durchdringe die 
Schichten in großer Menge am Bideberge bei Gerntode. Die 
Schichtenflaͤchen find überall mit mwulftigen, fchlangenformigen 
Goncretionen in großer Mannichfaltigkeit bedeckt und Stylolithen 
finden fih nicht am oben erwähnten Bickeberg, aber auch 
krumme, deren Entftehung mit Quenftebt’s Hppothefe nicht er: 
Elärt werden kann. Unter allen VBerhältniffen betrachtet, iſt 
unfre Formation ein höchft einformiger Kalkftein von Friedrichs: 
hall, der nur durch den von ihm eingefchloffenen 

Gyps des Sevedenberges 
einiges Intereffe darbietet. Derfelbe ift dunfelbläulichgrau ges 
färbt und geht einerfeits ins Schwärzliche, anderfeits ins Rauch— 
graue und Weißliche Über, ift £örnig oder dicht, von verfchiede= 
ner Härte und fplittrigem oder flachmufchligem Bruce. Ein: 
gefchloffen in ihm find an einzelnen Stelten Euglige Abfondeungen 
in ungeheurer Menge, von einigen Linien bis eben fo vielen 
Zolten im Durchmeffer, mit glafiger Structur und tief dunkel 
gefärbt oder ercentrifch frahlig und heller gefärbt. Außerdem 
enthält ev wafferhelles oder gelblich gefärbtes Fraueneis in Neftern 
von verfchiedenem Umfange und aufgewachfene linfenförmige 
Kryſtalle auf den, Kluftflähen. Mit dem vorhin erwähnten 
Gypsftode am Harzrande hat er nur die Zerflüftung und den 
völligen Mangel der Schichtung gemein, unterfcheidet ſich aber 
im Uebrigen ganz auffallend. Auch er ift in feiner ganzen Laͤn— 
genausdehnung durch Steinbrüche aufgefchloffen, welche, bereits 
feit dem dreizehnten Sahrhundert von den Angehörigen meiner 
Familie in Betrieb erhalten, einen vortrefflichen Mörtel zu Mauern 
und Eftrich liefern. Da die Arbeiter in den Steinbrüchen ihre 
Bohrlöcher zum Sprengen meift in regelmäßiger Folge hinter 
und neben einander fegen; fo gewinnt die Oberfläche häufig das 
Unfehen ausgehender Schichten, indeß verſchwindet bei näherer 
Betrachtung jede Spur einer Schichtung, man fieht ein maſ⸗— 
figes Geftein. In der unmittelbaren Berührung des Gypſes 
ift der Muſchelkalk mit Verdrüdung, Biegung, Werwerfung 
feiner im Allgemeinen vertical ftehenden Schichten in einen hell 
gefärbten Dolomit mit erbigem Bruche verwandelt und kann 
man den allmählichen Uebergang diefes in jenen fehr ſchoͤn in 
der Einfahrt zum erften Steinbruche von Badeborn her beobach- 
ten. Ein zolliger, ſchlackiger Dolomit, der bisher allgemein für 
den metamorphofirten Muſchelkalk galt, gehört nach meinen 
Beobachtungen ins Diluvium und fteht in Feiner weitern Bes 
ziehung zu unferer Gypsmaſſe, ald daß er in dem den Gyps 
uͤberlagernden Diluvium eingelagert iſt. Soweit die Lagerungs: 


— — — 
=— 


844 


verhältniffe jetzt aufgefchloffen find, twiderfprechen diefelben Hoff: 
mann's Hypotheſe über die Entſtehung diefes Gypſes (Nord- 
weftlihes Deutſchland. 549) nicht. 

Der paldontologifche Character unſrers Mufchelkalkes weicht 
von dem des Friedrihshaller nicht ab. Sm Allgemeinen ift er 
arm an DVerfteinerungen und wiewohl einzelne Baͤnke ganz aus 
fpätbigen Enfrinitengliedern, aus Mufchelfchalen zufammenges 
fest find, fo Fann man doch wieder Stundenweit in den Stein= 
brüchen entlang gehen, bevor man eine Teerebratula vulgaris 
oder einen Ceratites nodosus fieht. 


1) Encrinites liliiformis Schloth. 
v. Schlotheim, Petreffv. I. 335. Taf, 23. Fig. 1.— Bronn, Leth. 
geogn. 155. Taf. 11. Fig. 1. 
Encrinites moniliformis Goldfuß, Betreff. I. 177. Taf. 53. Fig.8. 
Zahlreihe Stielglieder, fowohl einzeln als zu mehreren nod) 
verbunden vorzüglich häufig bei Gernrode, feltner bei Badeborn 


Eine Krone ift noch nirgends beobachtet worden. 


2) Enerinites dubius Quenst. 

Duenftedt, Wiegmanns Archiv, 1835, II. 223, Taf. 4. Fig. 2. — 
Bronn, Sahrb. f. Mineral, 1837. 30. 

Pentacrinus dubius Goldfuß, Petrefk. I. 176, Taf. 53 Fig. 6, 

Pentacrinus ascaniensis Heyſe, Brogramm d, höh. Bürgerfch, in 
Afchersleben 1843, ©. 11, 

Die fünfkantigen Säulengliebder diefes Enkriniten, früher nur von 
Nüpdersdorf befannt, find gerade nicht felten am Bickeberge bei 
Gernrode, indeg muß man fich fehr wohl hüten, und nicht das 
fünfkantige Bedenglied der vorigen Art mit dieſer verwechfeln. 
Heyſe's neuer Name war unnüß, da ſchon Quenftedt und Bronn 


viel früher den Goldfufifchen Pentacriniten richtig erkannt hatten., 


3) Ostraea placanoides Münst. 
Goldfuß, Petrefk. I. 19. Taf. 79. Big. 1. 
Familienweife auf Geratiten und Pectiniten bei Badeborn. 
4) Ostraea subanomia Münst. 
Goldfuß, Petreffv. II. 19. Taf. 79. Big. 2. 
Ebenda und bei Gernrode. 
5) Ostraea Schübleri Alb. 
Goldfuß, Petrefkd. II. 16. Taf. 79. Fige 3. 
Bei Gernrode, feltner als vorige. 


6) Ostraea spondyloides Schloth, 
v. Schlotheim, Nachtr. zu Petrefkd. Taf. 36, Fig. 1. 

Bei Badeborn und Ermsleben. 

7) Ostraea erista difformis Schloth. 
v. Schlotheim, Nachtr. 3. Petreffd. Taf. 36. Fig. 3. 

Ein einziges Eremplar von Gernrode. 

8) Pecten inaequistriatus Münst. 
Goldfuß, Petreffo. I. 42. Jaf. 89. Fig. 1. 

9) Pecten discites Bronn. 
Bronn, Leth. geogn. 161. Taf. 11. Fig. 12. 

10) Pecten vestitus Goldf. 
Goldfuß, Petrefkd. I. 72. Taf. 98. Fig. 9. 
Pecten laevigatus Bronn, Leth. geogn. 161, Taf. 11. Fig. 11. 

Alle drei nicht felten Dei Badeborn. 

11) Plagiostoma striatum Voltz. 

Bronn, Leth. geogn. 163, Taf. 11. Big. 9. 

Ueberall. 

12) Plagiostoma lineatum Voltz. 
Bronn, Leth. geogn. 163. Zaf. 11. Fig. 10, 

Bei Afchersieben, feltner bei Badeborn. 

13) Plagiostoma ventricosum Ziet. 
Zieten, Verfteine, Würtemb, 67, Taf. 50, ig. 3. 


845 — — 846 


Bei Aſchersleben. 

14) Avicula socialis Bronn. 

Bonn, Leth. geogn. 166. Taf. 11. Fig. 2. 
Ueberall gemein. 

15) Avicula Bronnii Alb. 

Bronn, Letli. geogn. 165. Taf. 11. Fig. 3. 
Ebenfalls an den meiften Orten, doch nicht fo häufig. 
16) Myophoria vulgaris Bronn. 

Bronn, Leth. geogn. 170, Taf. 11. Fig. 6. 
Sehr gemein. 

17) Myophoria eurvirostris Alb. 

Bronn, Leth. geogn. 171. Taf. 11. Fig. 6e. 
Sehr felten bei Babdeborn. 

18) Nucula speciosa Münst. 

Goldfuß, Petreff. IL. 152. Taf. 124. Fig. 10. 

Iſt fein ooncentriſch geitreift, wovon Goldfuß nichts erwähnt. 

Bei Badeborn ein deutliches Eremplar. 

19) Mya musculoides Schloth. 

20) Myacites ventricosus Schloth. 

21) Myacites elongatus Schloth. 

22) Myacites radiatus Münst. 

23) Myacites mactroides Schloth. 

v. Schlotheim, Petreffo. 176; Nachtr. II. 109. Taf. 30, 33. — 

Goldfuß, Petreffv. II. 259. Taf. 153. 

Sc fammelte auf dem Windmühlenberge bei Badeborn eine 
ſehr große Anzahl von Myaeiten, die ſich unter die genannten 
Arten vertbeilen laffen. Außerdem aber noch viele, welche alle 
Zwifchenglieder dieſer erfüllen, fo daß ich für feine der genannz 
ten Arten einen wirklich fpecififchen Character auffinden kann. 
Die Myaciten des Muſchelkalkes find hoͤchſt veränderliche Stein— 
£erne, welche weder grnerell noch fpecififch beitimmbar find. 

24) Terebratula vulgaris Schloth. 

v. Schlotheim, Nachtr. Taf. 37 Feg. 9 

Erfüllt die thonigen Schichten bei Badeborn zu Millionen, 
an andern Orten weniger häufig. 

25) Dentalium laeve Schloth. 

v. Schlotheim, Nachtr. Taf. 33. Fig. 2. 

Bei Afchersieben und Gernrode. 

236) Capulus mitratus Goldf. 

Goldfuß, Petreff. 

Sn den dolomitifhen Schichten bei Gernrode. 

27) Trochus albertinus Goldf. 

Goldfuß, Petreff. IN. Taf. Fib. 3. 

28) Turritella scalata Goldf. 

Goldfuß, Petrefkd. ill. 

29) Turritella detrita Goldf. 

Goldfuß, Petreff. II. ; 

Alte drey bei Afchersteben, Badeborn, Gernrode und Haders: 
leben, aber nicht befonders häufig. 

30) Turritella obsoleta Goldf. 

Goldfuß, Petreff. IM. 

Sehr felten bei Afchersieben. 

31) Buceinum gregarium Schloth. 

v. Schlotheim, Petrefkd. 

Bei Aſchersleben und Reinſtedt. 

32) Nautilus bidorsatus Schloth. 

v. Schlotheim, Betreff, 

Sehr häufig bei Badeborn. 

33) Ceratites nodosus Schloth. 

Bronn, Leth. geogn. 


Ueberall gemetn. 
34) Rhyncholithes hirundo Blainv. 
Bronn, Leth. geogn. 
Sehr felten bei Badeborn und Gernrode. 
35) Saurichthys apicalis Agass. 
Agassiz, poiss. foss. IIb. 85. tb. 55a. fig. 6-11. 
Ein einziges Eremplar bei Hadersleben. 
36) Amblypterus decipiens Gieb. 
Giebel, Fauna, Fifche, 255. — Derfelbe, Gaea germanica. Taf. 6. 
a ——— tenuistriatus Agassiz, poiss. foss. Il.b. 174. tb. 19. 
— Gyrolepis maximus Agassiz, poiss. foss. Il.b. 175. tb. 19. fig. 7-9. 
Die nur auf Schuppen begründete Gattung Gyrolepis ift 
nach meinen Beobachtungen nichtig; ihre Arten gehören zu Am- 
blypterus und einigen Pyknodonten. 
Einzeine Schuppen bei Hedersleben. 
37) Strophodus angustissimus Agass. 
Ayassiz, poiss. foss. III. 128. tb. 18. fig. 20. 
Ein einziger Zahn ebenda. 
38) Sauria...? 
Einzelne Rippenftüde und Wirbel bei Aſchersleben, Badeborn 
und Neinftedt erlauben noch feine zuverläffige Beſtimmung. 
Pleſioſauren gehören fie jedoch nicht, wie Heyſe glaubte. 


V. Der Keuper. 


Diefe jüngfte Formation des Schichtenſyſtemes ber Trias iſt 
weniger entwicelt auf unferm Gebiete als die vorigen beiden 
und ebenfalls nur in den jüngften Gliedern, den bunten Mer: 
gem mit Lettengyps. Diefelben’ treten bald am nördlichen Ge: 
hänge der Muſchelkalk-Hoͤhen wie bei Nieder, bald am füblichen 
wie am Sevedenberge und Hakel auf. Cine bemerfenswerthe 
Ausdehnung erhalten fie nur an den beiden Drten. Sie befte- 
ben vorwaltend aus bunten Mergeln, welche an der Luft leicht 
in edige Stückchen zerfallen und mit blauen, braunen, violetten, 
gelben, röthlichen und lichten Farben wechfeln. Solche Farben- 
tafeln fieht man überall, wo herabftrömende Regenwaſſer tiefe 
Schluchten, ausgewühlt haben. Am Buße des Sevedenberges 
bei der Gersdorfer Burg feßt eine wenige Zoll mächtige Schicht 
eines ſchmutzig grünlich gelben, im Inneren weißlichen, ſehr feſten 
Dolomites duch diefe Mergel. Der Dolomit enthält auf feinen 
zahlreichen Kluftflächen zum Theil ſehr ſchöne Kryſtalle von 
Bitterſpath. Außerdem durchſchwaͤrmen dieſe Mergel und den 
Gyps Schnüre von Faſergyps, welche haͤufig aus zwei dicht 
übereinanderliegenden Schichten beſtehen. In dieſem alle bie: 
gen ſich die Fafern der einen Schicht an der Berührungsfläche 
ſtark nach rechts, die der andern ebenfo auffallend nad) links. 
Der Lettengyps fpielt, wie dev Mergel, in den ſchoͤnſten Far- 
benabänderungen und fegt am Sevedenberge bis auf den Gip: 
fel fort. Hier lagert, er unmittelbar auf dem vorhin erwähnten 
Gypsſtocke und feine deutliche Schichtung, in welcher auch Fa⸗ 
ſerghps-Schichten bemerkt werden, hat zu der Behauptung Ver: 
anlaffung gegeben, als fen die ganze Gypsmaſſe gefchichtet. Er 
tritt aber auch hier in nächfter Berührung mit dem mafligen 
Gppfe mit den entfchiedenften Characteren des Lettengypſes auf 
und ich Habe vielfältig Gelegenheit gehabt, die Graͤnzen beider 
Formationen bier fehr genau zu beobachten und muß mich be: 
ftimmt gegen eine Vereinigung des obern geichichteten Gypſes 
mit dem darunter liegenden maſſigen erklären. 

Verfteinerungen fand Frapolli bei Gröningen im Keuper, 
aber die Eremplare gehören nad) feiner Verſicherung nicht zu 


847 


den guterhaltenen und deutlich beftimmbaren. Sch fand einzelne 
ſehr Fleine, fchlanffegelförmige Zähne in dem feften Dolomit an 
der Gersderfer Burg, gebe aber noch Feine Beftimmung darüber, 
weil ich ihre mifroffepifhe Structur noch nicht unterfucht habe. 


VI Suragebirg. 


Das Auragebirge durchichneidet unfer Becken mehr in ber 
Tiefe und geht eigentlich nirgends zu Tage aus. Die wenigen 
Puncte, an denen e3 anftehend beobachtet werden fann bei Weg— 
räumung eines fehr unbedeutenden Alluviums, liegen im Ha: 
ckelteiche am Ochfenkopfe füdöftlich von Quedlinburg, im Stadt— 
graben und dem Gröpern von Quedlinburg, im Kley, Hinter: 
kley und am Helmfteine, weiter entlang in diefer Mulde bis Bor: 
nede und zuletzt am Kanonenberge bei Halber iadt unmittelbar 
neben der nach Blankenburg führenden Chauffee. Die Schich— 
tung ift überall ſehr deutlich, nach Norden geneigt, am Ochſen— 
kopfe (nach einer Mittheilung Frapolli's) ſenkrecht. Das Ge⸗ 
ſtein iſt im Allgemeinen wenig manichfaltig und laͤßt in feinem 
ganzen Schichtenbaue nur eine untere und eine obere Abtheilnng 
imterfcheiden, von welcher Die untere vorzüglich durch ihren Pe: 
trefaftenreihthum characterifirt wird. 

Der untere Sura oder Lins befteht aus Sand, Kalk und 
Thon. Der Linsfalk ift abwechielnd blaugrau, braun umd gelb— 
lich gefärbt, enthält ſehr viel Kieſelerde, die ihm eine bedeutende 
Hirte gibt und ihn zum Chauſſeebau geeignet macht, auch) 
feine Glimmerfchuppen. Bald ift er ganz verfleinerungäleer, 
bald fcheint er nur aus Steinfernen mit anhängenden Schalen 
von Mollusken zn beftehen. Seine Schichten varliren in der 
Miächtigkeit von wenigen Fußen bis wenige Zoll. Durch zus 
nehmenden Kiefelgehalt geht er in Sandftein über, 
zunaͤchſt noch von bedeutender Feſtigkeit wie am Ochſenkopfe, 
bräunlich und grünlichgrau gefärbt, tritt aber dann als ein 
dünn gefchichteter, fchiefriger, fehr feinkörniger, brauner Sand: 
ftein von geringerer Haͤrte auf, wie im Hinterkley, oder er wird 
noch lockerer, gelblich und lichtbraun gefärbt, lagert in maͤchti— 
geren Schichten, welche durch Verſchwinden des Bindemittel! in 
einen ganz lodern Sand übergeben. Darin liegen unregelmä— 
fige Knollen und Platten von fiefeligem Kalfftein und braunem 
Thoneifenftein, welch” legterer aus unregelmäßig concentrifchen 
Schichten von violetter, gelblicher, brauner Farbe befteht und 
nad) innen den Eifengehalt ganz verliert. Diefen Abfonderun: 
gen entfprechend fchliept ber braune duͤnngeſchichtete Sandſtein 
und ber feftere regelmaͤßige, concentrifch fchalige Kugeln ein. 
Auch der gelbe lockere Sandſtein ift entweder völlig verſteine— 
tungsleer oder mit Millionen von Dftrien und andern Mollus— 
fen chalen erfüllt. In ihm liegt Die zarte weifgebänderte Lima 
Hausmanni, Die wellig geftreifte Natica und andere ſchoͤn ge— 
färbte Schnecken. 

Auf lichtgrauen, ſchmutzigen Kalkmergeln, welche die zahlrei— 
chen Verſteinerungen mit einer ſchwarzen Decke uͤberziehen, iſt 
die Baſſiſche Buchdruckerei gelegen und gleich dahinter im Kley 
fowie an der Chauffee bei Börnede lagern ſchwarze und dunkel— 
graue Thone in bedeutender Mächtigkeit. Sie enthalten zahl: 
reiche 3, Th. fehr fchöne Gypseryſtalle von verfchiedner Größe 
und ebenfoviele Geoden ven braunen Zhoneifenftein mit Stront— 
fpath, idie an der Luft in fchalige und eckige Stücke aus ein: 
ander w tteın und nicht felten glänzende Ammoniten umfchliefen, 

Die graublauen fandigen Kalkfteine gehören dem unteriten 
Gliede des Lias, denn die Gryphaea arenata liegt zahlreich in 
ihnen. Aber nur am Ochfenlopfe fand ich fie, während fie in 


Diefer iſt 


848 


den Schichten jenfeitd der Bode im Klen fehlt, Hier gleicht das 
Geftein ganz den obern Schichten des untern Braunen Jura 
in Mürtemberg und ift ihnen in petrographifcher Beziehung in 
der That ähnlicher als den harten fandigen Arkuatenkalken jenes 
Landes. Aber gerade die dort leitenden Mufcheln wie Peeten 
personatus u. a, finden wir nicht, vielmehr verräth der palü= 
ontologifche Character ein höheres Alter, welches den älteften 
Gliedern des Lias entfpricht. 
dem’elben Gebilde am Kanonenberge bei Halberftadt gefundenen 
Verfteinerungen ift bereits von Dunfer und Germar befchrie: 
ben, andere z. Th. ſehr prächtige befigt Pafter Schmidt in 
Afchersleben und hat Diefelben zur Unterfuchung verfprochen, 

Die dunklen Thone im Kley gleichen in jeder Beziehung den 
obern Gliedern der mittlern Abtheilung im fchwarzen Jura Wür: 
tembergs und ebenſo Die lichtgrauen Kalfmergel des Stadtgra— 
bens den jüngften, über den Poſidonienſchiefern lagernden Schich— 
ten des fihwarzen Jura's andrer Laͤnder. 

Der obere Jura tritt dem Braunfehweigifchen Dorfe Bor: 
nede gegenüber unter dem Qunderfandfteinzuge des Steinholzes 
mit einigen Schichten hervor. Diefelben haben geringe Maͤch— 
tigkeit und beftehen aus einem weißen und gelben Kalkmergel 
von ſehr geringer Härte und erdigem Bruce in Wechfellages 
tung mit lichten Kalfbänlen, welche feinkörnig oolithifche Abſond— 
rung zeigen. Der Kulk felbft ift grünlich und grau, die Koͤrner 
nicht größer als Hirfeförner find weiß mit Neigung zum Gelbe 
lichen und meift kugelrund. Werfteinerungen fand ich noch nicht, 
aber Die ganze Ablagerung entipricht Der mittlern Abtheilung 
des Weißen Jura in Süddeutſchland. 

Die bis jegt aus unferm Suragebilde bekannten Verſteine— 
tungen find folgende. 


1) Clathropteris meniscioides Brongn. 
Brongniart, hist. veget. foss. I. 380. tb. 134. — Germat, Pa- 
laeontogr- I. 117. tb. 16. 

Schr gemein, z. Th. in ausgezeichneten Exemplaren am Helm: 
fteine, fowohl im lockern gelben Sande als in den. feftern Baͤn— 
fen darunter. 

2) Camptopteris Nilssonii Presl. 

Presl in Sternbergs Tent. II. 168. — Germar, Palaeontogr. 
I. 119. tab. 14. fig. 1—3. 
Phlebopteris Nilssonii Brongniart, hist. veget. foss. I. 376. 
tab. 132. fig. 2. 
Mit voriger gemeinfhaftlich, aber weniger haufig. 


3) Glossopteris Nilssontana Hising. 


Hisinger, Leth. suec. 106. tab. 31. fig. 4. — Brongniart, 
hist. veget. foss. I. 225. tab. 63. fig. 3. — Germar, Palaeontogr. 
1.120, 


Tragmentarifch. Ebenda. 


4) Taeniopteris vittata Brongn. 
Brongniart, hist. veget. foss. I. tab. 82. fig. 1-3. — Germar, 
Palaeontogr. 1. 121. 
Noch zweifelbafter als vorige. Ebenda. 


5) Hemitelites polypodioides Göpp. 
Göppert, Nov. act. acad. nat. cur. XVIl. supl. 336. tb. 15. 
fig. 8.9. — Germar, Palaeontogr. I. 121. tab. 17. fig. 11. 
Phlebopteris polypodioides Brongniart, hist. veget. foss. 372. 
Nur ein unvellftindigeg Cremplar, Ebenda. 


6) Odontopteris eyeadea Brongn. 
Brongniart, hist. veget. foss. tb. 129, fig. 2. — Germar, Pa- 
laeontogr. J. 122. 


Fragmentariſch. Ebenda. 


Ein großer Theil der hier und in 


849 


7) Pterophyllum maximum Germ. 
Germar, Palaeontogr. I. 122. tb. 15. fig. 7. 
Selten. Ebenda. 
8) Pterophyllum Zinkenianum Germ. 
Germar, Palaeontogr. I. 122. tb. 15. fig. 2.3. 
Häufiger, Ebenda. _ 
9) Pterophyllum crassinerve Göpp. 
Germar, Palaeontogr. I. 123. tb. 15. fig. 5. 
Nur ein Fragment deffelben Fundortes, 
10) Pterophyllum Hartigianum Germ. 
Germar, Palaeontogr. I. 123. tb. 15. fig. 4. 
Ebenſo felten als vorige. 
11) Nilssonia Sternbergii Göpp. 
Göppert, Schlef. Geſellſch. 1843. 141, — Germar, Palaeontogr. 
I. 123. tb. 17. fig. 9. 
Ebenfalls felten. 
12) Nilssonia elongata Brongn. 
Brongniart, Ann. sc. nat. IV. 218. tb. 12. fig. 3. — Germar, 
Palaeontogr. ]. 123. tb. 14. fig. 4.5. tb. 15. fig. 6.8. tb. 17. fig. 10. 


Häufig, doch fragmentarifch und wahrfcheinlid mit N. bre- 
vis und N. linearis gemeinfchaftlic. 
13) Zamites distans Presl. 
Presl in Sternberg, Versuch. Il. 196. tb. 41. fig. 1.— Ger: 
mar, Palaeontogr. I. 124. tb. 15. fig. 1. 

Ein Blatt. Ebenda. 

Außer den bier angeführten Arten find noch eine Anzahl 
Blätter am Kley und am Helmfteine, auc Früchte, Stengel und 
Holzftüce gefammelt worden, deren Beftimmung nicht zuverläffig 
ermittelt werden kann. 

14) Pentacrinus basaltiformis Mill. 

Goldfuß, Petreff. I. 172, Taf. 52. Fig. 2. 
Zahlreihe Stielglieder im Stadtgraben von Quedlinburg. 
15) Eugeniaerinites compressus Goldf. 
Goldfuß, Betreff. I. 164. Taf. 50. Fig. 5. 
Eugeniacrinites Hausmanni Römer, Oolith. 

Ebenda, aber feltener. 

16)-Ostraea acuminata Sowb. 

17) Ostraea ungula Münst, 

18) Ostraea sublamellosa Dunk. 

19) Ostraea sandalina Ziet. 

20) Ostraea calceola Sowb. 

21) Ostraea multiformis Dunk, 

Da die Aufterfchalen am Helmfteine und bei Halberftadt 
Schichtenbildend auftreten, fo iſt auch ihre formelle Mannich— 
faltigfeit ungeheuer. ‚Die Formen gehen indeß fo unmerklich in 
einander über, daß ich die vorftehend genannten nicht aus eine 
ander halten ann. 

22) Gryphaea arcuata Lamk. 

Gryphaea cymbium Bronn, Leth. J. 319. tb. 19. fig. 1. 

Sehr gemein am Dchfenkopfe bei Quedlinburg. 

23) Plicatula spinosa Sowb. 

Sowerby, Mineral- Conch. tb. 245. 
Gemein im Stadtgraben bei Quedlinburg. 
24) Lima Hausmanni Dunk. 

Dunker, Palaeontogr. I. 41. tb. 6. fig. 26. 

Eine einzige, prächtige, fehr zarte Schale mit ſchneeweißen 
Binden von Halberftadt. 

25) Peeten velatus Goldf. 

Goldfuß, Petreff. II. Taf. 90. Fig. 2, 

Iſis 1848, Heft 10, 


29. tb. 1. fig. 13. 


850 
Am Ochfenkopfe. 


26) Inoceramus substriatus Münst. 
Goldfuß, Petrefk. I. 108, Taf, 115, Fig. 1. 
Sm Stadtgraben. 
27) Avicula inaequivalvis Sowb. 
Sowerby Ill. 78. tb. 244. fig. 2. 
Am Ochfenkopfe. 
25) Avicula substriata Bronn. 
Bronn, Leth. geogn. 1. 354. Taf. 15, Fig. 11. 
Mit vorigen beiden gemeinfchaftlich. 
29) Cyrena Menkei Dkr. 
Dunker, Palaeontogr. I. 40. tb. 6. fig. 23—25. 
Iſt wirklich eine Cyrena und nicht eine Cyprina wie Beyrich 
vermuthet. Am Kanonenberg. 
30) Lucina laevis Münst. 
Goldfuß, Petreffd. I. 227. Taf. 146. Sig. 11. 
Unio trigonus Römer, Dolithgeb. 213. tb. 8. fig. 14. 
Cardinia trigona Dunker, Palaeontogr. I. 37. tb. 6. fig. 7.8. 
Ih kann diefe drei Arten nicht von einander unterfcheiden. 
Sie kommen meift in dem feften Geftein am Helmfteine und 
Kanonenberge nicht felten vor. 
31) Lucina rugosa. 
Cyclas rugosa Dunker, Palaeontogr. 1. 38. tb. 6. fig. 15. 16. 
Die generellen Charactere fcheinen eher für Lucina als Cyclas 
zu fprechen. Ebenda. 
32) Gervillia Hagenowii Dunk. 
Dunker, Palaeontr. I. 37. tb. 6. fig. 9—11. 
Die generellen Charactere laffen ſich nicht mit Beftimmtheit 
ermitteln. Ebenda. 
33) Thalassites coneinna Quenst. 
Quenſtedt, Flötzgeb. 145. 
Unio coneinnus Sowerby III. tb. 223. fig. 1. 2. 
Cardinia elongata Dunker, Palaeontogr. 1. 36. tb. 6. fig. 1—6. 
Variirt fehr. Sehr häufig ebenda. 
354) Crassatella Germari, 
Mesodesma Germari Dunker, Palaeontogr. ]. 40. tb. 6. fig. 20. 
Häufig. Ebenda. 
35) Donax securiformis Dunk. 
Dunker, Palaeontogr. 1. 38. tb. 6. fig. 12—14. 
Sehr häufig. Ebendn. \ 
36) Mytilus striatus Goldf. — 
Goldfuß, Petrefk. II. 170. Taf. 119, Fig. 5. 
Modiola glabrata Dunker, Palaeontogr. I. 39. tb. 6. fig. 17. 
Modiola nitidula Dunker, Palaeontogr. I. 39. tb. 6. fig. 19. 
Warum Dunfer diefer Art zwei neue Namen gegeben hat, 
weiß ich nicht. Sch finde unter den zahlreichen Cremplaren 
nur individuelle Eigenthümlichkeiten. 
37) Panopaea... 
Eine nur fragmentarifch vorhandene fehr große Art. 
Ochſenkopfe. 
38) Nucula elliptica Goldf. 
Goldfuß, Petreffv. I. 153. Taf. 124. Tig. 16. 
Sm Stadtgraben. 
39) Nucula striata Röm. 
Römer, Onlithgeb. 99. Taf. 6. Fig. 11. 
Bleibt zweifelhaft. Im Stadtgraben. 
40) Pinna.... f 
Uebertrifft auch die Pinna Cottae aus der Kreide an Größe. 
Am Ochfenkopfe. 
41) Terebratula digona Sowb. 
94 


Um 


* 


851 


Bieten, Verſteinrg. 53. Taf. 39. Fig. 8. 
Sm Stadtgraben. 
42) Terebratula rimosa Buch. ; 
v. Buch, Terebratin. 42, — Bram, Letk. geogn. I. 292. T. 18. 
Ebenda, nicht häufig. 
43) Spirifer Walecotti Sowb. 
Sowerby, IV. 1b. 377. fig. 2. 
Trigonotetra Walcotti Bronn, Leth, geogn. I. 308, Taf. 18. 
Fig. 14. 
Sft wie Spirifer rostratus Schloth. mit einer chagrinirten 
Dherfläche verfehen. Ebend. 
44) Planorbis liasinus Dunk. 
Dunker, Palaeontogr. I. 107. tb. 13. fig. 20. 
Ein Eremplar bei Halberftadt, ein anderes im Kley feheint 
fpecififch verfchieden zu fein. 
45) Paludina Krausseana Dunk. 
Dunker, Palaeontogr. I. 107. tb. 13. fig. 10. 
Ebenda, felten. 
46. Paludina solidula Dunk. 
Dunker, Palaeontogr. I. 108. tb. 13. fig. 9. 
Ein Eremplar ebenda. 
47) Paludina subulata Dunk. 
Dunker, Palaeontogr. I. 108. tb. 13. fig. 8. 
Ebenda. 
48) Rissoa liasina Dunk. 
Dunker, Palaeontogr. I. 108. tb. 13. fig, 11. 
Ebenda. 


49) Melania Zinkenii Dunk. 

Dunker, Palaeontogr. -I. 109. tb. 13. fig. 1—3. 
Gemein. Ebenda. 
50) Melania turritella Dunk. 

Dunker, Palaeontogr. 1. 109, tb. 13. fig. 5—7. 
Ebenda. 


51) Turritella decemeincta Dunk. 
Nicht haufig, ebenda. 
52) Rotella polita Bronn. 
Bronn, Leth. geogn. I. tb, 21, fig. 2. 

Ebenda. 
53) Ampullaria angulata Dunk. 

Dunker, Palaeontogr. I. 110. tb. 13. fig. 4. 
Nicht felten. Ebenda. 


54) Neritina liasina Dunk. 
Dunker, Palaeontogr. 1. 110. tb. 13. fig. 13—16. 
Hat noch die Farbenzeihnung. Ebenda. 
55) Tornatella fragilis Dunk. 
Dunker, Palaeontogr. I. 111. tb. 13. fig. 19. 
Ebenda. 
56) Pleurotomaria rotellaeformis Dunk. 
Dunker, Palaeontogr. I. 111. tb. 13. fig. 12. 
Ebenda. 
57) Pleurotomaria tuberculosa Dufr. 
v. Zieten, Verfteinrg. Würtembergs. Taf. 35. Fig. 3. 
Sm Stadtgraben. 
58) Trochus glaber Dkr. 
Dunfer und Koch, Nachtr. Oolithgeb.24. Taf. 1. Fig. 12. 
Sm Stadtgraben. 
59) Turbo ceyclostoma Benz. 
v. Bieten, Verſt. Mürtembergs. Taf. 32, Big. 4. 
Im Stadtgraben, 


852 


60) Patella Schmidtii Dunk. 
Dunker, Palaeontogr. I. 113: tb. 13. fig. 17. 

Am Kanonenberge, felten. 

61) Patella sabquadrata Dunk. 
Dunker, Palaeontogr. I. 113. tb. 13. fig. 18. 

Ebenda, felten. 

62) Nautilus Schmidtii n. sp. 
Giebel, Jahrb. 1847. 56. 

Das einzige Eremplar vom Kanonenberge befindet fich im 
Beſitz des Pfarrers Schmidt in Afchersleben und zeichnet ſich 
ebenfowohl durch feine höchft eigenthuͤmliche Form als durd) 
feine fchöne Erhaltung aus. 

63) Belemnites spec. 

Die zahlreichen Belemniten des Stadtgrabens von Quedlin- 
burg gehören mindeftens zu ſechs verfchiedenen Arten. 

64) Ammonites raricostatus Ziet. 

Dunker, Palaeontogr. I. 114. tb. 13. fig. 21. tb. 17. fig. 1. 

Sch bezweifle Quenſtedt's Beftimmung diefes am Helmfteine 
und Kanonenberge nicht felten vorkommenden Ammoniten. 

65) Ammonites angulatus Schloth, 

Dunker, Palaeontogr. I. 115. 

Die Eremplare ebendaher erlauben Eeine zuverläffige Beftim- 
mung. Drey andere Arten aus dem Stadtgraben und den Geo- 
den im Kley Eonnte ich noch nicht beflimmen. 

66) Ammonites Hagenowii Dunk. - 

Dunker, Palaeontogr. I. 115. tb. 12. fig. 22. tb. 17. fig. 2. 
Die Beftimmung fcheint mir nicht vichtig zu feyn. Ebenda. 
67) Ammonites costatus Schloth. 

v. Bieten, Derfleinrg. Taf. 4. Fig. 7. 

Sin den Sphärofideritfnollen der dunfeln Thone im Kley häufig. 

68) Ammonites Bucklandi Sowb, 

Sowerby, Il. 69. tb. 130. 

Häufig am Ochfenkopfe. 

69) Ammonites Marchisonae Sowb. 

Sowerby, VI. 95. tb. 550. 

Selten im Stadtgraben, 

70) Ammonites radians Schloth, R 

Schlotheim, Petreffv. I. 73. — v. Bieten, Verſt. Würtembergs 

Taf, 4. Big. 3. 

Häufiger und mannichfaltig in Betreff der fichelformigen Rip- 
pen. Ebenda, und in den Geoden im Kley. 

71) Ammonites planicosta Sowb. 

Sowerby , I. 167. tb. 73. — Btonn, Leth. geogn. 440. Taf. 

23. Big. 1. 

Im Stadtgraben, nicht häufig. 

72) Ammonites Jamesoni Sowb. 

Quenſtedt, Flößgebirge 170. 

Ein ſehr unvollftändiges zweifelhaftes Eremplar daher. 

73) Hybodus radix Gieb. 

Giebel, Fauna. Fifche, 317. 

Selten am SHelmfteine. 

74) Hybodus raricostatus Ag. 

Agassiz, poiss. foss. II. 187. tb. 24. fig. 24. 

Ebenda. 

75) Hybobus obstusus Ag. 

Agassiz, poiss. foss. III. 186. tb. 23. fig. 43. 41. 
Stimmt nit ganz genau überein. Ebenda. 

76) Acrodus angustus Gieb. 

Giebel, Fauna. Fiſche, 327. 

Ebenda. Selten. 


853 


77) Pholidophorus. 

Zahlreiche einzelne Schuppen ebenda, fpecififch unbeftimmbar., 

2) \ 

Kleine enlindrifche Worderzähne eines Pyknodonten. Ebend. 

79) Ichthyosaurus. 

Ein Eleiner fchlanfer nur auf der vordern Hälfte geftreifter 
und ein viel größerer ringsum geftreifter Zahn. 

80) Mystriosaurus. 
- Ein fragmentärer, ſtark fegelformiger Zahn und einzelne Wir— 
bel mit flachconcaven Gelenkflaͤchen. Mit vorigen am Helmffeine. 


VII Das Kreidegebirge. 


Die verfchiebenen Ablagerungen dieſes Gebirges erfüllen den 
größten Theil unferes Beckens und beftimmen vornehmid den 
Character der Landſchaft. Bei ihrer Betrachtung unterfcheiden 
wir fandige, Falfige und mergelige Gebilde. 

Die fandigen Gebilde treten in weitefter Verbreitung auf, indem 
fie als maͤchtige Sandfteinmaffen mit deutlicher Schichtung die 
oben bezeichneten Höhenzüge conftituiren. Die Sandfteine find 
immer gefchichtet, aber meift fehr mächtig und mit nur einige 
Linien oder Zoll mädhtigen Schichten eined fandigen Thones in 
Wechſellagerung. Die Schichten fallen in der Nähe des Harzes 
unter einem Winkel von höchſtens 20 Grad füblich ein, jenfeits 
der Mulde aber, in welcher wir den Jura (Kley, Helmftein) 
hervortreten fahen, neigen fih die Schichten unter einem ents 
fprehenden Winkel nach Norden und es fcheint dem Nichts zu 
widerfprechen, daß der Hebungspunct unferer Sandſteine in ber 
bezeichneten Mulde liegt. — Außer der deutlichen Schichtung 
find die Sandfteine noch vielfach zerflüftet, meift rhomboidal, 
welcher Abfonderung die öden, nur mit Parmelien und andern 
Flechten bedeckten, fchroffen Felswaͤnde der Gegenfteine und Zeu: 
felgmauern ihr zadiges zerriffenes Anfehen verdanken. Die Härte 
des Sandfteines geht von der des Quarzes bis zu der des lodern 
zerreibiichen Sandes durch alle Grade hindurdy und iſt fowohl 
von dem Verhältniß des Bindemirteld zum Quarzgehalt, als von 
dem durchdiingenden Eifen athängig. Wo das Bi..demittel völlig 
fehlt, wie im Geftein der Teufelsmauern und des Ejelsftalles 
bei Wefterhaufen, gibt der Sandftein Funken am Stahl, ebenſo 
die in Brauneifenftein übergehenden obern Schichten. Bei Zus 
nahme des Bindemittels, Verminderung des Eifengehaltes und 
Größenzunahme der Quarzfürner wird das Geftein loderer und 
geht in lofen Sand über. Die Quarzkoͤrner variiren in ihrer 
Größe mannichſaltig, doch erreichen fie hoͤchſt felten mehr denn 
eine Linie im Durchmeſſer, find untegelmäfig abgerundet, edig 
und nur felten nad) ihrer Kepftallgeftatt zu erkennen. Die grob: 
förnigen Abänderungen erjcheinen Ioder, -conglomeratifc und 
liegen in einem reichen Bindemittel. Wenn aber legteres fehr 
eifenhaltig ift, fo erhält Das Geftein eine bedeutende Härte und 
zugleich ein fehr buntfchädiges Anfehen, denn die lichten Farben 
der Quarzförner treten auf Dem dunklen Bindemittel grell hervor. 
Bon diefen conglomeratifchen Abanderungen, die übrigeng felten 
Schichtenbildend und aud dann nur bis wenige Zell Mächtig- 
keit ſich zeigen, meift aber nur als Schnüre und bandförmige 
Anhäufungen in den feinförnigen Schichten erfcheinen, finfen 
die Quarzförner bis auf eine mit dem unbewaffnetem Auge nicht 
wahrnehmbare Größe hinab und Laffen das Geftein dann als 
einen dichten quarzigen Sandjtein mit unebenem oder fplittrigem 
Bruce erfcheinen. Sm Allgemeinen ift das Korn fehr fein und 
bie Feſtigkeit hängt wie fhon erwähnt vom Bindemittel ab. Diefes 


854 
iſt Thom, veicher in ben grobförnigen, aͤrmer in Den feinkörni- 
gen Abanderungen. Nur im Geftein der Gegenfteine, deſſen 
Korn fein ift, fcheint das Bindemittel dem Quarze das Gleich— 
gewicht zu Halten und dennoch ift hier die Härte fo bedeutend, 
daß man nur mit Mühe eine regelmäßige Stufe fhlagen Eann. 
Es ift, um gleich bei diefer eigenthümlihen Bildung ſtehen zu 
bleiben, weiß oder fhmusig von Farbe und auf frifchem Bruch 
fheinen die Quarzkoͤrner gleichfam eingeſchmolzen, und feftere 
Adern durchziehen fich vielfach und ftehen mehr denn Zell hoch 
auf der verwitterten Oberfläche neBartig hervor. Außerdem bes 
merkt man fehr deutliche bis 4 Zoll dide Chalcedon= Adern durch 
das Geftein laufen. Anders ift die Structur des Sandſteines 
an den Teufelsmauern. Ohne alies Bindemittel liegen die 
fleinen feinen, zuweilen nod ihre Kenftallgeftalt zeigenden Quarzs 
förner dicht gedrängt beifammen, nirgends eine Spur bon 
Schmelzung oder chemifcher Veränderung. Sie find gangför: 
mige Maſſen, behauptet man gewöhnlich, und will Damit ihre Ent= 
ftehung zugleih erklären. Nah unten, wie jeitlich gehen fie 
aber unmerklich in den loderern feinförnigen Sandftein über, der 
bier. überall auftritt. Wären dIe Teufelsmauern und Gegen— 
fteine Gangmaffen, fo koͤnnte ihr Goftein nach unten gewiß 
nicht in Iodern Sandftein übergehen und ebenfo wenig würde es 
gefhichtet fein und feine Schichten mit dem Nebengeftein unter 
gleichem Winkel neigen. Bis auf die Chalcedon= Adern in den 
Gegenfteinen, die übrigens auch in geringer Tiefe zu verſchwin— 
den feinen, Eönnen nur mechanifche Kräfte bei der Bildung 
diefer höchft eigenthümlichen Felfenmaffen thätig gewefen fein. — 
Kehren wir jedoch zu unfern Sandfteinen zurüd, fo haben wir 
noch feines Golorites zu gedenken. Die Farbe ift weiß, ſchmu— 
sig gelblich und gruͤnlich, wo die Schichten eine größere Maͤch— 
tigkeit gewinnen. Der bedeutende Eifengehalt färbt indeß fo: 
wohl das Bindemittel als die Quarzkoͤrner lichtbraun bis tief 
dunkelbraun und zumal in den obern Schichten herrſcht das 
Braun vor. Eine ganz eigenthuͤmliche Färbung zeichnet die 
Sundfteinblöde im Efelsftalle bei Wefterhaufen aus. Weiß, 
Gelb, Braun, Roth, Violett mit unzähligen Nüancen geben 
den frifchen Bruchflaͤchen ein: punctirtes, geſtreift-punktirtes, 
gebändertes, geftreiftes, welliges, flodiges, wolkiges, marmo— 
rirtes, feltner einfarbiges Anfehen und unter hunderten von 
Handftüden, die in den Steinbrüchen zerftreut liegen, findet 
man nody nicht zwei von gleicher Farbe. Zumeilen find: die 
parallelen Streifen um einige oder mehrere Linien verworfen 
oder wohl in gerader Richtung unterbrochen und von anders ge: 
färbten fortgefest. — An zufälligen Beimengungen ift der Sand: 
ftein fehr arm: denn aufer Brauneifenftein, der in den obern 
Schichten meift fehr reichlich audgefchieden ift, habe ich Fein 
Mineral weiter bemerkt. Von den Kohlen nachher. 

Der Sandftein wie er fo ebem befchrieben, geht unmerklich 
in die mergeligen und falfigen Schichten über. So läßt es ſich 
am Salzberge und noch bejjer an der Steinholzmühle beobachten. 
An legterem Orte, auf dem Wege vor der Mühle von Qued— 
linburg her gerät} man von den eifenfhüffigen Schichten des 
Sandfteines auf einen lodern braungefärbten Sand, der mit 
einem meißlihen und ziemlich dunkelgrün gefärbten wechfelt. 
Beide enthalten gleich gefärbte feftere Knollen und braufen mit 
Säuren behandelt. Der Kalkgehalt des Bindemittel nimmt 
überhand und der Sand mird fefter, fo daß wir mit wenigen 
Schritten auf einen feftern fandigen Mergel von grünlich ‚grauer 
Farbe ftehen. Derfelbe fließt Eleine, edige, ganz dunkel ges 
färbte Kiefelgefchiebe ein, Nur: in wenigen Fuß Mächtigkeit 


tritt er an der Oberfläche hervor, verliert die Quarzkoͤrner, die 
graue Färbung und verwandelt fich in dem gelblichen und weißen 
Kalk, der hier in Steinbrüchen zur Gewinnung ber Mortels 
gebrochen wird. Die andere Mergelbildung, am Salzberge auf: 
trotend, bat einen andern Character, Der Sandftein des Brühl: 
firchbofes ift in feinen obern Schichten ſehr grobförnig, vor⸗ 
waltend braungefärbt, mit einer deutlichen Hinneigung zum 
Gruͤnen. Nicht weit davon entfernt und duch Aluvium auf 
der Gränze bedeckt, gehen die Schichten des Salzberges zu Tage 
aus. Die unterfte und mächtigfte derfelben ift der graulichgrün 
gefärbte Mergel mit Körnern von Eifenfilicat, den die Englaͤn— 
der alg obern Grünfand bezeichnen. Nach oben nimmt der Ge: 
balt an Eifenfilicat ab, die Quarzkorner und der Zhongehalt 
vermehrt ſich und das Geftein wird ſchmutzig blaulichgrau, auf 
den Abfondrungsflichen mit Eifenoryd überzogen und mit feinen 
Schnuͤren von Gyps hie und da durchdrungen. Die höhern 
Schichten find von geringerer Mächtigfeit, abwechfelnd mergelige 
Sandfteine mit ſparſamen Cifenfilicatfornern, von Eifenoryd 
braun gefärbt, fait ganz aus Inoceramen, Pectunculen, Trigo— 
nien und zahlreichen andern Steinfernen, denen zuweilen nur 
noch die natürliche Schale anhaftet, zufammengefest, und jene 
bläulichgrauen Thone, meift aud) mit Verfteinerungen von Schaal⸗ 
thieren erfüllt. Erſt in den beiden oberiten Schichten nimmt 
der Neichthum an Verfteinerungen ab und mir gerathen über 
fie hinweggehend auf lodern Sand und feftere Sandſteinſchichten. 

An dieſe Geſteine ſchließt ſich in petrographiſcher Hinſicht der 
hellgruͤne Mergelſandſtein am Steinholze und in der Klus bei 
Halberſtadt. Es iſt ein aͤußerſt feinkoͤrniger, ſehr lockerer Sand— 
ftein mit ſparſamen dunkelgruͤnen Puͤnetchen. Seine mächtigen 
Schichten wechſellagern mit feſtern von geringerer Maͤchtigkeit, 
welche von zahlreichen ftengligen Abfondrungen erfüllt find wie 
auch die braunen Schichten Des Salzberges und die meiften mäch- 
tigen Sandfteine am Steinholze über diefen grünen Schichten. 
Nach vielfältiger Vergleihung der Kormen diefer Stengel und 
Beobachtung ihres Vorkommens halte ich es für zu fehr gewagt, 
wenn man diefelben für organifche Körper ausgiebt. Die ver 
dächtige Form einzelner, fehr weniger kann bei dergleichen Bil: 
dungen nicht beftimmend fein. Die kalkigen Niederfchläge treten 
im Verhältniß zu den fandigen, viel einfacher und beftändiger 
auf. Am Galgenberge bei Quedlinburg find fie in mächtigen 
Bänken gefchichtet, weißer Eohlenfaurer Kalk mit zahlreichen Feuer: 
fteinfnolfen erfüllt, auch mit Schwefelfiesconcretionen aber weniger 
veih. Nach unten gewinnen fie an Mächtigkeit, nach oben 
aber die zrifchengelagerten grünlichgrauen Mergel, welche fchnell 
an der Luft zerfallen und bald in Staub ſich auflöfen. An 
den meiften andern Orten, zumal in der Nähe des Harzed wird 
der Kalk fefter, 'bläulichgrau gefärbt, zumeilen auch von feinen 
fhwarzen Pünctchen bedeckt; die Feuerfteine verfchwinden ganz, 
Katkfpath ſtellt ſich ein und die wechfelnden Mergelſchichten find 
blätteig und meift nur wenige Linien mächtig. Die Schichten 
zeigen meift fchiefrige , unregelmäßige zerkluͤftete Structur. Weſtlich 
von Börnefe und öftlih von Langenftein nimmt der Kalk eine 
hellrothe Färbung an und gleicht in einzelnen Schichten einem 
Gonglomerate von zerbrochenen in Faſerkalk verwandelten Mollus— 
kenſchalen. 

Die Verbreitung dieſer eben bezeichneten Geſteinsmaſſen und 
ihre gegenſeitigen Lagerungsverhaͤltniſſe ſind ebenſo intereſſant 
als ſchwierig in ihrer Deutung. Die zureſt erwähnten Sand— 
ſteine ſind bei Weitem die maͤchtigſten und am weiteſten ver— 
breiteten Maſſen. Sie conſtituiren alle im Eingange unſers 


856 


Aufſatzes bezeichneten Höhenzuͤge von den Gegenſteinen und Teu— 
felsmauern nordwärts bis zum Heidberge, dem letzten Rücken 
auf unſerem Gebiete. Die Schichtung iſt uͤberall deutlich und 
der Neigungswinkel ſüdlich und nördlich der Laͤngsmulde, in 
welcher wir von Quedlinburg weftlich den Jura hervorbrechen 
ſahen, ziemlich derfelbe und da auch die übrigen Formations— 
glieder eine hiermit übereinftimmende Schichtenneigung haben, 
fo liegt darin Grund genug, den Uusgangspunct der nad) Ab— 
lagerung des Kreidegebirges eingetretenen Hebung fämmtlicher 
fubhercynifcher Höhen um Quedlinburg in jene Mulde zu legen, 
welche fib von der Meftfeite Quedlinburgs durch den Kley nad) 
Börnede hin einfenft. Der Neigungswinkel beträgt in Norden 
der Hebung an einzelnen Stellen bis 24 Grad, füdlich dagegen, 
wo die Schichten gegen den Harz einfallen, ift er um 10 Grad 
geringer. Hinter Boͤrnecke nähert fich der Neigungswinkel ploͤtzlich 
einem Nechten, fowohl der der Sandfteine als der des nahe 
angelagerten vöthlichen Kalkes. Die Mächtigkeit der einzelnen 
Schichten des Sandfteineg variirt von einigen Zollen bis funfzig 
Fuß und darüber. Das Alter diefer Sandſteine ift ziemlich 
allgemein dem Duaderfandfteine andrer Gegenden gleichgeftellt 
worden und nur die Gegenfteine Eonnten bei einer: weniger gründ- 
lichen Beobachtung zu Altern Triasgebilden gerechnet werden. 
Auch die Verfteinerungen fprechen für das gleiche Alter mit dem 
Quaderfandfteine. Die Lagerungsverhältniffe jedoch mit den 
übrigen Gliedern des Kreidegebirges veranlaßten Frapolli, die 
Bezeihnung „Duaderfandftein‘ fir unfere Sandfteinmaffen als 
weniger paffend nicht anzuwenden, da derfelbe 5. B. an ber 
Utenburg bei Quedlinburg von den als obern Kreidemergel 
(Roemer) gedeuteten Schichten des Salzberges augenſcheinlich 
unterteuft wird. 

MWiewohl der Sandftein hier an der Altenburg gerade durd) 
bergmännifche Arbeiten am beiten aufgefchloffen ift, fo kann ich 
dennoch Eeinen pofitiven Beweis fir Frapolli's Benennung 
„oberer Sand‘ daraus entnehmen und glaube gerade hier Gründe 
zu finden, welche den Sandſtein als älter denn bie jüngften 
Schichten des Kreidegebirges darftellen. Das Aeußere der ganzen 
Ablagerung bietet Nichts Cigenthümliched. Gleich hinter dem 
Brühl unmittelbar am Wege fieht man den Durchſchnitt der Schich— 
ten ganz deutlich. Hier lagern namlich über den Salzberg's 
Mergeln gelbliche , weiße Sandfteinfchichten von verfchiedener 
(2° — 25) Mächtigkeit und verfhiedenem Korn mit wechſeln— 
den (1° — 1’ mächtigen) Thonfhichten. Die höheren Thon— 
f&hichten werden fandig und mergelig, enthalten eingefprengte 
Holzkohlen, deutliche Holzſtuͤckchen, auch zahlreiche Pflinzenreite 
(Stengel, Blätter, Fruͤchte). Die Sandfteine erfcheinen von 
Koble ganz grau gefärbt und am Ausgehenden gleichſam zer— 
freffen, porös und endlich gelangt man an mächtige gelbliche 
Sandfteine, durch melche der Stollen auf die in der Tiefe la— 
gernden Koblenflöge führt. Diefelben mwechfellagern mit Koblen= 
fandftein und Scyieferthonen, die zahlreiche Pflanzenrefte, Blät- 
ter mit wohlerhaltener Subftanz, Früchte und Stengel führen. 
Diefe Nefte glaubte ich früher mit tertiaͤren Formen identifis 
ciren zu. Eönnen (vergl. Neue Jahrb. fir Mineral ꝛc. 1847. 
53), habe aber durch Auffindung voliftändigerer Formen meiſt 
Arten des Kreidegebirges darin erkannt. Diefe Ablagerung koh— 
(enführender Quaderfandfchichten fieht man auch auf: der noͤrd— 
lichen Seite des Hebungsthales an mehreren Stellen von Hohls 
wegen burchfchnitten und aufgededt, 3. B. an der Abdeckerei 
von den Gröpern bei Quedlinburg, denfelben Höhenzug an der 
nad) Halberftadt führenden Chauffee (Hamtarte, Weinberge). 


857 


Diefe letztere Stelle ift noch dadurch befonders intereffant, daß 
unter der oberften, 5 Fuß mächtigen, eifenfchüffigen Sandftein: 
fhicht ein zwei Fuß maͤchtiges Muſchelconglomerat folgt, dann 
wechſeln noch Thone, eiſenſchuͤſſige Sandſteine, Kohlen und die 
tieffte, fihrbare Schicht ift ein 20 Fuß mächtiger Kohlenfand: 
ftein. Jenes Mufchelconglomerat ift außer den Schieferthonen 
der Kohlenflöge die einzige petrefactenreiche Schicht im Quader— 
ſande. Leider aber liefert auch dieſe nur menige beftimmbare 
Mufcheln, da deren zarte Schalen meift ſchon zerbrödelt einge 
fehloffen find oder bei dem Befreien von der umgebenden Maffe 
zerfallen. 

Außer den Sandfteinen haben auch die mergligen und kal— 
figen Gebilde eine verfchiedene Deutung ihres Alterd erlitten. 
Aber nur die Unheil bringende Methode einer gewiffen Klaffe von 
Geognoften, die deutfchen Formationen bis auf die einzelnen 
Schichten hinab mit den entfprechenden Bildungen Frankreichs 
und Englands zu paralleliſiren, hat in dieſe Lagerungsverhaͤlt⸗ 
niſſe die groͤßte Verwirrung gebracht. Vergleichen wir unſere 
Gebilde mit den zunaͤchſtliegenden, mit dem ſaͤchſiſch⸗ boͤhmiſchen 
Kreidegebirge, bevor wir dieſelben aͤngſtlich und gewaltſam in 
die engliſchen oder franzoͤſiſchen Eintheilungen zwängen: ſo er— 
giebt ſich die Altersfilge der Schichten ſehr leicht und die Ue— 
berfippung und andere raͤthſelhafte Schichtenftörungen verſchwin— 
den. Sn Sachfen und Böhmen gliedert fih das Kreidegebirge 
in 1) untern Qunderfandftein; 2) Pläner und zwar Plaͤner— 
fandftein, Plänermergel, Plaͤnerkalk; 3) oberen Quaderfandftein. 
Diefe Abtheilungen Eehren am Harze in bderfelben Folge twieder. 
Ein Durchſchnit von Thale bis Quedlinburg und von hier bis 
Dittfurth, immer dem linken Ufer des Bodebettes entlang ge: 
bend, zeigt die Schichtenfolge. ° Der Salzberg, bald als oberer 
Kreidemergel, bald als Gruͤnſand und noch anders gedeutet, be— 
fteht aus Plänerfandftein und Plänermergel und liegt zwifchen 
dem untern Quader des Münzenberges und dem obern der Al— 
tenburg, der zu ihm gehörige Plaͤnerkalk erfcheint erft weiter 
nach Weften an der Oberfläche. Noch enger begranzt fieht man 
die Gefteinsfolge an der oben bezeichneten Stelle vor der Stein: 
holzmühle auf dem Wege von Quedlinburg nah dem Stein: 
holze. Bevor wir jedoch weiter auf diefe Eintheilung des Kreides 
gebirges eingehen und diefelbe mit andern Gegenden parallelifiren, 
wollen wir die Petrefaften aufzählen, um auch die paldonto: 
logifchen Charactere zu würdigen. 

(Sortfegung folgt.) 


Ervtifche Phyeiden, 
befchrieben von P. C. Zeller in Glogau. 


Die Pyraliden haben ihr eigentliches Waterland in den tro= 
pifchen Gegenden. Europa ift faft nur mit Muftern der Formen 
befchenft, die dort fich in einer Fülle von Arten wiederholen, 
Selbft der Urtenreichthum des Genug Botys in Europa ift nur 
Armuth gegen die Menge der Arten in Südamerika. Wollte 
man Daher aus der Phycidenzahl Europas auf die der uͤbri— 
gen Erdtheile fehließen, fo müfte ein unermefliches Heer noch zu 
entdecken übrig fein. Aber die Phyciden haben etwas Eigen: 
thümliches, fie von den Achten Pyraliden Abfonderndes, woher 
es möglic) fcheint, daß ihre Verbreitung fich nicht nady den Ge: 
fegen der ächten Pyraliden richte, und daß Europa mit ihnen 
vorzugsweife begabt fei. Wie dem aber auch fein mag, foviel 
ift vorläufig gewiß, daß alle Erdtheile Phyciden hetvorbringen, 

Iſis 1849. Heft 11. 


858 


Der bekannten Liberalität des Herten Geheimen Ober: Medizi- 
nalraths Dr. Klug verdanfe ich die Vergünftigung, die exoti— 
fhen Arten des Königlichen Berliner Mufeums befchreiben zu 
Eönnen. Obgleich die Zahl weder hinfichtlich der Arten, noch 
der Individuen groß ift, fo find fie doch ein vielfache Beleh— 
rung gewährender Schaß. Außer Formen, die den europäifchen 
nahe ftehen, find auch foldye darunter, die fich nicht damit ver— 
binden laffen, fondern als befondere Genera betrachtet werden 
müffen; zählen diefe Genera faft durchgängig nur je eine ein- 
zelne Art, worauf fie begründet find, fo wird das bei erotifchen 
Phyeiden, die ja von den Sammlern faft nicht des Fangens 
werth geachtet werden, noch viel weniger befremden als bei 
den europäifchen. Nicht wenige Arten der überhaupt nicht großen 
Zahl habe ih, um fie nicht auszulaffen, mich bequemen müffen, 
nach dem weiblihen Geſchlecht, da das männliche fehlte, alfo 
aufs Gerathewohl einzuordnen. Daß ich nicht immer den rich— 
tigen Platz getroffen haben werde, laͤßt fich erwarten; ich habe 
deßhalb die Befchreibungen fo genau zu geben gefucht, daß man 
fie ficher wieder erkennen Eann, falls fie nicht zu ſehr veräns 
derlichen Arten gehören; man wird zu diefem Zwecke befonderg 
das Genus Myelois befragen müffen. 

Die geringe Zahl der parafitifchen Phyciden, der Gallerien, 
iſt durch zwey erotifche Arten vermehrt worden. Die eine, aus 
den nordamerikanifchen Freyſtaaten, fchließt ſich ziemlich eng an 
Aphomia colonella an; die andere, aus Java, zeichnet fich 
duch ihren Bau als eigneg Genus aus und hat eine fo leb— 
hafte Färbung, wie man fie bey Thieren nicht erwarten möchte, 
die den größten Theil ihres Lebens in dunkeln, dunftigen Ver— 
ſtecken hinbringen. — Don den ald Raupen im Sande lebens 
den, als Schmetterlinge ziemlich unfcheinbaren Aneraftien lie— 
ferte Brafilien zwey den europaifchen ähnliche Arten: lotricella 
und deliquella. — Ephestia, deren Raupe zum Theil als 
Hausungeziefer Fchädlich wird, zählt auf den meftindifchen In— 
feln bis jest zwey Arten, worunter die im füdlichen und felbft 
bisweilen in mittlern Curopa einheimifche Interpunctella, die 
vielleiht an den Küften des atlantifchen Meeres eine noch groͤ— 
Bere Verbreitung hat. -— In Auftralien kommt eine, unferer 
europäifchen Nimbella ähnliche, nur mit geftredtern Flügeln ver= 
fehene Art von Homoeosoma vagella, vor. Ein in der Fühler: 
bildung diefer Gattung nahe ſtehendes Genus, Piesmopoda 
mußte auf die Bildung der Beine gegründet werden, die ein= 
zelne Art lebt in Brafilien, von wo mwabrfcheinlih auch die an 
Acrobasis erinnernde Crocidomera turbidella herftammt, 
welche an der nämlihen Fühlerbafis einen hornigen Hoͤcker bes 
fist. Aus demfelben großen Lande und den antillifhen Inſeln 
ift dag fehr merkwürdige Genus Fundella, das durch den Manz 
gel von zwey Subdorfaladern der Hinterflügel unter den Phy— 
ciden big jegt allein dafteht; als Erſatz dafür hat es eine tafchen= 
artige, mit einem ziemlic) feſten Stoff ausgefuͤllte Taſche am 
Innenrande dieſer Fluͤgel. — Im Genus Myelois ſind zwey 
Arten, M. indigenella und exsulella, offenbar die Stellvertre— 
terinnen unferer mitteleurepäifchen M. suavella und epelydella; 
andere — darunter einige nur probifotifch bis zur Beftätigung 
durch die Bekanntfchaft mit den Männchen — find den euros 

päifchen Formen und Färbungen fremder, nämlich M. infusella, 
Fbeaneliis intextella von den weftindifchen Inſeln, M. pla- 
cidella und stercorea aus Brafilien, und die wunderlich ge— 
zeichnete M. magella von der Süpfpige Afrikas. — Wieder 
aus Brafilien ffammt ein breitflügliges , an Roeselia erinnern: 
des Genus Pococera mit einer einzelnen Art (gibbella)— Zu: 


54* 


859 


HIypochalcia mußte die im Gaplande febende Sanguinariella 
gezogen werden, melde zwar außerordentlich im ber Färbung 
und Flügelgeftalt, durchaus aber nicht im Bau der Kopftheile 
an unfere gemeine europäifche Pempelia carnella erinnert, — 
Aus dem Mittelmeergebiete, nehmlich aus Bithynien, find zwey 
im mittlern Europa nicht feltene, nur ein wenig abgeänderte 
Arten, Aneylosis einnamomella und Nephopt. janthinella ; 
eine dritte Art ebendaher, Neph. poteriella, wurde zuerſt als 
ſiciliſch befchrieben und kommt ihrer Nahrung nach überhaupt 
nur am Mittelmeer vor. — Aus Brafilien ſtammt ein neues 
Genus Oncolabis, welches an der männlichen Fühlerwurzel ei: 
nen Hornhaken und Maxillartafter wie Pempelia befist. — 
Den hoͤchſten mir befannten Grad der Ausbildung der Maxil⸗ 
lartaſter bei Phycideen zeigt dag Genus Tetralopha, bey wel: 
chem fie in je zwey lange ſchwaͤrzliche Buͤſche auslaufen, für 
welche die Lippentafter fo ausgehöhlt werden mußten, daß fie 
faft eine bloße Scheide bilden; die zwey Arten — die eine nur 
im weiblichen Geflecht befannt — bringe Nordamerika hervor, 
— ava, das eine fo auffaltende Galleria nährt, hat auch eine 
bunte Phycidee, die nad) dem Zafterbau eine Penpelia  ift, 
aber des Schuppenbuſches auf den Fühlern ganz entbehrt und 
daher als ein eignes Genus, Epierocis, aufgeftellt wurde ; 
die Färbung und Zeichnung erinnert an Nyet. achatinella, 
übertrifft diefe aber an Schönheit. — Zu Nephopteryx wurde 
einftweilen — es ift nehmlich nur das Meibchen vorhanden — 
eine gewaltig große Art, N. grandella, von der Mündung des 
Amazonenftcomeg ſtammend, gezogen; fie zeichnet ſich aber nicht 
duch jenen Farbenſchmuck aus, den man zufolge ihres Vater⸗ 
lands erwarten ſollte. — Unter den exotiſchen Pempelien iſt es 
befremdend, die am Mittelmeer uͤberall verbreitete Zinckenella 
in der größten Uebereinſtimmung auch in Braſilien und fetbft in 
den norbamerifanifchen Sreyftaaten anzutreffen. Cine fehr nahe 
verwandte, aber doc leiht und ficher zu unterfcheidende Art, 
P. Behrii, lebt in Südauftralien. Die beiden aus diefem Erd⸗ 
tbeite bekannten Phyciden haben alſo ein ſehr europaͤiſches Ge— 
präge. 

Pempelia lignosella, in ben waͤrmern Theilen von Nord- und 
Südamerika, zeichnet ſich durch ihre beinahe durchfichtigen Hin⸗ 
terflügel aus; nur nach dem weiblichen Gefhleht bekannt ift 
P. rubedinella aus Brafilien. Die fhon früher befhriebene P. 
petrella, eine nahe Verwandte unferer P. ornatella, lebt nicht 
bloß im wärmeren Theile der Vereinsftaaten von Nordamerika, 
fondern auc in Brafilien. Unſere Carbonariella endlich ver— 
breitet ſich, ſoviel wir nun wiſſen, von den Höhen der Alpen 
durch das ganze noͤrdlich daran liegende Europa und uͤber Is⸗ 
land bis Groͤnland. 


A. Galleriae p. 572. 
Gen, 2. Aphomia p. 576. 


1) A. colonella p. 576. 
2) A. terrenella u. sp. 


Alis auterioribus obtusiusculis griseis, litura. longitudi- 
nali ex humero fuscescenti, striga postica dentata cine- 
rascenti (mas). fem. — — . 

Größe einer Eleinen Aph. colonella, Vorderfluͤgel viel ſchmaͤ⸗ 
ler und mit beinahe abgerundetem Vorderwinkel. — Kopf und 
Ruͤckenſchild grauweiß; Fühler ſchwach geringelt, weißgrau, nach 
oben dunkler, ſehr fchwach gezaͤhnt; das Wurzelglied am Ende 
mit deutlichem Schuppenzahn, Beine gelblichgrau, die vordern 


— ) 


860 


auf der Lichtfeite ſchwarzgraufleckig, Hinterleib gelblichgrau. 

Vorderflügel 6 Tang, 2" breit am Hinterwinfel, aljo ges 
ſtreckt, am Hinterwinfel ganz, am Vorderwinkel faft abgerundet, 
fhmusig fahlgrau mit dunklern und hellen Stellen. Won der 
Schulter geht ſchraͤg einwärts ein breiter, wifchartiger, grau— 
brauner, am Ende abgerundeter Rüngsftreif bis faft in die Fluͤ— 
gelhälfte; auf und vor der verdidten Subeoftalader ift er mit 
weißen Schuppen dicht beftreut, wodurch fein Außenrand als 
braune Kinie ſtärker hervortritt. Die hintere Querlinie macht 
einen ſehr ſtarken Winkel am Ende der Mittelzelle, ift gezähnt, 
bräunlich, einmwärts dunkler fchattirt, am meiften am Worders 
rande, auswärts hellgrau beſtaͤubt. Die feine, ſchwarze Hin- 
terrandlinie ift an den Aderenden unterbrochen, Franzen braun: 
lichgrau. 

Hinterfluͤgel ſchmaͤler und ſpitzer als bey Colonella, braͤun— 
lichgrau, um die Spike mit einer unterbrochnen und matten brau— 
nen Nandlinie eingefaßt. 

Unterfeite etwas glänzend ftauhgrau. Auf den Vorderfluͤgeln 
iſt die graue, glanzlofe Mittelzelle am Wurzeldrittel fehr duͤnn, 
darauf laͤnglich oval, viel [hmäler als bey Colonella, und ihr 
zugefpisted Ende erreicht nicht den Hinterrand (weshalb die cel- 
lula ad marginem posticum usque extensa bei Aphomia 
nicht ihre Nichtigkeit hat). Won der Baſis aus ift der Raum 
zwifchen ihr und dem Vorderrande auf etwas mehr als 4 Flüs 
gellänge mit einer eignen, fehr gedrängten und geglätteten Be— 
fhuppung befleidet, welche fi auf dem Worderrande als eine 
Linie bis zum Anfange der Vorderrandfranzen fortfegt. 

Vaterland: Georgien in Nordamerika; ein einzelnes, abge— 
flognes Männchen, 


Gen. 5. Doloessa n. g. 


Antennarunı dens articuli basalıs obsoletus. 

Palpi feminei horizontales, tenues, elongati, 

Alae anteriores apice acuto, venae subdorsalis appen- 
dix nulla, cellula media angusta, non opaca; posteriores 
latiusceulae, mediocriter ciliatae; vena mediana trifida, 
prima subdorsalis distineta. ; 

Diefes Genus fteht Achroea fehr nahe, unterfcheidet fich 
aber fogleich duch den ganz andern Flügelichnitt; die Flügel 
find naͤmlich breit und. widlerähnlih, und die vordern (dort 
ganz zugerundet) haben hier einen fehr fcharfen, faft geradlinig 
begrenzten Vorderwinfel, Die Hinterflügel haben eine deutliche 
erfte Subdorfalader, und ihre Franzen haben nur die ganz 
gewöhnliche Länge. Die weiblichen Zafter haben mehr als Kopf: 
eslänge, und ein verlängertes, geneigtes Endglied. 

1. D. viridis. n. sp. 

Alae ant. laete virides; costa ipsa, cilia, punetum disei 
strigagne imperfecta postica pallide flavescunt; alae po- 
steriores albidae. & 

Größe der Pemp. adelphella, Vorderflügel breiter. Rüden: ' 
ſchild und Kopftheile fahlgelblih, Kopf am hellſten (Rückenſchild 
beim Männchen gruͤnlich, woher ich vermuthe, daß es beim, 
Weibchen nur. durch das Aufweichen fahl geworden ift). Stirn 
breit (beim Weibchen mehr), weniger ſenkrecht ala bei Achroea; 
unter den Fühlern legt fich ein kurzer Schuppenhaarbuſch der 
Stirn über das Auge. — Kippentafter des Weibchens von mehr 
als Kopfeslänge, dünn, horizontal mit verbünnten, geneigten 
Endgliede; Marilfartafter kurz, cylindriſch, am Geſicht liegend. 
Ruͤſſel von Ruͤckenſchildslänge, aufgerollt, Fühler mit kaum, 
merklichem Schuppenbuſch des Wurzelgliedes. Beine weißlich, 


J 


861 . 


außen fahlgelblich ; Hinterbeine am hellften. — Hinterleib oben⸗ 
auf fehe belt fahlgelblih, am Bauche weiß; Afterbufch des Weib: 
chens fahlgelb ; Legeſtachel dunkler. 

Borderflüget 45’ lang, am Dinterwinfel 2’ breit, wid 
kerförmig; Hinterrand fehr fanft gebogen, faft gerade und fteil, 
wodurch der Vorderwinfel ungewöhnlich fharf wird. Grund: 
farbe ein fehr angenehmes Gelbgrün. Die Vorderrandrippe und 
die Vorderrandfranzen find fo wie die Hinterrandlinie blafgelb. 
Die Hinterrandfranzen gelblid) mit grünlihem Anflug. In der 
Flügelmitte auf der Querader fteht ein rundes, hellgelbes Fleck— 
hen, und auf der Innenrandhälfte dem Hinterrande näher als 
dem Mittelflek ift eine Querreihe von verlofchnen, gelblichen 
Fleckchen, die beym Weibchen größer find als beym Männchen 
und zu einer Linie zufammenflicßen, 

Hinterflügel weiß, am Rande kaum ein wenig gelblid). 

Unterfeite der Vorderflügel blaßgruͤn, an den Nändern vers 
loſchen gelblich; Hinterflügel weiß. 

Vaterland: Java (DeHaan). Das Pärchen ift befonders ges 
gen die Bafis der WVorderflügel verwifcht, daher hier vielleicht 
Zeichnungen unerwaͤhnt geblieben find. — Es ift etwas ganz 
Unerwartetes, daß eine Galleria eine fo freundliche Furbung 
trägt; daß die Art aber eine Galleria fei, ift ohne allen Zweifel, 
wie die Gabel der Eubdorfalader auf den DVorderflügeln, die 
Geftalt der männlichen Tafter, die Breite des Gefichts u. f. w. 
lehren, 


B) Phyeideae. p. 584. 
Gen. Anerastia p. 586. 


1) A. lotella p. 586. 
2) A. lotricella n. sp. 


Alis anterioribus acutis, dilute carneis, vitta costali di- 
luta postiee attenuata; posterioribus canescentibus. 

Der Lotella nächjt verwandt, verfchieden durch den fpigen 
Borderwinkel der Vorderflügel, reinere, geglättetere Grundfarbe 
und etwas dünnere Taſter. Das Eremplar ift Übrigens bes 
trächtlich abgeflogen und beſchaͤdigt. Größe einer mittlern Lo- 
tella. Kopf und Thorar und deren Theile wie die Vorderflügel 
blaß fleifchfarbig; die Beine mehr grau. Stirnkegel länger als 
bei Lotella. Lippentaſter etwas dünner und ſpitzer. Fühler an 
dem vorhandnen untern Theil deutlich geferbt und fehr kurzge— 
franzt. Hinterleib hell Tehmgelblich. 

Borderflügel 44 lang, geftaltet wie bey Lotella, aber mit 
viel geraderem Hinterrande und: deutlichen Vorderwinfel, blaß 
fleiſchfarben, am Innenrande heller, grau gemifchtz die Adern 
treten. nicht durch Beftäubung hervor. Eine ſehr verlofchne, 
dunfelgraue Stelte bildet den Punkt auf der Querader am Rande 
der Strieme. Diefe Strieme ift heller als die Grundfarbe; 
etwas grau ſtaubig, ſcharf gegen die Grundfarbe abgefegt und 
von der Querader an verdünnt Bis zum Vorderwinkel auslau= 
fend; die Adern treten darin gar nicht hervor. Franzen heil. 

Hinterflügel ſehr hell ftaubgrau ; Medianader dreiüftig(£:5:1). 

Unterfeite der Vorderflügel ftaubgrau, an der Vorderrandhälfte 
gebräunt mit blaßroͤthlicher Vorderrandlinie. Hinterflügel wie 
oben, am Vorderrande ftriemenartig grau.. 


Baterland des einzelnen Maͤnnchens Brafilien: (Selle). 
3. A. deliquella n. sp. 


Alis anterioribus canescentibus, vix rufescenti - suflusis,, 
squamis nigris dispersis; posteriorum vena mediana bifida. 


862 


Ein einzelnes, fehr befchädigtes Meibchen, das ich jedody auf- 
nehme, weil es fehr auffallende Merkmale hat. Es fteht der 
Lotella' gleichfalls fehr nahe, unterfcheidet fi aber durch die 
ſpärlich aufgeftreuten ſchwarzen Schuͤppchen und durch den Manz 
gel eines Aſtes der Medianader der Hinterflügel. 

Größe einer Eleinen Lotella. Worderförper wie die Vorder: 
flügel heil ftaubgrau. Stirnfegel kurz. Kühler über der Baſis 
etwas verdidt, übrigens zart gefranzt. (Taſter fehlen.) Nüffel 
fehr kurz, Hinterleib heil lehmyelb, am Bauche weißlich. Le— 
geftachel gelblich behaart. 

Vorderflügel 4 lana, von der Geftalt der Lotella, mit 
etwas hervorttetenden Adern, fehr hellgrau, em wenig blafröth- 
lich angelaufen und überall mit einzelnen, ſchwarzen, länglichen 
Stäubchen betreut, die nirgends als Zeihnung zufammentreten. 
Der Vorderrand ift fEriemenartig etwas heller als die Grundfarbe, 
ſchmaͤler als bey Lotella. Am Hinterrande ift eine Reihe ſchwar— 
zer Punkte in den Zwifchenräumen der Adern. 

Hinterflügel ſehr heil ftaubgrau. Die Medianader hat die 
Auszeihnung, daß fie ſich nur vor ihrer Mitte in eine Gabel 
fpaltet und weiter nicht, ihr fehlt der dem Hinterrande nächſte 
Gabelaft. 

Unterfeite der Hinterflügel wie oben, der Worderflügel ftaub- 
grau mit heller Vorderrandlinie. 

Vaterland: Allegretto in Brafilien (duch Sello). 


Gen. 2 Ephestia p. 592. 
1) E. neurieella n. sp. 


Alis anterioribus angustis, cinereis, strigis duabus in- 
terne convergentibus, priore ante medium, punetis duobus 
fuseis intermediis, posterioribus albidis, pellueidis, venis 


‚fuscescentibus. 


Zwey Weibchen, fo groß wie Elutella, aber mit dickerem, län: 
gerem Körper und geftreciteren Flügeln. — Körper ftaubigarau, 
Dberficht gemölbt, breit, hell. Ocellen fcheinen da zu fein. Füh- 
fer microfeopifch pubescirend gefranzt, am Wurzelgliede vorn 
weißlich. Marillartafter fehr Eurz, Enofpenförmig. Kippentafter 
von 14 Augenlängen, etwas aufgefrümmt, mäßig verdickt; End— 
glied Eürzer als das halbe zweyte Glied, ziemlidy dic, fpis mit 
weißliher Spitze. Nüffel lang, obenauf beſchuppt. — Beine 
etwas kurz; Schenkel zufammengedrädt, die vordern braungrau, 
die vier übrigen weißlich; Mittels und Hinterfchiene zufammen=- 
gedrückt, nach unten durdy Beſchuppung erweitert und etwas 
gefranzt, vor der weißlichen Spise mit fchiefent, braunem Bänd- 
chen; Fußglieder an den Enden meißlih. — Hinterleib hell- 
bräunlichgrau, auch am Aftergliede, mit gelblihem Legeftachel. 

Vorderflingel faft 4" lang, fchmal, nad) hinten wenig erwei— 
tert, mit abgerundetem Vorderwinkel, gegen das Ende mit her— 
vortretenden Adern, ftaubiggrau, Weit vor der Flügelmitte ift 
eine breite, grade, helle Binde, die vom VBorderrande aus be— 
trächtlich fchief nach außen herabgeht und gegen dag Mittelfeld 
nicht fehr braungrau gerandet ift. Die Querader hat 2 braune 
ſchraͤg über einander liegende Punkte. Die hintere Querlinie, 
in dee Mitte zwiſchen diefen und dem Hinterrande und näher 
den Punkten als die befchriebne Binder, ift etwas derdickt, dem 
Hinterrande-parallet, am Anfange desioberften Drittels erſt mit 
einer ſchwachen Ede nad) außen, darüber mit einer nad) innen, 
heil, ſchmal dunkelgrau gerandet. Der Hinterrand ift unterbro- 
chen dunkel. Franzen hell, 

Hinterfluͤgel geftredt, weißlich „ durchfcheinend, an ber. Fluͤ⸗ 
gelfpige und: von dieſer herab abnehmend am Hinterrande ge— 


863 


bräunt, mit bräunlichen Adern, welche befonders gegen die Fluͤ— 
gelfpise bervortreten. Die Medianaderäfte haben eine Länge, 
wie ben keiner andern Ephestia; die Theilungsverhältniffe wie 


2:1:5. Die Querader ift etwas über der Endgabel. Die 
Falten zwifchen den Längsadern find ſtark ausgedruͤckt. Franzen 


hellgrau mit fehr verlofchener, dunklerer Linie nahe der Baſis. 

Unterfeite einfarbig, auf den Hinterflügeln mie auf der Ober: 
feite; auf den Vorderflügeln bräunlichgrau. 

Vaterland: St. Thomas (duch Morip). 

8) Interpunctella. 

Drey ficher hierher gehörende Weibchen, durch nichts von ein- 
ander verfchieden, als durch mehr oder weniger abgeriebne bley— 
glänzende Schuppen der Vorderflügel, — von Mori aus St. 
Thomas eingefchidt. Wahrſcheinlich ift diefe Urt nicht erft dort- 
bin aus Europa gebracht worden, fondern findet fich als Haus— 
thier im ganzen warmen Amerika. 


Gen. 3. Homoeosoma. p. 599. 
1) vagella n. sp. 

Alis anterioribus perangustis, griseo -cinereis, linea 
disci longitudinali albida, obsoleta, fascia ante medium 
punctoque venae transversae nigricantibus obsoletis; po- 
ster. canis subpellueidis. 

Ein Männden, den £leinen Exemplaren ber Nimbella fehr 
ähnlich, aber ſogleich verfchieden durch viel längere Worderflügel 
und etwas geſtrecktere Hinterflügel. Da das Eremplar fchon 
etwas. verflogen ift, fo wird an der Beſchreibung kuͤnftig mehre: 
res zu ergänzen ſeyn. 

Kopf hellgrau, Rüdenfhild und Außenfeite der Taſter dun— 
kelgrau. Dinterleib und Beine wie Nimbella var, b; das 
Bändchen der Hinterfchienen ziemlich verlofchen. — 

Vorderflügel lang und ſchmal, 4“ lang, grau, dunfel be— 
ftäubt. Die erfte Binde fhwärzlic, in der Stellung und Ges 
ftalt wie dort, aber, wie es fcheint, ganz volljtändig, wenig— 
ftens an der Vorderrandhälfte. Won ihr aus ift die Medianader 
fein und weiß und auf der untern Seite mit einer noch feinern, 
ſchwaͤrzlichen Linie gefaumt; fie endet an einem fhwarzbraunen, 
verlofchnen Punkt der Querader, der über ſich ein fehr Eleineg, 
ſchwaͤrzliches Kängsfteichelchen hat. Die zweyte Querlinie hell, 
fehr verlofchen, dem Hinterrand näher und Über der Mitte mit 
einem ſcharfen, gegen innen geöffneten Winkel. . Vor dem Hin: 
terrande find feine Punkte fihtbar; auch ift die Nandlinie we— 
nig verdunfelt. 

Hinterflügel fhmäler und ſpitzer als bey Nimbella. — Unterz 
feite ganz einfarbig, etwas glänzend, auf den Hinterflügeln noch 
lichter als auf den Vorderfluͤgeln. 

Daterland : Adelaide in Neuholland (Behr) 


Gen. 4. Piesmopoda n. 3. 


Ocelli nulli (?) 

Squamae epistomii in conulum congestae (?) 

Antennae crassiusculae, maris crenatae, dorso supra 
articulum basalem latius exeisae. 

Palpi maxillares breves, clavati; labiales — — (desunt.) 

Haustellum modicum spirale. 

Pedes breviores, compressi; femora media in 
dorso faseiculo pilorum instructa. 

Alae anteriores angustae (strigatae); posteriorum vena 
mediana quadrifida, ramo primo non longe a basi pro- 
deunte. 


. 864 
Nomen generis a zıeoudc, compressio, et 7roÖg, pes. 
Dem Ausfchnitte in den Fühlern nach würde diefe Gattung 

zu Homoeosoma gehören; allein diefer Ausfchnitt iſt viel tiefer 

und breiter, und die Fühler felbft find die und zufammenge- 
drückt und gegen das obere Ende hin deutlich gekerbt. — Hierzu 
kommen die fehr eigenthümlichen Beine; fie find furz und an 

Schenkeln und Schienen, am meiften an den erftern, zuſam— 

mengebrüdt; in geringerem Grade ift diefes bey den Vorderhuͤf— 

ten und Vorderſchenkeln der Fall; die Mittelfchenkel haben auf 
der Mitte der Nücdenfchneide einen nach vorn gelegten, fat das 

Ende der Schenkel erreichenden Haarbufch. — Die Vorderfluͤ— 

gel weichen in der Geftalt ihres Hinterrandeg fehr ab, indem er 

ſehr conver ift und den Vorderwinkel fehr hervortreten laͤßt. 

Auf den Hinterflügen ift die Medianader nit in 8, fondern 

in 4 Aeſte aufgelöft, und der erfte Aft ent'pringt der Wurzel 

fo nahe, wie ich es bey wenig Phyciden kenne. — Alle diefe 

Eigenheiten hindern auch die Vereinigung mit einem andern Ge- 

nus. Das dicht befhuppte, lange Wurzelglied der Fühler, ein— 

wärts an der Mitte mit einer beulenartigen Verdickung erinnert 
etwas an Acrobasis, weßhalb da8 Genus feinen Plaß vor die 
fem am beften zu finden fcheint. 


1) P. Rubieundella n. sp. 


Alae anteriores basi late flavae, ceterum purpurascen- 
tes, antice albidae, striga postica subrecta rubiginoso- 
marginata. 


Kopf blafgelblich, faſt weiß; Stirnhoͤcker fehlt (mohl abge— 
tieben). Fühler etwas dick, zufammengedrücdt, an der obern Hälfte 
Eerbzähnig, fonft Eurzhaarig geftanzt, gelbbräunlich, auf der 
Nücenfeite etwas glänzend beſchuppt; Wurzelglied flarf, mit 
weißlichgelben Schuppen befleidet und einwärts mit einem Hoͤ— 
der ; der Einfchnitt darüber ift weit beträchtlicher ala bei Homoeo- 
soma,. Decellen erkenne ich nicht. Marillartafter kurz, nach 
oben verdidt. Lippentafter abgebrochen. Nüffel ziemlich furz, 
aufgerollt. — Ruͤckenſchild braͤunlich, vorn und hinten gelblich; 
Schulterdecken rofenfarbig, an den Enden braun. Beine auf 
der Schattenfeite ſchmutzig weißlih, auf der Lichtfeite roſenfar— 
big angeflogen mit roftbraunen Hüftenden und folchen Bändchen 
auf Schenkeln und Schienen; der Haarbufh an der Mittelfchiene 
bleichgelb; Füße obenauf braunlich mit weißlichen Gliederenden.— 
Hinterleib gelbgraubräunlich, mit ziemlich ſtarkem Afterbufch. 

Vorderflügel 34" lang, fchmal, hinten erweitert, mit faft 
geradem Vorderrand, fehr converem Hinterrande und fcharfem 
Vorderwinkel, an der Bafis purpurbraun, darauf bis vor bie 
Hälfte wachsgelb, dann blaß purpurröthlich, welche Farbe gegen 
den Vorderrand in Weiß übergeht, was einen breiedigen, gegen 
das obere Ende der (zweiten) Querlinie zugefpisten und an ihm 
aufhörenden Raum füllt. Viele aufgeftreute Schuppen haben 
einen fehmelzartigen Glanz. Die (zweite) Querlinie ift dem Hin- 
terrande fehr nahe, fteht ziemlich fteil, iſt ſehr ſchwach gebogen 
und wird immer von einem dünnern, außen von einem didern 
dunfelbraunrothen Schattenftreif eingefaßt. Hinterrandlinie braun, 
undeutlich. "Die 2 Punkte der Querader, der eine auf weißem 
Grunde, ftehen ſchraͤg ber einander und. find fein, deutlich, 
purpurbraun; über dem oberften hat der Vorderrand einen gleich— 
farbigen, kurzen Längsftrih. Franzen purpurröthlich mit dunk— 
lern Querfchatten. 

Hinterflügel ſchmutzig, ziemlich durcchfichtig, am Hinterrande 
gebräunt, befonders am Vorderwinkel. Franzen mit feiner, 
gelblicher Bafallinie, fonft hell bräunlichgrau. 

Unterfeite glänzend mit brauner Hinterrandlinie; Vorderfluͤgel 


865 


graubraͤunlich, am Worderrande am dunfelften; Hinterflügel wie 
oben. Das Theilungsverhältnig der Medianader ift 2:9: 8. 
Das einzelne Männchen ift aus Braſilien (duch Olfers.) 


Gen. 5. Crocidomera n. g. 

Ocelli duo, 

Antennae simplices, supra basim subcurvatae; articulus 
basalis superne tuberculum corneum gerit. 

Epistomii squamae incumbentes. 

Palpi maxillares breves; labiales reflexi, mediocres. 

Alae anteriores angustae (subbistrigatae); posteriores 
vena mediana quadrifida. 

Maris femora pedum intermediorum interne vil- 
losa, tibiae dorso pilosae; tibiae posticae barbula basali 
instructae. 

Barba analis maris magna. 

Nomen generis a 200xig, floceus, et w7005, femur. 

Der Höder an der Fühlerwurzel erinnert an Acrobasis; ul 
fein bei diefem Genus wieder nur durch Schuppen gebildet, wäh: 
end er bei Crocidomera aus Hornmaffe befteht. Einen fer: 
nern Unterfchied giebt der Bau der männlichen Beine; die Mit— 
telfchenfel der Crocidomera find auf der vom Licht abgewen- 
deten Seite, nad) der ganzen Länge mit dicht gedrangten Schup= 
penhaaren bekleidet; die Nüdenfchneide der Mittelfchiene ift mit 
dichten Haarſchuppen gefaumt; die Hinterfchiene hat gleichfalls 
auf der Nücenfchneide nahe der Baſis ein abftehendes Haar: 
buͤſchchen, welche Auszeihnungen alle bei Acrobasis fehlen. — 
Bei Oncolabis ift der Hocker an der Fühlerbafis zu einem Ha— 
Een ausgebildet, und Tafterbau und Befhuppung der Beine find 
ſehr verfchieden, fo daß beide Genera nicht einmal nahe vers 
wandt find. — Die Hinterflügel find glasartig, am Innenrande 
bis zur erften Subdorfalader behaart, am Worderrande bejchuppt. 

1) €. turbidella n. sp. 

Alae anteriores griseae, costa obscuriore, puncto venae 
transversae nigro, striga posteriore interne punctis nigris 
notata; posteriores hyalinae subviridescentes. 

Größe und Flügelgeftalt wie Nephopt. roborella oder faft 
der Myel. infusella, welcher fie am ähnlichften fieht. 

Ruͤckenſchild ſtark, heil gelbbräunlich wie Kopf und Hinterleib. 
Fühler hell, berjtenformig, äußerſt ſchwach geferbt und micro: 

- feopifch pubescirend gefranzt; der Hornhöder am obern, innern 
Ende des Wurzelgliedes ift glänzend braun. Mearillartafter 
fhuppenförmig, am Geficht liegend. — Rippentafter aufgekruͤmmt, 
außen gebräunt, Endglied faft fo lang wie das zweite Glied, 
nicht bis zur Fühlerbafig reichend. Nüffel aufgerollt, befchuppt. 
Beine aufen grau; auf der Innenfeite der Vorderhüften ift ein 
ſtrahlender, anliegender Haarbufh. Die Haare der Innenſeite 
der Mittelfchenfel find bleichgelb. Die Mittelfchiene hat vor der 
Spitze ein Dunfeles Bändchen. Hinterfchiene zwifchen den Mit: 
teldornen und der Spige verdunfelt. Alle Füße dunkelgrau, an 
der Sohle mit einer Neihe Eleiner ſchwarzer Stacheln. — Hin: 
terleib mit braͤunlicher Baſis der Segmente und hellem, langem 
Afterbufch. 

Borderflügel 54’ lang, ſchmal geftredit, nach hinten ſchwach 
erweitert, mit deutlichem Vorderwinfel und etwas converem Hinz 
terrande, fhmusig grau, am Vorderrande dunkler. in Punft 
nahe der Baſis und dem Borderrande ift braun, woraufauf dem 
BVorderrande hinter einander zwey dunfelgraue Schattenfleden 
folgen, die eine helle Stelle zwifchen ſich haben, wahrfcheinlich 
den Anfang der nicht ausgedruͤckten (weggewifchten 2) eriten Quer: 

Iſis 1848. Heft. 11. 


866 


linie. Auf der Querader iſt ein tieffchwarzer, ediger Punkt. 
Dem Hinterrande etwas näher als diefem Punkte ift die 2te 
Querlinie, verlofchen, ſchmal dunkel eingefaßt, gegen außen con= 
ver, nahe am Vorderrande mit einer einwaͤrts gerichteten Ede, 
über welcher fie breit endigt; in ihrem concaven Theile, auf der 
Seite des Mittelfeldes ift fie auf den Aeften der Medianader 
mit je einem ſchwarzen Punfte gezeichnet. Der Hinterrand hat 
eine Reihe feiner, tieffhwarzer Punkte. > 

Franzen gelblichgrau. 

Hinterflügel geftredt, gegen den Vorderwinkel fehr verengt, 
glasartig, irifirend mit gelblichen Adern und fahlgelben Haaren 
am Innenrande. Vorderrand bräunlichgraufchuppig; die Hin— 
terrandlinie und eine fie begleitende Linie auf den mweißlichen Frans 
zen find bräunlic) und verlöfchen an der Mitte des Hinterrandes. 

Unterfeite der Vorderfluͤgel braunlichgrau, am Vorderrande 
dunkler mit einer ‚heilen Stelle al3 Anfang der 2ten Querlinie; 
an der Bafis des Vorderrandes ift ein blaßochergelbes Haarbuͤſch— 
hen; dag, worin die Halterborfte ruht, ift blaß dottergelb. Hin— 
terflügel lebhafter fchillernd als auf der Dberfeite, mit braun- 
grauer Vorderftrieme. Medianader 5:2:3:4. 

Das einzelne Männchen, ohne Vaterlandsangabe, flammt 
wahrfcheinlidy aus Südamerika. 


Gen. 6. Acrobasis. p. 606. 


Gen. 7. Fundella n. g. 

Ocelli duo. 

Antennae maris supra articulum basalem depressae, 
denticulo squamato instructae. 

Epistomji squamae incumbentes. 

Palpi maxillares nulli; labiales tenues, epistomio incum- 
bentes. 

Haustellum spirale mediocre. 

Alae anteriores angustae (bistrigatae); posteriores (ma- 
ris) subhyalinae, margine intimo incrassato; ve- 
na subdorsaliunica imperfecta; mediana quadrifida. 

Im Fühlerbau zeigt ſich eine Uebereinftimmung mit Acrobasis 
Abth. Alispa (Angustella): die borftenförmigen Fühler find nim= 
lich über dem Wurzelgliede breit gedruckt und ein wenig ver- 
tieft und geglättetz dicht am Wurzelgliede figt ein Eleiner Schup- 
penzahn. — Das Obergeficht entbehrt des Schuppenkegels durch- 
aus, weil die ziemlich dünnen Lippentafter fi ihm fehr eng 
anlegen und ein wenig darüber hinaus ragen; es hat zu diefem 
Zwed in feiner Befchuppung eine Ninne von unten nad) oben. — 
Der Rüffel von mittler Länge, aufgerollt, auf feinem Rüden 
befhuppt. — Die Hinterflügel geben die Auszeichnnng vor 
allen Phyciden, indem ihnen im männlichen Gefchleht die drey 
Laͤngsadern zwifchen dem Innenrande und der Medianader 
bis auf ein Nudiment gänzlich fehlen (mahrfcheinlich bes 
fitst fie das Meibchen vollffändig). Zum Erſatz haben fie am 
Innenrande eine länglichevale, verdickte Stelle, die nahe an der 
Bafis anfängt und etwas vor dem Hinterwinkel aufhört; fie 
fieht aus, wie wenn zwifchen Ober und Unterhaut eine fremd- 
artige Maffe eingefültt ift; fie wird gegen die Flügelfläche von 
einer Ader begrenzt, die bald divergiet und meit vor dem Hin⸗ 
terrande aufhört. — Die Medianader Löft ſich in 4 Aeſte auf. 

Der Battungsname, von funda, Taſche, bezieht ſich auf die 
Verdickung der Hinterflügel. 


1) F. pellucens n. sp. 
Alae anteriores einereae, strigis duabus obsoletis, ma- 


fo 10] 


867 


cula scabra fusca ante priorem; posteriores albo - hyali- 
nae, margine interno ochraceo, 

Var. b, alarum anteriorum basis ad strigam priorum 
fusca. 

Gröfe der’ größten Eph. lutella, Flügel breiter und kuͤrzer. 
Ruͤckenſchild und Kopf grau. Lippentafter außen graubraun, 
innen mie die Gefichtsrintie hellgrau. Beine grau, die vordern 
gebräunt; Fußgliederenden weißlic) ; Hinterfchiene zufammenge: 
druͤckt, auf der Nüdenfchneide an der Bafis mit einem Haar— 
buͤſchchen. Hinterleib grau mit helleen Segmenträndern (verölt 
graugelb); Afterbufch ziemlich anfehnlich, gelblichweiß, unten am 

ellften. 
3 ei 4 — 41" fang, geſtreckt, nad) hinten etwas er= 
meitert, am Hinterrande wenig conver mit deutlichen Vorder: 
winfel, ftaubgrau. Die dünne, erfte Querlinie ift bedeutend 
ſchraͤg nach außen gelegt, fanft gebogen, gegen den Innenrand 
verſchwindend; nur an einem Exemplar (Var. b.) laͤßt fie ſich 
bis zum Innenrande verfolgen, bei andern erfcheint fie nur an 
der obern Hälfte in weißer Farbe. Einwaͤrts liegt an ihr ein 
großer ſchwarzbrauner, rauher Fleck, der auch (wohl nur durch 
Abreiben) verkleinert vorfommt; an einem Exemplare, wo er 
beide Gegenränder erreicht, ift auch die Flügelbafis gebräunt 
(Var. b.). Die beiden ſchraͤg geitellten, braunen, verloſchenen 
Punkte der Querader liegen doppelt fo weit von der erften wie 
von der Zten Querlinie ab. Diefe ift dem Hinterrande ziemlich) 
nahe, lichtgrau, in der Mitte gegen innen ausgehöhlt, ſchwach 
gezähnt, außen durch einen bräunlichen Schatten begleitet. Bor 
den matten, ſchwarzbraunen Hinterrandpunften ift der Raum 
hellgrau, mit verlofchnen, dunklern Querlinien. 

Hinterflügel weiß, faſt ganz durchſichtig, etwas iriſirend; der 
Schwanzwinkel ift ſcharf und Eleiner als 90%; der Vorderwin— 
kel ſehr ſchwach gebräunt, wie feine Franzen. Die verdicte 
Innenrandſtelle ift blaß dottergelb. Die Flügelabern find auch 
Elar; die vieräftige Medianader hat die Theilungsverhältniffe 
REITER 

Unterfeite der Vorderflügel etwas glänzend grau mit fehr ſchwa— 
her Spur der hinten Querlinie, in der Vorderrandzelle bleich- 
gelblich befchuppt. Hinterflügel wie auf der Oberfeite, nur ſtaͤr— 
ker fchillernd und am WVorderrande hellgrau. 

Vaterland: die Antilfen und Südamerika. Won den 4 männ: 
lichen Exemplaren find zwey von St. Thomas (duch Moris), 
eins von Port=au= Prince auf Haiti (dur) Ehrenberg); das 
vierte (Var. b.) ift aus Brafilien (duch Selto). 


Gen. 8. Cryptoblabes. p. 644. 
Gen. 9. Glyptoteles. p. 646. 
Gen. 10. Eccopisa. p. 648. 
Gen. 11. Nyrtegretis. p. 650. 
Gen. 12. Myelois. p. 651. 
10. M. rosella — pag. 652 
11. M. indigenella n. sp. 
Capite palpisque fuseis (?) alis ant. brevioribus vio- 
lascenti-fuscis, anfice albis, strigis duabus dilute fusco- 


marginatis, priore submedia interne maculae costali brun- 
neae acclinata, punctis duobus fuscis mediis. 

Verwandt mit Suavella, verfchieden durch breitere Vorder 
fluͤgel, reineres Weiß, Stellung der erften Querlinie faft in der 
Flügelbreite, das dadurch verengte Mittelfeld ıc, 


868 


Größe einer Eleinen Suavella. Kopf ganz abgerieben, nur 
amı Geficht find röthlichbraune Schuppen übrig. Deellen daher 
ſehr deutlich. Fühler bleihbräunlich befchuppt, microfeopifch pu= 
bescirend gefranzt. Lippentafter kaum von doppelter Augenlänge, 
an den 2 Endgliedern ganz entfchuppt;  diefe ftielrund, dünn, 
das Endglied von halber Känge des zweiten Gliedes; Wurzel— 
glied weißlichgrau. Ruͤckenſchild violettlichgrau. Hüften weiß, 
an der Baſis der vordern ein ſchwarzer Punkt. Schenkel und 
Schienen hellgrau, dunkler beſtaͤubt; Mittelfchiene etwas flach, 
weiß mit braunem Bändchen. Füße braun mit weißlichen Glie— 
derenden. Hinterleib braungrau mit gelblihen Ningrändern. 

Vorderflügel (4 lang) kuͤrzer als bei Suavella, nad) hinten 
erweitert, dunkel violttlich braungrau, im untern Theil deg Mit: 
telfeldeg fehr verdunfelt. Die erfte Querlinie fteht fait in ber 
Flügelmitte, fteiler als bei Suavella; fie ift weniger gezackt, hell— 
grau, oben erweitert und in reines Weiß Übergehend, und von 
hier geht ein hellgrauet, anfangs fehr breiter Mebel, verengt big 
zum Innenrand; zwifchen Diefem Nebel und der Querlinie bildet 
der Raum einen brauntothen, oben zugefpisten Snnenrandfled; 
den Außenrand der Querlinie bildet eine fehwarzbraune Linie, 
die fi auf dem Vorderrande, viel fchärfer ausgedrückt als bei 
Suavella, aber auf einem Eleinern Naum, gegen das Mittel: 
feld erweitert. Diefes ift fehr verengt, am Vorderrande meiß 
bis unter die 2 fcharfen, ſchwarzbraunen Queraderpunfte, darun— 
ter violettlich braun. Die 2te Querlinie ift dünn wie die erfte, 
ſchwach wellig mit 2 etwas größeren, einwarts gerichteten Eden 
und dunkelbraun verfloffen gefaumt. Der Raum vor dem Hin— 
terrande ift heilgrauftaubig; die Nandpunfte braun’und fcharf, 
Franzen grau. 

Hinterflügel dunkler als bei Suavella, graubräunfih; Fran- 
zen heller und mit fehr feiner, gelblicher Bafallinie. 

Unterfeite graubraun, mit fehr unmerkliher Spur der 2ten 
Duerlinie (wegen Befchädigung ift nicht zu erkennen, ob fie auf 
dem Vorderrande deutlicher wird) und mit helleren Hinterflügeln. 

Das einzelne Weibchen ift aus Carolina (duch Zimmer— 
mann). r 


15.) M. exsulella n. sp. 


Capite lutescenti, palpis fuscescentibus; alis ant. fusco- 
caesiis, strigis duabus, priore prope dorsum alba, am- 
pliata, interne sanguineo -ınarginata, posteriore obsoleta 
grisea, punetis interjectis duobus fuscis obsoletis. 

Am nädhjften mit Myel. epelydella verwandt, mit geftteds 
teen Vorderflügeln, getrennten Mittelpunften derfelben, verlo: 
fehener, nicht blutroth gerandeter 2ter Duerlinie ꝛc. — 

Größe etwas über Epelydella. Kopf heil lehmgelblich, im 
converen Geſicht bräunlih. Fühler hellbraͤunlich. Zajter ein 
wenig fürzer als bei Epelydella, aufen violettbraunlidy, innen 
beit gelbbräunlih. Ruͤckenſchild violertlichbraun; Beine auf der 
Fichtfeite violettlichgrau, an den Füßen brauner mit gelblichen 
Stliederenden, Mittelfchienen am Ende und Hinterfchienen an 
den Dornen braun. Hinterleib graubräunlid, an den Ning- 
randern und am Bauche gelblich; After helllehmgelb. 

Vorderflügel 4 lang, etwas geftredt mit converem Worder- 
ande und weniger fcharfem Vorderwinkel als bei Epelydella, 
violettlichgrau. Die erfte Querlinie, an mehr als der untern 
Hälfte weiß und erweitert, geht am Innenrande noch mehr als 
bei Epelydella zurüd, neigt fih alfo hier mehr nach aufen 
über; am obern Drittel ift fie nad) innen gebogen, verlofchen, 
auswärts gefaumt und am Worderrande gegen das Mittelfeld 


| 869 


mit einem braunen Schatten; fie ift auf der Innenfeite an den 

untern % breit biutroth eingefaßt, und diefe Einfaffung ift an 
ihe felbft etwas grobfehuppig. Die beiden breit getrennten Mit: 
telpunfte find braun und verlofhen. Die 2te Querlinie fehr 
verlofhen, heller als die Grundfarbe und nur dunkler, ohne 
Blutroth, befaumtz; von ihrem obern Drittel, wo fie außen am 
dunkelften gefäumt ift, geht einwärts ein dunkler Schatten unter 
dem Iten Mittelpunkt hin bis zum Innenraude. Hinterrand: 
punfte find nicht vorhanden. Franzen etwas heller als die 
Grundfarbe. 

Hinterflügel bräunlihgrau, am Rande fehmal verdunfelt, auf 
den Franzen von einer feinen, bleichen Linie umzogen. — Auf 
der braungrauen Unterfeite fchimmert bloß auf den Vorderfluͤgeln 
der helle Theil der erften Querlinie ſehr matt durch; von der 
2ten Querlinie ift Feine Spur fihtbar. 

Vaterland Nordamerika (duch Zimmermann). Hier fheint 
fie und Indigenella der Erfas für unfere Epelydella und Sua- 
vella zu ſeyn. 

20) M. infusella n. sp. 

Alis anter. cinereis, obscurius nebulosis, macula sub- 
fasciata nigricanti ante medium, striga postica obsoleta; 
poster. hyalinis, apice infuscatis; palpis reflexis, episto- 
mio cano. 

Sn der Größe der Pemp. adornatella. Ihrer Flügelzeich 
nung nad hat fie einige Uebereinffimmung mit Myel. intex- 
tella. Diefe ift aber beträchtlich größer, heller, ſchärfer gezeich- 
net, mit deutlihem Mittelpunkt auf den Vorderflügeln und nur 
3 äftiger Medianader der geftredtern Hinterflügel. — Die 
glafigen Hinterflügel zeichnen Infusella vor allen Europäern aus; 
ob fie übrigens zu Myelois gehört, mu$ die Anficyt des Maͤn— 
chens entfcheiden; fie fleht nur hier wegen einer gewiffen Aehn— 
lichfeit mit Myel. ceratoniae. 

Kopf etwas abgerieben; Hinterkopf grau; Gefichtsfchuppen 
etwas conver liegend, weißlih. Deellen vorhanden. Fühler 
grau. Fühler am Geficht aufwärts gerichtet, am obern Theil 
wenig gekrümmt, von doppelter Kopflänge, etwas die, aufen 
ſchwaͤrzlichgrau; Endglied ziemlich kurz, did und ſtumpf. Nüffel 
mäßig lang, befhuppt. — Ruͤckenſchild grau. Bruft, Beine 
und Bauch graumweiß. Beine außen braͤunlichgrau angelaufen; 
am dunfelften die 4 vordern und die Füße. Hinterfchiene zus 
fammengedrüdt, auf der Rüdenfchneide an der Baſis mit kur— 
zem Haarbufch; vor der hellen Spitze ift ein bräunliches Bände 
hen. Fußgliederenden weißlich. — Hinterleib bräunlichgrau mit 
hell lehmgelber Afterfpige ohne hervorftehenden Legeftachel. 

Vorderfluͤgel 44 — 43" fang, etwas geftredt, hinten wenig 
erweitert, mit fehr fanft converem DVorderrande, deutlichen, 
ftumpfem Vorderwinkel und converem Hinterrande, ziemlich 
dunkelgrau, gemwölft mit undeutlichen Zeihnungen. An der 
Stelle der 1ften Querlinie ift ein faft vollftändig bindenformiger, 
ſchwaͤrzlicher Querfchatten, nach innen ziemlich grade und helle 
graulich begrenzt, nach außen mit einer Ede in der Mitte. — 
Bon dem Punkt auf der Querader ift bei dem einen Eremplar 
eine Spur zu bemerken, bei dem beffern andern Exemplar ift 
bloß die Gegend etwas nebelig. Die 2te Querlinie ift verlos 
ſchen, ſchmal und unvollftändig dunkelgrau gefaumt, gegen aus 
fen fanft conver, am Anfange des oberften Drittelö zu einem 

ſcharfen Winkel mit einwaͤrts gerichteter Spige gebrohen, und 
darüber etiwas erweitert, von hellerem Grau und mit dunklerer 
Einfaffung. Am Hinterrand geht eine Reihe brauner Punkte. 
Sranzen grau, mit verlofchnen, dunflern Querlinien. 


870 


Hinterflügel weißlich, durchſichtig, fehr ſchwach ſchillernd, am 
BVorderrande friemenartig dunkelgrau, am Vorderwinkel ſchmal 
gebräunt. Randlinie braͤunlich, ſehr wenig einwärts fchattirt 
und ſchon vor dem Hinterwinkel aufhoͤrend. Franzen mit dunk— 
ler Linie nahe an der Baſis, an der Flügelſpitze gebräunt. Adern 
gelblih, am Hinterrande etwas bräunlih; die Medianader 4 
Aftig mit den Theilungsverhältniffen 6:3:2:4. 

Unterfeite der Dinterflügel wie oben, der Vorderflügel einfar— 
big grau mit ſehr fhmaler, gelblicher, vor der Spike unterbroch— 
ner Vorderrandlinie. 

Ein ziemlich gut erhaltnes Weibchen von Portzau- Prince 
auf Hayti (Ehrenberg.). Ein fehr abgeflognes und in den Stans 
zen beſchaͤdigtes Eremplar ift von St. Thomas (Moris). 

E3 zeige auf dem rechten Worderflügel den oben bemerften 
Mittelpunkt; die ſchwaͤrzliche Schattenbinde ifl verlofchner und 
läßt Enum etwas von der Ede auf der Außenfeite erkennen; 
die 2te Querlinie ift viel verlofchner, hat aber diefelbe Geftalt. 
Die Vorderrandlinie auf der Unterfeite fehlt, wohl durdy Ab— 
reiben. Das Geficht ift abgerieben; aber die noch vorhandnen 
Schuppen find weißgrau. — Alles übrige ffimmt mit dem ans 
dern Gremplar, fo daß mir wenig Zweifel über die fpecifiiche 
Identitaͤt bleibt. 


24) M. magella n. sp. 

Alis ant. angustulis rubellis, fuseo-nebulosis, striga 
media dupliei ex costa in angulum posticum fusca, linea 
marginali alba tenui; palpis horizontalibus ac thorace ru- 
bellis. 

Durch die ganz ungewöhnlich gezeichneten. Norberflügel von 
allen Phyeiden abweichend, vielleicht eine Myelois, worüber 
die Kenntniß des Männchens Auffchluß zu geben hat, Sie ift 
kleiner als Neph, janthinella. 

Kopf hell rothſteinfarben; Stirnwulſt ſchwach Eegelförmig. 
Ocellen deutlih. Fühler dünn, gelblih, am Wurzelgliede röth- 
lich. Maxillartaſter chlindriſch, ſpitz, roth wie die Lippentaſter; 
dieſe ſind von Ruͤckenſchildslaͤnge, horizontal, ziemlich ſchlank, 
zuſammengedruͤckt, von der Mitte aus verduͤnnt mit kurzem, 
gleichfalls ziemlich locker beſchupptem Endgliede. Ruͤſſel roth— 
ſteinfarbig, mit violettlichem Schimmer; der Buſch auf dem 
Schildchen ſcheint ſtark zu ſein. Vorderbeine auch auf der Schatz 
tenſeite etwas geroͤthet, ſonſt roth, an den Füßen hell lehmgelb. 
(Mittelbeine fehlen.) Hinterbeine etwas kurz, zuſammengedruͤckt, 
am Schenkel grauroͤthlich; Schiene heller roͤthlich, auf der Baſis 
der Ruͤckenſchneide mit einem hellgelblichen Haarbuͤſchchen; Fuß 
grau, zuſammengedruͤckt mit hellgelblichen Gliederenden. — Hinz 
terleib braͤunlichgrau, am After hellgelblich. 

