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BORSTEIEZRIEOBTE
FOR EDVCATION
FOR SCIENCE
LIBRARY
OF
THE AMERICAN MUSEUM
OF
NATURAL HISTORY
Jahrgang 1841.
Heft I- XII.
(Mit 4 Tafeln.)
Leipzig,
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1841.
F
wi 771 est
er Gegenſtand meines Philoſophierens — kann nie etwas
anderes ſeyn, als das, an der Selbſtbewußtſeynſphaͤre
meines Ichs, mir erſcheinende — ich fage: mir, —
welches (Vielleicht bloß nach der Form meiner Anſchauung)
vor meinem Selbſtbewußtſeyn zerfällt: in erſcheinendes Ich
— und erſcheinendes Nichtich, — oder in Erſcheinen
es Naturwaltens innerhalb mir und in Erſcheinen
es Naturwaltens außerhalb mir, oder in Erſcheinen
des eſoanthropiſchen und exoanthropiſchen Naturwaltens;
denn meine geſammte Erſcheinungswelt ſtellt ſich mir dar als
in zwey Theile zerfallend (dieß ift mir Thatſache des Bes
wußtſeyns), von deren einem Theile es mir vorkoͤmmt, als
entſpringe er aus Schaffensthaͤtigkeit meines Ichs ſelbſt
(Ideenwelt), von deren anderm Theile es mir vorkoͤmmt,
als entſpringe er aus etwas, das nicht mehr mein Ich iſt
(Außenwelt), ich ſage — vorkommt.
Das Materiale und Formale meiner Erkenntniß—
quelle — find: die Thatſachen meines Bewußtſeyns
— und die Form der mein Bewußtſeyn hervorru—
fenden Thaͤtigkeiten.
Mein Philoſophieren erſcheint mir nur dann — nicht als
ein blindes Jagen nach einem Phantome, gewaͤhrt mir jene
innere Harmonie, welche mir nur durch Philoſophieren ſelbſt —
werden kann, bloß dann, wenn ich mich vorlaͤufig recht
mit mir ſelbſt daruͤber verſtaͤndigt habe, was denn eigent⸗
lich Jenes ſey, das ich — philoſophirend — zu erlangen
vermag, oder dem ich mich wenigſtens annaͤhern kann
(dem Weſen meines Ichs nach es kann), und durch deſſen
— mich Annaͤhern — ich, meinem innern Drange, wo
nicht ein volles — ſo doch einiges, Genuͤge zu leiſten,
mich faͤhig fuͤhle. 2
Iſis 1841. Heft 1.
Meditation und Dichtung über meine geſammte Erſcheinungswelt.
Vom Grafen Georg von Buquoy.
(Meine hier citierten Werke finden ſich in Leipzig bey Breitkopf und Härtel.)
Nur mittelſt eines lange fortgeſetzten, ungeſtoͤrten, durch
und durch contemplativen Lebens“ war ich im Stande,
zu ſolcher Verſtaͤndigung mit mir — zu gelangen, zu jener
Selbſtverſtaͤndigung nehmlich, die ich zwar nicht in ein Paar
Worten — durch einen Satz — ausdrücken kann, aber
die ich mich bemuͤhen werde, in mir ſelber und in Andern, als
klares Bild, hervorzurufen, wobey es mir wohl aber höch—⸗
ſtens nur gelingen moͤchte, einen Impuls zu geben. Eben
ſo — vermag der Buͤnſtler durch ſein Werk nie mehr,
als dem Betrachter des Werkes — einen Impuls zu geben,
den Impuls nehmlich — zu einem Aufſchwingen nach dem
Ideal des Schönen hin, unter beſtimmter Form.
Dieſe Form — iſt das jedesmalige Reſultat, hervorgehend
aus der Individualität des Kunſtwerks — und zu⸗
gleich des Betrachters.
Ehe ich jedoch zur eigentlichen Darſtellung oberwaͤhn—
ter Selbſtverſtaͤndigung mit mir — ſchreite, will ich,
gleichſam als Vorbereitung, jenes Reſultat meines cons
templativen Lebens — vor meinen Leſern recht klar in mir hers
vorrufen, welches Reſultat ſich auf die Beſtimmung deſſen
bezieht, das ich im Philoſophieren — nicht zu ſuchen habe.
Was habe ich denn nun aber, beym Philoſophieren, nicht
zu ſuchen? Gerade dasjenige, welches, ehe ich mich noch
mit mir ſelbſt — verſtaͤndigen konnte, und ſo lange ich
bloß nach der bei Andern — herrſchenden Weiſe philoſophierte,
mir als das (im Philoſophieren) eigentlich zu Suchende —
»Ich ſage: Leben, — und ſpreche nicht von einem blo⸗
Ben Treiben philoſophiſcher Studien, welches
noch ſehr weit von einem ächt philoſophiſch contemplativen
Leben — entfernt iſt.
3 —
erſchien, das fih mir aber nun, nach der Oerſtaͤndigung
mit mir ſelbſt, als ein im Philoſophieren durchaus nicht zu
Suchendes — aufdringt; und was iſt dieß? es iſt das
Wiſſen im ſtrengſten Sinne des Wortes, — das
Wiſſen an ſich. — Warum iſt denn aber ſolches Wiſſen
— nicht als Gegenſtand meines Philoſophierens betrachtet?
weil ich — eines Wiſſens im ſtrengſten Sinne des
Worts — eines Wiſſens an ſich — durchaus unfähig
bin, und zwar dieß — meinem Srundweſen nach, in—
dem, bey genauerer Unterſuchung, all das, ſo ich fuͤr Wiſſen
zu halten allenfalls geneigt waͤre, ſich mir bloß als ein Da⸗
fürbalten meiner Seits mit mehr oder weniger
Wahrſcheinlichkeit, aber nimmermehr als ein eigentliches
Wiſſen, darſtellt. Das ſeit Jahrtauſenden getriebene Philo—
ſophieren — war eitler Worttand, zweckverfehlendes Gruͤbeln,
hoffaͤrtige Ohnmacht, — bis zu dem Augenblicke hin, wo,
aus deutſcher Denkkraft hervor, der maͤchtige und ſo gruͤndlich
durchgeführte Satz erſcholl, daß, außer dem formalen Wif-
ſen, es durchaus kein Wiſſen gebe.“ Siemit — hatte
Kant — die Riegel der Pforten des ſeit Jahrtauſenden ver—
ſchloſſenen Weisheitstempels mit rieſigem Arme zwar klirrend
erfaßt; aber — er hatte ſie nicht geſprengt jene den
Daͤmmerwahn von der Lichterkenntniß trennende Schranke;
hiezu — haͤtte er noch folgenden ſich der Forſchung von
ſelbſt aufdringenden Satz ausſprechen muͤſſen, — daß es nehm⸗
lich ſelbſt kein formales Wiſſen gebe, ſondern,
daß das am Formalen ſich als ein Wiſſen anfangs
Darſtellende, bey näherer Wuͤrdigung, ſich nicht
mehr als ein Wiſſen ** behaupte, ſondern, wie Alles
Plato, der den Philofophen von lang her ein Abgott
war, hat den Eintritt eines echten, ich moͤchte ſagen,
männlich ernſten Philoſophierens — auf lange
hinaus verſchoben. Seine dichteriſch hinrei⸗
ßende Darſtellungsweiſe, fein verfuͤhreriſch kuͤhnes Auf:
ſchwingen nach den Sphären des Erhabenen hin, wo
das gekitzelte Herz des Menſchen fo willig für Wahr⸗
heit — annimmt, was doch eigentlich nur fein hof⸗
färtiges Selbſtgefühl einlullt, hielten die Phi⸗
loſophen in dem Kreiſe einiger fixer Lieblingsideen
veſtgebannt, gleichwie die Reize des Harems die That⸗
kraft orientaliſcher Sultane lähmen. — Daß am Menſchen
— ein vom Körper gänzlich geſonderter Geiſt
beſtehe, daß dieſer mit Selbſtbewußtſeyn ewig beſtehen
werde, daß er an und für ſich genommen — kei⸗
ner Täuſchung fähig ſey, indem alle Täufhung
den Sinnen bloß — zukomme, und dergleichen bloße
Machtſprüche mehr wurden bis auf uns herab — von
den Philoſophen nachgebetet, einige wenige Skeptiker aus⸗
genommen, die hie und da den leiſen Verſuch wagten, den
antiken, bereits ehrwurdig und legitim gewordenen Schleier
zu lüften, welchen der dichteriſche Plato, unter fo be-
zauberndem Faltenwurfe und ſo prunkendem Farbſpiele,
unſern entzuͤckten Augen vorzuhalten wußte.
Der Ausdruck Wiſſen — wird bisher von mir im ſtreng⸗
ſten Sinne des Worts genommen, als etwas nehm⸗
lich, das zu bezweifeln ein Unſinn vor der Ver⸗
nunft an ſich — wäre; weitershin wird aber das Wif-
ſen — auch in einem andern Sinne genommen, nehm⸗
lich als ein bloß ſubjectives Dafürhalten und bloß
den Gegenſatz ausdrückend zu der vom Gefühle ver⸗
richteten Affirmation, ſich beurkundend dieſe — als Glaube,
da hingegen das Wiſſen aus Verſtand und Vernunft
entſpringt, ſo wie aus ſinnlicher Wahrnehmung.
das wir etwa für wiſſen zu halten geneigt ſeyn
mochten, als ein bloßes Dafürhalten mit mehr oder
weniger Wahrſcheinlichkeit. Dieſen Satz zu affiemiren,
fuͤhle ich mich durch Folgendes nothgedrungen: Dem For⸗
malen in meinem aprioriſchen Erkennen entſpricht nur ein
relatives Wiſſen, ein auf meine Subjectivität bezogenes
Wiſſen bloß, hiemit alſo — kein eigentliches Wiſſen, kein
Wiſſen an ſich, der bloße Schein eines Wiſſens, ein
Wiſſen nehmlich (wenn dieß doch ja ein Wiſſen genannt wer⸗
den kann), das vor nur meiner, und vor etwa der tellu⸗
ren Menſchen uberhaupt ', theoretiſchen Vernunft — ſich
für ein Wiſſen ausgibt, von welchem vermeintlichen Wiſſen
— ich aber nie erweiſen kann, daß es auch vor jeder
Vernunft, vor der Vernunft an ſich, — als Wiſſen ſich
behaupte, da ich ja nicht erweiſen kann, daß meine parz
ticulare oder die Überhaupt tellur menſchliche cane
Vernunft — identiſch ſey — mit der theoretiſchen Vernunft
an ſich. Iſt nicht vielleicht die Menſchenvernunft auf
Erden — eine eigenthuͤmliche Art des Wahnſinus
— vor dem Richterſtuhle der Vernunft an ſich? wer
vermochte hier — das Wein zu erweiſen? etwa der Menſch,
er vielleicht ſelbſt — ein Wahnſinniger vor dem forſchenden
Blicke der Vernunftweſen auf den vollkommnern Sternen, oder
gar vor der Vernunft an ſich? Das von Rant fo benannte
formale Wiſſen — it um nichts mehr — ein Wiſſen,
als Kants fo benannter practiſcher Vernunftglaube;
jenes formale vermeintliche Wiſſen — iſt am Ende doch
nur ein Dafuͤrhalten meinerſeits, ſich ſtuͤtzend auf das
von mir nie zum Wiſſen zu erheben moͤgliche Dafuͤrhalten,
daß meine Particularvernunft — vor dem Richterſtuhle
der Vernunft an ſich — als frey von jeder Spur des Wahn⸗
ſinnes — ſich behaupte.“ Vant entwickelte, ein ſtau⸗
nenswerther Denker mir, die Categorien — aus
ſeiner Particularvernunft; bewies er aber auch, und konnte
er es je beweiſen, daß die Vernunft an ſich — dieſelben
Categorien als die Rantiſchen — hervorconſtruiren müßte?”
Niemand kann ſolches je erweiſen, da Jeglicher ja den
Beweis ſtets nur aus ſeiner (des beweiſen Wollenden) Par⸗
ticularvernunft ſchoͤpfen koͤnnte, deren Ausſpruch er ja 250
als identiſch mit dem Ausſpruche der Vernunft an ſich
— erweiſen kann. Ich möchte den Rantifchen Geiticis-
mus — den Criticismus der erſten Potenz nennen, und mei⸗
nen Criticismus (vorzüglich der Skepſis) — den Criticisms
der zweyten Potenz. Dieſem letztern zufolge, ſpricht ſich mir
aber der Glaube (foi) um nichts mehr als ein bloßes
Dafuͤrhalten aus, als ſich das, bisher faͤlſchlich als aus:
ſchließend unbezweifelbar betrachtete, logiſche und ma»
thematifche Wiſſen — als ein bloßes Dafuͤrhalten manife⸗
ſtiert; vielleicht iſt all mein logiſches und reinmatbematis
ſches Denken, vor der Vernunft an ſich, das Spiel eines —
dem Menſchen eigenthuͤmlichen — Wahnſinnes; und fo —
t.
»Von den nicht telluren Menſchen, wie ſie etwa auf
andern Himmelskoͤrpern, weiß ich nichts. |
Ich vermag zu erweifen, weder daß die rein logiſche Form,
unter der mir ein Satz erſcheint, die an ſich richtige
ſey, noch daß ich die Fähigkeit beſitze, mir ſelber
beſtimmt Rechenſchaft abzulegen von der rein
logiſchen Form, unter der mir ein Satz erſcheint.
F
5
muß mir denn die religioͤs myſtiſche Glaubensevidenz
— für eben fo viel gelten als die logiſche und mathe:
matiſche Evidenz, oder — die logiſche und mathema—
tiſche Evidenz für eben fo wenig als die religios myſtiſche.
Nach Skizzirung meiner, den Glauben auf die ihm ent⸗
ſprechende Würde erhebenden — oder das Wiſſen auf den
ihm entſprechenden niedern Standpunct zuruͤckweiſen—
den, Skepſis *, wende ich mich nun, ehe ich mein eigent—
liches Streben vortrage, zu folgenden Betrachtungen:
Durch Otrſtand und Vernunft allein, durch blo—
ßes Reflectieren und ſtrenges Demonſtrieren, — auf
ſolcher Bahn abgeſchmackter Proſa, — gelange ich zu
einer harmoniſchen, meine totale Selbſtbewußtſeynſphaͤre
befriedigenden, Anſchauung, — weder des Waturgan—
zen außerhalb und innerhalb mir“, noch der an jenem Na—
turganzen ſich manifeſtierenden Verhaͤltniſſe und Wechſel—
beziehungen (rapports), und eben ſo wenig zu einer
mit meinem Selbſtbewußtſeyn harmonierenden Interpretation
aller Erſcheinung uͤberhaupt, außerhalb und innerhalb mir; ins—
geſammt Zielpuncte, denen nachzuſtreben ich mich dringend
aufgefordert fuͤhle, und zwar, nicht um eines außer be—
ſagtem Streben liegenden Zweckes willen, ſondern — einem
in der Weſenheit meines Ichs liegenden — auto—
nom begrümderen — Beduͤrfniſſe gemäß, nehmlich nach
Selbſtverſtaͤndigung mit mir. Es iſt ſolches Streben — mei—
nerſeits eine actio actionis causa, ein mir innewoh—
nendes Beduͤrfniß intellectuel auszutoben, Alles in
mir harmoniſch zu erſchauen und dieß ſelbſt auf die Ge—
fahr, wo Alles an meiner Erſcheinungswelt — bloß Täu—
ſchung — waͤre; auch ſelbſt hieruͤber, uͤber vielleicht die
bloßen Trugbilder meines Traͤumens, über meinen etwai-
gen Wahnſinn, auch ſelbſt hieruͤber — ſtrebe ich har—
moniſche Anſchauung in mir zu erlangen, einem imperati—
ven Beduͤrfniſſe gemäß; ich philoſophiere um zu philoſo—
phieren; ich habe ein autonomes Philoſophierensbeduͤrfniß.
Unter dem Ausdrucke Philoſophieren — verſtehe ich: ſtre—
ben, irgend ein innerhalb oder außerhalb mir hervortretendes
einzelnes Erſcheinen (auch meine Gedanken, Sictionen
«Nichts berechtigt mich, den mir durch Verſtand
und Vernunft gewordenen Affirmationen mehr Sicher-
heit zuzugeſtehen, als den Affirmationen, die mir wurden
durch empiriſches Erfaſſen oder durch Moral:
gefühl oder durch Schönheitögefühl. Alles hier
vielleicht iſt Zaufhung; — Alles hier viel:
leicht — iſt Wahrheit. —
** Das Naturganze iſt mir: die geſammte, ſoma⸗
ti ſch und ſelbſtbewußthaft ſich mir ausſprechende,
Erſcheinungswelt, außerhalb und innerhalb
mir; fo wie mir Naturproduct — ein Jedes ift, das
außerhalb oder innerhalb mir — mir wird, alfo
ebenſowohl meine Gedanken, Fictionen, Wuͤn⸗
ſche, Vollbringungen uſw. als Steine, Pflan⸗
en, Thiere. Der Gegenſatz von ſomatiſch und
felbſbewußthaft — hat vielleicht keine objective
Geltung, iſt vielleicht bloß das Reſultat der Form
meines Anſchauens; daſſelbe mag vom Nichtich und
Ich zu fagen ſeyn. Jedenfalls aber — ſtehe ich — nicht
außerhalb der Natur; ich bin Theil der Natur; ich
bin durch und durch pvoıgehaft, — bin kein
Metaphyſiſches. Ich — bin unfähig fuͤr Meta⸗
phyſik, obgleich fähig für Metaempirie.
6
uſw. gehoͤren hieher) von ſelbſtbewußthaft oder von ſoma—
tiſch ſich ausſprechender Form — als Reflex der Totalität
des ſubjectiv auf mich bezogenen Naturerſcheinens zu erz
kennen, fo wie des jedesmal einzelnen Erſcheinens — hohere
Bedeutung nachzuweiſen, d. h. es mit den Formen mei—
ner Anſchauung (die mir Thatſachen des Bewußtſeyns find )
in Harmonie zu bringen. Dieſe Formen meiner Anſchauung
find: Quantitaͤt, Raum und Zeit, Qualität, Sub:
ſtanz und Accidenz (Conſtantes und Variables daran),
Cauſalitaͤt, Ganzes und deſſen Theile, Identitat bei
Manchfaltigkeit und umgekehrt, Ja und Nein, am
Fatum vermuthete Abſichtlichkeit ( Teleoismus),
Seyn und Thaͤtigkeit, Subject und Praͤdicat, Was
und Wie, Stoff und Form, Apoſterioriſch und
Aprioriſch, Objectiv und Subjectiv, Real und
Ideal, Fragmentariſch und Syſtematiſch, Coordi—
niert und Subordiniert (Syſtematismus), Formal—
zufällig und Formalnothwendig, Somatiſch und
Dynamiſch, Vorperlich und Geiſtig, Raumerfüllend
und Selbſtbewußthaft, Geſetz der Continuitaͤt, Anz
fang und Ende, uſw.
Ich bin, dem Weſen meiner Denkfunction nach als
Menſch, unfaͤhig, die Philoſophie ſelbſt — aus mir
heraus — zu conſtruiren; ich vermag bloß, im Philoſo—
phieren über manchfache Gegenſtaͤnde — es zu einer ge—
wiſſen Fertigkeit zu bringen, und dieß zwar durch
Uebung im Philoſophieren, d. h.: In-Sarmonie-Setzen
— des mir Erſcheinens — mit den Formen meiner Anſchau—
ung, die mir Thatſachen des Bewußtſeyns find. Der Grund,
warum ich die Philoſophie ſelbſt — nicht zu conſtruiren vermag,
iſt folgender: Die Philoſophie ſelbſt — waͤre eigentlich das
aus einem oberſten Srundſatze abgeleitete Schema,
woraus jedes Einzelnerſcheinen hervorginge als noth—
wendig. Jener oberſte Grundſatz nun aber — müßte noth—
wendig ein aprioriſcher ſeyn, indem das Apoſterioriſche
ſtets nur Bruchſtuͤcke zu liefern vermag; dann aber erſtreckte
ſich die Anwendung jenes oberſten Grundſatzes — ja bloß
auf das Subjective, nicht eben nothwendig — auch
auf deſſen Aequivalent am Gbjectiven, alſo nicht auf die
Geſammtheit des Erſcheinens; denn der aprioriſche Be—
weis — paßt nur innerhalb der Sphäre der Vorſtellun—
gen, Begriffe und Ideen, findet keine durchaus ge—
ſicherte Anwendung weiter hinaus, alſo keine durch—
aus geſicherte Anwendung auf die Sphaͤre der Wahr—
nehmung, der Gbjectivitat, wie dieß Nanut ſo gruͤndlich
entwickelte. Unſer Philoſophieren — kann ſtets nur
fragmentariſch betrieben werden, und nie aus einer in ſich
geſchloſſenen, aus einer vollendeten Philoſophie —
fließen, wie in der Mathematik die ſpecielle Formel aus der
allgemeinen ſich ergibt; dann iſt aber jede vorgenommene phi—
loſophiſche Bearbeitung — insbeſondere für ſich — zu be
handeln, bey welch fragmentariſchem Philoſophieren jedoch
zu bemerken koͤmmt, daß dennoch allen auch noch fo manch—
fachen Loͤſungsmodificationen — ein und daſſelbe Urbild
vom Naturganzen innerhalb und außerhalb des Philoſophierenden,
ſo wie die erfaßte Bedeutung des Naturganzen“, als endlich
*
* Diefe Bedeutung des Naturganzen — wird in der Folge
ausgeſprochen werden als Total-Oſcillation vor
dem Abſolutum.
7 — —
auch der Einfall — von dem uber den Graͤnzen des Natur⸗
ganzen hinaus Liegenden *, als Baſis dienen müffen.
Auf jenes Urbild gelangen wir (ich ſage nicht — Urprin⸗
cip/ das ſich etwa in Worte faſſen ließe) nicht fo eigent⸗
lich durch Lehrvortraͤge, durch Definitionen, logiſche
Demonſtrationen und dergl., ſondern in das Erfaſſen
ſolchen Urbildes — muͤſſen wir vielmehr eigends eingeweihet
werden, und zwar — mittelſt eines philoſophiſch-wirklich⸗
keitsgemaͤß⸗naturanſchauend⸗contemplativen Lebens
(wohlverſtanden — Lebens, — nicht bloß eines nebenher
getriebenen philoſophiſchen Studiums), wornach wir, ſelbſt⸗
productiv aus uns heraus, ein gewiſſes richtiges Gefuͤhl,
einen gewiſſen NWaturanſchauungstact und Naturinter—
pretirenstact, erlangen. Ich druͤcke dieß durch folgende
Strophen aus: 8
„Willſt du des Waltens tiefverborg'nen Sinn erfaſſen,
„So blick unabgewandten Auges, unbefangen,
„Nach der Natur Gebehrde hin. Ein Hochgebilde —
„Harrend lauſchendem Gemuͤth' — entſteiget ur haft,
„Zuwinkend dir das lang erſehnte Ja, — du hätteft
„Erfaßt den hohen Sinn, — erfaßt ihn im Gebild'.
„Doch dieſes Hochgebilde, doppelzügig kuͤndend
„Des Tages Wonn' und Niedernachtens Schreckgeſicht,
„Zu ſchaun nur iſt's als Bild, — zu faſſen nicht in
Worte.“ —
Schon aus der Geſchichte der ſogenannten Philoſophie
(dieſe — mir ein Unding), oder vielmehr, aus der Geſchichte
des Ringens nach jener Chimäre, die man bisher Philoſo⸗
phie nannte, läßt ſich der Grad und die Eigenthuͤm—
lichkeit — der dem Nenſchen überhaupt zukommenden phi—⸗
loſophiſchen Productivkraft genugfam ermeſſen und wuͤr⸗
digen, um die Behauptung von der Unmöglichkeit des
Zuftandebringens einer Philoſophie, mit empiriſch
begründeter Evidenz — zu rechtfertigen; uͤberdieß aber lie-
ferte ich weiter oben ſchon — den aprioriſchen Beweis hiezu.
Wenn ich philoſophiere, ſo geſchieht dieß — nicht un⸗
mittelbar um eines außerhalb des Philoſophierens
ſelbſt — gelegenen Zweckes willen, ob mir gleich aus dem
Philoſophieren ſelbſt — manches außerhalb des Philoſophierens
an ſich — gelegene Reſultat nebenher wird, das ich dann
auf meine die Ausübung, das bürgerliche, das gekuͤn—
ſtelte Leben, betreffenden Verhaͤltniſſe — immerhin auch
mit — benutzen mag, gleichwie man die bey einer Arbeit
abfallende Spaͤhne — auch nebenher mit benutzt. Wenn
ich philoſophiere, ſo geſchieht dieß — unmittelbar einem mir
innewohnenden, autonom in meinem weſen begruͤn⸗
deten, Schaffens- und Bildenstriebe gemaͤß, einem auto—
nomen Streben nach, mich mit mir ſelber zu verftäns
digen, und ſo — zu innerem Frieden zu gelangen, bey
auch noch ſo geſteigerter Thaͤtigkeit meines Forſchſinnes.
Mein Philoſophieren — iſt das meinerſeits einem autono—
men Streben in mir — hingegebene Wirken, eine actio
actionis causa.“ Ebenſo — in dem begeiſterten Dichter —
Nachdem jenes daruͤber hinaus Liegende — vorlaͤufig be⸗
ſtimmt worden: als ein Etwas — oder als ein Nichts.
Häufig wird der Philofophie (dieſe — ein Unding mir)
aufgetragen, dem Philoſophieren, die Zwecke des Men⸗
ſchen und der Außendinge zu beſtimmen. Vorläufig ſollte
das Ausdruͤcken ſeiner Begeiſterung, nehmlich das Dichten ſelbſt,
eine actio actionis causa; ebenſo — dem Künſtler — das
Hervorbringen feines Kunſtwerkes; und ebenſo — aͤußert ſich
als actio actionis causa, am Pflanz- und Thierorganismus,
ſowohl die Eigen- als Gattungsreproduction, welchen unmit⸗
telbar nur — einem autonom innern Triebe gemäß —
vom Organismus nachgeſtrebt wird, moͤgen hier auch immerhin
— Aſſimilation und Ausſcheidung ſo wie Erhaltung
der Art — nebenher als Reſultate ſich ergeben; post hoe
ergo propter hoc — iſt eine falſche Schlußweiſe. Myriaden
Koͤrner des Pollens gelangen nicht zur Befruchtung des Frucht:
ſtoffs im Fruchtknoten, ufw. Alles am Naturleben aͤußert ſich
mir als actio actionis causa, welches ſich durch folgende Stro:
phen, das Naturleben characteriſirend, ausdrucken laßt;
„Wenn's umher ſchweifet,
„Was es ergreifet,
„Laut es aufrufen
„Des Bildens Stufen,
„Wie ſie ſich reihen,
„Kuͤhn zu erſteigen;
„Doch bald es wieder
„(Satt ſchon der Guͤter,
„Die ſeinem Hange
„Folgten zu lange)
„Schnoͤd' von ſich werfen,
„Friſch um zu ſchaͤrfen,
„Bey ſeinem Geizen
„Nach neuen Reizen,
„Sein geil Geluͤſten
„Da, wo ſich's ruſten
„Will, gegen Bande
„Zum Widerſtande.“
Man erwaͤge hier nur, daß endlich auch der haͤrteſte Fels
verwittere, daß jede Pflanze — jedes Thier — auch der Menſch ‘
— über veſtgeſetzte Altersperioden nicht hinausreiche, daß felbft
viel Individuen mitten in ihrem jugendlichen Entwickelungsacte
getödtet werden durch Erdbeben, Waſſerfluthen, Feuerſchluͤnde,
Seuchen und ſporadiſche Krankheiten, durch Raubthiere uſw.,
wo allenthalben Naturgeſetze am Vorgange des Verheerens⸗
actes klar hervorleuchten; man bedenke ferner, daß jede Nation
endlich dahin ſchwinde, ſey es durch innere Entartung und Des⸗
organiſation, oder durch das Schwert eines mächtigen Eroberers;
daß ein philoſophiſches Syſtem das andere, ein wiſſenſchaft⸗
liches Lehrgebaͤude das andere verdraͤnge; uſw.“
(Fortſetzung folgt.)
aber doch erwieſen ſeyn, ehe man nehmlich jene vermeint⸗
lichen Zwecke zu be ſtimmen ſucht, ob denn der Menſch
und uͤberhaupt irgend ein am Naturganzen Hervortre⸗
tendes, einen Zweck haben muͤſſe? Es hat ſich dieß
Manchem, durch die Macht fixer Ideen und der Aus
toritͤt, fälſchlich als Poftulat aufgedrungen. Ich
bin von dieſem Gefühle eines dem Menſchen und den Din⸗
en vorgeſteckten Zweckes — nicht nur ganzlich frey,
ondern mir erſcheint die Gefammtheit der Natur
und jedes Einzelne an ihr, daher auch der
Men ſch, als actio actionis causa — nur, Zur
Critik der Teleologie — in der Solpe ein Mehreres
(hierüber auch: Buquoy ideelle Verherrlichung uſw.).
Buquoy ideelle Verherrlichung ufw.
Der naturwiſſenſchaftliche Verein des Harzes
hielt am 12. Aug. v. J. ſeine zehnte Jahrsverſammlung
zu Blankenburg. Die Zahl der Anweſenden betrug 48.
Nachdem in einer conſtituierenden Verſammlung der aͤl—
teren Mitglieder ſich der Verein durch (erſtmalige) Austheilung
von Diplomen an ordentliche, correſpondierende und Ehrenmit—
glieder veſter geſtaltet hatte, eroͤffnete der Vorſitzende, Hr. Ober—
bergrath Zincken aus Maͤgdeſprung, die Haupt-Verſammlung
mit einer Darlegung des fuͤr die Kenntniß des Harzes in allen
naturwiſſenſchaftlichen Richtungen im Laufe des verfloſſenen
Jahres Geſchehenen, ſo wie der naͤchſtliegenden Deſideraten Er
machte unter andern darauf aufmerkſam, wie der Geognoſie des
Harzgebirges in Folge der durch Murchiſon und de la Beche
angeregten und durch ihn fortgeſetzten Unterſuchungen eine neue
Epoche bevorſtehe, und theilte auch kurz die Hauptreſultate ſei—
ner Unterſuchung der Gaͤnge und maſſiven Geſteine mit.
Dann wurden, theils in der allgemeinen Verſammlung,
theils in den Fach-Sectionen, noch folgende Vorträge ge:
halten:
a. Mineralogiſche. Hr. Bergceommiſſaͤr Dr. Jaſche
aus Ilſenburg ſprach uͤber die chemiſche Conſtitution braſiliani—
ſcher Rotheiſenſteine (Eiſenglanze). —
Hr. Oberbergrath Zincken ſprach uͤber die chemiſche Con—
ſtitution der Selen⸗Erze; dann Über das Vorkommen des Gol—
des in einem hauptſaͤchlich Bitterſpath und Selenblei enthalten—
den Gange. Gold und Palladium habe ſich durch Saͤuren
herausägen, nicht aber aus dem Palladium Platin ausſchei—
den laſſen.
b. Geognoſie oder Bergbau betreffend. Hr. Ober:
bergmeiſter Ahrend aus Goslar gab einen wichtigen Nachtrag
zu feiner vor 2 Jahren gegebenen Beſchreibung der Gebirgs—
ſchichten am Adenberge hinter der Ocker. —
Der Mechaniker Hr. Prem aus Quedlinburg zeigte ins
ſtructive mikroſcopiſche Zeichnungen über bey Quedlinburg in
Gruͤnſand vorkommende mikroſcopiſche Korallen. —
Hr. Oberbergrath Zincken, der ſich in der neueſten Zeit
mit den im Uebergangsgebirge vorkommenden Verſteinerungen,
beſonders des Selkethals und der Elbingeroͤder Gegend, viel be—
ſchaͤftigt hatte, legte eine Anzahl derſelben in den natürlichen
Exemplaren, theils in Zeichnungen vor. —
Herr Bergfactor Pluͤmicke aus Eisleben referierte uͤber die
Abteufung eines Schachts im Mansfeldiſchen unter erſchweren—
den Umſtaͤnden. Um den Schacht mit der 3ten Gezeugſtrecke
in Verbindung zu bringen, mußte ein Bohrloch niedergebracht
und dieß durch ein anderes Bohrloch von der Zten Gezeugſtrecke
her getroffen werden. Man bediente ſich dazu mit durchaus
guͤnſtigem Erfolge des Magnetismus; Idee und Ausführung
dieſes Verfahrens rühren von dem Geſchworenen Auguſtin zu
Eisleben her. —
Herr Oberbergrath Zincken ſprach uͤber die maſſigen Ge⸗
ſteine in der Gegend von Elbingerode und Ruͤbeland, und ent:
wickelte insbeſondere die Einwirkung der gehobenen Geſteine auf
die fie jetzt umgebenden Kalk⸗Geſteine.
Iſis 1841. Heft 1
10
c. Metallurgiſche. Hr. Zehntner Hagemann aus
Goslar ſprach ausfuͤhrlich uͤber die Gewinnung des in den Er—
zen des Rammelsberges enthaltenen Goldes. —
Herr Huͤttenmeiſter Breymann aus Goslar ſprach uͤber
die auf den Rammelsberger Huͤtten angeſtellten Verſuche, Ram—
melsberger Erze nach der auf der Inſel Angleſea ublichen Me:
thode in freyen Haufen abzuroͤſten und den dabey in Dampf⸗
form entweichenden Schwefel in einem mit der Roͤſte in Vers
bindung ſtehenden Condenſator zu gewinnen. Beſonders inter—
eſſant waren die Verſuche, den gewonnenen Schwefel zu laͤu⸗
tern und als brauchbaren Handelsartikel darzuſtellen, obwohl
ſich kein guͤnſtiges Reſultat herausgeſtellt hat, ſo daß man
wahrſcheinlich zur alten Methode zuruͤckkehren wird. Hr. Ober⸗
bergrath Binden bemerkte dazu, daß in den auf der Victor—
Friedrichs-Huͤtte angeſtellten Verſuchen die Angleſeger Methode
ſich als unbrauchbar ergeben habe, indem dabey ein ſehr ſaurer,
unverkaͤuflicher Schwefel gewonnen worden.
d. Botaniſche. Herr Forſtrath Prof. Hartig aus
Braunſchweig ſprach uͤber die Structur der Pflanzen-Membra⸗
nen, und namentlich uͤber die, lange mit Unrecht beſtrittene Po⸗
tofität derſelben, welche er an manchfachen, theils friſchen, theils
verkohlten Pflanzentheilen demonſtrierte. —
Herr Regierungsrath Sporleder aus Wernigerode: uber
das beſchraͤnkte Vorkommen der Pflanzen auf gewiſſen Bo⸗
denarten. 5
e. Entomologiſche. Hr. Forſtrath Hartig und Hr.
Paſtor Rimrod aus Quenſtedt ſprachen uͤber das haͤufige Er—
ſcheinen von Ichneumonen in dieſem Jahre, und theilten mehr—
fache Erfahrungen mit, wonach man es vorzugsweiſe der gro⸗
fen Vermehrung dieſer Inſecten zu danken hat, daß, ungeach⸗
tet in dieſem Fruͤhjahr manche Raupen vielen Schaden gethan,
ſich doch verhaͤltnißmaͤßig wenig Schmetterlinge entwickelt ha—
ben, indem der größere Theil ihrer Puppen von den Schneus
monen-⸗Larven ausgefreſſen worden. —
Hr. Forſtrath Hartig theilte die Reſultate feiner fortge:
ſetzten Beobachtungen Über die Sexualitaͤt der Gattungen der
Blattweſpen mit. Nach ſeiner Ueberzeugung kommen bey den
drey agamen Gattungen dieſer Inſecten gar keine Maͤnnchen
vor: er hat z. B. unter gewiß 5000 Exemplaren von Cynips
quercus folii ſo wenig als irgend einer ſeiner vielen Vorgaͤnger
jemals ein Maͤnnchen gefunden. —
Hr. Oberlehrer Verkhan aus Blankenburg legte mehrere
Stuͤcke oſtindiſchen Copals vor, in welchen ſich ungefluͤgelte
und gefluͤgelte Ameiſen, auch ein Termes, ſehr gut erhalten er⸗
kennen ließen.
Manchfache kleinere Mittheilungen in den Fach-Sectio⸗
nen, endlich ein geſelliges Mahl, machten den Beſchluß der
Verſammlung, auf welche am naͤchſten Tage die Jahrs-Ver⸗
ſammlung des Vicedirectoriums Braunſchweig vom Apotheker—
Verein im noͤrdlichen Deutſchland folgte, die Hr. Hofrath Dr.
Brandes aus Ruͤckſicht auf den naturwiſſenſchaftlichen Verein
freundlichſt ſo anberaumt hatte.
Der naturwiſſenſchaftliche Verein wird ſich im naͤchſten
Jahre am 11. Auguſt wieder zu Blankenburg verſammeln.
Da der Verein ſchon im erſten Decennium feines Beſtehens
1»
11
ben faſt allen feinen Verſammlungen die Freude hatte, viele,
und darunter meiſt einzelne ausgezeichnete, Naturforſcher aus
entfernten Orten, wie Braunſchweig, Goͤttingen, Hildesheim,
Halle, Leipzig, Berlin uſw. in ſeiner Mitte zu ſehen und zum
Theil vortragen zu hoͤren; fo laſſen ſich für die Folge noch im—
mer zahlreichere und glaͤnzendere Verſammlungen vorausſagen.
Durch Vermehrung der Eifenbahnen um den Harz wird ohne
Frage eine groͤßere Frequenz der Reiſenden uͤberhaupt in dieſem
durch großartige Naturſchoͤnheiten ſo ausgezeichneten Gebirge
eintreten. Es werden dann gewiß auch immer mehr naturwiſ—
ſenſchaftliche Reiſende die Verſammlungen des Vereins benu⸗
gen, um auf die leichteſte Weiſe die Bekanntſchaft vieler im
Harze wohnender Naturforſcher gleichzeitig zu machen. Da die
meiſten Mitgieder des Vereins ſchon am Abend vor der Si⸗
tzung ſich einzufinden pflegen und viele noch am Abend nach
der Sitzung oder ſelbſt noch am folgenden Tage beyſammen
bleiben; ſo iſt die Gelegenheit in vollem Maße geboten, ſich im
Wege der Unterhaltung uͤber den Harz zu belehren. Kaum
aber möchte irgend ein deutſches Gebirge des naturwiſſenſchaft⸗
lichen Studiums in allen Richtungen, namentlich aber des na=
turhiſtoriſchen, wuͤrdiger ſeyn als der Harz, welcher, zwiſchen
mehreren Univerſitaͤten und anderen hoͤheren Bildungsanſtalten
in der Mitte gelegen, für Berg- und Huͤttenweſen und die
verwandten Faͤcher ſelbſt eines der Centra Deutſchlands bildend,
ſeit Jahrhunderten den ausgezeichnetſten Naturforſchern ein Ge—
genſtand eifriger Forſchungen war.
Naturhiſtoriſk Tidsſkrift.
udgivet af Henrik Kröyer (Naturhiſtoriſche Zeitſchrift, heraus⸗
gegeben von H. Kr.) Kopenhagen gr. 8.
Bd. 1. H. 4. 1837. 1 F.
(Fortſetzung von Heft 6. 1840.)
1) S. 313 — 344. Zuſammenſtellung der daͤniſchen
Pompilidae. Von J. Schiöbdte. 1 Tafel.
Schon Degeer hat beobachtet, daß die W. der Pom⸗
piliden ſich cylindriſche Gaͤnge in den Sand oder die trockne
Erde graben, und in dieſe andere Inſecten oder deren Larven
bringen, in die ſie zuvor ein Ey gelegt haben, von welchen
ſich nachher die ausgekrochene Pompilidenlarve naͤhrt. Doch
ſcheint nach der verſchiedenartigen Beſchaffenheit der hier in Be:
tracht kommenden Organe nicht allen Arten der Gattung Pom-
pilus Fa br. jene Lebensweiſe zugeſchrieben werden zu koͤnnen.
Bey den Arten, deren W. Loͤcher in den Sand bohren
und ſich hierzu des vorderen Fußpaares bedienen, hat dieß eine
Reihe von Dornen auf der äußern Seite, welche zuſammen
einen trefflichen Grab-Apparat bilden; bey einigen W. find die
vorderen Fuͤße ſogar kammfoͤrmig, und dieſe Form iſt immer
begleitet von bedeutenden Abweichungen in der Bildung der
Munbtheile; * bey allen dieſen Arten find die vier hinteren
Panzer iſt der erſte, welcher dieſe Abweichungen erwähnt
(Krit. Reviſ. d. Inſectenfauna Deutſchl. II., S. 113 —
117. — Die Form der Lappen der Unterlippe hat Las
12
Schienbeine * bey beyden Geſchlechtern mit einzelnen laͤngeren
Dornen verſehen, und die aͤußerſten Bauchglieder des Hinter⸗
1
4
koͤrpers der M. bieten oft die ſonderbarſten Geſtalten dar. Aber
die Weibchen vieler Arten haben den Grabapparat der Vor—
derfuͤße gar nicht; daraus muß man ſchließen, daß dieſe eine
andere Lebensweiſe fuͤhren; und wirklich lehrt die Erfahrung,
daß ſie nie auf ſandigen Stellen, ſondern meiſtens auf Buͤſchen
und Baͤumen vorkommen.
Bey einigen dieſer W. ſind die
hinteren Schienbeine auf der aͤußeren Seite gezackt und mit
ganz kurzen Dornen beſetzt, wogegen fie bey den M. nicht ges
zackt find. Jene Formen haben hier die Schienbeine befoms
men, damit ſie den Weibchen bey der Sorge fuͤr ihre Brut
dienten (eine ſolche Bedeutung dürfen wir wohl allen den Or— N
ganen beylegen, welche die W. vor den M. voraus haben);
die Lebensart kann alſo hier kanm paraſitiſch ſeyn,
ſolcher jene Form der Schienbeine keinen Nutzen zu haben
ſcheint. Bey den Weibchen dieſer Pompiliden iſt der aͤußerſte
indem bey
Abſchnitt des Hinterkoͤrpers eigenthuͤmlich gebildet und im All⸗
gemeinen mit einem zuruͤckgebogenen Haarbuͤſchel geziert. Ends
lich gibt es einige W., welche mit den zum Graben unge—
ſchickten Vorderfuͤßen eine eben ſo unbewehrte Beſchaffenheit der
Schienbeine verbinden; von dieſen Arten bin ich anzunehmen
geneigt, daß ſie ein paraſitiſches Leben in den Neſtern anderer
Hpmenopteren fuͤhren.“ —
Ich glaube nach dem hier Angefuͤhrten nicht, daß man
mich wegen Aufloͤſung der alten Fabricius iſchen Gattung
Pompilus tadeln werde. — ***
treille zum Unterabtheilen der Gattung in den Genera
Crust. et Ins. (IV. p. 64) benutzt.
Van der Linden hat fehon in feinen Obs. sur les Hy-
menopteres d' Europe de la fam. des fouisseurs, Brux.
1829. (I. p. 35) auf die abweichende Form der Fuͤße bey
den Pompilusarten aufmerkſam gemacht.
Was die Gattung Ceropales betrifft, fo ſcheint eine paraſi⸗
tiſche Lebensart nothwendig aus dem vorſtehenden Stachel
der W. und ihren zum Graben untauglichen Vorderbeinen
hervorzugehen. —
*
logie zwiſchen den grabenden Hymenopteren und den von
Raub lebenden Inſecten in den anderen Ordnungen zu fin⸗
den; ſie meynen deßwegen, man muͤſſe dieſe Hymenopteren
im Syſteme zuerſt iu ihrer Ordnung aufführen, fo wie
man die Cicindelidae nnd Carabidae zu oberſt in der
Reihe der Koleopteren auffuͤhrt. Dieſe Idee hat unter
anderen Zetterſtedt in der Vorrede zu feiner Fauna Inse-
ctorum lapponica ausgeſprochen; darauf hat ſie Dahlbom
aufgefaßt und zum Durchfuͤhren in feiner Clavis noviHy-
menopterorum systematis ſkizziert. (6) Aber es iſt ſchwer,
einige Aehnlichkeit zwiſchen zwey Thierfamilien zu finden,
von denen die eine ſich von Raub ernährt und ſich gar
nicht um das Schickſal ihrer Jungen bekuͤmmert, ja über⸗
all nichts mit dieſen zu ſchaffen hat, und die andern da⸗
egen pflanzenfreſſend iſt und die 1 Fürforge für ihre
ungen trägt, derentwegen fie ſich allein der Beute bes
mächtigt, die fie nicht zu ihrer eigenen Nahrung verwen⸗
det, ja die ſogar einen gewiſſen Kunſttrieb aͤußert.
(*) Dieſer Schriftſteller ift offenbar durch die falſchen Vor⸗
ellungen irre geleitet worden, welche er uͤber die Le⸗
entzart der Pompilusarten zu nähren ſcheint (Viotus:
e rapina aliorum insectorum, quae imagines, more
falconum contra columbas, arcent et interimunt, Mo-
nogr. Pompil. IV. p. 1).
Es gibt Schriftſteller, welche geglaubt haben, eine Ana⸗
13
Pompilidae Leach.
Sphex p. Linn. Muell. — Sphegimae II. Latr.
Gen. Crust. et Ins. — Pompilü Latr., Fam. nat, du règne
animal.
Antennae maris 14, feminae 13 - articulatae. La-
brum subcoriaceum, plerisque sub clypeo retractum. Pal-
i mazillares labialibus 4-articulatis permulto longiores,
penduli, articulis 6. Maxillae stipite oblongiusculo, com-
presso, corneo, mala stipitis fere longitudine 2 lacinia-
ta + coriacea; lacinia ewierna superiore fornicata, mar-
gine interiore membranaceo, piloso, sutura ante apicem
membranacea divisa; lacinia interiore inferiore minuta,
rotundata aut triangulari. Mentum corneo-coriaceum ovale,
subcompressum, apice bifidum; lingua 3-fida aut 3-laci-
niata, membranacea, lacinia intermedia latiore, apice emar-
ginata. Prothorax alarum originem attingens, arcuatus,
‚brevissimus; metathorax margine inferiore postico ele-
vatiusculo, antice utrinque 1-tubereulatus. Tarsi anti-
ei * articulo basilari infra ad basim profunde exciso;
tibiae anticae calcari supero basi dilatato, infra emargi-
nato. Abdominis segmenta dorsualia in utroque sexu 6,
ventralia in Mare 7, Fem. 6.
A.
Aculeus feminarum exsertus, stylis analibus acuiei
fere longitudine.
(Antennae fronti mediae insertae, in utroque sexu
subeylindricae articulis arcte contiguis, eætrorsum
erassiores.)
Genus Ceropales.
Ceropales Latr. — Ichneumon p. Geoffr. — Pom-
pilus p. Panzer. — Evania p. Oliv. — Sphex p. Muell.“
Anm. 1. Ich verftehe nicht, was Dahlbom meynt, wenn
er (Exereit. hymenopterol. p. 70) von der Unter⸗
lippe fagt: „Labium emarginatum, lingua nulla.“
Anm. 2. Die von mir gegebene Beſchreibung der Mund⸗
theile ſtimmt mit Latreille in den Gen. Crust. et
+ Latreille ſcheint die Bedeutung des kleinen Anhangs nicht
gekannt zu haben, welcher ſich bey dieſen Hymenopteren an
der inneren Seite der Maxille findet; er nennt ihn Pro-
cessus internus maxillae (Gen. Crust, et Ins. IV. p. 62).
Dieß iſt jedoch kein dieſen Inſecten eigner Theil, ſondern
nur der untere Lappen der Wange, welche hier ausneh⸗
mend klein geblieben iſt. — Die ungewöhnliche Groͤße des
obern Lappens bey Sphex, Vespa, Odynerus, Halictus
u. a. hat Nees von Eſenbeck fpäter auseinander gefest
ee die Freßwerkzeuge der Infecten, S. 1385
„Es iſt einer zufälligen Verwechſelung der Ausdrucke zuzu⸗
ſchreiben, wenn Latreille den hintern Fuͤßen dieſe Beſchaf⸗
fenheit zuſchreibt (Gen. Crust. et Ins. IV. p. 52). „Le
cöté interne des 2 jambes posterieures offre une brosse
de poils““ (Fam. nat. du règne anim. p. 455) iſt vom
obern Gliede der hintern Fuͤße zu verſtehen.
Die umſtändlichen Beſchreibungen der Gattungen und auch
die oft ſehr langen Definitionen der Arten in dieſer Ab⸗
7
14
Ins. uͤberein, aber nicht mit Panzers in der „krit.
Reviſion,“ und gar nicht mit Fabricius im Syst.
Piezatorum.
Anm. 3. Es iſt inconſequent von Jurine, daß er Cero-
pales von Pompilus trennt; denn viele Arten der
letzten Gattung haben eben ſowohl 4 Cubitalzellen an
den oberen Fluͤgeln, wie Ceropales, und die Ver⸗
ſchiedenheit zwiſchen „Mandibulae bidentatae“ (Ce-
ropales) und „Mandibulae subbidentatae“ (Pom-
pilus) exiſtiert in der Natur nicht. J. iſt in dieſem
Falle ſeinem Grundſatze, dem natuͤrlichen Syſteme
Recht wicderfahren zu laſſen, untreu geworden.
Spec. 1. Ceropales maculata Fabr. (Evania ma-
eulata Fabr. — Pompilus frontalis Panz. — Ichneumon
multicolor Fourer. — Sphex rustica Muell.“ — L’Ich-
neumon noir à pattes rougeätres, à corcelet et ventre
tachetes de blanc, Geoffr. Ins. II. 336. 35.
Farbenzeichnung nicht ganz beſtaͤndig; fo fehlen oft die
gelben Flecken auf dem erſten Ruͤckenabſchnitte des Hinterkoͤr—
pers. Beym M. Mundſchild, das ganze Geſicht und die in—
neren Augenhaken gelb; bisweilen Hinterkörper ganz ſchwarz
mit Ausnahme der Flecken des erſten Abſchnitts. Eine Was
rietaͤt des M. hat Drewſen in der Umgegend von Kiel gefuns
den, welche wegen geringer Größe und ganz abweichender Zeich—
nung bemerkenswerth iſt. Wurzelglied der Fuͤhler gelb auf der
untern Seite; Schildchen und Huͤftglieder ſchwarz; die 2 gel—
ben Flecken auf dem Hinterbruſtringe kaum ſichtbar; Schenkel
ſchwarz; Hinterkoͤrper ganz ſchwarz; nur eine ſchwache, in der
Mitte abgebrochene Linie auf dem hinteren Rande des zweyten
Abſchnitts gelb.
Sehr gemein bey uns auf ſandigen Stellen im Juny,
July, Auguſt.
B.
Aculeus feminarum reconditus,
sim ejus tantum obtegentibus.
(Antennae filiformes, hypostomati ante suturam
posticam clypei insertae, articulis bene discretis; fe-
minis apice convolutae, maribus extensae. — Pompi-
lus Fabr.)
stylis analibus ba-
Genus Agenia. +
Tarsi antici inermes. Tibiae posteriores brevissime
pilosae, sine spinis lateralibus,
handlung werden hier nicht aufgenommen, da ſie lateiniſch
geſchrieben ſind und demnach nebſt den dabey immer mit
genauen Citaten aufgeführten Synonymen von jedem En:
tomologen in der daͤniſ. Zeitſchrift ſelbſt geleſen werden
Tonnen. Die vom Verf, beygefuͤgten und zaͤniſch geſchrie⸗
benen Bemerkungen werden hier jedoch in der Ueberſetzung
gegeben. An m. d. Ueberſ.
Von Cer. spinosa, Fabr. Syst. Piez. 186. 5. Ent. Syst.
II. 299. 21, als deren Vaterland von Fabr. Dänemark
angegeben wird, vermuthet Van der Linden (Obs. hym,
I. 78.) mit Recht, daß fie nicht zu Cer. gehöre; fie iſt ein
wirklicher Nysson.
Von dyeveros, unbärtig, in Bezug auf die Beſchaffenhelt
des erſten Fußpaares.
or
15
Labrum minutum profunde emarginatum. Mandi-
bulae tridentatae. Lingua trifida, laciniis subaeque longis.
Spec. 1. Agenia variegata Schioedte. (Sphex va-
rieg. L. — Pompilus varieg. Fun der Linden. — Pomp.
hircanus Fabr.)
Ich fuͤhre dieſe Art als eine daͤniſche auf Muͤller's
Autorität an. 3
Spec. 2. Agenia bifasciata Sch. (W. Sphex bifasc. *
Fabr. — Pomp. bifase. Fabr. — L’Ichneumon noir à 2
bandes sur les ailes, Geoffr. Ins. II. 357, 36.)
In waldigen Gegenden, bey uns ziemlich ſelten. Ich
fand einmal einige W., welche in Loͤchern trockner Baumſtaͤmme
aus= und einliefen. 1 M. fand Drewſen bey Skovysborg,
das einzige, welches ich geſehen habe; es war fruͤher unbekannt.
Genus Priocnemis **.
Tarsi antici spinis brevibus eiliati. Tibiae postice
brevissime multispinosae, externe in mare serrulatae.
Labrum emarginatum rectangulare. Mandibulae bi-
dentatae. Lingua trilaciniata, laciniis lateralibus inter-
media plane longioribus.
1. Species heteroclitae. Liris p, Fabr.
Spec. 1. Prioen. hyalinatus Sch. (mas. Sphex
hyal. Fabr. — Liris hyal. Fabr. — Pomp. hyal. Fabr.
Pomp. calcaratus Dahlb.)
Nicht felten in der Gegend von Kopenhagen. Jul. Aug.
2. Species genuinae.
Spec. 2. Prioven. notatus Sch. (mas. Sphex not.
Rossi. — Pomp. Gutta Spinola. — P. notatus Van der
Linden. — P. femoralis Dahlb.)
Anm. Ich bemerke zu dieſer und der vorigen Art, daß man
hier, wie ſo oft bey den Hymenopteren nicht allemal
mit Sicherheit die Gattung nach dem M.. allein be⸗
ſtimmen kann.
Drewſen fand ein paar Individuen bey Skovsborg im
Julius.
Sp. 3. Priocn. pusillus Sch.
Anm. 1. Die ſilberglaͤnzenden Haare, mit denen ſo viele
Arten an den Huͤftgliedern und dem Geſichte geziert
ſind, ſieht man nur bey friſchen und unbeſchaͤdigten
Exemplaren.
Anm. 2. Ich habe früher das Männchen des Pr. pus. für
Dahlbom's Pomp. nudipes (Monogr. Pomp. sv.
5, 6.) gehalten; aber nach ſeiner Beſchreibung zu
urtheilen, weicht dieſe Art von der meinigen durch
klare, ungefleckte Fluͤgel, eine Schwanzſpitze und ſchwarze
Beine ab.
Wird von Dahlbom (Mon, Pomp, sv. p. 7) unrichtig als
Varietät der vorigen Art beſchrieben.
Von d zelov, bie Säge und 7 uνοE,, das Schienbein.
Nicht ſelten in der Umgegend von Kopenhagen. Juny
bis Auguſt. f
Spec. 4. Prioen. fuscus Sch. (Sphex fusca Fabr.
Pomp. fusc. Fabr. — P. serripes Dahlb.) w 7
Dieſe ausgezeichnete Art kommt nicht ſelten im May,
Juny und July vor; das M. iſt bey dieſer Gattung das ein⸗
zige, deſſen hintere Schienbeine Stacheln, wie beym W., beſitzen.
Spec. 5. Priocn. faseiatellus Sch.
fasc. Spinola.) Maͤnnchen unbekannt,
Anm. Die Beſchreibung zu Dahlbom's Pomp. maeuli-
pennis (Men. 6, 7.) paßt völlig auf dieß W., und
ich würde es unbedingt zu derſelben Art nehmen, wenn
die Exemplare, welche Drewſen an jenen Keprifen
ſteller geſandt, nicht von ihm für eine Varietaͤt des
P. exaltatus erklart worden waͤren, von welchem ſie
doch durch die in der obigen Diagnoſe angegebenen
a
(fem. Pomp.
Eigenſchaften auf das beſtimmteſce abweichen.
Vor einigen Jahren gemein in der Umgegend von Kopen⸗
hagen, wo ich fie damals fand, fo wie Drewſen bey Skovs⸗
borg; ſeitdem traf ich fie nur einzeln. Juny — Aug.
Spee. 6. Prioen. obtusiventris Sch. (fem. Pom-
pili exaltati Var. Yan der Linden.) ;
Anm. Unterſcheidet ſich conſtant von P. exalt. Flügel weit
heller; der weiße Fleck beym W. minder deutlich, und
fehlt beym M.; der hintere Rand des Prothorax nicht
fo tief eingeſchnitten; Beine theils roth gefärbt; Hin⸗
terkoͤrper kuͤtzer, als Kopf und Bruſtſtuͤck zuſammen,
nach hinten weniger zugeſpitzt, heller gefaͤrbt, und die
äußerſten Abſchnitte beym W. nicht ſchwarz, ſondern
bhellbraͤunlich.
W. in einer Menge ganz übereinſtimmender Exemplare
von Liebenberg auf blühenden Doldengewaͤchſen in der Um»
gegend von Roeſkilde, ein einzelnes Individuum von Drews
fen bey Skovsborg gefunden. Jul. u. Aug. — M. habe ich
nur ein einziges geſehen, welches ich unter den bey Roeſkilde
geſammelten W. fand.
Spec. 7. Prioen. exaltatus Sch. (fem. Sphex ex-
altatus Fabr. — Sph. gibba Scop. — Sph. albimaculata
Schrank. — Pomp. exaltatus Fabr. — Pomp. variegati
Var. Illig. — mas. et fem. Pomp. exaltatus Panz, Krit.
Reviſ., Dahlbom.)
W. ziemlich häufig im Jun. — Aug.; vom M. habe
ich nur ein paar Individuen bey Skovsborg im Aug. gefunden.
Genus Pompilus.
Tarsi antici fem. spinis longioribus ciliati. Tibiae
posteriores utriusque sexus lateribus parce longius spinosae.
Labrum emarginatum subovale. Mandibulae triden-
tatae in fem. Lingua triſida, laciniis lateralibus inter-
medias longitudine vix excedentibus. 5
»Wenn ich einen Schriftſteller citiere, fo gilt dieſes nur für ſel
nen eignen Artnamen, nicht für feine Gitate,
17
Spec. 1. Pomp. einctellus Spinola. (P. elypeatus
Dahlbom. fem. — P. punctipes* Dahlbom. mas.)
Ich fand einige Exemplare beyderley Geſchlechts in der
Naͤhe von Kopenhagen, im Auguſt; er ſcheint zu den am ſel—
tenſten vorkommenden Arten zu gehören.
Spec. 2. Pomp. sericeus Van der Linden. (Jem. Van
der Linden. — P. ater Dahlb.)
Ich fand ihn einige Mal in Menge um Kopenhagen;
M. etwas ſeltener. Jul. und Aug.
Spec. 3. Pomp. niger Fabr. (Jem. Sphex nigra
Fabr. — Pomp. niger Fabr. — ? Sph. nigerrima Scop.
— mas. et fem. Pomp. niger Lepelletier aliorumque.)
Gemein vom Jun. bis Aug. Vorderfuͤße des W. nicht
ſo lang bedornt, wie bey den uͤbrigen Arten der Gattung.
Spec. 4. Pomp. crassicornis Sch. M. unbekannt.
Dieſe merkwürdige Art iſt vor allen anderen W. durch
die kuͤrzern und dickern Fuͤhler ausgezeichnet; zugleich iſt der
Prothorax etwas laͤnger und ſchmaͤler, als gewoͤhnlich, und die
vorderen Fußblaͤtter haben ziemlich lange Dornen.
2 Individuen bey Skovsborg gefunden, 1 von mir im
Julius.
Spec. 5. Pomp. spissus Sch.
Kopf !dicht an dem ungewöhnlich kurzen und fehr cons
veren Bruſtſtuͤcke fisend; Dornen auf den Vorderfüßen des W.
kurz, wie bey P. niger. — Nicht ſelten in der Umgegend von
Kopenhagen. Juny und July.
Spec. 6. Pomp. gibbus Fabr. (Sphex gibba Fabr.
Pomp. gibbus Fabr. — ? Sph. fusca Muell. — Pomp.
fuscus Dahl b. **
Dieſe Art iſt bey uns die gemeinſte und kommt vom
Juny bis Septbr. vor. Größe, beſonders beym W., außer⸗
In Dahlbom's Diagnoſe ſind freylich die allgemeinen Zeichen
fuͤr beyde Geſchlechter veſtgeſetzt; aber in der Beſchreibung wird
nur das Männchen erwähnt; das Weibchen hat D. als befon=
dere Art angenommen. In derſelben Beſchreibung werden die
Beine inermes genannt (wäre dieß der Fall, fo konnte die
Art nicht in dieſe Gattung kommen); dieß ſind ſie aber in
Wahrheit nicht, obgleich die Dornen der Schienbeine nicht leicht
zu ſehen ſind.
** Sphex gibba L. (Fn sv. 1658.), welche Dahlbom citiert,
hat Kirby nach Ex. in Linne's eigener Sammlung fuͤr einen
Sphecodes erkannt (Monogr. Apum Angl. II. 46, 9.) .
Linne's und de Geer's Sphex fusca, welche D. auch citiert,
iſt offenbar Pomp. viaticus Fabr.; beſonders kann dieß nicht
bezweifelt werden nach de Geer's deutlicher Beſchreibung und
zufolge ſeiner Aeußerung, daß dieſer im Fruͤhjahre auf trockenen
und ſandigen Wegen vorkomme; denn das iſt nicht der Fall bey
P. gibbus, aber ganz characteriſtiſch für P. viat., und unter
den nordiſchen Arten allein auf dieſen anwendbar. — Was
Geoffroy's Ichneumon noir, avec les 3 anneaux anté-
rieurs du ventre rougeätres et les ailes noires betrifft,
fo glaube ich, daß auch dieſer zu P. viat, gebracht werden kann
(zu welchem Goeze — deſſen Citate zu der de Geer iſchen
Art uͤbrigens zum Theil falſch ſind — ihn auch in ſeiner Ueber⸗
ſetzung von de Geer's Mém. citiert, obſchon er, wie Van
der Linden bemerkt, vermuthlich mit P. gibhus oder fuscus
Fabr. vermengt ift).
Iſis 1841. Heft 1.
—
18
ordentlich abwechſelnd; es find kleine Individuen, welche Dahl:
bom unter dem Namen P. minutus * als befondere Art auf:
geſtellt hat.
Spec. 7. Pomp. chalybeatus Sch.
W. nicht felten um Kopenhagen im July und Auguſt;
vom M. habe ich nur ein paar Individuen gefunden. Dieſe
Art iſt wahrſcheinlich mit der vorigen vermengt worden.
Spec. 8. Pomp. difformis Sch. W. unbekannt.
Drewſen hat ein Individuum bey Skovsborg im July
gefunden, ein anderes fand ich bey Frederiksdal im Auguſt.
Spec. 9. Pomp. fuscus Latr. (fem. Sphex fusca
L. * — Sph. viatica Fabr. * Pomp. viat. Fabr. —
P. ſuscus Latr. — mas. et fem. Pomp. viaticus Van der L.
Ziemlich haͤufig im Fruͤhjahre; zeigt ſich ſchon im April
und ſonach am zeitigſten im Jahre von allen unſeren Arten;
M. etwas ſelten. Bey Exemplaren, die lange umhergeflogen
ſind, kann der vordere Theil des Hinterkoͤrpers bisweilen ganz
roth, ohne ſchwarze Ringe, ſeyn.
Spec. 10. Pomp. eingulatus Van der Linden. (mas.
Sphex eing. Rossi. — Pomp. pulcher ig. — mas. et
fem. Pomp. eingulatus Van der L.)
Von dieſer ausgezeichneten Art habe ich nur ein Indivi⸗
duum geſehen, welches Weſtermann gefunden hatte.
Genus Episyron. +
Tarsi antici fem. pectinatae.
Tibiae posteriores
utriusque sexus lateribus spinosae.
» Ban der Linden hat früher eine ganz verſchiedene Art unter
dieſem Namen beſchrieben CHymenopt. I. 74, 42).
e De Geer's Tab. 28. Fig. 16, (Sph. viatica) wird von
Dahlbom citiert, obſchon dort auf's Deutlichfte eine Ammo-
phila dargeſtellt wird.
Fabricius hat eine dreyfache Verwirrung verurſacht, indem
er erſtlich den Namen dieſes P.“ veränderte, zu welchem er une
richtig Linne's Sph. viat. citierte; zweytens dieſer letztern
wieder einen andern Namen beylegte (Pepsis arenaria), und
endlich einen ganz neuen P. unter dem Namen fuscus L. be:
ſchrieb. So lange man nun den P. fuscus Fahr. und Sph.
fuscus L. (P. viat, Fabr.) zu ein und derſelben Gattung
ſtellte, konnte man freylich Linne's Benennung nicht aufneh⸗
men, ohne zugleich den Namen von Fabricius fuscus zu
veraͤndern, da ſonſt 2 Arten derſelben Gattung unter ein und
denſelben Namen wuͤrden gekommen ſeyn; nachdem ich nun aber
die generiſchen Verſchiedenheiten zwiſchen dieſen 2 Arten nach⸗
gewieſen zu haben glaube, iſt dieſe Schwierigkeit gehoben, und
ich befolge deßhalb Latreille's bisher, wie es ſcheint, nicht
bemerktes, und ſpaͤterhin auch von ihm ſelbſt nicht befolgtes
Beyſpiel, indem ich die laͤngſt vergeſſene Lin ne iſche Benennung
in ihre alten Rechte wieder einſetze (obgleich ich wohl weiß, daß
einige Naturforſcher dem Grundgeſetze folgen, den bekannteſten
und nicht den aͤlteſten Namen beyzubehalten) und ſonach vor⸗
ſchlage, die Fabricius iſche ganz aus dieſer Gattung zu ver⸗
weiſen.
Von sabe, ich ziehe, ſchleppe nach.
— — —ä6ẽ ä ! — — — nn
„Von Fabricius Beſchreibung der Mundtheile deſſelden gilt gan daſſelde,
was oben bey Ceropales erwähnt worden iſt.
*
19
Labrum longitudinaliter ſissum, semicirenlare. Man-
dibulae tridentatae in fem. Lingua trilaciniata, laciniis
lateralibus intermedias longitudine permulto excedentibus.
Spec. 1. Epis. rufipes Sch. (fem. Sphex rufip. L.
— Pomp. ruſipes Fabr. Sph. fuscata et Pomp. fuscatus
Fabr. — P. 7-maculatus Dahlb. — mas. et fem. P. ru-
fires Fan der L. [Hymen: I. 59, 24.] — P. bipunctatus
Dahlb,*)
.
Kommt bey uns im July und Auguſt, bisweilen in
Menge, vor; W. wechſelt an Größe von 4 — 63“ ab. —
Die oben cttierten Arten, 7-macul. und 2-punct., fo wie
Fabricius fuscatus find nur Varietäten des ruſipes, welche
mehr oder weniger in zahlreichen Uebergaͤngen ruͤckſichtlich der
Farbe der Beine und der Zahl und Form der Flecken auf dem
Hinterförper abweichen; fie kommen faſt immer unter einander
gemiſcht vor.
Zu dieſer Abhandlung gehoͤrt die Kupfertafel des Hefts,
auf welcher Pompilus einetellus W., Pomp. eingulatus M.
und einzelne Theile mehrerer Arten dargeſtellt ſind.
2) S. 345 — 352. Einige Bemerkungen zu der Gat-
tung Polygonum, nebſt einer Notiz uͤber Stellaria graminea
von S. Drejer.
3) S. 353 — 357. Botaniſche Notizen von Blytt in
Chriſtiana. (Ausgezogen aus dem Magazin for Naturviden⸗
ſkaberne, 2den Raͤcke, 1ſte H.)
4) S. 358 — 366. Ueber die urweltlichen Thierarten aus
den Familien Anatiferidae Gray und Pollicipedidae Gray
von Japetus Steenſtrup.
Die Thiere, deren Ueberreſte hier dargelegt werden ſollen,
gehören, wie ſchon aus der Ueberſchrift hervorgeht, zu den Cir-
tipedes pedunculati. Die ſaͤmmtlichen Arten derſelben be—
wohnen das ſalzige Waſſer und ſitzen, im erwachſenen Zuſtande
wenigſtens, an veſten Gegenſtaͤnden im Meere, größeren Tang—
arten, Corallen, Steinen uſw. veſtgeheftet; ja einige ſcheinen
ſich ſogar kleine Höhlen in Steinen und Corallen zu machen,
in welchen fie nachher ſizen. — — Der Stiel, mit welchem
ſich dieſe Thiere veſtheften, eigentlich eine Verlaͤngerung ihres
Mantels, bietet bey den lebenden Arten 2 Hauptverfchiedenheiten
dar, indem er entweder quergerunzelt und nackt iſt, oder
bekleidet mit ſteifen Haaren oder kleinen ſchuppenfoͤrmigen Scha—
len. Da man fand, daß ſich hieran Verſchiedenheiten in dem
Aeußern und der Lebensweiſe des Thiers knuͤpfen, ſo theilte
man danach die Ordnung in 2 große Familien.
Bey der erſten Familie, Anatiferidae Gray, iſt der
Stiel nackt oder der Mantel entweder nackt oder mit einer ge—
ringen Anzahl (5, 8) duͤnner Schalen bekleidet, welche ge—
wöhnlich mit ihren Rändern einander berühren und fo den gan—
zen Mantel bedecken; von dieſen Schalen liegen 2 (3) Paar
» Obgleich Dahlbom in der Monogr. Pomp. Sv. 12, 19 das
M. von Pomp. rufipes beſchreibt, fo citiert er doch Fabri⸗
cius und Panzer's Art deſſelben Namens, welche ein W.
iſt, das ſogar in generiſcher Hinſicht von rufipes abweicht,
was man allein deutlich aus Panzer 's Abbildung in der
Fn. germ. erſehen kann.
‘ 20
an der Seite des Mantels, das eine Uber dem andern, un
find unſymmetriſch, und eine einfache (2) Schale liegt in der
Mittellinie auf dem Ruͤcken des Thiers, iſt ſymmetriſch und
gewoͤhnlich am untern Ende ſtark gegen den Stiel eingebogen.
Da bisher keine ausgeſtorbene Art von dieſer Gruppe bekannt
geworden iſt, ſo wird die folgende, im deutſchen Kreideſyſtem
gefundene, die zuerſt beſchriebene werden.
Anatifera cretae Steenstr.
Valvis glaberrimis, tenerrimis, membranaceis, fra-
gilibus; valva dorsuali recta, lanceolata, carinata, fere
triplo longiore quam latiore; valva laterali superiore sub-
rhomboidali convexiuseula, antice emarginata, angulo po-
steriore obtusissimo rotundato; valva laterali inferiore
trapezoidali, angulis subrotundatis, excepto superiore, |
acuto; partibus tribus elevatiusculis, e medio margine
anteriore radiatim exeuntibus. - |
en
Ruͤckenſchale ſymmetriſch, breitlanzetfoͤrmig, gerade,
ſchwach gekielt, etwa 3 mal fo lang als breit; Wachsthums⸗
ſtreifen parallel mit den oberen und kuͤrzeren Raͤndern, welche
nur die halbe Laͤnge der unteren Raͤnder haben, die den ſpitzi⸗
gern Winkel der Schale einſchließen. L. 14, Br. 3%.
Obere Seitenſchale unſymmetriſch, gepaart, faſt
rhomboidiſch; vorderer Rand ſchwach ausgeſchnitten, unterer am
haͤufigſten gerade, aber die 2 anderen bogenfoͤrmig und unter
einem abgerundeten Winkel zuſammenſtoßend. Ganze Schale
glatt, ſehr duͤnn, ziemlich gewoͤlbt, nach der Laͤnge durch eine
erhabene Linie in 2 ungleiche Theile getheilt, deren vornliegender
etwa 3 mal fo breit iſt, als der gegen den Ruͤcken gekehrte
Theil. Eine herabgedruͤckte Linie geht vom obern Winkel der
Schale gegen den untern Rand, in der Richtung des vordern
ausgeſchnittenen Randes. Wachsthumgsſtreifen ſelten deutlich,
parallel laufend mit dem untern und hintern Rande. L. 23”,
Br. E
Untere Seitenſchale unſymmetriſch, gepaart, ſchief
4feitig (trapezoidiſch); vorderer Rand viel länger. als die Ubris
gen und in der Mitte gebogen, und davon gehen, wie Strahlen,
3 gewoͤlbte Partien der Schale gegen den untern und hintern
Rand und gegen den von ihnen eingeſchloſſenen Winkel; Ober-
fläche erhält dadurch ein gewelltes Anſehen, iſt aber ſehr glatt,
wenn gleich die Wachsthumsſtreifen deutlich ſind. Oberer Win⸗
kel ſehr ſpitzig, hinterer bedeutend ſtumpf, und die 2 untern
ungefähr gerade, aber alle 3 abgerundet. Wie auf der vorigen
Schale geht eine herabgedruͤckte Linie vom Mittelpuncte des vor⸗
dern Randes nach dem vom untern und vordern Rande gebil—
deten Winkel. L. 34", Br. 13%.
Die außerordentlich duͤnnen und zerbrechlichen Seitenſcha⸗
len findet man häufig beyſammen, aber fie find ſchwer fuͤr ſich
mit unverletztem Rande aus der Kreide zu loͤſen; mit ihnen
zuſammen habe ich oͤfters die ungepaarte Ruͤckenſchale gefunden,
welche viel dicker und ſtaͤrker, vermoͤge des erhabenen Kiels iſt;
mehr, als dieſe drei Schalenformen, aber habe ich nie bemerkt,
obgleich ich mitunter viele derſelben habe auf einer kleinen Kreis
deflaͤche liegen ſehen.
Structur, Form und Vorkommen der Schalen machen
es ziemlich gewiß, daß ſie ein und derſelben Thierart angehoͤren,
daß dieſe nur von 5 Schalen bedeckt war und zu der großen
21
Familie der Anatiferidae gehoͤrte, welches noch wahrſcheinlicher
gemacht wird durch die Art, auf welche die Schalen an ein⸗
ander ſchlieſen koͤnnen. Inzwiſchen kann die Art, ſtreng ges
nommen, weder zu der Gattung Anatifera Gray, noch zu
einer der 7 anderen von Gray aufgeſtellten Gattungen der
Familie, kommen, da die Ruͤckenſchale im Verhaͤltniſſe zu den
anderen Schalen ſo kurz und dazu ganz gerade und unten ohne
alle Einbiegung nach dem unten anſtoßenden Stiel if. Den:
noch wird fie hier als Anatifera aufgeführt, weil dieß doch die—
jenige unter den von Gray aufgeſtellten Gattungen iſt, welcher
ſie am maͤchſten kommt, und durch die genannten Verſchie—
denheiten einen Uebergang von Anatifera Gray zu der Gattung
Cineras Leach (Senoclita Schum.) zu bilden ſcheint.
Ich habe dieſe Schalen häufig in der juͤtlaͤndiſchen Schreib—
kreide gefunden, z. B. in Thy bey Hillerslev und Jensby, und
in der Umgegend von Aalborg in der neuen Kalkgrube bey Fre—
deriksminde und bey Viſſegaard. Vermuthlich kommen ſie uͤberall
in der Schreibkreide vor; aber ich habe ſie in keinem andern
Theile der Kreideformation geſehen. Da ich oͤfters in einem
kleinen Stuͤcke Kreide mehrere (13) loſe Schalen zuſammen
geſehen habe; ſo darf ich mit ziemlicher Gewißheit ſagen, daß
dieſe Bewohner der Urwelt, wie die jetzt lebenden Arten derſelben
Gattung, gern in kleinen Gruppen zuſammen lebten.
Der vorzuͤglichſte Character der zweyten Familie, Polli-
eipedidae Gray, iſt, daß dieſe einen mit ſteifen Haaren oder
kleinen, ſchuppenartigen Schalen bedeckten Stiel hat; dazu aber
kommt noch: daß die Hauptſchalen bedeutend veſter, dicker und
faſt immer mit einem ſtarken Kiel oder Ruͤcken verſehen ſind;
ferner, daß ſie ſelten mit ihren Raͤndern aneinander ſtoßen, ſon—
dern kleine Raͤume zwiſchen ihren unteren Winkeln laſſen, welche
Zwiſchenraͤume nebſt dem untern Theile des Mantels von einer
groͤßern oder kleinern Menge von Nebenſchalen bekleidet werden.
Dieſe letztere Art von Schalen iſt ruͤckſichtlich der Form und
Stellung aͤußerſt verſchieden bey den verſchiedenen Gattungen;
die ausgezeichnetſte Form iſt die (z. B. bey P. Cornucopiae
aus dem Mittelmeere), bey welcher die Baſis einer Schale ſtets
von der obern Spitze einer unterliegenden Schale gedeckt wird.
Gray hat in ſeine Synopsis 6 Gattungen aufgenommen, die
zum Theile nach Zahl und Form der Schalen beſtimmt ſind.
Mehrere Schriftſteller haben Ueberbleibſel, von denen man
| glauben kann, daß fie ausgeftorbenen Arten dieſer Familie an—
gehoͤren, beſchrieben. So machte uns Philippi mit einer Art
bekannt, welche er in den juͤngeren Bildungen Siciliens gefun—
den hatte und Pollicipes carinatus nannte; er beſchrieb nicht
allein die verſchiedenen Formen der Schalen, ſondern gab auch
Abbildungen der Seitenſchalen und den für die Familie charac⸗
teriſtiſchen Bauch- und Ruͤckenſchalen (Enumeratio mollusco-
rum Siciliae, Berol. 1836, Tab. XII. Fig. 26 & 28).
Ebenfalls hat Sowerby eine Menge verſchiedener Schalen
aus tertiaͤren Bildungen von der Inſel Wight abgebildet und
theils beſchrieben unter dem Namen Pollieipes reflexus (Mi-
neral Conchology, Vol. VI. Tab. 606. Fig. 8), dieſe Scha—
len werden als zu einer Art gehoͤrig betrachtet, und wie es
ſcheint, mit Recht. Minder deutlich wird das Verhalten der
2 anderen Arten, welche dieſer Schriftſteller aus der engliſchen
Schreibkreide anfuͤhrt, nehmlich Poll. sulcatus (I. c. Tab.
606. Fig. 1, 2, 7) und P. maximus (Fig. 3 — 6), da fie
von mehreren Localitaͤten her und nicht genau und erſchoͤpfend
22
beſchrieben ſind; der Verf. war ſelbſt in Zweifel, ob ſie einer
oder mehreren Arten angehörten; daß fie wirklich zu den Polli-
cipedidae gehören, ſcheint aus der Form der Schalen hervorzus
gehen, obſchon der Verf. anführt, daß er ſelbſt nicht mehrere,
als die abgebildeten Schalen, und alſo keine der zahlreichen Ne—
benſchalen, ja ſelbſt nur die 2 Hauptſchalen der erſten Art von
2 verſchiedenen Puncten, geſehen habe. Da wahrſcheinlich dieſe
2 Arten auch in dem daͤniſchen Kreideſyſteme vorkommen, und
ich ſchon eine ihnen ſehr nahe ſtehende Art gefunden habe; ſo
will ich der Vollſtaͤndigkeit und Vergleichung wegen lateiniſche
Diagnoſen beyfuͤgen, die ich aus den kurzen Beſchreibungen und
den Figuren des Verfaſſers zuſammengeſtellt habe.
Pollieipes sulcatus Sow. Valvis suleis elevatis in-
struetis. Valva laterali superiore subcarinata rhom-
boidali — ovata. Valva laterali inferiore? Valva
dorsuali latiuscula, lanceolata, arcuata, subcarinata.
Pollicipes maximus Sow. Valvis laevibus dorso me-
dio instructis. Valva laterali superiore subplana,
rhomboidali ovata. Valva laterali inferiore, apice
arcuata, obtuse carinata. Valva dorsuali elongato-
lanceolata, arcuata, maxime convexa.
Die oben erwähnte Art hier aus dem Lande gründet ſich
allein auf 2 loſe Schalen, welche ich in einem Handſtuͤck Kreide
fand und deßhalb zu einer Art und einem Individuum zaͤhle.
Sie beſitzt die Glaͤtte, welche nach Sowerby den P. max.
auszeichnet, ſteht aber hinſichtlich des Schalenumriſſes zunaͤchſt
an P. sulc.; doch iſt fie weie verſchiedener, wie es ſcheint,
von dieſen beyden, als dieſe ſelbſt von einander ſind. Ich will
jetzt dieſe meiner Meynung nach neue Art beſchreiben.
Pollicipes elongatus Steenstr.
P. S. Forchh., om Danmarks geognoſtiſke Forhold,
75.
Valvis laevibus, dorso prominulo instructis. Valva
laterali superiore rhomboidali-lanceolata, parte posteriore
segmentilormi, quam parte anteriore triplo fere angustiore.
Valva laterali inferiore? Valva dorsuali? Valvula dor-
suali triangulari, lata, basi rotundata, lateribus emarginatis.
Obere Seitenſchale gepaart, unſymmetriſch, ziemlich
dick, rhomboidiſch, mit einem ſtark gerundeten Hinterviertel und
einem ziemlich ſtarken, ſchwach gebogenen, kielfoͤrmigen Ruͤcken,
welcher die Oberflaͤche in 2 ungleich große Theile theilt, deren
einer nach hinten von dieſem Kiele liegt, kleiner und ſegment—
foͤrmig iſt, waͤhrend der andere, groͤßere, vor der Ruͤckenlinie
liegende, dreyeckig und ungleichſeitig iſt. Die ganze Oberflaͤche
erſcheint dem bloßen Auge glatt, wenn man die deutlichen Wachs—
thumsſtreifen, welche den 2 unteren und hinteren Rändern pas
rallel laufen, ausnimmt; durch die Loupe entdeckt man dagegen
auch feine Laͤngsſtreifen, welche vom obern Winkel der Schale
nach den zuletzt genannten Raͤndern laufen. Laͤnge der Schale
10%, größte Breite (Abſtand der Spitze der vorderen ſtumpfen
von der der hinteren abgerundeten Winkel) 5“; vordere Seitens
partie etwas uͤber 2 mal fo breit (4) als hintere (13).
Vorderer Rand ganz gerade und 64‘ lang. Die verhaͤltnif⸗
maͤßig groͤßere Laͤnge und noch mehr die Lage der erhabenen
und ſcharfen Ruͤckenlinie unterſcheidet ſie auch ſehr von der ent—
ſprechenden Schale des P. sulcatus, inſofern man nicht den
23
von Sowerby erwähnten ſcharfen Rippen einige Beſtaͤndigkeit
zuſchreiben will. Die Verſchiedenheit fallt ſogleich in die Augen
bey Vergleichung mit der Sowerby'ſchen Figur, welche die
rechte Schale vorſtellt, deren Ruͤckenlinie etwa in der Mitte
liegt; nach der ten Figur des P. maximus iſt der nach hinten
von der Ruͤckenlinie liegende Seitentheil ſogar bedeutend breiter
als der nach vorn liegende. a
Die andere Schale, welche ich mit der meinigen zuſam—
men fand, iſt dreyeckig, 43,“ hoch und eben fo breit an ihrem
Grunde; die Grundlinie iſt conver, waͤhrend ihre 2 anderen
Seiten ſchwach bogenfoͤrmig ausgeſchnitten ſind; ſie kehrt ihre
Außenflaͤche gegen die Kreidemaſſe, weßhalb ich nur angeben
kann, daß ſie, beſonders nach oben, ſchwach gewoͤlbt iſt. Da
dieſe Schale zufolge ihrer Form und geringen Dicke die eigent⸗
liche Ruͤckenſchale nicht ſeyn kann, aber doch, da ſie ſymmetriſch
iſt, in des Thieres Mittellinie geſtellt geweſen ſeyn muß; fo
wird es wahrſcheinlich, daß fie die Nebenſchale geweſen ſey,
welche die Baſis der eigentlichen Ruͤckenſchale deckt; und daraus
muß man vielleicht wiederum, in Beruͤckſichtigung der ſchon er
waͤhnten Verhaͤltniſſe der obern Seitenſchale, ſchließen, daß die
dazu gehoͤrende Ruͤckenſchale breiter, viel flacher und weniger
gebogen als die der 2 anderen verwandten Arten ſeyn muͤſſe.
Daß wir hier uͤbrigens einen wirklichen Pollieipes vor uns
haben, ſcheint wenigſtens durch dieſe kleine Schale bewieſen zu
ſeyn.
Von dieſer Art habe ich bloß die erwaͤhnten Ueberbleib—
ſel in einer Kreidemaſſe gefunden, welche an den ziemlich hohen
Seeufern bey Legind im ſuͤdlichen Thy ſteht nnd zunaͤchſt als
Schreibkreide zu betrachten iſt, obgleich fie hin und wieder ziem⸗
lich hart iſt.
Das Kreideſyſtem beſitzt alſo, nach den gegenwaͤrtigen
Kenntniſſen, wenigſtens 4 Arten der geſtielten Rankenfuͤßler;
es iſt aber mehr als wahrſcheinlich, daß dieſe Anzahl bald bes
deutend vermehrt werde werden. Die daͤniſchen Kreidehuͤgel,
welche auf ſo manchen Stellen entbloͤßt und zugaͤnglich ſind,
werden gewiß, fleißig unterſucht, bald ein helleres Licht, uͤber
das Vorkommen dieſer Formen in jener Entwickelungsperiode
der Erde verbreiten.
Aus Bildungen, welche aͤlter als die Kreide ſind, kennt man
nur eine einzige Art, mit welcher Roͤmer im verwichenen
Jahre die Wiſſenſchaft bereichert hat und die er P. Hausmanni
nennt (Verſtein. der norddeutſchen Oolithgeb., Tab. IV. Fig.
2. 3.). Von dieſer Art wird es nicht uͤberfluͤſſig ſeyn, hier zu
bemerken, daß, obgleich der Verf. fie als ſehr haufig angibt, er
doch nur die 3 abgebildeten Hauptſchalenformen geſehen hat, ſo
daß man leicht veranlaßt werden moͤchte, ſie als eine ſehr dick—
ſchalige Anatifera zu betrachten, wenn nicht die gerade und
nach unten abgeſchnittene Form der Ruͤckenſchale mehr fuͤr einen
Poll. ſpräche. Der untere Rand der obern Seitenſchale iſt
wie ein 8 gebogen und dem obern Rande der untern Seiten—
ſchale ganz gleich gebildet, ſo daß es ſcheint, als ob dieſe an
einander geſtoßen hätten, und in dieſem Falle jene hineinſprin—
genden Winkel nicht erſchienen, in welchen ſich immer die Nez
benſchalen finden. Außerdem iſt es zu bemerken, daß Roͤmer
in der gezeichneten Idealfigur ſowohl die Form der obern Sei—
tenſchale (die ſogenannte Terminalſchale), als das Groͤßenver—
haͤltniß zwiſchen ihr und der untern Seitenſchale ganz veraͤn—
dert hat.
24
5) S. 366 — 370. Ueber die Kohlenformation
von Bornholm und den hoͤhern Wafferftand auf
dieſer Inſel. Von Forchhammer. (Aus: Overſigt over
Videnſk. Selſk. Forhandl. 18356.) {
6) S. 371—387. Ichthyologiſche, die nordi—
ſche Fauna betreffende Notizen; vom Herausgeber.
J. Von Cu viers und Valenciennes Hist. nat. d.
Poiss. umfaßt der 11te Theil die Mugiloiden und
die erſte Hälfte der Gobioiden, nehmlich die Gattung
Blennius L. — Ich gebe hier einige, die nordiſche Fiſch—
fauna betreffende Notizen. ni
a) Von der Gattung Mugil kommen an unſeren Küften,
jedoch ſehr ſelten, eine oder vielleicht zwey Arten vor. Brüns
nich hat wohl zuerſt auf einen Mugil in unſeren Meeren aufs
merkſam gemacht (Videnſk. Selſk. Skr. F. 1788. III. 406.),
welchen er für M. Cephalus L. anſah. Spätere Unterſuchun⸗
gen von Cuvier haben gezeigt, daß unter dieſem Namen
mehre verwandte Arten zuſammengeſtellt worden ſind. Vom
Cephalus gibt es keine beſtimmten Nachrichten, daß er noͤrd—
lich vom Mittelmeere vorkomme. Aber die zwey verwandten
M. Capito und Chelo find nicht eben ſelten an den engliſchen
Kuͤſten. Valenciennes glaubt, daß der letztere der gemeins
ſte in den noͤrdlichen Meeren ſey, und der, welcher bey uns
vorkomme. Wenigſtens nimmt er Schagerſtroͤms M. Ce—
phalus und Nilſons Capito für Chelo. Obgleich ich ans
zunehmen geneigt bin, daß V's. Vermuthung gegruͤndet ſey,
kann ich hieruͤber doch nichts Gewiſſes behaupten, indem ich
nur ein einziges Individuum habe unterſuchen koͤnnen, welches
am 11. December 1834. im Sunde mit Heringen gefangen
war. Dieß iſt zudem am Kopfe ſehr beſchaͤdigt. Es wird im
Muſeum des naturhiſt. Vereins aufbewahrt.
b) Blennius palmicornis Varrel (Fishes, p. 233.),
welcher nach Varrell und Valenciennes mit Nilſons
Bl. Galerita identiſch iſt, iſt nach Val. nicht palmicornis,
ſondern eine eigne Art. V. nennt ihn Bl. Yarrelli. Da
aber Bl. Galerita Stroem, Galerita As can., the erested
Blenny Pennant, Galerita Nils., palmicornis Yarr.
und Yarrellii Val. ein und derſelbe Fiſch zu ſeyn ſcheinen;
ſo ſcheint die dieſe Art treffende Verwirrung verdoppelt zu ſeyn.
V. bringt nehmlich die 3 erſteren zu einer Art Gunnellus und
nennt ſie Gunn. Stroemii; dagegen faßt er die uͤbrigen als
Bl. Varr. zuſammen. Es waͤre wuͤnſchenswerth geweſen, daß
V. ſeine Gruͤnde fuͤr dieſe Trennung angegeben haͤtte, welche
kaum gebilligt werden zu koͤnnen ſcheint. Reinhardt ſchlug
(Maanedsſkr. f. Liter. 1833., p. 259.) nach Wahlbaum
den Namen Bl. Ascanii für die erwähnte Art vor, und man
muß bedauern, daß weder Varrell, noch Val, hiervon Kennt⸗
niß erlangt haben. Der Bl. Galerita der nordiſchen Fauniſten
muß wohl auch, will man die Verwirrung nicht noch vergroͤ—
fern, kuͤnftig Bl. Varrellii genannt werden, wenn ihm auch
der Name Bl. Ascanii mit beſſerm Grunde zugekommen waͤre.
c) Wenn Val. nach Fabricius den Gunnellus vul-
garis (Bl. Gunn. L.) als in Grönland vorkommend angibt,
fo ſtimmt dieß gar nicht mit den neueren Unterſuchungen uͤber—
ein. Fabricius Al. Gunn. iſt ja Gunn. groenlandiens
Rhrdt., und da Val. dieſen von Reinhardt mitgetheilt er⸗
halten hat, ſo ſollte man glauben, er waͤre auch von dieſem
25
Umſtande unterrichtet worden. Wenn V. ferner, nach Faber,
den G. vulg. als ſelten an den juͤtlaͤndiſchen Küften angibt, fo
laube ich Grund zu haben, hier anderer Meinung zu ſeyn;
indeffen wird er, aus Schuld der gebraͤuchlichen Fiſchereyarten,
degen Beſchaffenheit der Kuͤſten uſw. freylich nicht häufig ge—
fangen.
d) Wenn V. den Bl. punctatus Fbr. als einen Gun-
nellus betrachtet, fo kommt dieß daher, daß er ihn nicht geſe—
hen hat, ſondern ihn nur aus Fabr. Beſchreibungen kennt.
So macht V. auch Bl. Lumpenus Fabr. und islandicus
B { Schn. zu Gunnellen, ohne einen von beyden gefehen zu
haben.
e) V. fuͤhrt Gunn. fasciatus Bl., deſſen Vaterland nach
Bl. das indiſche Meer ſeyn ſoll, und G. groenlandiens Rhdt.
als verſchiedene Arten, obgleich zweifelnd, auf. Es ſcheint
jedoch ſehr wahrſcheinlich, ja man mag wohl ſagen, gewiß, daß
Bl. das Vaterland unrichtig angegeben hat und beyde Arten
identiſch find. Waͤre dieß mit völliger Evidenz zu ermitteln,
ſo muͤßte wohl der Name lasciatus, als der aͤltere, beybehalten
werden.
II. In der vor nicht langer Zeit erſchienenen Ueberſicht zu
den Verhandlungen der Geſellſchaft der Wiſſenſchaften
(Videnſkabernes Selſkabs Forhandlinger) vom 31. May
1835. bis dahin 1836. finden ſich einige ichthyologiſche
Notizen von Reinhardt.
a) Die erſte betrifft den fo ſeltenen“ und fo unvollftän:
ig bekannten islaͤndiſchen Rauhfloſſer (Trachypterus
Bogmarus Valenc.), welcher auch der eigentlich daͤniſchen
auna angehört. ** Ein bey den Faͤroͤern im Sommer 1828.
gefangenes Individuum, welches ungemein wohl erhalten war,
veranlaßte den Herrn Schousboe, eine Zeichnung zu verfer—
igen, welche in Genauigkeit alle anderen bisher bekannten weit
übertrifft, und von der wohl bald eine Mittheilung in den Vi—
enſk. Selſk. Skrift. zu erwarten iſt. Länge von der Spitze
es geſchloſſenen Mundes bis zur Wurzel der Schwanzfloſſe
‚3 65 Kopf 74 mal und Schwanzfloſſe 63 mal in dieſer
aͤnge enthalten. Größte Höhe, welche in das Ende des erſten
Dittels der Länge faͤllt, geht 53 mal auf die Länge. Strah—
en der Kiemenhaut 6, die Bruſtfloſſe 10—11, Bauchfloſſe 6,
erſte Ruͤckenfloſſe 5, zweyte 172, Schwanzfloſſe 8. Die ſilber—
laͤnzenden Seiten mit 2 großen, ſchwaͤrzlichen Flecken. Der
Jerf. macht auf einige minder bedeutende Puncte aufmerkſam,
denen Valenciennes Beſchreibung““ nach einem getrockne—
n Exemplar vom Nordkap von dem fäͤroͤiſchen abweicht. Die
on Yarrell (British ſishes, I. 191.) mitgetheilte Abbil⸗
Jung nach einem verſtuͤmmelten Ex. kann, in fo fern die res
Vielleicht iſt er doch nicht fo ſelten in den noͤrdlichen Meeren.
Gaimard konnte ſich (S. die Vorrede zum 12ten Theile der
Hist. nat. d. poiss.) während eines ziemlich kurzen Aufent-
1 halts auf Island 2 Exemplare verſchaffen, deren eines faſt 8“
4 lang war.
Ein im Herbſte 1828. auf den Strand bey Skagen geworſenes
Exemplar befindet ſich im naturhiſtoriſchen Muſeum der Kopen⸗
hagner Geſellſchaft.
Cuv. et Valenc. Hist. des poiss. X.
Iſis 1841. Heft 1.
26
ſtituirten Partien richtig ausgeführt ſind, nicht zu der G.
Trachypterus gebracht werden.
b) Von dem im erſten Hefte dieſer Zeitſchrift als Chirus
praeeisus beſchriebenen neuen groͤnlaͤndiſche Fiſche hat der Vf.
am 15. Jul. 1836. der Geſellſchaft der Wiſſenſchaften unter
dem Namen Stichaeus unimaculatus eine Beſchreibung und
Abbildung vorgelegt. Das koͤnigl. Muſeum hat 1834. Exem⸗
plare dieſes Fiſches aus Nord- und Suͤdgroͤnland erhalten;
(im Herbſte 1836. erhielt auch der naturhiſtoriſche Verein
mehre Exemplare) und der Verf. berichtet, daß er ihn fruͤher
Clinus unimaculatus benannt habe.
Dieſe neue Art hat den Verf. veranlaßt zu einer genau
vergleichenden Unterſuchung aller ihm bekannten groͤnlaͤndiſchen
Blennii L., in Folge deren er dieſe in 3 Gruppen oder Unter:
gattungen theilt.
1) Gunnellus: Kiemenhaut unter dem Halſe in eine
Querfalte verwachſen und mit 5 Strahlen verſehen;
keine oder ſehr wenige Zaͤhne auf dem Pflugſcharbeine:
keine Seitenlinien. — Arten: G. groenlandicus (fas-
ciatus Bloch) und G. affinis.
2) Lumpenus: Kiemenhaut nach hinten frey, mit 6
Strahlen; Pflugſcharbein mit Zaͤhnen; Seitenlinien
ohne Schleimoͤffnungen. Arten: L. Fabrieii Reinh-
(Blenn. Lumpenus Fabr.), L, medius R., L. acu-
leatus R.“
3) Stichaeus: 6 Strahlen in der freyen oder nach vorn
ganz zuſammengewachſenen Kiemenhaut; Zaͤhne auf
dem Pflugſcharbeine und den Kiemenboͤgen; ** eine
oder mehre mit Schleimoͤffnungen verſehene Seiten:
linien. Arten: St. punctatus (Bl. punct. Fabr.),
St. unimaculatus.
e) Scopelus glacialis Reinh., ein neuer groͤnlaͤndi—
ſcher Fiſch, von welchem das koͤnigl. Muſeum nach einander
6 Exemplare, alle aus den noͤrdlichſten Colonien, erhalten hat,
wie der naturhiſtoriſche Verein Exemplare aus dem ſuͤdlichen
Grönland. Größe 2-34“. Ruͤckenfloſſe hat 12, Afterfloffe
17 Strahlen.
d) Motella argentata Rh. (vom Vf. verſchiedenen Mu⸗
ſeen früher unter dem Namen M. unieirrata mitgetheilt), jeden⸗
falls eine neue groͤnlaͤndiſche Art; hierher nur aus dem ſuͤdli—
chen Groͤnland geſandt, wo er haͤufig iſt. Farbe ſilberglaͤnzend,
„Hier muß ich aufmerkſam machen auf den großen Zuwachs, den
die Ichthyologie täglich erhält und jetzt noch alle zoolog iſch⸗
geographiſchen Bemuͤhungen, die allgemeinſten ausgenom⸗
men, unſicher macht. Im J. 1833. druͤckte ſich Reinhardt
ſo uͤber die Gattung Clinus aus: dieſe Gattung iſt dem Nor⸗
den und Suͤden gemeinſchaftlich, doch mit uͤberwiegender Anzahl
der Arten im Norden. Nun hat dagegen der Suͤden (nach
Cu v. u. Val. Xl.) wenigſtens die 4fache Artenzahl, voraus:
geſetzt, daß man die früher von R. zu Clinus gebrachten Arten
dieſer Gruppe beyzaͤhlen will. Nimmt man dagegen die Unter⸗
gattungen Lumpenus und Stichaeus an, fo verſchwindet der
Name Clinus ganz aus der nordiſchen Fauna.
Auf den Kiemenboͤgen hat Ref. keine Zähne angetroffen.
2*
27
Kopf ſtumpf, Schwanzfloſſe flach eingeſchnitten. Länge 23 bis
3%, (Der Verf. meynt indeſſen, daß feine Individuen ganz
jung ſeyen). Der Verf. glaubt, daß das noͤrdliche Grönland
eine große Motella-Art beſitze (Motella Ensis Rh.), welche
ſich durch die Laͤnge des erſten Strahls in der erſten abortiven
Ruͤckenfloſſe auszeichne (welcher faſt fo lang iſt, als der Kopf),
ferner auch durch die Stellung des Afters (welcher weiter zu—
ruͤck fist, als bey M. Mustela); aber er kennt fie nur nach
ſehr beſchaͤdigten Individuen, welche im Magen eines Kappen⸗
robben gefunden worden waren.
e) Groͤnland hat 2 Liparis-Arten, F abr. Cyelopterus
Liparis, fuͤr welchen der Vf. den Namen L. tunicata vor⸗
ſchlaͤgt, und noch eine, dem Vf. nur nach einem verſtuͤmmelten
Er. bekannte, welche in der Zeichnung viele Aehnlichkeit mit
PYarrells L. Montagui hat.
III. Die ſeelaͤndiſchen Pleuronectes-Arten von
Gottſche in Wiegmanns Archiv f. 1835., Bd. 2.
Einige Bemerkungen zu dieſem Aufſatze in ſyſtematiſcher
Hinſicht.
Cuvier theilte die Linn. G. Pleuronectes in 6 Un⸗
tergattungen, von denen nur 4 (Platessa, Hippoglossus,
Rhombus und Solea) Repraͤſentanten in unſerer Fauna ha—
ben. Gottſche bringt unſre 11 Schollenarten zu 9 Subge-
nera und Subsubgenera. Eine vergleichende Ueberſicht wird
recht deutlich zeigen, wie die Beſchwerlichkeiten der an und fuͤr
ſich nicht wenig laͤſtigen Nomenclatur auf dieſe Weiſe in's Un⸗
endliche vermehrt werden: -
Linne. Cuvier. Gottſche.
Pleuronectes. Platessa. Platessa.
Platessa. vulgaris. vulgaris.
Flesus, Flesus. Flesus.
Microstomus.
microstomus Fbr.* microstomus. latidens.
Glyptocep valus,
Saxicola Fabr. Saxicola. Saxicola.
Limanda.
Limanda. Limanda. vulgaris.
Hippoglosso des.
limandoides Bl. Limandoides. Limanda.
Hippoglossus. Hippoglossus.
Hippoglossus. vulgaris. maximus.
Hhombus. Rhombus.
maximus. maximus. aculeatus.
Rhombus. vulgaris. laevis.
Zeug opterus.
hirtus Ab. hirtus. hirtus.
Solea. Solea.
Solea. vulgaris. vulgaris.
Wir fehen hier, daß unſere Fauna, ohne um irgend eine
neue Art vermehrt zu ſeyn, mit vielen neuen Namen bereichert
Bey den nach Lin nes Zeit hinzugekommenen Arten iſt
der Begruͤnder des Artnamens angegeben.
iſt. Die Abtheilungen Platessa, Hippoglossus, Rhombu
Zeugopterus und Solea nennt der Vf. Untergattungen. Abt
warum gibt er den anderen Gruppen, welche nach ſeiner eignen
Anſicht geringere Bedeutung, als eine Untergattung haben,
eigne Namen? Was die Sache noch verſchlimmert,ſiſt, daß
die Nomenclatur nicht allein einen ſtarken Zuwachs bekomm 1
hat, ſondern daß die Namen auf willkuͤhrliche Weiſe unte
einander gemengt und verändert worden find, Pleur. Liman-
da L. nennt der Vf. Limanda vulgaris, und Pleur, liman-
doides BI. dagegen Hippoglossoides Limanda. So hat
alſo die Linneiſche Art ihren Linneiſchen Artamen v .
loren und der letztere iſt einer andern Art in derſelben Linne
ſchen Gattung beygelegt worden, und das natuͤrlich bloß, wei
der Verf., welcher den neuen Namen Hippoglossoides aufge
ſtellt hatte, ſelbſt es anſtoͤßig fand, die betreffende Art Hippo-
glossoides limandoides zu nennen. Beſſer würde es doch
geweſen ſeyn, wenn der Vf., indem er die neue, von ihm als
Hippoglossoides bezeichnete Abtheilung ganz nothwendig fand,
ihr einen andern Namen gegeben hätte, und das um fo mehl,
da jener Name nach lange verpoͤnten Grundſaͤtzen gebildet wor
den if, (Die Gattungsnamen auf oides find nach Linnes
Philos. bot. verwerflich. ) . a N Aue
Eben fo wenig, als dieſe Veränderungen zu billigen find,
ſcheint dieß auch der Fall zu ſeyn, wenn der Vf. Pl. max. L.
Rhombus aculeatus nach Schoneveld nennt und dem PI.
Hippoglossus L. den Artnamen maximus beylegt. Ferner
halte ich es nicht für überflüffig, zu bemerken, daß es vice
noch ziemlich ungewiß ſeyn möchte, welchen Namen Pl. miero-
stomus Faber zu behalten habe. In einer ſeltnen ſchwedi⸗
ſchen Schrift (Goͤtheborgſke Selſkabets Handlinger) fand ich
eine Schollenart von Hollberg abgebildet und beſchrieben
(unter dem Namen Pl. Quenselii, wenn ich nicht irre,) welche
ich für identiſch mit Pl. mierost. halten moͤchte.“ Eben fo
finde ich es glaublich, daß der Pl. microcephalus der engli⸗
ſchen Fauniſten mit PI. mierost. Fa b. identiſch ſey. 7
Was das neue Subgenus und die kleineren Gruppen bez
trifft, welche der Vf. aufſtellt und benennt, ſo wird ihre Dauer
natuͤrlich von der Feſtigkeit der Grundlage abhaͤngen, auf wel⸗
cher fie errichtet find, Der Vf. beſchuldigt Cu vier, daß er
bey der Schollenfamilie dem Grundſatze untreu geworden ſey,
welchen er beym Ordnen der Stachelfloffer befolgt hat, und
meynt dieß dadurch zu erklaͤren, daß mehre der nordiſchen Schal
lenarten Cuvier unbekannt oder weniger bekannt geweſen ſeyen.
Das laͤßt ſich wohl hoͤren; indeſſen hat Cuvier ohne Zweifel
den Pl. birtus recht wohl gekannt, ohne ſich doch veranlaßt zu
finden, ihn von der Untergattung Rhombus zu trennen. Viel⸗
leicht iſt jedoch dieſe Trennung noch unter den vom Verf. ges
machten diejenige, welcher man bey oberflaͤchlicher Betrachtung
ſich am Zi geneigt fühlen möchte, zu folgen. Nach Mar⸗
rells Unterſuchungen ſcheint fie aber ganz wegfallen zu müfz
—
* Auffallend iſt es daher, daß Nils ſon, welcher bey anderen Ge:
legenheiten Hollberg citirt, ihn hier mit Stillſchweigen über:
gangen hat. Selbſt, wenn er mit ſich ſelbſt nicht einig wat
wohin n Hollberg's Abbildung zu bringen hätte, mochte
man . eine Anzeige davon erwartet haben. 7
|
29 : — 30
|
fon. Marr. nehmlich ſtellt Abildgaards Pl. hirtus und ganz zu vernichten, welche die binaͤre Nomenclatur der Wiffen-
Blochs punctatus als beſtimmt verſchiedene Arten auf und ſchaft verſchaffen ſoll.“
gibt unter den Artkennzeichen an, daß beim erſtern die After—
floſſe und die Bauchfloſſen vereinigt ſind, bey der andern nicht.
Aber, man mag nun beyde fuͤr Varietäten einer Art, oder für Welch ein Freund der Verfaſſer von neuen Namen iſt, ſieht
man unter Anderm daraus, daß er, nach gemachter Bemerkung,
2 deutliche, aber verwandte Arten halten; fo ſcheint es doch kei— man nenne mit Recht die Schollen unſymmetriſche Fiſche im
nem Zweifel zu unterliegen, daß das vorzuͤglichſte Kennzeichen Gegenſatz zu den übrigen Fiſchen, vorſchlagt, ee Ga-
für die neue Untergattung, und das, welches den Namen stronectae, als entgegengeſetzt gegen Pleuronectae, der Be⸗
Zeugopterus veranlaßt hat, als generiſch verſchwinde. Die n n zu an An ee en
F ‚ ; 5 jedenhei ganzen andlung nur dreymal Gelegenheit hat, den Namen
übrigen Abtheilungen ſcheinen mir auf ſolchen nn 15 Casironeciae eee eee, ee e
zu beruhen, daß man, beym conſequenten urchfuͤhren der Beſchwerde dieſe Benennung hätte weglaſſen konnen. Selbſt
Grundſaͤtze des Verf., Gefahr laufen wuͤrde, faſt eben fo viele Abarten gibt er eigene Namen, z. B. nennt er Platessa Pseu-
Gattungen als Arten, zu bekommen, und ſonach die Vortheile doflesus eine Abart des Goldbutts.
Hier eine tabellariſche Ueberſicht der Eintheilungsprincipien des Verfaſſers.
Pleuronectes
— — — EN
2 2 2 2 2 2
2 3 2 2 Os
28 8 NEN
* S* — on nase.
3 8, 2 2 3
2 2 = 2A 2
2 = 2
2 G2 2 SN
S. 2 2 = 2
2 S
4 5
N Nee * deer
— —— . N N,
3 S 7 8
20 2 2 = E. S2 = nn SHE
— 2 m S 2 2 3 2
E = S ETSIS 3 28
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— x 7 nm — =;
2 U u = E
7 2 5 8 1
0 5 a 2 7
7 5
31
Die Gruͤndlichkeit und der Scharfſinn, mit welchen der
Verfaſſer die Schollenarten beſchrieben hat, erwecken den Wunſch,
von ihm Nachrichten über die Fiſche der Elbe, uͤber die ſelte—
nen bey Helgoland vorkommenden Fiſche und über die Suͤß⸗
waſſerfiſche der Herzogthuͤmer zu erhalten, kurz, den hambur⸗
ger Schoneveld renoyatus in dem Altonaer Gottſche zu
gewinnen.
IV. Nilsson. Observationes ichthyologicae,
1. Lundae 1835. 16 Pag. in 8vo.
Da dieſe kleine, als academiſche Differtation herausge⸗
kommene Schrift, die als Zugabe zu des Verfaſſers Prodro-
mus lchthyologiae scandinavicae betrachtet werden kann,
wohl nur wenig bekannt und auch ſchwer zu erhalten iſt, theile
ich die Notizen aus derſelben mit, welche hier von Intereſſe
ſeyn koͤnnen.
Particula
a. Salmo silus Ascan. Des Verfaſſers Bemerkungen
über die ſen Fiſch find beynahe die intereſſanteſten in der Schrift.
Nachdem er ſich die Priorität für das Hinfuͤhren von Aſca—
nius S. silus und Stroͤm's Blankeſteen zu einer
Art vindiciert hat, beweiſt er, daß der in Rede ſtehende Fiſch
eine Argentina ſey, und folglich die von Reinhardt vorge—
ſchlagene Gattung Silus wegfallen muͤſſe.“ Die Gattung Ar-
gentina beſteht demnach jetzt aus 2 Arten: Arg. sphyraena
im Mittelmeere und Arg. silus in der Nordſee und dem noͤrd—
lichen Kattegate. In Chriſtianiafjord, in welchem dieſer Fiſch
nicht ſehr ſelten iſt, heiße er Stroͤmſild (Stromhaͤring).
Der Speciescharäcter lautet: Arg. corpore angulato, squamis
latissimis, imbricatis, asperrimis, tecto, 7 Individuen von
verſchiedenem Alter hatten ſaͤmmtlich 6 Strahlen in der Kie—
menhaut, ſo daß dieſe Sache keinem Zweifel weiter unterliegen
kann. In des Verfs. Beſchreibung haͤtte man wohl mehrere
Ausmeſſungen gewünfcht.
b. Beſchreibung von Coregonus Lavaretus (Prodrom.
pag. 15). a ;
o. Von Scopelus borealis, welcher kurz befchrieben wird,
finden wir die intereſſante Nachricht, daß er im noͤrdlichen Kat—
tegatt vorkomme. Dagegen iſt noch zu ermitteln, ob er wire:
lich eine neue Art ausmache, wie der Verf. meynte, indem er
ihm den Namen borealis beylegte, oder ob er identiſch ſey mit
Scop. humboldtii, wie Parrell annimmt.
d. Einige vergleichende Bemerkungen zwiſchen dem Haͤ—
ringe im Kattegatt und in der Dftfee: der Verf. verweiſt das
» Der Verf. verwirft nicht allein den Gattungsnamen Silus, als
gegen die bey der zoologiſchen Nomenclatur angenommenen Re:
geln gebildet, ſondern auch den Artnamen Ascanii, wobey er
ſich auf Oken beruft, qui nomina personarum (11) e se-
rie brutorum excludenda existimet. Oken hat ſich gegen
die Bildung der Gattungsnamen aus Perſonennamen, aber, ſo
viel ich weiß, nicht gegen dergleichen Artnamen erklaͤrt, welche
auch binne und andere gute Syſtematiker billigen: Nomina
trivialia ad clarissimorum virorum memoriam conservan-
dam introducta sancte servanda, fagt Fabricius (Phil.
entom. $. 41.), fügt aber zugleich hinzu: hoc unicum et
summum laboris praemium caste dispensandum ad imi-
tamentum et ornamentum Entomologiae. Nur der Miß⸗
brauch macht ſolche Namen verwerflich.
bey auf eine K. T.,
Schrift nicht findet.
e. Der Verfaſſer hat an der Kuͤſte von Holland junge
Exempl. von Gadus merlangus mit einer kurzen Hakenſchnur
erhalten. }
die fich aber bey meinem Exemplare der
f. Pleur. platessa kommt bisweilen im Kattegatt mit
den Augen auf der linken Seite vor. 1
g. Was der Verfaſſer von Pl. Flesus erzählt, daß ſie
bis hoch hinauf in die Fluͤſſe ſteigt, iſt lange bekannt und ſteht
z. B. in Cuviers Regne animal. In Daͤnemark kommt fie
auch in verſchiedenen Binnenſeen vor, welche entweder in Ver⸗
bindung mit dem Meere, oder dieſem ſo nahe find, daß fie
bey Ueberſchwemmungen zuweilen mit demſelben zuſammen
fließen.
h. Der Verfaſſer erkennt es jetzt, daß ſein Pl. nigro-
manus mit Fabers Saxicola identiſch fen, behauptet aber zus
gleich, daß der Artname Nigromanus als der ältere, beybehal
ten werden muͤſſe. Dieſe Behauptung iſt ſehr auffallend.
bemerkt ſelbſt in ſeinem Prodromus, welcher 1832. erſchien,
daß Faber dieſe Art in der Iſis 1828. beſchrieben habe.
Wie kann denn Nilsſons Name älter ſeyn? Ja! Ante lu-
strum quod excurrit, ſagt er im erwähnten Prodr., hane
speciem sub nomine allato descripsimus et in publicis
privatisque scholis commonstravimus! N. ſcheint alſo nicht
anzuerkennen, daß der Namenstag einer Art in der Zoologie der
Tag iſt, an welchem der Name das erſte Mal durch den Dr
bekannt gemacht ward. Es iſt leicht zu begreifen, welches
Chaos die Zoologie werden wuͤrde, wenn Nilsſons Anſicht bey
vielen Zoologen Eingang faͤnde. g
Die Schrift enthält ferner Beſchreibungen von i. Squa-
lus cornubicus , k. Petromyzon marinus und J. Gadus
aeglefinus. Man würde ſich dem Verf. gemäß mehr verbun⸗
den gefühlt haben fir ausführliche Beſchreibungen verfchiedenet
in feinem Prodr. aufgefuͤhrter neuer Arten, z. B. Batrachus
borealis, * Salmo ocla, Gadus raptor uſw., als für dieſt
unvollſtaͤndigen Beſchreibungen ziemlich (zum Theile ſogar fehr)
gemeiner und wohl bekannter Fiſche. — Einige Druckfehler,
z. B. Pleur. Lincaudam für Pleur. limandam, Gadus äee-
lefinus für G. aeglefinus uſw., koͤnnen für Anfänger verwit
rend ſeyn. 1
ger
7) S. 388— 391. Prodromus hymenopterologü
scandinavicae, auct. Gust. Dahlbom. Lundae 1833.
(104 Seiten und zwey Steindruͤcke). Angezeigt vom Hera
geber.
Jeder, welcher ſich mit irgend einem Theil unſerer Fau
beſchaͤftigt hat, wird auch Gelegenheit gehabt haben, die tr
loſe Armuth unſerer fauniſtiſchen Litteratur in dieſem Jahrhun
derte recht tief zu fühlen. Man koͤnnte veranlaßt werden, vie
Valenciennes, welcher Nilsſons Prodr. kennt und bey
dern Gelegenheiten citiert, uͤbergeht nicht allein in dem
zeichniſſe der Batrachusarten dieſe Art mit Stillſchweigen;
dern laͤugnet ſogar in der Einleitung zu dieſer Gattung,
es eine europäiſche Batrachusart gebe—
Theile unſerer Fauna mit jenen Urwaͤldern der neuen Welt zu
vergleichen , welche nie ein menſchlicher Fuß betreten hat und
deren Inneres durch die Strahlen der Wu, nie beleuchtet
worden iſt.
| Für den Anfänger, der noch keine Kenntniß von den
Huͤlfsmitteln hat, welche fremde Litteraturen darbieten und ſich
in den allermeiſten Fällen dieſe Huͤlfsmittel nicht wuͤrde ver,
ſchaffen koͤnnen, wenn er ihr Vorhandenſeyn auch ahndete, iſt
dieſe große Armuth ſehr abſchreckend. Er wird indeſſen, wenn
er nicht den Muth ganz verliert und die Zoologie aufgibt, bald
aufmerkſam auf das Surrogat werden, welches er an die Stelle
einer original⸗fauniſtiſchen Litteratur zu ſetzen hat. Dieß iſt die
ſchwediſche fauniſtiſche Litteratur.
| Wenn es gleich unbehaglich für den Armen ſeyn kann,
einen reichen Nachbar zu haben, weil ſein eigener Mangel da—
durch nur um deſto augenfaͤlliger und ihm ſelbſt um ſo fuͤhl—
barer wird; ſo wird der reiche Nachbar ihm auf der andern
Seite auch wieder Huͤlfe und Troſt gewaͤhren koͤnnen. So
geht es uns mit der ſchwediſchen fauniſtiſchen Litteratur. Ihr
Reichthum gereicht uns zur Demuͤthigung, aber auch zum Tro—
ſte. Wer in Daͤnemark daͤniſche Koleopteren beſtimmen will,
ſucht Huͤlfe bey Gyllenhalz uͤber Hemipteren und Dipteren
heiſchen wir Erlaͤuterung von Fallen, uͤber Orthopteren von
Zetterſtedt. Der Anfaͤnger beſtimmt die daͤniſchen Fiſche
nach Nilsſons Prodromus, die daͤniſchen Land- und Suͤßwaſ—
ſermollusken ebenfalls nach einem Handbuche von Nilsſon und
fo weiter.“ Kurz, wir gehen zu des Nachbars Thuͤr, um
au leihen, was wir von fauniftifhem Hausrathe bedürfen,
Alle hier genannten und gemeynten Werke ſind freylich
nicht gleich trefflich; aber ſelbſt da, wo eine andere Litteratur
vorzuͤglichere Werke uͤber einen gewiſſen Zweig unſerer Fauna,
als die ſchwediſche, darbieten duͤrfte, muß dieſe doch meiſtens
aus andern Gründen ſowohl den Vorzug haben, als auch ins—
beſondere in Ruͤckſicht auf die geographiſchen Verhaͤltniſſe. In
einem Werke uͤber die Thiere des ſuͤdlichen Schwedens kann
man mit Wahrſcheinlichkeit auch die meiſten in Daͤnemark vor—
kommenden anzutreffen erwarten, und dieß verlangen wir doch
vor allem andern bey unſeren fauniſtiſchen Unterſuchungen.
Auch die Schrift, deren Titel oben angefuͤhrt iſt, hat in
Bezug hierauf fuͤr uns ein ſperielles Intereſſe. Der fleißige
Verfaſſer hat ſeine Aufmerkſamkeit auf einen Theil der ſchwe—
diſchen Fauna gerichtet, welcher weniger bearbeitet war, nehmlich
auf die Hymenopteren, *** und beſchloſſen, dieſe ganze, fo
* Die Ornithologie iſt faſt der einzige Theil, welchen man auf⸗
nehmen koͤnnte. Uebrigens vergeſſe man nicht, daß ich nur vom
gegenwärtigen Jahrhunderte ſpreche, und daß alſo Müllers au:
ßerordentliche Verdienſte hier nicht geſchmaͤlert ſeyn koͤnnen.
* Daſſelbe gilt auch ruͤckſichtlich der Thiere, welche in Verſteine⸗
rungen bey uns vorkommen. Nilsſon, Dalman, Wah⸗
lenberg, Hiſinger müffen uns, fo weit die Umftände es
zulaſſen, Hülfe leiſten.
8 Schwediſche Gelehrte, welche vor Dahlbom in dieſem Jahr⸗
hunderte uͤber ſchwediſche Hymenopteren geſchrieben haben, ſind:
1) Fallen: Försök till uppstallning och beskrifning af
855 i Sverige funnene arter af insect-slägted Tenthredo
L. (Vetensk. Acad. Handl. 1807 — 8.)
Iſis 1841. Heft 1.
34
zahlreiche, fo ausgezeichnet beſchwerliche, aber zugleich fo inter:
eſſante Inſectenordnung durchzugehen, ſo weit ſie innerhalb
Scandinaviens Graͤnzen vorkommen. Wir haben ſchon einige
hierher gehoͤrende monographiſche Arbeiten von ihm, welche theils
als academiſche Differtationen erſchienen find. * Da er längere
Zeit hiedurch mit daͤniſchen Entomologen (Weſtermann, Drem:
ſen) in Verbindung geſtanden und Mittheilungen von dieſen
erhalten hat, ſo finden wir in ſeinen Schriften oft Notizen,
welche unſere Fauna unmittelbar betreffen, z. B. uͤber das
Vorkommen gewiſſer Arten bey uns uſw. Ich gebe hier bloß
den Inhalt des Werkes.
1) Ratio operis. 2) Hymenopterorum characteres
normales. 4) Conspectus hym. scandinaviae ex ultima
serie. 4) Monographia tenthredinidum scandinaviae: a.
Litteratura; b. Familiae tenthred. scand. characteres nor-
males; c. Historia evolutionis; d. Conspectus generum
tenthred. scand.; e. Adumbrationes generum, subgene-
rum et specierum et fam. Tenthred. scand. 6) Mono-
graphia xiphiuridum scandinaviae. 6) Monogr. siricidum
scand. 7) Mon. oryssinorum scand. Monogr. cynipse-
arum scand.
Dieß wird, nach des Verfaſſers Angabe, der Innhalt
des Werks. Der Theil aber, welcher vor mir liegt, geht
nur bis zur achten Gattung der Tenthredinides: Prio-
phorus.
Linne kannte kaum über 30 Arten ſchwediſcher Ten-
thredinides; der Verfaſſer hat dagegen 270 ſchwed. Arten be—
ſchrieben, von denen 140 neu fuͤr Scandinavien ſind, 80 nach
2) Fallen: Försök till uppst. af de i Sverige funnene
Hymenopterer. (Vet. Ac. H. 1812.)
3) Dalman: Nagra nya genera och species af insecter.
(Vet. Ac. H. 1818.)
4) — Försök till uppst. af insect-familien Ptero-
malini (Cynipseae Latr.) i synnerhet med af seende
pa de i Sverige funnene arter (Vetensk. Acad. Handl.
1820 - 22,
5) —
6) — Anmärkningar om Ichneumoniderna i all-
mänhet. (V. A. H. 1825.)
7) Fallen: Monogr. Tenthredinidum. Sueciae. 1829. durch
den Tod des Verf. unterbrochen.
Hierzu findet man noch einzelne Notizen von geringerer Be⸗
deutung uͤber ſchwediſche Hymenopteren hin und wieder in
den Vet. Ac. H,
» Die mir bekannten Schriften des Verf. find: Monographia
Pompilorum Sueciae, Lund. 1829. 1 Bogen in 8. — Mo-
nogr. Chrysidum Sueciae, Lund, 1829. 1 Bogen in 8. —
Exercitationes hymenopterologicae, Lund. 1831. (Ich
habe von dieſer Schrift nur 3 Bogen geſehen, weiß aber, daß
noch ein Paar Bogen hinzugekommen ſind.) — Bombi scandi-
naviae, Lund. 1832. 55 S. in 8. und 12. mit ill. Abb. —
Clavis novi hymenopterorum systematis, Lund, gr. 4.
40 S. und 1 Steindr. mit theils col. Abb. — Conspectus
tenthredinidum, siricidum et oryssinorum scandinaviae,
Hafn. 1835.
Muß wohl Prionophorus heißen, von rel und pe.
der Ueberſetzer.
Analecta entomologica. Holm. 1823.
3
35
des Veef. Meynung nicht bloß für Scandinavien, ſondern für
die Wiſſenſchaft.
8) S. 392 — 404. Vermiſchtes (Berichte über verſchie—
dene neue Entdeckungen in der Zoologie und Phyſiologie; jetzt
nichts Neues mehr enthaltend.).
9) 404 — 415. Anzeichnungen und Bemerkungen zur
daͤniſchen Fauna; vom Herausgeber.
a) Mysis fleuosag.“ Scheint von Müller nur ein⸗
mal im Sunde gefunden worden zu ſeyn, und von keinem daͤ⸗
niſchen Schriftſteller nachher wieder. Im Anhange zu John
Roß's zweyter Nordpolreiſe wird behauptet, daß ſie in den
europäifhen Meeren ſparſam vorkomme (Wiegmanns Archiv,
1836. Bd. 1. S. 295). Herr Kroͤyer aber hat ſie an vie⸗
len Stellen der daͤniſchen Kuͤſten gefunden, und ſie ſcheint dort
uͤberall und in großer Menge vorzukommen. Auch tief in die
Oſtſee ſcheint dieſer Krebs zu dringen, denn Sie bold habe
eine Mysis bey Danzig gefunden. Er lebe ſowohl im
Brack⸗ als im ſalzigen Waſſer, halte ſich gern in großen
Schaaren zuſammen uud gehe an flachen Küften ganz tief
ins Land.
„Die Abbildungen in der Zool. dan. (Taf. 66.) zeigen
folgende Unrichtigkeiten:
= Das Kopfbruſtſtuͤck iſt nicht getrennt vom Hinterkoͤrper,
und die Ringe des letztern ſind nur auf der Unterflaͤche
angedeutet, obgleich ſie ſich auch auf der obern Flaͤche
deutlich zeigen.
Die Zahl der Fuͤße iſt zu groß (wenigſtens kann ich nicht
anders ſehen, als daß die Abbildung 7 Paare zeigt,
außer den Kaufuͤßen); ferner ſind die 3 letzten Paare als
einfache abgebildet. Das Ruder, an der innern ſowohl
als äußern Fußreihe, hat zu viele Glieder, da dieſe in
der Natur bey der erſtern 15 — 16, bey der letztern 7
bis 8 nicht zu uͤberſteigen ſcheint.
3) Der Enddorn der Fuͤhlerſchuppe iſt in der Natur nicht
durch einen fo tiefen Einſchnitt getrennt, wie ihn die Fi-
gur angibt.
4) Die beyden Dornen, welche M. am Schwanzblatt abge—
bildet hat, ſind viel zu lang und muͤßten weiter gegen
die Seiten hin ſitzen, da ſie nichts anderes ſind als eine
Fortſetzung der Dornenreihe, welche ſich längs dem aͤußern
Rande des Blattes findet.
Daß M. flex. und die groͤnlaͤndiſche M. oculata ſpecifiſch
verſchieden ſeyen, leidet keinen Zweifel.
Leachs N. spinulosa und Müllers Canc. flexuosus
2
—
* Man pflegt gewoͤhnlich Myeis flexuosus zu ſchreiben, aber die
Alten brauchten Mysis als Frauenzimmernamen (fo z. B. Te⸗
renz in ſeiner Audria).
„ S. Müllers Arch. f. Anat. c. J. 1837, S. 433, Mysis vul-
garis. Bey Greifswald iſt ebenfalls eine Mysis, und zwar
in der See ſowohl als im Ryckfluſſe, von Greplin verſchiedene
Male gefunden worden.
Anm. d. Ueberſ.
ſcheinen identiſch;
2 a
36
fo wie Fabricius C. ocul. und Leachs
Nur ein Umſtand ſetzt mich hier in Veclegen⸗
M. fabrioii.
heit: bey keinem der vielen von mir microſcopiſch unterſuchten
Exemplaren von M. ocul. fand ich die dritte, kurze, ſchuppen⸗
foͤrmige Vorſte an den oberen Fuͤhlern, welche bey M. flex
fo deutlich iſt nnd die Desmareſt auch von M. fabri
Leach. abbildet. — Was ich dagegen von Fabr. Cancer
pedatus ſagen ſoll, welcher auch eine Mysis iſt, weiß ich nicht,
Keiner, nach F., ſcheint ihn geſehen zu haben, obgleich er
„„Stupenda multidudine““ vorkommen ſoll. Sollte es eine
beſondere Art ſeyn?“
b) Lepas cygnea Spengler. (Lep. anatifera w
Tab. 47. Anatifera vitrea Lmck. 2) *
Von den 8 in Müllers Prodromus (Nr. 3022— 8030) |
angeführten Lepaden gehören 3 zur Abtheilung Anatifera Br. |
oder den Cirripedia pedunculata, nehmlich: L. (Pollieipes) |
scalpellum, L. anatifera und L. (Otion) aurita, Aber keine
derſelben konnte man mit Sicherheit zur daͤniſchen Fauna auf
Müllers Auctoritaͤt ſtellen. L. scalp. hat er vermuthlich nach
Linne aufgenommen, welcher meldet, ein gewiſſer Martin habe
ſie ihm aus dem norwegiſchen Meere gebracht, ohne naͤherer
Umſtaͤnde zu erwaͤhnen. Abildgaard gibt zwar im dritten |
Hefte der Zool. dan. eine Abbildung (Taf. 94.) von Pollie.
scalp. nach Muͤllers Zeichnung, ohne aber den Aufenthaltsort
zu wiſſen. Er meynt nur im Allgemeinen: in Sertularüs
maris septentrionalis plerumque invenitur parasitica. —
L. anatif. kann man bey uns oft genug unter dem Boden
der Fahrzeuge ſammeln, welche aus dem Mittelmeere oder ſonſt
von weiten Reiſen kommen; aber in ſolchen Fällen gehört fie
unſerer Fauna nicht an; Müller ſcheint fie auch bloß als nor⸗
wegiſch und islaͤndiſch anzufuͤhren. — Lep. aurita findet ſich
im Polarmeere auf Wallfiſchen und kann alfo nicht zur daͤni⸗
niſchen Fauna gerechnet werden, wenn nicht in fo fern], als fie
vielleicht bisweilen zufällig auf einem bey uns geftrandeten
Wallfiſche gefunden wurde, wovon ich aber noch kein Bey:
ſpiel weiß. 5
Einige Jahre nach der Herausgabe von Müllers Prodros
mus lieferte Spengler eine Monographie der linneiſchen Gat⸗
tung Lepas (Naturhiſt. Selſk. Skr. Bd. 1. H. 1. [1790
S. 158 f.); er intereſſierte ſich aber nicht für unfere Fauna,
und es wird in der Abhandlung keiner Anatifera, als an den
daͤniſchen Kuͤſten vorkommend, erwaͤhnt.
Indeſſen beſitzt das daͤniſche Meer wohl wenigſtens eben
fo viele Arten der Abtheilung Anatifera, wie Miller angibt,
wenn auch nicht eben alle dieſelben Arten. Lep. cygn,, wel⸗
che Sp aus der Nordſee in der Naͤhe von Bergen erhalten
„ Sonderbar iſt es, daß im Ften Hefte von Aſcanius Icones,
welches 1805 heraus kam, auf Spenglers Abbildung und Bes |
ſchreibung von 1790. gar keine Ruͤckſicht genommen wird. —
Lamarcks Diagnoſe ſcheint es annehmlich zu machen, daß ſeine
A. vitrea identiſch mit Lep. cyan, ſey; da er aber nicht auf
die Figuren von Liſter, Seba und Ellis verweiſt, wie
Sp. thut, und überall kein aͤlteres Gitat zu dieſer Art hat, fo i |
ſcheint er feine Art Vitrea als ganz neu angeſehen zu haben.
Ich erlaube mir demnach keine eigne Meynung hieruͤber in die
ſem Augenblicke. 3
37
hatte und für fo felten hielt,“ iſt an einigen Stellen der
juͤdlaͤndiſchen Kuͤſte aͤußerſt häufig. —
Im Kattegat habe ich, obgleich nur ein einziges Mal,
ein einziges Individuum eines vielleicht neuen * Pollicipes
Leach, an einer Aſcidie, und Philippi hat bey Helgoland
Anatif. laevis Brug. (Lep. anatif. L.) + gefunden, welche
ſonach ohne Zweifel auch an unſerer Kuͤſte nicht fehlen wird,
wenigſtens nicht an der Weſtkuͤſte, der Herzogthuͤmer, obzwar
ich ſie hier nicht gefunden habe.
Im Julius 1836. wurde ich auf einer Reiſe laͤngs der
juͤdlaͤndiſchen Nordweſtkuͤſte aufmerkſam auf einen weißen Guͤr—
tel, welcher der Kuͤſte, ſo weit man ſehen konnte, folgte. Die—
ſen fand ich bey der Unterſuchung ganz allein aus Individuen
der Lep. cygnea beſtehend. Ich möchte fie an Menge den
Blaͤttern vergleichen, welche im Herbſte die Erde in einer Bu—
chenallee bedecken, verfolgte den Gürtel etwa 4 Meilen weit,
kann aber, weil ich danach den Strand verließ, nicht angeben,
wie weit er von dort noch gieng. ++ Viele Individuen waren
vertrocknet und ſchienen den Strand ſchon laͤngere Zeit hindurch
bedeckt zu haben; viele andere dagegen lebten und aͤußerten dieß
durch ununterbrochenes Vorſchieben und Zuruͤckziehen der Arme
(welche bey dieſen Thieren wohl mit dem Athmen im Zuſam—
menhange ſtehen 2).
Im Kattegat habe ich nur ein einziges Mal dieß Thier
erhalten, nehmlich bey Hirtsholm, wo man es als ſehr ſelten
betrachtete. Auch bey Aalbaͤck ſoll es zu ſeiner Zeit ans Land
geworfen werden, beſonders im Herbſte, bey Unterſoͤ, woraus
man ſchließt, daß es ſich weit hinaus in der Tiefe der See
aufhalte. Wenn es bey Aalbaͤck ausgeworfen wird, ſo pflegen
viele andere Gegenſtaͤnde, wie ſie das Meer verbirgt, mit her—
aufzukommen, unter andern auch Bernſtein.
Was die Anheftung dieſer Thiere betrifft, fo iſt es be—
kannt, daß die balanusartigen Cirripedien ſich nicht allein an
Klippen und Steine ſetzen, ſondern auch verſchiedene andere,
ſelbſt nicht große Thiere, als Schildkroͤten, Hummern, Taſchen—
krebſe ufiv.; ſogar Exemplare von Inachus scorpio, welche
kaum 1“ groß waren, habe ich mit ziemlich großen Balanen
ſo bedeckt gefunden, daß ihre Maſſe die Krabbe ganz verdeckte
und ihr in ihren Bewegungen aͤußerſt hinderlich wurde. Etwas
aͤhnliches findet auch bey den geſtielten Cirripedien Statt; Lep.
cygn, habe ich indeſſen meiſtens an unſeren Blaſentang gehef—
» Was Sp. veranlaßte, Grönland und Spitzbergen als ihre rechte
Heimath anzuſehen, iſt mir unbekannt; daß dieſe Annahme in⸗
deſſen unrichtig iſt, iſt gewiß.
* Unter der Vorausſetzung, daß die angeführte Abb. in der Zool.
dan. genau ſey, woran ich jedoch mit Abildg aard ſehr
zweifle. .
+ Wiegmanns Archiv, 1836. Band 1. ©, 233, wo er ein
Verzeichniß der bey Helgoland vorkommenden Weichthiere gibt.
Ohne im Mindeſten andeuten zu wollen, daß der Guͤrtel ſich
ſo weit erſtreckt haͤtte, will ich hier bloß bemerken, daß ich an
den Strand bey Agger auch Lep. cygn. geworfen fand, doch
lange nicht in ſo großer Menge, wie an jener Stelle, welche
ſich zwiſchen Skagen und Hirtsholm und noch etwas mehr ſuͤd⸗
lich, befand.
tt
38
tet gefunden, und nie an Thieren, dagegen aber bisweilen an
ſo zerbrechlichen, kleinen und leichtbeweglichen Koͤrpern, daß man
ihnen ein herumziehendes Leben zuſchreiben muß. Ich fand ein
Paar Individuen auf einer Moͤvenfeder, und es kam mir hoͤchſt
merkwuͤrdig vor, daß, ungeachtet dieſe Individuen erwachſen
waren, die Federn eine ſolche Friſche und Unverſehrtheit beſa—
ßen, als wenn ſie kuͤrzlich erſt aus den Fluͤgeln der Moͤve ge—
riſſen worden waͤren. Ob man daraus ſchließen darf, daß
Lep. eygn. ſehr ſchnell auswachſe? Ich neigte mich noch mehr
zu dieſer Vermuthung, als ich andere erwachſene Individuen
auf kleinen Fichtenholzſplittern von ganz friſchem Ausſehen fand.
— Cineras vittatus habe ich an Thieren beveſtigt gefunden,
welche ſogar kleiner waren, als ſie ſelbſt, nehmlich einer neuen
Cecrops-Art (Ceer. muricatus Kr.), die ich im naͤchſten
Hefte beſchreiben werde; bisweilen ſaßen mehrere Individuen
auf einem Cecrops.
c. Helix (Caracolla) lapicida L. Der Verfaſſer fand
im Fruͤhjahre 1836. in dem die Weſtkuͤſte von Hindsholm bes
deckenden Geroͤlle unter jedem groͤßern Steine recht auf der
Graͤnze des Geroͤlles und der anſtoßenden Wieſen eine groͤßere
oder kleinere Anzahl dieſer Schnecken, in der Regel aber nicht
unter kleineren Steinen, oder ſolchen, die nicht auf jener Graͤnze
lagen. Fruͤher hat er ſie nirgends gefunden und fuͤr ſehr ſel—
ten in Daͤnemark gehalten.
d. Aneylus fluviatilis Muell. Häufig in Baͤchen auf
Bornholm; vom Verfaſſer beſonders in großer Menge an Stuͤ—
cken von Alaunſchiefer im Billegravsbache gefunden. Nach Mit—
theilung von Steenſtrup kommt ſie auch auf Seeland in
einem Baͤchlein unweit Fax vor (Anc. Lacustris M. hat der
Verf. in den Stadtgraͤben von Kopenhagen gefunden).
e. Paludina vivipara Lam. Von Müller eben fo
wenig, wie Ancylus fluv., aus Dänemark angeführt, Der
Verfaſſer kennt nur eine, aber bemerkenswerthe Aufenthaltsſtelle
derſelben, nehmlich in Randersfjord gerade aus nach dem Uggle—
huſe und Stoͤvringgaard-Kloſter, wo das Waſſer, wenigſtens
bey gewiſſen Winden, brack ſeyn muß. Sie ſoll auch im noͤrd⸗
lichen Seeland in einem Teiche bey Hellebaͤk vorkommen.
f. Doris quadrilineata Muell. Von M. in den nors
wegiſchen Buchten gefunden, findet ſich auch im noͤrdlichen
Kattegat in großer Menge. — Sars berichtet (Beſkriv. og
Jagttag. S. 68), daß das Thier außerordentlich in der Farbe
variiere, und daß D. cornuta (Zool. dan. Taf. 145.) nur eine
Varietaͤt derſelben ſey. Dieß Variieren ſcheint weniger ruͤck—
ſichtlich des Kattegats zu gelten; der Verf. hat das Thier wer
nigſtens immer ſo angetroffen, wie M. es abgebildet hat. Im
Weingeiſte verliert das ſchoͤne Thierchen ſeine Farben gaͤnzlich.
g. Aaljunge, 2— 3“ lang, in Menge ruhig im
Grund-Sande eines ſich ins Meer ergießenden Bachs bey un—
gewoͤhnlich kalter und ſtuͤrmiſcher Witterung zu Anfange des
Mays 1836.
h. Cyprinus farenus, ein daͤniſcher Fiſch. — Häufig
genug auf Seeland, z. B. im Lyngby-See, in großer Menge
im Nivaa uſw. Bemerkenswerth iſt, daß er ſich auch im noͤrd—
lichſten Theile des Sundes findet.
i. k. Kurze litterariſche Anzeigen, hier ohne Intereſſe.
39
Schilderung .
mehrerer Ausflüge nach Brinnis bey Delitzſch, 4 Stunden von Leipzig,
in zoologiſcher, vorzüglich ornithologiſcher Hinſicht von Brehm.
Am 20. April 1834. reiſte ich von hier nach Brinnis und
zwar, um meine Beobachtungen deſto beſſer machen zu koͤnnen,
zu Fuße ab. Es war ein ſchoͤner Morgen, und die Sonne
eben in ihrer ganzen Pracht aufgegangen. Die Edelfinken
ſchlugen herrlich um Renthendorf in den Thaͤlern, durch welche
ich kam; die Gruͤnlinge und Goldammer ließen ihren
einfachen Geſang hoͤren; die Hausſperlinge trugen zu Neſte,
die Feldſperlinge krochen in ihre Neſtloͤcher, um fuͤr Eier
und Junge ein weiches Lager zu bereiten. Die ſchwefel—⸗
gelben Bachſtelzen, Metaeilla sulphurea Bechst., ſaßen
an den Baͤchen und auf den Zweigen der Erlen und Weiden,
und brachten die Haupttoͤne ihres ohnehin einfachen Geſanges
hervor. Den ganzen Geſang hoͤrte ich dieſen Morgen nicht;
er wird uͤberhaupt ſehr ſelten vollſtaͤndig, und oͤfter von den
Jungen im Herbſtkleide, als von den Alten im Fruͤhjahre vor—
getragen. Auf den Bergen ergoͤtzten die ſchoͤnen Haidelerchen
das Ohr der Menſchen und ihrer bruͤtenden Weibchen durch
ihre herrlichen Triller, und die Felder erklangen von dem lieb—
lichen Geſang der zahlreichen Feldlerchen, welche unter man—
cherley Neckereien mit ihren Weibchen herumflogen, ſich nieder—
festen und in die Luft emporſtiegen. Die weißen Bachſtel—
zen ſaßen in den Dörfern und an den Teichen groͤßtentheils
paarweiſe, und trugen Halme und Haare zu ihren Neſtern;
nur von wenigen Paaren ſah ich die Maͤnnchen allein, welche
ſich in der Naͤhe ihrer bruͤtenden Weibchen aufhielten.
In der Naͤhe von Renthendorf ſah ich ein Thurm—
falkenmaͤnnchen, welches unverwandt nach einem andern
Baume hinblickte, und ſo ſorglos war, daß ich mich ihm ſchuß—
gerecht nähern konnte, ohne daß es ſich entfernte. Dieſe Zahm—
heit wurde mir bald erklaͤrlich; denn als es mit Geſchrey auf—
flog, erhob ſich auch ſein, auf einem andern Baume ſitzendes
Weibchen; es hatte nur auf dieſes ſeinen Blick gerichtet, und
war durch ſeinen Liebestaumel ſo ſorglos geworden, daß es ſein
Leben leicht haͤtte einbuͤßen koͤnnen, wenn ich ein Gewehr zur
Hand und feindſelige Abſichten gehabt haͤtte. Ja es ſpottete
meiner fo ſehr, daß es ſich nach dem Auffliegen bis auf 30
Schritte uͤber mir herabſenkte und ſich ſo gegen den Wind ſtellte,
daß es veſt auf einer Stelle blieb. In der Naͤhe von groͤßern
Waldungen hörte ich das durchdringende Hiaͤh eines Mäufe:
buſſards, welcher ſchwebend uͤber den Fichten herumflog,
wahrſcheinlich, um ſein bruͤtendes Weibchen zu vergnuͤgen, oder
ſich ſelbſt durch dieſe bequeme Luftwanderung — daß es bey ihr
nicht auf Beute abgeſehen war, bewies die bedeutende Hoͤhe,
in welcher ſie ausgefuͤhrt wurde — eine Freude zu machen.
Die Walder ertoͤnten von dem herrlichen Geſang der Ring—
broffeln, dem ſchwermuͤthigen Flöten der Schwarzam—
ſeln, dem muntern Rufen, Singen und Zwitſchern der Kohl—
(Parus major), Tannen-, Hauben-, Sumpf- und ein⸗
zelner Blau- und Schwarzmeiſen, der Goldhaͤhnchen
und Baumlaͤufer, dem munteren Schlagen der Edelfin—
ken und einzelner Baumpieper, den einfachen Toͤnen der
grauen und den lieblichen der Fitislaubfaͤnger, dem ſtar—
ken Geſange des Zaunkoͤnigs und dem einfachen des ſchie—
ferbrüftigen Flüevogels. Unter dieſen Stimmen vernahm
man das ſtarke Rufen des Gruͤnſpechtes und das Schnurren
40
des großen Buntſpechtes — er bringt es bekanntlich durch
das ſchnelle Hacken auf einem duͤrren Aſt hervor — wie die
pfeifenden und in regelmaͤßigen Zwiſchenraͤumen herabſteigenden
Toͤne des Grauſpechts. Bey dieſen mancherley und manch⸗
faltigen Tönen erklangen die ſtarken Bäffe der Rabenkraͤhen
und das laute Geſchrey der Elſtern. Von Renthendorf nach
Gera bemerkte ich ein einziges Paar Kolkraben, welches hoch
uͤber einem Berge herumſchwebte, um fuͤr die Jungen, welche
wahrſcheinlich ſchon groß waren — fie fliegen oft in dem erſten
Viertheile des May aus — Futter zu erſpaͤhen. In einem
kleinen Nadelwalde, eine Viertelſtunde von Renthendorf, erregte
das laute Schreyen der Holzheber meine Aufmerkſamkeit.
Es war eine Geſellſchaft von 3 Stuͤck, 2 Maͤnnchen und 1
Weibchen. Die Maͤnnchen kaͤmpften erſt, auf einem Baume
ſitzend, um den Beſitz des Weibchens, welches ſich ganz leidend
verhielt; deſto thätiger waren die Männchen, Sie ließen nicht
nur ihre laute Stimme hoͤren, ſondern fuhren auch aufeinander
los, und ſuchten Einer den Andern durch Stoͤße und Biſſe zu
vertreiben. Sie ſtraͤubten dabey die Kopffedern, und machten
merkwuͤrdige Bewegungen. Endlich entfernte ſich das Weibchen
nach einem andern Theile des Nadelwaldes; ſogleich folgten die
beyden Maͤnnchen unter ſonderbarem, faſt wie Prah krah
klingendem Geſchrey und ſtrichen hoch durch die Luft hin, bis
ſie den Augen entſchwanden. .
. In der Nähe von Tautendorf, 1 Stunde von Renthen⸗
dorf, ſah ich zu meiner Verwunderung ein Paar Waſſerhuͤh⸗
ner, Fulica atra, auf einem von Kiebitzen bewohnten ſehr
grasreichen Teiche, wo in 15 Jahren keine bemerkt worden
waren. Sie ſchwammen ganz vertraulich neben und hinter ein⸗
ander und tauchten von Zeit zu Zeit unter, um ihre Nahrung
vom Grunde heraufzuholen. Allein ſie ſchienen ihre Rechnung
auf dieſem Teiche nicht gefunden zu haben, denn bey meiner
14 Tage ſpaͤter erfolgten Ruͤckkehr waren ſie verſchwunden. Die
Kibitze waren, wie gewoͤhnlich, ſehr munter; ſie flogen An⸗
fangs paarweiſe, ſpaͤter in Geſellſchaft um den Teich und uͤber
denſelben mit ihren gewöhnlichen Schwenkungen, ihrem Fluͤgel⸗
rauſchen und widrigen Geſchrey herum; ſtießen nach mir, als
ich mich ihrem Neſtplatze naͤherte und ſuchten mich von dem⸗
ſelben wegzulenken. Ich werde ſpaͤter ein Beyſpiel anfuͤhren,
welches die ungewoͤhnliche Klugheit dieſer Vogel in das hellſte
Licht ſtellen wird. Sie wiſſen nehmlich mit großer Sicherheit
den mit einem Schießgewehr verſehenen von dem einfachen Wan⸗
derer zu unterſcheiden; denn während fie ſitzend den Letztern oft
auf Schußweite ankommen laſſen und ſich ihm im Fluge zu⸗
weilen auf 20, ja auf 15 Schritte naͤhern, ſind ſie gegen den
Erſtern ſtets, ſelbſt bey den Eyern und Jungen ſcheu und oft
ſo vorſichtig, daß ſie nur mit einem guten, d. h. weit tragen⸗
den Gewehr erlegt werden koͤnnen. Da ich unbewaffnet war:
waren fie wenig furchtſam und kamen ziemlich nahe herbey.
Die ganze Geſellſchaft beſtand aus etwa 12 Stuͤck. Als ich
durch die Nadelwaͤlder gieng, hoͤrte ich auch das mir angenehme
Ruckſen der Ringeltauben, von denen ich ſpaͤter einzelne
auf die Felder fliegen ſah. Die Turteltauben, deren Gir⸗
ren mich immer ſehr ergoͤtzt, bemerkte ich nicht. Dagegen hörte
ich einen in dem Muͤnchenbernsdorfer Walde balzenden Birk:
hahn an einer Stelle, an welcher in andern Jahren keine
anzutreffen war. Er kollerte, obgleich die Sonne ſchon ziemlich
hoch ſtand, ſo laut, daß ich ſein Balzen ganz deutlich vernahm,
ob ich gleich wenigſtens 12 bis 15 Minuten weit von ihm ents
41
fernt war. Ich werde ſpaͤter in dieſen Blättern ein Beyſpiel
von einem Birkhahne anfuͤhren, welcher, obgleich in großer
Hitze, ſo leiſe balzte, daß man ſein Kollern nur 200 Schritte
weit hoͤren konnte.
Da ich in den letzten Tagen vor meiner Abreiſe mehrere
Blaukehlchen im Rodathale erlegt und erhalten hatte: hoffte
ich auch auf dem Wege nach Gera eins und das andere zu
ſehen. Ich wählte deswegen den Weg uͤber Schoͤna, weil un:
terhalb dieſes Ortes ein durch Wieſen laufender, mit Erlen:
und Weidengebuͤſch eingefaßter Bach fließt, an welchem ich dieſe
lieben Voͤgelchen mit Wahrſcheinlichkeit vermuthen konnte; allein
ich hatte mich geirrt. Entweder war ihr Zug ſchon voruͤber —
er dauert zuweilen nur 8 Tage — oder ſie treffen dieſen Bach
nicht auf ihrer Wanderung, welche allerdings an ganz beſon—
dere und beſtimmte Wege gebunden iſt. In der Gegend mei—
nes Wohnorts iſt es das Rodathal mit den in daſſelbe einmuͤn—
denden Nebenthaͤlern, wo ſie im Fruͤhjahre erſcheinen, etwas
davon entfernt kommen ſie ſelten vor und in Laußnitz bey Neu—
ſtadt an der Orla, wo ich 3 Jahre lang Hauslehrer war, habe
ich ſie nur an einem Teiche mitten im Dorfe gefunden und er⸗
legt, an den 29 andern Teichen des Laußnitzer Reviers aber
vergeblich geſucht. Dieß Mal traf ich auch an 2 mit Schilf
bewachſenen Teichen, zwiſchen dem oben genannten Bache unter
Schoͤna und Gera, kein Blaukehlchen an.
ö In der Naͤhe der Elſter, unter Gera, ſah ich immer
noch die ſchwefelgelbe Bachſtelze und hörte in den Na—
delwaͤldern zwiſchen Koͤſtritz und Zeiz die meiften oben angefuͤhr—
ten Voͤgel unſerer Nadelwaͤlder. Oberhalb Zeiz und ganz nahe
bey der Stadt bemerkte ich jenes liebe Thierchen noch, aber
unterhalb dieſer Stadt nicht mehr. Hier geht eine von der
unſrigen verſchiedene Gegend an. Ich werde weiter unten zei—
gen, daß die Feldlerchen, die Goldammer, die Haus—
ſperlinge und viele andere von den hier lebenden Vögeln ver—
ſchieden ſind. In der Aue bey Zeiz findet man die Fliegen⸗
faͤnger mit weißen Fluͤgelflecken, die verſchiedenen Subspecies
von Muscicapa atricapilla et muscipeta L. bruͤtend, welche
hier nur auf der Wanderung erſcheinen. Dieſe Fliegenfaͤnger
bewohnen auch die ſchoͤnen Eichenwaͤlder um Leipzig. In dieſer
Stadt beſuchte ich die Menagerie des Herrn van Aken, in
welcher ich 2 Jahre ſpaͤter den in dieſen Blaͤttern beſchriebenen
Vultur eristatus L. und ein Paar herrliche Sarcoramphus
eondor ſah, dieſelben, von denen mein leider zu früh verſtor—
bener Freund von Gourey-Droitaumont eine ſehr aus—
führliche und anziehende Beſchreibung gegeben hat. Ich werde
weiter unten bey der Schilderung eines im Julius 1840 nach
Leipzig und Dresden gemachten Ausfluges auf die Condors zu—
ruͤckkommen und dort auch von den lebenden, die ich bey Aken
ſah, mehr ſagen. Beſonders merkwuͤrdig waren mir mehrere
Schafe aus Candia, welche von dem Beſitzer der Menagerie als
Mufflons (Ovis musimon) aufgefuͤhrt wurden. Sie waren
merklich kleiner als unſere gewoͤhnlichen zahmen Schafe, von
verſchiedener Farbe — es waren ſchwarze und geſchaͤckte unter
einander — und ſehr verſchiedener Groͤße; denn es befanden
ſich ein Paar faſt einjaͤhrige Laͤmmer unter ihnen. Sie hatten
mit unſern zahmen Schafen ſehr große Aehnlichkeit in Geſtalt,
Wolle und Farbe, im Betragen, in der Stimme und in ihrem
ganzen Weſen, und wichen alſo von den Mufflons Sardiniens,
wie ſie Cetti beſchreibt und abbildet, ſo ſehr ab, daß ſie nicht
Iſis 1841. Heft 1.
42
ein und dieſelbe Art mit ihnen ausmachen koͤnnen. Ein ſchoͤnes
Lama, ein ſehr zahmer Tiger und andere, oft ſchon geſehene
reißende Thiere zogen von Neuem meine Aufmerkſamkeit auf
ſich. Die 3 verſchiedenen Subspecies Loͤwen aber, welche ich
früher in Leipzig ſah, nehmlich Leo Asiaticus, barbarus und
meridionalis (der letztere dem ſuͤdlichen Afrika eigenthuͤmlich)
— ihre Beſchreibung iſt vor mehrern Jahren in dieſen Blaͤttern
gegeben, und in ihr gezeigt worden, daß ſie ſich nicht nur durch
Groͤße und Farbe, ſondern auch hauptſaͤchlich durch die Maͤhne
unterſcheiden — fand ich nicht mehr vereinigt, ſo ſehr ich auch
gewuͤnſcht haͤtte, ſie noch einmal zuſammen zu ſehen; denn man
mag ſolche Verſchiedenheiten benennen und erklaͤren wie man
will, ſie ſind hoͤchſt merkwuͤrdig, und keine zufaͤllige, ſondern
regelmaͤßige Erſcheinungen. [Der Herr Profeſſor Dr. Kunze
in Leipzig hatte die Güte, mir die Sammlung der naturfor⸗
ſchenden Geſellſchaft in Leipzig zu zeigen. Das Merkwuͤrdigſte,
was ſie von Voͤgeln enthielt, war ein Condor, welchen Herr
Poͤppig aus Chile geſchickt hatte. Bey Herrn Franke ſah
ich einige recht huͤbſche Sachen, ſchoͤne Paradiesvogel, Papa:
geien, Geier, Argusfaſane, Leierſchwaͤnze und dergl.
Bey Leipzig traf ich zuerſt die mir intereſſanten Hau⸗
benlerchen, Galerida (alauda) cristata Boje, an. Sie
halten ſich vorzugsweiſe an der Berliner Straße nach Eutriſch
hin auf und ich werde ſpaͤter auf ſie zuruͤckkommen. Der Ziel⸗
punct meiner Reiſe war Brinnis bey Delitzſch, dem Mohn:
orte meines fuͤr ſeine Gemeinden, ſeine Freunde, beſonders aber
für die Seinen viel zu früh verſtorbenen — er entſchiief am
1. April 1840. — Schwiegervaters, des Paſtors Reiz. Zu—
erſt muß ich etwas uͤber die Umgebungen des Dorfes bemerken.
Es liegt 4 Stunden hinter Leipzig in der großen Ebene, welche
dieſe wichtige Handelsſtadt umgibt. Auf der Seite nach Leipzig
hin wird es von Feldern eingeſchloſſen und bietet wenig Merk:
wuͤrdiges dar; nicht ſo auf der andern und zwar entgegengeſetz—
ten Seite. Hier umgeben es Laubwaͤlder und zwar von der
ſchoͤnſten Art. Sechzig bis achtzig Ellen hohe, 3 bis 4 Fuß
im Durchmeſſer haltende Eichen heben ihre ſtolzen Haͤupter uͤber
das Unterholz, welches aus Buchen-, Ulmen-, Seilweiden⸗,
Masholder-, Haſel-, Aſpen-, Fa ulbeer- und andern Straͤuchern
beſteht, empor. Der Boden iſt zum Theil feucht, hin und
wieder von traͤgfließenden, im Sommer austrocknenden Baͤchen
durchſchnitten, Überall aber fo fruchtbar, daß ich auf den Schlaͤ—
gen Reiſer von Aſpen geſehen habe, welche in einem Jahre 9“
— ſage neun Fuß Leipz. Maaß — boch gewachſen waren.
Der Wuchs der uͤbrigen Holzarten ſteht mit dieſem ſchnellen
Treiben der Aſpen im Verhaͤltniſſe; denn die Haſelgerten des
erſten Jahres waren 8“, die Schoͤßlinge der Ulmen 7“ hoch ic.
Neben dieſen Waͤldern, deren Unterholz an manchen Stellen fo
dicht verwachſen iſt, daß man im Sommer nicht hindurchdrin—
gen kann, und deßwegen einer Menge von Voͤgeln einen ganz
herrlichen Aufenthaltsort darbietet, ziehen ſich fruchtbare Felder
und grasreiche, zum Theil mit Waſſergraͤben durchſchnittene
oder begrenzte, an vielen Stellen mit einzelnen Weiden, Pap⸗
peln und Erlen oder ganzen Reihen dieſer Baͤume bewachſene
Wieſen hin, welche nach der Trockenheit oder Naͤſſe des Som—
mers mehr oder weniger feucht find. Am obern Ende de:
größten, 4 Stunde langen Wieſe befand ſich im Jahre 1834.
ein kleiner, etwa 500 Schritte langer und 200 —300 Schritte
breiter Kiefernwald, in welchem auf ſehr trocknen Boden ziemlich
hohe und ſehr ſchlanke Kiefern ſtanden.
3 *
43
Dieß iſt die Beſchaffenheit der Gegend, deren Erforſchung
in ornithologiſcher Hinſicht mir um ſo angenehmer ſeyn mußte,
je mehr fie von der meines Wohnortes abweicht. Ich vermus
thete in ihr auch andere Subspecies, als die hieſige darbietet,
und der Erfolg wird zeigen, daß ich mich nicht taͤuſchte.
Am 29. April (1834.) machte ich den erſten Ausflug.
Eine Unzahl von Hausſperlingen begruͤßte mich im Dorfe
und in den daſſelbe umgebenden Gaͤrten. Sie trugen Halmen
und Federn zu Neſte und benutzten zu Bruͤtloͤchern nicht nur
alle paſſenden Hoͤhlungen in den Haͤuſern, Scheunen und Staͤl—
len, ſondern machten ſich auch ſelbſt ſolche Loͤcher zurecht. Sie
krochen nehmlich in die Strohdaͤcher, und zwar ſo tief hinein,
bis man ſie nicht mehr ſah. So entſtand eine kleine Oeffnung,
welche immer von Neuem erweitert wurde, bis ſie innwenbig,
bey kleinem Ausgangsloche, ſo viel Umfang erhielt, daß ein
Sperlingsneſt darinn Platz findet. Sie waͤhlen dazu ganz be—
ſonders dicke, ziemlich alte Strohdaͤcher; denn die duͤnnen bieten
dem Neſte nicht genug Raum dar, und die neuen haben ein
zu veſtes Stroh, als daß ſie in ihm die Neſter bequem anbrin—
gen koͤnnten. Ich vermuthe, daß ſie innwendig, um dem Neſte
den ihm noͤthigen Raum zu verſchaffen, das muͤrbe Stroh ab—
beißen und auf die Seite ſchieben. Ein ſolches Dach enthaͤlt
oft viele Sperlingsneſter, und ſieht aus, als wenn Jemand mit
einem dicken Stocke lauter Loͤcher hinein geſtochen haͤtte. Dieſe
Neſter ſind ſehr verborgen und oben durch das uͤber ihnen lie—
gende Stroh vollkommen gegen den Regen geſchuͤtzt. Ich hatte
ſie ſchon fruͤher, aber nirgends in ſolcher Anzahl, wie hier ge—
ſehen.
Vor dem Dorfe waren die Feldſperlinge in großer
Anzahl. Sie ſaßen auf den Pappeln, Weiden und andern
Baͤumen, beſonders auf ſolchen, welche Hoͤhlungen hatten, ſchrieen
und ſchimpften, hielten ſich treu paarweiſe zuſammen und tru—
gen nur zum Theil zu Neſte. Auf den Wieſen waren kleine
Geſellſchaften von Wieſenpiepern, welche an den Graͤben
und auf den ſumpfigen Stellen herumliefen, aber ihre Vorſicht
war ſo groß, daß ich keinen erlegen konnte. Weiße Bach⸗
ſtelzen, welche in der hieſigen Gegend ungewöhnlich haufig
ſind, gab es nur wenige. Schafſtelzen, die ich fruͤher auf
den Wieſen antraf und, wie wir ſehen werden, ſpaͤter erlegte,
waren noch nicht am Brutorte angekommen. Goldammern
ſaßen überall auf den Bäumen und Sträuchern, und die Maͤnn⸗
chen ließen ihren einfachen, nicht unangenehmen Geſang hoͤren.
Ein gepaartes Paar Wieſenſteinſchmaͤtzer war am Rande
eines Wieſengrabens; aber weil ich das ganze Paar auf einen-
Schuß erlegen wollte, ſchoß ich nicht auf einen einzelnen, und
das Paar entfernte ſich ſo weit, daß ich die Verfolgung ein—
ſtellte. Einzelne Saatkraͤhen flogen mit ihrem tiefen Krah
aus dem Kieferhoͤlzchen Stunden weit aus, und ſaßen hier und
da auf den Feldern, um Inſecten und ihre Larven wegzufan—
gen, zum Theil auch, um den friſch geſaͤeten Hafer aufzuleſen.
Andere Kraͤhen zeigten ſich ſehr einzeln, obgleich, wie wir
weiter unten ſehen werden, die Raben- und Nebelkraͤhen,
Corvus corone et cornix L., beyde dort wohnen. Beſonders
merkwürdig war mir der Geſang der Feldlerchen. Er war
anders, und der auf den Wieſen durchaus ſchlechter, als der in
der hieſigen Gegend. Ein Edelfinke ſchlug auf einer Pap—
pel, und auch bey ihm fand ich, daß der Finkenſchlag dort viel
ſchlechter, als in der hieſigen Gegend iſt. Auf einer andern
Pappel fang ein Gruͤnling genau wie die unſrigen; ich
muthe, daß es unſer Cbloris septentrionalis war.
Auf einer Weide, die allein auf einer großen, etw
feuchten Wieſe ſtand, hoͤrte ich endlich den mir wohl bekannte
dem Schwirren eines Strumpfwirkerſtuhls ähnlichen Geſan
eines Grauammers, der Emberiza miliaria L. Die Be
nennung Strumpfwirker für dieſen Vogel, welche er i
Norddeutſchland fuͤhrt, iſt ſehr bezeichnend. Denn man glau
bey ſeinem Geſange wirklich einen Strumpfwirkerſtuhl zu hoͤren
Ich naͤherte mich ihm, und bemerkte zu meiner Freude, daß
das Weibchen nicht weit von dem Maͤnnchen ſaß. Ich ſtellt
mich, als wollte ich voruͤbergehen, und ſchritt fo lange weiter
bis beyde ziemlich in einer geraden Linie gegen mich ſaßen; dan!
ſchoß ich ſie auf einen Schuß herab. Es war meine Miliari
septentrionalis. Nicht nur der Umſtand, daß Boje eine aus
laͤndiſche Art miliaria entdeckt hat, ſondern auch die große Ver
ſchiedenheit in der Lebensart und dem Betragen, von welche
ich weiter unten ſprechen werde, noͤthigen den Naturforſcher, fil
von den eigentlichen Ammern, Emberiza L., zu trennen
und als eigene Sippe aufzuführen. Ich hatte früher an dieſe
Stelle keinen Grauammer bemerkt und habe ſchon damalı
vermuthet, was ich ſpaͤter beftätigt gefunden habe, daß er fein
Aufenthaltsort nach den Umſtaͤnden, beſonders nach der Miß
oder Trockenheit des Jahres, bald dahin, bald dorthin verlegt
Noch muß ich bemerken, daß beyde Gatten dieſes Paares di
Kennzeichen der Miliaria septentrionalis vollſtaͤndig an fid
hatten, was ich unten in einer kurzen Zuſammenſtellung de
Verſchiedenheiten der Gattungen (Subspecies) dieſer Sippf
deutlich zeigen werde. In der hieſigen Gegend iſt mir de
Grauammer nur 3 Mal vorgekommen.
Tags darauf, den 30. April, machte ich den Br
Ausflug. Der Feldlerchengeſang, welcher mir den 1.
vorher ſchon abweichend erfchienen war, fiel mir ſo auf, d
ich die erſte Lerche, welche ich auf dem Boden ſah, todtſchoß
Es war die aͤchte Alauda arvensis, welche nur auf den Aeckern
lebt. Die zweyte, welche ich erlegte, ſaß auf einer Wieſe, un
an ihr machte ich eine neue Bekanntſchaft. Ich bemerke jetz
nur vorläufig — ſpaͤter ſchoß ich mehrere, unter andern 3 ge:
paarte Paare — daß ſie ſich durch einen geſtreckten und ſchla
ken Schnabel, niedrigen Kopf und eine geringe Körpergröße, hin:
laͤnglich von den meiſten Feldlerchen unterſcheidet. Auch von ihn
und ihren nahen deutſchen Verwandten wird weiter unten meh
die Rede ſeyn. Sie iſt wenig ſcheu und die ſchlechteſte Gänge)
rinn unter allen. }
In den Laubhoͤlzern fand ich viele Vögel; doch waren fie
noch nicht vollſtaͤndig bevoͤlkert, weil die. Blätter erſt anfingen,
ſich zu entfalten. Ein Paar Kraͤhen ließen ſich hoͤren und
ſehen; es waren Nebelkraͤhen von der gewöhnlichen Zeich⸗
nung, doch ſchien mir das Weibchen etwas dunkler, als das
Maͤnnchen zu ſeyn. Sie hatten wahrſcheinlich ihr Neſt au
einer der hohen Eichen; allein ich konnte es unter den Kraͤhen⸗
neſtern, welche auf den Eichen umherſtanden, nicht herausfi
den, und die Kraͤhen waren ſo ſcheu, daß keine erlegt werden
konnte. An einer andern Stelle außerhalb des Waldes fand
ich auf einer Aſpe das Neſt einer Rabenkraͤhez das Weib»
chen brütete ſehr eifrig auf feinen Eyern. Da aber das Maͤnnchen
wegen feiner Vorſicht nicht zu ſchießen war, ich alſo das gepaart
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Paar nicht erlegen konnte: ließ ich das Weibchen ungeſtoͤrt fort⸗
bruͤten. In dem Walde hörte ich wieder mehrere Edelfin—
ken, deren Schlaͤge etwas verſchieden, aber keinesweges vorzuͤg—
lich waren. Ja der eine Fink ſchlug ſo erbaͤrmlich, daß ich in
meinem ganzen Leben keinen ſo ſchlechten Finkenſchlag gehoͤrt
hatte. — Auf den hohen Eichen floͤteten die Schwarzam—
feln ſchoͤn und herrlich und ihr ſchoͤner Geſang ſcheint mir
von dem unſerer Schwarzwaͤlder wenig verſchieden zu ſeyn.
Nicht fo iſt es bey den Singdroſſelnz ihr Geſang war auf:
fallend ſchlechter, als der dieſer Voͤgel in unſern Nadelwaͤldern;
auch davon weiter unten. Einzelne ſchwarzkoͤpfige und klap—
pernde Grasmuͤcken, Currura atricapilla et garrula ließen
ſich in dem Unterholze vernehmen; ebenſo an den Kanten des Wal—
des die fahle Gras muͤcke, Currura einerea. Die Kohl-,
Blau: und Sumpfmeiſen, Parus major, coeruleus et
palustris, ſtrichen paarweiſe in den Waͤldern herum, hielten
ſich aber in einem beſchraͤnkten Kreiſe auf; denn ſie hatten die
Neſtloͤcher ſchon aufgeſucht und trugen zum Theil weiche Baus
ſtoffe hinein. Ein Kleiber lief unter ſtarkem Geſchrey an
einer Eiche und auf ihren Aeſten herum, und hackte eine Ha—
ſelnuß; welche er noch aufgefunden und in eine Vertiefung eins
geklemmt hatte, auf; fein Geſchrey war dem in unſern Nadel:
waͤlder ſehr aͤhnlich. Als ich ihn herabgeſchoſſen hatte: bemerkte
ich, daß es meine Sitta septentrionalis war. Vergebens
ſuchte ich die ſchwarzruͤckigen und grauen Fliegen faͤn⸗
ger; fie waren an ihren Brutoͤrtern noch nicht angekommen.
Ein großer Wuͤrger, Lanius excubftor L., ſaß ruhig mit
aufgerichtetem Koͤrper auf dem Wipfel einer Eiche, und ſchaute
ruhig von ſeiner Hoͤhe in die Gegend hinaus. Eine Nachti—
gall ſchlug, niedrig auf einer Aſpe ſitzend, ſo eifrig, daß ſich
ihre Kehlfedern ſtraͤubten; ſie war ſehr zahm und ließ ſich ganz
in der Naͤhe von mir beobachten. Mehrere Paare Staaren,
Sturnus vulgaris L., ſaßen auf den Eichen; das eine von
ihnen kroch zuweilen in ſein Neſtloch, welches an einem abge—
hackten Aſte in eine Eiche hineingieng. Alle Maͤnnchen ließen
ihren manchfaltigen, durch den Schafknechtspfiff ausgezeichneten
Geſang hören; ein Maͤnnchen ahmte den herrlichen Pirolpfiff
fo taͤuſchend nach, daß ich mich nach einem Pirole umfah.
Sie flogen von Zeit zu Zeit auf die Wieſen und Aecker, um
Nahrung zu ſuchen. Eine Geſellſchaft von Wachholder—
droſſeln, welche im ſogenannten Ziegelholze und auf den nahe
bey dieſem einzeln auf einer zum Theil feuchten Wieſe ſtehenden
Erlen und Eichen ſaßen und nicht ſelten auf den Boden herab—
flogen, um Kaͤfer und Inſectenlarven aufzuleſen, verſetzte mich
im Geiſte in den Norden. Die Maͤnnchen wollten ihre Weib—
chen durch ihren zwar manchfaltigen, aber mit vielen ſchlechten
Toͤnen vermiſchten Geſang ergoͤtzen. Dieſe Geſellſchaft mochte
aus 15 bis 18 Stuͤck beſtehen. 1
Ein Paar Eichelheher flogen unter lautem Geſchrey
von einer Eiche zur andern und waren augenſcheinlich in der
Paarung begriffen; ſie waren ſo vorſichtig und ſcheu, daß ſie
nicht erlegt werden konnten. Einzelne Guckgucke ließen ihren
einfachen, aber für viele Menſchen intereffanten, ja angenehmen
Ruf ertoͤnen; ſaßen aber ſo hoch auf den Wipfeln der groͤßten
Eichen, daß ſie, ſelbſt wenn ſie ausgehalten haͤtten, mit einer
gewoͤhnlichen Flinte ſchwerlich zu erlegen geweſen waͤren.
Das Merkwuͤrdigſte aber war mir der ſchon oben er—
waͤhnte zwiſchen Brinnis und Delitzſch, 1 Stunde vom erſtern
46
Orte entfernt liegende, von Saatkraͤhen bewohnte Kiefern:
wald. Schon fruͤher hatte ich in den Umgebungen Altenburgs,
namentlich auf dem Rittergute Oberloͤdla, welches dem Herrn
von Poͤllnitz gehört, Saatkraͤhencolonien geſehen; allein mit die—
ſer, welche ſich jetzt meinen Augen darſtellte, iſt keine der fruͤ—
her beobachteten zu vergleichen. Die ſchlanken Kiefern hatten
nur wenige Aeſte; denn der ſcharfe Koth der Kraͤhen ſcheint
ſelbſt den Nadeln todtbringend zu ſeyn. Faſt alles Gras un—
ter dieſen Kiefern war von den kalkartigen Excrementen dieſer
Kraͤhen wie weggebeizt; die untern Aeſte auf der obern Seite
weißgefärbt, und die Bäume oben mit Neſtern bedeckt. 2 bis
4, ja 5 ſtanden auf einer Foͤhre, oft ſo nahe an einander, daß
2 nur 1 Neſt auszumachen ſchienen. Es wuͤrden ohne Zwei—
fel noch mehr Neſter auf einem Baume angebracht geweſen
ſeyn, wenn dieſe Kiefern nicht ſo ſehr arm an Aeſten und
Zweigen geweſen waͤren. Der geehrte Leſer wird ſich uͤber die
Zerſtoͤrung der Nadeln und Graͤſer in dieſem Waͤldchen nicht
wundern, wenn er erfaͤhrt, daß es wenigſtens von 1000 Kraͤ—
hen bewohnt wurde. Von ihnen konnte man faſt ſagen, was
Faber von den Voͤgelfelſen bey Island erzaͤhlt. Dieſe Kraͤhen
bedeckten den Acker, auf welchem ſie ſich niederließen, verfinſter—
ten die Luft, wenn ſie zuſammengedraͤngt aufflogen, und be—
taubten das Ohr mit ihrem Geſchrey, wenn fie einen Feind
bemerkten. Sobald ich mich dieſem Kieferholze naͤherte: ſtieg
der ganze ungeheure Schwarm in die Luft, und flog unter
einem wahrhaft furchtbaren Geſchrey uͤber den Neſtern herum.
Sie ließen nicht nur ihr wohlbekanntes Krah, krah hoͤren,
ſondern gaben auch noch einen Ton von ſich, welcher dem einen
der Dohlen ſo aͤhnlich iſt, daß ich Anfangs glaubte, dieſe be—
faͤnden ſich unter ihnen. Sie ſchwebten nun unter dieſem Ge—
ſchrey in groͤßerer oder geringerer Hoͤhe uͤber dem Waͤldchen
herum, huͤteten ſich aber ſehr, auf gewoͤhnliche Schußweite
herabzukommen. So lange ich zugegen war, dauerte das Her—
umfliegen und Schreyen, ohne daß ſich auch nur eine einzige
niedergeſetzt haͤtte. Viele hungrigen Jungen in den Neſtern
ſtimmten in das Geſchrey der Alten mit ein und machten es
noch furchtbarer. Erſt als ich mich weit entfernt hatte: ließen
ſie ſich allmaͤhlig wieder nieder und bedeckten die Baͤume, auf
welche fie ſich festen], nach und nach ganz; das Geſchrey dauerte
aber fort, und ich hörte es noch, als ich ſchon 4 Stunde weit
entfernt war. Die Kraͤhen dieſer Schaar ſah ich nicht nur den
ganzen Tag in der Naͤhe des Holzes auf den Brachaͤckern, ſon—
dern 2, ja hin und wieder 1 ganze Stunde weit davon ent—
fernt. Sie belebten die ganze Gegend; denn ſie flogen immer
hin und her.
Da ich einige derſelben zu haben wuͤnſchte: ſtellte ich mich
Abends mit dem Revierfoͤrſter der dortigen graͤflich Hohenthal—
ſchen Beſitzungen in dem Waͤldchen auf den Anſtand. So
lange es noch hell war: ſchrieen die Kraͤhen fuͤrchterlich, und
ſetzten ſich nicht; ſobald aber die Daͤmmerung einbrach: wurden
ſie dreiſter und ließen ſich bey ihren Neſtern nieder. Die erſte,
welche in unſere Naͤhe kam, wurde erlegt. Auf den Schuß
erhob ſich der ganze Schwarm mit einem, das fruͤhere noch
uͤbertreffenden Geſchrey in die Luft, ſchwebte eine Zeitlang uͤber
den Baͤumen herum, und ließ ſich wieder nieder. Ein zweyter
Schuß ſtreckte eine zweyte zu Boden, und erregte dieſelbe Flucht
und daſſelbe, die Ohren betaͤubende Angſtgeſchrey; doch kamen
ſie ſo bald wieder, daß wir noch, ehe die Nacht voͤllig einbrach,
eine dritte erlegen konnten.
47
Ein Jahr fpäter kam ich auf einem andern Ausfluge bey
guter Tageszeit in dieſes Waͤldchen. Die ganze Kraͤhenſchaar
hatte mich ſchon von Weitem bemerkt, und erhob ſich unter
ihrem furchtbaren, Alles betaͤubenden Geſchrey hoch in die Luft.
Ich trat ein und ſchoß die erſte, welche mir am Naͤchſten und
am Tiefſten flog, herab; es war ein Weibchen.
Zeit erlegte ich eine andere, und auch dieſe war weiblichen Ge—
ſchlechts. Ich unterſuchte nun mehrere Kraͤhen, welche eine
Jagdgeſellſchaft den ganzen Tag zuvor geſchoſſen und liegen ge⸗
laſſen hatte, und fand unter den alten Voͤgeln lauter Weibchen,
nicht ein einziges Maͤnnchen. Ich ſah hier eine ſchon fruͤher
bey den Rabenkraͤhen gemachte Beobachtung beſtaͤtigt, naͤm⸗
lich die, daß bey den Kraͤhen die Weibchen in der Vertheidi—
gung ihrer Jungen viel dreiſter, als die Maͤnnchen ſind; nur
jene hatte die Liebe zu ihren Kindern ſo weit gebracht, ſich dem
Schützen auf Schußweite zu nähern, während die Männchen,
weil ihre Liebe zu den Jungen geringer, als die der Weibchen
iſt, ſich immer in ſicherer, für ein mit Schrot geladenes Schieß⸗
gewehr unerreichbaren Hoͤhe hielten. Auch bemerkte ich von
Neuem, was ich ſchon früher in dieſen Blaͤttern mitgetheilt
habe, daß die Kraͤhen nicht im zweyten, ſondern erſt im dritten
Lebensjahre brutfaͤhig find. Alle erlegten alten Kräben waren
völlig ausgefaͤrbte Vögel. Ein Jahr früher hatte ich an der:
ſelben Stelle mehrere Junge erlegt, und an ihnen gefunden,
daß ſehr viele einen weißen Fleck am Kinne und manche weiße
Naͤgel haben. Beydes habe ich nie an einer alten Saatkraͤhe
beobachtet. In dieſem Waͤldchen horſtete auch ein Paar Kolk—
raben; fie waren aber fo ſcheu, daß keiner erlegt werden
konnte. Später erhielt ich einen Jungen, und fand, daß er
mein Corvus peregrinus war.
Da in dieſem Waͤldchen ſehr oft Kraͤhen geſchoſſen wer—
den: hatten Fuͤchſe ihre Baue daſelbſt angebracht und fraßen
nicht nur einen Theil der unter den Baͤumen liegenden, ſon⸗
dern ſchleppten ſie auch ihren Jungen zu und ernaͤhrten auf
dieſe Art ſich und ihre Nachkommenſchaft einen Theil des Jah⸗
res auf ſehr bequeme Weiſe.
Dieſe Kraͤhenſchaar ſtand bey den Landleuten, welche in
der Naͤhe dieſes Waͤldchens Aecker beſitzen, nicht in dem beften
Rufe; denn zur Saatzeit, beſonders zu der des Hafers muͤſſen
fir, wenn fie die ausgeſtreuten Körner nicht ſogleich eineggen
koͤnnen, einen Menſchen an den befieten Acker ſtellen; ſonſt
wird der hingeſtreute Hafer in kurzer Zeit von den Krähen auf:
gefreſſen. Dennoch bin ich der Ueberzeugung, daß fie wegen
der großen Menge Engerlinge und anderer ſchaͤdlichen Inſecten,
welche fie verzehren, dem Landbau weit mehr Nutzen, als Scha:
den bringen, und deßwegen nicht fo, wie es faſt uͤberall ger
ſchieht, befehdet werden ſollten.
Den naͤchſtfolgenden Tag, den 1. May, war ich aber:
mals mit dem fruͤhen Morgen im Freyen. Der Geſang der
Feldlerchen, Goldammer und Grünlinge, das Schla—
gen der Finken und das Geſchwaͤtz der Sperlinge begrüͤß⸗
ten mich beym Heraustreten aus dem Dorfe; auch hoͤrte ich
einige Gartenrothſchwaͤnze, welche in der vorhergehenden
Nacht erſt angekommen waren. An Hausrothſchwaͤnzen
iſt jene Gegend nicht reich; doch fand ich einige Paare ſchon
in den erſten Tagen in Brinnis. Im Walde ſah ich alle die
den Tag vorher ſchon bemerkten Voͤgel, nur die Wachholder—
a iu Ze
Nach einiger
48
droſſeln nicht mehr; ſie waren wahrſcheinlich mit dem Anfange
der Morgendaͤmmerung verſchwunden. Dagegen hörte ich einen
Ningel⸗ und ein Paar Turteltauber ihre angenehmen
Toͤne auf hohen Eichen ausſtoßen. Beyde ſaßen auf der hoͤch⸗
ſten Spitze. Da aber das Unterholz noch faſt blaͤtterlos war:
machte ich gar keine Verſuche, ſie zu erlegen, da ich ihre Vor—
ſicht kenne. Sie ließen ſich von der Sonne beſcheinen und ſa⸗
ßen, der eine ruckſend, der andere angenehm girrend, ſehr lange
auf ein und derſelben Stelle. Im Ziegelholze hoͤrte ich einen
Wendehals, welcher auf einer Aspe ſaß und laut ſchrie. Er
lief auf den Zweigen derſelben vor, und ſuchte ſie ſorgfaͤltig ab.
Bald darauf bemerkte ich auch das Weibchen auf einer Eiche,
und ſchoß es herab. Das Maͤnnchen nahm dieſen Mord ſeiner
Gefaͤhrtin fo übel, daß es ſich weit entfernte und gaͤnzlich
ſchwieg. Nach Tiſche begab ich mich an dieſelbe Stelle und
gewahrte bald das Maͤnnchen, welches unter lautem Geſchrey
fein verlornes Weibchen aͤngſtlich ſuchte. Es war, wie gewoͤhn⸗
lich, wenig ſcheu und deßwegen bald in meinen Haͤnden. So
hatte ich denn ein gepaartes Paar, welches die Kennzeichen
0 Jynx arborea deutlich zeigt und die Subspecies be:
aͤtigt.
Denſelben Nachmittag wurde mir geſagt, daß bey Sproͤda,
2 Stunden von Brinnis, ſich Haubenlerchen aufhielten.
Ich bat einen unſerer Bekannten um ein Paar derſelben, und
echielt auch bald ein gepaartes Paar von einer fruͤher mir, noch
unbekannten Subspecies, von welcher ich ſpaͤter felbſt ein ge⸗
paartes Paar erlegte. Ich werde weiter unten eine Beſchrei⸗
bung derſelben mittheilen, und ſage jetzt nur, daß dieſe Gat⸗
tung die kleinſte der deutſchen Haubenlerchen iſt und ſich
durch einen ſehr geſtreckten Schnabel und ziemlich platten Kopf
hinlaͤnglich von den andern unterſcheidet.
Bey meiner Zuruͤckkunft traf ich in der Nähe des Dor-
fes ein Paar Elſtern an, das einzige, welches ich auf meinen
dortigen Ausflügen geſehen hatte. Beyde Geſchlechter waren
ſo ſcheu, daß ich keins haͤtte ſchießen koͤnnen; ich wuͤrde es aber
auch nicht gethan haben, um dieſes einzige Paar nicht zu ver⸗
nichten. Wenn ich mit dieſer Seltenheit der Elſtern in jener
Gegend ihr ungemein haͤufiges Vorkommen um Renthendorf
vergleiche: fo möchte ich in Wahrheit wiſſen, was iſt die Ur-
ſache dieſer merkwuͤrdigen Erſcheinung. Die Elſter, welche
ein Alles freſſender Vogel iſt, alſo, wie ich aus eigner Erfah⸗
rung weiß, Körner, Fleiſch und die verſchiedenartigſten Inſecten
und Inſectenlarven verzehrt, iſt in unſerer, zwar holzreichen,
aber doch armen Gegend häufig, und in der an Getreide, Voͤ⸗
geln und Inſecten reichen brinniſer Gegend, in welcher 1000
Saatkraͤhen ihren Unterhalt finden, ſelten. Alſo auch die El⸗
ſter muß, wie die Nachtigall, gewiſſe Inſecten zum Haupt⸗
und Lieblingsfutter haben, welche nur in gewiſſen Gegenden ſo
zahlreich vorkommen, daß ſie ſich bequem von ihnen naͤhren
kann. Sie fehlt auch bey Aſch, in der Naͤhe von Eger, ganz.
Auch die Raben- und Nebelkraͤhen, von denen man
glauben ſollte, daß ſie in den dortigen herrlichen Laubwaͤldern
bequeme Brutplaͤtze und auf den weiten Feldern hinlaͤngliche
Nahrung finden muͤßten, ſind um Brinnis nicht haͤufig; denn
die Individuen beyder Arten zuſammengenommen, welche auf
einer Stunde ins Gevierte verbreitet find, machen gewiß kaum
den vierten Theil der Rabenkraͤhen aus, welche man um Ren—
thendorf findet. So muß ich auch noch bemerken, daß der
49
Bluthaͤnfling um Brinnis weit ſeltener als hier iſt. Ich ſah
auf meinen, 3 Tage hinter einander fortgeſetzten Ausfluͤgen nur
per.
k Die Bearbeitung der erlegten Voͤgel, welche mich ſchon
die vorigen Tage beſchaͤftigt hatte, nahm den 2ten May ganz
in Anſpruch, und da ich den Sten abreiſen mußte: konnte ich
keine weitere Unterſuchung der Gegend anſtellen. Auf der
Ruͤckreiſe fand ich die auf der Hinreiſe gemachten und oben
mitgetheilten Bemerkungen beftätigt, fo daß es ganz uͤberfluͤſſig
ſeyn wuͤrde, hier mehr daruͤber zu ſagen. Bey meiner Ankunft
traf ich alle die Voͤgel, welche bey meiner Abreiſe zu Neſte
trugen, bruͤtend an.
Am 28. April des Jahres 1836. machte ich dieſelbe
Reiſe; allein ich ging von Renthendorf uͤber Koͤſtritz nach Zeiz.
Um meinen Wohnort begruͤßten mich dieſelben Voͤgel, welche
ich vor 2 Jahren ſah und oben genannt habe. An einem
Teiche zwiſchen Tautendorf und St. Gangloff lief ein Totanus
ochropus herum; er bemerkte mich, weil ich hinter einem Erd—
huͤgel verborgen war, nicht, und ſo hatte ich Gelegenheit, ſeinem
Treiben mit aller Muße zuzuſehen. Er gieng ſo tief in das
Waſſer, als ſeine Fuͤße erlaubten, hielt den Leib etwas nach
vorn hin geſenkt, den Schwanz hoͤher, als den Ruͤcken und den
Hals ſo eingezogen und Sfoͤrmig, daß der Ruͤcken einen Buckel
mit ihm bildete, und ſuchte in dieſer gedruͤckten Stellung das
Ufer und feine Umgebungen ab. Er beſah jeden Stein, jede
Hervorragung des Ufers und war ungemein gewandt und ge—
ſchickt im Fangen der Inſecten, welche er hier antraf. Sobald
er ein Kerbthier gewahr wurde: lief er ſchnell darauf zu und
pickte es weg. Ebenſo fieng er die Inſecten, welche auf dem
Waſſer ſchwammen.
Betragen von der Sippe Waſſer- und Schlammlaͤufer,
Totanus et Pelidna. Die erſtern gehen tief in das Waſſer
und nehmen ihr Futter hauptſaͤchlich von harten Gegenſtaͤnden
und von der Oberflaͤche des Waſſers weg; die letztern hingegen
laufen vorzugsweiſe auf ſchlammigen und moorigen Stellen
herum, und fangen die auf dem Schlamme ſitzenden Inſecten oder die
in ihm lebenden Inſectenlarven; deßwegen haben die erſteren
lange Fuͤße und einen vorn harten Schnabel, die letzteren aber
nur mittellange Fuͤße und einen weichen, mit Gefuͤhl verſehe—
nen Schnabel, was man auch an den getrockneten Schnaͤbeln
der Schlammlaäufer und Schnepfen bemerken kann; denn man
ſieht an ihnen die eingetrockneten Nerven. Einige Paare Kie—
bitze hielten ſich auf den Wieſen und Aeckern in der Naͤhe des
Teiches auf und ſchrieen, als ſie mich bemerkten, ſehr ſtark, in—
dem ſie ihre gewoͤhnlichen, mit Geraͤuſch verbundenen Flug—
ſchwenkungen machten. Der Waſſerlaͤufer wurde aufmerkſam,
richtete ſich auf, und flog mit ſeinem pfeifenden Tone davon,
obgleich ich nur mit der Hälfte des Kopfs über den Erdhuͤgel
wegſah.
Auf dem Wege von Gangloff nach Koͤſtritz traf ich bey
2 Schafheerden Schafſtelzen an. Die eine Geſellſchaft mochte
12, die andere 8 Stuͤck zaͤhlen. Sie hielten ſich, wie gewoͤhn—
lich, in der Mitte der Heerde auf und liefen ganz nahe vor,
hinter und neben den Schafen herum. Sie find dann. weit
weniger ſcheu, als wenn ſie frey neben, vor oder hinter der
Heerde ſitzen. Ich gieng ganz nahe hinzu und hatte Gelegen—
heit, ſie ſehr genau zu ſehen. Sie hatten alle weiße Streifen
Iſis 1841. Heft 1.
— nd
Ich ſah hier deutlich den Unterſchied im.
50
über den Augen; es befand ſich alſo kein Budytes melanoce-
phalus oder einereocapillus unter ihnen.
*
In einem engen, von einem Bache durchrieſelten Thale
zwiſchen Ruͤdersdorf und Koͤſtritz fand ich meine liebe ſchwe—⸗
felgelbe Bachſtelze, doch nur die Männchen. Sie ſaßen
auf Weiden- und Erlenzweigen, und ließen den einfachen Ton,
welcher um dieſe Zeit oft ihren ganzen Geſang ausmacht, hoͤ—
ren. Ein Maͤnnchen, welches recht hitzig war, flatterte mit et—
was zuruͤckgezogenen, ſchnell bewegten Fluͤgeln von einem Baum
zum andern, oder tief auf dem Bache hin.
Ein Blaukehlchen, nach welchem ich mich an dieſem
Bache umſah, fand ich nicht.
Auf einer Hoͤhe bey Koͤſtritz ergötzte mich der Geſang
einer Haidelerche. Dieſer herrliche Vogel ſchwebte hoch in
der Luft herum und trug ſeinen ſchoͤnen Triller mit einer ſo
ſtarken, vollen und reinen Stimme vor, daß ich ſie kaum ſo
ſchoͤn gehoͤrt habe. Faſt eine Viertelſtunde lang genoß ich dies
fen Ohrenſchmauß. Zwiſchen Koͤſtritz und Zeiz bemerkte ich die
verſchiedenen, aber gewoͤhnlichen Voͤgel unſerer Gegend; die Fel—
der erklangen von dem Geſange der Feldlerchen, in den
Gaͤrten und Waͤldern ſchlugen die Edelfinken, auf den
Weiden ſangen die Baumrothſchwaͤnze, auf den Daͤchern
der Doͤrfer kraͤchzten die Hausrothſchwaͤnze, zankten die
Hausſperlinge und fangen die weißen Bachſtelzen;
aus dem Gebüfche ertoͤnten die lieblichen Stimmen der fahlen
und klappernden Grasmuͤcken, in den Waͤldern pfiffen
die Singdroſſeln, floͤteten einzelne Amſeln und Platts
moͤnche, zwitſcherten die Meiſen und ſangen einzelne Fluͤe⸗
vogel und Zaunkoͤnige. Aus dem Elſterthale ertoͤnte das
ſtarke Geſchrey der Gruͤnſpechte, und in einem Nadelwalde
ſchnurrte ein großer Buntſpecht. Beym Eintritte in die Vor⸗
ftadt von Zeiz hörte ich, wie vor 2 Jahren, die letzte ſch we⸗
felgelbe Bachſtelze.
Von Zeiz fuhren wir am 29. April ſo fruͤh weg, daß
die ganze Natur noch in tiefes Dunkel gehuͤllt war und noch
lange in dem Schweigen der Nacht beharrte. Die Feldler—
chen erhoben zuerſt ihren muntern Chor, und als wir durch die
ſchoͤnen, zwiſchen Pegau und Leipzig liegenden Laubhoͤlzer ka⸗
men: konnte ſelbſt das Geraͤuſch des Wagens die lauten Ge—
fänge der Singdroſſeln und Amſeln, welche ihre herrli—
chen Stimmen von den hohen Eichen herab ertoͤnen ließen,
nicht uͤbertaͤuben. Ein ſchwarzruͤckiger Fliegenfaͤnger ſaß
in dem erſten Eichenwalde und ſah ſich nach Inſecten um.
Ein Kuckuk hatte ſich auf einen an der Straße ſtehenden
Obſtbaum niedergelaſſen, um von da aus Raupen und andere
Kerbthiere zu erſpaͤhen. Bey Annaͤherung des Wagens flog er
etwa 100 Schritte Art auf einen andern Baum und dieß trieb
er fo fort, bis er Stunde weit von feinem erſten Aufent⸗
haltsorte entfernt war. Jetzt ſchien ihm dieſe Entfernung un⸗
angenehm zu werden; er bog deßwegen um den Wagen herum
und flog in einem Zuge ſo weit zuruͤck, daß er, ob ich mich
gleich zum Wagen herausgelehnt hatte, ſehr bald meinen Augen
entſchwand. Auch er beftätigte die bekannte Erfahrung, daß
ſcheue Voͤgel ſich vor der Annaͤherung eines mit Menſchen be—
fegten Wagens weit weniger, als vor dem Heranſchreiten eines
einzigen Menſchen fuͤrchten. Sey es, daß ſie glauben, vom
4
51
Wagen aus konnte das für fie verderbliche Schießgewehr nicht
ſo leicht gehandhabt werden, oder ſind ſie um deßwillen wegen
eines Wagens unbefümmert, weil ihnen von einem ſolchen aus
noch nie etwas zu Leide geſchehen iſt, oder ſcheinen ihnen die
vor den Wagen geſpannten Pferde Sicherheit zu verheißen; ich
laſſe dieß unentſchieden; aber die oben angefuͤhrte Thatſache
unterliegt gar keinem Zweifel. Der eben erwaͤhnte Kuckuk war
ſo wenig ſcheu, daß ich ihn in der geringen Nähe von einigen
20 Schritten ganz deutlich beobachten und in ihm ein dem
Männchen ſehr aͤhnlich gefaͤrbtes Weibchen erkennen konnte,
da doch ein alter Kuckuk, welcher frey ſitzend einen Menſchen
gegen ſich herankommen ſieht, ſchon 80 oder 100 Schritte vor
ihm die Flucht ergreift, ſelten bis auf 70 und aͤußerſt ſelten
bis auf 60 Schritte aushaͤlt. Selbſt die jungen Kuckuke,
welche bald, nachdem ſie das Neſt verlaſſen haben, wie alle
jungen Geſchoͤpfe wenig Vorſicht gegen den Menſchen zeigen,
weil ſie ſeine gefährliche Bekanntſchaft noch nicht gemacht ha—
ben, werden ſehr bald ſcheu, und in einigen Wochen fo klug,
daß ſie dann nicht leicht zu erlegen ſind.
In der Gegend von Zwenkau hörte ich einen Grau:
ammer ſein einfaches Strumpfwirkerſchwirren vortragen; er
ſaß auf einer lombardiſchen Pappel an der Straße und ließ
uns vorbeyfahren, ohne ſeinen Platz zu veraͤndern. Nicht weit
von ihm bemerkte ich eine Nebelkraͤhe, welche allein auf Brach⸗
ackern herumlief, um Inſecten und Würmer aufzuſuchen. Dieſe
beyden ſetzten mich in Verwunderung, weil ich ſie fruͤher nur
jenſeits Leipzigs gefehen hatte. Sie waren alſo weiter weſtlich
vorgedrungen und hatten ihren Aufenthaltsort weit entfernt von
den andern Verwandten genommen. Sie bildeten gleichſam die
Vorhut der Schaar, welche weiter oͤſtlich ihren eigentlichen
Wohnort hat. Meine Vermuthung, daß ſich die Grauam—
mern bald nach Zeiz hin verbreiten wuͤrden, iſt wenigſtens bis
jetzt, wie wir weiter unten ſehen werden, nicht in Erfüllung ges
gangen.
Sobald ich in Leipzig angekommen war, begab ich mich
in van Akens Menagerie. Hier zog ein ſchoͤnes Paar lebender
Kondore, dieſelben, welche mein verſtorbener Freund Gourcy
in Wien ſah und in dieſen Blaͤttern beſchrieben hat, meine
Aufmerkſamkeit in hohem Grade auf ſich. Dieſe ſchoͤnen Wi:
gel ſtehen unter den Geiern da, wie die Falken unter den
übrigen Naubvögeln, d. h. fie uͤbertreffen alle Geier ſehr weit
an Schoͤnheit und Anſtand. Sie ſaßen wie Koͤnige unter den
übrigen Vögeln der Menagerie auf einer Stange fo aufrecht,
daß ihr Körper ſenkrecht ſtand, und fie ihren Koth nicht ruͤck—
warts, ſondern zwiſchen den Beinen vorwärts wegſpritzten. Ihr
Geſieder am Körper iſt nicht lang, zerſchliſſen und locker an—
liegend, wie bey den andern Geiern, ſondern kurz, geſchloſſen
und knapp. Der große Kamm des klaffenden Schnabels, wel—
cher das Maͤnnchen auszeichnet, der beyden Geſchlechtern ge⸗
meinſame, nackte, mit merkwuͤrdigen Anhaͤngſeln verſehene, ro—
the, die Farbe und Geſtalt nicht ſelten veraͤndernde Hals, die
prächtige, aus ungemein ſchoͤnen und blendendweißen, zerſchliſſe—
nen, fllaumartigen Federn beſtehenden Krauſe, gegen welche das
glänzende Eiſenſchwarz des übrigen Geſieders und der ſilberfar—
bige Schild auf den Fluͤgeln ſchoͤn abſticht, gaben einen herrli—
chen Anblick. Das Gefieder ihres Körpers hatte in Hinficht
ſeiner Beſchaffenheit mehr Aehnlichkeit mit dem eines Pfaues,
als eines Geiers. Bey den meiſten Geiern, namentlich bey
„und einem dritten, welches mir in Dresden zu Geſicht kam,
52
Vultur fulvus, Kolbii, albicollis et eristatus, ganz vorzuͤg⸗
lich aber bey Vultur niger kann man die Umriſſe der
Bruſtfedern nicht nur recht gut ſehen, ſondern die einzelnen
Federn auch zählen; nicht fo bey Sarcorhamphus gryphus
(condor). Die Federn dieſes gewaltigen Vogels ſind nicht nur
kurz und breit, ſondern auch ſo beſchaffen und ſo knapp auf
einander liegend, daß die ganze Bruſt des Vogels wie aus
einem Guſſe erſcheint, was ſeine Schoͤnheit gar ſehr erhoͤht.
Dieſes Schoͤne und Edle des Condors wird durch feine Furcht
loſigkeit vermehrt. Die beyden, von denen ich hier ſpreche, ſa⸗
ßen ganz keck auf ihrer Sitzſtange und bekuͤmmerten fi ſo
wenig um die vielen anweſenden Fremden, als ob dieſe gar nicht
vorhanden waͤren. Sie blickten aus ihren hellen und ſchoͤnen
Augen fo furchtlos nach ihnen hin, daß man fie nicht ohne Bes
wunderung anſehen konnte. Auch fiel es ihnen gar nicht ein,
von ihrer Sitzſtange entweichen zu wollen; ſie ertrugen das
Schickſal ihrer Gefangenſchaft mit ſtoiſcher Gleichguͤltigkeit.
Nach einiger Zeit ließ fie der Beſitzer der Menagerie frey uͤber
den Koͤpfen der Anweſenden in der Bude herumfliegen. Auch
jetzt bekuͤmmerten ſie ſich eben ſo wenig, als fruͤher, um die
Menge der Menſchen, und auch jetzt ſuchten fie keinen Aus:
weg, um zu entfliehen, ſondern kamen auf den Ruf ihres Herrn
willig und bald auf ihre Sitzſtange zuruck. Sie gewährten im
Fluge wegen ihrer ungeheuern Schwingen und der Leichtigkeit
und Sicherheit ihrer Bewegungen einen prächtigen Anblick.
Wie herrlich muͤſſen ſich dieſe Vögel ausnehmen, wenn ſie uͤber
den Cordilleras herumſchweben! A
Eine andere Bemerkung, welche ich machte, iſt die, daß
das Maͤnnchen bedeutend groͤßer als das Weibchen war. Ich
fand dieſe bey einem andern Paare, welches ich in Leipzig ſah,
beftätigt. Da mir eine Vergleichung der Geſchlechter von an:
dern Kammgeiern, namentlich von Sarcorhamphus Papa,
nicht zu Gebote ſteht: weiß ich nicht, ob dieſes Groͤßenverhaͤlt—
niß, welches ich bey dem Kondor beobachtete, der Sippe Sar-
corhamphus überhaupt, oder dem Kondor allein eigenthüm⸗
lich iſt. Allein dem ſey, wie ihm wolle, der Umſtand, daß bey
dem Kondor nicht, wie bey den andern Raubvoͤgeln, das
Weibchen, ſondern das Maͤnnchen das größte unter den Ge: 0
ſchlechtern iſt, verdient alle Aufmerkſamkeit und muß zu man⸗
chen andern Forſchungen uͤber die Lebensart dieſes Vogels und
uͤber die ganze Sippe Sarcorhamphus auffordern, die vielleicht
manches Wichtige enthuͤllen werden. Dann ſiel mir auf, daß
das Maͤnnchen, welches doch ſchon vollkommen ausgefaͤrbt war,
keinen rothen, wie das alte Weibchen, ſondern einen grau⸗
weißen Augenſtern hatte. Ich kann mir dieſe Erſcheinung
nicht anders erklaͤren, als dadurch, daß dieſe Voͤgel den rothen
Augenring, als das letzte Zeichen des völlig ausgefuͤrbten Kleides
erhalten. Wenn, wie ich vermuthe, dieſe beyden Kondors in
der Menagerie Sr. Majeftät des Königs von Preußen, in wel⸗
che fie von dem Herrn van Aken verkauft wurden, noch leben:
ſo wuͤrden die berliner Naturforſcher leicht ausmitteln koͤnnen,
ob der Augenſtern des Maͤnnchens jetzt dem des Weibchens
völlig gleich gefärbt iſt. 0
Äh
Dienſelben Tag zeigte mir der Herr Hofrath, Profeffor
Dr. Schwaͤgrichen die zoologiſche Sammlung der Univerſitaͤt
mit vieler Freundlichkeit und Gute. Das Merkwürdigſte unter
den Vögeln war offenbar ein ſchoͤner Kondor, ein Argusfafan
9
53
Leyerſchwanz, Paradiesvogel, mehrere ſuͤdamericaniſche Hühner,
eine Alca impennis, ein Pinguin, und einige ſeltene Kolibris;
wenigſtens ſind mir dieſe alle noch in lebhaftem Andenken.
Durch die Guͤte des Herrn Profeſſors, Dr. Kunze, ſah
ich auch die Sammlung der naturforſchenden Geſellſchaft in
Leipzig. Auch ſie enthielt manches Schoͤne; das Vorzuͤglichſte
unter den Voͤgeln war ebenfalls ein Kondor und mehrere an—
dere ſuͤdamericaniſche Vögel, welche Herr Poͤppig geſchickt hatte.
Den letzten April reiſte ich nach Brinnis. Nicht weit
vor dem Hallſchen Thore ſah ich eine Haubenlerche, welche
uͤber der Straße herumfliegend, recht angenehm ſang; eine an—
dere, wahrſcheinlich das Weibchen, lief auf der Straße, und
flog, wenn ſie von derſelben verſcheucht wurde, auf die neben
ihr liegenden Felder. Das Maͤnnchen ſchwebte, fo lange ich fie
ſehen konnte, in der Luft herum. Etwa eine halbe Stunde
von Leipzig hoͤrte ich wieder das Strumpfwirkerſchwirren des
Grauammers, und ſah bald darauf den Vogel anf einer
lombardiſchen Pappel ſitzen. Von Zeit zu Zeit vernahm ich
dieſen merkwuͤrdigen Geſang, was mir um ſo auffallender war,
da ich ihn an dieſen Stellen vorher nicht gehoͤrt hatte. Die
Grauammer hatten ſich alſo in dieſem Jahre haͤufig in jener
Gegend eingefunden, und ſchienen fuͤr immer dort bleiben zu
wollen. Auch den Geſang der Feldlerchen konnte ich jetzt,
da der Wagen die Kunſtſtraße verlaſſen hatte und wenig Ge—
raͤuſch machte, genauer beobachten, und bemerkte den ſchon
fruͤher wahrgenommenen Unterſchied in Bezug auf den der
unſrigen. Ich werde ſehr bald den Grund davon angeben.
An mehrern Doͤrfern, durch welche ich kam, ſah ich die mir ſo
lieben Haubenlerchen, welche theils auf den Wegen, theils
auf den die Gaͤrten umgebenden Lehmwaͤnden, theils auf den
Strohdaͤchern herumliefen. Einige Maͤnnchen ließen, in der
Luft herumfliegend, ihre angenehmen Toͤne hoͤren. Von Zeit
zu Zeit ſah ich noch einzelne Voͤgel oder kleine Geſellſchaften
derſelben voruͤberfliegen; es waren Schaafſtelzen und Pie—
per, welche noch auf dem Zuge waren.
Als ich in die Naͤhe von Brinnis kam: fiel es mir ſehr
auf, von den Saatkraͤhen, welche 2 Jahre fruͤher die ganze
Gegend belebten, nur ſehr wenige zu bemerken; ich ſah nur
hier und da eine, waͤhrend fruͤher die Aecker von ihnen nicht
ſelten bedeckt waren. Dieſes Raͤthſel wurde bald geloͤſt. Im
Winter vor meiner Ankunft waren alle Kiefern dieſes Hoͤlzchens
gefällt worden, und fo hatten die ankommenden Saatkraͤhen
keine Neſtplaͤtze mehr, und waren dadurch genoͤthigt worden,
ihren Aufenthaltsort 14 Stunden weiter zu verlegen. Nur einige
Paare hatten auf einer noch ſtehenden großen Fichte geniſtet;
allein es ſchien ſie nur eine große Vorliebe fuͤr den Ort an dieſe
eigentlich wenig paſſende Stelle gefeſſelt zu haben; denn die
Fichte war wegen ihrer vielen Aeſte leicht erſteigbar, und die
Saatkraͤhen bauen ihre Neſter am liebſten und faſt immer nur
anf ſolche Baͤume, deren Schaft weit hinauf ohne Aſt iſt.
Die wenigen noch uͤbrigen waren ſo ſcheu, daß ich auch bey der
größten Sorgfalt nicht eine einzige wurde haben erlegen koͤnnen.
Es iſt ſonderbar, daß dieſe Kraͤhen nicht eine nur / Stunde
entfernte Stelle in einem Laubholze, an welcher eine bedeutende
Zahl Kiefern ſtehen, aufgeſucht und als Wohnplatz benutzt hatten.
Man ſieht hieraus deutlich, daß fie in der Wahl ihres Aufent⸗
haltortes ſehr eigenſinnig ſind. Daß den wenigen noch uͤbrigen
54
Staatkraͤhenpgaren das Leben in ſo kleiner Geſellſchaft nicht ge—
fallen wuͤrde, vermuthete ich ſogleich, und ich hatte mich nicht
geirrt; denn im folgenden Fruͤhjahre waren ſie alle verſchwunden.
Das Auffallendſte bey dieſer fruͤher ſo ſehr zahlreichen
Kraͤhencolonie war mir der Umſtand, daß dieſe große Schaar
aus 2 Subspecies beſtand, von denen jede einen Theil deſſel⸗
ben inne hatte. Den obern Theil des Waͤldchens bewohnten
mein Corvus granorum, und den untern mein Corvus agro-
rum. Wenn ſie aufgeſcheucht wurden, konnte man Anfangs
noch 2 Schaaren unterſcheiden; bald miſchten ſie ſich aber, nach
der den Kraͤhen eigenthuͤmlichen Geſelligkeit, nach welcher ſie
auch Dohlen und Elſtern in ihre Reihen aufnehmen, unter
einander und bildeten einen einzigen großen Flug. Ich bedauerte
den Abzug dieſer Saatkraͤhen ſehr; denn ihre Anweſenheit in
der ſchon oben angegebenen ungemein großen Anzahl hatte mir
viele Unterhaltung gewaͤhrt und war gewiß fuͤr die getreidereiche
Gegend von großem Nutzen geweſen.
Am 3. May machte ich den erſten Ausflug, und bemerkte
mit Verwunderung, daß das Strumpfwirkerſchwirren häufiger
als jemals, und an Orten, an denen ich es nie gehoͤrt hatte,
ertoͤnte. Ich richtete auf dieſe Voͤgel vorzugsweiſe meine Auf:
merkſamkeit und ſchoß den erſten, welchen ich antraf. Es war
meine Miliaria germanica, eine ſehr verwandte mit der, von
welcher ich 2 Jahre fruͤher ein gepaartes Paar erlegt hatte.
Eine Viertelſtunde von dieſer Stelle traf ich einen andern Grau—
ammer an, feuerte ihn herab, und hatte meine Miliaria ad-
vena in der Hand. Nach 5 Tagen kam ich an einen, nahe
an einem Laubholze liegenden, mit Hafer beſaͤeten Acker, und
fand abermals ein Paar dieſer Vögel. Das Maͤnnchen ſchwierte
auf einer Birke und das Weibchen las den hin und wieder lie—
gen gebliebenen Hafer vom Acker auf. Ich ſchoß, um das ge—
paarte Paar zu erhalten, zuerſt das letztere, in der Hoffnung,
das vorher wenig ſcheue Maͤnnchen leicht zu erlegen. In dieſer
Hoffnung hatte ich mich aber getaͤuſcht; das Maͤnnchen hatte
den Tod ſeines Weibchens mit angeſehen, und war dadurch ſo
ſcheu geworden, daß es durchaus nicht ſchußgerecht aushielt.
Erſt 2 Tage ſpaͤter gelang es mir, daſſelbe zu hinterſchleichen
und zu ſchießen, ehe es mich gewahr wurde. Ich hatte nun
ein gepaartes Paar von Miliaria germanica. Ich kann nicht
unterlaſſen, hier Einiges uͤber die Grauammer zu bemerken.
Die Richtigkeit der von mir aufgeſtellten Sippe Miliaria
hat auch Boje, welcher eine auslaͤndiſche gute Art aufzufinden
ſo gluͤcklich war, anerkannt, und ich erlaube mir zur Begruͤn—
dung derſelben Einiges zu ſagen. Der Grauammer iſt der
Ammer in hoͤchſter Vollendung; denn bey keinem andern ſteht
der Hoͤcker im Oberſchnabel, das characteriſtiſche Kennzeichen der
Ammer, ſo deutlich hervor, als beym Grauammer; ſchon dieſer
einzige Umſtand wuͤrde die Annahme der Sippe rechtfertigen.
Allein der Grauammer hat noch manches Andere, was ihn fehr
auszeichnet. Dahin gehoͤrt zuerſt ſeine Erdfarbe oder ſein Ler—
chengrau auf dem Rüden, durch welches er ſich auf den erſten
Blick von allen andern Ammern unterſcheidet und eine gewiſſe
Verwandſchaft mit den dickſchnaͤbligen Lerchen, namentlich mit
der Kalanderlerche zeigte. Auch durch das in das Roſtgelbe
fallende und ſtark gefleckte Jugendkleid erhaͤlt der Gruammer
Aehnlichkeit mit den Lerchen. Ebenſo iſt der Umſtand beach—
tungswerth, daß er an keiner Schwanzfeder einen keilfoͤrmigen
55 —
weißen Fleck hat, den die aͤchten Ammern an der erſten und
zweyten Steuerfeder ſtets zeigen. Es darf nicht uͤberſehen wer—
den, daß bey den andern Ammern die Weibchen eben ſo groß,
oder nur wenig kleiner, als die Maͤnnchen ſind. Bey den
Grauammern aber iſt dieß ganz anders. Bey ihnen iſt das
Weibchen ſtets viel kleiner als das Maͤnnchen, was ich mit
deſto größerer Sicherheit behaupten kann, da ich 6 gepaarte
Paare alter, zur Brutzeit geſchoſſener Voͤgel und 2 Paar Ge⸗
ſchwiſter im Jugendkleid beſitze; denn die Grauammer ſind, wie
wir ſehen werden, in Groͤße und Geſtalt ſo verſchieden, daß
man, um etwas Naͤheres uͤber ſie ſagen zu konnen, durchaus
gepaarte Paare vor ſich haben muß. Es gibt wenige alte Lin⸗
neiſche Arten, bey denen die Eintheilung derſelben in Subspe-
eies fo nothwendig erſcheint, wie bey unſerm Grauammer; ich
werde weiter unten die Richtigkeit dieſer Behauptung durch eine
kurze Beſchreibung der verſchiedenen Gattungen (Subspecies)
darthun, und erlaube mir jetzt, über die Sippe Miliaria, Grau⸗
ammer, im Allgemeinen etwas zu ſagen. Die eigentlichen
Ammer, Emberizae der Neuern, find Strauchammer (Buſch—
ammer); denn ihr liebſter Aufenthaltsort iſt das Gebuͤſch, wie
das mit Geſtraͤuch vermiſchte Rohr der eigentliche Wohnort der
Rohrammer, Cynchramus Baje, iſt. Die Grauammer hin—
gegen find Erdammer, humicolae, denn auf dem Boden halten
ſie ſich vorzugsweiſe auf; deßwegen haben ſie auch die Erd—
oder Lerchenfarbe und im Verhaͤltniß zu ihrer Groͤße ſehr große
Fuͤße, um bequem auf ihr herumhuͤpfen zu koͤnnen. Nur wenn
der Goldammer ſingt oder ſich vollkommen geſaͤttigt hat: ſetzt
er ſich, um auszuruhen, auf einen Zweig, am liebſten auf
einen duͤrren, oder auf eine Baum- oder Strauchſpitze, oft nur
wenig hoch uͤber den Boden. Ja er ſingt zuweilen auf der
Erde. Am 8. May 1336. ſah ich bey Brinnis einen auf
einem Maulwurfhuͤgel, welcher ſehr anhaltend ſang, gerade wie
es die Haubenlerchen zuweilen thun. Auch darinn weichen die
Grauammer von den eigentlichen Ammern ſehr ab, daß ſie zur
Paarungszeit einen ganz eigenthuͤmlichen Flug annehmen. Sie
ziehen nehmlich dann die Fluͤgel oft fo ſehr zuruͤck, daß fie mit
dem Schwanze ein Dreyeck bilden und bewegen ſie ganz ſchnell,
wodurch ein eignes Flattern entſteht, welches ich zu eben dieſer
Zeit bey den Gruͤnlingen, Zeiſigen, Fitislaubſaͤngern und an—
dern, nie aber bey den Goldammern geſehen habe. Der Flug
der Grauammer erhaͤlt dadurch eine große Aehnlichkeit mit dem
der Staare, wenn ſie ihre Jungen recht eifrig fuͤttern. Aber
auch der gewoͤhnliche Flug der Grauammer geht mehr in einem
Zuge fort und hat eine ganz andere Beſchaffenheit, als der der
eigentlichen Ammer, wezu wohl auch der Umſtand, daß ſein
Schwanz verhaͤltnißmaͤßig viel kuͤrzer als der der eigentlichen
Ammer iſt, das Seinige beytragen mag. Alles dieß vereinigt
berechtigt gewiß den Naturforſcher, den Grauammer als eigene
Sippe unter dem Namen Miliaria aufzufuͤhren, wie es bereits
in meinem Handbuche der Naturgeſchichte der Vögel Deutſch—
lands geſchehen iſt.
Die verſchiedenen Gattungen dieſer Sippe, welche ich kenne
und beſitze, ſind folgende:
1) Der ſtarke Grauammer, Miliaria, valida ( Embe-
beriza miliaria Linn.).
Die Seiten des nicht aufwaͤrts gerichteten Unterkiefers
treten an dem etwas großen Schnabel nicht uͤber die Sei—
ten des Oberkiefers vor; die Stirn erhebt ſich bald uͤber
den Schnabelruͤcken empor. Länge 8“ par. Maaß,
56
2) Der dickſchnaͤblige Grauammer, Miliaria eras-
sirostris (Emberiza miliaria L.). f
Die Seiten des ziemlich aufwaͤrts gerichteten Unterkie⸗
fers treten an dem kurzen Schnabel weit über die Seiten
des Oberkiefers vor. Die Stirn iſt merklich niedriger, als
der Schnabelruͤcken. Länge 77 9% par. M. h
3) Der hochſchnaͤblige Grauammer, Miliaria alti⸗
rostris (Emberiza miliaria L.).
Die Seiten des kaum merklich aufgerichteten Unterkie⸗
fers treten an dem aͤußerſt hohen Schnabel uͤber die Seiten
des ſtark gewoͤlbten Oberkiefers kaum merklich vor; die
Stirn iſt nur wenig niedriger als der ſehr hohe Schnabel:
ruͤcken. Länge 7“ 9“ par. M
N
4) Der nordifhe Grau ammer, Miliaria septentrio-
nalis (Emberiza miliaria L).
Die Seiten des fanft aufwärts gerichteten Unterkiefers
treten an dem ſehr geſtreckten Schnabel nur wenig uͤber
die Seiten des flach gewoͤlbten Oberkiefers vor; die Stirn
iſt merklich niedriger als der niedrige Schnabelruͤcken. L.
7 7" par. M.“ 5
5) Der deutſche Grauammer, Miliaria germanica
(Emberiza miliaria L).
Die Seiten des etwas aufwärts gebogenen Unterkiefers
treten an dem etwas hohen und geſtreckten Schnabel faſt
ganz unmerklich Über die des ziemlich ſtark gewoͤlbten Ober—
kiefers vor; die Stirn iſt bedeutend niedriger als der hohe
Schnabelruͤcken. Länge 7“ 5, J |
6) Der fremde Grauammer,
miliaria L.). 8
Die Seiten des ſtark aufwärts gebogenen Unterkiefers
treten an dem ſehr kurzen Schnabel ziemlich weit uͤber die
Seiten des ſtark gewoͤlbten Oberkiefecs vor; die Stirn iſt
kaum niedriger als der etwas hohe Schnabelruͤcken. Laͤnge
Je 6%, 0
7) Der kleine Grauammer,
riza miliaria L.).
Die Seiten des etwas aufwärts gebogenen Unterkiefers
treten an dem großen Schnabel kaum merklich uͤber die
Seiten des fanft gewoͤlbten Oberkiefers vor; die Stirn if
viel niedriger als der hohe Schnabelruͤcken. Länge 7“ 1%
8) Der ſuͤdliche Grauammer, Miliaria meridionalis
(Emberiza miliaria L.).
Die Seiten des ſtark aufwärts gekruͤmmten Unterkle—
fers treten an dem etwas kurzen, aber hohen Schnabel
nicht über die Seiten des ſanft gewoͤlbten Oberkiefers vor;
die Stirn iſt etwas niedriger als der niedrige Schnabel: -
ruͤcken. Länge 7“ 9%.
Nr. 1. zeichnet ſich von allen Verwandten durch feine
ſehr bedeutende Groͤße und den tuͤchtigen, aber nicht eben breiten N
Miliaria peregrina (E.
Miliaria minor (Embe-
Da von mir Alles, was ich in dieſen Blättern mittheilen werde, 5
nach par. Maaß gemeſſen ift, fo bemerke ich dieß hier zum
letzten Male.
57
Schnabel auf den erſten Blick aus. Wenn man ihn neben der
Miliaria minor ſieht, ſo iſt der Unterſchied eben ſo bedeutend
als zwiſchen dem Kolkraben und der Rabenkraͤhe. Sein eigent—
liches Vaterland kenne ich nicht. Das Maͤnnchen von dem Paare,
welches ich beſitze, wurde in einem ſehr harten Winter im Orl—
thale erlegt, und das Weibchen bekam ich im Januar 1820,,
alſo in einem ſehr ſtrengen Winter, aus der hieſigen Gegend
lebendig. Es war eine Stunde von hier, nahe am Urſprunge
der Roda, vor einer Scheune im Netze mit Goldammern ge—
fangen worden. Ich hielt es 4 Monate im Kaͤfige, welcher
auch in der ſtrengen Kaͤlte neben, nicht in einem geheizten
Zimmer hieng. Wenn das Trinkwaſſer eingefroren war: gab
| ich ihm anderes, und fo befand er ſich bey Hafer und anderm
Getreide — den erſtern fraß er ganz beſonders gern — An—
fangs recht wohl. Er lockte nur von Zeit zu Zeit, ſo daß ich
aus dem Mangel des Geſangs leicht ſein Geſchlecht errathen
konnte. Er ſaß ſehr lange auf einer Stelle und hatte etwas
Ruhiges und Phlegmatiſches. Nur als das Fruͤhjahr kam:
wurde er unruhig, wahrſcheinlich, weil der Trieb, vor der Brut—
zeit feine Heimath zu ſuchen, recht lebhaft in ihm erwacht war.
Bald darauf verſchmaͤhte er das Futter und ſtarb kurze Zeit
darauf. \
Es iſt mir ſehr wahrſcheinlich, daß dieſer Grauammer
nordoͤſtlich von uns wohnt und nur durch ſehr ſtrenge Kälte
aus feinem Vaterlande vertrieben, unſere Gegend zuweilen be—
ſucht. Er gehoͤrt aber bey uns zu den ſehr ſeltenen Erſchei—
nungen.
Nr. 2. lebt und niſtet in Mecklenburg; mein geehrter
Freund Zander, derſelbe, welcher die recht gute Naturgeſchichte
der Voͤgel Mecklenburgs herausgibt, ſchickte mir ein Paar dieſer
Voͤgel, von denen das Maͤnnchen am 5. May 1831. und das
Weibchen am 26. April 1832. erlegt iſt, beyde alſo zu einer
Zeit geſchoſſen ſind, in welcher der Zug der Grauammer laͤngſt
voruͤber iſt. Auch auf Ruͤgen kommt er wenigſtens im Herbſte,
wie ein im October 1819. dort getödtetes Stück meiner Samm-
lung beweiſt, vor. In die hieſige Gegend verirrt er ſich aber
nur in harten Wintern. Ein Maͤnnchen bekam ich am 20. De—
cember 1819. und ein anderes am 10. Januar 1820. Er
unterſcheidet ſich von dem vorhergehenden außer den oben ange—
gebenen Kennzeichen noch durch den platten Kopf.
Nr. 3. iſt ein ausgezeichneter Vogel, deſſen Schnabel, in
Bezug auf ſeine Hoͤhe, das Aeußerſte erreicht, was ein Grau—
ammerſchnabel erreichen kann. Er lebt im noͤrdlichen Deutſch—
land. Ich erhielt ein Männchen - erlegt am 26. Juny 1835.
L von Dresden, ein am 26. Auguſt 1832. geſchoſſenes altes
Weibchen aus Luͤbs in Mecklenburg, ein Maͤnnchen im erſten
Herbſtkleide von Ruͤgen und ein junges Weibchen von meinem
theuern Seyffertitz. Dieſe beyden letztern beweiſen auch, daß
dieſe Hoͤhe des Schnabels nicht Folge des Alters iſt.
Nr. 4. unterſcheidet ſich, wie ſchon oben bemerkt wurde,
von der vorhergehenden durch ſeinen geſtreckten Schnabel, von
mehrern Verwandten auch durch den nur ſanft aufwaͤrts ge—
kruͤmmten Unterkiefer. Er bewohnt das ganze noͤrdliche Deutſch—
land bis Leipzig herab. Ein gepaartes Paar erlegte ich, wie
oben bemerkt wurde, zu Ende des April 1834 bey Binnis, ein
anderes am 7. Julius 1836. bey Luͤbs geſchoſſenes gepaartes
Paar erhielt ich von meinem Freunde Zander, mehrere ein⸗
Iſis 1841. Heft 1.
58
zelne von Ruͤgen und ein Paar Geſchwiſter im Jugendkleide
ebenfalls von Luͤbs.
Nr. 5. unterſcheidet ſich von dem vorhergehenden, mit
welchem er die groͤßte Aehnlichkeit hat, vorzuͤglich durch den
groͤßern Schnabel. Dieß bemerkt man am deutlichſten, wenn
man beyde Schnaͤbel von unten anſieht, dann erſcheint der un:
ſeres Vogels viel kraͤftiger, als bey Miliaria septentrionalis.
Auch dieſer Vogel lebt im noͤrdlichen Deutſchland. Ich ſchoß
bey Brinnis, wie ſchon oben bemerkt wurde, ein gepaartes Paar
und ein ſchoͤnes altes Maͤnnchen, und erhielt ein ſolches auch
von Ruͤgen.
Nr. 6. nannte ich um deßwillen den fremden Grauam⸗
mer, Miliaria peregrina, weil ich ihn fruͤher nur im Winter
erhielt; allein jetzt wuͤrde ich ihm einen andern Namen geben;
denn er iſt in unſerm Vaterlande gar kein Fremdling, ſondern
ein ganz einheimiſcher Vogel. Ich erlegte ihn, wie oben ſchon
bemerkt wurde, bey Brinnis, im Winter bey Gotha, und er—
hielt nicht nur ein gepaartes Paar und einen jungen Vogel von
Luͤbs, ſondern auch einzelne von Goͤrlitz und aus der Gegend
von Berlin. Er iſt alſo weit verbreitet. Er hat mit Miliaria
erassirostris in Hinſicht des Schnabels Aehnlichkeit; allein dieſer
iſt viel kurzer, ja der kuͤrzeſte von allen Grauammerſchnaͤbeln.
Nr. 7. unterſcheidet ſich leicht von allen Verwandten durch
die ſehr geringe Groͤße — er iſt faſt 1“ kuͤrzer und ſchmaͤler
als ſeine großen Verwandten — und den im Verhaͤltniß zu
ſeiner Groͤße großen Schnabel. Seine Fuͤße ſtehen mit ſeiner
Groͤße im Verhaͤltniſſe, und ſind deßwegen merklich kleiner als
bey allen vorhergehenden. Im mittlern Deutſchland habe ich
ihn noch nicht angetroffen. Ich erhielt ein gepaartes Paar und
einen Jungen von ihm aus Luͤbs, 2 Maͤnnchen von Ruͤgen
und 1 Weibchen aus Pommern. Es iſt ſehr intereſſant, die
große Miliaria valida und die kleine M. minor neben einander
zu ſehen.
Nr. 8. endlich iſt durch ſeinen kurzen, aber hohen und
aͤußerſt zuſammengedruͤckten Schnabel leicht kenntlich. Durch
dieſen erhaͤlt er einige Aehnlichkeit mit Miliaria altirostris; allein
der Schnabel des letztern iſt ſtets viel hoͤher, beſonders am
Oberkiefer, auch iſt ſein Unterkiefer weniger als bey Nr. 3. auf⸗
waͤrts gerichtet. Er bewohnt das ſuͤdliche Europa; doch kann
ich nicht ſagen, wie weit er verbreitet iſt; denn ich erhielt nur
ein altes Paar nebſt einem Jungen aus Dalmatien.
Ueber den Aufenthaltsort der von mir beobachteten Grau:
ammer bemerke ich noch, daß ich ſie vorzugsweiſe auf ſolchen
Wieſen, welche etwas, doch nicht ſehr ſumpfig find, eine be—
deutende Ausdehnung und hohes Gras haben, mit Buͤſchen
und Bäumen hin und wieder beſetzt oder von Baumreihen be:
graͤnzt ſind und an Getreidefelder ſtoßen, getroffen habe; nur
ſelten da, wo nur kleine Strecken Wieſen von Feldern einges
ſchloſſen waren. — Die Witterung, namentlich die Naͤſſe oder
Trockenheit des Fruͤhjahres hat auf die Verlegung ihres Aufent—
haltes einen ſehr bedeutenden Einfluß; denn ſie fliehen die naſſen
Wieſen eben ſo ſehr, als die ganz trocknen, und fuͤhren, wie
wir weiter unten ſehen werden, ein zigeunerartiges Leben. Die
ich im May 1836 bey Brinnis antraf, waren alle wenig ſcheu
und hielten deßwegen gut ſchußgerecht aus; das eine Maͤnnchen
ausgenommen, von deſſen ſcheuem Weſen nach dem Tode ſei—
nes Weibchens ich ſchon oben geſprochen habe.
4 *
59
Die erlegten hatten Getreidekoͤrner und Grasſaͤmereien im
Magen, und ich vermuthe, daß ſie, um die letztern aufzuſuchen,
ihren Wohnſitz vorzugsweiſe auf etwas feuchten, grasreichen
Wieſen aufſchlagen. Wie ſpaͤt oft ihre zweyte Brut erfolgt,
zeigt der Umſtand, daß man noch gegen die Mitte des Sep⸗
tung Voͤgel im reinen Jugendkleide antrifft, deutlich genug.
Denſelben 3. May 1836. hörte ich bey Brinnis den er=
ſten Brachpieper. Er war vielleicht kurz zuvor angekommen.
Die Brachpieper ſind dort auf den großen, oft viertelſtundenlan—
gen Brachen und ſehr fluͤchtig. Man trifft ſie bald da, bald
dort an, und da ſie ſehr fluͤchtig und ſtets mehr oder weniger
ſcheu ſind: verliert man ſie leicht aus den Augen und macht
deßwegen nicht ſelten eine fruchtloſe Jagd auf ſie. So ergieng
es mir dießmal; meine Bemuͤhungen, den bemerkten Brach—
pieper zu erlegen, waren fruchtlos. Doch ſchoß ich, bey einem
kurzen Aufenthalte in Brinnis, am 20. May 1835. einen ſol⸗
chen Pieper, und erneuerte eine ſchon früher gemachte Bekannt⸗
ſchaft auf eine uͤberraſchende Weiſe, von welcher weiter unten
die Rede ſeyn wird. Zuerſt will ich von den Brachpiepern im
Allgemeinen Einiges bemerken. Ich habe in meinem Handb.
d. Naturg. aller Vögel Deutſchlands behauptet, daß der Brachs
pieper nicht zu Anthus, fondern zu Corydalla Vigors, alfo
zu den Stelzenpiepern zu rechnen ſey. Freylich muͤſſen
dann die im Handbuche S. 321 angegebenen Kennzeichen etwas
anders beſtimmt werden. Es heißt dort: „der Schnabel iſt
ziemlich ſtark, faſt lerchenartig“, weiter: „der Schnabel iſt als
Pieperſchnabel ſtark“ ꝛc. Anſtatt dieſer Beſtimmung muß ge—
fest werden: „der Schnabel iſt ſehr ausgebildet; ſtark oder lang,
gerade oder ſanft bogenfoͤrmig, mit mehr oder weniger deutlichem
Haken; die Fuͤße find hoch oder ziemlich hoch“ ic.
Daß der Brachpieper nicht zu den eigentlichen Piepern,
namentlich zu den Baum-, Waſſer- und Wieſenpiepern gehoͤren
kann, geht aus Folgendem unwiderſprechlich hervor. Alle die
genannten Pieper haben, zumal im Winter- und Jugendkleide,
große Aehnlichkeit mit einander. Das auf manchfaltige Art ge—
miſchte und durch dunkle Flecken gehobene Olivengruͤn oder Oli—
vengelbgruͤn des Oberkoͤrpers, die Laͤngeflecken an der Bruſt und
an den Seiten, die ſchwachen Schwung- und Steuerfedern, der
mehr oder weniger gekruͤmmte, laͤngere oder kuͤrzere Sporn an
der Hinterzehe, die etwas ſchwachen Fuͤße und die ganze Ge—
ſtalt haben etwas ſo Eigenthuͤmliches und Characteriſtiſches, daß
man alle dieſe Voͤgel durchaus in eine Sippe ſtellen muß. Dazu
noͤthigt aber auch ihr Betragen. Alle ſchreien Piep, wovon
ſie den deutſchen Namen erhalten haben, alle leben gern unter
Gras oder andern Pflanzen verborgen — auch die Waſſerpieper
ſind im Winter am liebſten an ſolchen Quellen, in denen Gras,
Baumkreſſe und andere Waſſerkraͤuter wachſen —, alle druͤcken
ſich, d. h. ſie verbergen ſich bey Gefahr, indem ſie ſich platt
auf den Boden legen, alle fliegen bogenfoͤrmig auf, alle haben
einen eigenthuͤmlichen, mehr oder weniger ſchlagartigen Geſang,
bey welchem ſie gewoͤhnlich in die Luft emporſteigen, und der
angenehm klingend von dem Beobachter ſogleich als Piepergeſang
anerkannt wird; alle fliegen gern auf Baͤume auf und haben
im Neſtbau, in der Zeichnung der Eyer und im Betragen beym
Neſte ſo viel Aehnlichkeit mit einander, daß ſie der Naturforſcher
in eine Sippe bringen mußte, ſelbſt wenn fie weniger Ueber—
einſtimmung im Aeußern darboͤten.
Ganz anders iſt es bey den Brachpiepern. Die eigent—
lichen Pieper leben unter Pflanzen — wenn der Waſſerpieper
60
im Sommer auf und neben den Felſen herumlaͤuft, hat er die
Farbe von dieſen — und deßwegen herrſcht auf ihrem Ober—
koͤrper das Grün der Pflanzen vor. Der Brachpieper wohnt
auf den trocknen, hellerdgrau ausſehenden Brach- und Sand—
feldern, oder Sandduͤnen, und hat deßwegen kein Gruͤn auf
dem Oberkoͤrper — dieß wuͤrde ihn ſeinen Feinden verrathen —
ſondern Erdfarben, oder Erdgelblichgrau, ganz die Farbe der
Stellen, auf denen er lebt. Ueberhaupt iſt die Zeichnung ſeines
ausgefärbten Kleides viel verwaſchener, an dem Unterkoͤrper wer
nig, oft kaum merklich gefleckt; die Schwung- und Steuer⸗
federn ſind ſchmaͤler, aber ftärker, der Sporn iſt kuͤrzer, aber
etwas dicker, die Fuͤße ſind laͤnger und ſtaͤrker und der Koͤrper
iſt geſtreckter als bey den eigentlichen Piepern. Auch unterſchei⸗ |
det fie das Betragen. Sie ſchreien beym Auffliegen nicht piep,
ſondern tititi, leben nicht unter Pflanzenblaͤttern — nur ſelten
fliegen ſie im Herbſte auf die Kartoffelaͤcker und auch hier laufen
ſie am liebſten nur in den Furchen herum — ſondern frey auf
den pflanzenloſen oder nur mit wenig Kraͤutern beſetzten Stellen,
ſuchen ſich deßwegen der Gefahr auch nicht durch Niederkauern,
ſondern durch Laufen in gedruͤckter Stellung wo moͤglich in einer
Vertiefung zu entziehen — ſie laufen ſehr gern den Furchen
entlang und zwar große Strecken weit in einem Zuge — und
haben gar keinen melodiſchen Geſang, ſondern laſſen nur, auf
einem Buſche oder Pfahle ſitzend, oder in großen Bogen durch
die Luft fliegend, ihr zweytoͤniges, wenig angenehmes t luͤi er⸗
tönen. Auch in dem Betragen, nachdem fie aufgeſcheucht wor⸗
den, weichen ſie ſehr von den eigentlichen Piepern ab. Dieſe
alle ſuchen, wenn fie aufgejagt werden, ſehr gern im Gebuͤſch.
oder auf Baͤumen Schutz gegen ihre Feinde; nicht fo die Brach—
pieper; dieſe erwarten ſie bey ihrer Flucht auf andern, mehr oder
weniger weit entfernten freien Plaͤtzen und zwar ſtets auf den Boden.
In der Farbe, ſelbſt im Aufenthalte an freyen Stellen,
haben ſie viele Aehnlichkeit mit den Haubenlerchen. Alle eben
aufgeführten Verſchiedenheiten find fo bedeutend, daß die Brach—⸗
pieper nicht mehr unter den eigentlichen Piepern ſtehen koͤnnen,
ſondern zu Corydalla gezogen werden muͤſſen.
Nach dieſen allgemeinen Bemerkungen komme ich auf das
oben angefangene Beſondere zuruͤck. Ich hoͤrte am 6. May
1836. bey Brinnis einen Brachpieper, ohne ihn erlegen zu koͤn⸗
ven, hatte aber am 20. May 1835. ein Männchen dieſes Pie⸗
pers dort geſchoſſen, und zu meiner großen Freude eine Cory-
dalla arvensis in meiner Hand. Ich muß den geehrten Leſer
darauf aufmerkſam machen, daß ich bey meinem ſeligen Freunde
Michahelles in Erlangen im May 1830 zwey große Brach-
pieper mit dicken, langen Schnaͤbeln aus Trieſt ſah, welche ich,
obgleich fie im Herbſtkleide waren, für füdtiche Vögel hielt und,
ſiehe Handb. S. 1015, Anthus arvensis nannte. Wie fehr
war ich erſtaunt, in dem am 20. May 1835. bey Brinnis
erlegten Pieper die Corydalla arvensis wieder zu finden! Ich
war ſpäterhin mit dieſem Vogel recht gluͤcklich. Am 1. Septbr.
deſſelben Jahres ſchoß ich 1 Stunden von hier ein ganz großes,
ſchoͤnes altes Maͤnnchen, 3 Tage ſpaͤter ein altes Weibchen der⸗
ſelben Gattung und am 10. Auguſt, ganz nahe bey der hieſigen
Pfarrwohnung, ein altes Weibchen mit einem ſeiner Jungen,
einem Maͤnnchen. Nun muſterte ich meinen Piepervorrath und
fand unter demſelben noch ein Weibchen im erſten Herbſtkleide,
ein anderes im Jugendkleide und ein am 10. Auguſt 1832.
erlegtes. Auch erhielt ich 5 Stuͤck von meinem lieben Freunden
von Homeyer in Nerdin und Zander in Luͤbs. So ſtehen
61
denn 12 Stuͤck dieſer Subspecies vor mir und ſetzen mich in
Stand, dieſe intereſſante Gattung vollſtaͤndig zu beſchreiben und
die uͤbrigen Subspecies daneben ſtellen zu koͤnnen.
1) Der Feldbrachpieper, Corydalla arvensis Br.
(Anthus campestris Dechst. et Naum. Alauda cam-
pestris Linn.)
Der Schnabel iſt gerade, lang und ſtark, an der Wur—
zel ſehr hoch, der Kopf ſanft gewoͤlbt. Länge 7“ 36“.
Er iſt der größte Brachpieper, lang und ſtark; 7“ 3 bis
6’ lang und 10“ 2 bis 8““ breit, der Schwanz mißt 2“7““
die Schwingenſpitze 3“ 2“, der Schnabel 52 bis 6“, die Buß:
wurzel 12“.
| Er hat in allen Kleidern die Zeichnung der andern Brach—
pieper; im Fruͤhjahre ſo wenige Flecken an der Bruſt, daß der
ganze Unterkörper im Sommer ungefleckt erſcheint. Auch der
ganze Oberkoͤrper ſieht in dieſer Jahreszeit faſt einfarbig erdgrau
aus, mit ſchwach angedeuteten Fluͤgelbinden und Schwungfeder—
kanten. Im Jugendkleide find Schnabel unb Naͤgel hell horn—
farben, der erſtere durchaus mit blaßgelber Einfaſſung und die
Fuͤße roſenroth.
Bey dem am 1. Septbr. 1835. eclegten alten Maͤnnchen
war der Rachen ziemlich weit und roͤthlichgelb, der innere Schna—
bel rinnenartig, ſchmal, mit ſcharfer, etwas eingezogener Schneide;
der Gaumen im platten Rachen vorn ein breiter Ritz, hinten
ſehr weit, mit erhoͤhtem gezaͤhneltem Rande, die niedrigen Sei—
tenleiſten vereinigen ſich 3“ vor dem Gaumen. Der Schnabel
iſt dunkelhornfarben, am Unterkiefer lichter, der Augenſtern hell—
braun, der Fuß hornweißlich. Die ſchmale, harte, horngelbliche
Zunge vorn in zwey Hauptſyitzen geſpalten. Die walzenfoͤrmige
Luftroͤhre niedergedruͤckt, knorplig, nicht hart, mit zarten Rin—
gen und kleinem“ Muskelapparate am nicht erweiterten un—
tern Kehlkopfe; die Aeſte oben hoch und ſchmal, mit vortreten—
den Spitzen, unten gewoͤhnlich geſtaltet. Die edlern innern
Theile wie bey den andern Piepern, ebenſo die am rechten Lap—
pen lange Leber. Die Speiſeroͤhre weit, der Vordermagen eng,
druͤſig und dickhaͤutig, der eigentliche Magen mittelgroß, haͤutig
muskelartig, innwendig mit einer lederartigen hellbraunen Haut,
voll von ſehr kleinen, ganz zerriebenen und deßwegen nicht zu
beſtimmenden Kaͤferchen und Inſectenlarven. Der Darm wenig
ausgebildet, oben ſo weit wie ein ſtarker Raben-, unten wie
ein Kraͤhenkiel mit 2 warzenartigen, ſehr kleinen, nicht ganz
1% langen, 6“ vom After entfernten Blinddaͤrmen.
Dieſe Subspecies erhaͤlt durch die aus Norddeutſchland
geſandten Stuͤcke, durch das am 10. Auguſt 1836. mit dem
jungen Männchen, dem Sohne, erlegte alte Weibchen und durch
ein Paar am 20. Auguſt 1832. geſchoſſene Geſchwiſter, im
Uebergange zum Herbſtkleide, ihre volle Beſtaͤtigung.
2) Der ſchlanke Brachpieper, Corydalla gracilis Br.
(Anthus campestris Bechst. Alauda campestris L.)
Der Schnabel iſt gerade, fehr lang und ſchwach, an
der Wurzel niedrig, der Kopf ſanft gewoͤlbt. L. 7“ 1-3",
* Daher fein unbedeutender Geſang.
|
62
Dieſer Brachpieper iſt wenig kuͤrzer, aber viel ſchlanker,
als der vorhergehende, hat merklich duͤnnere Fuͤße, als dieſer und
iſt auch von ihm, wie von allen folgenden, durch den ſehr lan—
gen und dünnen Schnabel, auf den erſten Blick ausgezeichnet.
Dieſe Gattung erhaͤlt ihre Hauptbeſtaͤtigung durch eine ganze
Familie, welche ich am 19. July 1825. hier erbeutete. Ich
ſchoß an dieſem Tage die beyden Alten und fieng die Jungen.
Ein Weibchen im erſten Herbſtkleide erlegte ich am 4. Septbr.
1819. und ein altes Maͤnnchen am 12. July 1830. beyde hier.
3) Der mittlere Brachpieper, Corydalla campestris
Br. (Anthus campestris Bechst. Alauda campestris L.)
Der Schnabel ift gerade, mittellang und mittelſtark;
der Kopf ziemlich ſtark gewoͤlbt. Laͤnge 6“ 10“ bis 7“.
Er iſt kleiner, kurzſchnaͤbliger und hochkoͤpfiger als die
beyden vorhergehenden; von Nr. 1. durch den viel ſchwaͤchern,
von Nr. 2. durch den viel kuͤrzeren Schnabel und von beyden
durch den ſehr gewoͤlbten Kopf leicht zu unterſcheiden. Zwey
gepaarte, im May geſchoſſene Paare meiner Sammlung beſtaͤ⸗
tigen dieſe Subspecies.
4) Der kurzſchnaͤblige Brachpieper, Corydalla
agrorum Br. (Anthus campestris Bechst. Alauda
campestris Linn.)
Der Schnabel iſt gerade, kurz und ſtark; der Kopf
ſehr gewoͤlbt. Länge 6“ 8 — 10%.
Er unterſcheidet ſich von allen vorhergehenden durch die
Kuͤrze ſeines Schnabels. Durch die bedeutende Staͤrke deſſelben
erhält er einige Aehnlichkeit mit Nr. 1.; allein fein Schnabel
iſt bedeutend kuͤrzer und ſchwaͤcher, als bey dieſem und fein Kopf
weit mehr gewoͤlbt. Am auffallendſten iſt er von Corydalla
gracilis unterſchieden; denn bey dieſen beyden Voͤgeln haben
wir das Aeußerſte in Hinſicht der Laͤnge und Kuͤrze eines Brach—
pieperſchnabels vor Augen. Ein gepaartes, am 3. July 1831.
geſchoſſenes Paar meiner Sammlung dient dieſer Subspecies
zur Beſtaͤtigung.
5) Der bogenſchnaͤblige Brachpieper, Corydalla
subarguata Br. (Anthus campestris Bechst. Alauda
campestris Linn.)
Der Schnabel ift ſanft bogenfoͤrmig und mittellang,
der Kopf ſehr wenig gewoͤlbt. Laͤnge 6“ 8 — 10%.
Er zeichnet ſich auf den erſten Blick von allen ſeinen
nahen Verwandten durch den etwas bogenfoͤrmigen Schnabel
und den ſehr wenig gewoͤlbten Kopf aus. Man findet ihn im
Fruͤhjahre nicht ſelten vermauſert, und dann iſt ſeine ganze
Zeichnung viel friſcher und ſchoͤner, als bey den andern Brach—
piepern. Er iſt der ſeltenſte von allen vorhergehenden in der
hieſigen Gegend.
6) Der Sandbrachpieper, Corydalla arenaria Br.
(Anthus rufescens Temm.)
Der Schnabel iſt ziemlich lang und gerade; der Kopf
ziemlich gewoͤlbt. Länge 6“ 8 — 10%.
Er hat die groͤßte Aehnlichkeit mit Nr. 2.; allein ſein
Schnabel iſt merklich kuͤrzer und fein Körper viel kleiner, weß⸗
63
wegen auch feine ganze Länge viel geringer iſt. Mit Nr. 3.
hat er auch einige Aebnlichreit; allein der Schnabel iſt ſchlanker
und der Scheitel viel niedriger.
7) Der nubiſche Brachpieper, Corydalla flavescens
Br. (Anthus flavescens Dr.)
unterſcheidet ſich von [allen vorhergehenden durch den auch im
Fruͤhjahre lichten Schnabel, den langen Schwanz, welchen er
mit Corydalla gracilis gemein hat, und durch die ins Erd⸗
gelbe ziehende Farbe des ganzen Oberkoͤrpers. Dieſer iſt im
Fruͤhjahre merklich gelber als bey allen vorhergehenden im Herbſt⸗
kleide; denn bey dieſem ſchimmert ſtets das Erdgraue vor.
Nr. 1. lebt, wie ſchon oben bemerkt wurde, auf den gro—
fen Brachen der Ebenen Norddeutſchlands und geht wahrſchein—
lich von Leipzig bis an die Seekuͤſten hinauf. In unſern ber⸗
gigten Gegenden traf ich ihn bis jetzt nur auf dem Zuge und
zwar auf dem Herbſtzuge. Er faͤllt dann auf die Steppelaͤcker
und ſucht auf ihnen Sand- und andere kleine Kaͤfer auf. Die
von mir beobachteten Voͤgel hatten etwas ſehr Eigenthuͤmliches.
Sie lockten allerdings auch tluͤi, wie die hier bruͤtenden, Nr.
2., 3. und 4.; allein man hört Töne von ihnen, welche dieſe
nie ausſteßen. Der, welchen ich am 1. Septbr. 1835. erlegte,
ſtürzte fi vor meinen Augen mit ganz ſonderbaren trillerartigen
Tönen, welche ich nie vorher und nur einmal nachher von einem
Brachpieper gehört habe, auf ein Haferſtoppelfeld herab und
wurde dann ſogleich geſchoſſen. Die beyden, die Mutter und
der Sehn, welche ich am 10. Auguſt 1836. wenige Schritte
von meiner Wohnung antraf, waren ſehr zahm. Ich ſah ſie
ankemmen, fie flogen ziemlich hoch und ſtuͤrzten ſich plotzlich
herab. Das junge Maͤnnchen ſetzte ſich auf einen Weizenſtop⸗
pelacker, das alte Weibchen auf eine nicht weit von demſelben
ſtehende Aſpe ganz frey und niedrig auf einen verftehenden Zweig.
Dieß ließ zuerſt Ähnliche Töne hören, wie das früher beobachtete
Maͤnnchen. Als es aber ſein Junges in Gefahr ſah: ſchrie es
wie die Hausſperlinge und zwar dieſen ſo aͤhnlich, daß einige
von ihnen, welche ſich in der Naͤhe befanden, darauf antworte—
ten. Auch als fein Junges getödtet war, verließ es dieſe Stelle
nicht und wurde ſehr leicht erlegt. — Bey den andern Brach—
piepern dieſer Gattung, welche ich ſah und ſchoß, beobachtete
ich nichts beſonderes.
Die bey Brinnis wohnenden moͤgen wohl im Getreide
brüten; denn ſie haben dort keine Kiefernanſaaten, in denen ſie
bey und nach Naum ann niſten konnten, und ich zweifle, daß
ſie in den hohen und dichten Erlen⸗, Weiden- und andern
Büͤſchen ihr Neſt anbringen. Ein Ey, welches ich aus Nord⸗
deutſchland erhielt, iſt 91“ lang, 73“ breit, ſchoͤn eyfoͤrmig,
glänzend hellgrau, überall dunkelgrau gewaͤſſert, faſt ganz mit
dunkeln Fleckchen bedeckt.
Nr. 2. fand ich in der hieſigen Gegend zur Brutzeit.
Er lebt auf den Brachaͤckern, im Frühjahre ſehr oft auf den
umgepflügten oder mit Sommerfrucht beſaͤeten Feldern, und
läuft auch nicht ſelten auf den Wegen, zuweilen auch auf den
Rainen und andern freien Plaͤtzen herum. Er ift ſcheu und
flüchtig, doch weniger als Nr. 1., und hat auch gewoͤhnlich
einen kleinern Bezirk, als dieſer, inne. Er liebt die Höhen
und Bergabhaͤnge und koramt ſelten in die Thaͤler herab. Er
erſcheint in den letzten Tagen des April — ich hoͤrte ihn nie vor
64
dem 27. dieſes Monats — oder in den erſten des May, nach:
dem die Fruͤhlingswitterung guͤnſtig oder ungünftig iſt. Er laßt
bald nach feiner Ankunft feine laute, wie tluͤi klingende Stimme
hören, indem er entweder auf einem Pfahle, Buſche oder nie
drigen Baumzweige ſitzt, oder in großen Bogen weite Strecken
durchfliegt. Sogleich nach ſeiner Ankunft paart er ſich, ja er
kommt oft ſchon gepaart an, haͤlt ſich treu zu ſeinem Weibchen,
fliegt ihm überall nach, ſetzt ſich in feiner Naͤhe nieder, und be
weiſt ihm auf alle Weiſe ſeine Aufmerkſamkeit und Zaͤrtlichkeit.
Es gewährt eine angenehme Unterhaltung, dieſe Voͤgel
ihrer Nahrung nachgehen zu ſehen. Ich bemerkte ſie oft auf
einer etwas erhoͤhten Stelle, einem Steine oder einer Erdſcholle,
auf der ſie faſt wie die Steinſchmaͤtzer ſaßen. Sie ſahen ſich dabey
nach allen Seiten um, und wenn fie eine Cieindela, Cocei-
nella oder einen andern kleinen Kaͤfer erblickten: liefen ſie mit
größter Schnelligkeit auf ihn zu, und fiengen ihn weg. Sie
ſcheinen bey dieſer Jagd einen Unterſchied zu machen; denn ich
ſah fie zuweilen langſamer und bedaͤchtiger auf ein Inſect zu⸗
ſchreiten. Wahrſcheinlich war dieß ein ſolches, welches ſich ihnen
nicht leicht, wie Cieindela durch die Flucht entziehen kann.
Käfer fand ich faſt ausſchließlich in ihren Magen und vermuthe
deßwegen, daß dieſe ihre Lieblingsnahrung ausmachen, und daß
ſie nur gelegentlich eine Larve mit verſchlingen. Es war mir
unmoglich, ihre Nahrung genau zu beſtimmen; denn die Lauf⸗
und Springkaͤfer, welche ich in ihrem Magen antraf, waren
immer ſo zerrieben, daß die Arten nicht mit Sicherheit beſtimmt
werden konnten. Wenn er laͤuft, druͤckt er den Kopf nieder,
zieht den Hals ein und biegt die Fuͤße im Ferſengelenke, ſo
daß er den Leib niedrig und wagerecht hält, und wenig bemerk⸗
bar iſt. Er rennt oft große Strecken, ohne anzuhalten, in
einem Zuge fort. Wenn er ansruht, ſtellt er ſich ganz anders.
Er richtet den Leib und Kopf in die Hoͤhe, ſtreckt den Hals
aus, ſtellt die Fuͤße im Ferſengelenke faſt oder ganz gerade,
ſieht ſich in dieſer aufgerichteten Stellung oft um und bewegt
den Schwanz zuweilen langſam niederwaͤrts. Wenn er einer
Gefahr, die ihm nicht ſehr draͤn end ſcheint und ihn deßwegen
nicht zum Auffliegen veranlaßt, entrinnen will: laͤuft er, wie
ſchon oben bey den Brachpiepern im Allgemeinen bemerkt wurde,
iu einer Furche oder in einem Fahrgeleiſe oder in einer andern
rinnenartigen Vertiefung fort und entzieht ſich auf dieſe Art oft
den Augen feiner Feinde. Wenn er aufgejagt wird: laͤßt er
entweder fein Tluͤt oder fein Hititi ertoͤnen, und fest ſich
oft nahe von ſeinem erſten Aufenthaltsorte wieder nieder, oft
fliegt er aber auch ſo weit, daß er den Augen entſchwindet.
Fortpflanzung: Sein Neſt iſt aͤußerſt ſchwer und
mit den Eyern nur zufaͤllig zu finden. Die, welche ich zur
Brutzeit beobachtete, bewieſen bey dem Neſte eine Klugheit und
Vorſicht, welche Erſtaunen erregt. Beim Bauen laſſen ſie ſich
gar nicht beruͤcken; denn ſie tragen, ſo lange ein Menſch in
der Naͤhe iſt, nie zu Neſte; ich kann deßwegen auch gar nicht
ſagen, ob das Weibchen allein oder mit Huͤlfe des Maͤnnchens
den wenig kunſtfertigen Bau des Neſtes vollbringt. Ein Neſt
mit Eyern muß zufaͤllig entdeckt werden; denn ſuchen kann man
es nicht. Das Maͤnnchen laͤuft zur Brutzeit entweder auf den
Brachen oder weit vom Neſte herum, oder fliegt, wahrſcheinlich
um ſein brutendes Weibchen zu unterhalten oder um ſeiner
Zaͤrtlichkeit durch Toͤne Luft zu machen, mit ſeinem einfachen
Tui hoch in der Luft herum, und ſtuͤrzt ſich keinesweges nur
da herab, wo fein Neſt iſt, ſondern oft weit von demfelben.
eintrat.
‚65
Mir fanden deßwegen hier nur ein einziges Neſt dieſes Vogels,
und zwar mit 4 Jungen, am 10. Julius 1825. Es ſtand
in einem Roggenacker mitten auf einem Beete, und zwar an
einer ſolchen Stelle, welche noch auf allen Seiten mit vielen
Roggen umgeben war. Wer kann an einem ſolchen Orte ein
Brachpieperneſt mit Eyern ſuchen? — Die Alten verriethen es
uns dadurch, daß ſie den hungrigen Jungen Nahrung brachten.
Auch beym Fuͤttern derſelben legten ſie ihre Vorſicht nicht ab;
denn ſie flogen gewoͤhnlich nicht geradezu an die Stelle, an
welcher das Neſt ſtand, ſondern eine Strecke von demſelben
nieder und liefen nach demſelben hin, um ſeinen Standort nicht
zu verrathen. Es war in einer von den Voͤgeln ſelbſt gemach:
ten Vertiefung angebracht, tiefer als eine Halbkugel und durch—
aus von zarten, duͤrren Grashalmen und Grasblaͤttern, faſt
wie ein Feldlerchenneſt gebaut, mit ziemlich dicken Waͤnden,
innwendig glatt und ſchoͤn und enthielt 4 Junge, bey denen
die blaͤulichen Kielen der Schwung- und Steuerfedern eben her—
vorbrachen. Sie waren beſonders auf dem Oberkoͤrper mit tief—
grauen Dunen duͤnn bedeckt und hatten gelbliche Schnaͤbel und
Fuͤße. Sie wuchſen ſchnell und wurden recht ſchoͤn. Ich nahm
ſie aus und erhielt ſie eine Zeit lang, das eine mehrere Jahre
im Käfige, ob es gleich ein Weibchen war. Es fang deßwegen
nicht, ließ aber von Zeit zu Zeit ſeine Stimme ertoͤnen. Es
wurde ungewoͤhnlich zahm, lernte mich bald kennen, richtete ſich
hoch auf, wenn ich zum Kaͤfige trat, begruͤßte mich mit Ge—
ſchrey und hatte eine außerordentliche Freude, wenn ich mit
einem Mehlwurme kam, den es mir jedesmal aus der Hand
nahm. Es lief in dem langen Käfige gern auf dem Boden
herum, ſetzte ſich aber auch oft auf die Sitzſtangen. Es ſchlief
gewohnlich in einem Winkel des Kaͤfigs auf dem Boden
doch den Schwanz ab; den Koͤrper trug es ſtets ſchlank.
niedergekauert. Es hielt ſich ſehr glatt und ſchoͤn, ſtieß aber
Es
mauſerte ſich im Auguſt und verlor in kurzer Zeit alle Federn,
nur die Schwung- und Steuerfedern wurden langſam erneuert.
Es fraß ſehr gern Ameiſeneyer und verſchluckte von Zeit zu Zeit
Kieskoͤrner. Die Kaͤlte war ihm unangenehm; es ſtarb auch in
ſeinem dritten Lebensjahre im Herbſte, als die rauhe Witterung
Sein Schnabel blieb, wie bey vielen Stubenvoͤgeln,
ob es gleich oft freye Luft genoß und auch zuweilen von der
Sonne beſchienen wurde, ſtets licht. Zur Zugzeit war es ſehr
unruhig und zwar mehrere Wochen lang, woraus ich ſchließe,
daß dieſer Pieper weit wandert. Wer einen Vogel des Geſangs
wegen im Zimmer haͤlt, darf freylich keinen Brachpieper waͤhlen;
denn ein ſolcher frißt eben ſo viel, als eine Nachtigall und hat
gar keinen Geſang.
Die Alten, welche ich in der Freyheit beobachtete, fuͤhrten
ihre Jungen und flogen mit ihnen vorzugsweiſe auf den Stop:
pelaͤckern herum. Ich ſah dieſe kleinen Geſellſchaften oft. Sie
bleiben mit ihnen zuſammen, bis ſie faſt oder ganz vermauſert
ſind; dann vereinigen ſich entweder mehrere Familien zu kleinen
Fluͤgen, oder ziehen einzeln weg; ich fand mehrere einzelne auf
der Wanderung. Sie laſſen ſich dann gewöhnlich auf den Stop—
pelackern, vorzugsweiſe auf ſolchen, auf denen noch Hafer liegt
oder abgeerntet iſt, nieder, ſuchen eine Zeitlang Nahrung und
gehen dann weiter; denn ſie wandern wohl nur am Tage und
zwar in den letzten Tagen des Auguſt und in den erſten des
September.
Ob ſie alle Jahre in der hieſigen Gegend bruͤten, kann
ich nicht ſagen; allein ich bezweifle es ſehr, weil ich fie in
Iſis 1841. Heft 1.
—
66
manchen Jahren an den Stellen, an welchen ſie in andern
leben, vergeblich geſucht habe. Es iſt mir ſehr waͤhrſcheinlich,
daß die Witterung oder andere mir unbekannte Umſtaͤnde auf
die Verlegung ihres Wohnorts dahin oder dorthin Einfluß ha⸗
ben, und daß ſie, wie viele Voͤgel, ein zigeunerartiges Leben
fuͤhren. .
Nr. 3. iſt fo vollſtaͤndig in meinen Beytraͤgen zur Voͤ⸗
gelkunde beſchrieben, daß ich hier nichts hinzuzuſetzen brauche.
Nr. 4. Dieſer Pieper lebt auch in der hieſigen Gegend
und zwar jedes Jahr, aber nur in wenigen Paaren. Ich fand
ihn ſtets auf den Lehden und Brachen unſerer Berghoͤhen, be—
ſonders auf ſolchen, auf denen Wachholderbuͤſche ſtehen. Er
kommt von dieſen in die Wege, und im Fruͤhjahre, wie der
vorhergehende, auch auf die friſchgepfluͤgten oder kuͤrzlich beſaͤeten
Aecker und andere freye Stellen, und hat einen ziemlich weiten
Bezirk. Auch er erſcheint hier zu Ende Aprils oder zu Anfang
Mays und laͤßt dann ſogleich ſeyn Tluͤi ertoͤnen. In den er—
ſten Tagen des May ſah ich ſchon die Paare vereinigt, und
fand ſie dann bis zur Mauſer, im Auguſt, ſtets zuſammen.
Im Herbſte bemerkte ich ſie faſt immer auf den Stoppelfeldern,
von denen aus ſie zuweilen auch auf die Kartoffelaͤcker fliegen.
In ihrem uͤbrigen Betragen haben ſie mit Nr. 2.
große Aehnlichkeit, ebenſo in ihrer
Nahrung, welche vorzugsweiſe ebenfalls aus allen den
kleinen Kaͤfern beſteht, die auf den Brachen, friſch geackerten
und beſaͤeten Feldern, den Lehden und Wegen herumlaufen.
Fortpflanzung. Trotz aller Muͤhe fanden wir nur
ſehr wenige Neſter dieſer Voͤgel, und zwar im Junius, ges
woͤhnlich in der erſten Haͤlfte. Die Neſter ſtanden in einer von
den Voͤgeln ſelbſt gemachten Vertiefung, waren uͤbrigens wie
bey Nr. 2. gebaut und auch ſehr verborgen; aber nicht im
Roggen, ſondern unter Wachholderbuͤſchen. Auch dieſe Gattung
iſt beym Neſtbaue ſo außerordentlich vorſichtig, daß ſie ſich nur
aus einem paſſenden Verſteck, welches ſich ſelten auf ihrem
Neſtplatze finden wird, beobachten laſſen wuͤrden. Uns iſt es
noch nicht gelungen, ſie bey dieſer Arbeit belauſchen zu koͤnnen.
Die Neſter, welche wir entdeckten, fanden wir zufällig, indem
wir an den Buſch ſtießen, unter welchem das Neſt verborgen
war, das nun das aus demſelben herausfliegende Weibchen vers
rieth. Dieſe Neſter enthielten 4 bis 5 Eyer, welche im Ver⸗
haͤltniß zur Größe des Vogels ziemlich klein, nur 93“ lang
und 74" breit, ſchoͤn eyformig, glänzend hellgrau, überall fo
tieſgrau gewaͤſſert find, daß die dunklen Flecken den lichten
Grund faſt ganz bedecken. Sie find etwas kleiner als das Eh
von Corydalla arvensis, welches ich aus Norddeutſchland ers
hielt, uͤbrigens ihm ſehr aͤhnlich gezeichnet.
Die Alten, welche wir beym Neſte oder beym Fuͤhren
der ausgeflogenen Jungen beobachteten, liebten dieſe ſehr, und
warnten ſie, mit Verachtung augenſcheinlicher Todesgefahr, vor
ihren Feinden. Sie ſtreichen bis zu ihrem Wegzuge mit ihnen
auf den hochliegenden Feldern herum, und wandern entweder
mit ihnen allein oder mit andern Familien vereinigt, ſeltener
von ihnen getrennt und einzeln weg. Sie lieben die Berge fo
ſehr, daß ſie auch waͤhrend des Zuges ſich faſt nur auf den
Hoͤhen niederlaſſen, um auszuruhen und Futter zu ſuchen.
Wie weit ihre Verbreitung geht, kann ich nicht ſagen; denn
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die 10 Stuͤcke meiner Sammlung — ich beſitze fie vollſtaͤndig
in allen Kleidern — ſind alle in der hieſigen Gegend von mir
und zwar auf den Hoͤhen geſchoſſen worden.
Nr. 5. iſt der ſeltenſte von allen vorhergehenden Brach—⸗
piepern in der hieſigen Gegend. Ich habe ihn nur dreimal ge—
ſchoſſen. Den erſten erlegte ich im Anfange des May 1810.
auf den Hoͤhen des Orlthales, nicht weit von Neuſtadt an der
Orla, den zweyten hier am 3. May 1817. und den dritten
ebenfalls hier am 30. April 1827.; einen vierten erhielt ich aus
der Gegend von Wien, ebenfalls einen Vogel im Hochzeitkleide.
Er unterſcheidet ſich von den Verwandten außer der Geſtalt
ſeines Schnabels und Kopfes auch dadurch, daß er gewoͤhnlich
eine Fruͤhlingsmauſer hat, welche jenen fehlt. Von den vier
eben angefuͤhrten Stuͤcken meiner Sammlung, welche, wie wir
geſehen haben, alle im Fruͤhjahre geſchoſſen wurden, ſind drey
friſch vermauſert, und ſehen deßwegen den Herbſtvoͤgeln der
andern auf dem Ober- und Unterkoͤrper ſehr aͤhnlich. Doch
erſtreckt ſich dieſe Fruͤhjahrmauſer nicht wie bey den Wieſenpie⸗
pern auf die hinterſten Schwung- und 2 mittelſten Steuerfedern;
dieſe bleiben vielmehr, wie alle andern großen Federn, noch vom
Herbſtkleide übrig, was man deutlich an den abgeriebenen Sei:
ten ihrer Fahnen ſieht.
Da ich nur fo wenige dieſer Subspecies erlegte, und
dieſe noch uͤberdieß zu einer Zeit ſchoß, in welcher ich die ver-
wandten Gattungen der Brachpieper noch nicht unterſcheiden
konnte: iſt es mir unmoͤglich uͤber das, worinn ſie in ihrem
Betragen von den andern abweichen, ſowie uͤber ihren eigent⸗
lichen Aufenthaltsort etwas Beſtimmtes zu ſagen.
Nr. 6. iſt nie in der hieſigen Gegend und nie von mir
im Leben geſehen worden. Er gehoͤrt den Meereskuͤſten an und
lebt dorl auf den Duͤnen, namentlich findet man ihn auf den
Sandduͤnen der Nordſee, woher auch die Stuͤcke meiner Samm⸗
lung ſtammen. Er ſoll dort nicht eben ſelten ſeyn. Da es
mir nie möglich war, ihn im Leben zu beobachten: wuͤrde es
vermeſſen erſcheinen, etwas uͤber ſein Betragen, ſeine Nahrung
und ſeine Fortpflanzung ſagen zu wollen. Ich vermuthe, daß
es der von Temminck beſchriebene Brachpieper iſt. Siehe deſſen
Man, d' Ornithologie. Vol. I,
Nr. 7. endlich, welcher ſich auch durch die Zeichnung als
ſuͤdlichen Vogel ankuͤndigt, gehoͤrt nur dem warmen Himmels—
ſtriche an, und kommt deßwegen wohl nie in unſerem Vater—
lande vor. (Fortſetzung folge)
Bulletin scientiſique,
publié par [Academie impériale des Sciences de St. Pétersbourg.
VI. 1839. et VII. 1840.
Band VI. 1839.
Nr. 11. 12. Auguſt.
Oſtrogradsky, uͤber die beſtimmten Quadraturen.
Sjoegren, über die Finnen und andere tſchudiſche Völker.
Moskau.
68
Fritzſche, Darſtellung der Chromſaͤure, Bildung ſalpe⸗
trichtſaurer Salze. N
Trautvetter, neue einheimiſche Pftanzengattungen:
Faldermannia (Ziziphora taurica). 5
N. Fuß, geognoſtiſche Beobachtungen auf einer Reife
nach Archangel.
Nr. 18. September. 5 }
Parrot, Unterſuchungen uͤber die Steine von Imatra.
F. Fiſcher und C. Meyer, uͤber die Bluͤthen der Lu⸗
dolfia glaucescens. 85,
Köppen, über das Batta- Manufeript zu Kiew. Eine
Tafel. )
Nr. 14. October.
Dorn, uͤber die Sprache der Afghanen.
Kruſenſtern, neueſte Entdeckungen in den ſuͤdlichen
Polar⸗-Gegenden. TR
Trautvetter, mirabilis Planiflora n.
Helmerſen, Entdeckung des Waſchgolds am Ural,
As muß, Knochen und Schilderreſte im lievlaͤndiſchen
Sandſtein; ungeheure Fiſchzaͤhne. N
Nr. 15. 16. i
Nervander, Unterſuchungen Über die tägliche Veraͤn⸗
derung der magnetiſchen Declination. 2 Tafeln und 23 Tabellen.
R. Fuß, geognoſtiſche Beobachtungen von Archangel nach
Nr. 17. ui
E. Hofmann zu Kiew, geognoſtiſche Reſſe in die ſuͤd⸗
liche Krimm.
Koͤppen, uͤber das aſtrachaniſche Gouvernement und die
Kalmuͤcken.
Nr. 18. November. f
Hanſteen, über eine periodifche Veränderung der hori⸗
zontalen magnetiſchen Intenſitaͤt, welche von der Laͤnge des auf-
ſteigenden Mondknotens abhaͤngig iſt. i
Goͤppert, uͤber die foſſilen Pflanzen. S. 285.
Struve, Notiz uͤber den Cometen vom 2. December
1839, S. 285.
Nr. 19. ö
Rooke, meteorologiſche Beobachtungen auf Sandwich.
Brandt, uͤber einen neuen Cormoran aus Indien, Carb
nudligula; wie Carbo graculus. 5
Trautvetter, uͤber Alyssum minutum; bey Kiew.
Gebler, Notizen Über das Vorkommen des Tigers i
Altai, S. 292; nicht ein eigentlicher Bewohner, ſondern ein
Gaſt; heißt Bars. Binnen 30 Jahren haben ſich 5 im Kos
lywano-woſkreſſenſkiſchen Huͤttenwerke gezeigt; 1811, 1814 ein
Weibchen und ein kleinerer; etwa 1829 der vierte; October
1839 der fuͤnfte; ſie toͤdteten Hunde und Kuͤhe und verwun
deten ſelbſt Menſchen; alle wurden getoͤdtet. Der letztere wo
8 Pud 10 Pfd. (330 Pfd.); Laͤnge 23 Arſchine, Schwanz 11,
}
|
9
Ein Bartgeyer fraß es und blieb auf der Stelle todt.
ſeltener im ſajaniſchen Gebirge.
69
Höhe 14, Umfang eine Arſchine und 10 Werſchok; — es iſt
ſchade, daß die Zeit des Erſcheinens nicht bey allen hat aus-
gemittelt werden koͤnnen. i
Derſelbe, Bemerkungen Über den Bartgeyer Sibiriens
(Gypaòtus barbatus):
J. G. Gmelin ſah einen jungen in Nertſchinſk; Pallas
einen alten in Irkutſk (noch ausgeſtopft in Petersburg). Kommt
nach Pallas auch im ſajaniſchen Gebirge vor. Im Winter
1839. that ein Kalmuͤcke Brechnuß in Fleiſch fuͤr Alpenwoͤlfe
(Canis alpinus), am Fluß Argut im katuniſchen 9 5
er
Verfaſſer ſchickte den Balg nach Petersburg. Stimmt ziemlich
mit der Beſchreibung von Pallas uͤberein, weicht aber von denen
des Schweizerbartgeyers ab: Federn am Nacken und Bauche
lichter, milchweiß, mehr oder weniger ins Roͤthlichgelbe ſpielend;
Iris hell ſilberweiß (nicht blaßgelb); die Sclerotica — ſtrenger
genommen die Verbindungshaut über der roͤthlichweißen Sele.
rotica — hoch ſcharlachroth, nicht orangefarbig (es war wohl
nur ein Verſehen, daß Pallas die Hornhaut ſo bezeichnete), und
die Augenlieder ſind blaugrau, nicht roͤthlichgrau. Da aher die
übrige Färbung, die Größe und die Dimenftonen des ſibiriſchen
Bartgeyers mit dem ſchweizeriſchen ſehr wohl uͤbereinkommen;
ſo moͤchten jene Verſchiedenheiten nicht hinreichen, jenen zu einer
eigenen Art zu erheben.
Er kommt nach Pallas in Dewurien zwiſchen den Fluͤſ—
ſen Tſchikri und Onon vor, zwiſchen der Lena und dem Amur,
Er baut da ſein Neſt auf den
hoͤchſten Felſen; im Durchmeſſer 4 Fuß breit, aus Lerchenaͤſten
mit Schafwolle, Reh- und Pferdehaaren, die er mit Koth
cementiert. Seine Eyer ſind weiß. Er frißt nicht nur Cada—
ver, ſondern jagt auch Antilopen und Argali, die er von den
Felſen herabſtoßen ſoll, da ſie ſich zu Tode ſtuͤrzen. Er iſt
ſchwer zu jagen und hat nur ſchwache, der des Aquila albi-
eilla Pallas (Falco leucocephalus Temmincſt) aͤhnliche
Stimme.
Im weſtlichen Altai iſt bis jetzt bloß das felſige, auf dem
a Gipfel nackte, zum nördlichen Abhang des katuniſchen Hochge—
birges gehörige Gebirge im untern Verlaufe des Fluſſes Argut,
in der Naͤhe der Muͤndung des Kairs, der Lieblingsaufenthalt
der Steinboͤcke, als Wohnort bekannt. Er uͤberwintert hier und
kommt wohl nicht von da herab; denn ſchon 70 Werſt vom
Argut, um das Dorf Uimonſk, iſt er niemals geſehen, ob es
gleich am Fuße der Schneeberge liegt. Er ſcheint ſonach nur
in einzelnen Paͤrchen und an wenigen Stellen dieſes großen,
vom Irtyſch bis zum Ocean ſich erſtreckenden Gebirgszugs vor—
zukommen. Am Argut ſoll er zuweilen auf junge Laͤmmer
und junge Steinboͤcke Jagd machen; ob er auch alle angreift,
daruͤber konnte ich nichts erfahren, und noch weniger iſt er hier
als Raͤuber von Kindern bekannt. Er kommt ſelten zum Schuß,
weil er den größten Theil des Tages über im mehr ſchwebenden
Fluge mit geringem Schlage der Fluͤgel hoch in der Luft her—
umſtreift und ſich nur auf die unzugaͤnglichſten Felſen ſetzt.
Die Kalmuͤcken bekommen ihn daher nur ſelten, und vertauſchen
ſeine Schwungfedern und ſeinen Bart an die chineſiſchen Grenz—
ſoldaten.
In einem Nachtrage fest Brandt hinzu: Paſtor Ho-
henacker ſchickte aus dem Caucaſus und zwar von Elifabethpol
—
70
und aus dem Talyſch zwey Stuͤck nach Petersburg. Alle ſind
einander gleich und dem aus den Schweizeralpen und dem ſar—
diniſchen und bilden nicht einmal climatiſche Abaͤnderungen.
H. Heß, über die Beſtandtheile des Elemi-Harzes. Hat
die Formel C40. Hes. O, was mit Marchands Zerlegung
uͤbereinſtimmt, nehmlich Kohlenſtoff 85,66, Waſſer 11,53,
Sauerſtoff 2,81.
Kreil, uͤber eine neue Reihe magnetiſcher und meteoro—
logiſcher Beobachtungen zu Prag.
Nr. 20. 21. December.
H. Bruun, Beytrag zur analytiſchen Geometrie.
J. Fritzſche, Über die Verbindungen reiner Nickelſalze
mit Ammoniak.
Hamel, über Abdruͤcke von Daguer res Heliographie.
Nr. 22. Jaͤnner 1840.
Kupffer, Bemerkungen uͤber die hygrometriſche Formel
von Auguſt.
Nr. 23.
J. Schmidt, critiſcher Verſuch zur Veſtſtellung der
Aera und der erſten geſchichtlichen Momente des Buddhaismus.
Nr. 24.
Jacobi, vergleichende Meſſung der Wirkung zweyer
Voltaiſcher Paare.
Mannerheim,
Brandenburg. I. 2.
Brandt, Bericht uͤber die Geſchichte, Anatomie und
Phyſiologie der Glomeriden. Sarefen zu Clausthal ſchickte
ihm viele lebendige Glomeris marginata et pustulata. Er ſah
an der aͤußern Flaͤche der Einfuͤgung der Fuͤhlhoͤrner ein beſon—
deres Organ, welches auswendig eine laͤngliche Vertiefung zeigte
und das Gehoͤrorgan ſeyn koͤnnte, auch eine microfcopifche Zunge;
das Ruͤckengefaͤß wie bey den Hexapoden. Sie ſpritzen aus der
Mitte des Ruͤckens Schleimtroͤpfchen aus, welche aus weißen
Saͤckchen paarweiſe unter jedem Leibesringel liegen mit Oeffnun—
gen zwiſchen den Ringeln. Die zwey Eyergaͤnge haben ihre
Oeffnung nicht beym After, ſondern in zwey Schuppen hinter
den Baſalgelenken des zweyten Fußpaares. Die Maͤnnchen find
kleiner.
Lame, uͤber die Urſachen der Zerſprengung der Dampf—
keſſel.
uͤber Erichſons Kaͤfer der Mark
Band VII. 1840.
Koͤppen, uͤber die Bevoͤlkerung Rußlands 1838. S. 2.
Kupffer, Bemerkung uͤber die Richtung und Intenſitaͤt
der Reſultate der magnetiſchen Kräfte im Süden von Oſtindien.
S. 19. f
Trautvetter, eine neue einheimiſche Pflanzenart: Fal-
dermannia parviflora von Eliſabethpol; ſonſt Ziziphora tenuior.
F. Fiſcher und C. Meyer, neue Orchiden-Gattung aus
Mexico: Seraphyta multiflora; fonft Epidendrum diffusum.
Segeth, über den Labradorſtein bey Kiew; Eryſtalle.
Kieſelerde 55, Thonerde 27, Kalk 11, Natron 4, Kali 0,36,
Eiſen 1,6; Spur von Kalkerde und Waſſer.
71
Segeth, über phosphorſaures Eiſen von Kertſch in der
Krimm. Eiſenorydul 15, Oryd 34, Phosphorſaͤure 23,
Waſſer 27.
O. Struve, uͤber Galles zweyten Cometen.
Nr. 4. 5. April.
Brandt, uͤber die Gattungen von Glomeris, S. 37;
beſchrieben: Glomeris klugii, limbata, annullata, transal-
pina, pustulata, awchasiea, tetrastycha, lepida.
Broſſet, Notiz über Edchmyadzin, S. 44,
Nr. 6. 7.
Helmerſen, über die geognoſtiſche Beſchaffenheit des
Waldai Plateau und ſeines noͤrdlichen Abhangs.
Eichwald, die Thier- und Pflanzenreſte des alten Roo—
genſandſteins und Bergkalks um Nowogorod. Aufzaͤhlung der
Fiſche, Krebſe, Kopffuͤßler, Schalthiere, Ringwuͤrmer, Strahl:
thiere, Pflanzenthiere mit vielen Bemerkungen.
Köppen, uͤber die Zahl der Hebraͤer in Rußland. Ueber
eine Million; am meiſten um Kiew, Wilna, in Podolien und
Volhynien.
Nr. 8. 9.
Dorn, Verſuch einer Geſchichte der Schirwan Schahe,
S. 101. 0
Kruſenſtern, zweyte Notiz uͤber die Expedition aus
Nordamerica nach der Suͤdſee, S. 104.
Boͤthlink, Bericht einer Reiſe durch Finn- und Lapp⸗
land, S. 107. Geognoſtiſches.
Nr. 10. May.
C. Meyer, Alyssum nudum, minimum, smyrnaeum,
fulvescens; Psilonema calycinum, dasycarpum, homolo-
carpum, S. 131.
Fraͤhn, Bericht uͤber erworbene Muͤnzen aus Aegypten,
S. 134.
Nr. 11. 5
Brandt, über die Gattungen von Scolopendra, S.
147. Voran Geſchichtliches, dann beſchrieben: Se. eingulata,
haanii, subspinipes, septem spinosa, crassipes, platypus,
limbata, clavipes, ambigua, erythrocephala, bilineata,
spinulosa, rubripes, Sagrae.
Nr. 12.
Fritzſche, über das Anilium, ein neues Zerſetzungspro⸗
duct des Indigo, S. 161.
Proſſet, Abbildungen von einigen georgiſchen Siegeln,
S. 165. Taf.
Kupffer, uͤber die magnetiſchen Obſervatorien, S. 169.
13. 14.
Baer, Über Galleria cereana in Permien, S. 178.
Parrot, Beſchreibung eines bathometriſchen Barometers,
S. 181. Taf.
Boͤthlink, Reife in Finn- und Lappland, S. 191 mit
einer Charte. Geognoſie.
Nr.
72
Nr. 15. Juny.
Jacobi, Heß und Lenz, Bericht über Audinets
Galvano-Plaſtik, S. 210.
ann Simoroff, über die Anwendung der corteſpondierenden
Hoͤhen auf dem Meer, S. 217. |
Nr. 16. 17. =
Jacobi, Geſetze der electromagnetiſchen Maſchinen, S. 225.
8 2 neu Temperatur = Beobachtungen auf Nowaja⸗Semlja,
0 |
Lenz, über die Beſtimmungen der magnetifchen Incli⸗
nation und Intenſitaͤt von Ziwolka, S. 249. 17
Kruſenſtern, Bemerkung Über die Charte von Gil
berts Archipelag, S. 253.
Nr. 18.
Heß, thermometriſche Unterſuchungen, S. 257.
Bey t r a g e
zur Kenntniß des ruſſiſchen Reichs und der angränzenden Länder
Aſiens. Herausgegeben von Baer und Helmerſen.
Petersburg. 1839. 8.
I. Statiſtiſche und ethnographiſche Nachrichten über
die ruſſiſchen Beſitzungen an der Nordweſtkuͤſte
von America,
geſammelt von dem ehemaligen Ober⸗Verwalter dieſer Beſitzun⸗
gen von Wrangell (gegenwärtig Contre- Admiral),
herausgegeben und mit Juſaͤtzen von K. E. Baer.
Petersburg, 1839. 8. 332. 1 Charte. f
Dieſes ift ein ſehr intereſſantes Werk über Land und Leute,
Pflanzen und Thiere der genannten Gegenden, intereſſanter ge⸗
macht und verſtaͤndlicher durch Baers Zufige und feine Berech⸗
nungen aus Wrangells Witterungs- Beobachtungen.
Baer gibt eine Einleitung uͤber das Geſchichtliche des
Landes und der Inſeln. Wrangell, ruͤhmlichſt bekannt
durch feine Fahrten auf dem Polareis, war von 1830 — 35.
Oberverwalter der genannten Beſitzungen, und zeichnete alles
auf, was einem gebildeten Mann als wichtig vorkommt. Er
gibt hier eine ſtatiſtiſche Ueberſicht der ruſſiſchen Anſiedelung
vom 54° bis ans Eismeer; fie befaſſen außerdem die Aleuten
und die Kurlien, beruͤhren die Laͤnder der Hudſonsbay-Com⸗
pagnie, Kamtſchatka und Japan; auch gehoͤrt ein Stuͤck von
Californien dazu. 1
Der Mittelpunct der Colonial-Verwaltung iſt Neu-Arch⸗
angel im Sitcha-Meerbuſen, welches erſt ſeit 1796. datirt und
noch nicht 900 Innwohner zaͤhlt; alle Laͤnder kaum 10000,
Es wird nun alles geſchildert, was Schulen, Viehzucht, Schiff⸗
fahrt, Capital, Sitten uff. betrifft. Dem Fang der Robben
und anderer Meerthiere iſt ein eigenes Capitel gewidmet. A
©. 35 namentlih der Lutra marina, Phoca ursina,
jubata, Trichechus rosmarus, Balaena, überalf mit der
Naturgeſchichte.
73
Der ste Abſchnitt, S. 57, handelt vom Verkehr diefer
Volker unter einander und mit den Tſchuktſchen; dann folgen
Bemerkungen uͤber die Wilden an der Nordweſtkuͤſte von Ame⸗
rica, beſonders von Ober-Californien, Ugalenzen, Angern am
Kupferfluß, Koltſchanen, Kenayern, Tſchugatſchen und Kadja⸗
ken, Kuskokwimern und mehrern andern Voͤlkern. Die Sitten
erinnern ſehr an die der alten Deutſchen an der Oſtſee.
S. 137 folgt das Tagebuch eines Schiffergehulfen mit
Namen Glaſunow von einer Reiſe im, innern Nordweſt⸗
America nebſt einer Charte.
5 Sodann S. 161 eine Notiz uͤber den Kupferfluß und
die Thiere daran, Fuͤchſe, Biber, Biſam-⸗Ratten, Eichhoͤrnchen,
Marder, Stachelſchweine, Murmelthiere, Woͤlfe, Vielfraße,
ſchwarze Bären, Rennthiere und Elenne, das letztere ſelten; keine
Büffel und Biſam⸗Ochſen, aber Antilope lanigera. Zur Zeit
der Himbeer⸗Bluͤthe kommen Colibri auf die Koloſchen ſuͤdlich
von Sitcha, auch Schwalben.
S. 168 Notiz uͤber zwey hohe Berge am Cooks Inlet.
S. 177 Character der Aleuten von den Fuchsinſeln, von
Weniaminow in Unalaſchka; ſcheinen ſehr verdächtige Men
ſchen zu ſeyn.
S. 226 Sprachproben. Leider ruſſiſch geſchrieben und
nicht alphabetiſch, alſo fuͤr ein deutſches Buch ſehr unpaffend,
ließ ſich aber, wie es ſcheint, nicht leicht anders machen, weil
die Wortſammler zum Theil eigene Zeichen waͤhlen mußten.
Die Wörter mögen Tauſend betragen, meiſt Haupt- und Bey:
wörter, wenig Zeitwoͤrter, keine Redensarten, mithin nichts fuͤr
den Bau der Sprache.
S. 277 Zuſammenſtellung americaniſcher Nachrichten über
die genannten Volker mit den in dem vorliegenden Buche ge⸗
gebenen, von Baer.
Ebenſo S. 290 über das Clima von Sitcha und die
Pflanzen, welche dort gedeihen koͤnnten; wird der dortigen Co⸗
lonie von großem Nutzen ſeyn. Es wird dieſem Band noch
ein anderer von Baer folgen uͤber die Ergebniſſe der Jagd
und die ſyſtematiſche Beſtimmung der dortigen Thiere.
Die Charte ſtellt die Länder vor zwiſchen 57 und 65.
Il. Nachrichten über Chiwa, Buchara, Chokand
und den nordweſtlichen Theil des chineſiſchen
Staates,
geſammelt von dem Präſidenten der aſiatiſchen Gränz⸗Commiſſion
in Orenburg, General⸗Major Gens, bearbeitet und mit
Anmerkungen verſehen von Gr. von H elmerfen.
St. Petersburg. 1839. 8 124. 1 Charte.
Dieſe Schrift kam ſehr gelegen, gleichſam als Vorlaͤufer
von der leider durch den fuͤrchterlichen Winter verungluͤckten
ruſſiſchen Expedition nach Chiwa. Man kann ſich nichts
Schrecklicheres denken als einen mehr monatlichen Marſch im
Scyneegeftöber und bey der grimmigſten Kälte durch ein völlig
unbewohntes Land, worauf wahrſcheinlich Tauſende erfroren
und verhungert ſind, leider wohl auch der ſehr unterrichtete Cor—
reſpondent aus Schleſien, welcher die Expedition begleitete und
Iſis 1821. Heft 1.
— —
f 74
die wichtigſten, faſt einzigen Nachrichten daruͤber gab. Durch
das Schweigen der ruſſiſchen Regierung verlieren leider viele
Tauſende den Ruhm, als Helden gegen die Macht der Natur
gefochten und in dieſem großen Kampfe untergegangen zu ſeyn.
Eine Schilderung des Jammers und Elends, der Veſtig—
ſtigkeit, es zu ertragen, des Muths und der Geſchicklichkeit, es
zu uͤberwinden, wuͤrde nicht nur ein billiger Nachruf fuͤr die
Untergegangenen und eine gerechte Anerkennung für die uͤbrig Ges
bliebenen, ſondern auch eine Lehre ſeyn für aͤhnlich gewagte Un:
ternehmungen der Art.
Die Nachrichten, welche der General-Major Gens mit
großem Fleiße ſammelte, ſind nur ſehr zerſtreut und rühren nur
von einigen Gluͤcklichen her, welche aus der Gefangenſchaft wie⸗
der entrinnen konnten, darunter vorzüglich ein Bürger aus Aſtra—
chan, mit Namen Kowirſin, welcher den chiwaiſchen Steuer⸗
Einnehmer mehrere Jahre lang auf ſeinen Reiſen begleiten mußte.
Helmerſen machte aus dieſen ruſſiſchen Nachrich⸗
ten ein Ganzes ſo gut es gehen wollte. Es folgt hier die
Beſchreibung des Chanats Chiwa, welches 120 Werſte lang,
40 breit ſeyn ſoll, den Fluß Amu Darja hat, mit mehreren
Canaͤlen, welche nach den Ortſchaften geleitet ſind, mit hoͤlzer⸗
nen Brücken. Chiwa hat 2200 Haͤuſer aus Lehm, ſelbſt der
Pallaſt; die Moſcheen von Backſtein. Außerdem werden noch
74 Orte kurz beſchrieben, welche zuſammen 23,000 Haͤuſer ha⸗
ben. Die Bewohner ſind Usbeken, Turkmenen, Karakal⸗
paken, Sorden, Afganen und einige Juden nebft geraubten
oder gekauften Sclaven. Dann wird S. 38 die Lebensart der
Innwohner geſchildert, die Verfaſſung, Gerichtsbarkeit, Policey,
Strafen, Abgaben, Handel und Zölle, Maaß, Gewicht und
Muͤnzen, Mineralien, Gewaͤchſe, worunter unſer Getreide und
Huͤlſenfruͤchte, Suͤßholz, Baumwolle, Melonen, Erdaͤpfel, Maul⸗
beeren udgl. Man braucht das einbuckelige Cameel, wenig
Hornvieh, Hühner; bisweilen zeigen ſich Tiger. Dan kommt
das Heer und die Kriegführung, bloß zu Pferde: der Character
des jetzigen Chans und ſeine Lebensweiſe gutmuͤthig und fried⸗
fertig, aber eben deßhalb gehaßt.
Der te Theil ſchildert die Handels Verhaͤltniſſe in Bus
chara; die Carawanen mit Indigo, Baumwolle. Die Stadt
Muratepe; der dritte den Handel im Chanat Chokand; der Ate
im chineſiſchen Turkeſtan; der fuͤnfte in der chineſiſchen Dſon⸗
garay, der 6te beſchreibt verſchiedene Staͤdte im innern Aſien;
der Tte den Weg von Semipalatinskaja nach Kuldſcha; der
Ste enthaͤlt einen Bericht von einem Ruſſen uͤber eine Reiſe
aus Chiwa nach Orenburg im Jahr 1829.
Die Charte ſtellt ein Stuͤck vom Lande Chiwa vor mit
dem Amu und den Canaͤlen. Es iſt in dieſer Schrift nun alles
enthalten, was man uͤber Chiwa weiß.
III. Essai sur les Ressources territoriales et commer-
ciales de VAsie occidentale, le Caractere des Habi-
tuns, leur industrie et leur organisation municipale,
par I. de Hagemeister. Petersbourg. 1839.
8. 206 nebſt 2 Tabellen.
Auch dieſes Werk kann luͤſtern machen nach den Ländern
des mittlern Aſiens, wenn auch nicht gerad wegen ihrer Vor⸗
trefflichkeit, die übrigens nicht zu verachten iſt, doch weil man
5%
75 0
die Wege kennen lernt, dazu zu kommen, den moͤglichen, Wider⸗
ſtand und die dortigen Einrichtungen, welche man zu ſchonen
oder zu benutzen hat.
Der Verfaſſer hat in den Jahren 1836. und 37. einen
Theil der Turkey und Perſiens bereiſt, um die Erzeugniſſe und
Kräfte dieſer Laͤnder zu kennen“, fo wie die Artikel, welche ſie
den europaͤiſchen Maͤrkten liefern. Wurde gedruckt 1838. un⸗
ter dem Titel: Handelsbeziehungen Europa's mit der Tuͤrkey
und Perſien.
Das vorliegende Werk iſt nun eine ausführliche Darſtel⸗
lung mit Benutzung auch anderer Quellen. Es beſchaͤftigt ſich
vorzugsweiſe mit den Erzeugniſſen, den Gewerken und dem Cha—
racter der Voͤlkerſchaften, weniger mit den politiſchen Einthei⸗
lungen und Einrichtungen. Voran geht die geographiſche Be:
ſchreibung der Länder, wovon der Verfaſſer handelt: Turkeſtan,
Iran und Armenien, die Gebiete des Euphrats und Tigers in
Kleinaſien, zum Theil getrennt durch die weſtliche Verengerung
des Himalaya unter den Namen Hindukuſch, Paropamiſus,
Koraſſan und Elbruz. Turkeſtan liegt im Norden und dehnt
ſich vom caſpiſchen Meer bis zum Altai aus.
Im zweyten Capitel S. 12. werden die Erzeugniſſe des
Pflanzenreichs, vorzuͤglich der Landbau in dieſen verſchiedenen
Laͤndern geſchildert, gewiß auch intereſſant für unſere Landwir—
the: Weizen, Gerſte, Djogen (Holeus saccharatus) als Futter,
Welſchkorn, Hirſe, Reiß, Bohnen, Erbſen, Linſen, Ruͤbſamen,
Gurken und Rüben, Melonen, Kuͤrbſen, Reben, Maulbeeren,
wilde Oliven, woraus man Branntwein macht;. Pflaumen,
Aepfel, Birnen, Mandeln, Apricoſen, Pfirſiche uͤberall; Grana—
ten, Quitten, Piſtacien, Haſelnuͤſſe, Feigen, Citronen, Limonien,
Pomeranzen, Oliven, Seſam, Ricinus, Flachs, Hanf, Baum—
wolle, Zuckerrohr am perſiſchen Meerbuſen, wo auch die Dat—
teln, Taback, Opium, Roſen⸗Eſſenz, Teufelsdreck, Jalappa,
Salep, Zitwer, Rhabarber, verſchiedene Gummi, Maſtix, Man:
na, meiſt von einer Zwergeiche, Alhagi, Krapp, Indigo, Saf—
ran, Hene, Grenelle (ein Strauch zum Gelbfaͤrben), Gallaͤpfel,
Bauholz. Ueberall wird die Menge des Ertrags, der Preis
der Ausfuhr udgl. angegeben, auch insbeſondere das Vorkom—
men und der Anbau.
S. 45 werden die Erzeugniſſe des Thierreichs betrachtet.
Er fagt auch, daß der Honig aus Rhododendron ponticum
giftig ſey und Innwohner ihn zur Zeit der Bluͤthe nicht kauf—
ten; man bleibt aber im Zweifel, ob er aus eigener Erfahrung
ſpricht; Wachs, Seide; die Weiber ſollen die Eyer ausbruͤten,
indem ſie dieſelben unter der Bruſt truͤgen, was auch etwas
glaubhafter haͤtte gemacht werden ſollen. Schafe in großer
Menge, Heerden von 20,000. Geißen noch mehr, Camele,
welche wie jene lange Haare liefern; Rinder nicht viel, Pferde
ſehr geſchaͤtt, Eſel und Maulthiere; Blutegel gehen jetzt von
Smyrna nach Frankreich; Fiſche (wenig davon), Perlen im
perſiſchen Buſen, Schwaͤmme an Kleinaſien; jaͤhrlich 50,000
Occa (45 auf den Centner).
S. 65 Erzeugniſſe des Mineralreiches von dieſen Laͤndern
einzeln; nicht viel.
Dann folgt S. 72 ein allgemeiner Ueberblick der pro—
ductiven Kräfte der Tuͤrkey und Perſiens.
S. 82 eine Darſtellung der Voͤlkerſchaften,
berfelben, Municipal⸗Organiſation.
Character
S. 105 Einfluß der Religion.
S. 113 Manufacturen und Handwerke.
S. 119 Einzeln aufgeführt; ſodann die Einfuhr;
S. 143 vorzuͤglich von Baumwollen- und Wollenzeugen,
Leder, Eiſen-Arbeiten, Glas, Zucker, Thee, Caviar uſw. Dann
gibt der Verfaſſer S. 177 die Mittel und Wege des Handels
an, die Haͤven, ſchiffbare Fluͤſſe, Carawanen⸗Zuͤge, wovon Bu⸗
chara das Centrum iſt fuͤr Turkeſtan. \
S. 112 folgen die Mauth⸗Anſtalten.
S. 223 Die Kaufleute und die Art des Handelsbetriebs,
ſodann eine Ueberſicht des Handels. 1
S. 245 Endlich ſpricht er Seite 259 von dem National:
Reichthum, dem Grundbeſitz, den Capitalien, dem Taglohn, dem
Muͤnzſyſtem, Wohlbefinden der Bevoͤlkerung, Kleidung, Woh⸗
nung. Dann folgen 2 Tabellen uͤber die Handelswege, Reife
tage, Gefahren, Art des Transports, Waaren; ſodann die
Menge der Eins und Ausfuhr aus Rußland in die verſchiede—
nen Staaten. Das Buch iſt für Geographie, Ethnographie,
Ackerbau, Gewerbe, Handel und Politik von Wichtigkeit. 1
Beowulf, \
Heldengedicht des achten Jahrhunderts.
zum erſten Mal aus dem angelfächfifchen ſtabreimend Krk
und mit Einleitung und Anmerkungen verſehen von Ettmuͤl⸗
ler. Zürich bey Meyer. 1840. 8, 191. 1 Charte.
Dieſe intereſſante Erſcheinung wollen wir wenigſtens
unſern Leſern anzeigen. Sie gibt eine klare Vorſtellung von
der Beſchaffenheit der deutſchen Volksdichtung in der Zeit vor
Karl dem Großen und Aufſchluß über die Geſtaltung des oͤf⸗
fentlichen und häuslichen Lebens der nordgermaniſchen Staͤm⸗
me zur Zeit der Voͤlkerwanderung, auch Namen von ver⸗
ſchiedenen Völkern um die Oſtſee, von Schweden, Dänemark |
und Deutſchland, iſt endlich fuͤr die Sprache von großer Wich⸗
tigkeit. Der Verfaſſer gibt in der Einleitung bis Seite 64.
eine Geſchichte der alten Staͤmme, ihrer Goͤtter und religioͤſen
Gebräuche, beſonders der Begraͤbniſſe, Hochzeiten, auch der Bes
waffnung, der Gelage uſw. Dann folgt das Gedicht mit Er:
klärungen der fremden Wörter und Gebrauche. Es enthaͤlt
nicht weniger als 3182 Verſe.
Syſtem der Seelen-Wiſſenſchaft a
zugleich als Grundlage einer Geiſtesphiloſophie,
Koſt.
gegenüber und entſprechend der Naturphiloſophie, von G.
Leipzig bey Gebhard und Reißland. 1840, I, 8, 224.
Dieſe Schrift faßt allerdings den Gegenſtand ganz neu
auf und das iſt ſchon genug, um fie der Aufmerkſamkeit wuͤr⸗
big zu achten. Sie iſt aber auch mit viel Sachkenntniß,
Beobachtungsgeiſt und Scharfſinn geſchrieben. Die Naturphi⸗
77
loſophie iſt ihr Muſter und fie hat gefucht, die Kräfte der Nas
tur und des Organismus in Einklang zu bringen mit denen
des Geiſtes, gewiß das einzige Mittel, in feine dunkle Werkſtäͤtte
zu dringen. Der Geiſt iſt offenbar nichts anders als die Syn-
theſis, die höhere Potenz der phyſiologiſchen Thaͤtigkeiten und
dieſe die hoͤhere Potenz der Naturthaͤtigkeiten. Der Parallelis⸗
mus muß daher nachgewieſen werden, wenn je Ordnung in die
Logik und Pfychologie kommen fol, Wie es auch dem Ver:
faſſer gelungen ſeyn mag: er iſt auf dem rechten Wege und
hat darauf ſchon viele Schritte vorwaͤrts gethan.
Voran ſucht er die Moͤglichkeit der Seelenlehre zu be⸗
gründen, und entwickelt die beyden Hauptkraͤfte der Seele, das
Gefuͤhlsvermoͤgen und das intellectuelle. Dann kehrt er zu
den Kräften der Natur zuruͤck, betrachtet Zeit und Raum, das
Licht und die drey irdiſchen Elemente; ſteigt von da zu den
organiſchen Kraͤften, zur Sinnlichkeit und den Trieben der
Pflanzen als Vorbilder der thieriſchen Kraͤfte, bey welchen
er nun laͤnger verweilt. Hier zerlegt er die Sinnlichkeit ſo—
wohl ihrem pflanzlichen als thieriſchen Character nach, und
nennt die Aeußerungen derſelben auf der niedern und hoͤhern
Stuffe. Ebenſo behandelt er im Geiſtigen das Gefuͤhlsvermoͤ⸗
gen und das Intellectuelle, namentlich die Phantaſie, wobey
alle Kunſtverhaͤltniſſe aus einander geſetzt werden, die Geſchichte
in ihren Zweigen, die Poeſie, Magie, prophetiſche Kraft und
die Contemplation. Es iſt uns nicht moͤglich, eine Darſtellung
von dieſen manchfaltigen Anſichten zu geben, koͤnnen aber die
Leſung und Wuͤrdigung derſelben nicht anders als empfehlen.
Naturhiſtoriſche Topographie von Regensburg,
von Dr. Fürnrohr. Regensburg, bey Manz. 1840. III. S. 479.
Wir haben zwar den Anfang dieſes Werkes ſchon ruͤhm—
lichſt angezeigt. Da es nun geſchloſſen iſt; ſo wollen wir von
dem Ganzen einige Kunde geben. Man kann wohl dieſes Werk
ein Muſter von Topographie nennen, indem alles mit dem
groͤßten Fleiße geſammelt, mit Sachkenntniß und Scharfſinn
geordnet und gerade ſo weit beſprochen iſt, daß man es nicht
zu viel und nicht zu wenig nennen kann.
Regensburg hat ſich ſchon ſeit Hundert Jahren in der
Naturgeſchichte ausgezeichnet, wobey man nur die ungeheuern
Arbeiten Schaͤffers ſowohl in der Botanik, als in der Zoo—
logie zu nennen braucht; dann hat es als langjaͤhriger Sitz der
Reichsverſammlung viele gebildete Maͤnner in ſeinen Bau gezogen,
welche, ſich daſelbſt gefallend, ihren Wohnſitz dort genommen
hatten. Es iſt dadurch ein freundlicher wiſſenſchaftlicher Verkehr
zwiſchen Fremden und Einheimiſchen entſtanden, welcher es
moͤglich machte, die geſammten Naturwiſſenſchaften zu bearbei—
ten, waͤhrend vorher nur einzelne Zweige gepflegt werden konnten.
Davon iſt nun gegenwaͤrtiges Werk nebſt vielen andern, na—
mentlich der botaniſchen Zeitung, ein erfreuliches Reſultat. Der
erſte Theil, von 303 Seiten, enthaͤlt eine Biographie der Na—
turforſcher Regensburgs ſeit dem Aufenthalte Kepplers, welcher
ſich jedoch nur kurze Zeit und zufaͤllig daſelbſt aufhielt, dort
jedoch mehrere Werke herausgab. Es wurde ihm bekanntlich
von dem Fuͤrſten Primas Dalberg ein Monument geſetzt.
Dann folgt die Biographie von J. Chr. Schaͤffer, dem
78
eigentlichen naturhiſtoriſchen Helden von Regensburg, welcher
einen Eifer erweckt hat, der noch fortdauert, ſowohl in ſeiner
Familie, als in vielen andern tuͤchtigen Maͤnnern, welche zum
Theil noch leben und von denen auch hier Notitz gegeben wird,
ausführlicher. vom Grafen Sternberg und von Hoppe,
welcher die botaniſche Geſellſchaft und Zeitung gegruͤndet. Auch
die uͤbrigen Maͤnner werden ruͤhmlich aufgefuͤhrt und ihre Schrif—
ten genannt. Dann folgt S. 67. die Geſchichte der Botanik
insbeſondere, welche mit dem erſten Naturforſcher Albertus
Magnus, Graf von Bollſtaͤdt, beginnt, geb. 1205. zu Lauin⸗
gen, geſt. 1280; dann Kunz von Maidenburg (Meyen—
berg) 1367 — 74; ſodann Stille bis zum 18. Jahrhundert,
wo aber die Botanik plöglich und recht lebhaft aufwachte, bez
ſonders gepflegt durch Schaͤffer, Hoppe und Sternberg.
Verzeichniß der Mitglieder der Geſellſchaft.
S. 177. Geſchichte der mineralogiſchen Forſchungen in
Regensburg, wobey vorzuͤglich Voiths Verdienſte hervorgehoben
werden.
S. 191. Climatologiſcher Theil von Schmoͤger mit 2
Witterungstafeln in Folio und vielen Tabellen, verglichen mit
mehrern entferntern Staͤdten.
S. 255. Geognoſtiſcher Theil von Voith, eine lehrreiche
Abhandlung mit Auffuͤhrung der Verſteinerungen. ‘
Der zweyte Band enthält die Flora vom Herausgeber,
gegruͤndet auf die Arbeiten ſeiner Vorgaͤnger, von denen er ſehr
ehrenvoll ſpricht, und auf ſeine eigenen Vergleichungen der dor—
tigen Pflanzen mit denen Deutſchlands in Kochs Synopſis.
Dort 1063 Gattungen Phanerogamen, hier 2906; dort 829
Dicotyledonen, hier 2293; dort 233 Monocotyledonen, hier
613; ebenſo die Familien. Verhaͤltnißmaͤßig iſt die Flora arm,
weil es dort keine hohen Gebirge gibt. Darauf das Verzeichniß
der Pflanzen nach Decandolles Reihe mit Weglaſſung des
Characters, wie es ganz recht iſt, aber mit Angabe des Fund—
orts, der Haͤufigkeit, Bluͤthzeit und der Schriften, worinn ſie
zuerſt aufgefuͤhrt ſind, beſonders von Schaͤffer und Hoppe.
Alle Verzeichniſſe ſollten fo verfertigt werden; denn es iſt wirk—
lich gar zu laͤſtig, abgeſchriebene Charactere unaufhoͤrlich leſen
zu muͤſſen. Die Farren, Mooſe und Flechten find dabey nebft
einem Chaͤrtchen, geognoſtiſch illuminiert. 2
Der dritte Band enthält die Zoologie; die Wirbelthiere,
bearbeitet von K. L. Koch, bekanntlich gegründet auf langjähs
rige Unterſuchungen, bearbeitet wie die Botanik, nehmlich ohne
Charactere, mit Angabe einiger Schriftſteller, meiſtens Linne
und Bechſtein, auch der Provinzialnamen. Haarthiere 46,
ohne die zahmen; Voͤgel 231; Lurche 21; Fiſche 42. Dar⸗
unter einiges Neues: Vespertilio pallidus, capueinellus,
minutellus; Mus rattulus, und manche Seltenheiten unter
den Voͤgeln und Fiſchen.
Gliederthiere von Herrich Schaͤffer, mit Angabe der
Haͤufigkeit und einer Abbildung, meiſtens von Panzer; beſonders
reich die Schmetterlinge und zwar die kleinen; Kaͤfer nach La—
treille 1954 mit Weglaſſung der Staphylinen, welche 300
Gattungen betragen.
S. 149. Falter nach Ochſenheimer und Treitſchke;
die Motten nach Zeller (in der Iſis 1839), worunter einige
neue Sippen, im Ganzen 1161.
79
©. 207. Immen nach Hartig, Gravenhorſt, Kir:
by, Linden, 2797 Gattungen.
S. 313. Mucken nach Meiden und Zetterſtedt, 475,
mit Weglaſſung der Tipuliden.
S. 338. Libelluliden nach Burmeiſter, 215.
S. 348. Schricken bis 313.
S. 362. Wanzen 436.
S. 387. Cruſtaceen, Myriapoden und Arachniden von K.
L. Koch, welcher dieſe Abtheilung in Panzers Abbildungen
fortſetzte mit einer Menge neuer Sippen; 810.
S. 459. Weichthiere von F. Forſter und Voith, 111.
Die Wuͤrmer ſind noch nicht unterfucht.
Aus dieſer Aufzaͤhlung wird man hinlaͤnglich die Wichtig⸗
keit dieſes Werks zu erkennen im Stande ſeyn.
Veberitot
der Arbeiten und Veränderungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für
vaterlaͤndiſche Cultur im Jahr 1839. Breslau bey Graf.
1840. 8. 228.
=
Die ſchleſiſche Geſellſchaft zeichnet ſich unausgeſetzt durch
cuͤhmliche Thaͤtigkeit aus, und wir freuen uns, faſt jährlich ein
Zeugniß daruͤber unſern Leſern vorlegen zu koͤnnen. Die Ge⸗
ſellſchaft iſt getheilt in eine naturwiſſenſchaftliche, botaniſche,
entomologiſche, ſudetiſche, mediciniſche, oͤconomiſche und technis
ſche, paͤdagogiſche, hiſtoriſche, artiſtiſche und antiquariſche Se—
ction, jede mit ihrem Secretaͤr und Berichterſtatter.
Der naturwiſſenſchaftliche Bericht von Goͤppert um⸗
faßt Aſtronomie (reichlich), Phyſik, Chemie (deßgleichen), Mine⸗
ralogie und Petrefactenkunde; Zoologie, Phyſiologie; Fixierung
microſcopiſcher Lichtbilder von Gebauer.
Der mediciniſche, S. 88, von Borkheim ſehr reichhal—
tig; der entomologiſche von Gravenhorſt; S. 111 deß⸗
— — — — — ꝓ]ʃ
von Friedrich,
80
gleichen; über die ſchleſiſchen Hiſter- und Vupreſtis-Arten
von Jaͤniſch; Über die Entwickelung des Bostrychus dacty-
liperda; Aufzählung verſchiedener Immen und Characteriſie⸗
rung derſelben von Schilling, Colletes, Sphecodes, Ha-
lictis, Andrena, Hylaeus, über die Eyer der Schmetterlinge
die Lebensweiſe der Schmetterlinge von
Kl 0 p ſch. 7
S. 133 folgt der Bericht uͤber die botaniſche Abtheilung
von Wimmerz uͤber die foſſilen Stigmarien von Uechtritz:
Cirsium-Arten von Scholtz; ſchleſiſche Festucae von Kraus
fe; über die Coniferen von Goͤppert.
S. 130 Bericht uͤber die Sudeten-Kunde von Scholtz, f
Hoͤhenmeſſungen, zunehmender Holzmangel, Braunkohle.
S. 180 Paͤdagogiſcher Bericht von Berndt.
S. 186 hiſtoriſcher von Stengel mit intereſſanten
Beylagen aus der aͤltern Zeit;
S. 208 techniſcher Bericht; uͤber die Oel liefernde Madia
sativa von Goͤppert.
Wir haben nur die natuthiſtoriſchen Auffäge angegeben,
weil die andern Gegenſtaͤnde weniger hieher gehoͤren.
Die Conſtitution des Erdkörpers
und die Bildung ſeiner Rinde, von Dr. P. N. C. Egen, Director
der Real- und Gewerbſchule 05 ene Elberfeld, bey Buͤſchler.
1840. 8. 90. . 1
Eine ungemein klare, kurze und dennoch vollftändige Dar:
ſtellung der geognoſtiſchen Theorien der neueſten Zeit, die wir
jedem Layen empfehlen koͤnnen. Der Verfaſſer gibt hier die
Meynungen aller Zeiten und hebt diejenigen hervor, welche die
meiſte Wahrſcheinlichkeit fuͤr ſich haben. Man wird durch das
kleine Büchlein einen vollſtaͤndigen Begriff von der Entftehung
und Bildung unſerer Erde erlangen, und es nicht bloß mit Be⸗
friedigung aus der Hand legen, ſondern auch von Zeit zu Zeit
wieder hervornehmen, um die Thatſachen nachzuſchlagen.
Meditation und Dichtung über meine geſammte Erſcheinungswelt.
Vom Grafen Georg von Buquoy.
(Fortſetzung.)
Rs ſtrebe nicht nach dem Begreifen und Erklären des
mir Erſcheinenden, da es mir überhaupt als etwas Unmoͤg⸗
liches, und daher als etwas das Suchen nicht Lohnendes,
vorkommt, den Cauſalnerus zu ergründen. Vielleicht iſt
am Ende — der ſich mir allenthalben aufdringende Cauſal⸗
nexus — weiter nichts, als eine ſubjective Forderung mei⸗
nerſeits, ſich gruͤndend auf die Form meiner Anſchauungs—
weiſe am Objectiven, und keinesweges am Objectiven
ſelbſt — beſtehend *. Wenn ich uͤberhaupt ſage: a bewirkt
b und e und d, oder a iſt die Urſache von b und e und d;
ſo iſt dieß allemal nur eine Zypotheſe. Die reine un⸗
befangene Anſchauung, an der Erſcheinenswelt, ſagt mir,
im jedesmal ſpeciellen Falle, unmittelbar — nie mehr,
als, daß ab ed zuſammengenommen als Simultangruppe
oder als Succeſſivgruppe ſich ausſprechen; die weitere
Behauptung aber, daß a die Urſache und bed die Wir⸗
kungen ſeyen, dieß iſt eine bloße Suppoſition, deren
Guͤltigkeit ich in keinem Falle erweifen kann, auch dann nicht,
wenn durch Hinwegnehmen von a das bed hinwegfiele, da
dieß Letztere ja auch dann noch erfolgen moͤchte, wenn nur, ohne
daß eben a die Urſache von bed wäre, abed ſich zu einan⸗
der ſo verhielten, daß ſie nicht anders denn als Geſammt⸗
gruppe, nehmlich als Simultan⸗ oder Succeſſiv- Gruppe, mit
einander beſtehen können *. Iſt denn überhaupt der Cau⸗
„Vielleicht jener Cauſalnexus. F
S. hierüber Bugquoy ideelle Verherrlichung uſw. Aehn⸗
liche Bemerkungen kommen in der Folge vor, hinſichtlich
des Nexus von Abſicht und Mittel, welcher Nexus —
der Natur zugemuthet werden will, unter der Benennun
von Planmäßigkeit uſw., vielleicht bloß — gema
der Form unſerer Anſchauung: Teleoiſmus.
Iſis 1841, Heft 2.
falnerus — ein am Gbjectiven nothwendig Statt:
findendes? iſt er nicht vielmehr von uns, den Formen des
Anſchauens nach, bloß dem Gbjectiven anfingiert? viel⸗
leicht liegt wohl gar die Forderung eines Cauſalnerxus — nicht
einmal urſpruͤnglich in uns, nicht urſpruͤnglich, ſon⸗
dern es iſt vielleicht dieß — ein bloßer Gewohnheitsſatz,
vielleicht nicht mehr — als ein durch die Schule aufgedrun⸗
gener Satz, vielleicht bloß eines unſerer Dorurtbeile uſw.
Weiterhin wird gezeigt werden, wie ſich der Begriff von Rraft
— als eine bloße Fiction kund gebe, und eben ſo — der
Begriff von Zweckmaͤßigkeit, von Planmaͤßigkeit — in
der Natur überhaupt fo wie in dem menſchlichen fo ge:
nannten (faͤlſchlich, wie gezeigt werden ſoll) freyen Handeln
insbeſondere, wornach wir — das Schickſal zu lenken
waͤhnen. Bemerkungen aͤhnlicher Art werde ich entwickeln,
hinſichtlich der ſupponirten Relation zwiſchen Mittel und
Zweck am Univerſum (Grundirrthum der Teleologie, welche
ai 19 froͤmmelnden omoioanthropiſchen Anſicht Gottes
eruht).
Das Erklaͤren einer Erſcheinung — iſt nie ein Zu⸗
ruͤckführen derfelben auf einen nothwendig⸗ letzten Grund,
über welchen hinaus — keiner mehr beſtehen kann; ſon⸗
dern immer nur ein Zuruͤckfuͤhren auf eine Hypotheſe, des
ren Gültigkeit — allemal wieder eines Beweiſes be⸗
darf. All unſer Erklaͤren — der Erſcheinungen innerhalb und
außerhalb uns — dient bloß dazu, um die ungeheuere Menge
von Erſcheinungen — zu claſſificieren, und zwar, nach ge⸗
wiſſen Grundactivitaͤten, welche den Erſcheinungen hypo⸗
thetiſch zugemuthet werden. Auf den Grund der Dinge
gelangen wir durchs Erklaͤren nie. Waͤre vielleicht die ganze
Vorſtellung vom Grunde der Dinge — am Ende nichts
6
83
weiter, als eine uns zur fixen Idee gewordene Sypotheſe?
Die Naturgeſetze, oder beſſer die Urnormen alles Ser:
vortretens am Naturganzen innerhalb und außerhalb mir,
vermag ich zu erkennen, und damit kann ich mich beſchei⸗
den. Wie ſollte ich wohl auch vernuͤnftigerweiſe, uͤber jene
höchſte Normen hinaus, noch ein Söheres vermuthen?
Nachdem ich ſchon fruͤher gezeigt habe, wornach ich beym
Philoſophieren nicht ſtrebe, — ſage ich nun weiter:
Ich ſtrebe weſentlich nach dem unbefangen, ohne
vorgefaßte Anſicht, erſchaueten, und daher von mir als trug:
los“ gehaltenen, Totalbilde — des als Geweſenes, Seyen⸗
des, Werdendes mir Vorkommenden; ſo wie ich zugleich ſtrebe,
alle, zwiſchen den einzelnen Parthieen jenes Totalbildes, Statt
findenden Wechſelbeziehungen (rapports) zu enthuͤllen, oder
wenigſtens zu erahnen. Jenes Erſcheinungsganze innerhalb
und außerhalb mir, als Ideenwelt und Außenwelt, jenes Er:
ſcheinungsganze von ſelbſtbewußthaft ausgeſprochener und von
ſomatiſcher Form, — in ſich ſchließend: ſowohl Kuͤnſtlich- als
Selbſtiſch⸗Entſtandenes, ſowohl durch Entfaltungshinderniſſe
Verkuͤmmertes als frey Entwickeltes, ſowohl mit meinem Wuͤr⸗
digungsſinne Disharmonierendes als mit jenem Sinne Harmos
nierendes, ſowohl Abnormes als Normales uſw., — jenes Er⸗
ſcheinungsganze nenne ich Watur x *. Bey der von mir,
nach beſagter Weiſe, vorgenommenen philoſophiſchen Naturan—
ſchauung — beruͤckſichtige ich weſentlich die, per induc-
tionem, aus hypotheſenfrey aufgefaßten und aus er—
probten Verſuchen (von mir ſelbſt und andern glaubwuͤrdigen
Zeugen beobachtet), ſo wie aus hypotheſenfreyen intuitiven
Wahrnehmungen “, hypotheſenfrey abſtrahirten Ge:
ſetze — des Erſcheinens innerhalb und außerhalb mir, ferner
die aus dieſen Geſetzen oder Urnormen des Erſcheinens
wieder weiters hypotheſenfrey durch ſtrenges Denken, vor—
zuͤglich durch mathematiſchen Kalkul, entwickelten Geſetze
oder Urnormen des Erſcheinens innerhalb und außers
* Pielleicht iſt auch dieß noch Täuſchung; allein bey meiner
Unvermögenheit, für irgend einen Fall ein abſolutes Nicht⸗
fm aller Zäufchung zu erweifen, — haſche ich nach dem⸗
enigen, das mir, meinem Gefühle nach, die größte Ga⸗
rantie für Nichttäuſchung liefert. — Aller Phyfik und
Phyſiologie mangelt bisher die Unbefangenheit;
die Beſchreibungen der Facta des Erſcheinens — enthal⸗
ten ſtillſchweigend Hypotheſen, ſelbſt auch die Worte,
die man da anwendet.
Sieh den Aufſatze Was heißt Natur? (Buquoy
Anregungen für philoſophiſch-wiſſenſchaftliche Forſchung ꝛc.)
Es iſt unglaublich, welch unſinnige Begriffe und verwor⸗
rene Anſchauungsweiſen — mit dem Ausdrucke Natur —
verbunden werden, wie weiterhin noch gezeigt werden ſoll;
man ſetzt das Künſtliche, das Pofitive dem Natür-:
lichen entgegen; man ſpricht von Na turgemäßem und
Naturwidrigem uſw.; welch ein Unfinn!
Zu dieſen Wahrnehmungen, theils meinerſeits gemacht,
theils von Andern mir berichtet, gehören unter andern auch
alle glaubwürdig berichteten oder von mir mit angeſeheuen
Begebenheiten am Menſchheitstreiben, daher die gefammte
Geſchichte der Menſchen und Staaten uſw. Ueber das
Hypotheſenfreie — im Verſuche und deſſen Beſchrei⸗
bung in der Wahrnehmung und deren Beſchreibung, ſo wie
bey der Induction uſw. ſieh: Buquoy Skizzen zu einem
Geſetzbuche der Natur.
84
halb mir. Nur des angenommenen Sprachgebrauche
wegen — bediene ich mich des an ſich falſchen Ausdrucke
Naturgeſetz, das eigentlich eine Waturnothwendigkei
iſt; in der Folge werde ich ſtatt jenes Wortes andere Bezeich
nungen vorſchlagen, und zeigen, wie wenig der Ausdruck Geſetz
hieher paſſe, der ſeine falſche Anwendung auf den Begriff
einer Wothwendigkeit — in der jedesmaligen Erſcheinungs⸗
form — nur der falſchen Alltagsanſicht von einem lenkenden
omoioanthropiſchen Sotte dankt. g
Ich ſtrebe ferner, bey meiner philoſophiſchen Naturbe⸗
ſchauung, nach ber Bedeutung, nach dem Sinne, des
Geſammterſcheinens“, als für welche Interpretation — di
Geſammtheit der Naturgeſetze (Naturwaltensnormen)
dasjenige iſt, das mir den phyſiognomiſchen Ausdruck, die Mi⸗
mik, die Geberde, liefert, in welchen richtig zu leſen —
mir Aufgabe iſt; oder anders ausgedruckt: Ich ſtrebe, durch
unbefangene und durch finnige Anſchauung des ſich mir bis
nun geoffenbarten Geſetzesganzen — am Naturwalten inner-
halb und außerhalb mir, — den Typus, den Charakter,
den Sinn des Naturwaltens Überhaupt, zu erahnen .
Was mir ſolchergeſtalt bisher ward, und noch taͤglich hin, nach
dem organiſchen Entfaltungsacte meines Fortphiloſophierens,
wird, mag mir als Fragment, als Fragment nur, — der
in ihrer Totalitaͤt-— von mir beſchraͤnktem Weſen — nie aus⸗
zuſprechen moͤglichen All-Lebensformel, gelten (von dieſer
All⸗Lebensformel ſpaͤter ein Mehreres); ſolches iſt ein unuͤber⸗
ſehbares Bild, in ſich faſſend eine Fulle von Bildern, ein
Bild, das ich nicht in Worten zu geben vermag, da es
mir als etwas vorſchwebt, das mir zwar innerlich — als
Geahnetes — ſehr klar iſt, aber meine Ausdrucks⸗
faͤhigkeit überfchreiiee***, — Die Weihe zu ſolch hoher
inniger Anſchaung des Naturganzen innerhalb und außerhalb
mir — ward mir, durch ein lang fortgeſetztes acht philoſos⸗
phiſch-contemplatives Leben, ich ſage: Leben , —
Jene Bedeutung — werde ich in der Folge ſymboliſch
ausſprechen, nehmlich als Sfeſklaeten pr iſc
Sieh Buquoy „Skizzen zu einem Geſetzbuche der Na⸗
tur, zu einer ſinnigen Auslegung deſſelben, und zu eine
hieraus hervorgehenden Characteriſtik der Natur“, worinn
manche Winke zu ſolchem Erahnen gegeben find, 1
Mit einigen ſchwachen Zügen ſtrebte ich jenes Bild zu ent⸗
werfen in dem Gedichte: Das Forſchen des Menſchen
in den Myſterien der Natur (Ideelle Verherrlichung
uſw.). Unvermoͤgend, mich deutlicher auszudrucken, ruf
ich mit Petrarca aus: Chi puo dir, com egli arde,
e in picciol fuoco! Nicht ſelten überfchreitet, vor
der Anſchauung des Begeiſterten und des Gelbftdenker:
der ſich aufdringende Weſengliedbau — den zu Gebot |
En Zeichengliedbau, der Gedanke — die
usdruckens fähigkeit.
1 Ein bloßes Studieren der ſogenannten Philoſophie (dieſe
letztere eine Chimaͤre), der Naturlehre, Phyſiologie, Pfy⸗
chologie, Menſchengeſchichte uſw., iſt dazu nicht hin⸗
reichend; ſondern ez muß die ganze Lebensweif
— contemplativ, in ſich geſammelt, ſeyn, wenn irgend
Einer — zu ächter Naturanfchauung gelangen fol, —
Die große Heerstraße iſt nicht der Pfad, der zu dem Sank⸗
tuarium höherer Einweihung hinführt. — 1
r A
85 —
durch ein zurückgezogen anſchauliches Leben. Die Ein⸗
ſamkeit — iſt die Quelle ächter rind anhaltender Begeiſterung.
„An der von Sphinxen umlagerten Thebe,
Ueber Babilons Modergemäuern,
Ueber der Ninive — Schwinden dahin,
Und der Ekbathan, Saba, Palmyra,
Und der Baktra, Perſepolis, — Ach!
Ueber ſie — des Vergehens Symbole —
Möchte ich weinen, vergänglich ja ich; —
Dann, nach dem Himmel der Nächte aufblickend,
Nach dem Schauderraum funkelnder Welten,
Moͤcht' ich erfaſſen des Alls — hohen Sinn, —
Und erlauſchen ihn wieder hier unten
In dem Geflüfter der Blume der Wuͤſte,
Kündend die Blume dem rollenden Euphrat,
Was zu der Blume — ſprachen die Sterne; —
Und dann — die Wonne der Wehmuth beſingen,
Sie — dieſe Wonne — moͤcht' ich beſingen,
Sie dieſe Wonne inn' gen Bewußtſeyns,
Ferne zu wandeln — von Menſchengetreibe.“ —
Weiters ſtrebe ich, jenen allgemeinen Typus, jenen
allgemeinen Character, des Naturwaltens überhaupt,
in den einzelnen Zuͤgen der Naturphyſiognomie, in den ſpe⸗
ciellen Naturmanifeſtationen, in den iſolirten Naturgeberden,
wieder zu finden; die Bedeutung jeder Erſcheinung fuͤr
ſich — auszusprechen, und fo gleichſam, an der einzelnen
Erſcheinung — den Nachhall der All-Erſcheinung — zu
erhorchen *.
Endlich ſtrebe ich, den letzten Grund — alles Erz
ſcheinens“ auszuſprechen. f '
Aber, weder das früberhin erwähnte Geſetzes—
ganze (das Ganze der Naturwaltensnormen), als
eine geſchloſſene Totalitat, noch eine vollendete In⸗
In Buquoy's „ideeller Verherrlichung des empiriſch er⸗
faßten Naturlebens“ heißt es: 0
„Ein — nur ein Leben —
All will durchweben,
Nach Gegenſaͤtzen
Gleichen es ſchaͤtzen,
Das Un'verſelle
Und Ind' viduelle; — 8
Dort wie's erſchallet
Hier's wiederhallet.“ i
Ueberhaupt enthält das Werk „Ideelle Verherrlichung des
empiriſch erfaßten Naturlebens“ ſehr Vieles uͤber den Pa⸗
zallelismus am Naturleben (beſonders Bd. II. S. 141
bis 261), wozu ich eine eigenthuͤmliche Methode, die
mathematiſche Analyſis anzuwenden, erfunden
habe. Die hoͤhere Bedeutung des in der geſammten
Natur herrſchenden Parallelismus, wird weiter unten
klar entwickelt.
„ onen letzten Grund — werde ich in der Folge ſym⸗
boliſch ausſprechen, nehmlich als Selbſtbeſchauungs⸗
act am Abſolutum. —
86
terpretation deſſelben, noch deſſen Reflex an allen
einzelnen Naturlebensmanifeſtationen als ein von
mir klar Erſchautes, — koͤnnen mir (meiner Ueberzeugung
nach) je zu Theil werden; mein Ringen darnach iſt ein
immerwaͤhrendes Streben, das ein Dollendetes —
nie erreicht, und das um keines außerhalb jenes Stre—
bens ſelbſt — gelegenen Zweckes wegen — meinerſeits rege
iſt; oben erwaͤhntes Ringen an und fuͤr ſich betrachtet —
iſt ein Ringen um zu ringen, iſt eine in ſich ſelbſt begruͤn—
dete, eine ſich autonom behauptende, aus meiner Geartung
und Weſenheit unmittelbar fließende, mir als Beduͤrfniß ſich
aufdringende, Action, iſt actio actionis causa, iſt ein mir
innewohnender Drang nach einem gleichſam intellectuellen
Austoben — gemäß Regel und Rhytmus, — eine a et io
actionis causa ſage ich, eine Wirkſamkeit, die, gleich dem
ſteten Gebaͤhrensacte Aphroditens, — unmittelbar in dem
Ausgeuͤbtwerden der Wirkſamkeit — ihrr volle Befrie—
digung findet (ganz ſo, wie das Thier dem Sinnereiz nach—
ſtrebt, bloß um die Luſt der Sinne zu befriedigen, ohne
irgend eine Nebenabſicht, wenn auch, post hoe, aus jenem
Hingeben an der Sinne Luſt, Etwas entſteht, z. B. Fort⸗
pflanzung)“. Eben beſagtes in ſich ſelbſt bedingtes —
Streben, das feine volle Befriedigung findet in dem Nach—⸗
haͤngen ſelbſt — jenem Streben, ſolches Streben nach hoͤ⸗
herer Anſchauung und Deutung, nach Naturinterpretation, welche
darinn beſteht, daß ich jedes mir Erſcheinen — mit den
Formen meiner Anſchauung (Quantität, Qualität, Sub—
ftanz und Accidenz, Cauſalitaͤt uſw.) in Harmonie bringe,
und ſo — jedes mir Erſcheinen — in mir verichliche,
es meinem Ich aſſimilire, ebenbefagtes Streben, ſich aus—
ſprechend als actio actionis causa, befolge ich daher: Nicht,
indem ich endlich etwas erlange, wo ich dann auf immer
ruhe; — ſondern, indem ich ohne Ende fort mein
Ziel verfolge, wohl wiſſend, daß ich es nie erlan—
gen werde, nie, — aber eben in jenem Verfolgen
felbft, — in meinem intellectuellen Austoben un:
mittelbar, — meine volle Befriedigung ſuchend“. —
Die Trivialität des bloßen Nuͤtzlichkeitsmenſchen — faßt
dieſes freylich nicht.
„In meinem Liede vom Naturleben heißt es (Buquoy
ideelle Verherrlichung uſw.): 5
„Raſtlos verwandeln,
Thun um zu handeln,
In nahen Zwecken.
Weiter entdecken,
Stets nue erbeuten, —
Fort um zu ſchreiten, —
uſw.“
Nach dieſem der Wirklichkeit — ſofdeutlich entſprechen⸗
den Anſicht am ideellen — der Selbſtbewußtſeyns⸗
thätigkeit entſprechenden — Bildungstriebe, als actio
actionis causa, beurkundet ſich mir deffen Verhalten —
als jenem des ſomatiſchen Bildungstriebes analog.
Mein Organismus aſſimiliert: Nicht, um einmal ein
vollendetes Plaſtiſches hin zu ſtellen und dann in
unverwandter Starrheit da zu ſtehen; — ſondern es
gehen Aſſimilieren und Ausſcheiden ohne Ende fort, als
wahre actio actionis causa. Ueberhaupt äußert ſich die
geſammte Erſcheinungswelt, innerhalb und außerhalb
87
Ich befriedige, dem objectiven und fubjectiven Um:
fange nach, jenes bis hieher angedeutete ſich als actio actio-
nis causa ausſprechende Streben, indem ich, ohne Ausnahme,
allen einzelnen Zügen der Naturphyſiognomie überhaupt,
fo viel dieß in meiner Macht liegt, unbefangen und bypos
theſenfrey nachſpaͤhe, alſo dem geſammten Litho-, Phytos,
Zeo⸗, Anthropo⸗, Poly-Biotiſmus, — und indem ich zu glei⸗
cher Zeit mit allen mir zu Gebote ſtehenden Facultaͤten
des Percipierens, des Abſtrahierens, des ſtrengen Denkens, des
Vergleichens und Interpretierens, des Dichtens und Schwaͤr⸗
mens ſelbſt, mit allen dieſen Facultaten ſtets zugleich,
alſo mit Sinnlichkeit, Derftand, Vernunft, Phan—
taſie, Gefühl, und was ich an Facultaͤten uͤbrigens noch
beſizen mag, ſtets zugleich — in das Erſcheinungsganze
innerhalb und außerhalb mir?, in deſſen Waltensnorm, und in
dieſer letztern eigentlichen hohern Sinn, — dringe; mit
all jenen Facultäten, wie geſagt, ſtets zugleich zwar, je—
doch, nach Maaßgabe der jedesmal vorgenommenen ſpeciellen
Betrachtung, vorherrſchend mit der einen oder der an—
dern jener Facultaͤten. Dieſem zufolge, — fuͤhle ich mich
geneigt, weder irgend eine abgeſchloſſene Fachwiſſenſchaft
zu treiben, noch dieſer oder ſener angenommenen Schul—
methode im Philofophieren, uͤberhaupt und insbeſondere, mich
zu fügen. — Mein Philoſophieren — iſt ein durchaus freyes
— iſt ein Begeiſterungsphiloſophieren, — das Se:
terogenſte in ſich ſchließend, und es unter ſich zu
einem barmonifhen Ganzen verſchmelzend; wobey
nehmlich jenes Heterogene — ein und daſſelbe Ur—
bild — ſtets wieder reflectiert, aber freylich — un:
ter tauſendfacher farbeprunkender Lichtbrechung.
Mein Phitöfopbieren — geht ferner nicht von einem in
Worte zu faſſenden Princip aus, woraus nur todte
Begriffsgliederung ſich hervorreihet, — ſondern von einem
empiriſch erfaßten durch Verſtand und Vernunft
hypotheſenfrey conſtruirten Totalbilde, das, einzig
und allein aus — der lebendigen Wirklichkeit ge—
ſchöpft, nur wieder auf — der lebendigen Wirklichkeit
entſprechende Entwickelungsreſultate führen kann. Mein
Philoſophieren ift poetiſch und beſonnen zugleich, — er:
hebt ſich zu den kühnſten Idealen zwar, die aber ſtets das
Gepräge kraſſer Wirklichkeit an ſich tragen.
Solchermaßen moͤge denn die All-Lebens Formel
(ein mir, als Vollendetes betrachtet, unerreichbares Ideal)
mir, als actio actionis causa. Sieh den Aufſatz: Ir⸗
diſches Treiben (Buquoy's „Anregung für philoſo—
phiſch-wiſſenſchaftliche Forſchung uſw.“). Der ſinnige
Grieche dachte ſich ſeine Götter als das veredelſte
Menſchenideal, und ſonach als ſolche Weſen, deren
Treiben nicht, wie jenes des an einen Herrn Verdingten,
durch einen äußerlich her aufgedrungenen Zweck angeſpornt
iſt; ſondern wo alles Thun ein Thun iſt — um der
Luſt am Thun — willen. Darf der Denker, dieſer —
in der würdigſten Bedeutung des Ausdrucks, denn nicht
auch ſich anreihen jenem Jubelweſen des Olymps?
»Der in dieſer Schrift wiederholt vorkommende Ausdruck:
innerhalb und außerhalb mir, wenn vom Er⸗
ſcheinen — die Rede iſt, ſollte eigentlich, unabgekürzt
und hiedurch vollſtändiger gegeben, fo lauten: ſowohl
innerhalb als außerhalb mir veranlaßt, —
aber in beyden Fällen ſtets nur meiner —
Selbſtbewußtſeynsthätigkeit —vorſchwebend.
88
immer klarer und klarer vor meinem Bewußtſeyn, aus dem 7
Heerde meiner innern Anſchauung, welcher gemaͤß mir, an der
geſammten Natur innerhalb und außerhalb mir, Alles — als
lebend“ — vorſchwebt, ſich geſtalten, nach welcher All-Lebens⸗
Formel — das All-Erſcheinen innerhalb und außerhalb mir
— a priori von mir möchte nachgewieſen werden koͤnnen, wenn
ich jene Formel, die All-Lebens-Formel nehmlich, a priori,
gleich einer algebraiſchen Formel, anzuſehen je vermoͤchte; denn,
es wäre die Verwirklichung des Ausdruckes der All-Lebens⸗
Formel — das All-Leben ſelbſt. Es ließe ſich aber
auch jedes ſpecielle Leben — aus jener All-Lebens-Formel
dann entwickeln; denn es wäre irgend ein betrachtetes Einzeln—
leben — die Verwirklichung derjenigen Einzeln-Lebens⸗
Formel, die ich erhielte, indem ich, bey der AllsLebens-Formel,
die Bezeichnung fuͤr dieß oder jenes einzelne Lebens-Mo—
ment — als fo praͤdominirend (nach Maaßgabe des jedes
mal betrachteten Einzelnlebens) anſetzte, daß die Übrigen in
der All-Lebens-Formel (dieſe — der Ausdruck der Combination
aller auf die All-Lebens-Formel ſich beziehenden Lebensmomente)
enthaltenen Lebensmoments- Bezeichnungen — aproximativ als
verſchwindende Groͤßen erſcheinen moͤchten. Auf aͤhnliche
Art entwickele ich aus der von mir erfundenen allgemeinen
Formel der analytiſchen Dynamik — nicht bloß die ſpe⸗
cielle Formel für den Zuſtand an einem wie irgend in Bewe-
gung begriffenen, wie irgend verwickelten mechaniſchen
(phoronomiſchen) Syſteme, ſondern, eben ſo beſtimmt, auch
die noch ſpeciellere Formel für den Zuſtand jedes auch noch fo
beſchraͤnkten einzelnen Falles der Statik. (Sieh Bu-
quo y Exposition d'un nouveau principe general de dyna-
mique ..... lu à institut; ferner: Buquoys weitere Ent⸗
wickelung des Geſetzes der virtuellen Geſchwindigkeit uſw.)
Da meine weiter oben gelieferte Anſicht vom All-Leben
— vorzuͤglich Jenen anſtoͤßig ſcheinen moͤchte, welchen es
nach einer herkoͤmmlichen und allgemeinern Methode im Natur-
ſtudium, durchaus widerſteht, die geſammte Natur als
einen einzigen in ſich ſelber durch und durch harmoniſch
vergliederten lebenden Organismus — zu betrachten,
denen vielmehr die Natur, — bloßes Stuͤckwerk iſt, das
in belebte und unbelebte Inventarſtuͤcke zerfaͤllt! “; — fo
» Ich kann die Natur mir nicht als in lebloſe und le⸗
bende zerfallend denken; mir lebt die ganze Natur.
Bloß Gradationen des Lebens mag es geben, daher
denn die Eintheilung der Natur in kryptobiotiſche
und phanerobiotiſche immerhin angenommen werden
mag, nicht aber die Eintheilung in anorganiſche und
organiſche. Hieruͤber folgt weiter unten ein Mehreres.
* Die Anſicht vom Zerfallen des Naturganzen in die Hete⸗
rogenitäten: Organiſches und Unorganiſches oder
Lebendes und Todtes — dankt ihren Urſprung der
bereits verworfenen Theorie der präformirten
Keime. Dieſe mit allen Unterſuchungen und Schluͤſſen der
Organogenie in Widerſpruch ſtehende Anſicht trennte ge⸗
waltſam, allem philoſophiſchen ſowohl als dichteriſchen
Auffaſſen der Natur zuwider, die kryptobiotiſchen
von den phaneroblotiſchen Körpern, unter dem fal⸗
ſchen Geſichtspuncte unorganiſcher und organiſcher
Koͤrper. Bey ſolcher erzwungener Trennung war man
blind gegen alle Analogie unter den auseinander ge⸗
errten Gruppen, und uͤbertrieb den vermeintlich Statt
inden ſollenden Gegenſatz hieran — über Gebühr. So
89
theile ich den ſolchermaaßen Denkenden — folgende Betrachtun⸗
gen zur weitern Beherzigung mit: Wenn ich ſage, das Leben
am Cryſtall iſt gleich Wull, fo riſkiere ich eine Züge, da
ja der Cryſtall immer noch ein Leben beſitzen kann, das nur
etwa — ſo ſchwach iſt, daß es — meiner Wahrnehmung
entgeht. Sage ich aber: Das Leben am Eryſtall iſt S x,
das heißt: der Cryſtall beſitzt ein Leben von einem mir unbe—
kannten Grade, ſo riſkiere ich keine Luͤge; denn mein Satz
bleibt auch für den ſchlimmſten Fall noch wahr, nehmlich für
jenen, wo wirklich das Leben des Cryſtalls So wäre, da
ja in dem allgemeinen Ausdrucke, der ſich auf das —=x be—
zieht, auch der ſpecielle Werth So, auch dieſer — mit
enthalten iſt“. Auf ähnliche Weiſe luͤgt der Geometer nicht,
wenn er ſagt, der Kreis ſey eine Ellipſe; denn der Kreis iſt in
der That eine Gllipfe, nehmlich eine ſolche, worinn die Excen—
tricitaͤt So iſt. Ich riſkiere eine Luͤge, wenn ich eine auch
noch ſo gerade ſcheinend — laufende Linie als abſolut gerade
Linie ausgebe, da jene immer noch einen mir unbemerkbaren
Grad von Curvitaͤt beſitzen kann; hingegen riſkiere ich keine
Lüge, wenn ich beſagte, dem Auge als gerade erſcheinende, Linie,
als eine Curve, von einer mir unmerklichen Curvitaͤt,
ausgebe, da ja auch die abſolut gerade Linie eine ſolche
Linie iſt, der ein gewiſſer Grad von Curvitaͤt entſpricht; die
gerade Linie iſt nehmlich eine Curve des lten Grades; es
iſt ja aber die Gleichung des ten Grades für zwey Coordinaten
x und y allgemein durch a bx + cy= 0 ausgedrüdt, alſo
ausgedruͤckt zugleich auch durch eine Gleichung des mten Grades,
indem dieſe allgemein ausgedruͤckt wird durch a bx cy
ret ‚dan
o, welche Gleichung des mien Grades, für den fpeciellen
Fall, wo alle Koefficienten, außer a dann b dann ce, gleich
Null geſetzt werden, zu einer Gleichung des iten Grades
wird“. — In demſelben Sinne, als ich bey Waturkörpern
ſage: kryptobiotiſch und phanerobiotiſch (ſtatt unorga=
niſch und organiſch), kann ich bey Linien ſagen: krypto—
curv und phanerocurv, je nach dem geringern oder hoͤhern
Grade von Curvitaͤt; und dem gemäß iſt mir die als eine gez
rad erſcheinende Linie eine Rryptocurve, da hingegrn
z. B. die Kreislinie mir eine Phanerocurve iſt. — Ich
riſkiere eine Luͤge, wenn ich ein ſcheinbar Ruhendes als ab—
ſolut ruhend ausgebe; nicht aber, wenn ich es als ein Be—
— trennten ſich Phyſiolo gie und Phyſik in gänz⸗
lich geſchiedene Doctrinen, da erſtere doch nichts wei⸗
ter iſt, als das Bild der unter hoͤherem Lebensaccente
ſich emporſchwingenden letztern und umgekehrt. 4
„Uebrigens bedenke man hier noch Folgendes: Das be⸗
brütbare Ey bleibt ſich gleich, ohne deutliche Thaͤtig⸗
keiten, das heißt: ohne ſichtbare Bewegungen und
Veranderungen der ſinnlichen Eigenſchaften. Wir bemer⸗
ken ferner, daß bey niedern Pflanzen, wo keine Saft⸗
bewegung wahrzunehmen iſt, ein hoͤheres Leben auch
nicht durch ſinnlich erfaßbare Thatigkeiten unmit⸗
telbar ſich kund gibt, ſondern nur aus dem fortdauernden
Gruͤnen und allmählichen Wachſen ſich errathen läßt. Auch
bey den winterſchlafenden Thieren, ſo wie beym
ſcheintodten Menſchen, ſind jene äußerlichen Thaͤtig⸗
keiten aufgehoben — ohne Vernichtung des Le⸗
bens. — Alſo — bey einem Minimum des Lebens
— kann auch ſeine Aeußerung — latent werden,
ohne darum ganz zu fehlen.
» Eulers Analyſis des Unendlichen.
Iſis 1841. Heft 2.
—— — en
—
90
wegtes von einem mir unmerklichen Bewegungsgrade er:
klaͤre; da ja ſelbſt das abſolut Rubende ein Bewegtes
iſt, an welchem nur die Geſchwindigkeit (die binnen jeder Zeit⸗
einheit durchlaufene Anzahl von Laͤngeneinheiten) So iſt. —
Ich riſkiere eine Lüge, wenn ich eine in ſcheinbar rohem unci—
viliſiertem Zuſtande lebende Menſchenhorde, ein Jaͤger- oder
Hirten-Volk, als ein Aggregat von Menſchen ausgebe, wobey
abſolut kein civiler Nexus beſteht; ich riſkiere aber keine
Luͤge, wenn ich beſagte Horde als ein Menſchenaggregat von
einem mir unmerklichen Grade des Civilnexus ausgebe, da
ja ſelbſt eine Horde ohne allen Wexus immer noch eine
civiliter verbundene genannt werden kann, nehmlich eine
ſolche civiliter verbundene Horde, bey welcher nur der Grad des
Civilnexrus So iſt uſw.
Aus dieſen Betrachtungen ergibt ſich, welchen Sinn
die von mir weiter oben aufgeſtellte Behauptung habe, jede
Einzel-Erſcheinung unterliege der All-Lebens-For⸗
mel; es iſt nehmlich die irgend einer Einzel-Erſcheinung“ ent:
ſprechende Einzel-Lebens-Formel bloß ein ſpecieller Ausdruck
der All-Lebens⸗Formel, fo wie die irgend einem einzelnen Falle
der Mechanik oder auch ſelbſt der Statik entſprechende
Formel bloß ein fpecieller Ausdruck meiner allgemein dy—
namiſchen Formel (Buquoy, weitere Entwickelung des Ge—
ſetzes der virtuellen Geſchwindigkeiten) iſt. — Ueberhaupt iſt es
ſonderbar, wenn man bey Beantwortung der Frage: ob, außer
dem Pflanzen- und Thier-Reiche, der Natur noch ein Lebens:
grad zukomme, ſchlechthin mit Wein antwortet, ſtatt hier daſ—
ſelbe Verfahren anzuwenden, deſſen man ſich mit ſo guͤnſtigem
Erfolge in der mathematiſchen Phyſik bisher bediente. Der
Phyſiker ſetzt nehmlich, nach der Weiſe des Geometers Über:
haupt, eine Größe in fo lange x an, als ihm feine an—
geſetzte Gleichung, aus der er x auf die eine Seite der Glei—
chung gebracht, nicht das Reſultat Xx — a oder X Sb oder
x Se oder uſw., oder auch Xx Do, ausdruͤcklich gegeben hat.
Warum wollten denn wir (des Philoſophierens uͤber All—
natur Befliſſene) mit fo ungerechtfertigter Dreiſtigkeit behaup⸗
ten, es ſey der außer dem Pflanzen- und Thierreiche beſtehende
Lebensgrad, den wir ja auch Dx ſetzen durfen, es ſey jener
Lebensgrad abſolut Null? warum das behaupten, ehe wir
die jenem x entſprechende Gleichung angeſetzt, daraus den
Werth von x geſucht, und in der That „So erhalten
haben? Laßt uns daher, nach der Weiſe des Geometers (deren
ſich der über Allnatur Philoſophierende wahrlich nicht zu ſchaͤmen
haͤtte), den außerhalb des Pflanz- und Thierreiches beſtehenden
Grad des Naturlebens in fo lange —=x annehmen, und
nicht voreilig So ſetzen, bis es uns etwa gelungen ſeyn möchte,
die lithobiothiſche Gleichung, den Bedingniſſen der Aufgabe
vollkommen entſprechend, anzuſetzen, in welcher Gleichung
der Grad des Mineral-Lebens durch X ausgedruͤckt ſtuͤnde, und
bis es uns ferner gelungen waͤre, aus beſagter Gleichung den
Werth von x zu finden; erhielten wir ſolchermaßen wirklich
x So, fo fönnten wir getroſt dann ſagen: Außer Thier und
Pflanze — iſt Alles todt; aber bis dahin, und wahrſcheinlich
wir ſind noch weit davon entfernt, laßt uns dem Steine —
Auch folder Einzel⸗Erſcheinung, die in das Gebiet des
Kryptobiotiſchen oder Suborganiſchen (falſchlich
Anorganiſchen) faͤllt, z. B. des Eryſtalliſierens aus einer
Salzlauge.
6 *
91
auch fein Bischen Lebens gönnen*. — Ascolta e taci, poi
movi a tempo — le parole audaci. — Die höhere Be:
deutung des in der geſammten Natur — waltenden Le—
bens — wie fpäter des Lebens in jedem Athem — wird
ſpaͤter entwickelt werden. x
Der All⸗Lebens⸗Formel vermag ich bloß, mich aſſym⸗
ptotiſch, ohne Ende fort, zu nähern; aber nie, fie vollends
zu conſtruiren; fie wird ferner mir immer nur als etwas vor:
ſchweben, das ich zwar innig fuͤhle, aber nicht in ſtreng
beſtimmter und klar artikulierter Laut- oder Schrift⸗
Sprache auszudrücken faͤhig bin. — Laßt uns hier des
Geſanges Sprache anſtimmen, hier, wo nur von einem
Erahnen des Lebens — die Rede iſt *:
„Da weicht die Klarheit — der Fülle der Anſchauung,
Löſt die Erkenntniß ſich auf — in Empfindung. —
Hier iſt des Rechners bewundertes Denken —
Stumpfheit des Geiſtes und ohnmaͤcht'ges Trotzen!
Hier iſt der Scepter des kalten Verſtandes —
Todt' eitel' Zeug, ohne Kraft, ohne Weihe!
Hier iſt das Grübeln — ein thoͤricht' Beginnen,
Das ſich beſtrafet durch Hochmuthes Blendung!
Des Lebens Blüthe — welkt hin vor dem Denken;
Von ihr gibt Kunde — uns nur das Lied!“
Das, mit wahrhaft vitaler Mobilitaͤt und aͤcht or:
ganogeniſchem Umbildungsentfalten, von Augenblick zu
Augenblick, ſich in mir unaufhörlich anders und anders
modificierende Reſultat — des weiter oben erwähnten Stres
bens, — nehmlich die Totalitaͤt der Geſetze, oder beſſer der
Urnormen am Naturwalten, und deren Wechſelbeziehung unter
ſich, als harmoniſches Geſammtbild, in hoͤherer Bedeutſamkeit
erfaſſen, in Uebereinſtimmung mit den Formen meiner Anſchau—
ung; ſo wie dieſes Bildes Reflex in jedem Einzel-Erſcheinen
wieder zu finden; dann ferner des Geſammtbildes und feiner
einzelnen Parthieen höhere Bedeutung und letzten Grund
zu erahnen; — jenes Strebens-Reſultat hat, trotz aller
Mobilität und Mutabilitaͤt, in meinem Innern, dennoch
einen beſtimmten Typus des Fortentwickelns gewonnen;
einem Embryo von beſtimmter Lebensqualität zu vergleichen,
der zwar beſtaͤndig in ſeinen organogeniſchen Metamorphoſen
fortruͤckt, fo wie unausgeſetzt ſich umbildet und umbildet, dem
* Mehrere Betrachtungen über dieſen Gegenſtand finden fich
in dem Aufſatze: „Lineamente zu dem Bilde und zu der
Idee des Lebens“ (Buquoy Anregungen für philoſophiſch⸗
wiſſenſchaftliche Forſchung uſw.), nur füge ich hier noch
die Bemerkung hinzu, daß der Schluß auf Bewußtlo⸗
ſigkeit am Steine, daraus, daß der Stein ſolches Be⸗
wußtſeyn durch keine Geberde von ſich gibt, fein
Fehlſchluß ſey; daß es ferner ein zweyter Fehl⸗
ſchluß ſey, zu behaupten, der Stein gebe keine Ge⸗
berde innern Selbſtbewußtſeyns von ſich, weil wir ſolche
nicht wahrnehmen. — Wie ſo mancher Laut —
— aus der All⸗Natur⸗Sprache — mag unerhorcht
von uns — dahin tönen, oder wenigſtens unverſtan⸗
den von uns, trotz der Hoffart unſeres Stumpfſinnes.
* Buquoy, ideelle Verherrlichung des empiriſch erfaßten
Naturlebens. Th. I. pag. XLV.; wo vom Walten des
Ab: .. in ſeinen hoͤhern Manifeſtationen die
ede iſt.
aber bereits ſchon fein individuell characteriſierter Stem⸗
pel des Lebens deutlich aufgedruͤckt iſt, in ſich faſſend die ent⸗
ſchieden ausgeſprochene Diatheſis, am lebengeweckten Keime,
zum kuͤnftigen Entwurfe einer Succeſſion von beſtimmten
Lebensbildern, nach einem beſtimmten Geſetze der
Continuitaͤt. — Ein vollendetes, fo zu ſagen cryſtalliniſch
in ſich erſtarrtes, meiner Selbſtbewußtſeynsthaͤtigkeit entſtie⸗
genes Bild — waͤre nicht mehr das aͤchte Conterfey
der, ſelbſt ja in ſtetem Umwandeln begriffenen,
Natur (innerhalb und außerhalb mir), ihrer — durch und
durch Leben, ihrer — ſelbſt ein ewiges Wogen und
Treiben.
Die (durch, auf einen gewiſſen Grad durch Uebung auge
gebildeten, Natur-Anſchauens-Tact) bloß zu erahnende — mir
als ſymboliſiertes Geſammtbild vorſchwebende — All-Lebens⸗
Formel“ — vermag ich, ſowohl in mir als in irgend einem
92
Andeen, nicht hervorzurufen, etwa durch bloßes Definieren,
oder durch ſchulgerechtes Demonſtrieren, logiſches Deducie⸗
ren uſw., wie ſich allenfalls ein mathematiſcher Satz ſogleich
Jederman apodiktiſch erweiſen laͤßt. Ja! nicht einmal durch
eine Beſchreibung laͤßt ſich jenes erwaͤhnte Reſultat an der
Sphäre des Selbſtbewußtſeyns hervorrufen, ob ſich gleich noch
hiezu die größte Annäherung, auf der Bahn lyriſcher — dem
Entzuͤcken und Entſetzen entſtiegener — Schilderung erlangen
ließe. f
Wer ſich nicht mit der bloß hiſtoriſchen Relation uͤber
mein Philoſophieren begnuͤgt; wer ſehen will, was ich ſehe,
— füblen will, was ich fuͤhle; — wer die, vom Er⸗
ſcheinungsganzen innerhalb und außerhalb des Menſchen, dem
Beobachter dargebotenen Hieroglyphen leſen und deuten
will, wie ich ſie leſe und deute, — wer in dieſer Deutung
die Wonne richtig erhorchter Harmonie am zwelt⸗
chore“ empfinden will, die ich empfinde, oder wenigſtens zu
empfinden meine uſw.; — der fuͤhre, nachdem er in dem
raſchen lebendigen geſelligen Treiben mit verflochten
geweſen, ein in ſich zuruͤckgezogenes, beſchauliches,
contemplatives Leben, wie ich; — der ſey, bey ſei⸗
nem das Naturſtudium““ betreffenden Producieren,
ruͤckſichtslos nur das Wahre, Schöne und Gute, fo
wie deren Contraſte, erſpaͤhend, einzig und allein die
*Die All⸗Lebens⸗Formel wäre die,
rythmus, durch beſtimmt bezeichnende Sym⸗
nach beſtimmtem Alg o⸗
bole, ausgedruͤckte Combination aller jener Momente,
welche zuſammen genommen das Weltall⸗beben conſti⸗
tuiren, wobey jene Momente, und ihre Combination zu
einer Totalität, ſich durchaus auf Naturgeſetze, oder
beſſer, auf Naturwaltensnormen, beziehen, und wo alle
Bezeichnungen, ſowohl Qualitäten als Quantitäten
innefaſſen.
Auch das am Naturganzen hervortretende Falſche, Häß⸗
—
liche und Boͤſe gehoͤrt mit zu jenem Wonnebilde, dem
ja, zum vollendeten
fehlen duͤrfen.
Der Ausdruck Naturſtudium — bezieht ſich aufs Er⸗
Ausdrucke, die Schatten nicht
faſſen und Interpretieren des Geſammterſcheinens inner:
halb und außerhalb des Ich, auf das Hervortreten des
Lithobiotismus, Phytobiotismus, Zoobiotis⸗
Anthropobiotismus, Polybiotismus,
mus
welches Alles — in der Folge deutlicher werden ſoll.
03
Bahn reinen Forſchens verfolgend, durch Lob und
Tadel ſo gaͤnzlich unbeſtechbar, wie ich; — der per:
cipiere unbefangen (durch keine Schulanſicht oder
Lieblingsidee der Autorität oder Hypotheſe uſw.
I influenciert) am Erſcheinungsganzen innerhalb und
außerhalb ſich, wie ich; — der abſtrahiere daraus,
eben ſo ruͤckſichtslos und hypotheſenfrey, die Geſetze
des Erſcheinens (beſſer, die Urnormen des Erſchei—
nens), rein per inductionem, wie ich; — der erhebe
ſich, einer Seits denkend, mathematiſch berechnend,
meditirend, anderer Seits dichtend, phantaſiebefluͤ—
gelt, und gefuͤhlbewegt, er erhebe ſich zu gleicher
Zeit betrachtend und begeiſtert, alle — Faͤhigkeiten
ſeiner Selbſtbewußtſeynsſphaͤre zu harmoniſcher Si—⸗
multanthaͤtigkeit — auffodernd, vom Geſetze (beſſer,
von der Urnorm) — zu deſſen Sinn und Bedeu—
tung, — als geuͤbter Naturphyſiognomiſt, von der
Naturgeberde — zur Naturidee, — wie ich! —
der ſtrebe ferner, wie ich, in der, jeder einzelnen
Manifeſtation des Naturlebens, entſprechenden Ein—
zel⸗Lebens- Formel die All-Lebens-Formel zu er—
blicken, gleichſam (in der Sprache des Geometers)
die einzelne Lebensformel aus der All-Lebens-For—
mel, durch gehoͤrige Elimination und Subſtitution,
zu conſtruiren uſw.; — und, ich verſpreche es ihm: Was
mir geworden, das wird, wohlverſtanden, den Eigenthuͤmlich—
keiten ſeiner Individualitaͤt nach modificiert, auch ihm zu Theil
werden. — Nur ein lang fortgeſetztes aͤcht philoſophiſch
contemplatives Leben, — ich ſage Leben, — fuͤhrt zu
ſolcher Weihe. — Beachte Alles, das bisher von den man—
cherley Philoſophen und wiſſenſchaftlichen Forſchern behauptet
ward; nimm dich ein, weder fuͤr Eines, noch gegen Eines“;
— ſtrebe vorurtheilsfrey nach der, aus dir heraus ſelbſt—
producierten, hoͤchſten Harmonie unter deinen Grundge—
fuͤhlen, nehmlich den Gefuͤhlen des Wahren, des Schonen
und des Guten; — begnuͤge dich aber ja — mit jener
Wonne, die in dem Acte an und für ſich — jenes Stre-
bens liegt; das Streben ſelbſt — betrachte als dein Ziel,
ſieh es an — jenes Streben — als eine actio actionis
causa; und beunruhige dich nicht mit der Sucht, etwa
ein letztes Ziel zu erreichen, das uͤber jenem Streben an
ſich — hinaus laͤge; denn Dieß hieße, einem Phantome
nachjagen. — Das Reſultat meines lang und unablaͤſſig bisher
fortgeſetzten Philoſophierens, ja ich kann ſagen, philoſophiſch—
contemplativen Lebens, bin ich außer Stande, irgend Jemand,
dem ganzen Inhalte nach, mitzutheilen; es kann ſolches Re—
ſultat in jedem Einzelnen — nur wieder von neuem —
nur ſelbſtproductiv aus jedem Einzelnen heraus —
entſtehen; es iſt jenes Reſultat, ſeinem Weſen nach, eſote—
»Ich möchte die wichtige Lehre folgendermaßen ausdruͤcken:
„Alle Syſteme beachte;
„Keins als das Einzige achte. —
Die von jeher aufgeſtellten Syſteme der Pbiloſophen und
der Forſcher in den manchfachen wiſſenſchaftlichen Doctri⸗
nen, ſuͤndigen nicht ſo eigentlich durch das in jenen
Syſtemen Behauptete, als vielmehr weſentlich durch
die uͤbertriebene Generaliſation — des Vehaup—
teten.
94
riſch, fordert, um wahr und ſinnig gefaßt zu werden, eine
eigenthuͤmliche Weihe, die Jeder durch ein aͤcht philoſophiſch
contemplatives Leben, wohlverſtanden Leben, — nur ſelber
zu erringen vermag; wozu uͤberdieß, als Prodromus, tiefe
und vielſeitige Kenntniß der — vorzüglich in mathematiſcher
Form ſausgedruͤckten — Naturgeſetze, beſſer Waturwal—
tens-Normen (der Ausdruck YIatur In feiner aͤchten alle
ſeitigen Bedeutung genommen“), erfordert wird“. — Wer
jenes Reſultat, aus feinen hier nur hingeworfenen Grundzuͤgen,
liebgewinnen kann, wer es der Muͤhe werth haͤlt, darnach
zu ſtreben, und wer es faſſen kann, der folge mir nach.
— Wem meine Art und Weiſe nicht zuſpricht, der waͤhle eine
andere Bahn, fein inneres Sehnen zu befriedigen; und wa—
rum follte er nicht, auch auf dieſer, wie ich auf der mei—
nigen, Befriedigung fuͤr ſein inneres Sehnen, das ja am
Ende der Zweck unſers Naturſtudiums und Philoſophierens
iſt, finden? Iſt ja doch das Streben, das Entfalten und
Bilden, an dem Somatiſchen der Natur, ſo vielfach mo—
dificiert“*; ſollte nicht eben daſſelbe an der Sphaͤre felbft-
bewußthafter Thaͤtigkeit — in der Natur Statt finden?
Ich tadle deßhalb, daß irgend Jemand einen andern Weg
der Unterſuchung einſchlaͤgt als ich, Keinen; denn eines der
Hauptreſultate meines bisherigen Forſchens und Meditirens iſt,
daß Intoleranz im hoͤchſten Grade vernunftwidrig ſey; ich ver—
damme Keinen; vernunftwidrig handelt aber, meiner Anſicht zu
Folge, Der, welcher meine Weiſe verdammt. — Anſichten laſſen
ſich einem Andern nicht aufdringen, ſondern bloß anbie—
ten. — Noch einmal: Wer mich faſſen will, und faſſen
kann, der folge mir nach; — mancherley Impulſe dazu
findet er in meinen Schriften, aber auch nur Impulſe;
ein vollendetes Reſultat — vermag ich ihm nicht zu geben;
ja! der bloße Verſuch dazu wuͤrde meiner ſelbſtbewußthaften
(oder, nach der gewöhnlichen Sprechart, geiſtigen, pſychiſchen,
uſw. T) Activitaͤtsweiſe, meiner Anſicht über Philoſophieren übers
haupt, das ſich bey mir auf dichteriſch-philoſophiſches
* Sieh den Aufſatz: „Was heißt Natur?“ (Bu quoy,
Anregungen fuͤr philoſophiſch-wiſſenſchaftliche Forſchungen.)
* Als Impuls hiezu ſtudiere man vorzuͤglich: Bu quoy,
Skizzen zu einem Geſetzbuche der Natur. — Der falſche
Ausdruck: Naturgeſetz — wird weiter unten durch paſ—
ſendere Ausdruͤcke fubftituirt werden.
Man betrachte z. B. nur die Manchfaltigkeit im thieriſchen
Zeugungsproceſſe. Es erfolgt nehmlich die Zeugung: durch
Zerfallen des muͤtterlichen Koͤrpers, durch Sproſſen, durch
kosmiſche Befruchtung der Keimkörner in den Ovarien des
muͤtterlichen Körpers, durch hermaphroditiſche Zeugung,
durch Paarung, wobey die Keimkoͤrner außerhalb oder in⸗
nerhalb des muͤtterlichen Koͤrpers durch den männlichen
Saamen befruchtet werden; im letztern Falle geſchieht das
Ausbruͤten des gereiften Eyer entweder innerhalb oder au⸗
ßerhalb des muͤtterlichen Koͤrpers, Vivipare, Ovipare ꝛc.
Alle meine bisher im Drucke erſchienenen Schriften finden
ſich in Leipzig bey Breitkopf und Härtel; find überdieß in
den vorzuglichern Bibliotheken Deutſchlands deponiert. Nur
einen Theil jener Schriften will ich hier anfuͤhren: „Skizzen
zu einem Geſetzbuche der Natur, ſammt zwey Nachträgen.“
11 7 e des 9 1 erfaßten Natur⸗
ebens,“ aͤnde. — nregung fuͤr philoſophiſch-wiſſen⸗
ſchaftliche Forſchung “ uw. ee n
+ Ich vermeide gefliſſentlich alle Ausdrücke, die ſich auf Geiſt,
Pſyche, Seele und dergl. beziehen, als etwas Unerwieſenes.
*
E
95
Naturſtudium und auf Erahnen des Über der Yıatur*
hinaus — Liegenden reduciert, durchaus widerſprechen.
Was ſich bisher als ein Vollendetes im Fache des Phi⸗
loſophierens und wiſſenſchaftlichen Forſchens ausgab, iſt leere
Prahlerey; leider haben es manche dieſer Prahlereien zu einer
imponierenden Celebritaͤt (was iſt aber auch Celebritaͤt?) gebracht,
wodurch dem aͤchten Philoſophieren Eintrag geſchah. Ich bitte
den Leſer, meine Schriften — ja nicht als eine in ſich
geſchloſſene Philoſophie (ein Unding nach meiner Anſicht),
— ſondern als eine bloße Anleitung zu vielſeitigem
— Dhilofophieren, Dichten und Empfinden, zu betrachten, wor⸗
aus jedoch durchgehends einerley Urbild (Bild, nicht
Satz) — hervorleuchtet, mittelſt deſſen das Manchfaltigſte
— ſich unter einander, gleichſam zu einer Arabeske, ver—
flechtet“. — Möchte michs doch Einer lehren — wie man
ſo recht eigentlich lernt! —
Wir beſitzen für die ſogenannte Philofophie*** eine Menge
von Syſtemen; allein dieſelben ſind durchgehends bloße Ti⸗
tularſyſteme; nicht eines — jener ſogenannten philoſophi⸗
ſchen Syſteme iſt, ſtreng genommen, ein Syſtem. Ich ver
binde mich feierlichſt dazu, jedes der bisher ſogenannten phi—
loſophiſchen Syſteme, ſeinen Grundprincipien nach,
zu Boden zu werfen, und den Syſtem-Antheil daran
Sieh den Aufſatz: „Was heißt Natur?“ (Buquoy,
Anregungen für philoſophiſch-wiſſenſchaftliche Forſchung ꝛc.)
Wenn Pyrrho, wie er vorgab, mit feinem Skeptieis⸗
mus die Gemuͤthsunruhe durch eine Art von Gemüthsl-
ertödtung, und von hiedurch erkuͤnſtelter Apathie,
beſaͤnftigte; — fo verſetzt mich meine philoſophiſche
Grundanſicht (die ich hier nur in ſchwachen Zügen zu
entwerfen, und bloß dem in empiriſcher und ideeller Na⸗
turanſchauung Eingeweiheten mitzutheilen, vermag) an
und für ſich, ohne anderweitige Vorbereitung,
in eine ſanfte harmoniſche durchgehends beruhigende hoͤchſt
behagliche Gemuͤthsſtimmung, die, weit entfernt einer
vorläufigen Gemüthsertodtung zu bedürfen, vielmehr
nothwendig mit durch Verſtand, Vernunft, Gefühl und
Besen gefteigerter Beſchauung und hoher
egeiſterung verbunden ift, wie dieß der weitere Ver⸗
folg gegenwärtigen Aufſatzes deutlicher darthun wird, in
dem durchgehends der Sinn einer und derſelben
philoſophiſchen Grundanſicht, — auf tauſendfache
Weiſe zwar erläutert, allegoriſiert, ſymboliſiert, — ſich
ausſpricht. Ueberdieß verweiſe ich, folgerecht, für alle
jene Fälle imperativ nach Offenbarung hin, auf
Glaubensmyſterien bezogen, wo des Menſchen ird⸗
gebundner Sinn, aus ſich ſelbſt zu ſehen, nichts
mehr vermag; — jene gewährt uns dann die Gemuͤths⸗
ruhe, die aus dem bloßen Philoſophieren dem Sterblichen
nimmermehr zu Theil wird; aber mein Philoſophie⸗
ren muß mir auch die Gewähr leiſten fuͤr die Auto⸗
rität der Offenbarung, wenn der, von mir nicht er⸗
gründbare — bloß gläubig ergriffene — Text
der Offenbarung, mir Gemüuthsruhe ſpenden ſoll; es muß
der dem Vernehmen des Offenbarungs-Fextes entſpre⸗
chende Supernaturalis mus, als Poſtulat des
Rationalismus hervorgehen. — Hieruͤber ein Mehre⸗
res weiter unten.
DO Philoſophie ift ein Unding; eine Philoſophie läßt ſich nicht
conſtruiren, ſondern bloß eine gewiſſe Fertigkeit im Philo⸗
ſophieren läßt ſich erhalten.
96
auf Nullitaͤt zu reducieren“; allen uͤbrigen Wahrheiten und
Schoͤnheiten, die ſolche Werke menſchlicher Beſchraͤnktheit und
Hoffart außerdem hie uud da enthalten mögen, unbeſchadet.
Gluͤcklicher Weiſe vergeſſen die Syſtemſchoͤpfer, waͤhrend des
Vortrags ihrer Syſteme, nicht ſelten auf ihr Syſtem, und
ſprechen dann, als momentan wieder zur geſunden Vernunft
und Unbefangenheit zuruͤckkehrend, bloß durch einen gluͤcklichen
Inſtinkt der Intelligenz geleitet, mitunter als rechte kluge Leute.
Bey der Interpretation der per induetionem aus
dem Empiriſchen abſtrahierten, ſo wie der hieraus durch ſtrenges
Denken und mathematiſchen Kalkul entwickelten, Geſetze (beſſer
Urnormen) an dem geſammten Naturerſcheinen innerhalb und
außerhalb mir““, wobey ich Alles, das innerhalb und au⸗
ßerhalb mir ſich geſtaltet (alſo, ebenſowohl das dem Ich⸗
lichen Bildungstriebe Gewordene, nehmlich: meine Vorſtellun⸗
gen, Begriffe, Ideen, Schluͤſſe, Behauptungen, Dichtungen,
Entſchluͤſſe, Handlungen, meine Wiſſenſchafts- und Kunſt⸗
Producte uſw., ebenſowohl alles Dieſes, als das dem außer:
ichlichen Bildungstriebe gewordene, nehmlich: Mineralkoͤrper,
Pflanzen, Thiere, einzelne Menſchen und deren Leiſtungen,
ebenſo die aus dem Menſchheitsleben hervorgetretenen Nationen,
der hiſtoriſch begruͤndete Volksſinn, die Nationalſitte, die man⸗
cherley politiſchen Inſtitutionen, und die übrigen Gebilde poly:
biotiſcher Geneſis uſw.), als NWaturproducte, als Reſultate
der Productivitaͤt eines und deſſelben lebendigen “Welt:
organismus***, betrachte, da ich ſelber ja, fo wie jeder
* Das heißt nehmlich, bey jedem der bisher aufgeſtellten
Syſteme, Das jenige, das als ein nothwendig zu
Affirmierendes aufgeſtellt iſt, als ein nicht
nothwendig zu Affirmierendes darzuſtellen, ohne
bey dieſem Darſtellen mich eines Abſurdums ſchuldig zu
machen. Es iſt manche Behauptung von der Art, daß man
ſich wohl geneigt fuͤhlen kann, in ſie mit einzuſtim⸗
men; darum aber kann ſolche Behauptung doch immer
noch ſehr weit von einem nothwendigen Po⸗
ſtulate der Vernunft, wie z. B. die mathematiſchen
Axiome ſind, abſtehen. .
Sieh die Aufſätze: „Was heißt Natur?“ und „Geſetze
herrſchen“ in dem Werke: Buquoy, Anregungen fuͤr
philoſophiſch-wiſſenſchaftliche Forſchungen uſw. — Die durch
ſtrenges Denken und Kalkul zu erhaltenden Natur⸗
geſetze (beſſer Naturwaltensnormen, Urnormen des Natur⸗
waltens) dürfen nicht verwechſelt werden mit den man⸗
cherley, in den Lehrvortraͤgen uͤber Phyſik vorkommenden,
roͤßtentheils auf erſonnenen Hypotheſen — beru⸗
Beben) Lehrſaͤtzen in algebraiſchen Formeln ausgedrückt;
ſondern jene Naturgeſetze beſchraͤnken ſich lediglich
auf ſolche in Regeln ausgedruͤckte Rechnungs- Reſultate,
wobey die jedesmal zu allererft angeſetzte Gleis
chung — unmittelbar auf einen ſol chen Satz ges
ftügt iſt, der weder ausdruͤcklich noch ſtillſchwei⸗
end eine Hypotheſe — in ſich ſchließt, ſondern
ſeloſ an ſich — bloßes Reſultat des Abftrahierens aus
rein empiriſchen Wahrnehmungen iſt. So ſind z. B.
die geſammten Lehrſaͤtze der analytiſchen Dioptrik — ſoiche
achte Naturgeſetze; denn fie find, ohne alle Hypotheſe,
unwittelbar durch Kalkul bloß aus dem Satze reiner Er⸗
fahrung abſtrahiert, nehmlich vom conſtanten Verhaͤltniſſe
der Sinuſſe an den Winkeln des Einfallens und der Brechung.
Den Grad des Belebtſeyns am Weltorganismns, an der
Allnatur, an der Erſcheinungswelt innerhalb und außer⸗
halb mir, — vermag ich nicht zu beſtimmen für die ſpe⸗
97
Menſch, jedes Thier, jede Pflanze, jedes Mineral, ein inte-
grierender Theil — am geſammten Weltorganismus
— bin; — bey der (weiter oben erwaͤhnten Interpretation
der Naturgeſetze (beſſer Naturwaltensnormen), handle ich, zu
gleicher Zeit, gemäß weſentlich dreyer in mir ſich aus⸗
ſprechender Grundgefuͤhle, gemäß nehmlich des Gefühls für
Wahres, des Gefühls für Schönes, des Gefuͤhls fuͤr Mo—⸗
raliſch⸗Gutes; webey indeß, nach Beſchaffenheit des Gegen—
ſtandes jedesmaliger Betrachtung, immerhin das eine oder das
andere jener Grundgefuͤhle praͤdominieren mag. Anders
als bey oben erwähnter Interpretation verhält ſichs hinſicht—
lich des Grundbildes — deſſen klares Erfaſſen — und deſſen
nachfolgende Interpretation — eigentlich mein ganzes Philoſo—
phieren begruͤndet, von welchem Grundbilde aus — all mein
eic getriebenes Philoſophieren jedesmal ſeinen
Anlauf nimmt. Jenes Grundbild — darf, um ſich als
unerſchuͤtterliche Baſis aller Verſuche im Philoſophieren
zu behaupten, nichts Schwankendes in ſich ſchließen, das
ſo leicht der Phantaſie und dem Gefuͤhle als Mißgebilde
entſproſſet. Jenes Grundbild — muß das reine Reſul—
tat ſeyn bloß empiriſcher, unbefangen hypotheſenfrey
entſtandener Wahrnehmungen, bloßen hypotheſen—
freyen Abſtrahierens hieraus in Geſetzesſprache, und
bloßer hieraus hypotheſenfrey gezogener Rechnungs—
reſultate unmittelbar.
Der Glaube — hat eben ſo gut ſeine Axiome —
wie das Wiffen* — Jedes Axiom, auch ſelbſt das, von fo
Vielen ausſchließlich fuͤr unbezweifelbar betrachtete, Axiom
der Vernunft, beruht endlich doch auf weiter Nichts, als
auf einem nicht fernerhin mehr zu rechtfertigenden —
Sich⸗gendthigt-Fuͤhlen — Etwas zu affirmieren oder zu
negieren; alſo immer nur auf einem ſubjectivem Gefuͤhle.
Dieß recht erwogen, ſo moͤchten die Axiome des ethiſchen und
aͤſthetiſchen Wuͤrdigungsvermoͤgens in uns — eben fo viel
Anſpruch auf Evidenz machen duͤrfen, als die gewoͤhnlich ſo
hoch angeſchlagenen Dernunftariome.
(Fortſetzung folgt.)
eiellen Ueußerungen; vielleicht ſinkt er in einzel
nen ei des Weltorganismus — bis auf den Null
werth.
* Wiſſen wird hier nicht im ſtrengſten Sinne des
Wortes genommen, ſondern als ein bloßes Dafür⸗
halten meinerſeits, da es fuͤr mich ein Wiſſen im
ſtrengſten Sinne des Wortes — gar nicht gibt. Je⸗
nes Dafuͤrhalten nenne ich ein Wiſſen bloß als Gegen⸗
ſatz zu einem Glauben, und beftimme den Begriff ſolchen
Wiſſens weſentlich dadurch, daß meine Affirmation ent⸗
ſpringe — unmittelbar aus des affirmierten Gegen⸗
ſtandes Verhaͤltniß zu meinem Erkenntnißver⸗
mögen. Mein Glaube hingegen — faßt eine Afſirma⸗
tion in ſich, welche entſpringt — aus dem Verhaͤltniſſe
der Perſoͤnlichkeit eines Andern zu meinem Ge⸗
fühle für Schönes und moraliſch Gutes. In
andern Stellen dieſer Schrift wird Dieß deutlicher ausge⸗
fuͤhrt. Glaube heißt hier eigentlich das, was der Fran⸗
zoſe ſehr beſtimmt durch koi ausdrückt, und nicht etwa
ein bloßes Vermuthen.
Iſis 1841. Heft 2.
98
Naturhiſtoriſk Tidsſkrift.
Udgivet af Henrik Kröyer (Naturhiſtoriſche Zeitſchrift, heraus⸗
gegeben von H. Kr.) Kopenhagen gr. 8.
Bd. 1. H. 5. 1837. 1 F.
(Fortſetzung von Heft 1. 1841.)
1) S. 417 — 475. Ueber die Flora danica, von J.
W. Hornemann (Fortſ. und Schluß).
2) S. 476 — 506. Ueber die Schmarotzerkrebſe ꝛc. vom
Herausgeber (Fortſ.). Iſis. Taf. I. (folgt ſpaͤter.)
III. Formbeſchreibung.
Selius bilobus Kr. (Tab. 5. Fig. 1 — k.).
Merkwuͤrdig in Ruͤckſicht ſeiner Aufenthaltsſtelle. Ich
fand ein Exemplar im Sommer 1836. an der Ruͤckenflaͤche
am Kopfe, unter den Schuppen, an den Kiemen einer im noͤrd—
lichen Kattegat angetroffenen Aphrodite punctata Müll.
Die Aphrod. hatte beym Aufbewahren in Weingeiſt einen Theil
ihrer Ruͤckenſchuppen verloren, und fo war der Schmarotzer fruͤ—
her, wenigſtens zum Theil unter den Schuppen verborgen und
meiner Aufmerkſamkeit entgangen, ſichtbar geworden. Spaͤter—
hin habe ich, obgleich ich viele daͤniſche und fremde Aphroditen
unterſucht habe, kein Er. mehr gefunden.
Länge der Aphrod. 8", des Schmarotzers 1¼ “, wo⸗
von die Eyerſaͤcke 1“, das Thier ſelbſt J. ausmachten.
e Körper (Fig. 1a.) von etwas größerer Länge als
Breite (gegen ½ mal), oval, nach vorn breiter, nach hinten et—
was ſchmaͤler. Indeſſen wird die ovale Form dadurch etwas
geſtoͤrt, daß jeder Seitenrand eine kleine Bucht zunaͤchſt dem
Vorderrande, und der vordere Rand eine etwas vorragende
Anſchwellung (Kopfbruſtſtuͤck) hat. Ruͤckenflaͤche ſtark ſchildfoͤr⸗
mig gewoͤlbt; Bauch dagegen ziemlich flach.
Kopfbruſtſtuͤck klein, abgerundet, fo niedergebogen, daß
man es weder von der Ruͤcken- noch Bauchflaͤche ſonderlich
vor dem Körper vorragen ſieht. Von der Seite aber betrach—
tet (Fig. 1c.) ragt es ſtark vor wie ein am Eude gleichſam
abgeſtumpfter Hoͤcker. An feinem Vorderrande zwey Fühler
(Fig. 1 d.), nach den Seiten unter einem faſt rechten Winkel
auslaufend; ſcheinen mit ihren Grundgliedern nahe an einander
zu ſtoßen, ſind ziemlich lang (jeder beynahe wie die Breite des
Bruſtſtuͤcks), faden⸗ oder etwas borſtenfoͤrmig, aus 6 Gliedern
beſtehend; drey erſte Glieder ungefähr gleich, 3 letzte etwas
kuͤrzer als jene, aber unter einander etwa gleich lang. Vom
Ende des 6ſten gehen 3 oder 4 Borſten aus, und eine ſteht
auch am Ende des Vorderrandes der anderen Glieder. Mund:
theile undeutlich geblieben. Unter dem Preſſen und der ſtaͤrk—
ſten Vergrößerung zeigte ſich der Vordertheil des Kopfbruſtſtuͤcks
wie in Fig. 11.; aber ich wage nicht, die abgebildeten Theile
zu deuten, weil das Preſſen hier leicht irre leiten kann.
Erſtes Fußpaar (Fig. 1 e.) an der Unterflaͤche des
Körpers, etwas hinter dem Kopfbruſtſtuͤcke, weit hin nach den
Seiten. Fuͤße ſehr klein, beſtehend aus 5 Gliedern, die an
Dicke allmaͤhlich abnehmen. 1ſtes, tes und beſonders Ztes
0
99
Glied kurz, Ates etwas laͤnzer, Stes ungefähr fo lang als die
vorigen zuſammen, iſt borftenförmig zugeſpitzt und eigenthuͤm⸗
lich gekruͤmmt. Neben der Wurzel dieſes borſtenfoͤrmigen Glie⸗
des gehen an den Seiten derſelben aus dem Aten Gliede zwey
ſehr kleine, aber ſtarke Borſten oder Dornen aus.
Zweytes Fußpaar (Fig. 1 f.) nur ſehr wenig hinter
dem erſten, nahe der Mittellinie des Koͤrpers, kuͤrzer als das
erſte, und aus einem kurzen, aber beſonders dicken und ſtarken
Grund- und einem dünnen, etwas zugeſpitzten Endgliede beſte⸗
hend. Aus dem letztern gehen 2 lange Borſten, deren innere
die laͤngſte; auch längs des Außenrandes (3) kleine Vorſten
oder Zaͤhne.
Hinter dem Einſchnitte der Seitenraͤnder das te Fuß—
paar (F. 1 g.) weit von einander gegen die Seiten und uͤber
dieſe theils hinuͤberragend. Dieſe Füße find laͤnger als die der
anderen Paare, borſtenfoͤrmig zugeſpitzt, ögliedrig. Grundglied
dick und ſtark, Ates und Ztes duͤnner und kuͤrzer als Iſtes,
unter ſich jungefaͤhr gleich lang; Ates etwas laͤnger als beyde
vorhergehenden, aber dünner und gegen das Ende feines aͤußern
Randes mit einem kleinen Dorne. ö6tes ganz borftenförmig,
faſt ſo lang wie die vorigen zuſammen, am Ende mit einer
Kruͤmmung, die mit einer Klaue zu vergleichen iſt und vielleicht
ein eigenes Glied ausmacht.
After (F. 1 h.) in der Mitte des untern Koͤrperrandes
wie ein Hocker, durch eine Spalte getheilt. Dicht an den
Seiten des Afters 2 ziemlich große Haken, deren Spitze nach
vorn und oben gekruͤmmt iſt. Wieder zu den Seiten dieſer
Haken gehen die Eyerſaͤcke aus.
Eyerſaͤcke von einer bey keinem andern Schmarotzer⸗
krebſe beobachteten Form; jede nehmlich gleichſam in 2 Lappen,
einen großen und einen kleinern, getheilt. Sie find etwas laͤn⸗
ger als der Körper (f. oben); der rechte etwas länger als der
linke. Der ziemlich dicke, aber ſehr kurze Verbindungscanal,
welcher die Eyerſaͤcke mit dem Körper verbindet, geht von die:
ſem fhräg nach außen, und tritt alſo auch ſchraͤg in die Eyer⸗
ſaͤcke. Der obere Rand von dieſen ſchraͤg und breit (nicht ab—
gerundet wie bey anderen Schmarotzerkrebſen). Oberes Drittel
der Eyerſaͤcke dick und plump; darauf bezeichnet ein nicht ſon—
derlich tiefer Einſchnitt eine Trennung in 2 Lappen, einen ſehr
kurzen, äußern, und einen langen innern Lappen oder Theil.
Form der Eyerſäcke übrigens etwas unſymmetriſch. Eyer
ziemlich groß; 16 oder 17 Laͤngsreihen; in der Breite oben,
wo die Saͤcke am dickſten, 5 Reihen, in den Lappen 3 —4.
4 Gattungsname iſt der eines Parafiten bey Martial
(II. 11.).
Gattungscharacter: Selius: Cephalothorax exiguae
magnitudinis; antennae 2 filiformes, 6-articulatae; 3 pa-
ria pedum; 1 et 3 5-articulata, setacea, 2, biarticulatum,
setiferum (subcheliforme?); hamuli 2 ad latera orni. '
Die Gattung muß vermuthlich ihren Platz in derſelben
Abtheflung wie Nieotho@, Ergasilus et Bomolochus haben,
obgleich fie von dieſen ſehr verſchieden iſt.
Tucca impressus Kr. (Tab. 5. F. 2 a — h.).
Ein einziges Individuum fand lich an der innern Flaͤche
— 1
ein Paar kleiner Füße,
der Bruſtfloſſen eines von den daͤniſch-weſtindiſchen Inſeln ge⸗
ſandten Diodon Hystrix Bl. Lange 2% wovon die Eyerſaͤcke
die Hälfte; Farbe ein ſchoͤnes, reines Weiß.
Ruͤcken⸗ und Bauchflaͤche einander fo aͤhnlich, daß ma
erſt bey genauerer Unterſuchuug mittels einer ſtarken Lupe beyde
beſtimmen kann. £ N N
Kopfbruſtſtuͤck klein, etwas breiter, als lang, doch
bedeutend ſchmaͤler als der Hinterkoͤrper, von welchem es durch
einen ſchmalen, nach vorn etwas zugeſpitzten Hals getrennt wird.
Uebrigens hat es eine ganz eigne Geſtalt. Es beſteht nehmlich
aus einem halbkugelfoͤrmigen Theile, welcher an jede Seite e
nen fluͤgelartigen, gegen die Mitte des Außenrandes etwas ei
geſchnittenen Koͤrper ausſendet. Der mittere, halbkugelfoͤrmige
Theil iſt auf dem Ruͤcken gewoͤlbt, unten dagegen flach. Fluͤgel
dünn und flach, nahe an der Unterflaͤche des halbkugelförmigen
Theils veſtgeheftet. Jeder Fluͤgel (Fig. 2 d.) beſteht aus zwey
Theilen, welche die Form von Hakenfuͤßen haben und Agliedrig
ſcheinen, nehmlich aus einem großen, aber flachen Grundglie
und einem Haken gebildet; doch iſt die Gelenkverbindung,
wenn ſie uͤberall Statt findet, ſehr undeutlich. Dieſe vier Ha⸗
kenfuͤße find vielleicht als Fühler zu betrachten; wenig⸗
ſtens habe ich ſonſt keine Fuͤhler mit Sicherheit entdecken
koͤnnen. f
Gegen das Vorderende der Unterflaͤche des Kopfbrufk
ſtuͤcks ſcheint der Mund angebracht; laͤngs des vordern Randes
glaube ich ein Paar ſtarke Haken bemerkt zu haben, * weiter
zuruͤck ein Paar ſehr kleiner Taſter, und noch weiter zuruͤck an
der Unterflaͤche des Halſes, wo dieſe vom Hinterkoͤrper ausgeht,
Aber von allen dieſen Theilen kann
ich keine nähere Beſchreibung geben; es iſt mir nicht gegluͤckt,
fie iſoliert darzulegen, und ich habe fie abgebildet, wie fie
mir vorkommen, ohne behaupten zu wollen, daß ſie ſich
wirklich ſo verhalten. Bi
|
Hinterkoͤrper etwas länger als breit, vorn etwas
ſchmaͤler als in der Mitte und hinten, viereckig, doch mit wel⸗
lenfoͤrmigen Einſchnitten und Vorragungen 8. Die Seiten⸗
oder Schultervorſpruͤnge des obern Randes treten ziemlich ſtark
nach oben und vorn vor, und zeigen ſich deßhalb an der Un-
terflaͤche wie 2 nicht unbedeutende Höder oder Hörner; der
mittlere Vorſprung geht in den Hals Über, Mittlere Vorra—
gungen der Seitenraͤnder ziemlich flach; untere nach unten gez
richtet und alſo eher zum untern Rande zu rechnen. Dieſer iſt
eigenthuͤmlicher Weiſe quer geſpalten, wodurch 6 Vorragungen
ſtatt 3 gebildet werden. Von den 3 hinteren der breitefte, hat
eine von der der andern etwas verſchiedene Richtung, nehmlich
mehr ſchraͤg nach hinten. Auch von den 3 vorderen iſt der
mittlere der breiteſte, ſteht aber etwas weiter zuruͤck als die 2
gegen die Seiten, und iſt ſenkrecht nach unten gewendet, waͤh
rend dieſe etwas mehr nach vorn gerichtet ſind.
— ee
»Vielleicht repräfentieren dieſe ein Paar Fuͤhler, und die
15 erwähnten Organe koͤnnen dann für Füße angeſehen
werden. 5 a 4
un
*
Die Anzahl der Vorragungen ift indeffen nur 3, wie di 1
Abbildung zeigt, indem die Eckenvorragungen 2 Seiten
gemeinschaftlich find, 1
101
; Auf der Nücenfläche des Hinterkoͤrpers 4 ziemlich tiefe,
und in die Augen fallende kreisrunde Eindruͤcke, welche ein
Viereck bilden, doch ſo daß die beyden oberen, welche auch et⸗
was kleiner als die unteren ſind, einander etwas naͤher ſitzen,
4 aͤhnliche und etwa jenen gegenuͤberſtehende Eindruͤcke auch auf
der Bauchflaͤche. -
Von der mittlern Vorragung in der vorbern Reihe des
unteren Randes geht gleichſam eine Art kurzer Schwanz aus
F. 2 g.), welcher aus 2 Gliedern beſteht; aus dem untern
ande des letzten Glieds ſteigen 2 kurze Borſten hinab; mit-
ten zwiſchen dieſen ſcheint der After zu ſtehn.
Eyerſaͤcke nicht ſonderlich dick, cylindriſch, doch gegen
das Ende etwas zugeſpitzt. Eyer klein, kugelfoͤrmig. Da die
Eyerſaͤcke losgeriſſen waren, fo kann ich ihre Anheftungspuncte
nicht ganz ſicher beſtimmen. Doch ſcheinen ſich Spuren ſolcher
dicht an den Seiten des Schwanzes zu zeigen.
g Gattungsname der Name eines Paraſiten bey Martial.
— Character bey der unvollſtaͤndigen Kenntniß des Thiers vor⸗
laͤufig folgender:
Tucca: Latera cephalothoraeis minuti expanduntur
quasi in alas, quae binis compositae sunt hamulis (num
antennae 2); unicum pedum par, idque minutissimum, ad
colli cum äbdomine compagem; cauda biarticulata, setis
instructa.
Um den Platz dieſer Gattung zu beſtimmen, muͤſſen die
Mundtheile uſw. genauer bekannt ſeyn.
Ergasilus sieboldi? (T. 5. F. 3 a — 8.)
Koͤrper zuſammengeſetzt aus einem großen, eyförmigen
Kopfbruſtſtuͤck und einem kleinen, zugeſpitzten Hinterkoͤrper, wel⸗
cher mit langen Borſten endigt.
Totallaͤnge etwa /“, wovon die Eyerſaͤcke mehr als Ha
ausmachen. Farbe ſchoͤn milchweiß; doch bey vielen Indivi⸗
duen einige dunkelblaue Puncte, beſonders auf dem Kopfbruſt⸗
ſtüͤcke. Koͤrperbedeckung ziemlich weich. Das lebende Thier ſcheint
zwar nicht freywillig die Kiemen feines Fiſches zu verlaſſen,
zeigt ſich aber, losgeriſſen, ſehr lebhaft in ſeinen Bewegungen,
fo daß es, deßwegen ſchwer unter dem Microſcop zu unter⸗
ſuchen iſt. 1
Kopfbruſtſtuͤck vorn abgerundet, hinten abgeſchnitten
und etwas ſchmaͤler zulaufend, laͤnger als breit; groͤßte Breite
dem vordern als hintern Rande naͤher. Ruͤckenflaͤche ſtark ges
wölbt; Unterflaͤche hat gegen die Mitte eine bedeutende Vorra⸗
gung. Kopfbruſtſtück mit Spuren Zer zuſammengewachſener
Ringe, doch undeutlich. Am deutlichſten ſchien mir der vorde⸗
re oder Hauptring markiert und zugleich an den Seiten durch
einen kleinen Einſchnitt angedeutete.
Auf der Ruͤckenflaͤche des Kopfbruſtſtuͤcks, der Mitte des
Vorderrandes nahe, ein großes, ſchwarzblaues Auge.
An der Unterflaͤche des Kopfbruſtſtuͤckes, gegen den Vor:
derrand, 2 Paar Fuͤhler. .
Vorderes und mittleres Paar (F. 3 c.), welches
vor dem Auge zu ſtehen ſcheint, borſtenfoͤrmig, von Laͤnge un:
—
— —
102
gefuͤhr wie die Breite des Kopfbruſtſtuͤcks hinter dem Auge, be⸗
ſteht aus 6 Gliedern, welche nicht ſehr verſchieden an Laͤnge
find, aber allmaͤhlich dünner werden; letztes Glied am. Ende mit
einem P. langer Borſten.“
Zweytes Fuͤhlerpaar (Fig. 3. d.) oder die Haftha⸗
ken, deren Wurzel an den Seiten oder etwas hinter dem Auge,
ſind bedeutend lang letwa wie das ganze Kopfbruſtſtuͤck) und
ſtark. Die Glieder nehmen an Dicke ab, ſo wie ſie auf ein⸗
ander folgen, und das letzte iſt eine krumme und ſehr ſpitzige
Klaue. Iſtes Glied das kuͤrzeſte, drehrund, am Ende dünner
als an der Wurzel. Ates Glied etwa doppelt fo lang als erſtes,
etwas krumm, drehrund, etwa in der Mitte am duͤnnſten. tes
Glied kuͤrzer als Ltes, auch drehrund und am duͤnnſten in der
Mitte. Klaue etwas kuͤrzer als Ztes Glied.
Die bedeutende Vorragung etwa mitten auf der Unter—
fläche des Kopfbruſtſtuͤcks iſt der Mund (Fig. 3 e.) durch eis
nen kleinen Einſchnitt gleichſam in eine Ober- und eine Un⸗
terlippe getheilt. Ungefaͤhr mitten zwiſchen dieſen und an den
Seiten derſelben ſchien mir ein kleiner 2gliebriger, mit eis
ner oder mehrern Borſten endigender Taſter geheftet zu ſeyn. =
An dem hintern Theil der Unterflaͤche des Kopfbruſtſtuͤckes
ein Paar am Ende gabelfoͤrmig getheilter Schwimmfuͤße (Fig.
3 f.). Grundſtuͤck dick, etwas oval, etwa ſo lang wie die
Aeſte. Dieſe, von denen der hintere etwas länger als der vor-
dere, beſtehen, jeder, aus 3 faſt gleich großen, etwas rundlichen
oder eyfoͤrmigen Gliedern. Das letzte Glied jedes Zweigs am
Rande mit einigen (5 oder mehreren) langen, ſteifen Borſten,
Auch auf dem hinteren oder innern Rande der vorhergehenden
Glieder bisweilen eine lange Borſte. Am aͤußern Rande der
Glieder ein Paar Dornen oder Zähne, ***
Die 3 folgenden Ringe des Hinterkoͤrpers, welche an
Breite abnehmen, fo daß der folgende ſchmaͤler iſt als der vor:
hergehende, ſind, jeder, mit einem ſolchen P. Schwimmfuͤße
verſehen, welche mir jedoch etwas länger als die des Kopfbruſt—
ſtuͤcks, zu ſeyn ſcheinen.
Nordmann behauptet, der Hinterkoͤrper beſtehe aus 3
Ringen und hat, nach ſeinen Abbildungen zu ſchließen, ange—
nommen, daß die Eyerſaͤcke an den letzten derſelben geheftet
ſeyen. Nach meinen Unterſuchungen muß ich aber annehmen,
daß der Koͤrper aus 4 Ringen beſtehe und die Eyerſaͤcke an
den Aten geheftet ſeyen.
* Die von Nordmann abgebildeten Borſten an den Seiten ha⸗
be ich nicht bemerken konnen.
* Nordmann hat ein ſolches Organ nicht beobachtet, dage⸗
gen aber ein Paar kleiner, nadelfoͤrmiger Taſter auf der
Ober- und 1 Paar auf der Unterlippe. Dieſe habe ich
nicht geſehen. Indeſſen iſt es wohl moͤglich, daß Nord⸗
manns Darſtellung die richtigere ſey, da er ein beſſeres
Microſcop als ich benutzt hat.
Nordmann nimmt einen Dorn auf dem aͤußern Rande
jedes Gliedes, 5 Borſten auf dem letzten und eine auf dem
innern Rande des vorletzten Gliedes an. Aber dieſe Din⸗
ge ſcheinen mir nicht conſtant zu ſeyn. An der Wurzel
der Borſten beſchreibt er einen kleinen Knopf, welcher in
eine runde Gelenkgrube paßt. Dieſen Umſtand habe ich
nicht entdecken konnen.
**
103
Eyerſäcke bey einigen Individuen weiß, bey andern blau,
nach der verſchiedenen Reihe der Ever, + ſind oft cylindriſch,
bisweilen auch am Ende etwas zugeſpitzt, von etwas hoͤckerigem
Anſehn. Eper groß, in der Länge gewoͤhnlich 10, in der Breite
8 Reihen.
Schwanz nach meiner Meynung aus einem Gliede be⸗
ſtehend, welches am Ende mit 2 Anhaͤngen verſehen iſt. Dieß
Glied aber, laͤnger als die Anhaͤnge, iſt durch etwas undeutliche
Querfurchen gleichſam in 3 kleinere Glieder oder Stuͤcke ges
theilt. Jeder Anhang ſchickt am Ende 2 Borſten aus, eine
äußere kuͤrzere und eine innere längere, Aeußere länger als der
Anhang, von welchem fie ausgeht, aber kuͤrzer als die Hälfte
der innern Borſte. Dieſe reicht nicht bis zum Ende der Eyer⸗
fäde, wenn dieſelben lothrecht herabhaͤngen. ++
Ich habe (Anfangs Aug. 1836.) eine unermeßliche Men⸗
ge dieſes Schmarotzers an Stinten aus dem Gaardbo-See ge—
funden. Sie ſaßen tief in den Kiemen eingebohrt, ſo daß bloß
die Eyerſaͤcke hervorragten.
Unter den von Nordmann beſchriebenen Arten naͤhert
dieſe ſich am meiſten dem Ergasilus Sieb., und iſt vermuth—
lich nur eine Abart deſſelben. N. erwaͤhnt auch (a. a. O. S.
15), daß er am Stint einen Erg. gefunden habe, welcher dem
E. Sieb. nahe ſtehe, den er aber doch nicht als völlig iden⸗
tiſch zu demſelben zu ziehen wage. Ich weiß indeſſen keine
weſentliche Verſchiedenheit zwiſchen dem E. Sieb. und dem hier
beſchriebenen anzugeben; daß der letztere etwas kleiner iſt, die
Enerfäde etwas kuͤrzer find uſw. kann nicht berechtigen, ihn als
eigne Art aufzuſtellen.
O. Fabricius hat (Naturhiſt. Selſk. Skr. III. 2.
S. 21, Taf. 3. Fig. 1—5.) einen an den Kiemen eines
Schnaͤpels gefundenen Ergasilus abgebildet, und unter dem
Namen Lernaea lavareti beſchrieben. Da aber beydes ſehr
mangelhaft geſchehen iſt, fo iſt es unmoͤglich, fir den Augenblick
auszumitteln, ob Fs. Lern. Lav. mit der hier beſchriebenen
Im Weingeiſte werden die Eyerfäde gemeinhin alle gelb.
Das Augenpigment der Larven erzeugt nehmlich die blaue
Faͤrbung, und dieſe verſchwindet allmählich im Weingeiſte,
welches überhaupt der Fall bey vielen niederen Cruſtaceen
(Amphipoden u. ſ. w.) iſt, beſonders in deren juͤngerm
Alter.
inſichtlich der Schwanzglieder ſcheint mir einige Undeut⸗
15 Fiche a Widerſpruch bey N. zu herrſchen. Er ſagt
nehmlich, der Schwanz beſtehe aus 3 —4 Gliedern, deren
letztes faſt bis zur Baſis geſpalten und an der Außenſeite
mit 3 Furchen, Spuren von Gliedern verſehen ſey. Aber,
vergleicht man ſeine Abbildungen genau, ſo ſtimmt die An⸗
abe nicht mit dieſen überein, und vergleicht man die Ab⸗
4 4 — 1, 2 und 6. J. 2., fo wird man finden, daß
alle J unter einander, rückſichtlich der Schwanzglieder,
nicht uͤbereinſtimmen. N. ſagt ferner, das erſte oder 2te
Schwanzglied habe auf der Unterſeite 2 kleine Haken zur
Stütze für die Eyerſäcke; aber wenigſtens auf T. 3. F. 7.
bildet er ſie auf der Rückenfläche des Thiers ab. Bey den
übrigen Abbildungen der Schwanzglieder (II. 6., III. 5, 8.)
iſt nicht angegeben, ob ſie von der Ober— oder der Unter⸗
fläche vorgeſtellt ſeyen. Ich glaube zwar, dieſe Haken auf
der Unterfläche bemerkt zu haben, habe ſie aber nicht ge⸗
zeichnet, da ich mir keine ganz ien ee von
ihnen machen konnte.
na
104
Art identiſch fey. Es ſcheint nicht annehmbar, wenn man nicht
der erwähnten Abbildung allzugroße Abweichungen von der Nas
tur zuſchreiben will. Inzwiſchen ſchlage ich vor, die hier be⸗
ſchriebene Art Ergas. Fabrieii zu nennen, für den Fall, daß
ſie wirklich von Erg. Sieb. verſchieden waͤre. ;
Cecrops (? Laemargus) muricatus Kr. (Tab. 5.
Fig. A—E.).
Von dieſem Schmarotzer werden in der Sammlung des
naturhiſt. Vereins über 100 Ex. aufbewahrt. Sie find vom
Dr. Sommerfeldt an den Kiemen eines Mondfiſches (2 Or-
thagoriscus Mola ?) im atlantiſchen Meere gefunden worden.
Anzahl der M. und W. faſt gleich.
1) Beſchr. des W. (Fig. Aa— A 4.)
Länge 8 — 8¼ //. Nur ein Individuum unter mehr als
60, 6“ und eins 4“ lang.
Koͤrperform im Allgemeinen zu vergleichen mit der
Form eines Hymenopteren, z. B. einer Hummel (doch den
Kopf natuͤrlich abgerechnet), indem nehmlich der große, breite,
eyförmige, und an der Ruͤckenflaͤche ziemlich ſtark gewoͤlbte Hin⸗
terkoͤrper von dem ebenfalls breiten, aber flachen Kopfbruſtſtuͤcke
durch einen duͤnneren Stiel geſchieden wird, welchen die 2 auf
das Kopfbruſtſtuͤck zunaͤchſt folgenden Glieder bilden. Farbe
der eine Zeitlang in Weingeiſt aufbewahrten Individuen ſchmu⸗
gig weißgelb, oder auch hell braungelb.
Kopfbruſtſtuͤck breiter als lang (Br. etwa Sa
L. 2%," ben einem Individuum von 8 ½““ L.), oben ziemlich
flach, doch mit herabgebogenen Raͤndern; unten concav; vorn
ſchmaͤler als hinten; hinterer Rand in der Mitte mit einem
breiten, aber nicht tiefen Einſchnitte. Form alſo umgekehrt herz⸗
foͤrmig, wobey jedoch zu bemerken, daß der Vorderrand abges
ſchnitten und in der Mitte etwas eingeſchnitten iſt. Breite des
Vorderrandes etwa dem Einſchnitte des Hinterrandes gleich.
Ruͤckenflaͤche etwas uneben durch Furchen, welche gleichſam die
Spuren von 3 — 4 Ringen abgeben (der Gattung Caligus
etwas analog, doch minder deutlich). Vor dem Einſchnitte des
Hinterrandes 2 helle ovale Flecken (dieſe auch conſtant bey den
Caligis). Ferner Ruͤckenflaͤche, und auch die Seitenraͤnder mit
Doͤrnchen beſetzt. Es iſt ſchwer, in der Vertheilung der Doͤrn—
chen auf der Ruͤckenſlaͤche eine Regel maͤßigkeit zu entdecken;
doch iſt eine Art von Symmetrie nicht zu verkennen, indem
für jeden Dorn auf der einen Hälfte des Kopfbruſtſtuͤcks ſich
ein entſprechender auf der andern findet. Die Dornen koͤnnen
mit den bey verſchiedenen Rochen vorkommenden verglichen mer:
den; fie gehen von iner dickern Wurzel oder einem Knoten aus
und find etwas zuruͤckgebogen. Einer, welcher in der Mittellio
nie etwas hinter dem Vorderrande ſitzt und ſonach keinen ihm
entſprechenden haben kann, iſt doppelt 2theilig, nehmlich von ei⸗
ner gemeinſchaftlichen Wurzel gehen 2 Arme und von jedem
dieſer 2 Dornen aus. Ein Paar iſt 2theilig. Seitendornen
bilden eine doppelte Reihe: von einer gemeinſchaftlichen Wurzel
gehen 2 Dornen aus, der eine vor dem andern; ihre Anzahl
in jeder Reihe ſcheint zwiſchen 20 — 30 zu ſeyn.
Vordere Fühler (Fig. A b.) etwas hinter dem vor—
dern Rande unter den Seitenraͤndern, und von dieſen ungefaͤhr
unter einem rechten Winkel ausgehend, find ziemlich lang (un:
105
gefahr 1“ oder etwas länger bey dem befchriebenen Indivi⸗
duum) und beſtehen aus 3 deutlichen Gliedern; 1ſtes Glied ſo
lang wie die 2 folgenden zuſammen, viel dicker als dieſe, an
der Wurzel gekruͤmmt, am Ende des nach vorn gewendeten
Randes mit 6 — 7 kleinen Borſten; Ates Glied etwa fo lang
als Stes, aber viel dicker als dieß, welches am Ende 3 oder
4 ſehr kurze Borſten trägt,
Hintere Fühler (Fig. A c.) ein Paar ſtarke und
große Hafthaken, zu den Seiten des Schnabels, doch etwa vor
dieſem, inſeriert. Zahl der Glieder nicht recht deutlich. Doch
glaube ich, daß es wenigſtens 3 find: ein großes, dickes Grund⸗
glied, ein kurzes, dickes Ates Glied und ein großer, ſtarker,
krummer Haken. An der innern Graͤnze des Hakens und 2ten
Gliedes ein kleiner Dorn, welcher dem 2ten Gliede anzugehoͤ—
ren ſcheint. (Sollten 4 Glieder exiſtieren, fo würde das, wel:
ches ich hier Grundglied genannt, das 2te werden.
Schnabel (Fig. A d.) lang, zugeſpitzt, etwas flachge—
drückt, Übrigens von gewoͤhnlicher Beſchaffenheit; nehmlich aus
einer etwas kuͤrzern Ober-, einer laͤngern Unterlippe, und zwis
ſchen dieſen einem Paar langer, fadenfoͤrmiger Kinnbacken ges
bildet, an denen ich jedoch keine Saͤgeſtacheln bemerkt habe
(wenn nicht vielleicht in einem Falle, mittels meiner ſtaͤrkſten
Vergroͤßerung, außerordentlich ſchwach und undeutlich).
Taſter klein (viel kuͤrzer als der Schnabel), zu den
Seiten des Schnabels nach feiner Unterfläche hin. Glieder
ſcheinen ſie nicht zu haben. Sie ſind zuſammengedruͤckt und
zeigen alſo eine andere Form von der Seite (Fig. A e.) als
von oben und unten. Ende ſchraͤg abgeſchnitten und mit eis
nem kleinen Dorne; auch an der Seite ein kleiner Dorn
oder Zahn.
Erſtes Fußpaar (F. A f.) zu den Seiten des Mun⸗
des, ganz wenig hinter dieſem, klein (etwa 1½““ lang) und
eben nicht ſtark gebogen, 3=, oder vielleicht Agliedrig. Erſtes
Glied dick, lang; 2tes faſt eben fo lang wie Iſtes, aber viel
dünner, etwas auswaͤrts gekruͤmmt, aus dem aͤußern Rand
dem Ende nahe, einen krummen, zugeſpitzten Aſt ausſendend.
Stes Glied, welches den Haken bildet, klein, etwa von der Laͤn—
ge des erwähnten Aſtes, fo wie dieſer, auswärts gekruͤmmt,
am Ende zugeſpitzt, am aͤußern Rande mit einigen Borſten
auf einer kleinen Strecke gegen die Mitte hin beſetzt. Betrach—
tet man das Glied mittels einer ſehr ſtarken Lupe oder gepreßt
unter dem Microſcope, fo ſcheint ein neues Glied, das 4te oder
der eigentliche Haken, da, wo die Borſten aufhoͤren, angedeutet
zu ſeyn, und ich glaube, ziemlich ſicher behaupten zu koͤnnen,
daß dieß Fußpaar wirklich aus 4 Gliedern beſtehe.
Ates Fußpaar (Fig. A g.) in Form ſehr ſtarker Haft⸗
haken, aus 3 Gliedern beſtehend, einem kurzen, dicken Grunds
gliede, einem großen, dicken und angeſchwollenen, krummen 2ten
Gliede, welches auf dem innern Rande gegen das Ende einen
Hoͤcker oder Dorn, und weiter unten 2 neben einander ſtehende
trägt, deren einer jedoch länger und ſpitziger iſt; Ztes Glied ein
großer, krummer Haken.
In der Mitte des hintern Randes des Kopfbruſtſtuͤcks
das Ste Fußpaar (Iſtes Paar Schwimmfuͤße) * (Fig.
* Inzwiſchen ſcheinen alle 4 letzten Fußpaare nach einer ge⸗
wiſſen Entwicklungsſtuffe aufzuhören, als Schwimmfuͤße
Iſis 1841. Heft 2.
106
A h.). Sie find klein (etwa 1“ lang), flach, an der Wurzel
mit einander verwachſen, und beſtehn jeder aus einer großen
Platte, von welcher 2 gliedrige Ruder ausgehen. Platte et—
was viereckig, etwa eben ſo lang als breit, am Ende etwas
ſchraͤg abgeſchnitten. Aeußeres Ruder viel länger als inneres;
ſeine 2 Glieder ſowohl unter ſich gleich lang, als auch jedes
derſelben etwa ſo lang wie die Platte. Das erſte derſelben hat
am Ende des aͤußeren Randes einen kleinen Zahn; das 2te,
welches nach dem Ende etwas ſchmal und zugeſpitzt wird, traͤgt
4 ſehr kleine Zähne (Fig. A h. *), von welchen der aͤußerſte
etwas vortritt, die folgenden nach der Reihe etwas weiter »zu—
ruͤck ſitzen; etwas hinter dieſen Zaͤhnen auf dem innern Rande
ein Ster Zahn. Das erſte Glied des innern Ruders klein und
oval; das 2te viel länger und breiter, ruderfoͤrmig, Seitenraͤn—
der etwas gewellt oder eingeſchnitten. Endrand mit 3 ſtumpfen
Zaͤhnen (Fig. A h. *)
Zunaͤchſt auf das Kopfbruſtſtuͤck folgen 2 ſchmale und
ſehr kurze Ringe, deren jeder ein Paar Schwimmfuͤße traͤgt.
Beyde Ringe ſchicken zu jeder Seite einen Dorn oder Fortſatz
aus, welcher aber größer bey dem erſten als bey dem zweyten
Ringe iſt.
Ates Paar Füße (Ates Paar Schwimmfuͤße) klein,
aber doch etwas größer und beſonders breiter als Ztes Paar;
Form von Schwimmfuͤßen deutlicher ausgeſprochen (Fig. A c.).
Grundplatte viereckig, mit der der entgegengeſetzten Seite ver—
wachſen; 1ſtes Glied des aͤußern Ruders kleiner als deſſen 2te8
Glied, aber viel groͤßer als 1ſtes Glied des innern Ruders,
unregelmaͤßig viereckig und am Ende des aͤußern Randes mit
einem kleinen Dorne; 2tes Glied groß, aber kleiner als tes
Glied des innern Ruders, eyfoͤrmig, Rand wellenfoͤrmig einge—
ſchnitten, äußerer Rand gegen das Ende mit 4 kleinen Zähnen
oder Dornen. Das Iſte, ſehr kleine Glied des innern Ruders
nähert ſich einem Dreyeck in der Form; 2tes eyfoͤrmig, im
Rande mehr eingeſchnitten und crenuliert als Ates Glied des
aͤußern Ruders, am Ende des aͤußern Randes mit einem Dor—
ne (Dornen und Crenulierung des Eten Paar Füße ſieht man
nicht leicht ohne Preſſen).
Stes Paar Füße (Stes Paar Schwimmfuͤße) viel
groͤßer als voriges Paar (etwa 83 ¼½““ lang) und auch ſonſt
verſchieden von dieſem (Fig. A k.). Grundplatten nehmlich faſt
rudimentaͤr und 1ſte Glieder der 2 Ruder in eins verwachſen.
Ates Glied dagegen beſonders groß (am groͤßten bey dem aͤußern
Ruder, etwa 2½¼“ lang, 1“ breit), langgeſtreckt-eyfoͤrmig und
mit crenuliertem Rande. Beym aͤußern Ruder hat dieß Glied
4 beſonders kleine Zaͤhne, einen auf dem aͤußern Rande und 3
auf der Graͤnze des aͤußern und untern Randes.
Zter Ring des Hinterkoͤrpers trägt das 6. Paar
Fuͤße, iſt an ſich ſelbſt klein und kurz, wie die beyden vorher—
gehenden Ringe, ſieht aber bedeutend groͤßer aus, weil es vom
hintern Rande der Ruͤckenflaͤche einen großen Schild oder einen
zu fungieren, und konnten viel eher, wenigſtens die 3 Leg:
ten Paare, als Kiemenblätter betrachtet werden. Denn es
fällt ſehr in die Augen, daß ihre Endplatten an Farbe
und Conſiſtenz große Aehnlichkeit mit den Organen haben,
welche man bey den Amphipoden und Iſopoden für die
Athmungswerkzeuge anfiebt.
g 7%
107
blattförmigen Körper ausſendet, welcher ſehr gewoͤlbt, breiter als
lang iſt (Br. etwa 4", L. 3½ %) mit halbmondfoͤrmig (doch
ſehr flach) eingeſchnittenem Vorderrande, ſtark ausgebogenen
Seitenraͤndern, und Hinterrande mit einem ſchmalen, geſpitzten
Einſchnitt in der Mitte. Hinterrand und theils auch Seiten⸗
raͤnder mit ſtarken Zähnen beſetzt, deren ich 44 zählte; zwi⸗
ſchen je 2 dieſer Zaͤhne, oder eigentlich unter ihnen, ſieht man,
eine zweyte Reihe bildend, 8 — 4 viel kleinere Zähne oder Dor⸗
nen (Fig. A p.).
6ftes Paar Fuͤße (Ates P. Schwimmfuͤße) noch
größer als ötes Paar (etwa 4½““ lang); die Grundplatten
verſchwinden hier ganz (F. A J.). 1ſte Glieder der Ruder ver-
wachſen, bilden eine große Platte von groͤßerer Breite als Laͤn⸗
ge (etwa 1½““ l., 2" br.), abgerundet-viereckig, mit etwas
eingeſchnittenem Unterrande. Ruderblaͤtter groß, eyfoͤrmig, mit
gewelltem Rande; aͤußeres das größte (3“/ l., 1½““ br.), hat
einige kleine Zähne oder Dornen auf dem untern und aͤußern
Rande.
Ater Körperring (Genitalring) der größte der Ringe,
von welchem die Eyerſaͤcke ausgehen. Ruͤckenflaͤche unter dem
Schilde des Zten Rings verborgen, dieſer breitet ſich aber ſelbſt
vom hintern Rande ſeiner Ruͤckenflaͤche zu einem großen Schil—
de, oder richtiger 2 Schilder, aus, da ſie nicht allein durch einen
Einſchnitt gerade zum Grunde geſpalten ſind, ſondern auch der
eine von ihnen mit feinem Rande einen Theil des andern vers
deckt. Welcher von beyden feinen Rand über den andern Schild
legt, ſcheint ganz gleichguͤltig. Dieſe Schilder ragen etwa 2 —
2°), hinter den Schild des Iten Rings hinaus, find, wie
dieſer, gewoͤlbt (doch weniger), an den aͤußern Raͤndern abges
rundet, und tragen dieſe ſowohl als beſonders den hintern Rand
mit großen Zaͤhnen beſetzt (ich zaͤhlte 52 auf beyden Schildern,
oder 26 auf jedem). Wo dieſe Zähne gegen die inneren Raͤn—
der aufhören, zeigt ſich eine Reihe viel kleinerer und dicht an
einander ſtehender Zaͤhne. Zwiſchen den großen Zaͤhnen gewahrt
man, beym Preſſen, Spuren kleiner Zaͤhne, welche jedoch, da
ſie gerade einwaͤrts gerichtet ſcheinen, ſchwer richtig zu beobach—
ten und nicht in ſo großer Anzahl, wie auf dem Schilde des
Sten Rings, vorhanden find. Auf der Unterflaͤche des Aten
Rings, in der Mittellinie und gegen den Hinterrand befindet
ſich ein Organ (Fig. A g.) an dieſen Rand geheftet, aber vors
waͤrts gebogen und dicht an der Bauchflaͤche liegend. Es bes
ſteht aus 2 langgeſtreckten, nierenfoͤrmigen, drehrunden, neben
einander liegenden, und theils durch eine Membran verbunde—
nen Körpern, welche mit einem weißen, dicken und zaͤhen Schlei—
me gefüllt find. Ich habe dieſen Apparat nur bey erwachſenen
W., aber bey weitem nicht bey allen gefunden.
Hinter demſelben iſt ein großes Blatt an den Ring ge—
heftet, welches quer⸗oval oder etwas halbmondfoͤrmig (Schwanz⸗
ring, Fig. An.), faſt eben ſo breit wie die 2 obenliegenden
Schilder, iſt, und ſich eben ſo weit erſtreckt. Sein Unterrand,
crenuliert, hat in der Mitte einen ſchmalen, aber ziemlich tie—
fen Einſchnitt. An den innern Rand des Einſchnitts ſind 2
kleine, faſt kreisrunde und blattförmige Körper geheftet (die 2
Schwanzanhaͤnge), welche laͤngs des untern Randes jeder mit
4 Dornen verſehen find (Fig. A o.), der aͤußerſte, etwas abge—
ſondert von den Übrigen ſtehende, der größte; von den 3 uͤbri—
gen, dichter beyſammen ſtehenden, der mittlere der kleinſte. Zwi—
108
ſchen der Wurzel dieſer 2 Koͤrper 2 kleine Hoͤcker, welche det
in der Mitte geſpaltene After ſind. f
Zwiſchen den großen, halbmondfoͤrmigen Schwanzblättern -
und den 2 Ruͤckenſchildern ein ziemlich großer, hohler Raum,
beſtimmt zur Aufnahme der Eyerſaͤcke, wenn dieſe ausgetreten
find, Oben uͤber den erwähnten halbmondförmigen Blättern
geht jederſeits vom hintern Rande des Aten Koͤrperrings ein
ſehr kleiner, am Ende etwas ſchraͤg abgeſchnittener, hornartiger
Cylinder aus, durch welchen hindurch die Eyerſaͤcke austreten.
Dieſe ſind lang, fadenfoͤrmig, fein quergeſtreift, braun, unor⸗
dentlich in ein Buͤndel zuſammengewickelt. Da ſie ziemlich
weich find, habe ich das Bündel nicht aus einander legen koͤn⸗
nen, ohne es in viele Stuͤcke zu zerreißen; ebenſowenig habe
ich ein einzelnes Ey herausbringen koͤnnen; nach den Quer⸗
ſtreifen aber zu ſchließen, ſind ſie von einer ſehr duͤnnen, kreis⸗
runden Scheibenform. N
y
Beym Vergleichen eines jungen W. von etwa 3“ Länge
(Fig. B a.) mit einem erwachſenen bemerkt man einige, ſehr in
die Augen fallende Verſchiedenheiten, beſonders ruͤckſichtlich des
wechſelſeitigen Verhaltens zwiſchen den einzelnen Theilen. Kopf⸗
bruſtſtuͤck nicht bloß größer im Verhaͤltniſſe zum Hinterförper,
ſondern ſogar abſolut breiter als dieſer; 2 erſte Koͤrpperringe
größer und mit dem Kopfbruſtſtuͤcke zuſammen die halbe Total⸗
laͤnge ausmachend; letztes P. Schwimmfuͤße, welches beym er⸗
wachſenen W. faſt bis zum hintern Rande des großen, halb:
mondfoͤrmigen Schwanzblatts reicht, bey dem jungen W. nicht
viel uͤber deſſen obern Rand hinausreichend; Form deſſelben und
Stellung und Form ſeiner Anhaͤnge anders beſchaffen (F. Bb.)
Die nierenfoͤrmigen Organe fehlen, fo auch die Eyerſaͤcke, ja
ſelbſt die hornartigen Candle, durch welche dieſe vortreten.
2) Beſchreibung des M. (Fig. C a.)
Farbe wie die des W.; nur letztes Glied oder Haken des
ten Fühler» und 2ten Fußpaars allgemein ſchwarzbraun beym
erwachſenen M., wodurch dieſes ſich auf den erſten Blick vom
W. unterſcheidet; ebenfalls zeigt der hintere Theil des Koͤrpers
(Schwanzring) auf der Ruͤckenflaͤche allgemein ein Paar großer,
kaſtanienbrauner Flecken.
Groͤße der erwachſenen M. nur ungefaͤhr ½“ (das klein⸗
ſte unter mehr als 50 Individuen 3 ¼ /, Kopfbruſtſtüͤck indeſ⸗
ſen ſo groß wie beym W. Die Differenz ruͤhrt alſo vom Hin⸗
terkoͤrper her.
Ruͤckſichttch der Form des Kopfbruſtſtuͤcks wage ich kein
beſtaͤndiges Unterſchiedszeichen zwiſchen M. und W. anzugeben;
doch ſcheint daſſelbe bey dem M. im Allgemeinen breiter nach
vorn und etwas mehr viereckig als bey dem W. zu ſeyn.
Erſte Ringe des Körpers bey beyden Geſchlechtern ungefähr
gleichmaͤßig. 0
. Die 2 Paar Fühler, Schnabel, Taſter und 2 erſte PD.
Füße * beym M. ganz wie beym W., auch Stes Paar Füße
* Nach Nordmann fol bey C. lalreillii das 2te Paar Füße
bey M. und W. verſchieden ſeyn. Ich habe das M. von
C. latr, nicht geſehen, aber, daß keine weſentliche Ver-
ſchiedenheit zwiſchen dieſen Theilen bey M. und W. bey
©, muricatus Statt findet, ift ganz ſicher. '
109
nur ganz wenig in der Form abweichend, aber verhaͤltnißmaͤßig
viel kleiner. Ates Paar Füße (F. C b.) nicht allein viel klei⸗
ner, ſondern auch langer geſtreckt und ſchmaͤler, letztes Glied
kleiner im Verhaͤltniſſe zum erſten, Rand auf andere Weiſe za⸗
dig uſw. Beſonders aber ift es das Hte Fußpaar (Fig. Cd. ),
welches nicht allein kleiner als beym W., ſondern auch ſonſt
merklich verſchieden gebildet iſt. Platte viel groͤßer im Ver—
haͤltniſſe zu den Rudern; aͤußeres Ruder ſcheint Lgliedrig; das
innere iſt dieß deutlich, da die Glieder ſehr merklich von einan⸗
der geſchieden ſind; laͤngs des innern Randes des letzten Glie—
des ein großer, krummer und ſpitziger, brauner Haken loder
Klaue), welchen man durch Preſſen vom Gliede trennen kann
und deſſen Form man dann deutlich ſieht (F. Cd. ). Ueber
dem innern Ruder, laͤngs des innern Randes der Platte, 3
kleine, 2 gliedrige, ſtumpf zugeſpitzte Organe, deren Beſtimmung
vielleicht ſeyn mag, wie die der erwähnten Haken, zum Veſt⸗
halten des W. bey der Paarung beyzutragen. 6ftes Fußpaar
unterſcheidet ſich bloß durch geringete Groͤße von dem des W.
Die am meiſten auffallende Verſchiedenheit zwiſchen M. u. W.
iſt aber, daß, anſtatt der 4te Koͤrperring beym W. der groͤßte
iſt und ſich auf der Ruͤckenflaͤche in 2 große Schilder erweitert,
er beym M. ſehr klein iſt und keine Spur der erwaͤhnten Schil—
der zeigt. Dagegen treten hier die beym W. mehr verſchmolze—
nen und undeutlichen Schwanzringe deutlicher hervor (F. Ce.).
Der 1ſte, an Größe ſehr überwiegende, nähert ſich der Kreis—
form oder iſt aus 2 Halbmonden zuſammengeſetzt; der 2te, etz
wa aus der Mitte des 1ften entſpringende, iſt koniſch, mit dem
ſtumpf zugeſpitzten Ende nach oben; in der Mitte ſeines un⸗
tern Randes der After, wie ein etwas geſpaltener Hoͤcker vor—
ragend; zu den Seiten des letztern geht ein Paar langgeſtreckte,
am Ende mit 4 Dornen verſehene Schwanzanhaͤnge (F. Ce. “)
hervor. Rand des 1ften Gliedes hier mit großen und deutli⸗
chen Zaͤhnen verſehen.
Unter der Menge der von mir unterſuchten Individuen
bemerkte ich ein Thierchen (F. Da.) von 2“ Länge, welches,
meiner Meynung nach, eine Entwicklungsſtuffe darbot. Es
gleicht an Farbe der Bedeckungen und an Conſiſtenz den er⸗
wachſenen Ex. von C. muric. Auch die Form des Kopfbruſt—
ſtuͤcks iſt ungefähr fo wie dort; jedoch fand ich keine deutliche
Spur der fuͤr die Art ſo characteriſtiſchen Dornbedeckung, ſo auch
nicht der Randzaͤhne des Kopfbruſtſtuͤcks; der vordere Theil des
Kopfbruſtſtuͤckes zeigt ſich ziemlich deutlich als einen eignen Ab:
ſchnitt ausmachend, und iſt mit 2 großen, ovalen und ziemlich
ſtark converen, bernſteingelben, klaren, dicht neben einander, et—
was hinter der Mitte des Vorderrandes angebrachten Organen
verſehen. Dieſe fallen ſo ſehr in die Augen, daß man ſie faſt
beym erſten Anblicke des Thiers ſieht; man ſcheint ſie mit
Fug als die Augen betrachten zu koͤnnen. Sie zeigen in Stel⸗
lung und Form viele Analogie mit den Augen der G. Caligus,
obgleich ſie dem Stirnrande weit naͤher ſtehen und auch von
anderer Farbe ſind. b .
Die Organe an der Unterflaͤche des Kopfbruſtſtuͤckes wie
beym erwachſenen Thiere, bis auf ſolche unweſentliche Abwei⸗
chungen, welche ihre Erklaͤrung durch das Alter finden; ſo iſt
das 2te Paar Fühler und 2te Paar Füße weniger ſtark ent-
wickelt, was die Dicke betrifft; 1ffes Paar Fühler (Fig. D b).
hat gegen das Ende des Vorderrandes mehrere (6) ſehr lange
Borſten; Ates Glied ſehr kurz und etwas undeutlich; Ztes
110
Glied hat lange Borſten ſowohl am hintern Rande als am
Ende. Ztes Paar Fuͤße (F. De.) beſonders klein, zeigt aber
ganz dieſelben Theile wie beym erwachſenen Thiere, obgleich die
Form der einzelnen Glieder anders iſt, indem nehmlich dieſe
Fuͤße beym Jungen deutlicher als Schwimmfuͤße characteriſiert
find, welches ſich auch in den ſehr langen und ſtarken Borſten
ausſpricht, mit welchen die Endglieder der Ruder verſehen find;
von ſolchen hat das aͤußere Ruder 4, das innere 8, und dieſe
Borſten ſind laͤngs des innern Randes mit Haaren beſetzt,
welches ihnen das Ausſehen von Federn gibt (F. De. *)
Ates Paar Fuͤße (F. D f.) ſehr uͤbereinſtimmend mit dem
Zten, nur mit mehrern Schwimmborſten (5 am innern, 8 am
aͤußern Ruder). tes P. Füße nur ganz wenig vom 4ten ab:
weichend, zeigt noch 2 deutlich geſchiedene Glieder in jedem Ru—
der. ötes P. Fuͤße (F. D g.) hat dagegen nur ein Glied in
jedem Ruder und 4 Borſten am Ende eines jeden. Die 3
Ringe, an welche das 4te, Ste und Gte Fußpaar geheftet, find
faft gleich lang (der mittlere jedoch der kuͤrzeſte), aber der fol—
gende ift ſchmaͤler als der vorhergehende; After und 2ter Ring
rechteckig, Zter mehr abgerundet; Kter Ring laͤnger als breit,
an der Wurzel ſchmaͤler, am Ende breiter und mit einem klei—
nen Dorn am Ende eines jeden Seitenrandes. Schwanzglieder
in ein Stuͤck verſchmolzen (wofern man nicht den Eten Ring
als ein Schwanzglied anſehen will), zu deſſen Seiten 2 etwas
rundliche Blätter ſchraͤg nach außen geheftet ſind. Am Ende
jedes dieſer Blaͤtter 4 lange Schwimmborſten.
Ich glaube, daß jeder, welcher ſich etwas auf die Schma-
rotzerkrebſe verſteht, mit mir dieß Thierchen fuͤr einen jungen
C. muric. anzunehmen geneigt ſeyn werde. Die weſentlichſten
Theile ſind ganz dieſelben, und auch die Farbe ſpricht dafuͤr,
welche bey dieſem Paraſiten von der faſt aller anderen mir be—
kannten Schmarotzer-Krebſe abweicht. Daß die Augen ver—
ſchwinden, die 4 Paar Schwimmfuͤße Form und Beſtimmung
veraͤndern, die Schwimmborſten des Schwanzes kuͤrzer werden
uſw. iſt alles ganz in der Ordnung.
Wer vielleicht dieß Thierchen fuͤr ein erwachſenes und fuͤr
eine Art einer andern Gattung halten und ſonach annehmen
wollte, daß 2 in fo vielen weſentlichen Ruͤckſichten uͤbereinſtim⸗
mende Schmarotzerkrebſe ſich neben einander auf den Kiemen
deſſelben Fiſches faͤnden, moͤchte ſich vielleicht darauf berufen,
daß es Aehnlichkeit mit Burmeiſters Dinematura gracilis
(Acta Leop. XVII. Tab. 23.) habe; aber ich ſehe auch dieſe
nur fuͤr eine Entwicklungsſtuffe eines oder des andern Schma⸗
rotzerkrebſes an. Daß es ein zur Dinematura-Gattung geh:
rendes M. fen, glaube ich keineswegs, wovon im Aften Hefte
des Aten Bandes mehr.
Etwas beſonderes, auf welches ich ſchon im vorigen Hefte
aufmerkſam gemacht habe, iſt, daß ich an viele Exemplare In—
dividuen des Cineras vittatus auct. geheftet fand, und zwar
an alle Theile des Cecrops, ſelbſt an die Kiemenfuͤße. Ich
habe ſogar ein Individuum vor mir, bey welchem 2 Exemplare
des Cin. jeder auf feinem Paare der Kiemenfuͤße des Schma—
rotzerkrebſes ſitzen. Dieſer letztere iſt etwa 8“ lang, der eine
Cineras ebenfalls, der andere etwa 1“. Es iſt offenbar, daß
hier an eine Bewegung der Kiemenfuͤße nicht zu denken iſt.
Ich habe mich lange, aus Furcht vor einer unnöthigen
Vermehrung dex Zahl der Gattungen, zumal da die G. Ce-
111
erops bisher nur in einer Ast beſtand, geſcheut, das beſchriebe—
ne Thier von dieſer Gattung zu trennen, mit welcher es, außer
andern Aehnlichkeiten, auch die Uebereinſtimmung beſitzt, daß
verſchiedene Ringe zu Ruͤckenſchildern verbreitert werden, eine
eigne Hoͤhlung für die Bewahrung der Eyerſaͤcke exiſtiert und
dieſe eine zuſammengewickelte Fadenform haben. Dabey aber
zeigen dieſe Thiere fo viele andere, und theils fo wichtige Ver:
ſchiedenheiten, daß ich wenigſtens glaube, eine neue Gattung
vorſchlagen zu muͤſſen. Die wichtigſten Unterſchiede ſind:
8) Cecr. latreillii hat deutliche Spuren einer breiten, aber
kurzen, vor den Fuͤhlern und dem Vorderrande des Kopf⸗
bruſtſtuͤcks liegenden Platte (Lamina frontalis) wie die
G. Caligus, obgleich noch keine Articulation, wie bey
dieſer Gattung, Statt findet. Bey dem hier beſchriebe—
nen Thiere findet ſich keine Spur einer ſolchen Platte.
Das iſte P. Fuͤße des M. iſt (nach Nordmann) von
dem des W. verſchieden bey C. latr.; das iſt hier nicht
der Fall. 7
e) C. latr. hat nur 2 Glieder in den Fuͤhlern; hier exiſtie⸗
ren dagegen 3 deutliche Glieder.
d) Bey C. latr. find die das 4te und Ste Fußpaar tragen⸗
den Ringe vom Kopfbruſtſtuͤcke zwar getrennt, dagegen
aber unter einander verwachſen, ſo daß ſie ſich von der
Ruͤckenflaͤche nur als einer zeigen; hier dagegen exiſtieren
in allem 3, vom Kopfbruſtſtuͤcke, wie unter einander ges
trennte, fußtragende Ringe.“
b)
e) Die 3 letzten Fußpaare zeigen ein ganz entgegengeſetztes
Verhalten bey dieſen Thieren, obgleich fie bey beyden Kie—
menfüße find, und die Natur ſcheint fo bey den Übrigens
ſehr verwandten Formen auf einem verſchiedenen Wege
denſelben Zweck erreicht zu haben. Waͤhrend nehmlich
bey C. latr. die Grundglieder dieſer Fuͤße ſo bedeutend
groß werden, daß die Ruder, mit dieſen verglichen, rudi—
mentär zu nennen find (beſonders beym Sten und 6ften
Paar), werden bey unſerm Thiere die Ruder ſehr groß,
und die Grundglieder treten zuruͤck. Dieſe letzteren ſind
alſo Kiemen bey C. latr., dagegen werden die Ruder die
Kiemen bey C. muricatus. Ferner kann bemerkt wer—
den, daß die Ruder des 5ten Fußpaars bey C. latr. deut⸗
lich 2gliedrig find (hier dagegen wenigſtens bey den W.
eingliedrig), und daß die letzten Glieder der Ruder des
sten, Aten und Sten Paars lange Borſten tragen (was
hier gar nicht Statt hat).
Dieſe Umftände fordern mich auf, eine neue Gattung vor—
zuſchlagen, welche ich Laemargus “ nenne und folgendermaßen
characteriſiere:
Lamina frontalis nulla; Antennae anteriores 3, arti-
culatae; Oculi in adultis nulli; * Palpi 2; Annuli pedi-
Ich bin genöthigt, einige neue Termini beym Beſchreiben
der zur Caligusfamilie gehorenden Thiere anzuwenden.
Durch Annuli pedigeri (analog mit setigeri) verſtehe ich
Ringe, welche, vom Kopfbruftftüde getrennt, Füße tragen.
”* Auluaoyos, vielfreſſend.
Durch Oculi nulli will ich bloß anzeigen, daß keine Augen
1
112
geri post cephalothoracem 3 distineti, quorum ultimus in
scutum producitur dorsuale; Pedes 4ti, Sti et 6ti paris
branchiales, remis magnis, lamelliformibus, non setife-
ris, articulis basalibus minutis; Remi 4ti pedum paris 2-
articulati, 5ti et 6ti .1-articulati; hamuli subsidiarii furca-
que desunt. ““
Fem. adulta a Mas dignoscitur parte corporis poste-
riore multo majore et erassiore; annulus genitalium, qui
apud Mas exiguus, apud Fem. postice produeitur in scu-
tum dorsuale maximum, caudam obtegens, ovariaque fili-
formia, convoluta ineludens; pedes maris branchiales mul-
to minores; in 5to pare maris pars basalis multo major |
est, cum remis comparata, et instructa 3 aculeis (?) 2-ar-
tieulatis; remi obscure L-articulati, interiorque hamo ar-
matur; cauda Fem. 1-articulata, appendicibus suborbicu-
laribus; cauda maris 2-articulata, appendicibus fere linea-
ribus. Junior (2) instructus 2 oculis magnis ad margi-
nem cephalothoraeis anteriorem; pedes Sti, Ati, 5ti et 6ti-
paris bifidi, natatorii, longissimis ornati setis pennatis;
scuta dorsualia nulla. +
Lernaea cyclopterina Fabr. (Tab. 5. F. 4. a—e,
Fabricius gibt in der Fauna groenlandica nur eine
ſehr kurze und unbefriedigende Beſchreibung der L. eyelopteri-
na, indem er ſie mit L. branchialis vergleicht und nur einige
Verſchiedenheiten zwiſchen dieſen 2 Arten angibt. In den Na⸗
turhiſt. Selft, Skr. III. H. 2. S. 21, erzählt Fabr., er habe
an Müller eine Beſchreibung und Zeichnung der L. cyelopt.
geſendet, Müller aber keinen Gebrauch von denſelben gemacht,
und Fabr. habe deßwegen „halb und halb die Abſicht gehabt,
die Figur zu liefern, aber, um ſich nicht bloß bey groͤnlaͤndi⸗
ſchen Dingen aufzuhalten, wolle er dieß lieber ein anderes Mal
thun.“ F. iſt aber ſpaͤter nicht auf das Thier zuruͤckgekom⸗
men, und hat ſomit viel Dunkel uͤber daſſelbe ruhen laſſen.
mit Sicherheit anzugeben find, ohne deßwegen laͤugnen zu
wollen, daß man ſie an lebenden und friſchen Individuen
vielleicht bey dem einen oder andern dieſer Thiere, bey
welchen ſie nach längerm Aufbewahren im Weingeiſte ver⸗
ſchwinden, entdecken moͤge.
Die Erklärung der Ausdruͤcke, Hamuli subsidiarii und
Furca, für Organe, welche ſich bey der G. Caligus und
verſchiedenen ihr verwandten Gattungen finden, folgt wei⸗
terhin bey der Darlegung der G. Caligus.
Ich kann dieſe Beſchreibung nicht ſchließen, ohne zu bemer⸗
ken, daß Desmareſts Abbildung des Cecr. latr. das Kopf⸗
bruſtſtuck des W. unrichtig darſtellt. Vom M. erhalte ich
nach Desm. Abbildung keine deutliche Vorſtellung, woraus
ich ſchließen möchte, daß auch dieſe Abbildung minder gut
ſey. Nordmann, ſonſt ſo genau in ſeinen Beſchreibungen,
gibt über dieſen Schmarotzer nur unvollſtandige Nachriche
ten. So erfährt man nicht einmal, ob der Ate Ring des
Hinterkoͤrpers ſich auch beym M. auf dem Ruͤcken ſchild⸗
foͤrmig verbreite, oder nicht. Die Wiſſenſchaft 1057
alfo noch eine ausführliche Beſchreibung und detail ierte
Abbildungen dieſer Axt zu bedürfen. Zur Vergleichung mit
L. muricatus habe ich auf Tab. 5. eine Abbildung des
Schnabels, der Taſter, des 1ften, Aten und öten Fußpaars
bey C. latr. (Fig. E a. — Ef.) gegeben, welche Theile von
Desmareſt nicht abgebildet find, mit Ausnahme des erſten
Fußpaars, welches von ihm minder richtig dargeſtellt
worden iſt.
1
113
Ich habe lange vergebens gehofft, dieſe Fabricius’fche Art
unterſuchen zu koͤnnen, da ich nur Gelegenheit gehabt habe, 2
oder 3 erwachſene Individuen des Cyelopterus spinosus Fbr.,
auf welchem jene ſich findet, zu ſehen. Dazu kommt, daß die
Kiemenöffnungen dieſes Fiſches ſehr klein find, fo daß man nach
der Lernaͤe nicht ſuchen kann, ohne jene bedeutend zu erweitern,
wodurch ein, wenigſtens in den Muſeen ſehr ſeltner Fiſch auf
eine unſichere Hoffnung hin verdorben wird. Ich benutzte da⸗
her mit Freuden die Gelegenheit, nach dieſer Lernaͤe zu ſuchen,
als ich im Muſeum des naturhiſt. Vereins auf ein ſehr ſchlecht
erhaltenes Ex. des genannten Fiſches ſtieß, und war ſo gluͤck—
lich, an demſelben 4 Ex. der L. cyel. zu finden. Das einzige
erwachſene derſelben hatte ſehr durch Faͤulniß gelitten und ſich
von ſeinem Haftapparate getrennt; von dieſem kann ich daher
keine umſtaͤndliche Beſchreibung mittheilen. 2 jüngere Indivi⸗
duen waren dagegen einigermaßen wohl erhalten, und dieß iſt
wichtig, indem durch ſie einiges Licht uͤber die Entwicklung des
Thiers verbreitet wird.
g Das größere Er. der beyden jungen Indivi—
duen (Fig. 4 b.).
Vom dicken, gekruͤmmten Hinterkoͤrper geht ein langer,
duͤnner, drehrunder, etwas ſchlangenfoͤrmig gebogener Hals aus,
welcher mit einem kleinen Kopfbruſtſtuͤck endigt. Hals eben ſo
lang, oder ſogar etwas laͤnger als der Hinterkoͤrper.
Laͤnge des Kopfbtuſtſtuͤcks geht 7-8 Male auf die des
Halſes. Totallaͤnge 8 ½“
Kopfbruſtſtuͤck breiter als lang, flach gewoͤlbt, etwas ab—
gerundet, ſendet von den Ecken des obern Randes 2 kurze, aber
dicke, am Ende abgerundete Hoͤrner (oder Hoͤcker) aus. Unter⸗
fläche des Kopfbruſtſtuͤcks (F. 4 c) uneben, welches beſonders
von 2 gewoͤlbten Körpern herruͤhrt, welche erſt vorn und gegen
ſeine Mitte hin dicht an einander liegen und Taſter (2) zu ſeyn
ſchienen, wie ſich der Mund zwiſchen ihnen zu oͤffnen ſcheint.
Dieſe Körper (F. 4 d.) find dick und plump, etwas ges
kruͤmmt, am Ende zugeſpitzt und vielleicht dreygliedrig, doch ſehr
undeutlich, und fo, daß das Iſte Glied weit größer iſt als die
2 folgenden. Dieß iſt alles, was ich von den Mundtheilen
ſagen kann, und ſie ſind die einzigen Organe, die an der Un⸗
terflaͤche des Kopfbruſtſtuͤcks bemerkt werden. 5
Von dem dem Kopfbruſtſtuͤcke zunaͤchſt liegenden Hals—
theile, welchen man den eigentlichen Hals nennen koͤnnte, gehen
an der Nuͤckenflaͤche 2 kurze, abwaͤrts gerichtete Lappen aus,
welche nicht von der Bauch-, ſondern nur von der Ruͤckenflaͤ⸗
che bemerkt werden koͤnnen. Unterhalb dieſer Lappen breiten ſich
an der Ruͤckenflaͤche ein Paar ſehr kurzer Arme oder Hoͤcker
aus; dieſe ſind gabelfoͤrmig geſpalten, und ſenden einen etwas
laͤngern Zweig nach den Seiten und unbedeutend nach unten
aus, einen kuͤrzern Zweig dagegen nach vorn. Ganz wenig un—
terhalb dieſer Hoͤcker ſteht wieder ein Paar, ebenfalls zweyge—
theilter, krummer Hoͤcker, welche aber eine verſchiedene Richtung
haben. Der obere, dicke, kurze und ſtumpfe iſt gerade vorwaͤrts
gerichtet; der untere, laͤngere und duͤnnere nach unten und zu—
gleich etwas nach vorn. Viel weiter unten, etwa gegen die
Mitte des Halſes, ſteht noch ein Paar kurzer und ſtumpfer
Hocker, welche aber nicht zweytheilig find. Hinterkoͤrper dick,
ſackförmig, in der Mitte gekrümmt; unterer Theil dünner, et⸗
Iſis 1841. Heft 2.
114
was zugeſpitzt, nach unten gerichtet, am Ende etwas geſpalten,
mitten zwiſchen den durch des Letztern entſtehenden 2 abgerun—
deten Hoͤckern ſteht der After. An den Seiten des duͤnnern
Theils, wo derſelbe vom dickern ausgeht, 2 Paar Erhoͤhungen
oder flache Hoͤcker, von denen das erſte Paar kleiner, rundli—
cher, das 2te größer und länger geſtreckt. Zwiſchen dem Iſten
Paar treten bey erwachſenen Individuen die Eyerſaͤcke hervor,
und die Ausgangspuncte derſelben haben die Form kleiner
Hoͤcker.
Das kleinere Exemplar (Fig. 4a.) zeigt folgende
Verſchiedenheiten vom groͤßern.
Länge etwa 6““. Kopfbruſtſtuͤck mehr abgeſtumpft und
mittlerer Theil des vordern Randes ſtaͤrker vortretend; Hals—
lappen verhaͤltnißmaͤßig groͤßer, deutlicher und vom Kopfbruſt⸗
ſtuͤcke mehr geſondert, fo daß fie beynahe wie die auf fie fol:
genden Armſtuͤmpfe ausſehen. Die 2 erſten Paare von dieſen
Atheilig; aber beym erſten Paar dieß weniger deutlich, und fo,
daß es nur von den Seiten geſehen werden kann. Das Ste
Paar auf der Mitte des Halſes verhaͤltnißmaͤßig länger, Hinz
terkoͤrper mehr ſackfoͤrmig, ungefaͤhr gleich dick uͤberall, weniger
gekruͤmmt und ohne Hoͤcker.
Bey einem Individuum, welches in der Mitte zwiſchen
den 2 erwaͤhnten an Groͤße ſteht, zeigt der Hinterkoͤrper auch
eine ne Entwicklung, indem er gekruͤmmter iſt als bey
dem letzterwaͤhnten Individuum, auch etwas dünner am Ende
und ſchon Spuren von Hoͤckern zeigt.
Das erwachſene Thier unterſcheidet ſich, ſo weit ich es
habe unterſuchen koͤnnen, dadurch, daß das Ende des Hinter—
koͤrpers nicht abwärts, ſondern gerade aus gerichtet iſt und ei—
nen rechten Winkel mit dem uͤbrigen Koͤrper bildet; daß die
Hoͤcker an den Seiten des Hinterkoͤrpers außerordentlich ſtark
vortreten, der Hals noch laͤnger im Verhaͤltniſſe zum uͤbrigen
Koͤrper iſt und die hornartigen Auswuͤchſe zu den Seiten deſ—
ſelben klein, aber Sfpaltig find.
Eæplicatio Tab. 5, in tab. II.
Fig. 1 a. Selius bilobus a tergo; b. idem infra;
c. a latere; d. antenna; e. pes Imi paris; f. pes 2di p.;
g. pes Stii p.; h. anus cum hamulis; i. anterior cephalo-
thoracis pars inter bases antennarum, pressione exhibens
palpos et mandibulas? (haec vero minime certa); k. mag-
nitudo naturalis.
Fig. 2 a. Tucca impressus a tergo; b. a latere;
ce. cephaloth. visus superne; d. ceph. cum collo infra,
exhibens hamulos laterales, pedum rudimenta et instru-
menta cibaria (haec vero minus certa); e. hamulus supe-
rior; f. ham. inf.; cauda; h. magn. nat.
Fig. 3a. Ergasilus sieboldi? a tergo; b. a late-
re; c. antenna Imi p.; d. ant. 2di p.; e. os cum pal-
pis (2); f. par pedum imum; g. cauda. Magnitudo cum
ovariis /“
Fig. 4. Lernaea cyclopterind. a. junior; b. parum
provectior; c. cephaloth. infra; d. palpus (7); e. ceph.
postice.
Fig. Aa. Laemargus muricatus a tergo (magnit.
115
nat. 8”; b. antenna anterior; c. ant. post.; d. rostrum
cum palpis; e. palpus a latere; f. pes Imi p.; g. pes
Adi p.; h. pes Stii p.; h.“ margo inferior remi exter-
ni; h**. margo inf. remi int.; i. pes 4ti p.; k. pes
Sti p.; 1. pes Gti p.; m. sectio Imi annuli abdom.; n.
annuli, caudales; o. anus et appendices caudales, uti
pressione apparent; p. margo posterior scuti dors. anni
Stii; q. organa reniformia.
Fig. B a. Laemargus muricat. Fem. jun. a tergo;
B b. cauda.
Fig. Ca. Laem. muric. M.; C b. pes Ati p.; C d.
pes sti p.; Cd.“ Hamulus remi int.; Ce. cauda; Ce.“
Appendix caudalis.
Fig. Da. Laem. mur. jun. (2) a tergo (magnit. nat.
2"); P b. antenna anterior; De. pes Stii p.(?) De“.
seta pennata; Df. pes 4tip.; Dg. pes ti p.
Fig. Ea. Rostrum cum palpis Cecropis latreillii;
E b. palpus a lat.; Ec. pes Imi p.; Ed. pes 4ti p.;
E f. pes Sti p.
3) S. 506 —519. Verzeichniß daͤniſcher, ſchleswig⸗hol⸗
ſteiniſcher und lauenburgiſcher Schmetterlinge; von F. Boie.
Dieſem Verzeichniſſe, uͤber welches ſich Hr. B. in einem
Vorworte umſtaͤndlich ausſpricht, iſt das Treit ſch ek iſche Werk
uͤber die europaͤiſchen Schmetterlinge zum Grunde gelegt. —
In der Claſſification iſt auf Boisduvals und anderer
neue Gattungen aufmerkſam gemacht, und, wo eine Art bey
Treitſchke nicht an ihrem rechten Platz befunden ward, oder
eine neue Gruppe errichtet werden mußte, daruͤber die Anſicht
des Verfts und feiner Freunde mitgetheilt worden.
Melitaea.
1. Artemis. 2. Cinxia. Die noch unbeſchriebene Lars
ve im May familienweife in den dänifhen Wäldern auf Plan-
tago und Veronica; der Schmetterling erſcheint im Junius.
3) Dietyna. Seeland, ſelten auf Wieſen (Drewſen). 4. Atha-
lia. Vom May bis Aug. von Hamburg bis Seeland. Die
Melitäenlarven leben nicht verborgen und faſt immer in groͤße—
ren oder kleineren Geſellſchaften.
Argynnis.
1. Selene. May und Juny in Wäldern hier und da.
2. Euphrosyne. Sachſenwald im Lauenburgiſchen. 3. Pales.
Seeland auf einer Wieſe (Drewſen). 4) Ino. Sachſenwald.
5) Latonia. Häufig, von Jul. — Sept. auf ſandigen Feldern;
lebt von Viola tricolor. 6) Niobe. Seeland, zuſammen mit
Paphia. 7) Aglaia. Larve im May und Juny, nur auf ſehr
mageren Ebenen; Schmett. in Waͤldern im Jul. 8) Paphia.
Im July und Auguſt in Waͤldern, beſonders auf den Blumen
von Rubus; die Larve ebenda auf Viola canina, Ein Schmet⸗
terling von Geſtalt und Größe der Paphia, im May auf den-
ſelben Stellen. Die Larven dieſer Gattung leben auch nicht
verborgen, aber mehr zerſtreut als die der vorigen.
Vanessa.
1) Cardui. Hie und da im July auf den dittmariſchen
116
Marſchgegenden, gemeinhin auf Klee. Larve noch nicht gefun⸗
den. 2) Atalanta. 3) Jo. Beyde gemein in 2 Generationen.
4) Antiopa. Seltner. Auf ſandigen Ebenen, bey Itzehde und
Hamburg häufiger als an andern Stellen. 5) Polychloros.
In 2 Generationen. 6) Urticae. 8) Prorsa. Auf einzelnen
Stellen, meiſt bey Waͤldern. Jul.
Limenitis. Eee:
1) Sybilla. In Wäldern hie und da im Jul.; gefellic,.