Vorderfluͤgel 6’ Lang, geſtreckt, nach hinten ſtark erweitert, 
mit convexem Vorder- und Hinterrand und ſcharfem, ſpitzem 
Vorderwinkel, blaßroth mit braͤunlich verdunkelten Stellen gegen 
die Baſis (die Zeichnungen find hier zum Theil weggewiſcht). 
Auf der Hälfte der Subdorfalader ift ein brauner Schuppen- 
höder, Über welchem eine bleichgelblihe, von der Baſis ausge— 
hende Vertiefung endigt. Noch vor der Mitte des Vorderran— 
des beginnt auf diefem eine ſchwarzbraune, ſchwachgekruͤmmte 
Querlinie, weldye fhräg bis in den Hinterwinfel geht und hier 
über der Subdorfalader ſich der Zten Querlinie anfchließt; jte 
wird in einem fehr ſchmalen, linienfoͤrmigen Abftande von einer 
weniger lebhaften braunen Linie begleitet, welche in der Verdun— 
Eelung unter der Subdorfale endigt. Die 2te Querlinie ift ein 
fach, dünn und braun; fie ift über der Subdorfale in 2 Zähne 


871 


gebrochen, nimmt dann etwas verdickt ihren Lauf bis zum Mit: 
telzeichen und geht von da an wieder verdünnt in einem nad) 
aufen converen, etwas gezähnten Bogen nach dem Vorderrande, 
den fie vor dem Vorderwinkel erreicht. Das Mittelzeihen ift 
blaßgelblich, ſchmal und ſchließt fich der Querlinie eng an. 
Vor dem Hinterrande ift der Raum ſchmal braun, am breititen 
an der Flügelfpige. Die Hinterrandlinie fehr fharf, fein und 
weißlichgelb, außen braungefäumt, Franzen dunfelroth. 

Hinterflügel etwas geftredt, ſchwach durchſcheinend, weißlich, 
im WVorderwinfel und von diefem herab ein wenig am Hinter— 
rande gebräunt; eine Nandlinie fehlt. Franzen weißlih, mit 
braͤunlicher Schattenlinie um die Flügelfpise., Medianader 4: 
äftig mit den Theilen 6:2:3:3. 

Unterfeite der Hinterflügel trüber a8 oben, auch am Vorder: 
rand bräunlichgrau. Worderflügel braͤunlichgrauz die gelbliche 
Randlinie gleichfalls fehr fharf, und die Stangen wenig heller 
alg oben. 

Das einzelne Weibchen ift vom Vorgebirge der guten Hoff- 
nung (durch Krebs.) 


25) M. intextella n. sp. 


Alis anter. canis, macula costae transversa ante medium 
striolaque venae transversae nigris, striga postica den- 
tata anguste 'obscurius marginata, posterioribus hyalinis 
apice infuscatis; palpis reflexis. 

Won den 2 männlichen Gremplaren ift das eine aus St. 
Thomas (duch Moris), das andere von Port= aus prince (Ch: 
venberg), gerade wie bei ben 2 weiblichen Eremplaren von Infu- 
sella. Ungeachtet alfo Intextella viel größer ift und auf den 
Vorderflügeln heller und fchärfer gezeichnet, auch mit deutlichen 
Mittelzeichen; fo legt doch die Aebnlichkeit in der Anlage der 
Zeichnung den Gedanfen fehr nahe, daß Intextella das Männ: 
chen zu Infusella fey. Allein Intextella hat an der Medianader 
der Hinterflügel einen Aft weniger, und die hintere Querlinie 
der Vorderflügel hat einen andern Verlauf. 

Größe wie Neph. janthinella. Kopf grau (etwas abgerieben) 
mit hell fchimmernden Schuppen auf dem Geficht. Deellen vor: 
handen, ziemlich verftedt. Fühler borftenföormig, microſcopiſch 
pubescirend gefranzt. Marillartafter in einen ziemlich langen 
weißlichen, dem Geftcht anliegenden Schuppenbuſch verlängert. 
Lippentafter aufgekruͤmmt, über das Geficht hinauf reichend, 
mäßig verdiet, innen weißlih, außen grau, am Ende des 2ten 
und Anfange des Z3ten Gliedes hell; die Beſchuppung loder, 
das Endglied ziemlich Eurz, dit und ftumpf. Nüffel lang, ein: 
gerollt, auf der Bafis (durch Abreibung?) unbefchuppt. — 
Ruͤckenſchild ftaubgran, mit gebräunten Enden der langen Schul: 
terdecfen. Beine grau, auf der Schattenfeite weißlich, auf der 
Lichtfeite dunkler angeflogen; Mittels und Hinterfchenkel und 
Schienen zufammengedrüdt; Mittelichiene weißgrau mit braus 
nem Bändchen vor der fchief abgefchnittenen Epise; Hinter: 
fhiene an der Endhälfte weißlichgrau. Ale Füße find merklich 
verlängert, dunkelgrau. — Hinterleib braunlihgrau, am After 
lehmgelblich. 

Vorderflügel 6" lang, geftredt, nach hinten ein wenig ers 
weitert, am DVorderrande ziemlich gerade, mit deutlichem or: 
derwinkel und converem Hinterrande, weißlichgrau, dicht an der 
Baſis mit einem ſchwärzlichgrauen Gewoͤlk. Vor der Flügel: 
mitte hängt am Vorderrande ein ſchraͤg nach außen getichteter, 
ſchwaͤrzlicher, anfehnlicher Fleck, der fi unten erweitert und an 
der Laͤngsfalte verlifcht; darunter ift der Grund von der Bafis 


872 


aus mit blaßroͤthlichen Stäubchen nebelig gemifcht. (Beide Er- 
emplare find am Innenrande verwifcht fo daß die Zeichnung in 
ihrer Vollſtaͤndigkeit vielleicht bindenartig ift.) Auf dem Quer: 
aͤderchen liegt ein deutliches, ſchwarzes Möndchen, das fich bey 
dem einen Cremplar beinahe in 2 Punfte auflöft. Die 2te 
Duerlinie ift dem Hinterrande etwas näher als diefem Zeichen, 
in der Farbe der Flügelfläche und nady oben verdünnt und feiner 
braun geſaͤumt als unten, wo fie auch ziemlich verlofchen und 
ihre Einfaffung mit roͤthlichen Schüppchen gemifcht iſt; fie macht 
dem Mittelzeichen gegenüber eine diefem zugewendete, fcharfe, 
fpiswintlige Ede und darüber eine viel kuͤrzere; fie endet nahe 
am Vorderwinkel. Der Hinterrand hat eine Neihe fehwarzer, 
ſehr getrennter Punkte. Franzen hellgrau. 

Hinterflügel ziemlich geſtreckt, weißlich Elar, ſchoͤn irifirend, 
am Vorderrande ftriemenartig braunlich, und am SHinterrande 
ſchmal braͤunlich fehattirt, gegen den Hinterwinfel in abnehmen- 
der Stärke; die Hinterrandlinie verlifcht, che fie-den Hinter: 
winfel erreicht. Franzen am Worderwinfel gebräunt, übrigens 
mit einer verdunfelten Linie dicht an der Bafis. Adern gelblich, 
nur die Subeojtaläfte braͤunlich; Medianader Zäftig mit den 
Zheilungen 7: 3:4. 

Unterfeite der Hinterflügel weniger rein als oben, der Vor— 
derflügel bräunlichgrau, einfarbig. 

Vaterland; Weſtindien. 


25) M. placidella n. sp. 


Alis anterioribus angustis, gilvescentibus, costa late 
albida, fascia latissima obliqua ante punctum nigrum me- 
dium strigaque posteriore obsoleta fuscescenti marginatis ; 
palpis longis, horizontalibus, attenuatis. 

Ein Weibchen, deffen fnftematifche Stelle fih erft durd, die - 
Kenntniß des Maͤnnchens rechtfertigen muß. 

Groͤße der Hom. nebulella. Ruͤckenſchild u. Kopf (beide, befon- 
ders die Stirn des letztern) Ereideweiß, mit etwas gelblich gemiſcht. 
Fühler borftenformig, weißfhuppig. Dcellen deutlich. Mapillartafter 
(abgebrochen ? — wie einer der beiden Kippentafter); Lippentafter von 
Ruͤckenſchildslaͤnge, horizontal ausgeftredt, zufammengedrüdt, vor 
der Mitte am meiften erweitert, von da ab bis zur Spike ver— 
duͤnnt, weißlich, außen braͤunlich beftäubt, am meiften am Ende 
des 2ten Gliedes; das dünne, lange Endglied ſpitz, weiß. Ruͤſſel 
mäfig lang, eingerollt, weißfchuppig. — Beine weißlidy, die 
vordern außen bräunlich beftäubt. Mittel: und Hinterfchienen 
von der Baſis aus allmählich verdickt, Mittelfchienen am didften 
und meiften zufammengedrüdt. Hinterleib bleichgelblich. 

Vorderflügel 5" lang, ſchmal mit fehr fanft converem Vor: 
derrand, deutlichem Worderwinfel und converem Hinterrand, 
nach hinten wenig erweitert, längs des Vorderrandes breit ſtrie— 
menartig weiß, mit fehr einzelnen braunen, wenig merklichen 
Stäubchen beftreut, Übrigens ſehr blaß ochergelb. in breiter, 
fihräg von der Worderrandftrieme fchräg auswärts herabgehender 
Raum vor der Flügelmitte bildet eine Binde, die von beiden 
Seiten, und zwar gegen die Bafis breiter, dichtbraunftaubig 
eingefaßt ift. Auf der Querader liegt ein ſchwarzer, etwas großer, 
nicht fcharf begrenzter Punkt, ein wenig näher der bintern Quer— 
linie als der vorigen Binde, Die hintere Querlinie ift auch ziemlich) 
breit, aber nur einwaͤrts ziemlich fharf, wenn auch nicht ununterbro= 
chen, gerandetz fie geht dem Hinterrande parallel, convergirt alfo fehr 
am Innenrande mit der Binde, und hat dem Mittelpunft gegen= 
über eine Ecke einwärts, Uber welcher fie fich in der Vorder— 


873 


randffrieme verliert; zwifchen ihr und dem Hinterrand ift der 
Raum grauftaubig. Franzen hellgrau. 

Hinterflügel geftredt, gelblich weiß, etwas durchfcheinend, an 
den Rändern um die Flügelfpise fehwacd gebräunt. Medians 
ader Zäftig mit den Theilungsverhältniffen: 5: 3: 3. 

Unterfeite der Hinterflügel trüber als oben; die der Vorder: 
flügel bräunlichgrau, am dunfelften gegen die Spitze, am lich 
teften am Innenrande; Vorderrand linienformig weißlih. Hinz 
terrandlinie braͤunlich, von einer feinen gelblichweißen Franzen: 
linie begleitet. 

Vaterland: Alegretto in Brafilien (Sello). 


29.) M. subcanella n. sp. 


Alis anterioribus anzustis, einereis, albo-sublineatis; 
posterioribus hyalinis albo-ciliatis; palpis porreetis. 

Nur ein Weibchen, daher hinfichtlich des Genus noch unfi= 
her. Der Bau der Taſter, die Befchaffenheitder Flügel würde 
es auch zu Epischnia ftellen laffen, wenn nicht die Median: 
ader der Hinterflügel Säftig wäre. Größe der Placidella. 

Ruͤckenſchild und Kopf (beide ziemlicdy abgerieben) grau. Ober: 
gefiht ganz kahl. Ocellen ſcheinen vorhanden zu fein. , Fühler 
gelblih. Marillartafter fehr kurz. Lippentafter von mehr als 
doppelter Augenlänge, ziemlich dünn, grau, auffteigend, mit 
ganz borizontalem Endgliede, welches faft die Länge des zweiten 
Gliedes hat. Nüffel lang, eingerollt, graufhuppig. — Beine 
ſchlank, weißlich, Schenkel und Schienen zufammengedrüdt: 
Hinterſchenkel unten an der Spitze mit einer Laͤngsgrube. Hin- 
terfchiene nach unten etwas erweitert, ohne Haarbuſch auf der 
Ruͤckenſchneide; von dem obern Dornenpaar hat der äußere Dorn 
nur 4 Länge des innern. Füße etwas gelblih, an der Sohle 
mit Eurzen, ſchwarzen Stacheln. — Hinterleib gelblichgrau mit 
bellen Segmenträndern und zugefpigtem Afterfegment, deſſen 
Epige haarig iſt; Bauch weiß. 

BVorderflügel ſchmal, nach hinten etwas ermeitert, mit fehr 
ſchwach converem Worderrand, faft geradem Hiuterrande und 
fharfem Vorderwinkel, (fehe verwifcht) grau, hell und dunfler 
gewoͤlkt; die dunkelfte Stelle ift in einem großen Flecken an der 
Mitte des Innenrandes. Don der Baſis aus geht an der Mer 
dianader in einer Vertiefung eine lange weiße Laͤngslinie, und 
eine Eürzere, ſtaͤrkere läuft von der Querader aus bis in den 
Hinterrand. Andre Zeihnungen find nicht fichtbar. Franzen 
weißlich. 

Hinterflügel geftredt, glasartig, irifirend, an der verlofchnen, 
bräunlichen Randlinie, und zwar um den DVorderwinfel etwas 
breiter als anderswo gelblihgrau. Franzen weiß. Medianader 
Säftig mit den Theilungsverhältniffen: 5: 4:4. 

Unterfeite der Hinterflügel wie oben, der Vorderflügel jtaubgrau. 

Daterland: Port au: Prince auf Hapti (duch Ehrenberg). 


30.) M. stercorea n, sp. 

Alis ant. lutescentibus, angulo interno late fuscescen- 
tibus, linea sub apice in marginem exceurrente fusca, puneto 
medio nigro; posterioribus pellucentibus, apice infuscatis; 
palpis horizentalibus. 

‚Nur ein Weibchen, daher von unfichrer, fyftematifcher Stelle, 
fehr ausgezeichnet durch die Länge der Medianaderäfte der Hin: 
terfluͤgel. Etwas Eleiner als die vorige Art. 

Körper blaß lehmgelblich, an der Bafis der Sinterleibsfegmente 
graugemifcht. Die beiden Kragenftüde find an ihrer Naht frie: 
menartig heil. Dbergeficht mit einem Euren, aus Schuppen 


Siis 1848. Heft 11. 


874 


gebildeten Höder, der feitwärts. weißlich iſt; eine weiße Linie 
zieht am Augenrande neben den Fühlern bin und miſcht ſich er: 
meitert in die Hinterhauptsfchuppen. Fühler ziemlid) ſtark, zu— 
fammengedrüdt. Ocellen fehr deutlih. Mearillartafter Eurz, in 
ein Schuppenbüfchchen auslaufend, über der Ruͤſſelbaſis gegen 
einander> geneigt. Lippentafter faſt von Nüdenfchildslänge, ho: 
tizontal, am dickſten vor der Spige des Zten Gliedes, zufam: 
mengedrüdt; Endylied dünn, beſchuppt, von 3 Länge des 2ten 
Gliedes; diefes hat vor der Mitte außen ein lehmbraunes Baͤnd— 
hen. — Beine auf der Schattenfeite faſt weißlich, auf der 
Lichtfeite bleichgelblich, etwas grauftaubig; Hinterſchiene etwas 
Eurz, zuſammengedruͤckt, auf der Ruͤckenſchneide lockerſchuppig. 
Füße dunkel graubeftäubt mit hellen Gliederenden. — 

DVorderflügel fhmal, nad hinten wenig erweitert, an Vorder: 
und Hinterrand eonver, mit deutlichem Vorderwinkel. Die etwas 
hervortretende Medianader ift weißlich bis hinter den ſchwarzen, 
eigen Mittelpunkt; ein folhes Pünktchen ſteht auch in einiger 
Entfernung von ihrer erfien Theilung. Ueber ihr geht von der 
Baſis aug ein dunflerer Schattenitreif, der über ihrem oberften 
Alte eine dünne, gelbbraune Längslinie enthält, die am Hinter- 
tand endigt; dicht über diefer gelbbraunen Linie geht ein folcher 
Strich in die Flügelfpige und in deren Franzen. Der ganze 
Kaum zwiſchen der Medianader und dem Innenrande ift von 
der Hälfte des legtern an bis zum Hinterrande hellbraun aus— 
gefüllt; vor ihm ift die Subcoſtalader weißlich und braunftau= 
big (gegen die Bafis verwifcht). Duerlinien find nicht fichtbar. 
Franzen hell gelblichgran, an der Spige mit dem verdidten brau— 
nen Stridy, der aus der Flügelfpise hineingeht. 

Hinterflügel trüb gelblichgrau, ziemlich durchfcheinend, an der 
Flügelfpige und von diefem aus am Hinterrande in abnehmen- 
der Breite bräunlichfchattirt. Franzen weißlih, mit dunkler, 
verlofchner Linie an der gelblichen Baſis. 

Unterfeite der Hinterflügel trüber und bräunlicher als auf der 
Oberſeite; Worderflügel gelbbräunlich, die Franzen mit feiner, 
gelblicher Bafallinie. 

Vaterland: Brafilien (durch Dlfers). 


Gen. 13. Pococera. n. g. 


Antennae teretes, setaceae, simplices, maris longe 
piloso-eiliatae, fem. pubescentes. 

Ocelli duo. 

Epistomium cenulo squamarum nullo. 

Palpi maxillares brevissimi; labiales longiores, reflexi, 
epistomio appressi, articulo ultimo setaceo. 

Haustellum spirale longius. 

Alae breves, anteriores postice dilatatae, asperae, cel- 
lula media brevi; posteriores rotundatae, vena me- 
diana quadrifida. 

Oviduetus feminae absconditus. 

Nomen a n&zsıy, pectere, et xE0@5, cornu. 


Den Zaftern und Fühlern nach ließe fih das Genus mit 
den Myeloiden vereinigen; aber die zugerundeten Hinterflügel 
weichen in ihrer Geitalt von den Phyciden ganz ab und haben 
etwas Aehnlichkeit mit denen von Roeselia (Nola); nur die von 
Tetralopha fommen ihnen darin nahe. — Die männlihen Fuͤh— 
ler find ganz einfach, borftenformig, gegen die Spige verdünnt 
und mit langem, nad) der Spise an Länge abnehmenden Haa— 
ten gefranzt, die den weiblichen Fühlern ganz fehlen. Die fur: 
zen, fpisen Maxillartaſter find mit einer Spige über die Ruͤſſel— 

55* 


875 


bafis hin gegen einander geneigt; bie aufgekruͤmmten Fühler liegen 
an dem ganz glattfehuppigen Geficht und reichen mit dem ver: 
längerten, dünnen, fpigen Endgliede bis an die Fühlerbafis. 
Küffel mäßig lang, aufgerollt, befhuppt. — Mittel- und Hin: 
terfchienen wenig verdict, letztere etwas zufammengedrüdt, Die 
nach hinten ſtark erweiterten Worderflügel haben dag Queraͤder— 
chen weit vor der Mitte. Die erfte Subcoftalader theilt 
fih in eine Gabel und endigt mit dem zwehten Afte am An— 
fange des legten Vorderrandvierteld; die eigentlihe Subcoftalas 
der fpaltet fid) an der Querader; der obere Aſt gabelt ſich zwey— 
mal und endigt mit feinen: 3 Aeſten am VBorderrande vor der 
Spiße; der untere Aft (eigentlich die Hülfgader) ift einfach und 
endigt unter der Spitze am Hinterrande, Die Medianader ift 
4äftig, und der erfte Aft geht bey der Querader ab. Diefe ift 
nur in ihrem untern Theil vollftändig, in ihrem obern nur an= 
gedeutet. Die Subdorfalader einfach und weit getrennt von der 
Medianader. — Die beim Weibchen noch mehr als beim Maͤnn— 
chen abgerundeten Hinterflügel haben die Subcoftale gabelfürmig 
und den vorderen Aft wieder in eine Gabel gefpalten, deren vor— 
derer Zinfen in den Vorderrand, der untere in die Flügelfpige 
mündet. Die Medianader ift Läftig; die Querader, am 2ten 
Afte entfpringend, geht hierauf bis zum 1ften Aft und verlöfcht 
an ihrem obern Ende. Die 3 Subdorfalen find vollftändige 
Franzen von gewöhnlicher Länge. 


1) P. gibbella n. sp. 


Alae ant. griseae, basi brunnescenti, ante medium nig- 
ro- tuberculatae, striga posteriore obsoleta, punctis mar- 
ginalibus nigris; posteriores albidae, apice fumato, _ 

Größe über Roes. palliolalis. Nüdenfchild und Kopf grau; 
erfterer etwas grauroth angeflogen; Fühler bräunlich, mit locke— 
figenden, tweißgrauen Schuppen ; deßhalb faſt geringelt. Lippen— 
tafter dem Gefichte anliegend, aufgekruͤmmt, weißgrau, befon: 
ders am 2ten außen bräunlich beftaubt. Beine weißgrau, auf 
der Lichtſeite vothbräunlid angeflogen, am dunfelften die Füße 
außer den Gliederenden. Hinterleib bräunlihgrau, an den En: 
den der Segmente bleichgelblih; Afterbufch bleichgelb, unauss 
gezeichnet. 

Vorderflügel 44 — 5" lang, nach hinten fehr erweitert, mit 
deutlihem Vorderwinkel, ſchwachgewoͤlbtem Vorderrande und con- 
vererem Hinterrande, ftaudiggrau, auf dem Wurzelfelde röth: 
lichbraungrau; die erfte Querlinie ift (bei einem Cremplare etwas 
deutlich) eine fchräg herabgehende, mellige, in der Mitte etwas 
eckige, fchwarze Pinie, einwarts an der untern Hälfte weißgrau 
beftäubt. In der Mitte zwifchen ihr und der Baſis geht ein 
den Vorderrand nicht erreichender, ſchwarzer, dicker Wulſtſtrich 
auerüber, der, theilweife abgerieben, mehrere Schuppenhöder übrig 
läßt, die etwas unregelmäßig Über einander liegen. Hinter ber 
1jten Querlinie ift das Mittelfeld am Vorderrand meißgrau bes 
ftäubt, und ebenfo ift die innere Hälfte diefes Feldes, die aus 
Fere aber braunröthlich ; beide Färbungen werben durch ſchwarze 
Schuppen getrennt, die einen nach innen gekruͤmmten Querfleck 
bilden und an der Subdorfale aufhören. Beim Weibchen (ob 
beim Männchen nur weggewiſcht?) ift in dem grauen Theile 
des Mittelfeldes über der Medianader nicht weit von der erften 
Querlinie ein fchwarzes Höderchen. Die 2te Querlinie ift breit 
und ganz verlofchen, lichtgrau auf braunröthlichgrauem Grunde 
und an ber obern Hälfte braun eingefaßt; am bunfelften und 
fleckartig ift deife Einfaffung am Vorderrande. Vor dem Hin- 
terrande ift der Grund weißgrauftaubig, wodurch die etwas ftrich- 


\ 876 


förmigen, tiefſchwarzen Randpunkte um fo mehr hervortreten. 
Franzen grau mit 2 bräunlichen, verlofchnen Querlinien. — 

Hinterflügel ſchmutzig gelblihmweiß, am Vorderrande und Vor: 
derwinfel braunlich angelaufen; beim Weibchen zieht ſich diefes 
verlofhen und ſchmaͤler an der bräunlichen Nandlinie herab; 
beim Männchen ift die Nandlinie nur gegen den Vorderwinkel 
vorhanden. Medianadertheile: 5:2:2:4. 

Unterfeite der Worderflügel braungrau, am Vorderrande mehr 
oder weniger gelbftaubig; von der 2ten Querlinie ift eine Spur 
fihtbar, die hinter einem braunen Vorderrandfled beginnt. In— 
nenranddrittel licht gelbgrau. Hinterrandpunkte fehr deutlich. 
Hinterflügel wie auf der Dberfeite, nur unreiner und mit aus— 
gebreiteterem Graubraun. 

Vier Männchen, von verfchiedner Neinheit, und ein faft un: 
verfehrtes Meibchen, alle aus dem füdlichen Brafilien (S. loao 
del Rey: Sello). 


Gen. 16. Hypochalecia. p. 721. 


Abth. A. Polyocha: alis ant. elongatis, laevigatis, co- 
nulo epistomii distincto. 


1) H. sanguinariella n. sp: 


Alis ant, angustis, sanguineis, postice vitellinis; vitta 
costali alba nitida in apicem perducta. 

Diefe Phycis fieht der Pemp. carnella fo aͤhnlich, daß man 
verfucht feyn möchte, fie für diefelbe Art oder doch nächft ver: 
wandt zu halten. Die langen, horizontalen Lippentafter, die 
Eurzen, einfachen Marillartafter und der Mangel des Schuppen= 
bufches in der Fühlerbucht weifen auf eine ganz andre Verwandts 
fhaft hin. Der Rüffel ift von mittelmäfiger Länge; Ocellen 
find vorhanden; Bau der Zafter und Fühler find wie in Hy- 
pochalcia A; die Vorderhüfte hat nicht die Auszeichnung von 
Epischnia; die Hinterflügel haben eine 4 aftige Medianader — 
altes weift unfre Art in Hypochalcia, von der fie nur dur 
die geftredten, nicht querftreifigen, babei geglätteten Vorderflü— 
gel mit fcharfer Vorderrandſtrieme getrennt wird. 

Größe der Pemp. sanguinella; Flügel aber viel geſtreckter. 
Kopf weißlichgelb mit deutlihhem Schuppenfegel auf dem Ober— 
gefiht, an welhem die Marillartafter liegen, die länglich find 
und in wenig verlängerte Schuppen endigen. Fühler mit ſehr 
deutlicher Ausbuchtung, und am Ende derfelben auf der Ruͤcken— 
firfte mit wenigen, £urzen, braunen, rauhen Schuppen ; ſchwach 
geferbt, ſehr zart pubescirend gefranzt. Lippentaſter faft von 
Nüdenfhildslänge, horizontal, zufammengedrückt, vom Anfange 
des Zten Drittels an allmählich) verduͤnnt, bleichgelb, außen mit 
tofigem Anflug; Endglied von weniger als halber Länge des Zten 
Gliedes. — Nüdenfhild (verwifcht) mit blaßrorhem, an ber 
Naht bleichgelbem Kragen und dunkler röthlichen Schulterdecken. 
Beine ziemlich lang, bleich, außen röthlich angeflogen mit grauen 
Füßen; Hinterfchienen zufammengedrüdt, gegen die Spitze durch 
Schuppen erweitert. — Hinterleib gelbgrau, am Bauch hell. 
BVorderflügel 6° Lang, geftredt, nach hinten ſchwach erweitert, 
am bintern Theile des Vorderrandes conver mit deutlichem Vor— 
derwinfel. Am Borderrande geht eine breite, ſehr fcharf be— 
grenzte, faft filberweiße Strieme; fie reicht fehr verengt bis an 
die Flügelfpige felbft. 

Die übrige Flügelfläche ift weniger fchön als bey Pemp. car- 
nella, längs der Strieme und an der Bafis blutroth gefärbt; 
den bintern Raum nimmt ein unreines Dottergelb ein, das ſich 
weiter nach vorn nugbreitet al beb Carnella, namlich über den 


877 


oberften Aft der Medianader. Die Grenze zwifchen der Vor— 
derrandftrieme und der biutrothen Farbe ift, gegen die Zlügel- 
fpige verbreitert, braun. Franzen hell blutroth. 

Hinterflügel ‚gleichfalls viel geftredter als bei Carnella, zart 
gelblihgrau, ſehr ſchwach durchfcheinend. Medianader 4 äftig 
mit den Theilungsverhältnifen: 5:2:3:2. Franzen bleichgelb. 

Unterfeite gelblihgrau, die Worderflügel auf der Vorderhaͤlfte 
bräunlichgrau mit fehr matten, vöthlihem Schein und vofen= 
farbnen Franzen. 

Vaterland des einzelnen Eremplars das Gap der guten Hoff: 
nung (Krebs). 


Gen. 18. Ancylosis. 
1) A. einnamomella. p. 741. 


Ein unverflognes, aber faft veröltes Männchen aus Brussa 
in Kleinafien; es ift ungewöhnlich groß (Worderflügel 54 lang) 
und gehört zu Var, 6, aufer daf das Braune fehön geroͤthet 
ift und die Franzen felbft einen cofenfarbnen Anflug haben. 


Gen. 20. Oncolabis n. g. 


Ocelli distineti, 

Antennae maris Sefaceae, subcompressae, supra ba- 
sim areuatae; articulo basali superrne uncum cor: 
neum gerente., 

Epistomii squamae in conulum brevem productae. 

Palpi maris maxillares penicillati; labiales recti, 
suberecti, longitudinaliter canaliculati. 

Haustellum spirale breve. 

Alae anteriores angustae (striga nulla); posteriores elon- 
gatae, vena mediana trifida. 

Nomen generis ob uncum antennae masculae ob 0yx05 
(uncus) et Aaßis (ansa) deductum est. 

Dem Aufern Anſehen nah, aud zufolge des Zafterbaues, 
fteht das Genus der Abtheilung Etiella von Pempelia nahe; 
es fehlt aber den männlichen Fühlen, obgleich fie eine Biegung 
über der Bafis haben, der Schuppenbufch, an deffen Stelle der 
Fuͤhlerruͤcken bloß rauhfchuppig ift; und dazu trägt das Wurzel 
glied an der Spige einen dünnen, gegen die Fühlerbiegung ges 
kruͤmmten Hornhafen, dergleichen bey Eeiner Phycide bemerkt 
wird. Nur Crocidomera hat einen fehr kurzen Hornhöder; 
fie hat aber dafür kurze Mariltartafter, Eeine ausgehöhlte Lippen— 
tafter, fehr haarige Mittelichenkel, eine 4 üftige Medianader der 
Hinterflügel 0. — Der Rüffel ift Eurz und aufgerollt. — Die 
Dcellen find deutlih. Der Stirnbnſch ift ziemlich kurz, Eegel: 
förmig, und an ibn ſchließen ſich die fchräg aufgerichteten Taſter 
an. — Der Mittelfchenkel hat auf der Unterfeite eine die Baſis 
erreichende Laͤngsrinne; die Hinterfchiene erweitert fich allmaͤh— 
lich gegen das Ende, ift zufammengedrüdt und trägt auf den 
Schneiden einige Schuppenhaare. 


1) O. anticella n. sp. 


Alae anteriores fuscescenti-griseae, vitta costali albida 
impura; posteriores subpellucidae exalbidae. 


Bon der dritten Phycidengröße, dem erften Anblid nach ver: 
wandt mit Pemp. Zinckenella. Rückenſchild und Kopf gelb— 
bräunlichgrau. Fühler gelbbräunlich mit braunem, unbefchupptem 
Haken des Murzelgliedes, borftenförmig, zufammengedrüdt, 
auf dem Nüden der Biegung mit einer dunflern Schuppenlinie. 
Marillartafter heil fahlgelb; Lippentafter von mehr als Rüden: 


‚fhildstänge, gerade, ſchräg aufftrebend, zuſammengedruͤckt, ge— 


878 


gen das Ende des Iten Gliedes verdidtz; Endglied Eutz und 
dünn, abwärts gerichtet; fie find außen oben gebräunt, unten 
weißlih, am Endgliede verdunfelt. — Beine bleichgraugelblich, 
außen fahleöthlich angeflogen, an den Füßen außen dunfler. 
Hinterleib hellgraugelblich mit ſchwachem, hellerem Afterbufch. 

Vorderflügel 4 lang, fehr geſtreckt, nad) hinten etwas er— 
weitert, mit ſchwach convexem Hinterrande und deutlichen Vor— 
derwinkel, röthlihbraungrau, am dunfelften gegen den Worders 
and, dee eine weißliche, röthlich beſtaͤubte Strieme trägt; diefe 
ift fhmal, bis zur Gegend der Querader erweitert, dann bis 
zum Vorderwinkel verdünnt; fie wird einwaͤrts ſcharf geſaͤumt 
durch. die verdunfelte Grundfarbe. Zwiſchen Median» und Sub: 
dorfalader wor. der. Flügelhälfte ift-ein brauner, etwas rauher 
Fleck, und vor und hinter ihm der Grund fledartig ochergelblich. 
Duerlinien find gar nicht fihtbar, (Die Fläche ift übrigens nicht 
ganz unbefchädigt, und fo mögen einige Zeichnungen weggewifcht 
fein.) Franzen grau, etwas glänzend, außen verbunfelt. 

Hinterflügel ſchmal und geftredt, durchſcheinend ohne Schiller, 
weißtih, nur am Vorders und Hinterrande um den Vorder— 
winkel, fchmal gebräunt; hier haben auch die Franzen die dun— 
£elfte Schattirung. Die ungefäürbte Medianader iſt Stheilig; 
das Verhältniß der Theilung 4:3 :2. 

Unterfeite glänzend, Vorderflügel bräunlichgran; Hinterflügel 
weniger rein weiß als auf, der Oberfeite. 

Das einzelne Männchen ſtammt aus Südbrafilien (durch 
Sello). 


Gen. 21. Epierocis n. g. 


Antennae maris compressae, supra basim vix areua- 
tae, in dorso barba squamata instructae. 


Ocelli duo, 

Epistomii squamae’in conulum congestae. 

Palpi maxillares maris penicillo longo instructi; 
labiales reflexi, epistomio acelinati, acuti. 

Haustellum spirale modicum. 

Alae anteriores strigatae; posteriorum vena mediana 
quadrifida. 

Nomen generis ob barbulam antennae ex &rzi (superne) 
et xgoxis (floccus) compositum est. 

Den Magillartaftern nad) gehört Epierocis zu Gymnancyla 
und Pempelia; von beiden wird fie getrennt durch den Manz 
gel der Ausbuchtung der Fühler und den ganz verfchiednen Bau 
derfelben. Sie haben nämlich über der Baſis eine fo ſchwache Bie- 
gung, daß fie ebenfo gut als nicht vorhanden angenommen mer- 
den Eann. Vom Wurzelgliede aus ift der Fuͤhlerruͤcken dicht 
und breit befhuppt; diefer Schuppenftreif verengt ſich und wird 
auf dem 3.—7. Gliede rauh, worauf er bie gewöhnliche Be⸗ 
ſchaffenheit annimmt. — Ferner find, zum Unterfchiede von Gym- 
naneyla, die ziemlich langen Lippentafter aufgekruͤmmt und an 
dag Geficht angelegt, woher der Gefichtshöder Elein ift. — Au: 
herdem theilt ſich die Medianader der Hinterflügel in 4 Aeſte, 
nicht in drey. 


1) E. festivella. 


Alae anteriores ochraceae, postice rubiginosae, striga 
ante medium alba, interne late rubiginoso -marginata ; li- 
neola venae transversae badia, externe albo excavata. 

Sn der Zeichnung der etwas größern und breitflügligern Nyet. 
achatinella ähnlih, nur daß die hintere Querlinie der Vorder— 
fluͤgel gar nicht hervortritt. Körper ochergelblich, an den Schuzt 


879 


terdecken voftfarbig angeflogen. Fühler blaßſchuppig. Marillar 
tafter mit einem dicken, ochergelben Pinfel, welcher in einer 
Ninne der Lippentafter ruht. 

Diefe haben die Länge des Nüdenfhildes, reichen welt über 
den Gefichtsfegel weg und find etwas did, zufammengedrückt, 
gelblichweiß an der Baſis, dünn fahlgelblih, am Rüden roft: 
farbig; dag Endglied ift kurz und ſpitz. — Beine fehlen bis 
auf ein Hinterbein; diefes ift bleichgelbtich, auf der Lichtfeite an 
der Schiene mit einem roͤthlichbraunen Wifch vor der meißlichen 
Spitze und röthlichbraunen Dornen; auch dev Fuß ift braunroth, 
an den Gliederenden weißlich. Afterbufch Elein und ohne Aus: 
zeichnung. 

BVorderflügel 4" lang, mäßig geftredt, mit converem Hin: 
terrande und ſcharfem Vorderwinkel, ochergelb. Vor dev Mitte 
ift eine vollftändige, grade, weiße Querlinie, fchräg gelegt (mes 
niger als bey Nyet. achatinella); fie ift einwärts ſehr ſcharf 
und breit mit braunröthlicher Farbe, und zwar nach vorn lichter 
gerandet; nach außen wird fie an der untern Hälfte von braun: 
roͤthlichen Schuppen gefäumt. Auf der Querader ift eine braune 
Mondfichel, auf der innern converen Seite mit einem roſtgel— 
ben Schatten, auf der Außenfeite von Weiß begrenzt, "Der 
hintere Flügelraum ift mit verfchieden fchattirtem Braunroth 
ausgefüllt, das feine größte Breite am untern Horn der Mond: 
fihel hat und ſich von da an bis in die Fluͤgelſpitze verengt; 
von der Iten Duerlinie läßt ſich in diefer Farbe eine Außerft 
fhwache Spur entdeden. Das Weiße und mehrere lilafarbne 
Stellen im Brauncoth haben einen fhmelzähnlichen Glanz. Hin— 
terrandlinie dunfel, fcharf, auf den gelbgrauen Franzen von einer 
feinen, gelbtichen Linie umzogen. 

Hinterflügel gelblich, durchfcheinend, am Vorberrande beim 
Vorderwinkel braungrau; die feine braunlihe Hinterrandlinie 
erreicht nicht den Innenwinkel und ift auf den gelblichweißen 
Franzen von einer bräunlichen, feinen Linie begleitet. Die 4 aftige 
Medianider hat die Verhältniffe 8:3:4:3. 

Unterfeite der WVorderflügel graubräunlich, mit gelblicher Vor- 
derrandlinie und einer gelblichen Lichtung hinter der: Spur der 
Mondſichel. Hinterflügel trüber als oben, am Vorderrande ſtrie— 
menartig grau. 

Ein Männhen aus Java (duch De Haan). 


Gen. 22. Tetralopha. n. g. 


Ocelli distincti. 

Antennae setaceae, maris crenatae, parte inferiore 
biseriato-ciliatae, fem. brevissime pubescentes. 

Epistomii squamae incumbentes. 

Palpi maxillares maris in binos penicillos lon- 
gos terminantur, fem. breves simplices; labiales longi, 
reflexi, maris dorso longitudinaliter excavato. 

Haustellum spirale modicum. 

Alae latae, anteriores scabrae (subbistrigatae), subtus 
prope basim grosse squamatae; posteriores rotundatae, 
vena mediana quadrifida 

rergdkogos ob palporum maxillarium penicillos quatuor. 

Die Marillartafter find wie bey Pempelia; nur ift der Pinfet 
viel länger und in: zwey fehr getrennte Büfche getheilt. Dieſe 
ruhen auch in den rinnenförmig ausgehöhlten Pippentaftern, bey 
denen wegen der Stärke der Buͤſche die Rinne fehr tief ift und 
unten fehr breit ausläuft. — Die Fühler haben über dem Wur— 
zelgliebe gar Eeine Krümmung und Eeine abweichende Beſchup— 
pung; beim Maͤnnchen find fie gekerbt, gegen die Spike mit 


—— 
—__ 


880 


tiefern Einfchnitten; an weniger als der Wurzelhälfte haben fie 2 
Reihen von Haarbuͤſchchen, wovon jedes Glied in jeder Reihe 
2 trägt; der Übrige Fuͤhlertheil hat kuͤrzere, einfache Borftenz 
haarfranzen. Beim Weibchen find die Fühler bloß borftenförmig 
und microfcopifch pubescirend. — Die Lippentafter find für ges 
kruͤmmte Taſter fehr lang, nämlich von der Länge des Rüden: 
fhildes und des Kopfes zufammengenommen, ziemlich diinn und 
ſpitz. Beim Weibchen find fie etwas Eürzer, fchlanfer und ges 
fpister. — Die Gefihtsfchuppen liegen (wahrfcheinlich) alle glatt 
an; beim Männchen trägt der Oberkopf gleich hinter den Fuͤh— 
lern einen ruͤckwaͤrts gerichteten , ziemlich langen Schuppenfchopf. — 
Flügel breit und kurz, die hintern ungewoͤhnlich zugerundet, 
faft wie bey Pococera; die Medinnader vieräjlig. Etwas über 
der Fluͤgelmitte fängt die Veräftelung an. 


1. T. militella, n. sp. 


Alis ant. griseis, area basali rufescenti-fusca, strigis 
duabus fuseis approximatis abrupte terminatis (mas, fem.) 


Größe des Männchens wie von Roeselia palliolalis, des 
Meibchens beträchtliher. Ruͤckenſchild und Kopf graugelblich, 
Schulterdefen und Kragen ran der Bafis dunkler. Der hintere, 
übergelegte Schopf ift röthlichgelb und hat faft Augenlänge. Fuͤh— 
ler ziemlih Lang, an dem doppelt geftanzten Theil etwas dis 
der; auf dem Nücden bleichgelb und bräunlidy ſchwach geringelt. 
Die Gefibtsfhuppen liegen loder auf. Die reichhanrigen Pinfel 
der Marillartafter find ſchwar zbraͤunlich, der Stiel weißlich. 
Lippentafter gelblihgrau (Schuppen meift abgerieben). Beim 
Meibchen ift das Endglied 3 fo lang wie dag zweite Glied, dünn 
und feinfpißig. Beine hellgrau (ſehr abgerieben); an der Mittel: 
und Hinterfchiene auf dem Nüden nahe der Bafis mit einem 
ſchwachen Haarbüfhchen. Hinterleib (beim Männchen fehlend) 
bleichgelb, an den Segmentwurzeln hellbraun. 

Dorderflügel beim Männhen 3", beim Weibchen 5“ lang, 
nach hinten beträchtlich erweitert, mit fehr converem Vorderrande, 
ſchwach converem  Hinterrande und deutlihem Vorderwinkel; 
vörhlichgrau, am Anfange des Mittelfeldes mehr weißlichgrau. 
Das verdunfelte, beim Weibchen mehr braune Wurzelfeld hat 
in einiger Entfernung von der Wurzel eine faft vollftändige Binde 
vöthlichbrauner, an den Enden brauner, aufgerichteter Schuppen. 
Die Grenze des MWurzelfeldeg bildet vor der Flügelhälfte eine 
ziemlich ſteile und faft,grade, braune, weißgrau ausgefüllte Dopz 
pellinie. Beim Männchen wird fie nahe am Vorderrande durch 
eine Schmale, fpindelformige Längsgrube durchbrochen, die nahe 
der Baſis anfängt und vielleicht die Mittelzelle Yorftellt; über 
und unter ihrem Ende liegen noch braune und graue, aufge 
tichtete Schuppen. Die zweyte Querlinie liegt weit vom Hin: 
terrande entfernt, faft in der Mitte zwifchen diefem und der 
eriten Querlinie; fie ift verlofchen,, grau, gebogen , ſchwachwel⸗ 
lig, am obern Drittel mit einer kurzen, nad außen gerichteten 
Ede; fie ift einwaͤrts von einer braunen Schattenlinie einge 
faßtz zwifchen ihr und der fchwarzpunftirten Hinterrandlinie ift 
die Farbe hellroͤthlichhraun, fehattig. Franzen heller. 

Die abgerundeten Hinterflügel find graubraͤunlich, hellgefranzt. 
Medianader mit den Verhältniffen 3:1:1:3. 

Unterfeite gelbbräunlichgrau, hell; beim Männchen in einem 
langen, breiten Streifen am Borderrande von der Wurzel aus 
mit langen, quergebenden, hellen. Schuppen dicht bekleidet. _ 

1 Maͤnnchen, 2 Weibchen, alle mehr oder minder befchädigt, 
aus Garolina (durh Zimmermann), 


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2) T. robustella n. sp. 


Alis anterioribus griseis, area basali fusea, abrupte cano 
 terminata, postice fuscescentibus. (fem). 

Der vorigen etwas Ähnlich, mit geſtrecktern Vorderfluͤgeln, 
braunerem und durch Feine Doppellinie beendigtem Wurzelfelde. 
Groͤße über der von militella. Körperbau kraͤftig. Ruͤckenſchild, 
Beine und Kopftheile bräunlichgrau , dunkler beftaubt. Hinter: 
leib hell mit dunklerer Bafis der Seymente und folhem After 
bufh. Vorderflügel 54" ang, erheblich geſtreckter als bey 
Militella, mit weniger converem Vorderrande. Wurzelfeld dun: 
Eelbraun, an der Baſis beiler; hinter feinee Mitte zwifchen Sub— 
dorfal= und Subeoftalader mit 2 fehräg über einander ftehenden 
Schuppenhoͤckern; es endigt vor der Flügelmitte ſcharf in einer 
ſehr fchwach gekruͤmmten, gegen außen concaven Linie, welche 
durch den daran floßenden, weißgrauen Grund des Mittelfeldes 
‚ fehe gehoben wird. Am Vorderrande tritt die braune Farbe etz 
was über diefe Linie hinaus und endigt an einem weißgrauen 
, Schuppenhöder, der einen braunen Punkt hat. Unterhalb def 
ſelben mehr nach hinten in geröthetem Grunde ftcht ein anderer 
Höder, an den ſich oberwärts fleinere in einer gegen den 
Vorderrand gerichteten Reihe anfchließen. Hinter ihr ift der 
ganze Grund bis zum Hinterrande hellbraun; die 2te Querlinie 
bildet einen größern Winfel als bey Militella und wird ein— 
wärts von einer ſchaͤrfern dunklerbraunen Schattenlinie geran= 
det als auswärts; fie ift dem Hinterrande näher ald ben der 
genannten Art. Hinterrandlinie ſchwarzbraun, durch die Adern 
unterbrochen. Franzen bräunlichgrau. 

Hinterflügel hellgelbbraun, graufranzig. 
gel braungrau mit dunflerer Randlinie. 

Das einzelne, wohlerhaltene Weibchen ift aus Georgien. 


Unterfeite aller Fluͤ— 


Gen. 23. Nephopteryx 
7) N. poteriella Z. Isis 1846. ©. 743. 


Ein Minnhen von Bruffa in Kleinafien, von beträchtlicher 
' Größe. Die Vorderflügel, 6" lang, find im Mittelfelde auch) 
am Vorderrande dunkel beftäubt, und zwar am meiften von ber 
erften Querlinie an bis über dag Mittelzeichen. Auf der Sub: 
dorfalader ift gleich hinter der erften Querlinie eine mehr als 
gewöhnlich deutliche, Eurze, ſchwarze Längslinie. 


8) N. grandellan. sp. 


Magna, alis anterioribus angustis, postice dilatatis, 
obscure griseis, rufescenti mixtis, striga priore ante pla- 
gam flavescentem, posteriore interne lineolis nigris mar- 

inata. 

Ob diefe Art hierher gehört, muß erft der Vergleich des Maͤnn— 
chens enticheiden. Sie ift faft die größte, mir befannte Phy: 
cibe, beinahe wie Myel. Rippertella, £enntlicy an der hellgel- 
ben Stelle in der Mitte der Vorderflügel. 

Körper groß und Eräftig; Kopf ftaubgrau, zmifchen den Fuͤh— 
lern hell. Ocellen Elein. Fuͤhlerruͤcken weißlichgrau beſchuppt. 
Obergeſicht flah, mit etwas lodern Schuppen. Marillartafter 
kurz, fadenförmig, grau. Kippentajter kaum von doppelter Aus 
genlänge, mäßig verdidt, fanft aufgefrimmt, innen und am 
Wurzelgliede weißgrau, röthlich angeflogen; dag verdünnte, ziem— 
ih ftumpfe Endglied am dunfelften und fürzer als das halbe 
2 te Glied. Nüffel aufgerolit, weißlich befhuppt. — Rüden: 
ſchild vöthlichgrau, die Schulterdeden vorn mit braunem Quer: 
fle@. Beine hellgeau, auf der Innenfeite weißlich, außen an 

Iſis 1848, Heft 11. 


— — 
— ꝰ 


882 


den Schenkeln dunkler beſtaͤubt. Mittelſchiene auf 3, Hinter⸗ 
ſchiene auf 3 der Länge mit braunem Bändchen; lehtere ziem⸗ 
lich) fchlanf, flach und wie die duͤnne Mittelfchiene an der Spiße 
duch Schuppen verdidt. — Hinterleib (zerftört ) braungrau, 
auf den 2 erften Gelenken mit ſchmutziggelbem Rüden und weiß- 
grauem Bauche. Afterfegment braungrau, mit ſchmalem, hell— 
lehmgelbem Hinterrande, Legeſtachel kurz, gelblich. 

Vorderfluͤgel faſt 8” lang, ſchmal, nach hinten ſehr ermwei: 
tert; am Vorderrande hinten conver, mit deutlihem Vorderwin— 
kel und converem Hinterrande, dunfel ftaubgrau, außer dem 
Vorderranddrittel reichlich mit Braunroth gemifcht. Die erfte 
Duerlinie conver, auf den Adern mit tief einfpringenden Win- 
fein, außen von einer dunfelbraunen Linie gefäumt, innen aber 
mit Brauncoth oder (bey dem einen Eremplare) Braun fled: 
artig begrenzt und auf dem Vorderrand mit einem braunen Fleck 
endigend. Hinter ihr ift der Raum zwiſchen Subdorfal= und 
Subcoſtalader fledartig heilgelb bis zu der Querader, auf wel⸗ 
cher ein braunrother, gelblich ausgefüllter Ning fteht. Die zweite 
Querlinie, viel näher dem Hinterrande, als dem Mittelzeichen, 
ift am Innenranddrittel undeutlich, faft kerbig gezähnt, hellgrau, 
auf der innen Seite von Furzen, ſchwarzen Laͤngsſtrichen be- 
grenzt; am obern Drittel ift der Grund vor und hinter ihr hell- 
grau, mit einem fchwärzlichen Fleck zwiſchen ihr und der Fluͤ— 
gelfpise; der übrige Naum des Mittel: und Hinterrandfeldes 
ift dunfel und mit reichlibem Braunroth gemiſcht. Der Hin: 
terrand hat eine Reihe tiefſchwarzer Punkte. Franzen roͤthlich— 
grau mit dunklerer Querlinie, 

Hinterflügel weißlich, ein wenig durchſcheinend, mit ſchwachem 
Lilaſchiller, am Worderrande braungrau mit Erzglanz; Hinter: 
tandlinie graubraun; die Adern von ihm an aufwärts etwas 
befchattet. Die ſchwach gebräunte Mittelader ift 4 theilig; die 
Theilung 2:1:1:2, alfo ganz anders als bey Poteriella und 
roborella (mo fie ift wie 2:1:3:3); der Stamm bis zum 
erften Afte ift mit verhältnigmäßig kurzen, gelblichweißen Haa- 
ten Defleidet. 

Unterfeite der Vorderflügel graubraun, am Innenrand hell; am 
Vorderrande dicht vor der Spitze ift ein meißlicher Fleck. Hin- 
terflügel mit dunflerem und etiwag ausgebreiteterem Braun an 
Border: und Hinterrand und mit ftärferem Schiller in der Fläche. 

Beide Eremplare find von Sieber am Amazonenfluß bey Para 
(an Castanha de Antiropa) gefangen worden. 


12) Janthinella Isis 1846. ©. 752. 

Var. c, alis ant. dilute rubiginosis, prope basim albi- 
do-pulverulentis; striga priore obsoleta, posteriore nulla. 

Ein Männchen von Bruffa, größer ald meine hiefigen Er- 
emplare und heller. Die Vorderflügel (7 lang gegen höchftens 
64°) find ungewöhnlich blafroth und in der Gegend der erften 
Querlinie reichlich weiß beftäubt. Die erfte Querlinie höchft un: 
deutlich; die te fehle ganz, Rüdenfchild und Kopf blaßlehm— 
gelb, mit braunröthlicher, ſchwacher Beftäubung. 


Gen. 24. Pempelia. 


1. P. Zinckenella. Isis 1846. ©. 755. 


Scheint im ganzen wärmern Amerika verbreitet zu fern, sin 
Eremplar aus Carolina (durch Zimmermann), 5 andte, dar: 
unter ein Männchen aus Brafilien und Portevideo buch v. 
Difers und Sello. ch finde nicht den geringften Unterfchieb 
von unferereuropdifchen Species. Nur die Vorderrandftrieme 
ift auf dem Vorderrande felbft bey einem Paͤrchen in beträcht- 

56 


J 


883 


licher Breite, bey der andern mehr oder weniger ſchmal und un= 
merflich, vorhbräunlich in röthlicherern Mifchungen als bey mei- 
nen Stalienern; doch ſcheint mir das größere Alter der Ämeri— 
kaner mit Urfacd daran zu feyn, Wegen der folgenden Art ift 
die Diagnofe abzuändern: 

Alis ant. angustis, nitidulis, rufescenti-cinereis, vitta 
eostali albida apicem ipsum attingente, striga aspera ni- 
tida, brunnea flavidae adnata ante medium. 


2) P. Behrii n. sp. 


Alis anterioribus angustissimis, subopaeis, dilute schi- 
staceis, vitta costali albida apicem non attingente, striga 
aspera, nitida, brunnea ferrugineae adnata ante medium, 

Ganz nahe mit Zinckenella verwandt, auf den erften Blick 
durch die geſtreckten Vorderflügel verfchieden. Größe einer mitt: 
lern Zinckenella. Von diefer unterfheiden fie: 1) die Geſtreckt— 
heit der Vorderflügel (5° lang, 14" breit), die ſich nad) hin— 
ten auch viel weniger erweitern. 2) deren Worderrandftrieme, 
die vor dem Vorderwinkel aufhört, von welchem fie durch eine 
ſtrichfoͤrmige, ſchwarzgraue Verdunkelung getrennt ift. 3) die 
Querlinie vor der Flügelmitte, die voftfarbener ift und ſich zwis 
[hen der Flügelfalte und Vordecrandjtrieme viel mehr nad) innen 
neigt, auch überhaupt etwas fchräger geht. 4) die Grundfarbe 
der Vorderflügel, welche viel weniger geglättet und von einem 
weißlicheren lilafarbenen Grau ift. 5) Vor dem Hinterrande 
geht wenigftens bey einem Pärchen eine Reihe fehwärzlicher, 
etwas ediger Punkte, 6) die Hinterflügel find bräunlicher grau. 

Die weiße Vorderrandftrieme ift am DVorderrande felbft grau 
beftäubt. Diefer Beftäubung find aber weiße Schuͤppchen ein: 
gemifht, fo daß fie viel weniger dicht alg bey Zinckenella er: 
ſcheint. 

Die Strieme iſt gegen innen ſchaͤrfer begrenzt, bey. 3 Exem⸗ 
plaren fogar durch eine fehr feine, fchwärzliche Schuppenlinie ; 
bey allen Eremplaren grenzt fie an eine voftgelbliche,, - ftriemen- 
artige Farbung, die in Schwarzgrau übergeht und die Fluͤ— 
gelfpise von der Spige der Vorderrandftrieme trennt, Auf der 
Unterfeite ift die gelbliche Worderrandftrieme fehmäler, in der 
Mitte verftäubt; die helle, fledartige Stelle auf den Border: 
randfranzen vor Der Spitze ift ſehr deutlich. — Das Hinterflü- 
gelgeäder ift bröunlich, faft wie bey Zinckenella. 

Zwey Pärchen von Dr. Behr (vgl. entomologifche Zeitung 
1847. ©. 167), dem zu Ehren ich fie benannte, in Adelaide in 
Süpdauftralien gefangen. 

5) P. lignosella. n. sp. 

Alis anterioribus elongatis, puncto venae transversae 
fusco, maris ochraceis, costa dorsoque infuscatis, puncto 
prope dorsum medium fusco (feminae cupreo - fuseis); 
posterioribus albidis pellucidis. 

Var. a) mas: alis post. in apice fusco - suffusis, 

Var. b) mas: alis post. in apice vix vel nihil infuscatis. 

Var. ec) mas, fem: alis ant. paulo brevioribus, cete- 
rum ut a. 

Kleiner als Sororiella und Subornatella, ausgezeichnet duch 
die langen männlichen Zafter und die mehr als bey andern 
Arten verfchmälerten Vorderfluͤgel. 

Kopf und Fippentafter braun, letztere find beim Männchen 
aufgerichtet und liegen an dem dafür ausgehöhlten, glänzenden 
Stienwulft didyt an einander, fie find Länger ald das Nüden: 
ſchild, ſchlank, gegen die Spitze ſchwach Eeulenförmig verdidt, 
etwas glänzend; die Ninne für den blonden Marilfartafterpinfel 


— — ⸗ 


884 


faſt bis zur Spitze und ſehr tief eingedrüdt — beim Weibchen 
haben fie nur Rüdenfchildglänge und find plumper. Das Wur- 
zelglied ift außen weifigrau; die ganze Snnenfeite mit einem wei— 
fen Laͤngsſtreif, der fich am ‚Ende des zweyten und am Anfange 
des legten Öliedes etwas erweitert. Das fpise Endalied ift von 
halber Länge des zwenten Gliedes und fcharf abgeſetzt. Ruͤſſel 
lang, aufgerolft, beſchuppt. — Fühler bräunlich, einfach, beim 
Männden mit gewöhnlihem, braunem, etwas glänzendem 
Schuppenbufch; beim Weibchen find fie feiner, ohne Buſch. — 
Ruͤckenſchild ocherbraun, beim Weibchen braun. Beine braun- 
lichgrau, auf dev Lichtfeite gebräunt, an den Yußgliederenden 
hellgelblich. — Hinterleib gelblihgrau, beim Meibchen dunkler. 
Minnliher Afterbuſch am Ende und in der Mitte gelblich, an 
der Seite grau, wag fich gegen da8 Ende hin verdunfelt. Beim 
Weibchen ift die Afterfpige gelblich. 

Vorderflügel 4 — 43 lang, fehr geftredt, beim Männchen 
von der Bafis aus erft am Innenrande, dann in einem faft 
bis zum Hinterrande veichenden, nirgends fcharf begrenzten, ver- 
engerten Streifen des Mittelfeldes ocherbraͤunlich, Übrigens ‚an 
den Gegenrändern gebräunt. Aufder Subdorfalader liegt wenig 
vor der Mitte, wo der Innenrand fich zu braunen beginnt, ein 
dunfelbrauner,, verdickter Punct, als Andeutung der erften Quer: 
linie; fchrag auswärts über ihm auf der Medianader ift ein 
Eleinerer Punct, und ein ftärferer hinter diefem auf der Quer: 
aber; beide liegen in dem hellen Mittelraum, aber nahe an dem 
gelbbraunen Schatten des Vorderrandes. Den Hinterrand bes 
zeichnen fchwarze, zufammenfließende Puncte, vor denen ein 
Nebeiftreif von weißlichen Staͤubchen; vor diefen zeigt fich in 
der dunfeln Färbung der Fläche der Anfang der 2ten Querlinie, 
dem Hinterrande fehr nahe, am deutlichften auf dem Vorder⸗ 
rande. Franzen braͤunlichgrau. — Beim Weibchen iſt die 
ganze Flaͤche, doch nicht gleichfoͤrmig gebraͤunt und dunkler als 
die Raͤnder des Maͤnnchens. Der Punct auf der Subdorſal— 
ader iſt vergroͤßert, aber wenig deutlich; der Punct der Quer— 
ader iſt wohl meiſt deutlich. 

Hinterfluͤgel weiß und durchſcheinend, am Vorderrande und 
in der Fluͤgelſpitze etwas grau; die Hinterrandlinie iſt von der 
Flügelfpise aus mehr oder weniger weit braͤunlich und auf den 
Franzen von einer gelblichen ®inie umzogen. Die Medianader 
hat 4 Aeſte; die Entfernungen der Veräftelungspunkte find 3: 
1:2:13. Franzen weißlih, an der Flügelfpise bräunlich. 

Unterfeite der Worderflügel etwas glänzend braungrauz Fran— 
zen an der fchwarzen Hinterrandlinie mit einer eben fo feinen 
gelblichen. Hinterflügel am Worderrande brauner als auf der 
Dberfeite. 

Var. p. Drey Männden aus Golumbien durch Morik, 
find ein wenig Eleiner (Vorderflügel 4’ länger) als die andern, 
auf den Vorderflügeln Lichter ochergelb, auf den Hinterflügeln 
auf der Fluͤgelſpitze weiß wie auf der Fläche oder nur an ber 
Nandlinie ein wenig gebräunt; die Nandlinie ift bey einem Er: 
emplare nur in der Gegend der Flügelipige, bey einer andern 
aber in größerer Ausdehnung braun. Daß fie nichts als Va— 
rietäten find, lehrt die Webereinftimmung alles Uebrigen und 
namentlich die Faͤrbung des Schuppenbufches. 

Var, e. ein Männden aus Brafilien hat feine andere Aus: 
zeichnung vor Var. a) als die etwas Fürzern und breitern Vor— 
derfluͤgel*) 


) Das Weibchen, aus Braſilien, durch Virmont, ſehr ſchön er— 
halten, hat gleichfalls breitere Vorderflügel und auf dieſen am Vorder— 


885 


Baterland Südamerika: Braſilien und Montevideo, [durch 


Sello), Kolumbien (Var e.); auch Nordamerika: Carolina 


(Zimmermann). 

Anmerk. Das einzelne Weibchen aus Carolina kann wohl 
eine eigene Art ſeyn; es ift aber verflogen und etwas be= 
fhädigt. Die Vorderflügel find anſcheinend ſpitzer; dies 
Eommt daher, weil die Franzen des Vorderrandes und ein 
Stuͤckchen des legtern felbft an der Spike wie weggefchnitten 
find ; außerdem find fie ein wenig breiter, nad) dem Mufter 
von Var. c. Mor der Flügelmitte ift ein großer, hellroͤth⸗ 
licher, unreiner fchräg nach außen gelegter Fleck, der ſich 
gegen den Innenrand verengt und gegen den Worderrand 
verliert. Gleich hinter dem Punct der Querader ift eine 
£leine, längliche, hellroͤthliche Stelle, die ſich verdunfelt 
und verlofchen einwärts bis zu dem großen hellen Fleck 
verlängert. — Andre Auszeichnungen bemerfe id nicht. 


16. Rubedinella n. sp. 


Alis anterioribus angustulis rufescentibus, vitta costali 
obsoleta, pallida, strigis duabus punctoque interjecto 
fuscis. 

Ob dieſe Art wirklich eine Pempelia iſt, muß erſt durch die 
Kenntniß des Maͤnnchens entſchieden werden. Groͤße kaum wie 
Subornatella, Kopf und Ruͤckenſchild ſchmutzig hellroth. Ocellen 
deutlich. Fuͤhler braͤunlichgrau (Geſichtswulſt weggerieben, aber 
ziemlich kenntlich als kurz kegelförmig). Maxillartaſter faden— 
foͤrmig, duͤnn. Lippentaſter ziemlich duͤnn, zuſammengedruͤckt, 
aufſteigend, von mehr als doppelter Augenlänge, bleichgelb; End: 
glied ziemlich kurz, laͤnglich eyfoͤrmig, feinſpitzig, unterwaͤrts braͤun⸗ 


—— — — 


lich. Ruͤſſel lang, eingerollt, obenauf beſchuppt. — Beine we: 


nig ſchlank, weißgrau, etwas ins Gelbliche, außen, vorzuͤglich 
an den Fuͤßen dunkler grau beſtaͤubt; Schienen etwas zuſam— 
mengedruͤckt; nur die mittlern mit einem verloſchenen dunklern 
Bändchen vor der Spitze. Hinterleib gelblichgrau mit hellgel— 
ber Spitze. 

Vorderflügel 44 — 41" fang, ziemlich geſtreckt, nach, hinten 
allmählich erweitert, mit converem Hinterrand und deutlichen 
Vorderwinkel, hell rothfteinfarben, am Worderrande mit einer 
bleichgelblihen, einwaͤrts mehr oder weniger ſcharf begrenzten, 
ſchmalen Strieme, die fih am legten Vorderranddrittel in eine 
ganz dünne Nandlinie verengt und auf der Bajis etwas gerö- 
thet ift. Von ihr geht vor der Flügelmitte eine braune, un: 
gleihwellige, auf den Adern angefchwellte, nach außen etwas con= 
vere, fonft ziemlich fenkrechte Linie herab. Das Mittelfeld hat 
die Breite des Murzelfeldes und enthält in der Mitte auf der 
Duerader einen [hmwarzbraunen, ziemlich groben Punct, welchem 
ſich oben ein ſehr verlofchener, Eleinerer anfchließt, Die zweyte 
Duerlinie divergirt nach oben mit der erften, ift dicker, verfloffe: 
ner, wellig und verliert fich oben in einen [hwärzlichen Schatten, 
der die helle Vorderrandlinie bis zur Spiße begleitet. Das Hin- 
terrandfeld hat nicht die halbe Breite des Mittelfeldes. Franzen 
heller als die Grundfarbe. 

Hinterflügel [hmusig weißgrau, gegen die Ränder allmählich 
ſchwach gebräunt. Die Nandlinie wird auf den weißgrauen 
Franzen von einer feinen, bräunlichen Linie begleitet. Median: 
ader 4 Aftig, mit den Theilungsverhältniffen: 5:2:3:4. 


rande hinter der Mitte ſowie am Ende der Medianaber einige weißliche 
Stäbchen, An den Taſtern ift das Wurzelglied außen faſt weiß, und 
das Enpglied Hat eine fehr fehmale, weiße Baſis. 


886 


Unterfeite der Vorderfluͤgel bräunlicher als bie der hellgrauen 
Hinterflügel; erftere haben gelblihe Franzen. 

Baterland: Brafilien (v. Olfers) 

14. P. petrella Isis 1846. ©. 771. 

1 Männden und 7 Weibchen, alle aus Brafilien ducd) 
Sello. Nur ein Weibchen trägt den Zettel Petrella: Georgia; 
zwey andere find aus Carolina (durh Zimmermann); ein 
Weibchen ift ohne Angabe des Vaterlandes. — Hiernach erges 
ben ſich einige Verbefferungen und Ergänzungen meiner Bes 
f&hreibungen. 

Größe etwas veränderlih. Worderflügellange 44 — 54 
lang. Ruͤckenſchild hell lehmgelb, Lebhafter als die Grundfarbe 
der Vorderflügel und vöthlih angelaufen. Männliche Lippen- 
tafter etwas länger und dicker als die weiblichen, am erften Gliede 
grau, am ten vöthlicy Iehmgelb ohne Banden (das aud) fonft 
meift fehlt), am Endglied braun. — DVorderflügelbafis rothgelb, 
am Vorderrande etwas Lichter, und von ihm geht die binden= 
förmige Beftäubung herab, die eben fo wie der darauf folgende 
vöthlichlehmgelbe Fleck mehr oder weniger lebhaft gefärbt iſt. 
Un der erften Duerlinie liegt auswärts auf der Subdorfal= und 
Medinnader je ein brauner oder ſchwarzbrauner Punct. Die 
beyden Puncte auf der Querader find mehr oder weniger ſcharf 
und nur braun (daher in der Diagnofe nigris in fuscis zu ver— 
andern ift). — Die Hinterflügel find nur ſchwach durchſcheinig, 
doch fo, daß man grobe Schrift auf weißem Papier durch fie 
hindurch erfennen kann. Medianader 4 fpaltig, die Veraͤſte— 
lungspuncte liegen im Verhältniß wie 4:5: 6. 


12, P. carbonariella Isis 1846. ©. 772. 


Zwey Weibchen von gewöhnlicher Größe aus Grönland durch 
Drewfen;z das eine ift fehr lebhaft gefärbt, indem auf der 
dichten, grauen Beftäubung die ſchwarzbraunen Zeichnungen rein 
und fcharf hervortreten; dies gilt befonders von der ungewoͤhn— 
lich breiten Einfaffung der hintern Querlinie. 


Da die von mir bisher befchriebenen Phyciden in 3 Ab— 
handlungen vertheilt find, fo laffe ich hier eine ſyſtematiſche 
Zufammenftellung derfelben folgen. 


A. Gealleriae Isis 1848. p. 572. 
1) Galleria Fabricus p. 572. 
1. mellonella L. (cerella 7’r.) Isis 1848. p.573. Europ. 
2) Aphomia Hübn. Melia Curt. p. 576. 
1. colonella ZL. (sociella L. Tin. tribunella Hübner ) 
p- 576. Europ. 
2. terrenella Z. p. 859. America bor. 
3) Melissoblajptes Z. Melia Guenee p. 579. 
1. foedellus FR. p..579. Pannonia, 
2. bipunetanus Curt. p. 580. Europ. med. Melia bi- 
punctana Haw. Gall. anella ZeAn. 
3. Anellus SV. (Tin. sociella Hübn.) p. 582. Europ. 
med... (Systema Viennensium ), 
4) Achroea Hübn. (Achroia) p. 583. 
1. grisella F. (Gall. alvearia Fabr. Achroia cinereola 
Hiübn.) p. 583. Europ. med. 
5) Doloessa Z. p. 584. 860. 
1. viridis Z. p. 860. Java. 


B. Phycideae p. 584. 861. 


a) Antennis enodibus. 
1) Anerastia H. p. 586. 861. 


887 — 888 
A. 1. Lotella 4. (Phye. miniosella Zekn., Tr. Tin, 1. achatinella Hübner Isis p. 650. Eur, med. 
pulverella 4.) p. 586. Europa med. 12) Myelois Zeller (Myelophyila) p. 651. 
2. lotricella Z. p. 861. America bor. 4. a) c. 
3. deliquella Z. p. 861. Brasil. 1. rosella Scop. (Tin. pudorella Hbn., Pyr. pudo- 
4. transversariella FR. p. 523. Dalmat. ralis SV. Isis p. 752. Europaea med. et merid. 
5. venosa Z. Isis p. 589. 1847. p. 31. Asia min. . eirrigerella Zck. Isis p. 653. Eur. med. et merid. 


6.* pudicella Zekn. Isis 1848. p. 689. Dalmat. 
7. ablutella Z. p. 589. Sicil? 
8. punctella 7'r. ( Chilo-ellus) p. 590. litora mar. me- 
diterr. 
B.a) 9. vulneratella Z. p. 591. 1847. p. 769. Sicil. 
5) Hypsoutropa Z. p. 591. 
10, limbella Pod. Isis 1848. p. 591. 
1) Ephestia Guenee p. 592. 
. neuricella Z. Isis 1848. p. 862. Amer. insul. 
. elutella 4. p. 592. Europ. med., Asia min. 
. abstersella Z. p. 794. 1847. p. 763. Sieil. 
. einerosella FR. Isis 1848. p. 595. Austria. 
bigella Zeller p. 596. Austr. 
. biviella FRössl. p.596. Austr. 
. oblitella Zel. p. 597. Europ. calid. 
. interpunctella Hübn. p. 598. 863. Europaea merid. 
America med. 
3) Homoeosoma Curt. Phycidea Zel. p. 599. 
. vagella Zel. Isis 1848. p. 863. Nova Holland. 
. nebulella S.V. p. 599. Europ. 
. nimbella Zel. (nebulella Dup.) p. 601. 
. binaevella Hübn. p. 603. Europa med. 
. sinuella Fabr. (Phyc. elongella Tr., Hom. genina 
Curt.) p. 604. Europaea merid. et med. 
4) Piesmopoda Zeller p. 606. 
1. zubicundella Zel. Isis 1848. p. 864. Brasil. 
5) Crocidomera Zeller p. 606. 
1. turbidella Zel. Isis 1848. p. 865. 
6) Acrobasis Zeller p. 606. 
A. 1. obtusella Hübn. p. 607. Europaea med, 
. porphyrella Dup. p. 608. Europ. merid. 
. amoenella Mtze. p. 609. 'Turcia. 
. obliqua Zel. p. 610. 1847. p. 31. 
. clusinella Zel. Isis 1848. p. 510. Italia med. 
. bithynella Zeller p. 611. Asia med. 
. consociella Hübner p.612. Europ. med. et merid. 
. sodalella Zeller p. 615. Ital. med. 
. tumidella Zinck., Tin. verrucella Hübner p.615. 
Europaea med. 
10. rubrotibiella FRössl. (Tortr. tumidana SV,) p.615. 
Europaea med. 
B. Trachonitis Zeller p. 641. 
11. cristella Hübner Isis 1848. p. 641. Europ. med. 
C. Alispa Zeller p. 643. 
12. angustella Hübner Isis p. 643. Europ. med. 
7) Fundella Zeller p. 866. 


Alp. norie, 


onoarunmn 


Eur, med. 


ara m 


America merid. 


Rhodus. 


saonn9anrunm 


1. pellucens Zel, Isis 1848. p.866. Am. med. et merid. 


8) Cryptoblabes Zeller p. 644. 

1. rutilella FR. Isis p. 645. Europaea med. et boreal. 
9) Glyptoteles Zeller p. 646. 

1. leucacrinella Ti. Isis p. 647. 
10) Eccopisa Zeller p. 648. 

1. effractella Kollar Isis p. 648. Etruria (Siles?) 
11) Nyctegretis Zeller p. 650. 


Saxon, Siles. 


oO 
3. incompta Zeller Isis 1847. p. 30. Asia min. 
4. eribrum SV. (Myecl. eribrella Tr., Oncocera eardui 
Steph.) Isis 1848. j. 655. Eur. med. et med. 
. eribratella Zeller Isis 657. 1847. p. 762. Sicil. 
. erudella Zeller (eruentella FR.) Isis 1848. p. 657. 
Pannon, Russ. 
Not. fimbriatella Metze. Turcia. 
— impurella Metze (luridatella FR.) 
—  rufella Dup. Corsica. 
— imparella Dup. Corsic, 
7. contectella FR. Isis p. 661. Ural. 
Not. advenella Dup. Gall. merid. 
7) 8. terebrella Zek. Isis p. 662. Europ. med. 
9. dulcella FR. Isis p. 663. Pannon. 
10. legatella Hübner Isis p. 664. Europ. merid. 
11. indigenella Zeller Isis 1848. p. 867. Carolina. 
12. suaveila Zineken Isis p. 667. Europ. med. 
13. advenella Zincken Isis p. 669. Eur. med. 
14. epelydella FR. Isis p. 671. Kurop. med. 
15. exulella Zeller Isis 1848. p.868. America boreal. 
ö) 16. unıbratella Tr. Isis p. 672. Sicilia, Dalmat. 
17. welseriella FR. (ceretariella Metzner in lit.) Isis 
Dalmatia, Pannon. 
18. tetricella SV. (chrysorrhöella Zincken) Isis p. 674. 
Europaea med. et merid. 
19. ceratoniae Zeller (ceratoniella FR.) Isis p. 675. 
Europaea merid. 
20. infusella Zeller Isis 1848. p. 869. Am. insulae. 
b. 21. argyrogrammos Zeller Isis 676. 1847. p. 29 
Asia minor, 
22. transversella Dup. Isis 1848. 676. 1847. p. 766. 
Europaea med. j 
25. osseatella Tr. Isis 1848. p. 677. Sieil. 
24. magella Zeller p. 870. Cap. 6 Sp. 
25. intextella Zel. Isis 1848. p. 871. America insul. 
26. compositella Tr. Isis p. 678. Pannon. Austr., Helv. 
B. a) 27. convolutella Hübn. (grossulariella Tr.) Isis 
p- 679. Europaea med 
28. placidella Zeller Isis 1848. p. 872. Brasil. 
b) Bradyrrhoa Zeller p. 681. 
29. subcanella Zeller Isis 1848. p. 873. Amer. insul. 
30. stercorea Zeller Isis 1848. p. 873. Brasil. 
31. cantenerella Dup. Isis 1848. p. 681. 1847. p. 765. 
lit. mar. medit. 
32. gilveolella Metzner Isis 1848. p. 681. 
33. saxeella FR. Isis p. 682. Dalmat. 
Not. fulvostrigella Eversmann. Ural, 
34. confiniella Metzner Isis p. 683. Turcia. 
35. ilignella FR Isis 684. Pannon. 
* dilneidella Dup. p. 685. Gall. med. 
c) Megasis Guende. 
36. rippertella Bdv. Isis p. 685. 
13) Pococera Zeller p. 874. 
1. gibbella Zeller Isis 1848. p. 875. Brasil. 


OD x 


ß) 


Pannon. 


Pannon. 


Mont. Europaea calid. 


889 


14) Asarta Zeller, Chionea Guenee p. 686. 
1. aethiopella Dup. (helveticella FRössl.) Isis p. 686. 
Mont. Europ. calid, 
Var. 5) Pyrausta monspessulalis Dup. Gall. merid. 
2. alpicolella FR. Isis p. 688. Helvet. 
15) Eucarphia Hübn. Argyrodes Guente p. 689. 
1. vinetella Hübn. (Cramb, vinetorum Fabriecius) 
Isis 1848. p. 690. Europaea calid. 
16) Hypochalecia Hübner p: 721. 
A. Polyocha, 


1. sanguinariella Zel. Isis 1848. p. 876, Africa merid. 


B. Hypochalecia. 

2. melanella Tr. (Germarella Dup.) Isis 1848. p. 721. 
Europaea med. 

g. ahenella SV. (Tin. aeneella Hübner) Isis p. 723. 
Europaea med. 

Var. luridella Schläg. Jena. 

4. rubiginella Tr. Isis p. 725. Pannon, Austr. 

5. disjunctella FR. Isis p. 727. Ural. 

Not. Phye. vesperella Eversmann. Ural. 
6. candelisequella Eversmann (uralicella FR. in lit.) 
Isis p. 723. Ural. 

7.“ brunneella Eversm. Isis 1848. p. 730. Ural. 

8. affiniella FR. Isis p. 730. Pannon. 

9. dignella H. (Chilo dignellus Z ck.) Isis p.731. Austr. 

10.* lignella Hübn, Isis p. 732. Austr. 

11. decorella Ilübn. Isis p. 733. Russ. calid., Eur. med. 

12. germarella Zck. (nelanella Dup.) Isis p.734. Pan. 

€. Catastia Hübn. Diosia Dup. p. 735. 

13.* chalybella Eversm. Isis p. 735: Ural. 

14. marginea SV. (Phye. antiopella Zck., Tin. atrella 
Fabr., Dios. marginalis Dup.) Isis p. 735. Mont. 
Europaea med. 

15. auriciliella Hübn. Isis p. 736. Alp. Eur. med. et bor. 

17) Epischnia Hübner p. 737. 
1. prodromella Hübner (Phye.umbraticella.D up.) Isis 
1848. p. 738. Europ. calid. 
2. adultella Metzner (?prodromella Eversm.) Isis 
p- 739. Caucas. 
3. illotella Zeller Isis p. 740. 1847. p. 770. Ital. 
18) Ancylosis Zeller p. 741. 
1. einnamomella Dup. (Phye. dilutella Tr.) Isis 1848. 
p- 741. 877. Europaea med., merid. Asia min. 
?Phye. einerella Dnponchel. Corsica. 
2. anguinosella Lederer Isis p. 743. Ural. 
19) @ymnancyla Zeller p. 744. 
1. eanella Hübn. (depositella Zck.) Isis 1848. p. 745. 
Pannon, -Austr. 
20) Oncolabis Zeller p. 877. 
1. anticella Zeller Isis 1848. p. 877. Brasil. 
21) Epicrocis Zeller p. 878. 
1. festivella Zeller Isis 1848. p. 878. Java. 
22) Tetralopha Zeller p. 879. 
1. militella Zeller Isis 1348. p. 880. Carolina, 
2. robustella Zeller Isis 1848. p. 881. Georg. Am. 
b) antennis nodosis. 
23) Nephopteryx Hübn. 1846. p. 733. 
A. Dioryctria. 
-1. serraticornella Metzner Isis 1846. p. 733. Pänn. 
2. coenulentella Zeller Isis 1846. p. 735. Sieil. 
Iſis 1848, Heft 11. 


890 


3. abietella SV. (Tin. deeuriella Hübn., Tin. sylve- 
strella Rtzbg.) Isis 1846. p. 736. Europ. med. 
4. pinguis Ha w. (Fischeri Z.) Isis p. 746. 1846. p. 739. 
Australia, Angl. 
B. a) Nephopteryz. 
5. roborella SV. (Tin. spissicella Hübn., Phyc. spis- 
sicornis Fabr.) Isis 1846. p. 740. Eur.- med. 
6. Metzneri Zeller Isis 1846. p. 742. Turcia. 
7. poteriella Z. Isis 1846. p. 743. 881. Italia, Asia min. 
8. grandella Zeller Isis 1848. p. 881. Brasil. 
9. rhenella Zek. (Tin. palumbella Hübn.) Isis 1846. 
p- 745. Europaea med. 
10. similella Zck. Isis p. 747. 1836. p. 746. Eur. med. 
b) @. Psorosa 1846. p. 749. 
11. wagnerella Fryer Isis 1846. p. 749. Turcia. 
12. dahlielia Tr. Isis 747. 1846. p. 750. Lit. mar. med. 
13. vaceiniella Lienig Isis 747. 1846. p. 266. Livonia. 
. Selagia. 1846. p. 752. 
14. janthinella Hübn. Isis 1846. p. 752. 882. Eur. med. 
Asia minor. 
15. argyrella SV. (Cramb. argyreus Fabr.) Isis 1846. 
p- 754. Europ. med. 
24) Pempelia Hübn. 1846. p. 755. 
A. Etiella. 
1. Zinckenella Tr. (Etiella Tr., Chilo colonnellus et 
majorellus Costa) Isis 1846. p. 755.882. Eur. merid. et Am. 
2. Behrii Zeller Isis 1848. p. 885. Nov. Holland. 
B. a) Eurodope Hühn. 1846. p. 757. 
3. euphorbiella Zel. (albiricella FR. in lit.) Isis p. 747. 
1846. p. 757. Sicilia, Dalmat. 
4. carnella L. (Tin. sanguinella H.) Isis 1846. p. 759. 
b) «. Pempelia. 1846. p. 7595. 
5. lignosella Zeller Isis 1848. p. 883. Amer. calid. 
6. rubedinella Zeller Isis 1848. p. 885. Brasil. 
7. Dionysia Zeller Isis 1246. p. 760. Sicilia, 
8. obductella Fr. (origanella Schläger) Isis p. 747. 
1846. p. 761. Europaea med, 
9. thymiella Zel. Isis 1846. p. 763. Sicil. 
10. sororiella FR. Isis 747. 1846. p. 765. Sicil., Dalm, 
11. ornatella SV. (T.criptella H.) Is.1846. p. 766. Eur. 
12. subornatella Zeller (serpylletornm Z.) Isis p. 747. 
1846. p. 768. Europaea med, et bor. 
13. adornatella Tr. Isis p. 747. 1846. p.770. Eur. med. 
14. petrella Mus. Berol. Isis 1846. p. 771.886. Am. 
15. carbonariella Fr. Isis p. 747. 1846. p. 772. 886, 
Europaea med. et boreal. 
16. faecella Ti. Isis 747. 1846. p.774. Eur. med. et bor. 
17. perfluella Zek. (Tin, dibaphiella H., Phyc. dubielia 
Dup.) Isis 747. 1846. p. 775. Eur. med. 
18. adeiphella Ti. Isis 1846. p.777. Europ. med. 
spadicella 747. 1846. p. 778. 
19. turturella Kollar Isis 1848. p. 748. Etruria, 
ß. Salebria 1846. p. 779. 
20. eingillella FR. Isis 1846. p. 779. Pannon, 
21. betulae Goeze (obtusella Zck, holosericella FR.) 
Isis 1846, p. 780, Eur, med. et bor, i 
22. palumbella SV. (Tin. contubernella Hübner) Isis 
1846. p. 782. Europaea med. 
23. albariella FR, Isis 1846. p. 785. Pannonia. 


56% 


891 


Die Raupen und Schmetterlinge der Wetterau, 
insbefondere der Umgegend von Franffurt und der öftlichen Abdachung 
de3 Taunusgebirgs von G. Koch). 

Alte Fächer der gefammten Naturkunde werden heut zu Zage 
mit großer Xiberalität gelehrt und betrieben, leider aber koͤnnen 
wir dieſes nicht auch von der Entomologie, und insbeſondre von 
der Lepidopterologie fagen. Es haben zwar fhon viele wadere 
Männer ſich auf diefem Felde der Wiffenfchaft unfterbliche Ver— 
dienfte erworben, und ung ihr Forſchen in den Eoftbarften Mer: 
Een überliefert; doch Laffen felbft die ausgezeichnetften Werke die 
fer Art binfihtlih der erften Zuftände, der Raupen, 
deren Deconomie und der Kunſt, fih unſren Augen 
unfihtbarzumaden,nodhgarviel zufragen übrig, 
Unffreitig hätten wir hierin gewiß ſchon viel bedeutendere Fort 
fchritte gemacht, wenn ein Theil der Entomologen, befonders 
die handeltreibenden, nicht aus fpeculativen Nüdfichten fehr oft 
abfichtlich entftellte Berichte zu verbreiten fuchten, um fo lange 
wie möglich größere Vortheile aus ihren Entdeckungen zu ziehen. 
Grade in diefem Face, wo es nicht felten der Natur vorzugs— 
weife beliebt zu haben fcheint, fich geheimnißvoll hinter dem ver: 
fchleierten Bilde von Sais zu verbergen, follte unfer ge 
meinfames Streben dahin gerichtet feyn, jeden 
Schleier zu lüften, damit wir ferner nicht mehr nöthig 
haben wie arme ABC-Schügen an den uns unleſerlich ſcheinen— 
den Hierogipphen herum zu lautiren. 

Berfaffer diefer Abhandlung glaubt, daß Weſentliches geleiftet 
würde, wenn überall die tüchtigften Entomologen ſich der kleinen 
Mühe unterziehen wollten, über ihre Beobachtungen und Er: 
fahrungen Zagbücher zu führen und alles Bemerkenswerthe, mas 
fie nach mehrjährigen Erfahrungen wiederholt bemwahrheitet ges 
funden, zu veröffentlichen. Es würde hierdurch mancher verbreis 
tete Jerthum berichtigt, manches Näthfel gelöft und den Schrift: 
ſtellern diefes Fachs reiches Material an handen gegeben werden. 
Es würde dieß zugleich auch den Sammlern den Vortheil ges 
währen, die Quellen Eennen zu lernen, woher fie diefe oder jene 
Species am leichteften erhalten fönnen, und endlich wuͤrde es 
für den Tauſch von allgemeinem Snterreffe feyn. 

Eine Skizze zu einer folchen Arbeit erlaube ich mir den ver- 
ehrten Leſern in nachftehender Sauna vorzulegen; doch bevor ich 
näher darauf eingehe, ift es unumgänglich nöthig, einiges über 
die Gegend, in welcher die Fauna liegt, zu berichten, damit Ver: 
gleihungen, Unterfuhungen mit Beobachtungen anderer Gegen: 
den möglich find. ine fpecielle Befchreibung davon zu liefern, 
wäre uͤberfluͤſſig, weil die Umgegend von Frankfurt ja Feine 
Terra incognita und darüber ſchon in fo vielen Reiſebeſchrei— 
bungen und andern Büchern berichtet worden ift. 

Die fehe fruchtbare und fhöne Gegend, welche unter der Be: 
nennung „die Wetterau” überall bekannt und befchrieben ift, 
hat ihren Namen von dem Flüßchen „Wetter, das bey Lau— 
bach im Großherzogthum Heffen entfpringt. Sie enthält befann= 
ten geographifchen Notizen zufolge in ihrer größten Länge, nehm: 
lich von Höchft am Main bis Nidda 11 — 12 Stunden, und 
in ihrer geoßten Breite, von Oberoßbach bis Büdingen 8 Stun: 
den, einen Flächenraum von circa 15 Meilen. Diefer Eleine 
Raum in unferm herrenreihen Vaterland, welcher von 3 Fürften 
und einem Duodez«Republifchen als Eigenthum betrachtet wird, 
fol ein großer Binnenfee gewefen feyn, welcher am Rhein den 
Kelfendamm durchbrochen habe, durch den das Waffer ablief. 

Es mag das fchöne, liebliche, mit fanften Höhen und vom 
Taunusgebirg begränzte Thal erft nach und nad) troden gewor: 


892 


ben feyn; in feinem tiefften Becken ift e8 von dem Main und 
den Nebenflüßchen deffelben, von der Nidda, der Wetter und 
Kinzig bewäffert, und gegen Dften von dem großen Hain zu 
den 3 Eichen bdecorirt. Dieſer herrliche, von Frankfurt im 
Dften gelegene, größtentheil® aus alten Eichen und Buchen be: 
ftehende, . etwa 6 — 8 Stunden große Wald birgt eine reiche 
und üppige Vegetation und erftredte fih noch im 11. Jahrhun⸗ 
dert bis dicht an die Ufer des Fluſſes; er ift für diefe Gegend 
die Schaßfammer der Entomologen. — Eine milde, durch den 
Taunus gegen rauhe Nordwinde gefchüste Temperatur* läßt 
eine reiche Slora** gedeihen, welche wiederum von einer eben fo 
intereffanten Sauna belebt wird, von welcher hier eine moͤg— 
lihft genaue Aufzählung der Arten gegeben wer: 
den foll. Ob jedoch diefes erfchöpfend gelungen, bezweifele 
ich felbft zuerft; denn was mag der nahe Taunus, und was 
erft mag der noch ganz unerforfchte Vogelsberg noch) für Arten 
enthalten? — Es mag diefe Arbeit vorerft nur eine Eleine Kar: 
benffizze feyn, welche ich in fpäterer Zeit zu einem vollftändi- 
gen Gemälde auszuführen gedenfe, wie ich glaube, daß es das 
Sntereffe für unfere Gegend erheifht, indem tiber diefelbe in 
entomologifcher Hinſicht eigentlidy nody nie etwas veröffentlicht 
worden ift. DBergfträßer fchrieb zwar eine „Nomenclatur 
und DBefchreibung der Inſekten in der Graffchaft Hanau = Mün- 
zenberg u. f. w. Hanau 17805 allein es ift hierin von nichts 
weniger die Nede, als von einer Fauna der genannten Gegend, 
da befagte Nomenclatur mehr die Schmetterlinge Deutſchlands, 
ja fogar außereuropäifhe (roten ſieh Cyanopteros) befchreibt, 
und höchft unvollftändig (nur einen Theil der Tagvoͤgel), un: 
getreu und veraltet ift. 

Brahm dagegen fchrieb 1791 einen Inſektenkalender über 
die Gegend von Mainz, „N. ©. Brahm, Inſektenkalender 
für Sammler und Deconomen. 2ter Theil, erfte Abtheilung 
(der 1fte Theil enthält andere Snfekten),. Mainz 1791, welche 
zwar eine verdienftvolle und auf eigne Beobadhtungen 
gegründete Arbeit if, allein der ganze Kalender enthält 
doch nur die Monate März, April, Mai und wurde nicht weiter 
fortgefeßt. 
fernt, liefert genug Arten, welche hier ‚nicht vorfommen, und fo 
umgefehrt unfere Gegend, was wohl durch die Flüffe Rhein 
und Main, eine veränderte Flora, fo wie auch durch die 
Scheidewand, welche das dazwifchen liegende Zaunusgebirge bildet, 
begründet ſeyn mag. | 

Wenn man bedenkt, daß hier fhon zu einer Zeit diefe Wiſ⸗ 
fenfchaft gepflegt, wo andermwärts wenig oder Feine Sympathie 
für diefelbe gefühlt wurde; wenn man bedenkt, daß unfere wa— 
Eere Landsmänninn, dag Fräulein Merian (geb. zu Frank— 
furt 1647. geftorben 1717) für diefe Wiſſenſchaft glühte, daB 
fie mit einem bewunderungsmwerthen Muth und Eifer, zu einer 
Zeit eine Neife nah Surinam madjte, wo namentlic) diefer 


* Der Thermometer überfteigt felten 28° R. im Schatten und finkt 
noch) feltener auf 149 Kälte herunter. 

** Gin treues Bild der hiefigen Flora geben nachftehende Werle: 

1) Slora der Gegend um Franffurt a. M., von Joh. Beder 
1. Abthl. (Phanerogamen) Frankfurt a. M. 1828, 

2) Tafchenbuch zum Gebrauch auf botanifchen Ereurfionen in der 
Ungegend von Frankfurt a M,, von Georg Freſenius. 1-—2, 
Abthl. Frankfurt 1832—33. 

3) Flora der Wetterau von Dr. ©. H. Caſſebeer und Prof. G. L. 
Theobald, Lehrer an der NRealfchule zn Hanau. Hanau bei König 
1847 (wird fortgefegt und ift noch nicht vollendet.) 


Mainz, obgleich nur 4 Meilen von Frankfurt ent— 


893 


Theil von Suͤdamerika wirklidy noch eine Terra incognita ges 
wefen, daß fie dort forfchte, fammelte und das, was fie erforfcht 
und gefammelt, befchrieb und Zeichnungen lieferte, welche heut 
noch in hohem Merthe find; wenn man bedenkt, daß bier 
Johann Chriftian Gerning (geb. zu Frankfurt 1745 geftor= 
ben 1802) £eine Koften, feine Mühen fcheute, feine coloffale 
Sammlung anzulegen, weldye über 30,000 Eremplare, 5,500 
Species und 500 der merfwürdigften Varietäten enthielt, die 
aus allen Ländern und Zonen der Erde zufammen gebracht wur— 
den; daß hiernach das in Paris erfchienene berühmte und volus 
mindfe Werk Les Papillons de l’Europe (Paris in Quarto 
1780 — 92) faft durchgängig bearbeitet worden ift, und daß 
die Abbildungen deffelben Gopien diefer Sammlung find; fo wie 
ferner, daß Cramer und Efper mehr oder weniger fich dies 
fee Sammlung als Fundgrube zu ihren großen Werfen bediens 
ten; fo ift es wirklich zu bewundern, daß unfere Gegent nicht 
bis n die entfernteiten Winkel aufs Genauefte durchforfcht und 
bef&hrieben ift. Es mag diefes darin begründet feyn, daß 
Gerning mehr Sammler ald Naturforfdher 
gemwefen ift, alsdann aber auch darin, daß die fpäteren mehr 
der neueren Zeit angehörigen Schriftfteller, wie ein Franz oder 
Schrank, Schiffermüller die Therefianer, Huͤb— 
ner, Borkhauſen, Ochfenheimer, Treitſchke und an— 
dere diefes Fachs zu einer Zeit gewirkt haben, wo Gerning 
entiveder nicht mehr lebte oder fehon ein alter Mann geworden 
war, der die noch wenigen Kräfte nur noch zur Erhaltung feiner 
fo Eoftfpieligen Sammlung* verwendete. Auch lebten genannte 
Autoren alle im entferntern Süddeutfchland ‚** ja zum größeren 
Theil in und um Wien. Sie waren mit ihren nächften Um: 
gegenden am vertrauteften,, und da von hier faft Feine oder manch» 
mal gar falfche Berichte eingingen, fo wurde die hiefige Sauna 
förmlich vergeffen. Ja noch mehr, hätte unfer noch jest als 
Veteran lebender Heß in Darmftadt, die Wiener Entomolo: 
gen von Zeit zu Zeit nicht mit einer feiner. neu entdeckten Non= 
agrien aus hiefiger Gegend überraſcht; fo wüßte man wirklich 
nicht gewiß, ob zmifchen Wien und Dresden Falter fliegen. — 
Diefe ländlihe Stille zu unterbrechen, war der Grund, der 
ER veranlaßte, nachftehede Nomenclatur hiefiger Gegend zu 
geben, 

Schließlich glaube nur noch bemerken zu müffen, daß ich alg 
Bafis das Boisduvalifche Syſtem, mie folches in feiner Schrift: 
Genera et Index Methodieus Europaeorum Lepidopterorum. 
Parisiis 1840. erfchienen ift, gewählt habe; doch habe ich weder 
nach diefem, noch nach irgend einem andern Werk die Zeit des Er- 
fcheinens der Raupe und des Schmetterlings angegeben, fondern 
dbuchausnureigene BeobahtungenzurKfidtfhnur 
genommen, und bin ebenfo binfichtlich der angegebenen Pflan: 
zen, als Futterpflanzen, demfelben Grundfaße gefolgt, denn 

„Grau, theurer Freund, ift alle Theorie 
Und grün des Lebens goldner Baum.“ 


* Diefe, wohl einft größte Infectenfammlung fchenfte 3.3. v. Gerning, 
der Sohn des Sammlers, welcher ſchon früher feine andern fehr inter 
effanten Sammlungen Crömifcher und germanifcher Altherthümer, Waffen, 
Gemälde ꝛc.) gegen eine Leibvente nach Wiesbaden verkaufte, ebenfalls 
dorthin. Sie hat übrigens an Bolumen fehr abgenommen, 
— Dagegen überrafcht jeden immer noch das herrliche Colorit der Erem— 
plare, was um fo mehr zu bewundern ift, da zum Theil noch Dris 
ginale, welche Fräulein Merian einfammelte, mithin Stüde dabey find, 
welche ein Alter von anderthalbhundert Jahren erreicht haben, 

** Borkhaufen allein, welcher in unferer unmittelbaren Nähe lebte, 
macht hievon eine Ausnahme. 


894 


LEGIO PRIMA. . Rhopalocera. 


A. Suceinctae. 
I. Tribus. Papilionides. 
1) Genus. Papilio (Latr.) 


1)*)Podalirius (L.) hier einzeln und nicht häufig. 

Flugzeit Ende Mai, Anfangs uni. 

Im Taunusgebirg, vorzüglich auf der Königfteiner Burgruine ; 
dem gegenüber gelegenen Falfenftein und auf dem Sattel des 
Staufens (Felfengtuppe auf dem Gipfel des Berges) fliegt er 
häufiger. 

Raupe: bey anhaltend warmem Wetter im Juli, Auguft 
(18— 24 R. im Schatten) vorherrfhond auf Schlehen (Prunus 
spinosa). 7 

Die Raupe braucht zu ihrer Entrwidelung viel Sonne, wes— 
halb man fie felten in ſtark belaubten Heden findet; fie liebt 
mehr £leine niedere einzel ftehende feinblätterige Büfche, welche 
echt der Sonne ausgefegt find. 

4) Machaon (L.) häufig. 

DS chfenheimer fpriht nur von 2 Generationen dieſes Schmet⸗ 
terlings, während, wenn nicht grade ein zu früh eintretendes Faltes 
Metter die Verhinderung ift, deren regelmaͤßig 3 vorkommen; 
wovon die 1fte im Mai (von überwinterten Puppen), die 2te 
im Juli und die Zte im September fliegt. 

Die Raupen findet man im Suni, Auguft (mandmal auch) 
öfters im Juli) und Ende September; zuweilen ift diefe Ste 
Generation ungemein häufig und nimmt verfchiedene Dolden» 
Gewächſe als Daucus Carota und diverfe Pimpinella - Arten 
als Nahrung zu fich. 

Die Genera Thais et Doritis, melde fümmtlih Be— 
wohner des fühlichen Europa’s find, finden hier feine Repraͤ— 
fentanten. 

4) Genus Parnassius (Latr.) 
14) Mnemosyne (Z.) foll nah glaubwuͤrdigen Verfiches 
rungen auf einigen Hochebenen des Vogelbergs im Juni fliegen. 


II. Trib.- Pierides. 
1) Gen. Pieris (Boisd.) 


15) Crataegi (L.) nicht fehr häufig wie die nachfolgenden 
Nummern 16, 17,18. Sch bemerkte von diefem Falter noch 
feine 2. Generation, wie viele behaupten. 

Raupe im Frühjahr Nefterweife auf den im Ochſenhei— 
merfchen Merfe genannten Pflanzen. 

16) Brassicae (Z.) ) fehr häufig vom May bis in den 

17) Rapae (L.) Herbft von den verfchiedenen Ge: 

18) Napi (L.) nerationen ſtammend. 

21) Daplidice (L.) nicht felten. Der Falter fliegt in 2 
Generationen, im Frühjahr und Herbft, befonders auf feuchten 
Chier dem Wald nahen) Wieſen; die 2. Generation ift bedeu: 
dent häufiger als die erfte. 

Varietas Bellidice (Brahm) nicht felten. Die Raupe 
dee Varietaͤt unterfcheidet fich nicht von der Stammart 


* Um es mehr zu veranfchaulichen, wo und wieviel Arten Hier fehlen, 
(welche jedoch anderwärts vorfommen), feße ich bie Nummern des 
Boisduvalſchen Index Methodicus vor, jo daß durch den Sprung 
von 1 auf A bezeichnet wird, daß die Nummern 2 und 3 hier nicht vor 
fommen. 


895 


und fand fie auf den von Ochfenheimer genannten Futter: 
pflanzen. 

Von diefem Falter gibt Here.-Schäffer in feinem Text: 
Reviſion und Supplement. Taf. 44. Fig. 200. 201. die 
Abbildung noch einer andern Varietaͤt, welche Bifhoff in 
Augsburg unter dem Namen Chrysidice (fo viel mir befannt) 
verfendet und von welcher Rußland als Vaterland angegeben 
wird. Sch erhielt diefen Falter ſchon mehreremal in vielen 
GEremplaren aus Baltimore und New-York, wo er nad) dor= 
tigen Angaben mit Daplidice untermiſcht häufig fliegen foll. 

2, Gen. Anthocharis (Boisd.) 

30) Cardamines (L.) April und May nicht felten, befon: 
ders auf lichten feuchten Waldſtellen. Flugzeit felten langer 
als 14 Zage. 

Raupe kommt bey 15— 20° R. im Juny befonders auf 
Turritis glabra vor. Zu meinem nicht geringen Erffaunen bes 
merkte ich, daß ſich die Raupen in Ermanglung von friſchem Butter 
anfıelen, ja fogar ihre Puppen verzehrten, welches bey Tagfal⸗ 
tern, namentlich bey dieſer Art neu iſt. 

Die beiden Species des Genus Zegris (Famb, welche im 
Gaucafus und Spanien fliegen, Eommen bier nicht vor. 

4. Genus. Leucophasia (Steph.) 

33) Sinapis (L) häufig; fliegt in 2 Generationen, wovon 
die Uſte gleichzeitig mit Cardam., die 2te zwey Monate fpäter 
erfcheint, und weniger häufig ift. 

5. Gen. Rhodocera (Boisd.) 

35) Rhamni (L.) fehe haufig, und fommt von den erften 
Tagen des Frühlings während des ganzen Sommers bis in den 
Herbſt in vielen Generationen vor. 

6. Gen. Colias (Boisd.) 

38) Edusa (L.) feltener. — Flugzeit vom Auguſt bis Mitte 
Dctober; dagegen flog diefer Falter im Jahre 1834 auf Klee: 
ädern noch häufiger als Hyale, doch glüdte es, von allen hie: 
figen Sammlern, nur einem, bie Var. Helice (Hüb.) zu er: 
halten. 

47) Hyale (L.) fehr häufig. Flugzeit vom Juny bis in 
tiefen Herbjt, befonders auf Kleeädern, 
'IU. Trib. Tycaenides. 
1. Gen. T'hecla (Fabr.) 

48) Betulae (L.) als Schmetterling weniger häufig wie als 
Raupe. 

Die Raupe Elopft man im May, mandhmal auch erft im 
Juny haufig von Schlehen (Prunus spin.) 

49) Pruni (L.) nicht häufig. Flugzeit im Juny an Wald— 
tändern. 

Raupe einzeln auf Schlehen und Zwetichen (Prunus do- 
mestica.) 

50) W album (Illiger) einzeln. — Flugzeit Juny, July. 

za, | Lynceus (Fabr.) 

53) | Mieis.(Hübn.) häufig. Flugzeit Jung, July, be 
fonders in jungem Eichwald, wo fich der Falter gern auf Him— 
beerz und Brombeerblüthen ſetzt. 

Raupe im Man bey 12— 14° R. auf junge Eichen. 

55) Quereus (L.) nicht felten, doch einzeln. Flugzeit im 
Suny, manhmal auch 4—6 Wochen ſpaͤter, befenders auf 
lichten, von Eichen bewachfenen Walpitellen. 

Raupe im May bey 12 — 25° R. von Eichen zu klopfen. 


896 


Anmerkung: Der Reihenfolge und nach Efper Eäme ber 
56) ( Evippus (JlU.) 
| Roboris (Esp.) bier vor, welches jedoch durchaus 

nicht der Fall ift und auf einem großen Srethum beruht. Ein 
hiefiger Sammler, welcher ſchon lange Sabre fih im ſuͤdlichen 
Srankreih (in Zain, Departement Drome) aufhält, fchicte 
mir ſchon mehrmals von dort unfern vermeintlichen Landsmann, 
bemerkte jedoch dabei: „Es Fame diefer Schmetterling nur fels 
ten bey ihnen vor, dagegen erhielten fie ihn regelmäßig jedes 
Jahr aus noch füdlicheren Gegenden Frankreichs. — Es muß 
daher in Zukunft diefer Irrthum berichtigt werden, welchen 
ſelbſt Ochſenheimer nicht ahnte. 

57) Rubi (L.) häufig. Flugzeit May und Junh. 

Raupe Anfangs May, doch fand ich fie ſchon fruͤher, 
manchmal aber auch fpäter auf Spartium scop. 


2. Gen, 


89) Phlaeas (L.) häufig. 
in den fpäten October. 

61) Virgaureae (L.) häufig. 

Die Männer fliegen bey allen Arten diefes Genus etwas frü— 
her als die Weiber, welche erſt erfcheinen, wann die erfteren 
fhon ihren fchonften Farbenſchmuck abgelegt haben. Es fliegt 
diefer Schmetterling hier 2 Monate lang (vom Suny bis Ende 
Auguft), doch glaube ich nicht, daß er in.2 Generationen vor= 
fommt, fondern, daß erftens eine lange Flugzeit ftattfindet und 
zweitens die Salter ſucceſſive fchlafen. 

64) Chryseis (Fabr.) 

In nächfter Umgegend fliegt diefer Falter nicht, Eommt da= 
gegen im Taunus vor, befonders auf einer Gebirgswiefe, welche 
zwifchen dem Altkoͤnig und dem £leinen Feldberg liegt und vom 
Talkenftein hinaufzieht. Es ijt diefe Wiefe obgleich hoch gelegen 
dennoch ſehr bewaffert und feucht, und fliegen die Falter mehr 
in der Tiefe als in der Höhe und feinen überhaupt nur eine 
kurze Flugzeit (von S—10 Zagen) zu haben. Auch hier fliegen 
die Weiber etwas fpäter und find bedeutend. feltener als die 
Minner, 1844 den 12. Juny fing ich bey 220 R. auf befagter 
Gebirgswiefe 4 reine & und fah während. den Stunden von 
Morgens 9 Uhr bis Nachmittags 6 Uhr kein 2. fliegen. — Am 
20. Suny deffelben Jahres unternahm ich abermals eine Excur— 
fion in den Zaunus, und zwar durch das fogenannte Lors— 
bacher Thal, welches in anderer Nichtung und etwa 3 Stun— 
den füdöftlicher liegt, fand aber hier feine Spur von Chryseis. 
Hierauf beftieg ich die beiden Berge Staufen und Noffert und 
zwar ebenfo vergeblich wie den ganzen Übrigen Weg; erft als 
ih Nachmittags zwifhen 3—4 Uhr die befannte Wiefe betrat, 
ſah ich nur noch total abgeflogene Eremplare fliegen. Cine andere 
Abtheilung hieſiger Entomologen begann ihre Excurſion nad) 
dem Taunus von Homburg aus, und traf mit ung, nach einer 
4—5 ſtündigen Wegftrede, zu gleicher Zeit auf beſagter Miefe 
ein, fah aber in der ganzen Richtung nur 2 Exemplare fliegen. 
— 1845. den 20. Juny bey 24° R. unternahm ich mit meh— 
teren Freunden wieder eine Excurſion, wobey 16 Stud (12 & 
und 4 2) gefangen wurden. 1846. bey gleicher Zeit und 
gleicher Wärme diefelben Nefultate. 1847 den 20. Juny ben 
150 R. und fehr trübem, regneriſchem und windigem Metter 
flog Fein Falter; erſt als Nachmittags die Sonne durchs Ge— 
woͤlk brach, wurden "mehrere Stud gefangen. Daſſelbe 
Sahr acht Tage fpäter, nur noch einige total abgeflogene 
Erempfare. 1848, den 12. Juny murden bey 220 R. von 


Polyommatus. 
Flugzeit vom April, May, bis 


897 


morgens 9 Uhr bis Nachmittags 5 Uhr 24 Stuͤck (wobey 6 2 
waren) gefangen, fämmtliche Eremplare waren alle erft frifch 
sefchloffen; 8 Tage fpäter unternahmen andere Freunde eine 
Ereurfion, fanden jedoch nur nod ganz verflogene Falter. — 
Aus diefem möchte ich für die hiefige Gegend die Flugzeit, bey 
anhaltender Temperatur von 18 —22° R., vom 12—20 Juny 
annehmen, und nichtt, wie Ochfenheimer fagt, vom Juny 
bis in Auguft; denn nach mehrmaligen wiederholten Verſachen 
fand ich im July auc) feinen einzigen Falter mehr. 

65) Hiere (Fabr.) 

Hippono& (Ochsenh.) einzeln und nicht häufig. 

Nah 7 jähriger Beobahtung fand ich ber anhaltender Mit: 
terung und einer Temperatur von 18--20° R. die rechte Flug— 
zeit vom 24— 30 Juny; es fliegen zwar bey abmwechfelndemn, 


- £ühlem oder feuchtem Wetter noch bis zum 12. und 16. July 


Falter in beiden Gefchlechtern, allein in einem nicht mehr brauch— 
barem Zuftand, weil diefes-einzelne Spätlinge find, welchen es 
Mühe Eoftete fich zur Paarung zu finden. 
68 Xanthe (Fabr.) 
I] Circe (Illiger) häufig in Laubwäldern. 
vom Frühjahr bis zum Herbſt. 
3) Gen. Lycaena (Boisd.) 
72) Amyntas (Fab.) — Flugzeit im Sommer. 
Varietas Polysperchon (Ochs.) — Flugzeit im Frühjahr 
und befonders in den £leinen Hegwäldern deg Niedgaus. 
73) Hylas (Fabr.) hier felten, dagegen im Taunus allent= 
halben. 
76) Aegon (Borkhausen) häufig. — Flugzeit vom 21. July 


Flugzeit 


bis Mitte Auguſt, beſonders auf Wieſen des Niedthals. 


77) Argus (L.) nicht ſehr häufig. — Flugzeit Mitte May 
bis Ende Auguft. 

82) Agestis (Esp.) nicht häufig. — Flugzeit vom Suny 
bis Mitte Auguft. 

89) Alexis (Fab.) Am häufigften von allen bier vorkom— 
menden Lycaͤnen. — Flugzeit von Anfang des Sommers bis 
im September, 

Die Raupen glaube ic) auf Origanam vulgare im May ge: 
funden zu haben. 

94) Adonis (Fabr.) nit häufig. 

Sn unferm Stadtwald vorberrfchend an einer Zerraffe der 
Oppenheimer Chauffee, wo er fich gern auf biühenden Thymns 
niederläft, 

Es foll hiermit nicht geſagt fein, daß ausfchließlich an beſag— 
ter Stelle der Falter fliege, fondern daß er hier nur häufiger 
als anderwärts vorfomme. 

Das Meib ift bedeutend feltener als der Mann. Adonis 
fliegt in zwei Generationen, wovon die Falter Anfangs Auguft 
bey 20— 24% R. am häufigiten find. 

96) Corydon (Fabr.) einzel doch nicht felten. — Flugzeit 
und Drt wie Adonis. 

Die merkwürdige Abänderung des Weibes, welches Treitfch Ee, 
Band X. Abth. 1. erwähnt und Hübner Taf. 148. Fig. 742. 
nicht gut abgebildet hat, deffen Dberfeite ebenfalls hellblau und 
fhmwärzlich beftäubt, wie des Mannes ift, fommt in der Schweiß 
nicht felten vor, mo fie Here von Heyden voriges Jahr in 
mehreren Eremplaren gefangen und. mitgebracht hat; befonders 
zeichnen fi die Augen auf der Dberfeite am Saum der Unter: 
flügel durd) die amarantrothe Einfaffung aus. 

100) Acis (W. V.) einzel. — Flugzeit im May.: 

Ifis 1848. Heft 11. 


898 


109) Argiolus (L.) einzeln doch nicht felten. — Flugzeit vom 
Man bis Ende Auguft. 

122) Cyllarus (Fab.) nicht 
bis Ende Sun. 

114) Euphemus (Hübn.) einzeln doch nicht felten. — Flug: 
zeit Suly. 

115) Erebus (Fabr.) einzeln. — Flugzeit Suly. 

Außer dem im Ochfenheimerfhen Werke genannten Fundorte 
iſt die hiefige Gegend, die Gegend bey Darmftadt und die Berg: 
ftraße zu erwähnen. 

116) Arion (L.) einzeln, Flugzeit July — Auguft. 

IV. Tribus Erycinides (Boisd.) 
1. Genus. Nemeobius (Steph.) 

117) Lucina (L.) nicht häufig. Kurze Flugzeit befonders im 
May auf lihten Waldftellen. 

Sch befige aus hieſigem Stadtwald eine merkwürdige, hell- 
gelbe Varietüt, bey welcher das Ausmaaß 4 größer ift, als 
alle bis jegt verglihenen Eremplare. 


B. Pendulae. 
V. Trib. Danaides. 
1. Gen. Danais. 
Diefes Geſchlecht, welches überhaupt in Europa nur einen 


Keprafentanten hat nnd diefer ein. Bewohner der außerften Spigen 
des europaifchen Feftlandes am mittelländifhen Meer ift, fehlt. 
VI. Tribus. Nymphalides. 

1. Gen. Limenitis (Boisd.) 

121) Sibylla (Fabr.) als Schmetterling nicht häufig. 

Bey anhaltender Wärme von 20 — 249 R. fliegen bier die 
erften Falter fchon gegen den 8. — 12. July; fie find fehr leb— 
haft und defhalb innerhalb 3—4 Tagen abgeflogen. 

Die Raupe fommt bey 12—14°R. fhon Anfangs May 
mehr auf niederen als in die Höhe ranfenden Pflanzen der 
Lonicera periclymenum (auc auf andern Xoniceren) vor. 
Meil fie aber fo gruͤn wie das Blatt der Pflanze ift, fo iſt fie 
nicht leicht von demfelben zu unterfcheiden, zumal fie fchattige 
dunfele Matdftellen liebt; fie befpinnt, ehe fie weiter geht (mel- 
ches in einem eigenthuͤmlichen Zuden und ſich weiter Schieben 
befteht) zuerft den neuen Platz, welchen fie betritt, damit fie 
fich gleich in den gefponnenen Fäden feft Elammern kann. Man 
thut deßhalb wohl, fie lieber mit fammt dem Blatte abzuneh- 
men, als von demfelben durch Gewalt zu trennen. Die Huͤb— 
nerfche Abbildung ift fehr brav, 


2) Gen. Nymphalis ( Boisd.) 


123) Populi (Z.) felten und nur einzeln. 

Der Falter fliegt im Juny und kommt häufiger im Malde 
bey Drey⸗eichen⸗ hahn vor, doch fliegt er auch hier und im Tau— 
nus. Die Raupe liebt fehr die Wärme und fist gewöhnlih im 
May bey 16—18°R. auf dem Gipfel etwa Stodiwerk hoher 
Baͤumchen der Zitterpappel (Populus tremula ), entweder auf 
der Dberfeite des Blattes oder an dem meift abgefrejjenen 
Zweig feftgefponnen; fie ift ſehr träg und verläßt nicht Teicht 
den Ort, worauf fie einmal fist, bis alle Blätter ringsum Zahl 
abgeweidet find. Es dient diefes dem Kenner, ihre Spur leich- 
ter zu entdecken. Auch hievon ift die neuere Hübnerfche Abbil- 
dung fehr getreu, 


felten. — Flugzeit Ende Man 


97 


899 


3. Gen. 


125) Paphia (L.) gemein. 

Die Falter haben eine lange Flugzeit und erfcheinen die erften 
(ben anhaltend [honem Wetter und einer Temperatur von 16 bis 
20° R.) fchon gegen den 8.— 10. Juny, und fliegen bis im 
September. In der Megel jedoch fliege der Falter in Anzahl 
erft im July und fist befonders gern auf den Blüthen von 
Sambucus nigra, Him= und Brombeeren ( Rubus idaeus et 
fruticosus) und auf den Diftelblüthen. 

128) Aglaja (L.) etwas feltener, aber doch häufig. — Kuͤr— 
zere Flugzeit im July. 

130) Adippe (Fabr.) häufig, gleiche Slugzeit mit der vorigen. 

Die Varietaͤt Cleodoxa (Esper) fommt hier felten vor und 
wurde von mir innerhalb 14 Jahren erſt dreymal gefangen. 

131) Niobe (L.) 

In unferem Stadtwald wird diefer Falter durch bie vielen 
Sammler (e3 find deren gegenwärtig 36 Erwachfene ohne die 
Knaben hier), welche ihm nachftreben, immer feltener; dagegen 
ift er im Taunus (welcher nur von Wenigen in diefer Ange- 
legenheit befucht wird), befonders am Fuße des Altkönigs haufig 
und fehr lebhaft colorirt. Er hat einen außerordentlich fchnellen 
Flug und liebt wie Paphia diefelben Blüthen, um daran zu hängen. 

Nach mehrjähriger Beobachtung möchte hier die Flugzeit bey 
20—24°R, gegen Ende Junh feyn; doc fah ich bey anhaltend 
warmem Wetter zuweilen ſchon mit Beginn diefes Monats Fal- 
ter fliegen. 

132) Latonia (L.) fehr häufig. — Flugzeit von Anfang 
May bis in den fpäten Herbft. 

140) Ino (Esp.) 

Nur im Taunus und am häufigften auf befagter, bey Chryſeis 
befihriebener Gebirgswiefe anzutreffen, wo der Falter im tiefiten 
Boden diefes Thals an einem raufchenden Forellenbach, zwi— 
ſchen den häufig dort wachfenden Saalweidenbüfchen (Salix ca- 
prea) langfam taumelnd herumfliegt und leicht zu fangen ift. 

Nach vieljährigen Beobahtungen Eann ih Och ſenhei— 
mern, welcher dem Falter eine 3 Monate lange Flugzeit ein= 
räumt (Suny, July, Auguft) nicht beyftiimmen; denn ich fah 
noch nie ein Gremplar vor dem 10. Suny und nur Außerft 
felten einzelne Spätlinge noch im July fliegen; bey 18—22°R. 
it vom 12.—18. Juny die geeignete Zeit, reine Exemplare zu 
erhalten; die Flugzeit dürfte kaum länger alg einen Monat anzu- 
nehmen feyn. 

144) Dia (L.) häufig. 

Sliegt in 2 Generationen, wovon die erfte Anfangs May, 
die zweyte im July, manchmal auch erft im Auguft vorkommt. 

Da im Dchfenheimerfchen Werke Eeine Befchreibung der 
Raupe gegeben ift, fo Laffe ich hier eine nach der Natur aufs 
genommene getreue Befchreibung folgen. Die Raupe ift im 
April bey anhaltend gutem Wetter und einer Wärme von 10 big 
12° R. fchon 8” parifer lang, doc) giebt es auch noch kleinere 
Räupchen. Sie ift kurz und dick und hat einen glänzend ſchwar— 
zen Kopf, auf welhem viele fteife Härchen ftehen; die Farbe 
des Körpers ift dunkelgrau, mehr oder weniger dunkel nüancirt 
und über und über mit ſchwarzen Atomen befäet, fo daß man 
bey oberflächlichem Beſehen, fie leicht fir fchwarz hält; 6 Neihen 
heller, an der Wurzel roͤthlich gefärbtee Dornen ziehen zu beiden 
Seiten vom Kopf bis zum After; über den Ruͤcken zieht eine 
ſchwarze Linie; diefer Linie und den Dornen zunächſt liegt ein 
ſchmutzig weißer Eleiner led. Bauch-, Horn- und Fleiſch— 


Argynnis (Ochs.) 


900 


füße find ſchwarz. — Die Raupe ift träg und lebt nur in ben 
Eleinften Zuftänden gefelfcyaftlih, fie nimmt Viola odorata 
zur Nahrung. 

145) Euphrosyne (L.) häufig. — Flugzeit [hon Anfangs 
May und Suny. 

147) Selene (Fabr.) noch häufiger als Euphrofpne, fliegt 
in zwey Generationen, wovon die 1fte im May und die Zte 
Mitte July vorkommt. Die erſte Generation iff größer und 
mehr colorirt als die Ate, welche hier auch nur in wenigen Erem= 
plaren fliegt, während die erfte häufig ift. 

4) Gen. Melitaea (Fabr.) 

155) Artemis (Fabr.) 

Fliege in unferm Wald Außerft felten, in dem kleinen Hege- 
wäldchen des Niedgaues öfters, nur im Taunus fehr häufig. 
Um reine Eremplare zu erhalten, dürfte nad) mehrjährigen Be— 
obahtungen May bis Anfang Suny die richtige Zeit ſeyn. 

156) Cinxia (Fabr.) einzeln, doc nicht felten. — Flugzeit 
May, Juny. 

Die Raupen findet man ſchon im März bey S— 10°R. 
Mejtermeife beyfammen lebend auf trodenen Brachfeldern (bes 
fonders in der Nähe des Waldes), Das Characteriftifche, 
wodurch fie fi) von ähnlichen und verwandten Arten unterfcheis 
det, ift der rothbraune Kopf, im übrigem fieht fie den andern 
Melitaearaupen fehr ähnlich. Sie mechfelt öfters die Nahrung 
und müffen daher mehrere niedere Pflanzen eingefeßt werden; be= 
fonders liebt fie: Spitwegerih (Plantago lanceolata), Schaf: 
garbe (Achillea millefolium) und Löwenzahn (Leontodon Ta- 
raxacum). 

162) Didyma (Fabr.) überall und nicht felten. 

Flugzeit Mitte July, befonders auf hochgelegenen der Sonne 
ausgefegten duͤrren Waldftellen, die Weiber varieren oͤfters und 
gehen alle Nüanzen von Gelb durch. 

163) Dietynna (Esp.) ſehr häufig. 

Flugzeit May, Juny und abgeflogen noch im July. Die: 
fes Jahr wurde bey einer Ercurfion in den Taunus eine merk— 
würdige Baſtard-Art von Dietynna und Artemis gefangen. 
Die Oberfeite derfelben ftimmt volllommen mit einer dunfel ge: 
färbten Dietynna überein, während die Unterfeite ſich durch 
nicht3 von Artemis unterfcheidet. Es verdient dieſes befonders 
als fehr intereffant hervorgehoben zu werden, weil bey diefen 
Faltern nie eine Vermifchung ftattfindet, und ebenfo wenig eine 
Uebntichkeit, wie 5. B. ben Athalia und Parthenie, da ift. 

165) Parthenie (Borkh.) einzeln und nicht häufig. 

Flugzeit in 2 Generationen nur bis im September — Ob- 
gleich der Falter befonders auf Waldiviefen anzutreffen ift, fo 
fcheint er doch den Drt zu wechfeln: fo finde ich denfelben 
nirgendsmehr, wo ich ihn früher Ifand, und dagegen jest, an 
dem großen Durchfticdy der Mayn-Neckar-Bahn im Wald, wo 
er faft nie flog. 

2 166) Athalia (Borkh.) fehr häufig. — Flugzeit May, Suny, 
July. 
5. Gen. Vanessa (Ochsenh.) 

167) Prorsa (L.) häufig. Flugzeit im Suly. 

Raupe im July bey 20—26° R. gefellfchaftlih an Neffen 
auf lichten Waldſtellen; im Herbft Fommt fie nochmals vor, 
überwintert dann als Puppe und giebt im nächften May. 

Die Varietät Levana (L.) ebenfalls häufig. 

Die Subv.rietät Porima (Freyer) von Exemplaren, welche 
durch warme Novembertage erzeugt werden, ift ſehr felten. 


901 


168) Cardui (L). häufig. — Blugzeit in mehreren Gene— 
rationen vom Juny big im September. 

Wohl Eein anderer Schmetterling ift über fo viele Theile un: 
feres Planeten verbreitet, wie diefer Falter, weßhalb ich mir 
erlaube, etwas näher darauf einzugehen. 

Sch befige ein Eremplar, welches Dr. E. Rüppell-aus 
Abyffinien von deffen 2. Reife ( 1832.) mitbrachte. Ein 2tes 
Eremplar wurde von den Küften des rothen Meers, ein 3. aus 
den Niederungen der Kula (weftlich von Abyffinien), ein 4. 
aus Aegypten, von derfelben Reiſe herrührend, mitgebracht. 
Sn unfeem Senfenbergifhen Mufeum befinden ſich Exem— 
plare aus Aujtralien, ferner von den Sunda=Infeln und aus 
‚ Nordamerika, welche ſich von unferm gewöhnlichen Cardui durch 
nichts unterfcheiden. Das britiſh Mufeum in London hat 
Exemplare aus den verjchiedenften Gegenden; England, Deutfch- 
land und Frankreich, Aegypten, Nepaul, Bengalen, Sandwicd)ss 
Sufeln, Neu-Seeland, Sierra Leone, Teneriffa, Süd= Africa, 
Neufundland, Neu: Schottland, vom Ohio, Martins: Fall und 
den verfchiedenften Gegenden Nord» und Südamericas. 

169) Atalanta !(L) nicht felten doch einzeln. — Flugzeit 
in verfchiedenen Generationen vom Frühling bis in Herbft. 

Der Schmetterling fommt in vielen Gegenden Nordamerikas 
vor und fliege in ganz Europa. Die Raupen der erften Ges 
neration findet man in zufammengezogenen Blättern der Neffeln 
im Juny bey 14—20° R. 

170) To (L.) häufig. — Flugzeit in mehreren Generationen 
vom April bis in October. 

Varietas Joides (Dahl) ift weder Varietät noch Abart, 
fondern durchaus nichts ald durch Hunger verfümmerte 
Eremplare unferes gewöhnlidhen Jo. Man fann fi 
hiervon fehr leicht überzeugen, wenn man die Raupen, im Drit— 
tel ihrer Größe, fpärlic und nur von Zeit zu Zeit füttert; fie 
bleiben alsdann Elein, verwandeln fich am Ende aus Mangel an 
Butter in £leine Puppen, welches natürlid) auch nur kleine 
Schmetterlinge giebt. Sch befike Exemplare, welche ich, um 
der Sache auf den Grund zu fommen, felbft aus den Raupen 
erzogen haben, die nicht größer als Prorsa waren, mithin wurde 
Seba und Ochſenheimer mahrfcheinlih von fpeculativen 
Snfectenhändlern durch unwahre Berichte getäufcht. 

171) Antiopa (L.) als Schmetterling nicht häufig. — Flugs 
zeit Frühjahr und Sommer. 

Auch diefer Falter fliegt nicht nur faft in ganz Europa, fon= 
dern auch in Nordamerica, wovon ic) aus den Raupen gezogene 
Eremplare befige. 

Daß der Schmetterling nicht fo häufig angetroffen wird, als 
bie große Zahl der Naupen, welche im Suny noch Elein und 
Neſterweiſe beyfammen lebend auf der Saalweide (Salix caprea ) 
gefunden werden, vermuthen läßt, mag zum Theil darin liegen, 
daß die erwachfenen großen Naupen leicht von ihren Feinden 
(den Vögeln‘) entdeckt und verzehrt werden; theils aber befom- 
men. fie ſehr leicht in der legten Haͤutung, befonders wenn es 
ihnen an Sonne und Wärme gebriht, die Peft (wenigſtens 
mit diefem Namen von vielen Gntomologen fo geheifen). Es 
außert ſich diefe Krankheit, daß ihnen der After zugeklebt ift 
und ihnen derfelbe nicht mehr beym Gehen zum Nachſchieben und 
Sefthalten dient; fie fisen alsdann 1—2 Tage ruhig mit in die 
Höhe gehaltenem After, welcher fich dann plößlich Öffnet und bie 
_ Raupen formlic) ganz auslaufen. Wenn viele beyfammen in 
in einem Behälter gehalten werden, fo ift diefe Krankheit con- 
tagiös und geht alsdann alles zu Grunde. Wenn dagegen 


902 


das Uebel im Entftehen bemerkt wird und man bie Rau— 
pen abfondert und der Wärme und Sonne ausfest; fo erholen 
fi) die meiften wieder, 

172) Urticae (L.) fehr häufig. — Flugzeit von den erften 
Tagen des Frühlings in mehreren Generationen bis in Spaͤt— 
herbft. 

174) Polychloros (L.) nicht felten. 

Der Schmetterling fliegt in den erften Tagen des Frühlings 
aus überwinterten Puppen, legt Eyer, aus welchen Die Rau— 
pen Eriechen, fi alsdann verpuppen und nochmals als Schmet— 
terlinge fliegen. 

178) C album (L.) häufig. — Flugzeit wie Urticae, 


VI. Trib. Libytheides. 


Der einzige europäifche Nepräfentant des Genus Libythea 
(Latr.) ift ein Bewohner des Südens und fehlt hier. 


VIII. Trib. Apaturides. 


Der einzige Repraͤſentant des erſten Genus Charaxes fliegt 
nur an den Kuͤſten des mittellaͤndiſchen Meeres und fehlt hier und 
im uͤbrigen Europa. 


2. Gen. Apatura (Ochsenh.) 


181) Iris (L.) nicht fehr felten doch einzeln. 

Flugzeit bey 20—24I N, felten vor dem 6. Suny, bei) min- 
der warmer Witterung erft im July, und dauert 2—3 Wochen. 
Der Falter ift nicht leicht zu fangen, wenn nicht eine Pfüse 
oder feuchter Pferdedünger in der Mähe iſt. Iſt jedoch eine 
derartige Sauche vorhanden und ftellt man fich verdeckt, fo fliegt 
er augenbliclih zu, mo es alsdann ein leichtes ift, ihn zu er— 
halten. — Die Weiber find leichter zu fangen, kommen aber 
weniger von den Buͤſchen der Sutterpflanze herunter; auch find 
fie bedeutend feltener. 

Die Raupen Eommen bey 14—20°R. ſchon im May vor, 
doch da fie glatt und ebenfo gefärbt find, wie die Sutterpflanze 
(Salix caprea), auf welcher fie feftgefponnen figen, fo ift es 
ſchwer, fie von derfelben zu unterfcheiden. Da fie auch nicht 
durchs Klopfen berunterfallen, fo wird e8 allein möglich, welche 
zu erhalten, wenn man bey fonnigen und ftillen Tagen fich fo 
ftellt, daß man die Sonne im Geficht hat. Durch diefe Stel— 
lung erfennt man leicht eine Raupe (gleichviel ob fie auf der 
Dber- oder Nückfeite des Blattes fißt) als einen dunfen un— 
durchfichtigen Punkt. 

182) Ilia (Fabr.) feltener. Diefelbe Flugzeit mit Iris. 

Der Schmetterling fommt weniger in unferem Stabtwalde 
ala in dem 24 Stunden entfernten angränzenden Wald bei 
Dreyeihenhayn vor; doch fliegt er auch fehon hinter dem Dorfe 
Neu:Yfenburg und in der Pappelallee nach Sprendlingen. 

Varietas Clytie (Hübn.) nicht fo felten. 


IX. Trib. Satyrides. 
1. Gen. Arge (Esper). 


185) Galatea (L.) häufig. 

Doc fliegen die Falter nirgends fo zahlteih, als auf einer 
eine Stunde von der Stadt gelegenen Waldwiefe, in der Nähe 
des DOberforfthaufes vor dem fogenannten Kaffeewäldchen; hier 
find fie gegen den 16.— 24. Julh bey etwa 20—240 R. in 
ungeheurer Maffe. Galatea ift bier der einzige Nepräfentant 
des fo zahlreichen Geſchlechts an Arten und Varietäten. 


903 


2. Gen. Erebia (Boisd.) 


204) Medusa (Fabr.) häufig, — Flugzeit Ende Map. 
6 \ Blandina ( Fabr.) 

216) Medea ( Hüb.) häufig. — Flugzeit July, Auguft. 

218) Ligea (L.) nicht felten. 

Nur im Iaunus, befonders in der Mähe des großen und 
Eleinen Feldbergs und auf dem Altkoͤnig. Es dürfte für dieſen 
Faltet ben anhaltender Wärme von 20240 R. der Monat Juin 
die rechte Flugzeit ſeyn, denn bey: fpäteren Ercurfionen und 
gleicher Wärme waren im Auguft ſchon alle Eremplare verflogen. 
Menn e3 dagegen weniger warm ift, fo Eommen feine. vor 
Auguft zum Vorſchein. 

222) Goante (Esper) felten. 

Diefer Falter, deſſen Vaterland die Schweiz, Piemont und 
Savopen ift, wurde voriges Jahres im Taunus entdedt. 


3. Gen. Chionobas (Boisd.) 


Die Kalter diefes Geſchlechts, welche meiftens alle in Ealten 
Regionen fliegen, fehlen bier alle. 

4. Gen. Satyrus (Boisd.) 

238) Phaedra (L.) felten. 

Diefer Schmetterling fliegt hier nur hinter unferm Oberforft- 
haus, bis in den am Mayn gelegenen Drt Keltersbuch (eine 
Strede von 2 Stunden). Diefe Gegend befteht aus Eichen- 
Buchen: und Tannenwald, der zum grögern Theil vor einem Torf: 
moor liegt (dem fogenannten Nirderräderbruch). Diefe Gegend ift 
ba, wo der Schmetterling mehr al3 anderwärts vorfommt, hüglig. 
Er fliegt ben einer Wärme von 24—26° R. ſchon gegen Ende 
Sulp, doch meiftentheild erft im Auguft, er ift hier einzeln und 
die Meiber find feltener als die Männer. 

241) Hermione (L.) einzeln, doch nicht felten. — Flugzeit 
mit Phaedra, doch länger dauernd. 

Die Raupe fand ih fhon im May ben 14— 20° R., wo 
fie erft 4 lang iſt; fie erreicht jeboch fpäter ein Ausmaag von 
14-15". Sie Iebt den Tag über fehr verborgen und geht 
nur Nachts auf die Zutterpflange. Dchfenheimer nennt als 
folhe Holcus lanatus. Doch ernährte ich und andere hiefige 
Freunde biefelbe mit Queen (Triticum repens) bis zur Ver- 
puppung. Die Dohfenheimerfhe Beſchreibung der Raupe 
ffimmt vollfommen. 

242) Circe ( Fabr.) 

Proserpina (Hüb.) einzeln und feltner als Hermione. 
— Diefelbe Flugzeit wie biefe. 

243) Briseis ( L.) nicht jelten. 

Doch fliegt der Falter nicht in unjerer unmittelbaren Nähe, 
fondern in einigen Gegenden bes Zaunus, der nördlihen Wet- 
terau und befonders ben Gießen auf den fogenannten 7 Hügeln. 

247) Semele (L.) häufig. — Flugzeit wie Hermione. 

252) Eudora ( Fabr.) 

Wollen andere Entomologen nah Darmftadt zu gefangen 
haben, doch war ih noch nicht fo glüdlid) und hege einigen 
Zweifel, 

253) Janira ( Ochsh.) ſeht häufig. — Flugzeit vom Juny 
bis zum Dectober. 

254) Tithonus (L.), baufig.y— Flugzeit vom Juny bis 
Auguft. 

259) Maera (L.) Var. Adrasta (Ochs., Hofmannsegg?) 


904 


Außer Italien und Schwalbah, welhe Orte Schfenheimer 
als Fundorte bezeichnet, fliegt diefer Schmetterling auch in un= 
ferm Zaunusgebirge. — Meigens Behauprung, dad alle von 
Frankfurt erhaltenen Eremplare nicht die ächte Varietaͤt Adra- 
sta fenen, fann wohl nur fo zu verftchen ſeyn, daß Adrasta 
nicht in naͤchſter Umgegend von Frankfurt fliege, denn auf dem 
Gipfel des Staufens, der Burgruine Königftein und dem Falfen= 
fein fliege diefer Falter Acht, fogar häufig. Die genannten 
Drte liegen freylih 2 Meilen von bier entfernt, Frankfurt ift 
aber doch der zunmäcft gelegene bekannte Ort. Weshalb foll 
denn ein auf £einer Karte vorfommendes Dorf oder unbefannte 
Maldhäufer genannt werden? — Dder bat Meigen vielleicht 
aus nicht richtiger Duelle falfche Zufendungen erhalten? — 
Auffallend bleibt, daß auf der ganzen öftlichen Abdachung des 
Zaunusgebirges nicht die Stammart Maera vorfommt, während 
ich diefen Falter ſchon öfter am Moͤlibocus (im benachbarten 
Odenwald) gefangen habe. Mölibocus und der Taunus liegen 
befanntlih circa 6 Meilen augeinander. 

Nach mehrjährigen Beobachtungen erfcheinen «ben 20—240 R. 
ſchon den 10.—12. Juny die erften noch ganz reinen Falter; 
ben 26-309 R. findet man den 20. Suny ſchon feine brauch⸗ 
baren Eremplare mehr, weil diefe Art wenig rubet und den gan= 
zen Tag über den Mauern und Felfen herumfliegt, wodurch 
fie fehr bald und leicht Noth leidet. In weniger warmen Sah- 
ten erfcheinen die Kalter erft im July, ja ich fand fogar einzelne 
Eremplare noch im Auguft fliegen, welches ich doch befonderen 
Umftänden zufchreiben möchte. 

Die Raupe und die Duppe der Adrasta find von der Stamm- 
art Maera nicht zu, unterfheiden und haben Aehnlichkeit mit 
der verwandten Megaera. Die Puppen find fehr ftumpf, dun⸗ 
Eelgrün und hängen wie die meiften Zagvogelpuppen geftürzt, 
man findet fie bier zwifchen den Mauerrigen der Königfteiner 
Burgruine. 

262) Megaera (L.) fehr gemein. 
in September. 

264) Aegeria (L.) jehr häufig. 
Tagen des Aprils bis im Auguft. 

265) Dejanira (L.) Flugzeit Juny, Sup. 

Nicht in unferer unmittelbaren nächſten Umgegend, dagegen 
öfter bey Darmftadt, auch in der nordöftlihen Wetterau, be- 
fonder3 ben Gießen fliegt diefer Falter. Die Weiber find be- 
beutend feltner als die Männer. 

266) Hyperanthus (L.) häufig. $lugzeit Juny bis im Auguft. 

268) Hero (L.) Flugzeit vom 10.—12. Suny bis zu Ende 
biefes Monats. 

Noch vor Urbarmahung unferes Lerchenbergs flog auch bier 
der Kalter; feit diefem ift er verſchwunden, fliegt dagegen im 
ganzen Taunus und auf lichten Waldſtellen des Eleinen Feld⸗ 
bergs fogar häufig. Die Weiber find fo felten, daß ich ſchon 
öfters 30—40 Männer gefangen hatte und nur ein Weib. 

269) Iphis (Hüb.) häufig. Flugzeit Juny, July, 

270) Arcanius (L.) häufig. — Flugzeit. 

276) Davus (L.) Zlugzeit Anfangs Suny bey 18—20° R. 

In unferer naͤchſten Umgegend einzeln und felten, dagegen 
im Taunus auf feuchten Gebirgswiefen häufig. 

277) Pamphilus (L.) häufig. Zlugzeit vom Man bis im 
Auguft auf Wiefen. 


Flugzeit im May bis 


Flugzeit von ben erften 


C.  Involutae. 
X. Tribus. Hesperidae. 
1. Gen. Steropes. A 
280) Paniscus (Fabr.) einzeln und nicht haufig. — Flug— 
zeit im May auf lichten Walditellen. 
2. Gen. Hesperia. 
281) Linea (Fabr.) einzeln. Flugzeit vom Juny bis in 
Auguft befonders öfters im Taunus. 
282) Lineola (Ochsenh.) (Seriba?). 
befonders auf Feldivegen im Taunus. 
283) Sylvanus (Fabr.) häufig. _Diefelbe Flugzeit. 
284) Comma (L.) häufig. Dieſelbe Flugzeit. 
285) Actaeon (Esper) felten. Diefelbe Flugzeit. 
Und bis jegt nur in einzeln Eremplaren an einer Stelle in 
unferm Stadtwald, an der, Oppenheimer Strafe getroffen. 
3. Gen. Syriethus (Boisd.) 
289 \ Malvae (Fabr.) 
=” } Malvarum ( Ochsenh.) felten. — liegt in 2 Ge: 
nerationen, wovon. die erfte im May und die zweyte im July 
erfcheint, 
305) Alveolus (Häb.) häufig. 
auch in 2 Generationen. 
4. Gen. Thanaos (Boisd.) 
210) Tages (L.) häufig. Fliegt auch in 2 Generationen. 
Sur Ueberſicht. 
Schluß der Tagfalter (Papiliones L.) 
Demnad fliegen hier 97 Species Nhopaloceren (B.) mit 8 
Varietaͤten. 


Dieſelbe Flugzeit 


Dieſelbe Flugzeit und fliegt 


LEGIO SECUNDA. Heterocera. 
Larvae Progressoriae. 
XI. Tribus. Stygiariae. 
Die beiden Genera Stygia (Dup.) und Chimaera ( Ochs.) 
finden hier feine Repräfentanten. 
XI. Trib. Sesiariae (Boisd.) 


1. Gen. Thyris (Illiger) 
ift hier nicht repraͤſentirt. 
2. Gen.  Sesia (Lasp.) 


329) Tenthrediniformis (H:) felten. 

336) Tipuliformis (L.) häufig. 

Der Schmetterling fhmwärmt gegen den 12. — 18. Juny 
(bey 20-24 R.) von 11 Uhr Vormittags bis gegen 4 Uhr Nach 
mittags auf verfchiedenen Blüthen, befonders des Ligufters ( Li- 
gustrum vulgare), der Johannisbeeren, Himbeeren und Brom 
beeren herum. , Hier bemerkte ich diefes vorherrfchend an einer 
Ligufterhede, welche in der Nähe des Waldes an einen Ader 
gränzt, welcher mit Sohannisbeerfträuchern und Zwetfchenbaumen 
bepflanzt ift. 

343) Mutillaeformis (Lasp.) felten. — $lugzeit und Fund» 
ort wie Tipulif.,, nur feltener. In 4 Ereurfionen, wovon jede 
an Ort und Stelle etwa 2 Stunden dauerte, fing ich 44 Stüd 
Tipulif,, während ich nur 8 Stuͤck Mutillaef. befam. 

349) Cynipiformis (Hüb.) felten und nur im Zaunus. — 
Flugzeit im. Suny. 

Die Raupen diefer Sesia leben zwifchen der Rinde und dem 
Stamm kurzer, vor 2 Jahren gefällter und noch. in der. Erde 

Iſis 1848, Heft 11. ; 


906 


wurzelnder Eihbaumftugen; in älteren, alfo länger als 2 Fahre 
in der Erde ſteckenden Stugen findet man aͤußerſt felten noch 
eine Raupe. Die befte Zeit fie zu fuchen ift im Mai; doch 
trifft es fich zumeilen, daß fie um diefe Zeit fchon verpuppt 
find, wo alsdann die Puppe leicht. überfehen werden kann, weil 
fie faft immer mit abgenagten Holzfpähnen umgeben ift. 

559) Hylaeiformis (L.) felten, und bis jest nur im Tau: 
nus getroffen, wo fie gegen den 16. — 18. Juln ( 18—20° R.) 
an den Blüthen des Galium (befonders Galium verum) 
ſchwaͤrmte; ja fogar traf ich diefes Jahr ein Pärchen auf Ga— 
lium feine Hodyzcit feyernd. 

364) Asiliformis ( Fabr.) 

Auch diefe Sesia traf ih bey Bad Soden (im Taunus), 
u einer der jungen Pappeln, welche an der Königfteiner Straße 

ehen. 

367) Apiformis (L.) einzeln. Flugzeit Man, Juny. 

Die Raupen findet man vor ihrer Werpuppung hinter der 
Ninde der italiänifchen Pappel. 

Bis jest gluͤckte es mir nicht, mehr Sefien hier aufzufinden. 
Culieiformis et Nomadaef. follen indejfen jhon getroffen worden 
feyn. Auch glaube ich gewiß, daß in unferm Taunus noch meh: 
rere Species fliegen; allein wer mit der Schwierigkeit vertraut ift 
und weiß wie fchwer die Raupen zu: finden find und wie leicht der 
Schmetterling uͤberſehen werden kann, wird diefe Ungemißheit 
natürlich finden. 

Am Schluß dieſer Abtheilung, welche fchon Linne mit der 
Endſylbe „formis“ bezeichnete, erlaube ich mir, gegen die im- 
mer mehr um fie) greifende Sudt, Thieren Perfonennamen zu 
geben, eine Rüge einfließen zu laffen. Die Benfpiele, befon- 
ders bey den Eleineren Schmetterlingen find fo häufig, daß es 
unnöthig ift, dergleichen anzuführen. 

Es ift bier wirklich eine Manie geworden und wirft ſtreng 
genommen auf den Namengeber mindeftens den Schein der 
Bequemlichkeit und verkehrten Hochachtung. 

Warum nennt man nicht einen neu entdedten Lepidopter, von 
dem die Sutterpflanze der Raupe zur Zeit noch nicht bekannt iff, 
nach einem befonders hervortretenden Kennzeihen? — Es würde 
doch gewiß, wenn mit Sadjfenntnig die Mahl getroffen, we— 
fentlih zum Miedererfennen und Behalten des Namens ben: 
tragen und jedenfalls vernünftiger feyn, als ein 
Thier „Schmidt oder Müller” zu nennen! 


XIH. Tribus. 


1. Gen. Macroglossa (Ochsenh.) 


368) Fueiformis (L.) als Schmetterling einzeln, doch we— 
niger felten wie als Raupe. 

Boisduval gibt als Flugzeit des Schmetterlings den Mo: 
nat Auguft an, welches bey uns nur im Taunus, wo alles fpäter 
als in unferer Nähe vorkommt, zutrifft. In unferer Umgegend 
fliegt manchmal fhon im May, in der Regel aber gewiß im 
Juny der Schmetterling. 

Die Raupe, welche bier vorherrfchend in verlaffenen Stein- 
brüchen unferes Lerchenbergs auf Scabiosa arvensis [ebt, ift 
nicht leicht zur Entwidelung zu bringen. Sie kommt zuweilen 
zu gleicher Zeit mit dem Schmetterling vor, melches fich nur 
durch fucceffiveg Erſcheinen erklären läßt, da feine zwente Ge: 
neration ftattfindet. 

369) Bombyliformis (Ochsenk.) weniger felten. Gleiche 
Flugzeit und gleiches Erfcheinen der Raupe mit Fuciformis. 

DI 


Sphingides. 


907 


Bey Elhlerer oder abmwechfelnder Temperatur trifft man je 
doch erft im July die Raupe auf verfchiedenen Koniceren. 

371) Stellatarum (L) fehr häufig und mehrere Generationen, 

2. Gen. Pterogon (Boisd.) 

372. Oenotherae (Fabr.) als Schmetterling felten, als 
Raupe weniger felten. — Flugzeit vom May bis im Suny. 

Die Raupe verläßt früher das Ey als die Elpenorraupe, welche hier 
erſt Elein erfcheint, wenn fich die meiften der erfteren fchon verpuppt 
haben. Sie lebt mehr auf Epilobium grandiflor. et palustre 
als auf Oenothera biennis Sie entwicelt ſich innerhalb 14 
Tagen und geht fehon im halben July zur Verpuppung über 
(bey einer Wärme von 18— 22 R.). 

Daß die Naupen fo fehmwer zur Verwandlung zu bringen find, 
liegt lediglih in ihrer allzugroßen Lebhaftigkeit Eurz vor ber 
Verpuppung. Man muß daher, fo wie eine Raupe das Futter 
verläßt und anfängt herumzulaufen, folche allein in einen großen 
Behälter mit angefeuchteter leichter und mit Bläktern der Futter- 
pflanze uͤberdeckter Erde feßen. Diejenigen, welche fich unter die 
Erde vergraben haben, kommen, menn man foldhe in abgemef: 
fenen Zeiträumen gelmd anfeuchtet, gewiß alle durch, wogegen 
die andern, welche über der Erde in zufammengefponnenen Blätz 
tern liegen, leichter al8 Puppe vertrocknen. 

3. Gen. Deilephila (Ochs.) 

374) Porcellus (L.) als Schmetterling nicht felten. Flug— 
jeit wie Oenotherae. 

Die Raupe, welche im Julh bey einer Wärme von 20—24° 
N. auf verfchiedenen Galien lebt (befonders auf Galium mol- 
lugo), ift mährend des Tags größtentheils an der Erde unter 
Pflanzen verſteckt und daher nicht leicht zu finden. Die leer 
gefreffenen Pflanzenftengel verrathen am beften, daß in der 
Nähe eine Naupe verborgen ift. 

375) Elpenor (L) fehr haufig. Flugzeit, mit Boisdu- 
val übereinffimmend, vom Juny bis September. 

Die Naupe erfcheint hier meift gegen Ende July (bey 18 bis 
220 R.) und entwickelt ſich außerordentlich ſchnell, weßhalb man, 
da wo man einmal Raupen gefunden hat, in einigen Tagen 
mit Sicherheit wieder welche findet; dieſes Verfahren gilt be— 
ſonders auch für die Oenotherae-Naupr. 

379) Celerio (L.) 

Diefr Schwaͤrmer iſt einer der am weiteften verbreiteten. 
Unfer Senfenbergifhes Muſeum befist Eremplare aus dem 
nördlichen Afeica, Sava und Auffralien. In meiner Sammlung 
befinden ſich Stüde aus Oft: und Meftindien und den ver— 
f&hiedenen Gegenden Europas. Ein flereotyper Bewohner unfes 
ver Gegend ift diefer Schmetterling eigentlich nicht, Fommt nur 
bey anhaltender Hiße manchmal bier vor. In den Sahren 
1834., 1842., 1846, und 1847. wurden hier, in Offenbach, 
Hanau, Darmftadt und Miesbaden mehrere Eremplare gefan- 
gen, und da die Och ſenheimerſche Befchreibung der Raupe 
nicht genau und nad) dev ziemlich verfehlten Hübner fchen Ab- 
bildung gemacht zu feyn fcheint, fo will ich hier eine getreue 
nach der Natur copirte Befchreibung geben. 

Die Raupe wurde in einem Weingarten auf dem hier fchon öfters 
erwähnten Kerchenberg * gefunden ; fie war grün (doch giebt es auch 


* Der Eerchenberg iſt ein gleich vor dem Schlagbaum unferer Vorſtadt 
Sachſenhauſen gelegener, und bis an ten eme halbe Stunde entfernten 
Maid ziebender, circa 400° hoher Kalfhügel, welcher früher zum größer 
von Theit brach lag und einen entomologiſchen Schatz enthielt. Seitdem 
jedech terfelße immer mehr und mehr urbar gemacht wurde, verſchwanden 
mehrere Arten gänzlich aus hiefiger Gegend. 


908 


braune). Vom 4. Gelenk, welches dickwulſtig ift, fpist ſich 
der Körper auffallend nach dem Kopfe zu ab, wodurd die Raupe 
ſchlank ausfieht. Auf dem 4, Gelenk fteht zu beiden Seiten 
ein großes, mehr oval, als rundes Auge, welches tief dunkel 
grün ift und in welchem 3, zumeilen auch 4 gelblich = weiße 
Püncthen ftehen, die ſchwaͤtzlich begränzt find. Auf dem 5. 
Gelenk fteht ein Eleiner Flecken ohne Puncte, welcher viel Elei- 
ner als das erwähnte Auge if. Vom 5. GelenE zieht über 
den Luftlöchern, melche rofenroth begränzt find, eine Kleine blaß— 
gelbe Linie big zur Schwanzfpige auffteigend hin. Die Schwanz⸗ 
fpige ift blausröthlich und nady oben beynahe ſchwarz. Unter den 
Luftlöchern ftehen um die Füße herum, eine Menge Eleiner Per- 
len von hellerer Farbe als die Grundfarbe der Maupe ift; über 
denfelben ziehen mehr oder weniger fichtbar dunkelgrüne Streifen, 
welche ſich gegen den Rüden hin verlieren. Die Hornfüße find 
roͤthlich, die Fleifchfüße grün. Die Naupe lebt auf allen Arten 
des Meinftods. — Zwey big 3 mal 24 Stunden vor der Wer: 
puppung verändert fie ihre Farbe und wird fchmusig grün, fpä= 
ter braun, manchinal oderbraun, doch behalten die Hornfüße 
die röthliche, die Fleifchfüße die grüne Sarbe. Das Auge des 
4, Gelenks wird noch mehr oval und ganz ſchwarz. Innerhalb 
8 Tagen verwandelt fie fich gewöhnlich zwifchen Meinblättern 
verfponnen zur Puppe. Diefe ift geſtreckt und fehmusig gelb; 
die Flügelfcheiden find dunkler und haben viele ſchwarze Pünct- 
chen; die Luftlöcher find ſchwarz; die Nüffelfcheide ift helmar— 
tig gebildet (wie bey Stellatarum) und die Puppe ift größer 
als die des Elpenor. Ich ftellte die Puppe im Herbſt, wo 
es anfing Ealt zu werden, in ein mäßig warmes Zimmer (14 
bis 16° N.) und erhielt fhon am 30, November den erften 
Schmetterling. 

380) Nerii (L,) 

Wie Celerio in manchen anhaltend warmen Sommern ale 
verirrter Zugvogel bier: fo wurde er in den Jahren 1834., 1842., 
1846., 1847. gefangen und mehrere Raupen gefunden. 

382) Euphorbiae (L.) fehr häufig. 

Die Raupen, welche man in warmen Sommern im Juny 
findet, fliegen zum größten Theil nah 6—8 Wochen aus, von 
welchen alsdann eine 2. Generation nodymals im September 
vorkommt. 

Die intereffante Varietät, welche Herr.-Schaͤffer in feis 
nem Tert, Nevifion und Suppiemente. Bd. 2. Sphingides 
Europ. Taf. 3. ig. 7—S. abgebildet hat, befindet fich in meis 
ner Sammlung. Sie entwidelte fi aus einer gewöhnlichen 
Euphorbiae- Raupe, welche mit mehreren andern Naupen auf 
Euphorbia Peplus faß und folche als Nahrung zu fih nahm. 
Sch ſah in dee Gerningifhen Sammlung einige ähnliche, 
jedoch noch dunkler gefärbte Eremplare, welhe noch mehr den 
Eünftlich erzeugten Esulae glichen. Ich flug deßhalb 
vor, den Namen „Esulae“, der den Eünftlich erzeugten, einft 
für Acht und eigene Art gehaltenen Schmetterlingen gegeben 
wurde, auf die ebenfalls ftets vorfommende dunfler 
gefärbte Varietät zu übertragen, alfo die gefärbte Eu- 
phorbiae- Varietät „, Varietas Esulae“ zu nennen (Ber: 
fpielsweife wie Hübner von Liparis monacha die dunfelge: 
färbte Varietät „, Varietas Eremita “ nannte); nicht aber kam 
es mir im entfernteften in den Sinn, mie e8 in befagtem Werke 
beißt (Bd. IT. Abthl. 1. ©. 88.), „ich glaubte darin ein na— 
tücliches (nicht betrügerifcher Weiſe gefhwärztes) Eremplar von 
Esulae zu befigen, und den Ausfpruch thun zu dürfen, daß es 
wirfliche Euphorbiae, var. Esulae gebe, — 


909 


Gleich nahdem Prof. Erihfon den Betrug, welcher mit 
diefer. Species getrieben wurde, entdedt und veröffentlicht hatte, 
fand ih beym Beftimmen und Drdnen der lepidopterologifchen 
Sammlung unferes fenfenbergifhen Mufeums eine Deilephila, 
welche mir durch die abweichende Färbung von unferer gewöhn: 
lihen Euphorbiae auffiel. Ben genauerer Unterfuhung über: 
zeugte ih mich aufs Klarfte, dag Erihfon recht hatte und 
ich meldete ſolches feiner Zeit dem Hrn. Herr.: Schäffer Erft 
fpäter, no mir obige Warietät ausfchlief, welche eine Aehnlichkeit 
mit der Fünftlich erzeugten Esulae hat, und ich mich auch durch 
andere, noch dunflere Eremplare der Gerningifhen 
Sammlung überzeugte, daß diefe Abart zwar felten if, 
aber dennoch ftereotnp vorkommt, machte ih Hin. Herr-S dh. 
obigen Vorfchlag. 

“ 384) Galii (Fabr.) nicht häufig. 

As Raupe feltner wie als Schmetterling, welcher bey ans 
brechender Dämmerung auf den Blüthen des Seifenkrautes un: 
termifcht mit Euphorbiae fdywärmt. 

tung) * hshunke Inder ı. gehörte 
._ | Lineata ( Fabr.) 

384) bis | Livornica (Esper) hieher, von welcher Oſch— 
fenheimer glaubte (Bd. 2. ©. 217.), daß fie bey Dffenbady 
vorfime. Es mag diefes Ochſenh. im Jaͤgerlatein aufgebun= 
den worden feyn; denn viele Jahre langes Forfhen und Suchen 
der älteften und bedeutendften Sammler hiefiger Gegend blieb 
bis daher gänzlich erfolglos. 

Wenn wirklich diefe Species bey Dffenbah, Dresden uud 
Augsburg vorgefommen, fo verhält fich diefes jedenfalls, wie 
mit Celerio et Nerii. Wenn mandmal, durch ftarfe und an= 
haltende Hitze verlodt, befruchtete Meiber den Weg lıber die 
Alpen finden und nothgeswungen, bie und da Eher abfesen, fo 
finden ſich davon die Nachkoͤmmlinge vor, welche aber hier oder 
anderwärts nicht heimifch werden und für die Folge wieder ver- 
ſchwinden. 

Eine Schwalbe bringt keinen Sommer und D. lineata iſt 
ein Bewohner des ſuͤdlichen Europas und nicht unſers benach⸗ 
barten Offenbachs. 

4. Gen. Sphinz ( Ochs.) 

392) Pinastri (L.) als Schmetterling einzeln. 

Dagegen im Winter die Puppe unter dem Moos an Fich: 
tenbäumen nicht felten. Die Raupe ift im July und Auguft 
auf Bäumen und daher ſchwer zu erhalten, 

593) Ligustri (L.) häufig. 

Die Raupe kommt bey 18 —220 R. fhon im July vor und 
wird, ohne daß eine 2. Generation ftattfindet, bis in fpäten 
Herbft gefunden; fie lebt auf Syringa vulg., Ligustrum vul- 
sare, Schneeballen (Viburnum opulus); ja fogar fand und 
ernährte ich eine Raupe von der MWeberdiftel (Dipsacus ful- 
lonum). 

394) Convolvuli (L.) manchmal ſehr häufig. 

Es ſchwaͤrmt der Schmetterling Abends befonders gern an 
der Schweizer Roſe (Mirabilis Jalappa). Im Sahr 1846, 
beobachtete ich eine 2. Generation, was Ochſenh. abfpricht 
(fiehe beffer unten). 

3. Gen. Acherontia ( Ochs.) 

395) Atropos (L.) nicht felten. 

Die Raupen, welche Anfangs July bei einer Wärme von 
24 — Wo R. gefunden werden, entiwideln fich bey anhaltender 
Watme nody zum Schmetterling, von welden es alsdann in 


— 910 


bemfelben Sommer nochmals Raupen gibt, die als Puppen 
überwintern. Im Jahre 1846. ſchloffen fogar diefe Puppen, 
von welchen ich noh am 18. Derb. 11 Stüd Rau: 
pen in verfhiedenen Größen befaf, aus. Da es je 
doch um diefe Zeit Fein Kartoffelfraut mehr gibt und fie alle 
ihnen vorgelegten fonftigen Futterpflanzen nicht beruͤhrten; fo 
giengen fie mir bis auf 3 Stud zu Grunde. Diefe Beobach— 
tung, welche von bewährten Zeugen bemahrheitet werden kann, 
fteht in directem Widerfpruh mit dem Ochfenheim. Werke 
Bd. 2. ©. 239., wo es heißt: „Die noch vor dem Winter 
auskriechenden Schwärmer begatten ſich nicht und von ihnen 
ftammt daher auch feine Brut ab, Bon dem Sphinx 
convolvuli, Atropos et Nerii iff dies nach anaeftelltem 
Verſuche gewiß(?). Was zur Fortpflanzung der Art ge 
eignet ift, überwintert als Puppe; die vor dem Winter fidy ent- 
twidelnden Weiber follen nach Verſicherung eines erfahrenen En= 
tomologen (?) Eeinen Eyerjtod haben’ (22). Diefer Sur: 
thum ift coloffal! - 


6. Gen. Smerinthus. ( Ochs.) 


396) Tiliae (L.) nicht felten } 

397) Ocellata (L.) häufig \ 

Ein ſehr intereffanter Fall begegnete mit mit einer Ocellata- 
Puppe, welche die Unempfindlichfeit der Infeeten gegen Verwun— 
dungen auffallend conftatirt. Man hat hierüber zwar viele Bey: 
fpiele und bemerkt befonders „daß fihen manchmal bey einem 
mit einer Nadel angeſpießten Meibchen, dennoch eine Begattung 
beobachtet worden ſey“; doch fcheint mir dieſer Fall am wenig: 
ften flihhaltig zu feyn, denn das feftgefpießte Weibchen kann 
ohnmöglid dem zur Begattung gierig geftimmten Männchen 
weichen, und möchte der Actus eher als Nothzuht, als eine 
aus freiem Naturtrieb vollzogene Paarung zu betrachten feyn, 
auch tritt bey den Inſecten überhaupt der Fortpflanzungstrieh 
fo dominirend auf, wie bey feiner andern Thierclaffe. Wenn 
z. B. ein Schmetterling (gleichviel welchen Geſchlechts) nicht 
dur Tabadsfaft gänzlidy getödtet wurde, fondern man läßt ihn 
auf dem Spannbrett abfterben; ſo kann er zum größeren Theil 
ſchon ganz vertrodnet feyn, während die Genitalien bet) der 
geringften Neigung fich Offnen oder bewegend hervortreten. Allein 
das DBenfpiel, von dem gleich die Nede ſeyn wird, fteht mit 
dem Begattungsz oder Fortpflanzungstrieb in durchaus Eeiner 
Verbindung. Im November, wo ich meine Puppen zum Theil 
in einen andern Apparat bringe, fiel mir eine fehr große Puppe 
der Smer. ocellata auf, welche ich nad angeſtelltem DVerfuche 
für todt hielt und mit einer Infectennadel Nr. 1. durchftach, 
um fie wegen ihrer auffallenden Größe in die Sammlung zu 
dem betreffenden Schmetterling zu ftefen. Durch Unwehlſeyn 
wurde ih auf lange Zeit verhindert, meine Sammlung zu 
durchſehen, audy gab das Unmwohlfeyn die Weranlaffung dazu, 
daß das Zimmer, worin ſich die Schränfe meiner Samm— 
lung befinden, geheizt wurde. Erſt Anfangs April war es mir 
wieder moglihb an die Schublade des Schrankes zu Eommen, 
worin die Schtwärmer und befagte Puppe ftedten. Wie ich fie 
öffnete, fo traute ich Faum meinen Augen uͤber die Verwuͤſtung, 
welche meine todt geglaubte Puppe hier angerichtet hatte. Ningsum 
die Puppe waren alle Exemplare zerfegt, zerriffen, wovon die 
Trümmer am Boden lagen. — Es hatte dur die Wärme 
getrieben die todt geglaubte Puppe fich ſchnell an der durch— 
geftohenen diden Nadel, bis zum Auswachfen der Flü: 
gel, zu einem vollfommenen Schmetterling ent: 


nur eine Öeneration. 


911 


wickelt, welcher bis zur Nabel bie Puppenhülfe zerfprengt hatte, 
und nad allen Seiten von derfelben ſich zu befreyen gefucht, 
daher er alles, was er mit feinen Krallen erreichen Eonnte, zer— 
fett und zerriffen hatte. J 

In der Natur der Sache liegt, daß alle Weſen in ihrer 
Entwickelung am zarteſten alſo am empfindlichſten find, mithin 
in dieſer Periode am leichteſten zerftört werden, Im November, 
wo die Puppe durchftochen wurde, beginnt die Metamorphofe 
am thätigften zu ſeyn; der bisher eiweißartige Stoff, fängt an 
fih mehr und mehr zu verkörpern, vorzüglich entwideln ſich 
die Samencanäle und die Hoden beym Männchen, beym Weib: 
chen (ein ſolches war befagte Puppe) wächft und veräftelt ſich 
mehr und mehr der fpiralförmige Eyerſtock u. f. w. 

In diefer Entwidlungsperiode gefhah gerade die gewaltige 
Störung mit der beynah Liniendicen Nadel und dennoch ent= 
widelte fih das Thier. Ich ftellte, hierdurch aufmerkſam ge- 
macht, mehrere Verſuche der Art an andeın Species au, welche 
mehr oder weniger [chnell geößtentheils daffellde Nefultat Liefer: 
ten; am leichteften kann man fich hierüber bey dem Seidenfpin= 
ner (Bombyx mori) überzeugen (wenn man fo das Gefpinnft 
ducchfticht, daß die Puppe durch den Leib getroffen wird), wo 
das Gefagte in den engften Zeitraͤumen eintrifft. 

398) Populi (L.) häufig. 

Die Raupen des Ocellata und Populi erfcheinen bier bey 
20-220 R. fhon gegen den 10. July und dauern duch ſuc⸗ 
ceffiives Schliefen bis in Detober in allen Großen. 

XIV. Teib. Zygaenides. 
1. Gen. Zygaena (Latr.). 

404) Minos (W. V) häufig. 

411) Achilleae (Esper) feltner und bis jest nur bey Dffen- 
bach getroffen. hu 

416) Meliloti (Esper) bey uns felten, im Taunus häufiger. 

418) Trifolii ( Esp.) häufig. 

419) Lonicerae (Esp.) einzeln. 

420) Filipendulae (L.) einzeln. 

428) Peucedani (Esp.) einzeln. 

2. Gen.‘ Syntomis (Illiger) 
mit feinem einzigen Nepräfentanten „Phegea “ fehlt bier, doch 
fliegt der Schmetterling fhon bey Creutznach. 

3. Gen. Procris (Fabr.) 

448) Statices (L.) häufig. Flugzeit Juny, Sul. 

450) Globulariae (Esp.) einzeln. 

Der Schmetterling fliegt im Juny auf trodenen Sandhügeln 
bey einer Wärme von 20-24 R. 

452) Pruni (Fabr.) einzeln. Gleiche Flugzeit und kommt 
hier und im Zaunus vor, 

4. Gen. Heterogynis (Ramb.) 
teifft hier keine Species. 
Zur Ueberſicht. 

Nah Linne iſcher Eintheilung ſchließen hier die Sphinx 
und kaͤmen deren 34 Species hier vor. 

Nach dem Inder fährt Bois du val mit der XV. Tribus fort. 

XV. Trib. Lithosides 
1. Gen. Euchelia (Boisd.) 

458) Jacobeae (L.) fehr häufig. 

459) Pulchra (Esp.) nur in einem einzigen Exemplare eins 
mal (7. Dctober 1848). in der Mühe des Forſthauſes angetrof- 
fen von H. Step. 


912 


2. Gen. Emydia (Boisd.) 

460) Grammica (L.) als Schmetterling nicht häufig. 

Dagegen als Naupe im März (bey 6— 100 R.) nefterweife 
auf den großen Brachfeldern des eine Stunde von hier geleges 
nen heffen=darmftädtifchen Drts Neu-Yſenburg und bey Dffen- 
bach. Die Eleinen ſchwarzen Überwinterten Raͤupchen  fehen der 
Cinsia-Naupe ſehr aͤhnlich, fie nehmen aufer Festuca duriu- 
scula alle Arten von Gräfern als Nahrung auf. 

Die einzige Species des Genus Melasina fehlt hier. 


4. Gen. Lithosia. 


467) Rubricollis (L.) nicht felten und alfenthalben. 
468) Quadra (Fabr.) mandmal haufig. 
470) Complana (L.) häufig. 
481) \ Complanula (Boisd.) a 
| Lurideola (Treitschke) einzeln. _ 

475) Depressa (Esper) felten und nur im Zaunus. 
476) Helveola ( Ochs.) einzeln. 
476) Luteola ( Hübn.) einzeln. 
481) Aureola ( Hübn.) einzeln. 
484) Rosea (Fabr.) 

Rubieunda ( Häüb.) einzeln. 
| Mesomella (L.) 
| Eborina (Hüb.) felten. 


5. Gen. Setind ( Boisd.) 
486) Roseida ( Fabr.) manchmal häufig. 
487) Jrrorea (Hübn.) einzeln. 


485) 


6. Gen. Naclia (Boisd.) 
439) Ancilla ( 2.) einzeln. 
7. Gen. Nudaria ( Stephens). 


496) Senex ( Hübn.) felten hier und auf feuchten Gebirgs- 
tiefen im Zaunus. 

499) Mundana (L.) nur im Taunus. 

Die Eleinen Näupchen findet man im May bey 12—18IR, 
nefterweife zwifchen den Mauerrigen der Königfteiner Burgruine, 
wo fie von verfchiedenen Flechten leben; fie find nicht leicht zu 
ziehen. 2 

XVI. Trib. Chelonides (Boisd.) 
1. Gen. Callimorpha (Boisd.) 

501. Dominula. (.L.) nicht felten. 

Die Überwinterten Raupen findet man im April und May 
bey S— 120 R. häufig in unferem Stadtwald auf Myosotis 
sylvatica, Rubus idaeus und vielen andern Pflanzen. 

503) Hera (L.) S 

Faͤngt an fowohl als Raupe wie als Schmetterling felten zu 
werden, doch gab es Fahre, wo er in ungeheurer Anzahl hier 
vorfam; fo Eonnte man 1834 bey einer Ercurfion mit Leich— 
tigkeit 30—40 Stüd erhalten, während feitdtem faum 2—5 
Stud im Jahr gefunden werden, j 

2. Gen. Trichosoma (Ramb.) 
liefert nur Bewohner des füdlichen Europas und findet hier 
feinen Nepräfentanten. 

3. Gen. Nemeophila (Steph.) 

507) Russula (L.) als Schmetterling häufig vom May bis 
Anfangs Auguft. 

Die Raupe kommt bier im Suny bey 14—200 R. auf nie 
dern Pflanzen vor; befonders fand und ernährte ich fie ſchon 


913 


öfterd mit Schafgarbe (Achillea millefolium ), doch mwechfelt 
fie öfters das Futter und muͤſſen daher bey fünftlicher Erziehung 
mehrere niedere Pflanzen eingefeßt werden, * 

508) Plantaginis (L.) einzeln. 

Sn unferer nächften Umgegend fommt biefer Spinner nicht 
vor, dagegen ift er im Taunus und bey Gießen Eeine Seltenheit, 


4. Gen. Chelonia (Latr.) 


515) Villica (L.) 
Soll nad) Ausfage des Hrn. M. Niefe (eines fehr erfahre 
nen Entomologen und Infectenhändlers) noch vor 40—45 Jah: 


* Anmerkung. Nicht immer, und nicht von allen Raupen erſcheint 
im Laufe des Sommers der Schmetterling, ſondern es überwintert manch— 
mal ein Theil derſelben als Raupen, welche ſich exit im nächſten Frühjahr 
verpuppen. — Aehnliche Erfcheinungen kommen öfters vor, ohne daß, fo 
viel mir bewußt, diefes außerordentliche Abweichen der Lebensperiode bis 
jetzt aufgefallen noch weit weniger die Urfache davon ergründet worden 
waͤre. — Sch glaube mich nicht zu täufihen, wenn ich vermuthe, dieſes 
merkwürdige Variiren der Entwickelung (theils der Raupe, theils der 
Puppe) fey in der Befruchtung des Ey’s zu finden. Das 
verfuche ich, durch nachftehende Erklärung zu motiviven. 

Bekanntlich ift in den Eyerröhren ein Ey an das andere gereiht, — 
Nach Heroids trefflicher Beobachtung erfolgt die Befruchtung dadurch, 
daß der männliche Samen in ein blafenartiges (bis dahin leeres) Gefäß, 
den CamenbeHälter, ergoſſen und darin fo lange aufbewahrt wird, bie 
die Eyer abgeſetzt werden, wo fich alsdann vermittelft eines Drucks, welchen 
has vorbeyy paflierende Ey auf den Samenbehälter ausübt, diefer ein Quan— 
tum feines Inhalts über das Ey ergießt, welches die eigentliche Befruch— 
tung it. Diefe Befruchtung der Eyer findet jedoch nicht während des 
Aets der Begattung, fondern erft nach völliger Trennung der Gefchlechter 
ftatt. Das num befruchtete Weib, welches ein großes Quantum Eyer 
abzufegen hat, wird dadurch fo entfräftet, daß es gleich oder bald nachher 
ftirbt. — So wie nun diefes lange Gebähren fehwächend auf die Gebäh- 
rerinn wirft, ebenfo nimmt gewiß das fluidum des männ= 
lihen Samens ab, wodurch die legten Gyer, fowohl an Quantität 
als an Qualität des Samens verkürzt werden — gleichfam im 
Keim weniger Lebenskraft erhalten, welches verfchiedenartig auf die dar— 
aus entjtehenden Raupen, oder fpäter auf die Lebensthätigfeit bey der Me— 
tamorphofe in der Puppe wirft. — Um mic) von diefem Problem wirk— 
lic) zu überzeugen, färbte ich mit ſchwarzer Farbe die legten 12 Eyer 
von Cleophana Linariae, und trennte darauf die daraus entitandenen 
Räupchen yon den übrigen. Alle Raupen erhielten gleichmäßig Sutter und 
gleiche Temperatur, und dennoch blieben die Naupen aus den zuleßt aus— 
geichloffenen Eyern immer Fleiner, entwickelten ſich bedeutend langſam und 
überwinterten als Puppen, während bis auf 6 Stück der Liten 
Abtheilung die Schmetterlinge ansflogen, und noch in demſelben Sommer eine 
Brut abjegten. Wenn wir auch berückſichtigen, daß die Näupchen nicht 
zu gleicher Zeit die Eyer verlaffen, fondern daß dieſes nad) und nach ges 
fehieht, wozu manchmal A- 6 Tage erforderlich find; fo Fann doch ohn— 
möglich) diefe unbedeutende Verſpätung einen jo bedeutenden Einfluß auf 
die ganze Lebens- und Entwicelungs = Periode ausüben. Zwar wurde oben 
bemerft, daß 6 Puppen voh der 1 ften Abtheilung auch überwinterten und 
erft mit der 2ten Abtheilung im nächiten Jahre ausfchloffen; doch it nad) 
meinem Dafürhalten diefes durchaus Fein Gegenbeweis, fondern es fcheint 
mie ‚fogar für meine Behauptung zu fprechen, indem der vermuthete Ein- 
flug größer war, als ic) erwartete, und ſich ftatt auf die legten 12 Gyer, 
auf die legten 18 Eyer erftredte, Daß übrigens dabey aud) 
die Individualität des Thiers Einfluß übt, glaube ich jedenfalls, — 

Einen ähnlichen Vorgang bemerkte id) bey Nemeophila Plantaginis. 
Ein angefpießtes Weibchen dieſes Echmetterlings ſetzte auf der Rückreiſe aus 
dem Taunus eine Anzahl Eyer ab, von welchen alsbald die Näupchen 
föhloffen, und gegen alle Regelfihdavonein Theilverpuppte, 
während die andern als halbwüchfige Raupen überwinterten und erſt im 
nächiten Frühjahr fich zur Verwandlung anſchickten. 

Ob nicht das Variiren Hinfichtlich des Erſcheinens bey Deilephila Eu- 
phorbiae (als Puppe), der Lanestris, Catax, Artemisiae u. f. w. 
durch denfelben Einfluß entfteht — ftelle ich als unbeantwortete Frage auf, 
und überlaffe diefes ferneren Beobachtungen, 


Iſis 1848, Heft 11. 


914 


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ten auf den Seftungswällen unferer Vorſtadt Sachfenhaufen 
vorgefommen feyn; feitdem jedoch fammtliche Feftungswerfe abs 
getragen wurden, ift diefer Spinner hier nicht mehr gefunden 
worden, und kommt jegt nur noch hinter Mainz vor. 

521) Purpurea (L.) 

Das Urbarmadyen unferes Lerchenbergs läßt unfern Schmet— 
terling hier nicht mehr fortfommen; obgleich er noch vor 6 Jah: 
ven in einzelnen Exemplaren gefunden, fo ift er hier doch nicht 
mehr heimifh, fommt dagegen in ber Nähe von Darmftadt 
häufig vor. 

522) Caja (L.) gemein. 

524) Hebe (L.) häufig. 

Die Naupe findet man bier fehon im Mär: bey 6—100 R. 
auf Brachfeldern ; befonders find fie in der Mittagsftunde von 
11 bis 2 Uhr bey hellen fonnigen Fruͤhlingstagen fehr lebhaft 
und dadurch leicht zu finden. Bey Fünftlicher Erziehung frißt 
fie Meyerich (Alsine media), auch Eleine Rattichpflänzchen (La- 
etuca sativa). Doc, verliert, wenn die Raupe mit legerem 
genährt wird, das fchöne Noth fein hohes Colorit. 

Die nochmalige Häutung im Frühjahr wird von einigen mit 
Unrecht in Zweifel gezogen ; davon kann fich jeder fehr leicht 
überzeugen. 

5. Gen. “ Arctia (Boisd,) 

529) Fuliginosa (L.) häufig. 

Die Naupe findet man bey fonnigen Wintertagen auf niedern 
Pflanzen. 

532) Lubrieipeda (Fabr.) häufig. 

533) Urticae (Esp.) felten. 

534) Menthastri (L.) bäufig. 

535) Mendica (L.) felten. 

XVI. Trib. Liparides (Boisd.) 
1. Gen. Liparis (Ochs.) 

541) Monacha (L.) häufig. 

Die Naupe lebt im May und Juny auf Eichen; doch finder 
man fie auch auf Fichten. 

542) Dispar (L.) gemein. 

544) Salieis (L.) gemein. 

545) Auriflua ( Fabr.) häufig. 

546) Chrysorrhoea gemein. 

2. Gen. Orgyia (Boisd.) 

547) V. nigrum (Fabr.) felten. 

Die Eleinen Räupchen im Herbft findet man manchmal in Mehr- 
zahl auf Eichen und Buchen, doc gehen fie leicht im Freyen 
wie bey Eünftlihen Erziehungen zu Grund; im naͤchſten May 
find fie halbwüchfig aber nur einzeln zu finden, 

549) Pudibunda (L.) häufig. 

Die Raupen find im September ausgewahfen von Eichen 
und Buchen zu flopfen. 

551) Fascelina (L.) einzeln, doch nicht felten. 

Die klopft man (noch Elein) Anfangs April von Schlehen 
und andern Heden; fie wachfen ſchnell und find Ende May 
zur Verwandlung reif. 

552) Coryli (L.) häufig. 

Die Raupen Elopft man Anfangs July bis in den Herbft 
von Eihen, Buchen und Birken. 

554) Gonostigma (Fab.) einzeln, 

Raupen im May von Schlehen. 

555) Antiqua (L.) fehr häufig. 

58 


915 


Dom May bis October durch verſchiedene Generationen, 
3. Gen. Clidia (Boisd.) 
Der einzige Nepräfentant des Geſchlechts fehlt hier. 
XVII. Trib. Bombyeini. 
1. Gen. Bombyz (Boisd.) 

563) Neustria (L.) ſehr häufig. 

564) Castrensis (L.) 

Die Raupe kommt Ende May, Anfangs Suny bey einer 
Wärme von 18 — 24 N. hier (bey Offenbach) und nicht ſel— 
ten auf der mweftlihen Abdachung der Zaunus vor; fie braucht 
viel Wärme und ift ohne diefe ſchwer zur Entwidelung zu bringen. 

Es ift hier der Ort der Bombyx franconica (Fabr.) zu erwäh⸗ 
nen, weil diefer Spinner lang ausfchlieglib nur in hiefiger Ge: 
gend gefunden und von hier aus in alle Sammlungen verfen: 
det wurde (daher fchon der Name). Noch vor 20 Jahren fand 
ich die Raupe im May und bey warmem Frühjahr fchon Ans 
fangs April nefterweife auf den Brachfeldern des eine Stunde 
entfernten Neu:-Vfenburgs. Seitdem wurde befagte Gegend theils 
zu Aeckern, theils zu Tannenwald cultivivt, welches nad) meiz 
nem Dafürhalten die Veranlaffung feyn mag, daß bie Art 
hier gänzlih ausgerottet wurde; denn bey dem eiftig- 
ften und gründlichften Suchen glüdte es keinem hiefigen Ento— 
mologen mehr, die Naupe oder den Schmetterling weder dort 
noch anderwärts aufzufinden. Zum Glüd entdeckte man jest 
ben Genf den Schmetterling; auch aus dem füdlihen Europa 
hat man Raupe und Schmetterling erhalten. Diefe Eremplare 
aus diefen füdlichen Gegenden erreichen beynahe die doppelte 
Größe der bey ung gefundenen Stuͤcke. ebenfalls wäre es 
intereffant zu wiffen, ob Franconica auch ſchon früher, noch 
ehe fie hier ausgerottet worden, vorgefommen ift. — 

566) Lanestris (Z.) häufig. 

Die Raupe nefterweife haufig auf Sclehenheden. 

568) Catax (L.) einzeln. 

Die Raupe lebt hier im May und ſitzt am Tage zwifchen 
den Furchen der Eichrinde; fie fchliefen fehr unregelmäßig aus 
und ich erhielt ſchon Schmetterlinge aus einer 3 jährigen Puppe, 
ohne daß fie ſich von einjährig verpuppten unterfchieden hätten. 

573) Processionea (L.) häufig, fo daß ſchon öfters ganze 
Waͤldchen des Niedthals davon entblättert wurden, Auffallend 
ſchnell reift der friſch gefchloffene Schmetterling. 

574) Crataegi (L.) einzeln, 2 

Die Raupe erfcheint bier ſchon Anfangs May, nur bey Füh: 
tem Fruͤhjahr im Suny, befonders auf Prunus spinosa. 

576) Populi (Linne) nicht felten, doch einzeln. 

Die Raupe lebt im May und Juny auf Eichen und fist am 
Tage meift zwifchen den Furchen der Rinde. 

577) Dumeti (Linne) ſehr felten. 

579) Rubi (Linne) al3 Schmetterling feltener wie ald Raupe. 

Ben Eünftliher Erziehung gelingt eg felten, Üüberwinterte Raus 
pen zur Verwandlung zu bringen, obgleich fie im Herbſt fchon 
auggewachfen find. 

581) Quercus (Linne) häufig. 

Die Überwinterten Näupchen findet man fchon bey fonnigen 
Apriltagen auf Heden. Sie entwiceln ſich fehr raſch, denn 
fhon nad) S—10 Wochen verfpinnen fie fih in ein enförmiges 
Gefpinnft, welches beym Angreifen ſich Elebrig anfühlt, was 
davon herrühtt, daß fich einem beym Befühlen augenblidlich 
Härchen in die Haut ftehen, welche fpäter Juden und Beu— 
len verurfahen. Der Schmetterling erfcheint im July. 


916 


582) Trifolii (Fabrieius) einzeln. 
‚ Außer den bey Ochſenheimer genannten Futterpflanzen 
findet man die Raupe auch öfters auf Festuca glomerata. 


2. Genus ° Odonestis (Germar). 

584) Potatoria (L.) häufig. 

Die Naupe findet man bey fonnigen Apriltagen auf Triti- 
cum repens, 

3. Genus Lasiocampa (Latr.) 

585) Pini (L.) häufig. 

Die Naupen, welche man im Winter unter Moos an Ian: 
nen findet, find im May, fpäteftens Suny zur Verpuppung reif 
und erſcheint Ende Juny oder Anfangs July der Schmetterling. 

Wenn man im Februar die Raupen gräbt und in ein mäßig 
warmes Zimmer bringt (etwa 15° R.); fo verfriehen fie fid) 
wohl gleih, Fommen aber bey anhaltender Wärme ſchon nad) 
einigen Zagen wieder herauf und fisen, ohne Nahrung zu ſich 
zu nehmen 10— 12 Zage in dem Behälter, Wenn man fie 
nad) diefer Zeit mit friſchem Waffer befprengt, fo gehen fie ans 
Futter und fangen an gierig zu fteffen. 

586) Pruni (Linne) felten. 

587) Quercifolia (Linne) nicht felten, doch einzeln. 

588) Populifolia (Tr) fehr felten. 

Erft einmal als Schmetterling von mir an einem Meiden- 
baum, welcher an einen Gartenzaun gränzt, geftochen. 

539) Betulifolia ( Fadrieius) felten. 


4. Genus Megasoma (Boisd.) 
Die einzige Species Repandum fommt nur in Spanien vor. 
XIX. Tribus Saturnides (Boisduval), 
1. Genus Saturnia (Schrank ). 

Mit Pyri wurden ſchon öfters Verſuche angeftellt, dieſen 
Spinner hier heimifh zu machen; allein alle ausgefesten Rau— 
pen verfchwanden, ohne daß man je einen Schmetterling davon 
gefunden hätte, während man ihn durch fünftliche Zucht jahres 
lang erhielt. 

598) Carpini (Borkh.) häufig. 

Die Naupen erhält man am beften im May, wo fie noch 
nefterweife beyfammen leben. Wenn fie einmal die 2. Häutung 
beftanden haben, zerftreuen fie fich, daß man fie nur noch ver— 
einzelt findet. Man findet fie hier vorzugsweife auf Saalwei- 
den und Schlehen. 


XX. Tribus Endromides. 


1. Genus Aglia (Ochs.) 

600) Tau (L.) häufig. 

Sm April oder May zur Zeit der Apfelblüthe fliegen an 
fonnigen warmen Tagen die Männchen, dem Begattungstrieb 
folgend und die an Stämmen oder Büfchen fisenden Weibchen 
auffuchend, fehr wild herum. 

Das Auskriechen der Raͤupchen aus dem Ey gefchieht fehr 
bald, denn fehon Ende May haben fie ein Ausmaaß von 10 
erreicht; die Raupen find fehr träg und erft im Suly oder Aus 
guft zur Verpuppung reif, Als Nahrung lieben fie vorzugs- 
weife Buchen (Fagus sylvatica), doch verfchmähen fie auch 
nicht die im Monat Auguft nachgetriebenen zarten Auswuͤchſe 
der Eichen. 


2. Genus Endromis (Ochs.) 
601. Versicolora (L.) felten, 


917 


Die Raupen fand ich bier fhon mehremals im May bey 
14 — 18? N. auf Zitterpappeln (Pop. tremula) und Birken 
(Betula alba); fie kamen audy im Taunus vor. 


XXI. Tribus Zeuzerides ( Boisd.) 


1. Genus Cossus (B.) . 

602) Ligniperda (Fabricius). 

Der Schmetterling fchlieft hier meift Anfangs Suny, doch 
ift eine fefte Zeit bey demfelben nicht anzunehmen, weil die 
Raupen fehr verfchieden zur VBerpuppung reifen; aud) verpuppen 
ſich die Raupen, wie man bisher glaubte, durchaus nidyt alle im 
Holz, fondern * zum Theil unter die Erde. 

. Genus Zeuzera Cake) 

606) Aesculi — ſelten. 

607) Arundinis ( Hübner) ſehr felten. 

Bis jest Fam die Raupe diefes Spinyers noch nicht in un- 
ferer nächften Umgegend vor, fondern mehr nach Darmſtadt zu, 
wo fie im April im Rohe (Arundo phragmites) gefunden 
wird. 

3. Genus Endagria (Boisd.) 
Der einzige Nepräfentant fommt in Ungarn und nicht hier vor. 
4. Genus Hepiolus. 
612) Sylvinus (Linne) einzeln. 

614) Lupulinus ( Linne) häufig. 

Der Schmetterling ſchwaͤrmt gegen Abend auf den Wiefen. 

615) Hectus (Linne) einzeln. 

Dchfenheimer vermuthet die Heide (Erica vulgaris) als 
Zutterpflanze der Raupe, weil er an einem Erica-Ziveig einen 
feifch gefchloffenen Schmetterling fand. Ich dagegen Fann 
die Verfiherung geben (was auch mit der Beobachtung des Hrn. 
M. Riefe dabier Übereinftimmt), daß ic den Schmetterling 
fhon öfters auf MWaldwiefen, wo gar feine Heide in der Nähe 
war, fieng und die Raupe von Eichen Elopfte. 


XXI. Tribus Psychides (Boisd.) 
1. Genus Typhonia ( Boisd.) 
Findet hier feinen Nepräfentanten. 
2. Genus Psyche (Schrank ). 

619) Pulla (Esper) nicht häufig. 

621) Nitidella ( Hübner) häufig. 

625) Calvella ( Ochsenh.) allenthalben. 

641) Graminella ( W. P.) nicht felten. 

Ich glaube übrigens, daß mehr Arten diefes Geſchlechts hier 
vorkommen, doc wollte es noch Niemanden gelingen, genuͤgendere 
Reſulate zu erzielen. 

XXI. Tribus Cocliopodes (Boisd.) 
1. Genus Limacodes (Latr.) 

643) Testudo (God.) häufig. 

Sm May Elopft man öfters den Schmetterling von Eichen. 
Die Raupe lebt im Herbft auf Eichen. 

XXIV. Tribus Drepanulides ( Boisd.) 
1. Genus Cilix (Leach.) 

644) Spinula ( Hübner) nidyt häufig. 

Kommt in 2 Generationen vor, wovon die Raupe der 2. 
ven ungünftigem Wetter noch im October bey 14-160 R. auf 


918 


Schwarz: und Weißdorn (Prun..spin., 
gefunden wird. 
2. Genus Platypteryx ( Lasp.) 

645) Lacertula ( Hübner) nidyt häufig. 

Die Raupe ift von 2 Generationen einmal Ende Junh und 
zum andern Mal im Auguft auf Birken zu finden. 

648) Faleula (Hübner ) häufig. 

Auch hiervon Fommen mit 645 gleih 2 Generationen vor. 

649) Hamula (Esper) nicht häufig. 

Gleich mit 645 und 648. 

650) Unguicula (Hübner) nicht felten. 

Die Raupe wie oben in 2 Generationen auf Eichen und 
Buchen. 


Crataegus oxyacantha) 


XXV. Tribus. Notodontides. 


1. Genus Dicranura (Latr.) 

652) Biscuspis (Hübner) ſehr felten. 

653) Bifida (Hübner) nicht felten, doc) einzeln. 

Die Raupen Elopft man vom Juny bis im Herbft von Zit- 
terpappeln (Pop. trem.), doc rührt diefes mehr vom fuccefis 
ven Ausfchliefen der Schmetterlinge als von einer 2, Genera= 
tion ber, welche indeß bey guter Witterung auch vorfommt. 

655) Furcula (inne) felten. 

Die Raupe Elopft man im Juny von Buchen ( Fag. sylv.) 
und hat diefelbe Kebensweife wie Bifida. 

659) Erminea (Esper) fehr felten. 

Die Raupe lebt hier im Juny auf der ital. Pappel (Pop. 
dilat.), iſt mir aber feit meinem langjährigen Sammeln erft 
2 mal vorgefommen. 

657) Vinula (Linne) häufig. 

Die Raupe vom Jun) bis in Herbft auf italienifchen und 
Zitterpappeln, und ift hinfichtlich ihrer Naturgefhichte, was fchon 
bey Bifida gefagt wurde, aud hier. anzunehmen. 

2. Genus Harpyia ( Ochs.) 

659) Fagi (Linne) felten. 

Die Raupe kommt im July auf Buchen vor und vertrodnet 
leicht beym Ueberwintern als Puppe. 

660) Milhauseri ( Fabrieius) fehr felten. 

Die Raupe fand ich im Juny, auch erft im July, und zwar 
nicht wie man bisher annahm, nur auf den Gipfeln hoher 
Eichen, fondern an den unterften Aeſten halbwüchfiger Bäume. 

Ich verwandte natürlich auf einen fo höchft feltenen Fund jedes- 
mal die größte Aufmerffamfeit und verforgte fie täglich 2 mal mit 
frifchem Sutter; daben bemerkte ih, daß fie eben fo gern zarte 
Blätter der Buche verzehrte als die der Eiche. Auch fand ich, 
daß fie fih beym Verpuppen nicht immer in das vorgelegte 
Holz einbohrte, fondern an das feine Drathfieb des Behälters 
ein ftarfes verleimtes Gefpinft machte. Das Ausfchliefen des 
Scjmetterlings erfolgte bey einer anhaltenden Wärme von 16 
bis 180 R. fhon am 16. May, 2 andere Eremplare fchliefen 
erft im Juni und alle jedesmal gegen Abend aus. 


3. Genus Uropus (Ramb.) 
Die einzige Species kommt im füdlihen Deutfcland und 
nicht hier vor, 
4. Genus Asteroscopus (Boisd.) 
663) Cassinia (Fabrieius) als Schmetterling nicht häufig. 
Die Raupe kommt hier bey 10— 18 R. nicht felten im 
May auf niederen Eihbüfchen vor; fie liebt befonders fchattige 


919 


feuchte warme Orte, fonft vertrodnet fie fehr leicht, ehe fie ſich 
zur Puppe verwandelt, 
5. Genus Ptilodontis (Steph.) 

665) Palpina ( Linne) nicht felten. 

Die Raupen findet man audy noch einmal im Spätfommer, 
von einer 2. Generation herrührend. 

6. Genus Notodonta ( Ochs.) 
666) Camelina (L.) häufig. 
Die Raupen findet man in 2 Generationen vom Juny big 
in den fpäten October; fie freffen allerley, Buchen, Afpen, Bir: 
Een und anderes Grünes. 

668) Carmelita ( Esper) äußerft felten. 

Hier kommt die Raupe in der Gegend von Dreyeichenhayn 
im Wald, aber nur aͤußerſt ſelten vor. Ochſenheimer 
kennt Franken als Fundort. Herr Ferd. Biſchoff (Inſecten— 
haͤndler in Jena) verſichert mir dagegen, daß in ſeiner Gegend 
die Raupe durchaus nicht zu den Seltenheiten gezaͤhlt werden 
koͤnne. 

669) Dietaea (Linne) nicht ſelten, doch einzeln. 

Auch von diefem Spinner fommen 2 Generationen vor, wo— 
von die Raupen von der 2. im Herbfte (September) häufiger 
als die von der erften getroffen werden. Außer den von Och— 
fenheimer genannten Futterflanzen £lopfte ich auch ſchon viel— 
fältig die Raupen von Saalweiden (Salix caprea). 

670) Dictaeoides (Esper) felten. 

Auch diefe Naupe lebt wie Dietaea in 2 Generationen auf 
denfelben Futterpflanzen. 

671) Dromedarius (Linne) häufig. 

Die Raupe kommt bier Elein fchon im Juny als erfte Ge- 
neration und im Auguft nochmals als 2. vor. Sie fist mehr 
auf jungen großblättrigen Buͤſchen, als auf Birkenbaͤumen. 

672) Tritophus ( Fabrieius) felten. 

Bon der erften Generation lebt die Raupe im Juny, von 
der Zten Generation im Herbſt auf italienifchen Pappeln und 
ift von der Dromedarius-Naupe nicht leicht zu unterfcheiden. 

673) Ziezac (L) häufig. 

Die Raupe erfheint in warmen Jahren vom Juny bis im 
October in 3 Generationen und fällt hier von Sualweiden öfters 
als von der ital. Pappel. 

674) Torva ( Ochs.) felten. 

Auch diefer Spinner hat vom Juny bis im Herbft 2 Gene: 
tationen und Eommt davon die Raupe befonders hier auch auf 
der Zitterpappel vor. 

675) Trepida ( Fabr.) einzeln. 

Die Raupe im Juny auf Eichen und erfcheint nur einmal 
im Jahr. 

576) Melagona (Borkh.) felten. 

Ochfenheimer nahm an, weil er diefen Spinner hier in 
alten Sammlungen gefehen habe, daß er demnach hier auch 
nicht felten fen. Allein er ift allerdings felten und nicht überall zu 
treffen. Man findet die Raupe von einer Generation ſtammend 
vom Juny bis in den Auguft- auf niederen, der Erde zunaͤchſt 
wachfenden Aeften der Steineichen mehr ald auf Quercus ro- 
bur. Die Raupe unterfcheidet fih von der Velitaris-NRaupe, 
daß der rothe Kängsftreifen nur halb fo breit als bey Velitaris ift. 

677) Velitaris (Esper) felten. 

Doh nicht fo felten wie Melagona; die Raupe lebt, wie 
diefe, zur felben Zeit und ift wie diefe auf den der Erde zu: 
naͤchſt ſtehenden unterften Aeften von Eichen. 


— — 


920 


678) Bicolora (Fabr.) felten. > 

Nah Ochſenheimer ließe ſich ſchließen, daß dieſer Spin- 
ner feine Seltenheit fey, was aber durchaus nicht der Fall iſt. 
— Nur felten wird hier Ende May der Schmetterling geftochen. 
Die Raupe fand noch Feiner, während die Gegend, wo der 
Schmetterling vorkommt, ein nicht fehr großer Birkenfchlag ift, 
und fie deßhalb Leicht gefunden werden müßte, wenn fie nicht, 
wie vermuthtet wird, nur auf hohen Bäumen lebte, 

680) Argentina ( Fabr.) nicht häufig. 

Diefer Spinner fommt hier in 2 Generationen vor, wovon 
die erfte im Juny als Naupe von niedern Eichbuͤſchen zu Elopfen 
ift. Sie hat in ihrem Habitus mehr Spannerartiges als durd) 
die nicht gut geratbene Hübnerfche Abbildung zu erfehen ift. 

681) Querna ( W. V.) ſehr felten. 

Erſt ein einziges Mal Elopfte ih im Herbft die Raupe von 
einem Eichenbufch herunter, 

682) Chaonia ( Hübn.) einzeln. 

Die Naupe im May und Juny von Eichen zu Elopfen. 

683) Dodonaea ( W. V.) feltner, 

Die Raupe Ende May oder Juny in zufammengezogem Eid): 
blatt. Die Varietät Tripartita, welhe Borkhauſen, der 
ganz in unferer Nähe lebte, entdedte, kommt bier nicht vor. 
Ich erhielt fie bis jest ausfchlieglih nur aus der Gegend von 
Erfurt. — 

685) Plumigera (Fabrieius). 

Es foll diefer Spinner in unferm eine halbe Stunde entfern- 
ten Stadtwald gefunden worden feyn. — Sch und viele andere 
entomolagifche Freunde waren indeß noch nicht fo gluͤcklich, me: 
der den Schmetterling nod) die Naupe zu treffen, dagegen fpießte 
id) eriteren im Taunus. 


7. Genus Gluphisia (Boisd.) 
686) Crenata (Esper). 
Erft einmal glüdte es mir, im Walde bey Dreyeichenhann 
einen Mann an einen Holzftoß zu fpießen. 
8. Genus Diloba (Boisd.) 
687) Coeruleocephala (L.) häufig. 
9. Genus Pygaera (Boisd.) 
688) Bucephala (L.) häufig. 
10. Genus Clostera (Hoflmannsegg). 
690) Curtula ( L.) einzeln. 
Die Raupe im July auf Pappeln. 
691) Anachoreta (Fabr.) einzeln. 
Die Raupe noch flein im July von Pappeln. 
692) Reclusa (Fabr.) nicht felten doch einzeln. 

Die Raupe bey warmem Sommer manchmal ſchon im July 
und bis in den Herbſt von verfchiedenen Pappeln zu Elopfen. 
693) Anastomosis (L.) felten. 

Die Raupe ift auf Zitferpappeln. . 

Nah Linneifher Eintheilung fließen‘ hier die Spinner, 
und find als hier vorfommend 109 Arten aufgeführt. — Nach 
Boisduval’iher Eintheilung 143 Species Heterocera. 


' Noctuae. 
XXVI. Tribus Noctuobombyeini (Boisd.) 
1. Genus Cymatophora. 


| Ridens ( Fabr.) 


a ! Xanthoceros ( Hübn.) nicht felten. 


Be ee Fr en nn. 


921 


x 


Die Raupe kommt (noch Elein) manchmal ſchon im April 
vor, wenn folcher eine Wärme von durchſchnittlich 12—15R. 
bat, fonft exfcheint fie erft Ende May, im Taunus ſogar erſt 
gegen den 12—20. Suny; fie ift eine gefraßige Mordraupe. 

696) Octogesima (Hb.) einzeln, aber nicht felten. 

Die Raupe im Juny auf Zifterpappeln (Pop. tremula.) 

697) Or (Fab.) feltner. Die Raupe im May auf Eichen 
und Zitterpappeln. 

698) Flavicornis (L.) am felteften. 

Die Behauptung Delmanns, daß die Raupe auch auf Eichen 
vorkäme (welches bezweifelt wird) fand ich für einzelne Falle wahr. 

699) Diluta (Fabr.) felten. 

701) Fluctuosa ( Hübn.) ſehr felten. 

Die Raupe nebft Schmetterling klopfte ih indem Dreyeis 
chenhahner Wald von einer etwa 30’ hohen Eiche; da ich jedoch 
hierüber verfäumte zeitliche Notizen zu machen, ſo glüdte es 
mir bis jest nicht mehr, weder Die Raupe noch, den Schmetter- 
ling zu finden. 

702) Bipuncta ( Borkh,) felten. 

2. Genus Cleoceris (Boisd.) 

703). Viminalis (Fabr.) hier bis jest nur von Hrn. M. 
Kiefe gefunden. 

704) Oo (Fabr.) nicht häufig. 

Die Raupe lebt (jedoch einzeln) im May; bey alten bis jet 
gefundenen Raupen war die Grundfarbe tief braunroth, ja zum 
Theil ganz ſchwarz, dagegen fah ich noch Feine rothbraune wie 
die Hübnerfche Abbildung colorirt iſt. 

3. Genus Plastenis ( Boisd.) 

705) Subtusa (Fabr.) nicht häufig. 

706) Retusa (L.) nicht felten. 

Die Raupe lebt im May auf Saalweiden (Salix caprea). 


XXVII. Tribus. Bombycoides ( Boisd.) 
1. Genus Acronyeta ( Ochs.) 

707) Leporina (L.) nicht felten. 

Die Naupe kommt (Elein) ſchon Anfangs July auf Birfen 
(Betula alba) nicht felten vor; fie liebt befonders junge Büfche, 
welche große faftige Blätter habenz zur Verpuppung bohrt fie 
ſich in dürres Holz. 

708) Aceris (L.) nicht felten. 

Außer den im Ochfenheimerfhen Werke genannten Futter: 
pflanzen lebt die Raupe häufig aud) auf Acer pseudo-Plata- 
nus. In den Eleinften Zuftanden geht bey kuͤnſtlicher Erziehung, 
wenn die Behälter nicht warm ftehen, leicht die Raupe zu Grund; 
fie bohrt fih zur Verpuppung gern in faules Holz, und fommt 
bier vom July bis im September vor. 

709) Megacephala (Fabr.) häufig. 

Die Raupe lebt vom Auguft bis fpät in den October auf 
verfchiedenen Pappeln. 

710) Alni (L.) ſehr felten. 

Die Raupe Eommt im Juny und July, manchmal aud erſt 
im Auguft meift auf Eichen hier vor, doch ſcheint fie einen gro— 
Ben Speißezettel zu lieben, indem id) fie aud) ſchon auf Schlehen 
(Prunus spin.) und Zwetihbäumen (Prun. domestiea) fand; 
fie bohrt fi zur Verpuppung in faules Holz. 

711) Ligustri (Fabr.) einzeln. 

Dchfenheimer bezweifelt eine zweyte Generation diefe Eule, 
welche früher ſchon mebrere Schriftjtellev angaben. Bey mwar- 
mem Sommer und namentlich günftigem Spätfommer fann id 
auf das beffimmtefte verfihern, daß wirklicy eine 2. Generation 

Iſis 1848, Heft 11. 


922 


ftattfindet; von der erften fommen die Raupen im Suny, von 
der 2. im Detober vor (hiermit flimmt die Beobachtung unfers 
W. NRiefe überein). 

713) Tridens (Fabr.) nicht felten | Die Raupen auf Eichen, 

714) Psi (L.) häufig , Schlehen, auch an Flech⸗ 
ten im May, Juny und fpäter. 

Die hierher gehörige Menyanthidis (Esp.) foll hier ale 
Schmetterling ſchon geftochen worden feyn, welches ich doch mehr 
bezweifle als glaube, obgleih fie im Norden wie im Süden 
vorkommt, (ja fegar befiße ich ein fchönes Eremplar aus Bal- 
timore, welches an Ausmaaß die europäifhen um X übertrifft). 

717) Auricoma (Fabr.) nit felten. 

Die Raupe lebt von Ende May bis in fpäten Herbft von 
verfchiedenen Generationen berrührend; außer den im Ochfen— 
heim erſchen Merk genannten Sutterpflanzen fand ich fie öfters 
fhon auf Schtehen (Prun. spin.) und Saalweiden (Sal. eap.) 

718) Rumieis (L.) ſehr häufig. 

Diefe Raupe koͤnnte man mit Recht einen Allesfreſſer nen- 
nen, indem fie alle vorgelegten Pflanzen verzehrt und auch auf 
den heterogenften gefunden wird (vom Juny bis in Herbft.) 

719) Euphorbiae (Fabr.) einzeln. 

Die Raupe findet man bier als erfte Generation im Junh 
mehr auf dem Wollkraut (Verbascum Thapsus) als auf ber 
Wolfsmilch (Euphorbia eypar.), dagegen im Herbft als 2. 
Generation ausichließlih nur auf der Wolfsmilch; möglich), dag 
um diefe Zeit das Wollkraut härter und vielleicht für fie un— 
genießbar geworden ift. 


2. Genus Diphthera (Ochs.) 

724) Orion (Esper) nicht felten. 

Die Raupe lebt vom July bis in Herbft auf Eichen und 
Buchen (Fag. sylv.) und ift leicht durch Klopfen zu erhalten. 
3. Genus Bryophila Treit.) 

725) Glandifera ( W. V.) nicht häufig. 

Die Raupen, welche auf oder von Flechten leben, haben alle 
mit unbedeutender Abweichung gleiche Lebensart. 

Die Raupe fommt bier fchon im April (bey 8—120 R.) 
auf verfchiedenen Slechten und Moofen vor; um fie zu erhalten 
muß man fehr früh morgens (mit Tagesanbruch) an Mauern, 
welche ftarf mit Futterpflanzen bewachfen find, ſuchen; denn 
fobald die Sonne ftärfer wird, verfriehen fie fi und find 
nicht mehr zu finden. 

726) Perla (Fabr.) etwas mehr vorfommend. 

Beide Raupen finden fich Überhaupt mehr auf Mauern als 
an Bäumen. 

729) \ Algae (Fabr.) 

\ Spoliatrieula ( Hübn.) felten. 

Die Raupe lebt mehr an Flechten, welche auf Bäumen (be— 
fonders Zwetfchenbäume) als an Mauern wachen; doch läßt 
fih hierbey feine fefte Negel annehmen und kommt vieles auf 
Localität und Standort an.: So findet man im Monat Suny 
an Straßenfteinen einzelne kleine Erdkluͤmpchen, welche wie 
Spriger, bey naffem Wetter, durch einen vorüberfahrendenm Wa: - 
gen entftanden. ausfehen. Loft man ‚mit einem Federmeſſer 
vorfichtig ein folches Erdkluͤmpchen los, fo erblidt man entwe— 
der eine in der DVerpuppung begriffene Raupe der Spoliatricula 
darin oder die fchon vollfommenen Puppen der Glandifera oder 
Perla. Es fommt bey diefer Manipulation nur fehr auf die 
richtige Zeit an, denn wenn die Naupe zu fruͤh geftört wurde, 
fo geht fie leicht zu Grund. 

j 58* 


923 


735) Lupula ( Hübn.) 
736) Raptricula ( Hübn.) 
XXVII.* Tribus Amphipyrides (Boisd.) 
1. Genus Gonoptera (Latr.) 
739) Libatrix (L.) häufig. 
Die Raupe entwidelt ſich außergewöhnlich fchnell und kommt 


vom Suny bin in Herbft von mehreren Generationen ſtammend 
vor. 


nicht felten. 


2. Genus Spintherops (Boisd.) 
Zum größeren Theil in füdlichen Gegenden. 
3. Genus Amphipyra (Ochs.) 


744) Cinnamomea (Bork.) hier aͤußerſt felten. 

Erſt vor einigen Fahren von mir in einer Pappelallee entbedt; 
fommt jedoch gegen den Rhein zu (bey Maynz) öfters vor. — 

745) Pyramidea (7.) nicht felten doch einzeln. 

Außer ben vielen im Ochfenh. Werke genannten Sutterpflan: 
zen, lebt die Raupe im-May audy auf Rainweide ( Ligustrum 
vulgare.) 

4. Genus Scotophila (Hübn.) 

749) Tragopogonis (L.) nicht felten. 


5. Genus Mania (Treit.) 
750) Maura (L.) einzeln. 
Die Raupe fommt flein im Frühjahr vor. 
751) Typica (L.) nicht häufig. 

6. Genus Rusina (Steph.) 
752) Tenebrosa ( Hübn.) häufig. 


XXIX. Tribus Noctuides. 


1. Genus Segetia (Steph.) 
753) Xanthographa (Fadbr.) nicht häufig. 


2. Genus Cerigo (Steph.) 
755) Cytherea (Fabr.) 
Texta (Esper). felten. 

Ben dem Graben nady Xanthographa- und Porphyrea- 
Raupen findet ſich zumeilen auch einzeln die Texta-Raupe vor; 
fie hat im März eine Größe von 1" 3" erreicht. Der Kopf 
ift glänzend hellbraun, und mit 2 dunfeln halbmondförmigen, 
auswärts ftehenden Strichen. Die Grundfarbe der Raupe ift 
mweißlihgrau, mit abgefesten fchwarzen Linien über den Rüden, 
welche durch feine Bellere getheilt werden; fodann folgt ein hel: 
leres ebenfallß braungeftreiftes Feld, zwifchen welchem ein breis 
tes dunkles Feld zieht. Die Verwandlung zur Puppe gefchieht 
in der Erde; der Schmetterling erfcheint im July, Auguft und 
ift nicht leicht aus der Raupe zu erziehen. 


3. Genus Triphaena (Treit.) 


756) Linogrisea ( Fabr.) felten, 

Die Raupe lebt im April und liegt wie die meiften Arten 
diefes Gefchlehts den Tag über in zufammengerollten bürren 
Blättern, oder unter denfelben in der Nähe der Futterpflanzen 
(Primula veris, Alsine media und mehrere niebere Pflanzen ); 
friſche Fraßfpuren dienen zur Entdedung der Raupe. 


* In Boisduvals Index Meth. (2. Aufl. Par. 1840,) ſteht irrthüm⸗ 
lid) vor dem Tribus Amphipyrides die Zahl XVII. ſtatt XXVIII. (28.) 
und geht biefer Sehler bis zum Ende der Noctuen. Hier wurde dieſer 
Irrthum geändert und als fortlaufend XXVIII. angenommen, weßhalb hier 
die Noctuen 10 Nunmern mehr, alfo ftatt mit dem 30, Tribus (mie bey 
Boisduval) mit dem AO, Tribus fchließen, 


924 


759) Janthina (Fabr.) felten (doch weniger felten als 756.) 

Die Raupe lebt (fehr verborgen) im April; außer den von 
Dhfenheimer fhon genannten Futterpflanzen häufig 
auch nod von den Blättern der Aronswurzel (Arum ma- 
eulatum). Man findet fie fogar öfters an Neffen. Sie hat 
um biefe Zeit ein Ausmaaß von 12% wird aber vor ihrer 
Verwandlung noch größer und nicht felten 15— 18” lang. Die 
Verwandlung gefchieht wie |bey allen Raupen diefes Geſchlechts 
unter der Erbe. 

760) Fimbria (L.) felten (doch weniger felten als 759.) 

Die Raupe (fehr verborgen) Anfangs April oder May. 

761) Orbona (Fabr.) 

Comes (Hübner ) weniger felten, manchmal häufig. 

Die Raupe im April, Anfangs May auf Zaubneffeln (La- 
mium album). 

763) Pronuba (L.) häufig. 

Die Raupe erhält man öfters durch ausgezogene Gerealien, 
an deren Wurzel fie hängen. Die meiften Raupen haben im 
Frühjahr ihre Neife zur Verwandlung erlangt, indeffen findet 
man noch melde im Sum. Wie ſchwer es ift, bey manchen 
Arten (namentlich den Raupen, welche unter der Erde leben) 
eine 2. Generation anzunehmen und tie leicht man ſich taͤuſchen 
kann, möge aus Folgendem zu erfehen feyn. Am 22. May 
fand ih im Freyen bey 180 R. einen eben gefchloffenen Schmet= 
terling, den 18. July fehliefen mir 2 Schmetterlinge von im 
Frühjahr gefundenen Naupen aus, den 30. July zog ich meh- 
tere Raupen in 3 Größe aus der Erde, und am 2. September 
fand ih im Freyen einen eben erft gefchloffenen Schmetterling. 
Alte Data gehören in ein Fahr. 

4. Genus Opigena (Boisd.) 
Befteht nur aus einer Art, lebt auf den Alpen und fehlt hier. 


5. Genus Chersotis (Boisd.) 

769) Porphyrea ( Hübn.) nicht felten. 

Die Raupe findet fich zwar nicht felten im Herbft auf der 
Erica vulgaris an mehreren Stellen unferes Stadtwaldes vor; 
allein es find die Raupen nicht leicht zu überwintern, weßhalb 
man fie im März beffer unter dem Moos zunächft den Pflanzen 
gräbt; fie find um diefe Zeit ziemlich ausgewachfen und verun- 
gluͤcken alsdann nicht mehr fo leicht. 

772) Plecta (L.) felten. 


6. Genus Noctua (Treit.) 

777) €. Nigrum (L.) häufig. 

Die Raupe der erften Generation findet fich im März bey 
6— 89 Wärme an Neffen und Taubneffein (Lamium album). 
Die ziwente Generation Fommt allerdings vor und zwar, wie 
Dchfenheimer richtig bemerkt, im Suny auf Epilobium pa- 
lustre bey einer Wärme von 24—26° R. Die BVerfchieden- 
heit der Temperatur ift ebenfo auffallend, als daß dieſe 2. Ge— 
neration faft nur auf Epilobium gefunden wurde. Ebenſo 
fonderbar ift, daß die 2. Generation lang nicht fo haufig (ja 
fogar felten) vorfommt als die erfte, während diefes bey allen 
andern Arten aus fehr nahe liegenden Gruͤnden das Gegentheil ift. 

778) Tristigma (Ochs). einzeln. 

779) Triangulum (Ochs.) nicht felten. 

Die Naupe findet man im Herbft in zufammengefchrumpften 
Blättern mehrerer Pflanzen, befonders öfters bey Brombeeren 
(Rubus frutic.). Auch liegt im März die Raupe unter Woll- 
Erautblättern, wo in der Nähe Neffen oder Zaubneffeln ftehen, 
welche die Zutterpflanzen der Raupe find. 


925 


780) Rhomboidea (Esper) nicht häufig. 

Die überwinterte Raupe findet man fchon im April bey einer 
Märme von 10— 20 R. in dürren Blättern, wo Fraßfpuren 
an Schlüffelblumblättern EN, der Primula veris) ſicht⸗ 
bar find. 

785) Bella (Borkh.) 

Sn manhen Fahren häufig, zumeilen felten. 

792) Brunnea ( Fabr.) felten. 

Die Raupe einzeln. 

795) Baja ( Fabr.) 

Die Raupe wird manchmal häufig gefunden. 

796) Sigma ( W. V.) ſehr felten. 


7. Genus Spaelotis (Boisd.) 

797) Augur ( Fabr,) felten. 

Erft einmal im Jahr 1845 dem 18. März fand ich bey 
80 R. einige Augur-Naupen unter dürren Blättern zunaͤchſt Er— 
tenbüfhen, und fütterte fie bis zur Entwidlung mit Meyerich 
(Alsine media), den fie gerne zu freffen fchienen. — 

799) Ravida ( Hübn.) felten. 

803) Praecox (L.) bier fehr felten, 

Nach der Berfiherung Hrn. Rieſes foll diefe Eule von ihm 
hier gefunden worden feyn. 

814) Pyrophila (Fabr.) 

Radicea (Esper)). 

Wenn nicht durch Zufall die Raupe, melde unter dev Erde 
lebt, mit einer Wurzel herausgezogen wird, fo ift fie ſchwer zu 
finden. 

8. Genus Agrotis (Ochs.) 

822) Suffusa (Fadr.) felten. 

823) Segetum (W. V.) nicht felten. 

Die Raupe erhält man manchmal duch Herausziehen von 
Salatpflanzen. 

827) Exclamationis (L.) nicht felten. 

833) Cinerea ( Bork.) felten. 

Nach Angabe des Hrn. Riefe foll die Raupe von ihm ges 
funden worden feyn. 

836) Tritici (L.) felten. 

840) Obelisca ( W. V.) einzeln. 

841) Aquilina ( W. V.) einzeln. 

846) Fumosa (Fabr.) einzeln. Auch die Raupe einzeln. 

855) Valligera ( Fabr.) nicht haufig und bis jegt nur als 
Schmetterling "gefangen. 


9. Genus Heliophobus (Boisd) 
861) Graminis (L.) ſehr felten ] nur ald Schmetterling ge⸗ 
864) Popularis ( Fabr.) felten. | ftochen in dem 2 Stunden 
entlegenen DVilbeler Wald. 


XXX, Tribus, Hadenides. 


1. Genus Luperina (Boisd.) 

865) Leucophaea (Borkh.) nicht felten. 

Die Raupe findet man im May unter Moos, theils bey 
Erica, theils in der Nähe von Tannenbäumen (bey dem Gra: 
ben nach Porphyrea et Pinastri), wo fie ausgewachſen zu: 
fammengerollt liegt und überwintert. 

866) Cespitis (W. V.) einzeln und nicht häufig. 

Die Raupe erhält man durch Ausziehen von Grasbündeln 
mit der Wurzel; doch verläßt fie Abends felbft ihre Schlupfwin- 
Tel um auf die Futterpflanze, welche aus diverfen Grasarten bez 


926 
fteht, zu geben. (Auch nad plöslihem Negen eilt fie öfters 
aus der Erde.) 

869) Testacea (W. V.) bis jest nur als Schmetterling ges 
fangen. 

872) Infesta (Ochs.) einzeln. 

873) Albicolon ( Hübn.) 

Vor mehreren Jahren (ich glaube 1834.) wurde ih von 
meinem Freund Hrn. Ohler, Botanicus an unferm Senfen- 
bergfchen Inſtitut, auf eine Raupe aufmerffam gemacht, welche 
die Blätter der in dem hiefigen botanifhen Garten wachfenden 
Nicotiana glauca feht zerfreffen habe. Sch unterſuchte die 
Buͤſche aufs genauefte und entdeckte noch 8 Eleine grline Raͤup— 
hen, in den Herzen der Pflanze (oben an den noch nicht ent=. 
twidelten zufammengepadten Blättern). Sie häuteten fich als— 
bald grau, mehrere graubraun und mande ſchwaͤrzlich, hatten 
zum Theil fo große Aehnlichkeit mit unferer gemeinen Hadena 
brassicae (felbft durch das Einbohren ing Herz der Pflanzen), 
daß ich fie zulegt dafür hielt und nicht mehr darauf achtete, 
weshalb ich nur 2 Wögel davon erhielt, die mich aber nicht we— 
nig als Albicolon überrafhten; feitdem Fam die Raupe hier 
nicht mehr vor. 

877) Virens (L.) felten. 

879) Lateritia ( Esper) einzeln, 

880) Rurea ( Fabr.) nicht felten. 

Var. Combusta ( Hübn.) felten. 

883) Pinastri (L). in manchen Jahren häufig. 

885) Lithoxylea ( W. V.) 

Die Vermuthung Boisduvals, dag Lithoxylea eine helfe 
Varietaͤt von Rurea fey, möchte ich unterfchreiben; denn außer 
der großen Aehnlichkeit finde ich feit einer Reihe von Fahren 
beide Arten unter einander. 

886) Polyodon (L.) nicht felten doch einzeln. 

887) Conspieillaris (L.) felten. 

892) Basilinea ( Fabr.) nicht felten, 

893) Gemina (Treit.) feltener, 

Die Raupe lebt von verfchiedenen Gräfern. 

894) Unanimis (M) felten. 

Die Raupe im Sumpfgras. 

895) Didyma ( Hübn.) feltener als 899. 

As Schmetterling Abends oft über Grasrafen fliegend ge— 
fangen. 

896) Ophiogramma (Esper) felten. 

899) Nietitans (L.) nicht felten. 

Beide Nummern (895. u. 899.), welche große Aehnlichteit 
mit einander haben, fliegen gegen Abend untermiſcht uͤber Gras— 
raſen. 

2. Genus Apamea. 


901) Strigilis (L.) als Schmetterling nicht ſelten, doch 
einzeln. 
Var. Latruncula CW. V.) häufiger. 
3. Genus Brythia (Hübn.) 
Die beiden Species find Bewohner des ſuͤdlichſten Europas 
und fehlen hier. 
4. Genus Hadena. 
911) Lutulenta (W. V.) nicht häufig. 
Die Raupe hat Hr. M. Riefe auf Schafgarbe gefunden. 
912) ‚Aethiops ( Ochs.) fehr felten. 
TreitfchEe befhuldigt ben Derfaffer der „Papilions 
d’Europe “, daß er irrthuͤmlich Maynz und Frankfurt als Fund: 


927 


orte diefes Schmetterlings angebe und hält Stalien als deffen 
Vaterland, Allein Treitſchke und nicht der Berfaffer 
befagten Werks irrt: denn ich babe nor einigen Sahren 
Aethiops friſch gefchloffen an der Mauer des Bodenheimer 
Friedhofs geftochen, habe darauf einen dort mohnenden entomo= 
togifhen Freund benachrichtigt und auch diefer hat: feitdem den 
Schmetterling dort gefunden. Befagter Friedhof liegt nach, allen 
Seiten frey, vor demfelben zieht eine Pappel-Allee vorbey, zur 
Rechten und nad hinten begraͤnzt ihn ein großer Steinbruch, in 
welchem der Mauer zunaͤchſt Weiden wachfen; links find Klee— 
äcker. — Nach zuverläßiger Ausfage wurde feit diefem Aethiops 
auch bey Maynz getroffen. 

Madame Kirchner, eine große Verehrerinn der Entomofogie, 
welche in Neu: Sidney auf Aufkralien wohnt, hat Aethiops 
als fehr reines Exemplar von dort gefendet. — Ich meinerfeits 
vermuthe die italiänifche Pappel als Futterpflanze der Raupe, 
doch wollte es mir bis jegt noch nicht gelingen, eine zu finden. 

913) Persicariae -(L.) ſehr häufig. 

Die Raupe lebt im September auf Spartium scop., Soli- 
dago virgaurea, Salix caprea, ja fogar von  Prunus spinosa 
Elopfte ich fie fchon. 

915) Brassicae (L.) gemein. 

916) Suasa ( W. V.) einzeln. 

917) Oleracea (L.) häufig. 

Außer auf Ceralien fommt hier im Auguſt die Raupe häufig 
auf den Acacienbäumen (Robinia pseudo-acacia) vor, welche 
unfern Paradeplag umgeben, wo fie den Tag über in den Sur: 
chen der Ninde am Stamm fißen. 

918) Pisi (Z.) nicht felten. 

Die Raupe ift im Juny und July, beſonders nach der erften 
Heuärnte, wann das Heu weggeräumt ift, leicht auf Wiefen 
zu finden, überhaupt ift diefes Suchen gleih nach Hinwegraͤu— 
mung des Heu’s gänzlich unbenußt geblieben, während die Aus: 
beute von Raupen, welche im Gras oder dicht an der Erde 
leben, eine fehr ergiebige ift. Pisi findet ſich nochmals im 
September auf Artemisia campestris. 

924) Chenopodii ( Fabr.) einzeln. 

Die Raupe lebt im Auguft auf Chenopodium. 

928) Dentina ( Esper) einzeln. 

Die Naupe im Juny auf oder an Löwenzahn (Leont. ta- 
raxacum ). 

931) Glauca ( Hübn.) felten. 

Bis jegt nur im Taunus gefunden. 

932) Saponariae (Esper) nicht häufig- 

Die Raupe lebt in Kapfeln der von Ochfenheimer ‚genannten 
Sutterpflanzen, befonders wo ſolche auf fandigem Boden wachfen, 

940) Atriplieis (1.) bäufig. 

Die Raupe lebt im Juny und ift am Tage unter Blättern 
ober in der Erde an den Wurzeln verfchiedener Gerealien; fie 
frißt verfchiedene Ampferarten, auch "Polygenum persicariae. 

945) Adusta (Esper) einzeln. 

949) Thalassina (Dorkh,) einzeln. 

951) Genistae (Borkh.) einzeln | die Raupen im Auauft ır. 

952) Contigua (Fabr.) häufiger, | September auf Spar- 
tium Scoparium. 

956) Convergens (Fabr.) nicht felten doch einzeln. 

959) Protea ( Esper) häufig. 

Die Raupe im May auf Eihen, der Schmetterling im 
Juny, Suly. 


— 928 


5. Genus Phlogophora ('Treitsch). 

963) Lucipara (L.). nice felten. 

Die Raupen kommen im Auguft außer den im Ochſenhei— 
merfchen Werfe genannten Pflanzen häufig auch auf Farrenkraut 
(Pteris aquilina) gleichzeitig mit der Pteridis vor. 

966) Metieulosa (L.) häufig. 

Die Naupe findet man fchon im März bey 6—80 R. an 
Neffen und Zaubneffeln. 

6. Genus Eurhipiae (Boisd.) 


Die beiden Species kommen nicht hier, fondern in der Schweiß 
und füdlicyeren Gegenden von Europa vor. 


7. Genus Aplecta (Guenee). 


974) Advena ( Fabr.) nicht häufig und einzeln. 

Die Naupe findet man zwar gleich im Herbſt, allein da fie 
nicht leicht zu überwintern ift, fo gräbt man fie leichter im März 
unter dem Moos von Heiden (Erica vulg.) 

976) Nebulosa (Naturforfcher). 

Die überwinterte Raupe findet man im März unter den 
Biättern des Mollkrauts. 

979) Herbida (Hübn.) fetten, 

Und big jeßt erft einmal von meinem Freunde, Hın. A. Schmidt 
aus der Naupe gezogen, 


8) Genus Agriopis (Boisd.) 
980) Aprilina ( L.) nicht felten. 


Die Raupen fiken im May während des Tags zwiſchen den 

Furchen der Ninde am Stamm der Eichbaͤume. 
9. Geuus Miselia (Teeit.) 

983) Oxyacanthae (L.) häufig. 

Die Räupchen gehen mit den erſten Tagen des Frühlings 
aus dem Ey, find im May halbwüchfig und leicht von Prunus 
spin., Crat. oxyacantha zu Elopfen. 

985) Culta (Fabr.) felten. 

In nächfter Umgegend fehr felten, dagegen in der Nähe von 
Dreyeichenhain im September nicht fo felten. Das verleimte 
Erdgefpinnft, in welchem die Puppe liegt, ift etwa. 1—2' tief 
unter der Erde in der Nähe der Birnbäume, ‚befonders milder 
Birnbäume und am bequemjten im May zu ‚graben, 

10. Genus Dianthoeeia (Boeid.) 

937) Albimacula ( Borkh.) felten. 

Auch bei diefem Schmetterling wird der Werfaffer der Pap. 
d’Europe von Borkhauſen und Efper der Fundort „Frank— 
furt“ irrthuͤmlich angegeben zu haben. befihuldigt,, weil der 
Schmetterling nicht. da, fondern in Wien und Ungarn vorfäme. 
Allein diesmal wie früber haben die Beſchuldiger unrecht und 
der DVerfaffer befagten Werks hat Necht; denn ich habe an 
einer hölzernen. Gartenwand, wo unten Cueubalus behen in 
Maſſe wähft, den Schmetterling (friſch geſchloffen) geftochen 
und Here M. Niefe hat deffen Raupe in den Kapſeln befags 
ter Pflanze gefunden. 

988) Conspersa ( W. V.) felten. 

Sch habe die Raupe der Conspersa und Comta (nah ge 
machten Notizen) im July fchon mehremal ohne e8 zu ahnen in 
den Samencapfeln des Cucubalus bacciferus und Cucubalus 
behen mitgebracht, welches ich erft durch das Schliefen des 
Schmetterlings bemerkte. Dagegen wollte e8 hier noch Eeinem 
Sammler glüden, fie an Weiden, wie Gerning glaubte, zu 


929 


finden; es möchte daher diefe-Zutterpflanze in Zmeifel zu ziehen 


eyn. 
— M. Riefe ohne eine nähere Angabe der Pflanze zu 
machen, will die Raupe ſchon öfters auf Wiefen gefunden haben. 

989) Comta (Fabr.) felten — fie) Conspersa. 

997) Capsincola (Esper) häufig. Die Raupe im July in 
den Kapfeln de Cuc. bacciferus. 

998) Cucubali (W. V.) nicht felten, jeboch lange nicht fo 
häufig wie 997. 