Larven ohne Zweifel auf Lonicera Periclym., hier aber noch
nicht gefunden. 2) Populi. Bey Siebenbaumen im Lauenbur⸗
giſchen. )
Apatura.
|
1) Iris. Jul. Nicht gemein. Im Walde Halergehege
bey Hohenweſtedt, Vogelſang bey Prentz uſw.
Hipparchia.
1) Alcyone. In Sachſenwald (v. Winthem). 2) Se-
mele. Larve in der Farbenvertheilung ſehr der L. von Leuco-
melas "gleihend, fand ſich im May und Juny auf Airs
caespitosa und canescens in unbebauten Gegenden. 3) TI.
thonus. Aus den Suͤmpfen von Borſtel (v. Winthem). 3) Ja-
nira. 5) Hyperanthus. 6) Megaera. Gehört zu den ges
meinften. Larven auf Poa annua und anderen Grasarten. 7)
Davus. Seeland auf einer Wieſe in Dyrehaven (Drewſen) und von
den Suͤmpfen bey Eppendorf. 8) Pamphilus. Larve auf Poa an-
nua. 9) Arcania. Im Jun. uud Jul., ein Bewohner der
Suͤmpfe und Geſtraͤuche der Halbinſel. Bey Kiel und Torm
in Juͤtland. Die Larven der Gattung halten ſich eben ſo ruhig
zwiſchen Gras, wie viele andere auf den Blaͤttern der Baͤume
und Straͤucher. Man bekommt ſie am leichteſten Abends mit
dem Keſcher, wenn ſie zur Spitze der Graͤſer hinankriechen,
oder bey genauer Unterſuchung der Stellen, auf welchen das
Gras dick ſteht.
Lycaena.
1) Arion. Hie und da in Wäldern (bey Bornhoͤrt,
Sachſenwald); Seeland (Drewſen). 2) Acis. 3) Argiolus.
Larve dieſer in Holſtein und auf Seeland gemeinen Art noch
nicht entdeckt. Der Schmetterling iſt der erſte, welcher ſich von
der G. Lyc. zeigt, zuerſt im May, dann im Jul. und Aug.,
meiſtens an Stellen, welche mit Spartium bewachſen find,
4) Alsus. Im May und ſpaͤter. Von Seeland (Drewſen)
und den fandigen Anhoͤhen bey Oldenborg (Saxeſen). 5) Ica- 1
rius. Von Seeland (Drewſen), wo er in bedeutender Zahl auf
den Heiden vorkommt (Vergl. Iſis 1835. S. 331). 6) Ale-
xis. May und dann im July und Auguſt. 7. Optilete. Nur
einmal in Dyrehaven gefangen (Drewſen). 8) Aegon. Ges
mein im May, dann wieder im July und Auguſt. 9) Poly-
sperchon. Einmal aus einer violettbraunen Larve, welche reife
Beeren von Ribes nigrum aufſuchte (v. Winthem). Dieſe
9 und mehrere andere Arten betrachten wir als von einer bes
ſondern Gattung, welche ſich bey Boisduval unter dem Namen
Argus latreillii findet. Larven ſehr ſchwer zu entdecken. 10
Circe. Larve fand ſich im April auf einem Walle, wo fie den
unter dem Mooſe verborgenen Rumex acetosella verzehrt hatte.
Inſect ſelbſt von Anf. Jun. bis Mitte Jul. gemein. 11)
Chryseis. Im Jun. und July geſellſchaftlich auf Scabiosa
und anderen Blumen. 12) Virgaureae. Seeland und Rein⸗
117
beck. 13) Phlaeas. Gemein: Larve auf Poa annua. Dieſe
4 Arten gehören zur G. Polyommatus. 14) Rubi. Inſect,
oft zwiſchen Blättern verborgen und aus denſelben nicht her⸗
vorkommend. In Holſtein und auf Seeland (Drewſen) nicht
felten im May und Jun. 15) Quercus. Gemein in unſern
Wäldern von Ende Jul. bis Sept. Am liebſten auf höheren
Zweigen. 16) llicis. In hoͤheren Wäldern der Halbinſel, z.
B. Buchholz im Amte Segeberg, wo die Larve im Anfange
Jun. gefunden. 17) Betulae. Gemein und in Geſellſchaften.
Larve im May und Jun. auf Prunus spinosa; ſeltner auf
Betula alba. Inſect ſelbſt im Jul. und Aug. Die 3 legten
werden am beſten unter dem Namen Thecla fabric. vereinigt.
Eine der Lyc. rubi nahe ſtehende Art bewohnt vermuthlich
den nordiſchen Rubus chamaemorus, und dieſe beyden koͤnnen
wieder mit anderen, als eine neue Gruppe, abgetrennt werden
(Vgl. Iſis 1834. S. 385). > a
Papillio.
1) Podalirius. Wir glauben, ihn in Juͤtland bey Torm
geſehn zu haben. Die holſteiniſchen Ex. wurde bey Itzehoe und
Freſenborg auf ſandigen Feldern gefunden. 2) Machaon. Im
Juny und nachher im Aug. Larve auf Selinum palustre
und Anethum graveolens.
Doritis.
1) Mnemosyne. Zuerſt im Fuglehave-Wald bey Hirſch⸗
holm vom Stud. Theol. Jacobſen, nachher von Drewſen ge⸗
funden. Veſonders auf Himbeerſtraͤuchern. Vgl. Iſis 1835.
S. 331. Nach einer uns mitgetheilten Beſchreibung eines im
Amte Tondern gefangenen Papilio iſt es nicht unmoͤglich, daß
auch P. apollo zu den innlaͤndiſchen Arten gehöre (Saxeſen).
> Pontia.
1) Crataegi. Nach unſern Beobachtungen kommt dieſe
zu gewiſſen Zeiten gemeine Art gleich darauf nicht zum Vor⸗
ſchein, und ſie kann deßhalb als eine Art betrachtet werden,
welche zufolge des allgemeinen Triebes der Inſecten, ſich zu
verbreiten, ſich als eine beſuchende Art zeigt, deren Nachkom⸗
men aber durch den Einfluß des Climas gewöhnlich umkom⸗
men. Larve fand ſich in größter Menge auf Crataegus und
Obſtbaͤumen im May und Juny auf fandigen Ebenen. Von
1833 — 36 ift er bey den von uns faſt täglich gemachten Er:
curſionen nicht zum Vorſchein gekommen. 2) Brassicae. Nie
ſelten und in 2 Generationen, ſo auch 8) Rapae und 4) Na-
pi. 5) Daplidice. Bey Oldenburg und auf der ganzen ſandi⸗
gen Strecke noͤrdlich von Hamburg im Aug. und Septbr. ge⸗
mein. Bey Travemuͤnde auf der Bluͤthe von Cakile (Wint⸗
hem). In Juͤtland (Stud. Jacobſen). 6) Cardamines. Lar⸗
ve nährt ſich von Turritis glabra. Inſect ſelbſt, welches im
Fruͤhjahr eine Vorliebe für Chelidonium zeigt, kommt zwey⸗
mal im Jahre vor; zuletzt im Auguſt. Eine Anthocharis
Boisduval.
Leucophasia.
1) Sinapis. Dieſer vielleicht einzige europaͤiſche Repraͤſen⸗
tant einer exotiſchen Form findet ſich im July bey Flottbeck in
der Naͤhe von Altona und bey Eutin.
Colias.
1) Edusa. In Marſchgegenden des Elbufers nicht ſel⸗
118
ten. 2) Hyale. Faſt uͤberall im Auguſt und Septb., aber
nirgends in bedeutender Menge. Beyde Repraͤſentanten von
Rhodocera Boisd. 3) Rhamni. In 2 Generationen. Wir
fiengen ein eben ausgekommenes Exemplar am 7ten December
in einem Walde.
Hesperia.
1) Alveolus. Erſtlich im May und dann wieder im Aug.
in Waͤldern und auf ſandigen Ebenen geſellſchaftlich. Larve wie
die der folgenden Art, unbekannt. Repraͤſentant der G. Sy-
richthus Boisd. 2) Tages. Mit der vorigen gemein. Ein
Thanaos Boisd. 3) Comma. Im Jun., nicht ſelten. 4)
Sylvanus. Die blaugruͤne Larve lebt von Festuca duriuscula
und anderen harten Grasarten. Wir fiengen ſie im April u.
May faſt erwachſen beym Ausreißen von Gras. Die Gaze
keines Keſchers iſt fo ſtark, daß fie fie nicht durchſchnitte.
Schmett., im Jun. 5) Linea. Die hellgruͤne Larve fanden wir
geſellſchaftlich im May und Jun. auf Phleum pratense, auf
welchem ſie merkwuͤrdiger Weiſe durch ihre Farbe verborgen
bleibt, wie viele andere. Schmett.; im Jul. und Aug. ge⸗
mein. 6) Lineola. Bey Hamburg, nicht ſelten. Larve bekommt
man beym Durchſuchen des Graſes, und wenn man mit dem
Keſcher uͤber die Wieſen ſtreicht.
Atychia.
1) Statices. Larve fand fih im May; naͤhrt ſich von
Aira canescens; Schmett., im Jul. und Aug. faft überall.
2) Pruni. Larve faſt überall in Holſtein auf der gemeinen
Erica; wird leicht auf Heiden mit dem Keſcher im May und
Jun. gefangen. Schmett., kommt im Jul. hervor.
Zygaena.
1) Minos. Larve fand ſich an der Kuͤſte von Seeland,
wo dieſe Art nicht felten iſt. Naͤhrt ſich vom wilden Thy—
mian. Holſteiniſche Er. wurden bey Plön geſammelt. 2) Tri-
folii. Larve häufig geſellig auf Stellen, auf denen Carex- und
Seirpus: Arten wachſen; fie erleidet die Verwandlung gemein-
hin über der Oberfläche vom Waſſer. Im ſchleswig = holſteini⸗
ſchen Canale fanden ſich Stengel von Scirpus lacustris übers
all mit den Puppen befegt. 3) Filipendulae. Repraͤſentant
der vorigen in Waͤldern und auf trockenen Stellen. 4) Lo-
nicerae. Seeland (Dre wſen).
Sesia.
1) Apiformis. Hamburg, Seeland. Larve früher auf
Populus tremula, jetzt gewöhnlich auf P. canadensis. 2)
Hylaeiformis. Aus der Nähe von Kiel. 3) Ichneumonifor-
mis. Ein Ex. aus dem Benthiner Walde bey Eutin, bezeugt
das Indigenat der Art, wurde gefangen am 29ſten Jun. Lar⸗
ve auf Erlenzweigen (Sarefen). 4) Culiciformis. Auf hoch⸗
liegenden Stellen. Bey Roeſkilde (Liebenberg). 5) Tipulifor-
mis. Anfangs Jul. geſellig auf Ribes rubrum.
Macroglossa.
1) Fuciformis. Hie und da. 2) Bombyliformis. Eben
fo. 3) Stellatarum. Am liebſten in Gegenden, in welchen
Galium verum gemein iſt. Wir fiengen die Larve im Auguſt
faſt erwachſen.
119
Deilephila. a
1) Nerii. Aus einem Garten in der Naͤhe von Alto⸗
na (Sommer. Vergl. Iſis 1833. S. 665). 2) Elpenor.
Ueberall. Larven auf Vitis vinifera, Epilobium et Lythrum.
8) Porcellus. Wo Galium verum, die Nahrungspflanze der
Larve, gemein iſt, häufiger als Elpenor., 4) Galii. In Holz
ſtein und auf Seeland nicht ſelten, wo Galium verum vor:
kommt. 5) Euphorbiae. Wir haben Ex. vom Elbufer, wo
die Larve ſich von Euphorbia peplus nährt. Dieſe ſoll auch
im bot. Garten zu Kopenhagen gefunden werden Golboͤll).
Sphinz.
1) Pinastri. In unſern Fichtenplantagen nicht ſelten.
Larve auf Pinus sylvestris, im Sept. (Vergl. Iſis 1833. S.
663). 2) Convolsuli. Mehrere Male gegen Ende Septbrs.
geſammelt. Auch auf Seeland, Larve noch nicht gefunden
(Drewſen). 3) Ligustri. Gemein. Larve auf Ligustrum.
Spiraea, Lonicera, Quercus et Fraxinus (Vergk. Iſis 1833.
S. 663.
Acherontia.
1) Atropos. Nicht ſehr ſelten. Larve auf Kartoffeln
im Aug. und Septb.; verſchiedene Exemplare des Schmett. im
Octob. Ein Exempl. bey Helſingoͤr (Apotheker Sternberg
(Vergl. Iſis 1835. S. 331).
Smerinthus.
1) Tiliae. Exemplare von Lolland, Plön und Hamburg.
2) Salicis. Zu den gemeineren. 3) Populi. Ebenfalls.
Saturnia.
1) Carpini. Larve vom Jun. — Sept. Überall, wo
Erica vulgaris. Auf Seeland (Drewſen). (Vergl. Iſis, 1833.
S. 663).
Aglia.
1) Tau. Ein Bewohner unſerer Buchen-Waͤlder auf den
höheren Zweigen. Vielleicht nirgends ſelten. Auch in den Bu⸗
chenwaͤldern auf Seeland.
Endromis.
1) Versicolor. Umgegend von Hamburg und Plön.
Harpyia.
1) Vinula. Die erwachſene Larve vom Aug. — Dctb, in
Feldern auf Populus tremula und in Gärten auf anderen
Pappelarten; nicht felten zuſammen mit der Larve von I. bi-
fida auf ſehr niedrigen Buͤſchen. 2) Bifida. Nirgends ſelten.
3) Fureula. Latve auf Salix caprea. Vergl. Iſis 1833. S.
667. Seeland (Drewſen).
Stauropus.
1) Fagi. Auf unferen Excurſionen fingen wir jaͤhrlich
6— 10 Ex. der Larve, welche, ohne gefellig zu leben, nirgends
ſelten zu ſeyn ſcheint. Seeland (Drewſen).
Notodonta.
1) Tritopha. Ein Er. dieſer ausgezeichneten Art wurde
De
—
120
am 26. Septb. gefangen. 2) Ziezac. Larve gemein in den
beſchriebenen Varietäten auf Pop. trem., dilatata ete. et Sa-
lix; in größter Menge auf fandigen Feldern. 8) Dromeda-
rius. Larve nicht ſelten auf Betula. 4) Camelina. Eine Var.
der Larve iſt faſt roth und findet ſich mit der gruͤnen auf Quer-
cus, Fagus, Betula, Salix und andern Gewaͤchſen. 5) Di-
ctaea. Die erwachſene Larve in vielen Var, auf Betula und
verſchiedenen Pappelarten. 6) Dictaeoides. Mit der vorigen.
Die Richtigkeit der Art ſcheint zweifelhaft. 7) Palpina. Selt⸗
ner als die anderen Arten. Larve auf Populus und Salix.
8) Dodonaea. Umgegend von Hamburg. 9) Chaonja. Wir
bekamen die Larve im Walde Halergehege am 2. Aug.; der
Schmetterling kam im May aus. 10) Querna. Einmal aus
einer Larve von Harvſtehude. 11) Tremula. Umgegend von
Hamburg. a
*
Cossus. *
1) Ligniperda. Gemein. 2) Aesculi. Bey Kopenhagen
gefangen (Drewſen und MWeftermann), Plön (Urſin).
Hepiolus.
1) Humuli. Im Jul. und Anfange des Aug. 2) Syl-
vinus. Hie und da im Jul. und Aug. 3) Lupulinus. Meh⸗
rere Male auf Erica vulgaris auf Seeland gefangen (Drewſen).
4) Hectus. Im Jun. — Aug. Gemein in Wäldern und auf
niedrigen Wieſen, die mit Carices bewachſen find. Gemein in
den ſeelaͤndiſchen Buchenwaͤldern (Drewſen). |
(Schluß im naͤchſten Hefte.)
4) S. 319 — 320. Notiz über den Stroͤmiſchen
Blennius Lumpenus vom Herausgeber. N
Durch die Güte des Lectors Boeck aus Chriſtiania habe
ich Gelegenheit gehabt, den norwegiſchen Blennius lumpenus
zu unterſuchen (Vgl. Hft. 1. S. 32 dieſer Zeitſchrift), welcher
ſich ſchon durch die oberflaͤchlichſte Betrachtung als eine vom
islaͤndiſchen Lumpenus ſehr verſchiedene Art ausweiſt. Die
ausführliche Beſchreibung deſſelben iſt natuͤrlich den ſeandinavi⸗
ſchen Fauniſten zu uͤberlaſſen.“ Ich will hier nur einige we⸗
nige Bemerkungen mittheilen, welche aus der unmittelbaren
Vergleichung des islaͤndiſchen mit einem norwegiſchen Individu⸗
um hervorgegangen ſind, und durch welche ihre Artverſchieden⸗
heit hinlaͤnglich bewieſen wird. j
7
Die Farbe des norwegiſchen Fiſches iſt, ſo weit ſich auf
dieſelbe nach dem Weingeiſt⸗Exemplare ſchließen laͤßt, weit heller
und weniger marmoriert.
Länge des norw. L. 11“ 7“, alfo Zviertel Zoll Länger,
als das von mir befchriebene Ex. des islaͤndiſchen, wogegen das
letztere etwas völliger und höher iſt (Größte Höhe des norweg.
a
El ur 7 0
Im Magazin for Naturvidenſk., 1836. S. 327 wird eine
baldige Beſchreibung und Abbildung verſprochen. Auch
wird daſelbſt berichtet, daß im May 1835. 5 Individuen
dieſes Fiſches im Chriſtianiafjord, und im May 1836. eben⸗
falls einige gefangen worden ſeyen. Vielleicht iſt er alſo
nicht einmal ſehr ſelten an den norwegiſchen Kuͤſten, we⸗
nigſtens zu gewiſſen Jahrszeiten. h
j
121
Ex. über dem Bauche an den Spitzen der Bruſtfloſſen etwa 8
Lin., Dicke eben da kaum 5 Lin.).
| Länge des Kopfs 174" (alfo faſt 10mal auf die Total⸗
Länge, beym islaͤndiſchen nur ungefähr 7¼ mal). Mundöffnung
hinſichtlich der Kopflänge ungefähr gleich groß bey beyden (beym
island. Ränge von der Schnauzenſpitze bis zum Hinterrande des
Oberkieferbeins 5, beym norw. 4% ; dagegen das Verhalten
zur Totallaͤnge ganz anders (isl. = 1:26, norweg. faſt =
1:35). Auge beym norw. kleiner (Laͤngsdurchm. 3“, verhält
ſich zur Totallaͤnge = 1:48, b. isl. = 1: 32 ¼). Bruſtfloſ⸗
fen beym norw. 10““ lang, alſo etwa — ½e der Totallaͤnge,
beym isl. dagegen — /. Abſtand des Afters von der Schnau—
-zenfpige beym norw. ungefähr 3%, der Totall. (nehmlich 43“),
beym isl. dagegen 2¾. Länge der Schwanzfloffe beym norw.
17," (72% mal auf die Totall.; beym isl. geht fie mehr als
Smal auf dieſelbe). — Strahlenzahl der Floſſen ſcheint mir
kaum hinlaͤngliche Artkennzeichen abgeben zu koͤnnen.
b So iſt es nun alſo allem Zweifel entnommen, daß
Mohrs und Stroͤms Lumpenus keineswegs identiſch ſeyen.
- (Fortſetzung folgt.)
*
Schilderung
mehrerer Ausflüge nach Brinnis bey Delitzſch, 4 Stunden von Leipzig,
in zoologiſcher, vorzüglich ornithologiſcher Hinſicht von Brehm.
(Fortſetzung.)
Denſelben Tag (3. May 1836.) traf ich ganz nahe bey
Brinnis ein Paar Haubenlerchen an und nehme davon
Gelegenheit, etwas uͤber dieſe intereſſanten Voͤgel zu ſagen.
Zuerſt muß ich meinem geehrten Freunde Boje wegen der Auf—
ſtellung der Sippe Galerida meine vollkommene Zuſtimmung
bezeugen. Die Haubenlerchen haben ſo viel Eigenthuͤmliches,
daß ſie nicht mit Alauda vereinigt bleiben konnten. Dieß zeigt
ſich N
1) in der Geſtalt:
Ihr Schnabel iſt viel ausgebildeter, als bey den eigent⸗
lichen Lerchen. Er tritt bey allen Subspecies weit mehr, bey
manchen auffallend, vor. Ihr Fluͤgel iſt kuͤrzer, aber viel breiter,
ein aͤchter Schwebefluͤgel, und ihr Schwanz viel kuͤrzer und
nicht, wie bey den Lerchen, aus-, ſondern abgeſchnitten. Auch
der Körper iſt etwas anders; denn er iſt kürzer und gedrunge⸗
ner, als bey den Lerchen.
Allein weit mehr zeigt ſich die Verſchiedenheit zwiſchen den
Lerchen und Haubenlerchen, Alauda et Galerida,
2) in den Aufenthalsorten:
Die Lerchen leben gern an ſolchen Stellen, an denen ſie
ſich verbergen koͤnnen. Sie halten ſich deßwegen auf den Fel⸗
dern, oder Wieſen, oder Schlaͤgen auf, wo ſie unter Saat,
oder Getreideſtengeln, oder Stoppeln, oder Grashalmen vor
den Augen ihrer vielen Feinde ſich verbergen und fo ſich ihren Ver:
folgungen entziehen koͤnnen. Sie kommen von dieſen Stellen
ans nur zuweilen an freye Orte, nehmlich auf Brachaͤcker, friſch
geackerte oder kuͤrzlich beſaͤete Felder, auf Wege und dergleichen.
Iſis 1841. Heft 2.
I
122
Ganz anders ift es bey den Haubenlerchen. Sie leben an freyen
Orten, und halten ſich deßwegen ſehr gern auf Wegen, Brachen
und umgepflügten Aeckern, oder an ſolchen Stellen auf, an bee
nen das Gras kurz oder die Saat klein iſt. Ja ſie laufen nicht
ſelten auf den die Gaͤrten einſchließenden Lehmmauern, ſogar
auf den Daͤchern, beſonders auf den Strohdaͤchern herum. Sie
fliegen nur zufällig und ungern an ſolche Orte, welche mit etwas
hohem Graſe oder großer Saat bedeckt ſind.
Den größten Unterſchied endlich zwiſchen der Sippe Ca-
lerida et Alauda bietet
3) das Betragen dar:
Die Lerchen leben zur Brutzeit paarweiſe, die übrige Zeit
in groͤßern oder kleinern Fluͤgen; die Haubenlerchen hingegen
findet man auch außer der Brutzeit entweder paarweiſe oder in
kleinen Geſellſchaften, nie in Fluͤgen. Der Flug der eigentlichen
Lerchen iſt raſch, meiſt mit etwas zuruͤckgezogenen Fluͤgeln, felten
ſchwebend. Die Haubenlerchen hingegen haben einen langſamern
und mehr ſchwebenden Flug, bey welchem ſie die Fluͤgel ſtark
ausbreiten. Am meiſten aber zeigt ſich dieſer Unterſchied beym
Singen. Die Lerchen ſteigen ſingend in die Hoͤhe, ſchweben
kurze Zeit in der Luft herum, und laſſen ſich wieder nieder.
Ihr Aufſteigen, Herumſchweben und Niederſteigen dauert hoͤch—
ſtens 5 Minuten. Die Haubenlerchen hingegen ſchweben in
geringerer oder bedeutenderer Hoͤhe in wagerechter Richtung herum,
und bringen auf dieſe Weiſe eine Viertelſtunde, eine halbe, ja
zuweilen eine ganze Stunde und daruͤber ſingend in der Luft
zu. Der Lockton der Lerchen hat etwas Scharfes, der der Hau:
benlerchen etwas Sanftes, Floͤtenartiges und Angenehmes. Ebenſo
verhält es ſich mit dem Geſange. Der Geſang der Lerchen iſt
angenehm, aber wenig floͤtend, der der Haubenlerchen floͤtend
und trillernd und mehr oder weniger angenehm; denn, wie wir
ſehen werden, der Geſang der verſchiedenen Gattungen dieſer
letztern weicht ſehr von einander ab.
Selbſt die Eyer beyder Sippen ſind verſchieden. Die der
Lerchen ſind geſtreckt und die dunkelgrauen Flecken auf ihnen
ſind ſo haͤufig (ſie ſind ſo ſtark dunkelgrau gewaͤſſert), daß man
den Grund wenig erkennen kann. Die der Haubenlerchen hin—
gegen ſind wenig geſtreckt, kurz- eyfoͤrmig und auf hellgrauem
Grunde ſo mit dunkelgrauen Flecken beſetzt, daß man die Grund—
farbe uͤberall deutlich wahrnimmt.
Alles dieß zuſammengenommen rechtfertigt die Annahme
der Sippe Galerida gewiß vor allen denen, welche nicht fo am
alten Linneiſchen Syſteme haͤngen, daß ſie jede Abaͤnderung deſ—
ſelben einen unnoͤthigen Luxus nennen. Ich, dem das Stehen—
bleiben in der Wiſſenſchaft, das ſogenannte Stationaͤre, von
jeher verhaßt geweſen iſt, kann mich uͤber die vielen von Boje
mit großer Umſicht und aͤchtem Scharfſinne aufgeſtellten Sippen
von ganzer Seele freuen, und dieſer beruͤhmte Naturforſcher
wird mir gewiß Recht gaben, wenn ich, wie im Vorhergehenden,
wo ich den Brachpieper nicht mehr zu Anthus, ſondern zu
Corydalla rechne; die Haidelerche nicht mehr zu Alauda, ſon⸗
dern zu Galerida zaͤhle, wie es bereits in meinem Handbuche
der Naturgeſchichte aller Voͤgel Deutſchlands geſchehen iſt. —
Meine Gruͤnde fuͤr dieſes Verfahren ſind folgende: Wenn auch
der Schnabel bey den Haidelerchen lange nicht ſo ſehr, wie bey
den Haubenlerchen hervortritt: fo haben fie doch den gedrunge⸗
nen Koͤrper, den kurzen, vorn gerade abgeſchnittenen Schwanz
8 *
123
und die breiten Schwebefluͤgel der Haubenlerchen; ſelbſt die
Haube auf dem Kopfe iſt vorhanden, nur iſt ſie etwas kurz
und abgeſtutzt. Auch der Aufenthaltsort hat einige Aehnlichkeit.
Die Haidelerchen lieben ebenfalls die freyen Stellen; denn fie
halten ſich am liebſten da auf, wo das Gras oder die Saat
kurz iſt, oder niedrige Stoppeln ſtehen. Hohes Gras und Ge:
treide lieben ſie gar nicht. Ebenſo iſt es im Betragen. Auch
ſie leben paarweiſe oder in kleinen Geſellſchaften; Fluͤge oder
ganze Schaaren, wie dey den Feldlerchen, ſieht man nie von
ihnen. Auch fie ſteigen beym Singen nicht. in die Luft und
laſſen ſich ebenſo wieder herab, ſondern ſie fliegen mit Geſang
oder ſtill auf und laſſen ihre herrlichen Triller, in der Luft
herumſchwebend, gerade wie die Haubenlerchen hoͤren. Dieſer
ſchoͤne Geſang dauert ebenfalls nicht wenige Minuten, ſondern
Viertel⸗, ja halbe, zuweilen ſogar ganze Stunden lang. Auch
der Lockton der Haidelerchen iſt ſo fanft und floͤtend, wie der
der Haubenlerchen. Wie dieſe ſingend auf einer Scholle, einem
Steine oder Erdhaufen ſitzen, wenn fie ihre flötenden Töne
nicht fliegend hören laſſen, ) ebenſo ſitzen die Heidelerchen beym
Singen, wenn ſie ihre herrlichen Triller nicht ſchwebend vor—
tragen, auf der Spitze eines Baumes oder Buſches.
Auch die Eyer der Heidelerchen ſind kurz- eyfoͤrmig, und
ſo auf lichtgrauem Grunde mit dunkelgrauen Fleckchen beſetzt,
daß die Grundfarbe ſehr ſichtbar bleibt. f
Alle dieſe Aehnlichkeiten zuſammen genommen beſtimmten
mich, die Haidelerchen zu den Haubenlerchen zu ſetzen und ich
hoffe, durch das Vorhergehende dieſes mein Verfahren hinlaͤng⸗
lich begruͤndet zu haben.
Nach dieſen vorlaͤufigen Bemerkungen komme ich auf die
verſchiedenen Subspecies der Haubenlerchen und die bey ihnen
gemachten Beobachtungen. Ich beſitze folgende Gattungen:
1) Die große Haubenlerche, Galerida major Br.
(Galerida cristata Boje. Alauda cristata Linn.)
Der Schnabel iſt ſehr geſtreckt; der Schädel fanft ges
woͤlbt; der Oberkoͤrper hellerdgrau ohne Roſtfarbe; die ſpitzige
Haube deutlich; die Äußere Steuerfeder mit wenig Roſt⸗
gelb. Länge 7“ bis 7“ 3",
2) Die hochkoͤpfige Haubenlerche, Galerida cristata
Boje. (Alauda cristata Linn.)
Der Schnabel wenig geſtreckt; der Schädel ſtark ge—
mölbt; der Oberkörper hellerdgrau ohne Roſtfarbe; die
ſpitzige Haube deutlich; die aͤußere Steuerfeder mit wenig
oder mehr Roſtgelb. Länge 6“ 9“ bis 7“ 5",
3) Die Weg⸗Haubenlerche, Galerida viarum Br.
(Galerida cristata Boje. Alauda eristata Linn.)
Der Schnabel ziemlich geſtreckt; der Schaͤdel wenig ge—
woͤlbt; der Oberkoͤrper hellerdgrau ohne Roſtfarbe; die
fpigige Haube deutlich; die Außere Steuerfeder mit wenig
Roſtgelb. Länge 6“ 6“ bis 7“ 1",
4) Die Dorfhaubenlerche, Galerida pagorum Br.
(Galerida eristata Boje. Alauda cristata Linn.)
Der Schnabel ziemlich geſtreckt; der Schädel fanft ge:
woͤlbt; der Oberkörper hellgrau ohne Roſtfarbe; die ſpitzige
Haube deutlich; die aͤußern Steuerfedern mit mehr oder
weniger Roſtgelb. Länge 6“ 6“ bis 7“ 1½.
———
—
124
5) Die kaͤrnthner Haubenlerche, Galerida Karin-
thiaca Br. (Galerida eristata Boje) dit,
Der Schnabel groß und ſehr geſtreckt; der Schädel
ſtark gewoͤlbt; der Oberkörper hellerdgrau, wenig ins Roſt⸗
graue ziehend; die ſpitzige Haube deutlich; die aͤußere Steuer:
feder mit wenigem, aber hellem Roſtgelb. Laͤnge 6“ 11
bis 7 7,
6) Die ſuͤdliche Haubenlerche, Galerida meridionalis
Br. (Galerida eristata Boje.)
Der Schnabel kurz und ſtark; der Schaͤdel aͤußerſt
gewoͤlbt; der Oberkoͤrper hellerdzrau, kaum merklich ins
Rothgraue ziehend; die ſpitze Haube deutlich; die aͤußere
Steuerfeder mit wenig Roſtgelb. Länge 6“ 9% bis 7“ 5%.
7) Die roſtgraue Haubenlerche, Galerida undata
Boje. (Alauda undata Linn.) .
Der Schnabel lang, ſchwach und licht; der Schaͤdel
ſanft gewoͤlbt; der hellgraue Oberkoͤrper zieht beſonders auf
dem Kopfe ſtark ins Roſtgraue; die ſpitzige Haube deut⸗
lich; die aͤußere Steuerfeder faſt ganz roſtgraugelb. Länge
6“ 6 bis zu Du -
Nr. 1. unterſcheidet ſich hinlaͤnglich von den andern
1) durch die Groͤße,
2) durch den langen und etwas duͤnnen Schnabel,
und
3) den wenig gewoͤlbten Kopf.
Sie lebt in der Naͤhe von Berlin und geht wenigſtens
bis an die Elbe. Bey Ahlsdorf brutet ſie — mein theurer
Freund, der Freyherr von Seyffertitz ſchickte mir 2 im
Sommer geſchoſſene Maͤnnchen —; ich ſah ſie uͤberall in der
Umgegend von Berlin und auf der Straße von da nach Wit⸗
tenberg und hörte fie 1832 wunderſchoͤn über der Schloßkirche
dieſer Stadt ſingen. Mein theurer Fehrmann in Berlin,
ſchickte mir ein am 21. März 1833. bey Oranienburg geſchoſ⸗
ſenes gepaartes Paar dieſer Haubenlerchen, welches die Gattung
beſtaͤtigt. Im Winter wandert fie zum Theil ſuͤdlich und kommt
dann nach Mitteldeutſchland, wo ſie die kalte Jahreszeit zu⸗
bringt. Ich ſah ſie im Saalthale, namentlich in der Naͤhe
von Jena, in den Umgebungen Lobedas und erhielt ſie aus der
Gegend von Saalfeld.
Die ich ſah, liefen auf den Straßen herum, flogen von
da auf die Brachen, umgefluͤgten Aecker und an andere freye
Orte, und waren wenig ſcheu. Die Paare hielten ſich treu
zuſammen, und es gewaͤhrte einen angenehmen Anblick, zu ſehen,
wie ſie die Haube bald aufrichteten, bald niederlegten. Sie ſaßen
gern auf erhoͤhten Orten, und flogen ungern weit weg, wenn
ſie aufgejagt wurden. Waren die Gatten getrennt: ſo lockten
fie ſich mit ihrem ſanften Locktone wieder zuſammen. Ihr Ges
fang iſt herrlich, der vorzuͤglichſte unter allen Geſaͤngen, welche
ich je von Haubenlerchen gehoͤrt habe. Er hat etwas ungemein
Sanftes, Floͤtendes und Angenehmes, und bietet eine ziemliche
Abwechſelung dar. Sie ſchwebt ſingend hoch uͤber ihrem Wohn⸗
platze halbe, ja ganze Stunden lang herum und erfreut den
Hörer durch ihre lieblichen Töne. Sie bringt zur Brutzeit und
auch im September und October einen großen Theil des Vor⸗
mittags ſingend zu.
125
Ihre Nahrung beſteht vorzugsweiſe in Saͤmereyen. Im
Sommer feißt fie auch eine große Menge Inſecten, namentlich
Kaͤferchen, welche auf den Stellen, an denen ſie ſich aufhaͤlt,
herumlaufen; allein auch zu dieſer Zeit findet man Getreide
öͤrner und andere Saͤmereyen in ihrem Magen. Im Winter
ſucht ſie auf den Straßen die im Pferdeduͤnger befindlichen un⸗
verbauten Getreidekörner auf, und weiß fie, wenn nicht tiefer
Schnee die Felder bedeckt, auch auf dieſen aufzufinden. Die
ich im Winter ſah, waren alle wohlgemuth, ein deutlicher Be⸗
weis, daß ihnen die Nahrung nicht mangele.
10 Nr. 2. iſt an ihrem kuͤrzern und ſtaͤrkern Schnabel wie
an ihrem ſtark gewoͤlbten Kopf leicht zu erkennen, und nach
meinen Beobachtungen weiter, als die vorhergehende verbreitet.
Ich erhielt ſie von Ahlsdorf und zwar zur Brutzeit, ſah ſie zu
derſelben bey Dresden, hoͤrte ſie bey Rieſa an der Elbe, erlegte
ſie bey Brinnis, 4 Stunden hinter Leipzig, und fand ſie im
May an der Unſtrut. Im Winter bemerkte ich ſie auch im
Saalthale (ich erhielt ſie im Januar von Saalfeld] und ſah
ſie im October und December in Thuͤringen. In Wangenheim
bey Gotha erlegte ich ſie im October auf den Wegen und oͤden
Raſenplaͤtzen in der Nähe des Dorfes und zwiſchen Kranichfeld
und Arnſtadt ſah ich ſie im December neben zund auf großen
Bauernhoͤfen. Sie liefen dort in den Straßen der Dörfer her⸗
um, ſetzten ſich oͤfters auf die Scheunen, befonders auf die mit
Stroh gedeckten. Auch bey dieſen Vögeln habe ich ein Fort⸗
rücken nach Weſten bemerkt. Im Jahre 1805. war dieſe
Haubenlerche an der Unſtrut 6 Stunden von Langenſalze ab—
waͤrts, im Jahr 1807., 1808. und 1809. traf ich ſie zwiſchen
Weimar und Erfurt, 1 Stunde von letzterer Stadt zur Brut⸗
zeit an. Im Junius 1827. fand ich ſie ſchon jenſeit Erfurts
auf dem Wege nach Gotha hin, und zu Ende May 1830.
ſah ich ſie auf den Daͤchern der Vorſtadt von Neuſtadt an der
Orla. Doch ſcheint es ihnen an dieſem letztern Orte nicht, ges
fallen zu haben; denn im naͤchſten Jahre waren ſie von dort
verſchwunden und haben ſich ſeit dieſer Zeit nie wieder zur Brut⸗
zeit dort eingefunden.
Die Haubenlerche, welche ich am 3. May 1886. bey
Brinnis antraf, gehoͤrt zu dieſer Gattung. Sie hielt ſich dort
in der Naͤhe einer Windmuͤhle auf, lief auf dem dieſelbe um—
gebenden Raſen herum, floh auf die Fahrwege und von da auf
die nahe liegenden Brachen, friſch gepfluͤgten oder kuͤrzlich be⸗
fäeten Aecker. Das Maͤnnchen ſaß ſehr gern auf einem dort
befindlichen Erdhaufen, und ſang auf ihm. Das Paar ent⸗
fernte ſich kaum eine Viertelſtunde weit von dieſem Orte und
blieb faſt immer auf den das Dorf umgebenden Wegen. Wenn
das Maͤnnchen ſich fruͤh ſatt gefreſſen hatte: ſtieg es in die
Luft und ſchwebte ſingend herum. Es war ſo eifrig, daß es
am 3. May über eine Stunde hoch in der Luft ununterbrochen
fortſang. Sein Lockton und auch ſein Geſang hat mit dem
des vorhergehenden Aehnlichkeit; allein der Geſang iſt weit we⸗
niger ſchoͤn, voll und rein. Dieſer Unterſchied iſt fo bedeutend,
daß man kaum eine Haubenlerche zu hoͤren glaubt, wenn man
die vorhergehende gehört hat. Die Geſaͤnge dieſer beyden Gat⸗
tungen weichen eben ſo ſehr, als die des Sproſſers und der
Nachtigall von einander ab. Der Geſang unſerer Haubenlerche
hat etwas Ludelndes, was gegen den vollen und floͤtenden Ge⸗
ſang von Nr. 1. ſehr abſticht. Es iſt unmöglich, dieſe Ver:
ſchiedenheit vollſtaͤndig zu ſchildern; man muß beyde gehört haben,
126
um eine deutliche Vorſtellung davon zu erhalten. Wer eine
Haubenlerche für das Zimmer haben will, wähle die große lang⸗
ſchnaͤblige und plattkoͤpfige.
Das eben erwaͤhnte Paar war ziemlich ſcheu. Um 10
Uhr Vormittags ſchoß ich das Maͤnnchen; das Weibchen ent—
fernte ſich ſo weit, daß ich es ganz aus den Augen verlor.
Nachmittags um 3 Uhr ſuchte ich es auf und fand es nach
einiger Zeit auf einer Lehmmauer, welche als Gartenumfriedi⸗
gung diente. Es ſuchte augenſcheinlich ſein Maͤnnchen und war
ſo wenig ſcheu, daß ich es leicht erlegen konnte. So hatte ich
denn nun zu den 5 einzelnen, welche ich ſchon beſaß, ein ſchoͤ⸗
nes gepaartes Paar und wurde dukch daſſelbe Über die Richtig⸗
keit der Annahme dieſer Subspecies außer allen Zweifel geſetzt.
In der Nahrung aͤhnelt ſie der vorhergehenden ſehr. Die
von mir in der ſchoͤnen Jahreszeit geſchoſſenen, hatten meiſt
kleine Käfer und etwas Saͤmereien, die im Herbſt und Winter
erlegten nur die letztern im Magen.
Trotz meinen angeſtrengten Bemuͤhungen war es mir nicht
möglich, ihr Neſt aufzufinden. Ein Ey, welches mir ein Freund
uͤberſchickte, iſt etwas kurz eyrund, wegen der deutlichen Spitze
der Birnform etwas nahe kommend, 103“ lang, 84“ breit,
hellgrau mit dunkelgrauen, ins Olivengraue fallenden Flecken
überall, aber ſo beſtreut, daß der helle Grund ſehr ſichtbar bleibt.
Nr. 3. weicht von der eben beſchriebenen vorzuͤglich
1) durch die etwas geringere Groͤße,
2) den laͤngern und duͤnnern Schnabel und
3) den niedrigen Schädel
ab. Von Nr. 1. unterſcheidet ſie ſich ebenfalls
1) durch den kleinen Koͤrper und
2) durch den weniger geſtreckten Schnabel
— Nr. 3. zeichnet ſich durch ihren langen und duͤnnen Schnabel
ſehr aus — und iſt bey Beachtung dieſer Kennzeichen nicht ſehr
ſchwer von den nahen Verwandten zu unterſcheiden. Sie ſcheint
auf einen ziemlich kleinen Bezirk eingeſchraͤnkt zu ſeyn. Ich
fand ſie zwiſchen Leipzig und Delitzſch, kann aber, da ich den
Strich von da nach Weißenfels, Merſeburg, Halle, Eulenberg
und Duͤben zu unterſuchen außer Stand war, nicht angeben,
wie weit ihre Verbreitung reicht. Im Winter geht ſie mehr
ſuͤdlich und beſucht das Saalthal, namentlich die Gegend von
Jena und Saalfeld; aus der Umgebung der letztern Stadt be⸗
kam ich 3 im Januar erlegte Voͤgel dieſer Subspecies. Am
1. May 1834. traf ich ein gepaartes Paar derſelben bey Sproͤda,
3 Stunden von Brinnis, an. Sie waren dort auf einem breis
ten Fahrwege neben dem Gottesacker, flogen von dieſem aus
auf die nahe liegenden freyen Aecker, oder auf dem Gottesacker,
wo fie beſonders auf den kuuͤrzlich gemachten Graͤbern, wie auch
auf der, den Gottesacker einſchließenden, Lehmmauer herum—
liefen. Ihr Geſang war dem von Nr. 2. ziemlich aͤhnlich,
hatte, wie ihr Lockton ſanfte, flötenartige Toͤne, aber etwas
Ludelndes, und weder die Manchfaltigkeit, noch die Staͤrke,
noch die Reinheit von Nr. 1.; er iſt deßwegen durchaus kein
ausgezeichneter Geſang zu nennen. Auch erinnere ich mich nicht,
das Maͤnnchen eine Stunde lang in der Luft ſingen gehoͤrt zu
haben, es hielt weit weniger lang in derſelben ludelnd aus.
Auf der Gottesackermauer und andern erhoͤhten Orten ſitzend,
ſang es auch. Dieſes Paar war ziemlich ſcheu, und wurde
deßwegen nicht ohne Muͤhe erlegt.
127
Im Julius 1840.“ hatte ich von neuem Gelegenheit,
dieſe Gattung Lerchen zu beobachten. Ich reiſte am 13. dieſes
Monats von Leipzig nach Brinnis. Nicht weit hinter Leipzig,
auf der Straße nach Berlin, eine kleine Strecke hinter der Leipzig⸗
Magdeburger Eiſenbahn, traf ich ein Paar dieſer Lerchen an.
Sie ſaßen auf der Straße neben dem Fahrwege und liefen von
Zeit zu Zeit auf die Chauffeehaufen, um ſich von dieſen aus
bequem umſehen zu koͤnnen. Sie waren ſo wenig ſcheu, daß
ſie den Wagen, in welchem ich fuhr, ganz nahe an ſich herbev⸗
kommen ließen; doch warteten ſie ſein Vorbeyrollen nicht ab,
ſondern flogen, ſobald er ſich ihnen bis auf 5 bis 8 Schritte
genaͤhert hatte, die Straße entlang eine kleine Strecke weit; ſo
daß ſie ſehr bald wieder von ihm eingeholt wurden. Auch dieß⸗
mal ließen ſie ihn nicht an ſich voruͤberfahren, ſondern flogen
vor ihm wieder eine Strecke weit hin. Auf dieſe Weiſe jagten
wir ſie wohl 10 Minuten weit vor uns her, bis ſie endlich ein
Brachfeld neben der Straße bemerkten. Auf diefes bogen ſie
aus, und konnten von dieſem aus ihren erſten Aufenthaltsort
bequem wieder aufſuchen. Es war mir ſehr merkwuͤrdig, daß
dieſe Haubenlerchen, welche ſehr oft von heranrollenden Wagen
beunruhigt werden (denn dieſe Straße iſt ſehr beſucht), noch
nicht gelernt hatten, ſogleich beym Herankommen des Wagens
hinter ihn zu fliegen, und ihren erſten Platz auf dieſe Art ſo⸗
gleich wieder einzunehmen. Ein Flug Hausſperlinge, welcher
nicht weit von ihnen war, benahm ſich viel kluͤger. Dieſe Vogel
hielten es auch für bedenklich, den Wagen an ſich vorüber
kommen zu laſſen; aber fie flogen nicht ſo thoͤricht, wie die
Haubenlerchen, immer vor demſelben hin, ſondern ſammeln
ſich, ſobald er herangekommen war, auf der Spitze einer lom⸗
bardiſchen Pappel und ſahen von ihrer ſichern Hoͤhe herab ganz
gelaſſen und wohlgemuth auf das voruͤberrollende Fuhrwerk.
Bey Zſchortau, 13 Stunde von Brinnis, hatte ich im
Jahre 1835 und 1836 ſtets ein Paar Haubenlerchen vor dem
Dorfe angetroffen. Dieſes Mal aber ſah ich keine; entweder
waren ſie weit von ihren gewoͤhnlichen Aufenthaltsorten weg⸗
geflogen, oder hatten ihn ganz verlaſſen. Sr Auch bey Spröda,
wo ich 4 Jahre fruͤher ein Paar dieſer Voͤgel bemerkte, ſah ich
in dieſem Jahre keins. i
Am 16. Julius 1840. traf ich auf derſelben Stelle, an
welcher ich 4 Jahre früher Galerida eristata gefunden und
erlegt hatte, ein Paar dieſer Gattung an. Sie hatten ihren
Hauptaufenthalt bey der ſchon erwaͤhnten Windmuͤhle und flogen
von dieſer Stelle aus auf ein geduͤngtes und umgepfluͤgtes
Brachfeld. Ich hörte fie beyde locken, aber keinen Geſang vom
Männchen, wahrſcheinlich weil die Jahreszeit ſchon zu weit
vorgeſchritten war. Beyde Gatten waren ſehr wenig ſcheu und
immer in geringer Entfernung von einander. Ich ſah mich
überall nach den Jungen um, aber vergeblich; ich konnte ſie
nirgends entdecken. Den andern Tag gieng ich mit einem Ge:
wehre an dieſelbe Stelle. Bald ſah ich das Maͤnnchen und
ſchoſ es; das Weibchen, welches hinter einer Scholle auf dem
Acker geſeſſen hatte, zeigte ſich bald, lockte nach feinem nicht
eiſcheinenden Maͤnnchen, und wurde auch erlegt. So hatte ich
run von dieſer Subspecies zwey gepaarte Paare, welche auf
das Vollkommenſte mit einander uͤbereinſtimmen und für jeden
Ich nehme des Zuſammenhanges wegen Etwas aus einer
fpätern Reiſe hieher im Voraus.
128
Unbefangenen die Richtigkeit der Gattung außer Zweifel ſetzen.
Ich ſetzte nun meine Nachforſchungen nach den Jungen mit
allem Fleiße fort; aber weder an dieſem, noch an einem der
folgenden Tage konnte ich das Geringſte von ihnen entdecken,
und die ſehr angeſchwollenen Geſchlechtstheile der alten Voͤgel
uͤberzeugten mich, daß ſie wohl noch gebruͤtet haben wuͤrden.
Bey den Vögeln dieſer Subspecies, welche ich im Wins
ter erhielt, fand ich nichts als Koͤrner und Grasſaͤmereyen; die
im Sommer erlegten hatten außer dieſen auch noch Ueberbleibſel
von kleinen Spring- und andern Kaͤfern. 8 N
Nr. 4., welche ſich durch ihren duͤnnen und kuͤrzern
Schnabel von allen 3 vorhergehenden leicht unterſchelden laͤßt,
lebt im nordweſtlichen Deutſchlande, welches dieſe Subspecies
auch im Winter nicht verlaͤßt . Mein theurer Baͤdecker in
Witten in Weſtphalen hatte die Guͤte, mir 4 alte Wintervoͤgel
und ein Paar Geſchwiſter im Jugendkleide zu ſchicken. Alle
ſind einander ſehr aͤhnlich und beſtaͤtigen dieſe Subspecies.
Da ich dieſe Gattung in ihren Sitten nicht beobachten konnte:
werde ich meinen verehrten Freund bitten, mir, wenn dieſe
Haubenlerche in ihrem Betragen etwas Eigenthuͤmliches hat,
darüber Nachricht zu geben, damit ich es in dieſen Blättern
bekannt machen koͤnne. 5 .
Nr. 5. zeigt einen aͤußerſt ausgebildeten Schnabel, den
groͤßten unter allen Haubenlerchen und iſt durch dieſen, wie
durch ihren etwas ins Roſtgraue ziehenden Oberkoͤrper leicht
von allen vorhergehenden, und durch den immer noch erdgrauen
Oberkoͤrper und das Wenige Roſtgelb an der aͤußern Steuer⸗
feder, wie durch die Staͤrke des Schnabels von Nr. 7. zu un⸗
terſcheiden. Sie bildet offenbar auch durch das oft weiter vers
breitete Roſtgelbgrau an der aͤußern Steuerfeder den Uebergang
zu der Galerida undata, was um ſo merkwuͤrdiger iſt, da ſie
von der ihr viel näher wohnenden Galerida meridionalis —
dieſe lebt in Dalmatien — merklich verſchieden iſt. Sie lebt
bey Klagenfurt. \
Rr. 6. unterſcheidet ſich von allen vorhergehenden durch
den kurzen und ſehr ſtarken Schnabel, durch welchen ſich die
Haubenlerchen an die dickſchnaͤbligen Lerchen anſchließen. In
der Zeichnung iſt fie den vorhergehenden — Nr. 5. ausgenom⸗
men — ſehr aͤhnlich, ob ſie gleich ſehr ſuͤdlich wohnt; denn ſie
lebt in Dalmatien und kommt deßwegen wohl nie in unſerem
Vaterlande vor. 5
Nr. 7. iſt bekanntlich von Linne ſchon als eigene Art
aufgeführt worden. Er gibt von feiner Alauda eristata (ſiehe
Gml. Linn. 1 Tom. p. 796): A. rectricibus nigris; extimis
duabus margine exteriore albis, capite eristato, pedibus
atris. Habitat in Italia, Gallia, Germania, Dania et Rus-
sia ad vias et aquas, arvensi major, 61 pollices longa,
canora, bis in anno ova 4 — 5 pariens; solitaria.
Auf der folgenden Seite ſagt er von ſeiner Alauda
undata: A. reetrieibus fuscis, margine rufescentibus,
Die Angabe, daß dieſe Gattung im Winter bey Saalfeld
vorkomme (ſiehe Handbuch der Naturgeſchichte aller Voͤgel
Deutſchl. S. 316) beruht auf einer Verwechſelung von
Nr. 4. mit Nr. 1.
129
pedibus flavicantibus, cristae verticis pennis nigris mar-
gine albis. Coquillade. Buff. hist. nat. des ois. 5. p. 77.
Pl. enl. n. 662. Undared Lark. Lath. syn. II. 2. pag.
391. n. 25.
| Habitat in Galloprovincia, 6°, pollices longa, ma-
ne canora, larvis, locustis, serpentibus victitans. Mas et
femina indivulsi socii.
1% Rostrum supra fuscum, subtus albidum, erista mo-
bilis; color supra ex nigricante et rufescente mixtus, sub-
tus albus; rectrices alarum majores apice albae; remiges
fuscae, margine rufescentes, nonnullae margine aut api-
ce albae; collum pectusque maculis nigricantibus va-
rium. — g
Bey der Beſchreibung der Alauda cristata iſt Folgen—
des zu bemerken: es muß heißen: A. rectricibus nigris
extimis duabus margine exteriore albis flavescentibus sive
rulfescentibus; ja es gibt auch, freylich ausnahmsweiſe, bey
Nr. 2. (ſieh die vorhergehende Beſchreibung) Voͤgel, bey denen
ein Theil der innern Fahne roſtfarben ausſieht. Ganz unrichtig
iſt die Bezeichnung pedibus atris.
Unter ſehr vielen, welche ich ſah, iſt mir nur ein einziger
junger Vogel mit ſchwaͤrzlichen Fuͤßen vorgekommen; nur zu—
weilen haben die Alten hornbraͤunliche Fuͤße, gewoͤhnlich ſind
fie hornweißlich. Auch der Ausdruck ad aquas iſt wohl uns
richtig; ich habe nie bemerkt, daß fie, welche ſtets trockne Stel:
len liebt, ſich an den Ufern der Gewaͤſſer aufhaͤlt. Sie kann
nur zufällig dahin kommen. Das Uebrige iſt richtig.
Bey Al. undata des Linne iſt Folgeudes zu berichtigen.
Anſtatt eristae verticis pennis nigris margine albis muß es
heißen: margine rufescentibus sive flavescentibus. Bey
remiges fuscae, margine rufescentes muß bemerkt werden:
extima fere tota rufescens; denn außer der ſtark ins Roſt—
farbige ziehenden Grundfarbe des Oberkoͤrpers iſt die faſt ganz
roſtfarbene aͤußere Steuerfeder ein Hauptkennzeichen der Gale-
rida undata; denn wenn auch der roſtfarbige oder roſtgelbe
aͤußere Rand der aͤußerſten Steuerfeder bey meiner Galerida
cristata ſich ausnahmsweiſe, und bey Galerida karinthiaca
regelmaͤßig etwas auf die innere Fahne verbreitet: ſo nimmt ſie
doch nie, wie bey Galerida undata, faſt die ganze aͤußere
Steuerfeder ein; dieſe einzige Feder gibt fuͤr dieſe Gattung ein
ſehr ſicheres und leicht zu bemerkendes Kennzeichen ab; auch
zeichnet ſie ſich durch ihre geringe Groͤße auf den erſten Blick
aus. Dennoch halte ich dieſe Coquillade des Buͤffon nicht
für eine richtige Art, ſondern für eine bloße Gattung (Sub-
species) und zwar um ſo mehr, je deutlicher der Uebergang
von Galerida cristata zu ihr durch Galerida karinthiaca ver⸗
mittelt wird. —
Die roſtgraue Haubenlerche ſcheint bloß auf das
ſuͤdliche Frankreich beſchraͤnkt zu ſeyn; auch die meinigen ſtam⸗
men aus dieſem Lande. Linne weiſt feiner A. eristata Italien
als Vaterland an, und daß er darinn Recht hat, iſt mir um
deßwillen hoͤchſt wahrſcheinlich, weil meine ſuͤdliche Haubenlerche,
welche Dalmatien bewohnt — wenigſtens erhielt ich ſie von
daher — eine aͤchte A. eristata, nicht eine A. undata des Linne
iſt. Die Beſtimmung dieſes großen Naturforſchers bey ſeiner
A. undata mas et femina indivulsi socii paßt eben ſo gut auf
alle vorhergehenden Gattungen; aber die „serpentibus victitans“
iſt unrichtig und muß deßwegen wegfallen. —
Iſis 1841. Heft 2.
130
Am Aten May machte ich einen Ausflug in die Laub:
hoͤlzer. a
Am Rande eines Eichenwaldes ſah ich einen ſchwarzruͤ—
digen Fliegenfaͤnger; er ſaß tief auf einem Zweige und
ſah unverwandt nach dem Boden, auf den er zuweilen herab:
flog, um ein Kaͤferchen oder ein anderes Inſect von demſelben
wegzunehmen. Ein Schuß auf ihn mißlang; er war nach dem—
ſelben nirgends mehr zu ſehen, und ich hoffe, daß er unvers
wundet davon gekommen ſeyn ſoll.
In den Hoͤlzern ſelbſt traf ich zu meiner nicht geringen
Verwunderung ein Goldhaͤhnchen mit einem weißen Strei⸗
fen uͤber den Augen. Ich erlegte es, und hatte meinen Re—
gulus pyrocephalus in den Händen. Es war mir ſehr aufs
fallend geweſen, um dieſe Zeit dieſes kleinſte aller europaͤiſchen
Voͤgelchen noch im Laubholze zu finden, da alle andern ſchon
längft in den Nadelwaͤldern angekommen und zum Theil ſchon
mit dem Bauen des Neſtes beſchaͤftigt waren. Doch dieſes
Rathſel loͤſte ſich bald. Es hatte einen verwundeten Fuß, und
es iſt bekannt, daß eine Verwundung den Zug der Vögel aufs
hält. Ich habe dieß mehrmals bey den Schilffängern in
unſern kleinen Teichen bemerkt, und einen ſehr auffallenden Be—
weis fuͤr dieſe Behauptung gibt ein weißer Saͤger, Mergus
albellus Linn., welchen mein geehrter Freund Fehrmann in
Berlin mitten im Sommer auf einem großen Teiche einige
Stunden von jener Stadt erlegte. —
Bald zog ein mir auffallender Geſang meine Aufmerk⸗
ſamkeit auf ſich. Ich blickte auf und erkannte in dem Saͤn⸗
ger, welcher hoch oben auf der Spitze einer Eiche ſaß, den
rothkoͤpfigen Wuͤrger, Lanius ruficeps; fein Weib⸗
chen war nicht weit von ihm. Das Maͤnnchen ſang ununter⸗
brochen, und zwar auf eine merkwuͤrdige, von mir noch nicht
beobachtete Weiſe. Zuerſt glaubte ich, einen großen Schilf—
ſaͤn gelr, Calamoherpe turdoides, zu hören; die Aehnlichkeit
des Geſangs jenes Wuͤrgers mit dem dieſes Schilfſaͤngers iſt
ſo groß, daß ich mich, weil ich wußte, es war kein Teich in
der Naͤhe, im Gebuͤſche nach dem Schilfſaͤnger, den ich fruͤher
auch auf Baͤumen und Straͤuchern angetroffen hatte, uͤberall
umſah. Nun uͤberzeugte ich mich, daß der rothkoͤpfige Wuͤrger,
wie feine Sippenverwandten, auch ein Nachahmer fremder Ges
fänge iſt.
Dieſes Maͤnnchen des Rothkopfs hatte offenbar feinen
Standort in der Naͤhe eines Teiches, der von einem oder meh—
rern Paaren des großen Schilfſaͤngers bewohnt war, gehabt;
denn ich hoͤrte viele kraͤchzende, ſchnalzende, ſchwatzende, quaken⸗
de und auch ſchoͤnklingende und floͤtenartige Toͤne, welche den
Geſang des großen Schilfſaͤngers ſo ſehr auszeichnen, von dem
Wuͤrger, und kann deßwegen nicht glauben, daß dieſe Aehnlich—
keit der Geſaͤnge beyder Voͤgel zufaͤllig geweſen ſey; ſondern
bin überzeugt, der ganze Geſang des Wuͤrgers war angenom—
men: doch vermißte ich bey genauer Beobachtung des Geſan⸗
ges des Wuͤrgers mehrere Gaͤnge aus dem Geſange des Schilf—
ſaͤngers, ein Beweis, daß er nicht ganz vollſtaͤndig aufgefaßt
worden war. —
Nachdem ich den Geſang des Wuͤrgers vollftändig beob—
achtet hatte: wollte ich gern das ganze Paar ſchießen; und
dieß ſchien mir um ſo leichter moͤglich, weil beyde Gatten oft
ziemlich nahe neben einander ſaßen; ich hoffte ſie deßwegen auf
9
131
einen Schuß zu erlegen. Allein in dieſer Hoffnung taͤuſchte ich
mich ſehr. Ein, auch zwey Mal war ich ſchußgerecht an ih⸗
nen; ader da konnte ich nur einen von dem Paare ſchießen,
und das wollte ich nicht. Saßen ſie nahe neben einander:
dann hielten ſie entweder nicht ſchußgerecht aus, oder ſaßen ſo
hoch auf den Wipfeln ungeheuerer Eichen, daß nur ein ſehr
unſicherer Schuß auf ſie haͤtte gethan werden koͤnnen. Daher
kam es, daß ich ſie nach einer beynahe ſtundenlangen Jagd
aus dem Geſichte verlor und nicht wieder auffinden konnte.
Meine Vermuthung, auf welche mich der oben beſchriebene Ges
ſang geleitet hatte, daß der Ort, an welchem ich ſie angetroffen
hatte, nicht ihr Brutplatz ſey, war ſehr gegruͤndet; denn ich
konnte das erwaͤhnte Paar an keinem der folgenden Tage in
dem Eichenwalde wieder auffinden, und doch haͤtte der laute
und eigenthuͤmliche Geſang des Maͤnnchens es ſchon von Weis
tem verrathen muͤſſen. — .
—
Sehr haͤufig waren in dieſen Laubwaͤldern die ſchwarz—
köpfigen Grasmuͤcken. Sie machten ſich nicht nur durch
ihren Geſang, ſondern auch durch ihr bloßes Daſeyn und ihre
Lebhaftigkeit demerklich. Die Baͤume und Straͤucher hatten
noch ſehr wenig Laub und konnten deßwegen die muntern Gras-
muͤcken nicht verbergen. Sie waren ſchon in der Paarung bes
griffen, und deßwegen war es mir leicht, ein gepaartes Paar zu
erlangen.
Ich erhielt zu meiner Verwunderung meine Curruca pi-
leata, welcher ich (ſiehe Handb. S. 418) ein noͤrdliches Va⸗
terland zugeſchrieben habe. Es iſt ſehr moͤglich, daß Brinnis
die ſuͤdlichſte Grenze des Aufenthaltsortes dieſer Grasmuͤcke iſt:
denn ich treffe ſie in unſern Fliederbuͤſchen ſpaͤt und auf dem
Fruͤhlingszuge am erſten hier an, und muß deßwegen vermu—
then, daß ſie ziemlich weit noͤrdlich hinauf gehe. In Brinnis
hatte ich nun Gelegenheit, den Geſang dieſer Platten moͤn⸗
che genau zu beobachten, und fand ihn weit ſchlechter, als den
Plattenmoͤnchgeſang in unſern Fichtenwaͤldern. Der Unterſchied
iſt ganz außerordentlich groß. Der Geſang meines Fichtenplat—
tenmoͤnchs hat fo ſtarke, volle und herrliche Töne und faſt im—
mer einen fo herrlichen Ueberſchlag, daß man ihm nur mit gro—
ßer Freude zuhoͤrt. Ja ich habe einſt einen angetroffen, wel—
cher den Geſang der Singdroſſel ſo taͤuſchend nachahmte,
daß ich ihn herabſchoß, um uͤber ihn Gewißheit zu erlangen.
Wie ſticht dagegen der Geſang der Curruca pileata ab!
Man muß dieß als Kenner hoͤren, um daruͤber urtheilen zu
koͤnnen; denn dieſer hat weder das Volle noch das Floͤtende
ſeines nahen Verwandten. Dabey habe ich auch noch bemerkt,
daß die Curruca pileata die Tone anderer Vögel nachahmt.
Dieß geht ſo weit, daß ich eine antraf, welche den Lockton der
Sum pfmeiſe deutlich vortrug; er nahm ſich neben den uͤbri—
gen ſchoͤnen Toͤnen des Vogels ſehr ſonderbar aus. —
Neben dem einen Waͤldchen huͤtete ein Schäfer feine
ſehr große Heerde. Um dieſe flog eine Geſellſchaft von Rauch—
ſchwalben herum, wahrſcheinlich um die Inſecten, welche
fliegend die Heerde begleiteten, wegzufangen; denn die Luft war
ſo kalt, daß ſie an andern Orten wenige fliegende Inſecten an—
treffen mochten.
Ich ſchoß zur großen Verwunderung des Schaͤfers die
beyden ſchoͤnſten aus dem etwa 20 Stuͤck ſtarkem Fluge, und
hatte ein Paar Cecropis rustica in den Händen, von denen
132
das Maͤnnchen ziemlich ſtark roſtgelb gefärbt iſt. Ueber dieſe
roſtfarbige Ausartung werde ich weiter unten mehr ſagen. Jetzt
bemerke ich nur zuerſt, daß es eine Subspecies gibt, welche
zwiſchen meiner Cecropis rustica und pagorum mitten inne
ſteht, und eine andere, welche kleiner als die 3 mir bereits be⸗
kannten deutſchen Gattungen iſt. Ich gebe deßwegen von die⸗
ſen allen eine kurze Beſchreibung.
1) Die gemeine Rauchſchwalbe, Cecropis ructica
Boje (Hirundo rustica Linn.).
Der Oberkörper blauſchwarz, alle Steuerfedern, die bey:
den mittlern ausgenommen, mit einem weißlichen Flecken,
der Unterkoͤrper weiß, oder roſtgelblich; der Scheitel bu⸗
ckelartig erhoͤht, der Schnabel etwas breit. 4
2) Die Stallrauchſchwalbe, Cecropis stabulorum Br.
(Hirundo rustica Linn.). r
Der Oberkörper blauſchwarz, alle Steuerfedern, die bey:
den mittlern ausgenommen, mit einem weißlichen Fle⸗
cken; der Unterkoͤrper weiß, oder roſtgelblich, der Scheitel
mittelmaͤßig erhoͤht, der Schnabel breit. Ne
3) Die Dorfrauchſchwalbe,
(Hirundo rustica Linn.)
Der Oberkörper blauſchwarz, alle Steuerfedern, die bey:
den mittlern ausgenommen, mit einem weißlichen Fle⸗
cken; der Unterkoͤrper weiß, oder roſtgelb, oder blaßroſt⸗
farben; der Scheitel faſt gar nicht erhoͤht, der Schnabel
ſehr breit. x ;
4) Die Hausrauhfhmalbe,
(Hirundo rustica Linn.).
Der Oberkoͤrper blauſchwarz, alle Steuerfedern, die bey⸗
den mittlern ausgenommen, mit einem weißlichen Fle⸗
cken; der Unterkoͤrper weiß oder roſtgelblich; der Scheitel
faſt gar nicht erhöht, der Schnabel ſehr ſchmal.
Nr. 1. iſt die noͤrdlichſte dieſer Schwalben, welche in un⸗
ſerm Vaterlande vorkommen. Ich erhielt fie aus Kiel und Goͤr—
litz, und ſchoß fie auch, wie wir weiter unten ſehen werden,
im Julius dieſes Jahres in Brinnis. Vielleicht iſt ſie die ein⸗
zige Rauchſchwalbe, welche auf der Ebene vorkommt. Doch
fehlt mir daruͤber die Gewißheit. Sie iſt ſehr geſellſchaftlich,
im Fruͤhjahre traf ich ſie an kalten Tagen in der Naͤhe der
Viehherden, der Gewaͤſſer und der Waͤlder, beſonders an den
Stellen, welche von der Sonne beſchienen wurden oder im
Ueberwinde lagen. Sie kommt aber auch hier, obgleich ſeltner,
als die beyden nachfolgenden Gattungen, vor, und zwar nicht
bloß auf dem Zuge, ſondern auch zur Brutzeit. Ich beſitze ein
im Julius hier geſchoſſenes Maͤnnchen und ein anderes, wel⸗
ches mit ſeinem Jungen auf einen Schuß erlegt wurde. Im
Neſtbau, in dem Geſange und in dem uͤbrigen Betragen habe
ich nichts Beſonderes, oder von dem der andern Abweichendes
gefunden. Sie kommt ſelten vor der Mitte des April hier an,
und verlaͤßt uns zu Ende des September oder zu Anfang des
October; ich erlegte eine junge am 4. October und ſah ſie in
Berlin im Anfange des October 1832. Ja am 23. October
1840. ließ ſich eine auf dem Zuge befindliche Geſellſchaft bey
Schneegeſtoͤber hier nieder, hielt ſich aber nicht auf.
Cecropis pagorum Br.
Cecropis aedium Br.
133
Nr. 2. iſt die gewoͤhnlichſte Schwalbe unſerer Gegend,
und unterſcheidet ſich von der vorhergehenden beſonders durch
den breitern Schnabel und den weniger gewoͤlbten Kopf. Ein
Paar blendend weiße Geſchwiſter meiner Sammlung beſtaͤtigen
die Richtigkeit der Gattung.
Einſt traf ich eine kleine Geſellſchaft zu Ende Aprils in
dem Rodathale an, als ziemlich tiefer Schnee lag. Die armen
Schwalben flogen aͤngſtlich uͤber den Teichen herum, um die
wenigen uͤber demſelben fliegenden Inſecten wegzufangen. Ich
ſchoß die eine, welche am Meiſten ins Roſtfarbige zog, und
hatte zu meiner Verwunderung ein Weibchen. Auch im April
1838., als der tiefe, fuͤr die Inſectenfreſſer ſo verderbliche
Schnee lag — vom 7. bis 17. April — waren dieſe Schwal—
ben einzeln ſchon in unſerer Gegend; doch glaube ich nicht, daß
viele zu Grunde gegangen ſind; denn die Schwalben koͤnnen
ſehr lange hungern.
Nr. 3. zeichnet ſich von den beyden vorhergehenden ganz
beſonders durch den platten Kopf und ſehr breiten Schnabel
aus. Das letztere Kennzeichen faͤllt beſonders in die Augen,
wenn man die Voͤgel von oben anſieht. Ein Paar weiße, ein
altes Geſchwiſterpaar beſtaͤtigt die Gattung. Sie lebt und bruͤ—
tet hier und ſcheint nicht noͤrdlicher zu wohnen. Ihr Geſang
iſt hoͤchſt angenehm und wird nicht nur im Sitzen, ſondern
auch im Fliegen vorgetragen. Mein theuerer Freund, der Herr
Doctor Richter in Roda haͤlt ſeit einigen Jahren ein Paar die—
ſer Schwalben lebendig. Fruͤher war dieſes ein Paar herrliche
reinweiße, von denen eine jetzt meine Sammlung ziert. Er
hatte ſie aufgezogen und zwar groͤßten Theils mit Ameiſeneyern,
ſpaͤter bekamen ſie groͤßten Theils Quark, einige Ameiſeneyer
und Mehlwuͤrmer und befanden ſich ſehr wohl dabey. Er hat
in den Mittheilungen der Geſellſchaften des Oſterlandes einiges
Intereſſante uͤber ſie niedergelegt, und ich gebe hier nur We—
niges, was ich ſelbſt beobachtete. Sie waren in einem großen,
mit Drathgitter umgebenen Vogelbauer (einer ſogenannten vo—
liere), und hatten, um ſich aufzuſetzen, nicht nur ein Paar
Sitzſtangen, ſondern auch einen in der Schwebe haͤngenden
Ring. Dieſer Käfig iſt fo groß, daß fie in demſelben herum:
fliegen koͤnnen, was ſie auch oft thun.
Es iſt ein eigner Anblick, fie freſſen zu ſehen. Sie ſtuͤr—
zen ſich von den Sitzſtangen oder dem Ringe auf den Freß—⸗
napf herab und werfen das Futter kluͤmpchenweiſe oder die
Ameiſeneyer einzeln in die Speiſeroͤhre hinab. Man ſieht es
ihnen auf den erſten Blick an, daß ſie nicht zum Aufnehmen
der Nahrung im Sitzen beſtimmt ſind; denn ſie benehmen ſich
dabey ziemlich ungeſchickt, und flattern immer mit den Fluͤgeln,
als wollten ſie auch hier im Fliegen ihre Nahrung zu ſich neh—
men. Sie freſſen viel und machen ganz eigne Gebaͤrden und
Bewegungen, um einen Mehlwurm ſo zuzurichten, daß ſie ihn
verſchlingen koͤnnen.
Sie halten ſich ſehr nett und tragen ſich ſehr knapp, die
Fluͤgel gewoͤhnlich nicht von den Kropf- und Bruſtſeitenfedern
bedeckt, ſondern frey gehalten. Sie bleiben ungern und nie
lange auf dem Boden ihres Kaͤfigs, ſondern fliegen ſehr bald
auf die Sitzſtangen auf. N
Die eine der weißen Geſchwiſter hatte die ganz eigne Ge—
wohnheit, daß ſie ſich im Gehen, zuweilen auch im Fliegen
ruͤckwaͤrts wie ein Krebs bewegte. Dennoch lebte fie noch über
134
ein Jahr lang. Die andere war ganz traurig und deßwegen
gab ihr mein geehrter Freund eine gewoͤhnlich gezeichnete zur
Geſellſchaft, dieß geſchah im Sommer 1839. Ich ſah ſie im
Junius dieſes Jahres und fand ſie wunderſchoͤn. Sie war
viel größer und vollkommner als die weißen, und was mir das
Merkwuͤrdigſte iſt, ſchoͤn roſtfarben am Unterkoͤrper. Ich werde
weiter unten darauf zuruͤckkommen.
Die Mauſer dieſer Schwalben fiel in den Winter, bes
gann im Januar und wurde im Februar beendigt. So iſt es
auch in der Freyheit. Unſere Schwalben erneuern im Auguſt
und September nur die kleinen Federn am Unterkoͤrper, beſon⸗
ders die, welche die Weibchen durch die Brut verloren haben;
alle andern werden fern von uns in warmen Ländern im Win:
ter vermauſert. Dieſe zahmen Schwalben meines Freundes ge—
hören zu den ſchoͤnſten Stubenvoͤgeln, welche ich je ſah. —
Noch muß ich bemerken, daß bey dieſer Schwalbe der
Unterkoͤrper oft ganz ſchoͤn roſtfarben ausſieht. —
Nr. 4. unterſcheidet ſich von allen vorhergehenden 1) durch
den ſehr kleinen Schnabel, und 2) durch die geringe Körper:
größe; denn fie iſt auffallend kleiner, als die andern deutſchen
und bildet dadurch den Uebergang zu mehrern auslaͤndiſchen,
namentlich zu der Cecropis orientalis, welche auf Java lebt
und ſich durch ihre geringe Größe, das etwas ins Gruͤnliche
ziehende Blauſchwarz des Oberkörpers und das den ganzen
Kropfguͤrtel einnehmende Roſtroth des Vorderhalſes unterſchei—
det. Sie lebt in Kaͤrnthen und wahrſcheinlich in andern Laͤn—
dern auf der ſuͤdlichen Alpenkette.
Ich komme nun auf die Ausartung mit blaßroſtfarbigem
Unterkoͤrper; fie ſieht ſehr ſchoͤn aus. Ich beſitze 1 Paar die⸗
ſer Vogel, welche den auslaͤndiſchen mit dunkelroſtfarbigem
Unterkoͤrper, namentlich der Hirundo cahirica und der Hi-
rundo rufa in Nordamerica ſehr aͤhnlich find. Dieſe ſchoͤnen
Vögel hielt ich ſonſt alle für Maͤnnchen, weil ich 2 fo ge
färbte dieſes Geſchlechts ſchoß; allein ſeitdem ich 3 Weibchen
mit mehr oder weniger ins Roſtfarbige ziehenden Unterkoͤrper
erlegte: habe ich meine Meynung geaͤndert, und weiß nun ge—
wiß, daß dieſe ſchoͤne Zeichnung bey beyden Geſchlechtern vor—
kommt. Andere Naturforſcher glauben, die am Unterkoͤrper roſt⸗
farbigen Rauchſchwalben ſeyen recht alte Voͤgel; allein auch
darinn irren ſie ſich. Die zahme, bunte Schwalbe, welche Rich—
ter in Roda beſitzt, hat einen ſo ſchoͤnen roſtfarbenen Unterkoͤr—
per, als man ihn nur ſehen kann, und dennoch iſt es ein ein—
jaͤhriger Vogel; denn er iſt erſt im vorigen Jahre aus dem
Neſte genommen; und ich befiße ein junges Maͤnnchen,
welches noch gefuͤttert wurde, das an allen friſch hervor—
gewachſenen Federn echt roſtfarben ausſieht, deßwegen ganz mit
großen roſtfarbigen Flecken am Unterkoͤrper beſetzt iſt, woraus
man deutlich ſieht, daß es in der naͤchſten Mauſer dieſe Farbe
bekommen haͤtte, alſo gerade wie die zahme Schwalbe des Hrn.
Doctor Richter als einjaͤhriger Vogel am Unterkörper ſchoͤn
roſtfarben ausgeſehen haben wuͤrde.
Dieſe beyden Beyſpiele beweiſen unwiderſprechlich, daß der
roſtfarbige Unterkoͤrper nicht Folge hohen Alters iſt, ſondern
ſchon bey einjährigen Voͤgeln vorkommt; doch habe ich noch
keine unvermauſerte junge Rauchſchwalbe mit ſolchem Unterkoͤr—
15 geſehen; dieſer zieht bey ihnen hoͤchſtens ins Roſtgelb—
iche. —
135
Eben fo Unrecht wuͤrden diejenigen haben, welche die
Rauchſchwalben mit roſtfarbigem Unterkoͤrper für eine beſondere
Art halten wollten. Dieſe bilden fie durchaus nicht. Ich ha=
de nicht nur roſtfarbig und weiß am Unterkoͤrper gefaͤrbte mit
einander fliegen ſehen, ſondern ich beſitze auch das ſchon oben
bemerkte junge Männchen mit roſtfarben geflecktem Unterkoͤr⸗
per, das mit ſeinem Vater auf einen Schuß erlegt wurde;
aber dieſer hat keinen roſtfarbigen, ſondern einen weißlichen Un⸗
terkörper; ein deutlicher Beweis, daß dieſer roſtfarbige Unter
koͤrper keine eigne Art begründen kann. —
Was iſt aber dieſes Roſtfarben? Nichts, als eine zu⸗
fällige Ausartung, welche wir bey manchen andern Voͤgelar⸗
ten, namentlich bey den Krieck- und Knaͤckenten in groͤß⸗
ter Vollkommenheit finden; denn bey dieſen, namentlich bey
manchen Maͤnnchen der erſtern, und manchen Weibchen der
letztern iſt faſt der ganze. Unterkoͤrper aͤcht roſtfarben. Sie iſt
es bey unſern Schwalben; fie nähern ſich durch dieſe Zeich⸗
nung ſehr der Cecropis cahirica et rufa, und bilden den
Uebergang zu dieſen beyden. —
Allein eine Merkwuͤrdigkeit muß ich noch erwähnen. Un⸗
ſere Schwalbe heißt Rauchſchwalbe aus dem Grunde, weil ſie
in den Rauchfaͤngen niſtet. Allein thut dieß eine in Deutſch—
land? Ich wenigſtens habe noch kein Neſt in einem Rauchfan—
ge oder Schornſteine geſehen. Die vorher beſchriebenen Schwal⸗
ben bauen ihr Neſt zwar in die Gebaͤude, aber niemals dahin,
wo viel Rauch iſt. Ich ſah ſie in Staͤllen, Thorfahrten,
Hausfluren und Kammern der Landleute, und nie mehr als
eins in einem von dieſen Orten. Dieſe Schwalben niſten bey
uns durchaus nicht, wie die Fenſterſchwalben in Geſell—
ſchaft, ſondern einzeln; nie ſah ich zwey Neſter in geringer
Entfernung von einander. Wenn aber nun von den Schwal:
ben in England geſagt wird, daß ſie in Geſellſchaft in den
Rauchfaͤngen und Schornſteinen niſten, und es von den in
Nordamerica ausdruͤcklich heißt, daß ſie in Geſellſchaften in
den Schornſteinen bruͤten, weßwegen man von unten, wenn
die Schwalben zu ihren Neſtern fliegen, ein ganz eignes knit—
terndes Geraͤuſch von den Bewegungen der Fluͤgel hoͤrt: ſo
vermuthet der Naturforſcher mit Recht eine Verſchiedenheit der
Arten, naͤmlich der deutſchen und engliſchen Rauchſchwalben;
denn wo man eine ſolche auffallende Abweichung im Betragen
bemerkt, kann man auf eine Verſchiedenheit der Arten mit
Recht ſchließen.
In den Sitten haben hier die engliſchen und americani⸗
ſchen Rauchſchwalben weit mehr Aehnlichkeit, als die engliſchen
und deutſchen.
Ich bitte diejenigen Naturforſcher, denen die Verglei—
chung dieſer eben genannten Schwalben vergoͤnnt iſt, ſie genau
anzuſtellen und das Ergebniß derſelben in dieſen Blättern bes
kannt zu machen.
Den Aten May richtete ich meine Hauptaufmerkſamkeit
auf die Feldlerchen, welche mir, wie oben geſagt wurde,
ſchon früher aufgefallen waren. Ich bemerkte bald, daß die
auf den großen, weiten Wieſen lebenden anders und zwar
ſchlechter ſangen als die, welche ſich auf den Aeckern aufhalten.
Ihr Geſang war weit weniger melodiſch; denn er hatte weder
das Angenehme, noch das Achwechſelnde der andern Feld ler—
che. Ich nahm das Gewehr und einige gluͤckliche Schuͤſſe
136
deſſelben zeigten mir in der Verſchiedenheit der Bildung dieſer
Lerchen den Grund der Abweichung ihres Geſanges. Ich be—
nutze dieſe Gelegenheit, um meine uͤber die Feldlerchen gemach⸗
ten Beobachtungen hier mitzutheilen. Es war mir ſchon fruͤ⸗
her wahrſcheinlich, daß die Feldlerchen, welche uͤber den groͤßten
Theil von Europa verbreitet ſind, und die verſchiedenartigſten
Gegenden und Orte bewohnen — ſie leben ebenſowohl auf den
etwas ſumpfigen Wieſen, als auf den in Ebenen, in Thaͤlern
und auf Bergen liegenden Aeckern, ja ſogar auf den Wald⸗
tiefen und Schlägen der Gebirge, wie auf dem Bug von Ruͤ⸗
gen — auffallende Verſchiedenheiten in Bildung und Groͤße
darbieten und mehrere Subspecies bilden würden, und dieß
habe ich auf das Vollſtaͤndigſte beſtaͤtigt gefunden. Ich bezeichne
zuerſt dieſe Unterſchiede und werde dann einige Beobachtungen
folgen laſſen.
1) Die wahre Feldlerche, Alauda arvensis Linn. et
Brelim.“ |
Durch die Augen und unter den Wangen ein weißer
Streif, die erſte Steuerfeder faſt ganz, die zweyte auf
der aͤußern Fahne weiß, der Schnabel etwas kurz, ſtumpf,
vor den Naſenloͤchern kaum zuſammengedruͤckt, der Kopf
flach gewoͤlbt. Länge 6“ 6“ bts 7“ 1
2) Die Wieſenfeldlerche, Alauda pratorum Br. (Al.
arvensis Linn ) 4
Durch die Augen und unter den Wangen ein weißer
Streif, die erſte Steuerfeder faſt ganz, die zweyte an
der aͤußeren Fahne weiß, der Schnabel geſtreckt, duͤnn,
ſpitzig, an den Naſenloͤchern breit, vor ihnen merklich
ſchmaͤler, der Kopf faſt gar nicht gewoͤlbt. Laͤnge 6“
6% bis 7.
3) Die Saatfeldlerche, Alauda segetum Br. (Al. ar-
vensis Linn.)
Durch das Auge und unter den Wangen ein weißer
Streif, die 1. Steuerfeder faſt ganz, die 2te auf der
aͤußern Fahne weiß, der Schnabel geſtreckt, ſtark, vor
den Naſenloͤchern zuſammengedruͤckt, der Kopf flach ges
woͤlbt, auf der Stirn ſehr gefurcht; Länge 6“ 9" bis
74 zn
4) Die ſtarke Feldlerche, Alauda robusta Br. (Al.
arvensis Linn.) f
Durch das Auge und unter den Wangen ein weißer
Streif, die erſte Steuerfeder faſt ganz, die zwepte auf
der äußeren Fahne weiß, der Schnabel kurz, ſtark,
ſtumpf, vor den Naſenloͤchern kaum zuſammengedruͤckt,
der Kopf ſtark gewoͤlbt, Laͤnge 6 Zoll 9 Linien bis 7
Zoll 3 Linien.
5) Die Bergfeldlerche,
arvensis Linn.)
Durch die Augen und unter den Wangen ein weißer
Alauda montana Br. (Al. |
„Den letztern Namen fege ich hinzu, weil fie durch mich ges
nauer beftimmt wurde,
137
Streif, die erſte Steuerfeder fat ganz, die 2te nur auf
der Aufern Fahne weiß, der Schnabel ſehr geſtreckt, ſpi—
gig, vor den Naſenloͤchern ploͤtzlich ſchmaͤler, der Kopf
ziemlich gewoͤlbt. Länge 6 3. 7 L. bis 7 3. 1 Linie.
6) Die Ackerfeldlerche. Alauda agrestis Br. (Alau-
da arvensis Lin.)
Durch die Augen und unter den Wangen ein weißer
Streif, die 1. Steuerfeder faſt ganz, die 2. auf der aͤu—
ßern Fahne weiß, der Schnabel kurz, ſtumpf, nicht zu:
ſammengedruͤckt, der Kopf aͤußerſt gewoͤlbt; Länge 6 8.
4 L. bis 6 Z. 10 L.
7) Die Lerche vom Bug. Alauda Bugiensis Loewen-
stein et Brehm. (Alauda arvensis Lin.)
Durch die Augen und unter den Wangen ein weißer
Streif, die 1. Steuerfeder faft ganz, die 2. auf der aͤu—
ßern Fahne weiß, der Schnabel klein; denn er iſt kurz,
duͤnn und ſpitzig, der Kopf ganz flach, die Schwung- und
Steuerfedern ſeyr ſchmal; Laͤnge 63. 4 L. bis 6 3.
10 Linien.
8) Die kurze Feldlerche.
Alauda galeridaria Br.
(Alauda arvensis Lin.)
Durch die Augen und unter den Wangen ein weißer
Streif, die 1. Steuerfeder faſt ganz, die 2. nur auf der
aͤußern Fahne weiß, der Schnabel kurz, ſtark, vor den
Naſenloͤchern nicht zuſammengedruͤckt, der Kopf ſtark ge:
woͤlbt, der Schwanz kurz, die Geſtalt haubenlerchenartig;
Länge 63. 3 L. bis 6 3. 9 L.
9) Die weißkehlige Feldlerche.
Br. (Alauda arvensis Lin.)
Ein Streif durch das Auge und unter den Wangen
wie der Vorderhals, die 1. Steuerfeder faſt ganz, die
2. auf der aͤußern Fahne weiß, der duͤnne Schnabel mes
nig geſtreckt, vor den Naſenloͤchern kaum zuſammenge⸗
e Kopf ziemlich ſtark gewoͤlbt; Länge 6 3. 3 L.
bis 9 L.
Alauda albigularis
10) Die ſchlanke Feldlerche.
(Alauda arvensis Linn.)
Ein lichter Streif durch das Auge und unter den Wan:
gen, die 1. Steuerfeder faſt ganz, die 2. auf der aͤußern
Fahne und an der Spitze weiß, der Schnabel duͤnn und
geſtreckt, an den Naſenloͤchern breit, vor ihnen allmaͤhlig
ſchmaͤler, der Kopf etwas gewoͤlbt, Körper und Flügel
lang; Laͤnge 7 Z. bis 7 Z. 6 L.
Alauda gracilis Br.
11) Die dünnfhnäblige Feldlerche. Alauda tenui-
rostris Br. (Alauda arvensis Linn.)
Durch das Auge und unter den Wangen ein weißlicher
Streif, die 1. Steuerfeder faſt ganz, die 2. auf der
aͤußern Fahne weiß, der Schnabel ſehr dünn und ges
ſtreckt, der Kopf etwas gewoͤlbt; Länge 6 3. 4 L. bis
10 Linien.
fie 1841. Heft 2.
138
Nr. 1. iſt wahrſcheinlich die eigentliche Feldlerche Kin:
ne's; denn fie uͤberwintert in Weſtphahlen und zuweilen auch
bey uns, woraus man gewiß mit Recht ſchließen kann, daß ſie
auch noͤrdlich von uns lebt. Sie findet ſich in einem großen
Theile von Deutſchland und zwar in den getreidereichen Ge—
genden um Leipzig, ſo daß die meiſten ſogenannten leipziger
Lerchen dieſer Art angehoͤren. Ich fand ſie aͤußerſt haͤufig in
den Ebenen um Brinnis; ſie iſt dort, nebſt den Sperlingen,
offenbar der gemeinſte Vogel. Ich ſah ſie auf allen Feldern,
auf denen nicht hohe Frucht ſtand. Sie lief auf den friſch
befüeten Gerſten-, Hafer: und Erbſenaͤckern, wie auf den Bra⸗
chen und Kleefeldern, zuweilen auch auf den Rainen zwiſchen
den ſchon mit hohem Roggen bewachſenen Aeckern herum. Oft
jagten 2 Maͤnnchen einem Weibchen nach, und man ſah. dieſen
an ihrem ganzen Betragen die Eiferſucht an; dann ſtießen ſie
oft auf einander, und ſuchten einander zu vertreiben. Dieß
dauert ſo lange, bis die Paarung vorbey und die Ehe wieder
veſt geſchloſſen iſt. Von Zeit zu Zeit ſteigt das Maͤnnchen
ſingend in die Luft, ſchwebt eine Weile in einer ſolchen Hoͤhe
herum, daß ſie dem Auge wie ein großer Punkt erſcheint, und
laͤßt ſich dann ſchwebend und ſingend herab. Sie bleibt ge:
woͤhnlich 3 bis 5 Minuten in der Luft. Ihr Geſang hat
etwas ſehr Angenehmes, ob er gleich nur aus 4 Toͤnen beſteht;
denn dieſe Toͤne klingen alle voll, lieblich und ſchoͤn und wer—
den auf ſo manchfaltige Art verbunden, daß dieſer Geſang viel
Abwechſelung hat. Ich habe ihn ſchon oft hier um Renthen—
dorf gehoͤrt; denn dieſe Lerche ſingt, wie alle ihre nahen Ver—
wandten, auf dem Zuge. Daher kommt es auch, daß ſie ihren
Geſang vollſtaͤndig mitbringt, wenn ſie zu uns kommt, und ihn
nicht erſt, wie die Edelfinken und andere Voͤgel, einuͤben muß,
was man bekanntlich Dichten nennt. Ich habe ſie hier ſchon,
als eine wahre Verkuͤndigerin des Fruͤhlings, in den erſten Ta⸗
gen des Maͤrz ſingen hoͤren; denn ſie kommt in der letzten
Hälfte des Februar hier an, zuweilen ſchon am 16., gewoͤhn⸗
lich aber erſt am 24. und 25. und oft noch ſpaͤter. Sie
ſtreicht dann einige Zeit auf den hieſigen Feldern herum; aber
zu Anfang Aprils ſind auch die letzten verſchwunden, wenn ſie
nicht durch ganz beſonders unguͤnſtige Fruͤhlingswitterung, wie
im Jahre 1816, 1817 und 1837, zuruͤckgehalten werden.
Denn in dieſen Jahren verließen ſie uns erſt zu Ende Aprils.
Sie kommen in kleinen Geſellſchaften, welche, wie bekannt, am
Tage ziehen, bei uns an, und fallen beſonders gern auf die
Haberſtoppeln, in denen ſie ſich ſo geſchickt zu verbergen wiſſen,
daß es, wenn ſie ſich druͤcken, faſt immer unmöglich iſt, fie zu
ſehen. Es iſt mir nur ein Paar Mal gelungen, ſie im Sitzen
wahrzunehmen. Wenn man ihnen zu nahe auf den Leib
kommt: fliegen ſie bogenfoͤrmig mit ihrem bekannten Locktone
auf, und ſtreichen dann, wenn fie noch nicht an ihrem Brut:
orte angekommen ſind, lange in der Luft herum, ehe ſie ſich
wieder niederlaſſen. Da beide Geſchlechter ſchon auf dem Zuge
bey einander ſind, und gewoͤhnlich nicht weit von einander lie—
gen: ſo erhebt ſich der eine von den Gatten auf den Lockton
des andern auch mit in die Luft, begleitet ihn auf ſeinem Spa⸗
zierfluge und laͤßt ſich dann zugleich mit ihm nieder. Oft
kommt auch noch ein Maͤnnchen oder ein Paar Lerchen hinzu,
und man ſieht dann 3 oder 4, zuweilen auch 5 mit einander
fliegen. Je näher die Zeit der Fortpflanzung heranruͤckt, deſto
kuͤrzer werden dieſe Spazierfluͤge, ſelbſt wenn fie noch vom
Brutorte fern ſind. Faͤllt ſehr unguͤnſtige Witterung ein:
dann ſchlagen ſich die einzelnen Paare in Geſellſchaften oder
9 *
139
Flüge zuſammen, und ich habe dann ſchon auf 60 Stuͤck, ja
am 10. April 1837. Hunderte auf einer quellenreichen Wieſe
zuſammen geſehen; denn bey tiefem Schnee ſuchen ſie ihre
Nahrung in den Thaͤlern an den Gewaͤſſern, oder auf dem
Duͤnger, welcher auf die Felder gefahren wird, oder auf den
Straßen, oder auf den Raps- und Ruͤbſenaͤckern, indem ſie
dann die grünen Blätter verzehren. Die Höhen, auf denen fie
zur Zeit der Wanderung zuweilen angetroffen werden, verlaſſen
ſie dann ganz, weil ihnen dieſe keine Nahrung darreichen koͤn—
nen. Im Winter findet man ſie auf den Straßen und an
den andern eben genannten Orten. Merkwuͤrdig iſt es, daß
fie die höher liegenden Gegenden im Fruͤhjahre weit ſpaͤter bes
ſuchen, als die niedrigen, ſelbſt wenn der Schnee in jenen ge—
ſchmolzen iſt. Auma liegt nur 3 Stunden von hier, aber
merklich hoͤher, als Renthendorf, und daher kommt es, daß wir
hier die Lerchen 8 bis 12 Tage fruͤher haben, als die Bewoh—
ner Auma's; aber die Feldlerche kann hier auch den Fruͤhling
eher ankuͤndigen, denn er tritt in Wahrheit um 8 bis 12 Tage
fruͤher, als in Auma ein. Im October kommt ſie wieder in
die hieſige Gegend zuruͤck, fällt auf die Stoppelacker, vorzuͤglich
auf die, auf welchen Hafer geſtanden hat, haͤlt ſich aber nur
kurze Zeit auf, und verſchwindet zu Anfang des November, die
wenigen hier uͤberwinternden ausgenommen, ganz; doch findet
man in der rauhen Jahreszeit nicht nur in Weſtyhahlen und
Holland, ſondern auch in Daͤnemark nicht wenige dieſer Ler⸗
chen. Sie ſind zu jeder Jahreszeit ziemlich ſcheu, zur Brut—
zeit natuͤrlich am wenigſten; aber doch immer noch ſo ſehr, daß
ſie an freien Stellen oft nicht ſchußgerecht aushalten. Sie ſind
um deßwillen ſo liebe Singvoͤgel, weil ſie zu Anfang des Maͤrz,
ſelten zu Ende Februars zu ſingen anfangen, und zu Ende
des Julius erſt aufhoͤren, ja ſich zuweilen noch in den erſten
Tagen des Auguſt hören laſſen. Sie find, nebſt den Wach—
teln, die einzigen Saͤnger, welche die weiten Getreidefelder be—
leben und durch ihren ſchoͤnen Geſang den Landmann, wie den
Wanderer erfreuen; ſie ſind mir von jeher auch als Verkuͤndi—
gerinnen des Frühlings ſehr werthe Voͤgel geweſen.
Ihre Nahrung
beſteht vorzugsweiſe in Saͤmereien. Sie freſſen eben ſowohl
ölige, als mehlige. Im Fruͤhjahre und Sommer ziehen fie die
erſteren vor, weil ſie da Auswahl haben. Sie ſuchen dann
alle dieſe Saͤmereien, welche ausgefallen ſind, auf; aber ſie ver—
zehren auch eine Menge Grasſaͤmereien, welche ſie ganz beſon—
ders auf den Rainen finden, und auf den Aeckern da, wo
Grasarten unter dem Getreide geſtanden haben, aufſuchen.
Ob ſie wirklich den Feldknoblauch, wie man behauptet, ſehr
gern freſſen, und von ihm den guten Geſchmack bekommen, wel—
chen man an den leipziger Lerchen ſo ſehr ruͤhmt, will ich da—
hin geſtellt ſeyn laſſen. Im Winter muͤſſen fie mit Getreide
koͤrnern, welche fie auf den Feldern aufleſen und aus dem
Duͤnger, in welchem ſie natuͤrlich nur wenige unverdaute fin—
den, herausſuchen, vorlieb nehmen. Außer den Saͤmereien ge—
nießen ſie eine große Menge von Inſecten, beſonders kleine Kaͤ—
ferchen, als kleine Lauf-, Spring-, Sonnen- und andere Käfer, neben
welchen ſie aber immer auch noch Saͤmereien verzehren. In
großer Bedraͤngniß freſſen fie auch Blaͤtter, namentlich, wie
ſchon oben geſagt wurde, Raps-, Ruͤbſen- und Brunnenkreß⸗
blaͤtter; dieſe färben dann ihren Koth gruͤn, bekommen ihnen
aber, wenn ſie ſich nur einige Tage von ihnen naͤhren muͤſſen,
ſo ſchlecht, daß viele von ihnen ſterben.
— —
N 140
Fortpflanzung.“
Die wahre Feldlerche niſtet in den getreidereichen Ebenen
Deutſchlands jaͤhrlich 2, felten 3 Mal. Man findet ihr Neſt
mit Eyern zum erſten Mal ſelten vor dem 10. May. Ein
gepaartes, dieſe Subspeeies beſtaͤtigendes Paar, welches ich am
8. May 1836. bey Brinnis auf einen Schuß erlegte, hatte
noch keine Eyer; doch wuͤrde das Weibchen in wenigen Tagen
gelegt haben. Das Neſt ſteht in einer von den Lerchen ges
—
ſcharrten Vertiefung in nicht ſehr hohem Getreide; wenigſtens
fanden wir es noch nicht im Roggen — man kann es freylich
in dieſem, ohne die ſchoͤnen Halmen zu zertreten, auch nicht
ſuchen — ſondern im Waizen, früh geſaͤetem Hafer, und nicht
zu junger Gerſtenſaat, auch auf Kleeaͤckern gewoͤhnlich verbors
gen. Man entdeckt es am leichteſten, wenn man auf das ſin⸗
gende Maͤnnchen Achtung gibt; dieſes laͤßt ſich, wenn es aus
der Luft herabſteigt, gewoͤhnlich in der Naͤhe des Neſtes nieder.
Man geht dann in den Furchen der Aecker hin, und bemerkt
genau die Stelle, auf welcher eine Lerche auffliegt. Sollte das
bruͤtende Weibchen auch, ehe es aufflog, eine kleine Strecke weit
gelaufen ſeyn: ſo wird man doch bey einigem Nachſuchen das
Neſt bald entdecken; denn die Lerchenneſter ſind viel leichter zu
finden, als die der Pieper. Es iſt von zarten, duͤrren Grass
halmen und Grasblaͤttern gebaut, hat zur aͤußern Unterlage oft
auch einige groͤbere Grasſtengel und Wurzelfaſern, und iſt ins
wendig ſehr glatt und ſchoͤn mit zarten Grasblaͤttchen ausge⸗
legt. Es enthält gewoͤhnlich 4 laͤnglich-eyrunde, 93““ lange,
73“ breite, glattſchaͤlige, glänzend lichtgraue, überall dunkelgrau
gewaͤſſerte Eyer, welche das Weibchen, dem fein treues Maͤnn⸗
chen Nahrung bringt, allein auszubruͤten pflegt. Die Jungen
ſind Anfangs mit tiefgrauem Flaum ziemlich ſparſam bekleidet,
haben breite, gelbe Schnaͤbel und dicke ſolche Fuͤße, und bekom⸗
men bald Federn, am erſten auf dem Oberkoͤrper. Wenn fie
nicht verſtoͤrt werden: bleiben ſie im Neſte ſitzen, bis ſie fliegen
koͤnnen; wenn ſie aber beunruhigt werden, laufen ſie ſehr bald
aus und verbergen ſich im Getreide vor ihren vielen Feinden.
Beyde Eltern fuͤttern ſie fleißig, vorzuͤglich Anfangs ganz mit
— —
*
Tue u nie m
Inſecten, und führen fie, auch wenn ſie fliegen koͤnnen, fo
lange, bis ſie Gefahren kennen und vermeiden lernen.
ſehen lichter aus als die Alten; denn ihr Lerchengrau zieht in's
Roſtfarbige, und alle Federn des Oberkoͤrpers haben helle, An—
fangs roſtgelbliche Federkanten. Sie verbergen ſich, wenn ſie
Sie
3 —
fliegen koͤnnen, fo geſchickt im Getreide, daß fie ſchwer aufzus -
finden und noch ſchwerer zu erhalten find, In der erſten Mau⸗
ſer werden ſie den Alten im Herbſtkleide ſehr aͤhnlich.
Die Feinde, der Nutzen — Schaden thut dieſe
Lerche gar nicht — wie die Jagd und der Fang derſelben
ſind hinlaͤnglich bekannt.
rung. Schon in fruͤhern Jahren habe ich ſie bei ſpaͤtem Schnee
im Maͤrz ſehr elend geſehen; auch in dieſem Jahre wurden ſie
durch den tiefen Schnee, welcher im März fiel, in die Niedes
rungen getrieben; es kamen jedoch durch ihn nur wenige um.
Ihr Hauptleiden iſt ſchlechte Witte
— —
Allein moͤrderiſch fuͤr ſie war die Witterung vom 7. bis 17. y
April 1837. Es fiel bekanntlich in der Nacht vom 6. zum 7.
April jenes Jahres ein faſt überall gleichfoͤrmiger, 13“ tiefer
Pe
Schnee, welcher ganz Deutſchland und die angraͤnzenden Linz
der bedeckte, und im Norden unſeres Vaterlandes noch tiefer
lag.
Feldlerchen zu ſehen.
wohnenden beym Dorfe Schutz und Nahrung,
Bey Brinnis ſuchten die dort ſchon
Sie liefen mit
Es war ein wahrer Jammer, dieſe und alle andere
141
Feldhuͤhnern, Finken, Rothſchwaͤnzen, Steinſchmaͤtzern, Piepern
und andern Vögeln auf den Wegen, an den Lehmmauern,
welche die Gaͤrten umgeben, auf den Miſtſtaͤtten der Hoͤfe und
an den Ufern eines Teiches unten am Dorfe herum. Hier ſa⸗
hen wir ſie an denſelben Orten und am Bache, wo ſie in klei—
nen Geſellſchaften die wenige Nahrung aufſuchten. Am 10.
April waren die erdmannsdorfer, von nie zufrierenden Quellen
bewaͤſſerten Wieſen von Hunderten dieſer und andern Lerchen
bedeckt, welche die Blätter der Brunnenkreſſe und anderer Waſ—
ſerpflanzen verzehrten. Das Elend der armen Lerchen war ſehr
groß, ſie magerten ganz ab, und ſtarben häufig. Doch wuͤr⸗
den immer noch die meiſten am Leben geblieben ſeyn, wenn
nicht ihre zahlreichen Feinde Tauſende von ihnen vertilgt haͤt⸗
ten. Am Tage kamen die Sperber und fiengenl, fo viel fie
wollten; auch die Kraͤhen und Elſtern waren geſchickt genug,
die mehr flatternden, als fliegenden, abgehungerten Lerchen zu
ergreifen. Die Knaben fingen fie haufenweise auf den Miſt⸗
ſtaͤtten und andern vom Schnee entbloͤſten Plaͤtzen mit Schlag—
gaͤrnchen, Zugnetzen, unter aufgeſtellten Sieben und| mit Leim:
ruthen; auch die allerplumpſte Fangart hatte bey den vor Hun⸗
ger alle Gefahren vergeſſenden Voͤgeln Erfelg. Des Nachts
uͤberraſchten die Katzen die ſchlafenden und brachten viele um.
So iſt es kein Zweifel, daß von den anweſenden Lerchen we⸗
nigſtens 3 Viertheile zu Grunde gegangen ſind. Man merkte
dieß auch deutlich in den folgenden Jahren; denn der ſonſt ſo
vollſtimmige Lerchengeſang ertoͤnte im May ſehr ſparſam auf
den Feldern. Der tiefe Schnee im April jenes Jahres war
um deßwillen fo verderblich für die Fruͤhlingsvoͤgel, weil die
vorausgegangene ſchoͤne Witterung die Faͤhigkeit zur Paarung
bey ihnen hervorgebracht hatte. Da nun bey dem Mangel an
Nahrung, der durch den Schnee herbeygefuͤhrt wurde, der Saft⸗
zufluß mit einem Male gehemmt wurde: ſo erkrankten die Ler⸗
chen und andere Fruͤhlingsvoͤgel, wurden matt, magerten ſchnell
ab und giengen zu Grunde. Man haͤtte im Herbſte 1837.
und 1838. gar keine Lerchengarne ſtellen ſollen, damit ſich ihre
ſehr verminderte Zahl wieder ſchneller hätte vermehren koͤnnen.
Ihre Brut leidet, da ſie auf Ebenen niſtet, ſehr oft durch
das Waſſer, welches heftige Gewitterregen über die Felder ver—
breiten, und mit welchem dann alle Vertiefungen, auch die ihres
Neſtes angefuͤllt werden. u
Nr. 2. hat mit Nr. 1. gleiche Größe — unter den
Feldlerchen eine mittlere — und unterſcheidet ſich von dieſer
vorzugsweiſe durch den Schnabel und den Kopf. Der erſtere
iſt ſchwaͤcher und ſpitziger, gewoͤhnlich auch geſtreckter, und der
letztere viel platter, als bey dieſer. Außer dieſer hat unſere
Feldlerche Aehnlichkeit mit Nr. 11.; nur iſt bey der letztern
der Schnabel noch ſchwaͤcher und geſtreckter. Von allen ans
dern unterſcheidet ſie der duͤnne, geſtreckte und ſpitzige Schnabel,
wie die geringere Größe und der platte Kopf hinlaͤnglich. Fuͤr
die Richtigkeit dieſer Gattung ſprechen 8 gepaarte Paare meiner
Sammlung, von denen ich 2 am 23. May 1835. und das
dritte am 4. May 1836., und zwar jedes auf einen Schuß
bey Brinnis erlegte.
Sie iſt eine Bewohnerinn der Wieſen. Ich fand ſie
auf den großen, ebenen Wieſen Thuͤringens und auf denen bey
Brinnis, befonders an den Stellen, an welchen der Graswuchs
reich und der Boden nicht zu trocken iſt. Eigentlichen Sumpf
142
.
lieben ſie auch nicht; aber da, wo auf und an feuchten Orten
im May viel Gras ſteht, ſind ſie gern. Spaͤterhin lieben ſie
die Stellen mehr, welche mit weniger hohem Graſe bewachſen
ſind; denn in dieſem koͤnnen ſie nicht gut fortkommen. Sie
ſind oft in der Naͤhe der Schafſtelzen; dieſe lieben aber mehr
ſumpfige Wieſen, und wo dieſe weniger feucht ſind, leben dann
dieſe Feldlerchen. Sie fliegen von den Wieſen auch auf die
nahe liegenden Aecker, beſonders auf ſolche, welche nicht ſehr
hohe Saat haben, oder brach liegen; allein die Wieſen bleiben
ihr Lieblingsaufenthalt.
Es iſt ſehr merkwuͤrdig, daf dieſe Gattung von Lerchen
die hieſige Gegend nur hoͤchſt ſelten zu treffen ſcheint; denn ich
habe ſie hier nur 2 Mal, ein Mal bey dem tiefen Schnee im
April 1837. und das andere Mal am 10. April 1838., er⸗
halten, was mir um ſo auffallender iſt, da faſt alle deutſchen
Subspecies von mir oͤfters hier beobachtet und erlegt wurden.
In Norddeutſchland aber lebt ſie; denn ich bekam ſie von mei⸗
nem geehrten Freunde, dem Herrn von Homeyer auf Ner⸗
din in Pommern. Sie iſt alſo hoͤchſt wahrſcheinlich im ganz
zen nördlichen Deutſchlande auf den großen Wieſen gewoͤhnlich.
Wenn dieſe gemaͤht find, muͤſſen dieſe Lerchen natürlich auf
naheliegenden Getreideaͤckern eine kurze Zeit Schutz ſuchen; doch
ſieht man ſie auch auf jenen nach den ausgefallenen Grasſaͤ⸗
mereien herumlaufen, und ſobald das Gras wieder zu wachſen
anfaͤngt, nehmen ſie ihren alten Wohnort wieder ein.
In ihrem Betragen weicht Nr. 2. von Nr. 1. ſehr
ab. Sie iſt weit weniger ſcheu als ihre nahe Verwandte, die
vorhergehende, und deßwegen viel leichter zu ſchießen; fonft wäre
es mir auch nicht moͤglich geweſen, 3 gepaarte Paare in kurzer
Zeit zu erlegen. Einzelne halten zur Paarungs- und Brutzeit
gewoͤhnlich recht gut ſchußgerecht aus, und da man ſie, ehe das
Gras hoch wird, weit ſieht: fo iſt es ſehr leicht}, viele zu ſchie⸗
ßen, was ich jedoch aus ganz natürlichen Gründen nicht that.
Aber noch weit verſchiedener ſind dieſe beyden Subspe—
cies in ihrem uͤbrigen Weſen. Unſere Wieſenfeldlerche hat zur
Paarungszeit etwas ganz Eigenthuͤmliches. Das Weibchen ſitzt
naͤmlich, wenn es kein Futter ſucht, ganz ruhig im Graſe; das
Maͤnnchen aber fliegt flatternd und oft ſchwebend lange Zeit
über ihm herum, indem es gewiſſe Locktoͤne ausſtoͤßt, welche
vom Weibchen verſtanden und gemöhnlid mit ganz leiſen beantz
wortet werden. Hat dieſes Spiel eine Zeit lang gedauert:
dann ſetzt ſich das Maͤnnchen entweder neben dem Weibchen
nieder, oder dieſes fliegt auf und begleitet ſein Maͤnnchen mit
demſelben flatternden Fluge eine Zeit lang, bis beyde, des Flie⸗
gens muͤde, ſich neben einander niederlaſſen. In dieſem ganzen
Betragen liegt etwas ſo Zaͤrtliches und Anſprechendes, daß man
es nicht ohne Theilnahme betrachten kann. Es ſieht aus, als
wolle das Maͤnnchen, welches ſein Weibchen erſt durch Geſang
vergnuͤgt hat, nun einen Beweis ſeiner ganz beſondern Anhaͤng⸗
lichkeit geben, indem es, über demſelben herumflatternd, ſich feis
ner Nähe erfreuen wolle. Dieſes Benehmen iſt fo characte⸗
riſtiſch fuͤr unſere Feldlerche, daß ich fie an demſelben ſogleich
erkannte, ohne mich, wie die erlegten beweiſen, jemals zu irren.
Die Toͤne, welche bey dieſem Spiele ausgeſtoßen werden, ſind
allerdings von denen, welche Nr. 1. im Fliegen hoͤren laͤßt, et
was verſchieden; aber es ſind immer noch ſehr leicht zu erken⸗
nende Lerchentoͤne; allein im Sitzen läßt unſer Vogel zuweilen
143
Toͤne hören, welche ich, wenn ich nicht die fie ausſtoßende Boͤ⸗
gel geſchoſſen hätte, gar nicht für Feldlerchentoͤne gehalten ha⸗
den würde, fo verſchieden find fie von denen der andern Ler⸗
chen. Auch ihr Geſang weicht ab; er iſt nicht ſo voll und
rein, als der der vorhergehenden; allein es gehoͤrt erſt eine ge—
naue Kenntniß dieſer Geſaͤnge und dann immer noch ein feines
Ohr dazu, um ſie zu unterſcheiden. Uebrigens ſteigt das Maͤnn⸗
chen, wie das der vorhergehenden trillernd und ſingend in die
Luft, ſchwebt oben etwas herum, und kommt nach 3 bis 4
Minuten wieder herab.
Ich glaube gewiß, daß unſere Wieſenfeldlerche, wenn die
Wieſen und Felder abgeaͤrntet ſind, ſich auf den Stoppelaͤckern
und in den Raps- und Ruͤbſenſaaten niederlaͤßt; doch kann ich
dieß nicht mit Gewißheit ſagen, weil ich ſie, wie ich ſchon oben
bemerkte, noch nie auf dem Herbſtzuge antraf.
In ihrer Nahrung weicht fie auch etwas von der vor⸗
hergehenden ab; denn Grasſaͤmereien machen ihre Lieblingsnah-
rung aus; ſie ſcheint ſie ſelbſt den Inſecten vorzuziehen. Die
im May von mir erlegten hatten faſt lauter Grasſaͤmereien im
Magen; doch iſt es mir nicht moͤglich, die Arten, welche ſie
frißt, zu beſtimmen. Von Inſecten verzehrt ſie vorzuͤglich kleine
Kaͤferchen.
Ihre Fortpflanzung
erfolgt ſpaͤter, als die von Nr. 1. Das Paar, welches ich am
4. May 1836. bey Brinnis erlegte, hatte zwar angeſchwollene
Geſchlechtstheile; allein unter 14 Tagen haͤtte das Weibchen
gewiß nicht gelegt. Anders war es bey den beyden gepaarten
Paaren, die ich am 23. May 1835. ſchoß. Die Weibchen
hatten ſchon angeſchwollene Eyer, von denen eins den andern
Tag gelegt worden waͤre. Ich bin alſo gewiß uͤberzeugt, daß
man vor der Mitte Mays die Neſter dieſer Voͤgel vergeblich
ſuchen würde, und gewoͤhnlich nur zu Ende dieſes Monats mit
der vollen Eyerzahl finden kann. Es iſt auch zu dieſer ſpaͤ—
ten Brut unſerer Wieſenlerche ein ſehr natuͤrlicher Grund vor—
handen. Die Wieſen, auf welchen ſie bruͤtet, werden erſt um
die Mitte Mays mit Gras bekleidet; wie ſollten alſo die Neſter
dieſer Lerchen ihren vielen Feinden verborgen bleiben, wenn ſie
eher bruͤteten? Dann wuͤrden ſie auf den großentheils noch
kahlen Wieſen ſtehen, und faſt alle ausgefreſſen werden. Da
nun dieſe ſpaͤt bruͤtenden Lerchen erſt zu Ausgang Juni's aus⸗
geflogene Junge haben koͤnnen — dieſe verlaſſen ihre Neſter
kurze Zeit vor der Heuernte — ſo bruͤtet ſie entweder nur ein
Mal, oder niſtet zum zweyten Male auf den den Wieſen nahe
liegenden, mit Sommerfrucht oder Klee beſtandenen Feldern;
denn auf den gemaͤhten Wieſen wuͤrden ſie dieß nicht koͤnnen;
doch fehlt mir hieruͤber die Erfahrung. Das Neſt ſteht eben—
falls in einer von den Lerchen ſelbſt mit dem Schnabel und
den Füßen gemachten Vertiefung, und gut im Graſe verborgen.
Es iſt im uͤbrigen gerade ſo, wie das der vorhergehenden, ge—
baut, und enthaͤlt ebenfalls 4, denen von Nr. 1. ganz aͤhnli⸗
che Eher, welche auf gleiche Weiſe ausgebruͤtet werden.
Alles Uebrige iſt wie bey dieſer.
Nr. 3. Dieſe Feldlerche iſt bedeutend größer, als Nr. 1.
und Nr. 2., und von Nr. 1. auch außerdem noch durch ihren
geſtreckten Schnabel und wenig gewoͤlbten Kopf, von Nr. 2.
aber durch ihren viel ſtaͤrkern Schnabel, und von beyden noch
uͤberdieß durch die große Furche auf der Stirn, welche von dem
193 aufgeworfenen Augenknochenrande gebildet wird, unter⸗
ieden.
144
Bey Beachtung dieſer Unterſchiede iſt ſie mit Sicherheit
von den vorhergehenden zu unterſcheiden. Sie weicht aber auch
in andern Stuͤcken von ihnen ab. Sie kommt in der letzten
Haͤlfte des Februar, ſelten vor der Mitte dieſes Monats, bey
uns an, und zieht ſich, ſobald der Schnee auf den Saatfel⸗
dern ſchmilzt, auf dieſe; denn ſie ſind ihr Lieblingsaufenthalt.
Ich habe ſie in der Mitte des Maͤrz ſchon paarweiſe auf un⸗
ſern Fluren geſehen; nur bey ſtuͤrmiſcher Witterung ſchlagen
ſich die einzelnen Paare in kleine Geſellſchaften zuſammen, und
bey Schnee verlaſſen ſie unſere hoch liegenden Aecker ganz, um
in den Niederungen das ihnen dort noch zugaͤngliche, hier aber
entzogene Futter zu ſuchen. Sie iſt im Frühjahr die haͤufigſte
Lerche in unſerer Gegend, und liebt ganz beſonders die auf den
Bergebenen liegenden Saatfelder, von denen ſie auch auf die
Stoppelfelder fliegt, um ſich zu verbergen und auf ihnen Nacht⸗
ruhe zu halten. Männchen und Weibchen halten ſich fehr
bald treu zuſammen; zu Ende des Maͤrz findet man ſie ſchon
gepaart, und in der erſten Haͤlfte des April ſind ſie ſchon ſo
unzutrennlich, daß es mir nicht ſchwer wurde, am 10. April
1832. ein gepaartes Paar, welches dieſe Subspecies beſtaͤtigt,
zu ſchießen. Beyde Gatten findet man vom Anfang des April
an immer unfern von einander. Wenn das Maͤnnchen mit
ſeinem ſchoͤnen, vollen und abwechſelnden Geſange in die Luft
ſteigt, horcht das auf dem Felde ſitzende Weibchen aufmerkſam
zu, und man kann darauf rechnen, daß ſich das erſtere in der
Naͤhe des letzteren niederlaſſen wird. Hat das niederſchwebende
Maͤnnchen noch Luſt, weiter zu fliegen: dann lockt es ſeinem
Weibchen zu; dieſes erhebt ſich und fliegt eine Zeit lang mit
ihm herum, bis ſich beyde in grringer Entfernung von einander
niederlaſſen. Sobald die Witterung ſchoͤn wird: ertönt der an:
genehme Geſang dieſer Lerche auf den vom Schnee noch nicht
ganz freyen Feldern — ich habe fie im Anfange des März,
z. B. am 2. Maͤrz 1838., ſchon herrlich ſingen hoͤren — und
verkuͤndet, wie der der vorhergehenden, den kommenden Früh:
ling und den anbrechenden Morgen. Lange vor) Sonnenauf⸗
gang ertönt der Lerchengeſang, und es macht auf den fruͤh aus⸗
gegangeuen Wanderer einen ſehr angenehmen Eindruck, dieſe
lieben Vögel ſchon fo zeitig ihr Morgenlied fingen zu hören,
Sie ſind, zumal zur Paarungszeit, ſo fleißig im Geſange, daß
ſie in dieſer ihre ganze Zelt in Futterſuchen, Singen, Necken
und Jagen mit dem Weibchen und mit andern Männchen ein
theilen; Abends aber geht dieſe Feldlerche fruͤher zur Ruhe, als
die reinen Inſectenfreſſer. Die Singdroſſeln, Amſeln, Roth⸗
kehlchen und andere ſingen noch lange, wenn die Lerchen ſchon
aufgehört haben. Dafür aber fingen unſere Lerchen noch in
der erſten Haͤlfte des Auguſt, in welcher ihr Geſang als
ein Nachhall der ſchoͤnen Concerte, welche die andern Saͤnger
in den Fruͤhlingsmonaten ausgeführt hatten’, zu betrachten iſt.
Nur die in der letzten Haͤlfte des Auguſt einfallende und den
ganzen September hindurch dauernde Mauſer macht ihrem Ge⸗
ſange ein Ende. Ein Weibchen, welches ich am 22. Septem⸗
ber 1834. ſchoß, hat ſeine Mauſer noch nicht vollendet. Sie
iſt zun Paarungs- und Brutzeit nicht ſehr ſcheu, zumal an
recht ſchoͤnen und warmen Tagen. Doch bemuͤht man ſich oft
vergebens, einer freyſitzenden ſchußgerecht nahe zu kommen.
145
Wenn ſie auffliegen: ſind faſt immer beyde Geſchlechter neben
einander, und laſſen ſich, nachdem fie eine fo große Strecke in der
Luft zuruͤckgelegt haben, daß fie dem menſchlichen Auge ent⸗
ſchwanden, oft nicht weit von der Stelle, von welcher ſie auf—
geſcheucht wurden, wieder nieder.
Viele von den im Fruͤhjahre hier eintreffenden verlaſſen
uns zu Ende des Maͤrz und zu Anfang des April; aber ein⸗
zelne Paare brüten auch hier; doch iſt die Zahl derſelben lange
nicht ſo haͤufig, als die der folgenden Gattung. Wohin die
von hier im Fruͤhjahre weiter ziehenden wandern, kann ich nicht
ſagen; in den Ebenen von Leipzig fand ich ſie nicht, und erhielt
fie auch nicht aus Norddeutſchland. In der letzten Hälfte des
October und der erſten des November verlaͤßt ſie uns.
In ihrer Nahrung
hat fie viele Aehnlichkeit mit den vorhergehenden; doch frißt fie,
ohne daß es ihr ſchadet, im Fruͤhjahre mehr Gruͤnes, als ihre
nahen Verwandten; deßwegen war ſie auch vom 7. bis zum
14. April haͤufig auf den erdmannsdorfer Wieſen, und fällt
bey Schnee im Fruͤhjahre ſehr gern auf die Raps- und Ruͤb—
ſenfelder.
Fortpflanzung.
Sie niſtet im May in dem Winterwaizen, den früh ges
ſaͤeten Hafer⸗ und Gerſtenſaaten und auf den Kleeaͤckern; doch
findet man ihre Eyer ſelten vor der Mitte dieſes Monats.
Ihr Neſt und ihre Eyer aͤhneln ganz denen von Nr. 1., nur
mit dem Unterſchiede, daß das Neſt dieſer auf den weiten Ebe—
nen, das unſerer Feldlerche aber auf den Bergebenen ſteht.
Auch das Ausbruͤten und Großfuͤttern der Jungen verhaͤlt ſich,
wie bey dieſer. Mit ihr hat ſie auch die Jagd und den
Fang, den Nutzen und Schaden, und die Leiden und
Feinde gemein; doch thun ihr, da ſie oft unfern der Waͤlder
niſtet, die Fuͤchſe und Sperber im Fruͤhjahre noch mehr Scha—
den, und ihre Eyer und Jungen werden ſehr oft von den im
Getreide herumſpazierenden Rabenkraͤhen, welche wahre Feinde
aller auf dem Boden bruͤtenden Voͤgel ſind, zu Grunde ge—
richtet.
Nr. 4. gibt in der Groͤße der zunaͤchſt vorhergehenden
Nichts nach, unterſcheidet ſich aber von ihr wie von Nr. 1.
und Nr. 2. durch den kurzen, ſtarken, faſt kegelfoͤrmigen Schnas
bel, den ſtark gewoͤlbten Kopf, und von Nr. 3. auch noch durch
die weniger deutliche Stirnfurche, von Nr. 1. und 2. aber
durch die bedeutende Groͤße. Die Unterſcheidungszeichen, welche
manche Vogelſteller und Stubenvoͤgelfreunde von der Farbe der
Fuͤße hernehmen wollen, ſind unbrauchbar; denn die Fuͤße aller
Feldlerchen ſind im Sommer viel lichter als im Fruͤhjahre, ſo
auch bey der unſrigen. Ich habe ſie wegen ihres ſtarken
Schnabels und gedrungenen Körpers Al. robusta genannt.
Sie erſcheint mit ihren nahen Veerwandten in der letzten
Haͤlfte des Februar, und faͤngt zuweilen ſchon in dieſem Monate,
gewöhnlich aber an den erſten Tagen des März zu fingen an.
Ihr Geſang iſt ſehr angenehm, aber dem von Nr. 3. fo aͤhn—
lich, daß ein geuͤbtes Ohr dazu gehoͤrt, um ihn von dem des
vorhergehenden zu unterſcheiden. Er iſt voll, abwechſelnd und
ſchoͤn, und wird zu derſelben Zeit und eben ſo lange, als bey
der vorhergehenden gehört. Dieſe Lerche ſcheint ſehr weit ver:
Iſis 1841. Heft 2.
146
breitet zu ſeyn. In der hieſigen Gegend iſt ſie zur Brutzeit
die häufigfte, und bewohnt eben ſowohl die Felder auf den
Bergebenen und an den Bergabhaͤngen, als in den Thaͤlern;
doch findet man ſie auch viel weiter noͤrdlich; ja es iſt moͤglich,
daß ſie uͤber Deutſchlands Graͤnzen hinausgeht. Ich erhielt
eine von meinem geehrten Freunde, dem Herrn von Homeyer
in Pommern, welche ſehr zeitig im Jahre geſchoſſen und wahr—
ſcheinlich noch auf dem Zuge geweſen iſt. Sie iſt unter den
hieſigen Lerchen vielleicht die allererſte, welche man gepaart an⸗
trifft. Zu Anfang des März 1838. fand ich auf unſern Fels
dern ſchon die gepaarten Paare, und am 6. deſſelben erlegte ich
ſchon ein ſolches, welches ich lange auf den Stoppeln fruchtlos
herumgetrieben hatte. Es flog an mir voruͤber, und ich ſchoß
mit jedem Laufe eins von demſelben herab. Sie liebt die Stop⸗
pelfelder ſo ſehr, daß ſie, wenn ſie aufgejagt wird, nach lan⸗
gem Herumſchwaͤrmen, bey welchem das Weibchen gewoͤhnlich
das Maͤnnchen begleitet, ſich ſtets wieder auf Stoppelfeldern
niederlaͤßt. Nur ſehr ſelten findet man ſie auf Saat- oder
Kleefeldern, noch ſeltener auf den Brachen. Die friſch gepflüg-
ten Aecker beſucht ſie zuweilen. Fehlen die Stoppelfelder: dann
muß ſie freylich die Saatfelder und Kleeaͤcker beſuchen und auf
ihnen ihren Aufenthalt nehmen; ſo lange ſie aber Stoppelaͤcker
hat: zieht ſie dieſe jedem andern Aufenthaltsorte vor. Sie iſt
ziemlich ſcheu, und ſucht der Gefahr nicht bloß durch die Flucht,
fondern auch durch Sichdruͤcken zu entgehen. Die andern Ler⸗
chen thun dieß auch, aber mehr im Herbſte, als im Fruͤhjahre;
Unſere Lerche iſt in dieſem Sichniederkauern eine wahre Mei⸗
ſterinn. Ich habe ſie dabey beobachtet. Sie druͤckt ſich ent—
weder in eine Vertiefung, oder zwiſchen die Stoppeln, zieht den
Schwanz ſo zuſammen, daß ſeine weiße Einfaſſung ganz unter
dem Grau verborgen iſt, und legt den ganzen Unterkoͤrper ſo
platt auf den Boden nieder, daß man von dem Weiß deſſelben
nicht das Geringſte bemerkt. Der Hals aber iſt emporgerich-
tet und der kleine Kopf ſtets nach der Seite hin gewendet, von
welcher der Feind herkommt, damit ihr keine Bewegung deſſel⸗
ben verborgen bleibe. Auf dieſe Art erwartet ſie den Verfolger
und laͤßt ihn oft wenige Schritte weit an ſich kommen; dann
aber fliegt fie plotzlich auf und ſehr raſch fort; fie zeigt dann
eine ſolche Gewandtheit und Schnelligkeit im Fluge, daß ein
geſchickter Schuͤtze erfordert wird, um ſie zu erlegen. Im
Voruͤberfliegen iſt ſie viel leichter zu ſchießen.
Sie lebt im Fruͤhjahre bey guter Witterung paarweiſe,
bey Sturm, Regen und Schnee, wie im Herbſte, in größern
und kleinern Geſellſchaften, zur Zugzeit in großen Flügen, und
faͤlt dann beſonders gern auf die Haferaͤcker. Sie wandert,
wie alle ihre nahen Verwandten, am Tage.
In ihrer Nahrung und Fortpflanzung. wie in
allem Uebrigen, ähnelt fie der vorhergehenden fo ſehr, daß es
ganz unnoͤthig ſeyn wuͤrde, etwas Beſonderes daruͤber zu ſagen.
Noch iſt es mir nicht moͤglich geweſen, zu erforſchen, was ſie
an die hieſige Gegend feſſelt.
Nr. 5. iſt merklich kleiner, als Nr. 3. und 4., und von
ihnen, wie von allen vorhergehenden, durch den ſehr geſtreckten
faſt immer ganz ſpitzigen Schnabel und hinten hohen Kopf
hinlaͤnglich verſchieden. Der weiße Streif über den Augen iſt
an den Fruͤhlingsvoͤgeln ſehr breit; doch gibt dieß kein untrug⸗
liches Kennzeichen dieſer Subspecies ab; denn im Sommer iſt
10
147
er viel ſchmaͤler, während gerade zu dieſer Jahreszeit der lange
Schnabel am meiſten vortritt. Ich machte die Bekanntſchaft
dieſer Feldlerche, wie ein fruͤherer Reiſebericht in dieſen Blaͤt—
tern ſchon vor Jahren gemeldet hat, am 23. Juny 1827. auf
dem Kamm des thuͤringer Waldes. Der Herr Forftcandidat
Bonde, mein freundlicher Begleiter, ſagte mir, daß es auf
den Fichtenſchlaͤgen da, wo dieſe reich an Gras find, eine Feld⸗
lerche gaͤbe, die ihm immer aufgefallen ſey. Wir machten
Jagd auf ſie, und erlegten bald ein Paͤrchen, ein Maͤnnchen
auf den Wieſen bey Oberhof, dem hoͤchſten Dorfe des thuͤrin—
ger Gebirges, und ein Weibchen noch hoͤher auf einem Schla—
ge der zellaer Lehden, d. h. rechts von der Straße von Ober:
hof nach Zella St. Blaſüſ. Bepde Lerchen fielen mir ſogleich
durch ihren langen Schnabel auf; ich nannte fie Alauda mon-
tana und beſchrieb ſie in meinem Handb. aller Voͤg. Deutſchl.
S. 319 bis 320. Spaͤterhin faud ich fie auf den voigtlaͤndi⸗
ſchen Gebirgen auf dem Wege von Schleiz nach Hof auf einem
grasreichen Fichtenſchlage. Immer noch hielt ich fie für einen
reinen Gebirgsvogel, der nur auf hochliegenden Waldſchlaͤgen
uud Waldwieſen angetroffen werde. Zu meiner großen Ber:
wunderung bekam ich von einem meiner hieſigen Schuͤtzen ein
gepaartes Paar, nebſt 3 fluͤggen Jungen. Das Neſt hatte
auf einem Kleeacker geſtanden, und beyde Alte wurden am 9.
Juny 1833. bey den fluͤggen Jungen erlegt. Nun wußte ich,
daß dieſe Feldlerche, welche ich vom Kamme des thuͤringer Wal—
des geholt und mit Freuden auf dem Wege nach Hof begruͤßt
hatte, auf den Berghoͤhen um meinen Wohnort bruͤtet. Ich
fand ſie nun an mehrern Orten auf den Bergruͤcken, erlegte
einige, erhielt auch eine ſemmelgelbe, und ſchoß am 9. May
1838. nur 4 Stunde von hier auf einem Waizenfelde ein ges
paartes Paar auf einen Schuß. Alle dieſe Voͤgel beſtaͤtigen
dieſe Gattung vollſtaͤndig und aͤhneln einander außerordentlich;
nur hat das am 9. May 1838. mit dem Maͤnnchen erlegte
Weibchen einen etwas weniger langen und ſpitzigen Schnabel
als die andern. Daß aber unſere Berglerchen denen auf dem
Kamme des thuͤringer Waldes taͤuſchend aͤhnlich und mit ihnen
vollkommen identiſch ſind, zeigt der erſte Blick.
Die Berglerche erſcheint einige Tage ſpaͤter, als ihre vor—
hergehenden Verwandten, und laͤßt ſich ſogleich auf den Berg—
ebenen, wenn der Schnee auch nur auf dem Ruͤcken der Beete
weggeſchmolzen iſt, nieder. Hier bleibt ſie, bis die hoͤher liegen—
den Gegenden vom Schnee frey werden. Daher kommt es,
daß wir in den erſten Tagen des Maͤrz auf unſern Berghoͤhen
und auf den den Sonnenſtrahlen ausgeſetzten, hochliegenden
Bergabhaͤngen weit mehrere von dieſen Lerchen haben, als im
May; denn zur Brutzeit iſt ſie ungleich ſeltener, als Alauda
robu Auch ſie haͤlt ſich Anfangs auf den Stoppelfeldern
auf und fliegt von ihnen aus auf die bloßen, von der Sonne
beſchienenen Stellen, um die durch die Sonnenwaͤrme hervorge—
lockten Inſecten zu ergreifen. Sobald der Schnee auf den
hoͤhern Bergen geſchmolzen iſt: verlaͤßt uns eine große Anzahl
dieſer Lerchen, um jene Wohnorte aufzuſuchen; doch findet man
ſie auf den Ruͤcken der hohen Gebirge ſelten vor der Mitte
May's. Daher kommt es auch, daß die auf dieſen lebenden
jaͤhrlich nur ein Mal niſten, waͤhrend die hier wohnenden jaͤbr—
lich 2 Mal bruͤten. Sobald in unſerer Gegend der Roggen
ſich hebt: verbergen ſie ſich in dieſem, und gehen von dieſem
aus auf die Waizene, Klee- und Stoppeläder, um auch auf
ihnen Nahrung zu ſuchen. Das Maͤnnchen iſt ein ſehr fleifi-
ger und guter Sänger, und ſingt auf dem Rüden des thuͤrin⸗
ger Waldes gerade fo, wie auf unſern Hoͤhen; doch iſt es ſehr |
ſchwer, dieſen Geſang, wenn man ihn nicht mit dem der Ver⸗
wandten vergleichen kann, zu erkennen und zu unterſcheiden.
Am anhaltenſten habe ich ſie am 9. May 1838. beobachtet.
Das Paar, welches mir hierzu Gelegenheit gab, befand ſich auf
dem hoͤchſten Bergruͤcken um Renthendorf, da, wo ein mehrere
Acker haltendes Roggenfeld an eine Gebreite Waizen ſtieß. Es
flog immer von einer Fruchtart in die andere, indem ſich beyde
Gatten ſtets zuſammenhielten. Von Zeit zu Zeit ſtieg das
Maͤnnchen ſingend in die Luft, ſchwebte eine Weile trillernd
herum und kam wieder in die Naͤhe ſeines Weibchens herab,
um mit ihm herumzuſtreichen. Es hat, wenn es recht hitzig
iſt, eine ganz eigene Stellung, welche zur Paarungszeit allen
Lerchenmaͤnnchen eigenthuͤmlich iſt. Es ſtellt ſich nehmlich frey,
oft auf eine kleine Erhöhung hin, ſenkt die Bruſt etwas, fo
daß der Schwanz hoͤher als der Koͤrper ſteht, und ein wenig
ausgebreitet getragen wird. Dabey legt die Lerche die Federn
ſo locker an, daß ſie ſehr groß ausſieht, und hebt ihre kleine
Koppe auf dem Kopfe empor, indem ſie ſich zuweilen hin⸗ und
herbewegt nnd zaͤrtliche Locktoͤne ausſtoͤßt. Ein ſolches Lerchen⸗
maͤnnchen iſt dann ein ganz eigner Anblick. Dieſen gewaͤhrte
das Maͤnnchen des erwaͤhnten Paares mehrmals. Nachdem
ich nun dieſes Pärchen ungefähre 3 Stunden lang beobachtet
hatte, benutzte ich den Augenblick, als beyde Lerchen in geringer
Entfernung von einander auf dem Waizenfelde ſaßen, und toͤd⸗
tete fie auf einen Schuß. Das Weibchen hatte fo angeſchwol⸗
lene Eyer, daß es das erſte in 2 bis 3 Tagen gelegt haben
wuͤrde, und dieß trifft auch ganz mit der Zeit, in welcher das
andere gepaarte Paar meiner Sammlung gelegt haben muß;
denn da ich die Alten mit den fluͤggen Jungen am 9. Juny
erhielt: fo muß die Zahl der Ener am 14. Map vollſtaͤndig
geweſen ſeyn. Dieß iſt alſo die Zeit, in welcher die Bergfeld—
lerche in unſerer Gegend zum erſten Mal bruͤtet. Sobald die
Jungen der erſten Brut ſelbſt für ſich ſorgen koͤnnen: beginnt
die zweyte, und dieß iſt gewöhnlich zu Ende des Juny, oder
im Anfang des July, fo daß dieſe Jungen in den erſten Tas
gen des Auguſt voͤllig flugbar werden. So lange ſingt auch
das alte Männchen, im Auguſt aber nur noch ſehr wenig, und |
hört gegen die Mitte dieſes Monats ganz auf, faͤngt an, fih 1
zu mauſern, und verlaͤßt uns in der letzten Haͤlfte des Oetober
ganz, ſo daß im Anfange des November nur ſehr wenige bey
uns anzutreffen ſind. 8
Die Nahrung
dieſer Lerche iſt der der nahen Verwandten ſehr aͤhnlich; doch
muͤſſen Saͤmereyen und Inſecten, welche ſie nur auf den Berg⸗
hoͤhen antrifft, ihr Lieblingsfutter ſeyn. Welche aber dieſe find,
habe ich bis jetzt noch nicht ergruͤnden koͤnnen; ich fand meiſt
unbeſtimmbare Kaͤferchen und Saͤmereyen in ihrem Magen,
Sie niſtet im Getreide, auf Kleeaͤckern, Waldwieſen
und Schlägen, wie die nahen Verwandten, und hat auch im
Bau der Neſter und in der Geſtalt und Farbe der Eyer, wie
im Uebrigen, die groͤßte Aehnlichkeit mit ihnen.
Nr. 6, iſt merklich kleiner, als die 3 zunaͤchſt vorherge—
henden, und unterſcheidet von allen durch den aͤußerſt gewoͤlbten
Kopf, von Nr. 1., 2., 3. und 5. auch durch den kurzen Schna-
bel, welcher im Herbſte aͤußerſt kurz erſcheint. Ihre geringe
149
Größe fällt beſonders beym Weibchen auf; denn wenn auch
alle Weibchen der Feldlerchen merklich kleiner als ihre Maͤnn—
chen ſind, ſo iſt dieſes bey unſerm Vogel doch auffallend klein.
Der Unterſchied in der Größe der] vorhergehenden Leichen iſt fo
groß, daß es Weibchen von Nr. 3. und 4. gibt, welche dem
Maͤnnchen von Nr. 6. an Größe Wenig oder Nichts nach⸗
geben.
Ich glaubte ſonſt, daß ſie, da ich ſie von Wien erhielt,
nur nordoͤſtlich von uns wohne; allein dieß iſt nicht der Fall.
Sie bruͤtet auch in Norddeutſchland, was ich jetzt mit großer
Gewißheit weiß, da ich ein gepaartes Paar von meinem geehr—
ten Freunde, dem Herrn von Homeyer auf Nerdin aus den
Umgebungen ſeines Wohnorts erhielt, welches am 20. May
1834. geſchoſſen wurde. Doch kann ich nicht ſagen, ob ſie
dort auf den Feldern oder Wieſen lebt, und wie ſie ſich zur
Paarungs⸗ und Brutzeit betraͤgt. In unſerer Gegend erſcheint
ſie im Maͤrz und October auf dem Zuge, und haͤlt ſich zu
dieſer Zeit faſt nur auf den Stoppelaͤckern auf. Am 10.
April 1837. war ſie mit unter den Hunderten, welche ſich auf
den erdmannsdorfer Wieſen aufhielten, und denſelben Tag bes
kam ich ein gepaartes Paar, welches auf der Düngerftätte eines
Bauernhofes gefangen wurde. Dieſe beyden gepaarten Paare
zeigen die oben bemerkten Unterſchiede auf das Vollſtaͤndigſte
und beftätigen dadurch dieſe Subspecies. Eine Eigenthuͤmlich—
keit dieſer Lerche iſt auch noch der ſehr lange Sporn, welcher
die Hinterzehe an Laͤnge faſt immer etwas, oft weit übertrifft.
Sobald ſie bey uns angekommen iſt: laͤßt ſie an ſchoͤnen Ta—
gen ihren Geſang hoͤren; doch muß ich offen geſtehen, daß ich
ihm nicht hinlaͤnglich beobachtet habe, um etwas Beſtimmtes
über ihn ſagen zu konnen. Nach der Mitte des März. fieht
man ſchon die gepaarten Paare zuſammen, und zu Ende deſ—
ſelben oder im Anfang des April verlaffen fie uns alle, fo daß
nicht ein einziges zuruͤckbleibt. Auch auf den weiten Ebenen
um Brinnis habe ich im May 1834., 1835. und 1836. nicht
eine einzige Lerche unſerer Gattung unter den ſehr vielen dort
lebenden angetroffen; denn man kennt ſie leicht an der geringen
Größe unter den andern. Im October kommt fie zu uns zu—
ruͤck, fallt auf die hochliegenden Stoppel-, beſonders Haferfelder,
und geht weiter ſuͤdweſtlich; ſie haͤlt ſich im Herbſte nicht lange
bey uns auf. In dieſer Jahreszeit iſt ſie am leichteſten zu
erkennen; denn in ihr faͤllt ſie durch ihren aͤußerſt kurzen
Schnabel auf den erſten Blick auf. Im Fruͤhjahre reiben ſich
durch das Suchen nach Futter auf und unter der Oberfläche
der Erde die kleinen Federchen um den Schnabel ſehr ab, und
dieſer erſcheint dann etwas laͤnger, obgleich immer noch viel kuͤr⸗
zer als bey Nr. 1., 2., 3. und 5. Zu Ende des October
verlaſſen uns faſt alle Lerchen dieſer Gattung, ſo daß man zu
Anfang des November nur wenige noch hier findet.
In der Nahrung ähnelt fie ganz den nahen Verwand—
ten, und wahrſcheinlich hat ſie auch die Fortpflanzung mit
ihnen gemein. Sie iſt ziemlich ſcheu, doch im Fruͤhjahre viel
leichter als im Herbſte, wo fie ſich zwiſchen den Stoppeln ver
birgt, zu ſchießen.
Nr. 7. iſt von den vorhergehenden und folgenden am
leichteſten durch ihren kleinen Schnabel zu unterſcheiden; denn
dieſer iſt nicht nur kurz, ſondern auch dünn, und tritt deßwe—
gen wenig vor. Außerdem zeichnet ſie ſich auch durch die ſchma—
len Schwung⸗ und Steuerfedern aus, welche fie aber mit der
150
zunächft vorhergehenden gemein hat. Dieſer ähnelt fie auch in
ihrem geringen Umfange, und unterſcheidet ſich auch durch die—
fen von Nr. 1., 2., 3. und 4. Ueberdieß hat fie eine lange
Flügelfpige und viel Weiß an den meiſten Schwungfedern 2.
Ordnung, und zeichnet ſich auch dadurch von den Verwandten
aus. Doch bleibt der Schnabel das ſicherſte und beſte Unter:
ſcheidungsmerkmal.
Dieſe Lerche wohnt auf dem Bug, d. h. auf der noͤrd⸗
lichſten Landzunge von Ruͤgen. Der Herr Dr. Schilling in
Greifswalde ſagte mir ſchon von dieſer Lerche und ſprach feine
Verwunderung daruͤber aus, daß ſie auf einer ſo ſandigen, ganz
getreideloſen und auch grasarmen Stelle lebe. Als der Herr
v. Homeyer in Begleitung des Herrn v. Loͤwenſtein im
May 1835. eine naturhiſtoriſche Reiſe nach Ruͤgen machte,
ſchoſſen dieſe Herren eine Lerche auf dem Buch, welche der
Herr von Loͤwenſtein mehr zum Scherz als im Ernſte Alauda
Bugiensis nannte, und welche ich durch die Güte des Herrn
v. Homeyer erhielt. So war denn dieſe Lerche, auf welche ich
ſchon feit 15 Jahren geſpannt war, in meinen Händen. Ich
verglich alle meine vielen Feldlerchen mit ihr; allein es war
keine ähnliche unter ihnen. Nun richtete ich aber meine ganze
Aufmerkſamkeit auf die Feldlerchen, und meine Muͤhe blieb nicht
unbelohnt. Wir haben hier, ungefaͤhr 20 Minuten weit, eine
Bergebene, welche etwas naſſe Felder in ſich ſchließt. Auf dies
ſen wachſen im Getreide und auf den Brachen, eine Menge
Grashalmen, welche oft mehrere Aecker bedecken. Dieſer Ort
iſt der Lieblingsaufenthalt der Alauda Bngiensis, was ich
fpäter bemerkte. Die erſte ſchoß ich dort am 8. Maͤrz 1837.3
es war ein Maͤnnchen, und hat mit dem vom Buge große
Aehnlichkeit, nur iſt der Schnabel kaum merklich ſtaͤrker. Nun
kam der moͤrderiſche Schnee am 7. April 1837., welcher Tau—
ſenden von Lerchen den Tod brachte, wie ich oben gemeldet
habe. Da erhielt ich am 11. April ein einzelnes Weibchen,
welches mit der Hand ergriffen wurde, und ein gepaartes Paar,
das auf der Duͤngerſtaͤtte eines Bauernhofes unter einem Netze
gefangen wurde. So beſaß ich nun 4 Stuͤck dieſer Lerchen.
Im April des naͤchſten Jahres begab ich mich wieder auf die
ſchon bezeichnete Berghoͤhe und bemerkte meine Alauda Bu-
giensis wieder; doch gelang es mir nicht, eine zu erlegen, weil
der Tag zu windig war. Am 5. April aber war die Mitte:
rung ſehr ſchoͤn, die Sonne ſchien recht warm und es war
ganz windſtill. Da ſah ich auf den grasreichen Feldern eine
Lerche aufſteigen, deren Geſang mir von dem der andern ver—
ſchieden zu ſeyn ſchien. Er klang ſehr angenehm, voll und
trillernd und war in 4 Minuten beendigt. Die Lerche, welche
ihn hoͤren ließ, betrug ſich dabey gerade wie die ande Als
fie ſich niedergelaſſen hatte, ſchlichl ich vorſichtig an fe, und
ſuchte fie lange mit den Augen vergebens, bis ich fie in einer
Furche ſitzen ſah. Ich ſchoß hin, und als ich ſie aufheben
wollte, fand ich zu meiner groͤßten Verwunderung auch das
Weibchen neben ihr liegen. So hatte ſie ſich neben dieſem
niedergelaſſen und fand an ihrer Seite und mit ihr den Tod.
Drey Tage ſpaͤter ſchoß ich noch ein Maͤnnchen an derſelben
Stelle, und beſitze nun gerade 4 Paare, unter ihnen 2 gepaarte,
welche alle die oben angegebenen Kennzeichen vollſtaͤndig an ſich
tragen und ſo dieſe Gattung vollkommen beſtaͤtigen. Es iſt
alſo keinem Zweifel unterworfen, daß dieſe Alauda Bugiensis,
welcher ich ihren im Scherz beygelegten Namen gern gelaſſen
habe — ihrem erſten Entdecker habe ich eine ſpaͤter erlegte ge,
151
ſandt — nicht bloß auf dem Bug von Rügen, ſondern an
andern dieſer Landzunge aͤhnlichen Stellen lebt, was die an der
Kuͤſte wohnenden Naturforſcher am leichteſten erforſchen koͤnnen.
Ihre Nahrung
beſteht nach meinen Beobachtungen in Grasſaͤmereien und Elei-
nen Kaͤferchen; dieſe fand ich ſehr zerrieben in ihrem Magen.
Daß dieſe Lerche eine andere Nahrung hat, als alle ihre nahen
Verwandten, beweiſt ihr Aufenthaltsort; denn an dieſem findet
ſie ſchwerlich die Nahrung, welche die andern auf den Feldern
und Wieſen aufſuchen. 1
Ueber ihre Fortpflanzung iſt mir nichts bekannt.
Da ſie ſelbſt auf dem Zuge ganz beſondere Orte beſucht:
bezweifle ich, daß man ſie oft in den Lerchennetzen fangen wird.
Sie iſt ziemlich ſcheu und weiß ſich, wenigſtens auf dem Zuge,
ſo geſchickt zu verbergen und zu druͤcken, daß ſie nicht leicht zu
erlegen iſt.
Nr. 8. hat eine ganz beſondere Bildung; denn ſie iſt
kurz und gedrungen und erhaͤlt durch ihren etwas kurzen Schwanz
und ihre ſehr breiten Fluͤgel eine gewiſſe Aehnlichkeit mit der
Hauben⸗ und Haidelerche, alſo mit den Voͤgeln der Sippe
Galerida, weswegen ich fie Alauda galerida genannt ha—
be. Außerdem unterſcheidet ſie ſich noch von den vorherge—
henden, Nr. 4. und 6. ausgenommen, durch den kurzen und
ſtarken Schnabel und den ſehr gewoͤlbten Kopf, von Nr. 1.,
2., 3. und 4. auch durch die geringe Groͤße.
Die erſte Bekanntſchaft dieſer Lerche verdanke ich mei—
nem geehrten Freunde, dem Herrn von Homeyer, welcher
mir ein am 23. März 1833. bey Nerdin geſchoſſenes Weib—
chen, das ihm ſehr aufgefallen war, zu uͤberſchicken die Guͤte
hatte. Auch dieſe Lerche zog nun meine ganze Aufmerkſamkeit
auf ſich. Ich muſterte alle Feldlerchen meiner Sammlung,
und fand zu meiner Freude ein hierher gehöriges, am 13. Ja⸗
nuar 1826. von mir ſelbſt erlegtes Männchen. In dem gro—
ßen Schnee vom 7. bis 16. April 1837. erhielt ich auch 2
Stuͤck; am gluͤcklichſten in der Jagd auf ſie war ich aber im
Fruͤhjahre 1858. Schon zu Ende des Februar ſchoß ich ein
Weibchen, welches, wie das am 13. Januar erlegte Maͤnnchen,
noch ganz das Herbſtkleid traͤgt; denn es hat an den ſaͤmmt—
lichen Federn des Oberkoͤrpers lichte Federraͤnder. Am
12. März ſchoß ich wieder ein Maͤnnchen, am 20. März ein
Weibchen, am 23. Maͤrz abermals ein Maͤnnchen, am 5. April
wieder ein Weibchen, und am 15. April ein gepaartes Paar
auf ei Schuß. Man ſieht aus dem Geſagten, daß dieſe
Lerche zuweilen bei uns uͤberwintert und zuweilen im Fruͤhjahr
nicht ſelten in unſerer Gegend gefunden wird; denn ich erlegte
außer den genannten noch mehrere. Die im Winter von mir
geſchoſſene lief auf einer Straße herum, und ſuchte die unver:
dauten Koͤrner aus dem Pferdeduͤnger auf, gerade wie es die
Haubenlerchen in dieſer Jahreszeit zu thun pflegen. Auch im
Fluge hatte ſie etwas Haubenlerchenartiges, ſo daß ſie mir auf⸗
fiel. Sie flog, wie die Haubenlerchen, nur kurze Strecken,
und kam bald an die Orte zuruͤck, von denen ſie aufgeſcheucht
worden war. Sie war, ob wir gleich tiefen Schnee und 10°
Kälte hatten, ziemlich ſcheu, weßwegen ich mich etwas bemühen
mußte, um ſie zu erlegen, was mir ſpaͤter, da ich ſie ziemlich
—
152
abgemagert fand, um ſo auffallender war. Deſto munterer
und wohlbeleibter waren die andern, die ich im Fruͤhjahre er⸗
legte. Ich traf ſie alle auf den Berghoͤhen unſerer Gegend
an, wo ſie auf den Stoppelfeldern lagen.
gen in den erſten Tagen des Maͤrz ſehr ſchoͤn, denn ihre Stim⸗
me iſt voll und rein und ſie hat viele Abwechſelung in ihren
Toͤnen. Ihr Betragen beym Singen iſt ganz wie das der an⸗
dern Feldlerchen.
Die Maͤnnchen fine
Am genaueſten konnte ich das am 15. April 1838. er⸗
legte Paar beobachten. Es hielt ſich an einem Bergabhange
in Haferſaat auf und flog von ihr aus auf die Roggen- und
Stoppelfelder. Das Weibchen, welches bey den andern Ler—
chen wenig zum Vorſchein kommt, war ſehr keck. Es ſaß oft
ganz frey, erwartete ſein ſingendes Maͤnnchen, wenn dieſes aus
der Luft herabſchwebte, flog ihm, wenn es zu lange ausblieb,
entgegen, und ſchwaͤrmte mit ihm herum. Wenn beyde ſich
niedergeſetzt hatten: benahm ſich das Männchen ganz zärtlich.
Es gieng in der oben beſchriebenen Stellung um ſein Weibchen
herum, buͤckte ſich, als wollte es ihm zunicken, von Zeit zu
Zeit nieder, und ſuchte ihm auf alle Art feine Zärtlichkeit zu
bezeugen. Haͤtte bey mir nicht das naturgeſchichtliche Streben
über das Mitleid den Sieg davon getragen: fo wäre dieſes ſo
gluͤckliche Paar leben geblieben; allein es läg mir zu viel an
ſeinem Beſitze, und ſo ſchoß ich es, als beyde Gatten zuſam⸗
menſaßen, auf einen Schuß. -
Die Weibchen ſcheinen weniger ſcheu als die Männchen
zu ſeyn, druͤcken ſich aber bey Annaͤherung einer Gefahr, ehe
ſie im raſchen Fluge davon eilen, ſo nieder, daß ſie durchaus
nicht zu ſehen ſind. . |
Die von mir erlegten Vögel hatten Saͤmereien und Ins
ſecten im Magen; beyde waren aber ſo zerrieben, daß ich ihre
Arten nicht erkennen konnte.
Wo dieſe Lerche ihr eigentliches Vaterland hat, d. h. wo
fie brütet, kann ich nicht ſagen; doch iſt es leicht möglich, daß
das am 15. April 1838. erlegte Paar bier geniftet hätte; denn
es betrug ſich gerade fo, wie andere hier bruͤtenden Voͤgel⸗
paare. Sehr weit von hier wuͤrde es auf keinen Fall ſeinen
Sommeraufenthalt genommen haben. .
Nr. 9. ift eben fo klein, als die beyden zunaͤchſt vorher⸗
gehenden, hat einen wenig geſtreckten, duͤnnen Schnabel, einen
ziemlich gewoͤlbten Kopf und eine oft auffallend weiße Kehle.
Durch die geringe Größe unterſcheidet fie ſich von Nr. 1., 2.
3., 4. und 5., durch den weniger gewoͤlbten Kopf von Nr. 6
durch den mehr gewoͤlbten Kopf von Nr. 7., durch den ſchwa⸗
chen Schnabel von Nr. 8. und durch den ungefleckten Vorder⸗
hals von allen andern. Dieſen weißen Vorderhals findet man
nur ausnahmsweiſe bey den andern Gattungen, namentlich bey
Alauda arvensis. i f
Sie gehört dem Süden von Deutfchland an; denn fie
lebt wohl nicht nördlicher als in Kaͤrnthen. Die erſte, ein ſehr
ausgezeichnetes Weibchen, erhielt ich von dem, für die Natur-
wiſſenſchaften viel zu früh verſtorbenen Michahelles, der es
von Raguſa mitgebracht hatte. Er ſchrieb mir darüber, daß
dieſe Lerche, welche ihm ſehr auffiel, bey Raguſa nicht gewoͤhn⸗
lich ſey, ſondern nur zuweilen bey ſtarkem Sturm erſcheine.
Dieſes uͤberſandte Weibchen iſt ein Fruͤhlingsvogel; doch kann
0
9
153
ich nicht ſagen, welchen Tag es getödtet iſt. Meine Bes
mühungen, ein Männchen dazu aufzutreiben, waren lange Zeit
fruchtlos, bis endlich mein geehrter Freund, der Herr v. Hue⸗
ber in Klagenfurth, mir ein am 5. Maͤrz 1836. erlegtes
uͤberſandee. Mehr habe ich aber auch von dieſer Lerche nicht
erfahren und erhalten.
Nr. 10. iſt die groͤßte aller deutſchen Feldlerchen und
ſchon dadurch von allen vorhergehenden verſchieden. Wenn man
fie mit Nr. 6., 7., 8. und 9. vergleicht: fo iſt ihr Weibchen
nicht nur groͤßer, als die Maͤnnchen der genannten, ſondern die
von gleichem Geſchlechte ſtehen neben einander wie Kolkraben
und Rabenkraͤhen. Wer dieſe Voͤgel und beſonders die Weib—
chen neben einander ſieht, muß die Augen verſchließen, wenn er
nicht in ihnen ganz verſchiedene Gattungen erkennen will. Wenn
man die verſchiedenen Moͤven, Seeſchwalben, Raubmoͤven,
Sturmvoͤgel, Lummen, Schwalben und andere unterſcheidet, ja
ſogar als verſchiedene Arten auffuͤhrt: iſt es ganz unbegreiflich,
daß man die von mir aufgeſtellten Gimpel, Leinfinken und ans
dere nicht als wirklich verſchiedene Subspecies gelten laſſen
will. Doch was hilft dieſe Polemik? Ich werde mich ihrer
kuͤnftig ganz enthalten, und meine Beobachtungen ohne alle Zus
ſaͤtze und Zurechtweiſungen Anderer mittheilen. Es wird ſich
vielleicht anderswo Gelegenheit finden, daruͤber mehr zu ſagen.
Ich kehre zu unſerer ſchlanken Feldlerche zuruͤck. Ich gab ihr
dieſen Namen wegen ihrer ſehr geſtreckten Geſtalt und ihrer
langen ſpitzigen Fluͤgel — bey ihr ſteht die Schwingenſpitze uͤber
die Schwungfedern 2. Ordnung 13“ bey Alauda galeridaria
nur 9““ vor, was eine außerordentliche Berſchiedenheit des Fluͤ⸗
gels und des Fluges bewirkt — womit auch ihr langer und
ziemlich dünner Schnabel im Verhaͤltniſſe ſteht. Bey Beach
tung dieſer Unterſchiede iſt fie von allen andern nahen Ver—
wandten leicht zu unterſcheiden. Sie lebt in Kaͤrnthen; wenig⸗
ſtens erhielt ich von daher ein Paar Fruͤhlingsvoͤgel, mit denen
nur eine von meinen ſehr vielen Lerchen uͤbereinſtimmt. Wo
ſie außerdem vorkommt, kann ich nicht ſagen, auch weiß ich
nichts uͤber ihre Sitten.
Nr. 11. iſt durch ihren dünnen, aͤcht pieperartigen Schna=
bel leicht von ihren Verwandten zu unterſcheiden. Durch ihn
erhaͤlt ſie einige Aehnlichkeit mit Nr. 2.; allein bey dieſer iſt
der Schnabel kuͤrzer und der Kopf weniger gewoͤlbt, als bey
der unſrigen; auch von Alauda montana unterfcheidet fie der
dünne Schnabel und der plattere Scheitel. Mit den andern
Feldlerchen iſt ſie wegen ihres geſtreckten und duͤnnen Schna—
bels bey einiger Aufmerkſamkeit nicht zu verwechſeln. Sie ſteht
an der Graͤnze der Feldlerchen und verbindet dieſe durch ihren
Schnabel ſo mit den Piepern, daß es ſehr ſchwer ſeyn wuͤrde,
ſie richtig zu beſtimmen, wenn nicht die Sippe Corydalla und
Anthus ein ganz anderes Betragen als Alauda haͤtte. Zur
Brutzeit habe ich ſie nur ein einziges Mal angetroffen und
zwar auf einer großen, etwas ſumpfigen Wieſe bey Brinnis,
wo ich ſie am 24. May 1835. ſchoß. Es iſt keinem Zweifel
unterworfen, daß ſie dort gebruͤtet haben wuͤrde; denn ich fand
in ihr ein Ey, welches den folgenden Tag gelegt worden waͤre.
Es iſt dieß um ſo auffallender, weil dort in naſſen Jahren
auch Wieſenpieper niſten, ſo daß alſo die dieſen Piepern durch
den Schnabel ſehr verwandte Lerche auch einen ahnlichen Wohn⸗
ort wie dieſe hat. Ich ſah ein Paar dort, das ſich ſehr treu
zuſammenhielt, aber doch ſo ſcheu war, daß ich nur das Weib⸗
chen erlegen konnte; das Maͤnnchen entfernte ſich auf den Schuß
Iſis 1840. Heft 2.
ſo weit, daß ich es ganz aus den Augen verlor.
154
In ihrem
Geſang, wie in ihrem Betragen fand ich ſie den nahen Ver—
wandten aͤhnlich. Ich traf ſie auch hier, jedoch ſehr ſelten und
nur auf dem Zuge au. Ein durch ſeine ins Roſtgraue ziehende
Farbe ausgezeichnetes Maͤnnchen ſchoß ich auf einer Bergebene
nicht weit von hier am 2. April 1820.; allein damals unter⸗
ſchied ich ſie noch nicht von den andern Feldlerchen. In den
letztern Jahren richtete ich meine Aufmerkſamkeit vorzugsweiſe
auf die Feldlerchen, und das Fruͤhjahr 1838, in welchem ich
vom 1. Maͤrz bis zum 15. April einige 30 Feldlerchen ſchoß,
unterſuchte und ausſtepfte, brachte mir auch ein Paar dieſer
Duͤnnſchnaͤbel. Das Maͤnnchen erlegte ich am 30. Maͤrz und
das Weibchen am 5. April. Bepde ſaßen auf ſolchen Stop:
pelaͤckern einer Bergebene, welche mit Grashalmen bewachſen
waren, aber nicht feucht ſind, wie die, auf welchen ich Alauda
Bugiensis antraf. Das Maͤnnchen fang ſchoͤn und anhaltend,
hatte aber kein Weibchen bey ſich. Das 6 Tage ſpaͤter erlegte
Weibchen war ſchon gepaart, hielt ſich aber nicht ſo treu zu ſei—
nem Maͤnnchen, daß ich beyde Gatten auf einen Schuß haͤtte
bekommen koͤnnen; ja dieſes verſchwand nach dem Tode ſeines
Weibchens, und war nicht wieder aufzufinden.
Die im Fruͤhjahre von mir erlegten hatten Getreidekoͤrner,
andere Saͤmereien und die Spitzen gruͤner Saat, die am 24.
May gefchoffene Grasſaͤmereien und Ueberbleibſel ganz zerriebe—
ner Kaͤferchen im Magen.
Ueber ihre Fortpflanzung iſt mir nichts bekannt.
Außer dieſen eben befchriebenen Lerchen beſitze ich noch 3
Stuͤck mit ſehr abweichendem Schnabel. Bey der einen dieſer
Feldlerchen, von denen ein Paar vor mir ſteht, iſt der Schna⸗
bel kurz und aͤußerſt ſtark, und der Kopf ſehr gewoͤlbt. Sie
iſt von mittlerer Größe, und kann, wenn fie ſich als Subspe-
cies beſtaͤtigt, Alauda crassirostris heißen. Die andere hat
einen fo aͤußerſt kurzen Schnabel, daß dieſer kaum 2“ über die
Naſenloͤcher vortritt. Sie koͤnnte Alauda brevirostris heißen.
Da ich aber von der letztern nur ein Stuͤck und zwar aus
Holland beſitze — es wurde dort am 8. Januar 1828. er⸗
legt — und die ſtarkſchnaͤbliche einige Aehnlichkeit mit meiner
Alauda robusta hat: fo laſſe ich dieſe beyden ungewiſſen Gat—
tungen für jetzt bey Seite liegen, bis ich über fie völlig ins
Reine komme.
Alle dieſe verſchiedenen Feldlerchen, fie mögen nun Sub-
species oder Varietaͤten genannt werden, beweiſen von Neuem,
wie reich eine alte Art an bleibenden Gattungen iſt, bey de—
nen ſich nur die zuſammengehoͤrenden zuſammen paaren, wo⸗
durch eben die Gattung begruͤndet wird. Da nun die vorftes
henden Beſchreibungen nach 134 Stuͤcken, unter denen ſich 13
gepaarte Paare befinden, entworfen ſind: ſo wird mich wenig⸗
ſtens Niemand des Mangels an Sorgfalt und Genauigkeit zeiz
hen. Ich gebe nur noch Einiges Über das Innere der vorbes
ſchriebenen Lerchen, was ich in meinem Tagebuche daruͤber finde.
Die Feldlerchen bieten aͤußerlich allerdings wenig beſtimmte
Kennzeichen dar, durch welche fie ſich von den Piepern unter⸗
ſcheiden; denn beyde haben die Lerchenfarbe, nur mit dem Un⸗
terſchiede, daß ſie bey den aͤchten Piepern, Anthus, bald nach
der Mauſer auf dem Oberkörper etwas ins Gruͤnliche, auf dem
Unterkoͤrper oft ſtark ins Gelbliche zieht; beyde beſitzen den lan⸗
gen Sporn an der Hinterzehe und die verlaͤngerten hintern
10*
155
Schwungfedern; nur laͤßt bey den Feldlerchen gleich nach der
Mauſer die 3. von hinten die Schwingenſpitze etwas, bey den
Piepern nicht vorragen. Auch der Schnabel der Feldlerchen iſt
bey den meiſten Gattungen, wie wir geſehen haben, ſtaͤrker und
kuͤrzer als bey den Piepern; allein es gibt ſelbſt unter den
Wieſenpiepern eine Gattung, welche ich Anthus alaudarius
nenne, deren Schnabel viel kuͤrzer und ſtaͤrker, als bey meiner
Alauda tenuirostris iſt. Auch hat dieſer Pieper gewoͤhnlich
einen faſt ganz geraden, aͤcht lerchenartigen Sporn, durch wel⸗
chen ſeine Aehnlichkeit mit den Lerchen vollendet wird. Es
bleibt allerdings noch der ſtaͤrkere Körper ein aͤußeres Unter—
ſcheidungszeichen der Feldlerchen; allein dieſes Unterſcheidungs⸗
zeichen iſt trüglih. Deßwegen iſt es nothwendig, ſich nach in⸗
nern Unterſchieden umzuſehen, und dieſe ſind allerdings ſehr be—
deutend und zwar ſchon aus dem Grunde, weil die Lerchen
mehr Saamen- als Inſectenfreſſerinnen, die Pieper hingegen
faſt nur auf Kerbthiere angewieſen ſind. Daher zeigen beyde
Sippen folgende verſchiedene Einrichtung. Der Schnabel der
Lerchen iſt hart, an der Schneide ſcharf und ſtark, um die Koͤr—
ner und andere Saͤmereien bequem aufnehmen, und zum Theil
auch zerbeißen zu koͤnnen. Die Pieper haben nichts mit Saͤ⸗
mereien zu thun; darum iſt ihr Schnabel weicher, an der
Schneide immer noch ſcharf, aber ſchwach; denn die Kaͤferchen
und Larven, Spinnen, kleine Schnecken und andere Thierchen,
welche ſie aufſuchen, brauchen mehr einen weichen, fuͤhlenden
als harten und ſcharfſchneidenden Schnabel. Alle Feldlerchen,
Alauda pratorum ausgenommen, haben einen mittelgroßen
Rachen, der Gaumen iſt ziemlich platt, wenig muldenfoͤrmig,
mit etwas erhöhtem, zackigem Rande am Nis, und kaum er⸗
hoͤhter, im Schnabel ſich verlaufender Nebenleiſte. Bey Alau-
da arvensis, agrestis, Bugiensis, galeridaria et tenuiro-
stris ift der Rachen blaßgelb, bey Al. segetum et montana
rohfleiſchroͤthlich. Der innere Schnabel bey allen wenig tinnen=
förmig, in der Mitte des Oberkiefers mit einer Furche, welcher
im Unterkiefer eine Leiſte gegenuͤber ſteht. Dieſe Vorrichtung
iſt ohne Zweifel zum Zermalmen der Saͤmereien beſtimmt. Bey
Alauda montana iſt der innere Schnabel am wenigſten, bey
Al. arvensis etwas mehr, bey Al. agrestis noch mehr, bey
Al. segetum am meiften rinnenfoͤrmig. Die Zunge iſt, wie
der innere Schnabel, vorn hellhornfarben, hinten gelb, weit vor
hornartig, durchaus ſchmal, niedrig platt, vorn in 2 nahe an
einander ſtehende Spitzchen geſpalten. Ihre Laͤnge ſteht mit
der des Schnabels der verſchiedenen Gattungen im Verhaͤltniſſe.
Die Luftröhren aller der von mir unterſuchten Feldlerchen find
einander ſehr aͤhnlich, niedergedruͤckt walzenfoͤrmig, ziemlich hart
mit zarten und feinen Ringen, welche bey Al, agrestis am
engſten verbunden find, am untern Kehlkopfe mit einem ziem—
lich deutlichen, bey Al. Bugiensis großem Muskelapparate,
und ſchmalen, zarten, unten ſehr engen Aeſten. Die Speifes
roͤhre iſt mittelweit, der Vormagen dickhaͤutig, ſchlauchartig und
drüßig, der eigentliche Magen einem Huͤhnermagen aͤhnlich, ganz
muskelartig, mit ſehr dicken Wänden und großen Muskelſtaͤm⸗
men auf den Seiten, deßwegen hier perlblau, uͤbrigens roh—
fleiſchfarben, innwendig lederartig, hart und runzlich, ſo daß die
Reibung wie zwiſchen 2 Muͤhlſteinen geſchieht. Die Leber hat,
wie bey allen Vögeln, deren Luftroͤhre mit einem Muskelappa⸗
rate verſehen iſt, auf der rechten Seite einen ſehr langen Raps
pen. Die Hoden ſind bey dem Maͤnnchen zur Paarungszeit
ſehr groß und zwar bis in den Auguſt, woraus man deutlich
ſieht, daß dieſe Lerchen bis zu Ende des July zeugungsfaͤhig
ſich, wie der aller Passcres, durch feine kleinen, faſt warzen⸗
artigen Blinddaͤrme gar ſehr von dem der koͤrnerfreſſenden Huͤh⸗
ner. Bey Al. arvensis iſt er wie ein Rabenkiel ſtark, 10%
6“ lang, mit 2 engen, 5““ vom After entfernten, ungleichen
Blinddaͤrmen; denn der eine von dieſen mißt 12% der andere
Bey Al. se-
getum hat er die Stärke eines ſchwachen Gaͤnſekiels 1 und eine
23%. Ganz aͤhnlich iſt er bey Al. pratorum.
Laͤnge von 12“ 5% Seine ungleichen Blinddaͤrme, von des
nen der eine auch 13, der andere 23“ lang iſt, find 9%
vom After entfernt. Der Darm und die Blinddaͤrme der Al.
robusta find faſt ganz wie bey Al. segetum. Bey Al. mon-
tana betraͤgt die Laͤnge des einem ſchwachen Gaͤnſekiele an
Stärke faſt gleichen Darmes 11“ 2% und feine gleich großen
14“ langen Blindaͤrme liegen 6 vom After ab; bey Al.
agrestis iſt der Darm wie ein ſtarker Rabenkiel, 11“ 2" lang,
mit gerade ſolchen Blinddaͤrmen, wie bey Al. montana. Der
Darm der Al. Bugiensis iſt wie ein Rabenkiel, beym Maͤnn⸗
chen 8“ 4,“ beym Weibchen nur 7“ 8°" lang, mit 2 engen,
Weib⸗
Das Maͤnnchen von Al. ga-
8 vom After entfernten, beim Maͤnnchen 13%, beym
chen 2“ langen Blinddaͤrmen.
leridaria hat einen Darm von der Staͤrke eines Rabenkiels,
welcher 9“ 2,“ lang und mit 2 gleich großen, 34“ langen,
83“ vom After entfernten Blinddaͤrmen beſetzt iſt. Bey Al.
tenuirostris endlich iſt der Darm wie ein ſtarker Rabenkiel,
beym Maͤnnchen 8“ 9“, lang, mit 2 gleich großen, 103“ vom
After entfernten Blinddaͤrmen; beym Weibchen iſt der Darm
11“ kuͤrzer, feine Blinddaͤrme aber find kaum merklich groͤßer,
jedoch nur 54 vom After entfernt. Der Darm aller dieſer
Lerchen iſt oben gewoͤhnlich mit einem gelblichweißen, unten mit
Zur Befoͤrderung der
einem grauſchwarzen Schleim angefuͤllt.
Verdauung enthält der Magen, wie bey allen Saamen freſſen⸗
den Vögeln, ſtets ganz feine Kieskoͤrnchen.
Zum Schluſſe gebe ich noch etwas, was ich mir uͤber die
Schaͤdelbildung dieſer Lerchen angemerkt habe. Nr. 1. Der
Schaͤdel iſt nicht ſehr gewoͤlbt, auf der Stirn ſanft erhoͤht,
tief gefurcht und an dem Augenknochenrande ſo aufgeworfen,
daß der Kopf an ſeinem Ende ſeine hoͤchſte Hoͤhe erreicht; die
Hinterſtirn und der Scheitel ſind platt und gleich hoch, und
der Kopf iſt von da nach dem kleinen Gehirn ſanft herabgebos
gen.
am Augenknochenrande ſtark aufgeworfen, auf der Hinterſtirn
nicht, auf dem Vorderſcheitel wenig hoͤher und von da allmd=
lig in ſanftem Bogen nach dem wenig vortretenden Hinterkopfe
abfallend. Bey Nr. 3. iſt der Schaͤdel breiter, hoͤher und laͤn—
ger, auf der Stirn tief und breit gefurcht, mit ſehr vorſtehen—
den Augenknochenraͤndern, und wenig erhoͤhter Hinterſtirn.
Nr. 4. hat einen kuͤrzern und gewoͤlbtern Schaͤdel; er iſt auf
der Stirn ſtark gewoͤlbt, auf dem Scheitel kaum hoͤher als
auf der Hinterſtirn, und nach dem kaum vortretenden Hinter⸗
kopfe ziemlich ſteil begraͤnzt. Nr. 5, iſt auf dem Stirnbeine
ziemlich ſchmal, tief gefurcht, ſtark erhoͤht, der Scheitel aber
merklich höher als die Stirn, nach dem kaum vortretenden Hin
terkopfe in ſehr gekruͤmmten Bogen abfallend. Bey Nr. 6, iſt
er auf dem Stirnbeine breit, ſanft gefurcht, was bis gegen den
Hinterkopf bemerkbar iſt, mit etwas erhöhten Augenknochen⸗
rande, ſtark und bogenfoͤrmig aufſteigend, ſo daß der Schaͤdel
156
ſind. Der Darm iſt nicht ſehr ausgebildet und unterſcheidet
511 —
Bey Nr. 2. iſt der Schaͤdel weit weniger gewoͤlbt, auf
der, wie bey Nr. 1. geſtalteten Stirn weniger erhoͤht, obgleich
auf der Hinterſtirn die hoͤchſte Hoͤhe erreicht, auf dem Scheitel dieſe
157
Höhe behauptet und von da ſich nach dem wenig vortretenden
Hinterkopfe allmaͤlich herabbiegt. Nr. 7. hat einen wenig ge⸗
woͤlbten Schaͤdel; er iſt auf dem Stirnbeine tief gefurcht, am
Augenknochenrande aufgeworfen, auf der Vorderſtirn ziemlich,
auf der hintern nicht erhöht, eben fo wenig auf dem Scheitel,
und deßwegen flach gewoͤlbt, von da an nach dem kaum vors
tretenden Hinterkopfe in ſanftem Bogen abfallend. Nr. 8. zeigt
einen ziemlich ſtark gewölbten Schaͤdel, dieſer iſt auf der Stirn
ſchmal, ſehr tief gefurcht, wovon man bis auf den Hinterkopf
eine Spur bemerkt, am Augenknochenrande ſtark aufgeworfen,
ſehr erhöht, auf dem Vorderſcheitel mit flachen Buckeln und
von da an in ſanftem Bogen abfallend. Nr. 11. endlich hat
einen wenig gewoͤlbten Schädel. Er iſt auf der Stirn mittel:
breit, etwas gefurcht, am Augenknochenrande ziemlich erhöht,
ſanft aufſteigend, auf der Hinterſtirn nur etwas hoͤher, der
Scheitel gleich hoch und von da an ſenkt ſich der Schaͤdel in
ſanftem Bogen nach dem wenig vortretenden Hinterkopfe all⸗
maͤlich herab. (Fortſetzung folgt.)
x Neue Denkſchriften
der allgemeinen ſchweizeriſchen Geſellſchaft für die geſammten
aturwiſſenſchaften. Neuchatel IV. 1840. 4. T. 22.
Dieſer Band enthält mehrere ziemlich große Abhandlun—
gen, wovon jede beſonders paginiert und der auch beſonders zu
haben iſt.
I. Die Käfer der Schweiz mit beſonderer Beruͤckſichtigung
ihrer geographiſchen Verbreitung, zuſammengeſtellt von Dr. O.
Heer. 2. Lieferung, S. 1-67.
Wir haben ſchon früher die Einrichtung dieſer ungemein
fleißigen und lehrreichen Zuſammenſtellung angegeben. Es iſt
nehmlich eine zweyſpaltige Tabelle, wo in der erſten Spalte der
Name mit dem Vorkommen, in der zweyten die Höhe angege—
ben iſt. Aufgefuͤhrt ſind hier:
Cl. III. Gyririda: Gyrinus, Orectochilus.
Cl. IV. Braehelytra.
Micropeplus, Proteinus, Megarthrus, Phloe-
acharis, Olisthaerus n., Omalium, Phloeonomus n., De-
liphrum. Lathrimaeum, Gevrieria n., Olophrum, Acidota,
Lesteva, Geobius n., Anthophagus, Deleaster, Coprophi-
Ius, Syntomium, Trogophloeus, Phloeonaeus, Oxytelus,
Platysthetus, Dianous, Stenus, Evaesthetus, Sanius, Pae-
derus, Achenium, Cryptobium, Leptacinus, Xantholinus,
Othius, Staphylinus, Philonthus, Heterothops, Velleius,
Astrapaeus, Euriporus, Oxyporus, Hypocyptus, Lampri-
nus n., Tachyporus, Habrocerus, Bolitobius, Gymnusa,
Myllaena, Silusa, Lomechusa, Dinarda , Euryusa, Myrme-
don, Gyrochaena, Placusa, Oligota, Aleochara, Oxypoda,
Homalota, Semiris, Phloeopora, Tachyusa, Calodera, Oca-
lea, Bolitochara, Falagria, Autalia.
Cl. V. Microsomata n.
Chennium, Ctenistes, Batrisus, Pselaphus, Bryaxis,
Bythinus, Tychus, Euplectus, Claviger.
158
Es find nicht weniger als 549 Gattungen aufgeführte
II. Deseription des Echinodermes fossiles de la
Suisse, par L. Agassiz. Seconde partie: Cidarides.
p. 1—108. t. 14—23. N
Dieſe Sippſchaft iſt die reichſte von allen und gehoͤrt zu
den aͤlteſten in der Entwickelung der Erde, ſchon im Muſchel⸗
kalk, waͤhrend die andern ſich erſt im Jurakalk finden, wo auch
noch jene häufig vorkommen, fo wie in der Kreide bis in die
tertiaͤren Böden. Es werden hier 84 Gattungen abgebildet.
Das Vorkommen in den verſchiedenen Bodenarten wird nun
ausführlicher angegeben. Bey der Anordnung und der Beſchrei⸗
bung hat dem Verfaſſer Desor viel geholfen. Beſchrieben ſind
hier:
Gen. 18. Diadema rotulare, bourgueti, lucae,
rhodani, dilatatum, macrostoma, pseudodiadema, alfine,
tetragramma, complanatum, florescens = meriani, suban-
gulare, priscum, placenta, ‚superbnm, homostigma.
G. 19.
G. 20.
bilis.
G. 21.
G. 22.
G. 23. Hemicidaris erenularis, stramonium, mitra,
diademata, thurmanni, angularis, undulata, alpina, patella.
G. 24. Cidaris blumenbachii, parandieri, coronata,
erucifera, propinqua, oculata, laeviuscula, nobilis, gigan-
tea, vesiculosa, elunifera, aspera, cucumifera, maeandrina,
pyrifera, spinosa, horrida, econstrieta, stemmacantha, alata,
trigonacantha, pustulifera, cladifera, glandifera, cervicalis,
filograna, einnamomea, alsatica, spatula, catenifera, bacu-
lifera.
G. 25. Echinus perlatus, psammophorus, dubius,
serialis, fallax, gyratus.
G. 26. Salenia scutigera, stellulata, areolata.
G. 27. Goniopygus peltatus, intricatus.
G. 28.
G. 29. Glypticus hieroglyphicus, affinis.
Tetragramma brongniarti, planissimum.
Acrocidaris formosa, minor, tuberosa, no-
Pedina sublaevis, ornata, rotata, arenata.
Acrosalenia spinosa, conformis, aspera.
Arbacea pilosa.
Ueberall iſt eine genaue Beſchreibung und die Angabe des
Fundortes, geographiſch und geognoſtiſch. Dabey eine Ueber⸗
ſicht und eine Erklärung der Taf. 14—23. mit ſehr genauen
und ſchoͤnen Abbildungen, meiſt gezeichnet von Diekmann,
gedruckt von Nicolet.
III. Beytraͤge zur Nevrologie der Reptilien von Dr. C.
Vogt. S. 1-60. T. 4.
Alle Beytraͤge zur Nervenlehre der Lurche find von Wich—
tigkeit, und daher wird man dieſe ſehr genauen Unterſuchungen
gewiß mit Dank anerkennen. Er ſucht für die fo ſehr wech
felnden Formen die Typen im Nervenſyſtem auf, wodurch ein
wichtiger Schritt vorwaͤrts gethan iſt. Die Unterſuchungen
wurden angeſtellt an Chelonia mydas, worinn er im Ganzen
mit den trefflichen Arbeiten des leider zu früh dahin geganges
159
nen Bojanus übereinftimmt; jedoch hat er die Verbindung
des Sympathicus mit dem Abducens gefunden, welche dem
letztern entgangen iſt. Er hat mit viel Muͤhe und Einſicht
alle Nerven des Kopfes und auch des Sympathicus praͤpariert
und zu beſtimmen geſucht, und den letztern in Zuſammenhang
gefunden mit Trigeminus, Abducens, Facialis, Glossopha-
ryngeus, Hypoglossus et Vagus.
Ferner wurden unterſucht Monitor, Lacerta, Gecko,
Iguana, Chamaeleo, Drıco, Amphisbaena, wobey die Abwei⸗
chungen eines jeden Nerven angegeben werden.
Crocodilus iſt für ſich und umſtaͤndlich behandelt, weil
er bedeutend abweicht.
Von Schlangen wurden unterſucht: Python, Coluber,
Crotalus, Naja, Vipera.
Von Batrachiern: Bufo uͤbereinſtimmend mit Volkmanns
Unterſuchungen von Rana in Müllers Archiv 1838. S. 70.;
ferner Salamandra und Proteus, wobey ihm Rusconis Un⸗
terſuchungen fehlten; es muß alſo in Bern nicht befonders mit
der naturhiſtoriſchen Bibliothek ſtehen.
Abgebildet ſind die Nerven von allen genannten Sippen,
ſehr deutlich vom Verfaſſer ſelbſt gezeichnet und von Bettar—
mier auf den Stein gebracht.
Dann folgt der Schluß der großen Abhandlung uͤber den
Solothurner Jura von A. Greßly in franzoͤſiſcher Sprache.
S. 113 — 241. mit T. 6— 12. in Folio; Plane und Durch-
ſchnitte ill., ungemein zahlreich und reichhaltig; zeigen das alte
Meer und die daraus hervorragenden Gebirge als Inſeln, Lage
ber alten Thiere, Corallen und Muſcheln. Eine fehr interefz
fante Arbeit, welche gewiß jahrlange Unterſuchungen erfor⸗
dert hat.
Nomenclator botanicus
seu synonymia plantarum universalis, auctore E. Th. S te u-
del, Med. Dr. Ed. 2. Stuttgardiae apud Cotta 1840. 8. maj.
Ueber 20 Jahre ſind ſeit der erſten Auflage verfloſſen
und ſſeit dieſer Zeit hat ſich die Pflanzenzahl, wenigſtens die
Namen derſelben, wohl um das Doppelte vermehrt. Jene
Auflage wurde mit allgemeinem Beyfall begruͤßt und kam in
alle Hände, weil fie mit ungemeiner Genauigkeit bearbeitet war
und der Verfaſſer das Vertrauen hatte, daß man ſich auf ſeine
Cu —
— [1
Angaben verlaffen konnte. Bey der
mehr der Fall. Zugleich iſt der Druck
daß man alles leicht findet, und in einer einzigen Zeile ſteckt
der erſte Aufſteller, die Natur der Pflanze, ob Kraut, Staude
oder Holz, das Vaterland, und meiſt ſelbſt die Seitenzahl des
Werks. Bey der Sippe ſteht die Sippſchaft von verſchiedenen
zweyten iſt dieſes noch
ſo ſinnreich eingerichtet,
160
Autoren. Darunter die Synonyme mit kleinerer Schrift; for
dann die Gattung und die Synonyme in ſchiefer Schrift.
Es iſt daher alles geſchehen, was zur Deutlichkeit erforderlich
iſt. Das Werk ſcheint ſchon ganz fertig zu ſeyn; denn binnen
wenigen Monaten ſind 6 Hefte erſchienen bis S. 768. Wort
nehmlich C, lauft
„Hippion.* Einer der größten Buchſtaben,
von Seite 243 —478.
Nomenclator botanicus hortensis,
oder alphabetiſche und ſynonymiſche Aufzählung der in den Gärs
ten Europas cultivierten Gewächſe, von G. Heynhol d. Dres⸗
den, bey Arnold. 1840. halb 4.
Dieſes Verzeichniß iſt ein ſehr guter Einfall, der auch
kraͤftig von Reichenbach unterſtuͤtzt wird. In unſern Syſtemen
ſtehen Tauſende von Pflanzen, welche noch nie ein europaͤiſcher
Botaniker geſehen hat, und von denen man nicht weiß, ob ſie
wirklich Buͤrger des Pflanzenreichs ſind.
unſern Gaͤrten ſteht, hat eine ausgemachte Exiſtenz, an die
man glauben kann. Dieſes Verzeichniß iſt daher nicht bloß für
die Gaͤrtner, denen es zunaͤchſt beſtimmt iſt, ſondern auch ſelbſt
für die Botaniker von großer Weh igkeit.
Auch iſt das Verzeichniß ſehr bequem und ſinnreich ein⸗
Was aber wirklich in
3 —
gerichtet. Zuerſt der Sippennamen lateiniſch und deutſch, dann
die linneiſche Claſſe und Ordnung, ſodann die natuͤrliche Fa⸗
milie; darauf die Gattungen lateiniſch und deutſch, das Zeichen
des Wachsthums, ferner ob ſie warm ſtehen muß, im Miſtbeet
uſw. Dabey das Vaterland, oft auch die Spielarten und die
Spnonyme. Das erſte Heft geht bis S. 216. — Muſter.
Conyza T. Duͤrrwurz XIX. 1, Compositae Co-
rymbiferae.
I. genuin,
aegyptiaca Ait. (spathulata Hornem.),
O. f. Aegypten.
ägyptiſche,
Das Manuſcript iſt fertig, und das Werk wird daher
bald in den Händen der Beduͤrftigen ſeyn.
—— =, <> —— —
AL
Meditation und Dichtung über meine geſammte Erſcheinungswelt.
Vom Grafen Georg von Buquoy.
(Fortſetzung.)
Wenn ich dem Hervortreten der Gegenſaͤtze: Wahr und
falſch, ſchoͤn und haͤßlich, gut und böfe, * an der ge⸗
ſammten Natur innerhalb und außerhalb mir unbefangen nach⸗
ſpuͤren; ſo bemerke ich durchgehends, daß, theils ſimultan,
theils fubceffio, dem Wahren der Trug, daß dem
Schönen das Haͤßliche, daß dem Guten das Böſe zur
Seite gehen, daß Eines dem Andern auf den Fuß folge; daß
uͤberhaupt, an dem geſammten Naturwalten innerhalb und au—
ßerhalb mir — die Tendenzen für Wahres, Schönes, Bu:
tes — mit den Tendenzen für Falſches, Saͤßliches und
Böſes — in unaufhoͤrlichem Kampfe — verwickelt ſeyen.
Nirgend iſt ein beſtaͤndiges Emporſteigen — nirgend
ein beſtandiges Herniederſinken — wahrzunehmen. Durch—
gehends, an dem geſammten Naturwalten, iſt das Aufſchwin—
gen nach dem Wahren, Schoͤnen, Guten — ſtets begleitet und
nachgefolgt — von einem Herniederſtuͤrzen in den Pfuhl des
Truges, Haͤßlichen, Boͤſen, wo aber dann wieder ein Aufrichten
und Emporſchwingen erfolgt; und ſolchermaßen beſteht an dem
geſammten Naturwalten innerhalb und außerhalb mir, ohne
Ausnahme, ein ſtetes auf und nieder Wogen, ein ewi—
ges hin und wieder Oſcillieren (metaphoriſch ausgedruckt),
welches Wogen, welches Oſcillieren zu keiner endlich einmal er—
folgenden Ruhe gelangt, ſondern das unaufhoͤrlich vor fi
geht; — die geſammte Natur innerhalb und außerhalb mir,
ſtellt ein immerwaͤhrendes Werden und Vergehen, ein unaus⸗
geſetztes Aufbluͤhen und Niederwelken dar (ſieh den Aufſatz:
Irdiſches Treiben, in dem Werke: Buquoy Anregung
* Entſprechend namlich meinen Grundgefuͤhlen fuͤr Wahres,
Schönes und Gutes. Die Exiſtenz jener Grundgefühle
in mir iſt mir — Thatſache des Bewußtſeyns.
Iſis 1841. Heft 3.
für philoſophiſch-wiſſenſchaftliche Forſchung .. ..); kurz,
das geſammte Naturwalten aͤußert ſich mir als actio actionis
causa, ſcheinbar als ein Ziel ſtetig nie — verfolgend, fonz
dern dem einen nachſtrebend, ſtets aber dann dem entge—
gengeſetzten nachhaͤngend, in der That aber — dennoch
ein Ziel verfolgend, das — des ſteten Combinierens der
Gegenfäge unter ſich, gleich einem ofeilfierenden Pendel.
Dieſer hoͤchſt wichtige Satz, dieſe Baſis der nachfolgenden Ber
hauptungen, dieſer bloß per inductionem aus rein empiriſchen
Wahrnehmungen abſtrahierte Satz — laͤßt ſich nicht durch Des
monſtration kurzweg erweiſen. Wer zu dem affirmativen
Gefuͤhle — des durchgehends in der geſammten Na⸗
tur innerhalb und außerhalb des Menſchen herr—
ſchenden oſcillatoriſchen Characters — gelangen will,
wie ich, — der muß ſolches Gefuͤhl ſelbſtproductiv — in
ſich — hervorrufen, muß fuͤr ſolch eine ſich als nothwendig
aufdringende innere Zuſtimmung eingeweihet werden, naͤm⸗
lich, indem er unbefangen, ohne vorgefaßte Anſicht, mit ſteter
und lange fortgeſetzter Aufmerkſamkeit, dem Naturwalten inner⸗
halb und außerhalb feiner ſelbſt, — wie jenes Walten gegen:
waͤrtig iſt, wie es der Geſchichte gemaͤß in andern Perioden ſich
ausſprach, und wie es genetiſch zu demjenigen ward, ſo es bis
hieher geworden, — nachſinnt; indem er ſpaͤhend und horchend
den leiſeſten Winken an der Naturphyſiognomie — den leife:
ſten Accenten an den Melodieen des Weltchors — ſich in kind—
licher Naivität hingibt, unbefangen und finnig jene erfaßt, in»
dem er fie ahnend zu deuten ſtrebt,“ und ſolchermaßen unge:
„ Als Vorbereitung hiezu iſt erfoderlich: ein gründliches
Studium der Phyſik (vorzüglich ihres mathematiſchen
Theils), der Phyſiologie, der ſogenannten Pſychologie, der
11
136
ſtört ein acht philoſophiſch contemplatives Leben —
führt. Vieles zu ſolcher Vorweihe findet ſich in den Schrif⸗
ten: Buquoy Skizzen zu einem Geſetzbuche der Na⸗
tur, Buquop ideelle Verherrlichung des empiriſch
erfaßten YIaturlebens, und Buquoy Anregung für
philoſophiſch-wiſſenſchaftliche Forſchung ꝛc., aus wel⸗
chen Andeutungen, wenn fie in Eines zuſammengefaßt wer⸗
den, als klares Geſammtbild hervorgeht, und zwar als ein
uns affirmativ zuwinkendes Bild, daß, wenn der totale Na⸗
turorganismus (ideell und real, dynamiſch und ſomatiſch, be=
trachtet) planmäßig im Zeugen und Entwickeln ſich ei⸗
nerſeits eben fo planmäßig im Zerſtoren und Ertoͤd—⸗
ten ausſpreche, und zwar nicht bloß im Ertoͤdten desjenigen,
das feinen Cyklus vollendet hat, ſondern auch desjeni—
gen, das noch mitten im Aufblühen iſt. In dieſer Din:
ſicht dürfen wir z. B. eben ſowohl behaupten, es habe der Ge:
ſundheitsorganismus die Beſtimmung, den verſchiedenen an ſol-
chem Geſundheitsorganismus (gleichfam paraſitiſch) wuchernden
und zugleich den Geſundheitsorganismus hoͤchſt planmaͤßig zer⸗
ftörenden Krankheitsorganismen zur Geburt- und Gedeiheſtaͤtte
zu dienen, als man andererſeits ſagen koͤnnte, es habe der Ge⸗
ſundheitsorganismus die Beſtimmung, der uͤppigſten Bluͤthe des
dem Geſundheisorganismus eigenthuͤmlichen Lebens entgegen zu
ſproſſen.“ Man betrachte nur das Regelmäßige in den
Krankheitsſtadien, das Planmaͤßige in ihrem, man
möchte fagen mit erſonnener Grauſamkeit vollzogenen Zerſtoͤ—
rungsproceſſe am Geſundheitsorganismus, an dem fir, in fre⸗
chem Hohne, in roher Unverſchaͤmtheit, in ſchadenfroher Bos—
heit ſchonungslos ein herrlich Gebilde nach dem andern laͤhmen
und in ihre verpeſtende Jauche niederzerren.
Wahrlich! man weiß nicht, ob die zerſtoͤrende Planmaͤ—
ßigkeit des fortwuchernden Krankheitsorganismus mehr an⸗
zuſtaunen fen, oder ob wir mehr dem höchſten Grade von
Erbitterung uns hingeben ſollen, wenn wir die reizendſt ges
formten, die kraftſtrotzendſten Gebilde, nach unerbittlichem Ver⸗
nichtungsſpruche, ſo regelrecht und elendiglich vernichtet werden
ſehen, — ohne daß eine ſchuͤtzende Gottheit dem in Qual ſich
Windenden zueilte. — Doch nein! Weder Staunen noch
Erbitterung moͤge uns hier ergreifen, da jene Erſcheinung
ja weiter nichts iſt, als — ein zum Naturganzen nothwen—
dig Gehöriges, in des Naturganzen Oſcillationstypus,
von Ewigkeit her und in Ewigkeit hin, gegruͤndet. Meynſt du
etwa, Sohn des Staubes, es ſey die Natur zu deinem Dien⸗
ſte da? oder meynſt du auch nur, ſie beſtehe fuͤr die behag⸗
Menſchengeſchichte. Bey allen dieſen Vorſtudien müſſen
jedoch die Thatſachen des Erſcheinens — hypotheſenfrey,
und lediglich als Thatſachen, aufgefaßt werden; nur ſo
elangt man zu einer der Wirklichkeit angemeſſenen Ans
icht vom Naturwalten. Sieh Buquoy Skizzen uſw.
»Die Teleologen faſſen, höchft einſeitig, nur die letztere
Rückſicht auf, und fingieren überhaupt dem Naturwalten
— ein romanhaftes Wohlwollen an, das dann froͤmmelnd
an einen omoioanthropifch fingierten Schöpfer und Melt:
regierer giriert wird. Das Naturwalten, ſeinem Einher⸗
zuge nach betrachtet, äußert weder Wohlwollen noch Miß⸗
gönnen, ſondern ein ruͤckſichtsloſes als actio actionis causa
ausgeſprochenes ſich Fortwaͤlzen, möge hiebey Saat — oder
Giftpflanze — vertilgt werden.
164
liche Exiſtenz der in ihr lebenden ſich ihrer ſelbſt bes
wußten Weſen, und habe einen fie ſtets nachbeſſernden, fie
erhaltenden und aͤngſtlich pflegenden Werkmeiſter im Sol⸗
de? * — Der weitere Verfolg dieſer Schrift wird dich hoffent—
lich eines Beſſern belehren; bis dahin jedoch arbeite nach Kraͤf⸗
ten daran, deine Hoffart zu bekaͤmpfen, deinen Egoismus,
er mag ſich auf Dich — oder auf die von dir unvernuͤnftig
geliebte Watur außerhalb dir — beziehen, zu bemeiſtern,
ruhig zuzuſehen, wie ſichs da geſtalten oder entſtalten mag, wie
die Grazien dir zuwinken oder Zerrgeſichter dich angrinſen moͤ⸗
gen, und, wo möglich, dich zu einem höhern Beſchauungs⸗
acte vorzubereiten, als du etwa aus froͤmmelnder Teleologie,
die vor dem tiefern Forſchen ſtets zu Schanden wird, geſchoͤpft
haben moͤchteſt; — zu einem Beſchauungsacte, von dem die
Meiſten der Sterblichen nichts ahnen. —
Es beſteht in der geſammten Natur zwar, durchgehends
in allen einzeln fuͤr ſich betrachteten Erſcheinungen, eine wenig⸗
ſtens ſcheinbare Planmaͤßigkeit; allein ſolche Planmaͤßigkeit iſt
allemal nur eine Interimsplanmaͤßigkeit, gleichſam nur
einen tranſitoriſchen Parorismus des allgemeinen Bildungs:
triebes kuͤndend, da jedem, auch noch ſo planmaͤßigen Entwick⸗
lungsproceſſe — ein planmaͤßiger Zerſtörungsproceß —
|
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|
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N
00
*
„
auf dem Fuß nachfolgt, und oft mitten im Entwidlungsacte,
noch vor Erlangen deſſen entſprechender Aeme, — ex ab-
rupto — verheerend, und zwar ſehr planmaͤßig verheerend,
eintritt. —
*
Laßt uns in dieſer Hinſicht noch einmal, wie ſchon file
herhin, auf folgende Weiſe das Waturleben, deſſen ſelbſt
teufliſche Zuͤge noch zur Begeiſterung ſtimmen, beſin⸗
gen, dieß unbegreiflich wohlwollend und zugleich grauſam
ſich ausſprechende allwaltende Waturleben:
„Wenn's umherſchweifet,
Was es ergreifet,
Laut es aufrufen,
Des Bildens Stufen,
Wie ſie ſich reihen,
Kuͤhn zu erſteigen; —
Bald doch es wieder
(Satt ſchon der. Güter,
Die ſeinem Hange
Folgten zu lange)
Schnoͤd' von ſich werfen,
Friſch um zu ſchaͤrfen
(Bey ſeinem Geizen
Nach neuen Reizen)
Sein geil’ Gelüften
Da, wo ſich's ruͤſten
Will — gegen Bande
Zum Widerſtande.“ “ — K.
* Anficht der teleologiſchen Deiften und Froͤmmler.
Gegen die Banden, die der Fortlauf der Zeit — dem aus
fruͤherer Zeit Gewordenen — anzulegen ſtrebt, um es neuen
Formen anzupaſſen, — gegen ſolche Banden ſtraͤubt ſich,
mit ſeinem Reſte alternden Lebens, das nicht mehr Zeit⸗
165
Einſeitig war Blumenbachs Anfiht von einem in
der Natur einzig nur walten ſollenden Bildungstrie be,
— da ja zugleich auch — ein eben fo mächtiger und ſich
eben fo planmäßig aͤußernder Zerſtörungstrieb — allerwaͤrts
ſich verkuͤndet. Bildungstrieb und Zerſtorungstrieb in
einen collectiven Begriff zuſammengefaßt, geben den Be—
griff von einem Umwandlungstriebe; — unter dem Cha:
racter dieſes Triebes ſpricht ſich das geſammte Treiben
— in der Natur aus. Das geſammte Naturwalten, das an
demſelben herrſchende Fatum, erſcheinen unter dem Doppel
character von Verknuͤpfendem, Weiblichem, und von Tren—
nendem, Maͤnnlichem. — In jenem ſowohl ein unauf—
hoͤrliches Zeugen als ein unaufhoͤrliches Zerſtoren beabſichti—
genden Umwandlungsſtreben ſehen wir den Character eis
ner actio actionis causa an dem geſammten Naturwalten aus—
gedruckt, ganz fo wie in unſerm ſelbſtbewußthaft ausge—
ſprochenen Streben, das ja eigentlich nur ein ſpecieller
Ausdruck des der geſammten Natur zukommenden Strebens iſt.
Nicht allein am Phanerobiotiſchen (dem ſogenannt Orga—
niſchen) findet jener Character bloß interimiſtiſcher Plan—
mäßigkeit Statt, ſondern eben fo am Fryptobiotiſchen
(dem ſogenannt Anorganiſchen), z. B. am Eryſtalliſierungsni—
ſus im Mineralreiche, wo jener Niſus, durch ſo manchen an—
tagoniſtiſch entgegen tretenden, aufgehalten, nach einer andern
Richtung getrieben, oder wo die Baſis der urſpruͤnglichen Wirk—
ſamkeit durch fremde Operationslinien durchſchnitten wird; ſo
daß der Cryſtall zur regelmäßigen Geſtalt, der er urſpruͤnglich
zuſtrebte, gar nicht gelangt und gleichſam nur den torso der⸗
felben zu liefern vermag. Aehnliche MNißbildungen kom—
men auch an Pflanz- und Thier- Embryonen vor uſw.
Was ich hier, — ruͤckſichtlich des durchgehends herrſchen—
den oſcillatoriſchen Characters (metaphoriſch geſprochen) an
den Manifeſtationen des Naturwaltens, hinſichtlich des Grund—
zuges von actio actionis causa an der Mimik, an der Ges
bärde, am Geſammthabitus der Erſcheinungen, — als Behaup—
tung aufſtellte, dazu berechtigt mich: Beobachtung meiner
ſelbſt bis ins Innerſte meiner Selbſtbewußtſeyns—
ſphaͤre hin, und Naturforſchung außerhalb mir,
wohin auch zu rechnen iſt: das Studium über die Ge—
ſchichte der Menſchheit.“ Jenes Auf- und Vie—
emäße. Was zu den gewordenen Beſtänden gehoͤrt,
raubt ſich gegen den Strudel des neuen Werdens, das
veraltet Inkruſtierte — gegen den Proceß der Ver-
juͤngung.
* Alle Thaͤtigkeit in der Natur erſcheint als bloße actio
actionis causa. Sieh hierüber: Buquoy ideelle Verherr—
lichung des empiriſch erfaßten Naturlebens uſw. Theil 1.
S. 113 uſw.; in dieſer Stelle und in mehrern andern
Stellen dieſes Werkes wird die eigentliche Characteriſtik
des Naturwaltens geliefert, und zwar durch alle Manife⸗
ſtationen des Naturlebens hindurch, wie ſich nämlich das⸗
ſelbe ausſpricht, am Cryſtalliniſchen, am Pflanzenweſen,
am Thierweſen, ja ſelbſt am Anthropismus und Polybios
tismus, nämlich am Selbſtbewußtſeyns⸗Erſcheinen des eins
zelnen Menſchen und am Staatenweſen; allenthalben drin⸗
gen ſich Geſetze (beſſer Urnormen des Erſcheinens) auf,
denen ſelbſt die (ſogenannte) Willkuͤr des Einzelnen, und
der Reihenſchwung des Geſchickes unterliegen. — Sieh
ferner die Aufſatze (in Buquoys Anregung für philofo>
166
der⸗Wogen innerhalb und außerhalb mir, jenes Auf- und
Nieder-Wogen an den Manifeſtationen der geſammten Na—
tur, woran ſich zugleich, in jedem einzelnen Acte, der Character
von Bedingtheit, Beſchraͤnktheit, beurkundet, — laͤßt
mich die geſammte Natur erſchauen als den Ausdruck ei—
ner — zwiſchen zweyen entgegeſetzten Polen unauf—
hörlich vor ſich gehenden — Oſcillation.“ Mein
Erſcheinungsganzes, dieß Endliche, die mir vorſchwebende
geſammte Natur innerhalb und außerhalb mir, ich ſelbſt
mit dazu gerechnet, — jenes endliche Ganze, ſeiner ſelbſt—
bewußthaft ausgefprochenen und ſomatiſchen Seite nach
erwogen, iſt nicht etwas an und für ſich Seyendes, **
ſondern iſt nur die ſtete Oſcillation zwiſchen zweyen
einander Entgegengeſetzten, welche zwey Entgegenge—
ſetzte, fuͤr ſich betrachtet, vom Giſcillierenden ſelbſt —
eſſentiell verſchieden ſeyn muͤſſen, das heißt: von dem
Erſcheinungsganzen ſelbſt; da ja ſonſt jene zwey Ent:
gegengeſetzte auch noch mit — ins Gſcillierende hin—
ein fallen muͤßten. ** Es iſt daher ſowohl das Eine als
das Andere jener zwey einander Entgegengeſetzten weder ein,
durch Raum und Zeit, contractiv und zugleich expanſiv Beding—
tes, — wie Solches ein jedes innerhalb der Totaloſcillation,
phiſch⸗wiſſenſchaftliche Forſchung ... . ): irdiſches Trei⸗
ben, Geſetze herrſchen uſw. Alle hier anempfohlenen Auf:
ſaͤtze geben aber bloß den Impuls, um einſt zur vollen Ue⸗
berzeugung unſers oben ausgeſprochenen Satzes zu gelan⸗
en; die Ueberzeugung felbft — erlangt nur Der, ſo ein
acht philoſophiſch contemplatives Leben führt, dem unbe⸗
fangenes Naturſtudium hoͤchſte Herzensangelegenheit iſt.
Der bloße Dilettant im Philoſophieren gelangt zu Sol⸗
chem nie. — 5
* Streng genommen, die Befriedigung bloß meiner Vernunft⸗
anfoderung beruͤckſichtigt, folgt zwar aus dem Bedingt⸗
ſeyn jeder einzelnen Erſcheinung — nicht das Bedingtſeyn
der Totalerſcheinung, naͤmlich des Naturganzen. So iſt
z. B. im Problem der drey Körper (Laplace mecanique
celeste) jeder Körper durch die zwey übrigen bedingt, oh⸗
ne daß deßhalb alle drey ein Syſtem bildenden Körper zu⸗
ſammen — durch etwas außerhalb jenes Syſtems — be—
dingt waͤren. Streng genommen iſt dieß freylich wahr;
allein da es mir im Philoſophieren nicht bloß auf Befrie⸗
digung meiner Vernunftanfoderung ankoͤmmt, ſondern zu⸗
gleich auch auf Befriedigung der Anforderungen meines Ge⸗
fuͤhls, meiner Phantaſie, und namentlich eines mir inne⸗
wohnenden Sehnens über die Naturerſcheinnng hinaus,
eines myſtiſch religioͤſen Sinnes; fo halte ich jede Annah⸗
me bey meinem Philoſophieren für geſtattet, die von der
abgezogenen kalten Vernunft nicht als abſurd verdammt
werden kann, zugleich aber alle uͤbrigen in mir beſtehenden
Anforderungen zufrieden ſtellt. Die Behauptung vom oſcil⸗
latoriſchen Character des Naturganzen betrachte ich nicht
als abſolut nothwendiges Poſtulat, aber immerhin als ſehr
annehmbare Hypotheſe.
NHieruͤber — in der Folge ein weiteres.
* Es verſteht ſich, daß ich hier, mich des Bildes mechaniſcher
Bewegungen bedienend, naͤmlich des Oſcillierens, bloß al⸗
legoriſch, ſymbolich, metaphoriſch ſpreche, einer deutlichern
Sprache ermangelud, bey Entwickelung eines Gegenſtan⸗
des, der nicht mehr innerhalb des Naturganzen (wovon ich
ein integrierender Theil bin) zu ſuchen iſt. Ich ſelbſt bin
ein durch und durch Oſeillatoriſches, kann folglich der ſupra⸗
oſcillatoriſchen Weſenheit — nur in oſcillatoriſcher Form
— erwähnen.
*
167
innerhalb des Naturganzen (mich mit einbegriffen), Gelegene iſt;
— noch iſt irgend eines jener Entgegengeſetzten ein, dem Wah—
ten, dem Schönen, dem Guten einerſeits, dem Truge, dem
Haͤßlichen, dem Boͤſen andererſeits, ſich Naͤherndes, — wie
Solches die Manifeftationen, am Erſcheinungs-Ganzen innerz
halb und außerhalb mir, durchgehends ſind; — noch endlich
ein die Manchfaltigkeit einerſeits, die Einheit andererſeits, und
hiemit, als Reſulat, einen gewiſſen Grad von Harmonie oder
Disharmonie, Ausſprechendes, auf welche Weiſe, am Natur:
ganzen innerhalb und außerhalb mir, ein Jedes hervortritt; —
ſondern es ſind jene zwey Entgegengeſetzte, jene au—
ßerhalb der Totaloſcillation außerhalb der Natur gelegene
zwey Polar-Ziel-Puncte alles Oſcillierenden: — 1) ei⸗
nerſeits, das, bezuͤglich auf Raum und Zeit, unbedingt ſich
Behauptende, nämlich das einzig ſeyende * Unendliche, Ewige,
das Abſolutum (dieſer Ausdruck in ſeinem eigentlichen
Sinne genommen, nicht im Sinne Schellings, als abſo—
lute Identitaͤt des Idealen und Realen; Abſolutum
heißt und hieß von jeher Unbedingtes, in ſich ſelbſt Nothwen⸗
diges), an welchem Abſolutum alle Kigenfchaften als dem
Urſeyn entſprechende Einheit verſchmolzen, und hiedurch in
ihrem Eigenſchaftscharacter erloſchen ſind, nichts deſtowe—
niger, mir durch Eigenſchaften Bedingtem — ſich immer noch
in Getrenntheit darſtellen, allenfalls auszudruͤcken als Ur—
conſtant, Urthaͤtig, Urwahr, Urſchoͤn, Urgut; — 2) anderer
ſeits, das, als Superlativ der Beſchraͤnktheit und Wandelbar—
keit, vom Abſolutum heraus Urgefchleuderte, ** die hoͤchſte Po—
tenz der Bedingtheit Paſſivitaͤt, ſo wie zugleich das Urfalſche,
Urhaͤßliche, Urboͤſe, endlich das hoͤchſt Specificierte, das Super—
lativ der Vielfaͤltigkeit und Getrenntheit, kurz ausgedruͤckt: das
Minus-Abſolutum. ** — Mit dieſen zwey einander Ent—
gegengeſetzten, außerhalb des als daſeynsloſe Oſcillation ſich
ausſprechenden Naturganzen gedacht, ſind nicht etwa zwey
Urweſen angenommen; dieß widerſpraͤche dem Character des
» Darum das einzig ſeyende — uſw., weil, wenn außer dem⸗
ſelben noch irgend Etwas exiſtierte, jenes (in ſeinem Seyn)
von dieſem (nämlich vom Seyn dieſes) ausgeſchloſſen, ſo—
nach bedingt, und dem gemäß mit in die Oſcillation hin⸗
einfallend, wäre. 2
** Urgeſchleuderte ſage ich, da der Gegenſatz des Abſolutums,
von welchem Gegenſatze hier die Rede iſt, dem Superla—
tiv der Bedingtheit, folglich der Paſſivität, entſpricht.
Das Abſolutum iſt das Urſtilleſtehende; hingegen das
Minus-Abfolutum, das vom Abſolutum urthätig, aus
dem Abſolutum hinaus, Urgeſchleuderte, nicht das ſich Ur⸗
ſchleudernde.
» Die weiter oben erwähnte Oſcillation (ſieh den Aufſatz:
Höchſtes Prinzip des Dualismus in dem Werke: Buquoy
Anregung fur philoſophiſch-wiſſenſchaftliche Forſchung
1 ) verſtehe ich nicht dahin, als ob eine Zeit hin⸗
durch alles dem Abſolutum zu, und dann alles dem Mi-
nus⸗Abſolutum zu, ſich bewegen moͤchte; ſondern das
hier angenommene Symbol der Oſcillation deute ich da=
hin, daß, aus der Fulle von Erſcheinungen, am Natur:
ganzen innerhalb und außerhalb mir, in jedem Augen-
blicke, ein Theil dem Abſolutum zu, und zugleich ein
Theil dem Minusabſolutum zu, ſich bewege, und dann
umgekehrt; fo, daß ein ſimultanes Auf⸗ und Nieder⸗Wo⸗
en, mit immerwährendem Umtauſche der Rollen, in jedem
a beſteht.
168
Abſolutums, welchem allein — Daſeyn zukommen kann,
da jenes durch kein zweytes Weſen beſchrankt ſeyn kann
in ſeinem Seyn; ſondern nur eines kann wirklich beſtehen,
naͤmlich das Abſolutum bloß, — außer welchem nichts
mehr (auch nicht das Univerſum, das bloß Manifeſta⸗
tion eines ewigen Oſcillierens iſt) ein Daſeyn hat, und wel⸗
ches Abſolutum eigenmaͤchtig aus ſich heraus, ſich feinen
Urgegenſatz, naͤmlich das Minus-Abſolutum, ſelber entgegen—
ſetzt (da am Abſolutum nur das Superlativ von Subjectiv
denkbar iſt, jede Paſſivitaͤt hier zum Unſinne wird),
welches Minusabſolutum ich mir gleichſam als den vom
Abſolutum ausgegangenen Urgedanken — vorſtelle, der
ich in meinem Vorſtellungsacte allemal nur oſcillatoriſch,
und meiner ſpeciellern Natur nach nur menſchenhaft, nur
kataanthropiſch zu Werke gehen kann, und daher die Attri⸗
bute: Weſen und Gedanken hier nothgedrungen auf eine
Sphaͤre beziehe, wo ſie keineswegs hin paſſen; — indeß bleibt
mir (durch und durch Oſcillatoriſchem) dennoch nichts weiter
übrig, als die mir eigenthuͤmlichen Formen der Anſchauung,
in meinen Unterſuchungen, auch ſelbſt in der Sphaͤre des
Supra -Gſcillatoriſchen, zu gebrauchen, und wären jene
Formen auch bloße Symbole, die einzige mir ja vers
ſtaͤndliche Sprache, um mich mir ſelber verſtaͤndlich zu machen,
wenn ich mich nach den ſupraoſcillatoriſchen Regionen hin auf-
ſchwinge. — Um den Contraſt, um das Entgegengeſetz⸗
te, zwiſchen dem Abſolutum und dem Minus-Abfolutum, ener⸗
nergiſcher auszudruͤcken, iſt es zweckmaͤßig, in der Folge
das Abſolutum mit dem Ausdrucke Plus-Abſolutum zu
bezeichnen.
Nach den hier entwickelten Anſichten iſt das Watur—
ganze — nichts eigentlich ſelbſt Seyendes, ich ſel-
ber mit — exiſtiere nicht; ſondern das Naturganze
manifeſtiert ſich als bloße Emanation vom einzig
Seyenden, vom Abſolutum. Indeß ließe ſich, ſtreng ges
nommen, das Naturganze als einzig ſeyend, als autonom Bes
ſtehendes, als das Abſolute ſelbſt, annehmen, als Gott das Abs
ſolutum. Vor bloß dem Richterſtuhle der Vernunft —
wird ſtets der Materialismus und Atheismus — ſich
als die conſequenteſte, einfachſte, ungekünſteltſte phis
loſophiſche Anſicht behaupten; denn dieſe affirmiert eigentlich
nichts, ſondern weiſet bloß von ſich weg, was, ſtreng genom⸗
men, nicht als Poſtulat ſich aufdringt. Allein ich rechtfertigte
ſchon weiter oben meine Hypotheſe vom Abſolutum außer
dem exiſtenzloſen Naturganzen.
Das Plusabſolutum, dieß einzig ſeyende, außer
welchem nichts mehr iſt, an welchem Eigenſchaft, als ein
Unterſcheidendes, daher Beſchraͤnkendes, zur Abſur—
ditaͤt wird, an welchem alles (von mir Oſcillatoriſchem) ges
trennt Gedachte — zur Ureinheit verſchmolzen feyn muß,
und eben hiedurch ſeines in Iſoliertheit betrachteten Characters
verluſtigt iſt; — das Plusabſolutum muß Alles in ſich faſ⸗
fen (denn von Etwas ausgeſchloſſen ſeyn iſt Beſchraͤnkung), alſo
auch das Selbſtbewuß tſeyn der eigenen Abſolutheit;
— es muß ferner das Plus-Abſolutum ſolches Selbſtbewußt⸗
ſeyn fortwaͤhrend behaupten (da auch nicht einen Augenblick
hindurch irgend eine Beſchraͤnkung am Plusabſolutum beſtehen
kann); — ſonach ſetzt das Plusabſolutum ſich das Minus—
Abſolutum, feinen Urgedanken (meinerfeits ſymboliſch
169
ausgedruckt), — eigenmaͤchtig aus ſich heraus, gegenüber, *
und erhält fortan daſſelbe ſich als Vontraſt gegenüber.
Dieß von Ewigkeit her, und in Ewigkeit hin. —
Das Minusabſolutum ſeinerſeits aber, als vom Plus—
abſolutum ſelbſt, und aus dem Plusabſolutum heraus, ur⸗
geſetzt, — hat das Urſtreben, nach dem Plusabſolu⸗
tum hin beſtaͤndig zurück zu fließen, als dem Urquell
von Anbeginn (von Ewigkeit her); das Minusabſolutum wird
jedoch immerwaͤhrend vom Plusabſolutum⸗ſich entgegen, folglich
beſtaͤndig zuruͤckgedraͤngt, da das Plusabſolutum ſich im Selbſt—
bewußtſeyn der eigenen Abſolutheit unausgeſetzt erhaͤlt, ſeinen
Gegenſatz ſich ſelber unausgeſetzt als Object vorhaͤlt; — Dieß
— von Ewigkeit her, und in Ewigkeit hin, als ein
an ſich VWothwendiges. —
Die ſolchermaßen unausgeſetzt, von Ewigkeit her in Ewig⸗
keit hin, daſeynslos vor ſich gehende Oszillation — iſt das
Naturganze (ich mit innbegriffen), dem als ſolches kein
Daſeyn zukoͤmmt, iſt das Naturganze innerhalb und
außerhalb mir; jene Oszillation iſt die ſelbſtbewußt⸗
haft ſich ausſprechende und ſomatiſch anſchaubare“ Erz
ſcheinungswelt uͤberhaupt, wovon ich — nur ein integrie—
render Theil bin. Alles, das da je (am Univerſum) als
Erſcheinung hervortrat, hervortritt, hervortreten
wird, manifeſtirt fi fo — bloß aus dem Selbſtbe—
ſchauungsacte des Plusabſolutums, und hat an ſich
genommen Fein Seyn; * — Alles am Univerſum,
ich mit innbegriffen ſammt Allem, das in mir vor;
geht, iſt fo zu ſagen — Verherrlichung des Einzi⸗
gen. — Das Daſeynsloſe Univerſum an und für ſich genom⸗
men — iſt bloße res secundaria, hervortretend aus des Plus—
abſolutums unausgeſetzt vorgenommenem Selbſtbeſchauungsacte,
welcher, als an ſich von ewiger Nothwendigkeit, autonom und
primär vor ſich geht. — Hieraus zeigt ſich das Falſche der
teleologiſchen Anſichten, wornach das Univerſum, als ein fuͤr
ſich Beſtehendes, als von einem hoͤchſten Weſen, um des Uni:
verſums Willen, aus Liebe (Liebe — ein das Bedingt:
ſeyn in ſich faſſendes, ein menſchliches Attribut unpaſſend
fuͤr's Abſolutum; der Liebende iſt an den geliebten Ge-
genſtand gefeſſelt) conſtruirt und gelenkt ausgegeben wer⸗
den will. Symboliſch ausgedruckt, iſt das Univerſum —
die von der Arbeit des Selbſtbeſchauungsactes — herniederſtuͤ⸗
bende Spaͤhne. Das Plusabſolutum als einen Werkmeiſter
mit Zweck und Abſicht betrachten, + dieß heißt den Typus
des Anthropismus, alfo eines Oszillatoriſchen, auf das
Supraoszillatorifche übertragen, ſchließt daher eine Abs
ſurditaͤt in ſich, und iſt nicht felten das Reſultat unſers Egois⸗
„ Das Plusabſolutum iſt das Urſchleudernde, —
das Minusab ſolutum iſt das Urgeſchleuderte
(Superlativ des Aetiven und Paſſiven.)
» Dieſer Gegenſatz liegt vielleicht bloß in der Form meiner
Anſchauung, ohne daß ihm objective Gültigkeit zukömmt.
* Was ich an mir und der uͤbrigen Natur — an Daſeyn
— zu vernehmen glaube, iſt bloß Täͤuſchung, iſt weis
ter nichts, als des Daſeyns Herüberſtrahlen — vom
Plusabſolutum her.
Zweck und Abſicht faſſen den Begriff der Bedingt:
heit in ſich, koͤnnen alſo nicht dem Abſolutum zu⸗
{ kommen.
Iſis 1841. Heft 3.
170
mus, oft ſelbſt einer in Demuthheucheley gehuͤllten Hoffart. Dem
Teleologen, der in feiner After-Begeiſterung (aus einſeitiger Anz
ſchauung und kraͤnkelnder Froͤmmeley“ gezeugt) mir zuruft:
Entzücket dich nicht die Planmaͤßigkeit im Bilden und
Entwickeln an der geſammten Natur, und demnach ihr
Streben, allerwaͤrts Wonne und Seeligkeit zu ſpenden?
ſolchem Kurzſichtigen moͤchte ich bedenklich erwiedern: Schau—
dert dir nicht vor der Planmaͤßigkeit, womit, in der ge—
ſammten Natur, auch der herrlichſten Bluͤthe — ihr Gerz
niederwelken beſchieden iſt? Schaudert dir nicht vor der
Planmaͤßigkeit, womit die Nrankheit den ſchoͤnſten, kraͤf—
tigſten Menſchenleib in grinſendes Schreckbild verwandelt, das
liebvollſte, ſanfteſte Gemuͤth zu Erbitternng und Wuth ſtimmt?
die jungfraͤulichſte Zuͤchtigkeit in freche Schamloſigkeit verwan⸗
delt? Iſt der ſchoͤne kuͤnſtliche Menſchenleib, der einerſeits ganz
dem Wonneleben beſtimmt zu ſeyn ſcheinen moͤchte, nicht dazu
aus der Werkſtaͤtte der Natur hervorgetreten, um einem Heere
fuͤrchterlicher Krankheiten als Geburt und Gedeiheſtaͤtte zu die—
nen, da ja dieſe Krankheiten kein Beſtehen haͤtten, gebraͤche es
an Menſchenleibern, als den Trägern jener Krankheiten? Schau—
dert dir nicht vor der Planmäßigkeit, womit die bildende
Natur ſo manches Individuum als Mißbildung, mit dem
vollen Bewußtſeyn ſolchen Verworfenſeyns, darſtellt, und es,
zur unausgeſetzten Demuͤthigung, dem frohen ſchwelgenden Hau—
fen der ſchoͤn und kraͤftig Geſtalteten — zuſendet? Planmä-
ßigkeit aͤußert ſich zwar am Naturwalten, aber uͤberhaupt
nur Interimsplanmaͤßigkeit, nur transitorifche Plan-
maͤßigkeit, und zwar fo, daß eine Planmaͤßigkeit — der anz
dern — feindlich entgegentritt. So z. B, entfaltet ſich das
Lamm, von deſſen erſtem Embryoerwachen an, nach einer nicht
zu verkennenden Planmaͤßigkeit; ſelbſt die es umgebende Natur
wirkt planmaͤßig auf des Lammes Fortgedeihen und behagliches
Entwickeln hin; ſo die heitere Atmoſphaͤre, der friſch hervor—
ſprudelnde Quell, die vom Lamme erwitterte gruͤnſaftige Wai⸗
de uſw.; allein eben fo planmäßig ward dem Wolf — der Sn:
ſtinct, des Lammes Schritte zu erſpaͤhen; eben ſo planmaͤßig
erhielt er jene Gewandtheit und Verſchlagenheit, wornach er un—
vermerkt dem Lamme bis auf die letzte Sprungweite nahe ruͤckt;
eben ſo planmaͤßig gab ihm die Natur (dieſe — ein Kind durch
das andere — wuͤrgende Mutter) Klauen und Gebiß, wie es
»Die Teleologie, obgleich voll Inconſequenzen und an
ſich abſurd, wird, durch ihr Anſprechen der Gefühle,
durch ihre populäre Leichtfaßlichkeit, und ſchein⸗
bare Uebereinſtimmung mit der geſunden Vernunft,
dem vielgeruͤhmten gros bon sens, — einem wahrhaft ge⸗
ſunden, kräftigen und hiemit hoͤhern — Philoſophiren
hochſtnachtheilig. Die Teleologie verdankt ihren Ur⸗
ſprung einem, von abgeſchmackter und omoioan⸗
thropiſcher Anſicht eines fingirten Gottes ausgehenden,
Spielen und Tändeln mit philoſophiſch klingen ſol⸗
lenden Betrachtungen, fo wie der Befangenheit, durch
pietiſtiſch, bloß dem Wortſinne nach, aufgefaßte
Chriſtuslehre. Der Teleolog hat, bey ſeiner Na⸗
turbetrachtung, bloß die eine Seite des Waltens beruͤck⸗
ſichtigt, nehmlich die Planmäßigkeit in jenem Bil⸗
den, das der Behaglichkeit der ſelbſtbewußten
Weſen entſpricht. Die Natur bildet aber auch plan⸗
mäßig da, wo Mißbehagen und Qual die Refultate
ſind; die Natur verrichtet auch planmaͤßig Jenes,
das fie früherhin zum Jubel der ſich ſelbſtbewußten
Weſen bildete. 4
11
171
gut war, um das harmlos Waidende packen und zerreißen, und
in deſſen zuckenden Eingeweiden die wilde Gier kuͤhlen zu koͤn⸗
nen. Und thaͤte der Wolf das nicht, ſo ſtuͤrbe er elendiglich
dahin. Was ſollten, bey ſolch aufgedrungener Colliſion, die
manchfachen Weſen nur anfangen, um dem Jammer zu entge⸗
hen, wenn einſt eine allgemeine Sentimentalitaͤt ſich ih⸗
rer bemaͤchtigen möchte? So wie am Wolf — planmaͤßig Als
les dahin zielt, das Lamm zu vernichten, eben fo zielt am Kran:
heitszuſtande planmaͤßig Alles dahin, den Geſundheitszuſtand zu
untergraben. Es treten am Naturwalten die manchfachen ein⸗
zelnen Plaͤne haͤufig in Colliſion unter einander, wo dann
ein Plan auf Unkoſten des andern ſich realiſiert, oder wohl
auch beyde — an einander zerſchellen.
Betrachten wir unbefangen das Naturwalten, fo cha—
racteriſiert ſich ſelbes offenbar durch die hoͤchſte Sorgfalt
für die Erhaltung der Spezies, zugleich aber durch Indif—
ferenz gegen die Individuen.“ Da nun das Derneh—
men ven Wohl und weh (Selbſtbewußtſeyn) nur bey den
Individuen beſteht, und nicht bey der Spezies als einem
Gebilde bloßer Abſtraction, — fo characteriſiert ſich das Natur
walten als gaͤnzlich gleichgültig — gegen das Gefuͤhl von
Wohl oder weh an der ſelbſtbewußthaft ausgeſprochenen
Sphaͤre des Naturganzen. Keinem einzigen ſelbſtbewußten We⸗
ſen auf Erden iſt eine ungeſtoͤrte behagliche Exiſtenz, bis zum
Augenblicke des Sterbens aus Altersſchwaͤche hin, zugeſichert.
Das Erhaltungsprinzip am Weltganzen aͤußert ſich nicht
als Wohlwollen gegen die das Weltganze conſtruirenden
ſelbſtbewußten Weſen, ſondern ungefähr jo, als ob das Welt—
ganze eine Schaubühne wäre, bloß fo angeordnet und aus⸗
geziert, bloß mit ſolchen zur Darſtellung gezwungenen
Schauſpielern verſehen, als eben noͤthig iſt, aus innerm
Nothwendigkeitsprinzipe, wobey aber keine Ruͤckſicht auf
die Zufriedenſtellung der Schauſpieler und der Übrigen
Comparſen genommen. Iſt ja der eine oder der andere je⸗
ner Schauſpieler zufrieden geſtellt, ſo fließt dieß bloß aus
der ihm zugetheilten Rolle, die mit zu jener Darſtellung
gehört, als ein Nothwendiges.
(Fortſetzung folgt.)
Naturhiſtoriſk Tidsſkrift.
udgivet af Henrik Kröyer (Naturhiſtoriſche Zeitſchrift, heraus:
gegeben von H. Kr.) Kopenhagen gr. 8.
Bd. 1. H. 6. 1837. 1 F.
(Fortſetzung von Heft 2. 1841.)
1) S. 521 — 549. Verzeichniß daͤniſcher ic. Schmetter⸗
linge; von F. Boie. (Schluß.)
- Betrachte man welch irgend eine Spezies von Raubthie⸗
ren, fo erhält fie ſich nur dadurch, daß täglich eine Unzahl
von Individuen von ihr zerriſſen wird; Myriaden von In⸗
dividuen vernichten Seuchen, Erdbeben, Waſſerflutheu ufw.
auf die jammervollſte Weiſe; ganze Legionen ſchmelzen vor
der Wuth der Kriege dahin uſw. Der Wahlſpruch des Na⸗
172
Lithosia.
1. Quadra. Im Jul. in Wäldern, in denen ſich er⸗
wachſene Larven zuſammen mit Liparis Monacha auf Pinus
und Abies fanden. 2. Griseola. Aus Larven, welche unter
Lonicera auf der Erde im Jun. ſaßen. (Vgl. Iſis, 1835,
S. 322.) 3. Complana. Larve gemein auf Rhamn. Fran-
gula, von deſſen Blättern fie ſich, wie von Lichenen, naͤhrt.
Wir finden ſie als L. von Lurideola beſchrieben. Schmett.
gleicht Exemplaren, welche wir aus ſuͤdlicheren Gegenden als
L. compl. erhielten. (Vgl. Iſis, 1835, S. 322.) 4. De-
pressa. Aus der beſchriebenen Larve und mit Lichenen, die auf
Abies wuchfen, aufgezogen. Schm. auch an Ufern von ſuͤßen ö
Gewaͤſſern, beſonders auf Alnus und Salix. (Iſis a. a. O.)
5. Luteola. Einzeln in Waͤldern im Jul., wo die Larve zer⸗
ſtreut auf Fagus und Quercus lebt. 6. Aureola. May 1832.
In großen Geſellſchaften in Waͤldern. Auch auf Seeland. Lar⸗
ven im Sept. und Oct. auf Baͤumen; naͤhrt ſich von Rama
lina fraxinea, ohne auf Jungermannia zu exiſtieren. 7. Ru-
bricollis. Larve auf verſchiedenen Baͤumen in Waͤldern und
zugleich in groͤßter Menge auf P. Abies, wo ſie von Lichenen
lebte. Schm. im May und Jun. von Hamburg bis Seeland.
8. Muscerda. Hier und da ſpaͤt im Jul. in und an Waͤl⸗
dern in der Naͤhe von Alnus. 9. Rosea. Im Jul. hier und
da in Waͤldern. 10. Irrorea. 1814. in großer Menge auf
der Heide bey Kellinghuſen (v. Winthem). 11. Eborina.
Larve auf der Erde, zur Verwandlung ſpaͤt im May gebracht,
Schm. kam nach 14 Tagen aus. Seeland (Drewſen).
12. Ancilla. Sachſenwald (Beſchke). 13. Mundana. Anz
fangs Jul. bey bebauten Plägen. Seeland. 14: Senex. Jul.
und Aug. Familienweiſe auf feuchten Wieſen. Wird nebſt
der vorigen zum G. Nudaria geſtellt. Boisduval. 1
Liparis.
1. Monacha. Ein gewöhnlicher Bewohner der Buchen⸗
waͤlder und Gaͤrten. Larve 1831. und 1832. zu Millionen
auf Pinus Abies im Amte Segeberg. Die Anpflanzung jener
Baͤume bey Wittenborn wurde groͤßtentheils von ihr verwuͤſtet.
2. Dispar. Larve und Schm. nur verſchiedene Male noͤrdlich
von Hamburg gefunden, wo ſie viel haͤufiger zu ſeyn ſcheint.
3. Salieis. Familienweiſe hier und da. 4. V. nigrum. Larve
verſchiedentlich vom Oet. — Jun. 5. Chrysorrhoea. Bey Ham:
burg und auf Seeland, meiſt in Obſtgaͤrten. 6. Auriflua.
Nirgends ſelten. N
Orgyia. ; „ 4
1. Pudibunda. Gemein. Fascelina. Ueberall gemein,
wo Spartium scop. vorkommt. L. vom Sept. bis Jun. See⸗
land auf Heidekraut (Drewſen). 3. Coryli. In unſeren
Buchenhoͤlzern von Hamburg bis Helſingoͤr ſehr gemein. Von
den folgenden 3 Arten, welche zu einer beſondern Gattung
(Pteroleipe) gebracht werden, kommen zwey in 2 Generatio⸗
nen vor. 4. Gonostigma. L. im May und Juny; nach der
Ueberwinterung gemein im Aug. auf Mespilus, Erica, Malus
turwaltens iſt: Proveniat species, — et pereant indivi-
dua. — Die Spezies definirt Cuvier: La r&union des
individus descendus Yun de l'autre ou de parens com
muns, et de ceux qui leur ressemblent autant du'ils se
ressemblent entre eux,
173
und Salix. Schm. im Oct. und Jun. 2 im May und
Jun. viel groͤßer, und ihr Eyerſtock enthaͤlt eine ungeheure
Menge Eyer. 5. Antiqua. Larve gewoͤhnlich auf Fagus,
Guercus und Robinia. 5. Ericae. Eine Anzahl Puppen
wurden Anfangs May bey Memelhoe im Amte Rendsburg auf
der Spitze von Myrica-Buͤſchen geſammelt. Schm. kam im
Sept. aus. (Vgl. Iſis 1835., S. 380.)
Pygaera
1. Reclusa. L. 2mal im Jahre auf Pappel- und Wei⸗
denarten. Oft zuſammen mit Curtula. 2. Anachoreta. Um⸗
gegend von Hamburg. 3. Curtula. L. 2mal im Jahre auf
Weiden⸗ und Pappelarten. Seeland. 4. Bucephala. L. vom
Jul, bis Oct. in Geſellſchaften auf Alnus, Quercus, Betula
und Tilia. .
Gastropacha.
1. Quercifolia. Wir fanden die L. am Meerſtrande auf
Prunus spinosa und an Suͤmpfen auf Mespilus und Salix,
vom Sept. — Jul. an verſchiedenen Stellen. Ueberwintert auf
Zweigen. 2. Pini. Auf Nadelhoͤlzern in Anpflanzungen.
Schm. nirgends in bedeutender Menge. 3. Pruni. Bey Ham⸗
burg. (b. Winthem.) 4. Trifolii. L. an der Kuͤſte der Weſt⸗
und Oſtſee, ſeltner mitten im Lande; erwachſen im May und
Jun. (Vgl. Iſis, 1835., S. 330.) 5. Quercus. Nirgends
ſelten. 6. Rubi. Ebenſo. 7. Populi. Ebenfalls. L. auf
Populus, Quercus, Betula und Alnus. 8, Crataegi. Eben⸗
falls. L. auf Mespilus, Prunus, Corylus. 9. Dumeti.
Einmal bey Hamburg (v. Winthem.) 10. Potatoria. Ge⸗
mein. Den engliſchen Entomologen eine Odonestis. 11. Neu-
stria. Gemein. Eine Lasiocampa. 12. Castrensis. L. auf
Heiden im Sun. und Jul. ſehr gemein. Lasiocampa. 13. La-
nestris. L. geſellig auf Prunus und Salix im May und Jun.
Nach den engliſchen Entomologen ein Eriogaster.
Euprepia.
1. Grammica. L. im May und Jun. in großen Ge⸗
ſellſchaften auf unbebauten Ebenen, lebt von Aira und andern
Grasarten. Schm. im Jul. Eine Emidia Bois d. 2. Rus-
sula. In 2 Generationen. Auf Juͤtlands Heidenhoͤhen nicht
ſelten. 8. Dominula. Selten. Die einzige L., welche wir im
Oct. in einem Walde fiengen, wurde mit Lamium gefüttert,
und lieferte den Schm. im Jun. des folgenden Jahres. Nebſt
der folgenden eine Callimorpha Latr. 4. Villica. Ploͤn.
5, Matronula. Einmal in Sachſenwald. (Beſchke). 6. Caja.
Gemein. 7. Hebe. Auf Straͤndern und ſandigen Ebenen in
großen Geſellſchaften. (Vgl. Iſis, 1835., S. 330.) 8. Men-
thastri. Nirgends ſelten. 9. Urticae. Mit der vorigen. 10. Lu-
bricipeda. Gemein. 11. Fuliginosa. Aus Larven, welche im
Maͤrz im Stengel von Umbellaten verborgen ſaßen, erhielten
wir den Schm. in beyderley Geſchlecht im May, und nach 3
Wochen wieder Larven.
hatten im Oct. noch nicht die gewoͤhnliche Große, obgleich fie
keinen Mangel an Futter litten; fie überwinterten, wie die Vor⸗
altern, und der Schm. kam wieder im May aus. Andere E.,
welche wir halberwachſen im Jun. fanden, waren ganz nackt
und von verſchiedenem Colorit. Nachdem ſie am Ende des
Jul. die Haut abgeworfen hatten, war es nicht möglich, fie von
den gemeinen Larven zu unterſcheiden. Sie erlitten aber gleich
Die letzteren von Anfang an behaart,
174
danach ihre Verwandlung, und der Schm. zeigte ſich zu Ende
Auguſt. — Man ſollte deßwegen faſt glauben, es gebe 2 Sub»
ſpezies dieſer Art und 2 Generationen der zuletzt erwaͤhnten.
Die engliſchen Entomologen behaupten auch, daß es 2 Racen
von Pap. Brassicae gebe, je nachdem ſie zu einfachen oder dop⸗
pelten Generationen gehören. 12. Plantaginis. Gefangen von
Jacobſen im Folehave-Walde bey Hirſchholm (Dremfen).
Acronicta.
1. Leporina. Als L. im Sept. und Oct.; gefangen im
Nov. auf Betula, Alnus und Salix Caprea. Nirgends ſel⸗
ten. Leporina und Bradyporina find keine verſchiedenen Ar⸗
ten.“ 2. Aceris. L. auf Eichen, Aesculus Hippocastanum
und Acer in Alleen hier und da in bedeutender Menge. Wir
verſchafften uns dieſelbe mittels der Keule, eines Inſtruments,
welches, ſo wie wir es zum Ruͤtteln der Baͤume benutzen, aus
einem Stocke von 2“ Durchmeſſer beſteht, welcher an der einen
Seite ein mit Kuhhaar ausgeſtopftes Kiffen von 12 — 20“
Durchmeſſer hat. Bey der Anwendung muͤſſen ein Paar Kna—
ben ein Tuch auf der Erde ausbreiten. Die Keule iſt auch
von Nutzen in Gaͤrten und an andern Stellen, an welchen der
Stock Schaden anrichten koͤnnte. 3. Megacephala. L. im
Sept. und Oct. auf Pop. trem. und Salix. 4. Alni. Bey
Kopenhagen. In Holſtein 2 L. Bewohnt unſere Buchenwaͤl⸗
der, ſcheint aber bey uns, wie anderwaͤrts, ſelten zu ſeyn. (Vgl.
Iſis, 1835, S. 329.) 5. Ligustri. Nicht ſelten in Holſtein
und auf Seeland. L. auf Ligustrum, Fraxinus excelsior
und anderen Arten. (Vgl. Iſis, 1833., S. 663.) 6. Stri-
gosa. Eine mehr verbreitete Art. L. im Sept. auf Prunus
spinosa und Sorbus aucup. (Vgl. Iſis a. a. O.) 7. Tri-
dens. L. vom Aug. bis Oct. auf Betula, Mespilus oxya-
cantha, Prun. spin. und anderen Prunus-Arten. Wir fien⸗
gen ſie ſchon im Jul.; Schm. kam im Sept. aus. 8. Psi.
L. in den holſteiniſchen Waͤldern und Gaͤrten im Sept. und
Oct.; fand ſich auf Alnus, Carpinus, Betula, Populus und
Rosa canina. 9. Cuspis. L. im Sept. auf Alnus, (Vgl.
Iſis a. a. O.) 10. Menyanthedis. Auf unferen Suͤmpfen, wo
die L. in großen Geſellſchaften auf Myrica und Menyanthes
im Jul. und Aug. (Vgl. Iſis, 1833., S. 66%, u. 1835.,
S. 320.) 11. Auricoma. In der Umgegend von Hamburg.
12. Rumieis. In 2 Generationen von Holſtein und Seeland.
(Drewſen.) Wahrſcheinlich haben wir noch mehr Arten aus
der letzten Abtheilung der Gattung. Wir fanden ſelbſt am 17.
Septbr. eine vielleicht dahin gehoͤrende L., auf welche wir die
Entomologen aufmerkfam machen. Sie glich am meiſten der
L. von A. rumicis; iſt dunkelgruͤn, mit 2 gelben Linien auf
dem kleinen Kopfe, die nach hinten unter einem Winkel verei⸗
nigt ſind; mitten auf dem Ruͤcken ein ſammetſchwarzer Streif,
zu jeder Seite von 10 ſchwefelgelben Flecken begraͤnzt; an den
Seiten ein rother Streif. 1 Ring oben roth, mit einer ſchwar⸗
zen Linie. Länge 1“. — Das Ex. fand ſich auf einem ſan⸗
digen Felde.
Diphthera.
1. Orion. Nicht felten. L. auf Quercus und Fagus.
« A. leporina, aceris, megacephala, alni, ligustri, tridens,
Psi und Menyanthes ſind auf Seeland gefunden worden.
5 Drewſen.
175
Bryopkila,
1. Perla. Ein Ex. wurde uns aus der Umgegend von
Ribe zugefandt. g
Cymatophora.
1. Xanthoceros. Aus der Umgegend von Hamburg.
Seeland. L. auf Eichen. (Dremfen). 2. Bipuncta. Im
Jul. hier und da in den holſteiniſchen Waͤldern, wo die Larven
noch nicht aufgefunden. 3. Fluctuosa. Ein Ex. aus Sachſen⸗
wald im Lauenburgiſchen. 4. Or. L. in Holſtein gemein auf
Pop. trem. und canadensis ; bezieht im Herbſte die von Noct.
populeti verlaſſenen Baͤume, von welcher auch dieſe Art im
natuͤrlichen Syſteme nie getrennt werden ſollte. 5. Flavicor-
nis. Selten zwiſchen Kiel und Hamburg; vielleicht gemeiner in
den Gegenden, in welchen Betula alba haͤufiger iſt.
Episema.
1. Caeruleocephala [I]. Dieſe Art, welche wir als
einen Bombyx betrachten, iſt bey uns eben fo gemein, wie übers
all in Deutſchland. 2. Graminis. 1831 — 36. gemein in bey:
den Varietaͤten, die man eher für Arten halten ſollte.
Agrotis.
1. Lidia. Verſchiedene Er. aus der Nähe von Hamburg.
Fand ſich auf Sandboden im Jun. 2. Tritici. Gemein in
Heidegegenden. L. ſcheint zu uͤberwintern, wie die der meiſten
Arten dieſes G. 3. Fumosa. Aus der Umgegend von Hams
burg, wo fie nicht felten iſt. 4. Suflusa. Sept. L. vielleicht
in unſeren Gaͤrten, in welchen ſich die Puppen in bedeutender
Menge fanden. 5. Segetum. Dieſe ſehr gemeine Art hat in
den letzten Jahren den Gutsbeſitzern vielen Schaden zugefuͤgt;
kommt im Aug. und Sept. vor, zerſtoͤrt große Raͤpsfelder, ver—
zehrt Wurzeln und Blaͤtter der Pflanzen zu ein und derſelben
Zeit. 6. Corticea. Aus Larven gezogen, welche ſich auf trocke—
nen Wieſen zu Ende des Sun. fanden. 7. Exclamationis.
Eine unſerer gemeinſten Arten. Im Jun. 1836. noch häufi:
ger als gewohnlich; unter ſolchen Umſtaͤnden kann die L. eben
ſo ſchaͤdlich, wie die von A. segetum, werden. Sie verzehrt
in großen Geſellſchaften Grasarten und wird zuſammen mit
der L. v. A. testacea und graminis angetroffen. 8. Valli-
gera. Gemein. L. lebt unter der Erde von den Wurzeln von
Festuca, Nardus und Aira. 9. Cursoria. Im Sept. in
Geſellſchaften an den Ufern der Oſtſee, wo ſie ſich unter den
Blättern von Eryngium verborgen fand. L. fanden wir im
Jun. im Sande verborgen. (Vgl. Iſis, 1835., S. 328.)
10. Ripae. Bewohner der Meerufer. L. ſcheint zu uͤberwin—
tern, wie die der meiſten Agrotis-Arten; fand ſich im Oct. in
großen Geſellſchaften zerſtreut, lebt von Salsola Kali, Rumex
marit. und Cakile marit. (Cursoria und Ripae von Drew⸗
fen gefangen.) 11. Cinerea, Ein holſteiniſches Ex. in einer
Sammlung aus Hamburg. 12. Tenebrosa. Seeland. (Drew:
ſen). Die Agrotis-Larven bekommt man beym Pflanzenaus—
jaͤten; fie leben familienweiſe, wie die die Bäume bewohnenden
Larven. Man fuͤttert ſie am beſten in freyer Luft in Toͤpfen
auf, welche mit Sand gefuͤllt find, in den man die Futterpflan⸗
zen eingraͤbt. — Mehrere Arten find als erwachſene Larven aus
dem Winterlager tief in der Erde geſammelt worden, in wel—
chem fie ſpaͤt im Fruͤhjahre die Verwandlung erleiden. Puppe
176
ſcheint mit einem mechaniſchen Apparat ausgerüͤſtet, welcher fie
in Stand fest, ſich der Oberfläche wieder zu nähern, wenn ſie
ſich verwandeln ſoll. 5
Ampkipyra,
1. Tragopogonis. Gemein. Das erſte Ex. der Larve
fand ſich Anfangs Jun.“, Inſect ſelbſt Ende Oct. 2. Pyra-
midea. In Holſtein viel ſeltener, als z. B. bey Hamburg. See⸗
land (Drewſen). 3. Typica. In Holſtein gemein. L. gleicht
fo ſehr der zu derſelben Zeit und an denſelben Stellen vorkom⸗
menden L. von Subsequa und Comes, daß es bisher unmoͤg⸗
lich geweſen iſt, den Unterſchied zwiſchen beyden Arten aufzu⸗
finden, die doch einander im vollkommenen Zuſtande fo wenig
gleichen. (Vgl. Iſis, 1833., S. 665.) 4. Perflua. Eine ein⸗
zige L. erwachſen am 6. Jun. 1834. auf Lonicera Perielym.
lieferte den Schm. am 11. Jul. deſſelben Jahres; ein Beweis,
daß fie Holſtein bewohnt. Seeland (Drewſen). 5. Pyro-
phila. Von Mitte Jun, bis Ende Aug. nicht ſelten. :
Graphiphora, K
1. Augur. Futterpflanze der L. noch unbekannt. Dieſe
iſt uͤbrigens ziemlich gut beſchrieben; fand ſich einzeln auf der
Wurzel alter Weiden. 2. Baja. Im Niederhoe-Walde bey
Hamburg. 3. Brunnea. In unſeren Waͤldern, in welchen ſie
vielleicht uͤberwintert. L. lebt von Gras und Blaͤttern. Von
Hamburg bis Seeland. 4. Dahlii. Als L. im May geſam⸗
melt, und als Schm. auf denſelben Stellen, wie die vorige,
und auf Feldern. L. verbirgt ſich in trocknen, zuſammengeroll⸗
ten Blaͤttern, wie die der obigen Arten. 5. Festiva. L. geſel⸗
lig in den Wäldern, in welchen fie ſich von Gras, Vaccinium,
und den Blaͤttern niedrig ſitzender Buchenaͤſte naͤhrt. 6. Um.
brosa. Im Aug. auf Hypericum. 7. Bella. L. in unferen
Heidegegenden; fand ſich im Maͤrz und Apr.; Schm. in Hol⸗
ſtein und auf Seeland. 8. C. nigrum. In bedeutender Men⸗
ge im Anfange des Jun. aus eingeſammelten Puppen. 9. Tri-
angulum. L. lebt von Festuca, findet ſich im Allgemeinen in
duͤrren Blättern faſt überall auf Feldern.
gustrum- Bluͤthen. 10. Ditrapezium, Nicht gemein. 11.
Plecta. Gemein. Verſchiedene Varietäten der Larven unter Po-
lygonum aviculare und anderen niedrigen Pflanzen.
Trip haend.
1. Subsequa. Es iſt ſchon erwaͤhnt, daß wir ungewiß
ſind, ob dieſe bey uns gemeine Art Comes ſey oder nicht. Wir
ſehen ſie fuͤr Subsequa an, weil Bouche's Beſchreibung der
Comes L. es zu beweiſen ſcheint. Wir fanden fie gemeiniglich
in Dörfern auf den Stellen, auf welchen Menfchenereremente
Rumex Arten hervor zu befördern ſcheinen, die ihr zur Nah⸗
rung zu dienen ſcheinen. 2. Pronuba. Wir haben ſchon er⸗
waͤhnt, daß dieſe bey uns gemeine Art aus einer L. (beſchrie⸗
ben als L. von Var. innuba) entſtehe, welche wir zu Tauſen⸗
den ſammelten, ohne die ſogenannte (Vgl. Iſis, 1833., S. 668.)
Varietaͤt anzutreffen. 3. Fimbria. Holſtein und Seeland.
4. Janthina. Ein holſteiniſches Ex, wurde uns vom Etatsrath
Wiedemann mitgetheilt. L. von Graphiph. und Triph.
unter Zaͤunen, gewoͤhnlich in trocknen Blaͤttern eingewickelt.
Had end. 44
1. Saponariae. Seltener in Schleswig und Holfteln, io
Schm. auf den Li-
177
weit unſere Nachforſchungen reichten, als auf Seeland.
Boisduval lebt die L., welche hier zu Lande noch nicht ent-
deckt iſt, von Graswurzeln, und der Schm. gehoͤrt, nach unſe⸗
rer ſyſtematiſchen Anordnung, nebſt H. graminis, popularis,
Dentina und mehreren anderen zu einer Gattung, welche wir
Oechalia nennen. (Vgl. Iſis, 1835., S. 331.) 2. Per-
plexa. Gehört mit den 2 folgenden zu einer anderen Gattung
dey Boisduval. L. gemeinhin zuſammen mit der von H.
eueubali. (Vgl. Iſis, 1833., S. 664.) 3. Capsicola. In
2 Generationen gemein. 4. Cucubali. L. gemein auf Silene
Flos cuculi. Im kieler bot. Garten zeigte fie Vorliebe für
Sil. maritima und greift Blaͤtter und Stengel dieſer Pflanze
an, ſobald der Saamen verzehrt ift. (Vgl. Iſis, 1833., S. 664.)
5. Popularis. Holſtein und Seeland. (Drewſen.) (Vgl.
Iſis, 1835., S. 331.) 6. Leucophaea. Aus Doͤrfern bey
Hamburg. 7. Cespitis. L., welche unbezweifelt dieſer Art an⸗
gehört, erwachſen in Wäldern im Jun. u. Jul. auf Aira
cespitosa. Mehrere Er. des Schm. bey Hamburg. 8. Den-
tina. Schm. ſucht erwachſen die Bluͤthen von Rubus und Sy-
ringa; in großer Menge bey Eutin 1836. Auch gemein auf
Seeland. 9. Atriplieis. Die ausgezeichnete L. in großen Ge:
ſellſchaften auf der Erde; lebt von Polygonum, Alsine, Ru-
mex und anderen niedrigen Gewaͤchſen. 10. Satura. Ein mit
den deutſchen verglichenes Ex, unſerer Sammlung aus der Um⸗
gegend von Hamburg. 11. Thalassina und Achates. Ob
deyde Arten identiſch ſeyen, koͤnnen wir nicht beurtheilen. Den
ſogenannten Achates bekamen wir im May aus einer L., wel—
che ſich erwachſen im Aug. auf Helianthus tuberosus gefun⸗
den hatte. 12. Gemina. Nicht ſelten auf den Heidehoͤhen der
Halbinſel, wo Erica vulg. das gewoͤhnliche Futter der L. zu
ſeyn ſcheint. 13. Remissa. Zugleich mit der von festiva und
kaum von der L. der bekannteren basilinea zu unterſcheiden.
14. Genistae. Wir meynen, eine erwachſene L. auf Spartium
scop. am 30. Jun. gefunden zu haben. Vergleichung von
Ex. von der Halbinſel mit anderen, bey Erfurt gefundenen, bes
wies beyder Identitaͤt. 15. Protea. Wir duͤrfen nicht ſagen,
daß dieſe Art bey uns beſonders ſelten waͤre; aber wir bekamen
nur ein Ex., welches wir als eine gruͤne L. Anfangs Jun.
fanden, und die gleich danach ſich verwandelte. Schm. kam
am 10. Aug. deſſelben Jahres aus. f
Phlogophora.
1. Meticulosa. Die viel bekannte L. uͤberwintert und findet
ſich gewohnlich in Gärten unter den niedrigſten Blättern von Althaea,
und der Schm. kam im May und Jun. (einzelne Ex. wieder
im Sept.) aus. Im Jun., Jul. und Aug. L. auf Borrago
und Atriplex; im Walde auf Rubus- Arten. 2. Lucipara.
L. im Sept. und Oct. in Wäldern auf Convallaria und Ru-
mex- Arten, oft zuſammen mit den L. von Derasa und Batis.
Schm. kommt im May und Jun. aus.
Miselia.
1. Conspersa. Ein Er. aus Hamburg. L. ſcheint den
unreifen Samen von Lychnis aufzuſuchen und heller zu ſeyn,
als die von capsincola. Wird vielleicht mit Recht zu einer ans
dern Gattung gebracht. 2. Oxyacanthae L. in den letzten
Jahren mehr oder weniger haͤufig auf Mespilus oxyacantha
und Prunus spinosa; lebt in großen Geſellſchaften in den nie⸗
drigen Buͤſchen an der Oſtſee. 8. Aprilina. Nicht ſelten in
Iſie 1841. Heft 3.
Hamburg auf Ribes-Bluͤthen (v. Winthem.)
178
Nach den Waͤldern. L. findet man nur zufällig, indem fie ſich un:
ter der Rinde der Baͤume verbirgt.
Polia.
1. Chi. Um Hamburg und auf Seeland. 2. Serena.
Umgegend von Hamburg. 3. Dysodea. Ebenfalls. 4. Sali-
ceti. Die hinlaͤnglich beſchriebene L. hier und da im Jun. auf
Salix Caprea. Schm. im Aug. 5. Polymita. Ex. von
Ploen und Hamburg zeitig im Fruͤhlinge (v. Winthem.) und
auf Seeland (Drewſen). 6. Flavicincta. Aus der Umge⸗
gend von Hamburg. 7. Nebulosa. L. gehoͤrt zu den lange le⸗
benden. Im Jun. fanden wir fie halberwachſen auf einer
Wieſe auf Rumex, deſſen Samen ſie Nachts aufſucht, und
wieder im Maͤrz in den Stengeln von Doldengewaͤchſen. Schm.
kam am 27. Sun. aus. 8. Occulta. In der Stadt Eppen⸗
dorf auf den Blumen von Asclepias syriaca. 9. Herbida.
Seeland auf Blumen von Cicuta virosa. (Drewſen.) L.
bey Hamburg. f
Trachea.
1. Praecox. Bey uns der Schm. nur auf den Heide⸗
huͤgeln der Halbinſel. L. bey Segeberg im Flugſande verbor⸗
gen an der Wurzel von Erica vulg. (Vgl. Iſis, 1835., ©.
327.) 2. Porphyrea. Auf mit Heide bewachſenen Stellen.
L. im Herbſte. Im April ſchon verborgen unter der Oberflaͤche
der Erde. 3. Piniperda. Beginnt ſich hier und da in Holſtein
in Plantagen von Pinus sylvestris zu zeigen. n
Apamea.
1. Nictitans. In unſeren Waͤldern, in denen ſich ber
Schm. im Jul. und Aug. auf den Blumen von Solidago
Virgaurea fand. 2. Didyma: In groͤfter Menge im Aug.
unter Fenſterlaͤden verborgen. 3. Ophiogramma. Einmal bey
4. Latrun-
cula. Einmal bey Hamburg. 5. Strigilis. L. gehört zu den
unter der Erde lebenden und lebt in Stengel und der Wurzel
von Phleum und anderen Grasarten auf dieſelbe Weiſe, wie
Didyma und die folgende Art, fo daß fie ſehr ſchwer zu ent:
decken if. Im Sun. fiengen die von ihnen bewohnten Sten⸗
gel an zu welken. L. erleidet die Verwandlung auf dieſelbe
Weiſe, wie nonagria, im Stengel ſelbſt; iſt grün mit einem
violetten Streifen zu jeder Seite des Ruͤckens. 6. Airae, Die
kleine, gelbe Larve bewohnt Wurzel und Stengel von Aira ce-
spit. und kommt erſt am Endes des Jun. zu dem Pflanzentheile,
welcher uͤber der Erde ſteht. Fand ſich in großen Geſellſchaf—
ten in Waͤldern und auf Feldern. (Vgl. Iſis, 1835., S. 325.,
und Freyers neuere Beytraͤge, Th. 2., Taf. 162.) Wir ver⸗
ſchafften uns eine große Menge Puppen. Der Schm. wird
überall von einer dem Staph tristis Gy ll. verwandten Sta-
phylinus- Art begleitet, welche feine Excremente und die L. felbft
aufſucht. — Didyma und die andern erwähnten machen eine
Gattung aus, welche wir Lampetia nennen. 7. Testacea.
L. mehr oder minder haͤufig in bebauten Gegenden; gehoͤrt zu
denen, welche Grasarten beſchaͤdigen und iſt von den naͤchſten
Arten leicht zu unterſcheiden. Schm. entwickelt ſich im Aug.
und Sept. 8. Basilinea. L. durchſchneidet die Gaze, wenn
man fie auffuͤttert; fand ſich im Herbſte meiſt auf Prunus
Arten und Corylus Avellana. Im Fruͤhjahre zieht fie anch
12
179
niedrigeren Pflanzen. Noctualitae im May und Jun. 9. kn.
festa. Nur einmal bey Hamburg.
Rintereſſanten Rosa spinosissima entdeckt ward.
Mamestra.
1. Pisi. Gemein hier, wie in anderen Theilen von Eu⸗
ropa. 2. Oleracea. Ebenfalls. Ein ſehr dunkles Ex. auf
Hippophaö rhamnoides. 3. Suasa. Holſt. Ex. dieſer Eule,
die aus L. kamen, welche der L. von oleracea glichen, ſpre⸗
chen für beyder Identitaͤt. 4. Nigricans. Die von Bois du⸗
val in den Chenilles d Europe gegebene Figur entſpricht einer
L., welche wir im May bekamen. Mehrere Ex. konnten nicht
zur Verwandlung gebracht werden. Sie lebt auf unbebauten
Gegenden in der Wurzel von Grasarten, und iſt ſo von uns
beſchrieben. — (Farbe der L. ſaftgruͤn; Kopf mit horizontaler
Stirn, braͤunlich, etwas ſchmaͤler als der erſte Ring; auf die⸗
ſem ein Nackenſchild von der Grundfarbe. Pulsader und bey⸗
de Ruͤckenlinien dunkler; die weißen Luftloͤcher mit violetter Eins
faſſung uͤber einer weißen Seitenlinie. Spitze der Bauchfuͤße
nicht bezeichnet. Kein ſichtbarer Punct im Mittelfelde. Haut
überall glatt. 1ſter Ring dünner als der folgende, 11ter hinten
abgerundet. Länge 1“ 3". Varietaͤt: a) Seitenlinie gelblich;
b) uͤber der weißen oder gelblichen Seitenlinie eine violette;
c) im Mittelfelde an der Baſis des Ringes dunkle, violette
Schattenſtreifen. Drewſen.) 5. Albicolon. Mehrere, Ex.
zu Ende des Jul. unter Fenſterlaͤden. 6. Brassicae. Von
Kiel bis Kopenhagen gemein. Die erwachſene, den Kohlarten
fo ſchaͤdliche Larve ſcheint fich] tief in die Erde zu graben und
im Anfange des Aprils findet man die Puppen beym Bearbei⸗
ten der Gaͤrten. 7. Persicariae. Eben ſo gemein. 8. Che-
nopodii. L. nährt ſich von Brassica und fand ſich in größter
Menge an den Oſtſeeufern auf Salsola Kali. Sie gehört mit
peregrina und mehreren anderen zu einer Gruppe, welche wir
Salacia nennen.
Thyatira,
1. Batis. L. 1832. in bedeutender Menge auf Rubus
glandulosus. (Vgl. Iſis, 1833., S. 665.) Ebenfalls auf
Seeland, wo die L. auf Rubus idaeus. 2. Derasa. Eben
ſo ſelten bey uns, wie anderwaͤrts.
Calpe.
1. Libatrix. Nicht ſelten.
Mythimna.
1. Turca. Von Seeland (Drewſen) und aus ber
Nähe von Hamburg. 2. Prospima. Seeland. (Drewſen.)
Orthosia.
1. Instabilis. L., welche in gewiſſen Varietäten der L.
von gothica gleicht, bekamen wir in bedeutender Menge. 2.
Munda. Aus der Umgegend von Hamburg. 3. Ypsilon. L.,
die weichſte von allen uns bekannten, wurde in großen Geſell—
ſchaften bey Kiel und Toͤndern entdeckt; verbirgt ſich in Ritzen
der Rinde von Populus alba und Salix - Arten. 4. Lota.
Die beſchriebene L. im Jun., auf Salix pentandra. Schm.
im Sept. 5. Macilenta. Aus einer von uns beſchriebenen, im
Jul. etwachſenen L., welche der aͤlteren Beſchreibung der be—
kannten, im Sept. vorkommenden nicht entſpricht. 6. Graci-
—— | 180
vs
lis. L. naͤhrt ſich von Populus, Spiraea, Lysimachia and
Rosa, und wurde von Kiel bis Sylt gefunden, wo ſie an der
Auf Suͤmpfen |
J
|
|
lebt fie von Myrica Gale. 7. Populeti. L. naturalifiert auf
Populus canadensis und findet ſich auf dieſer in bedeutender
Menge, wie auf Pop. trem. (Vgl. Iſis, 1835.) S. 329.)
8. Gothica. Eine der Arten, welche zeitig im Fruͤhjahre die
Weidenbluͤthen ſuchen. L. in verſchiedenen Varietaͤten auf den⸗
ſelben Baͤumen, Mespilus, Spartium und Lonicera Periel.
(Vgl. Iſis, 1835., S. 330.) 9. Stabilis. In bedeutender
Menge aus L., welche beſonders auf Wieſen leben. 10. Mi- 0
niosa. Die ausgezeichnete, verborgene, noch nicht genau beſchrie⸗
bene L. im Jun. auf Eichen. (Farbe der L. blaugruͤn und etz ö
was behaart; goldgelb, hier und da in Puncte aufgeloͤſt, ſchma-
ler Mittelſtreif; 2 aͤhnliche Ruͤckenſtreifen begraͤnzen den Ruͤcken⸗ g
ſchild; 2, oben und unten in Winkel ausgeſchnittene Seiten⸗
ſtreifen, in welchen die ſchwarzen Luftloͤcher ſtehen. Im Mit⸗ 5
telfelde ſchwarze Flecken (mit welchen die Seitenflecken auf der
anderen Seite des Mittelſtreifes in Verbindung ſtehen) und
Puncte von derſelben Farbe auf den erſten Z Ringen; nur der
letzte, der 1u1te Ring nach dem Hinterende, breit abgeſchnitten.
Laͤnge 1“ 2. Kopf oben ſchwarz, horizontal, ſchmaͤler als der
erſte Ring, welcher eben fo dick iſt, wie die folgenden. Drews
fen.) 11. Cruda. Von 1832 — 36. L. faſt überall in unſe⸗
ren Waͤldern auf Quercus- und Salix- Arten. 12. Pistaci-
na. L. lebt von Gras und Rumex- Arten und wird hier und
da auf niederen Pflanzen geſammelt. 13. Litura. Unter Fen⸗ N
fterläden und in Wäldern auf Zweigen im Sept. L. auf See:
land am 29. Jun. auf Ackerwicken. *
Caradrina.
* 9
1. Morpheus. L. beſitzt die der Puppe characteriſtiſchen
Haare nicht. Fand ſich auf Artemisia campestris und Hip-
pophaé an der Oſtſee und auf niedrigen Zweigen von Alnus.
2. Cubicularis. Schm. im Aug. unter Fenſterlaͤden und alten
Brettern. Die beinfarbige oder faſt farbenloſe L. konnten wir
noch nicht zur Verwandlung bringen; fand ſich Ende Oet. in
trockenem Stroh und Erbſenſchoten. 8. Ambigua. L. 4%
lang, auf Erbſenpflanzen, im Fruͤhjahr unter zuſammengeroll⸗
ten Blaͤttern und unter Sedum. Schm. zuſammen mit eubi⸗
ceularis. 4. Respersa. Hamburg. (v. Winthem.) 5.
Trilinea. Unfere Ex. find von Seeland und Eutin. |
Leucania. |
Die L. dieſer natürlichen Gattung verſchafft man ſich am
leichteſten, wenn man im Fruͤhjahre die Stengel von Dolden⸗
pflanzen ſpaltet, welche ihnen ein bequemes Winterlager darbie⸗
ten. Sie gleichen ſich uͤbrigens einander ſo ſehr, daß wir keine
deutlichen Kennzeichen von mehreren auffinden konnten. Sie
verlaſſen ihren Wohnplatz des Abends und zeigen ſich, wenn es
dunkel wird, auf der Spitze des Graſes und niedriger Pflan⸗
zen; zu dieſer Zeit kann man fie mit dem Keſcher ſammeln.
1. Pallens. Gemein. 2. Impura. L. zuſammen mit der fol⸗
genden, hält ſich verborgen im Stengel von Arundo phragm.,
deren junge Blätter fie frißt. Da, wo die Pflanze halbrunde
charten zeigt, findet man die L. ſicher des Abends mit der
Leuchte. 3. Straminea. Gemein im Jun. in der Naͤhe von
Seen und Teichen. Beyde Arten konnen leicht fuͤr identiſch ges
halten werden; aber wiederholte Unterſuchungen an verſchiede⸗
6 |
ſten an den vom Winde abgebrochenen Stengeln.
(Vgl. Iſis, ebenda.)
daͤniſches Er. iſt uns noch nicht zugekommen.
ſtanienallee bey Hamburg. (v. Winthem.)
181
nen Stellen in Europa beweiſen das Gegentheil. 4. Lithar-
gyrea. Wir find überzeugt, daß die L. jeden Tag zu dem
Stengel, welchen fie bewohnt, zurückkriecht. 5. Albipuncta.
Hier und da. L. lebt mit litharg. zuſammen. 6. Conigera.
Ruͤckſichtlich der L. identiſch mit litharg., pallens und albi-
puncta. 7. Obsoleta. L. überwintert erwachſen auf den
Stengeln von Arundo phragm. und verwandelt ſich eben da.
Wo das Rohr nicht abgeſchnitten wird, trifft man ſie am ehe—
Fand ſich
nie, wo die Pflanze im Waſſer ſtand. 8. Comma. Im Jun.
auf Kleeblumen. B
Nonagria.
L. an Stellen, wo Arundo oder andere von ihnen bewohnte
Pflanzen an Ufern oder im Waſſer ſelbſt wachſen. Die von
einer L. bewohnten Stengel find in der Spitze welk. 1. Fluxa.
L. noch unentdeckt. Schm. im Sept. zwiſchen Carices. 2.
Phragmitis. (Vgl. Iſis, 1833., S. 665.) 3. Paludicola.
4. Cannae. (Vgl. Iſis, 1833., S. 666).
Wir kennen 2 Subſpecies, welche die Stengel von Seripus la-
eustris und Typha latifolia bewohnen. 5. Typhae. (Vgl.
Iſis, 1833., S. 666.) 6. Bathyerga. (Vgl. Iſis, 1835.,
S. 323., und Freyer, neue Beytraͤge, Bd. 2., Taf. 170.)
Bewohnt den unterirdiſchen Theil des Stengels von Arundo.
7. Fabricii. (Drewſen). Seeland, wo dieſe diſtincte Art
ſich im April als Puppe in einem Stengel von Ar. phragm.
fand. Wird bald von Freyer bekannt gemacht werden.
Gortyna.
1. Leucostigma. Aus den holſteiniſchen Marſchgegen⸗
den; ſcheint in dieſen nicht ſelten zu ſeyn. 2. Micacea. 2 mal
aus L. gezogen, welche die Wurzel von Atriplex bewohnten.
3. Flavago. Von Seeland bis Lauenburg nicht ſelten. L. fand
ſich im Stengel von Aretium, Carduus und Sambucus.
(Vgl. Iſis, 1833., S. 669.)
Xanthia.
1. Ochroleuea. Hamburg. (v. Winthem.) 2. Ru-
lina. Die junge L. geſellig auf den Blättern junger Eichen;
erwachſen verbirgt ſie ſich zwiſchen Gras. 3. Ferruginea. In
unſeren Waͤldern und auf Wieſen nicht ſelten. 4. Citrago.
Ein holſteiniſches Er. empfiengen wir aus Hamburg. 5. Cro-
ceago. Aus der Gegend von Hamburg. Ein holſteiniſches oder
6. Aurago.
Auf Seeland und in den holſteiniſchen Wäldern ſehr gemein
und oft auf trockenen Zweigen geſammelt. L., deren gewoͤhnli⸗
cher Aufenthalt vielleicht auf hoͤheren Baͤumen iſt, erhielten wir
einmal auf einer niedrigen Buche. 7. Silago. Oft mit der
vorigen. 8. Cerago. Mehrere Ex. aus einer alten holfteinis
ſchen Sammlung. 9. Gilvago. Unſer Ex. iſt aus einer Ka⸗
10. Palleago.
Aus einem holſteiniſchen Dorfe. (v. Winthem.)
Cosmia.
1. Oo. Selten, oder eine felten gewordene Art. Anfangs
Jun. 1836. wurde die huͤbſche L. auf einer alten Eiche ent—
deckt. (Sie iſt kaffeebraun mit kreideweißen, von Perlenflecken
gebildeten Mittels und Seitenſtreifen und kleineren weißen Punc⸗
— —
182
ten im und außen vom Mittelfelde. Der große Kopf ſchwarz.
Auf idem Iſten Ringe ein dunkler Nackenſchild. Mittelſtreif
auf dem 2ten und Zten R. ſtrichfoͤrmig; auf den folgenden
nach der Laͤnge in 2 Haͤlften getheilt, deren vordere ſich in
Tropfen aufloͤſt und der auf der vorderen Hälfte des 12ten
Ringes ſich in einen Kranz theilt. Vorn im Mittelfelde jedes
Ringes 3 Paar weiße Puncte, von denen die mittelſten weit
von einander ſtehen, und 2 zwiſchen jedem Tropfen des Seiten—
ſtreifs über einander. Bruſtfuͤße dunkel. Bauchfuͤße braun.
Obertheil des Kopfs bildet mit der Stirn eine Flaͤche. Laͤnge
1“ 3°", Dieſe Art ſteht mit ruſina und miniosa, was die
L. betrifft, — die unlaͤugbar zu den ſchoͤnſten inlaͤndiſchen ge—
hoͤrt, — nahe beyſammen, und alle 3 gehoͤren zu derſelben na—
tuͤrlichen Gruppe. Drewſen.) 2. Trapezina. Eine unſerer
gemeinſten Noctualiten. 3. Retusa. Schm. verbirgt ſich im
Aug. und Sept. im Graſe, und L. in zuſammengerollten Wei⸗
denblaͤttern. 4. Subtusa. Ex. in unſerer Sammlung aus den
Dörfern der Hamburger Gegend. 5. Diffinis. Hamburg. 6.
Affinis. L. mehrmals bey Flottbeck auf den niedrigen Zweigen
von Ulmus campestris und suberosa. (v. Winthem.)
7. Pyralina. L. bey Hamburg auf Weidenbaͤumen.
Cerastis. -
1. Vaceinii. In Wäldern, in welchen Vace. Myrt.,
nicht felten. 2. Satellitia. Die am fpäteften vorkommenden
von unſeren Noctualiten.
Xylina.
1. Vetusta. L. auf einem Muͤhlenteiche ſpaͤt im Jul.
2. Exoleta. L. in unferen Gärten und nicht ſelten auf Boh⸗
nen (Vieia Faba.) Aber auf Stellen, auf welchen fie 1832.
in einer fo bedeutenden Menge angetroffen ward, daß wir 10
Stuͤck bekamen, ſeitdem nicht geſehen. 3. Conformis. See⸗
land (Drewſen) und Hamburg. 4. Zinckenii. Zeitig im
Fruͤhjahr bey Hamburg (Beſchke). 5. Rhizolitha. Ham⸗
burg. 6. Petrifieata. Umgegend von Hamburg. 7. Putris.
Von mehreren Stellen. 8. Scolopacina. L. verſchiedene Ma⸗
le lin Waͤldern; lebt dort von Grasarten. 9. Rurea. L. im
Fruͤhſahre im Stengel von Arundo an Gräben und Teichen.
10. Polyodon. Vgl. Freyer, n. Beytr., Bd. 2., S. 107.,
wo uͤber die Vermengung dieſer und der folgenden Arten unter
der von Boisduval vorgeſchlagenen Gruppe Agrostobia ge⸗
handelt wird. 11. Tytoxylea. Dieſe Art, welche Bois du⸗
val als eine Var. von polyodon betrachtet, iſt auch bey uns
nicht ſelten; fand ſich an Pfuͤtzen und Waſſerlaͤufen. 12. La-
teritia. Eben fo gemein, wie die vorige. 13. Freyeri. (Vgl.
Freyer, n. Beytr., Th. 2., Taf. 159, u. Iſis, 1835., S.
324.) 14. Virens. Mehrere Ex. bey Hamburg (v. Win⸗
them. und Sommer. Seeland. (Drewſen.)
Asteroscopus.
1. Cassinea. Viele Ex. der L. in unſeren Waͤldern im
May und Jun. auf Lonic. Perielym. und Quercus. Be»
kanntlich wird fie ſchwer zur Verwandlung gebracht. Pyrami-
dea und perflua gehören, unſerer Meynung nach zu derſelben
Gattung.
Cleophana.
1. Pinastri. Puppe mehrmals unter Sedum acre auf
183
Sandebenen. 2. Lithorrhiza. Daß die Nachrichten bey
Treitſchke Über die bey Paris gemeine L. nicht richtig ſeyen,
haben wir ſchon in der Iſis, 1835., S. 326. erwähnt. Wir
fanden fie Anfangs Jun. auf Lonic. Periel. 3. Rectilinea.
Hamburg im Jun.
Cucullia.
1. Abrotani. Bey Hamburg nicht ſelten. L. auf Artem.
Abrot. 2. Absinthli. Vielleicht überall L. auf Artem. vulg.
8. Artemisiae. L. vor 10 Jahren in bedeutender Menge in
der Naͤhe von Fiſchbeck am Elbufer auf Artemisia campe-
stris (Beſchke). Schm. in den letzten Jahren in großer
Menge bey Itzehoe (Rantzow.) 4. Tanaceti. L. ſcheint hier
zu Lande von Bluͤthen und Samen der Achillea Millef. zu
leben und fand ſich einzeln und in Familien zu 10 — 12 beym
Abfegen von Strecken, die von dieſer Pflanze bewachſen waren.
5. Umbratica. In Marſchgegenden an der Weſtſee haͤufiger,
als an anderen Stellen und zugleich mit Sphinx Elpenor.
L. uns unbekannt. 6. Chamomillae. Eine beſchriebene, weiße
L., welche kaum einer andern Art angehoͤren kann, fand ſich
im Jul., auf Chrysanthemum leucanth. (Farbe kreideweiß
mit gelblichem Anſtriche. Der große Kopf mit ſenkrechter Stirn
roͤthlich, kann in den erſten Ring! zuruͤckgezogen werden. Im
Mittelfelde eine doppelte Reihe von Schattenſtreifen, die gegen
die Mittellinie gekehrt ſind und zu jeder Seite ſchraͤg gegen den
Kopf geſtellt liegen. Ringe gleich dick, der 11te am Hinterende
erhoͤht, doch ohne Spitze. Nachſchieber ungemein groß. Auf
dem 12ten Ringe 4 behaarte Puncte. Das letzte Paar Füße
weiter von einander. Länge 1“ 3", — Sie gleicht im Ha:
bitus der L. von oxyacanthae und laͤßt ſich beym Berühren
gleich von der Futterpflanze herabfallen. Puppenhuͤlle wie bey
verbasei. Lebt von den Blumen von Chrysanth. leucanth.
und Artemisia vulg. Drewſen.) 7. Lucifuga. Exemplare
der Cueullia, welche wir für dieſe Art halten, aus der Naͤhe
von Ribe. 8. Asteris. L. in beyden Varietaͤten; die violette
auf Aster Trifolium und die gelbe auf Solidago Virgaur.
9. Verbasci und 10. Scrophulariae. L. geſellig ſowohl auf
den wildwachſenden Verbasc. Thapsus und Scrophularia,
als in unſeren Gärten auf Tanacetum Balsamita. (Die hier
beſchriebene L., welche wahrſcheinlich die einer hierher gehoͤren⸗
den Art iſt, fanden wir am 19. Jun. 1836. auf der Bluͤthe
von Anthemis Cotula und brachten fie im Jul. zur Verwand—
lung in einem aͤhnlichen Gehuͤll oder Geſpinnſte. Kopf fleiſch⸗
farben mit 3 dunkelgruͤnen Streifen nach der Laͤnge. Kein
Nackenſchild. Ringe gleich breit und dick, an den Gelenken
eingeſchnürt, auf der vorderen, breiteren Hälfte hellgruͤn, auf
der hinteren braͤunlich roſenrokh. Mittel- und Ruͤckenlinie un⸗
deutlich. Im Mittelfelde jederſeits eine Reihe bouteillengrüner
doppelter Hakenſtriche. Der hier und da verbreiterte Seiten⸗
ſtreif von derſelben Farbe, und unter ihm eine aͤhnliche Reihe
Hakenſtriche, auf deren Hinterrande die kleinen, ſenkrechten, länge
lichen, weiß und ſchwarz eingefaßten Luftloͤcher ſtehen. Die
vordere Haͤlfte der 12 Ringe gegen die hintere ſtark erhoͤht.
Warzpuncte nur ſichtbar in Perlenform an den Seiten der
Bauchfuͤße. Die grüne Zeichnung überall von ſchwaͤrzlichen Li
nien begraͤnzt. Länge 1“ 5". Vor der letzten Haͤutung oben
grün mit weißen Seitenſtreifen. Länge 9. Das ganze Thier
repräfentiert, wie fo viele andere Larven, die Bluͤthe der Futter⸗
pflanze, von der Seite angeſehen, und naͤhrt ſich ausſchließlich
— —
— —
184
von derſelben. Dieſe L. macht den Uebergang von den Cucul-
lia-Larven zu der Abtheilung, welche ſich von den Blumen
von Artemisia naͤhrt, und von welcher ſie ſich beſonders durch
die Warzen auf dem Mittelfelde und den Seiten unterſcheidet,
welche ſich nicht in eine Spitze verlaͤngern. Sie gleicht mehr
der bey Freyer, Taf. 167. abgebildeten, auf Hyoscyamus
niger lebenden Peltigera - Larve. Drewſen.)
Abrostola.
1. Triplasia und 2. Asclepiadis. Beyde Arten in Hol:
ftein und Seeland geſammelt. L. bey uns nur von der erſte⸗
ren bekannt. |
Plusia.
1. Concha. Nur einmal bey Hamburg. (v. Winthem.)
2. Festucae. Eine unferer gemeinen Arten. (Vgl. Iſis, 1833.
S. 667.) 3. Chrysitis. Ebenfalls. 4. Bractea. 2 Ex. bev
Kopenhagen (Drewſen). 5. Jota. Mehrmals gefammelt
und aufgefuͤttert. 6. Gamma. Gemein. .
Anarta,
1. Myrtilli. Nicht ſelten. L. unterſchiedlich auf Erica
vulg. 2. Heliaca. Unſer Ex. iſt aus der Umgegend von
Hamburg. i f
N Heliothis.
1. Dipsacea. 1835. ſehr häufig bey Travemuͤnde (von
Winthem.) 2. Scutosa. 1834. häufiger als gewoͤhnlich in
Norddeutſchland. Im Aug. bekamen wir ein Ex. bey Kiel auf
Artem. Abrotanum. Schm. kam im Sept. aus. (Vgl. Iſis,
1835., S. 330.) 3. Marginata. L. bekamen wir faſt überall,
wo Ononis- Arten. Schm. von Seeland bis Hamburg.
Erastria.
1. Sulfurea. Ex. beyderley Geſchlechts im Sun. bey Kiel.
2. Unca. Nicht felten bey Hamburg auf feuchten Wieſen. 3.
Fuscula. Nur in Wäldern. 4. Paula. Im Jun. und Jul.
auf feuchten Feldern, mit Gnaphalium bewachſen. 9
Ophiusa. 5 pl !
1. Viciae. Unſere Ex. find von Seeland und Eutin.
L. noch unentdeckt. 2. Lunaris. Mehrere Ex, bey Hamburg
gefangen (v. Winthem.)
Catephia.
1. Alchymista. Ein Ex. bey Kellinghuſen.
Catocala.
1. Fraxini. Bey Kiel und Altona. 2. Nupta. Holftein
und Seeland auf Wieſen. Schm. kam im Jul. aus.
Brephos. 5
1. Notha. L. faft überall auf Pop. trem. im Sun.
Aus einigen, 1832. eingeſammelten, kam der Schm. im März
1833., 34. und 35. aus.
Euclidia.
1. Glyphica unt 2. Mi. Beyde felten.
Platypteryx.
1. Spinula. L. geſellig im Sept. auf Mespilus und
Prunus spinosa. Schm. wird für den Repraͤſentanten einer
beſondern Gattung von Boisduval gehalten. Die meiſten
Arten gehören dem nördlichen America an. 2. Curvatula.
Aus der Gegend von Hamburg, wo die L. ſich auf Alnus
fand. 3. Falcula. Viele Ex. aus L. gezogen, die ſich auf Be-
tula und Alnus fanden. 4. Unguicola. In unferen Wäldern.
L. auf Buchen. Schm. im May und Aug. 5. Lacertula.
Aus der Umgegend von Hamburg, wo die L. auf Betula.
(v. Winthem.) -
Die aufgezaͤhlten Schmetterlinge machen eine Reihe von:
Papilioniten 67 Arten,
Sphingen , 26 =
Bombyken. 70 -
Noctualiten 222 =
im Ganzen 385 Arten
aus.
2) S. 550 — 595. Ueber die daͤniſchen, norwegiſchen
und holſteiniſchen Botaniker und Liebhaber der Botanik, welche
die Ehre genoſſen haben, daß ihre Namen, zur Erinnerung an
ſie, Pflanzengattungen beygelegt worden ſind.
Hornemann.
3) S. 596 — 605. Ueber eine neue Gattung der Bra-
con- artigen Ichneumonen. Von J. Schioͤdte.
Die hier beſchriebene Braconengattung ſteht der N. v.
Eſenbeckiſchen G. Coelinius ziemlich nahe im Habitus
und Aderbau der Fluͤgel, unterſcheidet ſich aber von derſelben
durch ihre duͤnnen und ſehr langen Antennen, den voͤllig meſ—
ſerfoͤrmigen Hinterkoͤrper beym W. und die Kopfform, welche
etwa von derſelben Beſchaffenheit iſt, wie bey Siren und Ste—
phanus, nehmlich wie ein an der Spitze abgerundeter Kegel ge
bildet, deſſen Grundfläche mit dem Prothorax articuliert.
N. v. Eſenbeck theilt (Hymenopterorum Ichneumoni-
bus affinium Monographiae) die Braconen (Ichneumones
adseiti) in 2 große Gruppen, Ichn. braconoidei und Ichn.
alysioidei. Jenen ſchreibt er Sgliedrige Marillarpalpen
(4gliedrige bey Hybrizon* und 3 gliedrige Lippenpalpen (4glie-
drig bey Stephanis und Agathis) zu; dieſen 6 gliedrige
Marillarpalpen und 4gl. Lippenpalpen (3 gl. bey Sigalphus ).
Da mein Bracon ſich in jeder Hinſicht an die erſtere dieſer
Gruppen ſchließt, ja ſogar ſich in mehrfacher Stephanus und
Coelinius nähert, fo war es mir ſehr auffallend, daß die Zahl
der Palpenglieder, nehmlich 6 Glieder der Mapillar- und 4 der
Lippenpalpen ſich wie bey der letztern Gruppe verhielt. Ich un⸗
* Die einzige bekannte Art, Hybr. Latebricola N., haben
wir nun auch in unſerer Fauna. Es iſt der einzige be⸗
ſchriebene Bracon, deſſen Hinterkoͤrper geſtielt und zuſam⸗
mengedruͤckt iſt, wie bey Ophion und Porizon. (N. ab E.,
I., p. 27.) Es war mir deßhalb ſehr erfreulich, im vori⸗
gen Sommer eine von Hybr, ſehr verſchiedene Art anzu⸗
treffen, die in keine der bisher aufgeſtellten Gattungen ge⸗
bracht werden kann und im Habitus ganz einem kleinen
Campoplex mit herausſtehendem Legeſtachel gleicht.
Iſis 1811. Heft 3.
Von J. W.
186
terſuchte nun eine Menge Arten aus beyden Gruppen und uͤber⸗
zeugte mich, daß nicht alle von N. v. E. zu den Ichn. brac,
geſtellten Gattungen die Palpen fo haben, wie er fie angibt;
bey Spathius wenigſtens und allen Perilitus- Arten, welche ich
von der erſten und zweyten Abtheilung dieſer Gattung unter⸗
ſucht, habe ich die Palpen der Marillen 6- und die der Unter⸗
lippe 4 gliedrig gefunden; ber Peril. albitarsis, der größten be⸗
kannten Art, kann man ſich ohne Muͤhe von der Richtigkeit
dieſer Sache uͤberzeugen. Alle uͤbrigen Arten, welche ich unter—
ſuchte, ſtimmten dagegen ruͤckſichtlich der Gliederzahl ganz mit
N. v. C's. Angaben überein; dieß war nehmlich der Fall bey
Coelinius niger, mehreren Aphidius- Arten, Bracon Varia-
tor und mehreren verwandten, noch unbeſtimmten Arten, Aga-
this, Mierodus thoracicus, verſchiedenen Mierogasteres, eini⸗
gen Rogas- Arten, Chelonus oculatus, Sigalphus hians,
mehreren Alysiae u. ſ. w. In der Beſchreibung der einzelnen
Glieder, der Marillen ſelbſt und der Unterlippe, glaube ich da—
gegen mehrere minder genaue Angaben bey dem erwaͤhnten
Schriftſteller gefunden zu haben.
Der hier beſchriebene Ichneumon muß zufolge des Obi—
gen zwiſchen Stephanus und Coelinius ſeinen Platz bekom⸗
men. Der Name Copisurus, welchen ich der Gattung, nach
der Form des Hinterkoͤrpers des W. beylege, iſt aus xorrig,
ein Meſſer, und Gpeck, Schwanz zuſammengeſetzt. Ich fand
ein M. im Jul. 1834., wo, weiß ich nicht genau; ein ande—
res Maͤnnchen fand Drewſen ungefaͤhr zu derſelben Zeit in
Dyrehaven bey Skovsborg; ein drittes M. und 3 W. fand ich
am Sten und 7ten Aug. 1836. an der letztgenannten Stelle.
Copisura.
Caput cubicum. Abdomen stethidio longius, petio-
latum, mari depressiusculum lineare, feminae valde com-
pressum, eultriforme; terebra exserta brevissima. Alarum
areola radialis semiovata, sublanceolata, ab alae apice
remota; areolae cubitales 2, quarum posterior aperta.
Palpi filiformes, maxillares 6 articulati, labiales 4 articu-
lati. Lingua apice rotundata integerrima. Mandibulae
4fidae. (Hier folgt im Originale die umſtaͤndliche lateiniſche
Beſchreibung.)
Copisura Rimator. Antennae vel totae nigrae,
vel nigrae subtus basin versus piceae. Caput atrum,
nitidum, laeve, hypostomate tenuiter piloso; ab oceipitis
cacumine ad antennarum insertionem linea impressa ducta
est. Mandibulae aut totae ferrugineae, aut nigrae apice
rufo. Palpi pallidi. Stethidium nigrum utrinque punc-
tulatum, nitidum, metathorace opaco. Alae cuneiformes
fumato-hyalinae, subirideae, stigmate nervisque omnibus
ſuscis, squamulis fulvis. Stigma in media costa, oblon-
gum. Areola cubitalis anterior subovalis, subrhombica,
areolam radialem magnitudine fere adaequans, nervum
recurrentem post medium in angulo suo inferiore excipit;
posterior magna, incompleta, areolam primam, versus sen-
sim angustata. Nervus recurrens cum ipsis limitibus
1mae et 2dae areolae cubitalis concurrit. Pedes rufo-
*
„Der Name muß jedoch, richtig gebildet, Copidura geſchrie⸗
ben werden. D. Ueberſ.
12 *
187
fulvis, tarsis omnibus, femorum posticorum clava tibiis-
que postieis nigris vel nigro - fuscis. Abdomen nitidum,
rufo-fulvum, laeve, segmento 2 do basi duobusque vel
3 ultimis dorso ventreque nigrofuscis; Petiolus niger,
basi gibba, superficie tota una cum segmenti dorsualis
2di basi summa profunda longitudinaliter rimosa punctu-
lataque. Terebra fusca. Long. 3-4". C. 2.
Variat interdum pedibus paris 3 tii nigris, trochan-
teribus, condylis tibiarumque basi fulvis; vel fulvis totis,
coxarum origine tantum tarsisque nigricantihus.
Ueber die Lebensweiſe kann ich nichts ſagen. Da jedoch
alle Hymenopteren, deren Kopf kegelförmig iſt, im Larvenzuſtand
entweder von Holz leben (in ſo fern nehmlich Sirex nicht zu
Hym. pupivora gehört) oder auf Koſten ſolcher Larven, die
im Holze leben, ſo bin ich auch geneigt, das letztere von der
hier abgehandelten Gattung anzunehmen, und das um ſo mehr,
da der Hinterkörper des W. recht dazu geſchickt iſt, in Baum⸗
ritzen hinein gebracht zu werden. Auf dieſe Vermuthung ſpielt
der Artname an. . ?
4) S. 605—628. Ueber die Schmarotzerkrebſe 1m
Vom Herausgeber. (Fortſ.)
III. Formbeſchreibungen. (Fortſ.) Hierzu Tab. 6. Iſis T. I.
Caligus Muell.
Gattungsbeſchreibung. Koͤrperform beſonders
flachgedruͤckt, ſcheiben⸗ oder ſchildfoͤrmig, beſteht aus einem im
Allgemeinen viel breiteren und größeren Vorderkoͤrper oder Kopf⸗
bruſtſtucke, und einem kleinen Hinterkoͤrper, aus welchem eine
Art von Schwanz hervorgeht. (T. 6., F. 3., A.)
Kopfbruftftüd* mehr oder weniger hufeiſenfoͤrmig,
indem der vordere Rand und die Seitenraͤnder abgerundet ſind,
der hintere ziemlich gerade abgeſchnitten und mit 2 kleinen Ein⸗
ſchnitten verſehen ift (Fig. 1.). Ruͤckenflaͤche ſchildfoͤrmig ge⸗
wölbt, glatt, etwas glänzend; Bauchflaͤche faſt wie ein Löffel
ausgehöhlt, und das ganze Kopfbruſtſtück, kann man ſagen,
gleichſam eine Art Saugſchale bildend.“ Ruͤckenflaͤche hat ver⸗
ſchiedene Furchen, von welchen beſonders 3 zu bemerken, die ein,
ſehr deutliches H bilden; *** die Seitenlinien dieſes H (Fig. 1.
„Man könnte über die Ausdehnung des Kopfbruſtſtüͤcks viel⸗
leicht etwas in Zweyfel ſtehen. Da jedoch alle fußtragen⸗
den Ringe — mit Ausnahme deſſen, an welchen das ste
0 Eile eheftet iſt — genau mit dem Kopfbr. verwach⸗
en ſind, halte ich es für das Richtigſte, den Hinterkoͤrper
von dem das ste P. Füße tragenden Ringe beginnen zu
1 und die übrigen unter dem Kopfbruftftüde zu be
greifen.
„ Dieſe Form bewirkt es, daß die Arten der G. Caligus und
ein Fisch verwandte Gattungen, welche an der Außenflaͤche
der Fiſche leben und nicht, wie die meiſten anderen Schma⸗
rotzerkrebſe, der Ortsbewegung beraubt ſind, ſich an den
Fiſchen veſthalten können, ohne daß die Gewalt des Mee⸗
res fie gegen ihren Willen loszureißen vermochte.
* Obgleich ſich dieß H bey allen Arten findet, füllt es doch
nicht bey allen gleich ſtark in die Augen; denn bey 7 75
zeigt es ſich ſchon dem bloßen Auge, und bey anderen klei⸗
neren Arten wird die Loupe nöthig, um es zu entdecken.
188
a, b.) ſind etwas krumm und machen, jede, einen ſtumpfe
Winkel, deſſen Gipfelpunct einwaͤrts 9059 iſt; ne
gleichfalls etwas gekrümmt, mit vorwärts gerichteter Kruͤmmung
(Fig. 1. c Ruͤckenflaͤche durch dieſe Furchen in 4 Theile ge⸗
theilt: ein Vorderſtuͤck, Area anterior (Fig. 1. a. c, a.),
2 Seitenſtücke, Areae laterales (Fig. I., a. d. b.) und
ein Dinterftüd, Area posterior (F. 1., b. e. b.). Das
letzte, oder der hinter dem Querſtriche des H zwiſchen den Sei⸗
tenſtuͤcken liegende Theil des Kopfbruſtſtuͤckes, trägt an feiner
Unterflaͤche 3 P. Fuͤße (Stes— 5tes P.), nebſt den hinteren
Huͤlfshaken, und kann als aus 3, genau verwachſenen Rin⸗
gen beſtehend angeſehen werden; im Hintexrande dieſes Theils,
aber ganz nage den äußeren Rändern, find die 2 erwähnten
Einſchnitte (F. 1., e.) angebracht, welche deßhalb nur durch
einen ſehr ſchmalen, zugeſpitzten Zipfel (F. 1., f.) von den Sei⸗
tenſtuͤcken getrennt werden. — Vorderſtuͤck, oder der vor
dem Querſtriche des H zwiſchen den Seitenſtuͤcken liegende Theil
des Kopfbruſtſtüͤckes hat etwa auf der Mitte feiner
Ruͤckenflaͤche die Augen (F. 1., g.); zu den Seiten dieſer
entſpringen 2 ſehr deutliche, gelbe Furchen (F. 1., p.), welche
ſich etwas divergirend zum Vorderrande des Stuͤckes fortſetzen:
wieder zu den Seiten dieſer, aber dem Vorderrande naͤher, 2
andere, obgleich nicht fo deutliche Furchen (F. 1., g.), welche zu
den Wurzeln des 1ſten P. Fuͤhler laufen; dieſe (F. 1., h. k.)
ſtehen vor dem Vorderrande des Vorderſtuͤckes und bilden, zus
ſammen mit einem zwiſchen ihren Wurzelgliedern eingeſchloſſe⸗
nen Streifen (Stirnplatte, Lamina frontalis), gleichſam einen
bandförmigen, vom übrigen Kopfbruſtſtuͤcke geſonderten Abſchnitt
(F. 1., h. i. h.). Auf der Unterfläche find an das Vorderſtück
das 2te P. Fuͤhler, die vorderen Huͤlfshaken, der Schna⸗
bel mit den 2 Taſtern, die 2 erſten Fußpaare und die Gabel
geheftet. Uebrigens zeigen Vorder- ſowohl als Hinterftüde ver:
ſchiedene, entweder gelbe oder weißliche Flecken und Streifen,
welche groͤßtentheils die Muskelbuͤndel andeuten, die die an die
Oberfläche gehefteten Organe in Bewegung fegen. — Seitens
ſtuͤcke, oder die Theile, welche an der aͤußeren Seite der Sei⸗
tenlinien des I liegen, find dünner, als Vorder- und Hinter⸗
fü; beſonders find die Außenraͤnder dünn, hautartig und durch⸗
ſichtig „und tragen vorzuͤglich dazu bey, daß das ganze Kopf:
bruſtſtuͤck eine Saugſcheibe bildet. Dicht an den Seitenlinien
des H zeigt jedes Seitenſtuͤck, von der Ruͤckenflaͤche betrachtet,
2 große, etwas durchſichtige Stellen, von denen die vordere
(F. 1., 1.) etwas über der Querlinie des H, die hintere (F. 1.
m.) an und, zum Theil, nach hinten von ihr liegt. Dieſe
Stellen deuten die Vertiefungen der Unterflaͤche an, welche zur
Aufnahme verſchiedener Organe beſtimmt find; die beyden vors
deren Vertiefungen nehmlich nehmen das 1fte und 2te P. Füße
auf; die hinteren ſcheinen den Schwimmfuͤßen Spielraum zu
verſchaffen und fo vielleicht theils das Athmen zu unterſtuͤtzen.
Augen. Stehen etwa auf der Mitte der Ruͤckenflaͤche
des Vorderſtuͤcks, der Wurzel des Schnabels an der Unterflaͤche
des Kopfbruſtſtuͤckes gegenuͤber; ſind ſehr klein, elliptiſch, dun-
kel purpurfarben, und ſtehen einander fo nahe, daß fie dem blos
ßen Auge nur wie ein einziger Punct, etwa von der Groͤße eines
ſehr kleinen Sandkorns, erſcheinen. Mittels der Loupe ſieht
man dagegen beym lebenden oder friſchen Thiere deut⸗
lich 2 gedraͤngte und ſcharfbegraͤnzte Puncte, welche ſogar zum
Theil nach der Unterflaͤche durchſcheinen; hat das Thier lange
in Weingeiſt gelegen, ſo fließen ſie bisweilen zuſammen und
189
verſchwinden noch öfter ganz; wie es ſcheint, um deſto ſchnel⸗
ler, je junger das Thier iſt. Dieß Verſchwinden, und nicht
ihre Kleinheit, iſt wohl nur die Urſache, aus welcher ſie der
Aufmerkſamkeit der allermeiſten Beobachter ganz entgangen ſind.
Der Erſte, welcher fo viel ich weiß, fie erwähnt, iſt Stroͤm
(Kjöbenh. Vid. Selſk. Skr. X., 23., T. 7.); er hatte aber nur
einen Punct geſehen und meynte in ihm eine Pulſation ent—
deckt zu haben, weßhalb er ihn für das Herz nahm. Die an⸗
ſcheinende Pulſation mag vielleicht eine Taͤuſchung durch die
Bewegung der unterhalb liegenden Mundtheile und deren Mus⸗
keln geweſen ſeyn. Ferner ſah Muͤller die Augen, nahm ſie
aber nicht für ſolche. „In medio areae anticae, “ ſagt er,
„puncta 2 obscura, approximata, quae ex analogia cum
oculis Limulorum oculos dicerem, nisi lunulae anticae
unctis majores at minus conspicuae sibi hoc nomen vin-
icaverint.“ (Entomostr., p. 131.) Ich nehme es für
gewiß an, daß diefe Puncte wirklich Augen find, nach der A na⸗
logie mit den Augen anderer Cruſtaceen, und weil jeder derſel—
ben außer dem rothen Pigment eine Kryſtall-Linſe enthält.
Der Streif zwiſchen den Wurzelgliedern des 1ſten Fuͤh⸗
lerpaares, oder die Stirnplatte (F. 1., k. i. k.), hat ſtets
in der Mitte feines Vorderrandes einen kleinen, halbmondfoͤrmi⸗
gen Einſchnitt (F. 1., i.), und dicht hinter dieſem eine kleine,
kreisrunde, etwas hornichte Platte, oder, wenn man lieber will,
einen begraͤnzten Fleck, welcher ſich an der Unterflaͤche am deut:
lichſten fehen laßt; ferner zeigt er längs feines Hinterrandes 4
kreisrunde, gelbliche, durchſcheinende Puncte, von denen die aͤu⸗
ßeren (F. 1., r.) dicht an der Wurzel der Fühler, die mittleren
(F. 1., s.) am Ende der von den Augenſeiten auslaufenden
Furchen ſtehen.
Außer dieſen immer vorkommenden Theilen iſt bey ver
ſchiedenen Caligus⸗Arten der vordere Rand nahe der Wurzel der
Fühler mit den Organen (F. 1., n., F. 2., a.) verſehen, welche
Muͤller, und nach ihm Andere, fuͤr die Augen nahmen. Sie
ſind halbmondfoͤrmig, ſo daß der gerade abgeſchnittene Rand des
Halbmondes ſich nach vorn wendet, der auswaͤrts gebogene aber
nach hinten; fie zeigen ſich ungefähr von der Ruͤcken- und
Bauchflaͤche gleich. Der hintere gekruͤmmte Rand hat in ſeiner
ganzen Ausdehnung gerade bis dahin, wo er mit dem vorderen
zuſammenſtoͤßt, eine breite erhoͤhte Anſchwellung, wogegen der
uͤbrige Theil des Organs vertieft iſt, beſonders an der Unter⸗
flähe, und der vordere Rand wird dadurch dünn und ſcharf.
Ober⸗ ſowohl als Unterflaͤche ſind gleichſam gewaͤſſert oder mit
beſonders feinen Runzeln und Streifen verſehen, deren Rich—
tung von vorn nach hinten geht. Dieſe Organe koͤnnen vom
Kopfbruſtſtuͤcke leicht getrennt und fuͤr ſich unterſucht werden;
fie ſcheinen auch nicht mit ihrem ganzen Rande an jenem veft-
gewachſen zu ſeyn, ſondern nur mit einem Theile deſſelben, und
kommen mir ſonach gleichſam wie ein Paar Klappen vor, wel⸗
che auf⸗ und zu emacht werden koͤnnen. Fuͤr die Annahme,
daß fie Augen f yen, ſpricht, meiner Meinung nach, nicht das
Geringſte in ihre Structur. Ihre Farbe iſt von der des uͤbri⸗
gen Thieres nicht verſchieden. Vielleicht ſind ſie eine Art von
Saugnaͤpfen, wlche gewiſſermaßen die Faͤhigkeit des Thieres,
ſich an ſeiner Beute veſtzuhalten, die auch ſchon durch den fon=
ſtigen Bau des Thieres bedeutend iſt, noch vermehrt. Inzwi⸗
ſchen bezeichne ich ſie durch die Benennung, halbmondfoͤr⸗
mige Organe (Lunulae Muell.) Eine große phyſiologiſche
Bedeutung ſchein man nicht berechtigt zu ſeyn, ihnen beyzule—
2 190
gen, da fie bey Arten, welche in allen anderen Theilen die größte
Uebereinſtimmung zeigen, bald vorhanden ſind und bald fehlen.
So lange, bis ihre wahre Bedeutung ſicher ausgemittelt iſt, be—
zweifle ich es, daß man die Arten bloß nach dem Daſeyn, oder
dae dieſer Organe zu mehreren Gattungen fuͤhren
duͤrfe. 5
1ſtes P. Fühler (F. 1., h. k., F. 3., a.) 2 gliedrig; 1ftes
oder Grundglied, gemeiniglich länger als Ates, flach und befons
ders breit, doch nach dem Ende etwas zugeſpitzt; laͤngs des
vorderen Randes hat es etwa 20 ſtarke Borſten, welche man
jedoch richtiger zugeſpitzte Schuppen oder Platten nennen Eönnte;
ſie ſind nehmlich nicht drehrund, ſondern zuſammengedruͤckt und
von langausgezogener Dreyecksform. tes Glied ſchmal, cylin⸗
driſch oder ein wenig keulenfoͤrmig, am Ende abgerundet und
mit etwa 10 kurzen Borſten beſetzt. — Die Fühler ſcheinen
an der Stirnplatte beveſtigt zu ſeyn, da ein vorſpringender Lap⸗
pen von dieſer die Wurzeln ihrer Grundglieder zum Theile be⸗
deckt; eine genauere Unterſuchung aber zeigt, daß das Grund—
glied ſich zuruͤckbiegt und ſich hinter der Stirnplatte an das
Kopfbruſtſtuͤck heftet, aus welchem es auch feine Muskeln em⸗
pfaͤngt.
Ates P. Fuͤhler (F. 2., b., F. 3., b.) etwas hinter dem
erſten P., naͤher nach der Mittellinie des Koͤrpers und dicht
vor dem Schnabel, ſo daß die Wurzeln dieſer Fuͤhler faſt an
den Vorderrand des Schnabels ſtoßen. Es ſind der Form nach
ſtarke Hakenfuͤße, welche aus 2 Gliedern beſtehen,“ einem kur⸗
zen, dicken Grundgliede und einem Haken von verſchiedener
Länge. Grundglied nach vorn und den Seiten, Haken nach den
Seiten und etwas nach hinten, doch mit den Spitzen nach vorn
und innen gerichtet.
Zu jeder Seite des Schnabels, aber weit hin nach den
Seitenraͤndern, ein kleiner, doch ziemlich ſtarker und ſpitziger,
hornichter Haken (F. 3., c.), an deſſen Wurzel eine große Mus⸗
kelmaſſe, welche zu beweiſen ſcheint, daß dieſe Haken beſtimmt
ſeyen, kraͤftige Dienſte zu leiſten. Ich nenne ſie das erſte P.
Huͤlfshaken (Ungula subsidiaria anterior), weil ich ver⸗
muthe, daß ſie dem Thiere dienen, ſich an ſeiner Beute kraͤftig
veſtzuhalten.
5 Schnabel (F. 3., d.) kurz, breit, am Ende abgeſchnitten
oder doch nur ſehr ſtumpf abgerundet; beſteht aus einer etwas
kurzen Ober- und einer laͤngeren Unterlippe, zwiſchen welchen
2 lange ſchmale, am Ende gekruͤmmte und am inneren Rande
mit Zaͤhnchen oder Saͤgeſtacheln verſehene Kinnbacken ſtehen.
Taſter (F. 2., c., F. 3., d. ete.) neben der Wurzel des
Schnabels, hinter und zu den Seiten derſelben, bieten einige
Formverſchiedenheiten dar und geben ſomit brauchbare Artkenn⸗
zeichen ab; ſind wie gegliedert.
iſtes P. Füße (F. 3., f.) neben der Wurzel der Taſter,
etwas nach hinten und ſeitwaͤrts, ziemlich ſchwach, beſteht aus
„Man konnte jedoch einigen Grund haben, zu zweifeln, ob
fie 2⸗ oder 3 gliedrig ſeyen. Indem ich fie als 2gliedrig
betrachte, muß ich bemerken, daß fie an eine vom Körper
ausgehende Hautfalte geheftet ſeyn, welche man möglicher
Weiſe als ein 3tes Glied betrachten möchte, obſchon ſich
keine deutliche Articulation ſehen läßt.
191 g —
2 Gliedern, von denen das 1jte das dickſte, das 2te das laͤng⸗
ſte; das letztere hat etwa auf der Mitte des einwaͤrts gerichte—
ten Randes am öfterften * einen kleinen Dorn oder Borſte, und
iſt am Ende in 2 ziemlich lange, dünne, zugeſpitzte, faſt pfrie⸗
menförmige und etwas gekruͤmmte Aeſte oder Finger gefpalten,
von denen der innere laͤnger iſt als der aͤußere.
2tes P. Füße (F. 2., d. u. d“, F. 3., g.) dicht hinter
dem 1ſten, aber etwas naher der Mittellinie des Koͤrpers; kur⸗
ze, aber ſtarke Hakenfuͤße mit einem ſtarken, dicken Grundgliede,
und einem langen, ſtarken Endhaken; gegen die Mitte des nach
innen gekehrten Randes des letzteren ſehr oft eine kleine Borſte.
Etwas hinter dem Aten P. Fuͤße in der Mittellinie des
Körpers ein kleines, hornartiges Organ (F. 2., e., F. 3., h.,
F. 4., c. ste.) beſtehend aus einer kurzen Platte, von deren
hinterem Rande 2, ſich oft wieder ſpaltende Zweige ausgehen.
Dieſes ſehr gute Artkennzeichen darbietende Organ nenne ich
die Gabel (Furca) wegen ſeiner ſtets geſpaltenen Form, wage
aber nicht, uͤber ſeine Bedeutung etwas zu beſtimmen. Von
feinen Seiten geht eine ruͤckwaͤrts gekruͤmmte, hornartige, er:
hoͤhte, gelbbraune Linie aus (F. 3., p.), faſt bis zum Hinter:
rande des Kopfbruſtſtuͤckes; man kann ſie auch, wenn man das
Thier von der Ruͤckenflaͤche betrachtet, ſchimmern ſehen (F. 1., t.)
Dieſe Linie bildet die Graͤnze zwiſchen oben erwaͤhnten vorderen
und hinteren Vertiefungen auf der Unterflaͤche des Kopfbruſt—
ſtuͤckes.
stes P. Füße (F. 3., i.), eine merkwürdige Miſchung
von Schwimm- und Packfuͤßen; ſie beſtehen aus 3 Gliedern.
Iſtes kurz, breit, flach, am Ende des unteren Randes mit einem
ab: und auswaͤrts gerichteten Dorn oder zugeſpitzten Lappen ver⸗
ſehen; Ates Glied länger als 1ftes, nach beyden Enden ſchmaͤ⸗
ler als in der Mitte, laͤngs des unteren Randes mit ſehr dicht
ſtehenden, kurzen Haaren beſetzt; Ztes Glied kuͤrzer als Ates,
etwas oval oder handfoͤrmig, am Endrande mit 4 großen und
ſtarken, krummen Klauen. Laͤngs dem hinteren Rande hat die
Hand 3 ſehr lange Schwimmorgane, nehmlich lange, zugeſpitzte
Blaͤtter oder Borſten, welche laͤngs beyden Raͤndern dichtſtehende,
kurze Haare haben, und alſo federfoͤrmig ſind; die letzte dieſer
Schwimmfedern iſt kuͤrzer als die 2 vorhergehenden, welche uns
ter ſich ungefähr gleich lang find. Dieſe Schwimmorgane ſchei—
nen gleichſam durch eine Articulation mit der Hand verbunden,
indem ſie auf etwas vorragenden Hoͤckern ſtehen.
Ates P. Fuͤße (F. 3., k. k.“ k.“) beſteht aus in, der
Mitte verwachſenen Schwimmfuͤßen, und jeder derſelben aus 2
Grundgliedern und 2 von dem letzten dieſer ausgehenden Aeſten
oder Rudern. Iſtes Grundglied ſehr kurz, aber ziemlich breit;
vom inneren Rande ſchickt es eine lange Borſte aus, welche ein
wenig ſchief nach innen gerichtet iſt und mit der entſprechenden
der anderen Seite zufammenftößt. Ates Grundglied viel länger
und breiter, etwas laͤnglich ſcheibenfoͤrmig; aus feinem Ende
gehen gabelförmig 2 Sgliedrige, etwa gleich lange Ruder aus.
1ſtes Glied des aͤußeren Ruders (F. 3., k.“) etwa fo lang,
wie die 2 folgenden zuſammen; von ſeinem inneren Rande ent⸗
ſpringt eine abwaͤrts gerichtete Schwimmborſte, und vom Ende
feines äußeren Randes ein langer Dorn; 2tes Glied kurz, breit,
etwas viereckig, ſchickt vom Ende des aͤußeren Randes 1 oder
* Caligus diaphanus macht hiervon z B. eine Ausnahme.
192
2 Dornen aus, und vom inneren Rande eine ſehr lange, ein⸗
wärts gerichtete, federfoͤrmige Schwimmborſte. Ztes Glied auch
kurz, aber ſchmaͤler als die vorigen, am Ende abgerundet und
mit 7 Schwimmborſten, von denen die oberſte des aͤußeren Ran⸗
des ſehr klein, faſt wie ein Dorn iſt; die 2te viel Länger,
und die folgenden, laͤngs dem hinteren Rande ſitzenden nehmen
ſtuffenweiſe an Länge zu. iſtes Glied des inneren Rudeks
(F. 3., k **) kurz, aber breit, etwas viereckig, am Ende des in—
neren Randes mit einer ſehr langen Schwimmfeder; Ates Glied
das laͤngſte, etwas ſchmaͤler als 1ſtes, am Ende der inneren
Kante in einen, 2 lange Schwimmborſten ausſendenden Lappen
verlängert . längs dem äußeren Rande iſt es dicht mit Haaren
bewachſen, wie das Ende des 1ften Gliedes; Stes Glied kurz
wie 1ſtes, abgerundet, mit 6 langen Schwimmborſten, welche
von der aͤußerſten bis zur innerſten an Ränge zunehmen. Hin⸗
terrand des zuſammengewachſenen Theiles dieſer Schwimmfuͤße,
ſowie der innere Rand der Grundglieder mit ſehr langen Haas
ren dicht beſetzt. “ .
*
Hinter dem Aten P. Fuͤße heftet ſich an das Kopfbruſt⸗
ſtuͤck eine kurze Platte, welche faſt fo breit iſt wie das Kopf⸗
bruſtſtuͤck und eine etwas abgerundete oder elliptiſche Form hat;
ſie ſcheint aus den dicht zuſammengewachſenen Grundgliedern
des öten Fußpaares zu beſtehen und fendet von jeder der aͤuße⸗
ren Ecken des Hinterrandes ein P. ziemlich rudimentaͤrer Ru⸗
der aus (F. 3., 1. u. J.“); das aͤußere von dieſen iſt 2 gliedrig,
das innere zeigt nur ein deutliches Glied; das Endglied des
aͤußeren trägt längs dem Außenrande 3 kleine Dornen und längs
dem Unterrande 4 laͤngere Schwimmborſten. Der innere Aſt
iſt mit 3 ziemlich langen Schwimmborſten verſehen; dicht vor
ihm bemerkt man eine noch weiter nach dem Rande der Platte
zu ſitzende Schwimmborſte, und noch naͤher der Mitte des hin⸗
teren Randes der Plaͤtte ſteht wieder zu jeder Seite eine
Schwimmborſte, in einem kleinen Einſchnitte des Randes. Ueber
dem Grundgliede des aͤußeren Aſtes, und dieſes zum Theile bes
deckend, zeigt ſich gleichſam eine Art Pack-Organ (F. 3., 15
u. 1**), welches aus 2, doch etwas undeutlich getrennten Glie⸗
dern zu beſtehen ſcheint. Form dieſes Organs gleich bey M.
und W. Da mir daſſelbe keinen andern Zweck haben zu koͤn⸗
nen ſcheint, als den des Anheftens, fo nenne ich es das 2te
P. Huͤlfshaken (Ungula subsidiaria posterior.)
Der Koͤrpertheil der Caligusarten hinter dem Kopfbruſt⸗
ftüde theilt ſich in 3 Theile, den Ring, welcher das §te P.
Fuͤße traͤgt, den Genitalring und den Schwanz.
Der freye, fußtragende Ring (F. 3., A. a.) von geringer
Groͤße, gleicht oft mehr einem Uebergange oder einer Verbin⸗
dung zwiſchen dem Kopfbruſtſtuͤcke und Genitalringe, als einem
ſelbſtſtaͤndigen Ringe. Seine etwas! abwechſelnde Geſtalt und
fein mehr oder weniger deutliches Vortreten und Getrenntſeyn
vom Kopfbruſtſtuͤcke und Genitalringe möchte ihn vielleicht bier
weilen als Artkennzeichen benutzen laſſen. 2
6te6 P. Füße, an die Seitenränder des erwähnten Ringes
geheftet; die Füße find nicht, wie die der 2 vorhergehenden
Paare, Schwimm-, ſondern Packfuͤße (F. 2., f., F. 3., m.m*
u. me.; F. 4., d.; F. 5., d.; F. 6., e.) Sie beſtehen aus 4,
mehr oder weniger deutlichen Gliedern“ und zeigen, befonders
Nordmann gibt nur 3 Glieder an, welches ich, nach
meinen Unterſuchungen, für unrichtig halten muß.
193
wegen ber im Allgemeinen ziemlich langgeſtreckten und dünnen
Form, einige Aehnlichkeit mit dem 1ſten P. Füße. Iſtes Glied
das dickſte und auch gemeinhin das laͤngſte, keulenfoͤrmig; vom
Ende des aͤußeren Randes des Sten Gliedes geht ein ziemlich
langer Dorn aus, welcher mit dem Gliede durch Articulation
verbunden zu ſeyn ſcheint; 4tes Glied endigt mit 3, ebenfalls
durch Articulation mit dem Gliede vereinigten Dornen oder
Klauen und wird ſo einer Hand aͤhnlich, weßhalb ich ihm auch
in den Artbeſchreibungen dieſen Namen, ſo wie den Klauen den
der Finger beylegen werde. Der aͤußerſte von dleſen iſt im—
mer der kuͤrzeſte, der innerſte iſt gemeiniglich der laͤngſte oder
doch wenigſtens eben ſo lang wie der mittlere. — Uebrigens
gibt das wechſelſeitige Verhaͤltniß und die Beſchaffenheit der
Theile dieſes Fußpaares gute Artkennzeichen ab.
Genitalring (F. 2. i., F. 3. p. etc.) an Größe ziemlich
verſchieden, doch ſtets viel groͤßer als der vorige Ring. Er iſt
gemeinhin verkehrt herzfoͤrmig, doch bisweilen auch langgeſtreckt
viereckig, oder oval.
Von der Mitte des hinteren Randes des Genitalringes
geht der im Allgemeinen viel ſchmaͤlere Afterring oder der
Schwanz ab (F. 2. t., F. 4. g. u. i.), welcher bey verſchie⸗
denen Arten an Laͤnge bedeutend verſchieden iſt. Er beſteht
nur aus einem Ringe“, aus deſſen Ende 2 neben einander
ſitzende kleine, etwas gekruͤmmte, mit Borſten verſehene Anhaͤnge
(F. 2. m. etc.) hervorgehen. 3 der Borſten find nach hinten
gerichtet und ſind gemeinhin viel laͤnger, als die nach den Sei—
ten gerichteten. Laͤngeverhaͤltniß zwiſchen Genitalring und
Schwanz und wiederum zwiſchen dem Schwanz und feinen Ans
hängen ſcheint zu guten Artkennzeichen benutzbar.“
After in der Mitte des hinteren Schwanzrandes, zwiſchen
den 2 Anhaͤngen.
Darmcanal, gerade vom Schnabel zum After hinablau—
fend, bewegt ſich beym lebenden Thiere unaufhoͤrlich wellenfoͤrmig,
mittels theilweiſer Zuſammenziehungen und Erweiterungen. Er
hat faſt der ganzen Laͤnge nach denſelben Durchmeſſer, außer
in ſo fern die ihn umgebenden Muskelbuͤndel ſehr unbedeutende
Einſchnuͤrungen verurſachen.
Ueber die Geſchlechtsverſchiedenheiten kann ich nicht viel
Allgemeines anführen, da ſowohl die M., welche bey den mei—
ſten Arten weit ſeltenet als die W. vorzukommen ſcheinen, mir
Der Schwanz ſcheint jedoch bey den Arten, bey welchen er
ſehr lang iſt (C. Sturionis Kr. und C. Salmonis Kr.) durch
einen Einſchnitt gleichſam in 2 Abſchnitte getheilt zu ſeyn,
obwohl undeutlich (Fig. 5. g. u. Fig. 6.) Indeſſen koͤn⸗
nen dieſe wohl kaum als geſonderte Ringe betrachtet wer—
den. Da die Einſchnuͤrung ſtets dem After oder dem un⸗
terſten Theile des Ringes ziemlich nahe iſt, ſo ſollte ich
glauben, er deute bloß einen, den Darmcanal an dieſer
Stelle umgebenden Muskelring an, welcher der Darmaus⸗
leerung befoͤrderlich fey. Dennoch koͤnnte auch Verſchiede⸗
nes fuͤr eine andere Annahme ſprechen, nehmlich, daß die
normale Anzahl der Schwanzringe 2 ſey; aber der erſte
dieſer Ringe dann da, wo der Schwanz kurz iſt, rudimen⸗
taͤr bleibe und im unteren Einſchnitte des Genitalrings
verborgen werde. N
» Man hüte fich hier aber, Geſchlechtsverſchiedenheiten mit
Artunterſchieden zu vermengen.
Iſis 1811. Heft 3.
194
zum Theil unbekannt find, ** als auch die Geſchlechtsverſchie—
denheit bey den verfchiedenen Arten einiger Veränderung unter:
worfen zu ſeyn ſcheint. Ich bemerke daher hier nur, daß das
Kopfbruſtſtuͤck der Maͤnnchen immer viel größer, im Verhaͤlt⸗
niſſe zum Hinterkoͤrper, als das der W. iſt; bey dieſen erhaͤlt
naͤmlich der Genitalring durch die eingefchloffenen Eyerſtoͤcke eine
bedeutende Entwickelung, wird nicht bloß laͤnger und breiter,
ſondern auch ziemlich dick, da er im Gegentheile beym M. mehr
flach und ſcheibenfoͤrmig iſt. Dagegen ſcheint der freye, fußr
tragende Ring bey den M. allgemein etwas breiter zu ſeyn
als bey den W., auch deutlicher vom Genitalringe getrennt und
als eigener Ring bezeichnet zu ſeyn. Ferner ſind der Afterring
und ſeine Anhaͤnge beym M. etwas groͤßer, beſonders breiter
als beym W., und die Borſten, welche von den Anhaͤngen aus—
Beben. ſcheinen mir bey den M. in der Regel länger als bey
en W.
Eyerſtoͤcke der W. (F. 4. C. c. d.) find wie die aͤußeren
Eyerſaͤcke hakenfoͤrmig und mit Querſtreifen verſehen, welche die
Graͤnze für die einzelnen Eyer bezeichnen. Sie beginnen in dem
kleinen Ringe, welcher dem Genitalringe vorangeht (F. 4. C. c.),
ſteigen ſchraͤg hinab bis etwa zu einem Drittel von dem untern
Rande des Genitalringes ab, machen darauf eine Biegung und
ſteigen bis etwa ½ vom oberen Rande ab, worauf ſie ſich wie⸗
der biegen und zu den Oeffnungen hinabſteigen, durch welche
die aͤußeren Eyerſaͤcke hervortreten (F. 4. C. d.). Zwiſchen die:
fen Oeffnungen und dem Darmcanale zeigen] ſich am unteren
Rande der Bauchflaͤche 2 andere Oeffnungen (F. 4. C. e.),
welche vermuthlich die aͤußeren Genitalien ſind. — Bey beyden
SGeſchlechtern zeigt der untere Rand des Genitalringes (F, 2. i.,
2. n. u. 4. e.) verſchiedene Lappen und Borſten, welche ohne
Zweifel bey der Paarung dienen, und zwiſchen denen die eigent⸗
lichen Genitalien bey den M. vermuthlich hervortreten.
Caligus curtus Muell. (Tab. VI. Fig. 2)
Vorderrand der Stirnplatte traͤgt die halbmond foͤr⸗
migen Organe.
Taſter klein, kaum länger als der Schnabel, zugefpigt
nicht gabelfoͤrmig geſpalten. (F. 2. c.) zugeſpitzt,
Gabel einfach 2theilig, Aeſte kurz, ziemlich weit von einan-
der getrennt, am Ende abgeſchnitten, doch mit etwas abgerun⸗
deten Winkeln (F. 2. e.)
a Der ſußtragende Ring des Hinterkoͤrpers klein, aber deut⸗
lich vom Genitalringe getrennt, ſchief- viereckig.
Das te P. Füße (F. 2. f.) zeichnet ſich bey dieſer Art
durch die Dicke des erſten Gliedes oder Schenkels, die Undeut:
lichkeit des Aten Gliedes (welche fo groß iſt, daß man vielleicht
zweifeln koͤnnte, ob hier wirklich ein Ates Glied exiſtiere), die
Groͤße des Aten Gliedes oder der Hand (welche laͤnger iſt als
Ates und Stes Glied zuſammen) und die Länge der inneren
krummen Klaue oder des inneren Fingers, ſowohl an und für
ſich (er iſt eben ſo lang oder vielleicht ſogar etwas laͤnger als
die Hand), als mit den anderen Fingern verglichen; er ift nehm:
»Von den unten zu beſchreibenden Arten kenne ich nur von
3 die M.
13
195
lich 3—4mal fo lang als der mittelfte Finger, auch zeigt er
deutliche Saͤgeſtacheln längs dem aͤußeren Rande, welche unge:
fähr nach dem 1ſten Drittel der Laͤnge beginnen und bis gegen
die Spitze gehen, in der Zahl von 30 — 40. (F. 2. f.“)
Afterring (F. 2. 1.) klein, abgerundet viereckig, faft fo lang
als breit. Seine 2 Anhaͤnge (F. 2. m.) verhaͤltnißmaͤßig ziem⸗
lich groß, jeder mit 6 Borſten verſehen; die aͤußerſten und in⸗
nerſten Borſten beſonders klein, faſt unbemerkbar, einfach; die
4 mittelſten (F. 2. h. u. h*.) dagegen mit Federborſten; die
dußerſte von dieſen wieder ſehr kurz, verglichen mit den übrigen
8, von denen die mittlere die laͤngſte und ungefaͤhr mit dem
Anhange und dem Afterringe zuſammen gleichlang iſt.
Geſchlechtsunterſchiede ſind folgende: 5
Kopfbruſtſtuͤck beym Weibchen mehr oder minder langge⸗
ſtreckt oval, beym M. ſehr breit, beſonders nach hinten; nach
vorn dagegen etwas ſchmaͤler.
.
Laͤnge des M. (des groͤßten unterſuchten Individuums)
vom Vorderrande des Kopfbruſtſtuͤckes bis zum Ende der
Schwanzanhaͤnge 6““ aber bis zum Ende der Borſten derſel⸗
ben 7, Ränge des Kopfbruſtſtuͤckes 3 ¾,““; größte Breite
(welche weiter zuruͤckfaͤllt als die Mitte der Länge) 3½““.
Länge des größten W. bis zur Spitze der Schwanzborſten
6"; Kopfbruſtſtuͤck macht hiervon etwa die Haͤlfe aus, und feine
Länge iſt größer als feine Breite (2). L. der Eyerſchnuͤre
bis zu 6“.
Ates Fuͤhlerpaar weicht beym M. von der gewoͤhnlichen
Form ab (F. 2. b.); 1ſtes Glied verhaͤltnißmaͤßig groͤßer als
beym W; 2tes Glied oder Klaue dagegen viel kleiner, am Ende
geſpalten, ſo daß es eigentlich 2 krumme Klauen darſtellt.
Ates P. Füße beym W. (F. 2. d“ u. d“. ) ziemlich klein,
und die ſich am inneren Rande des 2ten Gliedes oder Hakens
findende Borſte ſitzt nahe deſſen Spitze, welche deutlich vom
übrigen Theile des Hakens getrennt iſt, da fie plotzlich ſchmaͤler
wird. Ates P. Füße des M. (F. 2. d.) uͤbermaͤßig groß und
ſtark, beſonders das Grundglied ſehr angeſchwollen, halbmond—
foͤrmig, Hinterrand ſtark conver, vorderer Rand mit 3 Dornen;
After und größter etwa auf der Mitte, etwas von dieſem der
kleinſte, ſtumpfe, und dicht an dieſem ein großer, zugeſpitzter;
der krumme, ſtarke Haken reicht gerade bis zum erſten Dorn
und trifft mit ſeiner Spitze zwiſchen dieſen und den naͤchſten,
ſtumpfen. .
Genitalring beym Weibchen langgeſtreckt- viereckig, oben
abgerundet, länger als breit; beym M. (F. 2. i.) viel kleiner,
faſt ſo lang als breit, und naͤhert ſich der Form des Kreisrun—
den, doch ſo, daß er unten etwas ab- oder eingeſchnitten iſt (alſo
wird er vielleicht noch genauer als ein Halbmond bezeichnet,
welcher ſich ſeinem Uebergange zum Vollmonde naͤhert). Der
untere Rand zeigt jederſeits 2 kleine Anhaͤnge (Generations—
Anhaͤnge, F. 2. k.); der innere jeder Seite iſt einfach, ſtumpf
abgerundet; der aͤußere gewiſſermaaßen 2theilig, oder hat einen
kleinen, geſpitzten Einſchnitt unten, durch welchen er gleichſam
in 2 Zipfel getheilt wird; der innere von dieſen hat 2 Borſten,
der aͤußere eine.“
„Auf dieſem Caligus fand ich in großer Menge eine Egel⸗
Die hier beſchriebene Caligusart, welche in beiderley Ge⸗
196
ſchlecht häufig an verſchiedenen Dorſcharten (beſonders Gadus
Callarias und Aegleſinus) vorkommt, iſt Cal. curtus Muell.
(Entomostr., Tab. 21. Fig. 1. 2., W.; das M. hat M. nicht
gekannt), Nordmanns Cal. bicuspidatus (M.) und C.
Muelleri (W.) *. Ferner nehme ich es als ziemlich ſicher an,
daß er identiſch ſey mit Cal. Muelleri Leach bey Des ma⸗
reſt (Consid. gen., Tab. 50., Fig. 4.), welcher eine zum ae
unrichtige Abbildung nach einem verſtuͤmmelten W. zu ge
ſcheint; wilb man annehmen, daß die Abbildung vollſtaͤndig ſey,
ſo muß dieſe Art vielleicht eine eigene Gattung bilden, da ihr
die Schwanzanhaͤnge und Borſten fehlen. — Daß ich den
Muͤller'ſchen Namen, eurtus, dem älteren Linneiſchen, pisci-
en
—
nus, vorziehe, iſt nicht bloß oder weiſt deßwegen, weil diefer
ganz unpaſſend iſt, indem alle Arten an Fiſchen vorkommen;
ſondern weil man mit voͤlliger Sicherheit annehmen kann, Lin⸗
ne habe unter der Benennung Monoculus piseinus mehrere
Arten zuſammengeworfen, und in feiner kurzen Beſchreibung zus |
naͤchſt an Cal. Salmonis gedacht. Daß er C. curtus und
Salm. vereinigt hat, ſieht man daraus, daß er ſowohl Dorſch⸗
arten, wie auch Salmo Fario,
gibt. Daß er C. Salm. vor ſich gehabt habe, muß aus ſeinen
als ihre Aufenthaltsthiere an⸗
Worten geſchloſſen werden: Cauda longitudine corporis po-
stici (Fn. suce., n. 2045., ed. alt.), welches auf C. Salm,
aber gar nicht auf curtus paßt.
»
*
*
art. Die Individuen (F. 2. n.) waren 1-2 lang, weiß
etwas flachgedruͤckt, drehrund, linienfoͤrmig, doch etwas
ſchmaͤler nach den Enden. Am hintern Ende eine kreis⸗
foͤrmige Saugſcheibe, am vordern (F. 2. n. *) eine Art
von Kopf oder Mund. Koͤrperoberflaͤche glatt, ohnel Spur
von Querſtreifen, Augen oder anderen aͤußeren Organen.
Der durchſcheinende Darmcanal mit mehreren Einſchnürun⸗
gen und Erweiterungen. Ich wollte das Thierchen fpäter
rückſichtlich feines Baues genauer unterſuchen, fand es aber
unmöglich, weil die Exemplare im Weingeiſte weich und
beynahe halb aufgeloͤſt worden waren. Uebrigens ſteht
es gewiß der Hirudo (Phylline Oken) Hippoglossi, oder
der G. Axine ꝶ nahe. Ich habe vom obigen Caligus 15
Individuen von ein und demſelben Fiſche vor mir; an je⸗
dem derſelben ſaßen 2 — 3 Egel, alle an der Unterflaͤche
des Kopfbruſtſtuͤckes, da, wo dieſe Hoͤhlungen beſitzt, veſt
geſogen; an allen erwachſenen, mit Eyerſchnuͤren verſehenen
Weibchen (4 an der Zahl) fanden ſich paraſitiſche Eyer⸗
maſſen am untern Rande des Generationsgliedes, am
Schwanz und auf den Eyerſchnuͤren beveſtigt; ſelten dage⸗
gen an den M. Da ich keinen andern Schmarotzer weder |
an dieſen Caligen, noch an den vielen anderen, welche ich
u verſchiedenen Zeiten mit paraſitiſchen Epermaſſen geſe⸗
den, babe entdecken können; ſo ſcheint es annehmbar, daß
die erwähnten Egel ihre Mutterthiere waren. |
# Der Axine feinestueges, S. über bie Diefin (Heteracanthus) In |
den Acta Leop., XVIII., I., und Ereplin in y) neuen Notiz
zen, VII., 6. Anm. d. Ueberſ. *
» Nachdem ich durch meine Unterſuchungen zu dieſem Reſul⸗
tate gekommen war, ſah ich erſt, daß Nordmann dieß
elbft eingeſehen und darauf im Anhange zu feinem Mikr.
eytr., II., 137, aufmerkſam gemacht hatte. Daß Cal. bi-
cuspidatus als eigene Art im 2ten H. dieſer Zeitſchrift auf⸗
geführt worden, iſt alſo eine Folge davon, daß ich Nord⸗
manns Berichtigung überfehen habe.
197
Caligus diaphanus?* (2) (Tab.6 . Fig. 5.)
Länge mit den Eyerſchnuͤren etwa 2“.
Kopfbeuftftüc breiter als Hinterkoͤrper, ziemlich kreisrund,
mittelmäßig gewoͤlbt. :
Letztes Glied des 1ſten P. Fühler eben fo lang oder ſo—
gar etwas länger, als üſtes Glied. Stirnplatte hat an der
Wurzel der Fühler die halbmondfoͤmigen Organe.
Aftes P. Füße (F. 5. a.) hat am inneren Rande des
Sen Gliedes nicht den Dorn oder zugefpisten Hautlappen,
welcher ſich dort gewoͤhnlich bey anderen Arten findet.
iſtes Glied des ten P. Füße (F. 5. b.) groß und an⸗
geſchwollen, nahe der Wurzel am inneren Rande mit einem
großen, vorſtehenden Dorn oder Spitze, bis zu welchem das 2te
Glied oder Haken hinreicht.
Schnabel kurz, breit; ubrigens von gewohnlicher Form.
Die Beſchaffenheit der Taſter kann ich nicht ſicher anges
ben, meyne aber, nach oft wiederholten Unterſuchungen, daß ſie
ſehr klein, einfach, ſchmal und zugeſpitzt ſind. Die Schwierig:
keit, dieſe Organe zu entdecken, welche ſonſt bey den Caligen
leicht darſtellbar zu ſeyn pflegen, gibt ein, freylich nur negatives
Kennzeichen fuͤr dieſe Art ab. 0
Gabel (F. 5. c.) einfach gefpalten, mit ſchmalen, ſtumpf
zugeſpitzten, divergirenden Aeſten.
Der freye, fußtragende Ring iſt deutlich vom Genital⸗
ringe getrennt, und ſchief⸗ viereckig.
Form des Eten P. Füße (F. 5. d.) iſt, obgleich im We⸗
ſentlichen mit der bey den anderen Arten uͤbereinſtimmend, doch
zur Unterſcheidung dieſer Art hinreichend; Fuͤße ſind kurz und
plump, die 3 letzten Glieder zuſammen etwa fo lang als 1ftes
Glied; dieß ganz ohne Dornen; das etwas langgeſtreckt-drey—
eckige te Glied ſendet aus dem Ende des aͤußeren Randes ei—
nen Dorn, welcher bis zum Ende des folgenden Gliedes reicht;
dieſes iſt ſchief⸗ viereckig und ſendet ebenfalls einen Dorn aus,
welcher, waͤhrend ſeine Wurzel von der Spitze des vorigen
Dorns beruͤhrt wird, faſt bis zum Ende des aͤußerſten Dorns
der Hand reicht; Hand kurz, dreyeckig, am Ende ziemlich gerade
abgeſchnitten; ihre 3 Klauen kurz, plump, nur wenig krumm,
faſt gleich lang, der aͤußere nur unbedeutend kuͤrzer.
Genitalring etwa fo lang als breit, oben abgerundet, un»
ten abgeſchnitten, flaſchenfoͤrmig oder halb elliptiſch. Von jeder
ſeiner unteren Ecken geht ein kleiner Hoͤcker oder ein Glied aus,
welches mit 3 abwaͤrts gerichteten Borſten (F. 5. e.) verſehen
iſt, die etwa doppelt ſo lang als das Glied ſind, und von denen
die aͤußerſte etwas länger iſt als die anderen. Unterer Rand
des Genitalringes ſendet zu jeder Seite des Schwanzes zwiſchen
den Eyerſchnuͤren einen kleinen, cylinderfoͤrmigen Körper (F. 5.
f.) aus, welchen ich bey keinem anderen Caligus bemerkt habe.
» Die hier beſchriebene Art ift wohl gewiß identiſch mit
Nordmann's C. diaphanus; inzwiſchen iſt N's. Beſchrei⸗
bung nicht fo erſchoͤpfend,, daß ich es fuͤr ganz ausgemacht
halten durfte.
——
— ' —
198
Schwanz (F. 5. g.) langgeſtreckt (wenigſtens ſo lang oder
ſogar etwas laͤnger als der Genitalring, und mit dieſem zuſam⸗
men länger als der Übrige Körper), ſchmal, linienfoͤrmig (kaum
dicker als die Eyerſaͤcke) an beyden Enden etwas dünner als in
der Mitte, ziemlich deutlich gleichſam in 2 Glieder getheilt;
feine Anhänge find kurz (nicht einmal / der Schwanzlaͤnge)
mit 5 Borſten, 2 kuͤrzeren, auswaͤrts, und 3 langen (doppelt
ſo lang als die Anhaͤnge, oder gleich mit dem unteren Abſchnitte
des Schwanzes) abwaͤrts gerichteten.
Eyerſchnuͤre (F. 5. h.) bey den von mir unterſuchten In⸗
dividuen dicker, als ſie bey den Cal. zu ſeyn pflegen, kurz (nicht
doppelt ſo lang als der Schwanz und Koͤrper, als Genitalring
und Schwanz zuſammen) und nur mit wenigen Eyern (etwa
20) von mehr als gewoͤhnlicher Dicke.
Anfangs Auguſt 1836. fand ich öfters dieſen kleinen Ca⸗
ligus an der Gurgel von Trigla Gurnardus im nördlichen
Kattegat, doch nur wenige Individuen, und dieſe ſaͤmmtlich W.
Caligus Hippoglossi Kr. 2.
(Binoculus piseinus Fabr. Fn. groenl., p. 239.)
(Tab. VI. F. 3.) N
Laͤnge des W. 6“, ohne die Eyerſchnuͤre, welche eben
ſo lang, oder wohl auch laͤnger ſind.
Stirnplatte ohne die halbmondfoͤrmigen Organe.
Grundglied der 1ſten Fuͤhler (F. 3. a.) etwas laͤnger als
Ates Glied. 1
Grundglied des ten P. Fühler (F. 3. b.) ſehr dick, Ha⸗
kenglied lang und ſehr zugeſpitzt.
Taſter (F. 3. e.) groß (länger als Schnabel), mit dicker
Wurzel, gabelfoͤrmig in 2 etwas lanzettfoͤrmige Aeſte geſpalten,
von denen der innere unbedeutend laͤnger, aber auch etwas duͤn—
ner als der aͤußere.
Haken des ten P. Füße (F. 3. g.) kurz, aber uͤbermaͤßig
ſtark, krumm und ſpitzig. An der inneren Flaͤche des Hakens,
etwa in der Mitte ihrer Laͤnge, eine ziemlich lange, duͤnne und
etwas gekruͤmmte Borſte.
Gabel (F. 3. h.) doppelt gefpalten, jeder ihrer Aeſte nehm⸗
lich wieder in 2 kleinere gabelfoͤrmig getheilt. Aeſtchen alle
flach und am Ende abgeſchnitten; aber die 2 aͤußeren viel brei⸗
ter, als die 2 inneren; auch find die äußeren etwas kuͤrzer, am
Ende breiter und etwas ſchraͤg nach außen gedreht.
6tes P. Fuͤße (F. 2. m. m*. u. m.), deſſen Länge et»
wa 2“ oder ½ der Totallaͤnge ausmacht, beſteht aus 4 deut⸗
lichen Gliedern; 1ſtes lang, ziemlich dick, befonders in der Mit:
te, dagegen etwas dünner gegen die Enden; 2tes Glied kuͤrzer
und zugleich viel duͤnner (beſonders nach der Wurzel zu), am
Ende ſehr ſchraͤg abgeſchnitten, wodurch der aͤußere Rand ſich
gleichſam mit einem Dorn endigt; Ztes Glied viel Länger und
zugleich etwas dicker als Ates, ebenfalls am Ende ſehr ſchraͤg
abgeſchnitten und mit einem langen Dorne verſehen. Hand
kurz, geht nicht recht weit über den Dorn des Zten Gliedes
hinaus und iſt am Ende etwa gerade abgeſchnitten; der mittlere
199
Finger etwas länger als der äußere; der innere ungefähr gleich
mit der Hand und etwa doppelt fo lang als der aͤußere.
Genitalring (F. 3. A. p.) weit kuͤrzer und ſchmaͤler als
das Kopfbruſtſtuͤck (L. etwa 1¼ ““, Br. 1½ /') langgeſtreckt
viereckig. — An der Bauchflaͤche iſt der obere Theil des Ein⸗
ſchnittes des unteren Randes von einem hufeiſenfoͤrmig geboge⸗
nen, hornartigen Rahmen umgeben. Unterhalb des Einſchnittes
iederſeits ein kleines, zackiges Organ, unter welchem beym W.
die Eperſchnuͤre, die bey dieſer Art ziemlich dick ſind, hervor⸗
treten.
Schwanz (F. 3. A. q.) ſehr kurz, etwas laͤnger als breit;
ſeine Anhaͤnge, jeder mit 4 Borſten, einer kuͤrzeren an der aͤuße⸗
ren Kante und 3 laͤngeren am Unterrande, von denen wieder
die mittlere die laͤngſte iſt.
Von dieſer Art, welche häufig im Meer um Grönland
am Heiligbutte vorzukommen ſcheint, habe ich ſowohl Exempla⸗
re im koͤnigl. Muſeum, als in der Sammlung des naturhiſt.
Vereins unterſuchen koͤnnen. Da dieſen ſaͤmmtlich die Organe
fehlen, welche Muͤller fuͤr die Augen nahm, ſo moͤchte man
vielleicht zweifeln, ob fie wirklich identiſch mit Fabr. Binoc.
pise. feyen, welchen er in der Diagnoſe mit oculis.marginali-
bus verſehen darſtellt. Aber außer den obigen wichtigen Grün:
den, welche gegen die Annahme zweyer verſchiedener Arten fpres
chen, duͤrfte man faſt aus Fabr. eigenen Worten berechtigt
ſeyn, zu ſchließen, daß er die ſogenannten Augen nicht geſehen,
aber doch nicht weniger ſehen gewollt habe als ſein Vorgaͤnger.
In der Beſchreibung druͤckt er ſich fo aus: oculi oblongi, mar-
ginales, testae innati, vix notabiles. Aber bey den Ar⸗
ten, bey denen dieſe Organe ſich finden, ſind ſie groß und ſehr
deutlich. — Durch andere Ausdruͤcke in ſeiner Beſchreibung
wird man zu der Vermuthung geleitet, daß jene nach einem
auf eine Nadel geſteckten Ex. entworfen worden ſey; denn, wenn
er vom Genitalringe fagt, suleis 2 longitudinalibus in 3 emi-
nentias convexas divisa, ſo kann dieß nur auf getrocknete,
nicht auf Fiſchen oder in Weingeiſt aufbewahrte Individuen
paſſen.
Ich habe ein einziges Er. im noͤrdlichen Kattegat, wenn
ich mich recht erinnere, an einem Heiligbutte gefunden, doch
weiß ich letzteres nicht ganz gewiß.
Die Nothwendigkeit, F's. Artnamen zu verändern, iſt
einleuchtend, da die von ihm beſchriebene Art mit L.'s Monoc.
piseinus keineswegs identiſch iſt. Die Benennung Hippoglossi
ſcheint nicht unpaſſend, da es keinem Zweifel unterliegt, daß es
vorzüglich, wenn nicht ausſchließlich der Pleuron. Hippoglos-
sus iſt, auf welchem dieſer Schmarotzer vorkommt. (Fortſ. im
naͤchſten Hefte.)
Ezplicatio Tab. in tab. I. 6tae.
Fig 1. Cephalothor. Caligi a tergo; * i k Lami-
na frontalis; m lunulae; % h antennae anteriores; ae a area
anterior; b c b posterior; a U d areae latarales; g oculi
Fig. 2. Partes quaedam Caligi curti Mil. a lunu-
lae; b antennae maris posteriores; e palpus; d pes {mi
paris apud &; d“ idem apud 2; d** pars ungulae hu-
jus pedis; e furca; F pes 6ti paris; /, digitus hujus pe-
200
dis interior; 9 ñ abdomen cum cauda maris; © annulus
analis vel cauda; m appendices caudales; A et h se.
tae caudales; u Phylline (?) Caligi; n* anterior hujus
animalis pars.
Fig. 3.
res; 7 hamulus subsidiarius anterior; d rostrum; e pal-
bus; /pes Imi p.; 9 pes 2di p.; A furca; i pes Stü p.
g A et I un pes Ati p.; Jet 1x pes Sti p. 1% hamu-
lus subsidiarius post., m m et m** pes 6ti p-; 0 annu-
lus 6ti pedum paris; annulus genitalium; q annulus
analis v. cauda. N
Fig. 4. Caligus (Lepeophtheirus Nor dm.) ecto-
ralis; AP; B M; apalpus; 5 pes 2ti p.; e furca;
d pes Gti p.; e annulus genitalium et cauda maris.
Fig. 5. Caligus diaphanus Nordm.? 2. a pes
Imi p.; 6 pes 2di p.; e furca, d pes ti p.; e articuli
setileri; f corpora cylindriformia; ꝙ cauda; A pars ova-
riorum externorum. f
Fig. 6. Cal. Sturionis Kr. 2. a palpus; d furcula;
e pes 6ti p.; c“ digitus internus hujus paris; d appen-
dix caudalis.
Fig. 7. Cal. Salmonis Kr. a palpus; b fureula;
c pes 6ti p.; d et e annulus genitalium maris cum cauda.
(Fortſetzung folgt.)
Schilderung
mehrerer Ausflüge nach Brinnis bey Delitzſch, 4 Stunden von Leipzig,
in zoologiſcher, vorzüglich ornithologiſcher Hinſicht von Brehm.
(Fortſetzung.)
Den 5. May machte ich einen Ausflug nach den Laub⸗
waͤldern. Es waren mehrere Nachtigallen friſch angekommen
und ließen ihren herrlichen Schlag ertoͤnen. Da ich wiſſen wollte,
welche Gattung die Schlaͤger ſeyen, ſchoß ich eine, welche durch
ihren ſchlechten Schlag ſehr gegen die andern zuruͤckſtand, und
hatte meine Luscinia media in der Hand. Am haͤufigſten
fand ich die Nachtigallen da, wo der Boden etwas moorartig
und das Gefträuch recht uͤppig, doch nicht gerade ſehr dicht war.
Ich traf nur Tagſchlaͤger dort an. An der Kante des Ziegels
holzes, wo der Voden etwas ſumpfig und neben dem Eichen⸗
walde einzelne Eichen und viele Erlen die Einfaſſung eines durch
eine Wieſe fließenden ſehr kleinen Baches bildeten, ſah ich aber—
mals eine Schaar Wachholderdroſſeln von einigen 30
Stuͤck, ganz an derſelben Stelle, an welcher ich fruͤher eine bes
merkt hatte. Es war mir ſehr anziehend, ihre rauhen Toͤne
neben denen der Nachtigallen zu hoͤren. Die letztern ſaßen niedrig
auf den Zweigen der Eichen und Aſpen, einige auch im Gebuͤſche,
manche völlig frei, und waren fo ganz ihrem Schlage, dem
herrlichen Ausdrucke ihrer Liebe, hingegeben, daß ſie ſich um
meine Annaͤherung gar nicht bekuͤmmerten und mich wenige Ellen
unter ſich ſtehen ließen. Ich ſah deutlich, wie fie ihre Kehlhaut
Caligus Hippoglossi Kr. . 4. a tergo;
B. cephalothor. infra; d antennae anteriores; 6 posterio-
201
aufblieſen und ihre herrlichen Töne mit aller Kraft aus tiefer
Bruſt und ich moͤchte ſagen, mit voller Seele ausſtießen. Ueber
ihnen ſaßen jetzt die durch mich von der Wieſe, wo ſie Futter
ſuchten, aufgeſcheuchten Wachholderdroſſeln und miſchten ihre
ſchackernden, kraͤchzenden und quiekenden, mit wenig pfeifenden
vermiſchten Toͤne in den entzuͤckenden Schlag der Koͤniginnen
unter den Saͤngern. Noch nie iſt mir der Schlag der Nach—
tigallen fo herrlich erſchienen; denn nie hoͤrte ich neben ſolchen,
mit ihm in völligem Widerſpruche ſtehende Töne. Ich ergoͤtzte
mich lange an dieſem Contraſte, der mir neu war. Zu meiner
noch groͤßern Verwunderung bemerkte ich dieſe Schaar von den
nordiſchen Droſſeln nach 6 Tagen noch einmal. Als ich gegen
mehrere dortige Bewohner meine Verwunderung uͤber das lange
Verweilen dieſer Voͤgel in jener Gegend aͤußerte, behauptete der
Eine von ihnen, er habe in einem fruͤhern Jahre in einem mit
Kiefern untermiſchten Eichenwalde ſchon Neſter der Wachholder—
droſſeln gefunden, was, da fie am 11. May eines nicht uns
guͤnſtigen Fruͤhjahres von mir dort in einer ſehr bedeutenden
Geſellſchaft geſehen wurden, gar nichts Unwahrſcheinliches hat.
Ich werde ſpaͤter eine ahnliche Behauptung aus der Gegend
von Dresden anführen. Warum ſollen nicht auch dieſe Droſ—
ſeln an manchen Orten unſeres Vaterlandes brüten, wo fie noch
von keinem Naturforſcher geſehen worden ſind. Hier hatte ich
freilich nur ein Mal ſehr fpät, nehmlich am 30. April des
traurigen Jahres 1816, eine kleine Geſellſchaft dieſer Voͤgel
geſehen. Sie verlaſſen uns faſt alle ſchon Im Maͤrz oder doch
im Anfange des April. Die erwaͤhnte Geſellſchaft machte ſich
ſehr luſtig, fang, ſchrie und quiekte, vergaß aber dabei die Sorge
um ſeine Sicherheit nicht. Denn dieſe Wachholderdroſſeln waren
ſo ſcheu, daß ich trotz aller Muͤhe nicht eine einzige erlegen
konnte. Ich habe ſeit der Herausgabe meines Handbuchs viele
Wachholderdroſſeln aus mehreren Gegenden Deutſchlands, auch
fernher, z. B. aus Kaͤrnthen und Moskwa erhalten; allein alle
bilden, wie mich die größte Aufmerkſamkeit und die genaueſte
Vergleichung gelehrt hat, nur die drei dort beſchriebenen Sub-
species. Die in Moskwa zu Markt gebrachten ſtimmen mit
denen bey Renthendorf erlegten auf das Vollkommenſte uͤberein.
An der Kante eines Eichenwaldes auf einem duͤrren Eichen—
aſte ſah ich einen Wiedehopf, etwas 20 Ellen hoch. Er
ſah auf den Boden herab, und breitete feine Haube bald fücher-
artig aus, bald legte er ſie als einen einzigen Buſch zuruͤck;
doch trug er ſie faſt immer ausgebreitet. Da ich das ſcheue
Weſen der Wiedehoͤpfe kannte: ſuchte ich mich ihm unbemerkt
zu naͤhern. Allein das aus Bruchweiden, Haſel, Maßholder
und anderm Geſtraͤuche beſtehende Gebuͤſch war ſo dicht ver—
wachſen, daß in ihm nicht fortzukommen war, und ich an dem
Rande hin ſchleichen mußte. Allein da konnte ich mich nicht
gehoͤrig verbergen und als ich mich ihm bis auf 40 Schritte
genähert hatte, und mein Gewehr in die Höhe nahm: bemerkte
er mich, und entfernte ſich mit feinem langſamen, eigenthuͤm—
lichen Fluge. Dieſer hat bekanntlich eine Aehnlichkeit mit dem
des Eichelhehers. Der Wiedehopf breitet ſeine großen, breiten
und ſtumpfen Flügel weit aus und bewegt ſie ſtark auf und»
nieder und kommt ſo mit ſeinem etwas bogenfoͤrmigen Fluge,
bei dem es immer ausſieht, als wolle er ſich niederſetzen, ziemlich
weit fort. Von der Haube ſieht man im Fluge wenig, denn
er legt ſie ganz zuruͤck, ſie wuͤrde auch, wenn er ſie aufrichten
wollte, der Luft ganz entgegenſtehen und den Flug erſchweren.
Ich verfolgte dieſen Wiedehopf eine Viertelſtunde lang; allein
Iſis 1841. Heft 3.
—
202
er ſetzte ſich ſtets ſo, daß ich nicht unbemerkt an ihn gehen
konnte, und war ſo ſcheu, daß er nie ſchußgerecht aushielt.
Ich werde weiter unten Gelegenheit haben, mehr uͤber die Wie—
dehöpfe zu ſagen, und bemerke hier nur noch, daß fie mir im⸗
mer wegen ihrer Geſtalt, ihrer Haube und ihren ſchoͤnen Farben
— im Fluge ſehen die Flügel beſonders bunt aus — wie aus—
laͤndiſche Voͤgel erſchienen ſind und deßwegen meine ganz be—
ſondere Aufmerkſamkeit in Anſpruch genommen haben. Schade,
daß dieſe Voͤgel ſeit mehreren Jahren die hieſige Gegend nur
noch auf dem Zuge treffen. N
Denſelben Tag fand ich zwar die Staaren, welche ich
ſchon fruͤher bemerkt hatte; allein ich ſah Mehtere einzelne Maͤnn⸗
chen, und ſchloß daraus, daß die Weibchen großentheiis bruͤten
moͤchten. Da dieſe Staare ganz ausſahen und ſich ſo betrugen,
wie die um Renthendorf und die, welche ich aus Norddeutſch—
land erhielt, alle zu meinem Sturnus septentrionalis gehören:
ſo vermuthete ich, daß die bei Brinnis wohnenden von derſelben
Gattung ſeyn moͤchten und ließ ſie deßwegen in Ruhe, benutze
aber dieſe Gelegenheit, einige neuere Beobachtungen uͤber dieſe
Voͤgel mitzutheilen. Zuerſt muß ich bemerken, daß die Staare
ihrem Muskelapparate an der Kehle alle Ehre machen. Es gibt
wohl kaum einen Vogel, welcher ſeine Singwerkzeuge ſo ſehr
in Bewegung ſetzt, als der Staar. Er ſingt nicht nur den
ganzen Tag, ſondern faſt das ganze Jahr. Er kommt in der
letzten Hälfte, des Februar bey uns an, und ſobald er da iſt,
verkuͤndet er ſeine Ankunft durch Geſang, und dieſer ertönt jeden
Morgen und jeden Abend. Nur die Zeit, in welcher er Futter
ſucht und ſeinen Jungen Futter bringt, ſchweigt er. Sobald
die Jungen der erſten Brut ausgeflogen ſind, und er zur zwey⸗
ten Brut Anſtalt macht, faͤngt er wieder an zu ſingen. Andere
Vögel find doch während der Mauſer ſtumm, nicht fo der Staar.
Ich ſah im Julius 1840. bey Brinnis Staaren, welche ſchon
in der Mauſer ſtanden, aber ſie ſchwiegen nicht. Sie liefen
mit Geſang und Schwatzen auf den Wieſen herum und laͤrmten
fortwaͤhrend, wenn ſie ſich auf einen Baum niederließen. Ganz
ſo fand ich ſie am 3. Auguſt dieſes Jahres. Ich ſah 1½
Stunde von hier einen Flug Staaren, der 200 bis 300 Stuͤck
zaͤhlen mochte, auf einem abgeaͤrnteten Roggenfelde. Dieſe
ganze Schaar war auch nicht einen Augenblick ruhig. Alle,
Alte und Junge, liefen durch einander, neckten und jagten ſich
und ließen ihre Toͤne ununterbrochen hören. Das war ein Pfei⸗
fen, Schwatzen, Kraͤchzen und Schreien, daß man in der Naͤhe
dieſer Schaar — ſie ließ bis auf 30 Schritte an ſich kommen
— fein eignes Wort nicht verſtand. Und welcher furchtbare
Laͤrm iſt Abends im Rohre, wo ſie Nachtruhe halten. Glaubt
man da nicht ein ganzes Heer von Voͤgeln zu hoͤren, wenn ein
Flug Staaren darin uͤbernachtet. Es ſcheint gar nicht, als
koͤnnten ſie in den Schlaf kommen, ſo lange dauert der Laͤrm
fort; denn nur die ganz finſtere Nacht kann ihm ein Ende
machen. Und wenn nun nach Vollendung der Maufer dieſe
Staaren wieder an ihre Brutoͤrter zuruͤck kommen — zur Mau:
ſerzeit ſind ſie meiſt fern von ihm, und halten ſich in den mit
ſchilfreichen Teichen beſetzten Ebenen auf — ſo iſt es das Erſte,
daß ſie ſich durch Geſang ankuͤndigen. Gewoͤhnlich gleich im
Anfange des September ertoͤnen die hohen Lieder um die hieſige
Pfarrwohnung und die Fahne des Kirchthurms von dem Staa—
rengeſang. Dieſe Voͤgel betragen ſich dann ganz wie im Früh»
jahre. Sie beſuchen ihre Staarenkaſten, gleichſam als wollten
fie ſich im Herbſte ſchon erkundigen, ob ihr Neſtplatz für das
13 *
203
naͤchſte Frühjahr noch in Ordnung ſey. Und wenn fie nun im
Herbſte ſchaarenweiſe zuſammen find: fo iſt es wieder ihr manch—
faltiger, freilich nicht ſehr angenehmer Geſang, mit welchem ſie
ſich unterhalten zu wollen ſcheinen. Eine im Herbſte auf einem
Baume ſitzende Schaar laͤßt ununterbrochen ihre Toͤne hoͤren.
Ja ſelbſt im Winter ſchweigen ſie nicht. In dem ſehr kalten
Januar 1837 ſah der Herr Oberfoͤrſter Porzig von Hummels⸗
bain bey Oberweimar an der Ilm eine Menge Voͤgel auf
Baͤumen, welche er Anfangs fuͤr Wachholderdroſſeln hielt. Bald
aber hoͤrte er die Schafsknechtpfiffe von ihnen und nun wußte
er freilich ſogleich, ſchon in bedeutender Entfernung, was fuͤr
Voͤgel er vor ſich hatte. So konnte alſo die bedeutende Kaͤlte
jenes Winters den an der Ilm ihre Nahrung muͤhſelig ſuchen—
den Staaren die Luft zum Singen nicht benehmen. Nur bey
recht unguͤnſtiger Fruͤhlingswitterung habe ich fie ſtill und traurig
geſehen. Dieß war ganz beſonders bey dem ſchon oben erwaͤhn⸗
ten tiefen Schnee im April deſſelben Jahres der Fall. Da war
das Elend dieſer armen Voͤgel aus den oben bey den Lerchen
angeführten Urſachen fo groß, daß manche von ihnen verhungers
ten. Zu dieſer Zeit ſchwiegen die armen Staaren allerdings.
Sobald aber nur bloße Flecken an der Sommerſeite unſerer
Berge entftanden und auf dieſen die halb verhungerten Staaren
nur einige Nahrung fanden: pfiffen und ſchwatzten fie am Abend
wieder, als wenn gar Nichts vorgefallen waͤre. Wir ſehen aus
dem Geſagten, daß es gewiß ſehr wenige Voͤgel gibt, welche
ihre Stimmwerkzeuge fo in Bewegung ſetzen, wie die Staaren.
*
Ein zweyter characteriſcher Zug dieſer Voͤgel iſt ihre Ge—
ſelligkeit. Einſam moͤgen und koͤnnen ſie nicht ſeyn. In Ge⸗
ſellſchaft ſind ſie nicht nur auf ihren Wanderungen, ſondern
ihr ganzes Leben hindurch. Die ausgeflogenen Jungen bleiben,
wenn die Alten zur 2. Brut Anſtalt machen, nicht allein, ſon—
dern ſchlagen ſich zu andern, ſo daß bald eine bedeutende Ge—
ſellſchaft von ihnen beiſammen iſt. Iſt die 2. Brut vorbey —
in unguͤnſtigen Jahren machen ſie nur eine — dann vereinigen
ſich Alte und Junge zu ganzen Schaaren und man kann dann
1000 und noch mehr Stuͤck zuſammen ſehen. Nach der Mauſer
vereinzeln ſie ſich wieder, allein ihre Liebe zur Geſellſchaft fuͤhrt
ſie immer wieder zuſammen. Fruͤh ſitzen mehrere zuſammen
auf einer Fahne, einem Dache oder einem Baume, gemein—
ſchaftlich fliegen ſie nach Nahrung aus, vereint ſingen ſie ihr
Abendlied und in großen Fluͤgen halten ſie ihre Nachtruhe. Mir
iſt das weit hoͤrbare Laͤrmen der Staaren von denſelben immer
ein Bild geweſen von dem unnuͤtzen und gehaltloſen Geſchwaͤtz
in manchen Geſellſchaften der großen Welt, in denen ſehr viel
geſprochen, aber wenig geſagt und noch weniger empfunden wird.
Je naͤher nun die Zeit der Abreiſe koͤmmt: deſto groͤßer
werden die Fluͤge der Staaren, welche auf den Baͤumen ihre
Stimmwerkzeuge uͤben, und auf den friſchgepfluͤgten Aeckern und
den kahlen Wieſen ihre Nahrung ſuchen.
Kommen ſie im Fruͤhjahre zuruͤck: ſo ſitzen nur die ſin⸗
genden zuweilen allein; denn es dauert nicht lange: ſo kommen
andere Saͤnger hinzu, ſetzen ſich neben den erſten hin, und ſin—
gen mit ihnen. Beym Suchen der Nahrung miſchen ſich auch
die Weibchen unter fre, und aus der kleinen Geſellſchaft iſt eine
große geworden; die Liebe, welche ſonſt die Voͤgelheerden in
einzelne Paare zertheilt, zeigt auch hier ihre Alles uͤberwindende
Kraft; allein dieſe Paare ſuchen andere Paare auf und ſo ſieht
man fie in ſchönſter Einigkeit mit und neben den andern. Nur
204
die Eiferſucht auf das Weibchen und den Neſtplatz veranlaßt
die Maͤnnchen zum Streit gegen ihres Gleichen.
man Eindringlinge, welche ſich gern in den Beſitz der, wenn
auch nicht gerade wohlerworbenen, aber doch verjaͤhrten Rechte
der andern ſetzen wollen, und Alles aufbieten, um Haus und
Frau zu erobern. Allein die alten Beſitzer laſſen ſich das nicht
Sie beißen die Eindringlinge weg und
ſo gutmuͤthig gefallen.
Da bemerkt
fliegen ihnen große Strecken in der Luft nach. Denn die Eifer⸗
ſucht iſt mächtiger als die Liebe zur Geſellſchaft. Sind aber
die Paare einmal wieder vereinigt, dann hoͤrt auch dieſer Streit
auf, ſie wohnen und bruͤten ruhig neben einander, ſitzen oft auf
einem Zweige und ſuchen ihre Nahrung auf einer Wieſe, einem
Acker oder in ein und demſelben Garten. Fälle ſchlechte Wit:
terung ein, dann vereinigen ſich die kleinen Geſellſchaften in
große und auch die Brutzeit kann dieſe Vögel nicht völlig iſoli⸗
ren; denn die Futter ſuchenden find oft neben einander. So
leben alſo die Staaren, wie manche Menſchen, ihr ganzes Leben
ſcheinen ſich nur in ihr recht heiter
hindurch in Geſellſchaft und
und gluͤcklich zu fühlen,
Man behauptet, dieſer Trieb zur Geſelligkeit, welcher ſich
bey den Staaren ganz vorzuͤglich zeigt, habe ſeinen Grund in
der Sorge fuͤr ihr Leben; denn es iſt nicht zu leugnen, daß
viele ſehr ſcheue Voͤgel — ich nenne nur die Miſtel- und Wach⸗
holderdroſſeln, die Kolkraben und Kraͤhen, Flamingos, Gaͤnſe,
Schwaͤne, Enten und dergl. — gern in Geſellſchaft leben.
Aber es gibt andere, ſehr geſellige Voͤgel, welche gar nicht ſcheu
find. Dahin gehoͤren die Seidenſchwaͤnze, Kreuzichnäbel, Has
kengimpel, Toͤlpel und dergl.
ſicherer, als einzeln ſind, iſt keinem Zweifel unterworfen. Man
verſuche es nur und nähere ſich einer Schaar unſerer Staaren.
Einzeln halten ſie recht gut aus; aber in Geſellſchaft muͤſſen ſie
da, wo fie nicht ganz forgfältig geſchont werden, beſchlichen
werden, ſonſt halten ſie nicht aus. Meine fruͤhern Beobach⸗
tungen ü er die verfchiedene Zahl der Bruten in einem Jahre
habe ich ſpaͤter vollkommen beſtaͤtigt gefunden. Dieſe Zahl der
Bruten, d. h. ob die Staare ein oder zwei Mal im Jahre
Daß die Voͤgel in Geſellſchaft
niſten, haͤngt ganz von der Beſchaffenheit des Fruͤhjahrs ab. |
Iſt dieſes zeitig und ſchoͤn: dann machen fie bald Anſtalt zur
Brut, tragen ſchon im Maͤrz zu Neſte und legen um oder nach
der Mitte des April, fo daß fie den 22., 23. oder 24. April
zu bruͤten anfangen. Iſt dieſe erſte Brut ausgeflogen, was
ſchon zu Ende Mai geſchieht: dann machen die Alten ſogleich zur
zweyten Hecke Anſtalt, bruͤten noch im Junius und haben im
Julius ſchon wieder ausgeflogene Junge der zweyten Brut. —
Iſt aber das Fruͤhjahr unguͤnſtig: dann fehlt ihnen der Trieb
zum Bruͤten. Sie tragen dann zwar zu Neſte, raͤumen auch
das alte Neſt aus, aber es fehlt auch hier der Eifer. Sie
laſſen die Halmen und Federn oft fallen, halten ſich bey den
Neſtern nicht lange auf, ſchlagen ſich in Heerden zuſammen,
und machen zum Legen und Bruͤten keine eigentliche Anſtalt.
So vergeht der ganze April, ohne daß ſie legen, der Mai
kommt herbey, und ſie legen oft erſt den 4., 5., 6. oder 7.
das erſte Ey.
füttern und führen und haben natürlich zur zweyten Brut keine
Zeit. So war es bey uns in den Jahren 1837, 1839 und
1840.
zwey Mal; allein ihre Zahl war ſo gering, daß ſie gegen das
Ganze nicht in Betracht kommt.
So haben ſie zu Ende dieſes Monats kleine,
im Junius erſt große Junge, muͤſſen dieſe bis in den Julius
Einzelne Paare bruͤteten in dieſen Jahren allerdings
205
Eine andere Eigenheit dieſer Voͤgel kann ich nicht unbe—
ruͤhrt laſſen. Sie haben naͤmlich zum Theil eine beſondere
Neigung zu ſpielen, d. h. ſie treiben mancherley Kurzweil, in—
dem ſie ſich necken und jagen, aber ſie machen auch zuweilen
ganz unnuͤtze Dinge. So hatten wir vor 8 Jahren ein Staa—
tenmaͤnnchen in hieſigem Pfarrgarten, das ſich ein beſonderes
Vergnuͤgen daraus machte, die friſch geſteckten Blumenpflanzen
abzubeißen und auszuziehen. Dieſe Liebhaberey gieng ſo weit,
daß es die den Tag zuvor in die Erde gebrachten Pflanzen am
frühen Morgen zu Grunde richtete, als hätte es die Verbind—
lichkeit, dieſes Geſchaͤft jeden Tag zu beſorgen. Wollte ich nun
in jenem Sommer eine Blume im Garten haben: ſo blieb mir
Nichts uͤbrig, als den Poſſenreißer todt zu ſchießen. Ich fand
die abgebiſſenen Blumenpflanzen zum Theil in feinem Neſte.
Gluͤcklicherweiſe iſt er unter allen den Staaren, welche die im
hieſigen Pfarrgarten haͤngenden Staarenkaſten ſeit 27 Jahren
bewohnen, der einzige geweſen, welcher auf dieſen ungluͤcklichen
Gedanken gekommen iſt.
Eine andere Eigenheit der hier wohnenden Staaren muß ich
erwähnen. Der hieſige Kirchthurm liegt hoch und hat cine große
Fahne; dieſe wurde ſchon von manchen Voͤgeln beſucht. Vor—
uͤber fliegende Dohlen ließen und laſſen ſich zuweilen auf ihr
nieder; kecke Hausrothſchwaͤnze erheben ſich zuweilen bis zu ihr
und die Hausſchwalben des Ortes verſammelten ſich in fruͤhern
Jahren vor ihrem Wegzuge auf ihr; allein in 20 Jahren hatte
ſie kein Staar beſucht. Schon mehrere Jahre iſt ſie von den
Hausſchwalben verlaſſen. Dieſe verſammeln ſich auf dem Dache
der Kirche und eines andern hohen Hauſes. Dagegen haben die
Staaren jetzt dieſe Fahne in Beſitz genommen. Der erſte Staar,
welcher in hieſigem Dorfe erſcheint, verkuͤndet von hier aus ſeine
Ankunft und die ſpaͤter ankommenden verſammeln ſich ebendaſelbſt
um ihn. Sie wird ſo regelmaͤßig von ihnen beſucht, daß der
Thurmknopf von ihrem Kothe weiß gefärbt erſcheint. Dieß bes
merkt man nicht bloß im Fruͤhjahre, ſondern auch im Herbſte
bis zum Wegzuge dieſer Voͤgel. Nur an ſehr kalten oder ſtuͤr—
miſchen Tagen, bey Schnee und ſchlechter Witterung iſt ihnen
dieſer hohe Ort nicht angenehm; ſie bleiben dann auf den nie—
drig ſtehenden Bäumen. Ganz natuͤrlich drängt ſich hier die
Frage auf: „Was hielt fruͤher die hieſigen Staaren ab, die
Thurmfahne zu beſuchen? und was bewegt ſie jetzt, es zu thun?“
In den Umgebungen der Kirche hat ſich nichts geändert. Dies
ſelben Baͤume, welche ehemals ſtanden, ſind noch jetzt zu ſehen,
aber ſie genuͤgen den jetzigen Staaren nicht mehr. Kann man
von ihnen fügen: „Altiora tendunt“? Warum thaten fie es
ſonſt nicht, da es bekannt iſt, daß ſie hohe Orte lieben und
ſich gern auf Kirchfahnen ſetzen. Ich kann mir dieſe Sache
nicht anders denken, als ſo: Dieſe Kirchfahne entgieng fruͤher den
Blicken der Staaren; als fie aber einer von ihnen zufällig be—
merkte, kam ihm die Luſt an, ſich zu dieſem hohen Sitz empor—
zuſchwingen, und es gefiel ihm dort oben ſo gut, daß er an—
dere mit hinauf nahm und fo dieſe Fahne zu einem Verſamm⸗
lungsort der Staaren machte.
Eine Merkwuͤrdigkeit in Bezug auf die Verbreitung der
Staaren muß ich noch erwaͤhnen. Ich habe ſchon in meinem
Handbuche S. 400 erwähnt, daß mein Sturnus septentrio-
nalis von Faͤroͤe bis in das nördliche Deutſchland verbreitet fey.
Seit der Herausgabe jenes Werkes habe ich ihn aus Weſtpha—
len erhalten, und auch hier bruͤtend gefunden. Ich erlegte ſchon
206
ein gepaartes Paar auf einer Wieſe zu Ende des April, und
fand auch ihr Neſt. Es ſtand am Rande eines Fichtenwaldes
in einer hohlen Fichte, war von Stroh- und Grashalmen ge—
baut und mit Federn ausgelegt. Die 6 Eyer, welche es ent»
hielt, ſind denen des Haus- und Waldſtaars vollkommen aͤhn—
lich ſowohl an Groͤße, als auch an Geſtalt und Farbe. Auch
Junge habe ich geſchoſſen. Sie befanden ſich mit den Alten
in einem an Feld ſtoßenden Nadelwalde, und aͤhneln denen der
andern Gattungen vollkommen. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß
die hieſige Gegend der ſuͤdlichſte und Faͤroͤe der noͤrdlichſte Ort
ſeiner Verbreitung iſt. Allein noch merkwuͤrdiger war mir der
Umſtand, daß unſer nordiſcher Staar auch ſehr weit oͤſtlich
wohnt. Ich beſitze einen Staar, welcher im October auf dem
Markte in Moskwa verkauft worden war. Ich habe ihn mit
den hier erlegten und mit den aus Norddeutſchland und von
Faͤroͤe auf das Genaueſte verglichen und die vollkommenſte Ueber:
einſtimmung gefunden. Welche Entfernung zwiſchen Faͤroͤe,
Moskwa und Renthendorf! Und doch hat dieſe in der Bildung
und Farbe, ja in der Geſtalt aller einzelnen Glieder nicht die
geringſte Verſchiedenheit hervorbringen koͤnnen! Wie gefaͤhrlich
iſt es alſo, die Verſchiedenheiten der Bildung und Zeichnung
einzig aus dem Einfluſſe des Himmelſtriches erklaͤren zu wollen.
Dieſes neue Beyſpiel warnt vor einem ſolchen Verfahren und
ermuntert von Neuem zur Vorſicht. 1
In Bezug auf die Nachtruhe der Staaren bemerke ich
noch, daß dieſe ſich ſehr nach den Umſtaͤnden richtet. Das hohe
Rohr großer Teiche ziehen ſie jedem andern Orte vor, indem es
ihnen den ſicherſten Aufenthaltsort gewaͤhrt; denn von unten
ſchuͤtzt ſie das Waſſer und von oben find fie wegen der fie bes
deckenden Rohrſtengel den Blicken ihrer Feunde wenig ausgeſetzt.
Daher kommt es auch, daß die Rauchſchwalben und weißen
Bachſtelzen die Rohrteiche als Schlafſtellen ſehr lieben. Allein
im Fruͤhjahre haben die Staaren keine ſolchen Teiche, in denen
ſie uͤbernachten koͤnnten; denn das Rohr iſt entweder im Winter
abgemaͤht oder ſo duͤrr und ſchlecht geworden, daß es keine gute
Schlafſtelle mehr abgeben kann. Da wiſſen ſich nun die Staa—
ren recht gut zu helfen. Sie fliegen gegen Abend in die Fich—
tenwaͤlder und waͤhlen ſich dort die etwa 6 bis 8 Ellen hohen
Dickigte zu ihren Schlafſtellen aus. Dieſe gewaͤhren ihnen aber
auch ſo viel Sicherheit, wie ſie außerhalb des Rohres nur fin—
den koͤnnen.
“
Zum Schluſſe kann ich nicht unterlaſſen, eine Gattung
Staaren hier zu beſchreiben, welche ſich von den andern bisher
bekannten ſehr unterſcheiden. Dieß iſt
der duͤnnſchnaͤblige Staar, Sturnus tenuirostris Br.
(Sturnus vulgaris Linn.).
Der Schnabel ſehr geſtreckt, duͤnn und niedrig, der
Kopf flach gewoͤlbt, Grundfarbe ſchwarz mit gruͤnem und
purpurfarbigem Schiller, mehr oder weniger weiß oder grau
gefleckt, oder tiefgrau. Lange 7“ bis 7“ 6%.
Die verſchiedenen Kleider dieſes Vogels aͤhneln, nach den
Mittheilungen des Herrn von Hueber in Klagenfurth, ganz
denen der gewoͤhnlichen, nur iſt der Schiller ſo ſtark, als bey
meinem Sturnus nitens. Auch die Verwandlung des Schna—
bels iſt eben ſo wie bey dieſen. Im Februar geht er aus dem
ſchwarzen in den gelben uͤber, ſo daß im Maͤrz noch eine ſchwarze
Wurzel deſſelben zu ſehen iſt und zu Ende des Julius weicht
207
dieſe gelbe Farbe wieder der ſchwarzen, welche den Vögeln alſo,
ſo lange ſie mit der Paarung und Brut nichts zu thun haben,
eigen ill.
Dieſer Staar iſt unter den Staaren, was der duͤnn⸗
ſchnaͤblige Brachvogel, Numenius tenuirostris, unter den Brach⸗
voͤgeln iſt, nehmlich ein Staar von der ſchlankeſten Geſtalt;
denn er iſt außerordentlich zart gebaut. Dieß iſt jedoch am
meiſten am Schnabel bemerkbar. Dieſer iſt faſt eben fo lang,
als bey Sturnus septentrionalis, aber viel ſchlanker, d. h.
niedriger und ſchmaͤler, was ihm ein ſehr huͤbſches Anſehen gibt.
Er iſt in Geſtalt und Größe von den andern Staaren weit
mehr verſchieden, als Sturnus unicolor, und wäre gewiß laͤngſt
unterſchieden worden, wenn er mit den andern deutſchen Gat⸗
tungen verglichen worden waͤre. Es wurde mir von meinem
geehrten Freunde, dem Herrn Oberlandgerichtserpeditor v. Hue⸗
ber, ein im Fruͤhjahre erlegtes Paar diefer Voͤgel geſandt. Sie
ſcheinen in Kaͤrnthen nicht ſelten zu ſeyn und ich hoffe, kuͤnftig
uͤber das Betragen, die Nahrung und Fortpflanzung dieſes in⸗
tereſſanten Vogels mehr mittheilen zu koͤnnen.
Am 6. May verhinderte mich heftiges Regenwetter einen
Ausflug zu machen. Ich mußte dieſen bis auf den 7. verſchie⸗
ben. Da der Morgen heiter war und ich den Regentag zur
Bearbeitung mehrerer fruͤher erlegten Voͤgel, beſonders mehrerer
Lerchen benutzt hatte, alſo voͤllig fertig war: begab ich mich fruͤh
in die freie Natur. Es war die ganze Voͤgelwelt laͤngſt ſchon
munter. Die Nachtigallen ſchlugen herrlich, die Amſeln und
Ningdroffeln pfiffen, die Plattmoͤnche fangen, die Staaren ſchwatz⸗
ten, die Finken ſchlugen, die Baumpieper ſenkten ſich flatternd
und ſingend auf die hohen und niedrigen Eichen herab, und auf
den Wieſen neben dem Eichenwalde fand ich eine kleine Gefell-
ſchaft von Wieſenpiepern; denn dieſe beſtand aus 6 Stuͤck, wahr⸗
ſcheinlich 3 Paaren. Ich verfolgte fie lange; allein weil ich
ein Paar auf einen Schuß erlegen wollte und dieſe Piepier wie
gewöhnlich ſcheu waren, erreichte ich meine Abſicht nicht. Ich
konnte keinen ſichern Schuß auf ſie thun, und ſchoß deßwegen
gar nicht. Dieſe Pieper geben mir Gelegenheit zu den in mei⸗
nem Handbuche S. 332 bis 341 beſchriebenen Gattung noch
einige hinzuzufuͤgen, welche ſich von den andern ſehr auszeichnen.
Sie ſind:
1) Der nadelſchnaͤblige Wieſenpieper, Anthus
acurostris Br.
Der Schnabel ſehr lang, aͤußerſt duͤnn und niedrig,
an der Wurzel beſonders und hier ſehr ſchmal; der Kopf
ſehr flach gewölbt; die Kehle roſtgelb, gelblich oder weißlich,
die Flecken unter ihr nicht ſehr häufig. Lange 574“ bis 7½.
Der waſſerliebende Wieſenpieper, Anthus hy-
drophilos Br. (Anthus pratensis Beclist.)
Der Schnabel iſt lang, ziemlich dünn, an der Wurzel
hoch und mittelbreit; der Kopf ziemlich ſtark gewoͤlbt; die
Kehle gelblich oder weißlich, die dunkeln Flecken unter ihr
häufig. Länge 5“ 6“ bis 10“.
3) Der ſchlammbewohnende Wieſenpiepee, An-
thus limicola Br. (Anthus pratensis Bechst.)
Der Schnabel geſtreckt, an den Wurzeln hoch und
breit; der Kopf ſanft gewoͤlbt; die Kehle gelblich oder weiß:
2
—
ee nun
—̃—k.ꝛ —
208
lich, die dunkeln Flecken unter ihr klein aber zahlreich.
Laͤnge 5“ 9,“ bis 6 1%.
N Dieſe 8 vorſtehenden bilden die Piepergattungen mit den
laͤngſten Schnäbeln, wenn man den Anthus tenuirostris noch
hinzurechnet, der ſich von Nr. 1. und 2. durch die Groͤße und
von Nr. 3. durch den platten Kopf unterſcheidet. Nr. 1. hat
den duͤnnſten und niedrigſten Schnabel, auch den piatteften Kopf;
bey Nr. 2. iſt der Schnabel höher und breiter und der Kopf
viel gewoͤlbter; bey Nr. 3. endlich wird der Schnabel und Koͤrper
größer, aber der Kopf etwas platter. „
Außer dieſen giebt es nun einen merkwuͤrdigen Pieper mit }
ſehr kurzem und ſtarkem Schnabel, nehmlich 0
den lerchenartigen Wieſenpieper, Anthus alauda-
rius Br. 4
Der Schnabel ſehr kurz und ſtark, der Kopf ziemlich
gewoͤlbt, der Sporn oft ganz lerchenartig, die Kehle gelb⸗
lich oder weißlich, die Flecken unter ihr klein. Laͤnge 5“
6% bis 9%¼. 1%
Der nadelſchnaͤblige Wieſenpieper iſt einer der
kleinſten, die ich kenne. Das Maͤnnchen iſt nur 5“ 7“ lang,
wovon auf den Schwanz 2“ gehen, und 8“ 6““ breit, wovon
die Schwingenſpitze 2“ 104 wegnimmt. Das Weibchen iſt
um 2“ bis 3““ kuͤrzer und ſchmaͤler, als das Maͤnnchen. Er
aͤhnelt in ſeiner ganzen Zeichnung den andern Wieſenpiepern,
zieht im Herbſtkleide etwas ins Olivengruͤngelbe, auf dem Un:
terkoͤrper ſtark ins Gelbliche und hat im Fruͤhlingskleide, auch
wenn die zweite Mauſer vollſtaͤndig zu Stande gekommen iſt,
faft immer eine blaßgelbe, hoͤchſt ſelten eine roſtgelbe Kehle;
Der Schnabel iſt hornſchwaͤrzlich, die Kante des Oberkiefers
und der ganze Unterkiefer hornbraͤunlich, ins Hellhornfarbige
ziehend, der Fuß hellhornfarden, an den Zehen dunkler, an den
Nägeln hornſchwaͤrzlich, an den Sohlen gelblichgrau. Der Au:
genſtern hellbraun. Im Herbſtkleide find die Füße lichter, oft
ganz horngelb. Die Weibchen haben zuweilen einen laͤngern
Schnabel, als die Maͤnnchen, oft iſt es aber auch umgekehrt.
Die dunkelroſtgelbe Kehle findet ſich ſelten beim Maͤnnchen, nie
beim Weichen. — 0
Aufenthalt.
Dieſer Pieper muß noͤrdlich oder nordoͤſtlich von uns woh⸗
nen, und gehoͤrt in unſerer Gegend zu den Seltenheiten. Ich
machte feine Bekanntſchaft am 13. Januar 1833 auf den ſchon
mehr erwaͤhnten erdmannsdorfer Wieſen. Ich ſuchte die dort
befindlichen, nie zufrierenden Quellen ab, um einen Waſſer⸗
pieper oder eine Sumpfſchnepfe zu ſchießen. Die Kaͤlte war
ziemlich ſtreng, 8% Reaumur, und der Boden überall mit ziem⸗
lich tiefem Schnee bedeckt. Nach langem Suchen fand ich
endlich an einem von den Quellen ausfließenden, mit vieler
Brunnenkreſſe bewachſenen, nie zufrierenden Bache einen Pie⸗
per, doch ſah ich ihn nicht eher als bis er aufflog. Daß er
der gewuͤnſchte Waſſerpieper nicht war, zeigte mir fein ſehr ges
ringer Umfang auf den erſten Blick. Allein auch als Wieſen⸗
pieper war er mir zu klein. Dieß und ſein bei dieſer Kaͤlte,
welche jeden andern Wieſenpieper zahm gemacht haben wuͤrde,
ſcheues Weſen erregte meine ganze Aufmerkſamkeit und ich ruhte
nicht, bis ich ihn erlegt hatte. Sein ſehr kleiner Koͤrper und
fein langer aͤußerſt ſpitziger, nadelaͤhnlicher Schnabel fiel mir
209
außerordentlich auf und kehrte, ob er gleich die einzige Beute
des Tages war, vergnuͤgt mit ihm nach Hauſe. Seinetwegen
beſuchte ich jene Quellen und jenen Bach im Winter 1838 noch
einige Male; aber ohne Erfolg. Erſt am 11. Maͤrz gelang es
mir auf derſelben Stelle ein Maͤnnchen zu erlegen, das am
13. Januar geſchoſſene war ein Weibchen. Beide ſtimmen
vollſtaͤndig uͤberein, nur iſt der Schnabel des Weibchens etwas
länger, der Körper kleiner, und die Farbe matter, als beim
Maͤnnchen. — Welche Muͤhe gab ich mir im Fruͤhjahre 1833,
einen ſolchen Pieper wieder zu erhalten. Ich ſchoß und ließ
viele Wieſenpieper ſchießen, allein der gewuͤnſchte nadelſchnaͤblige
war nicht unter ihnen. Unterdeſſen muſterte ich die Baͤlge der
Wieſenpieper, welche ich beſaß, allein der geſuchte nadelſchnaͤb⸗
lige fand ſich nicht. Im Winter 1833 und 18363 beſuchte ich
die erdmannsdorſer Wieſen mehrmals und jedes Mal in der
ſtrengſten Kälte, aber umſonſt. Am 29. December 1836 kam
ich abermals dahin, bemerkte auf derſelben Stelle einen Pieper
und erkannte in ihm ſogleich meinen nadelſchnaͤbligen. Eine
mit Vorſicht auf ihn gemachte Jagd brachte ihn bald in meine
Haͤnde. Es war ein Weibchen und gleicht dem ſchon fruͤher
erlegten ganz, nur zeigt ſeine Zeichnung noch mehr das Herbſt—
kleid und iſt deswegen am Unterkoͤrper mehr mit Gelb über:
flogen, als das fruͤher erlegte Weibchen. Die in dieſem und
zwei folgenden Wintern auf dieſen Vogel angeſtellten Jagden
hatten keinen Erfolg; denn es war keiner vorhanden. Unter
den vielen Piepern, welche ich vom 7. bis zum 18. April 1837
bei dem tiefen Schnee ſchoß, befand ſich unſer Vogel auch nicht.
Am 21. Maͤrz 1839 machte ich einen Ausflug nach Piepern
in ein nahe liegendes Thal, welches von einem kleinen Bache
durchrieſelt wird. Ich ſuchte lange vergeblich; endlich kam ich
an einen Teich und wie ich meinen Blick nach dem Ausfluß
desſelben richtete, bemerkte ich einen Pieper, welcher von dem
Waſſer des Ausfluſſes weglief, und Miene machte aufzufliegen;
allein ehe er dieß ins Werk ſetzen konnte, lag er da und ich
hatte zu meiner Freude wieder ein Männchen des nadelſchnaͤb—
ligen. Da nun das Fruͤhjahr unguͤnſtig war und das Thal an
vielen Stellen ſumpfig iſt, und im April in den waſſerreichen
Baͤchen viel Gras hatte, in welchem ſich die Pieper recht gut
verbergen konnten; ſo blieben eine große Menge dieſer ſonſt um
dieſe Zeit von uns ſchon fernen Voͤgel hier; ich ſchoß mehrere,
einſt in 2 Stunden 6 Stuͤck und unter ihnen am 18. April
ein Maͤnnchen, und am 25. April ein Weibchen des nadel—
ſchnaͤblichen Piepers, aus einer kleinen Geſellſchaft, welche mir
immer ſchon aufgefallen war. Am 30. Maͤrz dieſes Jahres
wurde in demſelben Thal ein Maͤnnchen erlegt. Aus dem Ge—
ſagten geht hervor, daß unſer Pieper bei uns uͤberwintert und
ſich nur da aufhaͤlt, wo es ziemlich tiefen Sumpf oder Quellen
mit Waſſerpflanzen gibt; denn er iſt ein großer Liebhaber vom
Waſſer und wadet ſo tief hinein, als ſeine freilich nicht ſehr
langen Fuͤße zulaſſen. Nie fand ich ihn auf einer trockenen
Stelle, nie auf einem Acker, er mochte leer oder mit irgend
Etwas bewachſen ſeyn. Die beiden ſchon genannten waſſer—
reichen Thaͤler, in denen auch Waſſerpieper uͤberwintern und
ſeltene Bachſtelzen erſcheinen — es wurden dort ſchon Mo—
tacilla lugubris et cervicalis fo wie Budytes melanoce-
phalus et einereocapillus geſchloſſen — find die einzigen
Stellen, an denen ich dieſen Pieper antraf. Ich habe ihn auch
in keiner der von mir gemuſterten Sammlung geſehen, und
ſchließe daraus, daß er auch anderswo ſelten und zwar ſehr ſel—
ten ſeyn muß. 1
Iſie 1811. Heft 3.
210
Betragen.
Es iſt ein fuͤr ſeine Groͤße ſehr ſcheuer, vorſichtiger und
harter Vogel. Zu einer Zeit, in welcher die anderen Wieſen⸗
pieper, wenn ja einer noch vorhanden war, ganz elend mit haͤn⸗
genden Federn herumgehen würden, iſt er ganz friſch und mun⸗
ter, läuft gern dem Waſſer entlang, geht fo tief wie möglich
hinein, und ſcheint ſich, wenn er darin herumwadet, recht wohl
zu befinden. Wenn man ſich ihm naͤhert, fliegt er mit dem
allen Wieſenpiepern eigenthuͤmlichen Piepern raſch auf, ſetzt ſich
aber im Winter, weil er in dieſer Jahreszeit wenig Orte hat,
an denen er Nahrung findet, bald wieder nieder. Merkt er,
daß man ihn nachſtellt, was, ſobald man ihn nur ein Paar
Mal aufgejagt hat, ſtets der Fall iſt, dann iſt er ſehr auf
ſeiner Huth und verlangt einen vorſichtigen und an Schü:
ken. Sein Flug ift, wie bei allen Piepern, bogenſoͤrmig, mit
telmaͤßig ſchnell, und vor dem Niederſetzen faſt immer ſchwebend;
nur ſelten ſtuͤrzt er ſich raſch aus der Luft herab. Er läuft
ſehr geſchwind, gewoͤhnlich in geduckter Stellung mit eingezoge-
nem Halſe und beym Suchen nach Nahrung mit etwas ge»
ſenktem Schnabel. Wenn er aber ſich druͤckt, legt er ſich platt
auf den Boden nieder, und verbirgt ſich ſo unter das Gras,
daß er ſehr ſchwer zu bemerken iſt. Faͤngt er, wenn man ihn
verfolgt, zu laufen an: dann iſt ſeine Stellung ganz anders,
er richtet ſich auf, ſtreckt den Hals aus, legt das ganze Ger
fieder knapp an, und ſieht ſich ſchuͤchtern um. Wenn er dieſes
thut: dann muß der ihn verfolgende Schuͤtze ſchnell ſeyn, wenn
er einen Schuß auf ihn anbringen will; denn nun wartet er
nicht mehr, ſondern fliegt ſogleich auf. Von den 17 Stüd,
welche ich erlegte, waren 4 ganz allein, was man bey den an-
deren Wieſenpiepern ſehr ſelten findet: die 3 anderen waren
wahrſcheinlich ſchon gepaart und mit wenigen anderen zuſam⸗
men. Wenn die kleine Geſellſchaft, welche ſie bildeten, ſich
unter die anderen Wieſenpieper miſchen: nahmen ſie gewoͤhnlich
fuͤr ſich einen beſonderen Platz ein, und blieben auf dieſem im⸗
mer in geringer Entfernung von einander. Flogen nun alle zu⸗
ſammen auf: dann trennten ſich die nadelſchnaͤblichen bald wie⸗
der von ihnen und ließen ſich an einer beſonderen Stelle nieder.
Dieſe letzteren fand ich, weil die Zeit der Paarung ſchon ein-
getreten war, weit weniger ſcheu, als die anderen; denn die
Liebe macht alle Thiere zahm.
Nahrung.
In dieſer weicht unſer Pieper ſehr von ſeinen nahen Ver⸗
wandten ab, ſonſt wuͤrde er auch den Winter nicht bei uns
zubringen koͤnnen. Die anderen Pieper freſſen nur Inſecten
und ihre Larven, vorzüglich die Kaͤferchen, welche ſich an ſum—
pfigen Stellen, oder uͤberhaupt auf dem Boden aufhalten. Al⸗
lein unſer nadelſchnaͤbliger verzehrt außer dieſen auch noch Saͤ⸗
mereyen, namentlich Grasſaͤmereyen. Der am 13. Januar 1838
erlegte, der erſte, welchen ich ſchoß, hatte ſchon dieſe im Magen.
Allein ich traute meinen unbewaffneten Augen nicht, ich nahm .
die Lupe, ich zerſchnitt die Koͤrnchen; es waren und blieben
Saͤmereyen, deswegen iſt auch der Magen haͤutig, muskelartig
mit deutlichen Muskelſtaͤmmen. Allein der Magen enthielt auch
ganz kleine, aber ſo zerriebene Kaͤferchen, daß ihre Arten nicht
zu beſtimmen waren. Bey dem am 11. Maͤrz erlegten fanden
ſich nur ein Paar Koͤrnchen von Saͤmereyen, außer dieſen lau⸗
ter Inſecten, und ihre Larven, von den letzteren waren die
Magen aller fpäter erlegten angefuͤllt, nur das am 29. Dis
14
211
cember 1836 erlegte Weibchen hatte unter den Inſecten auch
einige ganz kleine Waſſerſchnecken, woraus man deutlich ſieht,
daß Inſecten die liebſte Nahrung dieſes Piepers ſind, und die
Grasſaͤmereyen nur ihre Stelle vertreten. Sein Schnabel iſt
auch zur Aufſuchung dieſer Nahrung ganz zweckmaͤßig einge⸗
richtet. Der Schnabel iſt ſo lang und zart, daß er nicht nur
tief in den Schlamm hineinreichen, ſondern auch die kleinen
Kerbthiere, Schnecken und Grasſaͤmereyen fuͤhlen und ergreifen
kann. Er ſcheint in feiner Nahrung im Winter mit dem Waſ⸗
ſerpieper Aehnlichkeit zu haben; deswegen lebt er auch in der
rauhen Jahreszeit an aͤhnlichen Orten, wie dieſer, nur findet
man bey dem letzteren anſtatt der Saͤmereyen nach Gloger
Conferven. Doch habe ich dieſe noch nicht bei ihm geſehen,
er ſcheint ſie nur auf den Gebirgen zu finden. Aus dieſer
Nahrung des nadelſchnaͤbligen Piepers laͤßt ſich auch der Um⸗
ſtand, daß er im Winter bey uns ausdauern kann, erklaͤren.
Hätte er die Nahrung der nahen Verwandten: dann müßte er
auch wie dieſe im Winter elend werden. Die 3 an dieſer Jah⸗
ceszeit erlegten waren nicht nur nicht abgemagert, ſondern ganz
fleiſchig, der am 29. December 1836 geſchoſſene ſogar fett.
Hieraus und aus ſeiner großen Seltenheit im Fruͤhjahre ſieht
man deutlich, daß er nicht ausnahmsweiſe, ſondern regelmaͤßig
den Winter bey uns zubringt. Daß er in dieſer Jahreszeit nicht
öfterer bey uns angetroffen wird — er iſt in unſeren Thaͤlern
viel ſeltener, als der gar nicht haͤufige Waſſerpieper — ruͤhrt
von ſeiner Seltenheit uͤberhaupt her. —
Der waſſerliebende Wieſenpieper.
hydrophilos, Br. (Anthus pratensis, Bechst.)
Der Schnabel iſt lang, ziemlich duͤnn, an der Wurzel
hoch und mittelbreit, der Kopf ziemlich ſtark gewoͤlbt, die Kehle
gelblich oder weißlich, die dunkeln Flecken unter ihr haͤufig.
Seine Laͤnge beträgt 5“ 6“ bis 10“, wovon auf den
Schwanz 2“ kommen, und feine Breite 8“ 6“ bis 9“ wor
von die Schwingenſpitze 3“ wegnimmt. Der Schnabel iſt ſehr
dunkel, faſt dunkelbraun, an dem Unterkiefer und der Kante
des Oberkiefers lichter. Der Fuß braun oder hellbraun, beym
Weibchen gewoͤhnlich etwas heller als beym Maͤnnchen, die
Sohle grau, die Naͤgel dunkelhornfarben. Der Augenſtern
tiefbraun; der Rachen grauroͤthlich, die Zunge und der innere
Schnabel gelblich. —
Anthus
Dieſer Wieſenpieper iſt dem vorhergehenden in der Groͤße
ſehr aͤhnlich, doch ſind die meiſten hierher gehoͤrenden 2“ bis 3“,
länger und breiter. Der Hauptunterſchied aber bleibt der
Schnabel und Kopf. Denn der erſtere iſt viel ſtaͤrker und be—
ſonders auf den Naſenloͤchern höher, auch viel dunkler, als bei
den nadelſchnaͤbligen und der Kopf iſt weit mehr gewoͤlbt, als
bei dieſem. Auch iſt die Zeichnung etwas anders, beſonders an
dem Kopfe und der Oberbruſt; denn hier find die dunleln Fle—
cken ſo groß und haͤufig, daß ſie zuweilen um die Bruſthoͤhle
einen einzigen großen ſchwarzen Fleck bilden. — Die Grund—
farbe des Unter- und Oberkörpers iſt aber gewoͤhnlich etwas
lichter, als bey dem vorhergehenden, der Vogel mag im Fruͤh⸗
jahre vermauſert geweſen ſeyn oder nicht. Unter 12 Stuͤcken,
welche zur Vergleichung vor mir ſtehen, iſt der Unterſchied in
der Zeichnung unbedeutend, und richtet ſich darnach beſonders,
ob dleſe Pieper eine Fruͤhlingsmauſer gehabt haben, oder nicht.
Bei denjenigen, bei denen das Erſtere Statt hat, iſt natuͤrlich die
722
Farbe ftiſcher und ſchoͤner, beſonders die Grundfarbe des Unter»
koͤrpers heller, als bey den anderen.
Aufenthalt.
unbekannt. Ich lernte ihn erſt ſpaͤt und zwar zufaͤllig kennen.
Am 3. April 1857 machte ich einen Ausflug der Roda entlang
und traf außer mehreren anderen intereſſanten Voͤgeln, die ich |
ſah und erlegte, eine Geſellſchaft diefer Pieper an, welche etwa
15 Stuͤck zahlte. Sie liefen auf einem Wieſenrande, da, wo
dieſer an ein Feld ſtoͤßt und den Abhang eines Huͤgels bildet,
herum.
ziemlich gut an ſie kommen, ſondern auch 2, welche ſich mehr,
als die uͤbrigen zuſammen hielten, auf einen Schuß erlegen.
Dieſer Schuß verſcheuchte aber alle übrigen fo weit, daß fie
nicht wieder aufzufinden waren. Schon glaubte ich, dieſe Pieper
waͤren viele Meilen von unſeren Thaͤlern, als in der Nacht
vom 6. zum 7. April der ſchon mehrmals erwaͤhnte große
Schnee fiel. Ich begab mich ſogleich nach Tiſche auf die auch
ſchon erwaͤhnten erdmannsdorfer Wieſen, auf denen, wie an
den nahen lippersdorfer Teichen viele offene Stellen ſichtbar
waren. Hier fand ich vorzugsweiſe unſere Pieper. Faſt die
ganze Geſellſchaft war vorhanden, und kam, obgleich manche
ziemlich ſcheu waren, durch meines Begleiters und meine Be⸗
muͤhungen bald in meine Haͤnde.
Quellen, ſondern auch an den Baͤchen und Teichen herum und
gingen ziemlich tief in das Waſſer, weswegen ich ihnen den
oben angefuͤhrten Namen gab.
angetroffen hatte. Ein Paar wurde mit einem Fichtenlaubſaͤn⸗
ger an einem Teiche auf einen Schuß erlegt, und ein Maͤnn⸗
chen lebendig gefangen und mir uͤberbracht.
Tagen des Maͤrz dieſes Jahres (1840) fiel abermals ein tiefer
Schnee.
Pieper auf den erdmannsdorfer Wieſen, und hatte mich nicht
geirrt. Ich traf einen einzelnen an und erlegte ihn: dann
ſah ich 2 Stuͤck zuſammen. Ich ſchoß den einen, mein Be⸗
gleiter machte auf den anderen Jagd, aber ohne Erfolg; denn
er hielt nicht aus, und entfernte ſich ſo weit, daß wir ihn aus
den Augen verloren. Wir ſuchten alle die Stellen ab, an
denen wir ihn vermutheten. Alles vergeblich. Endlich ſchlug
ich vor, wieder an ſeinen erſten Aufenthaltsort zu gehen. Hier
war er wirklich und wurde ſogleich getoͤdtet. So hatte er ſich,
als ſein Gefaͤhrte erlegt wurde, weit entfernt, war aber doch
wieder auf ſeinen alten Platz zuruͤckgekehrt, entweder, weil ihm
dieſer die meiſte Nahrung bot, oder weil er ſeinen verlorenen
Gefährten dort ſuchte. Meine Hoffnung, ein Paar dieſer Voͤ⸗
gel erlegt zu haben, ging nicht in Erfuͤllung, es waren 2 Maͤnn⸗
chen, welche die Noth hier zuſammengehalten hatte.
Betragen.
In dieſem weicht unſer Pieper von dem vorhergehenden
trotz feiner Aehnlichkeit im Aeußeren ziemlich ab. Dieß fieht
man zuerſt aus feinem Triebe zur Geſelligkeit. Den vorgehen:
den habe ich 4 Mal einzeln, dieſen aber ſtets in Geſellſchaft an—
getroffen. Er liebt dieſe ſo ſehr, daß er bei kaͤrglicher Nahrung
noch fuͤr ſie Sinn hat, und an dem wenigen vorhandenen Futter
einen Gefaͤhrten, ſelbſt wenn er von ſeinem Geſchlechte iſt, An—
theil nehmen läßt, da in ſolchen Lagen alle ungeſelligen Voͤgel
die ihres Gleichen und auch fremde mit großer Hitze wegbeißen.
Sie liefen nicht nur an den
Am 9. erhielt ich 3 Stuͤck der⸗
ſelben Geſellſchaft aus dem Thale, in welchem ich ſie zuerſt
In den letzten
Ich vermuthete ſogleich wieder meinen waſſerliebenden
D. fie nicht ſehr ſcheu waren, konnte ich nicht nur
—
Der eigentliche Sommeraufenthalt dieſes Piepers iſt mir
ihn, als die Witterung ſchoͤn wurde, vor das Fenſter.
4
„
213
Dann ſieht man bald, daß dieſer Pieper weit weniger ſcheu,
als der vorhergehende iſt. Eine Geſellſchaft des nadelſchnaͤb—
ligen wuͤrde nie ſo aushalten, daß ſich 2 Schuͤtzen derſelben
ganz frei nähern, und ſo lange ſchußgerecht bei derſelben ver—
weilen konnten, bis der Eine von ihnen 2 Pieper auf einen
Schuß zu erlegen im Stande iſt. Sie haben durchaus etwas
Zutrauliches, was man bei den anderen Wieſenpiepern nicht
findet. Dieß zeigte auch der lebendige, welchen ich einige Wochen
beſaß. Ich ſperrte ihn Anfangs in ein auf dem Boden mit
Loͤſchpapier belegten Doppelfenſter und fuͤtterte ihn in Erman⸗
gelung der Mehlwuͤrmer mit Fliegen und anderen Inſecten. Er
nahm ſie ſehr bald an und verſchluckte ſie begierig, lernte mich
bald kennen und machte einen langen Hals, wenn ich mich ihm
näherte. Er ſah in dieſem großen Behaͤltniſſe recht huͤbſch aus.
Bald ſtellte er ſich hoch auf den Fuͤßen, ſtreckte den Hals aus,
legte das Gefieder knapp an, daß er ſchoͤn unb ſchlank ausſah,
bald zog er den Hals ein, ließ das Gefieder locker haͤngen, und
ſah dann weit groͤßer aus, als er wirklich war. Da er mir
mit feinem Kothe die Fenſter ganz beſchmutzte: ſteckte ich ihn
in einen Käfig, gab ihm immerfort gut zu freſſen, und hing
Er be⸗
fand ſich auch hier eine Zeit lang ſo wohl, daß er zu ſingen
anfing. Doch hoͤrte ich mehr ſein Dichten, als den eigentlichen
Geſang. Die Töne, welche er hervorbrachte, hatten einige Aehn—
lichkeit mit dem Geſange eines Erlenzeiſigs, wenn dieſer leiſe
fort ſingt, ohne fein Dideldididaͤ hören zu laſſen. Wenigſtens
wuͤßte ich dieſen Piepergeſang mit keinem anderen Voͤgelgeſange
beſſer zu vergleichen. Schon hoffte ich, bald den vollſtaͤndigen
Geſang desſelben zu hoͤren, als er Ballen an den Fuͤßen be—
kam, welche mir ſogleich feine Krankheit ankuͤndigten. Dieſe
nahm bald Ueberhand und in wenigen Tagen war er trotz der
beſten Pflege todt. Er ſtarb am 12. Mai.
N Nahrung.
Er frißt nur Inſecten und ihre Larven; wenigſtens fand
ich nichts Anderes in ſeinem Magen. Alle die kleinen Kaͤfer⸗
chen, welche ſich auf dem Boden feuchter Stellen aufhalten,
und ihre Larven ſind ſeine Nahrung. Ich fand eine Menge
unerkennbare Kaͤferchen und Larven in den Magen der von mir
erlegten. Allein er muß in der Nahrung von dem vorherge—
henden bedeutend abweichen. Dieſer iſt mitten im Winter bei
ſtrenger Kaͤlte munter und friſch und die Voͤgel unſerer Art
waren bei dem tiefen Schnee im April 1837 und im Maͤrz
1840 ſchon ſo abgemagert, daß ſie faſt alle, wenn der Schnee
nur noch einige Tage liegen geblieben, Hungets geſtorben ſeyn
waͤren. Sie muͤſſen alſo Inſecten vorzugsweiſe lieben, welche
ihnen durch tiefen Schnee ganz oder faſt ganz entzogen werden.
Der meinige fraß alle kleinen Inſecten, welche ich ihm vorwarf,
vorzuͤglich gern Mehlwuͤrmer; aber alle Wanzenarten, auch die,
welche im Freien leben, z. B. die roth und ſchwarz gefleckten
verſchmaͤhte er gaͤnzlich. Er waͤre gewiß lieber verhungert, als
daß er eine von ihnen angeruͤhrt haͤtte. —
3) Der ſchlammliebende Wieſenpieper. An-
thus limicola, Br. (Anthus pratensis, Bechst.).
Dieſer Pieper fteht den beiden vorhergehenden ſehr nahe;
allein er unterſcheidet ſich aber von ihnen: 1) durch den groͤ—
ßeren, beſonders auch ſtaͤrkeren und oft etwas aufwärts‘ ge—
richteten Schnabel, 2) durch den Kopf — dieſer iſt mehr ges
2
— —
214
woͤlbt als bei Nr. 1) und weniger, als bei Nr. 2) — und
3) durch bie Groͤße, welche viel bedeutender iſt, als bei Nr. 1)
und auch noch die von Nr. 2. merklich uͤbertrifft. Wenn man
dieſe Vögel nebeneinander ſieht, find fie leicht, einzeln aber ziem-
lich ſchwer zu unterſcheiden. Auch mit dem duͤnnſchnaͤbligen
Wieſenpieper Anthus tenuirostris zeigt er einige Aehnlichkeit;
allein der letztere hat einen laͤngeren Schnabel und einen platte⸗
ren Kopf. Die Länge unſers Vogels betraͤgt 5“ 9,“ bis 6“ 1%,
wovon auf den Schwanz 2“ 2“ kommen und die Breite 9“ 4%
bis 7““ wovon die Fluͤgelſpitze gegen 8“ mißt.
Im Fruͤhlingskleide iſt die Zeichnung ſelten rein; denn
gewoͤhnlich iſt die Fruͤhlingsmauſer unvollkommen und deswegen
das Gelb des Vorderkoͤrpers theilweiſe dunkel, und theilweiſe
blaß. Sehr oft aber iſt die Fruͤhlingsmauſer ganz unterblieben
und dann iſt die ganze Faͤrbung mehr matt, nichts als das
ausgebleichte Herbſtkleid. Dieſes iſt recht ſchoͤn, denn es zieht
ſehr ſtark ins Geldliche, ſo daß der ganze Unterkoͤrper blaßgelb,
am Kropf und an den Seiten braunſchwarz gefleckt erſcheint.
Aufenthalt.
Sein Sommeraufenthalt iſt mir unbekannt. Ich lernte
ihn zuerſt bei einem tiefen Schnee, welcher in der letzten Hälfte
des Maͤrz 1833 fiel und mehrere Tage liegen blieb, kennen.
Die ſchon oft genannten erdmannsdorfer Wieſen beherbergten
auch dieſen Pieper. Den erſten traf ich am 18. Maͤrz 1833
in einem abgelaſſenen Teiche, durch welchen eine Quelle laͤuft,
an, und erlegte ihn. Am 21. Maͤrz begab ich mich an den—
ſelben Ort und bemerkte zu meiner Freude ein Paar dieſer Vo—
gel an derſelben Stelle, welche ſich ſehr treu zuſammen hielten,
doch war es mir nicht moͤglich, beide auf einen Schuß zu er=
legen, und verfolgte den anderen, welcher ſich nach einem lan—
gen Spazierfluge nicht allzuweit von ſeinem erſten Aufenthalts⸗
orte niedergelaſſen hatte. Allein er hielt nicht aus, und ich
wuͤrde ihn nicht haben erlegen koͤnnen, wenn er nicht wieder in
den Teich zuruͤckgekehrt wäre, wo es leicht war, ihn zu befchlei-
chen und zu ſchießen. Spaͤterhin habe ich noch mehrere im
Fruͤhjahre erlegt. So ſchoß ich einen am 17. Maͤrz 1836 in
dem oben bei dem nadelſchnaͤblichen Pieper erwaͤhnten Thale,
wo er an dem dasſelbe durchrieſelnden kleinen Bache ſaß. Auch
in dem für die Inſectenfreſſer fo verderblichen April 1837 er⸗
legte ich 2 Stuͤck auf den erdmannsdorfer Wieſen, und auch
im Herbſte traf ich mehrere in der hieſigen Gegend an. Den
erſten im Herbſtkleide ſchoß ich auf der erdmannsdorfer Wieſe
am 4. November 1831 ohne ihn damals unterſcheiden zu koͤn⸗
nen, und am 27. October 1834 fand ich eine kleine Geſellſchaft
von etwa 20 Stuͤck, auf einem Kleeacker. Es war naͤmlich
am Vormittage ein für dieſe Zeit ziemlich tiefer Schnee gefallen,
der Nachmittags auf dieſem, den Sonnenſtrahlen ausgeſetzten
Acker hin und wieder geſchmolzen war. Auf dieſen Stellen
ließen ſich dieſe Pieper nieder. Im Fruͤhjahre findet man ihn
nur an ſumpfigen oder doch mit Waſſer bedeckten Stellen,
beſonders da wo der Boden ſchlammig iſt; an dieſen trifft man
ihn am ſicherſten an.
Betragen.
Er aͤhnelt in dieſem ſeinen nahen Verwandten ſehr. Er
iſt ziemlich ſcheu, doch lange nicht ſo vorſichtig wie Nr. 1. Den
erſten am 18. Marz ſchoß ich ohne Mühe; allein das Männ-
chen des am 21. Maͤrz von mir erlegten Paares haͤtte ein ge—
215
woͤhnlicher Schuge nicht erlegt; denn er hätte ſich wohl nicht
die Muͤhe gegeben, einen ſo kleinen Vogel eine Viertelſtunde
lang zu verfolgen. Den am 17. Maͤrz 1836 erbeuteten ſchoß
ich, als er dom Bache auf eine Erle aufgeflogen war, ſogleich
herab. Viele Mühe machten mir die 3 am 27. October 1834
erlegten. Sie waren fo ſcheu und verbargen ſich im Sitzen ſo
gut unter die Kleeblaͤtter, daß ich ſchon verzweifelte, einen im
Sitzen zu erlangen. Ich ſchoß deswegen den erſten, welcher mir
im Fluge nahe genug kam, aus der Luft herab. Die beiden
anderen hatte ich vom Kleeacker auf eine Wieſe getrieben, wo
ich von einem erhoͤhten Raine zum Theil gedeckt heranſchlich
und 2 in kurzer Zeit erlegte. Außer dieſen dreyen war aber
durchaus keiner mehr zu bekommen. Wie die von Nr. 2. er⸗
legten Stucke, welche zu einer Geſellſchaft gehörten — ich habe
jet erſt 12 derſelben forgfältig verglichen — vollkommen mit
einander uͤdereinſtimmten, fo war es auch bei den 3 erlegten zu
einem Fluge gehörenden Herbftvögeln der Fall. Sie und die
deyden Gatten, welche ich am 24. Maͤrz 1833 ſchoß, zeigen die
größte Aehnlichkeit unter einander und beweiſen dadurch nicht
nur die Richtigkeit der Gattung, ſondern auch das Streben
dieſer Voͤgel, ſich zu ihres Gleichen allein zu halten. So ge—
ſellſchaftlich ſie aber im Herbſte ſind, ſo findet man ſie doch
im Fruͤhjahre hin und wieder einzeln. Haben ſie ſich aber kin
Mal gepaart, dann halten ſich beyde Gatten treu zuſammen,
wovon ich außer dem angefuͤhrten mehrere Beyſpiele geſehen habe.
Im Uebrigen ähnelt unſer Pieper den nahen Verwandten ſehr.
Er laͤuft wie ſie, ſchreit wie ſie beym Auffliegen piep, piep, hat
denſelben bogenfoͤrmigen Flug und laͤßt ſich auch wie ſie nicht
ſelten auf Baͤumen nieder. Dieſes thut Nr. 2. auch zuweilen
— ich ſchoß 2 Anthus hydrophili von Erlen herab; aber von
7 Anthus acurostris, welche ich erlegte, ſaß nicht ein einziger
jemals auf einem Baume, und ich ſchließe deswegen gewiß mit
Recht, daß Nr. 1. gar nicht, oder nur ſehr ſelten auf Baͤume
auffliegt. Auch in
der Nahrung
hat unſer Anthus limicola mit ben Verwandten große Aehn⸗
lichkeit. Er frißt wie ſie Inſecten und ihre Larven, auch Gras:
ſaͤmereien und wahrſcheinlich zuweilen gruͤne Pflanzenblaͤtter.
Er iſt ſehr eifrig, feine Nahrung zu ſuchen. Er läuft raſch
auf dem Schlamme und an den Gewaͤſſern herum, ſieht uns
verwandt auf den Boden, und nimmt jedes ihm ſichtbar ges
wordene Inſect raſch mit dem Schnabel auf. Er bohrt mit
ihm ziemlich tief in den Schlamm hinein, und zieht auch die
von außen unfichtbaren Larven hervor. Dieß ſieht man deut⸗
lich, wenn man die von ihm beſuchten Stellen genau unter—
ſucht. Da bemerkt man deutlich die Spuren ſeines Schnabels
in dem Schlamme, ja es iſt mir nicht unwahrſcheinlich, daß er,
wie die Amſeln, auch die Füße zu Huͤlfe nimmt, um Moos
oder hingefallenes Laub, welches die Inſecten verbirgt, zu ent⸗
fernen. So genau ich ihn beim Aufſuchen ſeiner Nahrung be—
obachtet habe, fo unmöglich iſt es mir, die Inſecten zu beſtim⸗
men, welche ſeine Lieblingsnahrung ſind. Denn die, welche ich
in ſeinem Magen antraf, waren ſo klein und ſo zerrieben, daß
ich ihre Arten nicht erkennen konnte.
Der letchenartige Wieſenpieper. Anthus
alaudarius Br.
Der Schnabel ſehr kurz und ſtark, der Kopf ziemlich ges
——— =
—
216
woͤlbt, der Sporn oft ganz lerchenartig, die Kehle gelblich
oder weißlich, die Flecken unter ihr ſehr klein, Laͤnge
5 6“ bis 9%, Breite 8“ 10,“ bis 9“ 2, Schwanz
2”, Schwingenſpitze 2“ 10% 5
g Der Schnabel iſt an der Wurzel breit, von den Naſen⸗
löchern ſchmal, braͤunlich, auf dem Ruͤcken und an der Spitze
dunkelbraun, die Fuͤße hellbraun, an den Sohlen grau, an den
Nägeln hornbraun, der Augenſtern braun, der Rachen roſenroth.
Bei den Jungen im erſten Herbſte ſind die Schnabel und Fuͤße
lichter. So wie der nadelſchnaͤblige Wieſenpieper an der Grenze
ſteht und deutlich zeigt, wie duͤnn und zart ein Pieperſchnabel
ſein kann, ſo nimmt unſer lerchenartiger Wieſenpieper die erſte
Stelle an der entgegengeſetzten Grenze ein, indem er uns den
kuͤrzeſten und ſtaͤrkſten Schnabel, den ein Wieſenpieper haben
kann, vor die Augen ſtellt. Er naͤhert ſich durch ihn und durch
den oft faſt ganz geraden Sporn den Lerchen; daher ſein Name.
Ich erhielt den erſten hierher gehoͤrenden Vogel am
19. April 1820. Er war in einem abgelaſſenen Teiche eine
viertel Stunde von hier unfern von den Haͤuſern von Ober:
renthendorf geſchoſſen worden. Es war ein Weibchen; es hat
in der Zeichnung des Oberkoͤrpers viele Aehnlichkeit mit einem
Baumpieper im Herbſtkleide, am Unterkörper aber iſt er aͤchter
Wieſenpieper, und friſch vermauſert, aber nicht vollſtaͤndig; denn
er zeigt noch viele Federn des Herbſtkleides; zu dieſen gehören
ſelbſt die beiden mittelſten Steuerfedern, welche ſonſt immer friſch
vermauſert ſind, wenn eine Fruͤhlingsmauſer Statt gefunden hat.
Da dieſer Vogel der einzige war, welchen ich befaß: trug
ich Bedenken, ihn in meinem Handbuche der Naturgeſchichte
aller Voͤgel Deutſchlands zu beſchreiben. Allein ſpaͤter erhielt
ich noch zwey hierher gehörende Vögel. Am 19. October 1833.
befand ich mich bey einem an dieſem Tage vorgenommenen Aus⸗
fluge in einem unſerer Nadelwaͤlder auf einem großen mit Gras
und kleinen Fichtchen bewachſenen Schlage, ½ Stunde von
hier. Es war Nachmittags 2 Uhr, als eine kleine Geſellſchaft
Wieſenpieper, welche nur aus 4 Stuͤcken beſtand, voruͤberzog,
und von dem Orte angelockt, ſich niederließ. Zwey von ihnen
ſetzten ſich in das Gras des Schlages und zwey auf eine ein⸗
zeln ſtehende hohe Buche. Ich gieng ſogleich nach den letztern;
fie ließen mich ohne Umſtaͤnde bis unter die Buche heraͤnkom⸗
men, ſo daß ich den einen bequem herabſchießen konnte. Es
war ein Maͤnnchen im erſten Herbſtkleide, welches in Hinſicht
der Zeichnung Lichtenſteins Pieper in demſelben Kleide ſehr äh»
nelt. Sein Sporn iſt etwas laͤnger, als beym Weibchen im
Fruͤhlingskleide, und ganz ſchwach gebogen. Die 3 andern
entfernten ſich auf den Schuß ſo weit, daß wir ſie bald aus
dem Geſichte verloren.
h Wie ſtrebte ich fpäter nach dieſen Piepern! Wie viele
Wieſenpieper ſchoß ich, und ließ ich ſchießen'!!“ Alles umſonſt.
Das Paar, welches ich beſaß, blieb mein einziges.“
Im April 1839 waren, wie ich ſchon oben bemerkte, in
einem kaum ½ Stunde von ihr entfernten, ſumpfigen und von
einem kleinen Bache durchwaͤſſerten Thale die Wieſenpieper häufig.
Am 23. jenes Monats machte ich eine Jagdparthie dahin.
Ich verfolgte eine Geſellſchaft dieſer ſcheuen Vögel ziemlich lange,
bis ſich einer von den andern entfernte und auf einen Birnbaum
flog. Ich gleng hinzu und ſchoß ihn herab. Es war ein
217
Männchen im reinen Fruͤhlingskleide, vollſtaͤndig vermauſert,
aber dem ſchon erwähnten Männchen im Herbſtkleide ſehr aͤhn⸗
lich gezeichnet. 5
Ich machte nun mit dem groͤßten Eifer Jagd auf die
andern Wieſenpieper, war auch ſo gluͤcklich, 2 Stuͤck, ein Paar,
zu erlegen; allein fie gehörten nicht zu dieſen lerchenartigen
Piepern. 5
Man ſieht aus dem Geſagten, daß dieſer Wieſenpieper
in der hieſigen Gegend der ſeltenſte unter allen iſt, welche hier
vorkommen. Er iſt nicht ſehr ſcheu, und wuͤrde deßwegen viel
oͤfterer in meine Haͤnde gekommen ſeyn, wenn er nicht ſo ſelten
waͤre. In ſeinem uͤbrigen Betragen, in ſeinem Fluge, ſeinem
Locktone und feiner Nahrung ähnelt er ganz den nahen Ver⸗
wandten. Ich fand in den erlegten ganz zerriebene Kaͤferchen
und unerkennbare Larven. Das iſt Alles, was ich von ihm
weiß. 1 8
Zergliederung der vorſtehenden Pieper.
1) Anthus acurostris. Der innere Schnabel ſehr ſchmal,
ſanft rinnenfoͤrmig mit ſcharfer nicht eingezogener Schneide; der
Gaumen roͤthlich, der Ritz weit, vorn mit einem Zaͤpfchen, dann
mit etwas erhoͤhtem, zackigem Rande und kaum bemerkbaren,
vor dem Gaumen zuſammenlaufenden Seitenleiſten; die Zunge
hornartig, aͤußerſt ſchmal, platt, unten mit einem kleinen Kiele,
vorn in Spitzchen zerriffen; der Schaͤdel ſehr wenig gewoͤlbt,
bis auf den Hinterkopf gefurcht, uͤberhaupt kurz und breit, auf
der Shen mittelbreit, am Augenknochenrande aufgeworfen, bis
auf die Hinterſtirn ſanft aufſteigend, auf dem Scheitel mit dieſer
gleich hoch, von ihm aus nach dem kaum vortretenden Hinter—
kopfe ziemlich ſteil begraͤnzt. Der Rumpf ganz wie bey den
nahen Verwandten, 17“ lang; die Luftroͤhre ebenſo, ziemlich
weich mit zarten Ringen, deutlichem Muskelapparate und Eur:
zen Aeſten; der rechte Leberlappen ſehr lang, wie bey den Ber:
wandten, die Speiſeroͤhre mittelweit, der Vormagen ſchlauch—
artig, dickhaͤutig, druͤſig, der eigentliche Magen mit deutlichen
Muskelſtaͤmmen, mehr muskelartig als bey den nahen Ver—
wandten, innwendig lederartig und runzlich; der Darm wie ein
Rabenkiel, 7“ 6“ lang mit 2 warzenartigen /“ langen, 5““
vom After entfernten Blinddaͤrmen. Einige ganz harte ſchwarze
Samenkoͤrnchen waren unverdaut in dem Darme.
2) Anthus hydrophilos. Der innere Schnabel aͤhnelt
dem des vorhergehenden, nur iſt er etwas breiter, auch der
Gaumen in dem etwas weiten Rachen hat viele Aehnlichkeit
mit dem deſſelben; allein er bildet eine muldenfoͤrmige Vertiefung,
der Rumpf, an dem die beiden letzten Rippen unter der Bruſt
liegen, die Leber und andere innere Theile wie bey den Ver:
wandten; der Schädel ziemlich ſtark gewoͤlbt, faft bis zum Hin⸗
terkopf gefurcht, auf dem Stirnbeine ſchmal, am Augenknochen⸗
rande etwas aufgeworfen, bogenfoͤrmig aufſteigend, auf der Hin⸗
terſtirn ſtark erhoͤht, auf dem Scheitel etwas hoͤher und von
da nach dem wenig vortretenden Hinterkopfe nicht ſehr ſteil be—
graͤnzt. Die Luft⸗ und Speiſeroͤhre wie bey den vorhergehenden,
der Magen mit ſchwaͤcheren Muskeln, als bey dieſem, der Darm
fo ſtark wie ein Kraͤhenkiel, 6“ 3“ lang, mit 2 warzenartigen
1“ langen, 10“ vom After entfernten Blinddaͤrmen.
3) Anthus limicola. Der innere Schnabel, dee Rachen
und die in 2 Hauptſpitzen getheilte Zunge horngelb, der Gau:
men platt mit ſchmalem, an dem Rande mit kleinen Zaͤckchen
Iſis 1841. Heft 3.
— —
—
218
beſetztem Ritz, und kaum bemerkbaren Nebenleiſten; der Kopf
mittelmäßig gewoͤlbt, die mittelbreite Stirn an dem Augenkno—
chenrande etwas aufgeworfen, bis auf die Hinterſtirn ziemlich
ſtark erhoͤht, der Scheitel kaum hoͤher als die Hinterſtirn, von
da iſt der Kopf hinten nach dem wenig vortretenden Hinter—
kopf bogenfoͤrmig begraͤnzt. Der Leib wie bey den Verwandten,
die letzte Rippe liegt unter der Bruſt, die Luftroͤhre mittelweit
mit zarten, ziemlich weichen Ringen und deutlichem Muskel⸗
apparate. Herz, Lunge, Leber, Nieren wie bey den Verwand⸗
ten, ebenſo die Speiſeroͤhre, der druͤſige, ſchlauchartige Vorma—
gen und der haͤutig muskelartige Magen, der Darm oben wie
ein Raben-, unten wie ein Kraͤhenkiel, 7“ lang, mit 2 warzen—
artigen, /“ langen, 4“ vom After entfernten Blinddaͤrmen.
Der Darm war oben mit gelblichem Brei, unten mit grau—
gruͤnlichen Exerementen angefuͤllt. Der Pieper, bey welchem ſich
dieſes Alles vorfand, war am 27. October 1837. geſchoſſen
und hatte kleine Kaͤferchen und andere Inſecten, auch Grasſaͤ—
mereyen im Magen, und wie der graugruͤnliche Koth beweiſt,
wahrſcheinlich auch zarte Pflanzenblaͤtter gefreſſen.
4) Anthus alaudarius. Der innere Schnabel eine ziem⸗
lich breite, aber flache und kurze Rinne; der Rachen mittelweit,
am Gaumen etwas muldenfoͤrmig; dieſer hat einen breiten, mit
zackigen, nicht erhöhten Rändern eingefaßten Ritz und kaum be⸗
merkbare Nebenleiſten; dieſe laufen vor dem Gaumen zuſam⸗
men und bewirken hier eine Erhoͤhung, welche in eine Mittel⸗
leiſte, die mit der ſchiefen, nicht eingezogenen Schneide auf jeder
Seite eine Rinne bildet, uͤbergeht. Der Rumpf wie bey dem
zunaͤchſt vorhergehenden; eben ſo die Zunge, nur iſt dieſe fürs
zer und breit, vorn in 2 Spitzen geſpalten. Die Luftroͤhre
weit, faſt haͤutig, aͤußerſt fein geringelt, mit deutlichem Mus⸗
kelapparate und kurzen Aeſten; die Speiſeroͤhre mittelweit, der
dickhaͤutige, drüfige Vor⸗ und der halb haͤutige, halb muskelartige
eigentliche Magen wie bey den nahen Verwandten. Der Darm
oben wie ein Raben-, unten wie ein Kraͤhenkiel, 6“ 2“ lang,
mit 2 engen, 8" vom After entfernten, ungleichen Blinddaͤr⸗
men; der eine war 2“, der andere nur 1“ lang.
(Beſchluß folgt.)
Ueber die Generationsorgane von Unio et Anodonta,
von M. Neuwyler.
[Wie an manchen andern Univerſitaͤten werden auch in
Zürich Preiſe für die Studierenden ausgeſetzt. Als im Früh:
jahr 1837. dieſes Geſchaͤft mir zugetheilt wurde, ſtellte ich fol-
gende Frage auf:
„Seit den aͤlteſten Zeiten und ſelbſt nach den vortreffli⸗
chen Unterſuchungen von Poli hielt man dafuͤr, daß die Mu⸗
ſcheln nichts als einen Eyerſtock haͤtten und daher bloß weibli—
che Thiere waͤren. Beobachtungen der neueren Zeit machen es
aber wahrſcheinlich, daß auch männliche Theile vorkommen; je:
doch bleibt es zweifelhaft, ob dieſe Thiere Zwitter oder getrenn—
ten Geſchlechtes ſind. Es ſoll daher ſowohl durch anatomiſche
Zerlegung und microſcopiſche Unterfuchnng, als durch unmittel—
bare Beobachtung der Entwickelung der Jungen entſchieden wer—
den, wie ſich die Sache verhält. — In Hinſicht auf die Ent
14 *
219
wickelung muͤſſen einzelne Muſcheln abgeſondert in Gefaͤßen
und auch zwey oder mehrere beyſammen beobachtet werden. Mer-
den maͤnnliche Organe entdeckt, ſo ſind ſie ſammt ihren Aus⸗
fuͤhrungsgaͤngen abzubilden.“
Damals kam zwar keine Beantwortung ein; ſpaͤter hat
ſich aber Herr Studioſus Neuwyler an die Löfung der Frage
gemacht, und daß dieſes nicht ohne Erfolg geſchehen iſt, er—
gidt ſich aus der hier unten ſtehenden vorlaͤufigen Anzeige.
Oken.]
Die Beſtimmtheit, mit welcher in der neueſten Zeit be-
ſonders v. Siebold und R. Wagner die Geſchlechtsver⸗
ſchiedenheit, nicht nur unſerer Suͤßwaſſerbivalven, ſondern bey—
nahe der ganzen Claſſe der zweyſchaligen Mollusken verſichern,
und das gänzlihe Schweigen Anderer, welche nicht diefer An⸗
ſicht find, veranlaßt mich, hier kurz die Reſultate meiner Unter-
ſuchungen, die ausführlicher in. den dießjaͤhrigen Denkſchriften
der allgem.] ſchweizeriſchen Geſellſchaft für die geſammten Na⸗
turwiſſenſchaften mit III Taf. Abbildungen erſcheinen werden,
mitzutheilen und auf das wahre maͤnnliche Organ, auf den
Hoden unferer Unionen und Anodonten aufmerkſam zu machen.
Bekanntlich herrſchten, ſeitdem man ſich mit der Anato⸗
mie der Muſcheln beſchaͤftigt, über die Geſchlechtsverhaͤltniſſe
dieſer Thiere alle nur moͤglichen Anſichten. So betrachteten
Mery und Koelreuter die aͤußeren Kiemen als die Ovarien
und erſterer die inneren als Saamen bereitende Organe, indem
beyde die Entwickelung des Eyes zur jungen Muſchel in den
äußeren Kiemen beobachteten, was ihnen, ohne ein anderes Or—
gan zu unterſuchen, genuͤgte, dieſe Theile als die weiblichen zu
erklaͤren. Durch Poli's vielfache, in ſeinem Prachtwerke nie—
dergelegten Unterſuchungen mußte zwar dieſe Anſicht auf der
Stelle verſchwinden, indem er bey allen Muſcheln das Ovarium,
wie es ſchon Leeuwenh oek kannte, nachwies; dagegen machte
ſich nun diejenige geltend, nach welcher die Klaſſe der Bivalven
nur aus weiblichen Thieren beſtaͤnde, fuͤr welche ſich Oken,
Blainville und Carus erklärten. Dieſe nahmen zur Ent:
wickelung der Muſcheleyer eine ſogenannte geſchlechtsloſe Zeu—
gung an, indem fie an eine Befruchtung derſelben ohne maͤnn—
liches Princip glaubten. Die Gegner dieſer Anſicht, beſonders
Prevoſt, Siebold und R. Wagner hielten dagegen die
Muſcheln fuͤr Thiere mit getrenntem Geſchlecht, weil ſie bey
einigen an der Stelle des Ovariums ein ganz aͤhnlich gebautes
Organ fanden, das aber, anſtatt Eyer oder Eykeime zu enthal-
ten, mit weißlichem, von Spermatozoen wimmelndem Safte ge⸗
füllt war; welche Beobachtung fie bewog, dieſen Zuſtand des
Ovariums als Hoden und dieſe Muſcheln als Maͤnnchen zu
erklären. j
Obgleich v. Baer noch die Vermuthung aufftellte, daß
die Muſcheln doch Zwitter ſeyn koͤnnten, indem er zu beobach—
ten glaubte, daß ein Theil des Ovariums Eyer und der an—
dere Samen entwickele; fo ſcheint ſich doch die Anſicht Pre—
voſt's, welcher zuerſt wieder nach Leeuwenhoek Sperma:
tozoen im Ovarium beobachtete, jetzt am meiſten geltend zu
machen, daß fie durch Siebold's und Wagners Unter:
ſuchung unterftügt wird und man die befruchteten Spermato—
zoen auch in andern Evertebraten nachgewieſen hatte, ſo daß ſie
nicht mehr, wie Purkinje und Valentin fruͤher vermuthe—
ten, nur vibrierende Theile des Ovarjums, ſondern wirklich, wie
220
in den Vertebraten, auch hier zur Befruchtung der Eyer noth⸗
wendig und vorhanden ſeyen. h
Allein alle dieſe Anſichten gründeten ſich auf bloße Be:
obachtung des Ovariums, und waͤhrend man dieſes von allen
Seiten unterſuchte und immer von hier Licht über die Ges
—
ſchlechtsverhaͤltniſſe zu finden hoffte, blieb das wahre maͤnnliche
Organ, der Entwickelungsort der Spermatozoen, der eigentlich Hoden,
gaͤnzlich ununterſucht, indem man ihn, nicht auf genauere Beobach⸗
tung geſtuͤtzt, ſondern allein, weil es Ofen, nach Analogie mit
dem Dintenorgan der Cephalopoden ſo vermuthete, als Niere betrach⸗
tete; beſonders noch, da Bojanus den Gefaͤßreichthum des⸗
ſelben nachgewieſen. Dieſer Hoden nehmlich iſt nichts anderes,
als die braune Druͤſe, welche Poli als ein den Kalk zur Bil⸗
dung der Schalen abſonderndes Organ beſchrieb, die von Mery
und Bojanus als Lunge, von Oken und den Neueren dage⸗
gen als eine Niere angeſehen wurde. f
Im Laufe meiner Unterſuchungen entdeckte ich in den
Roͤhrchen der zahlreichen Falten, aus denen dieſe Drüfe bey
Unionen und Anodonten gebildet iſt, die Spermatozoen, wie die⸗
ſelben von Prevoſt, v. Siebold und R. Wagner im
Ovarium dieſer Muſcheln beobachtet wurden, und bemerkte eben
ſo noch den Antheil, den ſie waͤhrend dem Legen der Eyer an
den Geſchlechtsfunctionen nimmt; indem aus ihren zwey, ſchon
von Poli gekannten Oeffnungen, waͤhrend die Eyer durch die
Oviducte austreten, ein Schleim ausfließt, der dieſelben nun
einhuͤllt. Auf dieſe Weiſe mit einander verbunden, gelangen ſie
bekanntlich in einer Reihe nach hinten, durch die weiten Oeff⸗
nungen der äußeren Kiemengaͤnge in ihren Entwickelungsort,
in die Faͤcher der aͤußeren Kiemen.
Dieſe Beobachtungen veranlaſſen mich, das braune Organ
als maͤnnliches und die Muſcheln als Zwitter zu erklaͤren, was
auch mit ihrer Stellung im Syſteme und ihren Lebensverhaͤlt⸗
niffen uͤbereinſtimmt.
Bekanntlich liegt die Hodenöffnung gerade neben der Müns
dung des Oviductes und iſt wie jene mit weißlichen Wuͤlſtchen,
die gleichſam die Stelle von Schließmuskeln vertreten, umgeben.
Der Befruchtungsact iſt daher leicht zu erklaͤren.
Spermatozoen im Hoden gebildet und die Zeit der Fortpflan⸗
zung, die beſonders bey den Unionen ſehr verſchieden iſt, vor⸗
handen, ſo legen ſich die Wuͤlſtchen ganz an einander und der
Uebergang der Saamenthierchen beginnt. Wie aber das be⸗
fruchtende Princip, bey der herrſchenden Annahme vom Ge⸗
trenntſeyn der Geſchlechter, durch die feinen Oeffnungen der
Oviducte von einem Exemplar ins andere übergehen koͤnnte,
möchte für die Vertheidiger derſelben eine nicht fo leicht zu loͤ⸗
ſende Frage ſeyn, und eben ſo waͤre wohl ſchwer zu erklaͤren,
warum die niederern Muſcheln getrennten Geſchlechtes und die
höher entwickelten Schnecken wieder Zwitter ſeyn ſollten.
Sind die
221
Ueberſicht
der gebräuchlichften Arzneymittel des Alterthums, mit beſonderer
Ruͤckſicht auf die Werke des Dioſcorides und Plinius,
von Dierbach in Heidelberg.
(Fortſetzung des Aufſatzes im Jahrgang 1840. S. 312.)
Fünftes Kapitel.
Medicamente und Nahrungsmittel aus der Claſſe
b der Ciſche und Cetaceen. -
Der Umberfiſch, Sciaena Umbra L., wird gewoͤhn⸗
lich fuͤr die Sciaena oder Umbra der Alten gehalten, waͤhrend
Andere lieber die Sciaena eirrhosa dafür angeſehen wiſſen wol—
len. Aelianus redet (Lib. IX, Cap. 7) von einem Steine,
den dieſer Fiſch im Kopfe habe; es iſt dieß aber kein Stein,
ſondern ein Knoͤchelchen, deren ähnliche von mehreren Fiſchen
als officinelle Droguen in den Apotheken aufbewahrt wurden.
Die Umberfiſche bewohnen das Mittelmeer; ſie haben ein ſchmack—
haftes Fleiſch, und zumal der Kopf wurde von den Roͤmern
fuͤr einen Leckerbiſſen gehalten; auch dienten dieſe Fiſche gleich
andern zur Bereitung des Garum. Galen rechnet die Umbra
zu den weichfleiſchigen, leicht verdaulichen Fiſchen. —
Nach Riſſo bereiten die Fiſcher um Nizza aus den Eyern
der Umbrinen, Scigenen und der Baͤrſche eine Art von ſehr
delicater Botargua, indem ſie ſolche mit Kochſalz traͤnken, ſtark
preſſen und nach einigen Tagen zum Trocknen an die Luft
haͤngen.
Der Flußbarſch, Perca fluviatilis L., ein gefraͤßiger
Fiſch der fügen Waſſer in Europa; in dem Iſter kommt er
nach Aelianus vor (Lib. XIV, Cap. 23). Auſonius ruͤhmt
in feiner poetiſchen Sprache den Barſch der Moſel:
Nec te delicias mensarum perca silebo;
Amnigenos inter pisces dignande, marinis
Solus puniceis facilis contendere mullis.
Nam neque gustus iners: solidoque in corpore partes
Segmentis co@unt: sed dissociantur aristis.
Wie die heutigen Aerzte rechnet auch Dioſcorides die Baͤrſche
zu den den Kranken zutraͤglichſten Fiſchen, die er ganz einfach mit
Waſſer abkochen und etwas Salz, Oel, nebſt Dill zuſetzen ließ. Nach
der Angabe des Apicius (Lib. X, Cap. 6) wurden die Baͤrſche
mit Pfeffer, roͤmiſchem Kuͤmmel, Zwiebeln, Damascener Pflau—
men uſw. zubereitet.
Der Lachsbarſch, Perca Labrax L. Centropo-
mus punctatus Lacepede, oder Wolf — Lupus — der Al⸗
ten, ein Raubfiſch des Weltmeeres mit wohlſchmeckendem und
geſundem Fleiſche. Man ſchaͤtzte in Griechenland zumal den
Labrax aus Megara, ſowie in Rom die in der Naͤhe der Ti—
berbruͤcke gefangenen, daher Horatius (Lib. 2, Serm. 2)
Unde datum sentis hie tiberinus, an alto captus hiet ete.
Galen macht bei Gelegenheit der Lachsbaͤrſche die Bemer—
kung, daß das Fleiſch der Baͤrſche ein duͤnnes Blut mache, und
weniger naͤhre, als das der vierfuͤßigen Thiere. Die Roͤmer
ſchaͤtzten dieſen Fiſch ſehr, und zogen ihn in Teichen; er wurde
222
theuer verkauft und beſonders der Kopf, ſo wie die gebratene
Leber geſchaͤtzt. Plinius ruͤhmt die wollenartige Weichheit und
weiße Farbe des Fleiſches. Apicius lehrt die Zubereitung einer
Paſtete (Patina de pisce lupo) aus dieſem wohlſchmeckenden
Fiſche.
Daß der Nilbarſch — Perca nilotica L. — von
Cuvier für Piscis latus der Alten gehalten wurde, iſt ſchon
oben erinnert worden.
Die Meerdroſſel und Meeramſel, Labrus Tur—
dus und Labrus Merula, ſind zwei ſehr verwandte Fiſche des
mittellaͤndiſchen Meeres, die bey den Alten ihres angenehmen
Fleiſches wegen ſehr beliebt waren, und nach Columella auch
in den Teichen gezogen wurden. Alexander Trallianus ers
waͤhnt ihrer öfters, als der Geſundheit zutraͤgliche Fiſche.
Der Meerjunker, Lahrus Julis L. oder Julis me-
diterranea Nisso iſt ausgezeichnet durch feine ſchoͤnen und glaͤn—
zenden Farben, ſo wie durch ſein zartes ſchmackhaftes Fleiſch,
weßhalb ihn Dioscorides und Galen ausdruͤcklich ruͤhmen, waͤh—
rend Aelianus (Lib. II, Cap. 45) von den giftigen und ges
faͤhrlichen Eigenſchaften dieſes Fiſches redet. Noch jetzt wird er
in Italien gegeſſen, wie Schlaͤpfer bezeugt, der ihn einen Pracht—⸗
fiſch nennt, ſehr ausgezeichnet durch feine roth und ſchwarz ge—
faͤrbten Floßfedern.
Der Papageyfiſch, Labrus Scarus L., Cheilinus
Scarus Lacepede gehörte im Alterthume zu den beliebteſten
Fiſchen; in Menge findet er ſich an den Kuͤſten Griechenlands,
von wo er zu den Zeiten des Tiberius Claudius Nero durch
beſonders dahin abgeſchickte Fahrzeuge nach Campanien gebracht
wurde, doch dauerte es lange, bis man ihn in den Fiſchteichen
zu ziehen verſtand. Die Alten glaubten, dieſer Scarus habe
nicht nur eine Stimme, ſondern es fen ihm auch das Wieder⸗
kaͤuen eigen (Oppianus de piscatione I, 131. p. 264. Edit.
Schneideri). f
Die Feinſchmecker bezeichneten das Fleiſch dieſes Fiſches
mit dem Namen des Gehirns des Jupiters, und Epicharmis
behauptete, daß die Götter ſelbſt die Exeremente des Scarus
nicht verſchmaͤhen würden; auch verſichert Martialis, die Einge—
weide ſeyen das Beſte daran, insbeſondere galt die Leber fuͤr
einen Leckerbiſſen. Der Papageyfiſch gehoͤrte zu den koſtbarſten
Gerichten der luxurioͤſen Römer, Die Eingeweide des Scarus
galten, wie Athenaͤus berichtet, für eine Speiſe, die den uns
ſterblichen Goͤttern gezieme, ſie haben einen eignen Violengrruch
und der verſchwenderiſche Aulus Vitellius ließ ſie ſogleich mit
Faſanen- und Pfauengehirn, mit Zungen des Flamingo und
aͤhnlichen koſtbaren Leckerbiſſen auftragen. — Die griechiſchen
Aerzte ruͤhmen einſtimmig den Scarus als einen eben ſo wohl—
ſchmeckenden, wie der Geſundheit zutraͤglichen Fiſch. Nach
Athenaͤus iſt er ſehr leicht verdaulich und geeignet, die Leibes—
oͤffnung zu unterhalten. Oribaſius hält ihn für den beſten
unter allen Steingrund-Fiſchen, und nach Plinius (Lib. XXXIL,
Cap. 8) diente die Leber, aͤußerlich angewandt, zur Zertheilung.
der Geſchwulſt an den Ohrſpeicheldruͤſen (Parotides).
° Luporum laudatissimi, qui appellantur lanati, a candore
mollitieque carnis. Lib. IX, Cap. 17.
223
Der Leberfiſch, Labrus Hepatus L., Serranus He-
patus Risse III, 377 wird von Galen erwähnt, und auch
von Philotimus unter den weichfleiſchigen Fiſchen aufgezaͤhlt.
Labrus nilotieus L. iſt nach Cuvier einer der Coracini
ber Alten, deren Galle, wie Plinius berichtet (Lib. XXXII,
Cap. 7) bey Augenkrankheiten aͤußerlich benutzt wurde.
Labrus Cynedo L. war ebenfalls ein den Alten bekann⸗
ter und beliebter Fiſch. N *
Der Gold⸗Seebrachſe, Sparus aurata L. Au-
rata semilunata Risso, auch Dorade genannt, war bey den
alten Roͤmern der Venus geheiligt, und wurde ſeines delicaten
Fleiſches wegen zu hohen Preiſen verkauft. Sergius, ein roͤ⸗
miſcher Patricier, nahm ſelbſt den Namen dieſes Fiſches an.
Hippius nennt ihn einen der lieblichſten und ſchmackhafteſten
von allen Fiſchen, und auch Archeſtratus ruͤhmte ihn ſehr,
nur Meniſtheus meinte, er ſey ſchwer verdaulich. Apicius er—
waͤhnt die Goldbrachſen mehrmals, und theilt die Zubereitungs⸗
art einer zu dieſem Fiſche gehoͤrigen Sauce mit.
Nach Plinius dient dieſer Fiſch als ein Mittel gegen gif:
tigen Honig (Lib. XXXII, Cap. 5).
Der kleine Seebrachſe, Sparus annularis L. oder
Aurata annularis Risso, von den Alten Sparus und auch
Ryas genannt, Sparulus des Martialis. Diphilus ſagt von
ihm, er habe ein zartes, dem Magen zutraͤgliches Fleiſch, das
auf den Urin wirke. Auch Celſus und Plinius erwähnen dies
ſen Fiſch.
Der Sackfloſſer, Sparus Pagrus L., Pagrus
Pagrus Risso hat ein ſchmackhaftes, geſundes, leicht verdauli—
ches Fleiſch, weshalb auch Dioscorides ihn zu jenen Fiſchen
zählt, deren Brühe den Kranken geſtattet werden kann. Philo—
timus und Galen ſchreiben ihm ein hartes Fleiſch zu. Nach
Strabo und Athenaͤus findet er ſich im Nil, auch iſt es einer
derjenigen Fiſche, von denen die Alten ſagten, daß ſie Steinchen
im Kopfe haͤtten.
Der rothe Seebrachſe, Sparus erythrinus La,
Pagrus erythrinus Risso; Phagros des Ariſtoteles, Ru-
bellio des Plinius, hat viele Aehnlichkeit mit der vorigen Art,
und duͤrfte ihr wohl auch in Hinſicht der Eigenſchaften nahe
kommen. Wenn man nach Plinius dieſen Fiſch im Weine fau⸗
len laͤßt, fo dient er als ein Mittel gegen die Trunkſucht.
Der Zahnbrachſe, Sparus Dentex L., Dentex vul-
garis Risso. Abermals einer der wohlſchmeckendſten und be—
liebteſten Fiſche des mittellaͤndiſchen Meeres, den die alten Roͤ—
mer wohl zu ſchaͤtzen wußten, indem Apicius ihn in feinem
Kochbuch auf verſchiedene Weiſe zuzubereiten lehrt; man ſpeiſte
ihn mit einer Sauce von Honig, Wein, Oel, mit Pfeffer, Co⸗
riander, Raute, Minze uſw.
Der Laxirfiſch, Sparus Maena L., Smaris Maena
Ieisso, Mendole der Franzoſen, ein im mittellaͤndiſchen und
atlantiſchen Meere gemeiner Fiſch. Das aus demſelben bereitete
Garum rühmt Dioscorides (Lib. II, Cap. 31) als ein Mit:
tel bei Mundfäule, und den verbrannten Kopf zum Einſtreuen
bei kallöſen. Schrunden. Galen verwendete zu gleichem Ge:
brauche die eingeſalzenen und dann verbrannten Koͤpfe. Nach
—
224
Plinius wurde die Asche dieſes Ficches mit Honig vermischt
bei der Braͤune benutzt. Die Brühe des geſalzenen Laxirfiſches
mit Ochſengalle gemiſcht in die Nabelgegend eingerieben, diente
als Abfuͤhrungsmittel (Plinius Lib. XXXII, Cap. 9).
Der Pikarel, Sparus Smaris L., Smaris Smaris
Risso; Gerres der Römer, Giroli und Gerruli im Venetia⸗
niſchen, Garou an den Seekuͤſten von Frankreich. Dieſer letz⸗
tere Name iſt charakteriſtiſch, denn er ſtammt wohl von dem
altroͤmiſchen Garum ab, das auch aus dieſem Fiſche bereitet
wurde, und wohl dürfte Garrus piscis des Plinius ebenfalls
hierher gehören. In Sardinien iſt der Pikarel ſehr beliebt und
wird ſehr gerne gegeſſen, auch ſoll er den Sardellen an Wohl⸗
geſchmack nichts nachgeben. Das Garum diente als Zuthat
zu verſchiedenen Speiſen, um ſie pikanter zu machen; es wurde
bereitet, indem man die Fiſche in Salzwaſſer mit hinzugeſetzten
Gewürzen faulen ließ. So erhielt man eine ſchwarze ſcharfe
Bruͤhe, von deren ſchlimmem Geruche Seneca und Suidas
reden. Nach Riſſo heißen die jungen Pikarels Gavarons; ſie
dienten ehedem als Baſis zu der den Römern wohbekannten
Sauce, die ſie Garum nannten. Vielleicht benutzte man zu
demſelben Zwecke auch die Smaris Gora, deren Fleiſch zumal
laͤnger aufbewahrt einen widerlichen Wanzengeruch annimmt. —
Alexander Trallianus ſagt von dem Pikarel, er ſey einer
der wenigen Fiſche, deren Fleiſch eine adſtringirende Eigenſchaft
beſitze. Dioscorides empfiehlt das Auflegen des geſalzenen Pi⸗
karels als ein Hilfsmittel bey Scorpionsſkich; die Kohle des ver⸗
brannten Kopfes empfiehlt er bei ſchlimmen Geſchwuͤren, Warzen
und ähnlichen Auswuͤchſen. Der Pikarel mit Gerſte oder Fen⸗
ai gekocht iſt nach Plinius ein Mittel zur Vermehrung der
ilch. a
Der Salpa⸗-Fiſch, Sparus Salpa L. oder Boops
Salpa Risso, Saupe der Franzoſen, ein Bewohner des mittel⸗
laͤndiſchen Meeres, deſſen Fleiſch aber nicht ſehr geſchaͤtzt iſt.
Die Salzbruͤhe von dieſem Fiſche diente mit Charpie applicirt
nach Plinius zum Reinigen der Geſchwuͤre (Lib. XXXII,
Cap. 10). ö
Der Schwarzſchwanz oder die Oblade, Sparus
Melanurus L. oder Boops Melanurus Risso; piseis ocu-
latus der Roͤmer, ein gemeiner zur Speiſe beliebter Fiſch des
mittelländifchen Meeres. Plinius führt piscis oculata und
Melanurus an, fo daß er vielleicht zwei verſchiedene Fiſche mit
dieſem Namen bezeichnete. Hiceſius vergleicht den Schwarz⸗
ſchwanz mit dem Sargus, doch ſey er weniger wohlſchmeckend,
als dieſer; indeſſen de gustibus non est disputandum. In
den hippokratiſchen Schriften kommt er unter denjenigen Fiſchen
vor, welche Epileptiſche nicht eſſen ſollen. \
Der gemeine Boops, Sparus Boops L. ober
Boops vulgaris Risso. Ein ſehr verbreiteter Seefiſch, der
nach Diphilus eine ſehr geſunde Speiſe abgiebt, und einfach
geſotten zubereitet, leicht verdaulich iſt, jedoch auf gluͤhenden
Kohlen geroͤſtet, ſchmackhafter wird. Nach Brujerinus wird er
in der Provence eingeſalzen, und in Lorbeerblaͤtter eingewickelt,
weit verſchickt. Um Nizza laſſen, wie Riſſo berichtet, die Fi⸗
ſcher das Bildniß des Bogue (Boops) in Silber faſſen und
haͤngen es an be auf, in der Hoffnung, nun einen
reichen Fiſchfang zu machen. a
225
Der gemeine Sargus, Sparus Sargus L. oder
Sargus vulgaris Risso. Ein ziemlich großer, häufig im mit—
tellaͤndiſchen Meere vorkommender Fiſch mit hartem, trocknem
und deshalb nicht ſehr angenehmem Fleiſche. Archeſtratus,
ein beruͤhmter Feinſchmecker des Alterthums, pflegte ihn gebraten
und warm mit Kaͤſe und Eſſig zu ſpeiſen; weichere Fiſche da—
gegen ſollen mit Salz und Oel zugerichtet beſſer werden.
Der gemeine Cantharus, Sparus Cantharus L.,
Cantharus Tanuda Risse. Ein ſchon dem Ariſtoteles bes
kannter Seefiſch, den auch Plinius anfuͤhrt, von deſſen Eigen—
ſchaften aber die alten Aerzte vielleicht ſchon deswegen ſchweigen,
weil er in der Rrgel ſich in dem Schlamme der Meereskuͤſten
aufzuhalten pflegt, und deshalb fuͤr ungeſund gehalten wurde:
fein Fleich iſt übrigens weich und von ſchlechtem Geſchmacke.
Der Caſtagnau, Sparus Chromis L., iſt nach
Cuvier einer der Coracini der Alten, von denen ſchon oben die
Rede war. Zisso beſchrieb ihn unter dem Namen Chromis
castanea. 2
Der Goldkarpfe, Coryphaene Hippurus L., auch
Stutzkopf und Dorade genannt, ein in den gemaͤßigten und
warmen Meeren in großen Zuͤgen vorkommender Fiſch, mit
ſchmackhaftem Fleiſche, ſo lange er jung iſt. Plinius erwaͤhnt
ihn einigemal, doch ohne etwas hierher Gehoͤriges mitzutheilen.
Die Herren Meras und Lens berichten, das Fleiſch dieſes Fi—
ſches ſey von den Alten ſehr geſchaͤtzt worden und Plinius habe
es als ein Mittel gegen giftigen Honig empfohlen, welche Stelle
ich nicht finden konnte.“
Die Klieſche, Pleuronectes Limanda L. Citharus
der Alten, Hippoglossus Citharus Risso, bewohnt das Mit⸗
telmeer, wie das baltiſche und den atlantiſchen Ocean, ein im
Alterthum dem Apoll geweihter, dem Rhombus verwandter
Fiſch, wie dies Galen ſchon wahrnahm; er hielt das Fleiſch der
Klieſche im Allgemeinen fuͤr gut und der Geſundheit zutraͤglich.
Die Zunge, Pleuronectes Solea L. oder Solea vul-
garis Risso, wird ebenfalls von Galen öfters angeführt und
gehoͤrt auch in der That zu den ſchmackhafteſten Fiſchen, der
vielleicht deshalb in England die Meeres-Koͤnigin heißt; die
Franzoſen nennen ihn See-Rebhuhn unb auch in Italien ſagt
man, die Zunge fei unter den Fiſchen, was das Rebhuhn un:
ter den Voͤgeln. Die Roͤmer zogen die Zunge in ihren Fiſch—⸗
teichen und Apicius giebt (pag. 28) die Zubereitungsart dieſes
wohlſchmeckenden Fiſches an. Bey Athenaͤus ruͤhmt ein Schma⸗
rotzer die Zunge als eine goͤttliche Speiſe.
Der Glattbutt, Pleuronectes Rhombus L., Psetta
der Griechen, Passer der Roͤmer gehoͤrte zu den beliebteſten
Fiſchen, und nicht minder der Steinbutt, Pleuronectes
maximus L., der wahre Rhombus der Alten; ſeines weißen,
feſten und doch ſaftigen delicaten Fleiſches wegen hat man dies
ſen Fiſch bisweilen auch Meerfaſan oder Waſſerfaſan
genannt. Beide Arten von Pleuronectes ſcheinen öfters ver:
Auch Sparus aurata trägt den Namen Dorade, und mit
dem Namen Goldkarpfen belegt man auch den in China
einheimiſchen bei uns in Teichen und in Zimmern gezoge⸗
nen Goldfiſch oder Silberfiſch (Cyprinus auratus), ſo daß
Verwechslungen allzuleicht moͤglich ſind.
Iſis 1841. Heft 3.
226
wechſelt worden zu ſeyn, fo daß namentlich das, was davon in
den Schriften der Alten vorkommt, nicht immer beſtimmt ge:
deutet worden u
Die beften Rhombi bezogen die Römer aus Ravenna,
auch wurden fie in beſondern Teichen erhalten. Titus Fla—
vius Domitianus, Sohn des Veſpaſian und Bruder des Ti—
tus, durch ſeine Ausſchweifungen und Hang zur Grauſamkeit
bekannt, erhielt einen Rhombus aus Ankona, und dieſes Ereig—
niß war ihm ein ſo wichtiges, daß er Rom's erleuchteten Senat
in der Nacht verſammelte, um zu deliberiren, wie dieſer koͤſtliche
Fiſch am beſten zubereitet werden muͤſſe. Ein ſehr großes Exem⸗
plar mochte Martialis meinen, indem er ſagt:
Quamvis lata gerat patella Rhombum:
Rhombus latior est tamen patella.
Die gemeine Makrele, Scomber Scomber L.
Maquereau der Franzoſen, ein ſehr bekannter Fiſch, der im
Fruͤhjahre in großen Schaaren an die europaͤiſchen Kuͤſten kommt,
und ein, zumal im friſchen Zuſtande, ſehr ſchmackhaftes Fleiſch
liefert, das die Alten wohl kannten, indem Hicefius es für gut
naͤhrend und zutraͤglich erklaͤrt. Auch Martialis erwaͤhnt die
Makrelen mehrmals
Quod si non scombris scelerata poemata dones
und an einer andern Stelle
Nee scombris tunicas dabis molestas.
Von den Makrelen bereitete man nach Athenaͤus und Plinius
des beſte Garum oder Liquamen, von dem ſchon oben bey dem
Pikarel die Rede war, deſſen Bereitungsart aber verſchieden an—
gegeben wird, denn außer der oben angegebenen Methode ſoll man
es dadurch gewonnen haben, daß man die Eingeweide der Fiſche
einſalzte, auspreßte, und Pfeffer, Saturei und andere wohlrie⸗
chende ſcharfe Kräuter zuſetzt.“ Das beſte Garum kam aus
Carthago iberica, weshalb die Makrele auch Piseis ibericus
hieß; eine beſonders beliebte Sorte wurde auf einer dortigen
Inſel bereitet, weshalb dieſe auch mit dem Namen Scombraria
oder Makrelen Inſel belegt wurde. Nach Plinius wurden in
Manestania und Carteja baetica eine Menge Makrelen ges
fangen, lediglich nur, um fie zur Garum Bereitung zu verwen⸗
den. Die griechiſchen Schriftſteller uͤber Landwirthſchaft reden
von einem Garum, das man blos durch Kochen der geſalzenen
Fiſche mit Origanum darftellte. Bisweilen wurde auch das
Blut der Thunfiſche, ſowie der Makrelen dazu verwendet, daher
ſagt Martialis
Expirantis adhuc scombri de sanguine primo
Accipe fastosum, munera cara, garum.
Es wurden uͤbrigens noch mehrere Fiſche zu dieſer ſo beliebten
pikanten Leckerei verwendet, wie Clupea enchrasicolus, Sciaena
Umbra, Sparus Smaris, Scomber Trachurus, aus welchem
zu Conſtantinopel zu den Zeiten des Belon die beſte Sorte ger
wonnen wurde. Auch Sparus Maena, Arten von Gobius,
Silurus Glanis uſw. verwendete man dazu. Man hatte auch
ein ſehr koſtbares ſchwarzes Garum, von dem ſpaͤter bey den
Conchylien die Rede ſeyn wird. Nach Apicius wurde dieſe
ſcharfe Fiſch⸗Sauce ungemein vielen Speiſen zugeſetzt, um ihnen
einen pikanten oder haut gout zu geben; und obgleich dieſe
* Man vergleiche Apicius edit. Bernhold, p. 185.
15
227
Sauce nichts weniger als angenehm roch, wie man von Fiſch⸗
theilen, die der Faͤulniß nahe ſind, ſchon denken kann, ſo gab
es doch Perſonen, die dies Garum in Flaͤſchchen von köͤſtlichem
Onyr bei ſich trugen, wie man heut zu Tage Flacons mit koͤl⸗
niſchem Waſſer oder andern wohlriechenden Fluͤſſigkeiten gefüllt,
zu benutzen pflegt. Auch bloße Makrelenſtüͤcke ließ man in Eſſig
faulen, um diefe ſtinkende Fluͤſſigkeit bei hyſteriſchen Ohnmach⸗
ten als Riechmittel zu gebrauchen (Plinius XXXII, 10).
Dies ſind wohl die pretiosas malorum piscium sordes, von
denen Seneca redet.
Garum mit Waſſer gemiſcht hieß Hydrogarum „ mit
Wein Oenogarum, mit Eſſig Oxygarum, mit Oel Elaeoga-
rum. Man pflegte es auch nach Plinius fo zu verduͤnnen,
daß es getrunken werden konnte (Plinius XXXI, 8). Der
Ruͤckſtand, wenn man das reine Garum abgegoſſen hatte, hieß
Alex und wurde gegen die Schafraͤude gebraucht.
Sonſt wurde das Garum vielfältig noch als Medikament
angewendet: Celſus bemerkt, daß es den Stuhlgang befoͤrdere,
aber ſchlechte Saͤfte mache. Dioscorides benutzte es bei Wun⸗
den und Geſchwüren, zumal ſchlimmerer Art, und dieſe Anwen⸗
dung ſcheint ſehr verbreitet geweſen zu ſeyn; ſelbſt bei innern
Vereiterungen wurde es verordnet, was an den in neuern Zeiten
beliebten Gebrauch der Haͤringe gegen die Kehlkopfsſchwindſucht
erinnert. Plinius ruͤhmt das Garum auch bey friſchen Ver⸗
brennungen, und faſt als ein Univerſalmittel in allen Ohren⸗
krankheiten, namentlich bey Otalgie und Geſchwuͤren im Ges
hörgange; es wurde dazu die beſte Sorte (excellentis socio-
rum * Garum) mit Honig und Eſſig gemiſcht auf gelindem
Feuer bis zur gehörigen Conſiſtenz eingekocht, und noch warm
in den innern Gehoͤrgang gebracht.
Die kleine Makrele, Scomber Colias L. Ein
an den Kuͤſten des mittellaͤndiſchen Meeres ſehr gemeiner Fiſch,
Kalias des Ariſtoteles, Sauros des Galen, Lacertus des Celſus,
Plinius und Apicius uſw.; er iſt kleiner als die gemeine Ma⸗
krele, aber ihr ſonſt ſehr aͤhnlich. Nach Cloquet iſt es dieſer
Fiſch, von dem die Alten das Salzfleiſch aus Cadix erhielten,
und das in den hippokratiſchen Schriften als ein Mittel gegen
Milzkrankheiten empfohlen wird. Auch Celſus erwaͤhnt, daß
dieſer Fiſch der gemeinen Makrele ähnlich ſey, gar häufig ges
geſſen werde, und zum Einſalzen ſich beſonders eigne. Apicius
redet mehrmals von dieſer kleinen Makrele und giebt verſchiedene
Methoden an, dieſelbe ſchmackhaft zuzubereiten, namentlich ein
Jus in lacertos elixos in pisce asso (Lib. Cap. 9).
Mit den Abgaͤngen des Lacertus fuͤtterte man nach Cos
lumella die Bewohner der Fiſchteiche, auch war dieſer Fiſch eine
gemeine, ſelbſt bey aͤrmeren Leute nicht ſeltene Speiſe, deren
Martialis an mehreren Orten ſeiner Schriften gedenkt; ſo ſagt er:
Prima tibi dabitur ventri laetuea movendo
Utilis, et porris fila resecta suis.
Mox vetus, et tenui major cordilla lacerto,
Sed quam cum rutae frondibus ova tegant.
An einem andern Orte heißt es wieder
* Sociorum dicebatur ab equitibus Romanis, societate junctis,
vestigalia quaelibet curantibus. Vid. Plin. XXXII, Cap, 7.
ten fie dem Neptun zum Danke geeignete Opfer dar.
228
Seeta coronabunt rutatos ova lacertos.
Man ſieht daraus, daß dieſe Makrele öfters mit Eyern und
Raute geſpeiſt wurde. ;
Der gemeine Thunſiſch, Scomber Thynnus L.
oder Thynnus mediterraneus Risso. Ein bekannter großer
Fiſch des mittellaͤndiſchen und ſchwarzen Meeres, im Alterthume
der Diana gewidmet; auf Hochzeiten mußte davon gegeſſen wer⸗
den, weil er das Symbol ehelicher Treue war. Wenn die Fi⸗
ſcher gluͤcklich bey dem Fange des Thunfiſches waren, ſo 19 —
ie
Thynni von Antipolis waren im Alterthum ſehr berühmt, ob-
gleich man ſie noch immer den Makrelen nachſetzte; darauf be⸗
ziehen ſich die Worte des Martialis
Antipolitani fateor sum filia Thynni
Essem si Scombri, non tibi missa forem.
Am beliebteſten war der eingeſalzene Thunfiſch, und ſo verbrei⸗
tet, daß, wenn in den Schriften der Alten von Salsamentum
die Rede iſt, in der Regel der marinirte Thunfiſch darunter
verſtanden werden muß. Die Lacke von dieſem Salzſiſche,
Saumure der Franzoſen, Muria der Alten, [diente gleich dem
Garum, um manchen Speiſen einen pikanten Geſchmack mit⸗
zutheilen. Aus Antipolis, Thurium und Dalmatien wurde vor⸗
zuͤglich gute Muria bezogen. Horatius ruͤhmt die aus Byzanz
Quod pinguis miscere mero, muriaque decebit
Non alia, quam qua Byzantia putruit orca.
Das Salsamentum, Omotarichon der Griechen, iſt, wie
Dioscorides ausdruͤcklich ſagt (Lib. 2, Cap. 35), das eingeſal⸗
zene Fleiſch des Thunfiſches. Nach Xenokrates werden vorzugs⸗
weiſe die Halsſtuͤcke dazu verwendet. Die einzelnen Theile des
geſalzenenen Fiſches belegte man mit beſondern Namen; man
hatte Horaea und Melandrya, welche letztere bretterartig gepreßte
Stuͤcke waren; auch Cybia und Elecatona hießen fie nach
den Orten, von denen man ſie brachte. Was uns im Norden
Stockfiſch, Kabliau uſw. ſind, das waren den Alten die Thun⸗
fiſche, doch ſind auch dieſe in Frankreich und Italien auf man⸗
cherlei Weiſe zubereitet, noch immer beliebt, wenn gleich der
Thunfiſchfang jetzt nicht mehr in dem Umfange betrieben wird,
wie ehedem. Die Hauptzeit des Fanges faͤllt in die Monate
April bis Juni, was an manchen Orten Italiens Veranlaſſung
zu Volksfeſten wird. Zwar wird der Fiſch auch friſch ver⸗
ſpeist, aber bey weitem die größere Menge haut man in Stuͤcke,
richtet ſie mit Salz, Pfeffer, und andern Gewuͤrzen zu, und
verſchickt fie, zwiſchen Lorbeerblaͤtter gelegt, in Faͤſſern (Mac
Culloch).
Geſalzener Thunfiſch wurde als eine ſehr verbreitete und
Volksſpeiſe von den alten Aerzten wohl beachtet. Enthydemus
ſchrieb ein eigenes Buch de Salsamentis. Eelſus hält dieſe
Speiſe im Ganzen nicht für zutraͤglich, weil fie die Säfte ver⸗
derbe (Salsamentum omne mali succi est): bey der Mahl⸗
zeit ſoll man Salzfiſche im Anfange, namentlich vor anderm
Fleiſche eſſen; ſolche Perſonen aber, die an Krebsgeſchwuͤren lei⸗
den, ſollen ſie ganz meiden (Lib. VII, Cap. 27), wogegen bey
Vergroͤßerungen und Verhaͤrtungen der Milz der geſalzene Thun⸗
ſiſch mit Nutzen gegeben werden koͤnne (Lib. IV, Cap. 9).
Alexander Trallianus widmete dieſem Gegenſtande beſondere
Aufmerkſamkeit (Lib, XII, p. 756). In allen Krankheiten,
‚229
fagt er, die von einem ſchwargalligen Zuſtande abhängen, und
in welchen die Magenſaͤfte krankhaft vermindert ſind, zumal bey
Complicationen mit Infarctus der Milz find Salzfiſche (aAuv-
og) anzuwenden, am zweckmaͤßigſten diejenige Sorte, welche
Encanthera genannt wird, fo wie die Puridia der Alexandri⸗
ner, die Menomaenia und Membridia. Dabey ſey aber zu
beobachten, daß der Kranke nach eingenommener Salzſpeiſe ſich
gewöhnen muͤſſe, den Durſt zu ertragen und kein Getraͤnk zu
ſich nehme, damit das Mittel auch gehoͤrig wirken koͤnne. Auf
dieſe Art will Alexander ſehr eingewurzelte Krankheiten gluͤcklich
gehoben haben, auch duͤrfte es wohl der Mühe werth ſeyn, den
dieſen Gegenſtand behandelnden Abſchnitt vollſtaͤndig nachzuleſen.
Es iſt uͤbrigens dieſe Kurart nichts anderes, als die beruͤhmte
Drimyphagia der Methodiker, die den Zweck hatte, zaͤhe klebrige
Saͤfte und Stockungen aufzuloͤſen und auszuführen. Auch in
den hippokratiſchen Schriften werden Salzfiſche insbefondere ges
gen gewiſſe Formen von Auszehrung empfohlen.
Junge Thunfiſche hießen bey den Roͤmern Cordyla, und
ihre Zubereitung zur Speiſe lehrt Apicius (Lib. IX, Cap. 10),
und zwar ſowohl die des friſchen als auch die des geſalzenen
Fiſches.
Gewoͤhnlich wird der Bonnetfiſch, Scomber Pelamis
fuͤr den Pelamys der Alten gehalten, allein dieſe begriffen unter der
bemerkten Benennung nichts anderes, als noch nicht ganz aus—
gewachſene Thunfiſche, und gerade dieſe waren es, welche man
vorzugsweiſe einzuſalzen pflegte, und auch von ihnen iſt in den
Schriften des Apicius wiederholt die Rede.
Das friſche Fett der Thunfiſche ruͤhmte Attalus gegen
Geſchwuͤre (Plinius XXXII, 8).
Der ſardiniſche Thunfiſch, Scomber Sarda Bloch,
Thynnus Sardus Risso, wurde, wie es ſcheint, von den Als
ten nicht für eine beſondere Art angeſehen; vielleicht wurde ges
rade von ihr das Salsamentum sardicum bereitet, welche Sorte
er fuͤr die beſte aller Salzfiſche hielt; ſeiner Angabe nach kom⸗
men die Pelamides, die Myli und Graculi alle aus dem Pon-
tus euxinus *, woher damals eine Menge von Salzfiſchen nach
Rom gebracht wurden, die man jedoch immerhin weniger, als
die ſardiniſchen und iberiſchen ſchaͤtzte, indem dieſe allezeit ſich
durch Weichheit und Wohlgeſchmack auszeichneten. (De alimen-
toxum facultatibus III, 31.)
Der blaue Thunfiſch, Scomber Amia Bloch
(non Linnaei) iſt nach Hippolyt Cloquet der Glaukos des
Ariſtoteles; er bewohnt das Mittelmeer, und liefert ein Fleiſch,
das noch beſſer ſeyn ſoll, als das des gemeinen Thunfiſches.
Die Alten ruͤhmten insbeſondere den Kopf dieſer Art, und Ar—
cheſtratus fchaͤtzte uͤberhaupt den vorderen Theil des Körpers.
Philotimus und Galen zaͤhlen den Glaukos zu den hartfleiſchi⸗
gen Fiſchen und vielleicht hatten ſie darunter den Squalus
glaucus verſtanden.
ueber die bei den Alten gebräuchlichen Salzfiſche und über
den Handel mit denſelben bei den Griechen und Römern
ſchrieb Köhler eine ſchaͤtzbare Abhandlung, betitelt Tagıyos,
ou Recherches sur histoire et les antiquites des Peche-
ries de la Russie m£ridionale; in Mem. de l' Académie des
Sciences de Saint Petersbourg Sixieme Serie. Sciences
politiques etc, Petersbourg 1832. Vol. 1. p. 347.
——ů—
—
230
Die Amia der Alten koͤnnte man wohl auf Scomber
Amia L. (non Bloch) beziehen. Philotimus und Galen rech⸗
nen die Amia zu den weichfleiſchigen Fiſchen, und nach Hice⸗
ſius liefert fie eine geſunde Speiſe; Archeſtratus ruͤhmt zumal
die im Spaͤtjahre gefangenen.
4
Nach Schlaͤpfer genießt man in Neapel häufig den ſtahl⸗
grauen Scomber pelagicus, deſſen Fleiſch oft von einer Art
Bandwurm ganz durchbohrt iſt; da es aber dadurch zarter und
ſchmackhafter wird, fo iſt dieſer zerfreſſene Fiſch beſonders beliebt.
Der Stöder oder die Baſtard-Makrele, Scomber
Trachurus L. oder Caranx Trachurus Risso, findet ſich in
der Nord- und Oſtſee, ſowie im Mittelmeere; es hat dieſe Art
kein ſo fettes und wohlſchmeckendes Fleiſch, wie die vorigen,
das auch Philotimus uod Galen hart nennen, und Diocles
trocken fand. In Italien bratet man den Stoͤcker und kommt
ſo unter dem Namen Frittura auf den Maͤrkten in Rom haͤu⸗
fig vor.
Der Schwertfiſch, Xiphias gladius L., findet ſich
gleich den vorigen in der Nord- und Dftfee, ſowie im Mittels
meere und ſelbſt im ſuͤdlichen Ocean; es iſt Xiphias der Grie⸗
chen, Gladius der Roͤmer, Cornuta des Apicius; auch traͤgt
dieſer Fiſch den Namen Imperator, Thranis uſw. Die Alten
rechneten ihn irriger Weiſe zu den Cetaceen, denen fie überhaupt
ein hartes, nicht leicht verdauliches Fleiſch zuſchrieben. Apicius
fuͤhrt eine Sauce an, mit der dieſer Fiſch zubereitet werden ſoll; ſie
enthält Wein, Eſſig, Oel, Garum, Pfeffer uſw. In der Pro:
vence und in Italien zieht man dieſe Art den Thunfiſchen vor,
und in Neapel ſind beſondere Fleiſchbaͤnke zum Verkaufe des
Schwertfiſches beſtimmt.
Der Sonnenfiſch, Goldfiſch oder Heringskoͤnig,
Zeus Faber L., auch Sanet Petersfiſch genannt; er iſt aus⸗
gezeichnet durch ſeinen goldglaͤnzenden Leib mit einem braunen
Flecke an der Seite, den Gläubige von den Fingern des heilis
gen Petrus ableiten, wie Buffon erzaͤhlt, waͤhrend Brujerinus
daſſelbe von dem heiligen Chriſtoph berichtete. Columella und
Plinius rechnen dieſen Heringskoͤnig zu den vorzuͤglichſten Fiſchen,
und darum mag er wohl den Namen Zeus erhalten haben.
Auch der Sauruͤſſelfiſch, Zeus Aper L. oder Capros
Aper Risso, war den Alten wohl bekannt.
Der Barbierfiſch, Ailopon Anthias Risso, iſt nach
Rondelet die wahre Anthia der Alten; bey den Griechen war
dieſer Fiſch, wie Riſſo erinnert, das Symbol einer geheiligten
Gottheit. Die ſchoͤnen Farben, welche feinen Körper zieren, ges
hen vom dunkelſten Roth bis zum zarteſten Roſa uͤber, und
das Ganze iſt wie mit einem ſilberglaͤnzenden und goldgeſtreif—
ten Firniß uͤberzogen. Nach Hicefius| find zwar dieſe Fiſche
wohlſchmeckend, bekommen jedoch einem ſchwachen Magen nicht
am beſten.
Der Drachenkopf, Scorpaena Porcus L., lebt haͤu⸗
fig an den Küften des Mittelmeeres und verwundet nicht fels
ten durch ſeinen Stachel, er iſt daher wohl der See-Scorpion
(Scorpio marinus) der Alten, nicht aber Cottus scorpius L.,
da dieſe Art im mittellaͤndiſchen Meere kaum yorkommt. Im
ſuͤdlichen Frankreich kennt man den Drachenkopf unter dem
Namen Rascassa, Hiceſius ruͤhmt dieſen Seeſcorpion als einen
231
ſehr wohlſchmeckenden, gut naͤhrenden Fiſch, und Galen erinnert,
daß man ſich deſſen in allen Faͤllen bedienen koͤnne, wenn man
keine Steingrundfiſche bey der Hand habe. Nach Riſſo iſt das
Fleiſch der Scorpaͤnen, namentlich von Scorpaena porcus, S.
Scrofa und S. lutea ſehr geſchaͤtzt und dient zum täglichen
Gebrauche, wie denn ſchon Apicius von der Zubereitung dieſes
Fiſches ſpricht (Lib. 10. Cap. 13.); auffallend iſt es darum,
daß Goldfuß von der Scorpaena Porcus ſagt, ſie habe ein
mageres und zaͤhes Fleiſch.
Nach Dioſcorides (L. 1. p. 173.) und Plinius [XXXII.
7.) diente die Galle dieſes Fiſches, mit attiſchem Honig ge⸗
miſcht, gegen anfangende Verdunkelung der Augen, es wurde
von dieſer Miſchung etwas uͤber den andern Tag eingerieben.
Nach Plinius toͤdtete man auch den Fiſch in Wein, und ließ
dann dieſen Wein als ein Mittel gegen Leberleiden trinken.
In die Gruppe der Scorpaeniden gehört auch die Gat—
tung Serranus, in welcher die Channa oder Hiatula der Alten
zu ſuchen ſeyn dürfte; am beſten paßt noch Serranus Scriba
Risso III. 374. Man zaͤhlte die Hiatula zu den geſunden
und ſchmackhaften Fiſchen.
Das Petermaͤnnchen, Trachinus Draco L., lebt
in der Nord- und »ſtſee, ſowie im Mittelmeere.
cheln der Nackenfloſſen verwunden leicht, und Dioſcorides raͤth,
auf ſolche Wunden zur Heilung das Fleiſch des Fiſches ſelbſt
zu legen. Dieſes iſt nach Philotimus und Galen hart, ſchwer
verdaulich, und erzeugt zaͤhe, ſcharfe Saͤfte. Die Roͤmer nann⸗
ten dieſen Fiſch Draco und auch Araneus. Riſſo unterſchei⸗
det als beſondere Art Trachinus lineatus, der er den Namen
Araignée beylegt.
Der Sternfeher, Uranoscopus scaber Bloch. Lebt
an den Kuͤſten des Mittelmeeres, wo er unter Seegewaͤchſen ſich
aufhält. In den Schriften der alten Griechen kommt er unter
den Namen Kallionymus und Hemerocostes vor. Appianus
ſagt, er ſey der laͤngſte und duͤnnſte unter den Fiſchen; ſeine
Augen haͤtten eine ſolche Lage am Kopfe, daß ſie immer nach
dem Himmel gerichtet ſeyen (woher auch der Name Uranosco-
pus rührt). Den ganzen Tag ſchlafe er im Sande, und nur
bey Nacht irre er herum, weßhalb man ihn auch die Fleder—
maus nenne. Noch weiß Oppianus Wunderdinge von der Ge—
fraͤßigkeit dieſes Fiſches zu erzählen. Schon Ariſtoteles erwähnt,
daß der Sternſeher ungemein reich an Galle ſey, und Aelius
bringt deßhalb noch mehrere Zeugniſſe bey; fo ſage Menander
in Meſſenia: Facio te habere fel Callionymo copiosius,
und Anaxippus Me si moveas, et sicut Callionymi fervere
efficias omne fel. a
Dioscorides (II. 96.) Plinius (XXXII. 7.) und Andere
ruͤhmen die Galle des Sternſehers als ein Mittel gegen ver—
ſchiedene Augenkrankheiten; auch das Fett benutzte man zu glei—
chen Zwecken, und Plinius bemerkt im Allgemeinen, das Fett
der Seefiſche und Flußfiſche, mit Oel und Honig gemiſcht, diene
gegen Augenſchwaͤche.
Der Schleimfiſch, Blennius Phyeis L., an den fel⸗
ſigen Ufern des mittellaͤndiſchen Meeres lebend, wird von Galen
zu den der Geſundheit zutraͤglichen und leicht verdaulichen Spei⸗
ſen gerechnet; auch nach Diphilus von Siphnos iſt die Fuca
Die Sta⸗
232
u zarter Fiſch, der aber nur ganz friſch gefpeift werden
muß. 1 8
Der Meer haſe, Blennius Lepus Lacepède oder B.
ocellaris L. lebt gleich dem vorigen zwiſchen Felſen an den
Geſtaden des Mittelmeeres, und darf nicht mit der Aplysia
depilans verwechſelt werden, ein Weichthier, das denſelben Na⸗
men traͤgt. Man hat den Blennius Lepus als ein Lithon-
tripticum geruͤhmt, auf eine Stelle bey Plinius (Lib. XXX.
Cap. 9.) ſich ftügend, die aber nur zweifelhaft hierher zu bezie⸗
hen ſeyn duͤrfte.
Der Exocoetus der Alten iſt nach Jacobs (Editio Aelia-
ni Bd. 2. p. 325.) eine Art Blennius, die davon ihren Na⸗
men erhielt, weil ſie des Nachts zum Schlafen an das Land
kommen ſoll, und alſo mit dem Exocoetus exsiliens der Neues
ren, oder dem fliegenden Fiſche nicht fuͤr einerley gehalten wer⸗
den kann. N 7
Die Meerleyer, Trigla Lyra L., nicht zu verwech⸗
fen mit Callionymus Lyra, wird öfters von den Alten ers
waͤhnt, aber ihres harten und zaͤhen Fleiſches wegen wurde fie
eben nicht geſchaͤtzt.
Der Meerkukkuk, Trigla Cuculus L., wird von
Ariſtoteles, Plinius und Anderen angefuͤhrt. Philotimus, Ga⸗
len und Aetius ſtimmen darinn uͤberein, daß dieſer Fiſch ein
hartes, ſchwer verdauliches Fleiſch habe.
Der Meerfalke, Trigla Milvus L., hat nach Athe-
naͤus gleich den vorigen ein trockenes und hartes Fleiſch.
Die Meerſchwalbe, Trigla hirundo L., wird von
Speuſippus mit der Trigla cuculus. verglichen, und ebenfalls
unter die hartfleiſchigen Fiſche gerechnet; auch Celſus ſagt von
dieſer Meerſchwalbe, daß ſie ein zwar feines, doch hartes Fleiſch
habe (Lib. 2. Cap. 18.) Plinius erwaͤhnt noch den Meerra⸗
ben, Trigla Corvus Risso, und andere.
Die Meergrundel, Gobius niger L., war den Al⸗
ten wohl bekannt, und wurde haͤufig zur Speiſe benutzt, doch
iſt es nicht unwahrſcheinlich, daß fie mehrere Fiſcharten Gobio-
nes nannten; die in Fluͤſſen vorkommende iſt wohl der Kaul⸗
kopf, Cottus Gobio, waͤhrend die an den Seekuͤſten lebenden
zu der Gattung Gobius ſelbſt gehören. Galen ſagt (De ali-
mentorum facultatibus III. 29), der Gobio ſey ein am Ufer le⸗
bender Fiſch, der beſtaͤndig klein bleibe, wo er vielleicht Gobius
Aphya L. gemeint haben mag. Die wohlſchmeckendſten und
zur Nahrung am tauglichſten, fest er hinzu, find die an fandis
gen Ufern oder an felſigen Vorgebirgen ſich aufhaltenden; auch
haͤlt er das Fleiſch der Meeresgrundeln fuͤr weicher als das der
Meerbarben. Nach Athenaͤus kommen der Farbe nach drey
Formen vor, nehmlich weiße Meergrundeln (Gobius Jozo),
ſchwarze (G. niger) und gruͤne,] worunter vielleicht G. nebulo-
sus zu verſtehen iſt. 5
Dioscorides benutzte die Meergrundeln als Abführungs 1
mittel; man ſoll nehmlich ſolche Fiſche, in einen Schweinsma⸗
gen eingenaͤht, kochen und die Bruͤhe trinken laſſen (Lib. 2.
Cap. 32.) N
*
233
v. Rnorpelfifche. Chondropterygii.
Der Nadelfiſch, Syngnathus Acus Risso, Be'one
und Raphis der Griechen, Acus der Roͤmer. Ein leichter,
ſehr geſchmeidiger Fiſch, weßhalb Martialis ſagen konnte:
An Laurentiono turpes in littore ranae
Et satius tenues ducere credis acos?
Diphilus aus Siphnos gibt zwar zu, daß dieſer Fiſch
gut naͤhre, darum aber doch ſchwer verdaulich ſey. b
Das Seepferdchen. Syngnathus Hippocampus L.
oder Hippocampus antiquus Risso, findet ſich in Menge in
dem nördlichen und indiſchen Ocean, ſowie im Mittelmeere.
Nach Dioscorides (Lib. II. Cap. 3.) braucht man die Aſche
dieſes Fiſches mit fluͤſſigem Pech, Schweinefett oder Majoran⸗
ſalbe gemiſcht, zum Einreiben gegen das Ausfallen der Haare.
Aelianus ruͤhmt (Lib. XIV. Cap. 20.) gegen die Waſſerſcheu
als Folge des Biſſes eines wuͤthenden Hundes, dieſen Fiſch zu
eſſen, und die Bißwunde mit dem Fleiſche zu verbinden, das
zerſtoßen, mit Honig und Eſſig gemiſcht, in Form von Cataplas
aufgelegt werden ſoll. Eſſe ein Geſunder den Fiſch, ſo mache
es Delirien und ein unmaͤßiges Verlangen nach Waſſer. Pli⸗
nius empfiehlt den Hippocampus gegen das Gift des Seeha⸗
ſen. Den gebratenen Fiſch ruͤhmt er gegen Seitenſchmerzen.
Gegen Wechfelfieber ſoll man dieſe Fiſche in Roſenſalbe toͤdten,
und die Kranken dann damit einreiben.
Der Stor. Acipenser Sturio L. Ein großer Fiſch
des europaͤiſchen, des rothen und kaspiſchen Meeres, der, wie
ſchon Plinius wußte, im Frühjahr in den Fluͤſſen aufſteigt.
In den älteften Zeiten ſtand er bey den Roͤmern in großem
Anſehen, ja man hatte die Gewohnheit, bey Gaſtmalen dieſen
Fiſch, mit Blumen geziert, und mit rauſchender Muſik von feſt⸗
lich geſchmuͤckten Dienern auftragen zu laſſen. Plinius ver-
ſichert, daß zu feiner Zeit der Stoͤr bey weitem nicht mehr ſo
hoch geſchaͤtzt worden ſey, wie ehedem; dennoch ſagt Martialis,
der ungefähr gleichzeitig mit Plinius zu den Zeiten des Trajan
lebte: f J
Ad Palatinas acipensera mittite mensas
Ambrosias ornent munera rara dapes.
Nach Archeſtratus und Rob. Conſtantinus iſt der Aci-
penser oder Aquipenser der Römer einerley mit Galaxias
oder Galexias des Galen und mit Oniskos des Dorio, keines⸗
wegs aber ſey es der Elops der Alten, wie dieß Plinius und
der Grammatiker Appio angegeben haben.
Der Haufen, Acipenser Huso L. wird gleich dem
Acipenser Helops von Virey auf jene Fiſchart bezogen, welche
Columella unter dem Namen Elops aufführt, und die man aus
Pamphilien, ſo wie nach Plinius aus Rhodos erhielt. Auch
der Attilus, deſſen Plinius gedenkt und den man im Po fieng,
ſoll der Haufen geweſen ſeyn, was ſich jedoch alles kaum naͤher
nachweiſen laͤßt.
Aus dem Roogen des Hauſen wird bekanntlich der Caviar
gemacht, der einen wichtigen Handelsartikel ausmacht, und gleich
dem bereits oben angeführten Caviar vom Mugil Cephalus den
Römern eben fo bekannt geweſen ſeyn kann, wie geſalzene oder
marinierte Stoͤre, indem ſchon nach dem Berichte des Herodot
Iſis 1841. Heft 3
0 234
Salzfiſche (Tœgixog) von der Stadt Olbia am Hypanis oder
dem heutigem Bug, fo wie vom Boryſthenes (Dnieper) und
Tanais (Don) bezogen wurden. Heutzutage werden beſonders
Stoͤre in großer Menge an den noͤrdlichen Ufern des kaspiſchen
Meeres und in den Fluͤſſen Ural und Wolga gefangen.
Aus der Schwimmblaſe mehrerer Stoͤrarten wird auch die
Hauſenblaſe, Ichthyocolla seu Colla piscium, bereitet, und
zwar nebſt dem Hauſen benutzt man dazu auch die Schwimm⸗
blaſe des Oſſeter (Acipenser Guldenstaedtii Brandt et Ratzeb.),
des Sterlet (A. Ruthenus L.) und des Sewrjuga (A. stella-
tus Pallas). Nach Plinius (Lib. XXX. 7.) erhielten die
Roͤmer die beſte Hauſenblaſe aus dem Pontus, und es wurde
die weiße, leicht im Waſſer oder Eſſig ſich auflöfende am mei-
ſten geſchaͤtzt. Sie diente, wie noch heut zu Tage, zum Ver:
kleben kleiner Wunden (Celsus Lib. V. C. 2.), ſie machte
einen Beſtandtheil der Pflaſter-Compoſitionen des Heras und
Philotas aus, die beſonders bey Kopfwunden im Gebrauche
waren (Galen de Comp. Med. per Genera 2. Cap. 18.
p. 699. Celsus L. V. Cap. 19. p. 261.) Die Hauſenblaſe
wird ferner als Cosmeticum oder Schoͤnheitsmittel benutzt, um
die Runzeln des Geſichtes zu entfernen oder zu bemaͤnteln, mos
zu Plinius ſpecielle Anleitung gibt. Aus dieſer geht hervor,
daß es eine Art Schminke oder vielmehr Schoͤnpflaͤſterchen war,
dem man die angenehm rothe Farbe durch einen Zuſatz von
Anchusa zu geben wußte. Dioſcorides redet auch (Lib. I. 92.)
von der Anwendung des Fiſchleimes gegen Ausſatz.
Die Lamprete. Petromyzon marinus. Ein ziemlich
verbreiteter Fiſch, von dem jedoch die Alten keine ſichern Nach—
richten hinterlaſſen haben. Virey haͤlt ihn fuͤr Exormiston des
Caſſiodorus und Sprengel glaubte in ihm den Kichle der hip:
pokratiſchen Schriften zu erkennen. Sonſt iſt das Fleiſch der
Lamprete nach Forſters Urtheil ſehr wohlſchmeckend und beffer,
als das der Aale.
Die Pride oder Neunauge. Petromyzon fluvia-
tilis L. iſt ſehr verſchieden gedeutet worden. Sprengel haͤlt ſie
für die Ouzig des Hippokrates, Andere haben in ihr die Ga-
laxia des Galen, fo wie die Mustela des Auſonius und Pli-
nius finden wollen.
Der gemeine Roche, Raja Batis L. oder Raja
flossada Risso; Batis der Griechen, Raja der Roͤmer, welche
ohne Zweifel mehrere Arten dieſer Gattung kannten. Riſſo un:
terſchied und beſchrieb noch Raja clavata, aspera, Rubus und
oculata. Schon Galen nahm eine beſondere Abtheilung von
Knorpelfiſchen an, zu denen er die Rajae rechnet, und bemerkt,
daß deren Fleiſch durchaus hart und unverdaulich, dennoch aber
bey gutem Magen recht gut naͤhre; ein Urtheil, das auch Neuere
beſtaͤtigen.
Die Galle des gemeinen Rochen empfiehlt Plinius bey
Ohrenkrankheiten (Lib. XXXII. Cap. 7.) N
N .
Der Zitterroche, Raja Torpedo L., wozu Torpedo
Narke, unimaculata, marmorata und Galvani Risso gehö⸗
ren. Der Zitterroche bewohnt vorzugsweiſe das Mittelmeer,
kommt aber auch nach Strabo und Athenaeus im Nil vor,
und zeichnet ſich durch feine Kraft aus, electriſche Schläge aus—
zutheilen, mittels deren er ſelbſt Mus, Fiſche betaͤuben und fan⸗
15
235 0
gen kann, und weßhalb er ſchon zu den Zeiten des Plato und
Ariſtoteles beruͤhmt war. Nach Galen liefert dieſe electriſche
Raja eine ſehr gute Speife, die dem Fleiſche der Steingrund—
fiſche an die Seite geſetzt werden kann, es iſt weich, leicht ver—
daulich und von angenehmem Geſchmacke. Athenaeus ruͤhmt
zumal die Kopfſtuͤcke als die dem Magen am zuträglichiten,
was von den uͤbrigen Theilen des Koͤrpers nicht geſagt werden
kann; am beſten ſeyen junge, bloß einfach gekochte Zitterrochen.
Hiceſius bemerkt, das Fleiſch ſey zwar nicht lieblich, aber es
dabe doch etwas, was es dem Magen empfehle. Plinius ruͤhmt
insbeſondere die Zartheit der Leber. Apicius gibt (Lib. IX.
Cap. 2.) zwey Zubereitungsarten dieſes Fiſches an. Schlaͤpfer
ſah den Zitterrochen nicht ſelten in Neapel zum Verkauf aus⸗
geſtellt; es hatten die Exemplare, die er da ſah, anſtatt der
Ocelli auf dem Rüden nur fünf ſchwarze Flecken, ſie gehörten
alſo zu Torpedo Narke Risso.
Dioſcorides benutzte die electriſchen Schläge des Fiſches
bey chroniſchen Kopfſchmerzen (Lib. II. Cap. 16.) und bey Di⸗
arrhoͤen. Scribonius Largus empfiehlt fie bey der Gicht (pag.
162.) Daß nur ein Theil des Fiſches die electriſche Eigen⸗
ſchaft habe und dieſe ſich weiter fortſetze, bemerkten ſchon Diphi⸗
lus, Theophraſtus und Clearchus. Plinius, der dieſe Sache
ebenfalls erwähnt, ſagt ſehr ſchoͤn Lib. XXXII. Cap. 1.), er
müffe bekennen, es gebe eine Kraft, die bloß durch ihren Ge:
ruch oder Hauch (aura) ihre Wirkſamkeit ausuͤbe; ſonſt ruͤhmt
er freylich noch ſolche Wunderdinge von dieſem Fiſche, daß man
Bedenken tragen muß, ſie nachzuerzaͤhlen. In neueren Zeiten
beobachtete Dr. Santi Linari, Profeſſor zu Siena, electriſche
Funken an dem Zitterrochen. Man ſehe Poggendorfs Annalen
Bd. 40. p. 642., ſodann Wiegmanns Archiv für Naturge—
ſchichte 3. Jahrg. Hft. 4. p. 377.
Der Stechroche, Raja Pastinaca L. findet ſich in
allen europaͤiſchen Meeren und verwundet leicht mit ſeinen
Stacheln, die man ſonſt fuͤr giftig hielt, und wovon Oppianus
ungemein viel Fabelhaftes zu erzaͤhlen weiß (Lib. II. 462. p.
282.) Die alten Griechen bewaffneten ihre Speere und Pfeile
mit den Stacheln des Stechrochens, wie es nach Forſter die
Bewohner der Suͤdſee-Inſeln noch jetzt thun. Ulyſſes wurde
dey ſeiner Zuruͤckkunft in Ithaca von ſeinem Sohne Teligonus
unerkannt in einem Tumulte mit einem ſolchen Gewehre ge—
toͤdtet, wie dieſes mehrere alte Schriftſteller bezeugen. Nach
Plinius (XXXII. 7.) benutzte man bey Zahnweh die Stacheln
dieſer Raja zum Scarificiren des Zahnfleiſches.
Bey den Griechen hieß der Stechroche Tovyc, bey den
Römern Pastinaca; er wurde nach Aelianus auf eine eigene
Art mit Muſik und Tanz gefangen (Lib, I. 39. und XVIII.
18.) Nach Galen iſt das Fleiſch des Zitterrochen und Stech—
rochen weich und angenehm, und eben nicht ſchwer zu ver—
dauen (De alim. facult III. 36.)
Der Seeadler, Raja Aquila L. wurde nach Philo⸗
timus, Galen und Andern zu den Fiſchen mit hartem, ſchwer
verdaulichem Fleiſche gezaͤhlt, und darum nicht ſehr geachtet.
Zum Beſchluſſe iſt noch die Gruppe der Squalideen zu
etwaͤhnen, die von den alten Aerzten, wie es ſcheint, nicht ſon⸗
derlich beachtet wurden.
236
Mustelus stellatus Risse und die verwandten Arten
wurden nach Columella in den Fiſchteichen gezogen (De re ru-
stica p. 385.) Carcharias Lamia Risso, ein großer Fiſch,
den Galen deßhalb auch zu den Cetaceen zählt, hat, wie dies
fer berühmte Arzt erinnert, ein ſchlechtes Fleiſch, auch iſt nach
der Angabe von Riſſo das Fleiſch der Lamien, wie von Carcha-
rias Lamia, C. Vulpes, C. Rondeleti, C. Galeus und C.
ferox in Nizza von Polizeiwegen verboten.
Squatina Angelus Risso, Rhine des Ariſtoteles, Squa-
tina der Römer, hat nach Galen ein noch haͤrteres Fleiſch als
die Rochen-Arten, und dieß iſt auch von dem Hammerfiſch,
Squalus Zygaena L. oder Zygaena Malleus Risso zu ſa⸗
gen; endlich moͤchte es nicht unwahrſcheinlich ſeyn, daß die Li-
bellae der Alten ebenfalls in der Gruppe der Squalideen zu
ſuchen ſeyn duͤrften. N
Cetaceen.
Nur als Anhang ſind noch einige fiſchaͤhnliche Saͤuge⸗
thiere zu erwähnen, und zwar zuerſt der gemeine Wallfiſch,
Balaena Mysticetus L., wiewohl es ungewiß iſt, ob nicht die
Balaena der Alten auf eine Art Physeter zu beziehen ſey.
Plinius ruͤhmt den Magenſaft (Coagulum) der Balaena als
ein Riechmittel bey Lethargus (Lib. XXXII. C. 10.)
Auch der Pottwall, Physeter macrocephalus,] war den
Alten bekannt, aber weder in den Schriften des Dioſcorides,
noch in denen des Plinius iſt etwas von dem Wallrathe (Ce-
+
taceum) noch von der Ambra anzutreffen. N
Ungemein viel wiſſen die alten Schriftſteller von dem
Delphin, Delphinus Delphis, zu erzählen, fo daß ſich daruͤber
eine große Abhandlung ſchreiben ließe. Nach dem Berichte des
Kenophon hatte man bey Moſynecos die Gewohnheit, Delphine
einzuſalzen, auch bewahrte man das Fett derſelben auf, um es
ſo zu gebrauchen, wie die Griechen das Oel benutzten.
Plinius empfiehlt die Leber des Delphins als ein Mittel
zur Unterdrückung der Anfälle des Wechſelfiebers (Lib. XXXII.
Cap. 10.) Waſſerſuͤchtige ließ man Delphinfett mit Wein
trinken. Zur Heilung der Exulcerationen ſoll man die Leber in
einem Topfe roͤſten, und mit dem davon abfließenden oͤlaͤhnli⸗
chen Fette einreiben (Lib. XXXII. Cap. 7.) Bey hyſteriſchen
Anfaͤllen tauchte man Leinwandſtuͤcke in Delphinfett und ver⸗
brannte fie dann, wo alſo der ſtarke Geruch als Antispasmo-
dicum wirkte. Bey ſchwerem Zahnen der Kinder vermiſchte
man die Aſche vom Delphin mit Honig und beſtrich damit das
Zahnfleiſch. 3
Der Braunfiſch. Delphinus Phocaena L. wird ger
woͤhnlich fuͤr den von Plinius (Lib. IX. Cap. 9.) erwaͤhnten
Tursio gehalten; er iſt darum beſonders hier anzuführen, da
Apicius dieſe Tursiones in feinem Kochbuche erwähnt (Lib. IV
Cap. 2. pag. 26.) und zeigt, wie man eine unſeren Wuͤrſten
ahnliche Speiſe aus dem Fleiſche dieſes Fiſches bereitet hat.
Nach Brujerinus war ehedem der Braunſiſch in Frankreich eine
beliebte Faſtenſpeiſe. J
Wenn um Nizza ein Delphinus Tursio gefangen wird,
ſo gibt dieß nach Riſſo (Bd. 3. p. 21.) immer Anlaß zu einem
Volksfeſte; die Fiſcher zieren ihren Fang und tragen ihn unter
237
lautem Jubel in der Stadt umher, wo fie dann von den Weis
chen, an deren Haͤuſern ſie ſtille ſtehn, beſchenkt werden.
(Fortſetzung folgt.)
Abhandlung
über verſchiedene im Königreich Bayern aufgefundene roͤmiſche
Alterthuͤmer von Dr. Fr. A. Mayer. München, bey Franz.
1840. 8. 51. Taf. 10. in 4.
Der gelehrte Verfaſſer hat bekanntlich feit einem halben Men:
ſchenalter ſich mit den Antiquitaͤten ſeiner Gegend, nehmlich
Eichſtaͤdts, und zwar in einem großen Umfange beſchaͤftigt und
viele Abhandlungen theils in den Denkſchriften der muͤnchner
Academie, theils ſelbſtſtaͤndig herausgegeben, meiſtens mit Abs
bildungen; auch hat er, ſo wie Buchner, die Teufelsmauer
bereiſt und ſeine Entdeckungen daruͤber bekannt gemacht. Die
vorliegende Schrift enthaͤlt ſehr manchfaltige Gegenſtaͤnde, wel⸗
che er an ſehr zerſtreuten Orten großentheils ſelbſt ausgegraben
hat, unter den Titeln: Gottheiten, Geluͤbde, Heiligthuͤmer,
Kriegsgeraͤthe, Hausgeraͤthe, Strafgeraͤthe, Leichengeraͤthe, alles
ſehr gut und wirklich huͤbſch abgebildet, 100 Figuren an der
Zahl, meiſtens in natürlicher Größe, und], was die Hauptſache
iſt, die Bedeutung ermittelt und mit den zahlreichſten Stellen
aus den Claſſikern belegt und erlaͤutert.
Zuerſt die Penaten mit einer Einleitung uͤber die Art ih—
rer Verehrung bey den Roͤmern; ſechs Bilder zum Theil aus
Bronze, zum Theil aus Thon, alle in des Verfaſſers Samm—
lung, ſowie die nachfolgenden; darunter ein ſehr ſchoͤner Juͤng—
lingskopf faſt in natuͤrlicher Groͤße. Geluͤbde ſtellen vor Fig.
7— 14; darunter Füße, Hände, Ochſen, Delphine, Köpfe, Eis
cheln, meiſtens aus Bronze. Heiligthuͤmer Fig. 15— 18, vor:
zuͤglich Amulete in verſchiedenen Geſtalten, meiſtens aus Stein,
grünem Feldſpath, Baſalt und Bronze. Kriegsgeraͤthe Fig.
19—30, Pfeile, Lanzen, Sporen, Fußangeln, Hufeiſen, Trenſen,
mit ſehr gelehrten Erklärungen. Hausgeraͤthe Fig. 80 91,
Schluͤſſel, Haften, Naͤgel, Spindelknoͤpfe, ſamiſche Gefaͤße mit
ſchoͤnen Zeichnungen, Haͤfen, Kacheln, Wandzeichnungen, Grif—
fel, Schellen, Ringe ufw. Strafgeraͤthe Fig. 93—94, Plum-
baten von Bronze. Leichengeraͤthe Fig. 95 — 101, verſchiedene
Lampen mit allerley Zierathen. Die Hauptſache hiebey iſt, j daß
der Verfaſſer die Abbildungen nicht pure et nude vorlegt, ſon⸗
dern dieſelben mit einem ſo gelehrten Commentar begleitet, daß
man glauben ſollte, er haͤtte ſelbſt in den von ihm genannten
Roͤmerorten gelebt und hätte dieſe Werkzeuge mitbenutzt] Wir
zweifeln nicht, daß die Alterthumsforſcher dieſe Beytraͤge als
ein erwuͤnſchtes Geſchenk freundlich aufnehmen werden.
Unterhaltungen
aus dem Gebiete der Naturkunde von Arago, überfegt von
Dr. Grieb. Stuttgard bey Hoffmann. IV. 1840. 8. 428.
Dieſe Abhandlungen ſind wirklich edle und lehrreiche Un—
terhaltungen, welche wohl an die Stelle der vielen Poſſen tre—
vertreiben, um einer andern Platz zu machen.
238
ten durften, die leider noch immer den größten Abſatz finden
und kaum ein anderes Ziel erreichen, als eine Langeweile zu
Wer wird nicht
gern das Leben Watts, des Erfinders der Dampfmaſchinen,
leſen? Er hat bereits der Welt eine neue Geſtalt gegeben:
man eilt auf den Fluͤſſen und Meeren und auf den Eiſenbahnen
mit Blitzesſchnelle davon und hat nicht Zeit, an den Erfinder
zu denken. Darum iſt es gut, daß man ruhig zu Hauſe an
ihn denken kann, indem man dieſes Buch zur Hand nimmt.
Man wird merken, daß Nachdenken mehr profitiert als Hands
langen, freylich kein Geld wie das letztere. Der Aufſatz läuft
bis Seite 120.
S. 121. folgt ein Bericht an die Academie uͤber die
Beobachtungen, welche die Expeditionen nach dem Norden und
nach Algier anſtellen ſollen uͤber Meteorologie und Phyſik des
Erdballs.
S. 145. von Donner und Blitz bis zum Ende; ent⸗
hält eine ganze Phyſik und iſt als ein vollſtaͤndiges Werk über
die Blitzableiter zu betrachten.
Tentamen Pteridographiae
seu Genera Filiacearum, praesertim juxta venarum decursum et
distributionem exposita, auctore C. B. Presl, Prof.
Pragae 1836. 8. 290. t. 12. in quarto.
Bey unferen früheften Bemühungen, die Pflanzen⸗Claſſen
auf die Organe zu gründen, zeigten wir, daß die Farrenkraͤu⸗
ter die Spiralgefaͤße repraͤſentierten und daher nach den Rippen
claſſificiert werden müßten, was wir auch, fo gut es beym da⸗
maligen Stande dieſer Claſſe geſchehen konnte, auszufuͤhren ſuch⸗
ten. Wir ſprachen die Ueberzeugung aus, daß es nur demjeni⸗
gen gelingen würde, ein Farrenſyſtem aufzuſtellen, welcher Ges
legenheit haͤtte, in den Sammlungen die Farren ganz durch
zu ſtudieren und den Rippenverlauf aufs genaueſte zu zeichnen.
Das iſt nun vom Verfaſſer zu unſerer großen Freude geſchehen
und zwar auf eine Art, welche nun erlaubt, den wiſſenſchaftli⸗
chen Maaßſtab an dieſe Pflanzen zu legen, was vorher, wo
man nur die ſogenannten Fruchthaͤufchen und den Bau der
Capſeln kannte, nicht moͤglich geweſen. Die Zeichnungen, vom
Verfaſſer ſelbſt, ſind offenbar hoͤchſt genau und zugleich ſchoͤn.
Es ſind von allen Sippen Muſter vorhanden, und zugleich hat
er Veranlaſſung gehabt, mehrere neue Sippen aufzuſtellen, ge⸗
gründet auf das neue Princip, nehmlich den Rippenlauf. Wenn
irgend jemand Urſache hat, ihm dafuͤr dankbar zu ſeyn; ſo ſind
wir's. Wir bedauern nur, daß wir nicht fruͤher im Befige
dieſer vortrefflichen Arbeit geweſen, um ſie fuͤr unſere allge⸗
meine Naturgeſchichte benutzen zu koͤnnen.
Der Verfaſſer hat an 2000 Gattungen zu unterſuchen
gehabt, im Muſeum von Prag, Willde now, Kunth, Kaul⸗
fuß (jetzt Römer), Kunze, Lucaͤ, Meyen und Spren:
gel.
Nach einer Einleitung uͤber den Bau S. 13 — 46.
kommt er zur Claſſification, worinn er alle Sippen auffuͤhrt,
neu characteriſiert und die einſchlagenden Gattungen nennt.
Seine Claſſification ſteht ſo:
240
239
Subordo 4. Helicogyratae. Balantium, Culeita n., Dixonia, Leptopleuria n., Pata
nia n.
Tribus 6. Adiantiaceae.
Gleichenia, Calymella n., Platyzoma, Mertensia, Sti-
Sectio 1. Adiantariae.
Haplopteris v., Lomaria, Pteris, Monogonia n., Campte-
cherus n.
ria n., Litobrochia n., Amphiblestra n., Allosorus,
Tribus 2. Cyatheaceae.
Cyathea, Disphenia n., Cnemidaria n., Hemitelia n., 0 : U
: RESET ‚a n., Alsophila n., Matonia. assebeera, Adiantum, Cheilanthes.
Trichopteris n., Metaxya n ophila n., Matonia Sack % Tree
Hypolepis, Lonchitis. *
Subordo B. Cathetogyratae.
Cohors II. Gymnosoreae.
Tribus 1. Gleicheniaceae.
Cohors I. Hymenophoreae.
Tribus 1. Peranemaceae. 0 9 85 Tribus 7. Vittariaceae.
Peranema, Physematium, Thyrsopteris, Cibotium. “ Viitaria, Prosapil 3
Tribus 2. Bat 8 Tribus 8. Polypodiaceae.
Sectio 1. Nephrodiariae. ! Sectio 1. Struthiopterideae,
Lastrea, Oleandra, Nephrolepis, Nephrodium. Struthiopteris. ;
Sectio 2. Aspidiariae. Sectio 2. Polypodieae. 0
Polypodium, Goniopteris n., Pleoenemia n., unn u.,
Pleo-
Polystichum, Phanerophlebia n., Cyelodium n., Cyrto-
mium n., Sagenia n., Aspidium, Didymochlaena. Goniophlebium, Marginaria, Campyloneurum n.,
peltis, Dietyopteris, Phymatodes, Psygmium u.,
Niphobolus.
Sectio 3. Lecanopterideae.
Lecanopteris, Calymmodon n.,
Tribus 9. Grammitaceae.
Sectio 1. Grammitideae,
Tritus 3. Aspleniaceae. E
Sectio 1. Cystopterideae.
Cystopteris, Acrophorus u., Leucostegia n., Ragiopte-
ris n., Onoclea. a
Sectio 2. Blechnaceae.
Athyrium, Doodia, Woodwardia, Blechnum. g
Sectio 3. Aspleniariae. Monogramma, Grammitis, Stegnogramme, Meniscium,
E = 9 15 Synammia n., Microgramma n., Loxogramme, Sel-
Asplenium, Plenasium n., Hemidietyum n. A f
* u — . S *
Bess a ER ur } 0 Sectio 2. Hemionitideae.
nisogonium n., Digrammaria u., Oxygo- Gymnogramma, Hemionitis. :
Tribus 10. Teaenitideae.
Diplazium,
nium n.
Pleurogramme, Notholaena, Pteropsis, Taenitis, Dry-
Sectio 5. Scolopendrieae.
Scolopendrium, Antigramma n., Camptosorus. mbelössuchn.
Tribus 11. Acrostichacede.
Tribus 4. Davalliaceae.
Sectio 1. Davallieae. Polybotrya, Olfersia, Aconiopteris n., Stenosemia n.,
Campium n., Platycerium, Acrostichum, Poeeilopte-
Microlepia n., Saccoloma, Davallia, Stenolobus n.
Sectio 2. Lindsaeaceae. ris, Gymnopteris.
Lindsaea, Schizoloma. Dann folgt eine Erflärung der Tafeln und ein alphabe⸗
tiſches Regiſter, aber leider keine Ueberſicht.
Tribus 5. Dicksoniaceae.
=
se En 0 — 2 — —
Meditation und Dichtung über meine geſammte Erſcheinungswelt.
Vom Grafen Georg von Buquoy.
(Fortſetzung und Schluß.)
Die Welt iſt nicht etwas — um ihres wohles
wegen Beſtehendes, woran ein Jedes — feines Da⸗
ſeyns froh werden ſoll, nicht ein Werk, etwa dem Menſchen
zu wonnevoller Wohnſtaͤtte gewidmet; auch iſt ſie nicht —
ein praͤmeditirtes Jammerthal; nein! das Plus:
Abſolutum iſt das einzig Seyende, das einzig noth—
wendige Weſen, und der (bey dem ewigen Oszilliren des
Minusabſotutums verrichtete) Selbſtbeſchauungsakt des
Plusabſolutums — iſt die einzig nothwendige Aktion,
aus welcher, als res secundaria, das Univerſum erſt hervor—
geht, — gleichſam als Spaͤhne — von der an ſich nothmendis
gen vom Abſolutum autonom getriebenen Arbeit — hernieder—
ſtuͤbt. — Das Realwerden und das ſich, von Ewigkeit her,
in Ewigkeit hin, erhaltende Realſeyn des Univerſums, wohls
verſtanden blos als ſich manifeſtirende Oszillation — nicht
als etwas Seyendes, ift gleichſam das immerwaͤhrende Her—
niederſtuͤben der dem Selbſtbeſchauungsakte (als Arbeit ſymboliſch
betrachtet) entfallenden Spaͤhne. — Die Formen aller Spaͤh⸗
netheilchen und ihre Gruppen- Bildung beym Herniederſtuͤben
(obige ſymboliſche Darſtellung hier weiter verfolgend), als womit
das am Weltall herrſchende Fatum ſymboliſirt iſt, haͤngen
zwar ſehr beſtimmt von der Arbeit ſelbſt ab, liegen aber nicht
mit im Zwecke des Arbeiters. Die Arbeit geſchieht nicht um
der davon abfallenden Spaͤhne, ſondern um ihrer ſelbſt willen“;
— die als Arbeit hier genommene Selbſtbeſchauung iſt
das an ſich Nothwendige, wie das Abſolutum ſelbſt;
hieraus entſpinnet ſich das unerbittliche Fatum.
* 10 ſpreche hier nur ſymboliſch; anders vermag ich es
nicht. 0
Iſis 1841. Heft 4
Von Seiten des Minusabſolutums beſteht ein Urſtre⸗
ben nach dem Plusabſolutum hin, nach dem Heerde
des Urgeſchleudertwerdens hin; dieß — die Bedeutung der un-
verſtaͤndlichen Liebe, von Seiten des Oszillatoriſchen (der
Natur innerhalb und außerhalb mir), zum Plusabſolum.“
Das Minusabſolutum iſt das Superlativ der Abbänz
gigkeit. Die Dorausfezung einer Liebe des Plus:
abſolutums zum Naturganzen oder zu irgend Etwas
in der Natur — iſt eine Abſurditaͤt, da ja die Liebe
eine Abhaͤngigkeit — in ſich ſchließt, ſich daher mit dem
als unbedingt — Gedachten nicht vertraͤgt. In der We—
ſenheit des Abſolutums liegt abſolute Gleichguͤltigkeit;
das Abſolutum iſt durch und durch der vollkom⸗
menſte Indifferentismus; hingegen iſt das Univer⸗
ſum — durch und durch Liebe — fürs Abſolutum.
Wenn ſich uns aus dem Chriſtenthume teleologiſche Anſichten
vom Weltall und omoioanthropiſche Vorſtellungen von einem
liebenden, erzuͤrnenden, vergebenden uſw. Gotte ergebenz ſo ge—
ſchieht dieß nur dann, wenn wir das Chriſtenthum ſeinem ho—
hen Sinne nach, ſeinem Eſoteriſchen nach, nicht auffaſſen, wenn
wir aus des Heilandes zu einfaͤltigen, ſinnlichen Menſchen ge—
ſprochenen Worten, das Materielle des Symbols ſtatt des
Sinnes ſelbſt — aufnehmen. — Das ewig vor ſich gehende,
das aus der Eſſenzialitaͤt des Plusabſolutums, von Ewigkeit
her und in Ewigkeit hin, vor ſich gehen muͤſſende, Gszilliren,
— der ewig auf und niederwogende Gottesgedanke, —
iſt das Daſeynsloſe Univerſum, iſt Das, welches folg⸗
* Zugleich das Prinzip des en 5 S eh⸗
nens — im Menſchen, deſſen Ausdruck — das Gebet iſt
16
„
243
lich, von Ewigkeit her und für die Ewigkeit hin, eben fo
nothwendig als Manifeſtation, und gerade nur dieſe
— Mantifeſtation, hervortritt, als nothwendig das
Plusabſolutum — als einzig Seyendes als das ſei—
ner Abſolutheit ſich Bewußte — ſich behauptet von
Ewigkeit her und in Ewigkeit hin; jedoch nothwendig Erſteres
nur — als ein Sekundaͤres. — Das Univerſum,
ich — und Alles, ſo in mir vorgeht — mit inbe—
griffen, iſt in jedem Augenblicke, bis auf das unbe—
deutendſte Moment hin, gerade Das, ſo es, der
Weſenheit des Abſolutums und deſſen Selbſtbe—
ſchauungsakte gemaͤß, ſeyn muß. — Ich beſitze keine
moraliſche Freiheit, da an nichts in der Watur —
Freiheit beſtehen kann, ſondern nur auf — Voth—
wendigkeit geſtuͤtzt im Abſolutum — beſtehen muß.
Alle bisher ausgeſprochenen und im Gefolge dieſes Auf:
ſatzes noch aufzuſtellenden Behauptungen ſind eſoteriſchen
Inhalts, ſonach von der Art, daß ich ſie nicht durch ſtrenge
Vernunftgrunde blos, nicht rein a priori, nach Art rein
mathematiſcher Wahrheiten,“ nicht ohne Porweihe, ſo—
gleich und unmittelbar erweiſen kann; jene Behauptungen ſind
meinem Ich — nichts deſtoweniger zur inniggefuͤhlten
Affirmation geworden, und zwar durch die Geſammtheit
meines lang und unabgewandt fortgeſetzten Betrachtens an der
Erſcheinungswelt innerhalb und außerhalb mir, meines Mediti—
rens und Dichtens; — aus der lebendigen Anſchauung des mir
vorſchwebenden Geſammtbildes der Natur, wie es vor mich tritt
als Litho⸗, Phyto⸗, Zoos, Anthropo-, Poli-, Biotismus.
Es iſt jene Affirmation, meinem Innern, erſt aus einem echt
philoſophiſch-contemplativen Leben — aufgegangen,
gleich einer dem Ocean entſteigenden — uͤber dem ſchaͤumig
brauſenden Welle⸗-Toben her — mir entgegenſchreitenden —
Meeresgöttin, mit deutlicher Geberde zuwinkend mir — das
lang erſehnte Ja.“ Uibrigens gewährt mir jene, aus meinem
durchaus philoſophiſch⸗contemplativen Leben — mir gewordene,
innig gefuͤhlte Affirmation, bei all meinen Anſchauungen und
Deutungen — des Naturwaltens innerhalb und außerhalb mir,
— die genügendſte Harmonie. Mein ſolchergeſtalt begruͤn⸗
detes Philoſophiren bringt mich zum Selbſtverſtaͤndniſſe
mit mir felbft, gewährt mir den innern Frieden; ſolches
Philoſophiren — beſeliget mich. Darum aber dringe ich es
doch Niemanden auf, in der feſten Ueberzeugung, daß vieler—
lei Wege zur Selbſtbeſeligung fuͤhren moͤgen. Es bewahre ſich
* Bor rein 5 ſich abgezogener ſtreng geſonderter Ver⸗
nunft — kann nur der Materialimus und Atheis⸗
mus ſich feſt halten; eine religids⸗myſtiſche Inter⸗
pretation des Univerſums kann nur Jenem zuſagen, der
vom Philoſophiren nicht bloß kalte Vernunftbe⸗
friedigung fordert, fondern auch — Herzens jubel.
Es iſt überhaupt mancher Gegenſtand der hoͤhern Anz
ſchauung von der Art, daß er ſich uns nicht aufdringen
läßt durch eine ſimple Demonſtration (wie etwa die
klaren abgezogenen Verſtandesſaͤtze der Mathematik); ſon⸗
dern, daß deſſen Bild — in affirmativer Gedehrde
— dem Innerſten des Ich's erſt dann entſteiget, wenn
wir des werdenden Gebildes Zuge — lange und un:
ausgeſetzt, fpähend und deuteſtrebend, verfolgt haben.
244
hierbei jeder vor Irrwahn, fo gut er es trifft,“ auch vor jez
nem Irrwahne, den, ohne meinen Willen, ich ihm etwa mit⸗
theilen koͤnnte.
Was jedoch die Epiſtenz“ des Abſolutums anbelangt,
ſo kann ich dieſelbe, auch ohne des aus contemplativer An⸗
ſchauung mir gewordenen Bildes von der Totaloszillation zu
bedürfen, ſtreng a priori*** erweiſen, naͤmlich folgendermaßen:
Es laͤßt ſich gegen die Möglichkeit der Exiſtenz des Abfolus
tums kein vernuͤnftiger Grund angeben; dem Abſolutum ent⸗
ſpricht alſo die Moglichkeit des Daſeyns. Aus der Moͤg—⸗
lichkeit des Daſeyns am Abſolutum folgt aber auch die Woth—⸗
wendigkeit jenes Daſeyns; denn, eine nicht zur Wirklich⸗
keit werdende Möglichkeit, faßt den Begriff der Beſchraͤn⸗
kung in ſich; — Beſchraͤnkung kann aber nur Selbſtbe⸗
ſchraͤnkung oder von Außen ſeyn; Erſteres ſetzt ſchon ein
Daſeyn voraus; Letzteres widerſpricht dem Begriffe des
Abſolutums. 4 -
Das vom Urgeſetztwerden des Minusabſolutums durchs
Plusabſolutum, aus dem Plusabſolutum heraus, weiter oben
Entwickelte, gleichſam das Hinſchwingen der Natur — dem bö⸗
ſen Principe zu, — von Gott ab, — ſymboliſirt uns Moſes
durch die naive Erzählung vom Suͤndenfalle, deren tiefe
Bedeutung von wenigen geahnet wird. Auch der griechiſche
Mythus (dieſer — ſinniger, künſtleriſcher) von Prometheus
* Gegen jeglichen Irrthum, der Euch vorgetragen werden
mag, Euch zu ſchuͤtzen, ſollte er auch meiner Seits ſtatt⸗
finden, rufe ich hier Jedem aus Euch zu:
„Alle Syſteme beachte;
„Keins — als das einzige achte.
Ich erwies ſchon, daß, vorausgeſetzt es exiſtire das Abſo⸗
lutum, außer dieſem nichts exiſtiren könne. Das
Univerſum exiſtirt nicht, ſondern iſt bloße Manifeftation
des Oszillirens des Minusabſolutums u. ſ. w.
»Wohlverſtanden, in wie ferne ſich doch ein objektives
Seyn — a priori erweiſen läßt. Der a prioriſche Beweis
reicht namlich nie über die Sphäre der Vorſtellung,
des Begriffs, des Subjektiven hinaus, und erfaßt
daher nie die Sphäre des Objektiven — unmitelbar.
Solch eine, auch noch fo bündig geführte Beweisart, thut
nie mehr dar, als, daß dieſe oder jene Affirmation, ſub⸗
jektives Poſtulat meiner theoretiſchen Venunft ſey. Der
weitere Schluß, daß ſolchem ſubjektiven Poſtulate
eine gleichnamige objektive Realiſirung entſpreche,
beruht auf der hinſichtlich einer Uebereinſtim⸗
mung mit der Wahrheit unerweislichen, wenn
leich mir innewohnenden Hinneigung — für
boch eine Identitat.
Iſt dieſe Beweisart wohl anch mehr, als ein tiefſinnig
und conſequent durchgefuͤhrtes Spielen mit 74965 3
en? — Iſt überhaupt alles Philoſophiren, aüßer⸗
alb des Gebietes der Mathematik, mehr als ein
Spielen mit Begriffen? Muß denn uͤbrigens dieß
Abſolutum außer dem Weltall beſtehen? kann nicht, 12
Weltall ſelbſt das Abſolutum ſeyn? Dieſe atheiſti⸗
ſche Anſicht iſt ſicherlich die einfachſte, die der Ver⸗
nunft zuſprechendſte; wenn ich meine oben entwickelte
Anſicht vom Abſolutum dennoch annehme, ſo thu ich es
nur, weil fie meinem religiöſen Sinne zuſpricht,
ohne eben abſurd zu ſeyn; klarer iſt mir jedoch der
Atheismus. -
245
und Pandora deutet dahin. Der Geiſt ſetzt ſich in Wider⸗
ſtreit mit Gott, und verſinkt in ein muͤhevolles Daſeyn, er ver⸗
bindet ſich mit der verfeinerten Sinnlichkeit, und mit ihr tritt
zwar alle menſchliche Bildung ein, zugleich aber auch alle Ver⸗
führung zur Suͤnde, d. h. zu dem innern Zerwuͤrfniſſe mit fich ſelbſt.
Aus dem bis hieher, uͤber Weſen und Bedeutung der
Natur, als eines Nichtſeyenden, ſondern als einer Oszillation,
als Manifeſtation des Selbſtbeſchauungsaktes, Geſagten — folgt
auch noch Dieſes; Es iſt das als Litho-, Phyto, Zoo-, An⸗
thropo⸗, Polis, Biotismus mir vorſchwebende Vaturganze,
nämlich die Totaloszillation, die Quelle alles Selbft:
bewußtſeyns; es iſt daher jenes Maturganze ſelbſt —
durch und durch Selbſtbewußtſein; Alles in der Na—
tur — iſt ein Leben — durchdrungen von Selbſtbewußt—
ſeyn (wofuͤr ich, an andern Stellen dieſes Aufſatzes, Gruͤnde
von ganz anderer Art noch anfuͤhre). Mir zerfaͤllt die Natur
nicht in anorganiſche und organiſche, ſondern in
kryptobiotiſche und phanerobiotiſche. — Da der Ur⸗
charakter an Allem in der Natur die Beſchraͤnktheit iſt,
als nothwendig mit dem Weſen eines hin und wieder Oszilli⸗
rens verbunden, ſo iſt auch alles Selbſtbewußtſeyn —
innerhalb der Natur — ein durchaus beſchränktes —
Selbſtbewußtſeyn.“ Hieraus folgt aber nicht, daß die
Annahme abſurd ſey, es könne das Plusabſolutum mit
dem Selbſtbewußtſeyn der Watur, und hiemit auch mit mei—
nem Selbſtbewußtſeyn, in Wechſelbeziehung treten; das Abs
ſolutum kann, konnte, wird künftig konnen, dem
Univerſum, und hiemit uns Menſchen — ſich offen—
baren. — Doch hiervon weiter unten ein Mehreres. — End—
lich führt meine Anſicht von Totaloszillation auf die An—
ſicht von durchgehends herrſchendem Parallelismus
am Naturleben, da ja alle Einzelnerſcheinungen — Eines
und Daſſelbe find, naͤmlich Momente des Gszillirens. —
Durchaus beſteht Selbſtbewußtſeyn, hiemit Vernunft, alſo Plan⸗
maͤßigkeit, dem Oszillationstypus nach — aber auch Anti:
planmäßigkeit, ſo — erſcheint die geſammte Natur — als
A von Planmaͤßigkeiten und Antiplanmäßig:
eiten. 5
Alles an der geſammten Natur, mein Ich mit jnbegrif—
fen, Alles an der Totaloszillation innerhalb und außerhalb mir,
all Dieß, ſo ein bloßes Scheinſeyn iſt ohne Exiſtenz an ſich,
all Dieß, mein Ich mit inbegriffen, all Dieß, mir vorſchwebend
als Litho-Phyto-Zoo-Anthropo-Poli-Biotismus, — iſt ein
(hier bloß ſymboliſch geſprochen, ohne die Ausdruͤcke auf
* Der menſchlichen Selbſtbewußtſeynsactivität den Cha⸗
racter des Unendlichen zuerkennen, dieß vergebe man
allenfalls dem Dichter, — aber nimmermehr dem
Pſychologen. — Es gehört überhaupt mit zu den Fun:
damentalgebrechen bisherigen Philoſophie⸗
rens, daß man die ſelbſtbewußte Thaätigkeits⸗
ſphäre des Menſchen von deſſen übrigen Organismusthaͤ⸗
tigkeiten trennte, perfonificirte, und wie einen
Gott über das Naturganze — hinausverſetzen wollte,
ſtatt den ganzen Menſchen als eine der tauſendfachen
Naturproductionen zu betrachten, gebunden an
die Urnormen des Naturlebens. Der Menſch —
ift aller Metaphyſik unfähig, obgleich fähig — ho⸗
her Metaempirie, inſofern dieſelbe Yvaıs= haft iſt.
— ——
246
etwas wirklich Exiſtirendes zu beziehen) ſchon Gewordenes,
und zugleich ein ſchon Verſchwundenes, oder ein erſt zu Ver;
ſchwindendes; — oder aber iſt es ein erſt zu Werdendes, und
dann zu Verſchwindendes; — all Jenes ward ferner ſo und
nicht anders, wird werden ſo und nicht anders, verſchwand und
wird verſchwinden ſo und nicht anders, — weil jenes Gewor⸗
denſeyn und kuͤnftiges Werden, weil jenes Verſchwundenſeyn
und kuͤnftiges Verſchwinden“ gerade fo und nicht anders —
in der Weſenheit oben erwaͤhnter Totaloszillation gegruͤndet iſt,
welche Totaloszillation ſelbſt, ſowohl ihrem Stattfinden nach,
als der Art und Weiſe jenes Stattfindens nach, bis auf ihre
kleinſten Modifikationen herab, von Ewigkeit her und fuͤr die
Ewigkeit hin, als etwas Nothwendiges (wenn gleich nur Se—
kundaͤres) ſich behauptet, gegruͤndet in der ewigen Nothwendig⸗
keit des Selbſtbeſchauungsaktes am Abſolutum. Es beſteht an
dem, ſowohl innerhalb als außerhalb mir, ſowohl vor als mit
als nach mir, Statt findenden Geſammterſcheinen, am Nature
ganzen, es beſteht an der Totaloszillation eine abſolut noth—
wendige Succeſſion von hervortretenden Naturlebens - Bilz
dern, d. h. von Oszillationsmomenten, deren jedes, bis auf
feine (ſymboliſch geſprochen) Elementarlinien hin, imperas
tiv gefordert wird — von jenem Zeitmomente ſelbſt —
binnen welchem das Bild, das Gszillationsmoment,
hervortritt. Es findet am Naturganzen innerhalb und au⸗
ßerhalb mir, an der Totaloszillation, ein geſetzmaͤßiger Pe:
riodismus“ Statt, und zwar, ſowohl am Einzel-Erſcheinen
als am Total-Erſcheinen innerhalb und außerhalb mir (daher
mir, ſey Dieß nur im Voruͤbergehen geſagt, keine moraliſche
Freiheit zukoͤmmt —). Nichts deſtoweniger beſteht nur in
einem gewiſſen Sinne — eine [praͤſtabilirte Succeſſions⸗
ordnung und eben ſo, nur in einem gewiſſen Sinne — ein
Fatum. * Die fo verſtandene Praͤſtabilitaͤt am Geſammt⸗
erfcheinen innerhalb und außerhalb mir, bis auf deſſen gering⸗
fuͤgigſte Momente herab, gruͤndet ſich naͤmlich, ſowohl dem
Was — als dem Wie — nach, auf die Weſenheit des
Plusabſolutums, und auf die hieraus folgende Weſen—
heit ſeines Selbſtbeſchauungsaktes, und zwar in jedem
Stadium — ſolchen Selbſtbeſchauungsaktes. Gott konſtruirt
unabläffig die Welt aus an ſich nothwendiger Selbſtbeſchauung,
alſo herrſcht an Allem ein Unerbittliches Fatum — die
Weltlaufsmacht. —
Ganz in Disharmonie mit meiner Totalanſicht vom
Naturganzen innerhalb und außerhalb mir, von deſſen Weſen
und Bedeutung, ſteht die ſehr allgemein angenommene Sypo⸗
„ Wohlverſtanden — hier Nichts als eriftirend betrach⸗
tet, ſondern Alles nur als Manifeſtation des
Selbſtbeſchauungsactes am einzig eriftierenden Ab:
ſolutum. — Außerhalb des Abſolutums kann nichts exi⸗
ſtieren, da ſonſt die Exiſtenz des Abſolutums von irgend
einer fremden Exiſtenz muͤßte ausgeſchloſſen ſeyn koͤnnen.
Der Natur koͤmmt bloß der Schein — des Seyns zu,
auf fie herüberftrahlend vom Abſolutum her, dem einzig
Seyenden.
” Das Geſetzmäßige, beſſer Urnormgemäße, jener
Periodismus ſtuͤtzt ſich auf die ewige Nothwendig⸗
keit des Selbſtbeſchauungsactes.
Hierüber anderswo ein Mehreres. (Sieh in Buquoy's
Anregungen an den Artikel uͤbers Fatum.
247
theſe, als ſey jede Erſcheinung — das Reſultat von ge:
wiſſen Kräften: als ſey z. B. der menſchliche Organismus
das Reſultat ſogenannter Ledenskraͤfte des Organismus und der
phyſiſchen Kräfte der den Organismus konſtruirenden Molle⸗
kuͤls ufw. Sanz anders betrachte ich hier den Gegenſtand.
Mir iſt irgend eine Erſcheinung a in irgend einem Zeitmo⸗
mente b — weiter nichts, als ein einzelner phyſiognomiſcher
Zug, welcher binnen b nothwendig am Naturganzen in die
Erscheinung treten muß / nebſt noch vielen andern Ppyſiogno⸗
miezügen, weil das Naturganze (mein Ich mit inbegriffen)
binnen b unter jener Totalphyſiognomie hervortreten
muß / die das dem Zeitmomente b entſprechende Stadium
der (von Ewigkeit her und in Ewigkeit hin nothwendigen), im
Plusabſolutum begründeten, Totaloszillation eben ausſpricht,
und weil jener einzelne Zug — zur Konſtituirung eben
jener Totalphyſiognomie — weſentlich mit erfordert
wird. Jener einzelne phyſiognomiſche Zug ler mag innerhalb
oder außerhalb mir hervortreten am Naturganzen) der To⸗
talphyſiognomie ift, wie die erwähnte Totalphyſiognomie ſelbſt, eine
expressio expressionis causa (nicht eine expressio ad ali-
quem finem), fo wie das geſammte Oszilliren ſelbſt — eine
actio actionis causa (nicht eine actio ad aliquem finem) iſt,
als identiſch — mit dem hervortretenden mir Erſcheinen der
Natur, wovon die Nothwendigkeit — in dem an ſich noth⸗
wendigen Selbſtbeſchauungsakte des Plusabſolu⸗
tums — liegt. Die Erſcheinung a (innerhalb oder außer—
halb mir veranlaßt am Naturganzen“) reſultirt alſo nicht aus
der Kombination von gewiſſen Kräften; die Erſcheinung a tritt
vielmehr autonom, als ein Vothwendiges, hervor, und
zwar mit einem (gleichfalls als ein Nothwendiges hervor
tretenden) beſtimmten Grade von Entſchiedenheit von
Energie (da ja, an der Erſcheinung a, nicht bloß deſſen
Was, — ſondern eben fo deſſen Wie, — nothwendig
iſt), welche letztere, wenn fie von Euch als ein Eus fuͤr ſich
— abſtrahirt wird, ſich Euch als Kraft — von einem
geiviffen impetus darſtellt, an ſich aber Nichts iſt, als
die quantitativ beſtimmbare, Art und Weiſe — des
Servortretens, und des ſich Behauptens gegen Wi—
derfiände — an der Erſcheinung a. Was man daher ges
meinhin Kraft nennt, iſt bloße Fiction; es iſt naͤmlich,
was ihr gemeinhin Rraft nennt, weiter nichts, als der, feinem
Quantitativen nach, abftrahiete Impetus,“ womit die
jedesmalige Erſcheinung als ein Nothwendiges hervortritt, oder
womit nothwendig die Spezialoszillation die Totaloszillation er⸗
gänzt. — Nichts deſtoweniger mag der Begriff von Kraft,
als Sulfsbegriff unſers beſchraͤnkten, an die imperative Form
des Cauſalnexus gebundenen, Denkens beybehalten werden; man
nehme aber ja nicht die Kraft — als etwas objektiv Bes
gründetes und objektiv wirklich — vom Stoffe Ge⸗
trenntes.““
„3. B. eine aus mir auffteigende aprioriſche Anſchau⸗
ung oder ein mir erſcheinender Stein.
* Dieſer Impetus — iſt bloß eines der manchfachen
einzelnen Momente, welche zuſammen genommen jene
Gruppe bilden, als welche die Erſcheinung a, an der
Totalerſcheinung (Totaloszillation), hervortreten muß.
* Wenn der Phyſiker von Kräften ſpricht, und dieſe
von der bloß als träg betrachteten Maſſe trennt, ſo be⸗
denke er wohl, daß Dieß nur Hülfshypotheſe, nur
———
—
. ö 248
Sollte irgend Jemänd meine Anſicht — mit Leib⸗
nitzens praͤſtabilirter Harmonie — verwechſeln; fo bes
denke er, daß Leibnitz eine Praͤformation annimmt, daß
hingegen, meiner Anſicht gemäß, das Plusabſolutum, unab⸗
laͤſſig das Selbſtbewußtſeyn feiner Abſolutheit in ſich hervorru⸗
fend, fortan, ohne Ende, ununterbrochen, von Ewig⸗
keit her in Ewigkeit hin, die Totaloszillation regulirt,
(um ſeinetſelbſt willen, nicht wegen der Oszillation), und
folgich das Erſcheinungganze innerhalb und außer:
halb mir, ohne Ende, unausgeſetzt, bis auf die leifes
ſten Accente des Erſcheinens herab, auch alle Erſcheinungen an
meinem Denken fuͤhlen wollen, lenket; aber wohlverſtanden,
nicht (nach Anſicht froͤmmelnder Teleologen) der Erſchei—
nungswelt wegen (welche res secundaria iſt hinſichtlich des
Plusabſolutums ſelbſt), ſondern bloß um ſeinet wegen
(des Plusabſolutums wegen), als den an ſich — ewig
nothwendigen Selbſtbeſchauungsakt ausuͤbend.“ Das weiter oben
erwaͤhnte, wegen des Selbſtbeſchauungsaktes (ein an ſich nothwendi⸗
ger Akt), nothwendige Hervortreten des Totalerſcheinens, und
hiermit jeder einzelnen Erſcheinung, und in ihrem be⸗
ſtimmten Zeitmomente, in dem jedesmal beſtimmten
Stadium des Selbſtbeſchauungsaktes am Abſolutum, wonach
unerbittlich ein Jedes — dem Fatum unterliegt, bezieht ſich
auf den Bau des Weltalls, wie auf das winzige Sandkoͤrnchen;
bezieht ſich auf die geſammte Vegetation, wie auf die einzelne
Conferve; bezieht ſich auf die totale Thierwelt, wie auf die dem
Thierreiche entſchwindende Sertularie; bezieht ſich auf das Her⸗
vor- und Abtreten weltbeherrſchender Völker, wie auf das Er⸗
ſcheinen und Verſchwinden jenes Individuums, von deſſen Ges
boren= und Begraben-Werden Niemand Kunde nimmt; bezieht
ſich auf die glorreichen Momente — des Denkens eines Newtons,
der Begeiſterung eines Homers, wie auf die alltaͤglichen Einfaͤlle
und Gefuͤhle, die mir — werden von Stunde zu Stunde. —
Alles ward von Ewigkeit her ſo, Alles iſt ſo, Alles wird
ewig ſeyn ſo,“ und zwar bis auf die unbedeutendſten
ſubſidiariſche Fiktion iſt, um ſich die Ueberſicht
der empiriſch erfaßten Naturgeſetze zu erleichtern, um
ſich für richtiges Experimentiren eine Norm 8
ſchaffen, und um den Kalkul gehörig aus den Bedingniſ⸗
ſen der Aufgabe anſetzen zu koͤnnen, welcher weiter
dann — auf ſo ſtaunenswerthe Reſultate fuhrt.
»Die Erſcheinungswelt iſt nichts Exiſtierendes, ſondern iſt
die bloße Manifeſtation des Selbftbefhauungsactes am ein⸗
zig exiſtierenden Abſolutum. Symboliſch geſprochen, iſt
die Erſcheinungswelt — die während des Selbſtbeſchauz
ungsactes des Abſolutums (jener als Arbeit betrachtet)
herniederſtuͤbende Spaͤhne. — Die Arbeit geſchieht aber
nicht um der Spähne willen. — Inſofern ein Weſen das
Weltall, um des Weltalls willen, um des Wohles
der im Weltall lebenden ſelbſtbewußten Weſen willen,
lenken möchte, infofern wäre jenes Weſen durch die Na⸗
tur und Weſenheit des Weltalls bedingt, Sich uns
ter jenem Wefen nun Gott — denken, nehmlich das ewi⸗
ge unbedingte Weſen, dieß gäbe eine wahre Ab ſurdi⸗
tät, — es hieße ſo viel als: das unbedingte Weſen
habe ſeine Unbedingtheit abgelegt, habe 2 *
als Unbedingtes zu ſeyn, es ſey ſo zu ſagen Gott als ſol⸗
cher — geſtorben; man koͤnnte von ihm ſagen: Feu le
bon Dieu. — A
Hier iſt von keiner Exiſtenz — die Rede, fondern
bloß von dem Treten in die Erſcheinung, als Ma⸗
249
Momente herab,“ wie es die, aus der Eſſenzialitaͤt des Plus⸗
abſolutums und aus der Selbſterkenntniß der Abſolutheit, noth⸗
wendig folgend Oszillation und Oszillationsweiſe von
der Ewigkeit, zuruͤck und vorwaͤrts gemeſſen, gebieteriſch for⸗
dern. Dieß aber — iſt das allbeherrſchende Fatum.
Aus der gegebenen Deutung des Naturganzen (mein
Ich mit inbegriffen) des Weltalls, — als eines Nichtſeyen⸗
den, als bloß einer Oszillation zwiſchen Urgegenſaͤtzen, na—
mentlich zwiſchen Urmannigfaltigkeit und Ureinheit, —
ſpricht ſich, dem Forſcher, der Parallelismus — verbun—
den mit hoher Mannigfaltigkeit — als ein, fuͤr alle
Erſcheinungen des Naturganzen, à priori poſtulirtes Ge⸗
ſetz, als Naturwaltensnorm, aus, möge die Geſammtheit der
Erſcheinungen als Simultangruppe oder als Succeſſiv⸗
gruppe berückſichtigt werden. Es iſt nämlich der, von Ewig⸗
keit her und in Ewigkeit hin, beſtehende Akt des Emanirens
von dem Einen aus — und des Refluirens nach
demſelben Einen hin, — das alle Naturaktivitäten — zu
einerlei Uraktivitaͤt — Identifizierende. —
Man muß geſtehen, daß, zu Folge der in dieſem Aufſatze
gelieferten großartigen und mit der Wirklichkeit über:
einſtimmenden Anſichten von dem Weſen und der Bedeutung
der Natur innerhalb und außerhalb des Menſchen, ſowohl ihrer
(der Natur) Totalität nach als jedem ihrer (der Natur) ein⸗
zelnen Momente nach, unſer Forſchſinn, unſer Streben das
Warum des ſo und nicht anders Gewordenſeyns gleichwie
des ſo und nicht anders ſich Fortgeſtaltens zu errathen
oder wenigſtens zu erahnen, weit mehr befriedigt werde,
als durch alle bisher in den Schulen gangbaren Erklä⸗
rungen des Erſcheinens. Mich eines merkantilen Ausdrucks
bedienend, moͤchte ich ſagen: Die Erfinder und Verbreiter jener
bisher vermeintlichen Erklaͤrungen giriren ein Unerklaͤrtes
auf ein anderes Unerklärtes hin, wo dem bloß — un⸗
befriedigten ſich zu hoͤhern Anſpruͤchen berechtigt fuͤhlenden
Forſchſinne — immer noch Anlaß zu einem fernern Fortgiriren
bleibt, ohne mit dieſem Giriren je ans Ende zu gelangen. —
Ich, nach meiner Interpretationsweiſe girire zwar auch von
einem Unbegreiflichen nach einem anderen Unbegreiflichen hin;
girire jedoch gleich Anfangs nach einem Solchen — hin,
nehmlich nach dem Plusabſolutum, — wornach mir jedes fer⸗
nere Giriren als unmoglich erſcheint, u. z. unmoͤglich, nach
nifeſtation des ewig vor ſich gehenden Selbſtbe⸗
ſchauungsactes — an dem allein — feyenden
Abfolutum. Ich ſpreche im obigen Texte nur ſymbo⸗
liſch, da ich es nicht anders vermag. — Das Seyn
des Univerſums (mein Ich mit inbegriffen) iſt bloßer
Schein, iſt nur das vom Abſolutum her, ins Univer⸗
ſum hin, ſtrahlende Seyn. Wem dieſe Behauptung
allzu paradox — erſchiene, für den bleibt nur der
Atheismus — übrig, wenn doch ja von philoſophi⸗
ſchem Forſchen, und nicht von ſchwärmeriſchem
Faſeln, die Rede iſt. Denn, entweder iſt das Univerſum
ſelbſt das Abſolutum, und es exiſtiert außer dieſem Nichts;
oder aber es beſteht außer dem Univerſum das Abſolutum,
und dann koͤmmt dem Univerſum keine Exiſtenz zu. Das
Seyn des Abſolutums kann durch kein zweytes Seyn
beſchränkt werden.
„ Was iſt am Ende bedeutend, — was unbedeutend?
Iſis 1841. Heft 4. a
250
den Anforderungen meiner Vernunft; und ſonach iſt
denn meinem Forſchſinne feine Graͤnze angewieſen; das
ſo leicht in Forſchſucht — ausartende der Menſchennatur
angemeſſene Forſchen, die ſo — nicht ſelten uns aufreiben—
de Leidenſchaft, wird nach meiner Methode, ſo zu ſagen,
calmirt; denn es müßte wahrlich eine ſchon an Wahnſinn
graͤnzende Aufregung meines Forſchſinnes genannt werden, fer—
nerhin denſelben auch dann noch — in Thaͤtigkeit ſetzen
zu wollen, wenn mir doch endlich jede Erſcheinung am Natur-
ganzen — weiter nichts iſt, als ein weſentlich erforder—
liches Beſtandſtuͤck an der, dem jedesmaligen Stadium des
Naturentwickelns entſprechenden, Architectonik; nebſtbey er-
waͤgend, daß jenes Waturentwickeln mit den ſucceſſiven
Totaloszillationen als identiſchf znfammenfällt, welche leg:
tere in der Weſenheit des Abſolutums begruͤndet ſind;
und endlich, daß das Abſolutum, das Supraoszillato:
riſche, von mir (durch und durch Oszillatoriſchem) nim⸗
merhin erfaßt werden kann. — * 4.
Es beſteht ein, primär in der Weſenheit des Plus—
abſolutums fo wie feiner Selbſtbeſchauung, und fe:
cundaͤr im Weſen der Totaloszillation, begruͤndetes,
ewig nothwendiges unabänderliches Fatum (deſſen
eigentlicher Sinn hier ja nur — nach dem bisher Geſag—
ten — zu deuten iſt), eine (aber ja nicht im Sinne der Te—
leologen und Frömmler zu verſtehende) Gottesregierung
(nicht um der Welt willen, die, ſymboliſch ausgedruͤckt, beym
Selbſtbeſchauungsacte bloß nebenher als Spaͤhne abfaͤllt, fonz
dern um des Plusabſolutums uad ſeines Selbſtbe—
ſchauungsactes wegen), worinn jeder Pulsſchlag an dem
univerſellen Leibe der Natur, worinn Alles, bis auf den lei—
ſeſten meiner Tritte hin (dem Menſchen koͤmmt keine
moraliſche Freyheit zu), fuͤr jedes Stadium beſagten
Selbſtbeſchauungsactes, beſtimmt iſt. — ** Hieraus folgt zu:
gleich die rationelle Feſtſetzung des von aller Omoioanthropie
(in Bezug aufs Abſolutum) rein gehaltenen Ausdruckes: Welt—
regierung, das ſich beſſer geben ließe durch die Worte: ſtete
Ausübung des Selbſtbeſchauungsactes, nach, dem
Plusabſolutum innewohnender, Wothwendigkeit. —
Das Plusabſolutum iſt das Superlativ der Indifferenz.
Liebe, Haß, Willen, Mittel, Zweck, uſw., werden, aufs
Abſolutum bezogen, zum Abſurdum.
»Nicht bloß das fo und nicht anders Werden dieſer oder
jener Steinart oder Pflanze, dieſes oder jenes Thie⸗
res, uſw., geht als ein Nothwendiges — an der To⸗
taloszillation hervor; ſondern auch das des Menſchen
Schaffenskraft entſteigende Gemälde, Gedicht,
philofophiſche Syſtem, uſw., da ja des Menſchen
Thätigkeit (eine der Spezialthätigkeiten aus der Tota⸗
lität der Naturthaͤtigkeit), gerade dahin laufend, wor⸗
nach gerade jenes Gemälde, oder jenes Gedicht,
oder jenes philoſophiſche Syſtem, in die Erſcheinung
trat, mit hinein gehort — in die nothwendige
Totaloszillation. Dieſelben Betrachtungen finden
ſtatt — hinſichtlich jedes menſchlichen Handelns;
es beſteht daher keine moraliſche Freyheit.
* Sieh den Aufſatz: „Es beſteht ein Fatum“ (Bu:
quoy's Anregung fuͤr philoſophiſch-wiſſenſchaftliche For⸗
ſchung ..)
16
251 .
Handelt denn aber, koͤnnte man hier billig fragen, der
Menſch nicht nach Plan und Abſicht? ja noch mehr!
dringt der Menſch nicht ſogar durch fein Wirken — Ro⸗
ſultate hervor, die von ihm ſelbſt — vorhinein berech-
net waren? Greift denn alfo nicht auch der Meuſch — ein,
wenigſtens zum Theil mit ein, in die Entfaltung des Wer—
dens — am Univerſum? Allerdings greift er mit ein;“ aber
eben über die eigentliche Bedeutung, über den Sinn,
ſolchen, nur ſcheinbar — diſponirenden, Eingreifens —
fhwebt die Menſchheit in Irrthum; Alles iſt hier voll des
trüglichſten Scheines, voll der demuͤthigſten Selbſt—
taͤuſchung. — Jeder unter uns, die wir Alle ſammt und
ſonders nichts weiter ſind als integrirende Theile an der
Totaloszillation am Ganzen der eriftenzlofen Welterſcheinung,“
— bewegt, in jedem Zeitmomente, den (Jedem unter uns) vom
(im oben angegebenen Sinne verſtandenen) Fatum — zuge—
wieſenen Angriffspunct in der Maſchine (allegoriſch ausge
druckt) des Weltganzen, auf die ihm (Jedem unter uns) vom
Fatum — vorgeſchriebene Weiſe; und ſo wird denn Je—
der unter uns zum Mitepecutor — am Reihenſchwunge des
Geſchickes. Jeder unter uns aber, als einf ſich feiner
ſebſt bewußtes Vernunftweſen, iſt ſich bewußt: 1. des
— von Weltlaufsmacht — in ſich aufgeregten Strebens
für jenes Angriffspunct-Bewegen, — fo wie 2. der
dem Naturleben entſprechenden Norm von Succeſſion (dem
Was und Wie nach) einzelner Oszillations-Momente (uns
ter einer gewohnlich verworrenen Beruͤckſichtigung, Nauſa⸗
litätsgeſetz““ genannt), — fo wie 3. der Identitaͤt jener
Norm von Succeſſion — an der totalen Oszillation, an der
Natur überhaupt, am Weltganzen, und an der ihn ins⸗
beſondere (Jeden unter uns), ſeine individuelle Activitaͤts—
ſphaͤre (einer der Elementarboͤgen an der Totaloszillation), be:
treffenden ſpeziellen Oszillation. — Dieß Alles (sub 1.,
sub 2. sub 3. Geſagte) — in ein einziges combinirtes
Moment ſelbſtbewußtlich ausgeſprochenen innigen Gefuͤhls —
zuſammengefaßt, — bringt die oben erwaͤhnte Selbſttaͤu—
ſchung — in Jedem unter uns hervor, nehmlich den Wahn
— von einem planmaͤßig, ſelbſt disponirend, aus Je—
dem unter uns hervortretenden Verfuͤgen, — indeß
doch unſer Handeln leine der einzelnen Schwingungen bloß
— an der Totaloszillation), wie überhaupt das Treiben in
Alles in der Natur — greift eigentlich mit ein, in die
Entfaltung des Werdens; fo die Sonne, hier be:
fruchtend dort verſengend; ſo die Feldblume, nährend
die Biene und verdrängend die mühfam gezogene Saat; fo
der ſchreckenheulende Sturm, am Ozean furchend allver⸗
ſchlingende Schluͤnde, und vom Lande verſcheuchend peſti⸗
a rg Dünſte; fo der Erde fieberfroſtiges Ruͤtteln,
Städte zertruͤmmernd hier, Inſeln zu künftiger Wohnftätte
erhebend aus Meeresgrund dort; uſw.
* Das Naturganze, uns Alle mit inbegriffen, iſt nichts
Exiſtirendes, ſondern — die als Oszillation ſich aus⸗
ſprechende Manifeftation des Selbſtbeſchauungsactes am
Plusabſolutum.
„Die unmittelbare Wahrnehmung gibt uns alle⸗
mal — nichts weiter, als eine Simultangruppe oder
Succeſſiogruppe von Erſcheinungen; das eine oder
das andere Moment, aus ſolcher Gruppe, als Urs
ſache ui ar die übrigen als Wirkung, dieß ift
allemal nur eine Hypotheſe.
252
der geſammten Natur (Totaloszillation), bloß ein mit tau⸗
ſenderley Activitaͤten des Naturlebens — in wech—
ſelbeziehung ſtehendes Wirken, ein Thun um zu han—
deln, iſt, — bloß eine actio actionis causa, — bloß ein
Herniederſtuͤben der Spaͤhne — vom Selbſtbeſchauungs⸗
acte des Plusabſolutums her (ſymboliſch geſprochen), — bloß
der, an dem Daſeynsloſen der Totaloszillation, erſcheinende Re⸗
flex eines von Seiten des Plusabſolutums vorgenomme⸗
nen autonomen Actes, hervorrufend das Selbſtbewußtſeyn
der eigenen Abſolutheit an dem Einzigſeyenden; — daher bloß
eines der Elementartheilchen an der res secundaria,
deren res primaria des Plusabſolutums Selbſtbeſchauung iſt.
Wer, unter uns, naiv genug iſt, um die oben erwaͤhnte Taͤu⸗
ſchung — nicht zu merken, um auf dieſe Weite einem be⸗
haglichen Selbſtgefuͤhle vermeintlich dem Menſchen in⸗
newohnender Macht, — als ob der Menſch nicht integriren⸗
der Theil der Natur wäre, ſondern frey ſchaltend uͤber
der Natur, fie lenkend, ſchwebte, — ſich hinzugeben;
wer aber dann, im Schmerzgefühle hereinbrechenden Miß⸗
geſchickes, zu dem Ahnen jener Taͤuſchung gelangt, ohne
jedoch — Weſen und Bedeutung an ihr — klar zu
erfaſſen; ſolch Einem — erſcheint das allwaltende Schick⸗
ſal — unter dem Character der Ironie, — wie ſelben
z. B. Shakeſpeare ſo bitter und lebendig ausſprach, nach
der Gefuͤhlsweiſe Derer, zu denen der große Dichter ſprach.
Ich wiederhole hier nochmals das weiter oben, nur im
Voruͤbergehen, angefuͤhrte Gleichniß, das vielleicht Manchem
trivial erſcheinen moͤchte, das abes den Modus, wie das
Weltall, ſeiner tiefen Bedeutung nach, ſich mir — darſtellt, —
vollkommen ſymboliſiert; ich ſage nehmlich, das geſammte
mir ſucceſſiv hervortretende Waturerſcheinen (auch das mir
Erſcheinen meines Ichs — als Gedankenfictionen uſw.) —
iſt weiter nichts, als die, von Augenblick zu Augenblick,
waͤhrend des (von Seiten des Plusabſolutums verrichteten) Au:
tonomen Selbſtbeſchauens, abfallende Spaͤhne. Daß
jenes Selbſtbeſchauen — nicht um der Spaͤhne wil—
len geſchehe, verſteht ſich, uſw. (Letztere Bemerkung bezieht ſich
anf die falſche Anſicht der Teleologen, welche dem Weltall
einen beftändig nachbeſſernden goͤttlichen Werkmeiſter, einen
omoioanthropiſch fingirten gemuͤthlichen Gott, andichten).
Die Anſichten, nach denen ich bis hieher das Weſen des
Abſolutums entwickelte,“ find die einzig möglichen, nach |
denen es mit der ihm gebuͤhrenden Wuͤrde erſcheinen kann,
* Dem Abſolutum muß Alles zukommen, folglich au
das Seyn. — Das Abſolutum r un
zwar einzig und allein, da es von der Exiſtenz keines
Zweyten ausgeſchloſſen ſeyn kann. Es iſt alſo „
das Weltall ſelbſt — das Abſolutum, und es beſteht
außerhalb des Weltalls nichts (Atheismus), das
Weltall iſt und beſteht aus innerer Nothwendig⸗
keit, welches wohl die einfachſte und klarſte Anſicht
uͤber die Bedeutung des Weltalls (mich mit inbegriffen)
wäre, die aber mein myſtiſch religioͤſes Sehnen uns
befriedigt läßt, Oder aber — es beſteht außerhalb
des Weltalls das Abſolutum als einzig Seyen⸗
des, das Weltall iſt exiſtenzlos, iſt bloße Manife⸗
ſtation de vom Abſolutum vollzogenen Selbſtbeſchauungs⸗
actes. Dieß iſt zwar eine ſchon mehr geſuchte, cine
*
253
frey von jedem Attribute menſchlicher Erbaͤrmlichkeit,
und wobey zugleich mein religios-myſtiſcher Sinn Befrie⸗
digung findet. Von den in den mancherley ehem Reli⸗
gionen, und ſelbſt in dem haͤufig ſo falſchverſtandenen
Chriſtenthume, herrſchenden verſchrobenen Anſichten eines
omoioanthropiſchen Gottes, welcher liebt, haßt, zuͤrnt,
vergibt uſw., mich gaͤnzlich abwendend, — erſcheint mir
das Abſolutum — weder als ein zugleich guter zugleich
boſer oder doch machtloſer Gott, voll von Laune, der
uns zwar Gutes ſpendet, aber, trotz ſeiner vorgeblichen Liebe,
jedes ſolche Gute wieder mit Galle miſcht, und hierdurch ent⸗
weder einen Character von Mißgunſt oder wenigſtens von
Ohnmacht beurkundet, da ja der Allmaͤchtige das Gute
ohne Keſtriction zu verleihen die Macht hat; noch auch
erfcheint mir das Abſolutum als ein ungefchickter Werkmei⸗
ſter, der es zwar herzlich gut meint, dem aber bald hier
bald dort etwas zuſammenfaͤllt; noch als ein bizarres
Weſen, das uns einige Zeit hindurch martert, damit wir dann
um ſo lebhafter die uns geſpendeten Freuden genießen moͤchten,
uſw. Ueberhaupt erſcheint mir das Abſolutum, nach der bis
hieher in dieſem Aufſatze gelieferten Betrachtungs⸗ und Inter⸗
pretirungs⸗Weiſe des Naturganzen, — nicht als Aufwaͤr—
ter, fuͤr die Erhaltung des Ganges am Naturganzen, als wo⸗
mit ſich die Idee des Abſolutums durchaus nicht vertraͤgt; ſon⸗
dern als ein von keiner omoioanthropiſchen Anſicht
Verunreinigtes, als einzig Seyendes, als eine res
primaria, woran alle Aktion nur actio actionis causa —
iſt, als Superlativ des bloß ſich — beruͤckſichtigenden
Ich's vor Alles — Nichts iſt, uſw.; Sapienti pauca.
(Eine Fortſetzung moͤchte ſpaͤter einſt folgen.)
Naturhiſtoriſk Tidsſkrift. a
Udgivet af Henrik Kroͤyer (Naturhiſtoriſche Zeitſchrift, heraus⸗
gegeben von H. Kr.) Kopenhagen gr. 8.
Bd. 2. H. 1. 1837. 1 F.
(Fortſetzung von Heft 4. 1841.)
1) S. 1—7. Hans Chriſtian Lyngbye. Nekro⸗
log von Niels Hofm. Bang.
2) S. 8 — 52. Ueber die Schmarotzerkrebſe ic. vom
Herausgeber. (Fortſ.) 0
III. Formbeſchreibungen. (Fortſ.) Hierzu Tab. I.
Caligus (Lepeophtheirus) pectoralis.
(Bd. I. Tab. 6. F. 4. Iſis Taf. I. 6.)
Die halbmondfoͤrmigen Organe fehlen; Augen ſehr klein
und faſt zuſammenfließend; das H mit dem bloßen Auge nicht
leicht zu bemerken. 7
verwickeltere Anſicht über die Bedeutung des Melt:
alls (mich mit inbegriffen) als der Atheismus; aber —
fie gewährt meinem myſtiſch religidſen Sehnen mehr
Befriedigung. Ich verfolge alſo die letztere der
hier entwickelten beyden Anſichten, welche die einzigen
zwey ſind, die man ohne Abſur dum aufſtellen kann.
—
254
Taſter (F. 4. a.) geſpalten, mit ſchmalen und zugeſpitzten
Aeſten.“ 2
1ſtes P. Füße mit Dornen auf dem inneren Rande des
Aten Gliedes.
Ates P. Süße (F. 4. b.) mit einer großen Klaue, aber
ohne Vorragungen auf dem inneren Rande des 2ten Gliedes.
Gabel (F. 4. c.) einfach geſpalten; ihre Aeſte lanzett⸗
foͤrmig.
6tes P. Füße (F. 4. d.) ſehr klein; 1ſtes Glied hat eis
nen kleinen Dorn am Ende des aͤußeren Randes; Ates und
Ztes Glied weniger deutlich getrennt, und der Dorn am Ende
des äußeren Randes vom Zten Gliede ſchwer zu bemerken; Ates
Glied oder Hand etwa fo lang wie 2te8 und 3tes Glied zus
ſammen; die innerſte ihrer 3 Klauen etwa von der Laͤnge der
Hand und doppelt fo lang wie die mittelſte, die nur etwas läns
ger iſt als die aͤußerſte.
Schwanz kurz, ohne deutliche Spuren von Gliedern; An—
haͤnge ſehr klein.
Nach Angabe deſſen, was fuͤr die Art characteriſtiſch iſt,
muß ich melden, was den Geſchlechtern eigenthuͤmlich iſt, wel⸗
che im Habitus ſehr von einander abweichen; ich fange zuerſt
mit dem W. an (F. 4. A.) welches weit haͤufiger als das M.
(F. 4. B.) vorzukommen ſcheint.
Länge der größten Individuen 2¼“ͤ ohne die Eyerſchnuͤre,
Breite etwas über 1",
Kopfbruſtſtuͤck klein im Verhaͤltniſſe zum Hinterkörper, **
flach gewoͤlbt, zeigt viele Annäherung an die Krebsform; Lange
indeſſen vielleicht unbedeutend größer als Breite, und der Hin⸗
terrand ziemlich gerade abgeſtumpft.
Der freye, fußtragende Ring durch keine Querfurche vom
Genitalringe getrennt, ſondern in Verbindung mit dieſem einen
flaſchenfoͤrmigen Körper bildend, deſſen unterer Rand flach ein—
geſchnitten iſt.
Schwanz viel ſchmaͤler als beym M.; zugleich ſind ſeine
Anhaͤnge viel kleiner und ſeine Borſten viel kuͤrzer.
Größe des M viel geringer als die des W. (etwa 1½½%
Farbe dunkler roͤthtich; Kopfbruſtſtuͤck weit größer und beſon⸗
ders breiter, mit dem Hinterkoͤrper verglichen; zugleich iſt er
mehr viereckig und viel weniger gewoͤlbt als beym erwachſenen
W.; der das te P. Füße tragende Ring iſt deutlich vom
Kopfbruſtſtuͤcke und Genitalringe getrennt, und etwas thomboi-
diſch; Genitalring (F. 4. e.) ziemlich kreisrund, kaum halb fo
breit als Kopfbruſtſtuͤck; jeder ſeiner Seitenraͤnder traͤgt 3 dicht
neben einander ſtehende Dornen, dem unteren Rande naͤher als
dem oberen; auch der untere Rand hat 3 Dornen zu jeder
» Nordmann behauptet, fie feyen 2gliedrig; aber, wie bey
allen anderen von mir unterfuchten Kaligen habe ich fie
nur aus einem Stuͤcke gebildet gefunden.
* Die Länge des Kopfbruſtſtuͤckes iſt ungefähr der des Hin⸗
terkörpers gleich, den Schwanz ungerechnet, und ſeine
Breite nur ſehr wenig groͤßer, als die des Genitalringes.
255
Seite des Schwanzes; im Genitalringe bemerkt man zu jeder
Seite des Darmcanales ein großes, ovales Organ, wie einen
Sack oder eine Blaſe. Schwanz faſt von der halben Laͤnge
des Genitalringes und von mehr als feiner halben Breite; Laͤnge
der Anhänge etwa / der Schwanzlaͤnge, und die 3 abwaͤrts
gerichteten Borſten laͤnger als Schwanz und Anhaͤnge zuſam⸗
men.
Oefters habe ich mit den gemeinen W. zuſammen eine
ziemlich abweichende Form gefunden, mit breiterem und weit we⸗
niger gewölbtem Kopfbruftftüde, kleinerem Genitalringe und ſtark
vor der Unterflache des Kopfbruſtſtuͤckes vorragendem 2ten P.
Fuße. Obgleich dieſe Form in ihrem Habitus von dem iger
meinen W. ſehr verſchieden iſt, ſcheint doch kein zulaͤnglicher
Grund vorhanden zu ſeyn, ſie fuͤr etwas Anderes als eine Va⸗
rietät anzunehmen, da fie ſowohl mit der gemeinen Form vers
miſcht vorkommt, als auch in allen den Theilen mit ihr uͤber⸗
einſtimmt, welche ſonſt Artkennzeichen abgeben, als den Taſtern,
der Gabel uſw.
Von dieſem Schmarotzerkrebſe, welcher ſehr haͤufig vor⸗
kommt, beſonders auf den Bruſtfloſſen verſchiedener Schollen⸗
arten (Platessa, Flesus, Rhombus, maximus uſw.) und auch
einzeln an verſchiedenen anderen Fiſchen, hat Muͤller zuerſt
eine ſchlechte Abbildung gegeben (Zool. dan., Tab. 33. F. 6.)
wie eine unzureichende Beſchreibung unter dem Namen Lernaea
pectoralis. Nordmann bildete eine neue Gattung aus die⸗
ſem Thiere (Lepeophtheirus), weil demſelben die halbmondfoͤr⸗
migen Organe fehlen, welche er fuͤr die Augen haͤlt. Bur⸗
meiſter glaubte ein einfaches Auge dicht hinter dem Vorder⸗
rande der Stirnplatte in deſſen Mitte zu finden. Ein Auge
exiſtirt indeſſen an dieſer Stelle gar nicht; dagegen wohl ein
kleiner begränzter Flecken, wie bey anderen Kaligusarten. —
Rückſichtlich des M., welches bisher kaum bekannt geweſen iſt,
und, wenn es ſich einmal fand, leicht fuͤr eine eigene Art ges
halten werden konnte, weil es ſich im Anſehen ſo ſehr vom W.
unterſcheidet, wird man vielleicht den Beweis fordern, daß es
wirklich das M. ſey. In dieſer Hinſicht bemerke ich, daß ich
es öfters mit dem W. zuſammen an ein und demſelben Schol⸗
len⸗Individuum gefunden habe, daß ſowohl feine Form als der
beftändige Mangel der Eyerſchnuͤre es als ein M. bezeichnen,
daß es in allem für die Art Weſentlichen mit dem W. uͤber⸗
einſtimmt, und daß die Abweichungen ungefaͤhr dieſelben ſind,
wie zwiſchen Maͤnnchen und Weibchen von Caligus curtus,
obgleich vielleicht in einem höheren Grade.
Caligus Sturionis Kr. Taf. I. (Bd. I. Tab. 6. Fig. ö. L.)
Unterſcheidet ſich ruͤckſichtlich der Farbe von allen anderen
von mir unterſuchten Kaligen durch eine Art von Perlmutter⸗
glanz. Das Bezeichnende in ſeinem Habitus iſt fein umge⸗
kehrt herzfoͤrmiger, langgeſtreckter Genitalring und fein langer
Schwanz, ferner feine überhaupt ſchlanke und langgeſtreckte Ge⸗
ſtalt.
Länge vom vorderen Rande des Kopfbruſtſtuͤckes bis zur
„Was Nordmann vermuthungsweife als das M. angibt,
kommt mir, fo weit ich aus ſeiner kurzen ee.
ohne Abbildung, ſchließen kann, nur als ein juͤngeres W.
vor.
256
Schwanzſpitze 6““, wovon das Kopfbruſtſtuͤck etwa 2 — 2%,"
ausmacht, und der Hinterkoͤrper den Reſt; L. der Eyerſchnuͤre
4-6 % ] Totallaͤnge 8½ — 104". f
Die halbmondfoͤrmigen Organe fehlen.
Grundglied des 1ſten P. Fuͤhler nicht beſonders län i
als 2tes Glied. lere maren ger
0 Taſter groß, weit uͤber den Schnabel vorragend, am Ende
in 2 Aeſte geſpalten. Form der letzteren koniſch, ohne irgend
eine Erweiterung in der Mitte. Der nicht geſpaltene Grund-
theil langgeſtreckt, ſchmal, etwas koniſch (F. 6. a.)
Ates Glied des Iften P. Füße mit elnem Dorn auf der
Mitte des einwaͤrts gekehrten Randes.
Gabel (F. 6. b.) zwar doppelt 2getheilt, doch die 2 lang⸗
geſtreckten, ſchmalen und faſt linienfoͤrmigen Aeſte ſo wenig am
Ende ausgeſchnitten „ daß die 4 Aeſtchen vielleicht eher Saͤge⸗
zacken oder Zähne als Verzweigungen genannt werden koͤnnten.
Der Ring, an welchen das te P. Füße geheftet iſt, ſehr
undeutlich und kaum vom Genitalringe zu ſcheiden. a
i Letztes P. Füße (F. 6. c.) hat alle 4 Glieder fehr deut:
lich; 1ftes Glied hat einen etwas weichen Dorn am Ende des
äußeren Randes; tes Glied das kuͤrzeſte, fein aͤußerer Rand
gebogen, am Ende mit einem kleinen Hafen,’ über welchem 2
kleinere Hoͤcker oder vielleicht undeutliche Haken; Stes Glied
langgeſtreckt, linienfoͤrmig, längs des aͤußeren Randes mit aus
ßerordentlich kleinen Cilien beſetzt (welche jedoch erſt beym Preſ⸗
ſen und bey ſehr ſtarker Vergroͤßerung zum Vorſcheine kom⸗
men), und am Ende des aͤußeren Randes mit einem Dorne,
deſſen Laͤnge faſt der Haͤlfte der Hand gleich iſt; dieſe iſt nur
wenig kuͤrzer als Steg Glied, langgeſtreckt, linienfoͤrmig, doch am
Ende unbedeutend breiter; ihr aͤußerer Finger iſt etwas krumm,
von Laͤnge wie der Dorn des Zten Gliedes; ter Finger viel
länger, krumm, nur unbedeutend kuͤrzer als der Ste; dieſer fo
lang wie die Hand, oder uͤber doppelt ſo lang wie der aͤußere
Finger, faſt gar nicht gekruͤmmt und mit wenigen und ſehr
kleinen Dornen etwa gegen die Mitte des inneren Randes
(3.6. .c*)
Genitalring langgeſtreckt, etwas ſchmal, doch breiter als
das halbe Kopfbruſtſtuͤck; iſt umgekehrt herzfoͤrmig oder, wenn
man will, etwas koniſch; der untere Rand nehmlich ziemlich
gerade abgeſchnitten und die etwas converen Seitenraͤnder nach
oben convergierend.
Schwanz lang (etwa wie das Generationsglied), ſchmal,
(ungefähr / fo breit als das Generationsglied), hat am Anz
fange des unteren Drittels der Laͤnge eine unbedeutende Ein:
ſchnuͤrung und ſcheint ſonach gleichſam aus 2 Gliedern zu bes
ſtehen. Seine Anhaͤnge (F. 6. d.) beſonders kurz, machen wohl
kaum ½ — e der Schwanzlaͤnge aus; auch die Borſten der
Anhaͤnge ſehr kurz; die 3 mittelſten etwa von der Laͤnge der
Anhaͤnge, die aͤußerſte jederſeits dagegen viel kuͤrzer.
Im Julius 1836. fand ich eine große Anzahl dieſes Ka⸗
ligus, doch nur W., an einem bey Aalbeck gefangenen Stoͤre.
An nicht eben wenigen ſonſt unterſuchten Stoͤren habe ich ihn
nicht wahrgenommen.
257
Caligus Salmonis Kr. Taf. I. (Bd. I. Tab. 6. Fig. 7.)
Laͤnge des W. von der Stirnplatte bis zur Schwanz⸗
ſpitze 7’, wovon das Kopfbruſtſtuͤck 2 “„ der Hinterkoͤrper
4¼““ ausmachen. Eyerſchnuͤre mindeſtens doppelt fo lang,
als Körper, alſo 14“ und darüber. Breite des Kopfbruſtſtuͤckes
2
Länge des M. 3 ½“, wovon das Kopfbruſtſtuͤck faſt zu
einnimmt; Breite des Kopfbruſtſtuͤckes 1%,"
& Grundglied des 1ften P. Fühler etwas länger als tes
lied.
Taſter (F. 7. a.) etwas laͤnger als der Schnabel, mit
breiter Wurzel, am Ende geſpalten, Aeſte zugeſpitzt, der innere
laͤnger als der aͤußere.
1fles P. Füße hat einen Dorn oder Lappen auf der Mitte
des inneren Randes des 2ten Gliedes; der innere der Aeſte,
mit welchem ſich dieß Glied endigt, iſt nur etwa ½ laͤnger als
der aͤußere.
2tes P. Füße hat eine kleine Borſte gegen die Mitte des
inneren Randes des Aten Gliedes. Grundglied viel laͤnger als
der Haken, aber nicht bedeutend dick.
Gabel (F. 7. b.) einfach geſpalten, Zinken ſtumpf abgerun⸗
det, undeutlich lanzettfoͤrmig. 9
Der freye, fußtragende Ring beym W. viel kleiner, im
Verhaͤltniſſe zum Genitalringe, und undeutlich von dieſem ge—
trennt; beym M. dagegen groß, im Verhaͤltniſſe vom Genital—
155 von dieſem deutlich geſchieden und von ſchiefer, viereckiger
orm. 0
Hand des ten P. Füße (F. 7. c.) kuͤrzer als Ztes Glied
und dieſes wieder kuͤrzer als 2tes. Aeußerer Rand des 1ften
Gliedes ohne Dorn am Ende; Ates Glied hat ſtatt des Dor—
nes einen abgerundeten Hautlappen; Ztes Glied einen ſtarken,
etwas krummen Dorn, welcher bis zum Ende des aͤußeren Ran—
des der Hand reicht. Innerer Finger laͤnger als die Hand,
und ungefaͤhr doppelt ſo lang wie der aͤußere; mittlerer Finger
haͤlt in der Laͤnge die Mitte zwiſchen jenen beyden. Alle 4
Glieder deutlich von einander getrennt. Beym W. iſt uͤbrigens
der Bau dieſes Fußpaares viel plumper als beym M.
Genitalring beym W. beſonders groß, bisweilen ſogar faſt
fo lang und breit wie das Kopfbruſtſtuͤck, langgeſtreckt viereckig,
doch nach vorn etwas ſchmaͤler und abgerundet; Einſchnitt des
hinteren Randes ungewoͤhnlich tief und deutlich. Auf der Bauch—
flaͤche iſt oberhalb dieſes Einſchnittes ein halbmondfoͤrmiges,
hornartiges Organ von gelblicher, gegen den Übrigen Körper ab—
ſtechender Farbe; der convexe Rand nach vorn, der concave nach
hinten gerichtet.
Beym M. iſt der Genitalring (F. 7. d.) ſehr klein, im
Verhaͤltniſſe zum Kopfbruſtſtuͤcke, oval und an beyden Enden
abgeſtumpft. Sein aͤußerer Rand hat etwas entfernt vom un⸗
teren Rande ein Knoͤtchen, von welchem 4 kleine Borſten aus⸗
gehen; der untere Rand hat ebenfalls an den Ecken einen Hoͤcker
oder Lappen, welcher groͤßer, geſpalten, aber mit nur 2 kurzen
Borſten verſehen iſt.
Iſis 1841. Heft 4.
— —
258
Schwanz beym W. ſehr lang (wie der Genitalring),
ſchmal (kaum ½ fo breit ſals der Genitalring), linienfoͤrmig,
doch am Ende etwas eingekniffen, und zeigt eine Spur von
ſeinem Beſtehen aus 2 Abtheilungen oder Gliedern. Seine An—
hänge find klein und machen kaum über "/,, der ganzen Schwanz»
laͤnge aus. Beym M. kann der Schwanz (F. 7. e.) zwar
auch lang genannt werden, da er mit den Anhaͤngen zuſam⸗
men ungefaͤhr ſo lang iſt wie der Genitalring; aber mit dem
Kopfbruſtſtuͤcke verglichen, iſt er kurz. Er hat mehr als die
halbe Breite des Genitalringes, iſt oben ſchmaͤler, erweitert ſich
aber nach unten und wird ſomit flaſchenfoͤrmig. Seine An—
hänge find breit, haben ungefähr / der Schwanzlaͤnge und
find folglich verhaͤltnißmaͤßig viel länger als beym W. Von
den 4 ſtarken, federfoͤrmigen Borſten, mit welchen jeder Anhang
verſehen iſt, iſt die aͤußerſte etwa von der Laͤnge des Anhangs,
die 3 übrigen find faſt von der des Schwanzes und der An—
hänge zuſammengenommen. Beym W. find die Borſten kuͤr⸗
zer und nicht federfoͤrmig.
Dieſe Kaligusart, welche im Sommer ziemlich haͤufig am
Lachſe vorkommt, unterſcheidet ſich von den anderen mir bes
kannten Arten durch ihre dunkle, faſt ſchwarzblaue Farbe.
Caligus diaphanus &? Taf. I. 1. (Tab. 1. F. 3.)
Von dieſem kleinen Kaligus, welcher nur 1“ lang oder
unbedeutend laͤnger iſt, habe ich nur ein einziges Individuum
gefunden, ein M., und zwar im noͤrdlichen Kattegatte, kann
aber nicht mehr ſicher angeben, an welchem Fiſche. Inzwiſchen
glaube ich, daß es eine Schollenart war, weil ich ſeiner unter
aufbewahrten Individuen von Caligus pectoralis anſichtig
wurde. Ich hielt ihn lange fuͤr eine eigene Art, und beſchrieb
ihn unter dem Namen Caligus caudatus. Aber mir ſcheint
jetzt viel dafür zu ſprechen, daß er ein M. vom Cal. diapha-
nus (ſ. Bd. I. S. 623. Tab. 6. F. 5.) ſey.
Bezeichnend fuͤr dieß Thier iſt die breite, nierenfoͤrmige
oder halbmondfoͤrmige Geſtalt des Kopfbruſtſtuͤckes und befon-
ders der lange, ſchmale Hinterkoͤrper, welcher etwa eben ſo lang
iſt als das Kopfbruſtſtuͤck.
Stirnplatte iſt mit den halbmondfoͤrmigen Organen ver
ſehen.
2te8 Glied des Iſten Fuͤhlerpaares bedeutend länger als
1ftes Glied.
Ates Glied des 2ten Fuͤhlerpaares oder das Hakenglied
(F. 3. a.) iſt geſpalten, mit einem kuͤrzeren inneren und einem
laͤngeren aͤußeren Haken.
Taſter ſcheinen mir ungetheilt und zugeſpitzt.
Das Grundglied des ten Fußpaares (F. 3. b.) ſendet
aus der Wurzel einen langen und ſtarken Dorn (oder Spitze),
an deſſen inneren Rand ſich das te Glied oder der Haken
legt. Der lange, aber ziemlich duͤnne Haken hat eine Borſte
am inneren Rande.
Gabel (F. 3. 0.) einfach geſpalten, mit ziemlich langen,
ſchmalen, am Ende abgerundeten Aeſten.
Der das te Fußpaar tragende Ring ſchiefviereckig.
17
259
6tes Fußpaar ziemlich ſtark gebaut (F. 3. b.) und alle
ſeine 4 Glieder ſehr deutlich; 1ſtes Glied etwa ſo lang wie die
3 folgenden zuſammen, und dieſe unter einander faſt gleich lang;
Ates Glied am Ende des aͤußeren Randes mit einem ſtarken,
das Ende des folgenden Gliedes erreichenden Dorn; welches
Glied gleichfalls einen ſtarken, aber noch laͤngeren Dorn hat,
der etwa bis zur Mitte des aͤußeren Fingers reicht; dieſer iſt
nur unbedeutend kürzer als der mittlere, welcher wieder nur ein
wenig kleiner iſt, als der innere; ſie ſind alle laͤnger als die
Hand.
Genitalring etwas langgeſtreckt, ſchmal, fla ſchenfoͤrmig,
hat einen kleinen Dorn an jedem Seitenrande, ferner an jeder
Seite des unteren Randes ein Paar kleine Dornen oder Borſten.
Schwanz lang (laͤnger als Genitalring), ſchmal (nicht
breiter als der halbe Genitalring), und ſcheint aus 2 deutlichen
Ringen zu beſtehen, von denen der erſtere kurzer iſt als der an⸗
dere. Seine Anhaͤnge mittelmaͤßig lang und mit 5 Borſten,
3 langen, abwaͤrts gerichteten, und 2 kurzen an der aͤußeren
Seite.
Was dem Anſcheine nach das hier beſchriebene Thierchen
vom Cal. diaph. unterſcheiden möchte, iſt die ganz abweichen⸗
de Form des Kopfbruſtſtuͤckes und das hoͤchſt verſchiedene wech⸗
ſelſeitige Berhalten zwiſchen dem Kopfbruſtſtuͤck und dem Geni⸗
talringe (welches doch, wie fruͤher bemerkt worden — Bd. I.
S. 648. — nicht gerade die einzige, nach meiner Erfahrung
conſtante, Geſchlechtsverſchiedenheit iſt); ferner, daß der Haken
des Aten Füͤhlerpaares geſpalten iſt (dieß iſt aber bey Cal. cur-
tus auch ein Unterſcheidungszeichen des M. vom W.). In
den übrigen weſentlicheren Verhaͤltniſſen, der Laͤnge des Schwan⸗
zes, der Form des 2ten Fußpaares und der Gabel, der Be—
ſchaffenheit des öten Fußpaares uſw. ſtimmen ſie fo uͤberein,
daß die früher von mir für Cal. diaph. 9. entworfene Dia⸗
gnoſe vollkommen auf das hier beſchriebene Thier paßt. Es
bleibt daher in hohem Grade wahrſcheinlich, daß dieſes das M.
von dem Cal. diaph. ſey, welchen ich oben beſchrieben habe.
Um die Sache aber uͤber allen Zweifel zu erheben, iſt es wohl
erforderlich, daß die Unterſuchung uͤber eine groͤßere Individuen⸗
zahl ausgedehnt werde und beſonders, daß man beyde Formen
dey einander auf ein und demſelben Fiſche finde.
Um die Beſtimmung der bisher bekannten daͤniſchen Ka⸗
ligusarten zu erleichtern, gebe ich hier ihre Diagnoſen.
Caligus eurtus Muell. Lamina frontalis lunulis in-
structa; palpi simplices, acuminati; furca simplici vice
partita, brachiis linearibus truncatis; manus ultimi pedum
paris longa (secundum cum tertio articulum junctum lon-
gitudine superans), digitus interior hujus manus longissi-
mus, serratus, medio digito 3plo vel 4plo longior; cauda
brevis; appendices caudales minutae, setis satis longis in
structae plumosis.
Caligus diaphanus Nordm.? Lamina frontalis lu-
nulis praedita; palpi minuti, simplices; furca simpliei
vice partita; brachiis acuminatis; pedes 6ti paris breves,
crassi, ad marginem externum duobus praediti aculeis vali-
dis longisque (2di et Stii articuli); manus 6ti_pedum pa-
ris perbrevjs, brevibus iustructa digitis ejusdem fere inter
se longitudinis; cauda longitudinem annuli genitalis ad
minimum aequans vel parum superans; fila ovifera solito
crassiora, brevia, paucis repleta ovis.
*
260
4 ‚ Caligus Hipnoglossi Kr. (Binoculus piscinus ‚Fbr.)
Lamina frontalis lunulis destituta; palpi satis magni, apice
bipartiti, sublanceolati; furca bis bipartita, brachiis trun-
catis; manus 6ti pedum paris pusilla, Stio articulo multo
brevior; digitus internus manum longitudine fere aquans,
medio autem digito non 2plo longior; cauda brevis, ap-
pendicibus minutis.
Caligus pectoralis Muell.
eiter divisa, brachiis lanceolatis; ultimum pedum par mi-
nutum, manu secundum tertiumque ejus articulum ae-
quante; digitus internus medio fere 2plo longior; cauda
brevis, appendicibus perpusillis.
Caligus Sturionis Kr. Lamina frontalis sine lunu-
lis; palpi magni, bipartiti, acuminati; furea bipartita,
brachiis apice ineisis; manus 6ti pedum paris 3tio arti-
culo parum brevior, 2do autem multo longior, digito in-
terno serrulato medium aequante vel parum modo supe-
rante; cauda longissima, appendicibus minutissimis.
Caligus Salmonis Kr. Lamina frontalis lunulis ca-
rens; palpi satis magni, apice bipartiti, acuminati; furca
simplici vice partita, brachiorum apice parum latiore, ro-
tundato; manus Gti pedum paris brevior 3tio articulo, qui
vero brevior est 2do; cauda longitudinem annuli genita-
lium fere aequans. N
um dieſe 6 Arten noch ſchneller zu unterſcheiden, folgt
hier eine tabellariſche Ueberſicht:
Caligi. *
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: > Lunulae laminae fron-
talis nullae; palpi apice bipartiti, acuminati; furca simpli-.
261
Chalimus Burm.
Im 2ten Hefte des 1ſten Bds. dieſer Zeitſchrift iſt (S.
200.) bemerkt worden, daß Burmeiſter die Gattung Chali-
mus nach einem einzigen Individuum eines kaligusartigen Thie⸗
res aufgeſtellt hat, welches an einer Makreele von Helgoland ge—
funden worden war (Nov. Acta Leop. XVII. 1. p. 294—8.
Tab. XXIII. Fig. 13 — 18.) Da mich ſehr verlangte, dieſe
Form zu finden und die Verhaͤltniſſe ihres Vorkommens zu un⸗
terſuchen, ſo habe ich keine Gelegenheit dazu auf meinen Rei—
ſen vorbeygehen laſſen, auch allmaͤhlich eine nicht unbedeutende
Anzahl von Individuen an verſchiedenen Fiſchen gefunden (an
Makrelen, Hornfiſchen, Langfiſchen uſw.) ſowohl im Kattegatt,
als auch in der Weſtſee. — Da ich in vielen Puncten von
Burmeiſter in der Beſchreibung dieſer Thiere abweiche, ſo
wird es nicht überflüffig feyn, zu bemerken, daß B. freylich
ſeine Unterſuchungen mit einem beſſeren Microſcop angeſtellt
hat, als das iſt, welches mir zu Gebote ſtand; aber ich glaube
auf der andern Seite, daß dieß vollkommen dadurch aufgewo—
gen wird, daß ich, mit der groͤßten Sorgfalt alle Einzelnheiten
durchgehend, viele Individuen unterſucht habe, waͤhrend B.
nur eines. Es kann jedoch aus dieſer Urſache dem Herrn B.
nicht zum Vorwurfe gereichen, wenn ſeine Darſtellung des einen
oder anderen Verhaltens minder richtig befunden wird; im Ge—
gentheile iſt man ihm immer Dank ſchuldig, daß er auf dieſe
intereſſante Form aufmerkſam gemacht hat.
Chalimus Scombri Burm. Tab. I. 1. F. 1.
Länge der größten Individuen etwa 2“.
Die Form iſt etwas langgeſtreckt und ſchmal, und das
Kopfbruſtſtuͤck hat kein bedeutendes Uebergewicht uͤber den Hinz
terkoͤrper. Ungeachtet die das 4te und Ste Fußpaar tragenden
Ringe minder genau mit dem Kopfbruſtſtuͤcke verwachſen zu
ſeyn ſcheinen, als bey den Kaligusarten, und beſonders der letzte
etwas uͤber den hintern Rand des Kopfbruſtſtuͤckes hinausragt,
muß er doch immer zum Kopfbruſtſtuͤcke gerechnet werden.“
Ausdehnung der Stirnplatte in der Richtung von vorn
nach hinten iſt viel groͤßer als bey Caligus.
Der Anheftungsapparat (F. 1. a.), welcher vor dem klei⸗
nen, in der Mitte des vorderen Randes der Stirnplatte ange—
brachten Einſchnitte ausgeht, iſt ſchwarzbraun und hornartig.
Er beſteht aus einer dickeren Wurzel, einem langen geſchlaͤngel—
ten Faden und einem Knopfe. Die Wurzel beſteht wieder aus
3 Gliedern, welche ſich alle der Kugelform naͤhern; doch iſt
das erſte, da, wo es ſich an die Stirnplatte heftet, etwas ein⸗
geſchnitten, das andere etwas flachgedruͤckt, pomeranzenfoͤrmig,
das dritte, in den Faden uͤbergehende, etwas abgerundet-koniſch.
Der Faden iſt drehrund, ein paarmal ſo lang, wie das Wur—
zelſtuͤck, und viel dünner als dieſes. Der Knopf iſt kreisrund
und ſſcheint dem Hornknopfe ganz analog, mit welchem ver:
» Burmeifterd Abbildung und Beſchreibung geben eine
weniger richtige Vorſtellnng davon, indem er dieſe Ringe
als ganz vom Kopfbruſtſtucke getrennt darſtellt. Auch gibt
er ungefähr die Gränzen für den Kopf an und zählt dieſen
als einen beſondern Ring, wozu ich nicht die mindeſte Ur⸗
ſache ee habe; in jedem Fall nicht mehr, als bey
jeder Kaligusart. .
—
a 262
ſchiedene Lernaͤen (Ancorella, Lernaeopoda uſw.) angeheftet
ſind.
Stellung und Beſchaffenheit der Augen wie bey den Ka—
ligusarten.“
Das 1fte P. Fühler ganz wie bey Caligus; nur iſt ihre
Stellung etwas ſchraͤger und ſie ſchließen ſich ſomit dichter an
die Seitenraͤnder des Kopfbruſtſtuͤckes.
Das 2te P. Fühler (F. 1. b.) klein, die Fühler beſtehen
aus 2 Gliedern, einem dickeren Grund- und einem zweyten
Gliede, welches keinen Haken bildet, ſondern ziemlich ſtumpf
endigt. **
Schnabel ganz wie bey Caligus.
Taſter ſchmal, zugeſpitzt, ungetheilt. (F. 1. c.)***
1ſtes P. Füße (F. 1. d.) ganz uͤbereinſtimmend mit der
Form bey Caligus; nur ſcheint es mir von etwas ſtaͤrkerem
Baue zu ſeyn. 7 Wie bey verſchiedenen Kaligusarten iſt am
inneren Rande des 2ten Gliedes gegen die Mitte ein kleiner
Hautlappen.
Ates P. Füße (F. 1. e.) wie bey Caligus. Am inne⸗
ren Rande des 2ten Gliedes eine Borſte, und die Spitze dieſes
Gliedes gleichſam vom uͤbrigen Theile des Gliedes getrennt, in—
dem fie plotzlich ſchmaͤler wird. +}
Gabel habe ich nicht entdecken koͤnnen, eben ſo wenig,
als das 1ſte Paar Huͤlfshaken.
Ztes P. Fuͤße (F. 1. g.) aus einem groͤßeren Grundglied
und einem gliedrigen Ruder beſtehend. Vom unteren Rande
Hinter dem Anheftungsapparate zeichnet und beſchreibt B.
ein Organ, welches er fuͤr das Auge hält; aber er hat ſich
e Zweifel ganz mißleiten laſſen, indem er den etwas
rundlichen, begränzten, durchſcheinenden Flecken, welcher ſich
an dieſer Stelle bey allen Kaligusarten findet, uͤbrigens
aber im Baue ſchlechterdings nichts mit einem Auge ge⸗
mein hat, für ein Sinnesorgan genommen hat.;
* Meine Unterſuchung des 2ten P. Fühler gibt auch ein
etwas verſchiedenes Reſultat von B's., welcher es mit einem
kleinen, krummen und ſpitzigen Haken endigen läßt, der
ſich in der Natur nicht findet.
Ich kann mit der volleſten Ueberzeugung behaupten, daß
die Taſter nur aus einem Stücke beſtehen und keineswegs
3gliedrig find, wie B. fie abbildet; auch find fie bey ihm
ſicher viel zu klein. Bey allen von mir unterfuchten In⸗
dividnen reichen ſie bis zum Ende des Schnabels, und die⸗
ſer iſt kurz, breit, plump, nicht langgeſtreckt und zuge⸗
ſpitzt, wie B. es angibt.
+ Burmeifters Abbildung ſtellt unrichtig den äußeren
von den Zweigen, mit denen dieß Fußpaar endigt, als den
längften dar. Der innere Zweig iſt, wie bey den Caligi,
immer der laͤngſte. Dieſer Fehler iſt eine Folge davon,
daß er jenem, wie dem folgenden Fußpaar eine unnatür⸗
liche Stellung gegeben hat. Das 2te Glied wendet ſich
nehmlich ab⸗ und einwaͤrts, nicht auf- und auswärts, wie
in B's. Abbildung.
1 Diefen ſchmaͤleren Theil betrachtet B., nach feiner Abbil⸗
dung zu ſchließen, als ein eigenes Glied; aber er erwahnt
nicht die Borſte, welche ich bey allen von mir unterſuch⸗
ten Individuen gefunden habe.
*
263
des Grundgliedes geh ein Paar abwärts. gerichtete Borſten
aus. Aftes Glied des Ruders langgeſtreckt, oval, ſendet einen
kleinen Dorn oder Borſte von ſeinem oberen Rande gegen das
Ende aus. Ates Glied auch oval, aber kuͤrzer; fein oberer Rand
traͤgt 4 kurze Borſten,“ von denen die nachfolgende ſtets die
vorangehende an Länge uͤbertrifft; der untere Rand hat 3 lange
Borſten, welche an der Wurzel ziemlich breit ſind. Ungeachtet
alle dieſe Organe, welche ich Borſten nenne, zu weich zu ſeyn
ſcheinen, um Dornen oder Klauen genannt zu werden, muß ich
doch bemerken, daß ſie mit dem Gliede eingelenkt und jedes
mit eigenen Muskeln verſehen zu ſeyn ſcheint.
Das Ate P. Füße, die an der Wurzel verwachſen find
(F. 1. h.), ſendet 2 2gliedrige Zweige aus. iſtes Glied des
aͤußeren Zweiges groß, langgeſtreckt-oval, am Ende des inne—
ten Randes mit einer Borſte; Ates Glied kuͤrzer und mit 8
Borſten,“ von denen die aͤußerſte kurz, die folgenden allmaͤh⸗
lich an Länge zunehmen; Ste — 7te die laͤngſten. 1ftes Glied
des Aten Zweiges kurz, abgeſtumpft, mit einer langen Borſte
am inneren Rande; 2tes Glied größer, oval, mit 8 Borſten,
von denen wieder die aͤußerſte die kuͤrzeſte.
Stes P. Füße (F. 1. i.) wird aus zuſammengewachſenen,
zu einer großen, elliptiſchen Platte vereinigten Grundgliedern ge—
bildet, welche jederſeits 2, obgleich etwas rudimentaͤre, Zweige
ausſenden. Der aͤußere Zweig beſteht aus 3 kleinen, abgerun:
deten Gliedern, *“ von denen das 2te etwas größer als die
2 übrigen iſt. Das 2te Glied ſendet aus dem Ende feines
aͤußeren Randes einen kleinen Dorn, ferner aus feinem inneren
Rande eine Borſte, und das Zte Glied traͤgt 7 Dornen oder
Borſten, von denen die 3 aͤußeren kurz, die 4 inneren laͤnger
find. Der innere Zweig beſteht nur aus einem deutlichen Glie—
de von rundlicher Form und mit 6 Borſten ausgeruͤſtet. Ueber
dieſem Gliede ſteht doch vielleicht ein weniger deutliches, was
ich indeſſen nicht ſicher beſtimmen kann. Wenigſtens geht eine
Borſte uͤber dem Gliede heraus.
6tes P. Füße (F. 1. k) iſt von plumpem Baue z 1ftes
Glied etwa fo groß wie die folgenden Glieder zuſammen, gegen
» Bey einigen Individuen habe ich das Verhalten etwas an⸗
ders gefunden (F. 1. g *), die 3 erſten Borſten ſehr kurz,
unter einander etwa von gleicher Länge; die Ate viel län⸗
ger, faſt eben ſo lang, wie die 3 unterſten. Dieß Fuß⸗
paar iſt von B. unrichtig aufgefaßt worden, nicht allein
rückſichtlich der Anzahl, Stellung und Beſchaffenheit der
Borſten, ſondern beſonders darinn, daß er ihm 2 Ruder
zuſchreibt.
» Außer dieſen 8 Borſten, welche am Ende des Gliedes an:
gebracht ſind, habe ich bey einigen Individuen am äußern
Rande 2 kurze, aber ſtarke Borſten oder Dornen gefun—
den. Einige der Borſten an dieſem und dem folgenden
Fußpaare find federförmig, doch find der Seitenfedern nur
wenige, ſehr kurze und undeutliche.
* Dieb nehme ich indeſſen nicht als ganz gewiß an. Es
könnte nehmlich ſeyn, daß das erſte Glied der Huͤlfshaken
wäre und daß das Ruder alſo nur 2 Glieder hätte, Ich
glaube nehmlich, auf dem erſten Gliede einen kleinen, ein⸗
wärts gerichteten Dorn geſehen zu haben, wie ihn die Ab—
bildung zeigt.
Bey einigen Individuen habe ich den Bau jedoch feiner
gefunden.
264
das Ende des Außeren Randes mit einer ziemlich langen Bor⸗
ſte; Ates Glied kurz, ſtark, etwas dreyeckig, mit einem ſtarken
Dorn am Ende des äußeren Randes; Ites Glied und Hand
zuſammengewachſen, fo daß fie nicht beſtimmt unterſchieden wers
den koͤnnen; was indeſſen anzunehmen berechtigt, daß die Hand
hier wirklich aus 2, genau vereinigten Gliedern beſtehe, iſt der
Umſtand, daß fie gegen die Mitte ihres äußeren Randes ploͤtz⸗
lich ſchmaͤler wird, und daß an derſelben Stelle ein ſtarker
Dorn ausläuft, welcher das Ende des Sten Gliedes und den
Anfang des Aten andeutet. Die Hand hat 3, etwas krumme
Klauen oder Finger, welche beynahe ein und dieſelbe Laͤnge ha⸗
ben; doch iſt die aͤußerſte etwas kuͤrzer als die 2 anderen.
Genitalring langgeſtreckt- viereckig, an den unteren Ecken
mit 3 kleinen Borſten; feine Breite beträgt etwa die Hälfte
der Breite des Kopfbruſtſtuͤckes, und er beſteht keineswegs (eben
fo wenig wie der Schwanz) aus mehr als einem Stucke.“
Auch der Schwanz iſt etwas langgeſtreckt- viereckig, nicht
viel ſchmaͤler als der Genitalring, und ungefähr eben fo lang.
Seine Anhaͤnge ſind ziemlich klein, und deren Gelenkverbindung
mit dem Schwanz iſt etwas undeutlich; ſie haben 6 Borſten,
von denen die 2 aͤußerſten kurz, die 3 mittelften lang, die ins
nerſte wieder kurz iſt. u
Eine ſehr verwandte Form unterſcheidet fich durch einen
ſchmaͤleren Hinterkoͤrper, den zarteren Bau des Iſten und 6ten
P. Fuͤße, die Länge der Eten Borſte des ten Fußpaares uſw.
doch halte ich fie nicht für ſpecifiſch verſchieden von der hier bes
ſchriebenen Art. .
Vielleicht wird Mancher meynen, daß die vielen Abweich⸗
ungen, durch welche die hier beſchriebenen Individuen ſich von
Burmeiſters Beſchreibung des Chalimus Scombri entfer⸗
nen, einen Beweis dafuͤr abgeben, nicht, daß B's. Darſtellung
unrichtig, ſondern daß von ihm eine andere Art beſchrieben ſey.
Aber dieß bin ich aus mehreren Gründen nicht geneigt anzu—
nehmen. Denn, geſchweige, daß B's. Chalimus und der hier
beſchriebene hoͤchſt uͤbereinſtimmend mit einander im Habitus
ſind, muß man wohl bemerken, daß die Abweichungen bey B.
nicht als wirklich in der Natur Statt findend anzunehmen ſind,
(3. B. die Stellung des 1ſten und Aten P. Füße uſw.), und
daß man, wenn man B's. Beſchreibung unbedingten Beyfall
ſchenken will, auch feinen Ch. Scombri und den gegenwaͤrti⸗
gen Chalimus nicht zu ein und derſelben Gattung wird brin⸗
gen koͤnnen, ſondern genoͤthigt ſeyn wird, mehrere Gattungen
kaligusartiger Schmarotzer, die ſich durch den Anheftungsappg⸗
rat auszeichnen, aufzuſtellen. Auch muß es in Betrachtung ge⸗
zogen werden, daß ich oͤfters das hier beſchriebene Thier an
demſelben Fiſche (der Makreele), an welchem B's. Chalimus
gefunden worden war, angetroffen habe.
Chalimus Buri. nov. sp. Tab. I. 1. Fig. 2.
Sehr verſchieden von Ch. Scombri Burm. iſt dieſe Form,
Auch ruͤckſichlich der 3 letzten Fußpaare weichen meine
Beobachtungen von den Burmeiſter'ſchen ab; er gibt die
Borſtenzahl auf dem aten und öten Paare etwas verſchie⸗
den und nimmt nur 2 Glieder bey dem sten P. an.
„ Dieß bemerke ich, weil B., aber ſicher ohne Grund, 4 Glie⸗
der bey dieſen 2 Theilen zuſammengenommen angibt.
265
welche ich auf einem kleinen Steinbutt im nördlichen Kattegatte
fand und unter der Vorausſetzung, daß man die Gattung Cha-
limus gelten laſſen wolle, als eine neue Art derſelben betrach—
ten muß. 1
Länge /“ bis gegen 1“. Form etwas breiter als die
von Ch. Scombri; Kopfbruſtſtuͤck weit größer im Verhaͤltniſſe
zum Hinterkoͤrper, welcher ſowohl ſchmal (etwa ½ der Breite
des Kopfbruſtſtuͤckes), als auch ſehr kurz (etwa ½ fo lang als
das Kopfbruſtſtuͤck) iſt.
Anheftungsapparat kurz, etwas plump, hornartig. Wur⸗
zel beſteht nur aus einem Gliede, welches koniſch, am
Ende etwas abgeſtumpft iſt und 2 kleine Einſchnitte im untes
ren Rande hat. Der Faden iſt gerade ausgeſtreckt, gegen das
Wurzelſtuͤck dicker und nimmt allmaͤhlich an Dicke nach dem
Knopfe zu ab.
1ftes P. Fühler wie bey Ch. Scombri; auch ſah ich
bey dem Aten P. Fühler fo wenig als bey dem Schnabel eine
weſentliche Verſchiedenheit entdeckt. Daſſelbe ſcheint mir der
Fall mit den Taſtern zu ſeyn, obgleich ich dieß nicht ganz
ſicher behaupten kann, da ich ſie, ihrer geringen Groͤße wegen,
nicht gehoͤrig iſoliren konnte. 0
Aftes P. Füße (F. 2. a.) von der bey Caligus gewoͤhn-
lichen Form, hat aber am inneren Rande des 2ten Gliedes keine
Borſte oder Dorn; der innere Zweig lang, duͤnn, am Ende
gekruͤmmt, der aͤußere kurz, ziemlich ſtumpf.
Ates P. Fuͤße (F. 2. b.) zeichnet ſich mehr durch eine
bedeutende Größe als abweichende Form aus; 1ftes Glied viel
länger als Ates und bedeutend dick; Ltes krumm, an der Wur⸗
zel dick, endigt ſich aber beſouders dünn und zugefpist; hat
keine Borſte am inneren Rande. ;
Am Endgliede des Zten P. Fuͤße (F. 2. c.) habe ich nur
8 kurze, an der Wurzel ſehr breite Dornen auf dem Endran—
de und 3 laͤngere, abwaͤrts gerichtete auf dem unteren Rande.
Ates P. Fuͤße ſtimmt mit demſelben P. bey Ch. Scom-
bri überein, nur ſcheint jedes Ruder eine Borſte weniger bey
der gegenwaͤrtigen Form zu haben. Dieß iſt jedoch vielleicht
zufällig.
Aeußeres Ruder des 5ten P. Füße ſcheint 2gliebrig, in⸗
neres dagegen nur 1gliedrig. Die Zahl der Borſten habe ich
nicht ſicher beſtimmen koͤnnen.
Der freye, fußtragende Ring (F. 2. d.) viereckig, breiter
als lang. '
tes P. Fuͤße von eigenthuͤmlicher Beſchaffenheit: Füße
kurz, ziemlich plump und ſcheinen nur aus 2 Gliedern zu be—
ſtehen; 1ſtes Glied viel größer als Ltes, welches mit 2 kurzen
Dornen endigt.
Genitalring (F. 2. f.) kurz, etwas breiter als lang, vier⸗
eckig. Seine unteren Ecken ſenden einen kleinen Hoͤcker oder
gleichſam einen rudimentaͤren Fuß aus, welcher 2 kurze Bor:
ſten trägt (F. 2. f *.) 7
Schwanz (F. 2. g.) etwa von der Laͤnge, Breite und
Form des Genitalringes, nur find feine Ecken etwas abgeruns
Iſis 1841. Heft 4.
Dieſer iſt ziemlich groß, kreisrund. A
266
deter. Seine Anhänge find rudimentaͤr und vom Schwanze
nicht deutlich geſondert; jeder derſelben mit 6 Borſten.
Ich komme nun zu den Gruͤnden, aus welchen es mir
hoͤchſt zweifelhaft ſcheint, ob die Formen, welche nach B. zur
G. Chalimus zu bringen waͤren, wirklich eine Gattung conſti—
tuiren duͤrfen. Zuerſt mache ich auf den Umſtand aufmerkſam,
daß unter den nicht wenigen, von mir gefundenen Individuen
kein einziges Eyerſchnuͤre hat; der Genitalring iſt wenig ent:
wickelt, flach, und zeigt keine Spur innerer Eyerſaͤcke; kurz,
keines dieſer Individuen kann fuͤglich als ein er—
wachſenes W. betrachtet werden.“ Nun findet man
aber bey den Schmarotzerkrebſen im Allgemeinen die M. weit
ſeltener als die W., und dieß iſt auch bey den Caligis insbe⸗
fondere der Fall; nur bey ſehr einzelnen Arten und in einzel:
nen Faͤllen findet man eine eben ſo große Zahl von M. als
W. Daß dagegen die M. weit ‚häufiger als die W. vorkä-
men, davon kenne ich gar kein Beyſpiel, weder aus meiner noch
Anderer Erfahrung. Ich glaube fie daher auch nicht rich-
tiger Weiſe für erwachſene M. halten zu koͤnnen,
und es bleibt demnach nichts Anderes uͤbrig, als ſie wie eine
Entwickelungsſtufe zu betrachten. Das folgende Factum
ſcheint mir die letztere Anſicht nicht wenig zu beſtaͤtigen. Waͤh⸗
rend eines Aufenthaltes bey Agger am Ende des Auquſts 1888.
gewahrte ich eines Morgens, daß ein Lengfiſch (Gadus Mol-
va L.), welchen die Fiſcher nebſt anderen Fiſchen mit Grund:
angeln gefangen hatten, mit einer ungewoͤhnlichen Menge von
Caligis bedeckt war, welche meiner Meynung nach zu Cal. cur-
tus Muell.) gehörten. Um mich hierüber zu vergewiſſern, ſam—
melte ich einige Individuen ein. Beym Unterſuchen derſelben
zu Hauſe fand ich, daß es W. von Cal. curtus waren, be⸗
merkte aber zugleich zu meiner nicht geringen Ueberraſchung,
daß an jedem Individuum des Cal. curtus 2 oder
wenigſtens 1 Individuum von Chalimus Scombri B.
beveftigt waren (Tab. I. F. 1. m.) * Natuͤrlich drängte
ſich ſogleich die Frage auf, in welchem Verhaͤltniſſe die letzteren
zu den erſteren ſtaͤnden. Den Chal. Scombri fuͤr einen Schma⸗
rotzer des Cal. curtus anzuſehen, wie der Cal. curtus ſelbſt in
dieſem Falle ein Schmarotzer des Lengfiſches war, ſcheint mir
ganz ungereimt zu ſeyn. Jene fuͤr M. von Cal. curtus zu
halten, wozu man vielleicht unter anderen Umſtaͤnden ſich bes
wogen gefuͤhlt haben koͤnnte, beſonders, da die Verbindung
zwiſchen ihnen ſo beſchaffen war, daß ſie ſehr wohl als Paa—
rung erklaͤrt werden zu koͤnnen ſchien, verbietet der Umſtand,
daß man das M. von Cal, curtus bereits kennt. Anzuneh⸗
men, daß ihre Verbindung ganz zufaͤllig geſchehen ſey und gar
kein naͤheres Verhaͤltniß zwiſchen ihnen andeute, finde ich auch
*
B. un auch das von ihm befchriebene Individuum für
ein M.
Die Seitenränder des Kopfbruſtſtuͤckes oder der Genital⸗
ring waren es, woran ſie veſt ſaßen. Ich bemerkte zwar
am Strande, daß ein Paar kleinerer Individuen fuͤr jedes
größere, welches ich vom Lengfiſche löſte, mitfolgte; aber
dieß ſchrieb ich der Menge von Schleim zu, welcher die
Oberflaͤche des Fiſches bedeckte und die Schmarotzer gleich⸗
ſam einhuͤllte. Zur Stelle eine nähere Unterſuchung vor⸗
zunehmen, fand ich theils fuͤr den Augenblick keine Veran⸗
laſſung, theils wurde ich an e verhindert.
17
267
nicht paßlich, beſonders da ich fie fpäter oft fo angetroffen has,
be. Ich bin dader weit geneigter, daß Chal. Scombri Burm.
nichts Anderes iſt als Cal. curtus vor dem letzten Hautwech⸗
ſel.
Größe der größten mir vorgekommenen Individuen von Ch.
Scombri etwas geringer iſt, als die der kleinſten unter den
vielen von mir unterſuchten Individuen von Cal. curtus, und
daß dieſe kleinſten Individuen von Cal. curtus in der langge⸗
ſtreckten Form und in ihrem ganzen Habitus eine ſehr auffal⸗
lende Aehnlichkeit mit Ch. Scombri beſitzen; vielleicht duͤrfte
auch die Form der Taſter hier in Betrachtung kommen. Ich
vermuthe ferner, daß der der G. Chalimus Burm. eigenthuͤm⸗
liche Anheftungsapparat nur mittelzeitig iſt, bis bey der letzten
Haͤutung das te P. Fühler die Form ſtarker Hefthaken be⸗
kommt, die halbmondfoͤrmigen Organe, das Iſte P. Huͤlfsha⸗
ken und die Gabel hinzukommen, und, kurz geſagt, das Thier
in den Stand geſetzt wird, ſich an ſeiner Beute ohne jenen
Anheftungsapparat veſt zu halten. Daß der junge Caligus ſich
an älteren derſelben Art veſt hefte, erſcheint nicht fo unnatuͤr—
lich, da er dieſen kaum ſehr beſchwerlich fallen und in Folge
der Art und Weiſe der Anheftung ſeine Nahrung dem Fiſche
entnehmen kann, welcher ihnen gemeinſchaftlich zum Aufenthalte
dient. Der kleine Einſchnitt, welchen alle Caligi in der Mitte
des vorderen Randes der Stirnplatte haben, ſcheint mir zur
Beſtaͤtigung zu dienen, daß fie alle in einem früheren Alter
mit einem ſolchen Anheftungsapparate verſehen geweſen ſeyen,
wie der fuͤr Chalimus Burm. bezeichnende iſt; er deutet nehm⸗
lich die Stelle an, an welcher die Wurzel dieſes Apparates
vor der letztern Haͤutung beveſtigt geweſen iſt. — Ruͤckſichtlich
der letzteren von mir beſchriebenen Chalimus-Form halte ich
es für annehmbar, daß er das Junge von Chal. pectoralis
ſeyn moͤge.
Möge nun Jeder nach dieſen Auseinanderſetzungen, bis
nähere Unterſuchungen die Sache ins Klare bringen, von dieſer
halten, was ihm das Wahrſcheinlichſte duͤnkt. So viel ſcheint
mir gewiß zu ſeyn, daß der, welcher die G. Chalimus beybe⸗
halten wiſſen möchte, fie ganz anders characteriſiren muͤſſe, als
dieß von Burmeiſter geſchehen iſt.
Trebius caudatus Kr. (Tab. I. 1. Fig. 4.)
—
Von dieſem, bisher unbekannten Thiere fand ich 1836.
2 Individuen (beyde W. mit Eyerſchnuͤren) im noͤrdlichſten
Kattegatt auf Squalus Galeus. L
Länge 4, wovon das Kopfbruſtſtuͤck etwa 1¼“ der
Schwanz 1¼“ und die 3 freyen Glieder des Hinterkoͤrpers
das Uebrige ausmachen. .
Kopfbruſtſtuͤck in der Form ganz mit der der Kaliguss
arten uͤbereinſtimmend, hufeiſenfoͤrmig, ziemlich ſtark gewoͤlbt,
mit 2 purpurrothen Augen, welche dicht neben einander, faſt
ohne einen Zwiſchenraum, an der bey den Kaligusarten ge—
wohnlichen Stelle ſitzen; Stirnplatte ohne die halbmondfoͤrmi⸗
gen Organe, aber mit einem Einſchnitte in der Mitte des vor—
deren Randes.
1ſtes P. Fühler (F. 4. a) 2gliedrig, von Form wie bey
Kaligus, längs des vorderen Randes mit 20 langen, federfoͤr⸗
migen Borſten (F. 4. a*.) beſetzt. Ates Glied faſt eben fo
lang wie 1ſtes, nicht dicker am Ende als in der übrigen Länge,
Eine Stuͤtze dieſer Anſicht ſcheint mir zu ſeyn, daß die
—
268
aber etwa auf der Mitte ſtines Unterrandes mit einer Hervor⸗
ragung, von welcher eine Borſte ausgeht, * Am Ende hat das
Glied Borſten wie bey Caligus.
Ates P. Fühler bildet Lgliedrige Heftorgane, deren End⸗
glied oder Haken ſehr lang iſt.
An den Seiten, gerade
Huͤlfshaken, wie bey Caligus.
Schnabel kurz, ſtumpf⸗koniſch, ganz wie bey Caligus.
Taſter (F. 4. b.) lang (länger als Schnabel), ſchmal, zu:
geſpitzt, am Ende gabelfoͤrmig geſpalten; Aeſte zugeſpitzt; der
innere kuͤrzer als der aͤußere.
hinter dieſen Fuͤhlern, 1ftes P.
1ftes P. Füße (F. 4. c.) Agliedrig, dünn, mit 2 Aeſten
endigend; ſie unterſcheiden ſich darinn von denen der Kaligusar⸗
ten, daß der kuͤrzere aͤußere Aſt nicht vom Ende, ſondern un⸗
gefaͤhr von der Mitte des 2ten Gliedes ausgeht. 8
Ates P. Fuͤße (F. 4. d.) geſtaltet wie bey den W. der
Kaligusarten, und, wie bey vielen von dieſen, mit einer Borſte
am inneren Rande des 2ten Gliedes; an dieſer Borſte wird
das Glied ploͤtzlich ſchmaͤler, als wenn dort ein neues Glied an⸗
fienge. Uebrigens iſt es ziemlich ſchwach und fein gebaut.
Gabel (F. 4. e.) klein, einfach geſpalten, mit kurzen,
breiten, ſtumpf abgerundeten Aeſten. .
Stes P. Füße (F. 4. k.) weicht ſtaͤrker von dem bey Ca-
ligus ab, indem es die Form von 2theiligen Schwimmfuͤßen
hat. Von einem halbmondfoͤrmigen, jederſeits mit einer kleinen
Borſte verſehenen Grundgliede gehen 2 Lgliedrige Ruder aus,
von denen das aͤußere weit groͤßer iſt als das innere; deſſen
1ſtes Glied iſt wenigſtens doppelt fo lang, langgeſtreckt, ziem⸗
lich linienfoͤrmig, und ſein aͤußerer Rand endigt mit einem klei⸗
nen Dorne; 2te8 Glied oval, längs des unteren Randes mit
3 ſtarken, dicht bewimperten Dornen oder Blaͤttchen (F. & f*.)
und laͤngs des inneren Randes mit 4 langen Schwimmborſten,
welche an Laͤnge von der innerſten nach der außerſten abneh—
men. — 2te8 Ruder kaum fo lang als die Hälfte des 1ften
Gliedes vom Aften Ruder, beſteht aus 2 etwa gleich großen,
ſcheibenfoͤrmigen Gliedern, und endet mit 3 Federborſten. |
Ates P. Füße bis in die kleinſten Einzelheiten wie bey
Caligus.
Stes P. Füße (F. 4. g.) weicht bedeutend von demſelben
bey Caligus ab; erſtlich darinn, daß der Ring, an welchen es
geheftet, vom Kopfbruſtſtuͤcke geſondert iſt; dann, daß es 2
Sgliedrige Ruder hat. Gruͤndglied geht jederſeits vom inneren
Rande einer großen, elliptiſchen Matte aus, iſt ziemlich vier⸗
eckig und ſendet eine Schwimmborſte von ſeiner unteren, inne⸗
ren Ecke aus. Aus dem unteren Rande der aͤußeren Hälfte
dieſes Grundgliedes gehen 2 Ruder hervor, welche ungefaͤhr
* Man Eönnte dadurch vielleicht zu der Meynung veranlaßt
werden, daß ein neues Glied von dieſer borftenförmigen
Vorraguug ausgehe; aber ich habe keine weitere Spur
eines ſolchen bemerken koͤnnen, weder beym Betrachten der
Fuͤhler unter ſtarker oder ſchwacher Vergroͤßerung, noch mit
oder ohne Preſſung. 8
269
feder aus dem Ende des inneren.
gleich lang find; 1ſtes Glied des aͤußeren Ruders fo lang, wie
die 2 folgenden Glieder zuſammen, aber ſchmal, mit einem
Dorn am Ende ſeines aͤußeren Randes und einer langen, von
der Mitte des inneren Randes ausgehenden Schwimmfeder.
Das kurze, etwas dreyeckige, 2te Glied ſendet ebenfalls einen
Dorn aus dem Ende ſeines aͤußeren Randes und eine Schwimm—
Das letzte, ziemlich kreisfoͤr⸗
mige Glied hat 3 kurze, aber ſtarke Dornen laͤngs feines Aus
ßeren Randes und 5 Schwimmfedern längs des unteren und
inneren. — 1ftes Glied des Aten Ruders breit, ſcheibenfoͤrmig,
von der Mitte des inneren Randes aus mit einer Schwimm-
feder ausgeruͤſtet; das te, ovale Glied mit 2 Schwimmbor:
ſten auf feinem inneren Rande; das letzte und kleinſte Glied
mit 4 Schwimmfedern längs des inneren Randes und danaͤchſt
mit einem ſehr kleinen Dorn auf der Graͤnze des unteren und
aͤußeren Randes. f
6tes P. Füße (F. 4. h.) ſtimmt in der Hauptſache faft
mit dem Sten uͤberein; die minder weſentlichen Abweichungen
find: daß das Grundglied verhaͤltnißmaͤßig kleiner, unten ſchmaͤ—
ler und etwas abgerundet, ferner ohne Borſte iſt; daß das aͤu—
ßere Ruder etwas laͤnger als das innere iſt und nur 4
Schwimmborſten am letzten Gliede hat; daß das 1fte Glied
des inneren Ruders etwas kuͤrzer als das 2te iſt, und daß es
nur mit 3 Schwimmfedern am Zten Gliede verſehen iſt.
Genitalring halb⸗elliptiſch, ſchmaͤler als das Kopfbruſt⸗
ſtuͤck und viel kuͤrzer als der Schwanz; Eyerſchnuͤre bey den
von mir unterſuchten Individuen kurz, bey dem einen kuͤrzer
als der Schwanz, bey dem anderen Individuum unbedeutend
länger. Eyer find übermäßig duͤnne Scheiben.
Schwanz lang, etwa ſo dick wie die Eyerſchnuͤre, ſcheint
gleichſam Spuren von 3 Gliedern zu zeigen, von denen das
lſte das laͤngſte, das letzte das kuͤrzeſte; doch iſt dieß letzte nicht
ſo deutlich.
Schwanzanhaͤnge (F. 4. i.) klein, ſchmal, am Ende mit
6 Borſten, von denen das aͤußerſte und innerſte die kuͤrzeſten,
die in der Mitte lang ſind.
Ungeachtet das hier beſchriebene Thier eine ſo große Aehn—
lichkeit mit der G. Caligus in ſeinem ganzen Habitus hat,
daß man es bey naͤherer Unterſuchung fuͤr eine Kaligusart an—
ſehen muß, berechtigt doch die Form des Zten, Sten und Eten
Fußpaares, der Mangel der hinteren Huͤlfshaken und die Son:
derung des Ringes, welcher das Ste Fußpaar trägt, vom Kopf—
bruſtſtuͤcke, vollkommen zur Aufſtellung einer neuen Gattung,
welche ich nach einem Schmarotzer bey Juvenal (Sat. V.)
benannt habe. Veranlaſſung zu dem Artnamen hat die unge—
woͤhnliche Laͤnge des Schwanzes gegeben.
- Pandarus bicolor Leach.* (Tab. I. 1. Fig. 6.)
Dieſen Schmarotzerkrebs habe ich an den Finnen von
Squalus Galeus (vom Sul, bis zum Sept.) im noͤrdlichen
* Ich ſehe es fuͤr ziemlich ausgemacht an, daß das hier be⸗
ſchriebene Thier identiſch mit Leach's und Desmareſt's
P. bicolor ift, beſonders da der Squalus Galeus auch als
Aufenthaltsſtelle für dieſen angegeben wird. Inzwiſchen
270
Kattegatt und in der Weſtſee gefunden, doch nur wenige In⸗
dividuen, und alle W.
Laͤnge 5% vom Vorderrande der Stirnplatte bis zur
Schwanzſpitze; größte Breite 2“; Länge der Eyerſchnuͤre bis
11%,
Bedeckungen veſter und hornartiger als bey den meiſten
anderen Schmakotzerkrebſen. Grundfarbe weißgelb, doch mit
dunklen Flecken an verſchiedenen Stellen, wie im Folgenden
naͤher angegeben wird. '
Kopfbruſtſtuͤck ungefähr 2“ lang, mit, doch nur wenig
gewoͤlbter Ruͤckenflaͤche, iſt vorn abgerundet und etwas ſchmaͤler
als hintere, wo fein Rand flach halbmondfoͤrmig eingeſchnitten
iſt. Es hat alſo in der Form einige Aehnlichkeit mit dem
Kopfbruſtſtuͤcke der Caligi, da zudem die vorderen Fühler un:
ter einer Stirnplatte, wie bey dieſen, angeheftet ſtehen. Dage—
gen fehlen ihm ganz die Furchen, die bey jenen ein H bilden,
und es iſt von einer ſehr in die Augen fallenden Farbe, nehm—
lich lebhaft-dunkel-kaſtanienbraun, mit Ausnahme der aͤußeren
Ränder, der 2 hinteren Ecken und eines halbmondförmigen
Fleckens gegen die Mitte (doch dem Vorderrande naͤher). Stirn⸗
platte, welche nicht mit dem uͤbrigen Theile des Kopfbruſtſtuͤcks
eingelenkt genannt werden kann, hat in der Mitte des Vor—
derrandes einen ziemlich tiefen Einſchnitt, hinter welchem ein
kleiner begraͤnzter Fleck oder Kreis. Hinterrand des Kopfbruft-
ſtuͤcks hat einige ſehr kleine und ziemlich undeutliche Einker⸗
bungen. . 8
1ſtes P. Fühler (F. 6. b.) ſehr klein, 2gliedrig und be⸗
veſtigt an dem Hinterrande der Unterflaͤche der Stirnplatte auf
der Graͤnze von dieſer und dem uͤbrigen Theile des Kopfbruſt⸗
ſtuͤckes. Grundglied krumm, etwas keulenfoͤrmig, auf der leg:
ten Hälfte mit 20 Borſten“ beſetzt, beſonders gegen den oberen
oder vorderen Rand zu. Endglied kurz (nicht halb fo lang,
wie das Grundglied), viel dünner, cylindriſch und mit einigen
(etwa 5 — 6) Borſten endigend.
Ates P. Fühler (Fig. 6. d.) àgliedrig (die Glieder jedoch
nicht alle voͤllig deutlich), an die Unterflaͤche und Kante einer
ziemlich großen, umgekehrt epfoͤrmigen Platte (F. 6. c.) gehef⸗
tet. Wollte man dieſe Platte als Grundglied betrachten, ſo
müßten die Fühler Agliedrig genannt werden, und man koͤnnte
iſt Desmareſt's Diagnoſe ſo kurz und von ſo wenig we⸗
ſentlichen Umſtänden hergenommen (z. B. die Länge der
Eyerſchnuͤre, welche bedeutend variirt), daß nach ihr allein
nichts abgemacht werden kann. Seine Abbildung (Tab. 50.
Fig. 5.) weicht in mehrfacher Hinſicht von den von mir un⸗
terſuchten Individuen ab: 1) hinſichtlich des Hinterrandes
des Kopfbruſtſtuͤckes, 2) in der Form und Zahl der kaſtanien⸗
braunen Flecken der Ruͤckenflaͤche, 3) in der Form des Geni⸗
talringes uſw. Da aber die Abbildungen bey D., wenig⸗
ſtens zum Theil, mehr zierlich als gerade vollig naturgetreu
find, und da, in Ruͤckſicht auf die hier in Rede ſtehende
Art, der Text in einigen Puncten mit der Abbildung in
Widerſpruch ſteht, ſo kann auf dieſe minder bedeutenden
Verſchiedenheiten kein ſonderliches Gewicht gelegt werden.
* Dieſe Borſten haben nicht, wie bey den Kaligusarten, die
Form zugeſpitzter Platten, und ſind eben ſo wenig feder⸗
förmig.
271
dann fagen, fie fäßen zu den Seiten des Schnabels, ſtatt daß
man ſonſt ſagen muß, ſie ſeyen ein wenig vor demſelben ange⸗
bracht. Das auf die Platte zunaͤchſt folgende Glied iſt laͤnger
als breit; das naͤchſte, nur undeutlich von jenem getrennte, iſt
breiter (breiter als lang); das letzte, deutlich geſonderte Glied
iſt eine Art von Haken, welcher an der Wurzel ziemlich dick
und angeſchwollen iſt, aber zugeſpitzt endigt; am inneren Rande
zeigen ſich beym Preſſen 2 Borſten. An der äußeren Seite
der Grundplatte dieſer Fuͤhler liegt eine noch groͤßere, elliptiſche
Platte (F. 6. e.), welche oben theils die Wurzel des 1ſten P.
Fühler bedeckt.
Schnabel (F. 6. f.) ſehr klein, nach der Wurzel dick, am
Ende beſonders zugefpigt (faſt borſtenfoͤrmig.)
Taſter (F. 6. g.) außerordentlich klein und ſehr ſchwer
darzuſtellen.“ Sie ſtehen nicht dicht am Schnabel, ſondern
neben dem unteren Rande der Grundplatte des Aten P. Fuͤh—
ler. Sie deſtehen aus einem ziemlich breiten, ſtumpf⸗-koniſchen
Gliede, an deſſen Ende, zunaͤchſt dem inneren Rande, ein Dorn
oder eine ſtarke Borſte articulirt. .
Aftes P. Füße (F. 6. h.) langgeſtreckt und etwas bünn,
Agliedrig; 1ſtes Glied das dickſte; 2tes Glied ſchickt aus ſei⸗
nem Ende 2 Aeſte aus, von denen der aͤußere, viel laͤngere,
eine unmittelbare Fortſetzung des Gliedes, der kuͤrzere innere da—
gegen durch Articulation mit dieſem vereinigt zu ſeyn ſcheint.
Von Borſten oder Dornen keine Spur.
Ates P. Füße (F. 6. i.) uͤdermaͤßig dick und unfoͤrmlich,
ohne recht deutliche Glieder und ſehr ſchwer aufzufaſſen und
darzulegen. Füße ſcheinen aus 2 ſehr breiten Gliedern zu be⸗
ſtehen; das letzte von ihnen zeigt mehrere Hoͤcker und einen
kleinen Hornhaken, welcher vielleicht das te Glied repraͤſentirt.
Ztes P. Füße (F. 6. k.) ſehr klein, aus einer kleinen
Grundplatte und 2 Aeſten beſtehend; der obere oder aͤußere der
letzteren 2gliedrig; letztes Glied Über doppelt ſo lang, als 1ftes,
endend mit 3 Dornen oder Klauen; der innere oder untere
Zweig beſteht aus einem ſehr kurzen, ſchraͤg abgeſchnittenen,
mit einer Borſte endigenden 1ſten Gliede, einem 3 — 4 mal län:
geren, krummen 2ten Gliede, welches am unteren Rande, vor
der Mitte eine Borſte und am Ende eine ſehr kurze, kleine
Klaue oder das letzte Glied zeigt, neben welchem wieder ein
Paar Borften bemerkt werden.
Ates P. Füße (F. 6.1), fo wie die folgenden, Kiemen⸗
füße, zeigen jedoch ein ziemliches Gleichgewicht zwiſchen den ver—
wachſenen Grundplatten und Rudern, welche letztere, wegen
ihrer ſtarken Dornen, zugleich Organe zu bilden ſcheinen, mit
denen das Thier ſich veſthalten kann. Ruder 2gliedrig, das
äußere etwas kürzer als das innere; wogegen das Iſte Glied
des äußeren Ruders, welches am Ende des aͤußeren Randes
„Von Augen habe ich gar keine Spur entdecken konnen,
und ich halte mich überzeugt davon, daß die gegenwärtige
Art nicht 3 Augen neben der Schnabelwurzel hat, wie B.
von ſeinem Pand. Carchariae angibt, aber nicht auf Tab.
25. Fig. 13. abgebildet hat.
Ich bin deßwegen nicht davon überzeugt, daß ich fie ganz
richtig aufgefaßt habe.
—— —-—
—
ſtehen.
272
einen ſtarken Dorn trägt, länger iſt, als das 1fte Glied des
inneren Ruders; fein tes Glied iſt eyfoͤrmig / längs des inne⸗
ren Randes mit 9 kurzen, aber ſtarken Dornen; letztes Glied
des inneren Ruders, langgeſtreckt elliptiſch, mit 4 Dornen oder
Borſten am Ende. 8 N
Beym Sten P. Füße (F. 6. m.) haben die Grundplatten
ein groͤßeres Uebergewicht uͤber die Ruder als beym vorigen P.
Ruder Agliedrig, mit ziemlich großen, ovalen oder elliptiſchen
Endgliedern; inneres Ruder mit 3 Dornen laͤngs des unteren
Randes, aͤußeres Ruder mit 5; dieſes hat auch einen Dorn
am Ende des aͤußeren Randes des Iſten Gliedes.
Ruder des 6ten P. Füße (F. 6. n.) haben nur ein Glied;
aͤußeres langgeſtreckt, faſt linienfoͤrmig, mit einem kleinen Dorn
etwa auf der Mitte des aͤußeren Randes und 5 großen auf
dem inneren Rande. Inneres Ruder einwaͤrts gekruͤmmt, klei⸗
ner als aͤußeres, am Ende mit einem kleinen Dorne. — Grund⸗
platten des Aten, ten und ten P. Füße haben mehr oder
weniger deutliche Furchen und Streifen, welche zu erkennen ge⸗
ben, daß ſie aus mehreren zuſammengewachſenen Gliedern be⸗
Statt daß die von beyden Seiten in der Mitte ver⸗
einigten Grundplatten des Aten und Sten P. den unteren Rand
in der Mitte auswaͤrts gebogen haben, iſt dieſer dagegen beym
Eten P. tief eingeſchnitten.
Die 2 vom Kopfbruſtſtuͤcke getrennten Ringe, an wel⸗
chen das 4te und Ste P. Füße beveſtigt find, find mit einan⸗
der verwachſen, ſo daß ſie nur ein Stuͤck bilden, welches faſt
eben fo breit wie das Kopfbruſtſtuͤck, aber etwa 2½ mal in def
ſen Laͤnge enthalten iſt.“ Dieß legt ſich auf der Ruderflaͤche
dachfoͤrmig uͤber den folgenden Ring, und ſein hinterer Rand
zeigt 3 Einſchnitte, wodurch 4 abgerundete Lappen entſtehen;
die 2 Seiteneinſchnitte find tiefer, als der mittlere; die 2 mitts
leren Lappen, welche breiter als die Seitenlappen ſind, zeichnen
ſich durch eine huͤbſche Eaftanienbraune Farbe aus.
Der das Gte P. Füße tragende Ring iſt laͤnger als der
vorige Abſchnitt, indem er Fe auf der Ruͤckenflaͤche ſchildfoͤr⸗
mig erweitert, und hat in der Mitte des hinteren Randes einen
ſpitzwinkligen Einſchnitt, welcher 2 abgerundete Lappen bildet.
Farbe kaſtanienbraun, die Raͤnder gelblich.
Genitalring viereckig, graulichweiß, ziemlich groß,“ etwa
gleich breit uͤberall, aber etwas ſchmaͤler als der vorige Ring,
auf dem Ruͤcken etwas gewoͤlbt, Bauch flach, hinterer Rand
etwas eingeſchnitten; von dieſem Einſchnitte gehen dreyerley
Organe aus: an der Ruͤckenflaͤche eine ziemlich weiße, kreisrun⸗
de *“ Platte, für welche ſich nichts Analoges bey den ver⸗
»Da Burmeiſter ruͤckſichtlich dieſer 2 Ringe ſagt (Acta
Leop., I. c. p. 274.), daß fie zuſammen zu gehören ſchei⸗
nen, aber bey naͤherer Unterſuchung ſich eben ſo gut wie
die übrigen Ringe getrennt finden, fo iſt es nicht über-
fluͤſſig, zu bemerken, daß ſie bey der von mir unterſuchten
Art wirklich zuſammengewachſen find, fo daß die Graͤnze
zwiſchen ihnen nicht ſicher anzugeben iſt.
Vom vorigen Ringe getrennt, welcher ihn zum Theil be⸗
deckt, iſt er 2“ lang.
Oder etwas quer- ovale.
265
welche ich auf einem kleinen Steinbutt im nördlichen Kattegatte
fand und unter der Vorausſetzung, daß man die Gattung Cha-
limus gelten laſſen wolle, als eine neue Art derſelben betrach—
ten muß. a
Länge /.“ bis gegen 1’. Form etwas breiter als die
von Ch. Scombri; Kopfbruſtſtuͤck weit größer im Verhaͤltniſſe
zum Hinterkoͤrper, welcher ſowohl ſchmal (etwa / der Breite
des Kopfbruſtſtuͤckes), als auch ſehr kurz (etwa ½ fo lang als
das Kopfbruſtſtuͤck) iſt.
Anheftungsapparat kurz, etwas plump, hornartig. Wur⸗
zel beſteht nur aus einem Gliede, welches koniſch, am
Ende etwas abgeſtumpft iſt und 2 kleine Einſchnitte im untes
ren Rande hat. Der Faden iſt gerade ausgeſtreckt, gegen das
Wurzelſtuͤck dicker und nimmt allmaͤhlich an Dicke nach dem
Knopfe zu ab. Dieſer iſt ziemlich groß, kreisrund.
iſtes P. Fühler wie bey Ch. Scombri; auch ſah ich
bey dem Aten P. Fühler fo wenig als bey dem Schnabel eine
weſentliche Verſchiedenheit entdeckt. Daſſelbe ſcheint mir der
Fall mit den Taſtern zu ſeyn, obgleich ich dieß nicht ganz
ſicher behaupten kann, da ich ſie, ihrer geringen Groͤße wegen,
nicht gehoͤrig iſoliren konnte.
1ftes P. Füße (F. 2. a.) von der bey Caligus gewoͤhn⸗
lichen Form, hat aber am inneren Rande des 2ten Gliedes keine
Borſte oder Dorn; der innere Zweig lang, duͤnn, am Ende
gekruͤmmt, der aͤußere kurz, ziemlich ſtumpf.
N Ates P. Fuͤße (F. 2. b.) zeichnet ſich mehr durch eine
bedeutende Größe als abweichende Form aus; 1ftes Glied viel
länger als tes und bedeutend dick; tes krumm, an der Wur⸗
zel dick, endigt ſich aber beſouders duͤnn und zugeſpitzt; hat
keine Borſte am inneren Rande.
Am Endgliede des Zten P. Füße (F. 2. c.) habe ich nur
3 kurze, an der Wurzel ſehr breite Dornen auf dem Endran—
de und 3 laͤngere, abwaͤrts gerichtete auf dem unteren Rande.
Ates P. Fuͤße ſtimmt mit demſelben P. bey Ch. Scom-
bri überein, nur ſcheint jedes Ruder eine Borſte weniger bey
der gegenwartigen Form zu haben. Dieß iſt jedoch vielleicht
zufällig.
Aeußeres Ruder des Sten P. Füße ſcheint 2gliedrig, in⸗
neres dagegen nur 1gliedrig. Die Zahl der Borſten habe ich
nicht ſicher beſtimmen koͤnnen.
Der freye, fußtragende Ring (F. 2. d.) viereckig, breiter
als lang.
Etes P. Füße von eigenthuͤmlicher Beſchaffenheit: Füße
kurz, ziemlich plump und ſcheinen nur aus 2 Gliedern zu bes
ſtehen; 1ſtes Glied viel größer als tes, welches mit 2 kurzen
Dornen endigt.
Genitalring (F. 2. f.) kurz, etwas breiter als lang, vier⸗
eckig. Seine unteren Ecken ſenden einen kleinen Hoͤcker oder
gleichſam einen rudimentaͤren Fuß aus, welcher 2 kurze Bor⸗
ſten trägt (F. 2. f *.)
Schwanz (F. 2. g.) etwa von der Laͤnge, Breite und
Form des Genitalringes, nur find feine Ecken etwas abgerun—
Iſis 1841. Heft 4.
266
deter. Seine Anhaͤnge ſind rudimentaͤr und vom Schwanze
nicht deutlich geſondert; jeder derſelben mit 6 Borſten.
Ich komme nun zu den Gruͤnden, aus welchen es mir
hoͤchſt zweifelhaft ſcheint, ob die Formen, welche nach B. zur
G. Chalimus zu bringen wären, wirklich eine Gattung conſti—
tuiren durfen. Zuerſt mache ich auf den Umſtand aufmerkſam,
daß unter den nicht wenigen, von mir gefundenen Individuen
kein einziges Eyerſchnuͤre hat; der Genitalring iſt wenig ent⸗
wickelt, flach, und zeigt keine Spur innerer Eyerſaͤcke; kurz,
keines dieſer Individuen kann fuͤglich als ein er—
wachſenes W. betrachtet werden.“ Nun findet man
aber bey den Schmarotzerkrebſen im Allgemeinen die M. weit
ſeltener als die W., und dieß iſt auch bey den Caligis insbe-
ſondere der Fall; nur bey ſehr einzelnen Arten und in einzel—
nen Fällen findet man eine eben fo große Zahl von M. als
W. Daß dagegen die M. weit häufiger als die W. vorkä-
men, davon kenne ich gar kein Beyſpiel, weder aus meiner noch
Anderer Erfahrung. Ich glaube fie daher auch nicht rich⸗
tiger Weiſe für erwachſene M. halten zu koͤnnen,
und es bleibt demnach nichts Anderes uͤbrig, als ſie wie eine
Entwickelungsſtufe zu betrachten. Das folgende Factum
ſcheint mir die letztere Anſicht nicht wenig zu beftätigen. Waͤh⸗
rend eines Aufenthaltes bey Agger am Ende des Auguſts 1836.
gewahrte ich eines Morgens, daß ein Lengfiſch (Gadus Mol-
va L.), welchen die Fiſcher nebſt anderen Fiſchen mit Grund:
angeln gefangen hatten, mit einer ungewoͤhnlichen Menge von
Caligis bedeckt war, welche meiner Meynung nach zu Cal. eur-
tus Muell.) gehörten. Um mich hierüber zu vergewiſſern, ſam⸗
melte ich einige Individuen ein. Beym Unterſuchen derſelben
zu Hauſe fand ich, daß es W. von Cal. curtus waren, be⸗
merkte aber zugleich zu meiner nicht geringen Ueberraſchung,
daß an jedem Individuum des Cal. curtus 2 oder
wenigſtens 1 Individuum von Chalimus Scombri B.
beveſtigt waren (Tab. I. F. 1. m.) * Natuͤrlich drängte
ſich ſogleich die Frage auf, in welchem Verhaͤltniſſe die letzteren
zu den erſteren ſtaͤnden. Den Chal. Scombri für einen Schma⸗
rotzer des Cal. curtus anzuſehen, wie der Cal. curtus ſelbſt in
dieſem Falle ein Schmarotzer des Lengfiſches war, ſcheint mir
ganz ungereimt zu ſeyn. Jene für M. von Cal. curtus zu
halten, wozu man vielleicht unter anderen Umſtaͤnden ſich be—
wogen gefühlt haben koͤnnte, beſonders, da die Verbindung
zwiſchen ihnen ſo beſchaffen war, daß ſie ſehr wohl als Paa⸗
rung erklaͤrt werden zu koͤnnen ſchien, verbietet der Umſtand,
daß man das M. von Cal. curtus bereits kennt. Anzuneh⸗
men, daß ihre Verbindung ganz zufaͤllig geſchehen ſey und gar
kein näheres Verhaͤltniß zwiſchen ihnen andeute, finde ich auch
B. a auch das von ihm beſchriebene Individuum für
ein M.
Die Seitenränder des Kopfbruſtſtuͤckes oder der Genital⸗
ring waren es, woran ſie veſt ſaßen. Ich bemerkte zwar
am Strande, daß ein Paar kleinerer Individuen fuͤr jedes
größere, welches ich vom Lengfiſche löſte, mitfolgte; aber
dieß ſchrieb ich der Menge von Schleim zu, welcher die
Oberfläche des Fiſches bedeckte und die Schmarotzer gleich⸗
ſam einhuͤllte. Zur Stelle eine nähere Unterſuchung vor⸗
zunehmen, fand ich theils fuͤr den Augenblick keine Veran⸗
laſſung, theils wurde ich an derſelben verhindert.
17 *
*
267
nicht paßlich, beſonders da ich fie fpäter oft fo angetroffen ha⸗
be. Ich bin dader weit geneigter, daß Chal. Scombri Burm.
nichts Anderes iſt als Cal. curtus vor dem letzten Hautwech⸗
ſel. Eine Stuͤtze dieſer Anſicht ſcheint mir zu ſeyn, daß die
Größe der größten mir vorgekommenen Individuen von Ch.
Scombri etwas geringer iſt, als die der kleinſten unter den
vielen von mir unterſuchten Individuen von Cal. curtus, und
daß dieſe kleinſten Individuen von Cal. curtus in der langge⸗
ſtreckten Form und in ihrem ganzen Habitus eine ſehr auffal⸗
lende Aehnlichkeit mit Ch. Scombri beſitzen; vielleicht duͤrfte
auch die Form der Taſter hier in Betrachtung kommen. Ich
vermuthe ferner, daß der der G. Chalimus Burm. eigenthuͤm⸗
liche Anheftungsapparat nur mittelzeitig iſt, bis bey der letzten
Haͤutung das 2te P. Fühler die Form ſtarker Hefthaken be⸗
kommt, die halbmondfoͤrmigen Organe, das Iſte P. Huͤlfsha⸗
ken und die Gabel hinzukommen, und, kurz geſagt, das Thier
in den Stand geſetzt wird, ſich an ſeiner Beute ohne jenen
Anheftungsapparat veſt zu halten. Daß der junge Caligus ſich
an älteren derſelben Art veſt hefte, erſcheint nicht fo unnatuͤr⸗
lich, da er dieſen kaum ſehr beſchwerlich fallen und in Folge
der Art und Weiſe der Anheftung feine Nahrung dem Fiſche
entnehmen kann, welcher ihnen gemeinſchaftlich zum Aufenthalte
dient. Der kleine Einſchnitt, welchen alle Caligi in der Mitte
des vorderen Randes der Stirnplatte haben, ſcheint mir zur
Beftätigung zu dienen, daß fie alle in einem früheren Alter
mit einem ſolchen Anheftungsapparate verſehen geweſen ſeyen,
wie der für Chalimus Burm, bezeichnende iſt; er deutet nehm⸗
lich die Stelle an, an welcher die Wurzel dieſes Apparates
vor der letztern Haͤutung beveſtigt geweſen iſt. — Ruͤckſichtlich
der letzteren von mir beſchriebenen Chalimus-Form halte ich
es für annehmbar, daß er das Junge von Chal. pectoralis
ſeyn möge.
Moͤge nun Jeder nach dieſen Auseinanderſetzungen, bis
nahere Unterſuchungen die Sache ins Klare bringen, von dieſer
halten, was ihm das Wahrſcheinlichſte duͤnkt. So viel ſcheint
mir gewiß zu ſeyn, daß der, welcher die G. Chalimus bepbe⸗
halten wiſſen möchte, fie ganz anders characteriſiren muͤſſe, als
dieß von Bur meiſter geſchehen iſt.
Trebius caudatus Kr. (Tab. I. 1. Fig. 4.)
Von dieſem, bisher unbekannten Thiere fand ich 1836.
2 Individuen (beyde W. mit Eyerſchnuͤren) im noͤrdlichſten
Kattegatt auf Squalus Galeus.
Länge 4, wovon das Kopfbruſtſtuͤck etwa 1½“ der
Schwanz 1 ½““ und die 3 freyen Glieder des Hinterkoͤrpers
das Uebrige ausmachen.
Kopfbruſtſtuͤck in der Form ganz mit der der Kaligus⸗
arten übereinſtimmend, hufeiſenfoͤrmig, ziemlich ſtark gewoͤlbt,
mit 2 purpurrothen Augen, welche dicht neben einander, faſt
ohne einen Zwiſchenraum, an der bey den Kaligusarten ge—
wöhnlichen Stelle ſitzen; Stirnplatte ohne die halbmondfoͤrmi—
gen Organe, aber mit einem Einſchnitte in der Mitte des vor—
deren Randes.
1ſtes P. Fühler (F. 4. a.) 2gliedrig, von Form wie bey
Kaligus, längs des vorderen Randes mit 20 langen, federfoͤr—
migen Borſten (F. 4. a“.) beſetzt. Ates Glied faſt eben ſo
lang wie 1ſtes, nicht dicker am Ende als in der uͤbrigen Länge,
u
288
aber etwa auf der Mitte ſtines Unterrandes mit einer Hervor⸗
ragung, von welcher eine Borſte ausgeht.“ Am Ende hat das
Glied Borſten wie bey Caligus.
Ates P. Fühler bildet gliedrige Heftorgane, deren End:
glied oder Haken ſehr lang iſt. . *
An den Seiten, gerade
Huͤlfshaken, wie bey Caligus.
Schnabel kurz, ſtumpf-koniſch, ganz wie bey Caligus.
Taſter (F. 4. b.) lang (länger als Schnabel), ſchmal, zu—
geſpitzt, am Ende gabelfoͤrmig geſpalten; Aeſte zugeſpitzt; der
innere kuͤrzer als der aͤußere.
iſtes P. Füße (F. 4. c.) Agliedrig, dünn, mit 2 Aeſten
endigend; ſie unterſcheiden ſich darinn von denen der Kaligusar⸗
ten, daß der kuͤrzere aͤußere Aſt nicht vom Ende, ſondern un⸗
gefaͤhr von der Mitte des Aten Gliedes ausgeht.
hinter dieſen Fuͤhlern, 1ftes P.
Ates P. Fuͤße (F. 4. d.) geſtaltet wie bey den W. der
Kaligusarten, und, wie bey vielen von dieſen, mit einer Borſte
am inneren Rande des Aten Gliedes; an dieſer Borſte wird
das Glied ploͤtzlich ſchmaͤler, als wenn dort ein neues Glied an⸗
fienge. Uebrigens iſt es ziemlich ſchwach und fein gebaut.
Gabel (F. 4. e.) klein, einfach geſpalten, mit kurzen,
breiten, ſtumpf abgerundeten Aeſten. )
Stes P. Füße (F. 4. f.) weicht ftärker von dem bey Ca-
ligus ab, indem es die Form von 2theiligen Schwimmfuͤßen
hat. Von einem halbmondfoͤrmigen, jederſeits mit einer kleinen
Borſte verſehenen Grundgliede gehen 2 gliedrige Ruder aus,
von denen das aͤußere weit groͤßer iſt als das innere; deſſen
Iſtes Glied iſt wenigſtens doppelt fo lang, langgeſtreckt, ziem⸗
lich linienfoͤrmig, und fein aͤußerer Rand endigt mit einem klei⸗
nen Dorne; 2tes Glied oval, laͤngs des unteren Randes mit
3 ſtarken, dicht bewimperten Dornen oder Blattchen (F. 4, f“.)
und laͤngs des inneren Randes mit 4 langen Schwimmborften,
welche an Laͤnge von der innerſten nach der aͤußerſten abneh—
men. — Ates Ruder kaum fo lang als die Hälfte des Iſten
Gliedes vom Aften Ruder, beſteht aus 2 etwa gleich großen,
ſcheibenfoͤrmigen Gliedern, und endet mit 3 Federborſten.
Ates P. Fuͤße bis in die kleinſten Einzelheiten wie bey
Caligus.
5tes P. Füße (F. 4. g.) weicht bedeutend von demſelben
bey Caligus ab; erſtlich darinn, daß der Ring, an welchen es
geheftet, vom Kopfbruſtſtuͤcke geſondert iſt; dann, daß es 2
Zgliedrige Ruder hat. Grundglied geht jederſeits vom inneren
Rande einer großen, elliptiſchen Platte aus, iſt ziemlich vier⸗
eckig und ſendet eine Schwimmborſte von feiner unteren, inne⸗
ren Ecke aus. Aus dem unteren Rande der aͤußeren Hälfte
dieſes Grundgliedes gehen 2 Ruder hervor, welche ungeführ
„ Man konnte dadurch vielleicht zu der Meynung veranlaßt
werden, daß ein neues Glied von dieſer borfenförmigen
Vorraguug ausgehe; aber ich habe keine weitere Spur
eines ſolchen bemerken koͤnnen, weder beym Betrachten der
Fühler unter ſtarker oder ſchwacher Vergrößerung, noch mit
oder ohne Preſſung. 5
269
gleich lang find; 1ſtes Glied des aͤußeren Ruders fo lang, wie
die 2 folgenden Glieder zuſammen, aber ſchmal, mit einem
Dorn am Ende feines aͤußeren Randes und einer langen, von
der Mitte des inneren Randes ausgehenden Schwimmfeder.
Das kurze, etwas dreyeckige, 2te Glied ſendet ebenfalls einen
Dorn aus dem Ende ſeines aͤußeren Randes und eine Schwimm—
feder aus dem Ende des inneren. Das letzte, ziemlich kreisfoͤr—
mige Glied hat 3 kurze, aber ſtarke Dornen längs feines Au:
feren Randes und 5 Schwimmfedern längs des unteren und
inneren. — iſtes Glied des Eten Ruders breit, ſcheibenfoͤrmig,
von der Mitte des inneren Randes aus mit einer Schwimm—
feder ausgeruͤſtet; das 2te, ovale Glied mit 2 Schwimmbor⸗
ſten auf ſeinem inneren Rande; das letzte und kleinſte Glied
mit 4 Schwimmfedern laͤngs des inneren Randes und danaͤchſt
mit einem ſehr kleinen Dorn auf der Graͤnze des unteren und
aͤußeren Randes.
6tes P. Fuͤße (F. 4. h.) ſtimmt in der Hauptſache faft
mit dem Sten uͤberein; die minder weſentlichen Abweichungen
find: daß das Grundglied verhaͤltnißmaͤßig kleiner, unten ſchmaͤ⸗
ler und etwas abgerundet, ferner ohne Borſte iſt; daß das aͤu—
ßere Ruder etwas länger als das innere iſt und nur 4
Schwimmborſten am letzten Gliede hat; daß das Iſte Glied
des inneren Ruders etwas kuͤrzer als das 2te iſt, und daß es
nur mit 3 Schwimmfedern am Zten Gliede verſehen iſt.
Genitalring halb elliptiſch, ſchmaͤler als das Kopfbruſt—
ſtuͤck und viel kuͤrzer als der Schwanz; Eyerſchnuͤre bey den
von mir unterſuchten Individuen kurz, bey dem einen kuͤrzer
als der Schwanz, bey dem anderen Individuum unbedeutend
laͤnger. Eyer ſind uͤbermaͤßig duͤnne Scheiben.
Schwanz lang, etwa ſo dick wie die Eyerſchnuͤre, ſcheint
gleichſam Spuren von 3 Gliedern zu zeigen, von denen das
Afte das laͤngſte, das letzte das kuͤrzeſte; doch iſt dieß letzte nicht
ſo deutlich.
Schwanzanhaͤnge (F. 4. 1.) klein, ſchmal, am Ende mit
6 Borſten, von denen das aͤußerſte und innerſte die kuͤrzeſten,
die in der Mitte lang ſind.
Ungeachtet das hier beſchriebene Thier eine fo große Aehn⸗
lichkeit mit der G. Caligus in ſeinem ganzen Habitus hat,
daß man es bey naͤherer Unterſuchung fuͤr eine Kaligusart an—
ſehen muß, berechtigt doch die Form des Zten, Sten und Eten
Fußpaares, der Mangel der hinteren Huͤlfshaken und die Son⸗
derung des Ringes, welcher das Ste Fußpaar trägt, vom Kopf:
bruſtſtuͤcke, vollkommen zur Aufſtellung einer neuen Gattung,
welche ich nach einem Schmarotzer bey Juvenal (Sat. V.)
benannt habe. Veranlaſſung zu dem Artnamen hat die unge:
woͤhnliche Laͤnge des Schwanzes gegeben.
Pandarus bicolor Leach.* (Tab. I. 1. Fig. 6.)
Dieſen Schmarotzerkrebs habe ich an den Finnen von
Squalus Galeus (vom Jul. bis zum Sept.) im noͤrdlichen
* Ich ſehe es für ziemlich ausgemacht an, daß das hier be⸗
ſchriebene Thier identiſch mit Deach's und Desmareſt's
P. bicolor ift, beſonders da der Squalus Galeus auch als
Aufenthaltsſtelle für dieſen angegeben wird. Inzwiſchen
—— —
270
Kattegatt und in der Weſtſee gefunden, doch nur wenige In⸗
dividuen, und alle W.
Länge 5““ vom Vorderrande der Stirnplatte bis zur
Schwanzſpitze; größte Breite 2“; Länge der Eyerſchnuͤre bis
14
Bedeckungen veſter und hornartiger als bey den meiſten
anderen Schmarotzerkrebſen. Grundfarbe weißgelb, doch mit
dunklen Flecken an verſchiedenen Stellen, wie im Folgenden
„näher angegeben wird.
Kopfbruſtſtuͤck ungefaͤhr 2“ lang, mit, doch nur wenig
gewoͤlbter Ruͤckenflaͤche, iſt vorn abgerundet und etwas ſchmaͤler
als hintere, wo fein Rand flach halbmondfoͤrmig eingeſchnitten
iſt. Es hat alſo in der Form einige Aehnlichkeit mit dem
Kopfbruſtſtuͤcke der Caligi, da zudem die vorderen Fühler un:
ter einer Stirnplatte, wie bey dieſen, angeheftet ſtehen. Dage—
gen fehlen ihm ganz die Furchen, die bey jenen ein I bilden,
und es iſt von einer ſehr in die Augen fallenden Farbe, nehm—
lich lebhaft-dunkel-kaſtanienbraun, mit Ausnahme der aͤußeren
Raͤnder, der 2 hinteren Ecken und eines halbmondförmigen
Fleckens gegen die Mitte (doch dem Vorderrande naͤher). Stirn⸗
platte, welche nicht mit dem uͤbrigen Theile des Kopfbruſtſtuͤcks
eingelenkt genannt werden kann, hat in der Mitte des Vor-
derrandes einen ziemlich tiefen Einſchnitt, hinter welchem ein
kleiner begraͤnzter Fleck oder Kreis. Hinterrand des Kopfbruſt—
ſtuͤcks hat einige ſehr kleine und ziemlich undeutliche Einker⸗
bungen.
1ftes P. Fühler (F. 6. b.) ſehr klein, 2gliebrig und be⸗
veſtigt an dem Hinterrande der Unterflaͤche der Stirnplatte auf
der Graͤnze von dieſer und dem uͤbrigen Theile des Kopfbruſt⸗
ftüdes, Grundglied krumm, etwas keulenfoͤrmig, auf der letz⸗
ten Hälfte mit 20 Borften* beſetzt, beſonders gegen den oberen
oder vorderen Rand zu. Endglied kurz (nicht halb fo lang,
wie das Grundglied), viel duͤnner, cylindriſch und mit einigen
(etwa 5 — 6) Borſten endigend.
Ates P. Fühler (Fig. 6. d.) Igliedrig (die Glieder jedoch
nicht alle voͤllig deutlich), an die Unterflaͤche und Kante einer
ziemlich großen, umgekehrt-eyfoͤrmigen Platte (F. 6. c.) gehef:
tet. Wollte man dieſe Platte als Grundglied betrachten, ſo
müßten die Fühler Agliedrig genannt werden, und man koͤnnte
iſt Desmareſt's Diagnoſe fo kurz und von fo wenig we⸗
ſentlichen Umſtaͤnden hergenommen (z. B. die Länge der
Eyerſchnuͤre, welche bedeutend variirt), daß nach ihr allein
nichts abgemacht werden kann. Seine Abbildung (Tab. 50.
Fig. 5.) weicht in mehrfacher Hinſicht von den von mir un⸗
terſuchten Individuen ab: 1) hinſichtlich des Hinterrandes
des Kopfbruſtſtuͤckes, 2) in der Form und Zahl der kaſtanien⸗
braunen Flecken der Ruͤckenfläche, 3) in der Form des Geni⸗
talringes uſw. Da aber die Abbildungen bey D., wenig⸗
ſtens zum Theil, mehr zierlich als gerade vollig naturgetreu
ſind, und da, in Ruͤckſicht auf die hier in Rede ſtehende
Art, der Text in einigen Puncten mit der Abbildung in
Widerſpruch ſteht, ſo kann auf dieſe minder bedeutenden
Verſchiedenheiten kein ſonderliches Gewicht gelegt werden.
* Dieſe Borſten haben nicht, wie bey den Kaligusarten, die
Pen zugeſpitzter Platten, und find eben fo wenig feder⸗
oͤrmig.
271
dann fagen, fie ſaͤßen zu den Seiten des Schnabels, ſtatt daß
man ſonſt ſagen muß, fie ſeyen ein wenig vor demſelben anges
bracht. Das auf die Platte zunaͤchſt folgende Glied iſt laͤnger
als breit; das naͤchſte, nur undeutlich von jenem getrennte, iſt
breiter (breiter als lang); das letzte, deutlich geſonderte Glied
iſt eine Art von Haken, welcher an der Wurzel ziemlich dick
und angeſchwollen iſt, aber zugeſpitzt endigt; am inneren Rande
zeigen ſich beym Preſſen 2 Borſten. An der dußeren Seite
der Grundplatte dieſer Fühler liegt eine noch größere, elliptiſche
Platte (F. 6. e.), welche oben theils die Wurzel des 1ſten P.
Fuͤhler bedeckt.
Schnabel (F. 6. f.) ſehr klein, nach der Wurzel dick, am
Ende beſonders zugeſpitzt (faſt borſtenfoͤrmig.)
Taſter (F. 6. g.) außerordentlich klein und ſehr ſchwer
darzuſtellen.“ Sie ſtehen nicht dicht am Schnabel, ſondern
neben dem unteren Rande der Grundplatte des 2ten P. Fuͤh—⸗
ler. Sie deſtehen aus einem ziemlich breiten, ſtumpf-koniſchen
Gliede, an deſſen Ende, zunaͤchſt dem inneren Rande, ein Dorn
oder eine ſtarke Borſte articulirt.
1ftes P. Füße (F. 6. h.) langgeſtreckt und etwas duͤnn,
2gliedrig; 1ſtes Glied das dickſte; Ates Glied ſchickt aus feis
nem Ende 2 Aeſte aus, von denen der aͤußere, viel laͤngere,
eine unmittelbare Fortſetzung des Gliedes, der kuͤrzere innere da—
gegen durch Articulation mit dieſem vereinigt zu ſeyn ſcheint.
Von Borſten oder Dornen keine Spur.
Ates P. Fuͤße (F. 6. i.) uͤbermaͤßig dick und unfoͤrmlich,
ohne recht deutliche Glieder und ſehr ſchwer aufzufaſſen und
darzulegen. Fuͤße ſcheinen aus 2 ſehr breiten Gliedern zu be⸗
ſtehen; das letzte von ihnen zeigt mehrere Hoͤcker und einen
kleinen Hornhaken, welcher vielleicht das Ste Glied repraͤſentirt.
Ztes P. Fuͤße (F. 6. k.) ſehr klein, aus einer kleinen
Grundplatte und 2 Aeſten beſtehend; der obere oder aͤußere der
letzteren Agliedrig; letztes Glied Über doppelt fo lang, als Iſtes,
endend mit 3 Dornen oder Klauen; der innere oder untere
Zweig beſteht aus einem ſehr kurzen, ſchraͤg abgeſchnittenen,
mit einer Borſte endigenden 1ſten Gliede, einem 3 — 4mal laͤn⸗
geren, krummen 2ten Gliede, welches am unteren Rande, vor
der Mitte eine Borſte und am Ende eine ſehr kurze, kleine
Klaue oder das letzte Glied zeigt, neben welchem wieder ein
Paar Borften bemerkt werden.
Ates P. Fuͤße (F. 6. 1), fo wie die folgenden, Kiemen—
füße, zeigen jedoch ein ziemliches Gleichgewicht zwiſchen den ver—
wachſenen Grundplatten und Rudern, welche letztere, wegen
ihrer ſtarken Dornen, zugleich Organe zu bilden ſcheinen, mit
denen das Thier ſich veſthalten kann. Ruder 2gliedrig, das
äußere etwas kürzer als das innere; wogegen das Iſte Glied
des äußeren Ruders, welches am Ende des aͤußeren Randes
* Bon Augen habe ich gar keine Spur entdecken konnen,
und ich halte mich überzeugt davon, daß die gegenwärtige
Art nicht 3 Augen neben der Schnabelwurzel hat, wie B.
von feinem Pand. Carchariae angibt, aber nicht auf Tab.
25. Fig. 13. abgebildet hat.
Ich bin deßwegen nicht davon überzeugt, daß ich ſie ganz
richtig aufgefaßt habe.
r
—
272
einen ſtarken Dorn’ trägt, laͤnger iſt, als das 1ſte Glied des
inneren Ruders; fein tes Glied iſt eyfoͤrmig, laͤngs des inne-
ren Randes mit 9 kurzen, aber ſtarken Dornen; letztes Glied
des inneren Ruders, langgeſtreckt elliptiſch, mit 4 Dornen oder
Borſten am Ende.
Beym Sten P. Füße (F. 6. m.) haben die Grundplatten
ein größeres Uebergewicht über die Ruder als beym vorigen P.
Ruder 2gliedrig, mit ziemlich großen, ovalen oder elliptiſchen
Endgliedern; inneres Ruder mit 3 Dornen laͤngs des unteren
Randes, aͤußeres Ruder mit 5; dieſes hat auch einen Dorn
am Ende des aͤußeren Randes des 1ſten Gliedes. '
Ruder des §ten P. Füße (F. 6. n.) haben nur ein Glied;
äußeres langgeſtreckt, faſt linienfoͤrmig, mit einem kleinen Dorn
etwa auf der Mitte des aͤußeren Randes und 5 großen auf
dem inneren Rande. Inneres Ruder einwaͤrts gekruͤmmt, klei⸗
ner als aͤußeres, am Ende mit einem kleinen Dorne. — Grund⸗
platten des Aten, Sten und Eten P. Füße haben mehr oder
weniger deutliche Furchen und Streifen, welche zu erkennen ges
ben, daß fie aus mehreren zuſammengewachſenen Gliedern bes
ſtehen. Statt daß die von beyden Seiten in der Mitte ver⸗
einigten Grundplatten des Iten und Sten P. den unteren Rand
in der Mitte auswaͤrts gebogen haben, iſt dieſer dagegen beym
Eten P. tief eingeſchnitten.
Die 2 vom Kopfbruſtſtücke getrennten Ringe, an wel⸗
chen das Ate und Ste P. Füße beveſtigt find, find mit einan⸗
der verwachſen, fo daß fie nur ein Stuͤck bilden, welches faft
eben fo breit wie das Kopfbruſtſtuͤck, aber etwa 2½ mal in def
fen Laͤnge enthalten iſt.“ Dieß legt ſich auf der Ruderflaͤche
dachfoͤrmig uͤber den folgenden Ring, und ſein hinterer Rand
zeigt 8 Einſchnitte, wodurch 4 abgerundete Lappen entſtehen;
die 2 Seiteneinſchnitte ſind tiefer, als der mittlere; die 2 mitt⸗
leren Lappen, welche breiter als die Seitenlappen ſind, zeichnen
ſich durch eine huͤbſche kaſtanienbraune Farbe aus.
Der das te P. Füße tragende Ring iſt länger als der
vorige Abſchnitt, indem er ſich auf der Ruͤckenflaͤche ſchildfoͤr⸗
mig erweitert, und hat in der Mitte des hinteren Randes einen
ſpitzwinkligen Einſchnitt, welcher 2 abgerundete Lappen bildet.
Farbe kaſtanienbraun, die Raͤnder gelblich.
Genitalring viereckig, graulichweiß, ziemlich groß, ** etwa
gleich breit Überall, aber etwas ſchmaͤler als der vorige Ning,
auf dem Ruͤcken etwas gewoͤlbt, Bauch flach, hinterer Rand
etwas eingeſchnitten; von dieſem Einſchnitte gehen dreyerley
Organe aus: an der Ruͤckenflaͤche eine ziemlich weiße, kreisrun⸗
de““ Platte, für welche ſich nichts Analoges bey den ver⸗
* Da Burmeiſter rückſichtlich dieſer 2 Ringe ſagt (Acta
Leop., I. c. P. 274.), daß fie zuſammen zu gehören ſchei⸗
nen, aber bey naͤherer Unterſuchung ſich eben ſo gut wie
die übrigen Ringe getrennt finden, fo iſt es nicht über-
fluͤſſig, zu bemerken, daß fie bey der von mir unterſuchten
Art wirklich zuſammengewachſen find, fo daß die Graͤnze
zwiſchen ihnen nicht ſicher anzugeben iſt. ;
Vom vorigen Ringe getrennt, welcher ihn zum Theil be⸗
deckt, iſt er 2“ lang.
Oder etwas quer ovale.
.
273
wandten Gattungen zu finden fcheint, und deren Bedeutung
mir unbekannt iſt; an der Bauchflaͤche der Schwanz (oder der
eigentliche Hinterkoͤrper), mit ſeinen 2 Anhaͤngen, und zwiſchen
der Ruͤckenflaͤchen-Platte und dem Schwanze die 2 langen,
fadenfoͤrmigen Eyerſchnuͤre, welche die Beſchaffenheit wie bey
den Kaligusarten zeigen.“ Schwanz viereckig, ſein unterer
Rand gegen die Mitte zu unbedeutend eingebuchtet; uͤbrigens
zeigt er 2 merkwuͤrdige Verhaͤltniſſe, erſtlich, daß der After ſich
nicht in der Mitte ſeines unteren Randes, ſondern auf ſeiner
Hinterflaͤche oͤffnet, zweytens, daß die Schwanzanhaͤnge ganz an
ſeine Seiten geheftet und auswaͤrts gerichtet ſind; ſie ſind klein,
dreyeckig, Grundfläche mit dem Schwanze vereinigt, der Win:
kel ihrer Spitze von 5 ſehr kleinen Dornen oder Borſten um—
geben. ®
Dieſe Art iſt leicht von B's. P. Carchariae durch Form
und Farbe des Koͤrpers zu unterſcheiden, ferner auch durch die
Beſchaffenheit des Schwanzes und ſeiner Anhaͤnge.
Dinematura ferox Kr. (Tab. I. 1. F. 5.)
Von dieſem Thiere habe ich nur ein Individuum geſe⸗
hen, welches beym naturhiſtoriſchen Vereine aufbewahrt wird.
Ich vermuthe, daß es aus dem mittellaͤndiſchen Meere ſey,
weiß aber nicht, von welchem Fiſche. Es gehoͤrt zu den größs
ten Schmarotzerkrebſen, indem ſeine Laͤnge vom vorderen Rande
der Stirnplatte bis zum Ende der Schwanzanhaͤnge etwa 15“
betraͤgt.
Kopfbruſtſtuͤck flach gewoͤlbt, faſt eben ſo breit als lang
(etwa 5¼“ lang, 6“ breit). Rechnet man die 2, das 4te
und Ste P. Füße tragenden Ringe (welche jedoch nicht frey
ſind) hinzu, ſo kann man wohl ſagen, daß ſein Umriß ſich der
Kreisform naͤhert. Rechnet man dagegen jene nicht mit, ſo
gibt der tiefe Einſchnitt im hinteren Rande eine Hufeiſenform.
Die Figur eines II ſieht man auch hier, doch ſo, daß der
Querſtrich znicht auf dem Kopfbruſtſtuͤcke ſelbſt ſteht, ſondern
einen Theil ſeines hinteres Randes ausmacht, da nehmlich die
Ringe des Aten und Sten P. Fuͤße, wie oben bemerkt, vom
Kopfbruſtſtuͤcke getrennt ſind; ferner erreichen die Seitenſtriche
des II den Stirnrand nach vorn nicht. Dicht an den Seiten
des Querſtriches zeigt das Kopfbruſtſtuͤck einen kleinen, ſtreifen⸗
foͤrmigen Eindruck; ebenfalls bemerkt man 3 ſolche auf jedem
Seitenrande des Kopfbruſtſtuͤckes, der Quere nach gerichtet,
und einen in der Mitte des Vorderrandes, in einer Richtung
auf der Laͤnge des Koͤrpers; einen tiefen und in die Augen
fallenden, punctfoͤrmigen Eindruck ſieht man gegen den vorde—
ren Theil des Kopfbruſtſtuͤckes auf der äußeren Seite der Sei:
tenſtriche des I, einen viel kleineren dicht an der inneren Seite
dieſer Striche. Die duͤnne Haut, welche bey Caligus von den
Seiten des Kopfbruſtſtuͤckes ab ausgebreitet iſt und zur Ver⸗
vollſtaͤndigung einer Saugſcheibe zu dienen ſcheint, findet ſich
» Ungeachtet B's. Abbildungen (Tab. XXV. F. 1. u. 13.),
anzudeuten ſcheinen, daß etwa daſſelbe Verhalten bey P.
Carchariae Statt ſinde, ſo hat er dieß doch vermuthlich
nicht gut aufgefaßt, da er des Schwanzes nicht erwähnt,
die Schwanzanhaͤnge als analog mit den gewöhnlichen
n betrachtet und keine Bemerkung rückſicht⸗
lich der Ruͤckenplatte macht.
Iſis 1841. Heft 4.
—
274
auch hier. Vom hinteren Rande des Kopfbruſtſtuͤckes gehen
(zu innerſt im Ausſchnitte) 2 kleine, haͤutige Lappen ab. Wie
bey Caligus findet ſich eine Stirnplatte; aber man ſieht hier
weit deutlicher als bey jenem, daß die Fühler nicht von derſel⸗
ben ausgehen, (obgleich ihr 1ſtes Glied zum Theil von ihr be—
deckt wird,) ſondern vom Kopfbruſtſtuͤcke ſelbſt. In der Mitte
des vorderen Randes der Stirnplatte, welcher eine viel dunk:
lere (braune) Farbe hat, als der uͤbrige Theil der Platte, ein
tiefer Einſchnitt, wie bey Caligus.
1ftes P. Fühler (F. 5. a.) beſteht aus 2 Gliedern, einem
größeren und viel dickeren Grundgliede, welches längs eines
Theils des vorderen Randes 12 — 13 blattfoͤrmige Borſten
trägt, die am Rande gewimpert find (F. 5. a“), und einem
kleinen, cylindriſchen 2ten Gliede, welches mit einer größeren
und einem P. kleinerer Borſten endigt.
Ates P. Fühler lang (wenigſtens ½ /), aber ziemlich
duͤnn, beſteht aus 3 Gliedern, einem kurzen und dicken Grund⸗
gliede, einem duͤnneren, aber etwa eben fo langen Aten Gliede
und einem ſtarken Haken. Das 2te Glied iſt auf der gegen
den Schnabel gewendeten Seite mit einem kleinen, weißen, et—
was durchſichtigen Körper von Kugel- oder Blaſenform ver:
ſehen. 7
Zwiſchen dieſen Fuͤhlern und den Seitenraͤndern des Kopf:
bruſtſtuͤckes ragt (an der Unterflaͤche des Kopfbruſtſtuͤckes) je—
derſeits eine convere Anſchwellung oder Halbkugel vor; dieſe
Halbkugeln hat man fuͤr die Augen anſehen wollen, welches
fie aber gewiß nicht find.* An der aͤußeren Seite dieſer Koͤr⸗
per, etwas nach vorn, eine minder deutliche Anſchwellung.
Schnabel lang (etwa 1½“), aber dünn und ſtark zuge⸗
ſpitzt, übrigens von gewöhnlicher Beſchaffenheit.
2 P. Taſter, von denen das erſtere, etwas kleinere, viel
feinere, dicht am Schnabel zu deſſen Seiten, das te mehr zu:
ruͤck zwiſchen dem Iſten P. Fuͤße find. Iſtes P. (F. 5. b.)
etwa halb fo lang wie der Schnabel, weiß, 2gliedrig. Grunde
glied breit, gegen die Mitte ſeines aͤußeren Randes mit einem
Hoͤcker, von welchem 2 Borſten ausgehen; Ltes Glied etwas
kuͤrzer als 1ſtes, dünn, zugeſpitzt. Ates P. Taſter (F. 5. c.)
braungelb, hornartig, nur eingliedrig, zugeſpitzt.
1ftes P. Fuͤße (F. 5. d.) in der Hauptſache von der bey
Caligus gewoͤhnlichen Form, 2gliedrig, unterſcheidet ſich durch
die Beſchaffenheit der 2 Aeſte, mit denen jeder Fuß endigt.
Dieſe ſcheinen keine eigenen Glieder, ſondern unmittelbare Fort⸗
ſetzungen des 2ten Gliedes zu ſeyn. Etwas vor ihrem Ur-
ſprunge ſchwellen ſie etwas an, ſind gekruͤmmt, zugeſpitzt und
auf ihrer ganzen Oberflaͤche mit kleinen Dornen reihenweiſe bes
ſetzt.“ Zwiſchen dieſen 2 Haken geht vom 2ten Gliede ein
Buͤſchel Borſten (etwa 20 Stuͤck) aus.
Etwas Augenähnliches habe ich hier eben fo wenig als den
halbmondformigen Organen verſchiedener Caligi Analoges
auffinden koͤnnen.
Wenn Nor dm. bey feinem Binoculus G-setaceus nur Dor⸗
nen auf der inneren Seite des größten Hakens, und auf
dem kleineren Haken 2 Reihen langs des äußeren Randes
gefunden hat, fo gründet ſich dieß vielleicht auf den Am-
18
275
Ates P. Füße (F. 5. e.) groß, ſtark, beſteht aus 3 Glie⸗
dern, einem kurzen Grundgliede, einer großen, knorrigen Hand,
und einer langen Klaue. Der Klaue entſpricht ein weit vorra⸗
gender, geſpaltener oder doppelter Hocker auf der Hand.
Stes P. Fuͤße (F. 5. f.) 2ſpaltige Schwimmfuͤße, im
Baue mit demſelben Paare ben Porphyrops uͤbereinſtimmend,
nur wenig in der Form der einzelnen Theile verſchieden; Grunde
glied kleiner; aͤußeres Ruder etwas groͤßer als inneres; deſſen
iſtes Glied groß, beſonders ſehr breit (etwa wie die Grund⸗
platte) am Ende des aͤußeren, in eine Spitze ausgezogenen Ran—
des mit einem kleinen Dorne; 2tes Glied viel kleiner, ziemlich
kreisrund, mit 4 ſtarken Dornen laͤngs des Unterrandes, und
innen vor dieſen mit 3 laͤngeren Federborſten, von denen die
innere die laͤngſte. Inneres Ruder kaum fo lang, wie 1ftes
Glied des aͤußeren, mit 3 Federborſten am Ende des 2ten Glie—
des, von denen die innere etwas anderes iſt als die anderen.
Dicht hinter und zwiſchen den Füßen des Sten P. eine
kleine, aber ſtarke Hornplatte, deren vorwaͤrts gerichtete Flaͤche
concav, die ruͤckwaͤrts gerichtete conver, und der Endrand et⸗
was ausgerandet iſt. Sie entſpricht der Gabel der Caligi,
Ates P. Fuͤße (F. 5. g.) hat eine ſehr große Grundplatte,
und 2 ziemlich kurze, aber breite Ruder, jedes mit 3 Gliedern
gebildet; * 1ſtes Glied des aͤußeren Ruders länger, als die 2
folgenden zuſammen; deſſen aͤußerer Rand fendet aus dem En»
de einen Dorn, deſſen innerer eine lange Federborſte; daſſelbe
iſt der Fall bey dem ſehr kurzen ten Gliede; Ztes Glied hat
an feinem aͤußeren Rande 3 Dornen, an dem unteren und in:
neren 5 Federborſten. Inneres Ruder ſo lang wie aͤußeres;
1ftes Glied kurz, ſendet eine Federborſte aus dem Ende des in—
neren Randes; Ates Glied das laͤngſte, am Ende des inneren
Randes mit 2 Federborſten; Ztes Glied mit 3 Dornen am
aͤußeren und 3 Federborſten am inneren Rande. Auch das
Grundglied hat eine Federborſte etwa auf der Graͤnze zwiſchen
dem aͤußeren und inneren Rande.
5tes P. Füße ſtimmt ziemlich mit dem Aten uͤberein,
nur iſt es größer, Inneres Ruder größer, als aͤußeres, und
am Ende ſeines Zten Gliedes mit 4 Federborſten, aber keinen
Dornen. Auch ſind die Federborſten (F. 5. h.) eigenthuͤmlich
beſchaffen; ſie ſind ſtark gekruͤmmt oder faſt haarlockenfoͤrmig,
beſonders dicht mit aͤußerſt feinen, ſilberglaͤnzenden Haaren be—
ſetzt und, wie es ſcheint, 2gliedrig.
tes P. Fuͤße (F. 5. i.) Kiemenfuͤße, von ganz anderer
Form als die vorigen, auch weit größer (beynahe ½“ lang).
Sie haben die weiße Farbe und die punctierte Oberflaͤche, wel—
che die bey den Amphipoden und Iſopoden als Athmungswerk—
ſtand, daß er dieſes Fußpaar [bloß unter dem Microſcop
und mittels Preſſung unterſucht hat, in welchem Falle nur
die äußeren Dornreihen bey der hier beſchriebenen Art *
ſehen find. Mit Huͤlfe einer ſehr ſtarken Loupe entdeckt
man auch die übrigen.
Nordmann gibt nur 2 Glieder für jedes Ruder an;
dieß läßt ſich vielleicht daraus erklären, daß er dieſe Theile
bloß mit Hülfe des Microſcops unterſucht hat, wodurch
die Glieder nicht fo gut beobachtet werden können, wäh⸗
rend ſie ſich unter einer ſtarken Loupe ziemlich deutlich
zeigen.
276
zeuge betrachteten Organe characteriſieren; beſtehen aus einem
kurzen, aber breiten Grundgliede, deſſen unterer Rand tief ei
geſchnitten iſt, und aus 2 großen, langgeſtreckt-eyfoͤrmigen Ends
blättern, welche großentheils den Genitalring bedecken und ſich
nach der Inſertionsſtelle der Schwanzglieder hinab erſtrecken,
obgleich ſie dieſe nicht ganz erreichen.
Die 3 zuletzt erwaͤhnten Fußpaare gehen, jedes, von
einem freyen Ring aus, d. h. von einem, der nicht zu einem
Stuͤcke mit dem Kopfbruſtſtuͤcke verwachſen iſt, ungeachtet die
2 erſten derſelben im hinteren Einſchnitte des Kopfbruſtſtuͤckes
liegen. Der Afte dieſer Ringe hat auf der Ruͤckenflaͤche einen
großen, halbmondfoͤrmigen Einſchnitt im hinteren Rande, in
welchen der folgende kleine Ring gleichſam eingeſchloſſen wird.
Der Zte Ring iſt von dem vorigen gleichſam durch einen kurzen
Hals geſchieden und erweitert ſich an der Ruͤckenflaͤche zu einer
Art Schild, welcher nach vorn einen kleinen Zipfel nach jeder
Seite ausſendet und im hinteren Rande einen ſehr tiefen, aber
ſchmalen Einſchnitt hat, durch welchen er mit den Fluͤgeldecken
gewiſſer Inſecten Aehnlichkeit bekommt. Laͤnge des Schildes,
welcher einen Theil des Genitalringes bedeckt, etwa 3",
Genitalring ſchmaͤler als Kopfbruſtſtuͤck (4 breit), aber
bedeutend lang (6½“), langgeſtreckt- viereckig, doch mit abge⸗
rundeten Winkeln. Sein unterer Rand zeigt, von der Ruͤcken⸗
fläche betrachtet, einen Einſchnitt, welcher zuerſt breit iſt, darauf
aber, etwa auf ſeiner halben Laͤnge, ganz ſchmal wird. Durch
dieſen Einſchnitt bemerkt man 3 unten liegende, ovale Platten;
2 liegen höher hinauf, die Ste unterhalb dieſer, mitten zwifchen,
ihnen; ob ſie zum Genitalringe oder zum Schwanze gehoͤren,
wage ich nicht, abzumachen. Von der untern Flaͤche zeigt ſich
der Einſchnitt des Genitalringes eben ſo breit nach oben als
nach unten. Am oberen Rande des Einſchnittes, uͤber den
Schwanzgliedern, welche gleichſam in ihn eingekeilt ſind, ſtehen
jederſeits 2 kleine, unregelmaͤßige Hornhoͤcker.
Schwanz (F. 5. k.) beſteht aus 2 deutlichen, aber kurzen
Gliedern; beſonders iſt das Afte Glied übermäßig kurz, breit,
oben abgerundet, unten gerade abgeſchnitten; vom 2ten Gliede,
welches ziemlich viereckig iſt, gehen die großen, über 2, lan⸗
gen, eyfoͤrmigen Anhaͤnge aus, welche unten 4 ſehr kleine Bor⸗
ſten, 3 längs des unteren Randes und 1 am Seitenrande,
doch dem unteren Rande nahe, zeigen.
Vom Genitalringe gehen, außer dem Schwanze, 2 faden⸗
foͤrmige Koͤrper aus, welche ſich verſchiedentlich etwa auf eine
Strecke von ½“ biegen und darauf unregelmaͤßig zuſammen⸗
wickeln. Sie find braun, glänzend, hornartig von Subſtanz,
zeigen aber keine Spur von Querſtreifen, noch von in ihnen
enthaltenen Eyern, wie denn auch das beſchriebene Individuum
aus anderen Gründen für ein M. zu halten iſt.
Nach Beſchreibung dieſer neuen Dinematura - Art will
ich die uͤbrigen unter dieſe Gattung geſtellten Arten erwaͤhnen;
aber es wird nothwendig, eine hiſtoriſche Bemerkung uͤber die
Gattung voranzuſchicken.
Rafinesque hatte ein in den ſuͤßen Gewaͤſſern von
Sicilien entdecktes Krebsthier Dinemurus genannt. Nach Des⸗
mareſts Bemerkung, daß Müllers Caligus productus kein
Caligus ſey, ſondern eine neue Gattung bilden muͤſſe, ſtellte
Latreille in der 2ten Ausgabe von Cu viers Regne ani-
277
mal eine Gattung unter dem Namen Dinemura auf und fuͤhr⸗
te den Cal. prod. als Beyſpiel für die Gattung an. Da
Latreille das von Rafinesque benannte Thier gar nicht
erwaͤhnt, oder deſſen Namen nach dem Gattungsnamen nennt,
ſondern ſeinen eigenen; ſo ſcheint mir kein Grund vorhanden,
anzunehmen, daß, wie Burmeiſter behauptet, Latreille das
von Rafinesque entdeckte, nur hoͤchſt unvollſtaͤndig oder ſo
gut als gar nicht bekannte Krebsthier mit Muͤllers Caligus
produetus unter einer Gattung vereinigen wollte; weit ſchick—
licher finde ich die Annahme, daß es Latreilles Aufmerk—
ſamkeit entgangen, daß der Name ſchon vergeben war. Bur—
meiſter veränderte darauf Latreilles Benennung Dinemu-
ra, als den Regeln der griechiſchen Sprache zuwider gebildet,
in Dinematura, eine Veraͤnderung, welche ich fuͤr recht paſſend
anſehe, beſonders weil das von Rafinesque benannte unbe—
kannte Thier ſolcherweiſe ſeinen Namen Dinemurus recht wohl
behalten kann.
Einleuchtend ſcheint es mir durch dieſe Bemerkungen ges
macht zu ſeyn, daß Cal. prod. Muell. der Typus fuͤr die G.
Dinematura ſey und es alſo von der Beſchaffenheit dieſes
Thieres abhange, welche andere Thiere einen Platz in der Gat—
tung bekommen koͤnnen. Daß dieſe Vorerinnerung nicht uͤber—
fluͤſſig ſey, wird das Folgende zeigen.
Zu der Zeit, als Muͤller ſein Buch uͤber die daͤniſchen
Entomostraca ſchrieb, ſteckte man alle damals zu den Inſec⸗
ten gerechneten, nicht zu großen Thiere zur Aufbewahrung auf
Nadeln. Ein auf folhe Weiſe eingetrocknetes und zugleich
auch verſtuͤmmeltes Exemplar ſcheint M. vor ſich gehabt zu
haben.“
treilles Aufmerkſamkeit entgangen iſt, hat den letzteren ver—
leitet, der Gattung einen ganz unrichtigen Character beyzule—
gen, und den erſteren zu der Bemerkung veranlaßt, daß Muͤl—
lers Thier nicht bloß eine neue Gattung bilden muͤſſe, ſon⸗
dern eine neue Unterabtheilung von Siphonostoma. Dieß
wuͤrde ganz begruͤndet ſeyn, wenn dem in Rede ſtehenden Thiere
wirklich das 2te P. Füße, die ſtarken Hakenfuͤße, fehlten, mit
denen die kaligusartigen Thiere ſich anheften, was aber ganz
unglaubbar if. Auch das 2te P. Taſter iſt' bey Müllers
Exemplar abgebrochen geweſen, und wird daher in der Be—
ſchreibung und Abbildung wie Hoͤcker dargeſtellt. Wie wenig
Gewicht man übrigens auf Müllers Abbildung legen darf,
iſt daraus erſichtlich, daß man, beym Vergleichen der Abbil—
dung in natuͤrlicher Größe mit der vergrößerten, die erſtere mit
* Müller hatte das Thier nicht ſelbſt gefunden, fagt auch
nicht, woher er es erhalten habe. Es ſcheint indeſſen, daß
er entweder ein Exemplar von Herbſt erhalten, oder in
einer Inſectenſammlung zu Kopenhagen ein von dieſem
herſtammendes Exempl. geſehen habe. Weil M. Fabri⸗
cius (En. groenl., p. 264.) unrichtig verſtanden, rechnet
er dieß Thier zur nordiſchen Fauna, und jenes Mißverſtehen
iſt um ſo ſonderbarer, da Fabricius auf eine Abbildung
(Videnſk. Selſk. Skr., X., Tab. 7.) verweiſt, in welcher
ein ganz anderes Thier recht kenntlich dargeſtellt iſt. Wenn
B. den Nordm. verbeſſert, weil er den Binoculus salmo-
neus (Fn. groepl., p. 264., Note) zu M's. Caligus pro-
ductus bringt, fo geſchieht das ohne Grund, da M. ihn
ſelbſt dahin bringt, und ſcheint daher zu rühren, daß B.
die Note zu der angeführten Stelle nicht geleſen hat.
Dieſer Umſtand, welcher Desmareſts und La—
278
Stirnplatte und Fuͤhlern, die letztere ohne dieſelben finden wird.
Daß die von mir hier beſchriebene Art in der Gattung mit
M's. Cal. prod. zuſammen ſtehen muß, ſcheint mir fo ge:
wiß zu ſeyn, daß ich vielleicht ſogar eher zweifeln moͤchte, ſie
als verſchiedene Arten aufzuſtellen.
Eine mit ziemlicher Sicherheit zur G. Dinematura zu
bringende Art iſt Milne Edwards's Pandarus alatus.“
Dieſer ſcheint in allen weſentlichen Theilen mit der hier be—
ſchriebenen Art uͤbereinzuſtimmen, und M. E.'s Beſchreibung,
welche uͤbrigens ziemlich unzureichend ift,** wird dadurch be—
ſonders intereſſant, daß er ſowohl M. als W. vor ſich gehabt
hat. Die W. unterſcheiden ſich nach ihm durch ein Paar ru:
dimentaͤrer, hornartiger Füße an der unteren Fläche des hintes
ren Theils des Genitalringes, und durch linienfoͤrmige Schwanz⸗
anhaͤnge, waͤhrend dieſe bey den M. breit und plattenfoͤrmig
ſind; die Eyerſaͤcke der W. ſind fadenfoͤrmig; bey den M. hat
er keine Anhaͤnge beobachtet.
Ob Nordmanns Binoculus sexsetaceus wirklich eine
Dinematura ſey, ſcheint mir, nach N's. Beſchreibung, zweifel—
haft. Ihm zufolge iſt nehmlich das letzte P. Kiemenfuͤße nach
demſelben Plane, wie die vorhergehenden, gebildet (Baſalglieder
ſtark entwickelt, Ruder rudimentaͤr, aber Zgliedrig), ſtatt, daß
bey den 3 bisher angeführten Arten die Ruder große, einglie—
drige Athmungsblaͤtter und die Baſalglieder dagegen beſchraͤnkt
ſind. Sollten genauere Unterſuchungen zeigen, daß jenes Thier
generiſch von Dinematura zu trennen ſey, ſo wuͤrde es vielleicht
am richtigſten ſeyn, demſelben den von N. angenommenen Gat-
tungsnamen Binoculus zu laſſen, obgleich dieſer ziemlich un⸗
paſſend iſt, indem das Thier keine Augen zu haben ſcheint.
Von B's. Dinematura gracilis habe ich ſchon früher
geäußert, daß fie mir wie eine Entwickelungsſtufe vorkomme.
Aber ſelbſt, wenn dieß nicht der Fall waͤre, koͤnnte fie keines⸗
wegs eine Dinematura ſeyn, wie beſtimmt B. dieß auch aus⸗
fpricht, ** da ihr 2 weſentliche Charactere fehlen, nehmlich Fluͤ—⸗
geldeckenaͤhnliche Ruͤckenſchilder und 2 Palpen. Denn, wenn
man annimmt, was man fuͤglich zu koͤnnen ſcheint, daß M.
E. richtig zwiſchen M. und W. von D. alata unterſchieden
habe, ſo gehoͤrt der Mangel des Ruͤckenſchilds und eines Paars
Palpen gar nicht zu den Unterſcheidungszeichen zwiſchen dieſen;
ja, der Mangel des einen P. Palpen erlaubt vielleicht kaum,
B's. D. gracilis als eine Entwickelungsſtufe einer Dinematu-
ra zu betrachten, da ſie ſchon zu weit vorgeruͤckt iſt, um der
Vermuthung Raum zu geben, daß ſie noch bey der Haͤutung
ein P. Palpen erhalten koͤnnte.
Nachdem ich mich ſo lange bey der Beſchreibung kaligus⸗
* Ann. d. sc. nat. Tom. XXVIII. (1833.), p. 78. Tab. 8.
* So ſcheint das iſte P. Füße unrichtig dargeſtellt zu ſeyn
(F. 9.) ſowohl ruͤckſichtlich der Glieder, als der 2 Aeſte,
welche vom letzten Gliede ausgehen. Die freyen, fußtra-
genden Ringe werden in der Beſchreibung nicht erwaͤhnt,
eben ſo wenig mit Sicherheit in den Abbildungen angege—
ben uſw. Kann es ferner als ſicher angenommen werden,
daß die Eyer ſo in den Eyerſchnüren liegen, wie F. 1. es
angibt?
„ueber die Gattung, welcher es beyzuzählen ſey, bin ich
nicht im Zweifel.“ Acta Leop., XVII., p. 284.
279
artiger Thiere aufgehalten habe, glaube ich mir einige Worte
über deren Aufſtellung zu einer Familie erlauben zu dürfen.
Wie fruͤher angefuͤhrt wurde (Bd. I. S. 199. ff.) rechnet B.
zu den Caligina die Gattungen Cecrops, Caligus, Pandarus
und Dinematura (außer Chalimus und Lepeophtheirus, wel:
che, meiner Meynung nach, dort nicht hineinzubringen find, bes
ſonders nicht der Erſtere), wogegen er Anthosoma, Dichele-
sthium und Nemesis zu den Ergasilina ſtelt. Es ſcheint
mir indeſſen keinem Widerſpruche zu unterliegen, daß dieſe 3
letzteren Gattungen eine bedeutende Uebereinſtimmung mit den
Caligina in faſt allen weſentlichen Theilen haben, und daß ih⸗
rer Beruͤhrungspuncte mit B's. übrigen Ergasilina (Nicothoe,
Ergasilus, Bomolochus und Lamproglena) ungleich wenigere
ſind. Es iſt deßhalb gewiß naturgemaͤßer, ſie mit den erſteren
zuſammenzuſtellen. Ich werde verſuchen, eine kurze Ueberſicht
der Gruppe zu geben, welche dadurch entſteht und welche, durch
Hinzufügung der 2 neuen Gattungen, Laemargus und Tre-
bius, 9 Gattungen umfaßt. Man möge nicht vergeſſen, daß
die M. einiger dieſer Gattungen unbekannt ſind.
Caligina.
Corpus plus minus depressum atque elongatum, 5
vel 6 pedum paribus armatum, quorum 3 priora, rarius 2,
4 vel 5, cephalothoraci sunt annexa, reliqua abdomini.
Cephalothorax 2 praeterea instructus est antennarum pa-
ribus, rostro producto, conico, palpisque. Rostrum la-
bio superiore constat et inferiore, quae maudibula 2 fili-
formia, interiore apieis margine dentata, obtegunt. An-
tennae posteriores pedesque 2di paris hamos efficiunt
validos, ad sedem retinendam aptissimos. Pedes äbdo-
mini annati respirationi praecipue inservire videntur, in-
terdum etiam natationi, Ultimus abdominis annulus or-
gana continet generationis, sed pedibus destitutus est,
etiamsi rudimentis eorum non prorsus,caret. Hunc exci-
pit cauda, cujus margo inferior anum monstrat, duabus-
que praeditus est appendieibus setigeris. Ovaria externa
filiformia sunt, repleta ovis orbicularibus unica serie.
A. Oculi in adultis nulli,
a. pedum paria 5.
1) Anthosoma: antennae anteriores sexarticulatae;
2 palporum paria; pedes 4 anteriores cephalothoraci an-
uexi. Abdomen 4 constat annulis, quorum 3 priores pe-
digeri; pedes abdominis maximi sunt, laminarum vel fo-
liorum formam imitantes, remis omnino fere evanescenti-
bus. Primus abdominis annulus postice produeitur in
scuta 2 vel elytra dorsualia. Fila ovifera exserta.
2) Dichelesthium: antennae anteriores 7 -articu-
latae; 2 palporum paria; pedes 4 anteriores cephalotho-
raci annexi. Abdomen 5 constat annulis, quorum 2 mo-
do priores pedigeri; 1 mus enim abdominis annulus 2 in-
structus est pedum paribus natatoriis, 2 dus annulus
unico pari foliaceo, branchiali. Fila ovifera, exserta.
b. Pedum paria 6.
3) Nemesis: lamina frontalis nulla; antennae ante-
riores 7-articulatae? palpi —?; 3 pedum paria cepha-
lothoraci annexa; 3tium simplex, minime natatorium ;
280
abdomen 4 constat annulis, quorum 3 priores pedigeri;
pedes abdominis branchiales sunt, articulis basalibus ma-
Snis, remisque perminutis; fila ovifera longissima, exser-
ta. Furca hamulique subsidiarii desunt.* -
4) Laemargus: Gattungscharacter im iften Bande,
S. 500. Iſis, ©. 104.
5) Ceerops: lamina frontalis, minus tamen distin-
eta; antennae anteriores biarticulatae; palpi 2; 3 pedum
paria cephalothoraci annexa; 3tium bifidum, natatorium.
Abdomen 3 constat annulis, quorum 2 priores pedigeri;
1 mus 2 instructus paribus, 2 dus unico; pedes abdomi-
nis branchiales sunt, articulis basalibus maximis, remis
minutis. Annuli abdominis omnes in scuta dorsualia pro-
ducti. Fila ovifera convoluta, scuto dorsuali annnli ge-
nitalium tecta. Furca hamulique subsidiarii desunt.
6) Dinematura: lamina frontalis; antennae anterio-
res biarticulatae; 2 palporum paria; 3 pedum paria ce-
phalothoraci annexa; abdomen 4 constat annulis; quorum
3 priores pedigeri; pedes 3tii, 4ti, 5ti et 6ti paris bifi-
di; remi 4ti et Sti paris parvi, setis pennatis armati, ar-
ticuli basales maximi, branchiales; 6tum pedum par re-
mis magnis, lamellaribus, branchialibns, articulis basali-
bus minutis. Stius abdominis annulus in scutum dorsuale
producitur. Fila ovifera exserta. Pro furca lamina cor-
nea parum emarginata. Hamuli subsidiarii nulli.
7) Pandarus: lamina frontalis; antennae anterio-
res biarticulatae; palpi 2; 3 pedum paria cephalothoraci
aunexa; abdomen 3 constat annulis, quorum 2 priores pe-
digeri; 1mus 2 instructus partibus, 2 dus unico; pedes
Ztü, 4ti, Sti et Sti paris bifidi; 3 ultima paria articulis
basalibus branchialibus, remis natatoriis.] Annuli pedige-
ri in scuta producuntur dorsualia. Fila ovifera exserta.,
Pro furca lamina cornea. Hamuli subsidiarii nulli. *
B. Oculi 2 purpurei, minutissimi, valde appro-
ximati in superficie cephalothoracis dorsua-
li (supra rostrum ferme),
8) Trebius: lamina frontalis; antennae anteriores
biarticulatae; palpi 2; 4 pedum paria cephalothoraci an-
nexa; abdomen 3 constat annulis, quorum 2 priores pe-
digeri; pedes 3tii, Ati, 5ti et 6ti paris bifidi, et natatorii
et branchiales, remi setis armati pennatis; fila ovifera
exserta. Furca cornea. Hamuli subsidiarii ad latera
* Diefer Character kann nur als annäherungsweiſe richtig
angefehen werden, da er nach Roux's hoͤchſt unvollſtaͤn⸗
diger Beſchreibung und nicht ſehr genauer Abbildung (Uru-
staces de la Méditerranée, Livr. IV.) entworfen worden
it. Noux erwähnt keine Palpen; inzwiſchen iſt es kaum
anzunehmen, daß fie wirklich fehlen ſollten. In feiner
Beſchreibung wird die Gliederzahl der Aften Fühler zu 7
oder 8 angeſetzt; feine Abbildung zeigt dagegen 9 oder viel:
leicht ſogar 10 Glieder. Der Schnabel wird als zglie⸗
drig beſchrieben, indem er ohne allen Zweifel die breitere
Wurzel für ein Glied, die kürzere Oberlippe für das 2te,
und die vorragende Spitze von längeren Unterlippen für
das Ite Glied nimmt. 0
281
externa antennarum posteriorum. Sulei in superficie ce-
phalothracis dorsuali figuram H efformantes.
9) Caligus: lamina frontalis; antennae anteriores
biarticulatae; palpi 2; 5 pedum paria cephalothoraci an-
nexa; abdomen 2 constat annulis[, quorum prior 6to pe-
dum pare instructus est; pedes 3tii et 6ti paris simpli-
ces, gressorii; pedes 4ti paris bifidi, natatorii; pedes Sti
paris branchiales, articulis basalibus maximis connatis;
remis minutis. Fila ovifera exserta. Furca cornea. Ha-
muli subsidiarii ad. latera externa antennarum posterio-
rum et remorum pedum Gti paris. Sulci in superficie
cephalothoracis dorsuali figuram H. efformantes,
Erklärung der Tafel auf S. 293.
3) S. 53 — 67. Bemerkungen uͤber die gemeinen Weg⸗
und Unkrautpflanzen in Braſilien, von Dr. P. W. Lund. folgt.]
4) S. 68 — 80. Beytrag zu Bemerkungen uͤber die
verſchiedenen Zerſtoͤrungsperioden, welche die Oberflaͤche der
noͤrdlichſten Spitze von Juͤtland erlitten hat; von N. Juel.
5) S. 81 —190. Einige Bemerkungen in Hinſicht auf
einen Aufſatz des Prof. Eſchricht „über die Schädel und
Gerippe in unſeren alten Grabhuͤgeln“ im daͤniſchen Volksblatt
(Danſke Folkeblad) 15. Sept. 1837., von Sw. Nilsſon,
Prof. in Lund.
Es wird hier aus Eſchricht's Aufſatz dasjenige vor:
ausgeſchickt, auf welches ſich Nilsſons Bemerkungen beziehen.
Nachdem Herr Kroͤyer angeführt hat, daß die hier erwaͤhnten
Schaͤdel auf Moͤen bey Stege gefunden worden ſind, laͤßt er
Herrn Eſch richt ſprechen:
„Alle 3 Schädel find von erwachſenen Menſchen, denn,
die Weisheitszaͤhne ſind ſchon ausgebrochen geweſen. Der eine
Kopf muß von einem etwa 256jaͤhrigen und mit beſonders kraͤf—
tigem Muskelbaue begabt geweſenen Manne ſeyn. Dieß ſieht
man an der Abnutzung der Zaͤhne, die z. B. nur noch ſchwach
an den Weisheitszaͤhnen iſt, theils an den ungewoͤhnlich ſtarken
Unebenheiten auf den Geſichtstheilen, uͤberall, wo beym Men—
ſchen Muskeln ſitzen. Dergleichen ſtaͤrkere Unebenheiten bewei—
ſen unfehlbar die kraͤftige Bewegung der letzteren waͤhrend einer
Reihe von Jahren. An den beyden anderen Schaͤdeln ſind
dieſe Unebenheiten minder ausgebildet und die Antlitzform iſt
weniger characteriſtiſch, dagegen find die Hirnſchalen verhaͤltniß—
maͤßig geraͤumiger und kugelfoͤrmiger. Dieſe Schaͤdel ſind ohne
Zweifel von jüngeren Perſonen, vielleicht von Frauenzimmern.
Aber ungeachtet die Schaͤdel von erwachſenen Menſchen ſind,
ſind ſie doch ſaͤmmtlich auffallend klein; ſie halten etwa 16“
im Umfange. Einen ſo kleinen Kopf trifft man ſelten bey den
jetzt lebenden Dänen an. Doch kann eigentlich nur das Ge⸗
ſicht klein genannt werden. Die Hirnſchale iſt verhaͤltnißmaͤßig
geräumig, beſonders wenn man Ruͤckſicht auf die auffallend
runde Form nimmt. Aus dieſen einzelnen Zuͤgen laſſen ſich
ſehr wichtige Schluͤſſe entnehmen.
„Schon ſieht man daraus, daß die 3 gefundenen Schaͤ⸗
del auf das Beſtimmteſte weder Negern noch Mongolen anges
hoͤrt haben. Das Erſtere zu vermuthen, war wohl auch gar
kein Grund vorhanden, aber deſto mehr möchte man das Letz⸗
Iſis 1841. Heft 4.
282
*
tere glauben. Da nehmlich die den Mongolen verwandten
Lappen und Finnen die Nachbarlaͤnder Schweden und Norwe⸗
gen bewohnt haben; da ferner die Hunnen, ein rein mongolis
ſches Volk, gegen Norden längs der Suͤdkuͤſte der Oſtſee vor-
drang, war es ſehr annehmbar, daß einzelne Schwaͤrme der—
ſelben die daͤniſchen Inſeln erreicht haben koͤnnten, wenn auch
die Geſchichte dieß nicht ausdruͤcklich erwähnt. Einzelne Alter:
thumsforſcher haben ſogar angenommen, daß eskimoiſche
Stämme die urſpruͤnglichen Bewohner unſeres Vaterlandes ge:
weſen ſeyen. Aber, wenn dieſe Annahmen gegruͤndet waren,
ſo konnten ſie doch in keinem Falle auf die Voͤlker angewandt
werden, welche die erwaͤhnten Huͤgel errichteten; denn die hier
beſchriebenen Koͤpfe haben keinen der Charactere, welche die
Schaͤdel von Eskimo, Lappen und Finnen auszeichnen, ge⸗
ſchweige die von den mehr characteriſtiſchen mongoliſchen Staͤm⸗
men.
An dieſen Köpfen find die Charactere der kaukaſi—
ſche Race nicht allein deutlich da, ſondern ſogar außerordentlich
hervorſpringend. Die Hirnſchale nehmlich iſt, obgleich nicht
groß in ſich ſelbſt, doch groß im Verhaͤltniſſe zum Antlitze,
und der Geſichtswinkel nähert ſich faſt einem rechten (80°);
vorzuͤglich bey den 2 Koͤpfen, deren Geſichtsmuskeln weniger
ausgebildet ſind. Die Hirnſchale iſt auch nach keiner einzelnen
Richtung vorzugsweiſe entwickelt, weder nach der Laͤnge, Breite
oder Hoͤhe, aber gerade dadarch ſich auffallend der Kugelform
naͤhernd. In dieſer Hinſicht finden wir, daß dieſe 3 Schaͤdel
denen derjenigen Nationen am meiſten gleichen, von denen die
Geſchichte meldet, daß ſie in geiſtiger Hinſicht
am meiſten beguͤnſtigt ſind; denn auch die Schaͤdel der
alten Griechen zeichnen ſich nicht durch Groͤße aus, ſondern
mehr durch eine gleichmaͤßige Ausbildung nach allen Richtungen
oder durch ihre Kugelform; auch wird dieſe einſtimmig als die
ſchoͤnſte und edelſte betrachtet. In einiger Ruͤckſicht ſcheinen
dieſe Koͤpfe eine gewiſſe Aehnlichkeit mit denen von anderen
Stämmen der kaukaſiſchen Race zu haben. Von allen Hirn⸗
ſchalen, mit welchen ich Gelegenheit gehabt habe, ſie zu ver—
gleichen, war die Aehnlichkeit, beſonders hinſichtlich der vorra—
genden Naſenknochen, am groͤßten mit denen zweyer Hindu,
welche Dr. Cantor dem anatomiſchen Muſeum der Univerſi⸗
taͤt aus Calcutta zugeſandt hat. Nur ſo viel laͤßt ſich auch
ferner mit Gewißheit ſagen, daß dieſe Koͤpfe Individuen eines
edeln Stammes der kaukaſiſchen Race angehoͤrt haben.“
„Wir wollen noch einen Schritt weiter verſuchen. Wir
wollen herauszufinden ſuchen, wie die Menſchen, von denen
dieſe Koͤpfe ſind, uͤberhaupt ausgeſehen haben moͤgen. Wie der
Antlitztheil der Koͤpfe ſehr klein iſt, ſo iſt ohne Zweyfel der
ganze Koͤrper nicht uͤber mittelgroß geweſen. Das Maaß der
uͤbrigen Knochen, welche ſich in denſelben Graͤbern befanden,
ſcheint darzuthun, daß die dort befindlichen 10 Gerippe Men—
ſchen angehört haben, welche weder über noch unter der mitt—
lern Groͤße geweſen ſind. Daß dieſe Unterſuchung nicht voͤl—
lig die Sache ins Reine bringt, ruͤhrt daher, daß die
Knochen aller 10 Gerippe unter einander geworfen und gro:
ßentheils fortgekommen waren, ſo daß man mit Beſtimmtheit
kein einziges vollſtaͤndiges Skelett von ihnen zuſammenſetzen
konnte.“
„Gewiß iſt es, daß die Antlitzknochen auffallend klein
18 *
283
find: das Antlitz ſelbſt iſt alfo ſehr klein geweſen. Dagegen
find alle Eindruͤcke der Antlitzmuskeln übermäßig ſtark; das
Mienenſpiel des Geſichts muß demnach im Leben ſehr kraͤftig
geweſen ſeyn. Die Augenhoͤhlen ſind ſehr klein, niedrig und
tief unter den Augenbrauenboͤgen verborgen; alſo waren die
Augen auch klein und tiefliegend mit ſtark vorſtehenden Augen⸗
brauen. Die Naſenknochen ſtehen ſtark heraus, ſo daß eine
ſchmale, tiefe Grube zwiſchen ihnen und den Augenbrauenbo-
gen gebildet wird; fie haben alſo (nicht eine flache Stumpf:
naſe, wie die Mongolen und Finnlappen, ſondern dagegen) eine
ſtark gebogene Adlernaſe gehabt. Das kleine Geſicht mit dem
lebendigen Mienenſpiele, die kleinen, tief unter den Augenbrau⸗
en liegenden Augen und die große Adlernaſe ſind Charactere,
welche zuſammen auf eine dunkle Farbe der Haut, der Augen
und Haare deuten.“
„Wie die Betrachtung des Skeletts Anlaß gibt zu
Schlüſſen uͤber das Ausſehen des Körpers Überhaupt im Leben,
ſo gibt ſie ihn auch zu einzelnen Schluͤſſen uͤber die Lebens—
weiſe der Voͤlkerſchaft. Die Vorderzaͤhne find ſcharf, nicht
ganz abgenutzt, wie ſie es z. B. bey den Groͤnlaͤndern und Es—
kimo ſind. Dieß beweiſtt, daß dieſe unſere aͤlteren Landsleute
ihre Zaͤhne nicht auf die Weiſe der Polarnationen gebraucht,
noch ſich, wie dieſe, ernährt haben, eine Vermuthung, welche
ein beruͤhmter Naturforſcher geglaubt hat, nach der Unterſuchung
der Formen der Steingeraͤthſchaften aͤußern zu koͤnnen. Die
Zaͤhne in allen 3 Koͤpfen ſind ſehr abgenutzt. Hohl iſt kein
einziger, aber die meiſten ſind ziemlich mit Weinſtein beſetzt.“
„Aber — alle dieſe Schluͤſſe ſind aus 3, in ein und dem⸗
ſelben Grabhuͤgel gefundenen Koͤpfen gezogen worden. Waͤre
es nicht möglich, daß dieſe Grabhuͤgel Familienbegraͤbniſſe (Aet⸗
tehoͤſe) und die Individuen nahe verwandt geweſen feyen., fo
die hier dargelegten Charactere nur auf die Familie allein, und
nicht auf das ganze Volk paſſen?“
„Da ich ſo weit in meinen Unterſuchungen gekommen
war, mußte ich mich zu den Muſeen wenden, in denen Ske⸗
lette aus Huͤnengraͤbern erwartet werden konnten, beſonders zu
dem für die aͤlteſte Geſchichte des Vaterlands fo wichtig ge—
wordenen altnordiſchen Muſeum. Dieſes beſitzt keine vollſtaͤn—
digen Skelette aus Grabhuͤgeln, ſondern nur Schaͤdel, und
zwar dieſe nur wieder aus 2 Huͤnengraͤbern; nehmlich theils
aus einem Huͤgel auf dem ÜUdbyer Felde bey Stege, alfo uns
gluͤcklicherweiſe aus derſelben Gegend, aus welcher jene 3 Köpfe
find, theils aus dem ſogenannten Maglehoͤi bey Helleſted auf
Seeland. Außer dieſen Schaͤdeln habe ich nur noch 2 andere
aus Hünengraͤbern gehabt, einen aus der Sammlung des Con-
ſervatots Ibſen, in einem juͤtlaͤndiſchen Huͤnengrabe gefunden,
den andern aus dem anatomiſchen Muſeum der Univerfität,
von welchem man aber nur weiß, daß er in einem Huͤnengra⸗
be gefunden worden ſey, doch ohne naͤhere Kunde von der
Fundſtelle, noch von demjenigen, welcher ihn an das Muſeum
gegeben hat.“
„Wie unvollſtändig dieſe Huͤlfsmittel nun auch genannt
werden mögen, find fie doch für die gegenwärtige vorläufige
Unterſuchung nicht ganz unzureichend. An allen jenen Schaͤ—
deln finden ſich die oben angegebenen Charactere ſo beſtimmt,
daß kaum einer derſelben mit einem von einer andern Nation
verwechſelt werden konnte.
Dieß gilt insbeſondere von dem,
284
kleinen Antlitze, dem kurzen Hinterhaupte, der runden Hirn⸗
ſchale, oder vielmehr von dieſen 3 Characteren zuſammenge⸗
nommen. Dagegen ſtehen die Naſenknochen an keinem fo ſtark
vor, wie an den 1836. auf Moͤen ausgegrabenen, und über
haupt muß es zugeſtanden werden, daß eben dieſe 3 Köpfe dies
jenigen find, an denen alle characteriſtiſchen Zeichen am ſtaͤrk⸗
ſten vortreten.“
> „Hieraus ſcheint ſich mit Gewißheit zu ergeben, daß jene
Hügel mit ſteinernen Geraͤthſchaften und Skeletten von ein
und derſelben Nation errichtet worden ſind, deren Charactere
oben dargelegt worden ſind; aber daß jeder Huͤgel vermuthlich
eine Familie beherberge. Dieſer letztere Schluß wird auch da⸗
durch bekraͤftigt, daß ſich unter den Köpfen aus den Huͤgeln
bey Stege der eines Kindes von 8 Jahren befand (der Zahn⸗
wechſel iſt im Beginne), und einige, welche von Frauenzimmern
zu ſeyn ſcheinen (die Knochen, an welchen das Geſchlecht deut⸗
lich zu unterſcheiden iſt, ſind nie aufbewahrt worden). Der im
Univerſitaͤsmuſeum vorgefundene Kopf wurde beſonders dadurch
intereſſant, daß ſich noch Haare auf ihm finden und daß dieſe
dunkelbraun find, wodurch die Vermuthung über die dunkle
Haut: und Haarfarbe jenes Volkes faſt zur Gewißheit wird;
denn es iſt hoͤchſt unwahrſcheinlich, daß die dunklere Farbe eine
Folge des Alters ſeyn moͤchte.“ g 8
„Man wird leicht ſehen, welche Richtung dieſe Unter⸗
ſuchung nun nehmen muͤſſe. Ich habe dieſe Koͤpfe theils mit
den Köpfen von Grönländern, Finnlappen und Kalmuͤcken, theils
mit denen von Slawen und von einem großen Theile der aͤlteren
kaukaſiſchen Geſchlechter verglichen; aber ich habe ſie leider nicht
mit den Köpfen aͤchter Celten vergleichen koͤnnen, eben fo we⸗
nig mit Koͤpfen aus aͤhnlichen Grabhuͤgeln im Auslande, und
erſt dadurch, dadurch aber auch ſicher, wird es auszumitteln
ſeyn, ob es eine und dieſelbe Nation ſey, welche in jener Vor⸗
zeit Skandinavien, England, das noͤrdliche Deutſchland und
Frankreich bewohnt habe; ferner, ob dieſes Volk Celten, oder
nicht, geweſen ſeyen. Die Unterſuchung iſt demnach nur erſt
halb beendigt.“
So weit Herr Eſchricht. ss
In meinem Entwurfe zur aͤlteſten Geſchichte der Jagd
und Fiſcherey in Skandinavien (Utkaſt till jagtens och Fiſkets
aͤldſta Hiſtoria i Sk.) aͤußerte ich (S. 41.), daß man ver
muthlich leicht ausmitteln könnte, zu welchem Volksſtamme die
Menſchen gehoͤrt, welche hier im Norden Werkzeuge von Stein
und Thierknochen gebraucht haͤtten, wenn man die Skelette und
insbeſondere die Schaͤdel zu Rathe zoͤge, welche neben den
Steingeraͤthen oft in den Grabkammern vorkommen.
Da ich am Schluſſe des Juny v. J. auf einer Reife
nach England mich einige Tage in Kopenhagen aufhielt, wurde
ich vom Oberlehrer Hage gebeten, der Unterſuchung eines
Schaͤdels beyzuwohnen, welcher neben einer Menge von Stein⸗
geraͤthen und Bernſteinſachen in einer Grabkammer bey Stege
auf Moͤen gefunden worden war. Bey der Unterſuchung wa⸗
ren mehrere Profeſſoren der Univerfitaͤt, auch Hr. Eſchricht,
gegenwärtig. Von allen Schaͤdeln, mit denen wir den bey
Stege gefundenen dort vergleichen konnten, glich er am meiſten
einem aus dem noͤrdlichen Finnland, welchen (wenn ich nicht
irre) Dr. Illmoni dem Muſeum gefandt hatte. Ein eigent⸗
285 —
licher Lappenſchaͤdel war nicht zur Hand. Nachher beſuchte ich
mit dem Conſul Hage in Stege das merkwuͤrdige Grab, in
welchem der erwähnte und mehrere Schaͤdel, nebſt den zu ihr
nen gehoͤrenden Skeletten, ferner Stein- und Bernſteinſachen
gefunden worden waren. Die Bernfteinfachen zeichneten ſich
insbeſondere durch ihre Menge und ihre abwechſelnden For:
men aus. —
Nachdem Hr. Eſchricht ſich mehrere Schaͤdel aus den
erwaͤhnten Gruͤften hatte kommen laſſen, hat er mit ihnen und ein
Paar anderen, auch aus vorweltlichen Grabhuͤgeln, eine gruͤnd—
liche Unterſuchung vorgenommen, durch welche er zu hoͤchſt
merkwuͤrdigen Reſultaten gekommen iſt. Er iſt nehmlich zu
dem unerwarteten Schluſſe gelangt, daß dieſe Schaͤdel, welche
ſo rohen Menſchen angehoͤrt, daß ſie des Gebrauchs der Me—
talle ganz unkundig waren, dennoch am meiſten den Schaͤdeln
derjenigen Nationen glichen, welche von der Geſchichte als die
in geiſtiger Hinſicht am meiſten begabten bezeichnet werden,
und daß fie Individuen aus einem edeln Stamme der kaukaſi—⸗
ſchen Race angehört haben ꝛc. Er vergleicht fie mit denen der
Hindu, ja ſogar mit denen der alten Griechen. Zu dieſen Re—
ſultaten kam Hr. E. durch die Charactere, welche aus Grab—
huͤgeln, die er bis jetzt unterſucht, gemeinſchaftlich und ſo be—
ſtimmt ſeyen, daß kaum einer der Schaͤdel mit einem Kopfe
aus irgend einer andern noch lebenden Nation verwechſelt wer—
den koͤnne. Und dieſe Charactere beſtehen darinn, daß das
Antlitz klein, die Hirnſchale rund und das Genick kurz iſt, wos
zu noch kommt, daß meiſtens der ganze Kopf klein iſt.
Es verdient indeſſen bemerkt zu werden, daß gerade dieſe
Charactece eine ſichere Diagnoſe fuͤr die Lappenſchaͤdel abgeben.
Der Kopf der Lappen, beſonders weiblichen Geſchlechts, unter—
ſcheidet ſich eben dadurch gerade von dem des gothiſchen Volks—
ſchlages, daß er klein iſt, ein kleines Geſicht, eine runde Hirn⸗
ſchale und ein kurzes (bisweilen wie abgeſtutztes) Genick hat.
Am runden Kopfe und kurzen Genicke erkennt man den Lap⸗
pen gleich.
Ich habe jetzt 4 Lappenſchaͤdel und 2 Gypsabdruͤcke von
Lappen vor mir, um fie mit einem in einem Familiengrabhuͤ—
gel neben Steingeraͤthen gefundenen Sal einem andern aus
der Tiefe eines ſchoniſchen Torfmoores und endlich mit Hrn.
Eſchrichts ſchoͤner Abbildung des bey Stege gefundenen zu
vergleichen. 8
Der eine meiner Lappenſchaͤdel, welcher von einem Weibe
zu ſeyn ſcheint, iſt dem in der Abbildung des Hrn. E. fo aͤhn⸗
lich, daß dieſe faſt nach ihm gemacht zu ſeyn ſcheint. Selbſt
der Geſichtswinkel hat bey dem meinigen auch ungefähr 80 *
Der einzige unbedeutende Unterſchied, welchen ich bemerken
konnte, iſt, daß die Arcus supraciliares etwas mehr vorrag⸗
ten und die Naſenbeine ein wenig mehr bey dem erſtern, als
bey dem letztern, gebogen waren. Aber dieſe beyden Charactere
ſind ſogar noch mehr ausgepraͤgt bey einem der anderen vor
mir liegenden Lappenſchaͤdel, als bey Eſchrichts vorweltlichem
* Der große Geſichtswinkel hat nicht fo ſehr darin feinen
Grund, daß die Stirn befonders hoch iſt, als faft mehr
darin, daß der Oberkiefer kurz und wenig vorſpringend iſt.
286
Schädel. Es. Behauptung, daß dieſer im Leben eine ſtark ge-
bogene Adlernaſe gehabt habe, bleibt dahin geſtellt; aber daß
der letztgenannte Lappenſchaͤdel, bey welchem die Naſenbeine noch
groͤßer und vorſtehender find, einem wirklichen Lappen angehört
habe, wird durch das Amtszeugniß aus dem Orte beſtaͤtigt.
Dieſer Lappenſchaͤdel, welcher einer Mannsperſon zugehoͤrt hat,
unterſcheidet ſich von dem vorigen dadurch, daß er etwas groͤßer
ift, keine ſo gerundete Stirn, ein breiteres Hinterhaupt und ab»
geſtumpfteres Genick hat. Er gleicht in allen Theilen dem
Cranium aus dem Familiengrabhuͤgel, welches ich auch mit zu
vergleichen habe.
Nach dieſen Vergleichungen bleibt mir nicht der geringſte
Zweifel uͤbrig, daß ſowohl der von E. gezeichnete, auf Moͤen
gefundene Schädel, als der aus einem anderen Familiengrabhuͤ—
gel ausgegrabene, welcher jetzt vor mir liegt, dem Volksſtamme
angehoͤrt habe, welchen wir jetzt Lappen nennen. Sollte Herr
E. daran zweifeln, ſo wuͤnſchte gewiß Mancher gern mit mir,
daß er, der Wichtigkeit der Sache wegen, die Charactere ans
gaͤbe, durch welche ſich der von ihm gezeichnete vorweltliche
Schaͤdel von einem Lappenſchaͤdel unterſcheide; denn diejenigen,
welche er in ſeiner Beſchreibung angegeben hat, nehmlich ein
kleines Angeſicht, eine runde Hirnſchale und ein kurzes Genick
machen zuſammen eine recht gute Diagnoſe aus, durch welche
man einen Lappenſchaͤdel von jedem andern unterſcheidet.
Was Hrn. E. irre geleitet zu haben ſcheint, iſt, daß er
ſich unter Lappen ſolche mongoliſche Charactere gedacht hat, zu—
folge deren die Hirnſchale „breit und platt“ waͤre, ferner, daß
nur die kaukaſiſche Race einen ſich am meiſten der Kugelform
naͤhernden Schaͤdel beſitze. Ohne mich daruͤber in irgend einen
Streit einlaſſen zu wollen, in wie fern die Lappen der mongo⸗
- lifchen oder der kaukaſiſchen Race angehören, will ich bloß auf
die Thatſache aufmerkſam machen, von welcher man ſich durch
die Vergleichung leicht überzeugen kann, daß für jetzt kein Volks:
ſtamm in Europa exiſtiert, bey welchem man einen ſp runden
Schaͤdel antrifft, wie bey den Lappen. Dieß ſcheint E. ent⸗
gangen zu ſeyn, wie ebenfalls auch der Umſtand, daß der Kap:
pe im Allgemeinen einen nicht kleineren Facialwinkel hat, als
die uͤbrigen Europäer; ſonſt würde derſelbe nicht aus der run
den Hirnſchale und dem Facialwinkel von 80° bey dem auf
Moͤen gefundenen Kopfe den beſtimmten Schluß gezogen haben,
daß dieſer einem edeln Stamme der kaukaſiſchen Race ange⸗
hoͤrt habe uſw.
Ich muß nun noch einige Worte uͤber ein anderes Volk
vom Polarſtamme reden, welches in America unter dem Na—
men der Eskimo vorkommt. So gewiß es iſt, daß die
Schädel, welche ich bisher aus unſeren aͤlteſten Gräbern gefes
hen habe, Lappenſchaͤdeln gleichen, eben ſo gewiß iſt es auch,
daß ſie keine Aehnlichkeit mit Eskimoſchaͤdeln beſitzen. Und
doch gleichen die erwähnten Gräber, nach Form ſowohl als
nach Einrichtung, völlig den Winterhaͤuſern der Eskimo, und
doch gleichen die meiſten Steinwerkzeuge, welche in ihnen vor:
kommen, ganz und gar denen, welche noch jetzt vom Eskimo—
ſtamme in Nordamerica benutzt werden oder vor einem Jahr-
hunderte benutzt wurden. Es entſteht demnach die Frage: Ge—
hoͤren Lappen und Eskimo, trotz der Unaͤhnlichkeit ihrer Schaͤ—
del, zu ein und demſelben Volksſtamme? So viel ich weiß,
beantworten die Sprachforfcher dieſe Frage mit Ja. Der hoch:
287
gelehrte Raſk findet, daß „zwar eine entfernte, aber doch
weſentliche und merkliche Uebereinſtimmung zwiſchen der groͤn⸗
ländiſchen leskimoiſchen) und lappiſchen Sprache Statt finde.“
Er findet ſich durch die Sprachenvergleichung veranlaßt, „zu
der Vermuthung, daß ein und derſelbe Hauptſtamm in den Als
teſten Zeiten ganz Nordaſien bewohnt und ſich von da auf der
einen Seite nach America, auf der anderen nach Europa aus⸗
gebreitet habe.“ Iſt es dann nicht moͤglich, daß ein Volks⸗
ſtamm, welcher Jahrtauſende lang weit verſtreut unter ganz
verſchiedenen Äußeren Verhaͤltniſſen lebte, mit der Zeit Veraͤn⸗
derungen in ſeiner Schaͤdelform erleiden konnte? Gewiß iſt es
wenigſtens, daß der Zoologe viele analoge Phaͤnomene in ver⸗
ſchiedenen Thierklaſſen aufzuweiſen hat. Man vergleiche z. B.
die Schädel wilder und zahmer Individuen ein und derſelben
Species. Außerdem uͤberſehe man nicht den weſentlichen Um⸗
ſtand, daß, wenn man Lappen und Groͤnlaͤnder vergleicht, man
bloß die am meiſten getrennten Extreme des Stammes ver⸗
gleiche. Noch iſt, ſo viel ich weiß, keine Vergleichung zwiſchen
den Samojeden des nordoͤſtlichen Aſiens und den Eskimo des
nordweſtlichen America angeſtellt worden.
Doch, ich habe hier nur Winke geben wollen. Der Ge⸗
genftand wird ausfuͤhrlicher in meiner Schrift: „Skandinaviska
Nordens urinwonare“ (die Ureinwohner des ſkand. Nordens)
abgehandelt werden.
Schließlich kann ich eine Bemerkungl nicht unterlaſſen.
In einem weſentlichen Theile des Gegenſtandes hat Hr. E.
daſſelbe geäußert, was auch ich gefunden habe, nehmlich, daß
die in unſeren aͤlteſten Gräsern vorkommenden Schaͤdel und
folglich die bey ihnen liegenden Steinwerkzeuge, dem gothiſchen
Stamme, welcher jetzt das Land bewohnt, nicht angehoͤrt. haben.
Dieß iſt ſchon ein weſentlicher und großer Schritt zum Ziele.
Vor noch nicht langer Zeit jedoch eignete man, ohne die minde⸗
ſte Ahnung von einem ſolchen Verhalten, jene Werkzeuge (wie
Opfergeräthe und Streitwaffen) unſeren Vorvaͤtern zu. Dieß
Vorurtheil ſteht man jetzt im Begriffe, allmaͤhllch aufzugeben,
und das ift ſchon recht ſchoͤn. Die Sache iſt inzwiſchen nun
vor den rechten Richterſtuhl gekommen; denn es duͤrfte jetzt
nicht gelaͤugnet werden koͤnnen, daß, wenn ſie irgend jemals
abgemacht werden ſoll, dieß yom Naturforſcher und vergleichen⸗
den Anatomen geſchehen muͤſſe.
Lund, d. 15. Octbr. Sw. Nilsſon.
6) S. 91 — 99. Einige Bemerkungen über den islaͤn⸗
diſchen Utſelur, von J. Hallgrimsſon.
Es war bisher nicht völlig ausgemacht, ob man die See⸗
hundsatt, welcher man auf Island die Namen Utſelur,
Vetrarſelur und an einigen Orten Vigraſelur gegeben
hat, als eine neue, von den nordiſchen Fauniſten unbefchtiebene
Art betrachten muͤſſe, oder ob dieſe Namen bloß locale Benen⸗
nungen einer oder der andern der von Island ſchon bekannten
Arten, oder endlich einer von andern Gegenden her bekannten
Art fenen, welche bis jetzt nicht als an den islaͤndiſchen Kuͤſten
heimiſch aufgeführt worden. Die nachſtehenden Bemerkungen
werden als ein Beytrag zur Beantwortung dieſer Fragen mit⸗
getheilt.
288
Horrebov * führt eine große Seehundsart bey Island
unter dem daͤniſchen Namen Oeſel auf, welcher gewiß ſyno⸗
nym mit dem islaͤndiſchen Utſelur ſeyn muß. Dieß kann man
unter andern aus der Art und Weiſe ſchließen, auf welche jener
Schriftſteller ſagt, daß der Seſel gefangen werde, nehmlich
daß er mit dem Stode geſchlagen werde, wenn er an unbe⸗
wohnte Inſeln hinauf gekrochen fey; denn dieß iſt gerade das
noch meiſtens gebräuchliche Verfahren. Olapſen und Paul-
ſen erwaͤhnen in ihrer Reiſe durch Island dieſer Seehundsart
an mehreren Stellen (S. 219 — 20, 488 — 9, 528 und 750)
unter dem islaͤndiſchen Namen und führen etwas über ihre Les
bensweiſe und Fortpflanzung ꝛc. an, wobey die ſehr characteri⸗
ſtiſche Thatſache vorkommt, daß der Utſel ſeine Jungen auf In⸗
ſeln und Werdern im Anfange des Winters aufziehe. Nichts
deſtoweniger, und obgleich Horrebov den Defel zu den groͤ⸗
ßeren islaͤndiſchen Arten zählt, hat doch Fabricius in feiner
Fn. groenl. (S. 13) dieſe Namen als ſynonym unter der Art
Phoca foetida aufgenommen, und ihm iſt nachher Mohr“
gefolgt, obſchon er ſelbſt die Laͤnge des erwachſenen Thieres zu
4—5 Ellen anſchlaͤgt. Später hat Thienemann » eine
neue Art unter dem Namen Phoca Scopulicola aufgeſtellt,
welche er fuͤr den islaͤndiſchen Utſelur ausgibt. Daß dieß je⸗
doch unrichtig iſt, wird hoffentlich aus dem Folgenden erhellen.
Aber ich muß dabey im Vorbeygehen bemerken, daß ich mich
uͤberzeugt halte, daß der Scopulicola des letzteren Schriftſtel⸗
lets im Grunde keine neue Art ſey, ſondern daß er ein mit
dem Knuͤttel erſchlagenes Er. von Ph. variegata Nilss. vor
ſich gehabt haben müffel, welches durch Zerſchmetterung des
Kopfes unkenntlich geworden und deſſen dicke Lippen aus der⸗
ſelben Urſache gentſtanden ſeyen; denn das beſchriebene Er. iſt
ſicher daſſelbe, welches er in feiner „Reiſe im Norden Euro:
pa's“ (Abth. 2., S. 213) erwaͤhnt, und welches die Bewoh⸗
ner von Grimsoò von einer Knuͤtteljagd mitgebracht hatten. Da
nun außerdem die Farbe in Thienemanns Figur der der
Ph. variegata ziemlich nahe kommt, und da er ſelbſt bekennt,
die Zahnverhaͤltniſſe ſtimmen mit denen der letztgenannten Art
uͤberein, waͤhrend er auf der andern Seite nicht im Stande
geweſen iſt, irgend ein befriedigendes Kennzeichen für ſeine ver
meintlich neue Art anzugeben; ſo glaube ich, daß dieſe bis auf
weiter nicht anzunehmen ift, wonach denn kein Grund vorhan⸗
den waͤre, aus der Urſache Nilsſons ſehr bezeichnende Art—
benenennung variegata noch wieder in eine neue, wenn gleich
ebenfalls in gewiſſer Hinſicht gute (Ph. littorea) umzuaͤndern.
Ungefähr zu derſelben Zeit, in welcher Th. feine „Be⸗
merkungen“ veroͤffentlichte, warf Faber in der Tidsſkrift for
Naturvidenſk. (Bd. 4. S. 114) die Aeußerung hin, der islaͤn⸗
diſche Utſelur ſey identiſch mit Ph. Grypus Fabr. Mel:
chior et u wagte indeffen nicht, jene Mepnung gegen Ths. Au:
„ Filforladelige Efterreininger om Island. Kjoͤb. 1752.,
S. 234 — 5.
NForſög til en isl. Naturhifterie ved N. Mohr.
1786., S. 5.
Naturhiſt. Bemerk. v. Thienemann, Abth. 1.,
1824., S. 59.
Danmarks og Norges Pattedyr. Kjoͤb. 1834.
Kiöb.
Leipz.
289
toritaͤt anzunehmen, und fo iſt die zweifelhafte Ph. Scopulicola in
feine Preisſchrift übergegangen, in welcher auch von ihr ange—
geben wird, fie ſey die in Island allgemein unter dem Namen
Vetrarſelur und Utſelur bekannte Art. Aber dieß verhaͤlt ſich
nicht ſo. Der genaue und ſcharfſichtige Faber hatte im Gegen—
theil Recht. Der Utſel iſt ein wirklicher Ph. Grypus oder in
jedem Falle eine der Form des Grypus ſehr nahe ſtehende
Art.
Um dieſe Behauptung mehr zu bekraͤftigen, will ich einen
Schaͤdel beſchteiben, welchen ich dieſen Herbſt von Island mit—
gebracht habe und der ſich jetzt im hieſ. koͤnigl. Muſeum bes
findet. Ich habe ihn ſelbſt von einem Thiere genommen, wel—
ches im vergangenen Auguſt beym Akraneſet im Diſtricte von
Borgerfjord an der ſuͤdweſtlichen Kante erſchoſſen worden war.
Ich erhielt Nachricht, daß ein Schuͤtze an jener Stelle einen
jungen Utſel bekommen und ihn nach Reikjavik nebſt einigen
Er. von Ph. variegata gebracht hätte. Ich eilte zur Stelle,
kam aber leider zu fpät. Die Haut war abgezogen, die
Eingeweide herausgenommen, der Körper zertheilt und die Stuͤcke
theils fortgetragen. Sogar die Taſterhaare (veidehaarene )
waren mit der größten Sorgfalt ausgezupft, — wie man fagte
— zum Arzneygebrauche! Hier war alfo weder an eine Uns
terſuchung der aͤußeren Form, noch an anatomiſche Beobach—
tungen zu denken. Nicht einmal ein vollſtaͤndiges Skelett war
zu erlangen. Ich mußte mich mit dem Schaͤdel und der Ver—
ſicherung des Schuͤtzen begnügen, daß er ſowohl als alle Sach
kundigen, welche das Thier ganz geſehen, es fuͤr ein junges
Maͤnnchen der Art Vetrarſelur oder Utſelur erkannt haͤtten,
welche an dieſen Orten ſehr bekannt iſt (ſ. Olavſens und
Paulſens Reiſe, S. 219— 20.) Und freylich leuchtete es
mie beym erſten Blicke auf die Bildung der Zaͤhne und des
Kopfes ein, daß ich einen Ph. Grypus vor mir haben muͤßte;
auf der andern Seite aber ſchien mir die abgezogene Haut alls,
zu dunkel dazu zu ſeyn. Sie war graulichbraun, am dunkelſten
auf dem Ruͤcken, und ungefleckt. Die Krallen der Vorderpfo—
ten bekam ich zu ſehen; ſie glichen voͤllig denen eines jungen
Grypus in der koͤnigl. Sammlung, bis auf die Farbe, welche
hornbraun war, ſtatt daß ſie dort bey jenem meiſt ſchwarz iſt.
Selbſt die Bildung der Pfoten ſtimmte mit Thienemanns
Beſchreibung derſelben bey Ph. Halichoerus uͤberein. Die
Laͤnge hatte etwa 3 Ellen betragen.
Durch Prof. Reinhardts Guͤte erhielt ich Gelegen—
heit, den erwaͤhnten Schaͤdel mit dem des Originalexemplars
von Ph. Grypus, welches Fabricius in den Naturhiſt.
Selſk. Str., Bd. I. H. 2. S. 163. ff. beſchrieben, und von
dem er ebenda, Tab. XIII. Fig. 4., dieſen Schaͤdel gezeichnet
hat. Aber da die Unterkiefer dieſem Schaͤdel fehlen, ſo habe
ich bey der Vergleichung der Unterkieferzaͤhne das oben erwaͤhn⸗
te ausgeftopfte Ex. eines jüngern Ph. Grypus im koͤnigl Mu⸗
ſeum benutzt.
Das Verhalten der Zähne an dieſen Schaͤdeln iſt fol—
gendes: A. Im Oberkiefer (das islaͤndiſche Ex. und das
Originalexemplar): 6 Vorderzaͤhne; die 2 aͤußerſten ſtark, et-
was flachgedruͤckt, mit einer koniſchen, einwaͤrts und etwas zur
Seite gebogenen Spitze; die 4 mittleren viel kleiner, von den
Seiten flachgedruͤckt und zugeſpitzt; große, koniſch-ſpitzige, ruͤck⸗
waͤrtsgebogene Eckzaͤhne; 5 einfache Backenzaͤhne jederſeits (das
isländ. Ex. mit einem kleinen ten Zahne in der rechten Ma-
Iſis 1841. Heft 4.
— au
—
290
rille), von denen die 4 erſten, vorwaͤrts gerichteten, mit ruͤck—
waͤrts gebogener Spitze, der Ste und hinterſte mit einer gera—
den, pyramidalen Spitze; der vorderſte der kleinſte, der Lte und
Zte die größten. B. Im Unterkiefer (das islaͤnd. Ex. und
der ausgeſtopfte junge Grypus): 4 flachgedruͤckte Vorderzaͤhne,
die aͤußerſten die groͤßten, ſtehen weiter vor als die 2 mittle—
ren; Eckzaͤhne wie im Oberkiefer; 5 Backenzaͤhne jederſeits,
von denen der 2te der größte; der Ste hat einen Zipfel auf
dem hinteren Rande, der 4te und Ste 2 kleine Zipfel, jederſeits
1; der hinterſte Zahn der niederigſte. Das Verhaͤltniß der Zaͤh⸗
ne bey den verglichenen Exemplaren iſt ſonach im Weſentlichen
völlig uͤbereinſtimmeud. Als Verſchiedenheiten bemerke man je:
doch: 1) daß die Zaͤhne des islaͤndiſchen Schaͤdels im Ganzen
ſtaͤrker find (der rechte Eckzahn im Oberkiefer iſt beym islaͤnd.
Ex. 9“, lang und 5½““ dick, beym Fabric ius'ſchen 7“
lang und 4½““ dick), welche Verſchiedenheit jedoch größtens
theils von dem verſchiedenen Alter herruͤhrt, da die Zaͤhne im
Originalexemplare augenſcheinlich abgenutzt ſind. 2) Das isl.
Ex. hat in der rechten Maxilla superior einen kleinen Eten
Backenzahn gehabt; er iſt jetzt fort; aber ich erinnere mich
deutlich, daß er koniſch, voͤllig ungetheilt und viel kleiner war,
als die anderen; man kann ihn ſicher als eine ungewoͤhnliche
Abweichung von dem normalen Verhalten der 5 Backenzaͤhne
uͤberall betrachten. 3) Die Zaͤhne, beſonders die Backenzaͤhne,
ſtehen weiter aus einander bey dem Originalexemplare, aber dieß
ruͤhrt ganz gewiß von dem verſchiedenen Alter her, da das be—
ſagte Ex. im Ganzen groͤßer iſt, folglich auch die Maxillen
laͤnger, als beym islaͤndiſchen, waͤhrend dieß weniger abgenutzte
und deßhalb dickere Zaͤhne hat als jenes.
Einige Ausmeſſungen beyder Schaͤdel:
eee, ee
1) Länge vom vordern Zahn:
rande des Zwiſchenkiefer⸗
knochens bis zur Hinter—
fläche der Condyli ocei-
pita es 8 Zoll 10 Lin.
2) Breite uͤber der kleinen Er⸗
hoͤhung hinter den Gehör:
gangen d ine 4 11
3) Breite über der Verbin⸗
dungsſtelle des Zygoma u.
des Os temporum. . . 5 = 7 5 2
4) Breite uͤber dem oberſten
Paare der Backenzaͤhne . 25 = Died
5) Breite über den Eckzaͤhnen 1 » 8 = 1 =
6) Länge des Zwiſchenkiefer⸗ .
being vom vordern Zahne
rande bis zu feiner Ver⸗
bindung mit dem Naſen⸗
8 Zoll 6 Lin.
beine e e EST T hr 2 Mel. Bee
7) Laͤnge des Oberkiefers bis ?
Orhan. 7 3 1
8) Fänge der Ossa nas i. 21 1338
9) — — — frontis. 3 = — « IT
10) — — — bregma-
i 1 — =
11) — — — palatina 1 1 > 1 — :
12) — des Zygoma . 2ũꝶ1——ö2 4
291
13) Länge des Vomer ... 1 Zoll — Lin.
14 Os sphenoi-
deum. » ER EIRA ER
(beym F.'ſchen Er. mit dem Os occip. verwachſen)
15) Breite des Unterkiefers am
1 Zoll — Lin.
binterften Backenzahne . — 10
16) Breite des Unterkiefers
von der Spitze des Kron⸗ 5
fortſatzes dis zum untern 0
Rande 83 Dis n
17) Abſtand der Condyli von
ein ande e
(Alle dieſe Abmeſſungen find mit dem Cirkel gemachte Abſtands⸗
meſſungen.) *
Aus dieſen Abmeſſungen ſieht man unter Anderm, daß,
während berde Schädel den von Nilsſon aufgeſtellten Sat:
tungskennzeichen für Halichoerus entſprechen (die größte Breite
über den Jochboͤgen), doch viele Abweichungen zwiſchen ihnen
Statt finden. Die wichtigſten von dieſen ſind, daß die Schnauze
bey Fes. Ph. Grypus länger geſtreckt iſt als an dem isl. Ex.,
aber befonders, daß alle oberen Kopfknochen beym erſtgenann⸗
ten Schädel verhaͤltnißmaͤßig bedeutend länger als beym letzt
genannten, und daß die Wangenboͤgen mehr ausgebogen find.
Hierdurch bekommen ſie ein ziemlich verſchiedenes Anſehen, ins
dem das F.'ſche Ex. weit abgeſtumpfter als das isl. ausſieht,
beſonders nach hinten, wo der Baſilarknochen faſt ſenkrecht her⸗
abſteigt, wahrend es ſich beym isl. bedeutend neigt. Inzwi⸗
ſchen glaube ich, daß dieſe Abweichungen als dem verſchiedenen
Alter eigenthümlich zu betrachten find, und in dieſem Falle ſind
ſie oſteologiſch intereſſant. Die Wirkung der Nackenmuskeln
auf die Crista occipitalis hat nehmlich dieſe beym F. Then Ex.
allmählich weiter ruͤckwärts gezogen, wodurch ſich die Hirn⸗
ſchale ſtrecken und mehr Platz gewinnen mußte, ſich in der
Länge zu entwickeln, waͤhrend der mit den Jahren wachſende
nme (Crotaphites) die Jochboͤgen hervorgezogen
hat. a
Endlich will ich hier einige Bemerkungen über die Le⸗
bensweiſe und Fortpflanzung ꝛc. des isl. Utſelur niederſchreiben,
welche mir von dem Kaufmanne A. Thorlacius, auf Stikk⸗
jisholm in Island, brieflich mitgetheilt worden ſind. Sie ver⸗
dienen um fo mehr Beachtung, als Hr. Th. ein eifriger Jaͤ⸗
get in der wahren Bedeutung des Wortes iſt und vollkommen
den Anforderungen entſpricht, welche Pr. Nilsſon an einem
Jager in der Vorrede zu feiner ſkandin. Fauna macht.
„Der Utſel,“ ſagt der Briefſteller, „iſt hier ſehr gemein
in der Bredebugt und Überhaupt an den Kuͤſten des Weſtlan—⸗
des. Erwachſen iſt er 4—5 Ellen lang, und vielleicht trifft
man dort noch größere M (Grunlar), welche die W. (Urtan)
immer an Größe uͤbertreffnn. Seine Nahrung beſteht theils
in verſchiedenen Fiſcharten, als Dorſch, Flundern, Ulken [Cottus]
uſw., thells aus Cruſtaceen und anderen niederen Thieren, als
Seeſternen uſw., beſonders im Winter, da die Fiſche im Allge—
meinen die Tiefe ſuchen. Dieſe hier genannten Thierarten
habe ich ſelbſt ſie freſſen ſehen, da dieſes uͤber dem Waſſer zu
„S. Nilsſons Skand. Fn., Einl., §. 15.
292
geſchehen pflegt. Obgleich dieſe Seehundsart hier in Menge
vorkommt, ſo werden doch nur wenig erwachſene Individuen
gefangen; denn dieſe ſind gemeiniglich wegen ihrer Juze in
Sicherheit und koͤnnen nicht leicht anders, als mit der Kugel
getoͤdtet werden, wegen ihres großen und ſtark gebauten Kopfes;
es gibt hier aber nur wenig geuͤbte Buͤchſenſchuͤtzen. Außerdem
find fie meiſtens überaus ſcheu und vorſichtig. Gegen 3 Wo:
chen vor dem Eintritte des Winters * beginnt der erwachſene
Utſelur ſich den dem Lande nahe gelegenen Scheeren und In⸗
ſelchen zu naͤhern, wo das Weibchen zu werfen pflegt. Es
wählt beſonders ſolche Scheeren, welche bey der Springfluth
nicht unter Waſſer kommen, und ſo auch die niedrigen Inſeln,
welche nicht zu ſteil ins Waſſer abſteigen. Hier ernährt das
Weibchen ſein Junges ungefaͤhr 14 Tage lang vor dem An⸗
fange des Winters. Das Junge iſt reich mit weichem, weiß⸗
gelbem, wollichtem Haare bedeckt, welches es allmaͤhlich verliert
und geht nicht eher in die See, bis der Haarwechſel vollbracht
iſt, wo es dann 4—5 Wochen alt iſt. Während der ganzen
Zeit, in welcher das Junge auf dem Trocknen liegt, verläßt es
fein Lager nicht; aber jedesmal bey der Fluth kriecht die Mut⸗
ter zu ihm hinauf, um es zu ſaͤugen. Bisweilen legt das W.
ſein Junges ſo dicht an die See, daß die Wellen daſſelbe er⸗
reichen und bey eintretender Springfluth fortreißen koͤnnen, wo
es dann huͤlflos von einer Scheere zur andern herumtreibt;
denn ſo lange das Junge das weiche Milchhaar nicht verloren
hat, kann es nur wenig ſchwimmen uud noch weniger unter⸗
tauchen. In dieſem Zuſtande nennt man es im Weſtlande
Sjovelkjingur (Seetreiber); es iſt ſtets ſchwach und ausgemer⸗
gelt, während die anderen, welche ihr Lager nicht verlaffen ha⸗
ben, fett und gut bey Leibe find; dieſe heißen Volſelir. Am
fetteſten iſt das Junge, wenn es „halbfertig iſt (d. h. wenn
es das Milchhaar auf dem Kopf und den Pfoten verloren hat);
aber nachher wird es magerer, weil die Mutter dann anfaͤngt,
es hungern zu laſſen, damit es ſein Lager verlaſſe und in die
See gehe. Dieß geſchieht ungefähr am Ende der Zten Win⸗
terwoche, oder etwas ſpaͤter, weßhalb man es auch zweckmaͤßig
befunden hat, die Jungen in der Zten Woche zu fangen. Der
Utſel iſt ſchwarzgrau; einige ſind ſogar faſt ganz rein ſchwarz,
beſonders die M. **; die W. ſind etwas heller. Er hat eine
lange Schnauze und einen großen Kopf, welcher bey den alten
M. ausſieht, als ob er eckig wäre. Dieſe haben ein grimmi⸗
ges Anſehen und find ſehr böfe und beißig. Sie kaͤmpfen oft
auf den Scheeren mit einander und beißen ſich ſo gewaltig,
daß ſie blutend und zerfetzt aus dem Kampfe gehen. Sie koͤn⸗
nen auch dem Menſchen beym Fange auf den Scheeren (tups
pidrapi) gefaͤhrlich genug werden, wenn der, welcher“ ſchlagen
ſoll, unvorſichtig auf ſie losgeht, welches daher immer von der
Seite geſchehen muß. 4
Ueber das Alter dieſer Seehundsart kann ich nichts Zus
verlaͤſſiges berichten; doch iſt es mit aller, Wahrſcheinlichkeit
anzunehmen, daß ſie ſehr alt werden koͤnne. Gewiß weiß ich
aber, daß das W. 9 Monate lang traͤchtig geht.“
Nach der isländiſchen Jahreseintheilung fällt derſelbe zwi⸗
ſchen den 19ten und 26ften October.
Ob dieß nicht daher rühren möge, daß fie theils durch Rei⸗
ben an den Klippen uſw., theils in Folge des hohen Al-
ters das meiſte Haar verloren haben? J. H.
293
Ich lebe der Hoffnung, bald moͤglichſt ein vollſtaͤndiges
Skelett, wie auch die Haut eines alten Utfelur von Thor la⸗
cius zu erhalten, wodurch denn die Frage über die Identität
dieſer Art mit Ph. Grypus völlig beantwortet werden kann,
falls die Sache noch einem Zweifel unterliegen ſollte.
7) S. 100 - 1. Amphicora Sabella. (A. d. Ber:
handl. d. Geſ. naturf. Fr. zu Berlin, 1836.)
8) S. 102 —3. Ueber den von Porphyrgaͤngen durch⸗
zogenen rothen Sandſtein im ſuͤdlichen Groͤnland, von Dr.
Pingel.
1 9) S. 104. Explicatio Tab. Imae. et 1. ad p. 281.
Fig 1. Chalimus Scombri Burm. (Calig. curtus,
ati opinor, junior); a. organum, cujus ope annectitur ani-
mal; 6. antennae posteriores; c. palpus; d. 1 mum par
pedum; e. 2 dum; 9. 3tium; 9“ exhibet varietatem quo-
ad proportionem setarum horum pedum; A. 4 tum p. pe-
dum; , 5 tum; K. 6 tum; Caligus curtus cum 2 Chali-
mis Scombri annexis.
Fig. 2. Nova sp. gen. Chalimi Burm. (an potius
Cal. pectoralis junior?) a. 1 mum p. pedum; 6. 2dum;
c. Stium; d. annulus abdominis prior cum 6to p. pedum
(e); /. annulus genitalium; f.* appendices hujus annuli
(rudimenta fortasse 7mi p. pedum 2); 9. cauda cum ap-
pendicibus. N
Fig. 3. Caligus diaphanus Nordm. a. antennae
posteriores; 5. 2 dum p. pedum; c. furca; d. 6tum p.
pedum. a
Fig. 4. Trebius caudatus Kr. a, antennae anterio-
res; a* seta harum antennarum; . palpus; c. pes 1mi
p.; d. pes 2di p.; e. furca; J. pes Stii p.; J. seta ci-
liata remi externi hujus paris; 9. pes Sti p.; A. pes Gti
p- 3 i, caudae margo inferior cum appendicibus.
Fig. 5. Dinematura ferox Kr. d. antennae ante-
riores; d.“ seta ciliata harum; b. palporum par prius;
. posterius; d. pes Imi p.; e. pes 2di p.; f. pes Stü
p.; 9. pes Ati p.; „. seta pennata Sti p. pedum; i. pes
vti p.; X. cauda cum appendicibus infra,
Fig. 6. Pandarus bicolor Leach. b. antennae
anteriores; d. posteriores; c. et e. laminae ad basim an-
tennarum posteriorum; f. rostrum; g. palpus; A. pes
Imi p.; i. pes 2di p.; . pes 3tii p.; J. 4ti p.; m. pes
Sti p.; n. pes Gti p.; o. cauda c. append. infra.
(Fortſetzung folgt.)
Schilderung
mehrerer Ausflüge nach Brinnis bey Delitzſch, 4 Stunden von Leipzig,
in zoologifcher, vorzüglich ornithologiſcher Hinſicht von Brehm.
(Beſchluß.)
Ich fahre nun in meiner Reiſebeſchreibung fort.
(Aus: Overſigten over Videnſk. Selſk. Forhandl.)
294
Ich durchſuchte denſelben Tag die ſchoͤnen Waͤlder, in
welchen die Blaͤtter von Tag zu Tag mehr hervorwuchſen, und
die immer lebendiger wurden; allein ich fand nichts Beſonderes,
was ich haͤtte ſchießen moͤgen.
Den 8. Mai machte ich abermals einen Ausflug. Ich
erlegte nahe beym Dorfe ein gepaartes Paar Hausſperlinge,
und mehrere einzelne, unter andern ein Weibchen mit ganz ſchwar⸗
zem Schnabel, das einzige, welches ich je ſah. Allein von den
Sperlingen dieſer Gattung wird weiter unten mehr die
Rede ſeyn; und deßwegen verſchiebe ich das, was ich noch
außer dem ſchon oben Bemerkten uͤber ſie zu ſagen habe, bis
dorthin. Mein Streben, noch mehr gepaarte Paare von den
haͤufigen Hausſperlingen zu erlegen, hatte keinen Erfolg.
Eben ſo wenig gluͤcklich war ich bey den Goldammern. Ich
hatte früher eine ſchoͤne Ausartung dieſer Art — weiter unten
wird mehr uͤber ſie geſagt werden — im Winter aus Brinnis
erhalten und aus derſelben geſchoſſen, daß eine andere Suhspe-
cies von Goldammern bey Brinnis, als bei Renthen⸗
dorf brüten muͤſſe. Um aber darüber völlige Gewißheit zu
e langen, wollte ich ein gepaartes Paar diefer Vögel erlegen;
allein es gelang mir nicht. Die Maͤnnchen ſaßen auf den
Wipfeln der Baͤume und Buͤſche und ließen ihren einfachen
Geſang ertoͤnen und die Weibchen liefen auf dem Boden nach
Nahrung herum. So kamen ſie nicht ſo nahe beyſammen, daß ich
ein gepaartes Paar auf einen Schuß erlegen haͤtte koͤnnen; ſelbſt
wenn beyde Geſchlechter in einem Buſche ſaßen: war dieß nicht
möglich und fo verſchob ich die Unterſuchung bis auf eine ſpaͤ—
tere Anweſenheit in Brinnis. —
Nicht weit von Brinnis auf einem großen Riede bemerkte
ich eine Schafſtelze, die erſte, welche ich in dieſem Jahre
dort ſah. Sie lief auf dem Boden nach Nahrung herum,
ließ, als ich mich ihr naͤherte, im Auffliegen ihren gewoͤhnlichen
Lockton hören, feste ſich auf eine Erle, und wurde herabgeſchoſ—
ſen. Es iſt ein ſehr merkwuͤrdiger Vogel. Da ich aber unten
mehr von den Schafſtelzen zu ſagen haben werde, will ich
auch die Beſchreibung dieſer bis dorthin verſparen. —
Uebrigens kam mir dieſen Tag Nichts weiter von Bebeu:
tung vor.
Den 9. May gieng ich ohne Gewehr aus, und fand die
ſchon mehr genannten Vögel. Von Kiefern bemerkte ich ganz
beſonders mehrere Lauf- und Springkaͤfer, welche auf den Wegen
herumliefen. Ganz beſonders haͤufig war Searabaeus auronitens,
den ich nirgends ſo oft als bey Brinnis angetroffen habe; denn
er lief auf allen Wegen herum. Ebenfalls haͤufig traf ich
mehrere Arten von Coreinella und die Cicindela campestris.
Allein meine Bemuͤhungen, einen Lucanus cervus zu erhalten,
welcher bey Brinnis nicht ſelten und um Renthendorf gar nicht
zu finden iſt, waren ganz umſonſt. Er iſt auch bey Brinnis
nur zufällig, nicht durch Aufſuchen zu erhalten. Die Maikaͤfer
fand ich nur einzeln; die meiſten kamen erſt ſpaͤter. —
Von Schmetterlingen ſah ich auch nur das Gewoͤhnliche,
am Meiſten die uͤberwinterten aus der Sippe der Eckfluͤgel,
Vanessa, z. B. Vanessa polichloros, urticae, C. album, io
et antiopa, eine einzige Vanessa atalanta und trotz aller Be—
muͤhung keine Vanessa levana oder xanthomelas. Dieſe bey⸗
den letztern habe ich auch in der hieſigen Gegend trotz allem
Nachſuchen nie angetroffen. Sehr häufig flog Colias rhamni
295
und mehrere Arten Pontia, vorzüglich die niedliche Pontia car-
daminis. Doch ſah ich von der letztern die kleinere, welche ich
hier fand und die von der großen noch mehr verſchieden iſt,
als Vanessa iodes von Vanessa io trotz aller Aufmerkſamkeit
nicht. An Spannern fehlte es in dieſer baumreichen Gegend
auch nicht; allein ich traf von dieſen nichts Beſonderes an.
So lange ich in jener Gegend in dieſem Fruͤhjahre Ausflüge
machte: ſah ich mich an den dort ſtehenden Erlen nach der
ſchönen Liparis (Bombyx) versicolora, aber vergeblich um.
Entweder waren ſie ſchon voruͤber oder dort gar nicht zu finden;
denn ſie ſcheinen mehr große als kleine Baͤume zu lieben und
deßwegen ſieht man ſie im Rodathale, in welchem ausgezeichnet
ſchöne Erlen ſtehen, am Wenigſten ſelten. Auch gieng meine
Hoffnung, eine überwinterte Macroglossa stellatarum, hier
Schießer genannt, anzutreffen, nicht in Erfuͤllung.
Von Saͤugethieren ſah ich nichts Bemerkenswerthes. Die
Fledermäuſe waren ſeltner als hier, hielten ſich faſt immer
fo in den Dörfern, beſonders in den Höfen und den daran ſtoßen⸗
den Gaͤrten, daß ich keinen Schuß nach ihnen thun wollte. Von
Mäufen erhielt ich Nichts, als die Überall häufigen Hausmaͤuſe.
Als ich an dieſem 9. May durch einen Eichenwald gieng: ſah
ich mitten im Wege einen Haſen ſitzen, welcher mich ganz nahe
an ſich kommen ließ, ohne ſich zu entfernen. Ich gieng völlig
hinzu und ſah, daß er todt krank war. Ich hob ihn auf, fand
ihn gut beleibt, aber fo elend, daß er in meiner Hand ſtarb.
Es war eine Haͤſinn, welche, den Milchwarzen nach zu urtheilen,
nicht allzu lange geſetzt hatte. Was mochte dieſer Haſe in der
ſchönen Jahreszeit für eine Krankheit gehabt haben? Daß er
keinen Schuß erhalten hatte, ſah man deutlich. Waͤre es mir
nicht fo umftändlich geweſen: hätte ich den Kopf deſſelben mit⸗
genommen, um die Haſen jener Gegend mit den unſerigen zu
vergleichen. Es iſt ſeit langer Zeit eine weit verbreitete Mei⸗
nung unter den Jaͤgern, daß es Wald⸗ und Feldhaſen
gäbe und daß dieſe wirklich verſchieden ſeyen. Man ſagt, die
Waldhaſen, d. h. die der Nadelwaͤlder ſeyen groͤßer und
wohlſchmeckender, als die Feldhaſen. Das letztere kann ich
nicht beurtheilen, weil ich nie beyde zuſammen gegeſſen habe
und auch zu wenig Gutſchmecker bin, um die gewiß feinen
Unterſchiede bemerken zu koͤnnen. Aber gewiß iſt es, daß man
in Leipzig die Waldhaſen theurer als die Feldhaſen bezahlt, weil
man behauptet, ſie ſeyen groͤßer, wohlſchmeckender und haͤtten
einen beſſern Balg. Daß die Waldhaſen größer, als die Feld⸗
haſen ſind, kann ich beſtaͤtigen; denn jene erlangen eine oft
auffallende Größe. Im Januar 1819 erlegte ich einen unferer
Waldhaſen, welcher die gewohnlichen Feldhaſen an Größe
ſo übertraf, daß er ein ganz anderes Thier zu ſeyn ſchien, er
wog mit den Eingeweiden gerade 18 Pfund. Ich kann nicht
umhin, dieſem Haſen hier ein Denkmal zu ſetzen; denn er war
ein wahres Muſter von Klugheit. Er hatte ſeinen Aufenthalt
in dem hieſigen Pfarrholze und dem daſſelbe umgebenden Fich⸗
tenwalde. Ein wenig geuͤbter Schuͤtze hatte fruͤher zwey Mal
nach ihm geſchoſſen und dieß hatte ihn ſo klug gemacht, daß
er nicht zu erlegen war. Er nahm namlich fein Lager ſtets
in ſehr dichten Buͤſchen. Hatte der Jaͤger keinen Hund bey ſich:
fo bekümmerte er ſich nicht um ihn. Fuhr er ja heraus: fo
geſchah es ſtets, wenn der Schuͤtze voruͤbergegangen war und
dann beobachtete er auch noch alle Regeln der Klugheit. Oft
lag er nicht weit vom Felde. Wurde er da aufgetrieben, ſo lief
er niemals nach dem Felde hin, ſondern bog um den naͤchſten
296
Buſch herum und verlor ſich ſo in der Dickung, daß ich ihn
wohl zehn Mal aufgejagt habe, ohne einen einzigen Schuß auf
ihn thun zu koͤnnen. Stand ihn der Hund und der Jaͤger
gieng auf die andere Seite des Gebuͤſches: ſo konnte er gewiß
ſeyn, daß der Haſe viel lieber nahe an dem Hunde, als ſchuß⸗
gerecht und frey vor dem Jaͤger vorbeygehen werde. Denn er
hatte ſich ſtets ſo gelegt, daß ihm das ihn umgebende Gebuͤſch
ſolche Streiche moͤglich machte. Wurde nach Haſen getrieben:
dann kam er entweder gar nicht zum Vorſchein oder er gieng
durch die Treiber durch. Stand man auf dem Anftande: dann
kam er entweder gar nicht oder ſo ſpaͤt, daß er nicht mehr deut⸗
lich zu ſehen, noch weniger zu erlegen war. Durch dieſe aus⸗
gezeichnete Klugheit, welche einem Fuchſe alle Ehre gemacht
haben wuͤrde und bey einem Haſen nur aͤußerſt ſelten gefunden
wird, hatte er — ſo weit konnte ich ihm nachrechnen — ſein
Leben wenigſtens auf 6 Jahre gebracht. Er war allen hieſi⸗
gen Schuͤtzen wohl bekannt, und es galt hier für eine ganz be—
ſondere Jaͤgeraufgabe, ihn zu erlegen. Aber auch bey ihm hieß
es, „der Krug geht zu Waſſer, bis er zerbricht.“ Eines Abends
im Januar 1819 ſtand ich hinter einem Steinhaufen, hier
Steinruͤcken genannt, an einem gut beſtandenen und von Hafen
ſehr beſuchten Saatfelde auf dem Anſtande. Schon hatte es
7 Uhr geſchlagen und in weiter Entfernung war mancher Haſe
erſchienen, als ich einen ausgezeichnet großen herbeykommen ſah.
Er erſchien mir ſogleich als der weltberuͤhmte Pfarrholzhaſe —
ſo hieß er unter uns —; als er ſchußgerecht herangelaufen war:
rief ich ihn an und erlegte ihn ſogleich. Spaͤterhin habe ich
ſehr bedauert, daß ich ihn nicht ausſtopfte; er wäre ein intereſ⸗
ſantes Stuͤck in einem Muſeum geworden.
Am 10. May begab ich mich nochmals auf die großen
Wieſen um Brinnis. Die Goldammer waren uͤberall haͤufig;
aber ich bekam ebenſo wenig ein gepaartes Paar, als den Tag
vorher. Dagegen machte ich auf eine Geſellſchaft Kiebitze
ernſtliche Jagd. Einer naͤherte ſich mir, aber der etwas weite
Schuß hatte keinen Erfolg. Einige Zeit darauf naͤherte ſich
ein zweyter, und der zweyte Schuß ſtuͤrzte ihn aus der Luft
herab. Es war ein Weibchen, wie ein anderer, den ich eine
halbe Stunde ſpaͤter auf einer andern Wieſe ſchoß. Beyde gehören
einer beſondern Subspeeies an, welche ſich hauptſaͤchlich durch
die geringere Groͤße von den beyden von mir im Handbuche der
Naturgeſchichte aller Vögel Deutſchl. S. 555 bis 557 beſchrie⸗
benen unterſcheidet. Ich lernte ihn am 10. März; 1833
zuerſt kennen und will hier erſt Einiges uͤber ſeinen Aufenthalt
und ſeyn Betragen bemerken und dann die Unterſcheidungsmerk⸗
male deſſelben angeben. Im Anfange des Maͤrzes 1833 fiel ein
bedeutender Schnee, welcher die ganze Gegend weit und breit
bedeckte. Am 10. begab ich mich auf die erdmannsdorfer Wie⸗
fen, um nach Piepern zu ſehen. Das Erſte, was ich an.
den dort befindlichen Quellen bemerkte, waren 3 Paar Kiebitze,
von welchen ſich jedes Paar ſehr treu zuſammen hielt. Sie
liefen wie gewöhnlich mit wagrecht, oft hinten etwas höher ſte—
hendem Körper, vorgeſtrecktem Halſe und aufgerichtetem Federbuſche
herum und ſehr aͤngſttich nach Inſecten und Wuͤrmern. So—
bald fie mich gewahr wurden, ließ der eine feine Warnungs—
ſtimme hören: ſogleich richteten ſich alle andern empor und
man ſah ihnen deutlich an, wie fie aufhorchten und ſcheu umher:
blickten. Ich näherte mich ihnen mit aller nur möglichen Vor:
ſicht; allein Alles umſonſt. Der Warner flog auf und die
ganze Geſellſchaft folgte ihm. Sie ließen ſich in geringer Ent:
297
fernung abermals an den Quellen nieder. Ich gieng nicht ges
rade auf ſie zu, ſondern verſuchte den oft zum Ziele fuͤhrenden
Kunſtgriff, daß ich mich ſtellte, als wollte ich voruͤbergehen, ohne
nach ihnen hinzuſehen. Allein auch dieſes war umſonſt; ſie
trauten mir nicht und flogen abermals auf. Zwey Paar von
ihnen entfernten ſich in gerader Richtung von mir und kamen
bald ſehr weit weg; das dritte Paar hingegen flog auf die Seite
hinaus, und naͤherte ſich 2 voruͤbergehenden Maͤnnern. Da
dieſe ſogleich meine Abſicht auf dieſe Kiebitze erriethen fingen
ſie laut an zu ſchreyen und mit den Haͤnden nach den
Kiebitzen zu Bewegungen zu machen. Dieſes Mittel half, die
Kiebitze wurden erſchreckt und kehrten wieder nach mir um.
Sobald ſich der erſte nur leidlich ſchußgerecht genaͤhert hatte,
erlegte ich ihn. Er war fluͤgellahm, kam weit von mir herab
und fieng an zu laufen. So lange begleitete ihn — es war
ein Maͤnnchen — fein Weibchen; —fobald ich mich aber zu naͤ—
hern anfieng, entfernte es ſich, und kam nicht wieder zuruͤck.
Dieſe Kiebitzgeſellſchaft hatte ſich nun 13 Stunde weiter her—
abbegeben und wurde das einzelne Weibchen noch erlegt und mir
uͤberbracht. So erhielt ich noch das Paar. Spaͤter bekam ich
noch ein fluͤgges, ſchon auf der Wanderung begriffenes junges
Maͤnnchen und noch ſpaͤter erlegte ich von einer auch auf dem
Zuge befindlichen Geſellſchaft ein Weibchen im erſten Herbſt—
kleide. 4
Am 7. October 1834 wurden mir 3 im erſten Herbft:
kleide befindliche bei Auma erlegte ſolche Kiebitze zugeſchickt. Da
ich nun dieſen Kiebitz zur Brutzeit nicht fand; freute ich mich
um ſo mehr uͤber die beiden in-Brinnis geſchoſſenen. Dieſe
leben dort in ſolchen Jahren, in denen das Fruͤhjahr nicht zu
trocken iſt; denn ſie haben dort keine Teiche, an deren Ufer ſie
herum laufen, oder eigentliche Suͤmpfe in denen ſie herum wa—
den koͤnnen, ſondern nur feuchte Wieſen und angrenzende trockne
Aecker, auf denen ſie leben. Wird nun die Witterung trocken,
dann verſchwindet die Feuchtigkeit faſt oder ganz von den Wie⸗
ſen, und dieſe Kiebitze wuͤrden auf ihnen ihre Lieblingsnahrung
vergeblich ſuchen.
Die beyden Geſellſchaften, welche ich bey Brinnis antraf,
waren ſchwach; denn die eine beſtand aus 3, die andere aus 4
Paaren und jede von ihnen hatte einen großen Bezirk inne, in
welchem ſie herumſchwaͤrmten. Auch dieſe Kiebitze zeigten
die Klugheit der andern Gattungen, nehmlich die, daß ſie durch
ihr Schreyen und ihre merkwuͤrdigen Fluͤgelbewegungen den
Feind von den Eyern oder Jungen abzufuͤhren ſuchen. Dieſe
Fluͤgelbewegung, ſowohl das Herabſtuͤrzen, als die ſonderbaren
Schwenkungen, welche einen ganz eigenen Ton hervorbringen,
ſind den Kiebitzen ganz eigenthuͤmlich und haben mir dieſe
Voͤgel ſchon in meiner Jugend unangenehm gemacht. Auch
die unausgeſetzte Unruhe dieſer Voͤgel hat mir etwas Widriges;
denn dieſe iſt ſo groß, daß ſie ihnen auch des Nachts den Schlaf
raubt. Wenn man mitten in der Nacht auf den Brinniſer
Wieſen voruͤbergeht; fo ertönt ihr Kiebiii und man hört, fo
bald man ihnen nahe kommt, das mir ganz verhaßte Geraͤuſch
ihrer Fluͤgel, wenn ſie die bekannten Schwenkungen machen.
Die Kiebitze erfcheinen mir immer wie Menſchen, wel⸗
che eine große, aber unnuͤtze Thaͤtigkeit haben, wo durch ſie ſich
und Andern zur Laſt werden.
In Jahre 1837 bekam ich einen Kiebitz dieſer Gattung,
Iſis 1841. Heft 4.
298
welcher auch in der Gegend von Auma, 3 Stunden von hier,
am 7. Mai erlegt war, alſo ohne Zweifel dort geniſtet hatte.
Ich benutze dieſe Gelegenheit, um noch einige Beobachtun⸗
gen uͤber die Kiebitze im Allgemeinen mitzutheilen und gebe
dann erſt die Beſchreibung der verſchiedenen Subspecies. Ich
habe ſchon oft die Bemerkung gemacht, daß die Kiebitze den
unbewaffneten Wanderer von dem ein Gewehr fuͤhrenden Schuͤtzen
ſchon in weiter Entfernung zu unterſcheiden wiſſen. Allein dieß
iſt mir niemals ſo ſehr aufgefallen, als auf meiner am 13. Mai
erfolgten Ruͤckkehr von Brinnis nach Renthendorf. Eine Stunde
von hier brüten Vanellus eristatus und eine 4 Stunde davon
entfernt Vanellus bicornis. Als ich ohne Gewehr uͤber den
Brutplatz des erſtern kam: war ein Paar derſelben in Verthei—
digung ſeiner Eyer ſo außerordentlich dreiſt und unerſchrocken,
daß es nicht nur lange Zeit 20 Schritte hoch über mir herum:
flog, ſondern oft ganz nahe neben mir herabſtieß, und ſich ganz
ſchußgerecht vor mir hinſetzte. Zwey Tage darnach gieng ich mit
einem weit tragenden Gewehre an dieſe Stelle; daß es der
Brutplatz des Paares war, weiß ich gewiß, denn ich fand die
4 Eyer deſſelben auf einem Acker in dem noch niedrigen Roggen.
Allein ogleich ich bei dem Neſte ſtand und mich nach den Eyern
niederbuͤckte: kamen die Kiebitze dennoch nicht ſchußgerecht herbei,
ja ſie ließen mich die Eyer wegtragen, ohne ſich ſo zu naͤhern,
daß ich einen ſichern Schuß auf ſie thun konnte. Ich erlegte
denſelben Tag 3 Stüd, welche ſchußgerecht über mich hinflogen,
ohne daß ich Eyer oder Junge entdeckte. Endlich hoͤrte ich in
dem nahen tiefen Graſe an den Ufern eines Teiches Etwas pi—
pen. Ich gieng hinzu und fand nach einigem Suchen 2 hoͤch—
ſtens 2 Tage alte Kiebitze, welche in ihrem warmen Dunen⸗
kleide der umgebenden Naͤſſe trotz boten. Ich fieng fie, ohne
daß Eins der Eltern ihnen zu Huͤlfe gekommen waͤre. Ja ich
ließ ſie am Teiche auf der mit ganz niedrigem Graſe bewachſener
Wieſe herumlaufen und ſtellte mich etwa 15 Schritte von ihnen
hin. Allein es war ganz umſonſt. Die Kiebitze ſchrieen ſtark,
aber keiner naͤherte ſich ſchußgerecht. —
Eine aͤhnliche Beobachtung machte ich als Hauslehrer.
Auf dem zum Rittergute des Principals gehörenden Reviere be—
fand ſich eine Geſellſchaft Kiebitze, welche, weil mehrmals
nach einigen derſelben geſchoſſen worden war, eine wahrhaft be—
wundernswerthe Scheuheit und Vorſicht zeigten. Dennoch
gieng ich eine Wette ein, in Zeit von 4 Wochen einen von
ihnen in meine Gewalt zu bekommen. Ich machte wiederholte
Jagden auf ſie; allein umſonſt. Ich bat zwey ſehr geſchickte
Jaͤger mir bei dieſer Jagd behuͤlflich zu ſeyn. Wir umgiengen
die Kiebitzgeſellſchaft, ließen die Hunde einige Schritte vor uns
vorauslaufen in der Hoffnung, daß die Kiebitze auf dieſe
ſtoßen wuͤrden; allein alle Kunſt und Geſchicklichkeit der geuͤbtern
Jaͤger ſcheiterte an der Klugheit dieſer Voͤgel; wir verloren 2
Stunden mit dieſer Jagd, ohne auch nur einen einzigen Schuß
auf ſie anbringen zu koͤnnen. —
Spaͤterhin entdeckte ich das Neſt eines Paares mit 4 Eyern
in einem ausgetrockneten Teiche. Es ſtand ſchußgerecht vom
Damme. Um einen der Kiebitze zu erlangen, baute ich einen
Schirm von Steinen auf den Damm mit einem ſo engen
Schießloche, daß ich kaum das Flintenrohr in ihm bewegen
konnte. Ich gieng mehrmals an dieſe Stelle, allein die Kiebitze,
welche faſt ſtets in dem Teiche ſaßen, hatten ihr Betragen ganz
geaͤndert. Ich kam zu verſchiedenen Tageszeiten, allein ſtets
19 *
299
hielt derjenige der Gatten, welcher nicht bruͤtete — die Kie⸗
bige löfen bekanntlich einander im Bruͤten ab — auf dem
Damme Wache, ſo daß es nie moͤglich war, unbemerkt hervor⸗
zuſchleichen. So war auch dieſe meine Mühe umſonſt, und
es blieb mir, um die Wette nicht zu verlieren, nichts Anderes
übrig, als das Weibchen in Haarſchlingen über den Eyern zu
fangen. —
Dieſe Beiſpiele werden die uͤberaus große Klugheit der
Kiebitze in das hellſte Licht ſtellen, und die irrige Meinung
derer, welche ihnen eine blinde Anhaͤnglichkeit an ihre Brut zu⸗
ſchreiben, berichtigen. —
Merkwuͤrdig iſt die große Lahmheit, welche die Kiebitze in
der Gefangenſchaft erlangen. Ich beſaß einen, welcher frei in
der Stube herumlief und nach der jetzt in den Zeitungen ge⸗
wöhnlichen Sprache mit meinen Jagdhunde Bruͤderſchaft gemacht
hatte (fraterniſierte.) Dieſe beyden Thiere waren fo vertraut
mit einander, daß ſie nicht nur friedlich neben einander ſaßen,
ſondern auch eine gegenſeitige Zuneigung gegen einander zu haben
ſchienen. Der Kiebitz hatte vor dem, ſeinen Bruͤdern ſonſt
ſehr feindſeligen Huͤhnerhunde alle Furcht gänzlich verloren,
daß er, ohne den geringſten Anſtand zu nehmen, über den Hund,
wenn er ihm im Wege lag, hinweglief. Es war eine wahre
Freude, dieſe hoͤchſt verſchiedenen Thiere in dem ſchoͤnſten Einver⸗
ftändniffe mit einander zu ſehen.
Dieſes Beiſpiel erinnert mich an ein anderes, welches in
Bezug auf die Nachſicht des Hundes hierher gehört, Mein
geehrter Freund, der Herr Oberförfter Heerwart in Wuͤſten⸗
wetzdorf bey Auma, hatte ein zahmes Reh und einen großen ſehr
ſchoͤnen Jagdhund von ſolcher Gewandtheit, daß er in der Frei⸗
heit jedes Reh, das durch den Schuß nur einiger Maaßen ver⸗
letzt war, in kurzer Zeit fieng. Da das zahme Reh ein Liebling
ſeines Herrn war: bekam der große, fuͤr dieſes Thier wahrhaft
furchtbare Hühnerhund ſolche Achtung vor ihm, daß er ihm
nicht das Geringſte zu Leide that. Ja die Klugheit des Rehes
gieng ſo weit, daß es den Hund nicht nur ſcheute, ſondern auf
alle Weiſe neckte, ja ſogar aus ſeiner Huͤtte vertrieb. Es ſchien
an dem Hunde alle die Beleidigungen, welche dieſer den Gliedern
ſeines Stammes angethan hatte, raͤchen zu wollen; denn es gieng
in feinen Muthwillen fo weit, daß es den ‚gefährlichen Jagd⸗
hund aus der Hundehuͤtte heraustrieb, und ſich hineinlegte. Es
war ein ſehr intereſſanter Anblick, das Reh ſich vor die Hunde—
huͤtte hinſtellen und mit dem Kopfe und dem einen Vorderlauf
den Hund ſo lange belaͤſtigen ſehen, bis dieſer endlich aus der
Hütte heraus kam und mit eingezogenem Schwanze davon lief.
Wenn nun das Reh in der Huͤtte Platz genommen hatte und
der Hund wollte wieder hinein: ſo wich dieſes nicht früher, als
bis es ihm gefaͤllig war. Der Hund mußte mehrmals abziehen,
ehe er Eingang fand. —
Ich werde vielleicht anderswo in dieſen Blaͤttern Gelegen⸗
heit haben, aͤhnliche Freundſchaften zwiſchen ſehr verſchiedenartigen
Thieren zu erzählen und kehre jetzt zu den Kiebitzen zuruͤck. —
Im vorigen Jahre hatte ein Burſche auf einem meiner
Filiale einen jungen Kiebitz, den er an dem oben bezeichneten,
auch von mir oft beſuchten Orte gefangen hatte, er ernaͤhrte
ihn einige Zeit in der Stube, und hier zeigte ſich die Merkwuͤr⸗
digkeit, daß die Hauskatze mit ihm in groͤßter Freundſchaft lebte.
300
Es wurde ihm fpäter Läftig, den ſchon ziemlich großen Vogel
laͤnger zu fuͤttern und ſo ſetzte er ihn an das Ufer eines in
ſeinem Garten befindlichen Teiches aus, in deſſen Naͤhe ſich ein
anderer Teich befindet. Der ausgeſetzte Kiebitz blieb ganz in
der Naͤhe, lief nicht nur an den Teichen herum, ſondern kam
auch taͤglich in den Huͤhnerhof des Nachbars geflogen, um die
Stuͤckchen Brot und Kartoffeln, welche die Hühner bekamen,
mit ihnen zu theilen. Kam ein Hund: ſo ſchrie er fuͤrchterlich,
und flog unter lautem Geſchrei davon. Naͤherte ſich ihm eine
Katze: fo wartete er etwas länger; aber ergriff immer noch zeitig
genug die Flucht. Vor den Menſchen, welche er bis jetzt nur als
ſeine Wohlthaͤter kennen gelernt hatte, zeigte er faſt gar keine
Furcht. Er ließ ſie ganz nahe an ſich kommen, und wich
ihnen, wenn ſie gerade auf ſie zukamen, oft nur dadurch aus,
daß er auf die Seite lief. Als er völlig flügg war: unternahm
er weitere Ausflüge, beſuchte das hinter den Teichen gelegene
Wieſenthal, lief in ihm, beſonders an dem daſſelbe durchrieſelten
Bache und an 2 in ihm liegenden Teichen herum, kam aber
täglich auf den ſchon erwähnten Huͤhnerhof, um von dem hin⸗
geſtreuten Futter ſeinen Antheil zu fordern. Er war ſchon lange
völlig erwachſen, ohne von der Stelle zu weichen, ſo daß es
eine Freude war, dieſen leicht und ſchoͤn fluͤgenden wilden Vogel
freiwillig zahm zu ſehen. Allein jetzt kam das Ende des Julius,
die erſte Strichzeit der Kiebitze, herbei. Man bemerkte an ihm
eine Art von Kampf zwiſchen ſeiner Anhaͤnglichkeit an den Ort
ſeiner Jugend und der Neigung herumzuſtreichen. Er machte
größere Ausflüge, als Anfangs, kam jedoch immer wieder zu
den Teichen und dem Huͤhnerhofe zuruͤck. Endlich aber ſiegte
der Wanderungstrieb, er flog an einem Morgen zu Anfang des
Auguſt weg, und kehrte nicht zuruͤck. —
Dieſer Kiebitz zeigt uns, wie unſere Hausthiere zahm
geworden ſind. Man hat ſie jung aufgezogen und ihnen nach
und nach einige Freiheit gegeben, bis fie ſich fortpflanzten und
nach einigen Generationen voͤllig zahm wurden. Haͤtte man
den oben geſchilderten Kiebitz am Fortfliegen gehindert und zur
Paarung gebracht: ſo wuͤrden ſeine Nachkommen bald vollig
zahm geworden ſeyn.
Dieſer kleine Kiebitz, den ich Vanellus erispus nenne,
unterſcheidet ſich von ſeinen beyden nahen verwandten Gattungen,
dem Vanellus cristatus et bicornis, f
1) durch die geringere Groͤße, er iſt 1“ kuͤrzer und
ſchmaͤler, als dieſe beyden;
2) durch die um 2“ niedrigern Fuß wurzel,
aͤußerſt hohe Stirn, deren Augenknochenraͤnder
außerodentlich aufgeworfen ſind. a
Bey den Vögeln im erſten Herbſtkleide, welche ich erhielt,
waren die Fuͤße graubraun, oder braungrau. Sie hatten die
gewöhnliche Zeichnung und ſehr breite roſtgraugelbliche Feder⸗
raͤnder auf dem Mantel, welche ich auch, obgleich nur einzeln
bei den im März erlegten Fruͤhlingsvoͤgeln fand; ein deutlicher
Beweis, daß dieſe die Fruͤhlingsmauſer erſt kurzlich uͤberſtanden
hatten. Alle, welche ich erhielt und unterſuchte, hatten ganz zer—
riebene, und deßwegen unerkennbare Kaͤferchen und Inſekten⸗
larven im Magen; zur beſſern und leichtern Verdauung berfels
ben findet man auch kleine Kieſelſteinchen in ihm. —
Zum Schluſſe gebe ich noch die von mir beobachten Un⸗
terſchiede der innern Theile. Vanellus erispus. Der innere
301
Schnabel, wie bei den Verwandten, nur viel enger mit ſchar⸗
fer Schneide. Die Zunge ſehr ſchmal, oben etwas gefurcht,
ganz, nur vorn hornartig, faſt wie abgeſchnitten mit kaum vor⸗
ſtehender Spitze; auch der Rachen iſt viel enger, als bey den
Verwandten. Der Gaumenritz aͤußerſt ſchmal, mit wenig
erhöhten Seitenkanten; vor ihm ſtehen Spitzchen. Die Luft:
röhre walzenfoͤrmig, erſt gleich weit, dann nach dem Eintritt
in die Bruſt merklich enger, an dem untern Kehlkopfe tief in
der Bruſt ſehr ſchmal, ohne Muskelapparat mit ſehr kurzen,
niedrigen und ſchmalen Aeſten; ihre Ringe ſind mittelbreit und
ziemlich hart, die Speiſeroͤhre mittelweit, nach ihrem Ein:
tritt in die Bruſt verengert, der Vormagen ſchlauchartig,
eng, dickhaͤutig, der eigentliche Magen klein, häufig mus—
kelartig, mit deutlichen Muskelſtaͤmmen, inwendig lederartig,
hart, runzlich und graugelb. Der Darm mittelweit, etwas
enger, als ein Gaͤnſekiel, mit 2 oben erweiterten 2“ 9,“ vom
After entfernten ungleichen Blinddaͤrmen, der eine mißt 183“
der andere 14“ in der Länge, Bei Vanellus cristatus iſt
der Eu mittelweit, der Gaumenritz ziemlich breit mit
hohen Seitenraͤndern, und merklichen, vor dem Gaumen zu:
ſammenlaufenden Nebenleiſten; der innere Schnabel mittelweit.
Bey Vanellus bicornis ſind der Rachen, innere Schnabel und
der Gaumenritz enger, auch die Gaumenritzraͤnder und die Mes
benleiften niedriger. Der Rachen beyder iſt blaßroͤthlich, ins
roſenfarbige, der innere Schnabel hornſchwarz. Bei Vanel-
Jus eristatus iſt die Stirn in ihrer Furche wenig erhöht,
am Augenknochenrande aber ganz außerordentlich aufgeworfen,
ſo daß der Scheitel, ob er gleich merklich uͤber die Stirnfurche
vorſteht, doch nicht hoͤher iſt, als der Augenknochenrand; der
Hinterkopf iſt ſehr bemerkbar und nach ihm faͤllt der Schaͤdel
ſteil ab. Bey Vanellus bicornis ſteigt die Stirnfurche
bedeutend in die Höhe, und obgleich der Augenknochenrand bes
deutend und bogenfoͤrmig aufgeworfen iſt, ſteht der ſehr erhoͤhte
Scheitel doch 3“ über den Augenknochenrand empor, hinten fällt
der Schädel faſt ſenkrecht nach dem ſtark vortretenden Hinter—
kopf ab. Bey Vanellus erispus iſt die Stirn ganz außeror⸗
dentlich hoch, ungemein tief gefurcht und an dem Augenknochen—
rande ſo ſehr aufgeworfen, daß er in der Mitte des Auges ſeine
hoͤchſte Höhe erreicht, und hier 14“ über den immer noch etwas
erhoͤhten, tief gefurchten Scheitel empor ſteht; nach dem deutlich
vortretenden Hinterkopf iſt der Schaͤdel ſteil begrenzt, Vanellus
erispus hat alſo die hoͤchſte Stirn unter allen deutſchen Wer
wandten. Sein Leib iſt wie bey dieſen geſtaltet, am Urſprunge
der langen, ſchmalen Bruſt ploͤtzlich erhöht, nach hinten auffal⸗
lend niedriger; eine Rippe liegt unter ihr. —
Es war mir auffallend, von dieſen Kiebitzen bei Brinnis
in der Mitte Julius 1840 auch nicht einen einzigen anzutreffen.
Entweder hatten ſie, weil in dem Fruͤhjahre dieſes Jahres die
Wieſen ſehr trocken wurden, gar nicht dort geniſtet, oder waren
ſchon mit ihren flugbaren Jungen von dieſen Plaͤtzen, welche
ihnen jetzt keine Nahrung mehr bieten konnten, weggezogen.
Am 11. Mai machte ich den letzten Ausflug in jenem
Fruͤhjahre in der Umgegend von Brinnis. Ich traf die ſchon
oben angefuͤhrten Voͤgel, auch, wie ich ſchon bemerkte, noch ein
Mal die Geſellſchaft von Wachholderdroſſeln an, welche
wahrſcheinlich in der dortigen Gegend niſten, außer ihnen auch
noch die graue Grasmuͤcke, Curruca hortensis, welche ihren
angenehmen rollenden Geſang überall in dem Gebuͤſche hören
läßt. Doch kam mir nichts Beſonderes vor. —
—— 302
Sehr merkwuͤrdig war es mir, mehrere bey Brinnis brüs
tende Vögel am 11. Mai noch nicht dort zu finden. Noch fah
ich kein Paar ſchwarzrückige graue oder gefleckte Flie⸗
genfaͤnger Muscipaca atricapilla et muscipeta, wie Butalis
grisola, keinen ſchwarzſtirnigen Würger, keinen Pirol,
da ich doch in andern Jahren ſchon am 6. Mai im Park bey
Weimar die Pirole herrlich pfeifen hörte, Im Fruͤhjahre 1836
waren dieſe Voͤgel erſt am 13. Mai in Brinnis angekommen.
Ebenſo auffallend war mir, daß ich auf meiner Wanderung
in der Umgegend einen einzigen Raubvogel und zwar eine
Kornweihe, ein Weibchen, wahrſcheinlich einen einjährigen
Vogel antraf. Kein Gabelweih, kein Habicht, kein Buſ—
ſard, kein Thurmfalke war zu ſehen, was mir um fo merk—
wuͤrdiger war, je öfterer man dieſe Raubvogel, den Gabelweih
ausgenommen, in der Gegend von Renthendorf bemerkt. Den
‚Sperber konnte ich in den Umgebungen von Brinnis nicht
erwarten; denn er horſtet nur in Nadelwaͤldern, allein die andern
haͤtte ich dort zu finden gehofft; allein ich irrte mich in dieſer
Vermuthung ganz; ich ſah nicht ein Mal einen von dieſen fliegen,
geſchweige daß ich ein bruͤtendes Paar angetroffen haͤtte. Die
erwähnte Kornweihe ſuchte die zwiſchen einem Eichenwalde lie:
genden Felder ab. Sie flog etwa ſtubenhoch uͤber den Feldern
weg, um fie abzuſuchen. Dieſe Weihen haben ſchon in meis
ner fruͤheſten Jugend meine ganze Aufmerkſamkeit in Anſpruch
genommen. Sie waren in der Naͤhe meines Geburtsortes
Schoͤnau vor dem Walde nicht zahlreich, aber doch einzeln vor—
handen und zogen mich durch ihren uͤberaus leichten und ſchwe—
benden Flug, bey welchen die Schwingenſpitzen ſtets viel hoͤher
als der Rüden ſtehen, und durch ihr muͤheloſes Hingleiten über
weite Strecken ſehr an. Beſonders gefielen mir die Maͤnnchen
mit ihrem oben bleifarbigen, unten weißen Gefieder, gegen wel⸗
ches die ſchwarzen Schwingenſpitzen ſchoͤn abſtechen, ganz außer:
ordentlich. Ich freute mich ſtets, wenn ich eine ſah, und ver—
folgte es mit den Augen ſo weit ich nur immer konnte. Be—
kanntlich ſieht man dieſe Voͤgel ſehr weit.
Man denke ſich meinen Gram, als ich einſt in Ballſtedt
bey Gotha eine ganze Familie an ein Hofthor angenagelt fand!
doch diente dieſe dazu, daß ich fruͤhzeitig den großen Unterſchied
der Geſchlechter kennen lernte.
Als Student machte ich im Junius 1807 eine Reiſe
durch einen Theil von Thuͤringen. Als ich in die Naͤhe des
Elſtersberges bey Weimar kam: ſah ich nicht weit vom Wege
eins meiner fo lieben Kornweihenmaͤnnchen über einem Roggen⸗
felde herumſchweben. Es drehte ſich lange Zeit auf einer Stelle
herum, machte ſchoͤne Schwenkungen, fuͤhrte engere und weitere
Kreiſe aus, und war wie an dieſe Stelle gebannt. Ich ſchloß
darauf ſogleich, daß es ſein Neſt an dieſem Orte haben muͤſſe,
gieng hin, und fand zu meiner großen Freude das Neſt, von
welchem das Weibchen wegflog. Es ſtand mitten auf einem
Beete, da wo der Roggen 14 Fuß hoch ſtand, war von den,
vom Duͤnger uͤbrig gebliebenen Strohhalmen gebaut, wenig vertieft
und enthielt 3 rein weiße, eyfoͤrmige Eyer. Jetzt bedauerte ich
ſehr, kein Gewehr zur Hand zu haben; denn beyde Kornweihen
flogen ſo niedrig und ſo ſchoͤn uͤber mir herum, daß es mir
auch bey meiner damals geringen Gewandtheit im Schießen
nicht ſchwer geweſen ſeyn wuͤrde, mit einem Doppelgewehre beyde
herabzuſchießen.
In Herbsleben an der Unſtrut zeigte mir der Revierjaͤger
303
2 Neſter diefer Weihen; das eine ſtand auf einem abgetriebenen
Erlenſchlage mit einjaͤhrigem Beſtand auf einem Erlenſtocke und
war ganz von duͤrren Reiſern und Wurzeln gebaut, hatte mehr
Vertiefung, als das im Roggen ſtehende, war aber verlaſſen.
Das andere befand ſich auf einein andern Beſchlage in hohem,
duͤrrem Graſe, war einzig von duͤrren Grashalmen ziemlich gut
gebaut mit bedeutender Vertiefung, enthielt aber auch kein Ey,
und wurde ſpaͤter ebenfalls verlaſſen.
Man ſieht hieraus, daß die Neſter dieſer Weihen an ver⸗
ſchiedenen Ort ſtehen, von verſchiedenen Stoffen gebaut und
leicht von den Alten, ſo lange ſie keine Eyer enthalten, im
Stiche gelaſſen werden. Dieſes iſt ſehr leicht begreiflich. Daß
dieſe Weihen eine große Anhaͤngligkeit an ihre Eyer und Junge
haben, iſt eben gezeigt worden; denn waͤre dieß nicht der Fall:
dann wuͤrden die beyden Alten nicht ſo lange und ſo niedrig
über mir herumgeflogen und bey den Jungen, die ich in Ball:
ſtaͤdt mit den Alten angenagelt ſah, dieſe nicht bey ihnen ge⸗
ſchoſſen worden ſeyn. Allein, was ſoll dieſe Voͤgel an das bloße
Neſt binden? Der Ort gewiß nicht; denn ſie finden uͤberall
weit und breit einen ebenſo guten. Nur die Voͤgel zeigen eine
große Anhaͤnglichkeit an der Brutart, welche Muͤhe haben, einen
andern aufzufinden. Dahin gehoͤren die See- und Steinadler,
die Edel⸗, Wandrer- und Thurmfalken, wenn die letztern auf
einer Burg horften, die Uhus, Baum- Nacht- und Steinkauze,
die Spechte, Kleiber, Meiſen, Hohltauben, Staaren, dreizehige
Moͤven, Lummen, Alke, Larven- und Krabbentaucher, Toͤlpel,
Sturmvögel und andere. Und was ſoll den Kornweihen das
leere Neſt theuer machen? Sind fie nicht im Stande, in we⸗
nigen Stunden ein anderes zu bauen? Sobald ſie alſo merken,
daß ihr fertiges Neſt von einem Menſchen entdeckt worden iſt,
was, wenn es der Fall iſt, wegen ihrer Schlauheit ſehr bald
geſchieht, verlaſſen ſie es, und bauen ſich ein anderes. —
Ueber die Zugzeit dieſer Voͤgel kann ich aus dem Grunde
ganz beſtimmte Nachricht geben, weil in meiner Umgegend keine
Weihe horſtet, — der naͤchſte Horſtplatz dieſer Voͤgel iſt wenig⸗
ſtens 8 Stunden von hier entfernt, — alſo jede, welche ſich
hier zeigt, auf der Wanderung begriffen iſt. Da findet man
nun, daß die Jungen von meinem Circus einereus von den
letzten Tagen des September bis in die erſten des November
hier durchziehen — ein junges Männchen dieſer Gattung in
meiner Sammlung wurde am 27. September 1834, ein ande:
tes in demſelben Jahre am 1. November geſchoſſen, — und
kommen im März zuruͤck; allein die Alten ſtreichen bis in den
Mai hier herum, — ein ſolches Maͤnnchen, welches vor mir
ſteht, iſt am 30. April 1825 etwa 3 Stunden von hier erlegt —
und gehen im October weg. Ich ſah ſie mehrmals in dieſem
Monate vorüberziehen. Zu derſelben Zeit wandert auch Cireus
cyaneus hier durch. Ein junges Maͤnnchen erhielt ich in dieſem
Jahre am 13. October und ein altes Weibchen am 13. April
1839. Ich ſah ſie auch ſchon im Fruͤhjahre, als noch Schnee
lag und fand ſie ſo ſcheu, daß kein Schuß auf ſie anzubringen
war. Sehr merkwuͤrdig iſt es, daß dieſe Weibchen, welche im
Sommer die großen Waͤlder, beſonders die Nadelwaͤlder und
die gebirgigen Gegenden verabſcheuen, auf dem Zuge in beyden
gefunden werden. Wie bequem konnten dieſe leicht fliegenden
Voͤgel, denen eine weite Luftreiſe gar keine Anſtrengung koſtet,
die Walder und bergigen Gegenden umgehen; allein fie thun
es nicht und wiſſen auch in ihnen ihre Nahrung zu finden.
304
Ich werde weiter unten über die Nahrung dieſer Weihen, welche
ich in ihrem Magen fand, Einiges bemerken, und will zuvoͤrderſt
die beyden, in meinem Handbuche der Naturgeſch. aller Voͤgel
Deutſchlands nur kurz beſchriebenen Gattungen, Cireus eyaneus
et einereus etwas ausführlicher ſchildern, da es mir gelungen
iſt, mehrere Vögel dieſer beyden Subspecies zu erhalten und
an dieſen Unterſchiede aufzufinden, welche mir fruͤher ganz un⸗
bekannt waren. Dieſe müffen bey den Weihen ein um fo groͤ⸗
ßeres Gewicht haben, je aͤhnlicher alle auslaͤndiſchen Arten, welche
ich ſah, den Rohr- oder Kornweihen ſind. Alle Weihen haben
in Geſtalt und Bildung des Schleyers, Lebensart, Flug, Neſt⸗
bau, Farbe der Eyer und Zeichnung einen ſo ganz beſtimmten
Character, daß ich kaum begreifen kann, wie es Naturforſcher
gibt, welche noch in unſern Tagen dieſe Vögel Falco nennen
und alſo mit einem Edel- oder Wandrerfalken in eine Sippe
ſetzen koͤnnen. ! Fe
Das heißt doch gewiß dem alten Syſteme zu viel Ehre
erwieſen. Doch ich komme zu meinen beyden Gattungen zuruͤck;
über meine beiden Wieſenweihen, den Circus eineraceus et
pratorum wird ſich ſpaͤter Gelegenheit finden, etwas Ausfuhrli⸗
ches in dieſen Blaͤttern mitzutheilen. — N
Die Korn weihe Circus cyaneus Br. (Falco cyaneus
et pygargus Linn. Naumark's Werk 2. Ausg. Taf. 39, 1. -
Die Flügel bedecken etwas mehr als 2 des Schwanzes;
ihre Schwungfedern 1. Ordnung ſtehen mit uͤber die der 2.
hervor: der Schnabel iſt geſtreckt, der Schaͤdel auf dem Scheitel
weniger erhöht, der weiße Buͤrzelfleck klein und im Alter kaum
oder gar nicht gefleckt. Laͤnge des Maͤnnchens 17“ 4% bis
18“, die des Weibchens 21“ bis 21“ 8”,
Ein junges Maͤnnchen, welches ich am 13. October dieſes
Jahres erhielt, mißt 17“ 4“ in der Laͤnge, wovon auf
Schwanz 8“ 6“ kommen, und 37“ 4, in der Breite, ein
altes, am 13. April 1839 erlegtes Weibchen iſt 21“ 8“ lang,
wovon der Schwanz 10“ 9“ mißt, und 50“ 6“ in der Breite,
wovon auf die Schwingenſpitze 16“ 6““ gehen. ?
Ein altes Männchen meiner Sammlung hat folgende
Zeichnung. Der Schnabel ſchwarz', die Wachshaut hell-, die
Fußhaut dunkelcitronengelb, der Augenſtern hellgelb, der innere
Schnabel ſchieferfarben, der Rachen roſenroth, das Geſicht tief⸗
bleifarben, der Schleyer, der ganze Oberkoͤrper, den rein weißen
Buͤrzel und die ſchwarzen Schwingenſpitzen ausgenommen, auch
der Vorderhals und Kopf hellbleifarben, an den langen Federn
des Mantels kaum dunkler, an der Bruſt, dem Bauche, After
und an den Seitenfedern des Schwanzes weiß, auf der Bruft
etwas bleigrau gewaͤſſert mit tiefgrauen Schaͤften; die ſchwarze
Schwingenſpitze entſteht dadurch, daß die 3 vorderſten Schwung:
federn faſt ganz, die 4 und 5 aber großen Theils ſchwarz ſind.
Der Schwanz iſt an den beyden mittlern Federn hellbleigrau
und ganz ungefleckt; nach außen geht dieſes Bleigrau allmaͤhlich
in Weiß über, fo daß es an den 3 aͤußerſten Steuerfedern nur
noch auf der ſchmalen Fahne in einer Kante zu ſehen iſt, die
5 aͤußerſten Steuerfedern haben an der hintern Haͤlfte des
Schwanzes 3 bis 4 nicht durchgehende, wenig bemerkbare, auf
der erſten nur auf der innern Fahne ſichtbare ſchwarzgraue, an
der aͤußern graubraune Querbinden, von denen wenigſtens A
des Schwanzes von der Spitze herauf ganz frey iſt.
305
Ein altes Weibchen, das ich am 13. April 1839 erlegte,
ſieht ſo aus. Der Schnabel ſchwarz, am Unterkiefer beſonders
unter der Wachshaut lichter; die Wachshaut, der Augenſtern
und Augenliederrand blaß-, die Fußhaut dunkelcitronengelb, der
Rachen dunkelroſenroth, was ſich mit einem Male, wie wenn
es abgeſchnitten waͤre, in das Schieferfarbige des innern Schna⸗
bels verwandelt. Die Zunge ſchieferperlblau. Das Geſicht
braun mit einem weißen Fleck unter und einem ſolchen Streif
uͤber dem Auge, die Einfaſſung des Schleyers roſtgelb mit brei⸗
ten braunen Laͤngeſtreifen. Der Oberkoͤrper braun mit roſtgel—
ben und roſtfarbigen Spitzen- und Seitenkanten, zu denen auf
den Oberfluͤgeln noch weiße Seitenflecken kommen und welche
auf dem Hinterhalſe ſo breit ſind, daß dieſer roſtgelb, braun
geſtreift erſcheint; der große Schwebefluͤgel beſteht aus 24 etwas
ſchwachen Schwungfedern, von denen die 1. und 24. zu⸗ die
andern abgerundet ſind; alle ſind tiefgraubraun, auf der innern
Fahne lichter mit 4 bis 5 breiten ſchwaͤrzlichen Querbinden und
graulichen Spitzenkanten; der Unterfluͤgel weiß mit ſchwarzen
Querbinden, welche an dem Hinterfluͤgel das Weiß faſt ganz
bedecken; die Unterfluͤgeldeckfedern weiß, die laͤngſten vordern mit
großen matt ſchieferfarbigen Flecken, welche an den meiſten roſt⸗
roth werden und an den hinterſten faſt die ganze Feder einneh⸗
men. Der Schwanz tiefbraungrau, nach außenhin roſtgelb,
mit 3 bis 4, an den beyden mittlern mit 5 breiten ſchwarzbrau⸗
nen, an der aͤußern großen Theils roſtbraunen Querbinden. Der
Unterkoͤrper gelblichweiß mit großen braunen Laͤngeflecken. Am
Bauche werden dieſe etwas kleiner, ſind aber auch hier immer
noch viel groͤßer, als bey der folgenden Gattung. Der rein
weiße Buͤrzel hat nur ein Paar roſtfarbige Laͤngeflecken.
Ein junges, erſt kuͤrzlich ausgeflogenes Maͤnnchen meiner
Sammlung ähnelt dieſen Weibchen; allein auf dem Oberfluͤgel
hat es roſtbraune Flecken und auf dem Hinterhalſe ſo ſchmale
hellroſtroͤthliche Kanten, daß nur der Hinterkopf, keines Weges
der Hinterhals, roſtgelb mit braunen Laͤngeflecken beſetzt erſcheint.
Am Schleyer iſt das Roſtgelb wenig und im Geſicht das Weiß
faſt gar nicht bemerkbar, und der graulich roſtgelbliche Unter⸗
koͤrper hat bis zum After lange hellbraune Laͤngeflecken, welche
wenig abgeſetzt erſcheinen. —
Bey dem am 13. October dieſes Jahres erlegten jungen
Maͤnnchen war der Augenſtern blaß-, die Wachshaut citronen⸗
gelb, der Oberkoͤrper faſt ganz wie bey dem erſt kürzlich aus⸗
geflogenen, der Hinterhals aber mit noch undeutlichern hellern
Federraͤndern, der weiße Buͤrzel mit roſtfarbigen Flecken, das
Weiß im Geſicht und die gelben Federkanten in der Einfaſſung
des Schleyers treten deutlicher hervor, ebenſo die blaßbraunen
Laͤngeflecken auf dem graugelben, am Bauche gelblichweißen
Unterkörper; doch find die Flecken am Bauche ſchmaͤler, als
bey den vorhergehenden.
In meiner Jugend ſah ich dieſe Weihe ein Feldhuhn in
einem Dornbuſche verzehren; ſpäterhin erhielt ich ein Männchen,
deſſen ganzer Magen und Kropf Nichts als Blindſchleichen, An-
guis fragilis enthielt. Das am 13. April 1839 geſchoſſene
alte Weibchen hatte den ganzen Kropf voll von Hypudaeus ar-
valis; auch im Vormagen befinden ſich ebenfalls Ueberbleibſel
derſelben und eine Eidechſe, Lacerta agilis. Alle Mäufe waren
abgezogen und die Baͤlge links gemacht, aber auch mit verfchluns
gen. Iſt ihm vielleicht das Rauhe des Maͤuſebalges am Magen
unangenehm. Dennoch befand ſich im eigentlichen Magen ein
Iſis 1841. Heft 4.
—
306
ganzer Ballen von Maͤuſehaaren und Maͤuſeknochen. Wie war
dieſer Vogel, da ſein ganzer Speiſekanal mit neuer Nahrung
voll geſtopft war, im Stande, den alten ſchon großen Ballen
von Maͤuſehaaren als Gewoͤlle auszuwerfen? Iſt er im Stande,
wenn der Magen recht angefuͤllt iſt, 2 Gewoͤlle zu bilden?
Wohl moͤglich. Das am 13. October dieſes Jahres geſchoſſene
junge Maͤnnchen hatte Nichts, als aus Maͤuſehaaren und
Maͤuſeknochen gebildetes Gewölle im Magen.
Die graue Weihe, Circus einereus, Br. (Falco ey-
aneus et pygargus, I. Naum. Werk 2. Ausg. Taf. 39.
Fig. 2“ und Taf. 40. Fig. 2. Taf. 38. Fig: 2.)
Die Flügel bedecken 2 des Schwanzes, ihre Schwungfe⸗
dern 1. Ordnung ſtehen nur ziemlich weit uͤber die der 2. her⸗
vor. Der Schnabel iſt ſehr kurz, der Schaͤdel auf dem Schei⸗
tel ſtark erhöht, der weiße Buͤrzelfleck ziemlich groß, im Alter
wenig oder nicht gefleckt; Laͤnge des Maͤnnchens 16“ 4, bis
17“, die des Weibchens 20“ bis 20” gu,
Dieſe Weihe iſt allerdings der vorhergehenden ſehr aͤhn—
lich, unterſcheidet ſich aber weſentlich von ihr
1) durch die geringere Größe; denn fie iſt wenigſtens
1“ kuͤrzer und 1“ bis 1“ 6“ weniger breit;
2) durch den viel kleinern Schnabel; der von Nr. 2 iſt
kuͤrzer, niedriger und zarter, als bey Nr. 1. Dieß ſieht man
am deutlichſten, wenn man beyde von unten betrachtet;
3) durch die viel zartern Füße und die kuͤrzern Zehen.
Man braucht beyde nur anzuſehen, um dieß ſogleich zu be⸗
merken;
4) durch die kuͤrzern und ſchwaͤchern Schwingenſpitzen;
5) durch die Zeichnung.
Im ausgefaͤrbten Kleide bemerkt man bey dem Maͤnn⸗
chen a) eine weiße Stirn, welche dem vorhergehenden fehlt, b)
deutlichere weiße Stellen um die Augen, e) auf dem Rüden
ein dunkleres Bleigrau; dieß iſt beſonders bemerkbar an den
beyden mittlern Steuerfedern, welche dunkel aſchgrau ſind, d)
auf dem Schwanz eine andere Zeichnung. Dieſer hat nicht
3 bis 4, ſondern 7 bis 8, und zwar faſt durchgehende ſchwaͤrz⸗
liche Querbinden, welche nicht, wie bey dem vorhergehenden, 4
von der Spitze an frei laſſen, ſondern bis zu dieſer reichen;
e) durch das Genick. Bey dem alten Männchen von Circus
eyaneus bemerkt man keine ſchwarzgrauen Streifen auf weißem
Grunde, welche bey Circus einereus ſo deutlich ſind, daß man
dieſen Unterſchied nicht nur bey den ausgefaͤrbten, ſondern auch
bey den juͤngern Männchen bemerkt, durch die Flecken am Vor⸗
derkoͤrper; dieſe find bey Circus cyaneus aſchgrau, bey Circus
einereus rothgrau. Auch bey den alten Weibchen und jungen
Voͤgeln iſt die Zeichnung verſchieden; denn bey Circus cyaneus
In meinem Handb. der Naturgeſch. aller Vög. Deutſchl.
S. 93. habe ich dieſe Abbildung zu dem vorhergehenden ge⸗
zogen; allein ich habe ſeitdem ein altes Weibchen von
dem ächten Circus cyaneus erhalten und an dieſem und an
andern gefunden, daß bey dem Circus cinereus die Flecken
des Unterkoͤrpers ſtets viel kleiner, als bey Circus cyaneus
ſind und daß Naumanns ſchoͤne Abbildung hierher gehoͤrt.
20
307
find die Flecken auf dem Vorderkoͤrper viel größer, als bey
Cireus einereus. Dieß bemerkt man an dem ganzen Vorder:
körper, beſonders auch an den Unterſchwanzdeckfedern. Dieſe
erſcheinen bey den jungen Maͤnnchen von Circus cyaneus ges
wöhnlich faſt ganz roſtbraun — fo groß find die roſtbraunen
Flecken auf roftgelbem Grunde — bey Circus einereus aber
nehmen die roſtfarbigen Flecken nur einen kleinen Theil der
blaßroſtgelben Federn ein. Bey vielen jungen Weibchen von
Circus eineraceus zeigen ſich die dunkeln Flecken auf dem
Unterkoͤrper vom Kropfe an nur als braͤunliche Schaftſtriche,
welche am Unterbauche, After, und an den Unterſchwanzzdeck—
federn faſt oder ganz verſchwinden.
Das Weiß im Geſichte iſt bey Circus cinereus in allen
Kleidern viel deutlicher, als bey Circus eyaneus; eine Eigen:
thuͤmlichkeit, welche, wie manche andere, z. B. die Schwanz⸗
zeichnung des alten Maͤnnchens unſern Vogel dem Circus
pallidus etwas aͤhnlich macht.
6) Unterſcheidet ſich auch Cireus einereus durch den weit
hoͤhern Scheitel von Circus cyaneus, was weiter unten gezeigt
werden ſoll. Ich erlaube mir noch ein Maͤnnchen im erſten
Jahre, welches ich aus Dalmatien erhielt, kurz zu beſchreiben.
Ich hatte gehofft, daß es Cireus pallidus ſein wuͤrde; dieß iſt
aber nicht der Fall; es gehoͤrt zu meinem Circus einereus.
Es traͤgt noch groͤßtentheils das Jugendkleid; allein im Geſichte
kommen ſchon die bleigrauen Federn zum Vorſchein; auch das
Weiß unter den Augen iſt ſchon deutlich zu ſehen. Ebenſo
zeigt ſich das mittlere Kleid auf der Bruſt. Die nun hervor
gewachſenen Federn deſſelben ſind bleigraulich weiß, an der
Wurzel mit mehr oder weniger deutlichen tiefgrauen Schaft:
flecken, an der Spitze mit tiefgrauen Schaftſtrichen und grau—
toͤthlichen Fleckchen, welche auf einigen Federn rein tiefgrau
erſcheinen. Der Schwanz iſt groͤßten Theils vermauſert. Er
aͤhnelt dem des alten Vogels, allein die Binden ſind viel deut⸗
licher; die zweite Steuerfeder aͤhnelt der erſten des Jugendkleides
ſehr; fie iſt gelblich weiß mit vier deutlichen, und einer un=
deutlichen Querbinde, von denen die drei hinterſten roſt-, die
beiden vorderſten tiefbraun ſind; nach der Mitte hin werden die
Federn aſchgrauer, ſo daß die beiden mittlern noch dunkler, als
die des alten Vogels erſcheinen, und die Zahl der immer ſchmaͤ⸗
ler werdenden Binden nimmt zu, ſo daß die mittlern mit acht,
aber wenig bemerkbaren Querbinden beſetzt ſind. —
Man ſieht leicht, daß dieſer Vogel faſt ganz die Zeich-
nung des von Naumann Taf. 40. Fig. 2. ſehr gut abgebilde⸗
ten Vogels erhalten haͤtte.
Ueber die Zergliederung gebe ich Folgendes:
Circus cyaneus. Der Gaumenritz lang, mit 2 hohen
Kanten, denen andere, noch hoͤhere gleich laufen, eingefaßt; vorn
vereinigen ſich die nächften in eine im innern Schnabel bis
vor gehende Mittelleiſte. Der Schädel iſt ziemlich, aber mes
niger, als bei Circus einereus gewoͤlbt; die Stirn iſt ſehr
breit, tief gefurcht und ſanft erhöht; der etwas buckelartige,
flach gefurchte Scheitel ſteht ziemlich hoch uͤber die Hinterſtirn
empor. Von ihm an fällt der Kopf nach dem ſtark vortreten—
den Hinterkopf wenig ſteil ab. Die Augenknochenwand iſt
nicht erhöht, ſondern abſchüͤſſig. Der ganze Kopf ſteht zwiſchen
einem Falken- und Eulenkopſe mitten inne; denn er iſt hinter
en Ohren breiter, als bei den Falken, aber ſchmaͤler, als bei
308
den Eulen; auch iſt ſeine Woͤlbung bedeutender, als bei den
Falken. Eben ſo hat das Ohr etwas Eulenartiges; es reicht
bis uͤber die Mitte des Auges herauf, iſt ſchmal und hat hin⸗
ten einen weit vortretenden Knochen. Die Stelle zwiſchen ihm
und dem Auge iſt vertieft. Dieſes iſt auch halb eulenartig.
Die Augenhoͤhle hat vorn den falkenartigen Augenſchutzknochen,
iſt bei einem alten Weibchen 12“ lang und 10“ hoch, da
doch das von außen ſichtbare Auge nur 43“ im Durchmeſſer
hat. Das Auge erhaͤlt auch dadurch etwas Eulenartiges, daß
der Knochenrand hinten viel höher, als vorn iſt, wodurch es
ebenſo vorwaͤrts, als bei Athene passerina Baje, dem Stein
kautz (Todtenvogel), gerichtet iſt. Der Körper iſt ungewoͤhnlich
geſtreckt und ſchlank, die Schenkel und Schienbeine ſind ſehr
lang, die Platte des Bruſtbeins in der Mitte eingefchnitten,
die Luftroͤhre mittelweit, faſt haͤutig, mit zarten Ringen, ge⸗
woͤhnlich gebildetem unterm Luftroͤhrenkopfe und ziemlich langen
Aeſten, welche gleich Anfangs über die Seiten der Luftroͤhre
hervortreten. Die Speiſeroͤhre ziemlich weit, bald zu einem
kugelfoͤrmigen nicht ſehr großen Kropf erweitert, dann ſehr ver⸗
engert; der Vormagen duͤnnhaͤutig und wie der große, beſonders
lange ſackartige duͤnnhaͤutige Magen mit deutlichen Druͤſen,
welche den ſcharfen Magenſaft ausſchwitzen. Doch iſt dieſer
bei den Weihen nicht ſo ſcharf, wie bey manchen andern Voͤ⸗
geln, namentlich bey den Habichten. Dieß ſieht man deutlich
daraus, daß man in den Gewoͤllen unter den Maͤuſehagren
viele Maͤuſeknochen findet, welche bei andern Raubvoͤgeln, wie
in einem papinianiſchen Topf aufgeloͤſt werden. Der Darm iſt
ziemlich ausgebildet, oben wie ein ſchwacher Gaͤnſe-, unten wie
ein Rabenkiel, mit 2 weiten, 4” langen, 8“ vom After ent⸗
fernten Blinddaͤrmen.
Circus cinereus. Der Schädel iſt außerordentlich ſtark
gewoͤlbt, auf der Stirne etwas breit, flach gefurcht, am ſchwa⸗
chen Augenſchutzknochen nicht aufgeworfen, ſehr ſtark erhoͤht,
und dennoch ſteht der, durch eine tiefe Furche in 2 Hoͤcker ges
theilte Scheitel hoch uͤber die Hinterſtirn empor; von dieſem an
faͤllt der Kopf nach dem hoͤckerartig vortretenden Hinterkopfe
wenig ſteil ab. In der eulenartigen Geſtalt aͤhnelt dieſer Kopf
wie der aller Weihen dem oben beſchriebenen von Cireus eya-
neus. Der innere Schnabel ſehr gefurcht mit wenig ſcharfer
Schneide und ſtumpfem Zahne. Der Gaumen hinten mittel⸗
weit, vorn ein langer Ritz ohne erhöhten Rand; 3" neben
dieſem Rande eine glatte, weit vorlaufende Leiſte. Die vorn
geſpaltene Zunge klein, kurz, ſchieferfarben. Die Luftroͤhre
mittelweit, ganz haͤutig mit ſehr ſchmalen, weichen Ringen,
am untern Kehlkopfe kaum erweitert mit mittellangen Aeſten,
deren erſte Ringe in der Höhe und Breite Über den Haupt⸗
ſtamm vortretend; nach unten werden dieſe Aeſte viel niedriger
und ſchwaͤcher. Die Speiſeroͤhre, der kleine Kropf, der haͤutige
Vor- und eigentliche Magen wie bey dem vorhergehenden. Der
Darm eines jungen Herbſtvogels war oben viel ſchwaͤcher, als
ein Gaͤnſe⸗, unten fo ſtark, als ein Rabenkiel, 28“ lang mit
2 engen, 3““ langen, 1“ 6““ vom After entfernten Blind⸗
damen. Der Leib und die Füße find noch ſchlanker, als bey
Circus eyaneus; doch iſt das Gabelbein (Fureula) groß, und
deswegen die Bruſthoͤhle weit und zur Aufnahme des Kropfes
geeignet. Die Bruſt iſt kurz, 1 Rippe liegt weit unter ihr,
die vorletzte gerade an ihrem untern Ende.
Bey dem am 27. September 1834 erlegten jungen
Maͤnnchen fand ich eine Goldammer im Magen. Der Kropf
309
und Magen des am 1. November deſſelben Jahres gefchoffenen,
hatte nur Feldmaͤuſe, Hypudaeus arvalis im Kropfe und Ma⸗
gen. Außer dieſen beyden ſehr verwandten Gattungen giebt es
noch eine Art, welche mein theurer Freund Bruch“ in Mainz
entdeckt hat. 2
Die blaffe Weihe. Circus pallidus Bruch. (Falco
pallidus, Tem. Man. d’Ornith. 4 vol. p. 594 — 596.
Sie unterfcheidet fih von den andern europaͤiſchen Arten
im ausgefaͤrbten Kleide des Maͤnnchens dadurch, daß das Ge—
ſicht und der ganze Vorderkoͤrper weiß iſt. — Bey den andern
iſt das Geſicht, der Vorderhals und der Kropf bleifarben —
und der weiße Buͤrzel mit aſchfarbigen, der Schwanz aber mit
ſchwarzgrauen Bändern beſetzt. Auch find die aͤußern Steuer:
federn auf der ſchmalen Fahne ſtark roſtfarben uͤberflogen.“
Dias alte Weibchen und wahrſcheinlich auch die Jungen
haben blaͤſſere Farben, als die Kornweihen, und auf dem
Schwanze 6 breite Querbinden.
Sie gehoͤrt dem ſuͤdlichen Europa an, wurde aber von
Bruch auch am Rheine erlegt. In der hieſigen Gegend iſt
mir dieſe blaſſe Weihe noch nicht vorgekommen; allein es iſt nicht
unmoͤglich, daß ſie auch hier erſchiene; denn Naumann beſchreibt
ſie ſchon als einen einjaͤhrigen Vogel der Kornweihe, indem er
in feinem Werke Band 1. S. 394. von dem juͤngern Männs
chen ſpricht. Der ganze Obertheil des Koͤrpers iſt ſehr ſchwach,
blaͤulich aſchgrau mit faſt weißen Federraͤndern und einer braun
und weiß gefleckten Stelle im Genick; das Geſicht weiß, aſch—
blaͤulich gefleckt. Der Ring oder die kleine Krauſel, welche das
Geſicht umgiebt, ſchneeweiß und ſehr hervorſtechend. Der ganze
uͤbrige Untertheil des Vogels, ſo wie auch die Deckfedern unter
den Fluͤgeln rein weiß. Die großen Schwingen ſind aſchgrau,
und bis zur 5. an der Endhaͤlfte braunſchwarz mit gelblich
weißen Endkaͤntchen. Unten iſt die Wurzelhaͤlfte der Schwin—
gen ſo wie der Fluͤgelbug und Steis ſchneeweiß, letzterer aber
noch mit verſchiedenen herzfoͤrmigen aſchbraͤunlichen Flecken be=
ſtreut. Die Mittelfedern des Schwanzes ſind wie der Ruͤcken,
die uͤbrigen gelblich weiß mit 7 bis 8 nach außen blaͤſſer, braͤun—
licher und ſchmaͤler werdenden Querbinden, welche auch auf der
untern Seite durchſchimmern; die Kanten aller weiß. Augen—
ſterne, Wachshaut und Fuͤße lebhaft hellgelb; die Schnabel—
ſpitze und die Krallen ſchwarz. —
- Wer ſieht nicht, daß dieſe Beſchreibung einem ganz an:
dern Vogel, als dem Taf. 40. Fig. 2 abgebildeten angehoͤrt?
Die Abbildung iſt der einjaͤhrige Vogel meines Circus einereus,
aber die Beſchreibung eine ſehr genaue des Circus pallidus,
uͤber welchen ich kuͤnftig mehr ſagen zu koͤnnen hoffe.
Zum Schluſſe bemerke ich noch, daß mir auf der am
12. Mai 1836 unternommenen Ruͤckreiſe von Brinnis nichts
Bemerkenswerthes vorkam.
In Temmincks Man. d’Ornith. 4. Bd. S. 594 wird Sykes
hinter den Namen Falco pallidus geſetzt. Bruch hat fie
aber 2 Jahre fruͤher unterſchieden.
310
Denkſchrift
der Muſeums⸗Geſellſchaft in Zürich zur Feyer des Buchdrucker⸗
feſtes im Juny 1840. Buchdruckerey Zürcher und Forrer.
Lithographien von Orell u. Comp. Fol. 42.
Ein wirklich prachtvoller Druck, der Muſter enthaͤlt von
Zuͤricher Schriftſtellern aus der aͤlteſten Zeit bis jetzt, jedoch nur
von verſtorbenen; von Hartmann von Ouwe 1200, Joh.
Hadloub 1290, Johannes von Winterthur 1348,
Felix Hämmerlin 1458, H. Zwingli 1531, H. Bul⸗
linger 1575, C. Geßner 1565, J. J. Breitinger 1645,
J. K. Schwytzer 1684, J. H. Hottinger 1667, J. von
Muralt 1733, J. J. Scheuchzer, J. J. Zimmermann,
. J. Bodmer, J. G. Hagenbuch, J. J. Breitinger,
. G. Sulzer, S. Geßner, J. C. La vater, H. Fuͤßli,
.J. Heß, H. Meiſter, H. Fuͤßli, H. Peſtalozzi,
. J. Hottinger, H. Meyer, U. Hegner, M. Uſteri,
Schultheß, H. Hirzel, K. Eſcher von der Linth,
. G. Ebel, P. Uſteri, H. Bremi, H. G. Nägeli,
. Horner. Am Schluſſe find zwey Fac simile aus dem
Zuͤrich zuerſt gedruckten Buch 1508. N
g NN ονο
Das vierte Seeularſeſt
der Erfindung der Buchdruckerkunſt, begangen zu Stuttgard im
Juny 1840. Lieſching 1840. 4. 91. Taf. 2.
Auch dieſes iſt ein ſchoͤner Abdruck auf Kreuzers Schnell⸗
preſſe, und enthält eine umſtaͤndliche Beſchreibung der Feftlich
keiten zu Stuttgard am 24. Juny mit Angabe der Leiter und
Theilnehmer; kirchliche Feyer, Abdruck der Predigt, der Reden,
Umzug, Schriftgießen und Drucken im Freyen, Gaſtmahl, Ger
ſundheiten uſw. Angedruckt find ein Fac simile aus einer
der erſten Bibeln, Lieder. Eine Tafel in Quart ſtellt den
Marktplatz mit der verſammelten Menge dar; eine andere in
Langfolio, den Umzug mit Fahnen, Zeichen, Mayen uſw.;
darunter wahrſcheinlich manche Abbilder, welche die Stuttgarder
beſonders freuen werden. Die Dachloͤcher auf dem ſonſt recht
artigen Dom nehmen ſich aber dabey gar zu ſchlecht aus.
Der Schwabenſpiegel
oder ſchwäbiſches Land und Lehnrechtbuch, nach einer Handſchrift
vom Jahr 1227., herausgegeben von Dr. Fl. A. Freyherrn von
Laßberg (Sohn). Mit einer Vorrede von Dr. A. L. Rey⸗
ſcher. Tuͤbingen bey Fues. 1840. 8. 279.
Der Herausgeber, geb. 1798, Sohn des berühmten Dich
ters, Archäologen und Herausgebers des Nibelungen > Liedes,
ſtudierte die Rechte zu Heidelberg, Goͤttingen und Jena, wurde
bald darauf Aſſeſſor bey der Regierung in Hohenzollern-Sig—
maringen und dann Regierungsrath, machte Geſundheits halber
1831 eine Reiſe an's Mittelmeer und begann während dieſer
Zeit die vorliegende Arbeit; 1834 wurde er Geheimer Conferenz—
311
Rath; 1836 Director des Hofgerichtes und der Landes = Re:
gierung. Mitten in dieſen und feinen literariſchen Beſchaͤfti⸗
gungen entriß ihn aber der Tod ſeinem Fuͤrſten, ſeinem Lande,
feiner Familie und den Wiſſenſchaften im Juny 1838.
Bey feinem leider zu fruhen Tode war die vorliegende
Handſchrift bis auf den vorletzten Bogen gedruckt; auch lag die
Beſchreibung der Handſchriften fertig vor; Reyſ cher hatte
aber noch den Zweck, Plan und die Beſchaffenheit dieſer Hand—
ſchrift naͤher zu bezeichnen. Dieſelbe ift Eigenthum des Vaters
von Laßberg zu Moͤrsburg, welche erſt im Jahr 1830 zu
Weinfelden im Thurgau unter einem Dache gefunden wurde;
mehrere Blätter, die fehlten, wurden aus dem Zürcher Perga⸗
ment⸗ Codex ergänzt, betragend 169 Paragraphen, die andere
Handſchrift 867. Dieſe Handſchrift wird nun genauer beſchrie⸗
ben und durch ein Face simile veranſchaulicht. Dann wird
uͤber die Bedeutung der Buchſtaben, beſonders der Diphthongen
geſprochen; die Interpunction, die Materienfolge, Zeit der Hand⸗
ſchrift, welche von einem Diacon Conrad von Luzelenhein
zu Freyburg und Voerſtedten im Breisgau für Georg von
Falkenſtein 1287 gefertigt wurde; daher die aͤlteſte bekannte
Handſchrift. Dann folgt eine Unterſuchung uͤber das Alter
des Textes uͤberhaupt, das Verhaͤltniß des Schwabenſpiegels
zum Sachſenſpiegel, ſodann ein Verzeichniß von nicht weniger
als 197 Handſchriften an der Zahl, kurz characteriſirt.
Sodann der uͤberſichtliche Innhalt, und endlich der Ab:
druck des Landrechtes mit Anmerkungen von S. 1 — 168.
Darauf das Lehenrecht bis S. 224. Zugegeben iſt eine Sy⸗
nopſis bis S. 256, und endlich ein alphabetiſches Regiſter bis
zum Ende, ſo daß mithin jedem Beduͤrfniß abgeholfen iſt. Eine
Tafel ſtellt das Abbild des Herausgebers vor. Es kommt uns
nicht zu, ein Urtheil uͤber dieſe Bearbeitung zu faͤllen, aber die
Natur der Handſchrift, der große Fleiß und die Sorgfalt, welche
auf ihre Herausgabe verwendet worden, ſcheinen uns aller Ach—
tung werth und ein wuͤrdiges Denkmal fuͤr Herrn von Laß berg
zu ſeyn.
Enumeratio
plantarum Javae et Insularum adjacentium, auctore C. L.
Blume. Hagae apud Hartmann 1827. (ed 2. 1830.) 8.
Fasc. I. II. 274.
Dieſe Schrift iſt nur der Vorlaͤufer von ſpaͤteren Werken
und enthaͤlt ein Verzeichniß der gefundenen Pflanzen mit einem
kurzen Character und mit Synonymen. Wir wiſſen nicht, ob es
geſchloſſen iſt, ſcheint aber wohl, weil ſeit dieſer Zeit nichts mehr
erſchienen iſt, obſchon noch viele Familien fehlen. Es kann nicht
an Abſatz liegen, weil eine zweyte Aufgabe nöthig geworden iſt.
Der Verfaſſer hat zugleich die Pflanzen benutzt, welche
Reinwardt, Kuhl und Haſſelt geſammelt haben.
Das erſte Heft enthaͤlt:
1) Commelyneae: Commelyna 13 Species; Trades-
cantia 6, Campelia 2.
2) Colchicaceae: Drapiezia 1, Roxburghia (Stemona,
Ubium 3.)
312
3) Asparageae, Dracaena 1, Sanseviera 8, Dianella 3,
Rhuacophila 2, Chloopsis 2, Bulbospermum 1, Hanguana
1, Cureuligo 1.
4) Smilaceae: Smilax zeylanica 7, Dioscorinae: Di-
oscorea 14, Amaryllideae: Amaryllis 1, Paneratium 2, Cei-
num 1.
5) Irideae: Pardanthus 1.
6) Burmanniaceae: Burmannia 1, Gonyanthes 1,
Gymnosiphon 1. 5
7) Hydrocharideae: Damasonium 2, Pistia 1.
8) Hemerocallideae: Pontederia 4.
9) Alismaceae: Sagittaria 2.
10) Canneae: Canna 2, Maranta 1, Phrynium 6.
11) Seitamineae: Zingiber 11, Curcuma 5, Kaemp-
feria 4, Amomum 7, Elettaria 11, Donacodes n. 5, Dira-
codes n. 1, Hedychium 5, Alpinia 5, Hellenia 2, Ceno-
lophon n. 1, Costus 3, Globba 2.
Der Verfaſſer ſtellt folgende Claſſification auf.
CONSPEC TUS GENERUM.
Sect. 1. Corollae Limbus uterque tripartitus.
* annuae.
1, Filamentum breve ad basin antherae calearatum.
Habitus. Herbae acaules. — Curcuma.
2. F. breve ultra antheram bieristatum. Habitus.
Herbae acaules. — Kaempferia. 5
3. F. praelongum cum labello tubulatum. Anthera
appendieulata vel rarius nuda. Habitus. Herbae caules-
centes.— Globba, 1
** merennes.
4. F. filiforme: Anthera nuda.
caulescentes. — Hedychium.
Sect. 2. Corollae limbus interior unilabiatus.
a. Anthera filamento elongato coronata.
*annuae, _ ;
5. F, ultra antheram subulatum,
centia dense
Zingiber.
Habitus. Herbae
Habitus. Inflores-
spicata radicalis aut rarius terminalis. -—
** perennes.
6. F. foliaceum ultra antheram semilanceolatum.
Habitus. Inflorescentia dense spicata terminalis aut radi-
calis. — Costus.
“
7. F. foliaceum ultra antheram bilobum, Habitus.
Inflorescentia dense spicata terminalis. Diracodes.
8. F. lineare ultra antheram semilunatum v. dila-
tato-bilobum. Habitus. Inflorescentia dense spicata radi-
calis. — Amomum,
9. F. lineare ultra antheram!dilatatum integrum. Ha-
bitus. Inflorescentia laxe racemosa terminalis. Cenolophon.
10, Corollae tubus brevis. Filamentum lineare ultra
antheram lobulo brevissimo terminatum. Habitus. Inflores-
centia laxe paniculata aut racemosa terminalis. Hellenia.
313
11. Corollae tubus elongatus. F. praecedentis. Ha-
bitus. Inflorecentia dense spicata radicalis. Donacodes.
b. Anthera nuda.
12. Corollae tubus brevis. F. lineare. Habitus. Inflo-
rescentia laxe paniculata aut racemosa terminalis. Alpinia.
13. Corollae tubus elongatus. F. praecedentis. Ha-
bitus. Inflorescentia dense aut rarius laxe spicata radicalis.
Elettaria.
Obs. Seitamineas rite in sequentes subdivisiones
separare possumus: a
1°. Zingibera. Hue pertinent Zingiber, Curcuma et
Kaempferia. Herbae sunt annuae, radicibus carnosis tu-
berosis et inflorescentia dense spicata.
2°. Amomae. Hujus subdivisionis sunt Amomum,
Elettaria, Donacodes, Diracodes et Hedychium, quae
plantae omnes perennes sunt, radieibus magis tamen ligneis
et repentibus praeditae. Inflorescentia vulgo est radicalis,
dense spicata, vel si forte terminalis, bracteis dense
munita.
30. Alpiniae. Hue pertinent Alpinia, Hellenia et
Cenolophon, quaequoque plantae omnes perennes sunt,
nec a priori sectione differunt, nisi inflorescentia caulem
terminante laxeque paniculata vel racemosa.
4° Costae. Solum genus huc pertinet. Costus,
a reliquis Scitamineis diversum habitu peculiari, disposi-
tione nempe foliorum, quorum vaginae tubulosae, neque
ut in ceteris hujus familiae plantis semivaginantes sunt.
Inflorescentia hie terminalis est, sed dense spicata.
l 5. Globbae. Globba genus huc referendum ab
omnibus Scitamineis distinguitur habitu fructuque unilo-
eulari. Proxime accedit Zingiberibus, quorum instar an-
nuum est; differt vero illis inflorescentia laxa, terminali,
racemosa.
14. Piperaceae: Piper (et Peperomia) 41.
15. Chloranthacae: Chloranthus 3, Asiarina 1.
16. Aristolochiaceae: Aristolochia 1, Bragantia 1,
Tacca 3, Nepenthes 1.
17. Balanophoreae: Balanophora 2.
18. Coniferae: Podocarpus 4, Agathis 1.
19. Rhizophoreae: Rhizophora 2, Bruguiera 4.
20. Begoniaceae; Begonia 15.
Das zweyte Heft enthält nichts als Cryptogamen.
I. Filices.
1. Polypodiaceae: Polybotrya, Acrostichum, Nipho-
bolus, Notochlaena, Taenitis, Antrophyum, Hemionitis,
Gymnogramma, Meniscium, Grammitis, Lecanopteris,
Polypodium 48, Cheilanthes, Aspidium 93, Stegnogramma,
Allantodia, Asplenium 30, Diplazium, Didymochlaena,
Woodwardia, Blechnum, Monogramme, Vittaria, Hyme-
nolepis, Lomaria, Leptochilus, Darea, Pteris, Adiantum,
Lindsaea, Hymenophyllum, Trichomanes, Davallia 29,
- Dicksonia, Ceratopteris, Arachniodes n. Gymnosphaera n.
Chnoophora, Cyathea, Alsophila, Hemitelia.
Iſis 1841. Heft 4.
314
2. Gleicheniaceae: Gleichenia 7.
3. Osmundaceae: Todea, Osmunda, Lygodium,
Schizaea.
4. Marattiaceae: Marattia.
5. Ophioglosseae: Helminthostachys ,
sum,
Ophioglos-
6. Mesodmeae: Kaulfussia (Aspidium asculifolium.)
Il. Lycopodineae: Lycopodium 27, Psilotum 1.
III. Marsileaceae: Marsilea quadrifolia.
IV. Equisetaceae; Equisetum virgatum, laxum.
Das ift Alles, was heraus iſt; hoffentlich wird der Vers
faſſer das Werk nicht ſtecken laſſen. Wahrſcheinlich iſt er ge—
ſonnen, es fortzuſetzen, wann das Hauptwerk ausgearbeitet iſt,
wobey er auch ganz recht thut.
Geſchichte der inductiven Wiſſenſchaften
von den früheſten Zeiten bis zu unſerer Zeit. Nach dem Enali:
ſchen des Whewell, mit Anmerkungen von J. b. Aiken.
Stuttgard, bey Hoffmann. II. 1840. 8. 584.
Whewell iſt als Phyſiker beruͤhmt, ſo wie Littrow
als Mathematiker und Aſtronom, und mithin kann man von
der Bearbeitung des Werkes, ſo wie von der Ueberſetzung nichts
anderes als Gutes erwarten. Dieſes Werk gibt eine vollkom—
mene Geſchichte der Phyſik, Aſtronomie, Mechanik, Chemie und
Geologie uſw., ſo wie eine kurze Schilderung der betreffenden
Gelehrten, welche gewoͤhnlich Litt row vollſtaͤndiger gemacht
hat. Dieſer Band beginnt mit dem ſechſten Buch, die Ge⸗
ſchichte der mechaniſchen Wiſſenſchaften, beſonders Galilei, New⸗
ton, Euler und Laplace; das ſiebente Buch S. 131. enthaͤlt
die Geſchichte der phyſiſchen Aſtronomie, wieder Newton und
feine Nachfolger. Das achte S. 321. handelt von der Acuſtik;
das neunte S. 361. von der Optik; das zehnte S. 499. von
der Waͤrme und der Meteorologie. Jedes Buch iſt wieder in
Capitel und Paragraphen getheilt, ſo daß an der Einrichtung
nichts zu wuͤnſchen iſt. Hoffentlich kommen Regiſter dazu, ſo⸗
wohl der Autoren als der Sachen.
Beyträge
zur Monographie der Pteromalinen, von A. Foͤrſter.
bey Mayer. 1841. 4. H. I. S. 47. T. 1.
Wirklich ſehr reichhaltige und nuͤtliche Beytraͤge zu dem
Werke von Nees uͤber die Pteromalinen, bekanntlich Kerfe,
wovon die „meiften kaum 1““ lang find, deren Lebensart aber
ſehr merkwuͤrdig iſt. Sie entwickeln ſich in anderen Kerfen,
beſonders in denen der Gallaͤpfel. Der Verfaſſer fuͤhrt alle
Gattungen auf, von denen dieſes bekannt iſt. Es ſind deren
68. Er hat eine Claſſification uͤber dieſe zahlreichen Gattun⸗
gen gegeben, und ſodann die von ihm bey Achen gefundenen
characteriſiert, fo fern fie nicht in Neeſens Werk ſtehen. Es
iſt wirklich eine ſehr große Zahl, im Ganzen nicht weniger als
264 der Sippe Pteromalus, 20 en find nur ſehr we⸗
2
Achen,
315 —
nige früher bekannte. Bey jedem Character das Geſchlecht und
die Größe. Seine Eintheilung iſt:
I. Fluͤgel waſſerhell.
A. Hinterleib nicht geſtielt.
1. Hinterruͤcken glatt. Gattungen 1 — 40.
2. Hinterruͤcken punctiert. Gattungen 41 — 192.
3. Hinterruͤcken runzelig. Gattungen 193 — 227.
B. Hinterleib geſtielt. )
1. Doppelnerve verdickt. Gattungen 228 — 242,
2. Nicht verdickt. Gattungen 259 — 264.
II. Flägel gefleckt. Gattungen 259 — 264.
Dabey ſind noch viele Unterabtheilungen nach Geſtalt des
Hinterruͤckens, Farbe der Fuͤhlhoͤrner, der Fuͤße uſw.
Pag. 31. Eurytoma 7 Sp. Torimus 25. Eupel-
mus 2. Siphonura 3. Cleonymus 11. Pteroneoma n.
Tetracanthe n. 3. Phacostomus 4. Chrysolampus 26.
Dicormus n. 1. Sphaeripalpus n. 1. Elachaestus 16.
Stenophrus n. 1. Eulophus 35. Myina 11. Gonatoce-
rus 6. Anacre 1. Eutriche 3. Eucyrtus 3. Ceraphron
1. Hadroceras (Calliceras) 1. Lagynodes n. 1 Te-
leas 1. Prosacantha 2. Platygaster 1.
Abgebildet find 27 Gattungen faft aus allen Sippen mit
einzelnen Theilen in Umtiffen, vergrößert.
—
Verſuch
einer vollſtändigen Thierſeelenkunde, von Scheitlin, Profeſſor
zu St. Gallen. Stuttgard, bey Cotta. 1840. 8.
I. 490. II. 444.
Ueber dieſen Gegenſtand iſt zwar ſchon Manches geſchrie—
ben worden, aber mit wenig philoſophiſchem Geiſt und begreif—
licher Weiſe auch nicht mit den Huͤlfsmitteln, welche jetzt einem
Thier⸗Pſychologen zu Gebote ſtehen, wo die vergleichende Ana—
tomie wenigſtens in eine Art Syſtem gebracht und die Natur:
Philoſophie zu beſtimmten Reſultaten uͤber das Pflanzen- und
Thierreich gelangt iſt. Der Verfaſſer hat alle dieſe Arbeiten
benutzt, vieles von ſeinen eigenen Beobachtungen und Anſichten
hinzu gethan, daſſelbe mit Scharfſinn und Wohlwollen fuͤr die
Thiere durchgearbeitet, und ſo ein Ganzes geliefert, wie wir es
noch nicht haben. Er geht bis in die aͤlteſten Zeiten zuruͤck
und ſtellt beſonders vollſtaͤndig die pſychologiſchen Anſichten der
Bibel, der religioͤſen Urkunden uͤberhaupt und der alten Dichter
zuſammen, was bisher noch nicht geſchehen iſt. Das iſt auch
in der That ein reiches Feld und beſonders wichtig durch die
Verehrung oder Schonung, welche gewiſſen Thieren im Alter—
thum zu Theil geworden iſt. Man erhaͤlt hier eine ganze Ge—
ſchichte der bibliſchen Zoologie, ſowie der aͤgyptiſchen und der
orientaliſchen uͤberhaupt. Darauf durchgeht er das Mittelalter
bis auf Leibnitz, hebt die bezuͤglichen Anſichten, beſonders der
Philoſophen uͤber die Geiſteskraͤfte der Thiere hervor, und kommt
ſodann S. 183 auf unſere Zeit. Nach dieſer hiſtoriſchen Ent—
wickelung folgt der practifhe Theil S. 284. Zuerſt wieder
das Geſchichtliche uͤber die Behandlung der Thiere, ſodann die
316
Mittel zum Studium der Thier-Pſychologie, ein Blick in das
Geiſtige der Thierwelt, und endlich 367 ein pſpchologiſches
Thierſyſtem. Es iſt gewiß intereſſant, die Thiere nach ihren
geiſtigen Eigenſchaften zu ordnen. Allein ebenſo ſchwierig, die⸗
ſen Rang mit ihrem ſyſtematiſchen in Uebereinſtimmung zu
bringen, oder vielmehr zu zeigen, daß keine Uebereinſtimmung,
nehmlich den Stufen nach, vorhanden iſt. Der Verfaſſer ſtellt
wohl mit Recht unter den wirbelloſen Thieren die Immen oben
an, wo ſie in der zoologiſchen Reihe nicht ſtehen koͤnnen; ebenſo
ſtellt er die Eingeweidwuͤrmer zu unterſt, und laͤßt darauf In⸗
fuſorien folgen, die Polypen, Quallen, Schalthiere, Rothwuͤrmer,
Milben und Laͤuſe, Aſſeln, Wanzen, Muͤcken, Heuſchrecken,
Cicaden, Krebſe, Falter, Kaͤfer, Netzfluͤgler, Spinnen, worauf
die Immen und Termiten. Der Verfaſſer hätte dieſe Abthei⸗
lungen mehr heraus heben und gliedern ſollen, damit ſie beſſer
in die Augen gefallen waͤren. Dann kommen die Fiſche und
Lurche. Im zweyten Band die Vögel und Haarthiere, befons
ders die letztern ſehr reich an geiſtigen Verhaͤltniſſen, wobey
auch die Fragen uͤber ihren Beſtand, ihr Moraliſches behandelt
und beſonders auch ihre Rechtsverhaͤltniſſe zum Menfchen,
Man muß dem Verfaſſer die Gerechtigkeit widerfahren
laſſen, daß er alles geleiſtet hat, was gegenwärtig zu leiſten iſt,
und daß er gerade deßhalb den Gegenſtand viel weiter gefoͤrdert
hat. Hoffentlich wird er auch eine menſchlichere Behandlung
des Viehs in die Gemuͤther pflanzen, was freylich nur durch
den allgemeinen Unterricht in der Naturgeſchichte erreicht werden
kann, eine Nothwendigkeit, welche Gottlob! alle Regierungen
einſehen, und gegen welche nun niemand mehr kaͤmpft, als die
Philologen, indem die Theologen bereits einſehen, wie vortheil—
haft die Naturgeſchichte auf die Verbeſſerung der Menſchheit
wirkt und wie viele belehrende und erweckende Beyſpiele ſie ih⸗
rem Vortrage an die Hand gibt.
Uebrigens ſteht auch mit dieſem Werk die Pfychologie
noch nicht auf ihrem gehoͤrigen Boden, oder vielmehr ihr Tem⸗
pel iſt noch nicht erbaut, in dem ſie regelmaͤßig wohnen koͤnnte.
Das Material aber dazu hat der Verfaſſer reichlich herbey ge—
fuͤhrt und auch gut auseinander gelegt, ſo daß der kuͤnftige
Architect es bey der Hand hat.
Man braucht nur die Saͤugthiere zu betrachten, fo fällt
es in die Augen, daß die höheren nicht eben auch pfychologifch
die hoͤheren ſind; Pferd und Elephant zieht man dem Affen
vor, und uͤberhaupt ſind hier die Geiſtesvermoͤgen ſcheinbar ſo
unordentlich vertheilt, daß nirgends eine Regel durchblicken will;
und doch darf man an einer ſolchen nicht zweifeln. Daraus
folgt aber, daß ſie auf einem andern Wege als dem einfach
aufſteigenden Parallelismus in der zoologiſchen Reihe geſucht
werden muͤſſe. Indeſſen gibt es auch keine zoologiſche Leiter,
ſondern, wie ich gezeigt habe, Reihen neben einander, obgleich
uͤber einander, als wenn ſie hinter einander am Abhange eines
Berges ſtaͤnden, gleich Leitern auf Stuffen. Aber auch dieſe
Leitern ſind wieder gebrochen je nach den Zuͤnften, und dieſe
Zuͤnfte ſelbſt ſtehen, ungeachtet ihres Parallelismus, wieder auf
Stuffen. Doch das iſt vor der Hand gleichgültig. Ich führe
es nur an, um dadurch auf die pfychologiſche Anordnung zu
kommen. Dieſe darf nehmlich ebenſo wenig in Bauſch und
Bogen genommen und auf eine Leiter vertheilt werden, als das
Thier- oder Pflanzenreich. Die geiſtigen Eigenſchaften ſtehen
*
D
317
auch nicht bloß Über, ſondern auch neben einander, und bie
Hauptſache iſt daher, dieſelben ſyſtematiſch aufzufinden und zu
ordnen. Der einen Thierclaſſe wird vielleicht das Gedaͤchtniß
angehoͤren, der andern die Schlauheit, der andern die Schlem—
merey, der andern der Geſchlechtstrieb, einer andern der Kunſt—
trieb, das Nachahmungsvermoͤgen uſw.; und auf der Leiter die—
ſer geiſtigen Eigenſchaften werden alle andern wieder untergeord—
nete Rollen ſpielen koͤnnen. Der Knabe ſteht ohne Zweifel dem
Menſchen naͤher, als der Hund, und dennoch wird der letztere
viel geſchickter, vorſichtiger und auch verſtaͤndiger ſeyn. Auch
der Affe ſteht dem Menſchen naͤher, aber er bleibt in den Kna—
benjahren und iſt daher muthwillig und handelt hanſenhaft.
Wenn Elephant und Pferd den Lurchen parallel gehen, ſo
werden ſie deren Naſengeiſt, nehmlich die Schlauheit mit dem
Saͤugthier⸗Verſtand verbinden, die Wiederkaͤuer dagegen die
Furcht und Gelehrigkeit des Vogels mit demſelben Verſtand,
die Fledermaus die Inſecten⸗Frechheit mit demſelben, das Faul⸗
thier die Muſcheltraͤgheit ufm. Nur durch ſolche Combinationen
werden wir einmal zu einem Syſtem der Thier-Pſychologie ges
langen. Auf dieſe Art zeigt es ſich, daß die geiſtigen Eigen—
ſchaften der Thiere in den Zuͤnften ſehr verſchieden ſeyn koͤnnen,
und auch ſcheinbar von ſehr verſchiedenem Rang. Es verhaͤlt
ſich damit wie mit den Staͤnden unter den Menſchen. In
jedem Stande gibt es eminente Koͤpfe, von denen man nicht
angeben kann, welcher uͤber dem andern ſteht, weil jeder ein
anderes Geſchaͤft hat. Indeſſen iſt allerdings unter den Ge—
ſchaͤften auch wieder ein Rang, der aber von keinem großen
Belang iſt. Vollkommen iſt nur, wer mehrern Geſchaͤften ge—
wachſen iſt. Daher iſt bey der Abſchaͤtzung der geiſtigen Kraͤfte
der Thiere ihre Claſſe, ihre Zunft, die Manchfaltigkeit ihrer
Combinationen oder Wiederholungen in Betracht zu ziehen.
Ein ſchweres Geſchaͤft.
Beyträge
zu der Lehre von dem Leben, von pr. Ph. Cretzſchmar.
Frankfurt bey Sauerländer, 1840. 8. I. 466.
Ein Werk eigenthuͤmlicher Art, welches erſt beurtheilt wer—
den kann, wann es geſchloſſen iſt. Dieſem erſten Theil, welcher
das materielle Leben enthaͤlt, ſieht man es indeſſen leicht
an, daß er das Product eines vieljaͤhrigen Nachdenkens und
Studiums iſt, wovon auch der Verfaſſer in der großen Vorrede
von 51 Seiten Rechenſchaft ablegt, indem er zeigt, wie er nach
und nach zu ſeinen Unterſuchungen uͤber das Weſen des Lebens
gekommen iſt. Die Aufſuchung der Gruͤnde von der Zaͤhmung
der Hausthiere beſchaͤftigte zuerſt ſein Nachdenken und er hat
dabey gefunden, daß es das Verhaͤltniß des Thiergeiſtes zum
Menſchen und nicht das ihres Leibes iſt, welches ſie zum An—
ſchluß an den Menſchen faͤhig macht; denn nicht der materielle,
ſondern der geiſtige Einfluß des Menſchen thut bey der Zaͤhmung
die Hauptſache. Das führte ihn nun wie natuͤrlich auf die Pſy—
chologie, und endlich auf den Begriff des Lebens, das ein Gan—
zes iſt, eins und daſſelbe in allem, was iſt; das aus dem gei—
ſtigen Princip, welches ein Cosmiſches iſt, auf dem Planeten
ein Individuum entwickelt, welches ebenſo wie das Princip, das
ein unendliches, das ohne Anfang und Ende iſt, auch die Be—
318
dingung feines unendlichen Fortlebens in ſich enthält. Dadurch
wurde er auch auf das Leben der Pflanzen getrieben, und von
da auf das Verhaͤltniß der phyſiſchen Kräfte und der chemiſchen
Proceſſe zum Organismus.
Dieſer Band enthaͤlt nun die Entwickelung dieſer allgemeinen
Kraͤfte und Vorgaͤnge, worinn viele eigenthuͤmliche Ideen und
Anordnungen vorkommen, wovon wir hier keine Darſtellnng ges
ben koͤnnen. Er handelt vom Lebens-Princip überhaupt, analy:
ſiert daſſelbe, betrachtet die Materie nach Stoffen, Theilchen
und Geſtalt, theilt die koͤrperloſen Weſen oder die Kraͤfte der
Materie ein, und kommt ſodann zu den Lebens-Proceſſen, wo—
bey Gaͤhrung und Faͤulniß zuerſt abgehandelt werden. Er ſtellt
vier Kraͤfte auf, wodurch alles regiert wird: die bindende, die
bewegende, die fuͤhlende, die toͤnende. Die erſte iſt eigentlich
die ſogenannte Cohaͤſions-Kraft, von deren Wirkung hier aus⸗
fuͤhrlich gehandelt wird. Dazu gehoͤrt die magnetiſche Anziehung.
Die bewegende Kraft oder Expanſions-Kraft, wozu die Electricität
gehört, wird auf dieſelbe Weiſe umſtaͤndlich betrachtet.
Unter der fuͤhlenden Kraft verſteht der Verfaſſer Waͤrme
und Licht; ein reichhaltiges Capitel. Den Ton ſchreibt er auch
einer beſondern Kraft zu; ſie iſt eigentlich das Product der drey
vorigen Kraͤfte; ein ſchwieriger Gegenſtand, uͤber den wir uns
kein Urtheil anmaaßen. Dem geiſtreichen, aber von feinem Va:
terlande verkannten und faſt wie Meßmer, Gall und Hab:
nemann daraus vertriebenen Chladni wird hier ſeine Ehre
erwieſen. Gegen des Verfaſſers Anſichten über die Fortpflan⸗
zung des Tons und das Scho ließe ſich jedoch manches einwen—
den, ſo wie auch gegen ſeine Erklaͤrung der Bewegug der Son—
nenftäubchen: indeſſen find das Einzelheiten, welche der Verfaſſer
mit ſich abthun mag. Genug das Buch iſt nach langjaͤhrigen
Studien, Vergleichungen und Ueberlegungen geſchrieben, und
man muß daher die Anwendung der hier gegebenen Grundſaͤtze
auf die organiſche Welt erſt im Folgenden abwarten.
Observationes
anatomicae de Orthragorisco Mola, Diss. in. P. H. Jac. Wel-
lenbergh. Lugduni Bat. apud Luchtmans 1840, 4.
30. t. 1. Fol.
Ein ſehr erwuͤnſchter Beytrag zur Kenntniß des Knochen⸗
ſyſtems von dieſem immerhin ſeltenen, wenigſtens kaum unter—
ſuchten Fiſch, welcher bey Kattwick in Holland gefangen wurde.
Voran ein Verzeichniß der Schriftſteller, worunter nur Salviani
und Rondelet 1554 von Bedeutung ſind, woruͤber man ſich
faſt wundern ſollte. Er lebt nur im hohen Meer und wird
daher ſelten gefangen, nur wann er, vielleicht erkrankt, ans Ge—
ſtade getrieben wird. Der Verfaſſer ließ das Skelet ſehr groß
abbilden, recht huͤbſch, Kopf beſonders von oben, Zungenbein
und Kiemen von unten. Dieſe Knochen werden genau gezaͤhlt,
beziffert und beſchrieben; und der Verfaſſer ſucht ſie auf die
bey andern Fiſchen zu beziehen, beſonders unter den Benenn—
ungen Cuviers, wobey er auch die der andern Schriftſteller
anfuͤhrt: Knochen des Kopfs, des Geſichts, des Kiemendeckels,
woran der Zwiſchendeckelknochen fehlt; des Unterkiefers, Zungen⸗
319
being, Kirmenbögen (5 wie bey andern Fiſchen), Ruͤckgrathfloſſen,
Glieder. Dem Skelet nach ſchließt ſich der Fiſch den Knochen⸗
füſchen an; indeſſen ſind die Knochen nicht immer deutlich von
einander geſchieden und viele dutch Knorpelſubſtanz mit einander
verbunden. Dieſe Arbeit iſt dankenswerth und beweiſt den
großen Eifer des Verfaſſers. Von Eingeweiden wurde Herz⸗
und Darm⸗Canal erhalten, jenes iſt ebenfalls abgebildet. Der
Darmcanal iſt ſehr lang, uͤber 4 Meter, waͤhrend der Leib
kaum eines. Stuͤcke der ſehr dicken Haut deſſelben ſind ab⸗
gebildet, ſo wie microſcopiſche Anſichten von ihrem Bau. Er
enthielt eine Menge Bothriocephalus mierocephalus et Di-
stoma nigroflavum noch lebendig, obſchon der Fiſch ſchon eis
nige Tage todt war.
Die Metamorphoſe
der Monaden, von Dr. 58 Mayer, . Bonn, bey Weber.
1840. 4. 37. T. 1
Es iſt ſehr ſchwer, faſt unmoͤglich, uͤber dieſe zahlreichen
und eigenthuͤmlichen microſcopiſchen Unterſuchungen und neuen
Anſichten einen verſtaͤndlichen Bericht zu geben, und wir müffen
daher ſchlechterdings uns mit der Hinweiſung auf dieſe Schrift
begnuͤgen: ihr Innhalt darf von den Phyſiologen nicht uͤberſe⸗
hen, muß vielmehr geprüft und gewürdigt werden. Der Ver—
faſſer ſpricht vorzuͤglich von den Blutkuͤgelchen, ihrem Bau und
eigenthuͤmlichen Leben, welches er durch zahlreiche Beobachtun⸗
gen zu beweiſen ſucht. Alle Organe des Koͤrpers wuͤrden aus
Blut⸗Monaden und ihren Metamorphoſen gebildet, und dafür
fuͤhrt er ſeine microſcopiſchen Unterſuchungen nicht bloß uͤber
das Blut und das ſogenannte Zellgewebe an, ſondern auch uͤber
die Schuppen, Haare, Zaͤhne und Federn, wobey ſehr vieles zur
Sprache kommt uͤber den Farbenſtoff, den Schmelz u. dergl.
Der Verfaſſer hat ſich Jahre lang mit dieſen microſcopiſchen
Beobachtungen beſchaͤftigt und eine ſo große Uebung darinn er—
langt, daß man ſeinen Entdeckungen wohl alle Aufmerkſamkeit
ſchenken darf; und wir zweifeln nicht, daß es geſchehen wird.
Auf jeden Fall werden fie Anregungen zu neuen Unterſuchun⸗
gen ſeyn, und uns daher der Wahrheit in dieſem dunkeln
Gebiete der Anatomie naͤher bringen. Die Abbildungen ſind
alle microſcopiſch, und ſtellen vor Schuppen, ſelbſt von Petro-
mizon et Myxine, Haare, Federn, Zahnſchmelz, Muskelfaſern
bey ungeheueren Vergroͤßerungen.
N 320
Die achtzehnte Verſammlung
der Naturforſcher und Aerzte von Dr. Carl Roͤſch. Stuttgard
bey Ebner. 1810. 8. 171. *
Briefe, urſpruͤnglich von einem Arzt geſchrieben, welche
außer dem Leben und Weben der Verſammlung zu Erlangen
alles Intereſſante mittheilen, was in der— medicinifchen Abthei⸗
lung vorgekommen iſt, und darunter beſonders wichtig ein Vor⸗
trag von dem Verfaſſer über Cretinismus und angeborenen Bloͤd—
ſinn. Der Pfr. beſchreibt kurz die Begegniſſe auf der Hinreiſe
und beſonders das Mediciniſche, neue Heilmittel oder Behand⸗
lungsmethoden, welche ihm vorgekommen ſind, beſonders in
Stuttgard. Von Erlangen erfaͤhrt man die getroffenen Ein⸗
richtungen, die Feſtlichkeiten, welche dort und in Nuͤrnberg Statt
hatten, die große Aufmerkſamkeit der Bewohner uͤberhaupt;
man wird mit vielen ausgezeichneten Aerzten bekannt, mit
welchen es der Pfr. ſelbſt würde, indem er nicht bloß die Mit-
theilung ihrer mediciniſchen Aeußerungen wieder mittheilt, ſon⸗
dern auch ein Gemälde von ihrem Aeußern und ihrer Erſchei⸗
nung uͤberhaupt entwirft. Den groͤßten Theil des Buchs neh—⸗
men die medicinifchen Verhandlungen, vorzuͤglich die wechſel⸗
ſeitigen Beſprechungen, ein, welche den Pfr., fo wie alle andern,
am meiſten anzogen, und in die er uͤberhaupt die Hauptwirkung
dieſer Verſammlungen ſetzt. Wir glauben, daß das hier Mits
getheilte uͤber die Behandlungsweiſe ſehr verſchiedener Kranf-
heiten den Aerzten von großem Intereſſe ſeyn wird, und dabei
kommt noch ſo viel Leben und Weben an Ort und Stelle, in
der ſogenannten fraͤnkiſchen Schweiz und auf der Heimreife.
überhaupt vor, daß auch das Buch in dieſer Hinſicht zur Unter
haltung und Belehrung das Seinige beytraͤgt. Dem ft.
wäre wegen feiner entſchieden wiſſenſchaftlichen Richtung eine
Lehrſtelle zu wuͤnſchen, worin er gewiß vieles leiſten wuͤrde.
Es iſt den Studierenden nicht genug zu wiederholen, daß ſie,
wofern ſie die Faͤhigkeit zum Lehrer in ſich verſpuͤren, dee
Bahn ſogleich nach der Vollendung ihrer Studien betreten muͤſ—
ſen, weil dieſes das einzige Mittel iſt, ihr Talent an den Tag
zu legen, und weil es ſehr ſchwer iſt, von einer andern Bahn
wieder auf die erſte einzulenken. Dadurch gehen viele Talente
für das Lehrfach verloren, was um fo empfindlicher iſt, da fie
fo felten find, und man ſogar auf den meiſten Univerſitaͤten
wohl ein Drittel der Profeſſoren rechnen muß, welche beſſer
einen andern Stand gewaͤhlt haͤtten.
— ——— — . ß— — — —U— T:½
Wars
it S per ach e?
Vom
Grafen Georg von Buquoy.
Ware es uns je moͤglich geweſen, an dem allererſten
Menſchenkinde zu erlauſchen, wie ſich ihm allmaͤhlich — das
Zungenhaͤutchen der Sprache — loͤſte; ferner zu erhorchen —
die verwickelter und immer verwickelter toͤnende Harmonie der
Sprachlaute, ſo nehmlich, wie dieſe entſtieg nach und nach —
dem Reſonanzboden der Bruſt des an den Jahrtauſenden rei:
fenden Menſchengeſchlechtes, — ſo waͤren wir prag—
matiſch zu jener Ueberzeugung wohl gelangt, die ich hier
als ein Aprioriſches nur — auszuſprechen vermag, mit
hohem Grade des Dermuthens jedoch. Die Sprache
— iſt keine bloß erfundene Methode für wechſelſeitige
Mittheilung unter den Menſchen; auch nicht ein ſolches
aus dem Menſchen hervorgegangenes Waturproduct, das
iſoliert nur, in cryſtalliniſcher Vollendung, da ſtuͤnde, und
durch den Menſcheu bloß von außen her — bald ſo bald
anders zugemeißelt wuͤrde; auch nicht ein ſolches aus dem
Menſchen hervorgegangenes Waturproduct, das den Reim
ſeiner Entwickelung ſo in ſich truͤge, um iſoliert, bloß aus
ſich heraus, den weitern Entfaltensact autonom zu vollzie⸗
ben. Die Sprache — iſt ein ſolches aus der Menfchen-
natur (die Menſchennatur — ein Theil der Natur uͤberhaupt)
Hervorgegangenes, ein ſolches aus Verſtand, Vernunft, Ge:
fühl, Phantaſie, veligiösempftifhem Sehnen — hervor Geſproſ—
ſenes, gleich dem Vogelgeſange aus dem Grundweſen des Vo—
gels, daß jenes Naturproduct — daß jenes dem innern Men⸗
ſchen Entſproſſene — zwar den Reim der Fortentwidelung
in ſich ſchlieſe, aber nur dadurch feinen bezaubernden
Graden hoherer Vollendung entgegen ſchreite, daß es,
fortan belebt von dem Sauche der einander folgenz
den SGeſchlechter, der Menſchheitsgeneſis entwachſe,
Iſis 1841. Heft 5. ’
.*
und daß fo — es als Zeichengliedbau — gleichen Schritt
halte — mit dem Weſengliedbaue des ewigen Gedankens
und Gefuͤhles, wie dieſe hindurch ſich ziehen durch den Reihen—
ſchwung der Zeiten, dieſe als Jahrhunderte hinwehend — uͤber
das erſte Lallen unter holdſeeligem Laͤcheln hin wie uͤber die dun—
kelſchattig trauerrauſchenden Eypreſſen hin — der ſchweigenden
Graͤber. Die einzelnen Menſchen verſtummen; die Sprache,
dieſe Poſaune des Vollbringens an Gedanke und That, ſie
hallet hinein — in die erwachenden Jahrhunderte.
Oſzillatoriſches an der Geſchichte,
von demſelben.
Ihr ſprecht, in eurer ſuͤßen Selbſttaͤuſchung, eurer ge:
zwungenen manierirten welthiſtoriſchen Anſchauung nach, von
einem unausgeſetzten Fortſchreiten des Menſchengeſchlechts,
und alles periodiſch eintretende Ruͤckſchreiten daran — birgt
ſich vor der Verblendung eurer Hoffart. Vergleicht doch die
Bildung der Hellas aus den Kraftperioden antiker Vergangen⸗
heit — mit den Waſſerſchoͤßlingen unſerer europaͤiſchen Treib⸗
hauscultur. Wie zerfahren und materiell find unſere Intereſ⸗
ſen! Wie draͤngen ſich Kuͤnſte und Wiſſenſchaften durch den
Laͤrm des Tages hindurch! Unſer Körper iſt verweichlicht, un:
ſer Geiſt ohne Harmonie! Eure welthiſtoriſche Anſicht, und
was ihr derſelben unterſchiebet, iſt leeres Hirngeſpinnſt, aller
wirklichkeitsgemaͤßen Auffaſſung des Menſchheitslebens
21
323
Sohn ſprechend. Vicht ein beftändiges Hinauf, auch
nicht ein beſtaͤndiges Hinab, manifeſtiert ſich am Naturwal⸗
ten, und hiemit — am Anthropo- und Poli-Biotiſmus, ſon⸗
dern — Oſcillation, dieß endloſe Auf- und Niederwogen,
iſt der ewige Typus an jenem Theile des Naturlebeus,
wie an dem geſammten Naturleben Überhaupt. *
Planmäßigkeit und Antiplanmäßigkeit am Weltlauf,
von demſelben.
Seit Leſſing (ſonderbar, ſeit dieſem Freygeiſte) —
iſt den deutſchen philoſophiſchen Siſtorikern die Ge—
ſchichte — eine teleologiſch aufzufaſſende Menſchheits-Ge⸗
neſis, eine paͤdagogiſche Gekonomie, woran der Arm gott—
licher Allmacht den Perioden ihre Richtung ertheilen ſoll
nach ewigem Plane, wie ſie meynen. Wozu nun aber — all
dieſer aus der Luft gegriffenen Hypotheſen? Warum nicht
unbefangen in die Geſchichte hineinblicken? Mir iſt die
Geſchichte — das Aus prechen jener Naturgeſetze (beſ—
fer: Naturnothwendigkeiten) Modusabſolutheiten, Oſcillationsim—
perative), aus den Accenten der Naturſprache uͤberhaupt —
hervortönend, welche Geſetze insbeſondere — dem Anthro—
po- und Poli- Biotismus zukommen, als einem Theile
des Naturlebens Überhaupt, ſich in feiner Totalitaͤt aͤu⸗
ßernd dieſes — als Litho-Phyto-Zoo-Anthropo- und
Poli-Biotismus, und zwar unter dem allgemeinen Grund—
zuge des OGſcillatoriſchen, als eines Aggregats von
Planmaͤßigkeiten und Antiplanmaͤßigkeiten. Ich be⸗
ſtimme dem Geſchichtsphiloſophen ſeine Aufgabe dahin, aus
der hypotheſenfrey aufgefaßten Totalitaͤt hiſtoriſcher That—
ſachen, ihrer Simultan- ſowohl als Succeſſiv-Gruppierung
nach aufgefaßt, hypotheſenfrey — bloß per inductionem
— jene Modusabſolutheiten (Naturgeſetze wie man ſich
ausdrückt) zu enthuͤlen die dem Anthropo- und Poli⸗
Biotismus eigenthuͤmlich zukommen. Wer aber ſo thut, —
dem erſcheint die Geſchichte wahrlich nicht als eine
fortſchreitende Planmaͤßigkeit, ſondern, wie Alles aus
der Natur, an dieſem ſeine eignen Kinder ſtets wieder verſchlin—
genden Saturn, als Aggregat von Planmaͤßigkeiten
und Antiplanmaͤßigkeiten, von dem ſich ſagen läßt:
Hier iſt Gebaren
Auch ſchon Verheeren; —
Hier iſt Vernichten
Ordnendes Schichten,
Zart aus dem Rauhen,
Neu, um zu bauen, **
Buguoy Anregung für philoſophiſch wiſſenſchaftliche
Forſchung.
» Derſelbe Ideelle Verherrlichung
„
2
324
Die Geſchichte — empört mich,
von demſelben.
Der zartgebaute Reſonanzboden des Gefuͤhlvollen —
vermag es nicht, die erſchuͤtternden und grellen Toͤne der Ge—
ſchichte des Mittelalters und der neuern Zeit auszuhal⸗
ten; er zerſpringt vor den metallen betaͤubenden Glockenſchlaͤgen,
welche von den hoffaͤrtig himmelan aufſteigenden, aus Finſter⸗
niß, Myſtik und Kuͤhnheit erbauten, ſchauerlich gothiſchen Thur⸗
men hernieder dröhnen über die geblendeten Geſchlechter, die da
im Staube knieen, und vor den Verdammungsworten, die herz
abdonnern von den Kanzeln, unter der Geberde geballeter Prie⸗
ſterfauſt, die drohet, gleichwie der Magier angſterregend ſchwingt,
über das Zendvolk, den von Zoroafter ererbten Zauberſtab.
Der zartgebaute Reſonanzboden zerſpringt vor den Pulvererplos
ſionen, durch die — das flehende Menſchenrecht — niederge⸗
ſchmettert wird von den reihweis aufgeſtellten Bataillons, in
geometriſch-ſtarren Figuren und nach Regeln der Klarheit geos
metriſcher Gefuͤhlsnichtigkeit, unter Trommelſchlag, rhytmiſch,
aufmarſchirend in feiger Siegesluſt — gegen die wehrloſe, vor
Schmach ſich zu retten ſtrebende, Menſchheit, die im Kampfe er⸗
liegen muß, da ihr weiters keine Waffe zu Gebot ſteht
— als ihr gutes Recht.
Frömmigkeit — iſt noch nicht Tugend,
von demſelben. >
Alle die Tauſende, die ihr bisher muthig, in der Zoff:
nung eines beſſeren Lebens, im Vertrauen auf ihren
vergeltenden Gott, — die Leiden der Erde tragen, und
ihr eigenes Heil, ſelbſt ihr Leben, gern dahingeben, ſahet, wenn
es darauf ankam, Pflichten zu vollſtrecken, — Alle die —
nanntet ihr ganz falſch Tugendhafte. Intereſ⸗
ſirte Menſchen waren dieß, die ihr allenfalls fromm oder
religiòs benennen moͤget nach euerer Pietät. Tugend bes
ſteht nur da, wo das Handeln — bloß aus tugendhaf⸗
tem Wollen, aus innerer Wuͤrde, entſpringt; das Wol⸗
len iſt aber tugendhaft nur da, wuͤrdig nur da, wo
das Wollen, ohne irgend ein Webenmotiv, ganz nur
im ethiſchen Wohlgefallen und Mißfallen am mora⸗
liſch Guten und Boͤſen motiviert iſt. Weit hoͤher
ſteht Tugend — ſteht innere Wuͤrde — als Froͤm⸗
migkeit, als Religioſitaͤt. Der Tugendhafte hat, fuͤr
fein ganzes Leben, einen unverrückbaren Stuͤtz⸗
punct fuͤr Willensentſcheidung und Handlungsweiſe, nehmlich
das unauslöſchliche, durch ſtete Uebung zu hoher Fertigkeit
im unabweislichem Beſtimmen gelangte, ihm innwohnend
ethiſche Gefühl — wo hingegen der bloß Fromme und
Religiöfe, bey leicht ſich ihm ergebender Glaubensveraͤn⸗
derung hinſichtlich der Seelenfortdauer und des als
omoioanthropiſchen Weltrichter geſchilderten Bot
tes, in großer Gefahr ſteht, alles ſtabilen Wollens⸗
und Sandelnsprinzips zu ermangeln, da die Ange:
woͤhnung, in Furcht und Hoffnung bloß von außen her
325
aufgedrungenem Sebote zu gehorchen, — vernachlaͤſ⸗
ſigte Uebung des ethiſchen Gefuͤhls nach ſich zieht, das
nun — eben nun, — wo es begeiſtert ſprechen ſollte
waͤhrend des Wahlactes fuͤrs Entſchließen, eben nun, vor
Lähmung der Zunge, des Lallens kaum faͤhig iſt.
Eben fo — ſteht das Handeln nach Ehre (meiſt auf Illu—
fionen deruhend), mit dem Streben nach der Billigung
Anderer, dem Handeln aus Tugend — weit nach.
Krbyer's naturhiſtoriſche Zeitſchrift.
1088. l. 2. |
(Fortſetzung von Heft IV. 1841.)
1) S. 105 — 126. Verzeichniß der daͤniſchen Arten der
Gattungen Bombus und Psithyrus; von Chr. Drewſen
und J. Schioͤdte. (Hierzu Tab. II.)
Illiger gab im 5. Bde. ſeines Magazins f. Inſecten⸗
kunde einen Auszug aus dem trefflichen Hauptwerke uͤber die
Apiarien, Kirby's Monographia apum Angliae, Lond. 1802,
2 Bde. in 8., in welchem jedoch die Bombus-Gattung min—
der gluͤcklich durchgeführt zu ſeyn ſcheint, und fügte eine Menge von
Zuſaͤtzen hinzu; indeſſen fehlte es ihm ruͤckſichtlich der Bombi
an eigenen Beobachtungen. So verhält es ſich auch mit Da hl⸗
bom, weßhalb man in deſſen Schrift (Bombi Scandinaviae
monogr. tractati, Lund. 1832,) häufige Verwirrungen in den
Beſtimmungen der Arten antrifft. Der Graf v. St. Fargeau
lieferte in feiner Bearbeitung des von den Hymenopteren han—
delnden Theils der Fortſetzung von Buffon's Naturgeſchichte
keine neuen Anſichten und zum Theile Fehlerhaftes, indem er
ſich beſonders auf Dahlbom ſtuͤtzte.
Wir haben uns lange mit einem ſorgfaͤltigen Studium
der inlaͤndiſchen Arten der prachtvollen Inſecten beſchaͤftigt, und
ſind hauptſaͤchlich durch das Entdecken der Neſter von mehrern
derſelben in Stand geſetzt worden, einen Theil des Dunkels
aufzuhellen, welches bisher uͤber ihrer Synonymie verbreitet ge—
weſen iſt; ferner iſt es uns durch das Unterſuchen der Arten
der Fabricius'ſchen Sammlung in Kiel, ſowie der fruͤhern
Toͤnder⸗Lundiſchen und Seheſtediſchen Sammlung,
welche jetzt einen Theil des Koͤniglichen Muſeums ausmacht,
möglich geworden, einige fabriciſche Arten der Vergeffenbeit zu
entreißen und die Synonyme des Syst. piezatorum für eini-
ge andere veſtzuſtellen. Da wir in dem letzten Sommer
nichts Neues haben beobachten koͤnnen, ſo muͤſſen wir
die Materie fürs Erſte als erſchoͤpft betrachten und legen dem ento>
mologiſchen Publicum die Ergebniſſe unſerer Nachforſchungen vor.
(Die Iſis gibt hier nur die Namen der Arten und
deren Charactere, ferner das, was die Verf. in daͤniſcher
Sprache hinzugefuͤgt haben. Die reichlichen Synonyme
aber, ſo wie die lateiniſch abgefaßten Beſchreibungen mehrerer
Arten,, wie die ebenfalls lateiniſchen Characteriſierungen
der Abarten moͤgen im Originale nachgeſehen werden.)
326
Bombus.
Die Hummelarten ſind in der Geſtalt und der Haar⸗
bekleidung einander fo ähnlich, daß das Auffinden der Artkenn⸗
zeichen ſehr ſchwierig wird; die Farbe der Haarbedeckung iſt
deßwegen faſt ausſchließlich das Kennzeichen geweſen, an welches
man ſich in dieſer Ruͤckſicht zu halten gehabt hat. Aber die
Erfahrung lehrt, daß die Hummeln ganz beſonders viel in der
Farbenzeichnung variieren; außerdem werden die W. und die
Arbeiter durch ununterbrochene Thaͤtigkeit und dadurch, daß fie
lange dem Einfluſſe der Sonne ausgeſetzt find, oft fo abge⸗
nutzt und ausgebleicht), daß es faſt unmöglich wird, zu be—
ſtimmen, welcher Art fie angehören*); der Bombus senilis
Fabr., welcher Name alte Er. des Bomb. muscorum bezeich-
net, gibt hiervon ein Beiſpiel ab. Die Farbe der aͤußerſten
Ringe des Hinterkoͤrpers ift bisher als eins der beſtaͤndigſten Arte
kennzeichen betrachtet worden; wir haben aber bemerkt, daß dieſer
Character oft varürt, beſonders bey den M.; und von einer
Art, dem B. soroöônsis findet man Individuen ſowohl mit
weißer, als mit gelber, roſenfarbiger, rothgelber und rother
Schwanzſpitze. — Die abweichende Farbe der M. macht es
nicht ſelten zweifelhaft, welches ihre W. ſeyen; eine Schwierig⸗
keit, welche dadurch noch groͤßer wird, daß nur in den ſeltenſten
Faͤllen die Hummeln in der Paarung angetroffen werden.
1) B. muscorum. M., W., W. minor, operaria.
Hirsuto-flavescens, thorace fulvo. Mit 1 Var. Nicht recht
haͤufig; kommt beſonders auf Feldern und Wieſen, oder an
offenen Stellen im Walde vor. B. pygmaeus F
2) B. agrorum. M., W., W. min., operaria. Hir-
sutus ater, thorace anoque ferrugineis. Sehr ſelten um
Kopenhagen; dagegen in der Umgegend von Kiel eine der ger
meinſten. B. tibialis P. i
3) B. mniorum. M., W., W. min., operaria. Ater
hirsuto-einerascens, thor. fusco-nigro, ano rufescente.
Tab. 2. Fig. a, b. Mit 3 Var.
Unter den angeführten Varietaͤten beider Geſchlechter fin-
den ſich Uebergaͤnge, beſonders ruͤckſichtlich der roſtgelben Farbe
des Bruſtſtuͤckes, welche ſich bey einigen Indiv. nur am Schildchen
befindet, bey andern ſich mehr nach vorn erſtrecket und bey noch
andern ſogar den ganzen Ruͤcken des Bruſtſtuͤckes einnimmt.
Dieſe Hummel, welche ſeit Fabricius Zeit aus den ento—
mologiſchen Syſtemen verſchwunden iſt, zeigt ſich bei uns als
eine der gemeinſten. Sie bauet ihr Neſt uͤber die Erde zwiſchen
hohem Graſe, beſonders auf Huͤgeln am Außenrande von Waͤl—
dern. Wir haben daſſelbe im Auguſt vollendet gefunden.
4) B. sylvurum. M., W., operaria. Hirsuto-flaves-
cens, thoracis fascia abdominisque eingulis nigris, ano ru-
ſescente. Gemein auf Feldern und Wieſen. B. veteranus,
relegationis?
5) B. equestris. M., W., op. Tab, 2. Fig. c. W.
Hirsutus, flavocinereus, thorace inter alas abdomineque
subtus atris. Baut ihr Neſt über der Erde im Graſe. Wir
fanden eines am 4. Juli 1835 auf dem Ufer des Ladegaards⸗
Baches in der Nähe von Vroͤndshoͤj; es beſtand aus trocknen
Die rothen Haare werden gelb, die gelben faſt weiß, und
die ſchwarzen gewöhnlich grau oder braun.
327
Conferven und enthielt 8 Zellen, welche ſaͤmmtlich Nymphen
einſchloſſen.
Eine der ſeltenſten Arten bei uns. Iſt ſeit Fabricius
Zeit von allen Entomologen verkannt worden.
6) B. hypnorum. M., W., op. Hirsutus ater, ano
albo, thoraeis dorso abdominisque basi fulvis. Die einzige
von uns nicht ſelbſt beobachtete Art. Es muß auf einem Irr⸗
thum beruhen, wenn Dahlbom das Entgegengeſetzte in ſeiner
Monographie (a. a. O.) ſagt. B. apricus.
7) B. pratorum. M., W., W. min., op. Hirsutus,
ater, thorace antice citrino, ano fulvo,) Mit 3 Var.
Selten, beſonders die Var. 8.“) Die Arbeiter zeigen ſich am
zeitigſten im Fruͤhjahre von allen unſern Arten.
8) B. soroensis. Fabr. * M., W. — Op. W. Hirsuta
atra, ano albo. Fig. f. M. 7 Var. des W. Var. y. Fig. e.—
Operaria: Hirsuta atra, ano albo, mit 3 Var. — M.;
Hirsutus, ater,-ano roseo-albo, pleuris hirsutie flavescenti-
pallida. Mit 6 Var. Var. F. Fig. d, Dieſe huͤbſche Hum⸗
mel iſt in mehrfacher Hinſicht hoͤchſt intereſſant, theils weil ſie
im ganzen uͤbrigen Europa ſo ſelten iſt, daß nur einige wenige
der Varietaͤten den deutſchen, franzoͤſiſchen und ſchwediſchen
Entomologen bekannt geworden und von ihnen als eigne Arten
betrachtet worden ſind, waͤhrend ſie uͤberall in den Buchenwaͤl—
dern von Seeland ſehr gemein in zahlloſen Varetaͤten iſt, in deren
Aufzählung wir leicht noch viel weitlaͤuftiger hätten ſeyn koͤnnen;
theils weil ſie durch die Unbeſtaͤndigkeit der Farbe ihrer Schwanz⸗
ſpitze die Eintheilung der Arten umſtoͤßt, welche die meiſten
älteren und neueren Schriftſteller auf dieß Kennzeichen gegründet
haben. — Das Neſt, welches ſie unter der Erde baut, haben
wir mehrmals zu unterſuchen Gelegenheit gehabt.
9) B. Najellus. M., W., W. min., Op. Hirsutus
ater, corbicula anoque fulvis. Nicht häufig. Bietet ein
merkwürdiges in dieſer Gattung bisher unbekanntes Beiſpiel von
Farbenabweichung zwiſchen den W. und den Arbeitern dar.
Wir haben M. und Individuen der 3 Entwickelungsſtufen des
W. im Neſte gefunden, welches ſie uͤber der Erde im Graſe
baut, und find dadurch in Stand geſetzt, den Dahlbomiſchen
B. Derhamellus aufzulöfen und jedem Beſtandtheile deſſelben
ſeinen richtigen Platz anzuweiſen. —
„W. mare paullo minor.“ (Dahlbom a. a. O. p. 37 zu
B. Ephippium.) Es bedarf wohl keines andern Beweiſes,
als dieſer Aeußerung des Hrn. Dahlbom; denn wir
zweifeln hoͤchlichſt daran, daß es einen Bombus gebe, deſſen
W. kleiner ſey, als das M. Dahlbom hat alſo das
große W. dieſer Art als eine neue Species beſchrieben
und angenommen, daß deren kleines W. das große W.
des B. pratorum ſey.
Anm. zu Var. 6. — Bombus subinterruptus Dahlb. und
dem Citate dazu von St. Fargeau, I, 465, 5. W.: das M.
wird im Texte nicht erwähnt; unter den Figuren ift es
dagegen kleiner, als die Arbeits hummel dargeſtellt. —
Die dem Werke St. Fargeau's beygefuͤgte Abbildung
von B. subinterruptus paßt in der Hinſicht nicht auf un
— Exemplare, daß dort das vordere gelbe Band auf
em Bruſtſtücke wie nach hinten in einem Winkel einge⸗
ſchnitten hervorgehoben iſt.
* Dahlbom's B. soroensis vermuthet St. Farg eau rich⸗
tig als eine andere Art.
328
Ruͤckſichtlich des B. Rajellus deſſelben Schriftſtellers,
von welchem er beyde Geſchlechter beſchreibt, fo gehört das W.
zu der wirklichen Hummelart dieſes Namens, wie oben ange⸗
geben worden, wogegen wir uͤber das dazu geſtellte M. die an
Gewißheit grenzende Vermuthung hegen, daß unter demſelben
das M. von Psithyrus rupestris zu verſtehen ſey. Eine Bes
ftätigung hiervon gibt der Umſtand, daß kein M. dieſer hoͤchſt
gemeinen Schmarotzerhummel in der Monogr. Bomb. Scand.
beſchrieben wird.
10) B. lapidarius. M., W., W., min, Op. Hirsu⸗
tus, ater, ano fulvo.*) Sehr gemein. Baut Neſter unter
der Erde, aber ſelten oder nie zwifchen Steinen; eine Vermu⸗
thung, daß dieß der Fall waͤre, hat Linne wohl veranlaßt, ihr
den obigen Namen zu geben. B. truncorum P. *
11) B. subterraneus. M., W., W. min. Op. Hir-
sutus, ater, ano ſusco. Mit 2 Var.) Unter den weniger
häufigen Arten. Das größere W. trifft man beſonders im May
dicht über der Erde hinfliegend in ſchattigen Wäldern an.
Bei dieſer Art findet ſich in Dahlbom's Monographie
die Bemerkung, daß Linne's Apis acervorum nach Exem⸗
plaren in Linne's eigner Sammlung von Kirby fuͤr identiſch
mit ſeiner (Dahlbom's und zugleich unſerer) Abart von ß.
von B. subterraneus erkannt worden, und zugleich, daß Kir by's
Apis acervorum dieſelbe, als dieſer Bombus ſey. — Wir koͤn⸗
nen den Urſprung dieſer Behauptung nicht erklaͤren; unter
Kirby's Hummelarten findet ſich indeſſen keine unter dem
Namen acervorum. — Hinſichtlich der Lin ne iſchen Apis acer-
vorum macht Kirby dagegen ausdruͤcklich an 2 Stellen in
ſeiner Monographie aufmerkſam darauf, daß ſich unter dieſem
Namen in Linne's Sammlung ein Individuum weiblichen
Geſchlechts befinde, welches zu Fabricius Xylocopa muraria
(Olivier's Apis muraria gehoͤre, welche nach neuern
Syſtematikern zur Gattung Osmia gebracht wird; daß aber
Linne's Beſchreibung der Apis acervorum auf dieß Gr. gar
nicht paſſe (Monogr. Ap. Angl. II., unter Apis [Anthophora]
retusa.) Von der von Lin ne beſchriebenen Apis acervorum
vermuthet Kirby dagegen, daß fie ein Bombus, und vielleicht
das M. loder eine Abart des M.) von Apis (Bombus) Har-
risella Kirby ſey Monogr. Ap. Angl. II, unter Apis Harri-
sella). — Es war ſomit denkbar, daß Kir by's Vermuthung
(uns iſt Apis Harrisella unbekannt) ungegruͤndet und Lin ne's
Apis acervorum, fo wie fie in der En. suec., n. 1717, be⸗
ſchrieben wird, doch eine Abart des B. subterreneus (ein M.
kaum) ſeyn koͤnnte; aber es gibt dafuͤr gar keinen Beweis, am
wenigſten den, welchen Dahlbom angibt. f
12) B. terrestris. M., W., W. min., Op, Hirsutus,
ater, thoracis antico abdominisque fascia flavis, ano albo.
Ungegruͤndet ift St. Fargeau's Vermuthung (a. a. O.)
daß Dahlbo m's B. Ephippium als M. zu feinem B. la-
pidarius zu bringen ſeyn koͤnnte. x
Anm. zu Var. 6. Unter allen Varietäten des W. von
B. soroönsis, welche wir angetroffen, iſt nicht eine einzige
geweſen, welche ſelbſt nur eine Spur von gelbem Haar
auf dem Schildchen gaezeigt haͤtte.
Nicht Apis muraria de Geer, II, 2, 751, Tab. 30, Fig. 23,
Tab. 32, Fig. 1, welche eine Art mit Linne's Apis ac-
nea ausmacht, dem W. feiner Apis caerulescens, welche
ebenfalls eine Osmia iſt. 1
329
M. 1 Var. Ueberall gemein. Das Neſt, welches fie unter
der Erde baut, haben wir mehrmals in Steinzaͤunen angetroffen.
In einem war das Wachs von den Larven der Galleria Co-
lonella angegriffen. B. eryptarum.
13) B. Scrimshiranus. M., W., Op. Facie brevi,
hirsutus, ater, thoracis antieo, scutello abdomisque basi
flavis, ano albo. Beſonders ſelten. — Unrichtig vereinigt St.
Fargeau dieſe Art mit B. hortorum, von welcher ſie leicht
durch die eigenthuͤmliche Form des Geſichts unterfchieden wird;
ſie iſt außerdem immer viel kleiner. B. caespitum P
14) B. Tunstallanus. M., W., Op. Hirsutus, ater,
ano albo, abdomine basi obsoletius thoracisque dorso
flavo-fulvescentibus; hoc fascia regulari atra. Das groͤ⸗
ßere. W. dieſer Art ift eine unſerer ſeltneren Hummeln; das
M. haͤufiger. Das kleine W. kennen wir noch nicht.
15) B. hortorum. M., W., W. min., Op. Facie
elongata, hirsutus, ater, abdominis fascia baseos thoracis-
ue dorso flavis; hoc faseia irregulari nigra; ano albo.
M. 1 Var. Ueberall gemein. Baut ihr Neft unter die Erde.“
16) B. Lutreillellus. M. Hirsutus, ater, supra flavus,
thorace inter alas abdominisque eingulis 2 atris, M. 1
Var. Nicht ſelten bey uns; doch haben wir noch kein ent—
ſprechendes W. finden koͤnnen. Die angeführten Synonyme
gelten ebenfalls nur fuͤr das M. -
17) B. fragrans. M., W., W., min. Hirsutus ater,
supra flavus, thorace fascia atra. Nicht häufig. Dieſe Hummel
hält unter unſeren Arten den laͤngſten Winterſchlaf. Arbeiter
uns unbekannt.
i Psithyrus.
Kirby beachtete zuerſt die Charaktere, auf welche St.
Fargeau nachher die Gattung Psithyrus gründete. Eigent⸗
lich bewerkſtelligte aber zuerſt Illiger die Trennung der Schma⸗
rotzerhummeln von den in Geſellſchaft lebenden Bombi, indem
er ſie in eine eigne Familie vereinigte. (Mag. f. Inſectenk.,
wie oben angef.) Dahlbom, welchem St. Fargeau das
Verdienſt zuſchreibt, zuerſt die Gattung eingetheilt zu haben,
hat dagegen nur eine Ueberſetzung aus Illiger gegeben und dieſe
darauf mit Gattungskennzeichen fuͤr die exiſtirenden Arbeitshum—
meln vermehrt.“)
Die Schmarotzerhummeln gleichen darin den geſelligen
Hummeln, daß das befruchtete W. im Herbſte Schutz unter
dem Mooſe an der Wurzel von Baumſtaͤmmen oder aͤhnlichen
Stellen ſucht, wo es den Winter zubringt. Die M. dagegen
beendigen ihr Daſeyn mit dem Beginne der Kälte im Herſte;
wir haben ſie ſchon oft in jener Zeit mehre Tage unbeweglich
auf Blumen ſitzen ſehen, faſt ohne Lebenszeichen, ſelbſt wenn
man fie ſtark beunruhigte; ſobald das Thermometer dis auf 5—
6° über dem Froſtpuncte ſinkt, fallen fie todt von den Blumen
herab.
Dahlbom hat uns in einem Briefe gemeldet, daß er
den Psithyrus rupestris im Neſte bey B. lapidarius ange-
troffen habe. Wir ſelbſt haben mehrmals W. von dieſer Art
und auch von Ps. Francisabus gefangen, auf deren 4 hinteren
JIlliger nennt fie bloß, und fragweiſe.
Iſis 1841. Heft 5.
*
330
Schienbeinen ſich ziemlich große Klumpen von Thonerde befan⸗
den, welche in Form und Anheftungsweiſe ganz dem Blumen⸗
ſtaube aͤhnlich erſchienen, den die geſelligen Hummeln auf der
Corbicula anhaͤufen. Vielleicht kann dieſer merkwuͤrdige Um—
ſtand dazu beitragen, einmal mehr Licht uͤber die Lebensweiſe
dieſer ſonderbaren Inſecten zu verbreiten.
Der Flug der Schmarotzerhummeln iftt von dem der ei—
gentlichen Hummeln weſentlich verſchieden; ſie bewegen ſich
nehmlich viel langſamer und erheben ſich gewöhnlich nur we—
nige Fuß uͤber die Erde; zugleich hat der Laut, welchen ſie
beym Fliegen hoͤren laſſen, einen ſo matten, tiefen und einfoͤr⸗
migen Ton, daß es eben dadurch leicht wird, fie von den geſel—
ligen Arten zu unterſcheiden.“
1) Pr. Rossiellus. M. Hirsutus, ater, supra fla-
vus, thorace iuter alas abdominisque fascia atris.
Wir trafen nur 1 Indiv. an. — Obgleich Dahlbom
Illigers Trennung der Hummelarten kannte, hat er doch
dieſe Schmarotzerart unter den eigentlichen Bombi beſchrieben.
M., W., Hirsutus, ater, thora-
Var. 2 2 .
2) Ps. campestris.
eis antico, scutello anoque flavis. M. 2 Var.
Tab. 2. Fig. h.
Ueberall gemein, beſonders das M. Die Var. y iſt
wahrſcheinlich eine neue Art; wir haben ſie aber doch noch
nicht als ſolche aufſtellen wollen, da uns nur ein paar Indi⸗
viduen maͤnnl. Geſchlechts bekannt ſind.“
3) Ps. aestivalis. M., W. Hirsutus, ater, thora-
eis antico flavo, ano ante apicem albo.
Nicht ganz gemein. Die oben citierten Kirbyſchen
und Dahlbomſchen Arten find, wie auch die von St. Far⸗
geau angefuͤhrten Varietaͤten, auf ſo wenig ſcharf bezeichnete
und ſo unbeſtaͤndige Abarten hinzufuͤhren, daß ſie kaum als
ſolche diagnoſiert werden koͤnnen.
4) Pr. Franeisanus. M., W. IIirsutus, ater, ano
utrinque penicillo flavovirescente. Fig. g. P. M. 2 Var.
Die ſeltenſte unſerer Schmarotzerhummeln; W. war fruͤher
unbekannt. M. trifft man beſonders im Jul. und Aug. auf
bluͤhenden Diſteln auf Waldwieſen an.
* Die Psichyrus- und Bombus-Arten find oft wie uͤberſäet mit
Galen dagegen haben wir nur auf Arten der erſteren
Gattung Meloe-Larven gefunden, aber dieſe in fo unge⸗
heurer Menge, daß wir uͤber 100 auf einem Individuum
von Ps. rupestris zählten, welcher ganz bedeckt von ihnen
war. Dieſe Larven ſcheinen weit weniger in der Wahl
ihrer Aufenthaltsſtelle beſchränkt zu ſeyn, als man bisher
geglaubt hat; wir haben ſie, bald einzeln, bald in Geſell⸗
ſchaft von 2 — 10 oder 12 als Schmarotzer auf einer Menge
verſchiedener Hymenopteren gefunden, namentlich auf Al-
lantus Colon, Selandria Serva, Hylotoma Pagana, Ody-
nerus parietum, Andrena Clarkella, Episyron rufipes,
Chelostoma florisomne, Prosopis annulata, Panurgus lo-
batus, Nomada Goodeniana, Lineola und Flava, Anthi-
dium manicatum, Megachile centuncularis, Stelis phaeo-
ptera, Epeolus variegatus und Macropis labiata. — Die
Larven, welche wir auf Blattweſpen fanden, ſchienen alle
einer von den übrigen verſchiedenen Art anzugehoͤren.
219
331
5) Ps. rupestris. M, W. Hirsutus, ater, alis ni-
gricantibus, ano fulvo. M. 2 Var.
Gemein, beſonders das M. Wir find oft dem W. bey
feinem ſchwerfaͤlligen Fluge gefolgt, wenn es das Neſt des B.
lapidarius ſuchte. — Rüͤckſichtlich der Antwort auf die Frage,
ob das von uns beſchriebene M. wirklich zu dieſer Art gehoͤre,
wird es hinreichen, zu erklaͤren, daß wir es verſchiedentlich auf
Blumen in der Paarung mit dem W. angetroffen haben.
2) S. 127 — 130. Berichtigungen und Zufäge zu dem
Verzeichniſſe daͤniſcher c. Schmetterlinge; von F. Boie.
Melitaea.
Eben fo gemein auf Seeland, wie in
5) Latonia.
Holſtein.
6) Aglaia. Auch von Seeland.
Vanessa.
1) Cardui. Auch auf Seeland.
3) Jo. Auch auf Falſter und Lolland.
Seeland.
4) Antiopa. Auch auf Seeland, wo man fie vor einis
gen Jahren herabgefallene Blumen ſuchen ſah.
Selten auf
Limenitis.
2) Populi. Einige Male bey Kopenhagen (von We⸗
ſtetmann) geſehen.
Hipparchia.
2) Semele. Statt: „die Larve, welche in der Verthei⸗
lung der Farben ſehr der L. von Leucomelas gleicht,“ lies:
die L., welche — — ſehr der L. von Leucania gleicht.“
7
Licuena.
5) Icarius. L. neulich im Jun. auf Medicago sativa
gefunden, und hat wahrſcheinlich noch mehrere Pflanzen zur
Nahrung; iſt einfarbig grün und gleicht uͤbrigens drr L. von
Alexis. ;
15) Quercus. Auch von Seeland.
18) W album. Nicht ſelten in der Umgegend von Ko:
penhagen, wo zugleich die L. gefunden worden.
Macroglossa.
2) Bombyliſormis. L. im Thiergarten bey Kopenha⸗
gen auf Lonicera Periclymenum gefunden (Drewſen.)
“
Notodonta. '
1) Tritopha. „Ein Ex. — — wurde den 26. Sept.
gefangen,“ lies: „den 26. April.“,
Lithosia.
9) Rosea. Aus der Umgegend von Kopenhagen.
13) Mundana. Gemein in Holſtein.
15) Jacobacae. Hier und da in Geſellſchaften. Die be⸗
ſchriebene L. fand ſich auf der Blume von Senecio Jacobaes.
Li paris.
1) Monacha. In großer Menge auf Seeland im Jul.
1837. gefunden. u
332
Agrotis. .
6) Corticea. Auch von Seeland.
12) Tenebrosa. L. uͤberwintert ausgewachſen und ſieht
aus als wie mit einem feinen Mehle bedeckt (pruinosa); iſt
dunkelbraun mit noch dunkleren ſchraͤgen Zeichnungen auf dem
Ruͤcken, iſt uͤberall faſt gleich dick, der Kopf klein und glaͤnzend
ſchwarz. — Fand ſich am Thiergarten in etwas zerſtreuten
Geſellſchaften zwiſchen Grashaufen und ſchien ſich von Holeus
lanatus zu naͤhren (Drewſen). Inſect ſelbſt zeigt ſich im
Juny.
Graphiphiora.
7) Bella. L. gleicht fo ſehr einer Leucanja- L., beſon⸗ |
ders denen von L. conigera, pallens und lithargyrea, daß
es faſt unmoͤglich iſt, ſie von einander zu unterſcheiden.
Trachea.
2) Porphyrea. L. naͤhrt ſich wieder im Fruͤhjahre von
Heidekraut und wurde darauf eben ſo wie im Herbſte gefunden.
Mamestra.
5) Nigricans. Durch einen Correcturfehler wird von
der L. dieſer Art geſagt, daß ſie von Graswurzeln lebe, ſtatt
von den Blättern. Vielleicht naͤhrt fie ſich auch vom Saa⸗
men der Draba verna.
Orthosia.
9) Stabilis. „Die Larven, welche beſonders Wieſen,“
lies „Eichen,“ bewohnen.
Nonagria.
5) Typhae. Eine Anzahl von Larven, welche ſowohl auf
Seeland und bey Kiel geſammelt wurden, erlitt nicht auf die
gewoͤhnliche Weiſe die Verwandlung in denſelben Stengeln,
welche fie bewohnte, ſondern begab ſich zu anderen naheftehen-
den trocknen Stengeln, in welche die L. ſich einbohrten. Von
ſolchen bekamen wir in Holſtein dieſelbe Eule, aber auf See:
land eine viel dunkler gefärbte Varietaͤt (Drewſen.)
Cerastis. ;
1) Vaceinii. Nach neueren Beobachtungen ſucht diefe
Eule die ſuͤße Feuchtigkeit, welche von den Blaͤttern einiger
Straͤucher abgeſondert wird.
**
Cleophana.
1) Pinastri. Bey Kopenhagen gefangene Er. beweiſen,
daß dieſe Art fo hoch nach Norden vorkommt.
Ophiusa. -
1) Viciae. L. wurde 1836. in bedeutender Menge bey
der Strandmuͤhle gefunden. 5 7
Catocala.
„Wieſen“ lies „Eichen.“
Euclidia.
Statt „beyde ſelten“ l. „nicht ſelten.“
Promissa.
2) Mi.
333
8) S. 181 — 157.
vom Herausgeber. (Schluß.)
III. Formbeſchreibungen. (Schluß.)
(Hierzu Tab. 3., die in der Iſis fpäter.)
Clavella Scari Kr. (Tab. 3. Fig. 1.)
An den Kiemen eines unbeſtimmten Scarus von den dä:
niſch⸗weſtindiſchen Inſeln habe ich 8 Individuen dieſes neuen
Schmarotzerkrebſes gefunden.
Länge 3", , größte Breite etwa 1; Eyerſaͤcke Länger
als Körper, etwa 5“ fang.
Form langgeſtreckt, ſchmal, faſt linienförmig, doch fo,
daß der vordere Theil oder das Kopfbruſtſtück etwas ſchmäler
als der uͤbrige Koͤrper iſt. Die Breite übertrifft die Dicke nur
wenig. Hoͤchſt bezeichnend für dieß Thier erſcheint es ſehr deut:
lich aus 7 Ringen zuſammengeſetzt und beſitzt ſowohl an
der Ruͤcken⸗ als Bauchflaͤche einige in 3 Laͤngsreihen vertheilte
Knoten. r f
Kopfbruſtſtuͤck klein, bildet den erſten Ring und hat die
Form eines Kopfes, übertrffft die folgenden Ringe nicht an
Laͤnge und iſt etwas weniger breit als ſie; vorn iſt es etwas
ſchmaͤler als hinten; ſeine Ruͤckenflaͤche iſt gewoͤlbt, ſtark nach
vorn abgefchrägt und durch einen dunkeln Laͤngsſtreifen wie in
2 Haͤlften getheilt.
An ſeinem Vorderrande ſteht das 1ſte P. Fühler. Sie be:
ſtehen in einem Paare plumper Lappen, ohne Spur von Glie⸗
derung, welche mit den Wurzeln an einander ſtoßen und zu⸗
ſammen einen Halbmond bilden.
Dicht unter ihnen, in der Unterfläche des Kopfbruſt⸗
ſtͤckes, ſteht das 2te P. ebenfalls mit den Wurzeln zuſammen⸗
ſtoßender Fuͤhler (F. 1. b.) Es find ſtarke, Lgliedrige Haft⸗
Ueber die Schmarotzerkrebſe ꝛc.
haken mit ziemlich kurzen Grundgliedern und langem, etwas
krummem Haken.