Die Raupen findet man im July bald an der Pflanze bald 
in den Samenfapfeln des Cuc. behen. 

Carpophaga ( Borkkh.) 

1001) Perplexa ( Hübn.) feltener. 

Die Raupe im July, mit 998 gleiche Futterpflanze. 

1003) Echii (Borkh.) einzeln, die Raupe im September 
unter den Blättern des Echium vulg. 

11. Genus Jlarus (Boisd.) 

1004) Ochroleuca (W. V.) fehr felten — und erft ald 

Schmetterling gefangen, 
12. Genus Polia, 

1006) Dysodea (W. V.) nicht felten. 

1008) Serena (Fabr.) nicht felten. 

1011) Chi (L.) nicht felten doch einzeln. 

1023) Flavieineta ( Fabr.) nicht hänfig. 


Die Genera 13. Polyphaenis, 14. Jaspidia et 15. Pla- 
codes finden hier Eeine Nepräfentanten. 


16. Genus Eriopus (Treit.) 

1039) Pteridis ( Fabr.) felten. 

Die Raupe, welche im July und Auguft auf Ablerfarren- 
Eraut (Pteris aquilina) und zwar, wie Treitſchke richtig 
angibt, „auf der Nückfeite der Blätter ſitzt“ wurde vor vielen 
Sahren von Hrn. v. Heyden bier zuerft gefunden. Dadurd), 
daß fie den ganzen Winter als Raupe im Gefpinnft (unter der 
Erde) zubringt, ift fie nicht leicht zur Verwandlung zn bringen 
und vertrodenet, wenn auch die Erde von Zeit zu Zeit befeuch- 
tet wird, dennoch fehr leicht. ine andere Schwierigkeit bietet 
die Futterpflanze, welche öfters, noch ehe man fie nach Haufe 
bringt, troden und hart geworden ift. Hiergegen gibt es ein fehr 
practifches Mittel: wenn man nehmlich die pflanzen gleich beym 
Abbrechen anfeuchtet,, in eine befeuchtete Botanifirbüchfe legt und 
und an einem fühlen Drt zu Haufe verwahrt; fo hält fich das 
Futter leicht 8 Tage frifch. 


17. Genus Thyatira .( Ochs.) 


1041) Batis (L.) nicht felten, doch einzeln. 

Batis hat 2 Generationen, wovon die Raupen der 1, Ende Suny, 
Anfangs July ſchon die halbe Größe erreicht haben, und nad 
kurzer Puppenruhe Cvon faum 3—4 Wochen) Ende July, Ans 
fangs Auguft der Schmetterling erfcheint; von dieſem lebt als— 
dann gleichzeitig mit Derasa im September die Raupe der 2. 
Generation, welche als Puppe überwintert. Die Raupe lebt 
von Him= und Brombeeren=Blättern. 

1042) Derasa (L.) felten. 

Die Raupe fommt im September mehr oder meniger felten 
vor, da man bisher den Schlupfwinkel derfelben nicht Fannte 
und ſich nur mit den einzelnen Stüden begnügen mußte, welche 
von der Nacht auf dem grünen Futter zurüdblieben, dieſe aber 
größtentheils krank und von den Schlupfwefpen 

Iſis 1848, Heft 11. 


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geftohen find; fo fehlen der Schmetterling feltener ald er 
wirklih war, Treitſchke mußte nur. diefe Nachzügler zu 
finden und daher fteht nirgends etwas über ihren Aufenthalt am 
Tage, meßhalb hier Specielleres auf practifche Erfahrung ges 
gründet folgt. Die Naupen lieben lichte Watdftellen, und mehr 
die Brombeere ( Rubus fruticosus) als die Himbeere (Rubus 
idaeus). Rur Nachts gehen fie aufs Sutter und verlaffen foldhes 
wie es tagt; den ganzen Tag über figen fieregungslos 
in den dürren, noch an den Yeften im Snnern des 
Bufhes hängenden zufammgefhrumpften (oder 
gerollten) Blättern verborgen. Sobald man daher 
friſche Fraßfpuren an den grünen Blättern fieht und man ſich 
überzeugt hat, daß folche von feinen Batis-Naupen, welche in der 
Nähe dabey fisen bleiben, berrühren; fo müffen alle dürven 
zufammengefchrumpften Blätter (gewöhnlic, hängen mehrere bey: 
ſammen) vorfichtig aus dem Buſch herausgeholt und aufgerollt 
werden, bis man die Naupe entdedt hat. Obgleich diefes Vers 
fahren umftandlich zu ſeyn fcheint, fo ift es dennoch die einzige Art, 
mit Gewißheit auf Erfolg rechnen zu fünnen; auch befömmt man 
alsbald folche, Fertigkeit darin, daß man durchs Gefühl der er- 
ften 3 Finger ſchon verfpürt, in welchen Blättern fich eine Raupe 
befindet, und nicht felten erhielt ich innerhalb einiger Stunden 
10—12 Exemplare. 


XXXI. Tribus 
1. Genus Mythimna. 
1043) Turca (L.) felten. 


Bon Hrn. M. Rieſe die Raupe im Frühjahr unter niedern 

Pflanzen und Gräfern gefunden. 
2. Genus Leucania ( Ochs.) 

1044) Conigera (Fabr.) als Schmetterling oft gefangen. 

1045) Albipuncta ( Fabr.) felten. 

1046) Lithargyrea (Esper) einzeln. 

1048) Musculosa ( Hübn.) ſehr felten. 

Und bis jest nur im Taunus als Schmetterling geſtochen. 

1049) Pudorina ( W. V.) felten, 

Von Hrn. M. Niefe wurde die Raupe an Sumpfgräfern 
gefunden. 

1051) Comma (L.) nur als Schmetterling gefangen. 

1056) L. album (L.) einzeln. 

Die Raupe findet ſich im Frühjahr in Neffen und Gräfern. 

1061) Obsoleta ( Hübn.) felten. 

1068) Bathyerga Boie (in der Iſis 1835. ©. 323,) 

Diefe Varietät und Seltenheit ift abermals eine Entdedung 
unfers für die Miffenfhafft fo fehe verdienten Herrn v. Hey— 
den, welcher die Raupe zu gleicher Zeit, mit dem Entdeder, 
in den Wurzeln des Nohrs (Arundo phragmitis) fand, 
Sie lebt im July, ift ſchwer zu _finden und nicht leicht zur 
Verwandlung zu bringen und wird defhalb' wohl immer eine 
Seltenheit bleiben. — Auch Herr M. Rieſe dahier macht 
Anſpruch auf diefe Entdeckung, doch da diefer diefes fo wie viel 
Anderes gerne für ſich zu behalten ‘beliebt — und nicht eher 
feine Anfprüche geltend zu machen gefucht, bis Herr v. Hey— 
den ihm die Raupe zeigte: fo muß die Priorität dem Erfteren 
verbleiben. 

1069) Straminea (Tr.) felten. 

1070) Impura (Hübn.) felten. 

1073) Pallens CL.) nit felten. — Die Raupe lebt in 
Gräfern, 

59 


Leucanides, 


931 


3. Genus Nonagria (Tr.) 


1080) Neurica Hübn.| kommen nicht in unferer nächften 

1081) Hessii Hübn. | Umgegend fondern näher bey Darm: 
ftadt vor. 

1085) Paludicola Hübn. mandmal haufig. 

an Cannae Tr. hier felten, näher bey Darmſtadt haͤu— 


fige 

1088) Typhae Esper oft häufig. 

XXX. Tribus Caradrinides. 
1. Genus Simyra (Tr.) 

1089) Nervosa Fabr. felten — und bis jegt nur von Hrn. 
M. NRiefe gefunden, auf? — wann? — wo? — 

1092) Venosa Borkh. nicht felten. 

Die erfte Generation im July einzeln, dagegen die 2. im 
September und October als Naupe häufig. In hiefiger Ge: 
gend gelang es jedoch erft an einer Stelle, die Naupe mit Sicher: 
beit jedes Jahr zu finden; es ift diefe die Niederung von der 
Hanauer Chaufee links gegen Sedbah zu, welche theild aus 
feuchten, fumpfigen Wiefen, Moorgrund, Tümpeln und Waſ— 
fergräben beftebt. Hier fißen die Raupen auf Festuca fluitans 
und Arundo phragmitis, von welchen fie leben und zwar mei: 
ftentheils auf Pflanzen, welche im Waffer ftehen. Man findet 
fie bey einigermaßen günftiger Witterung bis Ende October in 
allen Größen; doch leidet die Raupe fehr durh die Schlupfwe— 
fpen, fo daß man kaum aus der Hälfte Schmetterlinge erhält. 


2. Genus Caradrina ( Ochs.) 


1093) Trilinea W. V. nicht häufig. 
Die Dane im Fruͤhjahr auf niederen Pflanzen. 
1098) Blanda Hübn. 
Superstes Ochs. fehr felten. 

Bon Heren Niefe gefunden, wann? — auf? — 

1100) Alsines Borkh. häufig. 

1104) _Morpheus View. nicht felten. 

1111) Cubicularis W. V. nicht felten, befonders als Schmet- 
terling. 

Die 4 Arten des 3. Gen. Hydrilla (Boisd.) find Bewoh— 
ner Eälterer Gegenden und fehlen hier. 


XXXII. Tribus Orthosides. 
1. Gemus Episema findet hier feinen Nepräfentanten. 
2. Genus Orthosia (‚Ochs,) 

1123) Gothiea L. manchmal häufig. 

1124) Litura L. einzeln. 

1125) Hebraica Hübn. felten. 

1127) Negleceta Hübn, felten und bis jest nur ald Schmets 
terling befannt. 

1128) Coecimacula Fabr. nidyt häufig. 

1129) Gracilis Fabr. einzeln. 

1130) Laevis Hübn. nit häufig und nur als Schmetter- 
ling gefangen. 

1133) Nitida Fabr. nicht häufig. 

Die Raupe fand hier Herr GC. Schneider, 

1135) Pistacina Fabr. häufig. 

1138) Rubricosa Fabr. einzeln. Sch fand die Raupe bey 
Soden im Taunus, verfäumte indeffen Notizen zu machen und 
glaube, daß fie im Suly auf Euphorbia cyp. faß und ſolche 
verzehrte. 


932 


1139) Macilenta Tr. felten. In unferm Stadtwald von 
Br Hede Himbeeren und Brombeeren als Schmetterling ge 
lopft. 

1140) Munda Fabr. nicht felten doc) einzeln. 

1141) Instabilis Fabr. häufig, Im Frühjahr die Naupe 
auf Eichen. 

1142) Ypsilon W. V. häufig. 
italiänifchen Pappeln. 

1144) Lota L, nicht felten. 
Saalweiden (Salix capra). 
1147) Stabilis Hübn. häufig. 

Eichen. 

1150) Miniosa Fabr. nicht felten. 

auf Eichen. 


1151) 
auf Eichen. 


Die Raupe im Juny auf 
Die Raupe im May auf 
Die Raupe im May auf 
Die Raupe im Man 


Ambigua Hübn. 
Cruda W..V. nicht felten. Die Raupe im May 


3. Genus Trachea ( Ochs.) 


1153) Piniperda Esper nidt felten. 

Die Raupen find im Sommer auf den Tannenbaumen und 
daher nicht fo leicht herunter zu befommen, während man im 
Februar fie ohne Mühe beym Graben nach Pinastri als Pup⸗ 
pen findet. Wenn die Puppen in ein mäßig geheiztes Zimmer 
gebracht werden, fo fhliefen die Schmetterlinge innerhalb 14 
Tagen. 

4, Genus Cosmia ( Ochs.) 

1154) Diffinis L. nicht felten, doch einzeln, 

1155) Affinis L nicht felten, doch einzeln, 

1156) Pyralina W. P. felten, nur als Schmetterling näher 
bey Darmftadt gefangen. 

1158) Trapezina L. gemein. 

Die Raupe auf Eichen im Frühjahr, ift eine gefräßige Mord: 
taupe. 

1161) Fulvago W. V. felten. 


Die beiden Species des 5. Genus Mesogona (Boisd.) 
fehlen bier. 
6. Genus Gortyna (Ochs.) 
1166) Micacea Esper nicht häufig. 
1167) Flavago Esper felten. 
7. Genus Xanthia ( Ochs.) 
1174) Ferruginea Hübn. als Schmetterling gefangen. 
1176) Rufina L. einzeln. 
Die Raupe Elopfte ich in den MWäldchen des Nidgaus im 
May, Suny von Eichen. 
1180) Aurago Fabr, felten und nur als Schmetterling ge: 
fangen. 
1181) Silago Hübn. desgleichen. R 
1132) Cerago W. V. felten. 
1183) Gilvago Fabr. nicht felten. 
Die Raupe fällt beym Klopfen von Pappeln. 
1186) Citrago L, felten. 


8. Genus Hoporina (Boisd.) 
1187) Croceago Fabr, einzeln. 
Die Raupe lebt im Suny auf Eichen und wilden Birnen. 
Die einzige Species des 
9. Genus Dasycampa (Guénée) 
ift ein Bewohner Frankreichs und fehlt hier. 


‘933 


10. Genus Cerastis (Ochs.) 


1191) Vaceinüi L. einzeln. 

Es fchloff mir ſchon öfters der Schmetterling, ohne daß ich 
bis jet weiß, aus welcher Naupe er fam. Treitſchke nennt 
Rub. idaeus, frut., Vacein. myrtillus, vitis id. und Pappeln 
als Futterpflanzen. In dem Behälter jedoch, woraus mit ber 
Schmetterling entfchloffen, kann ich verfihern, daß keine biefer 
Pflanzen war; fondern alle darin befindlichen Raupen mit Eichen 
gefüttert wurden. - Da ich. im Herbft ſchon öfters den Schmet= 
terling von Eichen Elepfte; fo möchte id) daraus fliegen, daß 
Eichen auch Futterpflanze der Raupe feyn dürfte. 

1193) Erythrocephala W. F. felten und bis jest nur von 
Herrn M. Rieſe bier getroffen. 

1194) Silene W, V. einzeln. 

1195) Satellitia Z. nicht felten. 

Die Raupe, welche eine arge Mordraupe ift, kommt hier im 
May häufig auf Eichen vor. 


XXXIV. Tribus Xylinides. 


1. Genus Xylina. 


1197) Vetusta Hübn. einzeln. 

So oft ich den Raupen die bey Treitſchke genannten Fut— 
tetpflanzen vorlegte, fo berührten fie nichts davon und gingen 
zu Grunde. Seitdem machte ich die verfchiedenften Verſuche 
und fand daben, daß fie die zarten Blätter von Polygonum 
persicaria und abwechfelnd die zarten Stammauswuͤchſe der 
Pappeln (Pop. dilat.) gierig verzehren, womit ich fie auch je— 
desmal zur Entwidlung brachte. Die Naupe fand ich im Juny 
an ſchattigen Stellen im Wald an ſehr verfchiedenen Pflanzen; 
fie wählt raſch und es erfcheint noch daffelbe Jahr im Septem: 
ber der Schmetterling. - 

1198) Exoleta L. einzeln. 

Die Raupe, welche im Suny und Suly erfcheint, hat einen 
fehr großen Speifezettel. Sch fand und fütterte fie außer den 
bey Treitſchke aufgeführten Pflanzen, mit Prunus spinosa 
und fogar einmal aud mit Kartoffelfraut (Solanum tub.) ; fie 
hat mit der vorigen Raupe gleiche Entwicklungs-Periode. 

1201) Conformis Fabr. feltner. 

120%) Rhizolitha Fabr. nicht felten. 

Die Raupe auf Eidyen; der Schmetterling fist am Tage 
gern an Eihftämmen. 

1205) Petrificata Fabr. hier nicht öfters. 

2. Genus Aylocampa (Guenee), 

1207) Lithorhiza Borkh. felten. 

Die Raupe lebt einzeln auf Geisblatt (Lonicera caprif.) 
auch läßt fie fi mit andern Loniceren füttern, doch ift fie nicht 
leicht zur Entwidelung zu bringen. 

3. Genus Cloantha (Boisd.) 

1210) Perspiecillaris L. nicht felten. 

Treitſchke fagt: „die Raupe lebt vom Suny bis in den 
Auguſt, und der Schmetterling entwidelt fih im naͤchſten Früh: 
jahr“. — Diefes ift falſch; ſchon feitvielen Jahren beobachtete 
id) Perspicillaris und fann auf das Beftimmtefte verfichern, 
dag 2 Generationen ftattfinden. Der Schmetterling verläßt 


‚ felten vor Suny feine überwinterte Puppe, fest Ever ab, wo: 


von fhon im July die Raupen auf Hypericum hirs., perfo- 
rat. et quadrangulum vorfommen; alsdann verpuppt fich diefe 
erfte Generation, hat aber nur eine Eurze Puppenruhe, denn 


934 


der Schmetterling erfcheint ſchon nah 4—6 Wochen, wovon 
die Raupen im September, manchmal auch erft im October aus- 
gewachſen find, Diefe 2. Generation ift als Naupen häufiger 
als die erftere, welche nur einzeln vorkommt. Die Raupen, 
welche roͤthlich braun und ebenfo gefärbt, wie die Samenfapfeln 
der Pflanze, zwiſchen welchen fie fisen, ausfehen, Eönnen daher 
leicht überfehen werden. 
4. Genus Cleophana (Boisd.) 

1220) Linariae Fabr. fehr häufig, 

Die Raupen fommen im Juny (auf Antirrhinum linaria ) 
vor und entwideln fich fehr rafd) zur Puppe, von welchen ein 
Theil der Schmetterlinge fehliefen, der andere Theil jedoch als 
Puppen überwintett. — Treitſchke Eannte nur eine Genera= 
tion diefer Art. (Ueber diefen Fall näheres bey Russula.) 


5. Genus Chariclea (Kirby). 
1225) Delphinii L. felten, 


6. Genus Cucullia ( Ochs.) 

1232) Abrotani W, V. nicht felten. 

Die Raupe fommt im September auf Artemisia campestris 
et vulgaris vor. — Früher, ehe der fhon mehrmals erwähnte 
Lerchenberg cultivirt war und die genannte Futterpflanze einen 
großen Theil diefer Gegend bededte, war Abrotani fo wie alle 
die Arten, welche auf diefem Futter leben, häufig dort zu finden; 
jest dagegen kommen ſie ſpaͤrlich und nur noch zeitweife dort 
vor, find aber zwifchen dem eine Stunde entfernten Dorf Neu: 
Menburg bis Langen feine Seltenheit. 

1233) Absinthii Z. feltener. 

Die Raupe im September auf Artem. vulgaris mehr als 
auf Artem. absinth. 

1235) Artemisiae Fabr. nicht felten. 

Zum größten Theil haben die Raupen diefelbe Entwicklungs— 
petiode; nur einzelne Stüde liegen manhmal 2 ja fogar 5 
Sahre als Puppe (in verleimtem Erd: oder Sandgefpinnft) 
ohne. zu verderben, noch daß der daraus entffandene Schmerter- 
ling fih im geringften vor den früher gefchloffenen Eremplaren 
auszeichnete, 

1240) Tanaceti Fabr. felten. 

Die Raupe fand id) zu verfciedenen Malen auf fo hetero 
genen Pflanzen, daß ich fogar verſucht war, fie für eine andere 
Species zu halten; meiftentheil3 kommt fie jedoch auf Artem. 
vulgaris und dem Rainfarn (Tanacetum vulgare) vor, be- 
fonders wo folcher in verlaffenen Steinbrüchen wächft. Lebt die 
Raupe, wenn die Pflanze blüht, fo verzehrt fie die Blüthen, und 
wird davon gelblihgrun; kommt fie dagegen vor oder nach der 
Bluͤthe, fo verfpeift fie die Blätter und wird weißgrünlich (etwa 
wie Verbasei), ohne daß diejes Einfluß auf den Schmetterling 
ausübt. 

1243) Umbratica L. einzeln, doch nicht felten. 

Den Schmetterling fpießte ich jedes Jahr im July an Spa: 
lierlatten, welche durch die Luft grau geworden und wie feine 
Hauptfarbe ausfehen; auch zog ich ihn ſchon öfters aus der 
Raupe, welche indeß fehr erftarıt am Boden (den Tag über) 
lebt und ſchwer zu finden ift. } 

1244) Chamomillae W. P. felten. 

1245) Lactucae Espen nicht: felten, doch einzeln. 

Außer den bey Treitfchfe genannten Futterpflanzen fand ich 
öfters im July auch die Raupe auf Senecio sylvaticus. 

1246) Lucifuga Esper felten, 


935 — 

Die Raupe kommt hier ſelten vor und wurde von mir hier 
zuerft auf Cichorium intybus gefunden. Sie lebt im July 
und ift den Tag über an der Erde verftedt; nur gegen Abend 
gebt fie auf die Zutterpflanze. Sie macht wie die verwandten 
Arten ein geleimtes Erdgefpinnft, aus welchem Ende May, ans 
fangs Juny des nächften Jahres der Schmetterling fchlieft. 
Die Hübnerfche Abbildung der Raupe ift getreu, 

1248) Asteris Fabr. mandmal häufig. 

Die Naupe liebt lichte Matdftellen, lebt im Auguft und 
September hier mehr auf Solidago virgaurea als auf den an— 
dern von Treitſchke angegebenen Futterpflanzen. 

1254) Serophulariae Rambur? nicht felten. 

Die Raupe im July auf beiden Scrophularien. 

1255) Verbasei L. häufig. 


XXXV. Tribus Calpides, 


mit dem einzigen Genus. Calpe (Tr.), welches wieder nur eine 
Art hat, fehlt hier. 


XXXVI. Tribus Plusides. 
1. Genus Abrostola ( Ochs.) 


1258) Urticae Hübn. nicht felten. 
1259) Triplasia L. nicht felten. 


2. Genus Chrysoptera (Latr.) 
findet bier feinen Nepräfentanten. 
3. Genus Plusia ( Ochs.) 

1270) Festucae L. felten. 

Die Raupe verftekt im July auf verfchiedenen Gräfern, be: 
ſonders Festuca fluitans. 

1273) Chrysitis L. häufig. 

Die Raupe im März und September an Neffeln und Taub- 
neffeln, au auf Artemisia vulgaris. Der Schmetterling 
fchwärmt gegen Abend auf blühenden Kleeädern. 


“Anmerkung. Hübner bildet in feiner Sammlung europa: 
ifher Schmetterlinge Noctuae III. taf. 57. fig. 271. Aerea 
ab. Boisduval führt zwar folchen in feinem Inder 1280 
auf, feßt aber „an Europe % zu. — Ich erhielt diefen Schmet— 
terling aus Baltimore (in einigen Cremplaren) mit dem Be: 
merken zugefchidt: „er käme dort häufig vor” — Ich glaube 
daher mit Fug und Necht ihn für einen eingefchmuggelten 
und Nordamerifaner erklären zu dürfen, darauf anzutragen, daß, 
fo lange wir noch getrennte Syſteme (zwiſchen Europäern 
und Ausländern, welches übrigens ein großer Unfinn ift, 
fieh über Syſteme und eine Anfiht von mir in der Iſis 
1845. Heft 5. Nückfeite des Umfchlags ausgefprochen) ha: 
ben, ihm das europäifche Bürgerrecht zu entziehen fey. 


1278) Circumflexa L. felten. — Bis jegt nur ald Schmet⸗ 
terling gefangen. 

1279) lota L. felten. — Bis jegt nur von Hrn, Rieſe 
getroffen. 

1282) Gamma L. gemein. 

Diefe Eule ift wohl eine der am weiteften verbreiteten; fie 
fliege in allen Zheilen Europas, Aegypten, Abyſſynien, Neu: 
holland und Nordamerica. 


XXXVIL Tribus Heliothides. 
1. Genus Anarta ( Ochs.) 
1291) Myrtilli Z. nicht felten. 


936 


Hier kommt bie Naupe in 2 Öenerationen vor, wovon bie 
erfte im July, die andere im September, mandmal erft im 
Dctober lebt. Auffallend ift dabey, daß fie hier noch nie auf 
Heidelbeeren ( Vaccinium myrtillus), welche an der Stelle, wo 
man die Raupe vorzugsmeife findet, häufig waͤchſt; fondern 
immer auf der Heide (Erica vulgaris) gefunden wird. 

1300) Arbuti Fabr. 

Heliaca Hübn, häufig. 


2. Genus Anthoecia (Boisd.) * 
deſſen 2 Species im ſuͤdlicheren Europa fliegen, fehlt hier. 
3. Genus Heliothis ( Ochs.) 
1304) Ononis Fabr. felten, 
1305) Dipsacea L. einzeln. 
1306) Scutosa Fabr. mandhmal nicht felten. 


) 
1309) Marginata Fabr. felten. — Ohne nähere Angabe 
von Rieſe gefunden. 


4. Genus Haemerosia (Boisd.) fehlt hier. 
XXXVI Tribus Acontides. 


1. Genus Acontia ( Ochs.) 
1323) Luetuosa W. V. nit felten, 


XXXIX, Tribus Catocalides. 


1. Genus Catephia (Ochs.) 

1327) Leucomelas W. V. felten. 

Diefe hoͤchſt feltene Raupe kommt bier im Juny vor; wir 
finden diefelbe fchon feit dem Jahre 1832, und aus diefer Zeit 
rührt auch die nachftehende nach der Natur aufgenommene Bes 
fohreibung her. Die Naupe hat im Juny die legte Häutung 
beftanden und ein Ausmaß von 1" 6’ erreicht; fie naͤhrt fich 
ausfchlieflich von der Ackerwinde (Convolvulus arvensis) und 
fit mehr an den Pflanzen, welche längs der Erde als an des 
nen, die in die Höhe ranfen. Den Zag ber bleibt fie Stunden 
lang unbeweglich auf der Nücfeite des Blattes oder auf der Erde 
fisen und ift daher ſchwer zu finden. Der Kopf ift ziemlich 
groß und meift in das erſte Gelenk zurücgezogen; die Grund» 
farbe ift graubraun und wie mit einem roͤthlichblauen Ueberflug 
beduftet; auf jedem einzelen Gelenke fteben 4 gelbe Puncte, doc) 
fehlen manchmal diefe bey dunfel gefärbten Exemplaren; längs 
dem Kopf bis zum After ziehen 3 gelbe gebogene Linien, weldye 
jedoch bey befagten dunkel gefärbten Varietäten durch die ſtar— 
£en Einfchnitte an den Gelenken unterbrochen werden; über den 
Kuftlöchern ziehen 2 fhmugig gelbe Linien bis zu dem gabelfür- 
mig gefpaltenen, mehr abwärts ftehenden After, mit welchem 
fih) die Naupe an der Futterpflanze fefthält; auf dem 3. Ges 
lenke ftehen 2 fehwarze Punkte, welche als feine Atome auch) 
auf den Übrigen Gelenten fichtbar find und dadurch die Raupe 
mehr oder weniger dunkel färben. Zur Verpuppung verfertige 
fie fich ein Exdgefpinnft, in weldhem fie al8 Raupe über- 
wintertund erſt das nächte Frühjahr fich in eine rothbraune 
Puppe verwandelt; der Schmetterling erfheint im Suly, zus 
weilen auch erft im Auguft und geht überhaupt fehr unregelmäßig 
aus. 

1326) Alchymista Fabr. felten. 

Die Raupe klopft man Mitte July bey 18 — 200 R. von 
Eichen; fie hat im allgemeinen Habitus Aehnlichkeit mit der 
Lunaris- Raupe, nur ift fie [hmächtiger, nicht fo groß, und 
hat noch mehr Spannerartiges als dieſe. — Ebenfo hat die 


937 


rothe mit bläulichem Anflug beduftete und’ fehr lebhafte Puppe 
Uehnlichkeit mit der Puppe eines Spanners; der Schmetterling 
fchlieft im Suny aus, 
2. Genus Catocala ( Ochs.) 


1327) Fraxini L. felten. 

Die Raupe lebt im May und Suny auf verfchiedenen Pap— 
peln und fist am Tage entweder zwifchen der Rinde des Baus 
mes oder verftedt unter einer naheftehenden Bretterwand. 

1328) Elocata Esper häufig, — Aehnliche Lebensweife wie 
Fraxini. 

1329) Nupta Linne häufig. 
Fraxini, 

1331) Sponsa L. 

Die Raupe lebt im May, Anfangs Suny auf Eichen, und 
fängt in nächfter Umgegend an feltner zu merden. 

1332) Promissa Fabr. feltener. — Aehnliche Lebensweife 
mit Sponsa. 

1342) Paranympha L. — Die feltenfte Species der gan= 
zen Abtheilung. 


— Aehnliche Lebensweife wie 


3. Genus Ophiusa (Ochs.) 

1350) Lunaris Fabr. nicht felten, doch einzeln. 

Man Elopft den Schmetterling im May zumeilen von jungen 
Eiche oder Buhbäumen, auf welchen er den Zag über ruht. 
Die Raupe ift feltener und lebt im Suny, manchmal noch im 
Julh, auf niederen Eichen. 

1357) Viciae Hübn. | 

1358) Craccae Fabr. | 

Die beiden Genera 4. Microphysa et 5. Cerocala 
haben hier feine Nepräfentanten. 
XXXX. Tribus Noctuophalaenides. 
1. Genus Euelidia (Ochs.) 
1374) Mi L. gemein. 
1377) Glyphica L. gemein. 
2. Genus Brephos ( Ochs.) 

1379) Parthenias L. felten. 

1380) Notha Hübn. noch feltener, dagegen näher nad) 
Darmftadt zu etwas häufiger. 

Der 3. Genus Timia fehlt, 
4. Genus Anthophila (Boisd.) 

1385) Aenea W. V. nicht felten. 

1394) Paula Hübn. einzeln. 

1896) Parva Hübn. — Diefen Bewohner des füdlichen 
Frankreichs will Hr. M. Niefe hier ſchon gefangen haben. 

5. Genus Agrophila. 

1400) Sulphurea Hübn. nicht felten. 

1402) Unca W. P. allenthalben. 

6. Genus Erastria. 

1404) Fuscula W. V. felten, 

1405) Atratula Borkh. fehr häufig. 

1406) Candidula W. V. bis jegt nur von 
gefangen. 

1408) Venustula Hübn. felten. 

Die einzige Species des 7, und legten Genus Stilbia (Steph.) 
fehlt hier. 

Iſis 1848, Heft 11, 


felten. 


Hın. Riefe 


938 


Zur Meberfigt. 

Nah Linneifcher Eintheilung und nah Boisduvals In— 
der ſchließen hier die Eulen, und wurden als hier vorfommend 
247 Species mit 3 Varietäten aufgeführt. se, 

Keine der bisherigen Arten bietet hinfichtlich des Aufſuchens 
der Raupe mehr Schwierigkeiten als dieſe Abtheilung der 
Lepidopteren; denn faft jede Raupe einer Art hat einen andern 
Schlupfwinkel, um ſich am Tage über zu verbergen. Die we— 
nigften Werke berühren diefen höchft wichtigen Gegenftand : denn 
fo lange wie nicht wiffen, wo und wie die Larven: eines Lepi— 
dopters zu finden find, fo lange Eennen wir deffen Naturgefchichte 
nur fragmentarifh. Als Hauptmotiv der ganzen Arbeit habe 
ic) fo viel mie möglich gefuht, Neues oder noch nicht Veroͤf— 
fentlichtes in dieſer Beziehung in den Vordergrund zu bringen ; 
wo jedoch von einer Species weiter nichts als der Name be— 
merkt wurde, ift entweder irgend anderswo ſchon was gefagt, 
oder es waren mir die Pforten des Tempels verfchloffen, denn 
außer Herrn M. Niefe Eonnte ich bier (Über die Noctuen) 
Niemanden zu Rath ziehen, und diefer hatte die Güte mir 
die Namen von Arten mitzutheilen, welche ihm hier ſchon vor- 
gefommen find. — 


Geometrae (Auctorum). 

Die Genera 1. Heliothea Ramdb. und 2. Cleogene Dup. 
finden hier feine Repräfentanten. 

3. Genus Geometra ( Boisd.) 

1415) Papilionaria L. felten. 

4. Genus Phorodesma. 

1416) Smaragdaria Esper felten. Kommt hier und im 
Taunus vor. 

1417) Bajularia Esper felten. — Gegen Offenbach zu 
die Raupe gefunden. 

5. Genus Hemithea (Dup.) 

1418) Cytisaria W. V. einzeln. 

Die Raupe lebt im May auf Spartium scop. 

1422) Vernaria W. V. felten. 

Die Raupe kommt fhon im April bey 10-120 R. auf Cle- 
matis vitalba als überwintertes Thier vor, 

1423) ‚Aestivaria Esper einzeln. 

1429) Bupleuraria W. V. ſelten. 

Ih fand die Raupe bey Offenbach und den Schmetterling 
auf einer Gebirgswiefe des Taunus. 

6. Genus Metrocampa (Latr.) 

1431) Fasciaria L. nicht felten. 

1432) Margaritaria L. einzeln. 

Die Raupe klopfte ich hier und im Taunus Anfangs May 
von Eichen. 

7. Genus Urapteryz (Kirby). 

1435) Sambucaria L. einzeln. 

Die Überwinterte Raupe Elopft man im May von Ribes 
grossularia, Clematis vitalba, wo fie um diefe Zeit fchon 
25" lang iſt; vor ihrer Verwandlung erreicht fie ein Ausmaaß 
von 36. Ihe Gefpinnft ift bey Hübner meifterhaft abge: 
bildet. 

8. Genus Rumia (Dup.) 

1436) Crataegaria Hübn, felten. 

69* 


939 


Ich Elopfte die Naupe, welche nur einzeln hier vorkommt, 
im September fchon einigemal von Crataegus oxyacantlıa, 
mit welchem ich fie bis zur Verwandlung fütterte. 

9. Genus Ennomos (Dup.) 

1437) Syringaria L. einzeln, doch nicht felten. 

1438) Dolabraria L. feltener, 

1442) Apiciaria W. V. einzeln. 

1443) Parallelaria W. V. einzeln. 

1444) Advenaria Esper nicht häufig. 

1448) Illunaria W. V. feiten. 

1449) Illustraria Hübn. einzeln. 

1450) Angularia W, V. | 

1451) Erosaria W. V. häufig. 

1452) Quereinaria Borkh. 

1454) Tiliaria Hübn. felten. 

Ich Elopfte im Zaunus Ende May die ausgewachfene Raupe 
von Linden (Til. europ.) und Saalweiden (Sal. capr.); den 
Schmetterling fieng ich in der Linden Alle, weldhe von Frank: 
furt nach Bodenheim zieht. 

1455) Alniaria L. weniger felten. 

1456) Dentaria Esper felten. 

Die Raupe Elopfte ich fhon 2 mal von Pinus strobus im 
September und einmal an derfelben Stelle von Pinus sylvestris. 
Der Schmetterling fcheint, um ſich zu begatten, die Nähe, wo 
er fich befindet, zu lieben; denn nur an dem Durchfchnitt der 
Mayn:Nedat:Bahn fand ich big jeßt die Naupe, mährend ich 
mir in den andern Theilen unferes Stadtwaldes vergebliche 

Mühe gab. 

1458) Prunaria L. fetten. 

Den Schmetterling Elopfte ich ſchon einigemal im Taunus 
Cbis jest nne auf den Anhoͤhen rechts und links im Lorſch— 
bacher Thal) von Schlehen, doch wurde er von andern Samm— 
lern auch ſchon hier geftochen. 

10. Genus Himera eh 

1459) Pennaria L. nit felten. 

Hier kommt die Naupe nicht im July und Auguft wie 
Treitſchke angibt, fondern bey einer Wärme von 14—18ON. 
fhon im May vor. 


11. Genus Crocallis ( Tr.) 
1460) Extimaria Hübn. einzeln, 
1462) Elinguaria L. felten. 

12. Genus Scodiona 
findet hier Eeinen Nepräfentanten, 

13. Genus Aventia (Dup.) 

1470) Flexularia Hübn. gemein. 
14. Genus Macaria ( Curtis). 

1471) Notataria Esper felten. 


1472) Alternaria Hübn. einzeln. 
1473) Lituraria Hübn. einzeln. 
Die einzige Species des 5. Genus Godonela fommt hier 
nicht vor. 
16. Genus Halia (Dup.) 
1477) Wavaria L. einzeln. 
17. Genus Aspilates (Tr.) 
1479) Vibicaria L. nicht häufig. 
1481) Purpuraria L. einzeln, 


940 


Die Genera 18. 7hetidia et 19. Ligia (Dup.) haben hier | 
feine Repraͤſentanten. | 
20. Genus Ploseria. 

1499) Diversaria Hübn. big jest nur als Schmetterling 
gefangen. 

21. Genus Numeria (Dup.) fehlt hier. 
22. Gen. Fidonia. 2 

1510) Piniaria L. gemein. 

1515) Atomaria L. häufig. 

23. Genus Eupisteria. 

1520) Hepararia Hübn. allenthalben. 

24. Genus Speranza (Curtis). 

1521) Couspieuaria Esper hier nicht felten. 

Wird dagegen an vielen Orten, 5. B. in England als Selten: 
heit gefhäst. Die Naupe Elopft man hier im Juny von Ginfter 
(Spartium scoparium); fie ift glatt, ſchlank, von grüner 
Farbe und hat einen gelben Streifen längs den Seiten. Von 
der 2. Generation Überwintert die Puppe, (welche ih im Fe— 
bruar ſchon öfters unter Piniaria-Puppen vermifcht gegraben 
babe). Die Schmetterlinge der Überwinterten Puppen ſchliefen 
fhon in den erften Tagen des Frühlings, die der 2, Genera- 
tion fliegen Mitte July und find bedeutend häufiger. 


Die einzige Species des 25. Genus Phyllometra (Ramb.) 
fommt nur in Spanien vor. 


26. Genus Anisopteryx (Steph.) 
1524) Aescularia W. V. nicht felten. 


Die einzige Species de8 27. Genus Chemerina (Boisd.), 
welche im füdlichen Europa vorfümmt, fehlt hier. 


28. Genus Hibernia (Latr.) 

1526) Aceraria W. V. häufig. 

1527) Rupicapraria W. V. häufig. 
und May von Schlehen zu Elopfen. 

1528) Aurantiaria Esper weniger häufig und einzeln. 

1529) Progemmaria Hübn. einzeln. 

1530) Defoliaria L. häufig. 

Die Raupen, welche wie die oben verwandten Arten im May 
von allen möglichen Sträuchern und Bäumen geklopft werden, 
wurden bier fchon fo felten, daß man fie im Preis von 15 &r. 
das Stuͤck Eaufte, während fie plöglich im darauf folgenden 
Frühjahr fich in folcher Anzahl zeigten, daß von ihnen ganze Laub: 
waldungen gänzlich entblättert wurden. 

1531) Leucophaearia W. V. einzeln. 

1532) Bajaria Hübn. nicht felten. Die Raupe im May 
auf Schlehen. 

1533) Pilosaria W. V. einzeln. Hier findet man in war 
men May-Tagen die Naupe auf Birken und Eichen. 


29. Genus Nyssia (Dup.) 
1537) Zonaria W. V. ſehr felten. 


30. Genus Amphydasys (Dup.) 

1542) Hirtaria L. einzeln. 

1543) Betularia L. häufig. 

1544) Prodromaria Fabr. einzeln. 

Die Raupen kommen im May auf Eichen und Linden vor. 
Die Eremplare, welhe auf Eichen leben, geben Eleinere und 
dunfeler gefärbte Schmetterlinge al® die, welche auf Linden vor: 
fommen, 


Die Raupe im April 


941 


31. Genus Boarmia (Tr.) 


1547) Repandaria W. V. einzeln. 

1548) Roboraria W. V. weniger felten, doc) einzeln. 

1549) Selenaria W. V. einzeln. 

1551) Consortaria Fabr. einzeln. 

1554) Rhomboidaria W. V. einzeln. 

Außer auf verfchiedenen Obftbaumen, die Treitfhfe von 
diefer Raupe als Futterpflanze angibt, fand ich fie auch ſchon 
auf verfchiedenen wilden Nofen im Juny. 

1559) Cinetaria W. V. einzeln. 

Vitalbaria Hübn. nicht häufig. 

Boisduval führt diefen Spanner in feinem Index nicht 
auf — melhem dem Habitus nad ein Platz hinter 1566. 
Nyethemeraria zu ertheilen feyn dürfte. Die Raupe fommt 
hier vom Suny bis in den Auguft auf Clematis vitalba vor. 

1569) Viduaria W. V. felten. 

Den Schmetterling fand ih fhon einige Mal Ende May 
den Tag über mit ausgebreiteten Flügeln an Stämmen von 
Buchen fißen, mit deren Rinde die Farbe und Zeichnung feiner 
Flügel barmoniren und daher der. Schmetterling leicht zu über— 
fehen ift. Auch fand ich ihn in der Paarung im Zaunusgebirge. 

1570) Lichenaria W. P. felten. 

Schon in den erften Tagen des Aprils — bis Ende May 
findet man bier die Naupe, den Tag über unbeweglich, wie 
ein Eleines Aeftchen ausfehend, in den Flechten, welche auf 
Eihen und Buchbaͤumen wachſen; auch fand ich fie fhon an 
alten Gartenwänden, welche recht mit Flechten bewachfen waren. 


32. Genus Tephrosia. 
1571) Crepuscularia W. V. nicht felten. 
1573) Extersaria Hübn. einzeln, 
1574) Punctaria Hüb. häufig. 
33. Genus Elophos. 
1578) Dilueidaria W. V. felten und bis jetzt nur im Tau: 
nus getroffen. 


34. Genus Gnophos. 
1588) Pullaria Hüb. felten, und bis jeßt mehr in füdöft 
licher Richtung von Frankfurt, auch an der Bergftraße gefunden. 
35. Genus Mniophila. 
1594) Cineraria Fab. häufig. 
36. Genus Boletobia. 
1596) Carbonaria W. V. felten. 
37. Genus Eubolia. 

1599) Murinaria W. V. felten. 

1603) Artesiaria W. V. felten, 

1606) Palumbaria W. V. häufig. 

1607) Mensuraria W. P. nicht felten. 

1609) Moeniaria W. V. einzeln. 

1616) Bipunctaria W. P. einzeln. 

1627) Miaria W. V. felten, 

Da bey Treitſchke Feine Beſchreibung der Raupe gegeben 
ift und viele Serthümer über diefelbe eriftiren; fo will ich hier 
eine folgen laffen. Die Raupen findet man im März und 
April unter Laub von niederen Pflanzen, mo fie zufammenge: 
Fauert ruhig ſitzen und um diefe Zeit zur Verpuppung größten: 
theils reif find; doch verzehrten fie zumweilen noch die ihnen vor: 
gelegte Taubneſſel (Lamium album), Sie haben ein Ausmaaß 


942 


von 12“ erreicht, und find runzlig und mit kurzen Härchen 
bedeckt; bald variiren fie hell, bald dunfel fhmusig gelbroth; 
der Kopf ift Elein und braun ſchwarz gefleckt; von demfelben 
ziehen über den ganzen Körper 5 helle Winkel, welche durch 
Streifen getheilt zulegt gegen den After bin ſich in die Grund: 
farbe verlieren. Die Horn- und After- Füße, über welche ſich 
vothe Stellen ziehen, find dunkelbraun; 6 ſchwarze Querſtrei— 
fen werden unter ſden Luftlöchern in den Gelenken fichtbar und 
bilden gleihfam die Grenze zwifchen den helleren Seiten und 
dem Bauch). 

1628) Ferrugaria (W. V.) nicht felten. _ 

1629) Quadrifasciaria (W. V.) nicht felten. 

1630) Ligustraria (Zreit.) nicht felten. 

38. Genus Anaitis. 

1633) Plagiaria (Lin.) häufig. 

39) Genus Larentia. (Tr.) 

1636) Dubitaria_ (Lin.) einzein. Die Raupe fpinnt fich 
mehrere Blätter der Berberis vulgaris zufammen, zwifchen 
welchen fie den Tag über zubringt. 

1642) Vetularia (W. V.) felten. 

1643) Undularia (Lin) felten. 

1646) Riguaria (Hüb.) nicht felten. 

1647) Bilinearia (Lin.) einzeln. 

1652) Tersaria (W. V,) einzeln. 

1654) Aquaria (Hüb.) einzeln. 

1659) Petraria (Esper) felten. 

1660) Lineolaria (W. V.) ſelten. 

1667) Psittacaria (Fab.) nicht felten. 

1669) Dilutaria (W. VW.) einzeln. 

1670) Brumaria (Esper, Lin.) nicht felten. 


40, Genus Lobophora (Curtis.) 


1674) Polycommaria (Hüb.) felten. 
1676) Hexapteraria (Fab.) felten. 
1677) Sexalaria ( Borkh.) felten. 


41. Genus Eupithecia (Curtis.) 


1689) Satyraria (Hüb.) felten. 

1693) Suecenturaria (Lin.) nicht häufig. 

Treitſchke befchreibt und Hübner bildet eine chocolat- 
farbige Raupe diefes Spanners ab. Ich zog ihn bis jegt nur 
aus genen Raupen, mit welchen eine Befchreibung, welche ich 
meinem Freund, Heren U. Schmidt verdanke, aufs genaufte 
übereinftimmt; ic) laffe fie hier folgen. „Die Raupe hat im 
Mai ihre volle Größe und ein Ausmaaß von 8" erreicht; der 
Kopf ift von hellerem Grün als der Körper, welcher ſchoͤn zart 
grün iſt; die Hornfüße find gelbbraun, die Fleifch= (After) Füße 
von hellerem Grün als die Raupe; 2 gelbliche feine Streifen 
ziehen über den Rüden, deffen Mittelfeld durch 3 andere zar— 
tere weiße Linien durchzogen wird; die Ringeinfchnitte find gelb 
und deßhalb leicht bemerkbar; bis zur Unterfeite liegen 3 andere 
feine Linien wie die oben gefärbt, und innerhalb der aͤußeren 
ftehen die Eleinen ſchwarzen Luftlöcher.” Die Raupen fütterte 
ich mit Schafgarben (Achillea millefolium) bis zur Verpup— 
pung. 

1694) Centaurearia (Hüb.) einzeln. 

1699) Innotaria (Borkh.) nicht felten. 

1703) Venosaria (Hüb.) felten. Diefe Raupe fand ich 
fhon vor langen Fahren bier zuerft; fie lebt im July in den 


943 


Samenkapſeln des Cucubalus Behen und wird öfters bey dem 
Suchen nady Noctua perplexa geklopft. 

1708) Pusillaria (W. V.) felten. 

1718) Minutaria (Häüb.) nicht felten. 

1720) Linaria (Fab.) felten. 

1721) Subnotaria (Hüb) nicht häufig. 

1724) Rectangularia (Fab.) einzeln. 

1728) Jsogrammaria ( Tr.) felten und nur big jest im 
Taunus gefangen. 

1736) Sobrinaria (Hüb.) allenthalben. 


42, Genus Chesias. 


1738) Spartiaria (Fab.) häufig. 
1739) Obliquaria (Hüb.) einzeln. 


43. Genus Cidaria (Treit.) 


1743) Popularia (Lin.) nicht felten. 

1744) Marmoraria (Hüb.) häufig. 

1747) Fulvaria (W. V.) felten. 

1748) Juniperaria (Lin.) häufig. 

1749) Variaria (W. V.) weniger häufig. Die Raupe fommt 
im May vor, wenn diefer nicht feucht und kuͤhl ift, fondern eine 
anhaltende Wärme von 14—18? R. hat. (Nah Treitſchke 
lebt fie auf der Fichte, Pinus picea); ich Elopfte fie bis jest 
nur von Juniperus communis, 

Varietas Obeliscaria (Hüb.) feltener. 

Anmerkung: Sträuder, wie Wacholder, Artemisia cam- 
pestris u. f. w. zu beflopfen gefchieht am beiten, wenn man 
ſich hierzu eines Preßfpahns (fogenannter Glanzpappendedel), 
welcher auf beiden Seiden mit Delfarbe angeftrichen ift, bedient, 
damit ihn etwaige Feuchtigkeit nicht durchdringt. Diefen fchiebt 
man gleich über der Erde unter den Strauch, welches den Vor: 
theil gewährt, daß die Aefte nicht bewegt werden und Eeine 
Raupen herunter fallen, bevor eine Unterlage unter dem Strauch 
ift. Es rollt ſich diefer Glanzpappendekel leicht zur Rolle und 
it daher für Erurfionen mobil und praktiſch. 

2754) Simularia (Hüb.) einzeln. Anfangs Mai fist am 
Tage der Schmetterling an Baumftämmen. 

1758) Badiaria (W. V.) nicht felten. 

1759) Berberaria (W. V.) nicht felten. Nah Schwarz 
verfpinnt fich Die Raupe zur Verwandlung zwifchen Futterblättern; 
bey mir bohrten fich die Raupen jedesmal in faules Holz. — 
Auch fand ich diefelbe, außer auf Sauerdorn, auch fhon auf 
Schlehen. 

1760) Derivaria (W. V.) ſelten. 

1763) Silacearia (W. V.) felten. 

1765) Russaria (W. V.) einzeln. 

1766) Elutaria (Hüb.) einzeln. 


44. Genus Melanippe (Dup.) 


1779) Macularia (Lin.) gemein. 

1780) Marginaria (Hüb.) weniger häufig. 

1781) Hastaria ( Lin.) einzeln. Big jegt fing ich den Schmet- 
terling nur im Taunus; feine Slugzeit (um reine Eremplare zu 
befommen) ift der Mai. 

1782) Tristaria (Lin.) häufig. 

1783) Luetuaria (W. V.) felten. 

1785) Rivularia (W. V.) nicht felten. 

1787) Rivaria (Hüb.) einzeln, 

1788) Alchemillaria (Hüb.) häufig. 


944 


45. Genus Melanthia. 


1790) Montanaria (Tr) nicht felten. Ende Mai bis im 
halben Juni fliegt dee Schmetterling auf waldigen Anhöhen im 
Taunus. 

1792) Ocellaria (Lin.) nicht felten. 

1793) Fluetuaria (Lin.) einzeln. 

1795) Galiaria (W. V.) felten und bis jegt nur im Tau: 
nus gefangen. 

1801) Procellaria (W. V.) einzeln. 

1802) Adustaria (W. V.) nicht felten, 

1803) Albieillaria (Lin.) einzeln. Der Schmetteeling fliegt 
im May in den Hegmwäldern des Nidgaus und im Suni im 
Taunus. 

46. Genus Zerene. (Dup.) 


1804) Grossularia (Zin.) gemein, 
47. Genus Cabera (Dup.) - 


1808) Taminaria (Hüb.) felten und nur im Taunus. 
1809) Pusaria (L.) nicht felten. 

1811) Exanthemaria (Esper) nit felten. 

1812) Strigilaria (Zsper) nicht felten. 


48. Genus Ephyra (Dup.) 


1822) Trilinearia (Bork.) nicht felten. 
1823) Punctaria (L.) häufig. 

1825) Poraria (Tr.) nicht felten. 

1829) Pendularia (Lin ) nicht felten, 
1831) Omieronaria (W. V.) allenthalben. 


49, Genus Aecidalia. 


1832) Temeraria (Hüb.) einzeln. 

1835) Ornataria (Esper) haufig. 

1838) Immutaria (Hüb.) weniger häufig. 

1841) Incanaria (Hüb.) einzeln. 

1851) Bisetaria (D.) felten. 

1860) Auroraria (Hüb.) felten. : 

1862) Aureolaria (Fab.) hier nicht häufig, dagegen im Tau— 
nus auf Gebirgswiefen gemein. 

1865) Pallidaria (Hüb.) einzeln. 

1877) Ossearia (Hüb.) einzeln, 

\Interjectaria 

=) |Dilularia (Hüb.) einzeln. 
U Schmidt von Buchen. 

1881) Lutearia (406.) bier felten, im Taunus allenthal- 
ben häufig. 

1883) Albularia (Fab.) im Taunus überall, 

1885) Candidaria (Hüb.) einzeln. 

1890) Glarearia (W. V.) einzeln. 

1891) Immoraria, ( Hüb.) einzeln. 

1894) Strigaria (Hüb.) felten. 

1895) Sylvestraria (Bork.) einzeln. 

1907) Remutaria (Hüb.) einzeln. 

1900) Aversaria (Hüb.) tinzeln. 

1911) Emarginaria (Hüb.) einzeln. 

1915) Mutataria (Hüb.) felten und bis jegt nur in füdöft- 
lichen Gegenden von Frankfurt, namentlih an der Bergftrafe 
gefangen. | 


Die Raupe Elopfte Herr 


50. Genus Timandra (Dup.) 
1918) Amataria (L.) häufig. 


945 


51. Genus Strenia (Dup.) 
1919) Clathraria (Hüb.) nicht felten. 


52. Genus Sionia (Dup.) 

1923) Dealbaria (Häb.) einzeln. 

Bey den eifrigften Nachforſchungen, die Raupe dieſes zwar 
nicht zu den Seltenheiten zu zahlenden Spanners zn entdeden, 
glüdte e8 mir dennoch erſt vor kurzem, fie morgens früh auf 
Hypericum perforatum zu finden, und laffe hier, meil wir noch 
‚ Eeine Beichreibung von derfelben befigen, eine treue nad) der 
Natur aufgenommene folgen. 

Die Raupe ift beinfarbig mit einer hellgrauen Linie über den 
Rüden, die gegen das AftergelenE etwas dunkler wird; ebenfo 
ziehen von dem Kopf dunkle Streifen hin, die ſich aber bald 
verlieren; der ganze Korper ift mit vielen Punften und Strei— 
fen bedeckt, die Horn- und Fleiſch- (After) Füße find dunkler 
gefärbt als die übrige Raupe; ausgewachfen erreicht fie ein Aus— 
maaß von 18," 

Den ganzen Tag über lebt die Raupe fehr verborgen und 
geht nur des Nachts auf die Futterpflanzen, ‚welche außer den 
oben genannten auch die Goldruthe (Solidago virgaurea) und 
Ginfter (Spartium scop.) find, indem ich fpäter die Raupe 
aud an diefen Pflanzen freffend getroffen habe; fie ift übrigens 
nicht leicht zur Verwandlung zu bringen. 

Hiermit ftimmen die Beobachtungen meines ſchon mehrmals 
erwähnten Freundes, Herrn U. Schmidt, überein, welchem 
ein gefangenes befeuchtetes Meibchen 40 Eyer abfegte. Sobald 
die Näupchen das Ey verliefen, gab er ihnen die oben genann— 
ten Sutterpflangen, welche fie mit Gierde verzehrten, aber auch 
abwechſelnd an Adermünze, Wegerih und Zaubneffeln nagten. 
Bey aller Aufmerkfamkeit, welhe Herr Schmidt auf frifches 
Futter und Neinlichkeit des Behälters, richtigen Standort u. ſ. w. 
verwandte, erhielt er dennoch nur 4 Schmetterlinge. Das Ges 
fpinnft, welches fie fi zur Verwandlung anfertigen, ift weiß, 
feidenartig und nicht leicht von dem Gefpinnft "einer Zygaenen— 
Raupe zu unterfheiden; es ift 12°" lang. — Die Raupe ift 
im Mai zur Verpuppung reif. Die erſten Schmetterlinge fchliefen 
im Suny, und find, friſch gefchloffen, fo einfach ihre Färbung 
ift, dennoch ſchoͤn zu nennen. 

53. Genus Sthanelia. 

1932) Hippocastanaria (Hüb.) fetten. 

54. Genus Odezia. 

1933) Chaerophyllaria (L.) Hier fehlt diefer Spanner ganz: 
lich, fliegt dagegen im Suni (bey Fühle Witterung im Zuli) häufig 
auf Gebirgswiefen im Taunus. 

Die Genera 55. Torula, 56. Psodos, 57. Pygmaena 
und 58. Anthomelra, welhe zum größeren Theil Alpen - Be: 
wohner find, finden hier eine Repräfentanten. 

59. Genus Minoa (Dup.) 

1941) Euphorbiaria (Müb.) häufig. 


Zur Ueberfigt. 


Nah Linneifher und Boisduvalifcher Eintheilung ſchlie— 
Ben hier die Spanner (Geometrae) und wurden demnad ale 
bier vorfommend 175 Arten (Species) mit 1 DVarietät aufge: 


führt, 


Iſis 1848, Heft 11. 


946 


Daß bey diefen Abtheilungen weniger als bey allen übrigen 
diefer Fauna gefagt wurde, liegt in der Natur der Sache „ und 
der Aufgabe, welche ich mir ftellte, nur Neues und keine Wie- 
derholungen zu geben, 

Sch laffe nun, ehe ich zu den Eleinen Schmetterlingen (Micro- 
lepidopteren) übergehe, erft eine Haupt=Weberficht der einzelnen 
Abtheilungen, welche aufgeführt wurden, folgen, weil mit den 
Geometren das Boisduvalifhe Merk, welches diefer Arbeit 
als Grundlage diente, ſchließt, und die Microlepidopteren nad) 
Spftemen anderer Autoren geordnet find. 

Bis jetzt ſtellt diefe, über die befagte Gegend gegebene Fauna 
folgende Refultate. 


Nhopaloceren 97 Species mit 8 Varietäten. 
Heteroceren 143 und zwar 34 Species Sphinges 


und zwar 109 =  Bombyces. 
Noctuen 247 = mit 53 Varietäten. N 
Geometten 173 = mit 1 = 


Total-Summa 660 Speices u. 12 Varietäten. 


Bey den MNhopaloceren und SHeteroceren glaube ich, wurde 
(bis vielleiht auf 1 oder 3 Sefien) geleiftet was möglich ift, 
und dürfen wohl ſchwerlich genügendere Reſultate zu erreichen 
feyn. 

Dagegen Fönnten leicht bey den Noctuen für die Folge einzelne 
Arten entdeckt werden, deren Hierfeyn mir bis dato unbefannt 
blieb; denn, obgleich ich mich grade mit diefer Abtheilung der 
Kepidopteren ſchon feit einer langen Reihe von Jahren vorherr- 
fhend gerne befchäftige, und Herr M. Niefe, was Namen 
anbelangt, wefentliche Dienfte hierbey leiftete; fo find die Schwie— 
tigfeiten zu groß und es ift dabey unmöglich fagen zu können: 
„Soviel und nicht mehr Arten Eommen hier vor” — Doc) dürften 
nicht fo leicht Arten getroffen werden, von welchen feine Er— 
mwähnung geſchah. 

Auch bey den Geometren möchten für die Folge Arten getroffen 
werben, welche nicht aufgeführt find. Sch befike allein 14 Spe— 
cies, die noch zu beſtimmen, mithin in der Fauna ungenannt 
geblieben find. 


Microlepidopteren. 


Da ſich mit diefer Abtheilung Herr von Heyden feit vielen 
Fahren mit großer Sachkenntniß und außerordentlihem Fleiß 
befchaftigtz fo halte ich es für Anmaßung, diefer Meifterhand 
vorzugreifen, Überlaffe daher alles Befondere den Beobachtungen 
diefes Sachkenners und beſchraͤnke mich auf die Namen der Arten, 
welche bis dato hier getroffen worden find. Sch glaube, daß 
ſchon dieſe Arbeit von einigem Nutzen feyn Eann,-indem Arten 
dem Sachkenner als hier vorfommend genannt werben, von 
welchen er das Vaterland in Ungarn, Dalmatien oder ganz 
anderswo als hier fuchte. Wenn hierben Überhaupt von Ver— 
dienften die Rede ſeyn kann; fo gehören folche zum größeren 
Theile memem Freunde, Herrn U. Schmidt an, welcher ſich 
vorherrſchend mehr mit den Microlepidopteren befchäftigt; haupt- 
ſächlich fol diefe Nomenclatur erft als ein Vorläufer für eine 
fpäter beabfichtigte Arbeit dienen und entfpricht hoffentlich ziem— 
lich diefem Irre. 


60 


947 


I. Pyraliden. 
(nad Treitſchke X. 3. 227.) 


1. Genus Herminia. 


Derivalis felten. 
Tentaeulalis felten, 
Barbalis felten. 


2. Genus Hypena. 
Proboscidalis häufig. 
Rostralis häufig. 

Variet. Radiatalis felten. 


3. Genus Pyralis. 
Cuprealis allenthalben, 
Pinguinalis häufig. 
Calvarialis felten. 
Angustalis felten. 


4. Genus Scopula. 


Dentalis nicht ſelten. 
Prunalis felten. 

Stieticalis allenthalben. 
Nyethemeralis nicht häufig. 
Margaritalis haufig. 
Stramentalis felten. 


5. Genus Botys. 


Lancealis allenthalben. 
Sambucalis allenthalben, 
Verbascalis felten, 
Ochrealis felten, 
Fuscalis felten. 
Crocealis  felten. 
Pallidalis felten. 
Cinetalis allenthalben, 
Flavalis alfenthalben. 
Hyalinalis felten. 
Verticalis gemein, 
Pandalis felten, 
Urticalis häufig. 
Hybridalis allenthalben. 
Palealis allenthalben. 
Sulphuralis hier felten, bey Darmſtadt 
häufiger. 
Forficalis häufig. 
Sericealis häufig. 

6. Genus Nymphula. 
Literalis felten. 
Lemnalis haufig. 
Nymphaealis nicht felten. 

7. Genus Asopia. 

Farinalis häufig. 
Fimbrialis felten, 
Flammealis felten. 
Nemoralis felten, 

8. Genus Choreutes. 
Parialis häufig. 
Alternalis allenthalben. 
Seintilulalis felten. 


9. Genus Pyrausta. 
Sanguinalis felten, 
Purpuralis häufig. 

Punicealis häufig. 
Porphyralis felten, 
Cespitalis häufig. 


10. Genus Hercyna. 


Strigulalis felten, 
Palliolalis felten, bey Offenbach häufiger. 
11. Genus Ennychia. 

Cingulalis felten. 

Anguinalis allenthalben. 
Octomaculalis felten. 

Pollinalis bey Hofheim im Taunus, 


Zur Ueberſicht. 
54, Species Pyr. und 1. Var, 


U. Zortriciden. 
(nah Treitſchke X. 3. 241.) 


1. Genus Halias. 
Prasinana häufig. 
Quercana feltener, s 
Clorana nicht fo felten. 


2. Genus Heterogenea (Tr.) 


wurde unter den Heteroceren Boisdu= 
vals, XXII. Tribus, Genus Limaco- 
des ſchon aufgeführt. 


3. Genus Penthina. 


Revayana allenthalben, 
Var. Dilutana allenthalben. 
Var. Undulana alfenthalben. 
Salicana häufig. 
Capreana häufig. 
Pruniana häufig. 
Variegana häufig. 
Ochroleucana häufig. 
Dimidana felten. (?) 
Gentianana felten, 
Cynosbana felten. 
Amoenana felten. 
Suflusana (Kahl.) felten. 
Ocellana (2) felten. 
Dealbana (Fröl.) 
Simplana (Fisch. v. Rössl.) häufig. 


4, Genus Tortix. 


Ameriaua allenthalben. 
Xylosteana allenthalben. 
Crataegana felten. 
Sorbiana allenthalben. 
Heparana allenthalben, 
Laevigana häufig. 
Dumetana felten. 
Corylana häufig. 
Ribeana häufig. 
Cerasana häufig. 


Gerningana felten. 
Gnomana im Zaunus felten. 
Strigana bey Offenbach häufig. 
Ochreana felten, 
Diversana allenthalben. 
Maurana felten. 
Hamana alfenthalben. 
Zoegana felten. 
Ministrana häufig. 
Rosetana felten. 
Rusticana felten. 
Viridana häufig. 
Lecheana allenthalben. 
Tesserana alfenthalben. 
Baumanniana häufig. 
Bergmanniana häufig. 
Hoffmanseggana felten. 
Holmiana häufig. 

5. Genus Coceyx. 
Zebrana felten. 
Dipoltana allenthalben. 
Zephyrana häufig bei Offenbach. 
Buoliana felten, 
Comitana häufig. 
Strobilana häufig. 

6. Genus Sericoris. 
Urticana häufig. 
Rurestrana (Fiſcher v. R.) felten. 
Conehana häufig. 
Olivana felten. 
Cespitana felten. 
Charpentierana hier felten, im Zaunus 
häufig. 

7. Genus Phtheochroa (Heyden). 
Rugosana (Hüb.) ö 
8. Genus Aspis. 

Udmanniana (L.) allenthalben. 


9. Genus Carpocapsa. 
Pomonana häufig. 
Splendana felten. 
Fagiglandana (Heyden). felten. 
Woeberiana allenthalben. 
Arcuana allenthalben, 


10. Genus Sciaphila. 
Quadrana allenthalben. 
Cuphana allenthalben. 
Albulana alleuthalben, 
Minorana (?) häufig. 
Virgaureana ſelten. 
Hyemana (Hüb.) felten. 
Nubilana (Hübn.) felten. 
Musculana felten. 
Punctulana W. P. felten. 
Striana _felten. 


11. Genus Paedisca. 
Frutetana allenthalben, 


949 


Corticana felten. 
Hepaticana felten. 
Profundana felten. 
Fuligana (Hüb.) felten. 
Remyana Koll. felten. 
Brunnichiana felten, 
Foeneana felten. 
Ophthalmicana felten. 
Parmatana allenthalben, 
Var: Ratana felten. 
Var: Semimaculana felten. 


12. Genus Grapholitha. 


Infidana Aüb. felten. 
‚Hohenwartiana felten. 
‚Conterminana Fischer v. R. bey Dffen- 


bach. 

Incana Zeller haͤufig. 
Apidisana (felten) im Taunus häufig. 
Albersana felten. 

Hypericana häufig- 

Campoliliana allenthalben. 
Freyeriana Fischer v. R. felten. 
Ulmariana Zeller häufig. 
Minutana allenthalben. 
Augustana felten. 

Nebritana allenthalben. 
Germarana felten, 

Spiniana Fiseher v- R. felten. 
Argyrana. 

Deflexana Fischer v. R. felten. 
Diffusana Fischer v. R. felten. 
Gundiana allenthalben. 
Lathyrana im Taunus felten. 
Cosmophorana im Zaunus felten. 
Plumbatana Zeller felten. 
Petiverana haufig. 

Alpinana allenthalben. 


13. Genus Phoxopteris. 


Lanceolana allenthalben. 

Siculana allenthalben. 

Ramana allenthalben. 

Achatana felten, 

Naevana allenthalben. 

Uncana allenthalben. 

Penkleriana häufig. 

Badiana alfenthalben. 

Derasana felten. 

Myrtillana im Zaunus alfenthalden. 


14. Genus Teras. 


Contaminana felten. 
Sparsana häufig. 
Lucidana felten. 
Favillaceana felten. 
Ferrugana häufig. 
Abildgaardana felten. 
Treucriana allenthalben. 
Aspersana felten. 
Literana felten, 


15. Genus Cochglis. 


Citrana allenthalben. 
Phaleratana im Taunus felten. 
Rubellane felten, 

Ambiguana bier felten. 
Roserana allenthalben. 
Angustana felten. 

Dubitana felten. 
Schreibersiana haufig. 


Zur Ueberſicht. 


135 Species und 4. Var. 
Zortriciden. 


II. 
Tineiden. 
(Nach Zeller, Ifis 1839. 167.) 
A. Crambina, 
1. Genus Chilo. 
Forficellus Thundg. 


2. Das Genus Scirpophaga. 
fand bis jegt noch keinen Repräfentanten. 


3. Genus Crambus. 
Pratorum Z%. haufig. 
Paseuellus L. häufig. 
Hortuellus Hüb. häufig. 

Var. Cespitellus felten. 
Cerussellus S. F. allenthalben. 
Falsellus S. V häufig. 
Pinetellus Clerk. felten. 
Margaritellus Hüb. felten. 
Aridellus felten. T’hög. 
Culmellus Lin. häufig. 
Inquinatellns S. V. allenthalben. 

Var. Immistella felten. 
Tristellus S. V. allenthalben. 
Perlellus Scop. allenthalben. 


4. Genus Eudorea. 
Laetella felten. 
Ambigualis Tr. häufig. 
Pyratella Hüb. häufig. 

5. Genus Myelois. 
Rosella Scop. felten. 
Cribrum S. V. felten. 
Elutella felten. 
Epelydella Fischer v. R. felten, 
Suavella ZA allenthalben. 
Tumidella ZA. felten. 
Convolutella Hüb. altenthalben. 


6. Bis jest wurde noch fein Repraͤſen⸗ 
tant für das Genus Anerastia hier ge 
funden. 

7. Genus Phycidea. 

Binaevella Hüb. allenthalben. 

8. Genus Epischnia. 

Ahenella $. P. felten. 


950 


9. Genus Nephopteryw. 
Roborella S. V. felten. 
Abietella S. V. felten. 
Rhenella Schifferm, felten. 


10. Genus Pempelia. 


Zinckenella Tr. felten. 
Obductella Fischer v. R. häufig. 
Ornatella S. V. häufig. 
Obtusella Hüb. felten. 


11. Genus Galleria. 


Melonella L. allenthalben. 
Sociella L. alfenthalben. 


B. Tinearia, 
1. Genus Exapate. 
Gelatella L. allenthalben.' 
2. Genus Chimabacche. 


Phryganella Hüb. häufig. 
Fagella S. V. häufig. 


3. Genus Semioscopis. 


Steinkellerella Tr. allenthalben. 
Alienella Tr. felten, 


4. Genus Talaeporia 


Pseudobombycella Hüb. alfenthalben. 
Lichenella L. häufig. 
Triquetrella Hüb. häufig. 


5. Genus Tinea. 


Stelliferella Fischer v. R. allenthalben. 
Capitella L. felten. 

Masculella S. V. felten im Zaunus. 
Zinckenii Zeller felten. 

Rusticella Hüb. allenthalben, 
Ferruginella Hüb. allenthalben. 
Tapetiella L. allenthalben. 
Clematella Fab. allenthalben. 
Infimella (?) allenthalben. 

Granella Hüb. altenthalben. 
Parasitella Hüb. allenthalben. 
Misella Zeller felten. 
Fusecipunctella Haw. felten. 
Pellionella L. häufig. 

Biselliella Hummel allenthalben. 
Ganomella Ti. felten. 

Comptella Hüb. felten. 

Caesiella Hüb. allenthalben. 
Crataegella L. allenthalben. 


6. Genus Ochsenheimeria. 
Taurella S. P. felten. 


7. Genus Miecropteryx. 
Calthella L. allenthalben, 
Aruncella Scop. allenthalben, 
Ammannella Tr. felten. 
Sparmannella Fab. felten. 


951 


8. Genus Nematopoygon. 


Swammerdammellus 2. häufig. 
Schwarziellus Zeller allenthalben, 


9. Genus Adela. 


Fibulella S. V. felten. 
Rufifrontella Tr. felten. 
Sulzerella L. felten. 
Degeerella L. allenthalben. 
Viridella Scop. häufig. 

10. Genus Nematois. 


Scabiosellus Scop. häufig im Zaunus. 
Pfeiferellus Hüb. felten, 
Jnauratellus Fischer v. R. bey Offen: 
bach. 

11. Genus Euplocamus. 


Füslinellus Sulz. 

Diefe herrliche Zinie, welche wir aus 
Ungarn und dem ſuͤdlichen Europa bezo= 
gen, entdeckte ich vor 16 Jahren in der 
Nähe des Altkönigs im Taunus; fie fliegt 
dort gegen den 12 Juni; feitdem fand fie 
auch Herr U. Schmidt bei der fogenann= 
ten Heidetraͤnke wieder (im Taunus). Herr 
M. Rieſe will fie fogar in unferm Stadt: 
wald getroffen haben. 

Choragellus S. P. häufig. 
12. Genus Plutella. 
Xylostella L. häufig. 
Porrectella L. allenthalben. 
Sequella Clerk felten. 
Vitella Clerk häufig. 
Fissella Hüb. allenthalben. 
Costella Fabr. felten. 
Nemorella L. allenthaiben. 
Harpella S. V. allenthalben. 
Asperella L. felten. 
Cultrella Hüb. haufig. 

13. Genus Ypsolophus. 
Verbascellus S. V. häufig. 
Fasciellus Häb. häufig. 

Schmidtiellus Heyden felten. 

Ueber diefe intereffunte, noch nirgends 
befchriebene Novität foll am Schluß eine 
Befchreibung des Schmetterlings und der 
Raupe folgen. 

Striatellus S. V. alfenthalben. 

14. Das Genus Holoscolia. 
fand big jegt hier noch feine Repräfentanten. 
15. Genus  Anarsia. 

Spartiella Schr. felten, 

16. Das Genus Anchinia 

fand bie dato noch keine Nepräfentanten. 


17. Genus Harpella. 
Proboseidella Sulz felten. 


Geoffroyella Fab. felten im Zaunus. 
Bracteella L. felten. 


15. Genus Oecophora. 


Minutella Z. allenthalben. 

Augustella Fischer v. R. allenthatben. 
Schäfferella L. felten. 
Leeuwenhoekella S. V. felten. 
Procerella S. V. felten. 

Formosella S. V. adenthalben. 
Tinctella Hüb. allenthalben, 

Lacteella S. V allenthalben. 
Seliniella Zeller felten. 

Knochella Fab. felten. 


19. Genus Yponomeuta. 


Plumbellus S. V. allenthalben. 
Agnatellus Heyden häufig. 
Evonymellus Heyden häufig. 
Malinellus Zeller häufig. 
Padellus Heyden allenthalben. 


20. Genus Psecadia. 


Sexpunetella Hüb. felten. 
Echiella S, P. häufig. 
Decemguttella Hüb. allenthalben. 


21. Das Genus Haemylis 


fand bis jest bier noch Eeine Repraͤſen— 
tanten. 


22. Genus Depressaria. 


Depunctella Pod. allenthalben. 
Liturella V. 8. allenthalben. 
Pallorella Zeller felten. 
Assimilella Ti. häufig. 
Atomella S. V. felten. 
Arenella S. V. allenthalben. 
Capreolella Zeller felten. 
Hypericella Hüb. allenthalben. 
Laterella 8. V. felten. 
Characterella S. Y, felten. 
Cnicella Ti. bey Offenbach häufig. 
Depressella Hüb. häufig. 
Emeritella Heyden altenthalben. 
Albipunctella Hüb. allenthalben. 


23. Genus Carcina. 
Fagana Hübn. abwechſelnd. 
24. Genus Gelechia. 


Populella L. häufig. 
Subsequella Hübn. allenthalben. 
Denisella 8. V. felten, 

Lobella S. V. allenthalben. 
Ferrugella $. V. felten. 
Cinerella L. allenthalben. 
Velocella Ti. allenthalben. 
Gallinella 77. allenthalben. 
Sororculella Hübn. allenthalben. 
Basaltinella Zeller felten. 
Blandella F. v. R. felten. 


952 


Mamniella F. v. R. felten. 

Leucatella L. allenthalben. 

Peliela Ti. felten. 

Terrella Hübn. altenthaiben. 

Distinctella Zeller allenthalben. 

Solutella F.v.R. allenth. * 

Tepbritidella F. v. RP. im Taunus und 
felten. 

Nebulea Steph. häufig. 

Gibbosella Zeller allenth. 

Pedisequella Hübn. felten. 

Humeralis Zeller felten. 

Proximella Hüb. häufig. 

Aleella Fabr. felten. 

Vorticella Scop. felten, 

Taeniolella 7'r. felten. 

Bifractella Metz felten. 

Tenebrella Hüb. alfenthalben. 

Gerronella Zeller felten. 

Dissonella F'v. R. fetten. 

Vulgella S. V. felten. 

Nanella Hübn. felten. 

Lepidella F. v. R. felten. 

Lucutella Hübn. feiten, 

Naeviferella Zeller felten. 

Hermannella Fabr, allenthalben. 

Brizella 7i. fetten. 

Ericinella Zeller alfenthalben. 2 

Superbella Ti. feiten bey Offenbach. 

Micella S. P. feiten. 


25. Genus Roeslerstammia. 
Cariosella Zeller felten. 


26. Genus Glyphipteryx. 


Bergstraesserella Fabr. felten, 
Variella Fabr. felten. 


27. Genus Aechmia. 


Thrasonella Scop. felten im Taunus. 
Roeslerstammella Mann felten. 


28. Genus Tinagma. 
Balteolella F. v. R. felten im Taunus. 


29. Genus Argyresthia. 
Pruniella L. häufig. 
Fagatella Moritz felten. 
Spiniella F. v. R. allenthalben. 
Tetrapodella L. altenthalben. 
Abdominatella Zeller felten. 
Goedartella L. häufig. 
Brokella Hübn. ſelten. 
Farinatella Zeller felten. 


30. Genus Coleophora. 


Ornatipennella Hübn. allenthalben. 
Caelebipennella Ti. allenthalben. 
Barbatella F.v. R. felten. . 
Otitae Zeller allenthalben. 
Otidipennella Hübn. allenthalben. 
Onosmella Brahm allenthalben, 


:953 


Hemerobiella. Scop. häufig. 
Lutipennella Zeller allenthalben. 


Alcyonipennella Kollar allenthalben. 


31. Genus Gracilaria. 
Frankella Hübn. felten, 
Stigmatella Fadr. altenthalben. 
Elongella L. felten. 

Syringella Fabr. häufig. 
Lacertella F. v. R. feiten. 

32. Genus Coriscium. 
Quercetellum Zeller felten. 
Ligustrinellum Zeller allenthalben. 
Citrinellum F. v. R. felten. 

33. Genus Ornix. 
Meleagripennella Hübn. häufig. 
Guttiferella Zeller allenthalben. 
Kollariella F. v. R. felten. 

34. Genus Cosmopteryx. 
Turdipennella Koll. felten. 

35. Genus Elachista. 
Epilobiella S. V. häufig. 
Putripennella F. v. R. felten. 
Heydeniella F. v. BR. allenthalben. 
Roesella ZL. allenthalben. 
Langiella Hübn. felten. 


Gracilella — felten. 
Furvicomella F. v. R. 


— 


Pollinariella Zeller ſelten. 
Rudectella F.'v. R. ſelten. 
Dispilella Zeller felten. 
Arenariella Zeller allenthalben. 
Cygnipennella Hübn. allenthalben. 

36. Genus Opostega. 
Saligna Zeller häufig. 
Spartifoliella Hübn. häufig. 

37. Genus Lyonetia, 
Emarginella Koll., allenthalben. 
Albedinella Zeller felten. 
Clerkella L. allenthalben. 

38. Genus Lithocolletis. 
Roboris Zeller häufig. 
Kuhlweiniella Zeller häufig. 
Acerifoliella F. v. R. allenthalben. 
Quereifoliella.F. v. R. allentbalben. 
Cramerella Fabr. häufig. 
Rajella L. allenthalben. 
Betulifoliella Zeller häufig. 
Blancardella Fabr. häufig. 
Mespilella Hübn. häufig. 
Emberizaepennella Bouch felten. 
Schreberella Fabr. häufig. 
Fritillella 7%. häufig. 

39. Genus Tischeria. 
Complanella Hübn. häufig. 
Rubieinella Schaeff. allenthalben. 


Ueberfiht für die Microlepibopteren. 


954 
Angusticollella Heyden häufig. 


Zur Ueberfidt. 


237. Species mit 2 Varietäten 
Zineiden. 


Alueitae, 
(Nah Treitſchke vgl. Zeller in der 
Iſis 1841. 755. 827.) 


1. Genus Alueita, 


Ochrodactyla alfenthalben. 
Rhododactyla alfenthalben. 
Acanthodactyla felten. 
Pilosellae (—) häufig. 
Phaeodactyla felten. 
Mietodactyla häufig. 
Fuscus (—) alfenthalben. 
Pterodaetyla häufig. 
Osteodactyla Zeller felten. 
Spilodaetyla (—) felten. 
Scarodactyla Hübn. allenthalben. 
Mierodactyla allenthalben. 
Carphodaetyla häufig. 
Pentadaetyla häufig. 
Baliodactyla F. v. R. felten. 
Tetradaetyla allenthalben. 


2. Genus  Orneodes. 
Polydactylus häufig, 
Zur Ueberfiht 17 Species Alueitae, 


Nahtrag 


54 Species und 1 Var. Pyralides. 

134 -— = 4 — Tortrieides. 

237. — = 2 — Tineides. 
IT — = - — Alueitae. 


442 Species und 7 Bar. Microlepidopteren. 


Zu berichten bleibt noch übrig, daß wir über 40 Arten or: 
teiciden und Uber 50 Arten Zineiden befigen, von welchen es 
bis jegt nicht möglich war, den wiffenfchaftlihen Namen zu 
beftimmen ; mithin wird, was die Nomenclatur der Mierolepi⸗ 
dopteren anbelangt, durchaus kein Anſpruch auf Vollſtaͤndigkeit 
gemacht. Ebenſo beſitzen wir 14 Arten Geometrae (fehr kleine 
Species), deren Name bis daher nicht zu ermitteln war. 

Wenn man nun die erjte Abtheilung diefer Sauna, welche 
660 Arten mir 12 Varietäten enthält, zu diefer 2. Abtheilung 
addirt, hierzu die noch zur Zeit nicht beftimmten 104 Arten 
(inel. der 14 Geometren) zäblt, fo ſtellt diefes eine Total— 
Summe von 1206 Species mit 19 Varietäten heraus, 
was gewiß ein reiches Nefultat zu nennen und wovon es un: 
begreiflich ift, daß big dato eine Gegend, welche in dieſer Be⸗ 
ziehung ſich To aͤußerſt ergiebig zeigt, fo ganz unberuͤckfichtigt 
blieb. — Ich fehliefe diefe Notizen in der Erwartung, daß 
"ähnliche Beobachtungen (ohne Geheimnißträmeren ; —) und 
Saunen anderer Gegenden erfcheinen möchten, wodurch gewiß 
in Eutzer Zeit’ wefentlihe Bereicherungen für dieſes Bach der 
NRaturwiſſenſchaft entftünden. 


Iſis 1818, Heft 11. 


über ben oben erwähnten Ypsolophus Schmidtiellus. 


Her U. Schmidt dahier entdeckte diefe Tinie im Suny 
1844. in fehr unfenntlichen Eremplaren hinter der fogenannten 
Sachſenhaͤuſer Warte; die Raupe fand er erft 2 Jahre fpäter 
im May bey Königftein im Taunus. Herr Schöff v. Heys 
den, welcher fie für eine Novitaͤt erklärte, ertheilte dem Ent: 
deder zu Ehren der Tinea deffen Namen und verfegte fie in 
das Genus Ypsolophus. 


Ypsolophus Schmidtiellus (v. Heyden). 
Alis antieis flavis punctoque fusco. 


Im Ausmaaße 8" erreichend, die Palpen borftig, aufwärts 
gebogen, unten fhwarzbraun, oben gleich, Stirn, Rüden und 
Fühler hellockergelb, dagegen Hinterleib und Füße mehr blaß 
und trüber gefärbt. 

Hinſichtlich des Golorits ftehen die Vorderflügel in voller Ueber: 
einftimmung, auch fie zeigen als Grundfarbe ein ſchoͤnes Oder: 
gelb, eine, diefem Genus eigne fpige Form, vor deren Außerftem 
Ende vor den Franzen eine Doppellinie zieht, wovon die innere 
durch eine dunkle Punctreihe gebildet, ſich befonders auffallend 
zeigt aber nach Innen zu verfchwinden fcheint. 

Eine von der Grundfarbe abweichende und ſtaͤrker gefärbte 
wellenförmige Zeichnung zieht vom Vorders nach dem Hinter: 
rand; ihr folgt seine zwepte, mehr einwaͤrts gebogene, und ſe— 


60* 


955 


dann noch eine dritte in der Flügelmitte verfchtwindend. Unter 
diefer fcheinbaren Makel auf der letzten Hauptader fteht ein 
tiefbrauner, auch ſchwarzer Punct. Die Hinterflügel find hell: 
grau, ihre Franzen gelblich, nach innen von einer helleren Dop: 
pellinie begrenzt. Unterfeite glänzend, gegen die Spige der Vor: 
derflügel braungrau mit einem fehr deutlichen hellen Doppeltand 
an den Franzen verfehen. 

Die Raupe in ihrem erwachfenen Zuftande 7—8'' erreichend 
ift fchlanE gebaut, gelblichweiß mit einem Eleinen berzförmigen, 
glänzend dunfelbraunen Kopfe und hellerem Nackenſchild, wel: 
chem zwey dunfelbraune, binfichtli der Übrigen Körpertheile 
etwas ftärkere Neihen folgen; begränzt von einem ftarfen weißen 
Flecken als Stüspunct einer rothbraunen feinen Nüdenader wird 
ein Gleiches auch zu beiden Seiten, wo braune gebogene Makeln 
ftehen, wahrnehmbar; nicht minder kommen auf diefem fowohl 
als auf dem ganzen Körper zerftreut ſchwarze Puncte mit 
feinen kurzen Härchen vor. After und Bauchfüße find gelb; 
braun dagegen die Hornfüße. Die Raupe benagt hauptfachlich 
Nachts das an der Seite oder völlig umgelegte Blatt des Ori- 
ganum vulgare, welches aber vorn und hinten geöffnet bleibt, 
um bey der erften Gefahr fehnell entfliehen zu koͤnnen. 

Es ift alfo für den Sammler nöthig, Vorficht zu gebrauchen, 
um E£eine leeren Wohnungen anzutreffen. 

Die Verwandlung geht Mitte oder Ende Juny entweder in 
dem urfprünglichen Aufenthaltsort der Naupe oder in dürren, 
auf der Erde liegenden Blättern vor fih. Die Puppe glänzend 
vothbraun. Entwickelung Mitte oder Ende Juny. — Der 
Schmetterling hat große Achnlichkeit mit dem im Syſtem über 
ihn ftehenden Fasciellus Hübn. 


Memoires 
de l’Academie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux- 
Arts de Belgique. Bruxelles (Mucquard) XXI. 1848. 4. 


Diefer Band enthält mehrere Abhandlungen aus der Mathe— 
matiE und aus den philofopifchen und hiftorifchen Wiffenfchaf- 
ten; aus den naturhiftorifchen nur 

Ban Beneden Unterfuhungen über die Bryozoen des 
füßen Waffers in Belgien ©. 1—36. Taf. 2 ill. 

DB. Beneden meiß feine Unterfuchungen Elar und deutlich) 
darzuftellen, gut zu ordnen und getreu abzubilden. Er hat fehon 
viel unter den Polypen aufgeräumt und thut e8 auch hier zum 
Nusen der Anatomie und der Syftematif. 

Er theilt die hergehörigen Thiere ein nad) den Fühlfäden, den 
Eyern und dem Stod. 

A. Fühlfäden hufeifenartig geftellt. 


a) Eyer mit Häkchen Cristatella. 
6) ohne Häkchen, Stod 
1. Unduchfichtig 
* gedrungen Aleyonella. 
* verzweigt Plumatella. 
2. durchſichtig Lophopus. 
B. Fuͤhlfaͤden trichterförmig geftellt; Stod 
a) ohne Scheidwände Fredericella. 


b) mit einer Scheidwand zwifchen jedem Sach Paludicella, 
Dann folgt die Anatomie, melche wir nicht mittheilen Eönnen, 
Bey Alcyonella bemerft man einen Nervenfnoten auf der Spei- 
feröhre, um welche ein Faden einen Ring bildet, Durh Mus: 


956 


ſkeln wird der Polyp in die Nöhre gezogen, Die Fühlfäden has 
ben Wimpern und dienen daher wohl zum Athmen. Bey Hy- 
dra et Sertularia fehlen die Wimpern und daher athmen fie 
wohl an der äußern und inneren Leibesflähe, + Die Zahl der 
Fühlfüden mechfelt; bey Paludicella et Frederieella nur et- 
wa 20; bey Alecyonella, Plumatella über 60. Der Bau des 
Darms ift bekannt. Der Verfaffer fand darin Tessararthra 
filiformis, Gomphonema gracilis, Synedra ulna, Navicule. 
Das Blut werde durch das eingedbrungene Waſſer vertreten, es 
bewegt fih um den Darm ohne Gefäße. Wie es aber hinein: 
kommt, wird nicht gefagt, wenigftens nicht, daß die hohlen 
Fuͤhlfaͤden geöffnet feyen. Sie bringen fich hervor durch; Eyer 
und Knospen; find bald Zwitter, balb getrennt; die Meibchen 
zahlreicher; es giebt zweyerley Eyer; mit Slimmerhaaren bey 
Aleyonella und andern, aud bey den Meerpolypen., Andere 
Eyer find mit einer Schale bedeckt für den Winter; ſolche feh- 
len den Meerpotypen. Bey den Paludicellen, wo der Verfaſſer 
feine Eyer gefunden, befommen die Knofpen gegen den Winter 
eine hornige Haut. Die Ener mit horniger Hülle Fann man 
ein Jahr lang aufbewahren, die Polypen felbft mehrere Mo— 
nat lang. 

Die Hufeifen-Polnpen bilden eine befondere Abtheilung; Fre- 
dericella et Paludicella ftellen fih zu den Bryozoen des Meers, 

Pedicellina, Forbesia et Lusia bilden‘ eine befondere Ab: 
theilung. 

Ebenfo Laguncula, Vesicularia, Valkeria et Bowerbankia. 

Die Gellarien unterfcheiden fih dur einen Dede. Dazu 
Cellaria, Flustra, Membranipora, Eschara, Retepora, 
Eucratea, Acamarchis, Cellepora, ‚Discopora, Notamia ete. 

Dann folgen die ohne Dedel: Crisia sive Tubulipora, Se- 
rialaria, Liriozoaria, Obelia, Spiropora, Idmonea, Intri- 
caria, Diastopora etc. 

Anguinella bildet eine befondere Sippfchaft, in der ſich der 
Polyp wie ein Handfhuh umftülpt. Dazu Fredericella, An- 
guinaria, Tibiana. 

Paludicella nähert ſich durch ihre freyen Stengel mit Scheid» 
wänden und ohne Dedel der Hippothoa, wozu vielleicht ge= 
hören Catenipora et Alecto. 

Halodactylus bildet eine Abtheilung für fich. 

Dann folgt die Syftematit: Gattungen mit Character, Schrift: 
fteller, Vorkommen, Bemerkungen. 

Cristatella mucedo Roesel tb. 91. 

Aleyonella fungosa sive stagnorum, Pallas n. Comm. 
petrop. XU. 1768. 

Raspail Aleyonella in Mem. Soc. h. nat. de Paris IV. 
1827. 

A. flabellum n. 

Plumatella campanulata Roesel t. 73—75. 

Pl. repens Schaefer Armpolypen 1754. t. 1. fig. 1.2. 

Lophopus erystallinus Trembley t. 10. fig. 8. 9. 

L. bakeri Baker Microgr. p. 308. 1b. 12. fig. 15—21. 

Fredericella sukana Blumenbach Göttinger Magazin 1. 
1770. p. 117. 

Paludicella ehrenbergii, articulata, diaphana Ehrenberg 
Symbolae I, 

©. 28. folgt ein großes Verzeichniß der Schriften über bie 
Polypen. 

Abgebildet ſind ſehr vergroͤßert und ſchoͤn Plumatella repens 
et campanulata, Alcyonella ſlabellum, Lophopus bakeri, 
alle mit den Eyern, 


| 
957 


Eow. v. Selys-Longchamps, Beobachtungen über die 
periodifchen Erfcheinungen im Thierreich, vorzüglich über den Zug 
der Vögel in Belgien. ©. 1— 88. 

Ein fehr großer und. durchgenrbeiteter Auffag mit Tabellen, 
Zufammenftellungen und vielen Bemerkungen. Er bat aud) 
Behtraͤge befommen aus England, Franfreidy, Stalien und der 
Schweiz, feine aus Deutfchland, ohne Zweifel, weil diefe in 
deutichen Zeitfehriften erfcheinen. Er fpricht über Stand», Strich 
und Zugvögel, gelegentlich auch über die Fledermäufe, Fröfche, 
Mayfiſche, Halter und Maykaͤfer. Die Beobachtungen find fo 
zahlreich, daß fie feinen Auszug erlauben. Das ift ein muͤh— 
fames und defhalb fehr dankwürdiges Gefchäft. 

©. 67. folgt ein zoologiſcher Calender neben einem botanifchen, 
tabellarifch. 

Quetelet, Beobahtungen periodifcher Erfcheinungen ©. 1 
bis 98. 

Bekanntlich hat fich der ungemein thätige Verfaffer mit Se: 
Iys an die Spise dieſes Unternehmens gejtellt und es in we— 
gen Jahren dahin gebracht, daß Über ein Dusend naturforfchende 
Geſellſchaften fidy demfelben angefchloffen haben. Diefe zahlreis 
hen Beobachtungen werden nun bier tabellarifc zufammenge: 
ftellt, eine ungeheure Arbeit. Zuerft Meteorologie , Temperatur 
und Erdmagnetismus zu Brüffel, Löwen, Gent, Cambridge, 
München, Stettin. 

©. 49. folgt das Pflanzenreich von fehr verfchiedenen Orten 
und mit ungemein vielen Pflanzen alphabetifch geordnet. 

©. 81. dag Thierreich, ebenfallg von mehreren Drten. 

©. 95. auch Beobachtungen über die Größe der menſchlichen 
Drgane von Gluge. 

Dann folgen die Abhandlungen aus den Wiffenfchaften des 
Geiftes, worunter für uns herauszuheben iſt die moralifche 
Statiftit von Quetelet, meiftens über die Zahl der Ver— 
brechen. ©. 1— 66. 

P. v. Deder, über den Einfluß des freyen Willens auf 
die Handlungen der Gefellfchaft. S. 1—112. 


Tome XXH. Bruxelles 1848. 4. 


Diefer ganze Band enthält nur 2 Abhandlungen. 

1) %. Dumont, über die ardennifchen und rheiniſchen Erd: 
bildungen in den Ardennen, am Rhein, in Brabant und im 
Condros. ©. 1—- 451. 

Man fieht fhen aus der Seitenzahl, daß diefe Abhandlung 
ein ganzes Buch ift, alfo eine ganze Geologie des Niederlandes. 
Es ift die Tortfegung einer früheren Abhandlung, melde das 
Nheingebiet begreift von der Eifel an bis zur Schelde, geht 
ganz ins Einzelne und ift gewiß von großer Wichtigkeit; eigent— 
lich erſtreckt fich die Unterfuhung bis Frankfurt. 

2) H. P.Nyft, fomoptifche und ſynonymiſche Tabellen über 
die lebenden und verfteinerten Arcaceen, mit Angabe der Lager, 
worin fie fih finden. ©. 1—78. 

Diefes ift der Anfang von mehreren Abhandlungen, welcher 
die Sippe Arca enthält. Es gibt 459 Gattungen, worunter 
162 lebende. 

Lamarck führt nur 48 auf. Verfteinerte finden fih unter 
dem cambrifchen Syſtem 2, im Kohlengebilde 26, im permi- 
ſchen 8, in der Trias 12, im Jura 69, in der Kreide 101, 
im tertiären Gebilde 96. 

Lebend und verfeinert findet ſich Arca antiquata, arata, 
barbata, britannica, elathrata, diluvii, imbrieata, impro- 
cera, lactea, noae, pectunculoides, tetragona, tortuosa. 


958 


In den Tabellen find angegeben Autor, Jahrszahl, Bücher, 
Vorkommen. Die tabellarifche Form ift allerdings fehr über: 
ſichtlich; nur geht dabey zu viel Raum verloren. 

Bd. XXXIII. ift auch ſchon erfchienen. 


Memoires 


couronnes et Mem. des Savants etrangers publies par l’Academie 
de Bruxelles XXI. 1846. et 1847. Bruxelles 1848. 4. 


Außer zwey 'mathematifchen Abhandlungen finden ſich hier 5 
naturhiftorifche. 

U Perrey, Über die Erdbeben in Stalien. S.1—145. T.1. 

Es werden hier unzählige Erdbeben aufgeführt aug den älte- 
ften Schriftftelleen vom Jahr 325. an bis 1847. mit Angabe 
der Zeit, der Drte, Richtung ufw. 

5 Donny, über Verfilfhungen des Mehls und Brodes. 
©. 1-28. 8. 1. 

Die Stoffe werden genannt, womit die Verfälfhung gefchieht; 
die Mittel der Entdeckung angegeben, meiftens durch das Mi— 
eroscop und durch einfache chemiſche Behandlung. 

Dr. Verharghe, Unterfuhung über die Urfahe des Leuch— 
tens des Meeres bey Dftende. ©. 1—31, Tf. 1. 

Durd) viele Verſuche zeigt der DVerfaffer, daß das allgemeine 
Leuchten bey der Erfchütterung des Waffers nur von einem 
einzigen Thierchen herkommt, fo groß wie ein Stednadelskopf, 
Noctiluca miliaris. Das Thierchen wird befchrieben. Es ift 
rundlich, hat eine trichterformige Vertiefung ungefähr wie bey 
einem Apfel und daraus geht auch ein flacher Kaden wie ein 
Apfelftiel. Won dem Trichter ‘gehen wie von einem Magen 
Strahlen nah) dem Umfange, vielleicht Gefäße. Der Leib. be— 
wegt ſich gar nicht, der Stiel nur fehr ſchwach. Die Thier— 
hen fteigen immer an die Oberfläche, als wenn fie leichter 
wären als das Waſſer. Den Plag im Syſtem läßt der Ver: 
faffer unentſchieden; fieht aber ganz aus wie eine Hutqualle; 
ift ſehr vergrößert abgebildet. Es enthält Bläschen, deren Pla 
wechſelt. Der Verfaffer denft daben an Wacuolen. 

Dr. & Poelmann, über den Bau. einiger Theile des Ver— 
dauungs-Canals von Python bivitattus.. &.1—14. Tf. 2. 

Der Verfaffer fand einen deutlichen Unterfchied zwifchen Spei— 
feröbre, Magen, Dünn= und Dickdarm. Bey einem Thier von 
5 Meter Länge war der Kopf 0,145., der Rumpf 4,385., der 
Schwanz 0,57. Die Speiferöhre über 2 Meter, der Magen 
1,57, der Dünndarm 2,75, der Dickdarm 1. Die pancreatifchen 
und Gallengänge fügen fih ein bey 0,06 von der Klappe des 
Magenafters.. 

Am Anfang des Dickdarms ift ein Eleiner Blinddarm ohne 
Klappe. Die. Lebergänge und die der Gallenblafe bilden ein 
Geflecht und öffnen fi in den Darm mit 8—9 Mündungen; 
feine Milz, aber ein Rüdlein (Panereas) von der Größe eines 
Taubeneyes, beftehend aus etwa 3 Dugend Lappen, aus deren 
jedem ein Gang kommt, welche fich zu 6-7 Stämmen ver- 
binden und fih in den Dünndarm öffnen, Alles abgebildet. 

T. Schuermans, Befchreibung eines neuen Matis ©. 1. 
bis 6. Tf. 1. = 

Ein Weibhen, wahrfheinlih, aus Madagascar, fieht aus 
wie Lemur coronatus J. E. Gray (Annals nat. Hist. 1842. 
p- 757., Zool. of Sulphur 1843. t. 4.), ift aber etwas klei⸗ 
ner, Ohren rundlih, Rüden grau wie L. rufifrons aug Ben 
galen (Fraſer Zool. of Typica Ill. fig.), wird aber etwas 
roͤthlich und nicht ſchwarz wie L. coronatus; Vorderfluͤgel 


963 


rocaulis, hirta, mappacea, leptostemon, purpurea, glandu- 
losa, clavata, symphyzocarpa, urceolata, nitida, conferta, 
tawahensis, gracilis. 

Syzygium aegiceroides, patens, marginatum, magno- 
liaefolium, leucoxylon, tessellatum, eampanulatum , rugo- 
sum, validum, conicum, ovale, umbellatum, obovatum, 
kalahiense ete. 

Barringtonia acuminata, elongata. 

Pirigara valida. 

©. 207. Korthals, Beyträge zur Kenntnig der Ranun: 
culaceen in niederländifch Indien. 

Es kommen aus Diefer Zunft nur 4 Sippen mit den folgen: 
den wenigen Gattungen vor, was gewiß merkwürdig ift. 

Clematis smilacina, leschenaultiana, coriacea ? 

Navarelia zeylanica, dasyoneura n, 

Ranunculus geranioides, javanicus. 

Thalietrum javanicum. 

S. 12. 5.3.3. van Soeven, Pilanzen um Maeftricht ; 
einige feltenere. 

©. 218. @.H. de Vriese. Reliquiae splitgerberi su- 
rinamenses. 

Pontederia; Burmannia, Acrocarpidium, Peperomia, Po- 
tomorphe (Heckeria), Artanthe. 

Xylopia, Uvaria, Unona viridiflora n., Anona sphae- 
rocarpa n., Rollinia multiflora n., ‚Tetracera, Dayilla 
asperrima.n., Doliocarpus , Curatella, Bixa, Banara, Ca- 
bomba, Nymphaea, Argemone, Corynostylis, Alsodeia, 
Sauvagesia, 

Polygala, Securidaca, Theobroma, Guazuma, Melochia, 
Triumfetta, Riedleia (Mougeotia), Waltheria, Apeiba, 
Dasynema obtusum n., Ternstroemia revoluta n., Lapla- 
cea praemorsa n., Caraipa, Heisteria. 

Triphasia, Citrus, Marcgravia, Ruyschia, Hippocra- 
tea, Caryocar, Melia, Portesia echinocarpa n., Guarea, 
Swietenia. 

Marckea, Physalis, Cestrum, Solanum. 

©. 257. H.de Vriese, Goniophlebium reinwardtü (Po- 
Iypodiacea ex Java. 

S. 260. 3. H. Molfenboer, Entwerfung der Moosve— 
getation des Beefberger Waldes. 

©. 273. F. 3. 3. van Hoven, Verzeichniß von einigen 
Pflanzen um Herzogenbuſch. 

©. 280. R. 2. van den Boſch, Beyträge zur algolo- 
giſchen Flora von Niederland, 


Heft IV und V. 1848. ©. 301—563. Taf. ill. 

©. 301. Korthals, Lieberficht der Stereuliaceen und Bütt- 
neriaecen des niederländifchen Indiens. 

Es iſt nicht ein bloßes Verzeichniß, fondern enthält auch. Be— 
merfungen. 

Bombax, Eriodendron, Durio, Helicteres integerrima n., 
Heritiera, Sterculia linearis n., gracilis n., purpurascens n, 
rufa n., zippelii n,, Covilhamia n. oyata. 

Commersonia, Abroma, Büttneria reinwardtii n., Ried- 
jeia, Pentapetes, Petrospermum blumeanun, elongatum n, 
fuscum n., Schoutenia n. ovata < Kydia. 

©. 314. Reliquiae surinamenses Splitgerberi. 

Ilex, Gouania, Casearia, Homalium, Anacardium, Man- 
gifera, Spondias, Pagamea, Spigelia, Turnera, Portulaca, 


964 


Bryophylium, Rhipsalis, Aristolochia, Sagittaria, Centro- 

ogon. E 

Uydrolea, 'Schultesia, Coutoubea, Schüblera, Lisian- 
thus, Irlbachia, Limnanthemum, Crescentia, 

Utrieularia guianensis n., spatulata n., pectinata n., 
Myrsine, 'Weigelia, Lucuma, Sapota, Diospyros’ferru- 
ginea, Alamanda, Thevetia, Tabernaemontana, Plumiera, 
Echites, Metastelma, Sarcostemma, Aseclepias, Symplo- 
cos, Anolobus, Schwenckia, Drymaria. 

Malachra, Pavonia, Gossypium pubescens n., Hibiscus 
erenatus n., elatus n., varians n., Thespesia, Sida, Tri- 
nervia n. foliosa n., Helicteres. 

Carolinia, Eriodendron, Bombax, Myrodia, Cissus, Vi- 
tis, Jussieua, Patrisia, Dysosmia, Decaloba, Passiflora, 
Distephana, Polycarpaea, Hydrocotyle, Eryngium. 

Tournefortia alba n., Heliophytum, Plectranthes, Hyp- 
tis, Leonurus, Leonotis, Stachytarpheta, Lantana, Vi- 
tex, Citharexylon, Clerodendron verrucosum n., Petraea, 
Amasonia, Avicenzia, Mendozia splitgerberiana n., Aphe- 
landra, Pisonia mirabilis. 

©. 356. Korthals, über Die Familie der DViolarien des 
indifchen Archipelags. 

Viola pilosa, arcuata, trinervis n., inconspicua, japo- 
nica n. 

Jonidium enneaspermum. 

Neckia n., serrata. 

Alsodeia obtusa n., hornerin., echinocarpa n., browni.n. 

©. 356. F. Dozy, Observationes de Exidiae amplae 
Structura .et Evolutione. Tab. col. 

S. 369—563. Dr. Bo urffe Wils, Bericht über die 
zweyte Verſammlung des Vereins für die niederländifche Flora. 

Das ift ein fehr großer Bericht, worin fo vielerley vorkommt, 
daß wir es nicht angeben fünnen. Darunter ein großes Ver— 
zeichniß von Pflanzen, welche vermuthlid) in Holland vorkommen ; 
Nachricht über dag Herbarium. 

©. 423. Dudemans, ein morphologifcher Behtrag über 
Cardamine pratensis. 

Ausführlicheres kommt vor über Lebermoofe von Dr. van d. 
Sande Lacofte ©. 447.5; über Myosotis von Cop undvan 
den Bofd) ©. 466.; über Polygonum von A. I. de Bruyn 
S. 481; über die inländifchen Vioofe un Molfenboer 
©. 524; über Batrachium ven v. d. Boſch ©. 534. und 
über Epilobium et Rumex. 


Prodromus systematis nmaturalis 
regni vegetabilis 
auctore Alphonso de Candolle. Lipsiae apud Michelsen. XII. 
1848. 8. 707. 


Bon diefem allgemein anerkannten Werk brauchen wir nichts 
anderes zu fagen ald wovon Diefer Band handelt. Eigentlich 
befteht er ganz aus, der Ordnug der Labiaten, bearbeitet von 
Bentham von ©. 27—603. 

Er theilt fie ein in 

1) Ocymoideae (Gen. 1— 19.) 

2) Satureiaceae (Gen. 20—53.) 

3) Monardeae (Gen. 54—62.) 

4) Nepeteae (Gen. 63—68.) 


965 


5) Stachydeae (Gen. 59— 104.) 

6) Prasieae (Gen, 105 — 108.) 

7) Postanthereae (Gen. 109—115.) 

8) Ajugoideae (Gen. 116—121.) dir 

Die Charactere find ziemlid) lang, ſonſt offenbar fehr fleißig 
bearbeitet. 

Außerdem enthält dieſer Band die Fleineren Ordnungen, 

Selaginaceae von Choisy, p. 1—26. Gen. 1—9. 

Stilbaceae' von A. de Candolle, p. 604—603. G..1—4. 

Globulariaceae von demselben, p. 609—614. Gen. 1. 

Brunoniaceae von demselben, p. 614—616. Gen. 1. 

Plumbaginaceae von Boissier, p. 617—696. Gen. 1-10. 
Die Charactere fehr lang. 


Deseriptions et Figures des Plantes 


nouvelles et rares du Jardin botanique de l’Universit€ de Leide 

et de principaux Jardins du Royaume de Pays-Bas par W. H. 

de Vriese Dr. M., Prof. Leyde chez Arnz, Leipzic, chez 
F. Fleischer. I. 1847. gr. Fol. p. 6. tab. 5. col. 


Das ift ein Prachtwerf in groß Folio und enthalt wirklich 
feltene Pflanzen, großartig abgebildet mit vielen Zerlegungen, 
gezeichnet von PB. Trap, C. Boede, E. Konning, auf Stein 
gezeichnet von A. Wendel, J. Berghaus und gedrudt in 
der Lithographie von Arnz, forgfältig illuminirt. Die Befchrei- 
bungen und Zerlegungen find mufterhaft, wie man fie von ei- 
nem fo Fenntnißreichen Botaniker erwarten kann. 

Diefes Heft enthält: 

1) Encephalartos altensteinii aus dem füblichen Africa, ge 
pflanzt in des Königs Garten zu Harlem. Der Strunk ift hoch 
13 Stab (Metre), Umfang 3 Stab. Abgebildet ganz auf Taf. 1. 
Der männliche und weibliche Kolben auf Taf. 2,, Die einzelnen 
Theile, Blüthen, Staubbeutel, Staub, Pflaumen auf Taf. 3. 

2) Fiscus fulva (Reinwardt) von Java heimgebracht durch 
NReinwardt, ein Strauch oder Bäumlein, abgebildet ein Zweig 
mit den Srüchten auf. einer Tafel, zerlegt auf einer andern, 
Blüthe und Frucht ; 

3) Zamia muricata fem., aus Neugranada in A. van d. 
Hoops Garten zu Spaarn-Berg, abgebildet Strunf, Blätter 
und Kolben auf einer Tafel; Frucht zerlegt auf einer andern. 

Außerdem ift noch abgebildet Frucht und Blüthe mit Zerle: 
gungen von Bromelia commelyniana n., aber noch nicht be- 
fchrieben. 

Es ift zu wünfchen, daß biefes fchöne und nüsliche Werk den 
gehörigen Abſatz finde. Dieſes Heft koſtet 8 Fl., was ung nicht 
zu viel zu feyn fcheint, 


Zur Lehre vom Bau und Leben 


der contractileu Subſtanz der niederften Thiere, von Profefior A, Eder, 
Baſel bey Schweighauſer 1848, 4. 27, Taf. 1. ill. 


Diefe Schrift ift ein Univerfität: Programm, welches alfo 
vielleicht nicht in den Buchhandel fommt, was wirklich zu be— 
dauern iſt; denn fie bringt wirflid) Den microfeopifchen Bau bey 
ben Bolypen, vorzüglich bey der Hydra zur Entjheidung. Die 
Leibeswand dieſes Thieres befteht nad) des Verfaſſers ſehr ge: 
nauen Unterſuchungen nicht aus Zellen, ſondern aus klebriger, 


— — 
_—_—— 


966 


man könnte jagen roßartiger Subſtanz, welche ſich auszieht oder 
neßartig trennt, uud bald da bald dort leere Räume oder Bla: 
fen befommt, und grüne Körner enthält. Der DVerfaffer nennt 
fie. ungeformte contractile Subſtanz, welhe Dujardins Car: 
code ensjpricht und bey höheren Thieren z. B. den fogenannten 
Zardigraden (Arctiscon) in geformte contractile Subſtanz oder 
Diusfelfafern übergeht. Er betrachtet einzeln zuerſt die Auperfte 
Schicht des Polypen, fodann die mittlere oder grüne und end: 
lich Die innere Schicht befonders und ſehr umftändlich. Dabey 
werden Die Unterſuchungen und Meinungen anderer Schriftfteller 
eritiich beleuchtet. Die äußere unterfcheidet ſich durch ihre An— 
gel und Neffelorgane uud durch ein lockeres Gewebe; Die mittlere 
Durch Die grünen Körner. Cs ift alfo wieder ein wichtiger 
Schritt in der Kenntnift des Baues der niedern Thiere gefchehen. 


Bydragen tot de Dierkunde, 


G uitgegeven door het Genootschap natura artis magistra, te 
Amsterdam. I. 1848. Fol. 28. tab. 7. 


Man kann diefe Schrift ein Prachtwerf nennen in Beziehung 
auf die Tafeln und den Drud, ein werthvolles Werk in Bezug 
auf den Inhalt. 

Die obengenannte Gefelfchaft hat fih im Jahr 1838; gebil— 
det und Durch Beyträge es dahin gebracht, daß auch in Amſter— 
Dam ein zoologiicher Garten gegründet wurde, Das vorliegende 
Heft ift das erfte Ergebniß davon, 

Die erfte Abhandlung von Schröder v. d. Kolf und W. 
Vrolik enthält Unterfuchungen über die Adergeflechte verſchie— 
dener Thiere, ſehr fleißig zerlegt und in natürlicher Größe fehr 
Thon und deutlich abgebildet, 

Au einer Tafel die merkwürdigen Arterien: und Venen-Geflechte 
von Bradypus tridactylus, mit ‚Berüdfichtigung der früheren 
Arbeiten darüber, ſowohl bey diefem Ihier ala bey Stenops 
von Garlidle, Baer, Gaimard, W. Vrolik, Barfow, 
Viayer, Dtto, Rapp. 

2) Die Ader-Geflechte in den Gliedeen der Vögel, woron Bar- 
fow und Neigebauer fihon gefprochen, aber Diefelben nicht 
jo vollftändig Dargeftelt haben, wie es hier gefchieht. Bald 
mehr, bald weniger an diefen Geflechten haben fich gefunden bey 
Sarcorhamphus gryphus t.I. papa, Haliaetos albicina t. II. 
Falco nisus, Strix otus. 

Corvus pica, t. Ill. fig. 5. corone; Psittacus rosaceus: 
Gallus domestieus, Tetrao tetrix, Columba, Meleagris 
gallopavo T. IV. fig. 3. et 4.; Ardea purpurea, Grus ci- 
nerea; Anas moschata, Cereopsis, Anser gambensis, Anas 
nigra t. III. fig. 4., Podiceps cristatus fig. 3., Carbo cor- 
moranus fig.2., Larus ridibundus, Cygnus olor t. IV. fig. 1. 

Dan werden Betrachtungen und Bergleihungen mit andern 
Wunbdernegen angeftellt. 

©. 17. Ueber eine neue Taube, Columba ( Peristera ) 
puella von H. Schlegel. af. ; 

Schr ſchön abgebildet und iluminiert, ſowie ausführlich be- 
ſchrieben. Zu der Abtheilung gehören C. afra, chalcospilos, 
tympanistriga. Die Unterfcjiede werden angegeben. 

©. 21. Derfelbe, Bemerkungen über Ficedula, nament- 
lih F. polyglotta. 

Der Verfaſſer gibt hier die Geſchichte der fogenannten Laub- 
pögelchen in franzöftjcher Sprache. Motacilla trochilus (acre- 
dula, fitis, arborea, icterina), rufa (bypolais Pennant,) 


966 


collybita, abietina, sibilatrix (sylvicola, flaveola), bonel- 
lii (nattereri, prasinopyga), coronata e Japonia, hypolais, 
olivetorum, elaeica (ambigua), umbrovirens, brevicaudata. 

Dabey eine Tafel, worauf iluminiert F. polyglotta, ebenjo 
die Köpfe von F. hypolais, olivetorum, elaeica, sibilatrix, 
bonellii, trochilus, rufa, ſchwarz die Füße, Schwung= und 
Schwanzfedern, 


Irene Beyträge der Naturgefchichte der Würmer, 


gefammelt auf einer Neife nach Färör tm Frühjahr 1848. von Dr. 
E. O. Schmidt, Privatvocent. Jena bey Maufe 1848, 
8.44. .% 3 ill. 