Mund etwas hinter dem 2ten P. Fuͤhler, ein ſtumpf⸗
koniſcher, ſehr kurzer Schnabel mit kreisrunder Oeffnung (F. 1. €.)
vor und zu den Seiten der Oeffnung 2 ſehr kleine, 2gliebrige
Taſter (F. 1. d.), deren Iſtes Glied kurz, dick, das 2te duͤnn,
zugeſpitzt iſt.
An der Außenſeite dieſer Taſter und an der Wurzel mit
ihnen faſt verwachſen, ſieht man 1 P. Fuͤße (F. 1. e.), beſte⸗
hend aus 2 Gliedern, einem ſehr plumpen Grundgliede und
einem nach der Wurzel dicken, aber am Ende zugeſpitzten End⸗
gliede.
Der zunaͤchſt auf das Kopfbruſtſtuͤck folgende Ring traͤgt
auf der Bauchflaͤche nach den Seiten hin 1 P. kurzer Fuß⸗
ſtummel oder Auswuͤchſe, welche ziemlich unfoͤrmlich und ohne
Spur von Gliederung ſind. Da ſie an der aͤußern Seite mit
einem Knoten verſehen ſind, ſo koͤnnte man vielleicht ſagen, ſie
naͤherten ſich einer gabelartig geſpaltenen Form.
Der Ste Ring iſt ebenfalls mit 1 P. Fußſtummeln ver⸗
welche ungefähr die Form des vorigen P. haben und,
am innern Rande einen kleinen, nach außen ges
kleine Haken oder Klauen
ſehen,
wie dieſes,
wendeten Knoten und 2 uͤberaus
zeigen (F. 1., f. u. 6)
Die 3 Laͤngsreihen von Knoten, welche die Ruͤcken⸗ und
334
Bauchflaͤche bedecken, ſind am deutlichſten auf den 4 letzten
Ringen. Die Knoten der mittlern Reihe find die größten und
hervorſtehendſten.
Vom untern Rande des 7ten Rings gehen an die Bauch⸗
flaͤche in der Richtung nach unten und innen, 2 ſehr kurze,
zugeſpitzte Hörner oder Auswuͤchſe hervor (F. 1, g.)
Von der Mitte des Unterrandes deſſelben Rings geht
ein kleiner, abgerundeter Knoten (F. 1, b.) aus, welcher am
Ende ſchwach geſpalten (wodurch gleichſam ein doppelter Knoten
gebildet wird,) und mit 2 dunklen Punkten verſehen iſt, welche
Oeffnungen anzudeuten ſcheinen. Oberhalb dieſes Knotens zei⸗
gen ſich auf der Bauchflaͤche nahe neben einander 2 andere
Oeffnungen, welche ſicher Geſchlechtsoͤffnungen find, da die
M. ſich in ihnen angeheftet finden.
Zu den Seiten des erwaͤhnten Knotens hangen die langen,
duͤnnen, fadenfoͤrmigen Eyerſaͤcke hervor, welche nur etwa 3 Eyer
in der Breite, aber gegen 100 in der Laͤnge zeigen.
Chondracanthus nodosus. (Tab. 3, Fig 2.)
Da die Abbildung der Lernaea nodosa in der Zool. dan.
(Tab. 33, Fig. 5.) ziemlich unvollkommen und die dabei ge:
gebene Beſchreibung unvollſtaͤndig ift, welches noch mehr von
der Beſchreibung bey Fabricius (Fn. groenl. p. 341, n. 331.)
gibt, wird es nicht uͤberfluͤſſig ſeyn, dieſen Schmarotzerkrebs hier
von Neuem zu beſchreiben und abzubilden. Er iſt uͤbrigens
nicht auf das groͤnlaͤndiſche Meer beſchraͤnkt, ſondern begleitet
den Sebastes norvegicus überall; das hier beſchriebene Ex.
iſt von den Färdern; ich habe auch norwegiſche Ex. geſehen.
Er gehoͤrt alſo auch der daͤniſchen Fauna an, inſofern der ge—
nannte Fiſch ihr angehoͤrt.
Totallaͤnge (doch ohne die Eyerſaͤcke) 5“; größte Breite
13%; L. der Eyerſaͤcke 3“.
Form etwas langgeſtreckt, doch zugleich voll und abge⸗
rundet; man kann Kopf (oder Kopfbruftftüd), Hals und Körper
unterſcheiden.
*
Kopfbruſtuͤck beträgt etwa 4 der Koͤrperflaͤche; iſt vorn
gerade abgeſchnitten, mit abgerundeten Ecken; an den Seiten
verbreitet es ſich, etwa hinter der Mitte ſeiner Laͤnge, in 2 ab⸗
gerundete Zipfel, hinter welchen es ſich wieder zuſammenzieht
und in den Hals uͤbergeht. Ruͤckenflaͤche ſtark gewoͤlbt, zeigt
nach hinten einen gelben, halbmondfoͤrmig nach vorn gebogenen
Querſtreifen und wird ferner durch einen Laͤngsſtreifen in 2
gleiche Haͤlften getheilt.
In der Mitte des Randes der Kopfbruſtſtuͤckes ſind 2 P.
Fühler (F. 2, a. b.) angebracht, das 1ſte (F. a.) gerade uͤber
und faſt auf dem ten P. (F. b.), welcher Umſtand, da das
Iſte P. zugleich ganz anßerordentlich klein iſt, es ſehr ſchwer
macht, dieß zu entdecken.“) Es iſt 2gliedrig, das Grundglied
viel größer und dicker, als das 2te Glied, welches mit einigen
beſonders kleinen, einen Buͤſchel bildenden Borſten endigt. Das
2te P. iſt zwar, mit dem Iſtern verglichen, groß, aber dagegen
Ich habe es deßwegen auch in der Hauptfigur nicht dar⸗
ſtellen koͤnnen.
335
ungemein klein im Verhaͤltniſſe zur Groͤße des Thiers; es iſt
von gewöhnlicher Form und bildet alſo einen Agliedrigen
Haftapparat.
Die Unterfläche des Kopfbruſtſtuͤckes iſt auf eine lange
Strecke von Organen entbloͤßt, bis endlich, beym Anfange des
Halſes, ſich der Mund, ein P. Taſter und ein P. Fuͤße zeigen.
Mund (F. 2, c.) flach, etwas elliptiſch, von einem Horn⸗
cande eingefaßt, welcher oben einige kleine Lappen ausſendet;
in ſeinem Innern ſcheint ein Kinnbacken verborgen zu ſeyn.
Taſter (F. 2, d.) 2gliedrig; Grundglied cylindriſch, am
Ende ſchraͤg abgeſchnitten; Endglied klein, ſchmal, ſehr zugeſpitzt,
faft nadel⸗ oder borſtenfoͤrmig.
Füße (F. 2, e.) klein, 2= (oder vielleicht 3-) gliedrige
Hakenfüße; Haken ſehr klein; das dieſem vornagehende Glied
groß und ſehr angeſchwollen.
An der Bauchflaͤche der Einſchnuͤrung, welche ich den Hals
nenne, ſteht ein P. Fußſtummel (F. 2, l.), welche 3 ſpaltig
find; der Außerite Zipfel, welchen man von der Ruͤckenflaͤche
ſehen kann, iſt am Ende ſtumpf abgerundet; etwa eben fo bes
ſchaffen ift der innerſte; der mittlere dagegen erweitert ſich am
Ende zu einer etwas quer⸗ovalen Platte.
Körper zeigt auf der ziemlich ſtark gewoͤlbten ‚Rüden:
fläche 4 faſt halbkugelfoͤrmige Knoten, welche eine Laͤngsreihe
längs der Mittellinie des Ruͤckens bilden. Laͤngs jeder Seite
iſt der Körper mit 7 hervorſtehenden Zipfeln oder Hörnern ver⸗
ſehen, welche ziemlich cylindriſch und theils ein wenig abwaͤrts
gebogen ſind; das unterſte Paar, welches auf den Ecken des
untern Randes ſteht, iſt jedoch lothrecht nach unten gerichtet.
An der Bauchflaͤche zeigt der Körper vorn ein P. Fußſtummel,
welche faſt ganz ſo ſind, wie die an den Hals gehefteten, nur
find fie etwas größer, als dieſe. Weiter zuruͤck an der Bauch-
flache ſtehen 4 Knoten oder Halbkugeln, von denen 2 in der
Mittellinie des Koͤrpers (der aͤußerſte von dieſen iſt groß und
vortagend), die 2 andern nahe den Seitenraͤndern im Zwiſchen⸗
raume zwiſchen den 2 erſtgenannten Knoten angebracht ſind. Der
untere Rand des Koͤrpers bildet in der Mitte eine etwas her⸗
vorttetende Spitze, an deren Seiten die Eyerſaͤcke geheftet find.
Eperſäcke kurz, aber ziemlich dick, enthalten eine bedeu⸗
tende Menge ſehr kleiner Eyer.
Chondracanthus Triglue Cuv. (Tab. 5, Fig. 3.)
Lernaea asellina L. Weftgöth. Reſa. p. 171, Tab. III,
Fig. 4, Lernacomyzon Triglae Blainv.*)
——
« £inned L. asellina iſt bis jetzt nicht wieder erkannt wor⸗
den. Cuvier ſagt in derſelben Note (Regne an., III,
158, not. 5.), in welcher er Blainville's Lernaeomyzon
Triglae zu der Gattung Chondracauthus ſetzt, daß Einne's
L. asellina ihm ein Caligus, „mais défiguré,“ zu feyn
ſcheine. Nordmann, welcher auch Linne's Abbildung
und Beſchreibung verglichen hat, ſchreibt indeſſen (Mikr.
Beitr. U, 116.) Blainvillen das Verdienſt zu, dieß Thier
zuerſt bekannt gemacht zu haben. Wie roh Linneis Ab⸗
bildung auch iſt (das Thier ſcheint noch zum Theil in den
Kiemenſchleim eingehüllt) und wie unvollkommen ſeine Be⸗
ſchreibung (welche jedoch weit beſſer iſt, als die Abbildung),
ſo habe ich dennoch keinen Zeifel an der Identität der
336
, Ich habe dieſen Schmarotzerkrebs im Kattegatt, auf Trigla
Hirundo, in der Weſtſee auf Tr. Gurnardus, doch auf beyden
nur ſehr ſpaͤrlich, angetroffen. g :
Lange ohne die Eyerſaͤcke etwa 3"; L. der letzteren 2“
oder daruͤber; größte Breite gegen 13“
Form des Thiers, im Allgemeinen betrachtet, zeigt einen
faſt halbkugelfoͤrmigen Kopf, einen langen Hals, einen breiten,
an beyden Seiten eingeſchnittenen und ausgebuchteten Hinter-
körper, an deſſen untern Rand die ſackfoͤrmigen Eyerfäde gehef⸗
tet ſind.
Kopf (welcher hier nicht Kopfbruſtſtuͤck genannt werden
kann und eigentlich ſogar nur einen Theil von einem Kopfe
ausmacht, indem der Mund viel weiter zurück liegt,) hat eine
überaus ſtark gewoͤlbte Rücken- und ziemlich flache Unterflaͤche.
Der Umriß nähert ſich der Kreisform, doch fo, daß die Breite
größer iſt, als die Laͤnge, und daß der Vorderrand etwas mehr
flach oder abgeſtutzt iſt und in der Mitte eine kleine Vorragung
zeigt. Dieſe Vorragung iſt ein Theil deſſen, welches man die
Region der Hafthaken nennen koͤnnte, welche einen halbmond⸗
förmigen, begrenzten und durch Ane gelbe Farbe ausgezeichneten
Abſchnitt an der vordern Fläche des Kopfes bildet. Vom vor⸗
dern, ein wenig concaven Rande der Vorragung gehen nach
unten gerichtet 2 Hafthaken aus, welche aus 2 Gliedern
beſtehen; das erſte iſt ſehr kurz und kaum kenntlich, das zweyte
ein langer, krummer, brauner und hornartiger Haken. Andere
Organe habe ich am Kopfe nicht bemerkt, welcher bloß die Mus⸗
keln der Hafthaken einzuſchließen ſcheint.“)
Der drehrunde Hals iſt bei verſchiedenen Individuen von
etwas verſchiedener Laͤnge und Dicke; wo er aus dem Koͤrper
entſpringt, ſchwillt er ein wenig an und bildet einen Knoten,
wird danach duͤnner, verbreitet ſich wieder etwas, indem er ſich
mit dem Kopfe verbindet. In Vereinigung mit dieſem bildet
er den Haftapparat, und ich habe das Thier immer gerade bis
zum Hinterkoͤrper in die Kiemenboͤgen eingebohrt gefunden.
Koͤrper, deſſen Ruͤckenflaͤche ziemlich ſtark gewoͤlbt iſt,
iſt an den Seiten gegen die Mitte, oder etwas vor ihr, durch
einen tiefen Einſchnitt in 2 Abtheilungen getheilt, welche man
einne'iſchen Lerne mit dem Chondracanthus Triglae.
Dieſe Meinung findet auch eine Beftätigung in der Fund⸗
ſtelle, denn L. hat jene nicht allein auf dem Dorſch A
funden (auf welchem verſchiedene Schmarotzerkrebſe zufällig
außer den ihm und feinem Gattungsverwandten, dem
Schell fiſch und dem Wittlinge, eigenen, der Anco-
rella uncinata und Lernaea branchialis, vorkommen); ſon⸗
dern auch auf demgrauen Seehahne (Tr. Gurnardus),
auf welchem, wenigſtens ſo viel ich weiß, kein anderer
lernäenartiger Schmarotzerkrebs angetroffen wird (dagegen
wohl kaligusartige). Cuvier's Meinung, daß L. einen
kaligusartigen Schmarotzer vor ſich gehabt habe, wird ſchon
hinlänglich durch die Form der Gyerfüde, geſchweige den
verlängerten Hals, widerlegt.
* Die oberen Fühler, welche nach Nordmann auf den
Ecken der Vorragung ſitzen follen und als „verkuͤmmert,
von länglich koniſcher Form, u. ſ. w.“ beſchrieben werden,
habe ich nicht entdecken koͤnnen, und bin genoͤthigt, an ih⸗
rem Vorhandenſeyn zu zweifeln. Die Hafthaken habe ich
auch etwas anders befunden, als N. ſie darſtellt.
337
vielleicht mit 2 Halbmonden vergleichen koͤnnte, deren herausge⸗
bogener Rand ſich abwaͤrts wende. Der obere Rand des obern
Halbmondes iſt etwas eingebogen und zeigt 2 kleine, von der
Ruͤckenflaͤche ausgehende, koniſche Hörner, welche vorwaͤrts und
etwas ſeitwaͤrts gerichtet ſind. Jederſeits geht in der Richtung
nach eben gleichſam ein Arm aus, welcher ſich am Ende gabel—
förmig theilt; der hintere Aſt der Gabel iſt etwas dicker, für:
zer, koniſch; der vordere endet mit einer Kugel, welche vom
übrigen Theile des Aſtes abgeſondert iſt, der ſomit gleichſam
2gliedrig wird (F. 3, c.) An der Unterflaͤche gehen ebenfalls
neben der Wurzel des Halſes 2 Arme aus, welche gegen einan—
er gebogen und am Ende geſpalten ſind. Zwiſchen und etwas
vor dieſen 2 letzteren Armen ſitzt der Mund, welcher mit dem
dre anderen Chondracanthusarten uͤbereinzuſtimmen ſcheint.
Die untere halbmondfoͤrmige Abtheilung des Koͤrpers,
welche nicht bloß durch die Seiteneinſchnitte, ſondern auch durch
eine tiefe Querfurche auf der Bauchflaͤche von der obern getrennt
ſind, iſt mit 4 (2 Paar) Auswuͤchſen oder Hoͤrnern verſehen;
das iſte P. geht von den aͤußeren Ecken des obern Randes
aus, iſt ziemlich gerade vorwaͤrts gerichtet und von zugeſpitzter
Form. Das untere Paar ſteht auf dem untern Rande nahe
der Mittellinie des Körpers und iſt abwaͤrts gerichtet und zu—
gleich mit den Spitzen einwaͤrts gekruͤmmt, ſo daß dieſe einander
faſt beruͤhren. Zwiſchen dieſen Hoͤrnern geht aus dem untern
Rande des Koͤrpers ein kleiner, duͤnner, koniſcher, lothrecht ab—
waͤrts gerichteter Zapfen hervor. Hinter den unteren Hoͤrnern
hnaͤgen die Eyerſaͤcke und verbergen alfo dieſe Hörner, wenn
man das Thier von der Ruͤckenflaͤche anſieht. Die Eyer
ſind oval oder vlelleicht eher elliptiſch, ſehr klein und folglich in
großer Anzahl vorhanden.
Von der hier beſchriebenen Beſchaffenheit ſind 3 vor mir
liegende, erwachſene und mit Eyerſaͤcken verſehene Individuen
von Tr. Gurnardus. Eien Ex. dagegen, welches ich an Tr.
Hirundo gefunden habe, nähert ſich viel mehr lobſchon nicht
völlig) der Nordmann'ſchen Beſchreibung und Abbildung.
Der Kopf iſt breiter und kuͤrzer und der nach vorn hervorſte—
hende Theil ragt ungleich mehr vor; der Koͤrper iſt breiter und
ſeine untere Abtheilung weit groͤßer im Verhaͤltniſſe zur obern;
aber, was es beſonders auszeichnet, iſt, daß es mit 4 Paar deut:
licher und ſtark vortretender Hoͤrner oder Auswuͤchſe verſehen
iſt, von denen 2 P. auf die oben angefuͤhrte Weiſe ſtehen, die
andern 2 P. aber zwiſchen jenen auf den Seitenraͤndern und
nach den Seiten hinauswaͤrts gerichtet ſind; von dieſen habe
ich keine Spur bey den Ex. von Tr. Gurnardus gefunden.
Ob dieſe Verſchiedenheiten beſtaͤndig find. und zum Auf:
ſtellen einer neuen Art berechtigen, kann ich, wegen Mangel
an einer hinreichenden, von beyden Fiſcharten gewonnenen Anz
zahl Individuen, noch nicht beurtheilen; ſollten kuͤnftige Unter⸗
fuchungen eine Trennung motivieren, fo koͤnnte die von Nord—
mann beſchriebene und abgebildete Art, zu welcher die zuletzt
erwaͤhnten Individuen zu bringen ſeyn wuͤrden, den Artnamen
Triglae behalten, wogegen die hier beſchriebene und abgebildete
Form mit dem Namen Gurnardi bezeichnet werden koͤnnte.
Anm. Die Lernaeopoda bicaudata und Ancorella ova-
lis, welche ich nur e in Mal und von jeder nur ein
Ex. auf Tr. Gurnardus gefunden habe, ſehe ich nur als
einen zufaͤlligen, nicht als einen eigenen Schmarotzer die⸗
Iſis 1840. Heft 5.
— — —
—
338
ſes Fiſches an, welches ich ruͤckſichtlich des in der vorleg:
ten Anmerkung Geſagten bemerke.
Chondracanthus Soleae Kr. (Tab. 3. Fig 4.)
Von dieſem neuen Schmarotzerkrebſe fand ich 2 Indi—
viduen am 26öften Auguſt 1837. auf einem bey Aalbaͤck ge:
fangenen Pleuronectes Solea. Das eine ſaß an der die in—
nere Flaͤche des Kiemendeckels bekleidenden Haut, das andere
an dem Ueberzuge des Schulterblattes,
Länge des groͤßern Individiums (F. 4.) 1½¼ %
Kopfbruſtſtuͤck hat etwa / der ganzen Ränge, nähert ſich
etwas dem Kreisrunden, hat eine gewoͤlbte Ruͤckenflaͤche und
ſcheint in mehrfacher Ruͤckſicht an die G. Caligus zu erinnern.
Seinen ganzen Vorderrand, welcher in der Mitte mit einem
15 5 Einſchnitte verſehen iſt, nimmt faſt das 1fte P. Fuͤh⸗
er ein.
Dieſe erſten Fühler (F. 4. a.) ſtoßen mit der Wurzel an
einander, ſind lang, plump, dicker an der Wurzel, am Ende
ſtumpf abgerundet, keulenfoͤrmig, ohne Spur von Gliederung.
Die Fühler des Lten P., welche nahe hinter dem erſten
figen, find fehr große, 2gliedrige Hafthaken (F. 4. b.) 1ftes
Glied kurz, dick; Ates ungleich dünner, aber zugleich viel län-
ger, ſtark gekruͤmmt, überaus ſpitzig; an der Wurzel iſt es etwas
duͤnner, als in der Mitte.
a Mund (F. 4, c.) ſitzt weit hinter dem Aten Fühler,
ſcheint viel breiter als hoch, und naͤhert ſich etwas der elliptiſchen
Form. Sein ganzer Rand iſt dicht mit kleinen Saͤgeſtacheln
oder Zähnen befest. “) n
Dicht hinter dem Munde zeigt ſich ein Paar kleiner, 2
gliedriger Taſter (F. 4, d. und d.“), deren Aftes Glied dick,
ziemlich cylindriſch, das 2te Glied ſchmal, pfriemenfoͤrmig zuge⸗
ſpitzt, laͤngs dem untern Rande mit Saͤgeſtacheln, etwa von
derſelben Beſchaffenheit, wie der der Mundrandſtacheln.
Dicht hinter den Taſtern und faſt mit ihnen an der
Wurzel verwachſen ſteht 1 P. etwas größerer Fuͤß e (F. 4, e.),
welche Hakenfuͤße genannt werden zu koͤnnen ſcheinen, obgleich
keines der 8 Glieder, aus welchen ſie beſtehen, ſonderlich krumm
iſt. Das letzte, kleine, pfriemenförmige Glied iſt ſo deutlich
von dem vorhergehenden getrennt, daß man es nicht wohl anz
ders, als wie ein beſonderes Glied betrachten kann.
24 Am hintern Rande des Kopfbruſtſtuckes gehen nach den
Seiten 2 cylindriſche Fußſtummel (F. 4, f.) aus, deren
Bau uͤbrigens nichts Merkwuͤrdiges darbietet.
„Hinterkoͤrper flach gedruckt, langgeſtreckt, ein wenig
ſchmaͤler, als das Kopfbruſtſtuͤck, beſteht unverkennbar aus 5
Ringen oder Abtheilungen, welche dicht an einander liegen und
ſomit weniger in die Augen fallen, bey naͤherer Unterſuchung
aber ſich durch ziemlich tiefe Einſchnitte von einander getrennt
zeigen. Die 2 letzten derſelben ſind viel kleiner und ſchmaͤler,
* Die Koͤrperchen, welche den Mundrand bekleiden, find zu
kurz und zu breit, um Borſten genannt werden zu koͤnnen.
22
339
als die vorangehenden. Außer dieſen Abſchnitten iſt der Hinter
körper noch ferner durch einige Querrunzeln gefurcht, welche
die Inſertionen der zum Darmcanale gehoͤrenden Ringmuskeln
andeuten.
Iſter Abſchnitt, etwas kurzer, als die 2 folgenden, ſen⸗
det von ſeinen unteren Ecken 2 lange Arme aus (F. 4, g.),
welche faſt bis zur Wurzel in 2 cylindriſche Aeſte gefpalten find.
Ater Abſchnitt, etwa fo lang, wie 3 ter, mit keinen An⸗
haͤngſeln verſehen.
3 ter Abſchnitt ſendet dagegen von den Ecken feines
untern Randes 2 perpendiculaͤr nach unten gerichtete, cylindriſche
Körper aus. Zwiſchen dieſen Anhängen iſt der Ate etwas kreis⸗
foͤrmige Abſchnitt eingekeilt und von dieſem geht der Ste
Abſchnitt, wie eine etwas unregelmaͤßige, koniſche Warze oder
ein ſolcher Zapfen aus.
Das kleinere Individuum (F. 4), nur wenig
länger als 1“, wahrſcheinlich eine Entwickelungsſtufe der groͤ⸗
ßern Form, weicht ziemlich bedeutend von dieſer ab; im Ganzen
iſt es mehr ſchmal und langgeſtreckt. Kopfbruſtſtuͤck oval,
viel ſtaͤrker gewoͤlbt. Die 1ften Fühler länger, minder dick,
an der Wurzel krumm, aber ebenfalls ohne Gliederſpur. Am
Ende ſcheinen ſie mit einer oder 2 uͤberaus kleinen Borſten
verſehen, welche ich jedoch nicht ganz deutlich habe ſehen koͤnnen.
Zwiſchen ihren Wurzeln zeigt ſich am Vorderrande des Kopf—
bruſtſtuckes ein Raum und vor dieſen ſieht man die Spitzen
des Aten P. Fühler. Dieſe ſowohl, als die Mundtheile,
die Taſter und das Iſte P. Fuͤße find, wie bey dem groͤßern
Ex.; dagegen iſt das 1fte P. Arme oder Seitenauswuͤchſe, wie
das 2te, geſpalten. Die Ringe oder Einſchnuͤrungen des Hin—
terköͤrpers find wenigere und theils minder deutliche. Eigentlich
ſind nur 2 deutlich zu bemerken, von denen der eine Koͤrper,
der andere Schwanz genannt werden kann; aber jeder derſelben
ſcheint, wenn gleich ſehr undeutlich, wieder aus 2 zu beſtehen. Der
Koͤrper zeigt nehmlich eine Andeutung zur Theilung dicht hinter
dem Aten P. Arme. Der Theil, welchen ich hier Schwanz
nenne, iſt kurz, viel ſchmaͤler als der Koͤrper, etwas abgeſtumpft
koniſch; unten bekommt er eine kleine Verbreiterung (F. 4, i*)
als Andeutung feines Aten Gliedes, welche mit 2 kleinen, ab—
und etwas einwaͤrts gerichteten Anhaͤngen, verſehen iſt. Dieſe
ſcheinen aus 2 Gliedern zu beſtehen, einem dicken Grundgliede
und einem ſpitzigen und etwas krummen Haken.
Ancorella stellata Kr. (Tab. 3, Fig. 5.)
In der Mitte des Septembers fand ich bey Agger 4 Ex.
dieſer neuen Ancorelle an den Schuppen (auf der Bruſt und
nahe beym Kopfe) eines Gadus Merluceius L. Sie iſt ziem⸗
lich ſchwer zu entdecken, da ſie mit einer weißen Farbe viel
Durchſichtigkeit vereinigt und ſonach mit dem den Fiſch bekleis
denden Schleime vermengt wird; wegen das ſehr flach gedruckten
und dünnen Hinterkoͤrpers liegt fie ferner faſt fo dicht, wie eine
Schuppe an dem Koͤrper des Fiſches an.
Größe etwa 2“,
Ruͤckſichtlich der Art und Weiſe, auf welche ſich das Kopf—
bruſtſtuͤck mit dem Hinterkoͤrper verbindet, gleicht dieſe Art ganz
ber Ancorella uneinata. Der Hinterkoͤrper bildet nehmlich
oben eine ſchmale Verlaͤngerung und auf dieſer ſteht der Quere
340
nach der Haftapparat nach der einen, der Kopf und langgeſtreckte
Hals nach der entgegengeſetzten Richtung. Dagegen unterſcheidet
fie ſich von Anc. uncin. durch den Mangel des großen Zap:
fens (Warze), welcher bey dieſer Art mitten vom Unterrande
des Hinterkoͤrpers ausgeht, und gehört alſo zur Aten Gruppe
der Ancorellen (S. Bd. I. S. 289. Iſis 1840., S. 759.)
Kopfbruſtſtuͤck etwas plump, und bey allen Ex.
ſo kurz, daß es, zuruͤckgebogen, bey weitem den Unterrand
des Hinterkoͤrpers nicht erreicht; es beſteht wie gewoͤhnlich,
aus einem inneren gelblichen und undurchſichtigen Cylinder,
welchen eine weiße und durchſichtige Haut umgibt. Kopf vom
Halſe nicht abgegraͤnzt, ſehr klein, etwas zugeſpitzt; uͤbrigens
Mundtheile und Fuͤhler von gewoͤhnlicher Beſchaffenheit. —
Der Haftapparat (F. 5, b.) iſt ſehr breit und zeigt deutlich 2
von einer gemeinſchaftlichen Haut eingeſchloſſene Arme; jeder
von dieſen ſendet am Ende des innern Randes eine uͤberaus
kleine und duͤnne Verlaͤngerung aus und zwiſchen deren Enden
geht ein kurzer Hornfaden hervor, welcher ſich zu einem Haft⸗
knopfe erweitert. Dieſer (F. 5, c.) iſt bey dieſer Art eigens
thuͤmlich beſchaffen, iſt nehmlich ſternfoͤrmig oder ſendet aus
einem Mittelpunete 8 — 9 am Ende breitere und abges
ſtumpfte Strahlen. — Der Hinterkoͤrper iſt ungewoͤhnlich flach
gedruͤckt, uͤbrigens ziemlich oval, unten etwas breiter; ſein Unter⸗
rand zeigt, doch unter der aͤußern Hautdecke, 5 kleine abgerundete
Zipfel; in deren mittelſten oͤffnet ſich der After, und zwiſchen
den 2 aͤußeren treten jederſeits die Eyerſaͤcke hervor, welche etwa
von der Länge des Körpers, aber duͤnn und mit ziemlich
großen Eyern (14 — 15) in einer Laͤngsreihe, nur 2 in der
Breite) verſehen ſind.
Von den 4 anderen daͤniſchen Ancorellenarten unterſcheidet
ſich dieſe durch das kurze Kopfbruſtſtuͤck, den breiten Haftappa⸗
rat mit dem ſternfoͤrmigen Knopfe, den flachgedruͤckten Hin⸗
terkoͤrper ohne vorragenden Zapfen oder Einſchnitt am Unterrande
und endlich die großen Eyer. 0
Achtheres percarum Nordm. (Tab. 3, Fig. 6.)
Dieſen habe ich bisher nur an unſrem gemeinen Barſch
aus dem ſuͤßen Waſſer, wie auf dem Strandbarſche gefunden.
Das Thier (F. 6, a.) beſteht aus einem ziemlich großen
Kopfbruſtſtuͤcke und einem ſack- oder flaſchenfoͤrmigen Hinterkoͤr⸗
per. Der erſtere (F. 6, b.) iſt ziemlich flach, laͤnger als
breit, hinten abgerundet, an den Seiten gegen das Vorderende
etwas eingebogen, vorn abgeſtumpft (doch mit einem in der
Mitte vorragenden Knoten); man koͤnnte vielleicht die Form
des Kopfbruſtſtuͤckes, von oben angeſehen, mit einer antiken
Harfe vergleichen. 8
Von den vorderen Ecken des Kopfbruſtſtuͤckes geht nach
vorn und unten gerichtet, das Iſte P. Fühler (F. 6, c.) aus;
dieſe ſind groß, dick, ſtumpf koniſch, und ſcheinen aus 30 Gliedern
zu beſtehen, welche aber ziemlich undeutlich ſind; das letzte Glied
iſt das laͤngſte und am Ende (doch nicht gerade zur Wurzel)
gabelfoͤrmig geſpalten, wodurch 2 Aeſte entſtehen, von denen
der äußere größere oder Hauptaſt (man koͤnnte dieſen vielleicht
auch hier den Daumen nennen) einwaͤrts gekruͤmmt, am Ende
etwas ſtumpf abgerundet und mit einigen außerordentlich kurzen
Borſten oder Dornen verſehen iſt; der innere, kleinere Aſt, wel
cher vielleicht mit dem erſtern eingelenkt iſt, iſt etwas koniſch
341
ind hat am Ende eine überaus kurze Borſte oder Dorn.
Zwiſchen dem 1ſten P. Fuͤhler, etwas weiter zuruͤck und
zu den Seiten des Schnabels ſteht das 2te P. Fuͤhler (F. 6,
d.); dieſe find viel dünner und etwas kuͤrzer, als die erſteren,
aber ebenfalls 3 gliedrig (doch weit deutlicher gegliedert, als jene).
Ihre Richtung iſt verſchieden von der des 1ften P., nehmlich
ſchraͤg nach außen divergirend; 1ſtes Glied das laͤngſte, am Ende
ſchraͤg abgeſchnitten, Ztes das kuuͤrzeſte und duͤnneſte, ſtumpf
koniſch, am Ende mit 3 Borſten.
Zwiſchen dem 2ten P. Fühler ragt der Mund (F. 6, e,)
vor, iſt ein ſtumpfer, abgerundeter Schnabel, welcher auf der
Unterfläche eine ziemlich Erreisruude (oder etwas der Länge nach
elliptiſche) Oeffnung hat, aus welcher die Spitzen der krummen
Kinnbacken vorragen. Zu den Seiten und an der Wurzel des
Schnabels iſt ein Paar kleiner Taſter (F. 6, f.) angebracht,
welche aus einem kurzen, ziemlich cylindriſchen Grundgliede bes
ſtehen, von welchem 2 etwa gleich lange, 2 gliedrige Zweige
abgehen; 1ſtes Glied der Zweige laͤnger als Grundglied, dünn,
cylindriſch, 2tes kurz, koniſch und am Ende, wie es ſcheint,
mit 2 kleinen Borſten. i
Etwa aus der Mitte der Unterfläche des Kopfbruſtſtuͤckes
geht dicht neben einander ein P. 2gliedriger Hakenfuͤße
(F. 6, g.) aus, mit dickem, doch etwas langgeſtrecktem Grund—
gliede und einem ebenfalls langgeſtreckten Haken, welcher ſich
am Ende in 3 Zipfel oder Klauen theilt, von denen die aͤußere
die laͤngſte, die innere die kuͤrzeſte.
An den Seiten dieſer Hakenfuͤße und etwas nach hinten
gehen 2 ziemlich lange Haftarme aus, welche ſich vorn vereinigen
und einen kreisrunden Hornknopf ausſenden.
Hinterkoͤrper iſt birnfoͤrmig oder mit einer oben duͤnn⸗
halſigen Flaſche zu vergleichen. Bei allen von mir unterſuchten
Individuen zeigte er keine deutlicheren Spuren von Ringen, als
viele andere Lernaͤen, ja weniger als verſchiedene andere (3. B.
Chondracanthus soleae.) Unten ſchickt er nach hinten 2
Knötchen aus, welche die Stellen andeuten, von denen die Eyer:
ſaͤcke ausgehen; aus der Mitte des vordern, untern Randes geht
auch ein kleiner abgerundeter Knoten aus, der wieder unten mit
einer viel kleinern, faſt kugelfoͤrmigen Warze (F. 6, h.) verſehen
iſt, in deren Spitze ſich der After oͤffnet.
Dieſe Darſtellung des Achth. pere. W. iſt mehrfach
verſchieden von der Nord mann'ſchen, und die Verſchiedenheiten
ſind theils von der Beſchaffenheit, daß ſie nicht wohl als locale
oder individuelle zu betrachten ſind. Vermuthlich wird alſo die
Beobachtung von der einen Seite her unrichtig ſeyn; welche
Seite dieß ſey, muͤſſen ſpaͤtere Beobachter ausmitteln.
In ſo fern die Gattung Achtheres bloß auf die Kreis⸗
form und die Ringe des Hinterkoͤrpers gegruͤndet iſt, ſcheint ſie
nicht beſtehen zu koͤnnen, ſondern mit Lernaeopoda zuſammen
fallen zu muͤſſen. Findet dieß nicht Beyfall, ſo iſt billig zu
verlangen, daß ſie durch ſichere Kennzeichen begruͤndet werde.
Nicothos Astaci. (Tab. 3, Fig. 7.)
Schon in meinen juͤngeren Jahren erinnere ich mich, die—
fen Schmarotzerkrebs öfters an den Kiemen gekochter Hummern
geſehen zu haben, wo er durch ſeine orangegelbe Farbe gegen
die grauliche der Kiemen ſehr in die Augen fiel. Sobald ich
342
mit Audouin's und Milne-Edward's Beſchreibung deſ⸗
ſelben (Ann. d. sc. nat. 1826, T, IX, p. 354 sq.) bekannt
geworden war, hielt ich mich uͤberzeugt davon, daß er auch unſe⸗
rer Fauna angehoͤrte, was dann ſpaͤtere Unterſuchungen beſtaͤtig⸗
ten. Gegen das Ende des Julius 1836 *) unterſuchte ich auf
dem Hirtsholm einige Hummern (9 Stuͤck) und fand auf dieſen
6 Ex. der Nicotho& Astaci, nehmlich auf einem Hummer,
welcher feine beyden Scheeren verloren hatte, 8; drey der Hum⸗
mern hatten jeder 1, die uͤbrigen 5 dagegen keines. Von dieſen
6 Ex. hatten 4 Eyerſaͤcke.
Audouin und Milne-Edwards vergleichen die Form
dieſes Thiers mit der eines kleinen Schmetterlings ohne Kopf
und Hinterleib, und dieſe Vergleichung gibt auch eine gute Vor—
ſtellung von demſelben, wenn es mit Eyerſaͤcken verſehen iſt
(denn dieſe werden den Hinterfluͤgeln des Schmetterlings ent⸗
ſprechen). Die vordern Flügel find hell orangefarben, die hin—
teren, oder die Eyerſaͤcke, roſenroth.
Laͤnge vom Stirnrande bis zum Ende der Eyerſaͤcke 2 —
zZ; Breite 2— 23“.
Mitten zwiſchen den vorderen Fluͤgeln bemerkt man einen
kleinen, vorragenden Knoten (F. 7, A. B, C.), welchen man
mit einem tief zwiſchen die Schultern gedruͤckten Kopfe vergleichen
kann. Betrachtet man dieſen Knoten von der Ruͤckenflaͤche mit
einer ſtarken Loupe, ſo ſieht man, daß er gleichſam zwiſchen die
Fluͤgel eingefaßt iſt und daß er aus 4 Gliedern beſteht, einem
groͤßern, dem Kopfe, und demnaͤchſt 3 kurzen, welche ich den
Hals nennen will.
Kopf länger als Hals, nach hinten am breiteften,
vorn ſtumpf abgerundet, Hinterrand etwas halbmondfoͤrmig ein⸗
gebogen.“)
In der Mitte des vordern Kopfrandes ſtehen 2 ſehr kleine,
kreisrunde, ſcharf begraͤnzte Puncte (F. 7, C, a.), welche eben
fo gut von der Ruͤcken-, als der Bauchflaͤche, zu ſehen und
vielleicht die Augen find. Inzwiſchen unterſcheiden fie fich
nicht recht vom uͤbrigen Koͤrper in der Farbe; nur ſcheinen ſie
etwas durchſichtiger zu ſeyn.
Von der Unterflaͤche des Kopfs und zu den Seiten der
Augen gehen 2 borſtenfoͤrmige Fuͤhler (F. 7, C, b.) nach
außen und hinten (nicht, wie in A. und M. E.'s Abbildung,
nach vorn) gerichtet aus; ihre Laͤnge iſt etwa ſo groß, wie die
Kopfbreite. Sie beſtehen aus vielen kleinen Gliedern, welche
gleichſam eine Perlſchnur bilden. A. und M. E. geben die
Zahl der Glieder zu 12 an; dieß iſt vielleicht richtig; doch muß
ich bemerken, daß ich zu dieſem Reſultate nicht gekommen bin.
Ohne Preſſen fand ich nehmlich 10 Glieder, von denen das
letzte etwa doppelt ſo lang, wie die vorhergehenden 3 und dieſe
unter einander gleich lang waren, das Grundglied dagegen viel
länger, als dieſe. Beym Pıeffen aber glaube ich bisweilen
(nicht immer) beobachtet zu haben, daß dieß Grundglied eigent⸗
.* A. und M. E. fanden dieſen Schmarotzer in den letzten
Tagen des Septembers. g
** A. und M. E.'s Abbildung des Kopfs kommt mir nicht
ganz naturgetreu vor, indem fie denſelben kurzer, als den
Hals (was ich nie gefunden habe), und vorn breiter als
hinten zeigt.
343
lich aus 4 Gliedern beſtehe, wonach denn die Totalſumme der
Fuͤhler⸗Glieder 13 ſeyn würde. Es koͤnnte auch ſcheinen, daß
dieß durch den Umſtand beſtaͤtigt wuͤrde, daß ich laͤngs des
Vorderrands der Fuͤhler 13 Borſten oder Borſtenbuͤſchel zaͤhlte,
welche, da ſie vom Ende jedes Gliedes ausgehen, auch 13 Glieder
anzeigen moͤgen. Ich wuͤrde alſo geneigt geweſen ſeyn, die
Fühler als 13 gliedrig anzuſehen, wenn nicht das Grundglied
ſich oͤfters ſelbſt unter dem Preſſen als einfach gezeigt haͤtte;
10 Glieder ſcheinen mir daher die richtige Anzahl zu ſeyn.
Was die Schwierigkeit im Zaͤhlen der Glieder ſehr vermehrt,
ift der Borſtenkreis (F. 7, b), welcher vom Ende jedes Gliedes
ausgeht und die Wurzel des folgendes Gliedes umgibt; denn
er iſt gern in eine Menge Schleim eingehuͤllt, welchen von ihm
zu ſondern ſchwierig iſt. x
Etwas hinter den Augen ſteht der ziemlich kreisrunde
Mund (F. 7, C, c.), in welchem ich keine Kinnbacken habe
bemerken koͤnnen.
Dicht hinter dem Munde iſt ein Paar gliedrige
Hafenfüße (F. 7, C, d.) von ziemlich ſtarkem Bau ange⸗
bracht; dieſes gehoͤrt dem Kopfe an, die folgenden 4 Paare
ſcheinen, jedes, einem der 4 folgenden Ringe des Kopfbruſtſtuͤckes
anzugehoͤren. Ates P. Füße (F. 7, C, e.) ziemlich zart ges
baut, beſteht aus 5 Gliedern; 1fte Glied das größte, Ates etwas
kuͤrzer und dünner, Ztes und Ates ſebr klein, jedes am Ende
des nach vorn gekehrten Randes mit einem kleinen Dorne;
Stes Glied lang, dünn, zugeſpitzt, faſt borſtenfoͤrmig. Die fol⸗
genden Fußpaare (F. 7, D.) aͤhneln den Schwimmfuͤßen der
Caligusarten. Sie beſtehen aus einem großen, etwas ovalen
Grundgliede uud 2 dreygliedrigen Rudern, welche mit einigen
Borſten und Dornen verſehen find. Die Unterſachung dieſer
Süße iſt fo ſchwierig, daß ich noch nicht im Stande geweſen
bin, eine detaillirte Beſchreibung der Form der einzelnen Glieder
und der Zahl der Boſten bei ihnen allen zu liefern.
Der Ste Ring des Kopfbruſtſtuͤckes iſt weit groͤßer, als
die 4 vorhergehenden zuſammen; vorn iſt er, um dieſe aufzu—
nehmen, ausgeſchnitten, nach hinten etwas zugeſpitzt, am Ende
aber gerade abgeſtutzt. Auf der Ruͤckenflaͤche zeigt er nach hinten
gegen den zugeſpitzten Theil 2 orangegelbe laͤngliche Flecken, welche
nach vorn divergieren. Wenn das Thier lebt oder kuͤrzlich nur
von den Kiemen genommen iſt, ſo bemerkt man dieſe Flecken nicht,
weil ihre Farbe dann nicht ſonderlich von der des uͤbrigen Thiers
verſchieden iſt, wogegen, wenn das Thier eine Zeit lang in
Branntwein gelegen hat, dieſe Flecken noch orangefarben ſind,
während der uͤbrige Körper allmaͤhlich milchweiß wird. Ihre
Bedeutung iſt mir nicht bekannt. Die von dieſem Ringe aus:
gehenden Flügel oder Seitenauswuͤchſe find groß (etwa dreymal
ſo lang, wie der Ring,) dick, drehrund, nach hinten divergierend,
nach vorn jeder mit einer Anſchwellung oder einem Buckel vor⸗
ragend, welcher gleichſam ein Paar Schultern bildet, zwiſchen
denen die 4 vorhergehenden Ringe, wie Kopf und Hals, ange—
bracht ſind. Uebrigens zeigen dieſe Auswuͤchſe mehrere Verſchie—
denheiten, indem ſie bey verſchiedenen Individuen etwas laͤnger,
oder kurzer, mehr oder minder divergierend ſeyn koͤnnen, und
endlich der Buckel nach vorn bald ſtark, wie ein Knopf (F. 7,
B.), vortreten, bald abgerundet und nur wenig deutlich ſeyn
kann. Es verdient ferner bemerkt zu werden, daß dieſe Seiten—
auswüchſe keineswegs bey ein und demſelben Er. ſymmetriſch
ſind; ſie ſind ſelten ganz gleich lang; der eine iſt oft etwas ge—
erwähnen dieſer Organe nicht.
344
kruͤmmt, der anderre gerade; ſie divergieren in verſchiedenem
Grade, und die eine Schulter iſt oft hoch, waͤhrend die andere
niedrig iſt. Dieſe Verſchiedenheiten, welche A. und M. E.
nicht angeben, ſind ſehr in die Augen fallend, wenn man mehrere
Ex. neben einander betrachtet.
Der Hinterkoͤrper (F. 7, E.) beſteht aus 5 Ringen, von
denen der 1ſte, die Eyerſaͤcke tragende, bedeutend größer, als die
folgenden, von rundlicher Form, doch unten ziemlich gerade ab⸗
geſchnitten iſt. Am obern Ende der Seitenraͤnder habe ich 1 P.
rudimentaͤrer Füße gefunden, welche nur aus einem Gliede be>
ſtehen (ſo weit ich habe bemerken koͤnnen), von langgeſtrecktova⸗
ler Form und am Rande mit 5 Borſten beſetzt. A. und M. E.
Die folgenden Ringe des Hinter⸗
koͤrpers (oder der Schwanz) find viereckig und werden ſtufenweiſe
ſchmaͤler; der letzte iſt tief, faſt bis zur Wurzel, geſpalten; er
ſchickt 2 ſehr lange Borſten (länger, als der ganze Hinterkoͤr⸗
per) und an deren aͤußerer Seite 8 kurze Borſten aus. Die
Eyerſaͤcke ſind groß und mit einer bedeutenden Anzahl von
Eyern gefuͤllt, welche elliptiſch oder oval, nie kugelrund, ſind.
Ich habe das Thier ſo dargeſtellt, wie ſorgfaͤltige und
wiederholte Unterſuchungen es mich kennen gelehrt haben, ohne
deßwegen laͤugnen zu wollen, daß Audouin und Milne
Edwards es vielleicht richtiger aufgefaßt haben. Es kann
bey aͤhnlichen mikroſkopiſchen Unterſuchungen immerhin einige
Ungewißheit uͤbrig bleiben, beſonders, wenn man keine hinreichende
Anzahl von Individuum zur Unterſuchung, ein weniger voll⸗
kommenes Mikroſkop hat, u. ſ. w.
Dichelesthium Sturionis. (Tab. 3. Fig. 8.)
Nach der in dieſer Zeitſchrift (I. 299 ff. Iſis 1840, S. 764)
mitgetheilten Beſchreibung des Dich. St., habe ich Gelegenheit
gehabt, junge Individuen von 33 — 4“ (F. 8, a.) zu unter
ſuchen, welche einiges Licht uͤber die Entwickelung des Thiers
verbreiten koͤnnen.
Kopfbruftftüc mehr viereckig, auf dem Vordertheile
ſeiner obern Flaͤche dem Stirnrande nahe mit einem Paar ovaler
oder elliptiſcher, begraͤnzter Flecken, welche der Stellung
und Form nach einige Aehnlichkeit mit Augen haben, deren
Structur aber dieſe Deutung nicht zu geſtatten ſcheint.
ifter Ring des Hinterkoͤrpers (F. A, a.) kurz,
breit, aber ſich nicht, wie bey erwachſenen Individuen, ſeitlich
in drehrunde Zipfel verlaͤngernd. ter Ring (F. A, b.) mehr
viereckig und gerader abgeſchnitten, vorn ſowohl, als hinten, als
bey den erwachſenen. Ster Ring (F. A, c.) ohne Spur von
Theilung durch Querfurchen, dagegen bey dem Aten Ringe
(F. A, d. und e.) die Theilung ſo deutlich, daß man dieſen
vielleicht fuͤglicher als 2 beſondere Ringes betrachten koͤnnte.
ster Ring (F. A, k.) oder Genitalring hier kaum bemerkbar.
öfter Ring oder Schwanz (F. A, g.) etwas kuͤrzer, am un:
tern Rande etwas geſpalten. Fühler (Iſtes P. F. h, Ates
F. i.) weichen nur unbedeutend von denen der erwachſenen ab.
Taſter (F. k. und J.) zeigen keine Abweichung; der kurze
Taſter beſteht aus einem ſehr dicken Grundgliede, einem weit
duͤnnern 2ten Gliede, und 2 Endgliedern, welche beyde klein
ſind, aber das eine in weit hoͤherm Grade, ſo daß es faſt un—
bemerkbar wird. Der Grundtheil des langen Taſters hat keine
Giundabtheilung, eben fo wenig, wie die fadenfoͤrmigen Zweige,
345
welche er ausfendet.*) Die Aten Fufipaare (F. n. o. p. d.)
zeigen keine bedeutenden Abweichungen. Das Ste dagegen (F. r.)
hat ſtatt einer langgſtrecket-ovalen oder faſt linienfoͤrmigen Ges
ſtalt, eine Plattenform mit einiger Annaͤhrung an die Kreisrunde,
und iſt verhaͤltnißmaͤßig viel groͤßer. — Durch Vergleichung der
Figuren A, B und C werden die Veränderungen, welche der
Hinterkoͤrper beym Wachſen erleidet, deutlich werden (die Buch—
ſtaben bey allen 3 Figuren einerley Bedeutung). In F. C.
ſieht man die Eyerſaͤcke (s. s.), Der Darmcalnal (t.) und im
Schwanze zu den Seiten des Darmcanals ein Paar kleiner,
blaſenfoͤrmiger Organe, (u.). In F. B. ſind die Eyerſtoͤcke
mehr zuſammengewunden und noch nicht in den Genitalring
hinabgetreten.
Ich habe ſeit der erſten Beſchreibung ein Paar W. mit
langen, fadenfoͤrmigen, aͤußeren Eyerſchnuͤren gefunden, welche
mit ſcheibenfoͤrmigen Eyern gefuͤllt waren; doch ſcheinen die W.
mit Eyerſchuͤren ſehr ſelten zu ſeyn oder vielleicht werden fie
nur eine ſehr kurze Zeit hindurch mit dieſen angetroffen.
Dieſer Schmarotzer iſt ziemlich lebenszäͤh; ich habe ihn
2 Tage lang in Seewaſſer lebendig erhalten, ohne das Waſſer
zu erneuern. Der Darmcanal dehnt ſich aus und zieht ſich
zuſammen, wellenfoͤrmig, in ſeiner ganzen Laͤnge. Sehr auf—
fallend iſt eine ununterbrochene und regelmaͤßig in beſtimmten
Intervallen vor ſich gehende Zuſammenziehung und Erweiterung
des Afters. Man möchte vermuthen, daß dieſe Bewegung mit
der Athmung in Verbindung ſtehe, welche vielleicht auf der
Oberflaͤche des Darmcanals vor ſich geht. Dieſe Meinung ſcheint
dadurch bekraͤftigt zu werden, daß die Schwanzanhaͤnge ſich zu—
gleich unausgeſetzt nach dem After hinauf bewegen, gleichſam
um das Waſſer zu dieſem hinzutreiben. Selbſt das abgeſchnit—
tene Afterglied fuhr fort, ſich angegebenermaßen zu bewegen, bis
die Bewegung durch das Preſſen unter dem Mikrolkrope zum
Aufhoͤren gebracht wurde.
Folgende Schmarotzerkreſe gehoͤren, den obigen Unterſuch—
ungen zufolge, der eigentlich daͤniſchen Fauna an:
1. Caligus eurtus. 2. Caligus diaphanus. 3, Caligus
Sturionis. 4. Caligus Salmonis. 5. Caligus Hippoglossi.
6. Caligus pectoralis. 7. Trebius caudatus. 8, Pandarns
bicolor, 9. Dichelesthium Sturionis. 10. Anthosoma Smi-
thü. 11. Ergasilus Sieboldii? 12. Nicotho® Astaci. 13.
Selius bilobus. 14. Chondracanthus gibbosus. 15. Chon-
dracanthus Merluceii. 16. Chondracanthus cornutus. 17.
Chondracanthus nodosus. 18. Chondracanthus Triglae. 19,
Chondracanthus Soleae. 20. Clavella Hippoglossi. 21. Bra-
chiella rostrata. 22. Achtheres Percarum. 23. Lernaeo-
poda Galei. 24, Lernaeopoda Dalmanni. 25. Lernaeopoda
obesa. 26. Lernaeopoda bicaudata. 27. Ancorella ovalis.
28. Ancorella emarginata. 29. Ancorella rugosa. 30. An-
corella stellaris. 31. Ancorella uncinata 32. Lernaea
branchialis.
Aber außer dieſen 32 ſind mir noch einige daͤniſche Arten
bekannt, nehmlich:
“ Die Befchreibung der Taſter (1, S. 301, Iſis .. .) wird
durch gegenwärtige Beſchreibung und Abbildungen berichtigt.
Iſis 1841. Heft 5.
— —
—
346
33) eine von den Kiemen des Gasterosteus aculeatus.
Ich habe eine nicht unbedeutende Menge von Individuen an
Stichlingen in dem Sunde gefunden, welche lange in Wein—
geift aufbewahrt worden. Dieſer Schmarotzerkrebs iſt be⸗
greiflicher Weiſe ſehr klein, und da die Exemplare außerdem
zeimlich ſchlecht beſchaffen waren, ſo habe ich die Unterſuchung
und Beſchreibung derſelben ausſetzen muͤſſen, bis ich friſche In⸗
dividuen bekomme.
34) Eine am Auge von Clupea Sprattus. Von biefer
habe ich nur ein einziges Er. aus der Kieler Bucht im koͤnigt.
Muſeum geſehen; da aber der Fiſch in einem verkitteten Glaſe
aufbewahrt wird, ſo habe ich den Schmarotzer nicht naͤher un—
terſuchen oder eine genaue Zeichnung von ihm entwerfen koͤnnen.
Ich will deßwegen bloß bemerken, daß das Thier mit dem Haft⸗
apparate etwa 1" lang zu ſeyn ſcheint, wovon der letztere faſt
3 und der Körper die übrigen 3 ausmacht. Die Farbe iſt roth⸗
grau, einige Stellen ſind rothbraun. Der Koͤrprr iſt drehrund,
vorn zugeſpitzt, und geht ſtufenweiſe in den Haftapparat uͤber.
Dieſer ſcheint tief in das Auge einzudringen (nicht, wie bey
Lernaeopada elongata bloß in der aͤußern Schicht der Horn⸗
haut befeſtigt zu ſeyn,) und zeigt auf der Oberflaͤche erhabene
Ringe oder Knoten, erſtlich 10 ſolche Ringe, darauf einen kleinen,
glatteren Zwiſchenraum, demnaͤchſt eine etwas laͤngliche Anſchwel—
lung, worauf der Apparat duͤnner wird und ſich kruͤmmt, um
in das Auge zu dringen. Die Eyerſaͤcke find lang (ungefähr
wie Koͤrper und Haftapparat zuſammem) und etwas dicker, als
der Haftapparat. — Dieſer Schmarotzer ſcheint der Nord—
mann'ſchen Gattung Peniculus am nächften zu ſtehen; doch
wage ich noch nicht, eine Meinung daruͤber zu hegen, ob er zu
"u gebracht werden koͤnne, oder eine neue Gattung bilden
muͤſſe.
35) Die Lernaea anomala (Abildgaard in Naturhiſt.
Selſk. Skr., III, Tab. 6, Fig. 2.) iſt bisher weder von Anderen,
noch von mir wiedergefunden worden. Ich zweifle indeſſen nicht,
daß ſie ein Tracheliastes ſey, was man beym Vergleichen der
Abildgaardiſchen Abbildung mit denen von Nordmann
und Kollar vielleicht mit mir wahrſcheinlich fin-
den wird. Beſonders gleicht ſie ſehr dem Tr. maculatus
Kollar, welcher ſich eben fo, wie A's. Lern. anom., an
den Schuppen des Brachſen findet. Ich glaube deß⸗
wegen dieſe beyden für identiſch halten zu dürfen. Was uͤbri—
gens A. für den Körper anſah, find die Haftarme, und was
fuͤr die Eyerſaͤcke, iſt der Koͤrper. 3
Ehe ich dieſe Abhandlung ſchließe, will ich noch hinzufuͤ—
gen, daß die Frage uͤber die M. der Lernaͤen meiner Meinung
nach abgemacht betrachtet werden kann, in Uebereinſtimmung
mit Nordmann's Anſicht. Außer dem, was weiter oben zur
Beſtaͤtigung dieſer Sache in unſerer Zeitſchrift angefuͤhrt ward,
zeugt fuͤr dieſelbe ſehr kraͤftig ein Haifiſchauge, im koͤnigl. Muſe⸗
um, mit mehreren an ihm feftfißenden Individuen von Ler-
naeopoda elongata fem. von ſehr verſchiedener Größe; eins
von dieſen iſt kleiner, als das in dieſer Zeitſchrift beſchriebene
und abgebildete M., und in der Form von dieſem ſehr verſchie—
den; man kann danach das letztere fuͤr nichts Anderes nehmen,
als für ein M., als welches es dort auch bezeichnet worden ift.
Eæplicatio Tab. IItiae. {
Fig. 1, a. Clavella Scari Kr.; b. antennae posterio-
Bar
347
res; c. rostrum; d. palpi;e. pedes Imi p.; f. pedes Stü p.;
f.“ margo inferior hujus paris; g. processus abdominis
inferiores; h. tubereulum anale.
Fig. 2. Chondracanthus nodosus; a. antennae ante-
riores; b. posteriores; e. rostrum cum mandibulis; d. pal-
pi; e. pedes 1 mi p.; f. pedes 2 di p.
Fig, 3. Chondracanthus Triglae; a. anterior cepha-
lothoracis pars infra; c. processus abdominis apice globoso.
Fig. 4. Chondracanthus Soleae Kr.; a, antennae
anteriores; b. ant. posteriores; c. rostrum cum palpis (d)
et pedibus Imi p. (e); d* palpi (magnitudine auctiores).
Fig. 4. Ch. Soleae junior; f. pedes 2 di p.; g.
3tii; i. cauda junioris.-
Fig. 5. a. Ancorella stellata Kr.; b. brachia coalita
cum apice stellifero; c. apex stelliger (auetior magnitudine).
Fig, 6. a. Achtheres Percarum N.; b. cephalothorax;
c. antennae anteriores; d. posteriores; e. rostrum; f. pal-
pi; g. pes Imi p.; g“ pars terminalis hujus pedis; h.
margo abbominis inferior cum appendice globosa.
Fig. 7. A. Nicotho@ Astaci; B. anterior cephalo-
thoracis pars, tumoribus humeralibus maximis insignis;
C. caput infra cum oculis (a), antennis (b), rostro (e),
dibus Imi (d) et 2di p. (e). 6“ duo artennarum articuli;
. pes natatorius 3tii p.; E. abdomen cum cauda; F.
magnitudo vera Nic. Ast.
Fig. 8. A. Dichelesthium Sturionis junius ; a. annulus
abdominis 1mus; b. 2 dus; c. àtius; d. e. 4tus; f. 5 tus
(genitalium); g. cauda cum appendicibus; h. antennae
anteriores; i. posteriores; k. I. duo palporum paria; m.
et m“ mandibulae; n. pedes {mi p.; n' pars terminalis
hujus paris (magnitudine auctior); o. pes 2di p.; p. 3tii;
q. Ati, r. 5ti.; B. pars abdominis Dich. (parum provectioris);
C. Abdomen Dich. adulti; (litterae ſiguris A, B et C adjune-
tae eandem denotant partem); s. ovaria, t. intestinum ;
u. organa ignotae functionis.
Fig. 9, Anthosoma Smithii. a. antennae anteriores;
h. antennae posteriores; c. pes imi p.; d. pes 2di p-;
e. pes Ati p. g
4) S. 158 — 168. Heinrich Boie.
Herausgeber.
5) S. 169 — 175. Ueber Erythroclathrus, eine
neue Gattung in der Familie der Algen; von F. Liebman.
6) S. 176-191. Verzeichniß einiger neuer oder ſelte—
ner Pflanzen, welche in den letzteren Jahren in Daͤnemark
gefunden worden find; von S. Drejer.
7) S. 192-203. Notizen zu Daͤnemark's Geognoſie.
1. S. 192— 201. Niveau-Veraͤnderungen und Spu—
ren von Ueberſchwemmung auf der Weſtkuͤſte von Schleswig.
(Auszug aus einer Abhandlung des Prof. Forchhammer im
„Staatsbuͤrgerlichen Magazin,“ 1837, vom Herausg.)
Nekrolog vom
5 N N 348
2. S. 201. Foſſiler Elephantenzahn in Dänemark.
(Notiz vom Dr. Pingel in „Danſk. Ugeſkrift“ [daͤniſche
Wochenſchrift) L 561.]). A
Der einzige Fall von einem in Dänemark gemachten Funde
dieſer Art: „Vor faſt einem halben Jahrhunderte ſtießen Arbeiter
am ſchleswig⸗holſteinſchen Canale auf den Stoßzahn eines Elephan⸗
ten. Ein etwa 6“ langes Fragment, vermuthlich Alles, was
von dieſem Funde noch uͤbrig iſt, wurde von dem ſpaͤter ver⸗
ftorbenen Generalmajor Wegener, welcher damals die Canal⸗
arbeiten leitete, mit einem eigenhaͤndigen Zeugniſſe verſehen, zu⸗
folge deſſen es am 30. Julius 1783 in der Canallinie zwiſchen
Königsfoͤhrde und Cluvenſiek 28“ unter der Oberflaͤche der Erde
gefunden worden iſt. Es befindet ſich jetzt im koͤnigl. naturhiſt.
Muſeum.
3 Verſteinerungen auf der Inſel Fuur. Notiz aus Wil⸗
ſe's Reiſeiagttegelſer, V, 239, (v. J. 1798.) uͤber das Vor⸗
kommen von Fiſch- und Inſecten- (einer Libelle) abdruͤcken auf
Schieferarten der genannten Inſel. g
“
8) S. 204 207. Kurze zoologiſche Notizen. Nr. 1 —
III enthalten nur Auszuͤge aus bekannten Schriften.
IV. Frage, ob der große Alk (Alea impennis) ſich wirk⸗
lich, wie daͤniſche Zeitungen berichtet, im Winter 1838 bey
Juͤtland gezeigt habe? Vielleicht ſey es Colymbus glacialis
geweſen. Fruͤher ſolle jener ſich im Cattegatte gezeigt haben,
feit langer: Zeit aber ſey er ſchon den norwegiſchen, fürdifchen
und islandifchen Kuͤſten (an den letzteren zuletzt geſehen im
Jahre 1823.) verſchwunden und werde nur aͤußerſt ſelten an
denen von Groͤnland und anderen vom noͤrdlichen Amerika an⸗
getroffen. 3
S. 208. Urtheil Über die Kroͤyer'ſche Zeitſchrft und
den Kopenhagener naturhiſt. Verein in Wiegmann's Archiv,
J. III, Bud 2, S. 127.)
(Welchen Werth wir darauf ſetzen, zeigen wir durch ums
fere Auszüge. O.] -
*
Schilderung
eines Ausfluges nach Kloſterlaußnitz bey Eiſenberg, um die von
der Nonne, Liparis monacha, angerichteten Verwuͤſtungen zu
ſehen, am 22ſten September 1840,, von Brehm.“
Als ich an dieſem Tage aufſtand, ſchien der Mond truͤb
durch eine ihn faſt verhuͤllende Wolke und ſchien Regen zu
verkuͤnden; allein der reine Himmel im Oſten und der Reif,
welcher auf unſern Thaͤlern lag, verſprach einen ſchoͤnen Tag.
Noch ehe die Sonne aufging, umkreiſte eine Geſellſchaft von
Rauchſchwalben den hieſigen Kirchthurm, wie es mir ſchien,
mehr um ſich zu verſammeln, als um Nahrung zu erjagen;
denn die Kaͤlte der Luft hatte alle Inſekten in ihre Schlupf⸗
winkel zuruͤckgetrieben. Ein Paar Hausrothſchwaͤnze waren nicht
nur vom Schlafe erwacht, fondern auch ſchon fo munter und
fröhlich, daß fie gerade wie im Fruͤhjahre zur Paarzeit einander
* Dieſe Schilderung kann zugleich ein Bild unſerer Vogel⸗
welt an einem Herbſtmorgen geben. f 5
349
neckten und jagten, wobey das Maͤnnchen von Zeit zu Zeit ſeine
kraͤchzenden Toͤne hören Tief. Die hieſige Kirchthurmfahne,
welche um dieſe Zeit jeden Morgen mit Staaren beſetzt iſt —
zuweilen iſt ſie ganz mit ihnen bedeckt, ſo daß ich einſt im
Fruͤhjahre einige zwanzig Stuͤck auf ihr ſitzen ſah — war
dieſen Morgen leer; die fuͤr dieſe Jahreszeit bedeutende Kaͤlte
hatte die Staaren an den niedern Orten zuruͤckgehalten, wo fie
ihren ſchwatzenden Geſang und ihre, dem Pfeifen eines Schafs—
knechts aͤhnliche Pfiffe hoͤren ließen. In den Fliederbuͤſchen
um die hieſige Pfarrwohnung ſangen ſchon die Plattenmoͤnche
und jagten ſich von einem Zweig zum andern. Obgleich die
Sonne eben aufging, als ich meine Wohnung verließ, ſo waren
doch die Hausſperlinge noch ruhig, zum Theil noch an ihren
Schlafſtellen verſteckt. Zu meiner Verwunderung fand ich das
Dorf leer von Schwalben, auch die um den Thurm verſchwun—
den. An dem Rodabache vor und in dem 1 St. von hier
entfernten Kleinebersdorf liefen die weißen Bachſtelzen ſchon
emſig nach Nahrung herum, und einige Goldammern machten
ſich in dem Gebuͤſche bemerklich. In dem genannten Dorfe
ſelbſt herrſchte ziemlich viel Leben in der Vogelwelt. Die Haug:
ſperlinge waren munter geworden, und ließen ſich hier und da
hoͤren; auch einige Feldſperlinge verriethen durch ihre wenig ans
genehmen Toͤne ihre Gegenwart. Die Hausrothſchwaͤnze kraͤchz—
ten hier und da auf den Daͤchern der Haͤuſer, die Staaren
ſangen bei ihren Staarenkaſten oder auf den Gebaͤuden, ja eine
kleine Geſellſchaft derſelben lief einer Dachfirſte entlang, und
vertrieb ſich die Zeit mit Necken und Jagen, wobei alle ihren
gewoͤhnlichen knarrenden Lockton hoͤren ließen. —
In einem kleinen Fichtenwalde, 4 St. von hier, war
eine dort uͤbernachtende Schaar von Rabenkraͤhen wach ge—
worden, aber ſie flogen 3 St. nach Sonnenaufgang noch nicht
nach Nahrung aus, ſondern riefen einander, ſich gleichſam be—
gruͤßend, ihr lautes Kraͤh zu, woraus ein großer, 1 St. weit
hoͤrbarer Laͤrm entſtand, der ohne Unterbrechung fortdauerte, bis
ich ihn nicht mehr vernehmen konnte. Nicht weit von dieſer
Stelle ſaß eine ſchwefelgelbe Bachſtelze im Rodabache auf einer
ſeichten Stelle, ließ uns ziemlich nahe herbey kommen, flog aber
doch endlich mit ihrem bekannten Geſchrei eine Strecke weiter.
Am Wege zeigten ſich hier und da einzelne Goldammern; auch
ein Gruͤnſpecht ſtrich mit ſeinem ſtarken nicht unangenehmen
Rufe voruͤber. Eine Feldlerche flog mit ihrem gewoͤhnlichen
Geſchrei ziemlich hoch in der Luft; doch ſchien ſie nicht auf
dem Zuge zu ſeyn, ſondern nur einen Spazierflug zu machen.
Vor Ottendorf, 3 St. von hier, hoffte ich auf Steinbuchen,
welche dort ſtehen, Kirſchkernbeißer zu finden, allein meine Hoffe
nung blieb unerfuͤllt. Anſtatt ihrer ſaß eine Geſellſchaft Gruͤn—
linge auf dieſen Baͤumen, um die harten Saamenkerne aus—
zuklauben und zu zerbeißen. Auch liefen viele Edelfinken auf
den Aeſten und Zweigen der Steinbuchen herum, um die auf
ihnen befindlichen Inſekten abzuleſen. Weder die Gruͤnlinge
noch die Finken ließen ihre Stimme hoͤren, ſondern trieben ihr
Geſchaͤft in aller Stille. Im Gebuͤſche bemerkte ich einige
Goldammern. Dieſe Stelle iſt im Winter weit intereſſanter,
denn ſie hat mehrere Quellen, welche auch bei der ſtrengſten
Kaͤlte nicht zufrieren. An ihnen halten ſich dann mancherlei
Voͤgel auf. Ein Paar Zaunkoͤnige haben dann dort ihren blei—
benden Wohnſitz, ebenſo ein Paar, oder eine ſchwefelgelbe Bach—
ſtelze. Gewoͤhnlich trifft man dort auch eine oder mehrere
Amſeln und ebenſo viele Edelfinken, aber auch von den erſtern
350
faſt nur maͤnnliche Voͤgel an, zuweilen laͤßt ſich auch eine
Sumpfheerſchnepfe oder Krieckente dort nieder, ſelbſt ein Waſſer⸗
ſchwaͤtzer beſuchte ſchon dieſe Stelle. Wachholderdroſſeln find
nicht ſelten, Miſteldroſſeln zuweilen dort, und am 10. Januar
an ſchoß ich ein gepaartes Paar Waſſerpieper an dieſen
uellen. —
In den Gaͤrten bei Ottendorf kam mir eine Blaumeiſe
entgegen; ſie bildete mit einigen ihrer Gattungsverwandten die
Vorhut eines Zuges von Finkmeiſen, Parus major, welcher
unter lautem Pfeifen die Gaͤrten durchwanderte, ſich oft an
den Baͤumen und Haͤuſern anhing, und die den Meiſen ges
woͤhnliche Froͤhligkeit und Munterkeit zeigte. Die Hausſper⸗
linge waren nicht nur voͤllig munter geworden, ſie ſchrieen und
zankten auch nach ihrer gewoͤhnlichen Weiſe. Eine Rauch—
ſchwalbe flog hier ſo wenig, als in Kleinebersdorf herum, und
ſchon glaubte ich, fie wären alle verſchwuuden, als ich meine
Blicke zufällig auf eine große Scheune warf und auf ihr eine
Geſellſchaft von etwa 20 Stuͤck ſitzen ſah. Die Scheune war
mit Stroh und laͤngs der Firſte mit Schindeln gedeckt und
wurde auf der einen Seite des Daches ſtark von der Sonne
beſchienen. Die Rauchſchwalben hatten ſich faſt alle ſo auf
das Dach geſetzt, daß ſie laͤngs des Koͤrpers oben von dem
Ende der Schindeln bedeckt und auf der ganzen Seite von
den Strahlen der Sonne beſchienen wurden; nur wenige ſaßen
ſo auf der Dachfirſte, daß ſie den Kopf und die Bruſt der
Sonne zukehrten. Man merkte es ihnen an, wie wohl ihnen
die Sonnenwaͤrme that. — Als ſie ſich auf dieſe Art von
der Kaͤlte der Nacht vollſtaͤndig erholt hatten, flogen ſie ploͤtzlich
auf, ſchwebten herum, und fingen ihre Jagd auf Inſekten an.
Eine weiße Bachſtelze, welche unter den Schwalben auf dem
Dache herumgelaufen war, blieb ſitzen und ſchnappte die Fliegen
und andere Inſecten weg, welche ſich vor der Nachtkaͤlte in das
Stroh zuruͤckgezogen hatten, und jetzt von der Sonne hervor—
gelockt wurden. — |
Von Ottendorf nach Hermsdorf führt der Weg einen der
Morgenſonne ausgeſetzten, mit Buͤſchen und Baͤumen bewach—
ſenen Berg hinauf. Hier wimmelte es von Voͤgeln. Die
Kirſchkernbeißer, welche ich um dieſe Jahreszeit dort oft
ſchon angetroffen hatte, ſuchte ich zwar vergebens; allein ganze
Fluͤge von Gruͤnlingen, Goldammern, Edelfinken,
Haͤnflingen, Feldſperlingen und Staaren zwitſcherten
ſchwatzten und lockten unter einander, daß es für den Freund
dieſer Thiere eine wahre Freude war unter ihnen zu ſeyn. Ein
Bluthaͤnfling, ein Virtuos unter den andern, erhob feine
Stimme lauter als alle andern, ſo daß er ſelbſt vor dem Knar—
ren und Schwatzen der Staare und dem ſtarken Pfeifen einer
Geſellſchaft von Finkmeiſen, welche voruͤberzog, gehoͤrt wurde.
Auch eine Elſter wollte ſich von den andern Voͤgeln nicht be—
ſchaͤmen laſſen. Sie ſaß hoch auf dem Mipfel einer Buche,
und brachte dem Herrn der Natur ihren Morgengruß dar. Sie
ſchrie, knarrte und ſchwatzte, daß es ſchien, als wolle ſie ſich mit
ihres Gleichen unterhalten, was ich oft auf dieſe Art gehoͤrt
habe; aber ich ſah mich vergebens nach einer andern Elſter um;
die beobachtete hielt ein Selbſtgeſpraͤch und ſchien ſich in dem⸗
ſelben recht wohl zu gefallen; denn ſie ſetzte es immer noch
fort, als ich mich ſchon entfernt hatte. — An der Kante dieſes
Berges befindet ſich ein Steinbruch; auch er war nicht unbe—
wohnt; denn in ihm und an ſeinen Umgebungen hatte eine Fa—
351
milie von -Hausrotbfhmwänzen ihren Aufenthalt genom:
men. Es ſang keiner von ihnen, wahrſcheinlich, weil ſie zu
emſig mit der Inſectenjagd beſchaͤftigt waren. — Dieſe betrie⸗
ben fie nach der ihnen eigenthuͤmlichen Weiſe. Sie festen ſich
da, wo die Sonne hin ſchien, an eine erhoͤhte Stelle, ſahen un⸗
verwandt auf den Boden, und ſtuͤrzten ſich auf jedes Inſect,
welches zum Vorſchein kam, und von ihnen in groͤßter Schnel—
ligkeit gefangen und verſchlungen wurde. Sie buͤckten ſich da⸗
bei zuweilen nieder, und ſchuͤttelten nach ihrer Weiſe den
Schwanz, was ihnen eine Unterhaltung zu gewaͤhren ſcheint. —
Der Grund, warum dieſer Bergabhang ſo außerordentlich
belebt war, iſt leicht einzuſehen. Er liegt in den vielen Straͤu⸗
chern und Baͤumen, mit denen er bewachſen iſt, und in dem
Umſtande, daß er jetzt ſehr ſtark von der Sonne beſchienen
wurde; denn man glaubt nicht, wie ſehr die Voͤgel an einem
kalten Morgen die Strahlen der Sonne lieben. —
Auf der Bergebene bemerkte ich eine kleine Geſellſchaft
von Schafſtelzen, welche ſich durch ihren gewoͤhnlichen Lock—
ton zuſammen hielten und auf ihrem Zuge nach Weſten ein
wärmeres Land für den bevorſtehenden Winter ſuchten. Dieſe
Geſellſchaft iſt die einzige, welche ich an dieſem Tage ſah und
hoͤrte; denn der Hauptzug dieſer zarten und zaͤrtlichen Voͤgel
war ſchon voruͤber. Oben auf dem Felde flog eine Feldlerche
auf, ließ ihren Herbſtlockton hoͤren, und ſetzte ſich eine Strecke
davon wieder nieder. Nahe am Walde ſtrich eine Haidelerche
vorüber, ließ aber nicht ihren Geſang, ſondern nur ihren floͤ⸗
tenden angenehmen Lockton hoͤren. —
Beim Eintritt in den Fichtenwald begruͤßte uns ein Flug
Meiſen. Er beſtand aus Fink-, Tannen- und einzelnen
Haubenmeiſen; auch ſie nahmen unter lautem Pfeifen und
Singen ihre Richtung nach Weſten, und es iſt mir nicht un⸗
wahrſcheinlich, daß dieſe Schaar auf der Wanderung begriffen
war. Nicht weit von der Kante des Waldes im Wege auf
dem Stode einer gefaͤllten Fichte ſaß ein Blaͤßrothſchwanz,
Phoenicurus sylvestris, ſchuͤttelte den Schwanz und ſah ſich
nach Inſecten um. Allein bey meiner Annaͤherung zeigte er
feine gewöhnliche Scheuheit: er entfernte ſich ſogleich, und ver—
barg ſich im dichten Gebuͤſche. Ziemlich weit davon ſah ich zu
meiner Verwunderung ein ſchoͤnes altes Maͤnnchem vom Haus:
rothſchwanz, welches an der Kante eines Stangenholzes an
einer wenig freien Stelle ſaß, und den Beweis liefert, daß dieſe
Voͤgel, welche ſonſt nur an den Kanten der Waͤlder oder an
lichten Stellen derſelben zu finden ſind, ſich auch zuweilen in
tiefe und dunkle Waͤlder begeben. Einzelne Fichten laub—
fänger ließen ihr ſanftes Hoid, hoid im Fichtengebuͤſche hoͤ—
ren, kamen aber nicht zum Vorſcheine und ſangen auch nicht,
wahrſcheinlich, weil ihnen der Morgen zu kalt war. Von hohen
Fichten ertönte der ſchnarrende Lockton der Miſteldroſſel,
doch war die Geſellſchaft derſelben, welche dieſe Toͤne ausſtieß,
ſeht klein, wahrſcheinlich beſtand fie nur aus den Gliedern einer
Familie. —
Als ich mich einem Schlage naͤherte, auf welchem einige
Rothbuchen ſtanden: hörte ich die lauten Locktoͤne des blaͤu⸗
lichen Kleibers. Ich ſah mich nach dieſem Vogel um,
und bemerkte eine Familie auf 2 nahe bey einander ſtehenden
Rothbuchen, welche Nuͤſſe trugen. Die Kleiber waren ſehr em⸗
fig damit beſchaͤftigt, die Nuͤſſe aus den Hülfen heraus zu
— —
——
8
hacken, um zu den Kernen zu gelangen und betrieben ihre Ars
beit mit ſolcher Munterkeit und Froͤhlichkeit, daß man bey ihnen
von Neuem erkannte, die Thiere ſind zur Freude geſchaffen und
beſtimmt. Kaum hatte ich mich ſo weit entfernt, daß dieſe
Toͤne nicht mehr gehoͤrt werden konnten, als mich das zarte
Sififi einer Goldhaͤhnchengeſellſchaft auf die Anweſenheit die⸗
fer kleinen und allerliebſten Bewohner unſerer Wälder aufmerk⸗
ſam machte; ſie waren aber ſo im Gebuͤſche verborgen, daß ſie
nicht erblickt werden konnten. Ich erkannte deutlich meinen
Regulus crococephalus ; bemerkte aber ſpaͤter auch den lau⸗
tern und ſchaͤrfern Lockton meines Regulus pyrocephalus.
Bald hörte ich auch das laute einfache Ti oder Tii der Brau—
nellen aber nur einige Male auf dem ganzen Wege, ohne auch
nur eine einzige zu Geſicht zu bekommen; ſie waren in den
Dickichten verborgen. Einzelne Rauchſchwalben flogen an
der Kante des Waldes und uͤber derſelben herum. Auch eine
Haidelerche vermeldete ihre Anweſenheit durch ihren floͤtenden
Lockton. —
Ich machte auf dieſer Reiſe von Neuem die Bemerkung,
welche ich ſchon fruͤher gemacht hatte, und welche auch der Prinz
Maximilian von Wied in ſeiner erſten Reiſe nach Amerika an⸗
fuͤhrt, naͤmlich die, daß die Zahl der Voͤgel in den tiefen Waͤl⸗
dern weit geringer iſt, als in den weniger tiefen und in den
Vorhoͤlzern. Der Wald zwiſchen Ottendorf und Hermsdorf iſt
kaum 13 Stunden lang und dennoch war die Zahl der Voͤgel
in der Mitte desſelben viel geringer, als an den Kanten und
eine gewiſſe Strecke von demſelben entfernt. Lange noch, ehe
ich an die Mitte gelangte, hoͤrte ich das laute Schreien der
Eichelheher, von denen eine Familie voruͤberzog. Die
voranfliegenden waren wahrſcheinlich die Alten, denn ſie warnten
bei unſerm Anblick die andern und veranlaßten fie durch ihr
raſches Forteilen zur ſchnellen Flucht, ſo daß ich bald Nichts
mehr von ihnen hoͤrte. Eine andere Geſellſchaft von Meiſen
naͤherte ſich uns, ſie war klein und beſtand nur aus Tannen⸗
meiſen, welche ſehr eifrig ſuchten, um die kleinen Inſecten und
die Inſecteneyer von den Zweigen, aus den Ritzen der Rinde
und zwiſchen den Nadeln wegzunehmen. Tief im Walde bemerkte
ich einem Baumlaͤufer, welcher ſein einfaches Zieh, zieh
ausſtieß. Er war, was mich in Verwunderung ſetzte, allein;
denn gewoͤhnlich findet man ein Paar zuſammen und auch die⸗
ſes nicht allein für ſich, ſondern mit Fink-, Tannen» und
Haubenmeiſen, Kleibern und andern Vögeln vereinigt. Eine
Strecke davon hoͤrte ich wieder einige Meifen, es waren wenige
Haubenmeiſen, wahrſcheinlich die Glieder einer Familie, welche
auch zu meiner Verwunderung fuͤr ſich allein ſtrichen, da man
fie ſonſt zu dieſer Jahreszeit immer mit Tannen, oft auch mit
Finkmeiſen in Geſellſchaft antrifft. Eben fo auffallend war es
mir, das Zip nur einer einzigen Singbdroffel zu bören.
Offenbar waren dieſe Voͤgel noch nicht auf dem Zuge, ſonſt
würden ‚fie ihre Stimme viel öfterer erhoben haben. Eben. fo
wenig bemerkte ich mitten in dem Walde Edelfinken; auch fie waren,
wie die meiſten andern nur an den Kanten, oder nicht weit von
ihnen. Die Urſache, wegen welcher man mitten in den Waͤl⸗
dern weit weniger Voͤgel, als an den Kanten derſelben antrifft,
iſt leicht einzuſehen. Eine Menge von Wögeln naͤhret ſich
großen Theils von dem, was ſie auf den Feldern oder Wieſen,
oder an den Kanten der Waͤlder, welche von der Sonne ſtark
beſchienen werden, auffinden. Dieſe Nahrung wuͤrden ſie in
den tiefen Waͤldern vergeblich ſuchen, und deswegen trifft man
353
in ihnen weniger Vögel, als in den Vorhoͤlzern an. Der An:
bau der Menſchen thut alſo da, wo die Waͤlder geſchont und
die Vögel nicht auf eine unſinnige Weiſe verfolgt werden, ihrer
Vermehrung nicht nur keinen Abbruch, ſondern iſt ihr foͤrderlich.
Es verſteht ſich von ſelbſt, daß ich jetzt bloß die Landvoͤgel, nicht
die Sumpf⸗ und Waſſervoͤgel meine; denn da, wo die Seen
ausgetrocknet und die Suͤmpfe in Ackerland oder Wieſen vers
wandelt werden, muͤſſen natuͤrlich ihre Bewohner weichen und
andere Aufenthaltsorte ſuchen. —
Sehr auffallend war es mir, gerade mitten im Walde,
über 3 Stunden von den naͤchſten Ortſchaften 2 Geſellſchaften
Schwalben zu ſehen. Die eine beſtand aus Rauchſchwalben
und konnte nahe an 30 Stuͤck zaͤhlen; die andere, viel kleinere
war aus Fenſterſchwalben (Hausſchwalben) zuſammengeſetzt. Ich
vermuthete fogleich, daß dieſe beiden Geſellſchaften auf der Wan⸗
derung begriffen waͤren, und eine genauere Beobachtung uͤber—
zeugte mich, daß meine Vermuthung begruͤndet war. Dieſe
Schwalben flogen hoch uͤber den Wipfeln der hoͤchſten Baͤume
herum, und betrugen ſich auf eine beſondere Weiſe. Sie kamen
vom Morgen her, hielten immer von Zeit zu Zeit in der Luft
an, drehten ſich herum und fingen Inſecten; jetzt benahmen ſie
ſich gerade wie unſere hier wohnenden Schwalben; allein nach⸗
dem dieß eine Zeitlang gedauert hatte: ſammelten ſie ſich wieder,
und ſetzten ihre Reiſe nach Weſten fort. Daß die Schwalben
sicht ununterbrochen fortwandern, ſondern ſich zuweilen nieder—
laſſen, um auch in der Tiefe Nahrung zu ſuchen, weiß ich ges
wiß und zwar aus Folgendem. Ich beſitze eine Hausſchwalbe
von rein weißer Farbe, welche am 16. September 1836 in
Kleinebersdorf, 4 Stunde von hier erlegt wurde. Sie wurde
mit einer Uferſchwalbe in einer Geſellſchaft von Hausſchwalben
auf einem Teiche geſehen. Beyde erregten die Aufmerkſamkeit
zweyer meiner Schuͤtzen, und dieſe ruhten nicht, bis ſie beyde
geſchoſſen hatten. Ich weiß wegen eingezogenen Erkundigungen
gewiß, daß ſie nicht in der Umgegend ausgebreitet worden war.
Sie war alſo, wie die Uferſchwalbe, da von den letzteren eine
Colonie nicht naͤher, als 21 Stunde von hier bruͤtet, von einem
nicht ganz nahe liegenden Orte gekommen, und hatte ſich, um
Nahrung zu ſuchen, auf einem Teiche niedergelaſſen. Im vo⸗
rigen Jahre erhielt ich von meinem geehrten Freunde, dem Herrn
Dr. Richter in Roda, eine ganz weiße Rauchſchwalbe, welche
von ihm in jener Stadt abgezehrt gefangen wurde, aber trotz
aller Mühe nicht am Leben zu erhalten war. Da nun Nie:
mand in ganz Roda und der Umgegend eine weiße Schwalbe
bemerkt hatte: war ſie offenbar von einem andern Orte herbey—
gekommen. Die Uferſchwalben habe ich oft im Fruͤhjahre und
Herbſte an dem frießnitzer See geſehen, und weiß doch gewiß,
daß kein Paar in der Naͤhe desſelben niſtet; auch hier habe
ich ſchon Uferſchwalben erlegt. Alles dieß ſage ich nur aus dem
Grunde, weil manche Naturforſcher behaupten, die Schwalben
machten ihre ganze Wanderung in einem Zuge, ohne ſich nieder⸗
zulaſſen. —
Nicht weit von Hermsdorf erſchien ein großer Zug von
Meiſen, der aus Fink⸗, Hauben- und Tannenmeiſen, welche
man gewoͤhnlich vereinigt ſieht, beſtand; dieſe Meiſen betrugen
ſich wie es oben geſchildert worden iſt. Sehr auffallend war
es mir, auch nicht eine einzige Rabenkraͤhe in dem großen Walde
zu gewahren; die erſte ſah ich in der Naͤhe von Hermsdorf,
wo ſie auf einem Acker herumlief; ſpaͤterhin bemerkte ich 7 Stuͤck
Iſis 1841. Heft 5.
354
zwiſchen dieſem Orte und Kloſterlaußnitz; ſie zogen mit lautem
Geſchrei voruͤber. —
Die von mir beobachtete Pflanzenwelt ſcheint einen guten
Herbſt zu verſprechen. Die Haide ſtand nicht nur zum Theil
noch in ſchoͤner Bluͤthe, ſondern auch das Heidelbeerkraut hatte
noch reife, ſchmackhafte Beeren, ja ſogar Bluͤthen, und die
Preiſelbeeren waren mit Bluͤthen bedeckt; wahrſcheinlich bluͤthen
die letztern ſo haͤufig, weil ihre erſte Bluͤthe durch die Trocken—
heit des Sommers nicht zur Vollkommenheit gelangt war. Dieſe
ſchoͤnen weißen Bluͤthen auf dem prachtvollen Grün der wachs
artigen Blätter gewaͤhrten einen um fo uͤberraſchendern und ans
genehmern Anblick, je weniger anderswo, die einzelnen Bluͤthen
der Heidelbeeren ausgenommen, irgendwo eine Bluͤthe zu ſehen
war. —
Auch war es mir angenehm, nach langen Jahren die
Sumpfheidelbeeren, Vaccinium uliginosum wieder zu ſehen;
ſie ſteht haͤufig in der Naͤhe von Hermsdorf und hatte einzelne
Beeren, aber eine Bluͤthe von ihr fand ich nirgends. —
Ganz arm war an dieſem Tage die Inſectenwelt. Ich
ſah auf dieſer Reiſe einen gewoͤhnlichen Springkaͤfer, Elater,
einen Kohlweißling, Pontia Brassicae erſtarrt mitten im Walde
auf Haidekraute, und einen Mars, Vanessa Atalanta. Der
letztere war auf einer Aſter in einem Garten und wahrſcheinlich
in Folge der kalten Nacht ſo wenig ſcheu, daß ich ihn mit der
Hand fing. Ich beſah ihn und ließ ihn wieder frei. Außer
dieſen bemerkte ich am ottendorfer Berge einige gewoͤhnliche Flie—
gen, welche ſich ſonnten. Das ſind alle Inſecten, deren ich an
dieſem Tage anſichtig wurde. —
In Hermsdorf waren die Hausſperlinge, Rauch- und
Fenſterſchwalben ſehr haͤufig und die beiden letztern Arten ſo
thaͤtig und ſcheinbar heimiſch, wie mitten im Sommer; auch
einzelne Hausrothſchwaͤnze ließen ihren wenig angenehmen Ges
fang von den Dächern ertoͤnen. Von da bis Kloſterlaußnitz
ſah ich Nichts als einige Edelfinken, Meiſen und eine Familie
Eichelheher. —
In Kloſterlaußnitz umgaben mich wieder die Hausfper-
linge und die Rauch- und Fenſterſchwalben wie im Sommer.
Alle die Teiche, an denen ich voruͤberkam, und welche mein Auge
erreichte, waren ganz leer von Voͤgeln. —
*
Der Herr Oberforſtmeiſter, Kammerherr von Schmer—
zing gab mir feinen Jaͤger mit, um mir einen Theil der von
der Nonne verwuͤſteten Waͤlder zeigen zu laſſen, und hatte
Nachmittags die Guͤte, mich ſelbſt zu Wagen an die entgegen⸗
geſetzte Seite zu begleiten, um mich an die andern Stellen nicht
nur zu fuͤhren, ſondern mir auch ſeine mit vieler Muͤhe und
großer Umſicht gemachten Beobachtungen und ſeine ſehr wich—
tigen Bemerkungen mitzutheilen. Der geneigte Leſer verdankt
deswegen das Intereſſanteſte in den nachfolgenden Mittheilungen
den Forſchungen dieſes einſichtsvollen Forſtmannes. —
Um nicht unverſtaͤndlich zu werden, muß ich einige Jahre
zuruck gehen. Im Jahre 1836 zeigte ſich der Schmetterling
der waldverwuͤſtenden Raupe, die Nonne ſo einzeln in unſerer
Gegend, daß wir Muͤhe hatten, ihn fuͤr unſere Sammlung zu
erhalten; bey Kloſterlaußnitz aber war er ſchon damals haͤufiger
vorgekommen. Im Julius 1838 war er in den Waͤldern die⸗
ſer Gegend ſchon ſo zahlreich, daß die Pfuͤtzen zum Theil mit
23
355
den ſterbenden bedeckt waren; hier, 3 Stunden von jenen
Stellen ſahen wir abermals nicht viele, und zwar alle an den
Seiten der Waͤlder, welche nach Kloſterlaußnitz hinliegen. Wir
fanden ſie nut an den Kiefern und einzeln an einem andern
Orte an Birken. Allein ihre bei uns immer noch ſehr geringe
Zahl hatte nichts Beunruhigendes. Auf einem dreyſtuͤndigen
Ausfluge in unſere Waͤlder erbeuteten 3 Perſonen, welche die
Schmetterlinge mit Fleiß aufſuchten, nur 8 Stuͤck, zu einer an⸗
dern Zeit fiengen ihrer 2 in einer Stunde 7 Stuͤck in einer
nach Kloſterlaußnitz hinliegenden Spitze der hieſigen Kiefern⸗
waͤlder.
Im vorigen Jahre, alfo im Sommer 1839. gewann
die Sache eine andere und ſehr traurige Geſtalt. Ich erhielt
von einem hohen Beamteten der herzoglichen Kammer zu Als
tenburg die ſichere Nachricht, daß 500 Acker der Hoͤlzer im
kloſterlaußnitzer und ſaaſer Reviere von den Raupen der ver⸗
haßten Nonne angegriffen waͤren und daß fuͤr die uͤbrigen
Walder die größte Gefahr zu beſorgen ſey. Zugleich wurde ich
aufgefordert, Maaßregeln zu ihrer Vertilgung anzugeben. Ich
ſchlug vor, die Raupen, Puppen und Schmetterlinge ſammeln
zu laſſen. Dieß geſchah; es wurde fuͤr eine preußiſche Quart
Raupen und Puppen 1¼ Gr. und für eine ſolche Quart
Schmetterlinge 1 Gr. verſprochen und ausgezahlt. Die einge—
lieferten wurden in Graben geſchuͤttet und mit Erde bedeckt.
Dieſe Stellen werden jetzt noch die Raupengraͤber genannt. Die
herzogl. Kammer hat Nichts geſpart, um dieſe Maaßregel in
weitem Umfange ausfuͤhren zu laſſen; denn es ſind fuͤr ver⸗
tigte Raupen 999 Thlr. 8 Gr. Conv. Geld ausgegeben wor⸗
den. Da nun die Erfahrung gelehrt hat, daß ungefaͤhr 1400
Raupen und Puppen und etwa 800 Schmetterlinge ein Quart
füllen: fo geht die Anzahl der vertilgten Raupen faſt in das
Unglaubliche. Rechnet man, daß 500 Thlr. fuͤr Raupen und
Puppen, und 499 Thlr. 8 Gr. fuͤr Schmetterlinge bezahlt
worden find: ſo ergibt ſich, daß durch dieſe Maaßregeln ver-
tilgt wurden
11,200,000 Raupen und Puppen und
9,587,200 Schmetterlinge, alſo
20,787,200 in Summa.
Nun iſt es bekannt, daß ein Weibchen der Nonne 100
Eyer und darüber legt. Wollte man nun annehmen, daß die
Hälfte der oben angegebenen Summe Weibchen geweſen waͤ⸗
ren, von denen jedes 100 Eyer gelegt haͤtte: fo kaͤme eine
Summe heraus von
1,038,360,000 Eyern.
Wenn dieſe nun alle gluͤcktich ausgekommen waͤren: fo müßte
man über die ungeheure Anzahl von Raupen, die für das Jahr
1840. daraus hervorgegangen waͤren, wahrhaft erſtaunen. Al:
lein da würde man ſehr irren; denn eine Menge dieſer Eyer
kommt nicht aus. Nimmt man aber auch an, daß jedes Weib⸗
chen nur 40 Eyer gelegt hätte und von dieſen nur die Hälfte
ausgekrochen wären, eine Annahme, welche die Zahl gewiß zu
klein, nicht zu groß angibt: ſo wurden doch fuͤr das Jahr 1840.
durch die oben genannte Maaßregel vernichtet
207,872,000 Raupen in Summa,
eine Menge, welche wirklich in das Ungeheure geht, und welche,
wenn ſie leben geblieben waͤre, gewiß einen ſehr großen Scha⸗
den angerichtet haben würde. Die 999 Thlr. 8 Gr., welche
nn
356
von herzogl. Kammer für Vertilgung der Raupen ausgegeben
wurden, darf man, ſelbſt wenn das Raupenſammeln keinen Er⸗
folg gehabt hätte, nicht als verloren betrachten; denn fie find
nicht nur im Lande geblieben, ſondern noch uͤberdieß an die
alleraͤrmſten Unterthanen gezahlt worden, welche zum Theil tas
durch in den Stand geſetzt wurden, fich für einige Zeit das für
fie ſehr theuere Brod anzuſchaffen. Eine arme Witwe, welche
4 unerzogene Kinder hat, ſegnet noch heute dieſe Maaßregel;
denn ſie hatte durch ſie mit ihren Kindern in einem Tage
1 Thlr. 3 Gr. verdient; für fie eine Summe, welche fie ſich
auf andere Art in einem Tage nie erwerben konnte. Aber ich
bin auch veſt uͤberzeugt, daß die Vertilgung der Millionen
Raupen von großem Nutzen fuͤr die Waͤlder geweſen iſt. Die
Zahl der Raupen im Sommer 1839. war ſo groß, daß die
Baͤume, ja der Boden von ihnen bedeckt erſchien. Unter den
Baͤumen lag der Raupenkoth faſt 1“ hoch, nicht nur die Kies
fern, ſondern auch die Fichten waren aller Nadeln beraubt,
ſelbſt die Blaͤtter des Heidelbeerkrautes ganz verzehrt, und die
Schmetterlinge ſchwaͤrmten ſo herum, daß ein Menſch, welcher
in die von ihnen heimgeſuchten Waͤlder gieng oder ritt, ſie hau⸗
fenweiſe an den Kleidern mit nach Hauſe brachte. Sie legten
ihre Eyer unter die Schalen der Kiefern ab, uud man konnte,
trotz allen getroffenen Vorkehrungen, gewiß ſeyn, daß in dieſem
Jahre 1840. die Verwuͤſtungen von Neuem beginnen wuͤrden.
Und ſo war es. Am 30. April wurde beym Forſtamte ge⸗
meldet, daß die Eyer der Nonne auszukriechen anfiengen. Die
Zahl der kleinen Raͤupchen wurde mit jedem Tage groͤßer. Die
meiſten entfchlüpften ihrer Hülle vom 3, bis zum 8. May.
Auch jetzt geſchah von Seiten der Behoͤrde, was moͤglich war.
Die im vorigen Sommer ſchon ſtark angegriffenen und jetzt
von Neuem mit Raͤupchen bedeckten Baͤume wurden niederge⸗
ſchlagen — die im vorigen Sommer ſchon abgeſtorbenen waren
ſchon früher gefällt worden — und die Zweige, welche von den
Raͤupchen wimmelten, auf Koſten der herzoglichen Kammer ver⸗
brannt, was einen neuen Aufwand von 150 Thlrn. — wenn
ich mich recht erinnere — verurſachte. Auch durch dieſes neue
Mittel wurde eine Unzahl von Raͤupchen vernichtet. Allein
dennoch breiteten ſich dieſe verderblichen Geſchoͤpfe immer mehr
aus. Nicht nur die im vorigen Jahre von ihnen ergriffenen
Waͤlder wurden von Neuem von ihnen verwuͤſtet, ſondern auch
andere heimgeſucht; ſie wanderten nach ihnen hin und zwar
auf dem Boden. Sie krochen uͤber die Straße und andere
leere Plaͤtze haufenweiſe hinweg und verbreiteten ſich ſo, daß im
Anfange des Junius auf dem kloſterlaußnitzer und ſaaſer Res
viere 900 bis 1000 Acker und auf dem St. gangloffer 150
Acker Kieſerwaldungen von ihnen verwuͤſtet wurden.
Der Unkundige wird nun ſagen: „Alſo half die Raus
penvertilgung des vorigen Jahres zu nichts.“ Allein ſo viel
iſt doch ganz außer Zweifel, daß, wenn alle die Millionen,
welche getoͤdtet wurden, am Leben geblieben waͤren, die Holz⸗
verwuͤſtung in dieſem Jahre noch viel ausgebreiteter und be⸗
deutender geworden waͤre. Wer kann ſich herausnehmen, die
Ackerzahl zu beſtimmen, welche die oben nach ſehr niedrigem
Anſchlag berechneten 207,872,000 Raupen in dieſem Jahre
noch heimgeſucht haben wuͤrden; dieſe vielen Millionen waͤren
gewiß nicht muͤßig geweſen und hätten ungeheuren Schaden ans
gerichtet. Es war alſo gewiß eine ſehr wohlthätige Maaßregel,
welche herzogl. Kammer in Altenburg ergriff, und die große
Sorgfalt, welche ſie bey dieſer Gelegenheit bewies — die erſten
357
Glieder dieſes Collegiums begaben fich ſelbſt an Ort und Stelle,
um mit eignen Augen zu ſehen — gereicht ihr gewiß zur gro—
ßen Ehre. Es geſchah, was geſchehen konnte. Als die Raus
pen in dieſem Jahre die Baͤume verlaſſen und ſich auf den
Boden begeben hatten, um das Heidelbeerkraut zu verzehren,
wurde von dem Herrn Oberforſtmeiſter v. Schmerzing das
Rechen und Einbringen der Waldſtreu, was aus guten Gruͤn—
den den Unterthanen verboten iſt, an den von den Raupen ver—
wuͤſteten Waldſtrecken auf 14 Tage erlaubt. Es wurde viel
Waldſtreu eingefahren und in ihr eine große Menge von Raus
pen vertilgt. Allein es war vorgekommen, daß die Haushuͤh—
ner, welche die in dieſer Waldſtreu befindlichen Raupen aufge
ſucht und verzehrt hatten, geſtorben waren, und dieſer Umſtand
machte die andern Bewohner der Umgegend ſo bedenklich, daß
ſie keine Streu mehr rechen wollten.
Allein auch hier heißt es: „der Segen kommt von oben.“
Beſchraͤnkt wurde durch alle die von Menſchen angewandten
Mittel die Verwuͤſtung der Waͤlder, allein nicht aufgehoben,
und fie würde, wenn der Herr der Natur nicht geholfen hätte,
wie die vor einigen 40 Jahren in den Forſten des Fuͤrſten—
thums Reuß⸗Schleiz mit der Vernichtung eines großen Theiles
der Waͤlder geendet haben; denn dort war damals das Ungluͤck
ſo groß, daß das ohnehin noch nicht theure Holz allen Werth
verlor, und deßwegen von den Behoͤrden zum Theil gefaͤllt und
in großen Haufen verbrannt wurde.
Wie leicht es aber dem Herrn der Natur iſt, einem ſo
ausgebreiteten Uebel und fo großem Ungluͤcke, als dieſer Rau:
penfraß iſt, Graͤnzen zu ſetzen, zeigt der dießjaͤhrige Fruͤhling.
Dieſer war bekanntlich ſehr unfreundlich und rauh, ſo daß die
Vegetgtion durch die Kälte des April und May ſehr aufgehal—
ten wurde. Und dieß war das Verderben der Raͤupchen. Sie
krochen zwar aus; allein der mit ihnen ſonſt zugleich erſcheinende
und ihnen zur Nahrung] angewieſene May, d. h. die hervors
ſprießenden jungen Triebe mit den Nadeln blieben zuruͤck. Es
iſt nicht zu ſagen, wie wichtig fuͤr die Raͤupchen dieſe erſte Zeit
ihres Lebens iſt. Im Jahre 1838. gab es ziemlich viele
Schmetterlinge vom Schaͤckfluͤgel, Endormis (Bombyx) ver-
sicolora, in unfern Thaͤlern. Wir ſelbſt legten eine Zucht
derſelben an. In der Nacht vom Iten zum 10ten May des—
ſelben Jahres erfror alles Laub, welches hervorgewachſen war;
die ausgekrochenen Raͤupchen dieſes ſchoͤnen und in vielen Ges
genden ſeltenen Schmetterlings hatten wenig oder nichts zu freſ—
ſen, und daher kommt es, daß er ſeit dieſer Zeit in unſern
Thaͤlern wie verſchwunden iſt. Nicht ganz ſo verhaͤlt es ſich
mit den kleinen Raͤupchen der Ronne in dieſem Jahre. Man
konnte fie in der Hand aus den Eyern hervorkommen ſehen,
und der Herr v. Schmerzing und die anderen Forſtbeamten
hielten viele lebendig, was auch im vorigen Jahre geſchehen
war. Damals fraßen fie alles von Laub und Nadeln, was
man ihnen friſch vorwarf. Auch hier habe ich dieſelbe Be—
merkung gemacht. Sie verzehrten die Nadeln der Fichten und
Kiefern, und, wenn ich mich recht erinnere, auch die der Tan
nen, die Blätter der Eichen, Birken, Aſpen und anderer Baͤu—
me, die der Heidelbeeren, des Gartenſalats u. dergl. In dies
ſem Jahre aber war dieß anders. In den erſten 14 Tagen
ihres Lebens ſcheinen ſie gar nichts gefreſſen zu haben; ſie lie—
fen in dieſer Zeit unruhig an den Baͤumen herum und ſchienen
ſich umſonſt nach Futter umzuſehen. Jetzt kam endlich der
358
May, und ſie fielen wie hungrige Woͤlſe uͤber die Nahrung,
welche ihnen dieſer bot, her, wuchſen ſchnell und ſchienen herr—
lich zu gedeihen, ſo daß die Beſorgniß, die Waͤlder durch ſie zu
verlieren, gar ſehr geſteigert, und die Vermuthung, daß ſie all—
gemeines Ungluͤck uͤber die Bewohner unſerer Waͤlder bringen
wuͤrden, bey den meiſten in eine troſtloſe Gewißheit verwandelt
wurde; aber der Herr half. Noch ehe ſie ſich zum Einpuppen
anſchicken konnten, kam, wahrſcheinlich in Folge des fruͤher ge—
littenen Hungers, vielleicht auch wegen der im Juni herrſchen—
den kalten Witterung — daß ſie durch einen ſogenannten Mehl—
thau, mit welchem die Nadeln der Fichten und Kiefern uͤberzo—
gen worden ſeyn ſollen, gelitten haben, wie man behauptet, iſt
moͤglich, aber nicht erwieſen, da dieſes Ausſchwitzen der Nadeln,
was hier Mehlthau genannt wird, nicht gehoͤrig beobachtet und
ermittelt iſt — ein allgemeines Sterben unter ſie. Sie liefen
ſehr unruhig an den Baͤumen und auf dem Boden herum und
blieben zu Tauſenden todt liegen.
Hatte ſchon früher ihr Unrath einen unangenehmen Ges
ruch verbreitet: ſo verpeſteten jetzt die in Faͤulniß uͤbergehenden
Raupen die Luft und entfernten alle Geſchoͤpfe von ihren ehes
maligen Wohnorten. Ueberhaupt iſt die Meynung derer, wel—
che glauben, daß die Voͤgel eine ſolche Raupenmaſſe vertilgen
koͤnnten, ganz und gar unrichtig. Ich bin veſt uͤberzeugt, daß
die ausgebildeten Raupen von keinem andern Vogel, als vom
Kukkuk ungeſtraft verzehrt werden koͤnnen. Denn die Haare
der großen Raupen, welche denen, die ſie ſammelten, hin und
wieder Entzuͤndungen an den Haͤnden bewirkten, duͤrften dieſe
auch in einem andern, als in dem Kukuksmagen hervorbringen.
Das Sterben der Haushuͤhner, welche die in der Streu befind—
lichen Raupen gefreſſen hatten, wie oben berichtet wurde, ſpricht
für dieſe Behauptung, wie die in den von den Raupen ergrifz
fenen Wäldern gemachten Beobachtungen. Denn dieſe Wal:
dungen waren wie ausgeſtorben; kein Vogel flog in ihnen
herum, kein Lockton, kein Geſang erklang in ihnen. Nur die
Eyer und ganz kleinen Raͤupchen werden von den Voͤgeln und
Ameiſen genoſſen, namentlich von allen Arten Meiſen und
Goldhaͤhnchen, von den Kleibern, Baumlaͤufern und Spechten,
und von den Holzameiſen, Formica rufa. Deßwegen muͤſſen
dieſe auf alle Weiſe geſchuͤtzt und gefchont werden. Kein
Spechtfuß darf deßwegen, weil die Spechte Loͤcher in die Baus
me hacken, von der Obrigkeit ausgeloͤſt werden; denn der Specht
hackt nie in einen geſunden, ſondern ſtets in einen morſchen,
von Inſecten durchwuͤhlten Baum ſeine Loͤcher und in keiner
andern Abſicht, als um zu dieſen Holzfeinden zu gelangen,
und zeigt dadurch dem Forſtmanne an, welcher Baum gefaͤllt
werden muͤſſe. Eben ſo wenig darf die Obrigkeit zugeben, daß
auch nur eine Meiſenhuͤtte gebaut und benutzt werde; denn die
Meiſen gehoͤren zu den nuͤtzlichſten Voͤgeln und das Wegfan—
gen derſelben iſt deßwegen als ein wahrer Holzfrevel zu betrach—
ten, und das um ſo mehr, je geringer der Vortheil iſt, den de
armen getoͤdteten Meiſen gewaͤhren; denn ein ſtarker Mann
kann ganz bequem ein Mandel dieſer kleinen Voͤgel genießen,
und der Meiſenfaͤnger richtet durch jedes Mandel, das er faͤngt
und erwuͤrgt, die Vertilger von tauſend und aber tauſend Rau—
pen zu Grunde. Mit derſelben Sorgfalt muß auch auf Scho—
nung der Ameiſenhaufen geſehen und das Wegnehmen ihrer
Larven (Eyer) ſtreng verboten werden.
Wie wenig von dieſen Raupen andere Voͤgel verzehreni,
359
haben auch bey dieſem Raupenfraß genaue Beobachtungen ges
zeigt. Eine einzige junge Singdroſſel wurde gefunden, welche
ein Raͤupchen, und zwar ein ganz kleines, im Magen hatte,
und einen Edelfinken ſah man ſeinen Jungen ein Paar dieſer
kleinen Räubchen zutragen.
Doch ich komme nach dieſer Abſchweifung auf das Vor⸗
hergehende zuruck. Daß der Hauptgrund zum ſpaͤtern Sterben
der Kiefernraupen in fruͤher Jugend bey ihnen gelegt geweſen
ſeyn muß, ſieht man auch daraus, daß die im Zimmer gehal⸗
tenen ebenfalls groͤßtentheils umkamen. Von den Raupen,
welche noch zur Verpuppung gelangten, verwandelten ſich nur
ſehr wenige in Schmetterlinge. Denn die meiſten ſtarben in
der Puppenhülle. Aber ſelbſt dieſe Schmetterlinge hatten nur
ein kuͤmmerliches Daſeyn. Im vorigen Jahre ſchwaͤrmten ſie
fröhlich herum, und die Weibchen hatten nichts Eiligeres zu
thun, als ihre Eyer abzulegen; in dieſem Jahre hingegen ka⸗
men die wenigen, welche ja noch auskrochen, faſt alle unfrucht⸗
bar aus der Puppenhuͤlle; denn ihre Leiber waren ſchwach, und
ſo konnten ſie nicht legen oder doch nur wenige von ihnen fuͤr
die Fortpflanzung des Geſchlechts ſorgen. Ihr kkraͤnklicher Zus
ſtand wird auch daraus deutlich, daß ſie nur kurze Zeit leben.
Sie fielen bald auf den Boden und auf die Pfuͤtzen, aber in
geringer Anzahl. Daher kam es auch, daß ich, obgleich ich
beym Durchgehen durch die von den Raupen verwuͤſteten Wald⸗
ſtriche die groͤßte Aufmerkſamkeit auf ihr Daſeyn richtete, nicht
einen einzigen Schmetterling mehr antraf, da ich doch im Jahre
1838. am 10. October hier noch einen fieng, welcher recht
munter war, und im vorigen Jahre bis ziemlich tief in den
October hinein immer noch viele in den von den Raupen an⸗
gegriffenen Waͤldern angetroffen wurden.
Aus dieſem Allen ſchoͤpfe ich die troſtvolle Zuverſicht,
daß dieſer Sommer der letzte fuͤr unſere Gegend war, in wel—
chem dieſe verderblichen Geſchoͤpfe ihr Weſen treiben konnten;
der Herr der Natur ſprach hier: „Bis hierher und nicht wei⸗
ter.“ Ich hoffe mit Gewißheit, daß wir im naͤchſten Jahre
nur wenige, denen alſo eine Verwuͤſtung der Waͤlder rein un:
möglich iſt, ſehen werden. Ob meine Hoffnung erfüllt worden,
ſollen die Leſer dieſer Blaͤtter kuͤnftig erfahren.
Ich komme nun noch zu einigen Bemerkungen, welche
mit nicht unwichtig zu ſeyn ſcheinen. a
1) Nur gewiſſe Striche waren von den Kiefernraupen
heimgeſucht worden.
Die Stellen der Nadelwaͤlder, wo der Boden wenig
fruchtbar, ſehr ſandig oder ſumpfig iſt, ſcheinen die Lieblings⸗
aufenthaltsorte dieſer Inſecten zu ſeyn, eben ſo die Niederun⸗
gen. Jenſeit Kloſterlaußnitz iſt rechts von der Straße nach
Eiſenberg ein langer Strich gemiſchtes Nadelholz, d. h. Kiefern
und Fichten unter einander, von der Nonne angegriffen; er
reicht bis an eine Hoͤhe; allein ſchon am Abhange derſelben
vermindert er ſich und ehe man noch bie Höhe völlig erreicht
hat, verſchwindet jede Spur der Verwuͤſtung. Es ſcheint hier—
aus hervorzugehen, daß der ſtarke Luftzug dieſen Inſecten un⸗
angenehm iſt, und daß ſie deßwegen die Orte fliehen, wo dieſer
herrſcht. Daher kommt es auch, daß die von dieſen Raupen
heimgeſuchten Stellen nicht an einander ſtoßen, ſondern in mehr
oder weniger betruͤchtlicher Entfernung von einander liegen.
360
2) Haben die Fichten vom Raupenfraße weit mehr ge⸗
litten als die Kiefern. -
Fruͤher, ehe ich eine von der Nonne angerichtete Ver⸗
wuͤſtung ſah, war ich der Meynung, daß die Kiefern allein oder
doch vorzugsweiſe von ihr angegriffen wuͤrden. In dieſer Mey⸗
nung wurde ich durch die Verſicherung erſahrener Forſtmaͤnner,
die Nonne faͤnde ſich nie in reinem Fichtenbeſtande, gar ſehr
beſtaͤrkt. Die letztere Behauptung fand ich vollſtaͤndig beſtaͤtigt.
Alle die Verwuͤſtungen der Raupe, welche ich ſah, waren nir⸗
gends in reinem Fichtenbeſtande. Wo dieſer vorhanden iſt,
war Alles vollkommen verſchont. Aber in gemiſchten Veſtaͤn⸗
den, d. h. wo Fichten unter den Kiefern ſtehen, waren es ge⸗
rade die erſteren, welche vorzugsweiſe zu Grunde gerichtet ſind.
Ja, ich wage zu behaupten, daß von den noch ſtehenden an
dieſen Stellen nur ſehr wenige den naͤchſten Sommer erleben
werden. Ich ſah mehrere, welche vor 14 Tagen noch ſchoͤn
grün ausgeſehen hatten, und jetzt ſchon ganz duͤrr daſtanden.
Entweder freſſen dieſe Raupen die Nadeln der unter den Kies
fern ſtehenden Fichten lieber, als Kiefernnadeln, oder die Fich⸗
ten koͤnnen die gaͤnzliche Beraubung ihrer Nadeln, zumal wenn
dieſe früh im Jahre, d. h. im May und Junp, geſchieht, weit
weniger als die Kiefern ertragen. Daß ihnen die ſpaͤte Be⸗
raubung der Nadeln wenig ſchadet, haben wir bey den Raupen
der Tortrix pinetella geſehen. Im Herbſte 1838. war dieſe
kleine Raupe ſo haͤufig in unſern Fichtenwaͤldern, daß ſie Be⸗
ſorgniß erregte und ich mich deßwegen bewogen fand, ihretwe⸗
gen einige beruhigende Worte in die Mittheilungen der Gefells
ſchaften des Oſterlandes (betitelt „Mittheilungen aus dem Oſter⸗
lande“) einruͤcken zu laſſen. Das Unterholz war nicht nur al⸗
ler Nadeln beraubt, ſondern auch die hohen Fichten zeigten an
vielen Aeſten Spuren des Daſeyns dieſer kleinen, ſehr gefraͤßi⸗
gen und dadurch beſonders verderblichen Raupen, daß ſie die
Nadeln nur an der Wurzel abfreſſen und aushoͤhlen. Ich
gruͤndete meine Hoffnung in Bezug auf dieſe Inſecten 1) auf
ihren geringen Umfang, 2) ihre ſehr zahlreichen Feinde, 3) auf
ihr ſpaͤtes Erſcheinen — ſie freſſen vorzuͤglich in der letzten
Haͤlfte des September und der erſten des October — und
4) auf die Wahrſcheinlichkeit, daß ſie durch eine fuͤr ſie unguͤn⸗
ſtige Witterung bald zu Grunde gehen wuͤrden. Und ſo war
es auch. Im Juny des vorigen Jahres ſchwaͤrmten die klei⸗
nen, weiß und grau gewaͤſſerten Schmetterlinge, beſonders ge⸗
gen Abend, haufenweiſe an den kleinen Fichten, vorzuͤglich an
denen, die das Unterholz bilden, wie an den Fichtenzaͤunen her⸗
um. Dennoch ſah man im Herbſte deſſelben Jahres nur we⸗
nige Raupen, und in dieſem Jahre ſind ſie faſt gaͤnzlich ver⸗
ſchwunden. Die Fichten, welche im Herbſte ihrer Nadeln bes
raubt worden waren, ſchlugen im naͤchſten May mit wenigen
Ausnahmen recht ſchoͤn wieder aus, und der durch dieſe kleinen
Wickler angerichtete Schaden iſt ganz unbedeutend. Nicht ſo
iſt es bey der Nonne. Die von ihren Raupen angefreſſenen
Fichten gehen faſt ſaͤmmtlich zu Grunde, und das Unterholz,
zumal das aus Fichten beſtehende, iſt ihrer Verheerung am
meiſten ausgeſetzt. -
Die Kiefern, welche die Raupen in dem vorigen und in
dieſem Sommer angegriffen hatten, waren faſt ſaͤmmtlich wie⸗
der gruͤn, und werden ſich ohne Zweifel erhalten; nur wenige
ganz duͤrre fand ich unter ihnen, und dieſe waren, wovon ich
361
weiter unten ſprechen werde, faſt alle vom Borkenkaͤfer ange⸗
griffen.
3) Die großen Bäume find den Verwuͤſtungen der Non⸗
ne ausgeſetzt, waͤhrend die Dickigte von ihr verſchont, bleiben.
Am aͤrgſten waren die Verwuͤſtungen an den uͤber 20
Jahre alten Baͤumen, ſowohl an Kiefern als an Fichten. Nur
an einigen Fichten in etwa 1 jaͤhrigen Schlägen ſah ich aus:
nahmsweiſe die Spuren des verderblichen Inſectes. Dieſe wa⸗
ten aber wie das fämmtliche Unterholz in den von der Raupe
angegriffenen Waldbezirken duͤrr. Die Hoͤhe der Fichten und
Kiefern ſchuͤtzt ſie nicht gegen die gefraͤßige Raupe; ich ſah ſehr
große gefaͤllte Baͤume, welche von ihr ganz zu Grunde gerich⸗
tet waren, und andere noch anſtehende, welche daſſelbe Schick⸗
ſal ſchon hatten, oder in Kurzem erwarteten.
„ Woher dieſe Erſcheinung? Es iſt mir nicht unwahr⸗
ſcheinlich, daß die Raupe der Nonne hauptſaͤchlich ſolche Bäume
angreift, deren Nadeln nicht ſehr harzig ſind. Dieß iſt na⸗
mentlich bey dem Unterholze der Fall. Da dieß im Schatten
der großen Baͤume aufwaͤchſt, iſt es ſtets weniger kraͤftig, als
die in den Dickigten der Sonne und dem Winde vollſtaͤndig
ausgeſetzten, freyſtehenden Staͤmmchen. Aus dieſem Grunde
ſchneidet die Verwuͤſtung der Nonne an den Dickigten ploͤtzlich
ab, und fängt jenſeits derſelben in dem großen Holze wieder
an. Hieraus wuͤrde ſich auch erklaͤren laſſen, weßwegen die auf
dürren; ſandigem oder ſumpfigen Boden ſtehenden Baͤume vor⸗
zugsweiſe dem Verderben durch die Raupen der Nonne ausge⸗
ſetzt ſind. Dieſer Boden, ſowohl der duͤrre ſandige als der
ſumpfige iſt dem recht kraͤftigen Gedeihen des Nadelholzes kei—
nesweges foͤrderlich und es iſt deßwegen ſchon im Voraus zu
vermuthen, daß die auf ihm wachſenden Nadelbaͤume nicht die
kraͤftigſten ſeyn werden. Wenn ſie aber das nicht find: koͤn⸗
nen auch ihre Nadeln nicht ſo harzreich als die der anderen
Baͤume ſeyn, und eben dieſer Umſtand macht ſie zur Nahrung
fuͤr die Raupen der Nonne recht geeignet.
Ganz Aehnliches bemerkte ich bey der Tortrix pinetella.
Ein Theil des hieſigen Pfarrholzes hat ein ganz ausgezeichnet
ſchoͤnes Fichtendickigt. Die Staͤmmchen in ihm ſind ſo maſtig,
Eraftig und ſaftig, daß man fie nicht ohne Freude anſehen
kann. Dieſes ganze Dickigt blieb verſchont, waͤhrend das dicht
neben ihm ſtehende Unterholz in ziemlich niedrigem Stangen⸗
holze ganz von den Raupen dieſes kleinen Wicklers abgefreſſen
wurde.
4) Auch das Heidelbeerkraut blieb nicht verſchont. Die
Blattchen dieſer Pflanze, welche etwas Herbes haben, ſcheinen
ein Lieblingsfutter der beynahe oder ganz erwachſenen Raupe
der Nonne zu ſeyn. An den meiſten von mir beſuchten Stel—
len, wo dieſe Raupe gewirthſchaftet hatte, war der Boden mit
Heidelbeerkraut bedeckt. Dieſes war fo gänzlich aller Blätter
beraubt und ſo vollſtaͤndig zu Grunde gerichtet, daß ich nur an
den Stellen, an denen einzelne Zweige dieſes Krautes von Übers
ragenden Wurzeln oder uͤberhaͤngendem Mooſe bedeckt und da—
durch den Raupen mehr oder weniger entzogen waren, noch
einige gruͤne Blaͤttchen bemerkte. Alles uͤbrige war nicht nur
blätterlos, ſondern auch abgeſtorben, groͤßtentheils verdorrt.
5) Auch die laubtragenden Baͤume, namentlich die Eichen
und Birken, — ob auch die Buchen, weiß ich nicht genau —
Iſis 1841. Heft 5.
362
welche unter den der Verwuͤſtung ausgeſetzten Nadelbaͤumen
ſtanden, wurden von den Raupen der Nonne mit abgefreſſen.
Dieſes Inſect ſcheint ein wahrer Feind aller Vegetation
zu ſeyn, und die verſchiedenartigſten Nadeln und Blaͤtter frefs
fen und vertragen zu konnen. Ich vermuthete früher, daß die
Radel⸗ und Laubfreffer unter den Nonnen wenigſtens 2 Sub-
species bilden moͤchten; allein genaue Unterſuchungen, welche
ich über die in reinem Birken⸗ und reinem Kiefernbeſtande ge⸗
fangenen Nonnen, die ſich heute noch in meiner Sammlung
befinden, anſtellte, haben mich uͤberzeugt,
6) daß alle dieſe Schmetterlinge nur eine Art ausmachen.
Man findet unter ihnen manchfaltige Abaͤnderungen we⸗
niger in der Groͤße, als in der Farbe und Zeichnung; denn die
Groͤßenunterſchiede ſind weit weniger bedeutend als bey ande⸗
ren Schmetterlingen, namentlich bey Endormis versicolora. Als
lein die Farbe und Zeichnung iſt ſehr verſchieden. Die meiſten
haben als Hauptfarbe am Körper Roth und auf dem Vorder:
und Hinterfluͤgel Grauweiß. Allein dieſes Grauweiß ändert
auf manchfaltige Weiſe mit der ſchwaͤrzlichen Zeichnung in Zick⸗
zackbinden ab. Bald iſt es lichter, bald dunkler, bald mehr,
bald weniger mit Zickzacklinien und ſolchen Binden bezeichnet,
ſo daß man Schmetterlinge findet, welche ſehr wenige ſolcher
Linien und Binden haben, und andere antrifft, welche faſt ganz
mit der dunkeln Zeichnung bedeckt ſind. Einige aber ſind auch
in der Grundfarbe ſehr dunkel, ja wir beſitzen ein Weibchen,
das einen grauſchwarzen Leib und ſolche Unterfluͤgel und auch
ſehr dunkel gefärbte, aber ſtark ſchattierte Oberfluͤgel hat, und
ein Maͤnnchen, das wenig heller gefaͤrbt und faſt mit gar kei⸗
nen Binden bezeichnet iſt. Alle dieſe Abaͤnderungen ſind nur
zufaͤllige Ausartungen. Auch der Herr Oberforſtmeiſter von
Schmerzing ſagt mir, daß nach ſeiner veſten Ueberzeugung
alle die Millionen Holzverwuͤſter in ſeinem Bezirke zu ein und
derſelben Art gehört haben; alſo iſt Gastropacha (Bombyx)
pini nicht unter ihnen geweſen.
Nach den oben angeführten Bemerkungen über den Boden
der Waldungen, welche von den Raupen der Nonne angegrif⸗
fen wurden, iſt es mir nicht auffallend, daß dieſe verderblichen
Inſekten in den Waͤldern um Renthendorf keine Verheerungen
angerichtet haben.
Sie waren, wie oben angeführt wurde, im Auguſt 1838
einzeln in unſern Nadelwaͤldern, beſonders in denen, welche nach
Kloſterlaußnitz hin liegen und gemiſchten Beſtand, d. h. Kiefern
und Fichten unter einander haben. Wir haben hier ausgezeich⸗
net guten Holzboden, mit welcher der ſcharfſandige und ſumpfige
der von den verwuͤſteten Waldſtrecken bey Kloſterlaußnitz gar
nicht zu vergleichen iſt und deßwegen ſehr kraͤftige Nadelbaͤume,
(4 Stunden von hier wurde eine 100 Ellen hohe Fichte gefällt)
welche wie oben gezeigt wurde, den Raupen der Nonne wenig
zuſagen. Daher kommt es auch, daß man im Jahre 1839,
in welchem eine Anzahl von Schmetterlingen bei Kloſterlaußnitz
flog, hier ſehr wenige, und in dieſem Jahre kaum einen einzigen
antraf. Wo alſo der Holzwuchs recht uͤppig und kraͤftig iſt,
findet die Nonne keine für ihre gefraͤßigen Raupen recht geeige
nete Stätte.
Noch muß ich einige Bemerkungen uͤber den Borken⸗
kaͤfer hinzufuͤgen. Ich fand ſeine Gänge unter der Kiefer⸗
23
363
tinde, allein ihn felbft nicht und kann nicht ſagen, ob die von
ihm gegrabenen Gaͤnge von Hylesinus piniperda oder Hylesi-
nus minor oder von Bostrichus Laricis herruͤhren. Auch
hatte ich zu wenig Zeit, um daruͤber genaue Unterſuchungen
anzuſtellen; denn es iſt bekanntlich nicht leicht, die Gaͤnge dieſer
verſchiedenen Kaͤfer von einander zu unterſcheiden. Doch liegt
mir daran jetzt in der That weniger, ſondern die Hauptfrage
bey dieſen unter der Rinde lebenden Kaͤfern ſcheint mir zu ſeyn,
ob fie nur kranke, oder auch gefunde Baͤume an
greifen. Ich habe früher in dieſen Blättern das Erſtere
behauptet und mehrere Beweiſe fuͤr dieſe Behauptung vorge—
bracht. Der ſelige Graf von Sternberg widerſprach, und
da ich ungern einen Streit weit fortſetze, zumal mit einem Greiſe:
ſchwieg ich und nahm mir vor, neue Beobachtungen uͤber dieſe
ſehr verſchiedenen Inſekten anzuſtellen, um dann mehr uͤber ſie
zu ſagen. Dazu hatte ich nun jetzt Gelegenheit. Ich fand,
wie geſagt, mehrere Kiefern, deren Schale von dieſen Kaͤfern
und ihren Larven unterwuͤhlt war. Ich habe ſie alle unterſucht,
und die neben ihnen ſtehenden der genauſten Beſichtigung unter—
worfen und vom Neuem die veſte Ueberzeugung gewonnen, daß
nur kranke, und keines Weges geſunde Baͤume
von dieſen Kaͤfern heimgeſucht werden. Die unter
der Rinde von dieſen Kaͤfern durchwuͤhlten Kiefern waren lauter
ſolche, welche von den Raupen der Nonne ganz abgefreſſen, da—
durch zu Grunde gerichtet, und mitten im Safte verdorrt waren.
Solche Baͤume ſind, wie krankes Vieh fuͤr die Schmarotzerin—
ſecten, wahre Leckerbiſſen für die Holzkaͤfer. Der ins Stocken
gekommne Saft iſt es, was ſie ſuchen, und wodurch ſie in den
Stand geſetzt werden, ihre Hoͤhlen anzulegen. Dieſe Baͤume
waren ſo mitgenommen, daß man die Schale in ziemlich großen
Stuͤcken abnehmen konnte. Sie waren aber ſehr einzeln und
oft weit von einander entfernt. Wenn nun, wie der Graf von
Sternberg und andere Naturforſcher behaupten, die Holzkaͤfer
auch geſunde Baͤume angriffen: ſo haͤtten doch die neben den
angegriffenen ſtehenden Kiefern, welche noch uͤberdieß durch Rau-
penfraß gelitten hatten und alſo auch geſchwaͤcht waren, von
dieſen Kaͤſern angefreſſen ſeyn muͤſſen; allein dieß war keines
Weges der Fall. Ich fand die juͤngern völlig frey von den
Borkenkaͤfern, und nur die alten, deren Rinde ſehr dick war,
mitten in dieſer, nicht unter derſelben, alſo nicht
zwiſchen der Rinde und dem Splinte von einigen, aber
nur wenigen Gaͤngen durchgraben, wodurch dem Wachsthume
und der Geſundheit der Baͤume ſelbſt nicht der geringſte Ab⸗
bruch geſchieht. Es geht alſo hieraus unwiederruflich hervor,
die geſunden, in vollem Safte ſtehenden Baͤume ſind kein Fraß
für die Borkenkaͤfer und zwar aus dem Grunde, weil fie im
Harze nicht fortkommen koͤnnen. Dieſer harzige Saft muß
erſt durch das Abſterben des Baumes im Fruͤhjahre oder Som—
mer eine ganz veraͤnderte Beſchaffenheit erhalten haben, ehe er
für die Borkenkaͤfer zuganglich wird. Ja wir haben die
merkwürdige Beobachtung gemacht, daß die unter der Fichten⸗
ſchale lebenden Borkenkaͤfer, namentlich Bostrichus typogra-
phus, wenn fie ſich im Uebermaaße vermehren, und keine fire
fie geeigneten Stämme finden, in gefunde Fichten einbohren
und im Harze erſticken müffen. Alſo auch hier hat der Schoͤp—
fer der Verbreitung dieſer Thiere eine beſtimmte Graͤnze geſetzt,
und es iſt thoͤricht, ſich vor dem Borkenkaͤfer ſo ſehr zu
fuͤrchten, wie man oft thut. Wo er erſcheint, da ſieht es
ſchon traurig genug mit dem Staͤmmen aus, und wenn er ganze
Strecken von Waldungen, ohne im Harze zu erſticken, alſo mit
— man ee
364
Erfolg angreift: dann ift keine Zeit zu verlieren; die Stämme
find verloren uud muͤſſen niedergeſchlagen werden, aber nicht
der Borkenkaͤfer hat ſie zu Grunde gerichtet; er hat nur die
ſchon kranken angegriffen und ihren Untergang beſchleunigt.
Dieſe Anſicht habe ich ſchon in meiner frühen, in dieſen Blät:
tern bekannt gemachten Abhandlung ausgeſprochen und durch
die ſeit jener Zeit gemachten Beobachtungen auf das Vollſtaͤn⸗
digſte beſtaͤtigt gefunden. —
Merkwuͤrdig war es mir, die von den Raupen heimge⸗
ſuchten Holzſtriche ſo ganz leer von Voͤgeln zu finden. Auf
der einen Seite von Kloſterlaußnitz, die wir Vormittags beſuch⸗
ten, gieng ich 3 Stunden lang ununterbrochen in ſolchen Wald⸗
ſtrecken, und ſah in dieſer ganzen Zeit einen einzigen großen
Buntſpecht, welcher auf einem Wipfel faf, und vielleicht auch
nur durchſtrich. Nachmittags bemerkte ich auf der andern Seite
von dieſem Orte in dem großen von der Nonne beſchaͤdigten
Waldbezirke nur eine Familie Eichelheher und einige Fink⸗
meiſen und die Voͤgel dieſer beyden Arten hielten ſich ebenfalls
nicht in ihnen auf, ſondern eilten durch ſie hindurch. Auch
dieſer Umſtand iſt eine neue Beſtaͤtigung fuͤr meine oben aus⸗
geſprochene Ueberzeugung, daß der verfloſſene Sommer der letzte
tft, in welchem die Nonne in jenen Waͤldern haufen konnte.
Ich habe oben erzählt, daß nach den von dem Herrn von
Schmerzing mir mitgetheilten Beobachtungen die meiſten
Weibchen der Nonne unfruchtbar waren. Hieraus laͤßt ſich
die große Armuth an Voͤgeln, welche die von ihr ergriffenen
Holzſtriche jetzt noch zeigten, hinlaͤnglich erklaͤren. Alle andere
Inſecten, die Borkenkaͤfer ausgenommen, waren durch
die Raupen der Nonne verſcheucht worden, und dieſe hatte
wenig oder gar keine Eyer gelegt.. Was ſollten alſo die Voͤgel
an dieſen Stellen? Durch die geſtorbenen Raupen konnten ſie
nicht mehr verſcheucht werden; denn von ihnen war Nichts
mehr zu ſehen; ſelbſt ihr Koth war nur hin und wieder noch
zu bemerken, aber faſt unkenntlich, und vom Regen groͤßten
Theils aufgeloͤſt. Waͤren in dieſen Waͤldern viele Eyer der
Nonne vorhanden geweſen: dunn wuͤrde man gewiß viele
Meiſen und hin und wieder Spechte, Kleiber und Baum⸗
laͤufer gefunden haben; denn, da ſich die Geier da verſammeln,
wo ein Aas iſt: fo wuͤrden dieſe Inſectenfreſſer auch da zu ſehen
geweſen ſeyn, wo ein gedeckter Tiſch für fie zu finden war.
Da alſo an dieſen Stellen die genannten Voͤgel nicht zu ſehen
waren: ſo ſchließe ich gewiß mit groͤßter Wahrſcheinlichkeit, es
ſind wenige oder keine Eyer der Nonne vorhanden. —
Was iſt aber, wird man weiter fragen, aus dem zu
Grunde gerichteten Holze geworden? Manche meynen, dieſes
Holz tauge gar Nichts, und werde nach einiger Zeit blau. Dieſe
Meynung iſt ganz falſch; dieß wuͤrde nur dann der Fall ſeyn,
wenn das abgeſtorbene Holz ſtehen oder gefaͤllt im Schatten
liegen bliebe. Ich habe mich bey denen, welche Bretter daraus
ſchnitten, und bey denen, die es auf andere Weiſe verarbeiten,
erkundigt, und erfahren, daß es nicht ſchlechter iſt, als anderes
im Safte gefaͤlltes Holz. Daſſelbe beſtaͤtigt der Herr Oberforſt⸗
meiſter von Schmerzing, mit der Verſicherung, daß dieſes
Holz nicht billiger als das andere verkauft, zum Theil ſogar
zu Bauholz benutzt worden ſey. Da nun trotz den großen
Strecken, auf welche ſich die Verwuͤſtung durch die Raupen der
Nonne erſtreckte, nicht mehr als 4000 Klaftern abgeſtorbenes
Holz bereits abgegeben worden ſind und gewiß von dem ſchon
365
zu Grunde gegangenen oder noch abſterbenden 2000 Klaftern
nicht voll gemacht werden koͤnnen: ſo iſt der Schaden, den die
Herzogl. Kammerkaſſe durch den Raupenfraß bereits erlitten hat
und noch erleiden wird, ſehr maͤßig; denn die hohen Holzpreiſe
— es wird bey Verſteigerungen der Kubikfuß Nadelholz nicht
ſelten mit 2 gr. 8 Pf. bezahlt — haben durch das bereits weg⸗
geſchlagene Holz nicht herabgedruͤckt werden koͤnnen; ſo daß der
Schaden, die fuͤr Vertilgung der Raupen ausgebenen 999 Thl.
8 gr. mit eingerechnet, kaum auf 2000 Thl, angeſchlagen wers
den kann. Dabey muß aber auch anerkannt werden, daß das
kloſterlaußnitzer Forſtamt mit großer Umſicht und Sorgfalt das
Anweiſen, Niederſchlagen nnd Verkaufen des abgeſtorbenen
Holzes beſorgt und dadurch großen Schaden fuͤr die Herzogl.
Kaffe verhuͤtet hat. Der Hauptſchaden, den die Raupen vor—
haben, beſteht darin, daß viele noch lange nicht ausgewachſene,
alſo noch nicht ſchlagbare Staͤmme gefaͤllt werden mußten und
daß durch die einzelnen Baͤume, welche in den gut geſchloſſenen
Beſtaͤnden geſchlagen werden mußten, die Waldungen ſehr ges
lichtet, und deßwegen dem Winde weit mehr, als früher ausge—
ſetzt ſind und manche Windbruͤche haben werden. —
. Als wir von dem letzten Ausfluge nach Kloſterlaußnitz
zuruͤckkamen: beſahen wir die Kaͤferſammlung des Hrn. Forſt⸗
commiſſarius Findeiſen daſelbſt. Sie iſt erſt ſeit 3 Jahren
angelegt, und man muß dem Beſitzer derſelben das Zeugniß
geben, daß er mit großem Eifer geſammelt hat. Alle Kaͤfer
find ſehr gut gehalten und ſchoͤn aufgeſteckt, die meiſten in die⸗
ſem Jahre erbeuteten ſo, daß man nach der neuern Behandlungs—
weiſe von oben die 6 Füße ausgebreitet und regelmaͤßig geſtellt
ſieht, was gewiß große Vorzuͤge hat.
Ich ſah dort 4 Arten von Cieindela, viele von Cocci-
nella, die meiften der hieſigen Gegenden von Carabus, ſchoͤne
von Buprestis, Ptilinus, Anobium, Melolontha, namentlich
Melolontha Fullo, der uns in hieſiger Gegend noch nicht vor—
gekommen war, von Curculio, Hylesinus, namentlich von Hy-
lesinus piniperda in allen bekannten Abaͤnderungen, Eccopto-
gaster, Bostrychus, Cerambyx, namentlich Cerambyx heros,
den wir hier, weil wir wenige Eichen haben, noch nicht geſehen
hatten, und eine Menge von Chrysomela. Doch es wuͤrde
viel zu weit fuͤhren, wenn ich alle die Sippen auffuͤhren wollte,
von denen ich ſchoͤne Arten zu dieſer Sammlung ſah. Ich be—
merke nur noch, daß ich in ihr Sammlung unter den Waſſer—
kaͤfern, an denen fie nicht beſonders reich iſt, den Dytiscus
latissimus zwar fand, aber ein Stuͤck ſah, welches nicht aus der
hieſigen Gegend war. Dieſer intereſſante Kaͤfer wohnt noͤrdlich von
uns, und kommt wahrſcheinlich nie in den hieſigen Teichen vor.
Dytiscus marginalis iſt haͤufig in den Teichen und Baͤchen,
zuweilen ſogar in den Pfuͤtzen. Wenn dieſe austrocknen, fliegen
die Waſſerkaͤfer alle auf und davon; denn ſie fliegen oft weit,
und fallen nicht ſelten gerade zu auf den Boden nieder. Dytis-
cus Roeselii kommt auch bey uns vor, iſt aber weit ſeltener,
als D. marginalis. Doch ich wuͤrde zu tief in die Kaͤfer hin—
eingerathen; darum breche ich hier ab, mache die Entomologen
auf die Sammlung des Herrn Findeiſen aufmerkſam, und be—
merke noch, daß er viele ſchoͤne Doupletten beſitzt und den
Freunden der Inſectenkunde gern gegen andere die felteren Küfer .
der hieſigen Gegend ablaſſen wird.
Meine Ruͤckreiſe konnte ich erſt ſpaͤt antreten und deßwe⸗
366
gen mußte ich auf ihr ſehr eilen, ſo daß ich wenig haͤtte be⸗
obachten koͤnnen, ſelbſt wenn dazu Gelegenheit geweſen waͤre.
Dieſe fehlte aber in der That; denn die Waldvoͤgel waren, wie
gewoͤhnlich gegen Abend, ſehr ruhig. Ich hoͤrte nur 2 Fami⸗
lien Eichelheher, welche ſich zur Ruhe begeben zu wollen ſchie—
nen, einen großen Buntſpecht, welcher noch eine Kiefernzapfe
aufhackte, um von ihren Kernen fein Abendbrod voll zu ma—
chen, und 2 Zuͤge Meiſen, welche ihr Abendlied pfiffen.
Noch ehe ich die Heimath erreichte, machte die bereits
eingebrachene Nacht allen Beobachtungen dieſes für mich fehr
erfahrungs⸗ und genußreichen Tages ein Ende. f
Sollte ich kuͤnftig noch Einiges uͤber den merkwuͤrdigen
Raupenfraß erfahren: ſo werde ich es ſpaͤter in dieſen Blaͤttern
mittheilen. N
Natur-Analogien,
oder die vornehmſten Erſcheinungen des animaliſchen Magnetis⸗
mus in ihrem Zuſammenhange mit den Ergebniffen der geſamm⸗
ten Naturwiſſenſchaften, mit beſonderer Hinſicht auf die Stand⸗
puncte und Bedürfniffe heutiger Theologie, von Dr. theol. J.
A. G. Meyer, Superintendenten zu Sarſtedt. Hamburg
n. Gotha bey Perthes. 1839. 8. 412.
Beym fluͤchtigen Durchblaͤttern dieſes Buches bemerkten
wir ſogleich eine große Maſſe von geſammelten Thatſachen aus
allen Zweigen der Naturwiſſenſchaften und der Medicin, ſo daß
wir es auf eine bequemere Zeit zuruͤcklegten, um es mit aller
Muße und ohne Unterbrechungen leſen zu koͤnnen. Das hat
ſich aber bis jetzt noch nicht machen laſſen, und da das Buch
offenbar von Wichtigkeit iſt, beſonders zur Befreundung der
Theologen mit den Reſultaten der Naturgeſchichte und der Phy⸗
ſiologie; ſo duͤrfen wir nicht laͤnger anſtehen, unſere Leſer we⸗
nigſtens mit den Hauptrubriken des Werkes bekannt zu ma⸗
chen und ihnen das Leſen deſſelben zu empfehlen. Voran geht
ein großer Bericht bis S. LXIV., welcher beſonders den Phi⸗
loſophen und Theologen intereſſieren wird. Sodann folgt eine
Einleitung uͤber den Begriff und die Erregung des thieriſchen
Magnetismus S. 1 — 20. Nun endlich die Analogien zur
Beglaubigung und Erläuterung der merkwuͤrdigſten Erſcheinun⸗
gen des thieriſchen Magnetismus, Schlaf mit feinen Eigen-
thuͤmlichkeiten, erhoͤhte geiſtige Thaͤtigkeit, aufgehobenes Erin⸗
nerungsvermoͤgen, Erftarrung , Reitzbarkeit, Analogie im Thiers
und Pflanzenreich; Unempfindlichkeit; eigene Angabe der Arzs
neymittel, Anſchauung des inneren Organismus, Lichterſchei⸗
nungen, Nachtwandeln, Sprachengabe, Fernſehen, Divination,
Rapport, wieder mit Analogien aus dem Thierreich nebſt Er-
klaͤrungsverſuchen.
Im ten Theil folgen Anſichten nach dem gegenwaͤrtigen
Standpuncte der Wiſſenſchaften zur Aufklaͤrung und Deutung,
beſonders des pſychiſchen und geiſtigen Rapports S. 178.; Che—
mismus, Electricitaͤt, Galvanismus, terreſtriſche Polaritaͤt, cos—
miſche Verhaͤltniſſe; phyſiologiſche Anſichten; pſychiſche, theoſo—
phiſche, Affinität, Dann folgen Anhänge über-die Natur und
das Weſen des thieriſchen Magnetismus; Ausgleichung der
367
Wiſſenſchaft mit der heiligen Schrift, beſonders Vertheidigung
der moſaiſchen Urkunde auf naturwiſſenſchaftlichem Wege.
Paläographiſche Bemerkungen
über einen Meilenſtein bey Zirl in Tyrol, von B. Stark.
Landshut bey Thomann. 1840. 4. 43. 90. F. 4.
Dieſe Schrift enthaͤlt mehrere auf dem Titel angegebene
Abhandlungen, welche ſind:
1) uber das Leben und Wirken des Verfaſſers. S. 1.
bis 43. Er war Benedictiner in St. Emmeram zu Regens⸗
burg, beſchaͤftigte ſich faſt ausſchließlich mit der Palaͤographie,
entdeckte und enthuͤllte viele roͤmiſche Gräber und andere Alter⸗
thümer bey Regensburg, Salzburg und Roſenheim, und be⸗
ſchrieb dieſelben theils in eigenen Abhandlungen, theils in den
Schriften der Muͤnchner Academie, worinn er nicht bloß große
Thaͤtigkeit, ſondern auch große Gelehrſamkeit an den Tag legte,
und manche Entdeckungen machte, beſonders in der Geſchichte
der roͤmiſchen Kaiſer. Er ſchickte Meilenſteine, Grabſteine, Ges
fäße, Urnen und andere Dinge an das Antiquarium in Muͤn⸗
chen, wurde auch von der Academie nach Salzburg und Ro⸗
ſenheim geſchickt, um die roͤmiſchen Alterthuͤmer aufzuſuchen und
ausgraben zu laſſen. Verſchiedene Abhandlungen liegen noch
ungedruckt beym hiſtoriſchen Verein von Oberbayern. In die⸗
ſer Lebensgeſchichte kommt vieles vor, was dem Alterthumsfor⸗
ſcher wichtig ſeyn wird. Wer ſie verfaßt hat, wird nicht
geſagt.
Dann folgen die eigentlichen Abhandlungen und zwar
2) Palaͤographiſche Vemerkungen uͤber einen Meilenſtein
bey Zirl zum Andenken des Kaiſers Decius und ſeiner beyden
Söhne, anfgefundem im Jahr 1835. S. 116. . 1. Der
Stein ſteht jetzt in der Abtey Wilten, wo der gegenwaͤrtige
Abt Aloys Roygl ſich ſehr der Auffindung und Erhaltung
der Alterthümer annimmt, bey Insbruck, wo ſchon laͤngſt ein
früherer ſteht, welcher daſelbſt ausgegraben wurde.
Auf dem Stein ſtand Millia passuum XCIIX, nehm⸗
lich von Augsburg, wodurch alſo die Entfernung genau ange⸗
geben iſt, nehmlich 20 geographiſche Meilen. Durch genaue
Abmeſſung der Entfernung wuͤrde man daher wohl im Stande
ſeyn, den Weg heraus zubringen, welcher von Augsburg dahin
geführt hat, aber immer noch unbekannt iſt, ungeachtet vieler
Schreibereyen daruber von bayerſchen Alterthumsforſchern. Au—
ßer Parthanum iſt kein einziger Ort zwiſchen Augsburg und
Insbruck mit Sicherheit bekannt.
Aus der übrigen Innſchrift zeigt der Verfaſſer, daß beyde
Sohne von Decius in demſelben Jahre zu Caͤſaren ernannt
wurden. Man kann nicht laͤugnen, daß der Verfaſſer eine
große Gewandtheit im Leſen der Innſchriften ſich erworben hat.
Dann folgt 3) Abfertigung des in den bayeriſchen Anna»
len im Jahr 1833. Nr. 64. abgedruckten Referats S. 1754.
Es betrifft nehmlich die palaͤographiſche Abhandlung uͤber den
früheren Meilenſtein zu Wilten von dem Kaiſer Decius, wel
— — |
368
che Stark 1832. hat drucken laſſen. Da in jenem Referat
manches getadelt wurde; ſo ſucht hier der Verfaſſer mit vieler
Gelehrſamkeit zu zeigen, daß dieſer Tadel unrichtig war. Er
beſtimmt bey dieſer Gelegenheit mehrere von aͤltern Schriftſtel⸗
lern unrichtig geleſene Innſchriften, was den Palaͤographen
ohne Zweifel von Wichtigkeit ſeyn wird, von uns aber nicht
ausgezogen werden kann.
4) Nachtrag zu den Bemerkungen Über eine in dem Ans
tiquarium zu Muͤnchen befindliche Tabula honestae Missio-
nis von dem Kaiſer Philippus. S. 54— 73. Dieſe Tafel
kam von Paſſau nach Muͤnchen und wurde von Thierſch im
Jahr 1829. erklärt. Der Verfaſſer hält diefe Erklärung für
unrichtig und ſucht wieder mit viel palaͤologiſcher Gelehrſamkeit
zu beweiſen, daß die Tafel ein Machwerk der neueren Zeit ſey,
ein Streit, den wir den Kennern Überlaffen muͤſſen.
5) Archaͤologiſche Zugabe w dem Auszuge aus einer
Abhandlung über den Cinctus gabinus von H. Fr. Thierſch.
S. 75 —90. T. 2—4.
Auch hier ſucht der Verfaſſer zu zeigen, daß dieſer Ein-
etus gabinus, welcher ſich ebenfalls in München befindet, ein
Machwerk der neueren Zeit ſey, und gibt deßhalb mehrere Ab»
bildungen zur Vergleichung, worunter auch die Pocillatores
vorkommen.
Ueberſicht N
der Arbeiten und Veränderungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft für
vaterlaͤndiſche Cultur we Sahr a. Breßlau bey Graf.
1 40, 4 >
Wir haben feit einer Reihe von Jahren Kunde von
den Verhandlungen dieſer thaͤtigen und nuͤtzlichen Geſellſchaft
mitgetheilt, und freuen uns, wieder ein Aehnliches thun zu koͤn⸗
nen. Voran gehen Berichte von J. Wendt, Goͤppert,
Wimmer, Gravenhorſt, Borkheim, Weber, Mor⸗
genbeſſer, Stenzel, Ebel und Oelsner, nehmlich nach
der Zahl der Fachabtheilungen, welche bey dieſer Geſellſchaft
beſtehen. Darauf folgt der Zuwachs der Bibliotheken und der
Muſeen und ſodann Auszüge aus den Verhandlungen der ein⸗
zelnen Abtheilungen, worunter die mediciniſchen von Bork⸗
heim beſonders ausfuͤhrlich und lehrreich ſind. Goͤppert
theilt die Auszuͤge der Naturwiſſenſchaften, eigentlich der Aſtro⸗
nomie, Phyſik, Chemie, Geologie und Phyſiologie mit, wo
ebenfalls ſchoͤne Beobachtungen vorkommen; Gra venhorſt
die uͤber Entomologie; Wimmer über die Botanik; Sten⸗
zel über die Geſchichte; Oels ner Über die Technologie. Es
iſt nicht möglich, das Einzelne anzufuͤhren; man wird aber in
jedem Fach neue Thatſachen und lehrreiche Beobachtungen
finden.
369
A Actes
de la Société helvetique des Sciences naturelles. Assemblé à
Fribourg 1840. Fribourg chez Piller. 1841. S. 253.
i Bey dieſer Verſammlung der Schweizer Naturforfcher
kamen viele intereſſande Verhandlungen, worunter ſich beſonders
die uͤber den Cretinismus auszeichnet und die zur Folge hatte,
daß nun auf dem Abendberg bey Interlaken eine Rettungs—
anſtalt angelegt wird, unter der Leitung des Doctor Guggen—
buͤhls. .
Bekanntlich hat ſich vor einigen Jahren brennendes Gas
im Canton Fryburg gezeigt, welches hier ebenfalls beſprochen
wird; ſodann die Ueberſchwemmung in den Cantonen an den
Hochalpen. Darauf folgen S. 112. die Protocolle uͤber die
Verhandlungen der Phyſiker und Chemiker, der Botaniker, der
Zoologen und der Mediciner, worinn übrigens wenig enthalten
iſt. Dann S. 158. die Berichte der Geſellſchaften zu Baſel,
Bern, Genf, Neuenburg, Waadt, Zuͤrich, Aarau. Der Genfer
Bericht iſt der umſtaͤndlichere. S. 218. folgen Necrologe;
S. 233. eine Ueberſicht der Flora Fryburgs von Lagger
und einige andere kleinere Notizen. Es iſt immerhin intereſ—
ſant, jaͤhrlich einen Begriff von der Thaͤtigkeit der Naturfor:
ſcher und Aerzte zu bekommen, welche fuͤr ein ſo kleines Land
allerdings von Bedeutung iſt. Es gibt kaum ein Fach, worinn
ſich nicht tuͤchtige Maͤnner hervorthaͤten.
Allgemeine Naturgeſchichte
als philoſophiſche und Humanitäts⸗Wiſſenſchaft für Naturfor⸗
ſcher, Philoſophen und das hoͤher gebildete Publicum, bearbeitet
von M. Perty, Prof. Bern bey Fiſcher. III. 1841.
8. 467 — 1119,
Entſchieden eines der geiſtreichſten Werke, welches in un:
ſerer Zeit über Naturgeſchichte erſchienen ift. . Bey immer ges
genwaͤrtiger Kenntniß aller Thatſachen und bey einer großen
Menge eigener Unterſuchungen, beſonders microſcopiſcher, ſtellt
der Verfaſſer die vielſeitigſten Vergleichungen an, weiſt die Ber
ziehungen und Verwandtſchaften nach, zeigt die Unterſchie⸗
de auf und ſucht bey allen Claſſen und Familien den geneti—
ſchen Weg zu betreten, welchen wir als den einzigen bezeichnet
haben, der zum Ziele fuͤhren kann. Ob die Durchfuͤhrung
uͤberall gelungen iſt oder nicht, iſt ganz gleichguͤltig, wofern
nur der vorgezeichnete Weg, auf welchem das Werk wandelt,
der richtige iſt; wofern die Gaͤnge und Auskundſchaftungen
nach allen Seiten planmaͤßig unternommen werden, verſehen
mit allen Inſtrumenten, die zur Aufnahme eines unbekannten
Landes erforderlich ſind. Das iſt hier der Fall, und man muß
ſich daher uͤber die Beſtrebungen des Verf. hoͤchlich freuen.
Subregnum I. Gastrozoa. erassıs II.
cLassıs I. SPERMATOZOA Ordo I. Polygastrica.
. Fam. 1. Monadina.
Series 1. Sp. phytogenoa. —
2. Sp. Zoogenoa. 3. Volvocina.
Iſis 1841, Heft 5.
2. Cryptomonadina.
370
Sein Werk macht nicht bloß mit allen und zwar den feinſten
Beobachtungen bekannt, ſondern gibt auch Anregungen zu eige-
nem Nachdenken und reizt zu eigenen Unterſuchungen, um die
gefaßten Ideen zu beſtaͤtigen oder zu verlaſſen.
Nachdem der Verfaſſer im erſten und zweyten Theile die
Welt, das Mineral- und Pflanzenreich entwickelt hat, kommt
er hier an die Darſtellung des Thierreiches, welches nicht nur
an ſich intereſſanter und vielſeitiger iſt, ſondern in dem auch
der Verfaſſer am meiſten eigene Beobachtungen, beſonders bey
den niederen Claſſen angeſtellt hat. Zuerſt ſchildert er auf eine
wahrhaft phyſiologiſche Art die allgemeinen Verhaͤltniſſe des
thieriſchen Leibes, die chemiſchen Beſtandtheile, die Gewebe und
Fluͤſſigkeiten, die vegetativen und animalen Organe und endlich
die Verrichtungen derſelben ſowohl die des Leibes als die der
Seele, wobey eine ganze Phyſiologie und Pfychologie niederge⸗
legt iſt. Es iſt unmoͤglich, dem Verfaſſer hierinn zu folgen;
würde auch unnöthig ſeyn, da es doch im Buche ſelbſt geleſen
werden muß, wenn es belehren und ermuntern ſoll. Dann
folgen Betrachtungen Über Zahl, Größe und Vertheilung der
Thiere; Beziehung derſelben zu der uͤbrigen Natur und dem
Menſchen, Nutzen und Schaden.
5 S. 751, folgt endlich das Syſtem. Vorher wie überall
die noͤthige Literatur und ſodann die fruͤher verſuchten Claſſifi⸗
cationen mit allſeitiger Beurtheilung. Der Verfaſſer haͤlt noch
die Eintheilung der Thiere in Bauch-, Kopf- und Bruſtthiere
für die paſſendſte, welcher Meynung wir nicht mehr ſeyn koͤn—
nen, obſchon wir fie in unſern frühern Werken aufgeſtellt ha—
ben, nicht als wenn ſie gradezu falſch waͤre, ſondern weil ſie
unvollſtaͤndig iſt und außerdem ungleiche Glieder in die Stuf-
fen bringt. Das Geſchlechtsſyſtem wird mit den Bauchorganen
vermengt und das Gefaͤßſyſtem, welches dem ganzen Leib ange:
hört, fällt gar weg. Auf jeden Fall müßte man 4 Stuffen
oder Kreiſe annehmen, nehmlich Geſchlechts- oder Beckenthiere,
Bauch- Bruſt⸗ und Kopfthiere. Dann iſt aber nur die letzte
Benennung richtig: denn noch immer hat das Gefaͤßſyſtem kei⸗
nen Platz und die Beckenthiere ſtellen zwo Stuffen dar, nehm:
lich die der eigentlichen Geſchlechtstheile und die der Foͤtusor⸗
gane, nehmlich Dotter, Glahr und Huͤllen; deßhalb habe ich
meine alte Eintheilung ſammt ihren Benennungen verworfen,
und die Stuffen genannt: Eyer-, Gefchlechts:, Eingeweid- und
Fleiſchthiere, welche letztere die Kopfthiere ſind, ein Name, der
aber zu den andern nicht mehr paßt, auch nicht die wahre Be—
deutung ausdruͤckt, nehmlich die ganze Summe der animalen
Syſteme, indem der Kopf nur den Sinnenleib darſtellt, aber
keineswegs den Knochen-, Muskel- und Nervenleib. Dieſe
Grundcharactere geben allein gleichwerthige Stuffen und ent⸗
ſprechende Zahlen der Claſſen, erlauben auch allein einen durch—⸗
greifenden Parallelismus. .
Wir glauben, es werde unſern Leſern angenehm ſeyn,
wenn wir ihnen des Verfaſſers Claſſification mittheilen; befon:
ders da es gegenwaͤrtig die vollſtaͤndigſte iſt.
INFUSORIA, Fam. 4. Vibrionia.
5. Closterina.
6. Astasiaea.
7. Dinobryina.
8. Amoebaea.
24
Fam. 9. Arcellina.
— 10. Bacillariea.
— 11. Cyclidina.
— 12. Peridina.
— 13. Vorticellina.
— 14. Ophrydina.
— 15. Enchelia.
— 16. Colepina.
— 17. Trachelina.
— 18. Ophryocereina.
— 19. Aspidiseina.
— 20. Colpodea.
. Oxytrichina.
— 22. Euplota.
Ordo II. Rotatoria.
Fam. 1. Ichthydina.
2. Oecistina.
3. Megalotrochea.
4. Floscularia.
5. Hydatina.
6
7
8
|
n
—
Euchlanidota.
. Philodinaea.
. Brachionaea.
crassıs III. PHYTOZOA.
Subel. I. Anthozoa.
Ordo I. Phytocorallia.
Fam. 1. Alloporina.
. Ceratocorallia.
Isidea.
. Milleporina.
Madreporina.
. Daedalina.
. Ocellina.
Ordo II. Zoocorallia.
Fam. 8. Sertularina.
— 9. Tubularina.
— 10. Hydrina.
— 11. Pennatulina.
— 12. Halcyonina.
— 13. Tubiporina.
BIER
AS o
14. Xenina.
15. Fungina.
16. Zoanthina.
17. Actinina.
Subel. II. Bryozoa.
Ordo III. Scleropodia.
Fam. 18. Antipathina.
— 19. Myriozoina.
Ordo IV. Thallopodia.
Fam.20. Auloporina.
— 21. Celleporina.
— 22. Escharina.
— 23. Cornularina.
— 24. Halcyonellea.
— 25. Cristatellina.
cuassıs IV. ACALEPHA.
Ordo I. Siphonophora.
Fam. 1. Diphyida. 2
— 2. Physophorida.
— 3. Physalida. 8
Ordo II. Chondrophora.
Fam. 4. Velellida.
Ordo II. Discophora.
Fam. 5. Berenicida.
— 6. Aequorida.
— 7. Vceanida.
— 8. Geryonida.
9. Rhizostomida.
— 10. Medusida.
Ordo IV. Ctenophora.
Fam. 11. Beroida.
— 12. Muemiida.
— 13. Callianirida.
CLASsISs V. ECHINODERMATA.
Ordo J. Stellerida.
Fam. 1. Encrinoidea.
— 2. Comatulina.
— 3. Euryalida.
— 4. Astero’da.
Ordo II. Echinina.
Fam. 5. Ganymedida.
— 6. Echinida.
— 7. Spatangida.
Ordo III. Holothurina.
Fam. 8. Holothurida.
cLAssis VI. MoLLUsca.
Subel. I. Acephala.
Ordo I. Tunicata.
Fam. 1. Thetydea.
— 2. Lucia.
— 3. Thalida.
Ordo II. Pelecypoda.
Fam. 4. Inclusa.
— 5. Cardiacea.
— 6. Chamacea.
— 7. Mytilacea.
— 8. Ostreacea.
Ord III. Brachiopoda.
Fam. 9. Terebratulaea.
— 10. Lingulaea.
Subel. II. Cephalophora.
Ordo IV. Pteropoda.
Fam. 11. Hyaleacea.
— 12. Clioidea.
Ordo V. Gastropoda.
Fam. 13. Heteropoda.
372
Fam. 14. Tectibranchiata.
11285
2
5. Inferobranchiata.
16. Gymnobranchiata.
17. Scutibranchiata.
18. Cyclobranchiata.
19. Cirrhobranchiata.
2
0. Tubulibranchiata.
1. Ctenobranchiata.
a) Buccinoidea.
6) Capuloidea. , ö 7
c) Trochoidea.
— 22. Pulmonata.
Ordo VI. Cephalopoda.
Fam.23. Polythalamia.
a) Foraminifera.
6) Orthocerida.
c) Ammonitea,
d) Nautilina,
— 24. Monothalamia.
a) Argonauta.
b) Sepiaria.
Subregnum II. Thoracozoa. f
cvAssıs VII. vnnuxs.
Ordo I. Apodes.
Fam.
tele
1. Cystici.
2. Cestoidei.
3. Acanthocephali.
4. Trematodes.
5. Bdellei. EN
6. Onchocephali.
7. Turbellarii.
8. Sipunculini.
9. Nematoidei.
Ordo II. Chaetopodes.
Fam. 10. Lumbricini.
— 11. Somatotomi.
— 12. Tubicolae.
— 13. Dorsibranchii.
crassıs VIII. CIRRHIPEDIA.
Ordo I. Lapadina.
Fam.
1. Balanida.
2. Lepadicea.
cuassıs IX. CRUSTACEA.
Ordo I. Entomostraca.
Fam.
ala
1. Xenomorphida.
2. Lernaeina,
3. Dichelestina.
4. Caligina.
5. Lophyropoda.
6. Phyllopoda. -
7. Xiphosura.
8. Trilobites.
Ordo Il. Myriapoda.
Fam.
9, Chilopoda.
— 10, Chilognatha.
373
Ordo IH. Isopoda
Fam. 11. Oniseina.
Ordo IV. Microcephala.
Fam. 12: Laemodipoda.
— 13. Pyenogonida,
Ordo V. Amphipoda.
Fam. 14. Gammarina.
Ordo VI. Stomatopoda.
Fam. 15. Bipeltata.
— 16. Unipeltata.
Ordo VII. Decapoda.
Fam. 17. Macroura.
— 18. Brachyura.
CLAssIıs X. ARACHNIDA.
Ordo I. Holetra.
Fam. 1. Phthiracarea.
— 2. Acarina.
— 3. Phalangida.
Ordo II. Pedipalpia.
Fam. 4. Chelifera.
— 5. Solpugina.
— 6. Scorpionida.
— 7. Thelyphonida.
Ordo III. Araneida.
Fam. 8. Mygalida.
— 9. Tubitela.
— 10. Iuaequitela.
— 11. Orbitela.
— 12. Laterigrada.
— 13. Citigrada.
— 14. Saltigrada.
Lass Is XI. IxSE CTA.
Ordo I. Aptera.
Fam. 1. Lepismena.
— 2. Podurina.
Ordo II. Diptera.
Fam. 3. Pediculina.
4. Pupipara.
5. Pulicida.
6. Culicida.
7. Tipularia.
a) Culiciformia.
6) Gallicola.
c) Terricola.
d) Aptera.
e) Fungivora.
f) Floralea.
— 8. Athericera.
a) Oestrina.
6) Conopsaria.
c) Muscina,
d) Syrphida.
— 9. Notacantha.
113
a) Stratyomida.
6) Xylophagina.
— 10. Tabanida.
— 11. Tanystomata,
a) Asilida.
6) Hybotina.
c) Empidea.
d) Vesiculosa,
e) Bombyliida.
f) Anthracida.
g) Therevina.
h) Leptidea.
i) Dolichopoda.
I) Platypezina.
Ordo III. Hemiptera.
Fam. 12. Coceina.
— 13. Aphidia.
— 14. Cicadaria.
— 15. Hydrocorida.
— 16. Geocorida.
Ordo IV. Lepidoptera.
Fam.17. Nocturna.
a) Pterophorida.
6) Tineida.
c) Deltoida.
d) Phalaenida.
e) Tortrices.
7) Noctuina.
9) Aposura.
h) Pseudo- Bombycida.
1) Bombyeida,
k) Hepialida.
— 18. Crepuscularia.
a) Zygaenida.
b) Sesiina,
c) Sphingida.
d) Hesperi- Sphingida.
— 19. Diurna,
a) Hesperida.
6) Papilionida.
Ordo V. Hymenoptera.
I. Terebrantia.
Fam. 20. Securifera.
— 21. Entomophaga.
a) Evanialia.
6) Ichneumonida.
c) Diploleparia.
d) Chalcidia.
e) Oxyura.
II. Heteromorpha.
Fam. 22. Xenida.
III. Aculeata.
Fam. 23. Chrysidea.
— 24, Heterogynea.
a) Formicina.
6) Mutillaria.
Fam. 25. Fodientia.
a) Scoliadea.
6) Sphegida.
c) Crabronida.
— 26. Diploptera.
a) Masarida.
6) Apiaria,
Ordo VI. Neuroptera.
Fam. 28. Mallophaga.
— 29. Physopoda.
— 30. Planipennia.
a) Psocina.
6) Termitina.
c) Thoracica.
d) Perlida.
e) Hemerobida.
7) Myrmecoleonida.
9) Panorpida.
— 31. Plieipennia.
— 32. Ephemerida.
— 33. Libellulida.
Ordo VII. Orihoptera.
Fam. 34. Saltatoria.
a) Acridina.
6) Locustina.
c) Gryllina.
— 35. Mantidea.
— 36. Blattina.
— 37. Forficulina.
Ordo VIII. Coleoptera.
I. Polyphaga.
Fam. 38. Grandipalpia.
a) Clavigera.
6) Pselaphina.
c) Scydmaenida.
d) Anthieida.
— 39. Rhynchophora.
a) Mycterina.
6) Cureulionida.
— 40. Xylophaga.
a) Bostrichina.
b) Paussida.
c) Hylecoetina.
d) Ptinoidea.
e) Lyetina.
7) Mycetophagina.
9) Platysomata.
— 41. Longicornia.
a) Prionida.
6) Cerambyeida.
c) Lamiaria.
d) Lepturina.
— 42. Serricornia,
a) Buprestina.
ö) Elaterina.
c) Cebrionida.
d) Clerida.
347
p. 917.
Fam. 43. Malacodermata.
a) Melyrida.
b) Lampyrina.
— 44. Cantharidina.
a) Horiadea.
5) Vesicantia.
— 45. Stenelytra.
a) Oedemerina.
5) Mordellina.
c) Serropalpina.
d) Pyrochroida.
e) Lagriaria.
f) Cistelida.
9) Helopida.
— 46. Melanosomata.
a) Blapida.
5) Pimeliadea.
c) Teuebrionida.
— 47. Taxicornia.
a) Cossyphina.
b) Diaperina.
— 48. Pseudotrimera.
a) Fungicola.
5) Clypeastriua-
c) Coceinellida.,
— 49. Phyllotrogea.
a) Cassidina.
6) Eupoda.
c) Gallerucina.
d) Chrysomelins.
e) Clavipalpia.
— 50. Clavicornia.
a) Engidia.
b) Scaphidina.
c) Byrrhina.
d) Acanthopoda.
e) Macrodactyls.
f) Dermestina.
9) Nitidolaria.
h) Silphidea.
i) Sphaeridina.
k) Histeroida.
— 51, Lamellicornia,
a) Coprina.
b) Geotrupina.
c) Scarabaeina.
d) Macraspida.
e) Melolonthida.
7) Lepitrichina.
9) Cetonida.
h) Lucanida.
II. Zoophaga,
— 52. Brachelytra.
a) Aleocharina.
b) Tachinida.
N Omalida.
d) Stenida.
e) Oxytelina,
f) Stapbylinida.
Fam. 53. Palpicornia.
a) Helophorina.
5) Hydrophilina.
— 54. Hydrocantharina.
a) Gyrinida.
5) Dyticina.
— 55. Carabicina.
a) Subulipalpia.
6) Grandipalpia.
c) Patellimana.
d) Simplicimana,
e) Quadrimana.
7) Bipartita.
9) Truncatipennia.
h) Cieindelina.
Subregnum III, Cephalozoa. p. 940.
crassıs XII. piscks.
Ordo I. Cyelostomata. '
Fam. 1. Myxinoidea.
— 2. Petromyzonida.
Ordo II. Plectognathki.
Fam. 3. Gymnodontes.
— 4. Sclerodermi.
Ordo III. Lophobranckü.
Fam. 5. Syngnathini.
Ordo IV. Acanthopterygii.
Fam. 6. Aulostomi.
— 7. Labroidei.
— 8. Pediculati.
— 9. Gobioidei.
— 10. Mugiloidei.
— 11. Anabaeni,
— 12. Teuthyes.
— 13. Taenioidei.
— 14. Scomberoidei.
— 15. Squamipennes.
— 16. Maenides.
— 18. Sparoidei.
— 18, Sciaenoidei.
— 19. Cataphracti.
— 20. Percoidei.
Ordo V. Malacopterygü.
I. M. apodes.
Fam. 21. Anguillini.
II. M. thoracici.
Fam. 22. Echeneidi.
— 23. Discoboli.
— 24. Pleuronectides.
— 25. Gadoidei.
III. M. abdominales.
Fam. 26. Clupeoidei.
— 27. Cyprinoidei.
— 28. Salmonides.
— 29, Esocei.
376
Fam. 30. Siluroidei.
Ordo VI. Eradiati. ”
Fam. 31. Sturioidei.
— 32. Chimaerini.
Ordo VII. Plagiostomata.
Fam. 38. Squalina.
— 34. Rajina.
cLassis XIII. AurnlBIA.
I. A. nuda.
Ordo I. Batrachia.
A. Anguinea.
Fam. 1. Coecilioidea. =
B. Caudata.
— 2. Ichthyoidea.
— 3. Salamandrina.
C. Ecaudata.
— 4. Ranina.
II. A. cataphracta.
Ordo II. Chelonia.
h Fam. 5. Chelonida.
— 5. Chersina. ‚
— 7. Emyda.
— 8. Chelida.
— 9. Chilota.
III. A. squamata.
Ordo III. Ophidii.
I. Eurystomi.
A. Venenosi.
Fam. 10. Hydrini.
— 11. Elapides.
— 12. Viperini.
— 13. Crotalini.
B. Suspecti.
— 14. Maligni.
C. Innocui.
— 15. Colubrini.
— 16. Peropodes.
— 17. Acrochordina.
II. Stenostomi.
Fam. 18. Ilisini.
— 19. Typhlopini.
Ordo IV. Sauri.
I. Annulati.
Fam. 20. Amphisbaeni.
— 21. Chalcidini. 9 2
II. Squamati.
A. Brevilingues.
Fem. 22. Chamaesauri.
— 23. Gymnophthalmi.
377
— 24. Seincoidei.
— 25. Piychopleuri.
B. Crassilingues.
— 26. Ascalabotae.
— 27. Humivagi.
— 28. Dendrophili,
C. Vermilingues.
— 29. Chamaeleonides.
D. Fissilingues.
— 30. Lacertides.
— 81. Ameivae.
— 32. Monitores,
III. Loricata.
Fam.33, Crocodilini.
cLassıs XIV. Aves.
Divisio I. A. autositae.
Ordo I. Natatoriae.
Fam. 1. Aptenodytinae.
— 2. Brachypterae.
— 3. Pelecaridae.
— 4. Laridae.
— 5. Procellarinae.
— 6, Anatidae.
Ordo II. Grallae.
Fam. 7. Rallinae.
— 8. Scolopacinae.
— 9. Charadriinae.
— 10. Herodia.
— 11. Alectoridae.
Ordo Ill. Cursoriae.
Fam. 12. Struthionidae.
— 13. Apteryginae.
— 14. Didinae.
Ordo IV. Geallinaceae.
Fam. 15. Crypturinae.
— 16. Gallinariae.
— 17. Pteroclinae.
Divisio II. A. goneositae.
Ordo V. Columbinae.
Fam. 18. Columbariae.
Ordo VI. Zygodaciꝗyli.
Fam. 19. Amphibolae.
— 20. Psittacinae.
— 21. Pieinae.
— 22. Rhamphastidae.
— 23. Bucconidae.
— 24. Cuculinae.
—- 25. Galbulinae.
Ordo VII. Syndactylae.
Dann folgt S. 1015 ein eigenes Buch fuͤr den Men⸗
ſchen, worinn ſehr viele ſchoͤne Ideen niedergelegt ſind, uͤber den
Bau und das Leben des menſchlichen Individuums; darauf von
der menſchlichen Gattung.
Iſis 1841. Heft 5.
p. 979.
Fam. 26. Todidae.
— 27. Halcyonidae.
— 28. Meropidae.
— 29. Eurystomae.
“ — 50. Buceridae.
Ordo VIII. Tenuirostres.
Fam. 31. Upupinae.
— 32. Trochilidae.
Ordo IX. Hiantes.
Fam.33. Caprimulginae.
— 34, Cypselidae.
Ordo X. Canori.
Fam. 35. Hirundinidae-
— 36. Cinnyridae.
— 57. Certhiariae.
— 38. Paridae.
— 39. Sylviariae.
— 40. Granivorae.
— 41. Corvinae.
— 42. Sturnidae.
— 43. Ampelidae.
— 44, Tanagridae.
— 45. Pipridae.
— 46. Turdinae.
— 47. Muscicapidae.
— 48. Laniariae.
Ordo XI. Raptatoriae.
A. Nocturnae.
Fam. 49. Strigidae.
B. Diurnae.
— 50. Falconidae.
— 51. Gypaätinae.
— 52. Vulturinae.
crassıs XV. mammanıa. p. 1009.
Series 1. M. respicientia.
A. Ichthyodea.
Ordo I. Cetacea.
Fam. 1. Balaenida.
— 2. Delphinida.
— 3. Sirenia.
Ordo U. Pinnipedia.
Fam. 4. Trichecina.
— 5. Phocina. .
B. Herpetodea.
Ordo III. Edentata.
Fam. 6. Monotremata.
— 7. Vermilinguia.
— 8. Cingulata.
— 9. Bradypoda.
und Familie.
C. Ornithodea.
Ordo IV. Chiroptera.
Fam. 10. Vespertilionida,
.— 11. Galeopithecia.
Series II. M. imitantia.
Ordo V. Marsupialia.
Fam. 12. Phytiphaga.
— 13. Gliroidea.
— 14. Creatophaga.
Series III. M. genuina.
A. Vegetativa.
Ordo VI. Pachydermata.
Fam. 15. Proboscidea.
— 16. Bruta.
— 17. Setigera.
Ordo VII. Solidungula.
Fam. 18. Equina.
Ordo VIII. Ruminantia.
Fam. 19. Camelina.
— 20. Camelopardalina.
— 21. Cervina,
— 22. Bovina.
B. Irritabilia.
Ordo IX. Glirina.
Fam. 23. Subungulata.
— 24. Palmipedia.
— 25. Leporina.
— 26. Lagostomata.
— 27. Salientia.
— 28. Murina. _
— 29. Georychina.
— 30. Sciurina.
— 31. Aculeata.
Ordo X. Insectivora.
Fam.32. Erinaceina.
— 33. Cladobatina.
— 54, Soricina.
— 35. Talpina.
Ordo AI. Carnivora.
Fam. 36. Plantigrada.
— 37. Digitigrata.
C. Anthropodea.
Ordo XII. Prosimiaria.
Fam. 38. Lemurina.
Ordo XIII. Simiaria.
Fam. 39. Hapalina.
— 40. Platyrrhina,
— 41. Catarrhina.
378
Vor jeder Claſſe ſtehen allgemeine Betrachtungen uber
Bau, Aufenthalt und Lebensart; eben ſo vor jeder Ordnung
Die Sippen ſind nicht characteriſiert, aber die
wichtigeren mit den merkwuͤrdigeren Gattungen herausgehoben
24 *
379
und von dieſen immer das Wiſſenswerthe mitgetheilt. Bey
den hoͤhern Claſſen erhalten auch die Sippen einen Character.
In dieſem Werk iſt die ganze Naturgeſchichte, vorzuͤglich
die Zoologie, allſeitig durchgearbeitet, vielleicht vollſtaͤndiger,
als noͤthig waͤre. Man erfährt darinn eine Menge Dinge,
welche man in andern allgemeinen Werken vergeblich ſucht;
auch iſt die Darſtellung zuſammenhaͤngend und der Styl flie—
ßend, nicht ſelten zierlich und erhebend. Wir zweifeln daher
nicht, daß dieſes Werk mit Beyfall werde aufgenommen wer:
den. Auch Druck und Papier fallen gut in die Augen; nur
iſt der erſtere zu oͤconomiſch, indem nur die Familien abgeſetzt
ſtehen, nicht aber die Zuͤnfte und Sippen, was den Ueberblick
und das ſchnelle Auffinden erſchwert.
Gemeinnütziges Hand- und Hülfsbuch der
Naturgeſchichte
fuͤr gebildete Perſonen aller Stände, ſowie beſonders für die
reifere Jugend und ihre Lehrer, von Dr. C. W. L. Gloger.
Breslau bey Schulz. 1841. 8.
Glogers Beobachtungsgabe und genaue Heraushebung
der Charactere ſind durch ſeine fruͤheren Schriften hinlaͤnglich
bewaͤhrt, und man kann daher hier eine wohlgeordnete und
lehrreiche Schrift erwarten. Zugleich iſt ſie wohlfeil, indem 20
Bogen 1 Thlr. koſten, und es nur etwa 70 Bogen werden.
Die 2 vorliegenden Hefte von S. 1 — 160, welche faſt alle
Saͤugthiere enthalten, ſprechen loͤblich für die Bearbeitung der⸗
ſelben; uͤberall die Charactere und die Lebensart, ſo wie die Be⸗
nutzung; auch die verſteinerten Geſchoͤpfe ſind beruͤckſichtigt;
Abbildungen jedoch keine angefuͤhrt. Fuͤr ſolch ein Werk ſind
vielleicht zu viele Unterabtheilungen gemacht; auch iſt es hier
wohl nicht am Orte, die ſyſtematiſchen Namen zu verändern,
was oft geſchehen iſt, allerdings zum Beſſern.
Voran geht eine Schilderung der Organe, dann folgt:
L Ord. Menſch. S. 27.
II. Ord. Affen. S. 32.
J. Unterord. Wahre Affen.
1. Zunft mit ſchmaler Naſenſcheidvand: Chimpanſe,
Orang-Utang, Gibbon, Siamang, Magot, Macaco, Meerkatzen,
Naſenaffen, Schlankaffen, Stummelaffen, Paviane.
2. Zft. Mit breiter Naſenſcheidwand: Klammer-Affen,
Wollhaar⸗Affen, Bruͤll- Affen, Schweif- Affen, Sanguine,
Nachtaffen.
II. uO. Halbaffen.
0 1. Zft. Mit vier Händen: Lori, Poukane, Indri, Pot⸗
to, Wollmaki, Fuchs-Affen, Roll-Maki, Zwerg-Maki, Gala:
go, Geſpenſtthier.
2. Zft. Mit zwey Haͤnden: Uiſtiti, Tamarin.
III. Ord. Thiere mit Flughaͤuten. 46.
I. uO. lieg» Maki.
VI. Oron.
380
II. uO. Eigentliche Flederthiere.
1. Zft. Ohne Naſenblaͤtter.
2. Ift. Mit dergleichen.
IV. Ord. Kaubthiere. 54.
I. UO. Eigentliche.
1. Zft. Sohlenſchreiter:
Stinkthiere.
2. Ift. Fingerlaͤufer: Katzenartige, Hyaͤnen, Hundenr-
tige, Zibeththiere, Wieſelartige, Fiſchottern.
II. uO. Inſectenfreſſende.
1. Zft. Gehende: Tupaja, Spitzmaͤuſe, Igel.
2. Zft. Grabende: Maultwürfs, g
V. Ordn. Beutelthiere. S. 81.
IJ. UO. Raubende.
1. Zft. Wahre: Didelphys ete.
2. Ift. Inſectenfreſſende: Myrmecobius etc,
II. UO. Pflanzenfreſſende. 50
1. Zft. Ohne Springbeine: Kuskus ıc.
2. Zfe. Mit Springbeinen: Kaͤnguruh.
Nagethiere. 87.
1. UO. Alles freſſende.
1. Bft. Eichhoͤrnchenartige.
2. Zft. Maͤuſeartige.
II. UO. Pflanzenfreſſende. Ü
1, Zft. Mit krallenartigen Nägeln: Biber, Stachel:
ſchweine, Haſenmaͤuſe, Haſen, Springhaſen, eee
2. Zft. Halbhufer: Savien.
VII. Ordn. Reallenthiere. 108.
1. UO. Pflanzenfreſſende.
1. Zft. Faulthiere.
II. uO. Thierfreſſende.
1. Zft. Ungepanzerte.
2. Zft. Gepanzerte: Schuppenthiere, Guͤrtelthiere.
VIII. Ordn. Schnabelthiere. 114.
Hufthiere. 116. .
IX. Ordn. Nicht wiederkauende Mehrhufer.
I. UO. Elephantenartige.
II. 30. Ohne Stoßzaͤhne.
1. ft. Vielhufer: Tapir, Nashorn, Daman, Flußthier.
2. Zft. Mit wiederkaͤuerartigen Süßen: Schweine.
X. Ordn. Wiederkaͤuer. 132.
I. UO. Kameelartige.
II. US. Mit wahren Hufen. 5 5
1. Zſt. Ungehoͤrnte: Moſchusthiere.
2. Zft. Dichthoͤrnige: Giraffe, Hirſche.
3. Zft. Hohlhoͤrnige: Rinder, Schafe, Ziegen, Gazels
lenartige. :
Baͤrenartige: Waſchbaͤr, Dachs,
381
XI. Ordn. Einhufer.
Floſſenfüßige Säugthiere. 160.
XII. Ordn. Robben. — Soviel,
. Geologiſche Skizze
der Umgebungen von Baden im Canton Aargau
von Alb. Mouſſon. Zuͤrich bey Orell. 1840. 8. 122. T. 6.
Baden im Aargau iſt ein ſeit Jahrhunderten beruͤhmtes
warmes Bad, welches indeſſen erſt vor einigen Jahren vom
Prof. Loͤwig zu Zuͤrich zerlegt worden iſt. Die geognoſti⸗
ſchen Verhaͤltniſſe waren bis jetzt ſo gut wie unbekannt; daher
man ſich freuen muß, daß ſich der Verfaſſer derſelben angenont-
men und ihnen ein wirklich gruͤndliches, vieljaͤhriges, allſeitiges
und ſehr fleißiges Studium gewidmet hat), welches den innern
Bau dieſes von dem Übrigen Jura ziemlich abweichenden Stuͤcks
genau aufzeichnet, die unterirdiſchen Veraͤnderungen nachweiſt,
die Verſteinerungen großentheils beſtimmt, das relative Alter er—
mittelt, die hier fehlenden Formationen des weſtlicheren Juras
aufzaͤhlt, und endlich dem Urſprung und dem Grunde der war—
men Quellen nachſpuͤrt, gegründet auf die neuern Anſichten in
der Geognoſie, und beruͤckſichtigend die lehrreichen Unterſuchun⸗
gen von Merian in Baſel, Studer in Bern, Thurmann
in Pruntrut und Greßly in Solothurn, welche ſich zwar auf
andere Theile des Juras beziehen, aber begreiflicher Weiſe den—
noch Licht auf das oͤſtliche Ende deſſelben werfen. N
Der Verfaſſer betrachtet zuerſt den Schichtenbau des Ju⸗
ras im Allgemeinen, darauf den von der Kette Badens und
zahlt die Schichtenfolge derſelben mit außerordentlicher Genauig⸗
keit auf: 1) coralliſche Gruppe, 2) Oxford-, Oolith-, 4) Lias⸗,
5) Keuper⸗, 6) Muſchelkalk -Gruppe. Unter den jüngeren Bil
dungen finden ſich: Bohnenerz und Molaſſe, deren Glieder
vollſtaͤndig aufgeführt werden. Dann beſchaͤftigt ſich der Vers
faſſer S. 72. mit der Hebungs-Epoche der Jurakette, und
ſchildert endlich die Diluvial- und Alluvial-Bildungen. Am
Ende unterſucht er den Ort und die Urſache der heißen Quellen.
Die Tafeln ſind beſonders lehrreich. Zuerſt eine Charte
von der Gegend, etwa 5 Stunden lang von Weſten nach
Oſten, und 2 breit von Suͤden nach Norden, vorzuͤglich mit
dem Laͤgernberg und der Habsburg nebſt dem Zuſammenfluß
der Aare, Reuß und Limmat. Dieſelbe Charte geognoſtiſch il—
luminiert; ſodann 3 Durchſchnitte, 2 nach Oſten und 1 nach
Suͤden; endlich Durchſchnitte von einem Diluvial-Huͤgel, von
ſonderbarer Molaſſe, von der Lage der Hippuriten, des Bohnen—
erzes und des Gypſes. Die Schrift it gewiß ein lehrreiches
Geſchenk „für die Geognoſten und ein angenehmes für die ge
bildeten Badgaͤſte.
382
Einiges gegen den Vulcanismus
von B. M. Keilhau. Chriſtiania bey Dahl. 1840. 8. 85.
Der Verfaſſer hat bekanntlich in feiner Schrift: Gaea
norvegica, die Anſicht aufgeſtellt, daß der Granit eine allmaͤh—
liche Verwandlung des Thonſchiefers ꝛc. ſeyn koͤnne, gegründet
auf ſeine ſehr genauen Unterſuchungen der Gebirge um Chri—
ſtiania, wo Zungen von Thonſchiefer und ſehr duͤnne, zerbrech—
liche Tafeln von Sandſtein weit in den Granit hineinreichen
und ſich auch uͤberdieß allmaͤhlich Uebergaͤnge zeigen. Herr Dr.
v. Dechen hat dieſe Anſicht in den Berliner Jahrbuͤchern fuͤr
wiſſenſchaftliche Critik 1839. Nr. 104. beſtritten. Der Ver⸗
faſſer laͤßt dieſe Critik abdrucken, macht Anmerkungen dazu und
vertheidigt ſeine Meynung.
Wie es ſich auch mit dieſem wichtigen Gegenſtande ver—
halte; fo ſcheint es uns, daß man die Reſultate eines fo ge—
wandten und erfahrenen Gebirgsforſchers beachten und ſowohl
deßhalb als auch wegen der vielen beygebrachten Beobachtungen
und Beurtheilungen dieſe Schrift gruͤndlich ſtudieren muͤſſe;
deßhalb ſind Auszuͤge unnoͤthig und auch nicht wohl thunlich.
Auf jeden Fall fordern die oben angefuͤhrten Thatſachen eine
Erklaͤrung.
Flora comense,
disposta secondo il Sistema di Lin neo dal Prof. G. Como l-
li. Como pr. Ostinelli. 8 minor. I. 1834. 371. II. 1835. 324.
III. 1836. 268.
Die Flora am Comerſee ift wegen der Manchfaltigkeit
des Bodens und der Hoͤhen wohl eine der reichſten des obern
Italiens, und verdiente vorzuͤglich bekannt zu werden. Das
hat der Verfaſſer offenbar hier mit großem Fleiße gethan. Bey
jeder Gattung der Character, Rubriken, die Abarten, Synony—
me, Beſchreibung, Provincial-Name, Vorkommen, Bluͤhzeit;
auch die Angabe der natuͤrlichen Familien. Er hat alle Floren
verglichen, vorzüglich die italiaͤniſchen, franzoͤſiſchen und deut⸗
ſchen. Das Format iſt ſehr bequem zum Mittragen; indeſſen
werden es 4 — 5 Bändchen werden und inſofern alſo doch et
was unbequem: denn der Ste Band enthält erſt die Dodecan—
drie. Viel Raum iſt verloren durch die vielen Citate, die in
einer Flora wenigſtens groͤßtentheils wegbleiben koͤnnten. Wo⸗
zu Citate bey Phytolacca decandra, Portuläca oleracea,
Lythrum salicaria, Meum foenieulum und dergl. Pflanzen,
worüber kein Zweifel beſtehen kann. Die Charactere find la⸗
teiniſch, die Beſchreibungen und critiſchen Beurtheilungen italid=
niſch. Uebrigens iſt das Werk gut bearbeitet, und wird gewiß
zu Ereurfionen im Suͤden der Alpen ſehr gut ſeyn; deßgleichen
zur Entwerfung der Pflanzen-Geographie und einer verglei⸗
chenden Ueberſicht der Zahlen.
383
Ueber
Form und Bedeutung der Pflanzennamen in der deutſchen Sprache,
von Dr. J. R. Köne, Oberlehrer zu Muͤnſter.
Daſelbſt 1840. 4. 44.
Ein Gegenſtand, der noch gar nicht beſprochen worden,
und den der Verfaſſer mit wahrhaft philoſophiſchem Ernſt ergreift,
dem die Geſetze unſerer Sprache und die Kenntniß der Bota—
nik vollftändig zur Seite ſtehen. Er betrachtet zuerſt die Form
der Pflanzennamen im Allgemeinen und zeigt dabey zugleich die
Biegſamkeit und Manchfaltigkeit unſerer Sprache. Zuerſt ver⸗
wirft er, wie billig, alle Namen aus zwey Woͤrtern zuſam⸗
mengeſetzt, wie Tauſendblatt oder gar Preußelbeerenſtrauch,
Fuchsſchwanzgras und dergleichen Barbarismen. Er ſucht ſo⸗
dann die beſte Form fuͤr einfache Namen auf und geht alle
Endungen durch, welche theils vorhanden find, theils gewählt
werden koͤnnen. Jede ſolche Endung erhält ein ganzes Capis
tel mit zahlreichen Beyſpielen aus der botaniſchen Terminologie.
Auf dieſe Weiſe werden die Endungen: lin, lein und chen, ig
und ich, en, er, el, e, ge, ke, de, te, fe mit muſterhafter Gruͤnd⸗
lichkeit durchbetrachtet, wobey vorzuͤglich die großen Kenntniſſe
des Verfaſſers in der deutſchen und den gelehrten Sprachen
an den Tag treten und ihn endlich zu Reſultaten führen, die
mit allem Beyfall zu begrüßen find. Er hält mit Recht die
einfachen Wörter in I oder e oder die ganz einſylbigen für die
brauchbarſten. Dann handelt er vom Geſchlechte der natur—
hiſtoriſchen Wörter und zeigt, daß das Ungewiſſe am beſten für
die Mineralien paßt, das Maͤnnliche fuͤr die Thiere und das
CLASSIS I. DICOTYLEDONES.
Subel. I. Polypetalae.
Group I. Albuminosae.
Alliance I. Ranales.
Ordo 1. Ranunculaceae.
Subordo: Podophylleae.
Ordo 2. Papaveraceae.
Subordo: Fumarieae.
Ordo 3. Nymphaeaceae.
Subordo: Hydropeltideae.
Ordo 4. Nelumbiaceae,
Ordo 20.
Ordo 15. Bruniaceee.
All. V. Berberales.
Ordo 16. Berberaceae.
All. VI. Pittosporales.
Ordo 17. Vitaceae.
Ordo 18. Pittosporaceae.
Ordo 19. Olacaceae,
Francoaceae.
Ordo 21. Sarraceniaceae.
Group. II. Epigynosae.
All. I, Onagrales,
384
Weibliche für die Pflanzen. Man muͤſſe daher beſtrebt ſeyn,
dieſe Geſchlechter wo moͤglich den Woͤrtern zu geben, oder ſolche
Woͤrter zu waͤhlen, welche das Paſſende haben. Er gibt deß⸗
halb treffliche Vorſchlaͤge und zeigt aus den Älteren Schrift
ſtehern, daß ihre Woͤrter oft das paſſende Geſchlecht hatten,
welches ſie ſpaͤter verloren haben. Da dieſe Schrift nur der
Begleiter eines Prüfungs» Programms iſt, und mithin nicht in
den Buchhandel kommt; ſo waͤre es ſehr zu wuͤnſchen, daß der
Verfaſſer ein vollſtaͤndiges Werk uͤber dieſen Gegenſtand zur
allgemeinen Benutzung herausgaͤbe.
A natural System of Botany
or a Systematie view of the Organisation, natural afinities
and geographical Distribution by J. Lindley, Prof. in Lon-
don. Ed. II. 1836. 8. 526.
Obſchon wir etwas ſpaͤt kommen, fo wollen wir doch
dieſes Syſtem eines anerkannten Botanikers unſern Leſern noch
vorlegen, weil wir unſers Wiſſens das Schema von allen an⸗
dern verſuchten Syſtemen mitgetheilt haben.
Nach einer kurzen Einleitung uͤber die Hauptunterſchiede
der Pflanzen koͤmmt eine analytiſche Tabelle zur leichteren Auf:
findung, ſehr muͤhſam entworfen. Dann folgt das Syſtem.
All. III. Cornales.
Ordo 31.
Ordo 32. Cornaceae.
Ordo 33. Loranthaceae.
All. IV. Cucurbitales.
Ordo 34. Cucurbitaceae.
Ordo 35. Loasaceae.
Ordo 36. Cactaceae.
Ordo 37. Homaliaceae.
All. V. Ficoidales.
Hamamelaceae.
Ordo 5. Cephalotaceae.
All. II. Anonales.
Ordo 5. Myristicaceae,
Ordo 7. Magnoliaceae.
Ordo 8. Winteraceae.
Ordo 9. Anonaceae — Schizandreae.
Ordo 10.
All. III.
Ordo 11.
Ordo 12.
All. IV.
Ordo 13.
Ordo 14.
Dilleniaceae.
Umbellales.
Umbelliferae.
Araliaceae.
Grossales.
Grossulaceae.
Escalloniaceae.
Ordo 22. Onagraceae.
Subordo, Circaeeae ; EN
Halorhageae.
All. II. Myrtales.
Ordo 23. Combretaceae.
Ordo 24. Alangiaceae.
Ordo 25. Rhizophoraceae.
Ordo 26. Memecylaceae.
Ordo 27. Melastomacene.
Ordo 28. Myrtaceae.
Subordo, Barringtonieae.
Ordo 29, Lecythidaceae.
Ordo 30. Philadelphaccae — Ma-
quinae.
Ordo 38. Ficoideae,
All. VI. Begoniales,
Ordo 39. Begoniaceae.
Group. III. Parietosae,
All. I. Crueiales.
Ordo 40. Cruciferae.
Ordo 41. Caparidaceae.
Ordo 42. Resedaceae.
All. I. Violales.
Ordo 43. Violaceae.
Subordo. Sauvagesiae.
Ordo 44. Samydaceae.
Ordo 45. Moringaceae.
8
385
Ordo 46.
Ordo 47.
All. III.
Ordo 48.
Ordo 49.
Ordo 50.
Droseraceae.
Frankeniaceae.
Passionales.
Passilloraceae.
Papayaceae.
Flacourtiaceae — Pangia-
ceae.
Malesherbiaceae.
Turneraceae.
All. IV. Bixales.
Ordo 53. Bixaceae.
Group IV. Calycosae.
All. I. Guttales.
Ordo 54. Guttiferae.
Subordo. Canelleae.
Ordo 55. Rhizobolaceae.
Ordo 56. Marcgraviaceae.
Ordo 57. Hypericaceae.
Subordo. Ochranthaceae.
All. II. Theales.
Ordo 58. Ternstroemiaceae.
All. III. Acerales.
Ordo 59. Aceraceae.
Ordo 60. Sapindaceae.
Snbordo. Millingtonieae.
Ordo 61. Aesculaceae.
Ordo 62. Polygalaceae. — Krame-
riaceae.
Ordo 63. Vochyaceae.
All. IV. Cistales.
Ordo 64. Elatinaceae.
Ordo 65. Linaceae.
Ordo 66. Hugoniaceae.
Ordo 67. Chlaenaceae.
Ordo 68. Cistaceae.
Ordo 69. Reaumuriaceae.
Group V. Syncarposae.
All. I. Malvales.
Ordo 70. Sterculiaceae (Bombaceae,
Dombeyae , Buttnerieae,
Hermannieae.)
Ordo 71., Malvaceae.
Ordo 72. Elaeocarpaceae.
Ordo 73. Dipteraceae.
Ordo 74. Tiliaceae.
Ordo 75. Lythraceae.
All. II. Meliales.
Iſis 1841. Heft 5.
Ordo 51.
Ordo 52.
a Er
— nen nd
Ordo 76.
Ordo 77.
Ordo 78.
Ordo 79. Aurantiaceae.
Ordo 80. Spondiaceae.
All. III. Rhamnales.
Ordo 81.
Ordo 82.
Ordo 83.
Ordo 84.
Ordo 85.
All. IV.
Ordo 86.
Meliaceae.
Cedrelaceae.
Humiriaceae.
Rhamnaceae.
Chailletiaceae.
Tremandraceae.
Nitrariaceae.
Burseraceae.
Euphorbiales.
Euphorbiaceae — Empe-
6 traceae.
Ordo 87.
Ordo 88.
Ordo 89.
Stackhousiaceae.
Fouquieraceae.
Celastraceae — Hippocra-
teae — Trigonieae.
Staphyleacae.
Malpighiaceae — Erythro-
xyleae.
All. V. Silenales.
Ordo 92.
Ordo 93.
Ordo 94.
Ordo 90.
Ordo 91.
Portulacaceae.
Silenaceae.
Alsinaceae.
Ordo 95. Tamaricaceae.
Ordo 96. Illecebraceae.
Group VI. Gynobaseosae.
All. I. Rutales.
Ordo 97. Ochnaceae.
Ordo 98. Simarubaceae.
Ordo 99. Rutaceae, Diosmeae.
Ordo 100. Zygophyllaceae.
Ordo 101. Xanthoxylaceae.
All. II. Geraniales.
Ordo 102. Geraniaceae.
Ordo 103. Balsaminaceae —
paeoleae.
Ordo 104. Oxalidaceae.
All. III. Coriales.
Ordo 105. Coriariaceae. .
Ordo 106. Surianaceae.
All. IV. Floerkeales.
Tro-
Ordo 107. Limnanthaceae.
Group VII. Apocarposae.
All. I. Rosales.
386
Ordo 108. Rosacege — Pomeae, —
Amygdaleae — Sangui-
sorbeae.
Ordo 109. Leguminosae — Papilio-
naceae, Swartzieae, Cae-
E salpineae, Mimoseae.
Ordo 110. Connaraceae.
Ordo 111. Chrysobalanaceae.
Ordo 112. Calycanthaceae.
All. II. Sax ales.
Ordo 113. Baueraceae.
Ordo 114. Cunoniaceae.
Ordo 115. Saxifragaceae.
All. III. Crassales.
Ordo 116. Crassulaceae.
All. IV. Bals amales.
Ordo 117. Amyridaceae.
Ordo 118. Anacardiaceae.
Subelassis 1. Incompletae.
Group I. Rectembryosae.
All. I. Amentales,
Ordo 119. Cupuliferae.
Ordo 120. Betulaceae.
Ordo 121. Scepaceae.
All. II. Urticales.
Ordo 122. Garryaceae.
Ordo 123. Henslowiaceae — Trewia-
ceae.
124. Urticaceae — Ceratophyl-
leae.
125. Ulmaceae.
Ordo 126. Stilaginaceae.
Ordo 127. Myricaceae.
Ordo 128. Juglandaceae.
All. Casuarales.
Ordo 129. Casuaraceae.
All. IV. Datiscales.
Ordo 130. Datiscaceae.
Ordo 131. Lacistemaceae.
Group II. Achlamydosae.
All. I. Piperales.
Ordo 132. Chloranthaceae.
Ordo 133. Saururaceae.
Ordo 134. Piperaceae.
All. II. Salicales.
Ordo 135. Salicaceae.
Ordo 136. Platanaceae.
25
Ordo
Ordo
387
Ordo 137. Balsamaceae.
Au. III. Monimiales.
Ordo 138. Monimiaceae.
Ordo 139. Atherospermaceae.
All. IV. Podostemales.
Ordo 140. Podostemaeeae.
All. V. Callitrichales.
Ordo 141. Callitrichaceae.
Group III. Tubiferosae.
All. I. Santalales,
Ordo 142. Santalaceae.
All. II. Daphnales.
Ordo
Ordo
Ordo
Ordo
143. Elaeagnaceae.»
144. Thymelaceae.
145. Hernandiaceae.
146. Aquilariaceae.
All. III. Proteales.
Ordo 147. Proteaceae.
All. IV. Laureales.
Ordo
Ordo
Ordo
148. Lauraceae.
149. Dligeraceae.
150. Cassythaceae.
All. V. Peneales.
Ordo 151. Penaeaceae.
Group. IV. Columnosae.
All. I. Nepenthales.
Ordo 152. Nepenthaceae,
All. II. Aristolochiales.
Ordo 153. Aristolochiaceae.
Group V. Curvembryosae.
All, I. Chenopodiales.
Ordo
Ordo
154. Amarantaceae.
goniaceae.
Ordo 156. Phytolacaceae.
All, II. Polygonales.
Ordo 157. Polygonaceae.
All. III. Petiveriales.
Ordo 158. Petiveriaceae,
All. IV. Sclerales.
Ordo 159. Scleranthaceae.
Ordo 160. Nyctaginaceae.
All. V. Coculales.
Ordo 161. Menispermaeeae — Lar-
dizabaleae,
Subel. II. Monopetalae.
Group. I, Polycarposae.
155. Chenopodiaceae — Tetra-
All. I. Brexiales,
Ordo
All.
Ordo
Ordo
Ordo
Prdo
Ordo
All.
Ordo
Ordo
Ordo
Ordo
Ordo
All.
Ordo
All.
Ordo
Ordo
Ordo
162. Brexiaceae.
II. Ericales.
163. Pyrolaceae.
164. Monotropaceae,
165. Ericaceae.
166. Vaccinaceae.
167. Epacridaceae.
III. Primulales.
168. Primulaceae.
169. Myrsinaceae.
170. Sapotaceae.
171. Ebenaceae — Styraceae.
172. Aquifoliaceae.
IV. Nolanales.
173. Nolanaceae.
V. Volvales.
174. Cuscutaceae.
175. Convolvulaceae,
176. Polemoniaceae, — Cobaea-
ceae — Diapensiaceae.
Ordo 177. Hydroleaceae.
Group. II. Epigynosae.
All. I. Campanales.
Ordo 178, Lobeliaceae.
Ordo 179. Campanulaceae. — Sphe-
nocleaceae,
Ordo 180. Belvifiaceae,
Ordo 181. Columelliaceae.
Ordo 182. Stylidiaceae.
All. II. Goodeniales.
Ordo 183. Goodeniaceae,
Ordo 184, Scaevolaceae.
All, III. Cinchonales.
Ordo 185, Cinchovaceae.
Ordo 186. Lygodysodeaceae.
All. IV. Capriales.
Ordo 187. Caprifoliaceae.
All. V. Stellales.
Ordo 188. Stellatae.
Group III. Aggregosae.
All. I, Compositae,
Ordo 189, Calyceraceae.
Ordo 190. Mutifiaceae.
Ordo 191. Cichoraceäe,
Ordo 192. Asteraceae.
Ordo 193. Cynaraceae.
All. II. Dipsales.
Ordo 194. Dipsaceae.
Ordo 195. Valerianaceae.
All. III. Brunoniales,
Ordo 196. Brunoniaceae.
All. IV. Plantales.
Ordo 197. Plantaginaceae.
Ordo 198. Globulariaceae.
All. V. Plumbales.
Ordo 199. Plumbaginaceae.
Group IV. Nucamentosae.
All. I. Phaceliales,
Ordo 200. Hydrophyllaceae.
All. II. Echiales.
Ordo 201. Cordiaceae.
Ordo 202. Ehretiaceae.
Ordo 203. Boraginaceae,
All. III. Labiales.
Ordo 204. Labiatae.
Ordo 205. Verbenaceae,
Ordo 206. Myoporaceae.
Ordo 207. Selaginaceae.
Ordo 208. Stilbaceae.
Group V. Dicarposae.
All. I. Bignoniales.
Ordo 209. Pedaliaceae.
Ordo 210. Bignoniaceae.
Ordo 211. Cyrtandraceae.
All. II. Acanthales.
Ordo 212. Acanthaceae.
All. III. Lentib ales.
Ordo 213. Lentibulaceae.
All. IV. Serophulales.
Ordo 214. Gesneraceae.
Ordo 215. Orobanchaceae.
Ordo 216. Scrophulariaceae.
All. V. Solanales,
Ordo 217. Solanaceae,
Ordo 218. Cestraceae.
All. V. Getianales.
Ordo 219. Gentianaceae.
Ordo 220. Spigeliaceae.
Ordo 221. Apocynaceae —
ceae,
Ordo 222. Asclepiadaceae.
All. VII. Loganiales.
388
Retazia-
389
Ordo 223, Loganiaceae.
Ordo 224. Potaliaceae.
All. VIII. Oleales.*
Ordo 125. Oleaceae.
Ordo 226. Jasminaceae.
CLASSIS II. GYMNOSPERMATA.
Ordo 227. Gnetacea,
Ordo 228. Cycadaceae.
Ordo 229. Coniferae.
Ordo 230. Taxaceae.
Ordo 231. Equisetaceae.
CLASSIS III. MONOCOTY-
LEDONES. -
Group I, Epigynosae.
All. I. Amomales,
Ordo 232. Zingiberaceae.
Ordo 235. Marantaceae.
Ordo 234. Musaceae.
All. II. Nareissales.
Ordo 235. Amaryllidaceae.
Ordo 236. Haemodoraceae.
Ordo 237. Burmanniaceae,
Ordo 238. Taccaceae,
All. III. IX iales.
Ordo 239. Iridaceae.
All. IV. Bromeliales.
Ordo 240. Bromeliaceae.
All. V. Hydrales.
Ordo 241. Hydrocharaceae.
Group II. Gynandrosae.
Ordo 242. Orchidaceae.
Ordo 243. Vanillaceae,
Ordo 244. Apostasiaceae.
— —-—
— 6mã—ͤ—
Group III. Zypogynosae.
All. I. Palmales.
Ordo 245. Palmaceae.
All. II. Liliales.
Ordo 246. Pontederaceae.
Ordo 247. Melanthaceae,
Ordo 248: Gilliesiaceae.
Ordo 249. Liliaceae.
All. III. Commelales.
Ordo 250. Commelinaceae.
All. IV. Alismales.
Ordo 251. Butomaceae.
Ordo 252. Alismaceae.
All. V. Juncales.
Ordo 253. Junceae.
Ordo 254. Philydraceae.
Group. IV. Retosae.
Ordo 255. Smilaceae,
Ordo 256. Dioscoriaceae.
Ordo 257. Roxburghiaceae.
Group V. Spadicosde.
All. I. Pandales.
Ordo 258. Pandanaceae.
Ordo 259. Cyclanthaceae.
All. II. Arale s.
Ordo 260. Araceae.
Ordo 261. Acoraceae.
All. III. Thyphales.
Ordo 262. Typhaceae.
All. IV. Fluviales.
Ordo 263. Najadaceae,
Ordo 264. Juncaginaceae.
Ordo 265. Pistiaceae.
390
Group VI. Glumosae.
Ordo 266. Gramineae.
Ordo 267. Cyperaceae.
Ordo 268. Desvauxiaceae.
Ordo 269. Restiaceae.
Ordo 270. Xyridaceae,
CLASSIS IV. RHIZANTHAE.
Ordo 271. Rafflesiaceae.
Ordo 272. Cytinaceae.
Ordo 273. Balanophoreae.
Ordo 274. Cynomoriaceae.
CLASSIS V. ACOTYLEDONES.
All. I. Filicales.
Ordo 275. Polypodiaceae.
Ordo 276. Gleicheniaceae.
Ordo 277. Osmundaceae.
Ordo 278. Danaeaceae.
Ordo 279. Ophioglossaceae.
All. II. Lycopodales.
Ordo 280. Lycopodiaceae.
Ordo 281. Marsileaceae.
Ordo 282. Salviniaceae.
All. III. Mus cales.
Ordo 283. Musci.
Ordo 284. Andraeaceae.
Ordo 285. Jungermanniaceae.
Ordo 286. Marchantiaceae.
All. IV, Charales.
Ordo 287. Characeae,
All. V. Fungales.
Ordo 288. Fungi.
Ordo 289. Lichenes.
Ordo 290. Algae.
*
Dann folgen S. 439 bis 452 die Charactrre von 93
neuen Sippen, die meiſten mitgetheilt von Nees von Eſen—
beck und Schauer. Darauf ein vollſtaͤndiges Regiſter von
S. 453 — 522.
Die Eigenthümlichkeit dieſes Syſtems, ſowie der Scharf
ſinn bey der Gruͤndung der Charactere wird niemandem entgehen.
Bey jeder Familie ſind die Schriftſteller angefuͤhrt; dann folgt
der Character, die Verwandtſchaften, die Verbreitung und die
Eigenſchaften, wobey auch einzelne Gattungen aufgefuͤhrt wer⸗
den. Die Sippen ſtehen am Ende in Spalten mit Rubriken,
wenigſtens groͤßtentheils.
Allgemeine Zoologte
oder Phyſik der organiſchen Körper, von Dr. G. W. Münter.
Halle bey Schwetſchke. 1840. 8. 552.
Dieſes iſt eine fleißige und nach einem neuen Plan an⸗
gelegte, mit Sachkenntniß und Scharfſinn durchgeführte Arbeit,
eigentlich der phyſicaliſche Theil der thieriſchen Phyſiologie, wel⸗
cher mit den allgemeinſten Erſcheinungen ſich beſchaͤftiget, den
Stoffen, der Geſtalt, Groͤße, Faͤrbung, Waͤrme, Verbreitung
uſw., nicht aber die beſonderen Lebensproceſſe ſelbſt betrachtet,
wie Verdauung, Athmen und dergl. Der Verfaſſer ſtellt vor⸗
zuͤglich Vergleichungen an zwiſchen den organiſchen und unor—
391 nn
ganifhen Körpern, ſowie zwiſchen Pflanzen und Thieren, in
Beziehung auf Aggregation, Geſtalt, Groͤße, Licht, Waͤrme,
Electricität, Geruͤche, Lebensveraͤnderungen, Zahl, Verbreitung,
Periodicität, chemiſche Stoffe, und führt überall zahlreiche und
ſehr belehrende Thatſachen an. Es iſt nicht moͤglich eine Dar⸗
ſtellung vom Gange dieſes Buches, noch weniger von dem be⸗
ſondern Innhalte deſſelben zu geben; wir machen daher auf
die Wichtigkeit deſſelben aufmerkſam. Man wird ſehr viele in⸗
teffante Zuſammenſtellungen finden, woran andere entweder bis⸗
her gar nicht gedacht, oder dieſelben wenigſtens nur kurz be⸗
ruͤhrt haben.
Genera et Index methodicus
europaeorum Lepidopterorum a Dr. J. A. Boisduval. Pa-
risiis apud Roret. 1840. 8. 238.
Dieſes Buch enthält die Claſſification der Falter, Charac⸗
ter der Ordnungen, Zuͤnfte und Sippen, dann die Gattungs⸗
namen ohne Character und ohne Citate außer den Namen der
neuern Schriftſteller, dem Vaterland und der Flugzeit. Nach
392
dem Verfaffer iſt es vorzüglich beſtimmt zur Anordnung der
Sammlungen. Die Synonyme ſind mit angegeben.
Legio prima. Rhopalocera :. Antennae plus minusve
ad apicem clavatae, alae omnes insecti quiecentis erectae,
liberae retinaculo nullo. Stemmata nulla. Volatus di-
urnus.
A. Succinctae: Chrysalides ano filoque trans-
verso alligatae. . .
1. Tribus Papilionides: Larvae eollo tentaculatae.
Alae posticae margine interiore pro abdomine libero ex-
eisae. Areola discoidalis clausa.
1. Genus Papilio. Latr. Och. Boisd. Clava antenna-
rum subarcuata. Palpi brevissimi, capite breviores, obso-
lete artieulati; articulo tertio inconspieuo. Alae postice
in nostratibus caudata.
1 Podalirius, L., etc. Europa .
Var. Feisthameli,D.. . Hispania
Nai
. A Juli.
So gebt es fort, und hier werden noch aufgeführt: Ale-
xanor, (Polydamas), Hospiton, Machaon (Sphyrus), Xan-
thus. Dann folgt: '
2. Thais (Zerynthia). 3 Species. 2. Erebia (Cassiope) 32. 4. Lithosia 19. l
3. Doritis apolliua 1. 3. Chionobas a&@llo 9. 5. Setina roscida 7.
4. Parnassius (apollo) 5. 4. Satyrus hermione 43. 6. Naelina ancilla 3.
2. Trib. Pierides. . 7, Nudaria mundana 5.
1. Pieris B. (Pontiae) crataegi 7.
2. Antliocharis B. (Pontiae) cardami-
nes 9.
C. Involutae.
10. Tr. Hesperidae.
. Steropes paniscus 2.
16. Tr. Chelonides.
1. Callimorpha dominula 3.
3. Zegris n. eupheme, pyrotho& 2,
4. Leucophasia sinapis 2.
5. Rhodocera rhamni 1.
6. Colias. (Eurymus) hyale 12.
3. Trib. Lycaenides.
Thecla (Lycaene) pruni 10.
‚Polyommatus phloeas 1.
. Lycaena argus 47.
. Trib. Erycinides.
. Nemeobius lueina 1.
B. Pendulae.
5. Trib. Danaides.
1. Danais chrysippus 1.
6. Tr. Nymphalides.
Limenitis aceris 4.
Nymphalis populi 1.
„ Argynnis papbia 26.
. Melitaea maturna 17.
Vanessa prorsa 12.
7. Tr. Libytheides.
1. Libythea(Hecaörge) eeltis 1.
8. Tr. Apaturides.
1. Charaxes jasius 1.
2. Apatura iris 2.
9, Tr. Satyrides.
1. Arge galathea 12.
—
=
S
Hesperia comma 7.
. Syriethus malvarum 21.
. Danaus tages 2.
000
Leg. sec. Heterocera.
A. Larvae progressoriae.
11. Stygiariae.
1. Stygia australis 1.
2. Chimaera 6.
12- Tr. Sesiariae.
1. Thyris 2.
2. Sesia 48,
13. Tr. Sphingides.
. Macroglossa 4.
. Pterogon oenotherae 2.
. Deilephila 48.
. Sphinx-pinastri 3.
. Acherontia 1.
. Smerinthus 5.
14. Tr, Zygaenides. :
1. Zygaena 46.
2. Syntomis. 7.
3. Procris 7.
4. Heterogynis penella 3.
15. Tr. Lithosides.
1. Euchelia jacobeae, pulchra 2.
2. Emydia bipuncta 6.
3. Melasina ciliaris 1.
2. Trichosoma parasitum 3.
3. Nemeophila russula 2.
4. Chelonia caja 20.
5. Arctia fuliginosa 9.
17. Tr, Liparides.
1. Liparis morio 9.
2. Orgya antiqua 15.
3. Clidia geographica 1.
18. Tr. Bombyeini.
1. Bombyx neustria 21.
2. Odonestis potatoria 1.
3. Lasiocampa pini 10.
4. Megasoma repandum. 1.
19. Tr. Saturnides.
1. Saturnia 4.
20. Tr. Endromides.
1. Aglia tau 1.
2. Endromis versicolora 1.
21. Tr. Zeuzerides.
1. Cossus 4. :
2. Zeuzera 2.
3. Endagria pantherina 1.
4. Hepialus 8.
22. Tr. Psychides.,
1. Typhonia lugubris 2.
2. Psyche 23. a
23. Tr. Cocliopodes.
1. Limacodes 2.
393
7
24. Tr. Drepanulides.
1. Cilix spinula 1.
2. Platypteryx 6.
25. Tr. Notodontides.
1. Dieranura vinula 8.
2. Harpyia 2.
3. Uropus ulmi 1.
4 Asteroscopus pulla 3.
5. Ptilodontis palpina 1.
6. Notodonta 20.
7. Gluphisia erenata 1.
8. Diloba caeruleo-cephala 1.
9. Pygaera bucephala 2.
10. Clostera curtula 6.
B. Noctuae.
26. Tr. Noctuo-bombyeini.
1. Cymatophora 8.
2. 0
eoceris viminalis 2.
8. Plastenis retusa 2.
27. Tr. Bombycoides.
1. Acronyeta 15.
2. Diphthera 3.
8. Bryophila 14.
28. Tr. Amphipyrides.
1. Gonoptera libatrix 1.
2. Spintherops spectrum 3.
3. Amphipyra 4.
4. Scotophila 3.
5. Mania 2.
6. Rusina tenebrosa 1.
29. Tr. Noctuides.
1. Segetia xanthographa 2.
2. Cerigo eytherea 1.
. Triphaena 8.
. Opigena polygona 1.
Chersotis rectangula 10.
Noctua 22.
„ Spaelotis augur 22.
Asrotis 38.
. Heliophobus graminis 7.
30. Tr. Hadenides.
1. Luperina leucophaea. 37.
2. Apamea strigilis $-
3. Brithya encausta 2.
4. Hadena lutulenta 54.
5. Phlogophora 5.
6. Eurhipia adulatrix 2.
7. Aplecta speciosa 11.
8. Agriopis aprilina 1.
9. Miselia 6.
10. Dianthoecia albimacula 11.
11. Ilarus ochroleuca 1.
12. Polia serena 28.
13. Polyphaenis prospicua 2.
14. Jaspidia celsia 1.
15. Placodes amethystina 3.
Iſis 1841. Heft 5.
D D D
16. Eriopus
17. Thyatyra 2.
31. Tr. Leucanides.
1. Mythimna 1.
2. Leucania 31.
3. Nonagria 14.
32. Tr. Curadrinides.
Simyra 4.
. Caradrina 21.
Hydrilla C. caliginosa 4.
33. Tr. Orthoßides.
1. Episema 5.
2. Orthosia 30.
3. Trachea 1.
4. Cosmia 9.
6. Mesogona acetosellae 2.
6.
de
8.
9.
1
ge
Gortyna 5.
Xanthia 17.
Hoporina eroceago 1.
Dasycampa rubiginea 1.
0. Cerastis 8.
34. Tr. Xylinides.
1. Xylina 10.
2. Xylocampa lithorhiza 2.
3. Cloantha hyperici 3.
4. Cleophana eymbalariae 13.
5. Chariclea delphiuii 1.
6. Cucullia 30.
35. Tr. Calpides.
1. Calpe 1.
36. Tr Plusides.
1. Abrostola 3.
2. Chrysoptera deaurata 3.
3. Plusia 28.
87. Tr. Heliothides.
1. Anarta 10.
2. Anthoecia cognata 2.
3. Heliothis dipsacea 9.
4. Haemerosia communimacula 4.
38. Tr. Acontides.
1. Acontia 8.
39. Tr. Catocalides.
1. Catephia 3.
2. Catocala 22.
3. Ophiusa 18.
4. Microphisa inamoena 5.
5. Cerocala scapulosa 1.
40. Tr. Noctuo-phalaenides.
Euclidia 6.
Brephos 3.
Timia margarita 1.
„ Anthophila purpurina 17.
. Agrophila sulfurea 4.
. Erastria fuscula 5.
„ Stilbia stagnicola 1.
NPD
A
O D D 9
394
C. Geomeirae.
. Heliothea discoidaria 1.
. Cleogene tinctaria.
. Geometra papilionaria 1.
Phorodesma smaragdaria 1.
. Hemithea potatoria 13.
. Metrocampa fasciaria 3.
. Urapteryx sambucaria 2.
. Rumia crataegaria 1.
Ennemos syringaria 22.
. Himera pennaria 1.
. Crocallis elinguaria 4.
. Scodiona conspersaria 6.
. Aventia flexularia 1.
. Macaria liturata 4
. Godonela aestimaria 1.
. Halia wavaria 2.
Aspilates 28.
. Thetidia plusiaria 1.
. Ligia (!) opacaria. 2.
. Ploseria diversaria 1.
. Numeria pulveraria 3.
. Fidonia 13.
. Eupisteria concordaria 5.
. Sperauza conspicuaria 2.
. Phyllometra gracilaria 1.
. Anisopteryx escularia 1.
. Chemerina calidinaria 1.
. Hibernia defoliaria 8.
. Nyssia zonaria 8.
. Ampbidasis hirtaria 3.
. Boarmia 26.
. Tephrosia (!) crepuscularia 5.
. Elophos dilueidaria 8.
Gnophos furvaria 10.
Mniophila eineraria 2.
. Boletobia carbonaria 1.
. Eubolia cervinaria 34.
. Anaitis plagiata 5.
. Larentia 37.
. Lobophora hexapteraria 5.
. Eupithecia modicaria 60.
. Chesias 2.
. Cidaria 39.
. Melanippe macularia 11.
. Melanthia montanaria 14.
. Zerene grossularia 3.
Cabera pusaria 13.
. Ephyra (I) punctaria 11.
. Acidalia 87.
. Timandra amataria 1.
. Strenia clathraria 2.
. Siona eingularia 10.
. Sthanelia fuscaria 2.
. Odezia chaerophyllaria 2.
„ Torula (1) equestraria 1.
. Psodos 3.
. Pygmaena venetaria 1.
. Anthometra plumularia 1.
. Minoa euphorbiaria 1.
25”
395
Ueber die Aenderung vieler Sippennamen müffen wir die
Einſprache Treitſchken überlaſſen. Mehrere Namen ſind
ſchon vergeben, wie Ligia, Tephrosia, Ephyra, Torula und
noch einige andere. Die Orthographie iſt ganz vernachläffigt.
Uebrigens beweiſt dieſe Arbeit die großen Kenntniſſe und die
ſcharfſinnige Unterſcheidungsgabe des Verfaſſers.
Zeitſchrift fuͤr Entomologie
von E. F. Germar. Leipzig bey F. Fleiſcher. II. 2. 1810.
S. 241 — 450. Taf. 2. ill.
Von der Einrichtung dieſer nützlichen Zeitſchrift haben
wir ſchon mehrmal Gelegenheit gehabt zu reden, und wir braus
chen daher jetzt nur den Innhalt davon anzuzeigen, woraus man
den fortdauernden Werth derſelben hinlaͤnglich erkennen wird.
1. Germar, Bemerkungen über Elateriden S. 241.
Zuerſt uͤber die mit haͤutigen Anhaͤngen an den Zehen,
welche uͤbrigens nicht als ein natuͤrlicher Character zu betrachten
ſeyen. Dann werden ausfuͤhrlich characterifiert und beſchrieben
mit Angabe der Synonyme und des Vorkommens:
Physorhinus xanthocephalus.
Dilobitarsus? petiginosus.
Tylotarsus cinctipes.
Dieronychus apicalis, efflusus.
Agrypnus fuscipes, notodonfa, ruber, moerens, ad-
spersus, atomarius.
Adelocera lepidoptera, conspersa, fasciata, varia,
pennata, marmorata.
Lacon caliginosus, ovalis, muticus, terrenus, crena-
tus, turbidus, murinus, vestitus, mustelinus, irroratus, cre-
nicollis.
Iphis triocellata, »madagascariensis.
Ctenicera nobilis, insignis.
Hemirhipus lineatus, fascicularis, tri-lineatus.
Abgebildet find: Lacon crenicollis, Agrypnus ruber,
Dilobitarsus petiginosus, Physorhinus xanthocephalus, Di-
eronychus apicalis.
2. Erichſon: uͤber Elateriden ohne Bruſtſtachel S. 279.
Zuerſt über den Mechanismus des Schnellens, dann Beſchrei—
bung von Cardiophorus thoracicus, diseicollis, ruficollis,
collaris, sacratus, ulcerosus, argiolus, anticus, sanguini-
collis, sexpunctatus, sexguttatus, notatus, quadriguttatus,
colon, convexus, biguttatus, bipunctatus, repandus, quadri-
plagiatus, erux, eleonorae, rulipes, vestigialis, erythropus,
rhodopus, ventralis, tibialis, turgidus, nigerrimus, atramen-
tarius, gagates, ebeninus, melampus, musculus, asellus,
laevicollis, fuscatus, fastidiosus, hotentottus, gibbulus,
cognatus, exaratıs, flavus, junceus, pallipes, longulus,
nigricollis, brunn mus, dilutus, humilis, umbrosus, marcidi-
pes, posticatus; C. einereus, incanus, equiseti, rubripes,
crassicollis, testaceus, geminatus, lentus, stolatus, con-
396
duetus, lacertosus, exstinetus, dimidiatus, terminalis, fe-
moratus, rufulus, posthumus, spernendus, areolatus, ex-
iguus; eflusus, oblitus, dioptricus, ligatus, relictus, exole-
tus, attenuatus, longicollis, plagiatus, bisignatus, cayen-
nensis, axillaris; pruinosus, concolor, lateralis, basalis,
agrestis, spadiceus, decumanus, linearis, campylinus; dor-
salis, tabidus, vitellinus, brunnei-collis, dispilus, placidus,
troglodytes, hepaticus, praecox, infimus, inconspicuus, qua-
dri-vulneratus, sordidus, dehilis. 109. Pr
E. Newman; Beſchreibung der Arten von Rhysodes
mit Bemerkungen von Germar S. 342.
Burmeiſter und Schaum: Critiſche Reviſion der
Lamellicornia melitophila. T. 2 mit Freßwerzeugen S. 358.
Voran eine Critik des Geleiſteten von Latreille und
MacLeay ; dann eine Claſſification der Sippen, wovon wir nur
die oberen Eintheilungen angeben koͤnnen.
I. Galea cornea crassa, subtus nitida. 1 Euchirus.
A. Galea erecta, intus dentata; mando muticus.
B. Galea edentata, reclinataa . 2 Inca.
3 Osmodermum.
II. Galea coriacea compressa, trigona, obtusa; mando
semper muticus. 5
A. Tibiis antieis ete. quinquies den-
tafi s en he RE N
B. Tibiis ete. extus tridentatis etc,
a. Mentum breve etc. . . . . 5 Platygenia.
b. Mentum elongatum ete. . 6 Trichius.
a. Myodermum, b, Eriopeltastes, c. Stringophorus, d,
Agenius, e. Clastocnemis, f. Stegopterus, g. Trigonopel-
tastes, h. Trichius, i. Gnorimus.
1. Euchirus longimanus, bimucronatus. e
2. Inca Weberi, pulverulentus, bifrons, irroratus,
bonplandi, beckii, rufipennis.
3. Osmodermum eremita, eremicola, scabrum.
4. Valgus hemipterus, smithii, canaliculatus, fasci-
culatus, parvulus, pygmaeus.
5. Platygenia barbata.
6. Trichius.
a Myodermum alutaceum.
b. Eriopeltastes leucoprymnus.
c. Stringophorus longipes, rufipennis, horsfieldii,
Zebra. N
d. Agenius limbatus. 8
e. Clastoenemis maculatus.
. Stegopterus vittatus, suturalis, septus. -
g. Trigonopeltastes dasytes, deltoides, triangulum.
h. Trichius fasciatus, zonatus, succinctus, piger,
bidens.
i. Gnorimus octopunctatus, decem punctatus, bar-
telsii, subcostatus, nobilis, maculosus. \
397
5. L. Th. von Siebold (in Danzig): über die Fortpflan⸗
zungsweiſe der Libellulinen S. 421. Sehr merkwürdige Ent⸗
deckungen; dann werden auch die weiblichen Theile beſchrieben,
beſonders das Receptaculum seminis, worin er nach der Paa—
rung Samenthierchen gefunden hat. Auch das Eyerlegen wird
beſchrieben, verſchieden bey verſchiedenen.
4 Swammerdamm, Reaumur und Roͤſel haben die
merkwürdige Paarung dieſer Thiere uͤbereinſtimmend beſchrieben
und die männlichen Geſchlechtstheile unten an die Bauchwurzel
geſetzt, welche nachher aber Suckow, Burmeiſter u. Rathke
für bloße Reizorgane erklärten, weil fie die Hoden am Ende
des Bauches gefunden haben und zwar mit einer Oeffnung
nach außen. Die Libellulen ſollen ſich daher paaren wie alle
anderen Kerfe. Nun aber hat der Verfaffer in dem ſogenannten
Reizorgane der Maͤnnchen Samenthierchen gefunden und daß
daher die Paarung doch fo vor ſich gehe, wie es ſchon Swam⸗
merdamm geſagt hat. Er beſchreibt nun dieſe Organe bey ſehr
vielen Gattungen aus allen Abtheilungen, beſonders die Samen:
thierchen ſowohl aus den Hoden hinten am Leibe, als aus dem
Befruchtungsorgan vorn daran, und den Bau der Ruthe. Er
glaubt nun, die Maͤnnchen bringen den Samen ſelbſt aus den
Hoden in die Samenblaſe vorn am Leibe. Er hat ſelbſt geſe—
hen, daß das Männchen von Aeschna grandis an einem Baum:
ſtamm, die Hinterbeine in die Höhe hebt und das Schwanzende
fo umbiegt, daß es an die Ruthe kommt. Wie die Fluͤſſig—
keit in das Samenblaͤschen gelangt, darüber kann man nur
Vermuthungen anſtellen. Man darf Siebolden zu dieſer
ſonderbaren Entdeckung Gluͤck wuͤnſchen wie zu der von den
maͤnnlichen Geſchlechtstheilen der Quallen.
©. 439. Miscellen. Nachtraͤge zu Rhysodes, Carabus
Vaporariorum von Germar. Ueberwinterung der Weibchen
von Culex rufus von Burmeiſter. Lebensart von Tachy-
gonus von C. Zimmermann. Es iſt etwas ſchwer, die
Aufſaͤtze zu den Tafeln zu finden, weil fie weder im Verzeich—
niß noch hinten am Hefte angegeben ſind. Solche ſcheinbare
Kleinigkeiten muͤſſen von der Redaction nicht uͤberſehen werden,
weil ſie dem Leſer viele Zeit erſparen. Auch muͤſſen wir die
Zerreifung des Titels auf dem Rüden fuͤr unbequem und Zeit
raubend erklären, weil man die Aungen nach zwey Stellen wens
den muß. -
Entomographien
von Dr. W. Erichſon. Berlin bey Morin. I.
1840. 8. 180. T. 2. ill.
Die fleißigen und gruͤndlichen Arbeiten des Verfaſſers
haben wir ſchon wiederholt zu ruͤhmen Gelegenheit gehabt.
Bisher waren es meiſtens bloß ſyſtematiſche Arbeiten, hier
aber gibt er uns zuſammenhaͤngende Beobachtungen und Unter—
ſuchungen uͤber verſchiedenene Gegenſtaͤnde, welche aller Wuͤrdigung
werth ſind.
1. Ueber zoologiſche Charactere der Inſecten, Arachniden
und Cruſtaceen; ein ſehr kenntnißreicher und vergleichender Auf:
ſatz, worinn alle Theile, die zu Characteren benutzt werden koͤnnen,
398
betrachtet find, beſonders die Mundtheile. Dieſer Aufſatz wird
viel zur richtigeren Stellung befonders der Arachniden und Cru:
ſtaceen beitragen. 0 -
2. S. 29. Die Pachypoden, eine kleine Gruppe aus der
Familie der Melolonthen. |
Pachypus impressus, cornutus, excavatus, caesus.
Elaphocera (Leptopus) bedeani, longitarsis, obscura,
dilatata, gracilis. 1
Achloa helvola, cafra.
3. S. 44. Die Malachien der Berliner Sammlung.
Apalochrus laetus, festivus, flabellicornis, peetinicor-
nis, azureus, femoralis.
Collops bipunctatis, aulicus, nigriceps, eximius, tri-
color, honestus, quadrimaculatus, histrio, decorus, ludi-
erus, blandus, vittatus, lebasii.
Laius venustus, pietus, balteatus, quadriguttatus,
biguttulus.
Malachius aeneus, seutellarius, erythropterus, cocei-
neus, carnifex, rubidus, flabellatus, bipustulatus, lusitani-
eus, dilaticornis, dentifrons, cornutus, faustus, sardous, viri-
dis, conformis, rufus, marginellus, geniculatus, elegans,
spinipennis, parilis, spinosus, caeruleus, affinis; pulica-
rius, marginalis, rubricollis, ruficollis, eyanipennis, longi-
collis, flavilabris.
Illops corniculatus.
Attalus lusitanicus, erythroderus, luxurians, dalma-
tinus, sicanus.
Hedybius oculatus, plagiocephalus, erosus, bimacu-
latus, coriaceus, collaris, elypeolus, smaragdulus, elongatus.
Anthocomus sanguinolentus, equestris, fasciatus,
otiosus, cardiacae, lateralis, jocosus, aemulus, sericans,
parietariae, lobatus, coarctatus, constrietus, ulieis, amictus,
analis, labilis, pallidulus, eircumseriptus, atripennis, ter-
minalis, stigma, seincetus, byssinus, melanopterus, basalis,
dimidiatus, scurra, caleitrans, laticollis, granularis, semi-
nulum, minimus.
Ebaeus pedieularius, flavicornis, caerulescens, appen-
dieulatus, thoraeicus, humilis, collaris, flavicollis, albifrons,
llavipes, apicalis.
Charopus pallipes, concolor, rotundatus, seitulus,
punctatus.
Atelestus hemipterus.
Chalicorus vinulus.
Troglops albicans, silo, capitatus, verticalis, margi-
natus, brevis.
Colotes trinotatus, obsoletus, albilateris.
Lemphus mancus.
Carphurus dispar, luteolus.
Charactere und Beſchreibung lateiniſch.
IV. S. 135. Die Henopier, eine Familie aus der Ordnung
der Dipteren.
ug — 2
1. Proboseis elongata. Antennae Mundtheile von Gammarus, Scutigera, Astacus, Apus,
a) Triarticulatae; vertici insertae .. 1 Panopa. Limulus, Hersilia, Caligus. *
fronti insertae 2 Lasia.
b) biarticulatae; vertici insertae 4 Cyrtus.
fronti insertae. Prothoracis lobi a
dorsales distantes . SE 3 Psilodera.
contigui, Oculi*sub antennis contigui 5 Thyllis.
divergentes 6 Philopoda.
II, Probosdis abbreviata. Antennae
a) triarticulatae, vertici insertae . 7 Ocnaea.
fronti insertae, articulis basalibus
disjunctis se 8 Astomella.
connatis 9 Pialia.
b) biarticulatae, seta terminali nulla
distineta, vertici insertae . . 11 Acrocera.
fronti insertae . . 12 Terphis.
III. Proboscis nulla: Os clausum 13 Ogcodes.
Panops baudini, flavipes.
Lasia flavitarsis, corvina, ocelligera, splendens.
Psilodera valida, bipunctata, fasciata.
Cyrtus gibbus; pusillus dentatus.
Thyllis erassa, turgida, obesa, compressa.
Philopota vidua, histrio, turbinata, conica.
Ocnaea micans, longicornis, calida.
Astomella aurea, gravis, curviventris, lindenii.
Pialea lomata.
Pterodontia waxelii, mellii, virmondii.
Acrocera globulus, orbiculatus, tumida, fasciata, san-
guinea, nigrofemorata, borealis.
Terphis nodosa. 7
Ogcodes gibbosus, zonatus, eingulatus, pallipes, fuli-
ginosus, apicalis, nigripes.
Abgebildet ſind nebſt Mundtheilen: 3
Pachypus, Elaphocera, Achloa, Thyllis, Ocnaea, Pia-
lea, Terphis.
Mundtheile von Necrophorus, Locusta, Stietia, Har-
pyia, Eristalis, Cicada.
Ganz: Galeodes, Gamasus, Pycnogonum.
10 Pterodontia.
Sprengels Verſuch
einer pragmatiſchen Geſchichte der Arzneykunde fort t vo
Doctor Burkhard id — 5 dey Gerolb. = a 1
. 598.
Den fruͤhern Band von dieſer Fortſetzung haben wir ſchon
ruͤhmlich angezeigt, und freuen uns, die Erſcheinung des zwey⸗
ten Bandes auch ſchon anzeigen zu koͤnnen.
felben Fleiß und mit derſelben Sachkenntniß bearbeitet und ent⸗
hält die Geſchichte der Syſteme, Epidemien, Heilmittel und Bis
der von 1800 — 1825. mit einer Characteriſterung aller Schu⸗
len und der Gruͤnder derſelben. Es kommt uns begreiflich
nicht zu, fuͤr eine Beurtheilung eines ſolchen umfaſſenden Wer⸗
kes zu ſorgen, ſondern bloß ſeine Anweſenheit bekannt zu ma⸗
chen und ungefaͤhr die Anordnung und den Innhalt anzuzei⸗
gen. Der Verfaſſer iſt nun leider todt und diefer Band wur⸗
de von Dr. v. Feuchtersleben herausgegeben, welcher auch
noch die Luͤcken auszufuͤllen geſucht hat.
Das erſte Hauptſtuͤck handelt von den Syſtemen: Er⸗
regungstheorie, Naturphiloſophie, Raſori, Brouſſais, Hab:
nemann, Medicina magica und die Eeleetiker.
Das zweyte S. 177. von den noſologiſchen Verſu
vieler Schriftfteller. a giſch rſuchen
Das dritte S. 204. von den wichtigſten Seuchen: In⸗
fluenza, Peſt, gelbes Fieber, Cholera uſw.
Das vierte S. 403. enthält merkwuͤrdige Erfahrungen
uͤber verſchiedene Krankheiten. a
Das fuͤnfte S. 499. die Geſundbrunnen, nebſt einer Li⸗
teratur derſelben. Ein Regiſter der Schriftſteller ſchließt das
Werk. Es enthält offenbar eine treue und vollſtaͤndige Dar⸗
ſtellung der Thatſachen und wird daher ein Denkſtein fuͤr den
Verfaſſer ſeyn, ſo wie ein treues Bild der Mediein in unſerer
Zeit. Moͤge nun ein Anderer das Werk von 1825. an fort⸗
ſetzen, aber die Buͤchertitel nicht hinter den Abſchnitt, ſondern
unter den Text.
Er iſt mit dem⸗
AL
Theorie — der Fähigkeit zu prophezeien.
Vom
Grafen Georg von Buquoy.
Iſt Prophezeien künftiger Ereigniſſe — eine über:
natürliche Thaͤtigkeitsaͤußerung?
Da ich als Menſch, als beſchraͤnktes Weſen, die
Graͤnzen der Naturthaͤtigkeit — nicht anzugeben ver⸗
mag, ſo kann ich auch von irgend einer Thaͤtigkeitsaͤußerung
nie behaupten, ſie liege ſchon uͤber jenen Graͤnzen hinaus,
und ſey daher — eine Übernatürliche.* Vom Prophe⸗
zeien kuͤnftiger Ereigniſſe alſo auch — kann ich nicht
behaupten, daſſelbe ſey ſchon eine uͤbernatuͤrliche Thaͤ⸗
tigkeitsaͤußerung. 5
Das Prophezeien kuͤnftiger Ereigniſſe, als noch natuͤr⸗
lich moͤgliche Aeußerung angenommen, nun aber — ließe es
ſich nicht vielleicht wohl gar deuten, was denn eigentlich
jenes Prophezeien, wenn es durch Menſchen vor ſich geht,
ſey, ohne hiebey zur Fiction von göttlicher Eingebung
— ſeine Zuflucht zu nehmen, oder doch wenigſtens don In⸗
fluenzierung durch ein höher als der Menſch ſtehendes
Naturweſen (nicht eben Gott).
Solches ſcheint mir nicht unmoglich; etwa fo: Der
Zuſammenhang unter den, ſowohl ſimultan als ſucceſ⸗
fi am Univerſum hervortretenden, Erſcheinungen — iſt eine
ausgemachte Sache; es fehlt nur den gewöhnlichen
Menſchen die Faͤhigkeit, jenen Zuſammenhang zu entdecken.
* Dieß gilt z. B. von all den, in den mancherley Religio⸗
nen angenommenenen, ſo benannten Wundern, die wir
vernünftigerweiſe für nie mehr erklären koͤnnen, als für
wunderbare Erſcheinungen, relativ zu unferm
Auffaſſen, wohlverſtanden, zu unſerm.
Iſis 1841. Heft 6.
Den erſten Schritt, aus den Menſchen hervor, in beſagter
Hinſicht, thut der Mathematiker; denn, ſieh da! er findet
aus gegebenen Momenten — die noch dazu gehoͤrigen, aber
ihm unbekannten; er findet fie wirklich; und — iſt
nicht die Vorherſagung einer Sonn- oder Mondes finſter⸗
niß, einer Sternbedeckung oder eines Durchgangs, einer Con⸗
junction oder Oppoſition, eines Cometeneintritts ins Perihelium
uſw. — die Prophezeiung eines Theiles jener Schick⸗
ſale, unter denen herniederſtarrt — unſerm Staunen entge⸗
gen — der Schauderraum Sterne durchfunkelter Nacht?
Der Menſch vermag zu prophezeien — im Reiche der
Quantitaͤtenverhaͤltniſſe; warum vermoͤchte er es nicht
auch — in noch andern Reichen der Erſcheinungsverhaͤlt⸗
niſſe am Univerſum? Wird es dem Menſchen, der ſo tief
in die Mathematik der Quantität eindrang, nie gelingen,
eine Mathematik auch der Qualitat — zu erfinden? Wenn
aber dieß gefunden waͤre, ſtaͤnde der Menſch dann wohl
noch ſehr ferne —von dem Vermögen, uͤberhaupt zu
prophezeien? Ließen ſich die, in unklaren Traumaccenten
gegebenen, Grakel zu Delphos und jene an dem umwoͤlk⸗
ten Dreyfuße von der uͤber dampfenden Kluͤften ſchwebenden
Pythia gefprochen,* — ferner auch die Prophezeiungen,
hervortoͤnend aus einem übrigens zwar erbaͤrmlichen, aber
mit Divinationsvermoͤgen reichbegabtem, Volke, — endlich
auch das Weit⸗ und Vorher: Sehen fo mancher Somnambule,
* So ganz und gar nur bedeutungslos hingeworfene Worte
— konnten die Orakel nicht ſeyn, da ſie, viele Jahrhun⸗
derte hindurch, bey den Voͤlkern des Alterthums, ſich in
ſo hohem Anſehen erhielten.
26
403
— ließe ſich dieß Alles — nicht als der Vorläufer anfehen
deſſen, fo, bisher nur inſtinktmäßig — nur als dunkle
Ahnung ausdruͤckbar, einem hoher gebildeten Geſchlechte
einſt — als ein in klaren Worten unter beſtimmtem
Algorithmus Ausſprechbares — fi darbieten wird?
Möchten dann nicht — die gegenwärtig bewunderten
Prophezeiungen — als bloßes Bindergelalle erſcheinen —
vor der zum Manne gereiften Menſchheit?
Meditationen eines mit der europäiſchen Scholaſtik
vertrauten Buddhiſten, über Gott und
Jenſeits,
von demſelben.
Die ewige Inkarnation Buddhas — geht vor ſich,
nicht bloß diesſeits an Allem, — ſondern auch jenſeits.
Ein ewiges Annaͤhern aller ſelbſtbewußten Weſen zu Gott,
und eine Ineinswerdung mit Sott einſt, — beſtehen.
Wie nun aber, dieſe heilige Ahnung ausſprechen ſo, daß
hiebey — kein Widerſpruch gegen die geſunde Ver—
nunft obwalte? Wie die von Liebe durchdrungene Vor:
ſehung — in Einklang bringen mit dem Walren an der
ſchnoden Wirklichkeit? Alle Gmoioanthropie — aufs
Abſolutum bezogen — wird zur Abſurditaͤt, * daher kann
ich vernuͤnftigerweiſe die Gefühle, die aus meiner menſchli⸗
chen Bruſt nach einem hoͤhern Weſen ſich zu erheben
ſtreben, z. B. Dank, Inbrunſt, Furcht, Hoffnung uſw., in qual⸗
zerknirſchter und monneaufiubelnder Stimmung, nimmermehr
dem Abſolutum — zuſenden, ach nein — nimmermehr!
zwiſchen mir guoısz haften und dem Metaphyſiſchen —
zwiſchen mir Oſzillatoriſchem und dem Supraoſzillato⸗
riſchen — kann kein Rapport beſtehen; in alle
Ewigkeit keiner. Und dennoch, ach dennoch, draͤngt michs
zu beten, unter Schluchzen zu beten, in Jubelgefuͤhl
* Als Deprefiton des Cerebrallebens und antagoniſtiſch auf⸗
tretende Potenzierung des Ganglien- und ſo — des
vorahnenden Inſtinkt⸗Lebens, etwa wie der Laub⸗
froſch das Wetter vorahnet. Cyprinus blicca be:
treibt die Zeugung von Sonnenaufgang bis 10 uhr Mor⸗
gens etwa 4 Tage lang; wenn aber kalte Witterung
bevorfteht, widmet er einen ganzen Tag dieſer
Function, dann jedoch nur dieſen einzigen Tag.
Aus koſmiſchem Vor e fühl e einzutretender ſtehen⸗
der ien bfintior fuͤr eine beſtimmte
BEN der Zukunft, ließe fich vielleicht vorherfüh-
en — eine aus jener Witterungsconſtitution hervorge⸗
hende Gemüthsaufregung unter den Menſchen über-
haupt, wornach ſich Kriege und Empörungen —
prophezeien ließen für obbefagte Periode.
Gott das Abſolutum — iſt das einzige Senn, die abfolute
Indifferenz, die abſolute Eigenſchaftsloſigkeit uſw., kurz
die abſolute Negation aller Kriterien der Endlichkeit, die
abſolute Negation alles Omoiolithiſchen, Omoiophytiſchen,
Omoiozooiſchen, Omoioanthropiſchen.
404
auch — zu beten, wie das Rind zum Vater, — nicht wie
der Menſch zu dem über alles mögliche Denken hinaus
Stehenden.
Muß denn aber auch darum, weil mein Gebet dem
Abſolutum nicht gelten kann, — muß denn darum —
jenes Sehnen, das unbeftiedigt — mir das Herz zerſpren⸗
gen möchte ſchier, als bedeutungslofe Ahnung in mir er⸗
ſterben? muß es als des Herzens Wahnſinn geſtempelt
werden durch mich felber, durch dieſelbe Vernunft, die mir
Fortdauer meines Selbſtbewußtſeyns — während des
Verweſens des leiblichen Antheils meines Ichs verhieß in
ſchoͤnen Stunden meines Meditirens? Sollte es denn keinen
Ausweg geben, gar keinen, der jenes Sehnen befrie⸗
digte, ohne in Disharmonie mit den gedieteriſchen Anfor⸗
derungen der eiskalten Vernunft zu gerathen? 5
Einen Ausweg gibt es, ich will ihn euch angeben,
einen; — böret mich, den Buddhiſten, und nehmet an,
es fen in der That Alles fo, wie ich es euch hier, gleich⸗
ſam aus innerer Inſpiration, verkuͤnde. Bewieſen iſt da⸗
mit wohl nichts; aber eine ſchöne Welt ſteigt ſo — vor
uns auf, aus dem Lichtgewoͤlke der Wünſche und — der
Wahrſcheinlichkeit ſelbſt, als Hoffnung. —
Alles, bis auf die unbedeutendſte Einzelheit hin, iſt
nothwendig, u. z. ſo — wie es iſt — am Naturganzen,
als urbegruͤndet im Abſolutum ſelbſt. Unter andern Satzungen
des Fatums, ſo, — beſteht auch die, — daß jedem Pla⸗
neten ſammt feinen Trabanten — ein (deſſen Bewoh⸗
nern) unſichtbares mächtiges Vaturweſen (wohlver⸗
ſtanden Naturweſen) als Lenker des Geſchickes vor:
ſtehe, welches Naturweſen als potenziert-omoioan⸗
thropiſches Machtweſen gedacht werden mag von
uns; und fo — waltet über 3.3. der Erde
ſammt ſeinem Monde — der (uns unſichtba⸗
re) Erdgott, der als maͤchtiges zwar, aber dennoch be⸗
ſchraͤnktes, Weſen, als Waturweſen, nicht als das
Abſolutum, nach Plan und Abſicht handelt, der omoio⸗
anthropiſch liebt und haßt, zuͤrnt und verzeiht, be⸗
lohnt und beſtraft uſw., dieß Alles jedoch — in uͤbertel⸗
lurer Machtherrlichkeit, wie es ausſprach Der, — durch
den ſich offenbarte, den Menſchen — Gott, ein Na⸗
turweſen mir, dem Buddhiſten. Nach dieſem Weſen hin,
himmelhoch uͤber uns erhoben, aber doch noch Naturwe⸗
ſen wie wir, — nach dieſem Weſen hin, deſſen Thron⸗
zierden vor uns ſich verlieren hinan bis in die funkelnden
Conſtellationen naͤchtlichen Schauderraums, Blick und Se.
genshand jedoch — uns noch zukehren ſich, als verwandt
uns er — der Maͤchtige zwar aber Naturweſen
noch, als aus dem Abſolutum in die Erſcheinung Getretenes
— er wie wir, * nach dieſem Weſen hin, — laßt uns das
Sehnen, voll ſtarken Glaubens, voll belebender Hoffnung,
»Wir konnten dieß Naturweſen uns auch denken als
Lenker unſeres geſammten Sonnnenſyſtems,
und felbft — als Lenker des geſammten endlichen
Univerſums, wie es emaniert (jenes Naturweſen)
aus dem Abſolutum, aber ſtets nur als Naturwe⸗
ſen.
405
voll glühender Liebe, das Sehnen, das unfer gepreßt und ju⸗
belnd Herz in ſich zu ſchließen nicht mehr vermag, emporſen—
den; nach dieſem Weſen hin erhebe ſich, aus den der Hoffart
ſich entwindenden, im Staube knieenden Haufen hervor — der
in Freude und Angſt den Erdball umwimmelnden Menſchheit,
erhebe ſich — der Lobgeſang nach der Glorie des
Zimmels empor, und fo — verbreite ſich Troſt unter den
Seidenden hier, Mitempfindung für ihre Mitmen⸗
chen — unter den Gluͤcklichen der Erde, Dank“ und
kindliches Vertrauen — unter ihnen Allen, den Gebeug—
ten wie den Freudegeſaͤttigten, die ſie alle ja — der
Hand des Augenblicks — hingegeben ſind. 4
Das hier, in wenig Zuͤgen, von der Annahme eines uͤber
uns waltenden mächtigen Waturweſens Hingeworfene,
eines gütigen Vaters der Menſchen, jenes hier nur Ans
gedeutete, möge dem Sehnen unſeres Herzens den Stoff lies
fern zu weiterem beſeeligenden Schwaͤrmen uͤber unſere
Bedeutung als Menſchen und uͤber unſere Zukunft
auch jenſeits, zu einem Schwaͤrmen zwar nur, jedoch zu
einem Schwaͤrmen, das uns, bey tief gemuͤthlichem Erwaͤgen,
nicht bloß als beglückende Illuſion vorſchweben moͤchte,
ſondern — als hohe Wahrſcheinlichkeit ſelbſt. Hier
nur einige Winke hiezu: **
Wir ziehen einher wie wuͤrgende Banden, der Huͤlfſchrey
verkuͤndet unſere Naͤhe, der Fluch folgt unſern Schritten. Ich
ſehe den Saͤugling an der Bruſt ſeiner gemordeten Mutter
verſchmachten; ich ſehe den Knaben von der Brandſtaͤtte ſeiner
aͤlterlichen Wohnung fluͤchten, um unter Mordbanden zu er—
wachſen und zu verwildern; ich ſehe die bluͤhende Jungfrau im
Angeſicht ihrer verzweifelnden Aeltern den viehiſchen Liebkoſun—
gen des Troſſes erliegen, fie hineinreißen in die Mitte des ent—
menſchten Haufens pluͤndernder Soͤldlinge, und ſinken, ſinken
ſie — von Stuffe zu Stuffe, bis die Suͤnde ihr lieb —
das Laſter ihr Beduͤrfniß wird. — Ich wende bebend die
Augen ab, aber ich frage nicht mehr: Vater, guͤtiger ge—
rechter Lenker unſerer Erde, der du aber Naturweſen, als
fo von beſchraͤnkter Macht, biſt, — was haben dieſe Schuld:
loſen verbrochen, daß du ihre Seelen verteufelſt? — Ich ah—
ne es wohl, daß nicht allein Lebensqual und Todesmar—
ter — die Stuffen ſind, die aufwaͤrts fuͤhren zu Dir; ich
ahne es, daß auch durch die Tiefen der Holle — ein Weg
zu Deinem Himmel leitet, daß Reiner Deiner Erſchaffenen
L verloren geht.““ Es geht Dir ja nicht verloren der
* Dank, auch trotz des Boͤſen, das einherzieht über uns.
Allerwärts verkündet ſich uns der Zug der Liebe,
des Wohlwollens, wenn gleich auch der Bedingt⸗
heit, der Beſchränktheit, in den Anordnungen jenes
Naturweſens, nicht das Abſolutum ja — ſelber.
Auch es vermag es nicht ſtets, die Macht der Elemen⸗
te zu waͤltig en.
* Das Folgende ift eine etwas abgeänderte Abſchrift
einer Stelle aus dem Romane des Emerentius Scä=
vola, genannt: Leavoſa.
* Daß eben der Menſch fo geartet iſt, um folder Läu⸗
terung zu bedürfen für ſeine hoͤchſte Vollendung,
— dieß iſt unabweisliche Satzung des Fatums,
woran der Erdgott nichts zu ändern vermag, als
baſiert Alles — im Abſolutum. —
406
Abgeirrte von Dir, der Verderber der reinſten Unſchuld,
das Herz ſelbſt voll Haß, voll Mordluſt, voll des wahnfinnig>
ſten Zweifels an dir, du guͤtiger Vater!
Iſt denn, was ich glaubte einſt in kindlicher Einfalt,
eine Luͤge? Traͤgt Menſchenleid und Menſchenthat nur Re—
ſultatloſes? Begraͤbt die Erde Alles, was der Menſch geſam—
melt hat, wenn ſie uͤber ſeinen Leichnam zuſammenſtuͤrzt? —
Wird der Engel, deſſen Seele mit Leid beladen ward, dieſer
Engel, deſſen einzige Schuld — ſeine Liebe zum Verder—
ber — war, einſt nicht mehr ſeyn? — Der Glaube dieſes
Engels an Gott, ſein Leiden, Lieben und Ringen, Al—
les — ſoll verloren ſeyn, wie das Weinen und Lächeln des
Saͤuglings, der nicht weiß, warum er laͤchelt und weint? —
Und der Entzweyer dieſes Herzens mit ſich ſelbſt, der Raͤuber
des Friedens dieſer Seele, mit ſeinem Sehnen nach Rache, der
ſoll ftraflos, wie fie lohnlos, von hinnen gehen? Das Weſen
jenes Boͤſewichtes ſoll verdunſten wie das ihrige? — Nein,
was der Menſch leidet und thut, das muß Folgen haben,
die hinaus dauern Uber das Grab. — Aber er und jene
Teufel, in deren Gemeinſchaft die Nemeſis ihn geworfen hat,
was koͤnnen ſie werden, wenn die Erde einſt weichen wird un—
ter ihren Fuͤßen? Duͤrfen ſie hoffen, daß der Angſtſchweiß der
Todesſtunde ſie rein waſchen werde von den Verbrechen, die ſie
angeſammelt haben waͤhrend der Dauer eines ganzen Lebens?
— Was koͤnnen fie werden, dieſe Widerſacher Gottes? —
Und jener Engel, was muß er werden?
Soll ich an Gottes Gerechtigkeit, an ein vergeltendes
Leben nach dem Tode, glauben, fo darf ich auch die Beftimz
mung der niedrigſten Larve, die unter meinen Fuͤßen ſich
kruͤmmt, ſich verwandelt, um veredelt fortzuleben, nicht bezwei—
feln; denn dieſe Larve ſteht unter des Erdgottes Verfuͤgung
wie ich, wie der erhabenſte Seraph, und kann die Beſtimmung
nicht haben, verloren zu gehen, oder auch mich muß der Tod
auflöfen in Nichts. — Alle Weſen — muͤſſen zur höchſten
Vervollkommnung — den Beruf in fid tragen, oder die
Lehre von der Beſeeligung des Menſchen — iſt eine Sa:
bel, erdacht von Betruͤgern, um den Menſchen zu zuͤgeln durch
Hoffnung und Furcht; und alle Weſen muͤſſen ihr Ziel
erreichen, das nehmlich — der Ineinswerdung mit
Gott; ſelbſt der ſcheußlichſte Verbrecher — muß zuruͤckkehren
in Gottes Naͤhe, oder — die Lehre von Gottes unermeßlicher
Langmuth und Liebe — iſt ein Maͤhrchen. Er muͤßte den
Irrwandel der Erdweſen nicht vorausgeſehen haben, wenn die—
ſer zur ewigen Verdammniß fuͤhrte, ſonſt wuͤrde er jene Weſen
nicht geformt haben, oder — er waͤre nicht der Vater ſeiner
Welt; — mußte er fie fo formen, weil dieſes fo — im
Abſolutum begruͤndet iſt? Welcher Grund draͤngt ſich
mir aber auf, um dieſer Frage ein ſchaudervolles Ja zuzuwer⸗
fen? — Mußte der Erdgott fie formen, weil er ſolcher Str:
gaͤnge bedurfte zur Foͤrderung der Zwecke des Geſetzes,
nach welchem er die Welten lenkt, fo würde er fie zuruͤckſchleu—
dern in ihr Nichts, nachdem ſie ſeinen Zwecken gedient haben,
oder — er muͤßte der rachgierigſte Moloch ſeyn.
Es gibt — weder Stillſtand noch Ruͤckſchritt — auf
der Bahn, die aus der Nacht des Nichts zur Gottnaͤhe fuͤhrt;
wer nicht vorwaͤrts ſchreitet, der irrt ſeitwaͤrts ab. — Alles
dauert ewig, wie es ſich auch verwandeln moͤge. — Alles Le—
bendige, und Nichts iſt leblos, hat ein Ziel; Einswerdung
407
mit Gott! — Diefes Ziel — das Thier kennt es nicht, der
Menſch ahnet es, der Seraph ſieht es! — Ohne Ruͤckblick,
ohne Vorausblick, geht das Thier ſeinem Verwandlungspuncte
entgegen; die ihm innewohnende, zur Erhebung reifende, Kraft,
wer will ſich weigern, ſie Seele zu nennen, muß es inſtinktmaͤ⸗
ßig unter Sorgen fuͤr ſeine Nahrung ſein Neſt und ſeine Brut
entfalten pflegen und ſchaͤrfen. Es ſtirbt; die wandernde Seele
wird ſelbſtſtändiger in dem neuen menſchlichen Koͤrper, den
fie anſammelt; fie prüft, wählt und blickt, ihren hohen Beruf
ahnend, hinaus Über das zweyte Grab, welches fie ihrer zwey⸗
ten Hülle zu entkleiden beſtimmt iſt; aber der Erinnerung an
das dinter ihr liegende Thierleben ermangelt ſie noch, es iſt das
inhaltloſe Raͤthſel embryoniſchen Keimens, ihr in Nacht gehuͤllt;
nur einzelne Klaͤnge toͤnen ihr herauf aus der verlaſſenen Thier⸗
welt; es ſind die Stimmen der thieriſchen Inſtinkte, u. z.
jener, die einſt am mächtigſten fie bewegten, und gleich
einem Traumecho ihre Nachklaͤnge heruͤberſenden ins Leben
menſch; je häufiger, je nachhaltiger, noch im Menſchen
dieſe Laute ertoͤnen, deſto näher verwandt iſt der Menſch —
dem Thiere — noch geblieben, aus deſſen Reihe ſeine Men—
ſchenwerdung ihn ſchied; und je gieriger der Menſch die
Neigungen jenes Thieres naͤhrt, welches er einſt war, je
mehr er aus der ihm nun zugewieſenen Rolle (Menſch)
tritt, deſto gewaltiger arten ſie aus in menſchliche Ge⸗
brechen, und fein damoniſches Wirken auf Andere —
beginnt. Aber — noch iſt der Zweck ſeiner Erdenwallfahrt
ihm nicht verloren; er thut das Böſe noch nicht,
weil es böfe iſt; nur dem gewohnten Zuge feines thie⸗
riſchen Triebes will er folgen, ſich raͤchen, weil die Rache
ſuͤß iſt, die Unſchuld verderben, um ſeine Sinne zu vergnuͤgen,
rauben, um nicht zu darben, morden, um ſich eines Feindes zu
entledigen. Aber unvermerkt wird Böſesthun — ihm Ber
duͤrfniß, er liebt das Boͤſe um des Boͤſen willen, und
allmaͤhlich bilden die Neigungen, die er in ſeinem fruͤheren Zu⸗
ſtande nährte, der Neid des Hundes, die Hinterliſt der Katze,
die Mordgier des Tigers, zu himmelentfremdenden La⸗
ſtern ſich aus, und ſo — ſteht er, als Giftmiſcher, als Mord⸗
brenner, als Freundesverraͤther, ein vollendeter Teufel am
Rande ſeines Grabes. — Dieſes entartete Weſen, was kann
es werden in der Stunde ſeiner Verwandlung? Der weltbe⸗
gluͤckenden Seraphim einer? — Dieß waͤhnen, hieße der Weis⸗
heit und der Gerechtigkeit des guͤtigen Gottes ſpotten. Menſch?
kann er Menſch wieder werden? Kann er noch einmal zu⸗
ruckkehren auf die durchlaufene Bahn, um, gewarnt durch den
Anblick ſeiner verderblichen Abirrung, die Irrſchritte zu vermei⸗
den, die ihn entfernt haben aus Gottes Nähe? — Das ift
unmoglich, denn um gewarnt zu werden, wuͤrde er die Erinne⸗
rung an ſeine Erfahrung beduͤrfen und ein ſolcher Ruͤckblick ins
frühere Leben als ein anderes wWeſen — iſt dem Menſchen
verfagt. Auch Thier kann er nicht werden, ohne die geiſtigen
Kraͤfte, die er geſammelt hat, verloren zu geben, und Nichts
geht verloren in Gottes Schoͤpfung; er kann alſo nur fortfah⸗
ren, wie er geendet hat; jetzt, mit den Rraͤften der Se:
raphe geruͤſtet, durchkreuzt er feindlich ihre Bahnen, hindert
die Seraphe dem in Nacht verirrten Menſchen den verlorenen
Weg zu ſeinem Ziele zu beleuchten, und umgaukelt den Licht⸗
loſen mit hoͤlliſchen Blendwerken, erhitzt durch verfuͤhreriſche
Traumbilder ſeine Sinne, bietet ſeinen Leidenſchaften ſuͤße Nah—
rung, um den Genoſſen ſich zu erziehen, den der Tod ihm zu⸗
führen ſoll. Aber auch dieſer vollendete Teufel — iſt noch
408
nicht verloren; die Marter ſeiner eigenen Sölle —
muß ihn zurückfuͤhren zu Gott. Der erſte ne ee
Stachel, mit welchem dieſe Hölle ihn anfuͤllt, iſt fein ſe⸗
rapheller Blick; er ſieht, wie Tauſende die hoͤchſte Vollen⸗
dung erreichen, die er vergeblich lockte, ihm zu folgen; er ſieht,
wie er „feinen Feind, den er gemordet, um ihn zu vernichten,
nur fruͤher in Gottes beſeeligende Naͤhe geworfen hat. Der:
derben wollte er fäen, und, ſieh da! Segen ift aufgegan⸗
gen unter ſeiner Hand. Da haͤlt der Weid ihn an, denn
er ſieht, daß alle Aengſten des Lebens und des Todes — nichts
als die wohlthaͤtigen Gewalten ſind, die das Thier
entthieren und den Menſchen in die Keihe der Se⸗
raphim ruͤcken; nun faͤngt er an, die Gequaͤlten um ihre
Qualen zu beneiden; nach taufendjährigem Nagen — ver»
edelt der Neid ſich zur Sehnſucht, — und nun — iſt
der erſte Schritt zur Gottannaͤherung ihm gelungen. All⸗
maͤhlich, unter namenloſen Muͤhen, findet er, dieſer Teufel —
voll Sehnſucht, — auf zahlloſen Umwegen — die Bahn,
die er als Menſch zu gehen verſchmaͤhte, bis dann der
Dämon ſich in den Gehuͤlfen des Seraphs verwandelt,
hierinn ſeine Seeligkeit findet, und endlich — ſelbſt
einer der ſeeligen Seraphim wird. N
Kröyer's naturhiſtoriſche Zeitſchrift.
183840. II. 3—6. b
(Fortſetzung von Heft V. 1841.)
& 1) S. 209 — 222. Der Geiſer und ber Strockur; von
J. Hallgrimsſon. (Auszug aus: En Dagbog, foͤrt paa
en naturvidenſkabelig Reiſe i Island, 1837.) \
2) S. 223 — 233. Fortgeſetzter Beytrag zu naturwiſ⸗
ſenſchaftlichen Bemerkungen uͤber die noͤrdlichſte Landſpitze von
Juͤtland; von N. Juel.
3) S. 234 — 248. Zur Verwandlungsgeſchichte inn-
laͤndiſcher Zweyfluͤgler; von F. Boie.
Die Abhandlung iſt deutſch geſchrieben. Folgende Arten
ſind es, uͤber welche der Verf. ſeine Bemerkungen in genann⸗
ter Hinſicht mittheilt: Limnobia distinctissima Mycetophila
signata; Cecidomyia scutellata, Henops mar natus, Acro-
cera Globulus, Acr. albipes, Volucella plumata, Porphyr-
ops diaphanus, Siphona genieulata, Siph. tachinaria, 1 -
china viridis, lateralis, tragica, arvensis, vulgaris, ambigua,
illustris, negleeta, radicum, libatrix, pacta und consobri-
na, Trypeta cognata, Platycephala umbraculata, Dexia
leucozona, Musca stabulans, Cordylura apicalis, Loxocera,
Hofmannseggü und Phytomyza aflinis.
4) S. 249 261. Conspectus Crustaceorum Groen-
landiae; auct. H. Kröyer. >
- 409
Groͤßtentheils ein Auszug aus des Pfs. Schrift Über die
groͤnlaͤndiſchen Amphipoden (Groͤnlands Amphipoder, beſkrevne
af H. Kroͤyer. Gr. 4. M. k. t. Kopenh. 1838. Schreibp.
geh. 2 Rbdlr.), doch iſt Verſchiedenes hinzugefuͤgt (vorzuͤglich
Diagnoſen der nicht zu den Amphipoden gehörenden Gruftaceen)
und einiges Weniges verändert worden. Die vom Pf. unter:
ſuchten Cruſtaceen werden theils im e des naturhiſt.
Vereins, theils und vorzuͤglich im koͤnigl. Muſeum zu Kopen⸗
hagen aufbewahrt. Bey den Characteren der Gattungen und
Arten ſind allenthalben Milne-Edwards's Histoire des
Orustacés und deſſen Abhandlungen in den Annales des sc.
nat. beruͤckſichtigt worden.
Folgende Arten ſind es, uͤber welche der Herr Verf. in
dieſer — ganz lateiniſch geſchriebenen — Abhandlung feine Be
merkungen mittheilt:
I) Chionocetes Opilio Kr. (Cancer Phalangium Fbr.
Fn. groenl. n. 214. Cancer Opilio Fbr., in det danske Vid.
Selsk. Skr. nye Saml., III., 180 sq., cum tabula.) 2) Hyas
Araneus Leach. (Cancer Araneus Fabr., Fn. groenl., n.
218.) 3) Pagurus pubescens Kr. (P. cephalothoraeis su-
perficie dorsuali pedibusque pilis Navis dense obsitis ca-
rinaque dentata valida manus dextrae a basi indicis us-
ue ad carinam carpi exteriorem porrecta.) 4) Crangon
Boreas Phipps (Cancer homaroides Fbr., Fn. groenl., n.
218.) 5) Crangon septemcarinatus Sabine ?? (Sabinea
septemcarinata Owen 22) 6) Hippolyte aculeata Owen
(Append. ad Ross.) (Cancer aculeatus Fabr., Fn. groenl.
n. 217. Alpheus aculeatus Sab., Tab. II., Fig. 9. 10.)
7) Hippolyte Sowerbyi Ross. (App., Tab. B., Fig. 2.)
8) Hippolyte polaris Sah. (Cancer Squilla Fabr. Fn. gr.,
u. 216. Alpheus polaris Sab., Tab. II. Fig. 5—8. Hip-
pol. polaris Ross., App.) 9) Hippol. borealis Owen.
(Ross. App. Tab. B., Fig. 3,) 10) Pandalus borealis Kr.
11. Mysis oculata (Cancer oculatus Fabr., Fn. gr., n.
222., Fig. 1., Fabr., Vidensk. Selsk. Skr. nye Saml. I.,
665., Fig. 2.) 12) Anonyx Vahlii Kr.) (Lysianassa Vah-
li Reinhardt in Museo Hafn.) Grönl. Amphipoden, p. 5.)
13) Anonyx Lagena Kr. (Lysianassa Bagena Rhrdt. in
Mus. Hafn.) (Gr. Amphip., p. 9., Tab. I., Fig. 1., a—n.)
14) Anon. appendiculosus Kr. (Gr. Amph., p. 12., Pig.2.
a—f.) 15) Gammarus Sabini Leach. (Sabine, App., T. I.
Fig. 8—11. Kröyer, Gr. Amph., p. 16., Tab. I., Fig. 3.
a—m.) 16) Gamm. loricatus Sab. (App. — Kr. Gr.
Amph., p. 22., Tab. I., Fig, 4., a—d.) 17) Gaum, pin-
guis Kr. (Gr. Amph., p. 24., Tab. I., Fig. 5., a--f.)
18) Gamm. Locusta Mont. (Fabr., Fn. gr., p. 254., n.
231. Oniscus Pulex. Kröyer, Gr. Amph., p. 27. Gamm.
migax Angl. 22) 19) Amphitho& carinata Rhrdt. (Kröyer
1. c., p. 28., Tab. II. Fig.6. a—k, 20) Amphitho& Hy-
strix (Acanthosoma Hystrix Owen [Ross., App., Tab. B.
Fig. 4—7.]. Kröyer, 1. c., p. 31. Tab. II., Fig. 7. a—k,
21) Amphitho& Serra Kr. (Fabr., Fn. gr., n. 287. Onis-
cus serratus. Kröyer, 1. c., p. 38., Tab, II., Fig. 8. l.)
5) S. 262 — 268. Auszug aus des Studioſus J.
Hallgrimsſons Tagebuche, geführt auf einer natutwiſſen⸗
ſchaftlichen Reiſe in Island, 1837. A. Iſothermen (Kalda-
versl). B. Waͤrmeausſtrahlung der Erdoberflaͤche. C. Nord⸗
licht. a
Iſis 1841. Heft 6.
— m —
410
6) S. 269 — 273. Einige botaniſche Neuigkeiten aus
Oſtindien. (Aus einem Briefe des Dr. Voigt in Frederiks⸗
nagor an den Etatsrath Hornemann.)
7) S. 74 — 281. Algologiſcher Beytrag von F. Lieb:
mann. a
8) S. 282 — 295. Bemerkungen über einige Lathyrus⸗
Arten, von S. Drejer.
9) S. 296 — 306. V. Audouins anat. u. phyſiol. Un:
terſuchungen über die Muſcardine. Auszug von Jap. Steen⸗
ſtrup aus den Ann, des sc. nat., 1837., Octbr. u. Novbr.,
1838., Jan.
10) S. 307 — 8. N. P. Angelins Museum pala e
ontologicum suecicum,
Unter obigem Titel bietet Hr. Angelin, ein junger ſchwe—
diſcher Naturforſcher, moͤglichſt vollſtaͤndige Sammlungen ſchwe—
diſcher Veſteinerungen aus der Uebergangsformation und dem
Gruͤnſande an. Die Artenzahl aus beyden Formationen wird
fi) auf 5— 600 (worunter etwa ½ neue) belaufen, und eine
ganze Sammlung wird in Partien von 50 Stuͤck, oder Semi-
centurien, jede aus 5 Decaden beſtehend, ausgetheilt werden.
Der Preis einer ſolchen Semicenturie iſt auf 15 Riksdaler
veſtgeſtellt. Aus der Uebergangsformation beſitzt Hr. A. eine
ſo bedeutende Menge ſelbſt der ſelteneren und neuen Arten, daß
die meiſten Arten in 3, 4 oder 5 einzelnen Stuͤcken werden zu
geben ſeyn. Auf Verlangen kann man die Verſteinerungen
der einen Formation bekommen, auch, gegen eine geringe
Preiserhoͤhung, einzelne Arten. Von den erſten Semicenturien
liegen ſchon viele Exemplare zur Abſendung bereit. Man kann
ſich mit Beſtellungen an die Reitzel'ſche Univerſitaͤtsbachhand—
lung in Kopenhagen wenden.
Es iſt Hrn. A. beſonders darum zu thun geweſen, die
Synonymen der von den nordiſchen Schriftſtellern beſchriebenen
Verſteinerungen auszumitteln, und zu Erlangung dieſes Zweckes
hat er weder Mühe noch Koften geſpart. Nach ſeinem mehr:
jährigen Aufenthalte an den Stellen, von welchen die ſchwe—
diſchen Petromologen * Verſteinerungen anfuͤhren, und nach:
dem er alle großen ſchwediſchen Petrefactenſammlungen durch—
geſehen hat, deren viele Originalſammlungen ſind, darf Hr. A.
fuͤr befaͤhigt angeſehen werden, auszumachen, welche Formen
die aͤlteren und neueren Beſchreiber vor ſich gehabt haben. Die
Arten werden deßhalb vorzuͤglich unter den Benennungen aus:
gegeben, welche nordiſche Schriftſteller ihnen beygelegt haben,
und in einem gedruckten, jeder Semicenturie beygelegten Ver:
zeichniſſe, werden einige der ſicheren Synonyme nebſt den Ko:
calitaͤten angegeben. Die neuen Arten ſind zugleich vorlaͤufig
benannt und mit n. sp. bezeichnet, welche Bezeichnung jedoch
bey weitem nicht immer anzeigen ſoll, daß die Art unbeichrie:
ben ſey, ſondern nur, daß ſie noch nicht mit Beſtimmtheit zu
einer beſchriebenen Art habe gebracht werden koͤnnen. Nach
Erſcheinung des Ganzen wird ein ſyſtematiſches Verzeich—
niß mit vollſtaͤndigerer Synonymie und Beſchreibungen der nicht
* Ich wähle dieß Wort (von ro niremue, die Verſteinerung)
ſtatt des ganz verwerflichen Baſtardwortes: Petrefactolo-
gus. D. Ueberſ.
26 *
411
wenigen neuen Arten und Gattungen herauskommen. Von ge:
wiſſen Verſteinerungen hat man nie vollſtaͤndige Exemplare ge⸗
funden (z. B. von einigen Trilobiten, Crinoiden uſw.), oder,
wenn man ſie fand, waren es einzelne Stuͤcke, von denen nur
einzelne Theile werden geliefert werden, z. B. Kopf und Schwanz⸗
ſtück von Trilobiten; aber, um doch eine genaue Vergleichung
moͤglich zu machen, werden, ohne Preiserhoͤhung, Gipsabdruͤcke
von den vollſtaͤndigſten Individuen, die zu erhalten waren, ge⸗
ſendet. Ebenſo wird Hr. A. nach und nach, ſo wie er die
großen Maſſen, welche er geſammelt, geordnet hat, gute Ex.
derjenigen Arten gratis nachſenden, welche in abgenutzten Stuͤcken
ausgetheilt werden mußten, oder welche beym Verſenden be—
ſchaͤdigt wurden.
Wegen der außerordentlichen Menge von Verſteinerun⸗
gen, welche in den letzteren Jahren beſchrieben worden iſt, for
dert die Geologie jetzt mehr als jemals eine genaue und unmit⸗
telbare Vergleichung der Petrefacten, indem die Beſchreibungen
und Abbildungen ſehr oft einen Zweifel uͤber die Identitaͤt oder
die Artverſchiedenheit der unterſuchten Gegenftände übrig laſſen;
es iſt deßhalb ſehr zu wuͤnſchen, daß die hier bemeldeten Samm⸗
lungen, deren Anzahl vermuthlich nur bis an 40 wird betra—
gen konnen, in die Hände vieler Geologen kommen möge, wel:
che Vergleichungen mit denſelben zur Beförderung der Wiſſen⸗
ſchaft anſtellen werden; es wird dadurch auch dem Hrn. A.
moglich werden, dieſe Sammlungen noch mehr zu vervollſtaͤn⸗
digen, welche fo viel verſprechen, und, nach den erſten Abthei-
lungen zu ſchließen, ſtets die Erwartungen befriedigen werden.
Museum palaeontologieum Suecicum, in ordinem
redegit, uec non venale praebet N. P. Angelin.
Sectio I. .
Petrefacta formationis 5. d. transitionis superioris.
Decas 1.
1. Trilob. n. g. A. Calymene punctata Dalm! Cal.
variolaris Brongn.?
2. Ostrapoda n. g. B. Cytherina balthica His. p. p-;
Cytherina Phaseolus ( His.) Kloed.
3. Leptaena transversalis Dalm.
4. Terebratula (Delthyris?) cardiospermiformis. Dalm.
5. Astraea porosa Goldf. Madr. interstincta Wahl.
6. Terebratula prisca Schl. Atrypa reticularis Dalm.
7 — borealis Schl. T. plicatella Dalm. p. p.
8
Fungia gothlandica Linn. Am. acad., Vol. I. Cor.
Balt., Fig. 5. (Sed nec Cyclolithes numismalis
Linck, nec Fungia numismalis Golf. huc
pertinet.)
9. Catenipora escharoides Lmck.
10. Euomphalus Cornu arietis His.
Decas II.
11. Astraea densistellata. n. sp.
12. Terebratula (Orthis) elegantula Dalm.
Calymene Blumenbachii Brongn. f. tuberculosa Dalm.
14. Ostrapod. n. g. C. Battus Kloedeni. n. sp.
412
15. Terebratula (Delthyris) Cyrtaena Dalm.
16. — (Atrypa) tumida Dalm. 7
17, — borealis Schl. (pulla). Tereb. bidenta-
ta His. 5
18. Leptaena depressa Dalm.
Anomites rhomboidalis Wahl.
19. Terebratula (Delthyris) crispa Dalm.
marginalis Dalm.
Decas Ill.
Calymene elegantula. n. sp.
Ostrapod. n. g. C. Battus Kloedeni. n. sp. forma
bituberculata.
23. Orthocera cochleata Schl. Orth. erassiventris Wahl.
Terebratula Gryphus Schl. Gypidia Conchidium
Dalm.
25. — (Orthis) basalis Dalm.
Leptaena Segmentum. n. sp.
27. Terebratula (Delthyris) profunda. n. sp. ui:
28. — Wilsoni Sow. Terebr. lacunoss Dalm.
2% — bicarinata. n. sp.
30. Euomphalus alatus His.
Decas IV. 5
31. Leptaena margaritacea. n. sp. |
. Calymene Blumenbachii Brongn., pulchella Dalm.
Cornulites serpularius Schl.
Terebratula (Orthis) attenuata. n. sp.
Leptaena euglypha (jun.) Dalin.
Terebratula deformata Eichw.
Leptaena euglypha (adulta) Dalm.
Terecratula? didyma Dalm.
Leptaena depressa Var. Lept. rugosa Dalm. Ano-
mites rhomboidalis Wahl.
contermina. n. sp.
Decas P.
Leptaena striatella. Orthis striatella Dalm.
Lept, lata? v. Buch.
Terebratula prisca Schl.
Var. aspera. Atrypa aspera Dalm.
43. Trilob. n. g. D. Asaphus caudatus Brongn.
2
*
90
>
©
7
*
>
44, Terebratula cuneata Dalm,
45. — pachygaster. n. sp.
46. — gothlandica. Tereb. plicatella Dalm. p. p.
47. — borealis Schl, forma minor.
48, — — Lerebr. diodonta Dalm,
49. Litorina? striata n. sp.
50. Terebratula inflata, n. sp.
413
Band II. Heft 4. M. 1. Kpfrt.
1) S. 309 - 395. Bericht uͤber die Reſultate einer im
Sommer 1838 unternommenen entomologiſchen Unterſuchung
des ſuͤdlichen Seelands, einestheils von Laland und Bornholm;
von J. C. Schioͤdte. - 5
Ein wichtiger, reichhaltiger Beytrag zur daͤniſchen Fauna,
aber zu groß, um hier ganz uͤberſetzt gegeben werden zu koͤn⸗
nen, und eines Auszugs nicht faͤhig.
2) S. 396 — 415. Beytrag zur Geſchichte der Cirri⸗
pedien der Vor⸗ und Jetztwelt; von Jap. Steenſtrup.
S Erſter Beytrag. Anatiferidae und Pollicipedidae
aus der Kreideperiode.
g Hr. St. wurde ſeit dem Erſcheinen feiner erſten Abhand⸗
lung Über foſſile Anatiferiden und Pollicipediden mit 3 neuen
Pollicipediden der Kreideformation durch Fitton's Werk:
On the strata below the Chalk; Lond. 1836, bekannt.
Aber ein noch weſentlicher Beytrag zur Kenntniß der bisher in
Dänemark gefundenen Arten kam ihm in der, an Verſteinerun⸗
gen aus jener Formation außerordentlich reichen Sammlung
des Prinzen Chriſtian Friedrichs zu Geſicht und zur Bes
nutzung; ferner erhielt er ein reiches Material zum Kennenler⸗
nen der Rolle, welche jene intereſſanten Weſen waͤhrend der
Bildung des Gruͤnſandes, und alſo in der erſten Zeit der Krei⸗
deperiode, ſpielten, durch Hrn. Angelin, welches ihm eine
Menge von Schalen darbot, die ihm nicht allein bewieſen, daß,
wie er es immer vermuthet hatte, die bey Nilsſon in den
Petref. suec., T. II., als Belemnitenſchnaͤbel angegebenen Fi⸗
guren die ſymmetriſchen Schalen einiger Pollicipes-Arten vor⸗
ſtellten, ſondern ihn auch mit mehreren neuen und merkwuͤrdi⸗
gen Formen bekannt machten.
Nachdem Hr. St. von den oft großen Schwierigkeiten
beym Aufſtellen ausgeſtorbener Arten geſprochen hat, zeigt er
an, daß er, um ſo viel als moͤglich hier nicht zu viel zu
trennen, noch zu viel zu vereinigen, die Arten nur
nach den bezeichnenden Schalen getrennt, oder vereinigt
habe, zu welchen er nehmlich die Ruͤcken⸗ und die oberſte und
unterſte Seitenſchale rechnet, von denen die letzte als die con⸗
ſtanteſte betrachtet werden muͤſſe, da ſie die letzte ſey, welche
verſchwinde, und in dem Falle, in welchem die Ruͤckenſchale
ganz fehle, oft durch eine eigene Entwickelung wichtige Winke
über die ſpeciellere Geſtaltung des Thieres gebe. (Otion.)
Es iſt bemerkenswerth, daß von den Anatiferen alle mit
Sicherheit erkannten Ueberbleibſel zu denjenigen Arten gehoͤren,
deren Schalen nur einen geringeren Theil der Ruͤckenkappe ein⸗
genommen haben, welches Hr. St. daraus ſchließt, daß bey den
nicht ſtarken, gebogenen Schalen der Beginnpunct (Umbo)
oder der Punct, von welchem aus fie allmählich an Größe zu—
genommen haben, und welcher alſo der Mittelpunct der Wachs—⸗
thumsſtreifen iſt, in einem kuͤrzeren oder laͤngeren geraden Rande,
nehmlich dem vordern oder Bauchrande, liegt, waͤhrend er ſich
bey den anderen, ganz bedeckten Arten (Anatifera Gray) im
untern Winkel befindet.
Die von Hrn. St. hier aufgeführten und durch Zeich⸗
nungen (auf Tab. IV.) erlaͤuterten Arten ſind:
414
1) Anatifera cretae Stp. Valvis glaberrimis, te-
nerrimis, membranaceis fragilibus. Fig. 1, 2, 3.
(Vergl. die citirte Abhandl. im 1 ſten Bande, Aten
Hefte dieſer Zeitſchrift.)
"Yalva dorsualis recta, lanceolata, subcarinata, ſere
3plo longior quam latior. Long. 14, Lat. 3“. Fig. 1.
— Yalva lateralis superior subrhomboidea, convexius-
cula, antice subemarginata: angulus posterior obtusissi-
mus, rotundatus. Long. 24“, Lat. 13. Fig. 2. —
Valva lat. inferior trapezoidea; partibus 3 elevatiuscu-
lis e medio margine anteriore exeuntibus, angulis subro-
tundati, excepto superiore acuto, Long. 33“ Lat. 14‘.
Fig. 3.
Außerordentlich verbreitet in der reinen Schreibkreide und
ſehr zahlreich in mehreren Gegenden von Daͤnemark vorkom⸗
mend. In Kreideſtuͤcken aus England und Frankreich hat der
Vf. dieſe Art nicht gefunden.
2) Anatifera turgida Stp. Valvis magnis, ventri-
cosis, extus punctato-striatis, intus striato-sulcatis,
dorso fere medio instruetis. Fig. 4, 5.
Fal va lors ualis? — Palva lat sup. oblonga; ex-
tremitas altera truncata. Long. 6“, Lat. 3““/. Fig. 4. —
Vulva lat. inferior aviculiformis seu oblique cordiformis,
subtriangularis, margines in figuram S formati, excepto
anteriore recto aut subangulato. Long. 7“, Lat. 6".
Fig. 5, Von Carlshamn in Schonen.
3) Pollieipes. Nilssonii Stp. Valvis lineis rugosis
longitudinalibus, suleis transversalibus. Fig.
20— 23.
S maxilla superior rostri Belemnitae mammillati. Nils-
son, Petref. T. U, Fig, 2 C et2D.
S maxilla inferior rostri Belemnitae mammillati. Nils-
son Petref. T. II, Fig. 2 Cet 2 D.
Valva dorsualis profunde excavata, arcuata, rostrum
aquilae referens. Long. 17‘, Lat. 5“. Fig. 20 et 20%. —
Valvae laterales? — Palvula dorsualis triangularis:
margines omnes convexi. Fig. 21. — Valvula ventralis
figurä coni dimidiati. Fig. 22, 23. — Valvulae laterales?
ventrali persimiles, asymmetricae.
An vielen Stellen in Schweden von Angelin geſammelt.
4) Pollieipes undulatus Stp. Valvis radiatis, radiis
undulatis. Fig. 6.
Valva lat. sup. subtriangularis. Long. 13‘, Lat. 53“
2 Stüde von Angelin bei Ihvoͤ gefammelt.
5) Pollicipes rigidus Sow. Valvis lineis transver-
sis elevatis, erispis. Fig. 24—26.
= Pollicipes rigidus Charl. Sow. Fitton, the Strata
below the Chalk, p. 335, Tab. XI, Fig. 6*.
= Pollieipes elegans Beck. Mus. Princ.
Valva dorsualis valde convexa, apice arcuata: basi
truncata. Fig. 24. — Valva lat. superior rhomboidea,
subplana, carinata, carina dentato-serrata. Fig. 25. —
415
Valva lat. inf. subtrapezoidea, semitorta, carinata; mar-
gines superiores curvi, alter convexus, alter, concavus,
margines inferiores rectilinei; carina dentato - serrata.
Fig. 26.
Die in Daͤmemark gefundenen Stüde find von dem Kalk:
huͤgel bei Faro; ein Ex. der untern Seitenſchae bekam der Pf.
aus dem Kalke von Saltholm.
6) Pollicipes maximus Sow.
12*, 15—19.
Poll. maximus Sow. Min. Conch., Tab. 606, Fig. 3—6.
Valva dorsualis elongato-lanceolata, arcuata, con-
vexissima. Fig. 12, 12*. — ? Valva lat. sup. plana
rhomboidea; striis densissimis. Fig. 15, 16. — Valva
lat. inf. — ? Valvulae formae variae. Fig. 17— 19.
Valvis?? Fig. 12,
Wenn alle von dem Pf. in den Bemerkungen zu die⸗
ſer Art aufgezaͤhlten Ueberbleibſel mit Gewißheit zuſammen⸗
gehören; fo kommt dieſelbe im Gruͤnſande in Schweden, in
der Kreide bei Gehrden in Hannover, in England und in dem
obern korallenreichen Kalke bei Cypli in Belgien vor.
7) Pollicipes medius Stp. Valvis? Fig. 13, 13,83.
— Lepadites anatifer Blum.? Spec. Arch. tellur.
Fig. 2 a, Tab. I.
Val va dors. Ianceolata, subarcuata, convexa. Fig. 13.
Falrae ceterae et Valvulae )
Von Köpinge. (Angelin.) *
8) Pollieipes laevis Sow. Valvis laevibus dorso
prominulo instructis. Fig. 7 — 11.
* — Pollieipes laevis Sow. Fitton. The strata below
the Chalk, Tab, XI, Fig. 5.
Pollieipes Unguis Sow. ibid. Fig. 5°. = (valvula).
VIV
Pollieipes spathulatus Beck. Mus. Prine., aus dem
Kalke von Saltholm.
Valva dors. lanceolata (9), subrecta, convexiuscula;
margines inſlexi. Fig. 7, 7“ 8. — Valva lat. sup. rhom-
boideo-lanceolata, fastigiata. Fig. 9. — Valva lat, inf.
trapezoidea. Fig. 10. — Valvula dors. triangularis;
margo basalis convexus; laterales concavi. Fig. 11.
9) Pollicipes dorsatus Beck. Mus, Prine, Fig. 27.
Valvis? — Palva lat, sup. rhomboidea, valde
dorsata,
Bei Fard gefunden.
10) Pollicipes solidulus Stp. Fig. 13.
„ Valvis? i
Von Kjuge. (Angelin).
11) Pollieipes validus Stp. Fig. 28 — 32.
Poll. crassus Beck, Mus. Prince.
Valvis crassis, basi truneatis. — Palba dors. ad-
unca, solida, unguem aquilae similans, Fig. 28, 29. —
Pollicipes elongatus Stp. Kroͤy: Tidſkr. Bd. I, p. 361.
416
? Valva lat. sup. triangular's, triquetra apice, lineis 4ra-
diantibus. Fig. 30. — Valva lat. inf. triangularis, tri-
quetra; alter margo convexus, alter concavus, Fig. 31, 32.
3 Ruͤckenſchalen von Balsberg, Kjuge und Moͤrby in
Schonen, 4 untere Seitenſchalen von Ignaberga, eine obere
Seitenſchale (v. Poll. erassus Beck) von Faro.
(Jeder Art find vom Vf. mehr oder weniger umſtaͤnd⸗
liche Bemerkungen, daͤniſch geſchrieben, beigefuͤgt.) *
3) S. 416 — 431. Floriſtiſche Ausbeute vom
1838; bekannt gemacht von S. Drejer.
4) S. 431 — 432. Von der Brüteftelle der. Tringa
platyrrhyncha, vom Profeffor Reinhardt.
Der genannte Vogel, welchen man noch fuͤr einen der
ſeltenſten europäifchen hält, wurde in die daͤniſche Fauna erſt
aufgenommen, nachdem Hr. Emil Hage einzelne Individuen
auf Moͤen in den Jahren 1825 — 26 ale hatte. (©.
Tidſkr. f. Naturwiſſenſch., Bd. V, S. 86.) Der kurze Aufent⸗
halt des Vogels dort ſcheint- auf dem Herbſtzuge am Ende des
Auguſts und Anfange des Septembers Statt zu haben. Spaͤ⸗
ter wurde er vom Major von Woͤldicke am 7. Juli 1827
auf einigen Sandbaͤnken am Ausfluſſe der Elbe beobachtet.
Vergebens ſuchte dieſer, obgleich die Jahreszeit paſſend war,
nach dem Neſt und den Eiern. Unter den von ihm damals ge⸗
ſchoſſenen 8 Stuͤck befanden ſich ſowohl erwachſene &, als guch
„und dieſe waren, nach den dem koͤnigl. Muſeum eingeſandten
Ex. zu ſchließen, in vollſtaͤndigem Sommerkleide. Die Bruͤt⸗
Jahr
plaͤtze dieſer Voͤgelart blieben bis auf die neuſten Zeiten unbe⸗
kannt; man vermuthete, daß ſie ihre Jungen, wie ſo viele an⸗
dere Tringa- Arten, hoch im Norden ausbruͤteten. Dieſe Ver⸗
muthung hat Hr. Lageſen von Itzehoe zur faktiſchen Gewiß⸗
heit gebracht. Dieſer geuͤbte Kenner der nordiſchen Voͤgel bereiſte
im Sommer 1838 in Geſellſchaft engliſcher zoologiſcher Sammler
Norwegen zum zweyten Male. Waͤhrend ſeines Aufenthalts
hieſigen Orts nach ſeiner Ruͤckkehr aus Norwegen im vorigen
Herbſte theilte er uns unter Anderm die folgende Beobachtung
mit. Bey der Station Fogſtuen, beynahe 2 Meilen ſuͤdlich
von Jerkin auf dem Dovrefield, breitet ſich gegen Oſten ein
ſehr großes und von ſehr reichen Waſſerlaͤufen haͤufig durch⸗
ſchnittenes Moor aus, welches Hr. L. ſchon auf feiner erſten
Reiſe, im Sommer 1825, ruͤckſichtlich der bruͤtenden Voͤgelar⸗
ten zu unterſuchen wuͤnſchte; von welchem Vorſatze er ſedoch
abſtand, weil ihm die Bewohner der Gegend von der beſchwer⸗
lichen uud gefährlichen Excurſion abriethen. Aber im Sommer
1838, in welchem er ſich im Junius wieder in derſelben Ge⸗
gend befand, wagte er, das Moor ganz allein zu durchwan⸗
dern, und wurde fuͤr dieſe Muͤhe reichlich durch die Ueberraſchung
belohnt, daß er die Tringa platyrrhyncha allenthalben in Menge
uͤber dem Moore verbreitet fand. Er ſchoß 26 Stuͤck, von denen
nur 5 zum Ausſtopfen brauchbar blieben. Dieſe Tringa - Art
hat im Laufen zwiſchen dem Graſe, und ſelbſt im Fluge einige
Aehnlichkeit mit Scolopax Gallinula. Hr. L. fand mehrere
Neſter von ihr, und unter anderen eins, deſſen V. gerade ge:
ſchoſſen wurde, als es vom Neſte aufflog. In jedem von ihm
unterſuchten Neſte fand er 2 — 3 Eyer. Diefe find groß im
Vergleiche zu der Groͤße des Vogels und gleichen an Form und
Farbe den Eyern der Tringa alpina. Hr. L. bemerkt ferner,
daß ſein fruͤherer Reiſegefaͤhrte, Hr. Rich. Dann, welcher im
417
vergangenen Sommer das nördlihe Schweden bereifte, dort
ebenfalls die Tr. plat., doch nicht ihr Neſt, angetroffen habe.
5) S. 433 — 434. Anzeichnungen uͤber das Vorkom⸗
men und die ae dänifcher Thiere; von Jap. Steen⸗
ſt ru p.
1) Aneylus fluviatilis Muell. Hält ſich am ſteinigen
Grunde Rartfiepender Bäche und Fluͤßchen auf. Von Bornholm,
wo er beſonders in den kleinen Flußbetten der Schieferſchichten
vorzukommen ſcheint, iſt er ſchon lange bekannt geweſen. Auf
Seeland hat man ihn erſt in den letzteren Jahren gefunden,
im Sommer fanden ihn Dr. Beck und der Pf. in einem faſt
ausgetrockneten Bache bei Fax; ferner theilte der Erſtere dem
Letztern mit, ihn auch bey Nivaa im nördlichen Seeland ge:
funden zu haben, von wo auch der Cand. Theol. Moͤller
Exemplare mitgebracht hat. Im nördlichen Juͤtland fand Hr.
St. ihn im Sommer 1837 in dem Fluͤßchen bey Ellingkro
und bei Mosberg im Vrndſyſſel und in Himmelland in vielen
kleinen Baͤchen mit Steingrund zwiſchen Rold und Noͤrluͤnd in
der Umgegend Nibe (z. B. bey Skloͤrbaͤck) und unter der Brüde
uͤber dem Fluͤßchen bey Skalborg, etwa 1 Meile von Aalborg.
Je tiefer und je weniger ſchnellſtroͤmend der Bach war, deſto
bedeutender fand Hr. St. die Groͤße der Individuen.
2) Geotrupes tphoeus Linn. Iſt in Dänemark wei⸗
ter verbreitet, als man gewoͤhnlich glaubt, und von verſchiedenen
Perſonen oͤfters, und an mehren Stellen gefunden worden.
3. Helix conspurcata Drap. Dem Verf. früher nicht
aus Daͤnemark bekannt geweſen, aber vom Cand. Laſſen an
einem Zaune bey Dyrehaveſkov zwiſchen Nyborg und Holken⸗
havn auf Fyen (Fuͤnen) gefunden.
(Wird fortgeſetzt.)
Band II. Heft 5. Mit 1 Kpft.
1) S. 437 — 463. Dr. Spring's Entwickelung des
Begriffs der ſyſtematiſchen Einheiten und deren Anwendung,
kurz dargeſtellt von S. Drejer.
2) S. 484 — 494. Bemerkungen und Zuſaͤtze zu der
daͤniſchen Algenflora; von F. Liebmann.
3) S. 495 — 518. Ueber den Meertorf im nördlichften
Juͤtland; von Jap. Steenſtrup.
4) 519 — 526. Ueber den Meertorf und die Steinkoh—
lenbildung; von G. Forchhammer.
5) S. 527 — 532. Ueber den islaͤndiſchen Schwan;
vom Prof. J. Reinhardt.
J. Fr. Naumann hat in Wiegmanns Archiv f.
Naturgeſch., 1838., Bd. I., S. 361 ff. einige, feiner Meynung
nach entſcheidende, Kennzeichen zur Unterſcheidung der auf dem
Zuge im noͤrdlichen Deutſchland vorkommenden zwey Arten von
Singſchwaͤnen mitgetheilt. Einige dieſer Kennzeichen ſind von
den Verhaͤltniſſen zwiſchen Luftroͤhre und Bruſtbein hergenom—
men, auf welche der Verf. viel Gewicht zu legen ſcheint. Dieß
hat die folgenden Vergleichungen des Bruſtbeins, der Hoͤhlung
für die Luftröhre im Bruſtbeinkamme, des Verlaufs in der
Luftroͤhre in derſelben und der Form der letztern bey einigen
Iſis 1811. Heft 6.
418
mehr oder minder vollſtaͤndigen Schwanenſteleten zu Wege ge⸗
bracht, welche zu verſchiedenen Zeiten an das koͤnigl. naturhiſto—
riſche Muſeum directe von Island eingeſandt wurden und bey dem
eines Singſchwans, welcher auf der Oſtkuͤſte von Seeland ge—
ſchoſſen worden iſt. Da das Muſeum kein Exemplar, weder
ausgeſtopft noch als Skelett, von der nordoͤſtlichen oder groͤ—
fern Art (Cygnus musicus Br.), auch eben fo wenig ein aus:
geftopftes Er. von dem Singſchwane auf Island ſelbſt beſitzt;
fo kann die Abſicht bey dieſen Vergleichungen nur ſeyn, zu etz
mitteln, wie fern die auf Island aufgezogenen Schwaͤne in den
angegebenen Verhaͤltniſſen unter einander und mit der kleinern
oder nordweſtlichen, von Naumann characteriſierten und in
einzelnen weſentlichen Theilen abgebildeten Schwanenart, welche
Brehm Cygnus islandicus nennt, uͤbereinſtimmen, indem es
feiner Meynung nach dieſe Art iſt, welche auf Island vorkom—
me. Dieſe Vergleichungen werden vielleicht zugleich einige Mo—
mente liefern, um zu beurtheilen, wie fern man die 2 oben ge—
nannten Schwaͤne als wirklich verschiedene Arten aufſtellen darf.
Wir ſtellen an die Spitze der Arbeit einige zunaͤchſt fuͤr
die Unterſuchung nuͤtzlichen Ausmeſſungen der 5 benutzten Ske—
lette, wobey es bemerkt wird, daß Naumann die Zotallänge *
des M. der größeren Art zu 58“ annimmt), die der kleineren
Art dagegen zu 45“ 6 Von den verglichenen Skeletten
werden in der folgenden Tabelle die 4 von Island, unter de—
nen das eine ſehr unvollſtaͤndig iſt, mit fortlaufenden Zahlen
von 1—4 bezeichnet; das Ste iſt das ſeelaͤndiſche, welches von
einem ſehr jungen Vogel iſt, wie ſich dieß noch am Skelette
durch die ſehr deutlichen Naͤthe zwiſchen den ſaͤmmtlichen Ge—
ſichtsknochen zeigt. Die genommenen Maaße ſind: a) die To⸗
tallaͤnge des Skeletts, von der Spitze des Schnabels bis zum
Hinterende des letzten Schwanzwirbels; 5) die Laͤnge des Bruſt—
beins, von der Spitze des Bruſtbeinkammes bis zum Hinter⸗
rande des Bruſtbeinſchildes, und c) die Länge der Hoͤhlung im
Bruſtbeinkamme von der Spitze des letztern bis zum Ende der
Hoͤhlung.
Skelett Nr. 1
Totallaͤnge 2
L. d. Bruſtb. 9“ gu
Nr. 2. Nr. 3. Nr. 4. Nr. 5.
47,0 gu 46“ 5% 44 6 43" —,
gr gu gu gm zu gu 64 10%.
L. d. Hoͤhlung gu 63 “4 4 4 zu zu 3. gu zu 4",
Bey Nr. 1. bemerken wir, daß, wenn man das Mittel:
verhaͤltniß zwiſchen der Totallaͤnge und der Laͤnge des Bruſt—
beins bey den uͤbrigen 4 vollſtaͤndigeren Skeletten zum Grunde
fuͤr die Berechnung legt; Nr. 1. eine Totallaͤnge von 52“ ge⸗
habt haben muͤſſe. Um die Totallaͤnge des lebenden Vogels
zu erfahren, muß man noch die Laͤnge der Fahne der Schwanz—
federn zur Totallaͤnge des Skeletts hinzufuͤgen, welche bey die—
ſen Schwaͤnen etwa 6“ ausmachen wird, woraus folgt, daß
die ſich auf Island aufhaltenden Schwaͤne in der Groͤße we—
nigſtens zwiſchen 50“ 6“ und 58“ variiren koͤnnen; folglich
wird die Größe kein Kennzeichen für den nordoͤſtlichen Sing—
ſchwan abgeben. Die Laͤnge der Hoͤhlung im Bruſtbeinkamme
ſteht bey den verſchiedenen Individuen, wie die obige Tabelle
zeigt, nicht im directen Verhaͤltniſſe zur Laͤnge des Bruſtbeins,
* Mir nehmen an, daß dieſe Maaße von dem Vogel in Fe:
dern genommen worden ſeyen.
419
felglich auch nicht zur Körperlänge; beym Skelette, Nr. 2.,
hat die Höhlung faſt die halbe Laͤnge des Bruſtbeins; bey
Nr. 1. dagegen nur etwa ½ dieſer Lange; das erſtere gleicht
ſonach mehr der Naumanniſchen Abbildung des C. islandi-
cus, wogegen das letztere ganz mit der Zeichnung des C. mu-
sieus uͤbereinſtimmt. Die Laͤnge der Hoͤhlung muß dem zu—
folge als Kennzeichen zwiſchen den beyden Arten wegfallen.
Bey dreyen der Skelette, Nr. 1., 3. u. 4., reicht die Luftroͤhre
bis dicht an die Hinterwand der Hoͤhlung, an welcher fie mit—
tels ihrer eingetrockneten aͤußeren Haut jetzt wirklich veſtgeklebt
ift, * fo wie N. dieß von C. musicus abbildet, wogegen bey
Nr. 2. u. 5. ein freyer Zwiſchenraum von etwa 4“ zwiſchen
der Hinterwand und dem Luftroͤhrendogen Statt hat. Es mag
als etwas Zufaͤlliges beym Skelette anzuſehen ſeyn, ob ein ſol—
cher Raum exiſtiert oder nicht, und ob er groß oder klein iſt;
dennoch zeigt es an, daß die Luftroͤhre in der Hoͤhlung ſich beym
lebenden Vogel etwas vor- und ruͤckwaͤrts bewegen kann.
Ein anderes Unterſcheidungszeichen zwiſchen den beyden
Arten fest N. in die Dicke desjenigen Luftroͤhrenſtuͤckes, welches
in dem Bruſtbeinkamme verläuft. Bey C. musicus, ſagt er,
iſt es von bedeutender Weite, bey C. islandicus dagegen ſchmal
oder enge. Da dieſe Verſchiedenheit durch die Ausmeſſungen
nicht deutlich wird, ſo muͤſſen wir bey der Vergleichung unſere
Zuflucht zu des Verf's. Abbildungen nehmen. Hier wird nun
nicht allein die Luftroͤhre beym C. musicus bedeutend ſtaͤrker
vorgeſtellt als beym C. islandicus, ſondern ſie wird beym er⸗
ſteren bedeutend dünner während ihres Verlaufs in der Bruſt—
beinhöhlung , fo daß fie beym Austritte aus dieſer einen weit
größeren Durchmeſſer hat, als beym Eintritte, während fie beym
letzteren etwa dieſelbe Weite an beyden Enden behaͤlt. Gerade
das Erſtere findet bey den von uns verglichenen Skeletten
Statt, wie es die folgende Tabelle zeigen wird:
Beym Eintritte. Beym Austritte.
Durchm. d. Luftroͤhre b. Skel. Nr. 1. 5," 7
2 2 = 8 > „2. zu 7
2 u a 2 3. 5½ % 775
5 = 2 3 = * 4. 5 8
3 3 D s 2 s 5. Hu 7
N. verweiſt ferner auf ſeine Abbildungen des Bruſtbeins
beyder Arten, angeſehen von der inneren Oberfläche des Bruſt⸗
beinſchildes, um aus ihnen ** andere Verſchiedenheiteu zwiſchen
den beyden Arten zu entnehmen. Es ſcheint indeſſen, daß dieſe
Abweichungen zu unbedeutend ſeyen, um in ihnen etwas ande—
res, als individuelle Unterſchiede zu erblicken. Dieß gilt nun
ſicher tuͤckſichtlich des Eindrucks der Luftroͤhre auf den Bruſt—
beinſchild, durch welchen auf des letztern innerer Oberflaͤche eine
mehr oder weniger halbeylindriſche, ſich in der Mittellinie nach
det Laͤnge hinziehende Erhabenheit entſteht. Beym Skelette,
Nr. 1., iſt dieſe in die Bruſthoͤhle hinein vorragende Erhaben—
heit kurz, hoch, zugerundet und von der Oberflaͤche des Bruſt—
beinſchildes ſcharf begraͤnzt, ganz fo, wie N. fie von C. musi-
cus abbildet; dagegen iſt ſie beym Skelette, Nr. 2., lang, flach,
Daß N. die Luftröhre als mit der Knochenwand verſchmol⸗
zen annimmt, rührt ſicher von einer unvollkommenen
Beobachtung am trockenen Skelette her.
„Tab. VIII,, Fig. 1. v. Fig. 2. g.
—
—
420
beſonders gegen ihr Hinterende zu, und undeutlich begraͤnzt,
welches mit der Abbildung von C. islandicus uͤbereinſtimmt.
Beym Skelette, Nr. 5., und noch mehr bey Nr. 4., iſt die
Erhabenheit nach vorn ſehr conver und ſcharf begraͤnzt, wird
aber plöglic niedriger und verliert ſich im letzten Drittel faſt
ganz in die Oberfläche des Schildes. Bey den Skeletten,
Nr. 3. u. 5., iſt eine große, ovale, gleichſam durch Reſorption
entſtandene Oeffnung in der Mitte der Erhöhung, durch welche
die Luftroͤhre ſichtbar wird.
In der angeführten Abbildung von C. musicus ſieht
man hinter jenem Eindrucke der Luftroͤhre in der Mittellinie
eine lange, ſcharfe, keilfoͤrmige Kante, welche dagegen kurz,
niedrig und zugerundet bey C. islandicus iſt. Die 5 Skelette
ſtellen beyde Formen zugleich mit ihren Uebergaͤngen vor Augen;
die Kante iſt lang, ſcharf und faſt 2“ hoch beym Skelette,
Nr. 3., faſt unmerkbar bey Nr. 2. |
Endlich wird man in der Gruppierung der Lufthoͤhlen,
deren Menge und Groͤße, doch wohl nicht im Ernſte Artkenn⸗
zeichen finden wollen, wenn die Verſchiedenheiten nicht groͤßer
ſind, als wie ſie die Zeichnungen vorfuͤhren.
Von den übrigen Kennzeichen, welche N. zur Unterſchei—
dung beyder Arten anfuͤhrt, koͤnnen wir noch die Anwendbar⸗
keit zweyer pruͤfen, nehmlich die Laͤnge des Fußwurzelknochens
und der mittleren Zehe, indem wir deren Maße mit denen bey
einigen unſerer Skelette vergleichen. Wir vereinigen in der
folgenden Liſte ſowohl N's. Ausmeſſung, wie die hier gemach⸗
ten mit der durch MWarrell vom C. musicus gelieferten.
Jußwurzel⸗ Mittlere
5 knochen. Zehe.
Naumanns Cygnus musicus A 5“%¾ 6 7% 6
islandicus A 4“ 6“ du 3"
Skelett Nr. 24... f GB
— — 3. fh
— 2 5. Jah
Parrells Cygnus musicus A . 4“ — 6“ 6¼“
Indem wir einen Blick zuruͤck auf die verſchiedenen, hier
durchgefuͤhrten Vergleichungen werfen, zeigt es ſich, daß ſie die
Verſchiedenheit bedeutend vermindern, welche in den angegebenen
Verhaͤltniſſen und der Totallaͤnge zwiſchen einer nordoͤſtlichen
größeren Art (C. musicus) und einer nordweſtlichen kleineren
(C. islandicus) Statt finden ſollte. Wenigſtens werden In⸗
dividuen der auf Island ſich aufhaltenden Schwanenart in ei⸗
nigen Ruͤckſichten zur erſteren, in anderen zur anderen Art ge⸗
cechnet werden koͤnnen.
Was dagegen die zweyte Art vom Singſchwane der eng-
liſchen Ornithologen, Cygnus Bewickii, betrifft, fo kommt es
mir vor, daß die bedeutende Laͤnge der Hoͤhlung im Bruſtbeine
zur Aufnahme der Luftroͤhre und ihre ganz abweichende Form
ſie ſchon zu einer eigenen Art ſtempeln, und zwar um ſo mehr,
als die bleibende Form der Höhlung ſich nicht von Anfang an
findet, ſondern das Reſultat allmaͤhlich vor ſich gehender Ver⸗
änderungen vom fruͤheſten Alter des Individuums bis zum voͤl⸗
Soll dieß vielleicht 6“ heißen?
Engl. Maß.
D. Ueberſ.
421
lig erwachſenen Zuſtande, oder eine Entwickelung iſt, von der
ſich keine Spur weder bey C. musieus, noch bey C. islandicus
findet.
Einige meynen, der C. Bewickii komme auf dem Zuge
vorgob; im Liimfjord leich dieß nicht wahrſcheinlich iſt, ſo for—
dern wir doch die Naturforſcher und Jaͤger, welche an jenem
Meerbusen wohnen, zur nähern Erforſchung dieſes Gegenſtan—
des auf.
6) S. 533 — 535. Ueber das Vorkommen des großen
Alks (Alca impennis) auf Island; vom Prof. J. Rein:
hardt.
Im ten Hefte des ten Bandes dieſer Zeitſchrift, S.
207, findet ſich eine Bemerkung uͤber den gegenwaͤrtigen Aufent—⸗
halt dieſes Vogels im Norden, welche zu einer Anſicht fuͤhren
koͤnnte, die auf Wirklichkeit in der Natur nicht gegruͤndet iſt.
Wir theilen deßwegen mit, was uns im letzten Decennium
vom Vorkommen des großen Alks auf Island bekannt gewor—
den iſt.
Seit dem Jahr 1823., in welchem das koͤnigl. natur⸗
hiſtoriſche Muſeum, nachdem es mehrere Jahre lang bedeutende
Anerbietungen in Island gemacht hatte, um den großen Alk zu
erlangen, endlich 2 Exemplare von Oerebakke bekam, gieng wie—
der eine lange Zeit hin, in welcher keines zu erhalten war.
Erſt im Herbſte 1828. wurde ein mittelmaͤßiger Balg aus
Reikavig eingeſandt. Im October 1830. bekam das Muſeum
das erſte Ey von dieſem Vogel, wie von einer andern Hand
einen Balg, welchem die Nachricht hinzugefügt war, daß die
am weiteſten von der Kuͤſte gelegene Alkenklippe durch vulkani⸗
ſche Ausbrüche im Meere geborſten wäre und die Alken danach
im naͤchſten Jahre Neftpläge auf einer dem Lande naͤheren
Klippe aufgeſucht haͤtten, auf welcher jenes Exemplar zugleich
mit einem anderen erſchoſſen worden waͤre. Vergeblich waren
die Verſuche, hieruͤber genauere Belehrung zu erhalten. Die
Antworten waren unbefriedigend und zum Theil einander wi⸗
derſprechend. Zu derſelben Zeit wurden 2 Exemplare hieſigen
Orts fuͤr Rechnung eines Naturalienhaͤndlers in Deutſchland
aufgekauft. Zum Ertrage dieſes Jahres gehoͤren noch 3 andere
Exemplare, welche das Muſeum nebſt 2 Eyern im folgenden
Februarmonat erhielt. Im Herbſt 1831. wurden 20 Ex. vom
großen Alk, welche im October von Island hergebracht waren,
feil geboten. Der Verkäufer gab eine unvollſtaͤndige Nachricht
daruͤber, daß man dieſe 20 Ex. nebſt noch einigen mehr auf
einer Expedition nach dem Neſtplatze bekommen hätte, Zu dem⸗
ſelben Ertrage rechne ich auch ein Ex., welches hier fuͤr Rech⸗
nung des Muſeums im Fruͤhjahre 1832. gekauft worden, und
welches das letzte iſt, das ich geſehen habe. Sonach ſind in
den 10 genannten Jahren wenigſtens 27 Ex. von Island hier:
her gebracht worden, von denen ohne Zweifel 6 im J. 1830.
und die übrigen 21 im Jahr 1831. erlegt worden find, in
welchem letzteren Jahre die ganze Colonie an der Brüteftelle
überrumpelt worden ift, wobey man ben größten Theil wahr⸗
ſcheinlich getoͤdtet und den übrigen verjagt hat. — Es geſchah
demnach in dem letztgenannten Jahre ein auf das Vorkommen
des großen Alks auf Island wirkendes Ereigniß, welches ganz
und gar demjenigen glich, das mehrere Jahre früher, waͤhrend
des Krieges mit England, Statt gefunden hatte, und uͤber wel⸗
ches mir der damalige Amtmann über die Faͤroͤen, Major
422
v. Loͤbner, Folgendes mittheilte. Abgeſchnitten vom Verkehr
mit Daͤnemark ſandte derſelbe einige Jahre nach dem Ausbruche
des Krieges von Thorshape ein Fahrzeug in Geſchaͤften nach
Reikavig. Als das Fahrzeug außen vor die Alkenklippe kam,
war die unermeßliche Waſſerflaͤche nach einer langen Windſtille
ganz glatt; einige von der Mannſchaft ſchlugen vor, die Klip—
pen zu beſteigen, welches Beyfall fand, und das Boot legte
bey dem die laͤngſte Zeit des Jahres hindurch unheilsvollen
Klippenrande an; einige von den Leuten kletterten hinauf und
trafen dort eine große Colonie der großen Alken an, auf welche
ſogleich Jagd gemacht wurde. 24 oder 25 Stuͤck wurden ge—
toͤdtet und in das Boot geworfen. Der Reſt fand Gelegen—
heit, ſich in's Meer zu ſtuͤrzen. Nach, der Ankunft in Reika—
vig wurden die Voͤgel gepfluͤckt und zum Verſpeiſen eingeſalzen.
Dieſe Zerſtoͤrung der ganzen Colonie ſcheint Einfluß auf das
anſcheinende Verſchwinden des großen Alks von Islands Kuͤ—
ſten in den naͤchſtfolgenden Jahren gehabt zu haben. Noch
muß ich hinzufuͤgen, daß von keinem bey Groͤnland erlangten
Ex. jemals Kunde geworden iſt und — daß eine naͤhere Be—
nachrichtigung hieruͤber wuͤnſchenswerth ſeyn wuͤrde.
7) S. 536 — 537. Mittheilungen über das Vorkom⸗
men daͤniſcher Inſecten; von F. W. S. Jacobſen, Cand.
Theol. — Kaͤfer.
8) S. 538 — 547. Anzeichnungen über das Vorkom⸗
men und die Lebensweiſe daͤniſcher Thiere; von Jap. Steen⸗
ſtrup. (Fortſetzung.) b
4) Helix (Caracolla) Lapieida Muell. Ziemlich ge:
mein, und an vielen Stellen vorkommend.
5) H. ericetorum Muell. Einige Exemplare auf See:
land gefunden und von Laſſen mitgetheilt.
6) Helix nemoralis Mil. „Am noͤrdlichen Ende des
ſchmalen Landſtreifs, welcher das kleinere Wildmoor (den min⸗
dre Vildmoſe) vom Kattegatte trennt, liegen die ſandigen Huͤ—
gel, welche die „„Mule- oder Dokkedals-Bjerge““ genannt
werden und den Botanikern wegen ihrer nicht wenigen ſeltneren
Pflanzen bekannt find. Am öftlihen Abhange dieſer Hügel
traf ich eine außerordentliche Menge der Waldſchnecke an; was
mich hierbei in Verwunderung verſetzte, war, daß dieſe alle in
runden Ballen, zu 8 — 5 Stüd, angehaͤuft lagen. Wollte ich
eine Schnecke aufnehmen, ſo folgten gleich mehre mit. Beym
naͤhern Unterſuchen der Ballen fand ich die Thiere damit be⸗
ſchaͤftigt, ſich einander die Gehaͤuſe zu benagen; gemeiniglich
war eine von 3 — 4 anderen angegriffen; aber haͤufig ſah ich
auch, daß eine dritte Partie ſich über eine der angreifenden ges
worfen hatte. Ob es nur der Kalk der Gehaͤuſe war, nach
welchem ſie trachteten, oder ob ſie zugleich auch das Thier ver—
zehren wollten, kann ich nicht beſtimmt angeben; aber daß es
hier beſonders auf das Gehaͤuſe gemuͤnzt war, ſcheint annehm⸗
bar wegen des Mangels an Kalk an der Stelle und der Art
und Weiſe, auf welche ſie die Gehaͤuſe von einander verzehrten.
Mittels ihrer feſten Kalkkiefer ſchabten ſie nehmlich alle Win⸗
dungen, oder einzelne Puncte derſelben, ſo duͤnn, wie Seiden⸗
papier, oder ſie nagten auch Loͤcher in eine Windung, gewoͤhn⸗
lich die aͤußerſte, und vom Rande dieſer Oeffnung aus nagten
ſie dann eine Windung nach der andern ab, ſo wie man die
Raupen vom Rande eines Blattes aus weiter faſſen ſieht; bis—
423
weilen war von den 2 aͤußerſten Windungen nur noch der
dicke, halbmondfoͤrmige Lippenrand und die Columella übrig,
wobei doch das Thier ſelbſt noch nicht angegriffen war. Woll⸗
ten ſie das Thier auch aufeſſen, ſo ſchien es mir, als ob ſie
dieſen Zweck am leichteſten erreichen koͤnnten, wenn ſie die in⸗
nerſten Windungen durchnagten und jenes von dort her angrif⸗
fen. Alle Exemplare, welche ich aufnahm, waren auf dieſe
Weiſe mehr oder weniger verunſtaltet.“
7) Heliæ Scarburgensis Turton. S. A. Muͤller
in Wiegm. Arch., J. 1838, S. 209. T. IV. F. 4.
Wurde vom Herrn St. auf Juͤtland im Walde von
Veſtervelling, 2 Meilen von Randers unter abgefallenen Bu⸗
chenblaͤttern gefunden, welche mit klarem Waſſer uͤberrieſelt was
ren, und Laſſen fand ſie bey Nyborg auf Fuͤnen, im Ziegel⸗
werkwalde auf Roͤdklint“ am Belte und im Walde von Frede⸗
riksdal am Abhange bey Fureſoͤ.
8) Cyclostoma elegans.
Gehört zu den Thieren, welche für die daͤniſchen Kreide—
und Kalkhügel charakteriſtiſch find; findet ſich vermuthlich uͤber—
all, wo dieſe vorkommen; bis jetzt aber hat man ſie nur an
einzelnen Stellen gefunden, und, wie es ſcheint, nie mit dem
lebenden Thiere. —
9) Pelias Berus; Pelias Prester. („Giebt es mehrere
Arten daͤniſcher Vipern?“)
„Linné unterſchied 3 nordiſche Viperarten, Coluber
Berus, Chersea und Prester. Obgleich Cuvier den Irr⸗
thum in die Wiſſenſchaft brachte, daß Linné's Col. Berus
die ſuͤdeuropaͤiſche Viper wäre, welche Schuppen ftatt Schilder
auf dem Kopfe hat — ein Character, welcher die Sonderung
der mit Schildern verſehenen Vipern unter den Gattungsnamen
Pelias veranlaßt hat — iſt es ganz ausgemacht, daß Linnes
Berus die nordiſche gefleckte Viper iſt. Faſt alle Naturfor⸗
ſcher ſind zugleich darinn einig, die Linneiſche C. Chersea als
eine Farbenvarietaͤt von Berus zu betrachten. Mit C. Prester,
der ſchwarzen Viper, hat man es zwar eben ſo machen wollen;
aber dieſe iſt doch zu verſchiedenen Zeiten und von verſchiedenen
Schriftſtellern als eigene Art aufgeſtellt worden, obſchon alle
neueſten Herpetologen ſie als eines mit C. Berus betrachten.“
„Da mehrere derjenigen Schriftſteller, welche ihre Stim-
me in dieſer Sache gegeben (La cépeède u. m.), offenbar nicht
die echte ſchwarze Viper, Linnes C. Prester, vor ſich gehabt
haben, und da es vielleicht Anderen eben ſo gegangen ſeyn
mag; ſo halte ich es nicht fuͤr unzweckmaͤßig, hier aufs Neue
die Frage uͤber die Artverſchiedenheit vorzutragen und dasjenige
vor Augen zu legen, was mir fuͤr jene zu ſprechen ſcheint, um
damit Andere zu bewegen, mitzutheilen, was ſie entweder ſchon
wiſſen, oder was fie fpäter in dieſer Hinſicht möchten beobach—
ten koͤnnen.“ :
„Die dem Prester zukommende ſchwarze Farbe iſt oh:
Rödklint iſt der däniſche Name für die Agrostemma
githago. Ich weiß nicht, ob das Wort hier derſelben Ge—
genſtand bedeuten ſolle.
Der Ueberſ.
424
ne alle Sarbenzeihnung; * man findet zwar oft ſe hr
dunkle Individuen der gemeinen Viper (Berus); aber durch de⸗
ren ſchwaͤrzliche Farbe ſieht man doch immer die noch dunklern
abwechſelnden Flecken, oder die durch deren Verſchmelzen entſtehende
zickzackgebogene Ruͤckenlinie durchſchimmern. Gegen den, wels
cher behaupten möchte, daß dieſe Farbenverſchiedenheit in einem
geſchlechtlichen, Alters- oder oͤrtlichen Verhalten begruͤndet ſey,
will ich bemerken, daß ich Individuen der ſchwarzen Viper von
ſehr verſchiedenen Orten des Landes, von Thy, der Umgegend
von Randers und Mariager, dem noͤrdlichen Seeland und
Moͤen unterſucht habe; an allen dieſen Stellen und in Geſell⸗
ſchaft mit der ſchwarzen Viper, weiß ich, kommt die gemeine
Viper vor, und faſt von allen dieſen Puncten habe ich in un⸗
ſeren Muſeen Gelegenheit, verſchiedene Individuen zu unterſu⸗
chen. Die ſchwarze Viper iſt demnach einzelnen Gegenden
nicht eigen, und daß fie keine Alters- oder Gefchlechtsvarietät
iſt, geht daraus hervor, daß die Individuen, welche ich zur Un⸗
terſuchung gehabt habe, von ſehr verſchiedener Groͤße und ſo⸗
wohl M. als W. geweſen ſind. Es bleibt denn nichts Ande⸗
res uͤbrig, als ihre Einfarbigkeit als zufällig zu betrachten;
aber dieß ſcheint weniger annehmlich, da man ein beſtimmtes
aͤußeres Gepraͤge findet, welches beſtaͤndig die ohne alle Far⸗
benzeichnung ſchwaͤrzlich oder ſchwarz gefärbten Individuen aus:
zeichnet. Dieß characteriſtiſche Gepraͤge für die ſchwarze Vi⸗
per ſcheint mir in der Dicke des Körpers zu liegen, wel⸗
che bey gleich langen Individuen immer viel ſtaͤrker bey dieſer
als bey der gemeinen Viper iſt; beſonders iſt die ganze Hals⸗
gegend dicker; ferner in den breiteren und ſtumpferen
Schuppen, welche dey Berus lanzettfoͤrmig und zugeſpitzt, bey
Prester aber eher Länglich = oval zu nennen ſind, Beyde For⸗
men ſcheinen dagegen gleicher Veraͤnderlichkeit ruͤckſichtlich der
RL der Schuppenreihen, Schilder und Halbſchilder unterworfen
zu ſeyn. J 75
„Um jedoch auch aus dem inneren Baue einige Beſtaͤti⸗
gung für die Artverſchiedenheit beyder Formen zu entnehmen,
muß ich hier anfuͤhren, daß die Vergleichung ihrer Skelette
nicht unbedeutende Abweichungen zeigt, welche wahrſcheinlich
ganz beſtaͤndig ſind, wie ich aus meinen Ex. zu ſchließen
wage.“ ö g 8
„Bey der ſchwarzen Viper (Prester) iſt der ganze Kno⸗
chenbau ſtaͤrker; die Dornfortſaͤtze der Wirbel find. bedeutend
höher; beſonders iſt der des zweyten Halswirbels ziemlich her—
vorſtehend, welche Verſchiedenheit man leicht an den friſchen
Individuen bemerkt, wenn man den Finger vom Scheitel uͤber
den Nacken hinab gleiten laͤßt (die 8 erſten Halswirbel ſind
nicht rippentragend, während bey Berus nur die beyden erſten
keine Rippen tragen). Der Scheitel iſt gewoͤlbt; bey der
gemeinen Viper iſt er mehr flach; alle Geſichtsknochen ſind
im
.Es ſcheint, als ob Thomas Bell, zufolge feiner kürze -
lich erſchienenen History of hritish Reptiles auch den ei⸗
gentlichen Prester nicht gekannt habe; denn er ſagt, die
engliſche ſchwarze Viper gleiche ganz der gemeinen, mit
Ausnahme der Grundfarbe, und man koͤnne ſelbſt in dieſer,
ß dunkel fie auch ſey, die Farbenzeichnungen der gemeinen
iper ſehen: „„The usual markings of the species may
be seen, in particular lights, of @ more intense black,
than the ground - colour.“ “ (p. 70.)
425
etwas kuͤrzer und ſtaͤrker; beſonders iſt das Os transversum
ſowohl kürzer als breiter, denn bey der gemeinen Viper.“
„Bey den übrigen inneren Theilen habe ich auch Abwei—
chungen gefunden; aber ich habe nicht Individuen genug geoͤff⸗
net, um in dieſer Hinſicht etwas Beſtimmtes anfuͤhren zu koͤn⸗
nen. Fur jetzt ſchlage ich vor, fie durch die folgenden Diagno⸗
ſen zu unterſcheiden:
Pelias Prester. Corpore robustiore; vertice gonvexo;
squamis oblongo-lanceolatis, obtusiusculis; dor-
so unicolore, toto nigro.
Pelias Berus. Corpore graciliore; vertice plano; squa-
mis lanceolatis; dorsolfusco-viridi; taenia vel se-
riebus macularum alternantium nigricantibus.“
„Wie ich die Charactere hier aufgeſtellt habe, find fie
einzeln fruͤher von zwey Naturforſchern aufgefaßt worden La u⸗
renti beſchreibt in der Synopsis Reptilium die ſchwarze Vi⸗
per aus Oeſterreich unter dem Namen Vipera Anglorum. und
gibt auf ſeiner Tab. IV. Fig. 1. ganz richtig deren gewoͤlbten
Scheitel an, waͤhrend er bey Vipera Berus, Tab. I IL
der Stirn die Flachheit gibt, durch welche jene ſich ſo ſehr
auszeichnet. Auf die Verſchiedenheit der Schuppen hat er da⸗
gegen nicht aufmerkſam gemacht, wenn man gleich nicht laͤug⸗
nen kann, daß in ſeinen Figuren die Schuppen von Berus laͤn⸗
ger abgezeichnet ſind als von Prester. Dieß Verhalten hat
gerade Link in ſeiner Abhandlung uͤber die in Mecklenburg
vorkommenden giftigen Schlangen (in Voigt's Mag. f. d.
neueſten Zuſt. d. Naturk., Bd. XII. S. 295) angegeben.“
„Ich ſchließe dieſe Bemerkungen mit der Bitte an Na⸗
turforſcher und ſonſtige Befoͤrderer der Naturgeſchichte, welche
an das Muſeum oder an mich ſchon Ex. von Vipern geſandt
oder Mittheilungen uͤber dieſe gemacht haben, auch in der Folge
Individuen von beyden Formen zur Unterſuchung einzuſenden
und die von ihnen etwa uͤber das Vorkommen beyder Arten,
ihr Verhalten zu einander, die Wirkungen ihres Gifts uſw.,
gemachten Beobachtungen dieſer Zeitſchrift nicht vorzuenthalten.“
„Anm. Es kommt in einigen, beſonders, wie es mir
ſcheint, fandigen Gegenden eine ſtark roͤthliche Varietaͤt der ge—
meinen Viper vor, welche auch in ihrem ganzen Weſen etwas
Eigenthuͤmliches hat. Die Muſeen und Naturforſcher der
Hauptſtadt wuͤrden es ſicher Demjenigen Dank wiſſen, welcher
Über die Naturgeſchichte dieſer Varietaͤt einige Erlaͤuterung ge⸗
ben moͤchte.“
10) Mus minutus Pall.
„Die kleine niedliche Zwergmaus, welche Boie ſchon
früher (Iſis, 1823.) aus Holſtein bekannt gemacht hat, und
die in mäufereichen Jahren eine Landplage für Dittmarſchen iſt,
ſteht als ein nicht ganz gewiſſer Theilhaber an der daͤniſchen
Fauna da. Prof. Reinhardt hat mir mitgetheilt, daß er
vor vielen Jahren im Magen einer auf Seeland geſchoſſenen
Eule den Schaͤdel einer Maus gefunden habe, welchen er die⸗
ſer Art zuſchreiben muͤſſe. Die Zahnform dieſer Maus iſt
ſo bezeichnend fuͤr dieſelbe, daß man ſie dadurch ſehr leicht von
der Hausmaus unterſcheidet, welcher ſie an Groͤße zunaͤchſt
ſteht. Der vordere und groͤßte Backenzahn im Unterkiefer hat
Iſis 1841. Heft 6.
426
nehmlich 3 Paar Hoͤcker und dazu noch einen ungepaarten
vorn, waͤhrend auf demſelben bey M. Musculus nur 2 gepaar⸗
te Hoͤcker auf den vordern ungepaarten folgen.“
„Ich traf dieſe kleine Maus in Juͤtland auf einem Has
ferfelde beym Pfarrhofe von Skelum, ½ Meile weſtlich vom
Mariager-Fjorde, ſah auch mehrere ihrer Neſter, durch deren
kuͤnſtlichen Bau das Thierchen beſonders auf ſich aufmerkſam
gemacht hat, und welches zwiſchen Stoppeln von eben gemäh-
tem Korne ſtand. Sie waren alle kugelrund, mit einer kleinen
Oeffnung an der einen Seite, und glichen fomit völlig kleinen
Vogelneſtern; ſie waren aus fein geſpaltenen Blaͤttern und
Stengeln einer Grasart und aus Juncus bufonius erbauet,
welche letztere Pflanze ſehr häufig auf den feuchten Sandfel—⸗
dern der Gegend iſt. Inwendig waren die Neſter mit feineren
und weicheren Grasfaſern, eines ſogar mit Flocken einer Diſtel
ausgekleidet, — ein deutlicher Beweis, daß die Maus die Ma⸗
terialien wirklich zum Neſte herbeyſchleppt und daſſelbe nicht
bloß von denjenigen aufbaut, welche ſie zur Stelle antrifft.
Gloger und andere Naturforſcher wollen ein ſolches Einſam⸗
meln und Herbeytragen fremder Gegenſtaͤnde, um mit ihnen
das Neſt bequemer einzurichten, bey dieſer Maus nicht Statt
haben laſſen, und darein den Unterſchied zwiſchen dem Nefter:
dau und Neſtbautriebe dieſer Thiere und dem der Voͤgel ſetzen.
Aber auch hier ſcheint mir der Trieb, Neſter zu bauen, allein
dem Pflegungstriebe anzugehoͤren oder eine eigene Entwickelung
deſſelben zu ſeyn; denn die Neſter werden wahrſcheinlich bloß
für die Jungen erbaut, indem fie nur während des Auf⸗
ziehens der Jungen von dieſen uud dem Weibchen be⸗
wohnt werden; wenigſtens trifft man nie ein Thier im Neſte
an, wann die Jungen erwachſen ſind, und das Neſt iſt ſo klein,
daß es faſt unmoͤglich ſcheint, daß die Weibchen und die Jun⸗
gen alsdann Platz in demſelben finden koͤnnten. Ich fand au:
ßerdem immer ein Mauſeloch dicht beym Neſte, ſo daß man
nicht daran zweifeln kann, daß ſie zu ein und derſelben Zeit
beyde Arten von Wohnungen benutzen; vermuthlich haͤlt ſich
das Maͤnnchen immer im Loche auf. — Ein ſaͤugendes altes
W. hatte zwar 8 Zitzen, 4 unter dem Bauch und 4 unter der
Bruſt; aber ich bemerkte doch nicht mehr, als 6 Junge in ir⸗
gend einem Neſte. Gloger fand bekanntlich das Neſt im
Gipfel von Rohr und anderen hohen Grasarten haͤngend; ich
fand es nur los uͤber der Erde zwiſchen den oben genannten
Grasbuͤſcheln und Stoppeln, aber auch keine Spur von mehre—
ren Neſtern außerhalb des einzigen Hafer feldes.“
(Wird fortgeſetzt.)
Band II. Heft 6. Mit 1 K. T.
1) S. 549 — 600. Syſtematiſches Verzeichniß
der in Dänemark bisher gefundenen Diptera; von
C. Staͤger. Es werden hier die daͤniſchen Diptera, unter
welchen ſich viele neue, mit lateiniſchen Charakterdefinitionen be⸗
zeichnete Arten befinden, mit Bemerkungen Über die Aufenthalts:
ſtellen, die Zeit ihres Vorkommens ꝛc. verſehen, aufgefuͤhrt.
Der gegenwärtige Anfang des Verzeichniſſes enthält von Culi-
cida 3 Anopheles, 9 Culex, 1 Aödes-, von Tipulariae
culiciformes 3 Corethra-, 81 Chironomus-, 1 Diamesa-,
18 Tanypus- und 29 Ceratopogon - Arten.
2) S. 601 — 611. Ueber die Herkunft des in
27
427
Dänemark vorkommenden Gerölles; von U. Hof
man⸗Bang. (Im Sommer 1839 in der litt. Geſellſchaft
in Fuͤnen vorgeleſen.) Die Abhandlung iſt deutſch geſchrieben.
3) S. 612 — 616. Munna, eine neue Krebsgat⸗
tung, beſchrieben von H. Kroͤyer. T. 7. (Iſis T. II.)
„Bey Suͤd-Lexen im Trondhjemsfjord fand ſich zwiſchen
einigen kleinen Tangpflanzen, welche aus einer Tiefe von etwa
15 Faden heraufgeholt worden waren, ein kleines Krebsthier
(nur ein einziges Individuum), deſſen Beſchreibung der Gegen—
ſtand gegenwaͤrtiger Mittheilung iſt.“
„Laͤnge etwa 13; Farbe gelbbraun. Der Körper zeigt
deutlich genug 3 Abſchnitte, den Kopf, den aus 7 Ringen zus
ſammengeſetzten Koͤrper und den Hinterkoͤrper oder Schwanz.
Wird die ganze Laͤnge in 16 gleich große Theile getheilt, ſo haͤlt
der Kopf etwas mehr als 3 dieſer Theile, der Koͤrper faſt 9
und der Schwanz 4. Kopf und Körper zuſammen bilden gleich—
ſam einen Schild, oder ſind von einer etwas abgerundeten, auf
der Ruͤckenflaͤche ſtark converen Form, welche ihre größte Höhe
etwa in der Mitte hat und von da nach allen Richtungen ſchraͤg
hinablaͤuft. Der Schwanz verbindet ſich mit dem Koͤrper unter
einem Winkel oder iſt etwas nach aufwaͤrts gebogen. (S. die
Tafel, Fig. 2.) Die Laͤnge der aͤußeren Fuͤhler und der Beine
geben übrigens dieſem Thierchen ein ſehr auffallendes Anſehen.“
„Kopf ziemlich groß, von halbmondfoͤrmigem Umfange,
mit ſehr ſtark gebogenem oder herausgebogenem vorderm und ge—
radem hinterm Rande (Fig. 1, 2.). Seine obere Flaͤche iſt
gleichmaͤßig gewoͤlbt vom Stirn⸗ und Seitenrande bis zum Nacken.
Sein Vorderrand iſt zwiſchen den oberen Fuͤhlern mit einigen
ziemlich langen, weichen Haaren beſetzt (Fig. 1.) Aeußere
Fuͤhler dünn, aber außerordentlich lang (doppelt fo lang, wie
das Thier vom Stirnrand bis zur Schwanzſpitze); die beyden
Grundglieder ſind indeſſen kurz und etwas ſtark gebaut; das
3te Glied dagegen ſehr dünn und lang (45 lang oder uͤber
doppelt fo lang, wie der Kopf); das Ate noch etwas dünner
und länger (3““ oder der halben Länge des Thieres gleich); das
letzte Glied endlich oder die Geißel iſt etwa eben ſo lang, wie
das Thier. Bey einer ſtarken Vergroͤßerung zeigt die Geißel
ſich aus einer Menge von Ringen zuſammen geſetzt, deren An⸗
zahl ich nicht ganz genau angeben kann, da ſie beſonders gegen
die Wurzel zu, weniger deutlich und gleichſam zuſammenfließend
werden; ungefaͤhr kann ſie zu 20 — 30 angeſetzt werden. Laͤngs
den Seiten iſt die Geißel mit einigen groben Borſten beſetzt.
(Fig. 3 ſtellt ein Stuͤck der Geißelſpitze ſtark vergroͤßert dar.)
Die oberen und mittlern Fühler (Fig. 1, b und Fig. 4.)
find über oder hinter den aͤußeren angebracht und ſtehen nur
ſehr wenig der Mittellinie des Körpers näher; fie find ungemein
klein und beſtehen aus einem zweygliedrigen, ziemlich ſtarken
Schaft und einer etwas laͤngeren Geißel, welche aus 5 Gliedern
beſteht und mit einer oder vielleicht einem Paar Borſten endigt. —
Zwiſchen den oberen Fuͤhlern ſieht man 2 kleine Organe vor
dem Vorderrande der Stirn hervorragen (Fig. 1, a und Fig. 2.)
Dieſe ſcheinen die Enden der Kinnbackentaſter zu ſeyn.
Die Kaufüße (F. 6.) find von ſtarkem Baue, zeigen aber nichts Be—⸗
merkenswerthes in ihrer Form. — Die Augen dagegen koͤn⸗
nen nicht anders, als die Aufmerkſamkeit auf ſich richten, da
fie in einem fo hohen Grade über die Oberflaͤche des Körpers
hervorragen, daß fie eine ziemlich taͤuſchende Aehnlichkeit mit
428
den Augen vieler Dekapoden bekommen; inzwiſchen find fie doch
auf keinem beweglichen Stiele angebracht. Sie ſitzen an
den Seiten des Kopfes, nahe an deſſen hinterm Rande, und
ſehr weit von einander, ſind faſt kugelfoͤrmig und ſchwarz von
Farbe, weniaſtens in der Mitte der nach außen gewendeten Fläche,
welche ſich auch unter einer ſtarken Loupe genetzt zeigt.“
„Der erſte Koͤrperring iſt klein, mit geradem Vor⸗
derrande und etwas convexem Hinterrande. Der te Ring,
bedeutend größer, als der erſte, auch mit convexem Hinter-, aber
concavem Vorderrande; er biegt ſich demnach nach vorn um die
Seiten des erſten Ringes und ſchließt dieſe zum Theil ein.
Der Ste Ring iſt der größte, von Form, wie der te; fo
auch der etwas kleinere Ete. Der Ste und 6te Ring find
minder kleiner, als der 4 te, und ihre Seitenſpitzen find ruͤck—
waͤrts gebogen, ſtatt bey den vorhergehenden vorwaͤrts. Der
Tte Ring iſt der kleinſte, und zwar fo klein, daß er bey dem
kleinen Thierchen leicht uͤberſehen werden koͤnnte.“ f
„Die Füße des 1ſten Paars find Greiffuͤße, welche mit
einer Hand und einer beweglichen Klaue endigen (Fig. 7.); fie
ſind nur klein im Vergleiche zu den uͤbrigen Fuͤßen, aber ziem⸗
lich ſtark gebaut. Die Fuͤße der uͤbrigen 6 Paare ſind Gang⸗
fuͤße und uͤberaus lang und duͤnn; ſie nehmen an Laͤnge vom
Aten bis zum 7ten Paare auf die Weiſe zu, daß das 7e
P. ſogar über 14 mal fo lang, als das Thier vom Stirnrande
an bis zur Schwanzſpitze iſt; fie enden ſaͤmmtlich mit einem
ſehr kurzen, ſchmalen Gliede, welches gabelfoͤrmig geſpalten oder
mit 2 ſehr ſpitzigen und etwas krummen Klauen bewaffnet iſt,
von denen die aͤußere etwas groͤßer iſt, als die innere (Fig. 9.)
Das vorletzte Glied, welches bey dieſen 6 Fußpaaren vorzüglich
dasjenige iſt, welches allmaͤhlich von den vorderſten bis zu den
hinterſten fortgeſchritten, eine fo bedeutende Entwickelung bes
kommt, und alſo groͤßtentheils die Laͤnge der Fuͤße bedingt, iſt,
wie das vorletzte, längs der Seiten mit Borſten bewachſen.“
„Der Schwanz iſt oben am breiteſten (groͤßte Breite
etwa der Laͤnge gleich) und ſpitzt ſich nach unten etwas zu.
In der Mitte hat er gleichſam eine Einſchnuͤrung und endigt
ſich ſtumpf abgerundet. Seine Ruͤckenſeite iſt convex, die Bauch⸗
ſeite ziemlich flach, bedeckt mit einer einfachen Platte (wie bey
der Gattung Jaera). Ungeachtet dieſe Gattung auf den erſten
Anblick ein eigenes und fremdartiges Anſehen hat, wird es doch
keineswegs ſchwierig, ihr, nach naͤherer Betrachtung, ihren Platz
anzuweiſen. Sie gehört nach ihrem ganzen Baue zu den Iſo⸗
poden, wiewohl dieſe, ſo weit es mir bekannt iſt, kein anderes
Beiſpiel von einer fo uͤbertriebenen Verlängerung der Fuße aufe
zuweiſen haben. Sie muß unter den Amphipoden, wenn man
dem Latreilliſchen Syſteme folgen will, zur Abtheilung der
Asellota, neben die Gattung Jaera, geſtellt werden. Latreille
rechnet zwar zu den Charakteren der Asellota Schwanzanhaͤnge;
aber, da dieſe ſchon ſehr rudimentaͤr bey Jaera ſind, kann es
nicht uͤberraſchen, daß fie hier ganz verſchwinden.“
„Munna, “
novum Isopodum genus (inter Asellota Latr. prope
Jaeram.)
Oculi valde prominentes (fere pednneulati), tota ca-
pitis Jatitudine distantes; antennae inferiores longissimae;
429
pedes {mi paris prehensiles (manu ungueque mobili in-
structi), reliqua 6 paria ambulatoria, longissima (pleraque
corporis longitudinem superantia), biungulata; 7 mus tho-
racis annulus minimus parumque conspicuus; cauda appen-
dieibus omnino destituta; branchiae unica tantum tectae
lamina.
Species: Munna Boeckii. *)
Explicatio tabulae: Fig. 1, M. Boeckii a dorso; 2,
a latere; 3, ultima flagelli antennarum inferiorum pars;
4, Antenna superior; 5, Pars palpi mandibularum ; 6,
Pedes maxillares; 7, Pes 1 mi p.; 8, 2 di; 9, ultimus pe-
dis 7 mi articulus.“
4) S. 617 — 638. Einige Bemerkungen ruͤck⸗
ſichtlich der Balaenoptera rostrata von H. Kroͤyer.
„Die Ordnung der Wallfiſche iſt von allen Saͤugthier—
ordnungen die am wenigſten bekannte, man ſehe nun auf die
Modificationen der äußern Form, oder auf die Eigenthuͤmlich⸗
keiten des innern Baues, oder endlich auf das Verhaͤltniß des
lebenden Thiers zur Auſſenwelt; mit einem Worte, ſowohl in
zoologiſcher, als anatomiſcher Hinſicht.“ „Dennoch iſt keine
Saͤugthierordnung ſo oft monographiſch behandelt worden, wie
dieſe. Um mich nicht bey den etwas aͤlteren Monographien
von Lacepede““) und Leffon***) aufzuhalten, fo haben die
allerletzten Jahre die zoologiſche Litteratur mit zwey ſehr vers
dienſtlichen Bearbeitungen, die eine von Fr. Cuvier g, die
andere von W. Rapp ++ bereichert. Aber es iſt hier zu bes
merken, daß die 3 erwaͤhnten franzoͤſiſchen Werke, welche ſaͤmmt⸗
lich Supplemente zu Ausgaben vom Buͤffon bilden, als Folge
von Buchhaͤndlerunternehmungen entſtanden ſind, keineswegs
aber dadurch, daß die Wiſſenſchaft ſchon die zu einer Naturge—
ſchichte der Wallfiſche noͤthigen Materialien beſeſſen haͤtte, welches
Letztere auch Cuvier ſein ganzes Werk hiedurch einzupraͤgen
ſucht, ſelbſt auf dem Titelblatte, indem er ſeine Schrift bloß
als Bemerkungen „„uͤber die Naturgeſchichte der Wallfiſche““
betrachtet wiſſen will oder als „„eine Sammlung und Unter—
ſuchung der Thatſachen, aus denen die Naturgeſchichte dieſer
Thiere zuſammengeſetzt iſt.““ t In Rapp's Werke, wel⸗
„Hr. Lector Boeck aus Chriſtianſa, welcher an der fran⸗
zoͤſiſchen Expedition nach Spitzbergen Theil nahm, war
derjenige, welcher das hier beſchriebene Krebsthier fand und
mir das einzige Individuum freundſchaftlich mittheilte.
Histoire naturelle des Cétacés; 1 Vol. in to Paris, 1804.
e Complément des Oeuvres de Buffon. Tom. I. Cetacés.
Paris, 1828. 8.
* De l'Hist. nat. des Cetacés. (suites à Buffon.) 1 Vol. in
8 vo; avec des planches. Paris, 1836.
Die Cetaceen, zoologiſch—anatomiſch dargeſtellt. M. Abb.
Stuttg. u. Tuͤb., 1837. 1 Band in 8.
* „Fr. Cuvier tritt als ein unbarmherziger Kritiker auf,
welcher Alles uͤber den Haufen zu werfen ſucht, was nicht
15 unerſchuͤtterlich da ſteht. Aber, indem er die Luft⸗
chloͤſſer feiner Vorgänger umſtuͤrzt (was freilich ganz
loͤblich iſt,) geräth er nicht ſelten ſelbſt in Irrthum. Haben
feine Vorgänger oft geſuͤndigt, indem fie Arten aufſtellten,
fuͤr welche ſie keine zureichenden Beweiſe hatten, ſo verſieht
er es bisweilen darin, daß er mehrere wirkliche Arten
430
ches vorzüglich in einer ſehr zweckmaͤßigen und brauchbaren Zus
ſammenſtellung deſſen, was durch ſeine eigenen und Anderer
Unterſuchungen uͤber das anatomiſche Verhalten der Wall—
fiſche bekannt geworden war, beſteht, beſchraͤnkt ſich der zoolo—
giſche Theil auf eine ziemlich kurze Ueberſicht derjenigen Gat⸗
tungen und Arten, welche er für begruͤndet hält, von verfchiedss
nen kritiſchen Bemerkungen begleitet.“
in eine zuſammenzieht; und dies, glaube ich, iſt ſelbſt der
Fall mit Balaena rostrata Fabr., welche er als das Junge
von B. boops betrachtet. Er zeigt auch nicht gerade immer
die Genauigkeit, welche man berechtigt zu ſeyn ſcheint, von
einem ſo ſtrengen Kritiker zu verlangen; ſo z. B. (um
mich an dasjenige zu halten, was zunaͤchſt der Gegenſtand
dieſes Aufſatzes iſt) gibt er, indem er nach Fabricius
die Charakteriſik fuͤr B. rostrata auffuͤhrt (S. 311), die
Ruͤckenfinne als „„arrondie “““ an, da doch Fabricius
fie „„ altenuata ‘+ nennt. Indem er die nordiſchen Be⸗
länopteren verwirft, mit Ausnahme von boops, ſtoͤßt er
ſich an den Umſtand, daß Muͤller und Fabricius, ob⸗
gleich Sibbald und Aſcanius deren Vorgänger waren,
die Abbildungen der Letzteren nicht citiren — si peu saus
doute ils y avaient de foi (S. 311.) Erſtens aber iſt dies
nicht ganz richtig, denn Müller citirt wirklich den Aſca⸗
nius zu B. Musculus; und daß keiner von ihnen den Sib⸗
bald citirt, kommt vielleicht eher daher, daß ſie (beſonders
Fabricius) ſeine Werke und Abbildungen nicht kannten
oder keinen Zugang zu demſelben hatten, als daß ſie ihnen
mißtrauet hätten. Wollte Fr. Cuvier eine Geſchichte
der Wallfiſche liefern, ſo war ihm vor Allem
eine erſchoͤpfende Literatur-Kenntniß noͤthig; aber einige
neuere und nicht unwichtige Arbeiten uͤber die Wallfiſche,
beſonders von deutſchen Schriftſtellern, find feiner Auf:
merkſamkeit ganz entgangen. Endlich zeigt er mitunter
eine Willkuͤhrlichkeit, welche nicht leicht entſchuldigt werden
kann; fo ſetzt er, ohne den geringſten Beweggrund, ſtatt
des ſeit ſo langer Zeit angenommen und ſelbſt von ſeinem
unerſterblichen Bruder gebilligten Gattungsnamens, Balae-
noptera, den bis zum Laͤcherlichen barbariſchen: Rorqualus.
Ich hebe dieſe Umſtaͤnde nicht bloß deßwegen hervor, weil
ſie in Verbindung mit dem hier behandelten Gegenſtande
ſtehen, ſondern um aufmerkſam darauf zu machen, daß man
Fr. Cuvier's Schrift, welche beſonders viel Nuͤtzliches
und Brauchbares enthält, dennoch mit Vorſicht benutzen
möge, da der in ihr herrſchende abſprechende Ton ſonſt den
Leſer leicht uͤber ein Factum, welches nicht ganz genau
dargelegt, oder uͤber einen Schluß, welcher nicht ganz buͤn⸗
dig iſt, hinweggleiten laßt. — Beym Zuſammenſtellen der
Arten, welche die beyden neueſten und faſt zu einer Zeit
erſchienenen Monographien der Wallfiſche in die kleine Gat⸗
tung Balaenoptera aufnehmen, wird dem Leſer dasjenige
deutlicher werden, was hier noch unſicher blieb:
Fr. Cuvier: Bal. boops; Bal. Musculus; Bal. antarctica.
Rapp. — — — longimana; — —
Beyde Schriftſteller find alſo darin übereinftimmend, daß
ſie 3 Arten anerkennen und die von G. Cuvier bloß nach
anatomiſchen Gründen aufgeſtellte B. antaretica aufnehmen.
Aber anſtatt daß Fr. Cuvier den im Mittelmeere vor=
kommenden Finnfiſch als eigne Art unter dem Namen
Musculus aufnimmt, vereint Rapp ihn mit Bal. boops,
ohne jedoch irgend einen Grund fuͤr ſeine Abweichung dar⸗
in von C. anzufuͤhren. Wahrend Rapp Aſcanius's
Abbildung eines Finnfiſches (Tab. 26.) zu Bal. boops, als
völlig ſicher, hinbringt, ſagt Fr. C. (S. 310.) : „„, Dieſe
Abbildung gleicht einem Finnfiſche ſo wenig, außer ruͤckſicht⸗
lich der Falten, daß, wenn es wirklich die Abbildung eines
Wallfiſches in deſſen gewöhnlichem Zuſtande wäre, dies
Thier kein Finnfiſch ſeyn koͤnnte, ſondern als Typus einer
neuen Gattung betrachtet werden muͤßte.““ „Die Bal. lon-
431
„Die Urſachen davon, daß die Wallfiſche in zoologiſcher
Hinſicht noch ſo unvollſtaͤndig bekannt ſind, ſind nicht ſchwer
anzugeben. Nur wenige Arten werden als ſo wichtig fuͤr den
Haushalt des Menſchen betrachtet, daß man ſie zu einem Ge—
genſtande regelmaͤßiger Nachſtellungen gemacht hat; die uͤbrigen
erhaͤlt man nur dann und wann in langen Zwiſchenraͤumen
und ganz zufällig, wenn fie entweder todt an den Strand ge
worfen werden oder lebend auf denſelben ſich verlaufen. Im
erſtern Falle ſind ſie gewoͤhnlich in einem ſo verdorbenen Zu⸗
ſtande, daß die aͤußere Form bedeutend verändert und die inne—
ren Organe zur Unterſuchung und Aufbewahrung untauglich
geworden find. In beyden Fallen iſt außerordentlich ſelten ein
Zoologe zur Stelle, welcher den guͤnſtigen Augenblick benutzen
koͤnnte.“ U. ſ. w.
„Wenn Aſcanius (im Texte feiner 26ſten Tafel) des
Wallfiſchfanges in der Gegend von Bergeu als einer Art Volks:
luſtbarkeit erwaͤhnt, welche ſich zu ſeiner Zeit ziemlich haͤufig
ereignete, und zu welcher die Bergener, wie die Spanier zu ei⸗
nem Stiergefechte, hinſtroͤmten, ſo moͤchte man vielleicht berech—
tigt ſeyn, dieſen Bericht mit Mißtrauen zu betrachten. * In⸗
deſſen iſt er kaum ſo ganz ohne Grund, wie man auf den erſten
Blick glauben ſollte; denn noch heutiges Tages wird nicht ſo
ganz felten eine Wallfiſchart in der Nachbarſchaft jener volk
reichen und von ſo vielerlei Fahrzeugen beſuchten Stadt gefan—
gen.“ Waͤhrend meines Aufenthalts in Bergen im Junius
gimana Rudolphi (welche nach einem i. J. 1824 in der
Muͤndung der Elbe geſtrandeten Individuum aufgeſtellt iſt
und demzufolge zur daͤniſchen Fauna gerechnet werden könnte)
wird von Cuvier gar nicht erwähnt und ſcheint ihm dem⸗
nach ganz unbekannt zu ſeyn.“ 5
„Da des Aſcanius Schrift ſo ſelten iſt, will ich ſeine
Worte hierher ſetzen: „„Dieſe großen Thiere verſchaffen
oft eine Art von Seeſchauſpiel in den Buchten, welche man
Kval:Boge oder Wallfiſchbuchten nennt. Denn, nach⸗
dem man den Eingang durch große Garne, Holzgitter
u. ſ. w. verſperrt hat, ſucht man den Wallfiſch zu har⸗
puniren; wenn dies gegluͤckt iſt, ſo begeben ſich die Ein⸗
wohner von Bergen dahin in ihren Boten, welche fie, eines
an das andere, mit Tauen zuſammen binden. Der ver⸗
wundete Wallfiſch eilt davon und ſchleppt mit außerordent⸗
licher Schnelligkeit alle Boote mit ſich, welches mit einiger
Gefahr verknüpft iſt.“““ Asc. figures enluminees d’hist.
nat. du Nord; Cahier III, p. 5.
* „Verſchiedene Meerengen, Buchten und Inſeln der nor:
wegiſchen Küfte führen die Namen Kval-Sund, Kval⸗
Vaag, Kval⸗O e welches anzeigt, daß an dieſen Stellen
Wallfiſche gefangen werden, oder wenigſtens zu ſeiner Zeit
gefangen worden ſind. Die Fiſcher bey Bergen nehmen
an, daß die Wallfiſche gegen Norden und nach dem Lichte
hin gehen, und daß fie nur in kleinen Baien gefangen
werden, die ihren Eingang in Suden und Norden und
niedrige Stränder haben. Der Stiftsamtmann Chriſtie
in Bergen, welcher auf ſeinen Reiſen in dem Stifte Ge⸗
legenheit gehabt hat, mehre Buchten zu ſehen, in denen
Wall fiſche gefangen werden, verſicherte mich, daß das Ver⸗
halten in ihnen allen mit den Ausſagen der Fiſcher uͤber⸗
einſtimmte.“
+ „Koal-⸗H ral (Wall Fiſch). Solcherwelſe wird in dem Bauerbialecte
an den de Ae Küſten überall ein k gebraucht, wo wir (Danen)
durch ein h eine Afpiration bezeichnen, z. B. Kyld (hoid, weiß), ka
(boa, wat), kor (hvor, wo) u. |. w.“
432
d. J. hatte ich Gelegenheit, ein dem Bergen’fchen Muſeum
zugehoͤrendes Gerippe eines Wallfiſches zu unterſuchen, welcher
im vergangenen Jahr in Florvaag, eine kleine Meile von Ber⸗
gen, gefangen worden war. Dazu wurden noch waͤhrend meiner
Anweſenheit in Bergen zwei Wallfiſche gefangen, der eine ein
paar Meilen von der Stadt (und von dieſem bekam ich erſt
Nachricht, nachdem er gefangen, zerhauen und weggebracht war),
der andere im erwaͤhnten Florvaag. Ein Mann unterrichtete
mich am Sten Julius davon, daß Bauern von Florwaag, welche
im Begriffe ſtaͤnden, einen Wallfiſch zu fangen, zur Stadt
gekommen waͤren, um mit dem Bergen'ſchen Muſeum um den
Verkauf des Gerippes zu handeln; dieſe Nachricht muͤßte aber
geheim gehalten werden, weil die Bauern fuͤrchteten, daß, wenn
die Sache ruchtbar wuͤrde, die Staͤdter herbeyſtroͤmen und die
Felder um die kleine Bucht, in welcher ſich der Wallfiſch ein-
geſperrt befand, niedertreten moͤchten. Man ſieht wohl ein, daß
ich eine fo feltne Gelegenheit zu benutzen ſuchte; aber unglüd:
licherweiſe bekam ich ein ſchlechtes Boot und ſchlechtes Boots⸗
volk, und da zugleich veraͤnderliches Wetter mit Platzregen
herrſchte, ſo kam ich etwas langſam vorwaͤts und erfuhr, nach⸗
dem ich Florvaag nahe gekommen war, zu meinem Leidweſen,
daß der Wallfiſch etwa 2 Stunde vorher zu Grunde gegangen,
alſo nun todt war, und daß er ſich nicht eher wieder zeigen
wuͤrde, bis er von ſelbſt wieder herauf kaͤme. Ich mußte mich
alſo damit begnügen, den Lärm und die Triumphgeſaͤnge der
Fiſcher anzuhoͤren, den Waag (die Bucht) zu beſchauen und die
rundum auf den Anhoͤhen verſammelten Menſchen zu betrachten,
welche in gewiſſer Hinſicht eine Beſtaͤtigung von Aſcanius's
Erzaͤhlung lieferten. Um indeſſen doch eine Erfahrung uͤber die
Wallfiſche zu machen, bat ich einen Fiſcher, welcher ein Stuͤck
geſalzenes Fleiſch von einem früher gefangenen Wallfiſche ver»
zehrte, um einen Biſſen, welchen ich, aller Fiſcher-Lobſpruͤche
ungeachtet, durchaus nicht wohlſchmeckend finden konnte.“ *
„Weil ich vermuthete, daß die Gas-Entbindung, welche
nothwendig war, um den Wallfiſch wieder herauf zu befoͤrdern,
vor dem Ablaufe einiger Tage nicht erfolgen koͤnnte, ſo erkun⸗
digte ich mich nach dem todten Wallfiſch erſt wieder am 10ten
Julius, Vormittags. Aber hier fand ich mich wieder ſehr un⸗
behaglich getaͤuſcht, indem ich erfuhr, daß der Wallfiſch denſel⸗
ben Morgen ſehr früh wieder zum Vorſcheine gekommen, fo»
gleich auf's Trockne und ſein Gerippe auch bereits nach Bergen
gebracht und an das Muſeum verkauft worden waͤre. Zugleich
ſagte man mir, daß die Fiſcher es, vielen Erfahrungen zufolge,
fuͤr eine ausgemachte Sache hielten, daß ein todter und zu
Ich habe Leute von Bergen verſichern hören, daß das
riſche Fleiſch der hier in Rede ſtehenden kleinen Wall⸗
iſchart, welche die Fiſcher Kvitſkjaving nennen, fehr
wohlſchmeckend ſey. Die Fiſcher halten die Schwanzfinne
fuͤr ausgezeichnet leckerhaft. Die Eingeweide des Mair
fiſches werfen ſie ihren Schweinen vor, welche dieſelben
mit vieler Begierde verzehren und die Unterkieferknochen
benutzen ſie zu den ſogenannten Kvalbeen an ihren
Booten, wozu ſie dem Holze an Dauerhaftigkeit ſehr vor⸗
zuziehen ſeyn ſollen. — (Kvalbeen iſt ein Block mit einer
Scheibe, welche beim | e
des Boots fbefeftigt wird, um die Schnur leichter herauf:
uziehen.) (S. Stroͤm, Soͤndm: Beſkr: I, 439, Tab. III.
ig. 10.) 1
Fiſchen in tiefem Waſſer am Rande
433
Grunde geſunkener Wallfiſch mit der dritten Fluth aufs
kommen, alſo im Verlaufe von 30 — 36 Stunden, welche An—
nahme denn auch in dieſem Falle richtig befunden war.“
„So getaͤuſcht ich mich nun freilich in meinen Hoffnun—
gen ruͤckſichtlich der Unterſuchung dieſes Wallfiſches fand, ſo
gab es doch noch der Materialien genug, um, meiner Meinung
nach, mit voͤlliger Sicherheit zu erweiſen, daß Balaena ro-
strata eine eigene Art ſei, und nicht bloß, wie
Fr. Cuvier und Rapp ſich kuͤrzlich geaͤußert haben,
junge Individuen der Balaena boops bezeichne.“
„Mein Beweis wird ſehr kurz ſeyn. Es iſt völlig aus—
gemacht, daß Bal. boops eine Größe von mehr als 80“ er—
reicht.“ Die beyden im Bergen'ſchen Muſeum aufbewahrten
Skelette haben eine Länge, das eine von etwa 23“, das andere
von gegen 26“; beyde waren traͤchtige W., und die Foͤtus,
welche aus ihnen herausgeſchnitten wurden (eins aus jedem),
werden ebenfalls im Bergen'ſchen Muſeum aufbewahrt. Hier—
durch wird es denn wohl erwieſen, daß die noͤrdlichen Meere
eine kleine Wallfiſchart beſitzen; wofern man nicht lieber an—
nehmen will, daß ein Saͤugthier, welches ſchon zeugungsfähig
bey einer Laͤnge von einigen und zwanzig Fuß iſt, noch im
Stande ſey, die 3 —Kfache Laͤnge zu erreichen, was doch wohl
keinem Zoologen einfallen wird.““ Hieraus folgt nun freylich
„Fr. Cuvier nimmt an, daß die Balaena boops, Mus-
culus und rostrata der fruͤheren nordiſchen Schriftſteller
nur eine Art ausmachen, welcher er die Benennung boops
läßt. Cette espece (B. Musculus), heißt es bei ihm, S.
321, ne peut doni point exister pour nous, et comme il
en est de m&me de la troisieme (B. rostrata), qui n'est
Etablie à nos yeux que sur de jeunes individus de la pre-
mière (B. boops), c'est celle- ci seule que nous croyons
etre autorise A conserver. Rapp führt (S. 52.) Ba-
laena rostrata Fabr. als Synonym zu Bal. boops L. an,
drückt ſich aber übrigens weniger beſtimmt aus, als Cu⸗
vier, und ſcheint die Sache nicht als ganz ausgemacht
anzuſehen.“ A
*Die im J. 1837. bey Oſtende geſtrandete Bal. boops hatte
ſogar eine Länge von 31 Metres oder 93“.
Das Junge unſeres Meerſchweines, des am beſten bekann⸗
ten Cetaceums, erreicht vor der Geburt eine Länge, wel:
che, niedrig angeſchlagen, ein Drittel der Länge der Mutter
beträgt. In einem Hyperoodon von 25“ fand ſich, nach
Pontoppidan, ein Foͤtus von 6 Länge. Ein W. von einem
Delphinus Orca (7) (etwa 10 Ellen lang), welches im noͤrd⸗
lichen Kattegatt gefangen war, hatte ein Junges in ſich von
der Groͤße eines erwachſenen Meerſchweines, alſo von 23 El⸗
len oder etwas mehr. Beym grönländifhen Wallfiſche fol
das Junge bey der Geburt ungefähr 1 der Länge der Mut⸗
ter haben. Ueberhaupt glaube ich, daß mau ſich keiner be⸗
deutenden Uebertreibung ſchuldig machen wird, wenn man
die Länge des neugebornen Jungen bey den Wallfiſchen im
Allgemeinen zu 4 der Mutterlänge (vielleicht bey einigen
Arten noch etwas groͤßer) annimmt. Wenden wir dieß auf
B. boops an, welche beſtimmt über 80“ lang wird, und neh:
men wir ſogar an, daß das W. auf kleinere Dimenſionen
beſchraͤnkt ſey (wir wollen 4 abziehen, um nicht der Ueber⸗
treibung beſchuldigt zu werden, und die Länge des erwachſe⸗
nen W. nur zu 607 anſetzen), ſo duͤrfen wir ſchließen, daß
das Junge bey der Geburt etwa 15“ lang ſey. Wenn man
mit Fr. Cuvier und Rapp meynt, die kleinen dann und wann
an den Küften mehrerer europaͤiſcher Länder angetroffenen
Iſis 1841. Heft 6.
434
noch nicht ganz ſicher, daß dieſe kleine Wallfiſchart identiſch mit
Fabr. B. rostrata ſey; denn man muß wenigſtens die Moͤg⸗
lichkeit zugeben, daß die nordiſchen Meere zwey oder ſogar meh:
rere kleine Wallfiſcharten beſitzen koͤnnten. Dagegen darf man
wohl, ſich auf die angegebenen Thatſachen ſtuͤtzend, behaupten,
daß kein hinreichender Grund uͤbrig bleibt, die Fabriciſche Art
aus dem Verzeichniſſe der Wallfiſcharten wegſtreichen zu wollen;
und die gegenwaͤrtige Art von der Fabriciſchen zu trennen, da—
zu finde ich mich gar nicht berechtigt, obgleich ein Punct in ſei⸗
ner kurzen Beſchreibung (die Form der Bruſtfinnen) eine Ab—
weichung von den durch mich unterſuchten Individuen anzuge—
ben ſcheint.“
„Nach dieſen Bemerkungen laſſe ich eine kurze Befchreis
bung des Foͤtus von dem zuletzt genannten Wallfiſche folgen.
(Dabey ein Holzſchnitt, der deſſen Umriß angibt).
Totallaͤnge 15%," *, Abſtand der Schnauzenſpitze vom
Auge 2%," Laͤngsdurchſchnitt des Auges 8 ¼““, Hoͤhendurch⸗
ſchnitt des Auges 7¼ “' Umkreis des Thieres bey den Augen
10½“, Abſtand der Schnauzenſpitze von den Nafenlöchern 22 ½¼ %,
Laͤngsdurchſchnitt der Nafenlöcher 4“, Zwiſchenraum zwiſchen
den Naſenloͤchern nach vorn 2¼“ , derſelbe nach hinten 4%,
Abſtand der Nafenlöcher vom Augenrande 15“, Abſtand der
Schnauzenſpitze von den Mundwinkeln 2¼2“, Hoͤhe des auf:
geſperrten Maules 3 ¼½2“, Abſtand der Schnauzenſpitze von der
Wurzel der Bruſtfinnen 5“, Länge der Bruftfinnen 2 ½“,
Breite der Bruſtfinnen an der Wurzel, ſchraͤg uͤber gemeſſen
10% q größte Breite derſelben queruͤber 8“, Abſtand der Schnaus
zenſpitze von der Ruͤckenfinne 10 ¼“, Laͤngserſtreckung der
Ruͤckenfinne 11½“, Höhe derſelben 5 /“, Abſtand derſelben
von der Wurzel der Schwanzfinne 3 ¼ :“, Abſtand der Schnaus
zenfpige vom Nabel 8“, Durchſchnitt des Nabels 5 ¼ “,
Abſtand des hintern Nabelrandes vom Penis 17,4”, Laͤnge des
letzteren 7¼““, Abſtand deſſelben vom After 11“, Abſtand der
Schnauzenſpitze vom After 11“, Länge der Afterſpalte 1 /“,
Abſtand des hinteren Afterrandes von der Schwanzfinnenwur⸗
Wallfiſche für Junge von B. boops halten zu konnen, z. B.
den von Hunter beſchriebenen, welcher 17°, oder den im J.
1791. bey Cherbourg gefangenen, welcher ſogar nur 14/ lang
war, ſo muß man fte zugleich fuͤr neugeborene, noch ſaugen⸗
de Junge halten. Aber dieſe Annahme begegnet fo vielen
Schwierigkeiten, z. B. in Betreff der völligen Entwickelung
der Barten bey dieſen Individuen, des gewohnlichen Verhaͤlt⸗
niſſes der Mutter zu den zarten Jungen bey den Wallfiſchen
uſw., daß ich denke, man werde bey näherer Erwägung ge⸗
nöthigt ſeyn, ſie aufzugeben und lieber die betreffenden In⸗
dividuen für halberwachſene Junge von B. rostrata anſehen.
Nach dem oben über die Größe der trächtigen W. dieſer Art
Angeführten kann man wohl eine Länge von ungefähr 30“
als Maximum feſtſetzen, und wollte man den M. etwas mehr
einräumen, fo bleiben doch wohl 40’ das Hoͤchſte. Die neu⸗
110 8 Jungen werden wahrſcheinlich eine Groͤße von 7
is 8“ haben.“
* „Die geringe Größe des Foͤtus ſpricht unzweifelhaft, in
Uebereinſtimmung mit dem von mir oben bemerkten, eine
ee frühe Daſeynsperiode aus. Der Foͤtus des im
Fahre vorher (in der Oſterzeit 1838.) gefangenen Wall⸗
fiſches iſt, nach dem Augenmaße zu urtheilen (denn ich
habe nicht Gelegenheit, ihn zu unterſuchen, gehabt), ein P.
Zoll kuͤrzer, als der hier ausgemeſſene.“
28
435
zel 2% Umtiß vor der Schwanzfinne 13, Länge der
Schwanzfinne von der Wurzel nach den Seiten 15“, Laͤnge
derſelden in der Mitte 12“, Breite derſelben 3“.
Der Kopf iſt dick und groß im Verhaͤltniſſe zum Körper,
die Stirn ſtark gewoͤlbt, gleichſam bucklicht; die Mundoͤffnung
ſehr groß; die Schnauze langgeſtreckt, zugeſpitzt, ziemlich flach;
innen nach den Augen zu ſtellt ſie ein gleichſchenkliges Dreyeck
vor. Nach der Wurzel der Schnauze zu, doch etwas vor den
Augen, zeigen ſich die Nafenlöcher wie 2 ganz ſchmale Laͤngs⸗
ſpalten, die nach hinten divergieren. Die Augen ſind von et⸗
was elliptiſcher Form, verhaͤltnißmaͤßig ziemlich groß und ſtark
vorſtehend; fie liegen dicht an den Mundwinkeln, gerade tiber
dieſen, ſo daß etwa der halbe Theil des Auges vor, der halbe
hinter den Mundwinkeln ſteht. Der Unterkiefer iſt breiter als
der Oberkiefer; von Barten keine Spur; * die Zunge iſt beſon⸗
ders groß (doch nicht aus dem Munde vorragend), fleifchig,
ſtark gewölbt. Die Bruſtfinnen find langgeſtreckt und ſehr zu⸗
geſpitzt; ihren vorderen Rand bilden 2 unter einem aͤußerſt
ſtumpfen Winkel zuſammenſtoßende gerade Linien; der hintere
zeigt zuerſt eine kurze, gerade Linie, danaͤchſt einen langen Bo⸗
gen, wodurch die ganze Finne ſich etwas einer Halbmondsform
nähert. Der Körper iſt bis gegen die Ruͤckenfinnen einigerma—
ßen drehrund, wird aber an dieſer ziemlich ſtark zuſammenge⸗
drückt, und die Ruͤckenlinie zugleich ſcharf, indem ſich ein Haut⸗
kiel, als Fortſetzung der Ruͤckenfinne, bis voͤllig zur Schwanz⸗
finne hin erſtreckt. Der Penis iſt Eonifch = zugefpist, vorwaͤrts
gekruͤmmt. Von Furchen auf Bruſt und Bauch konnte ich
keine Spur gewahr werden; eben fo wenig gluͤckte es mir, Oeff—
nungen der Hoͤrorgane zu entdecken.“
„Ich will nun die Ausmeſſung des Gerippes und einzele
ner anderer Theile des erwachſenen Weibchens mittheilen. In
ſo weit, als es ſich thun ließ, maß ich beyde Thiere aus; da
aber das Gerippe des zuletzt gefangenen Individuums (B.) noch
nicht gereinigt und noch weniger aufgeſtellt worden war, ſo
konnten viele Maße nicht mit der erforderlichen Genauigkeit ge—
nommen werden, und dieſe ſind deßhalb hier uͤbergangen worden.“
A. B.
Totallange „23% 2
Laͤnge der Bruſtf innen . 380“ 343“
Breite derſelben an der Wurzel ſchraͤgweg — 17“
Größte Breite derſelben queruͤbeer . — 11“
Längsausdehnung der Ruͤckenfinne . 20 3
Höhe derſelben 143“ 103%
„Geoffroy St. Hilaire (Fr. Cuv., I. c., discours
prelim., p. XXVII.) ſoll beym Oeffnen des Zahncanales
der Oberkinnlade bey einem Wallfiſchfötus die uͤberraſchen⸗
de Entdeckung gemacht haben, daß derſelbe Zahnkeime ent⸗
hielt. Prof. Eſchricht hat, nach einer mündlichen Mit⸗
theilung, dieſelbe Beobachtung bey einem ihm aus Groͤn⸗
land zugeſandten, einem Wallfiſch entnommenen Foͤtus ge⸗
macht. Das Bergen’fhe Muſeum bietet eine gute Gele:
enheit dar, dieß merkwürdige Verhalten weiter zu unter⸗
uchen und zu beſtaͤtigen.“
+ „Hieraus folgt alſo, daß das Verhalten der Größe der
Rückenfinne nicht beſtändig iſt. Daß ich das Maß der
Rückenfinne und Schwanzfinne beym Individuum A. ange:
436
Laͤnge der Schwanzfinne von der Wurzel nach
den Seiten Ren ee —
Laͤnge derſelben in der Mitte „. 17“ —
Breite derſelbe nnn ern —
Laͤnge des Kopfs nach dem Foramen occipi-
tale zu et 6 TE
Länge der Unterkieferaͤſte in gerader Line. . 613“ 69“
Laͤnge derſelben nach der aͤußeren Kruͤmmung
gemeſſen . . e le
Abſtand des Condylus max. inf. von der Wur⸗
zel des Processus coronoideuns 84“ —
Höhe des Unterkiefers Über dem Proc. coron. 84" —
Umkreis deſſelben zu vorderſt t. 88“ —
— — in der Mitte 11“ —
— — am Condylus 14“ —
Durchſchnitt der Oeffnung des Zahncanales 14“ —
Breite des Kopfs uͤber den Kinnbackenknochen 4
(vor den Stirnknocher ).. 213“ —
Breite deſſelben über der Orbita. 28“ —
Laͤngsdurchſchnitt des Augapfelss — 33“
Hoͤhendurchſchnitt deſſelben . — 37
Dicke deſſelben : N 2
Des ſichtbaren Auges Laͤngsdurchmeſſee . — 12%
— — — Hoͤhendurchmeſſee . — 155
Hoͤhendurchſchnitt des Foramen occipitale. 3“ Br
Laͤngsdurchſchnitt deſſelbe n . 3“ —
Länge der Zwiſchenkieferknochen . „ 46“ —d
— — Obberkieferknochess .. 45“ —
— L hintern Apophyſe der Kieferknochen . 8“ —
— — Seiten-Apophyſe derſelben . 6“ —
Breite der Kieferknochen vor der Apophyſe. . 8“ —
— des offenen Raumes zwiſchen den Bar:
ten nach hinten „„ 2
Groͤßte Breite zwiſchen den Bartenreighen. . — 12“
Länge der Bartenreihen in gerader Linie — 41
— — — nach der Kruͤmmung. — 657
Breite zwiſchen denſelben vor ihrer Vereinigung — ER
Länge der größten Bartennn 2. — 83“
— — Barten an der Schnauzenſpitze . — 2,
— — Halswirbel zufammengenommen „ 12“ er
— des Corpus Atlantis. 2“ —
Breite des Atlass n 2 —
Länge des Processus spinosus Atlantis. 13“ —
— der Proc. transversi Atl. 13“ —
Höhe des Foramen vertebrale All. 34“ —
Breite deſſelbe n 8
Laͤnge des Corpus Epistrophei 27 —
Breite des Epistropheuns . 14“ —
Höhe des Proc. spinosus Epistr. 23“ —
ben kann, verdanke ich dem Umſtande, daß man ganz ge⸗
naue Holzmodelle zum Aufbewahren im Muſeum hatte an⸗
fertigen laſſen; am Individuum B. konnte ich dagegen die
Schwanzfinne nicht ausmeſſen, weil die Fiſcher ſich dieſe
als einen Leckerbiſſen vorbehalten hatten. Aber zu
einer Art von Erfatze hatten die Bruſtfinnen noch ihre
vollſtändige und unbeſchaͤdigte Hautbedeckung, ſo daß ich
von deren Maße, Form und Farbe Kenntniß erlangen
konnte.“
5
'
‚437 nn ä — 1 438
A. B. „Die Zwiſchenkieferbeine gehen gerade bis zum
— der Oeffnung in den Proc. transy. E. 124 — hintern Ende der Naſenbeine; zuerſt ſind ſie an der Schnauze
Breite derſelbenn . 3" — ziemlich zugeſpitzt; darauf werden fie etwas breiter, / fo daß fie
Hoͤhe der Oeffnung in den Proc. transv. des eine horizontale Platte bilden, haben aber ſchon, ehe ſie ſich
Eten HalswirbelsOsSs 241“ — an die Seiten der Naſenbeine legen, die Geſtalt ſenkrechter
Breite derſelben . ‚ae > lee Br — Platten.“
Länge der Ruͤckenwirbel zuſammengenommen . 46“ —
Ei des Corpus des letzten Ruͤckenwirbels . 54“ — „Der Augapfel iſt flachgedruͤckt ſphaͤriſch; das ſicht⸗
Breite deſſelben . . 53“ — bare Auge etwas elliptiſch.“
2 3 “a
Be = eg 1 i ar u „Die Anzahl der Wirbelbeine 48: 7 Halswirbel
nn i 11 Rüden, 12 Lenden und 18 Schwanzwirbel. Die Hals—
Länge des Proc. spin. des Sten Lendenwirbels 1 13% 2 wirbel ſind ziemlich klein, beſonders kurz, doch alle deutlich ge—
— transv. deſſelben . 93“ — trennt. Der Atlas iſt verhaͤltnißmaͤßig groß, doch viel kleiner
— 5 Schwanzwirbel zuſammen genommen 807 Ba als der Epistropheus. Seine Gelenkflächen find groß, epför-
des Corpus des ifien Schwanzwirbels. 8“ 5 mig, mit dem zugefpisten Ende nach unten und innen gekehrt,
Beeite deſſelben 7a, ME fo daß e8 unten mit der Spitze der andern Gelenkflaͤche zuſam—
Lange des Proc. spin. er des 2. Schwanz menftößt. Sein Processus spinosus ift kurz und ſpitzig; feine
wirbess. 6 — Proc transversi, welche gerade aus nach den Seiten gehen,
Höhe des Schulterblattes. { RE a a“ find kurz, dick, am Ende abgeſtumpft. Der Epistropheus hat
E 4 FR nur einen wenig entwickelten Zahn; fein Proc. spinosus zeigt
des Acromiams eo vorn an der Wurzel eine Vertiefung oder concave Fläche, wel—
. . 8 che den Proc, spin. des Atlas aufnimmt, aber am Ende nicht
Länge des Proc. coracoideus . . . . . 3° TR bifurkirt iſt. Uebrigens find der Pr. spin. und Pr. transv.
d Seh viel groͤßer beym Epiſtropheus, als dieſelben Theile beym Atlas,
Länge des Humeruuns . 100 Be und die letzteren ſind nicht bloß auswaͤrts gerichtet, ſondern
Kleinſte Breite deſſelben - - 43% auch ſtark zuruͤckgebogen. Die 4 folgenden Halswirbel find
Länge des Radius 3 „15% = viel kleiner, als die 2 vorigen, mit unbedeutenden Proc. spin.,
Kleinſte Breite deffelben n.. 3 AN aber, wie der Epiſtropheus, mit großen dünnen, ringfoͤrmigen
ä Proc, transv. Der 7te Halswirbel iſt wieder viel groͤßer,
Z 230% dis mit großen Proc. transv., welche aber keinen Ring bilden.“
Laͤnge der Hand „ = „Beym 1ften Ruͤckenwirbel iſt die größte Breite des Pr.
— des Bruſtbein s. . 12% — transv. in der ſenkrechten, bey allen ubrigen aber in der hori⸗
Größte Breite deſſelden Se zontalen Richtung. Die Pr. spinosi erreichen ihre größte
Laͤnge des Proc. ensiformis . - 75 > Laͤnge beym ten bis gten Lendenwirbel; die Pr. transversi
nens 43“, find am laͤngſten beym Sten bis (ten Lendenwirbel. Bey den
„Die Barten ſind weißgelb von Farbe, und ihre ganze
Maſſe zuſammen im Oberkiefer von der innern Seite angeſehen
dunkt mir einige Aehnlichkeit mit einem Stuͤcke ſehr groben Fil—
zes zu haben. Sie bilden jederſeits im Oberkiefer eine etwas
krumm gebogene Reihe; zu vorderſt laufen die beiden Reihen
voͤllig in eine Spitze zuſammen, danaͤchſt entfernen ſie ſich mehr
und mehr von einander in der Richtung nach hinten aus, bis
ſie etwa 5 der ganzen Laͤnge der Reihen erreicht haben, worauf
ſie ſich Wader einander naͤhern, doch ſo, daß bei ihrem Ende
noch ein kleiner Raum zwiſchen ihnen bleibt. Um ſich eine
Vorſtellung von dem offenen Raume zu machen, welcher ſich
an der Unterfläche des Schaͤdels zwiſchen den beyden Barten—
reihen befindet, kann man ſich ihn als eine ſehr langgeſtreckte
Lanzenſpitze denken. Ich zaͤhlte jederſeits (bey B) ungefähr
320 Barten. Die allerhinterſten ſind die kuͤrzeſten, aber ſie
nehmen ſo ſchnell an Länge zu, daß die laͤngſten etwa nur 3
der Reihenlaͤnge von den hinterſten entfernt ſind; darauf neh—
men ſie wieder ſtufenweiſe bis zur Spitze des Oberkiefers ab,
doch ſo, daß die vorderſten die hinterſten noch an Laͤnge über⸗
treffen. Die Laͤnge des innern Randes der Barten iſt groͤßer,
als die des aͤußern: die Faſern, welche den innern Rand der
Bartenplatten, gerade von der Wurzel bis zur Spitze bedecken,
haben eine ſehr große Aehnlichkeit mit Schweinsborſten.“
13 letzten Schwanzwirbeln find die Pr. transv. verſchwunden;
die 10 letzten Schwanzwirbel haben keine Pr. spinosi, weder
superiores noch inferiores, und nehmen eine hoͤckrig-vier—
eckige oder faſt kugelrunde Geſtalt an. Von den Proc. spin.
inf. iſt der 2te der laͤngſte.“
„Rippen finden ſich 10 Paar [fo], von welchen 6 P. mit
dem Corpus vertebrarum, die uͤbrigen nur mit der Pr. transv.
articuliren.“
„Das Bruſtbein iſt kreuzfoͤrmig, ſehr klein, an der Aus
ßenflaͤche gewoͤlbt oder mit der ſchwachen Spur eines Kieles.
Der obere oder vordere Aſt des Kreuzes (Manubrium) ſehr
kurz, breit, am Ende abgerundet; der hintere Aſt (Proc, ensi-
formis) lang und ſehr ſchmal. Die Seitenaͤſte, welche das
Kreuz vollſtaͤndig machen und den Handgriff mit der Klinge
verbinden, ſind an der Wurzel breit, laufen ſpitz aus, endigen
aber abgeſtumpft; ſie ſind uͤbrigens etwa ſo lang als der
Handgriff.“
„Die Bruſtfinnen waren ſowohl auf der oberen als der
unteren Flaͤche nach der Wurzel zu weiß, an der Spitze ſchwarz.
Das Schulterblatt iſt flach (ohne vorragenden Kamm); ſeine
Gelenkflaͤche iſt eyfoͤrmig, mit aufwaͤrts gerichtetem, ſpitzigerm
Ende. Das Akromion iſt ſehr zuſammengedruͤckt (alſo ſehr
439
breit und flach); am breiteften iſt es nach dem Ende hin, wo
es ſich ſtumpf adgerundet oder faſt wie abgeſtutzt zeigt. Der
Proc. coracoideus iſt fürzer und ſchmaͤler, als das Akromion,
zuſammengedruͤckt, wie dieſes, aber in geringerem Grade, am
Ende etwas abgeſtutzt. Der Radius iſt viel breiter als die
Ulna; dieſe Knochen ſind am Ende getrennt und haben einen
ziemlich ſtarken Zwiſchenraum in der Mitte. Der Proc. ulna-
ris erſtreckt ſich gegen den Karpus. Dieſer hat 6 Knochen in
2 Reihen, 4 in der 1ſten, 2 in der Aten; fie find quer- oval,
ausgenommen der kleine in der 1jten Reihe am Ulnarrande,
welcher mehr kreisrund iſt; alle find flachgedruͤckt, wie die 4
Knochen des Metacarpus, welche denen der Finger gleichen.
Der Daumen und der letzte Finger haben jeder 3 Phalangen,
die beyden Zwiſchenfinger jeder 5 (aber vielleicht moͤgen hier
einige fehlen).
„Die Beckenknochen, welche nach der Ausſage der Fiſcher
ganz dicht an den Seiten der Gefchlechtsöffnung ſtehen, find
langgeſtreckt, ſchmal, flach, aber zugleich etwas 8-foͤrmig ge⸗
dreht oder gekruͤmmt!“
„Dieſen Anzeichnungen uͤber die kleine Wallfiſchart muß
ich noch hinzufuͤgen, daß es mir gar nicht ſchwierig ſcheint,
eine Diagnoſe fuͤr ſie zu geben, durch welche ſie wenigſtens von
B. boops unterſchieden wird, und zwar ohne deßhalb zu ana=
tomiſchen Charakteren Zuflucht zu nehmen. Folgende Zeilen,
glaube ich, werden hinreichend dazu ſeyn:
Die Barten ſind weiß und ihre beiden Reihen
laufen gerade bis zum Ende des Oberkiefers, wo
ſie zuſammengehen; die Bruſtfinnen ſind gegen
die Mitte weiß, ſowohl an der obern, als der un:
tern Fläche.“
Zu den Synonymen kann wahrſcheinlich, außer Fabri—
cius und den beiden in der Note, S. 499, erwaͤhnten, auch
Scoresby (Artic reg. I, 485, Tab. XIII, Fig. 2) ange⸗
führt werden. Lacepede's Abbildung der B. rostrata ges
hoͤrt ſicher auch hierher. Ich moͤchte ferner geneigt ſeyn, zu
glauben, daß die 3 bey Melchior“ erwähnten, nicht in das
Syſtem aufgenommenen Wallfiſche alle zu B. rostrata gehörs
ten, nehmlich der an den norwegiſchen, islaͤndiſchen und faroͤiſchen
Küften häufig vorkommende Sildeh val, der islaͤndiſche Hrafn—
Reidur und der norwegiſche Vaagehval oder Sommer—
hval.“““
* B. boops hat nach Fabricius ſchwarze Barten und
vorn in der Kinnlade iſt ein offener Raum ohne Barten.
Die Bruſtfinnen find an der obern Fläche ganz ſchwarz,
an der untern ganz weiß.“
Den danſke Stats og Norges Pattedyr, S. 264 ff.
„Daß der letzte hierher gehöre, ſcheint nach dem, was
Melchior über ihn berichtet, gar keinem Zweifel zu un⸗
terliegen. Nimmt man dieß an, fo wird etwas Licht über
. des hier abgehandelten Wallfiſches ver⸗
breitet. Ein M. vom Vagehval von 287 welches im No:
vember 1826 getöbtet ward, hatte ein Junges bei ſich von
8' 2 L. Daß dieſes beinahe vollausgetragen war und
noch in demſelben Monate, oder jedenfalls im December
zur Welt gekommen fein wurde, leidet keinen Zweifel.“
*
ge 5 440
„Vielleicht moͤchte man vermuthen, B. rostrata ſey die
in den europaͤiſchen (beſonders nordeuropaͤiſchen) Meeren am
allgemeinſten, oder ziemlich haͤufig, vorkommende Wallfiſchart.
auch bei uns iſt ſein Vorkommen nicht ungewoͤhnlich; denn die
Berichte, welche dann und wann in unſeren Zeitungen von
kleinen Wallfiſchen geleſen, welche irgendwo, beſonders
an der juͤtlaͤndiſchen Kuͤſte, geſtrandet ſind, gehoͤren meiner Mei⸗
nung nach hierher.“ -
5) S. 639 — 650. Verſuch eines Verzeichniſſes der
wildwachſenden, aber in aͤltern Zeiten nach Daͤnemark gebrach⸗
ten Pflanzen, ferner derjenigen, deren Urſprung ungewiß iſt;
von J. W. Hornemann.
(Beſchluß folgt.)
Kongl. Svensk Vetenskaps - Academiens Handlingar
for ar 1838. Stockholm, 1839. Mit 4 K. T.
Aus dieſem Bande, welcher 16 Abhandlungen und 6 Le⸗
bensbeſchreibungen, enthält, find verſchiedene der erſteren von
zoologiſchem Inhalte ſchon in beſonderm Abdrucke nach Deutſch⸗
land gekommen und uͤberſetzt in der Iſis mitgetheilt worden,
wie unten ſpeciell bemerkt werden wird.
1) S. 1— 23. Beytraͤge zur Kenntniß der ſchwediſchen
Zweyfluͤgler; von P. F. Wahlberg.
Erſter Beytrag, welchem Hr. W. einige Worte voran⸗
ſchickt, in denen er meldet, daß er eine nicht unbedeutende An⸗
zahl von Zweyfluͤgler-Arten, welche in Fallͤn's Dipt. Suec.
nicht beſchrieben ſeyen, und verſchiedene uͤberhaupt unbekannte
Arten angetroffen, ferner oͤfters die Lebensweiſe, die Verwand⸗
lungen u. ſ. w. dieſer oder anderer Arten beobachtet habe. Er
habe faſt nur die Stockholmer Gegend und einen Theil der
oſtgothlandiſchen Kuͤſte, ſonach bloß allgemeiner bekannte Theile
des Reichs durchforſcht, und ſey durch die Menge des ſchon hier
gefundenen Neuen in Erſtaunen geſetzt worden; er habe dieß
indeſſen nicht früher bekannt machen wollen, da Zetterſtedt
in Folge ſeiner auf die in Rede ſtehende Ordnung bezuͤglichen
Beobachtungen und Einſammlungen am meiſten im Stande und
auch berechtigt ſey, uͤber dieſen Theil der ſchwediſchen Fauna
Licht zu verbreiten; er wuͤrde deßwegen einer unbilligen Eilfer⸗
tigkeit zu beſchuldigen ſeyn, wenn er das Bekanntmachen von
Entdeckungen beſchleunigen wollte, die wahrſcheinlich zu einem
bedeutenden Theile auch dem Hrn. 3. bekannt ſeyen. In der
Hoffnung, daß von Dieſem bald eine vollſtaͤndige, wenigſtens
ſynoptiſche Ueberſicht der ſchwediſchen Zweyfluͤgler erſcheinen
werde, glaube er, ſich in feinen Beytraͤgen vorläufig auf die
Darlegung einiger ausgezeichneteren Formen beſchraͤnken zu muͤſſen,
die er in der von Z. der Iſis einverleibten Aufſtellung lapp⸗
„„Ganz kurzlich wurde eines Wallfiſches von 153“ erwähnt,
welcher in Horſensfjord getoͤdtet worden war. Ebendort
ſtrandete im Julius 1824 ein Wallfiſch von 18“ L. Beim
naturhiſtoriſchen Verein iſt ein Skelett von einem kleinen
Wallfiſche (etwa 22° L.) zu ſehen, welchen ich beſtimmt zu
der hier beſchriebenen Art bringen 1 koͤnnen glaube. Das
Individuum foll, fo viel ich weiß, bei Varde geſtrandet fein.’
441
ländiſcher Zweyfluͤgler und im Zten Hefte von beffen Insecta
lapponica nicht gefunden zu haben glaube. Die von ihm ſelbſt
gefundenen Zweyfluͤgler, don denen er vermuthe, daß fie dem
Hrn. Z. bekannt gewordenen Arten angehoͤren, beruͤhre er nicht.
. Die Charactere und umſtaͤndlichen Beſchreibungen der
aufgeführten Arten, wie auch der neuen Gattung Psairoptera,
ſind lateiniſch abgefaßt, und wir begnuͤgen uns deßhalb, hier bloß
die Namen zu geben.
1) Ceroplatus Fabr. Cer. sesioides 2) Tabanus glau-
copis Meig. 3) Thereva eximia Meig. 4) Anthrax hotten-
totta L. 5) Laphria atra Fabr. 6) Dolichopus remipes.
7) Xylota crassipes. 8. Milesia saltuum Fabr. 9) An-
thomyia hyoscyami Meig. 10) Psairoptera, nov. gen. e.
fam. Ortalidum. Ps. bimaculata. 11) Ps. biumbrata.
12) Ps. apicalis. 13) Ps. angustata. 14) Drosophila
albiguttata. f
2) S. 24 — 76. Bemerkungen uͤber die Vegetation von
Herjedalen; von Kn. Fr. Thedenius. (Dazu Taf. I.)
3) S. 77 — 111. Ueber einige Anfragen jetziger Zeit
an die organiſche Chemie; von Jak. Berzelius.
4) S. 112 — 120. Ueber das Atomgewicht des Koh⸗
lenſtoffs; von demſelben.
5) S. 121 — 125. Aufbewahrungsart von Quallen
fuͤr Muſeen; von B. Fr. Fries. Steht uͤberſetzt in der
Iſis, 1840, S. 78 ff. f
6) S. 126 — 164. Unterſuchung der an den ſchwe⸗
diſchen Küften vorkommenden Arten der Fiſchgattung Raja;
von demſelben. (Dabei Tafel II. III.)
Der verſtorbene Fries hatte Gelegenheit, in den bohus⸗
laͤniſchen Scheeren die dort vorkommenden Rochen lebend oder
doch friſch zu beobachten und zu beſtimmen. Er uͤberzeugte
fi) dabei, daß die Arten der Rochengattung, dieſer, feiner Mei⸗
nung nach, einer neuen und gruͤndlichen Erforſchung mehr, als
andere, beduͤrftigen Fiſchgattung, weit leichter und ſicherer zu
unterſcheiden waͤren, als die Arten vieler anderer Fiſchgat⸗
tungen. Die einzige Schwierigkeit bey ihrem Beſtimmen war,
mit Linneiſcher Kürze eine Differentia speciſica, welche auch
die normalen und individuellen Abaͤnderungen jeder Art mit
einbegriffe, zu geben. Dieß wird deutlicher aus der folgenden
Angabe der Kennzeichen erhellen, welche man zur Unterſcheidung
der Rochenarten angewandt hat und noch anwendet.
a) Die Stachelbekleidung des Koͤrpers. Sie gewaͤhrt
leicht faßliche und zuverlſſige Kennzeichen; nur muß man dabey
nicht in's Kleinliche gehen, die Anzahl der Stacheln herrechnen
u. dgl. m.; denn daher entſpringen die meiſten nominellen Arten
und Verwechſelungen. Man muß das Typiſche davon auffaſſen
und dies auch in ſeinen Aberrationen wieder erkennen lernen. Die
Bewaffnung folgt bey jeder Art ihrer beſtimmten Richtung, wel⸗
che characteriſtiſch fuͤr ſie iſt und ſich nicht bloß in der Form,
Groͤße, Stellung, dem Heranwachſen und Abfallen der Stacheln
auspraͤgt, ſondern auch in den normalen Abweichungen vom
urſpruͤnglichen Typus der Art, welche das Alter und zum Theile
das geſchlechtliche Verhalten mit ſich fuͤhren. Nach den Be—
obachtungen des Verfaſſers ſcheint hier als allgemeine Regel
Iſis 1841. Heft 6.
442
angenommen werden zu koͤnnen, daß keine dem Typus mit
3 Stachelreihen auf dem Schwanze angehoͤrige Rochenart als
Junges mehr als eine einzige Reihe, und zwar in der Mittels
linie des Schwanzes, habe. Die meiſten ſchwediſchen Arten ge⸗
hoͤren zu dieſem Typus; in der ſpaͤteren Entwickelung aber folgt
jede einer für fie characteriſtiſchen Richtung.
b) Die Zahnform. Die meiſten ſchwediſchen Arten koͤn⸗
nen durch eine ihnen eigenthuͤmliche Zahnform zum Theile ſicher
unterſchieden werden. Um die Form jeder Art recht aufzufaſſen,
muß man genau der Zahnentwickelung folgen; man muß die
Reihen der Zaͤhne, welche dem Mundwinkel zunaͤchſt ſitzen, mit
denen im mittleren Theile der Kinnlade vergleichen; die erſteren
bleiben gleichſam auf einer niederen Stufe ſtehen, auf welcher
ſie der Zahnform der Jungen am meiſten gleichen, waͤhrend
die letzteren die hoͤchſte Zahnentwickelung bey der Art ſehen laf-
fen; alle Zwiſchenreihen bilden Uebergaͤnge zwiſchen der höchften
und niedrigſten Entwickelungsſtufe. Nur bei Raja clavata
iſt die Zahnform bey beyden Geſchlechtern merklich verſchieden;
bey den uͤbrigen einheimiſchen Arten aber ſo geringe, daß ſie
nicht angemerkt zu werden braucht.
c) Die Form der Schnauze liefert ſehr wichtige und be—
ſtaͤndige Kennzeichen, und das Alter veraͤndert ſie wenig. Sie
verlieren aber deßwegen viel von ihrem Werthe, weil die Schnauze
an den ausgeſtopften Exemplaren durch Zuſammentrocknen ihre
wahre Geſtalt einbuͤßt.
d) Von der allgemeinen Koͤrperform, welche eigentlich
durch die Form der Schnauze beſtimmt wird, gilt dieſelbe Des
merkung. N
e) Die Anz oder Abweſenheit eines oder des andern
Stachels zwiſchen den beyden Ruͤckenfloſſen iſt ein Character,
welcher wegen ſeiner Anſchaulichkeit und Beſtimmtheit und weil
er ſowohl beyden Geſchlechtern, als auch dem juͤngern Alter
zukommt, unlaͤugbar viele Ruͤckſicht verdient. Indeſſen iſt er
bey weitem nicht immer beſtaͤndig, in ſo fern er da, wo er
exiſtiren ſollte, individuell fehlen kann; von ſeiner Gegenwart
aber, wo er fehlen ſollte, wurde dem Verfaſſer kein Beyſpiel
bekannt. Der Abſtand der Ruͤckenfloſſen von einander iſt aber
immer größer bey den Arten, die dieſe Stacheln regelrecht bes
ſitzen ſollen. 5
1) Die Farbe des Körpers iſt, abgeſehn von ihrer Ver⸗
aͤnderlichkeit, an gewiſſen Theilen characteriſtiſch, vor allem an
der Unterſeite. Gute Charactere giebt die Farbe der langen,
geſchlaͤngelten Hautdruͤſen und Poren an der unteren Seite.
Die fo ſehr variirenden Flecken und Ocellen auf der oberen
Seite ſind ohne allen Werth als Artkennzeichen.
Der aͤußere Geſchlechtsunterſchied iſt bey allen zeugungs⸗
faͤhigen Individuen der Rochen, wie bekannt, ſehr ausgezeichnet.
Der Verfaſſer will hier nur bemerken, daß derſelbe im unreifern
Alter weit geringer iſt, in welchem die meiſten Attribute des
M. gemeinhin noch fehlen, oder hoͤchſtens bloß angedeutet ſind.
Die W. ſind, wie der Verf. im Gegenſatze gegen ſonſtige An⸗
gaben gefunden zu haben glaubt, im Allgemeinen mit mehreren
und groͤßeren Stacheln bewaffnet, als die M.
Der Verf. fand an der Weſtkuͤſte Schwedens 6 Rochen⸗
arten.
28 *
443 ;
A. Stumpfſchnauzige. Dieß ſind alle diejenigen,
bey welchen die Länge der Schnauze, gemeſſen von ihrer
Spitze bis zu einer durch die Pupille deyder Augen gezogenen
Linie, kürzer iſt als die halbe Kopfbreite an der Stelle,
welche von gedachter Linie getroffen wird, oder, mit anderen
Worten, deren Schnauze einen ſtumpfen Winkel bil⸗
det. Man koͤnnte ſie auch mit dem gemeinſchaftlichen Na⸗
men Nagelrochen belegen, weil ſie die einzigen find, bey
denen auf der oberen, bisweilen auch der unteren, Seite, außer
den gewohnlichen Reihen größerer, klauenähnlicher, auf den Aus
genbrauen, dem Ruͤckgrath und Schwanze vorkommenden Sta⸗
chein, mehrere andere ahnliche Stacheln die Oberflache
des Körpers auf unbeſtimmte Weiſe beſetzen.
1) Der Nagel rochen. 0
wenigſtens unter der Schnauze und dem Schwanze, oft mit
Stacheln auf der unteren ſowohl, als der oberen Seite, von
einer verbreiterten nagelkopfaͤhnlichen Form; Ruͤckenfloſſen ges
trennt, zwiſchen ihnen gewoͤhnlich ein oder der andere Stachel;
auf dem Querknorpel der Bruſt die Andeutung e nes Eten Paa⸗
res von Kiemenöffnungen in 2 in einer Querreihe ſtehenden
blinden Hautritzen.
2) Der Klauenrochen. Unten glatt und weich an⸗
zufühlen; Stacheln der Oberſeite mit kegelförmiger, ſtrahlicher
Wurzel; Ruͤckenfloſſen ſehr nahe an einander und nie ein Sta⸗
chel zwiſchen ihnen; keine Andeutung zu einer Kiemenoͤffnung
auf dem Querknorpel der Bruſt.
B. Spitz ſchnauzige. Länge der Schnauze (nach
obiger Beſtimmung) größer, oder höchſtens eben fo
groß als die halbe Kopfbreite an der Stelle, welche die
durch beyde Augen gezogene Querlinie trifft, oder mit anderen
Worten, die Schnauze bildet einen ſpitzigen Winkel.
a) Mit ungefleckter Bauchſeite (Weißrochen.). Ganze Un⸗
terfeite des Körpers weiß oder weißlich, ohne ſchwarze
Puncte und Streifen. Zwiſchen den nahe an einander
ſtehenden Rüdenfloffen nie ein Stachel.
3) Der Guckgucksrochen. Untere Seite, beſonders
der Schnauze und des Schwanzes, ſehr ſcharf rauh; keine
Stachelreihe längs der Mittellinie des Schwanzes; dagegen 2
Seitenreihen von ſtarken, ruͤckwaͤrts gebogenen Stacheln, wel—
che ihren Platz zu beyden Seiten der Mittellinie, zwiſchen die,
fer und der Seitenkante des Schwanzes, haben.
4) Der Weißrochen. Untere Seite voͤllig weich und
glatt; eine Stachelreihe laͤngs der Mittellinie des Schwanzes,
und dazu mit den Jahren 2 Seitenreihen techt auf der Sei⸗
tenkante des Schwanzes. -
b) Mit ſchwarzgefleckter Bauchſeite (Glattrochen.). Untere
Körperfläche ſchmutzig graulich, mit einer Menge kleiner
ſchwarzer Puncte und von dieſen ausgehender, laͤngerer
oder kuͤrzerer, krummliniger, faſt gleichbreiter Streifen,
welche wie kleine Cometen ausſehen. Die Ruͤckenfloſ—
ſen getrennt und zwiſchen ihnen gewoͤhnlich ein oder
der andere Stachel.
5) Der Glattrochen. Ober- und Unterſeite unbedeu⸗
tend rauh; Schnauze nicht voll 4 mal fo lang, wie die Ent⸗
fernung beyder Augen von einander. Gewoͤhnlich eine Stachels
Unterwaͤrts immer ſcharf-rauh,
444
reihe laͤngs der Mittellinie des Schwanzes, und mit den Jah⸗ |
ren 2 Seitenreihen auf deſſen Seitenkanten.
6) Der Pflugſcharrochen. Beyde Koͤrperflaͤchen fehr
ſcharf rauh; Schnauze etwa 6mal fo lang, wie der Raum
zwiſchen den Augen; gewoͤhnlich keine Stachelreihe auf der
Mittellinie des Schwanzes, dagegen 2 Seitenreihen auf deſſen
Seitenkanten. 1 -
Es leidet keinen Zweifel, daß der Stachelrochen Linne's
Raja clavata und der Glattrochen deſſen R. Batis iſt. Bloch
bildete als K. Kubus ein M. und als R. clavata ein W.
von R. clavata L. ab; Raja Rubus Bl. iſt demnach nur eine
eingebildete Species. : BL
Den Klauenrochen hat weder Linne noch Bloch. Der
erſte ſchwediſche Schriftſteller, welcher ihn erwaͤhnt, iſt Hollberg,
welcher ihn in den Götheb. K. Vetensk. och Vitterhets-
Sälsk. nya Handll., Th. 3. (v. J. 1819.) abgebildet hat.
Er hielt ihn aber für eine R. clavata L. In Nilsſon's
Prodr. Ichthyol. scand. findet dieſer Rochen ſich beſtimmt
characteriſiert und vom Stachelrochen geſchieden; indem dort
aber der Blochiſche Name Rubus für den letzteren angewandt
wird, hat der Klauenrochen daſelbſt ebenfalls den N. elavata
erhalten. In der En. grönl. gibt Fabricius eine meiſterhafte
Beſchreibung dieſer Art, wendet aber, durch Jonſton irre ges
leitet, auf dieſe unrichtiger Weiſe den N. Fullonica L. an
In der „Naturgeſchichte der Fiſche Islands“ vermengt Faber
wiederum den Klauen: mit dem Stachelrochen und nimmt für
beyde zuſammen den N. Fullonica L. an. Die Engländer
haben unſern Klauenrochen von und mit Donovan beſchrieben
und gut characteriſiert als Raja radiata.
Der Kukutsroche iſt voͤllig Linne's Raga Fullonica.
Auch bey Artedi (Gen. p. 72. N. 6.) findet ſich eine deut⸗
liche Bezeichnung der von Linne gemeynten Art. Daß aber
dieſe auch mit Rondelet's Fullonica ſynonym ſey, will der
Verf. nicht behaupten. Es wundert ihn aber, bey der ganz
beſonders guten Bezeichnung der Raja Fullonica von Linne,
daß die engliſchen Ichthyologen in ihr nicht Pennant's und
Montague's R. chagrinea und Willughby's und Fleming's
R. aspera erkannt haben. Kein ſcandinaviſcher Ichthyolog,
ausgenommen J. Rathke, Herausgeber des Sten Heftes von
As canii Icones rer. nat., hat den Gukguksrochen bezeichnet
oder befchrieben; an andern Orten aber, S. 43., iſt er unter
dem richtigen Namen kurz beſchrieben und auch abgebildet.
Der Weißrochen ward als ſcandinaviſche Art zuerſt in
die Synops. Ichth, scand. unter dem Namen Raja Fulloni-
ca I. aufgenommen und von Nilsfon als ſynonym mit R.
Oxyrrhynchus Bl. (Tab. 80.) betrachtet. Ohne die Moͤglich⸗
keit laͤugnen zu wollen, daß der Weißrochen (R. lintea Fries)
auch mit in die unvollſtaͤndige Beſchreibung Blochs von ſeiner
R. Oxyrrh. gezogen werden koͤnne, möchte der Verf, das Bl.
Ex., welches der Figur zum Grunde gelegen hat, entweder fuͤr
R. maculata Anglor., oder, was ihm das richtigſte duͤnkt,
nur für eine jüngere R. clavata L. halten. 2
Die von den Engländern als R. Oxyrrhynchus beſchrie⸗
bene Art ſcheint voͤllig identiſch mit des Verf. Weißrochen zu
ſeyn. Was aber Linne's R. Oxyrrh. ſey, daruͤber finder man
keine Erläuterung im „Systema naturae.“ Linne verweiſt
„
— —
445 =
auf Artedi, und dieſer wieder auf Willoughby, deſſen R. Oxyr-
rhynchus major (f. feine Hist. pisc. p. 71.) offenbar die Art
iſt, welche Artedi und Linne gemeynt haben; alle von ihnen an⸗
geführte Charactere find aus W. 's Beſchreibung entnommen.
Für einen Bewohner des Nordens iſt es ſchwer zu beſtimmen,
welche Art W. meyne, da das beſchriebene Er. im Mittel⸗
meer gelebt hatte; gewiß iſt es aber, daß es nicht Frieſens oder
der Engländer Weißrochen war; denn in der Beſchreibung wird
ausdruͤcklich von den ſchwarzen Puncten und den zu ihnen laus
fenden dunkelen Streifen geredet, welche fo vortrefflich die
Glattrochen bezeichnen. Der Verf. gibt aus dieſen Gründen
ſeinem Weißrochen einen neuen N., Raja lintea.
Den Pflugſcharrochen hat der Verf. nirgends angefuͤhrt
gefunden, wenn er eine Stelle bey Yarrell ausnehmen will.
Dieſer beſchreibt nehmlich unter dem N. Raja chagrinea, wie
es ſcheint, des Pfs. Pflugſcharrochen, und die Figur, welche er
zu Anfange ſeines Artikels angebracht hat, beſtaͤtigt dieſe Be⸗
hauptung. Da ſich aber dort dieſelben Synonymen vorfinden,
welche der eigentliche R. chagrinea Montague (R. Fullonica
L.) zukommen, auch mehrere Charactere im Texte angegeben
ſind, welche auf keine Weiſe den Pflugſcharrochen bezeichnen,
ſondern der chagrinea Mont. angehoͤren; ſo ſieht es ſo aus,
als ob Barrell dieſe beyden Arten zuſammengeworfen habe.
Verhaͤlt ſich dieß in der That ſo, ſo iſt auch die verſchiedene
Darſtellung der R. chagr. bey Montague und Harrell erklärt.
Von der nun im Originale folgenden ſyſtematiſchen Zus
ſammenſtellung der ſchwediſchen Rochen koͤnnen wir hier nur
das Allgemeine und die Charactere der Sectionen und Arten
geben, indem die den einzelnen Arten beygefuͤgten Bemerkungen
uͤber Geſtalt, Koͤrperbekleidung, Farbe uſw. ganz uͤberſetzt zu
viel Platz einnehmen wuͤrden, einen Auszug aber nicht geſtat⸗
ten. Die völlig ausgeführten Beſchreibungen ſollen zudem auch
erſt in die — leider! ſeit des trefflichen Fries Tode ins Stocken
gerathenen — Scandinaviens Fiskar kommen.
Sectio I. Rajae clavatae, Nagelrochen.
Rostro brevi, angulum obtusum formante (i. e. lon-
gitudo rostri, ad centrä papillarum mensurata, dimidio
latitudinis capitis, eodem in loco captae, brevior. Cf.
Tab. II. Fig. 1.)
Anm. Die hierher gehörenden Arten find die Eleinften, koͤn⸗
nen wenigſtens an Größe mit den eigentlichen Glatt⸗
rochen nie verglichen werden. Die W. ſind groͤßer
und reichlicher mit groͤßeren und kleineren Stacheln
bewaffnet. Von den erſteren trifft man oft mehrere,
bisweilen ſehr viele, hier und da uͤber den Koͤrper zer⸗
ſtreute außerordentliche, d. h. an unbeſtimmten Stel⸗
len und oft ohne Symmetrie ſtehende an. Die Pu⸗
pille hat einen gelappten Deckel.
1) Raja clavata L. Der eigentliche Ragelrochen.
Corpore spinulis supra ubique creberrimis, subtus
rarioribus adsperso, aculeisque elavatis munito; extra-
ordinariis saepissime obviis et supra et subtus; pinnis
dorsualibus distantibus, aculeis plerumque interpositis.
Synon.: Artedi, Deser. spec, 193, 13 — Syn. 99, 2;
gen., 71, 2.
446
R. clavata L., syst. nat I., 397, 8; — Fn.
Sv., 293; — It. Westrog., 175.
Retz. Fn. sv., 304, 6.
— punctata Stollberg, Götheb. N. Handll.,
IV., 25, i. figura (& jun.!) R.
Rubus.
— Rubus Nilss., Synops. Ichthyol. scand,,
p. 118.
Bloch, Naturgesch. d. F. D., III.
67., Tab. 84. (d).
— clavata, Id., I. c., p. 65, Tab. 83. (2).
Thornback Penn, Brit. Zool., 82, N. 37;
c. fig. (F).
Rough Ray Id. I. c. 75, N. 32?
Raja clavata Mont., Werner: Mem. II., 416.
Donov,, Brit. Fishes, II., Tab. 26.
— — Flem., Brit. Anim., 170, 19. Je-
nyns, Manual, 516. Farrell, Brit.
Fishes, II., p. 436.
Laͤnge der M. etwa 2½, der W. faſt 3“, von der
Schnauzenſpitze bis zum Ende des Schwanzes.
2) Raja radiata Donov. Der Klauenrochen.
Corpore supra spinulis sparsis aculeisque radiatis
munito, subtus nudo, laevissimo; pinnis dorsualibus appro-
pinquatis, aculeo nullo interposito.
Synon.: H. clavata Hollberg, Götheb. Nya Handll.,
IV., 29. Figura! (‚Descriptio vero
E. radiatam et veram clavatam
complectitur).
— — Nilss., Synops. Ichth. sc. 119,
© N!
— Fullonica Fabricius, Fn. grönl., 185, 87!
Faber, Naturgesch. d. Fische
Isl.. 38. (Descriptio R. radia-
tam cum junioribus R. clavatis
confundit.)
— radiata Donov., I. c., V., Tab. 114. Flem.,
h I. ., 170, N. 20. Jenyns, l. c.,
517, N. 206. Furr., I. c., II. 439.
Der kleinſte ſchwediſche Rochen. Laͤnge der zeugungsfaͤhi⸗
gen Individuen etwa 18“ ſchwed. M., mit Innbegriff des
Schwanzes, 10“ ohne dieſen. Die M. ſcheinen auch hier et⸗
was kleiner zu ſeyn.
Sectio II. Rajae laeves. Glattrochen.
Nostro longiore, angulum acutum formante (i. e.
longitudo rostri dimidio latitudinis capitis longior, cf.
Tab. II., Fig. 2.)
Anm. Die Arten haben nur |. g. ordentliche (d. h.
auf gewiſſen und beſtimmten Stellen ſtehende) Sta—
cheln neben den Augen, laͤngs dem Ruͤckgrath und
Schwanze, uͤbrigens keine auf der Koͤrperoberflaͤche
zerſtreute. Alle haben ſpitzige Zaͤhne.
447
a) Corpore subtus albo, immaeulato. Weißrochen.
Anm. Die beyden Ruͤckenfloſſen nahe an einander; zwi—
ſchen ihnen kein Stachel; Unterſeite voͤllig ungefleckt;
ordentliche Stacheln auf Ruͤcken und Schwanz; der
lappige Pupillendeckel fehlt. In der Groͤße ſtehen die
Arten in der Mitte zwiſchen den Nagelrochen und
eigentlichen Glattrochen. Sie leben in großer Tiefe
und kommen ſelten an die Kuͤſten.
3) Raja Fullonica L. Der Gukguksrochen.
Supra asperrima, subtus spinulis sparsis scabra,
seriebusaculeorum in cauda 2, dorsualibus, mediana nulla.
Synon.: Raja aspera nostras Willughby, Hist. pisc.,
p. 78!
— toto dorso aculeata ete. Artedi, gen., 72.,
N. 6. — Syn. — 101, N. 6.
— Fullonica L. Syst. nat., I., 396!
— — Ascan., Icon, rer. nat., Tab.
XLIII.
Shagreen Ray Penn., Brit. Zool., III., 77.
N. 341
R. chagrinea Mont., Wern. Mem., II., 420.
p- 21.
— aspera Flem., I. c., 172, 25.
— chagrinea Jenyns, I. c., p. 513.
Laͤnge etwa 3“, Breite etwa 2“. Laͤnge der Schnauze
(nach dem Mittelpuncte der Pupillen beftimmt) 5 ½“ oder et:
was uͤber 3 mal ſo lang, als die inneren Augenhoͤhlenraͤnder
von einander, und 7,” langer als die halbe Kopfbreite, über
beyde Augen gemeſſen.
4) Raja lintea Fries. Der Weißrochen.
Supra laeviuscula, subtus laevissima, seriebus acu-
leorum in cauda tribus, una mediana, alteris margina-
libus.
Syuon.: R. Fullonica Nilss., I. c., 119, N, 3!
Sharpnosed Ray Penn., I. c., III., 73!
R. Oxyrrhynchus Mont., I. c., II., 423.
Jenyns, I. c., 511, 20.
Farr., I. c., II., 424.
Nota. Tab, LXXX. apud Blochium sub nom.; R.
Oxyrrh. aut juniorem Rajam clavatam, aut R.
maculatam Mont. et Yarr., Friesio judice, re-
praeseutat.
Pennant gibt für ein Er. feines Sharpnosed ray 7
Länge an. Der Verf. hat nur Ex. von 3—3'/,' Länge ange
troffen; von dieſen aber waren bey keinem W. die Eyerſtoͤcke
entwickelt, noch bey den M. die aͤußeren Huͤlfsgenitalien aus⸗
gewachſen. Länge der Schnauze bey einem Ex. von 3“ 3",
7 ‘“ oder 4 mal fo lang, als die Entfernung beyder Augen—
höhlen von einander, und etwas laͤnger als die halbe Kopfbreite
über den Augen.
448
b) Corpore subtus grisescente, punctis lineolisque
nigrieantibus notato. Eigentliche Glattrochen.
Anm. Beyde Ruͤckenfloſſen getrennt, mit zwiſchenſitzenden
Stacheln, oder ohne ſolche. Bauchſeite ſchmutzig grau⸗
lich, mit einer Menge ſchwarzer Poren und zu ihnen
führender, krummliniger, ſchleimfuͤhrender Hautcanaͤle.
Keine ordentlichen Stacheln auf dem Ruͤcken, ſondern
nur auf dem Schwanze. Die Arten werden bedeu—
tend groß, leben in großer Tiefe und werden wegen
des Fleiſches am meiſten geſchaͤtzt.
Raja Batis L. Der Glattrochen.
Rostro mediocri, latiusculo; distantia interorbitali
Atam partem longitudinis rostri superante; corpore supra
subtusque spinulis gracilioribus radiceque fere simpliei
parce adsperso, * wi
Synon.: Raja varia, dorso medio glabro, unico aculeo-
rum ordine in cauda. Artedi, gen. 73,
N. 9., — Syn., 102, N. 9.
Batis L., Syst. nat., I., 395, N. 2.
Batis Holl b., I. c., III., 21, c. fig.
Nilss., I. c., 120.
— Bloch, I. c., III., 69, Tab. LXXIX.
N Skate Penn., I. c., III., 72, N. 30.
R. Batis Jenyns, I. c., 510, N. 199., Yarr.,
I. e., IL, 421.
Exemplare von 4 — 5“ Laͤnge find nicht zeugungsfaͤhig.
Größere, erwachſene hat der Verf. nicht geſehen. Ein Er. von
4½“ L. hat faſt eine Breite von 3' 3", und die Laͤnge der
Schnauze, vom Mittelpuncte der Augen gerechnet, betraͤgt un⸗
gefaͤhr 10”.
6) Raja Vomer Fries. Der Pflugſcharrochen.
Rostro longissimo, attenuato, 6plo eirciter longiore,
quam distantia interorbitalis; corpore supra subtusque spi-
nulis distincte stellatis ubique crebre adsperso, g
R.
Synon.: R. chagrinea Yarr,, I. c., II., 414 (exelus.
Synon.)
Dieſe Art uͤbertrifft die vorige vielleicht noch an Größe;
4½“ lange Ex. waren nicht zeugungsfaͤhig; die Breite eines
fo langen Ex. hielt 3“ 1“, und die Schnauze, vom Mittel:
puncte der Augen, 12 ½“.
Tab, II. enthält die Contourzeichnung von R. clavata
o und R. Fullonica 2; Tab. III. Zahn- und Stachelfor⸗
men der obigen Arten. |
» Die Diagnoſen bey dieſer und der folgenden Art find nur
als ein vorläufiger Entwurf zu betrachten, indem größere
Ex. von R. Vomer, als der Verf. gefenen hat, und er:
wachfene Er. von beyden Arten zur Vergleichung Ae
werden, um die Gränzen zwiſchen dieſen mit gehoͤriger
Beſtimmtheit abzuſtecken.
+
449
7) S. 165—185. Ichthyologiſche Beytraͤge zur Fauna
von Scandinavien; von demſelben.
5. Die Gattung Pleuronectes.
Der Verf. macht in dieſem Aufſatze auf ſtreitige Puncte
bey denjenigen ſchwediſchen Schollenarten aufmerkſam, uͤber de⸗
ren Charactere und Benennungen man nicht einverſtanden iſt.
Nach ſehr ausfuͤhrlichen und gelehrten Auseinanderſetzungen
kommt er zu folgenden Beſtimmungen der in Rede ſtehenden
Arten:
1) Pleuronectes Cynoglossus L. Pfatessa corpore
laevi, capite foveolato, oculis valde obliquis, rictu parvo,
maxilla inferiore longiore; linea laterali satis recta, spi-
naque anali. — D. circiter 110. A. 92.
Synon,: Gronovii Mus. ichthyol., I., p. 14, N. 39.
(Diagnos. et Synon. exclus,) et II., p. 11, N.
39; — Act. Helv., IV., p. 263., N. 145; —
Zoophyl., p. 74, N. 252.
Pleuron.: Cynoglossus L. Syst. nat., I., p.
456, N. 5.
— Saxicola Faber, Naturgesch. d. dän.
Schollen, vid. Isis, 1828, p. 877.
Sing: nigromanus Nilss., Prodr. Ichth.
scand., p. 55.
Clyptocephalus Saxicola Gotische, Seeland.
Pleuron. vid. Wiegm. Archiv, I., 2, p. 156.
Platessa Pola Jenyns, Man. o
Brit. anim., p. 458,
N. 145.
Farrell, Hist. of
Brit. fishes, II. p.
227.
Thompson, Ann.
of Nat. IIist., 1838.
N. VII., p. 16.
Hab. in mari septemtrionali, siuu codano et freto
oeresundico; ubique, uti videtur, parvo uumero capitur.
Minime vero
Pl. Pola Cuv.
2) Pleuronectes microcephalus Donov. (Pl. micro-
stomus Faber), Platessa corpore laevissimo, rictu parvo,
maxillis aequalibus, linea laterali supra pinnas pectorales
subarcuata spinaque anali nulla. D. radiis circ. 90;
A. 72.
Synon.: Rhombus laevis cornubicus? Jago; Raji Syn-
ops., p. 162, Fig. 1.
Smear-Dab Penn., Brit. Zool., III., p. 202
(minime vero fig. 106).
La vraie Limandelle Duhamel, Traité des pe-
ches, Tom. III., Sect. IX., p. 268, Tab. VI.,
Fig. 3 et 4. .
Pleur, microcephalus Donov., Brit. Fishes, II.
Tab. 42.
— Quenselii Hollberg, Bohusl, Fiskar in
Iſis 1841. Heft 6.
septemtrionali,
450
Götheb. Vet. och Vitt. Sälsk.
Handll., Del IV., p. 59 (c. figura).
— quadridens Fabric, Kongl. Danske Vi-
densk. Selsk. Afhandll., Del I., p. 39,
et Faber, Naturgesch. d. Fische Isl.,
nya
p. 158.
: Faber, Naturgesch. d. dä
— qnadridens 2 8 ee:
— mierostomus Schollen, Isis, 1828, p.884
et 886.
— mijcrostomus Id., Oefrersigt af de
Danska Flundre- arterna in Tidskr, for
Naturvidensk., Vol. V., N. 14, p. 243.
— Pola Cuv,, le Regne anim., Tom. II.,
p. 339.
— microcephalus Flern. ,
anim., p. 198, N. 106.
— Cynoglossus
— microstomus
Microstomus latidens Goltsche, I. c., 457.
Yarr., I. c., II., p. 221.
Hist. of Brit.
Nilss., I. c., p. 53.
Hab. in oceano atlantico ad oras islandicas, in mari
sinu codano et freto oeresundico haud
raro.
3) Pleuronectes Linguatula L.
Dieſe Art gehört der ſcandinaviſchen, und überhaupt der
nordiſchen Fauna nicht an. Weder Artedi noch Linne kann⸗
ten dieſe Art aus eigener Anſicht. Des Letztern Pl. lingua-
tula kann keine andere Art als des Erſtern Pleur., oculis a
dextra, ano ad latus sinistrum, dentibus acutis (Gen., p.
17, N. 5.) ſeyn, und man erſieht aus Artedi's Angaben deut⸗
lich, daß er die Art auf Willoughby's Auctoritaͤt aufgeführt
hat. Die Art, welche W.'s Beſchreibung der „Linguatulae
Romae“ (Hist. pisc. p. 101) zum Grunde legt, muß der
wahre Pleuron. Linguat. L. feyn; die Unterſuchung hieruͤber
aber iſt einem Ichthyologen am Mittelmeere zu uͤberlaſſen.
4) Pleuronectes Cardina Cuv. beſteht aus 2 Arten:
a) Pleuron. hirtus Abildg. — Rhombus corpore
supra Squamis ciliatis, subtus laevibus; pinnis ventrali-
bus analique coalitis; radiis pinnae dorsualis anticis nec
diseretis, nec longioribus.
Synon.: Penn. Brit, Zool., Vol. III, Tab. 41, N. 186
(errore sub nom: „Smear - Dab. “)
Grosse Plie ou Targeur, Duham., I. e., Vol,
III., Sect. IX., Tab. V., Fig. 4.
Pleur. punctatus Bloch, Naturgesch. d. ausl.
F., Tab. 189, Th. III., p. 31. (exclus.
synon,)
— hirtus Abildg., Zool. dan., Tab. 103,
Vol. III., p. 36.
Retz., Fn. su., p. 333, N. 65.
Le Targeur Cur., Regne an., II., p. 341.
(sed minime cit. „Kitt des Anglais“,
-
451
quod ad Pleur, microcephalum per-
tinet).
Pl. hirtus Nilss., Prodr. Ichth. sc., p. 59.
Zeugapterus hirtus Gotische, I. e., p. 17g.
Pl. hirtus Jenyns, I. c., p. 463; Farr., I. e.,
II., p. 243.
b) Pleuron. Cardina Cuv. — Rhombus corpore
ovali, supra subtusque squamis eiliatis; pinnis ventrali-
bus discretis; radiis pinnae dorsualis antieis sequentibus
longioribus, apice discretis, simplicibus.
Synon.: La petite Limandelle Duham., I. c., III., Seet.
IX., p. 270, Tab. VI., Fig. 5.
Pl. punctatus Flem., Wern. Mem., Vol. II.,
241; — Philos. Zool. Tab. III.,
ig. 2 — Brit. anim., p. 196. (Syn.
Blocliii, Haumer, exelus.)
— Cardina Cud., I. c., II., p. 341.
— punctatus Jenyns, I. c., p. 462; Farr., l.
C., II., p. 247.
8) S. 186 — 193. Analyſen einiger ſchwediſchen Mi⸗
neralien; von W. Hiſinger.
9) S. 194 — 197. Anzeichnungen über das Kreidela⸗
ger bey Carlshamn; von demſelben.
Die Stadt liegt an einer Meeresbucht, auf 3 Seiten
von nackten Granithuͤgeln umgeben, welche hoͤchſtens 100 bis
150“ über der Meeresflaͤche hoch und mit Geroͤlle und Stein:
blöcken uͤberſtreut ſind.
Von den Hügeln eingeſchloſſen kommt an der norböftli:
chen Seite der Stadt, ungefaͤhr / Meile von der naͤchſten
Bucht, an dem Abhange des Penningbergs, ein dem An—
ſcheine nach ſehr beſchraͤnktes kreidenartiges Lager vor, welches
auf Sand und Granit zu ruhen ſcheint, ſehr wenig unterſucht
durch Graben, ſonach von unbekannter, wie es ſcheint aber, ge—
ringer Maͤchtigkeit und Ausdehnung iſt. Die Hoͤhe uͤber der
Meeresflaͤche beträgt zwiſchen 80 — 100°.
Zunaͤchſt unter einer ſchwachen Decke von Pflanzenerde
zeigt ſich das Kreidelager, hauptſaͤchlich aus einer ſtaubfoͤrmi⸗
gen, von Sand verunreinigten, kreideartigen Maſſe beſtehend,
welche aber an gewiſſen Stellen, ſo wie oft auf der Oberflaͤche
der eingebetteten verſteinerten Muſchelſchalen, einen feſtern Zus
ſammenhang und dann immer mit kleinen gruͤnen Koͤrnern voll
beſetzt iſt; ein Beweis, daß die Bergart dem Gruͤnſand ange—
hört hat, von welchem fie, zugleich mit anderen Theilen des
kteidelagers, losgeriſſen und hier aufgeſchlaͤmmt worden ift, in—
dem die Verſteinerungen, eine oder zwey Arten ausgenommen,
alle in dem Gruͤnſande und dem concretionirten ſchoniſchen
Muſchelkalke vorkommen, welcher ein Glied der Kreideformation
iſt.“ Schalen von Seemuſcheln liegen überall und in Menge
Der ſogenannte Muſchelkalk bey Ignaberga, Balsberg u.
m. O. beſteht aus einer Art von Kalktuff, welcher eine
unzählige Menge zerbrochener foſſiler Muſchelſchalen und
hier und da fremde Steinkoͤrner, vereint mit einem weis:
452
eingeſtreut, aber zum groͤßten Theile zerſtuͤckelt und zermalmt.
Dieſe noͤrdlichſte Ablagerung der Kreidebildung in Schwe⸗
den hat ruͤckſichtlich der Beſchaffenheit des Stoffs, der Verſtei⸗
nerungen und des geologiſchen Verhaltens die größte Aehnliche
keit mit dem Lager bey Moͤrby, 2 Meilen füdlich von hier,
an der Graͤnze von Schonen. An dieſen beyden Stellen ver:
halten ſich die unordentlichen Lager wie eine mit Sand verun⸗
reinigte, kreideartige Anſchlaͤmmung, welche in die Vertiefungen
der Granitberge oder an den Fuß der Klippen abgeſetzt worden
iſt; und waͤhrend die Kreideformation, welche einen Theil von
Schonen bedeckt, die noͤrdliche Seite dieſer Bildung an der Oſt—
fee ausmacht, fo machen die Lager von Moͤrby und Carlshamn
die am weiteſten noͤrdlich verbreiteten kleinen Stellen derſelben
aus. Noch nördlicher kommen die Lager von Gruͤnſand und
Kreide nur an der oͤſtlichen Seite an der Oſtſee auf dem ſuͤd—
lichen Theile der Inſel Oeſel, ruhend auf der Uebergangsfor⸗
mation, vor.
Folgende Arten von Schalthieren haben nach den hier
gefundenen Ueberreſten beſtimmt werden koͤnnen. *
Stacheln von Cidarites vesiculosus Goldf.. Petref.
Germaniae, p. 120, Tab. XL., Fig. 2, d, g.
Lethaea Suecica, Tab. XXVI., Fig. 5, 6.
Belemnites mammillatus Nilss.
Leth. suec., p. 47, Tab. XIII., Fig. 5.
Ostrea Hippopodium Nilss. Petref. Suec. form. cret.
p. 30., Tab, VII., Fig. 1.
Leth. suec., p. 47, Tab. XIII., Fig. 5.
— flabelliformis Nüss. I. c., 31, p. Tab. VI.,
Fig. 4. .
Leth. suec., p. 48, Tab. XIV., Fig. 1.
— virginica Lmck. x
Sowerby, Genera of recent and fossil shells,
Gen, Ostrea.
Leth, suec., p. 48, Tab. XXX., Fig. 10, *
Plagiostoma pusillum Nilss. I. c., p. 26, Tab. IX.,
Fig. 6. ;
Leth. suec., p. 55, Tab. XV., Fig, 9.
Podopsis truncata Imck. N
Ostracites labiatus Wahlenb,
Leth. suec., p. 55, Tab. XVI., Fig. 1.
ßen oder weißgraulichen Kalke, welcher bisweilen körnig,
locker und abfärbend, bisweilen bedeutend ' feſt iſt, einſchließt.
» Diefe in Schweden nur hier gefundene und vom verſtor⸗
benen Oberdirector Geyer mitgetheilte Aufter-Art kommt
foſſil auch in Frankreich bey Bordeaux vor, zufolge La⸗
marck, Hist. nat. des auim, sans vert., T. VI., 1. p. 207,
ferner im Muſchelſande (Faluns) in Touraine ( Dujardin
Mém. de la soc. geol. de France, T. II., 2., p. 171.) und
nach Morton in der oberen Meeresbildung in Nordame⸗
rica (Jahrb. für Mineral., Geol. etc. von Leonhard
und Bronn, 1836, S. 734.) — Lebend findet ſie ſich an
der Kuͤſte von Virginien.
453 =
Arca exaltata Nilss., I. e., p. 15, Tab. V., Fig. 1.
Leth. suec., p. 58, XVIII., Fig. 3.
Chama haliotoidea Sowerdy, Min. Conchol., T. 25,
Fig. 1—5.
Ostracites auricularis Wahlenb.
Leth. suec., p. 62, Tab. XIX., Fig. 3.
Terebratula costata Nilss., I. c., p. 87, T. II., F. 13.
Anomites costatus Paſlenb.
Leth. suec., p. 78, Tab. XXII., Fig. 8.
Von dieſen Schalthieren gehören die Echinitenſtacheln,
Belemnites mammillatus, Ostrea flabelliformis und dilu—
viana, Podopsis truncata, Chama haliotoidea und Tere-
bratula costata dem ſchoniſchen Muſchelkalke an, welcher ſich
in mächtigen Lagern bey Balsberg, Ignaberga, auf Ifo u. m.
O. findet; Ostrea Hippopodium und Plagiostoma pusillum
find dem Grünfande mit dem Muſchelkalke gemein; aber Ostrea
virginica und Arca exaltata find bisher nur bey Carlshamn
gefunden worden.“
10) S. 198 — 201.
beſchrieben von C. J. Sundewall.
S. 143 ff.
11) S. 202 — 212. Beſtimmung der Divergenz der
Blaͤtter und Knopſen; von Guſt. Silf werſtrahle.
12) S. 213 — 225. Beobachtungen über die Form⸗
veraͤnderung bey der Karauſche (Cypr. Carassius L.; von
C. U. Ekſtroͤm. Ueberſetzt: Iſis, 1840, S. 145 ff.
13) S. 226 — 237. Ueber den Cyclopterus minutus,
v. B. Fr. Fries. (Tab. IV., Fig. 1.)
Buͤndige Darlegung, daß der auf Tab. 154, Fig. B.,
1, 2, 3, der Zoologia danica abgebildete Fiſch (Gobius mi-
nutus) ohne Zweifel derſelben Art ſey, von welcher Pallas
(Spicil Zool., Fasc. VII, p. 12., Tab III., Fig. 7, 8, 9)
ein Ex. unter dem Namen Cyclopterus minutus beſchrieben
und abgebildet und auch einerley Art mit einem Fiſche, welchen
der Verf. im Fruͤhjahr 1833. in den bohuslaͤniſchen Scheeren
viel und lange lebend beobachtet hat, daß aber dieſer Fiſch keine
eigene Art ausmache, ſondern nichts als ein junger Cyclopte-
rus Lumpus L. ſey. (Eine Beſchreibung zu der citierten is
gur in der Zool. dan. fehlt; denn die dort gegebene geht
hauptſaͤchlich auf den Gobius Ruthensparri Euphras.
14) S. 238 — 247. Unterſuchung der an den ſchwe⸗
diſchen Kuͤſten vorkommenden Arten der Gattung Gobius L.;
von demfelben. (Tab. IV., Fig. 2. Gob. gracilis.)
Kritiſche Beleuchtung der ſchwediſchen Gobii, welche der
Verf, folgendermaßen diagnoſticiert:
Corvus umbrinus Hedenborg,
Ueberſetzt: Iſis, 1840,
Außer den oben erwähnten Muſchelarten hat Nilsſon
bey Carlshamn eine Schale einer ſehr großen Terebratu-
la gefunden, ferner den Kern einer Bivalve, welche Aehn⸗
lichkeit mit Kloͤdens Pholadomya euglypha hat.
454
1) Gobius Niger L., Pinna caudali apice rotunda-
ta, pinnis dorsualibus valde appropinquatis, saepe in
basi connatis, anteriore 6-radiata, posteriore radiis 13 -
14 fere aequalibus, apice posticorum basin caudae attin-
gente.
Maculae 3 v. 4 nigrae, apicales, interstitia radio-
rum 3—4 anteriorum occupantes utramque pinnam dor-
sualem ornant. Long. corporis 3 — 6%
Synon.: G. niger L. Syst. Nat., I, 449. Artedi, Gen.
28.; — Syn. 46. Retz. Fn. sn. 326, N. 48. Nilss.,
synops., 93. Ekström (Die Fische in d. Scheeren von
Mörkö (deutshe Uebers.) S. 255. Bloch, Naturgesch.
d. Fische Deutschl., Tab, 38, Fig. 2—5, et Tab. 107.,
Fig. 3. Farrell, Brit. Fishes, I., 251. Cuvier et Va-
lenc., Hist. nat. d. poiss., XII., 9.
Sehr allgemein an den oͤſtlichen ſowohl als weſtlichen
Kuͤſten Schwedens, wird aber an den letzteren groͤßer.
- Gobius minutus Gmel. Pinna caudali apice trun-
cata; pinnis dorsualibus diseretis, anteriore 6-radiata, po-
steriore a basi pinnae caudalis longe remota, radiis 11,
antieis longioribus, posticis sensim deerescentibus,
Pinna dorsualis anterior maculä satis magna, nigra
marginali, inter radium 5tum et 6tum, notata. Long.
2—4 .
Synon. Spotted Goby Penn., Brit. Zool., III., 187,
Tab. 37, N. 96. Gob. minutus @mel. I.. III., 1199.
Ekstr., I. c., p. 260. Farr., I. c., I., 258. Cuv. et Val.
I. C. XII., 39.
Eben fo gemein und an denſelben Stellen wie der vo—
rige; die Er. aus dem Kattegatt find bedeutend, ja zweymal
groͤßer als die aus der Oſtſee.
3) Gobius Ruthensparri Euphras. Pinna caudali
apice truncata, pinnis dorsualibus appropinquatis, ante-
riore 7-radiata, posteriore a basi pinnae caudalis longe
remota, radiis 11 satis altis et fere aequalibus.
Macula lateralis nigra, distinetissima, annulo palli-
diore postice circumdata, in basi pinnae caudalis, et alte-
ra minor, interdum evanescens, juxta lineam lateralem,
sub pinna dorsuali anteriore. Long: 1½ — 2.“
Synon.: Gob. Ruthensparri Euphrasen, Acta Holm.,
1786, 64. Retz., Fn. suec 326., 326, Nr. 47. G. minu-
tus Nilss., I. c., 94. G. bipunctatus Yarr., I. c., I., 254.
Cuv. et Val., I. c., XII., p. 48.
In Menge um die Straͤnder der bohuslaͤniſchen Schee—
rengruppe, aber, ſo viel dem Verf. bekannt ward, nicht in der
Oſtſee. Iſt der kleinſte aller ſchwediſchen Gobii und unter⸗
ſcheidet ſich in der Lebensweiſe himmelweit von den uͤbrigen.
Dieſen ſchon bekannten ſchwediſchen Arten fuͤgt der Verf.
noch eine ſehr diſtinete Art hinzu, welche er im Januar in den
weſtlichen Scheeren entdeckte, die aber dort ſehr felten zu ſeyn
ſcheint; denn es gluͤckte ihm, waͤhrend ſeines langen Aufent—
haltes daſelbſt, nur ein einziges Ex. zu erwiſchen. Er glaubt
455
aus allen Umſtaͤnden von Gewicht ſchließen zu! muͤſſen, daß die⸗
ſer Gobius der von Jenyns als Gobius gracilis beſchriebene
fen, und characterifiert ihn folgendergeſtalt:
4) Gobius gracilis Jenyns. Pinna caudali ampla,
apice acuminata, pinnis dorsualibus discretis, anteriore
6-radiata, posteriore radiis 15, antieis brevioribus, po-
stice sensim longioribus, apice posticorum ultra basin
caudae extenso.
Maculae plures aureae (fortasse sanguineae ?) et la-
tera corporis et pinnas dorsuales caudalemque exornant.
Long. 4". D. 6., 15; A. 13; P. 19; V. 5; C. 2.
Synon.: Gob. gracilis Jenyns, Manual of. Brit. vertebr.
Am. 387, 64. Farr., I. ec. I., 260.
Cf. G. cruentatus Cuv. et Fal., I. c., XII., 29.
15) S. 248 — 252. Liparis Gobius, ein ſeltener
Fiſch, gefunden im Sunde bey Landskrona; von N. O. Scha⸗
gerftröm. Ueberſ.: Iſis, 1840, S. 153 ff.
16) S. 253 — 273. Abhandlung über die in der hoͤ⸗
hern Arithmetik vorkommenden Indices und deren Anwendung
als Supplement zu unſeren gewohnlichen Logarithmentabellen;
von J. M. Agardh.
17) S. 274 — 291.
Guſtav v. Wetterſtedt.
18) S. 292 — 301.
ran Mörner,
19) S. 302 — 308.
Lebensbeſchreibung des Grafen
Dergl. d. Gr. Adolph Ohoͤ—
Dergl. des Vergraths Guſtav
Broling.
20) S. 309 — 312. Dergl. des Landshoͤfdings Axel
Adlerſparre.
21) S. 313 — 323. Dergl. des Profeſſors Jens Es—
mark.
22) S. S. 324 — 326. Dergl. des Profeſſors F. W.
Radloff.
Bemerkung. Auf Tab. IV. ſteht, außer den oben ang e⸗
gebenen Fig. 1, 2, noch eine Abbildung (Fig. 3.) des
Amphioxus (muß wohl Amphioxys heißen ?) lanceo-
latus Yarr., welcher an der ſchwediſchen Kuͤſte von
Fries gefunden worden war. Dieſer wurde an der
Beſchreibung des Fiſches“ durch feinen Tod verhindert,
und es iſt nun eine von einer andern Hand fuͤr den
nächſtfolgenden Band der Handlingar verſprochen worden.
Lymphgefäße der Lurche.
Bekanntlich hat B. Panizza, Prof. der Anatomie zu
Pavia, in feinem berühmten Werk: Ricerche sopra il-Siste-
ma linfatico dei Rettili, 1833., gezeigt, daß die Blutgefäße
ganz von Lymphgefaͤßen umhuͤllt find,
» Zufolge einer Mittheilung in der Berliner Haude- und
Spenerſchen Zeitung, J. 1840., N. 10., hat J. Müller
der Acad. der Wiſſ. in Berlin den Amph. lanceol. als
„ein merkwürdiges ſchneckenartiges here
. eber|.
456
Im Jahr 1837. ſchreibt E. H. Weber, Prof. zu Leip⸗
zig, in J. Müllers Archiv für Anatomie, 1837., S. 267:
Aus Panizza's ſchoͤnen Unterſuchungen über die Lymph—⸗
gefaͤße iſt es bekannt, daß manche größere Blutgefäße der Am⸗
phibien in der Höhle noch größerer Lymphgefaͤße liegen und von
der Lymphe derſelben ringsum umſpuͤhlt werden. Mein Bru⸗
der (der Proſector) und ich haben dieß bey einer Rieſenſchlange
(Python tigris), die mein Bruder ſehr fein injiciert hatte, und
deren Lymphgefaͤße er mit Luft aufblies und dann aufſchnitt,
beſtaͤtigt gefunden. Die meiſten Blutgefäße liegen zwar nicht
in der Mitte eines einzigen einfachen, weiten Lymphgefaͤßes;
aber ſie ſind von einem ſo dichten Netz weiter Lymphgefaͤße
umgeben, daß fie auch ringsum von der Lymphe umfpühlt wer:
den, und es findet nur der Unterſchied Statt, daß der das
Blutgefaͤß umgebende, von der Lymphe erfuͤllte Raum durch
Faͤdchen und dünne Scheidwaͤndchen iu kleinere, unter einander
communicirende Raͤume eingetheilt iſt. Dieſes Verhaͤluiß fin⸗
det man noch bey den haarfeinen Blutgefauͤßen der Haut.
Auch bey warmbluͤtigen Thieren begleiten die Lymphge⸗
faͤße die Blutgefäße, namentlich die Venen.
Nun hat Dr. M. Rusconi zu Pavia am 20ſten De⸗
cember 1840. Folgendes an Prof. Breſchet in Paris ge⸗
ſchrieben. 5 %
—
Ich habe das Vergnuͤgen, Ihnen anzuzeigen, daß ich ſo
eben etwas ganz Neues und ſehr Sonderbares entdeckt habe:
ich habe im gemeinen Salamander gefunden, daß die Lymph⸗
gefaͤße der Baucheingeweide nichts anderes als ziemlich weite
Scheiden ſind, welche eine Arterie einſchließen und bedecken
wie ein Handſchuh die Finger, ſo daß in allen Lymphgefaͤßen
der Baucheingeweide, welche in den Chylus- Behälter und den
Milchbruſtgang muͤnden, zweyerley Fluͤſſigkeiten vorhanden ſind,
welche in entgegengeſetzter Richtung circuliren. Mein beruͤhm—⸗
ter College, P. Panizza hat bey den Meerſchildkroͤten geſe—
hen, daß die Aorta und die daraus entſpringenden Stämme
(nur die Staͤmme, nicht ihre Zweige) in den Milchbruſtgang
und Lymphbehaͤlter eingehuͤllt find; aber er ſagt deutlich und
ausdruͤcklich, ſie ſeyen ſo eingehuͤllt, wie das Herz im Herzbeu⸗
tel, und die Lymphe ſey mithin nicht in Beruͤhrung weder mit
der Aorta noch mit den daraus entſpringenden Staͤmmen, und
er ſtellt es S. 33 als Thatſache auf, daß die Behälter und
der Milchbruſtgang die einzigen ſind, welche die großen Gefaͤße
umhuͤllen, nehmlich die Aorta und ihre Stämme [Aeſte]; nach
meinen Beobachtungen aber an den Salamandern iſt die Bauch⸗
aorta, ihre Stämme und alle ihre Verzweigungen bis zu den als
lerkleinſten, nicht umhuͤllt, ſondern eingeſchloſſen in die Lymph⸗
gefaͤße, fo daß die Lymphe, welche in dieſen Gefäßen circulirt,
immer in Beruͤhrung mit den Arterien iſt. Spritzen Sie eine
rothgefaͤrbte Fluͤſſigkeit in das Arterienſyſtem, und eine weiße
in die Lymphgefaͤße eines Salamanders, und Sie werden das
Vergnuͤgen haben, die Gekroͤs-Arterien durch die Wände dieſer
Gefaͤße zu ſehen; oͤffnen Sie den Chylus-Behaͤlter; ſchlitzen
Sie 2 oder 3 Lymphgefaͤße auf; erheben Sie die Arterien mit
einer Kneipzange, und Sie werden ſehen, daß ſie an den Waͤn⸗
den der Chylus-Gefaͤße durch ſehr duͤnne, ſehnige Faͤdchen
haͤngen, Sie werden ferner bemerken, daß ſie im Behaͤlter durch
ahnliche Fäden unter einander verbunden und an die Waͤnde
deſſelben geheftet find, Was ich Ihnen hier anzeige, iſt Durch»
457
aus gewiß; ich habe es in einer Vorleſung an der Academie
zu Mayland mitgetheilt; fie iſt ſchon gedruckt und wird Ihnen
nächftens zukommen. Unterdeſſen bitte ich Sie, es Ihren be:
ruͤhmten und gelehrten Collegen mitzutheilen: ich bin uͤberzeugt,
daß Sie es werden zu beſtaͤtigen ſuchen und Ihre Unterſuchun⸗
gen auch auf andere Lurche ausdehnen.
Wenn Sie Beobachtungen über die Lymphgefaͤße kleine⸗
rer Thiere zu machen Luſt haben; ſo rathe ich Ihnen, vorher
Soͤmmecrings Injections-Tubus ſammt dem Queckſilber
zum Laboratorio hinauszuwerfen: denn das Letztere zerreißt ſehr
leicht die Gewebe der kleinen Thiere oder dehnt ſie ungeheuer
aus uſw. Statt deſſelben nehmen Sie roth oder blau gefaͤrb—
tes Wachs, miſchen Sie Nußoͤl darunter und ſpritzen Sie es
mit einer kleinen Spritze ein. Ich verſichere Sie, geſtuͤtzt auf
meine Erfahrung, daß Sie damit ſehr zufrieden ſeyn werden.
Bey der Verſammlung der Naturforſcher zu Turin habe
ich meine Methode, ſehr kleine Embryonen zu zerlegen, mitge—
theilt. Ich faſſe fie in Wachs, wie man Diamanten faßt, bes
netze ſie dann ein wenig mit einem Theil Salpeterſaͤure in 8
Theilen Waſſer und zerlege ſie ſodann unter Waſſer. Auf
dieſe Art habe ich die Entwickelung des Hirns der Froͤſche ver—
folgt, und ich bedaure, daß Prof. Serres das nicht gewußt
hat, als er ſeine ſchoͤnen Beobachtungen uͤber das Hirn an—
ſtellte: er hätte dann nicht fo viele Schwierigkeiten bey der
Entwickelung des Hirns der Kaulquappen gehabt.
So eben finde ich durch Einſpritzungen, daß die Froͤſche
hinſichtlich des Lymphſyſtems gebaut ſind wie die Molche, ja
dieſer Bau läßt ſich bey ihnen viel leichter erkennen.
(Dabey find 2 Abbildungen vom Gekroͤſe: die eine ſtellt
die Gefrös- Arterien in den Lymphgefaͤßen und die Bauchaorta
im Milchbruſtgang vor; die andere dieſelben Arterien nach weg—
genommenen Lymphgefaͤßen.)
Vorſtudien zur Wiſſenſchaft der Natur,
oder Uebergang von Gott zur Schöpfung nach den Grundſaͤtzen
der univerſellen Philoſophie, von Bronislaus Ferd. ren⸗
towski, Dr. philos., Privatdocenten an der Univerſität zu Frey⸗
burg im Breisgau. Le 1 ng bey Weber. 1840. 8. I. XX.
8. II. 247.
Referent kannte die „Grundlage der univerſellen Philos
ſophie“ des Verfaſſers, und nahm deßhalb die vorliegenden
„Vorſtudien zur Wiſſenſchaft der Natur“ mit mancherley Erwarz
tungen in die Hand. Sie ſind ihm an den mehrſten Stellen
erfüllt, an einigen übertroffen worden, und an wenigen unbes
friedigt geblieben.
Nach langem Kampfe iſt endlich die deutſche Philoſophie,
als die fuͤr jetzt noch alleinige Repraͤſentantinn der allgemeinen
Vernunftwiſſenſchaft, zum klaren Bewußtſeyn ihrer eigenthuͤm⸗
lichen Aufgabe gelangt, das Univerſum als einen großen Orga—
nismus aufzufaſſen, in deſſen Totalitaͤt die bloß phyſiſchen Le—
benskraͤfte zugleich mit den Kraͤften der Seelen und denen des
Geiſtes ein ungetheiltes Ganzes des Weltlebens bilden. Dieſe
Iſis 1841. Heft 6.
——
—
458
totale Auffaſſung in genetifcher Entwickelung wiederzugeben, das
wird von nun an das Ziel aller philoſophiſchen Darſtellungen
ſeyn muͤſſen, in ſo fern ſie auf Anerkennung, ja nur auf kriti—
ſche Aufmerkſamkeit, Anſpruch machen wollen. Der Verfaſſer
der „Vorſtudien“ ſteht auf dieſem richtigen Standpunkte.
Er ſieht weder die Lebens-Seelen und Geiſteskraft als bloße
Accidenzien der Materie, noch die koͤrperlichen Exiſtenzen als
bloße Accidenzien der geiſtigen Subſtanz an, ſondern beides als
die untrennbaren Kraftentwickelungen des Einen Urweſens, fuͤr
das wir in populaͤrem wie in wiſſenſchaftlichem Ausdrucke keinen
andern Namen, als den Gottes haben.
Die Wahrheit iſt ihm die Totalitaͤt des goͤttlichen Weſens.
Zu dieſer totalen Auffaſſung kann aber der Menſch nur ſtufen⸗
weiſe gelangen, weil in ihm ſelbſt die Manifeſtationen des allei—
nen Weſens ſich ſucceſſive ausbilden. Obgleich daher in der
Wahrheit des Univerſums alle Manifeſtationen ſimultan und
ewig vorhanden ſind, ſo nimmt ihn doch jedesmal nur Derjenige
von ihnen in Anſpruch, welche ihren deutlichen Wiederſchein be—
reits in ſeinem individuellen Leben entwickelt vorfindet. Das
Aufſuchen der göttlichen Spuren in jeder dieſer Manifeftationen
iſt Philoſophie, aber die totale Zuſammenfaſſung aller dieſer
Spuren zu einem einzigen Bewußtſeyn, in welchem Subjectivität
und Objectivitaͤt, Individualitaͤt und Univerſalitaͤt ein organiſches
Ganzes darſtellen, iſt die „Philoſophie des Philoſophiſchen“, „das
Gotteswort die Wahrnehmung.“
Zu dieſem letzten Ziele hin, nach der Norm der „Grund—
lage der univerſellen Philoſophie“ ſollen nun dieſe „Vorſtudien“
fuͤhren. *
Die Natur iſt die materielle Erſcheinung Gottes. Seine
geiſtige Kraft „wird darin Naturſeele, und verbirgt ſich hinter
einem undurchdringlichen Schleier,“ ſie iſt „Gott im Momente
ſeiner ewigen und zeitlichen Leiblichkeit.“ (Bd. I. pag. 235)
„Die Natur iſt, um ſie noch weiter zu beſtimmen, die totale,
„heilige, ewig eine und dieſelbe, mit Gott abſolut und relativ
„identiſche Wahrheit, im Momente ihrer grenzenloſen Extenſion,
„ihres unbedingten Numeriſchen, ihrer Vielheit und ihrer Sicht—
„barkeit. Sie iſt lebendig, denn ſie iſt das goͤttliche Daſeyn,
„welches hier freylich nur von feiner materiellen Seite betrach—
„tet, dennoch dabey nicht entgeiſtet wird. Als lebendig iſt
„ſie kein Gegenſtand der Alles anatomiſirenden Erfahrung, und
„keiner der Alles in ihren ſpirituellen Duft der abſoluten Ein—
„heit aufloͤſenden Vernunft, ſondern ein Gegenſtand der Wahr—
„heit; und als total iſt ſie Eine und eine einzige, wie Eine
„Wahrheit und Ein Gott.“ }
Zu einer wiſſenſchaftlichen Darſtellung dieſer Weſenheit
der Natur ſollen die „Vorſtudien“ eine „wiſſenſchaftliche
Einleitung“ ſeyn, d. h. die Eintheilung der Wiſſenſchaft,
ihre ſyſtematiſche Nothwendigkeit darlegen. Das zunaͤchſt zu
erwartende Werk des Verfaſſers ſoll dieſer Eintheilung gemaͤß
die Urnatur behandeln.
Die „Vorſtudien“ beginnen mit dem Menſchen, denn
(Bd. 2. pag. 242) „Der Menſch kann nur von dem Menſchen
„ſicher anfangen, denn er kennt ſich doch am beſten, und erblickt
„in der Blumenkrone ſeines Weſens das ganze Naturale und
„in Einem.“ Mit dem Menſchen verſpricht auch der Verfaſſer
feine letzten Theile der Geiſtesphiloſophie wieder zu ſchließen. In:
29 *
459
nerhalb der Einleitung zur Naturphiloſophie konnte er aber dies
ſen Anfang nicht wieder erreichen.
Die fpecielle Einleitung der Vorſtudien enthaͤlt einen ‚his
ſtoriſch⸗kritiſchen Ueberblick der Vorſtellungen von Gott, als
pantheiſtiſchen, monotheiſtiſchen, myſtiſchen, ſcholaſtiſchen Gott,
und Gott als ſolchen. Die Vorſtudien ſelbſt enthalten drey
Theile: 1) Herleitung des Princips und der erſten Beſtimmung
der Natur; 2) Kategorien der Natur; 3) Kanonik der Natur.
Die Einleitung und der erſte Theil ſind im erſten Bande, der
zweyte und dritte Theil im zweyten Bande enthalten.
1. Das Princip der Natur muß im Weſen des
Menſchen, nach Quantität, Qualität und Relation geſucht wer⸗
den. Die Darſtellung des Princips muß aber auch das Weſen
Gottes nach denſelben Geſichtspunkten im Auge behalten, und
menſchliches und göttliches Weſen in ihrer Identitaͤt und Diffe⸗
renz zuſammenfaſſen. — „Die ganze Offenbarung Gottes
„(Bd. I. pag. 230) hat zu ihrem Endzwecke, den Menſchen
„hervorzubringen, welcher das goͤttliche Ich in dem ſeinigen zu
„reflectiren und auszuſprechen vermoͤge.“ „Die Natur, da fie
„zu ihrem Principe das göttliche Daſeyn im Momente der Ma⸗
„terie hat, fo hat fie zu ihrem Endzwecke das menſchliche
„Ich im Momente ſeines Leibes.“
2. Die Natur hat gewiſſe Geſetze, nach denen fie er⸗
ſchaffen wird. Dieſe heißen ihre Kategorien. Solcher Ka⸗
tegorien gibt es ſieben: Ausdehnung, Metamorphoſe,
Vereinzelung, Mannigfaltigkeit, Geſetzlichkeit,
Zweckmaͤßgkeit, Vielheit; die drey erſten gehören der
Quantität, die zweyten drey der Qualität, und die ſiebente der
Relation an, nach der fruͤhern „Grundlage“ des Verfaſſers.
3. Die durchgaͤngige Limitation des Princips der Natur
mit allen Kategorien derſelben bringt die Naturkanons her—
vor. Die Naturkategorien kommen aus der Analyſe des Na—
turprincips, die Naturkanons aus der Syntheſis der Na—
turkategorien mit dem Princip der Natur hervor. Dieſe Kñanons
find: Evolution, Involution, Provolution, Hete-
rogeneität, Homogeneitaͤt, Analogie; der ſiebente iſt
die Natur ſelbſt, nicht mehr bloßer Kanon, ſondern bereits
in ihrer Wirklichkeit. Die drey erſten Kanons gehoͤren der Quan—
tität, und die drey letzten der Qualität an. Indem ſich die
Quantitaͤts-Kanons mit denen der Qualitaͤt limitiren, ergibt ſich
die Eintheilung der geſammten Natur (Bd. 2. pag. 235):
a. Die Urnatur, als Limitation der Evolution mit der
Heterogeneitaͤt, die majeſtaͤtiſche Region der Sterne
und des Lichts;
b. Unorganiſche Natur, als Limitation der Involu⸗
tion mit der Homogeneitaͤt „die thaͤtige Region der
unterirdiſchen Mineralienfterne.
c. Organiſche Natur, als Limitation der Provolu⸗
tion mit der Analogie, „die unendlich numeriſche Re—
„gion der Pflanzen- und Thierſterne, .... in wel⸗
„cher beide vorhergehenden Naturen abſolut Eins wer—
„den, und in welcher Gott zuletzt als Meſſias, oder
„als menſchliche individuelle, goͤttliche Perſon auftritt.“
Dem Leſer liegt hiermit der Umriß des Werkes vor Au—
gen. Die innere Ausführung deſſelben, hinſichtlich der plaſtiſchen
Lebendigkeit des Einzelnen, und der genetiſch fortſchreitenden Con=
ſeguenz der Uebergaͤnge, hat der Referent mit der groͤßten Ge—
nugthuung billiger Forderungen betrachten können. Man ſieht
GEBET .
—
460
es dem Ganzen an, daß es aus einem lebenskraͤftigen Gemuͤthe
zur Lebensgeſtalt hervorgedrungen, daß es ein Gewordenes, kein
Gemachtes oder Nachgemachtes ſey. Bei der Beurtheilung der
„Grundlage der univerſellen Philoſophie“ hatte Referent nicht
umhin gekonnt, uͤber die zuweilen noch fuͤhlbare, bloß mechaniſche
Aggregation der Grundbegriffe feine Nichtbefriedigung auszuſpre⸗
chen. In den vorliegenden „Vorſtudien“ beginnen die Begriffe
ſich gleichſam chemiſch zu durchdringen, und ein organiſches Le⸗
ben zu entzuͤnden. Wir wuͤnſchen dem Verfaſſer alles Gluͤck
zu ſeinem vielverſprechenden Fortſchritte.
U
Je aufrichtiger aber dieſer Gluͤckwunſch iſt, deſto nothwen⸗
diger ſcheint es auch dem Referenten, den Verfaſſer auf einige
Punkte aufmerkſam zu machen, welche dem wuͤnſchenswerthen
Fortſchritte hinderlich ſeyn koͤnnen. -
Zuerſt ift ihm das zwar rein Aeußerliche, aber doch zuletzt
für die Anerkennung Wichtige, des ſprachlichen Ausdruckes durch
ſeine poetiſchen Ueberfuͤlle als Schaden drohend vorgekommen.
Zwar ſagt der Verfaſſer in der Vorrede (pag. XVIII. und
XIX.): „er habe ſich bemuͤht, uͤber ſeine Arbeit die Anmuth
„des Styls zu verbreiten.“ „Muß die Philoſophie noch immer
„die Hegelſprache reden?“ „Das Gefuͤhl iſt das heilige
„Feuer, welches das Denken erwärmt und ihm Farbe verleiht: -
„Es iſt nicht, wie mancher magere und kalte Metaphyſiker
„meint, eine fratzenhafte Schreibart, iſt nicht eines
„Philoſophen, der dabei Menſch bleibt und zu Menſchen redet,
„unwuͤrdig.“ „Viele ſchreiben ſo wie Hegel, wenige ſo wie
Schiller; daher der Haß gegen das ſtyliſtiſche Gewand.“ —
„Der Berfaſſer, welcher von feinem halb orientaliſchen Vater
„lande aus gewohnt iſt, Alles mit Blumendraperien zu beffei=
„den, und jede Saite in ihrer Fülle ertoͤnen zu laſſen, gebraucht
„durchgaͤngig, ſo weit ihm ſein Gegenſtand, ſeine Faͤhigkeit und
„die fremde Sprache es geftatten, den ſchoͤnen Ausdruck; er
„bittet deshalb zum Voraus alle pedantiſchen Eulen um Ver⸗
„zeihung.“
Neferent iſt in dem Principe vollkommen mit dem Verf.
einverſtanden, und koͤnnte ihm mehrere der eignen Schriften
zum Beweiſe dieſer Uebereinſtimmung vorlegen. Aber in der
dießmaligen Anwendung des Princips kann er nicht umhin,
dem Verf. „est modus in rebus“ zuzurufen. Die deutſche
Philoſophie ſoll nicht in ſcholaſtiſcher Duͤrftigkeit und Hoͤlzern⸗
heit einherſchleichen und ſtolpern, aber ſie darf auch nicht wie⸗
der in das Gewand der lyriſchen, ja dithyrambiſchen, Ausdrucks⸗
weiſe zuruͤckgehen. Das Gewand der Minerva kann plaſtiſch
ſchoͤnen Faltenwurf haben, ohne ein uͤppiges Prachtkleid der
Kalypſo zu werden. Ueber Platons Stylpracht hinaus darf
keine Philoſophie ihren Schmuck waͤhlen. Bey dem großen
Reichthume von Bildern und Ideen kann es dem Verfaſſer
ja nicht ſchwer ſeyn, eine ſtrengkuͤnſtleriſche Auswahl zu tref⸗
fen, und dennoch genug zur lebendigen Darſtellung uͤbrig zu
behalten. Dieſe Vereinfachung der Darſtellung haͤlt aber Re—
ferent hauptſaͤchlich wegen des folgenden inneren Punctes für
nothwendig. 7
Dieſer innere Punct betrifft die Methode. Referent
haͤlt Seyn und Leben fuͤr identiſch. Jedes Weſen, das partielle
wie das totale, hat ſeine Lebenskraft und gibt ſich ſeine Lebens⸗
geſtalt. Die Lebensgeſtalt iſt vollendet, wenn fie der Totalität
der Lebenskraft, und damit der Totalitaͤt des Weſens entſpricht,
461 7
im individuellen wie im univerſellen Organismus. Die Kraft
nennt er den Geiſt, die Geſtalt die Materie. Ihm wuͤrde es
nun, von dieſer Anſicht aus, methodiſcher erſcheinen, den Geiſt
vor der Materie, d. h. die Kraft vor dem Producte zu behan—
deln. Er will keineswegs dieſe ſeine Anſicht dem Verfaſſer
aufdringen. Aber nun kommt ein Differenzpunct in der Dar—
ſtellung jedes Einzelnen auf dieſen beyden Seiten.
Dem Verf. ſteht es alſo nach feiner Grundauffaſſung
frey, die Natur, d. h. die Lebensgeſtalt der Gottheit, zuerſt
darzuſtellen. Innerhalb dieſer Darſtellung find aber die einzel—
nen Kategorien und Kanons ſucceſſive ſich geſtaltende Momente
der Totalitaͤt. Jede einzelne Kategorie iſt die Folge der vor—
hergehenden und die Urſache der nachfolgenden. Dieſe Succeſ—
ſion ſcheint nun der Verf. nur chronologiſch, nicht aber als eine
eſſentialiter ſubordinirte Cauſalreihe dargeſtellt zu haben. So—
bald irgend eine ſolche Cauſalreihe dargeſtellt wird, und das ge—
ſchieht, mag man nun, wie Ref. wuͤnſcht, von Gott durch den
Geiſt zur Natur, oder, wie der Verf. thut, von der Natur
durch den Geiſt zu Gott kommen; ſo muß zweyerley geſchehen:
erſtlich muß das Eſſentielle einer ſolchen Reihe, die ſich in allen
Momenten gleichbleibende Triebkraft nebſt ihrem Geſetze, deut—
lich herausgeſtellt und bey jedem Momente in dieſer ihrer unge—
ſtoͤrten Identitaͤt, trotz der Umkleidung des jedesmaligen Mo—
mentes, wieder erkenntlich werden; zweytens muß das jedem
Momente Eigenthuͤmliche einerſeits von dieſem Eſſentiale der
ganzen Reihe in plaſtiſcher Abrundung geſchieden, andererſeits
dieſes halbe Eigenthuͤmliche in dem nachfolgenden Momente
wieder, neben dem Eigenthuͤmlichen des neuen Momentes, er—
kenntlich werden. Dann erſt kann drittens auch die Combina—
tion der verſchiedenen Momente vorgenommen und das Total—
bild dargeſtellt werden. Denn Ref. erkennt es wohl an, daß in
der lebendigen Wirklichkeit die erſtmalige Succeſſion der Ent:
wickelungsmomente bereits ſo viele male ſich wiederholt hat,
daß alle möglichen Abſtuffungen ſimultan neben einander vor—
handen ſind und in einander greifen. Nun aber ſcheint ihm
in den vorliegenden „Vorſtudien“ die combinatoriſche Darſtel—
lung ſo weit zu uͤberwiegen, daß die Succeſſion des Eigenthuͤm—
lichen und die Identitaͤt des Eſſentialen daneben völlig unfennts
lich wird, und dieſe Unkenntlichkeit noch durch das Uebermaaß
der bilderreichen Ausdrucksweiſe mit einem undurchdringlichen
Schleyer uͤberdeckt wird. Nach dieſen offenen Bemerkungen
ſchließt Referent ſeinen Bericht mit dem nochmaligen Ausdrucke
feiner Anerkennung. Herr Trentowski iſt Philoſoph im
ſtrengſten Sinne des Wortes. Moͤge er uns bald mit einer
neuen Fortbildung ſeiner Weltanſicht erfreuen. K.
Steyermarks Coleoptern f
von C. H. B. Grimmer. Gratz bey Damian 1841. 8. 50.
Dieſe kleine Schrift iſt ein ſchoͤner Beweis vom großen
Eifer des Verfaſſers und um ſo ſchaͤtzenswerther, als bis jetzt
die Fauna von Steyermark noch nicht bearbeitet iſt. Der
Verf. hat nicht weniger als 2626 Gattungen entdeckt, welche
— —
462
hier in 361 Sippen aufgefuͤhrt ſind. Die Gattungen ſind
aber nicht namentlich angegeben.
Dann folgt ein Doubletten-Verzeichniß von etwa 2000
Gattungen zum Tauſch oder Kauf. Der Verf. haͤtte beſſer
gethan, die Namen Jaller Käfer anzugeben und dabey die ver-
tauſchbaren zu bezeichnen: dann wuͤßte man doch, was in ſei—
ner Provinz vorkommt.
Endlich folgt die Hauptſache S. 31. nehmlich die Be
ſchreibung von 160 neuen Kaͤfergattungen, worunter allem An—
ſchein nach viele Seltenheiten. Größe und Vorkommen iſt an⸗
gegeben. *
Er fand Atopa einerea als Männchen von cervina ge»
paart.
Er hätt für einerley Hylecoetus gamaelopus, derme-
stoides f., proboscideus m., morio m., minor. Die Lar⸗
ven leben in Holzftöden im Wald und ſtoßen Wurmehl aus
ſehr kleinen Oeffnungen.
Lepidosiren paradoxa,
anatomiſch unterſucht und befchrieben durch Dr. theol. L. W.
Biſchoff, Prof. Leipzig bey L. Voß. 1840. Fol. 34, T. 7.
Am 16ten September 1836. kam in Wien ein von Dr.
Natterer aus Braſilien geſchicktes aalfoͤrmiges Thier an,
deſſen ungewöhnlicher Bau dem Dr. L. Fitzinger fo auffiel,
daß er noch eiligſt eine kurze Beſchreibung deſſelben an den
Grafen von Sternberg einſchickte, um ſie der zu derſelben Zeit
in Jena ſtatt findenden Verſammlung der Naturforſcher mitzu⸗
theilen (Iſis 1837. S. 379.) Da er nur 2 Exemplare hatte,
welche man damals ganz erhalten wollte; da auch dieſe Er,
ausgewaidet waren; ſo konnte er groͤßtentheils nur eine aͤußere
Beſchreibung davon geben und daher nicht genau beſtimmen,
ob es zu den Lurchen oder Fiſchen gehoͤre: denn es zeigt die
Eigenſchaften von beyden. Er neigte ſich jedoch zu den kie⸗
mentragenden Lurchen, konnte aber nicht entſcheiden, ob die an
der untern Seite der Oberlippe liegenden Nasloͤcher durchgien⸗
gen, auch nur aͤußerlich bemerken, daß viele Rippen vorhanden
waͤren; ein uͤbrig gebliebenes Stuck der Lunge zeigte aber einen
fleiſchig zelligen Bau, woraus man auf einen Lurch ſchließen
konnte. Laͤnge 2“, der Schwanz mit einer Floſſe ohne Strah⸗
len umſaͤumt, der Leib mit großen Schuppen bedeckt; das
Maul eng, aber mit ungeheuren Zaͤhnen beſetzt; After rund,
und daneben 2 ganz weiche Fußrudimente ohne Knochen, und
4 5 haͤutige, hinter jedem Kiemenloch; Augen ohne
ieder.
Im Jahr darauf, alſo 1837. erſchien in den Wiener
Annalen II. 1. S. 165. eine Beſchreibung und Abbildung von
dem indeſſen zuruͤckgekommenen J. Nattecer (angezeigt in
der Iſis 1838. S. 345.) Das Thier wird hier genauer be—
ſchrieben, auch die Eingeweide und das Gebiß: Kehlkopf und
463
kutze Luftröhre haͤutig; Lungen 2 lange, bis zum After
reichende blaſige Saͤcke, vier gezaͤhnte Kiemenboͤgen mit
dem Zungendein in Verbindung; das Herz weit vorn;
Darm mit einer. Spiralklappe wie bey Rochen und Hayen;
Harnblafe ; im beweglichen Zwiſchenkiefer 2 kleine ke⸗
gelfoͤrmige Zähne, die der Kiefer von ungeheurer Größe und
auf eine ganz eigenthuͤmliche Weiſe gebildet, mehr den Zaͤhnen
eines Saͤugthieres als denen eines Lurches ähnlich, oben und
unten je 2 mit dem Ladenrande verwachſen und durch 2 tiefe
Einſchnitte in 3 breite Zacken getheilt; keine Gaumenzaͤhne,
Zunge kurz und rund; Nasloͤcher vorn auf der untern und
innern Seite der Lippen, welche ſie wie bey Proteus und
Siren durchbohren, und bilden kleine, laͤngliche Querſpalten:
die Augen ſehr klein, mehr oberhalb; Kiemenſpalt ſenkrecht; da⸗
hinter ein bandförmiger Fuß; Schwanz 7, zuſammengedrückt,
von einer haͤutigen Floſſe umgeben; After rund, nicht in der Mitte,
ſondern etwas links; daneben die Hinterfuͤße, dahinter die
Schwanzfloſſe. Die Haut mit Schleimcanaͤlen, welche voll:
kommen denen der Seitenlinie der Fiſche ent'predyen, und eben:
falls auf der Oberfläche münden; beginnen an der Spitze der
Schnauze und bilden jederſeits 2 wellenfoͤrmige, mehrere Zweige
ausſendende Mittellinien, deren ſich eine oberhalb die andere un⸗
terhalb des Auges bis gegen das Hinterhaupt hinzieht, wo ſie
ſich wieder vereinigen, 2 gerade, gegen das Hinterhaupt auf⸗
ſteigende Aeſtchen ausſenden, und von der Kiemenſpalte an in
gerader Richtung längs den Seiten des Körpers bis zum
Schwanzende analog der Seitenlinie der Fiſche verlaufen. Auch
am Unterkiefer ſind dergleichen Canaͤle, von denen noch eine Linie
an den Seiten des Bauches bis ans Schwanzende laͤuft. Faͤr⸗
bung dunkel braungrau. Ein Exemplar fand ſich in einem Waſ—
ſergraben, das andere in einem Sumpfe am Amazonenſtrom.
Das große 3“ 9“ lang, das kleine 1. 10“.
- [Aus diefer Beſchreibung ſchloß ich, daß dieſes Thier die
größte Aehnlichkeit mit dem Fiſche Chimaera haben müſſe
(Iſis S. 347), obſchon ich das Durchgehen der Naslöcher um
den Mund als einen Hauptcharacter der Lurche aufgeſtellt habe.
Natterers Ausdruck: „die Nasloͤcher durchbohren die Lippe,
wie bey Proteus und Siren,“ ſchien mir zu undeſtimmt, als
daß er die vielen andern, auf einen Fiſch deutenden Organe
uͤberſtimmen koͤnnte.
Natterer ſetzt hinzu, die Direction des Wiener Mu⸗
ſeums habe dem Prof. Biſchoff, der gerade in Wien war,
ein Exemplar zur anatomiſchen Unterſuchung uͤbergeben. Ich
bat ihn daher, in derſelben Stelle, vorzuͤglich auf den Verlauf
der Naſengänge zu achten. O.]
Am 2ten April 1839. beſchrieb Owen in der linneiſchen
Geſellſchaft zu London eine kleinere Gattung dieſes Thieres,
L. annecteus, aus dem Gambia-Fluß, abgedruckt in der Iſis
1839. S. 604. „Die Wirbelfäule knorpelig und nicht in Wir⸗
bel abgetheilt, Rippen 36; Wirbelboͤgen um das Rüuͤckenmark mit
beſondern Stachelfortſaͤtzen und darauf Ruͤckenſtrahlen; untere
Stachelfortſaͤtze von ähnlichem Bau, Bruſt- und Bauchlloſſen
aus einem einzigen vielgliedrigen Knorpelſtrahl; Muskelſyſtem
des Leibes beſteht aus faſt ſenkrechten Lagen von ſchiefen Fa⸗
fern; Gebiß wie oben, eben fo der Darm mit feiner Spiral⸗
klappe, 6mal herum; kein Pancreas und keine Milz; 6 Kies
menbögen; Herz unter der Speiferöhre mit einem einz'gen Ohr,
feinigen vergleicht.
464
einer Kammer und einem Bulbus; 2 Luftblaſen mit Gefuͤß⸗
und zellenartigem Bau der Lungen eines Lurchs; Zellen ſehr
groß und voll Gefaͤße; Nieren ſehr lang; Harnleiter gehen in
das Ende der Eyergaͤnge; Eyerſtoͤcke 2 lange, flache Körper
mit Eyern 2—3““ dick; Eyergaͤnge beſondere Roͤhren, wie bey
den Hayen, endigen hinten in die Cloake. Ohren ohne aͤußern
Gehoͤrgang aus 2 Steinſaͤcken und 3 zirkelfoͤrmigen Canaͤlen;
Geruchsorgan aus zwey ovalen haͤutigen Saͤcken, inwendig ges
faltet mit je einer aͤußern Oeffnung auf der Oberlippe, aber
ohne irgend eine Communication mit dem Mund — ein Bau,
welcher vielleicht der einzige einzelne Character iſt, welcher ohne
Widerrede beweiſt, daß Lepidosiren ein achter Fiſch iſt. Die
übrigen Beweiſe beruhen auf der Zuſammenſtimmung vieler,
wenig entſcheidender Charactere.
Dieſes Thier iſt ein Verbindungsglied zwiſchen den Knor—
pelfiſchen und den Weichfloſſern, beſonders den eidechſenartigen
Sippen Polypterus et Lepidosteus, und nähert ſich zugleich
den Kiemenlurchen.“
(Obſchon Owen hier dieſes Thier zu den Weichfloſſern
ſtellte, ſo glaubte ich doch bey meiner Anſicht, daß es neben
die Chimaera gehöre, bleiben zu muͤſſen (Iſis 1889. S. 607).]
Waͤhrend der Zeit hat nun Biſchoff dieſes Thier ana⸗
tomiert.
Man kann wohl denken, daß man allgemein auf dieſe
Unterſuchung gefpannt war, indem man von feiner Geſchicklich⸗
keit und den Kenntniſſen mit Zuverſicht eine Entſcheidung er⸗
warten konnte. Allein ungluͤcklicher Weiſe giengen die Annalen
des Wiener Muſeums der Naturgeſchichte aus Mangel an Abs
ſatz ein, obſchon dieſe Schriften ſowohl durch die Neuheit ihrer
Gegenſtaͤnde, die Gediegenheit der Aufſaͤtze und die Schönheit
der Abbildungen ſich an die beſten Geſellſchaftsſchriften der
Welt ſtellen konnten. Der Verfaſſer mußte daher einen Ver⸗
leger ſuchen, und dadurch wurde die Erſcheinung der vorliegen⸗
den Schrift bis jetzt verzoͤgert. Wir erhielten ſie Ende May
1841, wie wir glauben, bald nach ihrer Erſcheinung.
Sie hat den Erwartungen entſprochen. Die Zerlegung
ift genau nach allen Theilen, welche vorhanden waren; die Ab:
bildungen zahlreich, deutlich und ſchoͤn. Voran das ganze Thier
aus den Wiener Annalen; ſodann das Skelet, Schaͤdel von
allen Seiten, Wirbel, Schultergeruͤſt und Becken-Rudimente,
Kiemen, Lungen, Herz und weibliche Geſchlechtstheile.
Der Text enthaͤlt die aͤußere Beſchreibung faſt ganz nach
Natterer; dann folgt das Skelet, Wirbelſaͤule, Glieder,
Schaͤdel aͤußerſt genau und lehrreich, ſelbſt mit Anwendung des
Microſcops; das Muskelſyſtem fo weit, als es mit der Erhal—
tung der Haut moͤglich war; Naſe und Augen; ſodann die
Kiemen und Lungen; das Herz geöffnet und vielfältig abgebil⸗
det; Zunge und Zungenbein, Speiſeroͤhre und Maſtdarm, end⸗
lich Geſchlechtstheile und Harnwerkzeuge. Darauf folgen um⸗
ſtaͤndliche Betrachtungen über die Natur dieſes Thieres und
ſeine Stellung im Syſtem. Nach der Vollendung ſeiner Arbeit
bekam er Owens Aufſatz, deſſen Ergebniſſe er nun mit den
Ein umftändlicher Bericht uͤber feinen Befund wäre hier
46⁵
überflüffig, weil hoffentlich jeder Zoolog und Anatom das Werk
ſich ſelbſt anſchafft, nur auf einige Abweichungen und auf des
Verfaſſers Schluͤſſe wollen wir hier Ruͤckſicht nehmen.
Die Kopfknochen ſind ſo ſonderbar, daß wir uns hier nicht
darauf einlaſſen koͤnnen; allein ſie ſind im Ganzen fiſchartig,
wofür fie auch der Verfaſſer erklärt; groͤßtentheils getrennt und
mit einer Art von Kiemendeckel. Der Schulterguͤrtel beſteht
aus 2 einfachen, vorn verwachſenen Stuͤcken, an deren hinte⸗
rem oder vielmehr oberem Ende der Floffen» oder Fußſtrahl;
am Hinterhaupt noch 2 walzige, nach hinten und unten lau⸗
fende Knochen, vielleicht entſprechend den Schulterblaͤttern.
Zahl der Rippen 55, knoͤchern, Stachelfortſaͤtze an der unge:
gliederten knorpeligen Wirbelſaͤule nach der Abbildung 94; un⸗
tere Stachelfortfäge unter dem After 87. Auf den Bogenthei—
len oder den Stachelfortſaͤtzen, welche das Ruͤckenmark umgeben,
ſtehen bey den meiſten noch 2 Knoͤchelchen, bey vielen 8, wie
bey den Ruͤckenfinnen der Fiſche; eben ſo bey den unteren Sta—
chelfprtſotzen am Schwanze. Die Zahlen im Text ſtimmen
nicht immer ganz genau mit denen der Abbildung überein: auch
ſteht der Buchſtabe E am 57. Stachelfortſatz oder Floſſenſtrahl,
ſtatt am 59. Das Muskelſyſtem maſſenhaf, wie bey den Fi⸗
ſchen und Kiemenlurchen. Die Naſe beſteht aus einem ſonder⸗
baren Knorpelgeruͤſt. Seite 2 ſagt der Verfaſſer mit Fitzin-⸗
ger und Natterer: Die Naſenloͤcher liegen vorn auf der
untern und innern Seite der Lippen, welche ſie wie bey Proteus
und Siren durchbohren, und bilden kleine, laͤngliche Querſpal⸗
ten. Dann ſetzt er hinzu: „Die innere Oeffnung des Naſen—
canales liegt mehr nach außen und hinten hinter dem Mund⸗
winkel, ebenfalls in den Lippen.“ S. 14. heißt es, die Naſe
liegt als ein Canal in der Dicke der Lippen. Der vordere
Eingang befindet ſich vorn neben den kleinen Zaͤhnen des Zwi—
ſchenkiefers. Die hintere Oeffnung liegt an der innern Seite
der Oberlippe in dem Mundwinkel, eine Bildung, die alſo un—
gefaͤhr der von Siren und Proteus gleich kommt. Der Canal
iſt innwendig mit einer ſchwaͤrzlichen Schleimhaut ausgekleidet,
die in feine Querfalten gelegt iſt, ſo daß von einer mittleren
Linie die Falten kammfoͤrmig nach beyden Seiten verlaufen.“
Das haͤtte abgebildet werden ſollen. —
Kein aͤußerer Gehoͤrgang; Kiemenboͤgen nur 5; Stimm:
ritze 1“ dahinter, davor in der Schleimhaut ein Faſerknorpel
wie eine Art Kehldeckel; Luftroͤhre kurz und haͤutig; bey den
Kiemenlurchen eine Spur von Kehlkopfknorpeln; die Luftroͤh re
erweitert ſich ohne Bronchien, ſehr bald in die gemeinſchaftliche
Anfangshoͤhle der Lunge, die ſich ſodann erſt theilt und in die
beyden getrennten Luftſaͤcke fortſetzt. Die Lungen ſelbſt ſind
ziemlich dickwandig und zeigen innwendig ein ziemlich enges
Maſchengewebe, welches noch dichter und entwickelter iſt, als
beym Salamander. Offenbar wurde die Athemfunction auf
dieſer Entwickelungsſtuffe des Thieres faſt ausſchließlich durch
dieſes Organ verrichtet. Zu demſelben gehen die zwey hinter⸗
ſten Arterienboͤgen des Herzens als Lungen-Arterien, und eine
Arten führt das Blut in den linken Vorhof des Herzens
zuruͤck.
Das Herz iſt dem von Siren lacertina nach der von
Owen gegebenen Beſchreibung und Abbildung (Zool. Trans.
I. p. 278. t. 5. f. 5.) ſehr ahnlich. Es hat einen venoͤſen
Bor» Sinus, eine rechte und linke Vorkammer, welche jedoch mit
Iſis 1841. Heft 6. 0
466
einander communicieren. Aus der Vorkammer kommt das Blut
in die einfache Herzkammer ohne Klappen. Das Lungenblut
kommt aus beyden Lungenvenen in einen Stamm, ſodann in
die linke Vorkammer und von da in die Herzkammer ohne
Klappen. Die Herzkammer iſt zwar einfach wie bey den mei-
ſten Lurchen, aber durch eine Muskelleiſte in einen rechten und
vorderen Theil geſchieden, ſo daß in erſteren mehr das Koͤr—
pervenenblut, in letztern mehr das Lungenvenenblut gelangen
mußte. Ueber der Kammer liegt der Bulbus arteriosus, durch
deſſen Einrichtung ſich das Herz auch dem von Siren anſchließt.
Aus der Spitze des Bulbus treten jederſeits 3 Aortenboͤgen uſw.
Die Zähne zeigen keine Mahlflaͤchen, ſondern ſcharfe
Schneiden der Raͤnder; ſie ſtehen vorn, nicht hinten in den
Kiefern; freſſen alſo wahrſcheinlich Fleiſch. Zungenbein weit
von den Kiemen, ganz vorn, dicht hinter dem Unterkiefer; Zun:
ge ſehr klein. Geſchlechtswerkzeuge ziemlich wie ſie Owen an—
gegeben.
In den Schlußbemerkungen ſagt der Verfaſſer: Niemand
werde es beſtreiten, daß Lepidosiren ſowohl in Beziehung auf
die Claſſe der Amphibien als der Fiſche eines der allermerkwuͤr—
digſten Thiere iſt, und das Intereſſe, welches alle Uebergangs—
ſtuffen der organiſchen Weſen im Allgemeinen anregen, im -
hoͤchſten Grade beſitze. — Zwar moͤchte er glauben, daß nach
den Daten der vorſtehenden Mittheilung niemand weiter daran
zweifeln wird, daß man das Thier dennoch auf die Seite der
Amphibien ſtellen muͤſſe, wie nah es auch anderſeits den Fi⸗
ſchen zu ſtehen komme, wohin es auch mehrere Zoologen rech—
nen wollten; er erlaube ſich deßhalb um ſo eher die Gruͤnde,
die ihn fuͤr das Gegentheil beſtimmen, hier zuſammen zu ſtel⸗
len uſw. Er führt nun an, daß die agalartige Geſtalt nichts
entſcheide, auch ſelbſt nicht die ſonſt wichtigen Schuppen, weil
dergleichen auch bey Coecilia vorkommen; ſtelle man aber das
Thier um der Schuppen willen, ſo muͤſſe es wegen des Ske—
letbaues zu ſolchen kommen, welche eine ganz andere Hautbe—
deckung haben; mit Recht lege man viel Gewicht auf die Sei⸗
tenlinie, in ſo fern eine ſolche bey keinem Lurche bekannt ſey
und daher zu den Kennzeichen gerechnet werden muͤſſe, welche
das Thier den Fiſchen naͤhere; nicht zu laͤugnen ſey, daß es
auch in der Skeletbildung mehr Analogie mit Fiſchen als mit
Lurchen darbiete; indeſſen komme es doch auch mit keinem ein⸗
zigen naͤher uͤberein; die knorpelige Ruͤckenſaͤule zeige aber keine
Spur von einer Abtheilung in Wirbel und weiche daher von
beyden Claſſen ab; die eigenthuͤmlichen Kiemendeckelſtuͤcke, der
Mangel des Gehoͤrgangs und der Gehoͤrknoͤchel, die Lippen:
und Naſenknorpel haͤtten allerdings mehr Aehnlichkeit mit den
Knorpelfiſchen, wichen aber doch fo ab, daß man fie als Ueber—
gangsformen betrachten koͤnne; die Naſenbildung ſpreche uͤbri—
gens, und nach der Anſicht einiger Naturforſcher entſcheidend,
für die Amphibien-Natur dieſes Thiers; zwar werde der Ends
cherne Gaumen nicht von den hintern Naſenoͤffnungen durch⸗
bohrt, ſondern der ganze Naſengang liege mit ſeiner vorderen
und hinteren Oeffnung innerhalb der Lippen, von dem eigen⸗
thuͤmlich gebildeten Naſenknorpelgeruͤſt geſtuͤtzt; allein fie ver:
halte ſich in dieſer Hinſicht wie die Naſe von Proteus und
Siren, und es ſcheine dieſes mit dem Mangel des knoͤchernen
Oberkiefers zuſammenzuhaͤngen; indeſſen faͤnden ſich ja auch
hiefuͤr in den Myxinoiden und nach Cuvier in einigen (fremden)
Conger = Arten Uebergangsformen. Wenn man indeſſen auch
0
467
zugeben wollte, daß der Skeletbau mehr für die Fiſchnatur
ſpreche; fo führe dagegen die Organiſation und Function der
Weichtheile eben fo ſehr wieder zu den Lurchen, als welche letz⸗
tere alle durch Lungen athmen und Lepidosiren vorzüglich wer
gen ihrer kuͤmmerlichen Kiemen; das Gewebe ihrer Lunge ſey
nicht haͤutig, ſondern derb und veſt, mit ziemlich dichten Ma⸗
ſchen der Seitenwaͤnde beſetzt, und ſtehe durch bedeutende Ge—
fäßſtämme unmittelbar mit dem Herzen in Verbindung. Da:
mit haͤnge auch der Bau des Herzens zuſammen, der offenbar
amphibienartig ſey; 2 Vorkammern wie hier, wenn auch nicht
ganz vollkommen von einander getrennt, gebe es bey keinem
einzigen Fiſch und die Trennung derſelben ſey bey Caecilia et
Proteus noch weit unvollkommener; auch die Muskelleiſte in
der Herzkammer ſey lurchartig; die Spiralklappe im Darm
zwar wie bey den Hayen, aber auch bey Siren. Er ſtehe da-
her nicht an, das Thier zu den Lurchen zu rechnen, und es an
deren Spitze vor Amphiuma zu ſtellen.
Im Nachtrag geht der Verfaſſer Owens Angaben durch.
Die entſcheidendſten Gruͤnde von Owen fuͤr die Fiſchnatur,
nehmtich das Nichtdurchbohren der Naſencanaͤle, die einfache
Vorkammer des Herzens und die Schwimmblaſen-Natur der
Lungen müffe er von feinem Lepidosiren geradezu laͤugnen; es
koͤnne bey der Einrichtung des Kreislaufs und des Athem-Ap—
parats unmoͤglich zu den Fiſchen gerechnet werden; ſollte dieſes
dennoch geſchehen, ſo muͤſſe es zwiſchen die Cycloſtomen und
Sturionen zu ſtehen kommen, wenigſtens nach dem Bau der
Wirbelſaͤule — hinſichtlich der Naſencanaͤle, auf die man von
allen Seiten ein ſo entſcheidendes Gewicht lege, koͤnne er hin—
zufügen, daß Tiedemann, welcher vor wenigen Wochen in
Wien war, auf ſeine Bitte, die Naſencanaͤle des kleineren un—
verletzten Exemplars unterſuchte und den Canal 57/8“ rhein.
lang und ſchraͤg nach hinten und außen laufend, ſich in der
Richtung nach hinten in die Mundhöhle oͤffnend fand, dagegen
zeigten die in Wien vorhandenen Congerarten keinen ſolchen
Canal.
Gewiß muß man dem Verf. zu ſeiner wohlgelungenen
Zerlegung und zu feiner gruͤndlichen Beurtheilung Gluͤck wuͤn⸗
ſchen, und ihm ſowohl Dank wiſſen, daß er ſich dieſer Arbeit
unterzogen hat, ſowie dem Herrn Natterer, daß er die Thiere
durch feinen Eifer entdeckt und eingeſchickt, und endlich dem Di⸗
rector Hrn. Schreibers, daß er dem Wohle der Wiſſen⸗
ſchaft das gewiß große Opfer gebracht hat, von den 2 einzigen
Thieren in der Welt eines der Anatomie zu uͤberlaſſen. Allein
das Wiſſen iſt beſſer als das Haben, und es iſt daher ein ganz
unfhäsbarer Gewinn fuͤr die Einſicht in die Manchfaltigkeit,
die Entwickelung und Geſetzmaͤßigkeit des Thierreichs, ſowie fuͤr
die Anatomie und die Phyſiologie. Ein Thier in Weingeiſt
iſt ein Schaubrod, vor dem man verhungert. Auch dieſe Li—
beralitaͤt if eine Folge des philoſophiſchen Geiſtes, welcher in
der neuern Zeit in die Naturgeſchichte gedrungen iſt. Wir
wollen uns daher daruͤber freuen, die Befoͤrderer deſſelben eh—
ren und der Welt Gluͤck wuͤnſchen.
Es ſey mir nun erlaubt, auch meine Anſicht
über die Natur dieſes Thieres
anzugeben. Wie früher geſagt, ſo habe ich es nach Fitzin⸗
gers und Natterers Beſchreibung zu den Fiſchen und zwar
zu der Chimaera geſtellt (Iſis 1838. S. 347 u. 1839. S.
\ 468
607). Ich bin nun in dieſer Meynung durch die Zerlegung
von Owen und Biſchoff vollends beſtärkt worden.
Ich habe allerdings ſchon vor mehr als 20 Jahren die
durchgehenden Nasloͤcher als ein Kennzeichen der Lurche aufge
ſtellt und die Anatomen in der Iſis aufgefordert, ſie moͤchten
dieſes bey Siren unterſuchen, was auch zuerft Leuckart in der
Iſis 1821. lit. Anz. 257. und Cuvier in der zweyten Auf⸗
lage ſeiner Oss. foss. V. 2. p. 420. t. 27. gethan hat.
Fitzinger konnte die Naſencanaͤle nicht unterſuchen, weil die
Exemplare damals noch nicht verletzt werden durften; Natte⸗
rers Angabe war gar zu kurz und unbeſtimmt, ſo daß man bey
den vielen anderen Gruͤnden fuͤr die Fiſche unmoͤglich derſelben
eine Entſcheidung einraͤumen konnte. Leider ſteht dieſe Sache
noch auf dem alten Punet. Owen beſchreibt die Naſe ganz
anders, laͤugnet geradezu die hinteren Nasloͤcher und nimmt
meinen Character als denjenigen an, der ſchon fuͤr ſich allein
das Thier zu den Fiſchen ſtelle. Biſchoff hat den Naſen⸗
canal nicht abgebildet, bleibt ſich auch in der Lage der hinteren
Oeffnung nicht gleich; Tiedemann beſtaͤtigt zwar dieſe An⸗
gabe, beſchreibt aber die Verhaͤltniſſe nicht ſo umſtaͤndlich, wie
der Gegenſtand es erfordert; ſagt auch nicht, ob er den Gang
aufgeſchnitten oder nur durch die Sonde unterſucht habe.
Owen beruft ſich alſo auf die Naſe, daß es ein Fiſch ſey;
Biſchoff beruft ſich darauf, daß es ein Lurch ſey. Da nun
2 Behauptungen einander entgegenſtehen; ſo bleibt man bis
auf Weiteres dazwiſchen ſchweben, und man muß daher dieſes
Organ bey Seite laſſen. 5
Dazu kommt aber etwas anderes. Ich ſtelle allerdings
die 2 durchgehenden Nasloͤcher als ein Kennzeichen für die Lur—
che auf; allein keineswegs als ihr Character- oder Bedeutungs—
Organ; ebenſo die hinten verſchloſſene Naſe bey den Fiſchen.
Bey dieſen iſt das Character-Organ das Knochenſyſtem, als
welches in ihnen zuerſt erſchaffen wird. Seine Verhaͤltniſſe
ſind es daher vorzugsweiſe, welche entſcheiden muͤſſen. Spre⸗
chen ſie fuͤr den Fiſch; ſo muͤſſen die andern Theile, welche
nur ſecundaͤr ſind oder nur Kennzeichen, ſchweigen. So haben
alle Voͤgel und nur die Voͤgel Federn und man kann ſagen,
ein Thier, das Federn hat (natürlich bey einem Fleiſchſyſtem)
das iſt ein Vogel, ohne daß deßhalb die Federn ſein Geneti—
ſches oder fein Characterorgan find, als welches das vollkom—
mene Nervenſyſtem, nehmlich das Hirn mit Windungen betrach-
tet werden muß; dann erſt folgt das offene Ohr und die
Schnecke. So ſind alle Saͤugthiere Haarthiere, aber das Haar
iſt nur ein Kennzeichen, nicht ihr Character-Organ.
Dieſes nun auf die Fiſche angewandt, fo weicht ihr Kno⸗
chenſyſtem von dem aller andern Thiere durchaus ab, ſey es im
Gewebe oder in der Geftalt, oder in der Zahl; fey es im Man:
gel oder im Ueberfluß; ein hoͤheres Thier als der Fiſch hat
kein knorpeliges Knochenſyſtem; keines auch einen ſolchen Mans
gel wie bey den prickenartigen Fiſchen, nehmlich einen Mangel
an Wirbelkoͤrpern oder Ruͤckenmarksboͤgen, nehmlich Stachelfort⸗
ſaͤtzen, oder an Schaͤdelknochen, und kann dieſen Mangel nicht
haben, weil ja das Knochenſyſtem vor ihm ſchon entſtanden
und vollendet worden iſt. Die Fiſche koͤnnen aber, ja muͤſſen
dieſen Mangel haben, weil eben die Natur es erſt verſucht,
ein Knochenſyſtem hervorzubringen. Bey den Fiſchen kommt
aber auch ein Ueberſchuß von Knochen vor, weil bey ihnen als
les zu Knochen werden will, oder weil ihre Knochen noch in
1
469
ihren Elementen zerfallen vorhanden ſind. Daher haben die
Fiſche allein aͤchte Floſſenglieder, nehmlich mehr als 5 finger—
artige Strahlen, wenn man ſie fuͤr Finger anſehen will, was
hier nicht eroͤrtert zu werden braucht, da es in meiner Natur—
geſchichte hinlaͤnglich auseinander geſetzt iſt. Eben ſo haben
die Fiſche allein achte ſenkrechte Floſſen oder Finnen, nehmlich
außer den gewöhnlichen Stachelfortſaͤtzen noch 1 oder 2 Knoͤ—
chelchen darüber oder die ſogenannten Strahlen in der Ruͤcken⸗
Steiß⸗ und Schwanzfloſſe. So wie die Thiere aus der Claſſe
der Fiſche heraustreten, haben ſie ſaͤmmtlich Wirbel und Wir—
belboͤgen und demnach vollkommene Schaͤdelknochen, weil dieſe
auch nichts anderes ſind als Wirbel, wie ich es in meinem
Antrittsprogramm an der Univerſitaͤt zu Jena 1807. aufge:
ſtellt habe: Ueber die Bedeutung der Schaͤdelknochen. Es
hat aber auch kein einziger Lurch mehr ſenkrechte Floſſen mit
Strahlen und ſelbſt der Kamm vom Baſiliscus hat keine eigen—
thuͤmlichen Strahlen, ſondern nur verlaͤngerte Stachelfortſaͤtze;
bey Voͤgeln und Saͤugthieren kommt gar nichts mehr der Art
vor. Je tiefer die Graͤthenfiſche ſtehen, deſto länger oder zahl—
reicher ſind die Ruͤckenfloſſen; je hoͤher ſie ſteigen, deſto mehr
treten dieſe vom Kopfe zuruͤck und bleiben zuletzt nur als Stums
meln auf dem Kreuz oder dem Schwanz, wie beym Hecht. Ich
ſehe bey der Beſtimmung des Ranges der Fiſche zunaͤchſt auf
die Groͤße oder Lage ihrer Floſſen.
Das wäre nun ſchon genug zur Einordnung von Lepi-
dosiren. Das Thier hat auf feiner ganzen Wirbelſaͤule nicht
bloß einfache, ſondern zuſammengeſetzte Floſſenſtrahlen und uͤber—
dieß ſogar ſolche an der Unterſeite hinter dem After, ein Bau,
der bey gar keinem Lurch vorkommt.
Mit dieſem entſcheidenden Syſteme find nun andere Bil—
dungen vergeſellſchaftet, die zwar nicht mehr zum Character ge—
hoͤren, aber deſſen ungeachtet eben ſo hinreichende Kennzeichen
find, wie Federn und Haare der Voͤgel und Saͤugthiere. Da—
hin rechne ich den Kiemendeckel, der augenſcheinlich bey Lepi-
dosiren vorhanden iſt und nur bey den Fiſchen; ferner die
Seitenlinie mit einem Schleimcanal, und vollends mehrere Sei:
tenlinien, wie bey der Chimaera. Ich darf wohl auch die
Lage der Nasloͤcher hieher rechnen, welche bey keinem Lurch un—
ter der Schnauze liegen, geſchweige denn gar unter der Ober—
lippe, wofern dieſes bey Lepidosiren wirklich die Nasloͤcher
find: denn es iſt doch wirklich gar zu auffallend, daß Owen
ſagt, ſie laͤgen auf der Oberlippe (upon the upper lip).
Die Naſe muß alſo aufs Neue unterſucht und abgebildet wer—
den. Alle andern Organe, wie Kiemen, Herz, Luftblaſen oder
Lungen und Geſchlechtstheile koͤnnen hier nur leitende Vorkomm—
niſſe, aber nicht beſtimmende ſeyn. Selbſt wenn bey einem Thier
durchgehende Nasloͤcher vorhanden waͤren; ſo wuͤrde dieſes noch
kein entſcheidender Grund ſeyn, es von den Fiſchen auszuſchlie—
ßen, wofern es durch das Knochenſyſtem zu einem ſolchen ge—
macht wuͤrde; wohl aber wuͤrde man kein Thier mit hinten
verſchloſſenen Nasloͤchern zu den Lurchen ſtellen dürfen. Es iſt
wohl nicht noͤthig, hier von den Nasloͤchern der Pelicane zu
reden. D. —
Nicht ohne Jammer kann man den Untergang der Mie-
ner Annalen vernehmen, da ſie anfiengen, die ſeit einem halben
Jahrhundert mit wahrhaft kaiſerlichem Aufwande geſammelten,
mit Sinn und Geſchmack aufgeſtellten und laufbewahrten na=
— —
—— —
470
turhiſtoriſchen Schaͤtze der Welt mitzutheilen, und zwar gut
ausgewaͤhlt, mit Sachkenntniß und Geſchick bearbeitet, nicht
minder mit ſchoͤnen Abbildungen ausgeſtattet, ſo daß dieſes
Werk ein ehrendes Denkmal iſt fuͤr die Wiſſenſchaft, ſowie fuͤr die
Talente der oͤſterreichiſchen Naturforſcher und fuͤr den Schutz
und die Unterſtuͤtung, welche denſelben von den Kaiſern dieſes
Hauſes zu Theil geworden iſt.
Der Mangel an Abſatz dieſer Annalen iſt ein unbere—
chenbarer Schaden fuͤr die Wiſſenſchaft: denn nicht nur wer—
den jetzt wieder Jahre vergehen, ehe ein neues Werk der Art
beginnen kann; die jetzigen eifrigen Naturforſcher werden aͤlter
und verdrießlich werden, und die juͤngern werden ſich andern
Faͤchern zuwenden. Gibt es irgend ein Mittel, ſolch einen
ſchlimmen Zuſtand abzuwenden; ſo muß man vor Allem nach
der Urſache deſſelben forſchen. Die Oeſterreicher beklagen ſich
unaufhoͤrlich und rufen: Wir werden vom Auslande verkannt.
Es iſt wahr, die Oeſterreicher werden verkannt, obſchon ſie faſt
ſeit einem Jahrhundert Aerzte und Naturforſcher aufzuweiſen
haben, welche ſich mit denen anderer Laͤnder meſſen koͤnnen.
Man denke nur an den alten Jacquin, Waldſtein und
Kitaibel, Cv. Sternberg, Bremſer, Swieten, Ha an,
Stoͤrk, Prochasca, Frank uſw., von den lebenden, welche
ſich wahrlich in der Botanik, Zoologie, vergleichenden Anatomie
und Phyſiologie und allen Zweigen der Medicin genug hervor—
thun, nicht zu reden. Auch thut die oͤſterreichiſche Regierung
fuͤr die Naturwiſſenſchaften vielleicht mehr als irgend eine an—
dere, und dennoch wird Oeſterreich verkannt. Warum? Die
Antwort iſt ſehr einfach: weil es nicht gekannt iſt. Warum
iſt es nicht gekannt, hier liegt der Knoten, der geloͤſt werden
muß. Unbekannt und daher verkannt ſind alle Laͤnder, welche
ſich von der Welt abſchließen: Paraguay, Rußland, China,
Japan. Indeſſen werden die Oeſterreicher nicht glauben, daß
fie ſich abſchließen. Es iſt aber eine gewöhnliche Erſcheinung,
daß diejenigen, welche nie aus einem Hauſe gehen und in deren
Haus ſelten ein Fremder kommt, nicht wiſſen, was vor den Thoren
vorgeht. Wir wollen nun von der fruͤhern Schwierigkeit, einen
Paß ins Ausland zu bekommen, um daſelbſt zu ſtudiren, nicht
reden, da dieſes Verhaͤltniß gemildert zu ſeyn ſcheint. Wir wollen
nur von ſcheinbar unbedeutenden Dingen ſprechen, welche allen li—
terariſchen Verkehr mit den oͤſterreichiſchen Gelehrten unmoͤglich
machen, und welche jeden fremden Gelehrten abhalten, in Oeſter—
reich eine Anſtellung anzunehmen. Daß aber ein Land, wel⸗
ches ſich nicht unausgeſetzt aus der Fremde recrutiert, einſeitig
wird und mithin reichsſtaͤdtiſch, iſt eine anerkannte Sache. Hat
ein Gelehrter einen Brief nach Oeſterreich zu ſchreiben, um ſich
von einem andern eine Gefaͤlligkeit zu erbitten; fo kann er nur
bis zur Graͤnze frankieren. Der Empfaͤnger muß alſo das
uͤbrige Porto tragen und auch wieder ſeine Antwort bis an die
Graͤnze frankieren, eine Zumuthung, welche nur ein unbeſchei—
dener Menſch einem andern machen kann, und die auch wohl
nur ein einziges Mal gelingen wuͤrde. Wie iſt alſo ein litera—
riſcher Verkehr mit den oͤſterreichiſchen Gelehrten moͤglich?
Wie kann man ſie alſo kennen lernen, und endlich, wie iſt es
moͤglich, daß ſie nicht verkannt werden! Dieſes Uebel haͤngt
alſo nicht an einem Faͤdlein, ſondern an einer großen Reichs—
einrichtung, welche man um der Gelehrten willen nicht aͤndern
kann.
Ein anderer Grund der Unbekanntſchaft der Gelehrten
471
mit Oeſterreich liegt im Cenſurweſen, nicht im innern, ſondern
im äußern, nehmlich in der Einfuhr der Bücher. In ein Land,
wo man Gefahr läuft, daß einem an der Graͤnze die Bucher
abgenommen und in eine Hautſtadt zur Cenſur geſchickt wer⸗
den, reift ein Gelehrter nur in der äͤußerſten Noth. Ein
zweiter Grund, warum das Ausland Oeſterreich nicht kennen
lernt.
Endlich nimmt kein deutſcher Profeſſor, der irgend eine
erträgliche Stelle hat, einen Ruf nach Oeſterreich an, wie vor⸗
theilhaft auch die Anerbietungen ſeyn moͤgen; denn die, welche
er für vortheilhaft hält, kann man ihm nicht machen, und das
iſt ein Umſtand, wovon man, wir wollen nicht ſagen, die
öſterreichiſchen Beamten, ſondern nicht einmal die oͤſterreichiſchen
Gelehrten auf keine Weiſe zu uͤberzeugen im Stande iſt. Es
iſt das freye Lehren auf der Univerſitaͤt und das Honorar der
Studenten. In Oeſterreich darf kein Profeſſor ein ander Fach
lehren, als wofür er angeſtellt if. Will er feine Lage verbeſ⸗
ſern, ſo muß er meiſtens in eine andere Profeſſur treten und
mithin die Wiſſenſchaft aufgeben, der er bereits ſein halbes Le⸗
ben geopfert, alſo aufs Neue Schuͤler werden. An ſolche
Dinge iſt ein deutſcher Profeſſor nicht gewöhnt, ja fie wider⸗
ſtreben ihm in der innerſten Seele. Er will das lehren, was
er iſt, und nicht das, wozu man ihn macht. Auch iſt es. ja
unmoglich, in einem Fach etwas zu leiſten, das man nicht
ſelbſt gewählt, ſondern von einem andern zugetheilt erhalten
hat. Daher verſchwinden in Oeſterreich viele Hundert Profeſ⸗
foreu, ohne je in ihrem Leben eine Sylbe geſchrieben zu haben,
mithin mit Hinterlaſſung von Nichts, weil das, was ſie lehr⸗
ten, nicht ihr Eigenthum war. Das Hauptuͤbel iſt, daß das
Fach zum Monopol wird, weil der Profeſſor keinen Miteifer
zu beforgen hat. Er mag fein Collegium noch. fo faul und
liederlich leſen, als ihm beliebt: der arme Student muß doch
hinein und entweder gedankenlos daſitzen oder alle Luſt und
Achtung für die Wiſſenſchaft verlieren. Was kann dabey her:
auskommen!
Es gibt viele, welche das Honorar der Studenten tadeln
ſogar Profeſſoren, weil ſie glauben, dann nicht Herren der Stu⸗
denten ſeyn zu können. Merken ſie denn nicht, daß ſich der⸗
jenige, welcher ohne Honorar lehrt, auf die Stuffe des Schul⸗
meiſters ſetzt, den Zuhörer, der nicht bezahlt, kann man aller⸗
dings hudeln: Iſt es aber eine Ehre, Zuhoͤrer zu haben, die
man als Knaben behandeln darf, und kann aus einem ſolchen
Zuhörer ein ſeldſtdenkender und ſelbſiſtaͤndiger Mann werden?
Uebrigens iſt es nun einmal eine in Deutſchland allgemein er⸗
probte Erfahrung, daß die honorierenden Studenten die fleißi⸗
gern, die nicht honorierenden dagegen die nachlaͤßigern ſind, da⸗
von nicht zu reden, daß ſie ſich ans Ducken, Schleichen, —
472
Verſtecken und Verſtellen gewoͤhnen. Von Seiten des Pro⸗
feſſors entſpringt auch dadurch ein geiſtiger und ein materieller
Gewinn, der wieder auf den Studenten zuruͤckfließt. Er muß
ſich mehr anſtrengen, um mit der Wiſſenſchaft gleichen Schritt
zu halten, weil der Student nicht mit allem zufrieden iſt, was
man ihm vorlegt; er kann auch nicht woͤchentlich an die Thuͤre
ſchreiben: hodie non legitur, oder gar mir nichts dir nichts
wegbleiben und! die Studenten kommen und laufen laſſen,
als wenn es Gymnaſiaſten waͤren, die ſich freuen, einer Plage
los zu ſeyn. Er wird ſich ferner bemuͤhen, mehrere Collegien
auszuarbeiten und ſich nicht begnügen, dasjenige abzuhaſpeln,
fuͤr das er im Amte ſteht. Der materielle Vortheil iſt eben⸗
falls ſehr hoch anzuſchlagen und fuͤr einen Profeſſor wirklich
unentbehrlich: denn dieſen Ueberſchuß betrachtet er nicht als
das Nothwendige fuͤr die Haushaltung, ſondern verwendet es
fuͤr Buͤcher, Sammlungen, Correſpondenz, Reiſen und Unter⸗
ſuchungen. Endlich fuͤhlt er wohl, daß er auch eine Verpflich⸗
tung gegen die Studenten und ihnen daher Artigkeiten zu er⸗
weiſen hat: er leiht ihnen Buͤcher, ladet ſie ein und fuͤhrt ſie
dadurch der gebildeten Geſellſchaft zu. Wo das die Profeffos
ren nicht thun, wird der Student verwildern oder wenigſtens
eckig und unbeholfen werden. Das find die Vortheile des Ho»
nocars, gegen welche alle Einwendungen als unbedeutend ver⸗
ſchwinden. 0
5 Man ſieht alſo, daß es ſeine guten Gruͤnde hat, warum
die oͤſterreichiſchen Gelehrten wenig bekannt ſind, und warum
ihre Bücher keinen Abſatz im Auslande haben. Uebrigens beſ⸗
ſert es ſich beiderſeits. Es ſind in der neuern Zeit mehrere
naturhiſtoriſche Werke in Oeſterreich erſchienen, welche allgemein
bekannt und geſucht wurden, ſpecielle Werke freylich, welche ein
ſpecielles Publicum haben. Gemiſchte Werke aber, wie die An⸗
nalen und uͤberhaupt alle naturhiſtoriſchen Zeitſchriften, werden
weniger gekauft, weil jeder fuͤr ſein Fach darinn nur ein und
die andere Abhandlung erwartet und daher die andern zu be⸗
zahlen keine Luft hat. Alle Geſellſchaftsſchriften gehen ſchlecht,
und ſelbſt die Annales du Museum d'histoire naturelle
ſchwanken. Kommen nun dergleichen unter ſo unguͤnſtigen Ver⸗
hältniffen, wie fie in Oeſterreich beſtehen, heraus; fo iſt es be
greiflich, daß ſie weniger bekannt werden und daher weniger
Vertrauen haben. Oeſterreich kann ſich daher keines Abſatzes
und keines Zuzuges von fremden Gelehrten freuen, fo lang ſei⸗
ne Einrichtungen nicht in Harmonie ſtehen mit denen anderer
Länder, Dazu find Übrigens Hoffnungen vorhanden; Oeſter⸗
reich iſt augenſcheinlich ſeit einigen Jahren offener geworden
und gewiß warten die andern deutſchen Gelehrten nur auf die
Wegraͤumung der oben genannten Schranken, um ſich mit den
oͤſterreichiſchen Gelehrten zu vereinigen und ſich in deren Lande
eben ſo zu Hauſe zu glauben, wie in dem ihrigen.
473
—
—
474
Erklärung.
Im Heft XI. Jahrg. 1839 S. 870 der Iſis (das mir
ufällig etwas ſpaͤt zu Geſicht kam) findet ſich in dem Bericht
ber die Verſammlung der Naturforſcher und Aerzte in Frei⸗
burg im Sept. 1838 folgende Stelle:
Der Advokat Fr. W. Lippert zu Ansbach ſchickte Forſchun⸗
gen im Gebiete der Naturkunde ein, welche ſich auf
mythiſche Betrachtungen der verſteinerten Urthiere be:
ziehen, und daher nicht vor die Verſammlung gehoͤren.
Gegen dieſe kurze, aber dennoch unrichtige Notiz, muß ich
Folgendes bemerken: Meine Abhandlung wurde damals nicht
vorgeleſen, und die Verſammlung der Naturforſcher kannte da⸗
her den Inhalt derſelben auch nicht. Obiges Urtheil daruͤber
zeigt aber deutlich, daß auch der Berichterſtatter meine Abhand⸗
lung nicht geleſen, ſondern vielleicht im Drange der Ge:
ſchaͤfte ein wenig hinein geblickt, und da er zufaͤllig den Ab—
ſchnitt gefunden hatte, wo ich von der genauen Uebereinſtimmung
der Refultate dieſer rein-naturhiſtoriſchen Forſchun—
gen, mit der moſaiſchen Schoͤpfungs-Geſchichte ſprach — auf
dieſe Stelle ſein Urtheil baute. Das Erſte behaupte ich ge—
radezu, und der Herr Berichterſtatter wird dies ſpaͤterhin gewiß
ſelbſt, der Wahrheit gemaͤß, zugeſtehen muͤſſen. Ich maße mir
keinesweges das Recht an, zu fordern, daß meine Abhandlung
damals haͤtte vorgeleſen werden ſollen, wenn die Verſammlung
der Naturforſcher Deutſchlands nicht hinlaͤnglich Zeit dazu hatte,
oder wenn fie es fuͤr wichtiger oder intereſſanter hielt, den Be⸗
richt uͤber den Fund der eilfhundert und eilften Spezies ver⸗
ſteinerter Terebrateln oder Nautiliten, oder Belemniten oder Tri:
lobiten ꝛc. anzuhören, als meine Abhandlung. Nach den Re—
ſultaten meiner Forſchungen in der Geognoſie und Petrefac-
tenkunde, werden und muͤſſen zwar dieſe Auffindungen ſolcher
verſteinter Ueberreſte neuer Arten kleiner Schaalenthierchen ewig
und ins Unzaͤhlbare ſich vermehren, und dieſe gelehrten Danai⸗
den⸗ Arbeiten werden niemals ein anderes Reſultat geben, als
die Entdeckung, daß die Bildung dieſer Thierchen in jedem
Erdſtrich und in jeder der vielen hundert Hauptablagerungen
derſelben, von der (der Zeit nach) vorhergehenden und der
(der Lage nach) benachbarten, ſtets etwas verſchieden war, und
verſchieden ſeyn mußte, weil die Umſtaͤnde und die Verhält:
niſſe bey dieſen vielen hundert verſchiedener Ablagerungen, welche
zugleich dieſen Thierchen die Entſtehung geben, ſich niemals
vollkommen gleich blieben, ſondern im Verhaͤltniß zur ſtets fort⸗
ſchreitenden Entwickelung (oder Aufloͤſung) der Organiſation des
Erdkoͤrpers, immerfort und bis zur Unzaͤhlbarkeit vrariien muß⸗
ten. — Die in neuerer Zeit beliebte Hypotheſe, aus der Ver:
ſchiedenartigkeit ſolcher Verſteinungen, auf Hauptperioden
der Erdentwickelung ſchließen zu wollen, wird ſich daher bald
genug als ganz unhaltbar zeigen. — Doch dieß nur im Vor:
beygehen; denn, wie geſagt, wegen des Nichtvorleſens meiner
Abhandlung maße ich mir kein Recht des Widerſpruchs an.
Allein in der Einfendung mythiſcher Betrachtun—
gen an eine Verſammlung von Naturforſchern wuͤrde
eine Abgeſchmacktheit enthalten ſeyn, gegen welche ich mich
daher durch eine einfache Darſtellung des Gegenſtandes jener
Iſis 1841. Heft 6.
”
Abhandlung verwahren muß. Mein Zweck bey Ueberfendung
jenes Heftes war: auf dieſe Forſchungen in der Geognoſie und
Geogonie aufmerkſam zu machen, weil ſie mir in dieſem Ge—
biete des menſchlichen Wiſſens die intereſſanteſten und folge—
reichſten Entdeckungen zu ſeyn ſcheinen, welche ſeit einem Sahr:
hundert gemacht wurden. Hier nur einige Belege zu dieſer
Behauptung:
Jedem Naturforſcher werden die beruͤhmten Hoͤhlen im
Berge Guacharo in Suͤdamerika, nebſt ihren Bewohnern, den
Voͤgeln gleiches Namens — die beruͤhmte Surth-Hoͤhle auf
Island — der ſogenannte Rieſenweg in Ireland und die In⸗
ſel Staffa, ſammt ihrer Grotte — die großen Kreide = oder
Gypslager unter und um Paris und anderer Gegenden, die
Zoolithen⸗Hoͤhlen im Muggendorfer Thale und in vielen andern
Ländern der Erde bekannt ſeyn. Alle dieſe und hundert ähn⸗
liche Gegenſtaͤnde hat man bisher nur als Natur-Schoͤnheiten
bewundert oder angeſtaunt, aber uͤber ihren Urſprung hat
man nur wenig und nur oberflaͤchlich nachgedacht. Die Gua-
chara-Hoͤhle, die dritthalbtauſend Fuß lang in beynahe gerader
Richtung, und in Form einer etwas plattgedruͤckten, bey ſechzig
Fuß hohen und achtzig Fuß breiten, ſich im Allgemeinen in
ihren Verhaͤltniſſen immer gleich bleibenden Röhre, in den Berg
hinein erſtreckt — hat man durch Waſſer aushoͤhlen laſſen
wollen, weil ein Baͤchlein durch dieſelbe laͤuft, und das hinter
dieſer langen Hoͤhle befindliche, domartige, ungeheure Hoͤhlen⸗
Gewölbe hat man durch Zufall entſtehen laſſen. Die Surth⸗
Hoͤhle auf Island hat dieſelbe Form einer etwas plattgedruͤckten,
jedoch mit mehrern Seitenaͤſten verſehenen Roͤhre; ſie laͤuft in
einer Laͤnge von ohngefaͤhr 5000 Fuß, bey einer Hoͤhe von 30
bis 36 Fuß, und einer Breite von 50 bis 54 Fuß wellenfoͤrmig,
nahe unter der Erdoberfläche fort, und Höhe und Breite ders
ſelben vermehren oder vermindern ſich in dem ſo eben angege⸗
benen, ſich ſtets gleichbleibendem Verhaͤltniſſe mannigfaltig.
Dieſe Höhle hat man durch Lavaſtroͤme ausbohren laſſen wol⸗
len, weil uͤber und neben derſelben die Spuren vulkaniſchen
Feuers ſichtbar ſind, obgleich in der Hoͤhle ſelbſt nichts von
Lava vorhanden iſt. — Und die uͤbrigen, oben angegebenen
Hoͤhlen und Naturgebilde hat man durch Luſtentwickelungen
oder Cryſtalliſation, oder durch Zufall entſtehen laſſen wollen.
Allein es ſteht mit den Geſetzen der Natur im grellſten Wider—
ſpruche, und iſt daher rein unmoͤglich, daß Waſſer oder daß
Lavaſtroͤme dergleichen regelmaͤßige Hoͤhlen bilden koͤnnten, und
es widerſtrebt daher der gefunden Vernunft, dergleichen Ent:
ſtehungsurſachen auch dann noch anzunehmen, wenn ſich andre
Entſtehungsurſachen auffinden laſſen, die mit anerkannten Na—
turgeſetzen harmoniren. Dergleichen Entſtehungsurſachen fuͤr
alle die oben bezeichneten Naturerſcheinungen, glaube ich entdeckt
zu haben.
Denn ich behaupte les iſt dieß alſo keine bloße Hypotheſe
oder Vermuthung, obgleich auch noch nicht eine in allen Ein—
zelnheiten vollkommen ermittelte Wahrheit), daß vor der gegen-
waͤrtigen Erdperiode, alſo vielleicht vor Millionen Jahren, eine
andere Thiergeneration die Erdoberfläche bedeckt hat, welche zwar
30
475
in ihren verſchiedenen Formen mannigfaltige Aehnlichkeit mit
der jetzigen Thiergeneration hatte (vielmehr umgewandt hat die
jetzige Thiergeneration mannigfaltige Aehnlichkrit mit jenen Ur⸗
thiergattungen), welche aber an Umfang oder Körpermaſſe die
gegenwärtig lebende Thiergeneration millionenmal uͤbertraf, ſo
daß es dergleichen Thiere gab, deren Umfang bis zu einer Qua⸗
drat Meile, und vielleicht auch noch druͤber ſtieg, und deren
Höhe ꝛc., wie ſich von ſelbſt verſteht, dieſem Umfang angemef-
fon war. Dieſe Thiere nenne ich Urthiere, weil ich diejenigen
Thiere, die man bis jetzt mit dieſem Namen belegte, und deren
fofſile Ueberreſte in neuern Zeiten häufig gefunden, und vor⸗
züglich von Cuvier beſchrieben und claſſifizirt worden find, mit
unferer gegenwärtigen Thiergeneration für weſentlich identiſch,
oder doch von gleichem Urſprung, und daher den Namen: Ur⸗
thiere, unpaſſend fuͤr ſie halte. Dieſe Urthiere meint Moſes
(wie ich glaube) in ſeiner Geſchichte des ſogenannten fünften
Schoͤpfungstages; und dieſer mofaiſchen Schoͤpfungsmythe uͤber⸗
haupt lege ich allerdings höhere oder mittelbar göttliche Einge⸗
bung ber, weil ich die Reſultate dieſer ſechs ſogenannten Schoͤ⸗
pfungstage mit ſechs Hauptperioden der Erdbildung vollkommen
harmonirend gefunden habe, und weil ich es für rein unmöglich
halte, daß Jemand im grauen Alterthum, ohne hoͤhere Einge⸗
bung, dieſe Ideen auch nur geahnet, geſchweige erſonnen haͤtte.
Diefe Uebereinſtimmung der moſaiſchen Schoͤpfungsgeſchichte mit
den Ergebniſſen meiner naturhiſtoriſchen Forſchungen uͤber die
Hauptperioden der Erdbildung (alſo, wie ich glaube, mit der
Wirklichkeit) iſt in vielen Stuͤcken ſo genau, daß man in ein⸗
zelnen Stellen der erſtern Veranlaſſung und Winke finden kann,
auf welche Seite hin man ſeine rein naturhiſtoriſchen Forſchun⸗
gen zu dirigiren oder fortzuſetzen hat. Ich vergleiche in dieſer
Hinſicht die moſaiſche Schoͤpfungsmythe mit einem Daguerro⸗
Bilde; beyde find materielle Erzeugniſſe des reinſten (dort gei⸗
ſtigen, hier körperlichen) Lichtes. Um die Entſtehungsart dieſer
Bilder kuͤmmere ich mich uͤbrigens nicht weiter, ſondern ich
ſuche diejenigen Formen, die ich durch das Mikroſcop im Bilde
finde, die mir aber in der Natur entgangen waͤren, weil mein
Auge dieſe rohen und ungeheuren Maſſen zu einer regelmaͤßigen
Figur zuſammenzufaſſen nicht gewohnt war, in der Natur ſelbſt
auf; und finde nun auch in der Wirklichkeit ſehr leicht den
Zuſammenhang jener ungeheuern Maſſen, und zwar gerade ſo,
wie ihn das Bild darſtellte. — Dieſe meine Ueberzeugung
(dieſe mag nun in naturhiſtoriſche Forſchungen gehoͤren oder
nicht) auch auszuſprechen, hielt ich deswegen fuͤr noͤthig, weil
es noch heut zu Tage ſehr beruͤhmte Naturforſcher gibt, welche
jede neue Entdeckung in der Naturkunde ſogleich verwerfen wuͤr⸗
den, wenn ſie mit der moſaiſchen Schoͤpfungsmythe im Wider⸗
ſpruch ſtünde. — Dieſer Abſchnitt meiner Abhandlung iſt es
wahrſcheinlich, der dem Berichterſtatter ins Auge gefallen iſt,
und darnach hat er das Ganze meiner Forſchungen für mythi—
ſche Betrachtungen gehalten. Aber dieſer Seitenblick von der
Natur ſelbſt auf ihr Bild macht ſie noch nicht zu mythiſchen
Betrachtungen. Meine Behauptung für die ehemalige Eriftenz
der oben bezeichneten Urthiere nimmt die Beweiſe dafuͤr keines—
weges aus der moſaiſchen Schoͤpfungsgeſchichte, ſondern fie ſtuͤtzt
ſich auf Beobachtungen in der Natur ſelbſt, ſowie auf die aus
dieſen Beobachtungen hergeleiteten Schluͤſſe. Denn die Ueber⸗
reſte dieſer Thiere im verſteinten oder verweſeten Zuſtande lies
gen in vielen tauſend Exemplaren und ſeit Jahrhunderten (die
frühern Zeitalter der Dunkelheit in der Naturgeſchichte rechne
— —
476
ich hier nicht ein), obgleich unbeachtet, vor unſern Augen, auf
und in der Oberflaͤche der Erde. *
In dieſer Hinſicht behaupte ich nun ſpeziel, daß jene
lange Guacharo-Hoͤhle aus den verſteinten Knorpeln der Luft⸗
roͤhre eines langhalſigen Rieſenvogels der Urwelt beſteht — daß
das im Innern des Berges, hinter dieſer langen Luftroͤhren⸗
hoͤhle in neuern Zeiten entdeckte domfoͤrmige große Höhlen = Ges
woͤlbe, die verſteinte Schaͤdelhoͤhle deſſelben Rieſenvogels — und
daß die in der Mitte dieſes Doms teraſſenmaͤßig emporſteigende
alabaſteraͤhnliche Maſſe, das zuſammengeſunkene und verſteinte
Gehirn dieſes Vogels war. — Die Formen und Proportionen
aller einzelnen Theile dieſer Hoͤhlen, welche naͤher zu beſchreiben
hier der Raum fehlen wuͤrde, ſind den angegebenen Theilen
eines langhalſigen Vogels fo vollkommen angemeſſen, und ihre*
Lage zu einander paßt ſo genau zu dieſer ihrer Eigenſchaft, daß
wenn man dieſelben bis zum Miniatur-Maaßſtab unſerer gegen⸗
waͤrtigen Thierwelt verkleinert darſtellen wuͤrde, nicht blos nach
den Grundſaͤtzen der vergleichenden Anatomie, ſondern ſelbſt nach
dem klaren Augenſchein beurtheilt, wohl Niemand den organiſch⸗
animaliſchen Urſprung dieſer Hoͤhlen und die auffallende Aehn⸗
lichkeit derſelben mit der Struktur des Kopfes und Halſes eis
nes langhalſigen Thieres verkennen wuͤrde. Ich gehe aber in
dieſen Forſchungen noch weiter, und behaupte nach Magsgabe
der Verhaͤltniſſe jener Hoͤhlen zum Guacharo-Berge und deſſen
Umgebungen, daß bey einem Naturereigniß jener fuͤnften Erd⸗
periode (deſſen Kraft und Gewalt diejenigen unſerer heut zu
Tage gewoͤhnlichen Naturereigniſſe, z. B. der Erdbeben oder
Bergſtuͤrze ꝛc. ebenfalls weit übertraf) der Kopf und Hals eines
ſolchen todten Rieſenvogels, vom Berge Guacharo bedeckt wurde,
waͤhrend der Koͤrper deſſelben in eine groͤßere Tiefe herabhing,
und ſpaͤterhin, nachdem er durch Faͤulniß ſich vom Halſe abge⸗
loͤſt hatte, durch ſeine Schwere noch tiefer hinabſank, ſo daß
der letzte Knorpelring der Luftroͤhre jenes Vogels das jetzige
Rieſen-Portal der Gauacharohoͤhle bildet.
Sollte denn dies Alles, und der fo. einfache und natuͤr
liche Gedanke: daß die Natur dasjenige, was ſie jetzt bey al⸗
ternden Kraͤften nur noch im Miniatur-Maasſtab zu ſchaffen
vermag, vor millionen Jahren bey jugendlicher Kraftfuͤlle in
einem millionenmal groͤßetn Maasſtab zu ſchaffen pflegte —
etwas ſo gar Ungeheures ſeyn, daß man dergleichen Forſchun⸗
gen und Entwickelungen fuͤr mythenhaft haͤlt! Selbſt die neu⸗
ſten Reſultate von Ehrenbergs mikroſcopiſchen Entdeckungen
ſprechen fuͤr meine Theorie; denn auch jene Kreidefelſen, welche
gaͤnzlich aus mikroſcopiſchen Schaalenthierchen beſtehen ſollen,
und welche daher unſtreitig animaliſchen Urſprungs ſeyn wuͤrden,
glaube ich als Ueberreſte ſolcher Urthiere anſprechen zu duͤrfen.
Dieſe Art Forſchungen, um in den rohen und ungeheuern Mafs
ſen der Natur ihren fruͤhern Zuſammenhang zu organiſchen
(entweder vegetabiliſchen oder animaliſchen) Gebilden aufzufinden
und darzuſtellen, nebſt den Huͤlfsmitteln zu dieſem Zwecke, und
der Art, wie ich die Reſultate daraus ziehe (ſo wie ich Letztere
fo eben durch ein Beyſpiel dargeſtellt habe), nenne ich nun mas
kroſcopiſche Forſchungen, als Gegenſatz zu den mikroſcopiſchen
Forſchungen, welche bekanntlich die Natur bis in ihre aller⸗
kleinſten und feinften Schoͤpfungen verfolgt; und einige Reſul⸗
tate dieſer meiner makroſcopiſchen Forſchungen wollte ich im
Jahre 1838 den Naturforſchern Deutſchlands vorlegen.
477
Die heut zu Tage in der Guacharohoͤhle lebenden, außer:
dem nirgends“ vorkommenden Guacharovoͤgel, von der Groͤße
einer Taube, halte ich ferner für urſpruͤnglich ohne Zeugung,
ſondern milben= oder infuſionsthierchenartig, aus dem Luftroͤhren⸗
ſchleime jenes Rieſenvogels entſtandene Geſchoͤpfe — fo ketzeriſch
eine ſolche Behauptung in der modernen Naturkunde auch er⸗
ſcheinen mag; doch davon weiter unten mehr.
Die Surth-Hoͤhle auf Island halte ich für eine ver:
ſteinte Hautblutader eines Landthiers jener Rieſenthiergattung,
die bey einem andern Naturereigniß jener fünften Erdperiode
(vielleicht aber auch beym Kampfe des Urthiers mit einem an⸗
dern) zerriſſen wurde, ſo daß das darin enthaltene Blut aus—
ſtroͤmte, und welche wir daher gegenwartig im blutleeren, etwas
zuſammengeſunkenen Zuſtande verſteint finden. Der beygefuͤgte
(jedoch nur oberflaͤchlich genommene) Grundriß“ von dieſer
- Höhle, wird ihre Aehnlichkeit mit einer Hautblutader ſchon beym
erſten Blicke zeigen; und ihre Lage ſo nahe an der Oberflaͤche
der Erde, ſowie die Form und Verhaͤltniſſe ihres Baues, wer⸗
den dieſen ihren Urſprung noch wahrſcheinlicher machen. Nur
in der organiſch⸗animaliſchen Natur gibt es ſolche Formen, und
gerade ſo wie wir dieſe Hoͤhle jetzt finden, muͤſſen die Raͤume
geſtaltet geweſen ſeyn, welche die ungeheuern Adern jener Ur—
thiere bildeten (mit Ruͤckſicht auf die Veränderungen, welche das
Entweichen der flüffigen Beſtandtheile und das Verſteinen der
Waͤnde derſelben nach dem Tode des Urthiers mit ſich bringen
mußten.) f
Es exiſtirt keine Kraft auf oder in unſerer Erde außer
der organiſch-animaliſchen, welche ſolche Formen aus oder in
Kalkerde zu bilden vermoͤchte. — Es iſt abſolut- unmoͤglich, daß
Lavaſtroͤme jemals eine ſolche Hoͤhle bildeten, ſowie ſie dieß
auch jetzt nirgends thun. Selbſt wenn nur jemals Lava in
dieſe Hoͤhle gedrungen waͤre, ſo wuͤrde ſie in derſelben erkaltet
ſeyn, und wuͤrde fie ausgefüllt, niemals aber dieſelbe leer zuruͤck⸗
gelaſſen haben. — Wie kann ein Naturforſcher noch jetzt und
im Ernſte an eine Entſtehung dieſer Höhle durch Lavaſtroͤme
glauben? Auch die Seltenheit der Kalkſtein-Hoͤhlen in dieſer
Form und Länge ſpricht für die Richtigkeit meiner Hypotheſe.
Denn gewiß koͤnnte man zwar noch Hunderte ſolcher langen
Hoͤhlen in den Cadavern jener Urthiere finden, aber ihre großen
Blutadern fallen uns nicht in die Augen, weil wir ſie nicht
blutleer finden, wenn dieſe Adern nicht unmittelbar beim Tode
des Urthiers zerriſſen wurden (was wohl nur aͤußerſt ſelten ge
ſchehen konnte.) In welchen Subſtanzen und Geſtalten wir
außer dieſem feltenen Falle die Adern und das verſteinte oder
verweſete Blut dieſer Urthiere zu ſuchen haben dürften? — Dar⸗
über kann ich die Reſultate meiner Forſchungen hier nicht ents
wickeln.
Die baſaltaͤhnlichen Säulen des ſogenannten Rieſenweges
auf Ireland, oder in und bey der Grotte auf der Inſel Staffa,
* Eine angeblich auf der Inſel Trinidad vorkommende Aus⸗
nahme, von dieſem: nirgends, kann hier nicht eroͤrtert
werden.
** Kann nicht wohl mitgetheilt werden, iſt auch unnoͤthig;
ſieht etwa aus wie eine Wurſt mit drey eue,
5 e d.
— —
>
478
halte ich aus ähnlichen Gründen für die verfteinten Borſten fols
cher, damals im Meeresſchlamme lebender Rieſenthiere einer
andern Gattung; und ich glaube ſogar die Oertlichkeit und Lage
angeben zu koͤnnen, wo man mittels des Erdbohrers die Schaͤ⸗
del- und die Ruͤckenmarkshoͤhle dieſer Urthiere (naͤmlich in der
Geſtalt großer Zoolithen-Hoͤhlen im ſogenannten Jura-Kalkſteine)
und eben ſo, wo man die zwiebelartigen Rieſenwurzeln jener
Borſten in der zu Kalkfelſen verſteinten Haut des Urthiers
wahrſcheinlich noch heutzutage finden kann und wird.
Das ungeheure Kreide- oder Gipslager unter der Stadt
Paris, das erſt in der neueſten Zeit in der Vorſtadt Grenelle
mit dem Erdbohrer durchbrochen wurde, iſt, wie ich ſchon laͤngſt
behauptet hatte, die Schale eines ſchildkroͤtenartigen Meerthiers
jener Urwelt; die Dicke dieſer Schale, wie ſie ſich durch jenen
Bohrverſuch ergeben hat, paßt auch vollkommen zum Umfang
derſelben, um die Form einer großen Schildkroͤten-Schale zu
bilden.
Dergleichen Gipslager findet man in Frankreich und laͤngſt
der Meereskuͤſte noch gar viele. Allemal aber liegen über den⸗
ſelben mehre Thonlager von verſchiedener Eigenſchaft, Dicke und
Farbe, die uͤberall, wo ſie vorkommen, in derſelben Art, Farbe,
Dicke und Folgeordnung, und unter welchen ſich allemal wieder
Gipslager finden; ſo daß man ſchon vor hundert Jahren aus
dem Vorkommen dieſer verſchiedenartigen Thonlager auf ein dar⸗
unter liegendes Gipslager, und zwar mit Erfolg ſchloß. Aus
dieſen und ähnlichen Gründen halte ich dieſe dünnen Thonlager
für die einzelnen Abtheilungen der Haut jener Schildkroͤten⸗
Schalen im verweſeten Zuſtande. —
Eben ſo halte ich die Zoo-Hoͤhlen bei Muggendorf, und
uͤberhaupt alle Zoolithen-Hoͤhlen in Deutſchland, England,
Frankreich ꝛc., worin ſich Tropfſteine und foſſile Ueberreſte von
Bären oder Hyaͤnen ꝛc. in größerer Menge vorfinden, (denn
die Knochen einiger wenigen Exemplare, die allerdings auch zu—
fällig hineinkommen konnten, find nicht hinreichend, um als
Merkmal zu gelten;) fuͤr die Schaͤdelſchalen ſolcher Urthiere, und
jene Bären, Hyaͤnen, Löwen ꝛc., deren foſſile Ueberreſte ſich
daſelbſt aufgehäuft finden, find aus dem Gehirne oder dem Ner⸗
venmark derſelben, (eben ſo wie die Guacharos aus dem Luft⸗
roͤhrenſchleime jenes Rieſenvogels,) etwa wie noch heutzutage die
Kaͤſemilben im faulenden Kaͤſe, allemal aber urſpruͤnglich
ohne Zeugung entſtanden, haben ſich aber nachher in
dieſen Hoͤhlen durch Zeugung fortgepflanzt.
Auch hier hielt ich es fuͤr nothwendig, in meiner Abhand—
lung darauf hinzuweiſen, daß dieſe Entſtehungsart der Thiere
unſerer gegenwaͤrtigen oder ſechſten Erdentwickelungs-Periode
mit den Worten, fo wie mit dem Sinne der Moſaiſchen Schös
pfungsgeſchichte im vollkommenen Einklange ſtehe. Beruͤhmte
Naturforſcher haben in der neueſten Zeit aus denſelben Gruͤnden
Daſſelbe gethan, oder zu thun doch verſucht; aber noch Nie—
mandem iſt es beygefallen, ihre naturhiſtoriſchen Forſchungen
wegen dieſer Abſchweifungen in das Fach mythiſcher Betrach—
tuugen ſetzen zu wollen. Ich verlange uͤbrigens fuͤr alle dieſe
meine Forſchungen und Behauptungen weiter nichts, als daß
man ſie pruͤfe und nach Befinden durch beſſere, den Ge—
ſetzen der Natur mehr angemeſſene Hypotheſen und Gruͤnde
widerlege, (wenn man nehmlich dergleichen hat.) Nur jene
479
Hppothefen, die man bisher gelten ließ, weil man keine beffern
kannte, daß man nehmlich jene Hoͤhlen durch Waſſer oder Lava⸗
ſtroͤme oder durch Zufall, oder als Luftblaſen in einem großen
Kalkbrey entſtehen ließ ꝛc. und daß man jene Tauſende von
Bären und Hpaͤnen ic. freywillig in jene Hoͤhlen kommen, und
darin wohnen, oder ihre Cadaver zufaͤllig von Regenſtroͤmen oder
andern Ueberfluthungen hineinſchwemmen ließ ꝛc.; nur dieſe
Hypotheſen muß ich unbedingt verwerfen, denn fie ſtehen in ab:
ſolutem Widerſpruch mit den bekannteſten Geſetzen der Natur,
und ein laͤngeres Fuͤrwahrhalten derſelben widerſtrebt alſo der
menſchlichen Vernunft. Anders geſtaltet ſich die Anſicht der
Sache, wenn dieſe Bären ze. milbenartig im Gehirne der veſt⸗
verſchloſſenen Schaͤdelhoͤhle des todten Urthiers entſtanden, —
von dieſem Gehirne lebten, — endlich, nachdem Letzteres auf⸗
gezehrt war, einander ſelbſt auffraßen — und zuletzt Hungers
ſtarden, weil fie aus der veſt⸗verſchloſſenen Schädelhöhle keinen
Ausgang ins Freye fanden. In den ſeltenen Faͤllen, wo eine
Wand dieſer Schädeihöhle durch irgend ein Naturereigniß barſt,
oder wenn durch ein anderes Naturereigniß die (Thon ꝛc.)
Maſſen weggeſchafft wurden, wodurch irgend eine, bis dahin
verſtopfte, kleine Nerven- oder Aderhoͤhle im Kalkfelſen⸗Schaͤdel
des Urthiers ſich öffnete, — nur in dieſen feltenen Fällen konn⸗
ten die in die Schaͤdelhoͤhlen eingefchloffenen Löwen, Bären,
Hypaͤnen ꝛc. aus ihrem Gefaͤngniß, das ihre Wiege und meiſten⸗
theils auch ihr Sarg war, — endlich heraus und ins Freye
kommen. Daher finden ſich ihre foſſilen Knochen außerhalb
ſolcher Hoͤhlen nur ſelten, — daher, und von der Gehirnmaſſe,
in der ſie entſtanden, und in welcher vorzuͤglich viele Lebenskraft
concenttitt war, kommt ihre Stärke und Wildheit her; — und
daher und weil ſie die erſten Generationen hindurch in ewiger
Nacht lebten; iſt auch noch jetzt die Nacht die eigentliche Zeit
ihrer Thaͤtigkeit ꝛc.
Uebrigens mußte der Unterſchied der Luft, (in jenen ver⸗
ſchloſſenen Schaͤdelhoͤhlen konnte in der Regel nur ein dicker,
ſchwuͤhler Dampf, nicht aber unſere mit Sauerſtoff erfuͤllte at⸗
moſphaͤriſche Luft exiſtiren,) ferner der Nahrung, — der Art
der Bewegung, — des Sonnenlichts im Freien, im Gegenſatz
zu der ewigen Nacht in jenen Höhlen ꝛc., allemal eine fo große
Veraͤnderung in jenen Thieren verurſachen; daß der Unterſchied
zwiſchen den foſſilen Knochen jener Thiere, — und zwiſchen
—
480
den nicht foſſilen Knochen der ſpaͤterhin, und noch jetzt
lebenden Thiere gleicher Art, recht wohl zu erklaͤren iſt, ohne
daß man noͤthig haͤtte, daraus auf zwey verſchiedenartige Schoͤ⸗
pfungs = Perioden derſelben zu ſchließen. a
Von den Grasfreſſern kann ich hier nicht ſprechen,
und bemerke nur von ihnen, daß ſie nicht aus dem Gebirne
jener Urthiere entſtanden, und daher auch nicht (in groͤßerer An⸗
zahl) in den Hoͤhlen gefunden werden, worin ſich die foſſilen
Ueberreſte der Bären, Hpänen und anderer Fleiſchfreſſer finden.
In meiner, den Naturforſchern zugeſendeten Abhandlung
habe ich auch viele Säge aufgeſtellt, die ich ſelbſt bloß als Folge⸗
füge aus andern Reſultaten betrachtete. Auch habe ich damals
häufig nicht meine Forſchungen ſelbſt, oder alle Gruͤnde dafuͤr,
ſondern nur die nackten Reſultate vorgelegt, weil ich nicht ein
Buch ſchreiben, ſondern nur auf dieſe neuen Ideen aufmerkſam
machen wollte; und weil ich glaubte, daß dieſe Maͤnner auch
recht wohl im Stande waͤren, Waizenkoͤrner auch in der halb⸗
reifen Aehre zu erkennen. \
Von dem großen Einfluß, den dieſe Forſchungen und
Entdeckungen kuͤnftighin auf Mineralogie, Geognoſie und Ge⸗
ogenie haben werden, will ich hier nicht ſprechen. So viel
aber wird von ſelbſt in die Augen fallen, daß kuͤnftig fuͤr
einen ſehr großen Theil aller Thon- und Mergel :c. Lager,
ſowie für die ſogenannte Jura-Kalk⸗Formation der organifch⸗
animaliſche Urſprung vindicirt, und fuͤr ſie eben ſo gut eine
eigene Abtheilung in der Mineralogie in Anſpruch genommen
werden wird, wie ſie ſchon ſeit langer Zeit fuͤr die Producte
vulkaniſchen Urſprungs zugeſtanden iſt. — TERN
Dieſe wenigen Gründe und Entwickelungen koͤnnen meine
Behauptungen und Hypotheſen freylich noch nicht erweifen;
fie follen aber auch bloß zur Entſcheidung der Frage dienen:
ob dieſe naturhiſtoriſchen Forſchungen auf mythiſche
Betrachtungen der verſteinerten Urthiere ſich
beziehen? —
Herzogenaurach bey Erlangen, im May 1841.
Fr. W. Lippert.
gu
Erste Versammlung
der Naturforſcher und Aerzte
zu Piſa.
Toſcana iſt das erſte Land, worinn ich die Menſchen zufrie—
den und mithin gluͤcklich gefunden habe. Es iſt demnach nicht
allgemein richtig, weder daß man es nicht allen recht machen
Eönne noch wolle. Hier hat es einer gekonnt, bloß weil er ge—
wollt. Freylich gehoͤrt zum Wollen das Wiſſen: das kann
aber jeder erwerben, dem die Mittel nicht fehlen. Hier hat
einer gekonnt und gewollt, weil er wußte. Schon errichten ihm
die Livorneſen auf ihrem Markte eine coloſſale Bildſaͤule in
Marmor. Ich habe ſie zu Carrara faſt fertig geſehen, nebſt
der feines Vaters, 26“ hoch. Wo guter Boden und gute Saat
iſt, kann zwar wohl ein Regenjahr vieles verderben, aber keine
Hungersnoth oder gar Verwilderung verurſachen. Hetrurien
war in Europa das erſte angebaute Land mit gebildeten Menſchen.
Die hetruriſche Saat hat zwar Regenjahre gehabt, aber es iſt
eine mediceiſche Bluͤthe aus dem wurzelreichen, wenn gleich ver—
a Boden hervorgeſproßt, welche habsburgiſche Früchte
traͤgt.
Obſchon Toſcana nicht Überall mild und freundlich, fon-
dern ſtellenweiſe wild und ſelbſt garſtig iſt, wie denn der Apen=
nin zwiſchen Bologna und Florenz vor dem thuͤringer Walde
nichts voraus hat; ſo iſt es doch ſeinem groͤßten Theile nach
fruchtbar, manchfaltig und ſchoͤn, und läßt alles gedeihen, was
zu den menſchlichen Beduͤrfniſſen noͤthig iſt und auch daruͤber
hinaus. Wo Kunſt und Wiſſenſchaft gedeihen ſollen, muß auch
die Natur es weiter gebracht haben, als bis zur mathematiſchen
oder planetariſchen Nothwendigkeit: die Geiſter des Himmels
muͤſſen entfeſſelt uͤber ihr ſchweben; das Licht muß mit den
Luͤften ſcherzen und die Waͤrme mit Waſſer und Erde ſpielen,
damit ſie ſich in Pflanze und Gethier aller Art verwandeln
und dem Menſchen als Modelle dienen. Die Raͤnder des
Iſis 1841. Heft 7.
1839.
Apennins gegen das Meer und die weiteren Thaͤler vereinigen
in ſich die Summe der Schoͤpfung, die Manchfaltigkeit der
Formen und der Stoffe, wie ſie wohl ſelten irgendwo mit mehr
Plan und Gleichgewicht combiniert vorkommen moͤgen: Darum
hat auch ohne Zweifel ſich die Menſchheit daſelbſt fruͤher zu
geiſtiger Thaͤtigkeit entwickelt, als im uͤbrigen Europa.
Ehe von der Verſammlung zu Piſa gehandelt wird, will
ich einen Blick auf diejenigen Univerſitaͤten werfen, welche ich
auf meiner Reiſe beſucht habe.
Die italiaͤniſchen Univerfitäten wurden alle früher geſtif⸗
tet als die unſerigen und haben palaſtartige Gebäude, mit wel⸗
chen die unſerigen, wenn auch in der Groͤße, doch in der Schoͤn—
heit und Pracht es nicht aufnehmen koͤnnen. Ihre Samm:
lungen, Bibliotheken, botaniſche Gärten und Krankenhaͤuſer find
anſehnlich; doch koͤnnen ſich die unſerigen meiſtens damit meſ—
fen; und was unſere Gärten und Bibliotheken betrifft, fo find
ſie vor denſelben voraus, die Bibliotheken in der Zahl und der
Manchfaltigkeit der Werke in allen Sprachen, ſowie in der
taͤglichen Benutzung durch das ganze Jahr; die Gaͤrten in der
Zahl der Gattungen und in der Groͤße der Gewaͤchshaͤuſer,
nicht aber begreiflicher Weiſe in der Zahl und Groͤße der ſelte—
nen Pflanzen, welche im Freyen aushalten. Die Krankenhaͤu—
fee in Italien find meiſtens ſehr groß und vortrefflich ausge—
ſtattet; ebenſo die Naturalienſammlungen, die chemiſchen Labo⸗
ratorien, die phyſicaliſchen Cabinette und die Sternwarten. Er-
freulich aber und aufmunternd zu den Studien iſt die Pracht
der Gebaͤude und die Schoͤnheit ihres Innhalts, wozu noch
kommt, daß faſt überall in ihren großen Höfen antike Kunft:
oder Gedaͤchtnißwerke aufgeſtellt oder eingemauert ſind, wodurch
31
483
man bey jedem Schritt erinnert wird, daß man ſich in dem
Lande des Forſchungswuͤrdigen befindet. Bey uns kuͤmmert
man ſich nicht um die Schönheit des Gebäudes, ſondern nur
um die Anfuͤllung deſſelben. Es iſt wahr, daß dieſe wichtiger
iſt: allein die Schoͤnheit gehoͤrt auch zum Leben, beſonders zum
gebildeten; eine ſchoͤne Huͤlle laͤßt ſogleich auf eine ſchoͤne und
wichtige Fulle ſchließen, und reizt nicht bloß die Wißbegierde,
ſondern gibt auch ſogleich die Ueberzeugung, daß der Innhalt
wuͤrdig iſt, erforſcht zu werden, weil man ihm ſonſt nicht ein
fo theures Gehaͤuſe eingeräumt hätte; kurz die italiaͤniſchen Uni:
verſitaͤten ſind reichlich und zweckmaͤßig eingerichtet und zwar
von den aͤlteſten Zeiten her, ſo daß man wohl begreift, warum
ehemals aus allen Laͤndern Studierende dahin geſtroͤmt ſind.
Auch haben ſie zu allen Zeiten beruͤhmte Profeſſoren gehabt,
und haben ſie noch. Sie plagen ſich zwar nicht das ganze
Jahr mit Vorleſungen wie wir: allein man muß nicht vergeſ—
ſen, daß es bey der italiaͤniſchen Hitze ganz unmoͤglich iſt, in
der Hoͤhe des Sommers Vorleſungen zu halten, wenn man
nicht dabey zu Grunde gehen ſoll: dagegen gewinnen die ita—
liaͤniſchen Profeſſoren mehr Zeit zu eigenen Arbeiten. Wir
ſchreiben zwar viel mehr als ſie; das kommt aber von unſerem
beſſeren literariſchen Verkehr, beſonders vom Buchhandel her,
welcher in Italien im klaͤglichſten Zuſtande iſt; keine Bücher:
meſſez faſt an jeder Graͤnze Buͤcherſperre; das Poſtweſen nur
hin und wieder leidlich eingerichtet; dabey der Umlauf der Zeit⸗
ſchriften uͤberall gehemmt, großentheils verboten, oder wenigſtens
ungern geſehen, ſo daß die Gelehrten gewoͤhnlich ſehr ſpaͤt er—
fahren, was in der gelehrten Welt vorgeht, und das meiſtens
nur verſtuͤmmelt aus einigen franzoͤſiſchen Zeitſchriften. Daher
kommt es auch, daß die italiaͤniſchen Gelehrten wenig Luſt ha—
ben, fremde Sprachen außer der franzoͤſiſchen zu erlernen; waͤh⸗
rend es ausgemacht iſt, daß beſonders ein Naturforſcher keine
Ueberſicht vom ganzen Zuſtand ſeiner Literatur bekommen kann,
wenn er nicht alle gebildeten Sprachen verſteht. Indeſſen ſind
die italiänifchen Naturforſcher ſehr fleißig, haben nicht bloß
wichtige Entdeckungen gemacht und machen fie noch immer, uns
terſuchen vorzuͤglich ihr Land in geognoſtiſcher, botaniſcher und
zoologifcher Hinſicht, wie es die nicht wenigen Werke über dieſe
Fächer beweiſen, beſonders die ungemein zahlreichen Floren.
Man muß den italiaͤniſchen Gelehrten alle Gerechtigkeit wider
fahren laſſen; ſie thun unter den hemmenden Umſtaͤnden, was
menſchenmoͤglich iſt. Obſchon ſie ſelten Reiſen in die Fremde
machen; ſo ſind ſie doch gegen Fremde freundlich, zuvorkom—
mend, und zeigen ihnen alles, was ſie im hinterſten Winkel
beſizen. Es iſt ſehr unrecht, Italien nach den Fuhrleuten,
Straßen⸗, Thor⸗ und Thuͤrſtehern, Packtraͤgern und Paßho—
lern, Ausputzern u. dgl. zu beurtheilen. Iſt es denn anders
bey uns? Die Verſammlung von Piſa wird zeigen, mit wel⸗
chem Eifer und mit welchem Sinne es ſich den Wiſſenſchaften
ergibt, Italien iſt noch immer das ſuͤdliche, ſproſſende Land,
von dem nur die Hemmniſſe genommen zu werden brauchen,
um es in der ſchoͤnſten wiſſenſchaftlichen Bluͤthe daſtehen zu
ſehen. Deutſchland beſteht auch aus vielen getrennten Provins
zen; allein in der Literatur gibt es keine Fremden; in Italien
dagegen ſchließt ſich jede Provinz von der andern ab, als wenn
es lauter heterogene Voͤlker waͤren. Nicht zu reden von dem
abgeſchmackten Paß⸗ und Cenſurweſen an jeder Graͤnze; fo kann
man faſt von keinem Buchhaͤndler andere Buͤcher haben, als
welche er ſelbſt verlegt hat. Wir ſelbſt koͤnnen nur und zwar
auf theuren Wegen Buͤcher aus Oberitalien und Toſcana er-
—
484
halten aus dem Roͤmiſchen und Neapolitaniſchen iſt es faſt
unmoͤglich. Doch hoffentlich werden die Eiſenbahnen hierinn
auch eine Aenderung bewirken.“
Fuͤr einen nicht unbetraͤchtlichen Nachtheil der italiaͤni⸗
ſchen Univerfitäten dieſſeits der Apenninen muͤſſen wir es hal⸗
ten, daß ſie in der Ebene liegen, wo alſo die Manchfaltigkeit der
naturwiſſenſchaftlichen Gegenſtaͤnde fehlt und beſonders die Luft
der Studenten ins Freye zu gehen, wo es auch uͤberdieß gar
keine Vergnuͤgungsorte gibt. Sie muͤſſen daher meiſtens ihre
Unterhaltung in den Wirthshaͤuſern der Stadt ſuchen, was
nicht geeignet iſt, den Geiſt zu erheitern und zu Unterſuchun⸗
gen zu reizen. Wo Berge ſind, iſt Manchfaltigkeit der Ge—
genſtaͤnde fuͤr den Anblick; fuͤr Geſtalten, Farben, Licht und
Schatten; vorzuͤglich aber fuͤr die Mineralogie, Botanik und
Zoologie. Die Gegend muß den Studierenden reizen, wenn er
ihren Reichthum aufſuchen und kennen lernen ſoll; daher waͤre
es nicht bloß fuͤr die Naturwiſſenſchaften, ſondern auch fuͤr die
Geiſteswiſſenſchaften gewiß vortheilhafter, wenn Pavia und Pas
dua an den Alpen laͤgen, oder jenes wenigſtens im Apennin,
deſſen Vorhuͤgel jetzt gegen 3 Stunden entfernt ſind, wohin
der Student unmoͤglich Excurſionen machen kann und es auch
in den Zeiten des Mißtrauens nicht einmal darf, fintemal dies
ſelben von Maria Thereſia an den Prinzen Eugen von
Savoyen verſchenkt worden ſind; uͤberdieß ſind ſie durch und
durch cultiviert, wie die ganze Lombardey, ſo daß fuͤr die Bo⸗
tanik nicht viel zu holen ſeyn kann. Bologna liegt zwar an
den Vorhuͤgeln des Apennins, welche aber auch von der Cul⸗
tur gänzlich verändert find. Dieſe beſſere Lage mag aber die
Urſache ſeyn, daß Bologna ſo fruͤh emporgekommen und immer
gebluͤht hat, weil ſich Profeſſoren und Studenten gern dahin
gezogen haben.
Piſa liegt zwar beſſer und hat nur in der Entfernug
von einer Stunde Berge noch im wilden Zuſtande, daher auch
eine reichlichere Vegetation; auch hat es Laubwaͤlder gegen das
Meer, welche ſonſt im ganzen Apennin nur verſtuͤmmelt vor⸗
kommen, uͤberdieß faft bloß aus Nadelholz beſtehn, welches reis
nen, d. h. armen Boden haͤlt. Gewiß waͤre Lucca in naturs
wiſſenſchaftlicher Hinſicht vortrefflich für eine Univerfität gelegen,
Das Hauptungluͤck aber der italiaͤniſchen Univerſitaͤten und
aller, die ſich in ähnlichen Umſtaͤnden befinden, liegt darinn, daß die
Profeſſoren nicht leſen koͤnnen was fie wollen, daß es keine Pri⸗
vat⸗Docenten gibt und daß die Studenten kein Honorar zu ent-
richten haben. Der Profeſſor darf nur leſen, wofuͤr er angeſtellt iſt;
und übernimmt er etwa ein anderes Fach, weil es eintraͤglicher iſt,
ſo muß er das erſte aufgeben, alſo eigentlich ſeiu Lebensſtudium ver⸗
lieren, und aufs neue Lehrling werden, augenſcheinlich uͤberdieß gegen
„Für 11 Pfund Bücher von Bologna (Bertolonis Flo⸗
ra, 4 Bände und 1 anderer Band) mit der Poſt mußte ich
Porto bezahlen 6 Gulden; für 6 Pf. Bücher von Piſa,
werth 16 Gulden, uͤber Livorno, mit Dampfſchiff nach Ge⸗
nua, mußte ich zahlen 10 Gulden; fie blieben unter Wegs
vom Iten Hornung bis zum 25ſten Juny. Nun ſage man,
ob man aus Italien Buͤcher bekommen kann! Wenn die
Staliäner ein Gleiches bezahlen muͤſſen, wie koͤnnen fie ſich
Bücher von uns anſchaffen, ſelbſt wenn fie Luft hätten,
den Fe Eau zu lernen? Das iſt nur in der Lombardey
der Fall.
*
485
fein Naturell, von der ſchlechten Wirkung aufs Moraliſche und
auf die Achtung der Wiſſenſchaften nicht zu reden. Muß der
Student Honorar bezahlen, ſo wird ihm das Collegium theurer,
und er beſucht es nach allgemeiner Erfahrung fleißiger; auch
wird ſeine Stellung zum Profeſſor beſſer, freyer, weniger ſchuͤ—
lerhaft, uͤberhaupt maͤnnlicher, und der Profeſſor tritt aus der
gemeinen Stellung eines Schulmeiſters age indem er ſich
verpflichtet fuͤhlt, die Studenten als ſelbſtſtaͤndige Weſen zu
betrachten, die aus freyem Entſchluß ihre Collegien waͤhlen und
zeigen, auf welche ſie beſonderen Werth legen; uͤberdieß tritt er
ihnen naͤher, kann ſie in ſeine Geſellſchaft ziehen, ohne ſich et—
was zu vergeben, dadurch die Studenten vor manchen Abwe—
gen bewahren und ſie zum Eintritt ins Leben und in die beſ—
ſere Geſellſchaft vorbereiten. Ohne dieſes kommen die Studen—
ten gewoͤhnlich eben fo ungehobelt und ungeſchickt von der Uni⸗
verfität, als fie darauf gezogen find, Endlich bekommt der
Profeſſor nicht bloß mehr Mittel zu ſeinen Studien, ſondern
auch eine wirkſame Verpflichtung, das Honorar, welches ihm
gleichſam zufaͤllig kommt und eigentlich ein Product feines Pri—
vatfleißes iſt, zur Anſchaffung von Buͤchern zu verwenden und
zu gelegentlichen Feſten, zu denen er die beſſeren Studenten
zieht, was hoͤchſt vortheilhaft für die Univerſitaͤt wirkt, theils
indem es andere Studenten aufmuntert, theils indem es die
Eltern uͤber den Umgang ihrer Kinder ſicher ſtellt.
Bibliotheken, wie in Deutſchland, muß man in Italien,
mit Ausnahme von Rom, nicht ſuchen. Wenn Wien eine
halbe Million, Muͤnchen 400, Goͤttingen uͤber 200, Berlin
vielleicht eben ſo viel und jede Univerſitaͤt wenigſtens 100,000
hat; ſo ſteigen die italiaͤniſchen ſelten uͤber 50,000; ohne Zwei—
fel, weil man dort nicht, wie bey uns, die Buͤcher aus allen
Sprachen anſchafft und daher die Fächer der ſtrengen Wiſſen⸗
ſchaften weniger vollzählig ſeyn koͤnnen; ohne Zweifel find fie
aber reichhaltiger an Werken der eigentlich ſogenannten Litera⸗
tur, beſonders an Kupferwerken fuͤr Kunſt und Alterthum, wor—
inn bekanntlich die Italiaͤner den andern Voͤlkern voraus ſind.
Da der Buchhandel in Italien gleichſam nur geduldet und
nicht beguͤnſtigt wird; da deßhalb die Buchhaͤndler in keinem
Verkehr weder unter ſich, noch mit dem Auslande ſtehen, auch
das Poſt⸗ und ſelbſt Frachtweſen ſich noch in einem klaͤglichen
Zuſtande befindet, die Buͤcher endlich an den meiſten Graͤnzen,
ſelbſt den Reiſenden weggenommen und in die Hauptſtadt an
die Cenſuranſtalt geſchickt werden; ſo iſt es begreiflich, daß die
Anſchaffung der Bücher koſt⸗ und zeitſpielig und uͤberdieß mis
derlich iſt, ganz abgeſehen davon, daß man dort aus den ge⸗
nannten Gruͤnden nur mit vieler Muͤhe erfaͤhrt, was in an—
dern Laͤndern erſcheint. Daher muͤſſen ſich die Italiaͤner mei—
ſtens auf ihre eigene Literatur beſchraͤnken, lernen in der Regel
keine andere Sprache als die franzoͤſiſche, und erfahren ſo nur
durch die dritte Hand, was in der uͤbrigen Welt vorgeht. Das
gilt nicht bloß von der gelehrten, ſondern ſelbſt von der politi—
ſchen Literatur. Ihre Zeitungen enthalten nichts als elende
Verſtuͤmmelungen aus einigen franzoͤſiſchen Zeitungen. Selbſt
was in ihrem nahen Deutſchland vorgeht, erfahren ſie nur uͤber
Paris. Deſſenungeachtet ſind die italiaͤniſchen Gelehrten tuͤch—
tige und fleißige Forſcher in allen Faͤchern des Wiſſens und
zwar noch gegenwärtig, wie in der aͤltern Zeit. Man thut im
Auslande ſehr unrecht, das nicht gelten zu laſſen, beſonders
wenn man bedenkt, welche Schwierigkeiten ſie zu uͤberwinden haben.
Auch ſtehen ihre Bibliotheken nicht taͤglich das ganze Jahr
486
hindurch und den ganzen Tag offen wie bey uns; auch gleicht
ohne Zweifel das Ausleihen der Buͤcher keinem Markte, wie
wir es zu behandeln gewohnt find: man muß aber nicht ver:
geſſen, daß es in einem heißen Lande unmoͤglich iſt, in den
Sommermonaten anhaltend zu arbeiten, oder gar Vorleſungen
zu halten und auszuhalten. Schon in der Schweiz wird das
letztere faſt unmoͤglich und wenigſtens der Bruſt hoͤchſt nach—
theilig, ſelbſt lebensgefährlich. Laͤndlich, ſittlich! iſt nicht bloß
ſittlich, ſondern natuͤrlich und mithin nothwendig. Freylich iſt
nur Arbeiten Leben, aber das Leben iſt ein Wechſel von
Bewegung und Ruhe, gleich Wachen und Schlafen.
1. Bologna
iſt bekanntlich die aͤlteſte Univerſitaͤt von Europa, zwar nicht
ſchon unter Theodoſius 425. gegruͤndet, wie Tiraboschi (Sto-
ria della letteratura italiana 1773.) hinlaͤnglich bewieſen hat,
aber doch ſchon am Ende des eilften Jahrhunderts, wo der bes
ruͤhmte Juriſt Werner oder Yrnerius als Profeſſor aufgetreten
iſt; indeſſen wurden ſchon früher die philoſophiſchen Wiſſen⸗
ſchaften, ſowie in Ravenna gelehrt. Beſtand bekam ſie jedoch
erſt am Anfang des 12ten Jahrhunderts unter Kaiſer Hein—
rich V. (1106 — 1125.) Es hat große Naturforſcher aufzu⸗
weiſen. Aldrovand legte das 1fte Naturaliencabinett an, Mal⸗
pighi gab die erſte Anatomie der Pflanzen und die Entwickelung
des Eys; Caſſini zog hier um 1650. die Mittagslinie; der bes
ruͤhmte Naturforſcher Marſigli gruͤndete 1712. das Inſtitut der
Wiſſenſchaften und ſchoͤnen Kuͤnſte und ſchenkte ſeine zahlreichen
Sammlungen. Die Bibliothek iſt eine der groͤßten von Italien, und
ſoll über 100,000 Bände nebſt vielen Handſchriften haben.
Die Zahl der beruͤhmten Naturforſcher und Aerzte aus
der fruͤhern Zeit iſt größer als an irgend einer andern Univer⸗
fität.
In der Mathematik und Phyſik hatte es nach Tira⸗
boschi und Lombardi: B. Beccari, V. u. G. Riccati, G. u.
E. Manfredi nebſt deſſen zwey Schweſtern, Matteucci, Alaman⸗
ni, Guglielmi, Sacchetti, G. Rondelli; felbft Weiber lehrten
Phyſik, wie die Laura Baſſi und die M. G. Agneſi; die Bo⸗
taniker: G. Bumaldi (O. Montalbani), G. Ambroſini, G. Za⸗
noni, C. L. Trionfetti, G. Monti, F. Baſſi, F. Res die Zoo⸗
logen: Alderovandi, Graf L. F. Marſigli; die Anatomen:
Mundinus, Berengario da Carpi, G. L. Aranzi, R. M. Val⸗
ſalva, M. Malpighi, S. Buonfiglioli, C. Fracaſſati, G. Sba⸗
ragli, & M. A. Caldani, L. Galvani; die Aerzte: G. Taglia⸗
cozzi, P. P. Molinelli, P. A. Bondioli, A. Teſta. Der Ge⸗
ſchichtsſchreiber Sarti fuͤhrt unter den Professoribus bono-
niensibus noch auf: T. Alderotti (T 1295.), Guglielmo da
Saliceto, Guglielmo da Brescia, Simone da Genova (1272.),
J. D. Cassini (1650.), D. Guglielmini, Scipio Ferreo, F.
Campani, G. Riccioli, F. Grimaldi, Verati, Fr. Zanot-
ti, H. Saladini, J. Marescotti, Tessari, G. Azzoguidi, G.
Brunelli. Im 14. Jahrhundert lehrten ſchon die Weiber No-
vella Lignani u Bettizia Gozzadini; im vorigen verfertigte
die Anna Manzolini anatomiſche Wachspraͤparate.
Gegenwaͤrtig lehren in den eigentlich naturhiſtoriſchen
Faͤchern mit Ruhm an der Univerſitaͤt: Bertoloni Botanik,
Ranzani Zoologie, Aleſſandrini vergl. Anatomie; von andern
Faͤchern weiß ichs nicht. Die Faͤcher ſind reichlich beſetzt:
487
G. B. Comelli für Clinik.
M. Venturoli fuͤr chirurchiſche Clinik.
G. Barilli für Pathologie.
V. Valoroni für theoretiſch practiſche Mediein.
P. Baroni für theoretiſche Chirurgie und Geburtshuͤlfe.
Dr. Rizzoli, Supplent.
F. Gozzi für Materia medica.
D. Gualandi fuͤr gerichtliche Medicin.
M. Michele für Phyſiologie.
F. Mondini fuͤr Anatomie.
G. Sgarzi fuͤr Pharmacie.
A. Aleſſandrini fuͤr vergleichende Anatomie und Thierarzney⸗
kunde.
A. Santagata fuͤr Chemie.
A. Bertoloni für Botanik.
G. Bertoloni Supplent.
A. Giovannini, Cuſtos des Gartens.
S. Gherardi für Phyſik.
F. Bertelli fuͤr Optik und Aſtronomie.
L. Caſinelli für Mechank und Hydraulik.
G. B. Magiſtrini für höheren Calcul.
S. Ramenghi für Arithmetik.
C. Ranzani für Mineralogie und Zoologie.
Dalle Donne iſt Demonſtrator.
G. Contri fuͤr Landwirthſchaft. ’
Bianconi für Archäologie,
Vegetti iſt Bibliothecar.
Das Univerſitaͤtsgebaͤude iſt ein großer, praͤchtiger Palaſt
mit Bildfäulen und Gemälden und ſehr guten wiſſenſchaftli—
chen Sammlungen, beſonders fuͤr Zoologie und Anatomie, ſo
wie auch fuͤr Phyſik und Technologie; die andern habe ich nicht
geſehen, wie es denn uͤberhaupt unmoͤglich iſt, auf einer Reiſe
und bey einem kurzen Aufenthalt, beſonders waͤhrend der Ferien
ſich ein Bild von ſolch einer Anſtalt zu verſchaffen. Man mag
es mir daher verzeihen, wenn vieles ausgelaſſen iſt. Ich be—
komme vielleicht ſpaͤter von Sachkennern Darſtellungen vom
Zuſtande der italiänifchen Univerſitaͤten, welche ich dann nach
und nach in der Iſis werde abdrucken laſſen. Die anatomi⸗
ſche Sammlung hat eine Menge der feinſten Praͤparate; die
zoologiſche viele. Boͤgel, Lurche und Weichthiere, vorzuglich Wie
les in Branntwein.
Der botaniſche Garten liegt im Norden der Stadt und
der Profeſſor A. Bertoloni wohnt darinn. Er iſt maͤßig groß,
aber kleiner als der zu Piſa, und enthaͤlt, wie alle italiaͤniſchen
Gärten im Freyen viele Pflanzen, welche wir in den Gewaͤchs—
haͤuſern halten muͤſſen. Er wurde 1568. durch Aldrovand an⸗
gelegt, nachdem ſchon Alphons von Eſte 1504 — 34. einen bey
Ferrara auf einer Po-Inſel unter Profeſſor Panci eingerichtet
hatte.
Tiraboschi ſagt: Lucas Ghini v. Imola wurde 1534.
der erſte Profeſſor zu Bologna, nachdem Padua einen ſolchen
das Jahr zuvor in der Perſon Fr. Buonafedes erhalten hatte,
aber einen Garten erſt 1545., dem von 1546. bis 1561. An⸗
guillara vorſtand, nachher M. Guiland aus Preußen bis 1583.
Ghini kam dann 1544. nach Piſa, um dem daſelbſt einzurich⸗
tenden Garten vorzuſtehen, wie G. Calvi berichtet; auch rich⸗
tete er den von Florenz ein; ſtarb 1556.
488
} In Deutſchland entſtanden um dieſelbe Zeit mehrere Pri⸗
vatgaͤrten, worunter der des J. Camerarius zu Nurnberg der be—
ruͤhmteſte war. C. gab Abbildungen davon heraus 1588. 4.
2. Modena 0
hatte ſchon im 12ten Jahrhundert eine Rechtsſchule, welche die
Eiferſucht von Bologna erregte, wovon wieder um 1321. Nach⸗
richten vorkommen; am Ende des 15ten Jahrhunderts ausge⸗
zeichnete Dichter. Um 1534. fanden ſich daſelbſt fo viele Ges
lehrte, daß eine Academie geſtiftet wurde. Um dieſelbe Zeit
lehrten Griechen in der Stadt. Im Jahr 1552. errichteten
die Jeſuiten daſelbſt ein Collegium. 1680. entſtand die Aca⸗
demie der Diſſonanti, welche bis jetzt mit Ruhm beſteht unter
dem Namen der Società italiana. Die Univerſitaͤt wurde
1683. vom Herzog Franz II. geſtiftet, und 1772. vom Her⸗
zog Franz Maria erneuert und verbeſſert. Sie hatte berühmte
Mathematiker und Phyſiker, wie P. Ruffini u. A. Cagnoli;
Anatomen Fallopia, A. Scarpa u. Araldi; Botaniker F. Re;
Zoologen Spallanzani; Aerzte B. Ramazzini, M. Roſa; die
Geſchichtsforſcher Muratori, Tiraboschi u. Lombardi. Hier ka⸗
men heraus: Storia letteraria d'Italia, fpäter Annali lette-
rari d'ltalia, und dann nuovo giornale de Letteratl
d'Italia.
Der botaniſche Garten ift klein und ſteht unter Profeſ⸗
ſor Brignoli von Brunnhof. Suſann iſt Gaͤrtner.
Profeſſor Emiliani haͤlt Clinik.
Prof. Grimelli lehrt Pathologie.
Prof. Goldoni Mat. medica.
Prof. Giovanni Bianchi Phyſiologie.
Prof. Generali Anatomie.
Prof. Marianini Phyſik.
Prof. Savani Chemie.
Giuſ. Bianchi Mathematik und Aſtronomie.
A. Lombardi iſt Bibliothekar. }
Wer Naeurgeſchichte lehrt, weiß ich nicht, aber Coſta ift
Cuſtos der Sammlung.
0
3. Reggio
hatte auch ſchon neben Bologna im 12ten und 18ten Jahr-
hundert Profeſſoren des Rechts; auch bildete ſich daſelbſt 1540
eine Academie. Um dieſelbe Zeit war die Univerſitaͤt in ziem⸗
lich bluͤhendem Zuſtande, beſonders in den ſchoͤnen Wiſſenſchaf⸗
ten. Vor ungefaͤhr 70 Jahren wurde fie in ein Lyceum vers
wandelt, welches unter dem letzten franzoͤſiſchen Regiment orga⸗
niſiert wurde wie alle andern. Es befindet ſich an dem Exer⸗
cierplatze in einem alten Franciscaner-Kloſter. Man lehrt da⸗
ſelbſt Phyſik, Chemie und Pharmacie und Naturgeſchichte.
Reggio war das Vaterland tuͤchtiger und beruͤhmter Na⸗
turforſcher, wie A. Pacchioni, C. Magati, J. Zannoni, A.
Vallisnieri, L. Spallanzani, B. Corti, G. B. Venturi, G.
Paradiſi, F. Re, P. Ruffini, L. Nobili; ebenſo der Aerzte
P. Aſſalini, P. Pirondi, A. Benvenuti, A. Puglia.
Der Profeſſor der Phyſik, F. Reggi, hat ein an Ma:
ſchinen ziemlich reiches Cabinet, beſonders zu Experimenten uber
die ſogenannten Imponderabilien; dabey iſt ein Aſſiſtent und
ein Maſchiniſt. Es gereicht dieſem Cabinet zur Ehre, daß es
dem L. Nobili Gelegenheit zu ſeinen erſten beruͤhmten Ent⸗
deckungen gab.
Der Profeſſor der Chemie und Pharmacie, C. Meroſi,
hat ein Laboratorium mit einem Aſſiſtenten.
489
Der Profeffor der Naturgeſchichte, G. Galliani, hat ein
werthvolles Muſeum, nehmlich die Sammlung von L. Spal⸗
lanzani, welche im Jahr 1801. von deſſen Erben durch die
Stadt angekauft wurde nebſt deſſen Büchern und Handſchrif—
ten; ſie iſt beſonders reich an Mineralien und Conchylien, hat
auch eine jährliche, jedoch geringe Anweiſung, wofuͤr immer
etwas angeſchafft wird. Jeder Profeſſor hat 120 Zechinen
Gehalt und jede Sammlung 34 zur Erhaltung und Vermeh—⸗
rung.
Die Ackerbaugeſellſchaft hält ihre Sitzungen im Lyceo
und hat eine Bibliothek. Sie beſteht aus 25 anweſenden Mit-
gliedern und unbeſtimmt vielen Correſpondenten auf dem Lande,
von welchen die Geſellſchaft Berichte uͤber den Zuſtand des
Ackerbaus und der Landleute bekommt, damit ſie die nuͤtzli⸗
chen Uebungen verbreiten, die unvortheilhaften abaͤndern oder
außer Gang bringen koͤnne. Außerdem hat fie Aggregati uns
ter den größten Eigenthuͤmern, als welchen am meiſten an den
Fortſchritten des Landbaues liegen muß. Ueberdieß beſitzt ſie
bey der Stadt. ein Gut nebſt einem oͤconomiſchen Garten, wo
Verſuche angeſtellt werden. Mehrere Mitglieder haben Abhand⸗
lungen zur Verbeſſerung der vaterlaͤndrſchen Landwitrthfchaft
herausgegeben, und man verdankt es großentheils der Wirkſam⸗
keit dieſer Geſellſchaft und dem verftändigen Weſen der Land—
leute, daß die regianiſchen Felder in einem ſo bluͤhenden und
ſchoͤnen Zuſtande ſind, daß ſie ſich oft das Lob der Fremden
erworben haben, namentlich ſagt Young in feiner Reife: Wer
von Parma nah Modena reift, unterfcheidet beym erſten Aus
genblick die Graͤnzen der Provinz Reggio durch die genaue, ge⸗
ſchmackvolle und vollkommene Bearbeitung der Felder. In die⸗
ſes Lob kann man nicht anders als einſtimmen. Man muß
es aber auf ganz Modena ausdehnen. Das Land iſt wirklich
von zuſammenhaͤngenden Gärten wie bedeckt; Überall ſelbſt längs
der Straße beſchnittene Zaͤune und umgeben von Baͤu—
men mit Rebgewinden, welche von zahlreichen und ſchuhlan⸗
gen Trauben zu zerreißen drohen. Selbſt die Waͤgen der
Bauern ſind voll Schnitzwerk und Malerey, oben mit einem
Boden von Brettern bedeckt, wie eine Stube, und mit einer
aufgebogenen Deichſel verſehen, wodurch die Ochſen gezwungen
werden, den Kopf aufrecht zu tragen. Uebrigens ſehen die Fels
der im Parmeſaniſchen nicht weniger zierlich aus: der Unter:
ſchied wird erſt auffallend, wenn man ins roͤmiſche Gebiet
kommt, wo plotzlich die Zaͤune verzauſt herumhaͤngen.
4. Parma
hatte höhere Schulen ſchon im 11ten und 12ten Jahrhundert,
beſonders für Philoſophie und ſchoͤne Kuͤnſte und, wie es ſcheint,
in der Aſtronomie. Die Univerfität ſoll 1412. von Nico⸗
laus III., Markgraf zu Ferrara, gegründet und vom Papſte be—
ſtaͤtigt worden ſeyn. Sie kam aber nachher unter die Herzoge
von Mailand, vod denen ſie vernachläſſigt wurde, weil ſie die
Univerſitat Pavia heben wollten; im Jahr 1499. hatte ſie
ſchon eine Bibliothek. In der Mitte des 16ten Jahrhunderts
wurde daſelbſt eine Academie geſtiftet unter dem Namen Inno-
minati, ſo wie eine in Piacenza unter dem Namen Ortolani.
Um dieſelbe Zeit wurde das jetzige Univerfitätsgebäude von den
Jeſuiten errichtet, unter Ottavio Farneſe, worinn ſie bis zum
Jahr 1768. wohnten. Außer den Hoͤrſaͤlen enthält es die
Sammlungen für die Naturgeſchichte, die Phpſik, Anatomie
Iſis 1841. Heft 7. ;
— 3
490
und Pathologie, ſowie das chemiſche Laboratorium, welche Eins
richtungen fie dem damaligen Miniſter Tillot zu danken hat.
Im Jahr 1831. wurde die juridiſche Facultaͤt nach Piacenza
verlegt, eine Trennung, welche man in der neuern Zeit nicht
mehr für gut hält, indem die Studierenden verhindert werden,
andere nützliche Vorleſungen nebenbey oder wiederholt zu hoͤren,
auch gewöhnlich einen beſondern Duͤnkel bekommen, indem fie
ſich einbilden, fie hätten allein viel gelernt und konnten daher
ſich uͤber die andern Staͤnde erheben.
Profeſſoren ſind: *
G. Tommaſſini für Clinik.
Aſſiſtenten Dr. G. Fontanelli und L. Lazzinati.
G. Roſſi fuͤr chirurgiſche Clinik und Geburtshilfe.
Fragni fuͤr Pathologie.
P. Pasquali für Anatomie und Phyſiologie.
Aſſiſtent Dr. T. Riboli.
Speranza fuͤr gerichtliche Medicin.
Venturini fuͤr Therapie und Arzneymittellehre.
Baleſtra fuͤr theoretiſche Chirurgie und Verband.
Caſſiani fuͤr Phyſik.
Colla für Aſtronomie.
Guidotti fuͤr Chemie.
Jan fuͤr Botanik.
Monici fuͤr Zoologie.
Adjuncte ſind:
Dr. Cipelli für Anatomie und Phnfiofogie.
Dr. A. Rubini bey der Clinik.
E. Ambri bey der chirurgiſchen Clinik.
Da wir naͤchſtens ein Mehreres daruͤber ſagen koͤnnen;
fo wollen wir es hier bewenden laſſen.
5. Piacenza
hatte auch ſeine Univerſitaͤt und hat jetzt noch, wie bemerkt,
ein Stuͤck davon. Schon im 12ten Jahrhundert wurde daſelbſt
Jurisprudenz gelehrt; geſtiftet hat fie aber Papſt Innocenz IV.
im Jahr 1248. Allein ſie ſcheint wieder untergegangen zu
ſeyn, wenigſtens hatte fie 1397. Herzog von Mailand, Johann
Galeazzo Visconti von neuem geſtiftet, und im folgenden Jahr
die Univerſitaͤt von Pavia dahin verſetzt, ſo daß ſie nicht weni—
ger als 66 Profeſſoren hatte, wovon manche monatlich uͤber
160 Lire Beſoldung bekamen. Außer dem Recht wird auch
Theologie gelehrt. a
6. Pavia
liegt, wie ſchon bemerkt, in einer fruchtbaren Ebene am linken
Ufer des Ticinos, eine Stunde vom Po an der piemonteſiſchen
Graͤnze. Alle Aecker ſind, wie faſt in der ganzen Lombardey,
ſo von Baͤumen und Weinranken umgeben, daß man von der
Gegend nichts ſieht.
Die Univerſitaͤt hat ganz das Gepraͤge einer deutſchen,
ſowohl in den Anſtalten und der Einrichtung der Sammlun—
gen, als im Leben und Weben der Profeſſoren. Sie fieng
ebenfalls mit einzelnen Faͤchern an, mit den philologiſchen,
philoſophiſchen und juridiſchen Wiſſenſchaften, daher man denn
auch ihre Gründung ſchon Carl dem Großen zuſchrieb. Voll—
31 *
491
fländig gegründet wurde fie erſt von Galeazzo Visconti IL,
Herr von Mailand 1362., beftätigt von Kaiſer Carl IV.; al⸗
lein ſie gieng nach und nach voͤllig zu Grunde, und wurde,
ſo zu ſagen, neu geſtiftet und in den gegenwaͤrtigen bluͤhenden
Zuſtand gebracht durch die Kaiſerinn Maria Thereſia und den
Kaiſer Joſeph 1772. unter Vermittlung des Grafen Firmian,
welcher beſonders viel fuͤr die Sammlungen gethan hat. Sie
hatte manche beruͤhmte Aerzte und Naturforſcher. Unter den
Mathematikern und Phyſikern: P. Paoli, L. Maccheroni, M.
Fontana, R. G. Boscovich, Volta, Pini, Brugnatelli; unter
den Botanikern: G. A. Scopoliz unter den Zoologen: =
Spallanzani, Mangili; unter den Anatomen: Aſelli, P. Mas:
cagni, G. Jacopi; unter den Aerzten: G. Ferrari, G. Mar⸗
liani, A. u. G. Carcana, M. Corti, G. Borſieri di Kanilfeld,
B. Carminati, M. Roſa, Tiſſot, Scarpa, die Frank, V. L. Bre⸗
ta, Bramdilla, G. Raſori, P. Moſcati (den Napoleon zum
Grafen und Senator ernannt), Fr. Hildebrand.
Das Gebaͤude iſt ein ungeheurer Pallaſt mit mehrern
Höfen, worinn meiſtens Alterthuͤmer eingemauert ſind. Sie
iſt mit allem Nöthigen reichlich ausgeſtattet; die zoologiſche
Sammlung unter Zendrini, die phyſicaliſche unter Configliachi,
das chemiſche Laboratorium unter Cattani di Momo, die ana⸗
tomiſche unter Panizza, der botaniſche Garten unter Moretti,
der öconomiſche unter Comolli, die Clinik unter Corneliani und
Chiappa, die chirurgiſche Clinik unter Porta, die geburtshuͤlfliche
unter Lovati, die ophthalmojatriſche unter Flarer; die Bibliothek
unter Lanfranchi, Descalchi und Pagani; erſt angefangen 1772.
hat ſie noch nicht viel uͤber 60,000 Baͤnde, worunter jedoch die
meiſten Geſellſchaftsſchriften und die groͤßern naturhiſtoriſchen
Werke. Andweiſung hat ſie jaͤhrlich 2000 Gulden CM., wo⸗
mit man freylich nicht weit reicht. Die goͤttinger hat oder hatte
wenigſtens 6000 Thlr. CM. N
Die Thierarzneyſchule und die Sternwarte ſind in Mai⸗
land; werden aber zur Univerfität gerechnet.
Das Krankenhaus ſtoͤßt an die Univerfität, hat 300 Bet:
ten und beſorgt im Jahr 4000 Kranke.
Da Naturaliencabinet enthaͤlt ziemlich, was zum Unter⸗
richt nöthig iſt, und hat beſonders viele, ſeltene und große
Säugthiere, gut ausgeſtopft, ſowie die zahlreichen Voͤgel und
im Ganzen aufgeſtellt wie in den deutſchen Sammlungen,
nehmlich in fortlaufender Ordnung, ohne Abſonderung der
Prachtſtücke um der Schönheit willen, wie man es in den ans
dern italiaͤniſchen Sammlungen findet. Es wurde 1772. von
V. Rofa angelegt, hatte zu Profeſſoren Spallazani und Mans
gili. Die Zahl der Species belief ſich vor 10 Jahren auf
3000, was freylich ſehr wenig waͤre, wenn nicht die Inſecten
faſt ganz gefehlt hätten. Goͤzes Würmer find da.
Damit iſt auch die Sammlung für vergleichende Anato⸗
mie verbunden, welche ſchon von Scarpa angefangen, von
Preſciani und Jacopi fortgeſetzt, vorzüglich aber von M. Ru:
feoni bereichert wurde. Sie hatte früher einen eigenen Profeſ—
ſor, jetzt aber iſt dieſes Fach leider nicht vertreten. Im Jahr
1815. hat man nehmlich in Wien gemeynt, die vergl. Anat.
hätte nur Nutzen für die Thier- und Arzneykunde, und daher
die Profeſſur aufgehoben, was eben keinen beſonderen Begriff
von dem Begriffe gibt, den die damalige Studien» Direction
—
492
von der vergl. Anat. hatte. Phyſiologie ohne vergleichende
Anatomie iſt jetzt eine unmoͤgliche Wiſſenſchaft geworden.
Das Mineralien-Cabinet habe ich nicht 3
29 geſehen; es ſoll
reichlich ausgeſtattet ſeyn, auch mit Verſteinerungen. Ein be⸗
Ki Profeſſor iſt nicht angeſtellt, was alfo noch ein Manz
Der botaniſche Garten liegt am oͤſtlichen Ende der Stadt,
iſt geraͤumig, und im bluͤhenden Zuſtande, hat viel Seltenes im
Freyen was bey uns nicht mehr aushaͤlt. Moretti macht ſich
beſonders verdient durch die Cultur verſchiedener Gattungen von
Maulbeerbaͤumen, hauptſaͤchlich um zu erfahren, welche am
vortheilhafteſten fuͤr die Seidenzucht ſind. Obſchon ſeit 1550.
Botanik gelehrt wurde, ſo entſtand der Garten doch erſt 1774.
unter Prof. F. Vitmann, V. Bruſati und Scanagatta; dar⸗
auf folgte G. A. Scopoli, IJ. Nocca. — Hier wachſen Lau-
rus cinnamomum, cassia, culilawan, Myrtus caryophyllata,
Cassuvium pomiferum, Cocos nucifera, butyracea, Areca
catechu, Maranta arundinacea, Galanga indica, Curcuma
aromatica, Cycas circinalis, Zamia spinosa, Hedysarum
gyrans, Bixa, Jatropha und viele Fettpflanzen.
Der oͤconomiſche Garten liegt oͤſtlich eine Viertelſtunde
von der Stadt und ſcheint ebenfalls in gutem Zuſtande zu
fun. Wurde eingerichtet 1807. unter Pr. B. Barelle, dann
Biroli und G. Moretti.
Br Die anatomiſche Sammlung, von Scarpa angelegt 1783,
iſt jetzt allgemein beruͤhmt und beſonders ausgezeichnet durch die
Arbeiten von Scarpa und Panizza; ſie zaͤhlt an 1000 der fein⸗
ſten und lehrreichſten Praͤparate; die pathologiſche, angelegt
von P. Frank, beruͤhmt durch F. Scarpa und durch die Samm⸗
lung thieriſcher Steine von Brugnatelli, gehört jetzt zur Clinik.
Auch die Sammlung der chirurgiſchen Inſtrumente, ein Ges
ſchenk von G. A. Brambilla, ſoll reich ſeyn. 8
Das phyſicaliſche Cabinet mit einem meteorologiſchen
Obſervatorio hat zahlreiche, lehrreiche und ſchoͤne Inſtrumente.
Das chemiſche Laboratorium, unter G. Scopali
1777. eingerichtet, habe ich nicht geſehen; man kann aber
an ſeiner guten Einrichtung nicht zweifeln, wenn man daran
denkt, daß fruͤher L. V. Brugnatelli daran ſtand, jetzt Con⸗
ſigliachi. Es iſt auch eine unter V. Brunacci angelegte Samm⸗
lung fuͤr Hydrometrie und Geodaͤſie vorhanden, welche aber
aus Mangel an Dotation nicht fortgeſetzt wird. Eben fo ift
es der Sammlung fuͤr Architectur ergangen. h
Die Profeſſoren ſeyen gut beſoldet, und beffer als auf
anderen italiänifchen Univerfitäten, daher auch ihre große Thaͤ⸗
tigkeit. Die Zahl der Studenten ſoll ſich auf 1500 belau⸗
fen. — Wer mehr hieruͤber wiſſen will, findet es in P. San⸗
giorgios und Fr. Longhenas Cenni storici sulle due Univer-
di ai ori e di Milano. 1831. Indeſſen iſt dieſes Buch
voll Luͤcken.
Profeſſoren der hieher gehoͤrigen Faͤcher ſind:
A. Med. Facultaͤt.
DB. Panizza für Anatomie.
Aſſiſtent A. Verga.
Fr. Flarer fuͤr Augenkrankheiten.
493
Aſſiſtent G. B. Fagiuoli.
M. Zendrini für fpecielle Naturgeſchichte.
Aſſiſtent F. v. Filippi. f
G. A. del Chiappa für med. und chirurgiſche Clinik.
Aſſiſtent P. Maſpero.
G. Corneliani fuͤr Clinik.
Aſſiſtent G. De Vigili.
A. C. Rigoni fuͤr hoͤhere Anatomie und Phyſiologie.
C. Plattner für gerichtliche Medicin.
Aſſiſtent G. Cavagnis.
L. Scarenzio fuͤr Pathologie und Mat. medica.
T. Lovati für Geburtshuͤlfe.
Aſſiſtent P. Lazzati.
L. Porta fuͤr chirurgiſche Clinik.
Aſſiſtent G. Melchiorri.
G. Moretti fuͤr Botanik.
Aſſiſtent V. Piccaroli.
Gärtner P. Prateſi.
F. de Cattanei di Momo fuͤr Chemie und Pharmacie.
Aſſiſtent P. Marabini.
G. Brugnolo fuͤr Viehſeuchen.
A. Vittadini fir theoretiſche Mediein für Chirurgen.
L. Peregrini, Supplent fuͤr Phyſik, Chemie und Botanik
der Chirurgen. .
S. Garovaglio für Vorbereitungswiſſenſchaften der Chirurgen.
B. Philoſophiſche, Facultäͤt.
P. Configliachi für Phyſik.
Aſſiſtent G. Codazza.
Machiniſt F. Morandotti.
A. Bordoni für reine Mathematik.
G. Brugnatelli für allgemeine Naturgeſchichte.
G. Comolli fuͤr Landwirthſchaft.
Matcheſi für Baukunſt.
G. Mainardi, Suppl. für höheren Calcul.
G. A. Borgnis, Suppl. fuͤr angewandte Mathematik.
A. Gandolfi, Supplent für reine Mathematik.
Was der berühmte vergleichende Anatom, M. Ruſconi,
(Anatomie des Proteus und der Salamander) fuͤr eine Anſtel⸗
lung hat, weiß ich nicht.
7. Das ungeheure Mailand
hatte fruͤher auch eine Art von Univerfität, gegründet 1448.
Beruͤhmte Aerzte und Naturforſcher waren daſelbſt: Fr. Vimer⸗
cato. Hier: Cardano, der 222 Schriften herausgegeben hat;
B. Baldino, A. Menabeno, L. Settala, Ch. Silvatica, G.
Sitoni, P. G. Biumi, B. Corte, G. Bianche (Blancus), G.
u. P. Sangiorgio, Moſcati, Ch. Monteggia, G. Giannini,
M. Landriani, Brieslak uva.; und gegenwaͤrtig eine ſolche
Menge von mediciniſchen und naturwiſſenſchaftlichen Anſtalten,
beſonders naturhiſtoriſche Sammlungen, daß ſie kaum aufzu⸗
zaͤhlen ſind.
Die zahlreichen Anſtalten und Sammlungen zu Malland
ſind entweder Staats-, Gemeinde- oder Privatſammlungen.
A. Zu den Staatsanſtalten gehoͤren:
1) Istituto Lombardo di Lettere, Scienze ed Arti.
494
Dieſe Anſtalt beſteht ſchon lange in dem Palazzo di Brera,
wurde aber im Auguſt 1838. vom Kaiſer gleichſam neu her⸗
geſtellt. Es beſteht nun aus 20 Ehrenmitgliedern, 40 wirklis
chen (mit 1200 Zwanzigern Gehalt) und mit unbeſtimmt vie⸗
len Correſpondenten. Es hat alle 2 Jahr einen Preis für die
Gewerbs-Ausſtellung zu ertheilen und in derſelben Zeit einen
für die Loͤſung einer wiſſenſchaftlichen Frage. Monatlich find
zwey Sitzungen außer den feyerlichen. Alle 2 Jahr muß jedes
wirkliche Mitglied eine zum Druck beſtimmte Arbeit liefern.
Mitglieder ſind, ſo viel ich weiß, Fr. Carlini, A. Bordoni,
O. Ferrario, Chemiker, A. Kramer, Chemiker, L. v. Criſtofo⸗
ris, Mechaniker, G. Balſamo Crivalli, Mineralog und Zoolog;
zu Monza A. Bellani, Phyſiker; zu Pavia P. Configliachi,
G. Moretti, B. Panizza, M. Rusconi. Mit dem Inſtitut
iſt, nebſt den Kunſtſachen, eine Maſchinenſammlung verbunden,
ein botaniſcher Garten uſw.
2) Die Bibliothek, reich an ſeltenen Handſchriften; dem
Publico beftändig geöffnet, mit Ausnahme von kurzen Ferien.
3) Die numismatiſche Sammlung mit der dazu gehoͤri⸗
gen Bibliothek; wurde gegründet 1803. und bekam die Samm⸗
lungen von Corigliano-Caronni, Millingen, Anguiſſola, Sancle⸗
mente, Canonici, Collaldo und Bottari. Steht zwar anders⸗
wo, gehoͤrt aber dennoch zum Inſtitut und iſt ebenfalls dem
Publico geöffnet.
4) Die Sternwarte unter der Leitung von Carlini nebſt
3 Zöglingen, eigentlich Gehuͤlfen, und einem Machiniſten. Sie
macht taͤglich in der Zeitung die Witterungsbeobachtungen bes
kannt, und gibt jaͤhrlich einen Band Ephemeriden heraus.
1 5) Der botaniſche Garten, verbunden mit dem Lehrſtulh
der Naturgeſchichte der beyden Lyeeen von San Aleſſandro und
Porta nova; ſteht der Zeit unter Prof. Balſamo.
6) Die Mineralien: Sammlung im Muͤnzgebaͤude, reich
an oryctognoſtiſchen und geognoſtiſchen Stuffen, beſonders aber
an vortrefflich erhaltenen Skeleten von Delphinen, welche Cor⸗
teſi im Pothale, wenn ich nicht irre, in der Gegend von Par⸗
ma entdeckt und die vorige Regierung gekauft hat. Prof. C.
L. Malacarne ſtand der Sammlung vor, gegenwaͤrtig Prof.
Balſamo, welcher ſie ordnet. Sie iſt beſonders reich an tertiaͤ⸗
ren, ſubapenniniſchen Verſteinerungen und enthaͤlt die Exemplare
von Brocchi. Gegenwaͤrtig wird fie nicht zum Unterricht ver⸗
wendet.
7) Die Lyceen von San Aleſſandro und Porta nova
haben jedes einen Lehrſtuhl der Naturgeſchichte und einen der
Phyſik mit einer Sammlung. Das Naturalien⸗ Cabinet ent⸗
haͤlt die Sammlung von E. Pini. Die phyſicaliſche Samm⸗
lung wurde unter dem gegenwaͤrtigen Profeſſor G. Majocchi
ſehr bereichert.
8) Mit dem Lyceo von San Aleſſandro iſt ein meteoro⸗
logiſches Obſervatorium verbunden, gegruͤndet von Moscati und
mit phyſicaliſchen und optiſchen Inſtrumenten verfehen.
9) Dabey iſt auch ein chemiſcher Lehrſtuhl mit einer
Sammlung, gegruͤndet 1813. Profeſſor iſt R. Toſoni, Aſ⸗
ſiſtent Dr. G. Polli. Curſus iſt 2jährig, woͤchentlich 5 Stun⸗
495
den, denen außer den Schülern auch andere aus der Stadt
beywohnen koͤnnen.
10) Die techniſchen Schulen fuͤr Fabricanten, Kaufleute
und zur Vorbereitung von Denjenigen, welche in die Academie
der ſchoͤnen Kuͤnſte treten wollen.
11) Die Thierarzneyſchule (Istituto veterinario a San-
ta Francesca fuori di Porta orientale, gegründet 1834., hat
ordentliche und außerordentliche Schüler. Unter den erſtern
bleiben die Huf» und Kurſchmidte (Ferratori e Maniscolchi)
ein Jahr, die Roß-⸗ und Thieraͤrzte (Ippiatri et Veterinarii
laureati) zwey Jahte. Zu den außerordentlichen gehoͤren die
Landwirthe, Hirten, Stallknechte, welche je nach Beduͤrfniß ein
Jahr oder zwey Monate Unterricht erhalten, auch wohl nur
12 Stunden. Dadey iſt ein Krankenſtall, wo das Vieh für
einen beſtimmten Tarif behandelt wird; man gibt auch Rath⸗
ſchlaͤge, Arzneymittel oder Arzneyen und beſchlaͤgt die Pferde.
Die Schule ſteht unter dem Director Laurin mit 6 Profeſſo⸗
ren und 2 Repetitoren.
B. Gemiſchte Anſtalten, woran der Staat, die Gemein⸗
de und Einzelne Antheil haben.
1) Das Krankenhaus (L'Ospedale maggiore) ſcheint
ungeheure Reichthuͤmer zu 1 und hat ſeine eigene Dota⸗
tion, welche fortdauernd von Privatleuten vermehrt wird; fehlt
etwas, ſo wird es aus dem Staatsſchatz beſtritten; die Ge⸗
meinde gibt nur einige Summen fuͤr einzelne Zweige. Es be⸗
ſteht:
a) aus dem eigentlichen Krankenhaus, welches fuͤr ſich ſelbſt
eine ganze Stadt iſt und ſchon 1456. geſtiftet wurde.
Täglich werden etwa 1400 arme Kranke darinn gepflegt
und zwar unentgeltlich, mit Ausnahme der chroniſchen
und anſteckenden Krankheiten.
b) Santa Corona, wo Stadtarme mediciniſche, chirurgiſche
und obſtetriciſche Huͤlfe nebſt Arzneymitteln bekommen.
c) Findel- und Gebärhaus (Luogo pio degli Esposti e
delle Partorienti). Man rechnet jaͤhrlich 8000 Findel⸗
kinder, wovon 500 aufs Land gegeben werden. Die
erzogenen Mädchen bekommen eine kleine Heirathsgabe,
und diejenigen, welche ſich zu Hebammen auf dem Lande
bilden, eine doppelte. Man rechnet jeden Tag 40 Ge⸗
burten.
Das Irrenhaus (Lo Spedale dei Pazzi alla Senavra
fuori di Porta Tosa) für 480 Perſonen, wovon ges
wöhnlich 440 vorhanden find, 90 auf Koften des Hau
ſes, die andern des Staats oder der einzelnen.
e) Das Spital für die Anſtecknngskrankheiten.
C. Gemeind⸗Anſtalten.
Sammlungen.
d)
1
—
Die ehemalige naturhiſtoriſche Sammlung von Deri⸗
ſtoforis und Jan, welche die Stadt nach dem Tode des er:
ſteren gekauft und dem letzteren für feinen Antheil eine lebens⸗
längliche Penſion angewieſen hat mit der Verbindlichkeit, öffent:
liche Vorleſungen zu einer gewiſſen Zeit des Jahres darinn zu
halten. Sie iſt ſehr reich an Pflanzen und Mineralien, beſon⸗
ders tuſſiſchen, an Eryftallen und Gebirgsarten, Verſteinerungen
496
aus allen Formationen, an noch lebenden Conchylien und Ker⸗
fen aller Ordnungen, beſonders Käfer. Voͤgel, Lurche und Fi⸗
ſche ſind noch maͤßig. Sie ſoll einen Director mit einem Ge⸗
huͤlfen und den noͤthigen Dienern erhalten, nebſt einer Dotation,
und wird unter einem unentgeltlichen Ausſchuß von Buͤrgern
ſtehen.
D. Anſtalten von Einzelnen.
1) Die ambroſianiſche Bibliothek, gegruͤndet 1609. durch
ein Vermaͤchtniß des Cardinals Friedrich Borromeo und ſchon
damals vereinigt mit der an Handſchriften, alten Ausgaben und
Gemaͤlden reichen Sammlung des Arztes Ludwig Settala. Sie
ſteht unter einem geiſtlichen Corpus, welche Conſervatoren hei⸗
fen, worunter ein Hauptconſervator und einer aus der borro⸗
meiſchen Familie, immer ein Praͤlat und, wenn dieſer fehlt,
der erſtgeborne. Die Bibliothecare find in unbeſtimmter Zahl
je nach dem Beduͤrfniß und bilden ein Collegium. Sie ſteht
dem Publico offen, mit Ausnahme der Ferien.
2) Die Aufmunterungs - Gefellfchaft, gegruͤndet 1804.
unter dem Titel „literariſches Cabinet“ von zahlenden Mitglie⸗
dern. Sie gab im Jahr 8 und 9 2 Baͤnde heraus: Giornale
della Societa d’Incorraggiamento.
3) Das Spital der barmherzigen Brüder (Ospedale
dei Fate- bene- Fratelli) gegründet 1588. fir Männer mit
100 Betten; Verwundungen, chroniſche und anſteckende Krank⸗
beiten ſind ausgeſchloſſen. ;
4) Das Spital der barmherzigen Schweſtern (Fate-bene-
Sorelle), gegruͤndet 1833. von frommen Frauen, bloß fuͤr Wei⸗
ber.
hat vorzuͤglich auf ihre Koſten ein praͤchtiges Gebäude an der
Porta nuova errichten laſſen, das aber noch nicht bezogen iſt.
5) Casa di Salute mit Pfruͤnd⸗Gebuͤhren.
6) Villa Antonini, ein Zufluchtshaus für Irrende, mit
Pfruͤnd⸗Gebuͤhren. !
7) Stabilimento Lombardi, deßgleichen.
8) Ospizio Dufour, deßgleichen für Männer und Weiber.
9) Ospizio Colombo, deßgleichen. 5
E. Privat » Sammlungen,
1) Conte Vitaliano Borromeo. Eine reihe Sammlung
von Mineralien, beſonders Erzen und Eryſtallen; dabey die
berühmte Sammlung von Breislak, nebſt einer anſehnlichen
Bibliothek.
2) Marcheſe Ali Ponzoni. Viele intereſſante maturhiſto⸗
riſche und Manufactur-Gegenſtaͤnde, nebſt einer zahlreichen
Bibliothek. 2
3) G. Curioni, Mineralien » Sammlung aus der Lom⸗
bardey, beſonders metallurgiſche Gegenſtaͤnde. 5
4) O. Ferrario, naturhiſtoriſche Sammlung, wobey die
Mineralien des Barons Iſimbardi.
5) Lodovico dei Marcheſi Trotti, intereſſante Sammlung
von Verſteinerungen und Gebirgsarten aus der Provinz Como,
Die Graͤfinn Visconti » Ciceri ſtand an der Spitze und
J
497
worunter der Palaeosaurus, beſchrieben von Balſamo im Po-
litecnico 1839. p. 421. (Iſis 1839. S. 766.)
6) Die Erben des Profeſſors Claro Malacarne. Samm⸗
lung von Mineralien und Gebirgsarten.
7) Vinz. de Ceſati. Eine Sammlung von Pflanzen.
8) Maurizio de Rainer.
zen und ausgewaͤhlte Bibliothek.
9, G. Balſamo Crivelli. Viele Pflanzen, beſonders
Mooſe aus der Lombardey, Sicilien und anderen Gegenden
Italiensl, nebſt einer reichen Sammlung von ſecundaͤren Ver⸗
ſteinerungen aus der Lombardey.
10) C. Vittadini. Eine Sammlung von Pilzen.
11) Ob die Sammlung der Flechten, Mooſe und Far⸗
ten von S. Garavaglio und Mondelli in Mailand iſt, weiß
ich nicht. 9 N
12) Villa, Bruͤder Anton und Johann. Reiche Samm⸗
lung von Kerfen und beſonders europaͤiſchen Kaͤfern (wovon
verſchiedene Cataloge gedruckt find). Von Conchylien, beſonders
Land⸗ und Flußſchnecken. Topographiſche Sammlung von
Gebirgsarten und Verſteinerungen aus der Lombardey.
13) B. Marietti. Reiche Sammlung von europaͤiſchen
Kaͤfern und Singvoͤgeln; auch auslaͤndiſche.
14) Der Maler G. Galeazzi. Gut beſtimmte Samm⸗
lung von Kaͤfern, vorzuͤglich aus der Lombardey.
15) Brambilla. Europaͤiſche Käfer, womit die ehemalige
Sammlung von Doctor Cadolini vereinigt iſt; beſchrieben in
Enumeratio Carabicorum ticinensium 1830.
16) Carl Baſſi. Reiche Sammlung von Kaͤfern, mei⸗
ſtens euxopaͤiſchen, wobey die Sammlung von Prof. G. Gert
dabey eine reichhaltige, einſchlaͤgige Bibliothek.
17) Der Buchhaͤndler Vallardi. Schoͤne Sammlung
von Conchylien, geſammelt und geordnet zu Paris.
18) Carl Porro. Reichhaltige Sammlung von Land»
und Flußſchnecken, vorzuͤglich aus Europa. S. deſſen Schrift
Malacologia della Provincia comasca, Milano 1838. (Iſis
1839. 765.)
19) Marrani.
und Meer⸗Conchylien.
20) Ant. Kramer. Ein reiches chemiſches Laboratorium nach
franzoͤſiſcher Methode eingerichtet, mit vielen neueren Verbeſſe—
rungen der Deutſchen und Englaͤnder; dabey die einſchlaͤgige
Vibliothek nebſt den Zeitſchriften. Er bekam von der Regie⸗
rung Exlaubniß, unentgeltliche Vorleſungen halten zu duͤrfen,
welche auch, fo viel man hört, eifrig von der Mailänder Ju⸗
gend beſucht werden.
Eine Sammlung von Pflan⸗
Gut beſtimmte Sammlung von Land⸗
8. Genua
hat auch eine Univerſitaͤt; obſchon aber das Gebaͤude ziemlich
palaſtartig iſt; ſo ſcheint man doch wenig darauf zu verwen⸗
den. Sie iſt erſt ſpaͤt gegründet und den Jeſuiten übergeben
Iſis 1841. Heft 7.
Br
—
498
worden, welche derſelben vorſtanden bis zu ihrer Vertreibung;
dann ſtand ſie unmittelbar unter der Leitung der Regierung,
jedoch war die mediciniſche Facultaͤt davon getrennt und mit
dem großen und reichlich ausgeſtatteten Krankenhauſe verbun⸗
den, unter den Franzoſen aber, welche die Univerſitaͤt ziemlich
beſchuͤtzten, damit vereinigt. Durch den Congreß von Wien
kam Genua an Sardinien, mit der ausdruͤcklichen Bedingung,
daß die Univerſitaͤt unterhalten werden ſolle, was auch geſchah
bis zu den Unruhen 1821., wo fie auf mehrere Jahre geſchloſ—
fen, nachher aber wieder eröffnet wurde, jedoch mit aͤußerſt
ſtrengen Verfuͤgungen, ſo daß ſich die Wiſſenſchaften nicht frey
bewegen koͤnnen. Sie ſteht unter der Verwaltung einer Depu⸗
tation von 9 Mitgliedern, deren Praͤſident der Biſchoff von
Alexandrien iſt und zugleich Praͤſident aller Studien im gan»
zen Koͤnigreich. Sie hat uͤbrigens alle 4 Facultaͤten: Theolo⸗
gie, Jurisprudenz, Medicin mit Chirurgie, und Philoſophie,
welche letztere in die eigentliche Philoſophie, mathematiſche und
ſchoͤne Wiſſenſchaften zerfällt. Die Naturgeſchichte gehoͤrt zur
Medicin, und wurde von einem einzigen Profeſſor gelehrt, na⸗
mentlich noch von J. Viviani, der bloß Botaniker war und
Zoologie gar nicht vortrug. Er hat bekanntlich mehrere große
Werke uͤber die Pflanzen von Corſica, Libyen und die Pilze
herausgegeben. Gegenwaͤrtig ſteht der botaniſche Garten unter
J. de Notaris, dem Verfaſſer des Syllabus Muscorum 1838.
Dieſer Garten verdient uͤbrigens kaum dieſen Namen; er iſt
kaum 2 Spanne breit und hat die letzte Spanne ſo eben er⸗
halten, ſo daß ſie noch nicht angebaut iſt. Er liegt gleich hin⸗
ter der Univerſitaͤt auf einem duͤrren Huͤgel, dem ein Paar
Tropfen Waſſer durch einen Teich zufließen. An dieſer Stelle
iſt auch keine Vergroͤßerung moglich, und es kann überhaupt
aus dem Garten nichts werden, wenn man ihn nicht anders
wohin bringt.
Die Mineralogie und Zoologie wurde dem Profeſſor A.
Saſſi uͤbergeben, der nach Viviani Profeſſor der Botanik war.
Wie kann durch ſolche Verſetzungen aus den Wiſſenſchaften
etwas werden ?
Es iſt ein Naturalien-Cabinet vorhanden mit einem Praͤ—
parator; die zoologiſche Sammlung ſoll aber ganz unbedeutend
ſeyn.
Phyſik lehrt G. Garibaldi, Chemie B. Canobbio und
A. Coſta als Stellvertreter.
Kür Mathematik und Baukunſt find 7 Profeſſoren vor:
handen; für die eigentliche Philoſophie 2, und eben fo für Phi:
lologie; Theologen 5, Juriſten 7, Mediciner uͤberhaupt mit den
Gehuͤlfen 20. Philoſophen 14.
Die Bibliothek ſoll nicht mehr als etwa 50,000 Baͤnde
enthalten. Bibliothekar iſt Gandolfo mit 2 Gehuͤlfen. Es
gibt noch einige andere Bibliotheken mit vielen Handſchriften.
G. Mazzini lehrt Anatomie; vergleichende Anatomie wird
nicht gelehrt, iſt überhaupt leider in ganz Italien vernachlaͤſ⸗
ſigt, obſchon es jetzt allgemein anerkannt iſt, daß ohne ſie die
Phyſiologie und Medicin keinen Schritt mehr vorwärts thun
koͤnnen. Die Clinik ſteht unter G. Botto, die Chirurgie un⸗
ter B. Gherardi, die Geburtshuͤlfe unter G. Molfino. Uebri⸗
gens find Profeſſoren da für die Arzneymittellehre und die ge⸗
tichtliche Medicin, die allgemeine Pathologie und Hygiene, ſpe⸗
32
499
cielle Pathologie und Therapie, chirurgiſche Therapie; außerdem
10 Gehuͤlfen, woraus man alſo wohl auf eine gute Einrich⸗
tung des Krankenhauſes ſchließen darf. Die Saͤle ſind ſehr
groß und hoch wie Kirchen, wie man es auch anderswo in
Italien, in Frankreich und den Niederlanden findet. Es wurde
1420. geſtiftet und ſoll 1000 Kranke faſſen koͤnnen, uͤberhaupt
eine ſchoͤne und großartig eingerichtete Anſtalt. Der Conſerva⸗
tor der anatomiſchen Sammlung iſt G. Locatelli. Außerdem
gibt es noch ein Spital fuͤr Unheilbare, eine Taubſtummenan⸗
ſtalt und ein Armenhaus fuͤr mehr als 2000 Perſonen, aber
deſſen ungeachtet laufen uͤberall Bettler herum, ſo daß man
keinen Palaſt, keine Bildſaͤule und keine Kirche betrachten kann,
ohne von einigen gezupft zu werden, uͤbrigens eine Zierath, die
auch andern Staͤdten Italiens nicht fehlt, maͤßiger jedoch im
Toſcaniſchen iſt.
Es gibt hier ein Collegium medico - chirurgi-
cum, welches aus nicht weniger als 16 Doctoren beſteht;
auch ein Collegium für die Kuhpocken-Impfung; ferner ein
Rechts⸗Collegium, ein philoſophiſches und Kunſt- Collegium,
deſſen Geſchaͤfte wir nicht kennen. Ueberhaupt fehlt es in Ita⸗
lien an Einrichtungen und Beamten keineswegs, ſo daß das
Regieren kein geringes Geſchaͤft ſeyn muß. Nach dem zahl⸗
reichen Perſonale der Univerfität ſollte man glauben, daß fie
eine der erſten in Italien ſeyn muͤßte. Ob die Beſoldungen
ſo ſind, daß ſich die Profeſſoren ausſchließlich und mit Kraft
ihrem Fach widmen kaͤnnen; ob die Mittel fuͤr die Bibliothek,
das Naturalien-Cabinet, das phyſicaliſche, das chemiſche Labo⸗
ratorium und den botaniſchen Garten reichlich ſind, wie ſie ſeyn
muͤſſen, wenn fie nuͤtzlich werden ſollen, wiſſen wir nicht, muͤſ⸗
ſen es aber nach dem Ergebniß bezweifeln.
Es finden ſich hier mehrere ſchoͤne Gaͤrten, reich an ſel⸗
tenen Pflanzen, beſonders Baͤumen. Darunter zeichnet ſich
der von J. di Negro faſt mitten in der Stadt aus; außer⸗
dem einige in der Gegend an der weſtlichen Kuͤſte, wie der
Giardino Lomellino und der der Marcheſa Grimaldi zu Pegli,
der 55 155 zu Seſtri. Sieh Brunner in der Flora 1827.
2. S. 385.
Der beruͤhmte Entomolog, Marcheſe Max. Spinola
beſitzt eine große Sammlung von Kerfen; der Marchefe
Carlo Durazzo eine von Voͤgeln.
9. Lucca
hatte auch eine Univerfität und dazu iſt es vortrefflich gelegen,
noͤrdlich von einem Berg, nicht weit vom Ausgang eines freund⸗
lichen, aͤußerſt fruchtbaren Thales, 4 Stunde breit und etwa
3 lang, gewiß aͤußerſt reich an Pflanzen und Thieren. Sie
wurde ſchon geſtiftet von Kaiſer Karl IV. im Jahr 1369, und
beſtand aus der Philoſophie, den freyen Kuͤnſten, der Juris⸗
prudenz und der Medicin ohne Theologie. Um die Mitte des
16 ten Jahrhunderts war fie in ruͤhmlicher Bluͤthe, auch ent:
ſtand um dieſelbe Zeit daſelbſt die Accademia dei Balordi,
von der uͤbrigens nicht viel bekannt; im Jahr 1584 entſtand
eine andere, welche laͤnger dauerte und deren Mitglieder ſich
Oscuri nannten; nun hat ſie die A. dei Filomati. Nach
der Mitte des vorigen Jahrhunderts hat ſich Lucca in den phy⸗
ſikaliſchen Wiſſenſchaften ausgezeichnet. Die Memorie di Fisica
di Lucca wurden daſelbſt 1772 gedruckt, ſo wie B. Cortis
(Profeſſor in Reggio) beruͤhmte Schrift: Sulla circolazione del
fluido in una pianta aquajuola 1774. 8. 198. 3 tab., welche,
500
wenn ich nicht irre, noch daſelbſt zu haben iſt, was unfere
Botaniker mit Vergnügen hören werden. Auch wurde das große
Dictionnaire encyclopedique daſelbſt nachgedruckt. Gegenwärs
tig beſteht daſelbſt ein Lyceum nebſt einer mediciniſchen Facultaͤt.
Es iſt Schade, daß die Univerſitaͤt aufgehoben wurde; denn
ihrer Lage nach müßte fie für die Naturwiſſenſchaften und die
Mediein Großes leiſten koͤnnen, wenn ſie hinlaͤnglich unterſtüͤtzt
würde, wozu freylich die Einrichtung der deutſchen Univerfitäten
gehoͤrte, nehmlich Honorar und Privatdocenten, und daß die
Profeſſoren leſen koͤnnten, was ſie wollten. Ohne dieſe Ver⸗
haͤltniſſe kommt eine Univerſitaͤt, beſonders eine kleine in unferer
Zeit nicht mehr nach, geſchweige denn voran. Decrete, Geſetze,
Vorſchriften, Fabricierung von Profeſſoren machen keine Unis
verſitaͤt, ſondern nur die freye Entwickelung.
Profeſſoren find daſelbſt:
Fr. 1. Prof. der theoretiſch⸗practiſchen Mediein und der
linik.
J. Borelli, Prof. der chirurgiſchen Clinik. NE
E. Teſſandoli, Prof. der chirurgiſchen Inſtitutionen und der
Geburtshuͤlfe. Eur: \
G. Gianelli, Prof. der Mat. med. ”
L. Pacini, Prof. der menſchlichen und vergleichenden Ana⸗
tomie. 2
Z. Puccinelli, Prof. der Botanik. 5
Dr. L. Galli iſt Subſtitut der chirurgiſchen Clinik.
Dr, A. Maccarini iſt cliniſcher Aſſiſtent.
Dr. A. Micheloni iſt Spitalarzt.
G. Nerici iſt erſter Spitalarzt und Leibarzt.
D. Nuccaroni iſt Hofarzt. 0
G. Bianchi, Arzt verſchiedener mebicinifcher Anſtalten.
Sinibaldi iſt Prof. der hoͤhern Mathematik.
Wer Phyſik, Chemie, Mineralogie und Zoologie lehrt,
weiß ich nicht. Die Sammlungen ſind unbedeutend, faſt
keine. 3 Stunden von Lucca, jenſeits der noͤrdlichen Bergreihe,
liegen die beruͤhmten Baͤder von Lucca, in denen Doctor A. Ca⸗
rina Badarzt iſt. -
„10. Florenz
ift fo reich an naturwiſſenſchaftlichen Anſtalten, Sammluns
gen, Geſellſchaften und Gelehrten, daß es hier unmöglich
iſt, auch nur eine kurze Darſtellung davon zu geben. Gluͤck⸗
licher Weiſe ſind dieſe Verhaͤltniſſe ſo allgemein bekannt, daß
wenigſtens von dem aͤltern Zuſtande keine Darſtellung noͤthig iſt;
von dem neuern vielleicht ein andermal. Schon im neunten
Jahrhundert wurde von Kaiſer Lothar eine Schule daſelbſt
gegruͤndet; 1282 eine mediciniſche Schule; 1348 eine Univer⸗
ſitaͤt, auf welche Petrarca gerufen wurde; fie bekam ihr Dis
plom von Kaiſer Karl IV., wurde 1428 von Pallaſtrozzi ver⸗
beſſert, ſcheint aber wegen der Nachbarſchaft von Piſa nicht
beſondern gediehen zu ſeyn. Schon um den Anfang des 15 ten
Jahrhunderts bildete ſich daſelbſt eine gelehrte Geſellſchaft, welche
bald nachher den Titel platoniſche Academie erhielt. Am mei⸗
ſten kamen aber die Wiſſenſchaften und Kuͤnſte in Aufnahme
im 16 ten Jahrhundert unter den medieeiſchen Herzogen, beſon⸗
ders unter Cosmus I., der von 1537 — 74 regierte. 1540
wurde die Accademia ſiorentina geſtiftet, welche vorzuͤglich die
toſcaniſche Sprache zum Gegenſtand hatte; 1582 die Acca-
demia della Crusca, welche 1612 ihr großes Woͤrterbuch
501
drucken ließ. Die Accademia del Cimento wurde von dem
Cardinal Leopold von Medici und dem Großherzog Fer-
dinand II. 1657 fuͤr die Naturwiſſenſchaften gegruͤndet, alſo
vor der Londner Geſellſchaft 1663 und der Pariſer Academie
1666, aber nach der Academie der Naturforſcher in Deutſch—
land 1652. Sie verſammelten ſich im Palaſte des Prinzen
Leopold, der ſelbſt Verſuche anſtellte, und gab ihre Arbeiten
heraus 1666. Die Liebe zu den Wiſſenſchaften hat alle fol⸗
nden Großherzoge beſeelt, und was von dem jetzigen dafuͤr ges
chieht, iſt uͤber unſer Lob erhaben. Beruͤhmte Mathematiker
hatte es an: G. Torricelli und L. Ximenes; Botaniker; M.
Virgilio, M. Montigiano, P. Micheli, G. und Ottav Tar⸗
gioni Tozzetti, R. Zuccagni, G. Raddi; Zoologen, Ana⸗
tomen und Phyſiologen: Fr. Redi, H. Fontana und A. Buc⸗
chierai, welcher durch G. Ferrini die berühmten Wachspraͤparate
verfertigen ließ; außerdem P. Buono, V. Vivani, Magalotti,
R. F. Manetti, C. Gualtieri, F. Parletti, Mätiti, J. Lapi,
Inghirami. Gegenwaͤrtig findet ſich die Sternwarte und das
prachtvolle Naturalien⸗Cabinet nebſt den anatomiſchen Wachs⸗
präparaten in dem großherzoglichen Palaſt, der botaniſche Gars
ten daneben mit großen Gewaͤchshaͤuſern und vielen ſeltenen
Gewaͤchſen im Freyen, worunter Magnolien und Zwergpalmen,
welche letztere, nebenbey geſagt, im Fuͤrſtenthum Piombino wild
wachſen.
Der dconomifhe Garten der Georgofili, welcher ſehr
teich an merkwürdigen Pflanzen, liegt im Norden der Stadt
und wurde ſchon 1546 von Cos mus I. gegründet. Es gibt
noch reiche Privatgaͤrten in der Stadt. Mit dem großen Kran⸗
kenhaus von San Maria nuova iſt eine mediciniſche Schule
verbunden mit beruͤhmten Lehrern; dabey ein mediciniſcher Gar⸗
ten. Wie hoffen von dem gegenwärtigen Stand der Naturs
und Heilwiſſenſchaften und von den dabey thaͤtigen Gelehrten
eine umftändlihe Darſtellung geben zu koͤnnen. Indeſſen ver:
gleiche über die Naturalien⸗Sammlung Bronns Reife I. 483;
ara Gärten Brunner in der botanifchen Zeitung 1827
„677.
Am Muſeo, nehmlich an den Sammlungen des großher⸗
zoglichen Palaſtes, ſind folgende Perſonen in Thaͤtigkeit:
V. Antinori, Director der phyſikaliſchen und naturhiſto⸗
riſchen Sammlung.
G. B. Amici als [Director der Sternwarte und Pro⸗
feſſor der Aſtronomie.
G. Mazzi, Profeſſor der Phyſik.
S. Neſti, Profeſſor der Mineralogie und Geologie.
C. Paſſarini aggregierter Profeſſor für Phyſik und Na⸗
turgeſchichte.
F. Bruscoli, Conſervator des Muſeums und Gehuͤlfe für
vergleichende Anatomie und Zoologie.
T. Puliti, Praͤparator fuͤr die Vorleſungen der Phyſik und
Naturgeſchichte.
Krankenhaus — Areispedale die San Maria nuova.
P. Betti, Profeſſor und Director.
M. Bufalini, Prof. der Clinik.
V. Andreini, Prof. der chirurgiſchen Operationen.
C. dal Greco, Prof. der Chirurgie.
S. Zanetti, Prof. der Anatomie.
G. Gazzeri, Prof. der Chemie.
G. Taddei, Prof. der Pharmacologie.
502
A. Targioni⸗Tozzetti, Prof. der Botanik, Materia medica
und Chemie.
J. Bertini, Prof. der Geſchichte der Medicin, wofuͤr es bey
uns keinen Lehrſtuhl gibt.
Spedale di San Bonifazio,
V. Capecchi erſter Arzt.
Collegium medicum.
Peter Vannoni, Prof. der Chirurgie.
Academie der ſchoͤnen Kuͤnſte.
A. Perfetti, Prof. der Anatomie.
Protomedieus iſt L. del Punta.
Wahrſcheinlich fehlen noch mehrere; allein ich kann ſie
nicht angeben.
11. Siena.
Da ich einmal fo nahe bey Siena bin; fo will ich auch
davon ſagen, was ich weiß, obſchon ich es nicht geſehen habe.
Im Jahr 1220 zogen die Studenten und Profeſſoren
von Bologna nach Siena, wo ſie aber nur bis 23 blieben.
Es erhielt ſich jedoch daſelbſt eine Art von Univerſitaͤt, welche
1357 erneuert und von Kaiſer Karl IV. beſtaͤtigt wurde; erſt
1407 kam eine theologiſche Facultaͤt dazu. Sie wurde von
Cosmus 1. und Ferdinand I. 1590 bis auf 35 Lehrſtuͤhle ges
bracht. Schon am Ende des 15 ten Jahrhunderts bildete ſich
daſelbſt die Accademia dei Rozzi, 1525 die A, degli Intro-
nati; 1577 die A. dei Filomati und viele andere und end⸗
lich die A. dei Fisioeritiei, welche noch beſteht und viele ſchaͤtz—
bare Schriften herausgegeben hat. Die Univerſitaͤt wurde 1655
von Ferdinand II. und 1672 von Cosmus III verbeſſert. Der
beruͤhmte Botaniker A. Mattioli wurde daſelbſt 1500 geboren.
In der Sammlung der Fisioeritiei finden ſich die mieroſco—
piſchen Conchylien von Soldani. Außerdem hat es die Bota⸗
niker G. Ferrari und B. Bartolini, den Chemiker Baldaſſarri
und den Anatomen P. Maſcagni.
Gegenwaͤrtig ſind mir folgende Profeſſoren aus den her⸗
gehoͤrigen Faͤchern bekannt:
F. Antolini, Prof. der Clinik.
V. Centofanti) Prof. der Geburtshuͤlfe.
P. Tommi, Prof, der Chemie.
G. Giuly, Prof. der Naturgeſchichte und Botanik.
P. Obick, Supplent fuͤr die Mathematik.
12. Piſa.
liegt am Ausgang des fruchtbaren und huͤgelreichen Arnothales,
eine Stunde vom Gebirge in der bereits ſandigen Ebene, nur
2 Stunden vom Meer. Es iſt eine ziemlich große Stadt, die
ehemals 150000 Innwohner hatte; gegenwaͤrtig aber nur 20000,
weil nach mehrmaligen Zerſtoͤrungen an die Stelle der Haͤuſer
großes Gartenland getreten iſt. Es befteht aus mehreren gros
fen Gaſſen, zum Theil mit vielen palaftartigen Haͤuſern, zwi⸗
ſchen denen aber eine Menge unanſehnliche, faſt vergraſte Gaͤß⸗
lein ſtreichen, ſo daß man bald in einer Stadt, bald in einem
Dorfe zu wandeln glaubt. Der ganze Umfang der Stadt noch
innerhalb der Ringmauer, beſteht jetzt bloß aus Gaͤrten. Man
koͤnnte ſagen: Piſa ſey eine ſchoͤne Stadt, von mehren Dörfern
durchzogen und einem Gartenkranz eingeſchloſſen.
Die Univerſitaͤt iſt kein Palaſt wie ſonſt in Italien, liegt
503
aber zuruͤckgezogen an einem ſtillen Ort, wie es für Vorleſungen
paſſend iſt. Dazu gehören noch mehrere andere, etwas ent:
ferntere Gebäude, wodurch fie für alle Fächer Raum genug ge⸗
winnt. So das Gebäude für Phyſik und Chemie, ein anderes
für Mineralogie, Botanik und Zoologie und endlich das Krane
kenhaus ſammt der Anatomie. Fuͤr vergleichende Anatomie iſt
zwar ein Anfang gemacht, aber noch keine Profeſſur gegruͤndet.
Die Prachtgebaͤude aber, welche Piſa beſitzt, und worinn es
mit allen Staͤdten der Welt wetteifern kaun, ſind der Dom,
das Baptisterium, der ſchiefe Thurm, der Galileis größtes
Denkmal geworden, und vorzuͤglich das Campo santo, in aller
Welt beruͤhmt, hinlaͤnglich beſchrieben und abgebildet.
Piſa wurde von eingewanderten Griechen gegruͤndet, nach
einigen ſchon vor, nach andern erſt nach dem trojaniſchen Kriege;
war eine der zwoͤlf vornehmſten Staͤdte in Hetrurien, im Mittel⸗
alter eine maͤchtige Repudlik, welche es mit Genua und Venedig
und ſelbſt mit den Sarracenen aufnahm, aber nach vielen Kaͤmpfen
unter die Medici, Herzoge von Florenz, kam, und damit zu
Rube und Frieden und zur Entwickelung des Landbaues und
der Wiſſenſchaften; ein Schickſal, das allen kleinen Laͤndlein zu
wünſchen waͤre, weil fie nicht Kräfte und Raum genug haben,
etwas Staatsmaͤßiges hervorzubringen.
Die Univerfität liegt ziemlich mitten in der Stadt, iſt
ein viereckiges Gebäude, etwa 100 Schritt lang, etwas weniger
breit mit einem Hofe, um welchen herum die Auditorien nebſt
der Aula liegen, oben in einem Viertel die Bibljothek. Sie be⸗
ſteht aus einem großen Saal und 14 Nebenzimmern und ſoll
über 50,000 Werke enthalten. Sonderbarer Weiſe weiß man
auch nicht, wann die Univerſitaͤt entſtanden iſt. Vor dem Ende
des 12 ten Jahrhunderts kommt zwar ſchon die Jurisprudenz
mit Meiſtern, Schuͤlern und Pedellen vor, verſchwindet aber
wieder ganzlich aus der Geſchichte; und ſelbſt die Sage, daß
Kaiſer Heinrich VII., deſſen Denkmal in Campo santo ſteht,
die Univerſitaͤt um 1313 geſtiftet habe, iſt unſicher. Gewiß iſt
nur, daß Lorenz von Medici, nachdem er ſich die Republik
Piſa unterworfen, die Univerſitaͤt wieder hergeſtellt hat, wie man
es nennt. Es gieng aber damit noch nicht recht, und Cosmus J.
hatte ſie 1543, wo das jetzige Gebaͤude errichtet wurde, aufs
neue zu ſtiften. Seit ſie unter den Prinzen des Hauſes Oeſter—
reich ſteht, alfo ſeit 100 Jahren, iſt fie in beſtaͤndigem Fort⸗
ſchreiten begriffen. 4 a
Die Univerfität hatte in fruͤheren Zeiten zwar nicht viele,
aber deſto tüchtigere Gelehrte in den Naturwiſſenſchaften, fo wie
in der Medicin.
In der Phyſik und Aſtronomie wurden von ihr die wich⸗
tigſten Entdeckungen gemacht; in der Botanik hat ſie Großes
geleiſtet und in der neuern Zeit ſich auch in der Mineralogie
und Zoologie einen Namen gemacht. In der Mathematik und
Phyſik hatte fie L. Fibonacci, der Einführer der arabiſchen Ziffern
(1202), A. della Spina, Erfinder der Brillen (1300), Galilei
(+ 1642), G. A. Borelli, G. Grandi, A. Macchetti, P.
Friſi; in der Botanik L. Ghini, A. Ceſalpini, P. Micheli, M.
A. Tilli, J. Vigna ic.; in der Zoologie N. Gualtieri; in der
Anatomie G. Fallopio, M. Malpighi, L. Bellini, P. Ma⸗
ſcagni; in der Medicin A. Vacca⸗Berlinghieri.
Vorzuͤglich zeichnet ſich aus der botanſſche Garten unter
dem ehrwürdigen, noch immer thaͤtigen Greiſe, Cajetan Savi,
der bekanntlich faſt jedes Jahr mit einer botaniſchen Arbeit be⸗
5 504
reichert hat. Der Garten kommt zwar an Größe unſern
Gärten von Berlin, Münden, Göttingen und Halle und wohl
noch mehrern andern nicht bey; allein die waͤrmere Lage an
der Weſtſeite des Apennins und der Eifer feiner Vorſtaͤnde
haben ihm einen Reichthum von ſeltenen und prachtvollen Pflans
zen verſchafft, wie man ſelten irgendwo findet. Man ſieht
hier große Magnolien (M. grandiflora et acuminata), Liquid!:
ambar styraciflua, Cunnidghamia sinensis, Stil: Pteroca-
ria caucasica, Eucalyptus obliqua,; Fabricia laevigata,
Dattel⸗ und Zwergpalmen, eine majeiſche Ceder, eine ahnliche
Salisburya, Schinus, Diospyros kaki, Acacia farnesiana,
Cactus peruvianus; in Waffecbefen den Papierſchilf, Pon-
tederia, Stratiotes, Pogonostylis, Sarothra, Vallisnieria,
Marsilea uſw. Die Topfpflanzen ſtehen zahlreich und kraͤftig
herum. In dem Gewaͤchshauſe klettern die Geckonen an den
Waͤnden und an der Buͤhne herum, was fuͤr uns Nord⸗
laͤnder einen eigenen Anblick gewaͤhrt. g
Er wurde gegründet von Cosmus I. 1544, und Ghini
von Imola wurde, wie bei Bologna bemerkt, der erſte Pro⸗
feſſor. Es gibt bekanntlich eine Pflanze ſeines Namens. Nach
ſeinem Tode 1556 wurde der beruͤhmte A. Ceſalpini Pro⸗
feſſor, geboren zu Arezzo 1519. Sein beruͤhmtes Werk, wor⸗
inn zuerſt eine ordentliche Glaffification verſucht wurde, erſchien
1585. 4. Bis 1595 lag der Garten im Weſten der Stadt
am Arno; dann wurde er von Ferdinand I. in die Stadt ver⸗
legt, wo er ſich gegenwaͤrtig befindet. Benincaſa, der im
Orient viele Pflanzen geſammelt hatte, wurde Aufſeher davon.
Savi nannte ihm zu Ehren die Cucurbita cerifera Be-
nıncasıa.
Das Naturalien⸗Cabinet wurde von Ferdinand I. 1596
gegründet und ſtand damals unter der Aufſicht des ſehr thaͤ⸗
tigen Malochi. Es beſtand, wie damals alle Sammlungen,
aus allerley Raritäten und wurde erſt unter dem Kaiſer Franz I,
im vorigen Jahrhundert und fpäter unter Leopold 1. in den
Zuſtand eines ordentlichen Naturalien-Cabinets gebracht. Der
Innhalt war indeſſen vorzuͤglich Mineralien, Corallen und
Conchylien, und Vortraͤge uͤber Naturgeſchichte waren dem Pro⸗
feſſor der Botanik übertragen. Erſt 1814 nach Vertreibung
der Franzoſen wurde von Ferdinand III. ein beſonderer Pro⸗
feſſor aufgeſtellt, der aber noch immer Mineralogie und Zoos
logie zu lehren hat, was nicht zuſammen paßt; 1828 und 27
wurde der Raum bedeutend vergroͤßert, und die Sammlung
zählte damals unter Profeſſor Santi 5000 Thiere, nehmlich
170 Haarthiere, worunter das Zebra, das Rennthier, die
Hyäne, das Schnabelthier, das fliegende Eichhorn u. ſ. w.;
1274 Vögel, worunter 1160 europaͤiſche mit 87 Neſtern und
Eyern; darunter der Strauß und der Flamingo, der Leyer⸗
ſchwanz, der Perlfaſan u. ſ. w.; 177 Lurche, 175 Fiſche,
3150 Kerfe, 50 Eingeweidewürmer u. ſ. w. Seitdem wurde
fie durch die Unterftügung des jetzigen Großherzogs und durch
den Eifer des jetzigen Profeſſors der Naturgeſchichte Paul Savi,
Verfaſſer der allgemein anerkannten Ornithologie und vieler
anderer kleiner Schriften, ſo bereichert, daß ſie nun wohl mit
den erſten in Italien wetteifern kann. Sie umfaßt uͤber ein
halbes Dutzend Zimmer nebſt einem großen Hoͤrſaal und ent⸗
hält auch eine artige Sammlung von Skeleten und Schaͤdeln,
worunter auch der ſonderbare Proteles. Die Zahl der Gegen⸗
ftände hat ſich ums Doppelte vermehrt. Man ſieht daſelbſt
den Tapir, das Kaͤnguruh, den Leopard, den Ocelot, die An-
505
tilope gibba, woruͤber Paul Savi geſchrieben; unter den
Voͤgeln den Phasianus argus, Rhea americana, Gypoge-
ranus, Tachypetes aquilus, Phaëton aethereus und faſt
eine vollſtaͤndige Sammlung der europaͤiſchen Voͤgel mit vielen
Neſtern und Eyern, alles ordentlich aufgeſtellt. Da, wie ſchon
bemerkt, man in Italien uͤberall auf Schoͤnheit ſieht; ſo ſind
auch hier in der Mitte der Saͤle verſchiedene Thiergruppen in
Handlung aufgeſtellt und vortrefflich ausgeſtopft, wie ein Wild⸗
ſchwein, ein Wolf im Kampfe mit Hunden, eine Loͤwinn mit
einer Gazelle, Froͤſche im Waſſer u. dgl., Scenen, welche
bey uns nicht vorkommen.
Die 1734 errichtete Sternwarte wurde 1829 als baus
fällig abgetragen. Man hat dafur eine vortrefflich eingerichtete
in Florenz. An ihrer Stelle iſt jetzt das chemiſche Laboratorium,
dem Naturalien-Cabinet gegenuͤber unter dem Profeſſor J.
Branchi. In demſelben Gebaͤude das phyſicaliſche Cabinet
reichlich mit Inſtrumenten ausgeſtattet unter dem Profeſſor
Gerbi, der leider ſehr bald nach der Verſammlung geſtorben iſt.
Das Krankenhaus liegt wieder etwas davon entfernt, im nord—
weſtlichen Ende der Stadt und bildet die ſuͤdliche Grenze des
Domplatzes. Es wurde ſchon 1285 von den Piſanern erbaut
in Folge einer Buße, welche ihnen vom Papſt Alexander IV.
auferlegt wurde. Es iſt ein großes Gebäude mit hohen kirchen⸗
artigen Saͤlen, wie ſonſt in Italien, zum Theil in Frankreich
und in Niederland. Beguͤnſtigt von mehrern Biſchoͤffen, be—
reichert durch viele Stiftungen, wurde unter Ferdinand III. die
Verwaltung beſſer geordnet; und unter dem gegenwaͤrtigen
Großherzog wurde im Jahr 1835. die Abtheilung der Maͤnner
vergroͤßert; es bekam einen Saal fuͤr die Kindbetterinnen, einen
Abſonderungsſaal fuͤr die anſteckenden Krankheiten; neue Baͤder
von Marmor, ein großes anatomiſches Theater nebſt einem
Raum fuͤr die anatomiſchen Präparate. Die phyſiologiſch-pa⸗
thologiſche Sammlung wurde erſt vom vorigen Profeſſor Bian⸗
cini begonnen, und hatte im Jahr 1833. nur 60 Präparate;
ſeitdem hat ſie der Profeſſor F. Civinini auf 700 gebracht,
worunter eine ziemlich reiche Sammlung mifßbildeter Schädel
und anderer Knochen, viele Harnſteine und Mißgeburten von
Menſchen und Thieren. Damit ſteht in Verbindung das Fin—
delhaus und das Zufluchtshaus fuͤr die Armen. Außerdem gibt
es Stipendiate fuͤr eine Anzahl von Studierenden, welche bald
in eigenen Haͤuſern wohnen, bald auch zerſtreut in der Stadt;
ferner eine Anſtalt fuͤr Taubſtumme ſeit 1817., eine Schule
des wechſelſeitigen Unterrichts und andere dergleichen Anſtalten,
womit Italien reichlicher verſehen iſt, als die meiſten andern
Laͤnder.
Die gegenwaͤrtigen Profeſſoren der Mathematik und Na⸗
turwiſſenſchaften ſind:
G. Barzellotti, lehrt Noſologie 3 Stunden.
geſtorben.]
Ph. Civinini lehrt Anatomie 3 Stunden; ferner Embryo⸗
logie. „
Proſector und Repetent iſt Dr. G. Bechelli.
C. Arcangioli lehrt Phyſiologie; ferner allgemeine Patholo»
gie 3 Stunden. a
Fr. Puccinotti, Pathologie, gerichtliche Medicin und Hygiene
3 Stunden. a
R. Menici Chirurgie und Geburtshuͤlfe 3 Stunden.
A. Morelli haͤlt Clinik.
Spital⸗Aerzte find F. und G. Fedeli, G. Menocci, A.
Comandoli.
Iſis 1841. Heft 7.
[Leider ſeitdem
—
506
G. Regnoli hält chirurgiſche Clinik.
A. Bianchi iſt dabey Aſſiſtent und gibt auch Unterricht in
der ſogenannten kleinern Chirurgie; wie es ſcheint, auch
Dr. A. Ranzi.
Wer Materia medica lehrt, weiß ich nicht.
Ph. Corridi lehrt Geometrie und Trigonometrie 6 Stunden.
A. G. Pieraccioli Infinitiſimal-Calcul 3 Stunden.
F. Foggi lehrt Algebra 3 Stunden.
A. Pacinotti Experimental-Phyſik 3 Stunden.
N. Gerbi theoretiſche Phyſik 3 Stunden und Aſtronomie
3 Stunden.
G. Branchi Chemie 3 Stunden.
Gehuͤlfe iſt Dr. B. R. Paſſerini.
G. Savi Botanik 3 Stunden.
P. Savi iſt Adjunct und Profeſſor.
Paul Savi iſt Profeſſor der Naturgeſchichte, lehrt Geognoſie
und Zoologie 3 Stunden.
Doctor Stephan Stagi iſt dabey Gehuͤlfe und Vorzeiger in
der Botanik.
V. Amici lehrt Hydraulik 3 Stunden.
Prof. J. Roſellini iſt Bibliothekar. a
Nicht vergeſſen dürfen werden die Bäder von St. Giu⸗
liano, eine Stunde nordoͤſtlich von der Stadt, mit einem ſchoͤ⸗
nen Gebäude zum Wohnort für die Fremden und mit wohls
eingerichteten Marmorbaͤdern, übrigens hinlaͤnglich beſchrieben
in unſern deutſchen Reiſebuͤchern. Badarzt war der treffliche
Profeſſor J. Barzellotti; am Orte ſelbſt beyde Caſtelli, Vater
und Sohn. Das Waſſer iſt 17° Reaumur warm und ent⸗
hält vorzüglich Bitter- und Glauberſalz. Eine Einrichtung
verdiente bey uns Nachahmung. Die Badwohnungen haben
einen von der Regierung veſtgeſetzten maͤßigen Preis, und be—
ſtehen aus einem Wohnzimmer, der Kammer eines Dienſtboten
und einer kleinen Kuͤche, ſo daß jeder Badgaſt oder auch ihrer
zwey ſich ſelbſt koͤnnen kochen laſſen. Nur eine halbe Stunde
davon iſt das Sauerwaſſer von Aſciano, freylich ſehr ſchwach.
Endlich muß erwaͤhnt werden die landwirthſchaftliche An:
ſtalt des Marcheſe Ridolfi zu Meleto zwiſchen Piſa und Flo—
renz, welche als eine Muſter-Anſtalt beruͤhmt iſt und wohin
ſich auch die Agronomen nach der Verſammlung begeben ha—
ben. Ich hatte leider wegen des bevorſtehenden Schnees auf
den Alpen nicht Zeit, dahin zu kommen, und kann daher nur
ſagen, daß man allgemein in Italien das Lob dieſer Anſtalt
verkuͤndigt.
Nun kommen wir zur Verſammlung.“
Als der beruͤhmte Zoolog, Carl Bonaparte, Prinz von
Muſignano, von der Verſammlung der Naturforſcher zu Frey—
burg zuruͤckkehrend nach Florenz kam, faßte der Großherzog den
Entſchluß zu einer aͤhnlichen Verſammlung in ſeinem Lande
und zwar an einer der beruͤhmteſten Univerſitaͤten Italiens in
dem geſchmackvollen und geraͤumigen Piſa, welches zu jeder
Zeit durch große Naturforſcher und Aerzte ſich ausgezeich—
net hat.
Den Italiaͤnern uͤberhaupt wurde vorzuͤglich Luſt zu einer
ſolchen Verſammlung durch einen umſtaͤndlichen Bericht, wel—
* Dabey wird benutzt:
Atti della prima Riunione degli Seienziali italiani tenuta
iu Pisa 1839. Pisa, Nistri 1840. 4. 79. 316.
G. Calvi, Lettre sopra il Congresso di Pisa, nel
Giornale: Rivista europea. Milano, 1839. p. 1—92. 8-
32
507
chen ein zu Freyburg ſich aufhaltender italiaͤniſcher Gelehrter
(mit Namen Picchione, wenn ich nicht irre), uͤber die dortige
Verſammlung in der Biblioteca italiana (Bd. 91. 1838.
S. 267) geliefert hat.
Der Großherzog ernannte einen Ausſchuß zur Beſorgung
der Verſammlung in Piſa. Er beſtand aus dem Prinzen
Carl Bonaparte, V. Antinori, Director des naturhiſtori⸗
ſchen Muſeums zu Florenz, J. B. Amici, Director der dor⸗
tigen Sternwarte, C. Giorgini, Curator der Univerfität Piſa,
Paul Savi, Profeſſor der Naturgeſchichte daſelbſt, und M.
Buſalini, Profeſſor der Clinik zu Florenz.
Dieſer Ausſchuß erließ am 28. Maͤrz 1839. einen Auf⸗
ruf an die italiänifchen Naturforſcher und Aerzte, worinn an⸗
gezeigt wurde, daß die Verſammlung am 1ften October begin⸗
nen und 14 Tage dauern werde. Am 13. Auguſt erfolgte
eine neue Bekanntmachung, worinn die Faͤcher beſtimmt wur⸗
den und die Eigenſchaften, welche zur Theilnahme berechtigen.
Es kamen 421 Mitglieder zuſammen kaus allen Staaten Ita⸗
liens, ſelbſt einige aus den roͤmiſchen, den neapolitaniſchen und
modeneſiſchen, obſchon die Theilnahme den Angeſtellten verboten
war, ohne Zweifel aus politiſchen Gruͤnden, welche man in die⸗
ſen Staaten noch nicht weggeſchafft hat.
Von der Regierung wurde zur Herſtellung und Anord—
nung alles Erforderlichen eine beſondere Deputation aus den
angeſehenſten Perſonen ernannt. Sie beſtand aus dem Gou⸗
verneur Humbourg, dem Buͤrgermeiſter Simonelli, dem
Curator Giorgini und dem Grafen Lelio France schi.
Zum Empfang der Fremden war ein beſonderer Aus⸗
ſchuß bereit aus den Profeſſoren G. Barzellotti, F. Foggi,
P. Savi und Fr. Puccinotti, nebſt 2 Herren aus der
Stadt, A. Roſſelmini-Gualandi und A. Del Roſſo. Ei⸗
nige davon waren den ganzen Tag in einem Zimmer der Uni⸗
verſitaͤt anweſend, um den Fremden die Beſchreibung der
Stadt (Descrizione storica e artistica di Pisa, per R.
Grassi. 1837. 1— III. 8. cum fig.) als Geſchenk der letz⸗
tern, ſo wie die Zutrittskarten einzuhaͤndigen, welche zugleich
als Aufenthaltskarten dienten, ganz wie bey uns.
Man ſchloß mit den Hauderern Vertraͤge ab, wie in
Hamburg und Freyburg, wornach ſie die Naturforſcher an alle
merkwürdigen Orte fuͤr einen veſtgeſetzten Preis führen mußten, nicht
bloß in der Nahe, wie die Bäder von St. Giuliano, die praͤchtige
Carthaus, das Landgut San Roſſore mit den Cameelen, Li⸗
vorno und Lucca, ſondern auch in größerer Ferne, wie Meleto
mit Ridolfis Muſterwirthſchaft, Piſtoja und Florenz. Die
Preistabellen hiengen in dem Aufnahmzimmer der Univerfität,
fowie in der Wohnung der Hauderer, nehmlich derer, welche
an der Spitze des Unternehmens ſtanden.
Die ganze Innwohnerſchaft von Piſa hat an der Befoͤr⸗
derung dieſes Feſtes Theil genommen, der Gouverneur der
Provinz, Humbourg, die Regierungs- und Militaͤrbehoͤrden, die
höhere und niedere Geiſtlichkeit, der Adel, ſowie die Buͤrgerſchaft
mit dem Magiſt rat an der Spitze. Es war ein Feſt fürs ganze Land.
Am tſten October wurde die Verſammlung mit einem
feyerlichen Gottesdienſte in der herrlichen Domkirche eröffnet,
Darnach erwaͤhlte man in der Univerfität
den Profeſſor der Phyſik, R. Gerbi, der Senior berfelben,
zum Präfidenten oder Gefhäftsführer
508
und er ernannte zum Sectetär den Profeſſor der Geomettie
zu Piſa, F. Corridi.
Eben fo wurden die Vorſtaͤnde für die Fächer gewaͤhlt, wo⸗
von jeder den Secretaͤr oder auch wohl einen Vicepraͤſidenten
ernannte. Für Phyſik, Chemie und Mathematik: P. Eon»
figliacchi, Profeſſor der Phyſik und Chemie zu Pavia.
Der Secretaͤr fuͤr Phyſik und Chemie L. Pacinotti, Pro⸗
feſſor der Exper. Phyſik zu Piſa.
Für Mathematik und Aſtronomie V. Amici, Prof. der an⸗
gewandten Mathematik zu Piſa.
Fuͤr Geologie, Mineralogie und Geographie A. Sismon⸗
da, Prof. der Mineralogie zu Turin.
Secretaͤr L. Paſini von Schio (bey Vicenza).
Tür Botanik und Pflanzen-Phyſiologie C. Savi, Prof.
der Botanik zu Piſa. *
Vieepraͤſident G. Moretti, Profeſſor der Botanik zu Pavia.
Secetaͤr fuͤr die Botanik Dr. B. Biaſoletto von Trieſt.
Für Pflanzen-Phyſiologie Narducci, Prof. der Botanik
zu Macerata.
Fuͤr Zoologie und vergleichende Anatomie Carl Bonapar⸗
te, Prinz von Muſignano.
Vicepraͤſident H. Carena, Prof. von Turin.
Secretaͤr Gene, Prof. der Zoologie zu Turin.
Fuͤr Agronomie und Technologie Marcheſe Ridolfi von
Meleto. -
Vicepraͤſident Sof. Gazzeri, Profeſſor der Chemie zu
Florenz.
Secretaͤr Dr. Gera von Conegliano.
Medicin Tommaſini, Prof. der Clinik in Parma.
Secretaͤr Puccinotti, Prof. der Mediein zu Piſa.
Alle dieſe Praͤſidenten vereinigten ſich mit dem allgemei⸗
nen zu einem permanenten Rath, welcher alle Abende oft bis
Mitternacht zufammenſaß, um fuͤr den guten Gang der Ver⸗
ſammlung zu ſorgen, eine Plage, welche wir, Gottlob, in
Deutſchland nicht kennen, indem wir das alles dem Geſchaͤfts.
führer und dem Secretär überlaffen.
Iſt in Italien aller Dinge Anfang die Religion, fo ift
der zweyte Act, aller Dinge Hervorbringung, die Kunſt. Was
der Italiaͤner macht, fol ſchoͤn ſeyn, oder, wenn das nicht geht,
doch in einer ſchoͤnen Umgebung. Wir bauen Haͤuſer, um ſie
zu bewohnen; die Staliäner, um fie zu beſehen, und dabey
faͤlt auch etwas fuͤr die Fremden ab. Wir bauen Haͤuſer,
um uns und unfere Kinder hineinzufteden; die Italiaͤner, um
die Kinder ihres Geiſtes hineinzuſtellen und ſich an ihnen zu
erfreuen. Das macht das Clima und der Urſprung. Sie
ſtammen von einem geduldigen Wolf ab, und wir von einem
geduldigen Baͤren; jener jagt im Freyen, dieſer in hohlen
Baͤumen.
Am zweyten Tag wurde die coloſſale Marmor Bildſaͤule
von Galilei im Hof der Univerſitaͤt mit großer Feyerlichkeit
enthüllt in Gegenwart des Gouverneurs, Humburg, der
buͤrgerlichen, militärifhen und geiſtlichen Behörden und eines
7
509
großen Zulaufs des Volkes, begleitet von Muſikſchall und einer
Rede. Der beruͤhmte Bildhauer zu Florenz, Demi aus Li⸗
vorno hatte nehmlich dieſe Bildſaͤule ſchon fruͤher verfertigt.
Als die Piſaner von der Verlegung der Verſammlung in ihre
Stadt hörten, freuten fie ſich fo ſehr, daß fie ſogleich beſchloſ⸗
ſen, derſelben ein Denkmal zu ſetzen. Es ſchoſſen 252 der
reichſten und angeſehenſten Perſonen das Geld zuſammen, und
ſo wurde es ihnen nebſt der Munificenz des Großherzogs moͤg⸗
lich, die Bildfäule für einige Tauſend zu kaufen. Es wurde
davon eine Zeichnung in Quart verfertigt und vertheilt. Ga⸗
filei ſitzt auf einem Catheter in einen Mantel gehuͤllt, mit der
Erdkugel in der Hand, woran er das copernicaniſche Syſtem
ſeinen Schuͤlern beweiſt, gleichſam ſagend: Sie bewegt ſich.
Zuerſt wurde eine Cantate (von J. Roſini) geſungen.
Per a
LA SOLENNE INAUGURAZIONB
Della Statua
DEL GALILEO
EGREGIAMENTE SCOLPITA
DAL SIG. EMILIO DEMI
INNO
POSTO IN MUSICA
DAL SIGNOR MAESTRO FRANCESCO ZANETTI
Salve, o Terra, che Talma favilla
# Racchiudevi nel grembo fecondo,
Quand’ancor fra le tenebre il mondo
Ignoranza copriva d’un vel:
In te prima schiudeva i portenti
GauıLEo della provida mente;
Indi in terra col vetro possente
I segreti spiava del ciel.
Pago alfın, delle timide scuole
Animoso vincendo il costume,
Tratto a volo da rapide piume
Per le vie delle stelle salli.
Volse l’occhio, e col guardo lincèo,
Ch’ oltre ancor delle tenebre scorge,
Giunse la dove candido sorge,
E ove bruno precipita il di.
Rise allor delle fole, che al mondo
Propagaron le Argoliche lingue;
E il Pianeta, che l’ore distingue,
Del grand’ orbe nel centro locd.
A lui poscia d’intorno cosparse
Gli Astri tutti in armonica danza;
E alla cieca superba Arroganza
Per disdegno le spalle voltö,
510
All’ardita novella si scosse :
Poi di cifre e di calcoli armata,
Per la via da quel Grande segnata,
S’aprı Europa novelli sentier.
Cosi a un soffio sparivan le larve;
Dava lampi di luce il futuro:
E pid schietto, piü bello, piu puro
Ai mortali mostrayasi il ver.
Suol felice! in te nato quel Grande
Non & solo fra quanti ne scerno;
Ma quel solo con vincolo eterno
Legherebbe la terra col ciel.
Onde godi, chè l’alma favilla
Racchiudevi nel grembo fecondo,
Quando ancor fra le tenebre il mondo
Ignoranza copriva d'un vel.
J. Roſini, der Profeſſor der Beredſamkeit hielt dann
folgende meiſterhafte
Nede
zur feyerlichen Einweihung des Standbildes
Galileis
gehalten von
Johann Nosini
in der Verſammlung der italiänifchen Gelehrten
am 2. October 1839.
Wenn es im Laufe der menſchlichen Schickſale, beym
ewigen Wechſel von Schmerzen und Freuden, von Troſt und
Betruͤbniß nur ſelten geſchieht, daß ein einziger gluͤcklicher Tag
der reichlich belohnende Erſatz iſt fuͤr die wieder und wiederkeh⸗
renden Muͤhſeeligkeiten: ſo muß ich der Vorſehung den innig⸗
ſten Dank dafuͤr darbringen, daß ſie mir das Leben ſo lange
gewährte, bis es mir dieſe für mich erreichbar hoͤchſte Ehre
brachte, heute vor Ihnen dieſe Worte ſprechen zu duͤrfen; vor
Ihnen, der ruhmvollſten und ehrenwertheſten Verſammlung des
gemeinſamen Vaterlandes; ſie zu ſprechen im Namen einer
Stadt, die ſich nach ihren beſten Kraͤften bemuͤhte, ſich des
Glanzes wuͤrdig zu zeigen, den ſie von Ihnen empfaͤngt; ſie
tedlich zu ſprechen uͤber einen ſo erhabenen Gegenſtand, daß,
in Vergleich mit ihm, es einem jeden Redner geziemt, ſich ohne
falſche Beſcheidenheit als viel zu geringe zu erklären.
»Der Verfaſſer hatte nur ſechs Wochen Zeit, um ſie nieder⸗
zuſchreiben. Er hätte gewünſcht, fie wieder durchſehen,
an manchen Stellen glätten und mit Anmerkungen verſe⸗
hen zu konnen. Aber die zu freundlich geſinnte Ungeduld
Derer, welche den Innhalt mit einer Nachſicht anhoͤrten,
die alle feine Erwartung übertraf, hat ihn bewogen, ſie
dem Drucke zu übergeben. Lieber möchte er ſich dem Vor:
wurfe der Nachläßigkeit von Seite der weniger Wohlwol⸗
lenden ausſetzen, als der ungewoͤhnlich großen Zuvorkom⸗
menheit ſo vieler hochachtbaren und hochgebildeten Maͤnner
mit zuruͤckſtoßendem Eigenwillen zu begegnen.
511
Der Wahrheit die Ehre! Mer könnte jemals in feiner
Selbſtſchaͤtzung die Verwegenheit haben, zu glauben, er vermoͤge
es, mit ehrſuͤchtig gewaͤhltem Redeſchmuck, mit maaßlos Übers
botenem Ideenſchwunge den Werth, die Zierde und den Glanz
von Galileo' s alleinigem Namen zu ſteigern.
Wie die Stimme des Echo's von dem geſprochenen Rufe
wiederhallt, ſo hoͤrt man, wenn kaum der Name ausgeſprochen,
von allen Seiten den Wiederhall: Genie, Erfindung, Größe!
Mögen ſich die Augen zu dem Geſtirne erheben, das
täglich der Erde das Licht erneut; oder moͤgen ſie ſich zu jenem
kuͤnſtlichen Werkzeuge ſenken, das uns den Wechſel von Waͤr⸗
me und Kälte anzeigt; oder mag das Gehör ſich dem Klange
der Glocke hingeben, die von der Hoͤhe der Thuͤrme beym
Schwunge des Pendels die voruͤbereilende Stunde verkuͤndet;
oder betrachten wir jene Roͤhren, welche die Entfernungen zur
Naͤhe machen, oder die Cryſtalle, welche die unwahrnehmbaren
Gegenſtaͤnde vergroͤßern; oder wenden wir den Gedanken endlich
auf die Körper, die ſich bewegen, und auf jene, die da ſchwim⸗
men; auf die Sterne, welche glaͤnzen, auf die Sterne, welche
ohne Glanz bleiben, auf die Laſten, welche fallen, auf den
Magnet, welcher mit Eiſen umguͤrtet wird: Alles, Alles das
ſpricht uns in einſtimmiger Rede von ihm.
Wir wenden den prüfenden Gedanken auf die Philoſo⸗
phen, welche ihm vorangegangen waren, und wir finden nur
Finſterniß, Unſicherheit und Irrthuͤmer. Wir erheben uns zu
den größten Mannern der Wiſſenſchaft, die ihm folgten, und
es zeigt ſich uns Licht, Methode und Wahrheit. Wenn wir
nut zu Newton zurückſteigen, und fie beyde für einen Augen⸗
blick einander gegenüberftellen; fo zeigt es ſich deutlich, daß zu
jener Zeit, als dieſer ſeinen Britanniern die Theorie gab, um ſie
erſt auf den Weg der Naturwiſſenſchaften zu leiten, daß da
unter der Leitung Galileo's die Italiaͤner faſt ſchon ein Jahr⸗
hundert lang die practiſche Naturkunde zum Voraus erreicht
hatten.
Auf dieſem Boden der Geſchichte, und vor Ihnen, meine
Herren, zu dem feſtlichen Tage gelangt, an welchem ſein Stand⸗
bild errichtet wird, welche Pflicht bleibt mir da noch zu erfuͤllen
übrig, außer dem Danke, den Ihnen unſere Stadt gibt, außer
dem Beyfallsrufe, den Italien für Sie bereit hält, außer der
Anerkennung, welche Europa Ihnen zu geben im Sinne hat?
Keine andere gewiß als dieſe, vor Ihre Erinnerung einen
Theil der wunderbaren Schoͤpfungen zurückzuführen, bey deten
geſammelter und ſchweigender Betrachtung wir vielleicht in ein⸗
zelnen Augenblicken in Zweifel verſinken, ob ein ſo hoher Geiſt
ſeinem ganzen Weſen nach der menſchlichen Natur angehoͤre?
Der große Michelangelo ſtellte mit erhabener Einbildungs⸗
kraft den Ewigen dar, wie er mitten im Chaos das Licht von
der Finſterniß ſcheidet. Meine Aufgabe wäre es nun, nach dem
Beyſpiele eines ſolchen Künſtlers Ihnen Galileo zu ſchildern,
wie er mit ſeiner Hand Erde und Himmel wieder vereinigt.
Aber werde ich dieſer Aufgabe gewachſen ſeyn? Wird
das blendende Licht, das von dieſem Standbilde ausſtrahlt,
meinen Worten größeren Glanz verleihen? Oder wird es die—
felben in feinen Strahlen verſchwinden machen!
„Wer wird mir Redekraft, wer Malerhand verleihn?“
512
Damit ich es vermoͤge, in wuͤrdiger Weiſe vor Ihren Augen den
Genius darzuſtellen, ohne ihn zu verkleinern, und den Menſchen
zu zeigen, ohne ihn der Natur zu entkleiden? Wie er ſich
bald am Himmel unter den Planeten und Sternen bewegt, um
ihre Geheimniſſe zu enthuͤllen; bald auf der Erde von Muſik
und Dichtkunſt ſpricht, um ihre Entwickelung anzuregen, ihre
Verbildung zu verhindern: wie er die Maͤnner der Wiſſenſchaft
lehrt, die Natur zu befragen, um ſie zu verſtehen und zu ent⸗
falten; und wie er die Gemuͤther der Menge „zum Schickli⸗
chen, zum Edeln, zum Seltenen, zum Schoͤnen“ wendet, zu
dieſen ewigen Quellen der Ideale und Begeiſterung in den
Kuͤnſten, ſo wie des Vergnuͤgens und der Zuneigung in dem
Umgange des geſellſchaftlichen Lebens. N
Schwer iſt die uͤbernommene Aufgabe, aber unvermeid⸗
lich; denn ſie liegt in der allgemeinen Erwartung. Es iſt ein
Unternehmen, das ich nicht gewagt hätte, wäre das Weſen die⸗
ſer Verſammlung ein anderes, als es iſt. ;
Ich glaube nicht, daß mich eitle, grundlos gefaßte Hoffe
nungen taͤuſchen. Bey der unbegraͤnzten Schwierigkeit, die ein
Gegenſtand fuͤr den Redner darbietet, hofft man auf eine deſto
größere Nachſicht bey dem Zuhörer. Aber der Ihrigen bin ich
im heutigen Falle gewiß, denn die Nachſicht geht immer in Bes
gleitung der wahren Gelehrſamkeit.
Dieſe unſere Stadt umſchloß die Wiege des großen Man⸗
nes. Von Florenz, wo er Handel trieb, kam ſein Vater hie⸗
her, um ein beſſeres Geſchick zu ſuchen. Weil aber der Kauf⸗
mann den Ort zu ſeinem Heimatsorte macht, wohin er ſeine
Waarenniederlage bringt, ſo ſcheint es, wir ſind dazu berech⸗
tigt, ſeinen Sohn den Unſerigen zu nennen. Doch fern ſey von
uns jeder Schatten kleinſtaͤdtiſchen Gemeinde-Neides.
Er ward hier geboren, und das ſey genug.“ So koͤnnen
wir uns froͤhlich an dieſem Morgen daran erinnern, daß dieſe
Luft, die wir athmen, und dieſes Licht, das uns beleuchtet, die
Luft war, die er zuerſt athmete, und das Licht war, das zuerft
in die Augen des unſterblichen Kindes glaͤnzte.
Von den Umſtaͤnden, die ſeine Geburt begleiteten, will
ich keine lange Erzaͤhlung machen. Nur einen kann ich nicht
mit Stillſchweigen uͤbergehen, daß nehmlich an demſelben Tage,
an dem zum Seelenſchmerze Aller, wetche die Staͤdtekoͤniginn
der Welt bewohnten, er ſeinen letzten Athemzug aushauchte, der
den Moſes in Marmor gebildet, der den Vatican erbaut, der
das juͤngſte Gericht gemalt hat, daf an dieſem nämlichen
Tage und faſt zu derſelben Stunde jenes Kind das Licht der
Welt erblickte, welches bald ſeinen Ruhm uͤbertreffen ſollte!
Doch wehe! dieſer Ruhm, ſo rein, ſo unermeßlich, ſo ewig,
wie viele aufreibende Anſtrengungen ſollten ihm vorangehen;
von wie vielen Hinderniſſen ſollte er begleitet ſeyn; wie viele
Tage des Schmerzes ſollten ihm folgen? .... Doch wir
wollen nicht vorgreifen, um den Glanz ſeiner Jugend mit Ne:
bel zu umhuͤllen. 0
In feinem duͤrftigen Kinderſtuͤbchen, bey dem Schaukeln
der Wiege, um ſein klagendes Weinen aufhoͤren zu machen,
oder um ſeine Traͤume ſchmeichelnd zu verlaͤngern, war Alles
Geſang und Ton und Harmonie. In den Weiſen der Ton⸗
kunſt war ſein Vater weit uͤber das Maaß derer erfahren, die
ſich zu jener Zeit der Meiſterſchaft darinn ruͤhmten. So mußte
* Am 17ten Hornung 1564,
513
das Kind, wie es mit den Jahren wuchs, ſein Gehoͤr an die
Zeit gewoͤhnen, um zu erkennen, was an ihr Zahl, Berhaͤltniß
und Maaß iſt.
Viviani erzaͤhlt uns, ſo bald er die Augen mit uͤberle—
gender Betrachtung auf die Gegenſtaͤnde wenden konnte, die
ſich ihm darboten, und ſeine Glieder geſchickt zu werden an—
fiengen, um dem Antriebe ſeines Willens zu folgen; ſo waren
ſeine erſten Uebungen, Werkzeuge und kleine Maſchinen mit
eigener Hand zu verfertigen, und unterhaltendes Spielzeug für
ſeine kleinen Spielgenoſſen zu erfinden. Spaͤterhin machte er
Nachbildungen und Modelle nicht nur von Allem, was ihm
Merkwuͤrdiges vorkam, ſondern auch von allem, was ihm ſeine
Einbildungskraft darbot, oder um was ihn ſeine Spielgenoſſen
baten.
Dieß war das erſte in der Kindheit hervortretende Zei—
chen ſeiner natuͤrlichen Hinneigung zur Mechanik. Darauf
kam die Muſik; nachher die Perſpective und das Zeichnen.
Alle dieſe Geiſtesuͤbungen begleiteten die Anfänge des fo lang—
weiligen und doch ſo nothwendigen Studiums der Grammatik,
jenes Studiums, das vor allen uͤbrigen das Vorrecht hat, Dor—
nen zu ſaͤen, um Blumen zu aͤrnten.
Wann er aber die Finger auf den Saiten, oder die
Zeichenkreide auf dem Papier umhergleiten ließ, ſo waren ihm
dieſe Kunſtuͤbungen nicht, wie es ſo haͤufig geſchieht, ein Ge—
genſtand der bloßen Zerſtreuung; ſondern fie dienten ihm zu
einer angenehmen Erholung zwiſchen den harten und ſchwer⸗
uͤberſtandenen Uebungen der Syntax.
Uebrigens aber uͤberwand er auch ſie mit der groͤßten
Leichtigkeit durch die gewandte Faſſungskraft ſeines Geiſtes, und
erweckte bey ſeinem Vater die Hoffnung, an ihm eine Stuͤtze
zur Erhaltung der Familie zu haben, welche mit jedem Tage
zahlreicher wurde. Sehr wahrſcheinlich war ihm das Gluͤck in
Piſa nicht guͤnſtig, denn um dieſe Zeit finden wir ihn nach Flo:
renz zuruͤckgekehrt.
Dort lernte der junge Galiteo den großen Meiſter in
der Farbenmiſchung unſerer Schule, Ludovico Cardi da Cigoli,
kennen, ſchloß bald darauf ein inniges Freundſchaftsbuͤndniß mit
ihm, und gab ſich dann auch der Malerey hin. Mit ergruͤn⸗
dender Vertiefung ſtudierte er die Zauberreize derſelben, ſo daß
in ſeinem reiferen Alter, als er ſie bereits ſeit langer Zeit auf—
gegeben hatte, ſein Urtheil dem der Meiſter gleich, ja ſelbſt
hoͤher geſchaͤtzt wurde. Sogar die Meiſter ſelbſt kamen häufig
zu ihm, um fein gewichtvolles Urtheil über ihre Werke zu er—
fahren, eine Auszeichnung, die er, nach dem Zeugniſſe der Kunſt⸗
geſchichte, mit Wenigen theilte. Nichts halb zu thun, iſt gro—
ßer Seelen Art — Er erkannte wohl, welch ein armſeeliges
Weſen ein Maler ſey, der nichts weiter als nur die techniſchen
Vortheile ſeiner Kunſt erlernte; daher verband er das Studium
derſelben mit der Erforſchung jener Ideen, die ſie aus der Ge—
ſchichte und der Goͤtterſage ſchoͤpft. Dieſes Streben unterſtuͤtzte
ihn mit vielem Nutzen auf dem Wege durch die claſſiſchen
Schriften. Denn wer einmal dahinein ſeinen Fuß geſetzt (ab—
geſehen von den gerechten, aber zu oft wiederholten Klagen
Ovids), der findet in den Metamorphoſen und den Aeneiden
ein Zauberland voll lieblicher Wunder.
Hier dringt ſich nun eine Bemerkung auf, die uns die
Iſis 1841. Heft 7.
514
ganze Tiefe jenes weiſen Spruches fuͤhlen laͤßt, der aus dem
Alterthume her uns zuruft: „Erkenne Dich ſelbſt.“ Seine
Tiefe hat er aus der unermeßlichen Schwierigkeit, eine umfaſ⸗
ſende und durchdringende Kenntniß ſeines eignen Selbſtes zu
erringen. |
Viviani erzählt uns, oft aus feinem eigenen Munde ges
hört zu haben, daß, wenn es ihm in jenem Jugendalter frey—
geſtanden haͤtte, einen Beruf zu waͤhlen, er keinen andern als
den eines Malers gewaͤhlt haben wuͤrde. Aber der Wille ſeines
Vaters (ſelbſt durch Nahrungsſorgen gezwungen) beſtimmte ihn
zur Arzneykunde, und rettete ſo die Welt vor der Gefahr, noch
laͤnger in der Finſterniß zu bleiben, waͤhrend die Kunſt auf
ihrer Seite nur einen mittelmaͤßigen Maler mehr gewonnen
haben wuͤrde. Ein trauriger Tauſch, haͤtte die Vorſehung ihn
nicht gehindert. Aber nachdem er das Studium der Claſſiker
beendet, und den Fuß in Piſa geſetzt, fand er ſich auf dem
großen Wege, ohne Furcht, ſich zu verirren.
Gewandt in der Ausuͤbung fo vieler Kuͤnſte, gewoͤhnt
an den Wohlklang des ſchoͤnen Styles (fuͤr welchen es damals
ſo große Meiſter gab und nach welchem zu gleicher Zeit unſere
Vorfahren fo begierig waren) bezog Galileo Galilei, nach volls
endetem 18ten Lebensjahre dieſe Univerſitaͤt im November 15813
ein merkwuͤrdiger Zeitpunct! für die Feinde der Philoſophie un—
ter die Ungluͤckszeiten zu rechnen.
Es iſt eine Seltenheit, daß nicht ein Juͤngling von einiz
gem verſprechenden Talente entweder der beſondern Obhut eines
Profeſſors empfohlen ankomme, oder aus eignem Antriebe ſich
der Obhut und dem naͤheren Umgange eines Lehrers zuwende.
Nicht ſelten iſt es eben daher geſchehen, daß einem Juͤnglinge
aus ſeiner Annaͤherung zu dieſem oder zu jenem ſein gutes
oder boͤſes Geſchick fuͤr die Zukunft entſprang.
Galileo war darinn gluͤcklich. Kaum hier angelangt,
wußte er ſich die Gunſt jenes Mannes zu erwerben, der in
Mercuriale's Genoſſenſchaft den Ruhm dieſes Studiums bil—
dete. Es war Jacob Mazzoni von Ceſena, der Freund Tor—
quato Taſſo's (welcher damals bereits zwey Jahre im Kerker
ſchmachtete); einer der beruͤhmteſten Philoſophen jener, und ei-
ner der wenigen, ja vielleicht der einzige, der nicht blindlings
glaubte, oder auf die Autoritaͤt des Ariſtoteles ſchwur.
Er hatte ein ſo wunderbares Gedaͤchtniß, daß, bey einer
Unterredung mit Ennius Quirinus Visconti (gerade dieſen mag
ich erwähnen, damit Sie Ihre Gedanken auf den Mann rich:
ten, der Italiens Ruhm vertrat „in jenem Gallien, das auf
jeden Ruhm ſo ſtolz“), keine Frage an ihn gerichtet werden
konnte, ohne daß er ſie nicht unmittelbar beantwortete, oder die
Quellen fuͤr die Antwort anzugeben wußte.
In den engeren Freundeskreiſen (denn vom Catheder
herab darf es vielleicht nicht von Mazzoni erwartet werden)
mußte es ihm bald klar geworden ſeyn, daß dieſer kein fo un:
terthaͤniger Anhänger der Ariſtoteliſchen Lehren, wie feine Colle—
gen, war. Das genuͤgte dem Juͤnglinge, um ſich ihre Pruͤfung
zur Aufgabe zu machen. Aber wie groß mußte fein Erſtau—
nen ſeyn, als er in jenen Lehren eine ſo große, ſo undurch—
dringliche Dunkelheit fand? Als er fo viele Grundſaͤtze für
falſch und unhaltbar erkannte, die von Allen als untruͤglich ge⸗
glaubt wurden?
1
33
515
Mit der Kraft feines Denkvermoͤgens konnte er daher
den Schluß ziehen, daß die Schulen einen falſchen Weg wie:
ſen, und daß die Schuͤler einen falſchen Weg giengen; daß da⸗
her ein anderer aufgefunden werden muͤſſe, der zur Entdeckung
der Wahrheit führe; daß die Autorität dem Urtheile der Ver⸗
nunft weichen muͤſſe. So entſchloß er ſich, den Grundſaͤtzen
des Ariſtoteles gegenüber, Platon der Prüfung zu unterwerfen.
Dieß war der erſte Schritt zur Entdeckung einer neuen Welt
in den unbekannten Gebieten der Weisheit. Denkt man dabey
an ſeine Jugend, ſo war das ein Rieſenſchritt.
Sie wiſſen es, daß Ariſtoteles in jenen Zeiten nicht eine
menſchliche Macht, ſondern ein Abgott war; daß die Pruͤfung
feiner Lehrſaͤtze für eine Vermeſſenheit, daß die Bekämpfung
derſelben für eine Entheiligung galt. Um wie viel groͤßer alſo
die Gefahr war, um deſto mehr mußte die Kuͤhnheit des Juͤng⸗
lings bewundert werden, der wir es verdanken, daß jetzt nur fuͤr
Wahrheit gilt, was in ſich wahr iſt.
Nachdem er Platon in die Hand genommen, beſchloß er,
unauſhaltſam fortzuſchreiten auf dem neuen Wege, mit der
Hülfe eines einzigen Looſungswortes; und dieſes Looſungswort
war „Erfahrung“. Es dauerte nicht lange, ſo hatte er die
glaͤnzendſte Probe zu beſtehen. Sie wiſſen es Alle, ich ſpreche
von der Pendelſchwingung einer Fackel, die ihm in dem Dome
dieſer Stadt erſchien.
„Der kleine Funk' entzuͤndet eine große Flamme,“
ſang der große Dichter. Wir kennen die Wirkungen, die von
daher erfolgten. So kann man dieſes Ereigniß betrachten, wie
das Steinchen, das den Coloſſen ſtuͤrzen machte, der fo viele
und viele Jahre das ganze menſchliche Wiſſen beſchattete, und
durch ſeine Schatten am Wachsthume hinderte.
Verſetzen wir uns alſo fuͤr einen Augenblick, meine Her⸗
ren, in jene merkwuͤrdige Zeit. Durcheilen wir zuſammen jene
Hallen, die ſich jetzt bald Ihren erfolgreichen Verſammlungen
eroͤffnen werden.
Wir ſind im Jahre 1583. Gebt das Ohr dem Strome
hohler, niedertoͤnender Worte hin, die ſich wechſelsweiſe von 4
Cathedern der Philoſophie ergießen. Hoͤret die falſchen Folge⸗
rungen, die aus falſchen Principien hervorgehen.
Betrachtet die Schuͤler, wie ſie aufmerken, um ſie zu
hoͤren, die Faͤhigeren, um ſie ſogleich zu faſſen, die weniger
Selbſtvertrauenden, um ſie aufzuſchreiben; nur ein Einziger in
der einen Ecke, mit tiefſinnigem Blicke, aber hoher Stirn, macht
kein Zeichen der Zuſtimmung in dem allgemeinen Beyfalle.
Wer hätte wohl dieſen ſtolzen Obermeiſtern der toſcani⸗
feren Peripapetiker geſagt: „Seht Ihr dort den noch nicht
20 jährigen Jüngling, dem auch nur einen wohlwollenden Blick
zuzuwenden, Ihr nicht der Mühe werth achtet? Eden dieſer
Juͤngling wird die Geſpenſter Eurer falfhen Weisheit aus der
Welt vertreiben. Von Euch wird auch nicht der Schatten
eines Namens bleiben. An dieſer Stelle ſelbſt, an der Ihr
mit ſolchem Stolze lehrtet, wird fuͤr Euch Alles Schweigen,
Vergeſſenheit, Dunkelheit geworden ſeyn, wenn ſich fein Stand:
bild majeftätifch erheben wird, verehrungswuͤrdig, allein, wie ſich
die hohe Pyramide in der ſchweigenden Oede der Wuͤſte erhebt.“
516
Und es erhebt ſich heute, in Ihrer Gegenwart, meine
Herren, es erhebt ſich unter dem Jubelrufe der ganzen Stadt,
die Sie um ſich ſehen; es erhebt ſich an dem denkwürdigen
Tage, welcher die Reihe Ihrer gelehrten Verſammlungen er⸗
öffnet: Darum hege ich die veſte Hoffnung, es werde einſt dies
„fer Tag, und vielleicht auch manches meiner Worte, zu den
theuerſten und genußreichſten Erinnerungen in Ihrem langen,
gluͤcklichen und ruhmvollen Alter gehoͤren.
Er hatte die Pendelſchwingung der Fackel gefunden, es
ziemte ſich nun, die weitere Anwendung davon zu machen.
; y
Da offenbarten ſich zwey Strebungen in dem Sünglinge,
die eine fuͤr den uͤberwiegenden Willen des Vaters zur Mediein,
die andere für die unuͤberwindliche Hinneigung feiner Natur zu
den Naturwiſſenſchaften. Hiebey zeigte ſich die Groͤße ſeines
uͤbermenſchlichen Erfindungsgeiſtes, wie er feine Entdeckung auf
Arzneykunde und Naturforſchung anwandte.
Mit der Gleichheit der Pendelſchwingungen eines an einer
ſchwingenden Schnur beveſtigten Koͤrpers maß er die Zahl der
Pulsſchlaͤge bey den Kranken; und mit durchdringendem Blicke
erfand er nachher dieſen einfachen und regelmaͤßigen Meſſer der
Zeit, vermittelſt der Schwingung des Pendels, welche die Stun:
den auf der ganzen Erde anzeigt. *
Als wäre dieſe Erfindung an ſich nur ein Geringes, fo
wandte er, wie Sie wiſſen, dieſelbe zu manchfaltigen Beobach⸗
tungen und Meſſungen der Zeitraͤume und Bewegungen an,
und bediente ſich ihrer bey den Beobachtungen der Himmels⸗
koͤrper. Ich wuͤrde noch mehr daruͤber ſagen, wenn nicht die
weitere Anfuͤhrung deſſen, was Sie ſelbſt in fo reichem Maaße
gol in Ihrer Gegenwart als Unbeſcheidenheit erſcheinen
oͤnnte. R -
So war es denn recht und billig, daß ſich ein Denkmal
fuͤr den großen Mann in dieſer Stadt erhuͤbe, in der jene Fackel
ſich ſchwang, von der das Licht ausgieng, welches das Weltall
erleuchtete.
Nach dem zweyten Studienjahre kehrte er nach Piſa zu⸗
ruͤck, reich an dieſer unermeßlich großen Erfindung, aber arm
an aͤußeren Guͤtern, wie bekannt. Er bewarb ſich um ein
Staatsſtipendium; aber nicht einmal das erlangte er! So zeig:
ten ihm die eigenen Lebenserfahrungen die Wahrheit jenes Aus⸗
ſpruches, den wir in den Schriften der Philoſophen leſen: „Je⸗
der kann es nur zu oft im Treiben des buͤrgerlichen Lebens
erproben, wie nicht das Verdienſt, ſondern das Gluͤck die Welt
beherrſcht.“ Indeſſen fuhr er auch in Florenz die Sommer⸗
monate hindurch fort, feinen Geiſt mit den edleren Kenntniſ⸗
fen zu bereichern, waͤhrend er zum Lebensbedarfe die Arzney⸗
kunde ſtudierte. Aber vom unaufhaltfamen, Seelentriebe dahin
gezogen, wohin die Natur ihn rief, wandte er ſich zu den mas
thematiſchen Wiſſenſchaften zuruck, und machte fie, verborgen
vor ſeinem Vater, zu ſeinem Lieblingsſtudium. Der gute Vin⸗
cenz war weit davon entfernt, zu ahnen, zu welcher erhabenen
Beſtimmung ſein Sohn ſich erheben ſollte; ſo trieb er ihn als
Vater, freylich nicht durch Spieß und Lanze, wie Arioſto fang,
dazu an, die Scherben und Spielpfennige fortzuwerfen, aber
wohl ſchob er ihn mit Klugheitsregeln, Rathſchlaͤgen und Bit—
ſophen im gefellfchaftlichen Umgange.
517
ten unaufhoͤrlich zu dem Studium derjenigen Wiſſenſchaft hin,
die er fuͤr bey weitem nuͤtzlicher fuͤr ihn hielt.
Aber Keiner uͤberwaͤltigt, wie die Alten ſagten, den Ein⸗
fluß feines Sternes. Cimabue war Maler, Arioſto war Dich)
ter, dem Vater zum Trotze. Wir werden ſehen, wie es unſerem
Philoſophen eben ſo geſchah. Wir werden es erkennen, wie die
Widerwaͤrtigkeiten ſelbſt, welche ſich bey der Wahl einer Wif-
ſenſchaſt oder Kunſt entgegenſtellen, dazu beytragen, ſie noch
mehr zu lieben, ſie noch beharrlicher zu treiben, als es ohne
alle Hinderniſſe geſchehen waͤre.
Unterdeſſen ſchien ſich Alles an ihm verſchworen zu ha—
ben, um aus ihm einen der kenntnißreichſten und vollendetſten,
und ſpaͤterhin einen der geſuchteſten und belobteſten Anhaͤnger
des Hippocrates zu machen. .
Seine muͤndliche Rede war vortrefflich; er ſchrieb nicht
ungefällige Verſe (beynahe immer das Vorſpiel, um die Profa
mit Eleganz zu ſchreiben); er war ein Gelehrter in der latei—
niſchen, ein Kenner in der griechiſchen Sprache. Mit dieſen
Zuͤgen des Geiſtes vereinigten ſich die koͤrperlichen Vorzuͤge.
Er war von regelmaͤßiger Groͤße und Geſtalt, mit hoher
Stirn, mit ſehr lebhaften Augen, mit heiterem, froͤhlichem Ge—
ſichte, frey in ſeinen Bewegungen, und ſehr gewandt in ſeinen
Manieren. Kaum machte man ſeine Bekanntſchaft, ſo floͤßte
er auch ſchon die groͤßte Zuneigung ein.
Mit All dieſem verband ſich eine ſcherzhafte Laune;
verwiſcht waren die Spuren eines abſtoßenden Ernſtes, welcher
ſo oft das Wiſſen ſogar verhaßt macht. Deßhalb moͤge man
ſich oft jenes Ausſpruches erinnern, den Juvenal in anderem
Sinne ſchrieb:
Wenn Du mit großen Tugenden tiefzuſammengezogene
Brauen traͤgſt, ſo ziehe mit dem ganzen Carthago
von dannen.
Es verſteht ſich von ſelbſt, daß er, mit ſolchen Gaben
geſchmuͤckt, von Leuten aller Staͤnde geliebt, geſucht und auf—
genommen wurde. Das war aber nur die Schale des Philo—
Zu weit erhaberem Ge—
dankenleben erhob ſich die große Seele in der Stille der Ein—
ſamkeit. |
Mit einem kleinen Euklid in der Hand, leicht zu vers
ſtecken, und nur halb offen gehalten, unter dem Schutze eines
großen Bandes von Galenus, welcher bey unvermuthetem Ein—
treten des Vaters jenen verdecken konnte, machte er ſo reißende
Fortſchritte in dem Selbſtſtudium der Geometrie, daß Oſtilio
Ricci von Reggio ler war in das Geheimniß eingeweiht, denn
er hatte ihm die Elemente erlaͤutert) daruͤber, von Bewunderung
ergriffen, ſich gedrungen fuͤhlte, Vincenz mit den wirkſamſten
Vorſtellungen zu uͤberreden, daß er ihm endlich ſeinen freyen
Willen laſſe!
Und wie Arioſto, ſo erhielt auch er den ſeinigen. Da
nun, von einer großen Laſt befreyt, warf er den Galenus die
Todtenſtiege hinab, und gab ſich mit ſolchem Eifer dem Stu—
dium der Mathematik hin, daß er einen Briefwechſel mit den
beruͤhmteſten Geometern ſeines Zeitalters begann, und Lob—
fprüche und Ermunterungen von ihnen empfieng, und daß er
— — —
—
518
—
in einem Alter von 25 Jahren, eine damals unerhoͤrte Sache,
zum Profeſſor der Mathematik an dieſer Univerfität erwaͤhlt
werden konnte.
Wenn er ſich damals daruͤber freute, ſo war ſein Vater
noch vielmehr erfreut, und Mazzoni fuͤhlte ſich ſtolz; daß ſeine
Bewunderer und ſeine Freunde ſich daruͤber in lautem Jubel
ergoſſen, bedarf keiner Erwaͤhnung. Aber kurz ſollte ſein Glanz
und noch kuͤrzer ſein Lehramt ſeyn. Der Druck der damaligen
geſellſchaftlichen Zuſtaͤnde laͤßt ſich viel leichter beklagen, als von
denen begreifen, die ſich der Fruͤchte der Gerechtigkeit erfreuen,
und der Maͤßigung unſerer gegenwaͤrtigen Zuſtaͤnde.
Was half es dem großen Manne, ſeine Beobachtungen
über den Fall der ſchweren Korper zu beginnen, aus denen die
Schoͤpfung der Wiſſenſchaft der Bewegungen hervorgieng?
Was half es ihm, wenn ſeine Erfindung von der Hoͤhe des
Glockenthurmes dieſes Domes wiederhallte, daß Profeſſoren und
Philoſophen, und nach dem Zeugniſſe Viviani's die ganze Stu⸗
dentenſchaft in vollen Schaaren zuſammenſtroͤmte, um ihn zu
bewundern, und mit lautem Beyfallrufe zu feyern?
Noch waren drey Jahre nicht voruͤber, als er feine Ent
laſſung fordern und abreiſen mußte. Was war die Urſache
davon? Der Neid: Nicht lohnt es darüber Worte zu machen.
Der Neid iſt ein Weſen, das man in allen Schriften verab—
ſcheut, in allen Reden anklagt, und das doch faſt in allen
Handlungen ſich immer wieder erneuert.
Die Wahrheit, die er mit offenem Geiſte auf eine an
ihn gerichtete Frage uͤber die Unbrauchbarkeit einer Maſchine
aͤußerte, welche von Don Giovanni de' Medici, dem natuͤrli⸗
chen Bruder des Großherzogs, erfunden war, zog ihm den Haß
dieſes Maͤchtigen lzu. Seine Nebenbuhler machten ſich das zu
Nutzen; Schmeicheeyen fehlten nicht; Verlaͤumdungen wur en
erfunden; der Zorn ward gereizt; und der Rache der Unwiſ—
ſenheit fiel der Weiſe zum Opfer.
Es iſt wahr; bey der Probe der Maſchine kamen die
Midasohren noch viel laͤnger zum Vorſchein; aber was half
es? Die Jugend Toſcanas verlor fuͤr 18 Jahre, d. h. fuͤr
4 academiſche Generationen, allen jenen Unterricht, den an an—
dern Ufern gluͤcklichere Schuͤler von ſeinen Lippen empfiengen.
Die Republik Venedig (welche trotz der Fehler, die ihrer
Verfaſſung anhiengen, von Alfieri „des menſchlichen Verſtan⸗
des Tochter, die am laͤngſten lebt,“ genannt wird) berief ihn
mit einem groͤßeren Gehalte, als er in Piſa hatte, als Lehrer
der Mathematik an die Univerſitaͤt zu Padua. Die Freunde
ſahen ihn mit Schmerz, die Bewunderer mit Jammer ſcheiden;
die Collegen mit Freude, die Regierung mit Gleichguͤltigkeit.
Hochverehrte Gaͤſte! und Sie Alle, die hier unter den
hochſinnigen Auſpicien eines erleuchteten Herrſchers verſammelt
find, Sie kennen es, was Tacitus den Geſchichtsſchreibern les
bender Fuͤrſten zur Pflicht macht. Dennoch rufe ich Sie zu
Zeugen an, daß ich meine Rede nicht mit Schmeicheley be—
flecke, obgleich ich zu ſeinem groͤßten Lobe mit lauter Stimme
behaupte, daß unter der Regierung Leopolds II. Galileo nicht
geſchieden waͤre.
Hier iſt auch die gelegene Stelle, um von einer Schrift
519
zu ſprechen, welche ſein großer Ruhm am Ende des vorigen
Jahrhunderts an das Licht zog, aus der Vergeſſenheit hervor,
in welcher ſie beſſer begraben geblieben. Ich meyne die Be⸗
trachtungen über Taſſo's befreytes Jeruſalem.
An ſich genommen, zeigen ſie Scharfſinn, Critik und Ge⸗
lehrſamkeit; aber fie find dabey in den mehrſten Faͤllen unge⸗
recht, haͤufig leidenſchaftlich, zuweilen uͤbermuͤthig.
Viel und lange ließe ſich uͤber dieſen Gegenſtand ſprechen,
doch iſt hier weder die Gelegenheit, noch die Erwartung, noch
die Zeit dafür. Indem ich mich daher auf die kuͤrzeſte Be⸗
ruͤhrung des Nothwendigen beſchraͤnke, beginne ich mit der Wi⸗
derlegung deſſen, was Monti daruͤber geſagt hat. Er verſetzt
die Abfaſſung jener Betrachtungen in Galileo's letzte Jahre.
Es iſt aber zu wichtig, ihn von einem Flecken zu reinigen, wel⸗
cher unausloöſchlich wäre, wenn nicht die Jugend ihn entſchul⸗
digte. Sie wurden 1590. geſchrieben, als Taſſo in Frey⸗
heit war.
Dieß vorausgeſetzt, will ich zuerſt bemerken, daß ſie zu
ſeinem einigen und alleinigen Gebrauche verfaßt und nicht zum
Drucke beſtimmt waren. Jeder ſieht aber ein, daß man keine
Schriftſteller über feine Privatgedanken zur offentlichen Verant⸗
wortung ziehen kann.
Zweytens finden wir, daß, als er 1640. mit gereifterem
Urtheile uͤber Roland und das befreyte Jeruſalem an Rinuceini
ſchrieb, er ſich dabey in demſelben Grade als einen weiſen Cri—
tiker und ſinnreichen Denker zeigt, in welchem er ſich bey den
Betrachtungen als leidenſchaftlich und ſchmaͤhſuͤchtig erſcheinen
läßt. ö
Drittens will ich zu bedenken geben, daß unlaͤugbar ſchon
1590. die ſchlechte Schule Marini's begonnen hatte. Er ver⸗
ſuchte es nun durch die dringende Empfehlung Arioſto's reinen
Styl zu ſtudieren, den falſchen Geſchmack, welcher uͤber Italien
hereinzubrechen drohte, ganz abzuhalten oder wenigſtens noch zus
tuͤckzuhalten. 9
So bleiben noch die leidenſchaftlichen Ausdruͤcke und die
übermüthigen Sarkasmen gegen den großen Epiker, gegen ihn,
der den Homer und den Virgil in der Anordnung des Stoffes
übertraf, der ihnen gleichſtand in der Characterzeichnung, und
dem es beſchieden war, uͤber alle Dichter der Welt hinaus, in
der Clorinda zu verewigen, was die menſchliche Natur Reizen⸗
des, Heiligfurchtbares und Geheimnißvolles in ſich ſchließt, die
Liebe, die Religion und den Tod.
Auch hierinn koͤnnte man Galileo noch vertheidigen,
wenn man zu dem wahren Beweggrunde zuruͤckgeht. Dieſer
war der Trotz und die Indignation gegen den Hohn, den Taſ—
fo über die Toſcaniſchen Dichter in einer Stanze ausgeſprochen
hatte, welche wenig bekannt iſt, und welche er ſpaͤterhin kluͤglich
aus dem befteyten Jeruſalem wegließ. Doch will ich ihn deß⸗
balb nicht rechtfertigen. Willig gebe ich zu, daß er in dieſen
Betrachtungen der menſchlichen Natur ſeinen Tribut zollte.
Gegen das Ende des Jahres 1592. nahm er, von Ber
welſen der Ehrfurcht und des lauten Beyfalls umgeben, feinen
neuen Lehrſtuhl in Beſitz.
Reißend ſchnell (denn fie waren die gluͤcklichſten feines
— —
520
Lebens) vergiengen ihm die Jahre „die er in Padua mit Leh⸗
ren, Verſuchen und Verfaſſen von Schriften verlebte. Die
Abhandlungen uͤber die Fortification, auf Verlangen der Re⸗
publik Venedig geſchrieben, darauf diejenigen uͤber Mechanik,
über Gnomonik, über die Sphäre, waren nur Vorſpiel. i
8 Von ganz anderem Werthe war die Erfindung desjenigen
Inſtrumentes, mit deſſen Hülfe man die kleinſten Veränderung.
ſtufen der Waͤrme und Kaͤlte unterſcheiden und angeben kann;
eben ſo die Erfindung des Proportionalzirkels, und diejenige der
Magnetbewaffnung. Aber das iſt noch nicht Alles. Es be⸗
durfte eines Auges ſchaͤrfer als das des Luchſes, und eines Ge⸗
nies größer, als das eines Menſchen, als er 1604., bey der
Erſcheinung eines neuen Sternes im Sternbilde des Schlan—
gentraͤgers, bewies, daß dieſer neue Himmelskoͤrper außerhalb
der Elementarregion (gegen die Ariſtoteliſche Theorie), und weit
jenſeits der Planeten ſich befinde. Dieſe nuͤtzlichen, bewunderns⸗
wuͤrdigen und nie geahnten Entdeckungen vermehrten mit jedem
Tage die allgemeine Achtung, Verehrung und Ehrfurcht fuͤr ihn.
Die vornehmſten Maͤnner nicht des Venetianiſchen Frey⸗
ſtaates allein, ſondern auch ſehr viele aus fremden Staaten,
kamen nach Padua zuſammen, um ihn zu hören; und fie zeig⸗
ten ſich von unausſprechlichem Entzuͤcken evfült, wenn er von
der Majeſtaͤt des Kathedervortrages, in welchem nur die Tri
umphatorenſprache der alten Roͤmer erlaubt war, zu ſeinen
Schuͤlern herabſtieg, und ſich mit ihnen in der Saͤngerſprache
des Arno unterhielt.
Indem er in ihr die eigenen Gedanken in treffenden,
klaren, abgemeſſenen und wohlgewaͤhlten Worten ausſprach, oͤff⸗
nete er den Weg, die wahre Ausdrucksweiſe der Wiſſenſchaft
zu bilden; eiue Ausdrucksweiſe, welche, von ſeinen beruͤhmten
Schuͤlern gebraucht und bereichert, noch heute zum Mufter für
die manchfaltigen Verhandlungen der Gelehrten dient.
Hiebey kamen ihm in reichſtem Maße die literariſchen
Studien zu Statten, welche fo leicht von dem vernachlaͤſſigt
werden, der ſich nicht dem ſchriftſtelleriſchen Berufe eigends
widmet, und welche doch ſo ſehr zu dem Gedeihen auch der
ernſteſten Wiſſenſchaften beygetragen haben, und noch fortwaͤh⸗
rend beytragen, wie nicht wenige unter Ihnen das Beyſpiel in
Italien gegeben haben. -
Nicht will ich von dem Angriffe und der Unverſchaͤmt⸗
heit jenes Capra ſprechen, der ſich die Erfindung des Propor⸗
tionalzirkels anmaafen wollte; da er bereits als Betruͤger aner⸗
kannt, und der Schande und dem Spotte preisgegeben worden.
Es iſt wahr, daß ſich anfangs der große Mann dadurch
empfindlich gekraͤnkt zeigte, und daß er ſeinen Verdruß daruͤber
in ſeinen Schriften ausgoß; aber er mußte es ſpaͤter erkennen,
daß dieſes die grauſame, aber unumgaͤngliche Bedingung iſt,
welcher ſich die großen Geiſter unterwerfen muͤſſen, nehmlich,
daß ſie ganz Feuer ſeyen, um die Flammen in ihren Schriften
auszuhauchen, aber eiſige Kaͤlte gegen die Frechheiten und
prunkenden Sophismen niedriger Seelen. Gluͤcklich die Men:
ſchen, welche die Kraft haben, ihre Natur zu beherrſchen!
So viele bewundernswuͤrdige Entdeckungen, ſo viele Be⸗
obachtungen, ſo viele Gelehrſamkeit reichten ſchon hin, um einer
521
ganzen Schaar von Mathematikern einen wiſſenſchaftlichen Ruf
zu geben, geſchweige denn einem Einzigen; da hoͤrte man von
einem Ende Europas bis zum andern eine Erfindung verkuͤn—
digen, die noch erſtaunenswuͤrdiger und faſt unglaublich iſt.
Hören wir in kurzen Worten das Naͤhere.
Galileo hörte durch Zufall, daß ein Holländer zwey Glaͤ—
ſer mit einander verbunden, und daß man quer durch beyde
hindurchſchauend, die Entfernungen naͤherkommen geſehen haͤtte.
Wie es den ausgezeichneten Geiſtern eigen iſt, die natuͤrlichen
Urſachen ungewöhnlicher Wirkungen zu erforſchen, ſo denkt er
die Nacht hindurch über dieſe Erzählung nach; den Tag darauf
ſetzt er das Inſtrument zuſammen; in den folgenden fünf Tas
gen vervollkommnet er es, und am ſiebenten ſtellt er es tri—
umphirend in Venedig auf.
0 Und in Wahrheit, welche Stadt konnte ſich fuͤr wuͤrdig
erachten, den Glaͤſern, welche die Gegenſtaͤnde zwangen, ſich zu
nähern , ihre Fernen und manchfaltigen Wunder darzubieten?
Von der Hoͤhe des St. Marcus Thurmes, bey der Drehung
der magiſchen Roͤhre, die ſich bald hierhin, bald dorthin wandte,
kamen die marmornen Rieſenmauern, wuͤrdig in Rom zu ſte—
hen; kam die Kuͤſte mit den Schiffen, die einen bereit, Anker
zu werfen, die andern bereit, unter Segel zu gehen; kam das
Meer ſich kraͤuſelnd, und die Sonne im zitternden Spiegel⸗
bilde daraus wiederleuchtend, und die zerſtreuten Inſeln umher,
und die unaufhoͤrlich beweglichen Gondeln, die ſie umſchwaͤr—
men, zu niegehabtem, immer wachſendem Erſtaunen der Be:
ſchauer kamen alle dieſe Reize Venedigs der Reihe nach, um
in dem Zauberkreiſe der doppelten Glaͤſer zu verweilen; bis ſie
zuletzt auf das Naͤchſte gewandt waren, und nun in dem Kreiſe
die Wunder der italiaͤniſchen Baukunſt herrſchten, welche in
dem ſchoͤnen Venedig ſo haͤufig die griechiſche übertroffen.
Es erſtaunten die Gelehrten und Ungelehrten, die Sena⸗
toren und die Buͤrger, mit lautem Beyfallsrufe empfieng ihn
die Menge, als er von dem heiligen Thurme herabſtieg, und
hielt ihn um Weniges geringer als einen Gott.
Aber was ſind die Wunder der Erde gegen diejenigen
des Himmels? Er wendet ſein Inſtrument auf den Mond;
und findet ihn von ungleicher Oberflaͤche, voll von Erhoͤhungen
wie von Vertiefungen, und aͤhnlich der Erde. Er durcheilt die
Milchſtraße und die Nebelflecken, und entdeckt die zahlloſe
Schaar von Firfternen. Unzählige andere unterſcheidet er, die
noch unbekannt ſich am unermeßlichen Azurgewoͤlbe des Hims
mels verbreiten. Saturn erſcheint ihm mit dreyfachem Koͤrper,
Venus ſichelfoͤrmig, bis er bey jenem Sterne anhielt, auf wel⸗
chen Dante diejenigen ſeeligen Geiſter verſetzt:
„Die auf der Erd' in ſolchem Ruhm gebluͤhet,
Bevor ſie kamen zu des Himmels Hoͤh',
Daß jede Muſ' in ihrem Lob ergluͤhet.“
Bey ſeinen Beobachtungen fand er, daß dieſer Stern
von vier andern begleitet werde, welche ſich in beſtimmten und
verſchiedenen Bahnen um ihn her bewegen; und dieſe Sterne
nannte er, nach Art großer Seelen das Unrecht vergeſſend, das
ihm bey feiner Entlaſſung von Piſa geſchehen, zu ewigem Ruh:
me die „Mediceiſchen Planeten.“
Ganz Europa gerieth bey der Verkuͤndigung ſo vieler
neuer Kunde in Aufruhr; die ſich anfangs dagegen ſtraͤubten;
Iſis 1841. Heft 7.
522
die in der Ungewißheit blieben; die mit Vorſicht nur in Pri⸗
vatſchriften zu widerſprechen wagten; die ſich voreilig mit Ver—
oͤffentlichungen dagegen erhoben; die es Träume, Wahnſinn
nannten; wie mußten ſie alle nachher die ganze Kunde ohne
die geringſte Einſchraͤnkung fuͤr Wahrheit erkennen, als ſie von
der Gewalt der wiederholten Beobachtungen in Verwirrung ges
bracht und uͤberwaͤltigt waren.
Weil aber der Eigenfinn häufig die handgreiflichſte Dar—
legung uͤberbietet, ſo fehlte es nicht an ſolchen, die ſich
hinzuſchauen weigerten, um nur das Daſeyn deſſen laͤugnen zu
duͤrfen, was die andern ſahen. In dieſe Zeit faͤllt auch die
Erfindung des Microſcops.
Nachdem er dieſe Sterne die „Mediceiſchen“ genannt,
und Cosmus dem zweyten den Sternenboten, worinn er die
Entdeckung und die Bewegungen beſchrieb, dediciert hatte; da
freylich verlangte es die Vernunft, den fruͤheren Fehler wieder
gut zu machen, und den großen Mann nach Toſcana zuruͤck⸗
zurufen. So ward ihm der Antrag zur Ruͤckkehr eröffnet.
Bereits ſeit 18 Jahren galt er für die Krone der Pas
duaniſchen Univerſitaͤt, fuͤr die Zierde der Wiſſenſchaften, fuͤr
einen Buͤrger des venetianiſchen Freyſtaates, der ihn als ſeinen
Sohn betrachtete. 5
Aber die Luft, die wir in unſerer Kindheit eingeathmet;
die Gegenſtaͤnde, die ſich zuerſt unſern Augen dargeboten; die
Laute, die zuerſt unſer Ohr getroffen; ſie alle, wenn ſie von
Zeit zu Zeit in unſere Erinnerung wiederkehren, entzuͤnden un⸗
fer Herz mit ſolch ſehnſuͤchtiger Liebe zu der mütterlichen Heis
mathserde, daß wir uns von unwiderſtehlicher Zaubergewalt ers
griffen und fortgezogen fuͤhlen. Er entſchied ſich daher, den
9 0 anzunehmen, und theilte den Entſchluß feinen Freun⸗
en mit.
Umſonſt verſuchte es ein ſehr verſtaͤndiger Mann, deſſen
Lehrer er in den erſten Jahren ſeines Dortſeyns geweſen, der
Patricier Franz Sagredo, ihn von dem Entſchluſſe abzubringen.
Er ſchrieb ihm, daß „alle neuen Verhaͤltniſſe unſicher und zwei—
felhaft“ ſeyen, er fügte im Erguſſe des vollen Herzens hinzu,
daß auf dem ſtuͤrmiſchen Meere, dem er ſich anzuvertrauen be—
ſchloſſen, „er ſo wenig als irgend jemand ſicher vorausſagen
koͤnne, die wuͤthenden Stürme der neivifchen Eiferſucht wuͤrden
ihn nicht wenigſtens bis zur Ermattung quaͤlen, wenn auch
nicht bis zum Verſinken uͤberwaͤltigen.“ Ungluͤcklicherweiſe pros
phetiſche Worte, die aber aͤhnlich denen der Iliſchen Caſſandra
um des unvermeidlichen Schickſales willen keinen Glauben
fanden. f
Und ach! wie oft mußte unſer Philoſoph ſie nachher
ſich wieder in das Bewußtſeyn zuruͤckrufen, und am Arno die
Brenta beneiden, und in der Einſamkeit von Arcetri ſich die
Aufmerkſamkeit ſeiner Schuͤler vergegenwaͤrtigen, und den Zu—
lauf der Menge, und den Beſuch der Großen ſelbſt, die auf
ihren Reiſen durch Europa es niemals vergaßen, nach Padua
zu gehen, um die Hand zu druͤcken, welche die Inſtrumente ge
ſchaffen, mit denen ſich die Geheimniſſe des Himmels enthuͤllen
ließen.
Durch ſein Scheiden fuͤhlten ſich die Venezianer tief an
ihrer Ehre gekränkt, und tief betruͤbt; denn drey verſchiedene
33
523
Schmerzgefühle vereinigten ſich in ihren Gemuͤthern, die Bit:
terkeit, von ihm verlaſſen zu werden; die Schmach, zuruͤckge⸗
fest zu ſeyn, und die Ueberzeugung, wenigſtens die Beforgnifi,
daß er in feinem Vaterlande das Schickſal Dante's oder Mir
chelangelo's erleiden werde; Michelangelo's ſage ich, deſſen be⸗
wundernswerther David kaum enthuͤllt war, als er von den
Neidern mit ſchmaͤhlichem Tadel uͤberſchuͤttet, und zur Ziel⸗
ſcheibe für die Steinwuͤrfe der thoͤrichten unwiſſenden Poͤbelhau—
fen gemacht wurde; eine Schandthat, die weniger bekannt, aber
nichts deſtoweniger wahr iſt.
Von ungemein hohem Betrage waren die Gehaltsbe⸗
dingungen, welche dem großen Philoſophen fuͤr ſeine Ruͤckkehr
nach Florenz geboten wurden; zahlreich waren die Ehrenbezeu—
gungen des Empfanges, denen Geſchenke vorausgegangen, weil
der Großherzog, Cosmus II., voll natuͤrlichen Wohlwollens, ihn
hochſchaͤtzte und liebte. !
Mit ihm wetteiferte in Zuneigung und Hochachtung
Curtius Picchena, welcher die Staatsgeſchaͤfte leitete, gleich aus⸗
gezeichnet in Staatskunſt wie in Schriftſtellerey, ohne Eifer
ſucht für feinen Ruhm; und Barbara degli Albizzi, welche durch
perſönliche Reize und Anmuth die Mittelmaͤßigkeit ihrer poeti⸗
ſchen Anlagen verguͤtete; und Cieco Strozzi, ein durch Neins
heit und Eleganz des Styls ausgezeichneter Schriftſteller; und
Rinuccini voll hoher Kraft in der dramatiſchen Lyrik. Sie
alle ſuchten ſich in Liebkoſungen und Beyfallsbezeugungen ge⸗
gen ihn zu uͤbertreffen.
So ſchienen in Florenz mit ſeiner Ankunft die Gaͤrten
des Academus wieder eroͤffnet zu ſeyn. Als der neue Platon
führte er den Vorſitz bey den Gaſtmaͤhlern; und die jungen
Frauenzimmer lehrte er ihren Geiſt ſchmuͤcken, die Juͤnger der
Philoſophie die Wahrheit durch Forſchung ſuchen, die Maler
ihre Compoſitionen kuͤnſtleriſch ordnen und die Farbentoͤne in
Harmonie bringen; den Dichtern praͤgte er ein, daß der Styl
Kunſt ſey, und es keine Poeſie ohne Kunſt gebe; den Red—
nern, daß der Wortfluß eitel ſey ohne Klarheit und Stärke;
den Muſikern, daß die Noten den Ausdruck der Worte beglei—
ten muͤſſen, ihn nicht beherrſchen duͤrfen, waͤhrend es ihm dann
wieder eine Freude war, in heimathlichen Melodien die erhabe⸗
nen Scenen der goͤttlichen Comoͤdie von feinen Schülern vor—
tragen zu hören; weil ihm, von der Muſik begleitet, die wilde
Verzweiflung Ugolino's, die tiefe Klage Pier delle Vigne's, und
der melancholiſche, faſt füß zu nennende Schmerz Francesca's
erhabener und majeftätifcher erſchienen.
Es ſchwiegen wenigſtens für kurze Zeit feine Nebenbuh—
ler, und enthielten ſich fuͤr kurze Zeit aller Machinationen.
Die ließen es geſchehen, daß er ſich im folgenden Jahre, nach—
dem ihm ſein großer Ruhm vorangeeilt war, nach Rom be—
gab, und dort unter großen Gunſtbezeugungen ſeine Entdeckun—
gen darlegte, daß die Unglaͤubigſten ſich von der Wahrheit
überzeugten; daß er mit den größten Ehrenbezeugungen in bie
Linceergeſellſchaft aufgenommen wurde; und daß zum hoͤchſten
Triumphe der Cardinal Barberini lateiniſche Verſe zu ſeinem
Lobe dichtete. Aber was half ihm das Alles? Die Alten,
welche die moraliſchen Wahrheiten in das Gewand der Fabel
kleideten, haͤtten die Hundert Augen des Argus dem Neide bey—
legen koͤnnen. Der Neid wacht immer und ſchlaͤft nie⸗
mals ein.
524
Kaum war er nach Florenz zurückgekehrt und hatte da⸗
ſelbſt feine Abhandlung „über die Körper, welche auf dem Waſſer
ruhen, oder ſich darinn bewegen,“ geſchrieben, ſo ruͤſtete man ſich
zum Kampfe gegen ihn; die Waffen wurden hervorgeholt, die Fuͤh⸗
rer erwählt; und (weil der Krieg nur mit Worten zu. führen
war) ſo ſtand eine zahlreiche Menge zum Anlaufe und zum
Kampfgekraͤchze bereit, wie die nächtlichen Voͤgel beym Heran⸗
nahen der Sonne. N
Der Erfte war mit feinem unbedeutenden Schriftlein dee
Grieche Correſio; dieſem folgte eine lange apologetiſche Abhand⸗
lung eines Lodovico delle Colombe; und hinter dem delle Co⸗
lombe kamen nicht weniger langweilige Betrachtungen eines
Vincenzo di Grazia. f e
Delle Colombe! Vincenzo di Grazia! Correſio! Iſt Jes
mand unter Ihnen, der ihre Schreibereyen geleſen? der ſich eis
nes einzigen ihrer Gedanken und Beweiſe erinnert? Der ſich
auch nur darauf beſinnen kann, wo zum erſtenmal ihr lang⸗
weiliges und unverſchaͤmtes Geſchreibſel gedruckt wurde? Nun
wohl! Dieß waren die hartnaͤckigen Verfolger des großen Man⸗
nes. Trauriges Loos der ausgezeichneten Geiſter! Dieſe un⸗
gluͤckſeeligen Stuͤmper wurden immerhin angehört, beklatſcht und
beſchuͤtzt. Zum Beweiſe davon gelte dieß. Ein noch elenderer
Wicht, als jene, zum Spotte Pippione (Zittertaͤublein) genannt,
hatte ſeine Albernheiten lateiniſch niedergeſchrieben. Unmittelbar
nach ihrem Erſcheinen wurden fie, ich weiß nicht, ob mit groͤ⸗
ßerer Dummheit oder Bosheit ins Italiaͤniſche uͤberſetzt, und
von wem? von einem Herrn d'Elei, dem unwuͤrdigen Curator
dieſer Univerſitaͤt. Und, als waͤre eine ſolche Schmach noch
zu geringe, er bot die Dedication der Großherzogin Magda⸗
lena an, und dieſe nahm ſie an! II:
Das mußte Galileo zeigen, welche Zukunft ihm drohte;
aber ungluͤcklicherweiſe zoͤgerte fie noch. Der Pater Egſtelli,
ſein ehemaliger Schuͤler, antwortete auf die Angriffe, und der
Philoſoph fuͤgte ſeine Randgloſſen hinzu. Die Gruͤnde waren
ſchlagend, die Wahrheit ſiegte; aber was vermochte dieſe jemals
gegen Haß, Wuth und Bosheit?
Nun grade gegen den Haß und die Tuͤcke; gegen den
Zorn, der ſehr haͤufig aus falſchen Vorausſetzungen und ſchlecht⸗
hinterbrachten Urtheilen hervorgeht oder hervorgehen kann, dage⸗
gen wurden mit weiſer Einſicht von den Gelehrten Deutſch⸗
lands dieſe jaͤhrlichen wiſſenſchaftlichen Verſammlungen einge⸗
führt, deren Darſtellung Sie, meine Herren! heute zum erſten⸗
male fuͤr Italien in dieſer Stadt ins Leben rufen. Auf dieſe
Weiſe kommen die Menſchen einander nahe, druͤcken ſich die
Hand und verzeihen ſich wechſelsweiſe die Maͤngel, die nur zu
unaufloͤslich mit der menſchlichen Natur verbunden ſind; da
ſcheint es dann (ſobald ſie den Fuß in das zum freundlichen
Zuſammenſeyn gewählte Land geſetzt), als braͤchten fie alle Er:
forderniſſe der Geſinnung mit, um den Werken die ſchuldige
Achtung zu gewaͤhren, in denen die Vorzüge die Maͤngel uͤber⸗
wiegen, und volle und hochſinnige Gerechtigkeit zu üben, wo
irgend die Gelehrſamkeit und das Verdienſt erſcheint.
Italien hatte zu allen Zeiten genug von großen und viel⸗
faͤltigen Beyſpielen das Gegentheil! Die Forſchungen, die Un:
terſuchungen, die nuͤtzlichen Erfindungen, und mit einem Worte,
Alles, was das Ziel aller Wiſſenſchaſten ausmacht, wird kuͤnf
525
tig den verdienten Theil des Lobes empfangen, waͤhrend der
boͤſe Wille fo oft hinreichte, ihm dieſen Theil zu entziehen!
Eine wie weit geringere Zahl von literaͤriſchen Ungerech⸗
tigkeiten würde man in der Geſchichte zu leſen haben, wenn
dieſe wohlthaͤtige Einrichtung einen fruͤheren Anfang gehabt
hätte! Wie viele Schmerzen weniger würde die zu empfind⸗
lichen Gemüther durch rauhe und ungerechte Critiken zu erdul⸗
den gehabt haben, welche noch nicht wiſſen, nach Art eines alte
gedienten Soldaten, den Hagelſchauer im Geſichte mit Gleich—
muth auszuhalten.
Weil nach Tullius Lehre und Galileo's Beyſpiele die
Kuͤnſte, die Wiſſenſchaften und die Schriftſtellerey ſtets ein iv»
gend wie großes Verwandtſchaftsband unter ſich haben, fo wuͤr⸗
den wir nicht in Italien die ſchmachvollen Schwaͤtzereyen Ca—
ſtelvetro's und Caro's haben erſcheinen ſehen; Arioſto's Maͤcen
wuͤrde nicht, aus Furcht vor einer baldigen und ſtrengen Be—
urtheilung, gewagt haben, jenen ſchaͤndlichen Spott in die Welt
Sinauszufchleudern ; Infarinati und Inferrigni würden erſt zur
Benuͤge nachgedacht haben, ehe fie das befreyte Jeruſalem ein
Schlafzimmer für Pfaffen genannt hätten; Bettinelli hätte ſich
eſchaͤmt, die Virgiliana zu ſchreiben, und Mollo die Parodie
Alfier's; und ich ſchweige von andern Ungerechtigkeiten, die
ins viel näher liegen, um zu delle Colombe, Correſio und di
Brazia zuruͤckzukehren, die in Ihrer Mitte, weit entfernt, ges
en Galileo ſich zu erheben, nicht einmal gewagt haben wuͤr⸗
en, die Augenlieder zu erheben. >
Das aber war in jenen ungluͤcklichen Zeiten nicht der
fall; und hinter ihnen wuchs mit jedem Tage die Zahl feiner
jeinde und Gegner. Darauf erſchienen auf dem Kampfplatze
in Pomorance, Profeſſor der Philoſophie, und ein Paparoni,
lehrer der Phyſik, vergeſſene, verachtete, begrabene Namen,
wahre Lilliputter rund um den Fuß eines Rieſen. Die Un⸗
zilligkeit jener Zeiten allein konnte den großen Mann dazu
zwingen, ihr Geſchwaͤtz anzuhoͤren und ihn zu verurtheilen, ſie
zu widerlegen.
Aber warum ſollte er ſeinen Geiſt mit dieſen fruchtloſen
Zaͤnkereyen niederdruͤcken. Er hoͤrte nicht auf, immer weiter zu
forſchen und neue Reſultate aus ſeinen fruͤheren Entdeckungen
zu gewinnen, und neue Erfindungen zu verſuchen.
Er entdeckte um dieſe Zeit, daß Flecken in der Sonne
erſchienen, und ſchrieb daruͤber. Er erfand darauf ein Fern—
rohr für den Seedienſt, fo wie er auch für die Schifffahrts⸗
kunde ſich vornahm, die Trabanten des Jupiters, an denen er
verſchiedene Erſcheinungen wahrgenommen, zur Beſtimmung der
Länge anzuwenden; eine gewaltige, unſchaͤtzbare Entdeckung.
Die fortlaufenden Tafeln dazu konnten nicht von ihm zu Ende
gebracht werden; aber mit Huͤlfe des ſpaͤter Hinzugekommenen
dienten ſie den Seeleuten bis zum verfloſſenen Jahrhundert zur
Regel und zur Hülfe. b
Jedoch die Angriffe auf ſeine Theorie der ſchwimmenden,
und andere, welche gegen ſeine Lehre uͤber die Sonnenflecken
erfolgten, waren nur die erſten Anfaͤnge eines Kampfes, den
auf Tod und Leben zu fuͤhren, ſeine grauſamen Feinde ſich
laͤngſt verſchworen hatten.
526
Sie hatten gehört, daß er häufig ‚uber das Copernicani⸗
ſche Syſtem diſputierte; ſie wußten, daß er ſeit ſeiner Anwe⸗
ſenheit zu Padua darüber an Kepler und Mazzoni geſchrieben
hatte; und vertrauend auf den buchſtaͤblichen Sinn der heiligen
Schrift, glaubten ſie nun den Weg zu ſeinem Sturze gefun⸗
den zu haben, und ſie taͤuſchten ſich nicht.
Den Anfang machte der Pater Caccinfi, welcher von der
geheiligten Kanzel herab (von der nur das göttliche Wort ver⸗
kuͤndet werden foll) ihn mit frecher Unverſchaͤmtheit der Ketzeren
anzuklagen wagte. Galileo empfieng einen Entſchuldigungs⸗
brief vom General des Dominicanerordens, und fuͤr dasmal
ſprach man nicht weiter davon. Aber als er einen Brief an
den Pater Caſtelli und zwey darauf an Monſignore Dini uͤber
das Copernicaniſche Syſtem ſchrieb und nachher noch den an⸗
dern berühmten an Madame Chriſtina veroͤffentlichte; als feine
Feinde denſelben zerriſſen und zerfetzten, da hielt er es für gerathen, ſei⸗
ne Lehren der roͤmiſchen Cenſur zu unterwerfen. Dieſe ließ ihm
durch den Cardinal Bellarmino antworten, und erhielt von ihm
eine mit ſeiner Namensunterſchrift verſehene Erklaͤrung, daß die
Gopernicanifche Lehre ſich weder halten noch vertheidigen laſſe.
Dieß geſchah zur Zeit Pauls V.
Sie wiſſen dieſes Alles, wie Sie gleichfalls wiſſen, daß
im Jahr 1624. der Cardinal Hohenzoller bey ſeiner Durchreiſe
in Florenz ihm zu verſtehen gab, daß der Cardinal Barberini „auf
den paͤpſtlichen Stuhl unter dem Namen Urban VIII. erhoben,
das Gedaͤchtniß an Nicolaus Copernicus mit der größten Ehr⸗
furcht bewahre,“ und er fuͤgte noch hinzu (was ihm nachher
vom Pater Gaftelli beftätigt wurde), derſelbe Papſt habe uͤber
die Verurtheilung der Copernicaniſchen Anſicht folgende merk⸗
wuͤrdige Worte ausgeſprochen: „Das war niemals unſer Wille,
und hätte es von uns abgehangen, fo wäre jenes Decret nie⸗
mals erlaſſen worden.““ f
Auf ſolche Kunde ſich verlaſſend, unternahm es Galileo,
die berühmten Dialoge Über das Weltſyſtem zu ſchreiben, wel⸗
che anfänglich geprüft und gebilligt, ſpaͤterhin aber verurtheilt
und geächtet, ihn in ein Meer von Leiden ſtuͤrzten.
Die genaueren Einzelnheiten dieſes Streites gehören viel—
mehr fuͤr den Biographen, als fuͤr den Redner. Indem ich
mich auf die Reſultate allein beſchraͤnke, wird es genuͤgen, zwey
große Wahrheiten veſtzuſtellen, fuͤr welche Sie mir erlauben
wollen, Ihre ganze Aufmerkſamkeit in Anſpruch zu nehmen.
Die erſte iſt dieſe: Wie fehr auch Galileo von der Wahr⸗
heit des Copernicaniſchen Syſtems uͤberzeugt war, ſo behielt er
dennoch die Ungluͤckſeeligkeiten ſeiner Zeiten bey der allgemeinen
Unwiſſenheit im Auge; er hatte die Gewalt nicht in Haͤnden,
um die Geiſter zu zwingen, ſondern hoffte, daß die Fortſchritte
der aſtronomiſchen Begriffe den Irrthum der Peolomaͤiſchen
Meynungen darthun muͤßten; er uͤberlegte endlich, daß es ſich
dabey nicht um eine Lehre handle, aus welcher ein großer mo⸗
raliſcher Grundſatz hervorgehe; noch auch von ihr das Wohl
der Menſchheit abhaͤnge; daher unternahm er, weiſe wie er war,
es niemals, die Copernicaniſche Lehre wie eine Theſis zu ver⸗
theidigen, ſondern behandelte fie ſtets als eine Hypotheſe. Dieß
iſt eine unwiderſtreitbare Thatſache; denn ſie wird nicht durch
eine Herleitung aus weithergeholten und ungewiſſen Gründen
527
bewieſen, ſondern durch den klaren und einfachen Ausſpruch
ſeiner eigenen Worte.
Dieſe Worte waren lin der Vorrede zu den Dialogen):
„daß er beabſichtige, eine reine mathematiſche Hypotheſe zu ents
wickeln;“ und in dem Briefe an den Cenſor im heiligen Pa⸗
laſte, als er ſein Manuſcript der römifhen Cenſur unterwarf:
„er ſey bereit, dieſe Gedanken mit den Namen von Chimaͤren,
Traumen, Fehlſchluͤſſen und eiteln Phantafieen zu benennen, in⸗
dem er Alles der unbeſchraͤnkten Weisheit und der unfehlbaren
Lehre der höheren Wiſſenſchaften unterwerfe und anheim⸗
ſtelle.“
Nach ſolcher Erklaͤrung, die er fo unverhohlen vor der
Veroffentlichung der Dialogen von ſich gab, und welche die
letzte war, ehe er nach Rom gerufen wurde, kann wohl Nie⸗
mand, der geſunden Geiſtes iſt, irgend behaupten, oder gar den
Edelſinn und offenen Character Galileo's beſchuldigen, daß er
„ſein Wort zurückgenommen,“ vielweniger, daß er „abgeſchwo⸗
ten habe.“ Denn fein Wort kann der nicht zuruͤcknehmen,
der es niemals gegeben, und eine Lehre nicht abſchwoͤren, der
ſie niemals vertheidigt hat. Laſſen wir alſo dieſe Phraſen dem
ungelehrten Haufen, oder der großen Menge der vulgaͤren Ge⸗
lehrten, welche die Geſchichte nicht mit prüfendem Sinne leſen,
ſondern nur mit den Augen die Blumen von der Oberflaͤche
ableſen. Als er nach Rom vor das Inquiſitionsgericht gela⸗
den wurde (mehr um über feine Abſicht, als uͤber den Wort⸗
laut der Dialogen Rechenſchaft zu geben), wiederholte er, was
er zu ſeyn beabſichtige, und daß er es auch bleiben wolle,
nehmlich Katholik. Er gab nur eine weiter ausgeführte Erklaͤ⸗
rung alles deſſen, was er bereits erklaͤrt hatte, nehmlich „er
habe niemals behauptet, daß das Copernicaniſche Syſtem wahr
ſey, ſondern er habe nur daruͤber diſputiert.“
Die zweyte, nicht weniger wichtige Wahrheit iſt dieſe,
daß die Dialogen der Vorwand, nicht die Urſache ſeiner Leiden
waren. Die geheime Urſache war eine furchtbare Verlaͤum⸗
dung, die ihm luͤgneriſch aufgebürdet und für wahr gehalten
wurde. Daher alſo muß man nicht dem Copernicaniſchen Sy⸗
ſtem, ſondern der Hinterliſt ſeiner Feinde Alles beymeſſen, was
nun ferner geſchah.
Der Streit erhob ſich nicht zwiſchen dem Philoſophen
und der Kirche, welche das Copernicaniſche Syſtem nie⸗
mals verurtheilt hat (denn die Inquiſition iſt nicht die Kirche,
und die Inquiſitionsdecrete find nicht kirchliche Dogmen); ſon⸗
dern zwiſchen dem verlaͤumdeten Galileo und dem gewaltigen
Machthaber, den man glauben machte, er ſey beleidigt worden,
und fen das auf unwürdige und undankbare Weiſe (denn Ur⸗
ban VIII. hatte ihn mit Wohlthaten uͤberhaͤuft, und in feinen
Schriften gerühmt), er ſey es auf die empfindlichſte Weiſe, in⸗
dem et in den Dialogen unter der Perſon des Simplicio dar⸗
geſtellt und mit Verachtung und Hohn verſpottet werde.
Die Verlaͤumdungen, wenn auch noch fo ſiegreich wider⸗
legt, laſſen ſtaͤts die Narbe der Wunde zuruck: aber wenn fie
nicht anders widerlegt werden koͤnnen, als durch eine einfache,
und def halb um fo weniger geglaubte Ablaͤugnung; ſo erhalten
ſie die Wunde blutig und zuckend bis zum Tode.
Unter biefen Umſtaͤnden und bey den geſellſchaftlichen Zu—
528
ftänden der damaligen Zeit, begreift man, wie ein fo wuͤthen⸗
der Sturm gegen ihn losbrechen mußte. Alle Mittel wurden
hervorgeſucht, um ihn des Ungehorſams zu uͤberfuͤhren. Man
nahm die Dialogen zur Grundlage der Beſchuldigung. Man
durchſpaͤhte bis auf den Grund ſelbſt die innerſten Schlupf.
winkel ſeiner geheimen Abſichten; und in dieſem Kampfe fehlte
nur wenig, daß nicht der Blitz, der drohend über feinem Haupte
zuckte, herabfuhr, um die ehrwuͤrdige, ergraute Stirn zu zer⸗
ſchmettern.
A Es war doch dieſelbe Stirne, auf welche die ewige Weis⸗
heit ihre Hand gelegt und geſagt hatte: Gehe in die Welt
und lehre. en
Newton, Euler, Huygens, (um nicht von den Geringe⸗
ren zu ſprechen) bis auf La Place und unſern Lagrange, geben
ein glaͤnzendes Zeugniß davon, wie er gelehrt hatte. Kaum er⸗
rettet von der Muth eines ſolchen Gewitterſturmes, ohne
Stuͤtze, ohne Vertheidigung, ward ihm ewiges Stillſchweigen
auferlegt. Er ſchloß die Lippen und gehorchte. f
Nachdem ſeine Feinde das erlangt hatten, ſchien es, daß
jeder Ausbruch des Zornes aufhoͤren muͤßte. Solche Reſigna⸗
tion und ſolche Gutmuͤthigkeit, ſolche Selbſtverlaͤugnung und
ſolche Geduld mußten es vermoͤgen, jede Aufreizung zu ent⸗
waffnen und jeden Unwillen zu beſaͤnftigen. Aber dieſer er⸗
hitzte ſich noch mehr dey der Beſtrafung, und der Zorn ent⸗
waffnete ſich weder durch die Zeit, noch durch die Begebenhei⸗
ten. Bey der Beſtrafung der Vergehen, von denen er ſich
ſelbſt bewußt war, keines begangen zu haben, hoͤrte er, ohne es
ahnen zu koͤnnen, ſich zur Relegation und Verbannung verur⸗
theilen, deren Dauer zu feiner größeren Qual (denn es naͤhrte
die Hoffnung in ihm) der Gnade anheimgeſtellt wurde, waͤh⸗
rend ſie lebenslaͤnglich ſeyn ſollte.
Aber die Leiden großer Seelen dienen immer zum Er⸗
regungsmittel großer Tugenden, welche, wie das Gold im Feuer,
nur glaͤnzender und reiner werden. Sie begleiten ihr Leben zur
Belehrung der Nachwelt, ſie erleuchten ihr Grabmal als das
Sinnbild jenes Lichtes, das ſie ſelbſt in einer beſſern Welt
umſtrahlt. \
Ich will es, ohne Furcht, mich zu irren, ausſprechen:
Haͤtte dem großen Manne die letzte Prüfung gefehlt, ihm wäre
der glaͤnzendſte Theil ſeines unbefleckten Ruhmes entgangen.
Nachdem er den erſten Augenblick des erſtarrenden Er⸗
ſtaunens uͤberwunden, ſich den erſten Erguß des Schmerzes ge⸗
waͤhrt; ſo vergieng, bis zu dem Augenblicke, wo es dem Ewi⸗
gen geſiel, den hocherhabenen Geiſt wieder in die reinſte Him⸗
melsheimath zu erheben, kein Monat, kein Tag, keine Stunde,
in der ſich nicht der Kampf zwiſchen der Grauſamkeit und der
Dulderkraft, zwiſchen der Rachſucht und der Großmuth er⸗
neuerte. Man ıhörte nicht eine Klage von ihm, nicht einen
Wehruf, nicht einen Seufzer; und das muß um ſo bewun⸗
dernswerther erſcheinen, als der harten Maaßregeln immer neue
und unerwartete kamen.
Ihm wurde ſeine Villa zu Arcetti zum Verbannungs⸗
gefaͤngniſſe angewieſen. Bey der Abreiſe „zeigt man ihm an,
daß, wo er ſich aufhalten moͤge, er mit Niemanden ſprechen
buͤrfe.“
529
Nach einem Jahre fandte er eine Bittſchrift um Er⸗
leichterung ſeiner Strafe. Zur Strafe droht man ihm mit
einer Zuͤchtigung, wenn er es wagen werde, um die Exlaubniß
nachzuſuchen, ſein Gefaͤngniß verlaſſen zu duͤrfen.
Zur Erholung will er die Abhandlung uͤber die ſchwim⸗
menden Körper auf's Neue drucken laſſen. Man bedeutet ihm,
„daß ſeine vorhandenen und zukünftigen Schriften verboten
ſeyen.“
Auf das Zeugniß der Aerzte geſtattet man ihm, ſich nach
Florenz bringen und dort aͤrztlich behandeln zu laſſen. Aber
kaum iſt er hergeſtellt, als er ſich in ſeinen Verweiſungsort zu⸗
ruͤckbegeben muß. Er ruft die Barmherzigkeit an. Alle Ohr
ren ſind taub.
Was weiter? Wann er von der Laſt der Jahre nieder⸗
gedruckt um die Erlaubniß bitten wird, daß ihm Laſtelli, fein
geliebter Schuͤler, ſeine Gedanken mittheilen duͤrfe, wird man
es ihm nur „unter der Bedingung geſtatten, daß er einen Zeu⸗
gen zu ihren Unterredungen hinzunehme.“ Wann er fuͤhlen
wird, daß er dem Ende feiner Tage nahe ſey, und ſeinen letz
ten Willen wird dictiren wollen, wird man verſuchen, ihn daran
zu hindern! N
So viele Einſchraͤnkungen und Belaͤſtigungen, und in
den unbedeutendſten Dingen fo viele Widerwaͤrtigkeiten und
Schwierigkeiten vermochten es wohl, jede Dulderkraft zu ermüs
den und jede Entſchloſſenheit zu überwinden. Aber unerſchuͤt⸗
terlich bis zum letzten Augenblicke ertrug er dieſes lange und
ſiegreiche Maͤrtyrerthum der Philoſophie. g
Was aber unſere Achtung, Ehrfurcht und Verehrung fuͤr
den großen Mann noch erhoͤhen muß, iſt dieſes, daß wir ihn
ſeine Studien nicht unterbrechen ſehen; wenn wir wiſſen, daß
er unermuͤdlich ſeine Verſuche fortſetzte, und daß er mit jugend⸗
lichem Eifer zu jener bewundernswuͤrdigen Erfindung zuruͤck⸗
kehrte, die Laͤnge vermittelſt der Trabanten des Jupiters zu bes
ſtimmen. So bewährte er nach Sokrates und Boͤthius die
Wahrheit des alten Spruches: Es gibt kein uͤbermenſchlicheres
Schauſpiel, als eine große Seele im Kampfe mit dem Schick⸗
ſale. 0
Es ſchien, als habe er den Leidensbecher bis auf den
Grund geleert; aber für feine letzten Jahre blieb ihm noch das
Schwerſte übrig. Jene Augen, die fo oft die Natur befragt
hatten, und denen fie faſt immer der Wahrheit getreu geant⸗
wortet hatte, jene Augen verſchleiern ſich immer mehr und
mehr; und wie der Einklang einer Muſik, die ſich Schritt für
Schritt von dem Ohre entfernt, ſo verſchwindet der Anblick des
Weltalls ſeinen Augen auf immer. Aber vergeblich quaͤlen
ihn die heftigſten Gliederſchmerzen ſo, daß ſie ihm den Schlaf
rauben, umfonft brennen ihm die Augenlieder mit unerträglicher
Entzuͤndung. Mur deſto lebhafter blitzt und leuchtet das Licht
des Geiſtes, ſo daß er den Wenigen, denen es beſchieden war,
in ſeiner Naͤhe zu ſeyn, dicht vor dem Tode den beſten Theil
ſeines Weſens eroͤffnete.
Doch was habe ich geſagt? Ein eitles Wort, leer an
Sinn iſt der Tod fuͤr den, der ſolchen Ruhm zuruͤckgelaſſen.
Unausloͤſchlich wie ein Stern blieb feine ſchoͤne und große Seele
Iſis 1841. Heft 7.
530
8 in ſeinen Werken, und ſeine Zuͤge ſind in dieſem
ilde.
Jetzt alſo, Ihr Alle, eilet herbey, und Ihr zuerſt, die
Ihr ſeinen Nachlaß unter Euch getheilt. Warum zoͤgert Ihr
noch? Eilet herbey. Beruͤhret mit Andacht und Ehrfurcht
dieſen Marmor; vielleicht ſpringt ein Funke hervor, der neue
Flammen verbreitet uͤber ganz Italien; ſeiner Verherrlichung
iſt die Feyer dieſes ſchoͤnen Tages geheiligt.
Die Einweihung wurde geſchloſſen mit folgender Cantate,
ebenfalls gedichtet von Roſini. g
GALILEO
INNO N
POSTO IN MUSICA
DAL SIGNOR MAESTRO GUSTAVO[BOMANI
Alma grande, dovunque t'aggiri,
Se il desio de' tuoi fidi non erra
Deh! uno sguardo rivolgi alla terra,
Ove Laure spirasti del di;
Vedi come di zelo s'accende
Dorra ScuierA e di luce s’irraggia
Dall’ Isonzo alla Sicula spiaggia,
Che il tuo nome ripetere udl.
Gia d’Alcide all'invito correa _
Grecia intera agli Olimpiei ludi;
Nel tuo nome, a pid providi studi
Volge Italia sull'Arno il cammin.
Bella Italia! Signora del mondo,
Colla fronte gravata d'allori,
A piu dolci novelli sudori
La riserba felice destin.
E qui dove s’aprı la palestra
Della Pugna, che quando fervea,
Emuld per gran tempo l’Elea,
Or si schiude piü nobile agon.
Fian le gare, quant’erra nel cielo,
Quanto in terra si chiude, o verdeggia,
Quanto guizza, si move, od aleggia,
Ed i corpi che furo, e non son.
Alma cara, che certo n’ascolti,
Se, in compenso di tante tue pene,
Sciolte alſin le mortali catene,
Ed i lacci di barbara età;
Luminoso e tranquillo t'aggiri
Nel Pianeta che sesto si move,
Dove cure non giungono, e dove
Godi un bene, che tempo non ha;
34
531 j
Odi i canti di gioja e di festa;
E nel tempio, ch’a Pallade & sacro.
Vedi sorgere il gran Simulaero,
Dov appar tanta parte di Te.
Vedi !’IrarLo stuoLo, che accolto
Dove ridono giorni migliori,
I suoi novi operosi lavori
Incomincia devoto a’tuoi pie.
Bey dieſer Gelegenheit erſchien von Pr. O. D. Centofanti
Per Finaugurazione
della Statua di GALILEO nell’ Ateneo pisano ai Cultori
delle Scienze naturali congregati, i Lavoranti della tipo-
grafia galileiana.
Divo intelletto, al cui veder profondo
Poca la terra e non fu troppo il cielo,
Tu che l' Errore a saettar nel mondo“
Lucido avesti da Sapienza il telo:
Deh a noi-qui vieni: è questo il suol fecondo
Che nascendo ti accolse in mortal velo;
E sciuse or qui le celebrate soglie
Di Palla ha il tempio, e ognun che pensa accoglie.
E inauspicando ai Prenci itali il rito,
Primo Savanza, e a sè d’intorno adduce
Stuol d’operosi ingegni a far fiorito 9
L’altar di spoglie opime, il Tosco Duce. 5
Ma tu i regni a indagar dell’ infinito
Creasti il giorno, onde ogni mente ha luce:
Vieni, o divo, dal ciel’ sul patrio fiume
Aperto & il tempio, e vi sarai tu nume.
Questo che a tutti in vista oggi si espone
Di tua persona augusta & il simulacro.
Pisa di lui si piacque, e alla Ragione
E allo sperar dei generosi & sacro
Ne a si liete speranze or piu si oppone
Delle vecchie dottrine il furor macro;
Ch’oggi son armi di tua bella scuola,
Armi potenti, il Vero e la Parola.
Che risonando dei pensier piü arcani
Interprete fedele e messaggiera,
Modera le armonie fra i petti umani,
E illumina e combatte e vince e impera:
E a farsi eterna per le nostre mani
Stampar si lascia in rotti segni intera:
Onde sacra esser debbe; e alzar poteo
Nostr' arte oggi una voce a Galileo.
Außerdem erſchien zu dieſer Feyerlichkeit noch folgendes
Gedicht:
|
PER L'INAUGURAZIONE
5 DELLA
532
STATUA DEL GALILEO
STANZE
DEL D. TOMMASO PAOLI
u DI PISA
Dunque ed & vero che di triste gare
E spento fra le genti il genio insano ?
Deh non piü il monte, non divide il mare
L’Italo, il Franco, il Russo o l’Alemano?
Ch? d’Arno sulle sponde auguste e care
Oggi vegg'io, stringendosi la mano
In atto d’amistä concorde e bello,
L’Italo e lo Stranier dirsi fratello!
O sovra tutti avventuroso giorno
Che di gloria cotanta era tu segni,
Andrai pur sempre glorioso e adurno
De’ secoli varcando i negri segni!
Che di vil seme, indarno astuto, a scorno
L’Alto saver di sovrumani ingegni
Or de nel corso di tue rapid’ore
Cinge d'ineelissabile splendore! 5
E tu del più po&tico terreno
Della classica Grecia illustre figlia,
Ai canti sciogli e alla letizia il freno,
E le ghirlande e i bei panni ripiglia;
Or che prima su tutte accogli in seno
La grave ſilosoſica famiglia,
E all’ incremento degli arcani studi
Prima l’arringo e la palestra schiudi.
Tempo giä corse, che non molli o ignavi
Nelle tue mura, o Alfea crescesti i figli,
Che impazienti sull’ armate navi
Sfidar del mare impavidi i perigli:
E f'aquile fra l’armi onuste e gravi
‘Venian sull’ onde a insanguinar gli artigli,
Onde tu prima di città Latina
O mia patria dei mar fosti regina.
E tempo fu che formidata e altera
Delle tue rocche torreggianti in alto
Fu vista sventolar la tua bandiera
Quasi sfidando linimico assalto;
E a te dei petti i figli erser barriera
Assai piü ferma che di pietra o smalto;
Ed, alto esempio, in la comun sventura
Correan le donne all’ oppugnate mura
E fu etä, che d'Italia in ogni parte
II dolce suono d’ogni cetra tacque,
E di Fidia e d’Apel divina Parte
Nella notte barbarica si giacque;
E in te lo studio delle dotte carte,
In te di poësia genio rinacque;
In te sovente al paragon de’carmi
Sorgean tele spiranti e vivi marmi!
E fu quella stagion, che d’ogni intorno
Alle tue case alto splendor profuse. —
Ma nell’ eta, che nel tuo seno, al giorno
II divin Galileo gli occhi dischiuse;
E quando ardito, dignoranza a scorno
Tauta di veritä luce diffuse,
E allor che a Lui gli alti portenti offerse
E nudo il vasto sen natura aperse;
E quando dai tuoi seggi ad ogni terra
Moströ d’ogni sapere i fonti ignoti;
Tal fu gloria per te, che non s’atterra
Dal tenebror dei secoli rimoti !
E se quel eupo duol, che a te fe guerra,
Dura ancor tra’ magnanimi nipoti,
Quel dolor che tavvolse in negre vesti
Quando il Grande, vivente anco, perdesti;
Abbia o mia patria, oggi quel duolo un ſine;
E tutto lieto dall' algosa sponda
Sollevi Arno il glorioso erine
E lo ricinga di festiva fronda;
Oggi che luce, che non ha conſine,
Le vie, le piazze, i bei palagi inonda;
Oggi, che nel tuo tempio a virtü sacro
Di quel Grande sinalza il simulacro!
E in questo tempio si famoso, io veggio
D’ogni parte adunar la bella scuola,
Ch’egli un giorno formava dal tuo seggio,
Ei che su tutti, come aquila vola!
E’devota al divin formar corteggio
E ardimentosa schiuder la parola,
Ond’io correndo all’ alta imago appresso!
Salvete grido, o amiei al gran progresso!
E salve a Te, che di pietose leggi
Che ti dettaro di Sofia le carte,
La bella Etruria provvido correggi
Tal che fama t'innalza in ogni parte:
Salve a Te che magnanimo proteggi
Pari ai grandi Avi ogni scienza, ed arte;
Salve, che all’ util de’tuoi figli intento
Tanti sommi chiamavi al bel cimento!
Che se di frondi, che virtü nutrica,
Oggi ghirlanda intesse a te mia musa.
Cosi maligno non sarä, che dica
Che fu vili mensogne a vender usa:
Sempre eguale a se stessa, al vero amica
Inalza la virtude, il vizio accusa ;
D’oro scevra e dilitti, non riscuote
II grato suon d'adulatrici note.
Tal che sprezzando le calunnie e Lonte
Sopra la cetra le tue laudi intuona;
E ti circonda, scarsa inver, la fronte
D’allor, che si raccoglie in Elicona:
|
534
E mentre il gridö suo dal piano al monte
In note liberissime risuona,
Muse, che d’eternare avete il vanto .
Per Lui sposate all’arpe d’oro il canto.
Am dritten Tag endlich wurde die Verſammlung in
der Aula der Univerſitaͤt aufs Feyerlichſte eröffnet bey Anwe⸗
ſenheit der Regierungsbehoͤrden, der Geiſtlichkeit und des Mas
giſtrates, fo wie, man darf wohl fagen, aller angeſehenen Per⸗
fonen, welche nur irgend Platz hatten. Die ſchoͤne Welt hatte
ſich auf einer Parbuͤhne geſammelt, hinter den Sprechenden,
den Zuſchauern gegenuͤber. Die oͤffentliche Huldigung fuͤr die
Naturwiſſenſchaften zeigte ſich in ſolchem Glanze, ſolcher Größe
und ſolchem Eifer, daß alle Anweſenden aufs Innigſte geruͤhrt
waren. Viele hoͤrte man nachher ſagen: Adesso sentiamo
che siamo Italiani. Ja gewiß, Hetrurien iſt die Wurzel, das
Centrum oder das Herz von Italien.
Die folgende Rede des Praͤſidenten Gerbi war ſchmeichelhaft
allerdings fuͤr die Italiaͤner, aber voͤllig wahr: denn er hatte nicht
die Aufgabe, fuͤr andere Voͤlker zu reden; und daß in Italien
die Wiſſenſchaften erwachten, die erſten großen Entdeckungen in
der Phyſik gemacht wurden, auch ziemlich die erſten großen
Werke in der Botanik und Zoologie erfchienen find, iſt eine
uͤberall mit Dank erkannte Thatſache.
Der Praͤſident der Generalverſammlung erhob ſich, um
mit bewundernswuͤrdiger Einfachheit des Ausdruckes und Ge—
dankenganges eine Rede zu halten, welche ganz dazu geeignet
war, in den Gemuͤthern der Zuhoͤrer edle und erhabene Gefuͤh—
le zu erwecken. Denn er erinnerte daran und bewies mit ges
ſchichtlicher Wahrheit und mit inniger Liebe zum Vaterlande,
wie viel von den Italiaͤnern fuͤr das Gedeihen der Wiſſenſchaf⸗
ten geleiſtet worden. In Wahrheit! bey einer erſten Verſamm—
lung der italiaͤniſchen Naturforſcher ins Gedaͤchtniß zu rufen,
wie viel Glorreiches für uns in der Geſchichte der Naturwiſſen⸗
ſchaft enthalten iſt, war nicht allein ein Thema voll großen Ge⸗
nuſſes, ſondern auch voll hoher Zweckmaͤßigkeit. Ich kann es
nicht unterſcheiden, ob es ein für Ort und Gelegenheit ange—
meſſeneres gibt. Er begann mit Galileo, mit ihm, der die
Wiedergeburt der Philoſophie bewirkte, und in welchem, wie
ein beruͤhmter Geſchichtsſchreiber bemerkte, alles Edle, was die
menſchliche Natur jemals hervorbrachte, ſich zu einem Strah—
lenbilde vereinigte. Der Redner folgte dann der Reihenfolge
der Zeiten, und erwaͤhnte die beruͤhmten Soͤhne Italiens, die
ſich um die Wiſſenſchaften verdient gemacht haben. Er that
dieß auf ſo zweckmaͤßige und treffende Weiſe, daß ſich Jeder
uͤberzeugen mußte, obwohl unſer gluͤcklichſtes Zeitalter jetzt vor⸗
uͤber ſey, wir nichts deſtoweniger, da wir einſtmals Meiſter
waren, und da bey uns die Philoſophie ihre leuchtenden Strah⸗
len warf, als anderwaͤrts noch Finſterniß herrſchte, wir — ſage
ich mit gutem Rechte — unſer Vaterland fuͤr die Mutter der
heutigen Weisheit erachten dürfen. Zu erzählen, wie groß Ga⸗
lileo war, das waͤre nicht nur vergebliche Muͤhe, es waͤre auch
die ſchwerſte Beleidigung fuͤr die gelehrten Maͤnner geweſen,
an welche der Praͤſident feine Worte wandte. Denn Alle wifs
ſen es, daß er das unerreichbare Genie iſt, das ſich zuerſt der
Beobachtungen und Erfahrungen bediente, und die idealiſtiſchen
Syſteme verwerfend, den aͤcht wiſſenſchaftlichen Theorien das Le⸗
ben gab. Deßhalb zeigte der Redner nur, wie wir dem uns
535
meßlichen Fleiße, welchen dieſer große Mann den geometriſchen
Speculationen widmete, auch die angedeutete Wohlthat verdan⸗
kenn nehmlich die Wiederherſtellung der Philoſophie und jene
Freyheit des Gedankens, welche die Feſſeln der ſcholaſtiſchen
Syſteme zerbrach, und Italien einen Torricelli, einen Viviani,
einen Redi, einen Magalotti und viele Andere gab, welche von
Florenz aus das Licht durch ganz Europa verbreiteten. So
ließ der Präfident in Galileo den Meßkuͤnſtler der Sternbewe⸗
gung erblicken, den Entdecker der Jupiterstrabanten und der
Sonnenflecken, den Erfinder der hydroſtatiſchen Wage und des
Proportionalzirkels, kurz den Schoͤpfer ſo vieler bewunderns⸗
würdiger Hülfgmittel, mit denen er neue Wege für die Erfor⸗
ſchung des göttlihen Haushaltes im Weltall eröffnete, und fo
tief der Redner die Gemuͤther zu der Betrachtung von Werken,
welche wahrlich mehr göttlich als menſchlich für unſern Anblick
erſcheinen. Er wollte uns darauf beweiſen, wie ſehr es jener
uͤbermenſchliche Geiſt in ſeiner Gewalt hatte, die erhabenſten
Begriffe auf die practiſche Nutzanwendung zuruckzufuhren: ſo
gieng er zur theilweiſen Auseinanderſetzung feiner geiſtreichen
Entdeckungen uͤber, Thatſachen, durch welche ſein Name ewige
Dauer haben wird. So viel hatte der Redner uͤber Galileo
zu ſagen, zu dem Zwecke, den Vorwurf zu vernichten, den der
Geſchichtsſchreiber Englands (David Hume) den Italiaͤnern zu
machen wagte, und aus bem Grunde, weil nach dem Verlaufe
mehrerer Jahrhunderte dennoch die Lehren dieſes unübertroffes
nen Geiftes ſich jeden Tag immer] wahrer bewähren , und in
ganz anderer Weiſe, als diejenigen Des Cartes, Gaſſendi's und
Leibnitzen's.
Das war das Vorſpiel der Rede, in welcher dann der
hochgelehrte Praͤſident dazu uͤbergieng, das ganze Syſtem der
Naturphiloſophie zu entfalten, und geſchichtlich nachzuweiſen,
wie alle Theile derſelben mit dem größten Erfolge von den Sta=
liaͤnern gefördert und vervollkommnet wurden. Es waren aber
drey Theile, in welche er ſie fuͤr dasmal eintheilte; den einen
der mathematiſchen Wiſſenſchaften, den andern derjenigen Wiſ⸗
ſenſchaften, welche von der Erfahrung abhaͤngen, den dritten
derjenigen, welche ganz auf abſichtlichen Verſuchen beruhen. Die
mathematiſchen Wiſſenſchaften gehoͤren zu denen der Nature
kunde, weil fie fih von den aͤußeren Gegenſtaͤnden herſchreiben,
und nur von dieſen, nach der Anſicht der Mehrſten, ihre
Grundbegriffe der Zahl und der Ausdehnung hernehmen. Wahr
iſt es dagegen, daß, dieſe Begriffe ausgenommen, die Mathe⸗
matik eine reine Vernunftwiſſenſchaft iſt, und nichts anderes
als Speculation des Verſtandes.
Bey der Behandlung dieſer Wiſſenſchaften beruͤhrte der
Redner zuerſt die reine Mathematik, und untern den vielen
Geometern hob er mit Scharfſinn Cavalieri hervor, welchem
Europa die erſten Keime jener Entdeckung verdankt, welche nach
Alemberts Ausſpruch den hoͤchſten Grad der Vollkommenheit
bezeichnet, zu welchem der menſchliche Verſtand gelangen kann.
Leicht iſt es einem Jeden verftändlich, daß er mit dieſen Wor⸗
ten jene Entdeckung meynte, welche ſich Deutſchland und Eng⸗
land noch immer ſtreitig machen, und welche ihre Entwickelung
und wahre Verdeutlichung erſt von dem Italiaͤner Lagrange er⸗
warten mußte. Bey der Behandlung dieſes Gegenſtandes un—
terließ der Praͤſident es nicht, Maſcheroni, Riccati, Cagnoli zu
erwähnen, und Maria Gaetana Agneſi, welche mit ſolchem
Beyfall die Mathematik auf der Univerfität zu Bologna vor»
536
teug. Er vergaß nicht Lorgna, dem wir die Errichtung jener
berühmten Gelehrtengeſellſchaft verdanken, welche die Staliänis
ſche heißt; nicht Pietro Paoli, dem Ruhme der toſcaniſchen
Lehranſtalten; nicht Brunacci, Bordoni, Foffombroni, Giorgini,
Libri, Magiſtrini, Mainardi, Moſſotti, Piola, Plana, Rangoni,
Tramontini und viele andere hochgeprieſene Autoren tiefer ma⸗
thematiſcher Werke. .
Dieh über die reine Mathematik. Was die angewandte
anbetrifft, ſo war es noͤthig, die Principien, die Fundamental⸗
lehren und die nuͤtzlichen Erlaͤuterungen zu erwaͤhnen, welche
wir unſern Italiaͤnern verdanken. Indem er ſo die Mathe⸗
matik behandelte, erwaͤhnte er mit inniger Freude nach Galileo
deſſen Schuͤler, und das goldene Buch von der analytiſchen
Mechanik, und die Anwendungen, welche bereits Lagrange von
dem Princip der virtuellen Geſchwindigkeiten machte. In Ruͤck⸗
ſicht auf die Hydromechanik war es ihm genehm, unſere Auf⸗
merkſamkeit auf Galileo's Abhandlung über die Körper, welche
auf dem Waſſer ruhen und welche ſich in demſelben bewegen,
zu lenken, weil darinn die wahren und vollftändigen Principien
der Wiſſenſchaft von dem Gleichgewicht und der Bewegung der
Fluͤſſigkeiten enthalten find. Hierauf that er Caſtelli's ehren⸗
voll Erwähnung, und Torricelli's, Viviani's und anderer aus⸗
gezeichneter Männer, welche ihre Studien auf theoretiſch-practi⸗
ſche Hydraulik wandten. Er nannte Guglielmini, Manfredi,
Grandi, Poleni, Friſi, Perelli, Zendrini, Ximenes, und zu uns
ſeren Zeiten gelangt, unterließ er es nicht, Foffombroni, Paoli,
Lorgna, Mengotti zu nennen, und Bidone, Venturoli, Maſetti“
und San-Bertolo, welche alle die belobteſten Werke uͤber die
hydrauliſche Wiſſenſchaft ſchrieben. fi
Er begann darnach von der Aeuſtik zu ſprechen, und nach
Galileo, welcher auch hierinn der erſte war die Schwingungen
der Saiten wiſſenſchaftlich zu beſtimmen, erwähnte er die Aca⸗
demiker del Cimento wegen der Verſuche uͤber die Geſchwindig⸗
keit des Schalles, welche jene hochverdienten Maͤnner anſtellten,
und ſprach zunaͤchſt von Tartini, welcher Vieles dazu beytrug,
um ein mathematiſches Syſtem der Muſik zu bilden, von La⸗
grange und zuletzt von Riccati, welcher mit bewundernswer⸗
them Scharfſinne uͤber die Phaͤnomene des Schalles ſchrieb.
Nach Behandlung dieſer Zweige kam er zur Phyſik der
Himmelskoͤrper, und zu der Nachweiſung, daß diejenigen, welche
ihre Grundlage legten, entweder in Italien geboren wurden,
oder ſich in Italien ausbildeten. Hier mußte er von den Stu⸗
dien ſprechen, welche Copernicus hier einige Zeit hindurch mach⸗
te, und davon, daß nicht nur das dioptriſche Teleſcop, das uns
Galileo hinterlaſſen, eine italiaͤniſche Erfindung ſey, ſondern
auch das katadioptriſche, das Zucchi erdacht und conſtruirt hat;
wie Newton, um das allgemeine Geſetz der Gravitation zu bes
ſtimmen, ſich der Lehren Galileo's bedient habe; wie nachher,
in den uns naͤchſten Zeiten Caſſini, Piazzi, Driani, Carlini,
Plana, Santini, Inghirami in reichem Maafe dazu beygetra⸗
gen haben, um die Phyſik der Himmelskoͤrper und die Aſtro⸗
nomie zu dem hohen Grade von Vollendung zu erheben, auf
dem ſie ſich gegenwaͤrtig befindet.
Er gieng darauf zu den Experimentalwiſſenſchaften uͤber,
und ſprach von der Chemie, welche zuerſt von Sala von Vi⸗
cenza in philoſophiſcher Weiſe behandelt wurde, und durch die
Verſuche Redi's uͤber die Salze, und anderer Academiker del
537
Eimento dahin geführt wurde, die wiſſenſchaftliche Geſtalt zu
erlangen. Er verſaͤumte es nicht, Brugnatellis Lob zu ver⸗
kunden, ſowie Dandolo's, Gazzeri's, Taddei's, Branchi's, deren
Werke nicht nur zum Fortſchritte der Chemie, ſondern auch zu
ihrem leichteren und ſichreren Studium beygetragen haben.
Daſſelbe war der Fall mit der Experimentalphyſik. Sie
begann mit einigen Verſuchen Galileo's und ſchritt dann in kei⸗
nem geringen Maaße durch die Academiker del Cimento vor,
von denen man mit vollem Rechte ſagen kann, daß ſie die
Kunſt des Experimentierens erſchufen. Nachdem dieſe Kunſt
Aufnahme gefunden, und von den Auslaͤndern mit neuen Mit⸗
teln bereichert worden, bewirkte ſie bald in den Haͤnden Boyle's,
Guerickes und Mariotte's jene nutzreichen Werke, welche Jeder⸗
man kennt. Wir haben aber einen, der fie alle übertrifft,
Aleſſandro Volta. Wegen feiner electriſchen Apparate und
ſeines Electrometers, fo wie um feiner neuen Theorien
willen, darf er in Wahrheit der groͤßte Phyſiker unſerer Zeiten
genannt werden, welcher für Italien eine neue Periode der Php:
fie begruͤndete. Denn in der That erhob ſich ihm zur Seite
fein ſchaͤtzenswerther Erklaͤrer Configliachi, und erſchienen noch
zu immer größerer Bereicherung der Phyſik Marianini, Nobi⸗
li, Bellani, Belli, Melloni, jene Maͤnner, denen wir die Theo—
rie der ſtrahlenden Waͤrme und viele andere originelle Ent—
deckungen und die Erfindung bewundernswuͤrdiger Inſtrumente
verdanken.
Wenn wir von der Experimentalphyſik zu den Discipli⸗
nen uͤbergehen, welche ganz von der Beobachtung ausgehen,
und zu denjenigen, welche zugleich von Experimenten und von
Beobachtung abhaͤngen, ſo laͤßt ſich wieder leicht erkennen, wie
viel auch dieſe durch die Mitwirkung der Italiaͤner fortſchritten.
Der Redner erwaͤhnte der Wahrheit gemaͤß, wie die Botanik
durch die Italiaͤner gefördert worden; denn Italiaͤner waren
Dondi, Ermolao Barbaro, Mattioli, Ceſalpino, deren Principien
auch die Neuern angenommen und befolgt haben, oder ihre
Kriterien, wie ſie ſagen, zur Claſſification der Pflanzen. Die
Pflanzenbeſchreibung wurde durch Italiaͤner gefördert: denn Ita⸗
liner waren Micheli, Malpighi, Targioni; und Italiaͤner find
Gaetano Savi, Bertoloni, Moris, Tenore, Viſiani, Moretti.
Wenn die Phyſiologie der Pflanzen eine Zeit lang ohne gluͤck—
lichen Bearbeiter in Italien war; ſo kam doch zuletzt der Zeit⸗
punct, in welchem ein Italiaͤner, Giovanni Battiſta Amici,
mit bewundernswerthen Inſtrumenten und noch bewunderns—
wuͤrdigern Beobachtungen auch in dieſem Fache ſich zum Leh—
rer der Ausländer erhob.
Ein ähnliches Geſchick hatte auch bey uns die Agricul-
tur, welche in den neuern Zeiten den Weg nicht verließ, den
ihr der berühmte Creszencio vorgeſchrieben. Durch weiſe Maaß⸗
regeln der Regierung wurde ſie ermuthigt, durch die achtungs—
wertheſten Schriftſteller gefördert, Landeschi, Paoletti, Laſtri,
Dandolo, Re, Targioni, Acerbi, Lambruschini und viele An—
dere: auch von den Gelehrtenacademien ward ſie weiter gefoͤr—
dert, am meiſten von der landwirthſchaftlichen; ſie ward mit
nützlichen Verſuchen bereichert, unter denen die zahlreichen des
Marcheſe Ridolfi befonderer Erwähnung werth find, Aus die:
ſem Allem geht es klar hervor, daß bey den Italiaͤnern die
Liebe zur nothwendigſten aller Kuͤnſte nicht abgenommen hat.
Iſis 1841. Heft 7.
538
Nicht minder einleuchtend bewies der Redner, wie die
Italiaͤner ihren Geiſt auf die Naturgeſchichte in ihren verſchie⸗
denen Zweigen, auf die Anatomie und Phyſiologie des menſch—
lichen Körpers und auf die Medicin wandten, und fie ſaͤmmt⸗
lich mit gluͤcklichem Erfolge fortbildeten. Beruͤhmt ſind die
Namen Mattioli, Aldovrando, beruͤhmt die Academie de' Lincei,
beruͤhmt Redi, der durch den Reichthum ſeines Geiſtes und ſei—
ner Gelehrſamkeit und durch die Zweckmaͤßigkeit ſeiner Beobach—
tungen und die Schaͤrfe ſeiner Schlußkraft jeden ſeiner Zeitge—
noſſen übertraf. Ihnen gleich find Malpighi, Vallisnieri, Spal—
lanzani, welche ſo tiefe Forſchungen in der Zoologie anſtellten;
nicht geringen Ruf erwarben ſich Aldrovando, Fontana, Manetti,
Roſſi, Paolo Savi, der Prinz von Muſignano, Bonelli, Ran⸗
zani, Rusconi, Gens, welche einzelne Theile der Zoologie zum
Gegenſtande beſonderer Unterſuchungen machten und fie mit
neuen Thatſachen bereicherten und bedeutend foͤrderten. Wenn
wir von ihnen unſere Aufmerkſamkeit auf die Maͤnner wen⸗
den, die ſich mit Geologie befaßten, ſo werden wir ebenfalls
vielen Namen von bedeutendem Rufe begegnen.
Der Praͤſident bemerkte es beſonders, als er zur Beſtaͤ—
tigung feiner Behauptung Stenone erwähnte, daß er auch Fa—
broni zu den Unſerigen zaͤhle, Arduini, Targioni, welche zuerſt
das Beyſpiel nuͤtzlicher geologiſcher Beobachtungen gaben;
nicht weniger Breislack, Brocchi, Marſari, Sismonda, Paolo
Savi, Paſini und viele Andre, welche dieſe erhabenen Studien
mit ſolchem Gluͤcke betrieben. Maͤnner von gleichem Rufe,
wie die ſchon Genannten waren auch diejenigen, welche der
Redner aufzaͤhlte, als er von der Anatomie und Phyſiologie
des menſchlichen Koͤrpers zu ſprechen begann. In der That,
bey den Gelehrten gelten fuͤr Maͤnner des erſten Ranges Achil⸗
lini, Euſtachio, Mondino, Aſelli, Borelli, Mercuriale, Bellini;
wie auch, um in die neueren Zeiten zu treten, Mascagni, os
lando, Scarpa, Panizza, welche die anatomiſchen Forſchungen
bis zu einer Erſtaunen erregenden Vollkommenheit brachten.
Auch fie waren berühmt und wuͤrdig, an Ramazzini's und
Morgagni's Seite geſtellt zu werden, die ihr hoͤchſtes Studium
der pathologiſchen Anatomie widmeten, und eben ſo wohl denen
zur Seite zu ſtehen, die ſich ebenfalls entſchloſſen, der Menſchheit
Huͤlfe zu leiſten, indem ſie das Studium der Chirurgie betrieben.
Unter den Schriftſtellern der Medicin erwähnte er lobend Res
di, Baglivi, Cocchi, Borſieri, Raſori, Borda, Tommaſini, Bus
falini, Barzelotti, Puccinotti, durch welche Alle die medieiniſchen
Wiſſenſchaften zur hoͤchſten Ausbildung gelangten. Mit rich
tigem Gefühle nannte er auch Fabrizio d'Acquapendente, Als
fonſo Ferri, Berengario da Carpi, Bertrandi, Paletta, ſaͤmmt⸗
lich beruͤhmt in der chirurgiſchen Kunſt, und ſpaͤter noch eins
geholt von Nannoni, Scarpa, Vacca, Regnoli, Maͤnner, wel—
che den Gipfel ihrer Kunſt erreichten.
Darauf wurden Zuſchriften verleſen, theils von beruͤhm—
ten Männern, vorzüglich aber von den in Italien fo zahlrei—
chen gelehrten Geſellſchaften, welche faſt ſaͤmmtlich einen Abs
geordneten ſchickten, wie es zum Theil auch in Deutfchland ge:
ſchieht. Solche Abgeordnete waren da von dem Collegio me-
dico zu Florenz; vom Lehrerperſonal des Krankenhauſes da—
ſelbſt; von der Societä medico-fisiea ebenda; von der Uni:
verſität Siena und von der Accademia sanese de’ Fisio-
critici; vom Ateneo italiano; von der Accademia aretina;
34 *
539
von der Valdarnese; der Euteleti di Samminiato; ber Pisto
jese; der Labronica; der Volterrana; vom Collegio medi-
co di Siena; vom Ateneo di Brescia, von der joniſchen Unis
verſitaͤt zu Corfu und von der helleniſchen zu Athen.
Man beſchloß ſodann eine Dankſagung an den Groß—
herzog, welcher am Eten ſelbſt nach Piſa kam und die Depu⸗
tation empfieng. Sie beſtand aus den Stiftern der Geſellſchaft
und den Praͤſidenten, und wurde an die Tafel gezogen.
Auch der Buͤrgerſchaft wurde ein Dank beſchloſſen fuͤr
das Bild von Galilei und die Beſchreibung der Stadt.
Endlich ſchlug der Prinz von Muſignano, Carl Bona⸗
parte, vor, die naͤchſte Verſammlung in Turin und die fol=
gende in Florenz zu halten, was mit Beyfallklatſchen gebilligt
wurde.
Von nun fiengen die einzelnen Fachſitzungen an, die mit
einem fo großen Eifer betrieben wurden, als wenn die Gelehr⸗
ten deßhalb waͤren zuſammengerufen worden. Die Idee, daß
die Verſammlungen die Stelle einer Ferien- und Erholungs»
reiſe vertreten, wie bey uns, liegt den italiaͤniſchen Verſamm⸗
lungen eben ſo wenig zu Grunde, als den engliſchen. Jeder
glaubt, etwas mitbringen und vortragen zu muͤſſen; man hat
auch electriſche und anatomiſche Verſuche angeſtellt, und uͤber
die Mittel berathſchlagt, wie die Fresco-Gemaͤlde in Campo
ſanto vor Verderbniß erhalten werden koͤnnten. Es geſchah
alſo hier abſichtlich, was bey uns zufaͤllig geſchieht. Ueberhaupt
war in dieſer Verſammlung ein ſchoͤnes und reges Leben, eine
feine und freundliche Begegnung und eine gebildete, kenntniß⸗
reiche Unterhaltung. Alle haben ſich gefreut, da zu ſeyn, man
koͤnnte ſagen, an dieſem Orte Italiaͤner zu ſehen. Nebenbey
wird der Zweck, ſich kennen zu lernen, ebenfalls erreicht. Er
iſt in Italien um ſo nothwendiger und vortheilhafter, als die
italiänifchen Gelehrten wenig reiſen, ſich daher ſelten ſehen, und
der literariſche Verkehr uͤberhaupt noch nicht ſo im Gange iſt,
wie bey uns. Man aß mit einander gemeinſchaftlich in einem
großen Gebaͤude, dem ehemaligen Kloſter und Seminar Santa
Caterma, welches der Biſchoff hat einraͤumen laſſen. Man
ließ eigens einen Koch ſammt Geſchirr von Florenz kommen,
der die Tafel für je 5 Paoli (½ Laubthlr.) beforgte, wozu der
Großherzog aber noch ein Betraͤchtliches beygeſteuert hatte;
man ſagt, taͤglich 500 Lire. Dahin gieng man uͤber einen
großen Baumplatz, auf deſſen Mitte die coloſſale Bildſaͤule in
Marmor vom Großherzog Leopold I., nachher Kaiſer, erſt vor
wenig Jahren errichtet, ſtand, gearbeitet von Pampaloni zu
Florenz, mit der Innſchrift: Leopold I. 40 Jahr nach ſeinem
Tod; wahrſcheinlich um anzudeuten, daß keine Art von Schmei⸗
cheley im Spiele iſt. Um etwaigen Zudrang abzuhalten, ſtand
eine Wache von mehreren Mann vor dem Eingang. Das Ef:
fen begann erſt um ½3 Uhr, und es nahmen am erſten Tage
wohl an 400 Perſonen Theil. Man ſaß ohne alle Ruͤckſicht
auf Rang, war laut und froͤhlich und brachte mehrere Gefunds
heiten aus, wie man wohl denken kann, auf den Großherzog,
Behörden uſw. Auch die Frauenzimmer der Fremden waren
an der Tafel. Nach Tiſche flieg man herunter in das Refec⸗
torium, um Caffee zu trinken. Die Verſammlung wurde mit
folgendem Gedichte begruͤßt.
540
AL DOT TI ITALIANI E STRANIERI
RlIUNITI IN PISA
Nel mese d'Ottobre 1839.
CANZONE
Pria che la mesta romba
Dell’ addio nunciatrice si diſſonda
E sovra I’ Arno crei squallor di tomba, —
Alemani, Britanni, e Franchi, e Voi
Sovra il cui volto bacia il mio pensiero
Transparente I’ italico lignaggio,
E quanti illustri Eroi
Traeste a questa sponda
Recando di scienza etereo raggio,
Date udienza al canto
Che a Voi soli consacro, e solo al vero,
E di gioja confondo a largo pianto.
Esecrato desio
D’ unica gloria, esecrato livore
Sinor eon monti e mari ci partio
Piü aspri assai di quelli onde le guerre
Degli elementi, o la mano possente
Di Dio divise nostri regni e imperi —
Italia all’ altre terre
Con accento d’ amore
Gridava invan == congiunte, de’ misteri
Del creato squareiamo il denso velo —
Ahi sdegnossi quel grido qual di gente
Cui solo avanza la memoria e il cielo.
Sdegnossi — e Veritade
Che delle menti insiem unite al lume
Onniveggente, in la sua nuditade
Sublime, tutta avria raggiato innante,
In piü cupe tenebre si nascose —
Cosi la luce ad irradiare i mondi
Non sorse ſolgorante
Sulle gemmate piume
Del Caosse da’ Baratri profondi,
Finchè dal grembo eterno non useia
A porre in pace |’ universe cose
Prima figlia del Nume, l’Armonia-
Ma poich’ alfın s’intese
Come giü dalla destra ereatrice
Non il Franco, non V’Italo, non scese
II Britanno, ma l’Uomo; e poichè sacro
Amor qui d’ogni parte ci raccolse
Giuriam S nel Vero uno di tutti il fato,
Giuriam sul simulacro 2
Di Galileo — felice
Ara d a tutti quel marmo; chö se sciolse
I lumi al giorno in questo suol giocondo
Quel magnanimo solo, nel passato,
Egli non © d/Italia, ma del mondo.
541
Pe'l mondo questa mole .
Terraquea scosse dall’ inerzia, e in giro
Diurno volse attorno attorno al sole
Degli astri tutti animatore immoto —
Pe'l mondo in seno alla natura lesse
Gli arcani di quaggiü — sull' ali accense
Per un sentiero ignoto
Mosse poscia all' Empiro,
E di tutto spiö l’alto governo,
D' immenso Genio colle braccia immense
Terra e cielo congiunse in nodo eterno.
Giuriamo — e Tu sublime
Alma che certo oggi alle dolei sponde
Scendesti ove t’ arriser l' aure prime,
Odi ed accogli il nostro voto ardente —
L' accogli — Oh no l vedete? ecco attraverso
Alla caligin del torbido giorno
Inatteso torrente
Di luce si diffonde
E veste il simulacro attorno attorno,..
Oh gioja! il giuro torna benedetto —
Sara sarà ben tosto l' universo,
Universo d'amore e dintelletto.
Auch des Abends kam man zufammen: da man aber
dazu 3, zum Theil von einander entfernte Haͤuſer beſtimmt
hatte, nehmlich das Speiſehaus, das bürgerliche Caſino (Stanze
civiche) und die Bibliothek; fo wurde die Geſellſchaft ziemlich
zerſtreut. In Deutſchland würde man wohl am erſteren Orte
zuſammengekommen ſeyn; da aber die Italiaͤner des Abends
weder etwas eſſen, noch trinken, fo blieb jenes, auch wegen ſei⸗
ner Entfernung verlaſſen, und es kam ein Theil ins buͤrger—
liche Caſino, der andere in die Bibliothek, wo viele neue
Kupferwerke aufgelegt waren.
Anfangs ſchaͤmten wir Deutſchen uns, in den Stanze
eiviche nichts zu nehmen. Wir ließen uns daher Caffee ges
ben. Als wir aber ſahen, daß die Italiaͤner den ganzen Abend
gar nichts zu ſich nahmen, ſondern nur von einem Tiſch zum
andern giengen oder ein gemeinſchaftliches Lotto, welches ſie
Tombola nennen, ſpielten, oder endlich dem Tanze im Neben⸗
zimmer zuſahen; fo ſchaͤmten wir uns zuletzt, etwas zu neh⸗
men.
Die Vorſtaͤnde der Stanze eiviche waren ungemein auf?
merkſam, und trafen bald dieſe, bald jene Vorkehrung zur Un?
terhaltung der Fremden, ohne daß es in die Augen fiel. Mehr⸗
mals ließen ſie Muſikanten kommen, damit die fremden Frauen⸗
zimmer tanzen konnten. Hinter dem Hauſe, aber einen Stock
hoch, war ein Gaͤrtlein mit Zierſtraͤuchern und Baͤumen in
Kuͤbeln. Das wurde an warmen Tagen mit farbigen Glaͤſern
beleuchtet, und einmal wurde unerwartet ein kleines Concert ges
geben. Manche giengen ins Theater, wo die Geſellſchaft Als
fieri's ſpielte, manche wurden auch in Privathaͤuſer eingeladen,
namentlich von der liebenswuͤrdigen Familie von Lelio Fran⸗
ceschi, eines der erſten Haͤuſer Piſa's.
An Spaziergänge des Nachmittags wurde gar nicht ge⸗
dacht. Bekanntlich gibt es in Italien um die Staͤdte keine oͤf⸗
— —
—
542
fentlichen Gaͤrten oder andere Vergnuͤgungsorte, wovon wir bey
uns einen Ueberfluß haben. Wer es hat, geht des Sommers
auf fein Landhaus; wet es kann, miethet ſich auf einem ſol—
chen ein, und die uͤbrige Welt geht des Abends in ein Caffee—
haus oder ins Theater. Rings um Piſa herum und ſelbſt um
Florenz iſt kein Plaͤtzlein, wo man ſich niederlaſſen und etwas
genießen koͤnnte: dennoch ſteht auf jedem Huͤgel ein Haus, auf
das man bey uns ohne weiteres zugehen koͤnnte, ſicher daſelbſt
einen Trunk zu bekommen. In Italien aber findet man die
Thuͤre verſchloſſen. Daran mag wohl die große Hitze Schuld
ſeyn, daß man gegen Abend nicht ausſchwaͤrmt, wie bey uns.
Im Caſino lagen einige Zeitungen auf, aber kaum des
Nennens werth, und gar keine Zeitſchriften. Ueberhaupt iſt
das Zeitungs- und Zeitſchriftweſen, womit eben der lebhafteſte
literariſche Verkehr im uͤbrigen Europa gefuͤhrt wird, in Italien
im klaͤglichſten Zuſtande, und daher kann man es den italiaͤni—
ſchen Gelehrten nicht uͤbel nehmen, wenn ſie erſt ſpaͤt erfahren,
was uͤber den Bergen vorgeht; ſie ſind vielmehr zu bedauern,
daß ſie eines Mittels beraubt ſind, wodurch ſie zu neuen Ar—
beiten aufgemuntert und dadurch in die Bahn gefuͤhrt wuͤrden,
der Schaar von Entdeckern vorzulaufen.
Gedichte dagegen regnete es auf die Verſammlung, mehr
und minder gute. Ich theile einige davon mit, wobey man es
mir nicht uͤbel nehmen wird, wenn ich etwa die Auswahl nicht
gehoͤrig getroffen habe.
Am Aten October des Abends kam der Großherzog an,
und beſuchte am Sten die Fachſitzung.
Am 6ten war Sonntag und man machte deßhalb Aus⸗
fluͤge in die Gegend, jeder nach Belieben. Des Abends wurde
im buͤrgerlichen Caſino Tombola geſpielt, worauf unerwartet ein
kleiner Ball folgte. 1
Am 7ten waren Fachſitzungen.
Am Sten October fand
die zweyte allgemeine Sitzung
um 11 Uhr ſtatt.
Vortraͤge hielten:
R. Lambruschini uͤber die Agricultur, vorzüglich über
das Geſchaͤft des Bodens, um die Nahrungsfäfte für die Pflan⸗
zen zuzubereiten und zum Einſaugen tauglich zu machen. Der
Boden ſoll die aus dem Miſte gezogenen Nahrungsfäfte nicht
bloß aufbewahren, ſondern auch vervollkommnen. Dazu gab
er die Zubereitung des Miſtes an, die Zeit, ihn anzuwenden,
und die gehoͤrige Bearbeitung, damit der Boden ſchwammig
wird.
7
Dann ſprach der Prinz Carl Bonaparte uͤber die
Zitterrochen, die Verſuche von Nobili und ſeine eigenen.
Man hat ſpaͤter ſich Zitterrochen zu verſchaffen gewußt und
Verſuche an ihnen angeſtellt.
Prof. Sof. Belli von Mayland: über die Entſtehung
des Hagels; er ſchildert den Zuſtand der Luft vor einem Ha⸗
gelwetter und berechnete die Entfernung des Wegs, welcher zu
Erlangung einer gewiſſen Groͤße der Schloßen erforderlich iſt.
Prof. Domnandos von Athen: über feine geologis
ſchen Unterſuchungen auf der Inſel Santorini; iſt ein Erhe⸗
543
bungscrater nach der Theorie v. Buch. Am Schluſſe ſetzt er
rührend hinzu: Wie die alten Griechen an der Spitze der ges
bildeten Voͤlker ſtanden, und wie ſie nun als die neuern nach
ſo vielem und langem Ungluͤck gezwungen ſeyen, die Wiſſen⸗
ſchaften wieder bey uns zuruͤckzuholen.
Prof. Tommaſini: uͤber den Einfluß der Gewohnheit
in der thieriſchen Oeconomie, ſowohl im geſunden als kranken
Zuſtande. Gegen phyſiſche Eindruͤcke werde man endlich abges
ſtumpft, ſeyen ſie an- oder unangenehm; die Gewohnheit aber
geiſtiger Eindruͤcke, wie der Umgang mit einem Freunde, die
Wirkung einer Melodie, wuͤrde taͤglich lebhafter. Jenes be⸗
ruht darauf, daß die Empfindungen direct ſind, dieſes, weil die
Reflexion hinzutritt.
Carlo Gemmellaro, Prof. der Mineralogie zu Ca⸗
tania, freut ſich in einer gedruckten Zuſchrift, daß ſich die Na—
turforſcher nun auch in Italien verſammeln, in dem Lande,
von welchem fruͤher alle Naturforſchung ausgegangen iſt. Er
bittet die Gelehrten, dieſe Gelegenheit zu benutzen, um die in
den Naturwiſſenſchaften eingeriſſenen Mißbraͤuche wo moͤglich
abzuſchaffen, vorzüglich die babyloniſche Verwirrung in der Ter⸗
minologie. Jeder bilde ſich ein, er muͤſſe das Alte umwerfen,
und nicht bloß neue Eintheilungen, ſondern auch neue Namen
in das Syſtem einfuͤhren, wodurch es ſo weit kam, daß man
alles zehnmal neu lernen muͤſſe, und die Juͤnger die Meiſter
nicht mehr verſtaͤnden. In der Mineralogie ſey dieſe Wuth
der Fabrication von neuen und finnlofen Namen auf eine- ges
faͤhrliche Art eingeriſſen; fo habe man jovianiſche, ſaturnianiſche,
typhonianiſche Perioden bekommen; abyſſiſche, izemianiſche, emys
liſianiſche Terrains c. In der Botanik ſey es noch Ärger;
jede Pflanze werde bald 1000 Namen haben. In der Zoolo—
gie, beſonders bey den Kerfen waͤre gar nicht mehr durchzukom—
men. Man mache die unbedeutendſten Varietaͤten zu Gattun—
gen und dieſe zu Familien mit Namen aus allen Sprachen,
griechiſch, lateiniſch und franzoͤſiſch durcheinander, wie Pachy-
dermes, Digitigrades, Marsupiaux, Carnassiers; Solipèdes,
Syndacty les, Plongeurs, Totipalmes, Colombella, Conques.
Dieſem Muthwillen koͤnnten die Verſammlungen der Natur—
forſcher ſteuern. Der Staat der Wiſſenſchaften habe zwar eine
republicaniſche Form; allein die Republiken ſeyen doch nicht
ohne Geſetze und Magiſtrate. Die Verſammlungen der Na—
turforfcher müßten als Tribunale betrachtet werden. Sie ſoll—
ten auf Gleichfoͤrmigkeit und Einheit der Sprache dringen und
die lateiniſche zum Grunde legen; die claſſiſchen Syſteme ſanctio—
nieren fuͤr ſo lang, als die Verſammlungen etwas anderes be—
ſtimmten; alle neuen Entdeckungen und beſonders die Nomen:
clatur ſollten ihnen vorher mitgetheilt werden, damit ſie das
Ueberflüffige beſchneiden koͤnnten. Dann würden alle Natur:
forſcher nur eine Sprache reden und ſich wechſelſeitig verſtehen:
Englaͤnder, Daͤnen, Ruſſen, Deutſche, Franzoſen, Spanier und
Italiaͤner.
Abends war Tanz in den Stanze civiche.
Am gten Fachſitzungen; am 10ten war große sGaſtmahl
im großherzoglichen Pallaſt unter dem Vorſitz des Gouverneurs,
wobey mehr als 400 Perſonen gegenwaͤrtig waren, auch die
Frauenzimmer; die Muſik der Stadt ſpielte im Nebenzimmer,
und es wurden unter allgemeiner Heiterkeit viele Geſundheiten
ausgebracht, worunter folgende von CE. Maſi aus Perugia,
run
544
Secretar des Prinzen von Muſignano, verdient, mitgetheilt zu
werden. i ?
Toast estemporaneo
Al Granduca Leopoldo Il.
Da Scilla al giogo alpino
Va di Leopoldo il grido,
Dall’ indo al mauro lido
Se ne ripete il suon.
Non compra o serva fama € *
Ne scrive in marmo il nome, £
Alle sudate chiome
Edüca eterno allor.
Non stringe Ei scettro ferreo
Sul popolo suggetto,
Ma impera in ogni petto
Con caritade e amor.
D’ogni scienza ed arte
Sparge feconda il seme, _
E amato in tron non teme
Che si discopra il ver;
Onde fra noi s’innalzi
A Lui di plauso un grido,
Dall’ indo al mauro lido
Se ne ripeta il suon.
Am A1ten kommt der Großherzog wieder an. Fach⸗
ſiungen, fo wie am 12ten, welchen der Großherzog wieder
beywohnte.
- Am Sonntag, den 13ten, ſtellten die Schiffer auf Ver⸗
anſtaltung einer beſonderen Geſellſchaft, zum Vergnuͤgen der
Naturforſcher ein großes Wettſchiffen auf dem Arno an, mit»
ten in der Stadt, welches Palio delle Barche heißt. Es
ſtroͤmte eine große Menge Volk zuſammen, ſelbſt von den Doͤr⸗
fern. Fuͤr die Naturforſcher war ein großes Geruͤſt aufgerich⸗
tetz unten im Arno vor dem großherzoglichen Pallaſt ſtand ein
Schiff mit einem hohen Maſt und einer Fahne, welche herun—
ter zu holen war. Von da aus fuhren mehrere verzierte Schiffe
mit kraͤftigen Ruderern in verſchieden gefaͤrbten Kleidern um
die Wette den Fluß hinauf bis zur mittleren Bruͤcke, kehrten
ſodann um und vom vorderſten Schiff ſprang der erſte heraus,
um die Fahne herunter zu holen. Man kann den Jubel nicht
beſchreiben, der dabey allgemein erſchallte. Als er ans Land
gekommen war, hoben ihn die von ſeiner Partey wiederholt in
die Hoͤhe und jauchzten, waͤhrend ſie ſich uͤber die andern, wel—
che verloren hatten, luſtig machten, aber alles in Frieden und
Froͤhlichkeit. Sie giengen ſodann zu ihrem Gelage.
Am 14ten waren Fachſitzungen, welchen der Großherzog
wieder beywohnte. Des Abends war ein Theil der Geſellſchaft
eingeladen zu Herrn von Lelio Franceschi zu einer Geſellſchaft
und einem kleinen Ball, wo alles ſehr freundlich und geſchmack⸗
voll war. -
545
Die dritte und letzte allgemeine Verſammlung
war erſt am 15ten October und vom Großherzog mit feiner
Gegenwart beehrt. Er wurde, wie man wohl denken kann, mit
herzlichem Applauſe begruͤßt.
In dieſer Verſammlung wurden die Protocolle von den
Verhandlungen der allgemeinen und der einzelnen Sitzungen
vorgeleſen. Sie wurden, wie man wohl denken kann, ſorg⸗
fältig ausgearbeitet, und forderten daher fo viel Mühe und
Zeit, daß die Secretäre, welche leider um der Ehre willen
fämmtlich von entfernten Orten gewählt waren, von Piſa im
eigentlichſten Sinne nichts ſehen konnten. Mehrere ſeyen fort:
gegangen, ohne auf dem ſchiefen Thurm, ohne im Dom und
Campo fanto geweſen zu ſeyn.
Die allgemeinen Verhandlungen erzählte der Secretaͤr
Profeſſor Corridi, die zoologiſchen Profeſſor Gene, die agro⸗
nomiſchen Dr. Gera, die phyſiſchen Profeſſor Amici, die mi⸗
neralogiſchen L. Paſini, die botaniſchen Dr. Biaſoletto
und Narducci, die mediciniſchen Profeſſor Puccinotti.
Wir kommen nun zu den Verhandlungen der einzelnen
Faͤcher.
A. Phyſik, Chemie und Mathematik.
(Im Cabinet der Chemie, von 10 bis 12 Uhr.)
Vorſtand: Prof. Con figliachi.
Secrataͤre: Prof. Pacinotti nnd Prof. V. Amici.
1. Sitzung
am 4ten October.
Der Vorſtand eroͤffnete ſie mit einer kurzen Anrede über
den Zweck der Verſammlung, erſuchte die Mitglieder, ihre Vor⸗
traͤge uſw. anzuzeigen uſw.
1. J. Brandt fest feine Unterrichts-Methode in der
Chemie an der Univerſitaͤt zu Piſa auseinander. Es gab
mit Orioli einen Streit, ob man Hppothefen vor den Stu:
denten vortragen ſoll oder nicht.
2. Conte de Paoli, uͤber die catalytiſche Wirkung der
Körper; fen keine Kraft sui generis, ſondern vorzüglich der
electriſchen verwandt, was jedoch nicht immer leicht nachzuwei⸗
ſen ſey, wie beym Keimen, Gaͤhren, bey den Secretionen der
Pflanzen und Thiere; auch beym Platinſchwamm ſey die cataly⸗
tiſche Thaͤtigkeit vorhanden. 65
A. Bellani, Canonicus von Monza, ſagt, er ſey der
erſte geweſen, welcher die Entzuͤndung des Waſſerſtoffgaſes am
Platinſchwamm erklaͤrt habe [Die bekannte Entdeckung von
Doͤbereiner!]. i
Configliachi ſagt, die Zeichen von Electricitaͤt, welche
dieſe Erſcheinung begleiten, ſeyen zuerſt von der phyſicaliſchen
Schule zu Pavia hervorgehoben worden.
3. A. Bellani, über die Verruͤckung des Gefrierpunc⸗
tes in den Thermometern. Er ſucht die Einwendungen von
Berzelius und andern gegen feine Erklärung zu widerlegen,
daß die Erſcheinung nehmlich von der allmaͤhlichen Verengerung
der BarometersKugel herkomme. Er läßt die von ihm verfer⸗
tigten Thermometer ein Jahr lang ſtehen, ehe er die Scala
Iſis 1841. Heft 7.
546
daran macht. Einige brachten auch die Luft, wovon ſich mit
der Zeit etwas aus dem Queckſilber entwickelt, in Anſchlag.
2. Sitzung
am 5ten October.
Das vorige Prototoll wurde geleſen.
Bemerkungen über den gegenwärtigen Zuſtand der Che⸗
mie von Prof. J. Colizzi.
Ueber eine beſſere Auspreſſung des Baumoͤls von Prof.
Dr. de Vecchi. *
Der Prinz Ludwig Bonaparte [jüngerer Bruder von
Carl] traͤgt eine neue Nomenclatur fuͤr die Chemie vor, worinn
man ſogleich das Atomen-⸗Verhaͤltniß erkennen kann.
Es iſt eine ſehr weitlaͤufige Arbeit uͤber die große Reihe
der chemiſchen Producte.
Prof. Franz Zantedeschi: über die Grundgeſetze des
Electro⸗Magnetismus. Er hat bey feinen Verſuchen gefunden,
daß am Verbindungsdraht ein electriſcher Strom von 8 Kraͤf—
ten ſich zeige, waͤhrend Faraday Mur zwey attractive und
zwey repulſive Kraͤfte annahm. — Dieſer Vortrag, den wir
nicht weiter mittheilen koͤnnen, hat lange Streitigkeiten verur⸗
170 8 wovon ſelbſt in den andern Fachabtheilungen geſprochen
wurde.
3. Sitzung
am 7ten October.
Wurde vom Großherzog beehrt.
Der Vorſtand ſagt in einer kurzen Einleitung: Man ſoll
dieſe Verſammlung nicht als eine Academie betrachten, keine zu
langen Vortraͤge halten, keine uͤber Gegenſtaͤnde, welche den
meiſten ſchon bekannt ſind, und auch keine Verantwortlichkeit
hinſichtlich vorgelegter Werke uͤbernehmen. In Folge dieſes
Vorſchlags hat man einem Herrn Muzio Muzzi, welcher
von der Verſammlung ein geheimes Zimmer verlangt hat, um
die Einrichtungen zu einer Aeronautik zu machen, geantwortet,
daß er dieſe Verſuche in ſeinem Hauſe machen und dazu ein⸗
laden moͤge. .
Ludwig Bonaparte beendigt feinen Vortrag über die
neue chemiſche Nomenclatur. Es wurde vieles Uber dieſe Sache
hin und her geredet. Wir koͤnnen die Idee nicht angeben, weil
davon nichts im amtlichen Berichte ſteht. 5
Prof. Pacinotti kommt wieder auf Zantedeschis
electro⸗magnetiſche Erſcheinungen zuruͤck. Da fie doch Neues
enthielten; ſo ſollte man mehr darauf eingehen. Man bat den
Profeſſor Zantedeschi, feine Verſuche am gten im phyſicali—
ſchen Cabinett vor einem Profeſſor der Phyſik zu wiederholen.
Prof. Lavini: uͤber Korn und einige Stuͤckchen Brod
aus einer aͤgyptiſchen Urne, welche er vorzeigt. Einige Koͤrner
waren ſchwarz, andere angefreſſen, andere ganz leer. Darunter
waren einige Haberkoͤrner und Spreu. Die Huͤhner fraßen ſie
nicht wegen des ſchlechten Geruchs. Sie keimten nicht; ge⸗
35
547
mahlen gaben fie ein Mehl, von dem ſich die Kleien nicht
trennen ließen. Die Verkohlung kam wohl bloß von der Feuch⸗
tigkeit her. Der Kleber laͤßt ſich vom Mehl nicht trennen;
der Weingeiſt zieht etwas bittres Harz aus; die Staͤrke loͤſt
ſich in Waſſer in allen Verhaͤltniſſen auf. Das Brod hatte
ge Dörrung erlitten; denn es zeigte die Beſtandtheile des
ehls.
Targioni ſagt: Korn aus einem Grabe bey Certaldo
ſey auch bloß durch Feuchtigkeit verkohlt worden; wohl ſo,
wie die Braunkohle. Auch Profeſſor Orioli laͤugnet nicht,
daß die Feuchtigkeit verkohlen koͤnne: allein die aͤgyptiſchen
Gräber lägen ſehr tief und trocken; vielleicht ſey das Waſſer—
ſtoffgas nur entwichen. La vini moͤchte auch das Microſcop
anwenden, worauf dieſer erwiederte, es habe ihm nichts Beſon⸗
deres gezeigt.
Littrow, der Sohn, aus Wien, legte den Plan einer
neuen Sternwarte im Collegio der Marine zu Venedig vor;
ein Erleichterungsmittel zur Meſſung der Sonnenhoͤhe auf dem
Meer; Beobachtungen von Stepnfchnuppen in Wien. Man
bat im November 1837 uͤber 2000 bemerkt mittels eines hoͤl⸗
zernen Inſtrumentes, faſt wie ein Theodolith. Man hat Charten
davon verfertigt. Bisweilen hat man in einer Stunde 380
bemerkt. Man habe gegen den zehnten Auguſt und den drey⸗
zehnten November viele zu erwarten; fie ſeyen cosmiſchen Urs
ſprungs [Wie koͤnnen ſie ſich alſo nach dem zehnten und drey—⸗
zehnten richten? Man ſollte glauben, die Aſtronomen ſagten
dieß nur zum Spaß, damit jederman am 10. und 13. ſich
mit Beobachtungen abgebe. Nach einigen Jahren wird wohl
der 29. Hornung der beſte Tag ſeyn]; dieſe Sternſchnuppen
ſeyen ganz verſchieden von denen, welche man alle Nacht ſehe;
die vom Auguſt haͤtten meiſtens eine Gegenrichtung in Bezug
auf die vom November; man ſolle 3 Tage vor und nach dem
Neumond beobachten.
auch ſolche Beobachtungen in Mailand an, Colla in Parma,
Botto in Turin. J. Amici hat in Florenz auch am 10.
Auguſt mehrere Hundert Sternſchnuppen geſehen, aber nach
allen Richtungen. Configliachi und andere ſagen, auch der
April ſey eine ſolche Periode.
T. Puliti von Florenz zeigt einen Apparat, womit er
daguerriſche Abbildungen macht. Er wird gebeten, den Dom
uſw. aufzunehmen.
4. Sitzung
am 9ten October.
Muz zi habe feine aeronautifchen Naturforſchungen nie⸗
dergelegt in einem Buͤchlein, welches denjenigen mitgetheilt wird,
die den Verſuchen beiwohnen wollen.
Man ſpricht wieder uͤber das Korn aus den Mumien;
eine ſo che Zwiebel habe wieder gekeimt; Haare wären noch
zu Hygrometern brauchbar geweſen.
Fr. Zantebeschi erklärt, er habe mit feinen Verſuchen
nichts Neues mittheilen wollen; ſey zufrieden, daß man ſie mit
Beyfall angeſehen habe, und wolle fie daher vor der Commif:
ſion nicht wiederholen. Es wurde ihm darüber allerley Spitzi⸗
ges bemerkt.
Carlini in Mailand ſagt, man ſtelle
Dr. E. Montuc ci legt eine Tafel vor zur Quadrie⸗
rung der Zahlen. a 12
Der Ingenieur Corſi träge fiber die Regulierung des
Waſſers zur Gewinnung des Torfs vor. N
%
Prof. Carlini theilt eine Arbeit mit über die Anwen⸗
dung der aſtronomiſchen Formeln auf die Regulierung der
Gaſſen-Laternen, zu welcher Stunde fie nehmlich während
des Jahrs mit Beruͤckſichtigſung des Mondes angezündet wer⸗
den ſollen.
In Mailand hat der Verfaſſer Tadellen daruͤber
verfertigt. ; N ;
Prof. Majochi von Mailand zeigt ein Galvano-Me⸗
ter, welches alle electriſchen Stroͤmungen angibt vom einfachen
und zollgroßen Element an bis zur voltaiſchen Saͤule von meh⸗
reren Fuß Durchmeſſer. N N
Prof. Caſſiani ſpricht über das Anhängen der Stroh⸗
halme beym voltaiſchen Electrometer. f
Auf Anſuchen des Prinzen Carl Bonaparte wird eine
Commiſſion zu den anatomiſchen Unterſuchungen uͤber den vier⸗
ten Hirnlappen des Zitterrochens erwaͤhlt.
5. Sitzung
am 10ten October.
A. Cenedella erzaͤhlt: Wenn das trockene Ammoniak
auf das Deutoxyd von Kupfer lange Zeit in der Kälte wirkt;
fo entſteht eine ganz aufloͤsliche Combination, welche das Waſ⸗ 1
fer ſchoͤn himmelblau faͤrbe. Macht man den Verſuch bey 100
Gentigrad ‚fo ſchwärzt ſich das Oxyd, und es entwickelt ſich
wenig Waſſerdunſt. Hoͤrt endlich dieſe Entwickelung auf, ſo
bekommt man eine dunkel gefaͤrbte Subſtanz zum Theil auf⸗
loͤslich in deſtilliertem Waſſer, während das Deutoxyd unaufloͤs⸗
lich zuruͤckbleibt. Macht man den Verſuch in einer roth gluͤ⸗
henden Porcellan-Roͤhre, welche den Kupferkalk enthaͤlt, und
läßt man das Ammoniak durchſtreichen; fo geht am andern
Ende viel Waſſerdunſt mit Stick- und Waſſerſtoffgas heraus,
welches letztere jedoch ſich vermindert, ſowie die Operation fort⸗
ruͤckt. Nach Abkühlung des Apparats bekommt man ein koͤr⸗
niges, glaͤnzend rothes Pulver von Kupfer unveraͤnderlich an
der Luft. Da der Kupferkalch aus einem Atom Kupfer und
einem von Sauerſtoff beſteht, das Ammoniak aus einem von
Stickſtoff und 8 von Waſſerſtoff; ſo glaubt er, es bilde ſich
Waſſer, der freye Stickſtoff verbinde ſich mit dem Kupfer und
der Waſſerſtoff bleibe in dem uͤberſchuͤſſigen Gas.
V. Antinori gibt ein gelehrtes Bild vom jetzigen Zu⸗
ſtand der Meteorologie in Verbindung mit Phyſik und Chemie,
macht auf die unzureichenden Beobachtungen zur Erklaͤrung der
meteorologiſchen Erſcheinungen aufmerkſam, und erwaͤhnt der
andern dazu nuͤtzlichen Endeckungen. Er ſchlaͤgt vor, an vers
ſchiedenen Orten der Halbinſel gleichzeitige Beobachtungen an⸗
zuſtellen mit vergleichbaren Inſtrumenten und einerley Sprache.
Das Muſeum in Florenz ſoll das Centrum bilden. — Er wird
erſucht, einen Plan dazu zu entwerfen, damit er im naͤchſten
Jahr beſprochen werden koͤnne.
netiſche Obſervatorien in den Meerſtaͤdten zu errichten.
V. Amiei gibt eine Ueberſicht von ſeinem neuen Werk
Majocchi ſchlaͤgt vor, mag⸗
549
über die angewandte Mathematik; zeigt auch eine einfachere
Methode, als die von Poiſſon und Oſtrogradsky, zur
Auffindung der Variationen der Derivaten der Functionen einer
einzigen Variabile.
L. Mori, Apotheker in Piſa, ſagt, er habe ſich nach
Segato zuerſt mit der uneigentlich ſogenannten Verſteinerung
der thieriſchen Subſtanzen beſchaͤſtigt. Es ſey natuͤrlich nichts
anders als eine chemiſche Reaction, wodurch die Theile hornartig
würden. Er zeigte allerley Theile der Art vor, und ſchloß ſelbſt
daraus, daß dieſe Kunſt noch nicht weit gediehen ſey. [Die Ver:
ſammlungen ſollten uͤberhaupt ſich nie um Arcana bekuͤmmern,
weil die Wiſſenſchaft dabey nicht betheiligt iſt.]
Orioli erſtattete Bericht Über die Verſuche mit dem
Zikterrochen, der ſchon halb todt war und daher kaum noch Er—
ſchuͤtterungen ertheilte; indeſſen an allen Stellen des Hirns
gleichfoͤrmig, und der hintere Lappen, den beſondes Matteucci
hervorgehoben, nicht mehr als die andern. Dr. Lippi zeigte
die 4 Lappen des Hirns; die zwey erſten ſind deutlich, der
zweyte nur eine kleine Verlaͤngerung, und der 4te eine
Vorragung von gelblicher Materie, unter welcher 2 Ganglien
liegen, von denen nach allen Seiten einige Nervenbuͤndel zu den
electriſchen Organen gehen.
ſchweifenden Nerven, welche Carus abgebildet hat.
rungstafeln I. T. 2.]
Erlaͤute⸗
6. Sitzung
am liten October.
Prof. Belli berichtet über Muzzis aeronautiſchen
Mechanismus. Man hat zur Richtung des Luftballons drey—
erley Mittel ausgedacht: 1) zwey Seitenfluͤgel, 2) dem Ballon
die Geſtalt eines zuſammengedruͤckten Ellipſoids zu geben, wie
A. Curti, daß er beym Steigen und Fallen ſich ſchief bewe—⸗
ge und nicht viel von der wagrechten Ebene abweiche. 3) die
Maſchine ſo hoch ſteigen zu laſſen, bis man in einen ſolchen
Luftzug kommt, wie man ihn dem Ballon geben will. Zu
einer von diefen drey Arten gehört Muzzis Mechanismus,
den man aber noch geheim halten ſoll. Er habe das Verdienſt
der Einfachheit und großentheils der Neuheit; doch koͤnne man
aus einem ſo kleinen Modell, das uͤberdieß nicht in der Luft,
ſondern im Waſſer wirkte, nichts mit Sicherheit folgern.
Prof. Caſari von Vieenza ſpricht uͤber ein Phaͤnomen
bey Zuſammendruͤckung einer viereckigen elaſtiſchen Metallplatte
in Vergleichung mit demjenigen, welches das polariſierte Licht
in einem Cryſtallwuͤrfel zeigt in dem Moment, wo das ſchwarze
Kreuz erſcheint. Er druͤckt ſie an den vier Ecken ſo zuſammen,
daß ſie einen Kreis bildet, und dann erſcheinen darauf vier
Syſteme von Curven ꝛc. [Die Sache ſcheint intereſſant zu
ſeyn.] N
Prof. G. B. Caffiani erzählt feine Verſuche über die
Entwickelung der Electricitaͤten durch den Condenſator.
G. B. Canobbio, einige Bemerkungen, ob die Auf—
nahme der atomiſtiſchen Theorie in den oͤffentlichen Unterricht
paſſe, und über die Nomenelatur des Prinzen Ludwig Bon a—
partes. Er ſpricht fuͤr die Annahme der atomiſtiſchen Theorie
[Es ſind bekanntlich die herum⸗
550
bey den unorganiſchen, aber nicht bey den organiſchen Koͤrpern.
Orioli ſpricht uͤberhaupt fuͤr die Einfuͤhrung.
Dr. J. Ceſana, uͤber die Ausziehung der Cubikwurzel,
wozu man keine Tabellen brauche.
L. Bonaparte gibt eine leichte und wohlfeile Methode
an zur Bereitung der unaufloͤslichen Joduren und Bromuren.
Der Curator G. Giorgini ſchenkt Exemplare ſeines
Werks: über die hydrauliſche Regulirung der Ebene zwiſchen
dem Arno und dem Serchio.
Der Marcheſe Ridolfi ſchreibt, die agronomiſche Abs
theilung habe eine Collecte fuͤr die Kinderſchulen von Piſa ver—
anſtaltet. Man will es auch hier thun. Dann vereinigte ſich
dieſe Abtheilung mit der mineralogiſchen, und der Profeſſor Franz
Orioli gab ſeine Theorie uͤber die Centralwaͤrme der Erde,
nach welcher die Erhoͤhung der Temperatur, welche man der—
ſelben zuſchreibe, von chemiſchen Actionen herruͤhre, welche im—
mer ſtatt haͤtten in den Eingeweiden der Erde. Es gab Ver—
anlaſſung zu langer Unterhaltung; L. Paſini widerſprach
und nahm ſich der urſpruͤnglichen Waͤrme an.
7. Sitzung
am 12ten October.
Prof. Pacinotti und Puccinotti haben Verſuche mit
ſehr feinen Galvano-Metern angeſtellt, uͤber den Streit, ob
electriſche Stroͤmungen bey lebenden warm- und kaltbluͤtigen
Thieren ſtatt faͤnden. Das ſey der Fall, ſo lang ſie noch
etwas Leben zeigten. Er bat die Profeſſoren der Phyſik, ſol—
chen Verſuͤchen morgen beyzuwohnen.
Dr. Montucci ſagt, die Cubierungs-Methode von Dr.
Ceſana und die ſeinige wären fo verſchieden, daß man über
die Prioritaͤt nicht zu ſtreiten habe. Der Vorſtand ſagte, es
moͤchte jeder des andern Aufſaͤtze beym Secretaͤr leſen, und
dann wuͤrden ſie wahrſcheinlich ſelbſt einig daruͤber werden.
Prof. Branchi ſetzt in einem Briefe die Methode aus—
einander, nach welcher die Fresco-Gemaͤlde erhalten werden koͤn⸗
nen, nehmlich mit verduͤnnter und entbutterter Milch. Da es
ſich aber darum handle, die Methode auch auf das Campo
ſanto anzuwenden; ſo moͤchte man gemaͤß dem Anſuchen der
Stadt eine Commiſſion dahin ſchicken, wo dieſe Methode ſchon
ſeit 2 Jahren angewendet wird. Die Profeſſoren der Chemie,
der Canonicus Bellani und Ludwig Bonaparte ſollten
das morgen thun.
Prof. Orioli gibt eine Beſchreibung der electrifchen
Maſchine durch Reiben. Er iſt geneigt, die Entwickelung der
Electricitaͤt beym Reiben nicht bloß einer mechaniſchen, ſondern
einer chemiſchen Wirkung zuzuſchreiben, ungeachtet der Verſuche
in entfauerftoffter Luft; denn es ſeyen noch allerley zerſetzbare
Stoffe in der Scheibe und im Reibzeug. Indeſſen laͤugnet er
nicht, daß durch bloße Berührung Waͤrme wie Eleetricitaͤt ſich
entwickeln koͤnne. Pacinotti widerſpricht, Config liachi
ſtimmt bey, Botto ſagt, das Gleichgewicht der Molecule werde
551
bey der Reibung zerftört und etwas ähnliches koͤnne bey der
Electricität ſtatt finden.
Valentin Amici haͤlt einen Vortrag uͤber die Geſtalt
der Sonnenſcheibe und beſchreibt ein Teleſcop mit einem neu
eonftruierten Micrometer zur Trennung der Bilder, womit fein
Vater G. B. Amici zwey Jahr lang Beobachtungen uͤber
die Durchmeſſer der Sonne angeftellt hat. Aus 90 guten Bes
obachtungen berechnet er, daß der Polar- den Aequatorial⸗Durch⸗
meſſer uͤbertrifft um 0,868“.
8. Sitzung
am 14ten October.
Prof. C. Arcangioli, uͤber die Anwendung der Phyſik
der Erde auf die Phyſiologie, beſonders uͤber die Wirkungen des
Lichts und der Waͤrme auf die Koͤrper.
Ein Brief von Dr. G. Piola mit einer Theorie uͤber
den Ausfluß des Waſſers aus kegelfoͤrmigen Gefaͤßen.
Prof. G. Majocchi, uͤber einen neuen hygrometriſchen
Apparat, den er Spannungs» Hygrometer nennt, weil er nicht
auf Einſaugung und nicht auſ Verdichtung der Waſſerduͤnſte
ſich gruͤndet, ſondern nur auf ihre Spannung; Bella ni haͤlt
das Verdichtungs-Hygrometer von Daniel fuͤr beſſer.
G. B. Amici ſpricht uͤber zwey von ihm erfundene
optiſche Maſchinen, eine Camera lucida, wobey das Haupt⸗
ſtuͤck ein gleichſchenkeliges Prisma von Ctyſtall iſt, mit einer
breitern Seite, welche durch Amalgam zu einem Spiegel ge—
macht wird. Dadurch erhaͤlt man hellere Bilder und ein groͤ—
ßeres Sehfeld; beſſer als bey Vollaſtons.
Die andere iſt ein ſogenanntes poſitives Ocular, das er
achromatiſch machte durch Anwendung von zwey Glaͤſern ver—
ſchiedener Zerſtreuung; dabey wird der Geſichtswinkel doppelt
ſo groß, als bey den gewoͤhnlichen Ocularen. Er hat auch ein
neues Polariſations⸗Mikroſcop.
T. Puliti zeigt den magneto⸗electriſchen Telegraphen im
Muſeo zu Florenz.
A. Cenedella ſpricht uͤber die Lichtbilder von Daguerre
und die Theorie von del Bue, wogegen Orioli und L. Bo⸗
naparte Einwendungen machen.
Den Tag zuvor hatten Puccinotti und Pacinotti
ihre Verſuche uͤber den electriſchen Strom in lebendigen kalt—
bluͤtigen Thieren gemacht vor der genannten Commiſſion und
der mediciniſchen, beſtehend aus Bufalini, Joſeph Frank
und C. Arcangioli, und in Gegenwart des Großherzogs.
Prof. G. Belli gab folgenden Bericht. Sie ſteckten von zwey
durch einen Draht verbundenen Platin-Lanzeten eine in's Hirn
und die andere in irgend einen Muskel, wobey alſo das Thier
ſchmerzhaft gereizt wurde. Beym Einſtechen dieſer Sonden be—
merkte man wirklich einen Strom von 10—15 am Galvano—
Meter in der Richtung vom Hirn zum Muskel. Es zeigten
ſich aber ähnliche, obgleich ſchwaͤchere Strömungen und zwar
in derſelben Richtung auch am todten Thier und ſelbſt wenn
ein Stuck Hirn und ein Stud Muskel ausgeſchnitten wird;
fo daß alſo dieſe Wirkungen vielleicht nur phyſiſche oder chemi-
—
552
ſche ſind, und der Unterſchied zwiſchen Leben und Tod oder
Trennung von der veraͤnderten Temperatur, Qualität und
Quantität det Säfte abhängen koͤnne. Die Sache iſt indeſſen
ſehr wichtig und es iſt zu wuͤnſchen, daß dieſe Gelehrten ihre
Verſuche vervielfaͤltigen moͤgen.
Die Commiſſion im Campo ſanto hatte ſich beygeſellt
den Chemiſten G. Mori und den Maler und Profeſſor Bis⸗
carra. Der Canonicus A. Bellani berichtete: die Mitglie⸗
der waren verſchiedener Meinung: einige glaubten, da man die
Verſuche mit Buttermilch nicht ohne alle Wirkſamkeit fand,
man ſolle Branchis Methode fortſetzen; andere und darunter
Bellani, man ſoll unverduͤnnte Milch nehmen, weil nach ihrer
Anſicht das Aufblaͤttern von der Tuͤnche nicht zu fuͤrchten
waͤre; L. Bonaparte dagegen denke, man ſoll jede Behand⸗
lung an den Gemaͤlden unterlaſſen und dagegen die offenen Boͤgen
mit Glas verſehen; wolle man aber dennoch etwas anwenden,
fo wäre Eyweiß aus dem Blute beſſer, weil es auch die Feuch⸗
tigkeit abhalte. Biscarra meynt auch, man ſolle die Ge⸗
maͤlde nicht beruͤhren und nur Fenſter davor machen, aber ganz
nahe, weil die Tuͤnche an vielen Orten ſich abgeloͤſt und in
Pulver verwandelt habe. 1
Branchi ſpricht gegen das Eyweiß, und es entſteht
Streit zwiſchen ihm und L. Bonaparte uͤber die Anweſen⸗
heit des Schwefels im Eyweiß des Bluts, was den Nutzen
zweifelhaft machen koͤnne. Der Apotheker Mori ſpricht für
die Methode von Branchi und überhaupt für ſtickſtoffloſe
Stoffe, wie die Dextrine oder eine ſchwache Auflöfung von
Staͤrke. Orioli ſpricht gegen die Anwendung der Milch, und
haͤlt die bereits ausgefuͤhrten Verſuche nicht fuͤr gelungen, erin⸗
nert an die Cera punica der Alten; man ſolle vorher Verſuche
mit ſchlechken Gemaͤlden machen. Profeſſor Targioni raͤth
vor allem, die Urſache der Verderbniß in's Auge zu faſſen,
welche in dem Mauerſalpeter beſtehe, der den Moͤrtel zerſtoͤre,
und den Suͤdweſtwinden, welche das Meerſalz dahin brachten.
Configliachi haͤlt nun fürs beſte, wofern es die Localitaͤt
erlaube, die Feuchtigkeit wegzunehmen, indem man den Anwurf
des Moͤrtels 2 oder 3 Decimeter unter dem Boden aufreiße
und einige Handhoch Schwefel oder andere Subſtanzen hin⸗
bringe, welche die Feuchtigkeit verhindern; endlich ſolle man mit
der vorgeſchlagenen Methode einige Verſuche im Kleinen machen
an bereits verdorbenen Stellen. [Vor Allem iſt ohne Zweifel
Targionis Vorſchlag zu beruͤckſichtigen. Bey einer ſolchen
Krankheit hilft nur die Wegſchaffung der Urſache. Dann erſt
kann ein Ueberzug ſchuͤten. Ehe man aber einen ſolchen ans
wendet, muͤſſen die Waͤnde vollkommen trocken gemacht werden,
vielleicht durch Annaͤherung von warmen Metall- oder Stein⸗
platten. Was den Ueberzug betrifft, ſo kann er keine organi⸗
ſche Subſtanz ſeyn. Es gibt nur eine, und die iſt das Waſ⸗
ſerglas. O.] 4
Prof. L. Kaſari, uͤber einige Fehler des Sehorgans.
Die Flecken und Flocken (Mouches volantes) find Kuͤgelchen
ſchwimmend in der organiſchen Feuchtigkeit, welche beweglich
und ſtaͤrker erſcheinen bey lebhaftem Licht. Er empfiehlt daher
dieſe Krankheit den Phyſikern, welche unterſuchen möchten, ob
die ſtaͤrkern oder ſchwaͤchern Strahlen, die mehr oder weniger
waͤrmenden durch ihre chemiſche Action die Erſcheinung verſtaͤrk⸗
ten oder ſchwaͤchten; ob deßhalb verſchieden gefärbte Glaͤſer
und welche nuͤtzlich waͤren. — Der Canonicus A. Bellani
553
fagt, er meyne, man ſolle gar nichts brauchen; Prof. Drioli
unterſcheidet mehrere Gattungen von Flecken und ſchreibt ſie
verſchiedenen Urſachen zu; Prof. B. Amici ſagt, fie kommen
manchmal von Injectionen von Gefaͤßchen im Glaskoͤrper;
Prof. Configliachi meynt, das Uebel liege in den Membra⸗
nen, welche die Feuchtigkeit umgeben; Prof. Bufalini im
Nervenſyſtem.
i Noch wurden mitgetheilt eine Abhandlung von Dr. E.
Baſevi aus Livorno uͤber die elektriſche Leitung des Glaſes.
Von Dr. J. Corinaldi aus Piſa die Geſchichte der
Accademia valdarnese.
Eine Arbeit von Peltier über thermo-electriſche Säulen
und Multiplicatoren.
Von Prof. G. Branchi aus Piſa uͤber ein neues ſalz—
haltiges und fluͤchtiges Brenz der Braunkohle, welches P. Sa vi
Branchit nennt.
Von M. Melloni über Diathermansia oder die Farbe
der Waͤrmeſtrahlen mit intereſſanten Verſuchen.
B. Geologie, Mineralogie und Geographie.
(Im Saal des naturhiſtoriſchen Muſeums, von 10—12 Uhr.)
0 1. Sitzung
am Aten October.
Der Vorſtand A. Sismonda, Prof. von Turin, ſpricht
uͤber den Zweck der Verſammlung, bittet um Angabe der Vor—
traͤge, wuͤnſcht, daß man eine italiaͤniſche geologiſch mineralo—
glſche Nomenclatur bearbeite und ſich Uber eine gleichfoͤrmige
Faͤrbung der geologiſchen Charten vereinige.
Prof. Paul Savi ſpricht uͤber den geologiſchen Bau des
Monte Piſano, nehmlich des Gebirgsſtocks zwiſchen dem Serchio
und Arno und zwiſchen der Ebene von Lucca und Piſa, und
legt eine geologiſche Charte vor. Die ältere Formation beſteht
aus einer Vereinigung von Gebirgsarten, welche er Verrucano
(nach einem Schloß auf dem Gebirg) nennt. Dieſer iſt bald
nur wenig von vulkaniſchen Gebirgsarten veraͤndert und wahr—
ſcheinlich von metalliſchen Einſpritzungen, und beſteht dann aus
einem kieſelartigen gelblichen Sandſtein oder aus Pudding mit
quarzigem Bindmittel; bald und zwar meiſtens ſehr veraͤndert,
und dann in Talkſchiefer (Steaschisto) verwandelt, mehr oder
weniger quarzhaltig. Die Schichten des Verrucano ſind ganz
verworfen und erhoben wie um ein Centrum, das man im
Thale von Calci ſuchen müßte. Auf dem Verrucano findet ſich
weſtlich und ſuͤdlich ein grauer Kalkſtein, meiſtens ohne Verſtei—
nerungen, den man aber dennoch mit dem Lias vergleichen
kann. Dieſem folgt die Kreidenformation der Apenninen, un—
ten aus Kalkſchichten, oben aus Sandſtein, welcher Macigno *
heißt, in der Mitte dieſer Schichten liegt Schieferthon. Der
Hausmann vergleicht den Macigno mit unferer Grau⸗
wacke: Commentatio de Apenninorum constitutione geo-
raphica. Gottingae 1823. — Red.
Iſis 1841. Heft 7.
554
Macigno, welcher einen großen Theil der Apenninen-Kette bildet,
zeigt ſich nur wenig am Monte piſano, nehmlich bey Ripafratta
und Ceraſomma in Luccheſiſchen. An manchen Stellen hat der
Plutonismus den Lias verändert und ſich auch bisweilen auf
den Kalk der Formation des Macigno ausgedehnt, bey den
Baͤdern von St. Giuliano. Der Macigno, welcher mit dem
Lias in Beruͤhrung ſteht, iſt dann ſo veraͤndert, daß die Schie—
ferſchichten an einigen Stellen in Galeſtro, an andern in Ja—
ſpis und noch an andern in einen glänzenden Schiefer verwan⸗
delt find. Hin und wieder finden ſich große Maſſen von Höhe
lenkalk, analog dem in Krain, welche auch eine beſondere Ver—
aͤnderung des Kalkſteins zu ſeyn ſcheinen.
Die Erhebung des Monte pifano und die Veränderung
feiner Gebirgsarten muͤſſen fpäter geſetzt werden, als die Erhe—
bung der Apenninen- Kette, und nach dem Abſatz der tertiären
ſubapenniniſchen Formation. Auf die Frage von Paſini, ob
man den Verrucano mit Formationen der Alpen vergleichen
koͤnne z. B. mit dem rothen Sandſtein oder der Arcoſe der
Franzoſen, antwortete Savi, man koͤnne gegenwaͤrtig noch
keine Beziehung deſſelben finden mit andern Vorkommniſſen.
Er glaube uͤbrigens, daß die Kieſelſchiefer und die Schiefer
(Lavagne) im Genueſiſchen zur Kreidenformation und zum
Macigno gehören und nicht zu Verrucano, was Sismonda
beftätigt. Paſini bemerkt, daß einige Abaͤnderungen des in
Schiefer verwandelten Verrucanos ganz ausſehen wie einige Ge—
birgsarten der venetjaniſchen Alpen unter aͤhnlichen Umſtaͤnden,
ohne Zweifel hervorgebracht durch eine Metamorphoſe des alten
Sandſteins. Man ſchlaͤgt einen Ausflug nach dem Monte
piſano vor.
Die Accademia valdarnese del Poggio ſchickt zwe
Baͤnde ihrer Memorie ein e
2. Sitzung
am 5ten October.
In Anweſenheit des Großherzogs.
P. Sa vi ſetzt das geologiſche Vorkommen der bis jetzt
in Toſcana entdeckten Brenze auseinander und zeigt, daß man
wohl keine aͤchten Steinkohlen entdecken werde, weil die kohlen⸗
führende Gebirgsart fehlt, und überhaupt nichts Aelteres vor:
kommt als Lias und Verrucano; kaͤme man unter den letztern,
ſo wuͤrde man doch nichts finden wegen der vulcaniſchen Ein—
wirkung. Die Gebirgsarten werden vorgelegt.
Indeſſen findet man in dem geſchichteten Sandſteinboden
der Kreidenformation einige Schichtlein von Staͤmmen (Stipite),
welche man wohl benutzen konnte, wenn fie dicker und, häufiger
wären. Alles, was man gefunden hat, iſt Braunkohle (Lignit)
mitten zwiſchen dem mittleren und oberen tertiaͤren Boden auf
der Kreidenformation und dem Macigno. Dieſe Braunkohle
beſteht aus Dicotyledonen wie Caſtanien, Weiden, Pappelbaͤumen,
Ruͤſtern uſw.; auch die kleinen darinn gefundenen Schalen zei⸗
gen, daß ſie zur tertiaͤren Formation gehoͤren.
L. Paſini ſchildert die geologiſchen Verhaͤltniſſe der
ſuͤdlichen Alpen zwiſchen dem Langen-See und Krain mit Nuͤck⸗
ſicht auf die Brenze. Man werde daſelbſt auch keine bedeu⸗
tenden Lager von Steinkohlen finden, weil der kohlenfuͤhrende
35
555
Boden durch einige Sandſteinſchichten vertreten wird mit kaum
erwähnungsmwerthen Spuren von Steinkohlen. Das Land wurde
nach allen Seiten lang und breit und tief unterſucht, ohne
daß man [etwas gefunden hätte, beſonders der alte Sandſtein
im Vicentiniſchen, Breſcianiſchen und ſuͤdlichen Tyrol; nur
Krain links vom Tagliamento ſey noch genauer zu unterſuchen,
weil ſich daſeibſt der Sandboden ändert und mächtiger wird,
auch Spuren von Steinkohlen gezeigt hat. Wahrſcheinlich
geht dieſer Boden weitet von den Alpen tiefer hinunter, wo
auch Steinkohlen liegen moͤgen, die man aber nicht aufſuchen
koͤnne.
Sismonda bemerkt, der Sandboden der venediſchen
Alpen vertrete vielleicht nicht die Kohlenformation und den fes
cundaͤren Sandſtein, ſondern gehoͤre zu den untern Schichten
des Lias, wie in Savoyen und den piemonteſiſchen Alpen, wo
er auf der cryſtalliniſchen Formation liegt und wo man ben-
noch einige der Kohlenformation angehoͤrige Pflanzen mit Bes
lemniten gefunden hat in den unteren Schichten, welche wirk⸗
lich dem Lias angehoͤren.
Paſſ ini antwortet, der ſecundaͤre Kalk- und Sandbo⸗
den des Vicentiniſchen, Tyrols, Agordino's uſw. find zu deut:
lich characteriſiert durch die Gegenwart von Steinkohle und
buntem Sandſtein mit Gyps und durch Muſchelkalk, als daß
er zu jenem gehoͤren koͤnnte.
Alle bis jetzt gefundenen Brenze zwiſchen der Etſch und
der Piave ſind Lignit, außer an einigen Orten des ſuͤdlichen
Tyrols im Jurakalk, wo man nach Curioni Stämme gefun⸗
den hat. Uebrigens iſt es der Muͤhe werth, nach Braunkoh—
len zu forſchen, da fie im tertiaͤren Boden häufig und gut find;
die Spuren aber im alten Sandſtein verdienen keine Beruͤck⸗
ſichtigung.
Sismonda ſchildert nun die Geologie von Piemont in
Bezug auf die Brenze und legt eine faſt fertige Charte vor.
Die älteſte Formation iſt der Lias auf cryſtalliniſchen Gebirgs⸗
arten; die Zwiſchenformationen, beſonders die der Steinkohle,
fehlen. Tertiaͤre Bildungen mit Braunkohlen ſind haͤufig in
Savoyen; auch etwas Kohlenblende kommt im Lias vor, jedoch
mehr in den obern Schichten, welche er zum Oxford Thon
ſtellt.
3. Sitzung
am 7ten October.
Prof. Giuli ſagt, er habe die Brenze an 16 Orten
Toſcana's deſtilliert, um das ſalpeterſaure Naphthalin, wodurch
die Steinkohlen characteriſiert ſind, zu erhalten, aber vergebens;
es ſeyen daher alle nichts anders als Braunkohle.
Dr. O. Scortegagna von Lonigo haͤlt einen Vor⸗
trag uͤber die Kalkformation und die Fiſchverſteinerungen des
Monte Bolca; gehöre zum tertiaͤren Boden, das Fallen 30
bis 35°, wahrſcheinlich als Folge des Vulcanismus, wovon
ſich Spuren in der Naͤhe finden.
Dr. A. Zuccagni⸗Orlandini von Florenz: Bemer⸗
kungen uͤber die Stelle, wo ſich der Apennin von den Alpen
abloͤſt. Er ſetzt ſie in die Berge zwiſchen der Bormida un
556
dem Tanaro. Der Granit und der Kalkſtein im Tanarothal
ſetzen ſich nicht in das Gebirge gegen Oſten fort; die Berge
um dieſes Thal find ganz verſchieden von denen um die Bor:
mida, und in der Naͤhe von Ceva erkennt man deutlich di
Abloͤſung auf den Jochen der großen Kette. Die Gebirgsar⸗
ten, welche den letzten Alpenhoͤhen analog find, erſcheinen wie:
der nur im Buſen von Spezia und in den apuaniſchen Alpen
(Pontremoli). Der Berg Cinco waͤre demnach der erſte
Gipfel des Apennins; von deſſen ſuͤdlichem Abhang faͤllt die
Pra nach Finale herunter. Nach Flavius Vopiscus ers
ſtreckten ſich bisher die Ingauni am letzten Rande der Meer⸗
alpen, was mit ſeiner Anſicht voͤllig uͤbereinſtimmt.
G. Guidoni von Maſſa: über die Geologie der apua⸗
niſchen Alpen und der Bergwerke von Pietra ſanta, welche er
mit P. Savi, la Beche und Prof. Hoffmann oft un⸗
terſucht hat; fie gehören nicht zum Syſtem des Apennins, fon»
dern des toſcaniſchen Erzgebirges, wie Savi es nennt. Da
man die Bergwerke wieder in Angriff nehmen wolle; fo ſoll
man, um des Erfolgs ſicher zu ſeyn, viel Capital daran wen⸗
den und die Leitung kenntnißreichen Perſonen anvertrauen.
J. Heywood von Cambridge legt eine geologiſche
Charte vom Steinkohlen-Bezirk von Lancaſhire vor, wo die
Steinkohlen uͤber 400 engliſche Quadratmeilen bedecken, be⸗
graͤnzt nördlich von Bergen aus Kohlen-Sandſtein (Gritftone)
ſuͤdlich aus rothem Sandſtein. Die Kohlenſchichten find manch⸗
faltig verworfen; die Hauptlinien laufen in NNO. und beobach⸗
ten einen merkwuͤrdigen Parallelismus.
V. Procaccini von Sinigaglia legt ſehr ſchoͤne Zeich⸗
nungen von-Phylliten und andern Ueberbleibſeln vor aus den
Gypsbruͤchen von San Angelo und San Gaudenzio bey Sini-
gaglia, wovon er ſchon Einiges bekannt gemacht hat. Er bes
ſitzt bereits die Zeichnungen von 1000 Gegenſtaͤnden, worunter
900 Laubabdruͤcke; die Zahl der geſammelten Stuͤcke beläuft
ſich auf 8000. Man erkennt das Laub von Gingko, Ahorn,
Eiche, Weide, Prunus; die Fluͤgelfrucht von Ahorn, die Hülfe
von Cytisus. Darunter einige Fiſche aus ſuͤßem Waſſer,
Froͤſche, Vogelfedern und Knochen, Bolden und Schricken, auch
Nepa et Cimex. Sie finden ſich in Mergel und Gyps laͤngs
dem Apennin, die beſſeren Stuͤcke in Mergel — mittlere Ter⸗
tiaͤrformation; der Gyps, dem Mergel untergeordnet und in
dieſem viel Schwefel.
Sismonda hat in Piemont dieſelbe Formation mit
Abdruͤcken gefunden bey Stradella, Guarene, Piobesi, Mon-
cucco, Lamorra; hält fie auch für mittlere Tertiaͤr-Forma⸗
tion.
Savi findet die ähnlichen Abdruͤcke in derſelben Forma⸗
tion mit Lignit bey Volterra und Maſſeta.
4. Sitzung
am Iten October.
Der Bergmeiſter Bald racco erklaͤrt Guidonis Bes
hauptung uͤber die Bergwerke von Pietra ſanta, daß die ſilber⸗
haltigen Bleyglanzgruben von Bottino nicht gediehen aus Man⸗
gel an hinlaͤnglichen Kenntniſſen, fuͤr ungegruͤndet; ebenſo ſeinen
557
Tadel über die Unthaͤtigkeit der National-Induſtrie im Berg⸗
bau; man brauchte nur ſeinen Aufſatz uͤber Bottino im Jahr
1838 anzuſehen, worinn den Kuren ein Plan des Abbaues ge:
geben worden, den man thaͤtig verfolge; hinſichtlich des Tadels
der metallurgiſchen Thaͤtigkeit bemerkt er, es gebe in Toſcana
uralte Gruben, und ſeit Kurzem waͤren mehrere metallurgifche
Geſellſchaften entſtanden, wie die C. d' Industria minerale, C.
di Porte, di Lignite di Caniparola, di Piombo argenti-
fero del Bottino, ıdi Val di Castello, di Montieri e di
Campiglia, di Rame di Monte Catini, Monte Castello,
Monte Vaso, Rocca Tederighi, Massa maritima; er koͤnne
die Thaͤtigkeit von vielen dieſer Geſellſchaften bezeugen.
Prof. G. Mazzi von Florenz: Notiz über die tertiaͤre
Formation des Ombrone-Gebiets mit Vorlegung von Stufen
und Foſſilien. 5
Der Conte N. Da Nio trägt eine ornyctologiſche Mo—
nographie des Bergs Venda in den Euganeen vor, der faſt
ganz aus Trachyten beſteht mit Kalk hin und wieder an den
Seiten, woraus nach ſeiner Anſicht der Trachyt ſich erhoben
hat; die Kluͤfte aber und die ſenkrechten Schroffen des Tra—
chyts, die man hin und wieder antrifft, ſeyen ehmals tiefer ge—
legene Trachyt⸗Maſſen, erſt ſpaͤter durch inneres Feuer gehoben.
Paſini hält dieſe Anſicht nicht für zulaͤßg: in den
Euganeen habe ſich der Trachyt ſowohl im kreidenartigen Kalk
(Scaglia) als im druͤberliegenden Tertiaͤr-Boden (aus Mergel,
Tuff, Nummuliten⸗Kalk) erhoben, und ſich in dieſe Boͤden als
Gaͤnge gedraͤngt; die Waͤnde oder Schroffen des Trachyts ſind
große Gänge in den Niederſchlaͤgen und bisweilen in den tra-
chytiſchen Conglomeraten; ihre ſonderbare Form komme daher,
daß fie vereinzelt werden nach der Zerfallung und der Zer—
ſtoͤrung der fe einſchließenden Felsmaſſe. Dieſe Zerfallung gehe
noch fort am Fuße verſchiedener trachytiſcher Schroffen, na—
mentlich am Monte delle Forche und zu Bajamonte.
P. Sa vi glaubt auch, nach dem Verhalten einiger ana=
loger Felsmaſſen in Toſcana, daß der euganiſche Trachyt ſpaͤter
ſey als die tertiaͤren Bildungen: am Monte Catini und bey
Orciatico im Volterraniſchen iſt der tertiaͤre, Foſſilien enthal—
tende Mergel vom Trachyt gehoben und veraͤndert worden, weil
von den Schalen nichts uͤbrig geblieben ſey, als die Hoͤhle oder
deren Ausfuͤllung mit Stinkkalk.
Der Conte D. Paoli von Peſaro: Bemerkung uͤber
Heben und Sinken der Boͤden, worinn er zu ſeinen vielen be—
reits bekannt gemachten Arbeiten neue Thatſachen faſt aus ganz
Italien fügt; beſonders habe er bey Fano einen Meerboden bes
merkt, der in die hiſtoriſche Zeit gehöre, und fich gegenwaͤrtig
7,55 Meter uͤber dem Meere befinde. Ebenſo ſieht man bey
Capo Circeo und am Promontorio di Gaeta die Löcher der My-
tili ſehr hoch, woraus man ſchließen duͤrfe, daß die Hebungen
und Senkungen nicht bloß im Großen vorgefallen ſind, um
Gebirgsketten zu bilden, ſondern noch im Kleinen vor ſich gehen
und die Hoͤhe in Bezug auf das Meer aͤndern.
Savi führt eine ähnliche Beobachtung bei Anſedonia am
Promontorio Argentaro an. Dort findet ſich ein Zug von
Kalkklippen von Mytilen durchbohrt, einen Meter hoͤher als die
55 8
Fluth; darauf ſtand die hetruriſche Stadt Coſa; nicht weit davon
Stellen am Strand offenbar geſunken in der hiſtoriſchen Zeit.
0 Paoli iſt der Meinung, daß in den Maremme pontine
einige Strecken ſeit den antiken Zeiten in langſamem, aber be:
ſtaͤndigem Sinken begriffen ſeyen.
E. Repetti von Florenz uͤbergibt einige Artikel aus
feinem Dizionario geografico fisico storico della Toscana
und macht Vorſchlaͤge zur Aufklärung der Verſandung durch
Fluͤſſe, Fluthen und andere Urſachen: man ſollte genaue Mefr
ſungen anſtellen und Zeichen überall an der Kuͤſte anbringen;
beſonders aber hat er fuͤr den Boden von Piſa folgende
Wuͤnſche.
1) Wie war die Bodenhoͤhe in Piſa, als die Muͤndung
des Arno's nach Strabo nicht weiter als 2 toſcaniſche Miglien
von der Stadt geweſen; oder wenigſtens, als der Lempio pa-
gano unter den Antoninen erbaut wurde, von dem noch die
oberen Theile zweyer Saͤulen mit den Capitaͤlern ſtehen, an der
Wand der Kirche von San Felice an der Gaſſe nach dem
Platze der Cavalieri? g
2) um wie viel hat ſich der Rinnſaal des Arno's ſeit
dieſer Zeit erhoͤht?
3) Welche Nachforſchungen waͤren mit Huͤlfe der Regie—
rung anzuſtellen über den alten Lauf des Serchio zwiſchen Ri-
pafratta und Piſa bis zu feinem Einfluß in den Arno ? [in
den er nicht mehr fließt.]
4) Zu welcher Zeit und durch welche Unternehmung ver:
ſchaffte man dem Serchio einen eigenen Ausfluß ins Meer,
und wann machte er ſich einen neuen Lauf zwiſchen Viareggio
und Piſa ?
Prof. G. Balſamo Crivelli von Mailand ſchickt
ſeine Schrift uͤber einen neuen Lurch aus der Sippſchaft der
Palaeosauri und von 2 Fiſchen bey Varenna, welche alle L.
v. Trotti aus Mailand entdeckt hat. [Angezeigt in der Iſis
1839. S. 766. '
Sismonda bittet eine Commiſſion, um eine italiaͤniſch
geologiſch-mineralogiſche Nomenclatur aufzuſtellen. Sie beſteht
aus Neſti, Savi, Mazzi, Da Rio, Barelli, Sis—
monda und Pafini.
Am 13ten wird ein geologiſcher Ausflug unter der Lei⸗
tung von Savi nach dem Monte piſano gemacht.
5. Sitzung
am 10ten October.
P. Savi: über ein Brenz in der Braunkohle bey
Monte Vaſo in Toſcana, welches er Branchit nennt nach dem
Prof. Branchi in Piſa, der es zerlegt hat. Durchſichtig,
ritzbar, Bruch rauh, fettig anzufuͤhlen, ohne Geruch und
Geſchmack, ſchmelzbar bey 60° Reaumur, wird dann
gelb und ſchmelzbarer; iſt entzuͤndlich und fluͤchtig, mit Rauch
und ſchwachem Geruch ohne Nuͤckſtand; wird electriſch durch
Reiben, Gewicht wie Waſſer; aufloͤslich in Weingeiſt, cryſtal⸗
liſiert daraus in zarte Blaͤttchen; auch aufloͤslich in flüchtigen
559
und fetten Oelen. Ein Cryſtall war ein rhomboedriſches Pris⸗
ma. Aehnlich find der Scheererit [Naphthalin] und Thomp—
ſons Meerwachs, aber jener ſchmilzt ſchon bey 36, riecht bren⸗
zelig und cryſtalliſiert nach der Schmelzung; das zweyte hat
ein anderes Vorkommen und iſt wenig bekannt. Der Branchit
findet ſich als kleine Adern in Lignit nebſt Chalcedon und Ei—
ſenkies. (Vergl. Branchi in Giornale toscano di scienze
etc. Pisa. 1840. I. p. 30]. Prof. Domnandos ſagt, das
foſſile Wachs aus der Moldau, woraus man Lichter macht,
ſey davon verſchieden.
Dr. Zuccagni Orlandini: über einige Vrenze und
andere Mineralien, aus dem Tarothal; beſchreibt die Berge an
der Quelle, auf deren Gegenſeite die Magra entſpringt. In den
Taro fließt der Bach Canale di Vona vom Berge Caffareccio
und in deſſen Thal fand man ein Brenz, das er vorlegte, um
zu erfahren, ob es bauwuͤrdig ſeyXʃ. Den Sandſtein und den
Thonſchiefer, worinn es eingeſchloſſen iſt, hielten einige fuͤr das
Kohlengebirge und daher das Brenz für Kohlenblende. In der
Nachbarſchaft iſt auch Stinkſchiefer und Steinoͤl. Nach Savi
gleicht dieſe Formation ganz dem Macigno und das Brenz den
fogenannten Stämmen oder Stocken (Stipite), wovon in
Toſcana aber nur unbedeutende Spuren ſich finden; und ſo
werde es auch im Tarothal ſeyn.
Bergmeiſter Baldracc von Genua: Über einige Gold:
gänge, kuͤrzlich entdeckt in den liguriſchen Apenninen.
Im angeſchwemmten Land des Thales des Corſente in
der Provinz Novi waſchen die Bauern ſeit laͤngerer Zeit Gold.
Das Thal von der Bocchetta bis zum Lago delle Tine liegt
im Ophiolith; von da an laͤuft der Bach durch Conglomerat
aus Serpentin, Hornblende, Gabbro, Chlorit, Glimmer- und
Talkſchiefer bis zur Piota und dann folgt blaßblauer Mergel.
Der Zug im Bette des Corſente und der Piota, worinn der
Goldſand liegt, erſtreckt ſich vom Lago delle Tine bis zu den
ſogenannten Rocche 5000 Meter weit; auch im Diluvio findet
ſich Gold, namentlich im Vallone di Cella, bey Penellaja ꝛc.
Da in dem Goldſand ſich auch Quarz-Geroͤlle finden; ſo
ſuchte er in dem anſtehenden Serpentin nach Goldadern und
fand im Vallone di Cella ꝛc. ſolche Adern von ocherigem, zel=
ligem Quarz, der gepulvert einige Koͤrner Gold gab; ebenſo in
Gaͤngen von kieſelhaltigem Eiſenhydrat bey Penellaja; ferner
einen 40 Meter maͤchtigen Gang aus aͤhnlichem Eiſen im Val—
lone della Tana. Dergleichen Gänge gehen vom Dorfe Caſa—
leggio bis Seſtri di Ponente quer durch den Ophiolith des
Apennins. Er haͤlt dieſe Gaͤnge fuͤr gleichzeitig mit der Erhe—
bung der Alpen und glaubt, ſie ſeyen bauwuͤrdig.
Prof. Domnandos zeigt die Gebirgsarten von der In—
ſel Santorini, welche er im verfloſſenen Sommer mit Ruß⸗
egger beſucht hat. Sie iſt ein Erhebungscrater nach der
Theorie von Buch und Beaumont. Er findet die Beſchrei⸗
bung der Franzoſen von der letzten Expedition in Moren riche
tig, kommt aber zu andern Schluͤſſen. Man ſieht beym erſten
Blick, daß Santorini, Aſproniſi und Theraſia ehmals eine Mafs
ſe bildeten, welche ſich bey der Hebung trennte. Steht man
mitten im Crater; ſo ſieht man ringsum nichts als zerriſſene
Felſen, bald mit einem Fallen von 60°, bald ſenkrecht; auf
dem Gipfel aber uͤberblickt man mit Ueberraſchung eine kaum
geneigte Ebene bis zum Meer mit Reben bedeckt, aus der
560
jedoch plotzlich der Kalk des Monte di San Elia emporſteigt.
Im Haven der Inſel gibt es ungeachtet mancher Abſtuͤrze doch
keine ſogenannten Staffeln (Scala), ſondern die Felſen kom⸗
men ſenkrecht aus dem Meer, welches 60 — 80 Ellen tief iſt
und nicht weit hinaus 2 — 300, alfo tiefer als hoch, was
nicht der Fall ſeyn koͤnnte, wenn die Inſel ſich durch wieder⸗
holte Ausbruͤche gebildet haͤtte. Der Trachyt iſt ſehr veraͤndert
und bildet alle Inſeln mit Ausnahme des Suͤdoſtens von
Santorini, welcher aus koͤrnigem Kalkſtein beſteht von Pyrgos
bis Emporion Dieſer Kalkſtein zeigt ſich auch wieder im Oſten
der Inſel an dem Orte Monolithos, iſt Übrigens auf andern
Inſeln und in Griechenland gemein. Er zeigt die verſchiedenen
Abaͤnderungen des Trachyts, welcher auf allen Inſeln mit einem
weißen Conglomerat bedeckt iſt, manchmal 30 Meter maͤch⸗
tig; das Meer hatte an deſſen Schichtung Antheil. Der Kalk
des Berges Elias iſt mit der Bildung des Grathes gehoben
worden, wie ſein Fallen und ſeine Veraͤnderung andeuket, wo
er mit dem Vimsſtein in Berührung iſt. f
Die 3 Inſeln Neokameni, Microkameni und Palaͤoka⸗
meni in der Mitte des Buſens beſtehen aus ſchwarzem Trachyt,
Obſidian und Schlacken, in verſchiedenen Zeiten gehoben, und
zeigen die Stelle an, wo die Natur ihre Verſuche zu einem
Ausbruchs-Crater erneuerte, ohne es dahin zu bringen: indeſſen
ſieht man eine Oeffnung auf Microkameni und 4 kleinere auf
Neokameni, woraus aber keine Ströme geworfen wurden, ſon⸗
dern nur Gaſe und unzuſammenhaͤngende Dinge. Alle Felſen
ſind daſelbſt in der groͤßten Unordnung und deuten bloß auf
Erhebungskraͤfte, aber auf keinen Strom. Alle wurden indeſ⸗
fen ganz fertig gehoben nach ſtarken Erſchuͤtterungen mit Slam
men und unzuſammenhaͤngenden Auswuͤrfen, wie vor den Aus⸗
bruͤchen der jetzigen Vulcane. Sie tauchten daher nur mit den
Vorlaͤufern der aͤchten Ausbruͤche herauf. Auch jetzt noch er⸗
ſcheinen von Zeit zu Zeit neue Klippen, welche ſich an die al⸗
ten anlegen. Zwiſchen Neokameni und Microkameni kommen
aus dem Meer beſtaͤndig Gasblaͤschen, und die Innwohner
verſichern, eine Klippe zwiſchen Neokameni und dem Hapen
von Santorini ſteige jetzt allmaͤhlich empor, was auch das Senk—
loth des Admirals Laland und des Oberſten Borey beſtaͤtigt.
Die Natur bringt mithin immer dieſelben Erſcheinungen her:
vor, obſchon weniger kraͤftig.
6. Sitzung
am liten October.
Prof. Neſti von Florenz ſagt, es faͤnden ſich mehrere
Stufen von Scheererit im Mineralien-Cabinet von Florenz, au⸗
genſcheinlich verſchieden vom Branchit. !
L. Pilla von Neapel ſchickt eine Abhandlung mit 2
Durchſchnitten des Apennins im Suͤden und Norden des Koͤnig⸗
reichs Neapel; die Linien gefaͤrbt auf einer Charte.
Der noͤrdliche Durchſchnitt geht von der Muͤndung des
Garigliano bis zu der des Tronto durch Venafro, Caſtellone,
Lago fucino, Aquila, Monte Corno, Pizzo di Sivo, Tottea
und Monte del Aſcenſione. Hier beſteht die Hauptmaſſe des
Apennins aus Jurakalk oder weißlichem dichten Kalkſtein ohne
Mergel mit ſchwieriger Unterſcheidung der Schichten. An einis
gen Orten ſeltene Ammoniten (Gran Saſſo in den Abruzzen,
561
Monte Gargano in Apulien); anderwaͤrts 5 Gattungen Nerin⸗
een, Voluten und Turritellen; auch Hippuriten (Monte Cafs
ſino, di Caſerta, Rupe di Gaeta in Terra di Lavoro); an ans
dern Orten gleicht der Kalkſtein verhaͤrteter Kreide und enthält
Pectiniten, Auſtern und Nummuliten (Cajazzo in Terra di La⸗
voro, Sulmona in den Abruzzen); viele Fiſchverſteinerungen
bey Piedraroja, Caſtellammare, Giffuni. Enthält wie die Jura⸗
Formation große Dolomit⸗Lager (Gebirg von Mateſe, Berg von
Caſtellammare); bildet große Berge, der Monte Corno 8996“
hoch. g
Die Jura ⸗ Formation iſt hier die aͤlteſte, und man ſieht
nirgends, worauf ſie ruht. Oeſtlich vom Monte Corno gegen
das adriatiſche Meer folgt die Kreiden-Formation, welche einen
Theil ausmacht von apenniniſchen und karpathiſchen Sandſtein;
beſteht aus Macigno und Thon in regelmäßig abwechſelnden
Schichten ohne Thierverſteinerungen, nur mit einigen Tangen
und hin und wieder mit Netzblaͤttern, enthält auch Eläanthrar
und Lignit, aber nicht viel (Abruzzo ultra). Sie finkt all⸗
maͤhlich gegen das Meer, der Macigno verſchwindet, der Thon
wird herrſchend, und ſo geht ſie allmaͤhlich in den tertiaͤren
Thon uͤber. Bildet bisweilen hohe Berge, und da, wo ſie an
die Achſe des Juras ſtoͤßt, ſind die Schichten wagrecht (Pizzo
di Sivo, Tottea); gegen den ſubapenniniſchen Thon aber liegen
ſie in großer Unordnung bisweilen ſenkrecht. Dieſer bildet nie⸗
dere Hügel ohne Sand, aber mit etwas Gyps, Erdharz und
Coͤleſtin; ſelten Verſteinerungen, beſchrieben von Brocchi.
Der ſubapenniniſche Thon und der Macigno findet ſich hier
nur am adriatiſchen Meer und fehlt gaͤnzlich am tyrrheniſchen.
Im Jura⸗Apennin, an der Quelle des Volturno iſt ein
Lager von Travertino 400“ maͤchtig; ein aͤhnliches bey Aſcoli
am Tronto und eines auf dem Monte del Aſcenſione, der
3678“ hoch, und eines auf dem Berge San Marco bey Aſicli.
Er betrachtet dieſen Travertin als ein tertiaͤres Gebirge aus
dem ſuͤßen Waſſer.
Der alte Vulcan Rocca Monfina in der Mitte des
Jura⸗Apennins iſt ein großer Central-Vulcan von andern Ke⸗
geln umgeben, beſtehend aus amphigeniſchen Maſſen, abwech⸗
ſelnd mit vulcaniſchen Conglomeraten; im Centro ein Kegel
860° hoch aus erdigem Trachyt; iſt mithin ein Erhebungs⸗
Crater; in vielen Thaͤlern (Piano di einque miglia, Valle di
Fucino, dell' Aquila) find Lager von Porzellan-Erde mit Amphi⸗
gen, Pyroren ıc., von welchen vulkaniſchen Subſtanzen es ſchwer
iſt den Urſprung anzugeben.
Eine Linie von der Iſola di Dino uͤber San Baſilio,
Caſtrovillari, Saracena, Caſſano, Europoli bis zur Muͤndung
des Crati im joniſchen Meer trennt den juraiſchen Apennin von
dem ſuͤdlichern aus Gneis und Granit. An dieſer Linie findet
ſich von Caſtrovillariſ bis Lungro in Calabria citra eine unge
heure Niederlage von Steinſalz, deſſen Schichtung ſich nicht
erkennen laͤßt. Dabey gibt es Maſſen von Phylladen und
tertiaren Conglomeraten aus der juͤngſten ſubapenniniſchen For⸗
mation.
Der ſuͤdliche Durchſchnitt geht von Capo Vaticano zur
Spitze von Stilo in Calabrien durch Tropea, Nicotera, Monte
Leone, Soriano, Serra, Monte della Colla, di Stilo und
Monoſterace.
Iſis 1841. Heft 8.
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Die Central⸗Achſe der Apenninen in dieſer Gegend, nehm⸗
lich in Calabrien beſteht aus Granit, der einige Mal in Gneis
uͤbergeht. Dieſe Gebirgsarten zeigen ſich unter verſchiedenen Zu—
ſtaͤnden. Pegmadit zu Tropea, Selagit mit Granaten zu Monte
Leona; der Gneis laͤuft unter dem Meere fort bis zu den
aͤoliſchen Inſeln, wo der Vulcan von Stromboli Stuͤcke aus:
wirft. Das Inſelchen Baſiluzzo bey Panaria beſteht aus
einem Felſen ganz wie Gneis zum Theil geſchmolzen und ge—
hoben. Vom Gipfel des Apennins (Monte della Colla) ge
gen das joniſche Meer liegt auf dem Granit eine Art ſchieferi—
ger Aphanit von graulicher Farbe, welcher in Schiefer
(Phyllade) uͤbergeht. Beyden ſind untergeordnet große Lager
von gruͤnem Diorit und darauf liegt derber Kalkſtein ohne Ver—
ſteinerungen. So verhält es ſich bis an die Spitze von Ca-
labrien. Vergleicht man dieſen Kalk mit dem von Tormina
an der nahen Kuͤſte von Sicilien, worinn viele Ammoniten und
Belemniten; fo muß man ihn wohl zur Jura-Formation ſtellen.
Da, wo der Schiefer mit dem Kalk zuſammenſtoͤßt,
liegt ohne alle Unterbrechung eine dicke Schicht Eiſenhydrat,
welches das teichfte Erz im Neapolitaniſchen iſt und worauf
die zwey großen Huͤttenwerke von Mongiana und Ferdinandea
beruhen. Auf dem genannten Jurakalk liegt eine Kreidenfor⸗
mation von Macigno und Thon wie im noͤrdlichen Durchſchnitt,
hin und wieder mit Elaͤanthrax, aber etwas davon entfernt bey
Gerace finden ſich einige Schichten von guter Qualitaͤt, welche
man jetzt ansgraben will; auch findet ſich darinn Amphidesma
rubiginosa et Psammobia gari. Daſelbſt ruht die Kreiden-
formation auf Granit und Jurakalk, iſt aber verworfen durch
die ſpaͤter erfolgte Hebung; auch findet er ſich nur auf der
joniſchen Seite und fehlt ganz auf der tyrrheniſchen. Dort
ſinkt er allmaͤhlich nieder und iſt dann mit tertiaͤrem Sand
und Thon bedeckt. Eine ſolche Formation findet ſich auch höher
oben im Thale von Meſima zwiſchen Monte leone und Soriano,
worinn viele ſubapenniniſche Verſteinerungen. Auf den Bergen
von Tropea große Baͤnke von Granitſand mit ſehr vielen Ver⸗
ſteinerungen, einerley mit dem von Reggio, gehoͤrig zur obern
ſubapenniniſchen Formation.
Am unoͤrdlichen Durchſchnitt geht die Kreidenformation
allmaͤhlich in die ſubapenniniſchen Thone über; am ſuͤdlichen
keineswegs. Hier liegt der tertiaͤre Sand auf dem Kreidenboden
in abweichender Lagerung, deutlich bey Fiumara di San Agata
und bey Valanidi unweit Reggio.
Dieſe Beobachtungen ſtimmen ganz mit Elias de Beau—
monts uͤberein hinſichtlich der Epoche der Hebung des ganzen
Apennins, welche zwiſchen den Kreidenabſatz und den tertiaͤren
faͤlt, gleichzeitig mit den Pyrenaͤen. Im Neapolitaniſchen ift
die Kreiden-Formation uͤberall verworfen, die tertiaͤre dagegen
in ihrer natuͤrlichen Lage, am deutlichſten bey Reggio, wo die
Kreide aufrecht ſteht, und darauf die tertiaͤre Formation in ab⸗
weichender Lagerung. Beaumont zog feine Schluͤſſe aus
dem Parallelismus des Apennins mit den Pyrenaͤen; dazu
kommt nun noch die Beſtaͤtigung vom Unterſchied der Lagerung.
Vielleicht gibt es nach dieſer Linie von Hebung untergeordnete
im Apennin: ſo finden ſich im Weſten der Provinz von Coſenza
einige Serpentin⸗Maſſen, deren Hebung vielleicht andere Rich⸗
tungen hervorgebracht hat.
P. Sa vi bemerkt hiezu: Der Apennin im Toscaniſchen
36
563
ſtimmt damit ganz uͤberein. In der Formation des Schiefers
und des Diorits von Pilla erkennt er feinen Verrucano und
im Jurakalk den apenniniſchen Lias. Die Kreiden⸗Formation
oder der Macigno iſt in beyden Laͤndern gleich, nur habe
Pilla mit dem neapolitaniſchen Macigno die darunter, liegen⸗
den Kalkſchichten nicht in Zuſammenhang gebracht. In Pillas
Elaͤnnthrar im Macigno findet er die Stoͤcke (Stipite) Toſca⸗
na's und des Tarothals, und ſtimmt daher mit Pilla uͤberein,
daß man dieſes Brenz nicht zur Steinfohlen-Formation bringen
koͤnne.
Der Uebergang des Macigno in den tertiaͤren ſubapenni⸗
niſchen Thon in Pillas noͤrdlichem Durchſchnitt ſcheint ihm
auch hier eine mittlere Tertiaͤr-Formation anzuzeigen wie in
Toſcana, wovon manche Schichten bisweilen dem Macigno glei—
chen und die nicht immer leicht von der neuſten ſubapenniniſchen
Formation zu unterſcheiden iſt. Hinſichtlich der Hebung des
neapolitaniſchen Apennins koͤnne fie, wie in Toſcana, zu ver⸗
ſchiedenen Zeiten ſtattgefunden haben, und die neueſten moͤgen
ſich deutlicher erkennen laſſen, wann die Serpentin⸗ Maſſen bey
Coſenza genauer unterſucht find.
Paſini meynt, der Kalk im nördlichen Durchſchnitt mit
Nerineen, Voluten, Turitellen und Hippuriten ſey juͤnger als
der Jurakalk uud gehöre eher zum untern Theil der Kreidens
Formation, wie der mit Nummuliten.
Man lieſt einen Aufſatz von Graͤberg von Hemss:
Ueberſicht der letzten Fortſchritte in der Geographie. [Theilen
wir mit aus Cattaneos Zeitſchrift II Politecnico. Milano
1839. nr. 10.]
Die Geographie hat in den letzten Zeiten unerwartete
Fortſchritte gemacht, vorzuͤglich wegen der Bildung verſchiedener
Geſellſchaften, worunter die von London, Paris, Berlin und
Frankfurt beſonders Lob verdienen. In der Antologia di
Firenze habe ich dieſe Fortſchritte vom vorigen Jahrzehend
geſchildert. Jetzt ſpreche ich nur von den zwey letzten Jahren.
Was Europa betrifft, ſo haben verſchiedene Staaten rie⸗
ſenhafte Unternehmungen gemacht für große topographiſche Char:
ten. In England hat der Artillerieſtab 75 Charten herausge⸗
geben 1“ fuͤr die engliſche Meile; Larcom 6 von Irland; in
Frankreich das Depöt de la guerre bereits 60 Charten wie
1: 80,000; es werden 258; zu Wien wie 1: 144,000 über
Oeſterreich, Illyrien, Steyermark und Salzburg; kleiner uͤber
Tyrol und Galizien; das topographiſche Militaͤr⸗Inſtitut zu
Mailand wie 1: 86,400 für die Lombardey und Venedig 42
Charten, fuͤr Parma 9; fuͤr das adriatiſche Meer 22 wie
1 175,000; 2 kleinere Blaͤtter für daſſelbe und 4 für die
Lombardey. Sachſen gibt 100 Charten wie 1: 57,600, wovon
5 erſchienen; in Wuͤrtemberg 27 ſehr genau wie 1: 50,000 oder
1,4“ auf die geographiſche Meile; es werden 57 und find
Muſter der Genauigkeit und Schoͤnheit.
Die topographiſchen Ingenieure von Neapel haben unter
dem Oberſten Fr. Visconti die Triangulation angefangen wie
1 25,000 oder 3“ auf die Miglie. Naͤchſtens erwartet man
in Toſcana von G. Inghirami den großen Atlas von 75
Charten.
Hinſichtlich der reinen, pofitiven und phyſiſchen Geogra⸗
564
phie iſt zu erwaͤhnen Carl Ritters Erdkunde, welche ihm den
Titel: Vater der deſcriptiven Geographie verſchafft hat. Er
hat den Rheinſtrom bereiſt und Italien, um ſich ein Bild von
den verſchiedenen Formungen der Erde durch Waſſer, Vulca⸗
nismus ic. zu verſchaffen und darnach entfernte Länder zu
beurtheilen.
Ein aͤhnliches Werk gibt in Italien F. C. Maem boch
heraus: Corso di Geografia mit einem Atlas. Aehnliche
Werke find erſchienen von Giuli und Savi, von E. Re⸗
petti, L. Serriſtori, Zucagni-Orlandini und A.
Ferrini in Toſcana; A. Ranuzzi von Bologna gibt her;
aus: Corso di Studj di Geograſia pura. Ä
Die wichtige Frage, ob das Mittelmeer ſeine Höhe ge⸗
aͤndert habe, ſchien für die toscaniſchen Maremmen mit Nein
entſchieden von E. Repetti und D. Paoli von Peſaro, als
der Architekt Anton Niccolini von Neapel ſich erhob mit
ſeiner Tavola metrica cronologiea delle varie Altezze del-
la superficie del mare fra la costa d' Amalfi ed il Pro-
montorio di Gaeta, tracciate nel corso di diecinove se-
coli. 1839. Daraus ergibt ſich, daß 80 Jahr vor unferer Zeitz
rechnung das Meer niederer war um 3,80 Meter, am Ende
des Aten Jahrhunderts faſt gleich, zwiſchen dem Iten und 10ten
höher um 5,80 Meter; vom Anfang des 16ten bis 1696,
niederer um 0,90 Meter. Jetzt ziemlich fo, wie die toſcani⸗
ſchen Maremmen und wie am Anfang des Sten Jahrhunderts,
wo der Praͤtor von Rom und Dichter Rutilius Num a⸗
tianus in ſeinem Itinerario unſere Maremmen beſuchte.
16jährige hydrometriſche Beobachtungen im Serapistempel zu
Pozzuoli haben dem Niccolini bewieſen, daß ſich das Meer
jaͤhrlich um 6,20 Millim. erhöhte, Diefe Erhohung gilt aber nicht
allgemein, wie es Paoli bewieſen hat im Discorso del Solle-
vamento del mare. Pesaro 1838. und Repetti in ſeinem
Dizionario geografico della Toscana. art. Grosseto et Lit-
torale toscano.
In Aſien haben englifche Reiſende wichtige Entdeckun⸗
gen gemacht. Rawlinſon ſuͤr Suſiana, beſonders wichtig
fuͤr die Feldzüge Alexanders des Großen ıc, und die Gefangen⸗
ſchaft der Juden.
Graves hat eine Charte der Bucht von Cos in Nato⸗
lien geliefert; Brock vom Haven Budrun, auch das Mauſo⸗
leum von Halicarnaß entdeckt.
C. Fellows, Cohen, Pollington haben Kleinaſien
durchreiſt. Der erſtere fand bey Phönica in Lycien Phoenix
dactylifera, außerdem 7 alte, bisher unbekannte Städte.
Lindſay, Berthou, Robinſon, Smith, G. Ste⸗
phens haben entdeckt, daß das todte Meer ſich nie in den
Golf von Accaba entleert hat.
Chriſtoph Coſtigan aus Irland iſt zuerſt darauf
gefahren und hat einen Nachen auf Cameelen von Bairut bis
zum See Tiberias tragen laſſen; von da fuhr er auf dem Jor⸗
dan, zum Theil auf dem Lande bis zum todten Meer, auf
dem er 7 Tage herumgeſchifft; endlich gelandet bey Jericho.
Dennoch kennt man die Hoͤhe dieſes Meeres noch nicht genau:
nach Moore 160 Meter, nach Schubert 200, ag Rußeg⸗
ger 450 unter dem Mittelmeer.
565
Berghaus hat ſich mit feinem Atlas von Aſien ſehr
verdient gemacht, und gibt jetzt Palaͤſtina und das ſteinige
Arabien heraus, die 18te Charte.
Cruttenden, Hutten und Th. Abbadie haben Gen-
tral⸗Arabien ſehr aufgeklärt, S. Haines die Suͤdkuͤſte, be—
ſonders aber Jemard in Etudes geographiques et histori-
ques sur l’Arabie mit einer Charte und einer von der Pros
vinz Aſir. Beſchreibung der Reiſe von Ali Paſcha von Aegyp⸗
ten nach Nubien, uͤberſetzt von Reinaud.
Ainsworth, Ruſſel und Ruſſam von Moſul, ha:
ben Kurdiſtan beſchrieben, reich an Eiſen und Kupfer; Ches—
ney den Euphrat.
Viel Neues uͤber Aſien iſt in Prichards Naturge—
ſchichte des Menſchengeſchlechts, beſonders uͤber den Urſprung
der Tuͤrken,
Ad. Erman zu Berlin eine Charte von Kamtſchatka.
Carleß vom Delta des Indus.
Wood iſt bis zu den Quellen des Oxus gedrungen,
5060 Meter uͤber dem Meer.
Die oſtindiſche Compagnie gibt unter Everett 150
Charten von Indoſtan heraus, wovon 40 erſchienen, 4“ auf
die Miglie. Die berechnete Baſis von Seronge weicht von
der mit der Ruthe gemeſſenen nur 7½“ ab in einer Kette
von Dreyecken uͤber 460 Miglien.
Die Oſtgraͤnzen von Indoſtan, beſchrieben von Pember—
ton; der arabiſche Meerbuſen und die Maldiven, gemeſſen von
Moresby, derſelbe mit D. Roß zu Bombay hat die Geo:
graphie von Aſien ſehr erweitert.
Africa bietet noch unuͤberwindliche Hinderniſſe dar.
Vidal hat den Golf von Benin und die Kuͤſte von
lies unterſucht, Carleß die Oſtkuͤſte bis zum Cap Gar⸗
dafui.
Die franzoͤſiſche Regierung laͤßt Algier triangulieren.
Davidſon hat einen Theil von Marocco aufgeklaͤrt,
wodurch meine Charte von 1834. beſtaͤtigt wird.
Toſſizza, Lambert und Lefevre haben Ali Paſcha
von Aegypten bis zum 11ten Grad noͤrdlicher Breite begleitet,
wo die Gold- und Silbergaͤnge.
Rüppell hat durch ſeine Reiſen in Abyſſinien und
Nubien ſich ſehr um die Geographie verdient gemacht.
A. Holroyd hat ſie in Cordofan fortgeſetzt; auch
viele verſteinerte Baͤume gefunden 60 Meter lang, 5 Decime⸗
ter dick, gut zu Feuerſteinen, wahrſcheinlich Cucifera thebaica.
Fuͤr Nordamerica iſt jetzt der freye Durchgang von der
Hudſons⸗ und Baffinsbay durch die Beringsſtraße ins ſtille
Meer bewieſen durch Simpſon und Deaſe im vorigen
Jahr unter 68° NB., 124 Länge von Ferro; die Magnetna⸗
del weicht daſelbſt 60» nach Oſten ab und wollte ſich faſt nicht
mehr bewegen.
Die brittiſche Regierung hat J. Roß abgeſchickt, um
a —
—
566
magnetiſche Stationen auf St. Helena, am Cap und in Die⸗
mensland zu errichten.
Wrangel hat Wichtiges Über die ruſſiſchen Beſitzungen
in Nordamerica mitgetheilt; die Petersburger Academie laͤßt in
Neu- Archangel magnetiſche Beobachtungen machen.
Galindo eine ſchoͤne Charte von Mexico
E. S. Piccolomini deßgleichen und von Californien
zu Münden nach Triangulation und aftconomifchen Beobach—
tungen; auch wird er geognoſtiſche Charten herausgeben und
eine vom Miffiffippi. 5
Fizroy und King haben die Kuͤſten von Patagonien,
Chili und Peru beſtimmt, Carl Darwin die Naturgeſchichte;
J. Pentland, Conſul zu La Paz die Anden und hat mit
Dr. Bowring eine Charte des Sees Titicaca geliefert, 3570
Meter hoch mit ungeheuren Grabmonumenten der alten Pe—
ruaner.
Schomburgk aſtronomiſche und geographiſche Arbeiten
in Guyana; er drang zuerſt zu den Quellen des Eſſequibo
unter 0,41 NB. und 77 WE.
Die Coloniſierung von Auſtralien geht reißend vorwaͤrts;
ſchon uͤber 130,000 Europaͤer.
Arrowſmith eine Charte von ganz Auſtralien; Wetſch
eine Geographie davon.
Dumont d' Urville wurde von der franzoͤſiſchen Mes
gierung zur Unterſuchung des Suͤdpols ausgeſchickt, kam aber
nur bis 649; Weddell im Jahr 1823. um 10 Grade
weiter. 5
Es haben ſich in der neuern Zeit viele geographiſche
Geſellſchaften ſelbſt in Aſien und America gebildet; hoffentlich
wird Italien nicht zuruͤckbleiben; Florenz hat eine ſeit 12 Jah⸗
ren, welche aber der Belebung beduͤrfte. —
Sismonda, mehrere Abhandlungen uͤber die Geologie
der Piemonteſer Alpen nebſt einer Charte.
Er theilt die Jura-Formation von unten nach oben
ſo ein:
A. Unterer Lias beſteht unten aus Sandſtein, dann aus
cryſtalliniſchem Kalkſchiefer, Schieferthon mit Belemniten, En⸗
trochiten und Pflanzen-Abdruͤcken zum Steinkohlengebirge ge=
rechnet; enthaͤlt an verſchiedenen Orten Kohlenblende (Anthracit)
wie an den Bergen Petitcoeur am Col du bonhomme in
der Tarantaiſe.
B. Oberer Lias aus Kalk- und Quarz⸗Pudding, wech⸗
ſelnd mit cryſtalliniſchem Quarz- und Thonſchiefer (Schisto
argilloso) bey Moutiers, Col du bonhomme.
C. Unterer Roogenſtein aus Kalkbreccia mit Belemni⸗
ten, cryſtalliniſchem Kalk, Schiefer und Sandſtein im obern
Aoſtathal bey Villet in der Tarantaiſe, Maurienne, im Dora⸗
thal. Dieſe Schicht ließe ſich auch mit dem Lias verbinden,
unterſcheidet ſich aber durch einige beſondere Verſteinerungen,
ihre Beſtaͤndigkeit und oͤftere Verbindung mit Eiſen-Peroxyd,
und entſpricht daher dem untern Roogenſtein Englands. Oft
iſt er in Gyps verwandelt.
567
D. Drfordthon und Anthracits Formation aus Kalkſchie⸗
fer, Sandſtein, Pſammit mit einander abwechſelnd nebſt vielen
Lagern von Kohlenblende, im Thal von Aoſta, der Iſer, des
Duron in der Tarantaiſe, Morienne, im Thal der Dora, Stura,
des Tanaros, bisweilen einige dieſer Gebirgsarten erſetzt von
roͤthlichem oder gruͤnlichem Quarz-Pudding. Einige Pflanzen:
Abdruͤcke, verſchieden von denen im oben erwaͤhnten Lias.
E. Erdiger Thon mit Corallen (Coral rag, Kimme-
ridgethon, Roogenſtein von Portland). Eine dicke Schicht
aus Kalkſtein, bald eryſtalliniſch, bald dicht, grau mit Zoophy⸗
ten und andern unbeſtimmbaren Reſten; am Monte Tabor,
bey Brianſon, am Colle di Lauzanier (Pouriac), des Monges.
Prof. G. Mazzi von Florenz zeigt Stufen und Ver⸗
ſteinerungen aus dem Thale des Ombrone im Sieniſchen, und
ſpricht uͤber ihr Vorkommen. Es findet ſich daſelbſt eine
ſchoͤne Reihe tertiaͤrer Abſaͤtze vom mittleren bis zum oberen
Subapennin, in welch letzterem viele Schichten von Fluß- und
Landſchnecken, worunter viele microſcopiſche, welche Soldani
abgebildet. }
Die Geologen kamen nun mit den Phyſikern im chemi⸗
ſchen Amphitheater zuſammen, um Oriolis Vortrag uͤber die
Centralwaͤrme der Erde zu vernehmen.
Er führt die fruͤhern Hypotheſen auf, halt Ampeères
und Poiſſons Berechnung, daß in der Erde kein Urfeuer
mehr und keine gluͤhende geſchmolzene Maſſe ſeyn koͤnne, fuͤr
ausgemacht, und nimmt daher im Innern der Erde gewiſſe
chemiſche Verbindungen an, welche Urſachen der Erdbeben und
der erhöheten Temperatur ſeyen. Dieſe Verbindungen hätten
ſich in der Urzeit unter hohem Druck und hoher Temperatur
gebildet; fie müßten ſich zerſetzen und Wärme und Gas entwickeln,
ſo oft als von der Erde Luft oder Waſſer zu ihnen draͤnge;
daher die Vulcane, Erdbeben und die von Außen nach Innen
zunehmende Waͤrme.
Paſini Hält dieſe Hypotheſe nicht für hinlaͤnglich zur
Erklärung aller geologiſchen Erſcheinungen und wenig in Har⸗
monie mit andern allgemeinen Thatſachen der Cosmologie.
Poiſſons Rechnungen haͤtten keineswegs die Theorie der
Gentral- Wärme umgeſtoßen, und feine neue Hypotheſe wuͤrde
durch die bewaͤhrteſten Grundſaͤtze der Wiſſenſchaft unzulaͤßig.
Nach dieſer Hypotheſe nehmlich, der Verdichtung durch Druck
der elaſtiſchen Fluͤſſigkeiten hätte die Abkühlung und Verdich⸗
tung der Erdkugel im Centro angefangen und ſich von da ges
gegen die Oberflaͤche allmaͤhlich fortgeſetzt. Aber nicht bloß be—
weiſen viele Thatſachen, daß die Oberfläche ſich früher verdich—
tet hat als die darunter liegenden Theile, aus welchen ſich nach—
ber geſchmolzene Maſſen erhoben und die letztere zerriſſen hat
ten, ſondern mit Poiſſons Hypotheſe ſelbſt, wenn nehmlich
das Centrum ſich zuerſt verdichtet hat, muß man zugleich ans
nehmen, daß einige fluͤſſige Zonen zu einer gewiſſen Zeit vor⸗
handen waren unter der ſchon verhaͤrteten Oberflache, weil die
Wirkung des Druckes, immer kleiner je weiter vom Centro, in
einer gewiſſen Stelle von andern Urſachen aufgehalten und
ſelbſt überwunden werden muß; Urſachen, welche die Dber-
flähe der Erde abzukühlen ſtrebten, worunter die ſtrahlende
Wärme den erſten Platz einnimmt. Es konne daher im In⸗
nern der Erde noch eigenthümliche und urſpruͤngliche Wärme
568
ſeyn, welche viele geologiſche Erſcheinungen hervorbringe. Der
Streit blieb unentſchieden.
—
7. Sitzung
am 12ten October. 3
Dr. A. Zuccagni⸗Orlandini legt feine Corografia
dell' Italia vor, bereits 2 Baͤnde mit mehr als 100 Tafeln;
ein großes Unternehmen, worinn er von den Behoͤrden unter⸗
ſtuͤtzt wurde.
Paſini legt eine Sammlung Gebirgsarten aus den
lombardiſch-venetianiſchen Alpen vor und eine geologiſche Charte
vom Friaul bis zum Langenſee. ne
Glimmerſchiefer iſt die Grundlage fuͤr die ſecundaͤren
Formationen; er iſt das Product von Niederſchlaͤgen, meta⸗
morphoſiert vor dem Abſatz der ſecundaͤren Bildung, deutlich im
Val Trompia im Vicentiniſchen, im Valſugana im Agordini⸗
ſchen, wo die Trennungslinie des Glimmerſchiefers und des
darauf liegenden Sandſteins ganz deutlich iſt, und wo dieſer
Sandſtein meiſtens unveraͤndert vorkommt, und groͤßtentheils
aus Stuͤcken deſſelben Glimmerſchiefers und aus Quarz beſteht.
Dieſe alte Metamorphoſe des Glimmerſchiefers laͤßt ſich
an ſolchen Orten nicht leicht unterſcheiden, wo ſowohl die aͤl⸗
teren als die neueren Gebirgsarten neue Veränderungen erlite
ten haben, wie am Luganer- und Comerſee, im Thale Seriana
und Camonica und überhaupt längs der eryſtalliniſchen Gene
tralachſe der Alpen; deutlicher aber an anderen Stellen, beſon⸗
ders wo der Grund -Glimmerſchiefer ſammt den ſpaͤtern For⸗
mationen in kurzen Strichen gehoben wurde, ohne daß eine
entſprechende Hebung in dem darum liegenden Kalk ſtatt ges
funden haͤtte. In dieſen vereinzelten Maſſen von Glimmer⸗
ſchiefer (Val Trompia, Vicentino, Agordo), hervorgebrochen in
der Mitte der großen Kalkzone ſcheint das Grundgebirge keine
neue Aenderung erlitten zu haben: das haͤngt vielleicht mit der
Urſache der Hebung ſelbſt zuſammen, welche an dieſen verein⸗
zelten Stellen weniger kraͤftig war und wohl nur die Folge
von einigen Auswuͤrfen von ſchwarzem Porphyr, waͤhrend laͤngs
der Centralachſe die Kraft heftiger war, vermittelt durch die Er⸗
ſcheinung anderer gluͤhender Felsmaſſen.
Die alten ſecundaͤren Gebirge der Suͤdalpen, worauf die
große Maſſe des ſecundaͤren Kalks liegt, ſind nur da zu ſtudie⸗
ren, wo das Grundgebirge keine ſpaͤteren Aenderungen erlitten
hat. Am Luganer- und Comerſee, im Val Seriana und Ca⸗
monica kann man nicht genau das alte ſecundaͤre Gebirge bes
ſtimmen oder mit dem entſprechenden anderer Laͤnder paralle⸗
liſieren.
Er zaͤhlt die verſchiedenen Glieder des alten Kalk- und
Sandgebirgs auf, und glaubt, daß die untern Sandſteinſchich⸗
ten nicht bloß den rothen Sandſtein vorftellen, ſondern auch fuͤr
die Stellvertreter des Kohlenſandſteins gehalten werden koͤnnen,
welcher hier und beſonders gegen die Achſe der Alpen ſich nur
in geringem Maaße entwickelt haͤtte. Er glaubt nicht, daß
man zwiſchen dieſen kalkhaltigen Sandſteinen der Alpen und
den alten ſecundaͤren Gebirgsarten Deutſchlands eine genaue
Entſprechung finden koͤnne, um ſo mehr als ſie ein Complex
einer einzigen und großen Formation von abwechſelndem Sands
569
ſtein und Kalk zu ſeyn ſcheinen, worinn die Sandſteine unten,
die Kalkſteine oben vorherrſchen; indeſſen koͤnne man zur Er—
leichterung des Studiums einige Beziehungen zwiſchen dieſen
Formationen und denen des Nordens annehmen, wenn man an
vielen Stellen der Kette beſtaͤndige Kennzeichen wahrnimmt.
So zeigt ſich der rothe Roogenſtein vergleichbar mit dem bun—
ten Sandſtein in allen Thaͤlern Tyrols und Venedigs, wo die
ſecundaͤre kalkhaltige Steinmaſſe erſcheint; eben fo an all dies
fen Orten der Schalen führende Kalkſtein, vergleichbar dem
Muſchelkalk und durch beſtimmte Schalen characteriſiert.
Die untern Schichten dieſes Syſtems von Kalk-Sand⸗
ſtein, welcher unten ſehr quarzhaltig iſt und weißgrau mit vie:
len, aber ſchwachen Spuren von Steinkohlen und der Kohlen—
formation eigenthuͤmlichen Pflanzen, oben meiſtens thonhaltig,
geſchiefert und roth mit untergeordnetem Mergel, haͤlt er fuͤr
die Stellvertreter des rothen Sandſteins und des Kohlenge—
birgs. Dieſe Schichten verkuͤmmern in ein und der andern
Gegend, aber verſchwinden ſelten gaͤnzlich.
Das Syſtem des Sandſteinkalks der Suͤdalpen verſtaͤrkt
ſich allmaͤhlich von den mailaͤndiſchen Seen an gegen Krain,
wo es andere und beſtimmtere Charactere annimmt, ſo daß man
faſt ohne Zweifel annehmen kann, es vertrete die Stelle einer
Gebirgsart, aͤlter als der rothe Sandſtein. In Krain hat die—
ſer alte Sandſtein eine doppelt ſo große Maͤchtigkeit als im
Vicentiniſchen und eine noch viel groͤßere als die entſprechende
Gebirgsart an den mailaͤndiſchen Seen.
Da dieſe alte Kalkſandſtein-Formation von Weſten nach
Oſten an Maͤchtigkeit zunimmt; ſo glaubt er, daß ſie noch
mächtiger werden koͤnne bey groͤßerer Abweichung von der Cen—
tralkette, wovon die Abſaͤtze im Val Trompia und im Vicenti⸗
niſchen, alſo ziemlich entfernt von der Kette, eine Andeutung
wären: in dieſem Fall koͤnnten dieſe Gebirgsarten in großer
Tiefe der lombardiſchen Ebenen vorkommen, wovon man jetzt
nur kleine Strecken laͤngs der Kette wahrnimmt. Auf dem
Syſtem des alten Kalk-Sandſteins liegt die große Kalkmaſſe
der Suͤdalpen, welche er in mehrere Baͤnke abtheilt, verſchieden
von einander bald durch einige Metamorphoſe, bald durch die
urſpruͤngliche Geſtalt. Vom See Iſeo bis nach Krain zaͤhlt
er von unten bis oben
1) einen oft eryſtalliniſchen und hoͤhligen Kalkſtein, weiß,
grau oder mattroth, woran man kaum eine Schichtung be—
merkt; enthaͤlt kohlenſauren Kalk und mahnt an den Dolomit;
darinn Pecten, Trochus, Turritella, Cardium triquetrum, Ci-
darites, Zoophyten; iſt ſehr mächtig, wechſelt oben mit dich—
tem Kalkſtein mit ebenem Bruch.
2) einen Roogenſtein, welcher unten mit dem genannten
dichten Kalkſtein abwechſelt, oben mit einigen Schichten con=
pactem Muſchelkalk mit einer Kalkbreccie, Lumachell uſw.
3) ein Kalkſtein mit Hippuriten, Sphaͤruliten, Voluten,
Nummuliten und Zoophyten, abwechſelnd mit ebenem, dichtem
Kalkſtein, hat bisweilen unten einen Kalkſtein mit Schalen—
ſtuͤcken und einen mit muſcheligem Bruch, roth und gruͤn ge:
fleckt. In dieſer Bank bisweilen auch Schichten von Mergel
und gelblichem Sandſtein.
4) ein beſtaͤndig rother und thonhaltiger Kalk mit Ammoni⸗
ten, Terebratulen, Aptychus lamellosus, Crocodillen.
Iſis 1841. Heft 8
—
—
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5) Ein weißlicher, etwas thonhaltiger Kalk mit ebenem und
muſcheligem Bruch, der Biancone heißt, wenn ſeine untern
Schichten etwas maͤchtig ſind; Scaglia, wenn ſie im obern
Theile dünner find und zertruͤmmert. In dieſen beyden Baͤn⸗
ken findet ſich Feuerſtein.
In den Mailaͤnder Gebirgen, beſonders am Comerſee
und im Thale Seriana ſind die untern Baͤnke der vorigen
Kalkmaſſe ſehr oft ſchwarz, von Kalkſpathadern durchzogen und
auch bisweilen ſtinkend. Sie könnten älter ſeyn als der Lias,
wie Dr. de Filippi meynt. Man findet auch in den lom⸗
bardiſchen Bergen große Strecken von eryſtalliniſchem Kalk der
erſten oben erwaͤhnten Bank gleich der in den venediſchen Al—
pen; auch Rosogenſteinſchichten, rother Ammonitenkalk und
Scaglia.
Die zwey erſten Bänke ftellt er zum Lias und zur Roo⸗
genſtein-Formation; die dritte, vierte und fünfte zum Gruͤn⸗
ſand und zur Kreide, bemerkt jedoch, daß alle dieſe Geſteine ſo
unter einander verſchlungen ſind, daß man die Graͤnzen kaum
angeben koͤnne.
Die mittlere tertiaͤre Formation in den venediſchen Pro⸗
vinzen iſt die Scaglia und hin und wieder vom tertiaͤren ſub⸗
apenniniſchen Geſteine begleitet. Davon laͤuft eine Kette 40
Miglien weit an der Brenta bis ins Friaul faſt uberall im
Zuſammenhang mit der mittleren tertiären Formation.
Im Maylaͤndiſchen gibt es einige Spuren der tertiaͤren
ſubapenniniſchen Formation, welche Filippi bey Vareſe ent⸗
deckt hat. Bey Como, an verſchiedenen Stellen der Brianza
und ſonſt gibt es Abfäge der mittleren tertiären Formation;
auch konne man wenigſtens zum Theil dazu rechnen das kalk—
pſammitiſche Geſtein von Iſeoſee, vom Bergamiſchen uſw., wel—
ches große Aehnlichkeit mit dem Macigno des Apennins hat,
aber auch mit dem tertiaren Roogenſtein, worinn Schichten
von Pudding und Lignit, welcher nach Savi in Toſcana zwi⸗
ſchen dem Macigno und dem fubapenninifchen Mergel liegt.
Sa vi legt feine Arbeit über den Roogenſtein Toſcana's
vor, beſchreibt das Ausſehen und die Zuſammenſetzung, und
gibt eine Idee von der geographiſchen Verbreitung des Serpen⸗
tins. Diorit, Ophit, Serpentin, Euphotit, Pyroxenit und
Syenit find die plutoniſchen Geſteine, welche er fo geſellig ge⸗
funden hat, daß eines vom andern abzuhaͤngen ſcheint. Das
Hervortreten dieſer Geſteine fen ſpaͤter als der Abſatz des Ma-
cigno und früher als die tertiaͤre Formation, weil dieſe nicht
vom Serpentin veraͤndert worden, wohl aber der Macigno,
wodurch einige Arten von Mergel (Galeſtro) und Jaſpis, fo:
wie der rothe Gabbro entſtanden find. Mit dem letzten Nar
men bezeichnet er ein Geſtein, welches als eine Erweichung,
vielleicht gar Schmelzung des Macigno betrachtet werden kann.
So ſieht man in dem letztern, wo er in rothen Gabbro ver-
wandelt wurde, die Schichtung verſchwunden und an vielen
Orten eine Spur von Schmelzung und oft eine Verwandelung
in Mandelſtein. Auch hat er in den Blaſen eines ſolchen Ge—
ſteins ein Mineral wie Laumonit gefunden, jedoch davon ver:
ſchieden; daher nennt er es Caporcianit.
Dann ſpricht er von andern Geſteinen und Mineralien,
welche ſich in Gängen der genannten Maſſen finden, und mit:
bin nach deren Verhaͤrtung hineingekommen oder entſtanden
36*
571
fin. Die dem Roogenftein angehoͤrigen Gänge find Granit,
Opal, Chalcedon, Feldſpath, Kieſelkalk, Miemit und Kupfer.
Granit und Opal im Serpentin von San Pietro in Campo
auf der Inſel Elba; Chalcedon am Berg Rufoli bey Volterra;
Feldſpath am Berg Vaſo und Caſtelli bey Volterra und am
Impruneta, unweit Florenz; Kieſelkalk am Berg Caſtelli; Miem⸗
mit bey Memmo, unweit Volterra; Kupfer an vielen Orten in
Serpentin, wird haͤufig gewonnen. Er betrachtet beſonders
die Gaͤnge im Caſtelli, Vaſo, Tederighi, Catini. Einige er⸗
ſtrecken ſich nicht bloß im Roogenſtein, ſondern durchſetzen auch
die veränderten daruͤber liegenden ſecundaͤren Geſteine und muͤſ—
ſen mithin entſtanden ſeyn nach der Verhaͤrtung der Roogen—
ſteinmaſſen. Der Zuſtand der Gang-Maſſen, die Spuren von
Zermalmung, die Verſchwindung der Ecken, die Streifung und
Glaͤttung der Oberflaͤche fuͤhren ihn zur Annahme, daß die
Gangwaͤnde noch eine Bewegung erlitten haben nach ihrer Bil—
dung. Da auch die Unterſuchung der geſchichteten Geſteine
auf dieſen durchs Feuer hervorgebrachten Felſen ihn zu der
Ueberzeugung gefuͤhrt, daß die Maſſen dieſer letzten Felſen nach
ihrer Verhaͤrtung gehoben und verworfen worden; ſo glaubt er
auch nach dem Ausſehen der Gaͤnge einen neuen Beweis fuͤr
eine aͤhnliche ſpaͤtere Hebung zu finden.
In Folge dieſer Erſcheinungen glaubt er, die Roogenſtein⸗
maſſen von Toſcana ſeyen nach ihrem Hervortreten ein wenig
bewegt und veraͤndert worden von dem Eindringen der Gaͤnge,
und haͤtten ſpaͤter eine andere Bewegung erlitten, welche nicht
bloß die Gaͤnge mechaniſch modificierte, ſondern auch das ganze
Gebirg ſpaltete, und nicht nur alle ſecundaͤren und tertiaͤren
darauf liegenden Niederſchlaͤge hob, ſondern auch die pluto⸗
neptuniſchen. Er vermuthet, dieſe letzte Hebung koͤnne gleich
zeitig oder abhängig geweſen ſeyn von dem Hervortreten der
trachytiſchen Geſteine und des Selagits. Er legte die Gebirgs⸗
arten vor.
Paſini legte eine Abbildung von der Structur der Erde
vor von N. BoubE zu Paris, von ihm eingeſchickt, um feine
neuen Ideen uͤber die Bildung der Schichten mitzutheilen.
Die untern Schichten ſeyen nicht nothwendig fruͤher abgeſetzt
als die Altern, ſondern koͤnnten gleichzeitig ſeyn. Die aus
den Fluͤſſen ins Meer geführten Anſchwemmungen wuͤrden von
den Meereswellen ziemlich regelmaͤßig auf dem Strande ver⸗
theilt. Die Geroͤlle und groͤßern Stuͤcke werden auf den Strand
zurückgeworfen bis an den Sand der hoͤhern Fluthen; der Sand
kommt weiter hinunter zur Hoͤhe der gewoͤhnlichen Fluth und
wird zum Theil von den Winden ins Trockene getrieben.
Unter den Sand kommt der ſandige Thon, dann der Mergel
und endlich noch tiefer und entfernter vom Strande der feine
Schlamm und die chemiſchen Niederſchlaͤge. Alle dieſe Abſaͤtze
von Geroͤllen, Sand, Thon mehren ſich beſtaͤndig und bilden
eine Reihe paralleler Schichten auf einander liegend und den—
noch gleichzeitig; und die Theile einer jeden einzelnen Schicht
würden in verſchiedenen Epochen hervorgebracht, der aͤlteſte
nehmlich am Strand, der juͤngſte am Meer. }
Mehrere Mitglieder finden dieſe Entſtehungsart nicht
übereinſtimmend mit dem Zuſtand der Schichten im Gebirge.
Savi meynt, man bekaͤme damit keine Reihe homogener
Schichten wagrecht ſich ausdehnend ins Meer, ſondern dem Strande
parallel geneigte, welche an einer Stelle aus Geröllen, an
andern aus Sand, Thon uſw. beſtaͤnden.
— —
— —
572
Geologiſcher Ausflug an den Monte Piſano am Sonn⸗
tag den 18. October unter der Anfuͤhrung von P. Savi.
Es waren 20 Perſonen. Man fuhr nach den Baͤdern
von San Giuliano und zu den Berghoͤhlen von Calcina forte,
wo grauer Kalk mit ſehr geneigtem Fallen und mit augenfcheins |
Einige Trumme und
Nieren einer weißen balb quarzigen, bald pulverigen Subſtanz
lichen Zeichen einer ſtarken Veraͤnderung.
hielten Einige fuͤr veraͤnderten Feuerſtein. Savi glaubte es
auch einmal; auch bey Monzone und Ajola ſah er dieſelbe
Subſtanz, war aber mit geſchmolzenen Maſſen verbunden.
Der Bergmeiſter Baldracco ſah in dieſen Trummen ſchlecht
cryſtalliſirten Quarz und Braunſpath. Unter dieſem Kalk in
der Ebene entſpringt das Badwaſſer.
meynte; allein die Graͤnzen beyder Gebirgsarten laſſen ſich
nicht unterſcheiden. Oeſtlicher im Valle d' Aſciano kommt die
Formation des Verrucano mehr oder weniger veraͤndert, und
dort entſpringt im aufgeſchwemmten Land das Sauerwaſſer.
In den Steinbruͤchen endlich am Monte Oliveto gegen 2
Stunden oͤſtlich von Piſa am noͤrdlichen Ufer des Arnos ſah
man den Kalkſtein ganz entbloͤßt zum Theil zerſpalten und dar⸗
inn die berühmte Knochen-Breccie. Auf dem Ruͤckweg fah
man in Valle di Calci gegen die Certoſa, beſonders am Monte
della Verruca uͤber dem Convento di Nicoſia den Kalk des
Monte d'Oliveto auf dem Verrucano gelagert, alles unordent⸗
lich gehoben, wie es Sa vi in den Sitzungen beſchrieben hat.
Sismonda glaubt, im Verrucano das Anthracitiſche Ges
ſtein, den Orfordthon der piemonteſiſchen Alpen zu erkennen,
und im daxuͤber liegenden Kalk den erdigen Thon mit Corallen.
Kaͤme man unter dem Verrucano auf andere Kalkſchichten; ſo
würden fie zum untern Roogenſtein gehören,
Paſini hält dagegen dafür, daß der Kalk des Monte
Oliveto ſo wie der der apuaniſchen Alpen der untern Bank der
großen Kalkmaſſe der lombardiſch-venetianiſchen Alpen entſpreche,
nehmlich dem cryſtalliniſchen und Hoͤhlenkalk oder dem letzten
und tiefſten Glied des Lias. Der Verrucano waͤre mithin aͤlter
als dieſe Formation. Aber neue Unterſuchungen und Ver⸗
gleichungen der Gebirgsarten muͤſſen erſt entſcheiden, ob in den
beyden Gebirgen, nehmlich den Apenninen und den Alpen ent⸗
ſprechende Formationen vorkommen. Um dieſe Entſcheidung zu
erleichtern, werden die drey genannten Gelehrten nach ihren
Beobachtungen eine Ueberſichts-Charte aller dieſer Gegenden
herausgeben.
Bey dieſer Gelegenheit beſah man das praͤchtige Gebaͤude
der Karthaus, wo man ſehr freundlich aufgenommen wurde.
Sodann fuhr man nach Piſa, um noch den Schifferkampf auf
dem Arno anzuſehen. .
*
8. Sitzung
am laten Oetober.
In Gegenwart des Großherzogs. 8
P. Savi, Betrachtungen uͤber die ſchlechte Luft der
toscaniſchen Niederungen. Die Beobachtungen wurden vorzuͤg⸗
lich in den Thaͤlern des Volterraniſchen gemacht, von Matta⸗
jone und Salmaſtraje am Meer. 8
. Die obern Schichten glaub⸗
ten einige bloß zur Kreiden⸗Formation gehoͤrend, wie Savi auch J
*
573
1) Die ſchlechte Luft kommt nicht bloß von ſtehendem
Waſſer, ſondern auch vom Regen und von den Ueberſchwem⸗
mungen, wenn ſie im Sommer auf Land fallen, das lang der
Sonnenhitze ausgeſetzt geweſen.
2) Auch die Mineralwaͤſſer find Urſache pon Miasmen,
wovon er ſich durch die Beobachtung des Sees von Rimigliano
uͤberzeugte. .
3) Die Anhaͤufungen von Meerpflanzen, wenn fie in
ſuͤßes Waſſer kommen, geben auch ungeſunde Ausduͤnſtungen;
ſo bey Vada und Piombino.
Endlich ſcheine auch das geſchwefelte Waſſerſtoffgas zu
dieſer verdorbenen Luft beyzutragen. Die Munificenz des Groß—
herzogs laſſe große Arbeiten unternehmen, um dieſem Uebel zu
ſteuern. N f
Paſini beftätige den erſten Fall. In der venediſchen
ſonſt nicht ſumpfigen Ebene entſtehen Fieber beym erſten Regen
nach langer Trockniß. Da Rio und A. Bal bi beſtaͤtigen
es von andern Orten.
G. D. Nardo von Venedig ſchickt ein Programm ein
zur Verfertigung einer vollſtaͤndigen Naturgeſchichte Venedigs.
Prof. Leonhard von Heidelberg aͤußert in einem Brief.
den Wunſch, man moͤchte die Verſammlung mit ſeiner popu⸗
laren Geologie bekannt machen, wovon gegenwärtig eine Weber
ſetzung ins Franzoͤſiſche gedruckt wuͤrde.
Dr. C. Scortegagna ſchenkt feine geologiſche Abhand⸗
lung: Sulle Ossa fossili di Coecodrillo gefunden in den
Colle della Favorita unweit Vicenza.
Dr. J. Corinaldi von Piſa ſchenkt ſeine Notizie
storiche über die Accademia valdarnese und über die in
ihren Schriften enthaltenen naturhiſtoriſchen Abhandlungen.
Der Vorſtand der Academie von Arezzo die vier Jahr⸗
gänge des Almanacco aretino.
Dr. G. Rampinelli zeigt eine Stufe von Eiſen⸗
Stalactit aus Elba.
Der Graf G. Scopoli von Verona ſchickt Exemplare
von Braunkohle aus dem Vicentiniſchen und Veroneſiſchen
nebſt einer Abhandlung.
Paſini berichtet uber die Commiſſion zur Verfertigung
einer italiaͤniſchen mineralogiſchen Nomenclatur. Die Mitglie⸗
der werden ſich damit beſchaͤftigen und daruͤber bey der naͤch—
ſten Verſammlung berichten.
Die Mitglieder der Abtheilung werden an einer geologi⸗
ſchen Charte von Italien arbeiten und ſich uͤber die Faͤrbung
verſtaͤndigen. Savi hat ſchon eine von Toſcana, Pareto
von Ligurien, Marmora von Sardinien, Sismonda von
Piemont, Paſini von der Lombardey und Venedig. Dieſe
Charte wird ſich an die bald erſcheinende von Frankreich an⸗
ſchließen und an die vielen und ſchoͤnen bereits erſchienenen Ar⸗
beiten von Deutſchland.
A. Drfini zeigt Gebirgsarten und Verſteinerungen aus
der Gegend von Aſcoli am Monte Corno und von andern
i 574
Stellen der Apenninen. Ein Theil des Kalks vom Monte
Corno enthaͤlt Hippuriten. Die Suͤßwaſſerabſaͤtze in der Naͤhe
von Aſcoli find Travertin oder neptuniſch-plutoniſches Geſtein
nach Sa vi.
Paſini legt feine geologiſche Charte des lombardiſch⸗
venetiſchen Reichs vor, noch nicht ganz fertig; zeigt die geogra—
phiſche Erſtreckung der verſchiedenen Gebirgsarten und die ver⸗
ſchiedenen Stellen der Kette, wo ſich der Grund-Glimmerſchiefer
findet und die alte ſecundaͤre Formation des Sandſteinkalks
(Terreno arenaceo-calcareo); die allgemeine Vertheilung der
Kreiden⸗Niederſchlaͤge gegen den aͤußern Theil der Kette; bis⸗
weilen auch in den innern Thaͤlern und Hochebenen. Die ter⸗
tiaͤren Geſteine bilden am Fuße der Alpen eine faſt zuſammen⸗
haͤngende Reihe von Niederſchlaͤgen vom Friaul- bis zum Gar:
daſee, wo fie unterbrochen find oder unter großen Maſſen
von Kies vergraben. Einige tertiare Niederſchlaͤge finden ſich
auch im Innern der ſecundaͤren Gebirge, wie bey Alpago, Bel⸗
luno, Feltri, Alano, im Val Sugana, bey Roveredo, Arco.
Das ſubapenniniſche Geſtein findet ſich nur an 5—6 Stellen
vom Veroneſiſchen bis an die Brenta, während es oͤſtlich ziem⸗
lich lange Zonen bildet, an das mittlere tertiaͤre Geſtein gelehnt.
Im Mailaͤndiſchen ſieht man hie und da Striche vom mittlern
tertiaren Geſtein und einige Spuren vom ſubapenniniſchen;
bey Bergamo aber find einige Sandſteine noch zu beſtimmen.
Er macht aufmerkſam auf die verſchiedenen und in verſchiede⸗
nen Zeiten hervorgebrochenen Porphyrmaſſen im ſuͤdlichen Tyrol,
Vicentiniſchen, Val Sugana, am Idroſee, im Val Trompia,
Camonica, Seriana und an den mailändifchen Seen; zeigt auch
die vielen Baſalt⸗Maſſen in Roverediſchen und in den fubals
pinen Zonen zwiſchen der Etſch und der Brenta.
Die Hebungen der lombardiſch-venediſchen Alpen ſeyen in
verſchiedenen Zeiten, alten und ganz neuen, vorgefallen, und
zwar ungleich in verſchiedenen Theilen der Kette, nicht bloß in
ihrer ganzen Laͤnge, ſondern auch in kurzen Strichen. Vor
dem Niederſchlag des alten Kalkſand-Syſtems (Calcareo are-
nacio) war der Grund-Glimmerſchiefer veraͤndert und gehoben.