Kurz nachdem der Verfaſſer feine Strudelwürmer (Iſis 1848. 
S. 709) herausgegeben hatte, machte ex mit der Unterftügung Der 
Frau Großherzoginn von Weimar und der Berliner Academie eine 
Neife nach) den FärzInfeln, wo er Gelegenheit hatte, mehrere fleine 
Würmer zu entderfen und anatomisch zu unterjuchen. Sie wer: 
den hier ſehr vergrößert und deutlich abgebildet. Es find dar: 
unter mehrere neue Sippen, welche der Verfajfer mit viel Ge: 
ſchick und Kenntniß anatomiert hat. 

Zu den Turbellarien gehören: 

1) Dinophilus n. vorticoides, verwandt mit Vortex, um— 
ftändlich befchrieben, Faum 1” lang mit zwey Augen, Darm 
einfach mit After, zwey Seitengefäße, Gejchlecht getrennt, Ent: 
wickelung der Eyerz gefellig, auf Steinen im Meer. 

2) Pseudostomum n., faeroense, nur 4” fang, auch wie 
Vortex, mit 4 Augen, Sim, Pseudostoma heißt fchon ein 
Haarthier. 

3) Proporus eyelops, kaum größer als das vorige, fieht 
aus wie ein Paramecium; feine Augen; Zwitter. 

Dann ftellt der Verfaſſer Betrachtungen über Die rhabdo— 
ebliſchen Turbellarien des Meeres und des ſüßen Waſſers an, 
über ihr DVerhältniß zu den Infuforien, über Augen und Ohren, 
Gefchlechtstheile, Entwicklung, Claſſiſication. 

4) Ampbieora n. sabella, nur gegen 4" lang, Haut, Mu— 
ffeln, 2 Augen vorn und 2 hinten, Darm, Gefäße, Kiemen 
am Schwanze, Drüfen, Gefchlechtsiheile (getrennt), Entwicke— 
lung. Mahnt an Proto (Nais digitata). 

5) Filograna schleideni n. Von diefer Sippe willen wir 
nur etwas durch) Sars; Daher find Diefe Beobachtungen bes 
Verfaſſers fehr dankenswerth. Kopfkiemen, Feine Dedel daran, 
4—5 Augen, zweyerley Borften, Sim, Darm, PBrolification ; 
kann die Kalkröhre verlaffen. 

6) Nerilla n. antennata, verwandt mit den Nereiden, Faum 
2 fang, mit 5 Sühlhörnern und 4 Augen, Gefchlecht getrennt. 


Ueber die Entwicfelung der Schildfröten 
Unterfuchungen von Dr. 5. Rathke, Prof. zu Königsberg. Braun: 
fehweig bey Vieweg. 1848, 4. 268. Taf. 10. 


Nicht Leicht hat jemand foviel für Die Entwicklungsgeſchichte 
der Thiere gethan wie der Verfaſſer. Davon ift Die vorliegende 


— — — 
— —— 


967 


Schrift wieder ein ſchöner Beweis. Ueber den Embrho ber 
Schildfröten Haben wir nur wenige und Furze Bemerkungen von 
Tiedemann, Baer und Peters. Nachdem der Verfaſſer 
mit vieler Mühe gegen 100 Eyer von Emys europaea, welche 
in Oftpreußen vorfommt, fich verfchafft, aber Feinen Embryo 
Darin gefunden hatte; fo gelang es ihm, von verſchiedenen Breun- 
den Eyer aus Branntwein zugefchiet zu befommen, worin 
Embryonen waren, 

Sie waren von Testudo graeca, europaea, depressa, 
tricarinata, pennsylvanica, capensis sive galeata, aegyp- 
tiaca, gangetica, ocellata, midas, imbricata, virgata und 
fogar von coriacea. 

Diefe Embrhonen mit ihren Hüllen werden nun anatomirt und 
fehr Schon abgebildet. Dabey werden ale Theile umftändlich 
behandelt, Bedeckungen, Kuochen, Muskeln, Verdauungs-, Ath— 
mungs-, Harn- und Gefchlechts-Werfzeuge, Drüfen, Gefäßſyſtem, 
Gehör-Labyrinth, Hüllen ufw. Bekanntlich ift befonders ſchwie— 
rig die Deutung der Schulterfnochen und ihrer Muskeln, wobeh 
der DBerfaffer befonderd Bojanus berüdjichtiget. Was wir 
Darüber geſagt haben in ber Iſis 1827. ©. 456., wo wir 
glauben, Die Schulterfnochen-und ihre Muskeln zuerft beftinunt 
zu haben, ift ihm Übrigens entgangen. ; 


Neueſte Schriften 
der naturforſchenden Gefellfhaft in Danzig. IV. 2. Die Branchiopoden 
der Danziger Gegend von Dr. Liévin. Danzig bey Anhuth 1848. 
4. 52. Taf. 11. 


Das ift eine fehr fleifige und reinliche Anatomie der genann: 
ten Ihiere, ſehr genau gezeichnet vom Verfaſſer ſelbſt und litho— 
graphirt von Dommer Dabey fand ber Verfaffer auch Ge- 
legenheit, mehrere neue Sippen aufzuftellen. 

Er fand bey Danzig Branchipus diaphanus, Apus cancri- 
formis, Hedessa sieboldii n. 

Sida erystallina, brachyura n., Daphnia pulex, sima, 
quadrangula (clathrata, rotundata, ventricosa, angulosa), 
intermedia, brachiata, mucronata ( bispinosa). 

Echinisca rosea (laticornis), Acanthocercus rigidus 
(eurvirostris), sordidus n., Eunica longirostris (cornuta), 
Lyuceus lamellatus, quadrangularis, truncatus, trigonel- 
lus (aduneus), sphaericus, striatus, macrurus, Pasithea 
rectirostris (gibba), Polyphemus oculus. 

Neu find Hedessa, verwandt mit. Estheria, Die vielleicht 
mit Isaura einerley; Echinisca (Daphnia rosea). Evadne 
fey nicht verfihteden von Polyphemus. 

Umftändlicher find befchrieben und in den einzelnen Theilen, 
befonders den Sreßwerfzeugen, Fühlhörnern und Füßen abgebil: 
det: Hedessa; Sida erystallina, brachyura; Daphnia pu- 
lex, sima, quadrangula, intermedia, brachiata, mucro- 
nata; Acanthocereus rigidus, sordidus; Lynceus lamel- 
latus, maerurus, truncatus, trigonellus , sphaericus, qua- 
drangularis, striatus; Pasithea reetirostris; Polyphemus 
oeulus. 


— — — — — 


castaneum Gr. 
quadratum G yl. 
Var. terminatum Gr. 
anale Perty 
brunneipes 
depressum Gr. 
longulum Gr. 
minutum D ej. 


Geopaederidae Gistel. 
Lithocharis Dej. 
ochracea Gr. 
melanocephala 
corticalis Gistel. 
Stilicus Latr. 
fragilis Gr. 
orbiculatus Gr. 
var. subtilis Dhl. 
Gunius Leach. 
angustatus 
filiformis Latr. 
linaeiformis West. 


 Geopaederus Gistel. 


longipennis Erichs. 
riparius Lin. 
littoralis Gr. 
ruficollis 

Stenus Fabr. 
biguttatus Linn. 


WARDSAHRT 


nv 


msi 


—⸗ 
"Oro aan 


= 


guttula Müll. 
Juno 
buphthalmus Gr. 
morio Gr. 
canialculatus Gy. 
impressus West. 
speculator Dhl. 
argus Gyl. 
fuscipes Gr. 
cireularis Gr. 
declaratus Tisch. 
filum Gist. 
opticus G & 
binotatus Gr’ 
var. subimpressus Gist. 
pallidipes Gist. 
oculatus Gr. 
cicindeloides Gr. 
Euaesthetus Grav. 
seaber Gr. 


Ozytelidae Gistel. 
Bledius Leach. 
tricornis Gr. 30 
erassicollis Duf. 9 
Platysthetus Mannerh. 
morsitans Gr. 
var. pallidipennis Pan. 10 
cornutus Gr. 6 


nd — 


van nnncogunon 


— — 


Oxytelus Gravenh. 
rugosus 
var. pulcher Gr. 
insectatus Gr. 
fulvipes Er. 
piceus Lin. 
sculpturatus Gr. 
luteipennis Erichs. 
nitidulus Gr. 
complanatus Er. 
depressus Gr. 
Phloeonaeus Er. 
caelatus Gr. 6 
Trogophloeus Mannerh. 
eortieinus Gyl. 6 
Acrognathus Er. 
mandibularis Gyl. 10 
Coprophilus Latr. 
striatulus 6 
Deleaster Erichs. 
brassicae Scop. 
Anthophagus Gravenh. 
caraboides Lin. 
armiger Gr. 
testaceus Gr. 
plagiatus 
Lesteva Latr. 
bicolor 
morio Westerh. 1 


⸗ 


fe 
HOT PRNSOm 


[e »- 7} am — 


Arpedium Erichs. 
brachypterum Gr. 

Acidota Leach. 
erenata 


er 


Omaliidae MacLeay p. 


Olophrum Erichs. 
piceum Gyl. 
Omalium Grav. 
rivulare Gr. 
caesum Gyl. 
striatum Gr. 
pygmaeum Gr. 
brunneum G yl. 
Anthobium Leach. 
florale Gr. 
minutum 
sorbi Gyl. 
var. ophthalmicum Gr. 
abdominale Gr. 
Proteinus Latr. 
brachypterus 
Macropterum Gist. 
rufipes Gist. 20 


na» onnn 


Micropeplüidae Gistel. 
Micropeplus Latr. 
porcatus 8 


; Innhalt der Iſis 1848. Heft A. 5 
| 
| 
Seite 1 Seite | 
833. Giebel, das ſubhereyniſche Beden um Quedlinburg in geologiiche 959. Bulletins de V’Acad. de Bruxelles. 1917. : | 
paläontologiicher Beziehung. 960. Gotta’s Briefe über Humboldts Kosmos, | 
857. Zeller, erotiiche Phyeiden. 961. Schleſiſche Gefellfchaft; Nederlandsch kruidkundig Archief. I. 
859. Aphomia, Doloessa. 1946.; De Candolle; Jardin de Leide; Ger; Genootschap | 
861. Anerastia; Ephestia. Homoeosoma, Piesmopodä. Natura artis magistra; E. D, Schmidt; Nathfe; Lievin. 


Crocidomera, Fundella, Myelois, Pococera. 
Hypochaleia, Ancylosis, Oncolabis, Epierocis. 
Tetralopha, Nephopteryx, Pempelia. 

Regifter zu allen Phycideen. 

Koch, die Raupen und Schmetterlinge der MWetteran. 
Derfelbe, über Ypsolophus schmidtiellus, 

Bücher: Memoires de !’Academie de Bruxelles XXL. XXI. 
1848. 

Mem. d. Savants etrangers de Bruxelles. XXH. 1847. 


Berfehe 


Eingegangen: 
Büder. j 

Nova Acta Academiae caesareae leopoldino-carolinae Naturae 
Curiosöorum Vol. XXII. 1. Bonnae ap. Weber. 1847. 4. 
365. tab. 1—98. 

F. Schultz (& Bitche) Orobanche lavandulacea ‘et Bourlardia 
(Archives de la Flore de France et d’Allemagne 1847. 8. 
99-105. tab. 1.) 

Idem, Catalogue des Plantes dans les dix premieres Centuries 
des plantes de la Flore de France etc. (Plantae exsiccatae) 
ex Archives etc. 1848. 107, 

Jaubert etSpach, Ilustrationes Plantarum orientalium. Paris 
chez Roret. Livr. 26. 1847. fol. t. 251—260. 

Naturwifienfchaftliche Abhandlungen, gefammelt und durch Subſeription 
herausgegeben von W. Haidinger. Wien bei Braumüller. IL. 
1848. gr. 4. 318. 16. Taf. 30. B 

Bericht über die Mittheilungen von Freunden der Naturwiſſenſchaften in 
Wien, gefammelt von W. Haidinger. Ebd. 1818. 8, III. #97. 
IV. 472. j 

K. Vetenskaps Academiens Handlingar för ar 1846. Stockholm, 
Norstedt. 1818. 8. 352. tbb. 18. in 4. 

Öfversigt of K. Vet. Acad. Verhandlingar 1847. Ibid. 1818. 8. 
p- 207.— 304. tb. 1. 

Idem 1848. p. 1—126. i 2 

w.Nylander, Additamentum alterım. Adnotat. in Mon. For- 
micarum borealium. 1846. (Soc. Scient. Helsingforsiae. 4. 
1848. 

C.H. ——— Insecta cafraria a J. A. Wahlberg col- 
lecta Holmiae; sumtibus regiis apud Norstedt. 1848. 9. 
P. I. 297. i x 

Zetterstedt, Diptera Scanilinaviae. Lnndae; sumtibus reglis 
apud Lundberg. VII. 1848. 2551-2934. [Finis.] 

L. Pfeiffer, Monographia Heliceorum viventium. Lipsiae apud 
Brockhaus. Fasc. V.—VIl. 1848. 8, 161—19. [Finis. | 

Dr. &. Harlep, phyſiologiſche Beobachtung und Experiment, Nixnz 
berg, bey Bauer. 1848. 8. 48. , 

5. Fiſcher, Orthoptera um Freyberg im Breisgau. Fünfter Sahres= 
bericht des Mannheimer Vereins für Naturfunde. 1818, 8. 

Dr. X. &. Kym, Hegel’s Dialektik in ihrer Anwendung auf die Ge— 
ſchichte der Philefophie. Zürich, bey Orell 1849. 8. 27: 

Joh. W. Hilpert, zum Andenfen an Dr. Jac. Sturm. Nürnberg 
1849. 8. 24. Taf. 1. 

H. Fr. Amiel, du Mouvement litteraire dans la Suisse romane 
et de son avenir. Geneve 1849. 8.64. 

R. Owen, Hunterian Lectures on the Generation and Deve- 
loppement of the Invertebrated Animals (Medical Times 
1848. March fol. 3.) 

E. I. Bonsdorff. Nervi cerebrales Ovis arietis Helsinforsiae 
1843. 4. (Finska V. S. Handlingar 145— 281. bb. 15.) 


— — — — 


Umschlag. 


Bücheranzeigen: Rhea, Zeitfchrift für die gefammte Ornitholcgie, her: 
ausgegeben von Dr. F. U. % Thienemannz; Die Fortpflans 
zungsgefchichte der Vögel, von demf.; 8. T, Küsings Species 
Algarum; Deffen: Phycologia generalis; G. &, Ohm’g 
Behtrage zur Mollecular-Phyſik. 


Faunula monacensis cantharologica. Collegit Dr. Gistel. 


idem, Cranium monstraosum et Ossicula wormiana. Ibid. 1846. 
4. 1283 - 98. tbb. 5: f 
Idem, Ossa Cranii Gadi lotae. Ibid. 1847. 4. 1177—1281. ibb. 4. 
C. da Haartmann, Nervi cerebrales sex anteriores Canis. 


Diss. Ibid. 1846. 4. 58. tbb, 4. | 

J. Pipping dl cerebrales sex posteriores Canis. Ibid. 1847. | 
5. 29. tb. 1. Ä 

E. J. Bonsdorf, Nervus trigeminus Gadi lotae. Diss. Ibid. 
1846. 4. 52. tb. 1. 


J. Staudinger, Nervi cerebrales sex ant. Halichoeri Grypi. 
Diss. Ibid. 1847. 4. 41. thb. 2. 

G. Scheve, über die Einheit der Seele. Heidelberg, bey Groos. 1849, 
8. 56. 

Giſtel u. Bromme, neweftes und vollftändigites Handbuch der Natur— 
geſchichte. Stuttgart, bey Hoffinann. Lief. VI. (legte). 1849. 8. 
801—10537. Taf. 41—48, 

Dr. 8. Sederholm (Prediger in Moskau), die ewigen Thatfachen. 
Grundzüge einer durchgeführten Einigung des Chrijtentbums und 
der Philsſophie. Gin Gaftgefchent aus Rußland. Leipzig, bey 
Breitfopf. 1845. 8. 308. 

Silhig, Gai Plinii secundi naturalis historiae praefatio, et Liber " 
XXXV. recensuit, commentario critico instruxit. Dresdae 
1848. 8. 67—115. —* 

Dr. A. Krohn, Beytrag zur Entwickelungsgeſchichte der Seeigel-Lar— 
ven. Heidelberg, bey J. Groos. 1849. 4. 35. Taf. 2. 

A. A. Retzius, über die Schädelform der Iberier, Indianer, Griechen 
und Finnen, 1847. 8. (aus Zeitichriften.) 

Idem, Phrenologien beclöümd fran en Anatomisk Standpunkt. 
(Verſammlung zu Kopenhagen. 1847, 8.) 

A. Comte, Discours sur V’ Ensemble du Positivisme. Paris chez 
Mathias. 1818. 8. 400. 


Memoires de l’Acade@mie de Bruxelles. Tome XXI. 1849. 4. 

Bulletin de l’Acad&mie de Bruxelles. Tome XV. 2. 1848. 8. 

Annuaire de l’Academie de Bruxelles. 1849. 8. 

Quetelet, sur le Climat de Belgique. Partie IN. Electrieite 
de l’air. 1849. 4. 76. 

A. Eeneus. Mem. sur la fertilisation des Landes. Bruxelles 
1849. 8. 338. - 


Phöbns, über die Natunwifferfchuften als Gegenftand des Studiums, 
des Unterrihs und des Prüfung angehender Kerzte. Nerdhauſen, 


bey Büchting. 1849. 8. 90. , 
Zeitſchriften. 


Blätter für literariſche Unterhaltung. Leipzig, bey Vrockhaus. 1848. 
4. Heft XXI. 

Wackenroder und Bley, Archiv der Pharmacie. Hannover, bey 
Hahn. 1848. 8, Heft X.-XII. 1849, Heft l. ö 

Tydscheift voor de Wis- en Natuurkundige Wetenschappen. Am- 
sterdam. Londonck. 1848. 1. 4. 1. 1. 2. 


Encyclopädiſche Beitfchrift, 
vorzüglich 
für Naturgefchichte, vergleichende Anatomie und Phyſiologie, 


von 


SU 


[e) 


1848. 


Hierf.t" ME 
Tafel VII — XI. 


Der Preis von 12 Heften it 8 Ihr. fühl: oder 14 fl. 24 &r. cheinifch, und die Zahlung iſt ungetheilt zur Leipziger 
Oſtermeſſe des laufenden Jahres zur leiften. 
Man wendet fih an die Buchhandlung Brockhaus zu Leipzig, wohin auc die Beytraͤge zu fhiden find. Es wird ge— 
beten, diefelben auf Poftpapier zu fchreiben. Das Honorar für den Bogen ſechs Thaler preuß. our. 
Unfrankierte Bücher mit der Poft werden zuruͤckgewieſen. 
Einruͤckgebuͤhren in den Text oder Umſchlag die Zeile ſechs Pfennige- 
Bon Anticritiken (gegen Iſis-Recenſionen) wird eine Quartſeite unentgeltlich aufgenommen. 


Leipzig bey Brockhaus. 


—— 


Anzeigen. 


Kaſtners Handbuh ver angewandten Naturlehre. 
Stuttgart bey Becher 1849, 1. — II. 8. 2048, 


Wir freuen uns anzeigen zu fünnen, daß biefes ungemein 
volltändige und gründliche Werk nunmehr beendiget ift. 


3 DM. Ziegler (von Winterthur), Atlas über alle 
Theile der Erde, in 24 Blättern, ausgearbeitet nach 
der Lehre Garl Ritters. Berlin bey Reiner. 
Sieferung II. 1849. Jmp, Folio. 


Diefe Lieferung von dem bereits rühmlich befannten und 
wiſſenſchaftlich fo wichtigen Unternehmen enthält die Planigloben, 
Alien, Kleinafien, die vereinigten Staaten von Nordamerika 
und Franfreich. 


/ Profeffor F. Unger zu Gräß, jet zu Wien, 

hat ein fehr ſchönes und in feiner Art neues Merk unter 

nommen, wovon bereits zwey Tafeln ald PBrobeblätter vor: 

liegen, welche zeigen, wie gründlich der Verfaſſer feinen Ge— 

genftand ftudiert hat, und wie ſchön die Abbildungen gelungen 

find. Das Werk hat den Titel: 

Die Urwelt in verjchiedenen Bildungs : Perioden. 

Landſchaftliche Darftellungen mit erläuterndem Texte. 
Groß Folio. 


Diefe Blätter geben eine anfchauliche und zugleich male- 
tische Darftellung von den Veränderungen, welde die Erd— 
fläche von dem erſten Auftreten der organifchen Geſchöpfe bis 
zur Erfcheinung des Menfchen erlitten hat. Die Erfahrungen 
der Geologie und Paläontologie, welche zu Grunde liegen, 
find durch Fünftlerifche Auffaftung zu einem harmonifchen Ganzen 


vereinigt, wodurch nicht blos lehrreiche, fondern auch ſchöne 
und begreiflicher Weiſe ganz fremdartige Landfchaften entftanden 
und hier wirklich meifterhaft unter des Verfaffers Leitung ge 
zeichnet find von Kuwaſſeg, lithoaraphiert von Rottmann 
und gedrudt von Minfinger in Minden. 

Diefe Blätter erftrecden fi) über die Hauptperioden der 
Schöpfung und enthalten: 1) die Lebergangs - Formation. 
2 u. 3) die Steinfohlen : Formation. A) die Formation des 
rothen Todtliegenden. 5) die des bunten Sandſteins. 6) des 
Mufchelfalts. 7) des Keupers. 8) des Doliths. 9) die 
Meald: Formation. 10) die der Kreide. 11) die nocenifche. 
12) die miocenifche. 13) das Diluvium. 14) die Jeßtzeit. 

Es ift befonderd die Vegetation als das bezeichnendfte 
der Landſchaft möglichft genau dargeftellt und die Thierwelt in 
ihrer Eigenthümlichkeit berücfichtiget. 

Der Preis ift 28 Fl. rhein. 

Da die gegenwärtigen traurigen Berhältniffe Deutfchlands 
feinem Buchhändler erlauben, fol) ein Werf auf gerathewohl 
herauszugeben; fo hat der WVerfaffer aus Intereſſe für Die 
Sache ſich entfchloffen, fi) der Herausgabe felbft zu unter- 
ziehen. Er wiünfcht aber wenigftens für die Herſtellung 
der Tafeln gefichert zu feyn, und fucht deshalb eine Unter: 
zeichnung. Wenn er nur 120 Abnehmer findet; fo will er 
das Merk erfcheinen laſſen. Die Subferibenten können ſich 
bey ihm in Wien oder bey Minfinger in München melden. 

Das erite Blatt enthält die Uebergangs-Formation, mit 
lauter Acotyledonen: Lomatophloios, Sigillaria, Calamites, 
Didymophyllum, Dechenia, Stigmaria, Annularia. 

Das zweyte Blatt die Steinfohlen- Formation, ein in 
der Entſtehung begriffenes Steinfohlenlager mit den Urwäl— 
dern aus Lepidodendren, Sigillarten, Calamiten und Farren. 

Wir fünnen nicht anders als diefe Blätter höchlich empfehlen. 


Beiträge zur Naturgefihichte drr Kerfe. 
Don E, Heeger in Wien, ML — von Seite 321.) Dabey Tafel 


. und IX. 
1. Coceidula Meg. scutellata. Fab. Tab. VII. 


Herbsts Archiv V. 58. 32. Zaf. 23. Fig. 20 (Chrysomela); 
lllig. Käf. Preus. 421. 12. (Coccinella.) 

Diefer Käfer wurde bisher in Deutfchland nicht felten, aber 
meiftens vereinzelt im Spatherbft unter Moos oder feuchtem 
Laubwerk gefunden; in meinem Garten fand id ihn aber im 
Suny 1846 einzeln am Zeiche auf verfchiedenen Weiden - und 
Hobrarten, wo er an fonnenhellen Tagen, wenn man fich näherte, 
ſchnell davon flog, Da mir aber um die Anfiedlung foldyer 
Kerfe, deren Lebensgeſchichte noch nicht befannt, befonders zu 
thun ift, fo ſtellte ich ihnen nicht weiter nach. 

Sm July 1847 wurde id wieder am Teiche mehrere gemahr, 
fuchte dann ihren eigentlichen Aufenthaltsort ausfindig zu machen, 
und fand fie endlich im Auguft an windftillen Orten und zwar 
in allen Lebengzuftänden zugleid). 

Lebensbefhreibung in allen Verwandlungs- 

zuftänden. 

Der unbegattete Käfer überwintert, kommt Anfangs oder Mitte 
Suny ins Freie hervor, nähret fi von Blattläufen, bey mir 
im Garten am Liebften von jenen ſchwarzen, welche an den 
Stengeln und der Unterfeite der Blätter des fogenannten Chri- 
ſtus-Rohres oder Rohrkolbens (Typha latifolia) fid in Menge 
vorfanden. Das Männchen fuht an fonnenhellen Tagen mit 
befonderer Lebhaftigfeit Gelegenheit zur Begattung, und verweilet, 
nachdem fih ihm ein Weibchen ergeben, mehrere Stunden in 
diefem Zuftande, indem es auf dem Meibchen feft fisen bleibet. 

Nach beynah 24 Stunden fest das Meibchen, welches in 
Allem dreyßig bis vierzig Eyer trägt, neben den vorhandenen 
Blattläufen, jedoh nur an folche Pflanzen, welche im Waſſer 
ftehen, acht big zehn Eyer neben einander ab. Daraus entwideln 
fich gewoͤhnlich nach acht bis zehn Tagen die Larven des Mor: 
geng, welche erft nach zwey bis drey Tagen anfangen, fich von 
fehr jungen, fpäter erſt von älteren Blattläuſen zu nähen. 

Shre drey Häutungen gehen in gleichen Zeiträumen, d. i. 
jedes Mal zwifchen acht bis zehn Tagen vor fi. Vor der 
Häutung befeftigen fie fih am After mit einer Eleberigen Feuch— 
tigkeit an die Pflanze, fo dag nach jedesmaliger Häutung die 
alte Haut hängen bleibt. Dieß gefhieht auch bei der Verwand⸗ 
lung zur Puppe, aus welcher nady zehn bis vierzehn Tagen der 
Käfer ſchluͤpft. 

Sm Rubzuftande halten ſich Käfer und Larven am Tiebften 
unter den Winkeln gefnidter Pflanzenblätter auf, wo dann auch 
gewöhnlich die Hautungen und Verwandlungen vor fich ‚gehen, 
fo daß ich an folchen Stellen Larven verfchiedenen Alters, Puppen 
und Käfer in Mehrzahl antraf, 

Iſis 1848. Heft 12. Ausgegeben am Ende des Jahres 1849, 


ker $; 


Größtentheils gehen Larven und Käfer des Nacht 
Abends bey truͤber Witterung auf Sehens * a) 

Sie find nicht fo gefräßig wie die Sonnenkäfer (Coccinelfen), 
doc) frißt eine ausgewachfene Larve drey big vier DBlattläufe 
hinter einander, und 20 bis 25 im Verlaufe von 24 Stunden. 

As ihre Feinde erhielt ich aus den Puppen einen noch un- 
beftimmten Pteromalus und einen Mierogaster, deren Maden 
fbon in den Käferlarven lebten, welche fich im gefperrten Raume 
dennoch zu Puppen verwandelt hatten. 

Befhreibung der verfchiedenen Berwandlungs: 

zuftände, 

Das Ey ift kaum 4 Ein. lang, halb fo die, walzig, oben 
und unten abgerundet, häutig, glatt, blaß Faifergelb, 

‚Die Larve beym Ausbrechen dunkelbraun, behält nad jeder 
Häutung gleiche Form, wird aber nach der 3, Häutung bes 
en — ie ausgewachfen drey Linien lang, kaum 
eine Xinie breit, biaß dunfelbraun (bifterbraun) mi 
Küdenftreifen. ei Ni 

Kopf ganz vorftehend, kaum halb fo breit, aber fo lang als 
der Vorberbruftabfchnitt, fünfedig; die vorderen drey Eden ſtark, 
die beiden hinteren wenig abgerundet; hinten grade abgeſchnitten, 
die beiden Seiten in der Mitte erweitert; der Worderrand bie 
zu den beiden Seitenecken mit ziemlich langen Borften, welche 
in einer vertieften, häutigen Nundung entfpringen, betwimpert ; 
die Stirn mit einer etwas vorwärts gebogenen Querreihe aͤhn⸗ 
licher Borſten beſetzt; der Hinterkopf in der Mitte mit einer 
halb£ugligen, bedeutend großen Erhöhung. 

Vorderbruſtabſchnitt 4 fchmäler und 4 länger als die Mittel: 
leibabfchnitte, gegen vorn wenig verfcehmälert, oben von zwey wenig 
getrennten, dunkelbraun hornigen, viereckigen Schildchen bedeckt, 
jedes am Innenrande mit zwey, faſt ſchwarzen, glaͤnzenden Er— 
hoͤhungen, welche einem mit der Spitze gegen außen und vor— 
waͤrts geneigten Beyſtriche ähnlich find. 

Mittel: und Hinterbruftabfchnitt $ breiter und fo lang als 
der Vorderbruſtabſchnitt, an den Seiten dunkel, in der Mitte 
blaß = lichtbraun, mit vier gleichweit entfernten, in einer Quer- 
veihe ftehenden ziemlich großen, ſtark erhobenen Waͤrzchen; die 
inneren häufig blafbraun, die äußeren hornig, fehr dunfelbraun ; 
die neun folgenden Leibabfchnitte faft gleich breit und gleich 
lang, nur die drey legten mehr und mehr verfchmälert und wenig 
verkürzt, fo, daß der legte derfelben 4 fchmäler und 4 fürzer 
als bie mittleren ift, alle neun mit vier lichtbraunen häutigen 
Waͤrzchen, groß, entfernt und geftellt wie die vorhergehenden ; 
zwifchen den äußern und inneren Wärzchen dunkel, zwiſchen den 
inneren blaßbraun; die Wärzchen alle blaß = lichtbraun, umgeben 
in der Mitte mit einer langen, um diefe mit ſechs bis acht fehr 
Eurzen braunen Borften; am lesten Keibabfchnitte befindet ſich 
abgefondert die dunfelbraune hornige Afterklappe, 4 fchmäler und 
3 langer als der legte Leibabſchnitt, gegen hinten verfchmälert, 

61* 


971 


in der Mitte mit vier, am Innenrande mit fehs, und am 
Außenrande mit acht dunkelbraunen Borften bewimpert. 


Befhreibung der Kapf- und Mundtheile der Larve. 


Dberlippe wie alle übrigen Mundtheile duͤnnhornig, gelbbraun, 
beinahe gebildet wie beym Käfer, 4 fo breit als der Kopf, kaum 
4 fo lang als breit, vorn und hinten abgerundet, vorn in der 
Mitte wenig eingebogen, hinten gerade; oben am Rande zivey 
genaͤherte furze, an den beiden Seiten eine lange Borfte, am 
Innenrande an jeder Seite zwifchen den oberen Borſten mit 
dreh Eurzen bemimpert. 

Unterlippe faft kreisrund, halb fo breit als die Oberlippe, 
außen gleich unter den Zaftern vorftehend und wellenföormig aus: 
gebogen; in dieſen Ausbeugungen ftehen am Außenrande die 
beiden zweigliederigen Zafter, deren erftes Glied faſt Euglig, 4 
fo breit als die Unterlippe; das zweyte walzig, wenig länger und 
fchmäler als das erfte. 

Zunge häutig, gelblih, faft rund, beinahe fo Elein als das 
erfte Zafterglied. ’ 

Kinn etwas laͤnglichrund, nicht viel größer als die Unterlippe. 

Dberkiefer an der Wurzel halb fo breit, im Ganzen noch— 
mal fo lang als die DOberlippe, der Nüden im Viertelzirkel ge— 
bogen, an der Spike zweyzaͤhnig, unter der Mitte der Kau— 
fläche ein ftar& vorragender grader, flacher, vorn abgerundeter 
Zahn; Kauflihe von oben bis zu diefem Zahne gehohl£ehlt, 
unter dem Zahne, an der Oberfeite verdicdt, abgerundet; ber 
Gelenkkopf rund, wenig erhoben, in der Mitte des Grundes 
4 fo breit als diefer. 

Unterkiefer an der Wurzel (Angel) halb fo breit als die Ober: 
lippe, nochmal fo lang als breit; die Angel länglich vieredig, 
mit abgerundeten Eden, halb fo lang als breit; der Stiel noch— 
mal fo lang, an der Wurzel fo breit als die Angel, vorm aber 
halb fo breit als lang, am Rüden eine Borfte. Taſter drey— 
gliederig, faft kegelfoͤrmig, etwas länger als die Angel; exftes 
Glied vieredig, fo breit ald der Stiel am Ende, faft nur halb 
fo lang als breit; zwehtes Glied 4 fchmäler und kürzer ald das 
erfte; drittes Glied faft walzenformig, vorn abgerundet, gehohl- 
kehlt; Innentaſter fehlen. Kauſtuͤck faft fo lang ale Stiel 
und Angel zufammen, fo breit als das erfte Zajterglied, bey: 
nahe gleichbreit, am Ende etwas einwärts gebogen, abgerundet. 
innen mit feinen Eurzen Härchen, der Nücden halb fo breit als 
die innere Fläche. 

Augen Elein, rund, wenig erhaben, ſchwarz, glasartig, ohne Zellen. 

Fühler vor den Augen eingefügt, Eegelformig, viergliederig, 
etwas Eürzer als die Unterkiefertafter; erftes Glied in Geſtalt 
und Größe dem 1. Unterlippentafter= Gliede ähnlih, nur etwas 
Eleiner ; zweytes dem erften faft gleich, aber um wenig Eleiner; 
drittes Glied wieder dem 2. Ähnlich, aber kaum halb fo groß; 
viertes halb fo groß als das dritte, auf der Mitte ein Eurzer, 
ftumpfer walzigee Dorn, um bdiefen vier gleich lange Borften. 

Vorderfuͤße dreygliederig, hornig, bifterbraun, fo lang als der 
Kopf breit; erftes Glied (Schenkel) verfchoben vieredig, kaum 
halb fo lang und etwas breiter als die Schienen; diefe faft 
halb fo lang als der ganze Fuß, 4 fo breit als lang, vierfantig, 
gleihdid, mit ſchwach wellenformig gebogenem Rüden, innen 
und am Nücden mit einigen ungleichlangen Borften befetst; drittes 
Glied (Vorderfuß) 4 länger ald der Schenkel, beynahe fo breit 
als die Schiene, innen von der Klaue abwärts breit gehohlkehlt, 
am Ende etwas verfehmälert, neben der Klaue mit einigen ge: 
£olbten, an der Unterfeite mit ungleichlangen Borften; einklauig, 


972 


die Klaue fo lang als das Glied an der Wurzel breit, eindornigr 
im Viertelfreis gebogen, beynahe halb in dem Fußglied -Ende 
verborgen, innen noch vor der Mitte mit einem ſtark vorragenden 
Abſatze, der fich gegen die Wurzel um die Hälfte verfchmälert 
und durch einen hornhäutigen Lappen mit dem Gliede verbunden ift. 

Die Puppe faft eyförmig, 2 Kin. lang, eine Lin. breit, hornig 
hart, ſchwarzbraun, mit fehr Eurzen weißen Haͤrchen ziemlich dicht 
befeßt. i 

Vorderfeite. Vorderbruſtkaſten vorragend, fo breit als die 
Puppe, im Sechstelkreis gebogen, in der Mitte am Vorder— 
ande die Hälfte feiner Breite im Viertelkreis eingebogen, der 
Kopf in diefem Einbuge figend, fo breit als diefer, 4 kürzer als 
breit, abgerundet dreyedig, abwärts geneigt; Augen Klein, rund, 
in den beiden obern Kopfwinfeln figend; Fühler vor und inner 
den Augen eingefügt, nur das erfte Glied fichtbar, die andern 
hinter den Schenfeln der Vorderfüße verborgen; die Dberkiefer 
an den Seiten der Oberlippe ſtark vorragend, die, abgerundet, 
faft 4 fo breit und lang als der Kopf breit. Die Unterkiefer 
tafter liegen zwifchen den Dberfiefern, find etwas länger, aber 
nur halb fo breit als diefe; wenig vom Kopfe abwärts liegen an 
beiden Seiten die großen aufgefchmwollenen Vorder- und Mittel: 
fuß-Schenkel über den Flügeldeden; die Schienen und Zarfen 
hängen zwifchen diefen herab, die ganzen Hinterbeine aber find 
unter den Flügeldedfen verborgen; die Flügeldeden gehen vom 
Vorderbruſtkaſten faft gleichbreit bis an den Worderrand des 
fünften Hinterleibabfchnittes ; die Hautflügel ragen unten zwifchen 
den Flügeldeden nur wenig vor; dad Verhaͤltniß der fichtbaren 
fünf Hinterleibsabfcehnitte wird bey Beſchreibung der Nüdenfeite 
der Nymphe näher bezeichnet. 

Ruͤckenſeite. Worderbruftkaftenabfehnitt 4 Eürzer und wenig 
ſchmaͤler als die mittlern Leibabſchnitte, am Hinterrande fait 
grade; Mittelbruftkaften kaum halb fo breit und 4 Eürzer ale 
der vorhergehende, hinten etwas verfchmälert und wenig einge- 
bogen; Hinterbruftfaftenabfchnitt vorn im Viertelszirkel gebogen, 
hinten grade; beinahe 4 fehmäler, aber 4 länger als erſterer. 
Die ſieben folgenden Leidabſchnitte alle faft gleich lang, die beiden 
legten berfelben etwas verfhmälert , mit vier wenig erhöhten Waͤrz⸗ 
chen ohne Vorften auf allen fieben Abfchnitten, wovon die äu— 
fieren faft am Außenrande, die inneren am Nüden ziemlicy ges 
nähert ftehen ; der achte Leibabſchnitt kaum halb fo lang und 
breit als die mittleren ohne Waͤrzchen; der neunte (legte) 4 
ſchmaͤler, aber um die Hälfte länger als voriger, hinten vers 
ſchmaͤlert, abgerundet; die Flügeldecken hüllen den Übrigen leeren 
Raum ein, das ift: vom DVorderbruftkaftenabfehnitt bis an den 
Vorderrand des vierten Hinterleibsabfchnitts. 

Der Käfer felbit ift oft und deutlich befchrieben und abgebildet, 
daher eine Wiederholung bier ganz überflüffig. Die Bildung 
der Kopftheile und der Hautflügel ift aber meines Wiſſens 
noch nirgendg gegeben, daher erfcheint mir ſolches hier nothwendig. 

Dberlippe 4 fo breit ald der Kopf, fat halb fo lang als 
breit, hart, hornig, liht=bifterbraun, an den Vorderecken fehr 
abgerundet, in der Mitte etwas eingebuchtet, hinten faft grad, 
der Vorderrand mit ſehr feinen, Eurzen, gelben Haͤrchen be 
wimpert. 

Unterlippe länglich vieredig; Vorderrand mit fehr kurzen Här- 
chen bewimpert, an den Eden abgerundet, in der Mitte fehr 
wenig eingebogen, halb fo breit und wenig Länger als die Dber- 
lippe, an den Seiten gegen innen umgefchlagen. Zunge häutig, 
nicht vorftehend, halb fo breit aber nur wenig Fürzer als bie 
Unterlippe; Taſter zwengliederig, etwas länger als die Unter» 


973 


fippe, dünnhornig, faft gelb; erites Glied fo lang als die Lippe 
breit, faft feulenförmig; zweytes Glied 4 Fürzer als das erfte, 
faft eyförmig, vorn abgeftußt. 

Kinn hornig, gelbbraun, beynahe fo lang ald die Unterlippe, 
edig, am DVorderrande im Sechstelzirkel ausgebogen,, an der 
Murzel verfhmälert, wenig eingebogen. 

Oberkiefer dickhornig fatinober-braun, jo lang als Unterlippe 
und Kinn zufammen, fo breit al8 dad Kinn, oben und unten 
an der Kaufläche zwenzähnig; Kaufläche grade, mit fehr kurzen 
Härchen dicht bewimpert, vor den unteren Zähnen etwas eingez 
ſchnitten; Rüden ziemlich did, faft im Halbzirkel gebogen; Ge— 
lenf£opf wenig vorragend, ziemlich groß, nicht fehr gerundet. 

Unterkiefer beynahe viermal fo lang, faun halb fo breit als 
Die Dberlippe, hornig, gelbbraun; Angel herzförmig, faft fo lang, 
nur halb fo breit als die Oberlippe; Stiel did, hornig, faft 
nochmal fo lang, an der Wurzel fo breit als die Angel, beynahe 
Eegelförmig ; äußere Zafter fehr groß, nochmal fo lang als Uns 
terlippe und Kinn zuſammen, drepgliederigz; erſtes Glied faft fo 
lang und geformt wie das erfte der Unterlippentafter; zweytes 
Glied beinahe jo groß und geformt wie der Stiel, nur ift hier 
die Wurzel fo fehmal als dort das Ende, und das Ende fo 
breit als dort die Wurzel; drittes Glied an der Wurzel beynah 
fo di als das Ende des zweyten, am Ende gegen innen fhräg 
abgefchnitten, die Außenfeite im Achtelzirkel gebogen, etwas län: 
ger als die Oberlippe breit, das ganze Glied mit einigen Furzen 
Borften unregelmäßig befest. Innere Zafter zweygliedrig, faft 
fo lang als der Stiel; erftes Glied nicht ganz 4 fo lang als 
das zweyte, fo breit als lang, beynahe vieredig; an der Wurzel 
nur fo Brett, am Ende aber dreymal fo breit als dag erfte, faft 
grad abgeftust, mit einer dünnen Haut gefchleffen, oben und 

gegen innen mit ziemlich langen, Dichtftehenden gelben Borften, 
die Innenfeite gehohlkehlt. Kauſtuͤck etwas länger als der Stiel, 
wenig breiter als die inneren Taſter an der Wurzel, gleichbreit, 
am Ruͤcken verdickt, am Ende mit einem dichten, einwaͤrts ge⸗ 
bogenen Haarbuͤſchel. 

Fühler eilfgliedrig, etwas länger als der Bruſtkaſten, gelbhor— 
nig, alle Glieder an der Kante des DVorderrandes mit acht big 
zehn Eurzen Borſten beſetzt; erſtes Glied 1 des Fühlers lang, 
halb fo did als lang, gegen außen grad, nur am Gelenffopf 
etwas —— innen im Viertelkreis ausgebogen; zweytes 
Glied 4 fo lang und halb ſo dick als das erſte, laͤnglich vier— 
eckig, vorn etwas abgerundet; drittes Glied faft nur halb fo 
die, aber fo lang als das erfte; viertes bis einfchlieglich achtes 
Glied fo dick aber kaum halb fo lang als das dritte; neuntes 
foft um die Hälfte länger und dider ald das achte; zehntes 
1 größer ald das neunte; eilftes fo lang und breit als das 
zehnte, beynah eyförmig, gegen Außen fchräg abgefchnitten, un: 
regelmäßig mit Borften befegt und am Rande des vorderen 
Abſchnittes mit Eurzen Härchen bewimpert. 

Zarfenglieder vier , zufammen nicht halb fo lang als die Fühler ; 
erftes Glied faft 4 länger als das dritte Fühlerglied, von oben 
faft keulen-, von der Seite trichterföormig, an der Murzel vor 
der Gelenf£apfel ſtark eingefchnitttn; zweytes Glied eben fo lang 
als das erfte, vorn fehr erweitert, oben faft bis an die Wurzel 
offen, da faft zugefpist, beyde Glieder dicht aber fehr kurz be— 
haaret; drittes Glied kaum 4 fo lang als das zweyte, vorn 
beynahe nur halb fo breit als lang, fißt faft an der Wurzel 
deffelben und ift daher kaum fichtbar; viertes Glied wenig Fürs 
zer als das zweyte, vorn halb fo di als das erfie, Eeulenförmig, 
ſchwach abwärts gebogen, vorn einmwärts fehräg abgefchnitten; 


974 


die Klauen halb fo lang als das vierte Glied, im Viertelkreis 
gebegen, innen in der Mitte ein furzer grader Zahn. 

Der Hautflügel faft fünfmal fo lang als die Fühler, an ber 
Wurzel 4 fo breit als lang, in der Mitte bedeutend breiter, ge— 
gen das "Ende verfchmälert und abgerundet, fehr dinnhäutig, 
oben und unten durchgehends mit ſehr kurzen und feinen Haͤr— 
ben ziemlich dicht befegt. Der Achſelmuskel getheilt, mit zwey 
Grlentköpfen,: deren Muskeln fich bald vereinigen, und ſchwach 
gebogen bis 4 der Länge des Flügels veichend fich mit dem 
hornigen Hauptmuskel den Randfeldes vereinigen. Das Rand— 
feld durch eine fehr feine Ader, welche unweit der Wurzel des 
Hauptmusfels entfpringt, ſich bis in die Mitte des Flügels, 
dann wieder auswärts bis in Die Spitze zieht, und ſich dort 
mit einer hornigen Verdichtung endiget, gebildet, ilt halb fo 
breit ald der Flügel; der hornige Hauptmuskel deffelben veichet 
am Außenrande nur bis in die Hälfte der Flügellänge, ift dort 
verdidt, einwärts und zurüdgebogen, eine Mafche bildend; zie— 
het fi) dann mit einen dünnen Hornmuskel bis in die Halb— 
fheid feines Stammes zurüd. Vom inneren Theile der Mafche 
lauft wieder ein fehe fehmaler, horniger Muskel bis auf ein’ 
der übrigen Flügellänge, etwas gebogen an den Aufenrand; 
von diefem entfpringt unweit feiner Wurzel ein aͤhnlich dünner 
Muskel, ein- und ruͤckwärts und am Ende verbreitert, bis an 
die feine Trennungsader des Randfeldes. Das Mittelfeld halb 
fo breit als der Flügel, wird Durch einen hornigen Muskel, wel 
her neben der Murzel des Nandfeldhauptmusfels entfpringt, 
dort mit felber eine Eurze Strede mit einer Hornhaut verbun— 
den und mellenförmig bis in die Mitte der Flügellänge reicht, 
in zwey Theile getrennt; an der Mitte des Innenrandes diefes 
Feldes ift auch eine längliche, hornige Verdichtung. Das Nath— 
feld kaum halb fo lang als der Flügel, wird durch einen am 
inneren Gelenkkopf entfpringenden, nicht fehr ftarfen hornigen 
Muskel, der ſich fchräge abwärts an den Flügelrand zieht und 
dort ſtark gebogen endigt, gebildet; hat im Wurzelwinfel eine 
Ader, melche eine Mafche bildet, die 4 fo lang als das Feld 
und halb fo breit als lang ift, aus deren Bogen eine grade 
ſchwaͤchere Ader bis gegen das Ende des Feldes geht, und fich 
dort verliert. Vom inneren Gelenfkopf zieht fich die Flügel: 
haut grad abwärts und bildet einen abgerundeten, vom Nath: 
felde durch einen tiefen Einfchnitt getrennten Lappen, ohne Adern. 

Der ganze innere Flügelfaum, der des Lappens ausgenom= 
men, ift mit dreymal fo langen Härchen als jene der Flügel 
fläche bewimpert. 

Erklärung der Abbildungen T. VIII. 

Fig. 1. Ey; Fig. 2. Larve; Fig. 3. Oberlippe; Fig. 4. Un— 
lippe; Fig. 5. 5 DOberfiefer; Fig. 6. 6 Unterkiefer; Fig. 7. 
Fuͤhlhorn; Fig. 8. Vorderfuß; Fig. 9. Klaue; Fig. 10. 
Eolbige Borfte des erften Glieds des Vorderfußes; Fig. 11. 
Hautflügel; Fig. 12. Puppe. 


2. Corynetes ruficollis Fab. Zab. VII. 


Fabr. S.E. I. 286. 3. — Sturm, Ins. Deutschl. XI. 45. 
4. — Necrobia ruf. Latreille Gen. Crust. et Ins. I. 
275. — Spinola, Essai mon. des Clerides II, 103. 2. 

pl. 43. Fig. 6. 


Diefen in Deutfchland font feltenen Käfer fand ich im Suny 
1845 in Wien im Haufe eines Fleifchers in einem Magazin, 
in weldhem die fetten Hauttheile der Eingeweide für den Sei— 
fenfieder und Lichtzieher aufberwahret und getrodnet wurden, in 


975 


außerordentliche Menge, in allen Verwandlungszuftänden zus 
gleicher Zeit. Ich nahm mir davon eine große Anzahl Iebend 
nad) Haufe und ward fo in den Stand geſetzt, deren ganze Le: 
bensgefchichte zu betrachten. | 

Bey diefer Gelegenheit mag es wohl geftattet feyn zu ers 
wähnen, daß diefer Käfer Katreilles Kebensretter ward. Waͤh— 
vend der Nevolution wurde Latreille 1793 eingezogen, na) 
Bordeaur geichafft um deportirt, vielleicht in der Gironde er: 
traͤnkt zu werden wie feine Leidensgefährten, Im Gefängniffe 
fand er diefen Käfer in Mehrzahl und befchäftigte fich mit def- 
fon Beobahtung, wodurch er zufällig die Aufmerkfamfeit des 
Arztes auf fich zog, der, wie es feheint, einen jungen Natur: 
forfcher auf ihn aufmerkfam machte, welcher ihn rettete. 

Latreille wagt in feiner Schrift 1797. (Precis des Charac- 
teres generiques des Insectes pag. 35.) noch nicht etwas 
über diefe Sache zu fügen, fondern erft im Fahre 1804. in fei 
ner Histoire naturelle des Crustacdes et des Insectes IX. 
p- 157., wo folgendes fteht: 

„Diefer Käfer erinnert mich an einen Vorfall, der nie aus 
meinem Gedaͤchtniß verſchwinden wird und den mir der Leſer 
wegen feiner Sonderbarfeit zu erzählen geftatten wird, obſchon 
e3 mid) perfonlich betrifft. Zur Zeit jener fürchterlichen Tage, 
welche die Ehrfucht einiger Menichen und der revolutionäre Fa: 
natismus in Frankreich herbeyführten, fand ich diefen Käfer zu 
Bordenur an den Mauern des Gefängniffes, in dem ich ver— 
haftet war. ingefchloffen in einen verfiegelten Korkftöpfel und 
an Bory de St. Vincent, einen jungen talentvollen Mann, 
durch feine Neife zu den glücfeeligen und den Reunions-Inſeln 
bekannt, gegenwärtig Adjutant des Generals Andreoffi, ge 
fihieft, wurde diefer Käfer die Veranlaffung meiner Befreyung. 
Dargelas! der du mich dem unvermeidlichen Tod entriffeft, 
empfange hier ein neues Zeugniß von der Erfenntlichfeit, welche 
nicht erlöfhen wird als mit mic ſelbſt. Sch wünfchte, daß die 
ganze Welt den Heroismus deiner Theilnahme Eennen lernte.’ 

Sn den Genera Crustaceorum et Insectorum I. 1806. 8. 
pag. 275. fagt Eatreille: 

„Jnsectum mihi carissimum; illis enim infelieissimis 
temporibus, quibus calamitatum omnium pondere obruta 
Gallia trepidanter gemebat, amieissime auxiliantibus Bory 
de Saint Vincent, Dargelas, Burdigalensibus, poste- 
riori maxime, hoc animalculum mihi libertatis salutisque 
occasio miranda evasit.* 

Er war geboren zu Brives im Limofin 1762, Maife, arm, 
und dem geiftlichen Stande beftimmt. Nach feiner Befreyung 
fam er nach) Pari3 und wurde Gehilfe von Prof. Lamarck 
am naturhiftorifchen Mufeo, mit Eärglicher Beſoldung, im Jahr 
10. Mitglied der Academie, aber erft 182%, nah Lamarcks 
Hintritt, Prof. der Entomologie; gejtorben im Hornung 1833. 
Die entomologifhe Gefellfchaft fegte ihm ein Denkmal auf dem 
Gottesader deg Pere Lachaise 1835, defgleihen feine Mit: 
bürger in der Stadt Drives. 


Lebensgefchichte in allen Verwandlungszuftänden. 


Die unbegatteten Käfer und auch die Larven überwintern an 
trodenen, vom Winde geſchuͤtzten Orten, erwachen erſt bey eis 
ner Temperatur von 8 bis 10 Graden Wärme, begatten fich 
aber erft bey bedentend höherer Wärme bey Tage, gewöhnlich) 
um die Mittagszeit , indem das Männchen das Weibchen laͤn— 
gerer Zeit verfolget, aber bald nad) der Befruchtung wieder ver 
läßt; nach einigen Stunden legt das Weibchen die Eyer einzeln 


. 976 


an trodene, fette, jedoch fehon ranzig gewordene thierifche Theile 
ab, felten mehr als dreyßig, und läßt fih nur einmal befruchten. 

Aus den abgefegten, Eyern entwidein fih nah neun bis 
fünfzehn Tagen die Larven, verzehren gleich nach dem Ausbrechen 
die eigene Eyerhülle und fuchen erft nachher weiche Fetttheile, 
von welden fie fih auch bis zur Verpuppung nähren; bauten 
fich dreymal, immer in Smwifcyenräumen von neun bis zwölf 
Tagen, ohne ihre Form und Zeichnung zu verändern; neun 
bis fünfzehn Tage nach der dritten Häutung erfolget die unver- 
hüllte Verwandlung zur Puppe, aus welcher ſich nach zwölf 
bis vierzehn Tagen der Käfer entwidelt, 

Sm Herbfte fhon bet einer Temperatur von neun big zehn 
Grad Wärme fuhen ſich die Larven ihre Winterruhepläschen ; 
der Begattungstrieb höret auf, bey fieben bis acht Grad gehen 
auch die Käfer in den Winterſchlaf. 

Befchreibung der verfchiedenen Verwandlungszuftände. 

Das Ey ift gewöhnlih 4 Lin. lang, halb fo did, walzig, 
oben und unten im Viertelzirkel abgerundet, faft häutig, weiß, 
wenig durchfichtig. 

Die Larven find beym Ausfriechen blaß röthlihbraun, errei: 
chen vollfommen ausgewachfen größtentheils eine Zange von 34 
bis 4 Kin. und eine Breite von einer Linie, find dann fehr 
blaß roͤthlichbraun mit vielen Eleinen, unregelmäßigen, dunklen 
Sleden gefprenfelt und gegen hinten beynah nodymal fo breit 
als vorn. 

Kopf vieredig, fo lang als breit, etwas mehr als halb fo 
breit als der Vorderbruſtabſchnitt, harthornig, fatinober-braun, 
flab. Augen fehr Elein, rund, 

Voderbruftfaftenabfchnitt beynahe halb fo breit und wenig 
Fürzer als der fiebente Hinterleibsabfchnitt, faft ganz mit einem 
länglich vieredigen, hornigen, fatinobersbraunen, ungetheilten, 
glatten Schilde bedeckt. 

Mittel: und Hinterbruftfaften abgefchnitten, nur wenig breiter 
und länger als der vorige, mit vier, faft gleichweit in einer 
Querreihe ftehenden, fehr Eleinen, ſchwarzen, hornigen Wärzchen; 
der vierte Leib = oder erfte Hinterleibabfehnitt bis einfchließlich 
zehnte find allmählich erweitert, fo daß letzterer um mehr als 
4 Greiter und länger als der vierte ift; alle fieben mit ſechs 
Waͤrzchen in der Querreihe; der eilfte Abſchnitt etwas fchmäler 
und länger als der zehnte, auch mit fechs Wärzchen ; der zwoͤlfte 
faft um 4 fchmäler nnd um 4 länger als der .eilfte, gegen das 
Ende bedeutend verfchmälert, nur mit vier Wärzchen, aber mit 
einem barthornigen, fatinober-braunen, zweydornigen Afterfchild, 
welcher unter der Haut des legten und vorletzten Leibabfchnittes, 
bis an den Hinterrand des zehnten reichend, etwas verfehmälert 
und im Halbzirkel abgerundet endet; der Hinterrand mit vielen 
ungleichlangen Borften bewimpert; fämmtlihe Waͤrzchen nur 
mit einer mäßig langen Borfte. 

Uebrigens ift die ganze Larve mit fehr Furzen, feinen Här- 
chen dicht, und an den Seiten neben den Achmungsöffnungen 
mit einigen fchwarzen Borften bewachfen. 

Die ſechs DVorderfüße find gelbbraun,) hornig, zwenglieberig, 
mit einer ungezähnten wenig gebogenen Klaue; erftes Glied fat 
halb fo lang als der Kopf, 4 fo die® als lang, faft walzig, nur 
an der Murzel etwas verfehmälert; zweytes Glied 4 Fürzer, 
und beynahe nur halb fo bi als das erfte, abgeftumpft, Fegel= 
formig, an der Murzel etwas verdidt; Klaue 4 fo lang als 
das erfte Glied, 


977 


Beſchreibung der Mundtheile der Larve. 

Oberlippe dünnhornig, gelbbraun, halb fo breit als der Kopf, 
faft halb fo lang als breit, an den Seiten ausgebogen abgerun= 
det; Vorderrand faft grade, am Innenrande mit fech8 Eurzen, 
beweglichen, gelbhornigen Zähnen, am Außenrande mit ſechs 
ztemlidy langen gelben Borften, welche in einer runden, häuti— 
gen Dertiefung entfpringen; hinten, an der Wurzel grad abge: 
fchnitten, an beiden Seiten fpigig vorragend. 

Unterlippe fehr dünnhornig, faft nur halb fo breit, aber um 
4 länger als die Oberlippe, beynahe vieredig, vorn und an den 
Seiten etwas eingebuchtet, an der Wurzel dickhornig mit eini— 
gen kurzen Borften; Zafter gelbhornig, zweygliedrig, 4 fo lang 
als die Unterlippe; erſtes Glied füft Fuglig, etwas mehr als 4 


fo did, als die Unterlippe breit; zwentes Glied nur halb fo did 
' und wenig fürzer als das erſte, ftumpf £egelförmig. 


Zunge unter ber Lippe verborgen, häutig, blaßgelb, faft rund 
und nur fo groß als das erfte Zafterglied. 

Kinn fo breit, aber 4 fürzer als die Unterlippe; Form und 
Farbe wie diefe, jedod) ohne Borften. 

Oberkiefer harthornig, bifterbraun, 3 fo lang, an der Wurzel 
etwas weniger als halb fo breit als der Kopf, gegen vorne fehr 
verfchmälert, an der Spige einzähnig; Kaufläcdye mit zwey un: 
tereinander ſtehenden Zähnen, gebildet wie die Dornen der wil— 
den Nofe, der untere Theil der Kaufläche ſtark vorragend, ver: 
dickt, abgerundet; Nüden ziemlich breit, im Achtelzirkel gebogen ; 
Gelenkkopf ziemlich vorragend, abgerundet. 

Unterkiefer fehr Dünnhornig, gelb, fo lang und etwas breiter 
als die Oberkiefer; die Angel fchräg länglich vieredig, etwas 
fürzer und 4 fehmäler als die Oberlippe; der Stiel fo breit 
und fajt nochmal fo lang als die Angel, ebenfalls ſchraͤg vier: 
eig, gegen außen mit einigen gelben Borften befest; das Kau— 
fü faft fo lang als der Stiel, kaum halb fo breit als Lang, 
ſehr dünnhornig, platt, etwas ausgebogen; innere Zafter mit 
dem Tafterftück verwachfen, an der Wurzel faft fo breit als der 
Stiel, gegen vorn in einen ſtumpfen Zahn verfchmälert, der 
Innen- und Außenrand etwas eingebogen, an der Spike mit 


mehreren kurzen Borften; aͤußere Taſter drengliedrig, faft Eegel- 


förmig, fo lang als das Zafterftüd, Eaum 4 fo breit als lang; 
erftes Glied faft mwalzig, bennah fo lang als die beiden andern 
zufammen; zweytes Glied faft nur halb fo lang und wenig 
ſchmaͤler als das erfte; drittes Glied fo lang aber kaum halb 
fo dick als das zweyte, vorn abgerundet. 

Die Puppe anfanıs weiß, nach einigen Tagen blafgelb, ge— 
woͤhnlich 24 bis 3 Lin. lang, halb fo breit, faft eyförmig, mit 
feinen, Eurzen, weißen Härchen ziemlich dicht befegt. Vorder— 
bruftfaften im Halbzirkel gebogen, reicht an beiden Seiten big 
unter die Augenlinie; der Kopf abwärts geneigt, die Bruft be: 
dedend, faft halb fo breit als die Puppe, 4 Fürzer als breit, 
abgeftumpft dreyedig ; die Augen rund, erhoben, faſt 4 fo breit 
als der Kopf; Fühler vor den Augen eingefügt und gegen 
außen gebogen, fo daß deren legte Glieder an den Seiten aug- 
wärt3 anliegen; die Unterkiefertafter vor dem Munde gegen 
einander gelegt, die Schenkel aufwärts gebogen, die Schienen 
und Tarfen abwaͤrts neben einander hängend, die Hinterfüße 
jedoch ganz unter den Flügeln verborgen. Die Flügeldeden zie— 
ben fich vom Vorderbruftfaften, faſt Die halbe Breite der Puppe 
bedeckend, bis an den fechsten Hinterleibsabfehnitt; die Hautflü: 
gel ragen in der Mitte nur wenig vor; die vier legten Hinter 
leibsabſchnitte faſt gleichlang, allmählich verfchmälert, der. legte 


Iſis 1848, Heft 12. 


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faum halb fo breit als die mittleren, aber mit zwey ftumpfen, 
ziemlich) langen Dornen. 

Der Käfer ift an den angezeigten Orten gut beſchrieben und 
abgebildet, daher die Wiederholung hier überflüffig erfcheint. 

Befchreibung der Mund» und andern beachtenswerthen Theile. 

Oberlippe dickhornig, dunkel bifterbraun, behnahe ſo breit 
und fo lang als der Kopf, faſt zweylappig, da fie in der 
Mitte des Vorderrandes beynah über die Hälfte, tief und breit 
eingebuchtet ift, die beyden Seiten am Vorderrande fehr abge= 
rundet, an der Wurzel grad abgefchnitten, doppelt geferbt, halb 
fo breit als vorn; vorn am Innenrande mit kurzen Härden, 
am Außenrande mit acht in runden häutigen Vertiefungen ſte— 
henden, ziemlidy langen Borſten bewimpert. 

Unterlippe mit dem Kinn noch mal fo lang als die Dberlippe, 
vorn fo breit As lang, dünnhornig, gelbbraun, am Vorderrande 
kaum merklich eingebogen, mit vielen ungleichlangen Borften 
bewimpert, an den Seiten abgerundet, in der Mitte der Sei— 
tenwände ſtark eingebuchtet, dir Außere Fläche faft um 4 Eür- 
zer als die innere, in der Mitte zugefpigt vorragend; die Zafter 
dreygliedrig, harthornig, dunkel bifterbraun, fo lang als Unter- 
lippe und Kinn zufammen; erſtes Glied walzig, Eaum 19 
lang als das zweyte, faft fo dick als lang; zweytes £eulenförs 
mig, fo lang als das dritte, vorn beynahe halb fo breit als lang, 
gegen innen fehräg abgeftust; drittes Glied laͤnglich eyfoͤrmig, 
an beiden Enden faſt ſpitzig; das Kinn gelbbraun, hornig, läng- 
lich vieredig, fo breit als die Unterlippe am Vorderrande, nur 
4 fo lang als breit, vorn etwas eingebogen, an der Wurzel 
grad, etwas verfchmälert. 

Oberkiefer dick, hornig, dunkel bifterbraun, dreymal fo lang 
als die Dberlippe, an der Wurzel 4 ſchmaͤler als lang, breit, 
im Sechstelkreis gebogen mit vier einzelftehenden Borften; an 
der Spige einzähnig; die Kaufläche oben mit zwey ungleichen 
Zähnen, unten beynahe wellenförmig vorragend; der Gelenkkopf 
ſtark vorragend, ſehr verdickt. 

Unterkiefer ſo lang als die Oberkiefer; Angel faſt dreyeckig, 
etwas mehr als Jdes Unterkiefers lang, fo breit als lang, an 
der Wurzel mit einem vorcagenden Gelenkkopf; der Stiel noch= 
mal fo lang aber nicht breiter als die Angel, ungleichviereckig, 
dichthornig, der Rüden bedeutend länger als die innere Seite, 
mit vier ungleichlangen Borſten; das Taſterſtuͤck ſehr fchmal, 
hinter dem Stiele verborgen; die aͤußeren Taſter diehornig, 
dunfelbifterbraun, fo lang als die Oberkiefer; erftes Glied keu— 
lenfoͤrmig, fo lang als der Rüden des Stieles, vorn faft halb 
fo breit als lang, gegen innen ſchraͤg abgefchnitten, mit mehre- 
ven Vorſten befest; zweytes Glied fat nur halb fo lang, vorm 
aber fo breit als das erfte, an der Wurzel kaum 4 fo breit als 
vorn, trichterfoͤrmig; drittes Glied fo lang aber etwas fchmäler 
als das erfte, ſpitzig eyrund, beyde wie das erfte, mit einigen 
ungleichlangen Borften; innere Zafter gelbhornig, flach, faft 
dreyedig, beynah fo lang als der Stiel, vorn 4 fohmäler als 
lang, am Innenrande und oben mit kurzen gelben Härchen 
dicht bewimpert, am Worderrande mit zwey wenig gekruͤmmten, 
harthornigen und einwärtöftehenden Zähnen, welche fo lang ale 
der Vorderrand breit find; Kauſtück hornhäutig, ſehr flach, fo 
lang und breit als der Stiel, der Rüden verdidt, im Viertel- 
zirkel gebogen, der grade Innenrand mit kurzen Härchen dicht 
bewimpert. 

Fühler eilfgliedrig, dickhornig, dunfelbifterbraun, fo lang als 
der Bruftkaften; erſtes Glied 4 fo lang als der ganze Fühler, 

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beynah halb jo di als lang, etwas auswaͤrts gebogen, der 
Ruͤcken flach, der übrige Theil gerundet, der Gelenkkopf abwärts 
geneigt, bedeutend vorragend, der Innenrand mit einigen Bor— 
ſten; zwehtes Glied faft herzförmig, 4 fo lang als dag erfte, 
fo breit als lang; drittes Glied halb fo lang als das erſte, vorn 
halb fo breit als lang, Eeulenförmig; die fünf folgenden faft 
£uglig, fo did als die Keule des dritten, die beiden letzten etwas 
größer; neuntes Glied fchalenformig, nochmal fo breit als das 
vierte, halb fo lang als breit; zehntes geformt mie das neunte, 
aber merklich größer, alle neun am Vorderrande mit erweitert 
ftehenden Borſten; eilftes Glied fo breit als das erfte lang, 4 
Fürzer als breit, abgerundet vieredig, an der Wurzel etwas ver- 
fhmälert, jedoch nur die Außenfeite ſchraͤg abgefchnitten, durch— 
aus mit erweitert ftehenden Borften befet. 

Die Tarfen aller Beine find nicht fünfz, fondern nur vier: 
gliedeig (auch ſo bey Trichodes), zufammen halb fo lang als 
die Schienen; die drey erften Glieder von oben angefehen laͤng— 
lich herzformig, bis über die Hälfte ausgefchnitten, am Vorder— 
vande in der Mitte fehr tief eingebuchtet, daher zweylappig, alle 
vier tief in einander gefchoben, die Lappen an der Sohle fehr 
dicht und furz behaart; erſtes und zweytes Glied gleichlang, 
faft halb fo lang als der ganze Vorfuß; drittes Glied 1 Fürzer 
als dag zweyte; viertes Glied feulenfürmig, wenig abwärts ge— 
begen, ebenfalls fo lang als das zwente, vorn 1 fo breit als 
lang; Klauen einfach, an der Wurzel bedeutend verdickt, fo lang 
als das vierte Glied, vorn breit, im Viertelzirkel gebogen, 

Hautflügel fo lang als der ganze Käfer, 4 fo breit als Lang, 
faft langlich eyförmig, blaß gelbbraun, oben und unten mit fehr 
kurzen, ſchwarzen, faft dornigen Borften, welche auf fehr fchma= 
len, bornigen, ſchwach wellenförmig nebeneinander, quer über 
den Flügel laufenden Linien ftehen, ziemlich dicht beſetzt; der 
Achſelmuskel getheilt, der innere mit einem etwas verlängerten 
Gelenkkopf, der außere Theil faft fpis, bildet den am Rande 
bis in die Hälfte der Fluͤgellänge veichenden, hornigen Haupt: 
muskel des Nandfeldes, an defjen Ende gegen innen fich eine 
hornige Mafche mit ruͤckwaͤrts verlaufender Verlängerung an— 
ſchließt; innen neben dieſer Mafche liegt eine Eleine drenedige 
Hornplatte, von welcher ſich eine fehmale, hornige Verdickung 
bis an die Flügelfpige hinzieht und das Nandfeld bildet; das 
Nathfeld wird gebildet durch einen hornigen Muskel, welcher 
in der Nähe des Gelenkkopfes beginnt, und wenig abwärts ge— 
bogen bis gegen die Mitte der Flügellänge reichend, hier einen 
ruͤckwaͤrts gekrümmten Safen hat, und fich beynahe rechtwinklig 
hinab an den Hinterrand verlieret; im Felde läuft vom Ge: 
lenkkopf fehrag gegen den Hinterrand eine gefrimmte Aber, 
welche in Ahnlicher Richtung an der Mitte des Außenrandes 
endigt, nahe an der Murzel eine Zelle bildet, aus welcher fich 
eine Aber, die in der. Mitte von einer Eurzen, graden Duerader 
ducchkreuzt wird, im ſchwachen Bogen gegen den Nandwinfel 
diefes Feldes hinzieht; im Mittelfelde beginnt beynahe im Ach: 
felwinfel zwifchen den Hauptmusfeln der beiden andern Felder 
ein horniger Muskel, welcher zwifchen den Enden der beiden 
genannten Muskeln bedeutend erweitert mit zangenartig gegen 
einander gekruͤmmten DVerlängerungen endigt, von welchen eine 
ſchmale hornige Verdickung entfpringt und fchwach gebogen an 
ber Mitte des Flügelrandes diefes Feldes endigt. 

Erklärung der Abbildungen Taf. VIN. 
dig. 13. Ey; Fig. 14. Larve; Fig. 15. Oberlippe; Fig. 16. 
Unterlippe; Fig. 17. Dberkiefer; Fig. 18. Unterkiefer; 
Sig. 19. Vorderfuß; Fig. 20. Hautflügel; Fig. 21. ein 
Stück deffelben mehr vergrößert; Fig. 22. Puppe. 


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3. Gen. Hypera Hrbst. Phytonomus Schnh. 


Sp. murinus Fabr. T. VII. 
Gylih. Ins. III. 105. 36. (Rhynchaenus). 


Lebensbefhreibung. 

Don diefem in hiefiger Gegend den Luzernerklee wiefen fehr 
ſchädlichen Käfer überwintern auf MWiefen unter Moos und 
Pflanzenabfällen, wie von anderen Käfern im Allgemeinen, die 
im Herbft unbegattet gebliebenen und kommen gewöhnlich An— 
fangs May bey günftiger Witterung hervor, um ſich zu begat= 
ten, wobeh diefe Art fehr träge zu Werke gebt, und nach dem 
Acte mehrere Stunden beyfammen bleibet, indem das Männ- 
chen auf dem Nüden des Weibchen ffeſt fiben bleibt und von 
diefem herumgetragen wird. 

Bald nahdem das Meibhen vom Männchen verlaffen 
wurde, feßt e8 in die jungen Triebe des Luzernerklees (Medi- 
cago sativa) bey Sonnenfchein und Windſtille die Kleinen 
Eyerchen vereinzelt ab, aus welchen nach 6 bis 12 Tagen je nady 
der Temperatur die Eleine grüne Larve ſich entwidelt. Sie hält 
fid) immer an der Spike im Herzen der Zmeige auf, nährt fich 
von den jüngften Blättern und häutet fich dreymal in Zwiſchen— 
räumen von 8 bis 12 Tagen, woben fie fih in Form und 
Farbe gleich bleibt. 

Nachdem fie volllommen ausgewachfen, fpinnt fie fih an 
einen Pflanzenjtengel ein enfürmiges, lockeres, weißes, feidenarti= 
ges Gehaufe, in welhem fie fih nach 9 bis 12 Tagen durch 
vollfommenes Abftreifen der Larvenhaut zur nadten Puppe ver— 
wandelt, und nach 9 bis 14 Tagen als ausgebildeter Käfer 
durchbricht. 

Es treffen ſich daher den ganzen Sommer hindurch auf ſol— 
chen Kleewieſen alle Lebensſtaͤnde: — Eyer, Larven in allen 
Größen, Puppen und Käfer zugleich. 

Feinde als Schmaroger der Larven oder Nymphen lernte ich 
noch keine Eennen, ungeachtet id) durch mehrere Jahre viele der- 
felben fammelte und beobachtete. 

Befhreibung der verfhiedenen Stände, 

Das Ey 4 Lin. lang, halb fo did als lang, anfangs gelb- 
lichweiß, fpäter fehr lichtgruͤn, faſt gleich die, oden und unten 
abgerundet, glatt, faſt häutig. 

Die Larve vollkommen ausgewachfen beynahe 4 Kin. lang, 
eine Kin. breit, mit dem Kopfe 13gliedrig, licht berggruͤn mit 
einem gelblich grünen Ruͤckenſtreif und einem von der Mitte des 
Hinterrandes jedes Leibabfchnittes ſich fchräge bis zu den beiden 
Außenwinkeln des Vorderrandes hinziehenden blaffen Seitenftrei- 
fen mit fehr Eleinen, runden ſchwarzen Wärzchen, worauf eine 
Eurze feine, weiße und gefnöpfte Borſte. 

Kopf ſchwarz oder dunkelbraun mit ſchwarzer Oberlippe, 
Stirn und Hinterkopf faft rund, Faum 4 Pin. breit, beynah 
zur Hälfte unter dem VBorderbruftabfchnitte verborgen. 

Die neun Paare Fußwaͤrzchen fat halb fo groß ald der Kopf 
breit, eingliederig; die erften ſechs, welche die Stelle der fonft 
längeren, mit Klauen verfehenen Worberfüße vertreten, etwas 
£leiner und mit vier, die übrigen ſechs Paare nur mit einer 
graden ftarfen, Furzen und gegen vorn ftehenden Borſte. 

Vorderbruſtabſchnitt vorn ſehr wenig, am Hinterrande 4 
breiter, aber nur fo lang als der Kopf, mit zwey Querreihen 
Wärzchen, nehmlich: in der vorderen 10, in der hinteren 8 
und zwifchen diefen beiden Reihen in der Mitte im ungleichen 
Viereck 4 Wärzhen; Mittel und Hinterbruſtabſchnitt faſt + 
breiter und länger als der vorhergehende, tragen gegen den Vor⸗ 
derrand in der Mitte zwey, faft viermal fo große Wärzchen als 


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die übrigen; rechts und links am vorderen Außenrande ein Eleineg, 
am Hinterrande aber eine Querreihe mit 10 Eleinen Wärzchen, 
‚deren zwey mittlere ſtets nochmal fo groß als die übrigen find; 
die 6 folgenden haben gegen die Mitte des Worderrandes auch 
zwey größere, am Hinterrande aber eine Querreihe von 12 Eleis 
nen Wärzchen; 10ter Leibabfchnitt wenig fchmäler als der Ite 
am Vorderrande mit zwey Eleinen, und am Hinterrande zwey 
Querreihen, jede mit acht Eleinen Waͤrzchen; 1i1ter Leibabfchnitt 
nur wenig fchmäler als der 10te und fehlen die zwey Würze 
hen am Vorderrande; die zwey Duerreihen am Hinterrande 
wie beym 10ten; 12ter oder Afterabſchnitt 4 fhmäler, aber et= 
was länger als der 11. am Hinterrande ſtark eingebuchtet und 
nur mit vier Eleinen Wärzchen in einer Querreihe befeßt. 
Befhreibung der Mundtheile der Larve. 

Dherlippe fehwarz, diefhornig, 4 fo breit als der Kopf, 4 fo 
lang als breit, vorn im DViertelzirkel gebogen, in der Mitte weit 
und tief ausgefchnitten, hinten grad. 

Unterlippe gelb, dünnhornig, beynahe 4 fehmäler als die Ober: 
lippe, aber faft nochmal fo lang als breit, vorn und an der 
Wurzel abgerundet, da an der Mitte fo wie an den Seiten— 
wänden etwas eingebuchtetz die Zunge kurz, laͤnglich, 4 fo breit 
als die Unterlippe, häutig und vorn abgerundet, liegt in einem 
faft Ereisformigen Ausfchnitte, neben ihr die fehr Heinen zwey— 
gliederigen Zafter, deren erftes Glied faft Euglig, 4 fo breit 
als die Zunge, das zwehte weder halb fo di noch lang als 
das erſte iſt. 

Oberkiefer braun, dickhornig, am Grunde faſt ſo breit als die 
Oberlippe, etwas kuͤrzer als breit, dreyzaͤhnig, die beiden aͤußeren 
Zaͤhne ſpitz, der innere abgerundet, der Ruͤcken faſt halb ſo dick 
als der Kiefer am Grunde breit, die Kaufläche etwas eingebogen. 

Unterkiefer gelb, duͤnnhornig, im Ganzen nochmal ſo lang 
als die Oberkiefer; die Angel kaum halb ſo lang als das Taſter— 
ftüd, 4 fo breit als lang, faſt walzig; der Stiel etwas Länger 
als das Taſterſtuͤck, Feulenformig, an der Wurzel fo fehmal als 
die Angel, etwas gebogen, vorn am Taſterſtuͤck fo dick als die: 
ſes; Taſterſtuͤck faſt walzig, nur oben etwas weniges verſchmaͤ— 
lert; die oben aufſitzenden Taſter zweygliederig; erſtes Glied 
halb fo breit als das Taſterſtuͤck, 4 Eürzer als breit; zweytes 
Glied faft fo lang als das erſte, aber nur 4 fo breit als lang, 
walzig, oben abgerundet. Kauftüd fo lang aber etwas fehmäler 
als das Zajterftücd, flach, vorn und oben abgerundet, mit drey 
kurzen, am Oberrande getrennt ftehenden, ſchmalen, walzigen, 
graden, aber beweglichen Zähnen, 

Befhreibung der Nymphe. 

Diefe ift gleich nach der Verwandlung, wie der größte Theil 
der Käfer-Nymphen, mwachsähnlich weiß, oft nur halb fo lang 
als die Larve, 4 fo breit als lang, ganz nadt;z nur an den 
drey legten Leibesabſchnitten ſitzt an jeder Seite auf erhöhtem 
Grunde eine kurze weiße Borfte. 

Der Bruftkaften von vorn angefehen ift Faum halb fo lang 
als breit, faft im Halbfreis gebogen, und an beiden Seiten 
abgerundet. 

Der Kopf faft 4 fo lang als die Nymphe und nicht halb fo 
breit als lang, ift anliegend, grad abwärts geneigt; die Füh- 
ler liegen gleich unter dem Bruft£aften, an beiden Seiten aus: 
wärts gebogen und an den Nandern binter den Schenkeln der 
Borderfüße abwärts hängend; die beiden erften Fußpaare find 
aufwärts zufammengezogen, jo daß Schenkel und Schienen faft 
wagerecht Über die Flügeldedten gegen Außen liegen, die Tarſen 


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aber zwifchen diefen fenkreht hängen; Schenkel und Schienen 
der beiden Hinterfüße liegen unter den Flügeldeden, die Zarfen 
aber hängen wie die der andern Füße. 

Die nuc halben (unteren Hälften) fichtbaren Flügeldeden 
reichen mit ihrer Spise bis in die Mitte der Nymphe, das ift 
bi8 an den Hinterrand des Sten Hinterleibabfchnittes, find we— 
nig gefurcht und nicht feft anliegend; von den vorn fichtba= 
ven fünf Leibabfchnitten iſt der erfte wenig fehmäler als der 
Dberleib und nit halb fo lang als breit; der ziweyte wenig 
ſchmaͤler und kürzer als vorhergehender, der dritte um die 
Hälfte als der zweyte, aber gegen den Hinterrand um 4 verz- 
ſchmaͤlert; der vierte ift Faum halb fo groß als der Ste und 
gegen den wellenfürmig gebogenen Hinterrand verfchmälert, hat 
aber in der Mitte eine längliche Auffchwellung 5; der legte oder 
Arfterabfcehnitt beynahe fo lang aber nur halb fo breit als der 
Dritte, ift gegen hinten auch bedeutend verfchmälert und fehr 
ftumpf abgerundet. 

Der Käfer felbft ift ſchon oft und gut befchrieben (f. a. a. D.), 
auch find die Gattungsmerfmale, befonders die Kopftheile, welche 
neuerlich durdy) Dr. Redtenbachers Fauna der Käfer Defter: 
reichs fo ausgezeichnet ſchoͤn und richtig Dargeftellt und erklärt 
worden, daß eine Wiederholung überflüffig ift. 

Erklärung der Abbildungen Taf. VIH. 

Fig. 1. Ey; Fig. 2. Larve; Fig. 3. Oberlippe; Fig. 4. Un: 
terlippe; Fig. 5. Dberfiefer von außen; Fig. 6. derfelbe 
von innen; Fig. 7. Unterkiefer von außen; Fig. 8. ge: 
Enöpftes Haar; Fig. 9. Taſter der Unterlippe; Fig. 10. 
Gehäus der Puppe; Fig. 11. Puppe, 


4. Gen. Cistela. Sp. ceramboides. Tab. VII. 


Lebensbefchreibung. 

Dom Ey, welhes das Meibhen einzeln gegen Ende Juny 
bis halben July an fonnenhellen Tagen einen Zoll tief in die 
Erde legt, bis zum Ausbrechen der Larve vergehen gewöhnlich 
14 bis 20 Tage, fo auch bis zur 1. Häutung, nach welcher fie 
dann tiefer, 8 bis 12 Zoll, in die Erde geht, um fidy einen 
Ort zum Minterfchlafe zu wählen. Diefe Larven leben von 
verfchiedenen Pflanzenfamen, im Nothfalle auch von trodenen 
Pflanzenbeftandtheilen, größtentheild auf Feldern, halten halb 
ausgewachfen den Minterfchlaf, kommen gegen Ende April oder 
Anfangs May bey uns in Defterreic wieder in die Höhe, näh— 
ven fich einige Tage und dann erfolgt die 2. Hautung, nad 
14 bis 18 Tagen die 3. Häutung, ohne fidy in der Erde ein 
befonderes Gehäufe gemacht zu haben, zur Verwandlung in die 
Nymphe. 

Aus diefer reift nach 12 bis 14 Tagen der Käfer ohne bie 
Nymphenhaut abzuſtreifen, begibt fi dann, wie wohl befannt, 
auf die Blüthen, am liebften auf jene des ſchwarzen Holders 
(Sambucus nigra), ift bey warmen fonnenhellen Zagen fehr 
lebhaft und begattet fi) am liebften Abends, wo fie dann in 
diefem Zuftande über Nacht an einander hängen bleiben. 

Zwey bis drey Tage nad) her Begattung geht das Weibchen 
in die Erde, um die Eyer an zweckdienlichen Drten abzulegen, 
und nachdem fie 30 bis 50 abgefegt hat, ftirbt fie in derfelben. 

Sie begatten ſich nur einmal, und die Männchen fterben 
6 bis 8 Tage nachher. 

Da die Larven in der Erbe feine befonderen Gänge bilden 
und auch nicht ſchnell riechen, fo werden fie hauptfächlich ben 


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anhaltend ttodener Witterung von den größeren Lauffäfern 
haufig aufgefucht und verzehrt. 


Beſchreibung der verfhiedenen Stände 


Das Ey kaum 4 Pin. lang, kaum halb fo did als lang, 
abgerundet, etwas gebogen, faft walzig, weiß, häutig. 

Die Larve beim Ausbrechen aus dem Ey, fo wie gleich nad) 
jeder Hiutung weiß, nach 24 Stunden erhärtet die Haut und 
wird gelbbraun, beynahe hernig, glatt, ausgemwachfen vor der 
legten Häutung 9 bis 10 Ein. lang, 1 Lin. die. 

Der Kopf fat rund, nur wenig breiter als lang, iſt eben- 
falls gelbbraun, glatt und hornig, fo breit als die Leibestinge, 
welche durchaus einerley Breite haben, 

Vorderbruſtabſchnitt fo breit und lang als der Kopf, mit 
einem am Vorder: und Hinterrande etwas dunkleren, befonders 
glatten, ſchmalen Streif; Mittel: und Hinterbruftabfehnitt faft 
1. £ürzer ala der 1te, haben nur am Hintercande den glatten, 
dunkleren Streif; die acht folgenden Leibabſchnitte find gleic)- 
groß, faft fo groß als der Vorderbruftabfchnitt, jedoch nur am 
Hintercande den glatten, dunkleren Streifz dev legte oder Af— 
terabfchnitt ift um £ Länger als die vorhergehenden, hinten 
etwas verfehmälert, etwas eingebuchtet, und an den beiden Vor— 
ragungen mit einem Eleinen, ftumpfen, dunkelbraun bornigen 
Zahn beſetzt; an der Unterfeite ift ein am Vorderrande entfprin 
gender länglicher, horniger und feiner Halbfreis, in welchem der 
runde, fleifchige und ſtark vorragende Nachſchieber ſitzt. 


Befchreibung der Mundtheile der Larve. 


Oberlippe gelbbraun, dünnhornig, 4 fo breit als der Kopf, 
faft halb fo lang als breit, durchaus abgerundet, am Vorder— 
vande der inneren Seite mit acht, faſt auf der Mitte der Außen: 
feite mit zwey entfernten Borften befegt. 

Unterfippe faft dreymal fo lang als die Oberlippe, faft halb 
fo breit als lang, vorn die Mitte mit flumpfer Spise vorragend, 
an beiden Seitenrändern gegen die Mitte etwas zufammenges 
drückt, unten bedeutend verfchmälert. Die Zunge ſchwarz hor⸗ 
nig, beynahe halb ſo lang als die Unterlippe, die vordere Haͤlfte 
4 fo breit als die Unterlippe, die hintere nochmal fo breit als 
die vordere. 

Die am Borderrande neben der Zunge fißenden Zafter find 
Elein und zwehgliedrig; erftes Glied kaum 4 fo breit als die 
Unterlippe, fo lang als breit; 2. Glied etwas länger als das 
erfte, aber nur halb fo did als dieſes, vorn abgerundet, Au: 
gen fehlen. 

Oberkiefer dunkelbraun, dickhornig, faſt halb fo breit als der 
Kopf, nicht länger als breit, der Ruͤcken fehr breit und ausge: 
bogen, oben an der Spike zwenzähnig, innen gegen die Mitte 
ein ſtark vorragender, grader, fpisiger Zahn; unten, das ift, an 
der Wurzel, wellenförmig gebogen; die Kaufläche dünn, grad, 
in der Mitte eingefchnitten, die Gelenffugel unten vorjtehend. 

Unterkiefer gelbbraun, duͤnnhornig, nochmal fo lang als die 
Oberkiefer, + fo breit ald lang; die Angel fehr Elein, kaum } 
fo lang als die Oberlippe, 4 fihmäler als lang, an der Wurzel 
verfhmäfertz ber Stiel beynahe Feulenförmig, jedoch flach, an 
der Wurzel fo ſchmal als die Angel, vorn halb fo breit als 
das Taſterſtuͤck; diefes faft fo lang als die Dberfiefer, 3 To 
breit als lang, vorn etwas verfchmälert, mit dem Kauftüde ver- 
wachfen; dieſes zeichnet fich durch feine Cigenthümlichkeiten be— 
fonders aus; es ift faft fo lang und breit als das Zafterftüd, 
gegen innen flach, gegen vorn bepnahe um 4 feiner Länge über 


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die Unterlippe hinausragend; die innere Fläche mit 3 Laͤngsrei— 
hen Eurzer, grader und beweglicher Zühne, 24 bis 30, befeßt. 

Die Bihler dreygliederig, faft 4 fo lang als der Kopf; 
1. Glied beynahe rund, 4 fo di als der Fühler lang; 2. Glied 
fo lang als die beiden andern zufammen, gegen vorn etwas ver 
dit; 3. Glied Eeulenformig, 4 kürzer als dag 2. und etwas 
ſchmaͤler als diefes. 


Die Vorderfüße viergliederig, gelbbraun, duͤnnhornig, fo lang 
al3 der Kopf breit, am Grunde genähert; 4, Glied an der 
Wurzel 4 fo breit als der Kopf, halb fo lang als breit, vorn 
bedeutend verfchmälert, mit einer einfachen, braunhornigen, we: 
nig gebogenen, runden, gegen die ftumpfe Spike um die Hälfte 
verfchmälerten Klaue; 3. am Grunde nur halb fo breit als dag 
vorige, vorn dreymal fo breit als an der Wurzel; das Kinn 
ſtark vorragend und abgerundet, an der fehr verfürzten Unter: 
feite mit zwey ganz genäherten, braunen, hornigen, hintereinan= 
der ftehenden Wärzchen; 2. Glied etwas fürzer als das 3., 
vorn ſchräg abgefchnitten, Die innere Seite im Viertelzirkel aus: 
gebogen, am Vorderrande zwey hornige Wärzchen, wie am 
3. Gliede, am Hinterrande der Innenſeite eine Eleine hornige 
Puftelz 1. Glied an der Wurzel um die Hälfte breiter als das 3. 
und um die Hälfte fürzer als breit, vorn bedeutend verfchmälert. 


Die vier andern Füße fo lang als das erjte Paar. 1. Glied 
faft 4 fo lang als der ganze Fuß, an der Wurzel ſchraͤg abge— 
fhnitten, 4 fhmäler als lang, am Borderrand grad, kaum halb 
fo breit als an der Wurzel; 2, Glied kaum 4 fo groß als das 
erfte, an der Innenſeite ſtark ausgebogen; 3. Glied etwas Län- 
ger und ſchmaͤler als das erfte, fFeulenformig, wenig gebogen, 
an der Wurzel nicht breiter ald das 2., gegen vorn breiter, an 
der Unterfeite gehohlkehlt; 4. Glied grad, faft walzig, beynahe 
fo lang als das dritte, halb fo dick als lang; die Klaue braun, 
hornig, fehr wenig geftümmt, an der Wurzel halb fo bie als 
dag vierte Glied, in eine Spise auslaufend. 


Die Nymphe 4 länger als die Larve, % fo breit als lang, 
anfangs gelblichweiß; der Kopf 4 fo breit al8 die Nymphe, fo 
lang als breit, beynahe herzformig, liegt abwärts geneigt am 
vorwärts gebogenen Bruſtkaſten; die Fühler hinter den Augen 
eingefügt, find fatenförmig, auswärts an beiden Seiten hinter 
die Vorderfuß: Schenkel abwärts gebogen; Augen Elein, rund 
an den Seiten des Kopfes; die viergliederigen Unterlippentafter 
ſehr aufgefhwollen, abwärts hängend ; Bruſtkaſten fo breit als 
die Nymphe, halbzirkelformig, die Vorder- und Mittelfüße auf: 
wärts zufammenyebogen, Über den Flügeldeden liegend; die Tar— 
fen in der Mitte abwärts hängend, veichen bis in die Hälfte 
der Nymphenlänge; das 3. Paar liegt unter den Fluͤgeldecken 
verborgen; die Flügeldedien hängen an der Vorberfeite grad ab- 
wärts, reichen bis an den Vorderrand des 4. Hinterleibabfchnit- 
tes, find wenig ſchmäler als die Hälfte der Nymphe, vom 
Außenrande einwärts gebogen, am Innenrande grad, dadurd) 
am Ende verfchmälert und abgerundet; 4—8. Hinterleibsab- 
ſchnitt gleichlang, allmählich verfhmälert, der 1. derjelben fo 
breit als die Nymphe, 4 fo lang als breit, der letzte oder 8. 
faum 4 breiter als lang; der 9, oder Afterabfchnitt faum 4 
fo breit alg der 4., nur halb fo lang als breit, am Ende ab— 
gerundet, in der Mitte unten etwas eingedrückt; übrigens ift 
die Nymphe ganz glatt und haarlos. 


Auch diefer Käfer ift ſchon fo oft und gut befchrieben und 
abgebildet, daß eine Wiederholung derſelben überflüffig erfcheint. 


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Erklärung ber Abbildungen Taf, VII. 

Fig. 12. Ey; Fig. 13. Larve; Fig. 14. Oberlippe; Fig. 19. 
Unterlippe; Fig. 16. Oberkiefer von außen; Fig. 17. Ober- 
Eiefer von innen; Fig. 18. Unterkiefer von innen; Fig 19. 
Unterkiefer von außen; Fig. 20. Fuͤhlhorn; Fig. 21. 
Vorderfuß; Fig. 22. Mittelfuß; Fig. 23. Afterglied ; 
Fig. 24. Puppe. 

5. Gen. Elachista Hübr. Sp. Roesella Lin. Zab. IX. 
Trtschk. Th. IX. B. Il. ©. 165. 
Hübr. Tinea, Taf. 20. Fig. 135. Taf. 59. Fig. 399 u. 400, 

Dieſer fchon oft befchriebene und abgebildete fchöne Klein: 
fchmetterling gehört meines Erachtens wohl in feine der Gat— 
tungen, in welche er bisher geftellet war und felbft in neuerer 
Zeit geftellt wird, weil weder feine Lebensweiſe als Raupe, noch 
feine Geſtalt als Naupe, Puppe und Schmetterling mit jenen 
übereinftimmt, welchen er zugezählt wurde. 

Ich habe feine verfchiedenen Beftalten genau unterſucht, und 
tiefere hiermit die ausführlichere Befchreibung derfelben, fo wie 
auch feiner Theile, um alles feiner Zeit mit anderen ähnlichen 
vergleihen zu koͤnnen, wodurch es wahrfcheinlic nöthig werden 
dürfte, eine neue Gattung aufzuftellen. 

Auch glaube ich, daß die bey Treitſchke a. a. D. aufge 
führten Autoren, unter diefem Namen nicht immer denfelben 
Schmetterling verftanden haben mögen: denn viele meiner 
Breunde, welche deffen Lebensweife durch Zucht beobachteten, 
fanden die Raupe immer nur auf fogenannten niederen Pflan- 
zen, als: Chenopodien, Atripliciden, Spinacien und Blitum vir- 
gatum, mit welchen wir fie auch naͤhrten, nie aber auf Apfel: 
bäumen, wie Schiffermälter und andere angeben, noch we: 
niger aber auf Tannen, wie Linne mennt. 

Lebensbefhreibung. 


Es überwintert fowohl die Puppe als auch der Falter der 
Testen Generation an folhen Orten, wo fie vor den midtigften 
Einwirkungen der Naͤſſe und Kälte gefhüst find. Die Falter kom— 
men dann gewöhnlich Anfangs May ins Freye, fuchen fich des 
Abends vor Sonnenuntergang zur Begattung, bleiben oft big 
zum Morgen in derfelben, indem fie mit dem After gegeneinans 
der ruhig fisen bleiben. Sie trennen ſich nach Sonnenaufgang, 
wo dann das Weibchen die Eyerchen einzeln, auch zwey bie 
hoͤchſtens dren, an die Unterfeite der jüngften Blätter der Ga: 
beitriebe abſetzt, aus welchen bey günſtiger Mitterung nach 
neun bis zwölf Tagen, bey unguͤnſtigem Metter aber erft 
nah drey Wochen die Raͤupchen audbrechen, ſich die nächften 
zarten Blätter zufammenbängen, und die inneren Seiten beider 
bis zur aͤußeren Haut abnagen. Gewöhnlich koͤmmt, bis dieß 
gefhehen ift, die Zeit der erſten Häutung, das ift: acht big 
zehn Tage nach dem Ausbrehen, welche dann zwifchen den 
Bintthäuten vor fich gehet; nach diefer wandern fie weiter, ſpin⸗ 
nen fich größere Blätter zufammen, nähren ſich noch auf ähn= 
fihe Meife, und bauten fih nah neun bis zehn Tagen das 
zweyte mal; nachher beginnen fie von weißem Gefpinnfte Iodere 
Schläuhe zwifhen den Zweigen zu verfertigen, und nähren ſich 
zum Theil wie früher von Blattfäften, zum Theil aber auch) 
von den bereit3 entftandenen Blüthentheilen, welche fie zum 
Schutze gegen ihre ziemlich häufigen Feinde fehleyerartig überfpin: 
nen, zur Ruhe aber immer wieder in ihre Schläuche zuruͤckkeh— 
ten, in welchen auch wieder nach neun bis zehn Tagen die 
dritte Häutung erfolgt, ohme ihre erfte Form und Farbe merk: 
lich verändert zu haben; nach weiteren neun bis zwölf Tagen 

Iſis 1848, Heft 12, 


986 
erfolgt, nachdem fie den Schlauch hinten und vorn gefchloffen, 
die Verwandlung zur Puppe. 

Aus der Puppe entwicelt fih nach zwölf bis vierzehn Lagen 
mit gleich ausgebildeten Flügeln, des Morgens noch vor Son- 
nenaufgang der Falter, melcher gewöhnlich bis Abends ruhig 
an dem Orte der Entwickelung bleibt. 

Dbmohl ich fie abfichtlich in. meinem Garten mehrere Jahre 
in bedeutender Anzahl hege, fo hat doch noch kein Meibchen - 
weder auf Apfelbaͤume noch weniger auf Tannen Ener abgefeßt. 

As ihre Feinde im Naupenzuftande find mir bisher bekannt 
geworden: Pimpla scanica De Vill. fehr häufig, Campoplex 
chrysostietus M. L. und Porizon nutritor nicht häufig, dann 
einzeln Bassus festivus Fad. und Hemiteles modestus Grar. 


Befhreibung der verfhiedenen Verwand— 
lungszuftände. 

Das Ey gewöhnlich 4 Lin. lang, halb fo die, faft gleich 
did, oben und unten abgerundet, faft hautig, perlweiß glänzend, 

Die Raupe Anfangs lichtgrün, nach der dritten Häutung 
gelblihgrüm, vollfommen ausgemwachfen 34 bis 44 Pin. lang, 
faft 2 Lin, did; Kopf rund, 2 fo breit als der Vorderbruft- 
Eaftenabfchnitt, etwas flach, meiftens fatinoberzbraun, auch oft 
ſchwarz ; Vorderbruftfaftenabfchnitt 3 fo breit und kaum halb 
fo lang als die Mittelleibsabfchnitte; die beiden Schildchen hor— 
nig, größten Theils dunfel fatinoberzbraun, jedes faft halb fo 
lang und breit als diefer Leibsabſchnitt, in der Mitte ziemlich 
erweitert, gegen außen beynahe gefpist; Mittel und Hinter: 
bruftfaftenabfchnitt wenig breiter und 4 länger als der erfte, fo 
wie die fechs folgenden, mit vier Kleinen, runden, braunhornigen 
Märchen in der Querreihe, gleich meit entfernt, befeßt; bie 
ſechs folgenden Leibsabfchnitte nur fehr wenig breiter und 4 län- 
ger als der dritte, alle acht gegen den Hinterrand mit einer 
Querfurche; zehnter und eilfter Leibsabſchnitt etwas verfchmälert, 
auch etwas Fürzer ald die vorigen, mit acht Waͤrzchen in zwey 
Querreihen; zmölfter halb fo breit und 4 Fürzer als der achte, 
hinten verfchmälert, abgerundet, mit vier Wärzchen in zwey 
Neihen, am Hinterrande mit einigen, nicht langen geiben Borften 
bewimpert; alle Wärzchen nur mit einer Borfte- auf dem Mit: 
telpuncte; die Hinterfüße (Machfchieber) etwas vorragend. 

Die Puppe ſchmutziggruͤn, höchftens 34 Lin. fang, 4 fo breit 
als Lang, faft gleichbreit, nur vom achten Leibsabſchnitt abwärts 
verfhmälert, der Vordertheil fehr erhoben, der Rüden faft flach, 
aber uneben und abwärts fo verfchmälert, daß die Puppe, von 
der Seite angefehen, beynahe feilformig fcheint. 

Vorderfeite. Kopf unter dem Bruftfaftenabfchnitt fo verbor- 
gen, daß die runden, ziemlich großen Augen nur von der Seite 
zu fehen find; der doppelte Saugrüffel reicht bis in die Mitte 
der Puppenlänge, ift an der Wurzel fo breit als der Kopf, 
dann unmeit derfelben verfchmälert, am Ende abgerundet; die 
Tafter nur halb fo lang als der Ruͤſſel, etwas gebogen; neben 
diefen die Fühler am Innenrande der Fluͤgelſcheiden, nicht breit 
aber bedeutend erhaben; ‚die Glieder ftarf geferbt, reichen faſt 
bis in die Mitte des vorlegten Hinterleibsabfchnittes; die Fluͤ— 
gelfcheiden bedecken beynahe den übrigen Zheil der Vorderſeite, 
find nur fehr wenig kürzer als die Fühler, am Ende aber fehr 
verfchmälert. r 

Um Rüden ift der Vorderbruftkaftenabfihnitt nur fehr Eurz 
fihtbar, halb fo breit als die Puppe, vorne verfchmälert, grad 
abgeftußt; der Mittelbruftfaftenabfehnitt fo breit und faft 4 fo 
lang als- die Puppe; der Hinterbruſtkaſtenabſchnitt beynahe fo 

62* 


987 


breit und halb fo lang als der vorige mit zwey MWärghen; 7 


die fechs folgenden Leibabſchnitte faft gleichbreit und 4 länger 
als der vorhergehende, nach der ganzen Länge gegen die Mitte 
mit zwey ziemlich erhabenen, abgerundeten, bedeutend erweiterten 
Kiffen, welche dadurch noch mehr erhöht find, daß der Rüden 
zwifchen und an den Seiten berfelben etwas vertieft iſt; auf 
diefen Niffen ftehen auf jedem Leibsabfchnitte hinter einander 
zwen erhöhte Waͤrzchen mit einer Borfte; am jeder Seite ge: 
gen den Aufßenrand eine ziemlich hohe Puftel ohne Borfte; 
ganz am Seitenrande drey gleichweit entfernte, ziemlich lange, 
am Ende gegen vorn kurz gefrümmte, mit ſehr Eurzen Härchen 
beſetzte, borftenähnliche Dornen; dieſe Leibsabfchnitte find auch 
nicht wie bey dem größten Theile der Schmetterling Puppen 
grad, fondern wellenförmig getrennt; der zehnte Abfchnitt ift 
nur halb fo lang und bedeutend fehmäler als die worhergehen- 
den, hat vier Waͤrzchen auf den Niffen, aber Eeine Pufleln, 
und an den Seiten nur zwey borftenähnliche Dornen; der eilfte 
wieder etwas fchmäler, gegen hinten nur 4 fo breit als der 
achte, hat nur zwen Wärzchen; die Niffen gehen nur bis in 
die Hälfte feiner Fänge, und an den Geiten fteht nur ein 
Dorn; der legte oder zwoͤlfte Abfchnitt nur halb fo lang und 
an der Wurzel nur halb fo breit als der eilfte, der Hinterrand 
in der Mitte etwas eingefchnitten, erhält dadurd) zwey abge: 
tundete Hälften. 

Die WVorderfeite diefes legten Abfchnittes ift nochmal fo lang 
als die Rüdenfeite, hat in der Mitte eine bedeutende Aufſchwel— 
fung, welche mit vier graben, vorwärts ftehenden, ziemlich ſtark 
aufwärts gekruͤmmten, unbehaarten Dornen befegt iftz; unter 
diefer Auffhmwellung ftehen [noch zwey bedeutend längere, am 
außerften Ende aber zwey kuͤrzere Dornen und vier lange Borften. 

Mit diefen Afterdornen und gekruͤmmten Seitenborjten blei= 
bet die Puppe im Gefpinnfte hängen, was das Auskriechen des 
Falters erleichtert. 

Größenverhältniß des Schmetterlings. 

Der Schmetterling fo lang als die Puppe; Kopf 4 fo lang, 
4 fchmäler als der Bruftkaften; Fühler fo lang als ber Körper; 
Bruftkaften fo breit und 4 fo lang als der Hinterleib; dieſer 
gegen hinten verfchmälert, die Abfchnitte faft gleichlang; die 
Füße faft gleichlang, auch fo lang als der Hinterleib im Leben; 
die Vorderflügel entfchuppt behnahe fo lang als der ganze Fal— 
ter, 4 fo breit als lang; die Hinterflügel wenig Eürzer, aber 
faum 4 fo breit als lang. 

Der Schmetterling gut befchrieben und vergrößert abgebildet 
a. d. a. O. 

Genauere Beſchreibung der einzelnen Theile. 


Kopf mit metalliſch dunkelgruͤn glänzenden, aufliegenden 
Schuppen; Geſicht rund, faſt halbkuglig erhoben, ebenſo beſchuppt. 

Augen an den Seiten des Kopfes groß, rund, ſchwarz glaͤn— 
zend, wenig erhoben, mit runden Zellen. 

Oberlippe braun, hornig, drehedig, vorne geſpitzt. 

Saugrüffel doppelt, getrennt, halb fo lang als der ganze Fal— 
ter, fünfmal umgerollt, an dev Wurzel erweitert, „1, Lin. did, 
durchgehende mit feinen Eurzen Haͤrchen dicht befest und bis 
an den Saugermund um die Hälfte verfchmälert. 

Zafter dreyedig, dünnhornig, ſchmutzig blaßgelb befchuppt, 
etwas länger als der Kopf breit, im Leben ſtets aufwärts ge 
bogen, entfchuppt wenig ſchmäler als die entfchuppten Fühler; 
erftes Glied etwas gekruͤmmt, faft 4 fo lang als der ganze 
Zafter, 4 fo did als lang, oben an der Wurzel abgerundet; 


— —ß — 


988 


zweytes Glied etwas ſchmaͤler, kaum halb ſo lang als das 
erſte; drittes Glied beynahe nochmal ſo lang, an der Wurzel 
ſo dick als das erſte, faſt kegelig. 

Bemerkenswerth iſt auch, daß an dieſen Taſtern, ſo wie an 
den Schienen und Fußgliedern, die Schuppen in Buͤſcheln zu 
ſechs bis acht neben einander, nicht aber einzeln zerſtreut, wie 
bey anderen Schmetterlingen ftehen. 

Fühler zwifchen den Augen eingefügt, achtundfünfzig gliedrig 5; 
erftes Glied Euglig, fo die ald das zweyte Taſterglied; zweytes 
Glied fo did als das erſte Zafterglied, etwas mehr als noch— 
mal fo lang als di, abgerundet; die folgenden fechsundvierzig 
faft gleichgroß, 4 fo lang und 4 fehmäler ale dag zweyte; ab⸗— 
gerundet vieredig; die zehn legten nad) und nach um wenig 
Eleiner, die Form mie die der vorhergehenden, das letzte aber 
£egelförmig, kaum halb fo groß als das dritte, 

Schyulterblatt beynahe halb fo breit als der Bruftkaften, fo 
lang als breit, herzformig; elenffopf Elein, ſtumpf; Gelenk: 
grube 3 fo lang, 4 fo breit als das Schulterblatt; Schlüf: 
felbein 4 fo lang als das Schulterblatt, kaum halb fo breit 
al3 lang. 

Bruftkaften wenig gemölbt, am Vorderrande im Drittelzirkel 
abgerundet, Hinterrand grad abgefchnitten, befchuppt wie der Kopf. 

Hinterleib mit neun Abfchnitten (Keibsringen), durchaus ein- 


“farbig, grünlichweiß, filberartig glänzend, glatt befhuppt; After: 


büfchel gedrungen befchuppt. 

Der entfhuppte Vorderflügel faft mefferformig; Worderrand 
grad, nur gegen die Spite etwas abwärts geneigt; Hinterrand 
gleich) an der Wurzel abwärts abgerundet erweitert, bis an die 
Spitze im PViertelzirkel gebogen; Nandfled 4 fo breit als der 
Flügel, die innere Hauptader in der Flügelwurzel entfpringend, 
faſt grad, bis in die Flügelfpige veichend, hat vier faft gleich- 
weit entfernte Nebenadern; die erſte dieſer Nebenadern beginnt 
an der Flügelmwurzel neben der Hauptader und zieht fich ſchraͤg 
gegen den Außenrand bis in die Mitte feiner Laͤnge; die drey 
übrigen fommen aus der Hauptaber in gleicher Entfernung und 
gehen in fchräger Nichtung ebenfalls bis an den Aufenrand; 
das Mittelfeld bildet einen fpisen Winkel, welcher am. Hinter 
ande big gegen die Spise halb fo breit als der Flügel ift, hat 
bloß an diefem Hinterrandtheile drey kurze, grade Adern; die 


Naͤthfeld-Hauptader beginnt unweit der Wurzel neben der Rand— 


feld: Hauptader und zieht ſich ſchräg bis an den Hinterrand 
unmeit der dritten Mittelfeldader; eine Mebenader beginnt an 
der Flügelwurzel neben der Hauptader und zieht fich etwas ge— 
bogen durch die Mitte des Feldes, endigt aber in bedeutender 


‚Entfernung vom SHinterrande, 


Der entfchuppte Hinterflügel hat beynahe die Form des Vor— 
derflügels, nur ift deffen Hinterrand weniger ausgebogen; das 
Nandfeld kaum 4 fo breit und 3 fo lang als der Flügel, wird 
nur durch eine grade Ader, welche fo ſtark als die der Vorder— 
flügel ift, gebildet; das Mittelfeld bildet auch hier einen ſpitzen 
Winkel, welcher aber feine großte Breite faft am Ende der 
Randfeld-Hauptader hat, und den Übrigen Theil der Flügelfpige 
einnimmt; beynahe in der Mitte befjelben beginnen zwey ge— 
trennte, grade Adern, wovon die aͤußere in der Fluͤgelſpitze, die 
innere unmeit derfelben am Hinterrande endigt ; das Nathfeld, etwas 
breiter und fürzer als dag Nandfeld, wird durch eine grade Ader, 
welche an der Flügelwurzel dicht an der Randfeldaber entfpringt und 
in geringer Entfernung von der innern Mittelfeldnebenader am 
Hinterrande endigt, gebildet. Ander Wurzel des Vorderrandes ent- 
fpringt ein braunhorniger, doppelter, etwas gekruͤmmter Dorn, 


989 


der fo lang als der Flügel unweit der Wurzel breit, auf und 
abwaͤrts beweglich ift. 


Die Franzenhaare des Hinterflügel-Hinterrandes entfpringen 
in dreyfachen Reihen Enapp hinter einander, und haben ſtarke 
Zwiebelwurzeln. 


Vorderbeine. Schenkel 2 fo lang als das ganze Bein, in 
der Mitte 4 fo di als lang, an der Wurzel um die Halfte, 
am Ende wenig verfchmälert; Gelenffapfel Elein, rund; Schie⸗ 
nen etwas mehr als 1 fo lang als die Beine, nur fo did als 
die Schenkel an der Wurzel, am Ende nur wenig verdidt, dun— 
kel grüngrau wie die Schenkel, am Ende aber gelblichgrau bes 
fhuppt und mit zwey Dornen bewaffnet. 


Tarſen faft fo lang als die Schenkel, gelbgrau befthuppt ; 
erftes Glied etwas mehr als halb fo lang, beynahe nur halb fo 
die als die Schienen; zwentes Glied kaum halb fo lang und 
die ald das erfte; drittes und viertes gleichgroß, bedeutend Eleis 
ner als das zweyte; fünftes nur halb fo groß als das vierte, 


Mittelbeine. Schenkel 4 Eürzer aber etwas dider als an 
den Vorderbeinen, an der Wurzel und am Ende fehr wenig 
verfchmälert und abgerundet; Gelenkkapſel laͤnglich, etwas größer 
als die der Vorderbeine; Schienen etwas länger und fchmäler 
als die Schenkel, faft gleihdid, Schenkel und Schienen wie 
die der Vorderbeine befchuppt, leßtere am Ende mit zwey Dor— 
nen; Zarfen faft fo lang als die Schienen; erftes Glied faft 
fo lang als die übrigen vier zufammen, halb fo did als die 
Schienen; zwentes und drittes Glied nicht halb fo lang und 
bedeutend fchmäler als das erfte; viertes und fünftes wieder 
nur halb jo lang als das dritte, auch etwas ſchmäler; alle 
fünf gelbgrau beſchuppt. 


Hinterbeine. Schenkel beynahe eyfoͤrmigl, faſt 4 Fürzer und 
dicker als an den Vorderbeinen; Gelenkkopf länglich, bedeutend 
groͤßer als an den Mittelbeinen; Schienen wenig kuͤrzer aber 
fo dick als die der Mittelbeine; Schenkel und Schienen gruͤn— 
grau, letztere aber gegen die Mitte und am Ende gelbgrau be— 
ſchuppt, an beiden Puncten mit zwey Dornen; Tarſen etwas 
laͤnger als die der anderen Beine; erſtes Glied etwas mehr als 
halb ſo lang und halb ſo dick als die Schienen; zweytes wie— 
der etwas mehr als halb ſo lang und halb ſo dick als das 
erſte; drittes und viertes wenig kleiner und duͤnner als das 
zweyte; fuͤnftes nur halb fo lang und did als das zweyte. 


Klauen aller ſechs Beine fehr Elein, dickhornig, fatinober- 
braun, ohne Nebenzähne, im Halbzirkel gebogen, an der Wur— 
zel bedeutend verdidt. 


Haftläppchen beynahe fo lang als die Klauen, an der Wur— 
zel glatthornig, am Ende faft Häutig, abgerundet, die Sohle 
furz und fehr dicht behaart, 


Er£lärung der Abbildungen T. IX. 