Entſchiedene Hebungen zeigen ſich waͤhrend des Niederſchlags
des alten Sandſteins, neue und ſtaͤrkere nach dem Niederſchlag
des Roogenſteins und der Kreide. An einigen Stellen wurden
Kreide und Roogenſtein nicht mehr gehoben nach dem Nieder:
ſchlag der anſtoßenden tertiaren Bildung; aber an andern nicht
weit entlegenen findet ſich gehoben das mittlere tertiaͤre Geſtein,
das ſubapenniniſche und vielleicht ſelbſt der angeſchwemmte Bo:
den. Die Hebungen, beſonders in den Gebirgen von Treviſo—
und Friaul ſcheinen nicht mit der Ergießung der geſchmolzenen
Steine in Verbindung zu ſtehen. Man kann nicht ſagen, daß
die Alpenkette erſt nach der Kreide oder der tertiaͤren Formation
hervorgebrochen ſey; ſie war es ſchon zu einer gewiſſen Hoͤhe
in aͤlterer Zeit und hat ihre jetzige Geſtalt und Hoͤhe durch
eine lange Reihe theilweiſer Hebungen von den aͤlteſten Zeiten
an wahrſcheinlich bis nach dem Abſatz des angeſchwemmten
andes.
Er macht beſonders aufmerkſam auf die großen und en⸗
gen Kluͤfte der Kalkmaſſe bisweilen 20 Miglien lang, wie die⸗
jenigen, worinn Etſch, Brenta und Cordevole laufen, ſenkrecht
auf die Richtung der Kette. Da, wo dieſe Kluͤfte in die Ebene
muͤnden, bemerkt man eine ſonderbare Verdrehung der Roogen⸗
ſtein⸗ und Kreidenſchichten. Auch die Seen haben in der Rich⸗
575
tung und Tiefe ein Verhaͤltniß zur Richtung und Höhe der an:
ſtehenden Berge.
Er fügt noch einige. Beobachtungen aus den Thaͤlern des
Boite und des Cordevole im Belluniſchen bey. Im erſten
Thal zeigt das Syſtem des alten ſecundaͤren Kalkſandſteins
durch weite Striche einen bald thonhaltigen, bald dichten Sand—
ſtein von ſchwaͤrzlicher Farbe, welcher von ferne ausſieht wie
Porphyr, der auch von Einigen für pyroxeniſchen Porphyr ges
nommen wurde (Giornale di Treviso. Decembre 1828.
Biblioteca italiana, Marzo 1838. p. 354): dennoch kann
man ſeine Schichtung gut unterſcheiden, ſein Wechſel mit
Thon⸗ und Kalkgeſteinen, und an einigen Orten finden ſich
ſelbſt Schalen Ru della Spondez bey San Floriano.)
Die Pietra verde von Peajo und von andern Orten des
Belluniſchen, beſchrieben vom Profeſſor Catullo, iſt ein ſehr
verhaͤrteter Mergel des genannten Syſtems von Kalkſandſtein;
dieſelbe Felsart findet ſich auch im Thal Camonica. Im gan⸗
zen Thal von Boite iſt keine Spur von pyroxeniſchem Porphyr
oder von aͤhnlichen Felſen.
Im Agordo kommt ganz gewiß der Schiefer auf dem
Grund⸗Glimmerſchiefer nicht vor, wie Marzari annahm. Eine
ungeheure Maſſe von Kupferkies ſcheint nicht bloß den Kalk
des Berges Impeoina gehoben zu haben, ſondern auch den
Sandſtein und den Glimmerſchiefer. Man findet daſelbſt un—
widerſprechliche Anzeigen von der Metamorphoſe des Quarzſand⸗
ſteins in Gneis uſw. 1
Am Fuße des Berges Serva im Belluniſchen gibt es
durchaus keinen Kieſelſchiefer (Annali di Storia naturale di
Bologna 1829. I.), welcher Ort auch zu weit von den Stellen
entlegen waͤre, wo man einen ſolchen erwarten koͤnnte. Man
findet daſelbſt nur Kreidenkalk mit Feuerſtein.
E. Repetti von Florenz gibt eine geographiſch ſtatiſtiſche
Nachricht uͤber das Elſathal und uͤber die landwirdſchaftliche
Anſtalt des Marcheſe Ridolfi zu Meleto nebſt Bemerkungen
über die tertiaren Geſteine daſelbſt.
Prof. Domnandos von Athen: einige Beobachtungen
über die Lagerung des Schmirgels auf der Inſel Naxos, einer
der größten und fruchtbarſten des Archipelagus. Sie iſt von
Norden nach Suͤden durchzogen von einer Gebirgskette, welche
gegen Weſten aus Granit und geſchiefertem Pſegmatit beſteht,
er in Felfenguarz uͤbergeht. Auf dem Granit liegt koͤrni⸗
ger Kalkſtein mit ſehr mächtigen Gängen und Stoͤcken von
Schmirgel, welcher nicht der Korund der Mineralogen iſt, ſon⸗
dern Korund mit Eiſenglanz (Fer oligiste) verbunden. Jaͤhr⸗
lich wird gewonnen 12,000 Centner, und man koͤnnte noch
mehr bekommen. Die Schmirgelgaͤnge durchſchneiden die Kalk—
ſchichten und ſind ſo innig damit verbunden, als wenn ſie durch
Sublimation hineingekommen waͤren. Die Hebung dieſer Berge
ſcheint nicht durch den Schmirgel geſchehen zu ſeyn, ſondern
in einer andern Zeit. Das Fallen der Schichten erreicht nicht
40 Grad wie in der Expedition scientifique de Morce ſteht,
ſondern nur 30—32. Die Gänge ſtreichen von Nord nach
Suͤd. .
Eiſenglanz findet ſich viel in Griechenland: bloß vom
Laurio bis zum Capo Sunnio hat er mehr als 300 antike
Bergwerke bemerkt.
576
a Der Bergmeiſter Baldracco liest über die Verarbeitung
des Eiſens und erzählt feine Verſuche Über die Friſchung des
Eiſenkalks von Azzane in Sardinien in einem Hochofen des
Genueſiſchen. Man ſchmolz den Eiſenglanz mit ½ alten
Eiſen (Ferracia); er hatte beſſern Erfolg, als er das bloße /
in Stuͤcken und / in Pulver nahm, wobey er 55 Procent
gutes Eifen erhielt; ebenſo 50 Pre. vom Eiſenglanz der Inſel
Elba, während man nach dem gewöhnlichen Verfahren nur 44
bekommt. Er rieth auch an, die fonft verloren gehende Flam⸗
me der Hochoͤfen zur Erwaͤrmung der Luft und Trocknung des
Holzes zu benutzen.
C. Botanik und Pflanzen-Phyſiologie.
(Im Amphitheater des naturhiſtoriſchen Mufeums
von 12 — 2 Uhr.) 0
1. Sitzung
am 4ten October.
Vorſtand Profeſſor G. Sa vi.
Secretaͤr: Biaſoletto.
Der Vorſtand dankt der Vorſehung, daß ſie ihm ſo lange
das Leben geſchenkt, daß er noch die Einführung der Verſamm⸗
lungen in Italien habe ſehen koͤnnen: dann; zählt er die in
Italien erſchienenen botaniſchen Werke auf ſeit ſeiner Flora
pisana vor 50 Jahren, woraus ſich ergibt, daß in dieſer Zeit
mehr erſchiznen iſt, als in aller Zeit vorher.
Prof. Viſiani von Padua zeigt an, daß ſeine Flora
dalmatica in lateiniſcher Sprache zu Leipzig gedruckt wird,
und macht auf die Wichtigkeit der Pflanzen Dalmatiens
aufmerkſam, wo auf einer Flaͤche von nicht mehr als 240
Quadratſtunden die Pflanzen Ungarns, Siciliens und Griechen⸗
lands vorkommen. Sodann ſpricht er uͤber die Topographie,
die Einrichtung feines Werkes, nach Bartlings Syſtem. Er
beſchreibt 2400 Gattungen und bildet die neuen ab; legt 20
Tafeln vor. .
Prof. Moretti von Pavia zeigt eine Valeriana dioica,
wobey 2 Stengel verwachſen waren und unter der Mitte eine
trichterfoͤrmige Erweiterung hatten, uͤber der die Stengel walz⸗
lich fortliefen mit den Blättern nicht mehr gegenüber, ſondern
ſchraubenartig. Dieſe Mißbildung gab Veranlaſſung zu ſinn⸗
reicher Beſprechung.
Dr. G. Meneghini von Padua zeigt ſeine Samm⸗
lung von Algen aus den euganeiſchen Bergen, worunter viele
neue, und legt feine Arbeit vor, indem er um ein Urtheil
daruͤber bittet. Er zeigt 20 Tafeln und beſchreibt folgende
Gattungen. g .
Rivularia biasolettiana, haematites, mammillosa,
contareni.
Calothrix ambigua; Bangia latissima; Prasiola ce-
spitosa, Percursaria fucicola.
Dasyeladus eylindricus; Laminaria uncinata; Bail-
louviana punicea; Microcystis paroliniana.
577
Rivularia ſtehe den Lyngbyeen näher als den Noſtochi—
nen, welche letztere wegen des Schleims und der eingeſchloſſenen
Faͤden hoͤher ſtehen.
beſonders mit Prasiolä. Dasyeladus gehöre zu den Sipho⸗
nien. Laminaria werde mit Recht von Agardhs Chondri—
een getrennt.
2. Sitzung
am öten October.
A. Comi von Rom legt gepreßte Pflanzen vor und
andere in der natuͤrlichen Geſtalt, ſo daß man ſie zur Zierde
in die Zimmer ſtellen kann; beyde auf eine befondere Art zus
bereitet, die er geheim hält. Der Vorſtand ernennet einen Aus—
ſchuß von den Profeſſoren G. Moretti, A. Targioni—
Tozzetti und R. de Viſiani.
Dr. L. Calamai zeigt ſehr ſchoͤn geformte Pilze in
Wachs, wovon er 120 liefern will; ſo wie andere Theile zur
Pflanzen⸗Phyſiologie; auch Wachsfrüchte.
Prof. Moretti berichtet, daß im Garten zu Pavia eine
ſehr alte Cycas revoluta gebluͤht habe, ſetzt die Zweifel über
ihre Stellung auseinander, glaubt aber, daß ſie neben die Pal⸗
men kommen ſollte.
Prof. Peter Sa vi bemerkt, daß doch bedeutende Verſchie⸗
denheiten Statt faͤnden.
1) Die Palmen haben einen jaͤhrlichen Zuwachs, die Cyca⸗
den wenigſtens in Italien nur einen zweyjaͤhrigen.
2) Die Palmen haben ganz ausgebreitete Blaͤtter, die Cyca⸗
den dagegen wenigſtens groͤßtentheils eingerollte, weßhalb man
ſie einmal zu den Farren ſtellte.
3) Bey den Palmen entwickeln ſich die Blaͤtter der Knoſpen
nach einander, bey den Cycaden alle zugleich.
Hinſichtlich der Fortpflanzungsorgane zeigt Moretti,
daß man die Cycaden nicht für Pflanzen halten koͤnne mit nad:
ten Samen, wie verſchiedene Botaniker geglaubt haben, ſon—
dern fie hätten Achte Früchte am Rande der Schuppen, welche
nicht als offene Pericarpien, ſondern als holzige Deckblaͤtter zu
betrachten ſeyen und daher ſey es ihm zweifelhaft, ob ſie mehr
den Coniferen oder den Palmen verwandt ſeyen.
Dann ſpricht er uͤber die Meynungen hinſichtlich der
ſchon beruͤhrten Mißbildung Valeriana dioica. Einige meyn⸗
ten, die Pflanze habe durch ein enges Loch wachſen muͤſſen;
andere, es ſey eine der haͤufig vorkommenden Verſchmelzungen
der Pflanzenorgane, was er ebenfalls glaubt.
Prof. Narducci legt ſeine Schrift uͤber eine aͤhnliche
Brassica oleracea vor. An dem breiten und zuſammenge⸗
druͤckten Stengel bemerkt man abwechſelnd viele halbdurchſchei⸗
nende und undurchſichtige Laͤngsſtreifen von Stelle zu Stelle
mit Blaͤttern und einer Knoſpe in der Achſel, welche Blaͤtter
nach oben immer kleiner werden, woraus ſich ergibt, daß die
undurchſichtigen Streifen nichts anderes als verwachſene Zweige
ſind.
Da bey der Valeriana die Faſern ſchraubenfoͤrmig fies
Iſis 1841. Heft 8.
Bangia ſey mit den Ulveen verwandt,
578
hen, wie auch oft bey Wachholder und Aeſche; ſo brachten L.
Calamai, L. Maſi von Perugia und Savi verſchiedene
Hypotheſen vor, um dieſe Erſcheinung zu erklären, ob der Saft—
uͤberfluß dazu hinreiche, oder ob auch Kerfſtiche darauf wirkten.
Ereurfion am Sonntag, den Gten October, unter der
Anfuͤhrung von P. Savi.
Man gieng an den ſuͤdlichen Abhang des Monte Piſano,
namentlich zwiſchen Nicoſia und den Baͤdern von St. Giuliano
und fand noch ungeachtet der vorgeruͤckten Jahreszeit manche
ſeltene Pflanzen, beſonders Cryptogamen, aber auch Senecio
erraticus, Thrineia tuberosa, Bellis sylvestris, Centaurea
solstitialis, Galactites tomentosa, Trifolium bocconi, Ge-
nista pilosa, Erica scoparia, Phillyrea angustifolia, Neot-
tia spiralis, Salvinia nataus, Trapa nataus; im Sauerwaſ⸗
fer Oseillatoria labyrinthiformis,
Auf den Bergen Cistus incanus, salvifolius, monspe-
liensis, Myrtus communis, Pistacia lentiscus, Euphorbia
spinosa, characias, Satureja juliana, montana, Osyris
alba-
Auf dem Berge Verruca Daphne gnidium, Hieracium
praealtum, Pinus pinaster, Phillyrea media.
3. Sitzung
am 7ten October.
In Anweſenheit des Großherzogs.
Prof. G. B. Amici las eine Abhandlung Über den Pro-
ceß, wodurch die Pflanzeneyer die befruchtende ane des
Bluͤthenſtaubes erhalten.
Im Jahr 1821 (Osserv. mierosc, sopra varie pian-
te, in Atti Soc. italiana. Modena 1823. p. 23. — Ann. Sc.
nat. II. 1824 65.) ſah er ein Staubkorn von Portulaca ole-
racea am Gipfel einer Narbe berſten und eine Art Daͤrmchen
auslaſſen, welches durchſichtig war und an der Seite der Narbe
anhieng. Dieſes Daͤrmchen war eine einfache Rohre aus einer
zarten Haut voll ſehr kleiner Koͤrperchen, wovon ein Theil aus
dem Korn gieng, der andere hinein, nachdem er der Laͤnge
nach in dem Daͤrmchen einen Kreis beſchrieben hatte; auch in
dem Korn fand eine verwirrte Bewegung der Koͤrperchen ſtatt.
Das ſah er auch bey andern Staubkoͤrnchen der Portulaken.
Im Jahr 1826. hat A. Brongniart dieſelben
Beobachtungen gemacht und geſehen, wie das Daͤrmchen in die
Narbe drang und von derſelben in das Gewebe oder den ſoge—
nannten Conductor des Griffels; er glaubte, zu ſehen, wie in
dieſem Gewebe aus den Daͤrmchen die Koͤrner giengen und aus
ſelbſtſtaͤndiger Bewegung durch Intercellular-Gaͤnge und die
Placenta bis zu den Eyern gelangten.
Dem letztern widerſprach Amici in einem Brief an
Mirbel, geſchrieben im July 1830. und abgedruckt in den
Annales des Sciences XXI. Nach ſeinen Beobachtungen bey
Hibiscus syriacus et Pepo macrocarpus (Zucca) verlängere
ſich das in das Zellgewebe gedrungene Daͤrmchen bis ins Ova⸗
rium, und muͤnde mit dem Exoſtom der Eyer zuſammen, ohne
579
im Zellgewebe abzureißen; ein Beweis hiervon ſey die Ruͤckbe⸗
wegung der Koͤrner durch das Daͤrmchen bis zu dem auf der
Narbe gebliebenen Korn; nach jedem Ey gehe ein beſonderes
Daͤrmchen. Da bey vielen Pflanzen der Griffel ſehr lang
ſey, und man nicht annehmen koͤnne, daß die im Korn enthal⸗
tene Membran ſich in ein ſo langes Daͤrmchen auszudehnen
vermoͤge; ſo habe er die Meynung geaͤußert, es erhalte von dem
Zellgewebe des Griffels Ernaͤhrung; auch gehoͤre ihm die Be—
obachtung, daß nicht immer bloß ein Daͤrmchen aus einem
Staubkorn komme, ſondern auch 2 und 8 und bisweilen ſo⸗
gar 20 — 30.
Brongniart hatte im Griffel roͤhrige Zellen bis zu
den Enern angenommen und geglaubt, Amici habe fie für
Daͤrmchen angeſehen; ſpaͤter habe aber jener die Verlaͤngerung
der Daͤrmchen bis zur Mitte des Griffels und manchmal bis
nah an die Höhle des Eyerſtocks zugegeben; Amici's Be—
obachtungen ſeyen von R. Brown beſtaͤtigt worden.
Nach Treviranus waͤre das Daͤrmchen nichts anders
als ein aus dem Korn getretener Schleimfaden, welcher den be=
fruchtenden Stoff enthielte. Dieſer Faden gelangte nicht bis
zu den Eyern, ſondern die befruchtende Materie amalgamierte
ſich mit den Faſer⸗Buͤndeln, welche ſich von den Warzen der
Narbe bis zum Eyerſtock ausdehnten und von Amici fuͤr die
Daͤrmchen waͤren angeſehen worden. Dieſen Einwurf des
deutſchen Naturforſchers kann man wegraͤumen, wenn man ein
einzelnes Staubkorn in Waſſer bringt, wo man bald den Aus—
tritt des Daͤrmchens und ſeine Verlaͤngerung ſehen wird, ohne
Verwirrung mit Griffelfaſern. [So ungefähr Tr. in der Zeit-
ſchrift für Phyſiologie, IV. 1832. 125; dagegen hat er nach
ſeiner Phyſiologie II. 1. 1838. S. 453. die Schlaͤuche und
die Verlaͤngerung derſelben ſelbſt in das Innere der Eyer tre⸗
ten ſehen. O.) -
Von der Wahrheit des Eindringens der Staubdaͤrmchen
kann man ſich leicht durch folgenden Verſuch uͤberzeugen. Man
nehme einen oder zwey Lappen von der Narbe einer Kuͤrbſen—
blüthe vor dem völligen Oeffnen und vor der Beſtaͤubung weg.
Dadurch werden offenbar die Roͤhren, wenn ſolche vorhanden
ſind, ſo verſtuͤmmelt, daß die den Lappen entſprechenden Eyer
unmöglich befruchtet werden koͤnnen; dennoch werden es alle
und kommen zur Keimung, ein Beweis, daß der befruchtende
Stoff nicht durch dem Griffelgewebe angehoͤrige Roͤhren geht,
ſondern daß die Daͤrmchen ſelbſt es find, welche ihn dahin fuͤh⸗
ren. Amici hat in einem ſolchen Falle geſehen, daß die
Daͤrmchen an die Eyer kamen, indem ſie gewundene Gaͤnge in
dem leitenden Zellgewebe machten, als wenn ſie andere Wege
geſucht haͤtten, weil ihnen die gewoͤhnlichen fehlten. Er zeigte
dazu ein ſehr ſchoͤnes, von L. Calamai verfertigtes rieſenhaf⸗
tes Wachsmodell; der aufgeſchnittene Griffel einer Kuͤrbſenbluͤ—
the mit einem Staubſchlauch von der Narbe bis zum Samen;
man ſieht namentlich ein Stuͤck der Narbe mit einem Staub⸗
korn, aus welchem an verſchiedenen Puncten, in Geſtalt einer
Hernia, die innere Membran des Korns heraustritt, nachdem
ſie den entſprechenden Deckel aufgehoben hat, welchen man am
Gipfel einer jeden der genannten Hernien bemerkt; ferner den
Gipfel eines Samens mit feinem ganzen Embryoſack und mit
dem Ende des Daͤrmchens zum Theil eingedrungen in den
Gang, welcher vom Exoſtom zum Embryo⸗Sack führt,
35380
Der Prinz Carl von Muſignano frägt, ob man dem
Daͤrmchen nicht einen andern Namen geben koͤnnte, der etwa
zu einer Theorie uͤber die Bildung des Embryos paßte. Darauf
antwortet Amici, er habe nie geſehen, was im Samen nach
eingetretenem Daͤrmchen vorgehe, und habe daher gar keine
Theorie daruͤder; das Wort Daͤrmchen beziehe ſich bloß auf das
Ausſehen und ſey auch von den Franzoſen angenommen worden.
Auf die zweyte Frage des Prinzen, ob aus ſeinen Be⸗
obachtungen etwas zur Unterſtuͤtzung der Meynung von Schlei—
den und Wydler in Deutſchland gefolgert werden koͤnne;
worauf Amici entgegnete: Er konne diefer Meynung nicht
beytreten, weil es ihm nie gelungen ſey, das Daͤrmchen weiter
als bis zur Haͤlfte eingedrungen zu ſehen in den Gang, wel⸗
cher vom Exoſtom zum Embryoſack führt; um die behauptete
Thatſache zu erhaͤrten, müßte man daſſelbe Organ in zwey
verſchiedenen Zeiten beobachten koͤnnen, einmal, wann das Daͤrm⸗
chen in den Embryoſack gedrungen, und dann wieder, wann es
in den Embryo verwandelt worden ſey; Beobachtungen, welche
nach feinem Dafuͤrhalten ſich nicht an demſelben Organ wie⸗
derholen laſſen, weil es im Augenblick ſeiner Praͤparation ſtirbt.
} Prof. G. D. Botto aus Turin lieſt eine Abhandlung
uͤber die Bewegung der Robert Browniſchen Mollecule, er habe
ſowohl unorganiſche Stoffe als Pflanzenſaͤfte dazu genommen.
E. Reboul ſchenkt ſeine Schrift: Propriae Notae
nonnull. spec. Tuliparum in agro florentino etc, 1822.
cum appendicibus 1823. et 1838.
Der Großherzog ſchenkt dem botaniſchen Garten das
obengenannte Wachspraͤparat nebſt 3 andern von Erineum vitis,
Uredo Rosae, männliche Theile der Marchantia polymorpha
ſehr vergrößert unter der Leitung von Amici.
4. Sitzung
am ten October.
L. Calamai: über die Eigenſchaften der drey China⸗
» forten: China pitaya, aranciata, rossa, wovon er die chemi⸗
ſchen Beſtandthelle bekannt gemacht hat im Giornale di Com-
mercio di Firenze Nr. XVII. Werden beſchrieben. Er
Rune China guanco komme von Cinchona glandulifera
uiz,
Prof. Targioni Tozzetti zeigt Bluͤthen und Fruͤchte
von Cinchona oyata a. var. folüs utrinque glabris Nees,
ferner Oscillaria aus den Bagni di Vignone; er habe Eifen
darinn gefunden, aber keine Spur im Waſſer, auch mit den
empfindlichſten Reagentien. Das gab viel zu ſprechen; einige
glaubten, das Eiſen könne auch im Waſſer ſeyn, aber in fo ges
geringer Menge, daß es auf kein Reagens wirke, und dennoch
in der Pflanze bemerkt werden koͤnne, weil es ſich darinn ſam⸗
melt. Ein anderer gab das nicht zu, weil das Leben der Os-
eillaria zu kurz ſey; andere waren uͤberzeugt, daß die Orga⸗
nismen auch unorganiſche Stoffe hervorbringen koͤnnten. Der
Doctor Meneghini bekam die Pflanze zur Beſtimmung.
Prof. P. Savi: über den Groͤps von Ambrosinia
bassii; ſey ganz anders gebaut, als andere bisher bekannte
Groͤpſe. Enthaͤlt viele orthotropiſche Samen, durch deren
581
Gipfel der befruchtende Stoff auf dem kuͤrzeſten Wege kom⸗
men koͤnne vermittelſt des leitenden Gewebes, welches vom
Griffel ſich in das Innere des Gröpfes verlängert, die ganze
von den Samen freygelaſſene Höhle ausfuͤllt und bis zu den
Nabelſchnuͤren dringt. Der Gröps unterſcheide ſich daher von
andern: -
1) well er viele orthotropiſche Samen enthält:
2) weil das leitende Gewebe unmittelbar fruͤher an ihren
Gipfel als an ihre Baſis gelangt;
3) weil dieſes Gewebe die ganze Hohle des Groͤpſes aus⸗
füllt, daſelbſt ein Mus bildet, in welches die Samen einge⸗
ſenkt find, Das wird durch Abbildungen erläutert. Der Groͤps
von Arum et Arisarum ſtimmten in dieſem Bau mit Am-
brosinia überein.
Amic! zeigte ſodann unter dem Microſcop die Beobach⸗
tungen ic. den Profeſſoren Moretti, Viſiani, Saſſi,
Narducci, Pietro Savi und den Doctoren Meneghini,
Binfoletto und Corinaldi. Sie bezeugten mit ihrer
Unterſchrift, deutlich geſehen zu haben, wie das Daͤrmchen vom
Staubkorn ausgieng, ſich bis zum Samen ausdehnte und in
deſſen Höhle drang; deßgleichen die kreisförmige Bewegung der
darinn enthaltenen koͤrnigen Materie.
5. Sitzung
am loten October.
Zwey Serretäre Biaſoletto und Narducci.
ü G. Savi: neue Unterſuchungen uͤber die Gattungen
von Origanum feit feiner Abhandlung in Memorie di Tori-
no 38, 1835. Die Beſtimmung ſey ſchwer wegen Veraͤnder—
lichkeit der Geſtalt uſw.; bey O. smyrneum habe er biswei⸗
len die Staubfaͤden gleich lang gefunden, die Dedblätter bis⸗
weilen ſehr klein, die Blüthen nicht in zapfenförmigen Aehren.
Dann zeigte er zwey neue Gattungen: O. confertum wie
O. majorana, aber verſchieden durch Verzweigung, Strauß und
Verhaͤlkniſſe der Deckblatter: O. fortuitum unter Majoranſa⸗
men erhalten, wie 0. syriacum, hat aber keine walzig⸗vier⸗
eckige Aehren, ſondern oval- kegelfoͤrmige ꝛc.
Meneghini berichtet, die früher genannte Oscillaria
ſey O. labyrinthiformis, von der je zwey Faͤden ſich uͤber
einander drehten wie eine Schnur, welche Erſcheinung von
zweyerley Bewegungen ſich erklären laſſe, die Amiei in dieſen
Fäden entdeckt hat, eine rotierende um die Achſe und eine nach
der Laͤnge. Er zeigt eine Tafel ans feiner Algologia euga-
nea, wo dieſe Bewegungen abgebildet ſind.
Amici lieſt uͤber die Circulation in der Chara. Du⸗
trochet erkläre (Ann. Sc. nat. 1838.) die Cycloſe von
Schulz für eine Circulation verſchieden von der in Chara und
ſcheine mithin die Cycloſe fuͤr eine aͤchte Circulation zu halten.
Dieſer Meynung widerſpricht Amici, und behauptet, die Cy⸗
cloſe komme von keiner phyſiologiſchen, ſondern von einer bloß
phyſiſchen Wirkung her, nehmlich von der Waͤrme: denn ſie
hoͤre auf oder kehre um, wann die Waͤrme aufhoͤrt oder an
einer umgekehrten Stelle angebracht wird; das zeigte er unter
1—
— — —
582
dem Microſcop einigen Mitgliedern. Was Mirbels Wider⸗
ſpruch uͤber dieſe Anſicht von der Cyeloſe betreffe, begruͤndet
auf ſeine Beobachtungen von 2 entgegengeſetzten Stroͤmungen
in parallelen Roͤhren; fo habe derſelbe wenig auf ſich? denn
die Gefäße boͤgen ſich nach allen Richtungen, und es ſey dus
her naturlich, daß zwey Gefäße, welche von der Stelle, wo die
Waͤrme angebracht worden, ausgiengen, auch dem Microſcop
nach verſchiedenen Schlaͤngelungen parallel erſcheinen koͤnnten,
waͤhrend dennoch die Stroͤmungen einen verſchiedenen Lauf
haͤtten.
Hinſichtlich der Urſache des Kreislaufs des Saftes bewies
ſen Dutrochets und Becquerels Verſuche keineswegs,
daß die Electricitaͤt keinen Einfluß darauf uͤbe; das einzige, was
fie folgern koͤnnten, wäre, daß die Electricitaͤt ihre Thaͤtigkeit
nicht durch die Haͤute der Möhren ausuͤbte, was man ſchon
aus ſeinen 1822. bekannt gemachten Beobachtungen folgern
koͤnne, als er annahm, daß jene Circulation von der Electrici⸗
tät abhienge; dieſe Circulation dauert fort ſowohl in Chara
als in Caulinia fragilis in jeder Roͤhre nach einerley Rich—
tung und auch in der entgegengeſetzten von der in den daran
oder darunter liegenden Röhren; und mithin ohne daß die Ur⸗
ſache, welche den Kreislauf in den anliegenden Zellen hervor⸗
bringt, irgend einen Einfluß auf die Bewegung der Fluͤſſig⸗
keit in derjenigen Zelle ausuͤbt, welche man gerade beobachtet.
[Schwer zu überfegen.]
Das Abloͤſen eines Theils des Kroͤnchens einer Reihe
[doch wohl der ſich in den Roͤhren bewegenden Kuͤgelchen], das
Krummen deſſelben und das Drehen, um ſich parallel an
die Reihe zu legen, der er angehoͤrte, ſind keine Erſcheinungen
welche eine myſterioͤſe Lebenskraft anzunehmen noͤthigten, wie
Dutrochet thut: denn ſolche Bewegungen ließen ſich wohl
herleiten von der electriſchen Thaͤtigkeit, hervorgebracht von den
Reihen der Kroͤnchen an der innern Wand der Roͤhren-Mem—
bran; denn das genannte abgeloͤſte Stuͤck des Kroͤnchens befin—
det ſich zufällig mitten zwiſchen 2 gegenlaufenden Stroͤmen
und muß von denſelben verſchiedene Stoͤße und mithin ſehr
verſchiedene Bewegungen erhalten, wie ein biegſamer Faden in
der Macht eines Waſſerwirbels.
Donne ſchreibt die Circulation der Chara Wirbel-Wim⸗
pern zu (Ann. Sc. nat. 1838.), ähnlich denen der Infuſorien⸗
Wimpern, welche er an den gruͤnen Kuͤgelchen der Kroͤnchen
annimmt, ſowie auch Purkinje und Valentin, ohne daß
irgend einer ſie geſehen haͤtte (Institut 1838. May 10.)
Amici hat mit feinen guten Inſtrumenten nie etwas derglei—
chen geſehen, und halt daher dieſe Meynungen nicht fuͤr zuläf
fig, uͤbrigens ſey fie ſchon vor 20 Jahren von einem Italiaͤ⸗
ner aufgeſtellt, aber nicht beruͤckſichtiget worden; auch haͤlt er
fuͤr unwahrſcheinlich, daß eine thieriſche Action eine Verrich—
tung im Leben der Pflanzen vollfuͤhre. Slacks Behauptung
von zwey Roͤhren in einander in Chara flexilis iſt nicht
anzunehmen, er, Amici, habe nie mehr als eine geſehen.
P. Savi fraͤgt, wie eine Circulation in ſolchen Pflan-
zenzellen moͤglich ſey, an deren Waͤnden man keine Reihen von
Kroͤnchen entdecke. Darauf antwortet Amici: Daraus, daß
man ſie nicht ſehe, folge keineswegs, daß ſie nicht vorhanden
ſeyen: betrachte man das Verhaͤltniß des Durchmeſſers der Kuͤ⸗
gelchen der Kroͤnchen zum Durchmeſſer der Roͤhren in der Cha-
583
ra, und vergleiche man die Größe der Zellen anderer Pflanzen;
ſo muͤßten deren Kuͤgelchen ſo ungemein klein ſeyn, daß ſie
auch mit den beſten Inſtrumenten nicht geſehen werden koͤnnten.
P. Savi fragte wieder, wie ſich Amici die Zuſam⸗
menſetzung des electromotoriſchen Apparats denke, von deſſen
Wirkung der Kreislauf in den Pflanzenroͤhren abhienge, worauf
dieſer antwortete: Er habe in der rieſenmaͤßigen Chara ulvoi-
des beobachtet und abgedruckt in den Memorie di Modena
1827., daß jedes Kuͤgelchen an der Wand aus zwey kleinern
zuſammengeſetzt ſey, einem dunkelrothen und einem weißen in
grünen Schleim gehuͤllt; daß dieſe wegen ihrer verſchiedenen
Natur, das rothe vielleicht harzartig, daß weiße ſtaͤrkeartig, die
erforderlichen electromotoriſchen Elemente bildeten, uͤbrigens bes
trachte er das alles nur als eine Vermuthung, weil man keine
beſſere phyſicaliſche Erklärung ſich denken koͤnne und er dieſe
Erſcheinung nicht dem Einfluß des Lebens zuſchreiben wolle.
6. Sitzung
am liten October.
Moretti, Targioni und Viſiani berichten, daß
A. Comi's mit ihrer Geſtalt getrocknete Pflanzen wohl als
Zierathen in Zimmer paßten, aber nicht fuͤr botaniſche Samm⸗
lungen.
Brief vom Baron V. Ceſati zu Mailand, über die
Urſachen, welche die noͤrdliche Ausbreitung derſelben Pflanzen
weſtlich und oͤſtlich der liguriſchen Kuͤſte beſchraͤnkt haben,
und zwar fo daß fie weiter nach Norden gehen als an der oͤſt—
lichen. Die Pflanzen⸗Gattungen und die ſphyſiſchen Verhaͤlt⸗
niſſe an der Kaͤſte werden aufgeführt. Er nimmt an, daß
dieſe Pflanzen vom Atlas-Gebirge kamen, und oͤſtlich durch
das mittellaͤndiſche Meer aufgehalten wuͤrden, nach Spanien
aber, das nur wenig von Afrika getrennt iſt, leicht heruͤber
kommen und allmaͤhlich nach Norden fortſchreiten konnten.
Er wuͤnſcht, man moͤchte ſich bey der Verſammlung uͤber
die Herausgabe von Annali di Fisica e di Storia naturale
ver ſtaͤndigen und darinn die neuen Entdeckungen mittheilen fo
wie uͤber theure Werke Bericht zu erſtatten.
Er widmet der Verſammlung ſein neues Werkchen:
Rariores Stirpes italicae iconibus etc. illustratae,
Prof. H. F. Link von Berlin ſagt: Drey Gattungen
von Angraecum hätten keine aͤchten Samen, nehmlich keinen
Keim, ſondern nur eine Zwiebel aus einem runden, zellgeweb⸗
artigem Nucleus, woraus beym Keimen Wurzel und Stengel
kommen; er habe die Staubdaͤrmchen in dieſe Schein-Eyerſtoͤcke
dringen ſehen, was gegen Schleidens und Wydlers Hy—
potheſe ſpreche: denn wenn das Daͤrmchen ſich in den Keim
verwandelte, ſo muͤßte er hier vorhanden ſeyn.
Dr. J. Corinaldi legt zierlich aufgeklebte Algen von
Livorno vor und ſpricht daruͤber; er fand auch Sphaerococeus
plicatus, Hutchinsia pinnata et Conferva parasitica, ſonſt
nur im atlantifhen Meer. Kommt in die Memorie dell’
Accademia valdarnese; beßgleichen eine neue Pflanze, Saro-
thra blentineusis von Pietro Sa vi.
vn
—
2 584
Der Conte G. Galleſio: Theorie der Pfropfungen
und ihre Claſſification. i Pfropfungen
Amici: über die Entwickelung von Uredo Rosae.
Die gelben Kuͤgelchen ſeyen Staubförner, welche in Waſſer
Daͤrmchen entwickelten; die Körperchen im Centro aus geſtiel⸗
ten drey- bis fuͤnffaͤcherigen Capſeln, welche Perſoon Pucei-
nia mucronata Var. Rosae nennt, find die Weiblichen Theile
dieſes Uredo. jm
Prof. Saſſi: Beobachtungen über den Keim einiger
Kreuzblumen. Cardamine wird unter die Pleurorhizen geſtellt
mit flachen Samenlappen; aber C. chelodonia hat gefaltete
Lappen, ziemlich wie die Knoſpenblaͤtter von Dianthus,
Salvia, welche Folia semiaequitantia heißen, ſteht alſo
zwiſchen Pleurorhizen und Notorhizen, nnd ſoll ſeyn eine Mes
benfippe: Plectilobium. Uebrigens find C. impatiens, asari-
folia, hirsuta, thalictroides et resedifolia Pleurorhizen. Bey
Dentaria pinnata, balbifera et polyphylla haben die Samen⸗
lappen eine Randfalte, umfaſſen ſich aber nicht und das Wuͤr⸗
zelchen liegt auf der Nath, ſind aͤchte Pleurorhizen, aber mit
eingeſchlagenem Lappenrand, und dieſes ſey der achte Unter:
ſchied zwiſchen Dentaria et Cardamine, nicht die Siliqua
lanceolata etc,
Er hat ein neues Lebermoos in Ligurien gefunden und
daraus die Sippe Dichlamys gebildet, weil das Sporangium
aus einer doppelten Haut beſteht; nachher fand er es in den
Leopoldiniſchen Verhandlungen 1838. beſchrieben von Leh⸗
mann unter dem Namen Antrocephalus nepalensis, weil
er gemeynt habe, es wuͤchſe in Nepal, was nicht der Fall iſt;
ſoll daher A. italicus heißen. Wird hier genau beſchrieben;
ſieht aus wie Marchantia, waͤchſt bey Albenga und Finale,
bluͤht im October. f
Prof. Moretti ſpricht uͤber die Bleichſucht der Blaͤtter,
wodurch ſie ſchaͤckig werden. Man ſchreibt es einer anſtecken⸗
den Krankheit zu. Impfte man geſchaͤckten Jasmin auf an⸗
dern; fo wird dieſer auch geſchaͤckt, eben fo bey Nerium ole-
ander. Er habe verſchiedene Impfungen verſucht, mit dem
Pfropfreis und bloß durch Anlegen bey verſchiedenen Baͤumen
und Sträuchern mit geſchaͤckten Blättern auf ungeſchaͤckte; aber
abſchon die Pfropfreiſer gelangen und geſchoͤckte Blaͤtter beka⸗
men; ſo blieben doch die andern Blaͤtter einfarbig.
Der Marcheſe Ridolfi ladet brieflich die Mitglieder
ein, etwas fuͤr die Verſorgungsanſtalt der Kinder zu Piſa zu⸗
ſammenzuſchießen, um den Bürgern ihre Erkenntlichkelt fie die
herzliche Gaſtfreyheit an den Tag zu legen.
7. Sitzung
am 12ten October.
Marcheſi Ridolfi: Bericht uͤber eine chileſiſche
Fichte (Araucaria imbricata), welche frey in feinem Garten
zu Bibiani in dieſem Jahr zum erſten Mal gebluͤht hat. Ges
fest 1826. 4“ hoch 4“ im Umfang iſt fie jetzt 16“ hoch mit
2“ Umfang; zeigte im letzten Hornung beyderley Zapfen, die
weißlichen gleich denen von A. brasiliensis (Ra dd i, Atti dei
Georgofili di Firenze V.), die mannlichen etwas verſchieden;
585
hier nehmlich einzeln, gerad, walzig aus holzigen Schuppen,
breiter gegen die Spitze, wo ſie in ein krummes Zuͤngel endi⸗
gen, 1¼““ lang; auf der Schuppe 10 laͤngliche, gefurchte
Beutel; bey A. imbricata die Kaͤtzchen paarig, krumm mit
Schuppen ohne Zuͤngelchen. Die Zapfen bluͤhend 4“ lang, 7
im Umfang.
Dr. J. Corinaldi zeigt zu Kairo gekaufte Fruͤchte
und deren Abbildungen von Terminalia procera, Corypha
umbraculifera, Helenia alba, Sapindus mukorossi et Lago-
nychium stephanianum.
V. Procaccini Ricci: über die Flora fossilis von
Italien, befonders von Sinigaglia mit Vorzeigung der Ab—
druͤcke in Mergel, der dritten Tertiaͤr-Formation nebſt vielen
Abbildungen. In den Suͤßwaſſer⸗Niederſchlaͤgen waren Algen,
Mooſe, Phanerogamen, Blaͤtter von Laurinen, Salisburia, wie
Liriodendron, Nerium, Castanea; Carpolithen wie von Cy-
tisus,
Amici iſt der Meynung, daß der Pflanzenſaft im Zell:
ewebe aufſteige und zwar durch die Lebenskraft der zahlreichen
embranen. Er ſchnitt zwey Zweige einer Thuja, deren
Cambium ſich zu entwickeln begonnen hatte, an beyden Enden
gerad ab, und ſteckte fie gleichtief in Waſſer, aber einen ver—
kehrt. Der letztere war nach einiger Zeit oben vertrocknet, der
andere friſch. Dieſer herausgenommen und umgekehrt ließ
Saft aus dem obern, nehmlich trockenen Schnitt fließen; der
andere weder oben noch unten. Hieraus ſchließt er, daß das
eingeſogene Waſſer zwey Kraͤften folge, der Schwere, wodurch
es faͤllt oder ſtehen bleibt, der Lebenskraft der Membranen,
wodurch es aufſteigt. Er glaubt, daß dieſe etwas ſtaͤrker ſey
als jene, und daß deßhalb das Waſſer nicht aus der Spitze
des aufrechten Zweiges trete, wohl aber des umgekehrten, weil
es dann durch die Schwere nicht mehr zuruͤckgehalten werde;
nicht ſo bey dem verkehrt geſtellten Zweig, wo beyde Kraͤfte
nach unten wirken.
Das veranlaßte zwiſchen ihm und Link einen Streit
uͤber den Bau der Coniferen. Der letztere laͤßt nicht gelten,
daß die Gefaͤße derſelben Poren haͤtten; der breite Ring komme
vielmehr von Druͤſen her. Amici beſchreibt nun die Poren
genau; es gibt zweyerley, mit und ohne Ring; jene finden
ſich gewoͤhnlich an der Seite der Gefaͤße, welche dem Schnitt
durch die Achſe des Stengels entſprechen; der Ring iſt nur
ein Schein. Das Loch findet ſich immer zuſammenſtoßend mit
einem andern Loch eines anliegenden Gefaͤßes; jedes Loch liegt
im Grunde eines Naͤpfchens in der Wand des Gefaͤßes, und
dieſe je zwey auf einander liegenden Naͤpfchen bilden gemein⸗
ſchaftlich eine linſenfoͤrmige Höhle, wodurch eine Art Roͤhre aus
einem Gefaͤß ins andere gebildet wird; dieſe Naͤpfchen ſehen
dann aus wie der ſogenannte Ring. Um ſeine Meynung be—
greiflich zu machen, legte Link feine Icones anatomico - bota-
nicae vor, und überließ fie der Bibliothek, ſowie feine Ele-
menta Philosophiae botanicae. 5
Prof. v. Viſiani ſucht zu zeigen, daß A. Bertolo—
ni’$ Satureja montana Linn. (Annali Stor, nat, di Bo-
logna) nicht die in den Gärten ſogenannte Pflanze ſey, ſon⸗
dern Bartlings S. subspicata, welche er abgebildet hat im
Specimen Stirpium dalmaticarum. Bertoloni ſey ver⸗
Iſis 1841. Heft 8.
586
führe worden durch Smiths Figur der Satureja montana
in der Flora graeca, welche er für einerley hielt mit S. sub-
spicata: aber Smiths Figur ſey nicht die letztere, ſondern
wirklich S. montana der Botaniker, welche Bertoloni nun
S. hyssopifolia nennen wolle; Linne's S. montana wachſe
auch an ganz anderen Orten.
Prof. Moretti ſtimmt bey und ſagt, Satureia sub-
spicata habe [hon Mattiol unter dem Namen Symphy-
tum petraeum abgebildet, wachſend bey Wippach lin Krain!
und bey Trieſt, wo auch Bartlings Gattung vorkommt;
Camerarius habe in ſeinem Epitome von Mattiols Werk
aus Unkenntniß der aͤchten Gattung ſtatt ihrer die Figur von
Coris monspeliensis eingeſchoben und Mattiols Fundorte
gelaſſen, und daher die Irrthuͤmer.
8. Sitzung
am 14ten October.
Im botaniſchen Garten unter der Geber.
G. Sa vi erzählte die Geſchichte dieſes Baums. Er
kam von England 1787. und er war dabey, als er gepflanzt
wurde, nicht viel uͤber armslang, und jetzt 25 Braccien lang,
und waͤre groͤßer, wenn er nicht vor einigen Jahren den Gipfel
verloren haͤtte; er zeigte die nun faſt reifen Kaͤtzchen, die uns
reifen und die reifen Zapfen; von ſeinen Samen gibt es ſchon
mehrere Junge.
A. Orſini von Aſcoli legt die vorzuͤglichſten Pflanzen
aus den Abruzzen vor, welche er oft durchwandert hat, und
ſchenkt ſie der Univerſitaͤt.
Prof. Moretti zeigt eine reife Frucht von Cycas re-
voluta, und bewies, daß es eine aͤchte Drupa ſey und daher,
wenn man viel Gewicht auf die Frucht lege, die Pflanze eher
in die Naͤhe der Drupaceen als der Coniferen oder Palmen zu
ſtellen waͤre. Als ſie zu Pavia bluͤhte, ſchwitzte aus dem
Stamm eine Art Gummi wie Traganth oder wie bey Prunus
et Mimosa; es ſammle ſich im Gewebe des Marks und der
Rinde in wurmfoͤrmiger Geſtalt.
[Es waͤre ſehr zu wuͤnſchen, daß dieſe Frucht wieder ge⸗
nau beſchrieben und abgebildet wuͤrde, beſonders mit Durch—
ſchnitten; es muͤßte ausdruͤcklich erwaͤhnt werden, ob der Kern
zwey Haͤute habe, außer der cruſtenartigen Schale und dem
pflaumenartigen Fleiſch; ob ſich in den Haͤuten des Kerns eine
Micropyle finde.]
Dr. Fr. Gera zeigt an, daß er naͤchſtens ein Diziona-
rio micologico herausgeben werde, und bittet um Beytraͤge.
Prof. A. Targioni Tozzetti zeigt an, daß er eine
Botanica medica bearbeite und legt Abbildungen dazu vor.
P. Savit: über eine Lebenserſcheinung der zuſammen⸗
geſetzten Pflanzen-Organe.
De Candolle ſey der Meynung, die Stengel richten
ſich nach dem Lichte, welches den Kohlenftoff im Pflanzenge⸗
webe figiere; und daraus bildeten ſich alle Nebenbeſtandtheile
der Pflanzen, Holzſtoff, Chromula, Gummi ic. Aus der Fixa⸗
37*
587
tion des Holzſtoffs in den Geweben folge die Verhaͤrtung und
das Aufhoͤren des Wachsthums. Es muͤſſe daher da, wo die
Pflanze am meiſten beleuchtet ſey, ſich auch am meiſten Holz
ſtoff bilden, und weniger an der dunkeln Stelle, ſo daß das
Wachsthum dort fruͤher als hier aufhöre und mithin der Sten⸗
gel ſich daſelbſt verkuͤrze, alſo gegen das Licht kruͤmme.
Gegen dieſe faſt allgemein angenommene Theorie ſpreche
aber die bekannte Erſcheinung beym Wuͤrzelchen der Miſtel,
welches, ſo lang es gruͤn ſey, gegen das Dunkle wachſe; ferner
eine Beobachtung von ihm an Caladium nympheaefolium.
Unter jeder Einheftung der Blaͤtter entſpringt ein Wirtel von
5 oder 6 einfachen Wurzeln, welche ſich auch in den ſchon ge⸗
bildeten Strecken verlaͤngern, verhaͤrten und durch Einwirkung
des Lichtes grün faͤrben; durch die genannten Eigenſchaften ent⸗
ſprechen ſie den Stengeln, und ſollten mithin ſich kruͤmmen
und nach dem Lichte richten, was aber hier keineswegs der Fall
iſt. Dieſe Pflanze lebte ſehr lang in einem Gewaͤchshaus an
einer Stelle, wo ſie nur von einer Seite Licht bekommen
konnte, nach welcher auch Stengel und Blaͤtter ſich richteten,
die Wurzeln aber umgekehrt, obſchon ſie auf dieſelbe Weiſe vom
Lichte getroffen wurden. Da hier das Holz der Wurzeln eben
ſo hart iſt als das der Stengel; ſo folgt auch daraus, daß es
nicht an einer beſondern Stelle durch den Einfluß des Lichtes
abgeſetzt wird.
Dr. Meneghini beſchreibt eine neue, von Orſini in
einem Mineralwaſſer mit Schwefelſaͤure entdeckte Alge und
nennt fie Coccochloris orsiniana. Das Waſſer enthält fo
viel Schwefelſaͤure, daß es nicht bloß Laemus roͤthet, ſondern
auch die Haut angreift.
Dr. Biafoletto zeigt vergrößerte Abbildungen einer
neuen Alge aus ſuͤßem Waſſer bey Rovigno, die er Hydro-
dietyon graniforme nennt, weil fie die Geſtalt eines Koͤrnchens
hat. Dann ſpricht er über die Erzeugniſſe der organiſchen Zer⸗
ſetzungen. Er legte in gewoͤhnliches und in deſtilliertes Waſ—
fer Sruͤcke von Sphaerococcus confervoides mit andern ve⸗
getabiliſchen Subſtanzen, und bekam verſchiedene neue Gattun⸗
gen von Leptomitus, Hygrocrocis et Oscillaria, welche er
vorzeigte und beſchrieb; er glaubt daher, daß die niedern Pflan⸗
zen ſich von ſelbſt erzeugen koͤnnen.
P. Savi zeigte zwey Pflanzen aus Toſcana, um zu
erfahren, ob ſie neu ſeyen; einen Thymus aus der Abtheilung
Acinos auf dem Dolomit bey Piſtoja; ſoll Th. puceinellia-
nus heißen; ferner eine Malva von der Inſel Elba wie M.
sylvestris, iſt aber mit Sternhaaren bedeckt. Profeſſor Link
hielt beyde für unbeſchrieben; die letztere habe er in Griechen—
land bemerkt und M. meonantha genannt.
Profeſſor Viſiani vertheilt feine Memoria storica sul
Orto botanico di Padua.
Der Conte Galleſio den Quadro sinottico degli
Agrumi de' Giardini botanico- agrarj di Firenze.
D. Zoologie und vergleichende Anatomie.
(Im Saal des naturhiſtoriſchen Muſeums von 8 — 10 Uhr.)
Vorſtand: C. Bonaparte, Prinz oon Muſignano,
von Rom.
Sectetaͤr: Prof. Gene von Turin.
————ñ—
—
2
588
a 1. Sitzung
am Sten October, von 8— 10 Uhr, im Auditorio der Na⸗
turgeſchichte. '
Der Prinz eröffnet die Sitzung mit folgender Anrede.
Abgehalten durch unvermeidliche Hinderniſſe befand ich
mich nicht unter Ihnen, meine Herren, als Sie mich von den
ſechs Unterzeichneten des Circulars zum Praͤſidenten erwaͤhlten.
Voll Dankes fuͤr die mir erwieſene Ehre komme ich daher, um
Ihnen perſoͤhnlich denſelben auszuſprechen. Seyen Sie verſichert,
daß ich jede Sorgfalt anwenden werde, um mich dieſer Stel⸗
lung wuͤrdig zu machen; und da vielleicht das geringe Maaß
meiner Kraͤfte mich daran hindern koͤnnte, ſo werde ich durch
Beharrlichkeit, Hingebung und Puͤnktlichkeit es zu erreichen ſu—
chen, daß alle unſere Angelegenheiten in wohlgeordnetem Gange
bleiben, und daß von allen Ihren wiſſenſchaftlichen Verhand⸗
lungen zweckmaͤßig abgefaßte Berichte erſtattet werden. Wie
ſehr ich mir diefes habe angelegen ſeyn laſſen, dafuͤr haben Sie
den Beweis in der von mir getroffenen Wahl des Sekretaͤrs,
um den auch wohl die beruͤhmteſte Verſammlung Eurvpas uns
ſere zoologiſche Abtheilung beneiden möchte. Außerdem haben
wir noch einen hinreichenden Grund uns gluͤcklich zu ſchaͤtzen,
daß von den wenigen Fremden, die zu der Italiaͤniſchen Nas
turforſcherverſammlung gekommen, zwey der Beruͤhmtrſten dieſer
Abtheilung angehoͤren, und ſich hier unter uns befinden. Wir
koͤnnen in der That ſtolz ſeyn auf den Beſitz eines Audouins,
der ſchon fo hoch im Rufe geſtiegen iſt, und den wir begrüßen
koͤnnen als den Repraͤſentanten der Franzoͤſiſchen Academie, der
Profeſſoren des Botaniſchen Gartens und der um die Wiſſen⸗
ſchaften fo hoch verdienten Familie Brongniart, welche zu
verewigen ſchon der Schritt hinreicht, den ihr Haupt die Zoo⸗
logie durch ſeine Unterſcheidung der Ordnung der Batrachier
thun ließ. Aber [eine Artigkeit für den Herausgeber], dieſes
Naturphiloſophen, der die verſchiedenartigen Organe der Thlier⸗
welt ins Gleichgewicht brachte und ihren wechſelſeitigen Werth
erwog; der zuerſt die Gelehrten ſeines Vaterlandes in jenen
wiſſenſchaftlichen und verehrungswuͤrdigen Verſammlungen ver⸗
einigte. Auch wir, meine Herren, ſind zu einer hocherfreulichen
wiſſenſchaftlichen Verſammlung vereinigt; wohl duͤrfen wir uns
ruͤhmen, daß der Stifter der Deutſchen Verſammlungen zu uns
gekommen, um den freudigen Anblick zu genießen, wie bei einem
befreundeten Volke die Verpflanzung der ſeegensreichſten Einrich⸗
tung, die er gegruͤndet, gediehen iſt. Doch wollen wir, verehr⸗
teſte Collegen, uns mit der Pflanzung allein nicht begnuͤgen!
Sie muß nun auch tiefe Wurzeln in dem Boden Italiens ſchla-
gen. Dazu iſt es unerlaͤßlich, daß jeder von uns mit Eifer
an die Arbeit gehe. Voll Vertrauen in die Sendung, die ich
mir von der Vorſehung zugewieſen erachte, habe ich geglaubt,
in Ermangelung organifcher Geſetze, die hoffentlich bald dieſer
ganzen Vereinigung ihre bleibende Verfaſſung geben werden,
ihren Beſtand fuͤr alle folgenden Jahre durch einen Borſchlag
zu ſichern, der von der Generalverſammlung mit lautem Bey⸗
fall und in der veſten Hoffnung aufgenommen worden, daß
dadurch ihre Grundlage geſichert ſey. Der zum Beſchluſſe ers
hobene Vorſchlag, „daß ſtaͤts zwey Jahre voraus der Ort der
Naturforſcherverſammlung durch Wahl beſtimmt werde,“ beugt
vielen Inconvenienzen vor, veranlaßt, daß zweckmaͤßigere Diſpo⸗
fitionen getroffen werden, und gewaͤhrt die Sicherheit für welt
589
gluͤcklichere Erfolge. Nichtsdeſtoweniger vertraue ich auf Sie,
meine Herren, daß Sie Jedermann davon uͤberzeugen werden,
wie ich nichts gethan habe, ohne unmittelbar den Vortheil der
Geſellſchaft zu erzwecken; und wie ich es dieſem Vortheile an—
gemeſſen erachtete, augenblicklich den ihr zu Theil gewordenen
hoͤhern Schutz und die ihm zugewandte, alle Erwartung und
allen Widerſtand uͤbertreffende Beguͤnſtigung zu benutzen. Ich
muthe Ihnen aber auch eine Selbſtverpflichtung zu! Daß Sie
es ſich wollen angelegen ſeyn laſſen, jenen kleinlichen Geiſt des
Spießbuͤrgerthums immer mehr zu entkraͤften und zu verban—
nen, der Italien ſo ſehr geſchadet hat, der dem allgemeinen
Intereſſe ſolchen Abbruch thut. Dieſer boͤſe Geiſt kann in
Keines Herzen wohnen, deſſen Verſtand von der Wiſſenſchaft
erleuchtet und durch ſie erſtarkt iſt. Indeß lege ich Ihnen,
ohne eine Sylbe veraͤndert zu haben, den Antrag vor, welcher
ſeit geſtern zum geſetzlichen Beſchluße der Geſellſchaft erhoben iſt.
„Dieſes Land, in welchem durch die gnaͤdigſt gewaͤhrte
Protection des erleuchteten Souveraͤns, dem wir ſo eben unſre
ſchuldigſten Dankſagungen votirt haben, die Italiaͤniſche Ges
llehrtenverſammlung ihren Urſprung gehabt hat, dieſes muß auch
dasjenige Land ſeyn, in welchem dieſe nie genau zu ſchaͤtzende
Einrichtung zu einer Dauer verſprechenden Veſtigkeit gelangt.
Aus dieſem Grunde habe ich die Ehre, dieſer Hochanſehnlichen
Verſammlung vorzuſchlagen: Daß unſre Verſammlung von
jetzt an über zwey Jahr, d. h. 1841, zu Florenz Statt finde.“
„Gleicherweiſe bin ich ſo frei vorzuſchlagen, daß wir im
naͤchſten Jahre zu Turin zuſammen kommen.“
Um nun zu Etwas uͤberzugehen, was eine unmittelbarere
Beziehung zu unſerer Zoologiſchen Verſammlung hat, gebe ich
mir die Ehre, einem Jeden von Ihnen, meine Herren, ein
Exemplar meines Syſtem's der Wirbelthiere zu uͤberrei—
chen. Empfangen Sie es als ein Zeichen meiner Ihnen ſchul⸗
digen Hochachtung und Dankbarkeit.
Er ladet die Mitglieder ein, ſich des Abends in dembuͤr⸗
gerlichen Caſino (Stanze civiche) zu verſammeln, und ſich da—
ſelbſt freundlich und wiſſenſchaftlich zu unterhalten; zugleich
zeigt er an, daß die Vorſtaͤnde beſchloſſen hätten, es folle ſich
jeder nur bey einem Fach einſchreiben. '
Dann vertheilt er folgende Synopsis vertebratorum
systematis, welche wir ſchon in der Iſis 1839 Heft XI. S.
848 abgedruckt haben. Seitdem hat er aber dieſes Syſtem
etwas vollſtaͤndiger ausgearbeitet, und wir theilen es daher
hier mit.
PRODROMUS
Systematis Mastozoologiae
CAROLI LUCIANI BONAPARTE
Muzxiniani Principis.
7
Mammarıa sunt Animalia vertebrata, sanguine ca-
lido, circulatione duplici perfecta, vivipara, pullos lac-
tantia: pulmones bini, imperforati, in pectoris cavitate
suspensi: cor biloculare, biauritum: dentes fere in omni-
bus: corpus utplurimum pilosum: artus (vix paucis exce-
590
ptis) quatuor manifesti: collo caput fere semper distin-
ctum a trunco.
Primam Provinciae Vertebratorum et totius Regni
Animalis Classem constituunt.
SERIES 1. PLAcRNTALIA.
Generationis organa ab ano exterius discreta: vagi-
gina uniforis: fetus maturi: mammae conspicuae: ossula
ad pubem accessoria nulla: scrotum peni postpositum.
Subclassis 1. Educabilia.
Cerebrum bi- (vel tri-) lobum.
Ordo 1. Primates.
Artus quatuor, antici manibus terminati; ungues
digitorum apices tantum obtegentes: triplex dentium qua-
litas; incisivi superiores 2 vel 4; molares .tritorii: mam-
mae pectorales: penis liber, pensilis: placenta simplex.
FauILIA 1. Homix ag. Artuum tantum antici in manus
desinentes pollice cuique digito opponibili.
Sub fumilia 1. Hominina. Corpus erectum, plantigra-
dum, ecaudatum.
Fanınıa 2. Sımıvaer. Artus singuli in manus desinentes,
pollice, saltem in posticis, cuique digito opponibili:
dentes incisivi plus minus erecti infra supraque qua-
tuor: vultus denudätus. Anthiropomorplia.
Subfamilia 2. Simina. Manus singulae pollice cuique
digito opponibili: dentes molares infra supraque
hinc inde quingne tuberculati: nares approximatae:
ungues breves, depressi.
Subfamilia 3. Cebina. Manus singulae, anticis inter-
dum imperfectis, pollice cuique digito opponibili:
dentes molares infra supraque hine inde sex, tu-
berculati: nares inter se remotae: ungues breves,
depressi.
Subfamilia 4. Hapalina. Manus tantum posticae pol-
lice cuique digito opponibili: dentes molares infra
supraque hine inde quinque, cuspidati: nares inter
se remotae: ungues longissimi, arcuati, compressi,
acuti. E
Faul 3. Lemuripae. Artus singuli in manus desinen-
tes pollice cuique digito opponibili: dentes incisivi
procumbentes, aut supra vel infra plusquam quatuor:
molares cuspidati: vultus pilosus: nares terminales,
sinuosae. Feriformia.
Subfamilia 5. Lemurina. Artus caudaque liberi.
Subfamilia 6. Galeopithecina. Artus antici mem-
brana villosa cum posticis caudaque conjuncti
Ordo 2. Ferae.
Artus quatuor liberi, exporrecti, distineti, gradien-
tes; ungues digitorum apices tantum obtegentes: triplex
dentium qualitas; molares trimorphi, antici sectorii, po-
stici sine tuberculis acutis; ferinus utrinque saltem unus,
laniarii duo validi, et incisivi sex in utraque‘ maxilla:
mammae abdominales: penis inclusus vaginae abdomini
adhaerenti: placenta simplex,
591
Fanızıa 4. Cercorerrivivae. Mammae duo tantum, in-
guinales; lingua longissima, extensilis: cauda prehen-
dens, tota hirsuta. R
Subfamilia 6. Cercoleptidina. Dentes 36; sex nempe
incisivi, duo laniarii, molares decem, spurü 4,
in utraque maxilla. Anomala. Primates frugivo-
ros cum Bestiis conjungit.
Fazınıa 5. Unsınar. Dentes molares postici tritores:
pedes plantigradi plantis deuudatis: ungues obtusiculi.
Sub fumilia 8. Ursina. Dentes incisivi mandibulae ad
lineam collocati: ungues scansorii.
Subfamilia 9. Melina. Dentes incisivi mandibulae ex-
tra lineam collocati: ungues fossores.
Fanınıa 6. Ferivae. Dentes molares posteriores, demp-
tis postremis minoribus, sectores: pedes plerumque
digitigradi plantis pilosis: ungues acutissimi.
Sub fumilia 10. Viverrina. Dentes molares tuberculati
utrinque bini post carnivorum supra“ infra unus:
lingua aspera: folliculus glandulosus pone anum.
Sub familia 11. Canina. Dentes molares tuberculati
utrinque bini post carnivorum infra supraque: lin-
gua laevis.
Subfamilia 12. Felina. Dentes molares tuberculati
nulli in mandibula: lingua aspera.
Sub familia 13. Mustelind. Dentes molares tuberculati
in utraque maxilla; unus pcst carnivorum utrinque
supra: lingua laevis: pedes congrui: cauda tere-
ucula. Corpus elongatum, gracile, ductile: pe-
des breves.
Subfamilia 14. Lutrina. Dentes molares tuberculati
utrinque unus post carnivorum infra supraque: lin-
gua scabrula: pedes sub-retraeti, sub-obvoluti, po-
stici laterales podio antrorsum verso: cauda ap-
planats.
Ordo 3. Pinnipedia.
Artus quatuor, brevissimi, retracti, obvoluti, pin-
niformes, postici longiores reversi invicem proximi: un-
gues digitorum apices tantum obtegentes: triplex dentium
qualitas: mammae abdominales: penis inclusus vaginae
adhaerenti: placenta simplex,
Faul 7. Pnocıvar. Dentes laniarii mediocres, inclusi:
mammae duae, ventrales.
Subfamilia 15. Otarina. Auriculae prominulae: dentes
incis'vi superiores bicultres, inferiores bicuspides:
digiti palmarum immobiles: ungues plani.
Subfamilia 16. Phocinae. Auriculae vix ullae: dentes
ineisivi acuti: digiti singuli mobiles: ungues acuti.
Fanınıa 6. Trıieneenivar. Dentes laniarii longissimi, pro-
ducti, validi, in maxilla tantum: mammae quatuor,
ventrales.
Subfamilia 17. Trichechina. Auriculae nullae, ro-
strum brevissimum, obtusum: nares superae: dentes
incisivi supra duo minuti, infra nulli.
592
Ordo 4. Cete. 3
Artus duo, posticis nullis, pinniformes: caput de-
ficiente collo indistinetnm: corpus pisciforme, caudaque
ligamentosa horizontali pinniformi terminatum: placenta
simplex. Aguatica: auriculis pilisgae destituta,
Fanmızıa 9. Manatıvar. Dentes molares compositi aut
semieompositi, corona plana aut sulcata: mammae
pectorales: spiracula nulla: intestinum caecum. Phy-
tophaga.
Subfamilia 18. Manatina. Artus fere brachiiformes,
plerumque unguiculati.
Faul Ia 10. Derpuininaer. Dentes simplices, conici: ar-
tus prorsus pinniformes, exunguiculati: mammae in-
guinales: spiracula: caput vel mediocre vel parvum:
caecum nullum. Zoophaga.
Subfamilia 19. Delphinina. Dentes saepius numerosi
infra supraque,
Subfamilia 20. Monodontina. Dentes tantum duo,
praelongi, acuti, ex tortili fabrica, ossi maxillari
infixi (uno saepius abortivo.) a
Fanızıa 11. PuvseTeripae. Dentes numerosi, simplices,
coniei: artus prorsus pinniformes, exunguiculati: ca-
put jmmane; caecum nullum ? 4
Subfamilia 21. Physeterina. Dentes inferiores a toti-
dem maxillae foveis excipiendi; superiores parvuli,
absconditi. *
Fanıuıa 12. BALAENIDAE. Dentes nulli; eaecum parvum.
Subfamilia 22. Balaenina. Laminae corneae in ma-
xilla inaequaliter pectinatae os hinc inde ocelu-
dentes loco dentium. *
Ordo 5. Belluae.
Artus quatuor; clavieulae nullae; antibrachium con-
stanter pronum: ungues sculponei, digitorum phalanges
extremas obvolventes: dentium qualitas saepius triplex:
stomachus simplex, aut licet compositus ruminationis im-
potens: placenta multiplex.
Fanınıa 13. ELETHANTID AB. Digiti sub tegumentis recon-
diti, ungue tantum dignoscendi.
Suh familia 23. Elephantina. Pedes pentadactyli: den-
tes molares utrinque bini, maximi, lamellosi: nasus
proboscideus.
Sub fumilia 24. NRhinocerontina. Pedes tridactyli:
dentes molares complicati, numerosi: nasus cor-
niger. * 3
Subfamilia 25. Hippopotamina. Pedes tetradactyli:
dentes molares complicati, numerosi: chiloma latum,
obtusum. a
Fanınıa 14. Surdae. Digiti ad apicem saltem fissi.
Subfamilia 26. Tapirina. Pedes antiei tetradaetyli,
postiei tridaetyli: digiti cute obvoluti, ad apicem
fissi: nasus productus, mobilis.
Subfamilia 27. Suina. Pedes tetradactyli, postiei in-
terdum tridaetyli: digiti insessores constanter duo:
nasus subproboscideus.
593
Sub fumilia 28. Anoplotherina. Pedes didactyli.
FauiLIA 15. Hyracınar. Digiti artuum anticorum qua-
tuor, posticorum tres, omnes cute obvoluti, apice
fissi: ungues lamellares.
Subfamilia 29. Hyracina. Digitus artuum posticorum
externus ungue eurvo munitus! cutis dense pilosa:
dentes ineisivi supra, duo. Gliribus accedentia.
Fanınıa 16. Equivar. Pedes tridaetyli duobus digitis
abortivis lateralibus absconditis, solida ungula prin-
eipali convallato.
Subfamilia 30. Equina. Corpus dense pilosum, collo
caudaque longe erinitum: dentes ineisivi infra su-
praque sex.
Ordo 6. Pecora.
Artus quatuor, bisulei; claviculae nullae; antibra-
chium constanter pronum; ossa metacarpi et metatarsi
connata: ungues sculponei, digitorum phalanges extre-
mas obvolventes: dentium qualitas raro triplex: ventri-
eulis quatuor ruminantia: placenta multiplex.
Famınıa 17. CAMELIDAE.
duo ineisivi supra, infra sex: cornua nulla.
Subfamilia 31. Camelina, Rostrum productum: sinus
lacrymales nulli: pedes subtus callosi, digitis cute
obvolutis solo apice bisulci.
Eanırıa 18. Cervınvaer. Dentes laniarii infra uulli; inci-
sivi supra nulli, infra octo: cornua in maribus fere
ordinaria, rarissima in faeminis, caduca, solida, pe-
dunculata, ramosa, cuticula villosa, temporaria sal-
tem, induta.
Subfamilia 32. Moschina. Dentes laniarii duo pro-
ducti, supra in maribus: sinus lacrymales nulli:
cornua nulla: folliculus praeputialis moschifer!
Subfamilia 33. Cervina. Dentes laniarii plerumque
nulli: sinus lacrymales saepius magni: cornua in
maribus,
Fawınıa 19. CameLopardaLınae. Dentes laniarii nulli:
ineisivi supra nulli, infra octo: cornua in utroque
sexu, perennia, solida, brevia, simplicia, cuticula
villosa induta.
Subfamilia 34. Camelopardalina. Dentes molares utrin-
que sex contigui: pedes prorsus bisulci.
Famırıa 20. Bovinar. Dentes laniarii nulli: incisivi su-
pra nulli, infra octo: cornua perennia, saepius in
utroque sexu, ex osse frontali producta, elastico
tegumento vaginata.
Subfamilia 35. Antilopina.
Subfamilia 36. Bovina.
Subelassis 2. Ineducabilia.
Cerebrum unilobum.
Ordo 7. Bruta.
Artus quatuor liberi; ungues digitorum summitatem
obvolventes, conici, fere sculponei: dentes radieibus de-
Iſis 1841. Heft 8.
Cornua solida.
Cornua cavernosa.
Dentes laniarii infra supraque:
594
stituti, aut duplicis aut unicae qualitatis, aut nulli; in-
eisivi nulli; ubi molares, 14 -- 98.
Famızıa 21. Mrungcornadban. Dentes nulli; os perexi-
guum: lingua angusta, emissilis.
Subfamilia 37. Manidina. Corpus squamosum.
Subfamilia 38. Myrmecophaginas Corpus pilosum:
ungues antici validi, margine acuto.
FaulLIA 22. Dasvropınar. Dentes: laniarii nulli: mola-
res 26— 98: rostrum productum.
Subfamilia 39. Dasypodina. Corpus cataphractum.
Subfamilia 40. Oryeteropodina.
Famınıa 23. BrapyPpopınae. Dentes: incisivi nulli: mola-
res non ultra 18: rostrum breve: artus antici lon-
giores, .
Subfamilia 41. Bradypodina. Corpus villosum: den-
tes laniarii acuti: mammae duae, pectorales! digiti
cute juncti: ungues maximi, falculares.
Ordo 8. Chiroptera.
Artus quatuor; antici, digitis longissimis, eonjunctis
(dempto brevissimo pollice) membrana nuda aliformi ad
pedes usque producta: ungues digitorum apices tantum
obtegentes: triplex dentium qualitas; incisivi superiores
0—2-—4: mammae duae, pectorales: penis liber, pen-
silis. Nocturna.
Fanınıa 24. PrRROPODIDAB. Dentes molares, aut obtuse
tuberculati, aut laeves; inecisivi parvi, inanes, inter
validos laniarios, stipati: digitus index omnium pha-
langium numero absolutus, unguiculatus. Frugivora.
Gregaria.
Subfamilia 42. Pteropodina. Nasus simplex: nares
tubulosae: labia tenuia: tragus nullus: caput coni-
cum: unguis digiti indicis plerumque acutus: mem-
brana interfemoralis brevissima: cauda vel brevis-
sima, vel nulla.
Corpus pilosum.
Fanınıa 25. VesPperTILIonIDdAr. Dentes molares tuber-
culis acutis coronati: nullus alaris digitus omni pha-
langium numero absolutus: index exunguiculatus.
Insectivora.
Subfamilia 43. Noctilionina. Nasus simplex: labia
magna, prolapsa: cauda brevis, crassa, apice libera.
Subfamilia 44. Vespertilionina. Nasus simplex: labia
congrua: cauda longa, membrana interfemorali am-
pla obvoluta.
Subfamilia 45. Rhinolophina. Nasus appendice folia-
cea complicata: tragus nullus.
Subfamilia 46. Rhinopomina. Nasus appendice folia-
cea simplici: tragus distinctus.
FanlLIA 26. Vaurinnak. Dentes molares tuberculis
acutis coronati: tertius tantum alaris digitus omni
phalangium numero absolutus; index exunguiculatus
Insectivora. i
Subfamilia 47. Vumpyrina. Nasus appendice foliacea
simpliei: tragus distinctus.
38
595
Ordo 9. Bestiae. -
Artus quatuor, liberi, manibus non terminati: un-
gues digitorum apices tantum ohtegentes: triplex den-
tium qualitas: molares ferinis nullis dimorphi; antici spu-
rü, postici tuberculis acutis pluribus coronati, supra sub-
tusque hine inde quatuor: ineisivi 2—6: mammae plures
abdominales; penis inclusus vaginae abdomini adhaerenti.
Famırıa 27. Talrak. Artus antici fossores.
Subfamilia 48. Talpina, Rostrum productum,
Famırıa 28. Sorıcınaz. Artus singuli vel ambulatores,
vel natatores: cutis pilosa. z
Subfamilia 49. Macroscelidina, Rostrum probosei-
deum: dentes incisivi infra quatuor, supra sex;
canini nulli: artus postici anticis valde longiores.
Subfamilia50. Soricina. Rostrum attenuatum: dentes
incisivi infra supraque duo: canini nulli: auriculae:
pedes fissi.
Subfamilia 51. Myogalina. Rostrum proboseideum:
dentes ineisivi infra quatuor, duo supra; canini
nulli: auriculae nullae: pedes palmati.
Subfamilia 52. Cladobatidina. Rostrum elongatum:
dentes ineisivi infra sex, quatuor supra; canini
nulli: artus aequilongi: ungues adunci, acutissimi.
Famızıa 29. ErmnAcEınaer. Artus singuli ambulatores:
cutis spinosa.
Subfamilia 53. Cenietina. Corpus haud conglobabile:
dentes canini.
Sub fumilia 54. Erinaceina. Corpus conglobabile:
cauda brevissima: dentes canini nulli.
Ordo 1. Glires.
Artus quatuor: ungues digitorum apices tantum ob-
tegentes: duplex dentium qualitas, laniariis nullis; in-
eisivi infra supraque duo, elongati, superioribus quan-
doque duo accessorii additi: molares ad summum 24,
tritorii: mandibulis horizontaliter promotis rosores.
Famızıa 30 Monipak. Claviculae perfectae: dentes mo-
lares simplices.
Subfamilia 55. Echimina.
aculeis mixtum.
Subfamilia 56. Murina.
mixtum,
Subfamilia 57. Dipodina. Cauda longissima, apice
floccifero: pedes saltatorii, antici breves, postici
longissimi.
Cauda squamata: vellus
Cauda squamata: vellus setis
Subfamilia 58. Seiurina. Cauda longa, villosa: vellus
molle, uniforme: pedes aequilongi.
Subfamilia 59. Arctomina. Cauda vel brevis, vel
nulla: vellus molle, subuniforme: pedes aequilongi.
Subfamilia 60. Aspalacina, Cauda brevis: vellus ru-
de: pedes breves; anticorum ungues fossores: oculi
auresque exiguae: dentes incisivi praelongi, ma-
nifesti.
Fanırıa 31. CasronfbAk.
Clavieulae perfectae: dentes
molares compositi.
—
596
Sabfamilia 61. Arvicolina. Dentes molares radieibus
destituti, lamellosi. Herbivorx a.
Subfamilia 62. Castorina. Dentes molares radieibus
instructi. ads
Fanızıa 32. Cuiromyoar. Claviculae perfectae: mammae
duo, inguinales: cauda longissim.,. Ken
Subfamilia 63. Chiromina. Pedes pentadactyli, digito
medio elongato, gracillimo, nudo: postiei desinen-
tes in manus, pollice, ungue laminari, cuique digito
opponibili. Ins age
Famınıa 33. Hvstrıcıvar. Claviculae imperfectae: eor-
pus spinosum: dentes incisivi duo supra: pedes an-
tici tetradactyli, postici pentadactyli. fit
Subfamilia 64. Hystricina. Dentes molares coronide
plana sublamellares: lingua hispida. , .
Famınıa 34. Lerorivar. Clavieulae imperfeetae: corpus
pilosum: dentes iueisivi supra quatuor (in junioribus
sex): pedes antici tetradactyli, postici pendactyli. -
Subfamilia 65. Leporina. Corpus plantaeque pilosae:
dentes molares lamellosi. * 5
FaulLIA 35. Lacostomiar. Claviculae imperfectae: cor-
pus Mollissime, uniformiter villosum: dentes incisivi
duo supra: pedes antici breves, postici elongati.
Subfamilia 66. Lagestomina. Dentes incisivi inferi
canaliculati: cauda pectinata. h
FaulLA 36. Cavinak. Claviculae imperfeetae: corpus
pilosum: dentes incisivi duo supra: molares sex-
decim : pedes postici, vel tridactyli, vel pentadactyli
utroque digito laterali minimo. f
Subfamilia 67. Cavina. Dentes molares radieibus de-
stituti, lamellosi.
Sub fumilia 68. Dasyproctina. Dentes molares com-
positi.
1
*
SERIES 2. OVOVIVIPARA.
Generationis organa ab ano exterius haud discreta:
fetus abortivi, extra uterum maturandi: mammae incon-
spicuae: ossula ad pubem duo accessoria: serotum prae-
positum peni retroverso.
Ordo 11. Marsupialia. \ We
Artus quatuor, gradientes, postici saepe manibus ter-
minati: ungues digitorum apices tantum obtegentes: den-
tes alveolares, duplicis aut triplieis qualitatis; ‚faemina-
rum mammae marsupio abdominali, vel ejus rudimentali
plica absconditae: vagina biforis.
Fawırıa 37. Haumarurmar. Dentes in modum plus
minus Glirum : ineisivi elongati; carnivori nulli; mo-
lares tuberculis coronati.
Subfamilia 69. Phascolomina, Dentes in modum pe-
nitus Glirum; incisivi elongati infra. supraque duo;
laniarii nulli, vel tantum supra, exigui; molares tu-
berculis transversis duobus: eaput grande, depres-
sum: artus breves: ungues ſossores: cauda nulla.
Subfamilia 70. Halmaturina. Dentes ineisivi duo in-
fra longi, lati, acuti, sex süpra; lanjarii infra sal-
i N
597
*
tem nulli: artus antiel brevissimi, postici longis-
simi, digitis duobus conjunetis, pollice nullo: cau-
da ſulciens. sl N
Subfamilia 71. Petaurina. Dentes ineisivi duo infra
longi, lati, acuti, sex supra: laniarii longi, acuti
supra, exiles, latentes infra vel nulli: artus aequi-
longi digitis duobus conjunctis, pollice grandi exun-
gui, fere retroverso: cauda prehendens.
Famırıa 38. DipkI ID AR. Dentes in modum Best iarum:
ſerini nulli: molares tubereulis acutis coronati utrin-
que tres vel quatuor.
Subfamilia 72. Didelphina. Artus postici in manus,
pollice euique digito opponibili, desinentes: cauda
prehendens partim nuda: dentes ineisivi decem su-
pra, infra oeto: lingua hispida.
Fanruıa 39. Tuvzacınıvar. Dentes in modum Ferarum:
" infra supraque carnivori quatuor!
Subfamilia 73. Thylacinina. Artus postici pollice
nullo: cauda pilosa: dentes 46. Ommium Ferarum
ipsissimarum magis carnivora ratione dentium.
Ordo 12. Monotremata.
Artus quatuor, aut natatores aut fossores: ungues,
digitorum apices tantum obtegentes: dentes alveolares
nulli: cloaea excretionis simul ac generationis organa
intra se continens! marsupium abdominale nullum: vagina
uniforis.
Famırıa 40. EemnDvIDARE. Corpus spinosnm: rostrum
eylindraceum, attenuatum: pedes fossores.
Subfamilia 74. Echidnina. Aculei parvi palato affixi
loco dentium: lingua emissilis.
Famızıa 41. ORNITHORBYNCHIDAE. Corpus pilosum: ro-
strum valde depressum, latum (anatinum): pedes
palmati. 3
Sub fumilia 75. Ornitkorhynchina. Dentes molares
utrinque duo infra supraque: lingua lata, mollis,
carnosa. 5
PRODROMUS
SYSTEMATIS ORNITHOLOGIAE
CAROLI LUCIANI BONAPARTE
Muziniani Principis.
- Aves sunt Animalia vertebrata, sanguine calido, eir-
culatione duplici, ovipara, volatilia: pulmones bini, indi-
vis, eribrosi, costis adhaerentes: cor biloculare, biauri-
tum: rostrum corneum, dentibus destitutum: corpus plu-
mosum: sternum fere in omnibus carinatum: os furcu-
lae: alae pedesque duo.
Secundam Provinciae Vertebratorum et totius Regni
Animalis Classem coustituunt.
Subelassis 1. Insessores.
Digitus posticus (pollex sive digitus externus) retro-
versus, eodem plano ac antici insertus, totus solo insi-
—
598
stens constrietor. Monogamae fere omnes: pullorum
imbecillium altrices.
Ordo 1- Psittaci.
Digiti bini antici, binique postici: tarsi reticulati:
rostrum aduncum, cerigerum ad basim.
FaulLIA 1 Psırracıvar. Lingua erassa, carnosa: digiti
non versatiles, antici distincti: tectrices alarum
magnae.
Subfamilia 1. Macrocereinge. Rostrum maxilla valde
uneinata, mandibula valde profundior quam lata;
cauda longissima, cuneata. .
Sub fumilia 2. Psittacinae. Rostrum maxilla conspieue
dentata, mandibula minus profunda quam longa:
cauda brevis, vel truncata, vel rotundata.
Subfamilia 8. Plyctolophinae. Rostrum perbreve,
latissimum, culmine mirifice ineurvum: caput magnum
crista explicabili: cauda clongata, lata, rotundata,
rectricibus latulis.
Sub fumilia 4. Lorinae. Rostrum leviter incurvum,
maxilla margine sinuata, vix emarginata; mandibula
gracili, conica, valde longiore quam profunda, go
nyde recta.
Subfamilia 5. Pezoporinae. Rostrum validum, soli-
dum, dentatum, eulmine valde convexo: mandibula
brevissima, profunda, gonyde curva: tarsus exilis
digito postico longior; digiti graciles: cauda longa,
latissima, valde cuneata.
Ordo 2. Accipitres.
Digiti tres antici, unus posticus: rostrum aduncum,
cerigerum ad basim: nares patulae: ungues retractiles.
Famırıa 2. Vurturıar, Caput subnudum, plumulis raris
obsitum : oculi laterales: tarsus digito medio bre-
vior: pollex subelevatus: ungues parum curvi, vix
retractiles: alae magnae.
Sub fumilia 6. Fulturinde.
cera glabra.
Subfamilia 7. Giypabtinde. Rostrum elongatum, mini-
me dentatum: cera setis tecta.
Fanınıa 3. GyrogErÄNIDaE. Caput plumis densis tectum :
oculi laterales: tarsus plus duplo longior digitis an-
ticis.
Subfamilia 8. Gypogeraninae. Rostrum breve, cras-
sum; rictu amplo: alae spina armatae»
Rostrum minime dentatum :
Famıuıa 4. Farconivae. Caput plumis densis tectum:
oculi laterales: cera patens: tarsus medioeris: pol-
lex validus, insistens.
Subfamilia 9. Polyborinae. Rostrum brevieulum , si-
nuatum: facies plus minus nuda! pedes tenues;
tarsus digito medio vix longior: digiti laterales
aequilongi: alae magnae, remigibus tertia et quarta
omnium longissimis. ö
Sub familia 10. Aquilinae. Rostrum longulum, rectu-
lum ad basim, vix sinuatum: pedes validissimi:
599
ungues robusti, valde adunei: alae magnae, elon-
gatae, remigibus primis gradatis, quarta omnium
longissima.
Subfamilia 11. Buteoninae. Rostrum mediocre, cras-
sum ad basim, vix sinuatum: cera valde protensa:
pedes modici, pollice brevi: alae elongatae, remigum
quarta omnium longissima: cauda modica.
Subfamilia 12, Milvinae. Rostrum parvulum, cras-
sum ad basim, sinuatum: cera protensa: pedes
breves, pollice breviculo: alae longissimae, remigum
quarta, vel tertia, vel secunda omnium longissima:
cauda elongata.
Subfamilia 13. Falconinae. Rostrum breve, a basi
abrupte ineurvum, apice utrinque dentatum: cera
brevis: nares rotundae, pistillatae: pedes mediocres,
tarso tenui, nudo, digito medio longissimo, polli-
ce brevissimo: alae elongatae, acutae, remigum se-
cunda omnium longissima.
Subfamilia 14. Accipitrinue. Rostrum breve, a basi
abrupte incurvum, sinuatum: pedes modici, tarso
nudo, digito medio longissimo, postico parum bre-
viore quam interior: unguis internus externo sub-
duplus: alae breves, remigum quarta omnium lon-
gissima.
Sub familia 15. Cireinae. Rostrum parvulum, rietu
amplo, compressum, ad basim profundum, vix si-
nuatum: cera ad medium protensa: pedes elongati,
graciles, nudi: alae elongatae, remigum tertia seu
quarta omnium longissima.
Fanınıa 5. Srnlelnak. Caput ingens plumis densis te-
ctum: oculi magni, faciales: cera obsoleta: rostrum
breve, compressum: pedes plumulosi, digitis fixis,
externo versatili.
Subfamilia 16. Surninae. Caput modicum: discus fa-
cialis, intraocularis tantum, obsoletus: aures parvu-
lae, inoperculatae.
Subfamilia 17. Buboninae. Caput grandiculum : discus
facialis, intraocularis tantum, imperfectus: aures
mediocres, inoperculatae.
Subfamilia 18. Ululinae. Caput grande: discus fa-
cialis oculos excedens, perfectus: aures grandes,
operculatae. #
Subfamilia 19. Striginae. Caput immane: rostrum
elongatum, ad basim reetulum: discus facialis ocu-
los excedens, maximus, excultissimus: aures ingen-
tes, late operculatae.
Ordo 3. Passeres.
Digiti, vel tres antici unusque posticus, vel bini
antici binique postici: tarsi scutati: rostrum nee adun-
cum nec cerigerum.
TRIBUS 1. Ambulatores. Digiti tres antici, unus posticus,
FaulLIA 6. Carrımunsıvae. Rostrum brevissimum, de-
pressum, ad basim dilatatum, rietu immani: pedes
brev ssimi, graciles; digiti antici divergentes, mem-
brana juncti; pollice versatili; unguis medius intus
oblique dilatatus: alae magnae, rotundatae, pennis
eubiti magnis ; plumae omnes laxae, mollissimae.
Subfamilia 20. Podarginae. Rostrum grandiculum,
validulum: unguis medius margine integer: pollex
normaliter situs. .
Subfamilia 21. Caprimulginae.
lateribus inflexum : tarsus brevis; pollex contraver-
sus; digitus exterior et interior aequilongi: unguis
medius pectinatus.
Subfamilia 22. Scorthornithinae.
lateribus inflexum: tarsus brevis; pollex contraver-
sus; digitus exterior interiore brevior : unguis me-
dius pectinatus. A
FaulLIA 7. Cyrssuivaer. Rostrum brevissimum, depres-
sum, triangulare, tenue, dilatatum ad basim, gonyde
adscendente, marginibus inflexis, rietu amplissimo :
pedes exiles, brevissimi, digitis antieis subaequilon-
gis: alae perlongae, falcatae; tectricibus mediocri-
bus pennas cubiti brevissimas abscondentibus: plu-
mae omnes strietae nitentes.
Subfamilia 23. Cypselinae. Digiti omnino fissi; pol-
lex debilis, versatilis: ungues magni, valde curvati.
FaulLiA 8. Hırnundınınar. Rostrum breve, usque a basi
depressum, tenue, marginibus minime inflexis, rietu
amplo, glabro, vibrissis nullis: pedes breves; di-
giti subliberi, laterales aequilongi; medius tarso lon-
gior: alae elongatae, tectricibus parvis, pennis cu-
biti longulis: plumas, omnes strictae, nitentes.
Supfamilia 24. Hirundininae. Pollex brevior quam
digitus internus; unguis unus medius acie interna in-
tegerrima.
Famınıa 9. AmpELivivar. Rostrum breve, depressum :
ad basim dilatatum, apice emarginatum, deflexum ;
sutura arcuata, gnathidiis humilibus verticalibus, ca-
rina rotundata: rictus amplissimus: alae remigibus
primarüis decem, pedesque mediocres: plantae planae.
Subfamilia 25. Ampelidinae. Rostrum exile, gonyde
haud adscendente: rietus laevis: nares grandes,
membranula postice clausae: digiti laterales inae-
quales, exteriore cum mediano conjuncto: tarsus
squamulis lateralibus numerosis reticulatis; alae
modice elongatae, amplae, remige prima breviore
quam- secunda.
Subfamilia 26. Bombyeillinae. Rostrum breve, du-
rum, latum, subteres quasi triangulare, mandibula
validula, gonyde adscendente: rictus laevis: nares
rotundatae absque membrana, plumularum vellere
semiclausae: pedes validuli, breves; digiti laterales
subaequilongi: alae elongatae, acutae, remige prima
longioribus aequali. ”
Subfamilia 27. Gymnoderinae.. Rostrum sub oculos
usque ſissum: nares absque membrana: facies ju-
gulumque subnuda! plumae capitis breves, vel nul-
lae: tarsi scutis fere novem- prominulis, subaequa-
libus: digiti subliberi, lateralss inaequales; pollex
brevior quam digitus internus.
Rostrum exillimum,
600
Rostrum exillimum,
601
Sub familia 28. Querulinae: Rostrum validum, latum,
valde depressum; rietu setis rigidis instructo: di-
giti laterales inaequales, exteriore cum mediano
cConjuncto; tarsus squamulis lateralibus minutis.
Subfamilia 29. Eurylaiminae.
enormiter latissimum; maxilla valde convexa, dila-
tata ad basim, marginibus mandibulam ampleeten-
tibus, apice abrupte inflexo: pedes validuli; digito
externo cum mediano semiconjuncto ; postico lon-
gulo, interno omnibus breviore : alae breviculae:
cauda brevis. . a
Fama 10. Coracıavıvar. Rotrum breviculum, reetum,
lateribus valde compressis, dilatatum, apice incurvo:
rietus amplissimus, barbatus: nares lineares: pedes
breves, digitis sejunetis, anticis parallelis, postico
valde breviore.
Sub fumilia 30. Coraciadinae. Lingua apice fimbriata :
alae mediocres. e .
Famızıa 11. Prionıtiwae. Rostrum, mandibula utraque
subincurva, compressum, marginibus denticulatis : di-
giti antiei ultra medium concreti.
Subafmilia 31. Prionitinae. Lingua longa, gracilis,
margine ciliata: alae breves, rotundatae: cauda
longa, cuneata. \
Fanınıa 12. Aucepınıwar. Rostrum subquadrangulare
acuminatum, rectum; rietu amplo: pedes parvuli;
digitis externis ultra medium coneretis: tibiae semi-
nudae: alae breves, rotundatae.
Subfamilia 32. Dacelininue. Rostrum cylindraceum,
ad basim depressum, lateribus dilatatum, gonyde
adscendente: lingua brevis, apice triangulari.
Sub fumilia 33. Alcedininae. Rostrum a basi com-
pressum, apice acutum, sutura rectissima: lingua
brevis, apice triangulari.
Faul 13. Manor DAR. Rostrum subquadrangulari-acu-
minatum, subeurvatum; rietu amplo: tibiae seminu-
dae: pedes minuti; digitis externis ultra medium
coneretis: alae elongatae, acutae.
'Subfamilia 34. Meropinae. Lingua angusta , apice
lacero.
Fawırıa 14. Upupıwar. Rostrum elongatum, gracile, eur-
vatum, valde compressum, intus parum excavatum,
marginibus integris, oppositis, sutura elongata, re-
cta: lingua brevissima, triangularis, obtusa, inte-
gerrima: digiti grandieuli, crassuli, internus multo
* brevior, externus cum mediano semiconjunctus; un-
gues parvi, minime incurvi: alae amplae.
Subfamilia 35. Upupinae. Maxillae intus perfecte
planae: unguis posticus rectulus: cauda brevis,
truncata.
Subfamilia 36. Promeropinae. Maxillae intus ali-
quantulum concavae, marginibus acutis: unguis po-
sticus curvus: cauda longa, cuneata.
Famınıa 15. Paravıseimar. Rostrum grandieulum, cul-
tratum, subemarginatum, sub oculos usque ſissum:
Iſis 1841. Heft 8.
Rostrum breve, rectum,
602
capistrum plamulis holosericeis densis nares occul-
tantibus: pedes maximi, cute molli vix scutata tecti:
digiti tenues, elongati, internus multo brevior, a
basi divergens, externus articulo sesquialtero con-
cretus: pollex maximus.
f Subfamilia 37. Paradiseinae. Lingua acuta, apice
laciniata: alae longae, amplae, pennae hypochon-
driacae elongatissimae.
Famızıa 16. MeLirmacıwar. Rostrum longum, modice
gracile, emarginatum: pedes validuli, digito postico
elongato.
Subfamilia 38. Meliphaginae. Lingua longe exten-
silis, membranacea, apice penicillato.
Fanınıa 17. Cınnywrıvae. Rostrum longum, gracile, plus
minus curvum, integrum: nares breves, ovales, mem-
branaceae, rima laterali apertae: pedes modiei: alae
mediocres, remigibus primis plus minus gradatim ab-
breviatis.
Subfamilia 39. Cerebinae. Rostrum tenue, subcom-
pressum: lingua longe extensilis, longe ciliata.
Subfamilia 40. Cinnyrinae. Rostrum longum, tenue,
. mimime compressum: lingua longe extensilis, mem-
branacea, glabra.
Fanınıa 18. Trocnızınar. Rostrum longum, gracillimum:
rietu minimo: lingua vibratilis, tubulosa, suctoria;
pedes exigui: alae longissimae, falcatae.
'Subfamilia 41. Trochilinae. Rostrum tereticulum, to-
miis maxillaribus mandibularia amplectentibus, my-
xa brevissima: digiti basi connati, subtus plani:
ungues paryuli.
Famınıa 19. CERTHIDARB. Rostrum longulum, compressum,
integrum: lingua elongata, non extensilis, apice car-
tilagineo : pedes breviculi; digiti elongati, validi,
compressi; pollex validissimus; ungues grandes, ar-
cuati, acuti: cauda cuneata.
Subfamilia 42. Tichodrominae. Rostrum integerri-
mum; membrana narium nuda, fornicata: tarsus di-
gito postico breviculo longior: digiti laterales sub-
aequilongi, a basi disjuncti: cauda mollis, brevicula.
Subfamilia 43. Thryothorinae. Rostrum subemargi-
natum, membrana narium fornicata: digiti antici ad
basim adnati: cauda rotundata, vel gradata, brevi-
cula, mollis: pennae cubiti aequales.
Subfamilia 44. Certhinae. Rostrum plus minus cur-
vum, valde compressum; lingua acuminafa: digiti
antici ad basim conjuncti: reetrices rigidae, rachi-
de excedente.
Subfamilia 45. Anabatidinae. Rostrum breviculum,
validum, rectum, subemarginatum: membrana narium
fornicata: digiti modiei, fere disjuncti, medius lon-
gior quam laterales: remiges breves: cauda cuneata,
rectrieibus, rachide non excedente, rigidis.
Subfamilia 46. Sittinae. Rostrum reetum, seu ascen-
dens, conicum, acutum, membrana narium plumata
seu tecta: lingua lacera: digitus posticus medio
38*
603 e
aequilongus: alae longae, acutae, remige prima vix
secunda breviore: cauda mollis, brevissima.
FaullLia 20. Parınar. Rostrum breve, conico-subulatum,
durissimum, integerrimum; mandibula marginibus
simplicibus, haud inflexis: nares plumulis densis,
setaceis, tectae; membrana obsoleta: pedes validi;
digiti subfissi, internus omnium brevissimus: ungues
validi, valde incurvi; posticus maximus.
Subfamilia 47. Parinae. Alae breviculae, rotundatae,
remigibus tribus primis gradatis.
Fanızıa 21. Tanacrınar. Rostrum breviculum, erassu-
lum, conico-trigonum, maxillis aequalibus, superior
apice utrinque emarginato, subdeflexo; inferior mar-
ginibus simplieibus, haud inflexis: nares nudae, mem-
brana fere obsoleta, carina interjecta: vibrissae par-
vae, adpressae: pedes mediocres.
Subfamilia 48. Piprinae. Rostrum brevissimum, sub
oculos usque fere fissum; maxilla valde incurva:
pedes elongati, graciles; digitus externus longior
quam internus, articalis tribus cum mediano con-
cretus: alae mediocres: cauda brevis, rectricibus
duabus mediis quandoque elongatis.
Sub familia 49. Tanagrinae. Rostrum mediocre, vali-
dum, modice ſissum; maxilla parum incurva: pedes
breves; digiti subliberi; pollex digitique laterales
aequilongi, articulum secundum digiti medii vix supe-
rantes: ungues lati, incurvi: alae caudaque longulae.
Famızıa 22. Araupıvar. Rostrum conico-attenuatum, mi-
nime emarginatum; mandibula marginibus simplici-
bus, haud inflexis: nares membrana fornicata, nudae:
pedes mediocres, digitis tenuibus, subliberis: ungues
vix curvati, posticus digito praelongior.
Subfamilia 50. Alaudinae. Alae remigibus tertiariis
elongatis, secundariis apice emarginato.
Faul 23. Moracıımar. Rostrum longulum, rectum,
subulatum, utrinque emarginatum; mandibula mar-
ginibus simplieibus, haud inflexis: pedes longuli,
digitis tenuibus, exteriore cum mediano basi concre-
to, postico omnium valde longiore.
Subfamilia 51. Motacillinae. Alae acuminatae re-
migibus tertiariis elongatis, secundariis apice emar-
ginatis: cauda producta, angusta.
Fımıa 24. Tunpmaer. Rostrum subeultratum, utrinque
emarginatum ; mandibula marginibns simplicibus, haud
inflexis: nares nudae, membrana cartilaginea forni-
cata: pedes digitis lateralibus subliberis, inaequalibus,
interno vix excedente articulum seeundum medii:
ungues inaequales: pennae cubiti aequales.
Subfamilia 52. Cinclinae. Rostrum mediocre, rectum,
depressulum, vix emarginatum, gonyde adscendente,
marginibus contractis: nares lineares: pedes robu-
stuli, digiti laterales aequilongi: squamae tarsi in-
tegrae, laevigatae: alae breviculae rotundatae: cauda
brevissima, truncata.
Subfamilia 53. Myiotherinae. Rostrum rectum, sub-
cylindraceum, apice abrupte inſlexo: pedes elon-
gati; digiti laterales subaequilongi: internus usque
a basi separatus, divergens: alae breves, rotunda-
tae, fornicatae, remigibus brevissimis: cauda brevis.
Subfamilia 54. Ivodinae. Rostrum distinete emargi-
natum: pedes brevissimi, digito postico tarso sub-
aequilongo: ungues breves, lati, valde incurvi: alae
breves, rotundatae: uropygii plumae elongatae, con-
fertissimae.
Subfemilia 55. Turdinae. Rostrum emarginatum, eul-
mine gradatim incurvo, sutura curvata: pedes me-
diocres: alae longulae, acutulae. /
Sub familia 56. Timalinae. Rostrum rectum, compres-
sum, durum, vix emarginatum: pedes grandes, va-
lidi; digitus internus usque a basi separatus, diver-
gens: ungues parum incurvi: alae breves, rotunda-
tae, remigibus brevissimis, tectis: cauda magna,
lata, gradata, mollissima: plumae omnes laxae.
Sub familia 57. Oriolinae. Rostrum longitudine ca-
pitis, latum ad basim, validum, compressum: rietus
amplulus, vibrissis nullis: pedes breves; digiti la-
teralgs inaequales: alae elongatae: plumae uropygii
confertae. Ach
Subfamilia 58. Leiothrieinae. Rostrum robustum,
gonyde adscendente: pedes grandes, robusti; digiti
externi ad medium usque conjuncti, postieus exte-
riore longior: alae breves, rotundatae,
Subfamilia 59. Vireoninae. Rostrum robustulum,
compressum; maxilla utrinque emarginata, apice in-
flexo; mandibula apice adscendente: vibrissae rigi-
dulae nares tegentes: pedes robustuli, digito inter»
no omnium brevissimo: alae longulae, subacutae:
cauda mediocris vel truncata, vel emarginato-ro-
tundata.
Subfamilia 60. Calamoherpinae. Rostrum subulatum,
usque a basi compressum, emarginatum ; mandibula
tenuior maxilla: pedes validuli, elongati: alae bre-
viculae, subrotundatae, remigum spuria minima ex-
tante, prima et secunda omnium longissimae.
Subfamilia 61. Sylvinae. Rostrum gracillimum, subu-
latum, usque a basi compressum, emarginatum:
mandibula tenuior maxilla: pedes graciles ‚longuli:
alae longulae, acutulae, remigum spuria latula ex-
tante, secunda et tertia omnium longissimae.
Subfamilia 62. Sawicolinae. Rostrum ad basim de-
pressum, sutura recta; vibrissis divergentibus: ca-
put grandiculum: pedes longuli: alae elongatae, am-
plulae: cauda brevicula, latula.
Sub familia 63. Sylvicolinae. Rostrum compressum,
trigono-subulatum, vix emarginatum: pedes graciles;
digiti laterales inaequales, pollex validulus: alae
longulae, acutulae, remigum spuria nulla, tribus pri-
mis subaequalibus omnium longissimis.
FaMILIA 25. Muscıcarivar. Rostrum us que a basi valde
depressum, latum; maxilla marginibus |mandibulam
subtus late convexam amplectens, apice emarginato
abrupte inſlexa; rictus amplulus, vibrissis porrectis;
604
605
membrana narium obsoleta vel nulla: pedes brevi-
euli, tenuiculi: digiti laterales articulos duos medii
excedentes: ungues inaequales, parum curyati.
Subfamilia 64. Mnscicapinae. Rostrum mediocre, re-
etum, plus minus depressum, medio carinatum: ri-
etus vibrissis rigidis elongatis: pedes breves, gra-
eillimi; digiti laterales inaequales, exterior cum me-
diano conjunetus: alae longulae: cauda elongata.
Subfamilia 65. Taeniopterinae, Rostrum longulum,
parum depressum, rotundulum, lateribus reetis; gna-
thidiis verticaliter positis: pedes elongati, validuli:
alae remige prima modice elongata: cauda longula.
‘ Subfamilia 66. T'yranninae. Rostrum usque a, basi
depressum, gnathidiis subhorizontaliter positis: ri-
etus vibrissis nares obtegentibus: pedes breves,
graciliculi ; digiti laterales subaequilongi: ungues
. elongati, graciles, ineurvi, acutissimi.
Subfamilia. 67. Edolinae. Rostrum ultra medium
compressum, culmine sensim curvato: pedes bre-
ves: alae elongatae, plus minus acutae: cauda elon-
gata, saepius forficata.
Subfamilia 68. Ceblepyrinae. Rostrum ad basim la-
tum, gnathidiis subhorizontalibus, angulo frontali
acuto, sutura arcuata; vibrissis vix ullis; nares ro-
tundatae absque membrana, plumulis tectae: pe-
des breves; digiti laterales inaequales: alae elon-
gatae, remigibus tribus primis gradatis: cauda me-
dio emarginata, bine inde rotundata: plumae uropy-
gli densissimae, fere spinosae.
Fanmırıa 26. Lanıar. Rostrum validulum, convexum,
compressum, apice defiexo utrinque vel cum dente
exserto, vel profunde emarginato, gnathidiis altis,
verticalibus, sutura reeta; vibrissae; nares rotunda-
tae absque membrana: pedes medioeres: pollex gra-
‚ eiliculus: ungues acuti: alae mediocres; remige ter-
tia seu quarta longiore.
Subfamilia 69. Psaridinae. Rostrum grandiculum,
crassum, subeylindraceum, sinu rotundo frontem late
intrans; apice abrupte inflexo emarginatum: nares
rotundatae, nudae, parvae: pedes exiles; digiti la-
terales inaequales ; squamae tarsi anteriores trans-
versae, laterales parvae; numerosae: alae longae.
Subfamilia 70. Baritinae.. Rostrum robustum longitu-
dine capitis, rectum, conico-compressum, apice pa-
rum subadunco, utrinque profunde emarginato, ad
basim superne latum, circulariter frontem intrans :
sutura recta; nares nudae, parvae, lineares, absque
membrana: pedes magni, scutis laevibus; digiti sub-
liberi, lateralibus subaequilongis, pollice maximo:
alae elongatae.
Subfamilia 71. Tamnophilinae. Rostrum elongatum,
strietum ; sutura recta, apice abrupte inſlexo, dente
utrinque acuto: digiti laterales inaequales; exterior
et medianus articulo primo conjuneti: ungues lati,
obtusuli: alae breves, rotundatae, fornicatae, remi-
gibus primariis decem pennas cubiti vix superan-
tibus, brevissimis: cauda medioeris, rotundata.
- 606
Subfamilia 72. Laninae. Rostrum breviculum, dente
utrinque acnto: digiti laterales aequilongi, liberi:
ungues graciles, acuti: alae medioeres.
Famimıa 27. Corvırar. Rostrum robustum, vel conico-
acuminatum, vel eultratum, frontem intrans cum hasi;
nares vel plumis setaceis incumbentibus, vel vibris-
sis tectae: pedes validi.
Subfamilia 73. Garrulinae. Rostrum apice leviter de-
flexo, utrinque emarginato: nares rotundatae absque
membrana: pedes digitis lateralibus inaequalibus:
alae breviculae, subrotundae: formae elegantes:
plumae nitide coloratae.
Subfamilia 74. Corvinae. Rostrum ad basim cute
crassa obvolutum, vix emarginatum : nares plumulis
setiformibus densis conteetae, sutura recta, gnathi-
dia valida linearia recta: pedes robusti, scutis pro-
minulis; digiti subliberi, laterales subaequilongi:
alae longae: formae graves: plumae plus minus
atratae.
Subfamilia 75. Glaucopinae. Rostrum breve, culmine
elato, a basi gradatim curvatum, integerrimum ;
mandibula apice recto; sutura valde eurva: rietus
laevis: alae breves, rotundae: cauda elongata,
gradata.
Subfamilia 76. Coracininae. Rostrum robustum, prae-
durum, rectum, compressum, ad basim depressum,
culmine subeurvato tantum ad apicem vix emargi-
natum; mandibula apice recto, depresso; rictus vi-
brissis raris: nares semiplumulosae: pedes breves
validi; digitis antieis subaequalibus: alae elongatae,
cauda brevis. j
Subfamilia 77. Sturninae. Rostrum longulum, coni-
co-acuminatum, integrum, utrinque angulatum ad
basim, apice depressulo, obtusulo, subdeflexo ; su-
tura ad basim deflexa; gnathidia alta verticalia;
nares nudae: frons convyexa: pedes seutati, digitis,
subliberis, lateralibus aequilongis, interno divergente:
pollice maximo: remiges primariae decem; plumae
capitis elongatae, angustae, .
Subfamilia 78. Lamprotornithinae. Rostrum brevi-
culum, compressum, utripque angulatum ad basim,
eulmine a basi curvato, integrum: pedes digitis la-
teralibus inaequalibus: remiges primariae novem:
plumae capitis elongatae, angustae,
Subfamilia 79. Quiscalinae. Rostrum validum, a fron-
te recte depromptum, conico-elongatissimum, com-
pressum, utrinque ad basim angulatum, culmine le-
viter eurvato: pedes robusti: remiges primariae no-
vem: cauda gradata, navieularis: plumae capitis
rotundatae.
Subfamilia 80. Icterinae. Rostrum a fronte recte de-
promptum, breviculum, conicum, utrinque ad basim
angulatum, integrum, aut reetum, aut mandibulis
binis gradatim subineurvis: pedes validuli, digitis
lateralibus aequilongis: ungues crassi, valde cur-
vati: remiges primariae novem: plumae capitis ro-
tundatae,
607
Farmınıa 28. Faxe. Rostrum breve, validum,
conicum, erassissimum ad basim: mandibula margi-
nibus validis, curvatim intra se convergentibus, pos-
tice altioribus:.pedes graciles.
Subfamilia 81. Ploceinae. Rostrum rectum, conicum,
culmine depresso saltem posterius, angulo basilari
lato, triangulari, frontem valde intrante: nares pla-
no intervallo distantes: remiges primariae decem,
prima minuta.
Sub familia 82. Emberizinae. Rostrum conicum, cul-
mine recto, marginibus intractis; maxilla angustiore
quam mandibula; tubereulo osseo longitudinali ad
palatum: nares plano intervallo distantes: pedes
mediocres: ungues graciles, incurvi: remiges prima-
riae novem.
Subfamilia 83. Fringillinae. Rostrum plus minus ro-
bustum, perfeete conicum, eulmine_tereti, saltem
posterius, angulo frontali.brevi, acuto: mandibulis
aequalibus subincurvis ad apicem tantum integris:
nares plano intervallo distantes; remiges primariae
novem, prima deficiente.
Subfamilia 84. Loxinae. Rostrum brevissimum, cras-
sum, integrum, supra infraque eurvatum: maxilla
longiore culmine marginibusque incurva: nares pla-
no intervallo distantes: alae remigibus primariis
novem primis quatuor subaequalibus.
Subfamilia 85. Pytilinae. Rostrum breve, crassum,
subtrigonum, utrinque subemarginatum: angulus
frontalis angustus, acutus, valde intrans: nares ap-
proximatae, carina tantum interjecta: alae remigi-
bus primariis novem, primis quatuor subaequalibus.
Sub familia 86. Phytotominae. Rostrum breve, mar-
ginibus serratis: maxilla profunda, eulmine arcuato;
mandibula tenuis: nares plano intervallo distantes:
pedes breves, validi, digitis duobus vel tribus anti-
eis, uno postico: remiges primariae novem.
Famırıa 29. Corıvar. Rostrum breve, integrum: maxil-
la ad basim dilatata, convexissima, culmine elevato,
arcuato: pedes robusti; digiti ſissi, omnes antror-
sum versi.
Sub fumil ia 87. elde Nares nudae:
acutae: cauda longa cuneata:
alae breves,
plumae molissimae.
Fanmııa 30. Buck RONTID AER. Rostrum enorme, inane, va-
riimode supra auctum, valde compressum: mandi-
bula utraque incurva, marginibus integris: pedes
mägni, digitis externis ultra medium coneretis.
Subfamilia 88. Bucerontinae. Digiti laterales inae-
quales; medius longitudine tarsi; pollex omnium
brevissimus: alae breviculae, rotundatae: cauda
longula, rectrieibus rotundatis, ad basim angustis.
TRIBUS, 2. Scansores. Dig’ti bini antici, binique postici.
Fammıa 31. Rımpmastmınıvar- Rostrum immane, vacu-
um, marginibns serratis: digiti bini antiei, non ultra
dimidium fissi, externi internis longiores: alae bre-
ves, rotundatae, tectricibus magnis.
608
Subfamilia 89. Rampkastidinae.
mis: seuta tarsi sex: alae breves, rotundatae,
2 Rostrum rectum, polyedrum,
apice cuneato: lingua lumbrieiformis: digiti antici,
ad basim connati: tectrices alarum breves.
Subfamilia 90. Picinae.
tae.
Subfamilia 91. Yunginae. Reetrices molles, rotun-
datae. . -
Famiıa 32. Pıcıar.
Rectrices rigidae, acumina-
Fau⁰tl 833. Bucconmar. Rostrum reetum, conico-
compressum, robustum, ad basim crassum, setis
elongatis eircumsessum: pedes grandieuli; digiti ex-
terni internis longiores, antiei toto artieulo primo
connati, exterior posticorum versatilis, liber. Pr
Subfamilia 92. Bucconinae. Alae bene bre-
vis, mollis: ungues omnes incurvi.
Fanınra 34. Ovevrıvar. Rostrum tenue, setis vix ullis:
lingua plana: tarsi scutati: digiti antiei fere fissi,
exteridr posticorum versatilis, liber.
Subfamilia 98. Cuculinae. Rostrum tenue, convexum:
nares rotundae, margine prominente: pedes parvi:
tarsus brevissimus, scutis quinque; digiti subtus
molles, inerassati: alae acutae. ung
Sub familia 94. Coccyꝛinae. Rostrum incurvum, mar-
ginibus maxillaribus dilatatis: nares lineares, sim-
plices: pedes grandiculi; tarsus elongatus, nudus;
digiti ad medium teretes: alae breves, rotundatae:
cauda longissima, cuneata.
Subfamilia 95. Crotophaginae. Rostrum intım; com-
pressum, culmine elevato: nares simplices: pedes
grandiculi, digitis ad medium teretibus.
Subfamilia 96. Saurotherinae. Rostrum elongatum,
culmine convexo: nares simplices: pedes een
digitis ad medium teretibus.
Subfamilia 97. Indicatorinae. Rostrum breve, subco-
nicum: nares simplices: pedes brevissimi.
Famınıa 35. Carıronivaer. Rostrum rectum, compressum,
rictu amplo, setis elongatis eircumsessum: pedes
debiles.
Subfamilia 98. Capitoninae. Alae rotundatae,
Fanınıa 36. Gausurıwar. Rostrum elongatum, reetum,
quadrangulare, integerrimum, rietu amplo: vibrissis
validis: pedes debiles; digiti bini antiei ad apicem
tantum disereti, externi internis longiores, interior
posticorum brevissimus vel nullus.
Subfamilia 99. Galbulinae. Alae breves: cauda elon-
gata, gradata.
Fanınıa 37. Troconıvar. Rostrum breve, validum, trian-
gulare, convexum, apice utrinque emarginatum; rietu
amplo: digitus secundus simul cum pollice retrover-
sus; tertius et quartus antrorsum versi, concreti ad
ie interni externis longiores.
Lingua pennifor-
609
Subfamilia 100. Trogoninae. Pedes parvi, semihir-
suti: alae brevissimae.
Fanınıa 38. Musornacınar. Rostrum breve, compres-
sulum versus apicem, maxilla profunda, eulmine ar-
cuato, marginibus serrulatis, mandibula tenui: pedes
breves, vix scausorii, digitis antieis tribus membrana
connexis, externo subversatili, pollice omnium minimo:
alae breviculae.
Subfamilia 101. Musophaginae. Cauda longa, rotun-
data, reetricibus latis decem.
Ordo 4. Columbae.
Digiti tres antici, unus posticus: rostrum fornicatum,
ceromate molli tumescente ad basim.
Famia 39. Corumsivar. Rostrum breve, fornicatum,
tenue, debile, euticula molli tumida naribus imposita:
pedes breves; digiti subtus molles, subincrassati:
plumae corporis densae, rachide ad medium cras-
siore; plumae uropygü rigidulae.
Subfamilia 102. Columbinae. Digiti omnino fissi, pa-
rum divergentes: pedes parvuli, pollice insistente:
tarsi scutati: alae longulae.
Subfamilia 105. Ptilophyrinae. Digiti plica cutis ad
basim juncti, valde divergentes: pedes validuli, pol-
lice subelevato: tarsi reticulati: alae breves: cauda
longa.
Subelassis 2. Grallatores.
Digitus posticus (pollex) altius tarso insertus quam
antici, parum vel nihil solo insistens, minime constrictor,
aut nullus. Polygamae plerae: pullorum alacrum ac per
se victituntium educatrices. Tectrices alarum magnae.
i Ordo 5. Gallinae.
Tarsi teretes, validi, breviculi: tibiae totae plumo-
sae, una cum apice femoris exertae: rostrum breve, for-
nicatum. Plumae compactae.
Fanızıa 40. PrerocLıvag. Rostrum tenue; alae longae,
acutae: cauda subelongata, acuta.
Subfamilia 104. Syrrhaptinae. Digiti tres coadunati,
solo apice distincti.
Subfamilia 105. Pteroclinae. Digiti quatuor, anterio-
ribus membrana connexis ad basim.
Fasırıa 41. Penevorivae. Rostrum validum, durum: di-
giti a basi divergentes, membrana connexi: ungues
magni, compressi, acuti; pollicis insistentis major:
alae breves: cauda elongata.
Subfamilia 106. Penelopinae. Pedes elongati, crassi.
Fanınsa 42- Puassanınar. Rostrum subvalidum, prae
naribus exeisum: digiti antici membrana connexi ad
basim; pollex longulus: alae breves, rotundatae:
cauda producta.
Subfamilia 107. Pavoninae. Cauda in flabellum ex-
plicabilis, tectrieibus productissimis.
Sab familia 108. Phasianinae. Cauda compressa, inex-
plicabilis.
Iſis 1841. Heft 8.
610
Faul IA 43. TRTRAONIDAB. Rostrum validum, continuo
convexum, durum: digiti antici membrana connesi ad
basim: alae breves, rotundatae: cauda brevissima.“
Subfamilia 109. Perdieinae. Nares nudae: tarsi im-
plumes: cauda perbrevis.
Subfamilia 110. Tetraoninae. Nares plumulosae: su-
percilia glabra: tarsi plumosi: cauda longula.
FaulLIA 44. Crypturıvae. Rostrum tenue: digiti fissi:
alae breves, rotundatae: cauda aut perbrevis aut
nulla.
Subfamilia 111. Ortygidinae.
digiti quatuor; pollice parvo,
Ordo 6. Struthiones.
Tarsi teretes, validi, longi: tibiae seminudae, una
cum apice femoris exertae: rostrum mediocre: sternum
ecarinatum! alae impennes! Plumae lacerae, laxissimae.
Rostrum depressum:
Fanızıa 45. Strutuionivar. Digiti fissi duo tantum vel
tres: tarsi scutulati: alae breves, abortivae, remigibus
nullis.
Subfamilia 113. Struthioninae, Rostrum breve, cras-
sum, gallinaceum: pedes ecalcarati.
Subfamilia 114. Apteryginae. Rostrum elongatum, gra-
cile, grallaceum: pedes calcarati.
Ordo 7. Grallae.
‚Tarsi teretes, tenues, elongati: tibiae fere semper
seminudae, una cum apice femoris exertae: rostrum ut
plurimum elongatum. Plumae compactae.
FauIIIA 46. Cuaraprıpar. Rostrum mediocre, validulum :
pollex nullus aut brevissimus.
Subfamilia 115. Otidinae. Rostrum breve, subforni-
catum: pedes validi, reticulati; digitis tribus, anticis,
brevibus, membranula connexis: ungues foruicati,
nee solidi: alae breves, amplae, remige tertia om-
nium longissima.
Subfamilia 116. Charadrinae. Rostrum breve, molle
juxta basim, apice incrassato: suleus nasalis pro-
fundus, ad medium rostrum extensus: pedes inva-
lidi: digiti tres antici cylindracei; posticus fere sem-
per nullus: alae longae, acutae, remigum prima
omnium longissima.
Subfamilia 117. Haematopodinae. Rostrum rectum,
robustum, valde compressum, acutum: pedes bre-
vieuli; digiti omnes membrana connexi; interior om-
nium brevissimus: alae longae: cauda brevis.
Fanınıa 47. Cmionivıvar. Rostrum breve, validum, com-
pressum, integrum: pollex brevissimus, intraversus.
Subfamilia 118. Cionidinae Rostrum tectum ad ba-
sim vagina cornea, antice libera: nares tubulares:
pedes brevissimi, validi: squamae tarsi parvulae,
scabrae: digiti exteriores membranula ad basim con-
nexi; internus fissus; ungues fere detriti.
Subfamilia 119. Thynochorinae. Rostrum crassum
conicum: digiti mediocres: alae acutae, falcatae
39
611 —
Famızıa 48. Psopnivar. Rostrum breve, subfornicatum:
digiti antici membrana conjuneti ; pollex satis ex-
eultus.
Subfamilia 120. Palamedeinae. Pedes validi, erassi,
reticulati: digiti longissimi; pollex robustus, fere
totus insistens: alae amplae, bicalcaratae,
Subfamilia 121. Gruinae. Pedes longi, graciles, scu-
tati; digiti mediveres; pollex minutus, vix solo apfce
insistens: alae amplae, breves, concavae.
FaulLIa 49. Anphipan. Rostrum longum, validum: pol-
lex longus, pluribus artieulis solo incumbens: alae
magnae.
Subfamilia 122. Ciconinae. Rostrum crassum, coni-
co-elongatum, vix ante oculos fissum; rectissimum,
culmine justa medium depresso; maxilla laevi: ca-
put plus minus implume: unguis medius integer:
pollex a solo elevatus.
Subfamilia 123. Ardeinae. Rostrum longum, rectis-
simum, conico -elongatum, compressum, sub oculos
usque fissum; maxilla utrinque longe suleata: un-
guis medius serratus.
Subfamilia 124. Cancrominae. Rostrum breve, enor-
miter latissimum, naviculare: maxilla inanis secan-
tes mandibulae margines operiens.
Subfamilia 125. Plataleinae. Rostrum longum, pla-
num, apice valde dilatato, rotundato: pedes semi-
palmati.
Fanınıa 50. Tantarınar. Rostrum praelongum, arcua-
tum: facies implumis: pollex longus, solo fere totus
incumbens.
Subfamilia 126. Tantalinae. Rostrum apice obtuso
rotundato, marginibus contractis secantibus: pedes
elongati; digitis anticis membrana conjunctis.
Fanızıa 51. ScorLoracıvar. Rostrum elongatum, gracile,
molliculum, sulco nasali fere ad apicem rostri con-
tinuato; rictus minimus: pollex brevis, gracilis, vix
insistens, aut nullus: alae longae, acutae: cauda
brevis.
Sub familia 127. Tringinae. Rostrum vel longissimum -
vel breviculum, apice laevigato, haud crassulo: di-
gitus medius tarso brevior; pollex brevissimus aut
nullus.
Sub familia 128. Scolopacinae. Rostrum longissimum,
rectum, apice ruguloso-scabro, in maxilla longiore
subtus erassulo: digitus medius tarso valde longior:
pollex satis excultus.
Fanınıa 52. RALLID ARE. Rostrum breve, vel mediocre,
crassulum, compressum: pedes magni, erassi, digitis
fissis longissimis; pollex longulus articulo primo in-
sistens: alae breves rotundatae: cauda brevissima,
tectricibus abscondita.
Subfamilia 129. Rallinae. Rostrum subcurvatum: pe-
des mediocres: digitis crassulis, unguibus congruis:
alae inermes, Corpus compressissimum: habitus
gallinarum.
612
Subfamilia 130. Parrinae. Rostrum rectum: pedes
longissimi; digitis gracilibus et unguibus praelongis:
alae saepius Spinosae, b f
Fanınıa 53. PnaLAROODID ARE. Rostrum mediocre, reetum,
gracile, flexile: pedes breves; tarsi compressi; di-
giti lobati. * 7
Sub fumilia 131. Phalaropodinae. Maxilla utrinque
sulcata, apice deflexo, acuto.
Fanırıa 54. RecurvirosTripae. Rostrum reetum aut etiam
recurvum, tenuissimum , flexile: pedes longissimi,
debiles; tarsi compressuli; digiti semipalmati.
Subfamilia 132. Recurvirostrinae. Rostrum teres, acu- 1
minatum,
Fanızıa 55. Prosnicortrrivar. Rostrum breve, crassum.
medio infractum, marginibus lamelloso-denticulatis:
pedes longissimi, palmati.
Subfamilia 133. Phoenicopterinae. Maxilla intus soli-
da, carinata, depressissima, valde exilior mandibula.
Ordo 8. Anseres. 5
Tarsi compressi, breves; tibiae fere semper seminudae,
earumque bases una cum toto femore insertae: pedes
palmati. Plumae densissimae, compactae, oleosae, la-
nugine ad basim circumseptae. 258
Fauınıa 56. Avar bag. Pollex parvus, liber: rostrum
cute molli tectum, ungulatum ad apicem, depressum,
marginibus lamelloso-denticulatis: lingua crassa, car-
nosa, lateribus dentatis. /
Sub familia 134. Cygninae. Rostrum basi tumidum,
corneum, ad oculos usque implume, dentieulis la-
mellosis, compressis: collum longissimum: pedes
breves, lati; pollex simplex.
Subfamilia 135. Anserinae. Rostrum breviculum, ad
asim profundum, corneum, plumosum, dentieulis
abbreviatis, conieis, acutis: nares ad medium rostri:
pedes longuli, fere aequilibres; pollex simplex.
Subfamilia 136. Anatinae. Rostrum longulum, latum,
dentieulis lamellosis elongatis compressis : collum
breviculum: pedes brevissimi: pollex simplex.
Subfamilia 137. Fuligulinae. Rostrum medioere, la-
tum, denticulis lamellosis elongatis, compressis: na-
res ad basim rostri: collum breviculum: pedes ex-
centrici; pollex dilatatissimus, lobatus.
Subfamilia 138. Merginae. Rostrum elongatum, an-
gustum, apice abrupte inflexo, rotundato, margini-
bus acute serratis: pedes breves, postiee excentrici;
pollex dilätatissimus, lobatus.
Fanınıa 57. Perecanıpar. Pollex elongatus, subinsistens,
membrana junctus (digitis quatuer, omnibus mem-
brana late connexis), vel lobatus: pedes brevissimi:
alae magnae, valde elongatae. In arboribus con-
sidunt,
Subfamilia 139. Pelecaninae. Maxilla caementaria.
Subfamilia 140. Plotinae. Mandibula utraque solida,
613
Famızta 58. Lanmae. Pollex liber, elevatus, vel nullus:
pedes aequilibres: rostrum marginibus haud denti-
culatis: nares non protuberantes: alae elongatae,
acutae, Bene ambulant: eæimie volant: male uri-
nantur.
Subfamilia 141. Rhynchopinae. Rostrum mirifice com-
pressum: maxilla valde brevior mandibula.
Subfamilia 142. Sterninae. Rostrum longum, compres-
sum, apice recto acuminato: pedes breves: alae val-
de elongatae: cauda longissima, forſicata.
Sub fumilia 143. Larinae. Rostrum mediocre, compres-
sum, apice valde ineurvo, mandibula subtus con-
spieue angulata : pedes modiei; tarsus digito medio
sublongior; pollex brevissimus: alae longissimae:
cauda brevicula, subtruncata.
Subfamilia 144. Lestrinae. Rostrum mediocre, ad ba-
sim reetum, eylindraceum, cera tectum, apice un-
einato; maxillis caementariis; mandibula subtus an-
gulata: pedes graciles; ungues validi, eurvati: cau-
da gradata, rectricibus duabus mediis productis.
Fanınıa 59. PnochllanbbAR. Pollex vel nullus, vel tan-
tum unguis: pedes excentriei: rostrum marginibus haud
- dentieulatis: nares tubulares: alae elongatae, acutae.
Ire nesciunt: ezximie volant: male urinantur.
Subfamilia 145. Procellarinae. Rostrum reetum, apice
abrupte uncinatum: maxillis caementariis.
Fanızıa 60. Corymeivae. Pollex parvus, liber: rostrum
conico-subulatum, marginibus haud dentieulatis: col-
lum elongatum: tarsi compressissimi: alae breves,
miuutae, falcatae, subacutae. Lacustres et marinae.
Incessus diffieillimus, corpore erecto; volatus ce-
ler, rectus; urinatrices eximiae,
Subfamilia 146. Podicipinae. Rostruu subeonicum:
pedes lobati: cauda nulla.
Subfamilia 147. Colymbinae. Rostrum longulum, re-
etum, acutum: pedes palmati: cauda brevis.
Famızıa 61. Arca. Pollex nullus: rostrum compressum
culmine plus minus arcuato; marginibus haud den-
ticulatis: collum breve: tarsi parum compressi: alae
breves, minutae, falcatae, subacutae. Maritimae,
boreales. Incessus difficillimus; corpore erecto;
volatus rectus, celer: urinatrices eximiae.
Subfamilia 148. Phaleridinae. Nares nudae: pedes
palmati. 2
Subfamilia 149. Alcinae. Nares plumulis obteetae:
pedes palmati.
FamiIIA 62. SrRHENIScIDAE. Pollex grandiculus, liber,
anteversus: cauda remigesque nullae.
Subfamilia 150. Spheniscinae. Rostrum longum, te-
nue, mandibula sub basi incrassata: plumae omnes
squamiformes: alae pinniformes. Oceani antarctici
propriae,
nen
—
614
PRODROMUS
SYSTEMATIS HERPETOLOGIAE
N CAROLI LUCIANI BONAPARTE
Muzxiniani Principis.
AmPHIBIA sunt animalia vertebrata, sanguine frigido,
cireulatione dupliei, imperfecta, ovipara, aut ovovivipara;
pulmones bini vel unus, liberi: cor biloculare vel uni-
loculare, biauritum: dentes fere in omnibus: corpus vel
cataphractum, vel squamosum, vel nudum.
Subelassis 1. Monopnoa.
Respiratio ope pulmonum tantum : metamorphosis
nulla: corpus plus minus vestitum: condylus oceipitalis
simplex: penis: copulatio insita: ova crustacea aut co-
riacea.
SECTIO 1. RHIZODONTA.
Dentes infixi (maxillarum alveolis injuneti): labia li-
bera nulla: lingua adnata: os tympanicum cum craulo
coneretum: costae distinctae: artus quatuor: penis sim:
plex: anus longitudinalis. 5
Ordo 1. Ornithosaurü,
Pedes tetradactyli; antici digito quarto enormiter
elongato (membranam alarem expansam ad sustinendam
idoneo 2) Fossiles; Aerei.
Famızıa 1. Prerovacrvuiar. Caput rostratum: collum
elongatum vertebris septem longissimis: costae te-
nues, elongatae, simplices.
Subfamilia 1. Pterodaclylina. Dentes aequales: or-
bitae maximae: eauda brevissima.
Ordo 2. Emydosaurü.
Pedes digitati, antici pentadactyli, postici tetrada-
ctyli, palmati vel semipalmati. Fluviatiles.
Famınıa 2. Crocovınıvar. Corpus loricatum; dorso trans-
versim fasclato scutellis osseis durissimis: maxillae
sinuosae. g
Subfamilia 2. Crocodilina. Dentes conici, inaequales:
aures valvula obserabiles: cauda corpore longior-
validissima, compressa, cristata.
Subfamilia 3. Teleosaurina. Retro nares maximae,
eodem plano ac fossa orbitalis sitae.
Ordo 3. Enaliosaurü.
Pedes breves, pinniformes (permultis ossieulis con-
flati ut in Cete). Fossiles; Marini. i
Fanmınıa 3. Pıesıosaurnmar. Dentes alveolis distinctis
inserti: vertebrae planulae.
Subfamilia 4. Plesiosaurina. Caput minimum, rostra-
tum, mandibula postice elongata: dentes numerosi:
collum longissimum, vertebris numerosissimis: cauda
breyis: pedes longuli.
Fanınıa 4. Icnrnrosaunhbak. Dentes sulco communi in-
serti: vertebrae biconcavae.
615
Subfamilia 5. Ichthyosaurina. Caput magnum, orbitis
maximis, acute rostratum: dentes numerosissimi
(30 -35 utrinque in-utraque maxilla) aequales: co-
stae numerosae, longulae, subtus conniventes: cauda
longula: pedes brevissimi, antici majores.
SECTIO 2. TESTUDINATA.
Corpus clausum in theca bivalvi, supra a costis con-
eretis constituta, infra a sterno: os tympani cum cranio
connatum: dentes nulli: lingua adnata: penis simplex:
artus quatuor.
Corpus reversum! testeum.
Fanuınıa 5. Cuetonivar. Pedes natatorii, compressi, lon-
gitudine inaequales, digitis indistinctis: labia nulla.
Subfamilia 6. Chelonina. Thorax scutis corneis tectus.
Subfamilia 7. Sphargidina. Thorax corio verrucoso
indutus.
Faxırıa 6. Trionxcımar. Pedes ambulatorii, longitudine
pares: thorax corio laevi indutus; labia carnosa,
Subfamilia 8. Trionycina. Pedes plantigradi, digitis
distinetis, palmatis: os corneum: collum versatile:
pelvis immobilis.
FaulLIA 7. Testupinınae. Pedes ambulatorii, longitudine
pares: thorax scutis corneis tectus: labia nulla.
Subfamilia 9. Chelydina. Pedes plantigradi, digitis
distinetis palmatis: os coriaceum: collum versatile:
pelvis immobilis.
Subfamilia 10. Hydraspidina. Pedes plantigradi, di-
gitis distinetis, palmatis: os corneum: collum ver-
satile: pelvis immobilis.
Subfamilia 11. Emydina. Pedes plantigradi, digitis
distinetis, plerumque palmatis: os corneum: collum
retractile: pelvis mobilis.
Subfamilia 12. Testudinina. Pedes digitigradi, clavati,
digitis indistinctis: os corneum: collum retractile:
pelvis mobilis.
SECTIO 3. REPTILIA.
Corpus squamosum: costae distinctae, truncum fere
totum complectentes: cranium suturatum: dentes in ma-
xillis non inserti: lingua libera: labia adpressa, margine
libera: penis duplex, anus transversus.
Ordo 5. Saurii.
Rictus haud dilatabilis: mandibulae rami ad apicem
per symphysim juncti: os tympani mobile: ossa faciei
conereta, immobilia: oculi patentes: artus quatuor quan-
doque abortivi: sternum breve: claviculae: pulmones duo.
TRIBUS 1. Puchyglossi. Lingua erassa, fere aut omnino integra.
Fauınıa 8. (GExKoniDar. Lingua brevis, crassa, papillosa,
apice obtuso vix emarginata: oculi grandes, palpe-
bris brevissimis haud conniventibus, posteriore ob-
soleta; pupilla elliptica, verticali: os parietale du-
plex: corpus depressum, Dentes maxillarum lateri
interno adnati: aures conspicuae, membrana profun-
data: squamae dorsi parvulae, tubereulis permixtis:
digiti liberi, subaequales. Zurda: Nocturna,
616
Subfamilia 13. Platydactylina. Digiti depressi, pul-
villo scansorio, unguibus retractilibus. 1
Subfamilia 14. Gmnodactylina. Digiti subcompressj, ö
simplices, unguibus haud retractilibus.
Fanıuıa 9. STELLIONIDAE. Lingua brevis, erassa, papil-
losa, apice obtuso vix emarginata: oculi palpebris
eonniventibus, pupilla rotunda: os parietale simplex:
corpus depressum, dorsi culmine subplano, plerum-
que non cristato, J 0
Subfamilia 15. Agamina. Dentes adnati (maxillarum
lateri interno affixi). f 8
Sub familia 16. Stellionina. Dentes innati (maxillarum |
culmine connati). |
FaulLIA 10. Igvanınar. Lingua brevis, crassa, papillosa,
apice obtuso vix emarginata: oculi palpebris conni-
ventibus, pupilla rotunda: os parietale simplex: cor-
bus Plus minus compressum, in dorsi culmine cari-
natum vel cristatum. ö
Subfamilia 17. Iguanina. Dentes adnati, laniarli nulli.
Subfamilia 18. Draconina. Dentes innati, laniarü di-
stineti. N
Famınıa 11. Cuamarteontivar. Lingua longa, carnosa,
cylindracea, vibratilis, apice inerassato, integra, basi
vaginata: gula dilatabilis: palpebrae eireulares, fo-
ramine parvo, pupilla rotunda; corpus compressum.
Sub fumilia 19. Chamaeleontina. Dentes eum maxillis
conereti: aures latentes: os frontale simplex: squa-
mae graniformes: cauda prehendens: pedes pen-
tadactyli, digitis in duos oppositos fascieulos coadu-
natis. f
TRIBUS 2. Leptoglossi. Lingua subtilis, vibratilis, bipartita,
Faul 12. VaranıDaE. Lingua longissima, laevis, an-
gusta, vibratilis, profundissime bifurca, basi vaginata:
laminae supraorbitales cutaceae, ossiculo supereiliari
accessorio : caput superne clypeolato - squamosum,
pyramidale: corpus elongatum, depressulum.
Subfamilia 20. Varanina. Dentes adnati: os frontale
duplex: cutis reticulatim exarata: pori femorales
nulli: digiti liberi, inaequales. 5
Fanınıa 13. HrLoDErmATDAE. Lingua ....... laminge
supraorbitales cutaceae: oculi palpebrati: aures con-
spicuae; membrana tympani superficialis: caput tu-
berculato-squamosum, depressum: corpus elongatum.
Sub familia 21. Helodermatina, Dentes adnati: eutis
suleulis exarata: squamae tubereuliformes osseae:
pori femorales nulli. 0
Fanıuıa 14. Anrıvivae. Lingua elongata, emissilis, squa-
muloso-papillosa, angusta, longissime bifurea: aures
eonspieuae, membrana tympani superficialis: oculi
palpebrati: laminae supraorbitales omnino eutaceae:
caput pyramidale, regulariter scutellatum: dentes so-
lidi, obliqui ad extra.
Subfamilia 22. Crocodilurina. Cauda compressa.
Subfamilia 23. Ameivina. Cauda teres.
\
617
7
Famınsa 15. LacknrAR. Lingua brevicula, squamu-
loso-papillosa, bieuspis : oculi palpebrati: laminae
supraorbitales subosseae: caput superne scutatum
dentes semivacui, verticales: cutis flexilis; squamae
difformes: cauda elongata, teres, verticillata.
Subfamilia 24. Tachydromina. Pori inguinales tan-
tum: digiti omnino laeves: corpus verticillatum: cauda
longissima.
> Subfamilia 25. Lacertina. Pori femorales: digiti omni-
* no laeves.
Sub fumilia 26. Psammodromina. Pori femorales: di-
giti, vel lateribus denticulatis, vel subtus carinatis.
Fauna 16. Opniosaurıwar. Lingua brevis, squamu-
loso-papillosa, apice attenuato obtuso plus minus ex-
cCeisa: oculi non semper palpebrati: aures conspicuae:
dentes semivacui, verticales: cutis rigida; squamae
fſasciatim positae, carinatae; pedes in pluribus duo,
vel nulli. 3
Subfamilia 27. Chamaesaurina. Squamae angustae,
acutae, in abdomine dorsoque aequales.
Subfamilia. 28. Ophiosaurina. Squamae subquadratae:
plicatura lateralis. .
Famınıa 17. Angumar. Lingua brevis, squamuloso-papil-
losa, apice attenuato obtuso plus minus excisa: oculi
non semper palpebrati: dentes semivacui, verticales:
eutis rigida; squamae uniformes, imbricatae, saepius
laevigatae: pedes in pluribus duo vel nulli.
Subfamilia 29. Gymnophthalmina. Palpebra vel unica
rudimentalis, vel nulla: habitus vel lacertinus, vel
serpentinus.
„
Sub familia 30. Scineina. Palpebrae: habitus lacerti-
nus: pedes quatuor pentadactyli: aures conspicuae:
tympani membrana profundata.
Sub fumilia 31. Anguinae. Palpebrae: habitus serpen-
tinus; corpus cylindraceum, gracile; cauda longis-
sima: artus, vel quatuor brevissimi, remotissimi, vel
posteriorum rudimenta tantum, vel nulli.
Sub fumilia 32. Typhlinina. Oculi vel nulli, vel sub-
cutanei; habitus serpentinus; corpus cylindraceum,
gracile: cauda brevis: artus vel nulli, vel duo tan-
tum imperfeeti.
Fanızıa 18. TrrRLOPIDAn. Lingua longa, bifurea: oculi
vix ulli: cutis rigida; squamae uniformes imbricatae,
laevigatae: pedes nulli.
Subfamilia 32. T’'yphlopina. Habitus amphisbaeninus:
corpus longum, eylindraceum, in utroque apice ob-
tusum; cauda brevissima.
- Ordo 6. Ophidii.
Rietus dilatabilis: mandibulae rami ad apicem liga-
mentis connexi: os tympani saltem mobile: oculi paten-
tes: pedes, elaviculae, sternum, pelvis, tertia palpebra,
tympanum, nulli: pulmo alter abortivus vel nullus: lingua
angustissima, bipartita, vibratilis, basi vaginata: corpus
raelongum, teres,
Iſis 1841. Heft 8.
618
TRIBUS 1. Innocui,Dentes venenati nulli.
Fanızıa 19. erveipar. Dentes omnes breves, .coniei: cal-
carium rudimenta ad anum vix conspieua, pedum |
nulla: caput a trunco non distinetum, parvum, obtu-
sum, scutis parum conspicuis: os parvum: oculi exi-
gui: nares angustae: corpus exile, undique eylindra-
ceum: cauda brevis, conica.
Subfamilia 34. Erycina. Corpus graciliculum : squamae
exiguae, subrotundae, per series longitudinales dis-
positae: abdomen et cauda subtus scutis simplici-
cibus, hexagonis, transversis.
Subfamilia 35. Calamarina. Corpus funiculiforme:
squamae prismaticae, laevissimae: abdomen et cauda
subtus scutis parum numerosis, 0
Fanızıa 20. Bomar. Calcaria cornea ad anum: ossa
interna pedum posticorum rudimentaria: corpus lon-
gissimum, medio incrassatum; cauda teres, prehen-
dens: caput a trunco distinetum, crassum: oculi
parvi, pupilla horizontali: nares fere superae; scuta
abdominis caudaeque inexpleta: squamae numerosae.
Subfamilia 36. Boina. Intermaxillare edentulum: or-
bitae normales, ossibus frontalibus mediis superne
marginatae: scuta abdominalia.
Subfamilia 37. Pythonina. Intermaxillare dentatum:
orbitae ab osse peculiari supranumerario perfectae:
scutella abdominalia.
Fahr IA 21. AchurocHorvivar,. Calcaria nulla: corpus un-
dique squamosum, compressum: cauda compressa,
valde prehendens. Aguatica.
Subfamilia 39. Achrochordina. Caput rotundatum:
oculi exigui; nares superae, approximatae, tubula-
res: squamae minimae, non imbricatae, mucronatae:
abdomen longitudinaliter squameo- carinatum,
Fanızıa 22. Corusripae. Anus appendieibns destitutus:
caput scutis novem plerumque protectum: oculi na-
resque laterales: abdomen latissime scutatum: cauda
teres.
Subfamilia 39. Colubrina. Corpus fusiforme: caput
latum: cauda modice elongata: squamae in lineas
longitudinales positae. T'errestria.
Subfamilia 40. Dipsadina. Corpus longissimum, gra-
ceillimum: caput latum: cauda valde elongata: squa-
mae in lineas longitudinales positae. Arborea.
Subfamilia 41. Dendrophilina. Corpus longissimum,
gracillimum: caput longum: cauda valde elongata:
„ squamae in linèeas transversas positae, Arborea.
Subfamilia 42 Natrieina. Corpus breviculum, toro-
sum; abdomine dilatato, convexo: caput latissimum,
valde distinetum, conicum; rostro brevi, oris angulo
»elevato: cauda brevis: squamae grandiculae cari-
natae, in lineas longitudinales positae. Aquatica.
TRIBUS 2. Venenati, Dentes venenati, (Tela.)
Famıuıa 23. HxpnipaE. Solidi dentes, venenatique in ma-
xilla: cauda compressissima, remiformis. Marina.
39 *
619
Subfamilia 48. Hydrina. Caput parvum, indistinetum:
oculi, naresque valvulares, superi: scutula ventralia.
FaurLia 24. Nasınar. Venenati dentes, solidis saepius
adjunctis, in maxilla: maxillare protractum: caput
scutis teetum: oculi mediocres, pupilla rotunda: na-
res laterales, patulae: corpus elongatum: cauda bre-
vis, erassa, coniea: squamae grandes, rhomboideae.
Subfamilia 44. Bungarina. Collum haud dilatabile:
corpus elongatum, parum distinetum; corpus undi-
que eylindraceum: cauda robusta: squamae latae,
laeves, in lineas eireiter sexdecim positae.
Subfamilia 45. Najina. Collum dilatabile: caput coni-
cum, distinetum: corpus medio inerassatum: cauda
elongata, conica: squamae lanceolatae, Saepius ca-
rinatae.
FanıLıa 25. Vigna. Maxilla venenatis tantum denti-
bus: maxillare contractum: caput valde distinetum,
depressum, postice dilatatum: squamis plerumque
tectum, rostro truncato ac saepe etiam simo: labium
superum prolapsum: rietus areuatus: oculi parvi, ca-
vati, pupilla verticali: corpus abbreviatum, erassum:
cauda brevissima: squamae lanceolatae, carinatae.
Subfamilia 46. Crotalina. Foveae praeoculares binae.
Sub familia 47. Viperina. Foveae praeoculares nullae.
U
Ordo 8. Saurophidii.
Rietus haud dilatabilis: mandibulae rami ad apicem
per symphisim juneti: os tympani cum eranio connatun,
oblique pronum: oculi parvi, sub cute latentes: tympa-
num nullum: corpus squamarum rudimentis annulatim ca-
vatum: artus plerumque vel duo vel nulli: pulmo unicus,
altero abortivo: lingua lanceolata, depressa, biffda, non
vaginata.
FaulLia 26. CnOTmaR. Pedes duo, antiei: sternum os-
siculo scapulo-claviculari utrinque sine fureula.
Subfamilia 48. Chirotina. Dentes maxillis adnati.
Fanızıa 27. Amvnıspaenınar. Nec pedes, nec apparatus
sterno-scapularis. f
Subfamilia 49. Amphisbaenina. Dentes maxillis adnati
Subfamilia 50. Trogonophina. Deutes cum maxillis
conereti.
Subclassis 2. Dipnoa.
Respiratio ope pulmonum simulque branchiarum in
prima saltem vitae periodo: metamorphosis in pluribus:
corpus vix paueissimis exceptis, nudum: condylus oecipi-
talis duplex: penis nullus: cepulatio vel ex contactu tan-
tum vel nulla: ova membranacea.
Sectio 4. Batrachia.
Costae imperfectae: lingua carnosa, adnata.
Ordo 8. Batrachophidii.
Metamorphosi vix obnoxia: branchiae evanidae: os
tympani cum eranio connatum: corpus apodum, ecauda-
tum: anus terminalis, rotundus.
— —
620
Famızıa 28. Caecıuıwar. Pedes null. :
Subfamilia 51. Caecilina. Cranium non suturatum :
lingua mento tota aflıxa.
Ordo 9. Ranae.
Metamorphosi obnoxia: branchiae (opereulatae in
Jarvis) deciduae: pedes quätuor.
Fanızra 29. Ravmar. Ecaudata: corpus breve, latum:
artus antiei breviculi: sternum et clavieulae perfe-
etae; costae nullae: anus rotundatus. Larca apoda,
caudata et corneo-rostrata, herbvora,
Subfamilia 52. Pipina. Lingua sub cute abscondita:
una tantum apertura pro tubis eustachianis.
Subfamilia 58. Ranina. Lingua conspieua: tubae eu-
stachianae distinetae: dentes maxillares: apices di-
gitorum simplices. hm!
Subafrilia 54. Huladina. Lingua conspicua: tubae
eustachianae distinctae: dentes maxillares: apices
„digitorum disciformes. “
1
Sub familia 55. Bufonina. Lingua conspieua: tubae
eustachianae distinetae: dentes nulli.
Fanızıa 30. Saramanprıvar. Caudata: corpus elonga-
tum, sub teres: artus aequilongi: sternum et clavi-
eulae nullae: costae: anus longitudinalis. Darva fe-
trapoda. N N
Subfamilia 56. Pleurodelina. Oculi congrui, palpe-
brati: appendix cutanea trunci nulla: cauda teres:
costae verae. \ ö
Subfamilia 57. Salamandrina. Oculi congrui, palpe-
brati: appendix eutanea trunci nulla: eauda aut te-
res aut compressa: costae verae nullae.
Subfamilia 58. Andriadind. Oculi minimi, palpebris
nullis; appendix cutanea trunei utrinque natatoria:
cauda depressa.
Ordo 10. Ichthyodi.
Metamorphosi non obnoxia: branchiae persistentes:
anus longitudinalis; pedes quatuor vel duo.
Famızıa 31. Ampmummar. Branchiae obsoletae in re-
Spectiva cavitate latentes, foro externo utrinque la-
terali: eranium non suturatum.
Subfamilia 59. Protonopsidina. Corpus granosum:
rostrum produetum: oculi minimi: cauda compressa:
pedes quatuor, antiei subpalmati.
Subfamilia 60. Amphiumina. Corpus subteres: rostrum
truncatum: oculi medioeres: cauda compressa: pedes
quatuor. imbeeilles. 8
Famınsa 22. Sĩ1nRNID AR. Branchiae conspicuae, liberae:
cranium suturatum,
Subfamilia 61. Hypochthonina. Pedes quatuor.
Subfamilia 62. Sirenina. Pedes duo.
621
| CHELONIORUM
TABULA ANALYTICOA
Qui primus forte omnium ostenderam posse Testu-
dines, Testudinina a me ipso appellatas, majori proprie-
tate distingui, non intuitu articulationis amplius testarum,
sed potius connexionis; intereaque nonnulla tune mihi per-
spieua genera definivi, ac caetera omnino statuenda fore
raefatus sum; nunc integrum Cheloniorum ordinem com-
plecti quasi ex contractu debere, et quae descripseram
Confirmare, et quidquid recentiores Erpetologi de Testu-
dinibus tradunt -colligere julico. Nemo vero sanus opel-
lam hanc meam alienis veluti flosculis simplieiter inter-
textam reprehendet; cum enim hie Reptilium stirpes in
Galliis non minus quam in Britannia ac Germania cele-
bretur adeo, ut viri doctissimi Grayus, Bellus, Waglerus,
Dumerilus cum Bibrono, et Fitzingerus praecipue sedu-
lam illi operam navent; nefas mihi foret ab eorum sa-
pientia desciscere, eorumdem imo doctrinas non conse-
etari. Ideirco diurna nocturnaque manu illorum scripta
versando non pauca decerpsi characterum rudimenta ad
genera melius singulatim decernenda omnia; quamobrem
vocabula etiam nonnulla quae sapientes illi protulere de
suo, non casu aliquo sed libens volensque dedita opera
arripui quoties uni eidemque rei significandae inservirent.
Cui properando operi tabellam tantum de more analyticam
sine ullo verborum apparatu ad usum literariarum ephe-
meridum maturavi.
Dabam Romae prid. Id. Majas MDCCCXXXVI.
Carolus L. Bonaparte.
. " Muxiniani Princeps.
CHELONIORUM
TABULA ANALYTICA
CHELONII (Testudines, Wacı.) sunt Reptilia cor-
pore inverso, testeo; cute forniei dorsali et sterno
adstrieta; tetrapoda, edentula.
CONSPECTUS
FAMILIARUM ET SUBFAMILIARUM
J.
TESTUDINIDAE, (Testudinidae, Emydae, Chelydae,
Gray. Chersites, Elodites, Dun. Tylopoda, Stegano-
poda rostrata, Steganopoda mandibulata, Fırz.) Pedes
ambulatorii, longitudine pares. Thorax scutis cor-
neis sectus. Labia nulla.
1. TESTUDININA. (Testudinidae, Ber. Chersi-
tes, Dum. Tylopoda, Fırz.) Pedes digitigradi,
clavati, digitis indistinetis. Os corneum. Col-
lum retractile. Pelvis mobilis.
2. EMYDINA. (Emydae, Gray, Elodites erypto-
deres, Dun. Steganopoda rostrata, part. Fırz.)
Pedes plantigradi, digitis distinctis, plerum-
622
que palmatis. Os corneum. Collum retractile.
Pelvis mobilis.
3. HYDRASPIDINA. (chelydae, part. Gray. Elo-
dites pleuroderes, part. Dun. Steganopoda ro-
strata, part. Fırz.) Pedes plantigradi, digitis
distinctis, palmatis. Os corneum. Collum ver-
satile. Pelvis immobilis.
4, CHELINA. (Chelidae, part. Gray. Elodites pleu-
roderes, part. Dum. Steganopoda mandibulata,
Fırz.) Pedes plantigradi, digitis distinelis,
palmatis. Os coriaceum. Collum versatile, Pel-
vis immobilis.
II.
TRIONYCIDAE. (Trionycidae, Gray. Potamites, DUM.
Steganopoda labiata, Fırz.) Pedes ambulatorii, longitu-
dine pares. Thorax corio laevi indutus. Labia carnosa.
5. TRIONYCINA. (Trionycidae, Gn. Potamites, Dun.
Steganopoda labiata, Fırz.) Pedes plantigradi,
digitis distinetis, palmatis. Os corneum. Col.
lum versatile. Pelvis immobilis.
III.
CHELONIDAE. chelonidae, Gray. Thalassites, Dum.
Oiacopoda, Fırz.) Pedes natatorii, compress, longitu-
dine inaequales, digitis- indistinetis. Labia nulla.
6. CHELONINA. (Chelonidae, BuII.) Thorax scu-
tis corneis tectus.
7. SPHARGIDINA. (Sphargidae, Bern.) Thorax
corio verrucoso indutus.
CONSPECTUS
GENERUM ET -SUBGENERUM.
FANMILEA I. TESTUDINIDAE.
% Subfamilia 1. Testudinina.
*
1. Txsrupo, Dum. (Chersine, Mann.) Metathorax inartieu-
latus: sternum antice inarticulatum: pedes pentadactyli.
1. Cuersus, Wa. Sternum postice articulatum.
Testudo marginata, SCHOEPF Eur. As. Afr. 2
2. TestuDo, Wal. Sternum inarliculatum, scutis duodecim.
1. Testuno, Fitz. Scutellum nuchale: scutellum cau-
dale bipartitum.
Testudo graeca, Linn. Eur. m. As. 3.
2. Psammosarks, Fırz. Scutellum nuchale: scutellum
caudale integrum.
Testudo polyphemus, DauD. Afr. Am. s. 4.
«
3. GEOCHELONE, Fırz. Sine scutello nuchali: testa mar-
gine laterali angulata.
Testudo stellata, ScuwEıse. As. Afr. Am. m. 6.
4. CHELonoivıs, FIZ. Sine scutello nnchali: testa mar-
gine laterali rotundata.
Testudo tabulata, WALB. Am. m. 5.
3. CHERSINA, GRAY. Sternum inarticulatum scutis undecim
623 — | 624
1. CrLinpraspis, Fırz.”Sine scutello nuchali.
Testudo Vosmaeri, Firz. Afr. m. 3.
2. Cuersına, Fırz. Scutellum nuchale.
Testudo angulata, Dux. Afr. m. 1.
2. Honors, Deu. Metathorax inarticulatus: sternum inar-
tieulatum: pedes tetradactyli.
Testudo areolata, THUMB. Afr. m. 2.
3. Pxxis, Ber. Metathorax inarticulatus: sternum antice
inarticulatum. .
Pyzxis arachnoides, BELL. As. m. Oc. 1.
4. KIXXxIs, BELL. (Cinizys, Waser.) Metathorax postice
articulatus.
1. CINTHORAX, Fırz. Scutella marginalia cum nuchali vi-
ginti quatuor.
Kinizys Homeana, BELL. Am. m. 3.
2. Cıvıxys, Fırz. Scutella marginalia sine nuchali vi-
ginti tria.
Testudo erosa, SCHWEIGG. Am. m. 1.”
Subfamilia 2. Emydina.
$. Gula sine Papillis.
5. Cıstupo, Nor. (Terrapene, part. Berı. Cistudes clau-
siles, Dou. Pyxidemys, Fırz.) Sternum metathoraci
ligamentis adnexum ope scutorum abdominalium: scu-
tellis axillaribus et inguinalibus: testa gibba binis val-
vis sternalibus undique obserabilis.
Testudo clausa, LIxx. Am. s. Oc. 3.
6. Euxs, BELL. (Cistudes baillantes, Dux.) Sternum
metathoraci ligamentis adnexum ope scutorum peeto-
ralium atque abdominalium: scutellis axillaribus et in-
guinalibus: testa depressa non obserabilis.
1. Emys, Wal. Sternum articulatum.
Testudo lutaria, Linn. Eur. As. Afr. 2.
2. CrcLemvs, BELL. Sternum inarticulatum.
Cistudo Diardi, Dum. As. m. 1.
7. Terravene, Non. (Emys, Dun. Clemmys, Wa el.) Ster-
num metathoraei per symphysin affixum, inartieulatum:
scutis sterno-costalibus duobus discretis non interjectis:
digiti palmati: ungues anteriorum pedum quinque, po-
steriorum quatuor: cauda gracilis.
4: CLEMMYs, Fırz. Nasus prominulus.
T. lutaria, Scuwklidd. nec Linn. (Sigriz, Mren.
Eur. As. Am. m. Oc. 36.
2. RuınocLemmyvs, Fırz. Nasus protractus.
T. verrucosa, WALB. Am, m. 2.
8. GeoEmYs, GAY. (Emys, part. Dou. Clemmys, part.
Fırz.) Sternum metathoraei per symphysin affıxum,
inarticulatum: digiti fissi: ungues anteriorum pedum
quinque, posteriorum quatuor: cauda gracilis.
Emys Spengleri, SCHWEIGG. Afr. 1.
9, Ternaonyx, Less. Sternum metathoraci per symphy-
sin affıxum, inartieulatum: digiti palmati: ungues undi-
que quatuor: cauda gracilis.
Tetraonyz longicollis, Less. (Emys Batagur, HanDw.)
As. or. 2.
10, PrasrYs TEN ON, Gray. Sternum metathoraci per sym-
physin afſixum, inarticulatum, latissimum: seutis sterno-
costalibus tribus: digiti pälmati: ungues ane
pedum quinque, posteriorum quatuor: cauda grandis
et longa. E A Eis:
Platysternon megacephalum, Gray. As. or. 1. |
SS Gula cum Papillis,
11. CueLyora, Scuweice. (Chelonura, Fıem. Rapara, |
Gray. Saurochelys, Larr. Emysaurus, Dun.) Ster-
num metathoraei per synchondrosin affıxum ope scu-
torum abdominalium, inarticulatum, angustum: scutis
sterno-costalibus tribus, uno tantum interposito: scu-
tella marginalia viginti quinque: scuta sterni duode-
eim: cauda grandis et longa, cristata,
T. serpentina, Linn. Am. s. „
0
12. Sraurorvpus, Wacı. (Sternotherus, part. Ber.) Ster-
num metathoraci per symphysin ope seutorum peeto-
ralium abdominaliumque aflıxum, angustum, antice ar-
ticulatam: scutis sterno-costalibus duobus contiguis in-
terpositis: scutella marginalia vigintitria: scuta sterni
octo: cauda brevis.
Terrapene triporcata, Wırem. Am. 8. 1.
13. Kınosternun, Non. (Cinosternum et Staurotypus,
paxt. Dum.) Sternum metathoraei per symphysin ope
scuti abdominalis affıxum, articulatum; scutis sterno-
costalibus duobus contiguis interpositis: scutella mar-
ginalia vigintitria: scuta sterni undecim; cauda bre-
vissima. FRAU Er
1. STERNOTHERUS, Fırz. (Staurotypus, part. Dum. Ster-
num angustum, antice articulatum, |
Testudo odorata, Daun. Am. s. 12
2. CINOSTERNON, WAGL, Sternum latum, antice et postice |
articulatum. £
Testudo pensylwanica, Am. 3. |
3 7
Subfamilia 3. Hydraspidina.
$ Caput depressiusculum: oculi laterales.
14. Perrockpnauus, Dun. (Podocnemys, Fırz. part.) Ca- |
put scutellatum, grande: mandibulae incurvae: sine
scutello nuchali: pedes parum palmati: eauda-ungui-
culata.
Emys tracaxa et macrocephala, Spıx. Am. m. 1.
15. Povoonemys, Wal. Caput scutellatum, superne sul-
catum: sine scutello nuchali: mandibulae rectiuscu-
lac: pedes late palmati: cauga mutica. 0
Emmys ehp]%,mma, SCHWEIGG. Am. m. 2.
16. Euyoura, Nop. (Platemys, part. Dun.) Caput corio
tectum: seutellum nuchale.
Emys Maquaria, Cuv. Oc. 1.
$$ Caput depressum: oculi superi.
j Gula cum papillis,
17. Peromevusa, Wacı. (Pentonyx, Dum.) Ungues undi-
que quinque: sternum inarticulatum,
Testudo galealta, Senoner. Afr. 82.
18, PxLustos, Wacı. (Stenotherus, Gray. Dum.) Ungues
pedum anteriorum quinque, posteriorum quatuor: ster-
num artieulatum.
Testudo subnigyra, LACEP. Madag. .
625
19. Hyorasrıs, GAT. (Platemys, Dun.) Ungues pedum
anteriorum quinque, posteriorum quatuor: sternum in-
artum. f
1. PLaremvs, Waer. Caput scutellis tectum: nasus pro-
minulus: pedes scutellis contiguis.
Testudo planiceps, SCHN. Am. m. 6.
2. Ruınemvs, WadL. Caput scutellis tectum: nasus pro-
ductus; pedes scutellis contiguis.
ö Emys nasuta, ScuwEI6GG. Am. m. 4.
3. Parynors, Wacı. Caput corio tectum: nasus prominu-
Ius: pedes scutellis discretis.
Emys Geoffroana, ScuwEise, Am. m. 2.
r Gula sine papillis.
20. Cuexiwonsa, Dun. (Hydraspis, Fırz,) Ungues undique
| quatuor. ü
1. CuRLIDONITA, BELL. Scutellum nuchale scutellis collari-
bus interpositum.
d Testudo longicollis, SHAW. Oc. 1.
2. Hrpromenusa. Scutellum nuchale scuto vertehrali primo
et scutellis collaribus interpositum. ;
Emys Maximilliani, Mıxan. Am. m. 2.
g Subfamilia 4. Chelina.
21. Cueuys, Dum. (Matamata, Mer.)
| Testudo fimbria, GM. Am. m. 1,
FAMILII II. TRIONYCIDAE
Subfamilia 5. Trionycina
22. Aura, Scuweice. (Aspidonectes, Waeı. Trionyz,
Grar. BELL. Gymnopus, Dux.) Testa margine car-
tilagineo: sternum angustum: pedes non retractiles.
+ 0Ossa costalia postica contigud.
1. AspıDonecıes, Fırz. Os cervicale vertebralibus conjun-
tum, in tota superficie rugosum.
f Trionyx aeyyptiacus, GEOFFR. As. Afr. 4.
2. PLATyPpELrıs, Fırz. Os cervicale vertebralibus conjun-
ctum, in medio tantum rugosum.
Testudo ferox, GM. Am. s. 2.
3. PrLopıscus, Fırz. Os cervicale a vertebralibus sepa-
ratum, in medio tantum rugosum.
’ Aspidonectes sinensis, WIEGM. As. or. 1.
+7 Ossa coslalia pustica interpositis vertehralibus discreta.
4. AmvDaA, Fırz. Os cervicale a vertebralibus separatum,
in medio tantum rugosum.
Trionyz subplanus, GEOFFR. As. m. 2.
23. Trıonyx , Wacı. (Emyda, Gray. BELL. Oryptopus,
Dun.) Testa ossiculis marginalibus aucta: sternum la-
tum, lateribus valvis munitum: pedes retractiles.
N Testudo granosa, SCHOEPF. As. m. Afr. 2.
FANMILIA III. CHELONIDAE.
Subfamilia 6. Chelonina
24. Cuxuoxıa, Bronex. (Careita, Merr.) Sternum latum,
seutis tredecim scutello intergulari, ope seutorum hu-
meralium , pectoralium, abdominalium et femoralium
metathoraci affıum: scuta disci tredeeim. \
1. CHELoNIA, Non. (Chelonees franches, Dum.) Scuta disci
postposita: nasus prominulus: mandihulae denticulatae:
gnathotheca tribus partibus constans.
Testudo mydas, LIXN.
Heft 8
Atl. Pac 3.
Kſis 1841.
2. CARrETTA, Non. (Chelonees imbriguees, Duni.) Scuta disci
imbricata: nasus productus: mändibulae integrae: gua-
thotheca individua.
Testudo imbricata, Linn. Atl. Pac. 1.
25. Tuauassocheuis, Fırz. (Chelondes Caouanes, Dun.)
Sternum angustum, scutis duodeeim sine scutello in-
tergulari, ope scutorum peetoralium, abdominalium et
femoralium metathoraci affıxum ; scuta disci quindecim.
Testudo coriacea, LINN. Med. Atl. Pac. 1.
Subfamilia 7. Sphargidina,
26. Sparcıs, Mann. (Coriudo, Freu, Dermochelys, Bralxv.
Scytina, Wael Dermatochelys, Fırz.)
Testudo caretta, Linn. Med. Atl. Pac. 1.
PRODOMUS
SYSTEMATIS ICHTHYOLOGIAE.
CAROLI LUCIANI BONAPARTE
Muxiniani principis
‚Pısces sunt animalia vertebrata sine pulmonibus,
branchiis respirantia, sangine frigido, rubro, ovipara vel
ovovivipara, natantia: cor uniloculare, uniauritum: dentes
fere in omnibus: corpus vel squamosum vel tuberculosum
vel nudum: collum nullum: pinnae loco artuum.
Quartam Provineiae Vertebratorum et totius Regni
animalis classem constituunt.
Subeclassis 1, Elasmobranchü.
Branchiae ſixae, haud operculatae, lamellares, ra-
diis verticalibns paueis rarisque superextensam membra
nam mucoso- vascularem minute plicatam sustinentibus:
eranium non suturatum.
SECTIO 1. PLAGIOSTOMI.
Sceletum cartilagineum granulosum: ossa maxillagja
“et intermaxillaria connata: cartilagines labiales in pluri
bus: dentes maxillis non inſixi, sed cute tantum adjuncti,
cum eaque mutantes: os transversum, latum: corpus aut
tuberculatum aut nudum.
Ordo 1. Selacha.
Branchiae penitus fixae: ſissuris utrinque 5- 7.
Familia, 1. Rajidae. Cartilago peculiaris interior a
nasali parte cranii ad principium pinnae pectoralis
descendens: palpebrae adnatae: corpus depressum,
dilatatum, plerumque nudum, pinnis amplissimis pe-
etoralibus inelusum: analis nulla: branchiarum fis-
surae inferae.
* Rajidae verde. Corpus in formam caudae abrupte defi-
ciens.
Subfamilia 1. Cephalapterini, Caput truncatum, ap-
pendieibus utrinque foliaceis tanquam bicorne: pinnae
pectorales latissimae, in longissimos apices produ-
ctae: cauda tenuissima, elongata, pinna dorsali et
aculeo utrinque serrato munita: dentes minuti, ser
ratim positi.
40
627: 5
Subfamilia 2. Myliobatini. Caput ovatum, liberum a
pinnis pectoralibus latissimis acuminatis: cauda te-
nuissima, elongata, pinna dorsali et valido aculeo
utrinque serrato munita: dentes grandes, complanati,
tessellati ad instar operis musivi. l
Subfamilia 3. Anacanthini. Caput pinnis pectoralibus
amplis praecinetum: eauda tenuis, nee dorsali pinna
nee aculeo munita: dentes minuti, tesselliformes,
in quineuncem positi.
Subfamilia 4. Trygonini, Caput pinnis pectoralibus
amplis praecinetum: cauda tenuis aculeo valido utrin-
que serrato munita: dentes minuti, tesselliformes,
in quiucuncem positi.
Subfamilia 5. Rajini. Corpus rhomboidale: caput pin-
nis peetoralibus amplis praeeinetum: cauda tenuis,
elongata, pinnis dorsalibus duabus: dentes exigui,
numerosi, polymorphi, in quincuncem positi.
** Rajidae anomalae. Corpus in formam caudae gradatim
deficiens.
Subfamilia 6. Torpedinini. Corpus orbiculare, laeve:
caput pinnis pectoralibus amplis praecinetum; cauda
crassa, ad basim depressa, mediocoiter longa, pinna
apicali ingente, triangulari: dentes minuti, acuti:
apparatus electrieus a capite inter branchias pin-
nasque pectorales.
Subfamilia 7. Rhinobatini. Corpus rhomboidale elon-
gatum, rostratum: cauda crassa carnosa: pinnae
dorsales duo, remotae: caudalis apicalis: dentes mi-
nuti, tesselliformes, in quincuncem positi.
Subfamilia 8. Pristidini. Corpus elongatum, - antice
depressum: rostrum longissimum, planum, osseum,
utrinque spinatum: dentes granuliformes, in quin-
cuncem positi.
Familia 3. Squalidae. Cartilago peculiaris interior
prorsus nulla: palpebrae liberae: corpus elongatum,
subteres, saepius tuberculosum; tuberculis squami-
formibus, minutis, plerumque integris, subovatis:
pinnae pectorales mediocres: branchiarum fissurae
laterales, .
Squ. anomlae. Corpus depressum: p. pectorales amplulae.
Subfamilia9. Squatinini. Spiracula: pinna analis nulla.
** Squ. veri. Corp, elongatum, teres: p. pectorales congruae.
Subfamilia 10. Spinacini. Membrana nietitans nulla:
spiracula: pinnae dorsales antice aculeatae; analis
nulla: dentes compressi, secantes; mandibulares cul-
tro horizontali, margine laterali interno integro, ex-
terno cuspidato: tuberculi squamiformes, tricuspides,
Subfamilia 11. Scymnini. Membrana nictitans nulla:
spiracula: pionae dorsales inermes; analis nulla:
dentes triangulares, maxillares lesiniformes, plurise-
riales, mandibulares basi lata, uni- vel bi-seriales.
Subfamilia 12. Notidanini. Fissurae branchiarum
utrinque ultra quinque! membrana nietitans nulla:
spiracula minima: pinna dorsalis unica: analis: den-
1
628
tes mandibulares compressi. latissimi, pectiniformes;
maxillares falciformes, apieibus ad angulum oris re-
elinatis: tubereuli squamiformes, trieuspides; lingua
adnata!
Subfamilia 13. Odontaspidini. Membrana nietitans
nulla: spiracula parva: branchiarum fissurae maxi-
mae, omnes ante pinnas pectorales sitae: pinnae
grandiculae: analis: caudalis lobo superiore elon-
gato, superius minime excavata: dentes longi, acuti,
utrinque denticulo uno, vel bino.
Subfamilia 14. Lamnini. Membrana nictitans nulla:
spiracula exigua: branchiarum fissurae maximae, |
omnes ante pinnas pectorales sitae: secunda dorsa-
lis et analis parvae, oppositae; caudalis lunata, hine -
inde carinata, superius excavata: dentes saepius
acuti: valvula intestinales spiralis.
Subfamilia 15. Alopiadini. Membrana nietitans nulla:
spiracula minima: branchiarum fissurae parvae, ul-
tima super pectorales sita: dentes simplices.
Subfamilia 16. Squalini. Membrana nictitans; spira-
cula nulla vel parva: fissura branchiarum ultima, et
saepe etiam penultima, supra pinnas pectorales sita;
secunda dorsalis anali subopposita: dentes com-
pressi, triangulares, acuti.
Subfamilia 17. Mustelini. Membranae nietitantis ru-
dimentum: spiracula magna: pinnae dorsales inermes;
secunda opposita anali: dentes parvuli, obtusi, in
quincuncem positi.
Sub familia 18. Cestraeiontini. Membrana nietitans
nulla: spiracula grandicula: fissurae branchiarum
parvae, ultima supra pectorales sita: dorsales an-
tice aculeatae: analis: maxillae exporrectae: dentes
in quincuncem positi, mediocres, parvi, acuti, late-
rales latissimi.
Subfamilia 19. Triaenodontini. Membrana nictitans!
spiracula vel nulla, vel mediocria: branchiarum fis.
sura ultima, et saepe etiam penultima, supra pinnas
pectorales sitae: secunda dorsalis anali opposita:
dentes acuti, denticulis utrinque muniti. f
Subfamilia 20. Seyllini. Membrana nietitans nulla:
spiracula amplula: pinnae dorsales ambae ventrali-
bus non antepositae: dentes parvi, acuti, denticulo
utrinque uno. vel pluribus: tubereuli squamiformes
tricuspidae: valvula intestinalis spiralis. Ovipari!
Ordo 2. Holoceyhali.
Branchiae partim tantum marginibus fixae; forami-
nibus quinque interioribus in imo ſissurae utrinque unieae ;
operculo tantum abortivo, sub cute latente: maxilla cum
cranio connata,
Familia 3. Chimaeridae. Corpus vel laeve, vel exi-
guis aculeis hispidum : dura loco dentium scuta, su-
pra quatuor, infra duo.
Subfamilia 21. Chimaerini. Rostrum prominulum an-
tice foliaceum: pionarum dorsalium prior valido acu-
leo armata.
629.
Subclassis 2. Lophobranchii.
Branchiae liberae, palmiformes, radio verticali uno
palmato in singulis arcubus: operculum unicum magnum
membrana undique obseratum, parvo tantum juxta nu
cham foramine relicto: cranium suturatum.
5 N skorIO 2. SYNGNATHI.
Sceletum fibroso-osseum: maxillae perfectae, liberae,
. Ordo 2. Osteodermi.
Corpus loricatum, angulosum.
Familia 4. Syngnathidae. Corpus scutatum,
Subfamilia 22- Pegusini, Os inferum ad basim rostri.
Subfamilia 23. Syngnathini, Os terminale in apice
rostri.
Subelassis 3, Pomatobranehi,
Branchiae liberae, operculatae; radiis vertiealibus,
numerosis in formam pectinis compositis, horizontalique
lamellularum duplici serie infra supraque peatinulatis:
eranium suturatum.
SECTIO 3. PLECTOGNATHI.
u
Sceletum fibroso-cartilagineum: maxillae imperfectae,
non liberae: opercula sub cute latentia; fissura branchialis
utrinque parva.
Ordo 4. Sclerodermi.
Dentes distincti.
Fa m. 5. Balistidae.
os exiguum.
Sub f. 24. Balistini. Corpus compressum, squamis
magnis durissimis rhomboidalibus tectum.
Subf. 25. Ostraciontini.
phractum,
Rostrum conicum, productum:
*
Corpus polyedrum, cata-
Ordo 5. Gymnodontes.
Rostrum corneum intrinsecus laminosum, loco et
vice dentium,
Fam. 6. Tetraodontidae. Corpus inflabile, plus mi-
nus spinosum. 5 ;
Subf. 26. Tetraodontini. Maxilla utraque rostri bi-
partita, vel saltem superior, märginibus obtuse den-
tieulatis: aculei corporis breves. 5
Subf. 27. Diodontini. Maxilla utraque rostri simplex,
integra: aculei corporis longi.
Fam. 7. Orthragoriscidae. Corpusnon inflabile, haud
spinosum: sceletum fere omnino cartilagineum,
Subf. 28. Orthragoriseini Corpus admodum com-
pressum, postice truncatum, pinna caudali profunda,
brevi: ventralibus nullis: anali valde retroposita.
SECTIO 4. MICROGNATHI.
Sceletum cartilagineum granulosum, processubus
transversis osseis: vomer cum cartilaginibus frontalibus
protractum: maxilla parva rudimentaria.
630
Ordo 6. Sturiones.
Os labiis carnosis exiguum, retractile.
Eam 8. Polyodontidae. Corpus laeve: dentes mi-
nuti, numerosi,
Subf. 29, Polyodontini. Rostrum longissimum, dila-
tato -foliaceum: opercula longissimo mucrone mu-
nita.
Fam. 9. Acipenseridae.
- nulli.
Subf. 30. Acipenserini. Rostrum mediocriter longum,
modice angustum : opercula inermia.
Corpus seutatum: dentes
SECTIO 5. TELEOSTOMI.
Sceletum fibroso -osseum : maxillae perfectae, libe-
rae: dentes infixi: corpus plerumque squamosum,
Ordo 7. Ganoidei.
Squamae cortice vitreo, stratis infra lamellaribus,
integris vel denticulatis, subpositis,
Fam. 10. Loricaridae. Corpus scutis osseis tectum:
os inferum : opercula branchialia immobilia: ossa in-
termaxillaria parva, maxillaribus transversis haud con-
tiguis: primus radius pinnarum dorsalis, pectoralium
et ventralium validus aculeatus; caeteri molles.
Sub f. 31. Loricarini.
quandoque exigua.
Fam. 11. Siluridae. Corpus nudum: ossa interma-
xillaria maxima marginem maxillae constituentia, ma-
xillaribus subabortivis, aut in eirros conversis: pinna
dorsalis postica plerumque adiposa: primus dorsi ra-
dius atque pectoralium passim aculeatus, articulatus,
caeteri molles: pinnae ventrales infra pectorales si-
tae: os terminale: opercula branchialia mobilia.
Subf. 32. Callichtini. Os parvum: dentes fere in-
econspieui: series laminarum quatuor ad latera cor-
poris nudi: pinnae dorsales duae, secunda radio
unico.
Subf. Pimelodini. Os modicum: dentes forma et loco
varii: latera vel inermia, vel una tantum laminarum
serie: pinnae dorsales duae, secunda adiposa.
Subf. 34. Silurini. Os amplum ; dentes numerosi:
corpus omnino nudum: pinna dorsalis unica, exigua;
analis longissima.
Fam. 12. Lepidosteidae. Corpus squamis lapideis:
omnes pinnarum radii molles: pinnae ventrales post
pectorales, non appensae ossibus pelvis.
Subf. 35. Lepidosteini. Rostrum intermaxillaribus.
maxillaribus, palatinisque ossibus cum vomere at-
que ethmoideo connatis: membrana branchiostega
triradiata: dorsalis prima ac analis pariter valdeque
retropositae: radii pinnarum primi squameoserrati.
Sub,. 36. Polypterini. Maxilla margine immobili, in-
termaxillaribus mediis, maxillaribus lateralibus:
membrana branchiostega uniradiata: pinnae dorsa-
les numerosae, singulae aculeo munitae.
Pinna dorsalis unica, secunda
631
Fam. 13. Tetragonurida.e. Corpus squamis grandi-
bus, asperis, ciliatis, cuti adhaerentissimis: dentes
validuli, acuti; pinnae dorsales duo; antica radiis spi-
nosis longa, humilis: ventrales paullo post pectorales.
Subf. 37. Tetragonurini. Cauda utrinque cristata:
labium inferius intus carinatum.
Fam. 14. Macrouridae. Squamae duriter asperae:
os infernm: pinnae ventrales infra gulam sitae, acu-
minatae: omnes pinnarum radii molles.
Sub f. 38. Macrourini. „Corpus elongatum, teretieu-
lum, postice compressum, attenuatum, antice rostra-
tum: os inferum: pinnae dorsales duo, postica elon-
gata caudalem acuminatam cum anali conjunctam
attingens.
Ordo 8. Cnenoidei.
Squamae asperae, margine postico eiliato, stratis
lamellaribus denticulatis subpositis. *
Familia 15. Pleuronectidae. Corpus eximie com-
pressum: caput non symmetricum: oculi unilaterales:
radii omnes pinnarum molles: pinnae ventrales sub
pectoralibus: pelvis ossibus humerälibus appensa.
Subfamilia 39. Soleini. Maxilla longior mandibula:
oculi parvi: nares unilaterales: praeoperculum ab
opereulo non distinetum: pinnae pectorales parvulae
aut nullae: squamae laminula peduncnlatae: linea la-
teralis recta.
Subfamilia 40. Pleuronectini. Mandibula longior ma-
xilla: oculi grandes: nares hine inde binae: lami-
nae operculares distinetae: pinnae pectorales cou-
gruae: squamae sessiles: linea lateralis Antice ar-
cuata.
Familia 16. Chäetodontidae. Corpus compressum:
palatum edentulum: dorsalis pinna atque analis
aeque ac truncus sqnamis magna saltem ex parte
obtectae, radiis spinosis pluribus: ventrales unico.
Subfamilia 41. Pimelepterini. Dentes sectorii.
Subfamilia 42. Chaetodontini. Dentes setacei, con-
ferti in utraque maxilla. Colores admodum vivi.
Familia 17. Anabantidae, Cellulae in pharyneis os-
sibus superioribus ab eorum foliolis irregularibus dis-
pertitae: radii pinnae dorsalis et analis plures spi-
nosi. Diu extra aquam vivere valent.
Subfamilia 43. Anabantini. Corpus teres: caput la-
tum, rostro brevi obtuso: squamae solidae;, linea
lateralis interrupta.
Familia 18. Acanthuridae. Corpus ovale, compres-
sum, squamis ruvidis: os parvum: dentes ossium in-
termaxillarium inferiorum uniseriales; palatini nulli,
Subfamilia 44. Acanthurini. Radii dorsales spinosi a
mollibus haud distineti: pinnae ventrales thoracicae,
Familia 19. Fistularidae, Rostrum tubuliforme, ore
exiguo terminali: radii spinosi plures in prima sal-
tem dorsali,
Subf. 45. Caproidini. Corpus subrotundum, compres-
sum: rostro brevi,
— —
632
Subf. 46. Centriseini. Corpus ovale, compressum:
‚zostro longissimo, .
Subf. 47- Fistularini. Corpus elongatum, 'eylindra-
ceum: rostro longissimo, 4 .
Fam. 20. Maenidae. Os valde protractile: palatum
dentibus instructum, vel (praeopereulo margine den-
ticulato) edentulum: ralii spinosi plures in pinna
dorsali ac anali, unus in, utraque ventrali, x
Subf. 48. Maenini. Pinna dorsalis non squamosa.
Subf. 49. Caesionini. Pinna dorsalis squamosa.
Fam. 21. Sparidae. Laminae operculares integrae,
spinis carentes: os non protractile: palatum edentu-
lum: squamae grandes: pinna dorsalis squamis de-
stituta, radiis spinosis pluribus ac in anali; ventra-
les unlco. .
Sub f. 50. Obladini. Dentes sectorii uniseriales: mo-
lares hemisphaerici nulli. N
Sub f. 51. Cantharini. Dentes numerosi, conferti, te-
nuissimi. Er
Subf. 52. Lethrinini. Dentes interdum molares he-
misphaerici, uniseriales: genae sine squamis.
Subf. 53. Dentieini. Dentes omnes coniei, nonnulli
ex anterioribus producti, incurvi: genae squamosae.
Subf. 54. Sparini. Dentes molares hemisphaerici:
genae Squamosae.
Fam. 22. Chromididae. Laminae operculares inte-
grae, spinis carentes: labia carnosa duplicata: den-
tes maxillis nec non in tribus ossibus pharyngeis:
squamae grandes: pinna dorsalis unica, radüs fila-
mentose appendiculatis spinosis pluribus ac in anali;
ventrales unico.
Subf. 55. Chromidini. Corpus oblongum: dentes ma-
xillares et pharyngei tenuissimi, conferti, praeposita
conicorum majorum serie,
Subf. 56. Cychlini. Corpus elongatum: dentes omnes
tenuissimi, conferti. *
Fla m. 23. Seiaenidae. Laminae operculares margine
denticulatae aut spinosae: genae non loricatae: os
protractile: vomer et ossa palatina dentibus destitu-
ta: pinnae verticales saepe squamosae, radiis spino-
sis pluribus; ventrales unico.
Subf. 57. Pomacentrini, Cranium minime tumens,
nec ossibus cavernosis constans: linea lateralis sub
pinnae dorsalis termino interrupta.
Subf. 58. Seiaenini. Cranium tumens, ossibus caver-
nosis conflatum: linea lateralis continua.
Fam. 24. Percidae, Laminae operculares margine
denticulato aut spinoso: genae non loricatae: dentes
in maxillis, in vomere, et fere semper in ossibus pa-
latinis: pelvis ossibus humeralibus appensa ; radii
spinosi [plures in pinnis dorsi et anali; in ventrali-
bus uniens.
Sub,. 59. Pereini, Pinnae ventrales quinque radiatae
sub pectoralibus: membranae branchiostegae radiis
septem vel minus.
633
Subf. 60. Holocentrini. Pinnae ventrales radiis plus
quam quinque, sub pectoralibus: membranae bran-
‚chiostegae radiis plus quam septem,
Subf. 61. Polynemini. Pinnae ventrales post pecto-
rales: rostrum tumidum: pinnae verticales squamo-
sae: radii pectoralium plures liberi, filiformes.
Fam. 25. Mullidae. Praeoperculum margine integro:
genae non loricatae: os parvum dentibus tenuibus:
cirri duo sub mandibula retractiles: capitis et trunei
squamae latae, facile deciduae: radii spinosi plures
in pinna dorsali antica; unus saltem in anali, et in
utraque ventrali.
- Subf. 62. Mullini. Pinnae dorsales binae distinctae.
Fam. 26. Triglidae. Genae loricatae (laminae suborbi-
tales genam utramque partim obtegentes cum prae-
operculo connexae); radii spinosi plures in pinnis
dorsali et anali, in ventralibus unus.
Subf. 63. Triglini. Pinnae dorsales duae: caput pa-
rallelepipedum.
Subf. 64. Scorpaenini. Pinna dorsalis unica.
Subf. 65. Cottini. Pinnae dorsales duae: capud vel
rotundatum vel depressum.
Fam. 27. Gobidae. Pinnae ventrales infra peetorales
ortae, conjunctae saltem ad basim in formam disci: |
radii spinosi pinnae dorsalis graciles, flexiles: fissu-
rae branchiales parvae: corpus elongatum, parum
compressum, antice incrassatum : squamae minutae.
Appendix tubulosa conica post anum in ulroque
sexu.
Subf. 66. Gobini. Pinnae ventrales eonjunetae: mem-
brana branchiostega radiis quinque.
Subf. 67. Elotridini. Pinnae ventrales separatae:
membrana branchiostega radiis sex.
Ordo 9. Cycloidei.
Squamae laeves, stratis lamellaribus integerrimis sub-
positis.
Fam. 28. Cyclopteridae. Pinnae ventrales infra pe-
ctorales sitae in discum suctorium conniventes: radii
omnes pinnarum molles: corpus nudum, tumidum.
Subf. 68. Cyelopterini. Pinnae ventrales jugulares
latae, membrana junctae: operculum exiguum.
Fam. 29. Blennidae. Pinnae ventrales ante pectora-
les, distinctae, didactylae: radii spinosi pinnae dor-
salis graciles, flexiles; membrana branchiostega ra-
diis sex: corpus elongatum, compressum, inucosum,
Appendix tubulosa conieca post anum in utroque
sezu.
Subf. 70. Anarrhichadinae. . Pinnae ventrales parum
explicatae, vix didactylae, aut saepe etiam mono-
dactylae, aut nullae: corpus valde compressum,
- squamulosum: dentes saepius pluriseriales, diffor-
mes: radii spinosi pinnae dorsalis numerosi, pu-
gentes.
Subf. 71. Opisthognathini. Pinnae ventrales quinque-
radiatae, sub pectoralibus !
Iſis 1841, Heft 8.
— —
634
Fa m. 30. Callionymidae. Pinnae ventrales infra gu-
lam insertae, remotissimae, pectoralibus ampliores:
radii spinosi pinnae dorsalis graciles, flexiles: aper-
tura branchiali utriuque prope nucham exigua: mem-
brana branchiostega radiis sex vel septem: corpus
vix compressum, antice incrassatum, nudum. Ap-
pendix tubulosa conica post anum.
Subf. 72. Callionymini. Os tympanicum postice elon-
gatum, aculeatum: ‚oculi superi, approximati.
Fam. 31. Lophidae. Pinnae pectorales pedunculatae:
apertura subtus branchialis utrinque exigua operculis
acute contectis: radii anteriores pinnae dorsalis sub-
spinosi: corpus nudum: sceletum fere cartilagineum.
Subf. 73. Lophini. Pinnae ventrales longulae, hume-
ro ante pectorales infixae, quinque-radiatae.
Subf. 74. Batrachini. Pinnae ventrales sub gula in-
fixae, angustae, tri- radiatae.
Fam. 32. Gadidae Pinnae ventrales sub gula infixae,
acuminatae: pelvis ossibus humeralibus appensa:
squamae molles: radii omnes pinnarum molles.
Suhf. 75. Ranicepini.- Caput latissimum, valde de-
pressum: pinna dorsalis lantica humillima vix exerta.
Subf. 76. Gadini. Corpus modice abbreviatum, pa-
rum compressum: eaput congruum), vix unquam
squamosum, eirro unico vel nullo: squamae minu-
tae: piunae dorsales vel duo vel tres, analis sae-
pius duplex, caudalis saepius furcata,
Subf. 77. Lotini. Corpus elongatum, lubricum, po-
stice eoumpressissimum: caput magnum squamosum,
eirro uno vel pluribus: pinna dorsalis una vel duo;
analis unica, caudalis integra, plus minus rotundata.
Fam. 33. Cyprinidae Pinna adiposa et intestina
caeca nulla: maxillae margo ab intermaxillaribus os-
sibus constitutus: rietus modicus: maxillae debiles,
edentulae: ossa pharyngea dentibus validis specificis:
radii branchiales tres: pinnae ventrales post pecto-
rales: pelvis ossibus humeralibus non appensa: radii
pinnarum proprie spinosi nulli. Caeteribus piscibus
minus carnivori.
Subf. 78. Cyprinini. Corpus mucosum squamis pro-
funde insitis, raris: os saepius cirrosum.
Sub /. 79. Leuciscini. Corpus vix mucosum, quamis
mis superficialihus densis: os non cirrosum.
Fam. 34. Poecilidae. Pinna adiposa et intestina cae-
ca nulla: maxillae margo ab ossibus intermaxillari-
bus constitutus: rietus modicus: dentes in maxillis:
radii branchiales plus quam tres: pinnae ventrales
post pectorales: pelvis ossibus humeralibus non ap-
pensa: radii pinnarum spinosi nulli.
Subf. 80. Anableptini. Pupillae duplices (vitta trans-
versali corneam et iridem secante): pinnae analis
apex perforatus. Viipuri!
Sub f. 81. Poecilini. Maxillae depressae, protractiles.
Fam. 35. Labridae. Labia carnosa, duplicata: corpus
oblongum: squamae grandes: pinna dorsalis unica,
radiis spinosis membrana plerumque appendieculatis :
pelvis ossibus humeralibus appensa.
40 *
635
Subf. 82. Labrini. Dentes maxillarum robusti, conici,
inaequales.
Subf. 88. Scarini Dentes lamellosi, imbricati.
Fam. 36. Mugjilidae. Caput depressum squamis latis,
etiam polygonaribus, tectum: labia erassa, inferum
intus carinatum: eirri nulli: opercula integra: squa-
mae grandes: pinnae dorsales duo, radiis spinosis
pluribus ac in anali; ventrales paullo post pectora-
les, radio spinoso unico.
Subf. 84. Mugilini. Pinna dorsalis antica radiis tan-
tum quatuor: dentes tenuissimi: squamae simplices,
deeiduae.
Fam. 57. Atherinidae, Caput pyramidale, cute laevi
obtectum; os valde protractile, labia tenuia: dentes
minufissimi: eirri nulli: opereula integra: squamae
tenues, translueidae: pinnae dorsales duae, remotis-
simae; radiis spinosis pluribus ae in anali; ventra-
les longe post peetorales, radio spinoso unico.
Subf. 85. Atherinini. Corpus elongatum: faseia ar-
gentea longitudinali ad latera.
Fam. 38. Ophiocephalidae. Cellulae in pharyngeis
ossibus superioribus ab eorum foliolis irregularibus
dispertitae! radii pinnarum omnes molles; primus
ventralium simplex. Diu extra aquam vivere valent,
Subf. 86. Ophiocephalini. Corpus elongatum, fere
eylindraceum: caput depressum, seutis polvgonis
teetum; rostrum breve obtusum: radii branchiales
quinque: dorsalis pinna ac analis longissimae: cau-
dalis rotundata: linea lateralis continua.
Fam. 59. Amida e. Pinna dorsalis unica, radiata, longa:
intestina caeca nulla: margo maxillae ab intermaxil-
laribus ossibus in medio constitutus, a maxillaribus
in ramis: squamae grandes: caput loricatum: radii
pinnarum omnes molles: pelvis ossibus humeralibus
non appensa,
Subf. 87. Amini. Pinna analis brevis: radii bran-
chiales duodecim: nares brevi tubo appendiculatae:
dentes antiei conici, postici tessellati: vesica aerea
cellularis,
Fam, 40. Clupeidae. Pinna dorsalis unice radiata;
intestina eaeca plurima: margo maxillae ab interma-
xillaribus ossibus in medio, a maxillaribus in ramis
eonstifutus;: squamae grandes: caput non loricatum :
radii pinnarum omnes molles: pelvis ossibus hume-
ralibus non appensa, 0
Subf. 88. Erythricthini. Caput rotundum, ohtusum,
minime squamosum, ossibus duris: genae a suborbi-
talibus duris ossibus protectae: pinna dorsalis ven-
tralibus respondens: vesica aerea ampla.
Subf. 89. Clupeini. Caput plus minus oblongum,
acutulum, squamosum; genae simplices: venter ple-
rumque compressissimus, serratus! branchiae Jatae,
firae; pinna dorsalis varia: vesica aerea longa,
acuta, a
Fam, 41. Salmonidae. Pinna dorsalis antica radiis
omnibus mollibus; postica parva, adiposa, minime
radiata: intestina caeca plurima: corpus valde squa-
mosum: pelvis ossibns humeralibus non appensa.
Subf. 90. Scopelini. Margo maxillae ab ossibus maxil-
—
636
laribus ex toto constitutus: rietus amplissimas: den-
tes minimi: lingua et palatum edentula: radii bran-.
chiales minus quam duodeeim : squamae grandes,
Jaeves, deeiduae: pinnae ventrales postpositae; pinna
dorsalis postica fere semiradiata.
Subf. 91. Aulopodini. Margo maxillae ab ossibus
maxillaribus ex toto constitutus: rietus amplissimus:
dentes numerosi, acutissimi, vel in lingua et ossi-
bus pharyngeis: radii branchiales plusquam duo-
deeim: corpus undique squamosum ; Squamae gran-
des, adhaerentes, ciliatae; pinnae ventrales ‚prae-
positae, Mu?
Subf. 92. Sternoptygini. Margo maxillae ab ossibus
maxillaribus partim constitutus; rietus verticalis:
corpus compressissimum, securiforme: membranula
humillima, protensa, loco pinnae adiposae!
Subf, 8. Salmonini. Margo maxillae ab ossibus ma-
xillaribus partim constitutus: rietus amplus: dentes
saepius acuti, serie unica vel dupliei in ossibus
maxillaribus, intermaxillaribus, palatinis, mandibu-
laribus et pharyngeis, in vomere et in lingua:
squamae parvulae, integerrimae; pinnae ventrales
postpositae. Ad ſios speetant perfeetissimi piscium
quoad dentes.
Subf. 94. Myletidini. Margo maxillae ab ossibus
maxillaribus partim constitutus: dentes obtuse pri-
smatici, corona trieuspide:; rictus parvus; lingua et
palatum edentuli. a
Subf. 95. Hydrocyonini. Margo maxillae ab ossibus
maxillaribus partim eonstitutus: rietus amplus; den-
tes conici vel acuti; vomer et lingua edentuli: genae
a lamina suborbitali protectae,
Fam, 42. Esocidae. Pinna dorsalis unica, radiata,
retroposita, radiis spinosis nullis, ae in caeteris pin-
nis: intestina caeca nulla; maxillae margo ab inter-
maxillaribus constitutus, aut maxillaria edentula oc-
eulta sub labiis: dentes in maxilla ae in longiori
mandibula nonnulli acuti: corpus parce squamosum:
pelvis ossibus humeralibus non appensa. Pora-
cıssıumt.
Subf. 96. Esocini. Pinnae,pectorales eongruae; dor-
salis et analis breves. rotundatae: corpus parce
elongatum , cylindraceum, profundulum; squamae
durae grandiculae: linea lateralis unica; rietus am-
plus: mandibulae latae, haud rostratae; margo ma-
xillae a vomere et ab exilibus intermaxillaribus an-
terius constitutus, in ramis a maxillaribus elongatis:
dentes pluriseriales in vomere, palato et lingua,
uniseriales in intermaxillaribus et mandibula; pha-
Tyngeorum acuti,
Subf. 97. Belonini. Pinnae peetorales congruae; dor-
salis et analis longae, falciformes: corpus valde
elongatum, gracile, subquadratum, lineis lateralibus
duabus: squamae rarae, tenues: rietus parvus: man-
dibulae longissimae, angustae, in rostrum acutum
protractae; margo maxillae ab intermaxillaribus unice
constitutus: dentes infra supraque uniseriales, in pa-
lato et lingua nulli; pharyngeorum hemisphaerici.
Subf. 98. Exocoeltini, —— maximae, vo-
latui aptae.
—
637
Fam. 43. Sphyraenidae. Pinnae dorsales duae remotae,
radiis spinosis pluribus ac in anali; ventrales unico:
intestina caeca plurima: dentes tantum in maxillis
et in ossibus palatinis; canini plures valde acuti:
corpus elongatum: laminae- opereulares integrae: pel-
vis ossibus humeralibus non appensa.
Sub. 99. Sphyraenini. Pinna dorsalis postica congrua.
Sub. 100. Paralepidini. Pinna dorsalis postica exillima.
Fam, 44. Trachinidae. Pinna dorsalis unica elongata;
radiis spinosis pluribus; unus saltem in anali et in
utraque ventrali: dentes in maxillis, in vomere, et
saepe in ossibus palatinis: operculum aculeatum:
pinnae ventrales ante amplas pectorales: pelvis ossi-
bus humeralibus appensa.
Subf. 101.. Trachinini. Genae simplices.
Subf. 102. Uranoscopini, Genae pseudo loricatae
(laminae suborbitales latissimae posterius connexae
ossibus tympanieis, minime vero praeoperculo).
Fam. 45. Teuthididae. Corpus compressum, oblon-
gum: os parvum, non protractile; dentes sectorii in
utraque maxilla uniseriales; palatum et lingua eden-
tuli: radii spinosi plures in pinna dorsali, unus sal-
tem in anali et in utraque ventrali.
Subf. 103. Teuthydini. Pinna dorsalis unica.
Fam. 46. Echeneididae. Caput superne complana-
tum in disco ovali laminoso: pinnae ventrales infra
pectorales: pelvis ossibus humeralibus appensa: pin-
narum radii omnes molles.
Subf. 104. Echeneidini. Corpus fusiforme elonga-
tum: squamae vix conspicuae; pinna dorsalis anali
opposita.
Fam. 47. Miormyridae. Corpus compressum, eblon-
gum, squamosum: caput ultra opercula cute crassa
obvolutum; os minimum; fissura branchialis brevis,
subverticalis: intestina caeca duo: pelvis ossibus
humeralibus non appensa: radii pinnarum omnes
molles.
Sub f. 105. Mormyrini. Pinna dorsalis unica.
Fam. 48. Gasterosteidae, Genae loricatae (laminae
-suborbitales genas partim obtegentes cum praeoper-
culo connexae): radii pinnarum aliquot aculeati: pel-
vis ossibus humeralibus appensa.
Subf. 106. Gasterosteini, Aculei aliquot liberi loco
pinnae dorsalis anticae.
Eam. 49. Scombridae. Corpus quasi laeve, squamulis
parvulis: laminae operculares integrae: cauda robusta:
pinnae verticales squamis plerumque destitutae, radiis
spinosis pluribus, ventrales unico.
Subf. 107. Centronotini. Aculei aliquot liberi loco
pinnae dorsalis anticae.
Subf. 108. Carangini. Linea lateralis loricata.
Subf. 109. Xiphiadini. Pinna dorsalis unica, con-
tinua: rostrum ensiforme.
Sub f. 110. Bramini. Pinna dorsalis et analis aeque
ac truncus squamis partim obteetae: corpus com-
pressum: palatum dentibus armatum,
Subf. 111. Stromateini. Pinna dorsalis unica, elon-
gata, radiis spinosis interdum mollibus, post peeto-
rales orta: corpus valde compressum: squamae
exiguae: capitis vertex subrotundus,
638
Subf. 112. Coryphaenini. Pinna dorsalis unica lon-
gissima, radiis spinosis interdum mollibus, dorsum
universum fastigians: corpus cylindräceo - compres-
sum, elongatum: sqamae exiguae: capitis vertex
acutus.
Subf. 113. Zeini. Pinna dorsalis unica: corpus valde
compressum, vix squamulosum: os valde protractile,
Sub f. 114. Vomerini, Pinnae dorsales duae: corpus
valde compressum, vix squamulosum: capitis vertex
anceps. ö
Subf. 115. Scombrini. Pinna dorsalis antica continua;
postica in plures pinnulas spurias dirempta aeque
ac pars respondens analis: corpus fusiforme.
Sub f. 116. Trichiurini. Pinna dorsalis unica, con-
tinua: aculei multi, exigui, liberi, in locum pinnae
analis saltem partim: corpus praelongum, valde com-
pressum: rostrum elongatum; os profunde ſissum.
Fam. 50. Cepolidae. Corpus praelongum, valde com-
pressum: squamae minutae: rostrum breve; os par-
vum, parum aut oblique fissum: radii spinosi plures
in pinnis dorsali ac anali, unus in ventralibus.
Subf. 117. Cepolini. Pinna dorsalis unica, longissima.
Fam, 51. Ophididae. Corpus ensiforme, lubricum:
opereula manifesta: fissurae branchiales grandes:
squamae parvulae cuti intrusae: omnes pinnarum radii
molles: pinnae ventrales nullae,
Sub f. 118. Ophidini. Rostrum obtusum, non exten-
sile: pinnae dorsi, ani, et acuta caudae, omnes
conjunttae.
Sub f. 119. Ammodytini. Rostrum acutum; maxilla
extensilis ultra longiorem mandibulam: pinna dorsi
longa, ani, et bifurca caudae, omnes distinctae.
Fam, 52, Muraenidae. Corpus praelongum, eylindra-
ceum, lubricum: opereula parva, sub cute latentia;
fissurae branchiales minimae: squamae tenuissimae,
cuti intrusae: pinnae ventrales nullae: omnes pinna-
rum radii molles.
Subf. 120. Muraenini: Aperturae branchiales tubulatae.
Subf. 121. Gymnonotini. Aperturae branchiales ante
pinnas pectorales, membrana partim tectae. i
Sub f. 122. Symbranchini. Apertura branchialis fora-
mine unico subgulari; pinnae verticales subadiposae.
Subf. 123. Apterichthini. Aperturae branchiales sub-
gulares, proximae: pinnae vel fere vel omnino nullae.
Subclassis 4. Marsipobranchü.
Branchiae fixae haud operculatae, bursiformes, ra-
diis vix ullis, membrana mucoso-vasculari superextensa
contectis: cranium non suturatum.
SECTIO 6. CYCLOSTOMI.
Sceletum membranaeeo-cartilagineum: maxillae con-
natae: ilentes non infixi: corpus nudum.
Ordo 10. Helminthoidei.
Os annulare, carnoso labio suctorio.
Fam. 53, Petromyzonidae. Corpus elongatissimum
eylindraceum, nudum: pinnae sine radiis.
Subf. 124. Petromyzonini. Foramina branchialia ad
colli latera utrinque septem.
Subf. 125. Myzxinini. Foramina branchialia bina gularia.
(Steht jetzt auch in Linnean Transact. XVIII. 3.)
639
Dr. Carl Pafferini von Florenz, über bie Larven und
Puppen von Scolia flavifrons. 5
Er zeigt dieſelben mit ihrem Geſpinſt nebſt huͤbſchen
Zeichnungen, und theilt die merkwuͤrdigen Entdeckungen mit,
daß fie als Schmarotzer in oder an den Larven des Nashorn⸗
kaͤfers, die man haͤufig in den Lohhaufen findet, leben.
Bis jetzt kannte man weder die Larven, noch die Lebens⸗
art dieſer Kerfe. Im September 1839 erhielt ich Gefpinnfte
mit Larven, Puppen und Fliegen.
Am Aten Juny brachte mir D. Piccioli, Sohn des
botaniſchen Gaͤrtners zu Florenz, ein zimmetbraunes Geſpinnſt
aus den Lohbeeten (Vallonea) des Treibhauſes, welches ich
nicht kannte. Zugleich hatte er eine weibliche Scolia flavifrons
todt auf der Lohe gefunden. Das Geſpinnſt iſt doppelt; das
aͤußere beſteht aus lockeren Fäden, deren Maſchen mit einer
harzigen Subſtanz wie Theer ausgefuͤllt ſind; das innere aus
einer zarten, aber dichten Haut von aneinander geklebten con⸗
centriſchen Fäden 1 dunkelbraun, dann gelblichweiß, am Gipfel
zimmetbraun. Die Larve war verfault. 8
Am liten July bekam ich ein kleines Geſpinnſt mit
einer milchweißen, fußlofen, ſehr weichen Larve, aus etwa 12
Ringeln mit fleiſchigen Auswuͤchſen zur Seite ohne Bewegung;
ſie ſtarb und war mit weißlichen Milben bedeckt.
Vom sten zum 12ten September wurden die Beete ums
geworfen und ſo bekam ich 150 Geſpinnſte.
Fuͤnfzig waren leer, oben ein doppelter Deckel ausgeſchnit⸗
ten, der ſich aber unten im Geſpinnſte fand mit den ver—
ſchrumpften Haͤuten der Larve und Puppe.
Ein und dreyßig enthielten eine todte und ſchimmelige
Larve.
Zehn enthielten eine lebendige.
Zwölf enthielten eine lebendige Puppe, milchweiß, durchs
ſcheinend, ſehr weich; man ſah durch die zarte Haut die Dor—
nen der Fuͤße, die nierenfoͤrmigen Augen, die ausgeſtreckte drey⸗
ſpaltige Zunge, alſo eine Scolia; auf dem Boden die ver—
ſchrumpfte Larvenhaut.
Sieben und Dreyßig enthielten eine todte Fliege. N
Sechs wurden unverſehrt in der Verſammlung geoͤffnet.
In vier Geſpinnſten war eine lebendige Scolia flavi-
frons, woraus der olige Saft ſchwitzte mit dem Roſengeruch,
den man wahrnimmt, wenn man dieſe Fliege im Felde faͤngt.
Auf dem Boden die Larven- und Puppenhaut.
Es iſt alſo augenſcheinlich, daß dieſe Larve ihr Geſpinnſt
ſelbſt macht; denn darinn fand ſich weder Teig und Bluͤthen⸗
ſtaub, weder Ueberbleibſel von Kerfen, noch Unrath von ſolchen.“
Wie dieſe Larven mit ihren Geſpinnſten über 3“ tief un-
ter die Lohe kommen, und wie die Mutter ihre Eyer legt, bleibt
zweifelhaft.
Piccioli hat mehrmals geſehen, daß die Mutter hin⸗
ein kroch und bald wieder heraus kam.
640
In dieſer Lohe fanden ſich eine Menge Larven des
Nashornkaͤfers, welche Dormentoni heißen. Ich fand auswendig an
vielen Geſpinnſten der Scolia die ausgeſogene und vertrocknete
Larve des Nashornkaͤfers hängen, Piccioli verſicherte, daß
an allen eine ſolche hieng, oder nicht weit davon lag.
Ueberdieß hatte ich ein Erdgeſpinnſt oder ein Erdfutteral
des Nashornkaͤfers, deſſen Hoͤhle ganz mit dem Geſpinnſte der
Scolia ausgefuͤllt war, und daran hieng die ausgeſogene Larve
des Nashornkaͤfers. Das ſcheint zu beweiſen, daß dieſe
Nashornlarve die der Scolia ſchon in ſich hatte, als
fie ihr Erdgeſpinnſt verfertigtez und daß dieſe letztere (wie andere
Puppenfreſſer) den Tod des
lebte, und in dieſem Erdgeſpinnſt das ihrige machte und ſich
darinn verpuppte. 1
Dieſe Thatſachen ſcheinen mir die Lebensart der Scolien
zur Gewißheit zu bringen. f
Der weiche Bau ihrer Larven, ſo wie ihrer Geſtalt er⸗
lauben nicht anzunehmen, daß ſie fruchtfreſſend ſeyen und die
Lohe freſſen, oder in derſelben herumkriechen, um die Nashorn⸗
larven aufzuſuchen. Die derbe Haut der letztern uͤberdieß mit
kurzen Borſten beſetzt und mit kraͤftigen Kiefern verſehen, macht
dieſe Annahme unwahrſcheinlich oder vielmehr unmoͤglich. Von
der andern Seite beweiſt der augenſcheinliche Puppenfreſſerbau
der erwachſenen Scolien-Larven und die auswendig an ihrem
Geſpinnſt hängende ausgeſogene Nashornlarve, daß jene als
Schmarotzer von dieſer lebt. A
Betrachtet man die Organiſation und ben äußern Bau
der Scolienfliegen, ſo finden ſie ſich gerade ſo eingerichtet und
mit ſolchen Huͤlfsmitteln verſehen, daß ſie leicht in Dammerde,
vermodertes Holz und alten Dung eindringen koͤnnen, wo ſich
viele Larven vom Nashornkaͤfer und von ähnlichen finden.
Nimmt man das alles zuſammen; fo
ſagen, daß die weibliche Scolia, welche durch ihren Geruch den
Aufenthalt der Nashornlarven wahrnimmt, ruͤſtig in die Lohe
eindringen und ein Ey in die Haut derſelben legen wird. Es
wird ausſchluͤpfen und die zarte Larve wird ſich von dem großen
Fettkörper der Nashornlarve ernähren. Ausgewachſen wird ſie
wie andere Schmarotzer alle weichen Theile und die Eingeweide
auffreffen, endlich herausgehen und ſich das doppelte Geſpinnſt
verfertigen uſw.
Beym Nachſchlagen von Scopolis Werk:
Florae et Faunae insubricae 1786. finde ich, daß Scopol
diefe Larve auch ſchon für einen Schmarotzer erkannt hat. Er
ſagt nehmlich von feiner Sphex flavifrons: A nostra non
differt Scolia quadrimaculata ill. Fabr., etsi haee seu.
tellum luteo bimaculatum geraf, quam folliculo Phalaenae
alicujus adhue inelusam vidi apud D. Hereulem Lodi,
mediolanemsem, Insectorum amantissimum, quae obser-
vatio me movet, ut eredam, insectum hoc, imo forte et
alia similia prodire ex puppis Lepidopterorum.
kann man voraus
Ich lege hier Zeichnungen und die Gegenſtaͤnde ſelbſt
vor, damit die gelehrten Collegen dieſelben unterſuchen koͤnnen.
Prof. Gene ſagt, er habe die Larven usw. derſelben
Scolia in Haufen von faulendem Saͤgmehl gefunden, glaube
aber, ſie waͤren gleich den Larven anderer Grab⸗Immen nicht
Kaͤfers verutſachte, worinn ſie 5
Delieiae
—
641
innwendige, ſondern auswendige Schmarotzer, welche die Nas⸗
hornlarven bloß ausſaugen und benagten. Prof. Andouin
ſagt, es kaͤmen beyde Arten von Schmarotzern vor; auf den
Fall, daß es ein aͤußerer ſey, muͤſſe man annehmen, daß die
muͤtterliche Scolia die Nashornlarve verletze, damit fie nicht
entfliehen oder ſich den Angriffen der Immenlarve widerſetzen
koͤnne. Der Vorſtand erſucht den Dr. Paſſerini die Sache
durch weitere Beobachtungen aufzuklaͤren.
Prof. F. Pacini von Piſtoja zeigt Abbildungen uͤber
neue Organe, welche er in der Hand des Menſchen entdeckt
bat, nehmlich kleine weißliche Kuͤgelchen 2 Millimeter groß, in
großer Menge im Zellgewebe unter der Haut der hohlen Hand
und der Sohle.
2. Sitzung
am öten October.
Da ſich der Streit uͤber die inn- oder auswendige Schma⸗
rotzer⸗Art der Scolia flavifrons erneuerte; fo ſchlaͤgt Paul
Savi vor, man ſolle die Larvenhaut des Nashornkäfers, welche
auswendig an einigen Geſpinnſten der Scolia haͤngt, genauer
unterſuchen. Man ernannte dazu einen Ausſchuß, der aus
Prof. Savi, Audouin und C. Baſſi aus Mailand beſtand.
Der Vorſtand legt die Micromammologie par Selys
de Longeliumps zu Luͤttich vor.
Dann lieſt er ſeine Arbeit: Tentamen Monographiae
Leueiscorum Europae; entwickelt die Charactere der Cypri⸗
niden und theilt fie in Cyprinini et Leueiscini. Leib der er⸗
ſtern ſchleimig mit tief ſteckenden aber nicht zahlreichen Schup⸗
pen; Maul meiſtens mit Baͤrteln. Leib der zweyten mit wenig
Schleim, Schuppen Joberflächlih und zahlreich, Maul ohne
Bartel. Die erſten beſtehen aus 17 Sippen zum Theil ſchon
aufgeſtellt von Agaſſiz, Cuvier, Ruͤppell c.; die zweyten
aus 7, wovon 5 in den ſuͤßen Waͤſſern Europas von Agaſſiz
aufgeſtellt: Leuciscus, Chondrostoma Ag., Aspius Ag., Abra-
mis Cuvier, Pelecus Ag.
Leueiseus enthält viele Gattungen, welche er in 4 Ne—
benſippen theilt: Telestes 3 Spec., Leuciscus 15, Squa-
lius 14 et Scardinius 6, in allem 38 Gattungen, worunter
18 neu, meiſtens in Italien, einige in der Seine bey Paris,
einige in der Schweiz. Merkwuͤrdiger Weiſe bewohnen fie enge
Graͤnzen, ſo daß man oft Gattungen in einem See oder Fluß
findet, waͤhrend ſie in ganz nah gelegenen fehlen.
3. Sitzung
am ?ten October.
Prof. G. Carena von Turin wird Vice⸗Praͤfident.
Selys de Longchamps ſchreibt, er halte nun P. Sa:
ois Motacilla cinereocapilla für eine ächte Gattung.
Man lieſt eine Abhandlung von Dr. G. D. Nardo zu
Venedig über eine neue Sippe von kieſelhaltigen Schwaͤmmen,
welche in Steinen und Meerſchalen lebt und dieſelben nach allen
Seiten durchbohrt. Er nennt ſie Vioa; die Kieſelnadeln ſtehen
unregelmaͤßig beyſammen und ſind mit einer gelblichen oder ro⸗
Iſis 1841. Heft 8.
——ͤ ——
—
642
then, fleiſchigen, nicht ſchleimigen Subſtanz überzogen, die je
nach den Gattungen bleibend oder vergaͤnglich iſt. Zu einer
gewiſſen Zeit ihres Lebens ſtoßen die ſehr kleinen Weſen, welche
den Schwamm bilden, kleine, doch ſichtbare Keime aus, welche
von den Stroͤmungen fortgefuͤhrt, ſich an Steine oder Schalen
hängen, ſich vergrößern und eindringen, bis die Köcher der einen
denen der andern begegnen und den Stein in ein Sieb ver:
wandeln oder ganz zerftören, fo daß dann der Schwamm frey
wird. Man hat 4 Gattungen im adriatiſchen Meer endeckt:
V. typus, coceinea, clio, pasichea.
Pafferini gibt Bemerkungen über die Fortpflanzung
des amerikaniſchen Vogels Paroaria cucullata in Europa.
[Loxia c. Buff. t. 103]. Er machte feine Beobachtungen an
einem Paar dieſer wunderhuͤbſchen Boͤgel, welche der Großherzog
beſitzt. Im Fruͤhjahr 1837 machten fie in einer Umfriedung
zwiſchen den mittleren Zweigen einer Steineiche [Leccio, Quer-
cus ilex] ein Neſt aus Grashalmen, worein das Weibchen
drey Eyer legte, aus denen nach 19 Tagen in der Mitte July
die Jungen ausſchluͤpften, wovon aber eines ſogleich ſtarb, wahr⸗
ſcheinlich weil es damals etwas friſch war. Da die zwey an⸗
dern von den Alten nicht geaͤtzt wurden und ein Canarienvogel
es auch nicht thun wollte; fo fütterte man fie mit einem Teig
von Eyern und Braͤtzeln; ſie ſtarben aber nach zwey Tagen.
Beſſer gelang es in einet andern Umfriedung, und man bekam
ſchon am 14ten Auguſt wieder 3 Junge, welche Anfangs mit
Fleiſch von Hammelherzen geaͤtzt wurden, nachher aber von den
Eltern mit Kerfen, welche man ihnen in die Stube brachte;
ſie gediehen, verließen nach 14 Tagen das Neſt und flogen
bald herum; eines aber wurde von einer Maus (Topo) gefreſ⸗
ſen und die andern ſtarben vor Kaͤlte im October.
Vom Maͤrz bis zum Auguſt 1838 machten ſie 4 Bru⸗
ten von 2 oder 3 Eyern, wovon aber nur 3 Junge aufkamen,
welche den Winter aushielten, weil man einheizte; ſie befinden
ſich bis jetzt wohl.
In dieſem Jahr machten fie 5 Bruten von 2, 3 und 4
Eyern, wovon aber nur 5 Junge aufkamen. Er zeigte die
Eyer und das Gefieder der Jungen nebſt dem Neſt.
Prof. Oken theilt ſeine Ideen uͤber die Claſſification
der Saͤugthiere mit.
Prof. Audouin ſagt, man koͤnne als wahre Schma⸗
rotzer⸗Kerfe nur diejenigen anſehen, welche als Larven in oder
an dem Leibe anderer Thiere lebten, und ſpricht von der Larve
eines Proctotrupes, welche feines Wiſſens das einzige Bey⸗
ſpiel von der zweyten Art der Schmarotzer iſt, nehmlich wie ein
Blutegel beſtaͤndig anzuhaͤngen. Sie ſaugt die Larven der ſchaͤd⸗
lichen Weinſchabe [Pyralis vitana F., non ambigua] aus und
laͤßt nicht eher los, als bis fie ſich verpuppen will. Zeigt da:
von ſchoͤne Abbildungen.
4. Sitzung
am 9ten October.
Die Beſchrelbung des Arvicola savii von Selys de
Longchamps; in Atti ace. georgofili. ö
Brief von Owen. Die Giraffe im zoologiſchen Garten
zu London warf nach 15 Mond-Monaten ein junges, nicht weniger
41
643
als 6' hoch, und lief ſchon nach 24 Stunden. Die Mutter
iſt noch ſo jung, daß ſie noch nicht die bleibenden Zaͤhne hatte,
daher auch nicht genug Milch und auch keine Liebe zum Jun⸗
gen, welches am gten Tag ſtarb. -
Man las eine Abhandlung von G. D. Nardo uͤber
die Familie der Pesci-Mola. Uebereinſtimmend mit Prof.
Ranzani, der kuͤrzlich darüber geſchrieben hat, betrachtet er auch
diefe Fiſche als eigene Familie, hält aber deſſen Sippen Cepha-
lus, Tymponomium, Ozodura et Trematopsis nicht für gut,
fo wie nicht Diplanchia Rafinesque? ſondern bloß fuͤr Gat⸗
tungen von Orthagoriscus; dagegen macht er Mola di Planco
zu einer eigenen Sippe, Ranzania typus; vielleicht koͤnnte auch
C. hispidus eine Sippe werden und Pallasia [!] heißen; das
Wort Orthagoriscus ſcheine ihm nicht fo gut, als der Namen
Mola; theilt endlich die Familie in zwey Zuͤnfte: Osteomoli,
wozu die ächten Mole; Chondromoli, wozu Ranzania.
Der Prinz von Muſignano bemerkt, daß Ranzani
mehrere unaͤchte Gattungen aufgeſtellt habe.
Dr. R. Lippi von Florenz zeigt zwey lebendige Testudo
graeca, denen er am Ende des Septembers das Hirn ausge-
nommen hat. Im Augenblick ſchienen ſie ſterben zu wollen,
erholten ſich aber bald wieder, bewegten ſich, aber nur im Kreiſe,
wie auch jetzt noch mit offenbarer Lähmung der Gliedmaaßen.
Einer davon wurde der Blutfluß durch Brennen unterdrüdt
und mit Maſtix, wobey fie große Schmerzen verrieth; der ans
dern mit Gyps, wobey ſie weniger zu leiden ſchien; beyde fraßen
bisweilen Zucker und Stückchen von Feigen, gaben aber nie
Unrath von ſich.
Prof. Orioli ſchlug vor, zu unterſuchen, wie ſich die
Sinnesempfindungen verhielten und wie viel Hirn weggenom⸗
men worden iſt. Als Ausſchuß ernannt Orioli, Lippi,
Carena und K. Bruscoli von Florenz.
C. Baſſi von Mailand, iſt der Meynung, daß man
nicht bloß wie Audouin diejenigen Kerfe fuͤr Schmarotzer
halten könne, welche die Eyer in oder an die Larven, ſondern
auch diejenigen, welche ſie nur in die Nachbarſchaft legen, wo⸗
fern ſie beſtimmt ſind, von ſolchen Larven ſich zu ernaͤhren;
Audouin nannte dieſe bloß fleiſchfreſſende Gattungen. Man
koͤnnte alle ſo nennen, aͤchte Schmarotzer dagegen nur diejenigen,
welche von andern Kerfen leben, ohne ihnen den Tod zu verurſachen.
Prof. Audouin theilt Bemerkungen uͤber die Befruch⸗
tung der Kerfe mit. Nicht alle legen die Eyer gleich nach der
Paarung, ſondern manche erſt nach mehreren Tagen, ja Wo⸗
chen und Monaten, nicht ſelten mit Wiederholung. Das koͤnnte
man nicht erklaͤren, wenn man annaͤhme, daß die Befruchtung
aller Eyer im Augenblick der Paarung erfolge, beſonders wenn
ſie in einer Reihe hintereinander liegen und verſchiedene Grade
der Reife haben; auch waͤre nicht zu begreifen, warum die
Ever bald augenblicklich gelegt werden, bald ſehr fpät.
Bey einer anatomiſchen Unterſuchung des Maykaͤfers im
Augenblick der Paarung hat er gefunden, daß an der Scheide
des Weibchens ein Behälter haͤngt, worein das männliche Glied
geht und den Samen ergießt, welcher nachher in den Eyergang
läuft, ſo wie die Eyer darinn herunterſteigen. Er hat darauf
viele andere Kerfe unterſucht, aber bey keinem dieſen Bau ſo
644
deutlich gefunden, wie bey Pyralis vitana F. Hier iſt der
Eyergang nicht zum Durchgang des maͤnnlichen Gliedes und
dann der Eyer beſtimmt, fondern nur zu dem der letztern. Für
jenes iſt ein anderer Canal vorhanden und jeder oͤffnet ſich be—
ſonders am Ende des Leibes. Dieſer Bau findet ſich bey allen
Faltern, welche er zerlegt hat. Er legt Zeichnungen vor, und
zeigt die Verbindung des Eyergangs und den Apparat, welcher
das maͤnnliche Organ und den Samen aufnimmt. Dieſer
Apparat beſteht aus -
1) einem Canal für das männliche Glied,
2) aus einem Bläschen, weiches er Paarungsblaͤschen nennt,
worein die Ruthe dringt und den Samen entleert,
3) ein Behälter, worinn ſich dieſer Samen fammelt,
4) aus zwey kleinen Canaͤlen, wodurch einerſeits das Paa—
rungsblaͤschen und der Behälter, anderſeits dieſer Behälter und
der Eyergang in Verbindung ſtehen. An dieſer Stelle geſchieht
die Befruchtung der Eyer, was mithin zu verſchiedenen Zeiten
geſchehen kann.
Bey Pyralis vitana kann die Paarung nur einmal ge⸗
ſchehen, weil die Ruthe mit vielen hornigen Stacheln verſehen
iſt, fo daß fie nicht zuruͤckgezogen werden kann, ſondern abges
riſſen wird. Ebenſo verhält es ſich bey dem Mapykaͤfer, der
Biene und andern Kerfen,
V. Pecchioli von Florenz legt einen von Selys de
Longchamps erfundenen Bohrer vor, womit man Löcher ma>
chen kann, in denen ſich Maͤuſe und Spitzmaͤuſe fangen. Er
zeigt dergleichen Thierchen, die er im Felde damit gefangen hat.
Derſelbe ſo wie der Dr. T. Chieſi von Piſa ladet die
Entomologen ein, in ihrem Hauſe die Kerfſammlungen anzu⸗
ſehen und ſich die Doubletten auszuleſen.
Der Vorſtand ladet die Mitglieder auf den Samſtag um
8 Uhr zu einer Sitzung mit der agronomiſchen Abtheilung ein,
um daſelbſt entomologiſch agrariſche Vortraͤge von Aud ouin
und Pafferini anzuhören.
5. Sitzung
am loten October.
Man lieſt eine Abhandlung des Grafen G. Graͤberg
von Hemso über die Cameele zu San Roſſore bey Piſa. Von
ihrer Ankunft weiß man nicht fruͤher etwas, als aus dem Jahr
1690, wo es heißt, fie ſeyen von Tunis gekommen. Er zeigt,
wie guͤnſtig der Boden und das Clima des Landgutes iſt, wo—
hin man fie gebracht hat, aͤhnlich den Verhaͤltniſſen im noͤrdli⸗
chen Africa. Er ſpricht uͤber ihre Fortpflanzung, Pflege, Krank⸗
heiten, Nutzen uſw.; fie ſeyen nicht ausgeartet. Ihr gegen:
waͤrtiger Stand iſt 171.
1 Beſchaͤler.
66 Arbeitsthiere. .
58 Weibchen zur Fortpflanzung.
16 breyjaͤhrige, worunter 8 Maͤnnchen.
12 zweyjaͤhrige, worunter 8 Männchen.
645
11 einjährige, worunter 5 Männchen.
7 Säuglinge, worunter 3 Männchen,
Das hoͤchſte Alter ift 31 Jahr.
Ign den letzten 10 Jahren wurden geworfen 158, ſtar⸗
ben 104, alſo jahrlich 16 Geburten und faſt 10 Todesfälle,
P. Sa vi bemerkt, daß fie doch einigermaaßen ausgear—
tet ſeyen, weil die Jungen nicht im Stande waͤren, in den
erſten Tagen von ſelbſt das Euter zu ſuchen, was ſie doch wohl
in ihrem Lande koͤnnten.
G. D. Nardo zu Venedig theilt ein Programm mit
über feine Fauna adriatica, und bittet um Beytraͤge.
Die Sippe Diplanchia von Rafines que ſey kein
Orthagoriscus, ſondern eine verdorbene Chimaera.
Dr. C. Burroni von Piſa zeigt einen Blennius, der
in dem warmen Waſſer von Caldana bey Campiglia ſehr ge—
mein ſey und vetulonicus genannt werde von Carboncini di
Campiglia. Prof. Gene, der Prinz von Muſignano und
Prof. Sa vi führen andere Beyſpiele an von dieſen Fiſchen in
italiaͤniſchen Fluͤſſen und Seen. 5
Dr. C. Ofterdinger von Biberach theilt einige Nach—
richten mit uͤber die letzten Fortſchritte in der Zootomie und
Zoologie in Deutſchland.
Bouros, Prof. von Athen, uͤber drey Fiſche der Alten.
Nach der Wiedergeburt der Wiſſenſchaften haben viele
talent⸗ und kenntnißreiche Naturforſcher vom 16ten Jahrhun⸗
dert an bis heute ſich mit der Erklärung der alten naturhiſto—
tifchen Schriften und der Beſtimmung der darinn beruͤhrten
Gegenſtaͤnde beſchaͤftigt. Solche bey der erſten Entwickelung
der Wiſſenſchaften wegen des Mangels neuer Kenntniſſe noth—
wendige Arbeiten ſind auch jetzt noch von großem Nutzen, wenn
ſie Licht uͤber verſchiedene Puncte verbreiten, welche uns weniger
bekannt ſind als den Alten. Das gilt vorzuͤglich von der Na—
turgeſchichte der Fiſche, worinn die Griechen viel mehr Kennt⸗
niffe hatten, als wir, wie es ſelbſt der geiſtreiche Cu vier an—
erkannt hat. Um wirklich nur von Beobachtungen unſerer
Zeit zu reden, ſo iſt es noch nicht lang, daß man bewaͤhrt gefun⸗
den hat, was Theophraſt uͤber den ſogenannten Ophioce-
phalus, und was Ariſtoteles uͤber die Art des Laichens von
Syngnathus acus und andere Gattungen geſagt hat, ſo wie
von der Zwitterſchaft des Channe (Serranus communis Cu⸗
vier), des Neſtbaus einer Gattung von Gobius, welchen die
Venetianer jetzt Go nennen, vom innern Bau und Lebensart
verſchiedener Fiſche. Aber um aus dieſen Nachrichten Nutzen
zu ziehen, iſt vor Allem noͤthig, die Thiere ſelbſt zu kennen,
von welchen es ſich handelt, ein Geſchaͤft, womit ſich ſchon viele
beruͤhmte Naturforſcher und Gelehrte zu verſchiedenen Zeiten
bemüht haben. Dennoch bleibt ein großer Theil noch in Dun—
kel gehuͤllt, welches hoffentlich zum Theil zerſtreut werden wird
durch die genaue Kenntniß der Producte Griechenlands, durch
die Unterſuchung des Fiſchfangs der Griechen, ſo wie ihrer
Meynungen uͤber die Natur und die Gewohnheiten der ver—
ſchiedenen Fiſche und endlich durch die Vergleichung der neuern
Griechiſchen Namen, welche groͤßtentheils noch die alten ſind.
Auch haben wirklich die neuern Benennungen die erſten An—
deutungen und oft die Grundlage zu den meiſten Beſtimmun—
gen der alten Fiſche gegeben, find aber deßhalb unbeſtimmt ge⸗
— —
—
646
blieben], weil man die neuern Namen nicht kannte, was ich
leicht mit Beyſpielen belegen koͤnnte, aber auf eine größere Ars
beit verſparen will.
Jetzt will ich Ihre Aufmerkſamkeit nur auf 3 Fiſche len⸗
ken, von welchen einer bis jetzt ſchlecht, die andern gar nicht
beſtimmt ſind, nehmlich die Lucerna von Plinius, der
Charax der griechiſchen Schriſtſteller und die Hyaena von
Numenius.
Plinius erwaͤhnt ein einziges Mal eines Fiſches, den
er Lucerna nennt. Man hat ſich mit deſſen Deutung ſehr
viele Muͤhe gegeben. Die Stelle lautet ſo: Volitat hirundo
sane perquam similis volucri hirundini; item milvus.
Subit in summa maria piscis, ex argumento appellatus
Lucerna, linguaque ignea per os exserta, tranquillis no-
ctibus relucet (IX. c. '27.).
Artedi glaubte deßhalb, es ſey eine Gattung unferer
Triglae, und gab den Namen willkuͤhrlich einem Fiſch, welcher
jetzt Trigla lucerna Linne heißt, wogegen die ſpaͤtern Natur:
forſcher gar nichts eingewendet haben.
Rondelet hatte jedoch in ſeinem vortrefflichen Werke:
de Piseibus den Fehler des Textes bemerkt und folgende Ver:
beſſerung vorgeſchlagen: Volitat hirundo sane perquam si-
milis volucri hirundini: item milvus subit in summa maria.
Piscis ex argumento appellatus Lucerna, linguaque
ignea per os exserta, tranquillis noctibus relucet. Dieſe
Verbeſſerung wurde von den Critikern angenommen und die
Lucerna mit Recht getrennt von Hirundo et Milvus, welche
zur Sippe Trigla gehören. Fraͤgteman mich, was nun dieſe Lu-
cerna ſey; ſo werde ich antworten: Nichts anderes als der
Uranoseopus scaber Linne. Hier meine Gründe. Der
Uranoscopus gleicht in feinem großen und breiten Kopf mit
den Augen oben darauf und dem großen faſt ſenkrecht geoͤffne⸗
ten Munde ſehr viel einer antiken Lampe: er hat bekanntlich
außerdem vor und unter der Zunge einen fleiſchigen oder haͤu—
tigen Fortſatz, welchen er beliebig aus dem Munde hervorſtrecken
kann, und deſſen er ſich bedient, um, verborgen im Sande, die
kleinen Fiſchlein anzulocken, von denen er ſich ernaͤhrt. Dieſe
Warze, welche der Fiſcher fuͤr die Zunge anſieht und wie einen
Docht, hervorgeſtreckt aus dem Munde eines Kopfes, der einer
Lampe gleicht, hat bey der lebhaften Einbildungskraft der Alten
wohl Veranlaſſung zu der Fabel geben koͤnnen, daß er bey der
Nacht wie ein Licht leuchte. Dieſe meine Anſicht wird durch
einen noch ſtaͤrkern Grund beſtaͤtigt. Bekanntlich find die mei⸗
ſten Thiernamen des Plinius griechiſch oder daraus uͤberſetzt.
Der Name Lucerna entſpricht offenbar dem Griechiſchen
Lychnos, welchen Namen Heſychius wirklich einem Fiſche
gibt und zwar in folgender Form: Auxvog, A,
v νννοο zahlıoros, und fo wird auch noch heut zu Tage
in allen Theilen Griechenlands der Uranoscopus scaber
genannt. g
Hier muß ich noch bemerken, daß Schneider (Excurs.
II in Aelianum p. 575), welcher dieſen unſern Namen Lychnos
aus Forſkal kannte, nicht wußte, worauf er ihn beziehen ſollte
(Quod vero Uranoscopus etiam Lychnos audit, ejus quidem
nominis rationem non video. .. an fortasse in tenebris
lucet?); und Coray (Annot. in Xenoer, de alim. p. 69),
welcher ſich in demſelben Zweifel befand, glaubte, es ſollte viel⸗
647
mehr Lichnos heißen nehmlich Vorax. Auch möchte ich glau⸗
ben, daß der Lycos des Hiceſius, welcher zuerſt bey Athe⸗
naeus (Dipnosoph. VII. p. 282) erſcheint, und den Ronde-
letius in Leucos verwandelt, nich t anders als der Lychnos
ſey, wie er ein Synonym des Callionymus war, nehmlich
des Uranoscopus scaber. Man fehe, wie Athengeus
darüber ſchreibt: „Ieesius vero, in libris de materia, ait: ““
A nonnullis lupum (Au), ab aliis callionymum diet:
Esse autem eum solida ſirmaque carne, boni sueci facilis
egestionis; sed stomacho minus commodum. Der Name
Lycos entfpricht dem lateiniſchen Lupus und dieſer iſt wieder
Labrax der Gtiechen.
Man konnte vielleicht ſagen: Plinius erwaͤhne den Ura-
noscopus unter einem andern Namen; deßhalb feine Lucerna
nicht derſelbe Fiſch ſeyn könne. Allein bey den Alten trug oft
ein Thier verſchiedene Namen und das iſt beſonders bey dieſem
mehr als bey andern der Fall geweſen: denn wir finden von
ihm Uranoscopos, Agnos, Hemerocoetes, Psammodytes,
Anodorcas, Callionymos, Nyeteris, Cleptes.
Ein anderer bis auf unſere Tage unbekannter Fiſch iſt
der Charax der alten Griechen, von dem wir nur wiſſen, daß
er ſich zwiſchen Steinen anfhält und an fandigen Orten (Op-
pian de Piscat. I. vers. 173) und daß er nach Diphilus
von Siphnos (apud Athenaeum VIII. p. 355) aus derſelben
Sippe war, woraus der Synodus, jedoch von ihm verſchieden.
Daraus erſehen wir, daß der Charax ein Fiſch iſt aus der
Zunft der Spareiden, und daß er zwiſchen Steinen wohnt.
Nun finde ich, daß an der Inſel Syphnos ſo wie an allen
Inſeln des Archipelags noch heut zu Tage denſelben Namen
aber im weiblichen Geſchlecht, nehmlich Characis der Sargus
Salviani Cuvier trage, und daß die Innwohner dieſen Fiſch
in großer Menge zwiſchen den Steinen fangen, und daher
glaube ich, daß der Charax der Alten nichts anders fen. Viel:
leicht iſt derſelbe Fiſch auch der Sarginos des Ariſtoteles
und des Epicharmus, weil dieſer Schriftſteller (apud
Athenaeum VIII. p. 321) ihn als dem Sargo (Sargus
Rondeletii Cuvier) ähnlich, aber doch verſchieden angibt, und
ihn unter die Melanuri (Oblada melanurus Cuvier) ſetzt,
und der Philoſoph zu den ſchaarenweiſe lebenden. Auch heut
zu Tage fangen noch die Griechen den Sargus Salviani in
großer Menge und verkaufen ihn untermengt mit den Mela-
nuris.
Ganz von dieſen verſchieden iſt der Charax des rothen
Meers, welchen Velian erwähnt (XII. cap. 25.) und der
wahrſcheinlich zur Sippe Chaetodon oder Holocentrus Cuvier
gehoͤrt.
Der Name Charax wurde ſeit langer Zeit willkuͤhrlich
ſehr verſchiedenen Fiſchen beygelegt. Geßner gab ihn dem
Cyprions carassius Linne, Gronov der Sippe Salmo
gibbosus (maculatus Bloch), Riſſo einer Gattung Sparus;
Cuvier endlich machte daraus feine Sippe Charax mit einer
einzigen Gattung, Ch. puntazzo (VI. p. 72), welchen ich aber
für die Hyaena des Numenius und des Dionyſius
halte, und den meines Wiſſens weder ein Commentator, noch ein
Maturforſcher nur mit einer Sylbe erwähnt hat. Meine Gründe
dafur find folgende:
1) Finde ich, daß in ganz Griechenland der Puntazzo heut
— — 3
648
zu Tage den Namen Odawe trägt, welcher ohne den
geringſten Zweifel einerley iſt mit dem Hyaena.
ſehr oft finden wir in unſerm Lande das v ausgeſprochen
wie u. 8
2) Numenius (apud Athenaeum VII. p. 326) ſetzt ihn
in die Nachbarſchaft der Canthari (Cantharus vulgaris C.
vier), mit denen ſich auch jetzt der Puntazzo in unſern Fiſche⸗
reyen von Athen findet und damit verkauft wird.
3) Die vorragenden und oft entbloͤßten Schneidezaͤhne dieſes
Fiſches, die verlängerte Schnauze und die vielen ſchwarzen
Querſtriche mahnen an das Ausſehen der Hyaena.
u-
4) Dieſer Fiſch iſt ſo haͤufig und faͤllt durch ſeinen Bau,
ſeine Faͤrbung und Groͤße ſo auf, daß er unſern Vorfahren
unmoͤglich hat unbekannt bleiben koͤnnen.
*
6. Sitzung i
am liten October.
Der Vorſtand legt das erſte Heft von der Zeitſchrift II
Politecnico vor, welche Dr. Cattaneo zu Mailand heraus
gibt.
Der Bericht von C. Baſſi wird geleſen über Unterfus
chung der Larve des Oryetes. Der Ausſchuß ſollte unterſuchen,
ob man aus dem Loch in der Haut dieſer Larve die Art und
Weiſe erkennen koͤnne, wie fie von der Larve der Scolia aus⸗
geſogen worden, ob ſie ſich nehmlich durch daſſelbe eins oder
ausgefreſſen habe. Der Ausſchuß erklaͤrt, daß man zu keiner
Entſcheidung gekommen ſey und man es kuͤnftigen Beobach⸗
tungen dieſer Larve uͤberlaſſen muͤſſe, welche uͤbrigens ſo haͤufig
in der Lohe der Treibhaͤuſer und im Saͤgmehle vorkomme.
Die Larve der Scolia und ihre Lebensart war bis jetzt noch
nicht bekannt. Aus Paſſerinis Beobachtungen geht hervor,
daß das Kerf die Eyer unter die Erde und zwar in die Lohe
der Treibhaͤuſer legt, die Larve daſelbſt auf Koſten der Larve
des Nashornkaͤfers lebt und ſich dann ein Geſpinnſt zur Ver⸗
puppung macht, an deſſen aͤußern Seite die ausgeſogene Haut
der letzten Larve der Laͤnge nach haͤngen bleibt und das Ganze
eingeſchloſſen iſt in ein erdiges Futteral, gebildet aus der zu⸗
ſammengeklebten Lohe. Es fraͤgt ſich nun,
1) ob die Scolia das Ey durch einen Stich oder auf andere
Art unter die Haut der Nashornlarve bringt, ſo daß ſich ihre
Larve gleich den ſogenannten Puppenfreſſenden Immen inner⸗
halb entwickele und erwachſe; a
2) oder ob das Ey auswendig auf die Nashornlarve gelegt
werde, ſo daß die Larve wie ein Blutegel ſauge, und ſpaͤter
vielleicht mit einem Theil ihres Leibes ſich einfreſſe und auch die
Eingeweide verzehre, wie Audouin es bey Proctotrupes an
der Pyralis vitana beobachtet habe: 5
3) oder ob das Ey nur in die Naͤhe der Nashornlarve gelegt,
oder ob dieſe ſelbſt zu dem Ey getragen werde, fo daß das Ey
nicht an ihr ſelbſt klebe, ſondern erſt die Larve die Nashorn⸗
larve anſauge und ſie dann erſt auffreſſe, wann ſie ſich ver⸗
wandeln will; ö g
4) ob endlich die Scolia eine Nashornlarve erſt dann auf⸗
—
Denn
649
ſuche, nachdem dieſe ihr Futteral gemacht hat, oder dann, wann
ſie im Begriff ſteht, daſſelbe zu machen.
Der Ausſchuß unterſuchte mit Dr. Paſſerini genau
die Nashornlarven, welche an den Geſpinnſten der Scolia hin⸗
gen, und fand fie ganz leer, ganz vertrocknet und verrunzelt
mit Ausnahme des hintern Theils, wo noch einige Stuͤcke der
Organe lagen nebſt Koth.
Dieſe ſehr duͤnnen und zarten Larvenhaͤute zeigten uͤbrigens
verſchiedene Riſſe, vorzuͤglich am hintern Theil, welcher auch
bey mehreren Stüden ganz losgetrennt war, ohne Zweifel wegen
des groͤßern Gewichts dieſes Theils und der ungemeinen Zart—
heit der ganzen Haut. Eine in lauem Waſſer aufgeweichte
und genau unterſuchte Haut zeigte, daß eines von ihren Loͤchern
nicht zufällig, ſondern vor der Vertrocknung entſtanden war.
Es lag an der untern Seite der Larve am dten Ringel, und
obſchon es einen offenbar erſt nach der Vertrocknung entſtande—
nen Seitenriß hatte; ſo erkannte man doch deutlich, daß das
Loch urſpruͤnglich rund und kuͤnſtlich gemacht war: denn der
Rand war glatt und ganz und nicht unregelmaͤßig oder gefranzt,
wie er ſeyn muͤßte, wenn es durch Zerreißung entſtanden waͤre;
war auch eben ſo groß als der Durchmeſſer der ausgewachſenen
Larve der Scolia.
Dem Ausſchuß blieb daruͤber kein Zweifel, daß dieſes Loch
von der Scolien⸗Larve gemacht werde; allein wie und wo ſie
ic) entwickelt hat, kann man daraus nicht entſcheiden: denn wohnte
e innwendig, fo brauchte fie zur Verpuppung kein Loch, um
herauszukommen; hieng fie aber nur auswendig, wie ein Bluts
egel, fo konnte fie wohl wie Audouin ruͤckſichtlich des Ophion
dositheae bemerkte, vor der Verfertigung des Geſpinnſtes den
Leib durch das Loch ſtecken und die Eingeweide ausfreſſen;
haͤngt fie aber gar nicht daran, und ernaͤhrle ſich erſt am Ende
von den Eingeweiden, ſo kann das auch ſehr wohl durch ein
einziges Loch geſchehen. Der Ausſchuß bedauert daher, daß er
die Sache nicht zu einer Entſcheidung habe bringen koͤnnen, und
wuͤnſcht, daß noch genauere Beobachtungen moͤchten angeſtellt
werden.
[Manche werden ſich vielleicht wundern, warum man ſich
hier ſo viele Muͤhe gab, die Sache ins Reine zu bringen. Sie
verhält ſich nehmlich fo: die Immen theilen ſich zunächſt in
ſolche mit einer Legroͤhre wie die Schlupfweſpen, und mit einem
Stachel wie die Weſpen und Bienen, und zu dieſen gehoͤrt die
Scolia flavifrons, über 1“ lang und 3“ breit. Nun ſtechen
aber bloß diejenigen, welche eine Legroͤhre haben, ihte Eyer in
andere Kerfe; die Raub⸗ oder Grabweſpen dagegen, wozu Sco-
lia gehoͤrt, graben gewoͤhnlich Loͤcher in die Erde, tragen Rau⸗
pen u. dgl. hinein, und legen ein Ey dazu, deſſen Larve nun
die Raupen verzehrt. Da nun Paſſerini hier das Scolien—
Geſpinnſt in dem Futterale der Nashornlarve gefunden hat,
welches ſie erſt aus den Lohſpaͤnen verfertigt, wann ſie ſich
verpuppen will; fo muß man ſich billig wundern, wie die Mut:
ter das Ey hineingebracht hat. Die Nashornlarve bleibt nach
Roͤſel 4 Wochen lang in ihrem Futteral, ehe fie ſich verpuppt.
Wahrend dieſer Zeit muß fie mithin von der Scolien-Larve
aufgefreſſen werden. Kommt das Ey an die Larve, ehe ſie ihr
Gehaͤuſe verfertigt; ſo iſt es nicht wahrſcheinlich, daß dieſe, von
deſſen Larve aͤußerlich beunruhigt, noch ein Futteral verfertigt;
obſchon es bey Raupen geſchieht, welche einen Schmarotzer inn-
Iſis 1841. Heft 7.
650
wendig haben. Zu den Nashornlarven führt auch kein Gang in
der Lohe, durch welchen die Mutter leicht zu ihnen kommen
koͤnnte; ſie muß mithin auf Gerathewohl das Ey fallen laſſen,
wo dann die kleine Larve ſich ſelbſt ihr Schlachtopfer aufzufus
chen haͤtte; oder die Mutter muß in der Lohe herumgraben,
um an den verlangten Ort zu kommen, was alles noch nicht
beobachtet iſt. Es waͤre indeſſen nicht unmoͤglich, daß ſie ſelbſt
ein Loch in das Futteral ſtaͤche: denn fie koͤnnen tuͤchtig beißen;
nach Kirbys Einleitung in die Entomologie. Stuttgard bey
Cotta II. S. 261 hat eine angeftochene Scolia quadrimacu-
lata einer Sesia stellatarum ein großes Stuͤck aus dem Bau—
che gefreſſen. Sie muͤßte dann der Nashornlarve einen Stich
geben, wodurch es ihr unmoͤglich würde ſich zu verpuppen und
ſich zu wehren. Wuͤrde nachher das Ey dazu gelegt, ſo koͤnnte
es die Larve wie die Scolia quadrimaculata machen und durch
ein Loch im Bauche die Nashornlarve ausfreſſen. Das iſt
auch das wahrſcheinlichſte: denn fo lang eine Ausnahme von
der Regel nicht durch den Augenſchein bewieſen iſt, darf man
nicht zu derſelben ſeine Zuflucht nehmen.] 7
Dr. Pafferini hat nun im Jahr 1840 feine Beobach⸗
tungen fortgeſetzt und dieſelben ſammt den vorigen erzaͤhlt im
Giornale toscano di Scienze mediche, fisiche e naturali.
Pisa pr. Nistri. 1340 nro I. p. 3.
Die Scolien zeigen fih im Fliegenſtande nur während
zweyer Monate und nur an wenig Orten. Ich beſtimmte 3
Lohbeete des Gartens am naturhiſtoriſchen Muſeo zu Florenz
zu den Unterſuchungen. Piccioli ſollte dieſelben 3 mal vom
Juny bis zum Auguſt umwerfen. Das geſchah am 17. Maͤrz
mit einem, welches im Jahre 1839 unberuͤhrt geblieben war.
Man fand 32 Scolien⸗Geſpinnſte, aus deren 19 die Fliegen
ausgeſchloffen waren. Beym Oeffnen der 13 andern fand ich 6
vom Jahr 1839 und 7 von den fruͤhern Jahren. In zwey
der neuern fand ich die Larve, in einem die todte Puppe und
in den drey andern die Fliege, eine tobt, zwey lebendig, Maͤnn⸗
chen und Weibchen. Alle waren in der ziemlich veſten Loh⸗
maſſe zerſtreut faſt zwey Schuh tief, keines dicht an dem an-
dern. Sie lagen alle (nicht ausgenommen die juͤngſten, woran
ein mehr oder weniger zerriſſenes Stuͤck der ausgeſogenen Nass
hornlarve hieng.) dicht an der Loh, nehmlich nicht in einer be>
ſondern Höhle, während die Nashornkaͤfer, jetzt im Zuſtande der
Puppe, in ihrem gewoͤhnlichen Erdfutteral lagen mit derben
Waͤnden und einer viel groͤßeren Hoͤhle als ſie einzunehmen
vermochten. Von den Scolien⸗Geſpinnſten lag keines wagrecht,
ſondern alle ſchraͤg.
In der Mitte des Juny (wo man eine Menge weibli⸗
cher Scolien in die Treibhaͤuſer fliegen, in die Lohe kriechen
und bald wieder herauskommen ſah) that man eine ſolche
Scolia in einen Pflanzen⸗Kuͤbel halb voll Loh mit einer aus—
gewachſenen Nashornlarve. Die Scolia drang ſogleich in die
Loh, und kam bald wieder heraus. Bey der Unterſuchung fand
man die Nashornlarve todt. Sie wurde vorſichtig mit der
nah' liegenden Lohe in einen kleinern Topf gethan und darauf
ein feuchter Lappen, damit man fie täglich beobachten koͤnnte.
Nach einigen Tagen fing ſie an zu faulen. Unter dem Micro—
ſcop fand man daran eine Menge kleiner laͤnglicher und flacher
Thierchen wie die Huͤlſe von Gleditschia triacanthos.
In der erſten Hälfte des July warf Piccioli ein an
41 *
651
deres Lohbeet um, welches iu den zwey erſten Monaten des
verfloſſenen Jahrs ebenfalls umgeworfen worden war. Man
fand Scolien-Geſpinnſte und an jedem eine friſche und unver⸗
fehrte (integra) ausgeſogene Nashornlarve; ſehr wenig ausge⸗
wachſene lebendige Nashornlarven und viele ſehr junge. An
keiner hieng ein Schmarotzer, auch fand man nirgends andere
Larven.
Da die Scolien-Geſpinnſte ſchon fertig waren; fo ent—
ſchloß man ſich, auch die Lohe der zwey andern Treibhaͤuſer
umzuwerfen. \
Man fand 29 Geſpinnſte der früheren Jahre, wovon 17
ausgeflogen waren, 12 noch mit Larven oder Puppen oder
todten Fliegen.
Von 25 neuen Geſpinnſten fand ich in zwanzigen eine
lebendige Larve. Die 5 andern ließ ich in ihrer Lohhoͤhle an
einem feuchten Orte bis zum 13ten Auguſt; in dreyen fand
ich nur eine lebendige Puppe, in zwepen eine kuͤrzlich geſtorbene
Larve.
-
Alle 25 Gefpinnfte waren in einer Höhle von veſtem
Loh groͤßer als ſie ſelbſt und ganz aͤhnlich dem Futteral der
Nashornlarve, zur Zeit der Verpuppung vielleicht wirklich das⸗
ſelbe. An jedem Scolien-Geſpinnſt hieng die ausgeſogene,
aber noch ganz friſche Nashornlarve. In keiner Hoͤhle war
mehr als ein Scolien-Geſpinnſt und alle waren von einander
zerſtreut. .
In allen Geſpinnſten lag der Kopf der Scolienlarve an
dem roͤthlich gefaͤrbten Ende.
Man fand mehrere todte Nashornlarven, zwey in ihrer
gewöhnlichen Höhle, die andern an der Lohe liegend. Ich un:
terſuchte ſie aus⸗ und innwendig, fand aber keine Spur von
Scolien⸗Larven.
Auch jetzt hat man wieder Scolien-Weibchen mit Nas⸗
hornlarven eingeſperrt. Sie drangen gleich in die Loh und
kamen bald wieder heraus. Man fand zwey der letztern todt;
ſie verfaulten.
Bey meinen Beobachtungen im Jahr 1839 vergaß ich
zu fagen, daß ich am 6ten September 52 ausgewachſene Nas»
hornlarven vergeblich öffnete, um die Scolien-Larven zu finden.
Dieſes iſt das fruchtloſe Ergebniß meiner in dieſem Jahr ange—
ſtellten Verſuche. [Da der Verfaſſer ohne Zweifel die ausgeſo—
genen Nashornlarven in Branntwein aufbewahrt hat; ſo waͤre
es nicht uͤberfluͤſſig, die Riſſe daran und Löcher zu unterſuchen.]
Der Prinz von Muſignano zeigt eine Tafel mit 3
gemalten Blennien aus ſuͤßem Waſſer. Der von Dr. Bur⸗
roni ©... gezeigte Fiſch ſteht dem Blennius varus fo nah, daß er
es wahrſcheinlich iſt. Burroni verſpricht, ſolche Fiſche zu lies
fern und ihre Lebensart zu beobachten.
Dr. L. Nardo lieſt eine Abhandlung von feinem Bru—
der, G. Domanico Nardo, Über eine neue Sippe von Muſcheln
aus dem adriatiſchen Meer, Cuspidaria aus der Familie der
Eingeſchloſſenen zwiſchen Mya et Anatina, Die Gattungen
leben auf dem Grunde des Meers auf thonigem Kalk, wo auch
die Schwaͤmme. Cuspidaria typus — Tellina cuspidata
652
Olivi = Mya rostrata Spengleri; die anderen neu, Cuspida-
ria radiata.
F. Bruſcoli von Florenz haͤlt einen Vortrag uͤber die
Lebensart einer Boa, welche 18 Monat im Muſeum zu Florenz
war. Merkwuͤrdig war der Hautwechſel: ſie pflegte den Kopf
in ein enges Loch eines Tuches zu ſtecken, welches in ihrem
Kaͤfig ſtand; als es aber weggeſchafft wurde, machte ſie aus
einem Stuͤcke ihres Leibes einen Ring, worein fie den, Kopf
ſteckte, ſich vorwaͤrts ſchob und ſich der Haut entledigte. Sie
fraß alle 8 Tage 5 oder 6 kleine Saͤugethiere; damit fie aber
ihren Unrath von ſich gab, mußte man ſie in ein laues Bad
bringen.
Der Prinz von Muſig nano lieſt feine Caaſſification
und Beſchreibung der europaͤiſchen Lurche; 66 Sippen, worun⸗
ter 11 von ihm aufgeſtellt oder verändert; 104 Gattungen zur
Haͤlfte in Italien. Sieh oben. N
Prof. Audouin erzaͤhlt eine Beobachtung, welche ihm
nicht wenig Licht auf die noch dunkle Naturgeſchichte der Tra⸗
cheliden (Canthariden ꝛc.) zu werfen ſcheint. Beym Oeffnen
des Neſtes einer Anthophora fand er eine vertrocknete Larve
und darinn eine verwandelte Sitaris, welche mithin die Larve
der Anthophora aufgefreſſen und ſich in ihr verwandelt hat.
V. Pecchioli von Florenz gab ihm Rosmarin mit einem
Häufchen Eyer, woraus gerade Larven krochen, welche er vor—
zeigt und für Larven, wahrſcheinlich einer neuen Sitaris hält,
Sowohl aus dieſen Beobachtungen als aus andern, welche ihm
Gene mitgetheilt hat, uͤber Apalus, Cantharis in der Lom⸗
bardey, Melo& und Zonitis in Sardinien, uͤberzeuge er ſich
immer mehr, daß die Larven der Tracheliden nicht von ſelbſt
auf den Leib der Immen kriechen, ſondern ſich in ihre Neſter
tragen laſſen, wo ſie ſodann in die Larve dringen und dieſelbe
auffreſſen. ;
Dr. Pafferini erzählt, er habe auf einer Scolienlarve
kleine Körperchen geſehen, welche er Anfangs für Eyer oder
Ausſchwitzungen gehalten, ſpaͤter aber durch Audouin als
Thierchen mit Fuͤßen erkannt habe. Der letztere ſagt, es ſeyen
wahrſcheinlich Arachniden, die er ſchon auf andern Kerfen geſe⸗
hen habe; ſie haͤtten einen ungeheuern Bauch und einen ſehr
kleinen Rumpf. Uebrigens bekaͤmen die Zecken der Hausthiere
dieſelbe Geſtalt, ſo wie die Weibchen einiger Cruſtaceen und
mancher Kerfe, die als Schmarotzer auf den Pflanzen lebten.
Unter den Cruſtaceen haben die maͤnnlichen Lernaͤen, welche
herumlaufen, die regelmäßige Geſtalt, waͤhrend die veſtſitzenden
Weibchen ſo unfoͤrmlich werden, daß man ſie unter die Wuͤrmer
geſtellt hat. Unter den Schmarotzerkerfen auf Pflanzen fuͤhrt
er die Cochenille an, welche jederman kennt. a
Die Abtheilung wird auch aufgefordert, etwas für die
Kinderſchulen beyzuſteuern, was ſie gern thut.
J. Sitzung
am 14ten October.
In Anweſenheit des Großherzogs.
Prof. Orioli berichtet über die von Dr. Lippi des
Hirns beraubten Schildkroͤten.
653
Man fand keine Spur von Hirn, weder in der Hirn⸗
ſchale, noch im Anfang der Wirbelhoͤhle. Die angebrannte
Schildkroͤte war lebhafter als diejenige, bey der man den Blut—
fluß nur mit einem Ueberzug von Gyps geſtillt hatte; beyde
batten willkuͤrliche Bewegung und konnten gehen: da aber die
Glieder der linken Seite gelaͤhmt waren; ſo ſchlug die Be—
wegung von der rechten zur linken in einen Kreis aus. Hinz
ſichtlich der Sinne ſchien nur das Gefühl unverändert, der
Geruch ganz verſchwunden. Als mau in die Nasloͤcher der
nicht gebrannten etwas Alcohol goß, ſchrie dieſelbe, fieng an,
im Kreiſe zu laufen, und gab auffallende Zeichen der Aufre⸗
gung; das ſchien ihm aber eher von dem Reiz auf das Ner—
venſyſtem herzukommen, als auf die bloßen Riechnerven. Ueber
den Geſchmack laͤßt ſich nichts Sicheres ſagen, weil ſie keine
Speiſe nahmen nnd deren Unterſchied nicht zu fühlen ſchienen;
Zucker jedoch, in die Speiſeroͤhre geſchoben, haben beyde ver—
ſchluckt; Toͤne und Licht ſchienen ſie nicht wahrzunehmen; uͤbri—
gens waren die Augen meiſtens geſchloſſen. Die Electricitaͤt
wirkte nicht anders auf ſie als auf Froͤſche in aͤhnlichen Um—
ſtaͤnden.
Hinſichtlich der kreisfoͤrmigen Bewegung zeigte ſich die:
ſelbe bey einer Ente, welcher Lippi das Hirn genommen hat;
Prof. Zannetti bemerkte, daß es bisweilen ſchon durch eine
bloße Verletzung des Gehirns geſchehe, wie er es bey einem
Falken geſehen habe, deſſen Kopf von einem Bolzen ſey ver—
letzt worden.
Prof. Oken ſpricht über die Bedeutung der thieriſchen
Organe, die Geſetze von deren Entwickelung und die darauf zu
gruͤndende Claſſification des Thierreichs.
Ein Auffag von G. D. Nardo: Über das Hautſyſtem
und die Charactere des Luvarus Rafinesque, welchen er unter
dem Namen Protostegus beſchrieben hat.
Marcheſe Caclo Durazzo von Genua: Bemerkungen
über 2 neue Emberizae aus Ligurien. ö
N Prinz von Mufignano: über ein Manuale di Ittiologia
italiana, welches er bereits beendigt hat.
Prof. Gene: Beſchreibung einiger neuer Thiere von
Sardinien und Corſica; eine Ueberſicht der fardifchen Zoologie;
ein Vocabularium der wiſſenſchaftlichen und Provinzial: Nas
men der italiaͤniſchen Voͤgel.
Dr. Scortegagna von Lonigo: uͤber einen verſteiner⸗
ten Fiſch.
E. Medicin.
(Im anatomiſchen Theater von 12 bis 2 Uhr.)
Vorſtand: Prof. G. Tommaſini von Parma.
Secretaͤr: Prof. Fr. Puccinotti von Piſa.
1. Sitzung
am Aten Octo ber.
Die allgemeine Verſammlung eröffnete ſich mit dem Na⸗
men von Galileo; die mediciniſche Abtheilung mit dem Na⸗
654
men des Hippocrates, indem der Vorſtand vor allem an⸗
zeigt, daß der Profeſſor und Staatsrath Joſeph Frank einen
Preis geſtellt habe: über die hippocratiſche Medicin; man ſolle
zeigen, daß in Italien ſich der Geiſt derſelben immer erhalten
habe. Alle ſtimmten mit Enthuſiasmus bey und bezeugten,
daß das ehrwuͤrdige Palladium ihrer Wiſſenſchaft, welches in
dem anatomiſchen Theater, wo ſie ſaßen, als ſolches aufgeſtellt
war, diejenigen Wuͤnſche ihres Herzens befriedigte, mit denen
jeder von ihnen ſehr gern die mediciniſche Verſammlung voll
der veſteſten Vorſaͤtze und neuer Hoffnungen beginnen ſieht.
J. Frank bemerkte, daß es den Mitgliedern der Ver⸗
ſammlung im Jahr 1840. wegen der Kuͤrze der Zeit ſehr
ſchwer fallen wuͤrde, die eingehenden Abhandlungen zu leſen und
zu beurtheilen, und ſchlug daher vor, dieſes Geſchaͤft dem Col-
legio medico des Verſammlungsortes zu uͤberlaſſen. Der
Vorſtand meynt aber, es wäre paffender, wenn die Verſamm⸗
lung ſelbſt das Urtheil faͤllte, und ernennt daher dazu einen
Ausſchuß. f
Programm uͤber den Preis.
Die mediciniſche Abtheilung ſetzt einen Preis von 500
Franken ꝛc. ;
Man verlangt eine gedraͤngte Darſtellung der weſentlichen
Charactere der hippocratiſchen Lehre und eine kurze Erwaͤhnung
der Italiaͤner, welche nach dem Beyſpiel des Hippocrates die
Beobachtung, die Erfahrung und eine geſunde Logik zur Fuͤh⸗
rung genommen und in einem bedeutenden Grad zur Vervoll⸗
kommnung der practiſchen Medicin beygetragen haben. — 30:
ſeph Frank.
Dann ſpricht der Vorſtand uͤber den Nutzen der wiſſen⸗
ſchaftlichen Vereinigungen und ladet zu Vortraͤgen ein:
Prof. Giacomini von Padua: uͤber die Natur und
das Leben des Blutes. Er ſucht zu beweiſen
1) das Blut ſey, fo lange es lebe und circuliere, ein homo⸗
genes Ganzes mit ſchwer zu beſtimmenden phyſiſchen Characte⸗
ren; das ſcheine ihm zu folgen aus der Zweydeutigkeit der bis
jetzt den ſogenannten Kuͤgelchen, Blaͤschen, Kernen und kleinern,
rothen, eyweißhaltigen und durchſichtigen Kuͤgelchen zugefchries
benen Charactere; ſelbſt die Infuſorien ſeyen nur im todten
Blute zu erkennen, und wahrſcheinlich nur optiſche Taͤuſchung.
2) Die Chemie habe noch nichts Entſchiedenes uͤber die Be⸗
ſtandtheile des Blutes herausgebracht; die widerſprechenden Ver⸗
ſuche gäben keinen Unterſchied zwiſchen venoͤſem und arterioͤſem
Blut; das lebendige laſſe ſich nicht in Serum, Faſerſtoff, Ey⸗
weiß uſw. trennen; dieſe Beſtandtheile ſeyen wahrſcheinlich nur
die Wirkungen der chemiſchen Agentien.
3) Das Blut im Gekroͤſe und in der Pfortader ſey ver⸗
ſchieden von venoſem und arterioͤſem, das man allein für aͤchtes
Blut anzuſehen habe.
4) Das Blut im Scorbut, im Typhus, in der Harnruhr
und in der Cholera zeige keine andern Beſtandtheile als das
geſunde Blut oder das in andern Krankheiten; und dennoch
ſey es offenbar verſchieden.
5) Das lebendige Blut, nehmlich die ganze homogene Maſſe,
655
habe drey Hauptverrichtungen: das Gefaͤßſpſtem zu reizen, die
thieriſche Wärme zu entwickeln und die Ernaͤhrung aufrecht zu
erhalten.
6) Es enthalte nicht die Beſtandtheile der verſchiedenen Ge⸗
webe, ſondern nur die Faͤhigkeit, ſich in dieſelben umzubilden.
7) Das Blut habe kein eigenes Leben, ſondern lebe, weil es
ein Product iſt des Lebens der Gewebe.
8) Die Veraͤnderungen des Blutes ſeyen nur ſecundaͤr: da
ſie nur eine Folge von der vorhergegangenen Veraͤnderung der
veſten Theile ſey; ſo folge fuͤr die Therapie, daß man dieſe
Störungen heben muͤſſe und nicht die Aenderungen des Blutes.
Darauf entſtand ein Streit, ob man uͤber die gehaltenen
Vortkaͤge ſogleich Einwendungen machen oder fie auf den an⸗
dern Tag verſchieben ſolle; auch, ob die Vortragenden vorher
erklaͤren koͤnnten, ob ſie eine Beſprechung haben wollten oder
nicht. Die Verſammlung entſchied ſich für den erſten Fall.
2. Sitzung
am 5ten October.
In Anweſenheit des Großherzogs.
Prof. Bufalini von Florenz widerſpricht der Behaup⸗
tung v. Giaco mini, daß man keinen Nutzen von der phy⸗
ſiſch⸗chemiſchen Unterſuchung des Blutes habe „ weil man es
nicht im lebendigen Zuſtand unterſuchen koͤnne.
1) Das gelte auch von den Aenderungen der Gewebe; die
können auch erſt nach dem Tode verdorben ſeyn und dennoch
fen ihre Unterſuͤchung ſehr nuͤtzlich, weil man Thatſachen ent»
decken koͤnne, woraus ſich auf den früheren Zuſtand ſchließen
laſſe. Wollte man die todten Organe ausſchließen; ſo waͤren
die Vortheile der pathologiſcheu Anatomie verloren.
2) Die microſcopiſche oder chemiſche Unterſuchung des Blu⸗
tes, wenn es auch nicht mehr mit den lebendigen Theilen ver—
bunden ſey, erlaube dennoch nuͤtzliche Schluͤſſe auf den kranken
Zuſtand oder auf die Urſachen deſſelben; gerade ſo, wie die
ſchnellere oder langſamere Faͤulniß einer Leiche.
3) Die leichte und Öftere Veraͤnderlichkeit des Blutes bewieſe
vielmehr, daß es die krankhaften Einwirkungen ſchneller empfinde,
als die veſten Theile. In dieſem Falle gebe es keine anderen
als phyſiſche und chemiſche Huͤlfsmittel, um zu entſcheiden, ob
ſolche Aenderungen nicht die gemeinſten Urſachen der Krankhei⸗
ten ſeyen. *
4) Da man die thieriſche Oeconomie aus dynamiſchen und
chemiſchen Thaͤtigkeiten zuſammengeſetzt betrachten muͤſſe; ſo
reiche doch, wenn gleich dieſe Thaͤtigkeiten nicht gaͤnzlich den
Geſetzen der unorganiſchen Natur folgten, die abſtracte Idee
des Lebens nicht hin, um ſich von dieſen Vorgaͤngen Rechen—
ſchaft zu geben; ſondern man muͤſſe zu den Analogieen in der
Phyſik und Chemie ſeine Zuflucht nehmen, welche ſehr oft Mit⸗
tel zur Aufklaͤrung herbeyſchaffen.
5) Der Verfaſſer gibt zu, daß Miasmen und Contagien in
den Kreislauf kommen. Wer aber kann beſtimmen, daß dieſel⸗
ben oder andere Stoffe Scheu vor der chemiſchen Verwandt⸗
656
ſchaft haben und nur dynamisch wirken? Wer kann beſtim⸗
men, ob die Fluͤſſigkeiten oder die veſten Theile zuerſt veraͤn⸗
dert werden?
6) Wenn der Leib aus veſten und flüffigen Stoffen beſteht
und dieſelben gleiche Wichtigkeit hinſichtlich des Lebensproceſſes
haben; ſo muͤſſen ſie auch eben ſo wichtig bey unſern Verſu⸗
chen über den gefunden oder kranken Zuſtand ſeyn.
7) Sind auch Widerſpruͤche in phyſiſchen und chemiſchen
Verſachen über das Blut vorhanden; fo folge daraus nicht,
daß man nicht einſt mit beſſeren Mitteln richtigere Ergebniſſe
erhalten werde. g
K Giacomini antwortet,
ten Blat nicht für unnuͤtz erklaͤrt,
fuͤr das lebendige beweiſen.
Prof. Corneliani von Pavia haͤlt einen Vortrag uͤber
zwey Fälle von zuckeriger Harnruhr und die mit dem Blut,
dem Harn und dem Speiſebrey angeftellten chemiſchen Unter⸗
ſuchungen. Er ſchließt:
1) Der Grund der
ſtand des Magens.
2) Die Abſonderung des Zuckers kommt vom krampfhaften
Magen, nicht von den Nieren.
3) Die Anwendung des Creoſots ſey unentbehrlich, um die
geftörte Eiwirkung der Nerven auf den Magen, die Fixierung
des Eyweißes im Blut und die geſtoͤrte Ernährung zu heben.
4) Fleiſchnahrung ſey ebenfalls nöthig.
5) Einer feiner Kranken habe bey Fleiſchnahrung Eyweiß
und nicht Zucker im Urin abgeſondert; ein anderer wenigſtens
viel weniger Zucker, welcher ſogleich bey Pflanzenkoſt ſich wie⸗
der vermehrte. |
er habe die Verſuche am tod⸗
ſondern nur, daß ſie nichts
Harnruhr liegt in einem abnormen Zu⸗
3. Sitzung
am 7̃ten October.
Wegen Anhaͤufung der Abhandlungen ſoll die Sitzung
von 12 bis 3 Uhr dauern.
Dr. G. Ferrario von Mailand trug vor: Gedanken
über die Nuͤtzlichkeit und Nothwendigkeit der pathologiſchen,
therapeutiſchen und cliniſchen Statiſtik, und ſchlug die Einrich⸗
tung einer cliniſchen Statiſtik von Staats- und Magiſtrats⸗
wegen vor, welche mit der medieiniſchen Philoſophie des neun:
zehnten Jahrhunderts uͤbereinſtimmte.
Prof. Menici von Piſa legt 3 von ihm erfundene
chirurgiſche Inſtrumente zur Beurtheilung, vor: einen Stein:
brecher durch den Damm einzuſchieben, wenn der Stein wegen
ſeiner Groͤße durch den Einſchnitt nicht herausgezogen werden
kann. Prof. Z. Pecchioli von Siena bemerkt, die. Wundlip⸗
pen koͤnnten ſammt dem Blaſenhals durch die Größe des In:
ſtruments zerriſſen werden. Prof. Regnoli von Piſa bes
merkt, die Hypertrophie der Blaſe, welche ſich oft bey einem
großen Stein finde, wuͤrde verhindern, den Stein zu faſſen
und zu durchſaͤgen; man konnte daſſelbe mit Heurtelon:
pes Inſtrument erteichen.
|
657
Das zweyte Inſtrument war ein fichelförmiges Pharyn-
gotom, womit der Verfaſſer die Blaſe durch die Scheide öff—
nen will, wogegen die beyden vorigen ſagten, man koͤnne bafs
ſelbe mit der Bistoury erreichen.
Das dritte war ein Herniotom fir Schenkelbruͤche zum
Durchſchneiden des Bandes von Gimbernard, ohne die Arteria
obturatoria zu verletzen, wenn fie aus der Epigastrica ent⸗
ſpringt. Auch dagegen ſprachen die andern nebſt Prof. Pa:
cini von Lucca.
Prof. Geromini von Cremona lieſt ein Programm
uͤber eine Zeitſchrift, welche unter dem Titel: II Misontologo
herausgegeben werden ſoll. Eine Critik der alten und neuen
Pathologie.
Man nahm wieder den Streit von Giacomini und
Bufalini uͤber die Krankheiten des Blutes ꝛc. auf. Auch
der Prof. und Leibarzt Punta von Florenz und Prof. Bet:
ti ebendaher und Prof. Tommaſini von Parma ſprachen
darüber — unnuͤtzer Streit.
4. Sitzung
am Iten October.
Dr. Pacini von Piſtoja zeigt an einer Leiche die in
der zoologiſchen Abtheilung beruͤhrten Koͤrperchen laͤngs der
Handnerven. Der Vorſtand ernennt dazu einen Ausſchuß:
Bufalini, Regnoli, Betti, Chiappa von Pavia.
Prof. Geronimi ſetzt ein Gemaͤlde von Leonardo
da Vinci als Preis bey der naͤchſten Verſammlung fuͤr eine
Abhandlung uͤber die Fieberlehre. Der Vorſtand erſucht ihn
zugleich einen Beweis uͤber die Aechtheit des Gemaͤldes von
einer Academie der ſchoͤnen Kuͤnſte beyzubringen.
Dr. G. Polli von Mailand traͤgt eine Reihe von
Beobachtungen, Verſuchen und Beurtheilungen uͤber die Natur
der Harnruhr und die Bildung des Zuckers vor. Es ergibt
ſich daraus, daß der Verdauungs-Apparat der Sitz dieſer
Krankheit iſt; der Verdauungs-Proceß verwandelt ſich gleich—
ſam in einen Zuckerbildungs-Proceß; iſt keine Phlogosis, keine
Reizung, keine Schwaͤche, ſondern eine Abweichung der phyſio—
logiſchen Thaͤtigkeit des Organs, welche man Neurosis ga—
strica indole speciali nennen konnte.
Comu aus Rom zeigt einige ausgetrocknete anatomiſche
Theile, wie die von Segato.,
Der Vorſtand ernennt in den Ausſchuß die Profeſſoren
Betti, Pacckoli und Taddei — die zwey erſtern fanden
die Theile mehr hornicht als ſteinicht; der letztere meynt, man
koͤnne darüber nichts fagen, wenn man nicht die von Segato
dabey hätte.
Prof. Bouros aus Athen legt ein griechiſches und las
teinifches Werk vor: Pharmacologia, und die mediciniſche
Zeitſchrift: Aesculap; haͤlt ſodann einen Vortrag uͤber die
Mineralwaͤſſer von Griechenland. Der Aufſatz iſt abgedruckt
in Cattaneo's Politecnico 1839. nr. 10. p. 289. Die
chemiſchen Beſtandtheile ſind gegeben.
Griechenland hat viele vulcaniſche Umwaͤlzungen erlitten,
Iſis 1841. Heft 8.
— —
—
658
und hat wahrſcheinlich auch deßhalb viele Mineralquellen, ſchon
in den alten Zeiten bekannt, in den neuern aber faſt gaͤnzlich
vergeſſen. Die meiſten ſind ſalz- und ſchwefelhaltig, wenige
eiſenhaltig und gar keine Saͤuerlinge.
1) Warme Schwefel-Quellen.
Im noͤrdlichen Griechenland bey Patraziki in der alten
Phthiotis in einer fruchtbaren Ebene nicht weit vom Meer,
ſehr reichhaltig, zwiſchen 29 und 42 Centigrad; ſetzt viel Kalk
ab, und enthält groͤßtentheils Kochſalz; iſt uͤbrigens vernach—
laͤſſigt.
Auf der Inſel Negroponte im Nordweſten derſelben ge—
gen den Haven Aedepſo brechen in der Nähe von Ueber:
gangskalk wenigſtens 20 heiße Quellen mit Gewalt her—
vor, wovon eine ſogleich eine Mühle treibt; 91 Centigrad;
enthält noch mehr Kochſalz und Bitterſalz, auch ſalzſaure Talk—
und Kalkerde nach Landerers Zerlegung. Es ſind dabey
Ruinen alter Badgebaͤude. Plutarch ſpricht davon.
Bey den Thermopylen im Uebergangskalk des Berges
Ota iſt auch eine Quelle von 66 Centigrad. Dieſe drey Baͤ⸗
der liegen in einer Linie von Oſten nach Weſten und haben
ziemlich dieſelben Beſtandtheile. a
In dem vulcaniſchen Theil des Peloponneſes, nicht weit
von Athen im Dften der Halbinſel Mettana entſpringen in
der Naͤhe von Porphyr, Trachyt und Hippuritenkalk mehrere
Quellen von 31 Centigrad, die Luft 30, ohne Zweifel diejenigen,
welche nach Pauſanias nach einem vulcaniſchen Ausbruch er—
ſchienen unter Antigonus, Koͤnig von Macedonien.
Eine andere Quelle, noͤrdlich von der Inſel Anciſtri,
37 Centigrad.
Im Golf von Patraſſo weſtlich von Lepanto beym Berge
Kaki⸗Scala eine von 40 C. G., wohin die Alten die Graͤber
der Centauren legten.
Endlich eine auf der Inſel Milo an der Suͤdſeite des
Berges Calamo 59 C. G.; ſetzt Schwefel ab.
2) Warme Salzquellen.
Das auf der Inſel Thermia witd jetzt am meiſten gebraucht.
Die Inſel gehoͤrt zum Vorgebirge Sunium und beſteht aus
Glimmer- und Thonſchiefer nebſt cryſtalliniſchem Kalk, und hat
merkwuͤrdiger Weiſe eine weite Hoͤhle in einem Schieferberg
bey dem Dorſe Sillaca. Es gibt daſelbſt keine Quellen, fon:
dern nur Brunnen. Nichts davon bey den Alten; Der Geos
graph Melet ius ſpricht zuerſt davon; ſodann Boſchini in
feinem Arcipelago 1658., und vergleicht das Waſſer mit dem
von Abano; dann Tournefort 1701.; 40 Centigrad; ent:
haͤlt viel Kochſalz, auch Bitterſalz und kochſalzſauren Kalk und
Talk nach Landerer, nebſt einer Spur von jod- und brom:
ſaurer Sode. Die Regierung hat vor 3 Jahren ein Badhaus
errichten laſſen.
Auf der Inſel Santorin im Trachyt 35 C. G.; viel; Bit:
terſalz nebſt Kochſalz und etwas kohlenſaurer Sode—
Viele auf der noch rauchenden Inſel Milo 36 C. G.;
nicht weit davon ein Schlamm⸗Vulcan.
42
659
Prof. der Antiquitäten Roß entdeckte eine auf der In⸗
ſel Serpho.
Bey Corinth eine von 32 C. G.; außerdem noch einige
andere.
3) Kalte Salzquellen.
Sind haͤufig in Griechenland und werden als Abfuͤhr⸗
mittel gebraucht; noch nicht zerlegt.
Eine beym Haven Mungchia in Attica, nach der Mey:
nung von Roß der Serangio der Alten; man ſieht dabey ein
roͤmiſches Bad.
Eine aͤhnliche auf Aegina.
Deßgleichen beym Haven Nauſia auf der Inſel Paros.
Prof. Roͤſer fand zu Malvaſia, Marathoniſi, Levezora,
Vonizza, Galaxidi im Golf von Corinth und noch einige
andere; nicht gebraucht.
4) Warme Eiſenquellen.
Eine auf der Inſel Thermia.
Eine ſtaͤrkere auf der Inſel Milo, nicht weit von Pas
nagia im Tertiaͤr⸗ Boden 60 C. G.; die Schiffer putzen da⸗
mit das Klupferbeſchlaͤg ihrer Schiffe; vielleicht verbindet ſich
freye Kohlenſaͤure mit dem kohlenſauren Kupfer zu einem auf⸗
loͤslichen Bicarbonat.
Roͤſer fand im Peloponnes eine bey Vachos und eine
bey Scutari, eine andere im noͤrdlichen Griechenland bey Vo—
nizza; nicht weiter bekannt.
Prof. Menici erklärt, er habe nun Gründe, keine Ver:
ſuche mit ſeinem Steinbrecher an einer Leiche zu machen, wie
man verlangt habe, und legt zwey Briefe von Scarpa und
Paletta vor, welche ſich guͤnſtig uͤber das Inſtrument aus⸗
ſprechen.
Es erfolgt eine Beſprechung uͤber Ferrario's ſtatiſtiſche
Tabellen der Krankenhaͤuſer zwiſchen Tommaſini, Punta,
Betti und Bufalini. Man beſchloß, die Tabelle drucken
zu laſſen.
5. Sitzung
am loten October.
Prof. G. Barzellotti von Piſa vertheilt ſeine Ab⸗
handlung: Sulla Influenza della Povertà nelle Epidemie,
e di queste su quella.
Mehrere Briefe von Gelehrten, welche bedauerten, daß ſie
nicht kommen konnten. Ihre Schriften werden vorgelegt.
Dr. Thaon von Livorno ſetzt einen im naͤchſten Jahr
zu vertheilenden Preis von 400 Lire über eine Abhand-
lung mit den meiſten Beobachtungen über die Heilungsart
des Bruſtkrebſes, welche der Doctor Fr. Centili ſo vortheil⸗
haft gefunden. a
Prof. Giulj von Siena erzählt viele Verſuche Über den
um
—
N 660
Pre Zuſtand der Kranken in den Bädern von Monte:
atini. / Ne
Dr. V. Faſſetta von Venedig lieſt ein Votum me-
dico - psychologicum über die moraliſche Behandlung im
weiblichen Irrenhaus zu Venedig und legt Tabellen darüber
vor. g
Prof. Pacini von Lucca ſpricht uͤber die Methode von
Tranchina in Sicilien, um die Leichen unvergaͤnglich zu ma⸗
chen, und zeigt 2 Mumien, welche ſich ſeit 5 Jahren erhalten
hatten. Es ſcheint Arſenik dabey zu ſeyn.
Dr. J. Federici von Meſſina: uͤber die Bildung und
Natur des trockenen Krebſes. Er ſchreibt ihn einem Ruͤcklauf
des Blutes zu: das ſah er bey Wuͤrmern und Froͤſchen auf
die Anwendung des Mutterkorns.
Prof. Pecchioli von Siena gibt einen Bericht über
ſeine Stein-Operationen, 61 in 8 Jahren, wovon 58 Maͤn⸗
ner. Bey 47 wurde der Schnitt nach 12 Methoden ange⸗
wendet, bey 14 die Zerreibung; 6 ſtarben. Außerdem wurden
11 ſich ſelbſt uͤberlaſſen; dabey kamen nur 2 Weiber davon,
denen der Stein von ſelbſt abgieng.
6 Sitzung
am ilten October.
Prof. Bufalini, Regnoli und Betti werden er⸗
nannt, um dem kranken Prof. Barzellotti Dank zu ſagen.
Brief vom Marcheſe Ridolfi zu Beytraͤgen fuͤr die
Kinderſchulen von Piſa.
Ein Brief vom Secretaͤr des phyſicaliſchen Fachs Über
die Verhaͤrtung thieriſcher Theile, welche Mori hervorbringt;
Stuͤcke vorgelegt. Prof. A. Targioni von Florenz zeigt an,
Prof. Cozzi in Florenz thue daſſelbe mit Kieſelfeuchtigkeit.
Prof. Morelli von Piſa lieſt ſeine Pruͤfung der Theo⸗
rie von Prof. Forni. Er gruͤndet ſie vorzuͤglich auf Phy⸗
ſik und Chemie und es ſey gleichſam eine neue Theorie des
Univerſums.
Prof. Linoli ſucht zu beweiſen, daß die Entzuͤndung
die organiſchen Theile nicht regeneriert. Bey Knochenbruͤche
hänge alles ab vom Durchſchwitzen des Faſerſtoffs in den venoͤ⸗
fen Haargefaͤßen und von der Verhaͤrtung derſelben ab. Es ent⸗
ſtehe dabey kein neues Product, ſondern alles geſchehe auf Ko⸗
ſten der gebrochenen Knochen, welche duͤnner wuͤrden. Er be⸗
ruft ſich dabey auf viele Stuͤcke im anatomiſchen Cabinett zu
Pavia, auf die Verſuche von Scarpa, Panizza, Peterkin und
feine eigenen. Prof. Corneliani und Vetti widerſprechen zum
Theil. Prof. Tommaſini macht auf einen Fall von Oſteo⸗
genie im Friaul aufmerkſam, wo nach einer Eiterung nicht we⸗
niger als 130 Knochenſtuͤcke ausgeſtoßen wurden.
Dr. Hodes von Zurich zeigte das neue Oſteotom von
Prof. Heyne in Wuͤrzburg und die neueſten Verbeſſerungen
von ihrem Entdecker. Prof. Betti von Florenz wuͤnſchte, daß
es an einer Leiche angewendet werde, was angenommen wird.
Prof. Targioni zeigt an, daß er eine Phytographia
661
medica bearbeite, und legt illuminierte Abbildungen vor. Es
werden 500 Tafeln.
N Prof. Pra vaz von Montpellier erzählt feine gluͤcklichen
orthopaͤdiſchen Heilungen bey Verrenkungen des Schenkelkopfes,
die man für angeboren hielt, und legt Präparate vor.
7. Sitzung
am 12ten October.
Der Vorſtand ladet Frank, Bufalini, Taddei und
Arcangioli ein, im phyſicaliſchen Cabinett den electriſch⸗
phyſiologiſchen Verſuchen von Puccinotti und Pacinotti
beyzuwohnen.
Prof. C. Schinas aus Malta traͤgt vor uͤber Ruhr
und Starrkrampf. Die erſte hat er 40 mal geheilt mit Pro—
tochlorur von Queckſilber zu einer halben Drachme auf einmal
mit vorfichtigen Unterbrechungen. Aus 12 Faͤllen von Starr⸗
krampf und aus Sectionen hält er denſelben für eine Entzüns
dung des Ruͤckenmarks: legt Gemaͤlde vor mit Injectionen in
der Arachnoidea spinali. Prof. Chiappa erklaͤrt das Calo⸗
mel in fo großen Gaben immerhin für bedenklich; man muͤſſe
ſich nicht an ein einzelnes Mittel, ſondern an die Methode hal—
ten; da die Ruhr entzuͤndlich ſey, ſo ſeyen Salze angezeigt und
der Mercur wirke nicht ſpeciſiſch, außer auf die Lymphgefaͤße,
worauf Schinas antwortet, ſeine Heilungen bewieſen, daß das
Calomel nicht geſchadet habe. Bufalini bemerkt, die Ruhr
ſey nicht immer einerley, ſondern dem epidemiſchen Zuſtande unters
worfen; Schinas ſagt, die ſeinige ſey nur ſporadiſch geweſen.
Man zeigt an, daß der Doctor Calamai ſeine anato—
miſchen Wachs⸗Praͤparate im naturhiſtoriſchen Muſeo ausge⸗
ſtellt habe.
Dr. Meneghini von Padua lieſt uͤber Phrenologie,
und legt Zeichnungen von Hirn vor. Die Vorſpruͤnge der
Hirnſchale kaͤmen nicht immer von den Windungen, ſondern
meiſtens von ſtarker Entwickelung der tiefer liegenden Theile,
woraus er ſchließt, daß man ſich nicht immer auf die Vorra⸗
gungen verlaſſen koͤnne.
Prof. Taddei: uͤber den Farbenſtoff des Blutes. Man
koͤnne ihn faſt gar nicht vom Eyweiß trennen und habe ihn
daher nur fuͤr ein gerinnbareres gehalten; ſey aber weſentlich
verſchieden und auch vom Faſerſtoff. Ganz rein ſey er weder
durch Waͤrme noch Saͤuren noch Alcohol gerinnbar; unaufloͤs—
lich in Waſſer, aber aufloͤslich in Alcohol und Aether, beſonders
wenn beym Alcohol etwas Salpeterſaͤure iſt; anch aufloͤslich in
Laugen, wo er gruͤn wird wie Galle, aber roth durch Refra—
etionz verbindet ſich gern mit Salzen und ſehr gern mit Ey—
weiß; entfaͤrbt ſich mit Kohle, zeigt viel Eiſen nach der Be:
andlung mit Chlor; aufgeloͤſt aber mit Lauge zeigt Chlor das
iſen nicht mehr, weil es vom Farbenſtoff zuruͤckgehalten wird,
der ſich nicht mehr roth, ſondern weiß niederſchlaͤgt. Rein er⸗
haͤlt man ihn mit Schwefelſaͤure, nachdem man vorher etwas
kohlenſaure Sode und dann Kupfervitriol hinzugethan hat;
bann 1öft er ſich auf in Alcohol und läßt das Eyweiß zurück
wie Broſamen. Er färbt beffer als andere Farbenſtoffe.
8. Sitzung
am Aten October.
Prof. Vannoni von Florenz vertheilt ſein Compendio
d'ostetricia.
Prof. Strambio von Mailand ſchickt ſeine Schrift:
Sul Cholera morbus mit der merkwuͤrdigen Beobachtung, daß
einige Perſonen, welche die Petechial-Krankheit uͤberſtanden hat—
ten, davon verſchont blieben.
Prof. Quad ri ſchickt von Neapel eine Abhandlung über
Iritis, worinn er aus vielen Beobachtungen zeigte, daß dieſe Ent»
zuͤndung nicht wie eine andere behandelt werden dürfe; die rheu—
matiſche, catarrhaliſche, ſyphilitiſche, ferophulöfe, intermittierens
de ſey anders zu behandeln. Sehr dienlich waren ihm Ein—
reibungen der Sohlen mit 10 bis 20 Kugeln der Pomata -
del Cirillo, beſſer als Calomel. Eine hartnaͤckige intermittie—
rende Ophthalmie hat er bezwungen mit einigen arſenicaliſchen
Tropfen von Fowler.
Dr. Rivelli von Bologna hat im Krankenhaus ſeine
Praͤparate der graafiſchen Blaͤschen ausgeſtellt.
Ein Ausſchuß wohnte Pacinis anatomiſcher Zerlegung
uͤber die ovalen Koͤrperchen laͤngs den Nerven der Hand bey
und fand ihr Daſeyn beſtaͤtigt, konnte aber nicht entſcheiden,
ob es neue Organe oder ſehnenartige Ausdehnungen ſind.
Man legt von Dr. Merlo aus Vicenza eine neue Zange
zum ſenkrechten Ausziehen der Zaͤhne vor.
Dr. G. Dini von Piſtoja: Eine Abhandlung uͤber die
endemiſchen Fiber der tofeanifchen Maremmen.
Dr. Ripoli: über die Nichtexiſtenz der Diathesis hy-
posthenica.
Dr. L. Pampana von Miniato: uͤber die Beobach⸗
tungsart von Hippocrates und Sydenham, ſowie uͤber
die von Raſori und Tommaſini.
Dr. C. A. Ofterdinger: uͤber G. L. Ofterdingers,
Prof. zu Tuͤbingen, neue Unterſuchungsart des Baues der
Organe der Thiere und Pflanzen. Der Elementarbau ſey po:
roͤs und nicht vasculoͤs. a
Dr. Desmaiſons Dupalland: Beobachtungen uͤber
das Volumen des Schaͤdels der Cretinen; er ſey nicht groͤßer
als der von andern kleinen Menſchen.
Prof. Mondat von Paris: Betrachtungen uͤber die in
Frankreich gemachten Reformen in der Lehre von Brouſſais,
in Italien in der von Ra ſo ri.
G. Poli, Chemiker in San Vito am Tagliamento: Er
habe in der erbrochenen Materie von Cholera-Kranken freye
Phosphorſaͤure gefunden; man ſollte daher ſchnell kohlenſaure
Laugen anwenden.
Prof. Fr. Puccinotti: über die electro-phyſiologiſchen
Verſuche vor dem Ausſchuß im phyſiealiſchen Cabinett.
Dieſe Verſuche wurden zuerſt von ihm und Paeinotti
im Juny und July 1839. angeſtellt; im Muſeo zu Florenz
663
wiederholt und jetzt wieder während der Verſammlung. Es
ſeyen die erſten, bey welchen man den electrifhen Strom der
Nerven- und Muskelmaſſe bey warmbluͤtigen Thieren im leben⸗
digen Zuſtande erhalten habe. Die Ströme, welche Donne
und Matteucci erhalten, find electro=chemifche, hervorge—
bracht von den ſauren und laugenhaften Abſonderungen der
Haut, von der ſchleimigen oder von der mit Galle genetzten
Oberflaͤche der Leber. Der nervo-muskuloͤſe Strom iſt anderer
Natur, und der einzige, dem man den Character eines eigenen
oder vitalen Stromes beylegen kann. Matteueei ſagt (Biblio-
theque universelle 1838. p. 167.) : „Die Spuren des eigenen
Stromes zeigen ſich nicht bloß bey Torpedo et Rana. Ich
habe auch Verſuche mit andern Thieren, gleich nachdem fie ges
toͤdtet waren, angeſtellt und der Strom hat ſich bey allen ge—
zeigt und in der naͤmlichen Richtung.“ Wir haben unſere Ver
ſuche an lebendigen Thieren ſelbſt angeſtellt und gezeigt, wie
der Strom zu erhalten iſt.
Die neue Methode beſteht darinn: daß das Inſtrument,
welches den Strom leitet, zugleich verwunde und unverſehens
eine ſtarke Empfindung hervorbringe, durch die eine augenblick⸗
liche will⸗ oder unwillkuͤrliche Reaction des Thiers entſteht, wo⸗
durch der Strom frey wird und gleichſam aus den Organen
heraustritt. Man bringt in den Kreis eines langen und fei—
nen multiplicatoriſchen Galvanometers ein geſundes Thier
und ſticht ihm zugleich eine ſtarke Lanzette von Platin ins Hirn
und eine andere in einen Muskel der Gliedmaaßen; beyde Lan—
zetten ſind durch einen galvanometriſchen Faden verbunden. Da—
bey entſtehen Ströme von 15, 25, 40 und 60 Grad. [Der
Bericht iſt abgedruckt im Politeenico zu Mailand 1839. nr. 10.
p. 318324.
Dr. Gar iel zu Paris: über die Art, die Entwickelung
der Kuhpockenblaſen aufzuhalten.
Das thun die Queckſilber-Praͤparate; aber nicht Bley:
Präparate, Pflafter von Cicuta, Ciachilon, gepulferte Kohle ze.
Wendet man jene den Tag vor dem Ausbruche an; ſo kom—
men ſie nicht; 4—6 Tage nach dem Ausbruch hemmen ſie
die Eiterung; dieſe Unterdruͤckung iſt nicht ſchaͤdlich, ſondern
ſcheint die Staͤrke der allgemeinen Symptome zu mildern. Mer⸗
curial⸗Pflaſter aufs Geſicht verhindern die Bildung von Narben.
Dr. Scalvanti von Piſa und Canali, Verfertiger or:
thopaͤdiſcher Maſchinen nach Scarpa zeigten 3 damit faſt ge⸗
heilte Perſonen mit Klumpfuͤßen.
Prof. Comandoli von Piſa lieſt einige Beobachtun—
gen über antiphlogiſtiſche Behandlung zur Beſtaͤtigung von
Tommaſini's Lehre über Entzuͤndung. Prof. Puceinot:
ti bemerkt dabey: Wer glaube, daß die heutige Pathologie in
Italien auf difformen Grundfägen beruhe, der kenne ſie nicht.
Prof. Fr. Gera von Conegliano zeigt an, daß er ein
Dizionario botanico medico sui Funghi commestibili bear:
beite, und bittet um Bemerkungen über die Wirkungen der gif—
tigen Pilze. [Die Pilze ſind in Italien ein taͤgliches Eſſen
und immer in Menge auf den Maͤrkten.]
Dr. O. Turchetti lleſt über die ungluͤckliche Lage der
Medici di Condotta (Phyſik), in der Abſicht, vie Aufmerk⸗
amkeit der Regierungen darauf zu lenken.
—
Dr. L. Pozzolini von Livorno:
Proſpect einer Ge⸗
ſchichte der italiänifchen Medicin. At
F. Agronomie und Technologie.
(Im Gewaͤchshaus von 8 bis 10 Uhr.)
Vorſtand der Marcheſe C. Ridolfi von Meleto.
Secretaͤr Dr. Fr. Gera von Conegliano.
1. Sitzung ***
am Aten October.
d Nidolfi bittet die Mitglieder, den Tag zu beſtimmen,
wann ſie ſein landwirthſchaftliches Inſtitut und ſein Muſtergut
beſuchen wollen. Der Seeretaͤr wird einen Bericht für die
Verſammlung zu Turin daruͤber machen.
R. Ragazzoni, Prof. der Phyſik zu Turin: Bericht
über die neuen Verſuche, die Seidenraupen mit Blättern von
Maclura [Morus tinetoria] zu füttern unter der Leitung des
Doctors Rosnati bey der landwirthſchaftlichen Geſellſchaft zu
Turin. Die Geſpinnſte zwar kleiner, aber die Seide feiner.
Dr. Gera bemerkt, daß die Maclura dornig und mithin
ſchwer abzublatten ſey; wenn ſie auch gut bey uns fortkomme,
ſo ſey ſie doch ſchwer zu vermehren.
Ridolfi bemerkt, er habe ſchon vor 6 Jahren Verſuche
gemacht und die ſchlechten Ergebniſſe bekannt gemacht im Gior-
nale agrario toscano.
Moretti fügt bey, er habe ähnliche mißlungene Ver:
ſuche drucken laſſen und den berühmten Seidenzuͤchter Bo-
nafous davon uͤberzeugt.
D. Milano, Prof. der Phyſik und Landwirthſchaft zu
Biella, ſchreibt den Unterſchied dem Umſtand zu, daß Rosna⸗
ti die Blaͤtter des weiblichen, dieſe des maͤnnlichen Baumes
angewendet haben möchten. Ragazzoni erklärt, die Maclura
ſoll kein Surrogat ſeyn fuͤr den gemeinen Maulbeerbaum, ſon⸗
dern nur ein Huͤlfsmittel zur Zeit, wann der letztere durch
Spaͤtfroͤſte die Blätter verliere. f
R. Lambruschini bemerkt, es ſey immer ſchwierig
und ſelten unſchaͤdlich, wenn man die Seidenraupen das Fuk⸗
ter Ändern läßt, und er verſichert, beobachtet zu haben, daß
einmal an eine gewiſſe Abart von Maulbeerblaͤttern gewoͤhnte
Raupen ſogar ſehr ſchwer eine andere Abart derſelben Pflanze
vertragen.
Dr. Gera beftätigt dieſe Beobachtung und ſetzt hinzu,
es ſey rathſam, manche Maulbeerzaͤune vor Spaͤtreifen zu
fhligen durch eine breite Reihe von Viburnen, Ligustrum,
Brombeerſtraͤuchern und dergl.
Ragazzoni macht ſodann auf die Schoͤnheit und Fein⸗
heit von Rosnati's Seide aufmerkſam; aber Lambrus—⸗
chini fügt, die Feinheit komme von der Lebensſchwaͤche der
Raupen her, der geringen Abſonderung des Seidenſtoffs und
dem engen Ausfuͤhrungsgang deſſelben. i
Ridolfi fügt bey, man muͤſſe ähnlichen Urſachen die
5
664
1
665
Feinheit der Seide zuſchreiben, welche mit dem philippiniſchen
Maulbeerbaum gefuͤtterte Raupen liefern; auch dieſe Blaͤtter
ſeyen nicht ſo nahrhaft wie die des gemeinen; das beſte moͤchte
fen; fie zuerſt mit dieſem, dann mit dem gemeinen zu füttern;
ſetzt jedoch hinzu, daß er habe gefunden, daß die Raupen ſehr
gern von den Blättern der Morus multicaulis zu den gemeis
nen zu bringen waren, aber nicht ſo leicht umgekehrt.
Uueber den philippiniſchen Maulbeerbaum entſtand ein
Streit, ob er eine beſondere Gattung oder nur eine Abart von
Morus alba ſey.
l Dr. Gera ſpricht von einer Morus multicaulis im bo⸗
taniſchen Garten von Padua, deren Alter man nicht kennt; je⸗
doch war ſie ſchon vor 1821. daſelbſt, wo Perrottet ſeine
neue Pflanze nach Frankreich brachte; der Baum zu Padua
ſey daher wahrſcheinlich aus dem gemeinen entſtanden und we⸗
gen ſeiner abweichenden Geſtalt geſchont worden. f
hr Ridolfi ſagt, er habe aus Samen des philippiniſchen
Baumes Pflanzen aufwachſen ſehen, welche ganz von ihm vers
ſchieden und der Morus alba viel aͤhnlicher waren, als der M.
multicaulis, und meynt daher, man muͤſſe ihn als eine
Abart beybehalten. Er fraͤgt den Profeſſor Moretti, ob
Morus morettiana immer viele Fruͤchte trage und daher zur
Ernährung der Raupen wenig tauge. M. antwortete, das ſey
nie der Fall, wenn die Pflanze bloß als Strauch gehalten
werde; als Baum aber finde man wohl weibliche Staͤmme
voll Früchte, und es ſey paſſend, den gemeinen Maulbeerbaum
darauf zu impfen.
Ridolfi hält es für nuͤtzlich, die jungen Stämme ges
gen die Sonnenhitze einzuhuͤllen.
Dr. Gera haͤlt es auch fuͤr rathſam, in den erſten 5
Jahren Stroh darum zu wickeln; bey der Verpflanzung haͤlt
er die Beſchneidung und Biegung fuͤr nachtheilig, weil ſich
Kerfe und Feuchtigkeit an dieſen Stellen ſammeln.
Ridolfi erklärt die gewöhnlichen Oefen zum Ausfchlies
fen der Eyer für nachtheilig und hält Bonnemains Thermo⸗
ſiphon fuͤr vortheilhaft, welchen Prof. St. Martin gut be⸗
ſchrieben habe. .
Lambruschini ſagt, er habe denſelben ſchon angewen⸗
det und durch Regulierung der Lampe das circulierende Waſſer
ſowie die umgebende Luft, worinn die Eyer waren, bey gleicher
Temperatur erhalten: allein der Apparat ſey koſtſpielig.
2. Sitzung
am 5ten October.
Prof. Milano ſpricht uͤber den Unterricht des Volks
hinſichtlich der Landwirthſchaft, welcher in vielen Provinzen Ita⸗
liens noch in ſchlechtem Zuſtand ſey. Die Methode ſollte wech—
ſelſeitig ſeyn; die Buͤcher fehlten ganz und die Lehrer haͤtten
keine hinlaͤnglichen Kenntniſſe; der Ackerbau koͤnnte durch Mu⸗
ſterguͤter und agronomiſche Lehranſtalten ſehr befördert werden;
die Kenntniß der Grundſaͤtze des Ackerbaues ſey den Italiaͤnern
nothwendiger als denen jenſeits der Berge, weil die Pflanzen
zahlreicher, Boden und Clima manchfaltiger ſeyen; lobt die An:
Iſis 1841. Heft 8.
den ſo ſchwer auszufuͤhrenden Stahlſtichen wetteifern.
666
ſtalt zu Meleto und Geras Abhandlung:
agraria.
Sul Educazione
L. Calamai haͤlt einen Vortrag uͤber die unter dem
Namen Argentan bekannte Metallmiſchung, welche ſchon lang
bey den Chineſen im Gebrauch war, in Europa durch die Ar—
beiten von Gauß bekannt iſt, und in Frankreich, Schweden
und Deutſchland in Maſſe verfertigt wird. Sie beſteht aus
Kupfer, Zink und Nickel, wobey es hauptſaͤchlich darauf an⸗
kommt, den letztern rein darzuſtellen. Um Argentan von Sil—
ber zu unterſcheiden, ſey es am beſten, es mit Salpeterſaͤure
zu benetzen, worauf es gruͤn werde, das Silber braun. Sein
Gebrauch in der Kuͤche und am Tiſche ſey unſchaͤdlich; fuͤr die
wichtigſte Anwendung halte er es aber, wenn man es zum
Gravieren benutze, weil es dem Griffel leicht nachgebe und eine
große Menge Abdruͤcke geſtatte; es koͤnne in dieſer Hinſicht mit
Er zeigt
eine ſolche vom Prof. Lapi geſtochene Platte.
H. Jonas von Berlin bemerkt, um den Vorſchlag beſ—
fer würdigen zu koͤnnen, ſollte man Abdruͤcke ſehen.
Lambruschini bemerkt, daß die ſogenannten phospho:
riſchen Duͤnſte das Argentan ſchnell roth machten. 5
Gera ſagt, ein leichtes Mittel, das Argentan zu unter⸗
ſcheiden, ſey, daſſelbe an einen Faden zu haͤngen und einem
Magnet zu naͤhern, weil er den Nickel anziehe.
Vertheilt wird: Del perfezionamento, dell' arte di
estrarre, T olio dalle Olive in Italia per Prof, de Vecchj
di Firenze.
3: Sitzung
am ꝛten October.
Bey Ableſung des Protocolls bemerkt Prof. Milano,
das Arſenik im Argentan ſey nicht erwaͤhnt und das koͤnne doch
die Anwendung in der Kuͤche bedenklich machen.
Gera ſagt, es ſey darinn fo wenig und nur zufällig,
daß keine Folgen zu fuͤrchten ſeyen.
A. Targioni fuͤgt bey, ein Ausſchuß der Pariſer Aca⸗
demie habe das Arſenik in verzinnten Geſchirren fuͤr unſchaͤd—
lich erklaͤrt. 8
G. Gazzeri von Florenz haͤlt einen Vortrag uͤber den
Dung, namentlich uͤber den Nachtheil, wenn man ihn vor der
Unterbringung gaͤhren läßt. Die Accademia de Georgoſili
ſetzte auf ſeine Anregung im Jahr 1817 einen Preis darauf,
der nicht gewonnen wurde; daher erneuert 1819. In der
Zwiſchenzeit machte er Verſuche, welche die Gaͤhrung für ſchaͤd⸗
lich auswieſen. Er ließ ſodann eine Abhandlung daruͤber dru⸗
cken, ehe die Academie die eingelaufenen Schriften kannte. Der
Preis wurde noch einmal ausgeſetzt, und ſodann Gazzeris
Lehre beſtaͤtigt von Lambruschini, welcher den Preis gewann
und von G. Taddei, welcher das Acceſſit.
Die Academie gab nun 7 Jahr Zeit zur Einfuͤhrung die⸗
ſer Praxis: aber niemand beſchaͤftigte ſich damit. Auch Gaz⸗
zeri konnte die Sache erſt ſeit wenigen Monaten wieder vor⸗
nehmen: nun glaubt er, das 2 gefunden zu haben, um
2
667
die Gaͤhrung [des Stallmiſtes zu verhindern. Die Landleute
hielten die Zerſetzung des Miſtes deßhalb fuͤr vortheilhaft, weil
er mit Stroh gemiſcht ein großes Volumen einnimmt: allein
durch die Einmengung von Stroh verloͤre man die Haͤlfte des
eigentlichen Dungs. Man ſoll daher den Stall oft reinigen
und den Unrath des Viehs vom Stroh trennen; das letztere
langſam verbrennt gebe 80 Procent Kohle, auch gut zum Duͤn⸗
gen; wolle man das nicht, ſo koͤnne man es aufhaͤufen und
durch Begießen fuͤr ſich gaͤhren laſſen, wodurch man auch SO
Procent erhalte, was beſſer ſey als Stroh und Dung mit ein⸗
ander gaͤhren zu laſſen.
Ridolfi ladet ihn ein, am 16ten feine Anſichten den
Agronomen zu Meleto vorzulegen; er entſchuldigt ſich aber mit
dringenden Abhaltungen.
Es wird eine Abhandlung von Drum mond uͤber die
engliſche Landwirthſchaft vorgeleſen.
Ein Brief von Lapo de Ricci aus Florenz, worinn
um 2 Ausſchuͤſſe zum Beſuche der Gegend von Piſa und zum
Bericht uͤber den dortigen Ackerbau gebeten wird.
Erſter Ausſchuß: Targioni, Calamai, G. Cioni
(bey Padua) und Lambruschini. Zweyter: L. de Ricci,
P. Oneſti von Arezzo, Gera, Moretti und Milano,
4. Sitzung
am Sten October.
L. de Ricci: Betrachtungen zur Entfernung der Uebel,
welche aus der Habſucht des Landeigenthuͤmers für die Rande
wirthſchaft und die allgemeine Wohlhabenheit entſpringen koͤnnen.
Da der Landbeſitz allerdings weniger eintraͤgt, als andere Capi⸗
talien; fo iſt es natuͤrlich, daß die Capitaliſten, wenn fie ihr
Geld auf den Boden anlegen, die Halbmeyer, Paͤchter und
Erbpaͤchter mit Vertraͤgen und Verſchreibungen beſchweren.
Die Geſetze von Leopold I. für die Erbpaͤchter der Staats- und
Gemeindeguͤter erhoͤhten den Feldertrag in Toscana mehr als es
bey den einzelnen Beſitzungen der Fall ſey; ebenſo waren die
großen Güterveräußerungen unter der franzoͤſiſchen Regierung
vortheilhaft. Er tadelt die Sucht, Guͤter in Erbpacht zu neh⸗
men; dadurch wuͤrde Toscana in das Elend von Irland ver—
fallen. Bey einem mittleren Erbzins wuͤrden Bauern und
Eigenthuͤmer am beſten beſtehen.
Marcheſe Fr. Riccardi Vernaccia (aus Toscana):
Ueber die Nothwendigkeit einer landwirthſchaftlichen Anſtalt in
Toscana. Die Landwirthſchaft ſey lang vernachlaͤſſigt worden,
weil alle Guͤter in den Haͤnden des Adels und der geiſtlichen
Corporationen ſeyen. Der erſte halte es meiſtens fuͤr unwuͤrdig
ſich um den Landbau zu bekuͤmmern und laſſe ſich durch Bau—
ern vertreten, welche zu Verwaltern gemacht würden, Die an—
dern faulenzten in einem ſeeligen Leben und verzehrten unnuͤtz
das Einkommen ihrer Guͤter. Fuͤr die Praxis des Ackerbaus
ſey wenig Vortheil aus der Accademia de' Georgoſili hervor:
gegangen, obfhon fie ihre eigenen Unterſuchungen bekannt
mache. Durch die Abſchaffung der Fidei-Commiſſe von Peter
Leopold, und bie politiſchen Umwaͤlzungen, wodurch fpäter die
Güter der geiſtlichen Corporationen getheil. wurden, vermehrte
ſich der Reichthum der arbeitenden Claſſe, welche dleſe Länder
— —
—
668
reyen erworben hatte. Aber neue Drangſale kamen ſpaͤter wies
der in den toscaniſchen Ackerbau; und dann war es erſt, wo,
um ihm abzuhelfen, das ehrenvolle Streben bey den Eigen⸗
thuͤmern entſtund, ſich dem Landleben zu widmen und in der
Ausübung des Ackerbaus ſich zu unterrichten. Manche zogen
anſehnlichen Nutzen aus ihrer Sorgfalt, aber um ihn allgemei⸗
ner und groͤßer zu machen, waͤre die Bildung einer großen Mu⸗
ſterwirthſchaft auf öffentliche Koſten noͤthig, wie man ſchon aus
der Privatanſtalt von Ridolfi hinlaͤnglich erſehen koͤnne.
Der Advocat V. Salvagnoli ein Toscaner) entgeg⸗
nete, manche Ausſpruͤche des Marcheſe koͤnnten den Nichttosca⸗
nern eine falſche Anſicht von dem vergangenen und gegenwaͤr⸗
tigen Zuſtand des Ackerbaus bey uns geben. Er ſucht zu g
zeigen „ wie dieſe Kunſt hier immer weniger ungluͤcklich geweſen
ſey, als in andern Ländern Italiens, well der toscaniſche Adel
immer viele Capitalien aus dem Gewerbe zog und in den Land⸗
bau ſteckte, und weil die geiſtlichen Corporationen ſich oft durch
fleißigen Anbau des Bodens auszeichneten. Er fuͤhtt dafuͤr
verſchiedene Beweiſe und mehrere oͤconomiſche und buͤrgerliche
Urſachen an, welche die Wirkungen des oͤffentlichen Uebels mil⸗
derten, denen Italien noch 1500 unterworfen war. Er be⸗
weiſt, wie mit den alten Gewohnheiten eines fleißigen Ackerbaus
ſich Expirimental⸗Studien und ſchaͤtzbarer Unterricht vereinigten,
nicht bloß von Weltlichen, ſondern auch von Geiſtlichen, wovon
einer der Gründer der Accademia dei Georgo ſili war. Er
zählt die Mühen und Verdienſte dieſer Academie auf und ſagt,
daß unter den philoſophiſchen Fuͤrſten, welche uns regieren, viele
ihrer Gedanken und Wuͤnſche in Geſetze ſeyen verwandelt wor⸗
den. Er legt endlich den gegenwaͤrtigen Zuſtand des Ackerbaus
dar und ſchlieft, daß die Aufgabe der Anſtalt von Meleto
und feinem Gründer nicht darinn beſtehe, die Kunſt des Acker⸗
baus zu erſchaffen oder zu regeneriren, ſondern zu vervollkomm⸗
nen, indem ſie vor allem den neuen Beduͤrfniſſen der Zeit und
der Menſchen angepaßt wuͤrde.
Marcheſe Riccardi zeigt ſich zufrieden, daß er dem Ab:
vocaten Gelegenheit zum Reden gegeben habe, und verſichert,
daß er nichts gegen die Academie der Landwirthe habe vorbrin⸗
gen, ſondern vielmehr diejenigen habe tadeln wollen, welche deren
nügliche Studien und ſchoͤne Unterſuchungen beſpoͤttelnn.
Configliachi bemerkt, man hoͤre oft die Klage, daß
da, wo ein Maulbeerbaum verdorben, auch ein anderer an die
Stelle gepflanzter zu Grunde gienge. Er habe bemerkt, daß
von den Wuͤrzelchen des Baumes an eine weißliche faden⸗
foͤrmige, bisweilen pulverige Materie ſich auf die dickern Wur⸗
zeln und endlich auf den Stamm verbreite, in das Gewebe ein⸗
dringe und ſich bis zu den Aeſten ausdehne. Er halte fie für-
einen Schimmel, welcher allmaͤhlich die Pflanze toͤdte. Die
Krankheit daure 3 Jahre und ſchreite immer weiter fort. Als
Heilmittel glaubt er, Kalkwaſſer und ſtarke Lauge auf den Bor
den gefunden zu haben. 5 .
Orioli bemerkt, daß nicht bloß der Maulbeerbaum, fon:
dern auch andere Pflanzen aus aͤhnlichen Urſachen zu Grunde
giengen; man ſollte daher das Uebel ſtudieren und den ſchaͤdli⸗
chen Pilz beſtimmen, ehe Ausländer ſich damit beſchaͤftigen und
uns Ungenauigkeit vorwerfen.
Gera ſagt, die Academie von Bergamo habe einen Preis
669
darauf geſetzt, aber nicht ertheilt, well ſie Kalkwaſſer und Lauge
unwirkſam gefunden habe. TIER
Diter Vorſtand erklärt, daß feine landwirthſchaftliche An⸗
ſtalt ihn nach Hauſe rufe und ſchlaͤgt daher als Vorſtand den
Profeſſor G. Gazze ri vor.
5. Sitzung
am 9ten October.
AR A. Piecioli, Gärtner am Muſeum zu Florenz fagt,
Targioni habe ſchon 1820 den Anbau des neuſeeländiſchen
Flachfes (Phormium tenax) der Accademia dei Georgofili
vorgeſchlagen. Er ſelbſt rathe an, denſelben in den Maremmen
zu bauen, als welche ſehr paſſend dazu zu ſeyn ſchienen. Er
ſpricht auch über den Nutzen einiger Vermehrungsmethoden der
Pflanzen durch Impfung, welche noch nicht hinlaͤnglich bekannt
ſeyen. \
Der Oberſt Conte L. Serriſtori von Florenz ſpricht
von einem wirkſamern Mittel das Landvolk zu unterrichten, als
durch die Bücher, welche demſelben nicht in die Hände kaͤmen.
Man ſollte practiſche Ackerbauſchulen an paſſenden Orten errich⸗
ten uno die jungen Bauersleute ein Jahr lang dieſelben beſu—
chen laſſen. Zwey ſolche Anſtalten wären für Toscana genug,
eine in Val di Chiana (bey Arezzo) fuͤr das Syſtem des Feld⸗
baus um die Hälfte; eine andere in San Roſſore bey Piſa für das
Syſtem der großen Cultur zum Vortheil der Maremmen.
P. Oneſti von Arezzo, früher Zögling zu Roville, macht
auf eine von ihm herausgegebene Abhandlung über dieſen Ges
genſtand aufmerkſam. Er zählt die verſchiedenen Staaten
Deutſchlands auf, wo den Landleuten in paſſenden Anſtalten
theoretiſcher und practiſcher Unterricht ertheilt werde; wie zu
Roville der Bauernburſche eine Aufnahmsſumme hinterlegen
muͤſſe, welche er zuruͤckerhalte als Belohnung für feine Arbeit,
wenn er daſelbſt ein Jahrlang geblieben und fleißig geweſen ſey.
Uebrigens wuͤrden zu Meleto Landleute umſonſt aufgenommen
und in der Handhabung der neuen Ackerwerkzeuge geuͤbt; man
koͤnne die Sonntagsſchulen nicht genug vermehren, fo wie die⸗
jenigen, welche Serriſtori vorgeſchlagen habe.
Prof. Milano fügt bey, zu Biella bekomme das Land»
volk Unterricht am Abend der Feyertage, welcher haͤufig beſucht
werde; der Biſchoff Loſana habe verſprochen, auch feine Cle—
riker dahin zu ſchicken.
Sodann ſpricht dieſer uͤber die Gewinnung des Weins, wel⸗
cher nicht nur in Toscana, ſondern in ganz Italien verbeſſert
werden koͤnne. Man ſoll die Buͤtten waͤhrend der Gaͤhrung
dicht verſchloſſen halten, fie ſollen nur /i ihres Raumes ent⸗
halten, und nur eine einfache Klappe zum Regulieren haben.
Prof. Taddei billigt alle dieſe Vorſchlaͤge, er zweifelt
aber, daß der Wein ſich deßhalb nicht halte, weil er waͤhrend
der Gaͤhrung mit dem Sauerſtoff der Luft in Verbindung war.
Milano fagt, er habe Beweiſe davon.
Prof. Gazze ri ſpricht über den Nutzen des Feldwechſels
und über die Urſachen, warum Pflanzen auf einem Boden
nicht mehr gedeihen, wo ſie lang geſtanden haben. Wenn
670
Wieſen⸗ oder Futterpflanzen in einem Boden nach langer Zeit
kraͤnkeln; ſo koͤnne man fie wieder durch Aufſtreuen von Gyps
beleben, und dieſen finde man nachher in der Aſche. Daraus
folge, daß die Pflanzen deßhalb kraͤnkelten, weil eine ihnen
nöthige Materie erſchoͤpft worden ſey. Ferner finde man an
den Wurzeln vieler Pflanzen eine ercrementitielle organiſche
Materie, welche ſich mit der Zeit ſammle und derſelben Gat⸗
tung ſchade, waͤhrend ſie einer andern nuͤtze. Das habe er
ſchon fruͤher der Accademia dei Georgofili mitgetheilt; er
moͤchte wiſſen, ob die Phyfiologen jetzt anderer Meynung ſeyen.
Prof. Moretti ſagt, er habe dieſe Theorie in ſeiner
Biblioteca agraria mitgetheilt und Gazzeris Verſuche be⸗
ſtaͤtigt gefunden; man muͤſſe die Wurzeln fuͤr den Magen der
Pflanzen anſehen, und die Zerſetzung, Aufloͤſung und Verwan⸗
delung der Elementar-Stoffe in Nahrungsſaft der Lebenskraft
der Wurzel zuſchreiben. Das ſey vielleicht der Grund, warum
nicht jeder Dung fuͤr alle Pflanzen paſſe, und warum eine
Gattung nicht zum zweiten Mal ohne neue Duͤngung gedeihe,
wohl aber eine andere. Der excrementitielle Stoff ſey gerade
der Hauptgrund feiner Theorie, die er gegen Dr. Candolle
vertheidigt habe, als welcher dieſen Stoff fuͤr einen Gift gegen
die eigene Pflanze halte, aber für nuͤtzlich bey einer andern und
deßhalb rathe er den Wechſel an. Er gebe zwar zu, daß dies
fer Stoff der eigenen Pflanze ſchaden koͤnne, glaubt aber die
Pflanzen hätten ein eigenes Einſaugungsvermoͤgen, gleichſam
einen ſpecifiſchen Geſchmack, nach welchem fie das ihnen Zuſa—
gende aufnaͤhmen, das Schaͤdliche aber abſtießen.
6. Sitzung
am loten October.
Der Gärtner des Königs von Wuͤrtemberg, Joſeph Bo ſch
ſchickt eine Abhandlung uͤber die Madia sativa, welche als
Oelpflanze in den Feldwechſel aufgenommen werden konnte;
ihr Ertrag ſey groͤßer als anderer Oelgewaͤchſe, z. B. Reps und
Mohn. Die Academie von Wuͤrtemberg [!] beſtaͤtigte Boſch' s
Beobachtungen; ebenſo Profeſſor Milano.
Prof. Moretti bemerkt jedoch, er habe vor mehreren
Jahren dieſe Pflanze im landwirthſchaftlichen Garten zu Pavia
eingefuͤhrt, aber gefunden, daß die Samen vom Juny bis zum
October reiften, was mithin dem Einſammeln ſehr hinderlich ſey.
Dr. Gera lieſt eine Abhandlung fuͤr die ausgedehntere
Zucht der chineſiſchen Seidenraupe, welche zwar weniger Stoff
liefere als die gemeine, aber auch weniger freſſe und ſich ſchnel⸗
ler einſpinne; man muͤſſe ſie in luftigen Stuben halten und
während der drey letzten Alter ſelbſt auf offenen Gängen.
Man ſolle ſie die Geſpinnſte an dem Gitterwerk machen laſſen,
das man kurzlich als etwas Neues empfohlen habe, während
er es ſchon 1827 beſchrieben; es ſey aber nicht gut, wie es
Ramon de la Sagra und Bonafous vorgeſchlagen haben,
ſondern die Maſchen muͤßten rautenfoͤrmig ſeyn mit den ſpitzigen
Winkeln ſenkrecht; man muͤſſe die Gitter paarweiſe 1“ weit
von einander ſtellen und wenig Licht in die Stube laſſen.
Man legt Schriften vor von G. Roſſi über die Land⸗
wirthſchaft, den Catalog des botaniſchen Gartens von Florenz
und A. Bottaris von Piſa Reiſe in die Maremmen. Der
671
Vorſtand ernennt eine Commiſſion zu einem Bericht. über die
Verbeſſerung dieſer Provinz: E. Repetti, Bibliothecar der
Accademia dei Georgoſili, V. Salvagnoli und Lapo
de Ricci.
L. Barfanti von Pietraſanta will ſeine neue Ma⸗
ſchine zu Entkoͤrnung des Welſchkorns zeigen. C. Cala mai
ſoll den Bericht daruͤber machen.
7. Sitzung
am liten October.
Bey der Anwendung der [genannten Maſchine wurden
nicht alle Kolben entkoͤrnt und viele zerriſſen, ſie ſey aber ſehr
einfach, ſtark und leicht wieder herzuſtellen und verdiene daher
eine ehrenvolle Erwaͤhnung.
Cala mai legt einige Wachspraͤparate vor, welche Bes
zug auf die Technologie haben.
M. C. Ridolfi: über Polygonum tinetorium, wovon
jetzt fo viel als Farbenſtoff geredet wird. Nach feinen Vers
ſuchen ertraͤgt es die Duͤrre nicht, und gedeiht nur, wo man
es gehörig waͤſſern kann. Gedeiht es auch weniger als Isatis,
ſo iſt doch ſeine Waidfarbe ſchoͤner und leichter auszuziehen.
Er legt Stüde davon vor, ſo ſchoͤn wie der Indigo.
Ueber die Seidenzucht ſprechen Gera, Moretti, Ri⸗
dolfi, Lambruschini und Dr. G. Rampinelli von
Bergamo. Es ſey vortheilhaft, die Eyer beym Eigenthuͤmer
ausſchliefen zu laſſen und ſie ſodann als zweytaͤgige Raupen
an die Landleute oder die Halbmeyer zu vertheilen. Da fie
wegen ihres Geifers in einen Haufen vereinigt bleiben; ſo koͤnne
man leicht den nöthigen Raum für diejenigen berechnen, welche
aus einem beſtimmten Gewicht von Samen kommen, und
demnach die Menge ſchaͤtzen, welche ein Halbmeyer aufzuziehen
hat. Bey der Uebermachung muß man ſehr vorſichtig ſeyn
und ſie an warme Orte bringen.
Rimas Methode, welche jetzt wieder hervorgeſucht werde,
ſey gut an hohen und trockenen Orten, aber nicht an andern.
Man bekommt ſchnell das Ergebniß, aber die Behandlung iſt
ſchwierig und nicht [ohne Gefahr für die Beſorger. Die fo
erhaltenen Geſpinnſte ſind weniger reichhaltig. Fuͤr die beſte
Art der Seidenzucht wurde anerkannt: Man ſolle die Raupen
in kleinen Abtheilungen halten; eine maͤßige Temperatur ſey
beſſer als eine hohe; nach der dritten Haͤutung muͤſſen ſie in
trocknen und hohen Ländern in reichlicher Luft leben, 5 oder 6
mal in 24 Stunden gefuͤttert werden und zwar in ſolcher Menge,
als ſie freſſen wollen.
Darauf ſpricht man vom Caleino (Muscardine), der ſehr
verderblichen Krankheit, wenn ſie nicht mit Dr. Baſſis zu
Lodi Verfahren bekaͤmpft wird. Da Prof. Audouin einen
Bericht daruͤber an die Pariſer Academie gemacht und Dutro—
chet einen im Namen der Commiſſion, worinn die Leiſtungen
der neuern auseinander geſetzt werden, ſo ergreift der Secretaͤr
Gera die Gelegenheit, um unſerm Italiaͤner alle Ehre der
Entdeckung zu vindicieren, indem er darlegt, daß die Mitglleder
der Pariſer Academie nichts weiter vorgebracht haͤtten, als Dr.
Baſſi, als welcher behauptete, daß der Caleino von einem
2
Cryptogam herruhre, welches ſich unter der Haut der Raupe
entwickle, als weißer Pilz hervorwachſe und daher den Namen
Caleino erhalten habe; dieſe Krankheit entwickele ſich bald durch
Anſteckung, bald durch andere Umſtaͤnde und beſchraͤnke ſich nicht
auf die Seidenraupe. Baffi iſt aber blind und konnte den
Schimmel nicht genau beſtimmen. *
„Marcheſe A. Mazzaroſa, Staatsrath und Director
des oͤffentlichen Unterrichts in Lucca ſchlägt die Bearbejtung
eines Dizionaria della Pratica agraria di ogni terra d'Italia
vor und zeigt an, wie man die Nachrichten ſammeln und ordnen
ſoll. Eine ſolche Arbeit wuͤrde für dte Italiäner ein wichtiges
Criterium uͤber die Res rustica der ganzen Halbinſel ſeyn. 12
Salvagnoli bemerkt, dieſer Vorſchlag wurde uͤber die
Kräfte der Fachabtheilung gehen, worauf Mazzaroſa erwies
dert, er habe dieſe Arbeit fuͤr das Herzogthum Lucca ſchon an⸗
gefangen; der Vorſtand Ridolfi bittet ihn, gemäß der Auf⸗
forderung vieler Mitglieder, er möchte ſich an die Spitze ſtellen
und ſich mit den italiänifchen Agronomen ohne weiters in Brief⸗
wechſel ſetzen. N *
Prof. Sbragia von Piſa ſetzt ſeine Gedanken ausein⸗
ander uͤber den Nutzen eines Corpus von landwirthſchaftlichen
und technologiſchen Inſpectoren, welche auf Anordnung eines
hoͤhern Raths von Provinz zu Provinz reiſten, und durch Ver⸗
ſuche in Feldern und Werkſtaͤtten zeigten, wie noͤthig es ſey,
Irrthuͤmer zu verlaſſen, Behandlungen zu verbeſſern und den
Unterricht zu verbreiten. Indem er hiebey auf den Gelſt
wechſelſeitiger Aſſociation traut, ſchlaͤgt er vor, daß die Landleute
jährlich eine kleine Taxe bezahlten, die Eigenthuͤmer für jedes
Gut doppelt fo viel, die Manufacturiſten für jede Fabrik und
die Arbeiter je nach Vermoͤgen. Das haͤlt er hinlänglich für
die Ausgaben und gibt ungefaͤhr an, wie dieſe Art von Unter⸗
richt und von Aufſicht organiſirt werden koͤnnte.
Fly
Aber der Advocat Salvagnoli und darauf R. Kam:
bruschini bemerken, daß für den Unterricht des Landvolks
wenigſtens zum Theil ein gutes, verſtaͤndliches Buch forgen
kuͤnnte, wo zwiſchen den heiligen Geboten auch landwirthſchaft⸗
liche Lehren ſtehen koͤnnten; ſie meynen, man koͤnnte zu dieſem
Zweck aus der heiligen Schrift diejenigen Parabeln und Bilder
waͤhlen, welche Bezug auf die Agricultur haben. Sie erſuchen
den Profeſſor ſolch' ein Buch zuſammenzutragen, und da der
Vorſchlag von allen Mitgliedern unterſtützt wurde; fo konnte
er nicht umhin, ſich dieſer Obliegenheit zu unterziehen.
R. Lambruschini ſchlaͤgt eine Sammlung für die
Kinderanſtalt von Pifa vor. Die andern Abtheilungen werden
dazu eingeladen.
id
8. Sitzung ** ind
am 12ten October, ‘ j
Die Abtheilung der Zoologen und Deconomen vereint
ſich im Gewaͤchshaus. Te ?
Der Großherzog wohnt der Sitzung bey.
Dr. Gera ſpricht über, feine, neuen Beobachtungen über
diejenigen Kerfe, welche die Seidengeſpinnſte zerſtoͤren und bey
673
den Abhaſplern Hautfreſſer (Mangiapelle) heißen, in Bezug
auf das, was kurzlich Dr. C. Pafferini und Zauli im
Giornale agrario toscano bekannt gemacht haben.
Prof. Audouin erzaͤhlt ſeine Unterſuchungen ſeit 1837
über Pyralis vitana, und zeigt die ſchoͤnen Abbildungen von
dieſem ſchaͤdlichen Kerf. Er beſchreibt ſeine Lebensart, erklaͤrt
die Zerftörung im Larvenzuſtand fuͤr ſchwierig, aber leicht im
Fliegenzuſtand. Man ſoll bey Nacht Licht in den Weinbergen
anzuͤnden und ein weites Gefäß darunter mit etwas Oel stellen.
Wenn die Falter darum fliegen und das Del berühren, fo bleis
ben ſie haͤngen. An einem einzigen Licht koͤnne man in einer
Nacht Tausende von Weibchen fangen und Millionen Eyer
zerſtoͤren.
Er ſagt, der Zweck ſeiner Reiſe nach Italien ſey vor⸗
zuͤglich, die Kerfe zu ſtudieren, welche den Oliven ſchaden, und
lobt in dieſer Hinſicht die Arbeiten von Gene und Paſſe⸗
rini. Er zeigt ſehr ſchoͤn ausgefuͤhrte Abbildungen von ſeiner
Frau vor. [Tochter von Al. Brongniart!
Ridolfi bemerkt, die genannte Weinſchabe ſey in Ita⸗
lien ſelten oder gar nicht vorhanden, thue auf jeden Fall keinen
Schaden. Der Rebſtock wird bey uns angegriffen von Pro-
cris ampelophaga, beſonders da, wo er an Pfaͤhlen gezogen
wird. Die Larven kommen aus der Erde, klettern am Sten—
gel hinauf und benagen die zarten Sproſſen; um ſie daran zu
verhindern, ſolle man den Stengel mit einem Riemen von Vo⸗
gelleim umgeben.
Dr. L. Mari von Campiglia verſichert, dieſes Mittel
helfe leider nicht immer, weil der Vogelleim bey feuchtem Wet⸗
ter die Larven nicht halte und an der Sonne abfalle.
Dr. C. Pafferini hält die Anwendung des Vogelleims
für gut; außerdem hat er 1833 der landwirthſchaftlichen Ge⸗
ſellſchaft gerathen, die ausgewachſenen Raupen, welche ſich dann
unter den Blättern ſammeln, abzuleſen; das habe viel geholfen.
Der Prinz von Mufignano erzählt, man pflege um
Rom gewiſſe Röhren verkehrt um die Weinſtoͤcke zu binden,
worinn ſich die ſchaͤdlichen Ruͤſſelkaͤfer verſtecken und gefangen
werden.
Prof. Gene ſagt, es fen ſchon gut, aber das Hauptmit⸗
tel fen, die zuſammengerollten Blätter, worinn die Eyer liegen,
abzunehmen und zu verbrennen (Rebenſticherl.
9. Sitzung
am aten October.
Dr. C. Paſſerini theilt neue Beobachtungen über der
Landwirthſchaft ſchaͤdliche Kerfe mit.
Großen Schaden habe kuͤrzlich im Volterraniſchen den
Erdaͤpfeln die ungewöhnliche Vermehrung eines Käfers gethan,
den er für Lytta verticalis erkannt hat. Er frißt die Blätter
ganz ab, worauf die Stengel vertrocknen und keine Knollen ſich
anſetzen. Er habe gerathen, das angegriffene Kraut abzuſchnei—
den und zu verbrennen, auch weil Vieh, dem man es zu freſ⸗
fon gebe, vielleicht von dem ſcharfen Stoff dieſer Kerfe Scha—
den leiden koͤnnte. Die erſten Zuſtaͤnde unbekannt.
Iſis 1841. Heft 8.
674
Ein anderes Kerf hat in dieſem Sommer eine Menge
philippiniſche Maulbeerſtraͤucher im Modeneſiſchen beſchaͤdigt. Es
war Apate sexdentata. In einer Zuſendung von ſolchen an⸗
gegriffenen Pflanzen vom Dr. Co delupi zu Caſalgrande fand
er einen Stygumus [Stigmus 2], welcher der Pflanze unſchaͤd—
lich von den Larven der Apate oder wahrſcheinlicher von denen
der Ceratina albilabris, die auch dabey waren, gelebt hat.
Er erzaͤhlt dann die in der Iſis erwaͤhnte Beobachtung
vom Schaden des Scolytus destructor, welchen Prof. Au:
donin 1835. in einem Wald bey Paris beobachtet, Fe iſt ha⸗
mel aber bezweifelt hat. Audouin hat aber aufs Neue
beobachtet, daß dieſer Käfer ganz gefunde Baͤume angehe, wo—
durch die Saͤfte verdorben wuͤrden und neue Schwaͤrme dieſer
Kerfe anzoͤgen, welche die ganze Rinde durchbohrten und den
Baum toͤdteten.
Prof. G. Carmignani von Piſa ſpricht ſodann uͤber
ein ganzes Syſtem des Ruralrechts mit adminiſtrativer, civiler
und penaler Geſetzgebung, ausſchließlich anwendbar auf das
Materiale und Perſonale der Landwirthſchaft, ſowie man ein
beſonderes Handelsrecht habe. Er zeigt die Nachtheile der Lande
wirthſchaft, weil ſie unter den gewoͤhnlichen Geſetzen ſtehe.
Der Advocat F. Maeſtri von Parma ſtimmt bey, und
erwähnt den Civilcodex von Parma, worinn ein eigenes Gapie
tel über die Halb-Paͤchter (Mezzajoli) und die partialen Co:
lonen ſtehe. Den letztern ſey der dritte Theil der Aernten zu—
geſichert. Wo Geſetze fehlen, muͤßten Vertraͤge aushelfen. Daß
der wohlverſtandene Nutzen des Eigenthuͤmers einerley ſey mit
dem des Bauern, bewieſen die zwey Arten von Vertraͤgen im
Po⸗Land. Am ſuͤdblichen Ufer ſey die Geſindwirthſchaft (Fa—
gli da Spesa), wo die Bauern als Knechte gehalten und ein
Gewiſſes an Getraide, Trauben, andern Nahrungsmitteln, nebſt
etwas Geld bekommen, daher ihnen nichts an der Verbeſſerung
des Vodens liegen kann. Er iſt ſchlecht angebaut und liefert
wenig. Am nördlichen Ufer iſt Pachtwirthſchaft (Contratto
dei Massari), wo eine Art Pacht zum Theil in Geld, zum
Theil in Naturalien bezahlt wird. Was daruͤber iſt, gehört
dem Paͤchter, der daher nicht zu Entwendungen verſucht iſt und
das Gut zu verbeſſern ſtrebt.
Der Advocat V. Salvagnoli ſammelt die vielen bis⸗
her gemachten Vorſchlaͤge fuͤr die Landwirthſchaft und ſieht
uͤberall denſelben Zweck, obſchon nicht dieſelben Mittel; einzelne
Bemuͤhungen koͤnnten nichts helfen. Die Abtheilung ſoll daher
eine allgemeine Methode der Verſuchsſtudien in allen Theilen
der Landwirthſchaft fuͤr ganz Italien aufſtellen. Man koͤnnte
hierinn 5 Rubriken machen.
1) Die Art des Bodens und des Climas iſt genau zu
beſtimmen und von jeder Provinz eine geologiſche Charte zu
machen.
2) Alle Verhältniffe der liegenden und fahrenden Habe,
ſowie die Gewohnheiten und Faͤhigkeiten der Eigenthuͤmer.
2) Alle oͤconomiſchen Geſetze, Verbrauch des Feldertrags
und der Gewerbsverkehr einer jeden Bevoͤlkerung.
4) Die Art der Feldwirthſchaft und der Manufacturen,
beſonders die Bereitung des Weines und die Seidenzucht.
43
675
4) Der moraliſche, geiſtige, buͤrgerliche und oͤtonomiſche
Zuſtand des Bauern, ſey er Halbpaͤchter, Kleinpaͤchter oder Tag⸗
loͤhner.
Man ſollte daruͤber ein Programm fuͤr ganz Italien ent⸗
werfen und alle Agronomen und Anſtalten einladen. Ger a
wird damit beauftragt.
Fuͤr Lucca wird ernannt Marcheſe Mazzaroſa.
Fuͤr Piemont R. Ragazzoni.
Fuͤr Venedig Gera.
Fuͤr die Lombardey Moretti.
Fuͤr Parma und Modena Brignole zu Modena.
Für Toſcana Marcheſe Ridolfi.
Fuͤr die paͤpſtlichen Staaten Conte D. Paoli von Peſaro.
Für Neapel die Aufmunterungsgeſellſchaft daſelbſt.
Fuͤr Sicilien die Redactoren des Giornale di Statistica di
Palermo.
Savagnoli iſt allgemeiner Secretaͤr.
Ridolfi hebt unter den Vortheilen der wiſſenſchaftli⸗
chen Verſammlungen auch den hervor, daß dadurch die Priori⸗
tät vieler Gedanken hergeſtellt wird. So habe nach Da vys
ſchoͤner Anwendung der Electro-Chemie auf die Erhaltung des
Kupferbeſchlaͤgs der Schiffe Prof. Taddei 1825. einen aͤhn⸗
lichen Proceß zu Erhaltung des Eiſens angewendet, und Ri⸗
dolfi ihm gerathen, nach Piemont zu gehen, wo feine Me:
thode beym Schiffbau koͤnnte angewendet werden. Das habe
dieſer aber nicht gethan, ſondern ſeine Entdeckung im Jahr
1827. der philojatriſchen Geſellſchaft mitgetheilt. Unterdeſſen
wurde in Frankreich die Galvaniſierung des Eiſeus als eine
Neuigkeit angekuͤndigt und die Anwendung deſſelben ſtatt des
Kupfers im Großen vorgeſchlagen.
E. Repetti ſpricht uͤber die Verbeſſerung der Marem⸗
men, welche durch die Munifecenz des Großherzogs vorgenom—
men wird. Er ſchildert die betreffenden Arbeiten bey Groſſeto,
Maſſa maritima ꝛc.
Conte D. Galleſio von Finale ſagt, unter den großen
Fortſchritten der Naturgeſchichte ſeyen noch 2 Aufgaben zu loͤ⸗
ſen: Der Urſprung der Baſtardpflanzeu und das Weſen der
Abarten. Er erzaͤhlt ſeine vielen Studien daruͤber und zeigt
ein nach ſeiner Theorie erſchienenes Werkchen an nebſt der Ta⸗
belle der Agrumen im landwirthſchaftlichen Garten zu Florenz,
worinn ſie nach ſeinen Grundſaͤtzen methodiſch abgetheilt ſind.
G. B. Poidebard von Lyon, Director der großen
Seidenzucht des Grafen Demidoff zu St. Donato bey Flo⸗
renz ſetzt das guͤnſtige Ergebniß der chineſiſchen Seidenwuͤrmer
binnen 3 Jahren auseinander.
Gera zeigt die Modelle von Santorinis und Galvanis
Seidenhaſpeln und gibt dem letztern den Vorzug.
Dr. G. Cioni berichtet im Namen des Ausſchuſſes über
den Beſuch der piſaniſchen Manufacturen, der aber wegen der
vielen Abhaltungen nicht gehörig ſtatt finden konnte. Er
ſpricht indeſſen vom Weben der Vaumwolle, der Wolle und
des Flachſes, der Verfertigung des Geſchirrs, der Terracotta,
676
des Hausgeräthes, der Corallen, der Handſchuhe, der chemiſchen
Producte, der Stearin⸗Lichter, der Oelſelfen uſw., was alles in
biühendem Zuſtande ſey. 5 . Disc)
ae
\ Prof. Milano berichtet im Namen der Commiffion
über die Gegend; der Olivenbau werde fleißig an den Huͤgeln
betrieben, die Felder wiederholt gepfluͤgt, der Fruchtwechſel an
mehreren Orten mit Einſicht beobachtet und die Viehzucht ſey
in gutem Stande. Nicht bloß Waizen und Welſchkorn werde
viel angebaut, ſondern auch Reiß, wodurch die geſunde Luft er⸗
halten werde. Erdaͤpfel, Ruͤben, Huͤlſen- und andere Sommers
gewaͤchſe ſtehen in zweyter Linie; Futterbau wird nicht vernach⸗
läſſigt; aber zwiſchen dem Oelbaum und der Rebe erſcheine
kaum der Maulbeerbaum, jedoch ſey eine Seidenzucht zu Pug⸗
nano [am Wege nach Lucca mit einem ſchoͤnen gothiſchen Ge⸗
bäude]. Ueberall hat der Ausſchuß Ruͤhrigkeit und Fortſchritte
geſehen. Er lobt die jungen, reichen Eigenthumer, welche die
Muße der Stadt verlaſſen und ſich der Beſorgung des Feld⸗
baues widmen. N
Nachdem der Marcheſe Dufo ur⸗Berte zuerſt das
Beyſpiel gegeben und unter den Augen des Ausſchuſſes Preiſe
an die geſchickteſten ſeiner Bauern in der Behandlung der ver⸗
beſſerten Ackerwerkzeuge ertheilt hat; ſo ſcheint der Augenblick
nahe zu ſeyn, wo daſſelbe auf dem ganzen Lande von Piſa ge⸗
wiß zum groͤßten Vortheil deſſelben geſchehen wird.
Am 15. October begaben ſich die Agronomen, in Folge
der erhaltenen Einladung vom Marcheſe Ridolfi, nach Mes
leto zur dritten Verſammlung der landwirthſchaftlichen Geſell⸗
ſchaft. Nach dem Programm iſt der Hauptzweck der Beſuch
des Muſtergutes, wo die Methoden und die Mittel des Acker⸗
baues werden gezeigt werden, fo weit als der Zuſtand des Bo:
dens und der Jahreszeit es erlauben. Von 9 bis 1 Uhr werden
die toſcaniſchen Landwirthe die gewoͤhnliche Ausſtellung ihres
Viehs und ihrer Ackerbau-Producte halten: ſie koͤnnen daſelbſt
zugleich alles verkaufen. Ein Ausſchuß wird ſich um 11 Uhr
dahin begeben, um die Preiſe zu beſtimmen, beſonders auch für
neue Maſchinen. Nach dem Eſſen werden die Preiſe vertheilt.
Des Abends geht man auseinander. Da aber verſchiedene
Agronomen noch bleiben wollten, um die Arbeiten im Landgut
am andern Tage zu beſuchen und beſonders die vom Verwal—
ter A. Teſtaferrata ausgedachten Waͤſſerungs⸗ Anſtalten
kennen zu lernen; fo hat man bey den Gutsbeſitzern in der
Naͤhe geſorgt, daß ſie Unterkunft fanden.
Ridolfis, mit der größten Liberalität eingerichtete und
mit Eifer und Sachkenntniß verwaltete landwirthſchaftliche An⸗
ſtalt iſt in ganz Italien beruͤhmt, ungefaͤhr wie bey uns die
von Thaer zu Moͤgelin oder die des Königs von Wuͤrtemberg zu
Hohenheim. Man hoͤrte in Piſa ſo viel von der bevorſtehen⸗
den Verſammlung zu Meleto ſprechen, daß man glauben muß,
ſie ſey ſehr zahlreich geweſen. 5
Das Andenken an die Verſammlung wurde auf eine
Marmortafel geſchnitten und in der Aula aufgeftellt;
Inscriptio
marmore insculpta, colocanda in aula magna Athenaei pi-
sani primo conventu italico scientiis naturalalibus inlu-
678
677
strandis absoluto, Idib. Octbr. an MCCCXXXVIIII ad me- Studiorum optimorum fautoris providentissimi
moriam laetissimi eventus posteritati prorogandam. Primores doctorum ex universa Europa
| en : Pisis ad conventum maximum coeuntes
Anno MDCCCXXXVIIII fausto felici disciplinis et artibus Italorum fausta incrementa
mense Octobris pollicentur.
quod Italorum doctissimi (Philippus Schiassius scrib.)
ad naturalium disciplinarum splendorem Zum Abſchied erſchien noch folgendes Gedicht:
da utilitatemque promovendam *
conventum singulis annis AGLI ILLUSTRI
per Italiam habendum constituerint a SCIENZIATI ITALIANI
et rite primum in hac Aulä peregerint NFLLO SCIOGLIMENTO DEL CONGRESSO IN PISA
viris clarissimis IL 15. OTTOBRE 1839
e Nationibus exteris accedentibus, ee
Auspiciis Leopoldi II. M. E. D.
optimorum studiorum Poich& dell Arno sulla antica sponda,
td ificentissimi O degli utili studi almi Cultori,
1 A . e A quel serto che il crin già vi circonda
qui conciones praesentia sua Nuove palme aggiungeste, e nuovi allori:
honestavit erexit,
celebrata in hospitum honorem Qual nel vostro partir con si feconda
e Messe, tergendo i nobili sudori,
55 1 Fia che la Patria mia grata diffonda
dedicatione sollemni Degno tributo di mertati onori?
Caietanus Giorginius Eq. Steph.
Praefectus Athenaei Ma che val nostro dir, quando verace,
- 0 5 2 Voi magnanimi spirti, e guida e noma
3 Be ws a L’alata Diva che giammai non tace?
I. m. poni curavit.
(Serib. Josephus Cantinius.) Sı che famose al par d’Atene, e Roma
An die innere Mauer des ſchiefen Thurms wird Folgen⸗ Van per voi nostre Seuole, e Italia in pace
des eingehauen als Monument der vom unſterblichen Galilei Di corona miglior einge la chioma.
daſelbſt gemachten Verſuche und der Bewunderung der Voͤlker DEL CAv. GAETANO MECHERINI.
uͤberliefert von der erſten Verſammlung der europaͤiſchen Ge⸗
lehrten in Italien. Ein geſchickter Zeichner, F. Boggi machte waͤhrend die-
* 4 ſer Zeit 57 Umriſſe der Gelehrten, welche wohlgetroffen in Lucca
* 8 erſchienen find. Album di 57 Ritratti di Scienziati inter-
- Tat venuti al primo congresso in Pisa nell' ottobre 1839,,
f Galileus Galileius disegnati da F. Boggı. Societa litografica lucchese,
en Bee Nan 1 Endlich erſchien folgende Ankuͤndigung. Ob das Werk
super gravium corporum lapsu iustitutis ſchon heraus iſt, iſt uns unbekannt.
es ens e Il primo consesso scientifico italiano, tenuto in Pisa
mechanicen condidit nel Ottobre 1839., figurato in un gran quadro sinottico,
ingentibusque suis posteriorumque sophorum inventis per opera del sig. Geometra A, Milanesio di Casal-
praelusit: Monferrato, Intendente, pensionario di S. M. il re di
Sardegna, gia Proſessore nella regia accademia milita-
in cujus rei memoriam a 4 5
J re di Torino, membro di ete.
Vincentius Carmignanius Eq. aur.
Aedituus templi maximi Pisanorum Einem neuen und denkwuͤrdigen Ereigniß in den Anna⸗
marmor inseriptum dedicavit len der italiänifchen Bildung, vorgefallen zu Piſa und wieder—
Kal, Octobr, an. MDCCCXXXVIIL bevorftehend zu Turin fehlte ein Kunft: Monument, wodurch
2 0 725 es verewigt wuͤrde. Ein ſolches Monument ließ ſich nur von
quo die auctoritate auspiciis que Italien erwarten und Italien hat es gegeben, und errichtet es
Leopoldi II. Magni Ducis Etruriae. heute durch den Eifer und das Talent des Herrn A. Mila⸗
679 *
nefio, von deſſen vortreffliche Arbeit wir hier die Beſchreibung
mittheilen.
Im Vordergrund erhebt ſich eine architeetoniſche Compo⸗
ſition mit Geſimſen, Fries, Rumpf und Sockel, welche 4 Pi⸗
laſter tragen und die Corniſche, in deren Mitte der großhers
zogliche Stammbaum erſcheint mit Trophaͤen zur Seite und
den Attributen des Friedens, der Religion, der Gerechtigkeit
und der Staͤrke nebſt paſſenden Verzierungen und der Medaille
von Galilei, welche die dankbare Buͤrgerſchaft von Piſa hat
prägen und den Naturforſchern uͤberreichen laffen.
Auf den 4 Pilaſtern ſtehen die Namen der Naturfor
ſcher mit ihren Titeln und Wohnorten; oben an die der 6 Be⸗
förderer der Verſammlung. Am Fundament des Gebäudes ſte⸗
hen die Namen der Praͤſidenten und Secretaͤre in 6 Medail⸗
lonen und unter jedem die Symbole und die Attribute des
Fachs. Zwiſchen den Medaillonen erhebt ſich der Umriß des
General-Praͤſidenten Prof. R. Gerbi und darunter des Ges
neral⸗Secretaͤrs F. Corridi.
In der Mitte des Werks, nehmlich im Gewoͤlbe der ab⸗
geſtutzten Pilaſter erſcheint S. k. und k. H. Leopold IL,
wie er von ſeiner Hauptſtadt nach Piſa ſich bewegt, um den
Verſammlungen beyzuwohnen Er iſt zu Pferd abgebildet in
großer Uniform und mit allen Orden geſchmuͤckt. Die Land⸗
ſchaft zeigt in der Entfernung die Staͤdte Florenz und Piſa
nebſt dem Laufe des Arno.
680
Im Vordertheil der Tafel erblickt man die Apotheoſe
von Galilei, zwey Genien an der Seite. Darunter eine ſeht
geſchmackvolle und feine calligraphiſche Compoſition als Fron⸗
ton des ganzen Gebaͤudes.
Die Wahl des Arguments konnte von Seite des Ver⸗
faſſers nicht gluͤcklicher ſeyn; ſeine Compoſition iſt uͤber alle
Beſchreibung grandios und gut ausgedacht, und die Ausfuͤh⸗
rung mit der Feder, die Frucht eines uͤber allen Glauben auss
dauernden Talentes, gleicht vollkommen einem Kupferſtich; eine
Behandlungsart ganz neu in Toſtana und eigenthuͤmlich dem
Profeſſor Milaneſio; noch niemand oder aͤußerſt wenige har
ben ſich bis jetzt an eine ſolche gewagt. 0 N
Kaum war dieſe prächtige Arbeit vollendet und dem
Großherzog vorgelegt; ſo fand ſie ſeinen Beyfall und er gerubte,
12 Exemplare zu nehmen, ſobald ſie lithographiert ſeyn wird.
Ausgezeichnete Perſonen beeiferten ſich, den Verfaſſer mit ihrer
Unterſchrift zu beehren c. Dieſe Zeichnung iſt ausgeſtellt bey
L. Bardi, dem koͤnigl. Kupferſtecher; wird es auch werden zu
Piſa, Livorno und Turin. Der Preis iſt 16 Franken, 24 vor
der Schrift; für die nicht Unterſchriebenen 24 und 32. Bis
jetzt waren 40 unterzeichnet. 3
So haben die Italiaͤner die erſte Verſammlung ihrer
Naturforſcher gefeyert.
Mittheilungen
G. Amici 451. 78. 81. 84. 85. Centofanti 531.
V. Amici 548. 551. Ceſana 550,
Antinori 548. Ceſati 583.
Audouin 643. 652. 673. Chieſi 644.
Baldracco 556. 559. 576. Cioni 675.
Colizzi 546.
Balſamo 558. 6
Comandoli 663,
Barfanti 671.
Baſevi 553. Gomi 577. 583. 657.
Baſſi 643. 648. Configliachi 545. 668.
Bellani 545. Corinaldi 553. 583. 585.
Belli 342. Corneliani 656.
Biaſoletto 587. Corſi 548.
Boggi 678. Desmaiſons 662.
C. Bonaparte 542. 588, Dini 662.
2. Bonaparte 546, 1550. Domuandos 542. 559. 575.
Boſch 670. Durazzo 653.
Botto 580. Faſſetta 660.
Boube 571.
ee 660.
errario 656.
Frank 654.
Galleſio 675.
Gariel 663.
Gazzeri 666. 669.
Gemmellaro 542.
Bouros 615. 657.
Branchi 545. 550. 552. 553.
Bruscoli 652.
Bufalini 655.
Burroni 645.
Calamai 577. 580. 666.
Canali 663. Gene 610.
Ganobbio 549. Gera 670.
Gantini 677. Gerbi 534.
Geromini 657.
Giacomini 651.
Giorgini 550.
Giuli 555. 8
Graͤberg 556. 563. 644.
Carlini 548.
Garmignani 674.
Caſari 549. 552.
Gaffiani 548. 549,
Genebella 548. 551.
haben gemacht:
Guidoni 556.
Heywood 556.
Hodes 660.
Lambruschini 542.
Lavini 546.
Link 583. 585. 587.
Linoli 660.
Lippi 643. 652.
Littrow 547.
Maeſtri 674.
Majocchi 548. 551.
Mari 673.
Maſi 543.
Mazzaroſa 672.
Oken 552.
Oneſti 669.
Orioli 549. 550. 567.
Orſini 573. 586.
Owen 642.
Paccini 641. 660.
Pacinotti 550. 551. 662.
Pampana 662.
Paoli 545. 557.
Paſini 851. 568. 573, 674.
Paſſerini 639. 642. 650. 673.
S 644. 660.
eltier 553.
Piccioli 639. 669.
652.
Mazzi 557. 567. Pilla 560.
Mecherini 678. iola 561. a
Melloni 553. oidebard 673. 0
Meneghini 576. 581. 587. 661. oli 662.
Menici 656, Polli 657.
Merlo 662.
Milano 665. 676.
Milaneſio 678.
Mondat 662.
Montucci 548. 550.
Morelli 660.
Moretti 576. 577. 584. 586. 670.
Mori 549. 660.
Muzzi 546. 549.
Nardo 641. 613. 651.
Narducci 577.
Neſti 560.
Ofterdinger 615. 662.
Pozzolini 664.
Pravaz 661. a
Procaccini 556. 585.
Puccinotti 550. 551. 662,
uliti 547. 551. !
uadri 662.
Ragazzoni 661. =
Rampinelli 573,
Neboul 580.
Nepetti 558.
Riccardi 667.
Ricci 667.
Ridolfi 584. 671.
681
Ripolt 662.
Rivelli 662.
eter Savi 577. 78. 80. 86. 87. Selys 641.
calvanti 663. Serriſtori 669. .
Schiaſſi 678. Sismonda 555. 566.
Tommaſini 543,
Turchetti 663.
Vecchi 546.
Taddei 661. Viſiani 576. 585.
—
Aeronautik 549.
Algen 576. 583.
, en 555. 566. 574.
Ambrosinia 580,
Ammoniak - Kupfer 548.
Augraecum 583.
Antrocephalus 584.
Apennin 560,
Araucaria 584,
Argentan 666.
Aves 592.
Baͤder 657.
Beſtaͤubung 578.
Bleichſucht 584.
Blennius 645.
Blut 654.
Boa 652.
Bologna 486.
Branchit 558.
Brassica 577.
Braunkohle 554.
Brenze 554. 559.
Cameele 644.
Schinas 661.
Scopoli 573.
Scortegagna 555.
Targioni 547. 580.
Thaon 659.
Zantedeschi 516.
Zucagni 555. 559. 568.
Verzeichniß der wichtigſten Gegenſtände:
Camera lucida 551.
Ceder 586.
Chara 581.
China 580.
Cinchona 580.
Coccochlorus 587.
Coniferen 585.
Cuspidaria 651.
Cycas 577. 586.
Dung 666.
Glectricität 550.
Goldgaͤnge 559.
Harnruhr 656.
Hebungen 557.
Korn, altes, 546.
Kuhpocken 663.
Kreuzblumen 584.
Leucisci 641.
Lichtkreuz 549.
Lucerna 645.
Lucca 498.
Luytta verticalis 673.
Electro⸗Magnetismus 546. Macigno 553.
Electricität d. Nerven 551. Madia 670.
Euganeen 557.
iſche 645.
lorenz 499.
resco⸗Gemaͤlde 554.
Mailand 493.
Mammalia 589.
Maremmen 572.
Maulbeerbaͤume 664.
Meteorologie 548.
Gedichte 510. 30. 40. 44. Modena 487.
Genua 497.
Geographie 563.
Geſchlechtstheile 643.
Giraffe 642
Mola 643.
Monte pisano 553. 572.
Mouches volantes 552.
Muscardine 671.
Berichtigung.
Nashornkäfer 639.
Nomenclatur 543. 546.
Origanum 581.
Oryctes 618.
Oscillaria 581.
ae 544,
arma 489.
Poroaria 642,
Pavia 490.
Pflanzenſaft 585.
Phorminm 669.
Phylliten 556.
Piacenza 489.
Piſa 501.
Pisces 626.
Proctotrupes 642.
Pyralis vitana 673.
Regeneration 660.
Neggio 488.
Reptilia 614.
Roogenſtein 570.
Ruhr 661.
Santorini 542. 559.
Satureja 585.
Schichtenbau 571.
Schmarozzer 643.
Schmirgel 575.
Scolia 639. 618.
Seidenzucht 664.
Siena 500.
Sitaris 652.
Sonnenſcheibe 551.
Starrkrampf 661.
Steinkohlen 556.
Sternſchnuppen 547.
Stigmus 674.
Testudo 621. 643. 652.
Polygonum tinctorium 671. Thermometer 546.
Thymus 587.
Uredo 584.
Valeriana 576.
Verrucano 553.
Vioa 641,
Wachsthum 586.
Zitterrochen 549.
Seite 657 Zeile 25 v. o. muß es heißen: Prof. Geromini, 3.39 Comi, 3. 42
Pecchioli, S. 659 3.3 v. u. Fr. Gentili, und S. 663 3. 2 v. u. Medici
di Condotta (Physiei). Br; -
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Wie ſollte die Geſchichte vorgetragen werden?
Vom
Grafen Georg von Buquoy.
*
Die Geſchichte ! — ſoll eigentlich ſeyn: der Complexus
der als Thatſachen hervortretenden Bedingungen (bey Groß
und Blein), * unter welchen das Leben des Einzelnen —
möglich iſt; in Mitten des Menſchheitslebens, und na⸗
mentlich des Staatslebens; ferner der Complexus der
als Thatſachen hervortretenden Beſtrebungen der Indivi—
duen, ſich der Allgemeinheit der Geſetze, die aufs Indi—
viduum häufig nicht paßt, zu entziehen, d. h. entwe⸗
der bloß damit ſich zu begnügen, oder nebſt dem — auch
noch jene Allgemeinheit der Geſetze dahin zu benuͤtzen,
um monopoliſiert frey zu handeln und zugleich uͤber
die Andern zu herrſchen. Nebſt dem ſoll die Geſchichte
auch entwickeln, wie, durch die Allgemeinheit der Geſetze,
und den allen Individuen auferlegten Zwang / ſich
jener Allgemeinheit zu unterwerfen, die Voͤlker, in einem
beſtimmten Sinne, verkruͤppeln, an urmenſchlichem
Werthe verlieren, jedoch in einem andern Sinne — jene
Stuffen höhermenſchlicher Poſition (in Bezug auf Kunſt,
Wiſſenſchaft, Handel, Induſtrie uſw.) erglimmen, die dem Wil⸗
den oder Womaden zu erſteigen — unmoͤglich bleiben
» Nach der bisherigen Methode, die Geſchichte vorzutra⸗
gen, hoͤren wir von Nichts als Regentenfolgen, Dy⸗
naſtieveränderungen, Schlachten, diplomati⸗
{hen Künften, Conferenzprotocollen, Frie⸗
densſchlüſſen, Handelstractaten, Colonien⸗
zwang, u. dgl.
s Nach der bisherigen Methode, des Geſchichtsvortrags,
verſteckt ſich das Volk, deſſen Leben und Walten —
doch das eigentlich Intereſſante waͤre, hinter den
Hofmänteln und aufgereihten Bataillons.
Iſis 1841. Heft 9.
ſtets. Auch ſoll die Geſchichte nicht bloß die Außenſchale
der Begebenheiten uns liefern, ſondern auch deren Veran⸗
laſſungen und die dabey ins Spiel tretenden Gefuͤhle, Be⸗
ſtrebungen, Leidenſchaften uſw., kurz, was zum Menſch⸗
heitsleben und deſſen poeſie wie Proſa gehört, und
zwar dieß — in Bezug auf alle Claſſen der Nation.
Ueber dem Menſchen — herrſchendes Fatum,
von demſelben.
Wohl und Weh, Freude und Trauer, Wonne und Ent:
ſetzen, Jubel und Grauen, — dieß find die, theils graziever⸗
ſchlungen, theils ſcheußlich, gigantiſch und niedlich, ernſt und
groteſkizierten al Fresco — an jenen ewigen Weltmauern,
zwiſchen denen des Schickſals Labyrinthgaͤnge hinziehen, haͤu⸗
fig unter Lockung und Spott, — den Schlangenwindungen
nach. Das erſte Embryoerwachen blitzt auf, im muͤtterlichen
Schooße, unter Umarmung in hoͤchſter irdiſcher Seeligkeit; doch
— die letzte Vollendung — wird dem zum Leben Geweckten
— erſt durch den Angſtſtoß des erſten Athemzuges, begleitet vom
Gewimmer und Schmerzensgeſtoͤhne der Mutter. Holdſeelig
Lächeln des Kindes iſt das Morgenroth werdenden Tages; —
Angſt und Grauen jedoch — beſchließen ihn, fuͤhren hinab
wieder — das Leben in das Reich der Schatten. Und von
jenem morgendlichen Laͤcheln an — bis zu dieſem angſtvollen
Nachtgrauen hin — winden ſich die Steige, bald durch labend
kuͤhlbelaubte heiter durchſungene Haine, bald durch oafenlofe
44
685
Wuͤſten gluͤhenden Zahara-Sandes umziſchet von Schlangen. —
So treibt das Fatum — den Lebenswagen dir hin, du
Beneidenswerther bald, du armer Erdebewohner
bald!
Zur Aeſthetik,
von demſelben.
Daß mir die drey Grundgefuͤhle, fuͤr wahres,
Schönes, Moraliſchgutes, — innewohnen, welche
ſelbſt — ich nicht weitershin zu analyſieren vermag,
dieß — iſt mir Thatſache des Bewußtſeyns. Werde
hier bloß das zweyte jener Gefühle näher betrachtet feinen
modifizierten Beziehungen nach.
Schon überhaupt iſt mir, was mit meinem Gefuͤhle
für Schones — harmoniert. Hiebey kann ich nebenher
jedesmal bemerken, daß vor meiner innern Anſchauung — ein
Manchfaches zur harmoniſchen Einheit ſich ver:
ſchmelze, und daß zugleich meine innere Anſchauung ab:
nend aufdlicke — nach dem Unendlichen hin — ſehn⸗
ſuchtsvoll.
Erhaben iſt mir das koloſſal Schoͤne. Anmuthig
iſt mir das wie in Miniaturzuͤgen erſcheinende Schöne,
bezaubernd durch Zartheit in feiner Anordnung. Bunſt
iſt ſchone Formung bildſamen Stoffs, unter den
manchfachen Ausdrucksweiſen der Tone — Linien —
Sarben — Plaſtik — um.
Blaſſicitat ift Innbegriff jener Eigenſchaften, welche
ein Werk befähigen, daß es ſich auf der She der Runft
— fortan behaupte.
Ideal iſt mir die, vor der ſchaffenden Einbil⸗
dungskraft, lebendig gewordene Vorſtellung, und zwar —
von fo hoher Vollendung im Reiche meiner Fiktionen,
daß deren (der Vorſtellung) treue Copie — im Reiche der
Wirklichkeit — als unmöglich mir erſcheint.
Der Humor — moͤchte vielleicht nicht unpaſſend jene
Wuͤnſchelruthe genannt werden, mittelſt der — alle Dar:
ſtellungsweiſen und Darſtellungskraͤfte ſich jedesmal
zuſammenfinden laffen; wie man es eben braucht.
Das Romantiſche — characteriſiert ſich als germa⸗
niſch⸗chriſtlich und ritterlich, als in ſuͤßem Selbſt—
vergeſſen hingegeben den hinreißenden Gefühlen von Loy⸗
autät, von Glaübensdemuth, von thatfachendem Lie—
besdrange, in pitoreſkem Durcheinander — hier Al⸗
les, ſcheinbar geſetzlos und dennoch geſetzrythmiſch,
gleich den Bergzuͤgen, die in ihrem muthwilligen Abwei—
en vom Gradlinigen — dunkel das Machtgeſetz vers
kunden, nach welchem die tobenden Fluthen einſt anordne⸗
ten ihr Sediment; der romantiſche Reitz mancher Gebirgsge⸗
gend — liegt eben in dem bioß geahneten Geſetze, das
waltete in der Urzeit.
Das Antike — characteriſiert ſich als heleniſch-heid⸗
686
niſch und erotiſch-heroiſch, als ſtreng und beſonnen
ſtets auseinanderhaltend — das Seterogene in Situa⸗
tion und Ausdruck, ohne freye Singebung an das Eb—
ben und Fluthen eines glaubenerglühenden, liebebewegten,
und eben hierüber — alle Kuͤckſicht vergeſſenden, Ges
muͤthes, ohne all dieſen Zauber — der Unkor⸗
rectheit. — Auf analoge Weiſe unterſcheidet ſich die Lehre
des Sokrates von der Lehre Jeſu, wie die ſtreng geregelt
fleißig vorbereitete Doctrin zur gelegentlich herbeygefuͤhrten
der Herzensruͤhrung entſtiegenen Improviſation.
Krdper's naturhiſtoriſche Zeitſchrift.
1838 —40. III. 1—3.
(Fortſetzung von Heft VI. 1841. S. 440.)
Band III. Seft 1. (Kopenhagen, 1840.) Mit 1 Kupfertaf.
1) S. 1 — 58. Syſtematiſches Verzeichniß der in Daͤ⸗
nemark bisher gefundenen Diptera; von Stäger. (Fortſetzung).
In dieſer Fortſetzung werden 130 Arten von Tipulariae
terricolae aufgeführt‘, nehmlich: Ptychoptera 4, Cteno-
phora 4, Tipula 35, Pachyrrhina 9, Nephrotoma 1, Pe-
dicia 1, Rhipidia 1, Rhamphidia 1, Idioptera 2, Limno-
phila 19, Cylindrotoma 2, Symplecta 3, Limnobia 20,
Glochina 3, Erioptera 18, Trichocera 6, Dixa 3, Dolicho-
peza 1, Anisomera —, Chionea —. (Wird fortgeſetzt.)
2) S. 59 — 84. Verſuch eines Verzeichniſſes der wild:
wachſenden Pflanzen ꝛc. von Hornemann, ſ. Bd. II,
Hft. 6, Nr. 5. Fortſetzung.
3) S. 85 — 101. Neuere daͤniſche zoologiſche Arbeiten.
I. Hinblick auf die Thierwelt Braſiliens vor der letzten Erd⸗
umwaͤlzung; vom Dr. Lund. (Aus: Overſigten over det
Kgl. danſke Videnſk. Selſkabs Forhandl. i Aarat 1838.)
„Vom Dr. Lund in Braſilien find in J. 1838 zwey
Abhandlungen unter dem obigen Titel eingegangen, von denen
die erſte als Einleitung allgemeine Bemerkungen uͤber die große
Anzahl von Hoͤhlen — gegen 90 —, welche der Vf. im in⸗
nern Hochlande von Braſilien unterſucht hat, enthaͤlt. Die
Erdſchicht, welche mehr oder minder hoch den Boden der
Höhlen bedeckt, oder ihren Raum ganz erfüllt, findet ſich durch⸗
aus uͤbereinſtimmend mit einer außerhalb der Hoͤhlen allenthal⸗
ben verbreiteten, und ſowohl die Ebenen und Thaͤler, als auch
die niedrigeren Hoͤhlen uͤberziehenden Bildung, welche im All⸗
gemeinen aus einer 10 — 50% mächtigen Schicht eines gewoͤhn⸗
lich rothen, groben Thons beſteht, der weder horizontale, noch
maſſenfoͤrmige Abſonderungen zeigt. — Dieſe Thonſchicht ent⸗
haͤlt ſehr oft Quarzgeroͤlle, entweder in Maſſen ohne Ordnung
umher verſtreut, oder zu mehr oder weniger regelmäßigen Schich⸗
ten angeſammelt. Der Quarz iſt gemiſcht, aber in geringer
Menge, mit gerollten Bruchſtuͤcken der übrigen in dieſen Ge⸗
genden vorkommenden Gebirgsarten. Es iſt dieſe Thonſchicht,
aus welcher man Gold und Diamanten herauswaͤſcht. — In
687 —
einigen Gegenden wird dieſe Bildung dadurch modificirt, daß die
Bruchſtuͤcke des Quarzes großkantig und in regelmaͤßige Schich⸗
ten von 4 bis 13“ Maͤchtigkeit angeſammelt find, deren Aus⸗
dehnung oft bedeutend iſt und die in verſchiedener Tieſe liegen;
oft erreichen fie die Oberfläche und bilden dann die eigenthuͤm⸗
lichen Griesfelder, welche vom Ackerbauer nicht zu benutzen,
aber mit einer eigenen Vegetation bekleidet ſind. Dieſe oͤrtliche
Modification der Thonſchicht ſcheint ihr Material einer durch
zahlreiche Gaͤnge und Einmengungen von Quarz ausgezeichne⸗
ten, zum Theile deſtruirten Talkſchieferbildung zu verdanken
zu haben. Auch in dieſen Quarzſchichten finden ſich, obgleich
ſpaͤrlich, Bruchſtuͤcke von anderen Gebirgsarten, beſonders von
Eiſenſtein.“
„Aber die abweichendſte Form, unter welcher dieſe jung:
ſten Bildungen hervortreten, iſt die im Lande unter dem Nas
men Tapanhoacanga (Negerkopf) oder ſchlechtweg Canga be⸗
kannte. Man ſieht die Maſſe wie Lavaſtroͤme uͤber Ebenen,
Thaͤler und Hügel, ja ſelbſt über die hoͤchſten Gebirgsruͤcken er
goſſen; ſie kommt am haͤufigſten in den Gegenden vor, in wel⸗
chen Eiſenſteinberge der Urbildung auftreten, und beſteht in einem
Eiſenconglomerate, welches aus Quarz und anderen Gebirgsarten
der Gegend zuſammengeſetzt iſt, vornehmlich aus Eiſenſteinbil—
dung, als Eiſenglanz, magnetiſchem Eiſenſtein u. ſ. w. durch
ein feſtes Bindemittel von gelber, rother oder ſchwarzer Farbe
verbunden; bisweilen verſchwinden die Bruchſtuͤcke und das Bin⸗
demittel bleibt allein zuruck. Auch in dieſer Bildung kommt
Gold vor. u
„Alle dieſe 3 Modificationen ein und derſelben Formation
kommen als ausfüllende Maſſe in den Höhlen vor und bilden
die Lagerſtelle der foſſilen Knochen. Ihre Haͤufigkeit in den
Hoͤhlen ſteht im Verhaͤltniſſe zu ihrer Haͤufigkeit außerhalb je—
ner, ſo daß die rothe Thonerde mit oder ohne Geroͤlle die ge—
woͤhnliche Ausfüllung ausmacht.“
„Inzwiſchen haben dieſe Bildungen unter den eigenen
Localverhaͤltniſſen, in denen fie ſich befinden, einige Veraͤnderun⸗
gen erhalten, welche bei ihnen außerhalb der Höhlen. nicht be:
merkt werden. Sie ſind nehmlich mehr oder wenig von Kalk
durchdrungen worden, welcher oft die weichen Theile des Thons
zu einer feſt zuſammenhaͤngenden Maſſe verbindet. Sie ent⸗
halten viel zahlreichere Bruchſtuͤcke von Kalkſtein und find ends
lich von einer großen Menge Salpeter durchdrungen, deſſen Ent:
ſtehung der Vf. zu erklaͤren verſucht. Zum oͤfterſten iſt die
Erdſchicht mit einer Rinde von Stalagmit bedeckt, woruͤber in
des Vfs. Abhandlung uͤber die Macquine-Hoͤhle weitlaͤufigere
Erlaͤuterungen vorkommen, nach denen die Stalagmitrinde nach
dem Hineinkommen der Erdſchicht von der unter der Erdſchicht
ebenfalls in einer fruͤhern Periode gebildeten Rinde unterſchieden
werden muß. Die Erdmaſſe mehrerer Hoͤhlen hat wenig be—
deutende Veraͤnderungen durch das in deren Oeffnung hinein⸗
ſtroͤmende Tagwaſſer erlitten.“ a
„Die zahlreichen Ueberbleibſel von Saͤugthierknochen,
welche ſich in vielen dieſer Hoͤhlen finden, ſind von verſchiedener
Beſchaffenheit. Einige derſelben zeigen ganz die reine Knochen⸗
ſubſtanz und deren Textur; andere ſind in ihrem Innern ſtark
von Kalktheilen durchdrungen, wodurch ſie mehr, als jene, in's
Gewicht fallen; und endlich iſt bei einigen die organiſche Textur
ganz verſchwunden, und an die Stelle der Knochenſubſtanz iſt
688
Kalkſpath getreten. Die mechaniſchen Veränderungen an den
Knochen in dieſen Hoͤhlen beſtehen beſonders darin, daß die
Oberflaͤche der Knochen eine Menge von Ritzen und Spalten
nach allen Richtungen, doch meiſtens nach der Laͤnge, bekommen
hat, wodurch ſie ſelbſt zugleich ein Zuſammendruͤcken erlitten
haben. Dieß Phaͤnomen erreicht ſeinen hoͤchſten Grad da, wo
die Knochen vollig zerſchmettert, doch fo, daß die Bruchſtuͤcke
ihre natürliche Stellung zu einander behalten haben, liegen.
Eine andere Veränderung der Knochen rührt von der Einwir—
kung von Raubthierzaͤhnen her, und endlich zeigen andere durch
ihre abgeſtutzten Spitzen und zugerundeten Kanten, daß ſie einem
Herumrollen zwiſchen anderen feſten Körpern ausgeſetzt geweſen
ſind. Die unmittelbare Einwirkung der Luft hat in ihrem Verhalten
gegen die geringere Bedeckung der Knochen durch Erde verſchie—
dene Grade des Zergruͤmelns anderer Knochen verurſacht, eine
Veränderung, welche beſonders durch den Zuſtand der in die
Höhlen gelangten Knochen aus der gegenwaͤrtigen Periode Er»
laͤuterung gewinnt.“
„Dieſe Einleitung ſchließt mit einer Ueberſicht der Saͤug⸗
thiergattungen, welche ſich in der jetzigen Periode auf dem in:
nern Hochlande Braſiliens ſinden; es wird dort beſonders auf
ſolche Gattungen Ruͤckſicht genommen, welche ſowohl in der
vergangenen, als der jetzigen Periode Material zu den Verſtei⸗
nerungen abgegeben haben. In letzterer Hinſicht ſind die Fle⸗
dermaͤuſe, dieſe gegenwärtigen zahlreichen Bewohner der Hoͤh—
len, die wichtigſten. Die am haͤufigſten vorkommende Art iſt
noch unbeſchrieben und gehört zu einer neuen, ihrer Zahnform
nach hoͤchſt ſonderbaren Sippe. Die naͤchſte Familie, von
deren Arten ſich eine große Menge Knochen aus der jetzigen
Periode, Ueberbleibſel von den Mahlzeiten der Strix perlata
ſeit Jahrtauſenden, aber auch zahlreiche Verſteinerungen aus
der älteren Periode zuſammengehaͤuft finden, find die Nager
(Glires.) Der Verf. liefert uͤber die in dieſen Gegenden vor⸗
kommenden Arten verſchiedene Bemerkungen. Auf den Kapi⸗
bara (Hydrochoerus Capibara) folgt hinſichts der Groͤße
der Paka (Coelogenys Paca), deſſen Spaltung in 2 Arten
ſich nicht beftätigt findet. Von den Gattungen Dasyprocta,
Anoema, Lepus, Sciurus und Sphingurus hält ſich dort nur
eine einzige, ſchon bekannte Art von jeder auf. Zahlreicher
find dagegen die Arten der Gattungen Echimys und Mus;
von der erſteren hat der Verf. 4 Arten angetroffen, welche
ſaͤmmtlich noch nicht beſchrieben zu ſeyn ſcheinen; die gemeinſte
von ihnen wird Echimys sulcidens genannt. Von der Rats
tengattung kommen 5 Arten vor, deren eine identiſch mit der
europaͤiſchen Hausmaus zu ſeyn ſcheint; die 4 Übrigen werden
als neue betrachtet. Die Knochenuͤberbleibſel der meiſten dieſer
Arten ſind in ungeheurer Menge in den meiſten Hoͤhlen ange⸗
haͤuft. Nachdem die Beutelthiere, Dickhaͤuter, Wiederkaͤuer und
Raubthiere jetzt daſelbſt lebender Arten erwaͤhnt worden ſind,
von denen jedoch ſelten Ueberbleibſel in den Hoͤhlen in der jetzi⸗
gen Periode gefunden werden, mit Ausnahme der Didelphys
Mounnus, werden mehrere Erläuterungen uͤber die jetzt lebenden
braſilianiſchen Arten der Ordnung Bruta (Edentata Cuv.)
gegeben, deren ältere Verſteinerungen ſich in fo großer Menge
in den Hoͤhlen finden. Die Faulthiere kommen nicht im in⸗
neren Hochlande vor; ſie gehoͤren dem zuſammenhaͤngenden
Guͤrtel des Urwaldes an, welcher die Kuͤſtenketten Braſiliens
bekleidet. Von Ameiſenbaͤren dagegen finden ſich die beyden
größeren Arten, Myrmecophaga jubata und M. Tamandua
689
in den Hoͤhlendiſtricten. Ruͤckſichtlich der von den Zoologen ans
genommenen Arten der Gürtelthiere werden verſchiedene Eritifche
Bemerkungen gemacht. Die Anzahl der Arten, welche in jenen
Gegenden leben, wird auf 5 angeſetzt, von welchen Dasypus
Gigas und D. tricinctus äußetſt ſelten find; ziemlich gemein
find dagegen D. gymnurus und D. gilvipes; überaus häufig
kommt eine Dasypus- Art vor, welche zuerſt für D. longicauda
Princ. Max. angeſehen, fpäter aber zu einer eignen Art unter
dem Namen, D. uroceras angenommen wurde, welche dieſelbe
iſt, die A. de St. Hilaire an Cuvier unter dem Namen
Tatu- verdadeiro mitbrachte.“
„In der Iten Abhandlung, welche von zahlreichen Ab⸗
bildungen begleitet iſt, gibt der Verf. eine Ueberſicht uͤber die
ausgeſtorbenen Thierarten, deren Ueberbleibſel er in den von ihm
unterſuchten Höhlen angetroffen hat, mit beftändiger Ruͤckſicht
auf das numeriſche Verhalten der Gattungen und Arten in der
jetzigen Periode, mit beygefuͤgten Bemerkungen über die geogra⸗
phifche Vertheilung dieſer Gattungen überhaupt. Da der Verf.
meiſtens nach ifolirten Stuͤcken von Skeletten die Thierarten
hat herausfinden muͤſſen, indem zuſammenhaͤngende Theile von
Skeletten ſelten vorkommen; ſo trifft es ſich mitunter, daß die
gefundenen Stuͤcke wohl hinreichten, die Gattung zu beſtimmen,
und die Arten fuͤr ausgeſtorbene zu nehmen, aber nicht genug,
um ſie zu characteriſiren und zu benennen.“ 0
„Der Verf. beginnt zufolge feines Syſtems mit der Orb»
nung Bruta oder der ſtumpfſinnigen Thiere, aus deren erſten
Familie er einige einzelne Ueberreſte von einem Ameiſenbaͤren
von der Große eines Ochſen gefunden hat. Aus der Familie
Gürtelthiere find die Verſteinerungen ſowohl ruͤckſichtlich der Ar—
ten, als der Individuen, ſehr zahlreich. Einige gehoͤren zu jetzt
lebenden Gattungen, find aber nicht haͤufig genug, um ſich voll-
ſtaͤndig beſtimmen zu laſſen; für andere dagegen glaubt der
Verf. neue Gattungen bilden zu muͤſſen. Solche ſind: Eu—
ryodon, welche ſich durch ihre von vorn nach hinten zuſammen⸗
gedruckten Zähne auszeichnet, Heterodon, deren einzige Art von
der Größe des Das. Uroceras iſt und den jetzt lebenden Guͤr⸗
telthieren ſich durch eine weit größere Nicht-Uebereinſtimmung
der Zähne untereinander, ſowohl ruͤckſichtlich der Form, als auch
der Größe, auszeichnet; die gemeinſten und zahlreichſten Ueber:
reſte von vorweltlichen Tatu-Arten, und welche Gelegenheit zu
einer voll ſtaͤndigen Vergleichung gegeben haben, gehoͤren der Art
der neuen Gattung Chlamytherium an, welche der Verf. Chl.
Humboldtii nennt. Dieſe Gattung zeichnet ſich durch 2 wal—
zenförmige, duͤnne Vorderzaͤhne im Ober- und 3 ſolche im Un:
terkiefer aus, wogegen die Backenzaͤhne ſehr groß, nach der Laͤnge
des Kiefers zuſammengedruͤckt find, und deren Durchſchnittsflaͤche
eine langgeſtreckt nierenförmige Figur bildet. Die Vertiefung
der Kauflaͤche ſcheint auf Pflanzennahrung hinzudeuten, welche
von den Nahrungsmitteln der jetzt lebenden Guͤrtelthiere abwei⸗
chend geweſen ſeyn wird. Eine andere Art derſelben Gattung,
von welcher aber nur wenig Reſte gefunden worden ſind, muß
die Große eines Nashorns gehabt haben. Die vierte Gattung
üͤberraſcht durch verſchiedene oſteologiſche Umſtaͤnde, welche die
Faulthiere auszeichnen, hier aber mit anderen vereinigt ſind, die
den Güctelthieren zukommen. Dieſe wunderbare, monſtroͤſe
Uebergangsform vereinigt mit der Groͤße eines Ochſen einen
Panzer, welcher meiſtens dem des Tolypeutes gleicht, aber von
außerordentlicher Dicke iſt. Die Ertremitäten find ungefähr nach
der Form der der Gürtelthiere gebildet, mit fehr kurzen dicken
690
Fuͤßen, deren Naͤgel ſehr breit und kurz geweſen ſeyn muͤſſen,
welches ihrem Fuße das Ausſehen eines Slerhane — J
liehen haben muß. Der Kopf gleicht ganz dem des Faulthiers,
er hat dieſelbe charakteriſtiſche Bildung des Jochbogens. Die
Zaͤhne ſind im Umriß, wie die des Kapibara, aber von ein⸗
fachem Baue. Dieſe Gattungsform hat den Namen Hoplo-
phorus bekommen; die Art wird euphractus genannt; ihre
Länge von der Schnauzenſpitze bis zur Schwanzwurzel hat 6“ bes
tragen. Endlich ſchließt dieſe Familie mit einer Gattung, welche,
nach den wenigen gefundenen Stuͤcken zu urtheilen, einen noch
vollkommneren Uebergang zu den Faulthieren bildet; aber es
laͤßt ſich aus den bisher unterſuchten Skelettheilen nicht aus⸗
mitteln, zu welcher Familie es zu bringen ſey. Von Panzer
iſt da keine Spur gefunden. Die Gattung iſt Pachytherium
benannt worden, die Art hat die Groͤße der vorigen erreicht.“
„Aus der Familie der Faulthiere hat der Verf. Ueber⸗
bleibſel von 2 verſchiedenen Gattungsformen gefunden. Die
eine Art von dieſen iſt in der Abhandlung über die Macquiné⸗
Höhle für eine Art der Gattung Megatherium angehörig ers
klaͤrt worden; aber ſpaͤtere Unterſuchungen haben den Beweis
geliefert, daß die Art eine eigne Gattung bilden muß, welche
wegen der ſtark vertieften Kauflaͤchen der Zaͤhne den Namen
Coelodon bekommt. Die Ueberreſte der andern Art gehoͤren der
Gattung Megalonyx an und muͤſſen zu 3 verſchiedenen Arten
gerechnet werden, welche ſaͤmmtlich von der fruͤher bekannten
Art, Meg. Jeffersonii, verſchieden find. Die gemeinſte derfels
ben ift Meg. Cuvieri, von der Größe eines Ochſen; weit felt⸗
ner kommen die 2 anderen Arten, M. Bucklandi, von der
Groͤße des Tapirs, und M. minutus, nur ſo groß, wie ein
Schwein, vor. Die plumpe und ſchwerfaͤllige Koͤrpermaſſe, welche
die Arten dieſer beiden Gattungen auszeichnet, konnte der Aus:
fuͤhrbarkeit einer kletternden Bewegung in den Baͤumen zu wi⸗
derſprechen ſcheinen; ſieht man aber auf die Bildung der Fuͤße,
die Form und maͤchtige Größe der Klauen, der Articulations⸗
weiſe des Nagelgliedes und die Stellung der Fußſohlen ꝛc., wel—
ches der Verf. weitlaͤuftig unterſucht, fo wird man darin Dies
ſelben Eigenſchaften finden, die die Faulthiere zu freylich etwas
langſamen, aber ſicheren Kletterern machen und dagegen ſowohl
das Gehen, als das Graben ſchwer machen. Der lange
Schwanz, welcher Megalonyx vor Megatherium auszeichnet,
kann vielleicht ein Wickelſchwanz geweſen ſeyn.“ t
„Die erfte Familie der Ordnung Acleidota, oder der
wiederkaͤuenden Thiere, hat in jener Periode, welche der letzten
Erdumwaͤlzung unmittelbar voran ging, mehr Gattungen auf
Braſiliens waͤrmerem Hochlande gezaͤhlt, als in der jetzigen. Au⸗
ßer 2 Hirſcharten, beide verſchieden von den jetzt lebenden,
hielten ſich in jener Zeitperiode in dieſen Gegenden eine Anti»
lopen-Art, welche ſchon aus des Verfaſſers Beſchreibung der
Macquiné-Hoͤhle bekannt iſt, und 2 Arten der Gattung Ca-
melus auf, von denen die eine das Pferd an Größe uͤbertroffen
hat, die andere etwas kleiner geweſen iſt. Die bisher gefunde⸗
nen Reſte dieſer letzteren ſind indeſſen nicht hinlaͤnglich, um aus⸗
zumitteln, ob ſie der Cameelgattung der alten Welt, oder der
Unterabtheilung Auchenia, deren Arten der ſuͤdamerikaniſchen
Alpenkette eigenthuͤmlich ſind, angehoͤrt haben. Der Verf. iſt
aus mehrern Gruͤnden, welche er anfuͤhrt, am meiſten geneigt,
das Letztere anzunehmen, wonach denn die Gattung Auchenia
in ſeiner Periode eine groͤßere Ausbreitung gehabt haben wuͤrde.
Dasſelbe moͤchte vielleicht der Fall mit der vorher erwaͤhnten
Antilope geweſen ſeyn, dafern ſich Gay's Vermuthung beſtaͤtigt,
691
daß eine Antilopenart ſich an den unzugänglichften Stellen der
ſuͤdlichſten Andeskette aufhalte. Endlich hat der Verfaſſer Ueber-
teſte einer Wiederkaͤuergattung angetroffen, welche in der Fein⸗
heit des Knochenbaues mit den ſchlankeſten Antilopen wetteifert,
ſich aber in den Einzelnheiten ihrer Skeletttheile ſowohl von
jener Gattung, wie von den übrigen Cavicornia entfernt. In
einigen Theilen naͤhert ſie ſich der Hirſchgattung, in anderen
aber weicht ſie deſto mehr wieder ab. Dieſe verſchwundene
Thiergattung hat den Namen Leptotherium bekommen; ſie
hat, nach den Reſten zu urtheilen, aus 2 Arten beſtanden,
einer, welche kleiner als ein Reh, und einer andern, welche
größer als ein Hirſch war.“
{ „Von den Ueberreſten der Dickhaͤuter⸗Familie gehoͤrt
eine Art zur Tapirgattung, 2 gehören zu den Nabelſchweinen
(Dieotyles) und endlich eine Art zu Mastodon.“
„Die Familie der Raubthiere zeigt ſich in der jetzigen
Periode mit einer geringern Gattungsanzahl, aber mit mehren
Arten, als in jener fruheren; indeſſen führt der Verfaſſer mehrere
Gruͤnde an, welche vermuthen laſſen, daß auch die Anzahl der
Arten damals größer geweſen ſey. Die Zahl der ſaͤmmtlichen
gefundenen Arten beläuft ſich auf 10. Unter den Arten der:
jenigen Gattungen, welche in denſelben Gegenden noch vorkom⸗
men, zeichnet ſich eine große Katzenart, faſt von der Groͤße des
Löwen, aus; ferner eine Art Wolf von der Groͤße des euro⸗
päifchen. Zu Gattungen, welche jetzt nicht im innern Hoc)
lande Braſiliens vorkommen, gehoͤren die Reſte einer kleinen
Bärenart und einer Hyaͤne etwa von der Größe der größten
jetztlebenden Art. Die Gattungsform Ursus iſt in neueren
Zeiten in den Alpenregionen von Peru und Chili gefunden wor⸗
den. Die Vertheilung dieſer Gattung hat ſonach nur eine Ver⸗
aͤnderung erlitten, wogegen keine Wahrſcheinlichkeit dafuͤr ſpricht,
daß die Hyaͤnengattung noch in Amerika vorkomme.“
„In der Ordnung Myoidea bietet die Familie Glires
Ueberreſte von 16 ausgeſtorbenen Arten dar; nur eine einzige
der im Lande jetzt lebenden Gattungen, nehmlich die der Eich—
hoͤrner, hat unter jenen keinen Repraͤſentanten. Nur eine ein⸗
zige Art gehoͤrt zu einer verſchwundenen Gattungsform, aber der
Mangel an charakteriſtiſchen Stuͤcken verhindert ihre vollkom⸗
mene Beſtimmung. Unter den Arten zeichnet ſich eine von der
Gattung Dasyprocta durch ihre bedeutende Groͤße aus, welches
auch von einer Art der G. Hydrochoerus gilt, bey welcher
die vorderen Flaͤchen der Vorderzaͤhne gefurcht ſind. Die Reſte
der G. Coelogenys (Paca) glaubt der Verfaſſer, nach den
neueſten Unterſuchungen nur zu 2 Arten bringen zu duͤrfen,
und nicht zu 3, wie er fruͤher meinte.“
„Die Familie der Beutelthiere zaͤhlt nur 2 ver⸗
ſteinerte Arten, welche beyde der jetzt lebenden amerikaniſchen
Gattung angehoͤren. Die kleinere derſelben findet ſich in der
Zuſammenſetzung der Knochenbreccien, welche aus zuſammenge⸗
haͤuften einzelnen Knochen einer großen Anzahl kleiner Thier⸗
arten aus der Familie der Nager beſtehen.“
„Von Fledermaͤuſen hat der Verfaſſer trotz der ſorgfaͤltig⸗
ſten Nachſuchungen nicht die geringſte Spur in den aus der
altern Periode herſtammenden Ueberbleibſeln gefunden.“
„Endlich ſchließt der Verfaſſer feine Ueberſicht der vor-
weltlichen Saͤugthiere im innern Hochlande von Braſilien mit
Iſis 1841. Heft 9.
— —
— —m
692
einer merkwuͤrdigen Art der Familie der Affen,“ deren Ueber
reſte er entdeckt hat. Dieſer Affe hat an Groͤße die groͤßten
Individuen übertroffen, welche man bis jetzt vom Orangutang
oder vom Chimpanſe geſehen hat, von welchen er ſich aber gene⸗
riſch unterſcheidet; er zeigt ſich ebenfalls verſchieden von den
braſilianiſchen Affengattungen und wird deßhalb in einer eignen
Gattung unter dem Namen Protopithecus brasiliensis auf⸗
geſtellt. Mit dieſer uͤberraſchenden Entdeckung ſchließt ſich die
Ueberſicht der Saͤugthiere, welche in dem erwähnten Hochlande
vor der letzten großen Erdumwaͤlzung gelebt haben; die Abhand⸗
lung erwaͤhnt im Ganzen 53 ausgeſtorbene Arten, welche 32
Gattungen angehoͤren, von denen 10 ganz verſchwunden ſind.“
„In einem andern Abſchnitte ſtellt der Verfaſſer umfaſ⸗
ſende Unterſuchungen uͤber die Beſchaffenheit der verſchwundenen
Thierſchoͤpfung an, vergleicht ſie mit der jetzt an denſelben Stellen
lebenden, ſowohl hinſichtlich der generiſchen, als der ſpeciellen
Formen, und auch des numeriſchen Verhaltens der Gattungen
und Arten, ſo wie der fruͤhern Vertheilung der Gattungen uͤber
die oͤſtliche und weſtliche Hemiſphaͤre, wobey er die abgeleiteten
Reſultate als gefundene Hauptpuncte in der hiſtoriſchen Behand»
lung der Saͤugthierclaſſe ſammelt.“
II. S. 95 - 96. Cirroteuthis Muelleri Eschricht.
(Auszug von Eſchrichts Beſchreibung dieſes von ihm mit
einem ſo fehlerhaften und ganz verwerflichen Gattungsnamen
[sufammengefegt aus dem lateiniſchen Cirrus und dem griechis
ſchen Teugis !] belegten, hoͤchſt merkwuͤrdigen Cephalopoden
in den Acta Leop. XVIII, 2.)
III. S. 96 — 100. Ichneumonidarum ad Daniae
Faunam pertinentium genera et species novae. Deser. Georg.
Schiödte.
Hr. Sch. hat in Guerin's Magazin de Zoologie,
d’Anat. comp. et de Paleont: für 1839 die lateiniſche Ab:
handlung veroͤffentlicht, deren Titel hier angefuͤhrt worden iſt.
Hier werden nur die Gattungscharactere der 2 in derſelben aufs
geſtellten Gattungen und die Diagnoſen der beſchriebenen Arten
gegeben. Die Gattungen ſind Megastylus und Cylloceria
(muͤßte wohl Cylloceraea [von xvAdös und x&αjH] heißen).
IV. S. 100 — 101. Spicilegium Serpentium indi-
corum; by Dr. T’heod. Cantor.
„Dieſe kleine Abhandlung in den Proceedings of the
Zoological Society fuͤr 1839 (Iſis) enthaͤlt die Diagnoſen vieler
neuer indiſcher Schlangenarten nebſt Angaben uͤber die Fund⸗
oͤrter, die Trivialnamen, u. ſ. w. und bildet alfo eine Art Sup:
plement zu Ruſſel's bekanntem Werke über die indiſchen
Schlangen. — — Der Verf. hat feinen Aufenthalt in Oſtin⸗
dien im J. 1835 — 37 dazu benutzt, die hier vorgefuͤhrten
Schlangenarten zu beſchreiben und abzubilden; er hat wohl:
wollende Unterſtuͤtzung bey feiner Arbeit von mehreren dort ans
weſenden Gelehrten und Sammlern (W. Griffith, J. W.
* „Die Entdeckungen von Affenverſteinerungen, welche in
Sivalik, am Vordergebirge des Himalaya und im De-
partement Gers im ſuͤdlichen Frankreich gemacht worden
find, waren, da die Abhandlung nach Europa im Decbr.
1837 abgefandt ward, dem Verf. unbekannt,’
44®
693
Grant, Hodgfon,) erhalten, und die Radeliff'ſche Biblio-
tbek in Oxford hat feine Originalexemplare, Zeichnungen und
Beſchreibungen acquirirt. — Hr. Cantor tritt in die Fuß⸗
ſtapfen feines Verwandten, Nathanael Wallich, indem er
nicht allein ſeine Muße zur naturgeſchichtlichen Unterſuchung der
Gegenden, welche er ſich zum Aufenthalte erwaͤhlt, verwendet,
ſondern ſich auch ſeiner vaterlaͤndiſchen Sammlungen erinnert
und dieſelben zu bereichern ſucht. Er hat auch dem Univerſitaͤts⸗
Muſeum in Kopenhagen ein Elephantenſkelet geſchenkt.“
4) S. 102 112. Bopyrus abdominalis, beſchrie⸗
den von H. Kroͤyer. Mit 1 Kupfertafel. Iſis Taf. II. III.
„Die Bopyrus⸗Art, welche hier beſchrieben wird, iſt zwie⸗
fach ſehr merkwuͤrdig; theils wegen der bey dem erwachſenen 2
weit größern Unregelmaͤßigkeit und Abweichung von der Grund:
form, als bei irgend einer bekannten Art der Gattung, theils
wegen der ungewöhnlichen Anhaltungsſtelle, indem fie ſich nicht an
den Seiten des Kopfbruſtſtücks unter der Schale beveſtigt, ſon⸗
dern an der Bauchflaͤche des Hinterkoͤrpers.“
„Ich traf dieſen Bopyrus an mehreren Orten der nord⸗
norwegiſchen Kuͤſte, aber am haͤufigſten bey Chriſtiansſund
(etwa 63° n. Br.)? im April an einer Hippolyte,“ welche
ich dort in großer Menge fing. Von 58 Individuen derſelben
trugen 11 jeder ein Bopyruspaar unter dem Bauche. Bey eis
nem, welches keinen Bopyrus unter dem Bauche hatte, fand
ich an dem einen Auge ein o fo veſt angeheftet, daß es nur
mit vieler Muͤhe von demſelben los zu machen war. Bey ei⸗
nem andern, welches ſchon ein Paar unter dem Bauche trug,
ſah ich noch ein uͤberfluͤſſiges A auf dem Rüden herumkriechen
und ſich endlich nach dem Auge hin begeben. Bey einem dritten
traf ich ein Paar unter dem Bauche und ein einzelnes G auf
einer der Kiemen. Die Anheftungsart des F ift folgende: Es
iſt unter den 2 erſten Ringen des Hinterkoͤrpers angebracht; die
Blaͤtter, welche den Eyern und Jungen des Bopyrusweibchens
zu Bewahrungsſtellen dienen und deſſen Bauchflaͤche einnehmen,
kehren ſich nach außen, oder, wenn wir uns die Hippolyte in
ihrer naturlichen Stellung denken, nach unten; der Kopf des
Bopyrus 2 iſt gegen den Schwanz der Hippolyte gekehrt, und
deſſen Kiemenblaͤtter ragen gegen das Kopfbruſtſtuͤck der Hippo⸗
Inte vor. Die Hippolyte trägt felbft unlaͤugbar viel dazu bey,
daß ſie ihrem Feinde ein veſtes und ſicheres Lager bereite; die
Seiten der veſten Bedeckung der Ringe legen ſich dicht an ihn an,
und das Ste P. Schwimmfuͤße ſchließt die Seiten des Bopyrus
fo genau. ein, daß fie fogar eine tiefe Furche oder einen Canal
laͤngs jeder Seite hervorbringen. Keine Welle, kein Reiben an
Tang oder anderen Gegenſtaͤnden ſcheint die Hippolyte von ihrem
läſtigen Gaſte befreyen zu koͤnnen. Aber unabhängig von der
Beſchuͤtzung, welche die Structurverhaͤltniſſe der Hippolyte dem
Schmarotzer gewaͤhren, heftet ſich dieſer auch ziemlich ſtark an
ſeinem Wirthe veſt. Dieß ſieht man ſehr deutlich, wenn man
alle die Theile der Hippolyte wegnimmt, die dem Bopyrus zu
Anhaltpuncten dienen koͤnnen, und dann die erſtern mit hinab⸗
gekehrter Bauchflaͤche aufhebt. Der Schmarotzer haͤngt dann
„Südlich von Chriſtiansſund iſt er mir nicht vorgekommen.
Im Norden kommt er dagegen bis nach Spitzbergen vor.“
“ „Hippolyte Gaimardü Miine Edw., fo weit dieß ohne un⸗
mittelbare Vergleichung nach M. E's kurzer Beſchreibung
ausgemacht werden kann.“
— —
694
fie etwa Zmal im Durchmeſſer vergrößert iſt) näher bes
wie die An⸗
ung inge (Big gener bie Ringe, des Hin⸗
terkörpers (Fig. 1, i) und deren Kiemenblätter (Fig. 1, f) an
rand des Thiers betrachten, ſo erhellt, daß der Kopf weit hinter
dem Vorderrande des Körpers liegt; der Stirnrand wendet ſich au
nicht gegen a, eben ſo wenig wie der Nackenrand ſich gegen
b, ſondern der erſtere gegen e; der letztere gegen d. Es
alſo richtiger, i als den Vorder-, b als den Hinter und a — d
als den linken Rand des Thiers zu betrachten; dann eht der
rechte Rand alſo zwiſchen e und b. 7 IE
„Der Kopf iſt, mit dem ganzen Körper verglichen, nur
klein; aber mit den Bruſtringen dagegen ziemlich groß zu nen⸗
nen, da ſeine Laͤnge ungefaͤhr gleich mit der der 4 erſten Bruſt⸗
ringe zuſammen genommen iſt. Stirnrand ziemlich gerade oder
doch in keinem hohen Grade convex; dagegen der Hinterrand
des Kopfs ſehr ſtark gebogen oder faſt einen ſpitzigen Winkel
mit abgerundeter Spitze bildend. Vor dem Stirnrande liegt ein
großes Blatt von etwas unregelmaͤßiger Form, welches großen⸗
theils die Mundtheile bedeckt. — Die groͤßte Partie der Mund⸗
theile, auf welche man ſtoͤßt, nachdem dieß Blatt weggenommen
worden iſt, iſt eine haͤutichte, duͤnne Doppelplatte (Fig. 8.)
deren eine Abtheilung gerade uͤber der andern liegt; die obere
Abtheilung oder Platte (a) iſt die größte, ziemlich ſtark conver,
Wen 1 3 D,
„Ich füge „norwegiſchen “ bey, indem ich Er. von Spitzber⸗
gen von 5“ L. beſitze; wie es im Allgemeinen, ſoweit
meine Erfahrung reicht, eines der ſonderbaren Verhält⸗
niſſe in der ene der Polarzone zu ſeyn ſcheint,
daß die Arten, welche ſie mit der gemaͤßigten Zone ge⸗
meinſchaftlich hat, in ihr eine weit bedeutendere Große
erreichen, als in dieſer.“ Wb er
» „Wie dieſer Bopyrus wegen ſeiner verdrehten Form in
einiger Hinſicht mit den Schollenarten Hast den Fiſchen
zu vergleichen iſt, eben fo könnte man auch darin, wenn
man wollte, einen fernern Vergleichspunct zwiſchen ihnen
finden, daß der Kopf, die Fuße 2c. Sen n bald gegen
die rechte, bald gegen die linke Seite hin gedreht And
(wie einige Schollen die Augen ꝛc. bald auf der rechten,
bald auf der linken Seite haben). Von 3 —4 Individuen
ſcheint immer eines nach links gedreht zu ſeyn; bisweilen
ſindet man ſogar die Anzahl der nach links gedreheten In⸗
dividuen eben fo groß, wie die der rechts gedrehten.“
695
etwas unregelmäßig oval, mit größtem Hoͤhendurchmeſſer; der
Rand, mit welchem ſie ſich am Kopfe beveſtigt, erſtreckt ſich
von a bis zu ihrer Vereinigung mit der andern Platte. Dieſe
(F 3, b.) iſt kleiner, mit größtem Breitendurchmeſſer, viereckig,
mit abgerundeten Ecken, und ſcheint mir mit ihren äußeren
Ecken mit der oberen Platte verbunden, dagegen aber nicht mit
dem Kopfe (oder mit dieſem doch in jedem Falle nur in einer
ſehr kleinen Strecke). So iſt das Verhalten an der rechten
Seite des Mundes; an der linken Seite dagegen iſt die untere
Platte (d.) größer als die obere (beſonders viel breiter) und von
einer ſich ſehr dem Dreyeckigen naͤhernden Form. Innen vor
dieſen Platten findet ſich ein Paar etwas kleinerer (F. 4.) von
langgeſtreckter, am Ende ſtumpf abgerundeter Form; jede dieſer
Platten wird durch eine Querfurche (wenn auch ziemlich un—
deutlich) in ein kuͤrzeres, etwas dreyeckiges Endſtuͤck (F. 4, a.)
und ein größeres, viereckiges Wurzelſtuͤck (F. 4. b.) getheilta
Mehr Mundtheile habe ich nicht entdecken konnen; inzwiſchen
iſt es nach der Analogie zu vermuthen, daß mehrere da ſeyn
muͤſſen, deren Weichheit mich nur verhindert haben mag, ſie
zu finden. Augen ſcheinen in dieſem Entwickelungsſtadium
nicht zu exiſtieren.“
„Der erſte Koͤrper ring legt ſich dicht an den Kopf
und umgibt dieſen faſt wie ein Halsband; er iſt alſo ſtark halb—
mondfoͤrmig gebogen, jedoch am ſchmaͤlſten im Nacken oder in
der Mitte, breiter gegen die Enden. Der zweyte Ring, wel⸗
cher außerordentlich ſtark entwickelt iſt, hat eine von der des
Aften verſchiedene Richtung; ſtatt daß von dieſem (wenn man
die Krumme nicht in Betrachtung zieht) geſagt werden kann,
er verlaufe in der Richtung 2 — b., fo breitet ſich jener nach
der Richtung c—d. aus, und kann mittels einer gegen d ſtets
breiter werdenden Furche ganz hinuͤber bis zum linken Rande
des Thieres verfolgt werden. Dieſer Ring iſt nicht halbmond—
foͤrmig vorgebogen, ſondern hat dagegen am hinteren Rande
eine kleine Kruͤmme oder bildet einen ſehr ſtumpfen Winkel mit
nach vorn gerichteter Spitze. Die folgenden 5 Bruſtringe kann
man keineswegs quer Über das Thier verfolgen, fondern fie ver-
ſchwinden ſchon etwas uͤber der Mitte der Breite, oder ſelbſt
vor der Mitte, und der hinten anliegende Ring nimmt allezeit
eine geringere Breite ein, als der voranliegende; ihr linkes Ende
kruͤmmt ſich ruͤckwaͤrts, welche Krümmung vom vorderſten bis
zum hinterſten zunimmt.“
„Da die zu allen 7 Bruſtringen gehoͤrenden Fuͤße in
der Form uͤbereinſtimmen und eben fo auch ungefähr in der
Größe, fo koͤnnen fie zuſammen beſchrieben werden (F. 1, e.
und F. 6.). Sie ſind dick, ziemlich kurz und beſtehen aus 3
deutlichen Gliedern: das Grundglied (F. 6, a.) iſt etwa ½“
lang, liegt quer und bildet faſt einen rechten Winkel mit den
2 folgenden Gliedern, die zuſammen ungefähr ½““ lang find;
das te Glied iſt an beyden Enden zugeſpitzt und in der Mitte
gebogen, auf welche Weiſe es ein etwas langgeſtrecktes, ſchiefes
Viereck bildet; das letzte Glied iſt plump, oval (doch etwas ges
kruͤmmt und alfo ſich der Nierenform naͤhernd), am Ende ſtumpf
abgerundet; einen Haken oder eine Klaue habe ich lange weder
mit der Loupe, noch unter dem Microſcop durch Preſſung ent⸗
decken koͤnnen, und dieſer Theil iſt auch wegen ſeiner geringen
Groͤße und eingebogenen Stellung ſehr ſchwer zu bemerken. In⸗
deſſen iſt er doch wirklich da, und bey jungen Individuen ſieht
man ihn leichter (F. 13.) Sehr ſonderbar iſt es, daß der
696
1fte Ring 2 Fuͤße hat (einer ragt zu jeder Seite des
Kopfes vor), während die 6 folgenden nur einen has
ben, welcher an der rechten Seite liegt. An der
Wurzel jedes Fußes finden ſich 2 kleine, abgerundete, neben
einander liegende Hoͤcker (F. 6, d.), von denen der der Fuß—
wurzel naͤchſte ein wenig größer iſt, als der andere (nehmlich,
wenn ſie zwiſchen Glasplatten gepreßt werden; ſonſt zeigen ſie
ſich ungefaͤhr gleichgroß). Dieſe Hoͤcker glaubte ich Anfangs
fuͤr Rudimente von Fuͤßen der linken Seite halten zu koͤnnen,
aber, da fie ſich auch am Aften Ringe finden, fo wird dieß un⸗
wahrſcheinlich, eben ſo auch zufolge der Entwickelungsgeſchichte.“
„Der Hinterkoͤrper iſt zugeſpitzt oder verkehrt kegel—
foͤrmig und beſteht aus 6 deutlichen Ringen (F. 1, i.), welche
allmaͤhlich an Breite abnehmen; die 5 erften find breiter als
lang, der Gte aber viel länger als breit. Die 4 erſten Ringe
ſchicken, jeder, nach den Seiten ein Paar weißer Kiemen—
blaͤtter (F. 1, f.) aus, deren die 2 letzten ermangeln. Die
Kiemenblaͤtter an der linken oder den Fuͤßen entgegengeſetzten
Seite ſind viel groͤßer und breiter, als an der rechten oder
fußtragenden Seite, und an beyden Seiten pflegt das oberſte
Kiemenblatt das groͤßte zu ſeyn, und die folgenden ſtuffenweiſe
abzunehmen. Bey erwachſenen W.. find die Kiemenblaͤtter fo
groß, daß fie ſich einander zum Theil bedecken; das 1fte P.
wird theils vom ten, das 2te vom Zten und das Ste vom
Aten bedeckt. Sie ſind oval, aber in manchen Nuancen, da
theils die Form der einzelnen Kiemenblaͤtter nicht ganz beſtaͤn⸗
dig iſt, theils die an der linken Seite (F. 7, a.) mehr gebogen,
die an der rechten (F. 7, b.) mehr langgeſtreckt und ſchmal
ſind. Einige kleine Buͤſchel weißer Haare ſtehen hier und da
laͤngs des Randes der Kiemenblaͤtter. Die Verzweigung der
Blutgefaͤße an der Oberflaͤche der Kiemenblaͤtter iſt unter dem
Microſcop recht deutlich zu ſehen. Der letzte, zugeſpitzte Ring
des Hinterkoͤrpers iſt am Ende etwas geſpalten (Afteroͤffnung)“
„Wenn die Bauchflaͤche des Thieres aufwaͤrts gewendet
wird (F. 2.), ſo ſieht man, daß ſie ausſchließlich von dem
Sacke oder dem Behaͤlter, welcher zur Bewahrung der Eyer
und der zarten Jungen beſtimmt iſt, eingenommen wird. Von
der ſehr großen Anzahl der Eyer iſt der Sack ſtark ange⸗
ſchwollen bey dem eyertraͤchtigen W., und die Bauchfläche iſt,
wie oben bemerkt ward, beſonders converk. Die Bruſtplatten
ſind in ſehr verſchiedenem Grade entwickelt und nur 3 von
ihnen, mag man fagen, koͤnnen zur Bildung des Sacks bey:
tragen. Aber von dieſer iſt wieder eine — die oberſte — von
ſo uͤberwiegender Groͤße, daß ſie faſt die ganze Bauchflaͤche ein⸗
nimmt (F. 2, a. d. e. k. c.). Wird dieſe vom Körper ge⸗
trennt, ſo wird man gewahr, daß ſie aus 3 Abtheilungen oder
Gliedern beſteht (ſ. F. 5., wo ſie fuͤr ſich dargeſtellt iſt, von der
inneren Seite betrachtet): einem ſehr duͤnnen und durchſichtigen
Theile (a.), deſſen oberer Rand an den Koͤrper geheftet iſt;
einem ſtark gebogenen, etwas dickeren Theil (b), welcher durch
einen erhabenen Rand vom vorhergehenden getrennt iſt und
nicht allein den unteren Rand der Platte, ſondern auch eine
große Strecke der Seitenraͤnder einnimmt; dieſer Theil wird
uͤbrigens durch eine erhabene Ader oder Linie in 2 kleinere (b“
u. b“) getheilt; endlich einem kleinen, abgerundeten dritten
Theile (e.), welcher außen vor der übrigen Platte liegt, mit
welcher er ſich gleichſam durch ein Gelenk verbindet; es iſt das
ſchon oben bey der Beſchreibung des Kopfes erwaͤhnte Blatt,
697
welches die Mundtheile verdeckt. Die innere Fläche dieſes
Blattes hat ein eigenes Förniges Anſehen oder ſcheint dicht
mit einer ſehr großen Menge ſehr kleiner Papillen beſetzt zu
ſeyn. — Die 2 anderen Platten, welche zu einem geringeren
Theile zur Bildung des Bauchſackes beytragen (F. 2, d. e. b.
u. b. k. g.), ſind langgeſtreckt, aber ſchmal; ſie nehmen den
untern Rand und einen Theil der Seitenraͤnder der Bauchflaͤche
ein; ihr eigener innerer Rand legt ſich uͤber den Rand der
großen Platte und ſchließt ſich dicht an dieſen; ſolcherweiſe die⸗
nen fie vorzüglich zum Schließen des Bauchſackes. Oberhalb
der Bauchplatte (b. k. g.) liegt eine ſehr kleine Platte (g.),
welche deren oberes Ende bedeckt; und uͤber ihr liegen wieder
2 noch viel kleinere (h. u. c.); dieſe 3 kleinen Platten, welche
wie Dachziegel über einander liegen, ſcheinen als ganz rudi⸗
mentäre Organe betrachtet werden zu koͤnnen, die keine Functio⸗
nen zu verrichten haben.“ f
„Da ich eine große Anzahl von Individuen von ziemlich
verſchiedener Groͤße zur Vergleichung gehabt habe, ſo bin ich
im Stande geweſen, einige nicht unintereſſante Beobachtungen
über die ſtuffenweiſe Entwickelung der W. zu machen. Das
am wenigſtens entwickelte W., welches ich geſehen habe, hatte
eine Länge von ungefähr 1¼ %“ und ́“ Breite; woraus
alſo folgt, daß deſſen Form langgeſtreckt und ſchmal war (F. 9,
10.), etwa eben ſo, wie die des M. Auch bey dieſem fand
fi ein kleines M. (etwa ½“ lang), welches jedoch nicht auf
die gewöhnliche Weiſe angebracht war, ſondern längs der Un-
terflähe des Hinterkörpers zwiſchen den Kiemeiblättern ſaß.
(Es war in der Form ziemlich verſchieden von den erwachſenen
M. und ſcheint alſo zu beweiſen, daß die Geſchlechter
einander ſchon in einem ſehr fruͤhen Alter ſuchen und ſich
bevor ſie den Kreis der Verwandlungen vollendet haben,
begatten ſollen.) Die Ruͤckenflaͤche des jungen W. war ſtark
conver und der Vordertheil des Körpers (der Kopf und die 3
oder 4 erſten Bruſtringe) gebogen. Ein Mangel an Symme⸗
trie in der Form war nicht zu bemerken, oder doch nur bey
einer nähern Unterſuchung der einzelnen Theile des Thierchens.“
„Der Kopf iſt deßwegen merkwuͤrdig, weil er jederſeits
(ziemlich weit nach hinten gegen den Vorderrand des erſten
Bruſtringes) ein kleines, kreisrundes Auge traͤgt. 2 P. klei⸗
ner Fühler ſcheinen da zu ſeyn; doch habe ich dieſe oder die
Mundtheile nicht genauer unterſuchen koͤnnen, da ich das Thier
nicht zergliedern mochte. — Die letzten 7 Bruſtringe ſind,
ſo weit ich habe bemerken koͤnnen, ganz ſymmetriſch; ihre
Ruͤckenflaͤche iſt ſtark conver, und fie bilden ſonach, wenn man
das Thier von der Seite anſieht, jeder, einen an der Ruͤcken—
linie vorragenden Hoͤcker oder Buckel. — Jeder Bruſtring iſt
mit 1 P. Füßen verſehen, und dieſe Füße find zu beyden
Seiten von derſelben Geſtalt und Größe. In ihrem Baue zeis
gen ſie keine andere weſentliche Verſchiedenheit von denen des
erwachſenen W., als daß ſie ein Glied mehr haben. — Die
4 erſten Ringe des Hinterkoͤrpers bilden nicht bloß Hoͤcker,
ſondern, man Eönnte faſt ſagen, Dornen auf dem Ruͤcken; der
Ste iſt etwas undeutlich, der Gte langgeſtreckt, etwas gekruͤmmt,
am Ende ziemlich tief geſpalten. Was mir ſonderbar vor—
kommt, iſt, daß ich 5 P. Kiemenblaͤtter ſtatt 4 (ein kleines
zwiſchen dem Zten und öten) wahrgenommen zu haben glaube;
die Kiemenblätter find uͤbrigens beyderſeits ungefähr von einer:
ley Form und Größe, das iſte etwas größer und breiter als
die 3 folgenden Paare, das letzte P. das größte.
—
698
„Ein W. von 17,0 Länge und ungefähr 1¼½ Breite
(Tab. I., F. 8.) bildete einen intereſſanten Uebergang zwiſchen
den beyden disher beſchriebenen Formen. Es zeigte noch Spu⸗
ren von Augen (obgleich nicht ganz fo deutlich, wie das kleinere
Individuum), wogegen ſich die Koͤrperform ſchon zu einem gro⸗
ßen Grade von Aſymmetrie entwickelt hatte. Da die Ges
ſchlechtsthaͤtigkeit noch nicht in ihre volle Kraft getreten war,
ſo war der Hinterkoͤrper im Verhaͤltniſſe zum Vorderkoͤrper
(Thorax) größer, als beym erwachſenen W., und die Körper
form mehr langgeſtreckt, nach hinten zugeſpitzt. Alle Bruſt⸗
ringe waren noch quer uͤber die Breite des ganzen Koͤrpers zu
verfolgen, waͤhrend bey dem erwachſenen W. wegen der ſtarken
Entwicklung und Anſchwellung des Eyerbehaͤlters ber te Bruſt⸗
ring der letzte iſt, welcher queruͤber reicht und ſich ſolcher Ges
ſtalt als ein vollſtaͤndiger — wenn gleich unfoͤrmlicher Ring
zeigt. An der Ruͤckenflaͤche der Ringe wird ein runder Hoͤcker
gegen die linke Seite zu bemerkt (F. 8, J.), welcher am deut⸗
lichſten bey den 4 letzten Bruſt- und den 2 oder 3 erſten
Schwanzringen hervortritt, wogegen er bey den Übrigen nicht
ſo leicht verfolgt werden kann. Da jedes Fußpaar nur einen
Hoͤcker an der Wurzel hat (nicht 2, wie bey den erwachſenen
W.), ſo ſind folglich die 2 Hoͤcker hier noch nicht zuſammen⸗
geruͤckt. Die 4 P. Kiemenblaͤtter des Hinterkoͤrpers zeigen ſich
ziemlich aſymmetriſch; ſie ſind am groͤßten an der linken Seite
und nehmen dort ſtuffenweiſe an Groͤße, vom erſten bis zum
letzten, ab, wogegen an der rechten Seite die 3 erſten ungefähr
gleichgroß ſind, das letzte aber etwas kleiner iſt. Die Fuͤße
ſind mit ſehr kleinen Haken verſehen, welche ich, wie ſchon be⸗
merkt ward, lange nicht gewahr werden konnte, nachdem ich ſie
aber erſt entdeckt hatte, mit Beſtimmtheit auch an jedem Fuße
wieder fand. (F. 13. ſtellt das letzte Glied und den Haken des
1ſten Fußpaares dar).
Seite Füße bemerkt, und ich nahm ſchon an, daß ſich an der
linken Seite keine faͤnden; aber bey der Zergliederung des Thie⸗
res entdeckte ich, daß es auch dort mit, obzwar kleineren, Füs
ßen verſehen war, welche unter den Bruſtplatten verborgen
ſteckten. (F. 12. zeigt die erſte Bruſtplatte an der linken Seite
des Kopfes, — F. 8. a. ihren Rand nebſt den 2 unter dem⸗
ſelben verborgenen Fuͤßen.) Natuͤrlich wird bey den Leſern die
Vermuthung entſtehen, daß ſich auch beym erwachſenen W. zu
beyden Seiten Fuͤße finden muͤſſen, wenn ſie gleich an der einen
Seite rudimentaͤr und verſteckt ſeyen. Ich hegte dieſelbe Ver⸗
muthung und wurde dadurch veranlaßt, aufs Neue ein P. der
größten erwachſenen W. zu zergliedern.
durchaus an der linken Seite keine Spur von Fuͤßen zu ent⸗
decken. Die Mundtheile zeigten eine Form, welche von der
bey den erwachſenen W. beſchriebenen etwas verſchieden war.
Zu jeder Seite des Mundes ſtanden 3 blattfoͤrmige Organe,
ein aͤußeres (F. 14.), ein mittleres (F. 15.) und ein inneres
(F. 16.), deren Form an der rechten Seite ſo beſchaffen war,
wie die citierten Zeichnungen fie darſtellen.“ 2
Band III. Seft 2, 3. Kopenh. 1840. M. 2 K.K.
1) S. 113-206. Verſuch eines Verzeihniffe der in
Dänemark wildwachſenden, aber in älteren Zeiten dorthin ge⸗
brachten Pflanzen uſw. von J. W. Hornemann. (Fortſ.)
2) S. 207213. Zur Geſchichte innlaͤndiſcher Am:
phibien, von F. Boie. (Der Aufſatz iſt deutſch geſchrieben.)
Anfangs hatte ich nur an der rechten
Aber ich vermochte
699
1 Pelias Berus L.“ Einige Bemerkungen, veranlaßt
durch die Mittheilungen uͤber P. Berus und P. Prester in
Bd. II. Hft. 5. der Tidsſkrift (S. Iſis 1841. S. 423.)
Cuvier hat P. Berus und P. Aspis verwechſelt, wie
man 1823. an Exemplaren der franzoͤſiſchen P. Aspis im Pa—
tiſer Muſeum fand, indem es bey ihnen auffiel, daß dieſe Art,
wie P. Berus, in der Farbe variiert. — Der Verfaſſer fand
Exemplare der grauen Varietaͤt von der letztern Art an feuch—
ten Orten, obzwar nicht ausſchließlich an ſolchen, die ſchwar—
ze, bey welcher die weißen Lippen in die Augen fallen, im Moor
und am Rande von Holzungen, die braune ausſchließlich in
letzteren. Er iſt zweifelhaft, ob P. Prester eine ſelbſtſtaͤndige
Art ſey. — Es iſt noch unbekannt, wie und wovon ſich die
Schlange naͤhre [?], und wie fie ſich ihrer Beute im Freyen
bemaͤchtige. Die bey warmem Wetter aus ihrem Verſteck her
vorkommenden ſcheinen ſich nur der Sonnenwaͤrme erfreuen zu
wollen, ohne ſich mit Aufſuchung von Nahrung zu beſchaͤftigen.
Wahrſcheinlich geſchieht daher das Letztere unter der Erde, und
zwar in den Gängen der Maͤuſe, wie ſich denn auch Crota-
jus (dem Prinzen von Neu- Wied zufolge) von ahnlichen Ge—
ſchoͤpfen nährt. Ueber Crotali in der Menagerie van Din»
ters folgen einige Mittheilungen des Letztern ruͤckſichtlich der
Nahrung derſelben und der Art, auf welche ſie die Thiere ver—
wunden und dann zu ſich nehmen. -
2. Coronella austriaca G mel.“ Soll in Mooren
der Luͤbecker Gegend vorkommen. In Hamburg ward 1830.
bey der Verſammlung der Naturforſcher ein Ex, aus jener Ges
gend vorgezeigt. Die Art gleicht ſehr der braunen Varietaͤt von
Pelias Berus. — Keine Giftzaͤhne (vgl. Iſis 1827. S. 519.)
3. Lacerta crocea Wolf. Lichtenſtein leugnete
(Doublettenverzeichniß v. J. 1823., S. 94.) die Selbſtſtaͤn⸗
digkeit dieſer Art, welche aber der Verf. mit großer Beſtimmt—
heit vertheidigen zu koͤnnen glaubt. Es buͤrge dafuͤr ſchon ihr,
ſo gut wie ausſchließliches, Vorkommen auf der daͤniſchen Halb—
inſel. Ein auffallendes Kennzeichen ſeyen die verhaͤltnißmaͤßig
großen Schuppen; dazu der den Beobachter ſelten taͤuſchende
Habitus. — Allenthalben auf dem Heideruͤcken uſw.
4. Lacerta agilis L. Die zweyte daͤniſche Eidechſenart.
Die im erſten Fruͤhlinge nach ihrer Geburt ſehr bunten, erſt
halb erwachſenen, beſonders haͤufig auf den dittmarſchiſchen
Heiden bemerkten Jungen glaubte der Verf. erſt für eine eigene
Art halten zu muͤſſen; er hat dergleichen an anderen Orten
nicht bemerkt. Auf den Sandduͤnen auf Sylt und bey Bad—
kejaard am Limfiord traf er die Lac. ag. in größter Menge
an. Sie belebt die mit Arundo arenaria bewachſenen Duͤ—
nen und wuͤhlt ſich an den Wurzeln dieſer Pflanze in die Erde.
Sie kommt auch noch anderwaͤrtig vor. In der Gefangen—
ſchaft verſchlangen dieſe Eidechſen Fliegen, begieriger aber mit
ihnen eingeſperrte Junge von L. crocea.
5. Bufo variabilis Pall. Aus einem Bache beym
* Coluber Berus L. — Pelias Berus Merrem. D. Ueberſ.
% Coluber austriacus Gm. = Coronella austriaca Lau-
renti. D. Ueberſ.
Iſis 1841. Heft 9.
700
Dorfe Kembs und einem Waſſerlaufe hinter dem Thiergarten
bey Kopenhagen.
6. Molge eristata. In der ganzen Umgegend von Kiel
in Teichen und tieferen Pfuͤtzen, am liebſten in Waͤldern und
an ſchattigen Stellen. — Ein altes Ex. fraß fo viele Negen-
wuͤrmer, daß ſein Leib bis zum Zerplatzen voll ward.
7. Molge taeniata.
und duͤrren Blaͤttern.
In Holſtein gemein unter Steinen
Frißt ebenfalls begierig Regenwuͤrmer.
8. Hyla arborea. Zur Paarungszeit gern in fließen⸗
dem Waſſer, wo das helle der Haut einem mit hellen Flecken
vermengten Rothgrau und darauf der gelbgruͤnen Farbe Platz
macht; auch die Stimme iſt in der Zeit modificiert. Im Aus
guſt ſind beyde Geſchlechter wieder grasgruͤn. — Ueber beyde
Herzogthuͤmer verbreitet.
3) S. 214 — 227. Auszüge aus der „Overſigt over
Videnſkabernes Selſkabs Forhandlinger etc. i Aaret 1839,,
(Ueberſicht der Verhandlungen der Geſellſchaft der Wiſſenſchaf—
ten im J. 1839.)
I. Lund's neueſte Berichte aus Braſilien.
Dr. P. W. Lund hat in einer dritten Abhandlung,
datiert von Lagoa ſanta, den 12. Sept. 1838., und in einem
fpiteren Nachtrage vom Aten April 1839., feine Mittheilun—
gen uͤber die fuͤr die aͤltere Geſchichte der Saͤugthiere merkwuͤr—
digen und wichtigen Thatſachen, fortgeſetzt, welche den Hoͤhlen—
verſteinerungen im Thallaufe des Fluſſes Velhas oder der
Gegend zwiſchen dieſem Fluß und dem Fluſſe Paroapaba
entnommen worden ſind. In dieſen beyden letzten Beytraͤgen
geht, wie in den vorigen, die Unterſuchung der in dem erwaͤhn—
ten Diſtricte verſchwundenen Arten Hand in Hand mit Be—
trachtung der Arten, welche jetzt in denſelben Gegenden leben,
Die aus den gedruckten Abhandlungen ſchon bekannten
Verzeichniſſe enthalten aus der gegenwaͤrtigen Periode 68 Ar:
ten, welche zu 32 Gattungen gehören, aber nur 54 auf 33 Gat⸗
tungen vertheilte Arten aus der vergangenen Periode. Dage⸗
gen iſt, nach dem in dem letzten Nachtrage gelieferten Verzeich—
niſſe und nach einer demſelben ſpaͤter hinzugefuͤgten Liſte uͤber
die Fledermaͤuſe des Rio-Velhas-Diſtrictes die Anzahl der
Gattungen in der gegenwaͤrtigen Periode 36, welche 85 Arten
in ſich faſſen; dagegen iſt der Zuwachs der Gattungen ſowohl
als der Arten, aus der vergangenen Periode weit bedeutender,
indem das Verzeichniß 44 Gattungen aufzaͤhlt, welche 92, oder
vollſtaͤndiger, 93 Arten enthalten, da ein fpäterer Brief, vom
17. Aug. 1839., die Ueberbleibſel einer großen Baͤrenart er—
waͤhnt, welche Lund auf ſeiner erſten Unterſuchungsreiſe zu den
Höhlen gefunden hat, deren Anzahl ſich nun bis an 120 bes
Läuft, während fie in der Mitte des J. 1837. nur 95 betrug.
Ungeachtet dieſer bedeutenden Vermehrung neuer That—
ſachen haben die zoologiſchen Reſultate, welche der Verf. ſchon
in den erſteren Abhandlungen aus ſeinen Entdeckungen ziehen
zu koͤnnen glaubte, keine weſentliche Veraͤnderung erlitten, da⸗
45
701
gegen aber eine große Beſtaͤtigung und bedeutende Erweiterung
erhalten.
Seine frühere Meynung hat der Verf. nur ruͤckſichtlich
der Gebirgsformation, in welcher ſich die Höhlen befinden, ges
aͤndert, indem er ſie jetzt aus mehreren Gruͤnden als einen
Floͤtzkalkſtein betrachtet, und nicht, wie fruͤher, als einen Ueber⸗
gangskalk, und dafuͤr haͤlt, daß derſelbe zunaͤchſt derjenigen For⸗
mation angehoͤre, welche in der Werner'ſchen Geognoſie den
Namen Zechſtein und Hoͤhlenkalk fuͤhrt.
Die ferneren Unterſuchungen haben auch gezeigt, daß die
Fledermaͤuſe ſchon in jener aͤlteren Periode im inneren Hoc)
lande exiſtierten, ein Factum, welches dem Verf. beym Nieder:
ſchreiben der erſten Mittheilungen noch unbekannt war.
Indem wir im Folgenden einige der wichtigſten ſeiner
Reſultate, welche durch dieſe neuen Beytraͤge Beſtaͤtigung und
Erweiterung bekommen haben, in das Gedaͤchtniß zuruͤckrufen,
werden wir zugleich Gelegenheit haben, an ſie den Bericht uͤber
die merkwürdigſten von den ſpeciellen Entdeckungen, welche ſie
enthalten, zu knuͤpfen.
Jenes intereſſante Reſultat, daß die die ſuͤdamericaniſche
Fauna in unſerer Zeit characteriſierenden, eigenthuͤmlichen Saͤug—
thierformen (Ameiſenfteſſer, Gürtels und Faulthiere) in jener
Periode nicht allein einen weſentlichen Theil derſelben ausmach—
ten, ſondern ſich damals ſogar in zahlreicheren Gattungs- ſo—
wohl, als Artformen, fanden, iſt durch die Entdeckung einer
neuen Gattung in der Familie der Faulthiere beſtaͤtigt worden,
welcher der Verf. den Namen Sphenodon gegeben hat, und
deren einzige bekannte Art von der Groͤße eines Schweines ge—
weſen iſt. Dieſe Gattung naͤhert ſich ſehr den jetzt lebenden
Faulthieren, welche ſich im inneren Hochlande Braſiliens nicht
finden, weil dort jetzt keine Urwaͤlder exiſtieren. Ferner ſind
2 Arten der Gattung Megalonyx, nehmlich der laͤngſt bekannte
Meg. Jefferfonii, und die kleine neue Art, Meg. gracilis,
welche in ihrem Baue mehr den gegenwaͤrtigen Faulthieren
gleicht, entdeckt worden. Die Guͤrtelthierfamilie iſt mit 2 aus—
geſtorbenen Arten einer noch exiſtierenden Gattung vermehrt
worden. Unter den verſchwundenen Gattungen iſt Hoplopho-
rus mit 2 Arten vermehrt worden, mit Hopl. Selloi, welcher
zuerſt von dem preußiſchen Reiſenden Sello gefunden worden
iſt, und deſſen Ueberbleibſel vom Prof. Weiß beſchrieben wor:
den ſind, und Hopl. minor. Dieſe der ſuͤdamericaniſchen Fau⸗
na eigenthuͤmlichen Formen traten auch in jener älteren Periode
im Rio⸗Velhas⸗Diſtricte mit 10 Gattungen auf, welche zu—
ſammen 19 Arten enthielten, unter denen mehrere von einer
Eoloffalen Größe und einem ausgezeichnet plumpen Baue wa⸗
ten, während es in der gegenwaͤrtigen Periode an denſelben
Stellen nur 5 Gattungen gibt, welche 7 Arten enthalten, von
denen Priodon giganteus und Myrmecophaga jubata die
groͤßten ſind.
*
Auch unter den uͤbrigen Ordnungen ſind viele Gattun⸗
gen, welche entweder ganz oder doch groͤßtentheils der ſuͤdameri—
caniſchen Fauna angehoͤren, durch neue verſteinerte Arten ver⸗
mehrt worden, von denen es hinreichen wird, einige Beyſpiele
zu erwähnen. Die Tapirgattung iſt mit einer ausgeſtorbenen
Art unter dem Namen Tapirus Suillus bereichert worden.
Die Gattung Didelphys hat einen Zuwachs von 5 neuen vers
ſteinerten Arten bekommen. Aus derſelben Familie hat der
702
Verf. Ueberbleibſel einer neuen Gattungsform im Thylacothe-
rium“ ferox erkannt, welche die Größe eines Jaguars erreicht
hat. Die americaniſche Gattungsform Cavia hat 2 neue ver⸗
ſteinerte Arten erhalten.
Ein anderes Reſultat, welches bereits, obſchon minder
deutlich, aus des Verf. früheren Unterſuchungen hervorgeht, und
welches er angemerkt hat in den Worten, „daß eine groͤßere
generiſche Manchfaltigkeit auf dem innern Hochlande von Bra⸗
ſilien in der älteren, als in der gegenwärtigen. Periode Statt
gefunden habe,“ hat ebenfalls eine bedeutende Beſtaͤtigung er⸗
halten, indem die Anzahl der Gattungen in jener Periode durch
die vielen Beytraͤge von 33 bis auf 44 geſtiegen iſt, wogegen
die der jetzt lebenden nur von 32 bis auf 36. Von jenen 44
Gattungen ſind einige ganz verſchwunden; andere finden ſich
zwar noch in Suͤdamerica, aber an anderen Stellen; und end»
lich exiſtiert ein bedeutender Theil von ihnen noch heute in der⸗
felben Gegend. Nur ein Paar Gattungen, und unter ihnen
die Hpaͤne, findet ſich jetzt bloß in der alten Welt. Jede der
3 erſteren Gattungsgruppen hat Vermehrungen erhalten. Von
den neuen ausgeſtorbenen Gattungen iſt bereits Sphenoden
erwaͤhnt worden; hier kann noch die Gattung Lonchophorus
aus der Gruppe der Stachelratten hinzugefuͤgt werden, eine
Gattungsform, welche die beyden jetzt lebenden Gattungen,
Loncheres und Echimys, mit einander verbindet; ſie traͤgt
ſonach zur Beſtaͤtigung des Satzes bey, welchen mehrere Zoo⸗
logen ausgeſprochen haben, daß man', um die Uebergaͤnge zwi⸗
ſchen den gegenwaͤrtigen Gattungen zu vervollſtaͤndigen, zu den
verſchwundenen Formen zuruͤckgehen muͤſſe. Die Anzahl der
Gattungen, welche ſich jetzt an anderen Stellen in Suͤdameri⸗
ca finden, iſt durch Myopotamus vermehrt worden, welche die
Bibergattung in Suͤdamerica repräfentiert, und mit Lagosto-
mus, 2 Gattungen, welche jetzt nur in der temperierten Zone
von Suͤdamerica angetroffen werden.
Ruͤckſichtlich der Gattungsformen, welche in der gegens
waͤrtigen Periode in der Gegend zwiſchen den Fluͤſſen Velhas
und Paroapeba vorkommen, koͤnnen die Gattung Xenurus, aus
der Familie der Guͤrtelthiere, und die Gattungen Jacchus und
Callithrix, aus der Ordnung der Quadrumana, als ſolche eins
gefuͤhrt werden, welche auch in einer aͤlteren Periode vorkamen.
Eine vorläufige Durchſicht der großen Maſſe von Mate⸗
rialien, in deren Beſitz der Verf. durch ſeine Unterſuchungen
der Höhlen bis zur Mitte des Jahres 1837. gekommen war,
hatte ihn damals ſchon zur Aeußerung der Meynung bewogen,
daß die aͤltere Fauna auch rͤckſichtlich der Artenzahl, reicher,
als die neue geweſen ſeyn muͤſſe, ungeachtet er damals nur im
Stande war, 53 Arten für die erſtere zu beſtimmen, von des
nen ſogar die Art Coelogenys rugiceps ſich ſpaͤter als eine
Geſchlechtsverſchiedenheit ausgewieſen hatte.
von einem größeren Reichthume jener Älteren Periode iſt auf
das Vollſtaͤndigſte beſtaͤtigt worden, indem er in den Stand ges
ſetzt worden iſt, jene Anzahl um 41 Arten zu vermehren. Un⸗
geachtet ein Theil dieſer Arten ſchon im Vorhergehenden etz
waͤhnt wurde, wird doch eine Vertheilung der neulich entdeck⸗
„Da dieſer Gattungsname von Valenefennes einer
der ſtreitigen Verſteinerungen von Stonesfield beygelegt
worden iſt, ſo wird der Verf. wohl einen andern Namen
vorſchlagen.
Dieſe Meynung
703
ten Arten nach den Thierfamilien eine vollſtaͤndigere Ueberſicht
des Reichthums dieſer neuen Beytraͤge geben. Die Familie der
Guͤrtelthiere iſt, wie vorher angefuͤhrt wurde, um 4, die der
Faulthiere um 3, und die Ordnung der Dickhaͤuter um 1 Art
vermehrt worden. Die Oednung der Raubthiere hat einen Zus
wachs von 4 Arten erhalten, unter denen ein Bär von derſel—
ben Groͤße, wie die großen europaͤiſchen Hoͤhlenbaͤren. 6 Arten,
und unter dieſen das oben genannte Thylacotherium ferox
von der Groͤße des Jaguars, haben die Reihe der Beutelthiere
vergrößert. Die groͤßte Vermehrung trifft die Ordnung der
Glires, welche 16 neue Arten bekommen hat. Vorzuͤglich
iſt die Maͤuſegattung (Mus) die anzahlreichſte, an jetztlebenden
ſowohl, als verſchwundenen Arten geworden. Von der erſteren
rechnet der Verf. 10 auf, ohne in dieſe 2 Arten, Mus seto-
sus und M. Musculus? * mit zu begreifen, welche beyde in
neueren Zeiten, die erſtere ſogar nur vor 30 Jahren, in die
Provinz Minas eingefuͤhrt worden ſind und ihren Wohnplatz
in den Haͤuſern aufgeſchlagen haben; die verſteinerten belaufen
ſich auf 12, von denen zuvor nur 2 angegeben worden waren.
Die Ordnung der Chiroptera tritt zum erſten Mal in dem
Verzeichniß auf, und zwar mit 4 Arten; und endlich ſind 2
Arten zur Ordnung Quadrumana hinzugekommen, nehmlich
Jacchus grandis und Callithrix primaeva; beyde find dop=
pelt ſo groß geweſen, wie irgend eine der jetzt lebenden Arten.
Dieſe Ordnung zaͤhlt ſonach in Rio das Velhas 3 Arten der
aͤlteren Periode.
Die Frage, ob alle gegenwärtigen Gattungsformen in je—
ner Älteren Periode Nepräfentanten gehabt haben, hat zwar,
wie aus dem Vorhergehenden erſichtlich iſt, einige Aufklaͤrun—
gen erhalten; doch fehlen dort noch Arten der Gattungen Lu—
tra und Seiurus, von Fledermausgattungen Glossophaga,
Dysopes, Vespertilio, Noctilio, Nycticeius und Desmodus,
wie auch von Affengattungen Cebus und Mycetes.
Endlich liefern dieſe Beytraͤge auch neue Thatſachen,
welche Licht auf die intereſſante Frage werfen, in wie fern die
jetzt lebenden Arten durch ähnliche in der aͤlteren Periode re—
praͤſentiert werden. Unter den 93 verſteinerten Arten gibt es
nur eine einzige, deren Aehnlichkeit mit einer jetzt lebenden ſo
groß iſt, daß der Verf. ſie fuͤr identiſch erklaͤren muß, doch mit
einigem Zweifel; dieſe Art iſt Loncheres elegans. Auch in
anderen Gattungen gibt es einzelne verſteinerte Arten, welche
jetzt lebenden ſo ſehr gleichen, daß nur die genaueſte Verglei—
chung einer großen Maſſe von Materialien befaͤhigt, Unterſchie—
de zwiſchen ihnen zu erkennen. Es iſt vorzuͤglich wieder die
Ordnung Glires, und insbeſondere die Mäufegattuug, in mel:
cher die groͤßte Menge aͤhnlicher Arten vorkommt, danaͤchſt die
Ordnung der Beutelratten. Werden von der ganzen Artenzahl
die Arten der ganz verſchwundenen Gattungsformen abgezogen,
ſo bleiben 71 Arten uͤbrig. Von dieſen ſind 29 jetzt lebenden
Arten ſehr ähnlich, und ſomit bleiben etwa 42 verfteinerte Ar:
ten jetzt exiſtierender Gattungen übrig, welche von jetzt lebenden
Arten dieſer Gattungen deutlich verſchieden ſind.
* Der Verf, benennt vorläufig dieſe kleine Art fo, da die
Aehnlichkeit ſo groß iſt, daß nur eine unmittelbare Ver⸗
gleichung eine Verſchiedenheit zeigen koͤnnte.
704
N. Eſchricht über das Meerſchwein und deſſen Ein:
geweidewuͤrmer. 0
Die Blutwaͤrme war etwa 3 Gr. Fahrenh. hoͤher, als
beym Menſchen. Die Spriglöcher fließen nur Luft aus; je
dem Einathmen folgte augenblicklich ein ſtarkes Ausathmen.
Die Haut hatte einen angenehmen Nußkerngeſchmack; die Fett⸗
ſchicht war beym lebenden Thiere nicht flüffig, ſondern veſt. Im
Sterben ſtieß das Thier einen grunzenden Laut aus; aus dem
Auge floſſen einige Tropfen zaͤher Fluͤſſigkeit. — Die Luftroͤhre
war bey allen aͤlteren Thieren beynahe voll von 2 Arten
Strongyli, einer größeren nnd einer kleineren, beyde bisher uns
ter dem Namen Strong. inflexus R. aufgeführt. Beyde ges
baͤren lebende Junge, und im zweyhoͤrnigen Uterus der W.
kann man, wenigſtens im Fruͤhjahre, die ſtuffenweiſe Entwick⸗
lung der Brut verfolgen. In den Eyerftöden ſitzen die langen,
ſchmalen Eyer im Kranz um einen Mittelſtrang (ſo auch bey
den Spulwuͤrmern)z in den Eyleitern ſieht man ſchon die Ver:
wandlung des Dotters in den Embryo, und in der Gebaͤrmut⸗
ter fuͤllt dieſer ſchon das ganze Ey und liegt, wie ein Schlan—
genembryo, zuſammengerollt. Bey juͤngeren Meerſchweinen fan—
den ſich dieſe Wuͤrmer nicht in den Lungen, ſondern einzeln in
den Blutgefaͤßen, bey ungeborenen Fruͤchten gar nicht. — Zur
Vergleichung wurden die Lungen von Balaenoptera boops
und Delphinapterus albicans, aber vergebens, unterſucht.“
Bey einem in Gegenwart des Königs, Friedrich III., anatos
mierten Meerſchweine fand fhon Thomas Bartholinus
jene Strongyli. — Eine befondere Abhandlung über dieſe Wuͤr⸗
mer wird in den Schriften der Geſellſchaft veröffentlicht werden.
Von den 4 Maͤgen der Meerſchweine iſt nicht der vierte,
ſondern der zweyte der eigentliche Magen, deſſen Schleimhaut
vorzüglich aus den Magenſaftsdruͤſen zuſammengeſetzt iſt; der
erſte iſt nur eine blinde Erweiterung der Speiſeroͤhre; doch fin—
den ſich verſchluckte Fiſche in demſelben ſchon ſtark aufgeloͤſt.
Nicht ſelten enthalten die Maͤgen nur Seetang. — Die zahle
reichen Arterien- und Venen-⸗Netze dieſer Thiere ſollen ander
waͤrts umſtaͤndlich beſchrieben werden. Hier werden nur beſon⸗
ders die unerwarteten Reſultate ruͤckſichtlich der von mehreren
Anatomen weitlaͤufig beſchriebenen Pulsadergeflechte mitgetheilt,
welche die Bruſthoͤhle nach hinten zum Theile anfuͤllen und in
Verbindung mit aͤhnlichen Geflechten in der Ruͤckgrathshoͤhle ſte⸗
hen. Es ſind wirkliche Retia mirabilia, und die nicht allein
an der Verzweigung der Pulsadern (beſonders der Art. inter-
costalis suprema) gebildet werden, ſondern ſich wieder zu
neuen Staͤmmen verbinden. Dieſe Staͤmme hat man fruͤher
nicht geſehen. Es find 2 Arterien, welche längs des Ruͤcken⸗
marks laufen, ſtets dicker nach dem Kopfe zu werden und ends
lich durch die große Oeffnung des Nackenbeins gehen, um ſich
am Gehirne zu verzweigen. Sie ſind wohl zunaͤchſt als ana⸗
log mit den Arteriae spinales zu betrachten. Es gilt dem⸗
nach die allgemeine Regel, daß das Blut auf mehr oder wenis
ger bedeutenden Umwegen zum Gehirn gefuͤhrt werden muͤſſe,
bey den Delphinen (Cetaceen) im hoͤchſten Grade, und es
*) Dagegen hat der Redacteur der Tidsſkrift Strongyli in
zahlloſer Menge in der Luftroͤhre von Seehunden (Phoca
vitulina) aus dem Sunde gefunden.
705 ==
konnte bey dieſen Thieren nicht wehl auf andere Weiſe ausge⸗
führt werden, wegen des fo aͤußerſt kurzen Halſes und der be:
deutenden, dem großen Gehirn noͤthigen Blutmaſſe. Die Ca-
rotis interna iſt bey den Meerſchweinen ein hoͤchſt unbedeuten⸗
des Gefaͤſ. Außer jenem Pulsadernetze find noch viele andere
an verſchiedenen Stellen des Körpers gefunden worden. — Ueber
den Nutzen der, lange an den Venen der tauchenden Thiere
dicht unter dem Zwerchfell bekannten Erweiterungen beym Tau⸗
chen hat man verſchiedene Erklaͤrungen gegeben. Dieſe ſind
aber alle darauf binausgelaufen, daß das Blut in ihnen zurüd-
gehalten werden konnte, fo lange das Athemholen ansgeſetzt
wäre. Dieſelbe Erklarung hat kuͤrzlich Burow (S. Muͤllers
Archiv, J. 1838., S. 253.) in Bezug auf einen Ringmuskel
gegeben, welchen er beym Eintritt (der unteren Hohlader) in
das Zwerchfell (bey Phoca litorea) entdeckt hat.
Zu einer neuen Erklaͤrung gibt die Entdeckung Anlaß,
daß jene Erweiterungen, beſonders bey den Seehunden, zunaͤchſt
ihrer inneren Haut, außerordentlich ſtarke Faſern enthalten, wel⸗
che an den am meiſten erweiterten Stellen ſich ungefaͤhr wie
die Fleiſchfaſern in den Herzohren ausnehmen, aber in den klei⸗
neren Zweigen, beſonders der Lebervenen, eine mehr regelmaͤßige
Kreisform haben. Querſtreifen fanden fi an dieſen Faſern
nicht, und man möchte noch bezweifeln, ob es wahre Fleiſchfa⸗
fern ſeyen. Da ſie aber jedenfalls für contractile Faſern zu
halten find, fo kann man unbedingt annehmen, daß dieſe Der
nenetweiterungen nicht allein das Blut beherbergen koͤnnen, waͤh⸗
rend das Athmen gehemmt iſt, ſondern daß ſie auch mit Huͤlfe
ihrer ſtarken contractilen Faſern das zuruͤckgehaltene Blut kraͤf⸗
tig in das Herz hineindruͤcken koͤnnen, ſobald der Wiederbeginn
des Athmens den Blutlauf durch die Lungen wiederum hervor—
ruft. Erſt hierdurch ſcheinen dieſe Erweiterungen eine weſentli⸗
chen Nutzen für dieſe tauchenden Thiere bekommen zu haben.
II. Eſchricht, Über Salpa cordiformis.
Innen an der aͤußeren durchſichtigen Schale liegen der
Athmungsſack, 2 feröfe geſchloſſene Saͤcke zwiſchen ihm und der
Schale, die Verdauungshoͤhle und die Bruthoͤhle. Die beyden
Oeffnungen des Athmungsſackes haben eine ſehr ausgebildete
Klappe mit mehreren eigenen Muskeln; dieſe, ſowie die 5 P.
gürtelförmigen Athemmuskeln, beſtehen aus Faͤden mit aͤußerſt
deutlichen Querſtreifen, welche bisher als den Muskeln der Wir:
belthiere und Gliederthiere eigenthuͤmlich angeſehen wurden. Die
2 feröfen Saͤcke haben eine Epitheliumbekleidung, welche aus
eben fo moſaikartig zufammengefügten Zellen mit Kernen beſte⸗
hen, wie bey den hoͤheren Thieren. a
Im Magen und Darme fanden ſich halbverdaute Con⸗
ferven und Infuſionsthiere. Das groͤßte Intereſſe boten die
Unterſuchungen der ſehr ausgebildeten Brutkette dar. Sie lag
recht in der Schale und war ſchraubenfoͤrmig mit drittehalb
Windungen, deren größte um die Verdauungshoͤhle herum gieng.
Sie beſtand aus 4 Brutanſaͤtzen von verſchiedenen Entwickelungs⸗
graden. Die Jungen bildeten eine doppelte Kette. Sie fan⸗
den ſich auf die Weiſe zufammengefugt, daß jedes Junge an
der Rückenſeite einen Strich oben und unten hatte, jeden mit
2 Aeſten, und außerdem 2 Aeſte mitten auf dem Ruͤcken, ga⸗
beiförmig verbunden. Alle dieſe 8 Aeſte endeten in Platten,
welche an ähnliche Platten der 4 naͤchſten Jungen fo geheftet
706
waren, daß 2 dem linken und 2 dem rechten Nachbarjungen,
und 2 dem linken, 2 dem rechten gegenuͤberſtehenden Jungen
entſprachen. Dazu waren die ſaͤmmtlichen Jungen durch eine
Roͤhre (Nahrungsroͤhre) verbunden, von welcher ein Canal in
jedes Junge, ebenfalls an der Ruͤckenſeite, eintrat. Die Form
der Jungen war von der des Mutterthieres ziemlich verſchieden.
Innerlich fanden ſich theils dieſelben Organe, namentlich die
Klappen und Muskeln der Athemhoͤhle, das Herz (Kiemen wa—
ren dagegen nicht ſichtbar), die Verdauungsorgane und die
Ruͤckenfurche mit den 4 Falten. Die letztere fpielte augenſchein⸗
lich eine Hauptrolle im Leben der Jungen, da ſie mit dem Ca⸗
nale aus der Nahrungsroͤhre in Verbindung ſtand Außerdem
fand ſich ein beſonderes Organ der Brut, die Kugel, an der
Stelle der Bauchflaͤche, an welcher ſich ſpaͤter die Kiemen be—
veſtigen. Beym Verfolgen der Brutkette nach den weniger
ausgebildeten Anſaͤtzen, beſonders dem letzten, welche die Grund⸗
roͤhre benannt ward, gluͤckte es, die Hauptregeln fuͤr die Ent⸗
wickelungsgeſchichte der zuſammengeſetzten Salpen aufzuſtellen.
Sogar fuͤr die Entwickelung der einzelnen Syſteme ließ die
Vergleichung der Jungen und des Mutterthieres die Regeln
aufſtellen. — Durch dieſe Unterſuchung iſt es auch ſehr wahr⸗
ſcheinlich geworden, daß die freyſchwimmenden Salpenketten
nicht durch die freywillige ſpaͤtere Vereinigung der Jungen, ſon⸗
dern waͤhrend der Entwickelung im Mutterleibe ſchon gebildet
werden. Ferner hat es ſich gezeigt, daß die Facta, aus denen
die beſondere Regel abgeleitet war, daß abwechſelnd eine Gene⸗
ration aus zuſammengeſetzten und eine andere aus einfachen
Thieren beſtaͤnde, die wahrſcheinlichere Regel aufſtellen ließen,
daß die jüngeren Individuen einfache, die aͤlteren zuſammenge⸗
ſetzte Junge erzeugten. 5 “
IV, Reinhardt über neue groͤnlaͤndiſche Fiſche.
1. Microstomus groenlandicus. Ein unter mehreren
im Herbſt 1838 eingeſandter kleiner, ſilberglaͤnzender Fiſch mit
kurzem, ſtumpfem Kopfe und ſehr kleinem Munde, welcher nach
ſpaͤteren Unterſuchungen zunaͤchſt zur Gattung Mierostomus
zu gehoͤren ſchien, ſo wie dieſe von Cuvier auf den von
Riſſo in der Ichthyologie de Nice beſchriebenen Serpe
microstoma gegründet iſt. Er gehört zu den weichfloſſigen
Bauchfloſſern; die ſehr kurze Schnauze, vor welche ſich der ver-
laͤngerte und faſt geradeaufſteigende Unterkiefer wie ein Deckel
legt, die zugerundete Bauchkante, die ſehr großen, faſt die ganze
Seite des Kopfes einnehmenden Augen, die ſpitzigen Zaͤhne im
Unterkiefer und Obermunde, die 3 flachen Strahlen in der Kie—
menhaut und eine mit größeren und mehr hervorſpringenden
Schuppen bedeckte Seitenlinie ſind gemeinſchaftliche Eigenſchaften
der Gattung NMierostomus und der groͤnlaͤndiſchen Art. Das
gegen ſcheint die Stellung der Zähne im Obermunde verſchie⸗
den. Cuvier gibt nehmlich an, daß die Zaͤhne im Zwiſchen⸗
kieferknochen ſitzen; der groͤnlaͤndiſche Fiſch dagegen ſcheint nur
einen ganz kleinen Zwiſchenkieferknochen zu beſitzen, welcher die
obere Kante des bogenfoͤrmig hervorragenden Pflugſcharbeins bee
deckt, in deſſen Rande, ſo wie in dem des Unterkiefers, Zaͤhne
ſitzen, alſo wie bey Argentina. Es wuͤrde erwuͤnſcht ſeyn, daß
der Mierostomus Serpens einer neuen Unterſuchung in dieſer
Hinſicht unterworfen wuͤrde. Ein anderer Punct, in welchem
der groͤnlaͤndiſche Fiſch von der Cuvier'ſchen Gattung Micro-
stomus abweicht, iſt die Anweſenheit einer hintern Ruͤckenfloſſe
707
ohne Knochenſtrahlen oder einer tudimentaͤren Hautfloſſe; doch
iſt zu bemerken, daß Riſſo ſeiner Art auch die zweite nach
dem Schwanze zu ſitzende Ruͤckenfloſſe zuſchreibt, welcher er
aber 4 — 5 Strahlen giebt. Daß die erſte Ruͤckenfloſſe größ-
tentheils vor den Bauchfloſſen ſteht, kann man als ein gutes
Kennzeichen betrachten, durch welches unſere Art ſich von der
des Mitttelmeers unterſcheidet, bei welcher nach Cuvier die
Rüdenfloffe hinter den Bauchfloſſen ſteht.
Von dieſer neuen Art, welche den Namen Microst,
groenlandicus bekommen hat, iſt nur ein einziges Exemplar
von 3“ 23“ Länge, von welcher der Kopf 4 einnimmt, eins
geſandt worden; die größte Höhe iſt 10 mal in der Länge ent⸗
halten und faͤllt in die Mitte des Kopfes; die Bauchfloſſen
ſitzen gerade unter dem hinterſten Strahle der Ruͤckenfloſſe. Die
Fettfloſſe ſitzt gerade über dem letzten Strahle der Afterfloſſe.
Die Entfernung der Schnauze vom After betraͤgt 3 der Total:
laͤnge. Strahlenanzahl: M. Br. 3, P. D. 11, P. A. 10,
P. V. 10, und endlich 17 Strahlen in der geſpaltenen
Schwanzfloſſe. *
2. Cottus bicornis. Die oben erwaͤhnte Sendung ent⸗
hielt ferner eine Groppenart von derſelben Unterabtheilung, wie
die fruher beſchriebene und in das Verzeichniß der groͤnlaͤndiſchen
Fiſche aufgenommene Cottus uncinatus, derjenigen nehmlich,
welche Zähne ſowohl auf dem Pflugſcharbeine, als den Gaus
menbeinen haben. Dieſer C. unterſcheidet ſich von C. uncina-
tus, deſſen Groͤße das Exemplar beſitzt, durch mehrere in die
Augen fallende Kennzeichen, und beſonders die 2 kegelfoͤrmigen,
ſpitzigen, zurückgebogenen Stacheln im Nacken, wo C. uncina-
tus nur 2 zugerundete Knochenhoͤcker hat, ferner dadurch, daß
er 4 Stacheln am Rande der vordern Platte des Kiemendeckels
(Praeopereulum) hat, von denen der in der obern Ecke zwei⸗
getheilt iſt. Dieſe neue Art erhielt den Namen Cottus bicor-
nis. Strahlenanzahl: M. Br. 7: P. D. 1 ma 8, P. D. 2da
15, P. A. 14, P. C. 17.
4) S. 228 — 288. Syſtematiſches Verzeichniß
der bisher in Daͤnemark gefundenen Diptera; von
Staͤger. (Fortſ.)
Hier werden 118 Arten von Tipulariae fungicolae auf:
geführt, nehmlich von Bolitophila 3, Macrocera 6, Leia 3,
En 9, Mycetophila 42, Pachypalpus 4, Sciophila 13,
noriste 1, Ceroplatus 1, Platyura 11, Mycetobia 2,
Synapha —, Sciara 30), Campylomyza 3. 8
5) S. 289 — 299. Bopyrus abdominalis, beſchrie⸗
vom Herausgeber. (Schluß.) Dazu Tab. II. Iſis Taf. III.
Ich komme nun zur Erwaͤhnung eines Verhaltens, mel
ches ſich nicht deutlich in den beyden beſchriebenen juͤngeren
Stadien zeigt, die das W. zu durchlaufen hat, welches aber
bey den erwachſenen und eyertragenden W. rudimentaͤr wird.
Außer den bey allen W. vorkommenden, oben beſchriebenen Kie—
menBlättern ſieht man noch bei den jüngeren (Tab. II., Fig. 7.)
auf der Bauchflaͤche des Hinterkoͤrpers 4 andere Blaͤtterpaare,
welche ſich dicht an den Hinterkoͤrper ſchließen, in deſſen Mittel⸗
linie faſt zuſammenſtoßen und an Groͤße ſtufenweiſe vom erſten
bis zum letzten (F. 7, a) abnehmen; fie kommen an Form,
Groͤße und Beſchaffenheit ziemlich mit den Kiemenblaͤttern uͤber—
ein (F. 7, b), gleichen dieſen auch darin, daß fie mit der zu:
Iſis 1841. Heft 9.
708
nehmenden Entwickelung des W. an Unregelmaͤßigkeit zunehmen
und auf der dem Kopfe entgegengeſetzten Seite weit groͤßer
werden, als auf der andern. Waͤhrend die Kiemenplatten beym
erwachſenen W. auf der Ruͤckenflaͤche liegen, liegen dieſe Plat⸗
ten noch ſtets auf der Bauchflaͤche, ſind hier aber ſo ungemein
klein, daß man ſie leicht uͤberſieht. Welches iſt die Bedeutung
dieſer Platten? Fungieren auch ſie wie Kiemenplatten? Dieſe
Frage muß ich unbeantwortet laſſen. — Bey den juͤngeren W.,
welche noch keine Eyer tragen, iſt das M. (das junge M.,
welches noch ſeine letzte Verwandlung nicht beſtanden hat)
immer der Laͤnge nach zwiſchen dieſen Platten befeſtigt (F. 7, €
zeigt das M.), mit dem Kopfe nach vorn, beym erwachſenen
W. iſt das M. dagegen ganz anders angebracht (F. 8, b),
nehmlich nach der Quere oder etwas ſchraͤg laͤngs des Hinter—
randes des weiblichen Hinterkoͤrpers, mit dem zum Theil unter
den Kiemenblaͤttern verſteckten Kopfe. Nimmt man beym jun⸗
gen W. das M. und demnaͤchſt die erwaͤhnten Platten weg,
ſo wird man, ungefaͤhr auf der Graͤnze zwiſchen Bruſtſtuͤck und
Hinterkoͤrper, die Gefchlehtsöffnungen, wie 2 Spaltoͤffnungen,
dicht an einander in der Mittellinie des Koͤrpers gewahr. Der
After ſcheint mir nicht vor den Geſchlechtsoͤffnungen (wie bey
dem von H. Rathke beſchriebenen Bopyrus), ſondern am
Ende des letztern, etwas geſpaltenen Ringes des Hinterkoͤrpers
angebracht zu ſeyn (F. 7, d). i
Das größte mir vorgekommene M. war 13“ lang; bie
Breite beträgt” etwa 4 der Länge; die Form ift langgeſtreckt,
linienformig, nach hinten zugeſpitzt (Tab. I. Fig. 18.). Ge⸗
meinhin ſind die M. etwas gebogen oder zuſammengekruͤmmt
(Tab. I. Fig. 19.); die Farbe iſt auf der Ruͤckenflaͤche hellgelb⸗
braun, unter dem Bauche gelblich weiß.
Der Kopf iſt klein, ſtark herabgebogen, genau mit dem
erſten Bruſtringe verbunden, breiter als lang; der Hinter- und
Vorderrand find conver oder herausgebogen, und die Kopfform
wird ſomit etwas queroval. Seinem Hinterrande nahe und in
großem Abſtande von einander ſteht ein Paar ſehr kleine, kreis—
runde, ſchwarze Augen. Der Kopf traͤgt 2 Paar uͤberaus
kleine Fuͤhler (Tab. I. Fig. 20). Das mittlere Paar
iſt das kleinſte, mehr nach vorn gerichtet, beſteht aus 3, ſtufen—
weiſe abnehmenden Gliedern, und iſt ſowohl am Ende, als an
den Seiten mit einem Paare kleiner Borſten verſehen. Das
aͤußere P. Fuͤhler iſt laͤnger und dicker, als das mittlere,
und mehr nach den Seiten hinaus gerichtet; es beſteht aus
4 Gliedern und iſt mit einigen wenigen Borſten bewaffnet,
unter denen die Endborſte die laͤngſte iſt. Die Mundtheile
bin ich gar nicht im Stande geweſen, zu unterſuchen.
Die 7 Bruſtringe bilden zuſammen eine ſtarke Kruͤm⸗
mung nach der Laͤnge, jeder einzelne von ihnen iſt zugleich ſtark
nach der Quere gewoͤlbt; durch eine tiefe Einſchnuͤrung iſt jeder
vorangehende von dem nachfolgenden getrennt, wodurch die
Ruͤckenlinie gleichſam eine Reihe von Buckeln und die Seiten
Einſchnitte beſitzen. Nach Laͤnge und Breite weichen ſie von
einander nur unbedeutend ab; der erſte ſchließt ſich dicht an den
Hinterrand des Kopfes und umgiebt dieſen, wie ein Kragen.
Die 7 P. Fuͤße ſind unter ſich gleich von Geſtalt, groß und
ſtark, und bilden ſehr kraͤftige Heftapparate. Jedes Paar
(Tab. I. Fig. 11.) beſteht aus 4 Gliedern ohne den Hacken
oder die Klaue; das 1 ſte Glied iſt mittelgroß, das te viel
kuͤrzer, aber ungefaͤhr eben ſo dick, das Zte noch kuͤrzer als
45 *
709
das 2te und zugleich viel dünner, das 4te oder die Hand übers
trifft die vorigen bedeutend, hauptſaͤchlich in der Dicke, und hat
eine unregelmäfige Scheibenform, oder gleicht einem Ovale,
welches am Ende halbmondfoͤrmig ausgeſchnitten iſt; die Klaue
iſt mittelgroß, krumm und ſehr ſpitzig.
Der Hinterkoͤrper iſt, verglichen mit dem Vorder⸗
Eörper, klein und kurz (feine Länge geht etwa 8 mal auf die
des Vorderkoͤrpers); er iſt dreyeckig, ziemlich ſtark ausgezogen
und nach hinten zugeſpitzt, und beſteht aus 6 Ringen, deren
Länge unter einander ſich nicht ſonderlich verſchieden zeigt, die
aber ſtufenweiſe an Breite abnehmen. Kiemenblaͤtter ſcheinen
zwar auf feiner Unterfläche vorhanden zu ſeyn, aber fo klein
und wenig entwickelt, daß ich mir keine beſtimmte Vorſtellung
von ihrer Geſtalt und Beſchaffenheit habe verſchaffen können.
Jetzt einige Bemerkungen uͤber das oben (S. 697) er⸗
wähnte junge M. (Tab I. Fig. 21). Deſſen Farbe iſt weiß,
feine Länge etwa 2°, oder gerade ausgeſtreckt 3“. Bey einer
oberflächlichen Betrachtung ſcheint es, wie das erwachſene M.
geſtaltet zu ſeyn; aber eine naͤhere Unterſuchung zeigt mehrere,
nicht unbedeutende Verſchiedenheiten. Der Kopf iſt etwas
größer, im Verhaͤltniſſe zum Körper, und wenigſtens eben fo
lang, wie die 2 erſten Bruſtringe zuſammen. Auch die Augen
find viel größer, kohlſchwarz, nicht vollig kreisrund, ſondern
vielmehr undeutlich dreyeckig; ihre Geſtalt ſcheint aber nicht
ganz beftändig zu fern, ſondern einige individuelle Veränderungen
darzubieten. Die Fuͤhler (Tab. I. Fig. 21 zeigt nur das
innere Paar; das aͤußere, welches längs der Koͤrperſeiten vers
borgen iſt, kann man nur ſchwer durch Preſſung wahrnehmen),
ſind ziemlich verſchieden von denen des erwachſenen M.; das
innere Paar (Tab. II. Fig. 1 a.) iſt kurz, aber zugleich
ſehr dick, und ſcheint aus 3, an Dicke ſtufenweiſe abnehmenden
Gliedern zu beſtehen, welche reichlich mit ziemlich langen und
dicken Borſten beſetzt ſind. Das te P. Fühler (F. 1 b.) iſt
ſehr lang, aber duͤnn, und jeder Fuͤhler beſteht aus 6 oder
vielleicht 7 Gliedern; die 3 oder 4 letzten von ihnen haben
jedes an der aͤußern Seite eine kleine Borſte, und das letzte
außerdem 3 lange Endborſten. Die Bruſtringe ſtimmen in
der Form ungefähr mit denen des erwachſenen M. uͤberein;
doch ſind ſie minder entwickelt und nicht ſo ſtark eingeſchnitten “.
Die Füße (Tab. I. Fig. 22.) find mehr langgeſtreckt, da die
Hand minder breit und ſcheibenfoͤrmig, die Klaue dagegen laͤnger
iſt. Der Hinterkoͤrper iſt weit größer, im Verhaͤltniſſe zum
Bruſtſtuͤcke; jeder von feinen 5 erſten Ringen iſt mit einem
Paar Schwimmfuüͤßen verſehen, und der letzte Ring am
Ende mit 2 langen Anhaͤngen. Die Schwimmfuͤße
(Tab. I. Fig. 23. und Tab. II. Fig. 2.) beſtehen jeder aus
einer Wurzelplatte, von welcher eine Anzahl ziemlich langer
Borſten ausgeht. Die Anzahl der Borſten wage ich nicht be⸗
ſtimmt anzugeben; bisweilen konnte ich nur 3 gewahr werden,
fo wie fie Tab. I. Fig. 23. zeigt; andere Male ſah ich deut⸗
lich beym erſten Paar eine kuͤrzere, außer den 3 langen, und
an den anderen Fuͤßen glaubte ich auch, wenigſtens zum Theile,
4 oder ſogar 5 lange Borſten wahrzunehmen. Die 2 Anhänge
des letzten Ringes (Tab. I. Fig. 24.) find lang und beſtehen
„ Durch Preſſung zeigen die Ringe indeſſen Einſchnitte an
den Seiten (S. Tab. II. Fig. 1.)
710
aus mehren Gliedern“; aus dem letzten Gliede geht eine lange,
gerade nach hinten gerichtete Borſte hervor, und einige kuͤrzere
zeigen ſich an den Seiten.
Jetzt werde ich mittheilen, was ich ruͤckſichtlich der ganz
zarten, noch im Bruſtſacke der Mutter liegenden Jungen“
zu beobachten vermocht habe. Die Größe derſelben beträgt uns
gefaͤhr 20“ die Laͤnge iſt etwas größer, als die Breite (etwa
um 4); die Farbe weiß, die Form ein regelmaͤßiges, nach hin⸗
ten unbedeutend ſpitzeres Oval. Weder mittelſt des Microfcopes,
noch meiner ſtaͤrkſten Lupe vemochte ich zwiſchen Kopf, Bruſt⸗
ſtuͤck und Hinterkoͤrper Graͤnzen zu finden oder irgend eine Thei⸗
lung in Ringe zu beobachten. Ich darf jedoch nicht unbemerkt
laſſen, daß das Thier wirklich, wenn man es von der Seite
anſieht, im Innern eine Art Ringtheilung gewahr werden
laͤßt, welche ſich unter dem Microſcope wie dunklere und hellere
Querſtreifen zeigen, ungefaͤhr ſo, wie Rathke es abgebildet
hat, aber, da die Schale oder die Integumente nicht die ge⸗
ringſte Spur von Einſchnuͤrungen zeigen, kann dennoch keine
Rede von Ringen bei den Jungen in dieſem Stadium feyn.
Eben fo wenig konnte ich Augen entdecken.“ Von Fuͤhlern
glaube ich mit Sicherheit nur ein Paar bemerkt zu haben, wel⸗
ches ſehr lang (faſt wie der Koͤrper) und zugleich ſtark war;
ſie beſtehen aus 3 Gliedern, einem ſehr großen und ſtarken
Grundgliede, einem kurzen und duͤnnern zweiten und einem ſehr
langen, zugeſpitzten und borſtenfoͤrmigen Endgliede. Von Fuͤ⸗
ßen meine ich 11 Paar beobachtet zu haben; doch will ich kei⸗
neswegs die Moͤglichkeit laͤugnen, daß noch ein Paar mehr da
ſeyn koͤnne. Was ich für ganz ſicher halte, ift, daß die Füße
unter einer dreifachen Form auftreten ; die 5 erſten P. find
» Die citierte Figur zeigt 3 Glieder und eine lange End»
borſte. Tab. II. Fig. 3. ſtellt dagegen dieſen Anhang fo
dar, wie ich ihn zu anderen Zeiten gefunden zu haben glaube,
nehmlich nur mit 2 Gliedern und mehreren kurzen End⸗
borſten, ohne die lange. Ich glaube, dieß bemerken 9
müffen, um nicht Jemanden zu veranlaſſen, irriger Meife
das als gewiß vorauszuſetzen, was noch eine naͤhere Unter⸗
ſuchung heiſcht.
„ Tab. I. Fig. 17. zeigt ein ſolches Junges von der Rüͤckenflä⸗
che bey einer geringeren Vergroͤſſerung und ohne Preſſung,
in welchem Falle die äußeren Fühler, welche langs den
Seiten des Körpers liegen von dieſem nicht unterſchieden
werden koͤnnen und ihm deßhalb ein breiteres Anſehen ge⸗
ben, als er in der Wirklichkeit beſitzt. Tab. II. Fig. 4.
ſtellt daſſelbe ftärker vergrößert und nach einer ſchwachen
Abele dar, nach welcher die Fuͤhler (F. 4, a.) ſich vom
örper zu trennen anfangen, wie auch nun die doppelten
Endplatten des letzten Gliederpaares erkannt werden.
Tab. II. Fig. 5. a. zeigt die Fühler durch eine ſtaͤrkere Preſ⸗
ſung mehr vom Koͤrper abgedrängt.
Es iſt annehmbar, daß fie beym Aufbewahren im Spfri⸗
tus können ſverſchwunden ſeyn, und daß ich fie bey den
friſchen Individuen, welche ich nicht durch das Microſcop
betrachtete, koͤnne überfehen haben.
4
+ Man ſieht ſelten alle Fußpaare 9 Seiten bey einem
Individuum; wenn man aber eine Menge von Individuen
neben einander hat, und dieſelben theils in verſchledenen
Stellungen, ſo wird man bald zu der Annahme Aan digt,
daß die Zahl der Fußpaare nicht unter 11 ſeyn konne.
711
Gang» oder Haftfüße '; fie zeigen ſich faſt immer, ehe
eine Preſſung angewandt wird, unter der Form einer ovalen
Scheibe, welche von einem, oder wahrſcheinlich mehren Grund⸗
gliedern ausgeht. Beym Preſſen ſieht man (Tab. II. Fig. 4
und 5 b.), daß jede der ovalen Scheiben oder Haͤnde mit einem
großen, ſtarken, krummen Hafthacken bewaffnet iſt. (In Tab. I.
Fig. 17., wo das Junge ſo vorgeſtellt iſt, wie es ſich gerne
vor dem Preſſen zeigt, iſt nur ein einziger dieſer Hacken, mel:
cher zufällig bei dem abgebildeten Individuum vorragte, darge⸗
ſtellt). Hinter dieſen Füßen zeigen ſich 5 P. Schwimm⸗
füße, welche, nach meiner Meinung, aus einem laͤngern
Grundgliede, einem kurzen und etwas ſchmaͤlern Endgliede
und 3** aus deſſen Spitze hervorgehenden langen Borſten
(Tab. II. Fig. 4 und 5 c.) beſtehen.““ Endlich folgt das
letzte P. Fuͤße (Tab. II. Fig. 4 und 5 d), welches ziem⸗
lich plump und ſtark gebaut iſt und aus einem Grundgliede
beſteht, an deſſen gerade abgeſchnittenem Ende 2 langgeſtreckt⸗
ovale, am Ende zugeſpitzte Platten befeſtigt find. Beym Ver⸗
gleichen des Jungen der gegenwaͤrtigen Art mit dem von
Rathke dargeſtellten Jungen von Bop. squillarum nimmt
man einige Verſchiedenheiten wahr; bey der letztern Art ſind die
Fuͤhler kuͤrzer, plumper, Agliederig, gabelfoͤrmig endend, mit
2 kurzen, ſtarken Borſten oder Borſtenbuͤſcheln; die Haftfuͤße
machen nur 4 Paare aus und ſind ohne Hacken oder Klaue;
die Kiemenfuͤße ſind viel laͤnger, aber ohne Endborſten; das
letzte P. Fuͤße oder der Schwanzanhang beſteht nur aus einem
einzigen, ſehr großen, ſtark einwaͤrts gekruͤmmten Gliede (ers
mangelt alſo ganz der 2 Endplatten).
Die Fortpflanzungszeit ſcheint faſt das ganze Leben hin⸗
durch zu exiſtieren, das Hervortreten der Eyer aber und die
Entwickelung der Jungen in das Fruͤhjahr zu fallen; alle von
mir in Chriſtianſund in den erſten Tagen des Aprils unterſuch⸗
ten erwachſenen W. hatten die Bruſtſaͤcke voll, entweder von
Eyern in verſchiedenenen Entwickelungsſtadien +, oder von ſchon
entwickelten Jungen, wogegen die im Julius auf Spitzbergen
gefammelten Individuen leere Bruſtſaͤcke hatten, obgleich fie
ganz erwachſen waren und die M. an ſich ſitzen hatten, wie
es gewöhnlich bei den erwachſenen W. der Fall iſt. Die Größe
der Eyer betrug etwa 1980 bis 1989“ die Farbe war
hellgelb; die Anzahl aͤußerſt anſehnlich. Ich habe ungefaͤhr die⸗
ſelben Entwickelungsſtufen der Eyer wahrgenommen, welche
Rathke ſchon abgebildet und beſchrieben hat, außerdem aber
eine (F. 10. e.) bei welcher die großen Fuͤhlhoͤrner ſchon aus⸗
gebildet erſcheinen und Einſchnitte an den Seiten des Koͤrpers
vielleicht das Hervortreten der Fuͤße andeuteten.
Ich will noch, hinſichtlich der Fortpflanzung, darauf auf⸗
merkſam machen, daß, waͤhreud bey den anderen bekannten
Bopyrusarten (ich kenne außer Bop. abdom. wenigſtens noch 3)
die Platten des Bruſtſackes nicht hinreichend entwickelt ſind, um
Oefters glaube ich jedoch ſogar 6 P. Füße dieſer Art Ye:
merkt zu haben, ſo daß dann in Allem 12 P. da waͤren.
Vielleicht iſt die Anzahl der Borſten doch größer als 3.
s Ich muß hier daran erinnern, daß Fig. 17. auf Tab. I. das
Junge nicht ſo, wie es wirklich iſt, ſondern wie es mir
ohne Preſſung erſchien, darſtellt.
+ Einige dieſer Stadien find Tab. II. Fig. 10. abgebildet.
A
—
712
einen vollkommen geſchloſſenen Sack zu bilden (welches auch,
wegen der gewöhnlichen Anheftungsweiſe unter dem Ruͤcken⸗
ſchilde des Kopfbruſtſtuͤcks bey dem bruttragenden Thiere, nicht
nothwendig ift), die veränderte Anheftungsſtelle auch ein anderes
Verhalten des Bruſtſackes bey der gegenwaͤrtigen Art verlangt,
welchem nach derſelbe, wie wir oben geſehen haben, bey den
erwachſenen W. einen dicht verſchloſſenen Behaͤlter bildet.
Indem ich dieſer Tage eine ſehr bedeutende Sammlung
groͤnlaͤndiſcher Krebsthiere, welche kuͤrzlich an Prof. Eſchricht
geſandt worden war, durchſah, traf ich auch einige Exemplare
des Bop. abdom. an, doch nicht an Hippolyte Gaimardii,
ſondern an Hipp. Sowerbyi und einer andern verwandten Art.
Das gooͤnlaͤndiſche Cruſtaceenverzeichniß enthält alſo jetzt 2 Bo⸗
pyrusarten.
Eæplicatio Tabulae 1 mae. Isidis tab, II.
Fig. 1. Bopyrus abdominalis Kr. 2, adulta a dorso exhi-
bita (magnitudine aucta ut reliquae omnes hujus ta-
bulae delineationes); c. margo anterior, b. posterior;
c. b. dexter; a. d. b. sinister; e— c.“ caput; e. an-
nuli thoracis; e.“ pedes; i. annuli abdominis; f. la-
minae branchiales. f
— 2. Bop. abdom. F adulta infra visa; a. d. e. k. e,
lamina ventralis maxima; d. e. b. et b. k. g. laminae
laterales; g. h. et i. laminulae supplementariae; f. la-
minae branchiales dextri lateris.
— 3. Laminae buccales exteriores; a. b. dextra; c. d.
sinistra.
— 4. Lam. buccalis interior; a. particula terminalis;
b. part. basalis.
— 5. Lam. ventralis maxima; a. pars bagalis triangu-
laris pellucidior; b. pars semilunaris crassior in 2
particulas b.“ et b.“ linea eminenti divisa; c. pars
os tegens.
— 6. Pes. a, articulus basalis; b. articulus secundus;
c. artieulus terminalis; d. nodi duo basales. Fig. 6.
B. Pes cum ungue extenso.
— Laminae branchiales; a. sinistri lateris b. dextri
lateris. 9
— 8. Bop. abdom., ꝙ nondum adulta, a dorso exhi-
bita; a. margo laminae abdominalis maximae; I. nodi a
pedibus remoti.
— 9. Bop. abdom,, ꝙ juvenis a latere.
— 10. Bop. abdom., 2, juvenis a dorso.
— 11. Pes maris adulti,
— 12. Lamina ventralis feminae nondum adultae (vide
fig. 8. a.) cum pedibus annexis.
— 13. Pes feminae nondum adultae: articulus terminalis
cum ungue,
— 14. Lam. buccalis externa feminae junioris.
— 15.
— 16.
Lam, buccalis media.
Lam. buccalis interna.
17. Bop. abdom., pullus (minus auctus, nullaque
adhibita pressione, efr. Tab. II. fig. 4. & 5.)
18. Bop. abdom., & adultus a tergo.
19. Idem a latere,
20. Margo anterior eapitis & adulti cum antennis.
21. Bop. abdom., & junior (antennae superiores
modo apparent). _
22. Pes maris juvenis prehensilis.
23. Pes natatorius maris junioris, uti vulgo apparet.
24. Annulus sextus abdominalis maris juvenis cum
appendicibus.
Eæplicatio tabulae Ildae. Isidis tab. III.
. 1. Caput et duo primi thoracis annuli Bop. abdom.
(5 junioris) a tergo, pressione adhibita a. Antennae
superiores, b. Ant. inferiores.
2. Pes natatorius primus & junioris.
3. Appendix caudalis & junioris, ut semel videre
mihi contigit.
4. Pullus a tergo magnitudine-valde aucta, lamina
vitrea compressus, ut antennae parum a corpore
secernantur.
5. Pullus vehementius vitro compressus, ut antennae
longius a corpore removeantur, pedesque melius ap-
pareant. Litterae in hac figura et in proxime praece-
denti idem significant; a. Antennae; b. Pedes pre-
hensiles; c. Pedes natatorii vel branchiales; d. Pedes
tertiae formae aut fortasse appendices caudales.
6. Pullus a latere exhibitus; e, Antennae interiores (?)
aut fortasse palpi. Reliquae litterae eandem habent,
ac in figura praecedenti, significationem.
— 7. Abdomen Bop. abd. ( junioris); a. Laminae
octo interiores; b. Laminae branchiales; e. Mas junior
inter laminas interiores feminae afſixus; d. Cauda,
— 8. Hippolyte Gaimardii cum Bop. abd. S adulta (a),
cui vero affıxus est 3 adultus (b).
9. Bop. abd., 2 adulta, sinistrorsum ſlexa.
10. Ova Bop. abd 5, quae varios evolutionis gradus
monstrant.
p) S. 299 — 306. Ueber die Verwandlungen
der Pycnogoniden; vom Herausgeber. Dazu Tab. III.
Ungeachtet die Entwickelung und Verwandlung der Krebs⸗
thiere von mehreren Schriftſtellern zum Gegenſtand ihrer Unter⸗
ſuchungen in der letztern Zeit gemacht worden iſt, beſonders in
Folge des Impulſes, welchen der beruͤhmte H. Rathke durch
ſeine trefflichen Arbeiten dieſer Sache gegeben hat, hat doch
noch kein Zoolog, fo viel ich weiß, die geringſte Aufklaͤrung
über die Ordnung der Pyenogoniden in dieſer Hinſicht mitge⸗
theilt; dennoch verdient dieſe wegen ihrer Anomalie und ihrer,
wie es mir wenigſtens ſcheint, ziemlich unſichere Stellung unter
den Kreböthieren, eine beſondere Aufmerkſamkeit. Es iſt mir
lieb, einige Beiträge zur Kenntniß der Verwandlungen dieſer
ſonderbaren Thiere mittheilen zu koͤnnen.
714
Pyenogonum litorale.
Diefe Art, welche ich Gelegenheit gehabt habe, vom füdz
lichen Kattegatte bis nach Hammerfeſt (alſo faſt 16 Breitengrade
hindurch) zu beobachten, ſcheint ſich in den Monaten April und
Map fortzupflanzen; denn längs der norwegiſchen Weſtkuͤſte
habe ich ungefaͤhr von der Mitte des erſtgenannten bis zur
Mitte des letztern Monats alle unterſuchten W. unter dem
Bauche mit einer großen, einfachen, ſchneeweißen Maſſe ver⸗
ſehen gefunden, welche aus Eyern gebildet war, oder (etwas
in den Map hinein) aus Jungen in deren erſtem Entwicke⸗
lungsſtadium, in welchem Falle die Maſſe eine etwas grauliche
Farbe annimmt. — Die noch unentwickelten Eyer find kugel⸗
rund, von ein wenig verſchiedener Groͤße; der Durchſchnitt kann
indeſſen auf etwa 1“ angeſetzt werden. Ich halte mich hier
nicht bei den Formen auf, welche das Junge im Ey zeigt,
ſondern gehe gleich zur Beſchreibung feiner Geſtalt über, nad)»
dem es die Eyhuͤllen geſprengt hat (Tab. III. Fig. 1.). Die
Laͤnge von der Spitze der ausgeſtreckten Scheeren bis zum Hin⸗
tercande des Körpers habe ich von 188“ oder etwas kleiner
gefunden; die Breite beträgt nur wenig mehr, als 25“ Der
Koͤrper zeigt keine Spur von Ringen, ſondern beſteht nur aus
einem einzigen, kurzen und breiten Stuͤcke, welches nach hinten
ſtumpf abgerundet und etwas ſchmaͤler, nach vorn aber in einen
koniſchen Schnabel ausgezogen iſt; dies Stuck oder dieſer Körper
iſt mit 3 Paar Gliedern verſehen: ſeine Laͤnge von der Wurzel
des Schnabels bis zum Hinterrande beträgt 20“ und die
Laͤnge des Schnabels faſt 35“. Der Körper iſt ſehr hoch
(beſonders nach hinten) und ſtark gewoͤlbt; der Schnabel iſt
abwaͤrts gebogen und ſcheint am Ende geſpalten zu ſeyn (was
mir doch nicht ganz gewiß iſt).
Das erſte P. Glieder oder die Scheeren, welche
gerade vorwaͤrts gerichtet ſind, ſind ſehr groß und uͤberaus ſtark
gebogen; ihre Laͤnge beträgt ungefähr 25“ und ihre Dicke uns
gefuͤhr 50“. Sie beſtehen aus 2 Gliedern, einem ungemein
dicken Grundgliede und der Hand. Dieſe iſt nur klein, aber
mit 2 langen, ſtark gekruͤmmten Klauen verſehen, von denen
die Äußere beweglich und laͤnger, als die innere, iſt; beide find
am innern Rande mit einem Paar ſehr kleiner Dornen verſehen,
welche man aber doch nicht ohne eine beſonders ſtarke Vergroͤ⸗
ßerung und eine ſehr guͤnſtige Beleuchtung erkennen kann. Aus
den aͤußeren Ecken des Grundgliedes geht ein aͤußerſt langer
Faden hervor, welcher an der Wurzel dicker iſt und zugeſpitzt
endigt; feine Laͤnge beträgt etwa 3““ oder mehr als doppelt die
Lange des Thiers von der Spitze der Scheeren bis an den Hin:
terrand des Koͤrpers.
Die 2 folgenden P. Glieder ſind von dem erſten
P. ſehr verſchieden, gerade nach den Seiten hingerichtet und ſchei⸗
nen zum Gehen beſtimmt; fie find unter ſich von gleicher Ges
ſtalt und Größe (ihre Laͤnge betraͤgt ungefaͤhr 16“), und
koͤnnen alſo zuſammen beſchrieben werden. Sie beſtehen aus
3 Gliedern, einem ſehr kurzen Grundgliede, von deſſen hinterm
oder aͤußerm Winkel eine lange Borſte ausgeht, einem laͤngern,
aber duͤnnern, ten Gliede, welches ſich nach dem Ende ein
wenig zuſpitzt, und einem Zten, welches viel Länger iſt, als die
2 vorigen zuſammen; dies iſt ſehr duͤnn, zugeſpitzt, am Ende
ein wenig nach vorn gekruͤmmt und gleichſam gabelfoͤrmig ge:
theilt, indem ein kleiner Aſt gegen das Ende aus dem Vorder⸗
rande auslaͤuft.
„
715
2072 77 Nymphon gros spes
unter einigen von Grönland geſandten Individuum dieſer
Art befand ſich eine verhaͤltnißmaͤßig große Anzahl W., welche
während der Generationsepoche geſammelt waren.“ Bei näherer
Unterſuchung derſelben fand ich, daß einige noch unentwickelte
Eper, andere dagegen Junge unter dem Bauche trugen, und
bei den letzteren war ich wieder fo glücklich, 2 Entwickelungs⸗
ſtadien anzutreffen. 5 d Br
LEE a find ungefähr kugelrund und halten 3% im
Durchſchnitte. Die Jungen des erſten Stadiums
Tab. III. Fig. 2. a. und b.) gleichen ſehr den oben beſchrie⸗
nen Jungen des Pyenogonum litorale, zeigen aber doch
ſolche kleine Verſchiedenheiten, welche es leicht machen, die eine
Art von der andern zu unterſcheiden; die Laͤnge von der Spitze
der Scheeren bis zum Hinterrande des Körpers beträgt etwas
über 4“, (ungefähr 25), die Breite Sp“. Der Körper iſt
ungemein ſtark gewoͤlbt und hoch (die größte Höhe beträgt ““
oder etwas mehr). Die Laͤnge der Scheeren beträgt 1888“
oder etwa 12“) fie find alſo verhaͤltnißmaͤßig viel kleiner, als
bey der vorigen Art. Uebrigens ſind ſie in der Hauptſache ganz
ſo beſchaffen, wie bei dieſer, ſenden auch ebenfalls eine Borſte
aus dem aͤußern Winkel des Grundgliedes, welche jedoch duͤn⸗
ner und kuͤrzer iſt und außerdem von einem Hoͤckerchen oder
gleichſam einem Grundgliede auszugehen ſcheint, (woruͤber ich
jedoch nicht ganz in Gewißheit bin). Der Schnabel iſt klei⸗
ner und ſchwerer wahrzunehmen, als bei der vorigen Art. Die
2 P. Füße ſtimmen auch in der Form mit dieſen Theilen bey
Pyen, lit. überein, find aber theils verhaͤltnißmaͤßig viel kleiner,
theils viel weiter nach vorn gegen das Vorderende des Körpers
angebracht. Ihre Länge beträgt nur etwa Pr“; das 2te und
Ste Glied find unter ſich gleich lang und jedes von ihnen iſt
doppelt ſo lang, als das Grundglied; eine kleine, von dem
letztern ausgehende Borſte meine ich zwar mitunter bemerkt zu
haben; doch bin ich von ihrer Gegenwart nicht vollig verfichert,
welches vielleicht von ihrer geringen Größe und ihrer Durchs
ſichtigkeit herruͤhrt. ö
Nymphon grossipes zeigt in feinem 2ten Stadium
(Tab. III. Fig. 3.) ein von dem erſten ausnehmend verſchie⸗
denes Anſehen. Die Länge beträgt von der Spitze der Scheeren
dis an den Hinterrand des Körpers ungefähr 3“, die größte
Breite des Kotpers dagegen nur 4%, Die Körperform iſt lang⸗
geſtreckt, ſchmal, faſt linienförmig, doch mit Ausnahme des
vorderen, ſcheibenartig verbreiteten Theils; in Ringe abgetheilt
iſt er, glaube ich, nicht; wenigſtens habe ich durch die ſtaͤrkſten
Lupen dies mit Sicherheit nicht gewahren koͤnnen, obgleich auf
der andern Seite die Anheftung der 4 P. ſtarken Gliedmaßen
dicht neben einander freilich ein Anſehen hervorbringt, welches
leicht eine Theilung im Ringe glauben macht. Das Border:
ende des Kopfes oder der Schnabel iſt etwas ſtumpf abge⸗
rundet; ich habe keine Oeffnung am Ende bemerken koͤnnen,
kann alſo nichts von der Form des Mundes ſagen. Die
Scheeren (Tab. III. Fig. 3. b.), welche weit über den Schna-
Bann Fortpflanzungszeit eintreffe, iſt mir übrigens
aus eigner Erfahrung nicht bekannt, da die W. der Art,
welche ich an der norwegiſchen Kuͤſte in der Mitte des
Sommers ſammelte, ohne Eyer waren, und da die Ein⸗
ſammler der bemeldeten grönländifchen Individuen nicht
die Einſammlungszeit angegeben hatten. Fabricius
aber berichtet, daß die W. vom October bis zum December
Eyer unter dem Bauche haben.
Iſis 1841. Heft 9.
Wann die
— — —
— — —
716
bel hinaus vorragen, beſtehen aus 2 Gliedern, welche unter
ſich faſt gleich lang ſind und zuſammen ungefähr eine Länge
von 20“ haben; vom aͤußern Winkel des Grundgliedes geht
eine lange, krumme Borſte oder ein Faden aus; die Finger
oder Klauen ſind lang und ſtark gekruͤmmt, der unbewegliche
nach dem Ende zu gabelfoͤrmig geſpalten, wodurch ein tiefer
Einſchnitt entſteht, welcher den aͤußern, beweglichen Finger auf⸗
nimmt. Zwiſchen den Scheeren und dem erſten Fußpaare habe
ich bisweilen an der Seite ein kleines Organ (F. 3. c.) vor⸗
ragen ſehen, welches nur aus 2 Gliedern zu beſtehen ſcheint und
etwa 51; lang iſt; dies iſt feiner Lage nach fuͤglich als erſte
Spur von Palpen zu betrachten.
Die Fuͤße ſind plump und ſtark gebaut und bieten in
dieſer Hinſicht Aehnlichkeit mit denen des erwachſenen Pyen. lit.
dar. Das 1 ſte P. (F. 3. d.) jſt A," lang und beſteht,
mit Inbegriff der Klaue, aus 9 Gliedern; das 1fte Glied mittels
lang, das te und Z3te kurz, das 4te und Ste laͤnger, unter
ſich etwa gleich lang, das 6te wieder etwas länger, das 7te
kurz, das Ste oder die Hand groß, oval, am Ende mit einer
langen Klaue und 2 kleinen Huͤlfsklauen bewaffnet; alle 3 find
krumm und ſpitzig. Sowohl der äußere, als der innere Rand
dieſes Fußpaares iſt mit einigen kurzen, aber ſtarken, Borſten
bewaffnet. Das 2te Fußpaar (F. 3. e.) iſt etwas kurzer,
als das 1ſte (Ränge 209“ oder ungefähr 1“), hat aber eben⸗
falls 9 Glieder und ſtimmt im Ganzen ziemlich genau mit die⸗
ſem im Baue uͤberein, obſchon das Laͤngeverhalten der Glieder
unter einander zum Theil etwas anders iſt. Das Ste P.
Fuͤße (F. 3. f.) iſt in Groͤße und Form von den 2 vorigen
ſehr verſchieden; die Länge betraͤgt nur wenig über ““, und
ſtatt daß die 2 vorhergehenden Fußpaare zum Kriechen oder
Feſthalten eingerichtet ſind, ſcheinen dieſe zum Schwimmen dies
nen zu ſollen; fie beſtehen nur aus 2 breiten und flachen Glie⸗
dern; das Grundglied iſt ein wenig laͤnger, als das te; dieſes
am Ende etwas zugeſpitzt und gegen das Ende des aͤußern Ran⸗
des mit einer kleinen Borſte verſehen. a
Phoxichilus femoratus. ?
Auch bei der Art, welche zuerſt von Rathke“ unter
dem Namen Nymphon femöratum etwas ausführlicher bes
ſchrieben und abgebildet worden und die an der norwegiſchen
Kuͤſte ziemlich gemein iſt, habe ich die Verwandlung beobachtet;
doch kenne ich nur deren erſtes Stadium. Dieſes (Tab. III.
Fig. 4.) ſtimmt in der Hauptſache mit dem erſten Stadium
der 2 oben bemeldeten Arten uͤberein, zeigt aber doch Verſchie⸗
denheiten, welche mehr, als zureichend ſind, um die Jungen
von denen der vorhergehenden Arten leicht zu unterſcheiden.
Die Eper find ſehr klein, etwa von 10“ im Durch⸗
ſchniite. Die Länge des Jungen, gerechnet von der Spitze
der Scheren, beträgt 20“, feine Breite 20 Der Körper
iſt nach hinten abgerundet, vorn zwiſchen den Scheeren etwas
»Naturhiſtorieſelſkabets Skrifter, V., 1., S. 201. ff., Tab. V.
Fig. H. Daß dieſe mit Fabricius 's Pycnogonum gros-
sipes Var. (Fn. groenl., p. 231.) zuſammenfalle, glaube
ich mit Sicherheit annehmen zu können, da ich Gelegenheit
gehabt habe, Individuen von Phox. femoratus aus Grön⸗
land zu unterſuchen, welche in jeder Rüͤckſicht mit denen
übereinftimmen, die ich an der norwegiſchen Küſte geſam⸗
melt habe. Ferner betrachte ich ſie als identiſch mit Joh n⸗
ſtons Orithyia coccinea von der engliſchen Kuͤſte (Zoolo-
gical Journal 1838.)
46
717
zugeſpitzt, doch ohne daß ich einen eigentlichen Schnabel, hätte
unterſcheiden koͤnnen. Die Ränge der Scheeren betraͤgt unge⸗
faͤhr 1. ; fie ſtimmen in der Form mit denen der vorigen
Arten überein; ich habe aber weder Zähne auf dem innern
Rande der Finger, noch eine vom aͤußern Winkel des Grund⸗
gliedes ausgehende Borſte bemerken koͤnnen. Die 2 erſten Glie⸗
der der 2 P. Fuͤße ſind unter ſich faſt gleich lang und haben
zuſammen z“ Länge; aber ſtatt eines Item Gliedes geht aus
dem Ende des ten Gliedes ein aͤußerſt langes, borſtenfoͤrmiges
Organ hervor; da es ſehr ſchwer iſt, dieſe Borſte ganz darzu⸗
ſtellen, weil dieſe kleinen Thiere gleichſam dicht mit einander
zuſammengefilzt ſind, und da ſie außerdem auf verſchiedene
Weiſe gekrümmt, oft ſogar rund um den Körper gewickelt iſt,
fo iſt es nicht möglich ihre Ränge genau anzugeben. Nur fo
viel kann man fagen, daß fie des Thiers Totallaͤnge mehrere
Male uͤberſteigt und verhaͤltnißmaͤfig länger iſt, als die bey
Pycn. lit. vom Grundgliede der Scheeren auslaufende Borſte.
Explicatio Tabulae IIItiae. Isidis tab. III.
Metamorphosis pyenogonidarum.
Fig. 1. Pullus Pyen. litoralis nuper ex ovo progressus
et adhuc matris habitans.
— 2. Pullus neonatus Nymphi grossipedis (a) a latere
et (b) a tergo. .
— 3. a. Pullus Nymphi grossip. post Imam meta-
morphosim, sed adhuc matri affixus; b. antennae
cheliformes; c. prima palporum vestigia; d. pes Imi
paris; e. pes 2di paris; f. pes 3 tii p.
— 4. Püllus neonatus N. femorati Ra thł e.
Ueberſicht
der gebräuchlichſten Arzneymittel des Alterthums, mit beſonderer
Ruckſicht auf die Werke des Dioscorides und Plinius.
Ein pharmakologiſcher Verſuch
von D. J. Heinrich Dierbach.
1 (Fortſetzung.)
Sechstes Kapitel.
Medikamente und Nahrungsmittel aus der Blaſſe
der weichthiere oder Mollusken.
Intereſſant genug iſt die Unterſuchung dieſer Thiere fuͤr
die Kenntniß der Nahrungsmittel der Alten, und gar nicht fel=
ten bedienten ſich auch die Aerzte derſelben, als ſehr wirkſamer,
wenn auch nur diaͤtetiſcher Mittel in Krankheiten; allein ſchwie⸗
rig und ungewiß iſt oft die richtige Deutung der Ausdrucke,
mit denen fie die ihnen bekannten Thiere dieſer Abtheilung bes
zeichneten. Die Mollusken kommen bei den aͤltern Schriftſtel⸗
lern unter dem Namen der Schalenthiere (Testacea,
Ostracodermata) vor und Galen rechnet dahin die Buccinae,
Purpurae, Ostreae, Chamae u. ſ. w. Alle enthalten, wie
er ſagt, in ihrem Fleiſche einen ſalzigen Saft, der auf den
Stuhlgang wirkt, und das um ſo mehr, ie reichlicher er in ein⸗
zelnen Arten ſich vorfindet. Die Auſtern haben ein ſehr weiches
Fleiſch, dagegen die kleinen Hiatulae, Vertebrae, Purpurae,
Buceina u. ſ. w. ein hartes. Jene werden ſchneller verdaut,
nähren aber weniger, wogegen die haͤrteren ſtaͤrkere Digeſtions⸗
kräfte erheiſchen, aber auch eine Eräftigere Nahrung abgeben.
Oft giebt man dergleichen Mollusken als Heilmittel jenen
Perſonen, deren inquiline Saͤfte des Magens oder der Leber
abnorm ſind, und darum die Verdauung nicht gehoͤrig vor ſi
geht; jene harten Conchylien koͤnnen nämlich länger 8
bleiden, ohne in Verderbniß uͤberzugehen.
fuͤhrend wirken, muß man das Salz durch Auswaſchen entfer⸗
nen.“ Plinius haͤlt uͤberhaupt dieſe Thiere fuͤr dem Magen
zutraͤglich und gegen Apepſie huͤlfreich; auf ähnliche Art äußert
ſich Celſus, der in dieſer Hinſicht Ostrea, Peetines. mag a
Purpurae und Cochleae nennt. Alexander Trallianus wider th
den Epileptiſchen den Genuß der Mollusken, weil ſie erkaͤltend
ſeien und zaͤhe Saͤfte veranlaßten. 2 An ue
Von den unterſten Formen beginnend treffen wir zuerſt
auf die Gruppe der Schnurrfuͤßler (Cirrhopoda), zu wel⸗
chen zu zaͤhlen ſind: a den
Die Meereicheln, Badcvot der Griechen, unter
welchem Namen noch heut zu Tage Lepas Tintinnabulum L.
bekannt iſt. Es wird dieſe Art auch Seetulpe genannt, und
es gehören dahin Balanus Tintinnabulum, B. Tulipa, Risso,
B balanoides (Riſſo a. a. O. IV. 380). Die von Linns
angedeutete Species zeichnet ſich durch eine viereckige Schale und
rothes, durch das Kochen weiß werdendes Fleiſch aus, das dem
Geſchmacke nach dem des Flußkrebſes gleicht. Noch mehrere
andere Mollusken, die dieſen verwandt ſind, und an den Kuͤſten
des mittellaͤndiſchen Meeres wohnen, hat man ebenfalls Meer:
eicheln genannt, wie Anatiſa laevis oder Lepas anatifera L.,
Scalpellum vulgare Risso, Pollicipes Cornucopiae Risso,
und andere. Nach Athenäus ſchaͤtzte man vorzugsweiſe die Meere
eicheln aus Aegypten; man fpeifete fie, wie Macrobius berichtet,
am Anfange der Mahlzeit mit Auſtern. Wie beliebt ſie ehedem
in Italien waren, geht aus einem antiken roͤmiſchen Kirchen⸗
zettel hervor, welchen Boͤttiger (leider ohne Commentar) mitge⸗
theilt hat.“ Heliogabalus erfand die Bereitungsart von Brat⸗
wuͤrſten, zu denen das Fleiſch verſchiedener See-Conchylien, von
Hummern, Garneelen und anderen Krebsarten kam. |
Die gemeine Auſter, Ostrea edulis L. verdient
in einer Aufzaͤhlung der Nahrungsmittel eine vorzuͤgliche Rolle,
da man ſie faſt allen andern Speiſen vorzog (palma mensa-
rum). Nach Plinius gedeihen die im ſuͤßen Waſſer lebenden
Auſtern, welche ſich an den Kuͤſten bey dem Zuſammenfluſſe
mehrerer Fluͤſſe aufhalten, am beſten; kleiner und magerer ſeyen
die im Meere ſelbſt lebenden. Sie kommen, wie er hinzuſetzt,
mit verſchiedenen Farben vor, dunkelroth in Spanien, braun in
Illyrien, mit ſchwarzem Fleiſche und ſchwarzer Schale um die
Seeſtadt Circeji in Latium. Die größten und dickſten werden
weder im Schlamme, noch im Sande, noch auf feſtem Grunde
gefangen; fie find die geſchaͤtzteſten, zumal jene mit purpurrothen
Faſern, die darum auch Calliblephara hießen.
Sergius Orato erfand zu den Zeiten des L. Craſſus zu
Baja in Campanien die Anlegung der Auſternbaͤnke; er unters
nahm dieß nicht nur aus Liebhaberei, ſondern aus Habſucht,
um einen reichen Gewinn daraus zu ziehen; die Auſtern des
lucriniſchen Sees bey Bajaͤ haben nach ihm den beften Ges
ſchmack; fpäter wurden beſonders die britanniſchen geſchaͤtzt; auch
brachte man Auſtern aus der Gegend von Brundiſium in Ca⸗
labrien, um ſie auf die lucriniſchen Baͤnke zu verſetzen (Lib. IX,
* De alimentorum facultatibus Lib. 3, Cap. 33.
„ Man fehe Böttiger's kleine Schriften .
und antiquariſchen Inhalts, geſammelt von Julius Sillig.
Bd. 3. p. 217 u. d
„
718
Damit ſie nicht abs
719
Cap. 54). Sonſt ruͤhmte man noch die Auſtern in der Ges
gend von Cyzicum in Myſien am Propontis, indem ſie groͤßer
ſeyn ſollen als die lucriniſchen, ſuͤßer als die britanniſchen, lieb—
licher als die eduliſchen, ſchaͤrfer als die leptiſchen, voller als die
aus der Gegend von Luca in Etrurien, trockener als die cory⸗
phantiniſchen, zaͤrter als die iſtriſchen, weißer als die aus der
Gegend von Circejt (Civita vecchia), welche letztere für die
füßeften und zaͤrteſten galten. Noch giebt Plinius gar manche
Nachrichten von dieſen Schalthieren, und erwaͤhnt unter andern
auch fußlange Auſtern, die im indiſchen Meere vorkommen fol
len, und worunter er wohl die Rieſenmuſchel, Tridacna Gigas,
verſtanden haben mochte.
Geuͤbte Feinſchmecker wußten die Oerter zu unterſcheiden,
woher die Auſtern gekommen waren, daher ſagt Lucilius:
Quid? ego si cerno ostrea
- Coguorim fluvium, limum ac coenum sapere ipsum.
Auſonius zog zu feiner Zeit die Auſtern von Bordeaux
vor. Die Alten verſtanden auch ſchon die Kunſt, ſie zu ver—
ſenden; ſo ſchickte Apicius deren aus Italien bis in das Land
der Parther, wo fie noch friſch ankamen. Die Griechen ſchaͤtz⸗
ten beſonders die Auſtern von Abydena.“ x
Apicius befchreibt eine Kuͤmmelſauce (Cuminatum) zur Zu:
bereitung der Auſtern und anderer Conchylien; auch lehrt er die
Aufbewahrung derſelben, um ſie lange friſch zu erhalten, wozu
ein verpichtes und mit Eſſig ausgewaſchenes Gefaͤß diente, und
erwähnt dieſe Weichthiere überhaupt öfters in feinem bekannten
Kochbuche. Die luxurioͤſen Römer aßen ſchon Auſtern, mit Eis
gekaͤltet, weshalb Plinius ſagt, man miſche hier, was die Tiefe
des Meeres und die Spitze der hoͤchſten Berge liefere.
Celſus, wie alle alten Aerzte, halten die Auſtern fuͤr eine
dem Magen zutraͤgliche Speiſe, die leicht auf den Stuhlgang
wirke. Plinius haͤlt ſie ſelbſt fuͤr den verdorbenen Magen und
gegen Apepſie dienlich. Gekocht und mit Honigwaſſer gemiſcht,
ruͤhmt er fie gegen Stuhlgang, ſowie bei Geſchwuͤren der Harn—
blaſe. Friſch und roh gegeſſen, ſollen ſie gegen Rheumatismen
nuͤtzlich ſeyn. Roh zerſtoßen und aufgelegt empfiehlt er fie zur
Zertheilung der Kroͤpfe und zur Heilung erfrorener Fuͤße.
Die Aſche von Auſterſchalen mit Honig gemiſcht, lobt er als
ein Mittel bei Entzuͤndungen der Wege des Schlingens, und
empfiehlt die Anwendung deſſelben bei Verhaͤrtungen. Das Puls
ver der Auſterſchalen diente auch zum Reinigen der Zaͤhne, und
bei Verbrennungen ſtreute man es auf die verletzten Theile.
Noch kommen die Auſtern auch unter dem Namen Pe—
lorides vor, unter welcher Benennung vielleicht eine andere
Art verſtanden worden iſt, wie man denn auf gleiche Weiſe noch
Ostres Hippopus Lamark, O. adriatica Lam,, O. Lima,
O. maxima, O. Cochlear uſw. benutzte.
Die Lazarusklappe, Spondylus Gaederopus L.
im mittellaͤndiſchen Meere wohnend, war den Alten wohl bekannt,
und wurde zu einem Leckerbiſſen benutzt, den Apicius unter dem
Namen Emphractum Bajanum beſchreibt; ſie heißt auch Sta⸗
chelmuſchel, und war fo beliebt, daß Macrobius dieſe Spondy-
los als augurales coenae delicias bezeichnet. Noch jetzt wird
die Lazarusklappe nach Belon auf den Inſeln des Archipelagus
» Ueber die ältere Geſchichte der Auſtern ſehe man Sillim an
American Journal Vol. 32, April 1837. p. 241 u. d. f.;
ſodann die Unterſuchungen des Profeſſors Dubois in Roche⸗
fort über den Gebrauch der Auftern zur Zeit der alten Nö⸗
mer, * uͤber die der Kuͤſte von Médoc, deren Auſonius
gedenkt. Journal de Chim. méd. Dec. 1737. p. 613.
720
häufig genoſſen. Auch in Italien iſt dieſes Weichthier, wie
Schlaͤpfer ſagt, durch ſeine rauhe mit Corallinen und Seetulpen
beſetzte Schale vor der Eßluſt nicht geſchuͤtzt; es gibt vielmehr
einen tuͤchtigen Leckerbiſſen für ſolche ab, denen die Auſtern zu
klein ſind. Die Sitte, dieſe Molluske als Amulet zur Abhal—
tung des Tarlianfiebers anzuhaͤngen, wird von Plinius erwaͤhnt.
(Lib. XXII. Cap. 10. p. 583.).
Die Seeperlen-Mufchel, Avicula margaritiſera
oder Mytilus margaritifer L. liefert den ſchon im Alterthum
wohl bekannten und zu hohen Preiſen verkaſtften Schmuck. Sehr
ausfuͤhrlich redet zwar Pinius von den Perlen, als einem Ge:
genſtande des Luxus, keineswegs aber von ihrem mediciniſchen
Gebrauche, der, wie es ſcheint, erſt durch die Araber eingefuͤhrti
im Mittelalter ſehr beliebt war, nun aber laͤngſt wieder ver—
geſſen iſt. — \
In einem Auffase, betitelt: On the Economieal Uses
of some Species of Testacea im American Journal of
Sciences and Arts by Silliman Vol. 32. April 1837. p.
55— 73 iſt auch die ältere Geſchichte des Mytilus margariti-
ferus L. (The Pearl Oyster) und Mya margaritifera L.
(The Horse Muscle) mitgetheilt.
Die Steckmuſchel, Pinna nobilis, wird ebenfalls von
Plinius erwaͤhnt (Lib. IX, Cap. 42). Sie liefert gleich der
Pinua rotundata L. den fogenannten Byssus, aus dem ein
ſeidenartiges Gewebe zu koſtbaren Stoffen bereitet wurde. Man
ſehe den oben angeführten Aufſatz in Sillimans amerikaniſchem
Journal pag. 70.
Die Archenmuſchel, Arca Noae, wahrſcheinlich die
Pedunculi oder Pectunculi der Alten, find gleich den Auſtern
eßbar, und wurden auch von den Aerzten als Arneimittel be=
nutzt. Bei Ohrenkrankheiten zerrieb man fie mit Eſſig und
brachte die ſchleimige Fluͤſſigkeit in den Ohrgang. Eingeſalzen
dienten fie als Depilatorium (Plinius Lib. XXXII, Cap. 7).
Die Miesmuſchel, Mytilus edulis L. Unter dem
Namen Mytilus begriffen die Alten allem Anſehn nach nicht
blos die gemeine Miesmuſchel, ſondern auch andere verwandte
Arten. Nach Plinius leben dis Miesmuſcheln (Myaces) hau⸗
fenweiſe beiſammen, wie die Stachelmuſcheln (Murices) und
zwar an tangreichen Orten (in algosis); am beſten ſind ſie im
Herbſte und an ſolchen Stellen, wo viel ſuͤßes Waſſer ſich dem
Meere zumiſcht, weshalb die geſchaͤtzteſten aus Aegypten kom⸗
men. Gegen den Winter werden ſie bitter und roth. Sie
zerfallen in zwei Formen. Mituli, welche nach Salz
und ſcharf ſchmecken, und Myricae, welche eine mehr
runde Geſtalt haben, kleiner und rauh, find (hirtae), dabei eine
duͤnnere Schale und haͤrteres Fleiſch beſitzen. Dioscorides zieht
8 . vom Pontus allen übrigen vor (Lib. II,
ap. 7). a
Nach der Anfiht der alten Aerzte reinigt der Schleim
der Miesmuſcheln die Gedaͤrme und die Harnblaſe, er wirkt
eröffnend und lindernd, er reinigt die Nieren, mindert das Blut
und das Fett. Darum hielten ſie die Miesmuſcheln fuͤr ſehr
zutraͤglich fuͤr Waſſerſuͤchtige, bey der Gelbſucht, Gicht und
Windſucht, ſie empfehlen ſie gegen Verſchleimung der Lunge
und der Eingeweide des Unterleibes, ſo wie bey Rheumatismen;
doch ſollen fie den Nachtheil haben, daß fie die Wege des Schlin⸗
gens angreifen und Heiſerkeit veranlaſſen. Sonſt empfehlen ſie
ſolche noch zur Reinigung und Heilung ſchlimmer Geſchwuͤre,
wovon ſelbſt krebsartige nicht ausgenommen ſind. Gebrannt
und mit Honig vermiſcht gebrauchte man Mituli und Murices
721 N
gegen den Ausſatz und andere hartnaͤckige Exantheme. Die
Aſche dieſer Weichthiere galt nicht nur für ein Antidotum ges
gen mehrere Gifte, ſondern man benutzte ſie auch bey Krank⸗
heiten der Zaͤhne und des Zahnfleiſches. Daß die gebrannten
Schalen der Miesmuſcheln und anderer Conchylien eine kauſtiſche
Beſchaffenheit annehmen, war im Alterthume wohl bekannt, und
ſehr gewöhnlich ihre aͤußerliche Anwendung gegen Geſchwuͤre,
raͤudenartige Ausſchlaͤge u. ſ. w. (Plinius XXXII, Cap. 9,
pag. 581).
Celſus bezeichnet die Miesmuſcheln auch mit dem Namen
Musculi und empfiehlt ihren Schleim für Fieberkranke.
Die Meſſerſcheide, Solen Cultellus, war eine bey
den alten Griechen und Roͤmern ſehr geſchaͤtzte Leckerei, die
Athenaͤus nicht genug ruͤhmen kann. Auch ſoll dieſes Schalen⸗
thier, fo wie Solen strigilatus, noch häufig gekocht und mit
gebratenen Eiern verzehrt werden (Bergius, a. a. O. Bd. 2,
N 258). Auch in Italien ißt man dieſelben, ſo wie Solen
agina. Nach Schlaͤpfer gehört einiger Muth dazu, dieſe Thiere,
die durch ihre Röhren auf vier Fuß weit Waſſer von ſich fprigen
koͤnnen, lebend ſchnell bei dem Fuß mit den Zaͤhnen zu ergrei⸗
fen, ehe ſie ſich in ihre Schale zuruͤckziehen, ſie auf dieſe Weiſe
aus der Schale zu reißen, mit ein Paar Biſſen zu verkleinern
und fie lebend hinunter zu ſchlingen; er ſah indeſſen dieſe Ope—
ration auf den Gaſſen von Neapel oft verrichten.
Die Tellmuſcheln, Tellinae, ſind ebenfalls eßbar;
eine der bekannteſten iſt Tellina radiata. Nach Dioscorides
(Lib. II. Cap. 8) find fie friſch gefpeist, zumal die Brühe da⸗
von, dem Unterleibe zutraͤglich. Eingeſalzen, ſodann verbrannt
und zu einem feinen Pulver abgerieben dienen ſie mit Cedria
aufgetröpfelt als Depilatorium.
In Neapel wird beſondes die glatte Tellmuſchel, Tellina
planata, gleich den Arten von Solen roh verſpeist. Beſonders
iſt aber eine in Oſtindien einheimiſche Art, Tellina Garum, zu
erwähnen, von welcher zumal m Amboina eine pikante Sauce
die unter dem Namen Bocassan in den Handel kommt, berei⸗
tet wird.
dieſer Leckerbiſſen bereitet wind. Man hat ein ſchwarzes und
ein weißes Bocassan. Das erſte iſt das theuerſte und wird
von den Chineſen und Malaien, letzteres aber von den Euro—
päern vorzüglich geſchaͤtzt. Jenes macht man ſowohl aus dem
Fleiſche des Thieres, als aus dem ſchwarzen Fette deſſelben mit
Gewürzen; dieſes wird blos aus dem Fleiſche mit Eſſig und
vielen Gewürzen bereitet. Beide benuͤtzt man als einen Zuſatz
zu ſolchen Speiſen, denen man dadurch einen Hochgeſchmack
mitzutheilen beabſichtigt. (Bergius).
Die ſchwarze Sorte iſt ohne Zweifel das ſchwarze keſt⸗
bare Garum, von dem Galen redet. (De compositione me-
dicam. secund. locos Lib. 3, pag. 637.)
Die Gienmuſcheln, Chamae der Alten, begreifen wohl
nicht blos Chama gryphoides, Chama Cor und andere Arten,
ſondern beſonders noch die Herzmuſchel, Cardium edule. Nach
Dioscorides (Lib. II, Cap. 3) dienen dieſe Mollusken als ein
gelinde eroͤffnendes Mittel; man kocht fie mit Waſſer ab, und
trinkt die Brühe mit Wein gemiſcht.
Nach Plinius ſind dieſe Muſcheln (Conchae) uͤberhaupt
ein nährendes Mittel; zumal ſollen die langen (Conchae lon-
gae) mit Honig und Waſſer gemiſcht getrunken, in Leberkrank⸗
beiten dienlich ſeyn. (Lib. XXXII, Cap. 9.)
Auch die große Gruppe der Schnecken (Gasteropoda)
wurde von den Alten nicht unbeachtet gelaſſen, und die Aerzte
Rumphius giebt die Art und Weiſe genau an, wie
| 722
erwähnen mehrere Arten derselben. Nachſtehende dürften die
bekannteſten ſeyn. ; . % a
Die Flügelfhnede, Strombus lentiginosus L., iſt,
wie von mehreren Seiten her angenommen wird, auf Onyx
Griechen, Unguis odoratus der Römer, Ostracium des Pli⸗
nius (Lib. XXXII, Cap. 10), Blatta byzantina des Nicolaus
Mirepſus und Actuarius zu beziehen, und zwar gehören alle
dieſe Benennungen dem Deckel der gedachten Schnecke an, wel⸗
chen Dioscorides mit dem der Purpurſchnecke vergleicht (Lib, II.
Cap. 10). Er ſagt, die Drogue wird in den indiſchen Seen
gefunden, wo die Narde waͤchſt, von der dieſe Conchylien ſich
naͤhren, und wovon ihr ſtarker aromatiſcher Geruch herrührt.
Man ſammelt ſie zur Zeit der großen Hitze, wenn die Seen
durch den Einfluß der Sonnenwaͤrme ausgetrocknet ſind. Am
beſten ſollen diejenigen ſeyn, welche eine weiße Farbe haben, fett
anzufuͤhlen ſind, und aus dem rothen Meere kommen; die ba⸗
byloniſchen ſeyen ſchwaͤrzlich und kleiner. Beide ſollen verbrannt
zwar angenehm, doch etwas nach Bibergeil riechen. Sie wur⸗
den zum Raͤuchern bey hyſteriſchen und epileptiſchen Anfaͤllen
benutzt, und Plinius will noch etwas Castoreum zugleich mit
verbrannt wiſſen. |
Innerlich genommen
veranlaſſen.
Sprengel vergleicht den Geruch der gedachten Deckel mit
dem der Baldrianwurzel und bemerkt, daß die ſchwaͤrzlichen
Deckel der Pleurotoma babylonia und Pl. Trapezii verbrannt
noch einen weit ſtaͤrkern Geruch verbreiteten; übrigens ſey Dio⸗
ſcorides hintergangen worden, denn die Narde wachſe nicht in
Seen und ſei auch keine Nahrung der Conchylien. Avicenna
redet von einer Inſel im indiſchen Meere, auf welcher Nardus
wachſe, und in deren Naͤhe auch Unguis odoratus gefunden
werde. en
Cuvier leitet die Drogue, welche im Deutſchen Riech⸗
ſchale oder Raͤucherklaue genannt wird, keineswegs von. eis
nem Strombus, ſondern vielmehr von Arten von Turbo ab,
von denen nachher noch näher die Rede ſeyn wied; Virey da⸗
gegen aͤußerte die Meinung, Unguis odoratus ſey der Deckel
von Murex ramosus L. und rieche nach Ambra, welche An⸗
gabe auch von neuern Pharmakologen, namentlich von Clamor
Marquart wiederholt worden iſt. )
Mondſchnecken, Turbines: insbeſondere Turbo lito-
reus, und zwar der Deckel des Gehaͤuſes (auch von Turbo
Cochlus L. und Turbo rugosus L.) fol diejenige Drogue
ausmachen, die man ſonſt in den Apotheken unter dem Namen
Mondſchnecke, Silbermond, Venusnabel oder Meernabel (Um-
bilicus marinus, Umbilieus Veneris marinus) in den Apo⸗
theken aufbewahrte; fie wurde auch Nabelſtein (Lapis umbili-
calis) und Meerbohne (Faba marina) genannt,
In dieſen Conchylien ſuchte man auch den Strombus
des Plinius, nach welchem jedoch nicht das Gehaͤufe, ſondern.
das Thier ſelbſt als Heilmittel benutzt wurde; und zwar wurde
es mit Honig und Waſſer zubereitet gegen die Waſſerſucht und
bey Magenkrampf empfohlen. Das in Eſſig faulende Thier
Laue als Riechmittel bei Lethargus. (Plinius Lib. XXX,
ap. 10.)
5 Stachelſchnecken, Murices, wurden vielfaͤltig von
den alten Aerzten benutzt, und wahrſcheinlich nahmen ſie deren
mehrere ohne Unterſchied, z. B. Murex erinaceus, coronatus,
eristatus, Tritonis L. oder fasciolaris Lamark.. u. f. w.
Sie liefern nach Cornelius Celſus eine dem Magen zutraͤgliche
ſollen ſie Beſchwerden im Unterleibe
723
Spelſe, verſtopfen aber bisweilen den Stuhlgang. Apicius ers
waͤhnt in feinem Kochbuche einigemal Conchplien, worunter er
vorzugsweiſe einige Arten von Murex verftanden wiſſen will.
In Italien ißt man nach Schlaͤpfer öfters die Meerkaſtanie,
Murex Hippocastanum. Plinius erwähnt (Lib. XXXII,
Cap. 7) mehrere Arten mit griechiſchen Benennungen, wie Co-
riela, Corythia, dann die kleineren und wirkſameren turbinata.
Von dem Gebrauche der gebrannten Stachelſchnecken (Mutex
combustus) ſpricht Celſus Lib. V. Cap. 21), ſonſt dienten
die Schalen auch dieſer Conchylien zu Zahnpulvern.
Am berühmteſten ſind die Purpurſchnecken, Murex
Brandaris und M. trunculus, die ebenfalls zur Speiſe dien⸗
ten, auch ſind ſie nach Celſus dem Magen zutraͤglich und kom⸗
men überhaupt mit den audern Arten von Murex überein. Die
ſebrannten Schalen wurden nach Dioscorides (Lib. II, Cap. 4)
u ee Mittel, zum Reinigen und Heilung ſchlim⸗
mer Geſchwuͤre, ſo wie als Zahnpulver zur Conſervation der
Zähne verwendet. Eine Abkochung der Deckel in Oel ſoll ein⸗
gerieben das Ausfallen der Haare verhindern. Innerlich gab
man es, mit Eſſig vermiſcht, gegen Anſchoppungen der Milz,
auch benutzte man das Mittel, gleich dem Meernabel, in Raͤu—
cherungen gegen hyſteriſche Beſchwerden.
g Ungemein hoch wurde der ſchoͤne rothe Farbeſtoff geſchaͤtzt,
den dieſe Conchylien liefern. In beſonderm Anſehen ſtanden
zumal die Purpurſchnecken aus Tyrus und Phoͤnizien, aber auch
die lakoniſchen wurden geſchaͤtzt. Oppianus giebt genau die Art
und Weiſe an, wie man bey der Einſammlung zu verfahren
pflegte. (De piscatione Lib. V, 598. p. 316.) Mit Purpur
gefärbte Wolle pflegte man bei Ohrenkrankheiten in die Ohren
zu legen. (Galeni Opera edit. Cornas. p. 69.) “
Die Kinkhornſchnecken: Buceina waren den Alten
wohl bekannt; es giebt darunter ebenfalls mehrere eßbare Arten,
von denen insbeſondere das große Wellenhorn, Buccinum un-
datum, zu nennen iſt. Nach dem, was Plinius (Lib. IX,
Cap. 36) von dieſen Conchylien ſagt, duͤrften wohl beſonders
Purpura Lapillus und P. variegata und die verwandten Ar⸗
zen benutzt worden ſeyn. Sie dienten, wie Dioscorides ſagt
Lib. II, Cap. 5), zum Kalkbrennen, und zumal wurden dazu
die haͤrteren Spindeln (Columellae oder Modioli) verwendet.
Sonſt wurben dieſe Conchylien ganz auf gleiche Weiſe verwen⸗
det, wie die Stachelſchnecken, namentlich pflegte man die vorher
eingeſalzenen Thiere zu verbrennen, und die ſo erhaltenen Koh—
len in Pulverform zum Reinigen der Zaͤhne u. ſ. w, zu gebrauchen.
Der Seehaſe “, Aplysia depilans L., in die Gruppe
der Dachkiemen⸗Schnecken gehoͤrig, wurde von den Alten als ein
giftiges Thier gar ſehr gefuͤrchtet. Ißt man davon, ſagt Ae—
lanus (Lib. Cap. 45), fo folgt oft der Tod oder doch wenig⸗
ſtens die heftigſten Schmerzen im Unterleibe. Das Thier, fest
er hinzu, lebt im Schlamme, und wird oft mit der Apua ge⸗
fangen; es iſt eine Art Schnecke ohne Gehaͤuſe. Riſſo nennt
das Thier Dolabella Lepus; Fabius Columna aber hielt es
"für eine andere Species, welche Riſſo und andere mit dem Na-
men Tethys leporina bezeichnen. Der indiſche Seehaſe des
Aelianus (Lib. XVI, Cap. 19) ift Doris verrucosa L.
„Ueber die ältere Geſchichte dieſes koſtbaren Pigments ſehe
man: Silliman The American Journal Vol. 32. Juli 1837.
p. 235; und über Murex Tritonis L. daſelbſt p. 239. Iſis
1840. S. 187. N
Man verwechſele damit nicht den Cyclopterus Lumpus, eis
nen Fiſch der noͤrdlichen Meere, der auch Seehaſe heißt.
Iſis 1841. Heft 9.
724
Bohadſch beftätigte die giftigen Eigenſchaften der Aplysia,
aber Cuvier bezweifelt ſie; jedenfalls war die Furcht der Alten
vor dieſer Schnecke uͤbertrieben, indem Plinius behauptete (Lib.
XXXII, Cap, 1), daß es ſchon gefährlich ſey, einen Seehaſen
auch nur anzuſehen.
Dioscorides vergleicht dieſes Weichthier mit einem kleinen
Loligo, und bemerkt, daß es fuͤr ſich zerrieben, oder auch zu⸗
gleich mit der Seeneſſel angewendet, das Ausfallen der Haare
bewirke (Lib. II, Cap. 20). Plinius ruͤhmt den Seehaſen Aus
ßerlich gebraucht als ein Mittel gegen den Ausſatz und gegen
das Podagra, wo es wohl als ein Rubefaciens wirkt. (Lib.
XXXII, Cap. 9)
Die Seemoosſchnecke, Scyllaca pelagica, dürfte die
Tethaea des Plinius ſeyn, von der er ſagt, man finde fie auf
Seeblaͤttern oder Zangen ſaugend (folſis marinis sugentes)
und ſey einem Pilze aͤhnlicher, als einem Fiſche. Nun haͤlt ſich
in der That die genannte Scyllaea faſt in allen Meeren auf Fu-
cus natans auf. Plinius ruͤhmt dieſe Thiere als ein Mittel
bey Kolik, Blaͤhungsbeſchwerden und Stuhlgang (Lib. XXXII,
Cap. 9). Noch giebt Plinius von einer andern Tethea Nach⸗
richt, die den Auſtern aͤhnlich ſeyn ſoll, und bei Seiten⸗
ſchmerzen zur Speiſe empfohlen wird, wie er denn uͤberhaupt
dieſe Tethaea bey Abmagerung und cachektiſchem Anſehen in
Verbindung mit Honig und Raute als nützlich empfiehlt (Lib.
XXXII, Cap. 10). Die richtige Deutung iſt aber eben nicht
leicht, denn ſie gehoͤren ohne Zweifel zu einer Scyllaea; noch
iſt darunter Tethys fimbriata, und noch weniger die Tethys
Lyncurium aus der Abtheilung der Polypen darunter zu vers
ſtehen, ſondern weit eher eine Art von Ostrea oder Cardium.
Die Schnirkelſchnecken, Helices, waren in der Diaͤ⸗
tetik und Mediein der Griechen und Roͤmer ein wichtiger Ger
genftand. Die Erdſchnecken, ſagt Dioscorides (Lib. II. Cap. 11),
bekommen dem Magen gut. Die beſten ſind die aus Sardinien,
Libyen, Aſtypalaͤa, Sicilien und Chios, fo wie auch die der lie
guriſchen Alpen, welche man Pomatias, oder Deckelſchnecken
(Operculares) nennt. Auch die im Meere vorkommenden ſind
dem Magen zutraͤglich und werden leicht aſſimilirt; dagegen ſind
die an den Fluͤſſen lebenden ſchaͤdlich; endlich diejenigen, welche
im Walde an Straͤuchern und Gebuͤſchen klebend ſich vorfinden,
und welche Einige Sesilon und Seselita nennen, veranlaſſen
Beſchwerden, und erregen ſelbſt leicht Erbrechen.
Die wahre Helix pomatia des Dioscorides iſt nach de
Féruſſac und Cuvier Helix naticoides Chemnitz; fie beſißt
den delicateſten Geſchmack und iſt zugleich ſehr leicht verdaulich.
Nach Plinius (Lib. XXX, Cap. 6) find die Solitani⸗
ſchen Schnecken aus Afrika unter allen die beſten, weniger gut
find die aus Aſtypaläa in Sicilien, weil ihre Größe fie hart
und ſaftlos macht. Sonſt werden auch die von den kaprariſchen
Inſeln geſchaͤtzt.
Die Roͤmer verſtanden ſchon die Kunſt, Schnecken zu mi:
ſten. Fulvius Hirpianus fuͤhrte dieſe Sitte etwas vor dem
Buͤrgerkriege mit dem Pompejus ein. Man fuͤtterte ſie mit
eingekochtem Moſte (Sapa), mit Gruͤtze u. ſ. w., und noch
jetzt fuͤttern ſie die Griechen mit Waizenmehl, wodurch ſie dann
eine ungewöhnliche Größe erlangen. Im Alterthume unterſchied
man genau die Orte, von denen man dieſe Thiere brachte; am
beliebteſten waren die aus der Umgegend von Reate, einer Stadt
im Gebiete der Sabiner, auch die durch Groͤße ausgezeichneten
illyriſchen waren beliebt, am geſchaͤtzteſten waren aber die ſchon
oben beruͤhrte aus Afrika (Lib. IX, Cap. 56). Die groß
46⁰
725
Worifhe Schnecke ſoll Helix eineta oder lucorum Müller ſeyn;
fonft wird im ſuͤdlichen Europa Helix aspera häufig gegeſſen,
fo wie in Aegypten die dort unter den Mandelbaͤumen vielfach
vorkommende Helix melanostoma.
Apicius giebt die Art und Weiſe an, wie man die Schnecken
mit Milch oder Milchbrei maͤſtet und lehrt ſie auf verſchiedene
Weiſe zur Speiſe zuzurichten und mit Laſer, Fiſchſauce, Pfef⸗
fer u. ſ. w. ſchmackhaft zu machen. Auch erwaͤhnt er Coch-
leae elixae, woruntet nach Liſter eingeſalzene, aus Afrika ges
drachte Schnecken verſtanden ſeyn ſollen. Die Schnecken dien⸗
ten auch, um den Appetit zum Trinken zu reizen; man pflegte
ſie gebraten auf ſilbernem Roſte vorzuſetzen.“ !
Celſus erklärt die Schnecken für eine dem Magen zu:
traͤgliche, leicht verdauliche, gelinde den Stuhlgang befoͤrdernde
Speiſe, die gute Saͤfte mache, aber wenig naͤhre. Nach Galen
find dieſe Weichthiere eine taͤgliche Speiſe der Griechen; fie ha⸗
ben, wie er ſagt, ein hartes nicht leicht verdauliches Fleiſch, das
aber gut naͤhrt, woraus vielleicht geſchloſſen werden darf, daß
die Griechen andere Arten zur Speiſe auswaͤhlten, als die Roͤ⸗
mer, oder ſie nicht gehoͤrig zuzurichten verſtanden. Nach dem
Rathe des Galens foll man fie für den taͤglichen Gebrauch öf—
ters mit Waſſer auslaugen; ſie enthalten ſeiner Angabe nach
einen eröffnenden Saft, und können mit Oel, Garum und
Wein zubereitet als Abfuͤhrungsmittel dienen (De alimentorum
facultatibus Lib. III, Cap. 3).
Lebende, zumal aftikaniſche Schnecken gab Dioscorides
als ein Mittel gegen Magenſchmerzen, und mit Wein und
Moerhe gegen die Milchruhr und Steinbeſchwerden. Caͤlius
Aurelianus ruͤhmt fie bei Blutfluͤſſen, indem fie einen natuͤrli—
chen Schleim und eine hier zutraͤgliche klebrige Beſchaffenheit
hätten (Chon. Lib. II. Cap. 13, p. 174), und auch Plinius
raͤth an (Lib. XXXII, Cap. 8) gegen Blutſpeien rohe Schne⸗
cken, in Waſſer verrührt, trinken zu laſſen. Sie find nach ihm
(Lib. XXX, Cap. 6) ein befonders gutes Magenmittel; zu
dem Ende ſoll man ſie mit Waſſer abgebruͤht, ohne allen Zu—
ſatz roͤſten, und dann mit Wein und Garum ſpeiſen, zumal
die afrikaniſchen, was er vielfach nuͤtzlich gefunden habe. Sonft
ließ man ſie auch lebend mit etwas Eſſig verſchlucken. Blos
mit Waſſer genommen, ſollen ſie den Huſten lindern, auch bey
großer Schwaͤche und Schwindel ſeyen fie zuträglich. Schnecken
mit Eyern lobt Plinius bey der Ruhr (Lib. XXX, Cap. 7).
Cochleae latae empfiehlt er mit Wein getrunken bey Glieder⸗
ſchmerzen (Lib. XXX, Cap. 9) und friſche Flußſchnecken ges
gen das viertägige Fieber (Lib. XXXII. Cap. 10).
Vielfach werden ſie auch zum aͤußerlichen Gebrauche ver—
wendet, und ſchon Celſus empfiehlt fie als ein klebendes Mit—
tel zur Heilung der Wunden (Lib. V, Cap. 2), namentlich bey
verwundeten Ohren foll man fie nach Plinius mit Myrrhe und
Weihrauch gemiſcht auflegen. Nach Dioscorides zertheilen ſie
mit dem Gehaͤuſe zerſtoßen aufgelegt, hydropiſche Geſchwuͤlſte,
wenn man ſie ſo lange liegen laͤßt, bis alles trocken geworden
iſt; derſelbe Umſchlag ſoll auch podagriſche Schmerzen lindern
und bey Entzündungen dienlich ſeyn; gegen Naſenbluten ſoll
man mit Effig zerriebene Schnecken aufſchnupfen; auch wird
der Schleim dieſer Weichthiere als ein Mittel gegen das Aus⸗
fallen der Haare empfohlen. Plinius ſpricht von dem Gebrauche
ueber die ältere Geſchichte der Helices ſehe man W. Sil
liman, American Journal of Sciences and Arts Vol. 32,
April 1837. p. 251. Iſis 1840, S. 195.
726
der Schnecken als Cosmeticum, wozu fie in fpäteren Zeiten viel:
fach dienten. Nach Celſus brauchte man auch die mit dem
Gehaͤuſe verbrannten Schnecken als Näuchermittel bey ſchweren
hyſteriſchen Anfaͤllen. "a: As
Die gebrannte Schale felbft war ein ſehr beliebtes Mit⸗
tel zum Reinigen der Zaͤhne; auch benutzte man ſie bei Augen⸗
krankheiten und chroniſchen Hautausſchlaͤgen.
Die Erdſchnecken, Limaces, welche Plinius auch die
nackten (Cochleae nudae) nennt, und wozu wohl vorzugsweise
die Limax antiquorum Risso gehört, wurden ebenfalls benutzt.
Plinius redet von ihrem Gebrauche in der Waſſerſucht (Lib.
XXX, Cap. 7), doch will er dazu aftikaniſche e 8
fen, gegen Kopfſchmerzen ſoll man davon an der Stirne einrei⸗
ben (Lib. XXIX, Cap. 6); auch redet Plinius von einem
Steine oder Knoͤchelchen, das dieſe Weichthiere im Ruͤcken haͤt⸗
ten, und das als Amulet in Gebrauch kam, namentlich bei ſchwe⸗
rem Zahnen der Kinder.“ Pn BERN
Die Gruppe der Kopffuͤßler (Cephalopoda) von den
Alten ſeit Ariſtoteles vorzugsweiſe Weichthiere (Mollia) genannt,
haben nach Galen (De alimentorum faeultatibus, Lib. III,
Cap. 35) ein hartes ſchwer verdauliches Fleiſch, und enthalten
nur wenig ſalzigen Saft. Wenn ſie aber gehoͤrig verdaut wer⸗
den, fo geben fie dem Körper eine ziemlich reichliche Nahrung,
erzeugen aber auch zugleich viele rohe Saͤfte. 115
Der Biſam-Dintenfiſch, Eledona moschata,.
darf hier nicht uͤbergangen werden. Schon Ariſtoteles kannte
dieſes Weichthier; Aelianus nannte es Osmylos und bemerkt,
daß es gleich dem Polypen, und zwar noch heftiger verletze, aber
weniger von ſeinem Gifte ausſpritze. Plinius nennt es Ozaena,
von dem ſtarken Geruche, den zumal der Kopf aushauche, wie
er auch ein ſtark riechendes Kraut mit dem Namen Ozaenitis
bezeichnet.
ſchus riechende Thier in Wein zu toͤdten, und getrocknet in Klei⸗
derkiſten aufzubewahren, um die Kleider damit zu parfuͤmiren;
auch hielt er dieſe Eledona für ein Aphrodisiacum. Nach
Riſſo heißt dieſes Thier jetzt um Nizza Nouscaria; es dient,
ſeines ſtarken Biſamgeruches wegen, den man meiſtens unange⸗
nehm findet, nur ſelten als Nahrungsmittel. (A. a. O. Band
4, pag. 5.) 18 N
Nach Vierey heißt der Bifam-Dintenfifh Eledon am-
brosiacus und nach Lamark Octopus moschatus. Erſterer
glaubt, daß dieſes Weichthier die Materie zur Bildung der grauen
Ambra liefere, indem es nach dem Tode, oder von Cetaceen
verſchluckt, in eine Art Fettwachs (Adipoeire) uͤbergehe. Es
verbreitet nach ihm einen ſtarken Ambrageruch, und dient des⸗
halb unter dem Namen Muscarolo zur Parfumerie. och
bemerkt derſelbe, in der kaͤuflichen Ambra finde man bisweilen
Schnaͤbel und Knochen der Dintenfifche und die chineſiſche Tuſche,
welche von dieſem Thiere bereitet werde, habe ebenfalls den nar
tuͤrlichen Ambrageruh.* —_ RN N
Der gemeine Achtfuß oder Meerpolyp, Oetopus
vulgaris Risso (Sepia octopodia), nebſt den verwandten
Es iſt hier wohl jene dünne Kalkſchale gemeint, die ſich
bey L. antiquorum, L. maximus u, cinereus in dem Schilde
als eine kleine platte längliche Coneretion befindet.
Um Nizza iſt neuerdings eine der Eledone moschata ver:
wandte Art (E. Genei Verany) entdeckt worden, die ſich
beſonders durch den Mangel des auffallenden Moſchusge⸗
ruches unterſcheidet. Man ſehe E. Weber's Haudbuch
fuͤr Fremde in Nizza p. 187.
Brujerinus erinnert, man pflege dieſes nach Mo⸗
727 .
Octopus macropus, tuberculatus und pilosus, war den Al⸗
ten unter dem Namen Polypus bekannt; die Franzoſen nennen
ihn Poulpe. Dieſe Weichthiere wurden im Alterthume fuͤr ein
Aphrodisiacum gehalten, und Diphilus von Siphnos ruͤhmt
beſonders die große Art, alſo wohl den Octopus macropodus
Risso. Nach Apicius bereitete man den Achtfuß mit Pfeffer,
Garum und Laſer zu, was allerdings eine ſehr pikante Speiſe
ſeyn mag. Schlaͤpfer ſagt: unter den Weichthieren werden
die verſchiedenen Arten von Tintenfiſchen ſehr haͤufig als Nah—
rungsmittel benutzt. Den Achtfuß oder Meerpolypen, der oft
ſehr groß wird, und der ſich durch ſeine acht langen warzigen
Tentakel auszeichnet, ſieht man in Neapel auf den Straßen in
Keſſeln kochen, waͤhrend eine Menge hungriger Lazaronis gierig
auf das Garwerden warten, und ihre Torneſi lange in der
Hand herummätzen, ehe fie zum Verſchlingen eines Stuͤcks des
durch Kochen mit Salz roth gewordenen Polypen kommen.
Dadurch iſt eine Stelle (bey Cicero zu erklaͤren, wo er ſagt
“(Epistol. ad Div. IX ep. 15. No. 20): „Adponi avet po-
Iypum Miniani lovis similem,“ was auf die rothe Farbe zu
beziehen iſt.
Der Kalmar, Loligo vulgaris et sagittata Risso
(Sepia Loligo L.), wurde gleich dem vorigen genoſſen und
machte einen großen Beſtandtheil der Isicia marina aus, deren
Apicius gedenkt; auch hatte man befondere Isicia de Loligine.
Zu dergleichen unſern Wuͤrſten aͤhnlichen Bereitungen diente be—
ſonders nach der Angabe des Alexis bey Athenaͤus die groͤßere
Form des Kalmars, Loligo sagittata Risse, die bey den Grie⸗
chen Teuthis hieß, und ſehr gemein geweſen ſeyn muß, denn
Teuthide egere hieß ſprichwoͤrtlich ſehr arm ſeyn, und ſelbſt
an den ſchlechteſten Speiſen Mangel leiden. In Hinſicht des
diaͤtetiſchen Werthes ſtimmt der Kalmar ganz mit den folgenden
uͤberein.
Der gemeine Tintenfiſch, Sepia officinalis L.,
wurde gleich dem Kalmar in der Kuͤche, aber auch als Arzney
gebraucht. Dieſe Thiere haben, wie Oppianus (De piscatione
III, 156 und 292) ausfuͤhrlich erzählt, die Gewohnheit, wenn
fie verfolgt werden, eine ſchwarze Fluͤſſigkeit (Atramentum) aus⸗
zuſpritzen, damit das Waſſer zu trüben, um ſich retten zu koͤn⸗
nen; auch die Loligines thun daſſelbe, nur iſt ihre Fluͤſſigkeit
mehr roͤthlich. Diphilus ſchreibt den Sepien ein zartes und
angenehm ſchmeckendes Fleiſch zu, das dabei leicht verdaulich ſey,
das Blut verduͤnne, und den Haͤmorrhoidalfluß erleichtere. Nach
Celſus und Dioscorides haben die Sepien eine eroͤffnende Wir⸗
kung. Bey den Roͤmern waren die Tintenfiſche eine gemeine
Speiſe, von der Apicius öfters redet; zu einem Gerichte, das
er Pisum indicum nennt, wurden ſie ganz mit der ſchwarzen
Fluͤſſigkeit gekocht (Sie quo modo sunt, cum atramento suo).
Auch unter dem Namen Hyposphagma ſoll Apicius nach Xi:
ſter die Tinte des Blackfiſches verſtanden haben.
Plutarch erwaͤhnt, das Fleiſch der Sepien veranlaſſe einen
unruhigen Schlaf und ſchreckhafte Traͤume; auch hielten es die
Alten fuͤr ein Aphrodisiacum, Umſtaͤnde, die vielleicht den Py—
thagoras veranlaßten, dieſe Speiſe feinen Schuͤlern zu unterſa—
gen. Plautus legt einem alten Wolluͤſtling die Worte in den
* Auch Apicius redet von ganz kleinen oder jungen Sepien
(minutas), worunter jedoch auch Sepia elegans Rlainville
verſtanden ſeyn kann, eine im mittelländiſchen Meere, bey
Sieilien u. ſ. w. einheimiſche Art, die nicht über 6 Zoll
lang wird, und deren Fangarme faſt z länger als Körper
und Kopf zuſammengenommen ſind.
728
Mund: Emi sepiolas, lepadas, loligiunculas — — Er
ſchrieb auch, man habe die Sepien oͤfters roh gegeſſen, oder ſie
doch wenigſtens nur durch Klopfen vorher etwas muͤrbe gemacht.
Die traubenartig verbundenen Eyer der Tintenfiſche hießen
bey den Alten Seetrauben (Uvae marinae). Man ließ dieſel⸗
ben in Wein faulen und benutzte das ſo erhaltene Produkt als
ein Mittel gegen die Trunkenheit (Plinius XXXII, 2); ſonſt
ſchrieb man ihnen auch eine diuretiſche Kraft zu, und glaubte,
daß ſie die Eigenſchaft haͤtten, die Nieren vom Schleime zu
reinigen Plinius XXXI, 9).
Der Ruͤckenknochen des Tintenſiſches, den man noch jetzt
in den Apotheken unter dem Namen Os Sepia e aufbewahrt,
wurde ſchon vielfach von den alten Aerzten benutzt; es war zu—
mal ein ſehr beliebtes Mittel bey gewiſſen Augenkrankheiten
(Dioscorides II. 23), wo man es auch in gebranntem Zuſtande
anzuwenden pflegte; ſonſt diente dieſes weiße Fiſchbein, wie auch
noch heut zu Tage, zu Zahnpulvern, ſo wie als Cosmeticum
gegen Sommerflecken und andere aͤhnliche Hautfehler.
Siebentes Kapitel.
Medicamente und Nahrungsmittel aus der Gruppe
der Brebſe oder Zehnfuͤßer. Decapoda. ,
Die Krebſe machen eine Abtheilung jener Thierreihe aus,
die den Namen der Polymeria oder Krabben traͤgt, und die
man auch mit dem Namen Araneides und Gruftaceen belegt,
welcher letztere Ausdruck ſchon im Alterthum gebraͤuchlich war.
Galen unterſcheidet duͤnnſchalige und hartſchalige Cruſtaceen;
beide, ſagt er, enthalten eine ſalzige Fluͤſſigkeit, doch reichlicher
die erſteren als die letzteren. Allen ſchreibt er ein hartes Fleiſch
zu, das alſo auch nur ſchwer verdaut werden koͤnne, aber den⸗
noch mit Waſſer gehoͤrig gekocht eine ſehr nahrhafte Speiſe lie—
fere. Durch das Kochen werde ihnen aber der ſalzige Antheil.
und mit ihm die eroͤffnende Eigenſchaft entzogen, ſo daß ihr
Genuß nun leicht zu Verſtopfungen Veranlaſſung gebe. (De
alimentorum facultatibus Lib. III, Cap, 34. p. 267.) “
Der Strandkrabbe oder die Menade, Carcinus
Maenas Risso oder Cancer Maenas Autorum; ein Bewoh⸗
ner der europaͤiſchen Kuͤſten, liefert eine ſchmackhafte Speife, be-
ſonders nach eben vollbrachter Haͤutung, ſo lange die neue Schale
noch weich iſt. Ohne Zweifel war dieſe Art den Alten bekannt,
allein in ihren mediciniſchen Schriften iſt kaum etwas Naͤheres
darüber auszumitteln. Schlaͤpfer ſah den Strandkrabben fehr
häufig in den Waſſerſtraßen Venedigs, wo er aber nur von ge:
meinen Leuten zur Speiſe benutzt zu werden pflegt.
Der gefranzte Krabbe, Cancer fimbriatus Risso,
wird fuͤr den Menas des Ariſtoteles gehalten; es ift eine an
den Felſen des mittellaͤndiſchen Meeres wohnende Art, die von
vielen Autoren unter dem Namen Cancer Pagurus (der ges
meine Taſchenkrebs) begriffen wird. Der gefranzte Krabbe ſcheint
der wahre Carabus des Apicius zu ſeyn, deſſen Zubereitung er
angiebt, und auf welche Art vorzugsweiſe das zu beziehen iſt,
was die alten Aerzte von dem diaͤtetiſchen Nutzen oder Schaden
der Cruſtaceen ſagen.
Der Carabus des Plinius dagegen moͤchte eher Hippa
coerulea Risso ſeyn; indem Plinius davon ſagt: Carabi cauda
a ceteris cancris distant. In Phoeniee Hippae vocantur,
tantae velocitatis, ut consequi non sit. (Lib. IX, Cap. 31.)
» Eine ſehr gefhägte Abhandlung über die im Alterthume
bekannten Krebsarten ſchrieb Cuvier in den Annales du
Museum d'hist. nat. de Paris. Vol. 2. pag. 368.
729
Der Spinnenkrebs oder die Meerfpinne, Maja
Squinado Risso und M. erispata Risso, waren zwar den
Alten wobl bekannt, und werden auch von Plinius angeführt,
ſcheinen aber von den Aerzten nicht weiter beruͤckſichtigt worden
zu ſeya.
Der Diogenes und Bernharduskrebs, Pagurus
Diogenes Risso und P. Bernhardus Risso nebſt den ver⸗
wandten Arten wurden von den Alten unter dem gemeinſchaft⸗
lichen Namen Paguri begriffen. Galen führt ſie unter den eß⸗
baren Krebſen an, und auch Bergius berichtet, der Soldaten—
krebs, Cancer Diogenes, werde auf den antilliſchen Inſeln für
eine große Leckerey gehalten.
Nach Aelianus wurden die Paguri von den Fiſchern durch
Muſik mittelft eines eigenen Inſtruments, Photingium genannt,
aus ihren Schlupfwinkeln gelockt; ſobald die Krebſe die Muſik
hoͤren, erſcheinen ſie, und wenden ſich nach dem Orte hin, wo⸗
ber die Töne kommen. Die Fiſcher, immer rüdwärts gehend,
locken fie fo aus dem Meere heraus auf das tockene Land, wo
fie dann ohne Mühe gefangen werden (Aelianus Lib. VI, Cap.
31). Dieſe Sitte hat ſich noch immer an einigen Orten er⸗
halten; denn, wie Valvaſſor berichtet?, wird der Flußkrebs
(Astacus fluviatilis) noch immer auf aͤhnliche Weiſe hervor⸗
gelockt. Von der Anwendung einer andern Liſt bei dem Fiſch⸗
fange iſt ſchon oben geſprochen worden.
Die Meer-Cicade, Seyllarus Cicada Risso; Ci-
cada marina der Römers, Karidia des Galen, Squilla parvae
der Altern Zoologen, lebt gleich den vorigen an den Felſen der
Kuͤſten des mittelländifchen Meeres; es iſt eine kleinere Art, wie
denn Aelianus ſagt (Lib. XIII, Cap. 26), daß die großen
Exemplare derſelben einem kleinen Carabus gleichen, doch ſey
fie ſchwaͤrzer, und ſcheine, wenn ſie gefangen worden iſt, einen
gewiſſen Laut von ſich zu geben. Die Griechen ſcheuten ſich,
dieſen Krebs zu eſſen, indem ſie ihn fuͤr heilig hielten. Die
Bewohner von Siphnos, einer Inſel des griechiſchen Archipe⸗
lagus, ließen das todt gefundene Thier begraben, und kam ein
ſolches lebend in ihre Netze, ſo warfen ſie es wieder in das
Meer.
Der Bärenkrebs oder Meerbaͤr, Seyllarus latus
und S. Arctos Risso. Die aͤltern Zoologen nannten dieſe
Krebſe auch die breiten (latae) und Baͤrinnen (Ursae), weil
fie liegend gleichſam die Geſtalt eines Baͤrenfelles haben. Nach
Rondelet ſind ſie in Frankreich ſelten, doch werden ſie bisweilen
um Marſeille gefangen; häufig dagegen findet man fie im ſiei⸗
lianiſchen Meere, am haͤufigſten an den aftikaniſchen Kuͤſten,
wo ſie im Schlamme ihren Wohnort aufſchlagen. Die Alten
liebten dieſe Krebſe, wegen der Weichheit ihres Fleiſches und Herr
Riſſo lobt beſonders den Wohlgeſchmack des Seyllarus latus,
deſſen Fleiſch der Güte nach dem der beſten Cruſtaceen des mit-
tellaͤndiſchen Meeres gleiche. Nach Weber iſt gerade dieſe groͤ⸗
ßere Art um Nizza ſelten, dagegen die kleinere Scyllarus ar-
etos ſehr gemein.
Der Fecherſchwanzkrebs, Palinurus quadrieornis
Fabricius ober Palinurus vulgaris Risso, iſt an den See—
kuͤſten des ſüͤdlichen Europas eine der gemeinſten Arten, und zu⸗
„Beſchreibung von Krain. Bd. 2. p. 453.
730
gleich als Speiſe eine der beliebteſten. In den Monaten May,
Juny und July ſind fie am ſchmackhafteten, und befonders
werden die Eyer dieſer Krebſe geſchaͤtzt. Der Palinurus bürfte
die Loeusta des Apicius ſeyn; welche Benennung ſich mi
Weber's neueſtem Zeugniſſe um Nizza bis jetzt erhalten hat.
Er ſſagt: Unter den Macrouren iſt es beſonders Palinurus
vulgaris, bekannt unter dem Namen Lankuste, welcher, na⸗
mentlich in jungen Exemplaren, außerordentlich häufig verkauft
wird; ganz große ſind ſeltner. Wie geſchaͤtzt die Fecherſchwanz⸗
krebſe bey den alten Roͤmern waren, ſieht man aus den viel⸗
fachen Zubereitungsarten, welche Apicius angiebt. Ceiſus ließ
die Brühe von dieſen Krebſen Fieberkranke trinken (Lib. III,
Cap. 6. p. 132, edit, bipontin.). { ;
Nach Schlaͤpfer kommen um Florenz und Neapel Can-
cer australis und C. Eiephas in Menge vor, und ſchon aͤl⸗
tere Naturforſcher reden von ungewoͤhnlich großen eßbaren Kreb⸗
fen, die fie Elephanti und Leones nennen, und auch Plinius
erwähnt Herkuleskrebſe oder Heracleotici. RT
Der Hummer, Astacus marinus Risso, Astacus
Gammarus der Autoren, kommt unter verfchiedenen Namen vor;
es iſt Gammaros des Galen, Cammarus des Apicius, Cancer
marinus und Astacus marinus mehrerer Schriftſteller. Der
Hummer iſt im nördiichen Europa eben fo bekannt und geſchaͤtzt,
als im ſuͤdlichen. Aus dem Hummerfleiſche, vermiſcht mit dem
anderer Seethiere, wurden die bey dem Roͤmern ſo beliebte
Meerwuͤrſte (Isicia marina) bereitet, die ſie mit Pfeffer, . Kim»
mel und der Wurzel der Laſerdolde gewürzt zu ſpeiſen pflegten.
Der Flußkrebs, Astacus fluviatilis L., Astakos der
Griechen, Cancer der Roͤmer, iſt auch bey uns in lang⸗
ſam fließenden Baͤchen und Fluͤſſen gemein, und als Speiſe ſo⸗
wohl, als auch zu mediciniſchen Zwecken von den aͤlteſten Zeiten
an im Gebrauche. rt;
Die Krebſe wurden fo vielfältig und auf fo feltfame un»
ſern jetzigen Begriffen von der Wirkungsart ſolcher Mittel ganz
widerſprechende Weiſe angewendet, daß es nothwendig wird,
unter den zahlreichen Angaben eine geeignete Auswahl zu tref⸗
fen, und Vieles mit Stillſchweigen zu übergehen. 1
Krebsbruͤhe ruͤhmte man als ein Mittel gegen Schwind⸗
ſucht (Plinius Lib. XXXII, Cap. 10) und ſchrieb ihr die Ei:
genſchaft zu, die Abſonderung der Milch in den Bruͤſten zu ver⸗
mehren. Friſch zerſtoßene Flußkrebſe mit Waſſer oder Milch
getrunken galten faſt als ein Univerſalmittel gegen Vergiftungen.
Krebsbruͤhe mit Pfeffer gab man gegen Wechſelfieber. Ascle⸗
piades und viele alte Aerzte ruͤhmten gebrannte Krebſe zur Ver⸗
huͤtung der Waſſerſcheu nach dem Biſſe eines tollen Hundes
(Galen de Antidotis II, 916. Dioscorides II, 12), Die Aſche
des Krebſes mit Honig gemiſcht benutzte Dioscorldes bey Schrun⸗
den, Froſtbeulen und ſchlimmen Geſchwuͤten. Der Arzt Ans
dreas ruͤhmt dieſe Aſche mit Oel gemiſcht gegen den Ausſatz
(Plinius XXXII, Cap. 3). Krebsſaft mit Gerſtenmehl zur
Salbe gemacht ſoll beſonders zur Heilung der Ohrenwunden
nuͤtzlich ſeyn. f N
Plinius lies Krebsgugen als Amulet gegen Thraͤnen⸗
fluß (Lippitudo) 1 | 2 0
Wie die Flußkrebſe kann man nach Dioscoribes auch die
Seekrebſe anwenden, doch hielt er die erfteren für wirkſamer.
731
Die Seegarnelen, Palaemon Squilla Fabricii,
werden von Riſſo als fünf verſchiedene Arten aufgeführt; fie
gehoͤren zu den wohlſchmeckendſten Krebsarten; Apicius nennt
ſie Squillae oder Cammari ampli, und lehrt die Art und
Weiſe ihrer Zubereitung. Auch Juvenalis gedenkt dieſer Krebſe
als einer nicht gemeinen Speiſe: 2
Aspice, quam magno distendat
pectore lancem,
Quae fertur domino Squilla
und Horatius:
Acdfertur Squillas inter muraenas natantes
In patina porrecta.
Athenaͤus erzählt von einem Apicius, der zu den Zeiten
des Tiberius lebte und ſeine Reichthuͤmer an Leckereien verſchwen⸗
dete. Er hielt ſich in Campanien auf, lediglich um dort fuͤr
3 Geld Garneelen von ſolcher Groͤße zu eſſen, wie man
ſolche aus Smyrna und Alexandrien erhielt. Als er hörte,
905 es in Afrika ungewöhnlich große Garneelen gebe, ſchiffte er
ſofort dahin, und erduldete manches Ungemach auf der langen
Reiſe. An der afrikaniſchen Kuͤſte angekommen, brachten ihm
die Fiſcher ſchon in das Schiff (der Ruf ſeiner Ankunft war ihm
3. ‚mt
vorausgegangen) die größten Garneelen, die fie auftreiben konnten.
Schweigend betrachtete er fie, und fragte dann, ob es keine größeren
gebe; auf die Antwort, daß in Afrika keine andern zu finden ſepen,
und nun uͤberzeugt, daß die Garneelen aus der Umgegend von
Minturnaͤ in Latium den afrikaniſchen nicht nachſtehen, feste
er keinen Fuß an das Land, ſonden ließ eh den Steuermann
das Schiff nach Italien zuruͤckkehren.“
Eine andere Art von Garnele Crangon fasciatus und
rubropunetatus Risso, welche die aͤltern Aerzte zu den Squillen
zaͤhlten, liefert in Italien, zumal in Rom, eine ſehr geſchaͤtzte
Speiſe fuͤr die Tafeln der Reichen; auch werden dieſe Krebſe
in hektiſchen und atrophiſchen Krankheiten als Heilmittel ange—
wendet.
Endlich iſt noch Penaeus Caramote Risso zu erwähnen
oder die Hoͤckerkrebſe (Gibbae), die in aͤhnlichen Krankheiten
verordnet zu werden pflegen, und die man darum in Frankreich
nach der Angabe des Brujerinus mit dem Namen Chevrettes
de la santé. belegt.
Der Mantiskrebs, Squilla Mantis Risso, und bie
verwandten Arten haben nach Sebizius ein weiches, ſuͤßes, de:
licates und nahrhaftes Fleiſch, das als e ge⸗
ruͤhmt wurde.
At H
921004 Zu den den Alten bekannten Cruſtaceen iſt auch noch
Pinnotheres Veterum Nisso zu zaͤhlen, der ſich nach Plinius
(Lib, IX, Cap. 31) in leere Auſterſchalen. verkriecht, und wenn
‚fie ihm zu klein. werden, Da größere ausſucht.
Ein Seitenſtuͤck zu dieſer roͤmiſchen Gaſtronomie erzählen
Kraft und Leffing von zwei Engländern, die von den
guten Forellen in Guldbrandsdalen in Norwegen geleſen
hatten, ſich ein Schiff mietheten, dorthin reiſten, fiſchten,
aßen und wieder heimkehrten. (Lefſing's vun durch 9 Nor:
egen nach den Loffoden p. 76.) ö
2
Iſis 1841. Heft 9.
732
Beytraͤge zur Naturgeſchichte der Inſel Sardinien
von
H. C. Küfter
(Fortſetzung von Iſis 1835., S. 231.)
Vögel.
Fuͤnfte Ordnung.
Sumpfvögel. Grallae.
Otis tetrax. Ital. Sardiſch. Pidargiu.
Nicht ſehr ſelten in flachen Gegenden. Das Maͤnnchen
ſcheint häufiger und wird wilde Faſan genannt. Während der
Begattungszeit iſt die Haut des Vorderhalſes bey demſelben
ſehr angeſchwollen.
Oedicnemus crepitans. It.? Sard.?
Bey Oriſcano, bey Nurri, ſowie auf der campidaneſiſchen
Ebene nicht ſelten. Dennoch iſt er faſt gaͤnzlich unbekannt.
Wohl Standvogel, da er in den letzten Tagen des May ge—
bracht wurde.
Calidris arenaria. It. Sard. Zuruliottu.
In der Umgegend Cagliani's einer der gemeinften Sumpf:
voͤgel, wird aber ſeiner Kleinheit wegen wenig beachtet. An
der Kuͤſte iſt er zu jeder Tageszeit zu treffen, die meiſten ſieht
man jedoch in den zur Salzbereitung gegtabenen Teichen. Sie
waden in Truppen von 20 — 40 Stuͤck in dem ſeichten Wafı
fer, laufen ſchnell hin und her, um kleine Mollusken und an—
dere Thiere aufzuleſen, und ſind wenig ſcheu.
Himantopus melanopterus. It.? Sard. 2
Dieſer Vogel, den ich nur ein einziges Mal bekommen
konnte, ſcheint ziemlich ſelten, und nur auf dem Zug Sardi⸗
nien zu beſuchen. Mehrere Exemplare des Muſeums zu Cag⸗
liari ſtimmten in der Färbung ganz mit dem meinigen uͤberein;
bey allen war der Scheitel graulich, der Hinterhals ſchwäͤrzlich,
nach unten tiefſchwarz.
Haematopus ostralegus. 17 It. Sard.
terra. i
Im Muſeum zu Cagliani.
Charadrius auratus. It.? Sard.?
Von dieſen ebenfalls mehrere Exemplare im erwaͤhnten
Muſeum, ſowie von Char. hiaticula.
Charadrius minor. It.? Sard.?
Selten, nur ein einziges mal erhalten.
0 Vanellus cristatus, It. 2 Sard.
Nicht ſelten auf der ganzen Inſel.
It. 2 Dard. ?
Culigioni di
Lepuri d'argiola.
Vanellus melanogaster.
Im Muſeum zu Cagliani.
It. Grue.
Grus cinerea. Sard. Grui. *
F
+ Bibt es einen Vogel, der in Europa als * der
47 7
733
Alljaͤhrlich auf dem Zug in Sardinien, wo er allgemein
dekannt iſt. Die Landleute haſſen ihn als einen ſehr ſchaͤdli⸗
chen Vogel, da er die Saat, vorzuͤglich aber die Bohnen, die
einen Theil des Jahres hindurch die Hauptnahrung der arme⸗
ren Volksklaſſe ausmachen, verzehrt.
Ciconia nigra und alba ſollen vorkommen, obgleich Cet⸗
ti das Gegentheil behauptet. Im Muſeum zu Cagliari ſteht
ein Exemplar des erſteren, und unterrichtete Jaͤger verſicherten
mir, daß auch letzterer faſt alljaͤhrlich, wenn auch nur auf kurze
Zeit ſich ſehen ließe. Ohne Zweifel benutzen beyde Arten die
Inſel nur als Ruhepunct während des Zuges, da im Som:
mer wegen der Duͤrre und des Waſſermangels wohl ihre Nah:
tung nur ſpaͤrlich vorhanden ſeyn wuͤrde.
Ardea stellaris und einerea, nach Cetti in Sardi⸗
nien zu Hauſe, ſah ich nicht, wohl aber
Ardea nyeticorax. It.? Sard.?
So haͤufig dieſer Vogel auch iſt, ſo iſt er doch wenig
gekannt. Der gelbe Anflug des Unterleibes iſt bey alten In⸗
dividuen oͤfters ziemlich dunkel, verbleicht jedoch eben ſo ſchnell,
als bey weniger dunkel gefaͤrbten.
Ardea garzetta. It. Garza bianca. Sard. Mengo.
Standvogel, niftet an den Klippen und Felſen der Kuͤſte,
meiſt an unzugaͤnglichen Orten. Nicht ſelten.
Ardea ralloides. It.? Sard. Gabone di Canna.
Nicht ſelten und uͤberall gekannt.
Cagliari, vorzuͤglich an dem weſtlich gelegenen See.
Phoenicopterus antiquorum. It. Fenicottero. Sard.
Mangoni.
In Sardinien Zugvogel, der im September in großen
Schaaren ankommt und nach Verſchiedenheit der Witterung
im Februar oder Maͤrz wieder wegzieht. Bey dem Wandern
ſoll ein ganz eigenthuͤmliches Verhaͤltniß ſtatt finden, indem er
für den Sommer nach Africa, alſo in ein waͤrmeres Land, zie—
hen ſoll. Doch möchte ein großer Theil auf das Feſtland zus
ruͤckkehren und ſich dort zerſtreuen, da in allen Kuͤſtenlaͤndern
des mittellaͤndiſchen Meeres welche getroffen werden. Der Fla⸗
mingo iſt ſehr ſcheu und vorſichtig, daher nicht leicht zu ber
ſchleichen; um ſo mehr, als er offene ſeichte Gewaͤſſer liebt, die
ihn bey feiner Größe die Gefahr ſchon von ferne erblicken laſ⸗
ſen. Man faͤngt ſie daher meiſt nur in Netzen, in die ſie ſich
zufällig verwickeln. Bey Cagliari find fie meiſt in dem See
weſtlich der Stadt, kommen aus dem Innern fruͤh Morgens
und kehren gegen Mittag wieder dahin zuruͤck. Auch in den
Strauße anzuſehen wäre, fo iſt es gewiß dieſer. Der rund⸗
liche, vorn abgeſtumpfte Schnabel; die große Furche, in
der die Naslöcher liegen, das kahle Hinterhaupt, die uͤber
den Schwanz herabhaͤngenden Federn, die Farbe des gan⸗
zen Gefieders, der große Körper, ſowie die kraͤftigen, ſtark⸗
befhuppten Beine mit kurzen Zehen und Klauen, geben
ſeine Verwandtſchaft mit dieſem Giganten hinlänglich kund.
Auf keinen Fall darf der Kranich im Syſtem zu den Rei⸗
hern und Storchen, welche durch ganz verſchiedene Bildung
des Gefieders, des Schnabels und der Fuͤße ſich weit von
ihm entfernen, auch leben letztere meiſt von animaliſcher
Nahrung.
In der Naͤhe von
Salzteichen bey Quanto ſind ſie haͤuſig, oft ſo, daß mehrere
Hunderte beyſammen zu ſehen ſind. 18
Sie follen ſehr leicht zu zähmen ſeyn und ſchon nach
wenigen Tagen ſich an die Geſellſchaft der Menſchen gewoͤh⸗
nen, leben aber in der Gefangenſchaft wegen Mangel an pafs
ſender Nahrung nicht lange. f
Die Jungen find weiß, grau überlaufen; Fluͤgel dun⸗
kelgrau.
Recurvirostra avocetta.
Selten und nur als Zugvogel im Winter bey Cagliari
und Oriſtano. . 5
Platalea ?
Im Mufeum zu Cagliari ſtehen ein paar Voͤgel diefer
Gattung unter dem Namen leucorodia, welche verſchieden zu
ſeyn ſcheinen. mtl) > rie
Die Größe ift wie von Ardea stellaris, der Schnabel
6“ lang, braun; nackte Kehle und die Haut um die Augen
gruͤngelb. Gefieder reinweiß, Schwungfedern ſchwarz, das
Maͤnnchen mit 3“ langem Federbuſch. Beine ſchwarz. .
Wurde in Sardinien bis jetzt noch ſelten, jedoch immer
nur in der angegebenen Groͤße beobachtet. Lebt vielleicht im
nördlichen Africa. t Men ae
Ibis falcinellus.
Im Sommer nicht ſelten.
Numenius arquata.. Sard, Zuruliu.
Auch dieſe Art ſcheint den Winter nicht in Sardinien
zuzubringen, ich bekam erſt Exemplare davon zu Ende April
und von da an immer mehrere. Er iſt, gleich ſeinen Gattungs⸗
verwandten, feines Fleiſches wegen gekannt und geſucht.
n,
Unter den erhaltenen Exemplaren waren zwey, welche mir
auf den erſten Blick durch ihre gelbere Faͤrbung und die un⸗
verhaͤltnißmaͤßig langen Schnaͤbel auffielen. Man koͤnnte ſie
für Num. longirostris halten, doch iſt deſſen Schnabel mehr
gebogen und die Achſelfedern roſtgelb, bey meinen langſchnäͤbli⸗
chen Exemplaren weiß. Zu näherer Bezeichnung dieſer Abaͤn⸗
derung, welche ſich ſpecifiſch von arquata zu unterſcheiden
ſcheint, folgt hier eine vergleichende Beſchreibung beyder, d
Numenius ? Num. arquata.
Schnabel ſehr lang, ſtark,
erſt gegen das letzte Dritttheil
der Laͤnge etwas herabgebogen,
ſchwarz, Wurzel der Unter—
kinnlade rothbraun. Laͤnge,
den Bogen mitgemeſſen, 7“ 5%
Stirn uͤber dem Schnabel
a flach aufſteigend.
rundlich vertieft.
Oberkopf weißlich, braun ge⸗
ſtrichelt, Wangen roͤthlichgrau
mit braunen Linien.
Schnabel ziemlich lang, maͤ⸗
ßig ſtark, von der Haͤlfte an
abwaͤrts gebogen, ſchwarz, Wur⸗
zel der Unterkinnlade braun⸗
gelb, Länge im Bogen gemefs |
fen 5“ 11. (Bey dem Ex.
mit laͤngſtem Schnabel.)
Stirn über dem Schnabel
f Scheitel braun und ſchmu⸗
zig weißgelb, das Braune vor⸗
herrſchend; Kopfſeiten gelbgrau,
735
Kehle reinweiß; Hinterhaupt,
Hals und Ruͤcken ochergelb,
jede Feder mit weißlichem Rand
und braunem Schaftſtrich, die⸗
fe auf dem Ruͤcken zu tief:
braunen Flecken ausgebreitet.
Fluͤgelfedern braun, am Ran⸗
de weiß, die Schaͤfte ſchwarz—
braun.
Größere Schwungfedern
ſchwarzbraun, Schaͤfte weiß,
kleinere faſt ſo lang als vori⸗
ge, braun, weißlich geſaͤumt,
mit dunkleren Schaftflecken u.
Querbaͤndern. 3
Fluͤgeldeckfedern lohbraun,
heller am Rande, mit ſchwarz⸗
braunen, bandfoͤrmigen Schaft⸗
flecken. 5
10 Schulterfedern rein weiß.
Bruſt wie der Hals, doch
die hellen Raͤnder breiter; Bauch
weiß, mit braunen Schaftſtri⸗
chelchen; Weichen ſchwach gelb»
roͤthlich, mit braunen Strichen
und Flecken.
Schwanzdeckfedern weiß, obe⸗
te ſchwarzbraun gebaͤndert, un⸗
tere mit braunen Strichen u.
pfeilfoͤrmigen Flecken.
Schwanz roͤthlichbraun, dun⸗
kelbraun bandiert.
Laͤnge von der Schnabel⸗
wurzel bis zur Schwanzſpitze
19¼ % Fußwurzel 3 ½“, Mit⸗
telzehe 2“ nackter Theil des
Schienbeines 1“ U",
Num. phaeopus.
jede Feder mit braunem Schaft⸗
ſtrich. {
Kehle weiß, Halsfedern weiß⸗
grau, mit braunen, mattgelb⸗
lich eingefaßten Schaftſtrichen;
Ruͤcken und Flügel von glei⸗
cher Farbe, ſtatt der Striche
große ſchwarzbraune Schaft⸗
flecken. *
Goroͤßere Schwungfedern
ſchwarzbraun m. weißen Schäf:
ten, kleinere wenig kuͤrzek, braun,
am Rande weißlich mit tief
braunen, bandfoͤrmig ausge—
breiteten Schaftflecken.
Fluͤgeldeckfedern braun, breit
weißgeſaͤumt, Schaͤfte ſchwarz.
Schulterfedern rein weiß. |
Bruſt ſchmutzig weiß, mit
einzelnen feinen braunen Schaft⸗
ſtrichen; Weichen ebenſo, nur
die Striche gegen das Ende
breiter. Bauch weiß.
Schwanzdeckfedern weiß, die
oberen mit braunen Strichen
und einzelnen unvollkommenen
Querbinden.
Schwanz hellbraun, dunkel⸗
braun bandirt.
Laͤnge von der Schnabel⸗
wurzel bis zur Schwanzſpitze
1018“ 70% Fußwurzel zu EICH
Mittelzehe 1“ 11“, nackter
Theil des Schienbeins 1“ 6.
Sard. Zuruliu,
Mit dem vorigen erhielt ich auch dieſen, jedoch weniger
häufig. 1 0
Num. tenufrostris.
Sard. Zuruliu.
Unter allen erhaltenen Brachvoͤgeln war nur einer dieſer
Art, ſcheint alſo ſehr ſelten.
Tringa pugnax. Sard. Zuruliottu.
Ziemlich gemein, ich bekam mehrere Exempl. im Maͤrz
noch im Winterkleid.
ßen Kopf und Hals aus.
Ein Weibchen
zeichnete ſich durch wei⸗
Tringa variabilis und subarquata. Sard. Zuruliottu,
Im Muſeum zu Cagliari. ner
736
Limosa melanura.
In mehrfacher Zahl im April.
Hochzeitkleid.
Scolopax rusticola.
Alle waren ſchon im
Sard. Cabone murdego,
Iſt den ganzen Winter hindurch nicht ſelten, wird aber
theuer verkauft. Die Ebene von Campidano, ſowie mehrere
Thaͤler bey Cagliari, ebenſo die Umgegend von Oriſtano find
die vorzuͤglichſten Aufenthaltsorte dieſer Schnepfe, doch fand ich
eben fo wenig als Getti, daß fie auf den Gebirgen lebt. Thaͤ⸗
ler von 1 — 300“ über dem Meer find die hoͤchſten von ihr bes
wohnten Puncte.
Scolopax gallinago.
Beccacinu,
j Bey Cagliari ebenfalls nicht felten, vorzüglich in der
Naͤhe des See's weſtwaͤrts der Stadt. Zieht im Febr. fort.
Rallus aquaticus. Sard. Pudda d’aba,
Cetti's Behauptung, daß die Ralle in Sardinien in
Menge anzutreffen ſey, fand ich vollkommen beſtaͤtigt. Man
findet fie überall, an Teichen, Fluͤſſen und Baͤchen; am häufige
ſten aber an den flachen Kuͤſtenſtellen, an den Ausmuͤndungen
der Baͤche. Die meiſten der letzteren bilden an der Muͤndung
einen kleinen See, deſſen Waſſer im Sommer faul wird und
Ital. Beccacin reale. Sard.
dadurch Wechſelfieber erzeugt. In dieſen mit Schilf und Graͤ—
fern bewachſenen Lachen leben die Rallen ungeſtoͤrt, da ſich aus
Furcht vor den ſchaͤdlichen Ausduͤnſtungen Niemand hinwagt.
Gallinula chloropus. Sard. Pudda d’aba,
Wie die Ralle uͤberall häufig,
Gallinula porzana. Sard. Pudda d’aba.
Standvogel, doch feltner als vorige.
Crex pratensis. Sard. Pudda d' aba.
Ziemlich ſelten, mehr im Innern der Inſel in den tiefen
Flußthaͤlern. a —
Porphyrio hyacinthinus. Sard. Puddoni, Te
Das Sultanshuhn, wohl einer der ſchoͤnſten Vögel un:
ſeres Welttheiles, iſt zwar ein nicht haͤufiger, aber doch ſtaͤndi⸗
ger Bewohner Sardiniens. Seine Hauptwohnplaͤtze ſind die
Kuͤſtenſtrecken nordoͤſtlich von Cagliari, wo ſich mehrere Bäche
in das Meer ergießen, in deren Roͤhrich er ſich aufhaͤlt.
Die Stirnplatte iſt im Leben ſchoͤn
faſt kirſchroth, die Beine dunkelfleiſchfarben.
Sehr ſorgfaͤltige Erkundigungen zog ich über die Art und
Weiſe ein, wie das Sultanshuhn die Nahtung zu ſich nimmt,
ob mit dem Schnabel allein, oder, wie Cetti angibt, mit
Huͤlfe der Füße. Die freylich immer ungewiſſen Angaben meh⸗
gelbroth, die Iris
rerer Jaͤger ſtimmten wohl mit Letzterem uͤberein, auch iſt die
Bildung des Schnabels ganz dazu geeignet. Die Ladentänder
ſind ſchneidend ſcharf, die unteren paſſen gengu in eine Rinne
der oberen, und durch dieſen Bau wird es wahrſcheinlich, daß
die mit den Zehen gehaltenen Pflanzen ſtuͤckweiſe abgebiſſen
werden. Im Magen fand ich gewoͤhnlich Pflanzentheile und
Sand, erſtere in kleinen Stuͤcken, wie mit dem Meſſer abge⸗
737
ſchnitten. So wäre dieß vielleicht ein Vogel, der feine Nah⸗
tung wirklich (foweit dieſes nehmlich bey der Bildung der Mund⸗
werkzeuge der Voͤgel überhaupt moglich iſt) kaut.
Am 28ſten May erhielt ich zwey volltommen ausge⸗
wachſene, noch nicht ganz vermauſerte Exemplare; die Flügels,
Ruͤcken⸗ und Bauchfedern waren ſehr kurz, ſteckten zum Theil
noch in den Scheiden, waͤhrend die des Halſes und der Bruſt
durch ihre prächtige Farbe und Friſche ſich als. dom. erneuerte
kund gaben.
Fulica atra. Sard. Pullg.
Kommt im Winter in Menge auf die Teiche und ſte⸗
henden Waſſer, iſt aber auch zuweilen Standvogel, wie mich
zwey, erſt einige Tage alte, am 30ſten May an dem Neſt
erhaltene Junge Wee
Sechste n f
Waſſervögel. Palmipedes. es
-
Podiceps„eristatus, j
55 auritus. Sard. Cazzolu. Cala,
— minor.
Sterna minuta, Sard, Rundina marina.
Die kleine Seeſchwalbe iſt im Golf von Cagliari keine
Seltenheit. Faſt allenthalben, ſelbſt im Haven ſieht man ſie
in fortwaͤhrender Thaͤtigkeit.
Sterna hirundo. Sard. Rundina marina.
Eben ſo haͤufig, aber viel ſcheuer, iſt dieſe Seeſchwalbe
ein ſicherer Bote kommender Stuͤrme, wenn ſie ſich den be⸗
wohnten Gegenden naͤhert.
Sterna nigra. Sard. Cairedda.
Mehr im Innern an den Teichen und Landſeen. Nicht
ſelten. 1
Sterna leucoptera. Sard. Caixedda.
Obgleich ich, dieſe Art nie zu ſehen bekam, kann ich ſie
doch mit Sicherheit als in Sardinien vorkommend, angeben,
da Hert Prof. Thienemann, dem ich meine mitgebrachten
Eper überließ, auch dergleichen von der wech ee See⸗
ſchwalbe darunter erkannte.
Sterna cantiaca, ſowie Sterna Dougalli, welche bepde
in Sardinien vorkommen follen, bekam ich nicht zu fehen.
Larus argentatus. Satd. Cau.
Dieſe ſchöne Möve, die größte ſardiſche Art, iſt u die
gemeinſte, die man überall auf Felſen an der Säfte; in Buch⸗
ten und auf dem offnen Meer ſieht. Doch haͤlt es ihres
ſcheuen Weſens wegen ſchwer, ihrer habhaft zu werden und
nur bey Stürmen, als deren Vorboten fie an bewohnten Kuͤ⸗
ſtenpuncten erſcheinen, werden 2 4 05 Suche, ane und
weniger vorſichtig.
f Die Itis After geſchenen war weich 954 5 der Au⸗
genkreis Annobekroch, Beine orangegelb, Klauen opmbraun, |
Anfangs Surlirbekam: ich einen junge Vögel dieſet Urt,
welcher, obgleich noch im Flaumkleid doch ſchon mehrſals 2
artikel gehalten wird.
738
Dritttheile der Groͤße der Alten hatte. Die Farbe war ein
ſchmutziges Braungrau, mit unregelmaͤßigen, ziemlich großen
ſchwarzen Flecken. Die Schwungfedern waren Jamay am»
ſchon ziemlich groß.
Larus fuscus. Sard. Cau.
Kommt nur im Winter, geht aber ſchon ua
wieder ab.
Larus fidibundus. 0 5 5 Cau.
Gemein, meiſt nur im Winter, wenige aber a als
Standvoͤgel das ganze Jahr zu treffen.
L. Rama
Larus -minutus, Cau. * |
gu der ſeltneren Arten, mehr in der Stoblle der
Inſel, f den kleinen Nachbarinſeln An San Pietro ꝛſe.
L. atricilla. Sard. Cau,
Kommt zuweilen nach heftigen SN 5 aber urch
aus nicht als einheimiſch zu betrachten.
Procellaria pelagica. Sard.?
re N Bun,
ir
Wurde mir nur einmal gebracht: das Exemplar wucde
beym Sturm auf einem Schiff in der Naͤhe der Kuͤſte as
gefangen.
Puſſinus einereus Sard. ?
Von dieſem Vogel erhielt ich ein n Weibchen mit de
Wochen alten Jungen. Dieſe waren ganz mit dichtem, wol⸗
ligem grauem Flaum bekleidet; Kopf und Hals waren 1
und roͤthlich.
Cygaus musicus. Sard. Siz inn.
Kommt im Winter regelmaͤßig no Deiftano, Arne m |
weilen bis nach Cagliari herab.
Anser cinereus. It. Oca, Sard. Anatra.
Die wilde Gans kommt alljaͤhrlich im Winter in Ba | |
Zügen nach Sardinien, wo fie ſich in den Niederungen allent⸗
halben ſehen laͤßt, ihres ſcheuen Weſens wegen jedoch ſelten ge:
ſchoſſen wird. Noch ſeltner als dieſe iſt die Hausgans, welche,
faſt ganz ausgeſtorben, nur hier und da von Reichen als Luxus⸗
Ich fah bloß zwey derſelben, die mir
als etwas Seltenes und als Beweis für den Reichthum des
Beſitzers angezeigt wurden.
Anas boschas. Sard. Concha doro.
Nicht ſelten das ganze Jahr ae wird ſehr gefchäßt.
In Oriſtano ſammeln ſich im Winter Züge, von Hunderten.
Hausenten gibt es in Safe des Wa female wegen,
nirgends. N.
7 * Tu n
Anas crecca. Sard. Coneha” dh
1g
In einzelnen Paaren an allen Geroäffech. > a
‚Anas querquedula, Sub. Auadens, 15 Gon
Wo die vorige. ene ee, ne 1157200 777
Mas penelope. Sarb. Concha nosss &
Nicht ſelten im Winter.“ 1 1
739
Anes leucocephala. Sard. Concha bianca.
Dieſe ſchoͤne Ente iſt im Winter regelmäßig in Sardinien,
ſcheint auch Standvogel zu ſeyn, da ich fie noch Ende May
bemerkte. Der Schnabel rein hellblau; Rand der Naſenloͤcher
blaß, Vorderende ſchwarzblau, Firſte weißlich; Unterſchnabel
bläulich fleiſchfarben. Iris braun, Beine ſchwaͤrzlich. Der
Schwanz iſt ziemlich lang, die Federn ſteif, mit ſchmalen Fah⸗
nen, die Beine ſtehen taucherartig faſt am Hinterende des Koͤt⸗
pers. Mit dieſer Art ſollen auch Anas strepera und ruſina
zuweilen erſcheinen, ich bekam ſie jedoch nicht zu ſehen.
Mergus merganser und albellus ſtehen im Muſeum
zu Cagliari.
Pelecanus onocrotalus. Sard.?
Kommt zu Zeiten von der afrikaniſchen Kuͤſte heruͤber,
meiſt ſedoch nur in einzelnen Paaren.
Carbo cormoranus. Sard. Crobbu anguiddargiu.
Die Cormoranſcharbe iſt die gemeinſte und faſt an der
ganzen Kuͤſte vorkommende Art. Sie niſtet entweder auf iſo⸗
lierten, aus dem Meere hervorragenden Felſen oder an unzu⸗
gaͤnglichen Stellen der Kuͤſte ſelbſt. Die Nahrung beſteht vor⸗
zugsweiſe aus Fiſchen, vorzuͤglich Aalen, worauf auch der ſar⸗
diſche Name (deutſch aalfreſſender Rabe) hindeutet. Cine
Eigenheit iſt, daß angeſchoſſene alles von ſich geben, was
der Magen enthaͤlt; ſo daß ſie oft, im Fluge geſchoſſen, Aale
von 1½ — 2“ Lange ausſpeien.
Carbo eristatus. Sard. Crobbu anguiddargui.
Viel ſeltner als Voriger und wohl nur als Zugvogel, ſo⸗
wie Carbo pygmaeus; der, wie ein im Muſeum befindliches
Exemplar zeigt, zuweilen vorkommt.
Carbo Desmaresti. Sard.?
Dieſe von Payraudeau bekannt gemachte Art iſt auch,
obwohl ſelten, auf Sardinien zu Hauſe. Sie hat in ihrer
Färbung Aehnlichkeit mit manchen Colymbus- Arten, unter:
ſcheidet ſich aber außerdem von den uͤbrigen Scharben durch die
wachsgelben Schwimmhaͤute und die weiße Iris, welche bei den
andern gruͤn iſt.
„
Bey recht alten Exemplaren hat der Ruͤcken einen Kupfer⸗
glanz und jede einzelne Feder einen weißgelben Rand.
Alca torda.
Kommt zuweilen als Zugvogel.
Hiſtoriſche Aphorismen
von M. Pogodin, Profeſſor in Moskau; aus dem Ruſſiſchen von
E. Göring. Leipzig, bey L. Voß. 1836. 8. 94,
Eine geiſtreiche Schrift, klein zwar, aber gleich einer Druſe
der verſchiedenartigſten Cryſtalle, voll von congruenten Saͤtzen,
wie der metaſtatiſche Kalkſpath und dergl. Dem Verfaſſer ſind
die zahlloſen durch die Zeit ſchießenden Strahlen der Geſchichte
raͤumlich gegenwärtig, wie unſerem Auge das Univerſum in ei⸗
Iſis 1841. Heft 9.
740
ner ſternenhellen Nacht mit all' ſeinen zahlloſen Figuren: er
weiß aber die beweglichen von den unbeweglichen zu unterſchei⸗
den, wie der Hirt des Morgenlandes, und kennt die Geſetze
ihres Laufs, wie der Aſtronom des Abendlandes, und welche er
noch nicht kennt, die weiß er aufzuſuchen. In dieſen Aphoris⸗
men liegt eine ganze Philoſophie der Geſchichte und ein umfaſ⸗
ſender tief eindringender organiſcher Plan, wie in den Theilen
e nes lebendigen Leibes. Freylich iſt es leichter zu ſagen, wie
ein Gemälde, eine Bildſäule, ein Tempel ſeyn ſoll, als fie zu
machen. Wer indeſſen fo klar und vollftändig die Idee eines
Kunſtwerkes bis in's Einzelſte entwickelt, wie es hier mit der
Geſchichte geſchehen iſt, der haͤtte zur Hervorbringung deſſelben
hinlaͤnglich gethan, wenn er auch nicht ſelbſt Hand daran legt:
ein anderer würde ſchon kommen und den Ideen Geſtalt geben,
Wie zweifeln aber nicht, daß der Verfaſſer ſelbſt kommen wird:
denn feine Ideen und Geſetze find nicht blos algebraiſche For⸗
meln uͤber den Menſchenhimmel, ſondern von raſtloſen teleſcopi⸗
ſchen Beobachtungen begleitet, ſo daß ihm dieſer Himmel eben
ſo bekannt iſt, wie dem Herſchel der Sternenhimmel. Der
Mann iſt jung und kraͤftig und wird noch vieles aus Kopf
und Welt auf ſeine Schultern nehmen und aus ſeinen Haͤnden
geben. „Die Geſchichte muß aus dem ganzen Menſchengeſchlecht
eine Einheit, einen Menſchen ſchaffen, und die Biographie
dieſes Menſchen durch alle Stufen ſeines Alters durchfuͤhren.
Viele Voͤlker, die im Laufe von Jahrtauſenden gelebt und ges
wirkt haben, liefern zu dieſer Biographie vielleicht nur je einen
Zug. Dieſen Zug erkennen große Geſchichtſchreiber.“ — „Nach
Einem Geſetz bildet ſich die Menſchheit u. ſ. w.“ — „Mon⸗
archiſche, republikaniſche Regierungsform, Handel, fchöne Kuͤnſte
entwickeln ſich aber nach dem Geſetz, nach welchem ſich das
Pflanzereich, der menſchliche Verſtand, das Planeten⸗Syſtem,
die Sprache, die Wiſſenſchaft der Geſchichte u. ſ. w. entwickelt
haben und noch entwickeln. Alle Geſchichten koͤnnen als Par⸗
allel⸗Linien ihrer Gattung dargeſtellt werden; fie alle find Ar—
ten einer Gattung und finden ihr treffendes Gleichniß in der
Entwickelung der Reiche der Natur.“
Wir haben ſchon anderswo gezeigt, daß man die Ent⸗
wickelung der Voͤlker der Entwickelung der Thierklaſſen paralle⸗
liſiren koͤnne; ſchwer iſt es nur, die entſprechenden Thiere und
Völker überall zu treffen. Das wäre zwar nur eine philoſo⸗
phiſch naturhiſtoriſche Geſchichte der Menſchen, neben welcher
die empiriſche herlaufen muß: allein einſtens wird der Hiſtoriker
kommen, welcher die Gleichheit beider nachweiſt.
„Die neue Geſchichte iſt chriſtliche Geſchichte — Weiber
waren es, durch welche das Chriſtenthum im Ocecident und
Orient eingeführt wurde; Chlothilde und Olga nebſt vielen an⸗
dern, Eva und Maria ſtehen prophetiſch an der Spitze. In
Deutſchland und im Norden aber wurde das Chriſtenthum mit
Gewalt eingefuͤhrt; die Reformation durch Kampf; ſie gelang
nur im Norden; gegenuͤber Lojola. — Europa laͤßt ſich hiſto⸗
riſch in zwey Haupttheile, das oͤſtliche und weſtliche, eintheilen.
Den erſtern eroberten deutſche Staͤmme, im zweyten blieben die
ſlaviſchen. Die weſtlichen Reiche laſſen ſich als eine Fortſetzung
des weſtroͤmiſchen Reichs anſehen, die flavifchen als Fortſetzung
des morgenlaͤndiſchen. Die Zerſtoͤrung des weſtroͤmiſchen Reichs
begann mit der Einführung der chriſtlichen Religion, und wurde
durch die Barbaren vollendet. — Das alte Rom (kriegeriſch,
materiell), das mittlere Rom (kirchlich, geiſtlich), das neuere
47 *
741
Rom läſthetiſchj. Ewige Stadt! Roͤmiſche Krieger — roͤmiſche
Miſſionaͤre. Inſtructionen fuͤr roͤmiſche Praͤfecten und roͤmiſche
Legaten. — Die weſtliche Haͤlfte Europa's theilte ſich wiederum
in zwey Theile: in dem einen erhielten die deutſchen Ankoͤmm⸗
linge, in dem andern die Eingebornen das Uebergewicht.
Alle wichtigern (geſelligen ꝛc.) europaͤiſchen Erſcheinungen
begannen in Frankreich; chriſtliche Religion, Lehenſyſtem, Ritters
thum, Kreuzzuͤge, Souveränität, ſtehende Heere, Auflagen, Ge:
ſandſchaften, Poſten, Gaſthaͤuſer, Univerſitaͤten, Spielkarten,
Moden, Journale — Aehnlichkeit mit den Roͤmern, der Deut⸗
ſchen mit den Griechen, der Engländer mit den Phöniziern. —
Die Slaven bilden eine eigene Welt. — Erſt ſeit dem 15 ten
und 16 ten Jahrhundert faͤngt der Character der Voͤlker an,
ſich in deutlichen Zuͤgen herauszuſtellen.“ [Der Wendepunkt der
alten und neuen Welt liegt nach unſerer Ueberzeugung ganz al⸗
lein in der Buchdruckerkunſt. Alles Uebrige iſt nur eine Folge
davon. Vorher war die Maſſe der Welt finſter, und hatte nur
ein beleuchtetes Planetenſyſtem. Das gedruckte Buch iſt die
Sonne, welche plotzlich zu allen Fixſternen drang] — „Die
Deutſchen erhoben ſich nun zuerſt phyſiſch gegen die Paͤbſte
(Heinrich, die Hohenſtaufen), und wurden beſiegt; moraliſch
(Luther), und ſiegten. Warum gab es im Alterthum keine
Relionskriege?“ [Die Antwort iſt leicht; fie heißt: Polytheismus.
Der Monotheismus iſt feiner Natur nad) intolerant.]
Dieſe Saͤtze konnten wir freylich nur herausreißen: allein
man ſieht wohl, auf welchem Boden ſie entſprungen ſind. Es
ſind nur einzelne Pflanzen, wovon aber jede eine Zunft charac⸗
teriſiert. Aus dieſem Boden kann wohl ein Pflanzenſyſtem erwach—
ſen. Der Verfaſſer braucht nur uͤber die Huͤlfsmittel gebieten
zu koͤnnen, welche zur Düngung deſſelben erforderlich find.
Man ſollte ihn nach Deutſchland rufen.
Sendungen der kurlaͤndiſchen Geſellſchaft für Literatur
und Kunſt.
Beſorgt von Lichtenſtein, Traut vetter und Pauder.
Mitau bei Reyher. 1840. 4. Nr. 1 XX. S. 160,
Wir haben leider von dieſer Zeitſchrift nur Bogen 13—20.
erhaten, und koͤnnen daher von ben früheren nichts fagen.
Nach dem Inhalts-Verzeichniſſe aber beſtand die Geſellſchaft
fhon im Jahre 1820, hat Sammlungen, und es wird auch
von einem Provincial-Muſeo Nachricht gegeben. Der Haupt:
inhalt bezieht ſich auf denjenigen Zweig der Wiſſenſchaften, den
man vorzugsweiſe Literatur nennt, alſo Geſchichte, Alterthuͤmer,
Poeſie, Sprachen, Sitten; indeſſen kommen auch hin und wie—
der naturhiſtoriſche und phyſikaliſche Gegenſtaͤnde zur Sprache.
Die Zeitſchrift beruͤckſichtigt zunaͤchſt die Oſtſee-Provinzen, hat
aber auch beſonders in ihren hiſtoriſchen Aufſaͤtzen Werth fuͤr
das uͤbrige Deutſchland.
Bogen 13 enthaͤlt S. 97 eine Vorleſung vom Grafen
von Königfels über den Geiſt der Wahrheitslehre, ein phi—
loſophiſcher Aufſatz, ziemlich nach den Anſichten von Fichte.
S. 105. Notizen über Kockenhuſen, vom Grafen F.
742
G. von Bray (bayriſchem Geſandten und Botaniker; geſtorben).
Eine intereſſante Darſtellung in franzöfifher Sprache. Man
bekommt damit einen Begriff von der ſchoͤnen Lage dieſes Edel⸗
ſitzes und von der Geſchichte von ganz Livland ſeit 1075, wo
das Land unter Rußland ſtand, ſpaͤter an den deutſchen Orden
kam, und die Stadt unter die Biſchoͤfe von Riga, nachher un⸗
ter die Polen, wieder unter die Ruſſen, wieder unter die Polen,
endlich unter die Schweden, wieder unter die Polen, und un⸗
ter wem es jetzt ſteht, iſt allgemein bekannt.
S. 116 ein ſehr vollſtaͤndiges Verzeichniß der Falter
Cur⸗ und Livlands von einem Frauenzimmer Friederike
Lievig geb. v. Berg. Es ſind ſebſt darunter eine große
Menge Schaben, und zwar viele neu benannte, welche die Ent⸗
deckerinn in Huͤbner, Treitſchke u. ſ. w. nicht auffinden
konnte. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß ſie dieſe unbeſtimmten an
irgend ein Cabinet zur Vergleichung ſchickte, oder an einen Ger
lehrten dieſes Fachs, Roͤslerſtamm in Wien oder Zeller
in Glogau. ER
S. 121. A. v. Beuningen, über die Verſchieden⸗
heit des lettiſchen und lithauiſchen Bodens in ärztlicher Bezie-
hung; zeigt, wie die Beſchaffenheit des Bodens, Holzmangel,
Menſchenzahl, Sitten, Geſchaͤfte und Religion auf den Charak⸗
ter und auf die Krankheiten wirken. =
S. 125. A. Bode, Nachrichten von der mitauifchen
Forſtclaſſe, Lehranſtalt und dortigem Gymnaſio. Lehrgegenſtaͤnde,
Vorſchlaͤge zur beſſern Bewirthung der Forſte.
S. 130. Wiedemann zu Reval, einige Bemerkungen
uͤber das Aufſuchen der Urſprache; haͤlt es fuͤr vergeblich:
thut nichts, die Aehnlichkeit der Sprachen muß doch erſorſcht
werden.
S. 135. Anzeige des Buchs von Bolſchwing über
Syphilis und Ausſatz.
S. 136. A. Ch. Lehrberg, uͤber den Criwe oder
den nordiſchen Pabſt. Ein ſehr gelehrter und intereſſanter Auf⸗
ſatz des verſtorbenen Vfs. Peter von Duisburg erwaͤhnt des Criwes
zuerſt in ſeiner Chronik 1326. Der Verfaſſer geht alle anderen
Chroniken, Sagen und Verhaͤltniſſe durch, und zeigt, daß es ein
Mißverſtaͤndniß fer. Man nannte damals die Ruſſen Criwe,
und darauf bezieht ſich nach der Meynung des Verfaſſers die
Sage. Indeſſen hatten die Preußen eine Gottheit, welche ſie
Curche nannten. Es waͤre doch der Muͤhe werth geweſen, nach⸗
zuſpuͤren, ob dieſes Wort nichts mit dem Pabſt Criwe zu ſchaf⸗
ſen habe.
kungen bey.
S. 156. Ein Brief uͤber eine Reiſe im Hornung 1802
von Moskau nach Sarepta, vom Paſtor B. von Bergmann,
im Schlitten. Grad nicht viel Beſonderes, indeſſen lernt man
doch Entfernung, Menſchen und einige Sitten kennen.
S. 159. Anzeige von J. Fleiſchers (+) Flora der
Oſtſee-Provinzen, 1839. Soviel.
Watſon fuͤgt S. 149 noch viele gelehrte Bemer⸗
743
Neue Zeitſchrift des Ferdinandeums
ür Tyrol und Vorarlberg; herausgegeben von deſſen Curatoren.
Teen, IV. 1840, 8. 169. Bd. 1. Taf. 1. und eine Charte.
Dieſe Zeitſchrift erſcheint ſchon laͤngere Zeit und enthaͤlt
viele vortreffliche Abhandlungen ſowohl fuͤr die Naturkunde
als die Geographie, Statiſtik, den Landbau, die Indus
ſtrie, die Geſchichte und die Kuͤnſte. In allen Zweigen ift
Tyrol ein intereſſantes und reiches Land, welches der wiſſen—
ſchaftlichen Welt viele belehrende Schaͤtze mittheilen kann, was
auch durch dieſe Zeitſchrift in vollem Maaße geſchieht. Es ift
daher ſehr zu bedauern, daß der literariſche Verkehr des uͤbrigen
Deutſchlands mit dieſer ausgezeichneten Provinz nicht eifriger
und raſcher betrieben wird. Es wuͤrde gewiß beyden Theilen
zum großen Vortheil und dem letztern beſonders zur Aufmun⸗
terung dienen. So viel wir wiſſen, ſteht dieſe Zeitſchrift unter
dem Schutze und ſelbſt unter der Leitung der angeſehenſten und
unterrichtetſten Maͤnner von Tyrol, worunter ſich ſelbſt der
Gouverneur, andere Regierungsbeamte und der Praͤlat von Wil—
ten bey Insbruck befinden. Es ſtehen daher der Redaction, die
wir nicht kennen, alle moͤglichen Huͤlfsmittel und die betraͤcht—
lichſten Unterftüsungen zu Gebote; alles, was im Lande ges
ſchieht oder ſich ereignet, wird ihr mitgetheilt; die Archive fuͤr
die Geſchichte ſtehen ihr offen; zur Unterſuchung der vielen
Naturmerkwuͤrdigkeiten, der geognoſtiſchen Verhaͤltniffe, der Glet—
ſcher, der Bergwerke, des Pflanzen- und Thierreichs wird jedem
geeigneten und bereitwilligen Gelehrten die kraͤftigſte Huͤlfe von
oben zu Theil und die ſinnige Unterſtuͤtzung des Volkes iſt ihm
ohnehin gewiß.
An der Spitze dieſes Heftes ſteht die Gedaͤchtnißrede von
Dr. Schletterer auf A. di Pauli, dem kuͤrzlich verſtorbenen
Praͤſidenten des Ober-Appellationsgerichts für Tyrol und Vorarl⸗
berg, welcher ſeit einem halben Jahrhundert uͤberall voran war,
in den ſchlimmſten Kriegszeiten zur Vertheidigung des Landes,
zur Verbeſſerung der Rechtsverhaͤltniſſe, zur Befoͤrderung der
Induſtrie und der Literatur, worinn er ſelbſt thaͤtig gearbeitet hat.
Er gab den Sammler fuͤr Geſchichte und Statiſtik von Tyrol
heraus in 15 Heften, und ſammelte eine Bibliotheca tirolen-
sis, worinn große Schaͤtze enthalten ſeyn ſollen; er gruͤndete mit
dem Gouverneur K. von Chotek, jetzt Oberſtburggraf in Boͤh—
men, das National⸗Muſeum, worinn alle Schaͤtze der Kunſt und
Wiſſenſchaft geſammelt und aufbewahrt werden; auch wurde er
ſogleich zum Vorſtand deſſelben gewaͤhlt. Die Sammlung iſt
im Univerſitaͤts-Gebaͤude und wegen Mangel an Raum in der
Abtey Wilten aufgeſtellt. Es wurden Vorleſungen uͤber bildende
Kuͤnſte, Botanik und Chemie gehalten, botaniſche und mineralos
giſche Excurſionen veranſtaltet, kleine Mineralien-Sammlungen
an die Gymnaſien vertheilt, Beytraͤge zur Geſchichte, Statiſtik,
Naturkunde und Kunſt von Tyrol und Vorarlberg herausgegeben,
8 Bände bis 1834, worinn die gehaltreichſten Auffäge enthalten
ſind. 1835 begann die vorliegende Zeitſchrift in demſelben Sinne
und mit demſelben Eifer. Im Jahr 1837 bekam die Samm⸗
lung vom jetzigen Kaiſer zu einem eigenen Gebaͤude 20,000 fl.,
wozu die Staͤnde des Landes noch 15,000 fl. ſchoſſen. Di
Pauli gab immer Geld, wo es noͤthig war, und andere Ge—
ſchenke. Sein Bildniß, ein herrlicher Kopf, ſteht vor der Ab:
handlung.
744
II. S. 34. Die Erſteigung und Meſſung des Fernerko⸗
gels und der Habichtsſpitze im Jahr 1836 von Profeſſor P. K.
Thurwiſer.
Eine intereſſante Schilderung der Reiſe und der Gegend,
ſowie der Gletſcher mit 2 artigen Abbildungen beyder Berge und
2 Tafeln von Hoͤhenbeobachtungen. Die Gipfel beſtehen aus
Glimmerſchiefer.
III. S. 95. Gesognoſtiſch botaniſche Bemerkungen auf
einer Reiſe durchs Otzthal, und Schaals von Dr. M. Notter
und L. von Haufler. Ein ſehr intereſſanter Aufſatz, welcher
die ſelteneren Pflanzen, beſonders auch die Cryptogamen auf—
zaͤhlt, ſowie ſie dem Reiſenden begegneten, mithin nach der Hoͤhe
ihres Standortes. Dabey ift ein beſonderer Anhang über Lu-
zula lutea, Allium fallax, Primula longiflora, Galium lu-
cidum, Laserpitium hirsutum, Sedum dasyphyl!um, Sem-
pervivum arachnoideum, Trifolium alpinum, Alsine lariei-
folia, Ranunculus pyrenaeus, Thalietrum foetidum. Dabey
ift eine geognoſtiſch botaniſche Charte in Folio, illuminiert nach
den Gebirgsarten mit Bezeichnung von 50 ſeltenen Pflanzen
auf ihren Standorten. Die Charte geht vom Inn uͤber Otz
und Umhauſen am Vanterbach hinauf uͤber's Gebirg und am
Schaalſerbach herunter bis an die Etſch in der Naͤhe von
Naturns.
IV. 138. Alterthuͤmliche Entdeckungen in Suͤdtyrol im
Jahr 1838 und uͤber eine auf das alte tyroliſche Muͤnzweſen
bezuͤgliche Urkunde Kaiſer Heinrichs des Siebenten, beſchrieben
von B. Grafen von Giovanelli, Podeſta von Trient. Es
werden alte tyroliſche Muͤnzen beſchrieben und 9 davon auf einer
Tafel abgebildet, welche 1838 zu Oſſana auf dem Salzberg in
einem alten Schloß ausgegraben wurden; außerdem wird ein
Muͤnzedict abgedruckt, vom Jahr 1310, zu Pavia gegeben. Die
Münzen find geprägt zu Acqui, Carretto, Ivrea. Der, wie er
ſcheint, nicht bloß in der Muͤnzkunde, ſondern auch in der Ge—
ſchichte ſehr bewanderte Verfaſſer glaubt, dieſe Adler-Groſſi ſeyen
auf Conradins Zug dahin gekommen, und von Meinhard J.
gepraͤgt worden.
Dann folgt der ſechszehnte Jahrsbericht von dem Ver:
waltungsausſchuß fuͤr 1839, worinn Rechnung abgelegt und die
Erwerbung von Mineralien, Pflanzen, Thieren, Gemaͤlden,
Kupferſtichen, plaſtiſchen Werken, Muͤnzen, Urkunden, Buͤchern
aufgezaͤhlt wird. Sodann das Verzeichniß der Mitglieder.
Mittheilungen aus dem Oſterlande.
Altenburg bey Schnupphaſe. III. 4. 1839, IV. 1—3. 1840. 8. 168.
Wir haben dieſe nuͤtzlichen Schriften, welche von 3 vers
einigten Geſellſchaften zu Altenburg, dem Kunſt- und Hand⸗
werksverein, der naturforſchenden und pomologiſchen Geſellſchaft
herausgegeben werden, ſchon mehrmals anzuzeigen Gelegenheit
gehabt, und freuen uns daher, von ihrem gedeihlichen Fortgang
wieder ſprechen zu koͤnnen. Auszüge davon zu machen, wäre
nicht paſſend. Wir geben daher bloß den Innhalt an.
745
Meißner, ſtatiſtiſche Bemerkungen über den Handel der
Stadt Altenburg.
Heſſelbarth, über den Honigthau.
Doͤll, über Gärten des ſuͤdlichen Deutſchlands.
E. Lange, Jahrsberichte.
Back, uͤber den Stand der Gewerbsvereine uſw. im
Lande.
Ueber die Schaͤdlichkeit der Kreuzotter, von Richter, H.
Lenz und Brehm und der Geſellſchaft ſelbſt. Beantwortung
einer Anfrage der Regierung wegen Preisausſetzung auf deren
Vertilgung. — Hier muͤſſen wir faſt irre werden an unſeren
alten Freunden. Wie konnen fie den allgemeinen Satz, daß in
der Natur Nutzen und Schaden ſich aufwiegen, auf den vor⸗
liegenden Fall anwenden? Allerdings kann man bei einem Raub:
vogel fragen, ob er mehr Mäufe frißt als Haſen und ob er da⸗
her nützlich ſey. Aber was ſagten ſie, wenn die Frage geſetzt
würde: ob er mehr Maͤuſe freffe als Menſchen? Wie kann
von einem Abwaͤgen des Nutzens und Schadens bei einem Thiere
die Rede fein, wenn es ſich auch nur um ein einziges Men⸗
ſchenleben handelt? Verkauft denn jemand ſein Leben um eine
Million? Uebrigens ſind die paar Maͤuſe, welche alle Schlan⸗
gen der Welt freffen, fo unbedeutend, daß jede Regierung als
eine Wohlthaͤterinn der Menſchheit betrachtet werden muß, welche
Preiſe auf giftige Schlangen ſetzt. Nur muß ſie die Schlangen
von den Forſtaͤmtern an das Naturalienkabinet in Branntwein
abliefern laſſen. Dieſes kann Dutzende zur Vergleichung und
Zerlegung brauchen und mit den überflüffigen einen eintraͤglichen
Handel treiben. Es iſt unbegreiflich, wie uͤber ſo einfache kleine
Dinge Zweifel obwalten koͤnnen! Moͤge doch die altenburgiſche
Regierung den Vorſchlag ihrer naturforſchenden Geſellſchaft be⸗
folgen und die Schlangen bezahlen, auch wenn es fremde ſind.
Es hoͤrt ohnehin bald auf, doch muß man nur Giftſchlangen einſam⸗
meln laſſen, damit die anderen wenigſtens als Merkwürdigkeiten und
für die Naturforfher auch als Beiſpiele der Manchfaltigkeit in
der Schöpfung übrig bleiben. Gibt es keine giftigen mehr, ſo
wird ſich das Volk nicht mehr fürchten, und wenn auch, ſo iſt
die Furcht unſchaͤdlich. Die 196 eingelöfeten Ottern find wahr:
ſcheinlich größtentheils Bündſchleichen geweſen.
Apes, Jahrsbericht der naturforſchenden Geſellſchaft.
Geinitz, uͤber die Kraͤfte der Natur.
Zinkeiſen, Über den Zechſtein uſw.
Rohde, uͤber beobachtete Nordlichter.
Wagner, uͤber den Anbau des Weinſtocks.
E. Lange, Nutzen der Kenntniß der Obſtſorten.
Noch mehrere kleinere Sachen und zwey meteorologiſche
Tabellen.
Zeri cht
über die Verhandlungen der naturforſchenden Geſellſchaft in Baſel
vom Auguſt 1838 bis July 1840, IV. 8. 119.
Dieſer Bericht iſt wieder ein ſehr loͤblicher Beweis von
det Thätigkeit der Basler Naturforſcher und Aerzte. Es kom⸗
men darinn mehrere intereſſante Auffäge vor, welche verdienen,
einem groͤßeren Publico bekannt zu werden. Sie zerfallen in
folgende Rubriken: Zoologie, Anatomie und Phyſiologie, Medi⸗
cin, Phyſik und Chemie, Mineralogie und Petrefactenkunde,
Verſchiedenes. Am Schluſſe ein Verzeichniß der Mitglieder und
der Geſchenke.
In der Zoologie beſtimmt Riſſo die Gattungen von
Dentex im Mittelmeer genauer und berichtigt mehreres in
Cuviers und Valenciennes Fiſchen. Sie ſteben nach
ihm fo: Dentex vulgaris (Sparus dentex), Synagris grae-
corum.
D. Synodon n. (S. graecorum).
D. erythrostoma n. (Bouco rougo), verſchieden Sparus
macrophthalmus Bloch.
Charactere und Lebensart find gegeben. D. cetti bleibt
vor der Hand zweifelhaft.
J. Mieg ſpricht über das Verhalten, beſonders den
Farbenwechſel von zwey lebendigen Chamaͤleonen.
In der Anatomie und Phyſiologie ſpricht Prof. Fiſcher
uͤber Beſchaffenheit, Jung uͤber den Bau des Hirns und
Schaͤdelformen; Hagenbach, über Entwickelung der Gehör:
knoͤchel, pathologiſche Anatomie, Zerlegung des Chamaͤleons;
E. Imthurn, über Gewicht und Raum des Herzens einiger
Hausſaͤugthiere. . ö
Prof. Mieſcher S. 25 — 39, über Metamorphofen
bey Helminthen, ſehr intereffante Beobachtungen und Schluͤſſe,
welche auf nichts weniger ausgehen, als eine Verwandelung der
Filaria piscium in einen Tetrarhynchus wahrſcheinlich zu
machen. Die Beobachtungen ſind genau verfolgt, verdienen
allen Glauben und muͤſſen zu neuen Beobachtungen auffordern,
wodurch auch eine ganz neue Lehre in die Zoologie und Phy⸗
ſiologie eingefuͤhrt werden kann. Von demſelben Beobachtungen
über die Jungen von Distoma cygnoides.
Doctor Streckeiſen beobachtet, daß die Eingeweid
wuͤrmer bey Thieren im Winter ſich vermindern.
Doctor L. de Wette, S. 48 uͤber den Zuſtand der
Medicin in den vereinigten Staaten.
Die Phyſik und Chemie wird ganz von Prof. Schoͤn—
beins en und intereſſanten Vortraͤgen eingenommen
e
S. 51— 71. Farbenwechſel, Polariſation, Veranderungen der
Salpeterſaͤure, des Weingeiſts und Aethers unter dem Einfluß
des voltaiſchen Stromes und des Platins, Verſuche mit dem
Zitteraal, Geruchserſcheinungen uſw.
S. 72. In der Mineralogie ſpricht P. Merian über.
Bohrmuſcheln in der Jura-Formation, foſſile Bluͤthen von
Equisetum; D. Chr. Burckhardt, über Palinurus sueri
im Muſchelkalk. 7
In der Meteorologie gibt P. Merian Tabellen uͤber den
Pegel bey Baſel; meteorologiſche Ueberſicht des Jahres 1888
und 1839; über Felix Platers Naturalien-Sammlung.
746
i
\
747
Handwörterbuch
des emiſchen Theils der Mineralogie von Doctor C. F. Ra⸗
> . Berlin bey Lüderig 1841. 8. 326.
Der Verfaſſer iſt als ein gewandter Analytiker bekannt,
und daher kann man von ihm etwas Brauchbares, Genaues
und Vollſtaͤndiges erwarten. Davon gibt auch das Buch auf
jeder Seite Zeugniß. Er gibt von jedem Mineral das Verhals
ten vor dem Loͤthrohr und auf dem naſſen Wege an; ſodann
den Fundort und die Beſtandtheile nach mehrern Zerlegern;
ſodann die ſtoͤchiometriſchen Verhaͤltniſſe nach der Bezeichnung
von Berzelius; endlich eine critiſche Beurtheilung der vers
ſchiedenen Zerlegungen und Anſichten, uͤberall mit Nennung der
Verfaſſer und der Schriften, worinn die Zerlegungen ſtehen.
Damit iſt in Kuͤrze Alles geſagt, was in dieſem Buche ſteht
und das iſt unſers Erachtens ſehr viel. Man wird mit dieſer
Arbeit zufrieden ſeyn. Sie gibt auf alles Antwort, was man
fragen kann; und wir glauben nicht, daß ein einziges Mineral
vergeſſen iſt.
Synopsis Plantarum
seu Enumeratio systematica Plantarum plerumque adhuc cogni-
tarum cum differentiis specificis et synonymis selectis ad mo-
dum Persoonii elaborata, auctore David Dietrich. Vimariae
apud Voigt. II. 1840. 8. 881 — 1648.
Dieſes Werk, von dem wir den erſten Band ſchon ruͤhmlich
angezeigt haben, ruͤckt raſch vorwaͤrts. Ein Beweis, daß der
Verfaſſer ſchon ſeit Jahren daran vorgearbeitet haben muß.
Ein Werk, welches alle bis jetzt entdeckten Pflanzen enthaͤlt
und zugleich fo klein und bequem als moͤglich, hergeſtellt iſt,
muß allerdings als ein ſehr erwuͤnſchtes Geſchenk betrachtet wer⸗
den. Unſere Gärten find gegenwaͤrtig fo voll von neuen Pflans
zen, daß es unmöglich iſt, mit Perfoon und ſelbſt Spren-
gel auszureichen. Die vorliegende Bearbeitung ſcheint dieſes
Beduͤrfniß zu befriedigen; wenigſtens ſind die Charactere kurz
und die Druckerey hat ſolche Schriften gewaͤhlt, daß eine ziem⸗
liche Menge Gattungen auf einer Seite Platz hat, ohne daß
die Augen darunter leiden. Sie hätten vielleicht ſelbſt fo klein
ſeyn koͤnnen, wie die von Perſoon, wodurch vielleicht ein
Band erſpart worden waͤre. Bey ſolchen Werken ſollte man
alles aufbieten, um die ganze Maſſe in zwey Baͤnde zu bringen;
denn ſo viel kann man bequem in die Taſchen ſtecken, waͤhrend
man nicht weiß, wo man einen dritten Band unterbringen ſoll.
Das iſt freylich bei der großen Menge von Pflanzen faſt un⸗
moglich, und daher muß man ſich in feinen Wuͤnſchen be
ſchränken. Die Brauchbarkeit eines ſolchen Werks tritt eigent⸗
lich erſt hervor, wann man es wirklich brauchen kann, d. h.,
wenn es fertig iſt, und darum kann man auch vorher nicht
wohl über deſſen Vollſtaͤndigkeit urtheilen. So wie es vorliegt,
iſt es offenbar mit großem Fleiße bearbeitet und mit Ueberlegung
angeordnet, auch bey jeder Gattung das Vorkommen, die Na⸗
tur derſelben, ob Kraut oder Holz und endlich, was ſehr zu
5 if 707 . und die „Anführung einer Abbildung.
uch bey jeder Sippe ſteht die Jahrszahl, wo ſie zue 3
Iſis 1841. Heft 9. ſteh en e
748
ſtimmt wurde. Der Verfaſſer hat offenbar viele der neuern
Sippen eingezogen und daher iſt es nach dem Regiſter nicht
moͤglich zu erkennen, was bis jetzt aufgenommen iſt oder nicht.
Vor jeder Claſſe iſt ein Schluͤſſel fuͤr die Sippen und uͤber den
Columnen ſteht der Titel der Claſſe.
Die Naturkunde des Obſtbaues
nebſt der Natur⸗Beſchreibung des Obſtbaumes und Naturgeſchichte
der darauf einwirkenden nützlichen und ſchädlichen Thiere, von
F. Härlin, Rechnungsrath. Stuttgard bei
Schweizerbart. 1841. 8. 149.
* *
Dieſe Schrift beſteht eigentlich aus 3 Theilen, wovon der
erſte den Bau der Theile eines Baumes überhaupt enthaͤlt,
nur kurz, der zweyte S. 24. die Baumzucht, der dritte S. 71.
die ſchaͤdlichen und nuͤtzlichen Thiere. Der erf und letzte Theil
iſt meiſtens nach andern bearbeitet, aber gut und der mittlere
beſonders vollſtaͤndig und brauchbar. Die Hauptſache, worinn
der Verſaſſer, wie man ſieht, eigene Erfahrung hat, iſt die
Obſtbaumzucht, worinn er von den Wildlingen, der Ausſaat,
der Baumſchule, dem Verſetzen handelt, ſodann von der Ver—
mehrung und Veredelung, dem Aeugeln, Copulieren und Pfro:
pfen. Dann ſpricht er uͤber den Einfluß der Unterlagen auf
das Edelreis; über das Verſetzen der größern Obſtbaͤume und
über das Anlegen der Obſtgaͤrten. Ein wichtiges Gapitel neh⸗
men die Krankheiten der Baͤume ein S. 58 — 70. Es kommt
uns kein Urtheil uͤber dieſen Gegenſtand zu; allein das ſieht
man wohl, daß der Verfaſſer aus Sachkenntniß fpricht.
Das Zoologiſche iſt vielleicht nach Verhaͤltniß zu ausfuͤhr⸗
lich. Er laͤßt dabey vorzuͤglich Schmidbergern Ehre wider:
fahren, wie er auch verdient. Wichtig dabey ſind die Vertilg⸗
mittel, welche der Verfaſſer angibt.
II Botanico italiano,
ossia discussioni sulla Flora italica, del Prof. G. Moretti.
Pavia 1826. p. Fus i ur. 1 — 3. 4. 41.
Aus den Citaten verſchiedener Werke muͤſſen wir ſchlie⸗
ßen, daß dieſe Schrift bey uns nicht recht bekannt iſt und da⸗
her wollen wir den Innhalt derſelben anzeigen. Im Jahr 1825
kuͤndigte der Buchhaͤndler an, deß Morettis Flora italica
erſcheinen wurde, mit welcher er ſich ſchon ſeit 16 Jahren bes
ſchaͤftigt hatte. Dieſe Flora wurde nun in verſchiedenen Lite⸗
raturwerken als wirklich erſchienen angezeigt. — Als Moretti
an die Zuſammentragung ſeiner Beobachtungen gieng, fand er
aber, daß wegen der Synonymie noch viele feiner Pflanzen mit
denen anderer Botaniker zu vergleichen ſeyen und daher ent:
ſchloß er ſich, die Herausgabe der Flora italica zu verſchieben,
und unterdeſſen in einer von Zeit zu Zeit erſcheinenden Schrift
unter dem Titel: Botanico italiano, diejenigen Pflanzen bes
kannt zu machen, welche ihm neu ſcheinen oder von fremden
749
Botanikern für Italien angezeigt, aber noch nicht gefunden find,
oder um gewiſſe Pflanzen mit andern zu tauſchen oder um die
Bemerkungen anderer Botaniker mitzutheilen, und endlich uͤber
zweifelhafte Pflanzen zu ſprechen.
Von dieſem Botanico find nur 3 Hefte erſchienen, wo⸗
von das erſte ſchon im Giornale di Fisica di Pavia 1826
abgedruckt war; es enthaͤlt die Beſchreibung und Abbildung
vom Agaricus vittadinii t. 1., Potentilla grammopetala t. 2.
Folgende Pflanzen ſind erſt kuͤrzlich in Italien gefunden
worden: Scabiosa canescens, Euphorbia salicifolia, Cheno-
podium concatenatum. Von folgenden hat der Verfaſſer die
Spnonpmie berichtigt: Thymus alpinus, Pedicularis versi-
color, Barkhausia leontodontoides. Dann folgt ein Ver⸗
zeichniß von 152 Pflanzen, welche Dr. Badaro im weſtlichen
Ligurien geſammelt hat. Endlich wird uͤber zweifelhafte Pflan⸗
zen geſprochen, namentlich über Potentilla mierantha, Ranun-
eulus commutatus.
Das zweßte Heft enthält an neuen Pflanzen: Centaurea
splolepa, Campanula filiformis; an noch nicht in Italien
gefundenen: Myosotis sylvatica, Barbarea arcuata, Cen-
taurea austriaca, Campanula alpini, Senecio rupestris, Po-
tentilla apennina.
Dann folgt die Fortſetzung von Badaros Pflanzen
von N. 153 — 232; endlich zweifelhafte: Fagonia cretica,
Chlora triphylla.
Heft III. enthaͤlt an neuen Pflanzen: Laserpitium gau-
dinii; an in Italien noch nicht angezeigten: Chlora acuminata,
Stratiotes aloides. Die Synonymie wird berichtiget bey
Rumex hydrolapathum, Centaurea spinosa, Badaro's Ver⸗
zeichniß wird fortgeſetzt bis nro 320. Zweifelhaft ift: Vale-
riana italica. Die Beurtheilungen, welche ſich hier uͤber die
genannten Pflanzen finden, werden den Botanikern ange⸗
nehm ſeyn.
Pharmaceutiſche Botanik
von Ph. L. meiner, zweyte Auflage, neu bearbeitet von Fr.
Nees und Dierbach. Heidelberg bey Winter 1839. 8. 2024.
Von der Zuſammenwirkung dreyer fo fleißiger und kennt⸗
nißreicher Männer kann man nicht anders als etwas Voll—
ſtaͤndiges und mithin Brauchbares und Nuͤtzliches erwarten.
Wir zwelfeln zwar, daß je eine Flora der Art die mediciniſch⸗
pharmaceutiſche von Koſteletzky an gruͤndlicher und quellen-
hafter Bearbeitung, ſowie der planmaͤßigen und gleichfoͤrmigen
Anordnung übertreffen wird; allein daraus folgt nicht, daß an⸗
dere dieſes Feld verlaſſen ſollen. Dem einen ſagt dieſe, dem
andern die andere Form zu, und wir glauben, daß uͤberhaupt
jene mehr fuͤr den Arzt, dieſe mehr fuͤr den Apotheker geeignet
iſt, vielleicht gerade, weil das letztere urſpruͤnglich von einem
Apotheker herruͤhrt, was man auch uͤberall an der unfluͤſſigen
Sprache bemerkt, obſchon die neuen Bearbeiter wahrſcheinlich
alles gethan haben werden, was mit der Feile oder dem Trip⸗
—U—— —
—
750
pel an einem fertigen Bilde zu thun ift. Es iſt eine aners
kannte Sache, daß es leichter iſt, einen Tetzt neu zu bearbeiten,
als einen alten zu uͤberarbeiten. Von dieſer, eigentlich nur
Nebenſache, abgeſehen, muß man dem Innhalt des Werks allen
Beyfall zollen. Er iſt mit großer Sachkenntniß und mit viel
Kritik behandelt, nach dem natuͤrlichen Syſtem geordnet, was
bey Werken der Art ebenſo ſehr am Platz iſt, als das linneiſche
Syſtem bey den Floren. Der erſte Band beginnt nach einer
Einleitung und einer ſyſtematiſchen Ueberſicht mit den Pilzen,
geht bis zu den Mimoſen S. 1090, der andere von den Caſſien
bis zu den Aurantiaceen 1932. Dann folgen Beſchreibungen
von unerkannten Wurzeln, Rinden, Hoͤlzern, Kräutern, Fruͤch⸗
ten, Samen und Harzen bis S. 1970, worauf ein gutes Re⸗
giſter. Bey den Flechten ſind vorzuͤglich diejenigen beruͤckſichtigt,
welche auf officinellen Rinden vorkommen und daher ſehr gute
empiriſche Erkennungszeichen ſind. Bey jeder Gattung iſt ein
und die andere Abbildung angegeben, der lateiniſche und deutſche
Name, der Charakter, die Vergleichung mit andern und die
Anwendung. Dabey finden ſich viele Bemerkungen, welche für
den Apotheker von Wichtigkeit find. Auch find die meiſten Pflans
zen aufgefuͤhrt, welche jetzt außer Gebrauch ſind. Uns ſcheint
es, man koͤnnte ſich bey einem pharmaceutiſchen Werk dieſe
Muͤhe erſparen. Es iſt wohl fuͤr den Apotheker beſſer, wenn
er das, was er braucht, in der Kürze beyhſammen hat. Das
Uebrige paßt in eine mediciniſche Flora, wie die von Ko ſte⸗
letzky. Da muͤſſen alle Kenntniſſe geſammelt ſeyn, welche
man in mediciniſcher Hinſicht von irgend einer Pflanze hat, da⸗
mit der Arzt eine vollftändige Ueberſicht in die Wirkſamkeit der
Pflanzenzuͤnfte bekommt und die Anwendung der Stoffe dar⸗
nach regeln kann. Beym Apotheker iſt das nicht der Fall, in⸗
dem ſein Vorrath ſich nur nach der vorgeſchriebenen Pharmacopoe
zu richten hat. Die Pflanzen, welche in Indien gebraucht
werden, kommen bey ihm nicht in Betracht und zwar mit gan⸗
zem Recht. Will und kann der Apother oder vielmehr der Ma⸗
terialiſt weiter gehen; fo ſteht ihm die mebicinifche Botanik
offen. Wir wuͤrden daher den Verfaſſern rathen, bey der dritten
Auflage, wozu dieſes Werk ohne Zweifel kommen wird, das
alles wegzulaſſen, ſowie auch die Synonyme, welche dem Apo⸗
theker nicht das Geringſte nügen. Dadurch wuͤrde das Studium
ungemein erleichtert, und der Apotheker koͤnnte es zu einer
gruͤndlichen und anſchaulichen Kenntniß, nicht bloß der Pflan⸗
zen, ſondern auch der Wurzeln und der Blaͤtter, ſowie auch
der eingetrockneten Saͤfte bringen, beſonders wenn dieſe, was
nun der Raum erlaubte, ausführlicher beſchrieben wurden.
Wir hielten es auch fuͤr einen großen Vortheil des Verſtaͤnd⸗
niſſes, wenn die Subſtantive nicht ſogar weit hinten im Satze
ſtaͤnden, zwar ein angebornes Uebel unſerer Sprache, das aber
dennoch auf alle Weiſe beſchraͤnkt werden muß. Es iſt nichts
unangenehmer als ein Halbdutzend Adjective zu leſen, oft noch
in Zwiſchenſaͤtzen, ehe das Hauptwort: Blaͤtter und dgl. kommt.
Das iſt vorzuͤglich bei jungen Leuten zu berüdfichtigen, welche
nicht ſtudiert haben. Wir glauben, dieſe Ruͤckſichen wurden
dem Buche in der Folge ſehr nuͤtzich werden. Dazu möchten
wir noch die Vermeidung aller nagelneu verfertigten Sippen⸗
Namen fügen, beſonders ſolcher, welche noch in keinem ſyſte⸗
matiſchen Werke beſtehen. Das ſind alles Sachen der Form;
denn hinſichtlich des Innhaltes koͤnnen wir dem Werk nicht
anders als unſer Lob zollen.
*
751
Die Gattungen der foffilen Pflanzen,
verglichen mit denen der Jetztwelt und durch Abbildungen erläu:
tert, von H. R. Göppert, Prof. zu Breslau. Bonn bey
Henry. 1841. quer 4. 360. Taf. 18.
Goͤpperts Fleiß und Sinn fuͤr die Naturkunde zeigt
ſich auch wieder bei dieſem Werk in einem ſehr ſchoͤnen Licht.
Um das Studium der fuͤr die Geologie ſo wichtigen Urpflanzen
jederman zugaͤnglich zu machen, wird er die Sippen abbilden
und beſchreiben und zwar ſo, daß das Werk ſo wohlfeil als
möglich gegeben werden kann. Jede Sippe hat einen lateini⸗
ſchen Charakter, den Fundort und eine ausfuͤhrlichere deutſche
und franzoͤſiſche Beſchreibung. Das Werk ſoll in 3 Jahren
fertig ſeyn, und eine ſyſtematiſche Ueberſicht bekommen. Die
Abbildungen ſind groͤßtentheils nach Originalen gemacht, welche
fi) in ſeiner Sammlung ſelbſt befinden. Er beſitzt über 3000
Exemplare.
Dem Werk voran geht eine zum Theil ſchon in Pog—
gendorfs Annalen mitgetheilte, ſehr lehrreiche Einleitung uͤber
die Theile der Pflanzen, welche verſteinert vorkommen, als
Stämme, Blätter, Bluͤthen, Früchte, ſowie uͤber die Art ihres
Vorkommens, ob leibhaft oder nur in Abdruͤcken; endlich uͤber
die Formation, worinn ſie ſich finden. Er hat ſich bekanntlich
viel mit dem Verſteinerungs-Proceß der Pflanzen beſchaͤftigt
und ſogar denſelben mit Erfolg nachgeahmt, und auch dieſes
wird hier auseinandergeſetzt. Dann werden beſchrieben und ab⸗
gebildet: Thaumotopteris münsteri, Oligocarpia gutbieri,
Neuropteris acutifolia, Laccopteris braunü, germinans,
Asterocarpus multiradiatus, Stigmaria ficoides, Ancistro-
phyllum stigmariaeforme, Didymophyllum schottini.
Die Beſchreibungen ſind manchmal ſehr ausfuͤhrlich, wie
es uns ſcheint, mehr als fuͤr den Zweck dieſes Werks paßt,
welches doch nur Muſter liefern will und keinen Codex. Es
iſt zwar alles lehrreich, was der Verfaſſer mittheilt. Beſſer
waͤre es aber, wenn er es auf das vollſtaͤndige Werk ſparte,
das er doch wohl einmal herausgeben wird. Auch das Format
gefällt uns nicht. Will man das Werk genau und bequem
ſtudieren; ſo muß man die Tafeln beſonders binden laſſen und
dann waͤre der Text in 8. viel bequemer. Endlich halten wir
es fuͤr unrecht, daß beyde Sprachen neben einander abgedruckt
find. Der franzoͤſiſche Text würde bequemer allein gehen. Das
Buch iſt zwar allerdings ſehr wohlfeil; denn ungefaͤhr 4 fl.
für 36 Seiten Text in groß 4 faſt wie Folio uud für 18 wirk⸗
lich ſehr ſchoͤne zahlreiche und zum Theil microſcopiſch bearbei⸗
tete Tafeln iſt allerdings fehr wenig. Daraus folgt aber nicht,
daß man Ueberfluͤſſiges thun muͤſſe. Sehr unbequem und ſelbſt
ſonderbar iſt es, daß die Ziffern der Tafeln links ſtehen, und
man daher das ganze Buch aufzuſchlagen gezwungen iſt, wenn
man dieſelben ſehen will. So etwas ſollte bey einem Bilder⸗
werk nicht vorkommen. Dieſe Ausſtellungen ſind uͤbrigens fuͤr
das Werk ſelbſt eine Nebenſache, und wir wuͤnſchen von Her:
zen, daß es ebenſo große und freundliche Abnahme finde, als
es fleißig, ſinnreich und ſchoͤn bearbeitet iſt.
752
E. Meyer
commentarium de Plantis Africae australioris, quas per octo
annos collegit observationibusque manuscriptis illustravit J.
Fr. Drege. Vol. I. Fasc. I. 2. Lipsiae apud L. Voss. 1835
| et 1837. 8. 326 et 70.
Die Menge von Pflanzen, welche Drege auf eine fehr
verſtaͤndige Art geſammelt und mitgebracht hat, iſt ſchon hine
laͤnglich bekannt. Er hat die Hoͤhen gemeſſen, die Waͤrme der
Luft und der Quellen, den Druck der Luft und die Standorte
der Pflanzen angegeben, ſelbſt die Hoͤhe derſelben. Er hat die
Pflanzen nach Koͤnigsberg geſchafft, wo ſie Meyer gruͤndlich
durchgearbeitet, beſtimmt und nach dem natürlichen Syſtem ges
ordnet hat. Es kommen hier manche neue Sippen vor; von
älteren wird der Character oft verbeſſert; ebenfo bey den Gat—
tungen und dabey iſt der aͤltere Schriftſteller angefuͤhrt. Dieſes
iſt ohne Zweifel eine der vollftändigften Floren, welche wir vom
Vorgebirg der guten Hoffnung beſitzen. 5
Voran geht eine kurze Ueberſicht der Reiſen, dann eine
Eintheilung des Landes, Oſten, Weſten und Mitte mit An⸗
gabe der Provinzen, Berge, Fluͤſſe uſw. Darauf folgt ein
großes Werzeichniß der Hoͤhen und endlich eine Ueberſicht der
Gattungen.
Der Verfaſſer beginnt mit den Papilionaceen und fuͤhrt
70 Sippen auf, meiſtens mit zahlreichen Gattungen Darun⸗
ter find neu: Calpurnia, Pelecynthis', Ingenhousia, Heu-
dusa, Stiza, Colobotus, Microtropis, Sphingium, Aulacin-
thus, Telina, Chasmone, Lipozygis, Listia, Capnitis, Hi-
drosea, Apodynomene, Calycotome, Sylithra, Anarthrosyne,
Bujacia, Eriosema, Orthodanum, Copisma, Chrysoscias, Sey-
talis, Sphenostylis, Chloryllis.
P. 158. Caesalpiniae 4 G.
P. 164. Acacieae 4 G.
P. 173. Jasmineae 1 G. Oleineae 1 G. Gentianeae
7 G., worunter neu: Orphium, Plocandra, Belmontia, La-
genias.
P. 187. Apocyneae 6 G., worunter neu: Belonites, Ee-
tadium, Gonioma. 5
P. 193. Asclepiadeae 26 G., worunter neu: Sisyran-
thus, Lenaris, Dregea, Pentarrhinum, Aspidoglossum, La-
garinthus, Pachycarpus, Cynoctonum, Rhyssolobium, Glos-
sostephanus, Cordylogyne, Schizoglossum, Parapodium,
Haemax,
P. 226. Labiatae 14 G., worunter neu: Synceloste-
mon, Echinostachys.
P. 245. Selagineae 7 G., worunter neu: Walafrida.
P. 273. Verbenaceae 9 G., worunter neu: Chas-
canum.
P. 278. Stilbineae 2 G.
P. 281. Utricularinae 1 G. Lobeliaceae 7 G. Goo-
deniaceae 2 G.
P. 299. Compositae 42 G.
753
Die Zahl der Gattungen erſtreckt fich bereits auf 1168.
Die Botaniker werden gewiß der baldigen Vollendung dieſes
gruͤndlichen Werks mit Begierde entgegen fehen.
Enumeratio
plantarum Africae australis extratropicae, quae collectae, de-
terminatae etexpositaeaChrist, Fr. Ecklon et C. Zjey-
her. Hamburgi apud Perthes. Pars 1 — III. 1835 — 1837.
2 8. 397.
Dieſes Werk erſcheint mit dem vorigen zu gleicher Zeit,
und iſt ungefähr auf dieſelbe Art bearbeitet, nach dem natuͤr⸗
lichen Syſtem, enthaͤlt ebenfalls die Charactere der neuen Gat⸗
tungen, mit Angabe des Fundorts und bey den andern den
erſten Schriftſteller, es geht aber keine Ueberſicht des Landes
und der Reife überhaupt vorher; wahrſcheinlich erſcheint die Ein⸗
leitung am Ende des Werks; haͤlt ſich ganz an den Prodromus
von De Candolle und geht von den Ranunculaceen bis zu
den Lobeliaceen, mit nicht weniger als 2498 Gattungen. Die
Zahl der neuen Sippen iſt ebenfalls betraͤchtlich. Es ſind
folgende:
Sapindaceae: Pappea, Ptaeroxylon.
Geraniaceae: Isopetalum, Eumorpha.
Celastrineae: Asterocarpus, Scytophyllum, Lau-
ridia, Mystroxylon.
Terebitnhaceae: Hippobromus, Methyscophyllum,
Leguminosae: Xiphotheca, Amphithalea, Lathrio-
gyna, Euchlora, Cryphiantha, Leptis E. Meyer [jam
Musca], Krebsia, Polylobium, Argyrolobium, Melolobium,
Colobota, Acanthobotrya, Buchenroedera.
Homalineae: Eriudaphus.
754
Cueurbitaceae: Coniandra Schrader, Cyrtonema
Sch r., Pilogyne S ch r., Citrullus, Cephalandra.
Passifloreae: Ceratiosieyos. f
Paronychieae: Psammotropha.
Crassulaceae: Helophytum, Sarcolipes, Petrogeton,
Tetraphyle, Sphaeritis, Thisantha. 2 ,
Ficoideae: Acrosanthes, Sialodes.
Umbelliferae: Chamarea, Polemannia, Dregea, Cy-
norhiza. |
Rubiaceae: Psilostoma Klotzsch, Oxyspermum.
Auch von dieſem Werk muß man die baldige Vollendung
wuͤnſchen.
Bemerkungen
uͤber den Bau der Blumen der Balſaminen von C. B. Pre 81,
Prof. Prag 1836. 8 54. T. I. (aus den Abh. der boͤhm. Gef.)
Man haͤtte denken ſollen, daß nach den geiſtreichen Ver⸗
handlungen Über dieſen Gegenſtand von Kunth, Röper und
Agardh die Bedeutung der Theile erledigt ſeyn ſollte: aber
dennoch hat der Verfaſſer noch manches daran zurechtzuruͤcken
gefunden. Er fuͤhrt die Geſchichte dieſer Deutungen auf, bil⸗
det die Theile im Durchſchnitt ab, beſchreibt dieſelben genau
und deutet noch einige zweifelhafte Dinge, welche wir unſern
Leſern nachzuſehen uͤberlaſſen wollen, weil durch eine kurze
Angabe die ſcharfſinnige Beurtheilung des Verfaſſers verloren
gehen wuͤrde, außerdem muß man die Abbildungen anſehen und
auch die von Hydrocera, um ſich ein klares Bild von den
Verſchiebungen zu verſchaffen. 5 |
— —D——. —ꝛ <> 7 ——
e
u
+
Vorläufer einer vollſtändigen Naturgeſchichte
der
Pterophoriden, einer Nachtfalterfamilie,
geſchrieben von P. C. Zeller in Glogau.
Pterophoridae Zell.
Pierophorites Latr. Alucitidae (Leach.) Stphs. Westwood.
Pterophorus Geoffr. Fabr. Phalènes- tipules Degeer,
Phalaena Alucita Linn, Syst. Vindob. — Geiſtchen
Wien. Vzchn. Schrank, Treitſchke, Erdſchnakenphalaͤne.
Goͤze, Federmotten, Federmuͤcken vulg.
Char. essent, Alae anteriores ſissae vel partitae vel
integrae fissura indicata,
Vorderfluͤgel geſpalten oder getheilt oder ganz mit Ans
deutung einer Spalte.
Larva sedecimpes, Raupe ſechszehnfuͤßig.
Die in dieſe Familie gehörigen Falter find in ihrem Bau
o weſentlich verſchieden, daß ſich kaum mehr gemeinſchaftliche,
1 n andern Nachtfaltern unterſcheidende Merkmale angeben
en, und daß daher gewiß mit Recht zwey verſchiedene Fami⸗
lien angeſetzt würden. Wir nehmen hier dieſe zwey Familien
als Unterabtheilungen der einzigen oben benannten an und han⸗
deln fie als ſolche, jede für fich, ab. Sie heißen uns Ptero-
phoridae proprii (Geiſtchen) und Alucitina (Faͤcherfalter).
J. Pterophoridae proprii.
Char. essent. Alae anteriores bifidae vel integrae fis-
sura indicata.
Vorderflügel zwepſpaltig oder ganz mit Andeutung
einer Spalte.
Iſis 1821. Heft 10.
Beſchreibung. Fliege. Allgemeiner Eindruck: Ein
ſchnakenaͤhnliches, ſchlankes, langbeiniges Thierchen, das lange
Dornen oder Sporne an den bunten Beinen führt, deſſen Koͤr⸗
per mit bunten, verſchiedene Zeichnungen bildenden Schuppen
bekleidet iſt, und deſſen ſchmale, ſpitze, gewöhnlich gefpaltene,
vielfranzige Fluͤgel in der Ruhe, der Laͤnge nach in einander
gefaltet, wie ein Arm horizontal ausgeſtreckt getragen werden.
Kopf klein, deutlich abgeſondert, habkugelicht oder ſtumef
kegelicht. Den Hinterkopf kleiden etwas laͤngere, emporſtreben⸗
de Schuppen. Die Stirn mehr oder weniger breit (Pteroph.
fuscus — tetradactylus), conver, mit Schuppen bedeckt,
welche entweder flach anliegen (Pter. osteodactylus, lithoda-
etylus), oder einen kleinen Hoͤcker (Pt. hieracii), oder einen
Kegel von verſchiedener Länge (kurz bey Pt. Zetterstedtij, lang
bey Pt. ochrodactylus) bilden; im letzteren Falle find fie lang
und haarförmig. Die Augen ſeitlich, faſt halbkugelicht (der
Laͤngsdurchmeſſer gewöhnlich ſchief von oben und vorn nach un⸗
ten und hinten), ſtark hervorgequollen, am Hinterrande ſehr
ſeicht eingedruͤkt. Nebenaugen fehlen. Fuͤhler kurz vor
dem obern Ende des Laͤngsdurchmeſſers des Auges eingeſetzt,
fein, borftenformig, z der Vorderfluͤgel lang, auch noch etwas
laͤnger (Pt. Iithodactylus, Adaet. Huebner). Das Wurzel⸗
glied Amal fo lang wie eins der Mittelglieder, keulenförmig,
beſchuppt, die Schuppen bisweilen an der Spitze des Gliedes
in ein kurzes, zugeſpitztes Buͤſchelchen auslaufend. (Pter. scaro-
dactylus). Gliederzahl ungefähr 36 bey Pter. Zetterstedtil,
hieracü, tetradactylus, über 50 8 pentadactylus, gegen
48
757
60 bey lithodaetylus; die Glieder cylindriſch, etwas zuſam⸗
mengedruͤckt, nicht felten an der Wurzel verdünnt, bisweilen ſehr
genau an einander ſchließend und ſchwer zu unterſcheiden. Die
Unterfeite der Fühler iſt ſehr zart gefranzt, deym Weibchen zar⸗
ter und kuͤrzer als beym Maͤnnchen; die Glieder haben hier
öfters an der Spitze ein oder zwey kurze Stachelboͤrſtchen, wel
che gegen das Fuͤhlerende hin laͤnger werden. Die Oberſeite
der Fühler iſt mit anliegenden, oft verſch edenfarbigen Schup⸗
pen bekleidet. Taſter. Die oberen (Marillar:) Taſter ganz
unausgebildet; die unteren (Lippen-) Taſter dreygliedrig bes
ſchuppt, in der Laͤnge, Richtung und Beſchuppung verſchieden.
Das erſte und zwepte Glied haben Haarſchuppen, welche ges
gen die Spitze des zweyten gewoͤhnlich an Menge und Laͤnge
zunehmen, und ſich bisweilen in einen Buſch, uͤber oder unter
das dritte Glied hin, verlaͤngern; das dritte Glied laͤuft meiſt
ſpitz aus und hat kurze, anliegende Schuppen, wodurch es ges
woͤbnlich glatt ausſieht; es iſt kurzer als das zweyte, Länger
als das erſte Glied. In der Länge find die Taſter kurzer als
der Kopf (Pter. pterodactylus), oder faſt ſo lang (Pter. te-
tradactylus) oder etwas länger (Pt. fuscus, tephradactylus),
oder bis doppelt fo lang (Pt. ochrodaetylus). Sie find entweder
gerade ausgeſtreckt (capnodactylus) oder auffteigend (Pt. tetrada-
etylus) oder aufgerichtet mit horizontal vorgeſtrecktem Endgliede (Pt.
scarodactylus); in dem letzten Fall legen fie ſich meift an den Stirn⸗
buſch an. Saugrüffel zum Aufſaugen des Saftes geeignet, länger
als die Hälfte eines Vorderfluͤgels, in der Ruhe zuſammengerollt
und zwiſchen den Fuͤhlern faſt ganz verſteckt. Seine Wurzel
iſt auf der Ruͤckſeite unbeſchuppt.
Thorax klein und ſchwach, mit einer Bekleidung von
anliegenden Schuppen; Halskragen unausgebildet; Schulter:
decken unanſehnlich, laͤnglich, nur beſchuppt. Mitteltuͤcken ſanft
gewölbt; das Schildchen ziemlich groß; der Hinterruͤcken ziem⸗
lich ausgebildet und unter dem Mittelruͤcken hervortretend; beyde
verengen ſich gegen die Bruſt in ſehr ſchiefer Richtung nach
hinten, wodurch die ganzen zwey erſten Hinterleibsringe eine
bequeme Unterlage erhalten. Beine in allen Theilen ſehr lang
und ſchlank; die vordern kuͤrzer, die hinteren länger als die an=
dern; an den Schenkeln zuſammengedruͤckt, Übrigens cylindriſch;
ihre Bekleidung anliegende Schuppen, und nur an beſtimmten
Stellen gehaͤufte Haarſchuppen. An den Vorderbeinen iſt
die Hüfte länger als der Ruͤckenſchild und ½ fo lang wie der
viel [duͤnnere Schenkel; die Schiene nur ½ bis / fo lang
wie dieſer, duͤnner und an der Spitze durch Haarſchuppen ver⸗
dickt; die Fußglieder ſehr duͤnn, jedes faſt halb ſo lang wie das
vorhergehende, und das erſte wenig kuͤrzer als die Schiene.
Die Hüften liegen dicht bey einander. An den Mittelbei—
nen, deren Hüften, wie die der Hinterbeine, gleichſam
zu Seitenſtuͤcken des Thorax zuſammengewachſen find, iſt
die Schiene faſt ſo lang oder laͤnger als der Schenkel und hat
hinter der Mitte bisweilen eine kleine Verdickung durch Haar⸗
ſchuppen auf der inneren Seite und ſtets an der Spitze zwey
ungleiche Dornen, deren Baſis durch Haarſchuppen verdeckt
und verdickt if. Am Hinterbeine iſt die Schiene viel laͤn—
ger, bisweilen 2½ mal ſo lang als der zuſammengedruͤckte
Schenkel und hat ungefaͤhr auf dem Anfange des letzten Drit⸗
tels ein Paar laͤngere, am Ende aber ein Paar etwas kuͤrzere
Dornen, die ſich im Leben ausſprelzen laſſen, und deren Wur⸗
zelu gewoͤhnlich in einer aus Haarſchuppen gebildeten Verdickung
ſtehen; das erſte Fußglied hat etwa ½ der Schienenlaͤnge.
758
Die Krallen aller Fuͤßſe find ſehr klein und zart und ſtehen we⸗
nig aus den Haarſchuppen hervor.
Die Fluͤgel ſind lang und ſchmal, durch ihre
tung das beſte Mittel zur Erkennung der A ’ A
ben einen mehr oder weniger fpigen Vorderwinkel und einen
ſehr ſtumpfen Hinterwinkel, der an den am tiefſten geſpaltenen
Arten fat ganz verſchwindet. Er iſt viel weiter von der
Baſ is entfernt als bey den Tineaceen; weil er aber bis⸗
weilen unmerklich iſt, ſo faſſen wir den Innen- und Hinter⸗
rand unter der Benennung Hinterrand (der Kürze wegen
jedoch dorsum) zuſammen. Die Spaltung der Fluͤgel iſt aber
auf folgende Weiſe ausgefuͤhrt. Bey den Vorderfluͤgeln iſt vom
Hinterrande aus, und zwar auf der dem Vorderwinkel nächften '
Haͤlfte, ein dreyeckiges, mehr oder weniger langes Stuͤck her⸗
ausgeſchnitten. Auf den Hinterfluͤgeln iſt zuerſt unterhalb des
Vorderwinkels ein langes, ſchmales Dreyeck herausgenommen,
wodurch eine weiter gegen die Baſis reichende Spalte gebildet
wird, als auf den Vorderflüigeln; ein noch längeres und faſt
die Baſis erreichendes Dreyeck iſt nahe am Hinterwinkel her⸗
ausgeſchnitten. Die dadurch uͤbriggebliebenen Theile der Flügel
ſind an allen Raͤndern mit langen Franzen beſetzt, die der
Hinterfluͤgel mit den laͤngſten. Dieſe geſiederten Theile hat
man verſchiedentlich benannt. Wir nennen die der Vorderfluͤ⸗
gel Zipfel (laciniae) und unterſcheiden den Vorderzipfel
(lacinia anterior), an welchem ſich ein Theil des Vorderran⸗
des befindet, vom Hinterzipfel (lacinia posterior), zu wel⸗
chem ein Stuͤck des Innenrandes gehört, Die viel tiefer ges
trennten Theile der Hinterflügel nennen wir Federn (digiti)
und ſprechen von der erſten Feder, der des Vorderrandes, von
der zweyten oder Mittelfeder und von der dritten Fe⸗
der, welche dem Hinterleibe am naͤchſten liegt. An der Spal⸗
te (fissura) nennen wir die gegen die Fluͤgelwurzel hin liegen⸗
de Spitze: Spaltung, und dieſer gegenuͤber im Hinterrande
iſt die Mündung. Bey den am tiefſten geſpaltenen Arten
fehlen Aeſte der Hauptadern; der Vorderzipfel hat die meiſten,
zur Verſtaͤrkung des Vorderrandes; der Hinterzipfel gewoͤhnlich
nur drey. Bey Pter. tetradactylus ſah ich in jedem Zipfel
nur einen unveraͤſtelten Stamm bis in die Spitze gehen. Die
Federn werden durch zwey Arme einer gabelicht geſpaltenen
Hauptader ausgeſpannt, die dritte Feder bisweilen nur durch
einen. — Das Genus Adactyla weicht von dieſer Fluͤgelbil⸗
dung ab, indem es ganze Fluͤgel und daher einen viel vollſtaͤn⸗
digeren Aderverlauf hat. Man kann daran am beſten ſehen,
wo bey den Pterophoren die dreyeckigen Stuͤcke herausgenom⸗
men ſind. Hier iſt wenigſtens auf den Vorderfluͤgeln das
Dreyeck, welches fehlen ſollte, durch eine ſehr zarte Beſchuppung
augenſcheinlich angedeutet. — Die Schuppen der Pterophoriden
find, wie bey den meiſten Nachtſaltern, auf den Hintet |
viel zarter und kleiner als auf den Vorderfluͤgeln. An beyder⸗
ley Fluͤgeln hat ihr oberes Ende, je nach der Breite deſſelben,
3 5 Zähne. Eine eigenthuͤmliche Art von Schuppen befindet
ſich auf der Unterſeite der zweyten Feder; hier ſitzen in dem
Raume zwiſchen den beyden Spaltungen an beyden Seiten der
Medianader oder auch nur an der inneren Seite derſelben lan⸗
ge, fpaltenförmige Schuppen ziemlich gebrängt neben ein⸗
ander; auf der Mittelfeder hat die Ader des Vorderrandes auf
der inneren Seite einige, weitlaͤuftiger geſtellte, ſolche Schuppen.
Bey den meiſten Arten zeichnen ſie ſich aus durch ihre tiefe
—
759
Schwärze; bey andern find fie heller und fallen dann weniger
auf; immer haͤngen ſie unter allen Schuppen am veſteſten an
den Flügeln.
, Hinterleib duͤnn und lang, neunringelig, die erſten
Ringe die laͤngſten. Der weibliche Hinterleib iſt hinter der
Mitte verdickt und gegen die Spitze wieder verduͤnnt, der maͤnn⸗
liche ziemlich uberall gleichdick. Die Bekleidung beſteht in bun⸗
n Schuppen auf der Ober- wie auf der Unterſeite. Einige
ten tragen an den Seiten kurze Schuppenbüfchel, Die
Genitalien ſind noch nicht unterſucht.
Innerer Bau des Falters noch ganz unbeobachtet:
daſſelbe gilt von Larve und Puppe. .
Von den Eyern ift nur das Wenige bekannt, was
Stein in der Iſis 1837. S. 98 ff. daruber mittheilt.
Die Raupe iſt kurz und dick; ihr kleiner Kopf im
Halsgelenk ziemlich verſteckt; ihre 16 Beine kurz, die Bauch⸗
ße aber meiſt etwas verlängert und cylindriſch (Stel⸗
zenfüße bey Reaumur und Degeer), mit beynahe vollſtaͤndi⸗
gen Hakenkraͤnzen. Die Behaarung der meiſten Geiſtchenrau⸗
pen ift höher ausgebildet als bey den Schaben, Wicklern und
Zünslern; am wenigſten bey Pter. scarodactylus, wo die
Haare auf keinen Wärzchen ſtehen und nur länger und etwas
bogig find, und Pter. microdactylus, bey welchem die Stel⸗
lung und Geftalt ziemlich ebenſo zu ſeyn ſcheint, wie bey dem ge⸗
wohnlichen Schlage der Schaben und Wickler, nur daß die
Waͤrzchen fehlen, aus denen die ſtumpfen Borſten hervorkom⸗
men. Die meiſten haben zwiſchen der reichlichen langen Be⸗
hagrung noch ſehr kurze, zarte Borſtenhaare, die ſich
n Knoͤtchen endigen. Bey Pter. hieracii find: die beyden
Waäͤrzchen neben dem Ruͤckengefaͤß zuſammengeruͤckt und verbun⸗
den; bey Pier. didactylus Linn. (Deg.), pterodaetylus ete.
trägt dieſes vereinigte Waͤrzchen mehrere Borſten. Das Nacken⸗
ſchild iſt wenig ausgebildet, weil die Raupe nicht in ſehr veſte
Körper einzudringen hat. Die Luftlöcher find ſehr klein und
ſtehen gewöhnlich weit höher gegen den Ruͤcken als bey andern
Raupen. In ihren Bewegungen iſt die Raupe langſam;
beym Herabfallen haͤngt ſie meiſtens an einem Seidenfaden.
* Zur Verwandlung ſetzt ſie ſich auf einem mit etwas
Seide beſponnenen Platze, mit den Bauch⸗ und Hinterfuͤßen
veſt, nicht mit einem Faden um den Leib, wie Geoffroy, das
Wien. Bahn. ꝛc. angeben. Nach wenigen Tagen ſtreift fie
die Raupenhaut ganz nach der gewoͤhnlichen Weiſe von vorn
nach hinten ab. Wenn dieſe uͤber die 9 erſten Ringe hinweg
iſt, fo hängt das Thier nur noch an den Nachſchieberfuͤßen,
bis die Häkchen an der Bauchſeite des 10ten Ringes zum Vor:
a in kommen. Nun haͤkelt ſie ſich damit ein, und hebt die
Hinterfuͤße aus der Seide, um die Haut auch uber dieſe hin⸗
wegziehen zu koͤnnen. Darauf beveſtiget ſie ſich auch mit den
Cremaſterhaͤkchen.
Die Puppe ſehr ausgezeichnet, lang und ſchlank, am
Vordertheil ſtumpf oder faſt abgeſchnitten, nach dem hintern
Ende lang zugeſpitzt. Der Kopf ſehr herabgedruͤckt, der Mit⸗
telruͤcken gehoben, gleichſam bucklig, mit mehreren Leiſten, die
ſich oft uͤder den Hinterleibsruͤcken fortſetzen und hier Vorſten,
Stacheln und Dornen tragen. Dieß iſt bey den Arten vorzuͤg—
lich der Fall, die ſich als Puppen der Einwirkung des Son⸗
— — —
—
760
nenlichts nicht entziehen; ſolche, die unter Blaͤttern, Moos u.
dergl. im Dunkeln ruhen, zeigen die Stacheln und Dornen
weniger ausgebildet. An den ſtacheligen Puppen ſind auch die
Rippen der Fluͤgelſcheiden mit Reihen kurzer, hakenfoͤrmiger
Borſten bewaffnet. Die Oberfläche des Hinterleibes iſt außer
den Hinterraͤndern der Ringe durch eingedruͤckte Linien ſehr
dicht und fein quergeſtricht. An der Afterfpige und an der
Bauchſeite des 10ten Ringes befinden ſich Widerhaͤkchen, wo⸗
mit ſich die Puppe auf dem duͤrftigen Geſpinnſte, ihrer Lager⸗
ſtaͤtte, veſthaͤlt. An einer Puppe (Pier. obscurus) traͤgt der
10te Ring die Widerhaͤkchen auf zwey kurzen, hornfoͤrmigen
Verlaͤng rungen. Bey Störungen ſchlaͤgt die Puppe nicht, wie
gewoͤhnlich, mit dem Hintertheile um ſich, weil ſie an zwey
Stellen deſſelben gehemmt iſt, ſondern mit dem Vorderleibe,
den ſie entweder uͤber den Hinterleib hinweg oder ſeitwaͤrts bis
zur Afterſpitze herumwirft.
Verbreitung. Vom Aufenthalt der Geiſtchen im
ſuͤdlichen Europa oder in anderen Welttheilen wiſſen wir ſo gut
wie nichts; daß ſie dort nicht fehlen, iſt eben ſo gewiß, wie,
daß ſie dort nicht ganz ſelten ſeyn koͤnnen, und daß ſie nur,
wie die meiſten kleinen Lepidoptern, von den Sammlern nicht
geachtet und uͤberſehen worden find. Im mittleren Europa,
und zwar mehr nach Suͤden hin, ſind die meiſten Arten ent⸗
deckt worden, nach Norden nimmt die Artenzahl ab; einige Ar⸗
ten (Pt. Zetterstedtii, osteodactylus) wurden bis weit uͤber
den Polarkreis hinaus beobachtet; es ſind ſolche, die in ſuͤdli⸗
cheren Gegenden nur auf Gebirgen wohnen. Die Ebenen, und
hier wieder die fruchtbaren, mit Kraͤutern und niederen Laub⸗
holzhecken bewachſenen Stellen, nähren die meiften Arten; der
Sandboden hat nur wenige eigenthuͤmlich (Adactyla), andere
nur in reichlicherem Maaße (Pier. tetradactylus, pilosellae,
obscurus). Das Gebirge naͤhret nicht viele eigenthuͤmliche
Arten, doch ſcheinen die meiſten darauf vorkommenden deſto
verbreiteter zu ſeyn (Pt. Zetterstedtii, osteodactylus). Am
höchſten uͤber dem Meere lebt, ſeiner Nahrungspflanze nach zu
ſchließen, Pt. graphodactylus; in der manchfaltigſten Hoͤhe
Pt. pterodactylus, am niedrigſten wohl die dem Sandboden
zugewieſenen Geiſtchen. Auf den größten Laͤnderſtrecken kom
men Pt. pterodactylus und pentadactylus vor. Von meh⸗
reren Arten ſind bisher nur einzelne Gegenden als Aufenthalts—
oͤrter bekannt geworden, vielleicht aber nur aus Mangel an fleis
ßiger Beobachtung (Pt. ischnodactylus, xerodactylus).
Menge. Keine einzige Art erreicht einen hohen Grad
von Häufigkeit; mehrere find nur gemein (d. h. faſt überall
auf angemeſſenen Plaͤtzen) und häufig z. B. Pt. pilosellae;
andere nur gemein, z. B. Pt. pentadactylus, tetradactylus;
andere nur ſtellenweiſe häufig, z. B. Pt. fuscus, mietodacty-
lus; andere nur ſtellenweiſe nicht ſelten, z. B. Adact. Hueb-
neri, Pt. scarodactylus; andere nur ſelten, z. B. Pt. rhodo-
dactylus, ochrodactylus; noch andere ſehr ſelten, z. B. Pt.
acanthodactylus.
Erzeugung. Zeit. Im Ganzen gibt es weniger
Arten mit doppelter als mit einfacher, jaͤhrlicher Generation.
Die erſteren erſcheinen, nachdem ſie gewöhnlich als Eyer
oder Raupen uͤberwintert haben, als Fliegen zu Ende May und
im Juny, und die zweyte Generation fliegt dann zwiſchen Ende
July und September. Die im Sommer gelegten Eper deduͤr⸗
761
en alfo nicht langer Zeit zur Entwickelung; eben fo wenig bie
aupe und Puppe. Ob die im Frühjahr erſcheinenden Raͤup⸗
chen den Winter in oder außer dem Ey zugebracht haben, iſt
noch unbeobachtet; doch mag beydes in derſelben Species ſtatt
haben. Denn mehrere der in einfacher Erzeugung vorhande⸗
nen Arten haben eine verhaͤltnißmaͤßig lange Flugzeit, waͤhrend
doch die Individuen ſelbſt ſich keines langen Lebens erfreuen.
Dieſe einjährigen Arten fliegen groͤßtentheils im Sommer; nur
Pter. acanthodactylus findet ſich in Geſellſchaft des zum
zweytenmal fliegenden Pter. pterodactylus erft im Herbſte
ein und überwintert daher oft mit dieſem unter abgefallenen
Blättern oder in dichten Geſtraͤuchen, z. B. in Wachholderbuͤ⸗
ſchen, worauf fie im Frühling unter allen Geiſtchen zuerſt ge⸗
troffen werden. Nach ihnen kommt im May auf grasreichen
Platzen und Ackerrainen Pter. mictodactylus, und waͤhrend
dieſer ſich ſchon mehr verliert, Pter. fuscus und pentadacty-
lus, jener an fonnigen Höhen mit niederem Geſtraͤuch, dieſer
mehr in Gaͤrten und an niederem Gebuͤſch bey menſchlichen
Wohnungen. Zu gleicher Zeit fliegt in Erlgehoͤlzen um Waſ⸗
ferdoften Pter. microdactylus. In der Mitte des Juny fan⸗
gen die Arten der zweyten Abtheilung des Genus Pteropho-
rus an zu fliegen, zuerſt Pt. obscurus, darauf pilosellae und
hieracii, alle auf trocknen, ſonnigen Waldplaͤtzen. Zu Ende
des Juny und im Anfang des July iſt die Hauptflugzeit der
Geiſtchen. Dann gibt es die bisher genannten Arten faſt alle
und dazu noch in lichtem Laubwaldgeſtraͤuch Pt. scarodacty-
lus und hieracüi, an aͤhnlichen, doch trockneren Stellen Pt.
Fischeri, in jungen Kieferſchonungen Pt. tetradactylus, in
gras - und ſtrauchreichen Schlägen der Fichtenwaͤlder des Gebirges
Pt. brachydactylus, osteodactylus und Zetterstedtii, im
Geſtraͤuch der Wieſen neben Gewaͤſſern Pt. lithodactylus und
ochrodactylus, in Roſenhecken der Gaͤrten Pt. rhododactylus,
auf begraſtem Sandboden Adact. Huebneri, auf Torfſuͤmpfen
Pt. paludum. Im Auguſt nimmt die Artenzahl ſchon ſehr
ab; die im July erſchienenen find nun meiſt verflogen, haben
die Eyer abgeſetzt und ſterben dahin; die guten, jetzt vorhande⸗
nen Exemplare ſind Nachzuͤgler oder zweyte Generation 3 Pter,
fuscus, mietodactylus, mierodaetylus; ganz zuletzt, wie oben
angeführt, Pt. acanthodactylus und pterodactylus,
Nahrung. Nur eine Art iſt für den Gärtner einigers
maaßen merkwürdig, Pt. rhododactylus, weil er als Raupe
die Roſenknoſpen ausftißt, ohne jedoch einen erheblichen Scha⸗
den anzurichten. Daß Pt. pentadactylus an Pflaumenbäus
men ober ⸗ſtraͤuchern lebe, wird ſich hoͤchſt wahrſcheinlich nicht
beweiſen laſſen. Alle anderen Arten ſind für die Deconomie
ganz unwichtig. Sie leben an ein- oder mehrjährigen, kraut⸗
artigen Pflanzen und freſſen deren Herztriebe, Bluͤthenknoſpen
und junge Früchte aus, ſeltener naͤhren ſie ſich von mehr aus.
gewachſenen Blättern, auf deren unterer Seite ſie ſich dann
aufhalten. Die andern überziehen ihren Wohnort gewoͤhnlich
mit einigem Geſpinnſt. Die Raupe des Pt. mictodacty lus
lebt ganz frey an den Pflanzen „ ohne Verſteck und ohne ‚Se:
fpinnft. — Die Fliegen haben einen hinreichend langen Nüffel,
um Honiofft aus den Blumen zu ziehen; doch moͤgen ſie ſich
mehr vom Thau naͤhren. Ich ſah bis jetzt nur einen dieſer
Falter, der auf den Blüthen des Galium verum aufſog.
Betragen in der Ruhe und im Fluge. Zum Ruhe⸗
platz wahlt das Geiſtchen niedere Gewäͤchſe oder den bloßen
Erdboden, nie Bäume oder hohe Aeſte der Straͤucher. Ihre
—
162
angemeſſenſte Flugzeit iſt der laue, windſtille Abend. Bey
Tage werden zwar manche Arten leicht zum Auffliegen gebracht,
am leichteſten dey heiterem Wetter; der Flug geht aber nur
wenige Schritte weit und nahe uͤber den Erdboden hin. An⸗
dere laſſen ſich am Tage ſehr ſchwer oder gar nicht aufſcheu⸗
chen und kommen erſt Abends zum Vorſchein. Der freywillige
Flug iſt viel langſamer als der erzwungene, ſanft hinſchwebend
und von unbedeutender Dauer; daher eine Verbreitung der
Species durch die ausgebildeten Inſecten nur aͤußerſt langſam
vor ſich gehen kann. — Durch die Fluͤgelhaltung in der Ruhe
zeichnen ſich die aͤchten Pterophoriden vor allen andern Schmets
terlingen aus. Sie ſtrecken die Flügel völlig horizontal, und
in ſenkrechter Richtung gegen den Mittelkoͤrper, faſt wie im
Fluge, von ſich, wobey die über einander geſchobenen Hintere
flügelfedern ſtets zum größten Theil oder auch ganz unter den
Vorderfluͤgeln verſteckt ruhen, und die letztern ſelbſt oft durch
Laͤngsfaltung oder Umbiegung der Raͤnder ſchmaͤler erſcheinen,
als ſie wirklich ſind. Im Genus Adactyla ſchlaͤgt ſich ſogar
der hervorſtehende Theil der Hinterfluͤgel über die Oberſeite der
Vorderfluͤgel und richtet dadurch feine Unterfete nach oben. Die
vier vorderen Beine find etwas ausgeſperrt und unterftügen
durch das Kreuz, das fie bilden, den Schwerpunct des Körpers;
die Hinterbeine werden längs des Hinterleibes ſchwebend gehal⸗
ten; erſt bey der Ermunterung des Thieres dienen ſie zur
Stuͤtze. Die Dornen der Schienen ſind dabey viel welter aus⸗
geſperrt, als nach dem Tode. Die Fühler trägt Pt. pteroda-
etylus unter die Flügel und längs der Bruſt gelegt; andere
Arten ſcheinen ſie im Schlafe laͤngs des Vorderrandes der
Vorderfluͤgel, oder dieſem parallel und frey zu halten. Nach
dem Tode rollen ſie ſich bey den nicht lange nach dem Aus⸗
kriechen getödteten Exemplaren ſpiralfoͤrmig zufammen. Während
des Fluges haben ſich die Fluͤgel aus einander gelegt und, wie
bey andern Schmetterlingen, horizontal ausgebreitet; die Spal⸗
ten klaffen etwas ſo daß ſie durch die Franzen bequem ausge⸗
fuͤlt werden und dadurch den Umfang der Flügel vergrößern
helfen. Eine bedeutende Vermehrung des Flugvermoͤgens wird
dadurch nicht erreicht.
Begattung. Eyerlegen. Die Begattung geſchieht
in der Nacht und dauert nicht lange, ſo daß man bey Tage
nur ſelten ein begattetes Paar ſieht. Die beyden zuſammen⸗
haͤngenden Thiere ſind meiſtens in gerader Richtung von einan⸗
der abgewendet. Wohin die Eyer gelegt werden, iſt nicht be⸗
kannt; wahrſcheinlich aber waͤhlen die meiſten Raͤupchen erſt
nach ihrem Auskriechen den ihnen anſtehenden Aufenthaltsort,
und nur in deſſen Naͤhe hat die Sorgfalt der Mutter ſie ge⸗
bracht. 0 8
Verwandtſchaft. Den Pterophoriden am näch⸗
ſten ſtehen unter allen Nachtfalterfamilien die Tineaceen, und
unter dieſen wieder die ſchmalfluͤgeligſten: Gracilarien und
Elachisten. Dieſe Annäherung iſt aber doch ſehr ſchwach, da
Fluͤgelhaltung, Fluͤgelbau, Ausbildung der Raupenbedeckung,
Metamorphoſe, Beſchaffenheit der Puppe faſt durchgängig eine
ſehr geringe Aehnlichkeit anzeigen. Nur Elachista festaliella
(Hbn. Fig. 449. Tr. X., 3. 213. Zell. Iſis 1839. 3. 212.)
ſcheint als Raupe und Puppe ſich den Pterophoriden eng ans
zuſchließen: an der Raupe tragen die Warzen doppelte, ſteiſe
Borſten; fie ſitzt ausgeſtreckt auf der Unterfeite der Blätter;
die Puppe hat auf dem Hinterleibe vier Reihen kurzer Sta⸗
cheln. Ob fie auch in der Anheftung uͤbereinſtimmt, läßt ſich
763
aus der Abbildung bey Hübner (larvae lepid. VIII. Tineae,
III. mirabiles D. e.) nicht erkennen. Eine ſehr ſchwache
Nachahmung in der Fluͤgelhaltung zeigen einige kleine, mit
Geom. Centaureata verwandte Spanner. Dieſe ſchieben die
Hinterflügel bis auf einen ganz ſchmalen Streifen des Innen—
randes unter die Vorderfluͤgel, welche ſo ausgebreitet ſind, daß
ihre Vorderraͤnder ſenkrecht auf einander ſtehen. Die Flügel
dieſer Spanner liegen aber flach auf dem Boden und bleiben
faltet. — Auf der anderen Seite der Pterophoriden muͤſ⸗
5 5 die Alucitinen ſtehen; aber dieſe find faſt noch ſchrof—
fer gegen fie abgeſondert als die Tineaceen; denn die Uebereins
ſtimmung in dem Umſtande, daß beyderley Falter eingeſchnit⸗
tene Flügel haben, wird durch die gaͤnzliche Verſchiedenheit im
Flügel: und Körperbau, in Raupe und Puppe, in Sitte und
5 uͤberreichlich als wenig weſentlich dargeſtellt. Sieht
an ab von den Ordnungsverſchiedenheiten, fo zeigt ſich die
größte Verwandtſchaft der Pterophoriden mit den Tipularien,
und man kann wohl ſagen, fie find die Gattung Limnobia,
zu Phalaͤnen heraufgebildet; daher die ſonſt weiter unter den
Faltern nicht vorkommende Fluͤgelhaltung, der unverdeckte, lange,
bemalte Hinterleib, die langen Beine, der kurze niedrige Flug.
Selbſt an einer von mir beobachteten Limnobienlarve zeigt ſich
dieſer Parallelismus. Die mit Reihen von Stacheln verſehene,
kleinkoͤpfige Larve der Limnobia distinetissima verpuppt ſich,
nachdem ſie ſich mit dem Hintertheil des Koͤrpers angeklebt hat,
in eine den Pterophorus⸗Puppen aͤhnliche, vorn abgeſtutzte
Nomphe. Dieſe freylich nur äußerliche Aehnlichkeit ſah ſchon
Degeer, und fie veranlaßte ihn zur Benennung eines Genus:
Phalönes tipules.
Eintheilung. Die Pterophoriden bilden zwey Ge-
nera: Adactyla und Pterophorus.
I. Gen. Adactyla Zell.
Agdistis Huebn. Cat. Alucita Fam. A. Tr.
Char. essent, Alae lanceolatae integrae, auteriorum fis-
sura indicata.
Fluͤgel lanzettlich, ganz; die vorderen mit angedeuteter
Spalte.
Außer durch die uneingeſchnittenen Fluͤgel unterfcheidet
ſich dieſes Genus vom folgenden in den Taſtern, den Bei ꝛen
und der Fluͤgelhaltung.
Die Stirn hat einen kurzen, in der Mitte in ein Spitz⸗
chen endigenden Schuppenhoͤcker. Die Taſter kuͤrzer als der
Kopf, zuſammengedruͤckt; das zweyte Glied durch Schuppen
ſehr erweitert; das kurze Endglied unter der Spitze mit einem
zuſammengedruͤckten Schuppenbuſch. Der Ruͤſſel groß und
eingerollt, von den Taſtern nur zum Theil verdeckt. Die Beine
außerordentlich zart und lang. Die Vorderſchiene hat auf der
inneren Seite nahe der Spitze einen kurzen, flachen, hautarti⸗
gen Stachel, der von ſehr veſt adhaͤrirenden Schuppen beklei⸗
det wird; das erſte Fußglied iſt 1½ mal ſo lang wie die
iene. Die Dornen der Mittel⸗ und Hinterſchienen ſind un⸗
gemein klein und zart; die oberen der Hinterſchienen, wie ge⸗
woͤhnlich, laͤnger als die Enddornen. — Die Vorderflügel
lanzettlich, ſpitz; ein langes, auf dem Hinterrande ruhendes
Dreyeck hat gegen die Übrigen Theile des Fluͤgels eine ſehr
zarte, der der Hinterfluͤgel ahnliche, auffallende Beſchuppung
Iſis 1841. Heft 10
764
und deutet die Spalte des Genus Pterophorus an. Die Hins
terfluͤgel haben einen deutlichen, weit von der Baſis entfernten
Schwanzwinkel. In der Ruhe falten ſich die Vorderfluͤgel ſo,
daß das ganze, feinſchuppige Dreyeck (welches deym folgenden
Genus herausgeſchnitten iſt) von oben unſichtbar wird, indem
der Vorderrandtheil an den Innenrandtheil eng anſchließt, und
bloß eine vertiefte Linie auf der Graͤnze beyder Theile die Stelle
des Dreyecks andeutet. Das in der Mitte gefaltete Dreyeck
hat ſich aber mit feinem Kniff gegen die Hinterfluͤgel hinge⸗
legt und bildet mit dem Innenrandtheile des Vorderfluͤgels eine
Rinne, in welche ſich der größte Theil des Hinterfluͤgels hin⸗
einlegt. Zu dieſem Zwecke hat ſich der vordere Theil des Hin⸗
terfluͤgels auch der Laͤnge nach gefaltet und uͤber einander ge⸗
ſchoben. Der Innenrandtheil des Hinterfluͤgels aber ſteht aus
der Rinne hervor; durch einen der Laͤnge nach gehenden Kniff
ſchlaͤgt er ſich nach vorn uͤber, legt ſich auf oder an den In⸗
nenrandtheil des Vorderfluͤgels und kehrt ſomit ſeine Unterſeite
gegen das Tageslicht und ſeine Innenrandfranzen nach vorn
uͤber die Vorderfluͤgel weg oder auch ganz in die Hoͤhe. In⸗
dem ſich aber der Vorderrand des Vorderfluͤgels nach unten zu
einer Rinne kruͤmmt, kommt er dem Kniffe des aufwärts ges
ſchlagenen Innenrandes der Hinterfluͤgel ſo nahe, daß ſie ſich
gewoͤhnlich an einander legen, und daß mithin der ganze Vor⸗
derfluͤgel durch Ineinanderfuͤgen ſeiner Theile einen ſehr duͤn⸗
nen, cylinderaͤhnlichen Körper zur Aufnahme des Hinterfluͤgels
Die fruͤheren Staͤnde ſind noch unbekannt.
II. Gen. ‚Pterophorus Geoffr. Fabr. Stphs.
Phalaenae alucitae p. Linn. Alueita Schr. Tr.
Char. essent. Alae anteriores bifidae, posteriores sub-
tripartitae.
Vorderfluͤgel mit einer Laͤngsſpalte, Hinterflügel faſt
dreytheilig.
I. Gruppe. Nlatyptilus Zell. Platyptilia Hbn. Cat.
Die Zipfel betragen kaum ½ der Fluͤgellaͤnge und find
breit, der hintere faſt beilfoͤrmig. Die dritte Feder am Hinter⸗
winkel auf den Franzen ſchwarzſchuppig.
Dieſe Gruppe iſt im Fluͤgelbau die vollkommenſte; Zipfel
und Federn ſind breit, und, die dritte Feder ausgenommen, an
ihren Enden breiter als an ihrem Anfange. Die Spitze des
Vorderzipfels iſt vorgezogen, die des Hinterzipfels abgeſtumpft,
wodurch der letztere fein beilförmiges An eben. erhält. Die erſte
Spalte des Hinterfluͤgels reicht bis Über die Mitte, die zweyte
bis nahe an die Wurzel. Die erſte Feder iſt etwas unregel⸗
maͤßig lanzettlich, ihre Spitze nicht ganz abgeſtumpft. Die
zweyte Feder hat in der Geſtalt Aehnlichkeit mit dem Vorder⸗
zipfel, nur iſt ſie ſchmaͤler, und der Vorderwinkel ſehr vorge⸗
zogen, der Hinterwinkel ſehr abgeſtumpft. Die dritte F der iſt
ſchmal, von der Wurzel an gegen die Spitze verdunnt; der
Hinterrand nur am Hinterwinkel ſehr wenig auswaͤrts gebo en.
Wie bey Alactyla hat der Hinterwinkel eine betraͤchtliche Ent⸗
fernung von der Fluͤgelbaſis. An ihm liegt auf den Franzen
eine gedraͤngte Reihe ſchwarzer, an den Fluͤgelrand beveſtigter
Schuppen, und vinzelne, kleinere Schuppen in gleicher Lage
finden ſüuch noch gegen die eee eee, Baſig.
9 N
765
Die Spitzen der beyden anderen Federn find mit blaſſen, mehr
haarͤͤhnlichen Schuppen auf den Franzen eingefaßt. An den
Vorderfluͤgeln zeichnen ſich durch kleine Schuppenhaͤufchen auf
den Franzen aus: die beyden Raͤnder der Spaltmuͤndung, der
Vorder⸗ und Hinterwinkel, und vorzuͤglich zwey Stellen am
Innenrande, eine der Spaltung gegenuͤber, die andere hinter
der Mitte.
Die Fluͤgelzeichnung zeigt folgende Uebereinſtimmung:
Vorder⸗ und Innenrand ſind etwas dunkler als der Mittel⸗
raum; am Ende des erſten Viertels liegt nahe am Innenrande
ein dunkler Längswiſch, ein kleinerer vor der Fluͤgelhaͤlfte näher
dem Vorderrande. Kurz vor der Spalte iſt im Mittelraum
ein ſchwarzer Querſtrich im Hinterrande eines ausgezeichneten,
dunklen Coſtaldreyecks, hinter welchem der Grund ſehr hell wird,
um ſich auf dem groͤßten Theil der Zipfel zu verdunkeln. Nicht
weit vom Rande geht quer Über dieſelben eine helle Linie hin⸗
weg. Die Hinterfluͤgel find einfarbig, nur nicht bey Pier.
rhododactylus.
In der Ruhe werden die Vorderfluͤgel nicht gefaltet; die
über einander geſchobenen Federn der Hinterfluͤgel find darun⸗
ter verſteckt, und nur der Hinterwinkel mit ſeinen ſchwarzen
Schuppen ſteht hervor, bey den Hinterflügeln hat ſich aber die
zweyte Feder auf die erſte gelegt, fo daß nun der weißliche
Strich, den die erſte auf der Unterſeite gegen ihre Spitze ge⸗
wöhnlich hat, ſich der weißlichen Stelle hinter dem Coſtal⸗
dreyeck der Vorderfluͤgel genau und als ihre Fortſetzung ans
ſchließt.
Metamorphoſe nur von Pter. rhododactylus und einer
Varietät des Pter. Zetterstedtii bekannt. Puppe langge⸗
ſtreckt, bey Pt. Zetterstedtii unbewaffnet, außer mit einem
kurzen ſpitzen Dorn an der Stirn.
Die 7 mir bekannten Arten trennen ſich in 5 Verwandt⸗
ſchaften:
1) die des Pt. rhododactylus: die Hinterflügelfebern
ſind breit; die dritte an der Wurzelhaͤlfte anders gefärbt, als
an der Spitze, und der Hinterwinkel ziemlich nahe der Fluͤgel⸗
ſpitze. 1 Art.
2) die des Pt. capnodactylus; die Hinterflügelfedern
ſchmaͤler und einfarbig, der Hinterwinkel der dritten noch der
Spitze ſehr nahe. Stirnbuſch lang, Taſter kurz. 1 Art.
3) die des Pt. ochrodactylus; die Hinterfluͤgelfedern
ſchmal; der Hinterwinkel der dritten erkennbar und der Baſis
näher als der Spitze. Vorderfluͤgel ſehr ſpitz. Stirnbuſch und
Taſter lang. 1 Art.
4) die des Pt. Zetterstedtii; die Hinterfluͤgel wie bey
3, die Vorderflügel ſtumpfer; der Stirnbuſch und die Taſter
maͤßig lang. 3 Arten.
5) die des Pt. acanthodactylus; die Hinterflügelfebern
noch ſchmaͤler als bey 4; der Hinterwinkel ein wenig näher der
Spitze als der Baſis, mit einem reichlichen Schuppenzahn.
Slirnbuſch karz. 1 Art.
II, Gruppe. Ozyptilus Zell. Amblyptilia Hbn. Cat.
Die Zipfel betragen mehr als 7, der Fluͤgellaͤnge, find
hr
ſchmal, und der vordere entbehrt des Hinterwinkels; die dritte
Feder Iinienförmig, vor oder an der Spitze auf den Franzen
ſchwarzſchuppig. *
J »_ az
Nur Aehnlichkeit in der Zeichnung und dem äußeren U
ſehen ſtellt dieſe Gruppe hierher; eine ſtrenge Beruͤckſichtigung
der Ausbildung der Fluͤgel wuͤrde ſie unfehlbar zur dritten
Gruppe machen. — Zipfel und Federn find viel ſchmaͤler und
laͤnger als bey der erſten Gruppe; der Vorderzipfel iſt ſehr
ſpitz, und ſein Hinterwinkel verſchwunden; der Hinterzipfel hat
eine ſehr verlaͤngerte Spitze. Auf den Hinterflügeln geht die
erſte Spalte bis zum erſten Fluͤgeldrittel, die zweyte bis nahe
zur Wurzel. Die linienfoͤrmigen Federn verengen ſich von ih⸗
rem Anfange an allmaͤhlich gegen die Spitze; die dritte hat
keinen ausgedruͤckten Hinterwinkel, und nicht weit vor der
Spitze, oder an dieſer ſelbſt, entweder auf den Franzen beyder
Ränder, oder des hinteren allein, eine kleine, gedraͤngte Reihe
ſchwarzer Schuͤppchen. Die Fluͤgelhaltung iſt wie bey der vor⸗
herigen Gruppe: nehmlich die Vorderflügel find flach ausgebrei⸗
tet, und die wie dort gefalteten Hinterflügel bis auf das Schup⸗
penhaͤufchen darunter verſteckt. — Die Zeichnung hat bey der
ſehr nahen Verwandtſchaft der Arten viel Uebereinſtimmung.
Vor der Spaltung liegt ein meiſtens kleiner, heller Wiſch, und
vor ihm im Mittelraume ein anderer größerer. Ueber die Zipfel
hinweg, auf dem vorderen am ſchaͤrfſten ausgedruckt, gehen in
ſchiefer Richtung zwey weißliche, meiſt etwas glanzende Quer⸗
linien, zwiſchen welchen die Grundfarbe beſonders dunkel hervor⸗
zutreten pflegt. Auch auf der Unterſeite ſind ſie vorhanden;
nur fehlt das Stück der erſten Querlinie auf dem Hinterzipfel.
Die erſte Hinterfluͤgelfeder hat auf der Unterſeite zwey hellgelb⸗
liche Querſtriche, welche ſich in der Ruhe den Querlinien des
Vorderzipfels anſchließen. An den Vorderfluͤgeln ſind die Vor⸗
derrandfranzen von der zweyten Querlinie bis zur Spitze weiß.
Die ſchwarzen Schuppenhaͤufchen an der Muͤndung der Spalte
und am Innenrande wie bey der erſten Gruppe. Die Beine
haben ſtarke, dunkle Schuppenbuͤſche, lange Dornen und hell
und dunkel wechſelnde Ringe wie die Fuͤhler. Auf dem Hin⸗
terleibe bringen unterbrochene helle Laͤngslinien eine auffallende
bunte Zeichnung hervor.
—
hen
—
Die Raupe lebt in den durch Seidenfaͤden zuſammenge⸗
zogenen Herztrieben der Pflanzen und zehrt ſie aus. — Die
Puppe iſt borſtig und hat auf der Oberſeite Reihen von
Hödern, die ſich nach den Arten mehr oder wenig zu getheil⸗
ten Stacheln oder Dornen ausbilden. N
Alle 5 Arten bilden eine einzige, naturliche Verwandt
ſchaft. 4
III. Gruppe. Pterophorus Zell. Stenoptilia Hbn, Cat,
Die Zipfel betragen J der Fluͤgellaͤnge oder wenig dar⸗
uͤber und ſind ziemlich ſchmal, der hintere lanzettlich mit er
kennbarem Hinterwinkel. Die Hinterfluͤgelfedern ſchmal; die
mittlere vor der Spitze etwas loͤffelfoͤrmig erweitert; die dritte
ohne Schuppenreihe in den Franzen. Wien
Von dieſer Gruppe ſchließen ſich die erſten Glieber gut
an die erfte (Platyptilus), die letzten an die vierte (Keiptilus),
auch an die zweyte (Oxyptilus), welche aber am Hinterrand
der dritten Feder durch Schuppen ausgezeichnet iſt.
767
Die Vorberflügelzipfel haben daher bey den erſten Arten
noch keine ſolche Laͤnge, daß ſie dadurch bedeutend ſchmal wuͤr—
den und ihre Hinterwinkel verloͤren; dieſe laſſen ſich an beyden
noch recht gut unterſcheiden. Auch die zwey erſten Hinterfluͤ—
gelfedern haben noch eine ziemliche Breite und ſind lanzettlich,
von der Baſis aus allmaͤhlich erweitert und dann gegen die
Spige ſchnell zugeſpitzt. Die Mittelfeder hat ſogar immer einen
deutlichen Hinterwinkel. Schuppen auf den Franzen der drit⸗
ten Feder fehlen ganz. — In der zweyten Haͤlfte dieſer Gruppe
werden Zipfel und Federn immer ſchmaͤler, daher die Winkel
undeutlicher, die Franzen laͤnger. Die Vorderfluͤgel werden de—
nen der zweyten Gruppe aͤhnlich, indem der Hinterwinkel des
Vorderzipfels verſchwindet; die Federn der Hinterfluͤgel werden
ſich in der Breite ziemlich gleich, und es bedarf ſchon faſt bey
allen Arten der Loupe, wenn man die mehr von der Spitze
entfernte Erweiterung erblicken will.
Die Zeichnungen der zwey erſten Gruppen ſind in Rudi⸗
menten vorhanden. Den braunen Querſtrich vor der Spal—
tung weiſen die meiſten Arten auf, doch oft in zwey Puncte
aufgelöft, oder es iſt auch nur der eine derſelben uͤbrig. Vom
Coſtaldreyeck der erſten Gruppe erblickt man nur den Anfang
auf den Franzen als einen dunklen, kurzen Laͤngsſtrich oder
Punct; die hellere, einer Querlinie entſprechende Stelle hinter
demſelben haben wenig Arten. Die helle feine Querlinie nahe
am Hinterrande iſt, wenn ſie ſich ja ausbildet, nur auf dem
Vorderzipfel da (Pter, mictodaet. var.), und auch nicht auf
der Unterſeite. Anderwaͤrts zeigen ſich bloß die hellen Anfaͤnge
der Querlinien als Vorderrandflecke, oder ſie fehlen auch gaͤnzlich.
Hinterleibszeichnungen find wenig und verloſchen, am
meiſten noch bey den weniger langgefranzten Arten.
In der Flügelhaltung finden ſich zwey weſentliche Ver:
ſchiedenheiten: 1) ein Theil der Arten traͤgt im Sitzen die Fluͤ⸗
gel genau wie die erſte Gruppe; nur der Innenrand des Hin—
terzipfels biegt ſich ein wenig nach unten um, und unter den
Vorderfluͤgeln ſtehen die Hinterfluͤgelfranzen hervor. 2) Bey
den übrigen aber ſchlaͤgt ſich der ganze Innenrand der Vor—
derfluͤgel nach unten und verdeckt die uͤber einander geſchobenen
Hinterflügelfedern völlig; dabey iſt der ganze Hinterzipfel unter
den Vorderzipfel geſchlagen.
Auch in der Bekleidung und Lebensart der Raupen zeigt
ſich ein merklicher Unterſchied.
Die bekannten 14 Arten theilen ſich in folgende Ver⸗
wandtſchaften:
1) die des Pt. phaeodactylus: Zipfel und Federn
breit und kurz; die erſteren ziemlich ſtumpf und durch reichliche
Haarſchuppen, die gegen den Hinterrand ſitzen, noch ſtumpfer
erſcheinend. An manchen Exemplaren ſieht man rohe Anfaͤnge
der Duerlinien und Querſtriche der erſten Gruppe. Die Fluͤ⸗
gelhaltung gehört ohne Zweifel zu der erſten oben bezeichneten
Abtheilung. Raupe unbekannt. 2 Arten.
2) die des Pt. miantodactylus: Zipfel und Federn
ſchmaͤler und ſpitz, die erſteren mit deutlichen Hinterwinkeln;
Zeichnung aͤhnlich wie bey der erſten Verwandtſchaft. Fluͤgel⸗
haltung ohne Zweifel wie dort. Stirnbuſch ziemlich lang, durch
die noch laͤngeren Taſter uͤberragt. Raupe unbekannt. 1 Art.
——
768
3) die des Pt. mictodactylus: Fluͤgelgeſtalt wie bey
miantodactylus, nur der Vorderzipfel nicht fo ſpitz. Vor der
Spaltung ein dunkler doppelter Querfleck oder einfacher Quer:
ſtrich. Vorderzipfel am Anfange hell, vor dem Hinterrande
bisweilen mit einer hellen Querlinie. Fluͤgelhaltung wie bey
1 und 2. Hinterleib mit ſchwachen Laͤngslinien geziert; Beine
ſchlank. Die langhaarige Raupe naͤhret ſich von den zarten
Blattern, Bluͤthen und unreifen Früchten ihrer Futterpflanze
ER verwandelt ſich in eine ſchlanke, ziemlich glatte Puppe.
3 Arten.
4) die des Pt, lithodactylus: der Vorderzipfel hat ſchon
keinen Hinterwinkel mehr, waͤhrend der Hinterzipfel noch kurz
und breit iſt. Die Federn der Hinterfluͤgel ſchmaͤler als bey
der zweyten Verwandtſchaft und anſehnlich laͤnger gefranzt, was
auch von den Franzen der Vorderfluͤgel gilt. Vor der Spal—
tung der Vorderfluͤgel ein dunkler Querſtrich, auch eine Andeu⸗
tung des Coſtaldreyecks. Die Fluͤgelhaltung ſcheint zur zweyten
Abtheilung zu gehoͤren. Die Mittelſchienen haben in der
Mitte und am Ende ſehr ſtarke Verdickungen durch dunkle
Schuppen. Die ſternhaarige Raupe lebt auf Blättern und
frißt Löcher hinein; die Puppe hat Reihen von Stachelborſten
auf dem Hinterleibe und den Fluͤgelſcheiden. 1 Art.
5) die des Pt. pterodactylus: alle Zipfel und Federn
ſehr ſchmal, letztere faſt wie bey der vierten Gruppe; doch läßt
ſich an der vorzüglich ſchmalen Mittelfeder die Erweiterung ers
kennen. Vorderzipfel ohne Hinterwinkel. Franzen ſehr lang.
Vor der Spaltung ein Fleckchen; außerdem von den gewoͤhn⸗
lichen Zeichnungen ſehr unbedeutende Spuren. Fluͤgelhaltung
der zweyten Abtheilung. Raupe ſternhaarig, auf der Unterſeite
der Blaͤtter lebend und freſſend; Puppe mit Reihen von Sta⸗
chelborſten. 1 Art.
6) die des Pt. scarodactylus, mit dem pterodactylus
nahe verwandt: die Fluͤgeltheile aber etwas kurzer, auch nicht
fo lang gefranzt; die erſte und die Mittelfeder des Hinterfluͤ—
gels breiter und wie bey der vierten Verwandtſchaft. Als ge⸗
meinſchaftliche Zeichnung gelten auf den Vorderflügeln ein klei⸗
ner, dunkler Fleck vor der Spaltung und ein bisweilen ſchat⸗
tierter Laͤngsſtrich des Vorderrandes am Anfange des Vorder⸗
zipfels, und auf dem blaſſen Hinterleibe mehrere dunkle Laͤngs⸗
linien des Bauches. Die Raupe lebt in Bluͤthen, iſt hart, be⸗
haart, kurzbeinig; die Puppe kahl. 5 Arten.
7) die des Pt. brachydactylus, ein deutlicher Uebergang
in die vierte Gruppe. Saͤmmtliche Fluͤgeltheile ſind kurz. Der
Hinterzipfel hat noch etwas von der Geſtalt der jetzigen Gruppe,
wenn auch der Hinterwinkel ſchon ganz fehlt, und die erſte
Hinterfluͤgelfeder laͤßt noch eine Erweiterung zwiſchen Baſis und
Spitze erkennen. Im Allgemeinen verdünnen ſich die Flügels
theile ſehr ſchnell und zu einer langen Spitze. Der Vorderrand
der Vorderfluͤgel und die Franzen der Innenraͤnder gefleckt.
Die Fluͤgelhaltung ſcheint der erſten Abtheilung anzugehoͤren.
Raupe unbekannt. 1 Art.
IV. Gruppe. Aciptilus Zell. Aciptilia Hbn. Cat.
Die Zipfel betragen über /, ſogar bis über // der
Vorderfluͤgellaͤnge und find ſchmal und linienförmig; die Federn
ſehr lang, duͤnn und von der Baſis aus verduͤnnt.
769
Zufolge der Länge der Zipfel und der Duͤnnheit der Fe⸗
dern wurde ſich dieſe Gruppe hinter die zweyte ordnen; bey
der zweyten iſt aber der Hinterzipfel zwiſchen Mitte und Ende
erweitert, die dritte Feder iſt auf den Franzen beſchuppt, und
die Fluͤgel haben eine ausgebildete Zeichnung. Da Pt. palu-
dum ahnlich gezeichnet iſt, fo haben nur die zwey erſten Gruͤn⸗
de die Stellung der Gruppe Oxyptilus hinter die erſte veran⸗
laſſen koͤnnen. — An den Vorderfluͤgeln find die Spalttheile
ſo lang und duͤnn (mit Ausnahme der erſten, ſich der Gruppe
gut anſchließenden Art), daß ſie durchaus keinen Hinterwinkel
mehr haben, den Federn der Hinterfluͤgel ſehr aͤhnlich werden
und nach dem Tode meiſtens krumm trocknen. — Die Federn
der Hinterflügel ſind unter ſich gleich geſtaltet, ſehr duͤnn und
lang, indem die Spalten tiefer als bey jeder andern Gruppe
gegen die Fluͤgelwurzel reichen; nur die dritte Feder iſt gewoͤhn⸗
lich auf ihrem erſten Viertel ein wenig erweitert, ſo daß ſich
die Stelle eines Hinterwinkels unterſcheiden läßt. — Die Flüs
gelhaltung ſcheint durchgängig die der erſten und zweyten Grup:
pe zu ſeyn, was wegen der tiefen Spalten auffallen muß; es
fehlt noch an genauen Beobachtungen. — Fluͤgelzeichnung ge⸗
ring; die meiſte noch am Vorderrande der Vorderfluͤgel, doch
auch nur in wenigen Fleckchen oder Wiſchen beſtehend. Pter.
paludum hat ausnahmsweiſe die Vollkommenheit der Zeichnun⸗
gen der zweyten Gruppe. Gleiches gilt von der Faͤrbung des
Körpers; er iſt einfarbig oder mit matten, wenigen Laͤngslinien
und dunklem Bauche.
Die wenigen bekannten Raupen find lang- und dichtbe⸗
haart und ſtelzenfuͤßig. Die Puppen haben Reihen von ſtern⸗
borſtigen Hoͤckern und kurzborſtige Fluͤgeldecken. Die 9 bekann⸗
ten Arten ſtellen ſich zu folgenden Verwandtſchaften zuſammen.
1) die des Pt. galactodactylus: Vorderfluͤgel nicht bis
zur Hälfte geſpalten, und die anſehnlich breiten Zipfel von ih⸗
rer Baſis bis zur Spitze gleichmaͤßig verduͤnnt. Auch die Hin⸗
terflügelfedern haben gegen die folgenden Arten eine bedeutende
Breite und Kürze. Pt. galactodactylus gibt alſo ein gutes
Bindeglied zwiſchen der dritten und vierten Gruppe ab, gehört
aber zur letzteren, wie die gleichmaͤßige Zuspitzung der Fluͤgel⸗
theile, der Mangel aller Hinterwinkel, die Kruͤmmung des Hinz
terzipfels nach hinten deutlich zeigen. Fluͤgelzeichnung: an
Vorder⸗ und Hinterrand und vor der Spaltung des Vorder⸗
flügels wenige, dunkle Fleckchen, und in den Franzen verloſche⸗
ne dunkle Partien. Taſter ſehr kurz. —— Raupe langhaarig.
1 Ait.
2) die des Pt. xanthodactylus: Vorderfluͤgel nicht voͤl⸗
lig bis zur Haͤlfte geſpalten; Zipfel und Federn ſehr duͤnn,
aber doch nicht ſo duͤnn, wie bey den folgenden Arten. Taſter
kurzer als der Kopf, zismlicy gerade. Raupe unbekannt. 1 Art.
3) die des Pt. obsoletus: Vorderfluͤgel bis zur Hälfte
geſpalten, Zipfel und Federn ſehr dunn und lang. Franzen aufs
fallend hell und dunkel alternierend an allen Fluͤgeln. Taſter
kurz, aufgebogen. Hinterleib des Weibchens nicht ſchlank. Raupe
unbekannt. 1 Art.
4) Pt tetradactylus: Vorderflügel bis zur Hälfte geſpal⸗
ten; Zipfel ſehr duͤnn. Der Vorderzipfel hat bald hinter der
Spaltung einen dunkeln Fleck oder Laͤngswiſch auf dem Vor⸗
derrande. Taſter wenigſtens ſo lang wie der Kopf und ziem⸗
lich gerade nach vorn gerichtet. 3 Arten.
5) die des Pt. ischnodactylus: Flügel wie bey Pt. pen⸗
770
tadactylus, ſelbſt die Zeichnung (am Innenrande des Hintere
zipfels ein Paar ſchwarze Schuppenhaͤufchen) damit uͤberein⸗
ſtimmend. Aber die Taſter ſehr kurz und gerade. Raupe uns
bekannt. 1 Art.
6) die des Pt. pentadactylus: Vorderftuͤgel bis über die
Häffte gefpalten, weßhalb ſich beyde Zipfel getrocknet nach hin⸗
ten kruͤmmen. Taſter aufgekruͤmmt. Hinterleib des Weibchens
wenig ſchlank. Raupe langhaarig, ſtelzenfuͤfig. Puppe ſtern⸗
borſtig. 1 Art.
7) die des Pt. paludum: hoͤchſt ausgezeichnet und Abs
weichend durch den Fardenſchmuck der zweyten Gruppe. Die
Vorderfluͤgel bis über die Mitte geſpalten und auf den Franzen
der Innenraͤnder beſchuppt.
Schienendornen ſehr lang. Raupe unbekannt. 1 Art.
Es ergibt ſich hieraus folgendes Schema des Genus
Pterophorus. 6
I. Gruppe. Platyptilus. Platyptilia Hbn.
a. 1) rhododactylus S. V. II. Tr. (Alue,)
b. 2) capnodactylus F. R in lit. (Fischer v. Roesl]}
c. 3) ochrodactylus Hbnr. Tr. (Aluc.)
d. 4) Zeiterstedtii Zell. Aluc. tesseradactyla Zetterst.
var. C. Phal. gonodactyla S. V. Aluc. tessera-
dactyla Tr. Aluc, megadactyla II.
var. d. nemoralis Zell. Aluc. macrodactyla Fehr,
in lit.
Not. 1. Phal. tesseradactyla Linn.
Not. 2, Aluc. petradaetyla Hbn.
5) Fischeri Zell, Phal, hemidactyla mus, Schiffin.
6) Metzneri Zell.
e. 7) acanthodactylus II. Tr. (Alue.) et Al. cosmoda-
etyla Tr.
var. d. cosmodactyla Ibn.
var. e. Aluc. spilodactyla Kaden.
Not. 1. Aluc. wlodactyla Zetterst,
”
II. Gruppe. Oæyptilus. Amblyptilia Hbn,
8) 1. trist is Zell.
9) 2. pilosellae Zell.
10) 3. obscurus Zell.
11) 4. hieracii Zell. ’
Not. 1, Phal. Aluc. didaetyla Linn,
Not. 2. Pteroph. leucodactylus F.
12) 5. trichodactylus Hbn. (Aluc.)
III. Gruppe. Pterophorus. Stenoptilia Ibn.
a. 13) 1. Ehrenbergianus Zeli.
14) 2. phaeodactylus II. Tr. (Alue.)
b. 15) 8, miantodaetylus F. R. in lit.
c. 16) 4. ni ctodactylus S. V. Ibn. Tr. (Alue.)
Taſter für dieſe Gruppe lang z
771
17) 5. graphodactylus Tr. (Aluc.)
18) 6. fuscus Retz. Aluc. ptilodactyla. H. Tr.
d. 19) 7. lithodactylus Tr. (Aluc.) et Aluc. septodactyla
Tr:
e. 20) 8. pterodactylus Linn. (Phal.) H. Tr. (Aluc,)
Pter. fuscus Geoffr.
f. 21) 9. scarodactylus I. (Aluc.) Aluc. icarodacty-
la Tr.
22) 10. tephradactylus Hbn. (Alue,) (Tr. 2)
23) 11. osteodactylus Zell. Aluc. microdactyla Zet-
terst.
24) 12..carphodaetylus Hbn. Tr, (Aluc.)
25) 13. microdactylus Ibn. Tr. (Aluc.)
g. 26) 14. dbrachydactylus Koll, (Aluc.) Tr.
IV. Gruppe. Aciptilus. Aciptilia Hbn.
a. 27) 1. galactodactylus Hbn. Tr. (Aluc.)
f Not. Pter. albodactylus Fbr.
b. 28) 2. zanthodactylus Tr. (Aluc.)
c. 29) 3. obsoletus Zell.
d. 30) 4. zerodactylus Metzn. in lit.
31) 5. baliodactylus F. R. in lit. n
32) 6 tetradactylus Linn. (Alue.) Aluc. leucodactyla
et (Acipt.) theiodactyla Hbn. Phal. didactyla
Scop.
e. 33) 7. ischnodactylus Tr. (Aluc.)
f. 34) 8. pentadactylus Linn. hal.) IIbn. Tr. (Aluc.)
g. 35) 9. paludum Zell.
Beſchreibung der Arten.
I. Gen. Adactyla Zell.
1. Sp. Adact. Huebneri Curtis.
Tr. 9, 2. 237. Aluc. adactyla: alis antieis inte-
gris einereis, punctis costalibus obscurioribus. Hbn. Alue.
adactyla flg. 32 — 34.
(4 M. 4 W.) Der Schmetterling wurde von Herrn
Metzner bei Frankfurt a. d. Oder entdeckt, worauf ihn Kuhl:
wein bei Vieberteich (4 Meilen von Frankfurt) auffand und
Huͤbnern zum Abbilden mittheilte. Außer dieſen Wohnörtern
kenne ich aus eigner Erfahrung noch die Berliner und Glogauer
Gegend. Treitſchke zeigt Ungarn und Dalmatien als Heimath
an; auch Fiſcher v. Roͤslerſtamm erhielt Schmetterlinge aus
Ofen, und v. Heyden fand einige bei Frankfurt a. M. Bey
uns lebt die Art am gewoͤhnlichſten in ſandigen, kraͤuterreichen
Kiefer- und Birkenſchonungen, weniger an ſonnigen, blumigen
Anhoͤhen mit feſterem Boden, oft in Geſellſchaft des Pter. pi-
losellae, der Gelechia paucipunetella und scabidella, und
ber Myelois achatinella.
ſondern ſtill auf der Erde ſitzt und durch nichts die Aufmerkſam⸗
keit auf ſich zieht; fo wird fie zu dieſer Zeit nur zufällig ges
funden, etwa durch Abſtreifen mit dem Hamen. An heiteren
Abenden fliegt fie, wie Pteroph. pterodactylus und penta-
Iſis 1841. Heft 10.
—
m
Da ſie bei Tage gar nicht auffliegt,
772
dactylus, ſehr fanft und niedrig im Graſe umher; wegen ihrer
dunkeln Farbe erſcheint ſie als ein langſam hinſchwebendes Ne—
belfleckchen, das nur einem guten, achtſamen Auge bemerklich
wird. An manchen Stellen bey Frankfurt habe ich ſie in Menge
gefunden. Ein Exemplar ſah ich an Galium verum faugen,
Größe des Pter. mictodactylus. Kopf mit zwey ver:
loſchenen, hellgrauen Laͤngslinien uͤber den Oberkopf bis zur
Fuͤhlerbaſis. Körper dunkelgrau. Oberer Augenrand weiß.
Fuͤhler braungrau mit birnfoͤrmigem Wurzelgliede, ſehr zart ge—
franzt. Auf der Stirn ein ſehr kurzer Schuppenhoͤcker. Taſter
wenig laͤnger als der Kopf, mit ſehr großen Schuppen, zuſam⸗
mengedruͤckt, gegen das Ende erweitert; das Endglied ſehr kurz.
Vorderhuͤften braungrau; die 4 Hinterhuͤften weißlich; der Übrige
Theil der Beine weißlich und auf der vom Körper abgewandten
Seite braungrau. Nur die Mittelſchienen ſind am Ende durch
braungraue Schuppen anſehnlich verdickt. Die Dornen der
Hinterſchienen ſehr kurz und fein; die oberen kaum A fo lang
wie die Entfernung zwiſchen ihrer Wurzel und der Schienen»
ſpitze, unter ſich ungleich; die unteren noch kuͤrzer als der kurze
obere. Hinterleib auf der Unterſeite reichlich weißgrau beſchuppt.
Vorderflügel rauchgrau. Ein langer, ſpitzdreieckiger
Fleck, deſſen Spitze im Mittelraum vor deren Mitte, und deſſen
Baſis auf dem Hinterrande zwiſchen Vorder- und Hinterwinkel
ruht, iſt ſehr zart beſchuppt und einfarbig; der uͤbrige Raum
hat reichiche, grobe, weißliche Beſchuppung beigemiſcht. Am In⸗
nenrande des keilfoͤrmigen, zartſchuppigen Dreiecks liegt auf der
Fluͤgelhaͤlfte und auf dem Anfange des dritten Drittels ein
ſchwarzbrauner Fleck. Die Franzen find braungrau; die ara
Vorderrand auf dem letzten Drittel von einem ſchwarzbraunen
Fleck an bis zur ſchwarzbraun bezeichneten Spitze weiß mit zwey
ſchwaͤrzlichen Flecken. Hinterfluͤgel heller grau als das keil⸗
foͤrmige Dreieck des Vorderfluͤgels, auch fo zart beſchuppt, nur
am Hinterwinkel groͤber. Unterſeite hellgrau, zart beſchuppt;
die Vorderwinkel aller Fluͤgel und ein breiter Streif am Innen⸗
rande der hintern mit gröberen, weißlichen und braunen Schuppen.
Anm. Ich habe den zu Ehren des Entdeckers dieſer Spe—
cies gegebenen Namen, Adactyla Metzneri, verlaſſen muͤſſen,
da ich aus einer brieflichen Notiz des Herrn v. Heyden erſehe,
daß Curtis fie ſchon nach Hübner benannt hat; Curtis hat,
nach eben dieſer Mittheilung, noch eine zweyte Art, Ad. Ben-
netti, die ſicher verſchieden ſeyn ſoll.
II. Gen. Pterophorus Geolfr.
A. Pier. rhododactylus Syst. Vind.
Alis anterioribus brunnescenti- ferrugineis, laciniis
vitellinis, striga ante ſissuram alba; digiti tertii medio albo,
apice brunnescenti- ferrugineo. (Vorderfluͤgel roſtbraun, mit
dottergelben Zipſeln und weißem Querſtrich vor der Spalte; die
dritte Hinterfluͤgelfeder in der Mitte weiß, an der Spitze roſt⸗
braun).
Tr. 9, 2. 228. Aluc. rhododactyla. Alis anticis ferru-
gineis, fascia rula extrorsum albo eineta, fimlriis
albo rufoque variegatis. Hbn. Aluc. Fig, rhododa-
etyla. — Kollar syst. Verz. ©. 101. Alue. rhod. —
Latreille hist. des erust. pag. 275. Pteroph, — Ziet-
terstedt insecta lapp. 1012. obs. ad Aluc, vlo.tacty-
49 *
773
lum. — Merian der Raupen wunderbare Verwandlung
I. S. 45. tab. 2
(8 W.) Dieſe Art lebt nach Treitſchke „wohl überall in
Deutſchland und auch in andern Kindern nicht ſelten,“ nach ans
derer Entemcelegen Erfabrung iſt fie nirgends häufig. Als Ge
genden, die ſie beſitzen, kenne ich namentlich: die von Paris
(Latr.); Schweden (in der Provinz Schonen ſelten: Zetterst.);
die Mark Brandenburg (bey Frankfurt: Metzner, Zeller); Sach⸗
ſen: Fabr. (Dresden: v. Tiſcher); Frankfurt a. M. (Fiſcher v.
Nelſt.); Böhmen (F. v. N.) ; Niederöftreih (in Auen und auf
liedern Bergen, zwiſchen hoͤhern Pflanzen, nirgends ſelten (2):
Kollar); Ungarn (F. v. R.). Meine wenigen Exemplare kamen
mir in Gärten vor, wo ich fie aus Roſenſtraͤuchern im July
klopfte; Fiſcher v. Rſt. zeigt mir als den Anfang drr Flugzeit
die Mitte des Juny an; Metzner fand 1 Exemplar noch am er⸗
ſten Auguſt.
Leicht kennttiche Art; in der Größe kaum wie Pteroph.
mietodactylus; viel kleiner und breitfluͤgliger als Pter. ochro-
dactylus.
Kopf und Ruͤckenſchild dottergelb, gelbbraun beſtaͤubt; die
Schuppen zwiſchen den Fühlern etwas nach vorn verlängert, ohne
einen Buſch zu bilden. Fuͤhler weiß und gelbbraun zierlich ge⸗
ringelt, auch beim Weibchen ſehr zart gefranzt. Taſter wenig
länger als der Kopf, ziemlich dick, roſtfarbig; das kurze, ſpitze
Endglied auf der obern Seite weiß, auf der untern braun. —
Hinterruͤcken weißlich, welche Farbe ſich in zwey anfangs breiten,
dann verengten Seitenſtreifen an den erſten Ringen des roſtbrau⸗
nen, auf dem Bauche helleren Hinterleibes hinzieht. — Beine
ungewöhnlich kurz. Hüften roſtbraun, Schenkel und die vier
vordern Schienen auf der einen Seite weißlich. Schienen alle
am Ende durch roſtbraune Schuppenbuͤſche verdickt; die Mittel⸗
ſchienen haben in der Mitte eine ſchwache, die Hinterſchienen
eine ſehr anſehnliche gleichfarbige Verdickung; die oberen Dornen
der letztern ſtehen auf dem Anfange des vierten Fuͤnftels, ſind
ſehr fein und ſehr ungleich; der laͤngere Dorn iſt ſo lang wie
die Entfernung zwiſchen ſeiner Baſis und der Schienenſpitze;
der laͤngere der beiden, etwas ungleichen Enddornen iſt ſo lang,
wie der kurze obere Dorn und gleich 4 der Laͤnge des erſtern
Fußgliedes; die Fußglieder ſind rein weiß mit roſtbraunen Enden.
Die breiten, 4 gefpaltenen Borderflügel find roſtbraun,
der Innenrand von der Wurzel aus ſehr ſchmal weißlich; dann
auf der Mitte mit einem einwaͤrts gehenden, weißen, wiſchfoͤr—
migen Strich; hinter der Mitte iſt nahe dem Vorderrand ein
weißlicher Laͤngswiſch. Die roſtbraune Färbung wird kurz vor
der Spalte durch einen dieſelbe beruͤhrenden, gelblichweißen, nicht
den Innenrand erreichenden Querſtrich ſcharf abgeſchnitten, wor⸗
auf die breiten dottergelben Zipfel folgen. Der Hinterrand dere
ſelben wird von einer feinen, rothbraunen Linie geſaͤumt; ihre
Franzen ſind hinter einem braunen Punkt der Spitze bis etwa
zur Haͤlfte weiß, darauf rothbraͤunlich. In den weißen Franzen
am Innenrande des Fluͤgels iſt kurz vor und hinter der Spal⸗
tung ein dunkelbraunes Schuppenbuͤſchel. — Hinterfluͤgel
hell roſtbraͤunlich; die zwey breiten erſten Federn um die Spitze
rothbraun geſaͤumt, mit hellbraͤunlichen Franzen, worinn ſich
eine laͤngs des Randes laufende, dunkle Linie unterſcheiden laͤßt.
Die dritte Feder an der Baſis wie die zwey andern gefaͤrbt,
dann bis zum ſchief abgeſchnittenen Spitzendrittel weiß; das
Mn —ů
Spitzendrittel ſehr dunkel roſtbraun; in den ziemlich langen
Franzen beider Raͤnder, doch am Hinterrande am laͤngſten und
dunkelſten braungeſchuppt, an der Spitze wieder weiß. — Un⸗
terſeite verloſchener roſtbraun als die Oberſeite, auf den Zi⸗
pfeln und den zwey erſten Federn blaß dottergelb oder faſt iſa⸗
bellgelb; der weißliche Querſtrich und die weißlichen Franzen faſt
wie auf der Oberſeite. Zu Anfang der erſten Feder ein weiß⸗
licher Querfleck. Die dritte Feder wie auf der Oberfeite, J
Die auf Roſen lebende Raupe iſt noch ſchlecht bekannt;
Treitſchke hat ihre Beſchreibung nach Huͤbners Bild angefertigt.
Die Merian liefert Supplemente dazu.
A. 2. Ptoroph. capnodaetylus F. R.
Capillis in fasciculum longum frontalem produetis:
alis anterioribus einnamomeis fuseisve, litura pallida co-
stali ante fissuram ; digito tertio pone medium in eiliis
nigro-squamato. (Kopfhaar in einen langen Stirnbuſch ver⸗
laͤngert; Vorderfluͤgel zimmetbraun oder dunkelbraun, mit einem
blaßgelben Wiſch am Vorderrande vor der Spaltung; die dritte
Feder hinter der Mitte auf den Franzen ſchwarzſchuppig). (1 M.
aus F. v. R's, 2 W. aus Men’s Sammlung.) 8
Vorderfluͤgel nur bis A der Lange eingefchnitten: die
Spalte am Anfange ſehr erweitert, an der Mündung ſehr vers
engt; die erſte Feder hat wenig mehr als 4 der Hinterflüͤgel⸗
länge. Hierdurch, ſowie durch die dunkle, braune Farbe iſt die
Art ſehr ausgezeichnet.
Groͤße faſt wie Pter. ochrodactylus. Rüͤckenſchild und
Kopf braun; Stirnbuſch faſt ſo lang wie bey Pt. ochrodacty-
lus, hell, an der Seite dunkler. Fühler weißlich, ſchwach
dunkler geringelt, aͤußerſt zart geftanzt, auf dem Wurzelgliede
ein brauner Fleck. Taſter kaum laͤnger als der Kopf, duͤnn,
ſpitz, gerade, hellbraͤunlich mit ſpitzem Endgliede. — Beine:
Vorderhuͤften braun, die vier andern gelblich; Schenkel hellbraun;
Schienen weißlich, mit brauner Laͤngslinſe und an den Enden
(die 4 letzten auch in der Mitte) durch gelbbraune Beſchuppung
verdickt. Die Hinterſchienen haben noch oberhalb des erſten
Dornenpaares einen gelbbraͤunlichen, halben Guͤrtel; die obern
Dornen fein, lang, ziemlich gleich; der laͤngere gleich 3 der
Entfernung zwiſchen feiner Baſis und der Schienenſpitze; das
Endpaar laͤnger als das halbe erſte Fußglied, kuͤrzer als der
kurze obere Dorn. Fuͤße weiß; nur das erſte Glied an der
Spitze bräunlich. — Hinterleib braͤunlichgelb, mit Schuppen
buͤſchelchen an der Seite, heller am Bauche.
Vorderfluͤgel von der oben angezeigten Beſchaffenheit;
die Zipfel daher ſehr breit; der vordere nur ſpitz und ſtumpfer
als bey Pter. rhododaetylus, durch einen ſchwarzbraunen
Strich in den Franzen anſcheinend verlängert, Grundfarbe
* Er iſt volftändig an dem le Metznerſchen Gremptare,
deſſen Kopf zwar angeſetzt ift \
„ſich aber durch die Taſter
als iger n
plare ift er kürzer, ſichtlich zum groͤßern Theile abgeſtoßen.
Am Fiſcherſchen Männchen fehlt er ganz; aber durch die
Loupe zeigt ſich eine braune Glatze auf einer ſtarken Pro⸗
tuberanz zwiſchen den Augen. **
ergehoͤrend ausweiſt; an dem zweyten Exem⸗
775
zimmetbraun, in der Gegend der Spaltung am lichteſten; beym
Männchen iſt fie ſehr dunkel, faſt kaſtanienbraun und faſt ein
farbig. In einiger Entfernung vor der Spaltung ein braͤun⸗
licher, verloſchener Coſtalfleck, an welchen hinten eine lichte,
weißgelbliche Stelle auf dem Vorderrande, auch noch vor der
Spaltung, anſchließt. Am Hinterrande des Coſtalflecks zeigt ſich
beym Weibchen, der Spaltung gegenüber, ein ſchwarzbraunes,
verloſchenes Querſtrichelchen. Nach der lichten Stelle werden
die Zipfel dunkel, und durch beyde geht hinter der Mitte eine
dünne, am meiſten beim Maͤnnchen verloſchene, gelbliche Quer⸗
linie. Der Vorderrand iſt vor und hinter der weißgelblichen
Stelle ſchmal braun; der Hinterrand der Zipfel wird durch eine
ſchwarzbraune Linie auf der Franzenwurzel begrenzt; die Fran⸗
zen weißlich; nur in einem Längsſtrich an der Spitze des Vor⸗
derzipfels, deßgleichen an der Muͤndung der Spalte und um den
Hinterwinkel des Hinterzipfels braungrau. Am Innenrande des
Flügels hinter der. Mitte uud kurz vor der Spalte ein ſchwarz⸗
braunes, beym Maͤnnchen ſehr dunkles Schuppenfleckchen in den
Franzen.
Hinterflügel braun, mit gelblichweißen Franzen, in
welchen die Spitzen der zwey erſten Federn ſchwarzbraͤunlich um⸗
zogen ſind; die dritte Feder hat in den Franzen der Spitze einen
kleinen, ſchwarzbraunen Punctſtrich und kurz vor demſelben am
Hinterrande einen nach hinten verengten Strich aus ſchwarzen
Schuppen.
Unterſeite ſehr blaß zimmetbraun; die Zipfel am mei⸗
ſten gelb gemiſcht; ihre Querlinie iſt kenntlich; der weißgelbliche
Fleck am Vorderrand deutlich; die Franzen faſt grau, mit groͤ⸗
ßerer Ausbildung des Dunkeln als auf der Oberſeite.
Herr Kindermann fieng dieſes Geiſtchen in Bannat, wo
es „im Schatten der großen Waſſermalve“ (iſt damit Tussi-
lago petasites gemeint ?) fliegt.
A. 3. Pieroph. ochrodactylus Hbn.
Capillis in faseiculum longum frontalem productis:
alis anterioribus pallide ochraceis, obscurius lituratis, apice
laciniae anterioris elongato (Kopfhaar in einen langen Stirn—
buſch verlängert; Vorderfluͤgel bloß ochergelb, mit dunkleren
— 1 25 die Spitze des Vorderzipfels geſtreckt.) (6 M.
3 W.)
Tr. 9, 2. 227. Aluc. ochrodactyla: alis anticis pallide
ochraceis, maculis irregularibus fuscis.
Hbn. Alue. fig. 12 (mas.), 13 (fem.) ochrodactyla.
Var. b) al, ant. litura costali maculaque ad fissuram
fuseis, (Vorderfluͤgel mit einem braunen Wiſch am Vor:
derrande und einem braunen Fleck an der Spaltung.) 1 W.
Var. e) al. ant. litura costali laciniisque fuscis, his
striga distineta pallida notatis (ein brauner Wifh am
Vorderrande der Vorderfluͤgel? die Zipfel braun, mit einer
deutlichen, blaßgelben Querlinie.) (1 W. aus F. v. Rs.
Sammlung).
Vaterland: Oeſtreich und Ungarn (Treitſchke, F. v. R.);
3 Boͤhmen (F. v. R.); Sachſen (bei Schandau: v. Tiſcher);
Schleſien (bei Glogau: Zeller) — bei Warmbrunn (Standfuß);
776
Mark Brandenburg (bei Frankfurt: Metzner, Zeller); Provinz
Poſen (nach Exemplaren des Dr. Löw aus der Gegend der
Stadt Poſen); Frankfurt a. M. (F. v. R.): Schweden (Zett⸗
ſtdt). Es iſt eine im Ganzen überall ſeltne Art, die zu Ende
Juny und im July an Geſtaden zwiſchen Weiden- und ande⸗
rem Gebuͤſch vorkommt, aus welchem ſie durch Geraͤuſch auf⸗
geſtoͤrt wird.
Eine der größten Arten, wenig unter Pteroph. pentac-
tylus; von allen durch den ſehr langen Schuppenbuſch auf der
Stirn, die bleichochergelbe Farbe und die faſt ſichelfoͤrmig ver⸗
laͤngerte Spitze des Vorderzipfels verſchieden.
Koͤrper blaß ochergelb; Kopf mit dem ſchon angegebenen
ausgezeichnet langen Stirnbuſch, der an der Seite wie die dar⸗
unter befindlichen Taſter ocherbräunlich iſt; Fühler weißlich und
braun geringelt. Taſter etwas über den Stirnbuſch hervorrei⸗
chend, duͤnn, mit laͤnglichem, kegelfoͤrmigem, etwas niederhaͤn⸗
gendem Endgliede, auf der Außenſeite braͤunlichgelb. — Beine
lang; die Vorderbeine an Huͤften und Schenkeln ocherbraun,
ebenſo an den am Ende verdickten Schienen. Mittelbeine gelb⸗
lich, mit auswaͤrts ocherbraunen Schenkeln und verdickten, braͤun⸗
lichen Schienenſpitzen. Hinterbeine weißlich; vor den Dornen
und an der Spitze des erſten Fußgliedes ocherbraun und ſehr
wenig verdickt; die oberen Dornen kurz, etwas ungleich; der
laͤngere halb ſo lang wie die Entfernung von ſeiner Wurzel bis
zur Schienenſpitze; die unter ſich faſt gleichen Enddornen kuͤrzer
als der kleine obere Dorn und gleich 4 der Länge des erſten
Fußgliedes. Hinterleib mit mehrern ocherbraͤunlichen, durch laͤn—
geres Fliegen ſehr verloͤſchenden Laͤngslinien, von denen die auf
der Ruͤckenmitte die deutlichſte, die an der Seite die dunkelſten
und mit Schuppenbuͤſchelchen verſehen ſind.
Vorderfluͤgel ziemlich ſchlank, blaß ochergelb, hier und
da verwiſcht, ocherbraͤunlich gefleckt. Der dunkelſte Wiſch am
Vorderrande, kurz vor der Spaltung, auf den Franzen mit einer
duͤnnen, ſchwarzbraunen Laͤngslinie anfangend und vor der Spal⸗
tung mit einem braunen, faſt immer vorhandenen Punct endi⸗
gend. Der Vorderrand von einer feinen, braunen Linie begrenzt.
Der vordere Zipfel hat eine lang gezogene, ein wenig fichelförs
mige Spitze; der hintere hat ſie abgeſtumpft; beide ſind am
Hinterrande von einer feinen, braunen Linie umzogen, im Mit⸗
telraum ocherbraͤunlich verduͤſtert, auf dem letzten Drittel mit
einer blaß ochergelblichen Querlinie durchzogen. Franzen weißlich,
ſtellenweiſe verloſchen grau, beſonders dunkel am Hinterwinkel
des Hinterzipfels; die weißlichgelben Franzen am Innenrande
des Fluͤgels haben hinter der Mitte und der Spaltung gegen⸗
uͤber eine braͤunliche, dunkle Stelle.
Hinterflügel blaß braungrau, von einer braͤunlichen
Linie in den grauen, hier und da gelblichen Franzen umzogen;
die erſte Feder ſehr erweitert und ſtumpf; die zweyte ſpitz mit
deutlichem Hinterwinkel, die dritte am meiſten gelblich, ſpitz,
gleich hinter der Mitte in den maͤßig langen, grauen Franzen
er einem kurzen, ſchwarzbraunen, aus Schuppen gebildeten
trich.
Unterſeite: Vorderfluͤgel bis zur Spaltung und die
dritte Feder hell gelbbraun, das Uebrige mehr ochergelblich. Die
weißlichen Querlinien und Stellen der Oberſeite ſichtbar. Auf
der erſten Feder ein verloſchener, weißlicher Querſtrich. Der
777
braune Strich in den Franzen am Hinterrande der dritten Feder
verloſchen.
Varietaͤt b) hat den Vorderrandwiſch ſehr dunkel, gelbbraun;
er ſetzt ſich, durch Ochergelb erhellt, vor der Spaltung vorbei,
an welcher der Punkt zu einem wolkichten Fleck vergroͤßert iſt,
ſchief bis zur Innenrandmitte fort; ein heller Schatten geht von
ihm bis zu dem dunkeln Laͤngswiſch vor der Fluͤgelmitte nahe
am Vorderrande, und von dieſem bis an den Vorderrand ſelbſt,
an welchem er ſich ausbreitet.
2
Varietaͤt e) der Vorderrandwiſch hat die gewoͤhnliche Größe,
aber ein dunkleres, weniger gelb gemiſchtes Braun. Das Dunkle
auf den Zipfeln iſt ocherbraun, und das auf dem vorderen vor
der Querlinie am dunkelſten, und zwar wie der Vorderrandwiſch,
daher die gelbliche Querlinie ſehr hervorſticht. Hinterfluͤgel braun⸗
grau. Unterſeite braͤunlichgrau, auf der Stelle des Coſtalwiſches
dunkler, mit einer ſchwarzen Randlinie. Durch beide Zipfel
geht eine ſehr ſichtbare weißliche Querlinie, die ſich verbreitert
über die erſte Feder fortſetzt. Alles Andre nicht im Geringſten
von der Stammart verſchieden.
A. 4) Pterophor. Zetterstediii Zell.
Capillis in fasciculum brevem frontalem productis;
alis anterioribus dilute ochraceis, marginibus brunnescen-
tibus, triangulo costali ante ſissuram einnamomeo, striga
lacinierum pallida; in digiti terti dorso medio lineolä
atro-squamata.
(Kopfhaar in einen kurzen Stirnbuſch verlängert; Vorder⸗
flügel hell ochergelb, an den Raͤndern gelbbraͤunlich, mit einem
zimmtbraunen Coſtaldreieck vor der Spaltung und einer blaß⸗
gelben Querlinie über die Zipfel; die dritte Feder an der Mitte
des Hinterrandes mit einer kurzen, aus tiefſchwarzen Schuppen
beſtehenden Linie.) (Viele Maͤnnchen und Weibchen.)
Zetterst. Insecta lapp. 1012. Alue. tesseradactyla:
alis ant. flavis, atomis brunneo-ochraceis adspersis, ma-
cuba costali triangulari mox pone medium brunnea albo-
terminata, margine interno fasciculis duobus cum ciliis
immixtis fusco - brunneis.
Var. b) solito major (ein ungewöhnlich großes Weibchen
meiner Sammlung).
Var. c) solito major; alis anterioribus obscuriorihus,
disco margineque postico canescentibus (ungewoͤhn⸗
lich groß; Vorderfluͤgel dunkler, im Mittelraum und
am Hinterrande weißgrau). (1 M., 1 W. aus mei⸗
ner Sammlung, 1 W. aus der Mtznſchen.)
Phal. gonodactyla Syst. Vind. S. 320. — Hübn. Alue.
Fig. 6. megadactyla.
Tr. 9, 2. 230. Aluc, tesseradactyla: alis anticis
albo brunneoque nebulosis, macula subtriangulari fusca
extrorsum albo inducta; margine interno albo nigroque
variegato.
Var. d) giganteus; striga in digiti primi latere in-
feriore nulla (tiefengroß; die Querlinie auf der un⸗
tern Seite der erſten Hinterfluͤgelfeder fehlt). (1 W.
aus F. R's Sammlung.)
778
Pter. nemoralis Zell. Aluc. macrodactyla Fehr
in lit.
Der Stirnbuſch von Kopfeslaͤnge und der ocher eibli
an den Rändern und Zipfeln verdunkelte Grund der Se
mit dem ſcharf⸗ und dunkelſpitzigen Dreyeck vor der Spalte,
unterſcheiden dieſe Art von allen folgenden. Der Vorderzipfel
iſt ſpitzer als bey Pt. capnodactylus, weni i
Pter. rhododactylus. 5 a eee
Größer als Pt. rhododactylus, wie mittelmäßige Exem⸗
plare des Pt. ochrodactylus; die muthmaßlichen Varietäten
viel größer. Kopf und Ruͤckenſchild bleich ochergelb; Fühler
weißlich und braun geringelt, ſehr zart gefranzt. Unter dem
Stirnbuſch ſtehen die daran gelehnten Taſter hervor und laſſen
ihn noch etwas laͤnger erſcheinen, als er iſt. Taſter von bey⸗
nahe doppelter Kopfslaͤnge, duͤnn, etwas aufgebogen; das kurze,
fpiße Endglied vorgeſtreckt. Ruͤckenſchild in der Mitte und am
Hinterruͤcken, ſowie der Anfang des Hinterleibs weißlichgelb;
der letztere ochergelblich, auf dem Ruͤcken jedes Ringes mit
einem am Hinterrande verdickten, gelbbraunen, kurzen Strich,
und weiter abwärts mit mehrern weißlich und braͤunlich wech⸗
ſelnden Schuppenbuͤſcheln. Beine weißlich; die zwey Vorder⸗
huͤften, die Schenkel und die 4 Vorderſchienen aus waͤrts ocher⸗
braun. Die Schienen an den Enden ſehr maͤßig verdickt,
ocherbraun oder zimmetbraun, die zwey Hinterſchienen auch an
den oberen Dornen. Die Spitze des erſten Hinterfußgliedes, fo
wie die aller Fuͤße zimmetbraun. Die oberen Dornen der Hin⸗
terſchienen kurz, halb ſo lang wie die Entfernung zwiſchen ihrer
Baſis und den Enddornen, welche kurzer find und gleich 4 der
Laͤnge des erſten Fußgliedes. a
Vorderfluͤgel kaum J geſpalten, im Mittelraum blaß
ochergelb, gegen die Spaltung hin blaͤulichweiß beſchuppt; Vor⸗
derrand ſchmal zimmetbraun, weißlich geſcheckt, nach hinten im⸗
mer dunkler werdend und auf dem Verderzipfel dreymal weiß
unterbrochenz Innenrand heller zimmetbraun, von der Baſis bis
3 der Laͤnge mit einem breiten Wiſch, der ſich zuletzt nach in⸗
nen wendet und vor einem gleichfarbigen Wiſche des Mittelraums
endigt. Kurz vor der Spaltung ein zimmetbraunes Coſtaldreyeck,
deſſen ſcharfe Spitze beſonders dunkel, faſt ſchwarzbraun iſt und
noch in den Anfang des Hinterzipfels hineinreicht, und deſſen
etwas concave, gegen den Vorderzipfel gerichtete Seite, in wel⸗
cher man einen ſchwarzbraunen, die Spitze des Dreyecks bilden
helfenden Strich unterſcheidet, ſehr ſcharf gegen den hier beſon⸗
ders hellen Grund abſticht. Bald hinter dieſem hellen Grunde,
welchen eine weißliche Stelle im Vorderrande endigt, verdunkeln
ſich beyde Zipfel ocherbraͤunlich, beym Männchen am wenigſten,
beym Weibchen bisweilen faſt zur Tiefe des Coſtaldreyecks, welche
Farbe an einer gelblichen, feinen Querlinſe aufhört. Hinter
dieſer erſcheint der Grund heller braͤunlich und durch weißliche
Schuppen grau. In der vor der Querlinie befindlichen Ver⸗
dunkelung zeigt ſich oft beym Weibchen auf dem Vorderzipfel
nahe dem Innenrande ein beſonders dunkles, ſchmales Dreyeck,
das auf der hellen Querlinie ruht. Der Hinterrand der Zipfel
wird durch eine feine, braͤunliche Linie geſaͤumt, worinn, faſt
auf der Mitte des Vorderzipfels, ein weißliches, auch auf der
Unterſeite ſichtbares Püncthen, durch ein paar Schuppen ges
bildet wird. Franzen weißlich, an der Spitze des Vorderzipſels,
an der Muͤndung der Spalte, am Hinterwinkel des Hinterzipfels
ſchwaͤrzlich. Am Innenrande haben ſie weit hinter der Mitte
\
779
einen größeren, und kurz vor der Spaltung einen kleinen tief⸗
ſchwarzen Schuppenfleck.
Hinterflügel roͤthlichbraungrau; die zwey erſten Fe⸗
dern an der Spitze vor den hellgrauen, maͤßig langen Franzen
mit einer dunkeln Schuppenlinie umzogen. Die dritte Feder
hat am Hinterrande auf den an ihrem Urſprunge weißlichen
Franzen von der Wurzel aus einzelne braune Schuͤppchen und
auf der Mitte einen tiefſchwarzen, aus Schuppen gebildeten,
hinten verſchmaͤlerten Strich, der durch Abfliegen bisweilen
kürzer wird, und an guten Exemplaren ſich oft in einer ſehr
feinen, grauen, aus Schuͤppchen beſtehenden Linie bis zur Spitze
fortſetzt.
Unterſeite roͤthlichbraungrau; die ochergelblichen Zipfel
haben ihre weißliche, aber auf beiden Seiten verkuͤrzte und bis⸗
weilen zerſtuͤckelte Querlinie, und vor der Spaltung liegt die
weißgelbliche Stelle am Vorderrande der Vorderfluͤgel und ein
verloſchener, ſchwarzer Querſtrich. Die erſte Feder hat auch
eine abgekuͤrzte, breite, weißliche Querlinie. Franzen faſt
wie oben.
Am Weibchen iſt das Dunkle auf dem hintern Theile
der Vorderfluͤgel vorzüglich dunkel, und das dazwiſchen liegende
Helle beſonders hell, und das Braͤunliche zwiſchen dem Hinter⸗
rande und der feinen Querlinie hellgrau beſchuppt.
Var. b) ein Weibchen meiner Sammlung, wie ein großer
Pter. pentadactylus. Alles iſt wie an der Stammart; der
dreyeckige, dunkle, auf der Querlinie des Vorderzipfels nahe
am Innenrande ruhende Fleck iſt kenntlich; das weißliche Puͤnkt⸗
chen am Hinterrande des Vorderzipſels wird faſt vermißt. Der
ſchwarze Schuppenſtrich am Hinterrande der dritten Feder iſt
(wohl wegen voͤlliger Unverſehrtheit des Exemplars) ungewoͤhn⸗
lich dick und vollſtaͤndig und fest ſich deutlich in einer grauen,
feinen Schuppenlinie bis zur Spitze fort; auch gegen die Wurzel
hin ſtehen in den Franzen einzelne braune Schuͤppchen.
Var. c) viel groͤßer als die Stammart, etwas kleiner
als b, wie ein kleiner Pter. ochrodactylus, hat nur wenig
Gelbliches, am meiſten noch laͤngs der beyden Gegenraͤnder ein⸗
gemiſcht, dagegen viel Weißgraues, vorzuͤglich im Mittelraume.
Das Coſtaldreyeck iſt von der Verdunkelung des Vorderzipfels
durch einen ſchmaͤlern Raum als gewohnlich getrennt; das Puͤnkt⸗
chen in der Mitte des Hinterrandes des Vorderzipfels iſt ſehr
verloſchen da. Die Unterſeite hellbraungrau, nur auf den
Zipfeln mit gelblicher Beymiſchung (bey dem Metznerſchen Exem⸗
plar recht lebhaft); die hellgelbliche Stelle hinter dem fehlenden
Coſtaldreyeck iſt kleiner als gewoͤhnlich, aber am Vorderrande
weißer; die weißliche Querlinie der Zipfel ſehr deutlich, die auf
dem Vorderzipfel an beyden Weibchen (was bey Var. a auch
nicht ungewoͤhnlich iſt) vor dem Vorderrande breit unterbrochen;
die Querlinie der erſten Feder breit und verloſchen. — Da außer
der Größe und Grundfarbe keine weitere Abweichung von der
Stammart Statt findet, fo kann ich hier keine Rechte eigner
Art ſehen. Metzner ſchickte ſein Exemplar (aus Oeſtreich) als
Alue. calodactyla Tr. Die beyden andern Exemplare, nach
F. v. R's Nachricht mit Aluc. tesseradactyla der Treitſchki⸗
[hen Sammlung gleich, mit Aluc. tesseradactyla der Treitſch⸗
kiſchen Beſchreibung ziemlich ſtimmend, wurden nebſt mehrern
von Herrn Mann bey Wien zwiſchen Mitte May und Ende
Juny an Baͤchen auf Huflattig gefangen. „Etwas groͤßere
Iſis 1841. Heft 10.
— . —
—
780
und gelbere Exemplare, in der Farbe die Mitte zwiſchen a und
o haltend, kamen auf dem Schneeberge im July vor; mit ihnen
ſtimmen zwey von Kindermann in Syrmien im Schatten der
großen Waſſermalve gefangene Exemplare.“ (Fiſcher v. Roͤs⸗
lerſtamm.)
Var. d) noch groͤßer als Var. b., mithin die anſehnlichſte
Groͤße in der Familie. Das Ochergelbe iſt mehr braun ge—
miſcht, als bey Var. a; die helle Stelle zwiſchen dem Coſtal⸗
dreyeck und der Verdunklung des Vorderzipfels ſchmaͤler als
jemals bey a; der Grund zwiſchen der Querlinie und dem Hins
terrande mit weißlichen Schuppen beſprengt; der weißliche Punkt
in der Mitte des Hinterrandes fehlt. Hinterfluͤgel ſehr dunkel
braungrau; die ſchwarzen Schuppen an der dritten Feder ganz
wie bey Var. b. Unterſeite ſehr dunkel; die Zipfel und die
erſte und dritte Feder mit ſehr angenehmer, braungelber Bey—
miſchung. Der ſchwarze Querſtrich vor der Spaltung der
Vorderfluͤgel in zwey Punkte aufgeloͤſt; die Querlinie ſehr fein,
auf beiden Zipfeln beim Vorderrande breit unterbrochen und
weit vom Innenrande aufhoͤrend. Auf der erſten Feder iſt gar
nichts von einer Querlinie ſichtbar; nur ihre Stelle iſt durch
einen ſehr ſchwachen, braͤunlichen Schatten, ihre gewoͤhnliche
Begraͤnzung nach hinten, angedeutet. Der Hinterleib hinter
der Mitte braͤunlichgelb mit ungewoͤhnlich ſtark ausgedruͤckten,
braunen Zeichnungen. — Fiſcher v. Roͤslerſtamm erhielt zwey
Exemplare von Herrn Fehr in Gunzenhauſen unter dem ſehr
ſchlecht gewählten Namen Alue. macrodactyla (denn eher
würde microdaetyla paſſen), und ein damit gleiches Exemplar
beſaß er aus der Gegend von Nixdorf, wo er es in Laubholz
am 24. July gefangen hatte. „Fehr fand die Raupen im
Marke der Stengel des Senecio nemorensis Ende Juny und
Anfang July; ſie verpuppten ſich vom 25. July an in den
Stengeln, und die Schmetterlinge erſchienen nach 2—3 Wochen.“
— Das Fehriſche Raupenbild, das ich vor mir habe, zeigt
die Raupe in natuͤrlicher Größe, 3 Zoll lang, in den erſten
Gelenken dick, nach hinten verduͤnnt, in den letzten Ringen be⸗
fonders dünn. Kopf klein, ſchwarz mit weißem Fleck. Grund⸗
farbe des Koͤrpers beingelb; auf den drey erſten Ringen hinter
der Mitte eine Querreihe von 4 ſchwarzen Puͤnktchen; auf den
folgenden ſtehen je 5 Punkte: einer in der Mitte des Ruͤckens,
zwey ſchief hinter einander zu jeder Seite; der 11te Ring auf
der Ruͤckenmitte ſchwarzfleckig; Afterſchild ſchwarz. (Einige
Ungleichheit in der Stellung der Punkte ſcheint anzudeuten,
daß nicht alles mit der erforderlichen Treue wiedergegeben iſt.) —
Die leere Puppe iſt über 4 Zoll lang, ſchlank, ſehr fein quer⸗
ſtrichig, kahl und hoͤckerlos; nur auf der Stirn hat ſie unter⸗
halb der Fuͤhlerwurzel eine kleine, ſpitze, pyramidale Erhöhung.
Grundfarbe braͤunlichgelb, aber groͤßtentheils durch Braun ver
deckt; in den Ringeinſchnitten, deßgleichen oberhalb der nur auf
den letzten Ringen als Naht angedeuteten, uͤbrigens faſt un⸗
merklichen Seitenkante und zu Anfange des Hinterleibs auf
dem Ruͤcken iſt ſie am reinſten gelaſſen, aber auch mit braunen
Puͤnktchen und Fleckchen. Bauch, Fluͤgeldecken, Ruͤckenſchild,
eine ſtarke Linie der Ruͤckenmitte und ein breiter, unregelmaͤßiger
Laͤngsſtreif zu deyden Seiten derſelben find braun. Cremaſter
aufgerichtet und zugeſpitzt, auf dem Ruͤcken mit zwey Laͤngs⸗
leiſtchen; auf der Spitze ſitzen ſehr wenig Hakenborſten, ein
reichlicher Buſch aber unterhalb derſelben auf der Bauchſeite und
ein aͤrmerer vor dem höckerfoͤrmigen, runzligen After. Die Fuß⸗
ſcheiden ſtehen bis zur Mitte des 4 ten Hinterleibsringes hervor,
50
781
welcher auf den folgt, auf welchem (dem Sten) die Fluͤgelſcheiden
endigen. — Erweiſen ſich dieſe Geiſtchen als eigne Species, fo
ſchlage ich dafür den Namen Pteroph. nemoralis vor.
Die Stammart (oder Var. a) iſt im Rieſengebirge ver⸗
muthlich eben ſo verbreitet, wie Pteroph. osteodactylus, doch
bei weitem ſeltner; ſie lebt am Probſthainer Spitzberge, um
Hirſchberg, Schmiedeberg (bis hoch gegen den Kamm hinauf),
Salzbrunn (am Hochwalde) und Reinerz (bey den Seefeldern),
ſtellt ſich einige Zeit nach dem Auftreten jener Art an gleichen
Platzen ein und dauert bis zum Ende des July. Zetterſtedt
fand ſie in Menge zwiſchen dem 26. July und 8. Auguſt im
noͤrdlichen Lappland an grasreichen Stellen der Berge in der
Naͤhe des Meeres.
Anmerkung 1. Zetterſtedt hat zwar Linne's Phal.
tesseradactyla bey feiner Aluc. tesseradactyla als Var. e
aufgeſtellt, aber durch ſeine Anmerkung gezeigt, daß beyder Zu⸗
ſammengehoͤren noch keineswegs fo ausgemacht iſt. Es iſt bil-
lig, daß für die Linneiſche Art der Linneiſche Name aufgeſpart
werde. Zwar habe ich nicht große Hoffnung, jene wieder zum
Vorſcheine kommen zu ſehen; aber wenn es auch nicht geſchieht,
ſo darf der Verluſt eines aus falſcher Anſicht der Sache ent⸗
ſprungenen Namens nicht allzuſehr betruͤben. Man wird es
hoffentlich billigen, daß ich unſeren Pterophorus nach dem be⸗
ruͤhmten Beobachter der Lapplaͤndiſchen Inſecten, der ihn zuerſt
kenntlich und gut beſchrieb, bezeichnet habe.
Anmerkung 2. Vor Pter. Zetterstedtii wäre bie
Huͤbnerſche Alue. petradactyla (welcher Name!) fig. 37
(masc.), 38 (fem.) einzuſchalten, welche noch immer in der
Natur verborgen geblieben iſt. Ihre Bezeichnung nach der
Abbildung ift: alis anterioribus dilute ochraceis fuscescenti
sordidis, triangulo costali ante fissuram fusco, litura lon-
gitudinali ad basin laciniae posterioris laciniarumque striga
pallidis; [in digiti tertii dorso medio lineola atro-squa-
mata?] (Vorderfluͤgel hell ochergelb, braͤunlich unrein, mit
braunem Coſtaldreyeck vor der Spaltung; ein blaßgelber Laͤngs⸗
wiſch am Anfange des Hinterzipfels; uͤber beyde Zipfel eine
blaßgelde Querlinie; [die dritte Feder an der Mitte des Hinter⸗
randes mit einer kurzen, aus tiefſchwarzen Schuppen beſtehenden
Linie ?]) Größe wie Pter. Zetterstedtii var. a. Den Haupt⸗
unterſchied ſcheint der keilfoͤrmige, blaßgelbliche Laͤngswiſch am
Anfange des Hinterzipfels zwiſchen dem Coſtaldreyeck und dem
Innenrand zu bilden. Ich bezweifle die fpecififche Verſchiedenheit.
A. 6) Plerophor. Fischeri Zell.
Capillis frontalibus parum productis; alis anteriori-
bus fusco-cinereis, strigula fusca ante fissuram plagamque
albidam, striga laciniarum albida; digiti tertii dorso me-
dio atro-squamato (Stienhaare wenig verlängert; Vorder⸗
flügel braungrau mit einem braunen Querſtrichelchen vor der
Spaltung und vor einer weißlichen Stelle; die Zipfel mit weiß⸗
licher Querlinie; die dritte Feder an der Mitte des Hinterrandes
ſchwarzſchuppig). 11 M., 3 W.
Dem vorigen Pterophorus ſehr ahnlich gebaut, aber bie
kleinſte Art der gegenwaͤrtigen Abthellung, faſt ohne Stirnbuſch,
von duͤſter braungrauer Farbe, mit einem ſchwarzen Querſtri⸗
chelchen vor der Spaltung und einem ſchwarzen Schuppenſtrich
an der Mitte des Hinterrandes des dritten Fingers. Die fol⸗
nn
gende Art hat den Schuppenſtrich nahe vor der Spige, iſt viel
größer, reiner grau und hat einen ſchwarzen Keilfleck vor der
weißen Querlinie des Vorderzipfels. Pter. acanthodactylus
hat die ſchwarze Stelle in den Hinterrandfranzen der dritten
Feder als eine zahnfoͤrmige Hervorragung und eine ganz ähnliche
am Innenrande des Vorderfluͤgels.
Größe der kleinſten Exemplare des Pter. pilosellae.
Kopf braͤunlichgrau 5 die Stirnſchuppen kaum zu einem Buͤſchel⸗
chen verlaͤngert. Fuͤhler weißlich und braun geringelt, ſehr zart
gefranzt. Taſter viel laͤnger als der Kopf, duͤnn, 10
dem Stirnbuͤſchel angelegt, und das Endglied weit darüber
hervorſtehend; ihre Farbe auswärts graubraun, übrigens weiß⸗
lich. Muͤckenſchild braungrau, am Hinterruͤcken weißlich; eben
ſo der Anfang des braungrauen, nach hinten verdunkelten Hin⸗
terleibes. Huͤften, Schenkel und 4 Vorderſchienen auf der einen
Seite graubraͤunlich, übrigens hellgran; Schienenſpitzen und
Mitte der zwey Hinterſchienen ſchwach verdickt und dunkler
braun; Spitzen der Fußglieder blaßbraͤunlich. Dornen fein;
das obere Paar der Hinterſchienen ziemlich halb fo lang wie die
Entfernung zwiſchen ihrer Baſis und der Schienenſpitze; die
Enddornen etwas kuͤrzer als jene und nicht halb ſo lang wie
das erſte Fußglied. N
Vorderflügel nicht ein volles Drittel der Ränge ges
ſpalten; die Spalte etwas weiter als bey Pter. Zetterstedtii;
ſie ſind braungrau, hier und da weißgrau gewoͤlkt, der Vorder⸗
rand weißlich geſcheckt. Vor der Spaltung ein deutlicher, ges
rader, ſchwarzbrauner Querſtrich, zwiſchen welchem und dem
Vorderrande die Grundfarbe verdunkelt iſt und bisweilen ein
Dreyeck bildet, fo daß der Querſtrich in deſſen Spitze liegt,
ähnlich wie bey der vorigen Art. Hinter der Verdunkelung
und dem ſchwarzbraunen Striche wird die Grundfarbe ploͤtzlich
weißgrau, und auf dem Vorderrande befindet ſich hier ein weifier
Punkt. Beyde Zipfel dunkel braungrau, ziemlich deutlich ab⸗
geſetzt gegen die erhellte weißgraue Stelle, und hinter ihrer
Hälfte eine weißliche, ſcharfe Querlinie, die jedoch auf dem
Hinterzipfel erſt auf der vordern Hälfte anfängt. Der Hinter
rand der Zipfel wird auf den weißen Franzen von einer ſchwarz⸗
braunen Schuppenlinie umſaͤumt. In den Franzen iſt die
Spitze des Vorderzipfels, die Muͤndung der Spalte, der Hinter⸗
winkel des Hinterzipfels ſchwaͤrzlich, und am Innenrande des
Fluͤgels enthalten fie hinter der Mitte ein groͤſſeres und bey der
Spaltung ein kleineres, ſchwarzes Schuppenhaͤufchen, das aber
fo wenig wie bey einer der vorigen Arten als Zahn vorſpringt.
Hinterflügel braungrau; die Spitze der zwey erſten
Federn auf den grauen Franzen von einer dunklern Schuppen⸗
linie umzogen. Am Hinterrande der dritten Feder ſitzen hie,
und da einzelne, ſchwarzbraune Schuppen auf den Franzen, und
an der Mitte deſſelben vorzüglich eine ſtrichfoͤrmige Anhaͤufung;
dieſe Schuͤppchen verfliegen ſich leicht (an einem ziemlich gut
erhaltenen Maͤnnchen fehlt der Strich bis auf ſchwache S 10
und nehmen ſich uͤberhaupt nicht ſo deutlich wie bey Pier.
Zelterstedtii aus. * IN
Unterfeite braungrau, die Zipfel und die Spitzen der
zwey erſten Federn heller. Die Vorderfluͤgel am Vorderran
bey der Spaltung mit einem weißlichen Wiſchſleck, die Zipfel
mit einer weißlichen, ſehr deutlichen Querlinie wie auf der Ober⸗
ſeite, nur breiter, und die erſte Feder vor der Spitze mit elnem
183
vorn verduͤnnten Querfleck.
vor der Mitte weißlich.
Dieſe Art iſt in Böhmen an der ſuͤchſiſchen Gränze auf
duͤrren Hügeln und an Ackerrainen gemein (F. v. R.). In
Schleſien fand ich in der Mitte des Juny mehrere Exemplare
am Probſthainer Spitzberge auf lichten Stellen zwiſchen jungen
Laub⸗ und Nadelholzſtraͤuchern; zwey Exemplare bey Reinerz
zu Anfang July an einem Berge, wo der Fichtenwald ausge—
rottet war, und der Boden ſich mit Aira flexuosa bedeckt
hatte; 2 Exemplare bey Glogau in einer huͤgeligen Waldgegend
auf Haidekraut zwiſchen Birkengeſtraͤuch. Die Art iſt wenig⸗
ſtens an dieſen 3 Stellen nicht gemein und wird um ſo ſeltner
geſehen, als ſie unſcheinbar iſt und nur Abends auffliegt. „Um
Wien traf Hr. Mann ſie erſt zweymal.“ (F. v. R.)
Anmerkung. In Schiffermuͤllers Sammlung ſteckt
ein Exemplar unter der Aufſchrift Hemidactyla; dieſes unpaſ⸗
ſenden, noch ungebrauchten Namens glaube ich mich mit Recht
enthalten zu muͤſſen. Ich habe daher dieſen niedlichen Ptero-
phorus zu Ehren des Herrn Fiſcher v. Roͤslerſtamm benannt,
deſſen Mittheilung von Geiſtchenarten und naturhiſtoriſchen No⸗
tizen über dieſelben mich in den Stand geſetzt hat, meiner Arbeit
einen bey weitem hoͤhern Grad von Vollſtaͤndigkeit zu geben,
als fie ohne dieſe Hülfe erlangt hätte,
Der Hinterrand der dritten Feder
A. 6) Pterophor. Metzneri Zell.
Capillis in conulum frontalem productis; alis ante-
rioribus einereis, strigula fusca ante fissuram plagamque
albidam, striola fusca ante strigam laciniae anterioris
albidam; digiti tertii dorso ante apicem atro-squamato.
(Kopfhaare in einen kleinen Stirnkegel verlängert ; Vorderfluͤgel
aſchgrau, mit einem braunen Querſtrichelchen vor der Spaltung
und vor einer weißlichen Stelle; ein braunes Laͤngsſtrichelchen
vor der weißlichen Querlinie des Vorderzipfels; der Hinterrand
der dritten Feder vor der Spitze ſchwarzſchuppig.) (1 M. aus
der Metznerſchen Sammlung.)
Das ſchwarzbraune, keilfoͤrmige Laͤngsſtrichelchen vor der
weißlichen Querlinie des Vorderzipfels, die graue, reinliche
Grundfarbe, vorzüglich die Stellung der ſchwarzen Schuͤppchen
der dritten Hinterfluͤgelfeder nahe an der Spitze, zeichnen dieſes
Exemplar als eigene Art aus.
Groͤße etwas unter Pteroph. Zetterstedtii, wie ein klei⸗
ner Pter. fuscus. Kopf grau, mit einem kurzen, deutlichen
Schuppenkegel auf der Stirn. Fühler faſt einfarbig grau, ſehr
zart gefranzt. Taſter viel laͤnger als der Kopf, duͤnn, gegen
das Ende des aufſteigenden zweyten Gliedes verdickt; das kurze
ſpitze Endglied über den Stirnkegel hervorragend. Beine laͤnger
als bey Pier. Zetterstedtii und Fischeri, wie bey Pt. ochro-
dactylus, braͤunlichgrau, an der einen Seite der Hüften und
Schenkel braͤunlichgrau, außerdem weißlich; an den Spitzen der
Schienen ſchwache, dunkele Verdickungen. Dornen der Hinter⸗
ſchienen kurz, die obere ziemlich gleich, halb fo lang wie die
Entfernung von ihrer Baſis bis zur Schienenſpitze; die Ends
dernen kurzer, gleich 4 der Länge des erften Fußgliedes. Rüden:
ſchild grau, hinten weiß ſowie der Anfang des Hinterleibes.
Dieſer dunkler grau, an den Hinterraͤndern der Ringe mit
weißlichen Schuppenbuͤſchchen.
784
Vorderflügel nicht völlig 1 geſpalten, grau, am
Vorder- und Innenrande dunkler; im Mittelraume 1— 2
braͤunliche Fleckchen. Vor der Spaltung ein braunes Quer⸗
ſtrichelchen, das ſich nach innen etwas erweitert, und zwiſchen
welchem und dem ſchmal braunen Vorderrande der Grund dunkel
braungrau iſt; dieſe Farbe wird, ſowie das Querſtrichelchen,
von einer weißlichen, am Vorderrande lichteſten Stelle begraͤnzt.
Die Zipfel bald hinter dieſer Stelle grau; hinter der Haͤlfte ha⸗
ben ſie eine weißliche Querlinie, auf welcher, dem Innenrande
naͤher als dem Vorderrande, ein brauner, keilfoͤrmiger Strich
ruht, deſſen Spitze gegen die weißliche Vorderrandſtelle gerichtet
iſt. Den Hinterrand faßt eine doppelte braune Linie ein.
Franzen weiß, an der Mündung der Spalte und am Hinter:
winkel des Hinterzipfels ſchwaͤrzlich. Am Innenrande bey der
Spaltung liegt auf ihnen ein kleines, und hinter der Mitte ein
groͤßeres, ſchwarzes Schuppenhaͤufchen.
Hinterflügel blaß braungrau, mit einem braͤunlichen
Strichelchen an der Vereinigung der benden erſten Federn; dieſe
an der Spitze auf den weißlichen Franzen mit einer braunen
Schuppenlinie umzogen. Die dritte Feder träge am Hinterrande
vor der Spitze einen tiefſchwarzen Schuppenſtrich auf den Fran⸗
zen. (Ob noch in der Mitte ſchwarze Schuppen waren, läßt
fich nicht erkennen; doch ſcheint es nicht der Fall geweſen
zu ſeyn.)
Unterſeite blaßgelblichgrau, gegen den Hinterrand lichter.
Auf den Vorderflügeln iſt das braune Strichelchen vor der Spal⸗
tung und die lichte anſtoßende Stelle, deßgleichen die weißliche
Querlinie der Zipfel ſichtbar. Die erſte Feder hat vor der
Spitze einen ſchiefen, weißlichen Querwiſch; an der Vereinigung
der zwey erſten Federn liegt ein braunes Strichelchen.
Das gut erhaltene Exemplar wurde von Kindermann als
ungariſch eingeſchickt.
Anmerkung. Herr Metzner hat durch Unterſtuͤtzung
mit Buͤchern und Material meine jetzige, wie meine fruͤheren
lepidopterologiſchen Arbeiten fo weſentlich gefördert, daß ich die
Zahl der ihm zu Ehren benannten Falter, Tortrix Metznerana
Tr. und Oecophora Metznerella Tr., durch Benennung des
eben beſchriebenen Geiſtchens nach ſeinem Namen vermehren zu
muͤſſen glaube.
A. 7) Pteropkor. acanthodactylus Hübn.
Capillis in conulum brevem frontalem produetis;
alis anterioribus brunneo-cinereis obscure nebulosis, trian-
gulo fusco costali ante fissuram plagamque flavescentem,
striga laciniarum albida; digiti tertii dente e squamis atrig
dorsali. (Kopfhaar in ein kurzes Stirnkegelchen verlaͤngert;
Vorderfluͤgel gelbbraungrau, dunkel gewoͤlkt, mit einem braunen
Coſtaldreyeck vor der Spaltung und vor einer gelblichen Stelle;
eine weißliche Querlinie uͤber die Zipfel; die dritte Feder am
Hinterrande mit einem ſchwarzen Schuppenzahn.) (6 M., 5
W. aus meiner und Metzners Sammlung.)
Tr. 9, 2. 234. Aluc. acanthodactyla: alis anticis
obscure fuscis, maculis duabus nigricantibus, lineola alba
separatis. — Hübn. Aluc. fig. 23 (masc.), 24 ( fem.). —
Kollar Vzchn. S. 101.
785
Var. b) alis anterioribus rufescenti suffusis (Vorder⸗
fluͤgel roͤthlich angelaufen). (1 W. aus Metzners
Sammlung.)
Var. c) triangulo costali obsoleto, plaga pone eum
in maculam minutam costalem reducta. (das
Coſtaldreyeck verloſchen; die helle Stelle hinter dem⸗
ſelben zu einem Vorderrandfleckchen verkleinert.) (1 M.,
1 W. aus Metzners Sammlung.)
Hübn. Aluc. cosmodacigla fig. 35 (masc.),
36 (fem.).
Var. d) alis anterioribus einerascentibus parum ne-
bulosis, punctis albis in laciniarum margine po-
stico obsoletis. (MWorderflügel aſchgrau, wenig ge:
wölkt; die weißen Punkte auf dem Hinterrande der
Zipfel verloſchen.) (1 M. aus F. v. Rs Sammlung.)
Var. e) major; alis anterioribus paulo latioribus,
obscuris cano subreticulatis. (Größer; Vorderfluͤgel
etwas breiter als gewoͤhnlich, dunkel, faſt weißgrau
gegittert.) (1 Weibchen aus F. v. Rs Sammlung.)
— Aluc. spilodactyla Kaden in lit.
Vor allen Arten ausgezeichnet durch die einen deutlichen,
ſſcharfen Zahn bildenden Schuppen des Innenrandes der Vorder⸗
flügel und des Hinterrandes an der dritten Hinterfluͤgelfeder,
welcher Zahn auch an ganz ſchlechten, verflogenen Exemplaren
ſichtbar bleibt. Vergaͤnglicher, doch faſt an allen guten Exem⸗
plaren ſichtbar find die weißen Punkte in der ſchwarzbraunen
Einfaſſung des Hinterrandes der beiden Zipfel.
In der Größe meiſt etwas über Pter. pilosellae, ſchlank
an Körper und Flügeln, Kopf braungrau oder unrein hellbraun,
mit einem kurzen, unterwaͤrts weißlichen Schuppenkegel auf der
Stirn. Fuͤhler braͤunlich, unmerklich geringelt. Taſter länger
als der Kopf, ziemlich ſtark, zufammengedrüdt, aufſteigend,
graubraun, unten weißlich; Endglied ſehr kurz, duͤnn, ſpitz,
braun. — Ruͤckenſchild vorn braungrau, in der Mitte hell
gelbgrau; auf den Schulterdecken ein ſchwarzbrauner Mittelfleck;
Hinterrücken weiß, zu beyden Seiten des Schildchens bis zur
Hinterfluͤgelbaſis mit einem ſehr auszeichnenden, ſchwarzen, dicken
Strich. Hinterleib hellbraun, grau und weiß bunt, am Anfange
auf dem Rüden mit deutlichern, weißlichen und braunen Laͤngs⸗
ſtrichen, an der Seite auf jedem Ringe mit einem am Hinter⸗
rande verdickten weißen Laͤngsſtrich. Das Weibchen fuͤhrt auf
der Seite des dritten und vierten Ringes einen ausgezeichneten,
dicken, ſchwarzbraunen Laͤngsſtricht — Beine lang; Vorderhuͤften
und alle Schenkel auswaͤrts gelbbraun; Schienen ſchmutzig
weißlich, in der Mitte und am ſchwach verdickten Ende gelb:
braun; ebenſo die Fußgliederſpitzen. Dornen der Hinterſchienen
klein und zart, weißlich, braunſpitzig; die obern von ziemlich
gleicher Länge unter einander, etwas länger als 4 der Entfernung
zwiſchen ihrer Baſis und der Schienenſpitze; das untere Paar
kürzer, kaum gleich 4 der Länge des erſten Fußgliedes.
Vorderflügel 4 geſpalten, graubraun, mehr oder we⸗
niger roͤthlich (vornehmlich bey Var. b), mit grauweißlichen
Schuppen reichlich beſtreut; der braune Vorderrand gewoͤhnlich
mit weißgrauen Schuppen geſcheckt; der Innenrand dunkel ge⸗
woͤlkt; in ber Mitte zwiſchen Baſis und Spaltung nahe am
786
Vorderrande ein braunes Laͤngsfleckchen, und kurz vor der Spal
tung ein mehr oder weniger deutlich ausgedruͤcktes, ſchwarzbraunes
Coſtaldreyeck, deſſen ſchwarze, abgeſetzte Spitze im Anfange des
Hinterzipfels liegt; eine verdunkelte Stelle an ſeiner Hinterrand⸗
ſeite deutet das ſchwarzbraune Querſtrichelchen vor der Spaltung
an, bis zu welcher gewoͤhnlich weißliche Beſchuppung in Geſtalt
eines ſich dem Dreyecke anlegenden Querſtrichs folgt. Der An⸗
fang des Vorderzipfels iſt, gegen das dunkle Dreyeck ſcharf ab⸗
ſtechend, fahl oder grau, gegen den mit einer weißen Laͤngslinie
bezeichneten Vorderrand hin immer heller werdend; darinn iſt
in der Naͤhe des Innenrandes oft ein kurzer, verwiſchter, braͤun⸗
licher Laͤngsſtrich ſichtbar. Drauf kommt auf dem zweyten
Drittel ein ſehr dunkler Grund, dem eine gleiche Verdunkelung
des Hinterzipfels entſpricht; ſie endigt ploͤtzlich an einer feinen,
weißlichen, nur auf dem Hinterzipfel unvollſtaͤndigen Querlinie,
nach welcher ein reichlich weißbeſchuppter und dadurch grauer
Grund felgt. Der ſchwarzbraune Hinterrand hat auf dem Vor⸗
derzipfel in der Mitte einen, der Hinterzipfel zwei weiße, auf⸗
fallende Puncte. Die Spitze des Vorderzipfels iſt merklich vor⸗
gezogen und durch einen dunkeln Laͤngsſtrich in den Franzen
anſcheinend geſchwaͤnzt. Die Franzen weiß, auf dem Innen⸗
rande des Fluͤgels an der Mitte mit mehrern einzelnen ſchwarzen
Schuͤppchen, dann in einiger Entfernung vor der Spaltung
mit einer anſehnlichen Anhaͤufung ſolcher Schuppen, die von
vorn nach hinten an Größe abnehmen und dadurch der Maſſe
ein zahnfoͤrmiges Anſehen geben; der Spaltung gegenuͤber iſt
ein kleines, ſchwarzes Schuppenfleckchen, und am Hinterwinkel
des Hinterzipfels ſind die Franzen ſchwaͤrzlich.
Hinterflügel braungrau; die zwey erſten Federn an
der Spitze auf den hellgrauen, maͤßig langen Franzen dunkel
umzogen; die dritte Feder hat am Hinterrande von der Wurzel
aus auf den Franzen einzelne ſchwarze Schuͤppchen, aber an
der Mitte, wie der Innenrand der Vorderfluͤgel, eine anſehn⸗
liche Anhaͤufung, die durch die Laͤnge der erſten und die Kuͤrze
der letzten Schuppen einen zahnfoͤrmigen Vorſprung bildet und
auf beyden Seiten von weißlichen Franzen eingefaßt iſt; bis
zur Spitze folgen bisweilen wieder einzelne ſchwarze Schuͤppchen,
und an der Spitze ſelbſt ſitzt auf dem Innenrande ein ſchwarzes
Schuppenhaͤufchen.
Unterſeite braungrau, der Vorderrand der Vorderfluͤgel
und die Raͤnder der dritten Feder auffallend braun und weiß
alternirend; der Spaltung gegenuͤber am Vorderrande der Vor⸗
derfluͤgel eine weißlichgelbe Stelle, die auf dem Vorderrande am
hellſten iſt und daſelbſt beiderſeits von einem braunen Punkt
begraͤnzt wird. Die weißlichen Querlinien ſind deutlich, am
reinſten und ſchaͤrfſten die des Vorderzipfels. Der Hinterrand
iſt wie auf der Oberſeite, nur etwas verloſchener bezeichnet.
Die erſte Feder iſt etwas dunkel und hat vor der Spitze ei
weißlichen Querſtrich, der oft ſehr verloſchen iſt oder wohl auck
fehlt. 5 Ina
Var. b) hat aufer ihter hellröthlichen Beimiſchung, die
ſich auf der Unterſeite um den weißgelblichen Vorderrandfleck
herum ſehr angenehm ausnimmt, weiter nichts Anffallendes.
Das Coſtaldreieck und die Hinterrandpunkte find ſcharf aus⸗
gedruͤckt. 5
Var. e) zeichnet ſich durch mehreres, aber nicht als Art
aus. Das Maͤnnchen iſt wie die kleinſten Pteroph. pilosellse,
das Weibchen wie gemöhnlih. Die dunkelſten Stellen find
ziemlich verloſchen. Das ſchwarzbraune Dreieck tritt wegen der
vorhergehenden dunkeln Grundfarbe nicht oder ſehr undeutlich
hervor. Die helle, gelbliche Stelle dahinter iſt bis auf einen
kleinen weißen Vorderrandfleck verdraͤngt; auf der Unterſeite kommt
fie der gewohnlichen Größe näher. Der weißliche Querſtrich auf
der erſten Feder iſt zu einem unregelmaͤßigen, deutlichen Fleck
ausgedehnt. Die Hinterrandpuͤnktchen find deutlich. Andere
Auszeichnungen ſehe ich nicht.
Var. d) in der Groͤße des kleinern Exemplars von Var.
e, ſtammt aus der Gegend von Nixdorf und kommt auch bey
Reichſtadt und um Wien vor. Grundfarbe der Vorderfluͤgel im
Mittelraume ziemlich einfach grau; der Vorderrand von der
Wurzel bis zur Haͤlfte braungemiſcht und auf der Rippe weiß⸗
lich punktirt; braune Laͤngsfleckchen in der Fluͤgelmitte wie ge⸗
woͤhnlich; Innenrand ziemlich ſchmal braͤunlich. Das Coſtal⸗
dreieck ſcharf ausgedruͤckt, hinten ſchmal weißlich geſaͤumt, am
weißeſten auf dem Vorderrande. Die roͤthlichgraue Grundfarbe
des Vorderzipfels geht ſehr bald in dunkles Braun uͤber. Das
Andre wie gewoͤhnlich; nur der weißliche Punkt im Hinterrande
des Vorderzipfels verſchwindet in der grauen Farbe, welche den
Raum zwiſchen der weißen Querlinie und den weißen Franzen
einnimmt, iſt aber auf der hier dunklern Unterſeite ſehr deutlich.
Am Hinterrande des Hinterzipfels iſt nur der vordere Punkt
vorhanden; auf der Unterſeite iſt an der Stelle des hintern
Punktes eine weiße, ſchmale Schuppe. — Dieſe Varietaͤt hat
alſo auch die weſentlichen Merkmale mit der Stammart gemein.
Var. d) ausgezeichnet groß und dunkel; Vorderfluͤgel etz
was breiter als gewoͤhnlich, ziemlich dunkelbraun, ſehr reichlich
mit weißlichen Schuppen faſt zu einem Gitter beſtreut, und auf
dem braunen Vorderrande deutlich weiß punktirt. Coſtaldreieck
ſcharf; die weißroͤthliche Stelle dahinter ſehr eingeſchraͤnkt und
auf dem Vorderrande ſelbſt weißlich. Der Raum zwiſchen der
Querlinie und dem Hinterrande der Zipfel iſt ungewoͤhnlich dun⸗
kel, beim Hinterzipfel am dunkelſten; daher die weißlichen Punkte
im Rande ſehr ausgezeichnet. Der Vorderzipfel hat im Vorde—
rande vor der Spitze einen großen weißen Punkt, der bei den
andern Exemplaren verloſchen iſt und wegen des grauen Grun⸗
des noch weniger bemerkt wird. — Unterſeite vorzuͤglich dunkel,
und dadurch die aufgeſtreuten hellen Schuppen um fo hervor:
ſtechender. — Es iſt nach meinem Erachten nichts als unſere
Art, bloß durch anſehnlichere Breite ausgezeichnet, worinn es
aber unter den gewoͤhnlichen Exemplaren Annaͤherungen gibt.
Pter. acanthodactylus iſt eine ſeltne, ſtets einzeln vor⸗
kommende Art, die faſt nur Abends fliegt und wegen ihrer
dunkeln Färbung ſehr leicht uͤberſehen wird. Ihren Aufenthalt
hat ſie in lichten Geſtraͤuchen an Anhoͤhen und in der Ebene,
wo ſie im September und October und nach der Ueberwinterung
bis zum Ende des May gefunden wird. Kollar gibt als Flug⸗
zeit den July an. (Mit meinen Angaben ſtimmen Fr. R's
und Mtzn's Erfahrungen.) Dieſe Art wurde gefangen: im
Braunſchweigiſchen (Zincken), in Sachſen (Tr.), in Böhmen
(bey Nixdorf und Reichſtadt: F. R.), in der Mark Branden⸗
burg (bey Frankfurt: Mtzn., Zeller) in Schleſien (bei Glogau
und am Probſthainer Spitzberge: Zeller, — in Mittelſchleſien:
(v. Charpentier), und in Oeſtreich (bei Wien: F. R. — auf
Wieſen in Voralpengegenden, bey Gutenſtein: Kollar).
Iſis 1841. Heft 10.
788
Anm. Hier möchte Aluc. ulodactyla Zetterstedt. Ins.
lapp. 202. eingeſchaltet werden, wenn fie ſich je als eigne Art
beſtaͤtigen ſollte; ſie wurde im ſuͤdlichen Lappland und im untern
Schweden gefangen. Die Diagnofe ift: alis ant. cinereo
fuscoque variegatis, postice macula costali parva striga-
que intramarginali albis; apice emarginato dentatis. (Vor-
derflügel grau und braun bunt, hinten mit einem kleinen weißen
Coſtalfleck und einer dem Hinterrande nahen weißen Querlinie,
an der Spitze ausgerandet⸗gezaͤhnt). Fluͤgelſpannung wie bey
Pteroph. Zetterstedtii.
B. (8.) 1. Pteroph. tristis Zell.
Alis anterioribus griseo - fuscescentibus, laciniis ob-
solete albo - bistrigatis; digiti tertii dorso longe ante api-
cem atro-squamato. (Worderflügel graubraͤunlich mit zwey
verloſchenen weißen Querlinien uͤber die Zipfel; die dritte Feder
am Hinterrande weit vor der Spitze ſchwarzſchuppig)
Pteropli. tristis in der Iſis 1839. 4. S. 276.
Groͤße der mittlern und kleinſten Exemplare des allge—
mein bekannten Pt. pilosellae; von dieſem, ſowie von allen
Verwandten, durch die Grundfarbe, die Stellung des ſchwarzen
Schuppenfleckchens und die fruͤhe Flugzeit verſchieden.
Kopf hellbraͤunlich; eine weißliche Linie faßt den obern
Augenrand ein und geht am erſten Fuͤhlergliede hinauf; die
Fuͤhler ſchwarz und weiß geringelt, zart gefranzt, die Ringe ſind
unvollſtaͤndig, indem die untere, die Haare tragende Seite
braungelb iſt, was auch von den 4 folgenden Arten gilt. Ta⸗
ſter langer als der Kopf, die Schuppen des 2ten Gliedes an
der Spitze zu einem Buͤſchchen verlaͤngert; das Ste Glied dünn,
ſpitz, etwas länger ols dieſer Buſch, und entweder einen Wins
kel mit ihm machend oder auf ihm liegend. — Ruͤckenſchild.
gelbbraͤunlich, Hinterleib dunkler. Quer uͤber den erſteren geht
eine gelbliche Linie; auf dem Hinterruͤcken ſind 4, am Anfange
des Hinterleibes convergierende, gelblichweiße Laͤngslinien. Jeder
Hinterleibsring hat 4, mehr oder weniger reine, weiße Laͤngs—
ſtriche, die ſich hinten verdicken und divergieren. Bauch mit
weißer, am Ende jedes Ringes verdickter Laͤngslinie in der
Mitte; daneben auf jedem Ringe ein weißer Fleck und oft
noch ein Strich. — Beine auf der dem Leibe zugewendeten
Seite weißlich, auf der abgewendeten, deßgleichen an der Spitze
der Gelenke und der Dornen, den durch Schuppen verdickten
Wurzelgegenden der Dornen, und in einem Fleckchen in der
Mitte der Hinterſchienen gelbbraun. Die oberen Dornen der
Hinterſchienen find länger als 2/4, der Entfernung zwiſchen ih—
rer Baſis und der Schienenſpitze, und unter ſich etwas uns
gleich; die Enddornen kuͤrzer als der kurze obere Dorn und faſt
ſo lang wie das erſte Fußglied.
Grundfarbe der Vorderfluͤgel ein verloſchenes, ſtaubiges
Gelbbraun, reichlich mit weißen Schuͤppchen vermiſcht, am Vor⸗
derrande und auf der Mitte der Zipfel verdunkelt, am Innen⸗
rande heller. Vorderrand durch weiße Schuͤppchen bis zur Flüs
gelhaͤlfte gepuͤnktelt. An der Spaltung und in einiger Entfere
nung davor in der Fluͤgelmitte ein weißlicher undeutlicher Wiſch.
Ueber den Anfang des Aten und Zten Drittels der beyden Zipfel
50*
70
eine verloſchene, glanzloſe, weißliche Querlinie; beyde reichen in
die Franzen hinein und ſchließen einen verdunkelten Raum der
Grundfarbe ab; die hintere Querlinie iſt fein, auf dem Vor⸗
derzipfel gebrochen, und von ihr an find die Voederrandfranzen
vis zur Spitze weiß, während die andern Franzen grau und
nur hier und da weißlich gemiſcht ſind. Am Hinterrande des
Hinterzipfels iſt vor dem Hinterwinkel ein verloſchener, weißer
Längswiſch in den Franzen, ähnlich wie bey Pter. obscurus.
Am Innenrande der Fluͤgel haben die Franzen vor der Spal⸗
tung 1 — 2 tiefſchwarze Schuͤppchen zwiſchen weißlichen, und
hinter der Spaltung deym Anfange der erſten Querlinie noch
eins; zwiſchen den 2 Querlinien des Zipfels ſind die Franzen
ſchwärzlich, und von da bis zur Spitze des Zipfels iſt ihre
Wurzel ſchmal weißlich.
Hinterflügel graubraun; die dritte Feder hat am
Hinterrande eine Einfaſſung weißlicher Schuppen, welchen hier
und da eine ſchwarze beygemiſcht iſt; beym Anfange des letz⸗
ten Drittels iſt in den Franzen eine fleckaͤhnliche Anhaͤufung
von ſchwarzen Schüppchen.
Unterfeite: Grundfarbe dunkler graubraͤunlich, ohne
Verunreinigung durch weißliche Schuppen auf den Vorderfluͤ⸗
geln. Das Weiße in den Querlinien und Franzen iſt reiner
und ſchaͤrfer; die erſte Querlinie fehlt ganz auf dem Hinter⸗
zipfel und zum Theil oft auf dem Vorderzipfel. Die erſte Fe⸗
der iſt am Spitzenviertel und die dritte groͤßtentheils weißlich
beſchuppt.
Dieſes Geiſtchen fliegt bey Glogau, auch bey Liſſa in der
Provinz Poſen, in den duͤrrſten Kiefer- und Birkenſchonungen,
deren ſandiger Boden faſt nur mit Rennthierflechten bedeckt iſt.
Es iſt nicht häufig und leicht zu uͤberſehen; doch fieng ich an
einem Tage 8 Exemplare. Flugzeit bald nach dem Anfange
des Juny. Nach einer Nachricht des Herrn Fiſcher v. Roͤs—
lerſtamm traf Herr Mann dieſe Art bey Wien auf Bergen und
Anhöhen, nie im Thale, im Auguſt bis Mitte September.
Auch in Boͤhmen iſt ſie einheimiſch.
B. (9) 2. Pteroph. pilosellae Zell.
Alis anterioribus rufescenti - cinnamomeis, laciniis
albido -bistrigatis, digito tertio cinnamomeo, paulo ante
apicem utrimque atro-squamato. (Worderflügel vöthlich
zimmtbraun mit zwey weißlichen Querlinien über die Zipfel;
die dritte Feder zimmtbraun, kurz vor der Spitze beyderſeitig
tiefſchwarz beſchuppt. (Viele M. und W.)
Dieſes Geiſtchen unterſcheidet ſich vom Pter. tristis
durch feine angenehme Farbe und durch die Stellung der Schup-
pen auf den Franzen der dritten Feder; vom Pt. obscurus durch
lichtere Grundfarbe, durch den Mangel ſchwarzer Schuppen auf
der Flaͤche der dritten Feder und durch die anders bezeichneten
Franzen am Hinterrande des Hinterzipfels; vom Pt. hieracii
durch geringere Größe, durch hellere, weniger Eaftanienbraune
Grundfarbe und durch die weniger deutliche, weiße Hinterrand⸗
linie des Hinterzipfels; endlich vom Pt. trichodactylus durch
—
700
feine in der Fläche einfarbige dritte Feder und durch den an⸗
ders gefärbten Hinterrand der Zipfel. \ RE
Größe unter Pt, tetradactylus. Kopf rothgelbbraun,
am obern Augenrande mit einer weißen Linie, die ſich am roth⸗
braunen Wurzelgliede der weiß- und ſchwarzgeringelten Fühler
hinaufzieht. Taſter länger als der Kopf, etwas aufgebogen,
dann vorgeſtreckt; das dünne, ſpitze Endglied liegt gewoͤhnlich
den verlängerten Schuppenhaaren des zweyten Gliedes auf; ſie
ſind gelbbraun mit weißen Laͤngsſtrichen, wie bey Pt. tristis.
Ruͤckenſchild und Hinterleib gelbbraun. Ueber das Schildchen
geht eine weißlichgelbe Querlinie bis zum Innenrande der Vor⸗
derfluͤgel. Am Hinterruͤcken 4 gleichgefaͤrbte Laͤngslinien, die
ſich auf dem Anfange des Hinterleibes fortfegen; jeder Ring
des Hinterleibes hat dann 4 mehr oder weniger deutliche, weiße
Laͤngslinien, welche ſich am Hinterrande verdicken und divergie⸗
ren. Bey den deutlichſten Exemplaren, gewoͤhnlich Weibchen,
hat der Bauch drey ſchneeweiße, vor den Einſchnitten verdickte
Laͤngslinien und dazwiſchen auf jedem Ringe einen weißen Fleck.
Beine an der dem Leibe zugekehrten Seite der Schenkel und
Schienen mit weißen, auf der abgewendeten mit zwey roͤthlich⸗
braunen Laͤngslinien: die Gegend um die Wurzeln der Dornen
und die Spitzen derſelben roͤthlichbraun, die Fußglieder ſchnee⸗
weiß mit breit gelbbraunen Spitzen. (Die verdickten Stellen
um die Dornen ſind ſtaͤrker, und die braune Farbe viel lebhaf⸗
ter als bey Pter. tristis.)
Vorderfluͤgel lebhaft roͤthlich zimmtbraun, auf dem dun⸗
keln Vorderrande weißpunctiert, am Innenrande nahe der Wur⸗
zel und ferner im Mittelraume vor der Spalte gelblich und
weißlich beſchuppt. Der Vorderzipfel iſt am dunkelſten, an dern
Spitze aber heller. Zwey weißliche Querlinien, ſchraͤger und
ſchaͤrfer begraͤnzt als bey Pter. tristis, gehen über die beyden
Zipfel. Die Franzen find von der zweyten Querlinie bis zur
Spitze, am Vorderrande des Vorderzipfels gelblichweiß; am
Hinterzipfel bildet die weißliche Franzenwurzel, zwiſchen der
Spitze und der zweyten Querlinie, eine gelblichweiße gebogene
Linie als Graͤnze der Grundfarbe. Die Franzen der Hinter⸗
raͤnder braungrau, beſonders dunkel im Raume zwiſchen den
beyden Querlinien des Hinterzipfels, heller braͤunlich gegen die
Wurzel hin. Hier und da ſind am Innenrande einzelne,
ſchwarze Schuͤppchen in den Franzen. f
Hinterfluͤgel graubraun mit grauen Franzen. Die britte
Feder hell roͤthlichbraun, am Hinterrande mit einem Beſatz von
weißen Schuppen, der Hinterrand laͤngere und reichlichere als
der Vorderrand; dieſer Beſatz erreicht aber nicht die weißliche
Spitze, an welcher zwey ſchwarze Schuͤppchen ſitzen.
Unterſeite dunkler zimmtbraun; das Weiße der Querlinien
und Franzen deutlicher als auf der Oberſeite. Die Vorderfluͤ⸗
gel am Vorderrande zerſtreut weißſchuppig; die erſte Querlinie
fehlt auf dem Hinterzipfel. Die erſte und dritte Feder heller
als die zweyte und vor der Spitze mit einem weißlichen, gros
ßen Fleck; an der dritten Feder ſieht man nur am Hinterrande
die ſchwarzen Schuppen deutlich.
Dieſe Art wohnt beſtimmt in vielen Laͤndern und in
Menge; als ganz ſicher führe ich jedoch hier nur an: Schwer
701
den (Zetterſtedt“), Mecklenburg- Strelig (nach Exemplaren von
Meſſing), die Mark Brandenburg (bey Berlin und Frankfurt),
Schleſien in der Ebene und im Gebirge (um Glogau iſt fie
ſehr Häufig, um Reinerz feltener), Provinz Poſen (nach Er.
von Low), Böhmen (um Nixdorf und Reichſtadt, nach F. v.
Rs. Nachricht). Der Aufenthaltsort find freye, fonnige, trock⸗
ne Plaͤtze, an welchen ihre Nahrungspflanze: Hieracium pilo-
sella, wächſt, daher am haͤufigſten in Kieferholzungen, am lieb—
ſten an windſtillen, ſanft geneigten Anhoͤhen. Sie faͤngt nach
der Mitte Juny an zu fliegen, hat die Hauptflugzeit nach dem
Anfange des July und verſchwindet zu Ende dieſes Monats.
Nachzügler kommen noch ſpaͤter, bis in den September, vor;
als Merkwürdigkeit fieng ich noch am 2ten October ein ver⸗
flogenes Exemplar, das vermuthlich aus dießjaͤhrigen Eyern
Be:
An ſolchen Stellen findet man denn auch in Gegenden,
die wenig mit Vieh betrieben werden, die Raupe oft in Menge
im Juny. Da die Futterpflanze geſellig waͤchſt, ſo ſind ſtets
mehrere Raupen in der Naͤhe beyſammen, obgleich in jeder
Pflanze nur eine wohnt. Die von ihr bewohnte Pflanze hat
keinen Blüthenftiel und iſt leicht kenntlich an dem lockern, wei—
ßen Filzwulſt über dem Mitteltriebe, wodurch eine Art Dach
fuͤr die Raupe gebildet wird. Dieſer Filz iſt von der untern
Seite der Blaͤtter abgeſchabt und mit wenig Haaren der Ober—
ſeite gemiſcht. Unter dieſem wenig ſchuͤtzenden Dache frißt das
madenaͤhnliche Raͤupchen, ſich tief einbohrend, das Herz aus
und zernagt nicht ſelten auch die zarten Herzblaͤtter vom Rande
aus bis auf die Mittelrippe. In der Regel begnuͤgt fie ſich
nicht mit einer Pflanze; ich habe verlaſſene Wohnungen gefun=
den und in den benachbarten Pflanzen erwachſene Raupen, die
eben erſt ihr Dach zu fertigen anfiengen, die alſo nicht von Ju—
gend auf da gewohnt haben konnten. Die Raupen ſind zu
ſehr ungleicher Zeit erwachſen, und es gibt noch ſehr junge
Raͤupchen, waͤhrend andere ſich ſchon verwandelt haben. Ihr
Koth iſt hell gelblich, nicht gar reichlich, auch trocken. Sie koͤn⸗
nen ſich an einem Faden herablaſſen.
Diagnofe der Raupe: larva brevipes setulis minutis
capitatis tecta, exalbida; capite melleo, seriebus duabus
dorsalibus pilorum ternatorum; foveolis lateralibus supra
seriem pilorum solitariorum (Raupe kurzbeinig, mit ſehr kur⸗
zen, geknopften Boͤrſtchen, gelblichweiß, mit blaßgelbem Kopf;
zwey Reihen dreyzaͤhliger Haare über den Ruͤcken; eine Reihe
Gruͤbchen uͤber einer Seitenreihe einzelner Haare.
Länge etwas unter ½ Zoll. Der kleine Kopf kurz ey:
foͤrmig, blaßhoniggelb mit dunklem Gebiß und ſchwaͤrzlichen
Ocellen, wenig glaͤnzend, ſowie das Nackenſchild, und bis zur
Haͤlfte in den Halsring eingezogen. Die Grundfarbe des et—
was dicken, nach beyden Seiten verduͤnnten Koͤrpers iſt bey
Alt und Jung gelblichweiß, blaß, nach dem Bauche hin gelbli—
cher; die zwey hinterſten Ringe von den durchſchimmernden
Exerementen blaugraulich. Neberall bekleiden ganz kurze, ge—
Ins. lappon. pag. 1013. unter Aluc. didactyla: habitat in
pratis, pascuis et pinetis ubique vulgaris.
792
knopfte Boͤrſtchen die Oberfläche. Eine Ruͤckenlinie fehlt, ſowie
jede Zeichnung; jeder Ring zeigt in der Ruͤckenmitte einen ſehr
ſeichten Eindruck, der ein hinterwaͤrts geoͤffnetes Hufeiſen vore
ſtellt. Die Mittelringe haben daneben jeder 3 Haare hinter
einander, genaͤhert, oben divergierend, das mittelſte das laͤngſte,
das letzte kurz und ſchraͤg nach hinten gerichtet. Weiter ab—
waͤrts an der Seite ſteht unter einer deutlichen Grube ein lan—
ges Haar, unter welchem auf dem Seitenwulſte ein getrenntes,
horizontales, divergierendes Doppelhaar folgt. Die Luftloͤcher,
die uͤber dem Seitenwulſte ſtehen muͤſſen, konnte ich nicht er—
kennen. Ringe deutlich abgeſetzt; die Haut faltet ſich queruͤber,
wenn ſich die Raupe zuſammenzieht. Die ſehr kurzen Bauch—
fuͤße cylindriſch, mit einem nicht ganz vollſtaͤndigen, braunen
Hakenkranze. Auch die Vorderfuͤße ſind von bemerkenswerther
Kuͤrze. Die Raupe fuͤhlt ſich ziemlich hart an, aber nicht ſo
ſehr wie die des Pier. scarodactylus,
Entweder in der Raupenwohnung oder auf der Ruͤckſeite
eines Blattes, wo die Wolle abgeſchabt und zu einem laͤngli—
chen, locker zuſammenhaͤngenden Gewebe bereitet iſt, geht die
Verwandlung vor ſich. Am dritten Tage wird die Raupe eine
ſehr ſchlanke, weißlichgelbe Puppe. Die weibliche Puppe iſt
etwas kuͤrzer und dicker. Sie ſchlaͤgt beunruhigt ſtark um und
uͤber ſich und fuͤhlt ſich hart an. N
Diagnofe der Puppe: chrysalis albida, fronte bicor-
ni; carina duplici abbreviata setigera in abdominis dorso ;
fovearum lateralium serie simpliei ; segmenti penultimi
ventre glochidibus instructo. (Puppe weißlich, mit zwey
Stirnhoͤrnern und zwey borſtigen Leiſten auf dem Ruͤcken der
drey erſten Hinterleibsringe; an der Seite des Hinterleibs eine
Grubenreihe; der vorletzte Ring mit Widerhaken auf der bloßen
Bauchflaͤche.)
Der Vorderruͤcken iſt gegen den Kopf, welcher an jeder
Fuͤhlerwurzel einen ſpitzen, in einen Dorn auslaufenden Hoͤcker
hat, ſchraͤg gewoͤlbt, und hat auf ſeinem oberſten Theile zwey
weißliche, nach außen gekruͤmmte Laͤngsleiſtchen. Von deren
Vereinigung auf dem Mittelruͤcken aus gehen zwey ſchmale,
wenig erhabene Leiſtchen uͤber die drey erſten Ringe des Hin—
terleibes, verſchwinden auf den Mittelringen, erheben ſich mie:
der auf den hinterſten und fuͤhren auf jedem Ringe auf einem
kleinen Hoͤckerchen vorn eine ſehr kurze, und dahinter eine lange,
nach hinten gekruͤmmte Borſte. Weiter abwaͤrts folgt auf der
Mitte jedes Ringes ein Hoͤckerchen mit einer Borſte, und darun—
ter eine Vertiefung, vor welcher das kaum erkennbare Luftloch.
Unter der Vertiefung auf einer erhabenen Laͤngslinie 2 ſehr
kurze Boͤrſtchen, darauf mehr gegen den Bauch hin in der
Mitte des Ringes eine laͤngere Borſte, und ganz unten zwey
hinter einander. Die Borſten ſind klar, nach hinten gerichtet,
die des Vorderruͤckens jedoch nach vorn. Die ganze Oberſeite
iſt ſehr fein und gedraͤngt querſtrichig, auf der Ruͤckenmitte am
tiefſten. Auf den Fluͤgelſcheiden ſind die Adern erhaben und in
weißer Faͤrbung. Am Bauche zu Anfange des vorletzten Ninz
ges ſitzt eine Anzahl nach hinten gerichteter, blaßroͤthlicher Sta⸗
cheln mit umgebogener, dunkler Spitze; ſie ſind kuͤrzer als die
Schwanzborſten, und ich habe die Puppe nie damit eingehaͤkelt
gefunden. An der Afterfpige find viele ſolche Stacheln, die
793
aber eben fo wenig in die Augen fallen; nur dieſe ſah ich in
Seide eingehaͤkelt und zum Veſthalten benutzt. — In etwa
14 Tagen erſcheint der Falter.
B. (10) 3. Pteroph. obscurus Zell.
Alis anterioribus brunneo-fuscis, laciniis niveo-bi-
strigatis, ciliis costae ante apicem niveis, litura ciliorum
laciniae posterioris alba; digiti tertii einnamomei apice
cum ciliis atro-squamato. (Vorderfluͤgel röthlichdunkelbraun
mit 2 ſchneeweißen Querlinien uͤber die Zipfel, ſchneeweißen
Franzen vor der Spitze des Vorderrandes und einem weißen
Längswiſch in den Franzen des Hinterzipfels; die dritte Feder
zimmtbraun, die Spitze nebſt den Franzen tiefſchwarz beſchuppt.
(3 M. 3 W.)
Phalaena trichodactyla mus. Schifferm.
Var. b) digiti tertii medio albido (der Ste Finger in
der Mitte weißlich.) (5 M.)
Dem Pieroph. pilosella ſehr nahe; unterſcheidet ſich
durch reineres Weiß der Querlinien und der Franzen vor der
Vorderrandſpitze der Vorderfluͤgel, durch die dunkle, mit tief⸗
ſchwarzen Schuppen eingefaßte Spitze der dritten Feder und
durch die Faͤrbung der Hinterrandfranzen des Hinterzipfels.
Groͤße der allerkleinſten Pteroph. pilosellae, gewoͤhnlich
noch kleiner. — Die Grundfarbe der erzogenen Exemplare iſt
ſehr dunkel roͤthlichbraun, nicht fo angenehm wie bey der fol-
genden Art, bey geflogenen heller und der des Pt. pilosellae
ziemlich aͤhnlich, doch ohne die angenehme roͤthliche Miſchung.
Die 4 weißlichen Linien des Hinterruͤckens ſehr deutlich. Die
ſchneeweißen Linien auf dem Hinterleibe gewoͤhnlich unvollſtaͤn⸗
dig. Kopf, Beine ꝛc. wie bey Pter. pilosellae, nur weißer
und brauner. Der aus weißen Schuppen zuſammengeſetzte
Wiſch im Mittelraume der Vorderfluͤgel zwiſchen Spaltung und
Wurzel iſt groß, und weiße, zerſtreute Schuppen gehen davon
ab bis zum Innenrande. Beyde Querlinien der Zipfel rein
weiß, die Franzen dazwiſchen (am Vorderrande des Vorder⸗
zipfels und am Innenrande des Hinterzipfels) ſchwarz; von
dieſer ſchwarzen Stelle aus ſind ſie dort bis zur Spitze rein
weiß, hier haben fie einen ſchneeweißen Laͤngswiſch, worauf ſie
bis zur Spitze ſchwaͤrzlich werden, wie am Hinterrande des
Vorderzipfels, und nur noch einen wenig merklichen kurzen Wiſch
am Vorderwinkel haben. Der Innenrand hat an mehrern
794
Stellen tiefſchwarze Schuͤppchen. Die Spitze der dritten Feder
iſt am letzten Viertel ſehr dunkel und hier auf beyden Seiten
mit tiefſchwarzen Schuppen eingefaßt; in der Spitze ſelbſt ha⸗
ben die Franzen weiße Wurzeln. Das dritte Viertel dieſer
Feder iſt öfters weißlich (Var. b.) wie immer auf der Unter⸗
ſeite. Auf dieſer hat die erſte Feder am Anfange, in der Mitte
685 in der Spitze einen weißen Fleck, beſonders hell in der
Spitze.
Das Geiſtchen ſcheint keine Seltenheit zu ſeyn; ſein ei⸗
gentlicher Flugort iſt mir noch nicht bekannt, muß aber, der
Raupennahrung nach, mit dem des Pt. pilosellae ziemlich zu⸗
ſammenfallen. Meine Exemplare habe ich bey Glogau gefan⸗
gen oder aus der Puppe erhalten; ein oͤſtreichiſches Exemplar
befindet ſich in Herrn Metzners Sammlung, aus welcher es
mir als neue Art zur Anſicht mitgetheilt wurde; ein anderes
erhielt ich von Hen. Fiſcher v. Roͤslerſtamm aus der wiener
Gegend als Phal, trichodactyla der Schiffermuͤllerſchen Samm⸗
lung.
Da die Raupe unſeres Geiſtchens der des Pter. pilo-
sellae aͤhnlich ſieht und ähnliche Sitten hat, fo hielt ich beyde
für einerley und unterließ ihre genaue Betrachtung. Erſt die
Puppen, welche ſehr von einander verſchieden. ſind, machten mich
auf den ſpecifiſchen Unterſchied beyder Arten aufmerkſam.
Diagnoſe der Puppe: chrysalis albida, setosa, serie
duplici abdominis dorsali spinularum apice rufarum; se-
gmenti penultimi ventre tubereulis duobus approximatis
glochides gerentibus. (Puppe weißlich, borſtig; zwey Rei⸗
hen rothſpitziger Dörnchen auf dem Hinterleibsruͤcken; zwey ges
naͤherte, mit Widerhaͤkchen bewaffnete Hoͤckerchen am Bauche
des vorletzten Ringes.) — Sie iſt kuͤrzer und dicker als Pter.
pilosellae, am Vorderruͤcken länger borſtenhaarig, fein quer⸗
ſtreifig; an den Seiten etwa 3 Reihen erhabener Puncte, wel⸗
che ein nach hinten gerichtetes Boͤrſtchen tragen. Zu beyden
Seiten des Ruͤckens geht auf den vier vorletzten Ringen eine
Reihe dornaͤhnlicher Hoͤckerchen, auf jedem Ringe eins, niit dun⸗
kelrother Spitze. Der ſehr ſpitze Cremaſter aufwaͤrts gekruͤmmt,
mit ziemlich langen Hakenborſten. Auf der Bauchſeite des
vorletzten Ringes ſind 2 einander ſehr genaͤherte, ſpitze Hoͤcker,
und an jedem mehrere lange Hakenborſten.
Aus dieſem Puͤppchen kam nach 11—12 Tagen ein
männlicher Falter. 15
(Schluß im naͤchſten Hefte.)
795
Geognoſtiſche Charte
des Königreichs Sachſen und der angränzenden Länderabtheilung
XI. Xii Freyberg im Verlage der Berg- Academie. 1840.
Dieſes ehrenvolle Werk der ſaͤchſiſchen Regierung und der
Freyberger Academie ruͤckt mit raſchen Schritten vorwaͤrts und
wird uns bald Charten von dem Bau eines der wichtigſten
Theile der Erde liefern, ſo genau und lehrreich, wie es keine
gibt. 5
Die Tafel XI iſt wohl eine der wichtigſten Charten der
ganzen Sammlung, indem ſie das eigentliche Herz des ſaͤchſi⸗
ſchen und boͤhmiſchen Erzgebirges darſtellt von Freyberg bis
Leitmeritz und von Commotau bis Schandau, ein Strich, wo—
rinn faſt alle geognoſtiſchen Gebilde der ganzen Erde wie in
einem Naturalien-Cabinet vorkommen. Hier iſt der claſſiſche
Boden fuͤr die Geognoſie, von dem ſie ausgegangen iſt und ſich
in dem Geiſte Werners und ſeiner Nachfolger niedergelaſſen
hat.
Die Charte enthaͤlt Freyberg, Hartmannsdorf, Sayda,
Catharinenberg, Commotau; Dippoltswald, Frauenſtein, Brür 5
Liebſtadt, Lauenſtein, Altenberg, Zinnwald, Teplitz, Bilin; Kö:
nigftein,) Godleuwe, Außig, Loboſitz, Leitmeritz, Thereſienſtadt.
An der Seite ſind die Farben angegeben, rechts viele
Höhen, oben Durchſchnitte von Dippoltswald nach Loboſttz, von
Pirna uͤber den Schneeberg nach Duͤnauburg; unten von Lich⸗
tenwald nach Liebſtadt und Seitewitz; von Meronitz uͤber den
Donnersberg nach Außig.
Ueber das Vorkommen der Gebirgsarten laſſen wir am
beſten die bevliegende Erklaͤrung ſelbſt ſprechen.
U
Die Hauptrichtung des Erzgebirges tritt in dem ſtei⸗
en, ſcharf markierten Abfalle gegen Boͤhmen mit großer Be:
ſtimmtheit hervor, und unverkennbar iſt es, wie der Hauptzug
der Baſalte und Phonolithe (Klingſteine) des Leitmeritzer Kreis
ſes genau derſelben Richtung folgt, woraus ſich auf einen ge⸗
wiſſen Cauſal-Zuſammenhang zwiſchen dem Erzgebirge und
dem Mittelgebirge in der Art ſchließen laͤßt, daß wohl dieſelben
Kraͤfte, welchen die juͤngſten Bildungen des Mittelgebirges ihre
Entſtehung verdanken, den nordweſtlich vorliegenden Theil der
Erdkruſte zu der Höhe empordrängten, welche ihn gegenwaͤrtig
als ein nicht unbedeutendes Gebirge erſcheinen laͤßt. Daher iſt
der Felſenbau des Mittelgebirges das unmittelbare Reſultat
ſeiner Entſtehungsweiſe; und die Anordnung und Ver—
theilung ſeiner Maſſen entſpricht der Hauptrichtung ſeines Ver⸗
laufes, waͤhrend die complicierte Structur des Erzgebirges mit
ſeinen Formen und Dimenſionen in gar keinem weſentlichen
Zuſammenhange zu ſtehen ſcheint.
Das Erzgebirge erſcheint hier mit ſeinem, durch man⸗
cherley Porphyr= und Granit- Ablagerungen modificierten Gneiß⸗
plateau, mit dem daſſelbe in Nordoſten begraͤnzenden Theile
des Schiefergebirges, ſo wie mit dem Sandſtein-Gebirge, wel⸗
ches dem Schiefer wie dem Gneiße aufgelagert iſt.
Der, in mancherley Varietaͤten ausgebildete Gneiß laͤßt
in ſeinen Structurverhaͤltniſſen zwar eine Abhaͤngigkeit von dem
Schiefergebirge, aber durchaus nichts erkennen, was auf
einen Zuſammenhang zwiſchen ſeiner inneren Architectur und den
2 6 1841. Heft 10.
——
—
796
aͤußeren Formen des Erzgebirges zu ſchließen berechtigte. Viel⸗
mehr endigt er am ſuͤdoͤſtlichen Abfalle des Gebirges, in der
Linie von Tyſſa bis Molkau, mit ſolchen Verhaͤltniſſen der
Schichtung und Streckung, welche deutlich beweiſen, daß hier
der Querbruch eines, ehemals weiter nach Südoften fortfegen:
den Ganzen zu Tage austrete.
Die Fortſetzung des Erzgebirgiſchen Gneißes blickt auch in
der That zwiſchen Leitmeritz und Bruͤr in groͤßerer Tiefe an
mehreren Puncten des Boͤhmiſchen Mittelgebirges unter den
neueren Bildungen hervor.
Was dem Gneiße des Erzgebirges ein großes Intereſſe
verleiht, das ſind, naͤchſt den Erzgaͤngen, die in ſeinem Gebiete
auftretenden granitiſchen und porphyriſchen Bildungen.
Granit erſcheint zunaͤchſt unweit Freyberg in der
Naundorf-Bobritzſcher Granitpartie, meiſt als grob- oder klein⸗
koͤrniger, ſeltner als feinkoͤrniger Granit, welcher letztere oft
Gaͤnge und Adern in den beyden erſteren Varietaͤten bildet.
Genau in die verlaͤngerte Richtung dieſer Granitpartie
fällt die Granitablagerung von Schellerhau, welche faſt durch-
aus eine ſehr feinkörnige, durch eingeſprengte größere Feldſpath⸗
und Quarzkoͤrner porphyrartige Varietät zeigt.
Ganz von derſelben Beſchaffenheit iſt die kleine Granits
partie, welche mitten aus dem Felſit- (Feldſtein⸗) Porphyr
zwiſchen Grauppen und Voigtsdorf hervorblickt.
Dieſe drey Granitpartien liegen in einer geraden Linie
von SD, nach NRW., welche der Richtung des nordoͤſtlichen
Schiefergebirges und der Hauptrichtung jener, im Ober⸗Erz⸗
gebirge auftretenden granitiſchen Ablagerungen bey Schneeberg,
Schwarzenberg, Eibenſtock und Kirchberg parallel iſt.
Eine etwas andere Richtung ſcheint ſich in den beyden
Granitpartien von Flöhe und Rauſchengrund zu offenbaren,
welche mehr eine nordſuͤdliche Ausdehnung beſitzen, wobey die
ſehr auffallende und auch in dem orographiſchen Bilde der
Charte recht deutlich hervortretende Umgebung des Floͤher Gras
nites durch hoͤhere Gneißberge erwaͤhnt zu werden verdient. —
Der ſehr grobkoͤrnige Granit, welcher zwiſchen Eiſenberg und
Rudelsdorf auftritt, und auch wiederum bey Grundau mit dem:
ſelben petrographiſchen Character erſcheint, laͤßt in dem Com⸗
plexe der vereinzelten Punete feines Vorkommens abermals die
Normalrichtung aller granitiſchen Bildungen des Erzgebirges
hervortreten. — Endlich iſt noch bey Mitteltellnitz unweit Arbe⸗
ſau eine kleine Granitpartie zu erwaͤhnen.
Die Porpphyrgebilde werden durch zwey etwas ver⸗
ſchiedene Geſteine, durch gemeinen Felſitporphyr und
durch Spenitorphyr“ repräſentiert.
Der Felſitporphyr, von meiſt roͤthlichbrauner, licht⸗
fleiſchrother bis roͤthlichweißer Grundmaſſe mit vielen Quarz⸗
koͤrnern und kleinen Feldſpatheryſtallen, bildet zunächft einen
mächtigen Zug, welcher ſich aus der Gegend von Dippoldis⸗
walde uͤber Altenberg und Zinnwald bis an den Fuß des Erz⸗
Welcher ſich vom erſteren beſonders durch beygemengte
Körner einer an Hornblende erinnernden Subſtanz unter⸗
ſcheidet.
51
797
gebirges erſtreckt, dort unter den Maſſen des Plaͤners, des
Braunkohlengebirges und aufgeſchwemmten Landes verbirgt, bey
Teplitz wiederum hervortaucht, weiter hin aber fuͤr immer in der
Tiefe zurückbleibt; wenn nicht vielleicht die, dem Zinnwalder
Geſteine vollig ähnlichen Porphyre von Czernoſeck (bey Loboſitz)
als die letzten Vorkommniſſe dieſes großen Zuges zu betrachten
ſind, welcher in dieſer Vorausſetzung eine Länge von 6 geo⸗
graphiſchen Meilen haben würde, jedenfalls aber in feiner Rich⸗
tung, eben ſo wie der Granit, eine voͤllige Unabhaͤngigkeit von
dem eigentlichen Körper des Erzgebirges offenbart. — In der
Gegend von Baͤrenburg und Kipsdorf gelangt ein Theil dieſes
Porphyrzuges zu einer bedeutenden Ausdehnung, deren muth⸗
maaßlicher weſtlicher Ueberreſt noch jetzt bey Schoͤnfeld und Am⸗
melsdorf vorhanden iſt, waͤhrend der ehemalige Zuſammenhang
durch die Bildung des Poͤbelthales unterbrochen wurde. Die⸗
ſes iſt der obere Porphyr von Schoͤnfeld, welcher von dem
unteren Felſitporphyr der dortigen Gegend getrennt werden
muß, der ſich durch ſeine gruͤnlichgraue Grundmaſſe und durch
feine Verknüpfung mit dem dortigen Steinkohlengebirge von
dem rothen Porphyr weſentlich unterſcheidet.
Alle die zahlreichen, langgeſtreckten, gangartigen Porphyr⸗
züge dagegen, welche einerſeits in der Gegend zwiſchen Dip⸗
poldiswalde, Baͤrenſtein, Liebſtadt und Reinhardtsgrimma,
anderſeits in der Gegend zwiſchen Dippoldiswalde, Frauenſtein
und Freyberg auftreten, moͤchten, eben ſo wie die Porphyr⸗
ablagerung des Tharander Waldes (deren ſuͤdlichſter, von einem
concentriſchen Syſteme einzelner Porphyrkaͤmme umgebener Theil
am Nordrande der Charte zu ſehen iſt), der Formation des
rothen, Zinnwalder Felſitporphyrs angehoͤren.
Der Syenitporphyr, dieſes, durch ſeine hoͤchſt cry⸗
ſtalliniſche Beſchaffendeit und durch die große Beſtaͤndigkeit ſei⸗
ner Merkmale fo ausgezeichnete Geſtein, nähert ſich zwar in
feinem Anſehen einigen Varietäten des Zinnwalder Felſitpor⸗
phyrs, gehoͤrt aber beſtimmt einer verſchiedenen Bildung an,
wovon man ſich uͤberzeugen kann, wenn man beyde Geſteine
längs ihrer Graͤnze von Ober-Karsdorf bis nach Judendorf
verfolgt. Er mußte daher auch mit einer beſonderen Farbe co⸗
loriert werden, zu welcher die Farbe des auf Get. XIV., in
der Gegend von Wurzen auftretenden Porphyrs gewaͤhlt wur⸗
de, mit welchem das Geſtein ſehr nahe verwandt iſt.
Dieſer Syenitporphyr erſcheint als eines der intereffantes
ſten Gebilde des Erzgebirges. Es laſſen ſich drey große gang⸗
artige Züge nachweiſen. Der maͤchtigſte begleitet den Zinn⸗
walder Felſitporphyr laͤngs ſeiner oͤſtlichen Graͤnze, und er iſt
es beſonders, welcher in ſeinen, am ſteilen Suͤdabfalle des Erz⸗
gebirges hervortretenden Verhaͤltniſſen die Altersbeziehungen des
Syenitporphyrs zu dem Zinnwalder Porphyr auf eine ſehr be⸗
ſtimmte Weiſe erkennen läßt. Der zweyte Zug laͤuft von
Neubau bey Reichenau uber Holzhau bis Flöhe, von wo aus
er ſich in einem parallelen Seitenzuge weiter bis an den Fuß
des Erzgebirges verfolgen laͤßt; er bildet im 2942 Fuß hohen
Wieſelſteine den höchſten Punct des Erzgebirges auf dieſer
Section, und liefert in feinen Verhaͤltniſſen einen ſchlagenden
Beweis fuͤr die völlige Selbſtſtaͤndigkeit der beyden Bildungen
des Granites und Syenitporphyrs. Der dritte Zug endlich
läuft von Dippoldiswalde nach Frauenſtein, und erſtreckt ſich
von dort, wenn auch ſchmal, ſo doch ununterbrochen bis in die
Gegend von Clausnitz; bey Kleinhartmannsdorf laͤuft von ihm,
faſt unter einem rechten Winkel, ein maͤchtiger Aſt aus, wel⸗
798
cher ſich unmittelbar an den Floͤher Syenitporphyr⸗ Zug ans
ſchließt. 1
Mit dieſen Porphyren, vielleicht auch mit dem Granite,
ſtehen wenigſtens in ſehr nahen localen Beziehungen die Bil⸗
dungen des Greiſen und des chloritiſchen Quarzes,
welche bey Altenberg und Zinnwald auftreten und als die ei⸗
gentlichen Lagerſtaͤtten der dortigen Zinnerze anzuſehen ſind.
Die eigenthuͤmlichen porphyraͤhnlichen Hornſteine bey Schel⸗
lerhau und Baͤrenfels laſſen ſich vielleicht, ihrer Entſtehung
nach, dem Geſteine des Altenberger Stockwerkes vergleichen, und
ſind daher mit derſelben Colorierung bezeichnet worden.
Naͤchſt den Porphyren nehmen beſonders die, dem Gneiße
untergeordneten Quarzbildungen die Aufmerkſamkeit in
Anſpruch; fie finden ſich nahe ſuͤdweſtlich von Freyberg in meh⸗
reren nicht unbedeutenden Ablagerungen, erſcheinen aber weit
auffallender zwiſchen Lichtenberg und Frauenſtein, wo ſie an
zweyen Puncten von der Chauſſee uͤberſchritten werden, und zus
mal am Weißenſteine, in ſchroffen Felſen hervorragen. Auch
im Thale der rothen Weiſeritz, oberhalb Kipsdorf iſt Quarz⸗
ſchiefer dem Gneiße eingelagert, und eine maͤchtige Ablagerung
eines weißen, von kleinen rothen Granaten erfüllten Quarz⸗
ſchiefers findet ſich am Suͤdrande der Charte, bey Gruͤn, un⸗
weit Commotau. Kleinere Quarzftöce; kennt man bey Kallich
in Boͤhmen, und bey Roͤhrsdorf, unweit Liebſtadt; auch der
ſehr mächtige, durch feine Agathe bekannte Quarzgang von
Schlottwitz iſt auf der Charte angedeutet worden. :
Von denen, noch außerdem im Bereiche des Gneißes
vorkommenden und theils innig mit ihm verbundenen, theils
ihm nur aufgelagerten Bildungen find beſonders folgende zu
erwaͤhnen:
1) Glimmerſchiefer; eine Partie bey Hermsdorf,
wichtig durch die bedeutenden Stoͤcke von Kalkſtein, welche ſie
umſchließt; eine zweyte Partie bey Rehfeld, gleichfalls mit
Kalkſtein, ſo auch die ganz kleine Partie bey Holzhau. Nicht
minder findet ſich bey Schoͤnfeld und in der Gegend von Sai⸗
da etwas Glimmerſchiefer.
2) Steinkohlen-Gebirgez bey Schönfeld, Ober⸗
Poͤbel, Baͤrenfels und Baͤrenburg liegen theils auf dem Gneiße,
theils (wie am erſtgenannten Orte) zwiſchen dem grünlichgrauen
und rothen Felſitporphyre, die, dieſem letzteren Porphyre ſeden⸗
falls vorausgegangenen Conglomerate und Sandſteine des Schoͤn⸗
felder Kohlengebirges. Eben fo findet ſich bey Brandau in
Böhmen eine unbedeutende Ablagerung von kohlenfuͤhrenden
Schichten. |
3) Rothliegendes; am Nordrande der Charte tritt
ein Theil der, auf der anſtoßenden Section X. nicht unbedeu⸗
tenden Bildung des Rothliegenden auf, welche hier am Wilſch⸗
berge und in der Hermsdorfer Höhe bis zu 1390 Fuß ſich ers
hebt. Auch die Brandauer Kohlengebiegs-Partie wird von
Thonſteinen oder Felſittuffen bedeckt, welche dem Rothliegenden
angehoͤren duͤrften. 7 |
4) Quader-Sandſtein; findet ſich in vielen zer⸗
ſtuͤckelten Ueberreſten der, ehemals ſtetig fortſetzenden Formation;
als ſolche ſind beſonders die Partien bey Hoͤkendorf, Pauls⸗
hain, Malter, Hermsdorf, Hausdorf, Cunnersdorf, am Käfers
berge bey Herbergen, bey Hellendorf, Peterswalde und Schoͤn⸗
799
walde zu nennen. Das letztere Vorkommen bildet die Kuppe
des Schoͤnwalder Spitzberges, deren hoͤchſter Gipfel jedoch von
einem durchſetzenden Baſaltkamme gebildet wird.
5) Baſalt; die eminenten Kuppen des Wilſchberges,
Luchberges, Geiſingberges, Spitzberges, des Lichtenwalder Schloß:
berges und die Baſaltkuppen bey Brandau ſind als die bedeu—
tenderen Vorkommniſſe zu nennen.
Kleinere Baſaltpartien finden ſich bey Duͤrrnthal (weft
lich von Commotau), Mitteltellnitz, Seitenhain u. a. O.
6) Phonolith; ein ausgezeichnetes gangartiges Vor⸗
kommen dieſes Geſteins findet ſich bey Schoͤnbach unweit Ober—
leutensdorf.
Das nordoͤſtliche Schiefergebirge iſt gerade in
dem, auf vorliegender Section dargeſtellten Theile von hoͤchſt
complicierter Beſchaffenheit.
Thonſchiefer waltet vor; doch geht er in der Naͤhe
des Gneißes und noch mehr in der Umgebung der Markers—
bacher Granitmaſſen in ausgezeichneten Glimmerſchiefer uͤber.
Suͤdlich von Berggießhuͤbel zeigt er eine eigenthuͤmliche Be—
ſchaffenheit; er it ſehr hart und ſchwer zerſprengbar, dickſchief⸗
rig, feldſpathreich und erinnert einigermaaßen an gewiſſe Frucht
ſchiefer des oberen Erzgebirges, von denen er aber doch wefents
lich verſchieden iſt.
Eine breite Zone von Kieſelſchiefer, ein maͤchtiger
und weit fortſetzender Stock von theils dioritiſchem, theils apha—
nitiſchem Gruͤnſtein und Gruͤnſteinſchiefer, ein Quarz⸗
lager (die Fortſetzung des, auf Section X. bey Weſenſtein
beginnenden Lagers), und die bedeutenden, bey Borna und
Biensdorf in zwey parallelen Zügen neben einander hinlaufen⸗
den Lager und Stoͤcke von Kalkſtein machen ſich als beſon⸗
ders auffallende Erſcheinungen im Gebiete dieſes Schiefergebir⸗
ges bemerklich. Bey Berggießhuͤbel liegen im Schiefer (beſon—
ders in der vorher erwaͤhnten harten Varietaͤt) viele zum Theil
maͤchtige Lager von Kalkſtein, Granat und Magneteiſenerz mit
Strahlſtein, Piſtazit, Baryt, Blende, Kupfererzen und anderen
Mineralien. Außerdem treten auch noch viele kleinere Gruͤn—
ſteinmaſſen und Gaͤnge und Lager von Porphyr auf. — Die
granitiſchen Ablagerungen von Markersbach und Niederſeide—
witz gewinnen ſchon eine bedeutendere Ausdehnung, waͤhrend die
Graͤnze des Gneißes und Schiefers durch mehrere kleinere
Granit⸗ und Porphyrſtoͤcke bezeichnet wird.
Die Formation des Quader-Sanddſteins erfullt in
ſtetiger Ausbreitung den nordaͤſtlichen Theil des, auf vorliegen:
der Section dargeſtellten Areales, und gibt ſowohl im Elbthale,
als auch in den Thaͤlern der Gottleuba und Biela, zu lebhaf—
tem Steinbruchs⸗Betriebe Veranlaſſung. Der, zwiſchen Mei⸗
ßen und Pirna ſo verbreitete Plaͤner tritt hier in den Be—
reich des Quader⸗Sandſtein-Gebirges und laͤßt es auf das
Beſtimmteſte erkennen, daß ihm ſeine wahre geognoſtiſche Stelle
nicht über, ſondern in dem Quaderſandſteine angewieſen iſt.“
Man kann ihn daher, zufolge dieſer feiner Lagerung,
dem Gault vergleichen, oder man muͤßte, wenn er noch fer⸗
ner als Kreidemergel gelten ſoll, den oberen Quader⸗
Sandſtein als das Aequivalent der Kreide betrachten.
Bam werden wohl nur die Petrefacten entfcheiden
800
Von Pirna aus läßt ſich nehmlich der Plaͤner unter einer maͤch⸗
tigen Decke des oberen Quader-Sandſteines uͤber Rottwerns⸗,
dorf bis nach Brauſenſtein und von da zuruͤck bis gegen Koͤ⸗
nigſtein verfolgen. Zwiſchen Brauſenſtein und dem hohen
Schneeberge iſt der obere Quaderſandſtein ſammt dem Plaͤner
groͤßtentheils zerſtoͤtrt und weggefuͤhrt; allein am Schneeberge
ſelbſt trifft man die Verhaͤltniſſe völlig fo wieder, wie man fie
bey Brauſenſtein verlaſſen hat.
In dem großen Baſſin, welches ſich am Fuße des Erz⸗
gebirges von Boͤhmiſch-Kamnitz uͤber Außig, Teplitz und Com⸗
motau bis Kaden hinzieht, und deſſen Grund in der Tiefe von
Gneiß, Schiefer, Porphyr und anderen aͤlteren Geſteinen gebil—
det wird, trifft man zwey bedeutende ſedimentaͤre Formationen,
nehmlich die des Quader-Sandſteines ſammt dem Plaͤner und
die Braunkohlenformation.
Der Quader-Sandſtein iſt hier nur als unterer Qua-
der⸗Sandſtein vorhanden, wird faſt uͤberall durch den Plaͤner
verdeckt, und erſcheint daher auch nur an wenigen Puncten.
Dieſer Mangel des oberen Quader-Sandſteines iſt eine Er—
ſcheinung, deren Erklarung in denſelben Urſachen geſucht werden
kann, welche die Ausbildung dieſes Sandſteines in dem Baſſin
von Pirna bis Meißen verhinderten, wo gleichfalls nur der
Plaͤner und der untere Quader-Sandſtein bekannt ſind.
Die hier und da, dicht am Fuße des Erzgebirges auf⸗
tretenden Partien des Quader-Sandſteines und Plaͤners führen
uͤbrigens durch ihre Schichtenſtellung zu der Anſicht, daß eine
der ſucceſſiv Statt gefundenen muthmaaßlichen Erhebungen des
Erzgebirges erſt nach ihrer Bildung eingetreten ſeyn kann. Da⸗
hin gehoͤren der Plaͤner bey Mariaſchein und Strahl und der
Quader-Sandſtein bey Deutensdorf; die Schichten des erſteren
fallen 40 — 50 Grad, die des letzteren 70 Grad in SSD,
Die alten, ganz verfallenen Plaͤnerbruͤche bey Oſſeg geſtatten
leider keine Beobachtung uͤber die Lage der Schichten.
Das Braunkohlen-Gebirge iſt namentlich in dem
einen, vorzugsweiſe aus Sand, weichem Sandſtein und weißem
Thone beſtehenden Gliede mit einer Maͤchtigkeit von mehreren
100 Fuß ausgebildet; ſo wenigſtens im Elbthale und in den
oͤſtlich angraͤnzenden Gegenden.
Es ſcheint, daß ſowohl unter als uͤber dieſem Sandſteine
Maſſen von grauem und braunem feinblaͤttrigen Schieferthone
mit Kohlenflögen zur Ausbildung gelangt find, und daß jenes,
bis 40 Ellen mächtige Floͤtz, welches bey Kutterſchuͤtz, Ober⸗
leutensdorf, Ober-Georgenthal u. a. a. O. abgebaut wird,
dem unteren Gliede angehört, wogegen die, uͤber dem Sand:
ſteine und weißen Thone liegenden Kohlenftoͤtze gewöhnlich eine
geringere Maͤchtigkeit deſizen. Die Suͤßwaſſerquarze, welche
beſonders bey Ullersdorf und Jannigg, ferner an der Eremitage
(noͤrdlich von Leitmeritz), dey Offeg (hier an der Saleſiushoͤhe
voll Abdruͤcke und Steinkerne von Anodonta) bey Schuͤmberg,
Goͤrkau und Czernowitz zu beobachten find, duͤrften groͤßtentheils
der Formation des Braunkohlen-Gebirges angehoͤren, deſſen
Bildung fie zum Theil eröffnet zu haben ſcheinen. Zweifelhaft
iſt dagegen das Berhaͤltniß derjenigen Süͤßwaſſerquarz-Bloͤcke,
welche oft in großer Zahl über baſaltiſchen Tuffen liegen, wie
ſolches unter andern am Wodolitzer Berge und fuͤdlich von
Bieloſchitz und Hnoynitz der Fall iſt. g
Daß aber die Politſchiefer und Opale von Kuczlin u. a.
801
O. ebenfalls dem Braunkohlen-Gedirge zugerechnet werden muͤſ⸗
ſen, iſt nicht zu bezweifeln.
Die harten Varietaͤten des Braunkohlen-Sandſteines
werden bey Czernowitz, Strahl und Kloſter-Grab als Muͤhl⸗
und Bauſteine gebrochen, waͤhrend die weichen Varietaͤten, bey
ihrer zerreiblicyen Beſchaffenheit, keine derartige Benutzung ge⸗
ſtatten.
Einige der, dicht am Fuße des Erzgebirges unter dem
aufgeſchwemmten Lande hervortauchenden Partien des Braun⸗
kohlen⸗Sandſteines zeigen eine Schichtenneigung von 20 bis
80 Grad in SSO. und laſſen daher annehmen, daß das Erz⸗
gebirge nach der Bildung des Braunkohlen-Gebirges eine
abermalige, wenn auch nur partielle, Erhebung erlitten haben
muß; ſo beſonders ausgezeichnet bey Ktofter- Grab, Oſſeg und
Oberleutensdorf. Auch liegt auf dem Gipfel des Pur-Berges
ber Czernowitz eine Partie Braunkohlen-Quarz an 500 Fuß
hoch über dem Niveau des Baſſins. f
In dem Bereiche dieſes Braunkohlen-Baſſins zeichnen
ſich die Bildungen von Bafalt und Phonolith aus, von
welchen der erſtere theils in ſtetiger Ausdehnung, theils in vie⸗
len ifofierten Kuppen abgelagert iſt, waͤhrend ſich der andere
faſt nur ſporadiſch in einzelnen Kuppen und Partien zeigt.
Die Baſalt⸗Formation beginnt in ihrem unterſten Gliede ftel-
lenweiſe mit der Bildung von baſaltiſchen Tuffen und Conglo⸗
meraten, auf welche dann die eigentlichen Baſaltmaſſen folgen.
In dem, vormals tiefſten Theile des Baſſins breitet ſich eine
ununterbrochene und fehr maͤchtige Ablagerung von Baſalt aus,
während an anderen Puncten nur einzelne und beſchraͤnktere
Baſaltmaſſen zur Ausbildung kamen. So ſind denn viele von
denen gegenwärtig iſolierten Kuppen nur zerſtuͤckelte Ueberbleib—
ſel einer ehemaligen, ſtetig ausgebreiteten Baſaltdecke; andere
dagegen mögen in urfprünglicher Iſolierung an Ort und Stelle
aufgethuͤrmte Baſaltkuppen ſeyn. Der Durchbruch des Elb⸗
thales laͤßt mehrfach mit Baſalt erfüllte Spalten des Braun⸗
kohlen⸗Sandſteines wahrnehmen, deren Ausfuͤllungen daher als
Bacaltgänge erſcheinen, welche nach oben mit der maͤchtigen
Baſaltdecke zuſammenhaͤngen.
Auch im Gebiete des Plaͤners find viele Baſaltgaͤnge
und andere, für einen gewaltſamen Durchbruch des Baſaltes
ſprechende Erſcheinungen zu beobachten.
Uebrigens zeichnen ſich unter den Baſalten be’onders drey
Var'etäten aus, von welchen die eine, ſchwaͤrzlichgraue und ku⸗
gelig verwitternde, auch am meiſten verbreitete Varietaͤt faſt uur
ſehr kleine Olivinkoͤrner enthält; die andere umſchließt eine
Menge Augitkryſtalle und großer Olivinkörner, erſcheint daher
als ein ſehr cryſtalliniſcher Ba ſaltporphyr, und findet ſich zus
mal in ber Gegend zwiſchen Koloſeruck, Koſel und Robſchuͤtz;
die dritte Varietät enthält viele und große Hornblenderyſtalle
und iſt beſonders in der Gegend von Koſtenblat zu Hauſe.
Die Phonollthe ſcheinen zum größten Theile erſt der
Bildung der Bakalte gefelgt zu ſeyn, und ihnen duͤrfte die be⸗
deutende Erhebung der Braunkohlen⸗Formation und der baſal⸗
tiſchen Plattaur in der Linie von Bruͤr Über Koſtenblat nach
Greß⸗Yrieſen zuzuſchteiben ſeyn. Laͤngs dieſer Linie reihen ſich
tie meiſten jener herrlichen Phonolithkegel, welche die impoſante
Erſcheinung des Mittelgebirges bewirken, als: der Schloßberg
unt Spigberg bey Wehr, der Schladniger und Selnitzer Berg,
|
802
der Vorzen bey Bilin, der Klotzberg bey Koſtenblat, der Mils
leſchauer Berg oder Donnersberg, der Kletſchen, der Prasko⸗
witzer Phonolithberg uſw. Als nicht unbedeutende Nebenglie⸗
der dieſes Zuges treten befonders die Phonolithmaſſen des ho⸗
hen Rieſen bey Hettau, der Hora bey Lippay, des hohen Fran
bey Czenczitz, des Rezne⸗ Augezder Berges, des Loboſch un
viele andere auf.
Hoͤchſt intereſſante Erſcheinungen über das Durchſetzen
zahlreicher Phonolithgaͤnge durch Braunkohlen-Sandſtein, Bas
faltconglomerat und Baſalt bieten zumal die, oͤſtlich von Auffig -
gelegenen Thaͤler und Schluchten bey Weſſeln, Poͤmerle,
Luſchwitz und Klein-Prieſen dar. .
Wie verſchieden das gegenwärtige Niveau des Braun⸗
Eohlen -Sandfteines ſey, ergibt ſich beſonders aus dem Profile
von Meronitz uͤber den Donnersberg nach Auffig. 0
Die Section XII. erſcheint gewiſſermaaßen als ein An⸗
hang zur Section von Teplitz und begreift ſuͤdlich daran ein
Stuͤck von Boͤhmen, genau durch die Eger begraͤnzt, ſo daß faſt
die ganze Charte weiß bleibt. Weſtlich iſt darauf Kralup und
Kaaden an der Eger und ferner Saatz, Laun und Liboſchowitz.
Auch hier theilen wir am beſten die beyliegende Ecklaͤrung mit.
Vom Abfalle des Erzgebirges iſt nur ein kleiner Theil
bey Kralup und Plasdorf zu bemerken, wofelbft Gneiß und et⸗
was Glimmerſchiefer in ſteilen, genau oſtweſtlich ſtreichenden
Schichten auftreten, welche hier, und weit hin nach Suͤdweſten,
von dem Fuße des Gebirges ſchraͤg durchſchnitten werden.
Auch bey Kaaden, Proͤhl und Weſchitz tritt ein, zum Theil in
hohem Grade zerſtoͤrter Gneiß hervor; doch wird derſelbe an
der Eger, dicht bey der Stadt Kaaden, von einem feinkoͤrnigen,
ſehr veſten Granite verdraͤngt, welcher die ſchroffen, nackten
Fel engehaͤnge des Egerthales bis nahe vor Dehlau bildet. Das
ſind denn auch die einzigen Vorkommniſſe von Älteren eryſtal⸗
liniſchen Felsarten; denn alle uͤbrigen, im Bereiche der vorlie⸗
genden Section auftretenden Geſteine gehoͤren weit jüngeren
Formationen an.
Zwiihen dem Erzgebirge und dem Granit-Gneis⸗Ge⸗
birge des Egerthales dehnt ſich nehmlich ein weites Baſſin aus,
deſſen weſtliches Ende in der Naͤhe von Brunnersdorf (jedod)
ſchon auf der angraͤnzenden Section XVI.) gelegen iſt, und in
deſſen Bereiche ſich der Quader-Sandſtein und Plaͤner nebſt
der Braunkohlen-Formation ausbreiten. 4
Der Quader⸗Sandſtein erſcheint ſehr wohl characterifiert
unter dem Plaͤner bey Weberſchan, noͤrdlich von Poſtelberg;
außerdem auch, aber oh ne Plaͤnerbedeckung, an einzelnen Pune⸗
ten zwiſchen Kaaden und Tſchermig, theils als weißer, theils
als grüner Sandſtein, jedoch mit Zwiſchenſchichten eines dun
kelrothen, glimmerreichen Lettens und Sandſteines; daher ſich
auch nur einige wenige und ganz unbedeutende Steinbruͤche in
ihm vorfinden.
Der Plaͤner tritt in der Linie von Wolepſchitz uber We⸗
berſchan nach Laun hervor, und bildet von dort aus nach
Oſten das faſt allein herrſchende Floͤtzgebirge, indem nur bey
Weberſchan der untere Quader-Sandſtein unter ihm zum
Vorſchein kommt, waͤhrend vom oberen Quader⸗Sandſteine
nirgends eine Spur zu entdecken iſt. Dieſer Plaͤner iſt bis⸗
803
weilen recht brauchbar als Bauſtein, und wird als ſolcher, na⸗
mentlich bey Weberſchan, in vielen und bedeutenden Steinbruͤ⸗
chen gewonnen; an anderen Orten iſt er dagegen ſehr merglich
und thonig, fo daß er, zumal in verwittertem Zuſtande, einige
Aehnlichkeit mit manchen Thonen der Braunkohlen-Formation
enthaͤlt. Auf Kalk ſcheint er bis jetzt im Bereiche dieſer Se⸗
ction noch nicht benutzt worden zu ſeyn.
Die Braunkohlen-Formation ſelbſt iſt auf vorliegender
Section nicht nur ſehr verbreitet, ſondern auch in mehreren
Thaͤlern, Schluchten und Schrunden vortrefflich aufgeſchloſſen,
ſo daß man die Zuſammenſetzung und Aufeinanderfolge ihrer
Glieder hier beſſer als anderswo hervortreten ſieht. Vorzuͤglich
lehrreich ſind in dieſer Hinſicht das Egerthal von Saatz bis
nach Tſchermig, die von Stroͤſau nach NW. aufſteigende
Schlucht und die tief ausgerachelten Schrunden bey Welm—
ſchloß und Skyrl. Im Allgemeinen ſcheint das, vorherrſchend
aus weißen Sand⸗ und Thonſchichten mit untergeordneten La⸗
gen und Nieren von Sphaͤroſiderit zuſammengeſetzte Glied die
untere Abtheilung dieſer Braunkohlen-Formation zu bilden,
während das vorherrſchend aus gelblichgrauem, fehr feinblä:tri«
gem Schieferthone zuſammengeſetzte Glied als die obere Ab⸗
theilung der Formation zu betrachten ſeyn dürfte; jedoch ſpre⸗
chen manche Umſtaͤnde dafuͤr, daß auch unter dem weißen
Sande und Thone, wenigſtens ſtellenweiſe, ein aͤlteres, eben—
falls vorwaltend aus Schieferthon beſtehendes Glied vorhan⸗
den ſey.
Die, dieſer Formation angehoͤrigen Braunkohlen⸗Floͤtze
zeichnen ſich durch die Stetigkeit und Regelmaͤßigkeit ihrer Ver⸗
breitung aus, ſcheinen im Allgemeinen von Oſten nach Weſten
ſowie nach dem Fuße des Erzgebirges hin an Maͤchtigkeit zu⸗
zunehmen, und werden an vielen Puncten, wie zB. bey Poſtel⸗
berg, Schießglock, Welmſchloß, Holletitz, Trauſchkowitz, Prieſen,
. Tuſchmitz, Muͤlſau, Brunnersdorf und Kralup ab⸗
gebaut.
Der Quarz und der veſte Sandſtein der Braunkohlen⸗
Formation ſind beſonders ſchoͤn in ſchroffen zerriſſenen Felſen
9 der, zwiſchen Milay und Weberſchan liegenden Kuppe zu
ehen. a
Die Kohlenbrand⸗Geſteine endlich finden ſich bey Muͤlſau,
Tuſchmitz, Luſchitz, Prieſen, Tſchermig und, unter befonders ins
tereſſanten Verhaͤltniſſen, bey Netſchig, noͤrdlich von Laun.
Die Auflagerung des Braunkohlen⸗Gebirges auf dem
Plaͤner iſt übrigens bey Laun fo augenſcheinlich und handgreif⸗
Auf der Charte iſt verſucht worden, das Vorherrſchen
des weißen Sandes und Thones einerſeits und des grauen
Schieferthones andererſeits, wenigſtens im Allgemei⸗
nen durch eine verſchiedene Colorierung dieſer Glieder aus⸗
rem: man darf dieß aber nicht fo verſtehen, als ob
n den gelbcolorierten Partien gar kein Schieferthon, und
in den braunen Partien gar kein weißer Thon vorkaͤme;
was dey 1 innig mit einander verbundenen und
in einander eingreifenden Bildungen nicht zu erwarten iſt.
Iſis 1841. Heft 10,
804
lich zu beobachten, daß auch nicht der geringſte Zweifel dagegen
erhoben werden kann.
Die Bafalt:Formation endlich zeigt ſich vorzüglich con⸗
centriert in dem kleinen Kegelgebirge bey Laun, deſſen weithin
ſichtbare Kuppen insgeſammt dem Plaͤner aufgeſetzt ſind. An⸗
dere Baſaltmaſſen finden ſich bey Kaaden, Weſchitz, Tſchermig
und Stroͤſau; unter ihnen iſt namentlich das Vorkommen bey
Tſchermig, wegen des eigenthümlichen Auftretens des Baſaltes
zwiſchen dem Quader⸗Sandſteine und dem Braunkohlen⸗Gebirge,
ſehr merkwuͤrdig. Endlich ſind noch einige kleine, aber recht
ae gangartige Gebirgsglieder von Baſalt im Plaͤner
nahe bey Kreſſayn zu beobachten.
Außer dem eigentlichen Baſalte finden ſich auch noch
Baſalt⸗Conglomerate und Tuffe, wie namentlich am Koſche
Berge und bey Kaaden. 1 1 le.
Researches in Assyria, Babylonia and Chaldaea,
forming part of the labours of the Euphrates Expedition, b
W. Ain worth, Surgeon and Geologiste. London b 24
1838. 8. 343. t. 5. 7 4 ——
Dieſes iſt ein intereſſantes Werk für die Geogno
die Theologen. Der Verfaſſer ſchildert in ſcharfen 1 17
geognoſtiſche Beſchaffenheit des Taurus und von da an die Länder
öſtlich von Aleppo bis an den Tigris und an den perfifchen
Meerbuſen, die Länder, worinn Aleppo, Ninive, Bagdad, Ba⸗
bplon, Ur, Kornah, Barra uſw. liegen, und nimmt dabey⸗
überall Rückſicht auf die Bibel. Die Schilderung iſt ſo gedrängt,
daß kein Auszug möglich iſt; auffallend ſind aber die Talkforma⸗
tionen, welche in großer Menge im Taurus vorkommen.
Die mittlern und untern Theile des Euphrats und Tigris
find ungeheure Ebenen, zum Theil Sümpfe, 75 1 ;
hügelartige Erhöhungen vorkommen, nicht höher als 20 Ein
Blatt zeigt die leere Ebene von Babplon mit einem einzigen der⸗
gleichen Hügel; ein Holzſchnitt auf dem Titelblatt die Halle des
Chosroes; andere den Hügel von Babel, ein Stück vom Pallaſt
der Semiramis, den Berg Caſlus; ein Ehärtchen den Lauf bei
Euphrats und des Tigris. Dabey ſind geognoſtiſche Durchſchnitt.
in Folio und illuminiert, vom Taurus, vom Euphrat, von den
perſtſchen Apenninen, vom ſüdlichen und nördlichen Kurdiſtan.
S. 17. Phyſtcaliſcher Umriß des Taurus und der Eben
von Meſopotamien und Syrien; Structur des B. ima
Vegetation und Thiere. warn 215
S. 49. Bodenſtructur des Euphrats; Diluvium, Sündfluth
S. 108. Daffelbe, von Babylonien, Chaldäa und Su
flana, verbunden mit der alten Geographie und . g
Länder. graph Geſchi hte biefe,
S. 196. Die Flüſſe von Suflana,
51
805
S. 217. Geologie vom perſiſchen Meerbuſen und der per-
ſiſchen Apenninen. A N ;
S. 237. Geologie von Kurdiſtan, Muſul, Urfah.
S. 267. Felſenformationen des Taurus.
S. 292. Land von Ain⸗Tab und Antiochien, Orontes,
Amanus und der ciliciſche Taurus. f
Wir können uns auf das ausführlichere Geologiſche nicht
einlaſſen, ſondern müſſen uns auf das Botaniſche und Zoologiſche
beſchränken.
Die Taurus⸗Gebirge ſind ſelten über 5000“ hoch, doch
ſoll der Niphates 10,000 haben. Die Wälder beſtehen aus
Pinus pinea, Pinaster halepensis, Quercus cerris, pedun-
culata, sessiliflora, ilex, suber, aegilops, conifera, in-
‚feetoria, Castanea vesca, Ornus europaea, rotundifolia,
Alnus cordifolia, Corylus colurnus, Acer pseudoplatanus,
Fraxinus parvifolia et lentiscifolia; darinn Cicer monspes-
sulanum.
An der Traufe Ceratonia siliqua, Cereis siliquastrum,
Mespilus pyracantha, Prunus laurocerasus.
An den Flüſſen Tamarix gallica, Nerium eleander,
Platanus orientalis, Alnus cordifolia,
In den Niederungen Cupressus sempervirens, Juni-
perus phoenicea, macrocarpa, Myrtus communis, Pista-
cia terebinthus, Genista scoparia, tinctoria, Viburnum
minus, Arbutus unedo, Ilex aquifolium, Ostrya vulgaris,
Daphne pontica, sericea, Buxus sempervirens, Bryonia
eretica, Dianthus arboreus, Clematis orientalis, vitalba,
Cistus incanus, Jasminum fruticans, Lonicera periclime-
num, Rhamnus alaternus, paliurus, Poterium spinosum.
An der Nordseite des Taurus Phillyria latifolia et an-
gustiſolia.
An der Südſeite Rhododendron ponticum et maximum.
Die Heiden ſelten. Erica arborea bey Sis, E. scoparia bey
Antiochien.
Angebaut: Wein, Feigen, Mandeln, Oliven, Weizen,
Triticum spelta, Hordeum hexastichon et distichon.
Galläpfel ſammelt man von Quercus infectoria, aegilops
et conifera.
Birnen, Aepfel und Apricoſen in Ueberfluß; die Wurzeln
von Astragalus christianus et Crambe orientalis werden ge⸗
geſſen; Rhus cotinus färbt roth, Rhamnus catharticus et
Valantia articulata gelb.
In den ruſſiſchen Steppen herrſcht Robinia frutescens,
Hedysarum grandiflorum, Astragalus austriacus, sulcatus,
Oxytropis caudata, pilosa, Prunus cerasus et nana, Ar-
temisiae; in der Ebene von Bokhara Astragalus et Robinia,
dann Tamarix, Borragineae (Anchusa, Myosotis, Onosma,
Echium, et Lithospermum), Cruciferae (Hesperis, Chei-
ranthus, Sinapis, Arabis et Raphanus), Liliaceae (Hy-
poxis, Iris, Tulipa, Anthericum, Allium, Ornithogalum,
Asphodelus). ö
Cnjcus, Carduus, Centaurea, Calcitrapa.
‚coriaria am Euphrat.
num. Gemein ſind: Astragalus tragacantha, poterium,
Oxytropis uncata, Mimosa agrestis. e Nit
Im October und November iſt alles vertrocknet; dam
kommen aber die Wolken vom Nil her und es wird alles grün; im
Frühjahr Amaryllen, Aſphodelen, Liliaceen, Melanthaceen und
Orchiden; im Sommer wollige und dornige Pflanzen, beſonders
an Papilionaceen
häufig, aber klein; am meiſten in die Augen fallend die gewürz⸗
haften Labiaten Stachys, Thymus, Sideritis, Satureia et Ori-
ganum, nirgends ein Baum; eine Salix, ein Rubus und Rhus
Auf Feldern Glycyrrhiza glabra et echinata, Mimosa
agrestis, Euphorbia pyrrhus ? pre
An Quellen Platanus orientalis, ungeheuer groß, einer
bey Bir 36“ im Umfang, einer bey Antiochien 427.
Nützliche Pflanzen: Weizen (Honta), Gerſte (Shaeir),
‘Ervum lens (Addes), Cicer arietinum (Hummes), Vicia
806
ZBerſtreut: Sedum sempervivum, Euphorbia, Calligo-
faba (Tul), Lathyrus sativus (Jilban), Vicia nissoliana
(Kischna), Phaseolus maximus (Maäsh), Holcus sorghum |
(Dura), Medicago sativa (Fusa), Holcus bicolor.
RD
Cucumis citrullus (Jibbes), C. melo (Batech), Sola-
num melongena
miyah).
Obſt: Olea europaea (Zeitun), Pistacia offieinarum
(Baydinjam), Hibiscus esculentus (Ba-
wm 4
(Fistuk), Morus alba (Tut), Morus nigra (Tut shomy),
Punica granatum (Roman), Ficus carica (Tin), Prunus
cerasus (Kirraz), Prunus armeniaca (Mish mish), Amyg-
dalus persica, Pyrus malus (Tuffa), Pyrus communis
(Nijaz), Pyrus eydonia (Sfirgle), Cornus mascula (Kirrasi),
Juglans regia (Juz), Corylus avellana.(Binduk), Rhamnus
zizyphus (Anab), Fagus castanea (Abu furwa), Pinus cem-
bra (Sinnuber), Amygdalus communis (Luz.)
Nicotiana tabacum (Tuttun), Sesamum orientale (Sim-
sim), Ricinus communis (Khurwa', Cannabis sativa (Kim-
bis), Trigonella foenum graecum (Hulby), Carthamus tin-
etorius (Curtim), Gossypium herbaceum (Kuti).
Nützliche Pflanzen angebaut in den Feldern: Capparis
spinosa (Kibbar), Borrago officinalis (Sarral tur), Malva
rotundifolia (Hubeisi), Rumex acetosa (Hornaid), Sisym-
1
brium nasturtium (Rishad el moi), Lycoperdon tubero-
sum (Kimmai), Satureia hortensis (Zabre), Sinapis orien-
talis (Hurdle), Tordylium syriacum (Shik akul), Glyeyr-
rhiza glabra (Sus), Asparagus officinalis (Hilleun), Die
Blätter von Arum colocasia (Kolcas) werden als Papier ge⸗
braucht. Oeſtlich von Muſul liefert eine Scorzoners viel Nahrung.
Gummi tracanth gewinnt man von verſchiedenen Astra- ö
galus; in Perſten nach Olivier von A. verus, bey Aleppo aber
von A. tragacantha, alopecuroides, guttatus, poterium
und noch von andern; denn es gibt 12 in der Gegend. Henna
liefert Lawsonia inermis.
Am Euphrat eſſen die Araber die Blätter von Lactuca,
Sonchus et Carduus, die Zwiebeln von Allium cepa, einer
807
Seilla, Ixia et Crocus, welche fo ſüß wie eine Mandel ſchmeckt.
Die Expedition aß oft ein wildes Atriplex ſtatt Spinat.
S. 36. Zoologie.
Die Affen, deren Wohnſitz beginnt mit 38 6, find in Aſ⸗
ſyrien und Babylonien unbekannt, könnten aber bloß ausgeſtorben
ſeyn: denn ein kundiger Hebräer ſagte mir, man müſſe die trau⸗
rigen Weſen, welche als Bewohner des gefallenen Babylons pro-
phezeyt wurden, für Affen halten. [Wohl für Geckonen. O.]
0 Fledermäuse zahlreich. Im Sternen⸗Caſtell am Euphrat,
beſonders viel Rhinolophus, welche Tenebrio molitor et ob-
scurus freſſen und einen Dermestes wie unſer vulpinus.
Nyeteris iſt auch da.
Erinaceus auritus et Sorex pusillus.
Die reißenden Thiere find in biefen Gegenden die wich»
N Der Löwe an den untern Theilen des Euphrats und Ti⸗
gris. Seine Fußſtapfen bemerkten wir zuerſt an dem Khabur;
aber der 56 5 8 Lynch ſtieß auf einen Löwen bey Balis, alſo
ſehr nördlich. iner von den Ufern des Tigris, im Beſitze des
Oberſten Taylor, Reſident zu Bagdad, hatte nicht den iſabell⸗
gelben Pelz des arabiſchen und perſiſchen, ſondern war braun,
wie der von Bombay.
Eine mähnenloſe Varietät des Jagd⸗Tigers, welche einige
Naturforſcher von Felis jubata unterſcheiden als F. veuatica,
der Faahd der Araber iſt nicht ſelten in den untern Strichen des
Tigris und Euphrats. Zu Bagdad war auch ein Stück, eben
ſo gelehrig, wie der perſiſche Puſe: ungeachtet die Klauen nicht
zurückziehbar ſind, klettert er doch ſehr leicht auf Bäume.
Die gemeinſte Katze aber iſt Felis chaus von Gülden-
stedt, welcher ich bey der Jagd auf einige Schritte nahe kam.
Ich ſah auch bey Maraſh ein größeres Thier der Art, vielleicht
Felis pardus, welcher den Amanus und Libanon bewohnen ſoll.
Die Bergbewohner nennen ihn Nimer. Felis pardina bewohnt
den Amanus und Taurus. Wir begegneten auf der Jagd bey
Tchokur Ovah unweit Miſſiſah an einem Tage 8 Stuͤcken von
dieſer Gattung. g
Der Luchs (Wuſhak) bewohnt die waldigen Striche.
Die geſtreifte Hyäne iſt ſehr gemein in allen Arten von
Gegenden und ſteckt hinter einer Mauer oder einem Strauch. Es
wurde auch eine weiße Varietät bemerkt.
Der Wolf (Dib) iſt ſehr gemein am Taurus. In den
Ebenen vertritt ſeine Stelle der tatariſche Wolf; im Süden ſind
beyde ſelten.
Der ſchwarze Wolf (Canis lycaon) wurde an den Ufern
des Sajurs geſehen.
Der Jackal (Canis aureus) ſo häufig im Oſten zeigt einige
Unterſchiede in Syrien, am Euphrat und in Perſien, welche aber
noch nicht gehörig beſtimmt ſind.
Füchſe (Taäleb) find gemein; am Euphrat immer Canis
corsac, im Taurus aber unſer gemeiner Fuchs (Canis vulpes).
Bären ſind nicht ſelten im Taurus und in den perſiſchen
808
Apenninen. In Kurdiſtan heißt ein ſchwarzer Bär Manga Mar;
eine andere Art Gameſh; bey Muſul gibt es einen braunen Bä⸗
ren mit Namen Duba; man bringt ihn auch von den Gebirgen.
Der ſchwarzöhrige Luchs (Kara kulak) bewohnt dieſelben
Hügel; ein Dorf im Amanus hat nach ihm den Namen.
Herpestes ichneumon von Olivier kommt auch vor.
Der Iltiß (Polecat) häufig um Aleppo; heißt Eben aurse.
Katzen (Kuth sive Kutta) gibt es dreyerley; die gemeine
Hauskatze, eine gemifchte Art und die perſiſche (Kutta Ajemy).
Die Hunde find der Bazaar- oder Stadthund, der turko⸗
maniſche Hund mit langen Ohren und langem lindem Haar; der
Schäferhund. Es gibt auch Baſtarde von Hund und Wolf und
von Hund und Fuchs.
Im Taurus und andern Gebirgsgegenden findet ſich der
Ratel, der Zobel und die Genethkatze.
Die Fiſchotter (Lutra vulgaris 2) am Euphrat, Tigris
Karun uſw.
Den Biber (Castor fiber) fand die Expedition im Euphrat
und Khabur.
Spermophilus eitillus, Arctomys marmota, Cricetus
vulgaris, der große und gemeine Siebenſchläfer ſind Bewohner
der Bergwälder. Verſchiedene Jerboa bewohnen die Ebenen: die
gemeinſten find Dipus gerboa, jaculus, sagitta et pygmaeus;
außerdem noch unbeſtimmte Gattungen.
Aspalax typhlus (Georychus typhlus), der Mullwurf
der Alten, iſt häufiger in den Ebenen von Kurdiſtan.
In den Ebenen gibt es eine Mustela, vielleicht Mustela
sarmatica, mehrere Gattungen im Taurus; Mustela martes in
den Gebirgen Chamlu Bel und Cara Bel.
In den Wäldern von Aran am Euphrat bekam ich einen
neuen Gerbillus, verſchieden von G. tamaricinus, indem er
mit dem Schwanz 17“ mißt.
Die gemeine Ratte der Gegend ſcheint Mus decumanus
zu ſeyn. Die Mäuſe zahlreich und. verſchieden; eine zu Bir iſt
unbeſchrieben.
Eichhörnchen in. Menge in den Wäldern, unbeſtimmt.
Stachelſchweine (Kimfud) auch häufig.
Zweyerley Haſen, der turkomaniſche in den Ebenen, und
der Haſe der Wüſte mit langen Haaren und Ohren.
Kaninchen (Arneb) ſind ſelten.
Das Wildſchwein iſt überall gemein.
Das wilde Roß von Meſopotamien, welches Equns Thur
oder E. hemionus ſeyn ſoll, konnten wir nicht bekommen.
Vom zahmen Roß zwey Arten: das arabiſche, dünnbeinig,
ſchlank, hart und ſchnell; das turkomaniſche größer und ſtärker.
Eſel größer als in England; eine verbeſſerte Art ſchlank,
hurtig und leichten Schritts; der Eſel von Damaſeus mit langem
Leib, langen Ohren, glatter Haut und dunkler Farbe.
609
An der Spitze der Wiederkäuer ſtehen die Cameele, wovon
das nützlichſte das arabiſche (Camelus dro:nedarius) mit einem
Buckel und blaß fahlbraunem Fell; das perſtſche (C. bactrianus)
mit zwey Buckeln und reichlichem Haar auf dem Nacken.
Das gemeine turkomaniſche Cameel ift ein Baſtard von
beyden vorigen und ſehr brauchbar, größer, ſtärker und mehr be⸗
haart. Seine gewöhnliche Ladung iſt 400 Pfd. jederſeits; einige
tragen noch mehr. Iſt ſchwerer zu behandeln und erträgt weniger
Hitze, als das arabiſche.
Von dieſem gibt es zwey Varietäten: das Dromedar, die
beſte Art mit kleinerm Buckel und ſchlankerm Leibe, geht ſehr
hurtig, wird im Krieg gebraucht und überall, wo Eile nöthig
iſt und der Gang beſchwerlich.
Das gemeine arabiſche Cameel iſt hellbraun, trägt felten
mehr als 250 Pfd. jederſeits, begnügt ſich mit dem Abwaiden
der Diſteln und rauhen Sträucher am Wege, und kann ſehr lange
das Waſſer entbehren.
Der Danmihirſch (Cervus dama) iſt gemein in einigen
Theilen des Taurus, beſonders in Kara Bel und Chamlu Bel.
Der gemeine Hirſch (C. elaphus) ſoll auch daſelbſt vor⸗
kommen.
Das Reh (C. capreolus) iſt nicht ſelten.
Antilopen mehrere: eine im Gebirge mit dunkelbraunem
Mücken und Hals, hüpft außerordentlich. Die Ghazal (Antilope
dorcas) oder die Antilope der Ebenen iſt nicht ſo zierlich und
nicht fo lebhaft, aber ſehr flüchtig und gefällig. Sie find fo
zahm, daß fie oft rudelweiſe unter den Schafen weiden. Am
Tigris bey Kut Aamarah vertritt ihre Stelle die A. subgut-
turosa.
Geißen gibt es viele Varietäten. Die von Syrien hat
langes brannes Haar, kurze ſchwarze Hörner, abwaͤrts gebogen,
biingende Ohren. Die vom Taurus gewöhnlich Angora ⸗Ziege
genannt, iſt weiß mit rorhbraunen Ohren und gelben Hörnern,
das Haar fein und zottelig.
Die kurdiſtaniſche hat langes ſchwarzes Haar, zottelig
und feidenartig, Horner aufwärts gebogen, Ohren haͤngend und
ſchwarz mit braunen Spitzen; fo auch bisweilen die Fuͤße. Un:
ter den wilden bewohnt den Gaucafus Capra ibex, und nach
einigen Hoͤrnern bey einem Förſter auch Capra caucasica.
Schafe von zweyerley Art: das gemeine tatariſche mit
ungeheurem Haͤngſchwanz, 15 Pfund ſchwer, bisweilen mehr;
das Bedowin⸗Schaf (Runnam), deſſen Schwanz nur ein we⸗
nig größer und dicker als bey dem unferigen iſt.
Ovis ammon wurde zu Azaz bemerkt.
Rinder von dreyerley Art.
Der Büffet (Bos bubalus) wird am meiſten gepflegt bey
den Turkomanen und den Arabern am Euphrat.
Das bifonartige Rind, wovon Stier und Kuh einen
Buckel haben, iſt auch haͤufig am Euphrat.
Das gemeine Rind (Bos taurus), wovon der Stier al
‘Tour heißt, und die Kuh el Bur: davon gibt «6 zwey Varie⸗
————
810
taͤten; eine große mit duͤnnem Bauch und langen ſchlanken
Fuͤßen; eine kleinere mit kurzen Hammen.
S. 42. Voͤgel.
Die in der noͤrdlichen Ebene ſind einerley mit denen des
Taurus und ſtimmen mit den europaͤiſchen uͤberein; die euro⸗
paͤiſchen Zugvoͤgel bleiben nicht lang. Im ſuͤdlichen Theil der
Ebene gibt es wenig Voͤgel.
Raubvogel find häufig. Vultur perenopterus gemein
faſt in allen Städten, und lebt an Fleiſchbaͤnken oder Begraͤb⸗
nißplaͤtzen. .
Vultur fulvus wurde geſchoſſen von Doctor Helfer [nun
este) zu Bir. \
Falco ossifragus nicht felten.
F. milvus ſchwebt Über den Ebenen; tinnunculus et gen-
tilis (Shahin) werden zur Jagd aufgezogen.
Eulen haͤufig im Taurus und in den Kalkkluͤften des
Euphrats: Strix bubo (Bumi) flammea, passerina, ura-
lensis. “
Corvus corax, corone (Zagr), cornix, monedula.
Garrulus pica kam im October; Oriolus gracola 11
gieng in demſelben Monat.
Coracias garrula (Shikrak) et Sturnus (Zurzur) gläns
zender als die unſrige. -
Turdus musicus (Dudge), merula (Shahrur), rufus
gaxatilis et roseus (Smurmur), der berühmte Heuſchreckenvo⸗
gel des Plinius. 8 8
Cinclus aquatiens; ein Edolius.
Der Bulbul von Syrien iſt unſere Nachtigal, der von
Perſien ein Turdus.
Der Becsfjen heißt Asfur el Tin oder Feigenſpas. N
Regulus iſt hier ein Zugvogel.
Troglodytes europaeus (Fistis) und zwey Saxlcola
trifft man auch an. i
Alauda arvensis (Dullan) ſelten, A cristata (Kembr)
die gemeinſte. A. alpestris, calandra et tatariea.
Parus major et ater.
Emberiza hortulana et eitriuella.
Fringilla domestica folgt allen Zelten.
Von Fringilla gibt es 4 oder 5 Gattungen, worunter
det Goldfink (Sukakia) — [wohl Fringilla carduelis.)
Cuculus canorus (Humam). f
Klettervoͤgel ſelten, außer in den Waͤldern.
quilla et duo Piei faſt allein.
Upupa epops (Shibubuk) iſt überall gemein.
Merops apiaster (Wurwar) et caeruleo-
deren Erdhoͤhlen von den Schakalen aufgewühlt werden.
vunx tor»
|
811
Drey Alcedo, Europa fremd.
Zwey Hirundo et Caprimulgus europaeus.
Vierzehn Tauben, worunter C. risoria (Sit el rum) et
testaceo - incarnata Forskal.
Ein Lagopus, geſchoſſen bey Bir. Der häufigfte am
Euphrat und Tigris war Perdix francolinus; in den Ebenen
Pterocles arenarius in Schaaren von Millionen; an Felſen
in den Ebenen Perdix petrosa; im Taurus Perdix cinerea,
rufa, graeca und die ſchwarze.
Ich habe Syrrhaptes pallasii ſehr ſuͤdlich bey Kut
Aamarah am Tigris geſchoſſen.
Wachtel nicht gemein.
In den Waͤldern Phasianus colchicus (Djage) und ein
anderer mit Namen Dik busranwy.
Struthio camelus (Naämey) iſt jetzt ſelten im weſtlichen
Aſien; Otis tarda aber noch ſehr gemein. Die Trappen von
Arabien und dem ſuͤdlichen Meſopotamien ſollen andere Gat⸗
tungen ſeyn.
Mehrere Charadrii mit Fluͤgelſtacheln; Tringa squäta-
rola; vier Schnepfen, ſieben Reiher, zwey Rallus. Fulica
porphyrio gemein am Euphrat; ebenſo Machetes pugnax.
Pelecanus onoerotalus, 10 Anseres, worunter A. ni-
gra (Kara butik), clypeata (Abu malak), boschas (Butt
burri) et A. sirsaeir Forskal. Mergus merganser, Co-
Iymbus auritus,
Am Euphrat zwey Larus, eine Procellaria und ein
Cormoran. |
S. 45. Fiſche.
Die merkwuͤrdigeren find: der Aal von Aleppo (Simmak
Ingliz), beſchrieben von Gronovius (Zoophylacium nr. 402.)
nehmlich Ophidium mastacembalus, zwey Siluri (Babuge),
Cobitis barbatula (Kebudy), Barbus vulgaris (Kirsin), der
Amen Fiſch am Ober-Euphrat und im Sumpfe bey Urfahz
yprinus cephalus (Burak), mehrere Binny, einer bey Alep⸗
po, einer von Forſkal, und der Kellori der Inngeborenen;
Muraena anguilla (Simmak Keiat) im See von Antiochien,
wo auch zwey Karpfen und ein Cobitis.
Der berühmte Schwarzfiſch (Simmak el Aswad) iſt ein
Macropteronotus. Forellen ſind gemein im Taurus.
ech
Zahlreich in dieſer Gegend; in den Ebenen zwey Schild⸗
kroͤten, wovon eine wie T. graeca; zwey Emys im Euphrat;
eine Trionyx ebenda, und eine im Orontes. y
In den Ruinen drey Gecko; das gemeine Chamäleon
in Wäldern. ö
Die Lurche in der Ebene meiſtens Iguaniden und La⸗
certiniden mit ziemlich viel Schlangen. Die Eidechſen meiſtens
breit mit dicken Köpfen und ſchluͤpferiger Haut gegen bie Son⸗
nenſtrahlen. Einerley Agamen an entfernten Orten. Die
Iſis 1841. Heft 10.
812
zahlreichen, großen, nicht giftigen Schlangen ſcheinen davon zu
leben; Vipern mehr von Nagthieren. |
An den fruchtbarern Ufern des Euphrgts große Ameiven
gemein, ſelbſt in Ruinen; eine bey Balis 2½“ lang. Man
weiß nicht ſicher, ob nicht am oberen Euphrat ein Crocodill
vorkommt.
"hi
Batrachier 7 Gattungen in den Baͤchen der oberen
Striche, aber keine in den Ebenen und an der untern Strecke
des Euphrats und Tigris.
Kerfe. Fi
Dr. Helfer hat viele gefammelt, beſonders am Euphrat.
In den drey duͤrren Monaten Truxales, Locustae et
Acridia; einige geſtreifte Falter aus der Sippe Maniola.
Vier Pimeliae an den duͤrrſten Stellen.
Vierzig Brachelytra, fuͤnf Pselaphi; Carabus hem-
prichii ſehr gemein in den Ebenen. Melasomae et Pime-
liariae ſehr zahlreich. 1 5
Cureulionides 60 Gattungen; Cogeinellae ſehr haͤufig;
Chrysomelinae ſelten; Lamellicornes wenig; Aphodii ſehr
gemein zu gewiſſen Zeiten in Fluͤgen wie Heuſchrecken.
Auffallend iſt beym Uebergang aus den hoͤheren Ebenen
zu den tieferen der Mangel aller ausdauernden Straͤucher auf
den Huͤgeln. Die Kreidenfelſen ſind mit Sinapis et Brassica
bedeckt; die ſonſt häufigen Aceipitres ſind hier ſelten. Anag
nubica, ein gemeiner Vogel am Euphrat, zieht von Dongola’
und Nubien im Fruͤhling. Wir gruben Truͤffeln auf 5“ tief.
Auf den Hügeln. von Kara Bambuch ein Amygdalus, ein;
Prunus, ein Astragalus und Mimosa agrestis im Fruͤhjahr;!
auf den Wieſen Graͤſer, Adonis, Chamillen, Chrysanthe-
mum, Erysimum und andere Tetradynamiſten
In den Ebenen von Balis waren manche Stellen ganz
mit Cochlearia bedeckt, andere mit Chamillen, andere mit
Viola tricolor, oder Anthoxanthum odoratum. 23 neue
Pflanzen folgten uns von Balis an 140 engliſche Meilen am
Fluſſe herunter. Dort begann auch Tamarix. Das Geſtraͤuch,
füblih von Balis, wird von einem Populus (Gharab) mit
lanzetfoͤrmigen Blättern gebildet, den man für eine Weide ans
geſehen hat. Darinn nichts anders als ein Lyeium, Rubus,
Clematis und zwey Asparagineae nebſt der Tamarix; ſon⸗
derbar, daß die Spatzen daſelbſt niſten weit von Wohnungen.
Merops apiaster baut an oder in Wege, wo die Erde veſt
getreten und daher nicht ſo leicht von den Schakalen aufge⸗
wuͤhlt wird; deßhalb baut er auch an die ſenkrechten Ufer.
Suͤdlich von Rakkah in den Waͤldern von Aran erſcheint
zuerſt Morus alba; bey Zenobia beginnen die Dolden-Pflans
zen vorzuherrſchen; Anah iſt der ſuͤdlichſte Punct fuͤr den Oel⸗
baum und der noͤrdlichſte fuͤr den Dattelbaum. Zu Zubbah
im Hadiſah niſten Graculus und Zurteltauben auf demſelben
aum.
Die Wuͤſte Zenophong von Kahbur oder Araxes bis zu
Rehoboth iſt noch wie zu feiner Zeit voll Wermuth (Worm-
52
813
wood); und waͤchſt noch etwas anderes da; fo hat es mei ⸗
ſtens einen gewuͤrzhaften Geruch.
In den Alluvial⸗Ebenen der dritten Zone, nehmlich
Babylonien, Chaldia und Suſiana hoͤren die filzigen und
ſtacheligen Pflanzen auf, und es folgen dafür Fettpflanzen.
S. 49. Felſen⸗Formation am Ufer des Euphrets vom
Taurus dis Babylonien. Meiſt Kalkſtein aus der Kreidenreihe
mit Terebratulae, Ostre ae, Ananchites et Crinoidea. Die
Gegend ſehr traurig, an der Weſtſeite Eichwaͤlder, am Oſtufer
gar nichts. Bey Somieſat wird das Thal 10 Meilen dreit
und voll Doͤrfer mit Feldbau; Der Euphrat macht aber da⸗
ſelbſt keinen Bug nach Oſten. Auf einem Weg von 91 Meis
len bis Zenobia fand ich vier Pappelwaͤldchen, fünf Waiden
mit Doͤrfern, 12 Suͤmpfe, ſoviel Felder, 4 Anger mit Buͤ⸗
ſchen, 8 mit Artemisia und 27 mit Tamarix.
Das Thon⸗Alluvium ſuͤdlich von Zenodia iſt bedeckt mit
Gras und Jasmin⸗Straͤuchern, am Ufer Pappelwaͤldchen. Suͤd⸗
lich vom Araxes alles voll Wermuth mit wilden Eſeln, Roſſen
und Trappen; Strauße und Rehe ſelten; das Land ſo eben
wie ein Meer.
Ueberall findet ſich eine Breccia mit Knochen von Jerboa,
groͤßern Vierfuͤßlern und Vögeln, vielleicht auch mit menſch⸗
lichen Kunſtwerken. Die berühmten Quellen von Bitumen bey
Hit, dem alten Is, find noch vorhanden. Sie lieferten Ba⸗
bylon den Mörtel und wurden von Alexander, Trajan und
Julian beſucht. Man gewinnt auch daſelbſt Salz; finden ſich
in thonhaltigem Kalkſtein, worinn Aluminit. Darauf folgen
Unterſuchungen über das Diluvium und die Suͤndfluth.
S. 108. Die Alluvial⸗Diſtricte von Babylonien, Chal⸗
dia und Suſiana, betragen 32,000 geographiſche Quadrat⸗
Meilen bis zum perſiſchen Meerbuſen.
Die Hügel in dieſer Ebene ſind nichts anders als Ruinen
von Staͤdten. Im Boden findet man Verſteinerungen von
Trochus, Buccinum, Süßwaſſer⸗ Schnecken, Mytilen, Cardien,
Venus und eine Cyrena.
Die Vegetation meiſtens aus Salzpflanzen, die Ufer mit
Geſtraͤuch von Tamarix und Acacien und bisweilen mit dem
genannten Pappelbaum; keine Salix babylonica. Die gemeine
Tamarix iſt die Athleh von Sonnini, Tamarix orientalis
Fors kal. Der einſame Baum von einem fremden Anſehen
in dieſer Gegend, welchen Ricke Lignum vitae nennt und
der auf den Ruinen des Schloſſes (Kasr) von Babylon waͤchſt,
und als Ueberbleiſel der haͤngenden Gaͤrten betrachtet wird, iſt
auch eine Tamarix, aber eine andere Gattung mit ſchuppigen
Zweigen und langen Blattſtielen. Dieſer Baum findet ſich auch
an den Quellen von Farſiſtan. In den Sümpfen von Chal⸗
daa, wo ſich Euphrat und Tigris vereinigen, iſt alles mit Schilf
bedeckt und an trockenen Stellen mit Reiß der Araber. Bey
Ueberſchwemmungen fließt das Waſſer durch ihre Hütten und
die Wiegen der Kinder ſchwimmen darauf angebunden an den
Giebel. An den Graͤnzen des Waſſers und des Landes Maris-
cus elongatus wie M. elatus: Dolde zufammengefeßt,
Aehre walzig, Aehrchen verlängert, zahlreich und ſperrig, Deck⸗
blätter länger; in jedem Aehrchen 9 — 18 Reihen von Bluͤthen.
Halm 2“ hoch; Wurzeln faſerig und ſtark, halten die Erde veſt,
814
beſonders zur Zeit der Fluth, welche bis hieher reicht, daher
dieſe Pflanze ſehr wichtig.
Am weſtlichen Ufer des Euphrats 15 Meilen von der
Muͤndung ſteht ein Dorf mit einem Dattelwald auf dem neu
gewonnenen Boden. In den Schlamm:Ufern näher am Meer,
welche zur Ebbe trocken liegen, lebt eine Gattung von Gobius,
welche ſich in die Erde graͤbt und dieſelbe zur Aufnahme der
Pflanzen vorbereitet. Dieſe Fiſche, welche wie andere
Acanthopterygii mit labyrinthfoͤrmigen Kiemen außer dem
Waſſer leden Eönnen, erluſtigen ſich in der ſtaͤrkſten Sonne des
Sommers, liegen zu Myriaden auf dem Ufer, und bewegen ſich
ſeht hurtig bey der Annäherung von Vögeln. Das Vermögen
der Ortsbewegung kommt von einem beſonderen Bau des Kies
mendeckels, woran 3 ſeiner Theile zu einer Knochenplatte ver⸗
wachſen find, dazu kommen die Bruſtfloſſen in eine hohle
Scheibe vereinigt, wodurch eine Art Sohle oder Fuß unterm
Bauche gebildet wird.
In den Dattelwaͤldern iſt Glycyrrhiza glabra die haͤu⸗
figſte Pflanze.
Der Alluvial-Boden zwiſchen dem Karun, der von Oſten
her in den Tigris fällt und den Jecahyi, heißt Kaban, zwiſchen
dieſem und dem Meer Dorgheſtan, und iſt ohne alles Grün;
bisweilen zeigt ſich darauf eine zerſtreute Heerde von Gazellen
oder eine lauernde Hyaͤne, hin und wieder Salsola, Salicornia
et Ononis; ſonſt Mariscus elongatus: Cyperus conglome-
ratus und eine Luzula. ;
Man pflegt die duͤrren Cyperaceen anzuzuͤnden, wobey
ſich die Flammen fuͤrchterlich ſchnell ausbreiten. Dann ſchwe⸗
ben daruͤber im Rauch zahlreiche Raubvoͤgel, Falco milvus
(Kites), Geyer und große, graue Raben, um die Thiere weg⸗
zuſchnappen, welche aus ihren Loͤchern kommen, wie Jerboa,
Spitzmaͤuſe, Schlangen und Eidechſen. Das alte Bett des
Karuns iſt mit Cyuodon linearis bedeckt, was ſich gegen das
kahle Land umher freundlich ausnimmt.
S. 148 folgt das Hiſtoriſche dieſer Ränder; ſehr wichtig
für den Theologen, nehmlich den Forſcher im alten Teſtament.
Er beſtimmt darinn nicht bloß die Laͤnder genau, worinn Abra⸗
ham und andere Urvaͤter gelebt haben; Ur, Teredon, Senaar,
Babel, die Canaͤle von Babylonien, die Theile der Stadt.
Die Oberfläche des Huͤgels vom Thurme Babel beträgt 49,000
Quadratſchuh und iſt hoch 64.
Der Hügel des Palaſtes (Kasr) 700 Stab (Yard) lang
und breit und iſt noch voll von Backſteinen mit Innſchriften.
S. 196. Die Fluͤſſe von Suſiana, Daniels Grab,
Lage von Suſa. 5
S. 217. Geologie vom Anfang des perſiſchen Meer⸗
buſens. Darinn Mytilus margaritiferus. Die Perlſiſcherey
von Kharij wetteiferte ehemals mit der von Bahrein. Verſteinerte
Coni et Strombi find die gemeinſten; keine Madreporen, aber
viele Echinodermata, Zoophyta, Balani. Oſtraciten und
Pectiniten, fo friſch wie aus dem Meer, worrinn Trochi,
Cypraea arabica, ein Strombus und eine Arca. a
©. 224. Bau desjenigen Theils der perſiſchen Apennk⸗
nen in Farſiſtan, welcher bey Diodorus Siculus Climaces heißt.
#
915
S. 237. Geologie von Kurdiſtan.
In der Folge werden Thiere und Pflanzen nicht mehr
aufgeführt.
Flora Comitatus pesthiniensis,
auctore J. Sadler, Prof. Peschini apud Kilian. Ed. 2. 1840,
8. 499.
Ungarn iſt ein ziemlich ſuͤdliches Land mit hoͤchſt manch⸗
faltigem Boden, der noch nicht uͤberall durch Cultur der Flora
entzogen iſt; deßhalb iſt fie auch reicher, als in andern Laͤndern
unter gleicher Breite. Der ruͤhmlichſt bekannte Verfaſſer hat
keine Muͤhe geſpart, um alles zu ſammeln, was ſeine reiche
Umgebung traͤgt. Die Flora iſt, was man loben muß, nach
dem linneiſchen Syſtem entworfen. Die Charactere ſind ſelbſt⸗
ſtaͤndig bearbeitet, kurz gefaßt, haben den Fundort und die
Vlüͤthezeit nebſt kleinen Erläuterungen. Abbildungen und andere
Citate find nicht gegeben, ohne Zweifel, um alles in einen
Band zu bringen. Die Schrift iſt bequem eingerichtet; vor
jeder Claſſe das Schema der Sippen. Das Buch wird gewiß
feiner Abſicht entſprechen. Auch iſt es wichtig für die Geographie
der Pflanzen, und daher den Gelehrten unentbehrlich.
Neuere Beyträge zur Schmetterlingskunde
bildungen nach der Natur, herausgegeben von Freyer.
el Augsburg beym Verfaſſer und bey Kollmann, 1841.
Heft 57 — 60. 4. T. 337 — 360.
Der raſche Fortgang dieſer huͤbſchen und intereſſanten
Abbildungen ſcheint anzudeuten, daß fie mit Beyfall aufgenom⸗
men werden, was ſie auch allerdings verdienen; auch iſt der
Subſcriptions⸗Preis von 1 fl. 24 kr. für jedes Heft von 6 illu⸗
minierten Tafeln gewiß ſehr billig.
Dieſe Hefte enthalten wieder viele Seltenheiten, vorzuͤglich
von Kindermann, Vater und Söhne, welche letztere im füds
lichen Rußland ſehr fleißig geſammelt haben. Bey den innläns
diſchen iſt überall die Futterpflanze, Raupe, Puppe und Fliege
abgebildet, bey der letztern die rechten Fluͤgel von der Unterſeite;
es wäre hier wohl beſſer, wenn fie vom Leib abgeruͤckt wären,
wie es bey Eſpers Abbildungen geſchehen iſt, weil man dann
auch den inneren Rand der Fluͤgel vollſtaͤndig ſieht.
Dieſe Hefte enthalten:
Papilio niobe, populi var., eribellum, cinarae, car-
mami, fritillum, ossianus, iphis. i
Bombyx pruni, maculosa, honesta, intercisa.
Noctua multangula, miniosa, cruda, solaris, luc-
tuosa, leucomelas, vallesiaca, numosà, rimula, cineracea,
mixta, biornata, santonici, balsamitae, leucodon, imbuta,
alopecura, conciunula, parallela, eretula, signalis.
FC
— —
816
Tortrix acutana, hartmanniana.
Geometra sociaria, effractaria, sareptanaria, lapido-
saria, serotinaria, albidententaria, badiaria, plumarii,
Zygaena cinarae var., carneolica, sedi.
Chimaera orbonata, nana.
Histoire naturelle des Poissons
par Cuvier et Valenciennes. Paris chez Pitois. XV.
1840. 8. 540.
Dieſe Bände folgen ſich in Vergleichung mit ihrem reis
chen und ſchwierigen Innhalt ſchnell genug und beweiſen, daß
V. ſehr fleißig dabey ſeyn muß. Er hat in dieſem Bande die
Siluroiden beendigt und nicht weniger als 300 Gattungen be⸗
ſchrieben.
Es gibt keine Fiſchzunft mit ſo abweichenden und manch⸗
faltigen Formen. Die meiſten leben in der heißen Zone und
Europa hat nur einen in den Flußgebieten noͤrdlich den Alpen.
Die Einrichtung des Werks iſt die alte, was man nicht
anders billigen kann, wenn man beym Aufſuchen einmal daran
gewoͤhnt iſt. Indeſſen duͤrfte ſich Valenciennes wohl eine
Abaͤnderung erlauben, gewiß mit dem Beyfall aller ſeiner Leſer,
nehmlich am Schluſſe aller Gattungen einen Character aufzu⸗
ſtellen oder es wenigſtens im Bande erklaͤren, daß er am Schluſſe
des Werkes die Charactere nachliefern werde. Wer ſoll es beſ⸗
fer machen koͤnnen, als er ſelbſt.
Dieſer Band enthaͤlt
Phractocephalus hemiliopterus.
Platystoma lima, tigrinum, orbignianum, fasciatum,
pardale, coruscans, spatula, planiceps, truncatum, vaillantii,
affine, emarginatum, platyrhynchos.
Galeichthys feliceps, parrae, gronovii, eydouxii,
blochii.
Pangasius buchanani.
Silundia gangetica, chandramara.
Arius grandicassis, parmocassis, stricticassis, nasutus,
subrostratus, rostratus, truncatus, caelatus, aequibarbis,
granosus, venosus, nodosus, belangerii, sinensis, heudo-
lotii, milbertii, spixii, rugispinis, phrygiatus, albicans
nigricans, dussumieri, acutivelis; rita, ritoides, manillensis,
pavimentatus, hastatus, gagora, arius, ocellatus, argyro-
pleuron, arenatus, fissus, variolosus, molliceps, puncticu-
latus, luniscutis, quadriscutis, militaris, papillosus.
Pimelodus catus, coenosus, borealis, albidus, nebu-
losus, nigricans, punctulatus, aeneus, furcatus, furcifer,
cous, cantonensis, guttatus, lemniscatus, bagarius, conta,
hara, platypogon.
P. bufonius, mangurus, raninus, charus, Zungaro,
peronii, nella, tachysurus, mustelinus, sebae, pati, sapo,
hilarii, gracilis, pentlandii, quadrimaculatus, etenotus, javus,
817
blochii. manillensis, maeulatus, pirinampus, biscutatus,
occidentalis conirosttis.
Auchenipterus nuchalis, dentatus, furcatus, trachy-
coristes, maculosus, immaculatus, punctatus,
Trachelyopterus coriaceus.
Hypophthalmus marginatus, longifilis, epizii.
Ageneiosus militaris, inermis, brevifilis.
Synodontis maerodon, membranaceus, arabi, serratus,
humeratus, maculosus, nigrita.
Doras costatus, armatulus, cataphractus, blochii,
bancocki, maculatus, dorsalis, crocodili, carinatus, niger.
Callichthys asper, caelatus, laeviceps, thoracatus, su-
bulatus, laevigatus, albidus, longifilis, punctatus, barbatus.
Arges sabalo, cyclopum.
Brontes prenadilla.
Astroblepus grixalvii:
Clarias hasselquistii, lazera, syriacus, senegalensis,
capensis, marpus, magur, dussumieri, fuscus, pu netatus
batrachus, abbreviatus, nieuhofii, jagur.
Heterobranchus geoffroyi, longifilis, senegalensis.
Saccobranchus singio.
Plotosus lineatus, castaneus, limbatus, canicus, uni-
color, albilabris, macrocephalus.
Aspredo laevis, filamentosus, tibicen, sicuephorus,
Sexcirris, verrucosus.
Chaca lophioides.
Sisor rhabdophorus.
Loricaria cataphracta, vetula, nudiventris, anus,
acuta, maculata, laeviuscula, rostrata, brunnea.
Rinelepis strigosa, aspera, genibarbis, hystrix, acan
thicus.
Hypostomus plecostomus, punetatus, verres, comer-
sonii, duodeeimalis, emarginatus, robini, granosus, serra-
tus, itacua, barbatus, guttatus, guacharote, erinaceus,
bufonius, cirrosus, temminckii, calamita.
Malapterurus electricus.
Ailia bengalensis.
Mit dieſem Bande wurde ausgegeben zwey Hefte von
Abbildungen Taf. 389 — 420, deutlich gezeichnet und ſchoͤn
illuminirt.
Scarus harid, capitaneus, muricatus, caeruleus, ere-
tensis.
Epibulus insidiator.
Cheilinus arenatus, punctulatus.
Novacula pentadactyla.
Xyrichthys pavo, taeniurus, torquatus, cultratus.
Gomphosus cepedianus,
Anampses geographicus.
818
Bagrus albicans, genidens, doroides, netuma, nigri-
ta, lamarii, adansonii.
Schilbe garua. isidoris
Silurus bieirris, anostomus, glanis.
Odax pullus, moluecanus. semifaseiatus.
Calliodon japonicus, ustus.
Entomologiſche Zeitung
von dem entomologiſchen Verein zu Stettin, bey Becker. mae
gang I. 1840. 8. nr. I-IX,
Dieſe Zeitung laͤßt ſich gut an, und es iſt zu hoffen, daß
fie Unterftügung finden werde. Es erſcheint monatlich ein Bo⸗
gen. In den vorliegenden finden ſich mehrere wichtige Auffäge
und kurze Mittheilungen. Wenn wir nicht irren, ſtcht die Re⸗
daction unter dem Regierungsrath Schmidt.
S. 6. Suffrian, Bemerkungen uͤber einige deutſche
Ruͤſſelkaͤfer in Beziehung auf Schoͤnherrs Cureculioniden.
Rhynchites auratus, sericeus, comatus; Orchestes bifas-
ciatus, erythropus; Rhynchites obsceurus; Apion atoma-
rium, difforme; Rhamphus aeneus; Phyliobius calcaratus;
Thannophilus flavicornis; Apion apricans; Anoplus plan-
taris; Orchestes quereus; Poophagus nasturtü. 7
S. 10. Dr. Schmidt, uͤber die pe welche Paclobius
hermanni hören läßt.
S. 19. Th. Hartwig, hymenopterologiſche Mitthei⸗
lungen, Trichiosoma; Ueberſicht der Nematiden: Croesus|
Leptopus, Nematus, Chryptocampus, Diphadnus; SU Sur
tungen aufgezählt und claſſificiert.
S. 28. R. Schmidt, Verzeichniß boͤhmiſcher Käfer:
S. 35. Dr. Schmidt, über Campylus linearis, mer
somelas et livens.
S. 40. Ratzeburg, über Gastropacha pinivora.
S. 54. Triepke, Bemerkungen uͤber Ephemera a
aquae. rh
©. 61. Zebe: Rhagium indagator; Scardia mediella,
S. 62. Hornung: Rhynchites hungaricus.
S. 66. Dr. Schmidt, Reviſion der europliſchen Ho⸗
plien; ſehr nothwendig, alle Gattungen beſchrieben mit Syno⸗
nymen. Hoplia praticola, argentea, kunzii, farinosa, au-
lica, squamosa, minuta, flavipes, pulverulenta, dubia,
graminicola.
S. 75. Freyer, Beſtimmung von Clerks Faltern.
S. 82. Suffrian, Fragmente zur genaueren Kennt»
niß deutſcher Käfer: Zeugophora subspinosa, scutellaris,
frontalis, flavicollis; ſehr kritiſch.
©. 116. Dr. Schmidt, über Trichius fasciatus, ab-
dominalis et zonatus; vergleichend gefchrieben. zit
la
*
——— —
819 f 5 =
S. 125. Zenneck, Eintheilung der Raupen.
S. 130. Dr. Schmidt, Aphorismen aus ſeinem Tage—
buch. Silis nitidula; Blaps mortisaga; Phytonomus rumi-
eis); Cistela bicolor; Silpha quadripunctata; Hydaticus ei-
nereus.
S. 136. Siebold (zu Danzig), über den Geſchlechts⸗
unterſchied bey Dermestes. .
S. 138. A. Ahrens,
las einerley.
S. 139,
S. 141.
Hin und
Schriften vor.
Elater linearis et mesome-
Suffrian, Micropeplus porcatus.
Maͤrkel, Triarthron maerkelii,
wieder kommen auch Anzeigen von michtigern
Memoires
de la société d'histoire naturelle de Strasbourg. Str. chez
Levrault. III. 1. 1840. 4.
Dieſe Abhandlungen, welche ſeit einigen Jahren erſcheinen,
machen dem Eifer der Straßburger Geſellſchaft viele Ehre. Sie
gehören unter die ſchoͤneren und beſſeren Geſellſchaftsſchriften,
welche mit allen wetteifern koͤnnen ſowohl hinſichtlich des Werths
des Innhalts als des ſchoͤnen Drucks und der trefflichen Abbil—
dungen, welche die Lithographie von Simon beſorgt.
Die Aufſaͤtze ſind beſonders paginiert und auch beſonders
zu haben.
I. 1 — 38. Der erſte enthält Beobachtungen über die
Belopeltis oder die Ruͤckenſchalen der Belemniten von Voltz,
welcher bekanntlich ſchon vieles darüber gearbeitet und hauptſaͤch—
lich zur Deutung dieſer früher fo raͤthſelhaften Gebilde beygetra-
ger hat. Die Belemniten ſind verſteinerte Schalen, aus zwey
Schalen beſtehend, einem kegelfoͤrmigen Kern und einem Futteral,
wovon jedes unabhaͤngig vom andern waͤchſt. Das Studium
dieſer zwey Stuͤcke iſt ſehr wichtig für die Cephalopoden. Denn
bald beſteht dieſe Schale nur aus dem Futteral, wie bey Actino-
camax, bald nur aus dem Kern, wie bey Loligo, Nautilus,
Ammonites, Hamites, Baculites ete., bald aus beyden, wie
bey Sepia, Beloptera, Belosepia et Spirula.
Nun wird das Futteral umſtaͤndlich beſchrieben, ſodann
der Kern; und dann werden die Belemniten mit den anderen
Schalen der Cephalopoden verglichen, was ſehr viele Aufſchluͤſſe
über den Bau und die Bedeutung dieſer ſogenannten Ruͤcken⸗
ſchalen gibt.
5 Das dritte Capitel handelt von Belopeltis, wobey beſchrie⸗
den und abgebildet werden: B. emarginatus, regularis, mar-
ginatus, sinuatus, bucklendi, acuminatus, Dabey find 5
Tafeln.
II. S. 1 — 19. Bemerkungen über die Veilchen des
Rheinthals von Baſel bis Mainz, im Wasgau und Schwarze
wald, von Friedrich Kirſchleger. Eine ſehr genaue Unterſu⸗
chung und Schilderung dieſer Gattungen mit ihren Unterabthei⸗
Isis 1811. Heft 10,
8²⁰
lungen. Aufgefuͤhrt werden: Viola palustris, martia, mira -
bilis, canina, tricolor, elegans; Alle mit ſehr vielen Abarten
oder Spielarten, uͤberall dabey die Synonyme und Abbildungen.
Viele Abarten ſelbſt find auf 5 Tafeln ſehr zierlich abgebildet.
III. S. 1 — 12. Fragments zoologiques sur les Ba-
traciens par J. van der Hoeven.
Ein ſehr genauer Aufſatz mit anatomiſchen Zerlegungen
und ſchoͤnen Abbildungen ſowohl der Thiere als der Eingeweide
und Schaͤdel auf 3 Tafeln.
Zuerſt uͤber die Sippe Bombinator; beſonders der Streit
uͤber die Zaͤhne in's Reine gebracht; hat Zaͤhne im Oberkiefer
wie die Froͤſche. Dahin gehören Bulo igneus, obstetricans,
fuscus.
Bemerkungen Über Salamandra atra. Der gemeine Sa⸗
lamander bringt die Jungen lebendig zur Welt; auch der ſchwarze;
jener aber 30--40, dieſer nur 2, was hier abgebildet iſt. Auch
unterſcheiden ſie ſich noch durch andere Dinge.
Ueber den großen Salamander von Japan, welchen Sie—
bold lebendig mitgebracht hat, und worüber ſchon viel in der
Iſis geſprochen wurde. Der Verfaſſer beſchreibt denſelben, macht
beſonders auf die kleinen Augen und den Mangel der Lieder
aufmerkſam und auf die Abweichung der Schaͤdelknochen und
auch der Wirbel, vergleicht ihn mit Menopoma oder Crypto-
branchus und ſtellt beyde zuſammen mit dem Oeninger Salas
mander. Abgebildet ſind: Salamandra atra ganz und zerlegt
mit 2 Jungen und deren Kiemen.
Schaͤdel von Cryptobranchus alleghaniensis, japoni-
cus, auch der Kopf von beyden, bey jenem das Kiemenloch.
Auf der zweyten Tafel der japaniſche Salamander ganz, in hal⸗
ber Groͤße; alles huͤbſch gezeichnet.
IV. S. 1— 6. Bemerkungen über den Gladiolus Frank⸗
reichs und Deutſchlands von N. Nickles. g
Der Verfaſſer beſtatigt die von den deutſchen Botanikern
aufgeſtellten 5 Gattungen: Gl. boucheanus, communis, illy-
ricus, imbricatus, segetum. Abgebildet und illuminiert iſt
der erſte ſehr ſchoͤn, mit einzelnen Theilen und der Zwiebel, zers
ſchnitten.
V. S. 1. Anmerkungen uͤber die Saͤugthiere und Voͤ⸗
gel von Madagascar von Victor Sganzin, Hauptmann.
Der Verfaſſer hielt ſich 1831 und 1832 daſelbſt auf, wo
er Commandant war. Er beſchreibt die dortigen Urwaͤlder mit
ihren ſchoͤnen Faltern, Zuckervoͤgeln und Maki ſehr reitzend. Er
konnte aber nicht in's Innere, weil ſie Krieg hatten. Er ſam⸗
melte ſelbſt an der Kuͤſte, ließ durch Neger ſammeln und hatte
viel Huͤlfe von einem jungen Naturaliſten Gobert, der ſchon
10 Jahre daſelbſt unter den Inngebornen lebt.
Dann folgt ein Verzeichniß der Thiere nach Buffons Benen⸗
nungen, mit ſehr intereſſanten Bemerkungen, welche er uͤber die
Lebendigen ſelbſt zu machen Gelegenheit hatte. Es iſt zu be⸗
dauern, daß er den Aufſatz nicht vorher einem Zoologen vorge⸗
leſen hat, damit er auf manches wäre aufmerkſam gemacht wor»
den, was er vergeſſen hat, z. B. genaue Größe, Zeit und Zahl
der Jungen, Zeit des Starrſchlafes, Sewicht uſw.
52
821
Maki; nur auf Madagascar und in Moſambik; die Ans
gaben von Buffon richtig; heißen Vari, mit Endſylben, z. B.
ous heißt grau, and heißt gefchädt.
1. Mococo (Vari). Der Verfaſſer nimmt Buffon
durch und macht Bemerkungen dazu; iſt ziemlich gemein bey
Fort Dauphin, nicht bey Tamatave, Foule pointe, Ste Ma-
rie; ſehr fanft, ſpielt gern mit Kindern, liebt Fruͤchte, beſonders
Bananen; Augen roth; lebt in Waͤldern und ſchwingt ſich von
einem Baum zum andern.
2. Mongous; kleiner, Augen gelb; nagen ſich in der
Gefangenſchaft den Schwanz ab; iſt unreinlich und ſchwer zu
zaͤhmen, beißt, iſt froſterig, grunzt wie Ferkel und quackt im
Zorn; es gibt Abarten, von der Größe einer Katze, und auch
ganz kleine, wie Kaͤtzchen.
3. Maki gris; nähert ſich am meiſten den Affen; haͤufig
in den Waͤldern der Inſel Ste Marie; wird gegeſſen; zankt ſich
immer mit dem Vari; wird beſchrieben; Schwanz 10“ lang;
Groͤße nicht angegeben.
4. Petit Maki gris Buffon (Vari-ous). Verſchieden
vom vorigen und ähnlich dem Mococo; kann ebenfalls den Vari
nicht leiden; frißt nicht bloß Fruͤchte, ſondern auch Voͤgel, im
Freyen und in der Gefangenſchaft nicht; fangen ſie mit den
den Haͤnden, beißen ihnen den Kopf ab, und ſaugen ſie aus.
Ein folcher ſtarb aber am andern Morgen an Verſtopfung.
5. Vari Buffon, Varicossi Fla court (Vari- and);
wird jung gefangen ſehr zahm; es gibt zwey Abarten, der ſchwarze
mit weißen Streifen und der weiße mit ſchwarzen Flecken; jener
gemein, dieſer ſelten bei Tamatave. Dieſer folgte dem Herrn
Sganzin ein Jahr lang wie ein Hund, und fraß gern Ba⸗
nanen, ſehr viel, ſowie Gujaven, lebte friedlich mit einem
ſchwarzen Papagey, war aber einer von denjenigen, welcher Voͤ⸗
gel fraß. Sie leben truppweiſe in Waͤldern und ſind ſehr hur—
tig, ſehr froſterig, ſetzen ſich auftecht und ſtrecken die Haͤnde
nach der Sonne aus; haͤngen ſich gern mit den Hinterpfoten an
Aeſte, ſchwingen ſich hin und her und nehmen die angebotenen
Früchte. Es gibt im Innern ganz weiße. Es gibt auch ſehr
große darunter, ganz hellroth. Größe nicht angegeben.
6. Grande Roussette (Fanii); einerley mit der von
Borbon und Moritz; hellroth, Schnauze und Augenring ſchwarz,
Augen roth; gemein; das Fleiſch weiß und geſchaͤtzt wie Huͤhn⸗
chen; haͤngen in Menge untertags an Zweigen in Wäldern, flie⸗
gen des Nachts langſam und hoch. Die Innwohner ſpannen
ein großes Netz aus von einem hohen Baum nach einem Pfahl
im Meer und machen dahinter ein Feuer; die Fledermaͤuſe flie⸗
gen in's Netz. Man muß ſie vorſichtig abnehmen, weil ſie ſehr
beißen. Sie niſten in hohle Baͤume; werden ſie geſtoͤrt, ſo flie⸗
gen ſie mit den Jungen an den Zitzen davon.
7. Musaraigne (Sisi); häufig auf Moritz und Mada⸗
gascar, riecht nach Biſam.
8. Herisson de Madagascar, Sora Flacourt (Solch);
verſchieden vom europaͤiſchen, klein, braun und grau, faſt kugel⸗
förmig; in faulem Holz, ſey ſchmackhaft.
9, Tanrec soyeux; fo groß wie unſer Igel. Ohren
deutlich, wenig Stacheln, hellroth, gemein, wird gegeſſen auf
822
Borbon und Moritz, graͤbt Gänge, ſchlaͤft einige Monate und
verliert waͤhrend der Zeit die Haare.
10. Tendrae von Madagascar; kleiner, laͤnglich, mit
Nicht auf Madagascar.
ſteifen Haaren bedeckt, die er im Zorn aufrichten kann, Ohren
kuͤrzer als beym vorigen, Augen ſchwarz; an den kurzen Fuͤßen
3 lange Klauen, kein Schwanz; Leib oben gelblich braun und
ſchwarz gefleckt, unten roͤthlich; läuft bey Nacht und ſchlaͤft
bey Tag.
11. Petite Fouine de Madagascar; roͤther als die
europäiſche, Schwanz buschig; gemein, ſehr lebhaft und ſchaͤd⸗
lich; frißt Huͤhner, Tauben und Eyer.
12. Belette grise (Fanann) ſehr biſſig; weiß und
ſchwarz geſtreift, Schwanz maͤßig; ſtinkt, ſchadet dem Geflügel.
13. Chien (Chiva); wie Schaͤferhund; Haar glatt, Oh⸗
ren kurz und ſpitzig; ein Haushund.
14. Chat (Pous); eingefuͤhrt, aber faſt verwildert.
15. Ecureuil de Madagascar (Iansirae, Fosch); nicht
gemein. 1
16. Rat de Madagascar (Titi); nicht gemein, wie
kleine Ratte, grau, Kopf und Schwanz dunkelroth; in Waͤl⸗
dern, klettert auf Baͤume, ſoll die Frucht der Palmen und der
Voara freſſen; ſehr lebhaft und boshaft; frißt wie die Eichhoͤrn⸗
chen und hat einen aͤhnlichen Laut.
17. Rat de France et d Europe (Valave); eingefuhrt.
18. Souris (Sisi); ſehr gemein.
19.
wie das gemeine Schwein; die Waffen nicht groͤßer, aber aus⸗
gezeichnet durch die Hoͤcker an den Seiten der Schnauze hinter
Bi Eckzaͤhnen; Fleiſch geſchaͤtzt. Auch an der nahen Küfte von
frica.
20. Das Schwein vom gruͤnen Vorgebirg, wahrſcheinlich
eingefuͤhrt von den Matroſen.
Aye-Aye (Chiromys madagascariensis); war nicht
möglich aufzuſpuͤren. N {
21. Cheval; ſehr wenig, werden von den Engländern
den Inngebornen oder Hovas gellefert. Es gibt auf Madagascar
eine große Carapaque, welche ſich an Pferde und Rinder haͤngt,
und dieſelben zu Grunde richtet, wenn man ſie nicht forgfältig
abſtriegelt. \
Es gibt auch einige Efel.
r
Sanglier de Madagascar (Sus larvatus); ziemlich |
22. Boeuf (Aumb); ift ein Zebu, trigt auf dem Hals
am Urſprung des Ruͤckens einen fleiſchigen Buckel, ſieht wild
aus, hat viel laͤngere Hoͤrner als unſer Ochs und wird oft ſehr
groß; die Heerden der franzoͤſiſchen Regierung aber find ſchlecht,
weil man fie den ganzen Tag in der Sonne laßt, wo fie nicht
freſſen koͤnnen. Milch wenig und ſchlecht. Die Stiere fehr
groß und wild; ſpringen uͤber 7“ hohe Wände, Sind ein gro⸗
ßer Handelsartikel nach Borbon und Moritz; einer koſtet 12 bis
15 Piaſter. Sie werden aus der Heerde mit Wurfſchlingen
gefangen.
Voͤgel.
Werden kurz beſchrieben, aber nicht ſyſtematiſch benannt
823
I. Rapaces.
‚Fancon gris à ventre blanc
(Firas).
Petit faucon mouchete (Its-
kits).
Epervier chanteur (Fiac).
Epervier royal (Vourma-
helal).
Aigle brun nuancé de fauve
(Papang).
Effraie de Madagascar (Vou-
rondoul).
Bibou ou Duc de Madagas-
car (Bere).
U. Passeraux.
Pie-griöche rousse (Schet-
be).
Grande Pie - grieche ver-
dätre ( Tcha-chat-be).
P. g. &corcheur ( Becarde
à ventre blanc, Buffon.
Moucherolles (Schet).
Schet (Siket).
Schet - all.
Schet - vouloulou.
Kingi- manou (Kinkemavo).
Drongo Buffon, (Dong);
gemein, Lebensart wie Am⸗
ſel, wird auch als ſolche
gegeſſen, frißt Koͤrner, Obſt
und Kerfe.
Merle cendré,
Buff. (Orova).
Merle Buffon (Tanaomhe).
Merle noir. (Vourou-vatho).
Fitert, Buffon (Fichr)
Cheric. Buffon (Ramanzeri).
Petit Simon Buffon (Thzei-
ri).
Engoulevant (Tataro).
Cardinal, Foudi Buffon;
ſchadet den Reißfeldern.
Petit marteau (Maia).
Corbeau (Goaca).
Rollier (Vourou - cath.)
Soui- manga (Cinnyris).
Soui-gris.
Soui à collier bleu.
Grand Guepier.
Skiri - skirion.
Martin-p&cheur blen (Vinsi),
Alcedo cristata.
Martin p&cheur roux ( Vinsi-
al), Alcedo madagascari-
ensis.
III. Grimpeurs.
Eurycere (Siket-be) frißt
Fruͤchte.
Vouroudriou Buff. (Ki-
romb et Vourontzio).
Wie Caprimulgus, lebt
wie Guckguck.
Coua (Famachachore, Cu-
culus madag.: frißt Scha⸗
lenſchnecken.
Couliou - taitsou Buffon
(Coceyzus cacruleus).
Couliou vert.
ouravang
Toulou (Cuculus tolu).
Coucal (Coa).
Coulicou (Coua), Coccyzus
cristatus.
Pic à tete bleue, Papacot.
Pic (Sasang).
Petit Perruche (Caroch),
Psittacus canus.
Perroquet noir (Boäts),
Psittacus niger.
IV. Gallinaces.
Coq. Buff. (Acoho); zahm,
keiner wild.
Dindon, eingeführt.
Pintade (Acang); zahm
und wild,
Perdrix perl& de la Chine,
Buff.
Caille, Buff. (Kibou).
Pigeon (Founingo mait-
sou), Columba erythro-
nura.
Colombar vert (Founingo
mavo).
P. gris et verdätre, (Can-
cafout).
Tourterelle (Lamoch, De-
moui.)
Petite Tourterelle, Col.
malaccensis.
V. Echassier.
Grand heron, Langourou.
Heron blanc, Vourou gout-
si.
Crabier bleu (Ardea cae-
rulea).
Crabier. (Wie auf Moritz).