- Fig. 1. Enz Fig. 2. Raupe; Fig. 5. Oberlippe; Fig. 4. Un> 
terlippe von unten; Fig. 5. diefelbe von der Seite; Fig. 6 
Oberkiefer; von innen; Figr 7. derfelbe von außen; Fig. 8. 
Unterkiefer; Fig. 9. Fühlhorn; Fig. 10. Vorderfuß; 
Fig. 11. Puppe von der Bauchſeite; Fig. 12. diefelbe von 
der Rüdenfeite; Fig. 13. ein borftenähnliher Dorn der 
Seite; Fig. 14. ein Haftdorn des Afters, 


990 


6. Gen. Epischnia ZU. canella S. V. Tab. IX. 


Treitſchke Th. IX. B. J. Seite 166. G. Phycis. Fam. C. 
Hüb. Tineae, Taf. 42. Fig. 289. Weibchen. 


Diefe nah) Treitſchke,a. a. D. in Ungarn einheimifche Art 
fiedelte fih im Jahre 1846 in meinem Garten in Menge an 
einem windftillen Orte auf Gartenmelde (Atriplex hortensis) 
an, wodurch ich Gelegenheit erhielt, felbe im Freyen genau 
zu beobachten. 

Die Puppe überwintert in einem ziemlich feftgefponnenen, 

4 30” langen, L3ol breiten Toͤnnchen, zwey bis drey Zoll 
Anker loderer Erde, an folhem Orten, welche dem Einfluffe des 
Witterungswechſels am menigften ausgefegt find. 

Der Schmetterling entwickelt fi gewöhnlich erft gegen Ende 
Suly oder Anfangs Auauft vor Sonnenaufgang, und bleibt 
über Tag nahe an der Erde an Pflanzenftengeln ruhig figen, 
erwacht erft Abends gleich nach Sonnenuntergang, um fih vor 
Allem zu begatten, nad) welchem Acte fie hinter einander mehr 
rere Stunden ruhig fißen bleiben. Andern Tages vor Sonnen- 
aufgang legt das Meibchen die Eyerchen einzeln an die Unter 
feite der Blätter der Nahrungspflanze, aus welchen nah adıt 
bis neun Tagen die blaßgrünen Raͤupchen auskriechen und ſich 
unter einem zarten Gefpinnfte von den jüngften Blättern naͤh— 
ren; in Zwifchenraumen von neun bis zehn Tagen geht jede 
der drey Häutungen vor fih, wodurch die Näupchen an Farbe 
und Zeichnung feinen weſentlichen Veränderungen unterliegen; 
nur wird ihre fehe zarte Zeichnung nach jeder Haͤutung deutlis 
her. Schon nach der erſten Hautung fpinnt fich jedes Raup- 
chen einen zarten -weißen Schlaud, in welhem es nerborgen 
bleibt und nur herauskommt, um ſich von den nächften Blaͤt— 
tern zu nähren. In diefen Scyläuchen gehen auch drey Haͤu— 
tungen vor fich; nach der dritten Hautung verändert fich ihre 
Nahrung, indem fie fi dann von den grünen Samenfapfeln 
allein nähren; neun bis zwölf Tage nad) der Dritten Hautung 
verläßt die Raupe das Futter und fucht fih ein Pläschen in 
loderer Erde, um vier bis fünf Tage am Tönnchen zu fpinnen; 
verwandelt fich erft dem fiebenten oder achten Zag zur Puppe, 
in welhem Zuftand fie dann beynade neun Monate verweilt. 

As ihre Feinde erhielt id) blos Anthomyia canicularis et 
Tachina bisignata. 


Befhreibung der verfhiedenen Verwandlungs— 
zuſtaͤnde. 


Das Ey nicht ganz 4 Lin. breit, beynahe gleichdick, oben und 
unten etwas abgerundet, grünlichweiß, faft häutig, glatt, glänzend. 

Die Raupe volltommen ausgewachlen fünf bis fehs Linien 
lang, eine auch eine und eine halbe Lin. dic, jedoch vorn und 
hinten bedeutend verfchmälert, ift blaß berggruͤn mit häufigen 
blaßroͤthlichen, wellenformigen Waͤrzchen mit einer feinen Borfte. 

Der Kopf rund, halb fo breit als der Vorberbruftabfchnitt 
dünnhornig, blaßſchmutzig lichtgrün, mit bräunlich aderiger Zeich 
nung; nicht die Stirn, fondern der Hinterkopf durch ein Elei- 
nes, faſt rechtwinkliges Dreyeck getheilt, deffen Spitze bis gegen 
die DOberlippe reicht; die Unterkiefertafter ragen bedeutend vor. 

Vorderbruſtkaſtenabſchnitt faſt nur halb fo breit als die mitt— 
leren Reibabjchnitte, halb fo lang als breit; Schildchen fehr 
dünnhornig, blaßbraun, faft den ganzen Obertheil deffelben be= 
deckend, flach, abgerundet, ungetheilt, mit zwey erweitert ſtehen— 
den Wirzchen am Vorderrande, und neben diefen am Außen: 


991 


rande an den Seiten des Schildchens drey, im Dreieck ftehende 
Waͤrzchen. 

Mittelbruſtabſchnitt wenig breiter und laͤnger als der erſte, 
mit ſechs Waͤrzchen am Vorderrande in einer Querreihe, und 
einem am Hinterrande an jeder Seite. 

Hinterbruſtabſchnitt wieder etwas laͤnger und breiter als der 
vorige, auch Stellung der Waͤrzchen wie bey dieſem; vierter 
oder erſter Hinterleibsabſchnitt wieder wenig laͤnger und breiter, 
mit ſechs Waͤrzchen am Vorderrande, wovon die beyden aͤuße— 
ren ſehr genaͤhert, und vier faſt gleichweit entfernte am Hinter— 
rande; auf der Mitte zwey blaß lackrothe, ziemlich breite Strei— 
fen, welche gegen den Vorderrand in einen ſpitzen Winkel zu— 
ſammenlaufen; fuͤnfter bis einſchließlich eilfter Leibsabſchnitt faſt 
gleichbreit und gleichlang, nur die beiden letzten um ein Weni⸗ 
ges verſchmaͤlert; die Waͤrzchen wie beym vierten Leibsabſchnitte, 
die blaßrothen Streifen im umgekehrten Winkel d. i. gegen den 
Hinterrand zuſammenſtoßend, ſo daß die inneren Waͤrzchen des 
Vorderrandes in der Mitte der Streifen, die des Hinterrandes 
an der Außenſeite derſelben ſtehen; zwoͤlfter Leibsabſchnitt ſchmaͤ⸗ 
ler und kuͤrzer als der eilfte, aber gezeichnet wie dieſer, mit ges 
trennter Afterklappe; diefe abgerundet dreyedig, halb fo „breit 
und lang als der Abfchnitt, mit zwey Wärzchen am Vorder: 
tande und einem blaßrothen geraden Streifen in der Mitte. 

Die beiden Hinterfüße (Nachfchieber) ſtark vorragend. 

Mund» und andere Kopftheile der Naupe alle dünnhornig, 
gelbbraun. 

Oberlippe 4 fo breit ald der Kopf, 4 fo lang als breit, an 
beiden Seiten des Vorderrandes fehr abgerundet und mit fechs 
ermeitertftehenden Borften, in der Mitte etwas eingefchnitten; 
Hinterrand in der Mitte zugefpist, die Seiten etwas eingebogen. 

Unterlippe halb fo lang als die Oberlippe breit, faft Euglig, 
an der Wurzel kaum halb fo breit als diefe lang, vorne fehr 
verfchmälert, abgerundet; Taſter borftenformig, drengliedrig, 4 
fo lang alg die Unterlippe; Kinn verkehrt enförmig, nochmal fo 
breit und etwas länger als die Unterlippe an der Wurzel, ſehr 
vorragend, erhaben abgerundet. 

Oberkiefer nochmal fo lang, bedeutend mehr als halb fo breit 
‚al8 die Dberlippe, am Vorderrande mit drey Furzen, gleichgroßen 
Zähnen; der Ruͤcken ziemlich) breit und gewölbt, am Gelenk— 
Eopfe etwas eingebogen und mit einer Borſte beſetzt; Kauflache 
faft bäutig, etwas ausgebogen; Gelenkkopf vorragend, läng: 
lichrund. 

Unterkiefer mit den Taſtern faſt ſo lang als die Unterlippe 
mit dem Kinn; die Angel faſt dreyeckig, etwas auswärts gebo— 
‚ gen, an der Wurzel halb fo breit als der Stiel, unten zuge— 
fpigt, etwas länger als an der Wurzel breit; Stiel etwas brei= 
ter als das Kinn, etwas länger als breit, Nüden und Sinnen: 
vand ausgebogen, Die Hälfte der Wurzel doppelt eingebogen, 
die innere Hälfte beynahe grad, der Vorderrand in der Mitte 
etwas gefpißt; aͤußere Zafter kegelfoͤrmig, drengliedrig, beynahe 
fo lang als die Angelsan der Wurzel breit; erftes Glied faft 
fo breit als die Taſter lang, 4 fo lang als breit; zwentes Glied 
halb fo breit und lang als das erfte breit, abgerundet vieredig; 
drittes Glied 4 fo breit“ und etwas länger als das zweyte; 
innere Taſter etwas fehmäler, aber nochmal fo lang als das 
erfte Glied der Auferen Zafter, am Vorderrande im Halbzirkel 
abgerundet, mit drey Eurzen, graden Dornen und einer: ziemlich 
langen Borfte; Kauſtuͤck halb fo breit und etwas laͤnger als die 
inneren Zafter, am Vorderrande abgerundet, nur mit einer 
Borfte beiest. 


992 


Fühler fehr kurz, am Dorberrande des Kopfes unweit ber 
Dberlippe an beiden Seiten eingefügt, zwengliedrig, fo fang als 
die Äuferen Unterfiefertafter; erites Glied 3 der ganzen Länge, 
halb fo breit als lang, gleihdid, oben und unten abgerundet; 
zweytes Glied halb fo lang, Eaum halb fo breit als das erfte, 
an der Spitze mit einer Eurzen Borſte. 

Augen ſehr Elein, länglihrund an den Seiten gegen ben 
Hinterkopf. 

Die ſechs Vorderfühe dreyedig, einklauig, nohmal fo lang 
als der Kopfz erftes Glied (Schenkel) 4 fo breit als die Fuß— 
länge, halb fo lang als breit, am Innenrande mit einer langen 
Borſte; zweytes Glied (Schienen) etwas ſchmaͤler als das erfte, 
Außenrand faſt nochmal fo lang als breit, vorne mit einer lan: 
gen Borfte; Innenrand faum halb fo lang al8 der Außere, mit 
zwey langen Borſten; drittes Glied (Vorfuß) fait keglig, bey: 
nahe nochmal fo lang als das erfte, an der Wurzel halb fo 
breit al$ lang, am graden Vorderrand halb fo breit als an 
der Wurzel, mit einem kurzen, graden Dorn; Klaue fo lang 
al3 das erfte Glied am Innenrande, im Viertelzirkel gebogen, 
an der Wurzel ſehr verdidt. 

Die Puppe länglich, geſtreckt, beynahe gleichbreit, ziemlich 
dünnfchalig, glänzend licht fatinoberbraun, auf den Hinterleibs- 
abfchnitten mit runden, dichtftehenden Narben, vier bis fünf 
tin. lang, eine big ein und eine halbe Yin. did. 

DVorderfeite. Kopf 4 fo breit als die Puppe, oben im Halb: 
zirfel vorragend, Augen nicht ſichtbar, durch zwey ungleich fechs= 
eckige Schildchen gededt, zwiſchen diefen die ſchmale Stirn, uns 
ter diefer die dreyeckige Dterlippe; Saugrüffel und Taſter durch 
zwey lange dreyedige Scheiden, welche mit der Spike bis in 
die halbe Fänge der Puppe reichen, gedeckt; die Vorderfuͤße be: 
ginnen neben diefen Scheiben unter den Augendedeln fehr ver 
fhmälert und gehen bis gegen die halbe Puppenlange; die Mit: 
felfüße liegen neben diefen, reichen am Ende ganz genahert, in 
die Mitte des vierten Hinterleibsabfihnitts; die Hinterfüße find 
nur am Ende der virigen fehe wenig vorragend fichtbar; neben 
den Mittelfügen entipringen die fadenformigen Fühler und zie— 
ben fi) bis an das Ende der Hinterfüße hinab; die Vorder: 
fluͤgelſcheiden bedecken den uͤbrigen oberen Vordertheil der Puppe 
und reichen am Ende verbreitert, bis gegen den Hinterrand des 
vierten Hinterleibsabfchnittes; die drey folgenden Hinterleibsab: 
fehnitte find mehr und mehr verfchmälert und verkürzt mit 
runden, ziemlich dicht und unregelmäßig ftehenden Narben; am 
Hinterrande ift aber ein Streif um den ganzen Abfchnitt herum 
glatt; der achte Hinterleibsabfihnitt ift nicht halb jo breit und 
lang als der fünfte, aber gezeichnet wie diefer, nur iſt der Hin— 
terrand beynahe im Viertelzirkel eingebogen; der neunte Ab: 
fhnitt (Gremafter) ift nur 2 fo breit und bedeutend länger als 
der achte, hat in der Mitte des Vorder» und Hintertandes 
zwey ganz genährte runde Erhöhungen, und an den Seiten des 
Hinterrandes einen etwas abwärt3 gebogenen, hornigen, borften= 
ähnliben Dorn, 

Nücfeite der Puppe. Kopf oben vorragend wie bei der Vor: 
derfeite; Worderbeuftaften fo breit als die Puppe, 4 fo lang 
als breit, am Vorderrande ein ſtumpfwinkliges Dreyeck bildend, 
am Hinterrande wellenfürmig ausgefchnitten; Mittelbruffkaften 
am Worderrande fo breit und auch fo ausgefchnitten, wie der - 
Vorderbruftkaften am Hinterrande, etwas mehr als halb fo lang 
als breit, hinten einen abgerundeten rechten Winkel bildend, 
daher faſt dreyedig. Hinterbeuftfaften nur fehr wenig ſchmaͤler 
und an den Seiten nur halb fo lang als der Mittelbruftkaften, 


993 


am BVorderrande tief wellenformig, am SHinterrande grad, tie 
die Hinterleibsabfchnitte bemafert; die Flügelfcheiden füllen den 
Seitenraum zwifhen dem Vorder- und Hinterbruftfaften aus, 
und reichen fehr verfchmälert bis an den Hinterrand des erften 
Hinterfeibsabfihnittes; erfter bis einfchlieglich achter Hinterleibsab- 
ſchnitt an Breite und Länge wenig unterfchieden, nur die bei 
den legten bedeutend verfchmälert und verkürzt, ſonſt gebildet 
wie an der Vorderſeite; neunter Hinterleibsabfcehnitt fo breit wie 
vorn, am Hinterrande find auch hier die ziwen abgerundeten Er— 
hoͤhungen, welche aber gegen den Vorderrand im Halbzirfel 
verbunden find. 


Befhreibung des Schmetterlings, 


Diefer Schmetterling ift wohl ſchon mehrmal befchrieben, 
aber auch mehrmal verfannt worden, und es ift noch nicht be= 
ſtimmt entfchieden, weldye Art eigentlich Canella ift, da Herr 
Mann und id aus zweyerley, beftimmt in Bau und Zeich— 
nung fehr berfihiedenen Raupen, welche auch auf verfchiedenen 
Pflanzen ſich nährten, Schmetterlinge erhielten, an denen wir 
bisher durch DVBergleihung Vieler gegen einander noch Eeinen 
feften Unterfchied ausmitteln Eonnten. 

Da a. d. a. O. die Befhreibungen fo unbeflimmt ausgedrüdt 
find, daß man fie von ähnlichen nicht wohl mit Sicherheit un: 
tericheiden kann, fo verfuche ich diefe, wie alle meine Falterbe- 
fhreibungen, nad) angenommener Eintheilung der Flügel in 
drey Feldern, und nad) dem Aderverlaufe derfelben beftimmter 
kenntlich zu machen. 


Groͤßenverhaͤltniß. 


Die Maͤnnchen ſitzend, meiſtens nur fünf, die Weibchen ſechs 
Lin. lang, an den Schultern eine und eine halbe Lin. breit. 

Kopf fammt Augen halb fo breit als der Bruſtkaſten, halb 
fo lang als breit. 

Fühler borftenförmig, halb fo lang als der Falter. 

Bruſtkaſten 4 fo lang als der ganze Körper im Leben. 

Hinterleib im Leben beynahe 3 jo lang, kaum 4 fo breit als 
der ganze Körper, neungliedrig, beym Weibchen vor dem Ever: 
legen wohl bedeutend breiter. 

Dorderflügel fo lang als der ganze Falter, am Ende 4 fo 
breit als lang. 

Hinterflügel faft 4 kürzer als die Vorderflügel, an der Wur— 
zel am breiteften, beynahe halb fo breit als lang, ausgefpannt 
einen DViertelzirkel bildend, 

Farbe. Kopf und die Übrigen Körpertheile, die Flügel aus: 
genommen, einfarbig, mehr und weniger bfaßfchmugig gelb: 
braun; der Grund der Morderflügel ein Faft gleichtheiliges Ges 
mifh von fhwarzen, weißen, blaß lichtbraunen und grauen Schups 
pen, die Franzen bräunlichgrau; Hinterflügelgrund ziemlich blaß 
neutralbraun mit fchmusgigweißen Sranzen. 

Der entfchuppte Vorderflügel nur fehr wenig Eürzer als der 
beſchuppte, an der Murzel halb fo breit al$ am Ende, mit 
einem Enorpligen Gelenf£opfe, der 4 fo breit als die Flügelwur- 
zel und halb fo lang als breit iftz das Nandfeld kaum 4 fo 
breit alg der Fluͤgel, hat Feine äußere Randader; die innere ents 
fpeingt am Gelenffnorpel, theilt fih unweit der Wurzel in 
zwey Theile, wovon der Außere in der Mitte des Feldes aus: 
waͤrts gebogen, der innere grad mit einer Gabel am Hinter: 
ande endigt; zwiſchen diefer Gabel und der erften langen Nes 
benaber entfpringen noch zwey gleichtveit entfernte, gegen den 

Iſis 1849, Heft 12. 


994 


Außenrand fich fchräg hinziehende Nebenadern; das Nathfeld 
faft gleichbreit, 4 fo breit als der Flügel in der Mitte, beginnt 
am Gelenkknorpel mit einer neben der Hauptader des Mandfel- 
des fi) auswärts, dann grad gegen den Hinterrand jtehenden 
Hauptader; eine zweyte, etwas duͤnnere Ader entfpringet neben 
Diefer und geht durch die Mitte des Feldes gerad big in die 
Ede des Hinderrandes; eine dritte noch dünnere Ader beginnt 
unmeit dem Fluͤgelwurzelrand umd verliert fich faft in der Hälfte 
des Hinterrandes; das Mittelfeld hat Eeine innere Aber, fondern 
gegen den Endrand, 3 der Flügellänge von der Wurzel, biegt 
fi) von der Randfeld- und der Nathfeld-Hauptader ein Eurzer 
Theil nach Innen, und c8 entfpringt am Ende deg erſteren 
eine grade Ader, am Ende des letzteren eine Gabelader, zwiſchen 
dieſer und der Nathfeldader eine einfache grade Ader, welche 
drey am Endrande des Flügels ſich verlieren. 

Der ‚entfchuppte Hinterflügel fo lang als der befchuppte, aber 
um die Scanzen des Hinterrandes fehmäler; an der Wurzel 
des graben Vorderrandes ift eine ſchwache Enorplige Erhöhung, 
auf welcher, wie bey mehreren Schabengattungen, ein brauner, 
borniger, dünner, und fehr wenig gekruͤmmter Dorn, welcher 
fid) aufs und abwärts bewegen läßt und nicht ganz halb fo 
lang als der Flügel an der Murzel breit ift; das Randfeld 
faum ZI; fo breit als der Flügel an der Wurzel, wird durch 
eine am Eleinen, runden Gelenkkopf entfpringende grade Aber, 
welche fih unweit der Wlügelfpige endig:, gebildet. Die 
Nathfeldhauptader entfpringt ebenfalls aus dem Gelenk: 
Eopf, gleich neben der Randfeldhauptader, zieht fi) etwas ge 
bogen ſchräg durch die Mitte des Fluͤgels und endigt wenig 
Über der Mitte des Hinterrandes, fo daß biefes Feld faft die 
Hälfte des Flügels einnimmt; neben diefer Hauptader beginnt 
am Innenrande des Gelenffopfes eine fehr feine grade Neben: 
ader, welche in gleicher Richtung der Hauptader etivag über ber 
Hälfte des Feldes endigt; aus der Mitte diefer feinen Eommt 
eine ftärfere Ader, welche fich bis an den Hinterrand zieht; eine 
zweyte und dritte grade, ſtarke Nebenader beginnt etwas entfernt 
vom Gelenf£opfe; fie theilen den übrigen Raum des Feldes 
noch in zwey gleiche Theile, inden fie in gleicher Entfernung 
am Hinterrande endigen, fo daß diefes Feld duch die drey Ne— 
benadern in vier faſt gleiche Theile gefondert wird. Das fpig- 
winflige Mittelfeld ift dadurch ganz befonders bemerfenswerth, 
daß es eine Ader hat, welche in bedeutender Entfernung von 
der Flügelfpige am Hinterrande entfpringt, ziemlich weit hinter 
der Fluͤgelmitte die Nandfeldhauptader berührt, einen rückwaͤrts 
gekruͤmmten Bogen bildet, und, die Randfeldhauptader berüh- 
rend, mit einer Gabel am Hinterrande, in gleicher Meite des 
Bogens endigt; nebſt Diefer entſpringt aus der Klügelfpige 
noch eine Nebenader, die unweit dem Bogen fi mit ber Rand- 
feldhauptader verbindet. 


Auch iſt bey diefer Art (vielleicht auch bey mehreren andern 
diefer Gattung) zu beachten, daß die Schuppen auf den Flügeln 
und den mehrften andern Xheilen der Glieder nicht unregelmäßig. 
zerſtreut, ſondern abgefondert in. doppelten Querreihen ftehen. 


Kopf von oben betrachtet fehr wenig ausgebogen, der Scheitel 
am Hinderrande fo breit als beide Augen zufammen, zwiſchen 
jebem Auge und Fühler ein Eleines, fehr erhobenes, ſchwarzes 
Nebenauge; am Vordertheil ded Scheiteld ein ziemlich großes 
gleichfeitiged, abgerundetes und bedeutend erhobenes braunhornis 
ges Dreyed, welches mit dem rechten Winkel big an die Stirn 
reiht; von da bis zum Saugrüffel ſtehen die erhobenen Schup⸗ 

63 


995 


ven vorwaͤrts, die andern bis an den Halzeragen auch etwas 
erhoben, rüdwärts geneigt; von vorn angeſehen ift der Kopf 
nad) der Breite länglihrund, das Geſicht nur fo breit als je- 
des Auge. 

Die Oberlippe laͤnglich vieredig, an den Seiten etwas ein: 
wärts gebogen, hornig, an der Wurzel 4 fo breit ald dag Ge- 
ſicht, 4 länger als breit, am Ende wenig verfchmälert, grad 
abgefchnitten; die Wurzel des Rüffels bedeckend. 

Tafter dreygliedtig, aufwärts ftehend und etwas vorwärts 
geneigt, faft nochmal fo lang als das Geſicht; erftes Glied 
etwas mehr als + fo lang als der Zafter, 4 fo dick als lang, 
faft walzig, an der Wurzel und am Ende etwas abgerundet; 
zweytes Glied beynahe Halb fo lang als der Taſter, 4 fo breit 
als lang, ebenfalls faft walzig, nur am Ende wenig verſchmaͤ— 
lert; drittes Glied halb fo lang als dag zweyte, 4 fo die ala 
lang, faſt Eeglig, jedoch gegen das Ende nicht fehr verfchmälert 
und abgerundet, die Schuppen nicht Enapp anliegend und an 
allen drey Gliedern gleichlang. 

Saugrüffel unbeſchuppt, doppelt, vielfach aufgerollt, nochmal 
fo lang als der Kopf breit, an der Wurzel faft fo breit als die 
Sherlippe, in furzer Entfernung von diefer etwas verdickt, dann 
bis an das Ende allmählidy verfchmälert, durchaus mit fehr kur— 
zen Härchen ziemlich dicht befest. 

Augen von der Kopffeite angefehen Ereisrund, im Durchſchnitt 
etwas größer als der Kopf, mit Eleinen, runden, wenig erhebe- 
nen und in graden Reihen ftehenden Zellen. 

Fühler gegen den Hinterkopf zwilchen den Augen ziemlich) 
erweitert eingefügt, vierziggliedrig; erftes Glied fünfmal fo lang 
und um die Hälfte dicker als die übrigen, faft mwalzig, nur fehr 
wenig gebogen, an der Wurzel mit einem eingefchnürten, run— 
den Gelenkkopf; zweytes Glied wenig Fürzer aber fo Die ale 
die folgenden; drittes bis einfchließlich dreyßigſtes gleichgroß, wal- 
zig, + länger als die; die zehn folgenden nur wenig Fürzer und 
ſchmaͤler als die vorigen, nur daS legte etwas länger und abs 
gerundet; an allen die Schuppen anliegend und die Unterfeite 
mit kurzen Härchen bemwimpert, 

Die Halskragendeckel hornig, faft dreyedig, abgerundet, faſt 
flach, halb fo groß als das Schulterblatt, der arade Vorderrand 
an der inneren Seite mit einem wenig vorragenden, wenig ab— 
gerundeten Gelenfkopf, und fehr dicht mit fehr Eleinen, ſchma— 
len, glatt aufliegenden Schüppihen. 

Scyulterblätter hornig, herzförmig, glattgefhuppt, ziemlich 
erhaben, beynahe fo lang als der Kopf, Faum fo breit als lang; 
Vorderrand grad; Innenrand im DViertelzirkel gebogen; Gelenk: 
grube groß, länglichrund, gehohlfehlt; der Hakenfortfag faft halb 
fo lang als das Schulterblatt breit, 4 fo breit als lang, wenig 
abmärtd gebogen, vorn abgerundet; Gelenffopf an der inneren 
Seite des Vorderrandes wenig erhaben, beynahe rund, nicht 
vorragend. 

Bruſtkaſten faſt viereckig, ſo lang als breit, vorn wenig ver— 
ſchmaͤlert, abgerundet, wenig gewoͤlbt, die Schuppen flach auf— 
liegend. 

Hinterleib mit neun Abſchnitten und abgerundetem After— 
gliede mit faſt ſilberweißen, ſehr flach aufliegenden Schuppen. 

Vorderbeine wie die uͤbrigen blaßbraͤunlich und glatt beſchuppt; 
Schenkel länglich eyfoͤrmig, 4 fo lang als das ganze Bein, 4 
fo breit als lang; Schienen länglich eyfoͤrmig, etwas länger ald 
der Schenkel, an der Wurzel und am Ende bedeutend verſchmaͤ— 
lert, Gelenkkopf etwas verlängert, gebogen; Zarfen faft um die 
Halbſcheid Länger als die Schiene, kaum 75 fo die als lang; 


996 


erftes Glied 4 fo lang als die Übrigen zufammen, an der Wur- 
zel fehr wenig verfchmälert; zweytes Glied ganz wie das erfte; 
drittes Glied halb fo lang und wenig fehmäler als das zwehte; 
viertes dem dritten gleich; fünftes Glied faum 4 fo lang und 
bedeutend fihmäler als das vierte, 

Mittelbeine faft 4 länger als die Worderbeine, Schenkel et: 
was mehr als 4 des ganzen Beines lang, faum 1 fo die als 
lang, gegen die Wurzel und am Ende verfchmälert; Schienen 
wenig laͤnger als die Schenkel, am Gelenkkopf wenig gebogen, 
bedeutend verfchmälert, am Ende etwas mehr als doppelt fo 
diE als an der Wurzel mit zwey graden gleishlangen Dornen 
an der Innenſeite; Tarſen wenig kürzer als die Schenkel, kaum 
1105 fo breit als lang; erftes Glied halb fo lang als die übri- 
gen vier zufammen, nur 4 fo die als lang, an der Wurzel be- 
deutend verfchmälert; zweytes Glied kaum halb fo lang und 
merklich ſchmaͤler als dag zweyte; viertes und flnftes jedes faft 
nur halb fo lang ald das dritte, 

Hinterbeine nur fehr wenig länger als Die vorderen; Schen— 
kel 4 länger aber etwas ſchmaͤler als an den WVorderbeinen, we- 
nig gebogen; Schienen faft 4 länger aber 1 fehmäler als die 
Schenkel, gleihdid; nur an der Wurzel der etwas verlängerte 
und gefrümmte Gelenffopf verfhmälert, am Innenrande in der 
Mitte und am Ende mit zwey ungleichlangen, graden Dornen; 
Zarfen fo lang als der Schenkel, kaum 1; fo dick als lang; 
erftes Glied 4 fo lang als die Schiene, fait gleihdid; zweytes 
Glied 4 fo lang und wenig [hmäler als das erſte; drittes dem 
zwepten gleich; viertes und fünftes Glied gleihgroß, jedes kaum 
halb fo lang und wenig dünner als das dritte. 

Klauen braun, hornig, faft halb fo lang als das fünfte Tar- 
fenglied, kaum 4 fo did als lang, nicht fehr gefpist, im Drit- 
telzirkel gebogen; Gelenffopf rund, bedeutend verdickt. 

Haftlaͤppchen hornig, dunkelbraun, 4 länger als die Klauen, 
faſt fo breit als lang, fehr verdickt, ſtark vorragend, unter den 
Klauen eingefügt, an der Sohle fehr Eurzhaarig, aber dicht be— 
polftert. 

Zeugungsglied des Männdens. 


Scheide im Leben im legten Hinterleibsabfchnitt verborgen, 
bornig, fo lang, an der Wurzel halb fo breit als diefer, nur 
halb fo die als breit, an beiden Seiten mit verhältnißmäßig 
dien, gekruͤmmten Borften ziemlich dicht bewimpert, am Ende 
wenig verſchmälert, faft grade abgeftust, mit einer Eleinen, in 
der Quere länglichrunden Deffnung, aus welcher bey der Begat- 
tung das weiße, häutige, grade Zeugungslied in bedeutender 
Länge hervortritt. 


Zeugungsglied des Weibchens. 


Sm Leben wie beym Männchen, aber in den zwey letzten 
Hinterleibsabfchnitten verborgen, fo lang und faft fo breit als 
diefe; die in der Mitte liegende Scheide braun, hornig, halb fo 
breit, aber 4 länger als der Iegte Hinterleibgabfchnitt, an Ende 
wenig verfchmälert, abgeftugt, an beiden Seiten abgerundet; die 
Legröhre halb fo breit, aber 4 fürzer als die Scheide; an ber 
Wurzel der Scheide ein dihorniger, dunfelbrauner, lanzettför- 
miger und ſtark vorragender Fortſatz, welcher faft halb fo lang, 
aber fo die als die Legröhre iſt; am Ende diefes Fortfahes 
entfpringt aug häutigem Grunde ein fehr dünnhäutiger, feiner, 
weißer, am Ende offener Schlauch, welder halb fo lang als 
die Scheide iſt; ungefähr in der Gegend der Wurzel des vor- 
legten Hinterleibsabfchnittes entftehen wieder aus häufiger Ver— 


997 


bindung, im Halbzirkel aus einander gebogen die zwey hornigen, 
dunfelbraunen, gehohlfehlten und beweglichen Zangentheile, welche 
grad und faft nochmal fo lang, aber kaum 4 fo did als die 
Scheide, am Ende etwas erweitert, abgerundet, auch am In— 
nenrande ſtark mit ziemlich langen Härchen bewimpert find; von 
der Wurzel der Scheide geht eine Verbindungshaut an die beis 
den Zangentheile, aus melcher am Innenrande diefer fich ein 
gelber, dikhautiger, am Ende etwas einwaͤrts gebogener, abge— 
rundeter und gefchloffener Schlauch, bis ang Ende der Zangen= 
theile zieht. 


Borderflügel eines ſtark gezeihneten Falters. 


Der Grund diefer Flügel ift ein Gemiſch von grauen, ſchwar— 
zen, weißen und blaßröthlihbraunen Schuͤppchen; doch find auf 
dem ganzen Nathfelde die röthlihbraunen fehr vorherfchend ; im 
Mittelfelde ftehen gewöhnlich vier gleichgroße ſchwarze Puncte 
mit meißlihem Grunde umgeben, und zwar: einer an der 
Hauptader des Nandfeldes näcıft der Wurzel der zweyten Ne— 
benaderz einer an der Hauptader des Mathfeldes dem erften ge= 
genüberz ein dritter Punct fteht zwifchen der legten Nathfeld— 
und der erften Mittelfeld-Nebenader an der Wurzel; der vierte 
zwifchen der Gabelader und der Wurzel der dritten Mittels 
feld-Nebenader; zwifchen den Aufßenrandadern, dert wo die Ga= 
bei beginnt, find in gleicher Entfernung gewöhnlich ſechs klei— 
nere fchwarze Puncte; beynahe am Rande, zunaͤchſt den Frans 
zen, aber auf den Adern ſechs noch bedeutend Eleinere; zwifchen 
diefen beiden Punctreihen fo wie auch bennahe auf der Mitte 
der Flügel hinter den beiden erften größeren Puncten befindet 
ſich eine blaßröthlihbraune, gegen Innen verwifcht meißliche 
Duerbinde; die Außenrandfranzen, mehr oder weniger bräunliche 
weiß, werden durch vier hinter einander liegende Schüppchen- 
reihen mit dunkleren Spigen gebildet, und find dadurch mit 
zwey, auch manchmal drey dunfleren Streifen durchfchnitten. 

Die Hinterflügel gewöhnlich blaßneutralbraun, nur das Nath- 
feld und gegen die Wurzel blaßgelbbraun, gegen den ganzen 
Hinterrand dunkler befhuppt, die Franzen des Hinterrandes find 
faft nochmal fo lang als die der Vorderflügel, nur aus zwey 
Schuppenteihen ohne Härchen beftehend ; die erfte Reihe braun 
ih, Eaum 4 fo lang als die zweyte, welche ſchmutzigweiß ift, 

Er£lärung der Abbildungen Taf. IX. 
Fig. 1. Ey; Fig. 2. Raupe; Fig. 5. Oberlippe; Fig. 4. Un= 
terlippe; Fig. 5. Oberkiefer von innen; Fig. 6. derſelbe 
von außen; Fig. 7. Unterkiefer; Fig. 8. Fühlhorn: Fig 9. 
Borderfuß; Fig. 10. Puppe von der Bauchfeite; Fig. 11. 
diefelbe von der Nüdenfeite. 


7. Muden. 


Bey den Fliegen mit Saugrüffel ift der ganze Nüffel der 
eigentlihe Mund, deſſen Theile. ſowohl außen am Rüffel (Ober: 
ippe, Zunge, Unterkiefer und Tafter) als innen (Oberfiefer und 
Unterlippe) vorkommen; daher kann ich der Meynung und Ans 
gabe Meigens und Anderer nicht beypflichten, welche die Vor: 
dertheile des Saugrüffels als Lefje oder Unterlippe angeben, 
denn bey genauerer Unterfuhung mit dem Microfcop ift am 
Vordertheile des Nüffels, an der Wurzel der obren Rinne, nicht 
eine Borfte, fondern, wie bey der Gattung Tabanus angenom- 
men, die hornige Oberlippe und unter diefer die meiftens hor= 
nige Zunge, welche die in der Rinne befindlihe Mundöffnung 


998 


decken; dann finden fich gleich unter diefen, aber im Rüffel, bei- 
derfeits die hornigen Dberkiefer; der häufige Fortfag mit den 
Sauglappen (nah Meigen Lefze und Lefzenkopf, nah Bur— 
meifter Lippe und Lippenfnopf) ift eigentlich ein Theil der 
Unterkiefer, von welchen die zugehörigen Taſter größtentheils 
außen, oben am Gelenke des NRüffels ftehen. Die Unterlippe 
ift ein horniger Theil, unten mit den häutigen Wänden ber 
Unterkiefer verwachfen, welher am Ende des Nüffelftieles (nad) 
Meigen am Kinn) äußerlich entfpringt und deffen Nebenbe- 
ftandtheile ſich im Innern des Rüffels befinden. 


Lebensgefbichte und Befhreibung der Leucopis 
Fall. argentata Heeger. Tab, IX, 


Diefe fehöne Eleine und nüsliche Fliege fand ih im Sahre 
1846 in Mehrzahl in meinem Garten am Teiche. Anfangs 
Juny war ich aber fo glüdlih, an wildftillen, fonnenhellen 
Vormittagen Weibchen auf den Blättern des gemeinen Schilfeg 
(Arundo phragmites), welche mit Eleinen grünen Blattläufen 
in dichten Maffen befeßt waren, anzutreffen. Sie legen ihre 
Eyer in die Maffen der Blattläufe, und dadurch wurde ich in 
den Stand gefest, ihre Lebensgeſchichte zu erforfchen. 

Die unbegatteten Fliegen überwintern, wie die meiften Eleinen 
Kerfe, unter faulen Laube oder andern Pflanzenbeftandtheilen, 
an Orten, wo der Wechfel der Witterung feinen fehr bedeuten- 
den Einfluß hat, Eommen Mitte May ins Freye hervor, begat- 
ten ſich an fonnenhellen Zagen; nach einigen Stunden legt das 
Weibchen die Eyerchen einzeln zwifchen die Blattläufe auf obge— 
nanntem Schilfe und auf Weidenblättern, aus welchen fich nad 
acht bis zehn Zagen die Eleinen, weißen Larven entwideln. 
Diefe nähren fih Anfangs von den jüngften, nach einigen Ta- 
gen aber von den vollkommen ausgewachfenen Blattläufen, und 
erreichen nach zwanzig big vierundzwanzig Tagen, ohne fidy zu 
häuten, ihre vollfommene Größe. Dann befeftigen fie ſich mit 
einer Elebrigen Feuchtigkeit an eine ihnen zweckdienliche Stelle 
der Pflanze und erhärten, ohne die Larvenhaut abzuftreifen, zur 
Nymphe. Nach zehn bis zwölf Tagen entwidelt fich die Fliege, 
indem von der Nymphe nur der obere Theil der erften drey Leibs— 
einge abfpringt und die weiche Fliege mit fehr aufgedunfenem Kopfe 
und Hinterleib heraugkriecht. Nach beynahe einer Stunde be— 
kommt Kopf uud Sinterleib die ordentliche Form, während die 
milchweißen, ſehr verfelippelten Flügel fich zu zwey förmlichen 
Mafferfäden ausdehnen, aus welhen dann nach einer halben 
Stunde allmählic) das Waſſer ſich verliert und die Flügel ihre 
gehörige Bildung erhalten, 

Die Begattung folcher im Sommer entftandener Fliegen geht 
erft am andern, oft auch erft am dritten Tage vor fich. 

Ein Weibchen trägt zehn, hoͤchſtens fünfzehn Eyerchen. 


Befhreibung der verfhiedenen Lebensformen. 


Das Ey kaum 4 Lin. lang, 4 fo breit als lang, weiß, 
häutig, faft gleichdick, abgerundet. 

Die Made (Larve) volllommen ausgewachſen 14 bis 2 Lin. 
lang, faft 4 fo dick als lang, mit dreyzehn Leibgabfchnitten, in 
der Jugend ſchmutzigweiß, färbt ſich allmählich, und wird end: 
lich glänzend filbergrau, dicht mit Eurzen häufigen Dornen befest. 

Erfter Leibsabfehnitt (Kopf) im ruhigen Zuftande kaum ficht: 
bar, vorgeftredit beym Erfaffen einer Blattlaus 4 fo breit als 
der zweyte, dreymal fo lang als breit; zweyter Abfchnitt (Wor- 
berbruftabfchnitt) 3 fo breit und nur halb fu lang als der fol 
gende; dritter (Mittelbruftabfchnitt) nur wenig ſchmaͤler und 


999 


kuͤrzer als der vierte (Hinterbruftabfchnitt); die fieben folgenden 
alle faft gleichbreit und gleichlang, nur der legte derfelben wenig 
fchmäler, alle mit einem großen Länglichen, abgerundeten, durch 
eine tiefe Suche abgefonderten Viereck; zwölfter Leibsabſchnitt 
1 fhmäler und nur halb fo lang als der vorhergehende, am 
Hinterrande eingebuchtet, an den beiden Seiten des Hinterranz 
des mit zwey ſtark erhabenen MWärzchen, welche an der Wurzel 
und an der Hälfte mit ſechs, verhältnißmäßig ziemlich großen, 
fpigigen, etwas gefrummten, oben im Mittelpuncte aber mit 
zwey graben, Eurzen, abgerundeten Dornen befest find; drey— 
zehnter Leibsabfchnitt 3 fo breit und fait nur halb fo lang als 
der vorige, am Hinterrande fehr wenig eingebuchtet. 

Un der Unterfeite find feine Dornen, aber am 5. big ein: 
fchließlich eilften Leibsabfchnitt find zwey doppelte Duerreihen 
Eleiner, runder, ziemlich erhabener Wärzchen, welche ftatt der 
Füße zum Kriehen dienen; der letzte oder Afterabfcehnitt hat 
aber einen nicht unbedeutend erhobenen, ziemlidy großen Ning, 
welcher die Afteröffnung umfchließt und zugleich als Nachſchie— 
ber dienet. 

Die fihtbaren, dunkelbraunen, hornigen Mundtheife find im 
Kopfe und Borderbruftabfchnitt verborgen, beftehen in einem 
Pfluggeftell ähnlichen Gebilde, deffen walzenförmige Stange faft 
fo lang als die Gabel, an der Spike mit zwey Kerfklauen ähne 
lichen gehohlfehlten Zaͤhnen verfehen ift, melde an der Wurzel 
einen fehr Eleinen abgerundeten Gelenffopf haben, hinter welchem 
ſich die fehr kleine enförmige Mundöffnung befindet; die ‚Gabel: 
theile fo lang, aber faft nochmahl fo die als die Stange, find 
an der Wurzel gebogen, faſt walzenformig, unten gerifft, am 
Ende fo weit von einander entfernt, als fie lang find, fchräg 
abgefhnitten, in der ganzen Breite geöffnet und in häutige 
Schläuche übergehend. 

Die Nymphe bleibt gebildet, mie die ausgewachfene Made, 
da die Verivandlung nur darin befteht, daß die Madenhaut erz 
hartet und ſchwarz wird, nachdem fich die Säfte aus den häutis 
gen Dornen zuruͤckgezogen haben, wodurch nun die leeren, weis 
Ben, zufammengefchrumpften Dornen der Nymphe ein blaßgraues 
Unfehen geben. 


Befhreibung der Fliege. 


Artmerfmale. Glaͤnzend ſilbergrau, Schwinger weiß, Schen: 
fel und Schienen braun, Zarfen gelb, innere Querader auf der 
Mitte der milchweißen Flügel, Nandader braun. 


Größenverhältniß. 


Männchen und Weibchen find im Leben der Größe nach wer 
nig von einander unterfchieden, gewoͤhnlich 14 Kin. lang; der 
Kopf ſehr wenig ſchmaͤler, faum 4 fo lang als der Bruftkaften ; 
diefer etwas breiter als lang, faft 4 fo lang als der Hinterleib 
im Leben; der Hinterleib bey beiden Gefchlechtern doppelt fo 
lang. als breit, 4 fchmäler als der Bruftkaften, nur im trocke— 
nen Zuftande ift der des Männchens bedeutend Eleiner als der 
des Weibchens; Füße alle fait gleichlang, 4 länger als der Hin- 
texteib; Flügel wenig länger als die ganze Fliege, beynahe halb 
fo breit als lang. 

Körpertheile. 


Kopf von vorn rund, hinten grad abgefchnitten, nur in der 
Mitte etwas eingebuchtet;z Untergefiht unter den Fühlen tie 
eine Naſe vorragend; Stirn bey beiden Geſchlechtern gleichweit, 
aft 4 fo breit als der Kopf, bis in die Mitte des Geficht«s 


— — — — 
— — 


1000 


herabreichend, ſilbergrau, 
bb end. 

Augen ſchwarzbraun, filbergrau umfäumt, von vorn halb: 
Euglig, von der Seite ungleich herzförmig, mit tunden, ziemlich 
erhobenen, in graden Reihen ftehenden Zellen (beyläufig 235 
bis 240). 

Nebenaugen drey, glänzend dunkelbraun, rund, ſtark erhoben, 
im gleichfeitigen Dreyeck, zwey hinten, eines vorm, 4 der Stirn- 
breite von einander entfernt. 

Ruͤſſel ganz zuruͤckziehbar, vorgeſtreckt in der Mitte gelenkt, 
fo lang als die Fühler; der Vordertheil (nach Meigen bie 
Lefzen) vom Gelenke (nah Meigen vom Kinn) bis über die 
Hälfte feiner Länge gehohlfehlt, darinn 

die Oberlippe am Gelenfe eingefügt, gelb, hornig, fo lang 
und breit als die Hohlkehle (Rinne), faſt halb fo breit als lang, 
am Ende verſchmaͤlert, zugefpigt, die Unterfeite etwas ausgehöhlt; 

die Zunge an der Wurzel der Oberlippe gelb, hornig, etwas 
kuͤrzer und fchmäler als diefe, flach, vorn abgerundet. 

Oberkiefer oben am Vordertheile des Nüffels, hinter den Saug- 
lappen, braun, hornig, jeder Faum 4 fo breit als der Nüffel, 
nur fo lang als breit, fpisig, die inneren Seiten grade, die 
auferen gebogen, die Wurzeln mit der Ruͤſſelhaut verborgen 
verwachlen, an der Außenfeite zwey braune Borften. 

Unterkiefer hautig, mit den Wänden des Nüffelvordertheiles 
verwachfen; die Sauglappen blaßgelb, hautig (aufgeblafen), herz: 
förmig, faft fo lang und breit als des Nüffels Wordertheil, je: 
der mit 20 Saugröhren, an den Aufenrändern mit mehreren 
ungleichlangen, gelben Vorſten, die Vorder- und Hinterfläche 
mit Eurzen, gelben Härchen ziemlich dicht beſetzt; Mundoͤffnung 
£lein, länglichrund. 

Zafter an den Seiten der Kinnwurzel fißend, eingliedrig, dick 
hornig, dunkelbraun, halb fo lang als die Unterlippe, faft halb 
fo dit als lang, dicht mit kurzen, braunen Härchen, an der 
Murzel und am Ende zugefpist, an der Endfpige eine lange 
braune Borfte. 

Unterlippe dünnhornig, blaßbraun, mit den Rüffelwwänden an 
den Seiten verwachfen, fo breit als der Ruͤſſel, 4 länger als 
breit, am Vorderrande wellenförmig, unten in der Mitte etwas 
gebaucht. 

Kinn hornig, dunkelbraun, laͤnglich, halbEuglich, 4 breiter und 
länger als die Unterlippe. 

Fühler am Ende der Stirn, zwifchen den Augen entfernt 
eingefügt, fo lang als die Stirn breit, plattgedrüdt, dunkelbraun, - 
hornig, mit Eurzen Härchen, viergliederig, mit einer zwifchen dem 
deitten und vierten Glied aufrecht ftehenden viergliederigen Borfte 
(alfo eigentlich achtgliedrig); exftes Fühlerylied Faum 4 fo lang 
als der ganze Fühler, fo breit als lang, abgerundet gleichfeitig 
dreyeckig; zweytes Glied fo lang faft nochmal fo breit als das 
erfte, gleichlang, oben grad, mit drey Borften, unten flumpf ge: 
fpist; drittes Glied dreyedig, kaum halb fo groß als das erfte, 
oben grad, breit, unten geſpitzt; viertes Glied länglich abgerun- 
det, etwas breiter als lang; erftes Glied der Borfte fait läng: 
lich, nicht halb fo lang als das dritte Fühlerglied; zweytes Glied 
malzig, viermal fo lang, nur wenig dider als das erfte, auf der 
Mitte des Nüdens eine ziemlich lange Borfte; drittes. Glied 
wie dag erfte; viertes borftenähnlich, viermal fo lang als das 
zwepte, an der Wurzel faſt fo dick als das 3., allmählid bis 
zur Spite verfhmälert, mit fehr kurzen, dornähnlichen Borften. 

Schwinger zwengliedrig, fo lang als die Fühler, erſtes Glied 
braun, honig, kaum 4 fo lang als das zmepte, faft nur halb 


jwifhen den Fühlern eine Spitze 


4001 


fo did als Tangz zwehtes Glied (Schwingerkolbe) hornhäutig, 
weiß, dicht mit ſehr Eurzen Haͤrchen durchaus befeßt, der Stiel 
wenig kürzer alg der Kolben aber etwas ſchmaͤler als das erſte 
Glied, der Kolben faft gleichfeitig dreyedig, abgerundet, halb fo 
di als Lang. 

Schildchen abgerundet dreyedig, filbergrau, 4 fo breit als der 
Bruftkaften, wenig fürzer als breit, an den Seiten des Vor— 
derranded und an der hinteren Spige mit zweh (alfo mit vier) 
ſchwarzen Borften. 

Bruftkaften und Hinterleib glänzend filbergrau; erfterer fo 
breit als der Kopf, wenig Fürzer als breit, mit zwey etwas 
dunfleren Laͤngsſtrichen; legterer im Leben länglich eyrund, uns 


bedeutend breiter als der Bruftfaften, jedoch nochmal fo lang als‘ 


breit, mit fieben ungleihlangen und breiten Abfchnitten. 

Beine alle faft gleichlang, faſt fo lang als Bruftfaften und 
Hinterleib zufammen; Kinn, Enden der Schienen und Zarfen 
blaßgelbbraun; Schenkel und Schienen bunfelbeaiinz erftere bey= 
nahe 4 fo lang als das ganze Bein, 4 fo di als lang, an 
der Murzel und am Kinn wenig ——— und unbehaart; 


Schienen 4 Eürzer, am Ende kaum halb fo did als der Schen: 


fel, an der Wurzel kaum halb fo did alg am Ende, die des 
erften und Testen Paares mit zwey geraden Dornen bewaffnet, 
die: des Mittelpaares unbewaffnet; alle ſehr Eurz und dicht be— 
haart; Tarſen beynahe fo lang als Schenkel und Schienen 
zufammen, ſehr kurz und dicht lichtbraun behaart; erftes Glied 
fo lang als die übrigen vier zufammengenommen, 4 fo did als 
lang; zweytes Glied 4 fo lang und etwas fdjmäler als das 
zweyte; viertes nur etwas mehr als halb fo lang aber fo did 
als das dritte; fünftes Glied wie dag dritte, am jeder ‚Seite 
mit einer langen Borfte neben den Wurzeln der Klauen. 

Klauen lichtbraun, faſt fo lang als das legte Zarfenglied, 
fehr ſchmal, ziemlich gebogen, an der Wurzel ganz genähert, 
naͤchſt der Spitze verdidt. 

FHaftlaͤppchen getrennt, häutig, ‚gelb, mehr als halb fo lang, 
faum halb fo breit als das letzte Zarfenglied, fehr dicht mit 
Eurzen Haͤrchen bededt. 

Flügel. fo lang als der Bruftfaften und Hinterleib im Leben, 
faſt halb fo breit als lang, am Ende abgerundet mit zarten 
weißen Haͤrchen; Nandfeld 4 fo breit als der Flügel, mit ſtar— 
er, mit £urzen Borften bemimperter Randader und zwey nadten 
inneren Längsadern; Mittelfeld etwas breiter als das Randfeld, 
gegen den Hinterrand bedeutend erweitert, mit einer Laͤngsader, 
welche von der inneren Nandfeldhauptader fo meit entfernt ift 
als die Mittelader deffelben, und faft in der Mitte des Flügels 
durch eine kurze QDuerader mit der inneren Nandfeldhauptader, 
beynahe an der Wurzel durch eine etwas fürzere und über der 
Mitte gegen Außen durch eine nochmal fo lange mit der inne: 
ten Nathfeldhauptader verbunden; das Nathfeld an der Wurzel 
faft fo breit als das Mittelfeld gegen Aufen, läuft etwas Über 
der Mitte des Hinterrandes in eine Spige aus und bat Feine 
innere Zwiſchenader. 

An der Wurzel find die Flügel um mehr Als die Hälfte ver— 
ſchmaͤlert, und haben ein hornhäutiges, faſt vierediges, abge— 
rundetes Plättchen. 


Erklaͤrung der Abbildungen Taf. IX. 

Fig. 1. die Fliege; Fig. 2. Schwinger; Fig. 3. ein Klauen: 
glied; Fig. 4. Fühlhorn; Fig. 5. Ruͤſſel eingezogen von 
unten; Fig. 6. berfelbe vorgeftredt von oben; Fig. 7. ders 
felbe von unten; Fig. 8. derſelbe von der Seite; Fig. 9.8. 


Iſis 1818, Heft 12. 


1002 


Oberlippe; Fig. bb. Zafter ber Unterlippe; Fig. ce. Ober: 
Eiefer; Big. 10. Zunge; Fig. 11. Unterlippe von der 
Seite; Fig. 12. Sauglappen als Theil der Unterkiefer; 
Fig. 13. Made; Fig. 14. Stigmatenträger; Fig. 15.2. 
die hornigen Mundtheile von unten; ig. 15.b. von der 
Seite; Fig. 15.0. Oberkiefer ſehr vergrößert; Fig. 16. ein 
Theil der DOberhaut der Made. 


Das ſubhercyniſche Becken um Quedlinburg 
in geognoflifch-paläontologifcher Beziehung. 


Seit der Abfaffung des unter diefer Ueberfchrift im vorigen 
Hefte ©. 833. mitgerheilten Auffages ift die Gegend um Quedlin- 
burg mehrfach unterfucht und die Nefultate diefer Unterfuchungen 
öffentlich bekannt geworden. Da die Sfis mit diefem Hefte 
gefhloffen wird: fo geftattet der Naum nicht das Thema in 
genügender Ausführlichkeit durchzuführen. Sc, verweife da: 
her die Leſer der Iſis auf meine Differtation: De geognostica 
septemtrionalis hereyniae fastigii constitutione (Merfeburg 
bey 8. Garke), ferner auf meine Gaea excursoria germa- 
nica (Leipzig bey E. Kummer), auf „das Duaderfandftein- 
gebirge oder Kreidegebirge in Deutfchland von H. B. Geinitz 
(Freiberg bei Graz und Gerlach) und vorzüglih auf eine 
Abhandlung Beyrichs über die Gegend um Quedlinburg im 
dritten Hefte der Geologifhen Zeitung von 1849, worin gerade 
das Kreidegebirge einer gründlichen Unterfuchung unterworfen ift. 
Die Verfteinerungen des Kreidegebirges bearbeite ich gegenwärtig 
in einer befonderen Monographie. Dr. Giebel. 


Philosophical Transaetions 
of the royal Society of London. 


Mir haben ein Verzeichniß dieſer Abhandlungen geliefert vom 
Jahr 1790 bis 1824. in der Iſis 1836. S. 813; ſodann 
Auszüge vom Jahr 1825. bis 1835. Sfis 1836. ©. 576. 
Wir fahren nun fort, indem mir bloß das Naturhiftorifche 
ausheben. Sahrgang 1836. 4. 620. Taf. 39. 

&. 21—26. A. Caldeleugb, über das große Erdbeben in 
Chili am 20. Hornung 1835. mit einer Charte. 8. 1. 

©. 35—48. D. Brewfter, über den anatomifchen und 
optifhen Bau der Gryftalllinfe I. I. 4. Es find die Linfen 
von vielen Haarthieren, Lurchen und Fifchen verglichen. 

©. 49-56. 8. Horner und D. Brewfter, über eine 
fünftlihe Subftanz, welche wie die Schale von Perlmutter 
ausſieht. Es war eine metallifch = glänzende SIneruftation an 
einer hölzernen Radbüchfe einer Spinnmaſchine mit einem blätte- 
tigen Bruch wie Mufchelfchalen, 

Se 149 —175. Ch. Daubeny, über die Mirfung des 
Lichtes anf Pflanzen und der Pflanzen auf die Luft. Seht 
zahlreiche Verfuche mit vielen Abänderuugen und mit verſchieden 
gefaͤrbtem Licht. 

©. 343-376. 1. P. W. Philipp, über die Kräfte, von 
melden die Lebens-Verrichtungen der vollfommneren Thiere 
abhängen. 

©. 497. Tr. Tiedemann, das Hirn des Megerd, ver: 
glihen mit dem des Europders und des Drang-Utangs T. 30- 
35. Schöne Abbildungen des Hirns zum Theil mit Durchſchnit— 
ten vom Neger von allen Seiten, von der Frau eines Bufch: 
manns, von Simia satyrus, troglodytes. 


63 * 


1003 


S. 529. ©. Newport, Über dag Athmen ber Kerfe T. 36, 37. 
Abgebildet die Luftröhren der Raupe von Papilio brassicae, der 
Sliege von Bombus terrestris, Phalaena vinula, Papilio ur- 
ticae; desgleihen das Nervenſyſtem, alles ungemein vergrößert. 
Daben Verſuche Über die Lebensdauer von 21 Kerfen in einer 
gewiffen Menge von Luft, Wafferftoffgas, Kohlenfäure, Chlorine 
und Waſſer; viele erholten fich wieder nach einer gewiffen Zeit. 

©. 567. ©. Solly, über den Zufammenhang der vorderen 
Stränge des Rüdenmarfs mit dem Hirnlein T. 38. 

©. 571—616. J. D. Forbes, über die Temperatur der 
heiten Duelfen. 


Jahrgang 1837. 446. Taf. 27. 

©. 87—%. R. Owen, über den Bau des Hirns der Beu: 
telthiere T. 5—7. Es find abgebildet die Hirne von Castor 
fiber, Midas rufimanus, Phascolomys wombat, Macropus 
major, Dasyurus ursinus, Didelphys virginiana, Equus 
asinus. Da3 Hirn der Pflanzen freffenden Beutelthiere ift größer 
und hat mehr Windungen als das der Fleiſch freffenden. Ben 
den Nagthieren und den SKerffreffern fehlen die Windungen, 
woran aud) die DBeutelthiere arm find; auch zeigen fie wenig 

geiſtige Eigenfchaften. Es wird befonders das Hirn des Bibers 

mit dem des MWombats verglichen. Den Beuteltbieren fehlt 
das Corpus callosum et Septum lucidum; fie gehören daher 
auch in diefer Hinficht zuſammen. 

©. 259. G. Newport, über die Temperatur dee Kerfe 
und ihren Zufammenhang mit Athmung und Kreislauf. Sehr 
zahlreiche Verfuche mit Larven, Puppen, liegen aus verfchie- 
denen Ordnungen; Schlaf, Winterfhlaf, Hummel, We: 
fpen= und Ameifennefter, Temperatur der Bienenftöce, befonders 
während des Winters; Athmung, Kreislauf, Pulfation, Auss 
dinftung. Die Wärme hängt vom Athmen ab. 

©. 339—345. Ih. und W. Jonas, über die erfte Verändes 
ung der Eyerlein bey Hanrthieren nach der Befruchtung und 
über die Entftehung des Chorions T. 16. Eyerchen vom Ca— 
ninchen, Froſch und Molch abgebildet. 

S. 365. Th. A. Knight, uͤber die erblichen Neigungen der 
Thiere. Die Verſuche mit den ſogenannten Schnepfenhunden, 
welche man nicht weniger als 60 Jahre lang beobachtet hat. 

&, 371. Sr. C. Skey, über den einfahen Bau der Mus: 
Belfafer 3. 16—19. Vergrößerungen von 200— 600. 

©. 387. U. Favre, über den feinern Bau der Polypen mit 
MWimper- Armen nebft einer natürlicheren Anordnung derfelben 
T. 20—27. Ein fehr wichtiger Auffaß, der fi) aber ohne 
Abbildungen nicht ausziehen läßt. Sehr vergrößerte Figuren 
von Bowerbankia densa, Vesieularia (Sertularia) spinosa, 
Valkeria (Sertularia) euseuta, Lagenella repens, Halodac- 
tylas diaphanus (Alcyonium gelatinosum), Notamia (Cel- 
lularia) loriculata, Membranipora (Flustra) pilosa. Es 
find hier fehr genaue anatomifche Zerlegungen. 

Er hat Eeine Spur von Nerven entdeden Eönnen, obſchon 
die Thiere ſehr empfindlich find, ihre Nahrung auswaͤhlen und 
nicht in verdorbenem Waffer bleiben. Das beftändige Flimmern 
der Wimpern fcheint mit dem Athmen zu fchaffen zu haben, 
vielleicht auch die beftändige Erweiterung und DVerengerung des 
Schlundkopfes; ein Gefäßfpftem aber war nicht zu entdeden. 
Die zufammengefegten reproduciren fich auf zweyerley Urt, durch 
Gemmae von grmeinfhaftlihem Stod, und durch gewimperte 
Gemmulae im Fruͤhjahr von den Individuen. Diefe find den 


1004 


Eltern nicht ähnlich, und müßen daher eine Metamorphofe 
erleiden. 

Diefe Thiere haben einen freyen Nahrungscanal mit Mund 
und After, bilden daher offenbar eine eigene Claffe: Cilobran- 
chiata, wozu die Bryozoa et Polyzoa gehören. Die Unter: 
Adtheilungen koͤnnen von der Verfchiedenheit des Nahrungscanals 
genommen werden, An- oder Abmwefenheit des Kauorgang, Lage 
des Afters; auch die Geftalt der Zellen und die Lage ihrer 
Deffnung fo mie der Dede. Bey feitliher Deffnung ift bis— 
weilen ein Kauorgan vorhanden und der Dedel meift einfach; 
bey der Deffnung am Ende ift der Dedel mehr zufammenge: 
feßt. Die Kennzeihen vom Stamm find unwichtig, auch die 
Zahl der Arme, Verwandt find fie den Tunicata et Roti- 
fera; bey jenen die Fuͤhlfaͤden kuͤmmerlich am Eingang des 
Athemſacks, weldher dem Schlund der Ciliobrachiata entfpricht; 
die Wimpern auf deffen ganzen Oberfläche. Der unmittelbare 
Eingang des Darmcanals oder der .eigentlihe Mund auf dem 
Boden des Sacks entfpricht der Cardia bey den Giliobrachiaten; 
der übrige Darm und die Lage des Eyerftods bey beiden ziem— 
ih gleih. Mit den Notiferen ift die Verwandtichaft näher; 
hier die Wimpern nicht auf Armen, fondern auf £urzen Lappen; 
Schlundkopf fehr kurz, führt zum Kauorgan am Eingang des 
Magens, wie bey Bowerbankia; Leibes- Muskeln bey beiden 
gleich; Reproduction aber und Rage des Afters verfchieden. 

Es bleiben nun noch zwey andere Typen: Hydra et Ac- 
tinia. Jene gänzlich) von den Ciliobrachiaten verfchieden; Leib 
förnig, Eein befonderer Magen, nur eine Deffnung, feine Wim: 
pern und feine Muskeln zum Einziehen in ihre Zellen, und Eein 
Dedel; bilden eine befondere Glaffe: Nudibrachiata, abgebildet 
von Kifter in phil. Transact. 1834. Reproduction ben beiden 
gleich, gemmipara et gemmulipara. 

Die Actiniformes begreifen in fi die Rinden= Polmpen und 
die Actinien. Magen getrennt, nur mit einer Deffnung; bey 
den letzteren ſteht er in Verbindung mit der Leibeshöhle dahin- 
ter und diefe ift durch Scheidwände vom Magen zu den Leibes— 
feiten getheilt; die Kammern gehen in die röhrigen Arme über, 
in welchen immer Flüffigkeit auf» und abfteigt. Sie fcheinen 
zum Athmen und zum Ergreifen zu dienen; haben feine Wim— 
pern, die von Gorgonia, Xenia etc. find gezähnt, fo daß die 
Zähne je einem Arm der Actinia entfprehen. Alle haben be- 
fondere Eyerftöde, welche gewimperte Gemmulae hervorbringen. 
Sie follen Anthozoa heißen; ftehen unmittelbar unter den 
Ucalephen und Echinodermen. Asterias hat auch nur eine Ma- 
genmündung, aber er fteht nicht mit der Leibeshöhle in Verbin: 
dung, fondern ift ganz gefchloffen. Die gezähnten roͤhrigen 
Fühifäden der Minden: Polypen entfprechen den Strahlen und 
den Athemröhren der Actinien; in beiden läuft Flüffigkeit wahr: 
fheinlih zum Athmen. Die Lage und Geftalt der Eyerſtoͤcke 
ift bey beiden gleich; bey den "crinoidifchen Thieren überdieß ein 
Stamm. 

Zwifchen den Anthozoen und Acalephen ift der Uebergang 
allmählih. Die Polypen alfo theilen fich in drei Glaffen. 

©. 427—429. T. 3. Nemwbold, über das Ipoh- oder Upas— 
gift, welches die Sacun auf der malaifchen Halbinfel brauchen. 
Zubereitungs= Art und Wirkung. Man ftreicht e8 an einen 
Pfeil nur 8" lang und fo dick wie eine Mabenfeder; e8 mird 
durch ein Blasrohr gefchoffen. Sunge Hunde ftarben in 4O 
Minuten, ein Huhn in 2 Stunden. Man nimmt es von der 
Ninde dreyer Bäume: Ipoh, Zuba und Kopah; Gegengift vom 
Straud) Lemmahzfapiting. 


1005 ° 


Jahrgang 1838. 414. T. ti. 


Enthält faft nichts als Abhandlungen über Electricität von 
Faraday; über Licht von Baden-Powell; Farben von 
Brewſter; Lichtörehung von Yvory; Ebbe und Fluth von 
Whewell. 

S. 283. Sohn Davy, Verſuche über das Blut und die 
Athem⸗Theorie. Mir Eönnen diefen Übrigens wichtigen Aufſatz 
nicht ausziehen. 

©. 301. Martin Barry, Unterfuhungen in der Em: 
bryologie %. 5—8. Das ift ein fehr wichtiger Auffag, der fich 

aber ohne die Abbildungen nicht ausziehen läßt. Es find ab: 
gebildet Eyerchen von Haarthieren, Vögeln, Lurchen und Fifhen. 
Alles Hiftorifhe ift daben berüdfichtiget. 

- ©.351. 9. Mofeley, Über die geometrifchen Geftalten ber 
kreiſel- und Icheibenföormigen Schnedenfchalen T. 9. 

©.371. &. Wheatftone, Benträge zur Phnfiologie des 
Se Erfeinungen bey dem Sehen mit zwey Augen. 
3. 


er — R. Rigg, Verſuche uͤber den Einfluß des Stick⸗ 
gaſes auf das Wachsſthum der Pflanzen. 

S. 408. Derſelbe, über die Entwicklung des Suchels 
während des Wachsthums der Pflanzen. 


Jahrgang 1839. 433. T. 10, 


©.83. Th. Maclear, Fall eines Meteorfteins am Vor— 
gebirg der guten Hoffnung, zerlegt yon M. Faraday. Be— 
ſteht aus viel Eifenorydul, Kiefel- und Zalkerde, wenig Waf: 
fer, Zhonerde und Schwefel, fehr wenig Kalkerde, Nickel- und 
Chromfalf, Spur von Kobalt und Soda. 

S. 111. J. F. W. Sohnfton, über die Beftandtheile der 
Harze ; Sortfeßung ©. 281. 

&.139. Sohn Davy, Über die männlichen Organe der 
Knorpelfiſche. 

Sind beſchrieben von Torpedo, Raja clavata, batis, Scyl- 
lium edwardii. Die fußartigen Anhängfel der Männden fol- 
fen nid)t den Füßen entfprehen, fondern den Ruthen, weil fie 
Drüfen haben. Schon Ariftoteles fagt, diefe Thiere hien— 
gen bey der Paarung zufammen wie die Hunde. 

©. 307—380. M. Barry, Embryologie, zwenter Aufſatz 
Taf. 5—9. Sehr genaue und wichtige Unterfuhungen über 
die allmählihe Bildung, Ablöfung und Entwidelung des Eyer— 
chens. Auch die Bildung der Pflanzen = Zellen wird betrachtet. 

©.381. W. Hopkins, Unteefuhungen in der phnficalis 
fchen Geologie. Erkältung der Erdkugel; Proceffion und Nu: 
tation. 

Jahrgang 1840. 620. T. 30, 


©. 177. Maclear, Weiteres über den Fall des Meteorfteins. 

©. 193. Hopkins, phyſicaliſche Geologie U. Proceffion ıc. 

©. 245—254. Ch. Bell, über das Nervenfpftem, Rüden: 
marf3:Nerven, Athemnerven. 

©. 341. Sohnfton, über die Harze IV. und V. 

©. 457—502. W. Bowman, über den feineren Bau und 
die Bewegung der willkuͤhrlichen Muskeln T. 16—19. Mus: 
felfafern von Haarthieren, Vögeln, Lurchen, Fiſchen und Kerfen, 

©. 529—593. Barry, Embryologie HI. T. 22—28. Die 
Figuren gehen von 156-253. alle vom Eyerchen des Ganinchens. 

©. 595—612. Derfelbe, über die Blutkuͤgelchen T. 29. 
30. Es find 20 Figuren, alfe von Ganinchen. 


1006 


Jahrgang 1841. 312. 


©. 41. D. Brewſter, über eine merkwürdige Eigenfchaft 
des Diamants. 

S. 69. W. Bowman, Zufag über die Zufammenziehung 
der Muskeln 8. 2. 

©. 99. G. Newport, Über die Fortpflanzungs:Organe und 
Entwidelung der Myriopoden T. 4. 4. Abgebildet die Fort 
pflanzungs-⸗Organe von Julus terrestris, Ey nebſt deffen Ent— 
widlung ſowie des Keims von Zag zu Tag. 

©. 131. 6.4. Mantelt, über einen Unterkiefer von Igua- 
nodon und Stüde von Hylaeosaurus und Andern aus dem 
Zilgate Forft Te 5—10. Abgebildet Zähne von beiden, auch 
andere Knochen, befonders Mirbel. 

©. 153. Derfelbe, verfteinerte Schildfröten aus der Kreide. 
Taf. 11. 42. Emys benstedi. 

©. 159. 3. Zopnbee, über die Gefäßlofigkeit thierifcher Ge— 
webe, wie Knorpel, Hornhaut, Kinfe uſp. &. 13—16. 

&. 195. Barry, über die Chorda dorsalis. 

S. 201. Derfelbe, über die Blutförperchen I. T. 17 bis 
19. Haarthiere, Vögel, Lurche, Fifhe, Auftern, Hummer, 
Blutegel. 

©. 217. Derfelbe, über daffelbe II. 3. 20—25. 

©. 269. R. Lee, über die Nervenknoten der Bärmutter 
3.26 und 27. 

Sahbrgang 1842. 308. T. 26. 


©.43. W. Hopkins, phnficalifhe Geologie IL. 
der Erdrinde und Zuftand derfelben. 

©. 57. W. Bowman, über den Bau und die Verrichtung 
der malpighifchen Körper in den Nieren T. 4. in wichtiger 
Auffag mit feinen Cinfprigungen und microfcopifchen Unter: 
fuchungen. Die Gefäße fteden zufammengefnäuelt in den ge— 
nannten Körpern wie in Blafen. Der Kreislauf in den Nieren 
wird auch mit dem in der Leber verglichen. Die Abbildungen 
aus Pferd, Meerfchweinhen, Papagey, Riefenfhlange, Froſch, 
Menſch. 

S. 81. G. A. Rees, chemiſche Beſtandtheile des Milchſafts. 
Faſt nichts als Waſſer und etwas Eyweiß nebſt Spuren von 
Salzen und Fett. 

S. 89—135. Barry, über die Faſer &. 5—11. mit 157 
Abbildungen faft aus allen. Thierclaffen, auch aus Pflanzen. 

©. 157—163. W. Addifon, Über die lekte Vertheilung 
der Luftgaͤnge und die Bildung der Luftzellen in den Lungen 
8.12 


Dicke 


©. 173—179. R. Lee, Nervenknoten der Baͤrmutter T. 14. 

©. 215—224. J. S. Bowerbank, uͤber die organiſchen 
Gewebe der Corallenſtaͤmme T. 16. 17. Millepora, Celle- 
pora, Paronia, Nullipora, Agaricia, Anthopora. 

©. 275—308. R. Kane, zur chemiſchen Geſchichte des Pal: 
lads und Platins. 


Sahrgang 1843. 336. ⁊. 18. 


©. 7—16. ©. €. Hoskins, Zerlegung  phosphorfaurer 
Harnfteine aus der Blafe. 

©. 33. 34. M. Barry, Samenthierchen, beobachtet im Eyer- 
chen der Haarthiere. Ich babe früher gefagt, dag man in der 
dien, durhfichtigen Haut (Zona pellucida) des Eyerchens eine 
Deffnung wahrnehme. Jetzt bemerkte ih in einem En 24 
Stunden nad der, Paarung aus der Muttertrompete eines Ca— 


ninchens mehrere Samenthierchen; die Deffnung war nicht mehr 


1007 


fihtbar; daſſelbe ſah ich wiederholt in einem etwas jüngern Ey 
aus einem andern Ganindyen. 

&.233. U. Farre, über dad Hörorgan der Cruſtaceen 
T.9. 10. Hummer, Pagurus streblonyx, Astacus fluviati- 
lis, Palinurus quadricornis. 

©. 243. Ch. Newport, über den Bau und die Entwidelung 
des Merven= und Blutſyſtems bey den Mpriopoden und lang= 
ihwänzigen Arachniden T. 11—15. Haben einen vollftändigen 
Kreislauf. Julus terrestris, Polydesmus, Geophilus, Scor- 
pio, Scolopendra. 

&.329—-332. W. H. Pepys, über die Athmung der 
Pflanzenblätter X. 18. 


Sahrgang 1844. 328. 2.19. 


©. 53-56. ©. Fownes, Phosphorfiure in vulcanifchen 
Sefteinen. 

©. 57. 3. Davn», Bemerkungen über thierifhe Wärme. — 
Pelamys sarda, Homo. . 

S.65-85. N. Owen, Befhreibung gewiffer Belemniten, 
welche fich im Oxfordlehm mit weihen Theilen erhalten haben 
T. 2—8. 

Eine umftändliche und genaue Darftellung der Schale und 
vieler weicher Theile, mie fie von diefem geſchickten, kenntniß— 
reichen und fcharffinnigen Anatomen zu erwarten ift. Der Be: 
femnit verbindet die Kennzeichen von 4 Sippen der zweykiemi⸗ 
gen Gephalopoden: Spirula, Sepia, Sepiola et Onychoteu- 
this und fteht am beften zwifhen Spirula et Sepia. Er hat 
den Sipho am Bauchrande wie die innere Fammerige Schale 
von Spirula; der Endſtachel des fogenannten Nüdenbeing der 
Sepia entfpriht der fpathigen End» Scheide des Belemniten; 
die convere, bintere breite hornige Platte mit zerreiblicher Kalk— 
materie entfpricht der Gapfel des Eammerigen Kegels; die zwey 
Floffen des Belemniten find kuͤrzer und breiter und liegen et= 
was vor der Mitte des Keibes, ziemlich wie bey Rossia et 
Sepiola; hatte wahrfcheinlich zwey Fühlfäden und zehn Arme, 
jeder 15—20 Paar Haken an Saugnäpfen, wie Onychoteu- 
this. Das Thier hatte einen Außeren Mantel, woran die Floſ— 
fen, einen Trichter, Hebmuskeln deffelben, fich Ereuzende Mus: 
£elfafern am Kopf, Augen, eine Muskelhaut am Magen und 
einen Dintenbeutel, eine hornigen Kiefer. Der Leib war viel 
länger als die Schale. Die Haken find ungemein groß. Das 
Thier war ohne Zweifel meiftens aufrecht im Waſſer und Eonnte 
ſchnell vor und ruͤckwaͤrts [hwimmen, Fifhe mit den Hafen 
faffen und abwärts ziehen. Der Verfaffer hat aud die Mus: 
£elfafern microſcopiſch unterfucht. Auf Taf. 8, welche leider 
unſerm Exemplare fehlt, hat er eine Abbildung des hergeftellten 
Thieres gegeben: dem Nautilus, Orthoceratites, Baculites, 
Ammonites etc. fehlt der Dintelbeutel. Man fennt ed nun 
faft fo genau, als eine lebende Dintenfchnede. 

©. 283. ©. Newport, über die Erfeßung verlorner Theile 
ben Moriopoden und fliegenden Kerfen T. 14. — Julus ter- 
restris, Alopus (Phasma) cocophages, Vanessa urticae. 
Der Berfaffer hat mit verfchiedenen Sippen der Sulen und 
Scolopendren Verfuche angeftellt; ebenfo bey der Naupe von 
Vanessa urtieae. Sie haben die abgefchnittenen Füße wieder 
erfeßt, es ift dazu wenigftens eine Hautung nöthig; Wunden 
ben Raupen heilen fehr leicht, wofern nicht Eingeweide vordrin= 
gen oder ber Blutverluft zu groß wird, Es bildet fich in der 
Munde ein Blutpfropf und ein Scorf mie bey den höhern 
Thieren. 


1008 


S. 295. J. Simon, Über die vergleichende Anutomie der 
Schilddruͤſe. Die beiden Drüfen nahe am untern Kehlkopf der 
Vögel find wirklich Schilddruͤſen wie bey den Haarthieren. Sie 
finden fi bey allen Vögeln und befommen ihr Blut von der 
Stelle, wo die Vertebral: und Droffel-Sclagadern ſich theilen. 

Bey den Lurchen hat man diefe Organe verfanntz fie finden 
fih bey alten, Bojanus hat fie bey der Sumpfſchildkroͤte 
abgebildet; aber für die Bröfe (Thymus) gehalten. Sie liegt 
über dem Grunde des Herzens zwifchen der rechten und linken 
Droſſel-Schlagader; die Achte Broͤſe Liegt nicht in der Mitte, 
fondern jederfeits außerhalb der Droffel-Schlagader zwiſchen ihr 
und ber Schlüffelbein-Schlagader. 

Ziemlich fo beym Grocodill; bey den Amphisbinen wie bey 
den Schlangen. , 

Bey den Eichdechfen liegt fie verfchieden; bey manchen eins 
fach, bey manchen doppelt, bald weiter vorn, bald weiter hinten. 

Unter den Lacertiden ift fie einfach, und querliegend auf der 
Luftroͤhre bey Lacerta et Tejus; bei den Monitoren doppelt, 
nah unten verbunden mit der Bröfe. 

Unter den Iguaniden ift fie einfady und quer bey Agama 
et Iguana; bey Istiuras doppelt, wie bey den Monitoren. 

Bey den Gedetiden, Chamäleoniden und Scinciden wie bey 
Lacerta einfach und quer; Chamäleon weiter vorn gegen das 
Zungenbein. 

Bey den aͤchten Schlangen liegen Broͤſe und Schilddruͤſe dicht 
beyſammen und find ſchwer zu unterſcheiden. Die letztere liegt 
wie beym Grocodill über dem Grunde des Herzens zwifchen der 
rechten und linfen Droffel-Schlagader, beiderfeit$ etwas durch) 
die Bröfe verdedt; bey den meiften liegt viel Fett davor, 

Unter den nadten Lurchen bat Carus die Schilddräfen beym 
Ftoſch erkannt, ihrer zwey an den Droffel-Schlagadern bey den 
Hörnern des Zungenbeins. Huſchke fagt, fie feyen wahr: 
foheinlich eine Verfrimmung der Kiemen, was aber durch Me- 
nobranchus lateralis wiederlegt wird, weil Diefer neben den 
bleibenden Kiemen doch die Schilddrüfe hat. Sch habe gefehen, 
daß fie hier aus zwey Stuͤcken befteht, verbunden mit dem uns 
tern Rande des Zungenbeind; bey Menopoma ebenfo. 

Das beweift nicht viel: denn diefe Lurche haben nicht Fünf 
Kiemenpaare wie die Fiſche. D. 

Bey den Molchen wie bey den Fröfchen. i 
Auch bey dem abweichenden Lepidofiren fcheint die Schildbrüf 
vorzufommen. Biſchoff bat ein Kleines, drüfiges Organ entz 
dedt am Ende eines jeden Zungenbein-Horns, hält fie aber für 
Speicheldrüfen, fagt jedoch, fie hätten feinen Ausführungsgang. 
Ich balte fie daher für Schilddrüfen, weil fie ebenfo liegen wie | 
bey Menopoma et Menobranchus. | 

Diefer Umftand ift alfo ins Neine zu bringen. 


Sifde j 
Meines Miffens fpricht hier niemand von einer Schildbrüfe: | 
bey vielen ift fie jedoch unzweifelhaft vorhanden; ich habe fie 
gefunden bey Cyprinus, Anableps, Esox, Exocoetus, Ga- 
dus, Morrhua, Merlangus, Anguilla, Acipenser, Callor- | 
rhynchus, Squalus, Raja, zweifelhaft bey Petromyzon, | 
Scheint. jedoch zu fehlen ben Perca, Mugil, Trigla, Scom- | 
ber, Tinca, Salmo salar, fario, Clupea, Pleuronectes, 
Hipposlossus, Rhombus, Solea, Cycelopterus, Gymnotus 
et Balistes. } 
Indeffen bin ich daruͤber nicht ganz ficher, weil diefe Druͤſen 
an drey verfchiebenen Drten liegen. 


‚1009 


Bey den Knorpelfiihen und beym Aal ift fie einfach und 
liege in der Mittellinie an ber vorderen Fläche ber Knorpel, 
welche die Kiemenbögen mit einander verbinden, bald mehr, bald 
meniger weit vorn, bisweilen am Zungenbein, aber immer ba, 
wo der große Stamm der Branchial-Aorta feine legten Zweige 
abgibt; erhält ihr Blut von einem rüdlaufenden Aft aus ber 
erften Kiemenvene, aber nichts aus der Kiemenarterie. 

Bey den Gadiden ift fie doppelt und liegt gegen die Mir 
belfäule des erften Kiemenbogens uſp. Sie mag liegen, wo 
fie will, fo befommt fie immer ihr Blut aus der erften Kies 
menvene, Die Sache wird ſchwierig, weil die Drüfe wahr: 
fcheinlih im Verhältniß zu einem andern Organ fteht,‘ nehm 
lich mit dem Anhängfel am Kiemen-Apparat, welches als eine 
Huͤlfskieme betrachtet wird, an der erften ächten Kieme. Iſt 
vielleicht einerley mit der Schilddrüfe; beym Stör find jedoch 
beide vorhanden. 

Das fcheint mir gerade ein Beweis, daß die Schilddrüfe 
nichts anders ift, als ein Weberbfeibfel der Kiemengefäge. O 

©. 305—320. E. Wilfon, über den Bau und die Ent- 
wicklung eines SchmarogertHiers in der Haut des Menfhen — 
Entozoon follieulorum T. 15—17. 

Dr. Simon aus Berlin hat diefes Thierchen in ber ſchmie— 
rigen Subftanz der follieuli pilorum der menſchlichen Haut 
entdedt, in Müllers Archiv 1842 befchrieben und zu den 
Milben geftellt, wohin es aber nicht gehört. Ich habe mich 
6 Monate lang damit beſchäftigt. Ich habe Feine bemeglichen 
Drgane im Munde gefunden, dagegen Augen, Eyer, die Ent- 
wicklung des befonders geftalteten Embryos; es Eann den Kopf 
in die Bruft zurüdziehen. Das Thierchen ift ungefähr 4’ 
lang. Der Bauch ift geringelt; es hat fein Haustellum wie 
Acarus. Die Stelle im Syſtem ift ſchwer zu beftimmen. 

Man findet das Thierchen faft bey allen Perfonen, doch häufi- 
ger bey alten mit einer fchlaffen Hautz bey manden zwey bis 
drey in einem Follieulus, bey anbern bis 15, der Kopf eins 
waͤrts gerichtet, bey mehreren die Köpfe beyſammen; meiftens 
an der Naſe, doch aud) an den Gliedmaaßen. Mit der Schmiere 
werden fie ausgeftoßen. Man kann fie ausdrüden (merkmuͤrdig, 
dag das Volk diefe Schmiere Miteffer nennt.) Man thut ſo— 
dann die Maffe in Baumöl und drüdt fie zwifchen Glastafeln. 
Dann fieht man fie ftundenlang in Bewegung. Sch fah fie 
noch lebendig in einer Reiche, die fhon 14 Zage todt war. 
Mit einem Glas, das 50mal vergrößert, fann man fie deutlich 
erkennen. Sie find mehrere Mal länger als dick und abge— 
‚theilt in Kopf, Bruft und Bauch. Am Kopfe zwey arımartige 
‚Drgane und dazwifchen zwey Fuͤhlfäden; jene drei bis vierglied> 
tig wie Palpen, das legte lied oder der Carpus wieder vier- 
oder fünfglicdrig. Sie fönnen fih nach allen Richtungen bes 
wegen und auch zurücziehen. Born am Kopf eine Art Ober- 
lippe, unter der vier Paar gegliederte Fühlfäden, gegen den 
Nacken zwey andere. An der Bruft ftehen 4 Paar Füße, drey— 
gliedrig. Bauch viel länger und dünner, hinten der After, 

Es ſcheint zwey Abarten zu geben, eine größere‘ und 
duͤnnere, eine fürzere und didere; die Embryonen find auch bey 
Beiden verfchieben. Es wird Alles aufs Genauefte befchrieben, 
fo daß wir nicht folgen Eönnen. Sch halte eg für einen Wurm, 
Gray am brittifhen Mufeo für einen Verwandten der ento- 
moftracifchen Gruftaceen, alfo der Lernaͤen. 

In den. Abbildungen zeichnet der Verfaffer: zwey Ober— 
lippen = Palpen, drey Unterlippen: Palpen, dazwifchen Marillen, 
zwey Augen. Die Entwidlung der Eyer ift zahlreich abgebil- 

Iſis 1848. Heft 12, 


1010 


det. Es find 42 Figuren. Das fonderbare Thier hat aller: 
dings die größte Aehnlichkeit mit den Lernaͤaceen. 


Sahrgang 1845. 373, enthält größtentheils nur Phyficalifches. 


S. 179. Ch. Daubenpy, über den Wechfel der Aernten 
und die Menge von unorganifchen Materien, welche verfchiedene 
Pflanzen unter verfchiedenen Umftänden dem Boden entziehen. 

©. 253—262. ©. Fownes, über, die Eünftlihe Bildung 
einer Pflanzenlauge. 

©. 233. ©. Matteucci, electrosphyfiologifche Unterfuchun: 
gen: Muskelſtröme; Ströme beym Froſch; inducierte Con— 
tractionen. 

©. 319. Sohn Davy, über die — des Menſchen. 

S. 335. H. B. Jones, chemiſche Zerlegung des Harns. 


Jahrgang 1846. 647. tbb. 36, 


©. 1—62. M. Saraday, Unterfuchungen über die Electri⸗ 
tät. Reihe XIX 

©. 63. W. Sones; die Blutkörperchen betrachtet in ihren 
verfchiedenen Entwidlungszuftänden in der Thierreihe T. 1.2, ill. 

©. 107. U. De Morgan, über den Streit zwifchen Keil 
und Leibnitz über die Erfindung der Slurionen. 

©. 111. M. Somerpille, über die Wirkung der Strah- 
len des Speetrums auf‘ Pflanzenfäfte T. 3 

©.121. I. R. Chriftie, über die barometifchen Thermo— 
meter zur Beftimmung der Höhen. 

S. 133. G. W. Hearn, über partialsdifferential Gleichungen. 

©. 137. & F. Schönbein, über ‚von felbft vor ſich ge 
hende Niteification, 

©. 143. 5. De Forbes, über die — Theorie der Glet⸗ 
fher-Bewegung T. 4—11. 

©. 211. R. Lee, Übee die Nervenknoten des Uterus. 

©. 213. Th. ©. Bed, über dier Nerven des Uterus 
T. 12-—15. ! 

©. 237. E. Sabine, Beyträge zum thierifchen Magnetig- 
mus T. 16—20. Fol. 

©. 433. 9, Cler£, meteorologifhe Beobachtungen zwiſchen 
20° und 68° ©. Br. und 0-120 9.8. 

©. 441. Lo Howard, Uber barometrifche Variation, veran- 
laßt durch die. Declination des Mondes. 

©.449, H. B. Jonas, Beyträge zur Chemie des Harng, 

©. 461. €. Ronalds, über den Ertractiv- Stoff des 
Harns und die Yusfonderung von Schwefel und Phosphor durch) 
die Nieren. 

S. 465. G. A. Mantel, über Foraminifera in Kteite 
und Feuerftein des fübzöftlichen Engellands T. 21. 

©. 473. €. 9. Jones, über den Abfonderungs: Apparat 
der Leber T. 22, 

©.483. GC. Matteucci, über die phufiologifhe Wirkung 
de3 electrifchen Stroms. 

©. 501. $. Sibfon, über den Mechanismus des Athem- 
holens. Diele Holzfchnitte und I. 23—29. Bey Schlangen, 
Vögeln, Haarthieren, Menſch jung und alt; wichtig. 

SHIRT alla! über die Phyfiologie der menfchlichen 
Stimme %. 30—32 

©.573. Th. © va ham, über die Bewegung ber Gafe. 
T. 34-35, 

©. 633—41, 3. Goodfir, über die Nebennieren, Bröfe 
(Thymus) und Schilddruͤſe T. 36. 


64 \ 


1011 


Sahrgang 1847. Part I. p. 117. TabXIL. 
Enthält bloß phhficalifche und aftronomifhe Abhandlungen 
über dag voltaifche Glühen, die Dampfbläschen, Electromagne- 
tismus, Erbmagnetismus, photographifche Magnetometer, Be: 
wegung des Sonnenfpftems, 


Bulletins 
de l’Academie royale des Sciences et Belles Lettres de Bruxzel- 
les. IX. 2. Nr. 7—12. 1842. 8. 686. tabb 
Band L-IX. 1. in Iſis 1844. ©. 329. Bo. XI.2.—XIV. 1. 1848. 
©. 225. XIV.2. ©, 959.) 

Mir müßen und auf die eigentliche Naturgefchichte befchräns 
Een und die vielen meteorologifcheen, phyſiſchen und chemifchen 
ſowie die archaologifhen und hiftorifchen Auffäge weglaffen. 

S. 32. M. Martens und H. Galeotti, Enumeratio 
synoptica Plantarum in regionibus mexicanis etc. 

Lateiniſche Charactere, Fundort und kurze Befchreibung: 

Gessneria elongata, trillora n., deppeana, spicata. 

Gloxinia punetata n., vertieillata n., mierantha n., mul- 
tillora n. ß 

Trevirania (Achimenes) maculata n., grandiflora. 

Besleria insignis n. 

Columnea schiedeana, flava n. 

Episcia rosea n. 

Lobeliaceae. 

Centropogon affine n., cordatus n. 

Lobelia hartwegi, velutina n., parviflora n., ramossisima 
n., strieta n., circaeoides, nana, rapunculoides? orizabae 
n., fulgens, splendens, laxiflora, persicifolia, concolor n. 

©. 47. Ch. Morren, über die Beweglichkeit der Blümchen 
der Cpnareen. Beobachtungen an Centaurea ruthenica et 
jacea. Das Schwanken der Blümchen bey Berührung dauert 
etwa zweh Minuten, aber nur bey einer ziemlich ſtarken Hitze 
und bey hinlängliher Traͤnkung; auch die Röhre der Staubbeu: 
tel geräth in Bewegung. Die tauben Randbluͤmchen bewe— 
gen ſich nicht. Wird nun umftaͤndlich befchrieben. 

©. 120. Shwann, Unterricht zur Beobachtung ber periodi- 
fhen Erfcheinungen beym Menfchen. Schließt ſich an die von 
Quetelet veranftalteten periodifhen Beobachtungen in ver 
fhiedenen Fächern; hier vorzüglich Wägung der Organe, Zah: 
nung, Mannbarkeit. 

&.192. Spring und Cacordaire, über die Organiſa— 
tion von Phrynosoma harlanii. Zaf. Pirfon brachte ein 
Stud aus Texas Iebendig nach Lüttih. Es hatte 6 Monate 
nichts gefreffen; Haut fchlaff, Füße fteif, Augen gefchloffen ; 
gab Eein Lebenszeichen von fi, wohl aber, wenn man 8 ftieß 
oder in die Sonne legte. Es öffnete fodann die Augen, hob 
den Kopf und ftellte fi auf die Beine, lief ſodann aber fehr 
unterbrohen; bald nachher fiel es wieder in Erftarrung. Es 
lebte 8 Tage und änderte die Farbe nicht, wie in feinem Water: 
land. Farbe in Branntwein verfchieden; lebendig an der Seite 
des weißen Ruͤckenſtreifens 5 ſchwarze Fleden; ein großer zwi⸗ 
fhen Hals und Schultern, zwey runde vor der Mitte bes 
Rüdens und zwey weiter hinten; alle hinten narciffengelb ge 
fäumt; ebenfo Hals und Anfang der Glieder beftäubt, (In 
Branntwein dad Gelbe weiß.) Schenfellöher waren feine zu 
finden. Halswirbel 4, R.18, 8.2, 8.2, Sch. 6. Bruftbein eine 
breite Raute. Abgebildet Schulter, Becken, Zunge (glatt und 
ohne Ausſchnitt), Lunge, Darm, Nieren, Enerftöde. i 


1012 


©. 210. Chriftian Morren, Anatomie und Phyſiolo— 
gie ber Blume von Cereus napoleonis aus Südamerica. Bey 
den Orchiden gehen die Pellenfhläuhe nicht durch Zellgemwege, 
fondern durch den Griffelcanal, wie Link es behauptet, aber 
beym Cereus. Bey den Orchiden bringt der Pollenſchlauch binnen 
einer Stunde durch den ganzen Griffel; nad) der Befruchtung 
hört der Geruch auf, 

©. 227. H. Galeotti, Gräfer und Riedgräfer aus Merico, 
jene bejtimmt von F. Ruprecht, biefe von C. U. Meyer. 


Es find 77 Gattungen aus den Sippen Vilfa, Agrostis, 
Polypogon, Mühlenbergia, Cinna, Epicampes, Phleum, 
Aegopogon, Casiostega, ‚Eleusine, Eutriana, Deyeuxia, , 
Trisetum, Ataxia, Uniola, Eragrostris, Poa, Festuca, 
Bromus, Paspalum, Panicum, Pennisetum, Arundinella, 
Tripsacum, Manisuris, Rottboellia, Elionurus, Trachypo- 
gon, Andropogon, Imperata, Leersia, Pharus, Chusquea, 
Zeugites, Hilaria, Krombholzia. ' 

Carex oreades, galeottiana, mexicana, Uneinia phleoides. 

©. 302. Bravais, Über das Wachsthums-Geſetz von 
Pinus sylvestris und einen neuen Arvicola. Er hat ben letz— 
tern auf dem Faulhorn gefunden, 


Selys zeigt an, Sundewall habe Arvicola rutilus aus 
Lappland befommen, welden man fonft nur aus dem öftlichen 
Sibirien kannte. Die Maus, welche Schinz vom Gotthard 
erhalten, ift nicht A. arvalis, fondern ein neuer: A, incertus, 
feht verwandt dem A. savii. ’ 

©. 340. Santraine, neue Schneden aus dem Mit: 
telmeer. 

Odontidium gehört neben Criseis: O. trachea (rugulo- 
sum, Dentalium trachea), Jaevissimum; bey Cagliari. 

Delphinula calcaroides. Ibid. 

Trochus delphinuloides, genei, scillae; alle foffil. 

Solarium philippii (Valvata striata); bey Sardinien; an- 
dere Foffil. 

Claneulus blainvillii, von Zripolis. 

Littorina, mehrere foffil. 

Scalaria, begleichen. 

Rissoa plica, subventricosa, marmorata, obtusa, sabu- 
lum, meiſtens an Sardinien. 

Eulima grateloupii; Paludina breughelii, subfusca, in 
Dalmatien. 


©. 362. Morren, über das vegetabilifche Elfenbein X. 1.2. 

Iſt zwar längft bekannt, wird aber erft feit Kurzem in Engs 
land gebraudt. Es ift der Innhalt einer Nuß, Tagua oder 
Cabeza di Negro aus den Infeln Mascara. Er befam eine 
folhe Nuß, eine andere wie BillardEugel gedrechfelt und eine 
als Nadelbüchfe geſchnitzt, fo fhön wie von Elfenbein. Sie 
ift von Phytelephas, weldye Palme mit den ähnlichen Chclan- 
theen in Peru wächft, felten in Braſilien. Die dortigen In— 
dianer deden mit den Blättern die Hütten, und ſchnitzen aus 
den Nüffen Knöpfe u. dgl. Es ift dag Eyweiß derfelben, welches 
zu Elfenbein erhärtet; fo lang es weich it, wird es gegeffen. 
Das Palmen:Eyweiß wurde von Mohl fehr gut unterfucht; 
das vorliegende verhält fich ziemlich fo. 


Die Nußſchale ift faft fteinhart und gelblichgrau. Das Ey: 
weiß wird nun microfcopifch abgebildet; es hat eine Menge 
fternförmige Höhlen, nehmlich Zellen. } 


1013 — 
S. 372. Martens et Galeotti, Plantae mexicanae. 
21 Comnelynaceen, einige Alismaceen, Melanthaceen, Pontedera⸗ 
ceen, Liliaceen, Smilaceen, Dioscoreen. 
©. 393. J. Kickr, über Werke älterer Naturforſcher: Fr. 
van Sterbeed, geb. zu: Antwerpen 1631. Die Abbildungen 
feiner Pilze erhalten die neuen Namen, was fehr nüglidy ift. 
Es find 36 Tafeln. 
T. 1. Agaricus durus, candidus, campestris, cretaceus, 
georgii. 
T. 2. Boletus granulatus, procerus, fragrans, Agaricus 
campestris, cervinus, flavovirens, Lactarius acris, 
8.3. B. edulis, pachypus. 


3.4. A. clivularum, caesareus, Cantharellus cibarius,’ 


Russula adulterina. 

T. 5. A. praecox, Russula integra, vesca, heterophylia, 
Lactarius blennius. 

T. 6. A. campestris, aromaticus, imbricatus, calceolus, 
Russula depallens. ; 

T. 7. A. procerus, arcuatus. 

T. 8. A. pessundatus, dryinus, 
musteus, pergamenus, zonarius. 

T. 9. A. pescaprae, columbetta, pallidus, graveolens, 
tigrinus, Russula ochracea. 

&. 10. Morchella esculenta, trematoides, patula. 

T. 11. Clavaria botrytes, coralloides, flava. 

T. 12. Polyporus lobatus, Agaricus umbilicatus, ag- 
gregatus, 

T. 13. Polyporus squamosus. 

T. 14. P. squamosus. 

T. 15. Boletus aurantiacus, Agaricus fimbriatus, arven- 
sis, Polyporus intybaceus. 

T. 16. A. difformis, cetratus, grammopodius, pantheri- 
nus, rhodopolius, platyphyllus, ericetorum, - Coprinus 
fimetarius. 

T. 17. A. papilionaceus, tener, B. luridus, lupinus, 
castaneus, purpureus. 

T. 18. B. scaber, appendiculatus, vaceinus, A. tumidus, 
ovinus, Gomphidius glutinosus. 

T. 19. A. sterbeeckii, repandus, “pantherinus, lugens, 
B. asprellus, Paxillus lepista, Coprinus domesticus. 

3.20. Paxillus sordarius, A. versipellis, vaginatus, 
fimiputris, spadiceo-griseus, albellus, pratensis, Coprinus 
fuscescens, Boletus luridus. ” 

XT. 21. B. scaber, Russula clusii, rubra, Cortinarius 
cinnamomeus, rubricosus, A. mappa, Coprinus extincto- 
rius, Paxillus involutus. 

T. 22. A. muscarius, nobilis, fastigiatus, Russula eme- 
tica, B. castaneus, Coprinus tergiversans, 

T. 23. A. torminosus, erustuliniformis, phalloides, dryo- 
philus, B. purpureus, variegatus, luteus. 

T. 24. Coprinus cinereus, niveus, micaceus, A. sterco- 
rarius, oblatus, cernuus, flavidus, tuberosus, Hygropho- 
rus niveus, Cantharellus albidus. 

T. 25. Coprinus atramentarius, A. sublateritius, fasci- 
eularis, capnoides, pulverulentus, fucipes. 1 

T. 26. Polyporus sulfureus, Peziza aurantia, Tremella 
mesenterica, A: glandulosus. 

T. 27. P. heteroclitus, officinalis, suaveolens, pictus, 
versicolor, A. galericulatus, Hydnum coralloides, Exidia 
auricula judae, Auricularia tremelloides. 


brevipes, Lactarius 


1014 


2. 28. P. frondosus, Bovista gigantea. | 

T. 29. Lycoperdon pyriforme, caelatum, Craterellus 
pistillaris, Geaster fornicatus. 

2. 30. Phallus impudicus, hadriani, caninus, corruga- 
tus, Clathrus cancellatus. 

T. 31. Mucor mucedo. 

T. 32. Tuber cibarium, Scleroderma vulgare. 

T. 33. Helianthus tuberosus, Solanum tuberosum, Con- 
volvulus batatas, Lathyrus tuberosus. 

T. 54. Conium maculatum, Hyoscyamus niger, Aconi- 
tum napellus, Atropa belladonna. 

2. 35. Solanum nigrum, dulcamara, Enphorbia chara- 
cias, lathyris, peplus, Plantago psyllium. 

T. 36. Helleborus niger, viridis, foetidus, Veratrum 


‚album. 


©. 500. Bericht über Martins und Bravais Unter: 
fuhungen über dag Wahsthum von Pinus sylvestris. 

©. 510. Selys fand auf dem Markte zu Brüffel ein 
Dugend Lavaret (Coregonus oxyrhynchus), flammändifc 
Sping und Aping), fonft mit Osmerus eperlanus verwech-— 
felt, flammändifh Spiering. Der Lavaret fommt von Ter— 
monde und Antwerpen; ift die einzige Gattung, welche halb 
im Meere lebt; hat nur eine Nüdenfloffe und auf der Ober: 
lippe einen weichen, fpiigen, fchwärzlichen Höder. 

©. 511. Ch. Morren, Studien über die Anatomie der 
Traube und die Färbung der Weine T. 1.2. Genaue microfco= 
pifhe Unterfuchungen. 

©. 550. Quetelet, über die Gefege der Population. 


Band X, Ne. 1—6. 1843, 


©. 26. Ch. Morren, Unterfuchungen über das Neißpapier. 
Sehr brauchbar zu FTünftlihen Dingen. Wird nicht aus Reif 
gemacht, fondern aus dem Mark verfchiedener Aeschynomene, 
welche in Indien Kath-sola heißen und als Wellen auf den 
Markt von Ealcutta fommen; die Stengel ziemlich kurz und 
21" did. Man macht aud daraus Zierathen in die Häufer 
und ſehr leichte Hüte, leichte Fifchnege. Die Fifcher nehmen 
ein Bündel Stengel unter den Arm, wodurch das Unterfinfen 
verhindert- wird. Ae. aspera ift ein Arzneymittel in Indien; 
die Ninde von Ae. grandiflora ein Fiebermitte. Auf Sava, 
Amboina uſw. heißt fie Zuri, und die Blüthe wird als Salat 
und als Gemüfe gegeffen. Die Malayen machen Thee mit 
den Blättern und effen die Körner wie Bohnen; die Chinefen 
brauchen den Eaft als Firniß. Das Mark von A. aspera et 
paludosa ift fehr groß, zart und fchneeweiß, ohne Fafern. 
Man maht daraus feine Schnitte und vereinigt fie »fodann 
zum fogenannten Neißpapier, welches die Indier fo fchön faͤr— 
ben, daß es wie Sammer ausfieht. Es kam 1805. durch Dr. 
Livingftone zuerft nad) Europa. 

Die nah Europa kommenden Papierbogen meffen nicht über 
dreh Decimeter. Man erkennt daran ohne Vergrößerungsglas 
den Zellenbau. Man fieht Marfftreifen von 3—4 Gentimeter 
Breite, felten 5 und 6. Ein Bogen hat immer gleich breite 
Streifen. Die Breite eines Marks von 6 C. M. ift außer: 
ordentlich, befonders bey einer Hülfenpflanze. Die Streifen find 
fehr kuͤnſtlich an einander geftoßen, ohne daß fie fich bededen; 


‚man erfennt nur die Trennung an einer glänzenden Linie, wel: 


che die Elebrige und verbindende Materie ift. Das Gemebe zeigt 
Eleine parallele Längsftreifen, die unter der Lupe wellenfoͤrmig 


1015 


werden; find die Schichten der fenfrechten Zellen. Ein Strich 
mit dem Nagel täßt eine alänzende Spur; die Faltung bricht 
das Gewebe. Sest fih Staub in die Zellen, fo kann man 
ihn mit dem Federharz nicht mehr wegbringen; diefes zarte Pa= 
pier wird auch durch Neiben leicht löcherig. Stammbücher da- 
von müfen daher fehr vorfichtig behandelt werden. Man fieht 
£eine Spur von Intercellular-Gängen. Feucht wird diefes brüchige 
Papier ſo vet wie Pergament. Die Größe geht von 1; 
dis „3; Millimeter, gewöhnlich. etwas Länger als did, Wände 
ganz glatt, enthalten feine Fecula oder Glohulina. Nach 
Pahen befteht das Mark von A. paludosa aus 44 Kohlen: 
ſtoſſ, 66 Sauerftoff und Wafferftoff im Verhaͤltniß des War: 
ſers, mithin ifomerifch mit Stärke. Die Zellen find mit Luft 
gefüllt, auch während die Wände ſich voll Waffer gefogen ha— 
ben. Man Eann Aquarell darauf malen; die Farben nehmen 
ſich fehr fanft und fammetartig aus. Sie dringen nicht in die 
Zellen, fondern nur in die Zwiſchenraͤume, fo daß die Zelle 
felbft weiß bleibt, wodurch das fammetartige Ausfehen ber Ge: 
mälde entfteht. Auf einem Quadrat Millimeter find mithin 
20 weiße Naubigbeiten durch gefärbte Ninge getrennt, mithin 
Mofaik. 

&.110. Martens et Galeotti, Plantae mexicanae: 
Irideae, Haemodoraceae, Hypoxideae, Amaryllideae, Bro- 
meliaceae, Zingiberaceae, Najadeae, Aroideae, Typhaceae, 


Palmae, Cupressineae, Abietineae, Taxineae, Piperaceae- 


&.135. A. Spring, Enumeratio Lycopodinearum. 
Selaginella 15 Spec. 

©. 146. Ban Beneden, über die Campanularien an der 
Kuͤſte von Dftende. 

Bekanntlich ſchwaͤtmen diefe Polypen anfangs herum: Ehren- 
berg und Lowen betrachten die Fächer, woraus die Ener kom— 
men, «als weibliche Polypen, die andern Fächer als männliche, 
was mir unrichtig zu ſeyn fcheint. Wenn diefe Eyerfächer 
Weibchen find, fo müßen es die Knofpen am Leibe der Hydra 
auch feyn und mithin anfangs alle diefe Individuen. Das 
Everfach ift das weibliche Drgan nicht eines Individiums, fon 
dern der Gemeinde und diefe Fächer enthalten nur Sunge mit 
verfchiedener Entwidelung. Lo wen ftellt die Eyer mit Flimmer- 
haaren bededt vor; ich dagegen das Junge von diefem Alter un= 
ter der Geftalt einer Medufe mit verfchiedenen Organen ohne 
Slimmerhaare. Meine Beobachtungen giengen von April bis 
zum Sanuar, alfo machte die Jahrszeit Eeinen Unterfchied. Es 
fcheint, daß ein Ey nur ein Junges, aber auch mehrere hervor- 
bringen kann, indem ſich das Ey theilt, was auh Gars 
beobachtet hat. 

S. 207. &. de Konind, über eine verfteinerte Schale im 
devonifchen Kalkftein von Couvin. in Belemit, hier abgebildet, 
fonft noch nicht gefunden im alten Boden. 

.©.208. Martens et Galeotti, Plantae mexicanae, 
Cnpuliferae. Nicht weniger als 35 Eichen. 

©. 225. Spring, Lycopodineae. Selaginella. 
Gattungen. 

©. 327. Martens, Unterfuhungen über die Uvfachen des 
natürlichen Todes bey Pflanzen und Thieren. 

&.341. Martens et Galeotti, Plantae mexicanae. 
Betulinene, Plataneae, Salicineae, Chenopodeae, Amaran- 
taceae, Polygoneae, Nyctagineae, Laurineae, Daphnoidene. 

©. 412. Konind, Bericht Uber eine Preisabhandlumg über 
die verfteinerten Polopen und Schalen in Belgien. Es find 


166 


1016 


darinn viele critifche Bemerkungen über zweifelhafte Sippen und: 


Gattungen. Die Abhandlung ift von H. Npft. 

©. 448. Preisaufgabe fuͤr den erften Hornung 1845, 

1) über die neue Befruchtungs-Theorie der. Pflanzen, 

2) über die Düngung und das Affimilationg: Vermögen der 
Pflanzen, 

DS Belohnung ſcheint zu feyn eine goldene Medaille von 

r. 
Bis 548 nichts für ung. 


Band X, Thl. 2. 1843. 8. 562. Taf. 


©. 9. Quetelet theift Berichte von verfchiedenen Perfonen 
über die periodifchen Erfcheinungen mit. 

©. 24. Selys, über eine neue europäifche Meife: 

Parus borealis: Supra einereo-griseus, pileo atro, tem- 
poribus albis, subtus albidus, lateribus vix saturatioribus, 
gula late nigricante. Longitudo 5". Islandia et Norwegia. 

Hat Aehnlichkeit mit P. palustris, welche ebenfalls characte— 
tifiet wird fowie P. atricapillus, sibirieus Gm., lugubris 
(sibiricus Keyserling). 

©. 31. Martens et Galeotti, Plantae mexicanae. Le- 
guminosae, Wird fortgefest. Neu ift Robynsia, affınis Mu- 
cunae, Minkelersia, aflinis Clitoriae. 

S. 123. Guillot, Darftellung des Nerven-Gentrums in 
den Wirbelthieren. 

©. 149. Selys, Nachtraͤge zu den belgiſchen Libelluliden 
Taf. Er hat die Zahl 26 auf 56 gebracht. Die von ihm 
entdedten find Libellula meridionalis, Cordulegaster biden- 
tatus. Die Tafel ftellt den Rüden und bie beiden erſten 
Bauchringel vor. £ 

©. 162. Somme, über die Sinnorgane. 

S. 229. Swoygenhoven, Über den Schädel von Hans 
ohne Furcht, Herzog von Burgund. Taf. 

©, 271 und 359. Quetelet, Berichte über periodifche Er— 
ſcheinungen. 

S. 292. Ch. Morren, uͤber einige Wirkungen der Ein— 
ſchnuͤrung auf die Pflanzen. Die Staͤmme werden duͤnner und 
daruͤbet dicker, weil der abſteigende Saft in feinem Laufe ge— 
bindert wird. Wir haben über diefes fogenannte Abjteigen 
bintänglic) geredet in unferer allgemeinen Naturgefchichte II. 
&.205. Das ift noh ein Geheimnig, welches den Botani- 
tern Angft mat. D. — ; 


S. 321. 8. Conftaneio, über dag Verhaͤltniß der Men- 


firuation zur Befruchtung. 


©. 469. J. Hannon, über die Nahrung der Heuſchrecken. 
Das Meibchen eine Locusta viridissima lief hurtig auf dem 
Aft einer Eiche bin und her, ergriff ſodann mit den Kiefern 
eine Naupe von Bombyx bucephala und fuchte ihre Winduns 
gen mit den Vorderfüßen zu hemmen, Als fie todt war, zer- 
riß fie ihe die Haut am Halfe mit den Kiefern und fog fie 
aus. Dann ließ fie diefelbe fallen und ruhte auf Blättern aus, 
um zu verdauen. Zetterftedt fagt ſchon, daß fie Pflanzen 
und Eleine Kerfe fraͤßen. Bekanntlich haben die Heufchreden 
einen dreyfachen Magen, woraus Einige auf Wiederkaͤuen ſchloſ⸗ 
fen. Die Gryllen aber und die Mantis freffen Kerfe und ha— 
ben doch einen zufammengefegten Magen wie die Heufchreden. 
Die Pflanzen freffenden Cyprinen, Kaulquappen und Schildkroͤ— 
ten haben faum einen Magen. 
nur zwey, die Fleifchfreffenden 3, 4 und 5, 


Die Pflanzen freffenden Wale 


11017 


&.489. H. Lambotte, Über Felfen von feurigem Urfprung 
ztoifchen dem Uebergangskalk von Belgien. Taf. Es ift der 
fogenannte Wadit. 

Diefer Band enthält viel Antiquarifches, ſowohl Hiſtoriſches 
als Artiftifhes und Architectonifches, befonders von Herrn 
v. Reiffenberg, Smet und Anderen. 


Band XI. Thl. 1. 1844. 8 427. Taf. 


©. 97. Dmalius, über die Glaffification der Menſchenar— 
ten. Die Zahl derfelben wird angegeben. Im Ganzen 750 
Millionen; weiße 330, gelbe 218, braune 146, vothe 5, 
ſchwarze 41, bybride 10. Europäer 260, darunter Germanen 
82, Celten 10, Lateiner 86, Griechen 4, Slaven 76. 

Semiter 26. 

Derfer 23. 

Scythen, nehmlich Circaſſier, Finnen und Tuͤrken. 

©. 121. 227. 355. Martens und Galeotti, mericani- 
ſche Pflanzen; Rubiaceen ufw. Darunter neu: Vesalea, affi- 
nis Abeliae; Arenbergia, aflinis Chlorae. 

©. 199, Weftendorp, über die Soktoffahgung ber 


Nidularien. 
Enthält wieder viel Antiquarifches von Reiffenberg, 
Roulez u.a 
Band XI. Th. 2. 1844. 478. 


S. 2. Dmalius, über des Marcelle de Serres geo- 
logifche Bemerkungen über die Provinz. 

©. 61. 185. 319. Martens und Galeottis mericani- 
fhe Pflanzen: Labiaten und Verbenaceen. 

S. 292, Dmalius, über den Sandftein von Kügelburg. 

S. 298. Selys, über die Wanderung der Nucifraga 
caryocatactes Taf. 

Selten in Belgien; bewohnt die Alpen und Pyrenaͤen, kam 
aber im September 1844. in Menge nach Belgien ins ebene 
Land, wo fie auf Wiefen liefen wie die Häher und Grünfpechte 
und auch auf Heden und Schober hüpften; fie ließen auf 10 
Schritt an fi kommen und ein Flintenfhuß erfchredte fie 
kaum. Sie fliegen fhwerfällig ungeachtet der langen Flügel 

„und ſchreyen ziemlich wie die Haͤher; Elettern nicht an Bäumen 
wie Spechte; auch find ihre Schwanzfedern nicht fteif und nur 
etwas ſchmutzig, wohl meil fie auf der Erde ihre Nahrung fur 
chen. Es kamen vom 15. September bis zum 20. October 
wenigftens 20 Stück auf den Marft von Lüttich, müßen mit 
bin fehr zahlreich gewefen feyn. Sie wurden meiftens in Droj- 
ſelſchlingen gefangen. Sie zeigten fi auch im nördlichen 
Frankreich. Aehnliche Züge Eennt man vom Jahr 1754. 1763. 
1793. 1805. 1814. 1821. 1822. 1836. 

Die Nushäher in Schweden und Lappland unterfcheiden fich 
durch einen flärferen und dideren Schnabel. Schon Klein 
hat fie unterfchieden und Brehm nennt fie N. brachyrhyn- 
‚ches et macrorhynchos. Die Unterfchiede werben nun ſchaͤr⸗ 
fer herausgehoben und die Schnaͤbel abgebildet, bey dem noͤrd⸗ 
lichen N. br. iſt der Schnabel hoͤhek. 

&.305. Beneden, über die Sippen Bleutheria et 
Synhydra. 

Die Eleutheria von Quatrefages ift nur ein junger 
Polyp aus der Nachbarſchaft der Zubularien, obfhon fie Eyer 
hervorbringt: denn Coryne, Pennaria und Meduſen bringen 
auch fhon in ihrem Larvenzuftand Knofpen oder Ever hervor; 
fie hat zwar Augen, aber junge Campanularien ebenfalls. 

Iſis 1848, Heft 12, 


1018 


Wahrſcheinlich iſt Eleutheria nur eine junge Synhydra. 
Meine Hydractinia wurde fpäter von Andern genannt Dys- 
morphosa, Cordylophora et Synhydra. 

Bey Hydra find die Fühlfäden hohl und öffnen fich in die 
Derdauungshöhle, bey den Zubularien find fie derb. Die Cam: 
panularien ftehen den Tubularien näher als die Sertularien. 
Ich theile die Tubularien fo ein. 

1) Pennaria: Stamm; zweyerley Fühlfäden, movon die obern 
zerftreut und in mehreren Reihen, P. cavolinii = Sertu- 
laria pennaria. 

2) Tubularia: Stamm; zweyerley Kühlfäden in zwey Reihen. 
T. calamaris —= T. indivisa, T. eoronata, T. dumor- 
tierii n. 

3) Syneoryna: Stamm; alle Fühlfäden glei, und in meh— 
teren Reihen. S. pusilla (Coryna); listerii, ramosa 
(Stipula); sarsii; chamissonis (Coryna ramosa Cham.) 

4) Corydendrium n.: Stamm; alle Fühlfäden gleich und 
jerffreut. Sertularia parasitica. 

5) Eudendrium: Stamm; Fühlfäden in- einer Reihe. Tubu- 

. laria ramosa, bryoides (muscoides), splendidum, S. ra- 
cemosa. 

6) Coryna: Kein Stamm; alle Fuͤhlfaͤden gleich und zerftreuf. 
C. sgnamata, aculeata. 

7) Hydractinia n.. Kein Stamm; $ühlfäden in einer Reihe. 
H. laetea — Synhydra parasita; rosea n. 

‚Die Eippen Echinocorium et Corimorpha nit hinläng- 

lich befannt. 

©. 315. Thuret und Decaisne, über die Antheridien 
und Sporen einiger Zange. Darauf folgende Eintheilung ge: 
gründet. 

1) Fucus: dioicus; Sporae in sporulas 8 divisae. F. 

serratus et vesiculosus. 

2) Ozothalia: Monoica; Sporae in sporulas 4 divisae. 

F. nodosus. 

3) Pelvetia: Monoica; Sporae in Sporulas 

Fucus canaliculatus. 

©. 371. N.Fund, über den Guadaro (Steatornis ca- 
ripensis), 

In der Höhle fand ih auch einen fhwarzen Laufkäfer, wel 
cher von den Körnern.lebt, die den Guaharen zur Nahrung 
dienten, und in Menge herumlagen; ferner eine Spikmaus von 
der Größe einer Ratte mit einer vieredigen Schnauze und hodj= 
gelb_gefaumten Ohren. Veym Guadsaro find die Bruſtmuskeln 
fehr groß, die Speiferöhre häufig, dünm und weit, lang 12 
Gentimeterz; Magen angefüllt mit Früchten und ihren Kernen, 
lang und weit 6 Gentimeter, liegt faft hinten am After. Därme 
dinn, 67 Gentimeter. Dickdarm lang 8, Leber zmeylappig, 
Gallenblafe. Bey einem Weibchen war der Ieere Magen mus- 
culös, Kopfknochen ſchwammig. Iris braun, Sehloch fehr 
groß und blau; Augapfel hat eine Bildung wie die Eulen. 
Haut die, Fleifh zäh, Füße ſehr ſchwach, Flügel fehr muscu- 
168, koͤnnen daher fchnell fliegen. Der Leib der nadten Jungen 
befteht faft ganz aus Fett. ⸗ 

Nach Untergang der Sonne fliegen ſie aus der Hoͤhle mit 
einem beſtaͤndigen Geklapper der Kiefer. Geſchrey wie das der 
Raben. Freſſen verſchiedene Fruͤchte; im Magen von einer 
Palme fo groß wie ein Taubeney ; Fruͤchte von Aiphanes praga, 
von der baumförmigen Psychotria; Körner von Laurus et 
Achras. Nachdem fie den fleifhigen Theit diefer Früchte ver: 
braucht haben, würgen fie die Kerne heraus, Mift flüffig und 


64* 


2 divisae. 


1019 


fehr Ägend. Legen zivey , bis vier Eyer wie Taubeneyer, vom 
May bis zum Juny in ein napfförmiges Neft aus Thon, der 
fehr hart wird. 

Der Guacharo hodt nicht auf Zweige. Die Indianer fagten 
mir, fie hätten welde, die der Tag im Wald überrafchte, an 
Zweigen verkehrt hängen fehen, mwahrfheinlih, um die Nacht 
abzuwarten. She fehwerer Leib und die fchwachen weit hinten 
ftehenden Füße hindern fie zu fchreiten und zu boden; ich habe 
jedoch einige watfcheln fehen. Bey einigen habe ich Früchte 
gefunden von Bäumen, die nur am Drinoco wachfen; fie müßen 
mithin in einer Nacht bis an die Grenzen von Guyana fliegen 
über 80 Stunden meit. 

Die Farbe wechfelt nach Alter und Gefchlecht. 

Die Weibchen find oben braun wie Mahagonyholz, die Männ- 
chen dunkler und etwas aſchgrau; die jungen faft wie bie 
Meibchen. 

Herminiers Abbildung ift von einem Weibchen, 

Die Indianer des Dorfes Garipe betrachten die Höhle als 
ihr Eigenthum und gehen jährlih um Johannis mit Stau und 
Kindern unter ihrem Häuptling dahin, um das Fett der Jun— 
gen zu fammeln. Cs ift flüffig und gerinnt nicht. Man ge: 
winnt es durch Exhigung, hält ſich Sahre lang in Slafchen und 
ſchmeckt fehr angenehm an den Speifen. Der Eingang ift zur 
ebenen Erde im Walde, und fo weit, daß ſie darinn ihre Huͤt— 
ten auffchlagen Eönnen, worinn fie in Hängmatten fchlafen. 
Darinn ift ein Bad) 1,250 Meter lang. Sie machen mit 
Baumftimmen und Stangen Gerüfte, um an die Dede zu 
Eommen, wo in jeder Höhle und jedem Vorfprung der Stalac: 
titen ein Neft liegt; aus der Palme Praga machen fie Fackeln. 
Die Kinder tragen die Jungen hinaus, wo ihnen die Weiber 
das Fett nehmen; drey geben eine Flaſche. Dabey machen die 
Vögel einen betäubenden Laͤtm. Sie zeigen ſich erſt nad) ber 
zweyten Biegung 400 Meter hinein, wo es ganz finfter ift und 
gehen bis 780 Meter, two der erfte Gang endigt und fo eng 
wird, daß kaum ein Menfch durchkann; weiter hört man nur 
das Rauſchen des Bachs. Ueberall ift der Boden mit den Ker— 
nen der gefreffenen Früchte bedeckt, am meiften jedoch mit denen 
der Psychotria. Sie feimen 1—2’ hoch, und gehen dann zu 
Grunde. Man hält fie für ein gutes Mittel gegen Fieber und 
Grimmen; diefe Eigenfchaft follen fie aber nur erhalten, wenn 
fie durch den Magen der Guacharen gegangen find. 

©. 377. Dan Beneden, Über das Gefchlecht der Anobon= 
ten, und die Bedeutung der Spermatozoarier. — 

Sie haben -ein Organ, welches bald für Lunge (Bojanus in 
der Sfis,) bald für Nieren und zulegt für Hoden gehalten wurde 
von Neumpler in der Iſis 1841, in Folge der Preisaufgabe 
von der Züricher Univerfität. 

Sn dem fchwammigen Koͤrper dieſes Organs fieht man bey 
einer Vergrößerung von 200 Zellen flimmern wie Samenthierchen ; 
aber e8 find Flimmerhaare an ihrer Haut, und die Zellen find 
ohne Schwanzfaden. In der Bauchhöhle liegen Xeber, Darm: 
canal und Gefchlechtstheile. Die lestern erftreden fich der gans 
zen Länge nach felbft um die Leber und gehen bey einigen 
3 B. den Miesmufcheln bis in den Mantel. Sie beftehen aus 
£urzen, blinden und gelben Nöhten, während die der Xeber braun 
find; darinn bilden fich die Eyer und treten aus einer Deffnung 


rechts und lines am Grunde des Fußes und der innern Kieme. 


Neben der genannten Deffnung und etwas nach außen ift 
iene andere, welche zu der Zunge von Bojanus führt und von 


- diefe Eyer fand ich Spermatozoarier, 


1020 


dev Pfeiffer glaubt, fie führe die Eyer zur aͤußern Kieme; ich 
habe die Eyer aus ber erften Deffnung Eommen fehen; fie gien- 
gen zwifchen die Blättchen der innern Kieme und kommen erſt 
fpäter in die Äußere. Im Eyerſtock fehen die Eher ganz aus 
wie folche, in der innern Kieme aber wie Snfuforien, für welche 
man fie auch angefehen und abgebildet hat. In ber aͤußern 


Kieme ändern fie ihr Anfehen gänzlich, verlieren die $limmerz . 


haare und falten fi in der Mitte mit ihrer rudimentären 
Scale; e8 entwidelt fih ein ungeheurer Faden, der fie wie ein 
Byssus beveftiget, und die Klappen öffnen und fließen ſich 
wie bey den alten Mufcheln. NR. Wagner hat fehr Eleine 
Zellen im Eyerſtock für Boofpermen angefehen; fie ſchwingen 
allerdings, aber nicht anders als die Dotterzellen. Es gibt 
übrigens bier Achte Zoofpermen geftaltet wie bey andern, nehme 
lid) ein Kopf mit einem fchwimmenden Schwanz. Ich nahm 
mit einem Scheerchen etwas weniges vom Eyerftod und fah 
unter dem Microfcop die Eyer in ihren blinden Nöhrchen. Um 
Mahrfcheinlih gibt es 
untereinander folche Nöhrchen mit Eyern und andere mit Zoofpers 
men; alfo ein vollfommener Hermaphroditismus. Sowie fie 
fib bilden, fommen Eyer und Spermatozoarier in Berührung. 
Eyerſtock und Hode bilden ein einziges Organ. Sch kann mit- 
bin Neuwylers Meynung nicht beytreten, auch nicht glau= 
ben, daß es männliche und weibliche Anodonten gibt. Das 
ffimmt mit einer Beobachtung von Milne Edwards und 
allemand. Er hat bey Venus virginea das Gefchlecht 
getrennt gefunden, bey Pecten glaber aber zwitterhaft. Oyelas 
ift bekanntlich auch ein Zwitter. 

Ich halte die Lunge des Bojanus für bag Pericardium, und 
die darinn hängenden Körper für dag Analogon der ſchwammi— 
gen Körper an den Denen der. Gephalopoden und Gafteropoden, 
wodurd) der Saft in den Gefäßen ohne Zwiſchenkoͤrper mit dem 
Safte auferhalb derfelben in Verbindung Eommt. 

Bey den Bryozoariern habe ich Folgendes beobachtet. Wie 
ſich Eyer in irgend einem Organe bilden, ebenfo entfteht im der 
Mitte eines organifchen Theil ein Bläschen, woraus Zoofper- 
men. werden, fo daß man Anfangs nicht fagen kann, ob aus 
dem Drgane ein Ey oder ein männliches Product kommen 
wird. In beiden Fällen ift es die Geftalt eines Eyes oder 
eines Blaͤschens, worinn eine Menge Eleiner Zellen entftehen, 
welche fich entweder zu einem Dotter vereinigen, oder getrennt 
bleiben, das Bläschen zerreißen und männliches Product werden; 
im erften Falle ift e8 ein Embeyocnft, im zweyten ein Spermato= 
cyſt. Die Zelle wird einerfeitS Enopfformig und diefer Knopf 
verlängert fich zu einem Faden. In der Zelle fieht man einen 
Kern, wie in den Blutkügelchen. Die Dotterzellen entfprechen mit— 
hin den Spermatozoariern, und man darf die legteren nicht für 
Thiere halten. Damit fällt auch ihre Dfganifation weg und 
das Epithelium, welhes Pouchet gefehen haben will. Die 
Dotterzellen ſchwingen auch und daher hat man fie für Sper- 
matozoiden gehalten. Was Rathke für Spermatozoiden in 
der Coryne hält, hielt N. Wagner für Eyer und mit Recht; 
ebenfo verhält eg fich mit den männlichen Organen, welche Krohn 
bey einer Tubularia will gefunden haben; hier find es jedoch 
wahrfcheinlich Blutkuͤgelchen. Bey den Anodonten habe ich zu 
jeder Sahrszeit Eyer und Spermatozoiden gefunden; der Acarus 
diefer Thiere entwicelt ſich auch durch das ganze Jahr, Die 
Eingeweidiwürmer jedoch nur zur beffimmten Zeit. Es gibt 
ausgewachfene Anodonten, bey. denen man weder Eyer noch 
Zoofpermen findet, f 


1021 


Band XII. hl. 1. 1845. 8. 552. Taf. 


©.3. Leclerque, über die Eisbildung im fließenden 
Maffer. 

©. 17. Martens und Hemptinne, über die Einfaugung 
metallifher Gifte durch die Pflanzen. Sterben von XArfenif, 
faugen es aber nicht ein. 

.©.24. Louyet, auch darüber, Fand Eeine Spur von Ar— 
feni£ in den Körnern und Spelzen von Weizen, welchen er in 
Arſenik haltendem Boden hat wachfen laffen. 

- ©. 91. Peltier, über die Urfachen des Barometer: 
Wechſels. 

S. 109. van Beneden, uͤber die Circulation in den nie— 
bern Thieren. in merkwuͤrdiger Aufſatz mit 15 Folgerungen. 
Das MWaffer kann bey folhen Thieren die Stelle des Bluts 
vertreten; es läuft entweder in eigenen fogenannten Mafferges 
faͤßen, oder in den gewöhnlichen Gefäßen, vermengt mit dem 
Chylus. Es tritt ein entweder durch eigene Deffnungen (Ho— 
lothurien, Afterien, Phlebenteren, Lunge des Bojanus, Cephalo— 
poden) oder durd) den Mund (Sertularien, Tubularien, Campa= 
nularien, Quallen, Hydren, Aphrodite, mehrere Anneliden 
und Xrematoden) oder durch Endosmoſe ( Bryozoarier, 
Aſcidien. 

©. 116. Quatrefages, Antwort über Eleutheria et 
Synhydra. Aechte Sippen; ebenfo Cordylophora und mahr- 
ſcheinlich auch Dysmorphosa. Beneden ſucht deffen Gründe 
zu widerlegen und bleibt bey ſeiner Meynung. 

©. 129. Martens und Galeottis mericanifhe Pflanzen, 
Oolanaceen. 

©. 216. Crahay und Quetelet, über die Kälte des 
Winters 1844. 45. 

©. 227. Nyft befchreibt und bildet ab illuminiert Buli- 
mus venezuelensis et coloratus. 

©. 230. Dmalius, natürlihe Charactere einiger alter Voͤl— 
fer im weftlihen Europa. Celten, Germanen, 

©. 287. Preisfchriften über das Zerfpringen der Dampffeffel. 

©. 489. Cantraine, neue Thyreoptera Taf. ill. 

Gehört als Unterfippe zu Dyfopes, wie Cuvier und Bo— 
naparte es angegeben baden, und zwar zur Unterfamilie der 
Moctilioninen, welche audy 4 Gelenke am langen Mittelfinger 
haben, wie die Vampyriden. 

Subfam, 1. Vampyrina: Nasus appendice foliacea sim- 
pliei; Tragus distinetus. 

Subfam. 2. Noctilionina: appendice nulla; 
stinetus. 

Thyreoptera: Rostrum productum, latiusculum, acutum, 
nares distantes: labrum inferum erenatum:: auresmediocres, 
trago profundo donatae. 

Cauda longa, patagium anale valde superans, eidemyue 
innata. - 

Hallux antipedum unguiculatus ‚ discoque coriaceo in- 
siruetus. 

Dentes ineisivi bifidi, supra 4, infra 6; laniarii distincti, 
coniei, longiores praesertim superi; molares obducti, 
euspidati, supra utrinsecus 5, infra 6, 

Characteriftifch ift der Napf unter dem erften Daumengelenk 
des Borderfußes, womit fie fi) wahrfcheintih an harte und 
glatte Körper hängen. 

Th, bicolor n.: Braun, Bauch weiß, Länge 69 Millimeter. 
Auf dem Hintern, Mittelfuß ift eine Scheibe wie auf dem vor: 


tragus di- 


1022 


dern Daumen, wodurch fich diefe Gattung unterfcheidet; auch 
find zwey Höder am Ferfenbein; der Schwanz ragt faft um 
ein Drittheil über die Schenfelhaut hinaus, Das Thier ift 
ein junges Männcen, das Gebiß des alten findet fi in 
Temmincks Monographies 1. p- 213. 

©. 496. van Beneden, über den Kreislauf einiger nieder 
ter Thiere. Die Entdedung des Verfaffers und die von Mil- 
ne Edwards ftimmen mit einander überein. Thut man 
Aplyſien in ein Gefäß mit Meerwaſſer, fo fterben fie bald und 
ſchwellen durch Einfaugung des Waſſers ungeheuer auf. Er 
öffnete nach dem Tode die Kiemenarterie, worauf in 4 Minu: 
ten fo viel reines Meerwaffer ausfloß, daB ein Zeller dreymal 
voll wurde und der Leib zufammenfiel. Selbft die Flüffigkeit 
der Bauchhöhle war ausgefloffen. Er hat fodann daffelbe Ge- 
füß eingefprist: die Fluͤſſigkeit Fam, ohne den Gefäßen zu fol: 
gen, in die Gewebe des Leibes wie in einem Schwamm. Er 
blies auf dieſelbe Weiſe Luft ein; fie drang in die Wände der 
Haut bis zum Kopf, in die Höhlen des Bauchfells; endlich Fam 
fie in Blafen aus der Haut, befonders durch zwey Gänge an 
der rechten Seite etwas unter dem Canal, der zur Ruthe führt; 
Deffnungen Eonnte ec bafelbft Feine entdeden. Auf der innern 
Seite des Fußes, nehmlich in der Bauchhoͤhle zeigen ſich Gru— 
ben wie Deffnungen, Drüdt man ein vollgefogenes Thier, fo 
fprigt das Waſſer heraus wie aus einem Darm, den man mit 
Nadeln durhftochen hätte. Er hat fchlechterdings Eeine Venen 
finden koͤnnen mit Ausnahme derjenigen, welche den Saft zu 
den Kiemen führen. Das Bauchfell ficht aus wie ein Sieb. 
Drüdt man das aufgeblafene Gemebe, fo Eniftert es, wie wenn 
man eine Lunge druͤckt. Die Höhlen des Herzens und der 
Gefäße communicieren mit der Höhle des Bauchs und das 
durch die Haut gedrungene Meerwaffer fpielt die Rolle des Blu: 
tes. Deßhalb habe er fehon 1835. gefagt, daß bey den Aply— 
fin eine Verſchmelzung ftatt finde zwifchen den Venen und 
delle Chiaje’s Wafferfyftem. Milne Edwards hat daf- 
felbe gefagt am 3. Hornung 1845. (Comptes rendus), Er 
ſpricht ſodann noch über das Verhaͤltniß des Kreislaufs zum 
Darmeanal bey den Eoliden, Limaciden, den Gefaͤßbau bey - 
Teredo, Ascidia. 

Bey den Bryozoariern ift Saft zwifchen dem Darmcanal 
und der Hautz diefer Saft Eann bis zum Gipfel der Fuͤhlfaͤden 
fteigen wie bey den Actinien. Der Saft ift meiftens nur Waf- 
fer und in beftändiger Bewegung. Auf der innern Fläche der 
Haut und auf dem Darm find Flimmerhaare. Das Waffer 
dringt ein durch Endosmofe. Bey den Actinien ift die Höhle 
zwifhen Magen und Haut mit Maffer ausgefüllt, worinn Kuͤ— 
gelchen; e8 ift immer in Bewegung durch Die Flimmerhaare 
an den Anhängfeln des Magens. Die Kügelchen gehen - bis 
zur Spitze der Fühlfäden und Eehren am der entgegengefesten 
Wand um. Den Gipfel der Fühlfäden hat er nicht offen ge— 
funden, glaubt jedoch, daß es bey einigen Actinien der Fall fey. 
Bey den Zubularien ftehen die röhrenförmigen Polypen mit 
einander in Verbindung und das Waffer darinn fteigt beftändig 
an einer Seite herauf, an der andern. hinunter wie bey Chara. 
Slimmerhanre fah er nie. Gavolini hat diefe Bewegung 
ſchon lang bey den Gampanularien gefehen. Die Fühlfäden 
der achten Anthozoarier find voll vou Zellen, die der Hhdren 
hohl, alfo wie bey den Medufen; find gleichfam Medufen des 
fügen Waſſers. Die Kügelchen im Safte der GCampanularien 
bewegen ſich wie Spermatozoiden, haben aber Eeine Slimmer: 
haare. Diefe Thiere befommen alfo das Waffer durch den 


1023 


Mund mit feinem Sauerfioff und feinen Nährftoffen. Nach 
einigem Aufenthalt im Magen fließt es zu den andern Polppen 
wie in einem Gefäßnetz. 

Nymphon, faft Arachnid und Gruftacid zugleich, hat einen 
eigenthümlichen Kreislauf. Unter der Haut fieht man Kügel- 
hen in regelmäßiger Bewegung. In jedem Fuß fiebt man das 
Blut einerfeitd eintreten, bi zum Ende fteigen, dann an der 
andern Wand umkehren, in den folgenden Fuß gehen und fo: 
fort in die andern. Ein Herz auf dem Nüden habe ich nicht 
fhlagen fehen, aber eine Haut langfam an jeder Fußmurzel, 
vielleicht fo, wie es Behn ‚gefehen hat beb Notoneeta. Wenn 
das Herz fehlt, fo wäre hier der Fall wie ihn Quatrefrages 
ben den Schneden gefehen hat. Es gäbe dann Glieder- und 
Weichthiere ohne Herz, woran jedoch der Verfaffer zweifelt. 

Die Weichthiere und Nadiarien bilden nur eine Verzweigung. 
Mo die Verdauungshöhle noch feine eigenen Wände hat, öffnen 
fidy hinein gefäßformige Ganäle, welche dag Waſſer von außen 
aufnehmen (Sertularien, Quallen, Hpdren.) Erfcheinen eigene 
PVerdauungswände, fo füllt fi die Höhle darum mit, Saft; 
Gefäße find noch Eeine vorhanden (Xetinien, Bryozoarier). Diefe 
Höhle um dem Darm ſcheint bey den MWeichthieren fortzubefte 
ben; e3 bildet fich ein Gefäß, welches zum Herz wird und den 
Saft an verfchiedene Orte treibt. 


Kongl. Vetenseaps-Academiens Handlingar 
for Ar 1846. Stockholm, Norstedt 1848. 8. 352. Tb.18. 4, 


Diefer Band enthält mehrere große und wichtige Abhandlun: 
gen, deren Inhalt wir jegt beym Schluß der Iſis nur Eurz 
anzeigen koͤnnen. 

S. 1. J. G. Agardh, über Anadema, eine neue Algen- 
ſippe Taf. 17. 

A. orientalis. Huc etiam Conferva aculeata. 

S. 17. E. G. Bjoͤrling, uͤber eine merkwuͤrdige Claſſe 
Infiniteſimal-Reihen. 

©. 37. J. ©. Agardh, über den zuſammengewachſenen 
Kelch bey einigen Gattungen von Lonicera und eine neue Sippe 
Isika t. 18. 

Abgebildet find Querſchnitte von Blüthen, Symphoricarpos, 
Caprifolium, Diervilla, Xylosteum, Take) Linnaea, 

©. 51. C. 3. Schönherr, Mantissa secunda Fami- 
liae Cureulionidum. 

Schon angezeigt ©. 696. 

S. 137. W. 9. Schimper, neue Moofe, zuerft gefun: 
den auf einer Reife in Skandinavien. T. 1—16. 

Es find 18 Gattungen fehr fehon abgebildet vom Verfaſſer 
felbft und lithographiert von Simon in Straßburg. 

Desmatodon systylius. 

Cinelidium areticum. 

Moium subglobosum, hymenophyllum, blyttii. 

Cladodium "archangelicum, arcticum, purpurascens, 
brownii, aeneum. 

Webera rutilans, sphagnicola. 

Bryum microstegium. 

Dicranum robustum , blyttii. 

Dichelyma (Fontinalis) capillaceum. 

Fontinalis hypnoides, dalecarlica. 


©. 171. Ch. Stenhammar, über die Flechten-Vegetation 
von Gottland, 


1024 


Gritifch über Parmelia, Lecidea, Sagedia, Biatora, Ope- 
grapha, Verrucaria, Tetractis nebjt einem Verzeichniß der 
übrigen. 

©. 225. U. Erdmann, Über die in Schweden vorfom- 
menden Gebirgsarten, welche Hornblende oder Augit führen. 

©. 275. € ©. Björling, über die Bedeutung der Zei- 
chen von Arc sin x und sec. x etc. 


S. 323. Biographie des Biſchoffs E. Tegner. 


Naturwiffenfchaftlihe Abhandlungen, 
gefammelt und durch Subſeription herausgegeben von W. Haidinger. 
Mien bey Braumüller II. 1848. gr. A. 1. 317. 2. 115, T. 30. 


Diefe Gefellfhaft der Freunde der Naturmiffenfchaften, welche 
auf Haidingerg Anregung erft im Jahre 1846 in Wien zu: 
fammengetreten ift, hat ungemeinen Beyfall und große Unters 
ftüsung fowohl an Geld als an wiffenfchaftlichen Beiträgen 
gefunden, fo daf fie im Stande war, in fo Furzer Zeit zwey 
Binde mit zahlreichen Tafeln herauszugeben; auch it ſchon der 
dritte Band unter der Preffe. Das Merk fchliegt fich ſowohl durch 
Scyönheit des Druds und des Papiers als auch der wichtigen 
Abhandlungen und der ſchoͤnen faft fämmtlih von U. Har— 
tinger auf Stein gezeichneten und in Rauchs Lithographie ge— 
drudten Tafeln an die beften Gefellfchaftsichriften an, welche 
gegenwärtig in Europa verfcheinen. Das Werk verdient daher 
in vollem Maaße die genannten Unterftügungen, und wird aud) 
in der gelehrten Melt die verdiente Anerkennung finden, obſchon 
fih der Abſatz, mie leider bey allen Gefellfhaftsfchriften fich 
nicht hoch ftellen wird, indem meift nur Bibliotheken und fels 
ten Privatleute folhe Schriften anfchaffen. Die Gefellfhaft ift 
übrigens dabey fehr liberal, indem fie gegen Tauſch faft an hile 
gelehrte Geſellſchaften Exemplaren ſchickt. 

Der vorliegende Band enthaͤlt groͤßtentheils große Abhandlun⸗ 
gen über Geologie und Verſteinerungen, auch mehrere über ho= 
heren Mathematif, 

S. 1. Dr. %. € Reuß (zu Bilin): Die foffilen Poly: 
parien des Miener Tertiaͤr-Beckens S. 1. Zaf. 1—11., mit 
ungemein zahlreichen Abbildungen in natücliher und mictofeo» 
piſcher Größe. 

Die Sippen find übrigens claffificiert, characterifiert und be— 
fchreiben. 

2. Prof. 3. Pesval, 
Kleinften. ©. 111. 

. 3. Czjzek, Beytraͤge zur Kenntniß der foffilen Forami— 
niferen des Wiener Bedens ©. 137. Taf. 12. und 15. 

Alcid d'Orbigny hat bekanntlich ein Werk über diefe Fo— 
taminiferen des Wiener Bedens herausgegeben und 228 Gat- 
tungen auf 21 Tafeln abgebildet. Dazu hat der Verfaffer durch ı 
Benugung des montaniftifchen Mufeums noch 25 neue entdedt, 
welche bier befchrieben und ſehr fehon und deutlich abgebildet 
werden. Die Verfteinerungen diefes Mufeums ftehen unter dem 
Herrn J. v. Haller und wurden von ihm geordnet. 

4. Dr. 8. E. Hammerfhmidt, Befchreibung eines mexi⸗ 
Bude, DREHEN Zeuzera redtenbacheri. ©. 151. 
T. 14. 

Rd — beſchrieben; auch Raupe und Puppe abgebildet. 
ſteckte unter den Blaͤttern einer eingeſandten Agave. 

.Barrande, uͤber die Brachiopoden der ſiluriſchen 
— von Böhmen II. S. 153. T. 15—23. 


über die Theorie des Größten und. 


1025 


28 Gattungen von Spirifer clafjificiert und ſehr ſchoͤn abge: 
bildet ; ebenfo 26 von Orthis, 29 von Leptaena, 3 von Cho- 
netes, 6 von Orbicula, 2 von Lingula. 

5. 4. v. Morlot, Über die geologifchen Verhaͤltniſſe von 
Iſtrien mit Berüdfihtigung Dalmatieng und der angrenzenden 
Gegenden Kroatiens, Unterkrains und des Görzerkreifes. ©. 257. 
T. 24—26. 

Man darf fich freuen, daß nun allmählich nad dem Vor— 
gang von Sachſen die Regierungen oder die Landftände und die 
gelehrten Gefellfchaften fi) der Geologie annehmen. Der Verf. 
machte auf Veranlaffung des geognoftifch mentaniftifhen Ver— 
eing für Inner: Defterreich, des Kandeg ob der Ens und des Kö: 
nigreihs Illyrien im Herbſt 1847. eine Recognoſcirungsreiſe in 
den füdlichen Provinzen von Defterreih. Obſchon die Zeit nur 
kurz war, fo ift es feinem raftlofen Eifer dennoch geluns 
gen, die Hauptverhältniffe der dortigen Formationen aufzudeden 
und in einer illuminirten Charte darzuftellen. Die Charte geht 
vom Sfonzo bis über Zirknik und Laas hinaus, von da feitz 
wärts bis Pola, enthält mithin Gradisca, Monfalcone, Trieft, 
Pirano, Pola, Albena, die Infel Cherfo, Fiume, Laas, Zirk— 
nitz, Adelsberg, Wippach. Die beiden andern Tafeln enthalten 
Gebirgsdurchſchnitte und Durchſchnitte der Adelsberger Höhle 
und der Zrebichgrotte bey Zrieft. Er wurde dabey fehr eifrig uns 
terftüßt von Tommafini, Bürgermeifter von Trieft, Dr. Kant- 
Lee ebenda, 8. v. Heufler in Pifino, 3. von Foͤdrans— 
berg in Pinguente. Von Herrn Tommafini ift aud ein 
Derzeichniß der wichtigften Pflanzen nach dem verſchiedenen Bo— 
den bengefügt. 

Zweyte Abtheilung. N 

1. 3. Riedlv. Leuenftern, über das vergleichende Maaß 
der Körperwinkel. ©. 1. T. 24. 25. 

2. 8. Reifaher, die goldführenden Gangftreichen der falze 

burgifchen Gentral-Ulpenkette. ©. 17. mit 2 Tafeln. 
- Aufführung der Formationen, Erzgänge, Nathhausberg, Erzwies, 
Rauris, Fuſch mit Holzfchnitten. Die eine Tafel ift eine Charte 
mit illuminirten Formationen, welche ungewöhnlid zahlreich 
wechfeln. Die andere Tafel zeigt die — am Rathhaus⸗ 
berg. 

3. Prof. J. Arenſtein, was ſind die imaginaͤren Groͤßen 
und welcher iſt ihr analytiſcher und geometriſcher Sinn? S. 48. 


Auch ſind wieder erſchienen: 
Berichte 


über die Mittheilungen von Freunden der Naturwiſſenſchaften in Wien, 
geſammelt und herausgegeben von W. Haidinger. Wien bey 
Braumüller. IV. 1848. 472, 


Man kann ſich in der That nicht genug wundern, wie es 
diefer Gefellfchaft während des ſtuͤrmiſchen Jahres möglidy war, 
ihre Sigungen wöchentlid, fortzuhaiten, fo daß man beym Ans 
blick diefer Berichte glauben müßte, es hätte in Wien die größte 
Ruhe geherrfcht, während doch alles in der größten Aufregung 
und felbft im. heftigften Kampfe war. Dadurch hat die Gefell: 
haft einen bewundernswürdigen Eifer für die Wiffenfhaft be 
wiefen. 

Die Zahl der Vorträge iſt wirklich faft Legion, fo dag wir 
nicht einmal dag Wichtigfte angeben fönnen, Der Hauptinhalt 

Iſis 1848. Heft 12. 


1026 


ift auch bier das Mineralogifche, Geognoftifche und die Ver: 
ffeinerungen ; jedoch geht das Anatomifche, Zoologifhe und Bo⸗ 
taniſche nicht leer aus. Wir Eönnen diefe Zeitfchrift mit vollem 
Vertrauen dem gefammten naturhiftorifchen Publicum empfehlen. 
Es wird faft jeder für fein Fach etwas finden, auch die wich: 
tigeren Erfcheinungen in dev betreffenden Literatur, 


Die Bewegung 


durch ſchwingende microfcopifche Drgane im Thier: und Pflanzenteiche, 
Nebit Erörterung über Sporozoideen, Infuforien, Bacillarien und über 
die Glementar= Structur der Halcyonella fluviatilis var. Nympheae, 

von Dr. Perty, Prof. Bern bey diſcher 1848. 4 22, T. 3. 


Diefe Schrift kann ald eine ducchgreifende Mufterung der 
Lehre über die Flimmerhaare und der ganzen Claſſe der Infu— 
ſorien ſo wie der niederen Polhpen betrachtet werden, geſtuͤtzt 
auf ſehr zahlreiche eigene Unterſuchungen und auf ſcharfſinnige 
Vergleichungen und Deutungen. Sie enthält zugleich Beurthei- 
lungen über diejenigen Gefhöpfe, worüber man jich ſtreitet, ob 
fie in das Pflanzen- oder Thierreich gehören. 

Ein eigener Abſchnitt ift den Flimmerhaaren gewidmet, wo⸗— 
bey befonders der Unterfchied zwifchen den anatomifchen und 
willkuͤhrlichen Wimpern oder Biden dargeftellt wird nach Beo- 
bachtungen an vielen Infuſorien. 


©. 6. folgt der Abſchnitt über die Sporozoiden oder Zoo: 
fporen und über die dafür gehaltenen Gebilde, mit Beurtheilung 
der vorhandenen Beobachtungen und Meynungen, ebenfalls ge- 
gründet auf zahlreiche, eigene Beobachtungen. 

©. 12. folgt die Betrachtung der Infuforien, von denen der 
DVerfaffer die Clofterien und Desmidiaceen ausfchließt. Es kommt 
bier fehr vieles vor, was zur beſſern Kenntniß der Snfuforien 
und zu ihrer Anordnung beyträgt und gewürdigt zu werden ver- 
dient. 


Die Bacillarien haben ©. 19, einen eigenen Abfchnitt. Sie 
feyen in einem gewiffen Lebensftadium dem Pflangenreiche an— 
gehörig. Darüber werden viele Beobachtungen mitgetheilt, fowie 
Vergleihungen der Molecular:Bewegungen mit der des Wade: 
thums und mit der thierifchen. 

Dann folgt ©. 25. die Befchreibung der befondern Art von 
Haleyonella fluviatilis an der Unterfeite der Blätter der weißen 
Seerofe, wozu die vielen Abbildungen auf den 3 Tafeln gehören. 
Auch bier werden die benachbarten Thiere wie Cristatella, 
Diflugia, Plumatella mit in die Vergleihung gezogen, ihre 
Unterfchiede auseinandergefegt und der microfcopifhe Bau der 
genannten Gattung umftändlich abgebildet. Merkwürdiger Weiſe 
befteht die Rinde Diefer Haleyonella faft ganz aus zufammen: 
geklebten Bacillarieen, alfo faft wie das Gehäufe der Phryganeen- 
Larven. Darunter ein neues Himantidium, abgebildet und 
eine neue Epithemia angulata. Noch ift ©: 39. Gloeocapsa 
polyzonia bejchrieben. ” 

Diefe Schrift bringt offenbar die Kenntniß von den genannten 
Gegenftänden um ein gutes Stuͤck vorwärts und wird gewiß 
allgemeine Anerkennung finden. 


u 


—_ 


65 


1027 


Naturhiſtoriſk Tidsſkrift, 
udgivet of Henrik Kröyer. Ny Näde I. Kjöbenhavn 1845. 8. 


Wir haben bisher von dieſer vortrefflichen Zeitſchrift die zoo— 
logiſchen Abhandlungen, beſonders die ſo ungemein gruͤndlichen 
vom Herausgeber uͤber die Fiſche und niedern Krebſe faſt voll— 
ſtändig überfegt und mit den Abbildungen gegeben, wir glauben 
zum Vortheil der Wiffenfchaft; menigfteng wurden fie von den 
Engländern fleißig beachtet. est Eönnen wir nur noch das 
Mefentlichfte von diefen Abhandlungen mittheilen, und wir müf: 
fen auf die Zeitfchrift felbft verweifen, meil auch derjenige, 
melcher nicht daͤniſch verfteht, doch die Charactere Lateinifch mite 
getheilt findet. 

Heft 3. diefes Bandes ift überfegt in dieſem Jahrgang der 
Sfis ©. 774—827. 

Heft 4.: Fortfegung von Kröners carcinologifchen Benträgen. 

©. 328. Aora typiea t. 3. f. 3. eine neue Sippe vom 
Strande bey Valparaiſo; lateiniſch characterifiert, aber weitläu- 
figer, al3 daß wir es mittheilen Fönnten. 

©. 335. Amphithoe femorata fig. 4. 

©. 346. C. Stäger, Beſchreibung gronländifher Muden, 

Culex nigripes; Chironomus hyperboreus n., turpis, fri- 
gidus, variabilis n., basalis n., byssinus, aterrimus, pi- 
eipes; Diamesa waltlii; Tanypns erassinervis, pietipennis, 
tibialis n.; Ceratopogon sordidellus; Tipula nodulicornis. 

Erioptera faseipennis; Trichocera maculipennis; Bole- 
tina groenlandica n.: Sciara iridipennis, flavipes; Simulia 
vittata; Rhamphomyia nigrita; Dolichopus groenlandieus. 

Helophilus areticus, borealis n.; Syrphus topiarius, 
tarsatus, lapponieus, ambiguus, hyperboreus n; Sphae- 
rophoria strigata n. 

Sarcophaga mortuorum; Musca erythrocephala; groen- 
landica; Anthomyia dentipes, irritans, froutata, trigoni- 
fera, arctica, angulifera, scatophagina, striolata,"ruficeps, 
ciliata. 

Scatophaga squalida, litorea; fucorum; Cordylura hae- 
morrhoidalis; Helomyza tibialis, geniculata; Piophila ca- 
sei, pilosa n.; Ephydra stagnalis; Notiphila vittipennis; 
Phytomyza obscurella. 

©. 370. 3. €. Schioͤdte, über das Geſchlecht Micra- 
Iymma t. 4. 

©. 380. Derfelbe, über den Platz der Ptilien und Cla— 
vicornien im Syſtem. 

©. 400. 4. Derfted, Verzeihniß der Thiere ben Drö- 
bat T. 5. 

Es find 12 Fleine Krebfe, viel Wirmer, Schneden, Mus 
fheln, Echinodermen uud einige Zoophyten. Abgebildet find 
mit vergrößerten Fußwarzen und Kiemen Euniee norwegica, 
Syllis longoeirrata, Notophyllum polynoides, Choniada 
norwegica, Spione n. G. trioculata, inter Spio et Disoma: 
Tethium tubiferum. 


©. 428. 5. Lange, über die Vegetation von Lolland und 
Falſter. 
Heft 5. ©. 448. Fortſetzung von Kröyers carcinologi⸗ 


ſchen Beytraͤgen. T. 6. 7. Iſis T. 10. 

©. 453. Pasipha@ tarda. Long. 4’; Pandalus borealis, 
annulicornis. 

©. 470. Myto n. gaimardi, von Spikbergen; long. 6” 
neben Mysis. 


1028 

©. 476. Aegina (Caprella) longispina von Dröbaf; 
Long. Br, 

©. 481. Siphonoecetes n. typicus t. 10. fig. 7. 


juxta Corophium; Groenlandia. Long. 4. 

Fig. 7. Animal magnitudine auctum. 5) Apex antennr 
inferioris; c) Pes tertius; d) pes quintus; e) pes abdo- 
minalis primus; f) quartus. 

©. 191. Glauconome n. leucopis t. 10. fig. 5.; 
Groenlandia; juxta Ischyrocerum. Long 6—7"., 

Fig. 5. Animal auctum. 5) Flagellum appendieulare 
antennae superioris; ec) Antenna inferior; d) Pes primus 
thoraeicus; e) seeundus. 

©. 501. Eusirusn. cuspidatus £. 10. fie.4. Gran- " 
landia, inter Gammarum et Amphithoen. Long. 14'". 

Fig. 4. Animal auctum. 6) Pars antennae snperioris 
(ultimus peduneuli artieulus cum flagello appendieulari 
rudimentari). c) Antenna inferior; d) Pars pedis thora- 
cıcı primi, ’ 

©. 512. Dulichia n. spinosissima t. 10. fig. 1. 
Groenlandia; inter Amphipoda gammarina et Caprellina. 

Fig. 1. Animal auetum. a) Caput a superlicie supe- 
riori, a‘) ultimus annulus thoracis, tresque priores an- 
nuli abdominales supra exhibiti. 6) Flagellum antennarum 
superiorum; 6’) Flagellum appendienlare; e) Flagellum 
antennarum inferiorum; d) Pes thoracieus primus; e) se- 
eundus; f) tertius; f) Apex ejusdem; 9) quintus; h) ab- 
dominalis quartus. 

©. 522. Stegocephalus inflatus t. 10. fig. 6. 
Groenlandia; Long. 1". - 

Fig. 6. Animal auetum. 5) Antenna superior; Ö') Fla- 
gellum ejus appendieulare; c) Pars mandibulae anterior; 
c') Palpus ejusdem; d) Maxilla paris prioris; e) poste- 
rioris; f) Pedes maxillares: 9) Pes thoraeieus primus. - 

©. 530. Pontoporeia femorata. Groenlandia; Long. 
6-8". 

©. 539. Leucothoe glacialis t. 10. fig. 3.; Long. 
3—43 Spigbergen. 

Fig. 3. Animal aucetum. 6) Mandibula cum palpo; 
c) Pedes maxillares; d) Pes thoracieus primus; e) se- 
cundus; f) Flagellum antennarum inferiorum; 9) Pes ab- 
dominalis sextus. 


Heft 6. 1845. ©. 545-652. 

&.545. Leucothoe elypeata t. 10. fig.2. Groen- 
landia, Long. 3—4''. 

Fig. 2. Animal auctum. 6) Pedes maxillares; ec) Pes 
thoracieus primus; c) articulus ejus ultimus sive sextus; 
d) secundus; e) quartus: /) quintus, 

©. 551. Phoxus holbölli. Groenlandia; Long. 4". 

©. 563. Ph. plumosus. Groenlandia; Long. 4, 

©. 578. Anonyx ampulla (lagena, appendiculosus, 
Gammarus nugax). Long. 8-17". Norwegia, Groenlan- 
dia, Spitzbergen. 

©. 599. Anonyx vahlii (Lysianassa); Long. 1”. Green- 
landia, Spizbergia, Norwegia. 

Se 611. Anonyx gulosus. Groenlandia. 

©. 621. Anonyx plautus. Groenlandia; Long. 5, 

©. 639. Kroͤver, ichtbyologifhe Beytraͤge. 

Ceratias n. holbölli, juxta Lophium piscatorium. Groen- 
landia; Long. 4#'. 


1029 


Band. Heft I. 1846. 

©. 1. Anonyx edwardsii. Groenlandia: Long. 
A. holbölli, ibid,; A. tumidus, minutus, nanus, 

©. 46. Opis typiea; Groenlandica. Long. 4. 

„S. 5. Microcheles armata; Kattegat. Long. 53; Am- 
phithoe albomaeulata; Norvegia; A. edwardsii; Groenlan- 
dia. j 

©. 88. Idothea sexlineata. nodulosa, robusta. 

Heft I. 1846. T. 12. 

©. 115. Acanthonotus tricuspis, Groenlandia; Long. 
6-8", 2 

©, 123. Cuma edwardsii; Long. 8"; 
lata, resima, lucifera , brevirostris, 

©. 181. Lencon n. emarginatus. Long. 5; L. nasica, 
deformis. ( Ambo genera figurata t. 1.2.) Bodotria, Alauna. 

Heft II. 1847. 

©. 225. Kroͤyer, ichthyologiſche Beytraͤge. 

Scopelus glacialis; Paralepis borealis; Stomias ferox; 
Cyclopterus spinosus; Liparis fabricii, lineatus; alle aus 
dem höchften Norden; ausführlich befchrieben, wie überall. 

©. 291. Krebse, ein Beytrag zur Flora von Et. Thomas. 


6 > 


rathkii, angu- 


©. 303. J. Roft, über Perrefacten in Holftein. 
©. 308. €. Holböll, über den Kiperfarnaf der Grön- 


Linder; heißt auch Rynke-hval, fteht der Balaena longi- 
mana nah. J 

©. 311. Fr. Boie, Dortrag in der Verfammlung der 
Naturforfcher zu Kiel; über Syftematif. 

©. 318. Schioͤdte, Über den innern Bau der Bupreften. 

©. 5352. N. Weftring, über die Stridulationg - Organe 
der Kerfe; Elaphrus, Blethisa, Omaloplia, Ceutorhynchus, 
Eryptorhynchus, Theridion, Trox. 

Heft IV. 1847. 

©. 347. Schiödte, guineifhe Laufkaͤfer T. 3. 4. 
tus versufus, Ochyropus gigas. 

©. 366. Kröyer, carcinologifche Beyträge. Henopomus n. 
mutieus, tricornis; Munna fabricii, Anceus elongatus, 
Idothea sabini, Anthura carinata, Tanais gracilis, tomen- 
tosus, örstedii, curculio, Apus glacialis, Nebalia bipes. 

©. 447. Schiödte, über eine Gruppe von grabenden 
Manzen. Scaptocoris. 


Hile- 


Tydschrift 


voor de Wis-en natuurkundige Wetenschappen, uitgegeven door 
de eerste Klasse van het k. Nederlandsche Instituut. Amster- 
dam, Londonk. I. 4. 18148. 8. 187—266. I. 1. 2. 1848. 
132. tb.2. [Heft 1—3. s. p. 631.] 


Heft 4. enthält: 

©. 187. G. Vrolik, über becyerförmige Entwickelung bey 
Valeriana offieinalis t. 3. 

©. 197. Miquel, über feltfame Cycadeen. Zamia mu- 
ricata, loddigesii, leiboldii, fischeri, ottonis, angustifolia: 
Ceratozamia latifolia, Cycas revoluta, circinalis; En- 
cephalartos; Dioon edule. 
S. 209. 9. C. Fode, Briefe Über die Flora von Suri- 
nam. Pontederia eriantha, Vochysia tetraphylla, Cissus 
sieyoides, Ornithocephalus falcatus n., Pleetrophora (Van- 
dea) iridifolia n. 


i 1030 


— Storm, uͤber die Grundlagen der Schleußen 
af. 4. 

©. 222. Eickma, über Cyan gegen Holzfaͤulniß. 

©. 227. 5. Kaifer, über die Cometen. 

©. 254. NR. Lobatto, Über eine Formel von Euler. 

11. Heft. 1. ©. 1—52. Beriht über Scholtens Werk: 
Wind-of Strombemaling voor Polders. 

Heit 2. S. 1. €. Reinwardt, uͤber die eigenthuͤmliche 
Verbreitung der Gewaͤchſe in den magellaniſchen Laͤndern, mi 
einer Tafel, worauf die Höhe des Tuſſakgraſes, Dactylis ca« 
Spitosa angezeigt ift. 

©. 48. Ban der Hoeven, DVergleihung der Schädel von 
Caffern und Hottentotten, mit genauen Mefjungen. 


©. 61. Pilaar, über die Mittel, die Breite auf dem 
Meere zu meffen. 
©. 75. W. N. Rooſe, über die Anwendung von Latten 


beym Bau der Fundamente, mit einer Tafel. 

©. 81. F. Kaifer, über den Planeten Iris. 

©. 122. Miguel, Voyriae Species quasdam surina- 
menses recenset. V. parviflora, calycina, aurantiaca, uni- 
flora, leucantha, nivea. 


©. 126. Ban Hall, botanifhe Bemerkungen. Cycas 
wallichii, Symphytum azureum, Ficus diversifolia, 
Novorum Aecetorum J 


Academiae caesareae Leopoldino-Carolinae Naturae Curiosorum 
vol. XXL. Pars 1. Bonnae apud Weber 1847. 4. 365. t. 38. 


Diefer Band ift wieder vortrefflich ausgeftattet, Dank dem 
Eifer des Vorftandes, Nees von Efenbed und der Unters 
ftüsung, welde die Academie von der preufifchen Negierung 
feie vielen Jahren genießt. Die Tafeln find befonders zahlreich 
und großartig ausgeführt. n 

1. Beyträge zur Anatomie des Elephanten und der übrigen 
Pachpdermen von Dr. EC. Mayer. ©.1. %.1—9. 

Sehr große und ſchoͤne Abbildungen, welche vorftellen das 
Nervengefleht des Nüffels, die Schlaͤfendruͤſe, Scilddrüfe 
Uortenbogen, Schlund, dritten Aft des fünften Nerven, Durch— 
ſchnitt des Nüffelse, Auge, Mugen, Blinddarm, Leber, Nüd- 
lein, weiblihe Theile. Im Text behandelt übrigens der Ver— 
faffer den Schädel, verglihen mit den ähnlichen Thieren; die 
Muskeln des Kopfs, Rumpfs und der Gliedmaaßen; die Ver— 
dauungs-, Athmungs= und Harnorgane, die ‚weiblichen Theile 
und die Sinnorgane; das Gefaͤß- und Nervenſyſtem. 

Dann folgt ©. 55. Die Anatomie von Hippopotamus, 
Rhinoceros, Tapir, Babyrussa, Dicotyles, et Sus. Da: 
von abgebildet das Hirn des Tapirs, des Elephanten, Nashorn 
und Pecaris. Der Berfaffer will die Haarthiere eintheilen 
nah den Sinnorganen. Wir fönnen ihn verfichern, daß 
wir das längft verfucht, aber gefunden haben, daß man damit 
nicht ausreiht. Dafür brauht man nur die dritte Auflage 
unferer Naturpbilofophie anzufehen. Stüdmeife läßt ſich der: 
gleichen nicht machen, fondern nur, wenn das ganze Thierreich 
nah Principien geordnet twird. 

2. Ueber einige pathologifche Producte von Vögeln und Säug- 
thieren, von Dr. €, v. Bibra. ©. 89. T. 10. 

Sehr ausführlihe chemiſche Zerlegungen von Auswüchfen 
Conerementen, Degenerationen mit microfcopifhen Abbildungen 


1031 


3. Zur — * Balanophoren, insbeſondere von Rho— 
paldenemis, von Dr. Göppert. ©. 117. T. 11—15. 

Die Academie a diefe Schmarogerpflanze von Dr. 
Junghum, aus Oftindien, welcher hier einen Bericht Über ihr 
Vorkommen mittheilt. ° Goppert gibt nun davon eine gruͤnd— 
liche Befchreibung und Deutung der Organe mit fehr zahlreichen 
und fhönen Abbildungen fowohl vom Ganzen als von den Ge: 
weben. Dabey eine beurtheilende Ermittelung über den Stand 
diefer merkwürdigen Pflanze. 

4. Chemifche Unterfuhung des wachsaͤhnlichen Beftandtheils 
der Balanophora elongata, von Th. Polak. ©. 159. 

5. Knofpenbilder, ein Beytrag zur Kenntniß der Laubknoſpen 
und der Verzweigumgsart der Pflanzen, von A. Henry. ©. 169, 
T. 16—832. 

Das ift ein ganzes Buch mit ungemein zahlreichen und deut— 
lichen Abbildungen von fehr vielen Pflanzen, überall mit Durch— 
fchnitten. 

6. Die Knochenrefte eines in der Papierfohle des Siebenge— 
birgs aufgefundenen Mofchusthieres von Dr. Goldfuf. ©. 343. 

. 33. 34. Große und fhöne Abbildungen des Schrachs, Schaͤ— 
Die und der Zähne. 

T. Zur Flora des Duaderfandfteins in Schlefien. Nachtrag von 
Dr. Göppert. ©. 353. T. 35 —38. ill. Es find bis jest 
81 Gattungen in der genannten Formation entdedt. 


Eai Plinii seeundi Naturalis Historiae 


Praefatio et Liber XXXV. recensuit commentario critico instruxit 
Julius Sillig. Dresdae 1849. 8. 67. et 115. - 


Bekanntlich hat der berühmte Böttiger bei der Verſamm— 
lung der Naturforfcher zu Dresden 1826 eine neue Ausgabe 
des Plinius in Vorfchlag gebracht, zu welcher man alle vor- 
bandenen Handfhriften follte vergleichen laffen und zu der die 
Naturforſcher Erklärungen der zweifelhaften Gegenftände liefern 
foltten. Der Vorfchlag fand Beyfall und es haben HPaͤter ſelbſt 
mehrere Fuͤrſten denſelben ernſtlich unterftüst. Dr. San wurde 
vom Koͤnig von Bahern nach Italien geſchickt, um die dortigen 
Handſchriften zu vergleichen, was dieſer auch mit ungemeinem 
Fleiße gethan hat und zwar nicht bloß hier, ſondern ſpäter auch 
in andern Laͤndern. Der Koͤnig von Sachſen bewirkte, daß die 
ſpaniſche Regierung eine Handſchrift in Madrid ganz abſchrei— 
ben ließ und nach Dresden ſchickte. Die Herausgabe eines ſolchen 
Werks, woran viele arbeiten ſollten, hatte indeſſen feine Schwie— 
tigfeiten fomohl von Seiten der Schriftiteller als der Verleger. 
Die Hauptſache war indeffen, zuerft einen critifchen Text herzu- 
ftelfen, und bdiefem wirklich riefenhaften Unternehmen hat fich 
der Derfaffer mit ungemeiner Aufopferung , Fleiß und Sad: 
kenntniß unterzogen. Es ftand ihm all dag gefammelte Ma: 
terial zu Gebot und die vorliegende Probe beweift, daß er 
demfelben gewachfen ift und daß er eine Ausgabe herfielfen 
werde, weiche alle früheren weiter hinter ſich laͤßt. Hoffentlich 
kommt die gelehrte Welt diefem großartigen Unternehmen freumds 
lich und dankbar entgegen. 

Der Verfaſſer gibt in der arofen Vorrede hollftindige Aus: 
kunft über alle „vorhandenen Codices, ſchon allein eine unge: 
beure Arbeit. Im zweyten Theil diefer Schrift folgt. fodann 
der Brief de3 Plinius an Veſpaſian mit allen abweichenden 
Lesarten; S. 17. der Abdrud des Buches XXXV. auf diefelbe 
Art. Dieſes Buch enthält die berühmten Kunftwerke der Alten 


1032 


aus der Maleren und Bildnerey und wird daher den Gebildeten 
aller Stände ein angenehmes Geſchenk ſeyn, auch hoffentlich 
dazu beptragen, daß das yanze Werk die verdiente Unterftügung 
findet, 


Natural History of Newyork, by Authority. 
1842. 4. Tabb. 


Das ift ein großes und ſchoͤnes Merk, welches der Regierung 
von Newyork alle Ehre macht und woflr ihr zugleich viele Län: 
der dankbar feyn müffen, weil fie dafjelbe denfelben geſchenkt 
bat. Dadurch find wir auch in Stand gefeßt, einen Bericht 
davon zu geben. 

Die Negierung hat nehmlich eine umfaffende naturhiftorifche 
Unterfuhung des Landes vornehmen laſſen, diefe Arbeit ver— 
fchiedenen Gelehrten übertragen und den Drud fo wie die Her: 
ftelung der vielen Zafeln beforgt. Kein Land und Feine Ne- 
gierung Fann fich eines folhen Werkes rühmen. 

Mir fünnen ung unmöglich ins Einzelne einlaffen, aber einen 
Beariff davon wollen wir mittheilen. 

Das Merk zerfällt in 5 Abtheilungen: Zoologie von J. E. 
De Kay, Botanik ven J. Torrey, Mineralogie von 8. C. 
Bed, Geologie und Paläontologie von W. W. Mather, 
E. Emmons, L. Vanuxem und J. Hall. 

Voran eine große Einleitung vom — des Staates 
Newyork, W. H. Seward, über den ganzen Plan des Unter— 
nehmens S. 1—178. Enthält im Grunde eine ganze Literar: 
Geſchichte diefes Staats und alles wag von Seiten der Regierung 
für das Land gefchehen ift. Dabey 2 Zafeln von dem großen 
Groton:Uquäduct, von $. B. Jervis. 

©. 179-—188., über die Strafanftalten im Lande, von J— 
8. D’Sullivan. 


Zoology of Newyork by J. E. De Kay. 
Albany 1842. 4. 146. tbb. 33. col, 


Das ift eine vollftändige Fauna deg Landes, wobey auch 


Part. 1. Mammalia. 


zufällig darein Eommenden Thiere bemerkt werden. In der Vorrede 
das Hiftorifche und die Befchreibung des Geländes der verfchiedenen 
Diftricte. Es find die Charactere der Ordnungen, Familien, 
Sippen und Gattungen gegeben nebft einer größern Beſchreibung 
und der Lebensart. Aufgeführt find folgende nad) Ordnungen 
und Familien abgetheilt, welche wir weglaſſen koͤnnen. | 

| 


Gulo lusceus t. 12. 
Mephitis americana t. 12. 
Mustela canadensis t. 13. 
M. martes (huro) t. 11.19. 
M. (Putorius) pusilla t. 14.) 
M. fusca. > | 
Putorius noveboracensis (er-' 
minea) t. 12. 14. 
P. vison (lutreola) t. 11. & 
Lutra canadensis (brazilien- 
sis.) t. 3. et 33. 
Canis familiaris. 
Lupus oceidentalis (Lupus) 
tab. 27: 
Vulpes fulvus t. 7. 
V. virginianus (cinereo-ar- 
gentatus) t. 7; 


Didelphys virginiana t. 15. 

Vespertilio noveboracensis 
tab. 1. 

V. pruinosus t. 2., 

V. subulatus t. 3. 

V.noctivagus (auduboni) t. 1. 

V. carolinensis t. 2. 

Condylura eristata t. 4. 

Scalops aquaticus t. 4. 

Sorex dekayı t. 5. 

Sorex brevicaudus, 

S. parvus. 

S. forsteri t. 21. 

S. carolinensis t. 21. 

Otisorex n. platyrhinus t. 5. 

Ursus americanus t. 6, 

Procyon lotor t. 6. 


| 


1033 


Felis concolor t. 9. 

Lyneus borealis (canaden- 
sis) t. 10. 

L. rufus t. 10. 

Phoca concolor (vitulina?) 
tab. 18. 

Stemmatopus eristatus t. 15. 

Sciurus leucotis (einereus ) 
tab. 18. 

Sc. vulpinus t. 18. 

Se. niger t. 17. 

Sc. hudsonicus t. 17. 

Sc. striatus (lysteri) t. 16. 

Pteromys volucella t. 18. 

Arctomys monax t. 21. 

Meriones americanus (labra- 
dorius, canadensis) t. 24. 

Castor fiber t. 20. 

Fiber zibethieus t. 20 et 32. 

Hystrix hudsonius (dorsata, 
pilosus) t. 26 et 8. 

Mus decumanus. 

M. rattus. 

M, americanus n. t. 21. 

M. musculus. 

M. leucopus t. 23. 

Arvicola riparius t. 22. 

A. rufescens n. t. 22. 

A.hirsutus (Meadow-Mouse) 
tab. 25. 

A. oneida n. t. 25. 


A. alborufescens t. 24. 

A. xanthognathus t. 23, 

Lepus nanus (americanus, 
sylvaticus) t. 27. 

L. americanus (virginianus) 
tab. 26. 

Elephas primigenius. 

E. americanus t. 32. 

Mastodon maximus. 

Sus serofa, domestica. 

Equus caballus. 

E. asinus, 

E. major foss. 

Bos taurus. 

Ovis aries. 

Capra hircus. 
Cervus virginianus 
canus) t. 28. 

€. alces t. 29: 
Elaphus canadensis (stron- 
gyloceros) t. 28. 
E. americanus foss. t. 29. 
Balaena mysticetus t. 31. 
Physeter macrocephalus 31. 
Rorqualus rostratus t. 50. 
R. borealis (boops). 
Globicephalus melas (globi- 
ceps, deductor ) t. 50. 
Phocaena communis. 
Ph. orca (gladiator) t. 32. 
Delphinus delphis t. 31. 


(mexi- 


Die vorftehenden Thiere find, wie bemerkt, ausführlich bes 


fchrieben; die folgenden nur angeführt, 


weil fie nur um die 


Gränzen des Landes vorfommen, jedoch mit Characteren, 


Vespertilio monticola, virginianus. 

Molossus ceynocephalus, fuliginosus. 

Pleeotus lecontii, townsendi. 

Sorex einereus, richardsonii (parvus), cooperi, ſimbri- 


pes; palustris. 
Otisorex longirostris. 
Ursus — maritimus. 
Meles labradoria. 
Mustela frenata. 
Lutra lataxina. 
Enbydra lutris. 
Vulpes velox. 


Trichecus rosmarus, virginianus, foss. 
Sciurus carolinensis, macrourus, auduboni, quadrivita- 
tus, fuliginosus, richardsonii, douglasii, capistratus‘, la- 


nuginosus, nigrescens, collei. 
oregonensis. 


Pteromys sabrinus, 


Spermophilus tredecim-lineatus, lateralis, douglasii, 
beecheyi, franklini, richardsoni, grammurus, guttatus, 


parryi, ludovieianus. 


Arctomys empetra, pruinosus, brachyurus. 

Castor (Trogontherium ?) ohioense. 

Arvicola pennsylvanicus, borealis, noveboracensis, nut- 
talli, pinetorum, gapperi', ferrugineus, richardsoni (ripa- 


rius), rubricatus. 
Sfis 1848, Heft 12, 


1034 


Neotoma floridanum, drummondi. 

Sigmodon hortense. 

Georychus helvolus, trimueronatus, hudsonius, groen- 
landicus. 

Aplodontia leporina. 

Geomys douglasi, umbrinus, talpoides, bulbivorus, bur- 
sarius, borealis, townsendi. 

Lepus glacialis, aquaticus, palustris, campestris, lon- 
gieaudatus, nigricaudatus, californieus, richardsoni, town- 
sendi, artemisia, bachmani. 

Lagomys princeps. 

Megatherium cuvieri. 

Megalonyx jeflersonii. 

Dicotyles torquatus. 

Tapirus mastodontoides foss. 

Bos moschatus, bombifrons foss., latifrons foss., pal- 
lasii foss. 

Bison americanus. 

Ovis montana. 

Capra americana. 

Autilope americana, mammillaris foss. 

Cervus macrotis, leucurus, nemoralis. 

Rangifer tarandus. 

Manatus americanus t, 30. 32. , latirostris, giganteus foss. 

Zeuglodon (Basilosaurus) harlani. 

Rorqualus australis. 

Delphinus calvertensis foss. 


* 


Die einzige aufgeftellte Sippe ift: 

Otisorex: Ohren groß und über den Pelz hervorragend. Naſe 
verlängert, Augen deutlih, Schwanz vieredig, Zähne 32. Leib 
2,5", Schwanz 1,6". 

O. platyrhinus: dunkelbraun, unten bläffer. 
— 1,6, Gewicht 50 Gran. — 
zähne 45 Zu Tappan in der Grafſchaft Rockland in einem Keller. 

Mus ; americanus: Oben ſchwarz, unten bleygrau, Ohren höher 
als breit, Schwanz kürzer als Leib, diefer 9” 4", Schwanz 6". 

Wurde mwahrfcheinlic mit der eingeführten fhwarzen Ratte 
verwechfelt; ift fehr felten. Sm Unterkiefer find die Schneide- 
zähne wie in oben, beiderley gelblich; die Badenzahne nehmen 
nach binten’ab, erfter dreylappig, Vorderzehen weißlich. 

Arvieola rufescens: oben helltöthlih braun, unten fchiefers 
blau, Schwanz länger als Kopf. Leib 3, Schwanz 2. Am 
Dneidafee und in den Wäldern der Grafſchaften Hamilton und 
Lawrenze; unterſchieden von A. riparius durch den mehr gebo— 
genen Kopf und die Zähne; die oberen breit mit einer Mittel- 
furhe, Schneide etwas ansgerandet; die oberen Badenzähne 
mit 9 äußern Winkeln ; unten der erfte am größten mit einem 
tiefen feitlihen Einfchnitt. 

Arvicola oneida: Oben bräunlih, unten aſchgrau, Daumen: 
Elaue dreyeckig, Hinterfuͤße ſehr lang. Leib 3,2, Schwanz 1,8, 
Vorderfuͤße 0,4, hintere 0,7. Gemein am Dneidafee, 

Die Abbildungen, gezeichnet von G. W. Hill, find im 
Ganzen recht gut, die früheren jedoch forgfältiger als die ſpä— R 
teen, [worüber wir uns bey einer folhen gar nicht aufhören= 
den Arbeit nicht wundern. Man fieht e8 Jauch manchen Fi— 
auren an, daß fie nach dem Xeben gemacht find. Bey der 
Zeichnung. ber Figuren auf den Zahnflächen hätte man ihm mehr 
zu Hülfe fommen und ihm zeigen follen, daß die Furchen Ein— 
fhlagungen des Randes find, wie z.B. bey Biber und Stachel: 

65* 


Länge 0,9, 
Schneidezähne 272 Baden 


— 1036 
ſchwein T. 8.; bey Arvicola rufescens hängen alle Zähne an Zoologie Part. II. Birds, by James J. E. de Kay. Al- 
einander, als wenn fie nur ein einziger wären. Wo zwey Za- bany 1844. 4. 380. tab. 141. 
feln genannt find, ift auch der Schädel abgebildet; bie Illumi⸗ Die Vögel ſind behandelt wie die Haarthiere. Voran ein 
nation ſcheint mit Sorgfalt gemacht zu ſeyn. Verzeichniß der wichtigen Schriften und der vorkommenden Sips 
——— pen; ſodann die Beſchreibung der Gattungen. Es ſind folgende: 
Ordo J. Accipitres. 7. Parus bicolor t. 45. T. crinitus t. 32. 
Fam. 1. Cathartes aura t. 5. 8. Regulus satrapa ( tricolor) t.43. 13. Vireo flavifrons (M. sylvicola) t.35. 
2. Aquila chrysaetos (fulvus) t. 6. R. calendula t. 58. V. solitarius t. 35. 
Halia&tus leucocephalus t. 1. Sialia wilsoni (M. sialis) 1. 64. V. noveboracensis (cantatrix) .86. 
Pandion carolinensis (F. haliaetus) 9 Orpheus polyglottus t. 39. V. gibbus (M. melodia) t. 34. 
tab) 8; Orph. rufus t. 39. ö Y V. olivaceus t. 36 et 34, 
Buteo sancti joannis t. 2. ©. carolinensis (T. felivox) t. 39. Icteria viridis (P. polyglotta) t. 32. 
Breker Merula migratoria t. 38. $ 14. Lanius septentrionalis (excubitor) 
B. hyemalis (lineatus) t. 6. M. mustelina (T. melodus) t. 59. tab. 37. 
B. pennsylvanicus t.53. M. solitaria t. 37. 15. Garrulus eristatus t. 25. 
Nauclerus furcatus t. 7. M. olivacea. 2 B 6. canadensis t. 25. 
Falco anatum (peregrinus) t. 3. M. wilsoni (T. mustelinus ). Pica caudata t. 24. 
FE columbarius t. 4. 10. Anthus ludovicianus (rufa) t. 64. Corvus americanus (corone) t. 24. 
F. sparverius t. 7. Sciurus noveboracensis t. 47. C. corax t. 24. 
Astur fuscus (velox) t. 2. S. aurocapillus t. 46. C. ossifragus. 


A. cooperi (stanlei) t. 4. 11. Trichas marilandiea (T. trichas) 46. Quiscalus versicolor t. 23. 


A. atricapillus t. 2, tab. 54, i Q. ferrugineus t. 23. 
Circus uliginosus (eyaneus) t. 3. Tr. philadelphia t. 54. F Sturnella ludoviciana t. 19. , 
3. Surnia funerea (hudsonica) t. 9. Vermivora pennsylvanica t. 55. leterus baltimore t. 20. 
S. nyctea t. 9. V. me: I. spurius (mutatus ) t. 21. 
Bubo virginianus t. 10. V. solitaria t.55. l. phoeniceus (praedatorius) t. 22. 
B. asio (naevia) t. 12. V. chrysoptera t. 52. Molothrus pecoris t. 21. 
Syrniom einereum t. 13. V. peregrina t. 47. Dolichonyx oryzivorus t. 22. 
Otus americanus t. 11. V. rubrieapilla t. 47. 17. Coccoborus caeruleus (Loxia) t.64. 
O. palustris ( brachyotus) t. 12. V. celata. ©. Iudovieianus t. 64. 
Ulula nebulosa t. 10. Sylvicola coronata t.66. Struthus hyemalis (nivalis) t.60. 
U. acadica (passerina) t. 12. S. ruficapilla (petechia) t. 58. Fringilla iliaca t. 73. 
Strix pratincola (flammea) t. 13. S. maculosa (magnolia) t. 50. Fr. melodia t. 68. 
S. pardalina (M. canadensis) t.51. Fr. graminea t. 61. 
Ord. II. Passeres p. 32. 8. caerulea (azurea) t. 48. Fr. pennsylvanica t. 61. 
1. Caprimulgus vociferus t. 27. S. blackburniae t. ‚50. Fr. leucophrys t. 60. 
Chordeiles americanus ( virginia- S. castanea t. 51. Eimnberiza americana t. 49. 
nus) t. 27. S. striata. i E. passerina t. 66. 
2. Chaetura pelasgia t. 27. S. discolor (minuta) t. 49. E. henslowi. 
Hirundo purpurea t. 28. S. americana (pusilla) t. 48. E. pusilla (juncorum) t. 66. 
H. bicolor (viridis) t. 29. S. canadensis (sphagnosa) t. 58 E. socialis t. 70. 
H. riparia t. 28. et 48. E. canadensis (arborea) t. 72, 
H. rufa (rustica) t. 29. S. aestiva (citrinella) t. 47. E. savanna (t. 67.) 
H. fulva (lunifrons) t. 30. S. virens t. 50. E. lincolni. 
3. Bombyeilla garrula t. 26. 8. pinus t. 53. Ammodramus maritimus t. 67. 
B. carolinensis (americana) t. 26. S. ieterocephala t. 59. A. caudacutus t. 67. 
4. Alcedo aleyon t. 19. S. parus t. 59. A. palustris (juncorum) t. 71. 
5. Trochilus colubris t. 40. S. maritima t. 58. Carduelis tristis t. 66. 
6. Sitta carolinensis t. 41. S. formosa t. 56. ©. pinus t. 59. 
S. canadensis (varia) t. 40. Wilsonia mitrata (selbyi) t. 57. Linaria minor (F. linaria) t. 70. 
Certhia americana t. 41. W. pusilla (S. wilsonia) t. 52. L. borealis. 
Mniotilta varia (emaculata) t. 41. Culieivora caerulea t. 56. Erythrospiza purpurea t. 72. 
Troglodytes a&don (S. domestica) 12. Muscicapa ruticilla t. 31. Pitylus cardinalis t. 62. 
tab. 43. M acadiea (querula) t. 30. Pipilo erythrophthalmus t. 71. 
Tr. americanus. M. flaviventris. Spiza cyanea (Tanagra) t. 68. 
Tr.ludovieianus (Certhia carolin.) 32 M. virens (rapax) t. 31. Pyranga aestiva t. 60. 
Tr. palustris t. 42. M. fusca (nunciola) t. 30. P. rubra t. 63. 
Tr. byemalis (europaeus) t. 43. Tyrannus intrepidus t. 83. Plectrophanes japonicus t. 69. 


Tr. brevirostris t. 42. T. cooperi (borealis) t. 33. Pl, nivalis t. 69. 


1037 


Alauda cornuta (alpestris) t. 73. 
Corythus enucleator t. 62. 
Loxia americana t. 63. 
L. leucoptera t. 63. 
. Picus pileatus t. 18. 
. erythrocephalus t. 16. 
. villosus t. 15. 
pubescens t. 16. 
. varius t. 18. 
earolinus t. 17. 
. arcticus (tridactylus) t. 17. 
. hirsutus (tridactylus). 
. auratus t. 15. 
Coceyzus americanus (carolinen- 
sis) t. 14. 
C. erythrophthalmus t. 14. 
20. Ectopistes migratoria t. 74. 
E. carolinensis t. 74. 


Ordo IH. 


1. Meleagris gallopago t. 76. 
Pavo cristatus. Numida meleagtis. 
Gallus domesticus. 
2. Ortyx virginiana t. 75. 
Tetrao umbellus t. 77. 
T. eupido t. 77. 
T, canadensis (franklini) t. 76. 


Ordo IV. Grallae p. 208. 


4, Charadrius semipalmatus (hiati- 
cula) t. 79. 
Ch. melodus (hiaticula) t. 78. 
Ch. wilsonius t. 78. 
Ch. vociferus t. 70. 
Ch. virginianus (pluvialis) t. 78. 
Squatarola helvetica (apricarius ) 
tab. 79. 
Strepsilas interpres t. 80. 
Haematopus palliatus (ostralegus ) 
tab. 80. 
2. Grus americana. 
* Ardea herodias t. 81. 
A. leuce (egretta) t. 81. 
. candidissima t. 82. 
caerulea. 
udoviciana. 
irescens t. 82. 
. exilis t. 83. 
minor (lentiginosa) t. 83. 
. discors (nyeticorax) t, 81. 
. violacea t. 88. 
Ibis alba. 
I. mexicana (falcinellus ). 
Numenius longirostris t. 96. 
N. hudsonieus (borealis) t. 96. 
N. borealis t. 95. 
Hemipalama (Tringa) himantopus 
(douglasii) t. 86. 


BEER EL ER 


19. 


Gallinae. 


bbP>>p>>> 


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4 


[er 


- 


Pr ©) 


Heteropoda semipalmata (Tringa) 
tab. 86. 

Tringa maritima t. 87. 

. rufescens t. 87. 

. subarquata t. 95. 

" cinelus (alpina) t. 84. 

. schinzü t. 84. 

. pectoralis t. 85. 

. canutus (einerea) t. 85 et 97. 

Tr. pusilla t. 92. 

Calidris arenaria t. 91. 

Totanus maeularius t. 91. 

T. bartramius t. 93. 

T. flavipes t. 9. 

T. chloropygius (solitaria) t. 93. 

T. melanoleucus (vocifera) t. 94. 

'T. semipalmatus t. 98. 

Limosa fedoa t. 102. 

L. hudsonica t. 103. 

Scolopax noveboracensis (grisea). 

Se. wilsoni (gallinago) t. 98. 

Rusticola minor t. 103. 


. Rallus crepitans t. 99. 


R. elegans t. 99. 

R. virgioianus t. 100. 
Ortygometra corolina t: 100. 

O. noveboracensis (ruficollis) t. 101. 
Gallinula galeata (chloropus) t. 105. 


. Himantopus nigricollis t. 88. 


Recurvirostra americana t. 102. 

Phalaropus fulicarius (hyperboreus) 
tab. 104. 

Lobipes hyperboreus t. 90. 

Holopodius wilsoni (Ph. lobatus) 
tab. 89. 


Ordo V. Lobipedes p. 272. 


Fulica americana (atra) t. 104. 

Podiceps cornutus t. 140. 

P. cristatus t. 140. 

P. rubicollis t. 141. 

Hydroka (Podiceps) carolinensis 
141. 


Ordo VI. Natatores p. 189. 


. Uria grylle t. 139. 


U. troile. 

Mergulus alle t. 134. 
Mormon arcticus t. 138. 
Alca torda t. 139. 


. Colymbus glacialis t. 137. 


C. septentrionalis t. 137. 

Puffinus einereus t. 136. 

P. obscurus t. 134. 

Thalassidroma wilsoni (P. pela- 
gica) t. 122. 

Th, leachi t. 135. 


. Phalacrocorax carbo. 


[er 


1038 


Ph. dilophus t. 171. 
Pelecanus fuscus t. 101. 


8 


ula americana t. 122. 


. Rhynchops nigra t. 123. 


Sterna hirundo t. 125. 


8 


L 


L. 
L. 
L. 
S. 


t. cayana t. 126. 

. nigra (plumbea) t. 126. 
. anglica (aranea) t. 127. 

. arctica. 

t. cantiaca t. 134. 

t. dougalli t. 127. 

. argentea (minuta) t. 124. 
arus argentatus t. 122, 129, 130. 
. marinus t. 129. 

. zonorhynchus t. 128, 130. 
atrieilla t. 152 ei 135. 
bonapartii t. 133. 

sabini t. 28. 

tridactylus. 


Lestris buffoni? t. 133. 


L 
L 


. richardsonii t. 134. 
. pomarinus t. 133. 


. Mergus merganser t. 119. 


M. serrator t. 120. 
M. cucullatus t. 120. 
Fuligula vallisneria t. 115. 


em 


. 


A 
A 
A 
A. 
A 
A 


Bo po Do Hd 2 


Pr>b>b>> 


. erythrocephala (ferina). 


. marila t. 114. 
. minor (marila). 
. rufitorques (fuligula) t. 115. 


labradora t. 116. 


. rubida t. 118. 


. glacialis t. 119. 
albeola t. 118. 
clangula t. 116. 
histrionica t. 117. 
mollissima t. 113. 


. spectabilis t. 113. 
. perspicillata t. 114. 
. americana (nigra) t. 119. 


fusca. 

nas sponsa t. 111. 

. discors t. 111. 

. earolinensis (crecca) t. 112. 
acuta t. 113. 

. elypeata t. 110. 

. strepera t. 109. 

. obscura t. 118. 

. americana t. 112. 

- penelope. 

. boschas t. 108. 

nser canadensis t. 106. 

. albifrons t. 106. 
„hyperboreus (cerulescens) t. 107. 
. berniela t. 107. 

. hutchinsi. 

. einereus (domest.) 


Cygnus americanus t. 105. 


1039 


Wie ben den Haarthieren fo find auch hier die Vögel außer- 
halb der Gränze kurz angezeigt mit dem Character, der Gattung 
und dem Vaterlande. 


Ordo 1. 
1. Cathartes atratus, californianus. 
2. Polyborus brasiliensis. 
Haliaötus washingtoni. 
Buteo vulgaris, harlani, harrisi. 
Elanus leucurus (dispar). 
Ictinia plumbea. 
Falco gyrfalco. 
3. Surnia ceunicularia , passerinoides. 
Ulula richardsoni. 


Ordo II. Passeres. 


1. Caprimulgus carolinensis. 
©. nuttalli. 
2. Chaetura vauxi, 
Hirundo thalassina, serripennis. 
5. Trochilus rufus, mango, anna. 
6. Sitta pusilla, pygmaea. 
Certhia albiftons. 
Troglodytes obsoletus, bewicki, parkmani. 

7. Parus hudsonicus, rufescens, minimus, leucotus. 

8. Regulus cuvieri, trochilus. 

Sialis occidentalis, aretica. 

9. Orpheus montanus, 

Merula silens, naevia, nana. 
Cinclus americanus. 

10. Trichas tolmaei, delafieldi. 

Vermivora protonarius, bachmani, corbonata, nigre- 
scens. 

Sylvicola pensHis, tigrina, occidentalis, townsendi, 
auduboni, rathbonia, halseii, olivacea. 

Wilsonia bonaparti, minuta, 

Culieivora townsendi. 

42. Museicapa pusilla, trailli, saya, phoebe, 
texensis, Jaurentii, fulvifrons, derhami, belli, 
brasieri, rubrifrons. 

Tyrannus dominicensis, verticalis. 
Milvulus tyrannus, forficatus. 

13. Vireo bartrami, longirostris, belli. 

14. Lanius ludovicianus, excubitorides, elegaus. 

15. Garrulus stelleri, floridanus, ultramarinus, bullocki. 

Pica nuttalli. 
_  Nueifraga columbiana. 
16. Quiscalus major, breweri. 
Sturnella neglecta. 
: Icterus xanthocephalus, tricolor, gubernator, bul- 
lockii, auduboni, vulgaris. 

17. Coccoborus melanocephalus. 

Coccothraustes vespertina. 

Struthus oreganus. 

Fringilla bicolor, atricapilla, einerea, townsendi, 
mortopi, texensis, harrisi. 

Emberiza grammaca, townsendi, pallida. 

Ammodromus macgillivrayi, bachmani, lecontii. 

Carduelis magellanicus, psaltria, mexicanus, stanleyi. 

Erythrospiza frontalis, tephrocotis. 

Pipilo arcticus. 

Spiza eiris, amoena. 


nigricans, 
leucomus, 


— — 
— u 


1040 


Pyranga ludoviciana. 
Plectrophanes pictus, ornatus, smithii. 
Alauda rufa, minor, spraguei. 

Fam. Conurus carolinensis. 

18. Picus imperialis, principalis, lineatus, ruber, harrisi, 
querulus, auduboni, martini, torquatus, mexicanus, me- 
dianus, ayresi. 

19. Coceyzus seniculus. 

20. Columba livia, faseiata,'lencocephala, zenaida, mon- 
tana, passerina, cyanocephala, trudeaui. 

Ordo Ill. Gallinae. 
2. Ortyx californica, planifera, neoxenus. 
Tetrao obseurus, phasianellus, urophasianus. 
Lagopus albus, mutus (americanus), rupestris, leu- 
eurus. ö 
Ordo IV. Grallae. 
1. Charadrius montanus. 
Squatarola townsendi. 
Haematopus bachmani, townsendi. 
2. Ardea rufescens, occidentalis. 
Fam. Platalea ajaja. 
Phoenicopterus ruber. 
3. Tantalus loculator, 
Ibis rubra. 

4. Totanus floridanus. 

Scolopax drummondi, leucurus. 

5. Ortygometra jamaieensis. 

Aramus scolopaceus. 
Gallinula martinica. 

7. Holopodius glacialis. 

Ordo V. Globipedes. 


Podiceps auritus. 


Ordo VI Natatores. 
1. Uria brunnichi, townsendi. 
Mergulus antiquus. 
Ceratorhyncha oceidentalis. 
Phalerisnodirostra, superciliosa (cristatella), psittacula. 
Mormon glacialis, eirratus. 
Alea impennis. 
Colymbus arcticus. 
Puffinus Anglorum. 
Diomedea fusca, nigripes, chlororhynchos. 
Procellaria glacialis, pacifica, tenuirostris. 
Thalassidroma pelagica. 
4. Phalacrocorax brasiliensis, townsendi, resplendens. 
Pelecanus trachyrhynchus. ER 
Sula fusca. 
Tachypetes aquilus. 
Plotus anhinga. 
Phaeton aethereus. 
5. Sterna stolida, fuliginosa, havelli, trudeani. 
Larus eburneus, leucopterus, occidentalis, glaucus, 
franklini} minutus, 
6. Mergus albellus. 
Anas breweri. moschata. 
Anser leucopsis, einereus. 
Cygnus buceinator, ; 
Die Abbildungen find gleichfalls von Kill, meiftend gut ge: 
zeichnet, mit ausgeführten Federn, manche jedoch auch mit 
bloßen Flächen nur durch die Färbung unterfchieden. 


> 


1041 — 1042 


Zoologie Ill. Reptiles et Amphibia by J. B De Kay. Außer den Characteren der Claſſen, Drbnungen und Fami— 
Albany 1842. 4. 98. tab. 23. col. In, Sippen und Gattungen ift auc noch eine Befchreibung 
Diefer Band ift eben fo umſtaͤndlich beakheitee wie die andern. gegeben mit der Größe, Verbreitung, Nugen und Schaden ꝛc. 
Boran ein Verzeichniß der Schriften, worunter auch die von Die hier. befchriebenen Gattungen find folgende. Die gefperr: 
Fisinger, Merrem, Oppel, Schöpf, Schneider, ten finden fi außerhalb der Gränzen des Staates Newyork. 
Schlegel, Spir, Wagler und Wiegmann. 


Classis II. Reptiles. Tropidolepis undulatus t. 8. Cr. kirtlandi. 
Ordo I. Testudinata. Tr. umbra. | Elaps fulvius. 
— te 6. Chirotes lumbricoides. = u * 
Ch. caretta. Ordo Ill. Ophidia. ao Amphibia p. 59. 
Ch. imbricata. 1. Ophisaurus ventralis. 1. Rana pipiens t. 19. 
Sphargis coriacea t. 9. 2, Coluber constrietor t. 10. „ horiconensig t. 22. 


fontinalis t. 21. 
. palustris (pardalis) t, 22. 
. halecina t. 20. 


n 


Trionyx_ferox t. 6. alleghaniensis t. 12, 
Tr. muticus. C. getulus t. 10. 


BEE 


Tr. bartrami. C. eximius t, 12. N 3 
Tr. harlani. €. punctatus (torquatus) t. 14. . sylvatica (pennsylvanica) t. 20 
Chelonura serpentina t. 3. C. vernalis t. 11. et 21. 
Emys palustris t. 3. (centrata), €. guttatus. R. clamitans. 
E. terrapin (concentrica) t, 23. C. couperi, Cystignathus ornatus, 
E. pieta (cinerea) t. 5. C. sayi, C. nigritus. 
E. guttata (punetata) t. 6. C. testaceus, Engystoma carolinense. 
B. inseulpta (scabra) t. 4. C. quadrivittatus., Scaphiopus solitarius. (Rana hol- 
E. rubriventris (serrata) t. 4. C. oceipitomaculatus. brookii) t. 19. r 
E. mühlenbergii (biguttata) t. 7. C. obsoletus, Bufo americanus (musicus) t. 19.20. 
E. geographica t. 4. €. rhombomaeulatus. B. lentiginosus, \ 
E, pseudogeographica t. 2 C. doliatus, B. erythronotus. 
E. floridana. Tropidonotus sipedon t. 14. B..quereichs, 
E. serrata. Tr. taenia (sirtalis) t. 13. B. cosnatus A 
E. conecinna. Tr. leberis (septemvittatus) t. 11. Hylodes pickeringi t. 20. 
E, mobilensis, Tr. dekayii t, 14. H. gryllus (dorsalis) t. 22. 
E. oregonensis:. Tr, ordinatus, H. ocularis. 
E. hieroglyphica. Tr. erythrogaster. Hyla versicolor t. 21. 
E. megacephala. Tr. niger, H. squirella t. 21. 
E. troosti. Tr. rigidus. H. femoralis. 
E. cumberlandensis. Tr, fasciatus. H. delitescens. 
Kinosternon pennsylvanicum t. 3. Tr. taxispilotus. H. viridis. 
Sternothaeres odoratus t. 7. Leptophis saurita t. 11. 2. Salamandra symmetrica (stellio) 15. 
Cistuda carolina (clausa) t. 1. L. aestivus. S. subviolacea ( venenosa) t. 16. 
C. blandingiü I Calamaria amoena. S. erythronota (cinerea) t. 16. 
C. carolina, C. elapsoidea. S. pieta (intermixta). 
R C. striatula. S. salmonea t. 16. 
Fam. Gr II. „SanTia, Psammophis flagelliformis, S. fasciata t. 17. 
1. Alligator mississippiensis. Helicops erythrogrammus. S. longicauda t. 17. 
Crocodilus macrorhynchus, foss, M. abacurus. S. granulata t. 23. 
Gavialis fossilis, Rhinostoma coceinea, S. bilineata (flavissima) t. 23. 
G. neocaesariensis t. 22. Pituophis melanoleucus. S. rubra (maculata) t. 17, 
Mosasaurus major t. 22. Heterodon latirhinos t. 13. S. coccinea n. t. 21. 
Geosaurus mitchilli t. 22. H. simus, S. glutinosa (variolata, eylindra- 
2, Anolius carolinensis, H. niger. cea) ta? 
3. Scincus fasciatus t. 8. HB. annulatus. S. cirrigera. 
Plestiodon erythrocephalus, H. tigrious. S. sineiput-albida. 
Lygosoma laterale. 3. Trigonocephalus contortrix t. 9. S. fusca. 
L. en Tr. piscivorus. S. gutto-lineata, 
4, Ameiv® sexlineata. Tr, atrofuscus, S. auriculata., 
A. tessellata, Crotalus durissus t. 9. S. talpoidea. |, h 
5. Phrynosoma cornutum. Cr. adamanteus, S. quadrimaculata, 
Ph, orbiculare, Cr. oreganus, S. haldemani. 
Ph. coronatum, Crotalophorus miliarius. Triton tigrinus t. 15. 
‚Ph. dousglasii. Cr, tergeminus. Tr. millepunctatus (dorsalis) t. 15 


ar; 
Iſis 1848, Heft 12, ' 66 


1043 


Triton niger t. 15. * 
Tr. porphyriticus t. 16. 
Tr. ingens. - 


Tr. jeffersoni. S. striata. 


Die meiften der mit gefpereten Lettern gedrudten Gattungen 
find von Holbroof beſchrieben in feiner Northamerican Her- 
petology. Philadelphia I. IV. 1854. 4. und von San 
in Longs Erpedition. 


Zoologie by J. E. De Kay. Part. IV. Fishes 
4. 415. tbb. 79. 


Die Band ift bearheitet wie der vorige, Befchreibungen voll- 
ftändig mit Angabe der Volksnamen, des Fangs und Gebrauchs. 


Albany 1842. 


3. Menobranchus lateralis t. 18. 
Siren lacertina. 
S. intermedia. 


1044 


4. Amphiuma means. 
A. tridactylum. 
Menopoma alleghaniensis t. 18. 


Im Verzeihniß der Schriftfteller ift merkwuͤrdiger Weiſe nnr 
Blochs Systema Ichthyologiae, Edit. Schneideri aufgeführt, 
aber nicht deffen Hauptwerk: Ausländifche Fiſche. Viele wur— 
den befchrieben von Leſueur, S. 2. Mithill, Rihardfon 
und Storer. 

Die Zahl ift fo groß, daß wir nicht im Stande find, ein 
DVerzeichniß davon zu geben. Der Verfaffer geht nach dem Sy— 
ftem von Cuvier, und am Ende ift ein alphabetifches Ver— 
zeichniß der Volksnamen, fehr nuͤtzlich. 


Fam. 1. 


2. Uranidea n. quiescens t. 5. (Ura- Fundulus zebra. 
noscopus). Hydrargyra atricauda. 
3. Corvina oxyptera t. 30. 15. Esox fasciatus t. 34. 
4. Sargus arenosus t. 22, 17. Baione n. fontinalis (Salmonidae). 
6. Lichia carolina t. 10. 18. Alosa teres t. 40. 


Pl 


Percidae. 
Labrax nigricans t. 50. 
L. albidus t. 51. 


Pileoma n. semifasciatum t. 50. 


(Huro). 
Lucioperca grisea. 


Boleosoma n. tessellatum t. 20. 


(Etheostoma). 
Serranus erythrogaster t. 19. 
Centrarchus obscurus t. 17. 
Sphyraena borealis t. 60.' 
Lepisoma n. cirrhosum t. 30. 


Caranx defensor t. 24. 


Bey den Hayen und Nochen find Müllers und Henles 
Ueberhaupt ſcheint e8 den Ame— 


agioftomen nicht angeführt. 


ticanern noch an Kiteratur zu fehlen. 


1% 


Am Schluſſe werden 35 Gattungen verfteinerter Fiſche auf⸗ 
geführt aus den Sippen Holoptychius, Palaeoniscus, Cato- 


Perca flavescens t. 1. 

P. serrato-granulata t. 22. 
P. granulata t 68. 

P. acuta t. 68. 

Labrax lineatus t. 1. 

L. rufus t. 3. 

L. pallidus t. 1. 

Huro nigricans t. 69. 
Lucioperca americana t. 30. 
Centropristes nigricans t. 2. 
Grystes salmoides t. 65. 
Centrarchus aeneus t. 2. 

C. fasciatus t. 3. 

Pomotis vulgaris t. 51. 
Dules auriga t. 19. 
Aphredoderus sayanus t. 21. 
Uranoscopus anoplos t. 22. 


‚ Trigla cuculus t. 70. 


Prionotus lineatus t. 4. 
Pr. carolinus t. 5. 


11. 
13. 


14. 


Neue haben wir gefunden: 


Batrachus celatus t. 60. 
Pimelodus pullus t. 37. 
P. atrarius t. 36. 
Abramis versicolor t. 32. 
Labeo elegans t. 31. 
L. esopus. 

Catostomus oneida. 

€. pallidus t. 33. 
Leueiscus nitidus t. 33. 
L. chrysopterus t. 30. 
L. vittatus t. 34, 

L. pygmaeus t. 42. 


Chatoessus signifer t. 41. 


Saurocephalus. 


befchrieben. 


Prionotus tribulus t. 70. 
Dactylopterus volitans t. 17. 
Cottus virginianus t. 5. 

©. aeneus t. 6. 

€. mitehillii't. 17. 

©. groenlandieus t. 4. 
Hemitripterus americanus t. 6. 
Scorpaena bufo t. 70. 

Sebastes norvegieus t. 4. 
Aspidophorus monopterygius t. 2. 


Cryptacanthodes (Storer) macu- 


latus t. 18. 
Gasterosteus bimaculatus t. 3. 
G. neoboracensis t. 6. 
G. quadracus (apelles) t. 6. 
G. oceidentalis t. 42. 


. Leiostomus obliquus t. 60. 


Otolithus regalis t. 8. 
Corvina oseula t. 21. 
C. argyroleuca t. 18. 


Amia oceidentalis t. 39. 

Lepisosteus platyrhynchus t. 43. 

Lota inornata t. 45. 

Merlangus leptocephalus t. 45. 

Platessa pusilla t. 47. 

Pl. ocellaris t. 47. 

. Ammodytes vittatus t. 60. 

. Syngnathus viridescens t. 54. 

. Diodon fuliginosus t. 56. 
D. verrucosus t. 55. 

. Monacanthus setifer t. 59. 
Balistes fuliginosus t. 57. 

. Lactophrys n. camelinus t. 58. 
(Ostracionidae). 

Raja americana t. 66. 

Petromyzon appendix t. 64. 

Ammocoetes unieolor t. 79. 


19 
20. 


21. 


33. 


pterus, Ptychodus, Carcharias, Galeus, Lamna, Otodus, 
Im Ganzen find ungefähr 400 Gattungen aufgezählt und 


Abgebildet find, außer den ſchon genannten : = 


Corvina ocellata t. 21° 

C. richardsonii t. 20. 

Umbrina alburnus t. 7, 
Pogonias fasciatus t. 14. 
Mieropogon costatus t. 72. 
Haemulon fulvo-maeulatum t. 7. 
H. chrysopteron t. 7. 

H. formosum t. 20. . 

Lobotes surinamensis t. 18. 


4. Sargus ovis t. 8. 


S. rhomboiles t. 61. 
Chrysophrys aculeata t. 71. 
Pagrus argyrops t. 9. 


5. Ephippus faber.t. 28. 


E. gigas t. 23. 
Pimelepterus boseii t. 20. 


6. Scomber vernalis t. 12. 


Sc. grex t. 11. 
Sc. colias t. 11, 
Thynnus vulgaris t. 10. 


1045 


Pelamys sarda t. 9. 

Cybium maculatum t. 73. 

Trichiurus lepturus t. 12. 

Xiphias gladius t. 26. 

Elacate atlantica t. 25. 

Trachinotus spinosus t. 19. 

Palinurus n. pereiformis t. 24. 
(Trachinotus). 

Caranx chrysos t. 27. 

€. punctatus t. 73. 

Blepharis erivitus t. 25. 

Argyreiosus vomer t. 65. 

A. capillaris t. 27. 

Vomer browniü t. 25. 

Seriola zonata t. 9. 

Temnodon saltator t. 26. 

Coryphaena globiceps t. 10. 

Lampugus punctulatus t. 40. 

Rhombus longipinnis t. 75. 

Rh. triacanthus t. 26. 


. Acanthurus phlebotomus t. 73. 


8. Atherina notata t. 28. 


10. 


Ath. menidia t. 74. 

. Mugil lineatus t. 15. 

Blennius fucorum t. 22. 

Chasmodes bosquianus t. 24. 

Gunnellus mueronotus t. 12. 

Zoarces anguillaris t. 16. 

Z. fimbriatus t. 16. 

Anarrhichas lupus t. 16. 

Gobius alepidotus t. 23. 

. Lophius americanus t. 28. 
Chironectes gibbus t. 24. 
Ch. laevigatus t. 27. - 
Malthaea nasuta t. 28. 
Batrachus tau t. 28. 

. Ctenolabrus caeruleus t. 29. 
Ct. uninotatus t. 29. 
Tautoga americana t. 14. 

. Silurus marinus t. 37. 
Pimelodus nigricans t. 52. 
P. catus t. 37. 

. Labeo oblongus t. 42. 

L. eyprinus t. 77. 

L. gibbosus t. 32. 
Catostomus communis t. 33. 
C. tubereulatus t. 31. 

C. aureolus t. 42. 

©. macrolepidotus t. 77. 


16. 
17. 


18, 


Stilbe n. chrysoleucas t. 29. (Leu- 
eiscus) 

Leueiscus atronasus t, 23. 

L. hudsonius t. 34. 

L. cornutus t. 29. 

Latro maculatus t. 32, 

Lebias ovinus t. 27. 

Fundulus faseiatus t. 31. 

FE. viridescens t. 31. 


. Esox reticulatus t. 34, 


Belone truncata t. 35. 
Scomber esox storeri t. 35. 
Exocoetus noveboracensis t. 36. 
Ex. comatus t. 36. 

Fistularia serrata t. 35. 
Salmo fontinalis t. 38. 

S. erythrogaster t. 39. 

S. confinis t. 38. 

S. amethystus t. 76. (namaycush). 
S. salar t. 38. 

Osmerus viridescens t. 39. 
Scopelus humboldti t. 38. 
Coregonus albus t. 60. 

©. clupeiformis t. 60. 

Clupea virescens t. 13. 

Alosa praestabilis t. 15. 

A. tyrannus t. 13. (vernalis). 
A. menhaden t. 21. 

A. mattowaca t. 40. 

A. sudina t. 40. 

Hyodon tergisus t. 41. 

IH. clodalus t. 51. 

Elops saurus t. 41. 

Amia occidentalis t. 39. 


. Lepisosteus bison t. 43. 


L. platyrhynchus t. 45. 
Morrhua americana t. 44. 
M. minuta t. 44. 

M. pruinosa t. 44. 

M. aeglefinus t. 43. 
Merlueius albidus t. 46. 
Lota maculosa t. 52. 

L. compressa t. 78. 
Merlangus purpureus t. 45. 
M. carbonarius t. 45. 

M. leptocephalus t. 45. 
Brosmius vulgaris t. 44. 
Phyeis americanus t. 46. 
Ph. punetatus t. 46. 


IK 


aD: 
30. 


31. 


1046 


. Hippoglossus vulgaris t. 49. 


Platessa plana t. 48. 

Pl. ferruginea t. 43. 

Pl. oblonga t. 48. 
Pleuronectes maculatus t. 47. 
Achirus mollis t. 49. 


- Lumpus anglorum t. 54. 
. Echeneis albicauda t. 54. 
. Anguilla tenuirostris t. 53. 


Conger occidentalis t. 53. 
Ophidium marginatum t. 52. 
Ammodytes americanus t. 52. 


. Syngnathus fasciatus t. 54. 


Hippocampus hudsonius t. 53. 


. Diodon maculato-striatus t. 56. 


D. pilosus t. 55. 

Tetraodon turgidus t. 56. 

T. laevigatus t. 56. 

Acanthosoma n. carinatum- t. 55. 
(Diodon). 

Orthagorisceus mola t. 59. 

Monacanthus aurantiacus t. 57 

M. broceus t. 56. 

M. massachusetensis t. 57. 

Aluteres euspicauda t. 59. 

Acipenser rubicundus t. 58. 

A. oxyrhynchus t. 58. 

Carcharius rupes t. 61. 

©. caeruleus t. 61. _ 

C. obseurus t. 61. 

Lamna punctata t. 65. 

L. caudata t. 62. 

Mustelus canis t. 64. 

Selachus maximus t. 63. 

Spinax acanthias? t. 64. 

Sceymnus brevipinna t. 61. 

Zygaena malleus t. 62. 

Squatina dumerili t. 62. 

Raja diaphanes t. 67. 

R. ocellata t. 65. 

R. erinaceus t. 78. 

Pastinaca hastata t. 65. 

P. maclura t. 65. 

Rhinoptera quadriloba t. 66. 

Cephaloptera vampirus t. 67. 


. Petromyzon americanus t. 66. 


P. nigricans t. 79. 
Ammocoetes bicolor t. 79. 


Es wäre nun freylich gut, wenn die gewöhnlichen Gattun- 
gen, welche haufig auf die Märkte fommen, koͤnnten ausgezo— 
gen merden. Das wäre aber eine wochenlange Arbeit. Für 
die Lefer muß es genug feyn zu erfahren, was fie hier finden 
koͤnnen. 

Die Abbildungen ſind Lithographien, maͤßig gerathen und 
ebenſo illuminirt; die Naslöcher felten angegeben und die Strah— 
ten, in den Gliederfloſſen wenigftens, kaum zählbar; auch Die 
‚Seitenlinien manchmal vergeffen. Bey einem Merk, das in 
fo Eurzer Zeit foviel Tafeln liefern foll, iſt es nicht anders möglich. 


Treue Sippen find: 

Boleosoma (inter Luciopercam et Serranum.) 

Zwey Nüdenfloffen, Dedel fchuppig mit einem einzigen Stachel, 
Rand des Worderdedels glatt; 6 Kiemenftrahlen; Genick nie 
dergedruͤckt und verengert. 

B.tessellatum t.20.: bräunlich, mit länglic) vieredigen Sieden, 
auf Rüden und Seiten. Länge 2—3" (23,5.) R. 9. 14. 
Br. 15., 8.1, 5., St.10., Sch. 172. In Fluͤſſen; heißt 
Darter , nähert fi) dem Ethiostoma. 


1047 


Lepisoma : Leib und Floffen befhuppt; Baͤrtel längs der 
Grundlinie des Kopfs und am Augenring; nur eine Nüden- 
floffe; Kiemenfttahlen 6, Zähne an Kiefern, Pflugfhar und 
Gaumenbein, Bauchfloffen vor den Bruftfloffen. 

Zweifelhaft hinter den Jugulares der Pereidae; ſieht aus 
wie Sciäniden und Labriden, denen aber die Pflugfchar: und 
Gaumenzähne fehlen. 

L. circhosum t. 30. Der weiche Theil der Rüdenfloffe 
höher und Eürzer als der harte, Länge 64. Zähne kegelfoͤr— 
mig in 3 Reihen; Färbung wahrfcheinlidh dunkelbraun. Flo⸗ 
rida. 

Mulliden gibt es keine an Amerika. 

Uranidea (inter Scorpaenam et Aspidophorum ). 

Kopf breit und niedergedrüdt, Leib ohne Schuppen, zwey 
Rüdenfloffen; Bauchfloſſen mit 3 Stacheln, Augen faſt oben, 
Kiemendedel glatt, Vorderdeckel mit einem einzigen Stachel; 
Zähne in Kiefern, Pflugihar und Zunge. 

U. quiescens: olivenbraun und dunkel marmoritt, Schwanz 
lany und glatt. Länge 2-3". R. 7. 16., Br. 13., ©t. 18., 
Sc. 133. Dem Uranoscopus verwandt; in Baͤchen des runs 
den Sees; liege ganz rubig, ſchießt aber geftört ploͤtzlich fort. 

Palinurus inter Trachinotum et Carangem. 

Vorderdeckel gezähnt und ftachelig am Rande; am Dedel ein 
ober mehr flache Stacheln, unterhalb gezähnt; vorn an ber 
Ruͤckenfloſſe ein oder mehrere Stacheln; Zähne klein, fpisig und 
ziemlich gleich; Leib länglich und zuſammengedruͤckt, der vordere 
Theil der einzigen Ruͤckenfloſſe ſtachelig. Die vorderen Ruͤcken— 
ſtacheln find nicht ftey. 

Hierher Trachinotus argenteus Storer, von Cuvier (To- 
ryphaena perciformis Mitchill). Länge 9". Der Verfaffer 
meynt, es thue nichts, daß fehon ein Krebs fo heiße. 

Amblyopsis (post Pimelodum). Leib befchuppt ; After vor 
der Wurzel der Bruftfloffen; Augen unter der Haut verbedt; 
Bauchfloffen Elein; nur eine Rüdenfloffe, Zähne in Kiefern und 
Gaumen; Kopf glatt und ohne Bärtel, 

A. spelaeus, weißlich; Kopf breit und flah, Maul groß; 
die meiften Floſſen mit fadenformigen Spisen. Länge 34". 
Sn der Mammuthehöhle in Kentudy. 

Stilbe (inter Catostomum et Leneiscum ). 

Leib zufammengedrüdt, Umriß des Nüdens und Bauchs ge- 
woͤlbt; Kopf Elein, ohne Zähne und Bärtel; ein Eurzer Stachel 
vor der Eurzen Nüdenfloffe, Steißfloffe lang; fonft wie Cypri- 
nus. 

Huc Leuciscus chrysoleueus. L. 3—6''. D. 10., P. 15., 
V.10., A. 14., €. 19%. In Rivulis. Stilbe it auch ſchon 
vorhanden. 

Baione inter Osmerum et Scopelum. 

Eine Reihe gleih hohe Zähne in den Kiefern; eine Eürzere 
Reihe in den Zwifchenkiefern und vorn im Pflugſcharbein; eine 
Reihe Erummer Zähne um den Zungenrand, Kiemenjtrahlen 10, 
Fettfloffe binter der Steiffloffe, Schuppen microfcopifh. - 

B. fontinalis t. 20. Dben fhwärzlich, feitlich filberfarben, 
mit 7—8 ſenkrechten ſchwarzen Bändern. Fänge I—I"'. R. 8., 
Br. 12., B. 7., St. 9, Sch. 1919. In Bächen; ber Eleinjte 
unter allen Salmoniden. 

Acanthosoma inter Tetraodontem et Orthagoriseum. 

Leib Eugelförmig, etwas zufammengedrüdt, voll Stacheln, 
kann ſich aufblafen; Rüden, Schwanz: und Steipfloffe verbun- 
den, Zähne wie Diodon. 


1048 


A. carinatum t. 55. (Diodon Mitchill). Oben oliven- 
braun, fonft-filberig. Länge 1”. Br. 12.5 ſenkrechte Sloffen 52. 
Wahrſcheinlich ſchon befchrieben von Pallas Spieil. t. 4., 
und befchrieben von Kölreuter in nov. Comment. pefrop. 
X. p. 837. t. 8. fig. 2. 

Lactophrys ( Ostracionoidae.) 

Leib dreyeckig, Vor der Steißfloſſe ſtarke Stacheln. 
ringe meiſtens ſtachelig. 

L. camelinus t. 58. 
Stacheln an den Seiten Über den Augenringen und dem Schwanz, 
Länge 24”, Höhe 14, Dide 14, R.9., Br. 10., St. 10.; 
St. 6. 

Long Island. 

Dazu noch Ostracion yalei. 


Augen: 


Rüden in einen Stachel erhöht; 8 


Die Mollusca V., Geology I—IV., Mineralogy I. find 


auch fertig. 


Diptern Scandinaviae disposita et descripta, 


auctore Ph. Dr. J. W. Zetterstedt, Prof. Lundae VII. 
18418. 8. 2581 — 2934. 


Mit Freuden zeigen wir an, daß diefes Meifterwerf nun fer 
tig ift bi8 auf die Schnafen. Der Verfaffer weicht nehmlich in 


der Glaffification oft von feinen Vorgängern ab und geht feinen 
eigenen Weg. So ftellt er die Zabaniden oben an, die Zi: 
puliden unten hin, die Mufeiden, als die typifhen Muden in 
die Mitte. 


durch ungemein viel für das Syſtem gewonnen iſt. ‘Sein 'gan- 


zes Syſtem bat er ſchon im erflen Band tabellarifch mitgetheilt 
alfo durchgearbeitet gehabt, ehe der Drucd begonnen. Geit einer 
langen Reihe von Jahren hat der Verfaffer an diefem Merk 
mit feltener Ausdauer und ununterbrochenem Fleiße gearbeitet, 
das groͤßtentheils von ihm felbft auf vielen Reifen gefammelte 


Material unterfucht, verglihen, gefichtet, auf das Genauefte 


characterifiert und befchrieben. 


Er hat bloß in Scandinavien | 
über 3000 Gattungen zujammengebracht, während Meigen | 


für gang Europa nicht mehr als 4600 befchrieben. Die Sipp- 


ſchaften find mit Scharffinn gefchieden und gereiht, eben fo die 
Sippen, worunter nicht wenige neu; unter den Gattungen feht 
viele. Man braucht die Charactere und Befchreibungen nur an= 
zufehen, um fogleid die Ueberzeugung zu gewinnen, daß ber 
Verfaſſer alle Theile felbft aufs Genauefte unterfuht hat: Wir 
haben mithin ein MWerf, dem man vollEommen vertrauen und das 
man ziemlich als eine ganze Dipterologia europaea betrachten 
Eann. Es wird daher ohne Zweifel in die Hände aller Zoologen 


fommen und von denfelben mit Dank und Hochachtung für 


den Derfaffer anerkannt werden. 


Diefer Band enthalt: 


Fam. 35. Oscinides Gen. 186 etc. 


Fam. 36. Agromyzides. Gen. 192 ete. — Earomyia n, 
Fam. 37. Phytomyzides. Gen. 200. ete. 

Fam. 38. Trineurides. Gen. 202. ete. 

Fam. 39. Coriaceae. Gen. 204—9. — Leptopteryx n. 


Numerus Speeierum Generis Osecinis 56., Agromyzae 46., 
Phytomyzae 29., 'Trineurae 57. 

Das Werk wird alfo mit dem achten Band gefchloffen ſehn. 
Iſt heraus.) 


Er hat viele der Eleinen Sippfchaften vereiniget, oft 
anders geftellt und tabellarifch ſehr überfichtlich geordnet, mwo- | 


1049 


Inseeta eaflraria, 


Annis 1838—45. a J. A. Wahlberg collecta, descripsit H. Bo- 
heman. Holmiae, sumtubus regüs. I. 1. Coleoptera. 1848. 
8. 297. 


Diefe Arbeit iſt in zwey ſehr ruͤſtige und geſchickte Hände 
gefallen. Wahlberg hat mit ungemeinem Fleiße eine fo große 
Menge von Thieren zufammengebracht, daß die Verarbeitung 
einem einzelnen Menſchen ganz unmöglich wäre. Bohemann 
hat daher die Sichtung und Befchreibung der Kerfe übernom: 
men ımd die Arbeit mujterhaft durchgeführt. Es find nicht 
bloß die neuen Gattungen characterifiert und befchrieben, ſon— 
| dern auch die ſchon bekannten, was nicht blos für die geogra— 
phifhe Verbreitung ſehr wichtig iſt, fondern auch für die ges 
nauere Beftimmung und umftändlichere Befchreibung. Ueberall 
ift der genauere Wohnort angegeben. 

Diefer Band enthält 325 Gattungen aus den Sippfchaften 
Carabiei, Aydrocanthari, Gyrinii et Staphylinii. In der 
Folge werden Abbildungen zu den neuen Sipßen Eommen. 

Obſchon aus den fremden Melttheilen bereits viele Kerfe be— 
kannt find; To fehlen doch noch vollftandige Saunen derfeben. 
Hier ift nun eine folche begonnen. Da diefelbe auf Fonigliche 
Koften gedrudt wird, fo ift an der Vollendung nicht zu ziveis 
"fen und daher hoffentlib auch nicht an der allgemeinen Ver: 
breitung dieſes fchönen Werks, welches die MWiffenfchaft unge 
mein erweitert. Es fommen auch in diefem Bande fchon ziem— 
lich zahlreiche neue Sippen vor, namentlich Cosmema, Hy- 
| striehopus, Haplopeza, Crepidogaster, Plagiopyga. Rhy- 
} sotrachelus, Rhopalomelus, Homorocerus. 


\ Die Urwelt Rußlands 


Petersburg. Moskau, Heft IV. 1848. A, 69. T. A, 


Der ungemein thätige Verfaſſer liefert ung wieder in diefem 
Hefte mehrere Verfteinerungen von großen Eidechfen, welche in 
Rußland entdeckt worden find. Diefes große Fand ift eben fo 
teih an merkwürdigen Berfteinerungen als an Mineralien über 
haupt. Auch’ hat die neuere Zeit viele tüchtige Bearbeiter dies 
fes Sachs dafelbft gefunden, wie Fiſcher v. Waldheim, 
Pander, Wangenheim v. Qualen, Der Berfaffer be 
fchreibt hier Rhopalodon wangenheimü, welches zu Owens 
Thecodonten gehört. Dann wird fehr umitändlich befchrieben 
und abgebildet auf Taf. 1. Rh. murchisonii, welcher ſich Di- 
eynodon nähert; ferner Deuterosaurus biarmieus E., Zy- 
gosaurus lucius E. t. 2—4. aus der Abtheilung der Labyrin— 
thodonten. Diefes Thier befonders genau mit andern verglichen 
und zwar Knocen für Knoden. Won Rh. murchisonii ift 
abgebildet ein Stück des Oberfiefers; vom Zygosaurus der 
Schädel von mehreren Seiten fo wie die Zahne. 


Indieis Generum Malacaceorum Primordia, 


conseripit Dr. Med. A. N. Herrmannsen (Flensburgi). 
Cassellis apud Fischer. Fasc. 9—11. 1847. 8. 353— 717, 


Auch dieies bequeme und nüglihe Werk ift nun fertig, mit 
etwanniger Ausnahme von Nachträgen, welche in unferer Zeit 


Sfis 1848 Heft 12, 


durch Abbildungen erläutert, von Dr. & Eihwald, Academiker zu 


1050 


nicht ausbleiben Finnen. Man Eann diefes Work nicht bloß als 
eine Ergänzung von Agaffizens. Nomenclator betrachten, 
fondern auch als ein eigenthümliches Werk nach einem ausführ: 
licheren Plan bearbeitet, indem es bey jeder Sippe die Werke 
anführt, worin fie aufgefteilt oder überhaupt aufgenommen wor= 
den iſt; zugleich die Familie, worein die fer oder jener Schrift⸗ 
ſteller ſie geſetzt hat, mit Angabe der Jahreszahl und aller 
Synonyme; deßgleichen die Ableſtung des Namens. Es iſt da— 
bet bey jeder Sippe die ganze Literatur, oft über 1—2 Seiten 
groß. Die Einrichtung ift ungemein bequem und wird jedem 
Schriftftelee fo wie jedem Sammler Hilfreich zur Seite ftehen 
beym Slaffificieren und beym Drdnen der Sammlung. Endlich 
laßt fih das Vorrecht hinfichtlih der Aufitellung der Sippen 
bier fehr Leicht erkennen. Man muß dem Verfaffer dankbar 
ſeyn für die Mühe, welche er fih für uns Andere gegeben hat. 


Monozraphia Heliceorum viventium, 


sistens Descriptiones systematicas et criticas omnium hujus familiae 
generum et specierum hodie cognitarum, auct. Dr. Lud. Pfeif- 
fer. Lipsiae apud Brockhaus. II. Fasc. 5—7. 1848, 
8 161-59%. 


Diefes ungemein fleifige Werk iſt nun vollendet, wodurch 
einem großen Bedürfniß abgeholfen wird. Es ift augenfchein- 
lid) mit vollftandiger Sachkenntniß und zuverfichtlicher Critik 
bearbeitet, überall der Autor bey den Gattungsnamen, der Cha— 
vacter, die Größe, Spnonymie nebft Anführung der Werke, 
worinn die Gattung befchrieben und abgebildet iſt; außerdem 
das Vorkommen. Man hat alle Urfahe, mit dem Verfaffer 
zufrieden zu feyn. 


Fauna austriaeca. 


Die Käfer, nach der analytifchen Methode bearbeitet von Dr. med. Lud— 
wig Redtenbacher, Aſſiſtent am k. Naturalien-Badinett. 
Wien bey Gerold 1849, 8, 863, 


Eine über alle Maaßen fleißige und mwohlgeordnete Arbeit mit 
dem großen gegenwärtig in Deutfchland einzigen Vorzug, daf 
die Ordnung der Käfer wirklich fertig und mithin braucdpbar ift. 
Nah einer Eurzen Einleitung über den Bau der Käfer folgt 
zuerft eine Zabelle über die Familien, fodann über die Sippen 
und dann erft folgt ©. 63. dag eingentlihe Werk mit der Glaf- 
fification der Gattungen (Species). Familien hat der Ver— 
faffer 62, Sippen über achthalbhundert; die Zahl der Gattun- 
gen mag fich gegen 4000 erftreden, das Land ift dag Erzherzog— 


thum Defterreih und das Stud von Ungarn bis zum Neufied- 


ter See. Ben den zwey erften Zabellen find die Charactere kurz, 
meijtens nur 2 Zeilen; im Merk felbft wiederholen ſich die 
Sippen:Charactere ausführlicher. Die Schrift ift nicht zu groß: 
dennoch iſt das Buch dider geworden, als es zu Ereurfionen 
ſeyn ſollte. Um das Zafchenformat zu erreichen, müßten die 
Sattungs=Charactere noch Eürzer feyn und auch von den Be: 
fehreibungen der Sippen Fünnte manches wegfallen. Indeſſen 
muß man dem Verfaffer allen Dank fagen, daß er num in die— 
ſem Fach den Inſecten-Sammlern etwas Vollftändiges und 
Ausreichendes in die Hände gegeben hat. Das Merk ift ficher: 
lich in ganz Deutfchland braudybar, weilder Boden von Defter: 

* 


1051 


veih fo manchfaltig ift, daß wohl die meiften Käfer Deutſch— 
lands darauf vorfommen werden. 


Anatomisk Beskrifning 


af Cerebral- Nerverne och Pars cephalica Nervi sympathici hos 
Faret (Ovis aries), af E. J. Bonsdorff (Finska Vetenskaps- 
Societetens Handlingar för Ar 1843.) Helsingfors 1843. 4. 
Pag. 145—284. t. 15. 


Wir haben keinen Raum mehr zu größern Anzeigen; daher 

wollen wir bloß unfere Lofer auf diefe ungememein fleißige und 
geündlihe Schrift aufmerffam machen. Die Abbildungen von 
5 C. Krus kopf find fehr zahleeih, genau und ſchoͤn, mei: 
fteng mit Doppeltafeln, wovon die eine fchattirt ift, die andere 
die Umeiffe zeigt mit den Buchftaben. Daffelbe gilt von fol: 
genden Abhandlungen. 
2. Befchreibung eines mifbildeten Menfchenfchäbels, nebft 
Bemerkungen Über das Vorkommen und die Bedeutung der Ossi- 
cula wormiana. Ebd. 1846, 4. 1283 —1299,. 5. T. mit 
dem Schädel von allen Seiten, gut abgebildet von Wright. 
Er ift ganz voll von wormianifhen Beinen, Diefe Abhand- 
lung hätte Lateinifch gefchrieben werden follen, da fie wegen der 
Abbildungen nicht wohl in einer Zeitfchrift überfegt gegeben wer— 
den Fann. 


3. Disquisitio anatomica Nervum trigeminum partemque 
cephalicam Nervi sympathiei Gadi lotae cum Nervis iisdem 
apud Hominem et Mammalia comparans, auctore E. J. 
Bonsdorff. Helsingforsiae 1846. 4. 52. tab. 


Hier werden zuerft die Schädelknochen beftimmt und ver- 
olihen mit den Deutungen der früheren Schriftfteller; dann 
folgt eine genaue Befchreibung der oben genannten Nerven mit 
eben fo genauen Abbildungen von Wright, eine mufterhafte 
Abhandlung. 

4. Derfelbe, vergleichende Beſchreibung der Schädelfnochen 
der Truͤſche (Gadus lota). Helfingfors 1846. 4. In den Abs 
handlungen der finnifchen Gefelfhaft ©. 1177—1281. T. 19 
bis 22, (ſchwediſch). 

- Hier eine ganz ausführliche Befchreibung der. benannten Kno— 
hen nebft ihrer Deutung mit Berüdfihtigung deffen, was die 
andern Schriftiteller darüber gefagt haben. Es ift wirklich) 
fhade, daB diefe Arbeit wegen der Sprache nicht fo benukt 


1052 


werden wird, tie fie es verdiente. Die zahlreichen Abbildun- 

gen find ebenfalls von Wright und fehr gut ausgeführt. 
Folgende Differtationen find unter der Auffiht von Bons— 

dorff bearbeitet worden; alle 3 in ſchwediſcher Sprache. 


1. Anatomifche Bemerkungen über die 6 vordern Hirnnerven 
des Hundes, von C. F. ©, v. Haartman 1846. 4. 
Helfingfors 1846. 4. 58. T. 4. 

Eine fehr fleißige Arbeit mit fhönen Abbildungen auf Dop- 

peltafeln von Wright. 

2. Ueber die 6 intern Hirnnerven des Hundes von J. 
Pöpping Ebd. 1847. 4 29. 8. 1. 

Davon gilt daffelbe, die Nerven find aber bloß in Umriſſen 

dargeftelle, jedoch ſehr deutlich. 


3. Ueber die 6 vordern Hirnnerven des Halichoerns grypus, 
von 3 J. Staudinger 1847, 4 44, T. 2. 
Ebenfo: die Abbildungen in Umriſſen von Wright und F. 
Hellftröm. * 


Wir müffen ung begnügen unfere Lofer auf diefe fehönen Ar: 
beiten aufmerkfam gemacht zu haben. 


W. 


LIustrationes Plantarum orientalium 


auctt. Comite Jaubert et E. Spach. Paris. apud Roret. 
Fasc. XXVI. 1847. fol. 


Bon diefem fehönen und gründlihen Werk mit den vortreff- 
lichften Zerlegungen der Bluͤthen und Fruchttheile brauchen wir 
nichts weiter als den Inhalt diefes Heftes anzugeben. Es bes 
teichert die Wiffenfchaft nicht blos mit vielen neuen Pflanzen, 
fondern auc mit der genauern Kenntniß des Baues der einzel- 
nen Theile, welche vortrefflich abgebildet find von Brune: 
Picart und der Frau Gouffe-Ikleb. 


Tab. 251. Ebenus hirsuta. Tab. 257. Gymnandra stolo- 


— 252. E. pogonotropis. nifera. 
— 253. E. macrophylla. — 258. Fumana — 
— 254. E. tragacanthoi- flora. 


259. Globularia orien- 
talis, trichosantha. 


des. Em 
— 255. E. erinacea. 
— 256. Leobordea gen- — 260. Globularia ara- 
stoides. biea. . 


Heft 27 und 28 ift auch heraus, Tafel 261 — 280. 


1053 


1054 


Neber die Beftimmung der Streitärte 


von 


Profefor Oken, Dr. M. Tafel XI. 


So oft id) eine Streitart ( Hache gauloise, Celt) in na- 
tura aut figura fah, fiel mir folgende, wohl allen Zoologen 
befannte Stelle aus Livius ein. q 

Elephanti plures ab ipsis rectoribus, quam ab hoste, 
interfecti. Fabrile scalprum cum malleo habebant. Id, 
ubi saevire belluae ac ruere in suos coeperant, magister 
inter aures positum, ipso in articulo, quo jungitur capiti 
cervix, quanto maximo poterat ictu, adigebat. Ea celer- 
rima via mortis in tantae molis bellua inventa erat, ubi 
regendi spem vieissent. Primusque id Hasdrubal in- 
stituerat, dux quum saepe alias memorabilis, tum illa 
praecipue pugna. Hist. lib. XXVII. cap. 49. (Ed. Draken- 
borch. IV. 1741. 4.) 

Sch fieng an, gelegentiich zu fammeln über Literatur, Ges 
fchichte, Vorfommen, Stoff, Geftalt, Größe, Gewicht und 
über die Meynungen hinfichtlich der Benukung diefes Merkzeugs, 
als mich die Erfheinung der vortrefflihen Abhandlung von 
Dr. Heinrih Schreiber: uͤder die ehernen Streitfeile. Frey— 
burg 1842. 4., diefer Mühe überhoben. Es ift darinn Alles 
fo ungemein fleißig zufammengetragen und fo vielfeitig beurtheilt, 
dag man kaum nöthig hat, ſich weiter damit zu befchäftigen. 


Nur die Meynungen über den Gebraudy bleiben frey, und, 


darauf allein follen fich die folgenden Zeilen befchränfen. 

Bemerken will ih nur, daß ich außer mehreren deutfchen 
Schriften, ebenfalls wie der Verfaffer, durchfucht habe: 

Montfaucon, Antiquifes. 

Archaeologia londinensis I—XXVIN. Fig. in Tomo V 
et XIX. 

Memoires des Antiquaires de France. I—X. 1817—34., 
Nouv. Scrie I-IX. 1835—49. 

Berner; R 
“ Bulletin de ’Academie de Bruxelles I—XIV. Fig. in 
Vol. IV. p. 330. 

Auch in Klemms Handbuch der germanifchen Alterhums- 
kunde kommt Vieles darüber vor. 

H. Schreiber führt alle Drte in ganz Europa auf, mo 
folhe Streitärte gefunden worden find, bildet die verfchiedenen 
GSeftalten ab, gibt aus dem Merfe von Göbel: „Ueber den 
Einfluß der Chemie auf die Ermittelumg der Völker der Vor— 
En 1842," die Beftandtheile verfchiedener Geräthfchaften von 

rz an. 

Ein Streitmeißel von der Inſel Rügen zerlegt von Hüne- 
feld hatte 84,78 Kupfer, 15,22 Zinn. Schwerder, Sicheln, 
Meffer, Ringe von Klaproth, Berzelius, Seifferth 
zerlegt, hatten ziemlich diefelben Beſtandtheile. Der letztere 
fand in einem Meſſer auch eine Spur von Schwefel. Bekannt— 
lih fol ein Zufas von Phosphor dem Kupfer die Hätte des 
Stahls geben; indeffen hat man meines Wiſſens noch feinen 
Phosphor in den genannten Merkfzeugen gefunden. Nach der 
Archaeologia londin. XIX. 1819. p. 59. beftehen die Streit: 
ärte aug Kupfer und Zinn. 


An Gewicht gibt es von 14 Pfd. bis zu 8 Loth; an Länge 


1’—3' u, 2 hinunter, die meiften meffen jedoch 6“. 


Viele Halten fie für Dpfergeräthe, zum Ablöfen der Haut 
der Thiere; andere halten fie für Ackerwerkzeuge zum Aufreißen 
der Erde an einer Urt Egge; andere für wirkliche Aerte und 
Beile; andere für Meifel auf Holz, Alabafter, Thon, Wachs ic. 5 
andere für Hobelblätter; andere für Wurfwaffen; andere für 
Schlagmwaffen; andere fogar als Keile, welche die Soldaten in 
die Stadtmauern gefchlagen hatten, um daran hinaufzuklettern. 
Mie jemand, der auf diefe Weiſe an einer Mauer hienge, einen 
Keil weiter oben follte einfchlagen koͤnnen, hat derjenige, welcher 
diefen Einfall gehabt, gar nicht in Ueberlegung gezogen. 
Man hat alfo ziemlich auf alles gerathen, was möglich wäre, 
und es ift daber kaum etwas Neues zu nennen. Es handelt 
fich aber nicht ums Rathen, fondern ums Beweifen. Iſt der 
Gebrauch erwiefen, fo wird es nicht fehlen, daß diefer und jener 
fomme und füge: das hab ich ja fchon Längft gefagt. D ja! 
aber Eein einziger hat Verſuche daruͤber angeſtellt. In der 
Stube beweift man nichts. 

Die herrfchende Meynung, der auch der Verfaſſer zugethan 
ift, war immer die, was der Name Streitart befagt, Der 
Verfaſſer fchreibt fie den Gelten zu, weil diefe in Kupferarbeiten 
ſehr gefchidt waren und noch £ein Eifen gehabt haben follen. 
Don Tubalkain abgefehen Eommt Eifen bey Homer, Des 
rodot und Hefiod vor. Uebrigens hat man fich noch fo zu 
fagen in der neueften Zeit eherner Waffen bedient, felbft in 
Deutſchland, wo man doch das Eifen fhon Lang hatte. Solche 
wurden befanntlich gebraucht bey der Beftürmung des Schloſſes 
Beihlingen in Thüringen unter Kaifer Heinrich IV., ebenfo 
in der Schlaht zwiſchen Heinrich V. und dem Herzog Lo— 
thar von Sachſen, auch rühren die fogenannten römifchen Erz— 
waffen, welche man an der Saale ausgrub (©. 11. des Ver— 
faffers) wahrfcheinlih von der Schlaht Heinrich des Vogel— 
ftellerd gegen die Ungarn 933 bey Merfeburg her. Man hatte 
mithin zu einer und derfelben Zeit Schuß: und Trutzwaffen von 
Kupfer und von Eifen. In Childerihs Grab zu Dornik fand 
man eine Streitart von Erz, alfo ficher bey einem Deutfchen. 

Nah dem Einen follte nun diefe Streitart an einem oben 
Erumm gebogenen Stiel beveftigt gewefen feyn, wogegen Das 
unbedeutende Gewicht, meiftens faum von S—16 Loth fpricht. 
Andere halten fie für eine Stoßwaffe, wobey fie aber billig 
fpitig feyn müßte: denn für fo einfältig dürfen wir Leute, welche 
fo etwas zu giegen und zwar fo zierlich zu formen im Stande 
find, nicht halten, als ob fie nicht wiffen follten, daß ein fpißis 
ges Werkzeug ftiht, aber Eein ftumpfes. Die Kleinheit und 
Reichtigkeit der meiften dieſer Dinge ift hinlanglih, um jeden 
Gedanken an eine Waffe fern zu halten; bey den ſchweren wäre 
die Befeftigungsart wenigftens fehr ungefchidt. 

Sch habe daher auch diefen Gedanken von jeher verworfen 
und alle meine Unterfuchungen auf die Stelle des Livius ge 
richtet, woraus unwiderſprechlich hervorgeht, daß die Alten einen 
ganz gewöhnlichen Schreiner Meifel oder ein Zimmermanns- 
Stemmeifen zum Abſchlachten der Elephanten gebraucht haben 
und zwar zum Durchſtechen des verlängerten Marks, mithin 
als Genickfänger. 


1055 


Der nächfte Gedanke war nun, daß die Metzger oder Fleifcher 
auf dieſelbe Art ihr Vieh möchten gefchlachtet haben; ebenfo bey 
derJagd, bey Hinrihtungen und bey Opfern. 

Zuerft gieng ich mit einigen Streitärten von verfchiebener Ges 
ſtalt und Größe, welche mir der Vorſtand der antiquarifchen 
Geſellſchaft zu Zürih, Dr. Ferdinand Keller, gegeben 
hatte, in die Fleiſchbaͤnke und fragte, diejenigen Metzger, welche 
am weiteften gewandert waren. Keiner £annte aber eine andere 
Art zu ſchlachten als die Überall verbreitete, nehmlich durch Erz 
fehlagen der Rinder und durch Erftechen der Kälber, Schweine 
und Himmel; aud wollten fie diefe Werkzeuge durchaus nicht 
brauchbar zum Schlachten finden. Unter diefen Streitägten 
war eine gewöhnliche mit ſchwachen Randleiſten 54° ang (parif.), 
144 Loth ſchwer; eine andere mit badenförmigen Nandleiften 
lang 63”, ſchwer 1 Pfd. 124 Loth, endlich eine mit’einer Höhle 
am bintern Ende für den Stiel oder einem fogenannten Schaft: 
loch, lang 44“, fhwer 104 Loth, — Das Pfd. 4 Kilogramm, 
eingetheilt in 32 Loth. 

Darauf redete ich mit unterrichteten Sägernz aber auch dieſe 
wollten nicht3 von fo breiten Genicfängern wiffen; die jegigen 
find theils pfriemenförmig, theils dolchformig, aber nur mit 
einer Schneide, natürlich beide von Stahl. 

Es blieb mir alfo nichts übrig, als mic) an die Literatur 
zu wenden. 

Zuerft glaubte ich hinlaͤnglich Aufſchlüſſe, auch in gefehicht: 
licher Hinficht, in der Eneyelopedie methodique zu finden. 
Ich las alles über das Shlahten oder Metzgen durch, befah 
die zahlreichen Abbildungen" von Werkzeugen: vergeblih, In 
Frankreich fchlachtet man ebenfo graufam wie bey und, und 
Geſchichtliches ift in diefem Werke fo viel wie nichts. ’ 

Ebenfo verglich ich Alles, was über die Jagd darinn fteht, 
fand aber auch nicht da8 Geringfte, was meine Muthmaafung 
hätte beftätigen Eönnen, fo daß ich. allmählich wanfend wurde. 

Ich verglih nun noch alle diejenigen Handwerke, welche nur 
irgend in dieſes Fach einſchlagen konnten, das Handwerk der 
Schmidte, Schloſſer, Gießer u. ſ. w., fand aber ebenfalls nichts. 

Nun wendete ih mich an die Alten und verglich zunächft 
vorzüglich die Werke über die Jagd, Zenophons und Op— 
piang Cynogetica, aber aucd vergebens. Es fommt das 
Wort rooßöAov vor. Die Lateiner Überfegten c8 mit Venabn- 
lum. Es war offenbar nichts anderes als ein Vorhaltfpieß beym 
Antaufen des Wildes und feineswegs ein Genidfänger. Der 
fränfifhe König Theodebert hatte einen folchen, als er von 
einem wilden Ochfen im Wasgau überfallen und getödtet wurde. 
Die Franzoſen überfegen es mit Epieu, Espieu, Spieß, 

Bey Virgil (Aeneis IV.) fommen vor Retia — et Ve- 
nabula ferro lato; bey Plinius (1. ep. 6.) Venabulum, 
Lancea, Stylus. 

Ich fohlug außerdem nad: 

Demsterus,, Corpus Antiquitatum romanarum 1620, 4. 

p. 158. Venatio. 
Turnebus, Opera omnia. 1660. fol. Lib. VIL, Advers. 
Cap. ult. Instituenda venatio. 
Panecirolus, de rebus memorabilibus, inventis et de- 
perditis. 1629. 4. 
ohne Aufſchluß zu erhalten. 

Nun wendete ich mich zu den Opfern bey den Alten und 

durchmuflerte 


Saubertus, de Saecrificiis Veterum. 1659. 8. 


| 


"111. 48. 


1056 


Es fommt dafelbft aus Suetonius (Caes. 32) die Stelle 
vor: Elato alte malleolo cultrarium mactavit, woraus nichts 
zu machen ift. Auf den Münzen fommen Abbildungen. vor, 
welche zeigen, daß die Stiere auf den Kopf gefchlagen wurden, 
wie noch gegenwärtig. 

Unter den Hinrichtungen (Supplieia) und der Folter (Tor- 
menta) fommen die manchfaltigſten und fürchterlichften Qualen 
vor; aber auch feine Werkzeuge, welche auf diefe Streitärte 
zu deuten wären, Joh. Laurentius, de rebus publieis et 
de tormentis, in Gronovii thesauro graecar. Antiquit. VI. 
2. 1699. p. 3684. 

Sch verglih auch: 

Lipsius, Militia romana, 1598. 4. 

Da auch in diefen Merken nichts Sicheres zu finden war, 
fo ſchlug ich die vollftändigften griechifchen und lateinifchen Woͤr— 
terbücher nach, von Sylburgius, Stephanus, Forcelli— 
nus und Budaus ufw., um wenigftens alle Stellen zu fin: 
den, wo die einfchlägigen Wörter vorkommen. Es waren fol: 
gende: | 

Scalprum (SwiAn, Kokantye). 
fommt vor als krummes Nebmeffer oder Hippe, als Kneif, wo— 
mit die Echufter das Leder fchneiden und die Buchbinder 
den Pappendedel; ben Gelfus als Krageifen und als Meißel. 
Scalpro deradere (VI. 4.); Scalper exeissorius (VIII. 3.); 
Tutius scalprum malleelo subinde medicus ferit ibid. 
Wo Malleolus mit Scalprum vorkommt, fann das leßtere 
nicht8 anders als ein Meißel ſeyn. 

Bey Palladius (Seriptorum rei rusticae. Tomus III. 
Palladii de re rustica, ex editione J. Schneideri. Lipsise 


1795. 8. II. tit. 25. 15. p. 110.) kommt folgende Stelle 
vor: 

Citius seneseit haec arbor (Pyrus) et in senectute de- 
generat. — Vermes ejus suillo stereore misto humanae 


urinae aut felle bubulo extinguuntur; qui si plures circa 
arborem sunt aereo scalpro semel rasi non ultra nascen- 
tur,.si ea loca, unde rasi sunt, bubulum stercus obducat. 
Ob hier ein Krageifen oder ein Meißel gemennt iſt, bleibt, 
zweifelhaft; man erfährt aber wenigftens, daß das Merkzeug 
aus Erz beftand. Welche Würmer, nehmlich Inſecten-Larven, 
die Ninde des Birnbaums fo zerfreffen follten, daß man fie ab- 
kratzen müßte, ift auch nicht zu errathen. g 
Culter (Maxeıoe, Körıs), DOpfermeffer, ſcheint überalf | 
die Geftalt eines gewöhnlihen Meffers gehabt zu haben. 
Strieto venatorio cultro latus apri percussit. Livius| 


Sn Gruteri Corpus Inscriptionum I. pars 2. 1707. fol, 
p- 640. fig. 11. ift die Abbildung von einem Culter, welcher 
ein Opfermeffer feyn fol. Es hat die Geitalt eines Haumeffers 
oder Aftmeffers, ift aber dreyeckig, vorn fpikig mit gebogenen 
Rücken und offenbar nicht brauchbar als Genidfänger. Es 
fieht eher aus wie ein Hackmeſſer zum Hacken des Fleifches in 
Miürfte, | 

Ih habe ferner die meiften Stellen nachgeſchlagen, in wels 
chen folgende Wörter vorkommen: 

Dolabra, Framea, Graphium, Hasta, Lancea, Pala, 
Pilum, Pugio, Seenris, Sica, Sieula, Spieulum, Stylus, 
Telum, Venabulum. N 

“Aorraheyos, “Agren (Falx.), "100, Bovrci;: , Agenevn, 
Kaues, Komeds, Konig, Aöyyn, Mexslle, Meyeuoe,|; 


1057 


Zigoc, Melexvs, ‘Ponekov, Sıßdvy, Sıydvn, IZzvrain, 
Zyeyis, Iyila, Teicıwa, Daoyavov. 

Da nun aud) bey den Alten nichts zu finden war, was auf 
ein Tödten der Menfchen oder Thiere durch einen meißelförmis 
gen Genidfänger zu deuten wäre; fo entfchloß ich mich, zu Bo: 
denarbeitern und denjenigen Handwerkern zu gehen, bey welden 
meißelfoͤrmige Werkzeuge verfertiget oder gebraucht werden. Ich 
nahm verfchiedene Streitärte mit, um ihnen diefelben zu zeigen; 
‚von der Geftalt der Figur 1 u. 2 auf Taf. X. 

Ein ſehr Eenntnifteiher und erfahrner Gärtner glaubte, fie 
koͤnnten wohl als Handfpaten zum Umrühren und Auflodern 
der Erde, wie auch zum Berpflanzen von Stedlingen gebraucht 
worden feyn. 

Die Buchbinder können dergleichen Werkzeuge nicht brauchen. 
Sie fchneiden den Pappendedel mit einer Art Meffer. 

Ein geſchickter Drechsler zeigte mir einen flachen Meißel mit ges 
wölbter Schneide, den fogenannten Ausdrehftahl, womit man Hohl: 
kehlen um Walzen macht. Er ift aber nur etwa 1“ breit, wäh: 
rend die Schneide an den Streitärten viel breiter ift. Er glaubte, 
daß man mit einem folhen Meißel nicht arbeiten Eönnte, auch 
nicht, wenn man blos eine Walze machen wollte. Dazu hat 
man einen gradfchneidigen Meißel, der einen Raif hat, nehm 
lich an der Schneide zugefchärft iſt (biais der Franzofen). Er 
wüßte folch ein Werkzeug, auch wenn es von Stahl wäre, 
nicht zu gebrauchen. 

Ein Feilenhauer wollte auch nichts davon wiffen. 

Ebenfo ein Rothgerber. Sie reinigen die Häute auf einem 
ſchief liegenden Stamm oder Bod mit einem Ziehmeffer, das 
gebogen ift und zwey Handhaben hat. 

Defyleichen ein Gypſer oder StuccaturzArbeiter, welcher auch 
Statuten abformt. Er braucht indeffen eiferne Spatel, welche 
ziemlich die Geftalt haben von einer Streitart im Züricher An— 
tiquario. Sie ift an der Handhabe geftaltet wie Fig. 1. T. XI. 
mit Randleiften aa, das Blatt aber, worauf die Ziffer 1 fteht, 
ift ſehr breit, faft wie bey einer Maurerkelle. Das Ganze 
ſchwer 303 Lth, lang 63 par., die Handhabe 33, das Blatt 34, 
breit 3. Sch zweifle feinen Augenblick, daß diefes Werkzeug, 
welches beym Klofter Muri an der Neuß ausgegraben wurde, 
als ein folcher Spatel gebraucht worden ift, vielleicht felbft als 
Kelle, obſchon die Handhabe nicht Furbelartig angefegt ift. Von 
einem Gebrauh als Waffe kann bier bey dem ganz dünnen und 
faſt fheibenförmigen Blatt Feine Rede feyn. Auch als Schäu— 
felhen in der Erde zum Jäten wäre e8 brauchbar; vielleicht 
endlich zum Streuen von Sand in den Stuben und zum Meg: 
nehmen von Unrath. Zu einer Zeit, wo man nod) fein Eifen 
oder wo dag Erz wenigftens ſich noch im Gebrauch erhalten 
hatte, hat man diefe Werkzeuge ohne Zweifel überall angewen— 
det, wo es möglich war. 

Die Hafner wollten von einem fo fchwerfäligen Werkzeug 
nichts wiſſen; fie wenden nur Werkzeuge von Blech an. 

Die Küfer fpalten ihre Naife mit Meffern. Sie treiben dies 
felben am Faß an mit einem faft ähnlich geftalteten Eifen, 
woran aber das Blatt gerade abgeftugt und ftumpf ift. 

Die Metzger wollten ebenfalls nichts von einem folhen Werk: 
zeug wiffen. Sie ftehen das Vieh an den Seiten des Hulfes, 
wie ſchon früher bemerft. 

Die Nachfrage bey einem Nadler war auch vergebens, 

Ebenfo bey einem Pofamentierer. 

Die Sattler haben ein wirklich ähnliches Werkzeug, das Zu: 
ſchnittmeſſer, womit fie Riemen und dergleichen: ſchneiden. Es 

Sfis 1848. Heft 12, 


1058 


mahnt befonders an die oben genannte Fellenförmige Streitart. 
Der fchneidende gewölbte Rand ift jedoch viel größer. Sie be 
haupten, daß fie mit einer der vorgemwiefenen Streitärte, auch 
wenn fievon Stahl wäre, keine Riemen ſchneiden Fönnten wegen 
dev zu Eurzen Schneide. Sie fehneiden von fich weg, fegen das 
vordere Ende der Schneide an und endigen mit dem bintern 
Ende. Waͤre die Schneide nicht fehr lang und fheibenförmig, 
fo wäre die grade Linie nicht einzuhalten. Indeſſen habe icy 
mit meinen ÖStreitärten, fo wie fie waren, nehmlich ohne daß 
ich die Schneide hätte ſchaͤrfen laſſen, vor den Augen einss 
Sattlerd Leder durchfchnitten. Er“blieb aber dabey, dag man 
fold ein Werkzeug nicht brauchen fonnte, 

Die Schindelmacher fpalten ihre Klöge nicht mit Keilen oder 
Wecken, fondern mit Hau: oder Aftmeffern. 

Beym Schuſter kommt nichts Aehnliches vor. 

Ein Schwerdfeger wußte auch nichts damit anzufangen; er 
glaubte aber, daß man das Werkzeug doch an einem krummen 
Stock als Schlagwaffe brauchen koͤnnte. 

Die Siebmacher ſpalten die Zarge mit Haumeſſern und ho— 
bein fie fodann ab, Die Schienen, welche das Netz des Sie— 
bes bilden, werden mit Meffern gefpalten; die Bänder, welche 
um den Wulſt oder den verdicten Nand des Netzes oder Git- 
ters gewunden werden, erhält man durch bloßes Klopfen von 
gefpaltenem Aeſchenholz. 

Die Spengler, Klempner oder Blechſchmidte haben ziemlich 
ähnliche Werkzeuge von Eifen, eigentlich Eleine Ambofe mit ge- 
wölbten Blatt oder Krone, welche fie Umfchlageifen und Boͤr— 
deleifen nennen. Der gewölbte Rand, worauf die Blechränder 
umgefchlagen werden, ift aber nicht fcharf, fondern ftumpf. Wo: 
zu die Streitärte zu brauchen wären, wußten fie nicht; ebenfo 
die Schloffer und ein fehr unterrichteter und erfahrner Zeug- 
ſchmidt. 

Endlich konnte mir ein Gießer, der allerley Zieratben von 
Metall macht, auch keine Auskunft geben. 

Ueber dieſe Nachfragen vergiengen mehrere Jahre, weil ich es 
nur gelegentlich und bequemlich that. 

Indeſſen ließ ich nicht von dem Gedanken, daß die Streitärte 
Genickfaͤnger und eben defhalb von ungleicher Größe gewefen; 
die größeren und fchwereren fir Rinder und Schweine, die mitt: 
Ieren für Kälber und Schafe, die ganz Eleinen vielleicht für 
Thiere in der Küche, mie Geflügel und Fifhe. Ebenſo fönn- 
ten fie auf der Jagd gebraucht worden ſeyn für Hirfche, Nehe, 
gefangene Füchfe, Luchſe u. dgl. 

Mit den Streitärten felbft Eonnte ich natürlicher Weife keine 
Verſuche anftellen. 

Es ereignete fich aber bald ein fonderbarer Zufall, der mir 
dazu Gelegenheit gab. Es wurden nehmlich im Antiguario 
mehrere Streitärte geftohlen. Der BVorftand der Gefellfchaft, 
Ferdinand Keller, hatte fie glüclicher Weife gemeffen und 
abgebildet. Er ließ daher diefelben von einem Glockengießer 
nahformen; und eine ſolche neue-Streitart diente mir nun zu 
meinen Verſuchen. 

SH gieng zu dem Glodengieger, um die Beftandtheile der 
neuen Werkzeuge zu erfahren. Er fagte mir, es fey fogenann: 
tes Stuͤckgut oder Canonen= Metall, und er habe dazu einen 
Theil Zinn auf zehn Theile Kupfer genommen, was alfo mit 
den von H. Schreiber aus Gobels Merk angeführten Zer: 
legungen übereinftimmt. Die Maffe werde duch das Zinn zäher 
und härter; noch viel härter fey die Glodenfpeife, wozu ein 
Theil Zinn auf vier Theile Kupfer komme, 

67 


1059 


Sch lief nun im Hornung 1845 an eine folche Streitart bey 
einem Schreiner eine Handhabe oder einen Eurzen Stiel machen. 
Sie ift Tafel XL. abgebildet, Fig. 3. von der breiten Seite, 
Fig. 3b. von der ſchmalen, die Xange wegen des Raums um 
2 verkürzt, das Metall faft um 1”, die Breite aber fo wie 
die Dide-gleihy groß. Das Metall wiegt 1 Pfd. Die Lange 
beträgt 54’, die Breite der Schneide 24, ‚die Dide 7“ bey 
dem Zeichen 3 b.; die Seitenlappen oder Baden aa. breit 22'", 
der Stiel ce. lang 74". Er ift von e bis d und etwas darüber 
hinaus gabelförmig ausgefchnitten, der Schaft der Streitart in 
diefe Gabel gefhoben und durch einen Stift bey d. beveftiget. 
Das Metall hat nehmlich hier ein Koch, wie es bey manchen 
Streitärten vorkommt. Diefes Loch feheint zu beweifen, daß 
das Werkzeug immer an einem ſolchen gabelförmigen Stiel bes 
veftiget war. 

Sch erfuchte einen Fehr verftändigen Mergermeifter, Verſuche 
damit bey Kaͤlbern anftellen zu laffen, was er auch fehr gern 
bewilligte. 

Während des Frühjahrs und Sommers wurde nun bey 3 
Kälbern der Verſuch mit dem Genickfang gemadt. Um in der 
Fleiſchbank fein Auffehen zu erregen, gefchah es in einer Kam— 
mer. Zwey Mebgerfnechte banden dem Kalbe die Füße zufam- 
men und Hegten e8 auf einen Schragen. Der eine hielt den 
Kopf, der andere flach durch die rechte Seite des Halfes und 
fuchte mit dem Meffer, alfo von vorn, zwifchen zwey Wirbel 
£örper zu fommen, um das Nüdenmark zu durchftechen, mas, 
wie er behauptete, immer gelaͤnge. Das konnte ich nicht nach— 
fehen , weil das Kalb vorher mußte abgezogen und zerlegt wer: 
den, was wohl nur im Verlaufe eines Tages, vielleicht in noch 
mehr Zeit hätte !gefchehen koͤnnen. Dann durchfchnitt er die 
Droffelfhlagader. Als nad einigen Minuten das Blut an der 
Wunde gerann und daher den Ausfluß hinderte; fo zog er die 
Ader etwas. hervor und ſchnitt etwas davon ab, morauf das 
Blut wieder floß; fo noch 1—2mal. Während der Zeit redte 
fih das Kalb wiederholt. 

Nachdem es todt war, legten fie es auf den Bauch. Der 
eine bog den Kopf nad) unten, um das Genid zu fpannen; 
Der andere feste die Streitart hinter den Kopf und fchlug mit 
einem hölzernen Schlegel darauf. Nah 3—4 Schlägen war 
der Hals durchgefchlagen. Er traf jedoch nicht den Raum 
zwifchen dem Kopf und dem erften Wirbel, fondern das Merk- 
zeug drang etwas in den Schädel felbft ein und mithin durch 
die Hinterhauptsfnochen. Es befam dennod) nicht die geringfte 
Scharte. 

Nach einigen Wochen wurde der Verſuch wiederholt ganz auf 
dieſelbe Weiſe. Auch hier gieng das Werkzeug wieder hinten in 
den Schaͤdel, weil der Kopf immer zu ſtark niedergebogen wurde. 

Wieder nach einigen Wochen machte ich den Verſuch ſelbſt, 
ebenſo gut und ebenſo ſchlecht. 

In unſern Sommerferien gegen Ende July deſſelben Jahres 
machte ich eine Fußreiſe nach der Donau. In Moͤßkirch erfuhr 
ich, daß man bey Braunenberg kupferne Beile gefunden 
habe. Einige davon ſeyen an das Amt in Stockach gekommen 
und von da nach Karlsruhe ins Antiquarium. 

Auf meiner Rüdreife gieng ih am 1. Auguft nach Braunen— 
berg. Das find nur 3 Höfe, etwa eine Stunde weftlih von 
Stodah und ebenfo weit nordöftlich von Orfingen, ziemlich am 


nordiweftlichen Abhang des Mellenbergs, worauf die berühmte 


Neltenburg fteht. Der Befiger desjenigen Hofs, auf deffen Acker 
die Beile gefunden wurden, hieß Ummann, Seine Tochter 


1060 


zeigte mir noch etwa ein Dugend biefer Beile: es waren Streit: 
äxte, wie ich vermuthet hatte, abgebildet auf Taf. Al. Fig. 1. 
in natürlicher Größe. Länge 44 par., Schaft 9" breit, 3 
did, mit den Nandleiften (a.a. fig. b.) 5; das Blatt oder die 
Schneide breit 22°"; Gewicht 104 Loth (das Pfd. 4 Kilogramm, 
eingetheilt in 32 Loth), alle mit dem edlen grünen Roſt uͤber— 
zogen. 

Man hatte früher einzelne Streitärte zerftreut auf einem Acer 
ausgepflügt; im Jahre 1841 ſtieß man auf einen ivdenen Topf, 
in welchem mehrere Dußend dergleichen abmwechfeind auf einan— 
der gefchichtet waren. Wie viel e8 eigentlich gewefen, Eonnte ich 
nicht herausbringen, weil die Angaben nicht Übereinftimmend wa— 
ten. Man fchenkte fie weg, befonders an die Arbeiter der Ei: 
fenfchmelze von Zigenhaufen. ] 
ſchenken: ich fagte ihr aber, daß es große und uralte Selten- 
beiten feyen, die fie nicht verfchenfen follte. Ich verlangte von 
ihe zwey Stud und gab ihr dafür 36 Kreuzer, worüber fie fich 
ſehr verwunderte, Sch hatte nicht Zeit, mich länger aufzuhal- 
ten, um die Stelle zu befuchen, wo fie gefunden murden. 

Bald darauf machte ich wieder eine Fußreife und Fam am 
24, September in Braunenberg an. Die Tochter hatte nur 
noch 7 Streitärte, wovon ich ihr im Auftrag des Vorftandes 
des Züricher Antiquariums fechs abkaufte und für jede 181. gab; 
die fiebente, fagte fie, wolle fie nun aufbewahren, nachdem fie 
erfahren hatte, daß diefe Dinge eine fo große Seltenheit feyen, 
in welchem Vorſatze ich fie auch ernftlich beſtaͤrkte. Ich nahm 
nun 2 Mann mit auf den Acker, der. auf einer kleinen Anhöhe, 
nur etwa 1000 Schritt füdweftlic von den Höfen liegt. Auf 
der Stelle, wo der Hafen gefunden worden, ließ ich einen Kreuz— 
graben machen, 20' lang und 2’ tief, darein ein Loch 4' tief. 
Wir fanden unter der Ader-Exde blos natürlichen Boden, nehm— 
lich gelblichen Lehm. Es ftand alſo hier fein Haus und der 
Hafen ift mwahrfcheinlich zur Kriegszeit vergraben worden. Ben 
den Höfen felbft Eonnte ich nichts über alte Mauern erfahren; 
indeffen fand man ziemlich um diefelbe Zeit faft 4 Stunde 
weſtlich vom Dorfe links dicht an der Straße von den Muͤnch— 
böfen nah Drfingen, faum 100 Schritt weſtlich von zweh ein= 
zelnen Käufern, welche Dürrenaft heißen, einen ehernen Na— 
gel und Scherben mit eingefneteten Quarzftüden, welch” bei— 
des man befanntlich für celtiſch hält. Der Beſitzer des weft: 
lichen Hofs, ein Seiler, Namens Hüggli, ſchenkte mir beide 
Stud. Ich ließ auf der Stelle nachgraben, fand aber nichts; 
indeffen gefchah es nicht ernftlich genug. 

Diefer Fund fpernte mid) aufs Neue an, die Beftimmung 
der Streitärte zu ergründen, 

Um 2. September wurde nun der Verfuch an einem. leben= 
digen Kalbe gewagt. Er gelang vollfommen; indeffen weiß ic) 
nicht, ob das MWerfzeug wirklich zwifchen Kopf und Wirbel oder 
zwifchen 2 Wirbeln durchgedrungen war. Daben bemerkte ich 
aber einen Erfolg, an welchen ich vorher nicht gedacht hatte, 
der mich aber in meiner Meynung 'beftärfte, daß diefe Streit— 
ärte wirklich Genickfünger oder Schlachtmeißel gewefen. Es 
fprang nehmlid) das Blut in hohen Bögen aus beiden Ver— 
tebral = Arterien, fo daß fich alfo die Thiere verbiuteten, ohne 
daß fie noch befonders brauchten abgeflochen zu werden, was 
indeffen die beiden Mesgerfnechte nicht zugeben wollten. Sie 
ftachen e8 daher noch wie gewöhnlich ab. 

Nun ift e8 begreiflich, warum dieſe Genickfaͤnger eine breite 
Schneide haben, alſo nidyt bloß, um das ganze Nücdenwmarf 
ficher zu trennen, fondern auch um die Vertebval = Arterien zu 


Die Tochter wollte mir auch eine 


1061 


durchſchneiden, was unfere jegigen Genidfänger nicht thun, aud) 
das Ruͤckenmark offenbar nur verzerren, wodurch dem Thier die 
fürchterlichſten Schmerzen verurfacht werden müßen, eine Bar: 
barey, welche zu anderen Thierqualereyen gehört. 

Am 9. December traten wir mit unferer neuen Schlachtart 
öffentlich auf auf dem Plage neben den Sleifchbänfen. Ich lud 
dazu ein Dr. Zerdinand Keller und Dr. Heiniih Meyer 
(den Archäologen), welche auch beywohnten. Es fammelten fid) 
wenigftens zwey Dutzend Mesgermeifter und Knechte um das 
Kalb, dem ein Knecht den Genidfang mit der fogenannten 
Streitart gab, wie früher befchrieben. Er gerieth wieder in das 
Hinterhaupt, wodurd die Schneide zwey Schatten befam. 

Das Kalb war augenblidlich todt: deffen ungeachtet fagten 
die umftehenden Megger, Daß fie bey ihrer alten Manier zu 
ſchlachten bleiben wollten. 

Es war aber ein Meggermeifter darunter, welcher mir fagte, daß 
ber in Wien und Pefth auf feiner Wanderfchaft die Ochfen durch den 
Genickfang habe tödten fehen. Das Werkzeug habe aber Eeine 
runde Schneide, fondern ſey dolchformig und habe ein Heft 
mit einer Kugel am Ende, worauf der Mann nur mit der 
Hand drüde. Die dortigen Megger hätten einen eigenen Mann 
im Dienfte, den fie Genider nännten. Oft ftände ein Dugend 
Dchfen neben. einander und der Genicder ftäche alle in wenigen 
Minuten ab. 
ftürzten dann auf den Bauch nieder, 
deßhalb Erfundigung einzuziehen. 

Sc glaube nun hinlänglich bewiefen zu haben, daß die Streit: 
ärte das Scalprum des Livius find, womit man nicht bloß 
den Elephanten den Genickfang gab, fondern auch andern Thies 
ven, und daß. diefes Werkzeug in Betracht, feines häufigen Vor— 
fommens, allgemein beym Schlahten des Viehes angewendet 
wurde, 

Es liegt aber in der Benennung: „Fabrile scalprum* 
noch eine andere Beftimmung, welche noch erprobt werden muß. 
Das Beywort „labrile“ zeigt offendur an, daß es ein Meißel 
mar, welche auch die Handwerker in Holz, wie Zimmerleute, 
Schreiner und Drechsler gebraucht haben. 

Ih fieng nun aufs Neue meine Wanderfchaft bey den be= 
treffenden Gemwerben an. 

Vor einigen Jahren faufte ih von Herrn Amiet im Kunſt— 
bäuslein zu Baden im Yargau das auf T. XI. Fig. 4. abge— 
bildete Werkzeug. Er habe es von einem Mann, als Brugg 
bekommen, der es in Windifch ( Vindonissa), eine Viertelftunde 
öftlidh) von Brugg, gefunden habe. Ic zeigte er dem Heren 
Lauper in Windiſch, welcher ſich unausgefegt mit dem Gra— 
ben nad Alterthümern befchäftiget, und bey dem man beftäns 
dig römifhe Münzen und andere Eleine Geräthfchaften bekom— 
ne kann. Er fagte mir, er habe nie ein folhes Werkzeug 
efehen. 

Es beftcht aus demfelben Erz wie die Streitart von Brau— 
nenberg &. XI. Fig. 1., bat auch hinten den flahen Schaft 
mit den Nanbleiften a; die vordere Hälfte, worauf die Ziffer 
4 fteht, ift aber viel fchmäler und länger, rundlich-vierſeitig, 
am Ende etwas breiter mit einer gewölbten, ſtumpf zugefpisten 
Schneide. Länge 8" par., Schaft 34, dünneres Stud 44; 
Schaft breit 8", längeres oder vorderes Stud an der ſchmaͤl—⸗ 
ften Stelle 4, Schneide.5'". Die Abbildung ift nur um 14 
kürzer als die wirkliche Größe; Gewicht 113 Loth. 

Diefes Werkzeug nahm ich nun auf meiner neuen Wande: 
tung mit nebjt den beiden Stücken Fig. 1 u. 3. 


Sch habe es verfaumt, 


Sie wankten "etwas vor- und rüdwarts und _ 


1062 


Der oben genannte, fehr unterrichtete Zeugſchmidt erklärte es 
ohne Weiteres für einen’ Metalibohrer, wenn es von Stahl wäre. 


Ich gieng nun wieder zu dem Drechsler und bat ihn, beide 
Merkzeuge wirklich zu probieren. Es fpannte ein walziges Stüd 
Apenholz in den Drehftuhl und drehte es mit beiden Streit- 
Arten ganz leicht ab, faft wie mit einem Meifel von Stahl, 
ohne daß ſich die Schneide umlegte oder auch nur eine Scharte 
befam. Ich muß bemerken, daß die Streitart Fig. 1. in ihrem 
natürlichen oder antiken Zuftande war, nehmlich ohne irgend 
eine neue Zufchärfung. 

Darauf fpannte er ein anderes Stud Aſpenholz ein, ſteckte 
meinen Erzbohrer in eine gemachte Grube des Holzes und fieng 
an zu drehen, indem er den Bohrer mit der Hand andruͤckte 
mein Bohrer wirkte aber nicht. Er prüfte nun die Werkzeuge 
mit einer Seile und fand, daß fie viel härter waren als reines 
Kupfer. 

Nun wandte ih mid) an den Herrn Mechanicus Deri, 
ruͤhmlichſt bekannt durch feine Meßwerkzeuge für die Lande Ver: 
meffung der Schweiz, fo wie durch feine vortrefflichen Barome— 
ter zu Höhen: Meffungen. Er machte eg mit dem Erzbohrer 
umgekehrt: er fpannte denfelben ein und drüdte ein zolldickes 
tannenes Brett vermittelft des Käufers oder Neitftodes gegen 
den Bohrer, welcher faft augenblicklich ein ganz rundes und 
unzerfafertes och machte. Darauf machte er aud) eines durch 
ein Brett von Nußbaumholz. 

Mein Werkzeug war mithin als ein wirklicher Bohrer erwie— 
fen, und eg bleibt alſo kein Zweifel, daß. die Alten, denen der 
Stahl fehlte, mit Erzwerkzeugen das Holz bearbeitet haben. 

Ih erfuhte Hrn. Deri, den Bohrer auch auf Kupfer zu 
probiven. ‚Er machte beym Drehen zwar eine Grube hinein, 
rieb fich aber felbft etwas ab, noch mehr auf Meffing. Zum 
Durchbohren der Metalle taugt alſo das Erz nicht, wohl aber 
zum Gifelieren. Hr. Deri glaubt auch nicht, daß man Bley 
damit durchbohren könne, weil dieß gerade wegen feiner Weich— 
beit einen fchneidenden Hohlmeißel brauche, der nicht durch Rei— 
ben, fondern durch Abfchneiden von Eleinen Spähnen wirkt. 

Mit dem Erzbohrer machte ich fehr leiht Furchen in Kupfer, 
Gold und Silber. Es ift alfo fein Zweifel, daß man ihn zum 
Eingraben von Figuren, überhaupt zum Cifilieren brauchen Eonnte, 

Mit der nachgegoffenen Streitart ftemmte ich fehr leicht Spähne 
aus Buchenholz, ja ich ſtemmte ein ganzes Scheit damit ent- 
zwey, und daben gab es ganz glatte Schnitte, ohne daß die 
Schneide fich umlegte oder Scharten befam. Ebenſo ſchnitt ich 
damit Schlitze, Knopflöcher in Feder und Pappendedel. Das - 
Erz war mithin der Stoff, woraus die Alten ziemlich alle ihnen 
nöthigen Werkzeuge machen Eonnten, nicht bloß Bohrer, Meifel, 
Stemmeifen, Schnittmeffer, fondern auch Keile zum Spal— 
ten des Holzes, Beile, Aerte und felbft Sicheln und Pflug— 
ſcharen. 

Erklaͤrung der Figuren auf Taf. XI. 

Fig. 1. Eine ſogenannte Streitaxt oder eigentlich ein Meißel 
zum Drechſeln und Stemmen in Holz, zum Schneiden in 
Leder und Pappendeckel und zum Toͤdten der Thiere durch den 
Genickfang — von Braunenberg. 

Laͤnge 44 par., Breite hinten 94, an der ſchmälſten Stelle 
9", Schneide 22", Dide in der Mitte faft 5", wovon die 
Seitenleiften a. a. 1" betragen, 


1063 


Fig. 1b. Durchfchnitt in der Mitte, um die Dice und bie 
Seitenleiften aa. zu zeigen. Gewicht 10% Lth. das Pfund 4 
Kilogramm, eingetbeilt in 32 Loth. 

Fig. 2. Eine Streitart aus Schreibers Schrift Taf. I. 
Fig. 16., um die zu Lappen oder Baden erhöhten Seitenleis 
ften aa. zu zeigen, fo wie den Henkel-b., wodurch wahrfcheins 
lich eine Schleife gieng zum Aufhängen an einen Nagel in der 
Merkftatt oder in der Küche. Die großen Baden des Meißels 
deuten offenbar dahin, daß er in einem gabeligen Heft ftedte, 
woraus man ſchließen darf, daß es mit Fig. 1. derfelbe Fall 
war. Hier hindert die Erweiterung der Leiften die Ruͤckſchie— 
vung des Meißels in das Heft. 


Ehren: Rettung. 

Unterzeichnete bezeugt nad) Wunfch des Herrn Dr. Johannes Gijtel, daß fie niemals zoolo— 
gifche und andere Manuferipte, insbefondere über ein Skelet des Nachtäffers (Nyclipithecus trivir- 
gatus) des Hrn. Prof. Wagler, ihres erften, verftorbenen Mannes, als Geſchenk oder in’ Kauf dem 


Hrn. Dr. Zoh. Giftel übergeben habe. 
München, den 14. December 1848. 


NB. 
fügt, genugfam widerlegt. 
&. Hoffmann. 1848. — 


Berichtigung einipee Druckfehler in ©. Koch s Aufiage: 
(Iſis Heft XI. 1848.) 


©. 891. 3.20. v. u. fs; in welcher die Fauna fliegt‘ 

Franz von Paula Schrank. 

©. 91. 3.23. ftreiche: die erſte Generation. 

verſteckt, ſtatt erftartt. 

und dieſer Hatte die Güte, mir nur die Namen u. ſ. w. 


Ses93.3 21. v. . 


S. 934. 3. 7. v. u. ſ.: 
©. 938. 3. 19. 1: 


Hierdurch wird eine hin und wieder in Tradition und Druck ausgeſtreute boshafte Verläumdung, welche ſich auf Obiges 
Uebrigens verweiſet man auf eine Note in der Vorkede zu Giſtels Naturgeſchichte. 


1064 


Fig. 3. Der nachgegoſſene Meißel, 1 Pfd. ſchwer, Länge 
53", Breite der Schneide 24”, Breite der Lappen aa. 22, 
Dice vor den Lappen, wo 3b. ſteht, 7°"; Heft ec. e. 7", 
d ein ducchgeftedter Stift, e Zwinge von Meffing. 

Fig. 4 Der Erzbohrer von Windiſch von der flachen 
Seite. Länge 8" par., Schaft 3], dünneres Stud 43", 

Schaft breit 8, Längeres oder vorderes Stuͤck an der [hmäl- 
ſten Stelle 4", Schneide 5". Gewicht 113 Loth. 

Sig. 4b. Der Erzbohrer von der fchmalen Seite, 


(Meines Wiffens ift dieß die erfte Abbildung eines ſolchen 
Merkzeugs.) 


Anna Staudacer, 


königliche Hoffapellfängerin. 


Stuttgart, bey | 


Die Naupen und Schmetterlinge der Wetterau. 


Sunhalt der Iſis, . 
Jahrgang 1848, SeftL—XH. 


A. Nach der Reihe. 

Heft I. 

Seite. 

1. Brehm, naturhiſtoriſche Bemerfungen. 

14. Derfelbe, über Naumanns Grad. 

18. Derfelbe, über die Wölfe in Taurien. 

20. Jäckel, Vögel in Franken. Tafel VI. 

AT. Srifche Academie J.XXI. 

57. Bücher von Bronn, Schweizer Denffhriften IX. Verſammlung der 
Naturforscher zu Kiel, Mappes, Nürnberger, Kobell, Zetterſtedt, 
Hoffmeiſter, Medicus, Hartlaub, Giebel, Berge, Pfeiffer, Walcke— 
naer, Heßler, Welz, Malfatti, Nichter, Rusconi, Stein, Prechtl, 
Ecker, Reclam, Frey und Leuckart, Tode, Kobelt. 


Heft 1. 
8. Gourcy und Brehm, über deufiche Vögel. 
93. Dünifche Gefeltichaft dev Wiſſenſchaften HL—VI. 
42. Steckholmer Abhandiungen 1844 u. 1845. 
54. Bücher von Frey und Yeudart, Nardo, Agaſſiz, Petersburger 
letin, Hammerjchmidt. 
57. Baer, Befruchtung der Afeidien und Meerigel. 
Heft II. 
161. Leidig, Dotterfinchung. rE 
194. Kaup, Charactere der Vögel. 
199. Magazin von Ehriftiania V. 3. — 
210. Stockholmer Abhandlungen 1845. 
225. Bulletin von Bruſſel XIL—XIV. 
31. Academie von Brüſſel XIX. XX. 
33. Schleſiſche Gefellfchaft von 1846. 5; Miener Abhaundlungen von 
dinger 1., Gottſche, Vifiani, 
Heft IV. 
41. Dänifche Geſellſchaft VI. 
99. Weberficht der Stockholmer Verhandlungen 1844 u, 45. 
11. Bücher von Glocker, De Gandolle, Haßkarl, Mettenheimer, 
und Kull, Treyer, r 
Heft V. 


21. Heeger, über Kerfe. 

B47. Soramfo, Tarjusalied der Immen. 

B48. Streubel, Eypfeliven. 

23. Jäckel, Vögel Fraukens. 

3390. Ueberficht der Stockholmer Verhandlungen 1846. 

B99. Bücjer von Müller und Troſchel, Heremannfen. 

Heft Vi. 

01. Hartlaub, Vögel Meftindieng, 

09. Siedhof, Thiere in Nordamerica. 

21. Brehm, über das Fortrüden der Vögel. 

28. GSofta, Bau der Diphyiven. Tafel X. 

31. Gntomologifche Annalen in Frankreich VI. 

68. Bücher von Morlot, Prigel, Fürnrohr, Sturm, A. Delefjert, wieder 
Ländiiches Inſtitut I., II. Academie zu Neavel L—X., Güstel, 
Faunula monacensis canthäarologica in den Unnfchlägen VI—XI. 

Heft VI. Y 

1. Hammerſchmidt, Verfammlung in Obenburg. 1947. 

4%, Gourey und Brehm, über Stubenvögel, 

510, Kr., über Nachtigallen, 

Iſis 1818. Heft 12, 


Zul- 


H als 


Schinʒ 


A. Nach der Reihe. PB. Nach den Wiſſen ſchaften. C. Namen der Verfaſſer. 


Seite, 

513. Richter und Brehm, Weifwerden der Vögel, 

517. Verfammlung der Naturforfcher in Chriftiania 1844, 
540. Linnean Transactions XX. 2, 1847. 

550. Memoires de Il’Institut de France .—XXXI. 
555. Memoires presentes L—VI. = 

559. Erdl, Entwicelung des Menfihen und des Sühnchens. 


Deft VOL 

561. Brehm, die Vögel als Wetterpropheten. 

569, Zeller, vie Gallerien und nadthornigen Phycideen 1. 

619. Münchner Verein gegen Thierquälerei, 

5%. Martius, Elaffificatton der Palmen, 

625. Bücher von Unger, Jaubert und Spach, niederländiiches Inſtitut XIII. 
PVerfammlung in Schaffhaufen, Haidinger, Müller und Sodoffsky, 
Pacini, Brühl. 5 

627. Latreille's neue Kerfſippeu. 

636, Owen, Verzeichniß der Thiere, deren Zahnbau er abgebildet hat. 

Heft IX. 

641. Zellers Gallerien II. 

691 Bücher von Zieglet, Bobrik, Heeger, Zaddach, Omen, Brom, Gould, 
Sturm, Zetterſtedt, Schönherr, Pfeiffer, Linnea Entomologica, 
Nylander, Tengſtröm, Giebel, Balenciennes, E. Schmidt, Quen— 
ftedt, Cornelius, Owen, Siebold, Kolenati, Pfeiffer, Thienemann, 
C. Förfter, f 

697. Auszug aus Contarinis Actinien. 

701. Gene, Paarung der Zeden. 

713. Mac Glelland, invifche Cypriniden. 

716. Sunhalt ver Memorie di Torino V.—VIl. 

Heft X. 

721. Sellers Galferien II. 

746. Defjelben Nachtiäge zu Phyeibeen. 

754. Kaup, Meberfiht der Eulen. 

772, Derfelbe, Zuſätze zu den Falconiden. 

774. Auszüge aus Krohyers ZSeitſchrift. Neue Reihe I. 3.; Fifche und 
feine Krebfe. 

Bücher von Klemm, B. Starf, Bulte, Warhler, K. Stark, Strick— 

land, Stannius. 


Heft XI. 

833. Giebel, fubhereynifches Deren, 

857. Zeller, exotifche Phyciveen, mit Regifter. 

891. Koch, Schmetterlinge der Wetterau. 

955. Bücher: Arademie von Brüffel AXI. 1847. XXI. 1848, Mem. 
etrangers XXI. 1847. Bulletin. XIV. 2. 1847, Gotta, Schle- 
ſiſche Geſellſchaft, Niederlänvifches botanifches Archiv, De Gandolfe, 
Garten von Leyden; Ecker, Geſellſchaft Natura artis magistra 
EG. Schmidt, Rathfe, Lievin, R 

Heft X. 

969, Heeger, Kerfe. 

1002. Giebel, Nachtrag zur Seite 833. 

—— Innhalt der Philosophical Transactions 1836—1847. _ 

1011. —— aus Bulletin de Bruxelles. IX. 2, 1842 -XII. 1. 1845. 


87. 


1023. Se mean Ton, Ben —— Abhandlungen 
und Berichtes Perty ; Niederländiſches Inſtitut; Leopoldiniſche Wer- 
handlungen XII. 1.5 Sillig. 3 PFRRS NINE AIG 

; 67% 


1067 


Seite. 

1027. Auszüge aus Kröyers Zeitſchrift 1. A—6. II. 1-4. 1845—1847. 

1032. Auszüge aus natural History of Newyork by Authority. 
Mammalia, Aves, Amphibia, Pisces. 

1048, Bücher von Zetterſtedt, Wahlberg und Bohemann, Eichwald, Herr- 
mannfen, L. Pfeiffer, 8. Redtenbacher, Bonsdorff, Haartman, 
Pöpping, Staudinger, Jaubert und Spach. 

1053. Ofen, über die Beftimmung der Etreitärte, 

1064, Staudader, Ehrenrettung für Giftel. 

—— Drudfehler in Koch's Auffas ©. 891. 


Taf. XI. 


Bar meilsnm, 


Tafel I. zu Heft IH. ©. 161.° Leidigs Dotterfurchung. 

Tafel II. zu Seft IE. ©. 199. Koren und Danielfens Tubularia, 
Alepas, Ascidia, Virgularia, Asterias. 

Tafel I.—VI. zu Heft V. ©0323. Heegers Kerfe. 

Tafel VI. im Heft VI. gehört zu Jäckel s Auffag Heft I. ©. 25, 31, 32. 

Tafel VIIL—IX. zu Heft XII. ©. 969. Heegers Kerfe. Coccidula. 
Corynetes, Hypera, Cistela, Elachista, Epischnia, Leucopis. 

Tafel N. zu ©. 1026. Kroyers carcinologifche Beyträge, Siphonoe- 
cetes, Glauconome, Eusirus, Dulichia, Stegocephalus, Leu- 
cothoe.*— Zu Coſta ©. 428. Diphyes. 

Tafel Al. zu S. 1028. Dfen, über die Streitärte. 


B. Nach den Wilfenfchaften. 


I. Allgemeines. 


Brehm, über A, Naumanıs Grab. ©, 14. 
Monf, die erſten Brillen. ©. 49. 

Mappes, Biographie Senfenbergs. ©. 64. 
Tarras, die Indianerfiimme am La Plata. S. 152. 
C. Meyer, über die geregnete Manna. ©. 160. 
Galefloot, über einen römischen Grabhügel. 231. 
KReiffenberg, über den älteften Solzfchnitt, 252. 
Resius, Über Avaren-Schädel. 301. 

Zu Feeumwenhoefs Leben. 318. 

Nilsfon, über die Urmenfchen in Efandinavien. 518. 
Gibrario, über die älteften Feuergemehre. 720. 
Dfen, über die Etreitärte, 1025. 


U. NRaturwiffenfhaften. . 


Abhandlungen der irifchen Academie J.XXI. A7, 

Berfammlung der Naturforscher zu Kiel. 60, 

Schriften der däniſchen Gefellſchaft HL—VI. 93. 

Stockholmer Abhanplungen 1844 u, 45. ©. 142. 210. 

Magazin zu Chriſtiania V.3. 199. 

Bulletin von Brüffel XI. 2. — XIV. 1845—1847. ©. 225. 959. 
IX.2.— X. 1. ©. 1011. XI. 1. im Jahrg. 1844, ©. 384. 

Academie von Brüffel XIX. XX. S. 231. XXL XXI. 1848, ©. 955. 

Mem. des Savants &trangers de Bruxelles XXI. 1847. ©. 958, 

Abhandlungen der däniichen Gefeltfchaft VIL. 241. 

Ueberſicht der Stodholmer Verhandlungen 1844—46. 299. 390, 

Academie zu Neapel. I. 478. 

Derfammlung zu Odenburg 1847. 481. 

Verſammlung in Ghriftiania 1844, 517, 

Linnean Transactions XX. 2. 540. 

Memoires de l’Institut de France .—XXXI. 550. 

Me&moires presentes L—VI. 559. 

Kröyers Zeitfehrift, neue Reihe. 3. ©. 774, LA—6. 1. 1—4. 
©. 1027. 


Innhalt der Philosophical Transactions 1836—1847. S. 1002, 


IM. Phyſik, Mineralogie und Berfteinerungen, 


Olway, verglafle Burgen in Irland. ©. 50. 
Apjohn, Meteorftein in Limerif, 52. 
Heer, Inſecten bey Dningen u. Radoboj. 59. 
Forhhammer, über Orſtedin. 133. 
Lund, Kalkiteinhöhlen in Brafilien. 139. 
Zeife, Beltandtheile dev Mercaptens. 140, 
Erdmann, über den Keilhauit, 152, 


Sauer, Gephalopoden des Mufchelmarmors. 236. 
Haidinger und Morlot, Entitehung des Dolomits, 238. 
Löwe, Beftandtheile des Gersporffits, 238. 
Barrande, veriteinerte Brachiopoden. 238. 
Siljeftröm, die Wafjerhöhe bey Kalmar. 309. 
Nilsſon, foſſiler Bär in Echonen. 398. 
Derfelbe, über die Hebung von Skandinavien, 522, 
Unger, fofjile Flora von Parfchlug. 625, 
Sismonda, Echiniden bey Nizza. 719. 

Giebel, das fubhercynifche Becken. 833. 1002, 
Verhaeghe, Leuchten des Meeres, 958. 

Nyft, Arca. 957. Graffatella. 960, [ 
Maclear, Meteorftein. 1005. 

Owen, Bau der Belemniten. 1007. 

Morren, über das Neißpapier, 1014. 

Morlot, Geologie von Sftrien. 1025. 


IV. Botanik. 
Rihardfon, nützliche Gräfer, 49, 
Nägeli, Syftem der Algen. 57, 
Thonning und Schumacher, guineifche Pflanzen, 98, 108, 
Neißer, über Endophyten. 236. BANN 28 
Tenore zu Sibthorps Flora graeca, 478, 
G. Agardh, über Pflanzenverwanrlungen. 529. 
Böck, Bau der Gorallinen und Nulliporen. 530, 
Salconer, Pflanze der Asa foetida. 543. 
Martius, Glafifieation der Palmen. 620. 
Unger, veriteinerte Pflanzen von Barfchlug. 625. 
Saubert u. Spach, Plantae orientales. 626. 
Miguel, Eycadern und Polygaleen. 633. 
Colla, Nutaceen. 717. 
Splitgerberi Reliquiae bot. surinamenses. 962. 963. 
Korthals,, Myrtaceen, Stereuliaceen, Büttneriaceen. 962, 
Martens und Galeotti, mericanische Pflanzen. 1011 ꝛc. 
Morren, Bewegung der Blümchen der Cynareen. 1011, 
Derfelbe, vegetabilifches Elfenbein. 1012, 
Kidr, Sterrebeefs Pilze, 1013, 
Morren, Reißpapier. 1014, , 
Derfelbe, Einſchnürung der Pflanzen. 1016. 
Thuret, Eintheilung der Tange, 1018. 


Pflanzennamen. 


Aeschynomene 1014. Ferulaasa foetida543. Musci scandinaviae 
Algae 57. Ficus benjamina 471, 1023. 
Ambrosinia 542. F. elastica 471. Myrtaceae 962. ‘- 
Anadema 392. 1023. F. fulva 965. Narthex 543, 
Androchylus 530. Fovilla 530. Neckia 964, 
Anjudan 545.” Fuci 1018, Nostochineae 717. 
Antheridia 1018. Fungi Sterebekii 1013. Nullipora 520, 
Arſenik u. Pflanzen 1021. Funis uncatus 471. Ononis cherleri 479. 
Asa foetida 543. Salläpfel 437. Palmae 620. 
Baquois 471. Gambir 471. Pflanzen = Verwandlung 
Büttneriacea 963. Gamoplexis 543. 529. 
Caladium ovatum 542. Garcinia 471, 
Cardamine 964. Gomutus 471, 
Oentaurea 101. Gräfer 49. Plantae dalmatiae 240, 
Conferva catenata  Guatelupia 530. Pl. fossiles 837, 848. 
529. Hedypnois rhagadio- Pl. galopagenses 540. 
Corallina 530. loides 480. Pl. graecae 478. 
Vovilhamia 952. Hepatica 239. Pl. indicae 471, 963. 
Cryptocoryne 542. Hopos 544. Pl. mexicanae 1011, 
Cycadea 633, Hypnaea 530. Plantae_surinamenses 


Phytelephas 1012. 
Pinus maritima 480. 


Dichelima 1023. Isias 719. 962. 
Dipterocarpus baudii Keimfraft 395. Plolar 962. 
962. Labiatae 964. Pohon 471. 


Dugu 545. 
Elfenbein 1012. 
Encephalartos 965. 


Lansbergia 962. Pollenſchlauch 1012. 
Laser 544. * Polygaleae 633. 
Laurus sebigera 471. Porrigo 539, 
Endophyta 216. Macklottia 962. Portulaca gilliesii 714. 
Erdapfelkrankheit 227. anna 160. Ranunculaceae 963. 
Erica mediterranea5t. Menziesia polifolia5t. Rarach 471. 

Ervum 529, Micromycetes 720. Rasamala 471. 


1069 


Tricehophyton 539. 
Violariae indicae 96. 
Zamia muricata 96». 


Reißpapier 1014. 
Rivulariae 717. 
Rutaceae 717. 
Sagobaum ATI. 
Schoutenia 963. 


Sieyos 395. 
Syuarus 539. 
Sterculiaceae 963. 
Tagoa 1012. 
Tamarindus 471. 


V Zoologie. 


Brehm, ornithologiiche Bemerkungen. ©. 1. 
Säcdel, zur Ornitholegie Frankens. 20. 
Ball, über die Robben in den iriſchen Meeren, 
Thompfon, über Lepus hibernicus. 55. 
PBatterfon, über Bolina hibernica. 55. 
Bremi, über Cecidomyia. 60. 

Gourcy und Brehm, über deutfche Vögel. SL. 


92. 


Reinhardt, ichthyologiſche Beyträge. 93. 110. 116. 124, 134. 
135. -136. 137. 247. 

Derfelbe, über Pazellus centrodontus. 126. 

Lund, über die Eyerhülſen der Meichthiere. 127. 

Neinhardt, über Gymnelus (Ophidium). 129. 

Derjelbe, über die grönländiſchen Haarthiere und Wögel. 129. 

Derfelbe, über Cottus uneinatus. 131. 

Derjelbe, Bos taurus fossilis. 331. 

Jacobſou, Filäria medinensis. 132, 

Lund, euchten des Meeres. 134. 

Düben und Koren, ichthyologiiche Beyträge. 142. 

Diefelben, Ueberficht der frandinavifchen Echinodermen. 157. 


Baer, mehrfache Formen von Spermatozoen. 157. 
Derfelbe, fünftliche Befruchtung bey Afeivien und Meerigeln. 
Kaup, Gharactere der Vögel. 194. 
Sunvdewall, Claſſification der Wiederfiner. 210. 
Lomwen, neue Cruſtaceen, Cyzieus etc. 213. 
Löwenhjelm, Vögel in Fappmarf, 214. 
Selys, Baltarde von Waffervögeln. 226. . 
Neinhardt, Beyträge zur Fauna groenlandica. 247. 
Fabricius, grönländifche Fische. 259. 

Heeger, Beyträge zur Naturgefchichte der Kerfe. 321. 969. 2 
Jorawko, über die Nußdaller ver Immen. 347, & 


151. 


Streubel, die Eypfeliven des Berliner Mufenms. 348. 
Jäckel, Benträge zur Ornithologie Frankens. 372. Taf. VL 
Sundewall, über Hypudaeus rufocanus. 392, 
Hartlaub, Vögel Meitindiens. 401. 

Siedhof, nordamerifanifche Wögel und Hanrthiere. 409. 
Brehm, über das allmähliche Fortrüden der Vögel. 421: 


Eojta, über ven Baur der Diphyiven. 428. Tafel X. 
Auszüge aus den entomologifchen Annalen Frankreichs VI. 1837. A431. 
Goureaw, über das Echrilfen der Kerfe. 432, ; 
Donzel, Paarung der Edjmetterlinge. 437. 
Boyer, dem Olbaum ſchädliche Schaben. 440. 
Duponcdel, Häutung der Naupe vor Charaxes. 
Solier, über das Echrillen der Kerfe. 443, 
Guenee, Glaffifteation der Noctuen. 446, 
Lacordaire, Wohnpläge der Melafomen. 
Doyere, über Manzen und Falter, 458. 
Blanchard, Phoraspis. 458. 
Duponcdel, Kennzeichen von den Nauven. 462. 
Lherminier, Lebensart der Kerfe auf Guadeloupe. 
Delefjert, indifhe Thiere. 471. 
Brehm, Beobachtungen über die Stubenvögel. 490. 
K., über den Geſang ver Vögel. 510. 
Düben und Koren, über norwegifcdye Actinien. 535. 
Eſch richt und Sundemwall, Dipteren-Larve unter der Kauf des Men— 
fchen. 536. 
Böck, über den Bau der Jufuſorien. 536. 
Newport, wäſſeriger Dunft in den Bienenitörten. 
Derfelbe, Fortpflanzung der DBlattläufe. 542. 
Derfelbe, Naturgefihichte von Meloe. 549. 
Robineau, Syſtem der Mucken. 556. 
Sf. Geoffroy, Größe der Thiere. 557. 
Leon Dufour, Glafification der Hemipteren, 
Bourjot, Athmung der Wale. 558. 
Turpin, Auswüchje der Linvenblätter. 558. 
Roulin, Veränderungen der Hausthiere, 559. 


4. 


497. 


463. 


542. 


908, 


Brehm, über die Vögel als Wetterpropheten. 
3eller, die Gallerien und nadthormigen Phyeideen. 569, 641, 721.857, 


Latreille's neue Kerfſippen. 
Contarini, Actinien. 
Gene, Naturgeſchichte der Zecken. 
Seller, blattminierende Schaben. 


627. 


701. 
704. 


697. 


Nylander, Mutilliven und Bienen. 706. 


Tengitröm, Schmetterlinge Finnlands. 
Mac Elelland, invifchye Cypriniven, 

So lier, Collapteriden. 
ZellerNachtrage zu den Phycideen. 
Kaup, Überſicht ver Eulen. 
Derfelbe, Zuſätze zu den Falconiden. 
Kröyer, ichthyologifche Beyträge. 


707. 
713. 


746. 


718. 
753. 
774. 


Derfelbe, careinologifihe Beyträge. 806. 


Koch, Schmetterlinge der Wetterau, 


891. 


Derjelbe, über Ypsolophus schmidtiellus. 


Ban Beneden, Süßwaſſer-Polypen. 


955. 


Verhaeghe, über Noctiluca miliaris. 958. 


Schuerman's Lemur chrysampyxs. 
Diu Bus, neue Vögel aus America. 

Spring und Zacordaire, über Phrynosoma. 
Sundewall, Arvicola rutilus, incertus. 
Hannon, Nahrung der Heufihreden. 
Dmalius, Zahl ver Menfchen, 


958. 
959. 


1016, 
1017. 


Selys, Wanderung des Nußhehers. 1017. 
Dan Beneden, Eintheilung der Tubularien. 


Funck, über Steatornis. 
Gantraine, Thyreoptera bicolor. 
Naturgefchichte von New-Varf, 

Giſtel, Faunula monacensis. 


Acalephae 166. 
Acanthocerus 968. 
Acanthonotus 1029. 
Acanthopterygü 116. 
Acanthosoma 1047. 
Acanthyllis 361. 
Acarus horridus 468. 
Acephala 174. 
Achroea 583. 
Acridium 434. 
Acrobasis 606. 866. 
Actiniae 535. 
Actinopus 460, 
Adergeflechte 966. 
Aegina 1028, 
Aegires 301. 
Agrilus viridis 441. 
Agriopus 777. 
Alauda agrestis 498., 
arborea 497., ar- 
vensis 498., calan- 
dra 496., cristata 
496., montana 498,, 
nemorosa497., pra- 
torum 498, 
Alauna 1030. 
Alcynia 1558. 
Alcyonella 956. 
Alcyonium ficus 155. 
Alepas squalicola 307. 
Alispa 643. 
Aluecita xylostella 456. 
Amara trivialis 467. 
Amblyoxys 1047. 
Ammodytes dubius 
271. 
Amphibia 185. 1041. 
Amphicora 967. 
Amphipogon 308. 


= 


1018. 
1021. 
1032. 


Thiernamen. 


Anas albeola259. albi- 
frons 223., barowii 
257.. mollissima 46. 

- nyroca 46., perspi- 
eillata 253. 

Ancylosis 877. 

Anerastia 586., 861. 

Anguillula tritica 306. 

Angulata 711. 

Animalia fossilia 844., 
849. 

A. sumatrana 962. 

Annullata 170. 

Anodonuta 1019. 

Anomuri 467. 

Anonyx 1028. 

Anser brevirostris4., 
hyperboreus 252., 
minutus 4. 

Anthea 535. 

Anthelia 155. 

Anthrenus 468. 

Anthus arborens, ar- 
vensis, foliorum, 
herbarum, junco- 
rum, pratensis 499. 

Aora 1027. 

Apalus 549. 

Apes boreales 706. 

Aphis tanaceticola 
304. 

Aphomia 576., 859. 

Apis 347. 

Aptera 70. 

Aquila fusca4, impe- 
rialis 4. 

Arachnidae 181., 236. 

Arca 957. 

Ardea purpurea 43. 


1070 


561. 


772. (1847, 366.) 


954, 


1011. 


1012, 


1017. 


Umſchlag VL—XI. 


Arvicola 302. 1034. 
A, incertus ? 1012., in- 
sularis 301. 
Asarta 686. 
Asbestia 155. 
Ascidiae 157., 227., 
231. 
Ascidia venosa 208, 
Asilia 705. 
Aspidophorus 785. 
Asp. decagonus 118. 
Asteriae 53?., 534. 
Asterias 203. 
Asteridae 399,  ' 
Athmen der Kerfe 1003, 
Aulosteges 159. 
Avarenfchidel 301. 
Aves 187., 194., 421., 


561. 1035. 
A. americanae 959., 
franconicae 373., 


gottlandicae 306. 
sgroenlandicae 130.> 
248., Indiae ocei- 
dentalis401.. jamai- 
canae 403., lapp- 
markicae 214. 
Baione 1047. 
Baſtarde von Waſſer— 
vögeln. 226. 
Belemnites 1007. 
Beryx borealis 143. 
Biber in Norrland 299, 
Bibos 472. 
Bienen 542, 
Bipinnaria 205. 
Blattae 458. 
Blatta gigantea 465. 
Blattläufe, 542, 


1071 


Blattminierev 704. 
Bodotria 1030. 
Bogmarus 136. 
Boleosoma 1846. 
Bolina 59. 
Bombycilla garrula 
35., 383. 
Bos moschatus 248. 
Bowerbankia 956. 
Brachiopoda 238. 
Bracon Initiator 467. 
Bradypus 966. 
Branchiopoda 968. 
Branclipus caler 214. 
Brentus 464. 
Briareum 154. 
Broteas 214. 
Bryophila algae 439. 
Bryozoa |232., 955., 
i004., 1022 
Buccinum 20.. 104, 
Buceulatrix 705. 
Bueephalus 102. 
Budytes flavus, me- 
lanocephalus 500. 
Buprestides 439. 
Buprestis berolinen- 
sis 441. 
Bursaria 537. 
Bythites 290. 
Cacicus 446. 
Calamoherpe pineto- 
rum 5. 
Calpe 430. 
Campanularia 227., 
230., 1015. 
Campylodon 9. 
Canis primaevus 472. 
Caprimulgus vocife- 
rus 415. 
Caracanthus 795. 
Carelophus 778. 
Caryocatactes 220. 
Castor 394. 
Cathartes aura 404. 
Cebrio 438. 
Cecidomyia 60. 
C. ericae 438. 
Cemiostoma 703. 
Centronotus fascica- 
tus 267. 
Cephelaspis 237. 
Cephalopoda 178., 
236. 
Cerambyx 436. 
Ceratias 1028. 
Ceratites 156. 
Cerchneis fasciata 11., 


intercedens, minor 


rupicolaeformis 10., 
taeniura 11. 
Cercopithecus faunus 
412. 
Cerocoma 549. 
Verthia brachydactyla 
11. 
Cervus albipes 143., 
platyrhynchus 476. 
Chaetoderma 303. 
Chaetura 361. 
Charaxes jasius 442, 
Chelidonia 370. 


Chionea 332. 

Chironectes arcticus 
143. 

Chirus praecisus 137. 

Chiton 159., 225. 

Chrysomela sexpun- 
ctata 322. 

Cicada 435., 443. 

Ciconia nigra 43. 

Cinelus 379. 

Circulatio 1021, 1022, 

Cirripedia 204. 

Cissites 549. 

Cistela ceramboides 
982. 

Citharus 271. 

Cizyeus 467. 

Clinas unimaculatus 
137., 266. 

Cliona 155. 

Cloelia 3017 

Ulupea encrasichola 
268. 

Ciypeaster lateralis 
325. \ 

Coceidula seutellata 
969. 

Coccus cacti 465. 

Coelioxys 549. 

Coleophora saponari- 
ella 342. 

Coleoptera monacen- 

sia, Umſchlag VL— 
x. 

Collapterides 718. 
Coluber constrictor 
420., laevis 312. 
Columba puella 966., 

turtur 38. 
Condylopalama 534. 
Coracias garrula 37. 
Corallia 1006. 
Cordylopkora 1021. 
Coregonus 1014. 
Cornularia 155. 
Corvus 966. 
Corydendrium 1018. 
Corydia 459. 
Corymorpha 1018. 
Corynetes ruficollis 

974. 

Cossus im Magen 308. 
Cottus trieuspis 117., 

269. 

C. uneinatus 131. 
Crassatella 960. 
Orinomorpha 232. 
Croeidomera 865. 
Urucirostra bifasciata 

10. 

Crustacea 178. 
Cryptoblabes 644. 
Oryptocephalus 439. 
Cryptophagus cellaris 

547., 589. 
Cryptoteles 646. 
Cucujus 467. 
Cuculus 384. 

Cuma 1029. 
Cureulio Palmarum 

46). 

Cyamus rhytinae 157. 


Cyanecula 501. 

Cyclas 102, 

Cyclopterus ıninutus 
143. 

Cygnus melancholi- 
cus 252., musicus 
45., 223. 

Cynchramus 494. 

Cyprinidae indiei 713. 

Cypselidae 348, 

Cyzicus australis 213. 

Delphinus 558. 

D. bredanensis 477. 

Dermestes chinensis 
464. 

Didunculus 830, 

Didus 830. 

D. calvaria 158. 

Dinophilus 967. 

Diorina 463. 

Diphya 428. tab. X. 

Diptera 556. 

Dolerus 348. - 

Dolvessa 860., 

Dudu 830. 

Dulichia 1028. 

Dysmorphosa 1021. 

Becopisa 648. 

Echinidae 534., nicae- 
enses 719. , 

Echinisca 968. 

Echinocorium 1018. 

Echinodermata 151,, 
166. 

Echinus 148. 

Edwardsia 535. 

Blachista 704, 

E. roesella 985. 

Bleutheria 1017, 

kimberiza calcarata 
495., cia, eitrinella, 
hortulana 492., lap- 
ponica 32, 221., 
miliaria 491., niva- 
lis 495,, pityornus 
493., rustica 5. 
schoeniclus 494. 

Emys pieta 420. 

Entozoa folliculorum 
1009. 

Ephestia 592., 862, 

Ephippiger 434. 

Epicrocis 878. 

Episehnia 737. 

E. canella 966. 

Erebia 157. 

Krycina 463. 

Eucarphia 689. 

Eudytes glacialis 47. 

Eulophus 438, 

Eumolpus vitis 467, 

Eunica 968. 

Eusirus‘ 1028, 

Eyer von Apus 468. 

Eyer der Kerfe 468. 

Eyer der Schnecken 127. 

Falco aesalon, leu- 
copsis 21., rufipes 
21., 374., tinuncu- 
loides 20. 

Falconidae 772. 

Farbenänderung 513. 


Faunula monacensis 
Umfchlag VL—AI. 

Ficedula polyglotta 
966. 

Filaria 231., F. medi- 
nensis 132. 

Filograna 967. 

Flimmerhaare 1003,, 
1026. 

Forbesia 956. 

Formica saccharivora 
466. 

Fredericella 956. 

Fringilla borealis 5., 
carduelis 490., cis- 
alpina 422., flavi- 
rostris381., lappo- 
nica 495., leuco- 
phrys 255 . pecoris 
+116., serinus 33., 
spinus 490, 

Fundella 866. 

Gadus agilis 269. .bar- 
batus 269., virens 
270. 

Galerida 496. 

Salläpfel 437. 

Galleriae 572., 886., 

Gammarus anisochir 
822. 

Gasteropoda 175. 

Gasterosteus gymntu- 
rus 297. 

Gauri 472. 

Generatio 199. 

Geryonia 55. 

Geſang 510. 

Glauconome 1028. 

Gnathodon B31. 

Gobius nilsonii 143. 

G. stuwitzii 143. 

Gracula rosea 26. 

Gr. tristis 470, 

Grus cinerea 42. 

Gryllotalpa 433, 

Gryllus 432. 

Gryphinus 325. 

Guacharo 1018, 

Gunellus groenlandi- 
eus 118., 267. 

Gynnaneyla. 744. 

Gymnelus 129., 276. 

Halcyonella 1026. 

Halichoerus griseus 
92. 

Balichondria 155. 

Halieus carbo 46, 

Halodactylus 956. 

Harpipteryx forfi- 
cella 338. 

Hayen 125. 

Hedessa 968. 

Hedymela 397. 

Helix pomatia 105. 

Helminthes 167. 

Ilemiptera 558. 

Ilenopomus 1029. 

Hermaea 301. 

Hermes 466. 

Hiletus 1029. 

Himantolophusgroen- 
landicus 271. 


An der Beutelthiere 

Hirundo americana 
256. 

H. esculenta 471. 

Holoseolia forficella 
338.| 

Holothuriae 143.,531. 

Homoeosoma 599,, 
363, 

Homoptera suecica 
153. 

Honig 466. 

Horia 547. 

Hörner 476. 

Ilydra 965. 

ilydractinia. 1018. 

Hymenoptera,Pulvilli 
317. 

Hypera murina 780. 

tiypochaleia 721. 826. 

iiypudaeus medius 
511. 

I. rufocanus 392. 

Ibis religiosa +72. 

Icelus 792.\ 

Icterus agripennis 418. 

ldothea 1029, 

llithyia 569. 

Infusoria 161., 536. 

Insecta 133. 

1. indica 474. 

Janthina 128. 

Julus maximus 463, 

Kaferlaf 465, 

Kiperkarnak 1030, 

Krebsbeulen AA, 

Kuhvogel 416. 

Labrus exoletus 262. 

Lactophrys 1048. 

Lagopus subalpinus 
222. 

Larven, exrbrochen 48, 

Lavaret 1014. 

Lecythia 535. 

Lemmus 393. 

L. medius 200. 

Lemur chrysampyx 
958. 

Lepidoptera fennica 
797. 

Lepisoma 1047. 

Lepus borealis 304., 
canescens 304., gla- 
cialis 248., hiber- 
nicus 55. 

Lestris buflonii 222. 

L. parasitica 45. 

Leucon 1029. 

Leucopis argentata 
998. 

Leucothoe 1028. 

Libellulae 440. 

I. meridionalis 1016. 

Limnaeus 104, 

Limnetis 214. 

Limnochares 101. 

Limosa meyeri 17, 

L. rufa 17. 

Liparis tunicata 139, 

Lithocolletis 705, 

Lobularia 155. 


1072 


Locusta 433., 1016. 

Lophius eurypterus 
143, 

Loxia bifasciata 391. 

L. leucoptera 228. 

L. taenioptera 34. 

Lumpenus 138., 267., 
237. 

Lupus 18. 

Luseinia graeilis 508. 
intercedens 506., 
itala 506., mega- 
rhynchus 506., pe- 
regrina 509. 

Lusia 232. 956. 

Lycodes 134., 279. 

L. vahlii 124. 

Lynceus 468, 

Lyonetia 705. 

Macrourus 111. 

Macrourus stroemii 
270. ? 

Macroxus 473. 

Mammalia 188. 1023. 

M. capensia 392. 

M. fossilia brasilien- 
sia. 139, 

M. groenlandica 129., 
248. 

M. lapponica 393. 

Mammillifera 303., 
335. 

Martin 470. 

Meerigel 157, 

Melanocorypha 496. 

Melasomata 457. 

Melipone 466. 

Melissoblaptes 579. 

Meloe 545. 

Melolontha, Graines 
d’or 464. 

Menfchen 598, 

Mephitis 414. 

Merops apiaster 37. 

Merula alpestris 92. 

M. alticeps 91. 

M. carniolica 91. 

Micralymma 1029. 

Microcheles 1029. 

Mitefjer 1009. 

Mollusca 202. 

M. septentrionalis 
301., 309, 

Monedula septentrio- 
nalis 423. 


Monodon spurius248, 


Mononyx 457. \ 

Monotoma 463. 

Mordella 549. 

Mormolyce 467. 

Motacilla cerviecalis 
501, 

M. flava 500, 

M. luscinia 505. 

M. melanocephala 500 

M. philomela 504. 

M. suecica 501. 

M. trochilus 966, 

M. yarrellii 305.,501. 

Motella argentata 138 

M. ensis 138, 

Mus americanus 1034. 


1073 


Muscardine 468, 

Muscicapa collaris ) 
396. 

Mus groenlandicus 


M. islandicus 311. 
M. pumilio 392. 
M. striatus 391. 
Muscae groenlandi- 
cae 1029. 
Musc. luctuosa 36. 
Mutillidae 706. 
 Myelois 651., 867. 
 Mylabris 548. 
' Myodes 300. 
‚ M. schisticolor 305. 
‚ Myrianida 230. 
Myto 1027. 
Nachtigall 511. 
-Nais 230. 
Naucoris rugosa 457. 
 Necrentome 468, 
Necrophilus 1835.tab. 
12. 
Nephoteryx 746. 881. 
Neptieula 705. 
_ Nerilla 967. 
 Nesotragus 396. 
Neſt des Adlers 20. 
Neſt von Fringillamon- 
tifringilla 4. 
Neſter 20. 
Noctiluca 958. 
N. miliaria 227. 
Noctuae 416. 
Nucifraga 1017. 
Numenius hudsonicus 
256. 
N. plıaeopus 254. 
Nyctegretis 650. 
Nymphon 1023. 
Ochſenfroſch 419. 
Ochyropus 1029. 
Oestrus hominis 305. 
Ohr der ‚Krebfe 1007. 
Oiseau bleu 831. 
Oncolabis 877. 
Ophidium viride 118,, 
129., 271. 
Opis 1029. 
Oplegnathus '774. 
Opostega 705. 
Orchestia' 810. 
Organiſt 511. 
Dtolithen 534. 
Otisorex 1034. 
Oxyuris 238. 
Pachypus excavatus 
458 N 


Pagellus centrodon- 
tus 126. 

Pslinurus 1047. 

Pangonia 463. 

Papiliones sibirici 157. 

Paralepis borealis 
268. 

P. coregonoides 125. 

Paropsis sexpunctata 
322. 

Parus borealis 1016. 

Pasiphaö 1027. 

Pastor corythaix 477. 


Pedicellina 232., 956. 
Pedinus 446. 
Pelecotoma 549, 
Pempelia 882. 

Penis Rajarum 1005. 

Periovicität 957; 

Petrocossyphus 83. 

Pezophaps 831. 

Phasianus colchieus 
38. 

Phobetor 797. 

Phoca anellata 311., 
barbata 52., groen- 
landica 53., gry- 
phus 52., variegata 
53., vitulina 54. 

Phoenicopterus ruber 
44. 

Phoxus 1028, 

Phryganea phalaenoi- 
des 396. 

Phrynosoma 1011: 

Phycideae 584... 886, 

Ph. exoticae 857. 

Phyllocnistis 703. 

Piesmopoda 606, 863. 

Pimpla scanica 986. 

Pisces noveboracen- 
ses 1043, 

P. groenlandici 93., 
110., 116., 124, 
126., 129., 134, 
142., 258., 1029. 

P. scandinavici 142., 
308. 

Planariae 168., 709. 

Plectrophanes 495. 


. Pococera 274. 


Podalirius 806. 
Policitoie 155. 
Politrimi 155. 
Polypi 163., 229., 
1003. 
Pontoporeia 1028. 
Prionites 408., 717. 
Priorität 627. 
Procellaria pelagica 
409. 
Pseudoprocne 357. 
Pseudostomum 967. 
Psocus pulsatorius ' 
465. 
Pterocles 4. 
Ptilia 1029, 
Pulmonellum 155. 
Pulvilli 347. 
Pyrrhula minor 515. 
Python 958. 
Raja alata 93. 
Rallus carolinus 257, 
Rayneria 155. 
Recurvirostra avo- 
cetta 44. 
Renes 1906. 
Renuthier, neues 476. 
Reproduction der Kerfe 
1 


Rhipiphorus 549. 

Rotatoria 169. 

Rothkehlchen 513. 

Rubecula pinetorum 
513. 


| 


Ruminantia. 210. 
Ruticilla 81. 
Rhynchites bacchus 
467. 
Rhytina 158. 
Salangana 368. 
Salmo groenlandicus 
94., salar 268. 
Salpa 230. 
Samango 305. 
Samenthierchen 1006. 
Saperda herminieri 
465. 
Sarcoptes tiliae 559. 
Saurothera 409, 
Sazicola rubetra 220. 
Scaptocoris 1029. 
Scarabaeus hercules 
464. 
Schädel 301. 
Schãdelform 527, 
Schilddrüſe 1008. 
Schmeiterlinge der Wet- 
terau 891. 
Schnäbel, verunftalteten 
32 


Scjneden des Mittel- 
meers 1012. 
Scynedeneyer 127. 
Schrillen 432., 443, 
461. 
Schwalbe 516. 
Schwalbenneſter 471. 
Sciurus delessertii 
473. 
Sc. redimitus 477. 
Se. striatus 415. 
Scolopax griser 256. 
Se. rusticola 42. 
Scolopendra morsi- 
tans 464,  _ 
Scolytus 467. 
Scopelusglacialis 138, 
Scorpio 463. 
Sebastes 799. 
Sertularia 229. 
Sialis wilsonii 412. 
Sida 968. 
Simia satyrus 1:, 229. 
Simulium columba- 
schense 329. 


Siphonoecetes 1028. 


Sirenocyamus 157. 
Sitaris 519, 
Solitaire 831. 
Somateria dispar 3. 
Sorez puinilus 300. 
Spermatozoa 157., 
1019, 
Sphinx atropos 436. 
Sphondyle 459. 
Spinax fabricii 9%., 
272. { 
Spongia terebrans 
156. 
Sprofjer 510, 
Squalus 261. 
Steatornis 1018, 
Stegocephalus 1028. 
Stichaeus 138, 
Stilba 1047. 
Strepsiptera 549. 


1074 


T. saxatilis 27. 

T. sibirieus 5. 

T. torquatus 91. 

Urapteryx sambucata 
461. 

Ursus luscus 248. 

U. spelaeus 398. 

Vasa Myriopodorum 
1007. 

Velia 458. 

Vermes 967. 

V. groenlandici 277. 

Vesicularia 956. 

Vespa muraria 468. 

Vioa 155. 

Vireo 419. 

Virgula christii 208. 

Vögel Tranfens 20. 

Vogmarus 112., 241. 

Vultur cinereus 20. 

Wanderheufchredfen 395. 

Meißgwerden 514. 

Metterpropheten 56l. 

Mirbelthiere 628. 

Xya 433. 


Stridulatio 432., 461., Thinophilus 301. 
1029. Thoa 229. 

Striges 754. Thrombidium 101. 

Strix nyctea 23. Thyonidium 145. 

Str. tengmalmi 24. Thyreoptera bicolor 

Str. uralensis 16. 1021. 

Stylops 549. Tinea accessella 441. 

Suburites 155. T. oleella 440. 

Sula parva 406. T. olivella 441. 

Sylvia aestiva 254. Tischeria 705. 

S. curruca 17. Tityra 403. 

S. luscinia 378. Todus 402., 408. 

S, pratensis 511. Tortrix pilleriana 467. 

S. rubecula 513. Trachonitis 641, 

Symbius 549. Trachydermus 795. 

Synhydra 1017. Trachypterus bogma- 

Tachina bisignata 990. rus 136. 

Tachydromidenfußbildung Tr. liopterus 245. 
312. Tr. vogmarus 241. 

Taguae 1012, Trichoptera 712. 

Talitrustripudians821. Trifurcula 704. 

Tamias 423. Triglops 117., 793. 

Tanagra zena 404. _ Trilobites 308. 

Tarsi 458. Trochilidae 350. 

Termes 465. Trochilus polytmus 


Tetrao tetrix386., um- 403. Xylophaga 468. 
bellus 472,, urogal- Troglodytes palustris X. marginata 468. 
lus 39. 254. Ypsolophus,schmidti- 


ellus 954. 
Ytrium 559. 
Zeonia 463. 
Ziphius ‚228. 


Tubulariae 199, 1018. 

Turdus auroreus 4. 

T. felivox 416. 

T. graeca 396. T. merula 90. 

Tetralopha 879. T. pilaris 26. 

Tbalassidroma leachii T. polyglottus 410. 
252. T. rufus 415. 


VI. Anatomie und Phnfiologie. 


Graves, Tußgelenf des Pferdes. 51. 
Derfelbe, Wirbelplatten bei Delphinus diodon. 
Nusconi, Lymphgefäge der Lurche. 73. 
Jacobſon, über den petitifchen Canal 94, 
Derfelbe, Einfaugung der Echneden 95. 
Derfelbe, Nebennieren der Fiſche. 96, 
Derfelbe, Lymphgefäße der Lurche und Fifche, 
Derfelbe, Zwitterfchaft ver Kröten. 97, 
Derfelbe, Erzeugung: der Teichmujcheln. 101. 
Derfelbe, Zerlegung von Cyclas cornea. 102. 
Derfelbe, über die Nieren der Meichthiere. 104, 
Derfelbe, Einfaugung der Venen der MWeichthiere, 
Herholdt, Entiwidelungszeit des Fötus. 105, 
Derfelbe, Mißgeburten. 110. 

Michaelis, Mißgeburt 110, ; 
Herholdt, Entwidelung der Schlangen 113. 119, 
SJacobfon, Fötushüllen. 116, 

Derfelbe, Kiemen der Hayen. 125. 

Bendy, über die jacobfonifche Anaftomofe und das Ganglion arnoldi. 


Tetraonyx 548. 
Tetrarhynchus 231. 
Testudo 958. 


51. 


96. 


105. 


Düben und Koren, über das Hautffelet der Holothurien. 143. 
Baer, Befruchtung der Aſcidien und Meerigel. 157. 

Leidig, Dolterfurhung, ©. 161. 

Koren und Danielfen, Eutwickelung der Tubularien. 199, 
Diefelben, Entwidelung der Mollusfen, Cirripedien und der Seeſterne. 
Ban Beneden, Entwickelung der Afeidien. 227. 231. 233, 
Somme, Anatomie des Orang-Utangs. 229, 

Van Beneden, Tortyflanzung der niedern Thiere, 229, 
Derſelbe, Entwidelung der Bryozoen. 232. 

Cofta, über ven Bau der Diphyiven. 428. Taf. X. 


Soureau, über das Schriflen der Kerfe, 432. 461. 
Eolier, aud) darüber. 443. 
Düben, Bau der Haut bei Holothurien, 531. 


Eundewall, auch tarüber, 532. 


68 


1075 


Bd, Kalfablagerungen bey den Holothurien und Afterien, 532. 
Derfelbe, über den Bau der Jnfuſorien. 536. 
Bourjot, Mechanismus des Athmens der Wale, 558. 


Dwen, Zahnbau. 


636. 
Gene, Geſchlechtstheile der Zecken. 

-Boelmann, Darm von Python. 
Schröder und Vrolif, Gefäßgeflechte, 
Newport, Athmen der Kerfe, 
Owen, Hirn der Beutelthiere. 
Farre, Bau der Polypen. 
Newbold, Upas-Gift. 


701. 
958. 


1003. 
1003, 
1003. 
1004. 


J. Davy, männliche Organe der Knorpelfiſche. 


Barry, Samenthierchen. 
Newport, Erfegung verlorner Theile bey Kerfen, 
J. Simon, Sıilvdrüfe bey Thieren. 


1006. 
1008. 


966. 


1005. 
1007, 


Dan Beneden, Lungen-Organ dev Mufchelnz Spermatozoen, „1019, 


Derſelbe, Eireulation der niederen Thiere, 


1021, 


Verfaſſer von Auffäsen. 


Abich 160. 

3. Agardh 529. 

Anhalt 5. 18. 

Apjohn 52. 

Arefchug 303. 

Aube 441. 463. 468. 

Audouin 441. 467, 468. 

Bädecker 6, 

Baer 157, 

Baldamus 1, 

Ball 52. 

Barrande 238, 

Barray 1006. 

Barthelemy 437, 

Bendz 141. 

Blandyard 458. 

Böck 530. 532, 536. 

Boheman 309. 

Boispuval 468. 

Bottin A6l. 

Bourjot 558. 

Bowman 1006, 

Boyer 440. 

Brandt 21. 

Bravais 1012, 

Breda 477. 

Brehm 1. 81. 421. 
490. 561. 

Bremi 60. 

Brulle 467, 

Bugnion 463. 

Buquet 467. 

Burmeifter 3. 

Gantraine 1012, 1021. 

Chevrolat 467. 

Eibrario 720. 

Golla 717, 

Gontarini 697. 

Gofta 428. 

Groß 468. 

Grumpe 48. 

Gizak 1024. 

Danielfen 199, 

3. Davy 1005, 

Dejean 468. 

Desjarving 456._ 457, 

Donzel 437. 463. 

Doyere 458, 

Düben 142. 303. 308, 
531. 534. 

Dubus 227. 959, 

Dumont 229, 


Dupondyel 442, 497. 


460. 462. 


Dyk 477. 


Ebner 40. 

Edwards 467. 

Eliten 509. 

Eſchricht 536. 

Esmark 309. 536, 

Eſterhazy 482, ! 

Fabricius 247, 

Falconer 543. 

Farre 1003. 1007. 

Feiſthamel 438. 460. 

und 1018, 

Galeotti 1011 x. 

Galeſloot 231. 

Gene 701. 

Giebel 833. 1002. 

Giebelhauſen A. 

©iftel, Umſch. VL— XI. 
1064, 

Göhring 5. 

Götz 4. 

Gourcy 81. 490. 

Goureau 432, A61. 

Graelles 438, 

Graves 51. 

Griffith 542. 

Grill 308. 

Gruͤntz 508. 

Guenee 439, 440, 446. 

Guerin 474. 

Haidinger 238. 

Salle 3. 15. 

Hamel 158. 

Hammerſchmidt 238. 
481. 1024. 

Sannon 1016, 

Hanfen 312. 

Hartlaub 401. 

Hauer 236. 237. 

Heeger 969, 

Herr 59. 

Herholdt 105.110. 113, 
119. 120. 

Heumann 40. A4, 

Holböll 1028, 

Hooker 540, 

Homeyer 5. 17, 

Huß 299. 538. 

Jaͤckel 20, 


Sacobfon 94. 96. 101, 
116. 125. 132, 

Sorawfo 347, 

8 ..r. 510, 

Kaup 194. 754. 772, 

Kir 1003. 

Kneno 237. 

Koch 891. 1064. 

Koning 475. 

Koren 142. 143. 151. 

Korthuls 962. 

Kröyer 774. 1026. 

Küfter 23. 29.35.39.41. 

Lacordaire 437. 1011. 

Laporte 431. 

Latreille 627. 

Leach 467. 

Leidig 161. 

Leon Dufour 437, 558. 

Lherminier A463. 

Liljeborg 300. 

Lorey 439. 

Louyet 1024, 

Löw 705. 

A. Löwe 238. 

Lowen 213. 301. 303, 
306. 309, 

Lucas 460. 

Lund 127. 133. 139, 

Mac Glelland 713. 

Diaday 51. 

Maclear 1005. 

Macquard 463, 

Martens 1011. 

Maͤrtius 620. 

Menetries 157. 

Meſch 302. 477. 

&. Meyer 160, 

Middendorf 159. 

Monk 49. 

Moriſſe 462. 

Morlot 238. 1025. 

Morren 1011. 1012. 
1014. 1016. 1017. 

Nägeli 57. 

Nardo 154. 

Naumann 3, 11. 

Newbold 1004. 

Newport 542. 543, 
1003. 1007. 

Nilsfon 300, 304, 518. 

Notaris 719, 


Nylander 706. 225. 
957. 960. 

Dberländer 5. 

Dfen 1053. 

Olway 50. 

Dmalius 1017, 

Dppian 49. 

Ornithologie 11, 

Orſted 1027. 

DH 2103. TUR 
39, 42. 

Dwen 1003. 1007, 

SBaccard 468, 

Paſſerini 441, 

Päßler 4, 

Patterſon 59, 

Paul Wilhelm 11, 

Peccchioli 463. 

Pieret 440, 460. 

Plohr 4A. 

PBolmann 958. 

QDuatrefages 1021. 

Quetelet 233. 957. 

Nammelsberg 5. 

Meiffenberg 232. 

Reinhardt 93. 110, 116. 
124. 126. 129. 131. 
134. 136. 241. 

Neiße 236, 

Retzius 301. 

Nichardfen 49, 


Richter 1. 
Robineau 556, 
Roſſi 236. 
Noulin 559. 
Nydholt 225. 
Sandiford 476, 
Schimper 1023. 
Schiödte 1027, 
Schlegel 966. 
G. Schmidt 512. 
Schrader 3. 
Schröder 966. 
Schuermanns 958. 
Schumacher 98. 1008. 
Selys 226. 228. 957. 
1012. 1016. 
Sewville 457. 467. 
Sieber 1. 
Sievhof A21. 
Eiljeftröm 309. 
Eillig 102. 
Simon 1008. 
Sismonda 719. 
Solier 718. 
Somme 229. 
Spinola 439. 717. 
Splitgerber 962. _ 
Spring 1011. 
Stäger 1027. 
Stas 1021 
Steenftrup 63. 


1076 


Stenhammer 1023, 

Sternegf 5, 

Sundewall 210. 302. 
305. 309. 310. 311. 

Tarras 152. 

Taurien 18. 

Tengitröom 707. 

Tenore 478. 

Thienemann 3. 

Thomſon 53. 55. 

Thonning 98. 108. " 

Tievemann 1002. 

Turpin 468. 558. 

Dan Beneven 227. 229. 
232. 233. 955. 1015. 
1017. 1019. 1021- 
1022. 

Verhaeghe 228. 958. 

Driefe 962, 

Brolif 476. 966. 

Wahlberg 300. 301.302. 
303. 304. 305. 307. 
312. 

Wesmael 468. 

Wilſon 1009. 

Wright 300. 

Zander. 

Seife 141. 

Seller 569. 641. 704. 
721. 746. 857. 

Ziegler 31. 37. 


Verfaſſer von Büchern. 


Abhandlung der däni- 
ſchen Geſellſchaft II. 
bis VI. 93. VI. 241. 

Abhandlung der Stock⸗ 
holm. Academie 1844. 
45. ©. 142. 210. 

Ncademie, ſchwediſche 
1846. 1023. 

Accademia neapoli- 
tana I.—X. 478. 
Leopoldinifche 1030. 

Agaſſiz 156. 

Archief, kruidkundig 
962, 

Asiatic Researches 
XIX. 713. 

Berge 69. 

Bobrif 692. 

Boheman 1049. 

Bonsdorfi 1051. 

Brom 57. 694. 

Brühl 639. 

Bulletin de Bruxel- 
les XH. XIII. 225. 

Bulletin de Bruxelles 
1847. 959. 

Bulletin de St. Pe- 
tersbourg V. VI. 
156. 

Bydragen tot de Dier- 
kunde 966. 

Gontarini 697. 

Gornelius 710. 

Gotta 960. 

Danziger Schriften 968. 

De Candolle 313. 964. 

De Kay 1032, 

Delefiert 470. 


Eder 77. 965. 
Egger 519. 
Egin 830. 
Eichwald 1049. 
Erdl 559. 

Tode 79. 
Föriter 716. 
Frey 78. 154. 
Freyer 315. 
Fürntohr 469. 
Gene 701. 
Gervais 70. 
Giebel 68. 708. 
Glocker 311. 
Goſſe 401. 
Gottfche 239. 
Gould 69. 
Haartman 1052. 
Haidinger 235. 635. 


1024. 
Hammerfchmidt 160. 
Hartlaub 67. 
Haßkarl 313, 
Seeger 692. 
Herrmannfen 1049. 
Heßler 72. 
Hoffineiiter 66. 
Saubert 626. 1052. 
Klemm 8. 27. 
Kubell 65. 

Kobelt 80. 
Kolenati 712. 
Kroyers Zeitſchrift J. 3. 

774. 1.4—6. 1.1 

bis A. 1027. 

Kult. 315. 710. 
Latreille 627. 
Leuckart 78. 154. 


Lievin 968. 

Linnaeaentomologica 
Il. 704. 

Magazin in Ehriftiania 
199 


Malfatti 73. 

Mappes 64. 

Martius 620. 

Mevicus 67. 

Melville 830. 

Mem. de Bruxelles 
XIX. XX. 231. 

Mem. de Bruxelles 
XXI. XXI, 955. 

Memoires de l’Insti- 
tut. —AXXIL 550. 

Mem. presentes 1.— 
VI. 555. 

Mem. des Savans 
etrangers de Bru- 
xelles. XXII. 958. 

Memorie di Torino 
V.—VIl. 716. 

Mettenheimer 314. 

Michaelis 60. 

Morlot 468. 

Müller 635. 

Nardo 154. 


Newyort 1032, 


Nieverländifches Inſtitut 
1. 475. XIII. 631. 
1029. 

Nürnberger 69. 

Nylander 706. 

Dwen 636. 693. 711. 

Pacini 639. 

Parner 619. 

Berty 1026. 


1 
1077 


I. Transactions 

Bee 10. oo 
ping 

Vrechtl 76. 


Rebtenbacher 1050, 


Pfeiffer 69. 700. 715. 
1050. 


H. Richter 73. 


Rigaiſcher Verein 635. 


Rusconi 73. 

Scandinaviſche Natur⸗ 
forſcher 517. 

Scherk 60. 

Schinz 315. 710. 

Schleſiſche Geſellſchaft 
233. 961. 


E. Schmidt 967. 709. 


Schönherr 696. 


Sie enthält alle zehn Jahr ein allgemeines Regifter, alfo 1826, 1836, 1846. 


UNE Denkſchriften 

97. 

Schweizer Gefellichaft 
634 


Siebold 711. 832, 
Sillig 1031. 
Sodoffsky 635. 
Spach 626. 
Stäger 1027. 
Staudacher 1064. 
Staudinger 1052. 
Stein 76. 


1078 

Ir. Sturm 695. Transaetions of the Wadjler 829. 
J. Sturm 470. 695. irish Academy. I. Wahlberg 1049. 
Stamius 832. — XXI. 47. Waldenaer 70. 
B. Stark 8238. Transactions linnean. Wel; 72. 
K. Start 830. XX. 540. Zaddach 693. 
Ueberficht der Stodhol- Unger 625. Zagler 519. 

mer Verhandlungen Belenciermes 709. Zeichrint des niederlãn⸗ 

299. DVerfammlung der Natur- diſchen Inftituts 632. 
Stridland 830. forfcher in Kiel 60. Zetterſtedt 66. 1048, 
Susrutas 72. Pifiani 240. Ziegler 691. : 
Tengftröm 707. Vrieſe 965. 


Thienemann 715. 


Damit ift die ganze Iſis gefchlofjen. 


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/ 2. Ascarts. 5 3 7 Ganımarıs 


8/4. Asellus. 


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26. Lunmeus 


Isis — 4 Ö. ⸗ 


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Isıs 1848. 


78 Virgularia. 


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Sparlophila. 


Heeger gez. 


Isis 1848. 


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Zul IV. 


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Holoscolia. 


Ists./848. 


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— Isis. 1848. 


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3. Priffortomus muerımuas. 


sts. 348 


VITZRIR 


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Acx 7848 


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