Petit Piuvier (Vik-vik.).
Becassine (Ravarave).
Becassine Buff. (Rhyn-
chaea).
Courlis gris (Mantavasa).
Courlis huppe Buff. (Ibis
cristalus), Faisan huppe.
Poule Sultane Buff. (Ta-
leve).
Foulque (Fulica chloro-
pus), auf Borbon.
Foulque à créte Buff.
Rale (Tsicosa).
Rale de Tintingue (Tsi-
cosa vouth).
Spatule (Vourou-ondio).
Alouette de mer.
Alhatrosse.
Flammant.
Pierre garin (Sacalave) ?
Petite Mouette cendrée
Buff.
Hirondelle de mer (Same).
Petite sarcelle (Anas ma-
dag.).
Sarcelle (Tsiriri).
Canard à bosse (Cabou).
Vom Vogel Roc hat er
nichts gehoͤrt. Vourou
heißt Vogel.
82⁴
Nr. 6. S. 1 — 12. Botaniſche Beobachtungen um
Straßburg von Ad. Steinheil, Chirurg; geſtorben 1839 am
gelben Fieber auf den Antillen; wird hier ſehr bedauert als ein
geiſtreicher Veobachter der Pflanzenmetamorphoſe, was auch die
vorliegenden Beobachtungen wirklich beweiſen uͤber Verbildungen
an Salvia rostrata, Veronica chamaedrys, Lonicera peri-
elymenum, Salvia verbenaca, Eucalyptus, Urtica dioica,
mit ſehr ſinnreichen Bemerkungen.
Nr. 7. S. 1— 28. Ueber mehrere neue Orchideen mit
Bemerkungen uͤber ihre ſippiſchen Charactere von A. Mutel,
Hauptmann.
Characteriſiert und ausführlich befchrieben nach lebendigen
Exemplaren in den Haͤuſern Taffias zu Douai:
1. Malaxideae: Pholidota imbricata; Polystachya
luteola; Dendrobium macrostachyum, pierardi.
2. Epidendreae: Epidendrum cochleatum, fragrans,
ciliare, cuspidatum, umbellatum, erassifolium; Brassavola
cucullata; Cattleya loddigesii, intermedia, forbesii.
3. Vandeae: Aspasia variegata; Maxillaria aromatica,
picta; squalens, densa; Bifrenaria atropurpurea; Bate-
mania colleyi; Dierypta baueri; Catasetum tridentatum, ela-
veringi, luridum.
Ueberall intereffante allgemeine Betrachtungen über die
Familien und die Abarten.
Nr. 8. S. 1—8. Ueber die [freye unterſchwefelichte
Saͤure von Langlois. f
Die Grundformen
der Infuſorien in den Heilquellen nebſt allgemeinen Bemerkungen
uͤber die Entwickelung derſelben von Dr. S. F. Stiebel.
Frankfurt bey Juͤgel. Heft 1. 1841. 4. 22. T. 1.
In dieſer Abhandlung iſt die Entwickelung der Gallio-
nella ferruginea beſchrieben und abgebildet. Sie macht den
Bodenſatz in den ſaliniſchen Waͤſſern von Soden, wie über
haupt in den ähnlichen Waͤſſern, die etwas Eiſen enthalten;
iſt Anfangs blaßgelb, endlich braunroth und uͤberzieht alle Gegens
ſtaͤnde, bildet Anfangs eine weiche, abgeſtorben aber eine erdige
ockerartige Maſſe; vermehrt ſich ſo ſehr, daß man taͤglich Koͤrbe
voll davon wegnehmen kann. Urſpruͤnglich haͤngen ſie wie Sam⸗
metflocken an den Wänden der Faſſung oder liegen wie Schleims
klumpen auf dem Boden und werden durch das Wallen des
kohlenſauren Gaſes in die Hoͤhe getrieben, oft fortgeriſſen. In
den Quellen Sodens findet man ſie das ganze Jahr in allen
Formen und Entwickelungsſtuffen; fie zeigen ſich bey einer achts
hundertmaligen Vergroͤßerung nur als kleine ſchwarze Puͤnetchen,
die ſich nach allen Richtungen hin bewegen; andere von Blaͤs—⸗
chen umgeben, welche zuerſt als Monaden frey herumſchwimmen,
und ſich dann wie Perlſchnuͤre an einander legen. Alle dieſe
825
Veränderungen werden nun umſtaͤndlich beſchrieben. Um die
Periſchnuͤre oder die gegliederten Ketten bildet ſich wieder eine
feine durchſichtige Röhre, worinn die Gallionellen ſitzen und
manchmal an den Seiten gleichſam herausgucken. Sie ver⸗
mehren ſich auch auf eine eigenthuͤmliche Art in dieſer Roͤhre
ſelbſt.
Dann wird S. 14 der Niederſchlag in der Weilbacher Quelle
beſchrieben, welche eine weiße, flockige Maſſe an den Waͤnden
des Behaͤlters iſt, und aus einer Conferve beſteht, die der
Verfaſſer Conferva ? filiformis sulfurata nennt.
Dann ſpricht er S. 16. uͤber die ſchwarzen Keimpuͤnetchen
und ihre Bedeutung in der Bildungsgeſchichte lebendiger Weſen,
wobey auch Robert Browns bewegliche Molecule in Be⸗
tracht kommen. Er bekam ſolche Puͤnctchen aus Schwefelleber
mit deſtilliertem Waſſer uͤbergoſſen nach 25 Minuten, um welche
ſich eine Haut oder ein Bläschen bildete; fie ſchwammen frey
herum, woraus er ſchließt, daß es überall verbreitete und T9
große Molecule gebe, die ſich jeder organiſierbaren Materie
zeugen) einbilden konnen. Auf jeden Fall verdienen dieſe
Beobachtungen weiter gepruͤft zu werden.
Horae anatomicae.
Beyträge zur genauern anatomiſchen Kenntniß der Gvertebraten
von H. Löw, Abtheilung I. Entomotomien. Poſen bei Heine.
1841. 8. 32. T. 2.
Der Verfaſſer hat eine Ordnung von Kerfen zu ſeinen
Zerlegungen gewählt, welche bis jetzt faſt gaͤnzlich vernachläͤßigt
wurde, wenigſtens in der neuern Zeit, nehmlich die Mucken,
von denen nur bey Swammerdamm, Hegetſchweiler
und Sucko w Einiges zu finden iſt. Man wird ſich daher gewiß
freuen, daß auch der innere Bau dieſer ſelbſt dem Aeußern nach
noch nicht hinlaͤnglich bekannten Geſchoͤpfe aufgeklaͤrt wird. Das
hat der Verfaſſer, wie es uns ſcheint, mit großer Geſchicklichkeit,
welche viel Uebung und Kenntniß der innern Theile vorausſetzt,
gethan. Voran geht eine kurze Kritik der vorhandenen Arbeiten;
dann zeigt er, daß es hinſichtlich der Geſchlechtstheile zwey Typen
unter den Mucken gebe, einen einfachen und einen zuſammen⸗
geſetztern. Von jenem bilden die Musciden und Syrphiden den
Stock, an welchen ſich einige abweichende anſchließen, wie Lep⸗
tiden und Tabaniden. Der zweyte Typus findet ſich bey Mucken
mit vielgliederigen Fuͤhlhoͤrnern. Dieſe haben nehmlich ein Paar
hodenſoͤrmige Druͤſen außer den Hoden, welche den vorigen feh⸗
len und uͤberhaupt ſehr raͤthſelhafte Organe ſind.
Der Verfaſſer beſchreibt und bildet ab aus der erſten Ab⸗
theilung die maͤnnlichen Geſchlechtstheile von Eristalis, Pyrellia
ruficeps, Scatophaga merdaria, Sarcophaga carnaria, Teta-
nocera ferruginea, Thereva anilis, Sepsis cynipsea, Ephy
dra riparia, Myopa buccata; von der zweyten Abtheilung
Scatopse notata. Es wäre unpaffend, hier einen Auszug mit»
zutheilen, der auch ohne die Abbildungen doch die Sache nicht
deutlich machte. Die letztern ſind ganz einfach, aber ungemein
deutlich, vom Verfaſſer ſelbſt gezeichnet. Bey den zuſammen⸗
geſetzteren Theilen von Scatopſe waͤre es gut geweſen, wenn
Buchſtaben auf die Organe waͤren geſetzt worden. Waͤhrend des Le⸗
ſens iſt es zwar nicht ſchwer, die einzelnen Organe aufzufinden;
will man aber ruͤckwaͤrts von der Tafel aus erfahren, wie die⸗
ſes oder jenes Organ heißt; ſo muß man wieder den ganzen
Auſſatz leſen.
Wir freuen uns auf die Fortſetzung dieſer ungemein lehr⸗
reichen Unterſuchungen; wunſchen aber, daß die Hefte größer
ausgegeben wuͤrden, was zum Vortheil des Abſatzes und zur
Befriedigung der Leſer dienen koͤnnte.
—— . — 1 —— — —
826
1841.
t XI. u. XII.
Vorlaͤufer einer vollſtändigen Naturgeſchichte
der
Pterophoriden, einer Nachtfalterfamilie,
geſchrieben von P. C. Zeller in Glogau.
(Beſchluß.)
B. (11) 4. Pteroph. hieracii Zell.
Alis anterioribus brunneis, laciniis niveo - bistrigatis,
eiliis costae ante apicem exalbidis, arcu laciniae poste-
rioris marginali albido; digiti tertii dorso ante apicem
atro-squamato. (Morderflügel rothbraun, mit zwey ſchnee⸗
weißen Querlinien uͤber die Zipfel; die Vorderrandfranzen vor
der Spitze gelblichweiß; ein weißlicher Bogen auf dem Rande
des Hinterzipfels; die dritte Feder am Hinterrande vor der
Spitze ſchwarzſchuprig). (Viele M. u. W.)
Durch die ſehr dunkle, rothbraune, faſt kaſtanienbraune
Farbe iſt dieſes Geiſtchen von den zwey erſten Arten dieſer Abs
theilung (B.) verſchieden; vom Pter. obscurus vorzuͤglich durch
die gebogene weiße Linie im Hinterrande des Hinterzipfels (für
welche dort ein weißer Laͤngswiſch in den Franzen); von Pter.
trichodactylus durch den Mangel weißlicher Schuppen auf
der Mitte der dritten Feder und durch dunkle Hinterrandfran⸗
zen am Vorderzipfel.
In reichlich genaͤhrten Exemplaren mit Pter. trichoda-
ctylus die größte Art der Abtheilung B., von den in der Ge:
fangenſchaft kuͤmmerlich genaͤhrten ſind manche wie die klein—
ſten Pter. pilosellae. — Körper rothbraun, am Hinterleibe am
dunkelſten. Kopf zwiſchen den Fuͤhlern und am obern Augen⸗
rande weißfleckig und weißſtrichig, Fuͤhler ſchoͤn weiß und braun
geringelt, ſehr zart gefranzt; das Wurzelglied braunroth, der
Lange nach weiß liniirt. Taſter viel länger als der Kopf, aufs
gebogen, durch Schuppen maͤßig verdickt, welche ſich an der
Iſis 184 1. Heft 11.
Spitze des zweyten Gliedes unter dem dritten in einen Buſch
verlaͤngern, uͤber den das duͤnne, ſpitze, braune Endglied eine
Strecke hinwegragt. Ruͤckenſchild hinter der Mitte mit einer
verloſchenen, gelblichen Querbinde und auf dem Hinterruͤcken
mit vier gelblichen, hinten convergierenden Laͤngsſtrichen, die auf
den erſten Hinterleibsringen aufhören, — Hüften braunroth;
auf den 4 hintern ein dicker, weißer Laͤngsſtrich. Schenkel
weißlich, auf der vom Leibe abgewendeten Seite braunroth, der
Laͤnge nach weiß liniirt. Schienen weiß, mit einer braunrothen
Laͤngslinie, an den Enden durch rothbraune Schuppen verdickt.
Fußglieder und Dornen weiß, an den Spitzen braun. Die
Hinterſchiendornen lang und dünn; die obern unter ſich ziem:
lich gleich; der laͤngere laͤnger als die Entfernung zwiſchen ſei—
ner Baſis und der Schienenſpitze; das Endpaar kuͤrzer als der
kurze obere Dorn und laͤnger als das erſte Fußglied. — Hin⸗
terleib: auf jedem Ringe auf dem Ruͤcken zwey hinten diver⸗
gierende, weiße Striche und an den Seiten mehrere weiße Fleck⸗
chen. Am Bauche eine weiße Mittellinie und daneben auf je⸗
dem Ringe am Hinterrande zwey ſchneeweiße Fleckchen. Dieſe
weißen Zeichnungen ſind beym Weibchen ſehr deutlich und ſchoͤn.
Vorderfluͤgel dunkel braunroth, auf dem ſchwarzen Vor⸗
derrande von der Wurzel bis zur Spalte ſchneeweiß punctiert.
Im Mittelraum gegen die Spaltung hin liegen hinter einem
dunklen Fleckchen gehaͤufte weißliche Schuppen; desgleichen etliche
an der Spaltung. Ueber die beiden Zipfel an den gewoͤhnlichen
Stellen zwey ſchneeweiße, etwas glänzende Querlinien, die auf,
dem Hinterzipfel den Innenrand nicht erreichen; die vordere dick,
53
829
ſchief von hinten nach vorn in die Franzen gehend; die hintere
ſehr duͤnn, oft auf dem Vorderzipfel zu einem Winkel gebrochen,
nicht in die Franzen gehend. Von ihr bis zur Spitze ſind die
Franzen des Vorderrandes gelblich und endigen in dieſer Farbe
an einem ſchwarzen Laͤngsſtriche. Der Hinterrand des Hinter⸗
zipfels hat nach einer ſchwarzen Randlinie eine weißlichgelbe,
concave, dunkler ausgehoͤhlte Linie auf den Franzen. Die Fran⸗
zen ſchwaͤrzlich, an der Spaltung heller; die am Innenrande
des Flügels gelblich, mit einzelnen ſchwarzen Schuͤppchen, die
ſich leicht abfliegen, aber hinter der Mitte und hinter der Spal⸗
tung am feſteſten ſitzen.
Hinterflügel hell rothbraun, ſchwaͤrzlich gefranzt; die
dritte Feder hat vor der gelblichgefranzten Spitze auf beiden
Seiten tiefſchwarze, gedraͤngte Schuppen, von welchen die an dem
Hinterrande vorzuͤglich lang ſind und eine Art Zahn bilden, in⸗
dem die der Spitze näheren allmaͤhlich kuͤrzer werden.
Unterſeite heller als die Oberſeite; die hellen Stellen
größer, aber gelblich. Die erſte Feder hat vor der Spitze einen
gelblichen Querſtrich und an ihrem Urſprunge einige gehaͤufte
gelbliche Schuͤppchen.
Dieſer Falter fliegt an den Stellen, wo die Raupe lebt,
vom Ende Juny bis zum Ende July, im Laubholz huͤgliger
und bergiger Gegenden, namentlich bey Glogau, am Probſthainer
Spitzberge und bey Wien; er fliegt aber in dem hohen Graſe
und Geſtraͤuche weniger leicht auf als Pter. pilosellae.
Die Raupe findet man im Juny und July zwiſchen
trocknem, ſonnigem Waldgeſtraͤuch auf Hieracium umbellatum.
Die von ihr bewohnten Pflanzen haben hoͤchſtens eine Hoͤhe von
2 Fuß; die oberſten Blaͤtter find zu einem laͤnglichen Knaͤuel
zuſammengeballt, was das Wachsthum des Herztriebes hemmt
und ſpaͤter die Pflanzen noͤthigt, Seitentriebe auszubilden und
dadurch zum Bluͤhen zu gelangen. Der Blaͤtterknaͤuel wird
durch Seidenfaͤden der Raupe zuſammengehalten, und in die
innerften Blätter find Löcher gefreſſen. Im Herzen ſitzt die
Raupe, in einer Wohnung, welche ihr reichlicher, ziemlich groß⸗
koͤrniger, meiſt etwas weicher Koth ſehr unſauber macht, worinn
ſie ſich aber ſo wohl befindet, daß ſie oft auf allen Seiten mit
Unrath umgeben iſt. Wenn ihr Futter in der Gefangenſchaft
verdorben iſt, ſo begiebt ſie ſich heraus und bohrt ſich, iſt ſie
noch nicht erwachſen, in eine neue Pflanze ein. Oft dringt ſie
nicht mehr ins Herz, ſondern frißt nur an den aͤußerſten Blaͤt—
tern. Sie kann ſich an einem Faden herablaſſen. Zum Ver⸗
puppen verläßt fie, wahrſcheinlich auch im Freyen, ihre Woh⸗
nung und ſetzt ſich an der erſten beſten Stelle feſt, nachdem
ſie dieſelbe mit ein wenig Seide beſponnen hat. Hier ſitzt ſie
gerade ausgeſtreckt und ruhig, fo lange fie nicht geftört wird;
beunruhigt ſchlaͤgt fie um ſich; nach und nach wird fie kürzer
und an den vorderſten Ringen etwas dicker. Am dritten Tage
iſt fie eine Puppe. Das Licht macht einen Unterſchied in der'
Färbung. Mehrere Raupen hatten ſich — wahrſcheinlich uns
abſichtlich; doch blieben ſie an der Stelle und befanden ſich
wohl — auf der Lichtſeite der Fenſtergardinen angefponnen, wo
ſie an heiteren Tagen dem Sonnenſcheine viele Stunden ausge⸗
ſetzt waren. Dieſe erhielten als Puppen ein lebhafteres und
angenehmeres Grün, als diejenigen, welche an beſchatteten Stel⸗
len oder in einer finſtern Schachtel ihre Verpuppung erleiden
mußten; hier wurden ſie mehr gelblich, blaß und unſcheinbar.
850
Diagnofe der Raupe: larva tubipes, capite mel-
leo, virescens, vel livida, setulis capitatis pilisque longis
albidis vestita, striolis in abdominis dorso longitudinalibus
rubris biseriatis (Raupe fteljenfüßig, mit honiggelbem Kopfe,
gruͤnlich oder ſchmutziggelb, mit kurzen, geknoͤpften Boͤrſtchen und
langen weißlichen Haaren bekleidet; uͤber den Ruͤcken des Hin⸗
terleibs geht eine doppelte Reihe rother Laͤngsſtrichelchen.)
Var. b) striolis dorsalibus non rubris, sed fuscis
(ſtatt der rothen Laͤngsſtrichelchen braune). Der kleine Kopf,
der beim Kriechen ganz aus dem Halsgelenk hervortritt, iſt herz⸗
förmig, vor der letzten Haͤutung hornbraun, dann hell ho⸗
nigfarben und hat ein dunkleres Gebiß und ſchwaͤrzliche Ocellen.
Der Koͤrper hat eine blaßgruͤnliche oder fahlgelbliche Grundfarbe
oder einen Uebergang zwiſchen beyden Farben, und iſt dicht mit
ſehr kurzen, weißen Boͤrſtchen beſetzt, welche alle am Ende ein
weißes Knoͤpfchen haben; bey oberflaͤchlicher Betrachtung glaubt
man nur weiße Puͤnktchen zu ſehen. Vor der letzten Haͤutung
iſt ein etwas glaͤnzendes, braͤunliches, transverſes Nackenſchild
da, das ſich bisweilen in drey Flecke zerlegt und nach der Haͤu⸗
tung verliſcht. Das Ruͤckengefaͤß fein und dunkelgruͤn, zuweilen
auch blutroth, zu beyden Seiten oft von einem blaßgelblichen
Laͤngsſtreif eingefaßt, der aber auch oft nur als Umgebung der
Warzen uͤbrig iſt. In dieſem blaßgelblichen Laͤngsſtreif ſteht auf
jedem Ringe ein laͤngliches, blutrothes Laͤngsfleckchen das in
der Mitte am dunkelſten iſt und zwey lange, weißliche, unten
ſchwaͤrzliche, divergirende Haare trägt; nur auf dem Nacken- und
Afterſchilde ſtehen die Haare einzeln. (Hier ſind alſo die bey
den meiſten Nachtfalterraupen gewöhnlichen zwey Warzen zuſam⸗
mengefloſſen; man kann beide an dieſer Raupe auch groͤßtentheils
noch deutlich unterſcheiden, und erkennt dabei, daß die hintere
wirklich etwas nach außen ſteht.) Die roͤthliche Farbe des Laͤngs⸗
fleckchens ändert in der Ausdehnung, ſowie in der Lebhaftigkeit;
oft iſt ſie nur blaß roſenroth, oft fehlt ſie ganz, und die War⸗
zen ſind dann kaum braͤunlich. In einiger Entfernung unter⸗
halb der Doppelwarze folgt eine einfache Warze, dunkel- oder
lichtbraun, von einem weißlichen Hof umgeben und ein weißes
Haar tragend. Unter ihr ſteht das Luftloch, ſehr hoch an der
Seite des Koͤrpers, klein und kreisrund. Darunter, und zwar
naͤher dem Luftloche, als dieſes der daruͤber befindlichen Warze,
folgt eine Doppelwarze. Statt des Seitenwulſtes kommt bloß
eine Laͤngsvertiefung, unter welcher ein einfaches, nach hinten
gerichtetes Haar und endlich dicht uͤber den Beinen ein kurzes
Doppelpaar von Haaren folgt. Hat ſich die Raupe eben gehaͤutet,
ſo treten alle Warzen ſtark hervor. Die Beine ſind blaß wie
die Grundfarbe des Körpers, und die am Bauche tragen Stel⸗
zenfuͤße.
Diagnoſe der Puppe: chrysalis virescens, vitta
dorsali sanguinea, utrimque per seriem spinarum gemina-
rum setigeram terminata; segmenti penultimi ventre glochi-
dibus instructo (Puppe gruͤnlich; eine blutrothe Ruͤckenſtrieme
wird beiderſeits von einer Reihe von Zwillingsdornen eingefaßt;
der Bauch des vorletzten Ringes trägt Widerhaͤkchen).
Die Puppe ruht ausgeſtreckt, ſchlaͤgt aber geaͤngſtigt ſo
uͤber ſich, daß ſie ungeachtet der Stachelbekleidung mit dem
Rüden des Mittelkoͤrpers den Boden berührt. Sie iſt ſchlank
und nach hinten verduͤnnt, von der Mitte des Thorax bis zum
Kopfe ſanft abſteigend und gleichſam ſchief abgeſtutzt. Die Ober⸗
fläche kahl, überall von ſehr feinen, gedraͤngten Querſtrichen über»
831
zogen. Hinter der Mitte des Thorax ſtehen zwey Paar braun⸗
roͤthliche Hoͤckerchen, von welchen aus über die Ruͤckenmitte des
Hinterleibes eine ſich allmählich erweiternde, dann ſich allmaͤh—
lich verengende, blutrothe Strieme mit dunkler Mittellinie zieht;
nach vorn geht von den 4 Hoͤckern aus ein weißlicher, gekoͤr⸗
nelter Wulſtrand zu beiden Seiten des Vorderruͤckens. Ein aͤhn—
licher kielartiger Wulſtrand begleitet über Hinterruͤcken und Mit⸗
telleib die rothe Ruͤckenſtrieme zu beyden Seiten und traͤgt auf
den zwey erſten und dem vorletzten Hinterleibsringe je einen
zweptheiligen Dorn mit breiter Baſis, der am vordern Theile in
eine lange Spitze auslaͤuft und vor und hinter ſich eine ſteife,
weiße, gebogene Borſte auf einem Waͤrzchen traͤgt. Auf den 5
dazwiſchen liegenden Ringen ſind dieſe Dornen groͤßer; auch der
hintere Theil derſelben endigt in eine lange Spitze, und die da=
vor und dahinter befindlichen zwey Borſten ſtehen auf dem un⸗
tern Theile des Dorns ſelbſt. Weiter abwaͤrts an der Seite
des Körpers ſteht eine Reihe weißer nach hinten gerichteter Bor—
ſten, an jedem Ringe und zwar auf einem Waͤrzchen eine; un⸗
ter den kaum kennbaren Luftloͤchern folgt eine neue Reihe auf
einem Laͤngswuͤlſtchen, das auf jedem Ringe 2 ziemlich kurze,
divergirende Borſten traͤgt; darunter, ſchon am Bauche, auf
jedem Ringe eine, und endlich noch zwey Borſten. Kopf und
Hals faſt weißlich. Auf den Fluͤgelſcheiden iſt der Adernverlauf
der Vorderfluͤgel durch Erhöhungen ausgedruͤckt, deren Zwiſchen—
raͤume weißlich ausgefuͤllt find. Die erſten Bauchhaͤkchen ſitzen
unter dem Sten ſtarken Dorn. Der Oberruͤcken hat einige weiße
Borſten, die Stirn zwey kleine Hoͤcker.
Die erſten Puppen erhielt ich am 14. Juny; in den letz⸗
ten Tagen des Monats die Schmetterlinge, denen die andern
bis uͤber die Julymitte hinaus nachfolgten. Sie verließen zu
ſehr verſchiedenen Tageszeiten ihre Puppenſchalen.
Anm. 1. Phalaena Aluc. didactyla Linn. muß, ehe
fie ins Syſtem aufgenommen werden kann, am Geum rivale
wieder aufgeſucht und mit den vier eben beſchriebenen und der
unter Nro. 12 zu beſchreibenden Art verglichen werden. Die
Worte: margo posticus sub apice albus; alae inferiores
albido-maculatae laſſen ebenfalls an den Pter. trichodactylus
denken. Des Degeers Phalene-tipule brune rayde de blanc
lebt am Geum und iſt ohne Zweifel die Linnaͤiſche Phal. di-
dactyla, Nimmt man den Umſtand aus, daß die dritte Feder
am Ende nur 4 ſchwarze Schuppen haben ſoll, ſo enthaͤlt ſeine
Beſchreibung nichts, woraus ſich ein Unterſchied von Pteroph,
hieracii ergaͤbe. Die Raupe iſt aber anders als die des Pter.
hieracii; naͤmlich ihre Mittelringe haben rings herum je 10
Hoͤcker, jeden mit 8 — 10 weißen Haaren. Auch die Puppe
weicht darin ab, daß ſie viertheilige Dornen hat ſtatt der zwey—
theiligen, vorn und hinten mit einer Borſte verſehenen.
Anm. 2. Mit dem groͤßten Zweifel, ob hier der richtige
Platz fei, erwaͤhne ich des Fabricius Pteroph. leucodactylus,
der von Dr. Pflug auf Grasplaͤtzen in Suͤdamerica gefangen
wurde. Corpus fuscum albo maculatum. Pedes albi ge-
niculis nigris. Alae anticae einereae, maculis aliquot al-
bidis; posticae fuscae immaculatae (Körper braun, weiß:
fleckig. Beine weiß mit ſchwarzen Gelenken. Vorderfluͤgel aſch—
grau mit etlichen weißlichen Fleckchen; Hinterfluͤgel braun, un⸗
gefleckt). —
832
B, 12) 5. Pteroph. trichodactylus Hüb.
Alis anterioribus rufescenti-cinnamomeis, laciniis al-
bido-bistrigalis margineque postico linea nivea notatis; di-
gito terlio ante apicem utrimque atro-squamato. (Vorder:
flüget roͤthlichzimmetoraun; die Zipfel mit zwey weißlichen Quer⸗
linien und auf dem Hinterrande mit einer ſchneeweißen Linie;
die dritte Feder vor der Spitze an beiden Raͤndern tiefſchwarz
beſchuppt). (3 M., 1 W. aus meiner, 1 M. aus F. Ns
Sammlung.) N
Hübn. Alueit. fig. 18 (ſem. ) trichodactyla.
Die buntefte der verwandten Arten, von allen fogleich durch
die reinweiße, ſcharfbegraͤnzte Hinterrandlinie an beiden Zipfeln
der Vorderfluͤgel zu unterſcheiden. Zur Trennung von den meis
ſten Arten dient auch die weißliche Farbe des ganzen zweyten
Drittels der dritten Feder; nur Varietäten des Pteroph. ob-
seurus haben etwas Aehnliches, jedoch verloſchen und in gerin⸗
ger Ausdehnung.
In der Groͤße gleich den großen Exemplaren des Pter.
hieracii oder auch wie ein kleiner Pter. acanthodactylus.
Koͤrper zimmetbraun; der Kragen, ferner eine Linie, die laͤngs des
obern Augenrandes hin und uͤber den Scheitel wegzieht, und eine
Querlinie zwiſchen den Fuͤhlern weiß. Fuͤhler weiß und gelbbraun
geringelt. Stirnſchuppen etwas rauh. Taſter viel laͤnger als
der Kopf, aufgebogen, duͤnn, oben weiß, unten gelbbraun; das
zweyte Glied oben in eine Haarſpitze auslaufend; das duͤnne
Endglied ziemlich lang, fein, ſpitzig, braun. Huͤften zimmetbraun;
die Mittelhuͤfte hat einen dicken, weißlichen Laͤngsſtrich; Schenkel
auf der einen Seite weißlich, auf der andern zimmetbraun mit
einer weißen, feinen Laͤngslinie; die 4 Vorderſchienen weißlich
mit einer zimmetbraunen Laͤngslinie und gleichfarbiger Verdickung
am Ende. Alle Fuͤße weiß, an den 4 vorderen in betraͤchtlicher
Ausdehnung mit braunen Enden der Glieder; Hinterſchienen
weiß, unter der Mitte und an der Spitze durch roͤthlichbraune
Beſchuppung verdickt. Dornen ſehr lang, fein, weiß, braunſpitzig;
die obern unter ſich ziemlich gleich, laͤnger als die Entfernung
zwiſchen ihrer Wurzel und der Schienenſpitze; die untern bei-
nahe ſo lang wie das erſte Fußglied. — Ruͤckenſchild zimmet⸗
braun; das Schildchen und ein Seitenfleck am Hinterruͤcken
weißlich; dieſer Fleck verengt ſich und verſchwindet auf den er⸗
ſten Hinterleibsringen. Die mittelſten Ringe haben auf dem
Ruͤcken je zwey hinten divergierende und erweiterte, weißliche,
kurze Laͤngsſtriche; Bauch weißfleckig, beſonders lebhaft nach
hinten, und die Afterklappe hat einen ſehr auffallenden, langen,
weißlichen Strich.
Vorderfluͤgel roͤthlich zimmetbraun, angenehmer als
bey Pter. pilosellae. Der Innenrand hat nicht weit von der
Baſis ein weißliches Fleckchen; ein größeres verwiſchtes liegt im
Mittelraum zwiſchen der Baſis und der Spaltung, und bey dieſer
befindet ſich auf dem Anfange des Vorderzipfels ein aͤhnliches.
Darauf folgt auf den beiden Zipfeln erſt ein breiterer, weißlicher
Querſtrich, dann eine feine, weiße, ſcharfe Querlinie. Der Bor:
derrand iſt ſchmal ſchwarz, durch den Querſtrich und die Quer⸗
linie unterbrochen. Der Hinterrand iſt durch eine feine, ſchwarze
Linie begraͤnzt, an welche ſich auf dem Vorderzipfel eine ſchiefe,
gerade, auf dem Hinterzipfel eine nach außen concave Linie von
ſchneeweißer Farbe anſchließt, auf welche die gelblichen Franzen
833
folgen. Die Franzen der Spalte find ſchwaͤrzlich, nach der
Spaltung hin geldlich, an der Muͤndung am Vorderzipfel mit
einem weißen Punkt. Am Hinterwinkel des Hinterzipfels ſind
die Franzen ſchwaͤrzlich; die des Innenrandes gelblich und vor
der Spaltung mit einem großeren, und hinter ihr mit einem
kleinen, ſchwarzen Schuppenfleckchen verſehen.
Hinterflügel braungrau, heller gefranzt; die Franzen
in der Spaltung, am Innenrande der zweyten Feder vor der
Spitze und am Innenrande der dritten Feder (vor und hinter
der ſchwarzen Beſchuppung) gelblich. Die dritte Feder iſt faft
auf dem ganzen mittelſten Drittel weißlich, worauf fie ſehr dun=
kel röthlichbraun und bis zur Spitze auf beiden Seiten von
ziemlich dicht ſtehenden, ſchwarzen Schuͤppchen, die auf den Fran⸗
zen liegen, eingefaßt wird.
Unterſeite blaͤſſer als die Oberſeite, aber die weißlichen
Stellen noch deutlicher und groͤßer; auch hat die erſte Feder 2
weißliche Baͤndchen.
An dem etwas kleinern Weibchen ſind die weißen Stellen
verhaͤltnißmaͤßig kleiner, weißer und ſchiefer begraͤnzt.
Zwey Maͤnnchen, von Herrn Meſſing ohne weitere Aus:
kunft erhalten, ſtammen wahrſcheinlich aus der Gegend von
Neuſtrelitz; eben daher, und zwar von feuchten, fruchtbaren Stel—
len, iſt F. R's Exemplar. Ein Maͤnnchen und ein Weibchen
habe ich ſelbſt gefangen, aber, weil ich ſie als Pter. pilosellae
in die Sammlung nahm, ihren Fundort nicht aufgemerkt. Ver⸗
muthlich ſtammen ſie aus der Glogauer Gegend. .
€. (13) 1. Pter. Ehrenbergianus Zell.
Alis anterioribus fuscescenti- ochraceis, litura eirca
fissuram exalbida. Vorderfluͤgel hell ocherbraun, mit einem
weiflichen Wiſch um die Spalte). (2 Maͤnnchen aus Mtzn's
und meiner Sammlung). ;
Von der folgenden Art ſcheinen beyde Exemplare durch die
breiten, abgeſtumpften Vorderzipfel, die breiten zwey erſten Fe⸗
dern, die kuͤrzern Hinterſchiendornen, die betraͤchtliche Koͤrpergroͤße
(vielleicht aber doch nicht ſpecifiſch) verſchieden.
Größe wie ein großer Pter. fuscus. Die Grundfarbe auf
Körper und Fluͤgeln ſchmutzig hell ocherbraun. Fuͤhler aͤußerſt
kurzgefranzt, gegen die Spitze mit kurzen Faſerſpitzen. Taſter
laͤnger als der Kopf, ziemlich ſchlank, gegen das Ende des zwey—
ten Gliedes ſchwach verdickt; das laͤngliche Endglied hat eine
braune Verdickung vor der Spitze. (Beine unvollftändig.) Das
obere Dornenpaar der Hinterſchienen etwas ungleich; der laͤngere
Dorn halb ſo lang wie die Entfernung zwiſchen ſeiner ſehr ſchwach
verdickten Baſis und der Schienenſpitze; die Enddornen nicht
halb fo lang wie die Hälfte des erſten Fußgliedes.
Vorderflügel kaum 4 der Länge geſpalten, mit breis
ten, ſehr abgeſtumpften Zipfeln; dieſe ſcheinen durch die ſehr
reichlichen, die Franzen verdeckenden Haarſchuppen ſtumpfer, als
ſie ſind; bey genauer Unterſuchung laͤßt ſich ihr Vorderwinkel
erkennen. Um die Spaltung herum zieht ſich ein gelblicher
Wiſch, beſonders in den Hinterzipfel hinein; der Hinterrand des
Vorderzipfels hat weißliche Schuͤppchen; der Innenrand vor der
Mitte einen gelblichweißen Laͤngswiſch. Franzen einfarbig hell—
grau, nur um die Spaltung heller.
834
Hinterfluͤgel dunkler als die Vorderflügel; die beyden
erſten Federn gegen ihre Enden vorzuͤglich erweitert und dann
kurz abgeſtumpft.
Unterſeite lebhafter ocherbraͤunlich, auf den zwey Bi:
pfeln, auf der erſten Feder und an dem Hinterwinkel der drit⸗
ten Feder weißlich gemiſcht. An der Spaltung der Vorderflügel
ein heller Punkt an der Stelle des Wiſches der Oberſeite.
Mein Exemplar erhielt ich vom Herrn Geh. Rath Klug
aus dem Berliner Muſeum; es wurde mit mehreren vom Dr.
Ebrenberg aus Syrien mitgebracht; das Metzuerſche Exemplar
iſt vom Inſektenhaͤndler Stentz. ö
C. (14) 2. Pier. phaeodactylus Hübn.
Alis anterioribus ochraceo- fuscescentibus, litura per
basin ſaciniarum exalbida costam versus attenuata ac di-
stinctiore. Vorderfluͤgel ocherbräunlich ; ein gelblichweißer Wiſch
um die Spalte, verdunnt ſich gegen den Vorderrand und wird
hier ſchaͤrfer. (1 Weibchen.) e s
Tr. 9, 2. 240. Alucita phaeodactyla: alis nutelg
flavido-rufis, strigis albis obsoletis. Hübn. Aluc. fig. 14.
15. phaeodact.
Von der vorigen Art, wie bey derſelben angezeigt, verſchie⸗
den, ob als eigne Art, muß die Zukunft lehren. en
Groͤße des kleinſten Pter. ſuscus. Kopf und Ruͤckenſchild
gelbbraungrau, zwiſchen den Fuͤhlern mit weißlicher Querlinie.
Fuͤhler weiß und braungeringelt, aͤußerſt zart gefranzt, gegen
das Ende mit kurzen Faferfpigen, Taſter länger als der Kopf,
ſehr dünn, mit aufgebogenem, zweyten und horizontal vorgeſtreck⸗
tem letzten Gliede. — Beine: Huͤften braͤunlichgrau, die vier
hintern heller; der übrige Theil auf der einen Seite braͤunlich⸗
grau, auf der andern weißlich. Schienenſpitzen verdickt. Dor-
nen der Hinterſchienen lang; die obern unter ſich ziemlich gleich,
länger als 3 der Entfernung zwiſchen ihrer Baſis und der Schie-
nenſpitze; die Enddornen Länger als das halbe erſte Fußglied,
welches an der Spitze braͤunlich iſt. — Hinterleib heller als der
Ruͤckenſchild, mit verloſchenen, weißlichen, unterbrochenen Linien
1 dem Ruͤcken und gegen den After hin auch auf der Unter:
eite.
Vorderfluͤgel kaum J geſpalten, mit breiten, ziemlich
ſtumpfen Zipfeln; die Grundfarbe eine Miſchung von Gelbbraun
und Grau. Im Mittelraum hinter der Mitte ein hellgelbliches
Laͤngsſtrichelchen. Die Spaltung ift in Hufeiſenform hellgelblich
umzogen, und davon geht eine gelbliche Lichtung nach beiden
entgegengeſetzten Rändern. Vor der Spitze des Vorberzipfels ein
gelblicher, ſehr verloſchener Querwiſch; die Spitzen beider Zipfel
(der vordere iſt viel ſpitzer als der hintere) find auf den grauen
Franzen von weißlichgelben Schuppen umzogen. Am Innenrande
des Fluͤgels ſind die Franzen weißlichgelb und haben hinter der
Mitte, bei der Spaltung und am Hinterwinkel ſchwarzgraue
Stellen.
Hinterflügel braͤunlichgrau, eine verloſchene, feine,
gelbliche Linie umzieht die Spitzen der Federn auf den grauen
Franzen; die zwey erſten Federn von halber Fluͤgellaͤnge, die
erſte am Vorderrande vor der Spitze erweitert; die zweyte, ſchma
835 —
ler als jene, hinter der Mitte auf beiden Seiten etwas erweitert
und dann zugeſpitzt.
Unterſeite bleicher als die Oberſeite; die Vorderfluͤgel
am Vorderrande weiflich beſchuppt. Ein Fleckchen an der Spal⸗
tung und zwey Gegenflecke hinter ihm ſind gelblichweiß. Ebenſo
ein Wiſch auf dem Innenrande jedes Zipfels. Die Spitzen der
zwey erſten Federn und der Innenrand der dritten weißlich bes
ſchuppt.
Vaterland: Steyermark (Tr.) und die Gegend von Wei⸗
ßenfels an der Saale (F. R.).
C. (15) 3. Pter. miantodactylus Fr. R.
Capillis exalbidis, in conum ſrontalem produetis;
alis anterioribus pallide ochraceis, exalbido mixtis; macula
laciniae anterioris costali eiliisque exalbidis. (Kopfhaar
gelblichweiß, in einen Stirnkegel verlängert; Vorderfluͤgel bleich
ochergelb, ſtellenweiſe weißlich; ein Vorderrandfleck des Vorder—
zipfeis und die Franzen deſſelben gelblichweiß.) (1 M. aus
Men's, 1 W. aus meiner Sammlung.)
Var. b) alis pallide olivaceis (Fluͤgel gelblich olivenfar⸗
(1 W. aus Mtzn's Sammlung.)
Var. c) alis sordide exalbidis, costa, macula costali
ante ſissuram laciniisque ſusco-griseis. (Flügel ſchmutzig
gelblichweiß; der Vorderrand, ein Vorderrandfleck vor der Spal⸗
tung und die Zipfel briunlichgrau). (1 W. aus F. R's Samm⸗
lung.)
Im Fluͤgelbau dem Pter. mietodactylus und fuscus
verwandt, von beyden, ſowie von den andern Arten dieſer Abthei—
lung (C) durch die Verlängerung der Stirnhaare und die bleiche,
ochergelbe oder gruͤnlichgraue Grundfarbe verſchieden.
Große eines kleinen Pter. fuscus oder des groͤßten hie-
racii. Kopf und Ruͤckenſchild weißlichgelb, die Stirnhaare in
einen maͤßigen Buſch verlaͤngert; Fuͤhler weißlich und hellbraun
deutlich geringelt, zart gefranzt. Taſter doppelt ſo lang wie der
Kopf, duͤnn, ziemlich gerade, vorgeſtreckt, mit laͤnglichem End⸗
gliede, auf der aͤußern Seite braͤunlich. — Beine blaßgelb, an
den Fuͤßen weißer; die zwey Vorderhuͤften und Vorderſchienen
und alle Schenkel auf der aͤußern Seite zimmetbraun. Glieder
der Hinterbeine im Vergleiche mit denen des Pter. mietodacty-
lus ungewoͤhnlich kurz; Schienen und Fuͤße faſt rein weißgelb;
das zarte obere Dornenpaar von beinahe gleicher Laͤnge, halb ſo
lang wie die Entfernung von ihrer ſehr ſchwach verdickten Baſis
bis zur eben ſo ſchwach verdickten Schienenſpitze; das an dieſem
befindliche kuͤrzere Dornenpaar gleich 4 der Länge des erſten
Fußgliedes. — Hinterleib hellgelblich mit verloſchener, heller
Ruͤckenlinie (andere Zeichnungen find wegen der anfangenden
oder vorgeſchrittenen Veroͤlung nicht kenntlich.
Vorderfluͤgel kaum 4 der Länge geſpalten, ſehr ver⸗
loſchen ochergelb, beſonders beim Weibchen reichlich mit gelblich⸗
weißen Stellen. Als ſolche zeichnen ſich aus auf dem Innen⸗
rande: die Baſis, ein Fleck auf dem Anfange des zweyten Drit⸗
tels und eine groͤßere Stelle vor der Spaltung; ferner im Mit⸗
telraume ein Laͤngswiſch vor der Spaltung, an welcher man ein
verloſchenes, braunes Pünktchen bemerkt; der deutlichſte gelblich:
weiße Fleck liegt aber am Vorderrande, gleich hinter der Spal⸗
Iſis 1841. Heft 11.
big).
— m
836
tung, und iſt von dunkelbraͤunlichen Franzen begraͤnzt. Die
Vorderrandfranzen an der hintern Haͤlfte des Vorderzipfels ſind
auch ſehr hell, weniger die andern Franzen; die am Innenrande
des Fluͤgels ſind ſehr verloſchen graugefleckt.
Hinterflügel braͤunlichgrau, mit feiner, weißlicher Eins
ſaͤumung vor den maͤßig langen grauen Franzen; die erſte Feder
iſt am Ende ſtumpf, die zweyte ſehr ſpitz mit deutlichem Hin⸗
terwinkel, die dritte gegen die Baſis gelblich, und am ganzen
Hinterrande auf den Franzen mit einem Saume weißgelblicher
Schuppen.
Unterſeite einfarbiger und dunkler; die Zipfel, die erſte
Feder an der Spitze und die ganze dritte, durch viele weißliche
Schuppen gelichtet. Der weißliche Vorderrandfleck der Vorder⸗
fluͤgel iſt allein ausgezeichnet; Franzen wie oben, nur noch heller.
Var. b) hat eine dunkel ſtaubgraue Grundfarbe mit ſehr
ſchwacher gruͤnlicher Beimiſchung; die hellen Stellen haben ein
ſehr verduͤnntes Schwefelgelb, naͤmlich: die Franzen des Vorder⸗
zipfels, die des Innenrandes, der Coſtalfleck an der Wurzel des
Vorderzipfels, ein Wiſch im Mittelraume zwiſchen Spaltung und
Fluͤgelbaſis, und mehrere undeutliche Wiſche in der Naͤhe der
letztern.
Var. c) hat von der Wurzel aus, vorzüglich im Mittel:
raume, weniger am Innenrande, ein ſehr verloſchenes, ſchmutziges
Weißgelb; der Vorderrand iſt breit braͤunlichgrau und auf der
Randrippe weißlich verloſchen punktirt. Vor der Spaltung am
Vorderrande ein verwiſchter, großer, noch dunklerer Fleck; nach
ihm folgt die gelblichweiße Stelle, hinter welcher der Vorderzi—
pfel, gleich dem Hinterzipfel, die dunkle, braͤunlichgraue Farbe
des Coſtalflecks zeigt. Der noch unverdorbene Hinterleib oben
blaß ſchwefelgelb; jeder Ring an der Wurzelhaͤlfte braungrau;
Bauch weißlich mit grauen Binden an der Wurzelhaͤlfte der
Ringe. Ich finde zwiſchen dieſem Exemplare und dem Pter.
ochrodactylus eine gewiſſe Aehnlichkeit; es fehlt aber zur Be:
gruͤndung einer naͤheren Verwandtſchaft des letztern deutlicher
Hinterwinkel am Vorderzipfel, die Querlinie uͤber die Zipfel und
die ſchwarzen Schuppen am Hinterrande der dritten Feder.
Vaterland: das Bannat, wo Kindermann dieſe Art ent:
deckt hat.
C. (16) 4. Pterophor. mictodactylus S. V.
Alis anterioribus einereo - fuscescentibus, antice ob-
seurioribus; striola media, macula ad ſissuram lituraque
laciniae anterioris longitudinali fuscis; eiliis in laeiniarum
margine postico nigro- punctatis; digiti tertii eiliis bre-
viusculis.
(Vorderfluͤgel graubraͤunlich, vorn dunkler; ein Laͤngs⸗
ſtrichechen in der Mitte, ein Fleck an der Spaltung und ein
Laͤngswiſch des Vorderzipfels ſchwarzbraun; die Franzen auf
dem Hinterrande der Zipfel ſchwarz punctiert; die der dritten
Feder ziemlich kurz.) (Viele M. und W.)
Tr. 9, 2. 240. Aluc. mictodactyla: alis anticis rufo-
einereis, medio dilutioribus, punctis duobus obscurio-
ribus.
Hübn. Alue. fig. 3. mictodactyla. Kollar Syſtem. Vzchn.
S. 100. Aluc. mict.
53 *
837
Wiener Verzchn. S. 320. Phal. Aluc. mietod. Scop.
Carniol. S. 257. Phal. bipunctidactyla Stein Isis
1837. S. 98. Aluc. pelidnodactyla.
Var. b) strigula alba pone lituram laciniae anterioris
solito minorem (eine weiße Querlinie hinter dem unges
wöhnlich kleinen Laͤngswiſch des Vorderzipfels), (3 M.
4 W.)
Naͤchſter Verwandter des Pter. graphodactylus und
fuseus; vom erſteren durch braune Vorderrandfranzen an der
Spitze des Vorderzipfels und durch ſchwarzbraune Puncte auf
der weißen Hinterrandlinie beyder Zipfel, vom letzteren durch
feine ſchiefergraubraune Grundfarbe, den dicken Langsſtrich im
Mittelraume des Vorderzipfels, die ſchneeweiße Laͤngsſtrieme der
Mittelhuͤfte und durch ſtumpfere Taſter verſchieden.
Groͤße des groͤßten Pteroph. fuscus. Kopf braungrau;
der obere Augenrand weiß, was ſich um den hoͤckerfoͤrmigen
Stirnbuſch vorn herumzieht. Fuͤhler braungrau, auf dem Ruͤcken
an der erſten Hälfte weißlich, beym Männchen ſehr kurz gefranzt.
Taſter laͤnger als der Kopf, zuſammengedruͤckt; das zweyte Glied
gegen das Ende verdickt, und ſeine unterſten Schuppen nach
vorn verlaͤngert, ſo daß ſie mit dem kurzen Endgliede gewoͤhnlich
eine Gabel bilden, ſelten ihm anliegen. Das erſte Glied unten,
das zweyte und dritte oben weißlich; das Andere daran gelb—
braun. Ruͤckenſchild vorn braungrau, hinten bleichroͤthlich als
eine Binde, die ſich noch am Innenrande der Vorderfluͤgel eine
Strecke hinzieht. Hinterleib grauroͤthlich; vom Hinterruͤcken zieht
ſich bis auf den erſten Hinterleibsring zu jeder Seite ein dicker
ſchneeweißer Strich, der ſich dann als unterbrochene, feine, weiße
Linie ſortſetzt. Am dunklern Bauche mehrere, beym Maͤnnchen
ſehr, beym Weibchen wenig oder nicht unterbrochene, ſchneeweiße
Laͤngslinien. — Beine zimmetbraun; die Mittelhuͤfte mit einem
ſehr ausgezeichneten, ſchneeweißen, ſelbſt etwas glänzenden Laͤngs⸗
ſtrich. Schenkel weißlich liniert; Schienen und Füße auf der
einen Seite weißlich. Dornen an der innern Seite und der
Spitze braun, außerdem weiß; das obere Paar der Hinterſchienen
ziemlich gleich groß, halb ſo lang wie die Entfernung von ihrer
Baſis bis zum untern Paare; dieſes, etwas ungleich, kaum ſo
lang wie 4 des erſten Fußgliedes.
Die Vorderflügel haben zur Grundfarbe ein angeneh—
mes Hellbraun, das aber durch weiße, reichliche Schuppen ein
ſchieferfarbenes Anſehen bekommt. Vorderrand am dunkelſten;
Innenrand von der Wurzel aus in größerer oder geringerer Er—
ſtreckung bleichroͤthlich. In der Mitte zwiſchen Baſis und Spal—
tung, dem Vorderrande naͤher als dem Innenrande, ein kurzes
ſchwarzbraunes Laͤngsſtrichelchen; an der Spaltung ein ſchwarz—⸗
braunes Querfleckchen, aus zweyen zuſammengeſetzt. Die beyden
Zipfel ſind am weißeſten, bisweilen faſt weiß; der vordere hat
im Mittelraum einen nach beyden Seiten verduͤnnten, ſchwarz—
braunen, heller braun eingefaßten Laͤngsſtrich, der bey Var. b,
durch eine weißliche Querlinie unterbrochen wird. Die Franzen
des ganzen Vorderrandes bis zur Spitze braun; die uͤbrigen
braungrau, und die Zipfel auf denſelben mit einer weißlichen
Haarſchuppenlinie eingefaßt. Dieſe Linie iſt am Hinterrande des
Vorderzipfels rein weiß und hat am Hinterwinkel einen ſchwar—
zen Punct. Der Hinterrand des Hinterzipfels hat in der Schup⸗
penlinie drey mehr oder weniger große Puncte: am Hinterwinkel,
in der Mitte und am Vorderwinkel.
— D
=—_
838
Hinterfluͤgel braͤunlichgrau, vor den grauen Franzen
fein und hell geſaͤumt; die zwey erſten Federn wie bey Pteroph.
fuscus lanzettlich erweitert; an der Spitze der zweyten bisweilen
ein brauner Punct; Franzen der dritten am Hinterrande etwas
uͤber doppelt ſo lang, wie die Feder breit iſt.
Unterſeite dunkel braungrau, an den Zipfeln, der Spitze
der erſten Feder und auf der dritten Feder ſtark weißlich beſtaͤubt.
Die Zipfel haben ihren feinen, weißlichen Saum, wie auf der
Oberſeite, auch mit den Puncten darinn; die Puncte und Flecke
des Mittelraums fehlen. f
Var b. in der Größe der kleinern Exemplare der Var. a.
Am Anfange des dritten Drittels des Vorderzipfels wird der
ſchwarzbraune Laͤngsſtrich durch eine ſchiefe, dem Hinterrande
faſt parallele, ſeine, verloſchene, weißliche Querlinie durchſchnit⸗
ten, und bey einem Weibchen zeigt ſich ein Anſatz dazu auch
am Vorderrande des Hinterzipfels. Deſſen Franzen tragen eine
ſtaubgraue Schuppenlinie auf ihrer Wurzel und darinn am Hin⸗
terrande 3 ziemlich verfloſſene ſchwarzbraune Flecke, die auf der
Unterſeite deutlich getrennt find. — Zu dieſer Varietaͤt beſitze
ich unter meinen hier erzogenen Mictodactylen unzweifelhafte
Uebergaͤnge, weßwegen ich Herrn Fiſcher v. Roͤslerſtamms Mey⸗
nung, daß ſie eine eigne Species ſey, widerſpreche. Ueberdieß
iſt das weiße Querſtrichelchen meiſtens kaum bemerkbar.
Der Falter fliegt bey Glogau an allen mit Saxifraga
granulata bewachſenen Anhoͤhen und Ackerrainen zu Ende May
und im Juny häufig. Er ſitzt im Graſe und an der genann⸗
ten Pflanze und fliegt bey Tage durch Geraͤuſch leicht auf und
nicht weit. Bey Frankfurt iſt er viel ſeltener. Außerdem be⸗
fisen ihn noch die Gegenden von Berlin (Zeller), Neuſtrelitz in
Mecklenburg (Meſſing), Dresden (F. v. R. und v. Tiſcher),
Schandau (v. Tiſcher), Wittenberg (Stein), Wien (auf gras:
reichen, trocknen Plaͤtzen: F. v. R., auf Voralpenwieſen am
Schneeberge: Kollar), Laybach (F. v. R.); Ungarn und die
Schweiz (F. v. R.). — Die Varietät b. fing Herr Mann
bey Reichſtadt auf trocknen Stellen bey Kiefern im Juny; ein
einzelnes Exemplar nahe bey Wien. Andere erhielt Herr Fiſcher
v. Roͤslerſtamm aus Ungarn und Neuſtrelitz; eins fieng er am
24. July auf dem Schneeberge.
Die Raupe lebt auf Saxifraga granulata, am liebſten
an den mit lichtem, niedrigem Gebuͤſch bewachſenen Anhoͤhen,
und hier bisweilen in Menge. Sie iſt zwar nicht geſellig; doch
findet man nicht ſelten 2, ſogar 3 an einer Pflanze. Sie ſtellt
ſich ein, ſobald der Stengel ihrer Nahrungspflanze etwas ges
trieben hat, alſo fruͤher oder ſpaͤter im April. Zu dieſer Zeit
frißt ſie noch die Blaͤtter an und beißt Loͤcher in den weichen
Stengel; ſpaͤter, wenn dieſe Theile haͤrter geworden ſind, und
ſich die Bluͤthen mehr entwickelt haben, verſchmaͤht ſie die er⸗
ſteren und frißt dafuͤr die Knoſpen aus, oder verzehrt auch die
jüngften ganz nebſt den zarten Bluͤthenſtielen. Von den Bluͤ⸗
then genießt ſie beynahe nur die Kronenblaͤtter, ſelten die Kelche.
Spaͤtlinge muͤſſen ſich mit den jungen Kapſeln, oder was ſonſt
Fleiſchiges an der Pflanze geblieben iſt, begnuͤgen. Die jungen
Raupen wuͤrde ihre violettrothe Farbe leicht erkennbar machen,
wenn ihre Kleinheit ſie nicht verbaͤrge; die erwachſenen haben
beynahe das Gruͤn des Pflanzenſtengels und eine aͤhnliche Bes
haarung, weßhalb ſie, obgleich ſie die Verborgenheit gar nicht
ſuchen, nicht leicht in die Augen fallen, ſondern mit einiger
839
Sorgfalt geſucht werden muͤſſen. Es find träge Thiere, die
ſelbſt beym Eintritt der Verwandlungszeit keine auffallende Leb—
haftigkeit aͤußern.
Diagnoſe der Raupe: larva tubipes, setulis capi-
- tatis minutis tuberculisque pilosis vestita, capite virescenti,
fusco-maculato, viridis, vitta dorsali purpurea.
(Raupe ſtelzenfüßig, mit kleinen geknopften Boͤrſtchen
und langhaarigen Warzen bekleidet; Kopf blaßgruͤn, braunfleckig;
Körper grün, mit purpurrother Ruͤckenſtrieme.)
Var. b) vitta purpurea nulla (ohne purpurrothe Ruͤcken—
ſtrieme).
Volle Groͤße uͤber 4 Zoll. Das kleine Köpfchen blaßgruͤn
mit zwey ſenkrechten braunen Strichen auf der Stirn und mehr
rern Flecken, von denen einer faſt wie ein Augenfleck ausſieht.
Der Körper, von vorn nach hinten verdünnt, in den Einſchnit⸗
ten ſtark abgeſetzt, iſt hellgruͤn, dicht mit ſehr kurzen, weißen,
geknopften Börftchen und dazwiſchen mit laͤngern Haaren beſetzt.
Ueber den Ruͤcken geht eine mehr oder weniger breite, blaß—
purpurrothe Vitta, zu beyden Seiten von einer weißlichen oder
gelblichen verloſchenen Linie eingefaßt. Dieſe Strieme iſt (Var. b.),
ſtatt purpurfarben, bisweilen nur grün. Zu beyden Seiten ne—
ben ihr hat jeder Hinterleibsring 2 Waͤrzchen, in der bey nack—
ten Nachtfalterraupen gewöhnlichen Stellung, auf denen je 3 — 4
ſteife lange Haare ſtehen. Die Luftloͤcher ſitzen ſehr hoch, nehm—
lich viel naͤher dem Ruͤcken, als dem Bauche, und ſind ſo klein,
daß man ſie nur durch die Loupe als kleine graue Puncte in
hellem Ringe erkennt. Ueber und unter ihnen eine dreyborſtige
Warze, und hinter ihnen eine kleinere einborſtige; weiter ab—
waͤrts eine einborſtige, und noch tiefer gegen den Bauch eine
zweyborſtige. Die Vorderfuͤße blaſigruͤn und ſchwarzfleckig; die
Bauchfuͤße aͤchte Stelzenfuͤße, lang, duͤnn und walzenfoͤrmig;
ihre Hakenkraͤnze faſt vollſtaͤndig.
Ihre Verpuppung nimmt ſie im Freyen oft an den Sten⸗
geln der Futterpflanzen vor, in der Gefangenſchaft am erſten
beſten Gegenſtande. Hier beſpinnt ſie einen Platz von etwas
größerem Umfang als ihr Körper, mit weißer Seide, am reiche
lichſten unter ihrem Hintertheile. Ich fand ſie ſtets mit dem
Kopfe abwaͤrts gerichtet. Darauf wird ſie blaͤſſer gruͤn, und
am dritten Tage ſtreift ſie die Haut ab. Die beunruhigte
Puppe ſchnellt den Vorderkoͤrper aufwaͤrts und oft fo weit hin⸗
ten über, daß ihr Kopf die Flaͤche berührt, auf welcher fie bes
veſtigt iſt. In dieſer gezwungenen, ſonderbaren Stellung kann
ſie Viertelſtunden lang verharren. Schlaͤgt ſie ſeitwaͤrts um
ſich, ſo kommt ihr Kopf dem Schwanzende ziemlich nahe. In
14 Tagen erſcheint der Schmetterling.
Diagnofe der Puppe: chrysalis nuda, virescens,
vitta dorsali purpurea, tuberculis in abdomine dorsalibus
minutis geminatis vix setigeris; segmenti penultimi ventre
glochidibus instructo. (Puppe kahl, grünlic mit purpurcother
Ruͤckenſtrieme; die Hinterleibsringe auf dem Ruͤcken mit kleinen,
paarweiſe zuſammengeſtellten, kaum borſtigen Waͤrzchen; der
vorletzte Ring am Bauche mit Widerhaͤkchen.)
l Sie iſt ſehr ſchlank, gruͤnlich, mit dunkel- oder braun⸗
grünen, kahlen Fluͤgelſcheiden; Rüden von dem buckligen Schild-
chen aus ſanft gegen den Kopf geneigt und mit zwey ſehr gegen
einander concaven Leiſten; auf der Ruͤckenmitte des Hinterleibes
840
geht eine purpurrothe Strieme, welche auf den drey erſten Rin⸗
gen von einer Leiſte auf beyden Seiten begleitet wird; dann
folgt ſtatt der Leiſte auf jedem Ringe ein Doppelwaͤrzchen, wel—
ches zwey aͤußerſt kurze, ganz umliegende Boͤrſtchen trägt; die
zwey letzten Ringe haben dafur ein paar Leiſten auf dem Ruͤcken
und an jeder Seite noch eine. Die Oberfläche iſt ehr dicht
und fein querlintiert. Der vorletzte Ring hat an der Bauchſeite
einen ziemlich anſehnlichen Buſch Widerhaͤkchen, und die Unter
ſeite der Afterſpitze einen noch anſehnlichern. Die verlaͤngerten
Fluͤgelſcheiden reichen bis zum ſechsten Bauchringe.
C. (17) 5. Pteroph. graphodactylus Tr.
Alis anterioribus einereo -gilvescentibus, antice late
laciniisque fuscescentibus, puncto geminato ante fissuram
lituraque laeiniae anterioris longitudinali fuseis; eiliis eirca
apicem albis. (Vorderfluͤgel grau und fahlgelb gemiſcht, am
breiten Vorderrande und auf den Zipfeln braͤunlich; ein Doppel⸗
punct vor der Spaltung und ein Laͤngswiſch des Vorderzipfels
ſchwarzbraun; die Franzen um die Spitze herum weiß.) (1 M.
aus F. Rs Sammlung.)
Tr, 9, 2. 233. Aue. graphodactyla: alis antieis
hepaticis, striis longitudinalibus obscurioribus, fimbriis
apicis fissuraeque albis.
Dem Pter. mictodactylus ſehr aͤhnlich und leicht für
eine Varietaͤt deſſelben anzuſehen; allein die Ränder beyder Zipfel
umzieht eine braune, ununterbrochene Linie, und die Spitze des
Vorderzipfels iſt auf beyden Seiten mit weißen Franzen ein⸗
gefaßt.
Größe über den meiſten Exemplaren des Pter. micto-
dactylus. Kopf braungrau; der obere Augenrand weiß, und
dieſe weiße Farbe zieht ſich um den kleinen Stirnbuſch wie bey
Pt. mictod. Fühler ſehr zart gefranzt, braungrau, mit einer
unterbrochenen, weißlichen Laͤngslinie, die am untern Theile be—
ſonders breit und hell iſt. Taſter wie bey Pt. mictod. gebaut,
blond, auf der obern Seite, ſowie an dem ganzen Endgliede
weißlich. Ruͤckenſchild vorn braungrau, hinten fahlbraͤunlich,
ſowie der Hinterleib, welcher an ſeinen hinterſten Ringen und
am Bauche dunkle und verloſchen weißliche Laͤngslinien zeigt.
Beine an den oberſten Theilen hell gelbbraͤunlich, der Laͤnge
nach ein- oder zweyfach weiß liniiert; die Hinterſchienen auge
waͤrts hellbraͤunlich, einwaͤrts weißlich; eben ſo das erſte Fuß—
glied; die uͤbrigen Fußglieder wie die Schiendornen weiß. Die
obern Schiendornen etwas länger als bey Pter, mictodactylus,
unter ſich ungleich; der laͤngere groͤßer als die halbe Entfernung
zwiſchen ſeiner Baſis und der Schienenſpitze; die Enddornen,
ziemlich gleich, kuͤrzer als der kurze obere Dorn und gleich 4
der Laͤnge des erſten Fußgliedes.
Vorderflügel bis zur Spaltung blond, am reinſten gegen
den Innenrand, nach vorn braungrau gemiſcht, und am Vorder—
rande ganz verdunkelt und braͤunlich. (Von einer weißen Ein⸗
faſſung des Vorderrandes, deren Treitſchke gedenkt, ſehe ich gar
nichts.) Im Mittelraum vor der Mitte ein braunes, kurzes
Laͤngsſtrichelchen. Vor der Spaltung und von ihr durch weiß—
liche Schuppen getrennt, liegt im dunkeln Grunde ein Paar
dunkelbrauner Puncte dicht uͤber einander. Der Anfang des
Vorderzipfels iſt ſehr hell, weißlich beſchuppt, und auf dem
Vorderrande durch eine weiße, bey Pter. mictod. nicht vorhan⸗
841
dene Laͤngslinie bezeichnet; darauf wird der Grund ploͤtzlich dunkel
und bleibt ſo bis an den Hinterrand, nur daß er in deſſen Naͤhe
weißlich beſchuppt iſt und in einiger Entfernung davor (wie
mictodact. Var. b.) eine weißliche, feine Querlinie hat; vor
derſelben liegt nahe an der Spalte ein dicker, ſchwarzbrauner
Laͤngswiſch. Der weniger dunkle Hinterzipfel hat zwey verlo—
ſchene, lange, ſchwarzbraune Laͤngswiſche. Beyde Zipfel ſind
an ihren Raͤndern, ſowie der Innenrand des Fluͤgels von einer
feinen, ſchwarzbraunen Schuppenlinie umzogen, wodurch die
Spalte ſehr hervorgehoben wird. Die Franzen in derſelden ſind
weißlich, die an der Muͤndung ſchwaͤrzlich; die Spitze des Vor⸗
derzipfels wird von noch reiner weißen Franzen eingefaßt; die
an der Spitze des Hinterzipfels find nur weißlich, und die uͤbri⸗
gen mehr oder weniger dunkelgrau, am Innenrande mit fahler
Beſchuppung auf ihrer Wurzel.
Hinterflügel braͤunlichgrau; die Federn, zumal die erſte,
ein wenig ſtumpfer als bey Pier. mictodactylus und auf den
Franzen an der Spitze dunkler umſaͤumt.
Unterſeite blaß gelblichgraubraun; die Verderfluͤgel ge—
gen den ſehr auffallend braun eingefaßten Hinterrand weißlich
deſchuppt; auf dem Vorderzipfel liegt im Vorderrande ein ganz
weißer, kurzer Laͤngsſtrich; die Querlinie iſt vorn abgekuͤrzt und
verloſchener als auf der Oberſeite. Die Franzen ziemlich wie
auf der Oberſeite. Die erſte Feder ſehr hell fahlgelb, ſparſam
mit braͤunlichen Schuppen beſtreut.
Herr Freyer entdeckte die Raupe dieſes Geiſtchens im Juny
1828 bey Tegernſee auf Gentiana lutea, auf welcher fie nach
Art des Pteroph. hieracii zu leben ſcheint. Eine Beſchreibung
iſt noch nicht erſchienen. Herr Fiſcher v. Roͤslerſtamm und Herr
Mann trafen Schmetterlinge dteſer Art am 22. July 1840 bey
ihrer Beſteigung des Schneeberges nicht ſelten um den Fuß
des Berges, hielten fie aber für etwas braungelbliche Micto-
daetyli und ſammelten daher nur zwey Exemplare zur Vers
gleichung.
€. (18) 6. Pteroph. fuscus Netz.
Alis anterioribus luteo-fuscescentibus, juxta costam
obseurius squamatis, dorso late gilvescentibus, puncto ad
fissuram fusco; eilüs digiti tertii breviusculis. (Vorder⸗
flügel gelbbraͤunlich, längs des Vorderrandes dunkler beſchuppt,
am Innenrande breit fahlroͤthlich; ein brauner Punct an der
Spaltung; Franzen der dritten Feder ziemlich kurz.) (Viele
M. und W.)
Tr. 9, 2. 244. Alue. ptilodactyla: alis anticis ruſo-
fuscis, lunula ad fissuram obscuriore.
Hübn. Aluc. fig. 16 (mase.) 25 (fem.) ptilodactyla, —
Koll. Vzchn. S. 100. Aluec. ptilod,
Isis 1839. IV. S. 277. Pterophor. ptilodactylus, Retzii
Deegerii genera et species. 35. Pterophorus fuscus.
Var. b) striola laciniae anterioris Jongitudinali fuscescenti
obsoleta. (Ein verloſchenes, braͤunliches Laͤngsſtrichelchen
auf dem Vorderzipfel.) (2 Maͤnnchen.)
Var. c) alis anterioribus einereo - fuscescentibus, cete-
rum ut a, (Vorderfluͤgel graubraͤunlich, übrigens wie a.)
(4 M., 2 W.)
842
Var. d) auetumnalis: duplo minor. (Im Herbſt erſchei⸗
nend, doppelt ſo klein.) (Viele M. und W.)
Von Pteroph. pterodactylus höchft verſchieden durch die
breiten Vorderfluͤgel, die kurze Spalte derſelben, die beträchtliche
Erweiterung der Dinterflügelfedern, die ſehr kurzen Franzen, fo
daß beyde Arten nicht einmal nahe verwandt ſind. Am naͤch⸗
ften ſteht Pter. fuseus dem Pt. mietodactylus, und von dies
ſem unterſcheidet ihn nicht immer die Grundfarbe, ſondern am
ſicherſten der Mangel des braunen Laͤngsſtriches auf der Mitte
des Vorderzipfels und die weniger ſtumpfen Taſter. en
Groͤße ſehr wechſelnd zwiſchen den kleinſten Exemplaren
des Pt. pterodactylus und den groͤßten des Pt. pilosellae.
Kopf und Ruͤckenſchild ſtaubig gelbbraͤunlich; der obere Augen:
rand und eine am untern Fuͤhlerdrittel hinaufgehende Linie weiß;
die Fuͤhler braͤunlich, beym Maͤnnchen mit kurzen Haͤrchen,
kaum gefranzt. Taſter laͤnger als der Kopf, gegen das Ende
des zweyten Gliedes erweitert und ſich an den etwas verlaͤnger⸗
ten Stirnbuſch anlegend; das Endglied kurz, ſpitz und durch die
verlaͤngerten Schuppen des zweyten Gliedes auf der untern Seite
verdickt. Die Schuppen des erſten Gliedes und die Oberſeite
des zweyten und dritten ſind weißlich, das Andre braͤunlichgelb.
— Ruͤckenſchild auf der hintern Hälfte und der Hinterleib fahl⸗
roͤthlich; von der Hinterfluͤgelwurzel geht ein erſt erweiterter,
dann allmaͤhlich zur Linie verengter weißlicher Streif an der
Seite des Hinterleibes hin. Die Ruͤckenmitte hat eine ver⸗
loſchene, beym Weibchen am beſten erkennbare, weißliche Laͤngs⸗
linie. Bauch mit zwey weißlichen Mittellinien der Laͤnge nach,
jede am Hinterrande jedes Ringes mit einem ſchwarzen Fleck⸗
chen, und zur Seite noch die Spuren einer weißlichen Linie.
Hüften und Schenkel fahlroͤthlich mit gelblichen Laͤngslinien;
Schienen und Fuͤße auswaͤrts weißlich; die Dornen auf einer
Seite braun; das obere Paar ziemlich gleich groß, fait 185 ſo
lang wie die Entfernung zwiſchen ihm und dem etwas kleinern
Endpaar; dieſes von etwas mehr als der Drittellänge des erſten
Fufgliedes.
Die kaum 3 gefpaltenen Vorderflügel haben zur
Grundfarbe ein Gemiſch von Fahlroͤthlich und Hellbraun; der
Innenrand und der Hinterzipfel ſind in betraͤchtlicher Breite rein
und tief fahlroͤthlich. Auf dem dunklern Grunde liegen ſchwaͤrz⸗
liche Schuppen reihenweiſe der Laͤnge nach, hier und da mit
weißlichen Schuppen gemiſcht. Bisweilen haͤufen ſich in der
Mitte einige Schuppen zu einem undeutlichen Punct. Vor der
Spaltung zwey braune, gewoͤhnlich zu einem Querfleck zuſam⸗
mengefloſſene ſchwarzbraune Fleckchen. Im Mittelraume des
Vorderzipfels ſind oͤfters der Laͤnge nach braune und weißliche
Schuͤppchen gehäuft (Var. b.), eine Nachahmung des Pt. mi-
ctodactylus. Beyde Zipfel haben am Innen- und Hinterrande
auf den hellbraunroͤthlichen Franzen eine ſchmale Einfaſſung von
weißlichen Schuppen, und in dieſer am Hinterwinkel des Vor⸗
derzipfels einen ſchwarzbraunen Punct; am Hinterrande des
Hinterzipfels einen an der Spitze und einen davor.
Hinterflügel roͤthlich graubraun mit kurzen, etwas
glaͤnzenden, braungrauen, an der Wurzel fahlen Franzen. Die
zweyte Feder erweitert ſich am Hinterrande bis weit uͤber die
Mitte und verengt ſich dann zu einer Spitze, die gewoͤhnlich in
den Franzen einen braunen Punct hat,
843
UAnterſeite dunkel roͤthlichbraun mit dem weißlichen
Schuppenſaume der Zipfelraͤnder; die Vorderfluͤgel gegen die
Spitze licht; der Fleck an der Spalte ſelten zu erkennen; die
erſte und dritte Feder heller als die zweyte.
Die ſeltene Var. c. iſt in der mehr ſchiefergrauen Farbe
der Vorderfluͤgel eine Annäherung an Pter. mictodactylus,
von dem ſie aber der oben angegebene Mangel unterſcheidet.
Dieſes Geiſtchen wird bey Glogau an ſonnigen, kraͤuter⸗
weichen Anhoͤhen Ende May, im Juny und Anfang July bey
Tage nicht ſelten aus Geſtraͤuchen geklopft; etwas ſeltner fand
ich es zu der Zeit auf begrastem Sandboden im Oderthale
zwiſchen Zwergweiden, Gratiola officinalis, Cerastien. Darauf
erſcheinen die kleinen Exemplare nach der Mitte des Auguſts und
im September, an den zuletzt bezeichneten Stellen beſonders
reichlich; weniger häufig, doch uͤberall um Glogau, auf Ges
treidefeldern. Außerdem lebt die Art bey Berlin (ſehr felten)
und bey Frankfurt; in den ſchleſiſchen Gebirgen bey Salzbrunn
und Reinerz (ſelbſt bey den Seefeldern); in Boͤhmen uͤberall
(F. R.); in Ungarn (F. R.); bey Wien (Kollar, F. R. —
ich erhielt von dort die Var. c.); bey Augsburg (Hübner im
Regiſter) und in Schweden (Degeer). — Die im Sommer vor⸗
kommenden Exemplare zeichnen ſich durch ihre Groͤße und ihre
intenſive Faͤrbung aus; die im Herbſt fliegenden, unter dieſen
Var. C., find gewoͤhnlich halb fo groß und duͤſterer gefärbt. Ob
hierunter wirklich verſchiedene Arten verborgen ſind, wie man
vermuthete, muͤſſen genauere Beobachtungen, beſonders die Ver—
gleichung der fruͤhern Staͤnde, entſcheiden. Die Raupe, die
wahrſcheinlich der des Pteroph. mictodactylus ſehr nahe ver:
wandt iſt, vermuthe ich auf Cerastien.
C. (19) 7. Pteroph. lithodactlus Tr.
Ciollari elypeoque einnamomeis, thorace canescente,
alis anterioribus griseis, fusco sordidis, macula lunata
fusca albo-excavata ante fissuram; tibiarum intermediarum
medio apiceque fuseis incrassatis. (Halskragen und Ober:
geficht zimmetbraun; Ruͤckenſchild weißgraulich; Vorderfluͤgel
ſtaubgrau, braunbeſchmutzt, mit einem braunen, weiß ausge-
hoͤhlten Mondfleck vor der Spaltung; die Mitte und die Spitze
der Mittelſchienen braun und verdickt.) (Viele M. und W.)
Tr. 9, 2. 245. Aluc. lithodactyla: alis anticis albido-
testaceis, atomis striisque longitudinalibus fuseis,
lunula apicis dilutiore, fimbriis fusco alboque varie-
gatis.
Tr. 9, 2. 246. Alue. septodactyla: alis antieis fusco-
testaceis, macula costali fimbriisque obscurioribus.
Die zwey braunen Verdickungen der Mittelſchienen und
der mondförmig ausgehoͤhlte braune Fleck, zwiſchen welchem
und der Spaltung die Farbe weiß iſt, und welcher faſt mit
dem ſchwarzbraunen Vorderrandfleck zuſammenlaͤuft, unterſcheiden
dieſe Art von allen; vom Pteroph. pterodactylus, dem fie
wohl zunaͤchſt ſteht, außerdem noch die breiten Vorderfluͤgel und
die wie bey Pt. mictodactylus und ſuscus erweiterten Hinter⸗
fluͤgelfedern.
Größe des größten Pteroph. pterodactylus, Kopf mit
Ausnahme des ſtaubgrauen, ſcharfbegraͤnzten Scheitels zimmet⸗
braun. Fühler grau und braun geringelt, zart gefranzt, mit
Iſis 1841. Heft 11.
844
deym Männchen laͤngern Franzen als beym Weibchen; das
Wurzelglied lang, oben in eine ſtumpfe Schuppenſpitze ausge⸗
hend, grau, vorn mit einem braunen Fleck. Taſter laͤnger als
der Kopf, ziemlich ſchlank, aufgebogen, braͤunlich; das Endglied
ſehr kurz und ſtumpf. — Ruͤckenſchild hellſtaubgrau, der Hin⸗
terruͤcken und Anfang des Hinterleibes faſt weißlich; der letztere
wird gegen hinten graubraͤunlich und hat auf der Ruͤckenmitte
am Ende der Ringe braune Schuppenwuͤlſte, einen hellbraunen
Bauch und an den Seiten braune, mit weißlichen Schuppen
beſtreute Wuͤlſtchen. — Huͤften braͤunlich; Schenkel und Schie⸗
nen auf der einen Seite braͤunlich, auf der andern weißlich;
Fuͤße, beſonders die zwey vordern, weißlich mit dunkeln Gelenke
ſpitzen. Alle Schienen haben am Ende, und die mittlern auch
in der Mitte eine ſehr auffallende Verdickung durch ſchwarz⸗
braune Schuppen. Von den weißen, braunſpitzigen Dornen an
den Hinterſchienen iſt das obere Paar ungleich, kurz und weiter
als bey den Verwandten gegen die Spitze geruͤckt; das untere
Paar ſehr klein, 4 fo lang wie das erſte Fußglied.
Die z der Länge geſpaltenen, breiten Vorderfluͤgel
find hell korkfarbig, reichlich in Laͤngsreihen braunſchuppig, am
meiſten gegen das Spitzendrittel hin, wo ſich vor der Spaltung
ein brauner Fleck bildet, deſſen hintere Seite mondfoͤrmig aus:
gehoͤhlt und bis zur Spaltung weiß ausgefuͤllt iſt. Er wird
nur durch eine feine Laͤngslinie der Grundfarbe von einem dicken,
ſchwarzen Striche getrennt, der weit vor der Spaltung an einem
weißlichen Vorderrandfleck anfaͤngt und an einem ſolchen bald
hinter der Spaltung endigt; eine duͤnne weißliche Linie ſaͤumt
darauf den Vorderrand bis zur Fluͤgelſpitze. Die Franzen ſind
um die Spalte herum am hellſten, an der Spitze ſchwarzbraun;
die uͤbrigen Franzen braͤunlich, die des Vorderzipfels am Hinter⸗
winkel mit einem weißen, ſehr beſtaͤndigen Laͤngsſtrich, die des
Hinterzipfels am Hinterrande theilweiſe auswaͤrts weiß.
Hinterflügel braungrau, etwas glänzend, vor den
ziemlich langen, grauen Franzen fein hell beſaͤumt. Die zwey
erſten Federn wie bey Pt. mictodactylus erweitert.
Unterſeite dunkel braungrau. Die Vorderfluͤgel gegen
die Spitze des Vorderzipfels mit ſchmalen, weißen Laͤngsſtrichen
und dem ſchwarzen Striche der Oberſeite. Die Franzen am
Hinterrande der Zipfel mit weißen Fleckchen.
Der Schmetterling flog bey Glogau in den letzten July⸗
tagen in einem feuchten Eichengehoͤlz, nur Abends an den nie—
dern Eichenhecken, wo ich ihn aus dem dazwiſchen ſehr haͤufig
wachſenden Melampyrum nemorosum aufſcheuchte. Er war
aber ſo ſelten, daß ich jeden Abend nur ein Exemplar, und im
Ganzen nur drey bekam. Nach F. v. Rs Mittheilung fliegt
er in Ungarn im April [2] auf Suͤmpfen, und ward auch von
Herrn Mann bey Wien in Gebuͤſchen gefangen, worinn viel
Clematis waͤchſt. f
An der genannten Stelle bey Glogau fand ich nach der
Mitte des Juny 1838 die Raupen gar nicht ſelten; ich ſam⸗
melte an einem Tage gegen 40, an einem andern 30 Stuͤck.
Sie lebten auf Inula salicifolia, die hier ziemlich häufig waͤchſt,
aber nur auf den zwiſchen Geſtraͤuch ſchattig wachſenden Pflan-
zen. Die von ihnen bewohnten Gewaͤchſe waren an den ſtark
zerfreſſenen Blaͤttern kenntlich. Hier ſaßen die Raupen, bey
Tage und am Abend, an den oberſten Theilen der Pflanze, an
den Bluͤthenknoſpen (es war noch keine geoͤffnet), am Stengel,
54
845
an den Blättern, ohne Unterſchied der obern oder untern Seite,
An manchen Pflanzen waren 2— 3 Raupen, an den meiſten
nur eine. Sie muͤſſen viel freſſen, da fie die Blätter ſehr zus
gerichtet hatten; dabey machten ſie vielen und großen Koth. In
der Gefangenſchaft fraßen ſie Loͤcher in die Blaͤtter von der
untern Seite, wobey ſie die ſtaͤrkern Rippen ſtehen ließen, ſtatt
daß ſie in der Freyheit von der Seite zu freſſen angefangen und
auch die gröbern Rippen nicht verſchont hatten. Im folgenden
Jahre ſtanden um dieſelbe Zeit, durch das Uebertreten der Oder,
die Futterpflanzen einige Wochen hindurch unter Waſſer; hier⸗
bey iſt die Falterart vielleicht an dieſer Stelle vertilgt worden;
im Jahre 1840 fand ich auch nicht eine Raupe, ſo angelegent⸗
lich ich auch darnach ſuchte, um meine fruͤher aufgeſchriebenen
Beobachtungen zu pruͤfen und zu vervollſtaͤndigen.
Diagnoſe der Raupe: larva tubipes, brevipes,
capite melleo fusco-maculato, virescens, lineis tribus
dorsalibus albis, tuberculis dorsalibus biseriatis setas
stellatas gerentibus. (Raupe mit kurzen Stelzenfuͤßen, ho⸗
niggelbem, braunfleckigem Kopfe, gruͤnlich, mit 3 weißen Ruͤcken⸗
linien und zwey Reihen Ruͤckenhoͤcker, welche Sternborſtenhaare
tragen.)
Größe und Geftalt der Raupe des Pter. pentadactylus.
Kopf honiggelblich mit mehrern dunkeln Flecken im Geſicht und
einem kleinen ſchwarzen Fleck an jeder Seite uͤber dem Maule.
Die ziemlich dunkelgruͤne Grundfarbe zeigt ſich wegen des vielen
Weißen hell weißlichgruͤn. Die Ruͤckenmitte iſt als eine vitta
weißlich und ſcharf begraͤnzt, mit einer feinen, weißen, auf der
Mitte jedes Ringes eingedruͤckt ſcheinenden Mittellinie, und an
jeder Seite mit zwey (auf dem 1., 2., 3. und 11. Ringe nur
einer) ſtarken, weißen Warzen, auf welchen weißliche Stern:
borſtenhaare ſtehen. Unterhalb einer feinen, welligen, weißlichen
Seitenlinie ſteht auf jedem Ringe wieder eine große Borſten—
warze. Darauf folgen unter einer unregelmaͤßigen, undeutlichen
Wellenlinie in dem Seitenwulſt je 2 Warzen an jedem Ringe,
die vordere groß, die hintere klein und höher, beyde ſternhaarig.
Unter der hintern ſteht endlich noch eine ſtarke, aͤhnlich gebildete
Warze. Kopf und Beine tragen weißliche Borſten. Die Bauch⸗
füße nicht fo lange Stelzenfuͤße wie bey andern Geiſtchenraupen.
Jeder Abſatz ſchlaͤgt am Hinterrande gelbliche Falten. (Ges
knopfte Boͤrſtchen kann ich an der abgeſtreiften Raupenhaut
nicht auffinden.)
Eine ſeltene Abaͤnderung hat eine roͤthliche Beymiſchung
in der Ruͤckenſtrieme und eine faſt blutrothe Einfaſſung derſel—
ben; die Mittellinie iſt aber noch ziemlich deutlich und weiß.
Alle Seitenlinien und Warzen ſind ſehr blaßfarbig, ohne daß
doch die Raupe dadurch bunkler grün erſchiene.
Die Raupen ſpannen ſich zum Theil ſchon in den erſten
Tagen der Gefangenſchaft an; ſie nahmen dazu den erſten be—
ſten Ort, am gewoͤhnlichſten die untern Theile der Futterpflanze,
wenn dieſe auch vertrocknet und ſchwarz war. Die Anheftungs⸗
ſtelle war wie gewoͤhnlich mit etwas Seide befponnen, und am
dritten Tage wurde die Raupenhaut abgeſtreift. Mit Anfang
July waren alle Raupen zu Puppen geworden bis auf zwey,
die ſich aber auch ſchon angeſponnen hatten. Sehr wenige far
men um, obgleich ich alle zuſammen aufbewahrte und das
Futter nicht erneuerte.
846
Diagnoſe der Puppe: chrysalis virescens vel ni-
gricans, albido-lineata, elytris setosis; abdomine seriebus
quatuor tuberculorum setas radiatas gerentium armato.
(Puppe grünlich oder ſchwaͤrzlich, mit weißen Rängslinien, bor⸗
ſtigen Fluͤgelſcheiden und vier Reihen von Hoͤckern „welche
Sternborften tragen, auf dem Hinterleibe.) — Die anfangs
hellgruͤne Puppe färbt ſich gewohnlich nach und nach ins Schwaͤrz⸗
liche oder ſchmutzig Dunkelgraue. Sie iſt uͤberall ſehr fein quer⸗
über liniert. Durch die Ruͤckenmitte geht auf Thorax und Hin⸗
terleib eine feine weißliche Laͤngslinie; auf jedem Abſatz iſt ein
länglicher, weißlicher, vorn gegen die Mittellinie convergierender
Laͤngsfleck, welcher je zwey dicht an einander geſtellte Hoͤcker
trägt, deren jeder mit 3 — 4 divergierenden Borſten beſetzt iſt.
In der Seite des Koͤrpers ſind auf dem dunkelſten Grunde
mehrere Reihen weißer, ſchraͤger Laͤngsſtrichelchen mit zerſtreuten
weißen Borſten. Der Seitenrand tritt ſtark hervor, ſo daß er
auf jedem Ringe einen Kerbzahn bildet, welcher weißlich iſt und
frahlenförmig horizontalgeſtellte ſchneeweiße Borſten trägt. Zwi⸗
ſchen dieſer Borſtenreihe und der auf dem Rüden hat die Grund⸗
fläche noch einzelne Hoͤckerborſten, welche ganz nach vorn übers
liegen. Die längften Borften find am Ruͤckenſchilde. Der
Bauch iſt blaßgruͤnlich weiß, gegen den Seitenrand dunkler, und
weißborſtig. Geſicht und Fluͤgelſcheiden weißlich, Augen braun.
Die Fluͤgelſcheiden, welche bis dicht an die Bauchhaken reichen,
haben am obern (Innen-) Rande einen Kamm großer, weißer
Borſten und mehrere ſehr feine, kleine Laͤngskaͤmme noch hier
und da auf der Oberflaͤche. g nen
L
C. (20) 8. Pteropſior. pterodactylus Linn.
Alis elongatis, anterioribus rufo- griseis gilvisve,
puncto fusco ante ſissuram punctulisque pluribus margi-
nalibus; 'eiliis digiti tertii longissimis. (Flügel ungewoͤhn⸗
lich lang, die vordern grauroͤthlich oder iſabellfarbig, mit einem
braunen Puncte vor der Spaltung und mehrern Puͤnetchen an
den Raͤndern; die Franzen der dritten Feder ſehr lang.) (Viele
M. und W.) 0
Tr. 9, 2. 242. Alue. pterodactyla: alis ant. rufo · te-
staceis, puncto ad fissuram obscuriore.
Hübn. Aluc, fig. 4 (fem.) pterod. — Kollar Vzchn.
©. 100. — Zetterstedt ins, pag. 1014. observ. —
Bouché Naturgeſchichte I. S. 133. Pteroph. fuseus
Geoffr. 2, 92. N
Var. b) alis anterioribus canescentibus, dorso rufescen-
tibus. (1 M. 3 W.) (Vorderfluͤgel weißgrau, am In⸗
nenrande roͤthlich.) n
Dieſe bekannte Art hat als ſtandhafte Merkmale unge⸗
woͤhnlich geſtreckte Fluͤgel, eine ſich der Abtheilung D. naͤhernde
Schmalheit der Hinterflügelfedern, ausgezeichnet lange Franzen
und große Ungleichheit der Hinterſchiendornen. Daran weiſen
ſich auch ſogleich die manchfachen Farbenverſchiedenheiten der
Vorderfluͤgel als zu Pter. pterodactylus gehörig aus.
Größe über Pter. fuscus, nie die des Pter. penta-
dactylus erreichend. Kopf braͤunlich grau, zwiſchen den Fuͤh⸗
lern am hellſten, das Obergeſicht dunkler, Fuͤhler grau und
verloſchen hellbraun geringelt, beym Männchen nicht gefranzt,
ſondern auf der untern Seite fein ſaͤgezaͤhnig; die Zaͤhnchen
847
gehen nach der Spitze zu in Stachelſpitzchen Über. Taſter kuͤr⸗
zer als der Kopf, duͤnn, ſpitz, etwas aufgerichtet. — Ruͤcken⸗
ſchild und Hinterleib roͤthlich oder gelblichgrau, an der Var. b.
mit grauer Ruͤckenſtrieme, welche auf jedem Ringe ein braunes
Laͤngsſtrichelchen führt; der Bauch braͤunlich. — Beine gelb⸗
lichgrau, auf der einen Seite hellbraun liniert; Hinterſchenkel
und Schienen ſowie alle Fuͤße hellgrau, mit braͤunlichen Enden
der Glieder. Das obere Dornenpaar der Hinterſchienen klein
und ſehr ungleich; der innere Dorn mehr als doppelt ſo lang,
wie der aͤußere, und nur über 4 fo lang wie die Entfernung
von ihm bis zum Ende der Schienen; der aͤußere Dorn am
Ende derſelben iſt länger als fein Nachbar und nicht halb fo
lang wie das erſte Fußglied.
Die geſtreckten Vorderflügel, tiefer als 4 geſpalten,
ſind gelbgrau oder hell korkbraun, oder auch grau und am In⸗
nenrande roͤthlich (Var. b.), auf der ganzen Flaͤche mit unor⸗
dentlich zerſtreuten, ſchwarzen Schuppen, am meiſten am Ver:
der⸗ und Innenrande. Kurz vor der Spaltung haͤufen ſie ſich
zu einem Puncte oder kleinen Fleck. Der Vorderzipfel hat oft
am Vorderrande am Anfange des zweyten Drittels ein ſtrich—
foͤrmiges, hellbraunes Fleckchen, und hinter der Mitte ein brau—
nes Püncthen; am Innenrande gegen die Spitze find zwey
ſolche Puͤnetchen. Der Hinterzipfel hat am Hinterrande zwey,
und vor der Spitze des Vorderrandes ein Puͤnctchen. Franzen
lang, dunkelgrau, etwas glaͤnzend.
Hinterflügel glaͤnzend hellbraͤunlichgrau, die Federn
ſehr ſchmal; die Zte faft ohne Erweiterung in der Mitte. Die
Franzen ſehr lang, die der dritten Feder wenigſtens 4 mal fo
lang, wie die Feder ſelbſt breit iſt.
Unterſeite etwas glänzend braͤunlichgrau, der Vorder—
rand der Vorderfluͤgel weißlich beſchuppt; der Vorderzipfel an
der Hinterhaͤlfte, oft auch ein Theil des Hinterzipfels lehmgelb—
lich. Das Fleckchen des Vorderrandes deutlich, der Punct vor
der Spaltung ſehr undeutlich. Die dritte Feder an den Raͤn⸗
dern braͤunlich und weißgrau gefleckt.
Der ſehr bekannte Schmetterling findet ſich in denſelben
Graͤnzen wie Pter. pentadactylus, nur noch verbreiteter und
höher an den Bergen hinaufgehend. Ich fand 1 Exemplar am
25. July im Rieſengrunde neben der Schneekoppe, und Herr
Fiſcher v. Roͤslerſtamm ſah mehrere auf dem Schneeberge. Pt.
pterodactylus wohnt faſt uͤberall, wo ſeine Nahrungspflanze,
Convolvulus arvensis, in Waͤldern, Gaͤrten und Feldern,
waͤchſt; feine eigentliche Flugzeit faͤngt Ende Auguſt an und
dauert bis tief in den October hinein; einzelne Exemplare uͤber⸗
wintern als Schmetterlinge, manche vielleicht auch als Puppen,
und kommen im April und Anfang May zum Vorſchein. Sie
werden bey Tage durch Geraͤuſch leicht aufgeſtoͤrt; Abends
ſchweben fie wie Pter. pentadactylus umher. Einzelne traf
ich in jedem Monat der waͤrmern Jahreszeit, z. B. 1 Exemplar
am 23. May, ein gutes Paar am 19. Juny. Ein in der
Ueberwinterung begriffenes Exemplar wurde am 21. December
aus dem duͤrren Laube einer Eiche in Geſellſchaft der Plutella
fissella geklopft.
Die auf Convolvulus arvensis lebende Raupe, welche
Treitſchke nach dem Wiener Verzeichniß beſchreibt, iſt nach ihren
Eigenthuͤmlichkeiten noch nicht hinreichend bekannt. Die von
mir vor vielen Jahren erzogenen waren grün, mit dunkelgruͤner,
848
auf beyden Seiten von einer gelblichen Linie eingeſchloſſener
Ruͤckenſtrieme und wurden vor der Verwandlung ganz purpur⸗
roͤthlich mit dunkel purpurfarbner Ruͤckenſtrieme. Auch Reau—
mur weiß nichts von einem purpurfarbenen Ruͤckenſtreifchen.
Nach ihm iſt die Raupe weißlichgruͤn und hat maͤßig lange
Haare, die auf wenigſtens vier Laͤngsreihen von Hoͤckern ſtehen
und oben divergieren. Bouches zähle 6 Reihen Hoͤcker auf dem
Ruͤcken und zwey an jeder Seite.
Von der Puppe gibt Bouché eine vollſtaͤndige, ohne
Zweifel richtige Beſchreibung.
C. (21) 9. Pteroph. scarodactylus IIbn.
Corpore exalbido, collari clypeoque einnamomeis;
alis anterioribus sordide albidis, atomis fuscescentibus,
striola costali punctoque paulo ante fissuram fuseis. (Kör-
per gelblichweiß, mit zimmetfarbenem Kragen und Obergeſicht;
die Vorderfluͤgel ſchmutzig weißlich, mit braͤunlichen Atomen bes
ſtreut; ein braunes Strichelchen am Vorderrande und ein brau—
ner Punct kurz vor der Spaltung.) (Viele M. und W.)
Tr. 9, 2. 247. Aluc. icarodactyla: alis antieis albido
testaceis, atomis, macula costali alteraque ad fissu-
ram obscurioribus,
Var. b) puncto costali fusco obsoleto ante apicem. (Ein
brauner verloſchener Vorderrandpunct vor der Spitze.)
Hbn. Alue. fig. 21 (masc.), 22 (fem. ) scarodactyla. —
Hbn. Catalog. pag. 430. Stenoptilia scarodactyla.
Unter den Arten, welche dem Pter. scarodactylus in
der Breite der Vorderfluͤgel gleichen, iſt er, mit Ausnahme des
Pter. tephradactylus, leicht an der nicht ſchwefelgelben, ſon⸗
dern grauweißlichen, braͤunlich beſtaͤubten Farbe der Vorderfluͤgel
und der Stellung des braunen Punctes — etwas vor der Spal⸗
tung — zu erkennen. Sein naͤchſter Verwandter, Pt. tephra-
dactylus, zeigt an den Innen- und Hinterraͤndern der Zipfel
ſchwarzbraune Puncte, welche ihm fehlen.
Groͤße etwas veraͤnderlich, unter Pt. tetradactylus, wie
Pt. osteodactylus oder Pt. pilosellae. Körper gelblichweiß,
Hinterkopf und Obergeſicht zimmetbraun, und dadurch die weiß⸗
liche Farbe der Stirn ſehr gehoben. Fuͤhler auf dem Ruͤcken
weißlich, auf dem erſten Gliede mit einer braunen Laͤngslinie.
Taſter laͤnger als der Kopf, duͤnn, ſpitz, das Endglied nieder⸗
gebogen. — Beine weißlich; die 4 vordern, mit Ausnahme der
Füße, auswärts braun längsliniiert; an den zwey hintern die
Mitteldornen kaum halb ſo lang wie die Entfernung von der
Wurzel derſelben bis zu den Enddornen; dieſe kuͤrzer als das
halbe erſte Fußglied. — Hinterleib beym Maͤnnchen mit einer
verloſchenen, braͤunlichen Linie auf der Ruͤckenfirſte, beym Weib⸗
chen ohne dieſe; der Bauch mit drey verloſchenen braͤunlichen
Striemen.
Vorderfluͤgel kaum 4 eingeſchnitten, ſchmutzigweiß
ohne den gelblichen Ton des Koͤrpers, und mit braͤunlichen Ato⸗
men reichlich, beym Weibchen gewoͤhnlich am ſparſamſten be⸗
ſtreut. Kurz vor der Spalte, an der Wurzel des Hinterzipfels
ein brauner Punct; der Spaltung gegenuͤber am Vorderrande
ein kurzer, ſtark ausgedruͤckter Laͤngsſtrich, der auch die Franzen
faͤrbt, und an den ſich ein mehr oder weniger dunkler, oft bis
849
zur Flügelſpitze reichender Schatten anſchließt. In dieſem Schat⸗
ten, in der Mitte zwiſchen dem Strich und der Spitze, liegt
oft ein kleiner, nicht ſtack ausgebrüdter Fleck (Var. b.). Die
Franzen an dieſem Schatten bis zur Spitze zeichnen ſich durch
ihre Weiße aus und ſtechen dann an der Spitze gegen die grauen
Franzen ſehr ab.
Hinterfluͤgel wenig glänzend, hell braͤunlich grau.
Zweyte Feder gleichmaͤßig ſchwach erweitert und dann lang zu⸗
geſpitzt.
Unterfeite etwas glänzend hell braͤunlichgrau. Die
Vorderfluͤgel am Vorderrande hinter der Mitte ſchmal weißlich,
und der Vorderzipfel gegen die Spitze hin gelichtet. Die Fran⸗
zen am Vorderrande deſſelben vorzuͤglich rein und gegen die
Franzen des Innenrandes ſcharf abſtechend. Die braunen
Puncte der Oberſeite fehlen.
Var. b., wozu Huͤbners beyde, die Art kenntlich bezeich⸗
nende Figuren gehoͤren, hat auf dem Vorderzipfel an der Mitte
des Vorderrandes einen mehr oder minder deutlichen braunen
Punct, und außerdem weiter nichts Abweichendes.
Bey Frankfurt iſt dieſes Geiſtchen ſehr ſelten; Herr Metz⸗
ner und Kuhlwein haben es nicht gefunden; ich ſieng ein ein
ziges Exemplar an den lebuſiſchen Bergen zwiſchen Schlehen⸗
geſtraͤuch am 25. Juny. Bey Glogau iſt es dagegen in trock⸗
nen, etwas ſchattigen Laubhoͤlzern mit Unterholz, auf Huͤgel⸗
beden eine ſehr gewohnliche Erſcheinung. „In Bohmen bey
Nirdorf und Reichſtadt war es ſchon von der Mitte May an
ſehr gemein; auf dem Kuhſchneeberge, dem niedern Theile des
Schneeberges fieng Herr Mann im July wenige Stüͤcke.“
(F. v. R.)
Die Raupe lebt an denſelben Stellen, wo im Juny die
des Pierophor. hieracir zu finden war, im Auguſt und Sep⸗
tember in den Bluͤthen des Hieracium umbellatum und frißt
ſie aus. Am leichteſten erhielt ich ſie, wenn ich die Bluͤthen
ſammelte und in einer Schachtel aufbewahrte. Wurden ſie
welk, ſo kamen die Raupen hervorgekrochen, um friſche Nah:
rung zu ſuchen. Zu Ende des Monats hoͤren ſie zu freſſen
auf, und im Freyen begeben fie ſich ohne Zweifel auf die Erde
unter Moos und abgefallene Blaͤtter, unter denen fie unver⸗
wandelt den Winter zubringen. In der Gefangenſchaft ver⸗
trocknen die meiſten, vorzüglich wenn man unterlaͤßt, die duͤr⸗
ren Blätter und Bluͤthen von Zeit zu Zeit anzufeuchten. Auch
in der warmen Stube verwandelte ſich keine vor dem Fruͤhjahr;
ſie ſaßen meiſtens ſtill, krochen bisweilen träge umher und ſuch⸗
ten die Ecken in der Schachtel, weil fie ſich in dieſen am lieb⸗
ſten feſtſetzten, und erſt im May oder Juny erfolgte die Ver⸗
puppung ohne Gewebe und ohne Anheftung. Es dauerte einige
Wochen, ehe der Schmetterling auskam.
Diagnoſe der Raupe: larva tubipes, brevipes,
dura, capite melleo, rare pilosa, cinerascens, punctulis
eonfertis fuscis obsita, plaga segmentorum singulorum
dorsali transversa ſusca. (Raupe mit ſehr kurzen Stelzenfuͤß⸗
chen, hart, mit honiggelbem Kopfe, ſparſam behaart, graulich
mit gebrängten braunen Pünktchen beſaͤet; jeder Ring mit einem
großen, braunen Querfleck.)
Hoͤchſtens 4 Linien lang, dick, hart anzufühlen, fehe un⸗
biegfam, fo daß fie fih nur in Sichelgeſtalt kruͤmmen kann.
850
Kopf klein, eingezogen, honiggelb oder dunkler, fettglaͤnzend.
Beinchen alle ſehr kurz; die vordern noch am laͤngſten und
braungelblich; die am Bauch aͤußerſt kurz und duͤnn, durch
Einziehen faſt verſchwindend; dadurch vermehrt ſich das den
Attsgenus⸗Larven ahnliche Anſehen der Raupe. Farbe des Koͤr⸗
pers ſchmutzig hautfarben (wie die todte Oberhaut der menſch⸗
lichen Hand), ſehr dicht mit ganz feinen, braunen Puͤnktchen
befäet. Die Luftloͤcher hoch an der Seite; ſehr deutlich und groß,
braun, an dem untern Rande einer ziemlich großen unpunktirten
Stelle ſtehend. Auf dem Ruͤcken jedes Ringes liegt ein ſchwarz—
brauner, aus gedraͤngten Punkten beſtehender, faſt viereckiger
Querfleck, den eine mehr oder weniger unterbrochene Linie der
Grundfarbe nach der Laͤnge des Ruͤckens durchſchneidet. After⸗
ſchild dunkelbraun. Jeder Querfleck hat nahe an ſeinem Sei⸗
tenrande ein einziges bogiges, braͤunliches, nicht ſehr langes Haar;
ein eben ſolches ſteht oberhalb des Luftloches und ein einfaches
oder doppeltes, kleineres unter dem Luftloche. Gegen den Bauch
hin iſt noch ein einzelnes. Kopf und Afterſchild haben mehrere
ſolche Haare. x
Von den vor mehrern Jahren mir ausgekrochenen Puppen
beſitze ich noch eine leere in der Sammlung (wenigſtens kann ſie
zu keiner der fruͤher beſchriebenen oder nachfolgenden Arten ge⸗
hoͤren). Sie iſt gelblich durchſichtig, am Kopfe kurzborſtig.
Ueber den Ruͤcken gehen zwey weitgetrennte, und darunter je
eine obere Seitenreihe von kurzen, hinten uͤberliegenden Borſten⸗
haaren, 1—2 auf jedem Ringe. Die wie bey der Raupe hoch
an der Seite ſtehenden Luftlöcher befinden ſich auf
ziemlich langen, duͤnnen Hoͤckerchen. Darunter folgt
an der Seitenkante wieder eine Reihe Borſten von obiger Be⸗
ſchaffenheit. Die ſtark vorſtehende Afterſpitze traͤgt um das
Ende herum etwa 16—20 ziemlich lange Widerhaken; vor dem
After auf der Bauchſeite ſind gar keine, ſondern die Stelle
dafuͤr iſt bloß durch Runzeln angedeutet. J Ait ae
C, (22) 10. Pteroph. tephradactylus Hübn.S ©
Corpore exalbido, collari elypeoque einnamomeis;
alis anterioribus sordida exalbidis, atomis fuscescentibus,
punctis duobus costae, pluribus in laciniarum margine po-
stico, punctoque geminato ante ſissuram fuseis. (Körper
gelblichweiß, mit zimmtbraunem Kragen und Obergeſicht; Vor⸗
derfluͤgel ſchmutzig gelblichweiß mit braͤunlichen Atomen; zwey
Vorderrandpunkte, mehrere Punkte am Hinterrande der Zipfel,
und ein Doppelpunkt vor der Spaltung ſind braun.) 2 Weib⸗
chen aus F. R's Sammlung.)
Hübner Alueit. fig. 17 (dem.) tephradactyla.
Tr. 9, 2. 246. Aluc. tephradactyla: alis antieis
griseo albicantibus, atomis fimbriisque fuseis ?
Vom Pteroph. scarodactylus durch eine mehr gelbliche
Beimiſchung in der Flügelfarbe, durch die ſchwarzpunktirten Hin⸗
terraͤnder der beiden Zipfel, durch kuͤrzere Taſter und laͤngere
Hinterſchiendornen verſchieden. X
Größe des Pter, scarodactylus. Hinterkopf und Ober⸗
geſicht zimmtbraun; der Raum zwiſchen den Fuͤhlern weißlich.
Fuͤhler ſchmutzig weißlich, kaum braͤunlich geringelt, ſehr zart
gefranzt; das erſte Glied mit einem braunen Laͤngsſtrich. Ta⸗
ſter fo lang wie der Kopf, dünn, ſpitz, auswärts braͤunlich. Beine
851
ſchmutzigweißlich; Vorderhuͤfte mit zwey gelbbraunen Laͤngslinien,
Schenkel und Schiene mit einer; Hinterſchienen und Füße ein⸗
farbig gelblichweiß. Mitteldornen der Hinterſchienen etwas laͤn⸗
ger als die Haͤlfte der Entfernung zwiſchen ihrer Baſis und der
Schienenſpitze; die Enddornen faſt halb ſo lang wie das erſte
Fußglied. — Ruͤckenſchild und Hinterleib ſchmutzig gelbweiß, auf
dem Bauche braͤunlich laͤngsſtreifig.
Vorderfluͤgel gelblichweiß, durch viele braͤunliche, hier
und da gehaͤufte Atomen verunreinigt. Vor der Spaltung ſte⸗
hen kzwey braune Punkte über einander; ihnen ſchraͤg gegenüber
einer am Vorderrande auf dem Anfange des Vorderzipfels; es
folgt dann noch einer am Vorderrande, einer am Innenrande
des Vorderzipfels, beide in einiger Entfernung vor der Spitze,
die ſelbſt ein braunes Pünktchen hat; der Hinterrand des Hin⸗
terzipfels hat drey braune Punkte; an der Spitze, in der Mitte
und im Hinterwinkel. Alle dieſe Punkte ſind mehr ſtrichfoͤrmig,
als abgerundet.
Hinterflügel grau und wie die gelblichhellgrauen Frans
zen ſeidenglaͤnzend. Die Spitzen der Federn mit einem braunen
Puͤnktchen bezeichnet.
Unterſeite dicht grau beſtaͤubt; alle Flügel haben eine
ſehr feine, braͤunliche Linie zur Einfaſſung, welche durch die
gelbliche Franzenwurzel ſehr gehoben wird. Der Hinterzipfel
hell, weißlich, auf den Adern braun. Alle Punkte der Oberſeite
deutlich.
Das zweyte Exemplar hat Taſter, die kuͤrzer find als der
Kopf, und eine fahlroͤthliche Beimiſchung auf den Vorderfluͤgeln.
Alle Punkte derſelben, außer denen auf dem Hinterzipfel, welche
nur klein find, zeichnen ſich durch ihre Größe und dunkle Farbe
aus; die zwey vor der Spaltung ſind zuſammengelaufen, und
der erſte am Vorderrande iſt zu einem Laͤngsſtriche geworden.
Nur in der Spitze der erſten Feder laͤßt ſich die Spur eines
braunen Punktes entdecken, in den andern nichts. — Unter—
ſeite ziemlich einfarbig, ſtaubgrau; nur die Punkte um die Spitze
des Vorderzipfels ſind deutlich; alle andern fehlen faſt ganz.
Der Vorderrand der Vorderfluͤgel unterbrochen gelblich.
Das erſte Exemplar wurde von Herrn Mann bey Wien,
das zweyte am Fuße des Schneeberges am Naßthale um Erlen
im July gefangen. 5
C, (23) 11. Pteroph. osteodactylus Zell.
Corpore alisque anterioribus dilutissime sulphureis,
his puncto ad fissuram fusco, litura costali laciniae an-
terioris fuscescente. (Körper und Vorderfluͤgel ſehr hell ſchwe—
felgelb; die letztern mit einem braunen Punkt an der Spaltung
und einem braͤunlichen Vorderrandwiſch des Vorderzipfels.) Viele
M. und W.
Var, b) litura obsoleta, puncto distincto (der Wiſch
verloſchen, der Punkt deutlich.)
Zetterstdt. Ins. lapp. pag. 1013 Aluc. microdactyla.
Var. c) subunicolor: litura obsoleta, puncto nullo
(faſt einfarbig: der Wiſch verloſchen, der Punkt fehlend.) (3
Weibchen.)
Var. d) litura juxta fissurae punctum usque ad dor-
Iſis 1841. Heft 11.
— —
—
851
sum prope basin producta. (Der Wiſch zieht ſich laͤngs dem
an der Spaltung liegenden Punkte bis zum Innenrande neben
der Fluͤgelbaſis hin.)
Am leichteſten wegen gleicher Grundfarbe und Groͤße mit
Pter. carphodactylus zu verwechſeln, entbehrt dieſer Pteropho-
rus, mit Ausnahme des Punctes an der Vorderfluͤgelſpaltung,
aller uͤbrigen Puncte jenes Geiſtchens.
Groͤße faſt wie Pter. tetradactylus, alſo über den groͤß⸗
ten Exemplaren des Pter. hieracii. Körper und Vorderfluͤgel
ſehr blaß ſchwefelgelb oder gruͤnlichgelb; Hinterkopf und Ober—
geſicht ſchwach gebraͤunt. Fuͤhler auf dem Ruͤcken einfarbig
gelblichweiß, mit dickem Wurzelgliede, und beim Maͤnnchen zart
gefranzt. Taſter viel länger als der Kopf, ziemlich gerade, dünn;
das zweyte Glied das laͤngſte, an der Spitze oben mit nach vorn
verlängerten Schuppen; das Endglied halb fo lang, dünn, kegel⸗
foͤrmig, glatt, gewöhnlich etwas niederwaͤrts gerichtet. — Beine
weißlich, die 4 vordern auswärts auf den Hüften, den Schen:
keln und Schienen braun liniirt, die 2 hintern auswaͤrts auf
den Schenkeln gelb. Das obere Dornenpaar der Hinterſchienen
halb ſo lang wie die Entfernung beider Paare von einander;
das untere Paar etwas uͤber 4 fo lang wie das erſte Tarſen⸗
glied. — Bauch mit 3 braͤunlichen, breiten Laͤngsſtriemen.
Vorderfluͤgel 2 der Laͤnge geſpalten; der Hinterwinkel
ſehr ſtumpf. Franzen an allen Fluͤgeln etwas glaͤnzend hellgrau,
nur am Vorderrande des Vorderzipfels bis zur Spitze gelblich⸗
weiß. An der Spitze ſteht ein mehr oder minder ſtarkes, ſchwarz⸗
braunes Puͤnktchen, das auch bisweilen verſchwindet (Var. ch.
Auf dem Vorderzipfel iſt ein braͤunlicher Laͤngswiſch, der am
dunkelſten neben den gelblichen Vorderrandfranzen iſt, gleich hinter
der Spaltung anfaͤngt und ſich mehr oder weniger gegen die
Spitze und die Spalte hin verlängert und ausbreitet. An Var. c.
iſt er ſo ſchwach, daß der ganze Vorderfluͤgel faſt einfarbig er⸗
ſcheint. An der nicht ſeltenen Var. d. zieht er ſich ſchief neben
dem Spaltungspunct durch den ganzen Fluͤgel bis an den
Innenrand neben der Wurzel; ein Weibchen dieſer Varietaͤt
zeichnet ſich durch vorzuͤgliche Dunkelheit des Wiſches und Groͤße
des Punktes aus. ;
Hinterflügel braͤunlichgrau; die zweyte Feder bis zur
Haͤlfte gleichmaͤßig erweitert und ebenſo von da bis zur Spitze
zugeſpitzt.
Unterſeite braͤunlichgrau, etwas glaͤnzend; an den Vor⸗
derfluͤgeln der ſchmale Vorderrand mit Ausnahme der Wurzel
blaßſchwefelgelb; ebenſo die aͤußere Hälfte des Vorderzipfels.
Das Geiſtchen entdeckte ich am Probſthainer Spitzberge
zu Anfang July; ſpaͤter ſah ich mehrere bey Hirſchberg gefan⸗
gene Exemplare. Bey Reinerz fand ich bey den Seeſeldern in
den Nadelholzſchlaͤgen, wo ſich der Boden mit Himbeergeſtraͤuch,
Huflattich, Weidenroͤschen ꝛc. bedeckt hatte, den Schmetterling
in der erſten Haͤlfte des July in groͤßter Menge, und Dr. Loͤw
fing mehrere bey Landeck. Auch am Hochwalde bey Salzbrunn
kamen mir einige vor. Zetterſtedt zeigt ſie als an mehrern
Stellen des nördlichen und ſuͤdlichen Schwedens einheimiſch, und
Fiſcher v. Roͤslerſtamm als auf dem Kuhſchneeberge nicht ſelten
an. Dieſe Art lebt alſo in dem ganzen Sudetenzuge in Tan⸗
nen= und Fichtenwaldungen auf lichten, ſonnigen Plaͤtzen zwiſchen
dem Himbeergeſtraͤuch. Sie hat zu Geſellſchaftern den viel ſelt⸗
54 *
853
nern Pter. Zetterstedtii, die Schaben Elach. conturbatella
und gibbiferella und die Wickler Tortr. hepaticana und
Freyeriana. Geräufh in der Gegend, wo fie ſitzt, reizt ſie
zum Auffliegen. — Die Entdeckung der Raupe kann bey Rein⸗
erz keine Schwierigkeit haben; ich vermuthe, daß ſie die Bluͤthen
des Senecio nemorensis im Herbſt auszehrt.
C. (24) 12. Pleroph. carphodactylus Hübn.
Corpore alisque anterioribus dilutissime sulphureis,
his puncto uno costali, uno ad fissuram, pluribus minutis
dorsalibus laciniarum fuseis. (Körper und Vorderfluͤgel ſehr
hell ſchwefelgelb; die letztern mit einem braunen Vorderrandpunkt,
einem braunen Punkte an der Spaltung und mehrern braunen
Pünktchen am Innenrande beider Zipfel.) (8 M. aus meiner,
1 W. aus Mtzn's Sammlung.)
Tr. 10, 3. 222. Alueita carphodactyla: alis antieis
stramineis, punctis apieis nigro fuscis, posticis dilute ci-
nereis.
Hübn. Alueit. fig. 19 (mas. ), 20 (fem. ) Carphodactyla.
Größte Aehnlichkeit mit Pt. osteodactylus; von dieſem
ſogleich durch den ſchwarzbraunen Punkt am Vorderrande unter-
ſchieden. Pt mierodactylus hat den Hinterzipfel ſchmaͤler, 2
ſchwarzbraune Punkte am Vorderrande ſtatt eines einzigen und
gewöhnlich bey halber Korpergrͤͤße viele braune Atomen auf der
Fluͤgelflaͤche.
Größe wie große Exemplare des Pt. osteodactylus oder
scarodactylus, keinesweges wie Pt. microdactylus, den Treitſchke
zum Vergleich nimmt, und der ſtets viel kleiner bleibt.
Körper blaßſchwefelgelb, am Bauche mit drey breiten, hell⸗
braunen Striemen. Die Huͤften und Schenkel der 4 Vorder⸗
beine auswärts mit zwey hellbraunen Laͤngslinien, die Schienen
mit einer; die Fuͤße und die Hinterbeine weiß; das obere Dor⸗
nenpaar der Hinterſchienen ſo lang wie die Entfernung von ihm
bis zum untern Paar; dieſes gleich 4 des erſten Fußgliedes.
Fuͤhler einfarbig; Taſter nur von Kopfslänge, ‚dünn, ziemlich
gerade, zugeſpitzt.
Vorderflügel ſehr blaß ſchwefelgelb, hier und da mit
einem blaßbraͤunlichen, kaum wirklichen Schuͤppchen. Die Spalte
ein wenig tiefer als bey Pter. osteodactylus, daher der Zipfel
etwas ſchmaͤler. An der Spaltung ein brauner Punkt; gleich
hinter der Spaltung am Vorderrande auf den Franzen ein kur—⸗
zer, brauner, punktaͤhnlicher Strich; die dunkelſte Stelle der
Flügel. Dicht vor der Spitze, faſt auf derſelben, hat jeder
Zipfel (unter der Loupe) ein braunes Puͤnktchen; der vordere hat
noch eins am Innenrande, in geringer Entfernung von einander.
Die Franzen, mit Ausnahme der gelben am Vorderrande der
Vorderflügel, find an allen Flügeln fehr hell grau.
Hinterflügel etwas glaͤnzend hellgrau; die zweyte Feder
bis zur Mitte ſanft erweitert, von da aus eben ſo ſanft zu⸗
geſpitzt.
Unterfeite etwas glaͤnzend hellgrau; die Vorderfluͤgel
am Vorderrande hinter der Mitte und die Spitze des Vorder:
zipfels blaßgelb; die braunen Punkte an den Rändern verloſchener
als auf der Oberſeite.
> x 852
Der Falter, von Herrn Kindermann entdeckt, fliegt in
Ungarn, nach Treitſchke im Juny und July, und bey Wien
im July ſelten auf grasreichen Stellen zwiſchen Geſtraͤuch.
A * N
C. (25) 13. Pteroph. microdactylus Hübn.
Alis anterioribus dilutissime sulphureis, atomis fus-
cis erebrioribus, punctis costalibus laciniae anterioris duo-
bus, punetulisque dorsalibus pluribus fuscis. (Vorderfluͤgel
ſehr hell ſchwefelgelb, mit braunen Atomen ziemlich reichlich be⸗
ſtreut; der Vorderzipfel am Vorderrande mit 2 braunen Punk⸗
ten; die Innenraͤnder mit mehrern braunen Pünktchen (25 M.
und W.) MR 8
Tr. 9, 2. 248. Aluc. microdactyla: alis antieis al-
bido flavis, puncto fusco ad fissuram. — Hübn. Alucit ·
fig. 26 (mas.), 27 (fem.) microdactyla.
i *. H *
Var. b) atomis vix ullis (mit ſehr wenigen Atomen bes
ſtreut). (1 Maͤnnchen.) a
Eine der kleinſten Arten, etwas uͤber Pt. paludum oder
wie die kleinſten Pter. pilosellae: dem Pt. carphodactylus
am ahnlichſten, durch die bey demfelben angegebenen Merkmale
verſchieden. 8
Körper ſehr blaß ſchwefelgelb, blaͤſſer als bey Pt. earpho-
dactylus und osteodactylus. Hinterkopf und Obergeſicht braͤun⸗
lich. Fuͤhler weißlich, ſchwach dunkler geringelt. Taſter etwas
laͤnger als der Kopf, duͤnn, ſpitz, gerade. — Beine gelblichweiß:
die 4 vordern auswaͤrts, mit Ausnahme der Füße, braun linürt,
die 2 hintern einfarbig; ihr oberes Dornenpaar iſt länger als
die halbe Entfernung von ihrer Baſis bis zum untern; dieſes
iſt etwas kuͤrzer als die Haͤlfte des erſten Fußgliedes. — Hinter⸗
leib auf der Ruͤckenmitte mit einer blaßbraͤunlichen Laͤngslinie,
auf der Bauchſeite mit mehrern zuſammenfließenden Striemen.
Bau der Fluͤgel wie bey Pt. carphodactylus, nur iſt der
Hinterzipfel ſchmaͤler. Vorderfluͤgel ſehr blaß ſchwefelgelb,
mit ziemlich reichlichen, hellbraunen Atomen beſtreut, von denen
ein Theil mit der Zeit abgeflogen wird. An der Spaltung eine
fleckartige Anhaͤufung ſolcher Atomen; gleich hinter derſelben am
Vorderrande auf den Franzen ein ſchwarzbrauner, ſtrichaͤhnlicher
Punkt; in der Mitte zwiſchen ihm und der Spitze ein kleinerer,
und faſt an der Spitze, auch noch am Vorderrande, ein Püncts
chen oder Strichelchen. Am Innenrande des Vorderzipfels ein
Strichelchen am Anfange des letzten Drittels. Der Sinterzipfel
hat ein ähnliches vor der Spitze auf dem Vorderrande und zwey
auf der zweyten Haͤlfte des Innenrandes. Franzen am Vorder⸗
rande wie die Grundfarbe, an den Übrigen Nändern grau, an
den Zipfelſpitzen am dunkelſten. Hinterfluͤgel hellgrau, ſehr
ſchwach glaͤnzend. 2
Mn waren enn
Unterſeite etwas glänzend hellgrau. Die Vorderflügel
am Vorderrande hinter der Mitte und an den Spitzen und In⸗
nenraͤndern der Zipfel gelblich; die Punkte der Oberſelte find
verloſchen ſichtbar. Die erſte Feder hat oft eine braune Spitze.
Var. b) ein Maͤnnchen aus der Wiener Gegend, iſt etwas
größer als die Glogauer Exemplare, reiner und lebhafter gelb,
mit ſeht wenig Atomen. Die drey größten Punkte der Stamm⸗
art find vorhanden, und unterſcheiden dieſe Warietät nebſt det
geringen Breite des Hinterzipfels von Pt. carphodactylus.
|
855
Dien Schmetterling traf ich bey Glogau und Frankfurt
zweymal im Jahre, zuerſt in den letzten Tagen des May und
dem Anfange des Juny, dann in der Mitte des July. Herr
Fiſcher von Roͤslerſtamm erhielt Exemplare aus Ungarn, von
Laybach, von Weißenfels und aus Mecklenburg. Der Aufent—
haltsort ſind naſſe Erlgehoͤlze auf etwas huͤgeligem Boden, wor—
inn Eupatorium cannabinum reichlich waͤchſt. Der Schmet—
terling ſitzt auf dieſer Pflanze, gewoͤhnlich mehrere an einem
Buſch, oder auf den benachbarten hohen Graͤſern und niederem
Geſtraͤuche. Meiſtens fliegt er leicht auf, und ſein Flug geht
nicht weit, fo daß fein Fang keine Schwierigkeit hat; nur we—
nige ließen ſich beym Beklopfen der Geſtraͤuche niederfallen und
flogen nicht auf. Die Sitten ſind ganz dieſelben wie die des
Pt. osteodaetylus.
Da ich den Schmetterling immer an derſelben Pflanze
fand, ſo vermuthete ich, daß ſeine Raupe in den Bluͤthen des
Eupatorium cannabinum zu finden ſeyn muͤſſe. Ich ſammelte
daher an den Stellen, wo der Schmetterling geflogen war, im
September eine Menge faſt reifer Bluͤthen dieſer Pflanze und
verwahrte ſie in einer Schachtel. Nach einigen Tagen kamen
außer Raupen von kleinen Spannern (aus der Verwandtſchaft
der Geom. centaureata) und Schaben, auch nicht ſelten Raͤup—
chen mit Stelzenfuͤßen hervorgekrochen, welche friſches Futter
ſuchten und ſich in die vorgelegten Bluͤthen ſogleich einbohrten.
Sie bedürfen der Feuchtigkeit noch mehr als die Raupen des
Pter. scarodactylus und vertrocknen deßhalb noch leichter und
ſchneller. Mit den Raupen des Pt. scarodactylus haben ſie
in jeder Hinſicht eine ſehr große Verwandtſchaft; ſie ſind hart,
träge und wegen Kürze der Mittelbeine langſam, konnen ſich an
einem Faden herablaſſen und naͤhren ſich von den jungen Sas
men. Sie verwandeln ſich nicht vor dem naͤchſten Fruͤhjahr und
überwintern ohne Geſpinnſt unter Moos und abgefallenen Blaͤt—
tern. Die Puppe iſt mir noch unbekannt.
Diagnoſe der Raupe: larva tubipes, brevipes,
dura, rare pilosa; capite melleo, exalbida, dorso late (i-
nereo, striga tenui segmentorum singulorum dorsali fusca.
(Raupe mit kurzen Stelzenfuͤßchen, hart, ſparſam behaart; Kopf
honiggelb, Körperfarbe gelblichweiß, auf dem Rüden breit grau;
jeder Ring mit einer feinen braunen Querlinie über den Rüden.)
Laͤnge etwa 3 Linien. Koͤpfchen klein, hervortretend, blaß
honiggelb mit dunklerem Gebiſſe und großem ſchwarzem Ocellen—
fleck. Grundfarbe des Koͤrpers gelblichweiß, auf dem ganzen
Rüden in anſehnlicher Breite blaͤulichgrau; hier find auf blaf-
grauem Grunde eine Menge ſehr feiner, gedrängter, ſchwarzer
Koͤrnchen geſtreut. Mitten durch den Ruͤcken geht eine feine,
gelblichweiße, etwas unterbrochene Laͤngslinie, von welcher die
gekoͤrnelte Stelle in zwey Maſſen ungleich tief nach den Seiten
3 Ueber das vordere Drittel eines jeden der acht vor—
sten Ringe geht eine ſehr feine, ſchwarze, aus groͤßern Koͤrn⸗
chen beſtehende Querlinie, die erſt in der Gegend der Luftloͤcher
endigt. Vorder⸗ und Hinterrand jedes Ringes ohne Körnchen.
Auf dem erſten Ringe bilden die Koͤrnchen ein weit gegen die
Luſtloͤcher ausgedehntes Nackenſchild. Die ziemlich hoch uͤber
dem Seitenwulſte ſtehenden Luftlöcher find ſehr deutlich und
ſchwarz und haben über ſich eine breite, flache Vertiefung. Ne⸗
ben der Ruͤckenlinie iſt auf den Bauchringen ein kurzes einzelnes
Haar, über dem Luftloche ein Boͤrſtchen und auf dem Seiten⸗
wulſte noch eins; der Kopf, das ſchwarzkoͤrnige Afterſchild und
856
die Bauchſeite haben mehrere Boͤrſtchen. Die Vorderbeine ſind
gelblichweiß und ſtaͤrker und laͤnger als die Bauchbeine; dieſe
ungemein klein, zart und durchſichtig. — Das juͤngere Raͤup⸗
chen hat eine dunklere Farbe.
C. (26) 14. Pteroph. brachydactylus Koll.
Alis ſuscis, costa anteriorum eiliisque albido-macu-
latis. (Fluͤgel braun; der Vorderrand der vordern und die
Franzen weißlichgefleckt.) (6 Maͤnnchen, 2 Weibchen.)
Kollar Vzchn. S. 100.
Tr. 9, 2. 238. Aluc. brachydactyla: alis anticis
nigro-brunneis, maculis marginalibus albis.
Mit keiner andern Art zu verwechſeln.
Große etwas abaͤndernd, aber ſtets über Pter. pilosellae.
Koͤrper etwas blaß braun. Stirn ohne Schuppenkegel. Oberer
Augenrand weiß. Fuͤhler braun, undeutlich hell geringelt, ſehr
zart und kurz gefranzt. Taſter viel kuͤrzer als der Kopf, ſchlank
mit feiner Spitze. An jeder Seite der Hinterleibswurzel ein
weißer dicker Strich; der Bauch groͤßtentheils weißſchuppig. —
Beine kurz: Huͤften braun, die 4 hintern mit einem dicken
weißlichen Laͤngsſtrich; Schenkel und Schienen auswaͤrts braun,
einwaͤrts weißlich; Schienen an den Enden und die 4 hintern
auch unter der Mitte verdickt und braun. Fuͤße weiß mit dun⸗
keln Spitzen der Fußglieder; die 4 letzten Glieder der Hinterfuͤße
ſind faſt ganz weiß. Die Dornen zart und lang, auf der einen
Seite weiß, auf der andern braun; die obern an den Hinter⸗
ſchienen ſehr ungleich, der laͤngere gleich der Entfernung zwiſchen
ſeiner Baſis und der Schienenſpitze; die Enddornen, etwas kuͤrzer
als der kleinere Mittelborn, find fo lang wie z der Länge des
erſten Fußgliedes. —
Vorderfluͤgel weit Über 3 geſpalten, mit ziemlich brei-
ten, allmählich ſpitzen Zipfeln ohne Hinterwinkel. Der Vorder⸗
rand hat kurz vor der Spalte ein ſehr kleines, an der Spaltung
ein groͤßeres, laͤngeres und hinter der Haͤlfte des Zipfels wieder
ein ſehr kleines, ſchneeweißes Puͤnktchen. Ein verwiſchter weiß⸗
licher Punkt ſteht im Mittelraum zwiſchen der Fluͤgelbaſis und
der Spaltung, und auf dem Anfange des Hinterzipfels an der
Spaltung ein deutlicherer, weißer Punkt; dieſe Zeichnungen bes
Mittelraumes verwiſchen ſich ſehr leicht. Die Franzen hellbraun.
Weiße Flecke haben ſie: einen an der Spitze des Vorderzipfels,
einen in der Spaltung ſelbſt (was beinahe als eine helle Stelle
auf den Fluͤgeln erſcheint), einen am Innenrande des Fluͤgels
der Spaltung gegenuͤber und einen hinter der Haͤlfte des Hin⸗
terzipfels.
Hinterfluͤgel heller als die vordern; die zwey erſten
Federn etwas laͤnger als die Fluͤgelhaͤlfte; die erſte ſchmal, vor
der Mitte ſehr ſchwach erweitert, dann allmählich zugeſpitzt; die
zweyte verduͤnnt ſich ſchon von ihrem Anfange an, die dritte
von ihrem Drittel. Die ſchwaͤrzlichen Franzen haben hinter der
Mitte des Innenrandes der zwey erſten Federn, deßgleichen an
der Spaltung derſelben je einen weißen Fleck, und der Wurzel⸗
theil des Innenrandes der zwey letzten Federn iſt weißlich.
Unterſeite etwas blaͤſſer braun, aber mit groͤßern und
reiner weißen Flecken und Punkten.
857
Dieſe feltene Art fliegt in Berggegenden: in Oeſtreich auf
dem Anninger bey Moͤdling in den Sommermonaten (Koll.), im
Junp (Tr.) — in Sachſen: im Amſelgrunde in der ſaͤchſiſchen
Schweiz (Tr., F. v. R.), und bey Schandau (v. Tiſcher) —
in Böhmen um Reichſtadt (F. v. R.) — in der Graffchaft
Glatz um Reinerz. Hier klopfte ich bey den Seefeldern am
13. July ein ſehr ſchoͤnes Weibchen aus Himbeergeſtraͤuch, das
mit Erdbeerktaut, Seneeio nemorensis, Sonchus alpinus
gemiſcht war, in Geſellſchaft des Pter. Zetterstedtii und Pt.
osteodactylus. Auch in Mecklenburg ſcheint die Art vorzu⸗
kommen; ich erhielt Exemplare von Herrn Meſſing in Neu:
ſtrelitz.
D, (27) 1. Pteroph. galactodactylus Hbn.
Alis anterioribus albis, striola costali, puncto unico
ante ſissuram aliisque marginalibus fuscis. (Vorderfluͤgel
weiß; ein Strichelchen auf dem Vorderrande, ein Punct vor
der Spaltung und mehrere Randpunkte ſind braun.) (2 M.
aus F. R's und Mtzn's Sammlung).
Hübn. Aluc. fig. 2. galactodactyla.
Xr. 9, 2. 250. Alue. galactodactyla: alis anticis
albidis, maculis fuscis.
Die kaum zur Haͤlfte eingeſchnittenen, weißlichen, ſchwaͤrz⸗
lich punctirten Vorderfluͤgel geben den Unterſchied von allen be⸗
kannten Arten.
Große des Pter. mictodactylus. Kopf und Ruͤckenſchild
weiß, Hinterkopf gelblich. Fuͤhler am Wurzelgliede weiß, ſonſt
gelbbräunlich und zart gefranzt. (Taſter ſehlen.) Hinterleib weiß
mit bräunlicher, undeutlicher Laͤngslinie des Ruͤckens und einer
verloſchenen gelblichen zu jeder Seite; Bauch in der Mitte braͤun⸗
lich. Beine weiß, auf der Unterſeite braͤunlich; Dornen der
Mittelſchienen fo lang wie z des erſten Fußgliedes. (Hinter⸗
beine fehlen.)
Vorderflügel weiß, in einiger Entfernung vom Vor⸗
derrande der Länge nach und auf dem Vorderzipfel ſchmutzig⸗
gelblich; gleich hinter der Spaltung liegt in den Franzen des
Vorderrandes ein ſchwarzbrauner, wiſchfoͤrmiger Laͤngsſtrich, und
um ihn iſt der Grund braͤunlicher; weiter gegen die Spitze folgt
ein ſehr verloſchenes Fleckchen, und ein Punkt am Innenrande
kurz vor der Spitze (beide fehlen dem einen Exemplare). Jeder
Zipfel hat an ſeinem Anfange bey der Spaltung einen ſchwarz—
braunen Punct, und der Hinterzipfel an ſeinem Innenrande auf
den Anfängen des zweyten und dritten Drittels ein ſchwarz⸗
braunes Längsſtrichelchen. Beide Zipfel find ungewöhnlich kurz,
beſonders der vordere.
Hinterflügel weißlich, hellbräunlich unrein; die erſte
Feder am hellſten; jede Feder hat in der Spitze ein ſehr un⸗
deutliches braunes Puͤnctchen. — Alle Franzen an der Wurzel⸗
haͤlfte weiß, dann braͤunlich, an der Spitze wieder weiß; hier⸗
durch haben alle Zipfel und Federn eine zarte, braͤunliche Ein⸗
faſſung, von welcher fie durch die breite weiße Baſis ber Fran⸗
zen getrennt bleiben. Am hintern Zipfel liegt in den Franzen
beim erften braunen Strichelchen ein braͤunlicher Wiſch.
Unterfeite weißlich; die Vorderflügel bis zur Spaltung
größtentheils bräunlich, ſowie die erſte und zweyte Feder an ihrer
untern Hälfte. Die Punkte und Strichelchen der Oberſeite allı
und ſehr deutlich vorhanden. nf
Dieſer Falter fliegt (nach Kollar) an felſigen Bergen be
Gumpoldskirchen bey Wien, ziemlich ſelten, im July und Auguſt
Zincken fand im Braunſchweigiſchen die Raupe in Wäldern an
den Blättern von Arctium lappa bis Anfang Juny, und den
Schmetterling zu Ende Juny und Anfang July. Nach Hübner
(Regiſter zu den Schmetterlingstafeln) lebt er auch dey Augs⸗
burg. F. v. R. erhielt 2 im July gefangene Exemplare aus
dem Bannat, und Herr v. Tiſcher fieng die Art bey Schandau.
Die Raupe iſt ſehr unvollſtaͤndig bekannt. S. Treitſchke.
Anm. Hier iſt vielleicht die Stelle des Pterop. albo-
dactylus Fabr. Ent. syst. 3, 2. 348: alis niveis, antieis
fissis fusco maculatis, posticis tripartitis immaculatis; alae
anticae supra maculis 3 medii, subtus linea baseos macu-
lisque medii fuseis. (Flügel ſchneeweiß, die vordern gefpalten
und braun gefleckt, die hintern dreytheilig und fleckenlos; die
vordern oben mit drey braunen Flecken in der Mitte.) Weiſt
er ſich nicht als Pter. galactodactylus aus, fo darf er doch
nicht unter dem hybriden Namen aufgenommen werden.
D, (28) 2. Pteroph. zanthodactylus Tr.
Collari elypeoque lutescentibus, alis anterioribus ex-
albidis, laciniarum apieibus fusco suffusis, striola costali
postica, liturula ad fissuram maculaque postica in ciliis
laciniae posterioris dorsalibus fuseis. (Halskragen und Ober:
geſicht lehmgelblich; Vorderfluͤgel gelblichweiß, mit braun ange
laufenen Zipfelſpitzen; ein Strichelchen hinten auf dem Vorder⸗
rande, ein kleiner Wiſch bey der Spaltung und ein Fleck hinten
auf den Innenrandfranzen des Hinterzipfels ſind braun.) 1 M.,
1 W. aus Mtzn's, 1 M. aus F. R's Sammlung.)
Tr. 9, 2. 251. Aue. zanthodactyla: alis antieis
flavido albis, lobo antico puncto ?] obscuriore, posticis
fuseis.
Die an der Spitze verdunkelten und gegen die Franzen
abſtechenden kuͤrzern Zipfel, der braͤunliche Wiſch im Vorderrande
und der kleine verwiſchte Fleck an der Spaltung unterſcheiden
den Pter. xanthodactylus von den naͤchſt ahnlichen Pt. balio-
dactylus und xerodactylus. Größe beinahe wie Pter. balio-
dactylus, etwas über Pt. tetradactylus. — Kopf und Rüden:
ſchild weiß, Kragen und Obergeſicht mehr oder weniger dunkel
lehmgelb. Fühler einfarbig gelblichweiß, ſehr zart gefranzt, mit
verdicktem Wurzelgliede. Stirnſchuppen unverlaͤngert. Taſter
kürzer als der Kopf, ziemlich gerade, fadenfoͤrmig; das kurze
Endglied kegelfoͤrmig zugefpigt. — Hinterleib gelblichweiß. Die
Enddornen der Mittelſchienen halber Laͤnge des erſten 1 7
Hinterbeine weiß mit kaum verdickten Wurzeln der Dornen;
vom oberen Dornenpaar hat der längere Dorn über die Hälfte
der Entfernung zwiſchen feiner Wurzel und der Schienenſpitze;
das untere, viel kuͤrzere Paar iſt fo lang wie die Hälfte des
erſten Fußgliedes. g
Vorderflügel weiß, nach hinten zu gelblich werdend; die
beyden Zipfel, der vordere 2 des Fluͤgels lang, an den Spitzen
gebräunt. Der Vorderrand iſt fat von der Wurzel aus ſehr
858
859
ſchmal ſchwaͤrzlich, was ſich hinter der Spalte mit einer ſtaͤrkern
ſtrichfoͤrmigen Verdunkelung endigt. Das Weibchen hat hinter
der Hälfte des Vorderzipfels am Vorderrande einen ſchwarzen
Punkt, deßgleichen einen an der Spitze des Zipfels. An der
Spaltung ein ſchwaͤrzlicher, verloſchener, kleiner Wiſch, wodurch
fie tiefer in den Flügel zu reichen ſcheint; ein gleicher Wiſch in
den Franzen der Innenraͤnder beyder Zipfel: der des vordern
nicht weit von der Spitze und ſehr undeutlich, der des hintern
gleich hinter der Spaltung und ziemlich ſtark. Am Vorderrande
des Vorderzipfels ſind die Franzen ganz gelb; anderwaͤrts ſind
ſie an ihrer Wurzel gelblichweiß, am freien Ende grau.
Hinterflügel braungrau; die hinterſte Feder gegen die
Baſis allmahlich gelblichweiß? die Franzen glänzend braungrau
mit gelblichen Reflexen, am Hinterrande der dritten Feder vor
der Spitze heller gelblich gemiſcht.
Auf der Unterſeite find die Vorderfluͤgel braͤunlichgrau
beym Männchen dunkler), um die Spalte am dunkelſten; die
ipfel hell, vorzüglich der vordere, beyde mit dunklem Punkte
in der Spitze und mit auffallend hell weißlichen Franzen; die
dunkeln Stellen in den Raͤndern und Franzen wie auf der
Oberſeite. Hinterfluͤgel ziemlich wie oben, nur das Weißliche
heller; der erſte Finger an der Außenhaͤlfte weißlich; mancher
Finger hat in der Spitze ein verloſchenes, braunes Puͤnktchen.
Vaterland: Ungarn. Bey Wien fing Tr. ein Exemplar,
Mann mehrere im Juny und July auf trocknen Bergen und
Anhoͤhen zwiſchen Geſtraͤuch. Letzterer erzog etliche aus Rau⸗
pen, wußte aber deren Ausſehen und Futterpflanze nicht anzu⸗
zeigen.
D, (29) 3. Pleroph. obsoletus Zell.
Capite maris ferrugineo, feminae griseo; alis exal-
bidis, eiliis albido griseoque obsolete allernatis. (Kopf
des Maͤnnchens roſtfarbig, des Weibchens ſtaubgrau; Flügel
gelblichweiß, auf den Franzen verloſchen weißlich und ſtaubgrau
geſcheckt. (1 M. aus Mtzn's, 1 W. aus F. R's Sammlung).
Durch die verloſchen geſcheckten Franzen hinreichend aus:
gezeichnet. a
Größe wie Pter. mictodactylus, Kopf des Maͤnnchens
roſtgelb, des Weibchens ſtaubig weißgelb. Bühler beyder Ge:
ſchlechter ſchmutzig weißgelb, zart gefranzt, beym Weibchen am
zarteſten. Taſter kaum von Kopfslaͤnge, duͤnn, zuſammengedruͤckt,
etwas aufgebogen; Endglied kurz, kegelfoͤrmig, ſpitz. Vorder⸗
und Mittelbeine weißlich, auf der einen Seite braungrau; die
auf der Unterſeite ſchwarzbraunen Dornen der Mittelſchienen fo
lang wie 3 des erſten Fußgliedes (Hinterbeine fehlen). Ruͤcken⸗
ſchild gelblichweiß wie die Oberſeite des Hinterleibes; die Unter-
ſeite des letzteren gelbbraͤunlich.
Vorderflügel weißlich, von der Wurzel aus bis zur
Mitte längs des Vorderrandes beym Männchen blaß ochergelb⸗
lich, beym Weibchen ſtaubgrau. Eine blaßbraͤunliche Verdunke⸗
lung geht, an der Spaltung ein dunkeln Punkt umgebend,
ſchraͤg von hinten nach vorn uͤber die Wurzeln der Zipfel und
die Franzen des Vorderrandes hinein, wo ſie einen dunkeln
Laͤngsfleck ‚bildet; eine ähnliche geht uͤber die Mitte des Vorder⸗
zipfels und in die Franzen beider Raͤnder deſſelben; ſtaubgraue
Iſis 1841. Heft 11.
860
Verdunkelungen der blaßgelblichweißen Franzen befinden ſich am
Innenrande beyder Zipfel vor der Spitze, und am Innenrande
vor der Mitte des hintern Zipfels.
Hinterflügel ſehr blaßgrau, die dritte Feder weißlich
wie die Franzen; letztere haben ſtaubgraue, wiſchfoͤrmige Verdun⸗
kelungen an der erſten und zweyten Feder am Innenrande auf
der Mitte uud vor der Spitze, und an der dritten Feder vor der
Mitte des Innenrandes.
Unterſeite der Vorderfluͤgel braͤunlich mit weißlichen
Zipfeln und Franzen, auf welchen ſich die dunkeln Stellen der
Oberſeite ſehr deutlich ausnehmen. Die Wurzelhälfte des Hin⸗
terzipfels braͤunlich. Hinterfluͤgel weißlich, auf der Wurzelhaͤlfte
der zwey erſten Federn ſtaubgrau; die Franzen blaͤſſer gezeichnet
als auf der Oberſeite.
Das Maͤnnchen iſt aus Sicilien; das Weibchen erhielt
Herr Fiſcher v. Roͤslerſtamm ohne Namen und ohne weitere
Anzeige aus Paris. 5
D, (30) 4. Pteroph. zerodactylus Mtzn.
Collari clypeoque ochraceis, alis anterioribus osseis,
costae striola punctulisque lacipiae anterioris tribus, po-
sterioris duobus fuseis, litura dorsali postica in ciliis fu-
scescenti. (Halskragen und Obergeſicht ochergelblich; Vorder⸗
fluͤgel gelblich; ein Vorderrandſtrichelchen und drey Puͤnetchen
am Vorderzipfel und zwey am Hinterzipfel braun; ein Wiſch
hinten auf den Innenrandfranzen braͤunlich.) 2 Maͤnnchen aus
Mtzn's Sammlung).
Von Pt. galactodactylus durch tiefer geſpaltene Vor⸗
derfluͤgel, ſchmaͤlere Zipfel derſelben ꝛc. verſchieden; von Pt. ob-
soletus durch die mehr beingelbe Farbe, den Mangel der dun⸗
keln Stellen in den Franzen, das Vorhandenſeyn brauner
Randpuͤnetchen; von Pt. baliodactylus durch eben dieſe Puͤnct⸗
chen und den Mangel des braunen Laͤngswiſches in den Vor⸗
derrandfranzen des Vorderzipfels; von Pt. xanthodactylus
durch gelbere Färbung und das Daſeyn der Randpuͤnetchen;
von Pt. ischnodactylus durch viel breitere, kuͤrzere Zipfel, das
braune Vorderrandſtrichelchen, die Stellung der Randpuͤnctchen.
Größe wie Pter. tetradactylus. Halskragen und Ober:
geſicht ochergelb; Scheitel, Ruͤckenſchild und Hinterleib gelblich⸗
weiß. Fuͤhler ungefleckt, zart gefranzt. Taſter laͤnger als der
Kopf, dünn, weißlichgelb, oben und außen braͤunlich, mit ziem⸗
lich kurzem, zugeſpitztem, braͤunlichem Endgliede. — Beine auf
der Oberſeite weißlich, auf der Unterſeite an den Schenkeln mit
zwey, an den Schienen mit einer gelbbraunen Laͤngslinie. An
den Dornenwurzeln iſt ein braͤunlicher Schuppenwulſt. Von
den mit einer braunen Laͤngslinie verſehenen oberen Dornen
erreicht der längere nur / der Entfernung von feiner Baſis
bis zur Spitze der Schiene; die untern ſind nur halb ſo lang.
Hinterleib gelblichweiß, mit drey ſehr verloſchenen, ochergelben
Laͤngslinien, die die Spitze nicht erreichen; auch der Bauch hat
verloſchene, aber mehr zuſammenfließende Laͤngsſtreifen.
Vorderflügel ſehr hell weißfahlgelb, faſt beingelb, am
dunkelſten im Vorderzipfel; anf dem Vorderrande liegt vor der
Spaltung ein ganz undeutliches, feines, ſchwaͤrzuiches Länge:
55
001
ſtrichelchen, gleichſam als dunkelſte Stelle der von der Wurzel
aus verdunkelten Vorderrandrippe; ein viel ſtaͤrkeres, durch
weißliche Franzen auf beyden Seiten hervorgehobenes folgt bald
hinter der Spaltung; darauf ein ſchwarzbraunes Puͤnetchen an
der Mitte des Zipfels, eins am Innenrande hinter jenem und
eins in der Spitze. Der Hinterzipfel hat an ſeinem Anfange
bey der Spaltung, ferner an der Mitte ſeines Innenrandes
und in feiner Spitze je ein ſchwarzbraunes Puͤnctchen. Die
Franzen ſind hellgelblich, nach außen, zumal gegen die Spitze
der Innenraͤnder, grau, und vor der Mitte des Innenrandes
des Hinterzipfels wiſchartig braun.
Hinterflügel graubraͤunlich, an der dritten Feder, be⸗
ſonders gegen die Wurzel gelblich; die Franzen etwas glaͤnzend
graugelblich, an den Innenraͤndern gegen die Spitze mehr
gelblich.
Unterſeite braͤunlichgrau; der Vorderrand der Vor—
derflügel, die Zipfel und die dritte Feder beingelblich; die Fran⸗
zen ſehr hell weißgelblich. Die Puͤnctchen der Oberſeite ſind
deutlich; nur fehlen die an dem Hinterzipfel mit Ausnahme
des in der Spitze liegenden. Die dunkeln Stellen der Fran⸗
zen ſind verloſchen da. Die erſte und zweyte Feder haben in
der Spitze ein ſchwarzes Puͤnctchen.
Beyde Exemplare erhielt Herr Metzner aus Ungarn.“
D. (31) 5. Pteroph. baliodactylus FR.
Clypeo fuscescenti (fem, abdomine exalbido, fusco-
trilineato); alis anterioribus exalbidis, costae lituris longi-
tudinalibus duabus fuscis, lacinjiarum dorso ante apicem
fusco-eiliato. Obergeſicht braͤunlich (der weibliche Hinterleib
gelblichweiß mit 8 braunen Laͤngslinien); Vorderfluͤgel gelblich—
weiß, mit zwey braunen Laͤngsſtrichen im Vorderrande und
braungefranztem Innenrande vor der Spitze der Zipfel.) (1 M.
1 W. aus Mtzn's., 1 M. aus meiner Sammlung.)
Die zwey kurzen, ſchwarzbraunen Laͤngsſtriche im Vor—
derrande des Vorderzipfels zeichnen dieſe Art vor den Ders
wandten aus.
Größe über Pter, tetradactylus. Kopf, Ruͤckenſchild
und Hinterleib gelblichweiß. Fuͤhler gelblich, gegen die Spitze
braͤunlich, mit braunem Fleck auf der Oberſeite des weißlichen,
verdickten Wurzelgliedes. Obergeſicht braun. Taſter von
Kopfeslänge, ziemlich dünn, zugeſpitzt, gerade, gelblich, beym
Weibchen auf der Außenſeite braun. — Hinterleib auf der
Oberſeite mit 3 braunen, feinen, beym Weibchen ſehr ſcharfen
Längslinien, auf dem Bauche mit 3 dergleichen, ſehr zuſam⸗
mengefloſſenen Laͤngsſtreifen. — Beine auf Oberſeite weißlich,
auf der Unterſeite mit braunen, auf den Schenkeln doppelten
Laͤngslinien; die Hinterſchienen haben das Braune am blaͤſſeſten,
und die Hinterfuͤße find faſt einfarbig weißlich. Von den fei⸗
nen, auf der Unterſeite faſt ſchwarzen Dornen ſind die oberen
ziemlich gleich lang und faſt um bie Hälfte länger als die End⸗
dornen; dieſe ſind etwas laͤnger als die der Mittelſchienen und
halb ſo lang wie das erſte Fußglied.
Vorderflügel weißlichgelb, am Innenrande von der
Wurzel aus bis auf ½ der Lange und vor der Spaltung am
Anfange des Hinterzipfels braͤunlich beſchuppt; der Vorderrand
von der Wurzel aus ſchmal braun bis zu einer ſtrichfoͤrmigen
862
ſchwarzbraunen Erweiterung, welche ſich hinter der Spaltung
defindet. Darauf ſind die Franzen gelblichweiß und haben hin⸗
ter der Mitte des Zipfels einen ſchwarzbrannen, wiſchfoͤrmigen
Laͤngsſtrich. Die übrigen Franzen find grau mit hellgelblich⸗
weißen Wurzeln; an den Spitzen der Innenraͤnder ſind ſie
dunkler, haben graubraune Wurzeln und laſſen die Zipfel durch
braune Innenrandlinien begraͤnzt erſcheinen. b ,
Hinterflügel: die zwey erſten Federn dräunli grau,
die dritte größtenteils hellgelblich; die Franzen glänzend grau
mit gelblichem Schimmer. a FEB) N pharma «ago
1
Er | 0
Unterſeite braungrau; die Enden der Zipfel und Fe⸗
dern hell und weißlich. Die Zeichnung des Vorderrandes der
Vorderflügel und die ſcharfe Begraͤnzung des Innenrandes der
Zipfel iſt wie auf der Oberſeite.
Dieſe Art wurde von Fiſcher v. Roͤslerſtamm und Mann
im July in Oeſtreich auf der Hoͤchbauer Alpe und im Hoͤllen⸗
thale am Schneeberge gefangen; F. v. R. erhielt auch ein
ID ee
Exemplar aus Paris. }
D, (32) 6. Pieroph. tetradactylus Linn.
Capite einnamomeo; alis anterioribus exalbidis, au-
tice lutescentibus, laciniis albidis, costa laciniae Anterio-
ris fusca. (Kopf zimmetbraun; Vorderfluͤgel gelblichweiß,
vorn lehmgelblich; die Zipfel weißlich, der vordere mit braunem
Vorderrande.) (20 Männchen, 4 Weibchen.)
Linn. Syst. nat, 1, 2. 100. Phal. Alue. tetradactyla.
Tr. 9, 2. 252. Aluc, tetradactyla: alis antieis angustis
albo testaceis, fimbriis fuseis.
Huebn. Aluc. fig. 5. leucodactyla. — Huebn. Cat.
pag. 431. Aciptilia theiodaetyla.
Scop. Carn. 256. Phal. didactyla.
Dieſe Art iſt kenntlich an den weißlichen Zipfeln, die ge⸗
gen die ſchwarzgrauen Franzen, vorzuͤglich gegen die am Vor⸗
derrande des vorderen Zipfels, ſehr ſcharf abſtechen.
Größe etwas über Pier. osteodactylus oder wie die
mittleren Exemplare des Pt. fuscus.
Ra,
Kopf zimmetfarben mit weißlichem oberen Augenrande und
weißlicher Querlinie zwiſchen den Fuͤhlern. Fuͤhler oben weiß⸗
lich, undeutlich geringelt; Wurzelglied braͤunlich gefleckt. Taſter
von Kopfeslänge, ziemlich dünn, zuſammengedruͤckt; Endglied
lang, etwas niedergebogen, braun wie die Außenſeite des zwey⸗
ten Gliedes. — Ruͤcken auf dem Vordertheil zimmetfarben be⸗
ſtaͤubt, hinten hellgelblich. Hinterleib gelblichweiß mit einer fei⸗
nen, braͤunlichen Ruͤckenlinie, mehreren Seitenlinien und drey
Striemen auf dem Bauche. Die zwey Vorderhuͤften ganz
zimmetbraun, die 4 andern hellgelb, an der Vorderſeite zimmet⸗
braun; Schenkel, Schienen und Dornen auf einer Seite zimmet⸗
braun laͤngslinürt. Das obere Dornenpaar der Hinterſchienen
iſt etwas laͤnger als die halbe Entfernung zwiſchen ſeiner Ba⸗
ſis und der Schienenſpitze; das Endpaar kuͤrzer als die Haͤlfte
des erſten Fußgliedes.
Die bis uͤber die Mitte geſpaltenen Vorderflügel
haben einen gelblich weißen Grund, der aber groͤßtentheils durch
lehmgelben Staub verdeckt wird; nur der Innenrand, der ganze
863
Hinterzipfel und die hintere Haͤlfte des Vorderzipfels bleiben
faſt rein. Die Franzen des Vorderrandes ſind von der Wur⸗
zel aus ſchmal braͤunlich, mit weißlichen Schuppen beſtreut;
von der Spaltung an werden ſie breiter und dunkler braun;
vor der Spitze aber nehmen ſie die helle, reine Grundfarbe an.
Die uͤbrigen Franzen ſind braun oder ſchwaͤrzlichgrau, tiefer in
die Spalte hinein heller und lehmfarbiger; ſie ſtechen gegen die
Farbe der Zipfel ſehr ab und beſchraͤnken dieſe auf eine duͤnne
Laͤngslinie.
Hinterflügel etwas glänzend hellbraͤunlichgrau, an
der Wurzel der dritten Feder am hellſten.
Unterſeite: Vorderfluͤgel zimmetfarbiggrau mit gelblich—
weißen Endhaͤlften der Zipfel; Hinterfluͤgel mehr grau mit weiß:
licher werdenden Spitzen der Federn; die ganze dritte Feder iſt
faſt weißlich.
Der Schmetterling findet ſich in vielen Gegenden als
etwas ziemlich Gemeines auf trocknem Lehm- oder Sandboden
zwiſchen jungem Laub- und Nadelholzgeſtraͤuch, meiſt in Gefell-
ſchaft des viel haͤufigern Pter. pilosellae, am liebſten zwiſchen
Erdbeerkraut. Ich fieng ihn bey Berlin, Frankfurt und Glo—
gau, Dr. Low bey Poſen. Nach Linne lebt er in Schweden
(Zetterſtedt fand ihn nur in Gothland), nach Huͤbner (Regiſter
zu den Schmetterlingen) um Augsburg, nach Kollar und Fi⸗
ſcher v. Roͤslerſtamm in Oeſtreich (auf Bergwieſen in hohem
Graſe, auf dem Kahlenberge, bey Moͤdling (Kollar) — auf
trocknen, grasreichen Orten bey Wien, auch im Hoͤllenthale am
Schneeberg (Fr. v. R.), nach Scopoli auf Wieſen in Krain
häufig, nach Treitſchke in Ungarn, nach F. v. R. in Böhmen
bey Nixdorf auf Brachen in Unzahl), bey Frankfurt am Main,
in der Schweiz und bey Paris. — Flugzeit bey uns vom An—
fange des letzten Drittels des Juny bis zum Auguſt hin.
Lebt die Raupe nicht an mehreren Pflanzen, was nicht
wahrſcheinlich, fo beruht die vom Wien. Verz. angegebene Nahe
rungspflanze, Pulmonaria officinalis, auf einem Irrthume.
Huͤbner bildet, wie Treitſchke berichtet, die Raupe auf Quendel,
Origanum vulgare (2) ab. Quendel (Thymus serpyllum)
waͤchſt gewoͤhnlich an dem Flugort des Geiſtchensl, Doſten
(Origanum vulgare) faſt nie. Die Beſchreibung gibt Treitſchke
nach Huͤbners Bild.
D. (83) 7. Pier. ischnodactylus Tr.
Alis anterioribus osseis, punctulo unico costali laci-
niae anterioris, tribus dorsalibus laciniae posterioris ni-
gris. (Vorderfluͤgel beingelb; der Vorderzipfel hat ein braunes
Puͤnetchen am Vorderrand, der Hinterzipfel drey am Innen⸗
rande.) (2 M. aus F. v. R. und Mtzn. Sammlungen.)
Tr. 10, 3. 228. Aluc. ischnodactyla: alis anticis pal-
lide stramineis, nervo lobi secundi nigro punctato;
posticis albido griseis.
Dieſes Geiftchen ift an den in der Diagnoſe angegebenen
Merkmalen ſogleich zu erkennen.
g Größe wie ein kleiner Pter. pilosellae. Kopf und
Ruͤckenſchild wie bey den Vorderfluͤgeln; Obergeſicht lehmgelb.
Taſter kuͤrzer als der Kopf, duͤnn, gerade, ſpitz. Fuͤhler gelb—
lich, zart gefranzt. Beine gelblichweiß; die Dornen der Mit⸗
— —
862
telſchienen kurz; an den Hinterſchienen reicht der längere Ober
dorn bis nahe ans Ende der Schienen und iſt doppelt ſo lang
wie ſein Nachbar und die zwey Enddornen.
Vorderfluͤgel beingelb, mit ſehr dünnen, braͤunlich⸗
grau gefranzten Zipfeln; der vordere Zipfel hat in der Mitte
des Vorderrandes an der Franzenwurzel ein ſchwarzes Puͤnctchen;
der hintere Zipfel hat deren am Innenrande drey, nehmlich eins
gleich hinter der Spaltung, das zweyte vor der Haͤlfte, das
dritte am Anfange des letzten Drittels. Dieſe Pünctchen deut—
lich zu erkennen, bedarf es der Loupe; es mag ſich auch das
eine oder das andere abfliegen.
Hinterfluͤgel braͤunlichgrau; die Franzen etwas hel⸗
ler, ſo wie die Wurzel der dritten Feder. Die Federn ſehr
zart und borſtenfoͤrmig.
Unterſeite braͤunlichgrau; die gelblichen Franzenwur⸗
zeln bilden um die Zipfel der Vorderfluͤgel eine ſchmale helle
Einfaſſung; von den ſchwarzen Puͤnetchen iſt nichts zu ſehen.
Vaterland: Ungarn, wo nach Treitſchke die Flugzeit En⸗
de Juny und July, nach Kindermanns Mittheilung an Fiſcher
v. Roͤslerſtamm im April iſt. (Beyde Angaben laſſen ſich
durch die Annahme einer zweyfachen Generation vereinigen);
bey Wien fieng Herr Mann ein Exemplar im July.
D. (34) 8. Pteroph. pentadactylus Linn.
Niveus totus. (Ganz ſchneeweiß. Mehrere Maͤnnchen
und Weibchen.)
Linn, Syst. nat, 1, 2. 900. Phalaena Alueita penta-
dactyla.— Huebn. Alue. fig. 1. pentad,.
Tr. 9, 2. 240. Aluc. pentadactyla: alis niveis imma-
culatis.
Jonston Hist. nat ins. pag. 74. Erinopteros. — Reau-
mur Mem. I. a. tab. 20, fig. 1—6.
Geoffroy Hist, abregee d. ins, 2, ©, 91. Pterophorus
albus.
Scopoli Entom. carn. Phal. tridactyla. — Donovan
nat, hist. of. british ins. IV. tab.110. Phal. penta-
dactyla,
Latreille hist. nat. des crust. 14, pag. 257. Pter. pen-
tadact. — Kollar Verzeichn. S. 99, — Stein, Isis 1837.
S. 98. Al. pentadactyla.
Unſere größte Art, uͤber Pt. lithodactylus, kaum von
einem ſehr großen Pter, ochrodactylus erreicht. (Treitſchke
gibt die Groͤße der Melit. Athalia an!) — An den getrockne⸗
ten Exemplaren kruͤmmen ſich die Fluͤgelſpitzen, am meiſten die
vorderen, nach hinten und oben.
Die Vorderfluͤgel (nach Treitſchke milchweiß) ſind
auf der Oberſeite laͤngs des Vorderrandes und auf den beyden
Zipfeln mit ſparſamen, nur durch die Loupe ſichtbaren, braͤun⸗
lichen Schuͤppchen beſtreut. In den Innenrandfranzen des
Hinterzipfels vor dem letzten Drittel ein ſchwarzer Punct. Bey
einem Exemplar ſind alle Fluͤgel reichlich mit braͤunlichen Schup
pen beſtreut, die hinteren am dichteſten auf der Wurzelhaͤlft
865
des Hinterrandes der zweyten Feder. Die Spitzen der zwey
erſten Federn haben oft ein ſchwarzes Puͤnetchen.
Auf der Unterfeite find die Vorderfluͤgel im Mittels
raum mehr oder weniger braun und haben auf dem Vorderrande
des Vorderzipfels gewohnlich 2 ſchwarze Puncte; die Federn
der Hinterflügel ſind mehr oder weniger braͤunlich beſchmutzt.
Taſter klein, kaum von Kopfeslaͤnge, duͤnn, ſpitz; das
Endglied niedergebogen. — Die Huͤften und Schenkel der +
Vorderbeine find auf einer Seite hellbraun. An den Hinter⸗
ſchienen iſt das obere Dornenpaar ungleich; der kleinere Dorn
laͤnger als die halbe Entfernung zwiſchen ſeiner Baſis und der
Schienenſpitze; das Endpaar hat bepnahe die halbe Laͤnge des
erſten Fußgliedes.
Dieſe Art kommt im ganzen mittlern Europa vor; als
Graͤnzen (die ſich wohl noch erweitern werden) jind mir bes
kannt: Liefland (Sodoffsky), Ungarn (F. R.), Krain (Scop.),
Bayern (Huͤbn.), Schweiz (F. R.), Frankreich (Reaumur), Eng⸗
land (Donovan), Daͤnemark (Müller), Schweden — Gothland
(Linne, Zetterſtedt). Sie findet ſich dey uns von den letzten
Tagen des May an — ſchon am 25 ſten kroch mir in Berlin
ein Exemplar aus — bis in den September hinein, in Gaͤrten,
an Hecken auf trocknem Boden, ſeltner auf feuchtem; bey Tage
ruht ſie unter Blättern und im Dunkeln, wo fie leicht aufge⸗
ſtoͤrt wird; Abends fliegt fie bey ruhigem Wetter umher mit
ſehr ſanftem, langſamem Fluge. Ihre weiße Farbe macht ſie
dann ſchon in großer Entfernung ſichtbar und auffallend, und
iſt die Urſache, daß ſie, obwohl nicht die haͤufigſte Art, dem
gemeinen Mann als „ Federmotte“ bekannt iſt. Im Sitzen
trägt ſie die Vorderfluͤgel ganz ausgebreitet und horizontal; von
den Hinterflügeln ragt bloß der Rand und die Franzen einer
Feder hervor.
Die Nahrung der Raupe iſt noch nicht mit Sicherheit
bekannt. Man gibt Schiehen: und Pflaumenbaͤume an, was
ſehr wahrſcheinlich ein Irrthum iſt, da es oft dieſe Gewaͤchſe
nicht gibt, wo man die Puppen findet. Donovan gibt an:
„Gras, Neſſeln ic.“ (wohl nur aufs Gerathewohl). Nach
Treitſchke bildet Huͤbner die Raupe auf Ackerwinde ab. Ich
ſelbſt habe mehrere Exemplare genaͤhrt, kann mich aber nicht
mehr auf die Pflanze, worauf ich ſie fand, genau beſinnen 5
ich vermuthe, es war Convolvulus sepium oder Scutellaria
galericulata; denn ausnahmsweiſe fand ich die Raupe damals
in einem Erlbruche. Gewoͤhnlich trifft man ſie an Zaͤunen, der
Verpuppung nahe und der Nahrung nicht mehr beduͤrftig.
Diagnoſe der Raupe: larva tubipes, dilute viri-
dis, capite melleo; tuberculis stellate - pilosissimis series
quafuor punctorum nigrorum formantibus ; lineis duabus
in dorso longitudinalibus albidis flavo-maculatis. (Raupe
ſtelzenfuͤßig, hellgrün, mit honiggelbem Kopfe; Hoͤcker mit vie⸗
len Sternhaaren bilden vier Reihen ſchwarzer Puncte; zwey
Läͤngslinien auf dem Rüden find weißlich und gelbgefledt.)
Blaßgrün; jeder Ring mit einem Kreiſe von Hoͤckern,
welche ſternfoͤrmig geſtellte, ſteife Haare tragen; die Haare der
oberſten Höcker braͤunlich, die andern weißlich; einzelne ſind
3mal ſo lang wie die andern. Vom 4ten bis 10 ten Ringe
ſind die 4 oberſten Höcker klein und ſchwarz und bilden 4 Laͤngs⸗
reihen ſchwarzer Puncte. Das Ruckengefaͤß ſchmal und dunkel⸗
866
grün. An jeder Seite des Ruͤckens geht eine weiße Längslinſe,
die am Hinterrande eines jeden Ringes einen großen lebhaft
gelben Fleck hat. Zwiſchen beyden Laͤngslinien iſt der Hinter⸗
rand der Ringe ſchmal weißlich. Kopf blaß honiggelb, glaͤnzend,
zu jeder Seite des Maules mit einem ſchwarzen Fleck. lle
Beine blaß, farblos; die Bauchfuͤße aͤchte, lange Stelzenfuͤße.
Diagnoſe der Puppe: chrysalis virescens vel sor-
dide albida, tuberculis minutis setas! stellatas longissimas
gerentibus, striolis nigris dorsalibus triseriatis. (Puppe
gruͤnlich oder ſchmutzig weißlich, mit kleinen Hödern, welche fehr
lange Sternborſten tragen; auf dem Nüden find drey Reihen
ſchwarzer Laͤngsſtrichelchen.) j ha
Der Thorax hat mehrere ſchwaͤrzliche Flecke, jeder Hinter⸗
leibsring in der Mitte und an der Seite des Ruͤckens einen
ſchwaͤrzlichen Laͤngsſtrich, der mit Ausnahme des erſten und
zweyten Ringes am Vorderrande anfaͤngt. Jeder Ring hat
ferner kleine ſchwache Warzen mit reichlichen, ſchneeweißen,
ſternfoͤrmigen, langen Borſten, welchen kurze Boͤrſtchen in ge⸗
ringer Zahl beygemiſcht find, Bauch gruͤnlichweiß. Auf den
Fluͤgeldecken ein dunkler, gruͤner Laͤngsſtrich und zerſtreute,
ſchneeweiße, duͤnne Haͤkchen. 5
Sie wird nicht ſelten an Zaͤunen, oft gar nicht gegen die
Sonne geſchuͤtzt, gefunden. Eine ſah ich auf einem Geſpinnſt
der Arctia villica, das in einer Zaunecke angebracht war. Ge⸗
reizt ſchlaͤgt ſie ungeachtet ihrer ſtarken Behaarung mit dem
Vorderkoͤrper uͤber ſich. In etwa 14 Tagen kriecht der Falter aus.
eng
D. (35) 9. Pteropli. paludum Zell.
Alis anterioribus rufo griseis, laciniis niveo- bistri-
gatis, digito tertio setaceo non atro-squamato. (Vorder⸗
fluͤgel roͤthlichgrau, mit zwey ſchneeweißen Querliniem uͤber die
Zipfel; die dritte Feder borſtenfoͤrmig, ohne ſchwarze Schuppen.)
(1 M., 3 Weibchen.) f
Iſis 1839. IV. S. 277.
Das kleinſte Geiſtchen, noch unter Pter. mierodactylus.
Es ſieht in der Farbe und Zeichnung den mit Pter. hieracü
verwandten Arten (der Abtheilung B. des Genus) ähnlich,
unterſcheidet ſich aber ſehr weſentlich dadurch, daß die Vorder⸗
fluͤgel bis uͤber die Mitte geſpalten ſind, daß der Hinterzipfel
wie der Vorderzipfel ganz borſtenfoͤrmig iſt, und daß der dritten
Feder die ſchwarze Beſchuppung in den Franzen ganz fehlt. Es
gehört alſo zur Abtheilung des Pier. pentadactylus, in wels
cher es ſich durch ſeine kuͤrzern, aber ſehr langgeſpornten Beine
bemerklich macht. t N
Körper graubraͤunlich. Oberrand der Augen weiß. Fuͤh⸗
ler braͤunlich, mit einer weißen Linie der Laͤnge nach, und kur⸗
zen, borſtenartigen, etwas abſtehenden Faſern auf den Gliedern
in beyden Geſchlechtern. Taſter viel laͤnger als der Kopf, auf⸗
gekrümmt, dünn, weißlich mit brauner Laͤngslinie an der Seite;
das Endglied dünn, ziemlich lang, horizontal vorgeſtreckt, auf
der Unterfeite braun. — Beine kürzer als gewöhnlich. Hüften
ſtaubbraͤunlich; die 4 hintern weißlich. Schenkel auf einer
Seite ſilberweißlich, auf der andern braͤunlich mit weißen Linien.
Schienen weiß mit einer braͤunlichen Laͤngslinie, an den Enden
durch braͤunliche Schuppen verdickt; die an den Hinterſchienen
865
ſtehen mit ihren weißen Enden hervor. Fußglieder filberweiß,
an den Enden braͤunlich.
Hinterleib auf Rüden und Bauch unterbrochen und ſtel⸗
lenweiſe unterbrochen ſilberweiß laͤngsliniiert.
Die ſchmalen Vorderfluͤgel bis uͤber die Mitte ges
ſpalten, graubraͤunlich, am Innenrande kurz vor und an der
Spaltung mit weißlichen gehaͤuften Schuͤppchen. Die beyden
Zipfel haben am Anfange des zweyten und dritten Drittels eine
breite, etwas verloſchene, ſilberweißliche Querlinie, die an den
Vorderraͤndern bis in die Franzen geht. Franzen ſchwaͤrzlich,
hier und da mit weißlichen Stellen, von denen ſich die vor der
Spitze des Innenrandes der dritten Feder auszeichnet.
Hinterflügel hellbraun, ziemlich lang graugefranzt;
die Franzen an der Spitze der dritten Feder weißlich. Alle Fe—
dern ſehr ſchmal; die zwey erſten ſo lang wie 3 der ganzen
Hinterfluͤgellaͤnge.
Unterſeite ſtaubbraͤunlich; die Zeichnungen der Obers
ſeite deutlich und weißlich; die erſte und zweyte Feder weißlich
beſchuppt.
Ich fieng von dieſer Art 8 Exemplare (und hätte, wenn
ich ſie nicht bloß des Flugortes und der Kleinheit wegen fuͤr
merkwuͤrdig angeſehen hätte, mehr fangen koͤnnen) bey Frank—
furt an der Oder zu Ende July auf einem Torfſumpfe, wo
ich auch Tipula fasciata, Chrysops sepulchralis, Tabanus
plebejus ſammelte. Nach einer Nachricht des Herrn Fiſcher
v. Roͤslerſtamm kommt dieß Geiſtchen auch bey Berlin vor.
II. Aluecitina.
Char. essent.
Flügel ſechstheilig.)
Beſchreibung: Allgemeiner Eindruck: ein zuͤnsleraͤhn⸗
liches, in allen ſeinen Theilen durchaus nicht ſchlankes Thierchen
mit ziemlich weit hervorſtehenden Taſtern, einem bunten, flachen
Hinterleibe und im Umriſſe breiten, in je ſechs Federn getheilten
bunten Fluͤgeln.
Kopf klein, ſtark abgeſetzt und hervorſtehend, mit flach⸗
liegenden, laͤnglichen Schuppen bedeckt. Stirn breit, in bey:
den Geſchlechtern, und ſanft gerundet. — Augen nicht ganz
halbkugelicht, hinten ziemlich gerade abgeſchnitten, ſo daß der
Laͤngsdurchmeſſer von oben nach unten geht. Nebenaugen
ſehr deutlich, wie kleine Glasperlen, je eins dicht am obern
Rande des Auges in einiger Entfernung hinter der Fuͤhlerwur—
zel. — Fuͤhler vor dem obern Rande der Augen eingeſetzt,
borſtenfoͤrmig, beynahe fadenfoͤrmig, etwa fo lang wie 3 der
Vorderfluͤgel, beſchuppt, zart faferhaarig, auf der untern Seite
ſehr zart gefranzt; die kleinen, gedraͤngten Glieder ſchwer zu
zählen (über 60); gegen das Fuͤhlerende treten ihre Spitzen
ſchief hervor und bilden Saͤgezaͤhnchen. — Ober- (Mazillar—
Taſter ganz unausgebildet. (Lippen-) Taſter faſt von Ruͤcken⸗
ſchildslaͤnge, vorgeſtreckt, an den zwey erſten Gliedern mit lan—
gen, lockeren, auseinanderſtrebenden Schuppen bekleidet, am
Endgliede zart⸗ und glattſchuppig; das erſte Glied kurz; das
zweyte 3 —4 mal fo lang, und feine Schuppen unten an ber
Spitze in einen anſehnlichen, zuſammengedruͤckten Buſch ver⸗
Iſis 1841. Heft 11.
Alae singulae sexpartitae.
(Alle
866
laͤngert; das dritte Glied ſo lang oder etwas laͤnger als das
Endglied, duͤnn, kegelfoͤrmig, ſpitz, meiſtens hornartig aufge⸗
bogen. — Saugruͤſſel ſo lang wie der halbe Vorderfluͤgel,
zuſammengerollt, zwiſchen den Taſtern verſteckt, unbeſchuppt
auf dem Ruͤcken, gelblich.
Thorax klein, ſchwach, glattſchuppig; Halskragen un⸗
ausgebildet; Schulterdecken klein, laͤnglich, langſchuppig. Schild⸗
chen klein, von der Beſchuppung verdeckt. — Beine mittel⸗
maͤßig lang, mit anliegenden, ſeidenglaͤnzenden Schuppen be—
kleidet, die nur an den Gelenkſpitzen etwas verlaͤngert hervor—
ſtehen.
Vorderbeine: die flache, breite Vorderhuͤfte iſt fo lang
wie der kurze, flache Schenkel; die Schiene, wenig uͤber halb
fo lang, hat auf der Unterſeite einen langen, anliegenden Schup-
penbuſch; der ganze Fuß doppelt ſo lang wie die Schiene; das
erſte Fußglied fo lang wie die drey folgenden. — Mittel:
beine: um die Haͤlfte laͤnger als die Vorderbeine; die Schiene
kuͤrzer als der flache Schenkel, am Ende mit ſehr ungleichen
Dornen bewaffnet; Fuß um die Hälfte länger als die Schiene.
— Hinterbeine: länger als die Mittelbeine; Hüfte kurzer
als der etwas flache Schenkel; dieſer nur 2 fo lang wie die
Schiene, an deren letztem Drittel und Spitze je ein ſehr un:
gleiches Paar Dornen ſitzt.
Fluͤgel: ausgebreitet und, ihrem Umriſſe nach betrachtet,
von Zuͤnsler- oder ſpannerartigem Anſehen; die Vorderfluͤgel
bilden ein langes, faſt gleichſchenkliges, die Hinterfluͤgel ein faſt
gleichſeitiges Dreyeck. Jeder Fluͤgel iſt in ſechs Federn von
ungleicher Laͤnge geſpalten, welche einen ſehr ſchmalen, linien⸗
foͤrmigen, am Ende abgerundeten, von einer einzigen Ader in
der Mitte durchzogenen, am Ende abgerundeten Schaft haben
und an beyden Seiten gleichmaͤßig gefranzt ſind. Die zwey
erſten Federn der Vorderfluͤgel ſind an mehr als am Wurzel⸗
drittel verwachſen und bilden ein Ganzes, das mit dem uͤbrigen
Fluͤgel nur auf 4 feiner Länge zuſammenhaͤngt. Die 4 andern
Federn bilden auch ein Ganzes, von welchem ſich die letzte
(ſechſte) durch die tiefſte Spalte, die fuͤnfte durch eine kuͤrzere,
die vierte durch eine 3 der Laͤnge betragende abſondert.
Der an der Baſis des Vorderrandes einen kraͤftigen Hals
ter tragende Hinterfluͤgel theilt ſich durch eine faſt bis zur Baſis
gehende und hier buſig erweiterte Spalte gleichfalls in zwey
Hauptpartieen; die vordere, aus der erſten und zweyten Feder
beſtehend, ſpaltet ſich bis auf 3 der Fluͤgellaͤnge; die zweyte
zertheilt ſich in 4 Federn, die in der Laͤnge ſo abnehmen, daß
die vorderſte (dritte) die kuͤrzeſte, die letzte (ſechſte) die laͤngſte iſt.
Hinterleib etwas flach gedruͤckt auf der obern, conver
auf der untern Seite; helle und dunkle Schuppen bilden Zeich-
nungen auf dem Ruͤcken und an den Seiten des Bauches; in
der Mitte iſt dieſer einfarbig und hell. — Genitalien und
innerer Bau unbekannt. Das Weibchen hat einen kurzen
Legeſtachel.
Das Maͤnnchen unterſcheidet ſich vom Weibchen durch
einen ſchlankern Leib, einen ſtaͤrkern Afterbuſch und etwas länger
gefranzte Fuͤhler.
In der Ruhe werden die Fluͤgelfedern nahe an einander
geſchoben, wodurch die Fluͤgel natuͤrlich viel ſchmaͤler erſcheinen,
55 *
867
und dachfoͤrmig Über einander gelegt (Binden); ermuntert breitet
das Thier fie aus und kriecht und fliegt in dieſer Fluͤgelhaltung.
Die Raupe, den Bluͤthen- und Fruchtraͤupchen aͤhnlich
gebaut (noch nicht genau genug beobachtet), lebt in den Bluͤ⸗
then der Lonicera- Arten, deren Geſchlechtstheile fie ausfrißt.
Die Verpuppung geſchieht in einem kunſtloſen Seiden⸗
gehäufe auf die gewoͤhnlichſte Art.
Es gibt jahrlich zwey Generationen, und die Schmetter⸗
linge der zweyten kommen im Spaͤtſommer und Herbſt aus, ſo
daß unbegattete Exemplare uͤberwintern und noch im Fruͤhlinge
fliegen. Von den wenigen Arten iſt nur eine in zahlreichen
Exemplaren vorhanden und weit verbreitet; dieſe iſt daher den
Gaͤrtnern wenigſtens als Raupe oder Made bekannt; die andern
Arten find felten, haben aber ohne Zweifel dieſelbe Lebensweise.
Verwandtſchaft. Mit den aͤchten Pterophoriden
hat dieſe Familie eine ſehr geringe Verwandtſchaft, wie dort
dargethan iſt; daher fällt auch alle Analogie mit den Diptern
weg. Die Alueitinen find aͤchte Falter, und zwar aus der
Abtheilung der Micropteren, unter denen fie als Schmetterlinge
wegen der Breite und der zu Querlinien und Binden ausge⸗
bildeten Zeichnungen aller Fluͤgel, wenn man die Spaltung
derſelben nicht beruͤckſichtigt, eine ziemlich hohe Stelle einnehmen.
Mit den kleinern, bey Tage fliegenden Zuͤnslern, den Pyrausten
Schranks und Treitſchke's, haben fie wohl die meiſte aͤußere
Aehnlichkeit; es unterſcheidet ſie aber die groͤßere Zartheit der
Fluͤgel und des Körpers, ſowie der Taſterbau und die Sitten
als Raupe und als vollkommenes Inſect.
Eintheilung: Dieſe natuͤrliche (Unter-) Familie ent⸗
hält nur ein einziges Genus, Alueita Linn., S. V., Hbn.,
Stphs. (Phalaena p. Scop. Donov. — Pterophorus p. Geoffr.,
Faber. — Orneodes Latr., Tr. — Euchiradia H.), deſſen
wenige bekannte Arten in der naͤchſten Verwandtſchaft ſtehen
und ſich von einander durch wenige, jedoch ſehr ſtandhafte
Merkmale unterſcheiden.
Die bis jetzt bekannten Arten ſind:
1) Aluc. grammodactyla Zell. hexadactyla Hübn.
fig. 10. 11. 2
2) Alue. hexadactyla Linn. Hbn. Tr. (Orneodes)
3) Aluc. polydactyla Hbn. Tr. (Orneodes)
4) Aluc. dodecadactyla Hbn. Tr. (Orneodes)
Not. Alue. poecilodactyla Stphs.
1) Alueit. grammodactyla Zell.
Palporum articulo ultimo adscendenti brevi; alis ei-
nereis, fasciis duabus murinis determinate albo-marginatis
per omnes continuatis, exteriore in costae maculam uni-
cam coarctata. (Endglied der Taſter aufſteigend und kurz;
Flügel aſchgrau, von zwey maͤuſegrauen, abſtechend weiß geran⸗
deten Binden durchzogen, von denen die aͤußere auf ber Vorder⸗
randfeder mit einem einzelnen Flecke anfängt.) (4 M. aus
Mens. und meiner Sammlung.)
Huebn. Aluc. fig. 10. 11. hezadactyla ?
Die auffallende Kürze des ziemlich geraden dritten Taſter⸗
868
gliedes und der einzelne Fleck auf dem hintern Ende der Vor⸗
derrandfeder, womit die aͤußere Binde anfaͤngt, unterſcheiden
dieſe 4 Exemplare auf das Beſtimmteſte von allen meinen
Exemplaren der Aluc. hexadactyla. Ob ſie doch nur als das
eine Geſchlecht zu denſelben gehoͤren, laͤßt ſich noch nicht mit
Sicherheit beſtimmen; es iſt aber hoͤchſt unwahrſcheinlich, da bey
den mit Al. hexadactyla fo nahe verwandten A. polyda
und dodecadactyla keine ſolche Geſchlechtsverſchiedenheit be⸗
merkt wird.
Größe etwas veraͤnderlich, wie bey Al. hexadactyla. —
Kopf weißgrau, mit anliegenden, doch nicht angedruͤckten Schup⸗
pen. Fuͤhler braͤunlich, weißlich beſtreut, ſehr zart gefranzt.
Taſter 2 mal ſo lang wie der Kopf, gerade ausgeſtreckt, von
der Wurzel aus duͤnn; das zweyte Glied lang, durch lange
lockere Haarſchuppen verdickt, zuſammengedruͤckt; das dritte Glied
nur halb ſo lang, borſtenfoͤrmig, ſpitz, weit vor dem Ende des
Haarſchuppenbuſches, in welchen das zweyte Glied endet, aus
dieſem hervortretend; ſie ſind auf der aͤußern Seite dunkel grau⸗
braun, oberwaͤrts ſcharf abgeſetzt weiß, auf der innern Seite
groͤßtentheils weiß, nur nach unten und vorn hellbraun; das
Endglied auf der Lichtſeite weiß, auf der Schattenſeite vor der
Spitze mit einem braunen Flecke. — Ruͤckenſchild und Hinter⸗
leib grau; dieſer nach hinten zu dunkler; die Hinterraͤnder der
Ringe, der Afterbuſch und der Bauch weiß. — Vorderbeine
glaͤnzend braungrau; Schenkel auswaͤrts, Schienen in einem
Laͤngsſtriche und die Spitzen der Glieder weiß. Die 4 hintern
Beine glaͤnzend weißlich, auswaͤrts grau; die Enden der Glieder
weißlich. Die Hinterſchienen etwas zuſammengedruͤckt, an der
Mitte der obern Kante und an der Spitze mit einem kleinen
Haarſchuppenbuſche. Der laͤngſte der beyden ſehr ungleichen
obern Dornen reicht faft bis ans Ende der Schiene; der längfte
der unteren gleich 3 des erſten Fußgliedes.
Fluͤgel hell und angenehm grau. Auf der Wurzelhaͤlfte
der erſten Vorderfluͤgelfeder liegen ein Laͤngsſtrichelchen und 2
kleine Coſtaldreyecke: ſchwarzgrau, fein und ſcharf weiß einge⸗
faßt; hinter der Mitte eine einwaͤrts gekerbte, auswaͤrts ge⸗
zaͤhnte Binde, die auf der zweyten Feder ſich verengt und einen
Winkel macht, und dann, allmaͤhlich erweitert, mehr einwaͤrts
zieht; auf der letzten Vorderfluͤgelfeder und der erſten Hinter⸗
fluͤgelfeder iſt ſie wieder ſchmaͤler, worauf ſie ſich mehr erweitert
als auf den Vorderfluͤgeln; ſie iſt an ihren Raͤndern dunkler
als in der Mitte und ſticht gegen die feine weiße Einfaſſungs⸗
linie ſehr angenehm ab. Auf der erſten Vorderfluͤgelfeder folgt
wieder ein aͤhnliches Coſtaldreyeck wie vorhin; dann ein binden⸗
artiges Fleckchen, als einfacher, ungetheilter Anfang einer dun⸗
keln Binde, die aͤhnlich wie die vorige begraͤnzt und gefaͤrbt iſt;
fie erweitert ſich auf der dritten und ſechſten Feder einmärts
ſehr und iſt auf der fuͤnften ſo ſchmal wie auf der erſten.
Ihre Fortſetzung auf den Hinterfluͤgeln iſt gleichmäßig und fo
breit wie auf der ſechſten Vorderfluͤgelfeder. Die Spitze jeder
Feder iſt ſchwarz und hat in den Franzen einen weißen Länge»
wiſch. Im Mittelraum der Fluͤgel gegen die Wurzel liegen
einige ſchwarze Flecke. Die Franzen haben Überall die Farbung
des zu ihnen gehoͤrigen Theils der Federn. zu
Auf der Unterfeite ift die Färbung ein wenig ver
loſchener; die Binden nur wenig dunkler als das Uebrige. Die
Flecke der erſten Vorderfluͤgelfeder zeichnen ſich aber durch Nein:
heit der weißen Einfaſſung aus.
etyla
869
Vaterland: die Gegend von Frankfurt an der Oder.
Näheres unbekannt.
2. Aluc. hexadactyla Linn.
Palporum artieulo adscendenti penultimum longitu-
dine aequante; alis einereis griseisve, fasciis duabus mu-
rinis obsoletius albido-marginatis per omnes continuatis,
exteriore in digito primo bifida. (Endglied der Taſter auf:
ſteigend, fo lang wie das vorletzte Glied; Flügel aſchgrau oder
ſtaubgrau, von zwey maͤuſegrauen, ziemlich verloſchen weißlich
gerandeten Binden durchzogen, von denen die aͤußere auf der
Vorderrandfeder mit zwey Fleckchen anfängt.) (Ueber 60
Weibchen.)
Linn. Syst. nat. 1, 2. 900. Phalaena hexadactyla. —
Huebn. Aluc. fig. 30. 31. hexadact.
Tr. 9, 2. 255. Orneodes hexadactylus: alis cinereis,
fasciis punetisque apieis albicantibus. Kollar, Vzchn.
©. 101.
Von der vorigen und den zwey folgenden Arten unter:
ſcheidet ſie augenblicklich der durch zwey Fleckchen auf der Vor⸗
derrandfeder gebildete Anfang der aͤußeren Binde, außerdem von
der Alue. grammodactyla das viel längere Endglied der anders
gefärbten Taſter, die truͤbere Faͤrbung und weniger ſcharf aus⸗
gedruckte Zeichnung der Flügel; von der Aluc. polydactyla
die reiner graue, weniger graugelbe Farbe der Fluͤgel und die
auch uͤber die hinteren deutlich fortgeſetzten Binden derſelben;
von Aluc. dodecadactyla vorzüglich die Richtung des Endglies
des der Taſter.
Unter mehr als 60 Exemplaren nur ein wahrſcheinliches
Männchen; daher die Unficherheit, ob Aluc. grammodactyla
nicht das andere Geſchlecht vorſtellt.
Größe veraͤnderlich. Kopf und Ruͤckenſchild braͤunlichgrau.
Fühler braͤunlich, auf dem Ruͤcken verloſchen weißlich geringelt;
das Wurzelglied auf dem Ruͤcken weißlich. Kopfſchuppen ziem⸗
lich glatt angelegt; der obere Augenrand oft weißlich. Taſter
uͤber zweymal ſo lang wie der Kopf, das zweyte Glied durch
Haarſchuppen, die ſich vorn zu einem Buſche verlaͤngern, ſtark
verdickt, zuſammengedruͤckt, das 3 te Glied faſt fo lang wie das
zweyte, weit vor dem Ende des Schuppenbuſches hervorkommend,
aufſteigend, pfriemenfoͤrmig, feingeſpitzt; die Farbe des erſten
Gliedes ſchmutzig weißlich; des zweyten auswaͤrts braungrau;
der Unter- und Oberrand und die innere Seite mit Ausnahme
der Spitze ſchmutzig weißlich; das Endglied auf der Ruͤckſeite
weißlich, an der Spitze und in einem mehr oder weniger voll
ſtaͤndigen Guͤrtel der Mitte braͤunlich. — Hinterleib braungrau,
an den deutlichſten Exemplaren mit 3 Reihen brauner Striche
auf dem Ruͤcken; die Hinterraͤnder der Ringe und die Mitte
des Bauches glaͤnzend weißlich, der Afterbuſch grau. — Beine
wie bey der vorigen Art; doch ſcheinen die Hinterſchienen etwas
weniger zuſammengedruͤckt zu ſeyn.
Flügel ſchmutzig grau, auf der erſten Feder noch am
meiften gelbgemiſcht. Auf dieſer ſtehen in der Wutzelhaͤlfte
drey bindenfoͤrmige dunkelgraue Fleckchen, die nur vorn und
hinten, nicht wie bey Aluc. grammodactyla auch gegen die
zweyte Feder hin, eine ſchmutzigweißliche Einfaſſung haben. Der
vierte Fleck unter der Mitte iſt der Anfang einer braͤunlichgrauen
870
Binde, die auf der dritten Feber einwaͤrts einen ſtarken Zahn
hat, der ſich bey oberflaͤchlicher Anſicht dem dritten Vorderrand—
fleck anſchließt, wodurch die Binde vorn geſpalten erſcheint. Sie
erweitert ſich in den folgenden Federn und verengt ſich plotzlich
in der ſechſten. In dieſer Breite, nur zuletzt etwas erweitert,
ſetzt ſie ſich deutlich, jedoch weniger lebhaft gefaͤrbt, uͤber die
Hinterfluͤgel fort. Sie iſt gegen die Fluͤgelbaſis ſchwach gekerbt,
an der entgegengeſetzten Seite gezaͤhnt, in der Mitte am lich—
teften, auf beyden Seiten von einer trüb weißgrauen Linie eins
gefaßt. Darauf folgt auf der Vorderrandfeder ein halber Augen—
fleck, grau, weißlich eingefaßt; dann vor der Spitze der doppelte
Anfang einer braͤunlichgrauen Binde, welche ſich auf der dritten
Feder plöglich einwaͤrts erweitert, dann ſich wieder allmählich
auf der Aten und Sten verengt und nun in wenig wechſelnder
Breite, doch auf der letzten Hinterfluͤgelfeder verlöfchend, weiter
geht; ihre Farbe, ihr Rand, ihre Einfaſſung wie bey der erſten
Binde. Jede Federſpitze iſt braun und hat hinter ſich einen
weißlichen Laͤngswiſch in den Franzen. Die Franzen haben die
Faͤrbung der Theile, woran ſie ſitzen. Zwiſchen der erſten Binde
und der Fluͤgelwurzel einige braune Fleckchen.
Unterſeite wenig von der Oberſeite verſchieden, manch⸗
mal lebhafter als dieſe.
Es gibt Varietäten mit gelblicherer Grundfarbe, und dieſe
gleichen, hauptſaͤchlich wenn fie geflogen find, der Aluc. poly-
daetyla ſehr. Andere find dunkler als gewöhnlich und haben
deutlichere, weißliche Linien, wodurch fie ſich der Aluc. gram-
modactyla naͤhern.
Der Name dieſer Art kommt bey vielen Schriftſtellern
vor; doch iſt es nicht ganz ausgemacht, ob ſie nicht die vorige
oder folgende vor ſich hatten oder wenigſtens mit unter ihrer
Aluc. hexadaetyla begriffen. Zuverlaͤſſig aber lebt Al, hexa-
dactyla in vielen Gegenden. Als völlig ſicher führe ich nur
an: die von Wien („im May und Auguſt auf trockenen,
grasreichen Bergen“ (F. v. R.) — im July an Wieſenraͤndern
zwiſchen Schlehen- und Roſenbuͤſchen; im Kahlengebirge; im
Prater (Koll.)), die von Nixdorf in Böhmen, von Deſſau und
Neuſtrelitz (F. v. R.); die von Frankfurt am Main, wo
„v. Heyden ſie vom April bis zum October, mit Ausſchluß des
July, in Hecken, Gebuͤſchen und Gebäuden zugleich mit Alus.
polydactyla fieng“ (F. v. R.), die von Schandau und Dres:
den (v. Tiſcher) und die von Glogau, wo ſie faſt das ganze
Jahr hindurch vorkommt. Fruͤher fieng ich ſie nur im May
und Juny auf Feldern und in Gebuͤſchen, in weiter Entfernung
von menſchlichen Wohnungen, ſo daß ich eine andere Nahrung
als Loniceren (von denen hier keine wild waͤchſt) vermuthete;
ſpaͤter fand ich ſie aber auch in Gaͤrten und uͤberzeugte mich,
daß ſie weit umherſchweift. In einem Gartenhauſe ſaßen im
Winter und Fruͤhling 1839 eine Menge Exemplare, wovon ich
mehr als 70 einſammelte; da ich hierzu nur die beſten aus⸗
waͤhlte, fo werde ich die Männchen, als die verflogenern, ver-
ſchont haben; auf dieſe Weiſe erklaͤre ich mir den Umſtand, daß
ich, das oben erwaͤhnte einzelne zweifelhafte Exemplar abgerech⸗
net, bloß Weibchen in der Sammlung habe.
3) Alueit. polydactyla Hbn.
Palporum articulo ultimo adscendenti penultimum
longitudine aequante; alis lutescenti griseis, anteriorum
fasciis du.bus obscure einereis obsoletius albido - margi-
natis iu posteriores nou continuatis, exteriore in costae
maculam unicam coaretata. (Endglied der Taſter aufſteigend,
ſo lang wie das vorletzte Glied; Fluͤgel lehmgelblichgrau, die
vordern von zwey dunkelgrauen, ziemlich verloſchen weißlich ges
randeten Binden durchzogen, die ſich nicht auf die Hinterfluͤgel
fortfegen, und von denen die aͤußere auf der Vorderrandfeder
mit einem einzelnen Fleck anfaͤngt.) (5 M., 11 Weibchen.)
Huebn. Aluc. fig. 28. polydactyla.
Tr. 9, 2. 257. Orneodes polydactylus: alis antieis
flavido rufis, faseiis violaceis albo marginatis.
Von der ihr naͤchſt verwandten Aluc. hexadactyla da⸗
durch verſchieden, daß ihre Farbe gelber iſt, daß die Binden
der Vorderfluͤgel ſich nicht auf die Hinterfluͤgel fortſetzen, daß
die vor dem Hinterrande hergehende Binde auf der erſten Vor—
derrandfedar bloß einen einzelnen Fleck als Anfang hat und auf
der 5ten und ten Feder faſt verliſcht.
Größe der vorigen Art. Kopf und Ruͤckenſchild ſtaubgrau,
aber wie die gleichfarbigen Vorderfluͤgel mit einer ſehr merklichen
ſchmutziggelben Beymiſchung. Fuͤhler braͤunlich, ſehr ſchwach
weißlich geringelt, beym Maͤnnchen aͤußerſt zart gefranzt, wovon
ſich beym Weibchen durchaus nichts erblicken läßt. Taſter mehr
als zweymal ſo lang wie der Kopf und ſo geſtaltet wie bey
Aluc. hexadact. Farbe der zwey erſten Glieder etwas glänzend,
ſehr hell gelbgrau oder weißlich; das zweyte Glied auswaͤrts mit
Ausnahme des obern und untern Randes hellbraun. Das dritte
Glied mit breitem, braunem Mittelringe und brauner Spitze.
— Hinterleib wie der Ruͤckenſchild gefaͤrbt und dunkler gefleckt,
die Hinterraͤnder der Ringe, der Afterbuſch und der Bauch
glänzend ſchmutzig gelblichweiß. — Alle Beine auf der einen
Seite graubraͤunlch, an den Enden der Glieder gelblich, auf der
andern Seite von der Farbe des Bauches. Hinterſchienen ſehr
wenig zuſammengedruͤckt, Dornen wie bey Al. hexadactyla.
Vorderflügel dunkler gelbgrau als die Hinterfluͤgel.
Auf der erſten Feder zwiſchen Baſis und Mitte 3 dunkelgraue,
bindenfoͤrmige, meiſt nur undeutlich weißlich gerandete Flecke.
Hinter der Mitte folgt ein vierter, breiterer Fleck als Anfang
einer Binde, die ſich auf der dritten Feder einwaͤrts zahnartig
bis zur Gegend des dritten Flecks erweitert, aber deutlich davon
getrennt bleibt; ſie zieht ſich darauf breit über die 4te und Ste
Feder, um ſich auf der Cten ploͤtzlich zu verengern, ſehr zu ver⸗
dunkeln und dann aufzuhoͤren. Auf der erſten Vorderfluͤgelfeder
folgt ferner ein öter Fleck in der Geſtalt eines halben Auges,
und endlich ein ſechſter, einfacher, als Anfang einer Binde, die
ſich auf der zweyten Feder erweitert, auf der Zten und Iten
fehr gegen die erſte Binde ausdehnt und auf der 5 ten und
6ten gewohnlich ganz verliſcht. Dieſe Binden ſind gegen die
Flügelwurzel gekerbt, auf der entgegengeſetzten Seite gezaͤhnt,
in der Mitte heller als an den Raͤndern und auf beyden Sei:
ten von einer verloſchenen weißlichen Linie eingefaßt. Die
zweyte Binde iſt auf der Zten und ten Feder, in der gegen
die erſte Binde gerichteten Erweiterung, fleckartig verdunkelt,
wie bey keiner Aluc. hexadactyla. Die Spitzen der Federn
aller Flügel find ſchwarzbraun, und die Franzen dahinter ſchmutzig
weiß gelblich. Die Hinterfluͤgel werden von geſchweiften,
dunkelgrauen und ſchmutzigweißen Querlinien durchzogen und
laſſen hoͤchſtens in der Mitte eine graue bindenartige Anlage
872
erblicken. Die Franzen haben die Farbe der ihnen angehoͤrigen
Theile der Federn. n
Die Unterſeite iſt blaͤſſer als die Oberfeite, ſonſt nicht
verſchieden. g N
Dieſer Schmetterling lebt bey Wien „im September
Abends auf trocknen Stellen zwiſchen Gebuͤſch“ (F. v. R.),
bey Frankfurt am Main, zuſammen mit Aluc. hexadactyla
(F. v. R.), bey Frankfurt an der Oder (Metzner) und bey
Glogau, wo ich ihn im May Abends in Gaͤrten um Lonicera
perielymenum und im July in Geſellſchaft der Aluc. hexa-
dactyla an Lonicera caprifolium fieng. Er mag ziemlich
dieſelbe Verbreitung wie Aluc. hexadactyla haben. h
4) Aluc. dodecadactyla Huebn.
Palporum artieulo ultimo brevi deflexo; alis griseis,
anteriorum fasciis duabus obscure einereis obsolete al-
bido- marginatis in posteriores continuatis, exteriore in
costae maculam unicam coarctata. (Endglied der Taſter
kurz und niedergebogen; Flügel ſtaubgrau, alle von zwey dun⸗
kelgrauen, verloſchen weißlich gerandeten Binden durchzogen,
von denen die aͤußere auf der Vorderrandfeder mit einem einzel⸗
nen Fleck anfängt.) (1 M. aus Meng, 1 W. aus F. Rs
Sammlung.)
Huebn. Alue. fig. 29. dodecadactyla. .
Tr. 9, 2. 258. Orneodes dodecadactylus: alis omni-
bus flavo testaceis, fasciis violaceo - fuscis, albo
marginatis.
Am ähnlichſten der Aluc. polydactyla, aber durch die
Taſter ſehr leicht und ſicher zu unterſcheiden; auch gehen die
Binden der Vorderfluͤgel uͤber die Hinterfluͤgel hinweg.
Größe wie Aluc. hexadactyla; das Männchen (zufaͤl⸗
lig?) viel kleiner als das Weibchen. — Körper ſtaubig grau.
Fühler ſchwach weißlich geringelt, beym Männchen außerſt zart
gefranzt, beym Weibchen ohne Franzen. Taſter von mehr als
doppelter Kopflaͤnge, das erſte Glied duͤnn, das zweyte, laͤngſte,
zuſammengedruͤckt, durch Schuppen ſehr verdickt, die ſich vorn
in einen Buſch verlaͤngern, aus welchem vorn das borſtenfoͤr⸗
mige, ſpitze Endglied in horizontaler Richtung wenig hervorſteht;
es hat eine weiße Spitze; die zwey andern Glieder ſind weißlich,
das zweyte auf der aͤußern Seite roͤthlich braungrau beſprengt.
— Vorderbeine auf der Lichtſeite braungrau, an den Enden der
Glieder und auf der andern Seite groͤßtentheils ſchmutzigweiß.
Mittelbeine grau, an den Gliederenden weiß; Fuͤße ſehr hell.
Hinterbeine mit wenig Grau an den Schenkeln, uͤbrigens
ſchmutzig weißlich, die Schienen wenig zuſammengedruͤckt; der
laͤngſte der oberen Dornen reicht nicht ganz ans Ende der Schiene,
iſt um 4 länger als fein Nachbar und um 4 länger als der
längere Enddorn. — Die Hinterleibsraͤnder verloſchen ſchmutzig
weißlich, wie der Afterbuſch. 0
Vorderfluͤgel gelblich ſtaubgrau, wie bey Aluc. po-
lydactyla, am gelblichſten auf der erſten Feder.
zwiſchen Wurzel und Mitte 3 dunkelgraue, vorn und hinten
weißlich eingefaßte Laͤngsflecke. Mit dem ten Flecke, hinter
der Mitte, faͤngt die erſte Binde an, welche ſich auf der zwey⸗
ten Feder etwas erweitert, auf der dritten ploͤtzlich ſehr weit
nach innen zu ausdehnt und darauf allmaͤhlich wieder zuſam⸗
Dieſe hat
875
menzieht. Sie bleibt vom dritten Coſtalfleck deutlich getrennt
und fest ſich in ziemlich gleich bleibender Breite, etwas verlo⸗
ſchen, über die Hinterflügel fort. Auf der erſten Feder folgt
unter der Binde ein kleiner, halbaugenaͤhnlicher Fleck, und dann
vor der Spitze ein breiterer, der Anfang der zweyten Binde.
Dieſe erweitert ſich ſehr anſehnlich nach innen auf der zweyten,
noch mehr auf der dritten Feder, worauf ſie in der Breite ſehr
abnimmt und zwiſchen der Iten und 6 ten Feder einen ſtarken
Abſatz bildet. Ueber die Hinterflügel geht fie in gleicher Breite
bis zur 6ten Feder, auf welcher fie weiter einwaͤrts geruͤckt iſt.
Die Binden ſind nach der Wurzel zu gekerbt, auswaͤrts ge—
zaͤhnt, an beyden Raͤndern mit einer nicht ſcharſen weißlichen
Linie eingefaßt. Zwiſchen der erſten Binde und der Fluͤgelbaſis
ſind ein paar ſchwaͤrzliche Flecke. Die Spitzen der Federn
ſchwarz, und die Franzen unter ihnen mit einem weißlichen
Fleck. Die Übrigen Franzen nehmen an der Färbung der Fe⸗
dern Theil. Die Unterſeite hat die Binden viel dunkler
als die Oberſeite. .
Das Maͤnnchen hat eine gelblichere Grundfarbe als das
Weibchen, und die Binden von dunklerer, etwas ſchiefergrauer
Farbe.
Die Art ſcheint viel ſeltner als die zwey vorigen zu ſeyn.
Treitſchke zeigt als Vaterland Kaͤrnthen und Krain an. Bey
Augsburg fanden ſie Huͤbner und Freyer; bey Wien fieng Mann
dieſe und die vorige Art zuſammen; v. Tiſcher fand ein gutes
Exemplar am 19. April an einem Fenſter (ob in Dresden oder
Schandau, iſt nicht geſagt).
Anm. Hier möge noch der Aluc. poecilodactyla
Stphs Erwähnung geſchehen, von welcher mir nichts als der
Name (in Stephens Cat. No. 7632.) bekannt iſt.
Geſchichte und Literatur der Pterophoriden.
1) Jonston’s Historiae naturalis de insectis libri III,
1653. zeigen die erſte mir bekannte Abbildung einer hierher ge—
hoͤrigen Species. Sie iſt aus dem Moufet copiert und ſteht
tab. X. unter der Ueberſchrift: muscae Moufeti, ohne Num⸗
mer als vorletzte Figur. So ſchwarz und laͤcherlich monſtroͤs
fie auch iſt, fo bedeutet fie doch ſicher den Pteroph. penta-
dactylus. S. 74 iſt die Beſchreibung, die ich der Curioſitaͤt
wegen herſetze. Erinopteros tota alba est musca, vel po-
tius argentea, exigua et ubique plumosa, adeo ut, dum
foliis insidet, nisi penitus intuearis, plumam diceres: alae
illi quasi dissectae, separatis pennis avium fere modo
disjunetae, Ab Edmundo Kniveto depietam accepit Pen-
nius, deinde in sepibus et ligustrinis topiariis saepius
vidit. Dieſes Thier galt alfo damals für einen Zweyfluͤgler.
2) In der Merian „der Raupen wunderbare Verwand⸗
lung und Blumennahrung“ kommen zwey Pterophori vor:“
1) Pteroph. rhododactylus Th. 1. Taf. 22, von dem es
heißt:
S. 45. XXII. Kleine hundertblaͤtterichte Roſe, rosa
multiplex media.
„Allhie kommt wiederum dergleichen Raupen Art vor,
„ Mittheilung des Herrn Fiſcher von Roͤslerſtamm.
Iſis 1841. Heft 11.
876
welche die Roſen zu ihrer Speiſe gebrauchen, indem ſie ſolche,
ſammt ihren grünen Blättern, vor allen aber die jungen grünen
Knoͤpfe, abfreſſen; ſo gar, daß ſie dieſelben ganz aushoͤhlen und
verderben. Dieſe Raͤuplein nun ſind gelb und haben einen ro—
then Strich, von dem Kopf an bis auf den halben Leib, und
ſpinnen mit ihrem Mund, wie unten auf dem Roſenknopf zu
ſehen. Sie verändern ſich aber auf zweyerley Weiſe; theils
legen ſich hin, und werden zu einem, auf dem gebogenen Stiel
(des Blattes) gelegten Dattelkern [Puppe], welcher roſenfarb und
gruͤn iſt, und bleibt unbewegt alſo liegend bis in den July.
Alsdann kommt ein gar artiges, wunderſchoͤnes Voͤgelein heraus,
welches ganz anderſt ausſieht, als die vorigen Motten oder
Sommer⸗voͤgelein; es iſt weiß und holzgelb und hat einen ſehr
ſchnellen Flug: denn ſo es einmal darvon fliegt, ſo hat man
genug zu thun, bis man es ſauber und rein wieder einfange.
Theils dieſer Art Raͤuplein legen ſich hin und ſcheinen wie todt;
aber in etlichen Tagen kriechen aus ihnen etliche kleine Maden
hervor, welche ſich alſobald in weiße Eylein einſpinnen; das alte
Mutterraͤuplein aber ſpinnt ſolche juͤngſt entſtandene fünf Dat:
telkernlein alle zuſammen, und darnach ſtirbt ſie. Alsdann
kommt in vierzehn Tagen aus jedem Eylein eine kleine Fliege,
deren zwey fliegende und zwey auf dem loͤcherichten Roſenblatt
figende, auch das zuſammengeſponnene, ſammt ihren Raͤuplein
und Eylein darneben zu ſehen iſt. Was nun die rechte Urfache
ſolcher unordentlichen Veränderungen ſey, nehmlich daß diefe
zwey ungleiche Thierlein aus einerley Raͤuplein worden, ob es
vielleicht ihre noch mangelnde Vollkommenheit, oder ſonſt etwas
Boͤſes, ſo bey ihnen, verurſache, ſolches habe ich nicht ausfinden
und erdenken koͤnnen, ſondern den Herren Gelehrten uͤberlaſſen
muͤſſen und ſollen. Jedoch muß ich nur noch dieſes dabey er:
innern, was für eine fleißige und kuͤnſtliche Liebe ſolchen niche
tigen, unachtbaren und, obgleich ſchaͤdlichen, jedoch zierlichen
Thierlein, die Natur ſelbſt eingepflanzt habe; nehmlich, daß das
Mutter- raͤuplein, weil doch ihr Leben, nach ihrem falſchen
Eyerlegen, nicht laͤnger zu dauern vermag, ihre Jungen vorher
zuſammenzuſpinnen, und fuͤr allerley Schaden alſogar zu ver—
wahren trachtet, damit ja keines vom andern verloren gehen
oder umkommen möge: Zu welchem Ende fie dann, beſagter⸗
maſſen, vor ihrem (fo zu reden) muͤtterlichen Abſchied, ihre erſt⸗
beſagte Jungen zuſammen verbinden und auf das allergenaͤueſte
mit einander, durch ſolches natürliche Band, verknuͤpfen muͤſſen.“
2) Pteroph. ꝓterodactylus (wahrſcheinlich) in Th. 2.
Taf. 45. (Der Schmetterling hat lange ſchmale, ungeſpaltene
Vorderfluͤgel; Hinterflügel find nicht zu ſehen.) Es heißt darüber.
* —
XLV. Große, weiße Windigblume. Convolvulus ma-
jor, flore albo.
„Folgt hierauf die zweyte Verwandlung, davon das an⸗
dere, kleinere Raͤuplein iſt, welches aber auf dem Windigknoͤpf⸗
lein, gegen dem jetzt gedachten Mottenvogel uͤber zu ſehen.
Solches iſt ebener maſſen, wie die vorige Raupe, ganz liecht⸗
gruͤner Farbe, und hat auch obgedachte, grüne Blätter zu ihrer
Speiſe gebraucht, bis den zehenden Auguſt: Darnach haben ſie
ſich ſaͤmtlich zu ihrer Veränderung hingelegt und find ſchoͤne,
roſenfarbene Dattelkerne daraus worden; davon einer auf dem
unterſten, gruͤnen Blatt liegt. Nach 14 Tagen aber ſind ſolche
kleine Sommervoͤglein herauskommen, wie uͤber dem Dattelkern
auf der andern, weißen Windigblume, auch einer ſitzend zu
56
877
ſehen. Diefelbigen nun hatten hinten her zwep lange, und vorn
vier kuͤrzere Fuͤßlein, welche ſammt ihren zweyen Hoͤrnern; bee⸗
den Flügeln und Leibern, insgeſamt liechtgrau anzuſehen waren.“
3) Raji historia insectorum, erſchienen 1710, enthält
S. 205. 101. eine Phalaena minima alis amplis, nervis
rigidis, membrana connectente facile disrupta a se invi-
cem disjunetis. Linne will darinn feine Phalaena didactyla
erkennen; aber die alae amplae, und noch mehr der Zuſatz:
ex eruca parva incarnata caprifolii folia [!] depascente
ortum habet lehren, daß nur Alue. hexadactyla oder do-
decadactyla gemeynt ſeyn kann. Ray glaubte alſo, daß die
Flügel der Länge nach einreißen — eine Anſicht, die in gewiſ⸗
fer Hinſicht etwas Wahres enthält.
4) In Friſch's „Beſchreibung von allerley Inſecten“
kommt Theil 3. (Berlin 1721) S. 20. tab. I. VII. eine Art
vor: Alucita hexadactyla (ob ganz ſicher dieſe 2), nach ihrer
Naturgeſchichte und ſonſtigen Merkwürdigkeiten für die damalige
Zeit recht gut beſchrieben unter der Ueberſchrift: Von dem klei⸗
nen Caprifolium- blüthräuplein und feinem Zweyfalter.
5) Reaumur hat in feinen „Memoires pour servir à
histoire des insectes“ 1734 ff. vier Arten, die ihm die
Tte und letzte Claſſe feiner Phalènes bilden, mit ſehr ſchoͤnen,
noch nicht hinreichend benutzten Nachrichten uͤber ihren aͤußern
Bau und ihre Naturgeſchichte. Es ſind:
1) I. Th. tab. 20. fig. 1—6. Plerophor. penta-
dactylus.
2) I. Th. tab. 20. fig.
dactylus.
3) I. Th. tab. 19. fig. 19 — 23.
dactyla.
4) II. Th. tab. 1. fig. 16. eine noch nicht beſtimmte
Art.
7—18. Pieroph. ptero-
Alueita hexa-
Die Stellen der Memoiren, wo dieſe Arten beſchrieben
find, habe ich in der Iſis 1838. S. 639 —642 und 729 an⸗
gezeigt. Die vierte Art deutete ich auf meinen jetzigen Pteroph.
Zetterstedtii (1. c. S. 727. Pteroph. megadactylus 2);
allein der Aufenthalt des letztern macht, ſelbſt wenn man auf
die Worte: „du second genre“ (Fluͤgelhaltung des Pteroph.
pterodactylus) nicht achtet, das wieder unſicher, was durch die
Farbenbezeichnung gewonnen zu ſeyn ſcheint. Freyer will in
der Figur den Pter. rhododactylus ſehen (Iſis 1838, 746
und 1839, 737.); aber die Fluͤgelbreite und die Faͤrbung wider:
ſprechen dieſer Beſtimmung auf das Entſchiedenſte. Vielleicht
ift doch Pter, acanthodactylus gemeynt!
6) Degeer (Mémoires pour servir à Thistoire des
insectes 1752 ff. Deutſch von Goͤze) vervollſtaͤndigt das Ges
nerelle der Geiſtchen, die er Phalènes-tipules nennt, und lies
fert zwey Arten:
1) La phalène-tipule brune rayde de blanc Th. 2,
1. tab. 4. fig. 1—12 = Phal. didactyla Linn.
(S. Anm. 1. zu meinem Pteroph. hieracii ©. 48.)
2) La phalène-tipule brune Th. 2, 1. tab. 3. fig. 11.
12. = Pteroph. fuscus Retz.; fie wird von Bet:
5 nicht unter den Schwediſchen Inſecten auf
gezaͤhlt.
878
Man vergleiche hieruͤber Iſis 1839. IV. S. 275. 38.
(wo aber mehreres zufolge meiner jetzigen Abhandlung zu bes
richtigen iſt) und S. 277. 39.
7) Geoffroy, der erſte, welcher die Geiſtchen zum
Genus Pterophorus macht, beſchreibt in der Histoire abregee
des insectes 1764. drey Arten:
1) Pieroph. albus (Theil 2, S. 91.) = Pier,
pentadactylus Linn,
2) Pteroph. fuscus (Theil 2, ©. 92.) = Pier.
pterodactylus Linn.
3) Pteroph. cinereus (Th. 2, S. 92.) = Alue.
hexadactyla L.
Unter der Beſchreibung des Pter. albus findet ſich der
bis auf die neueſte Zeit fortgepflanzte Irrthum zuerſt, daß die
Puppe mit einem Faden um den Leib angeheftet fey.
8) Bey Roͤſel (Monatliche Inſectenbeluſtigung 1746 ff.)
kommt nur eine Geiſtchenart vor:
Th. 1. Nocturn. class. 4, tab. 5. = Pter. pen-
tadactylus. Die abgebildete Puppe zeigt keinen
Faden um den Leib, den doch die Textesworte al⸗
lenfalls vermuthen laſſen.
9) Linne betrachtet die Geiſtchen als letzte Abtheilung
Alueita feines Genus Phalaena, und führt unter verſchiedenen
Irrthuͤmern, die man jedoch ihrer Hauptſache nach bald erkannt
hat, folgende Arten auf (Syst. nat. I, 2. 1766. pag. 899.
900. Faun. Suec, pag. 370. 371.):
1. Phal. Aluc. monodactyla; fie ſoll ganze Vorder⸗
flügel und dreytheilige Hinterfluͤgel haben; die Beſchreibung in
der Fauna paßt auf graue Exemplare von Pter. pterodacty-
Ius, allenfalls auch auf Pt. scarodactylus, und paßt nur auf
den erſtern, wenn das Citat aus Reaumur in Richtigkeit iſt.
Die Angabe uͤber die Vorderfluͤgel iſt beſtimmt ein Irrthum.
Zetterſtedt laͤßt daher dieſe Ph. monodactyla unter den ſchwe⸗
diſchen Inſecten aus.
2) Phal. Alue. didaciyla, ſchon in der Fauna als das
Benedictenwurzgeiſtchen bezeichnet und daher identiſch mit De⸗
geers erſter Art. Die Citate aus Scopoli, Ray und Geoffroy
ſind falſch.
3) Phal. Alue. tridactyla. Syst. 899, mit wenig
mehr als einer Diagnoſe, die, merkwuͤrdig genug! ganz dieſelbe
iſt, wie die der Ph. tetradactyla in der Fauna. Zwar iſt
die der Ph, tetradactyla im Syst. verändert, aber nicht fo,
daß es als eine wirkliche Verſchiedenheit angeſehen werden kann;
denn was mag der Unterſchied ſeyn zwiſchen alis pallidis, li-
neis albis und alis flavescentibus, zu denen eine Beſchrei⸗
bung gehoͤrt, in der dieſelben Jineae albae wieder vorkommen?
Wie iſt alſo Ph. tridactyla zu beuten? Ich meyne ſo, daß
ſie, wie Ph. monodactyla, ein Unding iſt, entſtanden aus
den Worten der Fauna, ohne Anſicht der Natur, um die
Reihenfolge von mönos bis hex vollzaͤhlig zu machen. Fabri⸗
cius hat dieſe Ph. tridaetyla trotz ihrer alae pallidae lineis
albis auf ein Geiſtchen mit alis antieis totis albis gedeutet,
worinn ihm Stephens gefolgt iſt. So willkuͤrliche Interpreta⸗
tionen verdienen offenbar nicht die geringſte Beruͤckſichtigung.
879
4. Phal. Alue. tesseradactyla fo oberflaͤchlich und
dabey noch fehlerhaft beſchrieben, daß fie ein ſchwer und wohl
bloß in Schweden zu loͤſendes Raͤthſel abgibt. Viele Autoren
haben ſich daran verſucht, aber, ſo viel ſich bis jetzt ſagen laͤßt,
ohne gluͤcklichen Erfolg.
5. Phal. Alue. tetradactyla als unſer Pter. tetra-
dactylus durch die Beſchreibung in der Fauna geſichert.
6. Phal. Aluc. pterodactyla unſer Pt. pterodacty-
zus, obgleich die alae superiores ferrugineo -testaceae faſt
nur auf Pt. ſuscus paſſen.
7. Phal. Aluc, pentadactyla unſer Pt. pentadacty-
Tus, wie Ph. tesseradaetylus, nach einer falſchen Anſicht des
Gegenftandes benannt.
8. Phal. Aluc. hexadactyla allgemein als Alueita
(Orneodes) hexadactyla angenommen.
10) Scopoli's Entomologia carniolica 1763 behans
delt die Pterophoriden nach Linneiſcher Methode als Abtheilung
von Phalaena und characteriſiert S. 256 — 258 folgende 5
Species:
1. Phal. didactyla, dem Citate nach eins mit Linne's
Phal. didactyla, der ganzen, kurzen Beſchreibung nach gleich
mit Linne's Ph. tetradactyla, zu welcher ſie daher auch in
Stephens Catalogue gezogen wird.
2. Ph. bipunctidactyla, mit einem Baſtardnamen,
den aber Stephens nebſt andern aufnimmt. Wegen der linea
fusca longitudinalis in limbo, die doch nur der dicke braune
Laͤngsſtrich im Vorderzipfel der Vorderfluͤgel ſeyn kann, und
der auch ubrigens ziemlich gut zutreffenden Beſchreibung ziehe ich
fie zu Pt. mictodactylus. Die Beſchreibung iſt nach einem
lebenden oder ganz friſch getödteten Weibchen entworfen; denn
nur an ſolchen ſind die Hinterleibslinien deutlich. Aber die li-
neola nigra lateralis ad basim abdominis iſt wohl nur ein
Druckfehler für lineola alba.
3. Ph. pterodactyla, fie ſoll die Linneiſche Species
ſeyn; doch wollen die alae albidae und das punctum nigrum
utrimque conspicuum, wenn letzteres nicht der Vorderrand⸗
punct ſeyn ſoll, ſich nicht recht dazu ſchicken.
4. Ph. tridactyla = Pier. pentadactylus L.
5. Ph. hexadactyla — Aluc. hexadactyla.
j 11) Fabricius nahm Geoffroy's Genus in fein Sy⸗
ſtem auf und belegte mit Linne 's Benennung Alueita eine An⸗
zahl Schaben. Da er den Fluͤgelbau von den Merkmalen aus⸗
ſchloß, fo ſtellte er für dieſes Genus, wie fuͤr die meiſten der
Nachtfalter, nach den Theilen des Kopfes durchaus unbrauch⸗
bare Charactere auf. An „linienförmigen Taſtern, hervor⸗
ſtehendem, häutigem Saugrüffel und borftenförmigen Fuͤhlern“
wird man keinen Falter als Pterophoriden erkennen. Dennoch
iſt dieſe Bezeichnung, die ſich zuerſt im Systema entomologiae
1775 vorfindet, auch in der Entomologia systematica III. 2.
1794 beybehalten worden. Die Ausführung der Gattungsmerk⸗
male in Genera iusectorum 1775 iſt eben fo unbefriedigend;
ſie gibt Merkmale, die an den meiſten Faltern vorkommen,
vermiſcht mit ſolchen, die Fabricius vielleicht nur an einem ein⸗
zigen, oberflächlich unterſuchten Exemplare einer Art dieſes Ge-
— —
—
880
nus theils ſah, theils zu ſehen glaubte. Die 7 im Systema
entomologiae nach Linne aufgezaͤhlten Species koͤnnen wir uͤber⸗
gehen, da fie in der Entomologia systematiea wiederkehren.
Dieſe enthält nehmlich (J. c. pag. 345 — 349):
1. Pier. monodactylus, die Linneiſche Schoͤpfung.
2, Pter. ochrodactylus, angeblich aus der Schiffer⸗
muͤllerſchen Sammlung und als gleich der Aluc, ochrodactyla
Syst. Vind. beſchrieben; er ſoll ungetheilte Fluͤgel haben, kann
alſo nicht unſer Geiſtchen gl. Namens, auch uͤberhaupt kein
Geiſtchen ſeyn. Die oberflaͤchliche Beſchreibung enthaͤlt Merk⸗
male, welche ſich nur gezwungen auf Gracil. elongella, die
Art des Wien. Verzchn., anwenden laſſen. Jedenfalls wird
der Name Ochrodactylus vacant und laͤßt ſich auf unſer Geiſt⸗
chen uͤbertragen.
3. Pter. didactylus, Linne's Art, über welcher ein
Dunkel ſchwebt, das ſich aber kuͤnftig wird aufhellen laſſen.
4. Pter. calodactylus aus Schiffermuͤllers Sammlung
und als gleich der Aluc. calodactyla des Wien. Verzchn. bes
ſchrieben, fällt mit der letztern Art zuſammen, weil fi durch⸗
aus kein begruͤndeter Widerſpruch erheben laͤßt, und waͤre dem—
nach Pter. acanthodactylus.
5. Pter. leucodactylus, mit dem Pt. didactylus in
Vergleichung geſetzt, ein Americaner, ſicher eigene, mir noch
unbekannte Species. S. Pter. hieracii Anm. 2.
6. Pter. tridactylus, als einerley mit Linne's Phal.
tridactyla angegeben und daher ein Unding; die veraͤnderten
Worte der Bezeichnung und das dazu geſetzte Citat aus den
Schriften der Berl. naturf. Geſellſch., das ich nicht vergleichen
konnte, weiſen vielleicht etwas wirklich Exiſtirendes, Bekann⸗
tes nach.
7. Pter. rhododaetylus, unſere Art, kenntlich bes
ſchrieben.
8. Pter. tesseradactylus, aus Linne aufgenommen;
dabey ein hoͤchſt befremdendes Citat, obgleich unter einem Frag⸗
zeichen,: Aluc. leucodactyla S. V. ( Pter. tetradactylus).
9, Pter. pterodactylus, das bekannte Geiſtchen, wel⸗
chem aber Fabr. eine blaue Raupe mit purpurfarbener Ruͤcken⸗
linie beylegt.
10. Pter. albodactylus , eine feanzöfifhe Art, die
vielleicht mit unferem Pter. galactodactylus zuſammenfaͤllt und
dem Nanien deſſelben den Vorrang laſſen muß.
11. Pter. migadactylus als Al. megadactyla S. V.
aus Schiffermuͤllers Sammlung aufgenommen, in welcher ein
verbleichter Pter. ochrodaetylus Hbn. ſteckt, auf welchen auch
die Beſchreibung noch beſſer als auf Varietaͤten oder abgeblichene
Exemplare des Pter. Zetterstedtii paßt.
12. Pter. pentadactilus, Linne's Art.
13. Pter. hexadactylus, Linne's Art.
12) Im Wiener Verzeichniß (S. V. = Syſtematiſches
Verzeichniß der Schmetterlinge der wiener Gegend 1776.) ftes
ben die Pterophoriden als 7te Abtheilung der Gattung: Nachte
ſchmetterlinge, Phalaena L., als Uebergang von dieſer zu den
881
Faltern (Papilio L.). Sie werden, wie alle Schmetterlinge:
abtheilungen in dieſem Verzeichniſſe, nach Raupe, Puppe und
Ealter characteriſiert; der Puppencharacter iſt falſch; die Be—
zeichnung des Falters erwaͤhne ich hier: „wenigſtens die Unters
flügel in Federkielchen geſpalten; ſehr lange Fuͤße.“ Es folgen
darauf 14 Species, ein Theil mit deutſcher Benennung nach
dem Raupenfutter, die uͤbrigen mit einer aus 1 bis 2 Worten
beſtehenden Bezeichnung ihrer Farde und Zeichnung. Nur von
einer einzigen geben uns die Verfaſſer des Verzeichniſſes eine
befriedigende Auskunft; es iſt die Phal. aluc. pterodactyla,
welche ©.297— 299. beſchrieben und in Raupe und Falter abs
gebildet iſt. Was unter den uͤbrigen Namen zu verſtehen ſey,
müffen wir aus den wenigen Worten der Diagnofe ſchließen,
oder aus oen beygefuͤgten Autoren Linne und Geoffroy, oder
aus den Fabriciſchen Beſchreibungen, oder aus den Truͤmmern
der ſchon 60 Jahr alten, ziemlich verwahrloſten Schiffermuͤller⸗
ſchen Sammlung, welche dem Verzeichniſſe zum Grunde gele⸗
gen hat. Mit der Beſtimmung der Namen haben ſich Huͤb—
ner, Illiger, Laſpeyres, v. Charpentier, Zincken, Treitſchke und
F. v. Roͤslerſtamm abgemuͤht; das Ergebniß der letzten, un—
ſtreitig mit den gruͤndlichſten und umfaſſendſten Kenntniſſen in
Bezug auf die geſammten Microptern unternommenen Unter—
ſuchung, das mir im Manuſcript vorliegt, weicht von den ftuͤ—
bern hier und da ſehr erheblich ab und zeigt zugleicht, daß man
dem Verzeichniſſe zu viel Ehre anthut, wenn man bey den Mi:
eroptern feine, durch die Sammlung oft ſehr mangelhaft beſtaͤ⸗
tigten Namen in die Stelle der fpäter für dieſelben Arten ge⸗
ſchaffenen wieder einführen will. Die Arten find folgende:
1. Al, ochrodactyla, von v. Charpentier (ob wohl aus
der Sammlung?) und mithin von Treitſchke als Al. ochro-
dactyla Hbn. beſtimmt, worüber Hübner nichts anzeigt, kann
weder nach der Auskunft des Fabricius, der dieſe Art aus
Schiffermuͤllers Sammlung beſchrieb, noch nach der Samm-
lung ſelbſt für dieſe Art gelten, ſondern iſt zufolge der letztern
Gracilaria elongella Linn. (Ornix signipennella Tr.),
womit ſich des Fabreiius Beſchreibuug wenigſtens hinſichtlich
der Gattung oder doch der Familie vereinigt. Dieſe Grac.
elongella kommt nicht weiter in der Sammlung vor, indem
Tin elongella S. V. — Gelech. obsoletella F. R. iſt; fer⸗
ner ſollen nach der Anmerkung S. 144. die 3 Arten des Ver—
zeichniſſes: T. alueitella (— Cosmopt. pedella L.), hemi-
dactylella (= hemid. Huebn. 276) und microdactylella
(= mier. Hbn. 290), alſo echte Schaben, einen guten An—
fang der Abtheilung Alucita machen, folglich gut bey Al.
ochrodactyla ſtehen können; außerdem ſpricht die Bezeichnung
„blaßroͤthlichgelbes Geiſtchen“ mehr fuͤr Grac. elongella, als
für Pter. ochrodactylus; endlich tritt unſer Pt. ochrodacty-
lus fpäter als Al megadactyla im Verzeichniſſe und in der
Sammlung auf. Daher iſt die Art der Sammlung auch die
des Verzeichniſſes.
2. Al. didactyla, rein auf Linne's Art bezogen, iſt der
Sammlung zufolge voͤllig gleich mit
2— 3. Al. chrysodactyla S. 320. Ein Exemplar aus
der Wiener Gegend, das ich vergleiche und das genau mit den
Exemplaren dec Schiffermüller'ſchen Sammlung übereinflim:
men ſoll, iſt ein mittelmäßig großer Pter. hieräci Wie
konnten aber, frage ich, die Verfaſſer des Verzeichniſſes aus
einet ſo wenig veraͤnderlichen Art zwey machen? Wie konn⸗
882
ten fie an der zweyten „golbglänzende Querſtriche“ ſehen? Was
gar kein Druckfehler ſeyn kann, da der Name Chrysodactyla
eben dahin deutet. Unſerer Art koͤnnte man hoͤchſtens ſilber⸗
glaͤnzende Querlinien beylegen. Daß ich mich in meiner Arbeit
des Namens Chrysodactyla enthalte, verſteht ſich von ſelbſt.
3. Al. trichodactyla. F. v. Roͤslerſtamm's Worte im
Manuſcript ſind: „Das Exemplar der Sammlung beſteht nur
noch aus einem Vorder- und einem Hinterfluͤgel, welche an
einem Stuͤckchen Leib haͤngen. Es iſt außer der Kleinheit,
ſelbſt ſuͤr das bewaffnete Auge in nichts von den beyden vori⸗
gen verſchieden, und ſind daher alle 8 als eine Art ſo lange
anzunehmen, bis wir ſichere Unterſcheidungszeichen entweder im
Schmetterlinge oder in der Raupe aufgefunden haben.“ —
Ein als „genau Trichodactyla mus. Schffm.“ bezeichnetes
Exemplar iſt mein Pteroph. obScurus. Sollten die Verfaſ⸗
ſer des Verzeichniſſes, ohne durch die früheren Stände auf⸗
merkſam gemacht zu ſeyn, eine ſo ſchwer zu unterſchei—
dende Art wirklich von Pter. hieracii unterſchieden haben?
Kaum glaublich! Ich laſſe daher den Namen Trichodacty-
lus der Huͤbner'ſchen Al. trichodactyla fig. 18., und ſchaffe
dieſer Schiffermuͤller'ſchen einen neuen, Pt. obscurus.
4. Al. calodactyla nach v. Charpentier's Behauptung
richtig bey Huͤbner unter demſelben Namen abgebildet, gleicht
nach F. v. Roͤslerſtamms Unterſuchung auf's Genaueſte dem
Exemplare, das er mir zur Anficht ſchickte, und das ſich von
hieſigen Exemplaren des Pier. acanthodaetylus nicht unter
ſcheidet. Die characteriſtiſchen Schuppenzaͤhne nehmlich ſind
nebſt den faſt eben ſo ausgezeichneten Hinterrandpuncten ſehr
deutlich; das Coſtaldreyeck iſt ſcharf ausgedruͤckt; der Vorder⸗
rand von der Wurzel bis zu ihm weißlich punctiert. — F. v. R.
ſchreibt ſelbſt, Al. acanthodactyla ſcheine am beſten zu paſſen,
und die nach Schiffermuͤllers Sammlung gegebene Beſchreibung
des Pter. calodactylus bey Fabricius ſtimmt wirklich mit
Pter. acanthodactylus, und alſo mit dem vorliegenden Ex.
ganz ertraͤglich. Die Diagnoſe des Wien. Verz. („dunkelbraun
und oraniengelb gemiſchtes Geiſtchen“) iſt dafuͤr deſto ſchlechter
und paßt nur ſehr gezwungen. Huͤbners Catalog erklärt die
Al. calodactyla S. V. und Al, megadactyla S. V. fuͤr die
unter gleichen Namen abgebildeten Arten und zieht ſie zu einer
einzigen zuſammen. — Vey dieſen Widerſpruͤchen in den Aus:
ſagen wird man es gewiß nicht mißbilligen, daß ich den Na⸗
men Calodactyla des Wien. Verz. habe fallen laſſen. a
5) Al. rhododactyla = Pter. rhododactylus,
5—6. Al. mictodactyla (S. 320.) — Pter, micto-
dactylus. Wie paßt dieſe Art zwiſchen Pt. rhotodactylus
und Zetterstedtii?
5—6. Al. gonodactyla S. 320.) nach v. Charpen⸗
tier wahrſcheinlich eine abgebleichte Calodactyla (doch wohl
Calodactyla Huebn., nicht Calodactyla S. V. 2), nach F. von
Roͤslerſtamm aber, wofür auch die Diagnoſe („braͤunlichweißes
Geiſtchen mit einem duͤſtern Dreyeckfleckchen“) ſpricht, einerley
mit den Exemplaren, die mir als var. e. des Pteroph. Zet-
terstedtii gelten, und einerley mit Al. lesseradactyla det
Treitſchkiſchen Beſchreibung und Sammlung.
6. Al. pterodactyla Linn. (S. 146 u. 297) = Pier.
pterodactylus; doch iſt das erſte Exemplar der Sammlung
877 A
Pter. fuscus, deſſen S. 299 in der zweyten Anmerkung ge⸗
dacht wird.
6—7. Al. galactodactyla (S. 320); dieſe haͤlt
v. Charpentier und mit ihm Teeitſchke für die gleichnamige
Huͤbnerſche, was die Sammlung nicht beſtaͤtigt, indem ſie zwey
Exemplare von Pt. carphodactylus enthält. Die Diagnoſe
(„milchrahmfarbenes Geiſtchen mit einem duͤſtern Punct“) laßt
ſich mit Noth auf dieſen, gar nicht auf Pter. galactodacty-
lus II., am beſten auf unſern Pter. osteodactylus anwenden,
der auch in den Gebirgen um Wien zu Haufe iſt. Al. ga-
lactodactyla S. V. geht demnach als unſichere Art ein; Al.
galactodactyla Huebn. kann unter dieſem Namen fortbeſtehen.
7. Al. leucodactyla = Pter. telradactylus.
8. Al. megadactyla, bey v. Charpentier und mithin
bey Treitſchke für Al. megadactyla H. erklärt, iſt zufolge
der Sammlung ein ſehr verblaßter Pter. ochrodactylus.
Fabricius hat feinen Pter. megadactylus aus derſelben Samm⸗
lung beſchrieben, und, ſoviel ſich aus dieſer ſehr ſeichten Be:
ſchreibung entnehmen laͤßt, nichts anderes als unſeren Pter.
ochrodaetylus vor ſich gehabt. Dieſer ſteht zwiſchen Pter.
tetradactylus und Pter. pentadactylus weniger gezwungen
als Pter. Zetterstedtii, der offenbar neben Al. gonodactyla
ſtehen muͤßte.
9, Al. pentadactyla — Pter, pentadactylus. In
der Sammlung ſteckt jetzt ein Acht Schiffermuͤllerſches Ex.,
aber von Pter. tetradactylus bey dieſem Namen, während
v. Charpentier nur den Zettel ohne Schmetterling vorfand!
10. Al. hexadactyla L. = Al. hexadactyla H.
50. 31.
15) In Schranks Fauna Boica Bd. II. (Ingolſtadt
1801.) wird das Genus Alucita oder Geiſtchen, als letztes der
Schmetterlinge, S. 157 nach den drey Hauptſtaͤnden kurz und,
weil kein Faͤcherfalter dazu genommen iſt, ſehr treffend chara—
cteriſiert. Die 4 bayerſchen Arten, die hier aufgeführt werden,
find:
1. Al. trichodactyla S. 139, als die des Wien. Verz.
angeſehen und mit ihr nicht ſicher zu beſtimmen.
2. Al. pterodactyla S. 139. — Pter. pterodactylus.
2. Al. megadaciyla (S. 139), als die des Wien. Verz.
angeſehen, aber beſtimmt weder Pter. ochrodactylus, noch
eine der Varietaͤten des Pter. Zetterstedtii. Eine poſitive
Deutung weiß ich nicht. Wie kommt aber Schrank zu dem
Eitate, deſſen Diagnoſe gewiß nicht feiner Beſtimmung guͤnſtig
war? Sah er in Schiffermuͤllers Sammlung etwas anderes
als Pter, ochrodactylus, oder rieth er bloß?
4. Al, pentadactyla S. 140 Pt. pentadactylus.
14) Donovan's theure natural history of british in-
seets führt uns in den 10 erſten Bänden (1792 1802.)
3 Geiſtchen vor:
1. Phal. pentadactyla, white feathered moth, vol.
IV. tab. 110. = Pier. pentadactylus. (Die Raupe in
einem zuſammengerollten Blatte halb verſteckt und nicht als
Iſis 1841. Heft 11.
878
Raupe erkennbar — die Puppe ohne Haare — der fliegende
Schmetterling kenntlich) mit ſehr kurzer, magerer, oberflaͤchlicher
Beſchreibung, wie es in dem ganzen Werke Sitte iſt, weil die
nicht einmal detaillierten Bilder alles leiſten ſollen; dabey die
Nachricht, daß Harris in zweyen ſeiner Werke dieſe Art als
Phal. didactyla beſchrieben und abgebildet hat.
2. Phal. hexadactyla, many-feathered moth, vol.
IV. tab. 136 (der fliegende Schmetterling fig. 1. in natürlicher
Gröfe, fig. 2. vergrößert — fig. 3. ein Stuͤck Fluͤgelfeder unter
dem Mikroſkop vergroͤßert). Die Flügel „gelblich und grau
mit braunen Flecken“ zeigen, daß es nicht wohl Aluc. hexa-
dactyla ſeyn kann. Es wäre, da die Binden ſich in fig. 2.
deutlich durch die Hinterfluͤgel fortſetzen, Alue, dodecadactyla,
wenn nicht das Endglied der Taſter eine ſo betraͤchtliche Laͤnge
haͤtte. Mit Sicherheit laͤßt ſich hier nichts beſtimmen, und doch
nimmt die einzige, ſogar detaillierte Art die ganze Tafel ein!
3. Phal. didactyla, bifid- wing plume-moth, vol.
IX. tab. 318 (der fliegende Schmetterling in natuͤrlicher Größe
und vergrößert) für eins der feltenften Inſecten ausgegeben. Die
Figur hat außer den zwey in Pterophorus B. gewöhnlichen
Querſtrichen gegen die Baſis noch zwey und entbehrt der ſchwar—
zen Schuppen an der dritten Feder; ſie iſt ſchlecht und ein
Unding, das dem Pteroph. pilosellae noch am naͤchſten ſteht.
15) Hübner gibt uns in feinem großen Schmetterlings⸗
werk die Abbildungen von einer Anzahl Arten, die ſich zum
groͤßern Theil erkennen laſſen, aber doch dem Beduͤrfniſſe un—
ſerer Zeit nicht mehr entſprechen. Es iſt merkwuͤrdig, daß er
die Schienen als aus zwey Gliedern beſtehend anſah und dem—
gemaͤß ein zweydorniges Knie abbildete (tab. 7.). Die Arten
galten ihm als Alucitae, welche er in commumiformes A
(3. B. pentadactyla) und B (z. B. ochrodactyla), pyrali-
diformes (3. B. hexadactyla) und integrae (adactyla) ein-
theilt. Die Unterabtheilnng der communiformes iſt mir nicht
verſtaͤndlich, da zu B auch Al, pterodactyla, mictodactyla,
und zu A Al. megadactyla, calodactyla gezogen ſind. Fol⸗
gende Arten bildet er ab:
1) Fig. 1. Al. pentadactyla S Pier. pentadactylus.
2) Fig. 2. Al. galactodactyla S Pter. galactoda-
etylus. a
3) Fig. 3. Al. mictodactyla = Pter. mictodactylus.
4) Fig. 4. Al. pterodactyla Pter. pterodactylus.
5) Fig. 5. Al. leucodactyla S im Catalog deiptilia
theiodactyla. Nach der Grundfarbe der Vorderfluͤgel kann fie
nicht Pter. tetradactylus ſeyn, ſondern darinn ſtimmt fie mit
Pter. osteodactylus. Allein im Regiſter zu den Tafeln wird
Al. leucodaetyla als einheimiſch bey Augsburg angezeigt. Da
nun Pter, osteodactylus in flachen Gegenden wahrſcheinlich
ganz fehlt, fo mag die Vereinigung der Huͤbnerſchen Al. leu-
codactyla mit Pter. tetradactylus, wie fie bey Treitſchke und
Andern geſchieht, doch am Ende richtig ſeyn. Vielleicht iſt die
Figur auf andern Tafeln richtiger gemalt; auf der mir vorlie—
genden macht fie wohl den Pter. osteodactylus kenntlich, nicht
aber den Pt. tetradactylus.
6) Fig. 6. Al. megadactyla hat zwar keine ſchwarzen
56
#
879
Schuͤppchen an der dritten Hinterflügelfeder, doch will dieſer
Mangel nicht viel ſagen, und ſie ſtimmt, obgleich ſie eine ſchlechte
Malerei und auf den Vorderfluͤgeln von der Baſis bis zum
Coſtaldreyeck hechtgrau gefärbt iſt, mit Var. e) des Pteroph.
Zetterstedti überein. Zetterſtedt ſtellt dieſe Figur unrichtig zu
unferer Var. a.
7) Fig. 7. Al. calodactyla, der vorigen ſehr nahe und
weſentlich wohl nur darinn unterſchieden, daß der Grund der
Vorderfluͤgel von der Baſis bis zum Coſtaldreyeck braunroth iſt.
Treitſchke nimmt die Figur zu feiner Alue. calodactyla, deren
Grundfarbe er ſogar als dunkelbraun beſchreibt. Mir ſchien
bisher Huͤbners Al. calodaetyla zu derſelben Species, wozu
Al. megadactyla, zu gehören, welcher Vermuthung Huͤbners
Catalog, worinn dieſelbe Vereinigung ausgeſprochen wird, einige
Feſtigkeit gab. Nun ſoll aber die Raupe von Al. calodactyla
auf Ononis spinosa leben, welche meinen Pteroph. Zetter-
stedtii zuverlaͤſſig nicht naͤhrt, und die Puppe ſoll Dornen ha-
ben, die dem Pter. Zetterstedtii ſehr wahrſcheinlich fehlen.
Die richtige Loͤſung des Raͤchſels bleibt demnach der Zukunft
uͤberlaſſen.
8) Fig. 8. Al. rkododactyla = Pt. rhododactylus
(nicht fonderli gut).
9) Fig. 9. Al. trichodactyla, meinem Pt. hieracii
wohl am aͤhnlichſten, aber von allen Verwandten dadurch abwei—
chend, daß auf dem Anfange des Hinterzipfels von der (ſchlecht
angedeuteten) Spaltung an ſchief nach hinten zum Innenrande
ein gelber Strich geht. Dieſer Name koͤnnte, da ich ihn fuͤr
Fig. 18 verbraucht habe, ohnehin für Pter. hieracii nicht mehr
beſtehen, wenn auch Fig. 9. wirklich zu demſelben gehören ſollte.
10) Fig. 10. 11. Al. hexadactyla, unſauber gemalt,
wie die ganze Tafel, daher nicht ganz ſicher zu unterſcheiden, ob
es Al. grammodactyla, was noch am wahrſcheinlichſten, oder
Al. hexadactyla L. ſeyn ſoll.
11) Fig. 12. 13. Al. ochrodactyla = Pler. ochro-
dactylus.
12) Fig. 14. 15. Al. phaeodactyla S Pier, phaeo-
dactylus.
13) Fig. 16. 25. Al, ptilodactyla = Pter. fuscus.
14) Fig. 17. Al. tephradactyla S Pt. tephrada-
etylus, forgfältig und gut dargeſtellt.
15) Fig. 18. Al. trichodactyla = Pt. trichodacty-
lus; im Catalog zu Fig. 9. als anderes Geſchlecht gezogen, aber
mit Unrecht; ſie iſt ſehr ſchlecht und zum Erkennen der Species
faſt unbrauchbar. Nur die naturgemaͤß hellen (aber nicht der
Natur gemäß weiß gefärbten) Stellen im Hinterrande der Vor:
berflügel und die helle Mitte der dritten Hinterfluͤgelfeder (auf
der linken Seite iſt ſie viel weiter gegen die Baſis geruͤckt) be—
weiſen ihr Zuſammengehoͤren mit meinem Geiſtchen und noͤthigen
mich, den von mir geſchaffenen Namen histrio aufzugeben.
16) Fig. 19. 20. Al. earphodactyla Pler. car-
phodactylus; nur hat Fig. 20. den characteriſtiſchen Punet
des Pt. mierodactylus zuviel.
—
dactylus, ziemlich gut dargeſtellt.
18) Fig. 23. 24. Al. acanthodactyla S Pter. acan-
thodactylus.
19) Fig. 26. 27. Al. mierodactyla —= Pier. miero-
dactylus; das Citat Wien. Vzchn. (im Catalog), das zu Pt.
mictodactylus gehört, zeigt recht deutlich Huͤbners Leichtfertigkeit
beym Namengeben und Namencitieren.
20) Fig. 28. Al. polydactyla = Al. polydactyla;
die Grundfarbe viel zu gelb, und die Binden viel zu dunkel;
uͤbrigens iſt die Figur kenntlich.
21) Fig. 29. Al. dodecadactyla = Al. dodecuda-
ct la, nicht forgfältig gearbeitet, obwohl zu erkennen.
22) Fig. 30. 31. Al. kexadactyla —= Al. hexada:
ctyla, gut, nur die Binde vor dem Hinterrande in der vergroͤ⸗
ßerten Abbildung nicht dunkel genug. .
23) Fig. 32—34. Al. adactyla = Adactyla Hueb-
neri, mit falſchen Zeichnungen, doch als meine Art durch giltige N
Zeugniſſe geſichert.
24) Fig. 35. 36. Al. cosmodactyla, nach meinem
Dafuͤrhalten nichts als Varietaͤt des Pter. acanthodactylus;
fie ſtimmt mit deſſen Var. c. recht gut, außer daß die weißen
Puncte im Hinterrande der Zipfel fehlen: ein Mangel, der wahr⸗
ſcheinlich nicht Statt finden wuͤrde, wenn beyde Abbildungen nach
dem Muſter von Fig. 31. vergrößert, ſtatt in natürlicher Größe
gegeben waͤren.
25) Fig. 37. 38. Al. petradactyla; ſoviel bekannt,
noch nicht in der Natur wieder beobachtet, muß dem Pt. Zet-
terstedtii nahe verwandt ſeyn, hinter welchem ich daher dieſe
Art characteriſiert habe. Petradactyla iſt wohl nur Schreib⸗
fehler für Petradactyla. Lucke
Huͤbners Beytraͤge zur Geſchichte der Schmet⸗
terlinge 1786 - 90, und deren Leiſtungen für die Kenntniß
unſerer Falterfamitie find mir nicht bekannt. — In feinem
Verzeichniſſe bekannter Schmetterlinge (Augsburg,
1816), das jedenfalls wiſſenſchaftliche Beruͤckſichtigung verdient,
bildet er die Horde Alucitae, die Ite und letzte aller Falter:
horden, worinn als erſte Rotte, darinn als erſter Stamm, dar:
inn als erſte Familie, darinn als erſter Verein einzig und allein
Agdistis adactyla (Adactyla Huebneri) ſteht. Es folgt
die zweyte Rotte mit dem erſten und einzigen Stamm Ptero-
phorae, der zwey Familien zählt: obtusae und cuspides (ö.
Jene hat zwey Vereine: Platyptiliae (1, calodactyla et
megadactyla. 2) petradactyla. 3) ochrodactyla. 4) rhodo-
dactyla), und Amblyptiliae (1) acanthodaetyla. 2) cosmo-
dactyla. 3) trichodactyla. 4) phaeodactyla). Die Familie der
cuspides zählt auch zwey Vereine: Stenoptiliae (1) micto-
880
17) Fig. 21. 22. Al. scarodactyla = Pter. scaro-
dactyla. 2) ptilodactyla. 3) pterodaetyla. 4) scarodaetyla.
5) tephradactyla. 6) carphodaetyla. 7) microdaetyla) und
Aciptiliae (1) galactodactyla. 2) pentadactyla. 3) theio-
daetyla). Die dritte Rotte (Zehnfpaltige!) hat im erſten Stamm
eine Familie und in dieſer einen Verein: Zuchiradiae (unſer
Gen. Alueita), worinn 3 Arten: 1) hexadactyla. 2) dodeca-
881
dactyla. 3) polydactyla. — Die drey Rotten entſprechen ge⸗
nau unſeren drey Gattungen, die 4 mittelſten Vereine ziemlich
den Abtheilungen unſeres Gen. Pterophorus. Nur der zweyte
Verein iſt unſtatthaft: er bringt verſchiedene Formationen, die
nur in der Zeichnung Aehnlichkeit haben, als naͤchſte Verwandte
zuſammen. Selbſt die Reihenfolge der Arten laͤßt wenig zu
wünſchen übrig. Huͤbners Eintheilung der Geiſtchen muß daher
als eine ſehr gute Grundlage fuͤr alle ſpaͤteren Eintheilungen und
überhaupt als einer der beſten Theile feiner Claſſification ange⸗
ſehen und geſchaͤtzt werden.
16) In den Werken des Latreille werden die Geiſtchen
als Familie, Pterophoriens, Pterophorii, Pterophorites be⸗
trachtet, und die Arten mit getheilten Vorderfluͤgeln, die Fächer:
falter, zuerſt als eignes Genus abgefondert. In der histoire
naturelle des erustacés et insectes tom. 14 (an. XIII.)
folgen nach einer ziemlich ausfuͤhrlichen Beſchreibung der Familie
auf S. 257 und 258 5 Arten des Genus Pterophorus und
eine des Gen. Orneodes, alle nur mit ſehr kurzen Diagnoſen
und ohne Beſchreibungen:
1. Pter. monodactylus Fabr. beruht auf einem Irr⸗
thum, wie das Citat aus Reaumur lehrt, und iſt Pter. ptero-
dactylus.
2) Pter. didactylus Fabr. — Hier ift nur die Defi⸗
nition (und kaum dieſe!) von meiner zweyten Abtheilung des
Gen. Pterophorus; eine Anwendung auf eine Species iſt nicht
moͤglich.
3) Pter. pentadactylus = Pter. pentad.
4. Pter. rhododactylus = Pter. rhododact.
5. Pter. albodactylus Fabr. vielleicht Pter. galacto-
dactylus.
6. Orneod. hexadactylus Fahr. Aluc. hexada-
ct l
In den Genera erustaceorum et insectorum tom. 4.
1809. S. 192 und S. 233 ſtehen fie als 10te Familie der
Falter auf der Grenze zwiſchen den Nachtfaltern und den Ti⸗
pularien; die beyden Genera ſind nach den Palpen und der
Verpuppung characteriſirt. Dieſelben Genera hat Latreille auch
in Euviers regne animal (überfegt von Voigt. Th. V. S. 578)
beybehalten.
17) Kollar gibt in feinem Verzeichniß der oͤſtreich.
Schmetterlinge (in den Beytraͤgen zur Landeskunde Oeſt⸗
reichs unter der Enns. II. 1832) Nachricht uͤber Flugzeit und
Aufenthalt von 15 Arten Pterophorus (hier Alueita) und eine
Art Alueita (hier Orneodes) ; durch die beygefuͤgten Citate aus
Huͤbner hat er die Arten gefichert, mit Ausnahme der Al. di-
dactyla, zu welcher er beyde Huͤbnerſche Al. trichodactyla
anzieht, und der Al. petradactyla, welche bey ſpaͤteren Nach⸗
forſchungen in derſelben Gegend, durch Fiſcher v. Roͤslerſtamm
und Mann, ſich nicht als die Huͤbnerſche ausgewieſen hat. Von
der Al. brachydactyla als neuer Art gibt Kollar eine genaue
Beſchreibung, warum ſie auf gute Originale nicht voͤllig paßt,
daruber ertheilt Treitſchke bey feiner Al. brachydactyla Aus⸗
kunft.
18) Treitſchke (Schmetterlinge von Europa 8. Band
882
1830. 9. Band, 2te Abth. 1833. 10. Band, Ste Abth. 1835)
vereinigte in feinem Entwurfe (Band 8., S. 303) alle Ptero⸗
phoriden in dem 139ſten und letzten Falter-Genus. Dieſe Zus
ſammenſtellung und die Anordnung der Reihenfolge der Arten
iſt etwas ſo Unvollkommenes, ſo tief unter der Huͤbnerſchen
Leiſtung Stehendes, daß Treitſchke ſehr wohl that, ſie ganz zu
verlaſſen und ſich Huͤbnern auf das Engſte anzuſchließen. Im
gten und 10ten Bande feines Werkes bezrachtete er fie als Fa—
milie, unterließ aber, nach dem Muſter, das er bisher bey der
Bearbeitung der Schaben, Wickler, Zuͤnsler uſw. befolgte, die
Familienmerkmale auseinander zu ſetzen (denn das in 9, 1. S.
VII. Geſagte will nichts bedeuten) und ſtellte zwey Gattungen
auf: Alucita ( Adactyla und Pterophorus) und Orneo-
des ( Adactyla). Die Gattung Alueita, gegen Treitſchke's
Sitte ausfuͤhrlich characteriſiert, nur mit einem bedeutenden Fehler
in der Art der Verpuppung, zerfällt in 4 Familien mit 24 Ar⸗
ten. Dieſe werden zwar im Ganzen viel beſſer als bey fruͤhe—
ren Autoren beſchrieben, aber doch nicht ſo, wie es der jetzige
Stand der Wiſſenſchaft erfordert. Faſt alle Unterſuchungen, die
mit der Loupe vorzunehmen find, und die doch oft allein Sicher—
heit gewaͤhren, z. B. die der Beine, der Kopftheile, werden hier
vermißt; ſtatt die Lage der Zeichnungen genau zu beſtimmen,
werden nur Andeutungen gegeben. Daß bey einem ſolchen Ver⸗
fahren ein leichter, eleganter Styl erreicht werden kann, iſt ein—
leuchtend; allein ſich ihn faſt allein zur Aufgabe zu machen,
heißt den Zweck naturhiſtoriſcher Beſchreibungen verkennen. Auch
kann wohl nur eine uͤberaus große Freundſchaft und Nachſicht
ihm „eine überaus gluͤckliche Gabe, das in Worte
zu faſſen, was ſelbſt mit Farben auszudruͤcken
ſchwierig iſt“ (1) zuſprechen. (S. Oeſtreichiſche Jahrbuͤcher
der Literatur 73fter Band 1836. S. 31.). a
A, (— Adactyla Zell.) mit ganzen Fluͤgeln; dazu eine Art:
Aluc. adactyla = Adact. Huebneri.
B, (= Pterophorus A.) mit kurzgeſpaltenen Vorderfluͤgeln,
dazu:
1. (2.) Al. ochrodactyla (= Pteroph. ochrodactylus)
e 3 falſchen Citaten: Wien. Vzchn., Illiger, Fa⸗
ricius.
2. (3.) Al. rkododactyla (= Pteroph. rhododactylus).
3. (4.) Al. tesseradactyla (S Pter. Zetterstedtii var.
c.), faͤlſchlich verbunden mit Al. megadactyla S. V.. Illig.
und deren Nachfolger; eben ſo wenig gehören Phal. tessera-
dactyla Linn. und der nach dieſem befchriebene Pter. tessera-
dactylus Fabr. hierher, fo zuverſichtlich auch Treitſchke daruͤber
entſcheidet.
4. (5) Al. calodactyla S. 232. anſcheinend nach meh⸗
rern Exemplaren beſchrieben, ſogar mit dem ſchwarzen Schup⸗
penſtrich (hier Haarbuſch genannt) auf den Franzen des Hinter⸗
randes der dritten Feder, ohne daß er in Huͤbners Figur, die
angezogen iſt, vorgeftellt wäre. In Treitſchke's Sammlung
fand Fiſcher v. Roͤslerſtamm meinen Pteroph. Fischeri, deſſen
Größe fteylih „unter Al. rhododactyla“ iſt, aber nicht auf
dieſe Weiſe angezeigt werden darf, und deſſen Ausſehen ſich in
Treitſchke's Worten keinesweges wiedergegeben findet. Hinſicht⸗
lich des Citats aus dem Wien. Vzchn. begeht Treitſchke den⸗
ſelben Irrthum wie v. Charpentier, der ein der Aluc. caloda-
883
etyla Huebn. gleichendes Exemplar in Schiffermuͤllers Samm⸗
lung gefunden zu haben meinte, ſtatt daß dort ein Pteroph.
acanthodactylus vorhanden iſt. — Da die Citate fo wenig wie
die Beſchreibung ſichere Auskunft über Treitſchke's Al. calo-
dactyla geben, ſo ſcheint es, als ob ſie ungefaͤhr zu gleicher
Zeit mit der über Huͤbners Al. calodactyla erfolgen werde.
5. (6) Al. graphodactyla S. 233. (= Pter. gra-
phodactylus) als den beyden vorigen Arten verwandt dargeſtellt,
und ſelbſt in dieſelbe Abtheilung aufgenommen, obgleich fie die
naͤchſte Verwandte des Pter. mictodactylus gehört, zeigte ſich
beym Vergleich der Treitſchkiſchen Sammlung; weniger geht es
aus der allerdings nicht ganz zutreffenden, unvollſtaͤndigen Be⸗
ſchreibung hervor.
6. (7.) Al. acanthodactyla S. 234. Hier werden
die Hauptcharactere des Pter. acanthodactylus ſehr ungenuͤgend
hervorgehoben, dagegen 4 ſilberglaͤnzende Puͤnetchen auf der
Vorderrandmitte der Vorderfluͤgel angegeben und auf das Ende
der dritten Feder ein dunkler Haarbuſch gelegt, was alles ſich
mit der Natur ſehr wenig vereinigt. Gluͤcklicherweiſe zeigen
Huͤbners Figuren augenſcheinlich, worauf dieſe Beſchreibung ges
baut iſt, und da jene als Pter. acanthodactylus ſicher iſt, fo
findet auch uͤber dieſe weiter kein Zweifel Raum.
7. (8.) Al. cosmodactyla S. 235. nach der Beſchrei—
bung und einem von Treitſchke beſtimmten Original — Al. ca-
lodactyla S. V. — Pter. acanthodactylus, Treitſchke bezieht
ſich auf Al. cosmodactyla II., bey welcher aber das Coſtal⸗
dreyeck nicht ſo ſtark ausgedruͤckt iſt, wie Tr. es verlangt; das
Citat hat alfo nur in fo fern Richtigkeit, als beyde Al. cosmo-
dactyla zu der gleichen Art. gehören.
C. (= Pteroph. B. und C.) „mit länger gefpaltenen, gegen
den Hinterrand kolbigen Vorderfluͤgeln.“
1. (9.) Al. didaetyla, ein Miſchling aus wenigſtens
zwey Arten: Pter. bieracii und pilosellae, wie die weißen und
ochergelben Querlinien anzeigen. Von den Citaten ſind aber
die meiflen falſch oder fo unſicher wie Treitſchke's Beſchreibung.
2. (10.) Al. brachydaetyla S. 238 (= Pter. bra-
chydactylus).
3. (11.) Al. phaeodactyla S. 240 (= Pter. phaeo-
dactylus).
4, (12.) Al. mictodaetyla S. 240 (= Pter. micto-
dactylus), ſehr unkenntlich, faſt als Pter, fuscus characteriſiert;
unter den Citaten ift die Diagnoſe des Wien. Vöchn. falſch
mitgetheilt.
5. (13.) Al. pterodaetyla S. 242 (= Pter. ptero-
dactylus.)
6. (14.) Al. ptilodaetyla S. 244 (= Pter. fuscus)
mit Unrecht als hoͤchſt nahe dem Pt. pterotactylus betrachtet,
und der Unterſchied der Hinterflügel allein in die Farbe geſetzt.
7. (15.) Al. lithodactyla S. 245 (= Pter. litho-
dactylus,)
8. (16.) Al. septodactyla S. 246, dieſelbe Art mit
der vorigen, was Treitſchke und Fiſcher v. Roͤslerſtamm beym
Vergleich ihrer Sammlungen erkannten, was aber aus der Bes
884
ſchreibung nicht mit Sicherheit
Bande nicht nachgetragen iſt.
9. (17.) Al. tephradactyla S. 246 ſtimmt in der
Beſchreibung nicht mit der dabey angezogenen Huͤbnerſchen Figur,
auch nicht mit meinen Exemplaren, die doch nicht wohl etwas
Anderes als Al. tephradactyla H. ſeyn können, alſo noch et⸗
was Unbekanntes.
hervorgeht, und auch im 10 ten
10. (18.) Al. icarodactyla S. 247 (= Pt. scaro-
dactylus). Es iſt nicht abzuſehen, was Treitſchke mit ſeiner
Veraͤnderung des Huͤbnerſchen Namens will, da ſich gar keine
Bedeutung von learodaetylus (außer vielleicht: mit Fingern des
Icarus!) denken laͤßt; Huͤbners scarodactylus gibt zwar auch
keinen Sinn, ſoll aber emendirt werden, ſo iſt die moͤgliche
n nur Scatodactylus (kothfingerig) oder Sciaroda-
etylus, R
11. (19.) Al. microdactyla S. 248 (= Pter. miero-
daetylus), in der Größe falſch befchrieben, auch mehr durch
das Citat, als durch die Beſchreibung geſichert.
D. (= Pteroph. D.) „mit ſtark gefpaltenen Flügeln.“
1. (20.) Al. pentadactyla S. 249 (= Pter, penta-
dactylus) in der Größe ſonderbar uͤbertrieben.
2. (21.) Al. galartodactyla S. 250 (S Pter. galacto-
dactylus). Die auf Al. galactodaetyla des W. V. bezuͤg⸗
lichen Ctate, find falſch und gehören wahrſcheinlich zu Pt. car-
phodactylus,
3. (22.) Al. zanthodactyla S. 251. Die Beſchrei⸗
bung weicht in einigen Puncten von unferem Pt. xanthoda-
etylus ab; die Abweichungen find aber wenig weſentlich und
koͤnnen ſich auf keine andere Art beziehen, was auch ein von
Treitſchke ſelbſt beſtimmtes Exemplar, das ich vor mir habe,
bezeugt. Die Diagnoſe gehoͤrt aber dann nur zu unſe Pt.
xanthodactylus, wenn vor obscuriore das Wort puncto oder
striola ergaͤnzt wird.
4. (23.) Al. tetradactyla S. 252 (= Pt. tetrada-
ctylus).
5. (24.) Al. ischnodactyla, X., 3 S. 223 (= Pt.
ischnodactylus.)
Das oberflächlich characteriſierte Genus Orneodes enthält
Arten:
1, Orn. hexadactylus S. 255. (= Al. hexadactyla),
2. Orn. polydactylus S. 257 (= Al. polydactyla),
3. Orn. dodecadactylus S. 258 (= Al. dodeca-
dactyla).
Wenn die Beſchreibungen dieſer 3 Arten fo wenig mit
Originalen uͤbereinſtimmen, und ſich letztere ſo wenig nach ihnen
beſtimmen laſſen, ſo hat man ſich daruͤber nicht zu wundern:
denn Treitſchke beſchreibt nur die Huͤbnerſchen Bilder; allein es
iſt nicht recht, daß er dieſen wichtigen Umſtand verſchweigt.
19) Zum Treitſchkiſchen Werke gab Fr. Stein in der
Iſis 1837. 2 S. 98 Zuſaͤtze und Berichtigungen.
1. zu Al. tesseradactyla, calodactyla und grapho-
885
dactyla, die er für ſehr nahe verwandte Arten hält, fügt er
eine ihm neu ſcheinende Aluc. pelidnodaetyla; es iſt aber
Pt. mictodactylus, den er freylich nicht aus Treitſchke's Diag⸗
noſe erkennen konnte, wohl aber aus Huͤbners Tafeln, die er
beſaß, haͤtte erkennen ſollen.
2. Bey Al. acanthodactyla: Angabe der Flugzeit und
des Aufenthalts bey Wittenberg.
3. Zu Al. didactyla: Zufäge, aus denen hervorgeht,
daß Pter. pilosellae gemeint ſey.
4. Al. pterodactyla wird in 3 Suiten getheilt und dieſe
als wahrſcheinliche Arten angeſprochen, aber mit Unrecht.
5. Al. ptilodactyla wird als gar nicht nahe mit Pt.
pterodactylus behandelt und beſchrieben.
6. Zu Al. pentadactyla: Beſchreibung der aͤußern
Genitalien und der Begattung.
7. Bey Al. tetradactyla eine critiſche Unterſuchung uͤber
dieſe Art, die aber mehrfache Irrthuͤmer enthaͤlt. Unter dem
Ausdrucke nebulosus verſteht Stein: verloſchen, und darum
will er den Pt. lesseradactylus F. hieher bringen; auch ſchlaͤgt
er vor in der Diagnoſe der Aluc. tetradactyla zu ſchreiben:
alis flavo virentibus. Aus feinen Worten iſt nicht einmal
mit Sicherheit zu ſchließen, daß er den wahren Pt. tetradactylus
vor ſich hatte. Meinte er gar den Pt. osteodactylus?
20) Stephens Catalogue of British insects 1829
behandelt die Pterophoriden als XXIſte Falterfamilie, Alueiti-
dae, und enthält davon zwey Genera: Pterophorus und
Alueita. Das erſtere zerfällt er in zwey Abtheilungen, von
denen A, wie es ſcheint, die Arten ohne ſchwarze Schuppen am
Hinterrande der dritten Hinterflügelfeder, B die mit dergleichen
verſehenen Arten enthaͤlt. Unter A werden 18 zum Theil hy⸗
bride, zum Theil ſehr verdaͤchtige Namen als britiſchen Arten
angehörig aufgeführt, z. B. bipunctidactylus, fuscodaetylus,
lunaedactylus — monodactylus, tridactylus. Zu B gehören
8 Namen, worunter auch ein punetidactylus. Was von dieſen
29 Nummern wahre Species iſt, was nicht, kann ich aus
Mangel an den dabey citierten englifhen Werken nicht unters
ſuchen. — Alueita entſpricht unſerem Genus Alueita und ent=
hält nebſt den ältern Namen hexadactyla und polydactyla
einen neuen: poecilodactyla.
21) Zetterſtedt hat in feiner Beſchreibung lapplaͤndiſcher
Inſecten (Insecta lapponica. 1840.) 4 Geiſtchen als Lapp⸗
laͤndiſche beſchrieben und nebenbey die uͤbrigen in Schweden ein—
heimiſchen angemerkt. Er folgt dabey der Treitſchkiſchen Me⸗
thode. Die lapplaͤndiſchen ſind:
1. Al. tesseradactyla S. 1012. als Pter. Zetter-
stedtii var. a unverkennbar; die Gitate aus Treitſchke und
Hübner gehören, wie oben gezeigt, hoͤchſtens zu ſeiner var. e,
und das aus Fabricius zu Pter. ochrodactylus. Daß Linne's
Phal. tesseradactyla hierher gehoͤre, bezweifelt er ſelbſt, ob⸗
gleich er ſie ohne Fragzeichen anſetzt.
N 2. Al. ulodactyla S. 1012., mir unbekannt, mit
Treitſchke's Al. acanthodactyla in Vergleich geſetzt, aber die
zahnfoͤrmigen Schuppenbuͤſchel find nicht auf eine entſprechende
Weiſe erwaͤhnt. Das Merkmal: „der Spitzenrand (margo
» Ifis 1841. Heft 11.
— F———
886
apicalis) des Vorderfluͤgels ausgerandet gezaͤhnt, gleichſam aus⸗
genagt oder kraus,“ ſcheint mir nur durch Zufall entſtanden.
3. Al. didactyla S. 1013., nicht mit Sicherheit zu
deuten; aber Pter. pilosellae iſt ſicher darunter, wie die Ans
gabe uͤber den Aufenthalt lehrt.
4. Al. microdactyla S. 1013. — Pter. osteo-
dactylus, ſehr treffend beſchrieben; Zetterſtedt ließ ſich durch
Treitſchke's Diagnoſe irre fuͤhren.
Als ſchwediſche Arten führt er noch an Alu. ochro-
dactyla (mit falſcher Autorität), AL. rhododactyla, Al.
mictodactyla, Al. pterodactyla, Al, icarodactyla, (mit
einem Fragezeichen; die von Zetterſtedt beſchriebene Puppe iſt
nicht die von mir bey Pter. scarodactylus beſchriebene), Al.
pentadactyla, Al. tetradactyla und Orneodes hexa-
dactylus.
Schlußbemerkung. Daß ich drey Genera der Pte⸗
rophoriden, nicht mehr oder weniger, aufſtelle, ſcheint mir kei⸗
ner Entſchuldigung zu bebürfen ; wohl aber glaube ich Rechen⸗
ſchaft darüber ablegen zu müffen, daß ich die generiſchen Be⸗
nennungen auf die vorliegende Weiſe verwendet habe und von
der bisherigen Sitte, die Artnamen zu bilden, hier und da
abgewichen bin.
Was nun jene betrifft, fo wäre für das Gen. Adactyla
der aͤlteſte Name das von Hübner gebildete Wort Agdistis *.
Dieſes ſieht aus wie eine griechiſche Formation, iſt aber keine
und hat keinen Sinn. Es ſchien mir daher ſo nahe zu liegen,
den ſpecifiſchen Namen zum Gattungsnamen zu erheben, daß
ich nicht anſtand, gegen die Priorität zu verſtoßen, um dadurch
eine hoͤchſt bezeichnende Gattungsbenennung zu gewinnen. Den⸗
noch werde ich, wenn ſich gewichtige Stimmen fuͤr Agdistis
erklaͤren, mich nicht ſtraͤuben, nach dem Fabriciſchen Princip in
der Nomenclatur, fo wenig Beyfall ich ihm übrigens ſchenke,
Agdistis wieder eintreten zu laſſen. Dann muͤßte aber meine
Species, ohne Ruͤckſicht auf andere congenere Arten, ihren fruͤh⸗
ſten Namen Agdistis adactyla wieder erhalten, was doch auch
einen Uebelſtand verurſacht. — Beym Genus Pterophorus
fraͤgt es ſich, ob dieſer Name oder der von vielen deutſchen
Schriftſtellern angenommene, Alueita, den Vorzug verdiene.
Sind heterogene Arten unter einerley Gattungsnamen vereinigt,
und ſoll man ſie auf geſetzmaͤßige Weiſe von einander ſcheiden,
ſo werden zu allererſt die von dem Autor aufgefuͤhrten Gat—
tungsmerkmale beruͤckſichtigt und dann der Gattungsname fuͤr
diejenigen Arten aufbewahrt werden muͤſſen, denen jene Merk⸗
male ausſchließlich zukommen. Erſt wenn ſich findet, daß die
Gattungsmerkmale auf alle gleich gut und gleich ſchlecht paſſen,
wird man den Gattungsnamen für die Mehrzahl der faͤlſchlich
vereinigten Arten beſtimmen, weil anzunehmen iſt, daß der
Gründer des Genus ſich eben von dieſer Mehrzahl habe leiten
laſſen; hier geben die ſubſumierten Species ſelbſt die beſten
Gattungsmerkmale, und daraus folgt, daß man einen gut ge⸗
bildeten Gattungsnamen nur in ſehr ſeltenen, leicht zu beſtim—
menden Faͤllen aufgeben darf. Kommen wir auf unſeren Fall
zuruͤck, fo zeigen Linne's Worte (S. Nat. I, 2. 809.): „Alu-
»Nicht Agdistes, wie es bey Westwood heißt (Iſis 1840
Heft X. S. 792.).
2
917
887
eitae: alis digitatis fissis ad basin usque“ (die Flügel ge⸗
fingert, bis auf die Baſis gefpalten) zu deutlich die Arten an,
welchen ſie angemeſſen ſind, als daß noch der geringſte Zweifel
bleiben koͤnnte. — Noch kuͤrzer wird die Entſcheidung ſeyn, ob
meinem Genus Alueita nach Treitſchke's Beyſpiele der Latreil—
liſche Name Orneodes zu ertheilen ſey. Linne's Alucita, durch
einen Gattungscharacter veſt beſtimmt, gegen eine juͤngere
Schoͤpſung vertauſchen zu wollen, waͤre ein Verſtoß gegen alle
Regeln über Namengebung in der Naturgeſchichte. Orneodes
iſt erledigt und kann von denen verwendet werden, welche an
Zerſplitterung der Genera, wodurch erweislich das Studium
erſchwert wird, ihr Wohlgefallen haben. — Sind auf dieſe
Weiſe die Gattungsnamen in Richtigkeit, ſo wird man an der
Ertheilung der Familiennamen Pterophoridae und Alueitina
nichts weiter auszuſetzen haben.
In Bezug auf die Benennung der Species der Ptero-
phoriden iſt bekannt, daß ſeit Linne jeder Name auf dactyla
ausgehen mußte. Da dieſe Endung griechiſch iſt, ſo folgt
daraus, daß auch der Übrige Theil des Wortes griechiſch ſeyn
muß, und da dckrygog Finger bedeutet, fo wird der übrige
Theil des Wortes irgend eine Eigenſchaft des Fingers auszu⸗
drücken haben. Wörter wie albodactylus, lunaedactylus,
fuscodactylus, bipunetidaetylus find daher unertraͤgliche Ver—
ſtöße gegen die Geſetze der Sprache, und Zuſammenſetzungen
wie tephradaetylus, petradactylus (wenn es wirklich ſo heis
ßen follte) gehören gleichfalls zu den Mißbildungen. Die En⸗
dung dactyla, in bloßer Ruͤckſicht auf die Bedeutung, bietet
aber eine doppelte Schwierigkeit, da der erſte Theil des Namens
etwas auf das Thier ſelbſt, das ihn traͤgt, Bezuͤgliches und
zugleich mit dem Begriff „Finger“ Vereinbares enthalten ſoll.
Am leichteſten ſcheint die Erfüllung dieſer Bedingung mit Huͤlfe
von Zahlwoͤrtern, und daher exiſtieren Namen, die zweyfin—
gerig, dreyfingerig, ſechsfingerig bedeuten. Zum Un⸗
gluͤck hatte man mehr als dieſe drey Arten zu benennen. In
dieſer Noth entſchloß man fich, durch Anwendung der Arith—
metik zu neuen Namen zu gelangen. Nachdem Linne nur die
Federn eines Flügels gezählt und damit feine Hexadactyla
(ſechsfingerig) geſchaffen hatte, zählte Hühner die Federn von
zwey Fluͤgeln und ſchuf Dodecadactyla! Darauf benannte er
fogar eine durchaus gleichgebildete Art allgemein Polydactyla
(vielfingerig)! Hätte er noch mehr gleichgeſtaltete Arten zu
benennen gehabt, fo wäre feine Verlegenheit noch höher geſtie—
gen, und vielleicht hätte er ſich entſchloſſen, die Federn von
drey, von vier Fluͤgeln zu zählen, vielleicht auch etwas abzu—
ziehen oder hinzuzufügen, um 20, 30 fingerige Geiſtchen herz
vorzubtingen; es iſt nicht abzuſehen, wohin man mit dem Zaͤh⸗
len ber Finger oder Federn noch haͤtte kommen koͤnnen. Die
Namen Tetradactyla, Pentadactyla, Tesseradactyla bürfen
jedoch nicht als Reſultate ſolcher Additionen und Subtractionen
betrachtet werden, ſondern ſind Irrthuͤmer Linne's, der durch
Verrechnen zu dieſen unrichtigen Benennungen kam; fie werden
deßhalb einer Correction wohl nicht entgehen. Außer den Zahl:
mörtern hat man die Farbe und Zeichnung, die Schönheit, die
relative Größe der Fluͤgel zur Benennung der Arten angewen-
det. Allein man iſt damit bald am Ende, weil die Manchfal—
tigkeit in dieſen Eigenſchaften unter den Pterophoriden nicht ſehr
groß iſt und ſich nicht immer mit dem „Finger“ verträgt.
Mehrere auf dieſe Weiſe entſtandene Namen haben ſchon man⸗
ches Mißfaͤllige an ſich. Mierodactyla Ibn. und Mega-
ee —
—
zeit, das Betragen ꝛc. hierzu brauchbar.
888
dactyla IIbn. hätten ihre Namen geradezu vertauſchen muͤſſen,
wenn nicht abſolute, ſondern relative Groͤße, von der doch
offenbar hier nur die Rede ſeyn kann, ausgedrückt werden ſollte.
Lithodactylus, Osteodactylus, Carphedactylus, in denen
Stein, Knochen, Stroh fuͤr ſteinfarbig ꝛc. geſetzt find, koͤnnen
nur entſchuldigt, nicht als Muſter empfohlen werden. Statt
Ulodactyla (krausfingerig!) hätte Zetterſtedt gewiß Uloptera
oder etwas Aehnliches gebildet, hätte er ſich über den Endungs⸗
zwang hinwegſetzen wollen. Mictodactyla S. V., ſehr leicht
mit Microdactyla Hbu. wegen des Gleichklanges zu verwech⸗
ſeln, gibt einen ſchlechten Sinn: gemiſchtfingerig. Nach den
Namen verdienter Entomologen ließ ſich auf dieſe Weiſe keine
Benennung eines Geiſtchens bilden; eben ſo wenig war die
Futterpflanze der Raupe, der Aufenthaltsort, die Erſcheinungs⸗
Nur ein ſehr laͤcher⸗
lich gerathener Verſuch dieſer Art iſt mir bekannt: Weil die
Raupe eines Geiſtchens auf Roſen lebt, ſo nannten die
Verfaſſer des Wiener Verzeichniſſes die ganze Species: Alue.
rhododactyla (roſenfingeriges Geiſtchen)! — Allen
dieſen Schwierigkeiten entgeht man und gewinnt groͤßern Raum
zur Bildung kurzer, bezeichnender Namen, wenn man dem
ſchon von aͤltern Entomologen, namentlich von Geoffroy gege⸗
benen Beyſpiele folgt und die Endung dactylus als etwas bey
der Namengebung Unnoͤthiges anſieht. Aus dieſer Urſache bil⸗
dete ich Pter. paludum, obsoletus, hieracii, Fischeri,
Ehrenbergianus etc., ohne es zu verſchmaͤhen, die Endung
daetylus anzuwenden, wo es ſich auf eine paſſende Weiſe thun
lief. Daher bildete ich Al. grammodactyla. Osteodactylus
wuͤrde ich unterdruͤckt haben, wenn nicht dieſer Name ſchon
ſeit 5 —6 Jahren im entomologiſchen Verkehre gebraucht würde
und eine doch einigermaßen ertraͤgliche Deutung zuließe. Ich
hoffe zwar nicht, daß dieſe Neuerung allen Lepidopterologen zu⸗
ſagen werde, zumal da nur noch kuͤrzlich der Wunſch ausge⸗
ſprochen wurde, daß jede Falterfamilie mit einer eigenthuͤmlichen
Endung verſehen werden moͤchte; allein es ſcheint mir, als ob
ſie ſo in der Natur der Sache ſelbſt liege, daß auch diejenigen,
die ſich vom Herkoͤmmlichen nicht leicht losmachen, mit der
Zeit ſich darein fuͤgen und vielleicht die Nuͤtzlichkeit und Noth
wendigkeit dieſes Verfahrens einſehen werden. *
Regiſter.
Jamillen, Gattungen, Gruppen.
(Ih. Die Seiten 865 bis 882 ſind durch ein Verſehen doppelt.)
Aciptilia — Aciptilus S. 768. 771. 880.
Aciptilus (Pteroph. phalanx 4) 768. 771.
Adactyla 763. 771.
Agdistis — Adactyla 763. 880.
Alucitidae — Pterophoridae 755, 885.
Alucitina 865.
Alucita — Adactyla
Alucita — Pterophorus
Alucita 755.
Amblyptilic = Oxyptilus 765. 770. 880.
Euchiradia — Alucita 880.
Orneodes __ Alucita 867. 881. 881.
Oxyptilus (Pteroph. phal. 2.) 765. 770.
Platy ptilia — Platyptilus 764. 770. 880.
Platyptilus (Pteroph. phal. 1.) 764, 770,
Pterophoridae 755.
763,
761.
889
Pterophorus 764. 766. 770. 772. 881,
Stenoptilia = Pteroph, 766, 770. 880.
Speeies.
Acanthöodactyla (Aluc.) — Pter. acanthod. 784. 880. 883.
Acanthodactylus (Pteroph.) 765. 784. 877.
Adactyla (Aluc.) — Adactyla Huebneri 771. 880. 882.
Albodactylus (Pteroph.) — Pier. galactodact.? 858. 880. 881.
Albus (Pteroph.) __ Pieroph. pentadactylus 864. 877.
Baliodactylus (Pteroph.) 861.
Bennetti (Adactylus).
Bipunctidactyla Phal.) — Pt. mictodact.
Brachydactyla (Aluc.) — Pteroph. brachydact.
Brachydactylus (Pterophorus) 768. 856,
Calodactyla (Aluc.) — Pter. Zetterstedtii 879.
Calodactyla (Aluc.) 879. 882.
Calodactyla (Aluc.) — Pteroph. acanthodactylus
Calodactylus (Pteroph.) — Pter. acanthodactylus
"Capnodactylus (Pterophorus) 765. 774.
Carphodactyla (Aluc.) — Pteroph. carphodactylus 853.879.
Carphodactylus (Pterophorus) 853.
Chrysodactyla (Aluc.) — Pier. hieracii 881.
Cinereus (Pteroph.) — Alucita hexadactyla 878.
Cosmodactyla (Aluc.) — Pteroph. acanthodact. 785. 880. 883.
Didactyla (Phal.) — Pteroph. tetradactylus.
Didactyla (Phal.) 831. 878.
Didactyla (Aluc.) 878.
Didactyla (Aluc.) — Pteroph. pilosellae 883.
Didactyla (Phal.) 862. 872. 878. 879.
Didactylus (Pterophorus) 880. 881,
Dodecadactyla (Alucita) 872. 877. 880.
Dodecadactylus (Orneodes) — Aluc. dodecadact.
Ehrenbergianus (Pterophorus) 770.833,
Erinopteros (Musca) = Pteroph. pentadact. 864. 875.
Fischeri (Pterophorus) 770.781. 882,
Fuscus (Pteroph.) — Pteroph. pterodact. 878.
Fuscus (Pterophorus) 841. 877.
Galactodactyla (Aluc.) — Pter. carphodact.? 877.
Galactodactyla (Aluc.) — Pter. galactod. 857. 877. 884.
Galactodactylus (Pteroph.) 769.857,
Gonodactyla (Aluc.) — Pteroph. Zetterstedtii var. 777. 882.
Grammodactyla (Alucita) 867.
Graphodactyla (Aluc.) — Pteroph. graph. 840. 883.
Graphodactyla (Aluc.) 883.
Graphodactylus (Pteroph.) 840.
Hexadactyla (Aluc.) — Al. grammodactyla? 867. 879.
Hexadactyla (Alucita) 869. 877. 878. 880.
Hexadactylus (Orneodes) — Aluc. hexadact. 869. 881.
Hexadactylus (Pteroph.) — Aluc, hexadactyla 880.
Hieracii (Pterophorus) 770, 827.
Huebneri (Alucita) 771.
Icarodactyla (Aluc,) — Pteroph. scarodact, 848.
- Icarodactyla (Aluc.) 884.
Ischnodactyla (Aluc.) — Pieroph. ischnodact, 863, 884.
Ischnodactylus (Pterophorus) 770. 863.
Leucodactyla (Aluc,) — Pteroph, tetradactylus 862. 877, 878.
837. 879.
856. 883.
882.
880.
872.
890
Leucodacty!lus (Pterophörus) 831. 880.
Lithodactyla (Aluc.) — Pter. lithodact. 843. 883.
Lithodactylus (Pteroph.) 768. 843.
Macrodactyla (Aluc.) — Pter. Zetterstedti var. 778.
Megadactyla (Aluc.) — Pter. ochrodact. 877.
Megadactyla (Aluc.) 880.
Megadactyla (Aluc.) — Pter. Zetterstedtii var. 777. 878.
Metzneri (Adactyla)
Metzneri (Pterophorus) 770. 783.
Miantodactylus (Pterophorus 767. 835.
Microdactyla (Aluc.) — Pter. microdact. 854. 880. 884.
Microdactyla (Aluc.) — Pter. osteodact. 851.
Microdactylus (Pterophorus) 854.
Mictodactyla (Aluc.) — Pter. mictodact. 836, 878. 882. 883.
Mictodactylus (Pterophorus) 768. 837.
Migadactylus (Pteroph.) — Pter. ochrodact. 880.
Monodactyla (Aluc.) — Pier. pterodact. 878.
Monodactylus (Pteroph.) — Pteroph. pterodact. 880. 887.
Nemoralis (Pteroph.) — Pter. Zellerstedtii var. 778.
Obscurus (Pterophorus) 793.
Obsoletus (Pteroph.) 769. 859.
Ochrodactyla (Aluc.) — Pteroph. ochrodact. 775. 879. 882.
Ochrodactyla (Aluc.) — Gracilaria elongella 881.
Ochrodactylus (Pteroph.) 765. 775.
Ochrodactylus (Pteroph.) 880.
Osteodactylus (Pterophorus). 851.
Paludum (Pterophorus) 770. 866,
Pelidnodactyla (Aluc.) — Per. mictodact. 837.
Pentadactyla (Phal.) = Pteroph. pentadact. 862. 877.
Pentadactyla (Aluc.) — Pier. pentadact. 862. 877.878.879. 884.
Pentadactylus (Pterophorus) 770. 864. 877, 878, 880. 881.
Petradactyla (Aluc.) 781. 880.
Phaeodactyla (Aluc.) — Pter. phaeodactylus 834. 879. 883.
Phaeodactylus (Pteroph.) 767. 834.
Pilosellae (Pterophorus) 789.
Poecilodactyla (Alucita) 875. 885.
Polydactylus (Orneodes) — Aluc. polydact. 871.
Polydactyla (Alucita) 870. 880.
Pterodactyla (Aluc.) — Pteroph. pterodact. 846. 877. 878. 879
882. 883.
Pterodactylus (Pterophorus) 768. 846. 876. 877. 880.
Ptilodactyla (Aluc.) — Pteroph. fuscus 841. 879. 883.
Ptilodactylus (Pteroph.) — Pteroph. fuscus. 841.
Rhododactyla (Aluc.) — Pter. rhododact. 772. 879. 882,
Rhododactylus (Pteroph.) 765. 772. 875. 880. 881.
Scarodactyla (Aluc.) = Pteroph, scarod. 880,
Scarodactylus (Pterophorus) 768. 848.
Septodactyla (Aluc.) — Pier. lithodact. 84). 883.
Spilodaetyla (Aluc.) — Pter. acanthodact. 770. 785.
Tephradactyla (Aluc.) — Pter. tephradact. 830. 879. 884.
Tephradactyla (Aluc.) — Pier. tephrad.? 884.
Tephradactylus (Pterophor.) 850.
Tesseradactyla (Aluc.) 879.
Tesseradactyla (Aluc.) — Pter. Zetterstedtii 777. 882.
Tesseradactylus (Pteroph.) 880.
Tetradactyla (Aluc.) — Pter. tetradactylus 862. 881.
Tetradactyla (Aluc.) 878. 885.
Tetradactylus (Pterophor.) 769, 862.
891
Theiodactyla (Aluc.) — Pier. tetradact. 862.
Trichodactyla (Aluc.) 877. 879.
Trichodactyla (Aluc.) — Pteroph. trichodactylus 832. 879,
Trichodactyla (Aluc.) — Pter. obscurus 793, 882.
Trichodactylus (Pterophorus) 832.
Tridactyla (Aluc.) 878.
Tridactyla (Aluc.) — Pteroph. pentadact. 864. 879.
Tridactylus (Pteroph.) 880.
Tristis (Pterophorus) 788.
Ulodactyla (Alucita) 772. 885. 888.
Xanthodactyla (Aluc.) — Pteroph. xanthodact. 858. 884.
Xanthodactylus (Pterophorus) 769. 858.
Xerodactylus (Pterophor.) 860.
Zetterstedtii (Pterophorus) 765. 770. 777. 877.
Erklärung der Abbildungen.
1—13. ſtellen den Aderverlauf der Flügel mehrerer Ptero-
phoriden vor, und zwar:
— 1. 2. den der Adactyla Huebneri.
— 25. iſt eine der eigenthümlichen Schuppen an der Median⸗
ader der Hinterflügel von Adaet. Huebneri.
— 3. 4. Aderverlauf des Pterophorus Zetterstedtii.
5. des Vorderfluͤgels von Pier. hieraciü.
— 6. von Pier. lithodactylus.
7. Hinterfluͤgel des Pteroph. pterodact.
. 9. Pteroph. osteodact. Fig. 9. zeigt die Schuppen F. 2b.
au ihrem Anheftungsorte bey dieſer Art.
— 10. 11. Pteroph. tetradactylus.
— 12. 13. Alucita hexadactyla.
— 14. 15. Kopf und Beine der Adactyla Huebneri.
— 16—19. Pteroph. ochrodactylas. 16. u. 17. Kopf. 18. Hin:
terbein. 19- Flügel,
— 20-24. Pteroph. hieracii. 20. Kopf. 21. Hinterbein. 22.
Flügel. 23. Ruͤckendornen der Puppe. 24. letzte
Ringe der Puppe.
— 25. Hinterrand des Hinterzipfels mit der Franzeuzeichnung
von Pleroph. obscurus.
— 26. letzte Ringe der Puppe von Pter. obscurus.
— 27. letzte Ringe der Puppe von Pter. pilosellae.
— 33-31. Pteroph. mictodactylus. 28. Flügel. 29. Geſtalt
der Raupe; der Ste Ring mit feinen Hoͤckern und
Borſten. 30. u. 31. Puppe.
— 32. Pteroph. pterodactylus.
— 33, Pteroph. scarodactylus. 8
— 34. Pteroph. brachydactylus.
— 35. Pteroph. galactodactylus.
— 36. 37. Pteroph. pentadactylus. 36. Kopf. 37. Fluͤgel.
— 38. Pteroph. paludum.
— 39. 40. Aluc. grammodactyla. 39. Kopf. 40. die zwey er⸗
ſten Vorderflügelfedern mit ihrer Zeichnung.
— 1113. Aluc. hexadactyla. 41. Kopf. 42. Hinterbein. 43.
die zwey erſten Vorderflügelfedern mit ihrer
Zeichnung.
Fig.
|
®
892
Wir tragen hier nach die Abbildung von Caligus ame-
ricanus von Pickering und Dana in der Iſis 1840. S.
201 aus Sillimans Journal, Band 34. 1838. S. 225.
Iſis 1841. Tafel IV.
a. Maͤnnchen in natuͤrlicher Größe, Ruͤckenſeite.
b. Vergroͤßerte Bauchſeite, welche die verſchiedenen Be⸗
wegungsorgane mit ihren Muskeln zeigt, und die Bewegung
des Blutes nach der Richtung der Pfeile.
Original Taf. II. Fig. 1.
Der Leib beſteht aus 4 Segmenten, wovon das erſte
Kopf und Bruſt, das zweyte und dritte den Bauch einſchließt.
Die zwey erſteren A. A. koͤnnen Segmenta cephalothoraeica
heißen. Sie haben im Ganzen eine ovale Geſtalt, hinten et
was breiter, vorn einen Ausſchnitt A., hinten eine tiefe Bucht
B.; ſind vorn und ſeitwaͤrts mit einem durchſichtigen Rande
begraͤnzt und an der Graͤnze iſt eine Reihe kleiner Dornen k. e.
Das vordere Kopf: Segment geht nur von A — C., das hin⸗
tere von B. bis hinter den Ausſchnitt B; das vordere Bruſt⸗
Segment iſt bezeichnet mit F. Das erſte Bauch-Segment iſt
mit EE. bezeichnet, das zweyte mit II. und daran hängen zwey
blattfoͤrmige Anhaͤngel M.
Im Ausſchnitt A. des vorderen Kopf-Segmentes ſtehen
zwey kleine Waͤrzchen, welche vielleicht den inneren Fuͤhlhoͤr⸗
nern entſprechen. 1
Die Figur ſteht im
I. iſt ein Saugnapf, den man für die Augen angeſe⸗
hen hat.
K. iſt eine Borſte.
L. Fuͤhlhoͤrner, wo das erſte Kopf-Segment endigt,
zweygliederig. ö
Im zweyten Kopf-Segment liegt der Mund in
laͤnglichen Maſſe m,
Die uͤbrigen Organe dieſes Kopf-Segmentes ſind 4 Fuß⸗
paare, welche dem zweyten Kieferpaar und den 3 Paar Kiefer⸗
fuͤßen der Dacapoden entſprechen.
n. das erſte Paar.
0. das zweyte Paar.
p. das Ste Paar.
9. das vierte Paar.
Dann folgen noch 4 Fußpaare, wovon 3 zum vorderen
einet
Bruſt⸗Segment F. und eines zum hinteren gehören; alſo im
Ganzen 8.
Die zwey erſten Paare x. s. find Schwimmfuͤße; das
dritte t. iſt in ein breites Ruder ausgedehnt. [Die Benennung
und Beſchreibung der Segmente, beſonders aber die Bezifferung
iſt in Text und Abbildung ſo verwirrt, daß wir nicht recht
daraus kommen. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß die Verfaſſer eine
vollſtaͤndige Erklaͤrung der Figuren nachlieferten.] 5
Das vierte Fußpaar u. hängt am hintern Bruſt⸗Seg⸗
ment. Am vordern Bruſt-Segment G. hängt kein Fuß; am
hintern H, dagegen die zwey Blaͤtter M.
ee ee u
893
v. v. find die Sterna des Sten und Eten Fußpaares
r. 5. W. iſt eine bewegliche Gabel.
Die Buchſtaben a. b. d. f. h. i. bezeichnen Muskeln.
a. b. gehoͤren zurn Fuͤhlhorn.
f. gehört zum zweyten Fußpaar o., welches dem erſten
Paar der Kieferfüße entſpricht.
h. I. gehören zum Fußpaar p.
Die Augen haben keinen Buchſtaben. Sie ſind ganz
innerlich und liegen am Centro des hinteren Kopf-Segmentes,
unmittelbar uͤber dem unteren oder tieferen Theil der Mund⸗
maſſe.
Kröyer's naturhiſtoriſche Zeitſchrift.
1838 —40. III. 4—5.
(Fortſetzung von Heft IX. 1841. S. 717.)
1) S. 307 314. Einige Ausſtellungen an Reichen⸗
bach's Pflanzenſyſtem, von J. H. Bredsdorff.
2) S. 315 — 324. Entomologiſche Beytraͤge von F.
Boie (deutſch geſchrieben).
Der Aufſatz enthält ſchaͤtzbare Beobachtungen über Or-
chesia micans Payk., Alysia Orchesiae B., Ichneumon
multiguttatus Gravh., Trogus albiguttatus Grav., Tr. af-
finis B., Ichn. arctiventris B., Ichn. motatorius Grav.,
- JIchn. stenogaster B., Pimpla Stercorator Gr., Mesoleptus
testaceus Gr., Anomalon ruficorne Gr. 2, Trypeta alter-
nata und Anthomyia Rumicis Bouche.
3) S. 325—328. Ueber eine Race langhaariger Katzen,
don demſelben.
Pallas theilte im erſten Bande ſeiner „Bemerkungen
auf einer Reiſe in die ſuͤdlichen Statthalterſchaften des ruſſiſchen
Reiches in d. J. 1793 und 94“ (S. 37.) Bemerkungen uͤber
eine beſondere Abart oder einen Baſtard von Hauskatzen, auch
eine Abbildung derſelben mit. Ein dem dort beſchriebenen Ba⸗
ſtarden ziemlich aͤhnliches Thier weiblichen Geſchlechts, welches
notoriſch der Abkoͤmmling einer dunkel und lichtgrau geſtreiften
gewoͤhnlichen Katze und auf dem Gute Ranzau geboren iſt,
beſitzt der Herr von Warnſtedt zu Plön ſeit 1837, welcher
dem Verfaſſer uͤber daſſelbe Folgendes mitgetheilt hat: „Farbe
glaͤnzend ſchwarz, jedoch die Haare unter dem Bauche, an den
Hinterſchenkeln und der untern Seite des Schwanzes etwas
roͤthlich, und dieſes Mardercolorit iſt ſeit der Zeit, daß ich das
Thier befitze (1 Jahr) vorherrſchender geworden. Dieſelbe Farbe
haben auch die untern Theile des glaͤnzend ſchwarzen Haares.
Die Bruſt ganz weiß, ungefaͤhr wie beym Hausmarder. Eben⸗
falls ſind die beyden Hinterfuͤße, reichlich 1“ von den Zehen
aufwaͤrts, weiß; ein weißer Fleck auch an den Zehen des rech⸗
ten Vorderfußes. Barthaare glaͤnzend weiß, uͤbrigens wie bey
der Hauskatze. Die ganze Behaarung auffallend lang, beſon⸗
Iſis 1841. Heft 12.
—
894
ders auf dem Rüden und Schwanze, hier reichlich 3“ lang.
ie Augen gummiguttgelb, an den aͤußeren Raͤndern in's Roͤth⸗
liche ſpielend; der linſenfoͤrmige Augenſtern ſchwarz. Die Ohren
aufſtehend, denen eines Marders aͤhnlich; der Kopf kleiner,
ſpitziger zulaufend und drenediger, als bey der Hauskatze.“
Einen caſtrierten Abkoͤmmling derſelben Mutter beſitzt der
Vf. ſeit 2 Jahren. Er hat die gewöhnliche Größe der größten
Kater und im Allgemeinen das Colorit der wilden Katze. Die
Haare des Koͤrpers und Schwanzes ſind aber ungewoͤhnlich lang,
fat noch Länger als die der Mutter, auf dem Bauche gekraͤuſelt,
weich wie Seide und nach allen Seiten biegſam, wie das Pe z⸗
werk des Marders und gewiſſer Varietaͤten des Fuchſes (Nor⸗
wegen, Himalaya). Laͤnge derſelben an den Backen und den
Hinterſchenkeln beſonders auffallend. Electricitaͤt. Zaͤhne wie
bey der Hauskatze, auch nicht ſtaͤrker. Leiſes Miauen und
Schnurren. Lebensweiſe faſt naͤchtlich, daher ſeltenes Erſcheinen
am Tage, namentlich im Winter, und Verſtecken auf dunklen
Boͤden. Puͤnctliches Erſcheinen beym Einbruche der Daͤmme⸗
rung, um zu freſſen. Sonſt ganz der Character der Katze.
Dieſe Abart erinnert an die Angora-Katzen, mit denen
aber keine Vergleichung angeſtellt werden konnte. In Aſſens
(auf Fuͤnen) fol ſich ein ähnliches Thier befinden, auch ſollen
im ſuͤdlichen Norwegen langhaarige Katzen vorkommen und als
ſtehende Race unter der Benennung „wilde Katzen“ bekannt
ſeyn. In Ranzau beſaßen mehrere Anſaͤßige der Ploͤner Katze,
wie der des Bfs., aͤhnliche Individuen, welche indeſſen jetzt
ausgeſtorben find. Die zu Plön hat ſeit ihrer Verſetzung das
hin Zmal Junge geworfen, das erſte Mal grau und dunkler
geſtreifte, das zweyte Mal aber — 2 an der Zahl — der
Mutter ganz aͤhnliche. Ein Grund zur Annahme, daß ſie
ſelbſt, wie von der Stammmutter behauptet wird, ſich mit
einem Marder gepaart habe, iſt nicht vorhanden. Nach der
Angabe des Foͤrſters Hanſen zu Ranzau hat derſelbe früher
auf dem Gute Wittenberg einen Marder während der Paarung
mit einer Katze erlegt, und eine aͤhnliche Vermiſchung will der
Gaͤrtner Brede zu Ranzau wahrgenommen haben.
4) S. 329 — 330. Entbinden von Stickluft in einigen
warmen Quellen auf Island, von J. C. Schythe.
5) S. 331 - 394. Eine Gebirgsreiſe in Island im
Sommer 1840, von demſelben.
6) S. 395 — 409. Naturgeſchichtliche Mittheilungen
5 Geſellſchaft. (Mitgetheilt von V. Stroͤm und Joh.
ange.)
Die Geſellſchaft beſteht aus einigen jungen Naturforſchern,
welche ſich ſeit dem Anfange des vorigen Jahres vereinigt ha⸗
ben, um theils ihre naturgeſchichtlichen Kenntniſſe uͤberhaupt,
theils die Kenntniß der vaterländifchen Naturerzeugniſſe zu ver
mehren. Als einzelne Reſultate ihrer Bemühungen geben ſie hier
A. ein Verzeichniß daͤniſcher Gewaͤchſe, welches ſich zu⸗
naͤchſt an Drejer's Liſte ſeltener Pflanzen anſchließt,
B. ein Verzeichniß minder gemeiner Lepidopteren, welche
ein Mitglied der Geſellſchaft geſammelt hat. (Die mit * bes
zeichneten finden ſich weder in Boie's Verzeichniß [in dieſer
Zeitſchrift!, noch in Müllers Prodromus und feiner En.
Fredriksdaliana, und ſind deßhalb — neu zu betrachten.) Es
57
895
find: Argynnis Ino, Auguft in Fünen, einmal; Vanessa
cardui, nicht felten um Copenhagen, Aug., Sept. Fuͤnen;
Vanessa Antiopa, Seeland und Fuͤnen, * Hipparchia Hero,
in Menge im Haraldſteder Walde, Juny; *Lycaena agestis,
Söndermarken, im May einmal; *Lycaena W. album, im
Auguſt an mehreren Stellen auf Fuͤnen; geſellig; Papilio
Machaon, nicht ſehr ſelten, auf Seeland (May bis Junp)
bey Rudersdal, Blonſtroͤd, Esrom, Soroͤ. Auf Fuͤnen auf
trocknen Haidehuͤgeln bey Haͤſinge (Juny, July); Larve ebenda
auf Pimpinella Saxifraga; Doritis Mnemosyne, mehrere
Exemplare im Haraldſteder Walde (Juny) (vgl. Schioͤdte's
Reiſe); Pontia Daplidice, auf Fuͤnen nicht ſelten in ſandigen
Gegenden; Leucophasia sinapis, April auf dem Jorſtruper
Felde, Juny im Haraldſteder Walde; Zygaena scabiosae,
July in Geſtraͤuch auf Fuͤnen; Aglia Tau, ſcheint ſehr ver⸗
breitet zu ſeyn, aber wenige Exemplare, auf Fuͤnen bey Odenſe,
Seeland bey Drominggaard und dem Terkilder Walde (April
bis Sunv); Notodonta tremula, Larve im July auf Fuͤnenz
Liparis Monacha, September in den Kirſchengaͤngen; Pe-
rastis rubricosa, Larve im July auf Alectorolophus Cri-
Sta galli.
7) S. 409-422. Einige Beytraͤge zur daͤniſchen Flora,
von S. Drejer.
8) S. 423-480. Rexisio eritica Caricum borealium
in terris sub imperio Danico jacentibus inventarum; von
demſelben. (Ganz lateiniſch abgefaßt.)
9) S. 481 — 490. Bemerkungen zu der Gattung Li-
macina Lmck, von H. P. C. Möller.
Der Gattungsname Limaeina ſtammt von Lamarck her
und iſt von Cuvier angenommen worden. Blainville benannte
dieſe Gattung Spiratella; die älteren Schriftſteller fuͤhrten die
einzige bekannte Art zu verſchiedenen Gattungen, ſo Fabricius
und Gmelin zu Argonauta, Scoresby, Phipps, Martens und
Pallas zu Clio. Die gewohnlichen Benennungen, unter wel⸗
chen dieſe Gattung den Wallſiſchfaͤngern der verſchiedenen Nas
tionen bekannt iſt, ſind: Schnecken-Rotzfiſch, Hvalfiskefras,
Wallfiſch⸗Aetz, Wallfraß und Wallaas; aber unter den letzten
Namen hat man oft — nach der Etymologie — zugleich die
anderen Thiere verſtanden, welche man vorzüglich für die Nah:
rung der Wallfiſche hielt, nehmlich Clio borealis und ver⸗
ſchiedene Gruftaceen und Akalephen. Der grönländifche Gat⸗
tungsname iſt Kullukaursak, d. i. ein Thier, welches wie ein
Rabe ausſieht. Fabricius hat der Gattung den daͤniſchen Na—
men Kronjacht gegeben.
So viel man weiß, kommt dieſe Gattung nur im Meere
innerhalb der Barrowſtraße, in der Baffinsbay, der Davis⸗
ſtraße und dem nörblichften Theile des atlantiſchen Meeres vor.
Bey den Färdern kommt fie kaum vor, vielleicht nicht einmal
bey Island, aber uberall an den Küften von Groͤnland, Spitz
bergen und dem Nordcap“; ob an den ſiberiſchen Kuͤſten, iſt
Sowerby hat in ſeinen Genera of recent and fossil shells
unter dem Namen Limaeina arctica ein Thier abgebildet,
welches er von Meſſina erhalten hat. Weder aus der
Zeichnung, noch aus der kurzen Diagnoſe kann man ent⸗
nehmen, was für ein Thier es ſeyn ſoll; ich bin geneigt,
es für eine Atlanta zu halten.
896
mir undekannt. Im Meer um die Melville-Inſel ſcheint fie
nicht haͤuſig zu ſeyn; in dem Supplemente zu Parry's erſter
Reiſe“ wird angeführt, daß man fie dort ſehr ſelten angetrof⸗
fen habe, wogegen ſie in großem Ueberfluſſe in der Baffinsbay
und der Davisſtraße in der Naͤhe des Eiſes vorkam. An dem
Theile der groͤnlaͤndiſchen Kuͤſte, welcher innerhalb des Polar⸗
kreiſes und vorzuͤglich noͤrdlich von der Inſel Diſko liegt, laͤßt
fie ſich jaͤhrlich in ungeheurer Menge im Fruͤhling ſehen, kommt
aber jederzeit vor, wenn das Waſſer nur offen iſt. Dagegen
kommt ſie minder regelmaͤßig und in viel geringerer Menge an
der Kuͤſtenſtrecke zwiſchen der Colonie Sukkertoppen (65° 20
N. Br.) und Cap Farwel (59 49“ N. Br.) vor; es koͤnnen
mitunter mehrere Jahre verſtreichen, ohne daß man ſie ſieht;
findet ſie ſich ein, ſo geſchieht es beſonders im Fruͤhlinge und
man ſieht ſie dann als Vorlaͤufer des großen Eisgangs an;
bisweilen ſieht man fie auch im Herbſte, ſehr ſelten im Som:
mer. Fabricius fuͤhrt in ſeiner Abhandlung in den Schriften
der Geſellſchaft der Wiſſenſchaften“ an, daß fie beſonders im
Fruͤhjahre und Herbſte vorkomme, waͤhrend ſie im Sommer
vermuthlich weiter hinaus in der See ſchwimme. In der
Fauna groenlandica fagt er, „ad superfieiem maris copiosa,
vere et autumno frequenter obvia“; fo daß es ſcheinen
möchte, daß fie zu des Fabricius Zeiten keineswegs felten war,
wenigſtens bey Frederikshaab. Dann und wann zeigt ſie ſich
plöslih in Maſſe an einer einzelnen Stelle der Kuͤſte; fo hat
ſie Capitain Hollboͤll im Baals-Rivier im Sommer 1826, der
Botaniker Vahl im Prinz-Chriſtiansſunde im Julius 1829,
der Kaufmann Mogfeld bey Narſack im Sommer 1840 geſehen.
Bey Spitzbergen kommt ſie gewoͤhnlich in unmaͤßiger
Menge im Sommer vor; doch geſchieht dieß nicht immer ſo
ganz regelmaͤßig. So zeigte ſie ſich nur in ziemlich geringer
Anzahl in den Tagen, welche die franzoͤſiſche Expedition dort
in den Jahren 1838 und 1839 zubrachte. Was ihr Vorkom⸗
men beym noͤrdlichen Norwegen betrifft, ſo weiß ich daruͤber
nichts Beſtimmtes; am Nordcap findet ſich wenigſtens ein ver⸗
wandtes Thier; ob dieß aber eine Limacine iſt, vermag ich nach
den wenigen Worten, mit denen Lovén deſſelben in feiner Ab:
handlung Über die Evadne Nordmanni** erwähnt, nicht zu be:
ſtimmen. b x
Die Limacinen ſcheinen nur in der Nähe der Küften vor⸗
zukommen. Fabricius ſagt freilich in der oben citieten Abhand⸗
lung, daß ſie im Sommer vermuthlich weiter hinaus in die See
ſchwimmen,“ ſtuͤtzt aber dieſe Vermuthung nur auf den Grund,
daß man ſie zu dieſer Zeit ſeltener an den groͤnlaͤndiſchen Kuͤſten
ſieht. Die wichtigſte Auctoritaͤt uͤber ihr Vorkommen iſt gewiß
Scoresby, und er glaubt nicht, daß ſie in groͤßerer Entfernung
von der Kuͤſte vorkommen, als wo man noch Land ſehen koͤnne.
Ungeachtet aller angewandten Muͤhe hatte ich während
meines ganzen Aufenthalts in Grönland, gerade bis 6 Wochen
1
* Supplement to the Appendix of Capt. Parry's voyage for
the discovery of a North-West-Passage, 1819—20.
London 1824. a
Om Hvalaaſet, Videnſ kabernes Selſkabs Skrivter, nya
Samling, iſte Deel; Kopenh. 1781, S. 567. N
% Svensk Vetensk. Acad. Handll, för, ar 1835 (überſ. in
Wiegm. Arch. Jahrg. IV, Bd. 1, S. 143 ff.).
„
Hmmm.
897
vor dem Antritte meiner Ruͤckreiſe nach Daͤnemark, noch keine
Limacine geſehen. Es war mir daher eine eben fo angenehme
als unerwartete Ueberraſchung, als ich am 10. Julius von
einer Excurſion nach einer der Buchten nach Godthaab zuruͤckkam
und Capitaͤn Hollboͤll mich benachrichtigte, daß er einige Li—
macinen gefangen und mir dieſe noch am Leben erhalten hätte.
Nach meiner Ruͤckkehr zur Colonie war ich faſt taͤglich nach dem
(Baals) Rivier hinaus, ſah aber keine Spur mehr von der
Limgeine, fo daß ich alſo nur jene Exemplare lebend habe un—
terſuchen Eönne,,
In der See ſind ſie wegen ihrer geringen Groͤße und
ihres ſchwaͤrzlichen Schimmers ſchwer zu erblicken; ſie ſehen wie
kleine Flocken aus, und nur durch ihre Beweglichkeit erwecken
fie Aufmerkſamkeit. Die Schale und der groͤßte Theil der Fluͤ—
gel ſind ganz glashell, die Mundtheile dagegen ſchwarz, die Kra—
genpartie von einer ſchmutzig braͤunlichen Farbe, und die Leber,
welche man durch die Schaale ſieht, graulich. Wenn die Thiere
ſterben, ſo verlieren ſie ihre Durchſichtigkeit und nehmen eine
blaſſe Milchfarbe an. Die Bewegungsorgane ſind bei der Li—
macine mit mehrem Grunde, als bey Clione, Fluͤgel zu nennen,
indem die Limacine ſie wirklich eben ſo, wie die Voͤgel gebraucht,
ſo daß es nur ihre Wirkung nach einer Richtung hin iſt,
welche zur Bewegung des Thiers dient, und nicht — wie bey
Clione — Vor- und Ruͤckwaͤrts-Schlaͤge. Vielleicht koͤnnte
man die Verſchiedenheit zwiſchen der Schwimmweiſe beider Gat—
tungen am beſten verdeutlichen, wenn man die Fluͤgelbewegun—
gen der Limacine mit den Bewegungen der Ruder waͤhrend des
Ruderns vergliche, die der Clione dem ſogenannten Wricken
(Vorwaͤrtsbewegen eines Fahrzeugs mittels eines einzigen Ruders,
welches uͤber den Spiegel hinausgelegt wird). Bei der Limacine
folgen ſich die Fluͤgelſchlaͤge weit ſchneller, wenn fie ſchwimmt,
als bey der Clione; die Fluͤgel der letztern ſind beſtaͤndig in der—
ſelben einfoͤrmigen Bewegung, ſelbſt auch wenn ſie ruht, wo—
gegen die Limacinen, wenn fie ruhen oder ſich ſinken laſſen, die
Fluͤgel ſtill halten; mit ausgebreiteten Fluͤgeln ſinken ſie lang—
fam, mit zufammen= oder in die Schale hineingezogenen ſchnell.
Uebrigens haben ihre Bewegungen etwas Unſtaͤtiges oder Wackeln—
des an ſich, welches an den Flug der Schmetterlinge erinnert.
Sie ſchwimmen faſt beſtaͤndig mit der Schale nach unten und
mit den Fluͤgeln auf- und vorwärts, während fie jedoch ab und
zu, gleichſam mit einem kleinen Sprunge ſich auf die Seite
werfen oder einen Burzelbaum ſchlagen. Die Bewegungen,
welche meine Limacinen im Glaſe machten, waren folgende. Sie
flatterten kreuzend herum, bis ſie die Waſſerflaͤche erreichten,
ließen ſich dann einige Zoll weit ſinken und hoben ſich wieder
bis zur Waſſerflaͤche, ſanken wieder eine kleine Strecke und ſtie—
gen von neuem verſchiedene Male, bis ſie endlich bis zum Bo—
den des Glaſes hinabkamen, wo ſie dann ruhten; mitunter hiel—
ten fie ſich flatternd einige Augenblicke dicht unter der Waſſer⸗
flaͤche; aber uͤber dieſelbe irgend einen Theil des Koͤrpers hervor—
zuheben, ſind ſie gar nicht im Stande.
Sie ſchieben ſich mit Leichtigkeit in die Schale und aus
ihr. Wollen ſie ſich hineinziehen, ſo falten ſie die Fluͤgel ſo
zuſammen, daß dieſe mit ihrem untern Theile einander decken.
Wegen der Contractilitaͤt und Beweglichkeit derſelben iſt ihre
Form, welche nach den verſchiedenen Arten etwas variirt, faſt
unmoͤglich wiederzugeben, bevor man ſie durch fortgeſetzte Beo—
bachtungen in einer Menge verſchiedener Stellungen geſehen hat.
Sie find duͤnn, durchſichtig und wie ein Winkelhaken in der
898
Mitte faſt in einen rechten Winkel gebogen; der aͤußere Rand
des aͤußern oder obern Schenkels des Winkelhakens iſt gerade
abgeſchnitten; der innere Rand des untern Schenkels iſt crenee
lirt und mit einer kleinen, feinen, hackenfoͤrmigen Vorragung
verſehen. Ich vermuthe, daß das Thier mittels dieſer Hacken
ſich an anderen Gegenſtaͤnden feſthalten koͤnne, obgleich ich ge—
ſtehen muß, daß ich ſie nie habe von denſelben einen Gebrauch
machen ſehen. Die Flügel der Limacinen, welche verhaͤltniß—
maͤßig viel größer find, als die der Clionen, bilden eine Forte
ſetzung der Mundparthie und gehen unmittelbar hinter den
ſchwarzen, halbmondfoͤrmigen Körpern hervor. Dieſe beyden
Körper, welche cylindriſch, aber etwas gebogen find, bilden, in—
dem ſie mit ihren beyden oberen Enden zuſammenſtoßen, einen
Winkel; hinter deſſelben Spitze, an der Baſis der Fluͤgel, liegt
der Mund, welcher wie das Ende einer kleinen, etwas zuſam—
mengedruͤckten Roͤhre ausſieht. Ein deutlicher Kopf fehlt ganz“;
Augen habe ich nicht gefunden. Die Kragenpartie beſteht aus
2 ziemlich großen, duͤnnen, dreyeckigen Lappen, deren laͤngſte
Seiten ſich gegen einander kehren; ſie liegen uͤber die Schale
hinaus nach hinten, ſo daß ſie den inneren Theil der letzten
Windung bedecken. Das von Fabricius erwaͤhnte Filament,
welches langgeſtreckt lancettfoͤrmig iſt, gleicht ſehr, in der Form
ſowohl als in der Art, in welcher es auf der Schale liegt,
dem Polierlappen der Vitrina; es liegt uͤber die Nabelpartie
hinweg und iſt gewoͤhnlich um den aͤußeren Theil der letzten
Windung herumgebogen, doch auch bisweilen nach der entgegen—
geſetzten Seite hin; beim Anruͤhren wird es ſchnell eingezogen.
Ein anderes, von Fabricius fuͤr den After genommenes Fila—
ment ſieht man biswellen aus der Schale hervorgeſteckt.
Die Schale iſt links gewunden, genabelt, mit einer mehr
oder weniger vorſtehenden Spira, aͤußerſt duͤnn und zerbrechlich,
waſſerklar, mit einem ſchwachen, gruͤnlichen Schimmer; keine
Epidermis. Die Columella iſt vorragend und gerade; die Mund—
oͤffnung laͤnglich, faſt vierſeitig; die Lippe etwas zuruͤckgebogen,
duͤnn und ſcharf. Die oberen Windungen ſind leer.
Da die Columella fo vorragt, koͤnnen fie auf der Nabel⸗
partie nicht ruhen, ſondern ruhen auf der Spira, waͤhrend ſie
ſich im Allgemeinen zugleich auf den rechten Fluͤgel ſtuͤtzen.
Die Nahrung der Limacinen beſteht ohne Zweifel vorzuͤg—
lich in den Infuſorien und faſt mikroſkopiſchen Cruſtaceen, von
denen das Polarmeer wimmelt. Sie ſelbſt dienen verſchiedenen
Voͤgeln und Fiſchen (Larus- — Cottus- und Gadus- Arten),
der Clione, einigen Akalephen, und theils wohl auch den Wall—
* Ich nehme hier Veranlaſſung, aufmerkſam auf einige Un⸗
uͤbereinſtimmungen, welche in der Beſchreibung der Lima-
eina in Lamarcks Hist. nat. d. anim. saus vert., 2. ed. p.
Deshayes et Milne-Edwards, Paris 1838 ff., Vol. 7. vor⸗
kommen, zu machen; und das um fo mehr, als die manch⸗
faltigen Verdienſte der Herausgeber um die Wiſſenſchaften,
wie der Umſtand, daß ſie mehrere Exemplare des Thiers
zur Hand bey der Ausarbeitung gehabt haben, die Leſer
bewegen mochte, ein vorzuͤgliches Zutrauen in ihre Be⸗
ſchreibung zu ſetzen. So heißt es, die Lim. gleiche ruͤck⸗
ſichtlich des Kopfes ſehr der Clione; ferner ſollen die Win⸗
dungen der Schale in eine Fläche gewunden ſeyn, wie bey
Planorbis. Daß die Schale von oben herabgedruͤckt iſt,
läßt ſich kaum von L. arct., und noch minder von L. Balea
ſagen; folglich kann dieſer Character durchaus nicht als
Gattungscharacter zugelaſſen werden.
899
ſiſchen zur Nahrung; aber des Roß Behauptung“, daß die Lima⸗
eine daſſelbe für die Thiere des Polarmeers, was das Pflanzen:
reich für die der Erde fen, iſt in hohem Grade uͤbertrieben; es
iſt ſelbſt kaum richtig, daß fie die Hauptnahrung der Balaena
Mysticetus ausmache; auch Fabricius aͤußert hierüber Zweifel.“
Sie theilen dem Thiere, welches ſie genoſſen hat, einen
widerlichen Geſchmack mit; wenn ſie ſich in einiger Menge an
den groͤnlaͤndiſchen Kuͤſten einfinden, kann man die Dorſche nicht
eſſen, welche dann gern den Magen von ihnen voll haben; ſelbſt
die Groͤnlaͤnder fpeifen die Groppfiſche nicht, welche Limacinen
verſchlungen haben. Sie befitzen auch einen eigenen unangeneh⸗
men Geruch, welcher an den Haͤnden haftet, wenn man fie bes
ruͤhrt hat. Ihre Leber iſt ſehr thranig.
Capitain Hollboͤll ſagte mir ſogleich, daß die von ihm ger
fangenen Limacinen zwey verſchiedenen Arten angehoͤrten, und
ich überzeugte mich auch beym erſten Anblicke davon, daß ſich
außer der von Fabricius beſchriebenen L. aretica eine neue Art
dabey befand, welche ich vorläufig L. Balea nannte.
Limacina arctica.
L. testa subglobosa, anfr. 6; spira parum exserta,
apice obtuso; labio leviter reflexo; umbilico ampliore ;
alis majoribus, basi et parte exteriore ejusdem latitudinis.
Limacina arctica Sabine, Ross. — L. helicialis
Lmek. — Argonauta arctica Fabr. Gmel. — Spiratella
limacina Blainv. Clio helieina Scoresby, Pallas,
Phipps. — Spiratella aretica Desh. Eneyel. meth.
Flügel ziemlich groß, eben fo breit an der Baſis, wie am
äußern Ende und mit 2 keulenfoͤrmigen, graulichen Flecken auf
dem innern Theile.
Schale niedergedruͤckt kugelfoͤrmig, genabelt, durchſichtig,
glaͤnzend, ſehr zerbrechlich, mit 6 cylindriſchen bauchigen Win:
dungen, welche allmaͤlich zunehmen und beſonders feine Anwachs⸗
ſtreifen haben; die Spira ragt nur wenig vor; Spitze ſtumpf;
der Saum ſehr deutlich; Oeffnung ovalschombifh; Mundrand
einfach, dünn, ſcharf und wenig zuruͤckgebogen, nicht fortlaufend;
Spindel gerade, glatt, kurz; Nabel ziemlich weit.
Die Bewegung ſcheint bey dieſer Urt ftätiger, als bey der
folgenden zu ſeyn, wie auch der Fluͤgelſchlag hier langſamer iſt;
biefe Verſchiedenheit in der Bewegungsart iſt ohne Zweifel in
der verſchiedenen Schalenbildung der beyden Arten begründet.
Es giebt von biefer Art mehrere Abbildungen, welche aber
alle viel zu wuͤnſchen uͤbrig laſſen. In Scoresby's“““ Zeichnung
iſt die Form der Fluͤgel unrichtig, und die Kragenpartie nebſt
den Mundthellen ganz unkenntlich; dieſe Figur iſt von Blain⸗
® Appendix to the narrative of a seeoud voyage in search
of a North-West- Passage, by John Ross, 1829 — 33.
Lond. 1835. 4.
„ „daß die Wallfiſche fie eſſen, wird als etwas Gewiſſes
behauptet; dennoch glaube ich nicht, daß ſie die liebſte
Speiſe der Wallfiſche ſey.“ Videnſk. Selſk. Skr. I. c.
„% Account of the arctic regions, Edinb. 1620, Vol. U,
PL XIV, Ig. 11, 12.
900
ville copirt worden.“ In der neuen Ausgabe des Regne ani -
mal“ iſt eine Zeichnung gliefert, welche der Scoresbyifchen gleicht,
und an denſelben Fehlern, wie dieſe, wenn gleich in geringerem
Grade, laborirt. Fabricius hat ſeine Monographie in den Bir
denſkabernes Selſkabets Skrifter a. a. O. mit 3 Figuren ver⸗
ſehen; hier ſieht man die 2 ſchwarzen, halbmondfoͤrmigen Koͤ⸗
per deutlich; er aber laͤßt die Fluͤgel und die Kragenparthie ganz
in Eins zuſammenlaufen; die Form der Flügel iſt beſſer, als
in den obigen Zeichnungen, wogegen dieſe wieder die Form der
Schale beſſer geben. Fabricius's Zeichnung iſt v
pirt worden. ** g iſt von Oken co⸗
Höhe der Schale 1,4“, größter Durchmeſſer 1,7%. Hr.
Eſchricht ſagte mir jedoch, daß die Seen N er 1 5
Nord⸗Grönland erhalten habe, doppelt ſo groß ſeyen, und Fabri⸗
cius giebt als Maximum ihrer Größe 34 Durchmeſſer an;
dieſe Größe haben auch einige dem koͤniglichen Muſeum früher
zugeſendete Exemplare.
Limacina Balea nob. f
L. testa turrita, anfraet. 7, ultimo ventricoso; spira
exserta, apice acuto, labio reſlexo, umbilico angusto, alis
minoribus, basi angustiore.
Die ſchwarzen halbmondfoͤrmigen Körper find bei dieſer
Art kleiner, als bei der vorigen, wie auch die Flügel, welche
außerdem ſchmaͤler an der Baſis, als am aͤußern Ende find,
Schale thurmfoͤrmig, genabelt, durchſichtig, glaͤnzend, ſehr
zerbrechlich, mit cylindriſchen, gleichmäßig 1
gen, von denen die hinteren ſchmaͤchtig, die vorderen bauchig
find; die Spira ziemlich ſchmaͤchtig, die Spitze wenig ſtumpf;
die Nath ziemlich tief zwiſchen den unteren Windungen, ſchwaͤcher
an der Spira; die Oeffnung laͤnglich-oval, ſchraͤg; Mundrand
zuruͤckgebogen, duͤnn, ſcharf, nicht fortlaufend; Spindel gerad, |
glatt, kurz; Nabel eng. Die letzte Windung beträgt mehr, als |
die Hälfte der Schale.
Da die Bewegungsorgane bei dieſer Art fo weit vom
Schwerpuncte des Thiers entfernt liegen, ſo bekommt es waͤh⸗
rend des Schwimmens eine eigene ſchwankende Bewegung, in⸗
dem jeder Fluͤgelſchlag das eine Ende der Schale ſo hebt, daß
ſie eine faſt lothrechte Stellung bekommt und das Thier nach⸗
her das andere Ende heben muß, um die Schale wieder in ihre
normale ſchraͤge Stellung zu bringen.
Höhe der Schale 2,0““; Breite 1,0%, .
(Die Figuren zu dieſem Aufſatze im naͤchſten Hefte.)
10. S. 490 — 496. Anzeichnungen uͤber das Vor⸗
kommen und die Lebensweiſe daͤniſcher Thiere, v. Jap. a
ſtrup. (Fortſetzung.) ſch 10 ’ I p. Steen
11. Pelobates fuscus (Bufo fuscus Laur.). Vor
® Malacologie, Paris et Strasb. 1829.
Le Rögne anim. distrib. d'après son organis, p. G. Cu-
vier, ed. nouv. p. Audouin etc. Paris 1836—41.
Abbildungen zu Okens Naturgeſch. Stuttg. und Wien 1837.
901
einigen Jahren unterſuchte ich ſehr genau einen Knochenmergel,
welchen ich in den Sandgruben dicht vor der Stadt fand; er
ſchien mehrere faſt cylindriſche Rohren zu fuͤllen, welche horizon⸗
tal in den lothrecht ſtehenden Sandbaͤnken lagen. Thon, Kreide⸗
ſtückcchen und feiner Sand verbanden die zahlreichen Knochen
und Grieskoͤrner. Nachdem ich die Knochen forgfältigft abge⸗
waſchen, ſortirt und ſie mit denen vieler jetztlebenden Individuen
derſelben Arten verglichen hatte, theilte ich das Reſultat der
Unterſuchungen bey einer Zuſammenkunft des naturgeſchichtlichen
Vereins im Fruͤhlinge 1838 mit. Die Verſchiedenheit dieſes
Knochenmergels von dem fruͤher von Hofmann zu Hofmans⸗
gave beſchriebenen aus dem Juelwalde in Fuͤnen beſteht beſon⸗
ders darin, daß der letztere vorzuͤglich Knochen der Rana tem-
poraria und zwiſchen dieſen liegende Skeletttheile eines Hypu-
daeus und Meles Taxus enthält, während der Mergel der
Sandgruben faſt ausſchließlich aus den Knochen einer Kroͤte
zuſammengeſetzt iſt. Aus einer Anzahl von mehreren Tauſen⸗
den von Knochen ergab es ſich, daß 97 p. Ct. dem Bufo
vulgaris angehörten, welche aber hier im Allgemeinen durch
weit großere Individuen repraͤſentirt iſt, als die find, welche man
heutiges Tages in Menge zu ſammeln vermochte; und ein⸗
zeine Knochen von ganz ungewoͤhnlicher Groͤße deuten auf die
Groͤße hin, welche dieſe Thiere in den vergangenen Jahren er⸗
reicht haben; jeder Kubikfuß Mergel enthält etwa 50 Indivi⸗
duen. Die 3 übrigen p. Ct. gehoͤrten theils der Rana tem-
poraria, theils einem kleinen Hypudaeus, theils einer Kroͤten⸗
art an, welche durch eine eigene Form der Ertremitätenfnochen
ſehr von den 3 bey uns bekannten, ſo viel ich weiß, in allen
daͤniſchen Provinzen, obgleich in verſchiedenen Localitaͤten ver⸗
ſchiedenen Localitäten, vorkommenden Krötenarten (Bufo vulga-
ris, variabilis und Calamita) abwich. Die einzige Art, welche
fie füͤglich ſeyn koͤnnte, war der auf der norddeutſchen Ebene,
wie es ſcheint, ziemlich verbreitete Bufo fuscus, welcher noch
nicht als daͤniſche Art nachgewieſen worden war, von dem aber
Reinhardt mir mitgetheilt hatte, daß er die Jungen (Kaulquap⸗
pen) hier auf Seeland geſehen habe. Seitdem habe ich fie, ob-
gleich vergebens, um Kopenhagen ſowohl, als in Juͤtland ge⸗
ſucht; die einzigen Nachrichten, welche ich erhielt und mit ziem⸗
licher Sicherheit auf ſie beziehen konnte, waren vom Forſtcandi⸗
daten Andreſen, welcher mir aus einem Moorſee auf Lolland
einige ungewohnliche Kaulquappen beſchrieben hatte; die erwach⸗
ſenen Kröten hatte er nie geſehen. Im Sommer 1839 hat
er von denſelben Exemplare an das koͤnigliche Muſeum geſchickt,
und das Vorkommmen dieſer Kröte im eigentlichen Daͤnemark
{ft jetzt erwieſen. An einem Exemplare des Bufo fuscus, in
einer Sammlung des naturhiſtoriſchen Vereins, welches in der
Gegend von Berlin von Hrn. Place gefangen worden iſt, habe
ich mit Erlaubniß der Direction die Muskeln der innern Seite
des einen Vorderbeins durchſchnitten und dadurch die vollkom⸗
mene Uebereinſtimmung zwiſchen den Ober- und Unterarmknochen
dieſer Art und den obenerwaͤhnten, im Knochenmergel gefundenen,
kennen gelernt.
12. 13. Podiceps auritus Lath. und Podiceps cor-
nutus Lath.
Bekanntlich waren 2 Taucherarten unter dem linneifchen
Namen Colymbus auritus verwechſelt, bis es durch Boie's
und Faber's Beſtrebungen außer Zweifel geſetzt wurde, daß der
Pod. auritus der deutſchen Schriftſteller eine ſuͤdlichere Form,
verſchieden von der gemeinen, im eigentlichen Daͤnemark, Nor⸗
Iſis 1841. Heft 12.
902
wegen, Schweden und auf Island vorkommenden Form (Pod.
arcticus Boie) iſt. Von der ſuͤdlichern Form heißt es in Fa⸗
ber's Ornithologiske Notitser, 1824: „Es iſt merkwuͤrdig,
daß dieſer P. auritus der deutſchen Ornithologen ſehr gemein
im noͤrdlichen Deutſchland iſt, ja ſich ſogar in Holſtein und
mitunter in Schleswig auf den mehrſten großen Teichen findet,
aber nachher ploͤtzlich aufhoͤrt, ſich weiter zu verbreiten, ſo daß
er nicht nach Nord⸗Juͤtland kommt,“ wo Faber nur den Pod.
arcticus Boie fand; indeſſen trifft man dieſe durch ihren in
der Mitte ſtark herabgedruͤckten Schnabel ausgezeichnete Art auch
im noͤrdlichen Juͤtland an, ob aber regelmaͤßig, kann ich nicht
ſagen. Am 14. May 1834 ereignete es ſich ſonderbarer Weiſe,
daß, als ich am Ufer des Norsſees (Norsſoͤe) — an der Seite,
welche gemeinhin Nebelſoͤe genannt wird — nach einem waden⸗
den Totanus Glareola geſchoſſen hatte, welcher etwas außer⸗
halb des Sees niederfiel; als der Hund dieſen holen wollte,
aber kam er im Augenblicke mit einem in den Kopf geſchoſſenen
Pod. auritus zuruͤck, welcher vermuthlich von mir unbemerkt ni
der Schußlinie geſeſſen hatte, oder in dem Momente, in welchem
der Schuß los ging, aufgetaucht war; es war ein Weibchen mit
Eyerdottern und Eyern mit der Schalenhaut; ich vermuthete
deßhalb, daß es dort bruͤtetete, ſah aber weiter keine Individuen.
In Faber's Orn. Not. heißt es ferner, wo die Rede von Pod.
arcticus B. iſt: „Dagegen brütet der wirkliche Pod. cornutus,
ſo viel man weiß, nie in Daͤnemark;“ aber es leidet keinen
Zweifel, daß der Podiceps, welchen ich am 28. Juny 1834
in nicht unbedeutender Menge auf dem kleinen Vorring-See
im weſtlichen Thy und an demſelben Tage an der nördlichen
Seite des Norsſees antraf, der wirkliche P. cornutus war; fie
ſchwammen immer um einander und gluckten (ut ita dicam);
2 geſchoſſene Er. waren beide Maͤnnchen; das eine hatte einen
großen ovalen Bruͤtfleck auf dem Bauche, das andere einen weit
kleinern, kaum “ breiten. In dem Magen fand ſich außer
Inſecten eine bedeutende Menge Federn vor. Die Anwohner,
welche taͤglich an den Ufern des kleinen ſchilfbewachſenen Sees
fuhren, berichteten mir, daß ſich in den zwiſchen den Schachtel⸗
halmen ſtehenden Neſtern derſelben gewoͤhnlich 7 — 8 Eier be⸗
faͤnden, waͤhrend das Waſſerhuhn (Fulica atra), welches eben
daſelbſt bruͤtete, 8 — 10 Eyer haͤtte.
14. Anas Fuligula L. (Fuligula eristata Boie.)
Die ſogenannte Haubenente (daͤn. Trold-And) iſt
in Norddeutſchland freilich ein ſelten bruͤtender Vogel; auf dem
Norsſee traf ich mehrere Paare von demſelben am 28. Junius
1834; die Maͤnnchen bruͤteten und tauchten vortrefflich. Ob⸗
gleich die Nahrung dieſer Ente meiſt animaliſch ſeyn ſoll, fand
ich doch im Magen, außer zarteren Pflanzen, auch Potamoge⸗
ton⸗Saamen. Die Jaͤger im noͤrdlichen Thy nennen dieſe Ente
Bly⸗And (Bley⸗Ente), weil ihr Schnabel bleyfarben iſt.
15. Merops Apiaster L.
Es iſt fuͤr eine ziemlich große Seltenheit zu halten, wenn
der Bienenfreſſer zu uns kommt; die Alpen und Pyrenaͤen bil⸗
den die noͤrdliche Grenze ſeines eigentlichen Neſtbaubezirks; dies⸗
ſeits dieſer Bergketten, in Frankreich, der Schweiz und Suͤd⸗
deutſchland, kommt er nicht ſo allgemein vor, in ganz Nord⸗
deutſchland nur zerſtreut und ſelten, und noch ſeltener gelangt
er über die Oſtſee nach dem ſuͤdlichen Schweden und den daͤ⸗
niſchen Inſeln. Inzwiſchen ſcheint der Vogel ſeine Grenzen
ein wenig nach Norden zu erweitern. Im Jahre 1792 wurden
903
mehrere Paare in Schefien gefehen und gefchoffen, und ein Paar
baute dert ein Neſt und hatte Junge (Gloger); im Junius
1816 ſah man ein Paar (Maͤnnchen und Weibchen) eine ganze
Woche lang eine hohe Eſche bey Yſtad in Schonen bewohnen,
und Nilsſon meint, daß die Vögel ſchon angefangen hätten, zu
hecken, als ſie nach Verlauf der angegebenen Zeit weggeſchoſſen
wurden; die zwey Individuen, welche der Gaͤrtner des Guts
Gjörstöv auf Seeland am 5. Juny 1840 des Morgens im
Garten herumfliegen ſah, und welche auf Befehl des Gutsherrn
geſchoſſen wurden, ſcheinen auch ein Paar geweſen zu ſeyn und
mögen dort vielleicht haben bruͤten wollen. Das eine Ex. ſchickte
der Hr. Kammerherr Scavenius ſogleich an das koͤnigl. zool.
Muſeum, in deſſen europäiſcher Vögelſammlung es ſich jetzt
aufgeſtellt befindet, es war ein Maͤnnchen; das andere, vermuth⸗
lich ein Weibchen, war ſehr zerſchoſſen worden und ſchon in.
Verweſung übergegangen, als das Muſeum es zur Unterſuchung
verlangte.
16. Sorex pygmaeus Pall.
Es geht faſt in allen Ländern gleich mit dem Kennen⸗
lernen der ſehr kleinen Saͤugthiere; wuͤßte man nicht, daß ihrer
viele wegen ihrer Kleinheit, ihrer verborgenen Aufenthaltsſtel—
len u. f. w. der Aufmerkſamkeit entgangen ſind; ſo muͤßte man
annehmen, daß mehrere Arten ſich in der letzten Zeit merklich
verbreitet haͤtten, und unter dieſen die Zwergſpitzmaus.
Sobald ſie von Gloger in Schleſien gefunden und als europaͤiſch
nachgewieſen worden war, wurde ſie faſt im ganzen noͤrdlichen
Deutſchland wiedergefunden und erſchien dort als nicht ſelten.
Aus Holftein hat Major Woͤldike fie dem koͤnigl. zool. Mus
ſeum zugeſandt; ein Weibchen, welches am 26. May 1840
gefangen war, hatte 7 lebende Junge; eine aͤhnliche Zahl von
Jungen fand der Cand. Philos. Melchior bey einem Weibchen,
welches er bey Knuthenborg auf Laaland gefunden hatte, und
von welchem er die Haut an das Muſeum ſchickte; in dieſem
befindet ſich auch ein in Weingeiſt aufbewahrtes Ex., gefangen
am Walle von Chriſtianshafen vom Hen. Bauditz im December
1840, wonach alſo das Thier auch in der Kopenhagener Gegend
vorkommt; das Vorkommen der Art im noͤrdlichen Juͤtland habe
ich ſchon in der Privatgeſellſchaft junger Naturforſcher am
27. Jan. 1838 durch ein erwachſenes Individuum von 33“
Länge angezeigt, welches ich am 24. October 1834 auf der
Haide zwiſchen Hon und Sendels in Thy gefangen hatte und
von dem ich den Schaͤdel vorzeigte. — Man kann alſo nicht
länger daran zweifeln, daß die Zwergſpitzmaus uͤber ganz Daͤne⸗
mark verbreitet und früher mit den Jungen des Sorex vulga-
ris L.“ verwechſelt worden ſey. (Wird fortgeſetzt.)
11. S. 496 — 498. Noch ein paar Beytraͤge zur
daͤniſchen Flora, v. S. Drejer.
12. S. 499 — 500. Nachweiſungen zu der Charte
von Island, zu der Abhandlung Nr. 5.
„Soll wohl S. Araneus L. heißen.
D. Ueberſ.
904
Bemerkungen über die gemeinen Weg- und Unkraut⸗
Pflanzen in Braſilien, ET
von Dr. P. W. Lund.
(Aus Kroͤyers nat. Tidsſkrift. II. 1. 1838. S. 5367.)
A Dieß iſt der traurigſte Theil von Braſiliens ſonſt ſo uͤp⸗
piger Vegetation. Waͤhrend ſich bey uns der groͤßte Reichthum
des Pflanzenreichs unter der Einwirkung der wohlthaͤtigen Son⸗
nenſtrahlen entfaltet, und die dichten Wälder eine Einförmigkeit
darbieten, welche an Armuth graͤnzt, entſteht dagegen in Braſi⸗
lien mit der Entfernung des Schutzes gegen die unmittelbare
Einwirkung der Sonnenſtrahlen eine Abnahme der Pflanzen⸗
uͤppigkeit, welche ſtufenweiſe in eine heidenartige Verkruͤppelung
ausartet. Man darf deßhalb dort nicht die bunte Blumenflor
erwarten, welche die Seiten unſerer Wege verſchoͤnert. Verge⸗
bens ſucht man unſere friſchen Raſen, vergebens Etwas, das
mit unſeren Mohnen und Kornblumen, dem Echium und un⸗
ſeren uͤbrigen huͤbſchen Aſperifolien zu vergleichen waͤre. a
eigentliche Teppich von Gruͤn, welcher die unbetretenen Stellen
und die Wege, die freien Plaͤtze um die Haͤuſer, die Gaͤnge in
den Gärten uſw. bedeckt, wird zwar, wie bey uns, von Gras⸗
arten gebildet; aber dieſer Grasteppich iſt weder der liebliche, helle
Raſen, welcher im Sommer unſere Felder und Wieſen bedeckt,
noch das gelblich gefaͤrbte Stroh, welches zur Herbſtzeit unſeren
Landſchaften ein eigenes Gepraͤge verleiht. Der ſtrenge, ernſte
Character, welcher die meiſten Hauptformen der Vegetation im
tropiſchen Suͤdamerica auszeichnet, faͤngt ſchon hier an, ſich zu
zeigen, und der dunkelgruͤne Grasteppich bildet einen würdigen
Vorhof zu dem eigentlichen Hochſitze der Flora in den dunkeln
Urwaͤldern. Die Aehnlichkeit mit unſerm Raſen verſchwindet
noch mehr, wenn man dieſen Raſen einer naͤhern Unterſuchung
unterwirft; denn alle bey uns herrſchenden Gattungen verſchwin⸗
den als ſolche, und werden von andern erſetzt, welche bey uns
entweder fehlen, oder eine untergeordnete Rolle ſpielen.
Auf dieſem Grasteppiche findet man, wie bey uns, eine
Menge Pflanzen aus anderen Familien zerſtreut, welche oft ſo
ſehr zunimmt, daß ſie die Grasarten mehr oder minder verbirgt,
ja ſie bisweilen ganz verdraͤngt. Aber dieſe Pflanzen ſind nicht
unſere zierlichen kleinen Kräuter mit huͤbſch gefärbten, ſondern
groͤßtentheils Halbſtraͤucher mit unanſehnlichen Blumen. Die
beyden Familien, welche mit einander um den Vorrang wetteie
fern, ſind die Malvaceen und Synanthereen; die letzteren bieten
mehre Arten dar, aber die erſteren ſpielen wegen der Menge der
Individuen doch eine noch wichtigere Rolle.
Zur leichtern Ueberſicht will ich dieſe Pflanzen Familien⸗
weiſe abhandeln, und mit den die wichtigſte Rollen fpielenden
Familien anfangen. N vn
Malvaceae. Die hier in Betracht kommenden Arten
find: Sida carpinifolia, Sida rhombifolia und Malva tricu-
spidata. Dieſe Pflanzen find, naͤchſt gewiſſen Grasarten, uns
laͤugbar die gemeinſten Wegpflanzen in Braſilien. Zugleich ge⸗
hoͤren ſie zu denen, welche mit Recht den Namen geſelliger
Pflanzen verdienen. Im Allgemeinen findet man fie in Geſell⸗
ſchaften von größerer oder kleiner Ausdehnung zuſammen grup⸗
piert. Bisweilen findet man alle drey Arten ungefähr in glei⸗
chem Verhaͤltniß unter einander gemengt; aber am oͤfterſten iſt
Der
905
eine Art herrſchend und die anderen kommen ſporadiſch unter
ihr vor. Zunaͤchſt um Rio iſt Malva tricuspidata wohl die
gemeinſte; aber an den meiſten Stellen im Innern des Landes
bekommt Sida carpinifolia ausgemacht die Oberhand. Sie ift
zugleich die Art, welche die groͤßten Geſellſchaften bildet, biswei⸗
len in heidenartigen Ausbreitungen und unüberfehbarer Ausdeh⸗
nung. Ueberall, wo neue Wege gebahnt werden, finden ſich
ſogleich dieſe Pflanzen ein, ja ſie folgen ſelbſt den Waldſteigen
bis ganz durch die nicht allzu dichten Waͤlder hindurch. Dieſe
drey Arten haben eine auffallende Aehnlichkeit unter einander in
ihrem äußern Habitus, fo daß fie auf den erſten Anblick leicht
verwechſelt werden. Dieſe Aehnlichkeit geht ſo weit, daß ſie ſo⸗
gar den ſcharfſichtigen de Candolle verleitet hat, die N. tri-
euspidata als eine Sida (S. carpinoides) an die Seite der
S. carpinifolia zu ſetzen, obgleich er fie an ihrer Stelle richtig
für eine Malva erkannt hat. Es find Halbſtraͤucher von 1 bis
1½ Fuß Hoͤhe, mit dunkelgruͤnen Blaͤttern; ihre Blumen ſind
blaßgelb und unanſehnlich, ſo daß ſie keinesweges zur Zierde der
Gegenden, in welchen ſie herrſchen, gereichen.
Die Pflanze, welche zunaͤchſt den drey erwaͤhnten Arten
gewiß den erſten Platz, als gemeine Pflanze uͤberhaupt, als Weg⸗
pflanze insbeſondere und als geſellige Pflanze verdient, iſt Urena
lobata. Auch ſie bildet an ihren Stellen heidenartige Ausbrei⸗
tungen, welche jedoch von anderer Natur, als die der erwaͤhnten
Sida⸗Arten, ſind. Da ſie ein ſchwacher, offener Strauch von
5—6 Fuß Höhe iſt, fo unterdruͤckt fie nicht, wie jene, alle an⸗
dere Vegetation. Uebrigens traͤgt auch ſie nicht zum Schmucke
der Gegend bey. Die huͤbſcheſte und gemeinſte iſt Pavonia
spinifex, deren reingelbe Blumen überall in den Hecken um Rio
de Janeiro prangen. Häufig in den Raſen iſt die kleine Ma-
lachra plumosa. Faſt überall findet ſich eine unſerem Flachſe
gleichende Sida (linifolia), mit einer huͤbſchen, weißen, im
Grunde violetten Krone; ferner Sida angustifolia. In
ſandigem Boden kommt haͤufig Sida maculata vor. Hier
und da trifft man laͤngs der Wege Sida urens, periploci-
folia, die mit ihren kleinen, zuruͤckgeſchlagenen, dunkelpurpur⸗
braunen Kronblaͤttern ausgezeichnete Sida atrosanguinea, wie
noch zwey andere Arten derſelben Gattung an, welche ſich nicht
bey de Candolle oder Sprengel finden. Endlich ſchließt
Malva spicata die Liſte der mir bekannten, die Landſtraßen
um Rio zierenden oder verunzierenden Malvaceen.
Compositae. Obgleich dieſe Familie, wie oben erwaͤhnt
ward, mit der vorigen ruͤckſichtlich der Rolle wetteifert, welche
ſie in dem uns hier angehenden Theile der Vegetation ſpielt;
ſo zeigt ſie ſich doch in allen Verhaͤltniſſen ihres Vorkommens
ſo verſchieden von jener, daß dieſe beiden Familien in der
Ruͤckſicht einander entgegengeſetzt werden koͤnnen. Die Malva⸗
ceen erwerben ſich den Vorrang durch die große Maſſe, in
welcher die Individuen einzelner Arten hervortreten; die Syn—
geneſiſten treten mit mehreren Arten auf, aber keine von dieſen
iſt ſo reich an Individuen, wie einzelne von jener Familie.
Die Malvaceen bieten mehrere Arten dar, welche in hohem
Grade geſellſchaftlich ſind; hier findet ſich gar keine Art, welche
den Namen einer geſelligen Pflanze verdiente. Alle Malvaceen
find urſpruͤngliche Bewohner des Landes; mehrere der gemein⸗
ſten Syngeneſiſten⸗Arten ſind eingewandert. — Endlich zeigt
ſich eine merkliche Verſchiedenheit ruͤckſichtlich der Bluͤthezeit.
Die meiſten der erwaͤhnten Malvaceen bluͤhen das ganze Jahr
906
durch; wenn auch einige eine ziemlich beſtimmte Bluͤthezeit
haben, fo trifft man doch außer derſelben eine Menge Indivi—
duen in der Bluͤthe an. Die meiſten Compositae dagegen,
und namentlich die zahlreichen Arten der Gattungen Vernonia,
Baccharis, Mikania, Eupatorium ete. haben eine ſehr be⸗
ſtimmte begraͤnzte Bluͤthezeit, welche felten länger als 1 — 2
Monate dauert, außer welcher Zeit man kein Individuum mit
Bluͤthen antrifft. Dieſe Familie trägt alſo beſonders (obſchon
mehr bloß fuͤr den aufmerkſamen Naturbeobachter) dazu bey,
die verſchiedenen Nuͤancirungen in der Phyſiognomie der Natur
waͤhrend der verſchiedenen Jahreszeiten und der verſchiedenen
Monate des Jahres hervorzubringen, welche hier ſo willkommen
in der ſonſt ſo großen Einfoͤrmigkeit des Anſehens der Natur
ſind, und die wir Europaͤer ſo gern als ſchwache Erinnerungen
an die großen Abwechſelungen auffaſſen, welche unſere Jahres⸗
zeiten mit ſich führen, — Im Gegenſatze zu der vorigen Fa⸗
milie, welche faſt nur aus unanſehnlichen Pflanzen beſteht,
traͤgt dieſe durch eine Menge ihrer Arten zum Schmucke der
Landſtraßen bei, obgleich keine den Namen einer eigentlichen
Zierpflanze verdient. Nur darin ſtimmt dieſe Familie mit der
vorigen uͤberein, daß faſt alle die untergeordneten Gruppen, in
denen ſie auftritt, unſerer Flora fremd ſind.
Theilen wir demnach dieſe Familie nach unſerem Gebrauch
in die 5 natürlichen Unterfamilien, Cynarocephalae, Eupatori-
neae, Labiatiflorae, Radiatae u. Cichoriaceae, fo fallen die
1ſte, Ate und Ste diefer Unterfamilien uns anheim, die te und
Zte ſind hier herrſchende.
1) Eupatorineae find die völlig herrſchende Gruppe und
unter ihren Gattungen iſt Vernonia die zahlreichſte; die nach
ihrem Vorkommen hier zu erwaͤhnenden Arten dieſer Gattung
ſind groͤßtentheils mehrere Fuß hohe, halbſtrauchartige Pflanzen,
theils reichlich beſetzt mit hellvioletten Blumen, welche nicht ſel—⸗
ten einen angenehmen Wohlgeruch verbreiten. Jeder Monat
ſtellt neue Arten dieſer Gattung zur Schau; fuͤr den Augen⸗
blick iſt V. tournefortioides die herrſchende, und man wird
nicht leicht einen Blick irgend nach den Seiten des Wegs
werfen koͤnnen, ohne auf ihre hellvioletten Blumenkoͤpfe zu
ſtoßen. — Nach Vernonia iſt Mikania die zahlreichſte Gattung.
Alle ihre Arten ſind Schlingkraͤuter, welche ſich in die
Hecken einflechten und ſie bisweilen ganze Strecken entlang mit
einem Teppich aus ihren weichen, weißen, duftenden Blumen⸗
buͤſcheln uͤberdecken. Auch die Arten dieſer Gattung löfen ein—
ander unausgeſetzt ab, ſo daß man nach einigem Zeitraume von
1—2 Monaten ficher ſeyn kann, verſchiedene Arten zu ſammeln
Auch Baccharis und Eupatorium enthalten einige Arten.
Aber die gemeinſte und verbreitetſte Pflanze der ganzen Familie
iſt Ageratum conyzoides, welche uͤberall um Haͤuſer, an den
Wegen und auf angebauten Stellen waͤchſt und eben ſo gut
am Niveau des Meeres, als auf einer Höhe von 3000 Fuß
gedeiht, ja hier ſogar uͤppiger zu wachſen ſcheint. Naͤchſt ihr
iſt Elephantopus scaber die gemeinſte Pflanze und auf allen
genannten Localitaͤten. Haͤufig auf bebauten Feldern trifft man
ein paar Cacälia- Arten, welche unſern Senecionen im Aus:
ſehen gleichen, wie auch einige Gnaphalien. Eine kleine Gym-
nostyles, von Ausſehen wie eine Lepidium ruderale, beklei⸗
det oft die Raͤnder der Graͤben, und fuͤhrt der Weg uͤber einen
Bach, ſo wird man kaum verfehlen, an ſeinem Rande eine
Spilanthes zu finden.
907
2) Von der Unterfamilie Labiatiflorae kommen 2 Arten
ziemlich häufig vor; die eine ein kleines Kraut, ſteht an den
Gräben mit einem kugelfoͤrmigen Pappus = Kopfe, wie unſer
Löwenzahn; es iſt die über ganz Suͤdamerika verbreitete Leria
nutans. Die andere iſt eine Schlingpflanze, welche ſich in die
Hecken einflch t, aus welchen ihre offenen Blumenbuͤſchel in
Menge herabhangen (Trixis divaricata.)
3) Auch an Arten der Unterfamilie Radiatae mangelt es
hier eigentlich nicht; nur muß man dabey nicht an unſere
ſchoͤnen Maßlieben oder Tauſendſchoͤnchen denken. Es ſind
ſaͤmmtlich unanſehnliche Pflanzen, deren Strahlenform fo un—
vollkommen iſt, daß ſie zum oͤfteſten gar nicht bemerkt werden;
dazu kommt, daß die wichtigſten hierher gehörenden Arten aus
der Fremde eingefuͤhrt ſind. So wird man hier und da eine
Tagetes (T. minuta) antreffen; aber nur der Name erinnert
an unfere herrliche Gartenblume dieſer Gattung; eine kleine,
langgeſtreckte und cylindriſche Bluͤthe mit ganz kleinen, blaß⸗
gelben Zungenblumen iſt ihr ganzer Ornat. Einige Conyza-
Arten, Eelipta erecta, Ceutrospermum xanthioides und
andere find noch ſchlechtere Repraͤſentanten unſerer ſchoͤnen
ſtrahlenblumigen Syngeneſiſten. Zu den Arten dieſer Unterfas
milien, welche ich fuͤr von außerhalb eingefuͤhrte halte, rechne
ich: 1. Erigeron canadensis, welche ſich allgemein laͤngſt der
Wege findet. Da ſich dieſe Pflanze auch in Europa einge⸗
ſchlichen hat, neige ich mich mehr der Meynung zu, daß ſie
hier eingewandert ſey, als zu der Annahme, daß der urſpruͤng⸗
liche Kreis ihres Vorkommens faſt die ganze neue Welt um:
faßt habe. 2. Siegesbeckia orientalis, welche ſich hier und
da auf bebauten Stellen und an Wegen findet. 8) Bidens
tripartita (wenn ich ſie anders richtig beſtimmt habe, welches
fie nach dem deyfolgenden Exemplare werden ermittelen koͤnnen)
wählt ſehr allgemein auf bebauten Stellen. In ihrer Geſell⸗
ſchaft waͤchſt eine verwandte, urſpruͤnglich braſilianiſche Pflanze,
Bidens leucantha, welche jedoch viel ſeltner iſt. Nur bey die:
ſer letztern, ferner bey einer andern Art Eelipta, welche ſich
ſehr ſelten an Baͤchen findet, ſind die Strahlenblumen voͤllig
entwickelt.
4. Von der Unterfamile Cichoriaceae findet ſich nur
eine, hierher verſetzte, Art, der Sonchus oleraceus. Er waͤchſt
uͤberall auf bebauten Stellen, aber doch bei Weitem nicht in
der Menge, und noch weniger mit der Ueppigkeit, wie bey uns.
5. Von der letzten Unterfamilie, den Cynarocephalae
(Diſteln) kenne ich hier herum gar keine.
Zum Schluſſe muß ich hier einer gemeinen Wegpflanze
erwähnen, der Ambrosia eumanensis, da ich ſehe, daß man
deren Gattung jetzt zu den Compositae zählt.
Euphorbiaceae. Dieſer Familie verdankt Braſilien einen
Theil feiner Unkrautpflanzen, wie auch mehrere Wegpflanzen.
Es ſind ſaͤmmtlich wenig ſchoͤne Pflanzen mit unanſehnlichen
Blumen, ſo daß ſie die Gegenden, in denen ſie wachſen, nicht
zieren. Die zahlreichſte Gattung iſt Croton, von welcher 5— 6
ſtrauchartige Species den groͤßten Theil des Gebuͤſches um Rio
Janeiro bilden und hier und da, bald geſellig, bald geſondert,
heidenartige Ausbreitungen machen. Dieſe Pflanzen tragen deß⸗
halb beſonders viel zur Phyſiognomie der Gegend bey, und das
um fo mehr, als fie ein ziemlich eigenthuͤmliches Anſehen haben.
908
Ihre Zweige und Blaͤtter find an der Unterſeite mit einem
aſchenfarbigen, mehlichten Staube bedeckt, und die letzteren färs
ben ſich, ehe ſie abfallen, brennend roth, ſo daß eine ſolche Heide,
anſtatt der gewöhnlichen grünen Vegetationsfarbe, dem Auge faſt
mehr ein Weiß und Roth darbietet. Eine Art dieſer Gattung
mit holzichtem Stengel, C. corchorifolia, waͤchſt häufig längs
der Wege. — Aus der Gattung Euphorbia ſinden ſich zwey
kleine Kraͤuter als das gewoͤhnlichſte Unkraut in Gaͤrten und
längs der Wege (E. hypericifolia und linearis); ſeltner iſt
eine Cnemidostachys und eine Acalypha. Die zierlichſte Pflanze
dieſer Familie, welche hier in Betrachtung kommt, ift Phyllan-
thus Niruri, ebenfalls ein gemeines Unkraut in Gaͤrten und
längs der Wege. Ihe niedliches, behaartes Laub und ihr feis
ner Wuchs machen dieſe kleine Pflanze zu einem vollkommenen
Acacienbaum in Miniatur. Außer diefen findet ſich allgemein
in den Hecken ein Schlingkraut dieſer Familie, welches bisher
nicht beſchrieben iſt und eine neue Gattung bildet. Eben da
finden ſich auch ein paar Arten der Gattung Dalechampia;
da aber dieſe ſich auch in den herumliegenden Waͤldern finden,
ſo werden ſie erſt bei einer andern Gelegenheit erwaͤhnt werden.
Labiatae. Obgleich dieſe Pflanzen nur einen geringen
Theil der braſilianiſchen Vegetation ausmacht, ſo nehmen ſie doch
hier einen hohen Rang ein, theils wegen mehrerer eingewander⸗
ter Pflanzen, welche jetzt zu den gemeinſten Unkrautpflanzen ge⸗
hoͤren, und theils ruͤckſichtlich einer ſehr zahlreichen Gattung
(Hyptis), deren Arten faſt alle in die Kategorie der von uns
hier berrachteten Pflanzen gehoͤren. Dieſe letzteren habe ich nach
Sprengel und Kunth vergebens zu beſtimmen geſucht. Die
Arten ſind ſehr zahlreich und wechſeln nach den geringſten Ver⸗
aͤnderungen der Localitaͤt ab. Da ſie ſich außerdem oft ſehr
nahe ſtehen, ſo draͤngt dieſe Gattung vor jeder andern zu einer
monographiſchen Bearbeitung. Es ſind uͤbrigens alle unanſehn⸗
liche Pflanzen, welche zur Verſchoͤnerung der Gegend nichts bey⸗
tragen. Außer den Arten dieſer Gattung kenne ich nur eine
urſpruͤnglich braſilianiſche Pflanze dieſer Familie, welche fuͤr den
Augenblick in Vetrachtung kommt, Leucas martinicensis, welche
haͤufig auf bebauten Stellen waͤchſt. Wichtiger als die urſprünglichen
Arten dieſer Familie ſind dagegen die eingewanderten. An deren
Spitze ſteht Leonurus tataricus. Dieſe unanſehnliche Pflanze
iſt durch die chineſiſchen Coloniſten in's Land gebracht worden,
und ſteht jetzt als allgemeines Unkraut laͤngs der Wege. Eine
Erinnerung an die Heimath, Stachys arvensis, gehört eben⸗
falls zu den gemeinſten Unkraut: und Wegpflanzen. Eine Art
Ocymum (O. thyrsiſlorum), welche in und um Gärten waͤchſt,
halte ich auch fuͤr hereingebracht. Es iſt ſicher dieſelbe, von
welcher Martius in ſeiner Reiſe erwaͤhnt, daß er ſie vorzuͤglich
von den Chineſen in deren kleinen Gaͤrten bey Santa Cruz er⸗
zogen angetroffen habe, und wahrſcheinlich iſt ſie auch von die⸗
ſen in's Land gebracht worden. Eine huͤbſche Pflanze, Leonotis
nepetifolia, welche allgemein längs der Wege waͤchſt, iſt wahr:
fheintih auch fremden Urſprungs und dürfte vielleicht aus der⸗
ſelben Quelle, wie die vorige, herruͤhren.
Leguminosae. Sie werden ſich vielleicht darüber wun⸗
dern, daß dieſe Familie, welche als eine der zahlreichſten des
Landes bekannt iſt, hier einen ſo niedrigen Platz einnimmt.
Hiervon iſt aber der Grund, daß die meiſten hierher gehoͤrenden
Pflanzen Baͤume, Straͤucher und Schlingpflanzen find, welche
in den Wäldern zu Haufe gehören, und daß nur wenige ſich
909
herabgelaſſen haben, Unkraut: oder Wegpflanzen zu werden.
Die wenigen zu dieſer Kategorie gehoͤrenden vermoͤgen der Ge—
gend einen eigenthumlichen Character zu verleihen. Keine iſt
eine geſellige Pflanze, eben ſo wenig eine eigentliche Zierpflanze,
obgleich die meiſten doch durch ihr feines Laub oder ihre gefärbten
Blumen ergoͤtzen. Die am gemeinſten vorkommenden Pflan-
zen dieſer Familie find zwey ſtrauchartige Species der Cussia—
Gattung, C. occidentalis L. und humilis Collad,, welche
ſich überall auf Feldern und an Wegen finden. Zwey an—
dere Arten deſelben Gattung, die eine verwandt mit C. ri—
aria Kunih, die andere das ſehr kleine Kraͤutchen, C. bi-
oliolata L., finden ſich ebenfalls ſehr allgemein, fallen aber
weniger in die Augen. Gleichfalls kommen ein paar Arten
Aeschynomene mit hubſch geformtem Laube nicht ſelten laͤngs⸗
der Wege vor. — Alle hier erwaͤhnten Pflanzen ſchlagen die
Blaͤtter bey der Beruͤhrung zuſammen; aber bey keiner von
ihnen hat dieſe Eigenſchaft in ſo hohem Grade Statt, wie
bey zwey Arten rothbluͤhender Mimoſen, welche allgemein auf
Feldern und an Wegen wachſen, M. sensitiva und eine Art,
die ich nicht bey de Candolle finde. Von erbfenblütigen Le-
guminosae kommen mehrere mit kleefoͤrmigen Blättern und
rothen oder gelben Blumen auf Feldern und an Wegen vor,
nehmlich ein Desmodium, eine Zornia, eine Stylosanthes,
eine Clitoria und, die huͤbſcheſte von allen, eine Crotalaria.
Verbenaceae. Dieſe hier im Ganzen wenig zahlreiche
Familie ſpielt mit ihren wenigen Arten eine ſehr wichtige
Rolle in der Characteriſtik der Vegetation und traͤgt faſt mehr,
als irgend eine andere, zur Verſchoͤnerung der Wege bei.
Die wichtigſte Gattung in dieſer Hinſicht iſt Lantana, und
es iſt erfreulich, nach der langen traurigen Lifte nicht-zieren—
der Pflanzen endlich einige anfuͤhren zu koͤnnen, welche ſich
mit unſern ſchoͤnſten Wegpflanzen dreiſt meſſen konnen. Wir
haben von dieſer Gattung 4 Arten um Rio, welche mit einan—
der um die Schoͤnheit wetteifern. Es iſt mir nicht moͤglich,
nach Sprengel die Arten zu beſtimmen, weihalb ich fie blos
mit einigen Worten andeuten will. Zwei Arten gehoͤren zu
der Abtheilung der unbewaffneten; die gemeinſte von ihnen
traͤgt lilafarbene Blumen, die andere brennendrothe. Die 2
andern Arten ſind bedornt; die eine zeichnet ſich durch ſchnee—
weiße Blumen aus, die andere iſt mehr veraͤnderlich. Im
Allgemeinen iſt die Randblume des Halbſchirms roſenroth
und die Scheibenblumen ſind hellcitronengelb; bisweilen wer—
den jene mehr orangefarben, ja man findet ſie ganz weiß.
Es find fämmtlidy Straͤucher, welche an Größe ſehr variiren,
Man findet ſie nicht in den Urwaͤldern, oͤfter auf offenen
Feldern; aber ihr Lieblingsaufenthalt iſt laͤngs der Wege, zu
deren Verſchoͤnerung ſie eigentlich geſchaffen zu ſeyn ſcheinen,
und zwar um ſo mehr, als ſie das ganze Jahr durch bluͤhen.
Sie haben alle einen mehr oder weniger gewuͤrzhaften Geruch,
und ihre Blätter werden als Thee in verſchiedenen Krank⸗
heiten gebraucht. Die kraͤftigſten ſind die der weißbluͤhenden
Art, welche einen ſtarken, ſalbeiartigen Geruch hat. — Die
andere Gattung, welche hier in Betrachtung kommt, iſt Sta-
chytarpheta. Von ihr findet ſich eine Art (St. jamafcensis)
überall an Wegen, wo ſie auch eine Zierpflanze abgeben würde,
wenn die blauen Blumen ſich auf ihrer langen Aehre zugleich
entfalteten; da aber nur ein ſchmaler Ring um die Aehre
auf einmal blüht, fo fallen fie faft gar nicht in's Auge.
Iſis 1841. Heft 12.
910
Auch die Blaͤtter dieſer Pflanze werden als Thee benutzt, ja
ſelbſt als Surrogat des chineſiſchen Thee's, welchen ſie an
mehreren Orten (namentlich in meinem Haufe) verdrängt
haben. Endlich findet ſich von der Gattung Verbena eine
Art (V. bonariensis) häufig längs der Wege. — Von herein⸗
geführten Pflanzen dieſer Familie verdient beſonders Clero—
dendron japonieum erwähnt zu werden, welches Braſilien
ebenfalls China verdankt, und welches jetzt wegen ſeiner krie—
chenden Wurzeln ein beſchwerliches Unkraut in den Gaͤrten
und um dieſelben geworden iſt.
Boragineae. Statt der vielen huͤbſchen Aßperffolien,
welche unſere Wege ſchmuͤcken, treten hier einige Arten der
zweiten Abtheilung der Boragineen-Familie auf, welche in—
deſſen ein ſchlechten Erſatz fuͤr ihre europaͤiſchen Verwandten
darbieten. Die Gattung Cordia ſpielt die wichtigſte Rolle
mittels zweyer ſtrauchartiger Species, welche in großer Menge
langs der Wege und auf bebauten Stellen wachſen, naͤmlich
C. eurassaviea mit ihren gerunzelten, ſtarkriechenden Blaͤt—
tern, und einer ſehr veraͤnderlichen Art, C. discolor et ur-
ticaefolia (Cham. et Schlecht.) mit glatten, glänzenden Blaͤt—
tern. Beide tragen kleine, glaͤnzenddrothe Beeren, welche ſie
mehr, als ihre unanſehnlichen weißen Blumen, zieren. Eine
dritte Pflanze dieſer Familie, welche hier erwaͤhnt zu werden
verdient, iſt Tiaridium indicum, welche allgemein an Gräben
waͤchſt.
Amarantaceae. Dieſe Familie ſcheint hier in die
Stelle der Familie Chenopodiaceae bey uns zu treten, wie
ſie dort einige der gemeinſten Unkraͤuter hervorbringt. Die
Hauptmaſſe des Unkrauts in den Gaͤrten beſteht naͤmlich aus
zwey Amarantus- Arten, A viridis und A. melancholicus,
und eine der gemeinſten Wegpflanzen iſt eine Art Gom-
phrena mit weißen Blumenkopfen. Eine andere Art derſel⸗
ben Gattung gndet ſich an mehreren Stellen, z. B. auf dem
großen Platze mitten in der Stadt, genannt Campo St. Anna,
auf welchem fie den größten Theil des Raſens bildet. End:
lich findet man in den Hecken laͤngs der Wege haͤufig eine
Art Iresine, ebenfalls mit weißen Blumenkoͤpfchen.
Cucurbitucene Ovſchon dieſe Familie kaum mehr,
als eine Art darbietet, welche hier in Betrachtung kommen
kann; ſo darf ſie doch nicht uͤbergangen werden; da ſie wegen
ihrer Menge und ihrer merkwuͤrdigen Fruchtform die Auſ—
merkſamkeit auf ſich zieht. Die Art, welche ich meine, iſt
Momordiea Balsamina. Dieſe feine Schlingpflanze webt ſich
uͤberall in das Gebuͤſch laͤngs der Wege ein, aus welchem
ihre gelben Blumen, aber beſonders ihre eyformig zugeſpitzten,
warzigen, orangegelben Fruͤchte, welche von der Spitze herab
mit drei zuruͤckgerollten Lappen aufſpingen und dann die in:
nere blutrothe Oberflaͤche ſehen laſſen, wie die ebenfalls mit
einem blutrothen Arillus umgebenen Samen in die Augen
fallen. — Außer dieſer findet man hier und da Melothria
pendula in die Hecken eingeflochten, aber wegen ihrer unan—
ſehnlichen Blumen und Früchte eutziehr fie ſich der Aufmerk⸗
ſamkeit leicht.
Convolvulaceae. Auch bier trägt dieſe huͤbſche Fa⸗
milie beſonders viel zur Verſchoͤnerung der Wege und be—
wohnten Oerter bey, beſonders durch Arten der Gattung
58 *
911
Ipomoea. Von diefen kommen um Rio in den Hecken meh:
rere Arten vor, welche fich größtentheils durch prangende Blu:
men auszeichnen. Ich kenne 3 Arten mit weißen, 4 Arten
mit hellviolettrothen, und unter dieſen eine mit außerordent⸗
lich großen Blumen.
Aus mehreren anderen Familien kommen ſchlingende
Pflanzen ſo haͤufig in den Hecken um Rio vor, daß ſie den
Ramen Wegpflanzen verdienen. Die wichtigſten von dieſen
find ein paar Arten Paullinia und Seriania, Banisteria ei-
liata und auriculata, ein paar Arten Aristolochia, ein paar
Arten Passiflora (P. tuberosa und pieturata), ferner Gou-
ania smilacina.
Asclepiadeae. Diefe Familie bietet vorzüglich eine
Pflanze dar, welche eine wichtige Rolle als Zierpflanze für
die Wege ſpielt, nehmlich Aselepias eurassavica. Ueberall
ſieht man dieſe hübſche Pflanze, welche ihrer prunkenden Blu—
men wegen ſogleich die Aufmerkſamkeit erweckt, und die gute
Eigenſchaft, das ganze Jahr durch zu bluͤhen, mit den mei—
ſten hieſigen perennirenden Arten theilt. Außer ihr verdient
noch eine ganz huͤbſche Schlingpflanze dieſer Familie hier er—
wähnt zu werden, Oxypetalum Banksii, da fie haͤuflg in den
Hecken, beſonders in ſandigen Gegenden, vorkommt.
Commelineae, Zwey Arten der Gattung Commelina
mit himmelblauen Blumen kommen uͤberall laͤngs der Wege
vor und erinnern durch ihren zarten Wuchs und niedlichen
kleinen Blumen mehr an unſere beſcheidenen Feldblumen, als
die meiſten andern hier vorkommenden Zierpflanzen. Aus
einer verwandten Familie (Hypoxideae) findet man häufig
elne Art Hypoxis mit kleinen gelben Blumen, welche an
unſere Ornithogalen erinnert.
Solanaceae. Aus der Gattung Solanum kommen 2
Arten beſonders haͤufig vor, eine allgemein auf ſandigen Fel—
dern und Wegen lenkt die Aufmerkſamkeit auf ſich durch
ihre hübſchen ſcharlachrothen Fruͤchte (S. aculeatissimum);
die andere iſt aus Europa eingefuͤhrt und gehoͤrt jetzt zu dem
gemeinften Unkraut in den Gärten (S. nigrum). S. pani-
culatum, verbaseifolium und noch ein paar ſtrauchartige
Gewaͤchſe dieſer Gattung finden ſich hin und wieder um bes
wohnte Plätze. Außer der Solanum- Gattung tritt Physa-
lis mit einer Art auf, die ſich ziemlich haͤufig auf bebauten
Stellen findet. — Endlich verdient aus dieſer Familie hier
Cestrum nocturnum erwähnt zu werden. Dieſer bluͤthenreiche
Str uch, welcher unter dem Namen Cerraneiro eine wichtige
Rolle unter den Hausmitteln der Braſilianer ſpielt, waͤchſt
häufig um bewohnte Plätze und in den Hecken laͤngs der
Wege, welche er zur Nachtzeit mit einem ſo ſtarken Wohl—
geruch erfüllt, daß derſelbe faſt betaͤubend wirkt.
Von den hier in Betracht kommenden Pflanzen liefert
auch die Familie der Portulaceae mehrere Arten; es gehört
nehmlich Portulaca oleracea, welche hier viel kleiner bleibt,
als in unſern Gaͤrten, zu dem gemeinſten Gartenunkraut,
und P. pilosa findet ſich häufig an Wegen. Auf bebauten
Stellen findet ſich außerdem nicht ſelten P. mucronata Lk.,
ferner eine Art Talinum mit cothen Stengeln und Blumen,
welche ſich nicht bey de Candolle findet.
912
Aus der Familie Crassulaceae verdient beſonders Ka-
lanchoe crenata Aufmerkſamkeit. Dieſe Pflanze, welche
auch — und vielleicht urſpruͤnglich — an der Weſtkuͤſte von
Africa zu Haufe gehört, findet ſich allgemein längs der Oſt—
kuͤſte Braſiliens in fandigen Gegenden am Meere, wo fie
ſich vorzuͤglich ibre Aufenthaltsſtellen um die Doͤrfer und
Haͤuſer erwaͤhlt. Hier bildet fie im Allgemeinen dichte Grup
pen, bisweilen von bedeutender Ausdehnung, ſo daß ſie den
Namen einer geſelligen Pflanze verdient.
Rubiaceae. Dieſe in Brafilien fo außerordentlich zahl⸗
reiche Familie ſteigt nur durch eine ihrer Untergruppen, die
Spermacoceae, zu dem niedern Range der uns hier beſchaͤfti⸗
genden Pflanzen herab. Aber dieſe Gruppe enthaͤlt eine Art,
welche eine wichtige Rolle unter den Wegpflanzen dieſes Lan⸗
des fpielt, die Borreria verticillata. Ueberall langs der Wege
ſtoͤßt man auf dieſen unanſehnlichen, faſt haͤßlichen Halb
ſtrauch, der in Verbindung mit den 3 erwähnten Malvaceen
(Malva tricuspidata, Sida carpinifolia und S. rhombifolia)
die Hauptmaſſe des Teppichs von Halbſtraͤuchern bildet,
welcher ſich kuͤmmerlich uͤber den Raſen erhebt. In Geſell⸗
fchaft mit ihm trifft man, obſchon weit weniger haͤufig, ein
paar andere Borrerien an, ferner Diodia muriculata Cand,,
und in ſandigen Gegenden die durch ihre brechenerregende
Wurzel bekannte Richardsonia scabra.
Aus der Familie Chenopodiaceae verdient vorzüglich
Chenopodium ambrosioides, als ein gemeines Unkraut in
den Gaͤrten und um die Haͤuſer erwaͤhnt zu werden; auch
habe ich hin und wieder bey den Haͤuſern eine Art Atriplex
gefunden, welche ich nicht naͤher habe beſtimmen koͤnnen.
x
Scolia flavifrons.
Die Schmarotzungs-Art dieſer Imme, woruͤber bey der
Verſammlung zu Piſa ſo viel verhandelt wurde (Iſis 1841.
S. 642, 648), iſt nun entdeckt nach einer Nachricht von C.
Paſſerini vom 1ſten July 1841. im Giornale toscano di
Scienze mediche, ſisiche e naturali, Fasc. III. p. 291.
An dieſem Morgen habe ich die Gegenſtaͤnde in Zuſtaͤn⸗
den erhalten, welche die Lebensart der Fliege und ihrer Larve
klar an den Tag legen. Ich habe nun unter den Augen
1) paraliſierte Dormentoni oder Larven des Nashorn⸗
kaͤfers, welche noch die Füße bewegen und langſam die Leibes⸗
ringel; welche ferner unten in der Mittellinie zwiſchen dem Sten
15 Eten Ringel das Ey der Scolia an der Haut hängen
aben. 5
2) Gleichfalls gelaͤhmte Dormentoni mit der kuͤrzlich
ausgeſchloffenen Scolien-Larve an derſelben Stelle haͤngend,
wo das Ey abgeſetzt worden; ihre vorderen Ringel ſtecken in
der Larve des Orp etes.
3) Andere Oryctes Larven zum Theil mit einer jungen,
zum Theil mit einer erwachſenen Scolien-Larve, welche ſo an
913
jeuer hängen, daß ihre 3 erſten Ringel beftändig im Leibe der⸗
ſelben ſtecken und zwar an derſelben Stelle, wo ſie zuerſt ſich
eingebohrt hatten.
4) Alle dieſe Dormentoni, ſowie diejenigen, welche aus⸗
gewaidet an noch nicht fertigen Scolien-Geſpinnſten haͤngen,
find ausgewachſen und fanden ſich in den Treibhaͤuſern des koͤ—
niglichen Muſeums und zwar ſteckend in der gewoͤhnlichen ova—
len Hoͤhle von verhaͤrteter Lohe, wornach man glauben muß,
daß die Scolien-Mutter ſolche Dormentoni wähle, welche ſich
unmittelbar verpuppen wollen und daher ihr Gehaͤuſe ſchon ge—
macht haben.
Es ſcheint mir, daß friſche Gegenſtaͤnde mit ſolchen aus⸗
gezeichneten Umſtaͤnden nichts Wichtiges mehr über die Lebens:
art der Scolia flavifrons entdecken laſſen. Ich werde die
Sache der Verſammlung der Naturforſcher zu Florenz vorlegen.
Amtlicher Bericht
über die 18te Verſammlung deutſcher Naturforſcher und Aerzte
u Erlangen im September 1840, erſtattet von den Geſchaͤfts⸗
führern derſelben Dr. J. M. Leupoldt und Dr. L. Stro⸗
meyer, Erlangen 1841. 4. 187 u. 15.
Da hier die Protocolle vollſtaͤndig abgedruckt ſind, was
früher noch nie gefchehen war; fo waͤre es unpaſſend, wenn
wir einen vollſtaͤndigen Bericht uͤber dieſe Verſammlung geben
wollten. Wir machen daher nur im Allgemeinen darauf
aufmerkſam. Nach Allem, was man gehoͤrt hat, waren die
Fremden ſehr zufrieden ſowohl hinſichtlich des wiſſenſchaftlichen
Verkehrs als hinſichtlich der Aufmerkſamkeit, welche ihnen ſo—
wohl in Erlangen als in Nuͤrnberg zu Theil geworden iſt. Sie
hatten an beyden Orten angenehme Tage in gaſtfreyer Geſell—
ſchaft aller Staͤnde und aller Geſchlechter verlebt.
Es bildete ſich ein Ausſchuß von Seite des Magiſtrats,
der Univerſitaͤt und der phyſicaliſch-mediciniſchen Geſellſchaft
zum Behufe der Vorbereitungen, beſonders zur Ausſuchung von
Localitaͤten fuͤr die allgemeinen und die beſonderen Verſamm⸗
lungen, fuͤr das Mittagseſſen und die Abendunterhaltungen,
endlich fuͤr Ausmittelung von Privat-Wohnungen. Seine Ma—
jeſtaͤt bewilligte eine namhafte Summe zu Beſtreitung der Kos
ſten. Da Erlangen viele ſchoͤne Gebaͤude beſitzt, worunter
mehrere ſelbſt der Univerſitaͤt gehoͤren; ſo war es nicht ſchwer,
ſehr paſſende Localitaͤten zu finden, Im Theater wurden aus—
gewaͤhlte Stuͤcke und Concerte gegeben; auch wurde die Ge—
ſellſchaft von der Stadt am Altſtaͤdter Berge zu einem Feſte
eingeladen, wo fie durch einen Geſang von 400 Stimmen bes
grüßt und durch Beleuchtung und ein Feuerwerk ergögt und
zuletzt durch einen Ball unterhalten wurde. Auch der Buch:
händler Ende gab ein Feſt in fenem Garten am Altſtaͤdter
Berge. Endlich wurde am Sonntag ein Beſuch von Nuͤrn—
berg gemacht, wo auf Veranſtaltung des Magiſtrats, der Aerzte
und der Muſeums-Geſellſchaft alle Merkwuͤrdigkeiten dieſer
eigenthuͤmlichen und großartigen Stadt der Kuͤnſte und Ge—
werbe gezeigt wurden. Nachher verſammelte man ſich nebſt
vielen Bewohnern der Stadt zum Mittagsmahl im Muſeum.
914
Die Zahl der Theilnehmer belief ſich auf 300, und es
waren Gelehrte faſt aus allen Theilen von Europa gegenwaͤr—
tig; namentlich Profeſſor v. Bunge und v. Deutſch aus
Dorpat, Dr. Galland, Prof. der Anatomie aus Malta,
Jacquemin aus Paris, Landerer, Prof. der Chemie und
Prof. Olympius aus Athen, Leibarzt v. Mayer aus Bus
kareſt, der ruſſiſche Staatsrath und Geſandte v. Struve;
von Innlaͤndern waren viele beruͤhmte Namen gegenwaͤrtig.
In den oͤffentlichen Sitzungen iſt mehr, und man kann
wohl ſagen, auch Paſſenderes vorgetragen worden, als an den
meiſten andern Orten, was freylich vom Zufall abhaͤngt, da
nicht alle Vortraͤge fuͤr ein ſo voͤllig gemiſchtes Publicum,
worunter ſich auch Frauenzimmer finden, paſſen.
In der phyſicaliſch-chemiſchen Abtheilung wurden eben—
falls viele Vortraͤge gehalten; weniger in der mineralogiſchen,
mehr wieder in der botaniſchen, ziemlich wenig in der zoologi—
ſchen, dagegen wieder viel in der mediciniſchen, wie gewoͤhn—
lich; mäßig in der oͤconomiſch-technologiſchen. Indeſſen kamen
uͤberall tuͤchtige Gegenſtaͤnde zur Sprache, und man wird ge—
wiß den amtlichen Bericht mit großer Belehrung zur Hand
nehmen. Ein Verzeichniß auch nur der Titel der Vortraͤge
würde hier zu weitlaͤufig werden, und uͤberdieß nicht das ger
ringſte nuͤtzen.
Geſprochen haben in der allgemeinen Verſammlung:
Leupoldt, Berres, Stromeyer, Oſann, Olympius, Peipers,
Zehler, v. Reden, Landerer, Kaſtner, Harleß, Roͤſch, En—
nemoſer.
In der phyſicaliſch-chemiſchen Abtheilung:
Kopp, Schroͤder, Buchner, Bromeis, Will, Simon, Lande⸗
rer, Witting, Apoiger, Martius, Fikentſcher, Kaſtner, Loͤ⸗
wig, Boͤttger, Oſann, Steinheil, Keßler, Wagner, Neeff,
Fleiſchmann, Haͤcker. Dieſen Bericht hat Kaſtner bes
arbeitet.
In der mineralogiſch-geognoſtiſch-geographiſchen Abtheilung:
Hoͤninghaus, Jaͤger, Schimper, Schuͤler, Beyſchlag, Hofer,
Zehler. Bearbeitet voo Dr. Girard.
In der botaniſchen Abtheilung:
Echterling, Koch, Unger, Martius, Zuccarini, Jaͤger, Trevi⸗
ranus, Biſchoff, v. Truchſeß. Bearbeitet von Dr. Fuͤrn⸗
rohr.
In der zoologiſch-anatomiſch-phyſiologiſchen Abtheilung:
Hemmerich, Berres, Muͤnz, Bennett, Vogt, Peipers, v. Sie⸗
bold, Wagner, v. Hopfgarten, Fleiſchmann, Will, Mer⸗
tens. Bearbeitet von Dr. Gleitsmann und Dr. Fleiſch⸗
mann.
In der anthropologiſch-mediciniſchen Abtheilung:
Simon, Textor, v. Biſchoff, Zais, Seitz, Siebert, Forſter,
D' utrepont, Heine, Muͤnz, Neeff, Meißner, Harleß, Budge,
Roͤſch, Langenbeck, Engelmann, v. Meyer, v. Stransky,
Olympius, Martius, Henke. Bearbeitet vom Profeſſor
Roßhirt.
915
In der landwirthſchaftlich-⸗technologiſchen Abtheilung:
Zenneck, v. Reden, Ohm, Heine, Fabri, Hertlein, Winter⸗
ling, Schuler, Fiſcher, Kaſtner, v. Biſchoff, Waitz, Erich,
Geier, v. Liederskron, Zenneck. Bearbeitet von dem Frey⸗
herrn v. Reden und Prof. Fabri.
Am Schluſſe ſtehen die Fac simile der Namen litho⸗
graphiert. Der ſehr zierliche Umſchlag von Faber und Renner
ſtellt Erlangen und das Schloß vor.
Proceedings of the Zoological Society of
London 1837. S. 165.
Wir haben dieſen Jahrgang ſchon ausgezogen, Iſis 1839.
S. 137 aus Brewsters phil. Magazin, worinn die Verhand-
lungen ziemlich vollſtaͤndig abgedruckt ſind; indeſſen wurde hin und
wieder etwas ausgelaſſen, beſonders die Gattungen. Dieſes
tragen wir nun, da wir die Originalhefte wieder erhalten
haben, nach.
Januar 10. S. 1. (Iſis S. 139).
S. 4. Gould gibt die Charactere feiner Erdfinken in lateini
ſcher Sprache und führt folgende Sippen und Gattungen auf:
Geospiza magnirostris, strenua, fortis, nebulosa, fu-
liginosa, dentirostris, parvula, dubia.
Subgenus: Camarhynchus psittacula, erassirostris.
Subgenus: Cactornis scandens, assimilis.
Subgenus: Certhidea olivacea.
Dann characterifiert aus Auſtralien: Hemipodius me-
lanogaster, melanotus, Coturnix pectoralis.
Januar 24. S. 11.
Der Fuchs (Canis fulvipes) auf der Inſel Chiloe ift
wahrſcheinlich Molinas Culpeu, weil er vor Schrecken ſich
ebenfalls fangen läft. Leibeslaͤnge 2“, Schwanz 9; Färbung
grau und ſchwarz gemiſcht, Fußenden braunroth.
S. 13. Dasypus hybridus: Leibeslaͤnge 13“, Schwanz
6“,% 9%, Ohren 10”; bey einem D. peba 15“,
Hornung 28. S. 23.
Eyton, Skelet der Schweine. Bey einem chinefifchen
Schwein fand ich eine andere Wirbelzahl, als Cuvier angibt;
ebenſo bey einem aus Africa.
England. Africa China. Cuvier. Cuvier.
Maͤnnch. Weibch. Maͤnnch. ee e
als 7 7 7
K 15 13 15 14 14
Lenden 6 6 4 5 5
Kreuz 5 5 4 4 4
Schwanz 21 13 19 20 23
55 [ſo.] 44 49 50 63
a
Da und dort konnen einige Schwanzwirbel verloren ges
gangen ſeyn. Die Skelete wurden friſch gemacht und zwar in
Europa. ö b
April 15. S. 39.
Fr. Debell Bennett; uͤber die Naturgeſchichte
des Cachalots (Physeter macrocephalus); Schluß von Iſis
1838. S. 217. -
Sie leben ſchaarenweiſe, meiſtens halbgewachſene Maͤnn⸗
chen oder Weibchen mit ihren Jungen unter dem Schutze von
ein und dem andern ſehr großen Maͤnnchen. Trifft man einen
einzelnen an, fo iſt es ein ſehr altes Maͤnnchen, wahr:
ſcheinlich von feinen Cameraden vertrieben. Nach feinen Beobach⸗
tungen ſchlaͤgt er die Geſchwindigkeit eines aufgeſchreckten Ca⸗
chalots auf 8 — 10 engliche Meilen (1 ½ deutſche) in der
Stunde an, eines harpunierten auf 12 — 15 engliſche Meilen.
Auf der Flucht bewegt er ſich regelmaͤßig und maſeſtaͤtiſch, ſanft
huͤpfend auf und nieder; der vordere und obere Theil des coloſ—
ſalen Kopfes kommt über das Waſſer und auch oft ein Stud
des Ruͤckens. Sie fliehen oft hinter einander wie ein Trupp
Pferde und blaſen oft alle zu gleicher Zeit. Beym Unterſinken
ſtellt er ſich ſenkrecht und ſtreckt die Schwanzfinne in die Luft;
und dadurch unterſcheidet er ſich von den andern Walen. Sonſt
laͤßt er ſich langſam fallen, wenn er etwa gleichguͤltig dem Futter
nachgeht oder einem Boot ausweichen will. N
In Bezug auf das Blaſen bemerkt er Folgendes:
Da das Maul immer unter Waſſer iſt; ſo kann er nur
durch die Nasloͤcher Athem holen, und es folgen ſich daher aus
dieſen Löchern Strahlen von Dunſt (Jets of vapour). Jedes
Blaſen folgt nach 10 — 15 Secunden und ganz regelmäßig.
Der Strahl geht ſchief auf und vorwaͤrts in Geſtalt eines dicken,
weißen Nebels (Mist) oder einer Wolke (Cloud), beſtehend aus
vielen kleinen und zerſtreuten Tropfen von verdichtetem Dunſt.
Er wird durch eine ununterbrochene Anſtrengung ausgeſtoßen,
erhebt ſich ſelten hoͤher als 6 oder 8“, bleibt nur kurze Zeit in
der Luft aufgehaͤngt und iſt begleitet von einem andauernden
rauſchenden Ton, welcher einer maͤßigen Brandung an einem
glatten Strande gleicht; bey jedem Ausſtoßen wird der Vorder⸗
theil des Kopfes höher uͤber das Waſſer gehoben. Das Blaſen
wird weder plöglich abgebrochen, noch folgt darauf ein hoͤrbares
Einathmen wie es bey einigen andern weniger geſchaͤtzten Walen
der Fall iſt, wie beym Finnwal uſw. Der Ton beym Bla⸗
ſen des Cachalots hat etwas ſo Eigenthuͤmliches, daß ein ge⸗
uͤbter Walfiſchfaͤnger die Nähe dieſes Wals entdeckt ſowohl
durch das Gehoͤr als das Geſicht, bey Nacht wie bey Tag.
Obſchon die Nasloͤcher nebenbey die Beſtimmung haben moͤgen,
das Maul von dem mit dem Futter eingenommenen Waſſer
zu reinigen; fo iſt es doch jetzt ziemlich klar, daß das gewoͤhn⸗
liche Blaſen der Wale nichts anderes als das Athmen iſt, und
die ausgeſtoßene Feuchtigkeit der gewoͤhnliche Hauch beym Aus⸗
athmen, mehr oder weniger in der Atmoſphaͤre verdichtet. Das
beweiſt ſich durch die regelmaͤßige und beſtaͤndige Wiederholung
des Blaſens in Uebereinſtimmung mit dem Rhythmus des Athem⸗
holens, indem es nicht unterbrochen noch abgeaͤndert wird, wenn
die Wale aufgeſchreckt ſchnell durch das Meer ſchwimmen und ihr
geſchloſſenes Maul kein Waſſer aufnimmt; auch eben ſo abge⸗
meſſen und unverändert fortgeht, wenn die Nasloͤcher Über dem
ruhigen Meer erhoben ſind, als wenn ſie von den aufgeregten
917
Wellen uͤberſpuͤhlt werden. Vernuͤnftiger Weiſe muß man ans
nehmen, daß die Nothwendigkeit, das Waſſer auszuſtoßen, grö>
ßer ſeyn muß, waͤhrend fie in der Tiefe ihre Nahrung verzeh⸗
ren und wo der Naſencanal nicht alle aufgnommene Fluͤſſigkeit
behalten koͤnnte bis zu ihrer Ruͤckkehr an die Luft; auch waͤre
dieſer Verzug keineswegs noͤthig, weil das Ausſtoßen eben
fo gut unter Waſſer ſtattfinden koͤnnte. Die Natur des Aus—
geblaſenen iſt uͤberdieß mehr gleich einer Art von duͤnnem Nebel
und kann keineswegs mit einem Volumen Waſſer verglichen
werden. Es ſcheint mir, daß man ſich die klarſte Idee von
der Natur dieſes Blaſens machen koͤnne, wenn man ſich die
Dunſtwolke beym Ausathmen der Landthiere bey niederer Tem—
peratur vorſtellt; der einzige Unterſchied beſteht nur in der Ges
raͤumigkeit der Lungen bey den Walen, wodurch der Athem bey
allen Temperaturen ſichtbar wird, waͤhrend er bey den kleinern
Thieren nur bey der Kaͤlte erſcheint.
Es kommt wohl bey einem Kampfe mit dem Cachalot
vor, daß er unter die Mannſchaft blaͤſt; diejenigen, welche es
erfahren haben, ſagen, es habe einen ſtinkenden Geruch und
wirke ſcharf. [Demnach iſt nun doch des Academikers von
Baers Anſicht, welche er fo oft in der Iſis vertheidigt hat,
durch den Augenſchein beſtaͤtigt worden; ſowie das Blaſen in
die Schiffe, welches ſchon Plinius erwaͤhnt und das bey
Olaus Magnus abgebildet iſt. O.]
Da man dieſem Wal ſich außerhalb feines Geſichtskrei—
ſes leicht naͤhern kann, ſo muß ſein Gehoͤr ſchwach ſeyn; das
wird aber erſetzt durch ſein feines Gefuͤhl in der glatten Haut,
welche voll Nervenwaͤrzchen iſt. Es ſcheint, daß ſie durch das
Waſſer einander Eindruͤcke mittheilen koͤnnen auf beträchtliche
Entfernungen: denn es iſt eine den Walfaͤngern bekannte That⸗
ſache, daß beym Angriff eines Bootes diejenigen, welche Meilen
west entfernt find, faſt augenblicklich durch ihr Benehmen ans
zeigen, daß ſie wiſſen, was vorgeht und daß ſie ſogleich herbey—
kommen, um ihren angegriffenen Cameraden zu helfen. Dieſe
Wahrnehmung kann wohl durch nichts anderes als die Erſchuͤt—
terung des Waſſers hevorgebracht werden.
Hinſichtlich des Naturells dieſer Thiere ſind ſie wie die
meiſten Landthiere, welche ſich in Heerden halten, furchtſam
bey dem entfernteſten Anſchein von Gefahr. Wenn Fälle vor:
kommen, wo einer ein unbaͤndiges und kampfluſtiges Naturell
zeigt, Boote angreift und mit Schwanz und Kiefern zerſchlaͤgtz
fo muß man das eher einem individuellen als einem gemein-
ſchaftlichen Character zuſchreiben, wie man es auch bey Pferden,
Rindern und andern Grasfreſſern findet. Ein Rudel Delphine,
welcher unter einer Heerde Cachalot herumwimmelt, kann ſie
ſo erſchrecken, daß ſie die Flucht nehmen. Wenn die Walfaͤnger
in einer ergiebigen Gegend kreuzen, wo die Wale ſehr wach—
ſam ſind, da nehmen ſie ſich ja in Acht, dieſelben nicht eher
aufmerkſam zu machen, als bis ſie des Fanges ſicher ſind. Die
Zeichen, daß dieſer Wal Gefahr wittert, find: Wenn er be:
wegnungslos liegt, um zu lauern; wenn er manchmal aufhoͤrt
zu blaſen, den Schwanz langſam von einer Seite zur andern
ſchwingt und ſich auf die Seite dreht, um die Seh-Achſe nach
oben zu bringen.
Ber] der Verfolgung einer Heerde dieſer Wale bemerkt
man zweyerley Art von Schrecken. Beym geringern denken ſie
an nichts als an das Entkommen, was ihnen oft gelingt; beym
Iſis 1841. Heft 12
918
größeren, welcher von der Annaͤherung ihrer Feinde oder bey
der Verwundung eines ihrer Cameraden entſteht, werden ſie von
der Furcht fo uͤbermannt, daß fie entweder bewegungslos und
bebend unter einander liegen, oder ganz verwirrte und unent—
fehloffene Anſtrengungen zur Flucht machen; und dabey haben
die Boote alle Ausſicht zum Erfolg. Das ereignet ſich ge—
woͤhnlich, wenn weibliche Wale harpuniert ſind; dann ſtehen
ſie einander bey und bleiben lange Zeit um den verwundeten
Cameraden; iſt dagegen ein Maͤnnchen verwundet, ſo machen
ſich gewöhnlich die andern bald davon. Wird einer ploͤtzlich
uͤberfallen; ſo faͤngt er an, auch ehe er verwundet iſt, zu zit⸗
tern und gibt die Excremente von ſich, welche halb fluͤſſig ſind,
ſtinkend und ausſehen wie Caffeeſatz, den man ins Waſſer
ſchuͤttet.
Sie find ſehr fruchtbar; man findet ſaugende Junge
zu allen Jahreszeiten; wir ſahen ſie im Jaͤnner, Hornung,
May, Juny, July, Auguſt, September und December.
Man findet an ihnen nicht immer wie bey Balaena
mysticetus Lepaden und andere Schmarotzer, wahrſcheinlich,
weil ſie tief Waſſer bewohnen, waͤhrend die letztern auf ſolchem
Grund, den das Senkloth erreichen kann; auch ſind ſie langſamer
in ihren Bewegungen. Bisweilen findet man an den Lippen
oder am Unterkiefer des Cachalots einen einzelnen Klumpen von
Otion cuvieri, und einige kleine Onisci an der Haut, im
Speck viele Blaſen von einem Cysticercus,
April 25. S. 45.
Th. Bell, Über Galictis vittata ete. Er ſtellt den
Griſon zu den Muſteliden, nicht zu den Baͤren oder Viverren.
In Geſtalt, Stellung und Bewegung gleicht er dem Iltiß, be—
ſonders im Gebiß; Luͤckenzaͤhne ½; Kopf niedergedruͤckt,
Schnauze ziemlich ſpitzig, aber nicht verdünnt, ſpringt über den
Unterkiefer vor, Augen dunkelbraun, faſt ſchwarz, Ohren kurz,
breit und abgerundet; Leib ſehr niedergedruͤckt, Fuͤße kurz,
fünfzehig, Sohlen nackt, treten zur Hälfte auf. An jeder
Seite des Afters ein großer, runder Balg mit einem Muskel
bedeckt und geöffnet innerhalb des Afters; ſondern eine ſchmie—
rige Materie ab, nicht ſo ſtinkend wie beym Iltiß, aber auch
nicht wohlriechend wie beym Marder, und nicht ſo ſtark wie
bey den Viverren; Magen einfach, kein Blinddarm.
S. 49. Am 10ten May wurden die Grundfinken von
Gould und Darwin vorgelegt; deßgl. die Zeichnungen afri⸗
caniſcher Thiere von A. Smith.
S. 50. Am 23ten May ſchickt Dr. Weißenborn
von Weimar ausgeſtopfte Hamſter ein; beym Ueberwintern ver⸗
ſchließen fie den Eingang der Höhle mit Erdkugeln von der
Groͤße einer Erbſe oder Bohne, ſo daß die aͤußere Luft nicht
gaͤnzlich ausgeſchloſſen iſt. Mehrere beyſammen eingeſperrt,
griffen ſich an und fraßen ſich auf, daß nur einige der ſtaͤrkſten
uͤbrig blieben.
Juny 13. S. 51.
Fr. Debell Bennett über die Noctilucae marinae;
ſtimmt mit feines Bruders Georg Bennetts Beobachtun—
gen uͤberein (Iſis 1839. S. 137). Wo man ein Leuchten
des Meeres ſieht, finden ſich auch Thiere ein, von denen das
Licht ausgeht, bisweilen ſo klein, daß man ſie nicht ſieht; es
59
919
kommt aber auch von Pyrosomata et Medusae, welche letz⸗
tere auch in Kuͤbeln leuchten, ſo lang als ſie leben, und die
phosphoriſche Materie den Gegenſtaͤnden mittheilen, womit man
fie berührt. Bey Cleodora cuspidata, in Menge im ſtillen
Meer, ſcheint blaues Licht durch die Spitze der Schale.
In der Nacht vom A1ten October unter 49 S. B.,
18° W. L. hatte man das ſchoͤne Schaufpiel von einer Menge
Pyrosoma atlanticum; das Schiff ſeegelte ſehr ſchnell und den—
noch ſah man die ganze Nacht das Leuchten und faſt bey jedem
Netzzug konnte man dergleichen Thiere bekommen. Sie theilen
andern Koͤrpern durch Beruͤhrung das Leuchten nicht mit, weil
fie von einer derben Haut umgeben find, und das Leuchten
nur von zahlreichen kleinen, braunen Theilchen im Parenchym
herkommt. Schneidet man aber ein Pyroſoma auf; ſo zer—
ſtreuen ſich die braunen Theilchen im Waſſer und erſcheinen
als zahlreiche Funken. Man braucht auch nicht den ganzen Leib
zu reiben, um Licht zu bekommen, ſondern nur einen kleinen
Theil zu beruͤhren, dann gluͤht das Ganze durch und durch.
Im Meer iſt das dickere Ende dieſer aggregierten Mollusken
weit offen und das hohle Innere voll Waſſer; in einem Kübel
aber bey vieler Behandlung ſchließt ſich dieſe Oeffnung durch
eine dichte Membran an ihrem Rand faſt gaͤnzlich und das
Waſſer bleibt in der großen Hoͤhle. Außer dieſer ſphincterartigen
Membran gibt es keine Bewegung im Thier.
Suͤßwaſſer wirkt als ein ſtarker und anhaltender Reiz
auf die leuchtenden Meerthiere. Diejenigen, welche eine Zeit
lang dunkel find, werden ſogleich hell in ſuͤßem Waſſer, be:
ſonders die Pyroſomen. Haͤlt man ſie im Meerwaſſer ruhig,
ſo leuchten ſie nicht; bey der Beruͤhrung aber glimmen ſie nur
ſo lang, als der Reiz dauert: dann kehren ſie wieder zu ihrem
erften Zuſtande zuruͤck. Thut man aber daſſelbe Thier in Suͤß—
waſſer; ſo leuchtet es bis zum Tode, der erſt nach mehreren
Stunden eintritt. Verſtuͤmmelt man es, oder iſt es dem Tod
ſo nahe, daß es im Meerwaſſer auch auf Reiz nicht mehr
leuchtet; ſo thut es das doch ſogleich in ſuͤßem Waſſer.
S. 52. W. Thompſon (von Belfaſt) Thiere aus
Irland.
Vespertilio nattereri.
Mus hibernicus. Jemand fagte mir, er habe im noͤrd⸗
lichen Irland eine ſchwarze Ratte mit einer weißen Bruſt ge—
ſehen; nachher hoͤrte ich noch von andern Gegenden, ſeyen aber
überall ſelten; endlich bekam ich im Maͤrz und April eine aus
der Grafſchaft Down. Unterſcheidet ſich von Mus rattus in
der Länge des Schwanzes; hat kuͤrzere und mehr behaarte
Ohren, ſo wie auch der Schwanz; der Pelz iſt linder, hat
einen rein weißen, dreyeckigen Flecken an der Bruſt 9 lang;
auch die Vorderfuͤße weiß.
M. Hibernicus M. rattus.
i n Ta AR
Länge des Kopfes 17 10% 1% 10%
Länge der Ohren — 9“ — 11½““
Länge des Schwanzes » 5056 ze
Nach dieſen Unterſchieden halte ich fie für eine eigene
Gattung.
Lepus cuniculus. Die Caninchenfaͤnger im Norden von
920
Irland unterſcheiden zwey Arten, Grabe und Buſch-Caninchen;
das letzte hat eine Geſtalt wie der Haſe und haͤlt ſich unter
Gebuͤſch auf. Beyde vorgelegt. 5
Cervus alces. Ein Geweih vom aͤchten Elenn wurde
als ein altes Erbſtuͤck bey einer Familie aufbewahrt. Es iſt
ſehr groß; 26¼“ hoch in gerader Linie; 35" breit. Könnte
wohl in Irland gelebt haben. a
Strix scops; Colymbus aretieus; Procellaria pufünus,
ſehr ſelten, ſoll in der Grafſchaft Waterford brüten. ä
Echiodon, eine neue Fiſchſippe aus der Sippſchaft der
Taenioideae an der Kuͤſte von Antrim, gefunden von J. L.
Drummond im Juny 1836.
Kopf oval, Leib ſehr verlaͤngert, zuſammengedruͤckt, ſchmal,
lanzetfoͤrmig; Schnauze maͤßig lang, Maul ſchief, beyde Kiefer
endigen mit langen walzigen Zaͤhnen; keine Bauchfloſſen und keine
Schuppen ſtatt derſelben; alle Finnenſtrahlen weich; Rüden:
und Steißfinne nehmen faſt die ganze Laͤnge ein; Kiemen⸗
ſtrahlen 7.
Stimmt uͤberein mit Trichiurus et Stylephorus im
Mangel der Bauchfloſſen, aber ſonſt in keinem ſippiſchen Cha⸗
rakter; im Kopfe naͤhert er ſich der Cepola, weicht aber darinn,
ſowie im Gebiß von allen andern Sippen ab.
E. drummondii. Laͤnge 11“, Höhe 6“, Breite 3,
Kopf ½ des Ganzen, Augen nehmen die ganze obere Haͤlfte
des Kopfes ein, Zaͤhne zahlreich und klein, mit Ausnahme von
zweyen, welche groß und wie Eckzaͤhne vorn an jeder Seite des
Oberkiefers ſtehen; ebenſo ein langer, walziger, vorn an jeder
Seite des Unterkiefers; Oberkiefer länger; Ruͤcken, Steiß⸗ und
Schwanzfloſſe verbunden; Leib ohne Schuppen? Seitenlinie
undeutlich, After 1½“ von der Spitze des Unterkiefers; Mir
bel 98.
R. 180? A. 180? Sch. 12? Br. 16?
Crenilabrus mierostoma Couch; bey Antrim und Korn⸗
wallis; 3“ lang; Höhe zur Länge wie 1331,. Maul klein,
Kiefer gleich, wenig Zaͤhne, ohne Kerben, unten eine, oben 2
Reihen; Schuppen ſehr groß, aber keine an den Finnen. Steiß⸗
finne mit 6 Stachelſtrahlen; Bauchſchuppe halb fo lang als die
Floſſe, Vorderdeckel ſtark gezaͤhnelt.
R. 19 +6. St. 6 + 8. Sch. 14 aber beſchaͤdigt.
Br. 13. B. 1 — 5.
Cr. multidentatus; bey Youghal im Sommer 3 Stuck;
2½“ lang. Geſtalt laͤnglich, Maul groß und ſtark bewaffnet,
Oberkiefer laͤnger, Vorderdeckel ſchwach gezaͤhnelt; Schuppen
mäßig, Bauchſchuppe ½ ſo lang als die Floſſe, ein ſchwaͤrzlicher
Flecken hinter dem Auge, ein anderer am Grunde des letzten
Ruͤckenſtrahles, ein dritter unten am Schwanze.
= K. 5. N. 19 + 10. St. 3 + 8. Sch. 13. Br. 14.
de b
Abramis buggenhagii, felten, bey Belfaſt, im May,
ein Stuck, hatte aber 18 Bruſtſtrahlen, nicht zwölf, jedoch
mehrere ſehr kurz. Länge 5½“, Höhe 1, Kopf ¼ der
Lange, Seitenſchuppen 45, darüber 9 Reihen, darunter 5, un:
—
*
921
tere Schwanzſpitze Länger als obere. Seiten ſilberig, nach oben
ins Blaue, Augen blaßgelb, ſo die Schwanzfinne; alle anderen
durchſichtig.
R. 11. St. 20. Sch. 18. Br. 18. B. 1—9.
Yarrell hat einen von Effer 14“ lang und dicker
als andere.
Trigla euculus bey Voughal im Sommer zwey Stuͤck,
zwoͤlfter Ruͤckenſtrahl am laͤngſten.
Mugil chelo ift der gemeine im Norden von Irland;
von der Suͤdkuͤſte nur zwey,
Gobius gracilis zwey Stück von Down und Louth,
unterſcheidet ſich durch die Faͤrbung von G. minutus.
Crenilabrus rupestris, zwey Stuͤck von Down im
September mit Cr. tinca et cornubicus.
Salmo eriox drey Stuͤck 20“ lang mit S. trutta.
Gadus callarias bey Youghal im Herbſt und einer bey
Antrim.
G. minutus, einige von verſchiedenen Gegenden.
Motella glauca, nur ein Stuͤck, wohl nicht verſchieden
von M. mustela..
Phyeis furcatus, ein Maͤnnchen 25“ lang im Hornung;
der dritte Ruͤckenſtrahl, nicht der erſte am laͤngſten, Bauchfloſſen
nur ½ ſo lang als der Kopf.
Platessa pola, ſechs Stuͤck auf dem Markte von Bel⸗
faſt im April 15“ lang.
Solea lingula, drey Stuͤck im Auguſt.
Anguilla latirostris im Shannon, Lough Neagh und
Erne.
Ammodytes tobianus von verſchiedenen Gegenden.
Syngnathus typhle L., aequoreus L., ophidium
Bloch, alle drey von Cork und Antrim.
Hippocampus brevirostris? Ein Stuͤck von Antrim.
Petromyzon planeri, aus der Grafſchaft Kildare.
Gasterosteus brachycentrus, ein ſehr großes Stuck
im July.
Labrus lineatus Donovan (maculatus Bloch, psit-
tacus Risso?), zwey Stud von Down; ich halte fie nur
für Junge von L. maculatus, weil fie Striche und Flecken
haben; die geſtrichelten ſind kleiner, die gefleckten groͤßer, und
dieſe manchmal faſt ganz gruͤn; ohne Zweifel Pennants
gruͤner Labrus mit rothen Flecken von Giants Causeway;
ſollten heißen L. variabilis.
Crenilabrus tinca, cornubicus et gibbus einerley.
Leuciscus lancastriensis, einige im Fluſſe Leam.
Cobitis taenia, ein Stuͤck aus Warwick.
Platessa flesus mit verunſtaltetem Kopf.
Pleuronectes hirtus habe ich Pl. punctatus Pennant
922
im Jahr 1835 genannt. Dinge, welche von Jenyns und
PYarrell nicht erwähnt find: Bruſtfloſſe oben 9½“ lang mit
6 Strahlen, unten 6', mit 12 Strahlen, Seitenlinie vorn
wenig gekruͤmmt; oben am Grunde der Bruſtfloſſen ein Silber—
flecken zwey Linien breit; Augen ſilberig mit braun (bey Pen—
nant gruͤn).
Syngnathus lumbriciformis Farrell. 19 Stuͤck 3—6“
lang, Kopf ½2 der Länge; Ruͤckenfinne und After J von
der Schnauze, nicht in der Mitte. Einige hatten Eyer am
Bauche vor dem After.
Trigla poeeiloptera bey Youghal, ein Stuͤck im Som⸗
mer mit Clupea sprattus, 2“ lang, zweyter Ruͤckenſtrahl am
laͤngſten unter 25; Schwanzfinne etwas geſpalten, Seitenlinie
dornig, daruͤber bis zur Ruͤckenfinne und darunter eben ſo weit
dornige Schuppen, tieferer Theil der Seiten glatt.
R. 10 — 15. St. 15. Sch. 15. Br. 10 und 3 freye,
B. + 5.
Stimmt viel mit Trigla aspera Viviani überein; aber die
Geſichtsfirſte weniger ſenkrecht, und hat keinen Ausſchnitt hin—
ter dem hintern Orbital-Stachel, kein Ruͤckenſtachel iſt gezaͤh⸗
nelt, auch nicht bey Vergrößerung. Ich habe ſeitdem 2 T. aspera
von Corfu erhalten, 4“ lang; iſt wirklich verſchieden von T.
poeciloptera. Ich habe dabey T. cuculus, lineata, hirundo,
pini et gurnardus verglichen, ihre Lappen vor der Schnauze
ſind alle viel groͤßer.
Gobius britannicus, aus der Galwaybay an der Weſt⸗
kuͤſte Irlands im Junp; ſchien mir ſogleich wegen feiner Dicke
von G. niger Montagen bey Poughal verſchieden, iſt aber
einerley mit G. niger Cuvier.
G. niger Mont. von Youghal. G. niger Cuvier von Galway.
Unterkiefer laͤnger. Beyde gleich.
Zaͤhne in beyden Kiefern in Zaͤhne der aͤußern Reihe viel
mehreren unregelmaͤßigen Rei- groͤßer und einwaͤrts gebogen.
hen, die aͤußeren nicht viel groͤßer
und alle grad und abgeſtutzt.
Eine Furche vom Kopf bis
zur Ruͤckenfinne.
Warzen ſehr zahlreich am
Kopfe.
R. 6— 14. St. 12. Sch. 15. R. 6— 16. St. 13. Sch. 14.
+ Br. 18. 8% Br. 20 — 21. B. 5.
Pennants und Parrells ſcheinen G. niger Mon-
tagu et Jenyns zu ſeyn, nur gibt der erſte nur zwey Zahn:
reihen an, der zweyte 17 Strahlen in der zweyten Ruͤckenfloſſe.
Donovans und Flemings G. niger iſt Euphraſens
G. ruthensparii (bipunctatus Par rell.)
Blochs G. niger ſtimmt mit keiner der beyden Gat⸗
tungen; ſoll auch nur 2 Zahnreihen haben; Kiefer gleich lang,
Zaͤhne ſpitzig, 16 Strahlen in der zweiten Ruͤckenfinne; Bruſt⸗
floſſe kuͤrzer als Cuviers.
Riſſos Gobius niger hat gleiche Kiefer und krumme
Zaͤhne, wie Cuviers, aber abweichende Finnenſtrahlen.
Die Gattung von Galway findet ſich auch bey Corfu.
Keine Furche.
Nur halb ſo viel.
923
Auf G. niger paſſen jetzt mehrere Gattungen; man fellte
daher Cuviers Fiſch den Namen laſſen, und den von Mon⸗
tagu G. britannicus nennen. Valenciennes ſagt zwar,
Yarrells Figur ſtimme mit der ſeinigen; keineswegs, fie
ſtellt G. britannieus vor.
©. 63. Owen, über den Bau von Spondylus va-
rius (Water - Clam). 5
Bey der Betrachtung uͤber den Nutzen der Kammern des
Nautilus ſuchte ich auch den Grund von dieſer Bildung bey
andern Thieren auf, welche eine perlmutterartige Lage bilden
und dann den leergewordenen untern Theil der Schale verlieren.
Bey Magilus, wo das Thier ſich auch von der Spitze
zurückzieht, wird der leere Raum ganz mit Kalkmaſſe ausge⸗
füllt, wodurch die Schale ſehr ſchwer wird, aber hier ohne
Schaden, weil fie ohne Bewegung in Corallenmaſſen ſteckt.
Bey Helix decollata dagegen bricht das hintere Stuͤck
ab durch einen bis jetzt noch unerklaͤrten Proceß, nachdem eine
Scheidwand von Perlmutter durch den hintern Theil des Manz
tels abgeſondert worden.
Die Erhaltung leerer Kammern mit kalkigen Scheidwaͤnden
iſt zwar bey den einſchaligen nicht unbekannt, aber gemeiner bey
den zweyſchaligen.
Eine Auſter, die man hält, ohne daß fie zu freſſen bes
kommt, ſtrengt ihre letzten Kraͤfte an, um noch eine Lage von
Perlmutter abzuſondern, entfernt von der innern Flaͤche der hoh⸗
len Schale, je nach der durch das Faſten verringerten Groͤße
des Leibes.
In der vom Mantel der Septaria ausgeſchwitzten Kalk⸗
roͤhre wird das verſchloſſene Ende in Kammern getheilt durch
concave Lagen 3“ von einander und ganz aus Perlmutter be
ſtehend; ich fand einmal 6, duͤnn, glatt, wie bey Nautilus et
Spirula, aber ohne das Loch für den Sipho.
Die Auſtern zeigen oft enge und unregelmaͤfßige Kammern
in ihrer Schale; die Etherien haben dagegen blaͤſerige Hoͤhlen
zwiſchen den Schalenblaͤttern; das merkwuͤrdigſte Beyſpiel von
kammerigem Bau der Schale findet ſich jedoch bey einem großen
Spoudylus oder Water Clam, fo genannt wegen der Fluͤſſig⸗
keit in den Kammern, welche man in der zuletzt gebildeten Kam:
mer durch die duͤnne, halb durchſcheinende Scheidwand ſieht.
Um dieſen Bau zu unterſuchen; beſonders, wie er
verändert werde durch den allmaͤhlichen Ortswechſel des Schließ⸗
muskels, fägte ich ein 8“ langes Stuͤck quer und längs durch.
Die hohle Schale, 21“ dick, enthält 14 Kammern mit fehr
regelmäßigen und derben Scheidwaͤnden, beſtehend, wie bey an⸗
dern, aus dem perlartigen Theil der Schale. Uebrigens geht
keine dieſer Scheidwaͤnde ganz quer durch die Schale, ſondern
ſtößt am Muskeleindruck in der Mitte der Schale mit den an⸗
ſtoßenden Septis zuſammen. Die Scheidwaͤnde fangen alſo an
der Cardinal⸗ oder obern Wand der Klappe an und theilen ſich
in 2 bey einem Viertel ihres Wegs gegen die untere Wand.
Man kann leicht begreifen, daß die Scheidwaͤnde am Schließ⸗
muskel ſich vereinigen muͤſſen. Dieſer Muskel bleibt an die
Schalen geheftet, waͤhrend der Mantellappen, mit Ausnahme
ſeines Umfangs und da, wo er am Schließmuskel haͤngt, ſich
von ſelbſt ablöfen muß von der Fläche der Klappe, welche ſich
924
zur Kammer ausbildet, wenn auf die dazwiſchen liegende Fluͤſſig⸗
keit die neue Scheidwand abgeſondert wird. Aus dieſer allmaͤh⸗
lichen Secretion der Scheidwaͤnde iſt es klar, daß ſie nicht bloß
am Umfang der Klappe haͤngen muͤſſen, ſondern auch an der
vorigen und folgenden Scheidwand auf der Stelle, wo der
Muskel liegt, und zwar in einer Ausdehnung, welche dem Um⸗
fang deſſelben entſpricht. Der fortſchreitende Wechſel der Lage
dieſes Muskels durch Abforption der hintern Faſern und Addi⸗
tion von andern an der vordern Seite aͤndert auch in entſpre⸗
chendem Grade die relative Lage dieſer ſubcentralen, confluirenden
Theile der Septa, woraus der ſchoͤne, wellenfoͤrmige Bau des
ganzen kammerigen Theiles entſteht. Waͤre der Muskel eine
Roͤhre ſtatt einer dichten Maſſe; fo würde der centrale, confluies
rende Theil der Septa durchbohrt und ein Sipho gebildet, deſſen
Kalkwaͤnde wegen der Nähe der Kammern ohne Zweifel ununter⸗
brochen waͤren, wie bey vielen foſſilen Polythalamien.
Eine Neigung zur Kammerbildung, jedoch geringer, zeigt
ſich auch in der kleinern, flachern oder obern Schale. Im vor⸗
liegenden Stuͤck ſind 3 engere Kammern mit dickern Wänden.
Dieſe Scheidwaͤnde fließen dem Muskeleindruck gegenuͤber zuſam⸗
men, und jede Scheidwand dehnt ſich von dieſer Anheftung an
trichterfoͤrmig aus, was einen erinnert an die Einſchachtelung
der Kalktheile des Sipho in der Spirula.
Das Abſonderungsvermoͤgen des untern Mantellappens iſt
ſtaͤrker als im obern und die allmählich abgeſetzten Perlmutter⸗
lagen am Cardinalrand draͤngen in entſprechendem Grade die
obere Schale vorwaͤrts, waͤhrend ſie einen Umbo hinter dem
Schloſſe der untern Schale laſſen, dem keiner in der obern ent⸗
gegenſteht wegen der Traͤgheit des obern Mantellappens.
Die Laminae, welche in einer ununterbrochenen Reihe am
Schloſſe der untern Schale durch Super-Poſition abgeſetzt wer⸗
den, werden es nicht fortdauernd auf dieſelbe Art; ſie trennen
ſich bald von einander, und vereinigen ſich nicht wieder, ausge⸗
nommen an dem Raume, welcher dem Muskel entſpricht, und
am Umfang der Klappe.
Zwiſchenraͤume dieſer ſucceſſiven Lagen des wachſenden
Spondylus konnen wegen Abweſenheit eines Intercommunita⸗
tions-Mittels, hydroſtatiſch genommen, zu keinem Zwecke der
Locomotion dienen: es iſt merkwuͤrdig, daß der Spondylus, wor⸗
inn der kammerige Bau beſtaͤndig iſt, und die Auſtern und an⸗
dere Bivalven, wo er nur zufällig iſt, an fremde Körper geklebt
ſind durch die aͤußere Oberflaͤche der Schale, im Allgemeinen
durch die concave Klappe, ſo daß die Septa betrachtet werden
muͤſſen als bloße Dermal-Exuvien, die am Thiere haͤngen blei⸗
ben, indem ſie weiter nicht laͤſtig ſind, weil es ſich nicht fort⸗
bewegt. Es iſt hoͤchſt wahrſcheinlich, daß alle Kammern ur⸗
ſpruͤnglich mit Waſſer gefuͤllt waren, wie man es mehr oder
weniger in den aͤußern findet bey den Exemplaren, welche in
unſer Land gebracht werden.
Bey den ſchaligen Cephalopoden kommt ein neuer Bau
hinzu, nehmlich der Sipho, wodurch die Exuviallagen der alten
Schale und die verlaſſenen Kammern in ein hydroſtatiſches Werk⸗
zeug verwandelt werden, das dem Thier zur Ortsbewegung dient.
Die Operation des Sipho und der Kammern wurde gut erklaͤrt
von Buckland im Nautilus, wo die kalkige unbiegſame Roͤhre,
welche den haͤutigen Sipho bedeckt, unterbrochen iſt. Die Ver⸗
richtung des Sipho iſt jedoch weniger verſtaͤndlich bey denjenigen
925
Gattungen, bey welchen die auswendige kalkige Röhre von einer
Kammer in die andere fortläuft, wie bey Spirula oder Ortho-
ceratites ete.; und hier mit Ruͤckſicht auf die kammerigen
Schalen dieſer Art möchte ich fragen, in wie weit die Schlüffe
aus den Kammern des Spondylus auf diefen Fall koͤnnten ans
gewendet werden, und ob man einen Endzweck klar nachweiſen
kann noch außer ber Verminderung des ſpecifiſchen Gewichts
durch Verwandlung eines großen Theils der Schale in Gasbe⸗
haͤlter; ob wir hinlaͤngliche Gründe haben anzunehmen, daß fie
kein dichteres Fluidum enthalten, als der Spondylus,
Doctor Boſtock hat dieſe Fluͤſſigkeit aus den Klappen⸗
Höhlen vom Spondylus varius unterſucht. Sie war trüb,
hatte einen ſauer ſalzigen Geſchmack und einen unangenehmen
ranzigen Geruch. Nach 24 Stunden machte fie einen weißli⸗
chen geronnenen Bodenſatz, und wurde hell und durchſichtig.
Sie wurde durchgeſeigt; ſchmeckte nun weder ſauer, noch laus
genhaft, gab mit ſalpeterſaurem Silber ſehr viel Niederſchlag
und zeigte mithin viel Kochſalzſaͤure an; kochſalzſaure Schwer⸗
erde eine Spur von Schwefelſaͤure, während Kalk, Talk und
Jod nicht wirkten. Bey ſchwacher Abdaͤmpfung bildeten ſich
Kochſalzeryſtalle, faſt 20 Procent; es blieb etwas braune Ma⸗
terie zuruck, zu wenig, als daß ich ihre Natur erforſchen konnte,
außer daß ſie in Alcohol nicht aufloͤslich war; ich glaube aber,
daß ſie der Fluͤſſigkeit ihren beſondern Geruch ertheilt. Die
Fläſſigkeit beſtand daher faſt ganz aus einer Aufloͤſung von
Kochſalz und war mithin vom Meerwaſſer verſchieden. Das
Geronnene beftand aus kleinen Kuͤgelchen oder vielmehr birnfoͤr⸗
migen Körpern, wahrſcheinlich organiſchen Urſprungs.
Juny 27. S. 67. Th. Allis. Der ſclerotiſche Ring
des großen Podargus iſt ganz einfach und nicht in Platten ge⸗
theilt, das einzige Beyſpiel.
Gray, neuer Paradorurus von der malayiſchen Halbinſel.
P. derbianus: Prion. pallidè fuscescenti-albus, rostri
lateribus, striga supereiliari, nota in medio fronte et in
utroque latere capitis super aures nigris nec non striga
ad utrumque latus colli in humeros obducta, vittis tribus,
quatuor vel quinque transversis in dorso (ad latera angu-
stioribus) annuloque ad basin caudae, cum hujus dimidio
postico. Artubus cinerascenti - fuscis,
Ein Fell vom Oberſten Cobb in Indien ift in altes Exemplar
von Buffons Once, woraus Schreber Felis uncia, Cuvier
und Temminck einen Leoparden gemacht haben; iſt aber eine
eigene Gattung, leicht zu erkennen am dicken Pelz, an der blaſſen
Farbe, der unregelmaͤßigen Geſtalt der Flecken und beſonders der
großen Laͤnge und Dicke des Schwanzes. Eine weitere Beſchrei⸗
bung iſt unnoͤthig, da es in allen Einzelheiten mit dem von
Buffon beſchriebenen jungen Exemplar uͤbereinſtimmt.
Zwey neue Seiuropterae, welche mit der americaniſchen
Gattung uͤbereinſtimmen, aber ſich in Groͤße uſw. unterſcheiden.
Sciuroptera ſimbriata: vellere longo molli einerascente, ni-
gro variegato; pilis superne plumbeis, complanatis, pal-
lide fuseis, ad apicem nigris; facie albida, regione cir-
cumoculari nigrä, mystacibus longissimis, nigris; mento
corporeque subtus albis, caudä lata, paululum deeres-
cente, fulva, pilis- basalibus ad apicem nigris. Pedibus
anticis latis, pollice minuto, pedibus posticis penicillä lata
Iſis 1841. Heft 12.
‘
926
ad marginem externum indutis; plantis tuberculo oblongo
parvo ad medium marginis externi, tuberculo antico, et
tuberculis duobus inaequalibus interne ad partem posticam.
Hab. in Indiä.
Sc. turnbulli : vellere brevi, molli, nigrescente, pilis
annulum albidum subterminalem exhibentibus; buceis,
mento, corporeque subtus albis; regione circumoculari et
mystacibus nigris; caudä angustä, decrescente, nigrescente-
fuscä, subtuspallidiore; pedibus anticis parvulis, pollicibus mi-
nutis; pedibus posticis externe vix fimbriatis, plantis angu-
stis sine tuberculis centralibus ad marginem externum,
tuberculo attamen anteriori, necnon duobus inaequalibus
posticis ad marginem internum, Long 114‘; caudae 8
Indien.
S. 70. July 11. 1837.
Martin, uͤber den langnaſigen Affen, welchen Geof—
froy St. Hilaire als Sippe unter dem Namen Nasalis
aufgeſtellt hat in Ann. du Mus. 1812, wo auch Semnopithe-
cus unter Cercopithecus ſteckt; getrennt aber davon iſt der
Douc als Pygathrix (Lasiopyga Illiger) und Nasalis.—
Pygathrix wurde auf den Mangel der Gefaͤßſchwielen gegründet.
Da dieſes ein Irrthum war, fo hat man den Doue mit Sem-
nopithecus vereinigt. Später hat Geoffroy den Nasalis
auch zu Semnopithecus, jedoch zweifelhaft geſtellt. Cours de
hist. nat. 1828.
Die fonderbare Geſtalt der Naſe beyſeite geſetzt, unters
ſcheidet er ſich nicht von den Semnopitheeis; auch iſt bey N.
recurvus ven Vigors und Horsfield die Naſe viel kleiner;
dieſe Gattung, welche ich fuͤr aͤcht halte, ſteht zwiſchen Simia
nasalis (nasica, larvata) und den gewöhnlichen Semnopithe-
eis mit flachen Naſen. Anatomiſches wußte man von S. na-
salis noch nichts. Otto von Breslau beſchrieb bey Semno-
pithecus den gefädelten Magen (Acta leop. XII.); aber ſchon
Wurmb hat ihn bey S. nasalis bemerkt in den bataviſchen
Geſellſchaftsſchriften. Er ſagt: Das Hirn gleich dem des Men⸗
ſchen; Lungen ſchneeweiß; Herz mit Fett bedeckt, und das iſt
das einzige Fett im ganzen Leibe; Magen ungewoͤhnlich groß
und unregelmaͤßig geſtaltet; und unter der Haut iſt ein Sack,
welcher ſich vom Unterkiefer bis zu den Schluͤſſelbeinen erſtreckt.
Audebert (deſſen Werk Geoffroy kannte) fuͤhrt dieſe Stelle
von Wurmb an, worauf aber Geoffroy nicht achtete, wo—
fern ſeine Angabe von Backentaſchen ſich nicht auf den genann⸗
ten Sack gruͤndet, welcher aber ein Laryngealſack iſt: ich kenne
keinen Affen, deſſen Backentaſchen bis zu den Schluͤſſelbeinen
giengen; die Laryngeal-Saͤcke aber bey Orang, Gibbon und
Semnopithecus find bekanntlich groß. Geoffroy ſagt nichts
von einem ſolchen Sack beym Nasalis. Erſt Owen hat den
Magen als einen anatomiſchen Character fir alle Semnopitheei
aufgeſtellt (Proceedings 1883. Iſis 1835 S. 536. 1836
S. 386). Wahrſcheinlich findet ſich derſelbe Bau bey Colobus,
dem S. ſehr ähnlich, nur daß der Daumen kaum entwickelt iſt;
Zaͤhne gleich, beſonders die abgeriebene Krone, weil dieſe Thiere
von Laub und dergleichen leben.
Wurmbs Angaben vom Magen und von dem Laryn⸗
geal-Apparat kann ich beftätigen bey einem Weibchen 21“ lang
vom Wirbel bis zu den Geſaͤßſchwielen. Der Leib war mager
und ſchlank und keineswegs ſo dick, wie bey den ausgeſtopften.
Der Magen iſt weſentlich wie bey Semnopitheeus; beſteht aus
59
927
einem großen cardiacaliſchen Sack mit einem ſtarken Muskelband,
welches ganz herumlaͤuft und ihn in zwey Kammern theilt, eine
obere und untere, ſchwach in Sacculi gerunzelt; die cardiaca⸗
liſche Spitze des obern Sacks ſpringt als ein beſonderer Sac-
culus vor, oval und nicht geſpalten. Von dieſem obern Sack
laͤuft eine lange pyloriſche Portion ab, gerunzelt in Sacculos
durch 3 Muskelbaͤnder, wovon eines eine Fortſetzung des Ban⸗
des iſt, welches den cardiacaliſchen Theil in zwey Kammern
ſcheidet. Die verlängerte pyloriſche Portion läuft um den un⸗
tern cardiacaliſchen Sack. Die Speiſeroͤhre tritt in die erſte
Kammer etwa 4“ vom Gipfel. Die zweyte Kammer iſt die
größte und von Laͤngsfaſern umgeben von der Speiſeroͤhre bis
zu dem Scheidungsband, aber nicht ſo ſtark geſaͤckelt wie bey
S. entellus, faſt gar nicht.
Umfang der erſten Kammer 116“, der zweyten 1183“;
Länge der pyloriſchen Portion 2’ 1”, Umfang 94”, Dünndarm
18, Dickdarm 6“ 2“, Blinddarm 5“, Umfang 54, etwas
geſaͤckelt, ſowie auch der Dickdarm. Der Laryngealſack einfach
und ungeheuer groß, erſtreckt ſich uͤber die ganze Kehle bis unter
die Schlüffelbeine, und öffnet ſich mit einem großen Loch in den
Larynx an der linken Seite zwiſchen dem Larynx et Os hyo-
ides, ſchließbar durch einen Muskel von der vordern Spitze
des Os hyoides bis zum Sternum. Keine Spur von Backen⸗
taſchen. Zaͤhne ſehr abgerieben, aber der fuͤnfte Hoͤcker des hin⸗
tern im Unterkiefer ſehr deutlich.
S. 73. Gould: Die engliſche Bachſtelze ſey verſchie—
den von Motacilla alba, ſoll M. varrellii heißen; ſtaͤrker, im
Sommerkleid Kopf, Bruſt und Ruͤcken glaͤnzend ſchwarz, waͤh—
rend bey M. alba zu derſelben Zeit nur Kopf und Kehle ſchwarz
ſind, der Ruͤcken aber hell aſchgrau; im Winter ſehen ſie ſich
mehr gleich, der Ruͤcken bey M. Farrellii grau, jedoch nie ſo
hell, bey M. alba. Das Weibchen von M. yarrellii hat nie
den ſchwarzen Rücken des Maͤnnchens; er iſt auch im Sommer
dunkelgrau wie bey M. alba, und dieſes hat wohl zur Verwech⸗
ſelung das Meiſte beygetragen.
July 25.
S. 75. Waterhouſe, neue Thiere.
Phascogale flavipes; Ph. fuscescenti flava, pilis ni-
gris intermixtis; corpore subtus pedibusque flavis; gulä al-
bida; cauda, corpus quoad longitudinem excellente, ni-
grescenti, subtus flava, pilis minutis et adpressis vestitä.
Länge 4“ 8", Schwanz 3“ 5, Ohr 6“.
Noͤrdlich dem Huntersfluß in Neuſuͤdwallis, Pelz maͤßig
lang, nicht beſonders lind, beſteht aus zweyerley Haaren, am
Rücken kuͤrzer und blaß ochergelb an der Spitze, nebſt langen
ſchwarzen. Schnurren maͤßig lang und ſchwarz, Spitzen
grau; Schwanz mit kleinen angedruͤckten Haaren, zwiſchen
denen Schuppenringe ſichtbar, die Haare an der Spitze etwas
länger 14°". Zähne wie bey Phascogale penicillata, die
zwey vordern Schneidezaͤhne beyder Kiefer etwas kleiner, der
dritte Luͤckenzahn unten kleiner, kaum ſichtbar; letzter Backen⸗
zahn oben ſchmal und ſchief wie bey P. penicillata.
Ph. murina, Ph. einerea, leviter flavo lavata; corpore
subtus pedibusque albis; cauda, corpus quoad longitudi-
926
nem excellente, pilis albis valde minutis et adpressis
vestitä.
Länge 3“, Schwanz 2“ 7'", Ohr Ah".
Ebenda, kaum groͤßer als eine Hausmaus, Pelz kurz und
lind. Eck⸗ und vordere Schneidzaͤhne etwas kleiner, als bey
dem vorigen. 7
Mus hayi: auribus majusculis, rostro obtuso, tarsis
elongatis, cauda, corpus cum capite quoad longitudinem
excellente; corpore supra fusco; lateribus flavis; pedibus
corporeque subtus albis ; pectore nota flavescente notato.
Länge 3" 8, Schwanz 3“ 10", Ohren 63". .
Marocco, etwas größer als Mus musculus.
M. alleni: Auribus parvulis, cauda corpore eum ca-
pite, longiore, corpore supra nigrescenti fusco, subtus ci-
nereo; pedibus obscuris.
Länge 1“ 93“ Schwanz 1“ 11%, Ohr 3".
Fernando Po, kleiner als M. messorius, dunkler als
M. musculus, faſt ſchwarz. Schwanz ſparſam behaart, Fuß⸗
wurzeln ſchwaͤrzlich, Zehen ſchmutzig weiß.
M. abbottii; Mus auribus medioeribus, cauda cor-
pore cum capite longiore; corpore supra intense fusco,
subtus canescente, pedibus obseuris. g
Länge 1" 6%, Schwanz 1“ 11“ Ohr 4%.
Trapezunt; kleiner als M. messorius, gefärbt wie die
vorige, aber Schwanz laͤnger, Ohren groͤßer, Fußwurzeln duͤnner.
S. 77.
Jago mitgebrachten Voͤgel. Pyrgita jagoensis; kleiner als P.
domestica.
Dann aus Indien Motacilia leucopsis, 7 lang.
Auguſt 8.
S. 79. Gould, neue Voͤgel. Corvus nobilis aus
Mexico; Ortyx guttata aus der Honduras⸗Bay; Thamnophi-
lus fuliginosus von Demerara; Dendrocitta rufigaster aus
Indien. 7
S. 81. Ogilby, zwey neue Gattungen von Kemas,
Die Sippe ſteht zwiſchen Capra et Oryx, lebt wie jene
auf Bergen, hat wie dieſe eine nackte Muffel und 4 Striche
am Euter. Dazu gehört Iharal, wovon J. Farrall ein
Maͤnnchen geſchenkt hat; und eine neue Gattung, mit Namen
Heckenſchaf (Jungle Sheep), von den Nilgherryhuͤgeln; ſteht in
Geſtalt des Leibes und in den Hoͤrnern zwiſchen Iharal und
Ghoral, und ſoll heißen Kemas hyloerius. Haare gleichfoͤrmig
und kurz, dunkel geringelt, wie bey den meiſten Hirſchen, dem
Ghoral aͤhnlicher als dem Iharal und der Gemſe, welche auch
zu dieſer Sippe gehoͤrt. Hoͤrner ruͤckwaͤrts gebogen, mit vielen
kleinen Ringen, an den Seiten etwas flach, am vordern und
= Rand eine kleine Laͤngsleiſte; Ohren mäßig lang, Schwanz
ehr kurz.
Gould beſtimmt die durch Darwin aus St.
*
929
Auguſt 22.
S. 82. Owen legt einen Schaͤdel des Orang Utangs
(Simia wurmbii Fischer) vor, erhalten von E. Verreaur,
welcher im Gebiß einen Uebergangszuſtand zeigt. Im Ober⸗
kiefer ſind die erſten oder mittleren Schneidzaͤhne; der erſte und
zweyte Backenzahn gehören zur bleibenden Reihe; die ſeitlichen
Schneidzaͤhne, Eckzaͤhne, erſter und zweyter Backenzahn (welche
durch die Bicuspides erſetzt werden) gehören zur abfaͤlligen
Reihe. Im Unterkiefer alle Schneidzaͤhne, erſter und zweyter
Backenzahn gehoͤren zur bleibenden Reihe; zweyter linker, ſeit—
licher, abfaͤlliger Schneidzahn (jetzt noch nicht geſchoben), die ab⸗
fälligen Eckzaͤhne und der erſte und zweyte abfaͤllige Backenzahn.
Die bleibenden Zähne, welche an ihrer Stelle waren, ent—
ſprechen in Groͤße denen des großen Pongos von Wurmb und
beweiſen, daß der Orang vom Menſchen in der Ordnung des
Schiebens der bleibenden Zaͤhne ſich unterſcheidet, indem er den
zweyten Achten Vackenzahn (oder den vierten, wenn man die
Bienspides als Backenzaͤhne rechnet) an ſeinem Platze hat, be—
vor die bleibenden Eckzaͤhne erſcheinen.
Die Zwiſchenkiefernaht war in dieſem unausgewachſenen
Schaͤdel noch vorhanden, und O. denkt, die endliche Verwachſung
moͤge bewirkt werden durch die vermehrte Gefaͤßbildung dieſer
Theile waͤhrend des Schiebens der großen Eckzaͤhne. Beym
Schimpanſee tritt dieſe Verwachſung fruͤher ein.
Obſchon dieſer Schaͤdel noch an die menſchliche Geſtalt
erinnert; ſo zeigt er doch in Vergleich mit einem juͤngern Orang,
der die abfaͤlligen Zaͤhne noch hat, eine Annaͤherung zum aus—
gewachſenen Schädel in der ſtaͤrkeren Hervorragung der Zwiſchen—
kiefer, der Verlaͤngerung der Kieferbeine, der Verdickung und der
Vorragung des obern Augenhoͤhlenrandes, der Vergroͤßerung und
Verdickung der Backenbeine und des Jochbogens, in der begin—
nenden Entwickelung der Schaͤdelleiſten und in der Erweiterung
und Vertiefung des Unterkiefers.
Er legt ſodann ein Praͤparat vom Foͤtus des Kaͤnguruhs
mit feinen Hüllen vor. Im Jahr 1834 zeigte er daſſelbe von
Macropus major aus der mittleren Zeit der Traͤchtigkeit, welche
38 Tage dauert. Der Zuſtand dieſer Hüllen und das Verhaͤlt⸗
niß des Foͤtus zur Mutter waren fo, wie es ſich bey den leben⸗
dig gebaͤrenden Lurchen findet, außer daß es hier keine Allantois
gibt. Um zu erfahren, ob ſich ſpaͤter eine entwickelt, oͤffnete er
ſehr junge Foͤtus an den Zitzen von Kaͤnguruh, Phalangista
et Petaurus. Da er Ueberbleibſel von einem Urachus und
von Nabelgefaͤßen fand; ſo ſcheint es, daß eine Allantois und
Nabelgefaͤße zu einer fpätern Zeit der Traͤchtigkeit entwickelt wer⸗
den, aber wahrſcheinlich nur fo groß, daß nur Harn darinn ſich
ſammeln kann. (Phil. Trans, 1834. p. 342.)
x Der neue Foͤtus beſtaͤtigte diefe Vermuthung. Das Cho-
rion iſt ein großer Sack, zehnmal groͤßer als der Foͤtus, und
der kleinern Hoͤhle des Uterus dadurch angepaßt, daß er in
zahlloſe Falten und Runzeln geſchlagen iſt. Er hieng nirgends
am Uterus, fondern zeigte eine ſehr intereffante, beym fruͤhern
Foͤtus nicht bemerkte Modification, nehmlich er war zum Theil
organiſiert durch die Ausdehnung der Vasa omphalo-mesente-
rica, welche darauf liefen von dem daran haͤngenden Umbilical⸗
ſack. Der Foͤtus war weiter entwickelt als der frühere: die
930
Digitationen an den hintern Gliedern waren deutlich gebildet. Die
Nabelſchnur erſtreckte ſich faſt 3" vom Bauche; das Amnion
war von dieſem Puncte zuruͤckgeſchlagen, um bie gewöhnliche
unmittelbare Hülle des Foͤtus zu bilden, und über dieſen Punct
der Umſchlagung hinaus war die Nabelſchnur getheilt in einen
ſehr großen obern gefuͤßreichen Sack, organiſiert durch die Vasa
omphalo-mesenterica, entſprechend in aller Hinſicht dem Dot⸗
terſack, beſchrieben und abgebildet in ſeiner erſten Abhandlung;
aber unter dem Halſe dieſes Sackes war ein zweyter, birnfoͤr—
miger Sack ausgedehnt, ungefähr 4 fo groß als der Dotterſack,
mit vielen Verzweigungen der Nabelgefaͤße und bildend eine
wahre Allantois. Dieſer Sack hieng frey am Ende der Nabel—
ſchnur; ſtand in keiner Verbindung mit dem Chorion und hieng
auch nirgends an den Waͤnden des Uterus.
Nachtrag. Da mir Herr Co ſte in der Befchreibung
meines Praͤparats hinſichtlich der Allantois zuvorgekommen iſt,
ſo zeige ich hier die Umſtaͤnde an, welche dieſen Embryologiſten
in Stand festen, die Entdeckung der Allantois der franzoͤſiſchen
Academie anzukuͤndigen. In feiner Embryogenie comparee
P. 118. ſagt er: Die Beutelthiere unterfcheiden ſich von andern
Saͤugethieren durch den Mangel der Allantois, eine Behaup⸗
tung, wahrſcheinlich entſprungen durch Mißverſtaͤndniß meiner
Abhandlung in den philoſophiſchen Transactions 1834, worinn
ich, obſchon in jenem Embryo die Allantois noch nicht entwi⸗
ckelt war, zeigte, daß ſie bey andern Sippen ſich entwickle (p.
338. 342). Als daher Herr Coſte nach England kam, zeigte
ich ihm den vorliegenden Kaͤnguruh-Foͤtus, und da er Zweifel
uͤber meine Beſtimmung der zwey angehaͤngten Saͤcke aͤußerte;
ſo zerlegten wir denſelben, und fanden, daß die auf dem groͤßern
Sack, welchen ich oben als Nabelblaͤschen beſchrieben, ſich ver—
zweigenden Gefaͤße im Bauche ſich als Vasa omphalo-mesen-
teica auswieſen. Uebereinſtimmend mit der Figur J. Taf. 7. d. philoſ.
Transact., und daß die Allantois eine Fortſetzung des Urachus
war, wie ebenfalls dort dargeſtellt in Figura 6. 7. 8
S. 84. Charlesworth zeigt mehrere Papier-Nauti⸗
lus, an denen mehrere große Verletzungen erſetzt worden ſind
durch neue Subſtanz, welche der urſpruͤnglichen Schale in jeder
Hinſicht gleicht, alſo ein entſcheidender Beweis, daß das Thier,
welches ſie verfertigt, auch im Stande iſt, dieſelbe zu erneuern.
Aus den Beobachtungen von Rang, welcher zu Algier die fruͤ—
hern der Madame Jeannette Power zu Meſſina wiederholt
hat, ſcheint es, daß der Polyp die kuͤnſtlich gemachten Bruͤche
in ſeiner Wohnung nicht durch Abſatz von ſchalenartiger Materie,
ſondern mit einem durchſichtigen Diaphragma erſetzt, welches
weder das Gefuͤge noch die weiße Farbe, noch die Veſtigkeit der
Schale hat. Dieſe Thatſachen in Verbindung mit den von ihm
vorgelegten Exemplaren ſchienen dem Charlesworth die Meynung
von Gray, Blainville und andern, daß Ocythoe ein Schmas
rotzer ſey, auf's ſtrengſte zu beſtaͤtigen. [ſo!]
Owen bemerkt, er koͤnne die Guͤltigkeit dieſes Schluſſes
nicht zugeben; denn die Verſchiedenheit in der Natur der repro=
dueierten Stuͤcke koͤnne von dem beſondern Theil der Schale
abhaͤngen, worinn der Bruch gemacht wurde, und mithin von
einem Unterſchied der Reproductionskraͤfte der entſprechenden Theile
des Mantels.
September 12.
S. 85. Andrew Smith, uͤber die Nothwendigkeit
einer Reviſion der Gruppen in Linnes Sippe Squalus.
931
Er konnte alle Hayen am Cap unter Squalus L. brin⸗
gen, nicht aber unter Cuviers Abtheilungen, welche mithin neu
beſtimmt oder vermehrt werden muͤſſen. Er that das letzte.
Man koͤnne Cuviers Subgenera als Subfamilien aufſtellen.
In dem Subgenus Seyllium hat er 9 kleinere Gruppen ent⸗
deckt, wovon er nachher fand, daß ſie von J. Muͤller und
Henle ſchon als Sippen aufgeſtellt waren; er haͤlt ſie jedoch
nur fuͤr Subgenera.
Seyllium enthaͤlt alſo:
1) Seyllium auf 4 Gattungen beſchraͤnkt: Sg. stellaris,
eanicula Bloch, Se. capense n.; bivium n.
2) Catulus Willugby 3 Gattungen: Sg. canicula
L., Sc. marmoratum Bennett, C. edwardii n.
3) Poroderma Smith 4 Gattungen am Cap: Sec.
africanum, Cu v. P. pantherinum n., submaculatum n., va-
riegatum n.
4) Ginglymostoma M. et H. eine Gattung: Sq. gata
(Garra.)
5) Chiloscyllium M. et H., 2 Gattungen: Sq. pla-
giosum Bennett, Le Squale dentels Lacepède.
6) Stegostoma M. et H., 2 Gattungen: Sq. fascia-
tus et maculatus Bloch.
7) Hemiseyllium M. et H., 1 Gattung: Sq. ocella-
tus Bloch.
8) Crossorhinus M. et H., 1 Gattung: Sg. lobatus
in Phillips Voyage to Botanybay.
9) Pristiurus Bonaparte, 1 Gattung: Sc. mela-
nostomum
Er legt Zeichnungen von den Zaͤhnen vor.
Septbr. 26.
S. 87. Waterhouſe, zwey neue Thiere.
Galago alleni: auribus permagnis, digitis perlongis:
vellere intense plumbeo, rufescente lavato; corpore sub-
tus flavo lavato.
Länge 8“ 1“, Schwanz 10“, Ohr 1“ 24%, Breite
11% Vorderbaumen 6“, laͤngſter Finger 1“ 1“, Hinter⸗
daumen 7“ längfter Finger 1“ 2“, ganze Sohle 2 11",
Fernando Po; hat oben 4, unten 6 Schneidzaͤhne;
hat die Größe von Galago senegalensis, aber größere Ohren
und größere Finger und Zehen, C. senegalensis grau ins
Gelbe, G. alleni dunkel ſchiefergrau, die Haare an der Spitze
roſtgelb, unten am Leibe heller, an Kehle und Kinn die Spitzen
weißlich; Fuͤße dunkelbraun, ſowie der Schwanz.
Pteromys (Scluroptera) horsfieldii. Pt. fuscus, pi-
lis flavescenti-fuscis crebre intersparsis; corpore subtus
flavescenti albo, genis et patagio lumbari ad marginem
rufescenti -flavis; cauda subtus nitide ferruginea, auribus
mediocribus.
Länge 9” 6“ Ohr 72", Fußwurzel und Zehen 1" 5 %.,
Größer als Pt. Isagitta und mit groͤßern Ohren, Schwanz
—
932
buſchiger und unten ſchoͤn roſtroth; Weichen roͤthlich gelb, ſowie
die Backen. Von Java oder Sumatra. A
S. 88. Gould, auſtraliſche Voͤgel.
haematonotus et haematogaster. —
vom Himalaya.
Platycereus
Carduelis burtoni
Si. 89. Derfelbe: Ceyx mierosoma; Caprimulgus
monticolus, Carduelis burtoni alle aus Indien. 00
October 10.
S. 91. Oberſt Sykes, Über die Identitaͤt des wilden
Eſels von Cutch und dem Indus mit dem Dzeggetal (Equus
hemionus).
Es iſt merkwuͤrdig, daß ein ſchon dem Ariſtoteles,
Aelian und Plinius und bis auf unſere Zeit bekanntes
ſchlankes und hurtiges Thier nicht eher als von Pallas abges
bildet wurde (Novi Coment. petrop. XIX. 1774. p. 417);
[Vergl. meine allgem. Nat. Geſch. Saͤugethiere 1233. O.]
Duſſumier brachte ein Weibchen aus Cutch nach Paris,
welches von Iſidor Geoffroy beſchrieben und abgebildet
wurde unter dem Namen Hemione, N. Ann. Mus. IV. p. 97.
Vorher glaubte ich, ein von Bombay geſchickter wilder Eſel
von Cutch waͤre vom Hemionus verſchieden, weil jener in der
heißen Zone, dieſer am Rande der kalten vorkommt. An einen
ſolchen Unterſchied muß man auch glauben aus Griffiths
Anim. Kingdom III., wo es heißt: Es iſt eine ſchwarze Linie auf
dem Ruͤcken, welche auf dem Kreuze breiter wird; im Winter iſt
das Haar lang, im Sommer glatt und glänzend, gleichfoͤrmig,
hellbraun, im Winter mehr roth: Kopf flach und ſchmal.
Im zoologiſchen Garten hat eines den Schild: Dzeggetai
in der Mongoley und in Aſien; vom anderen weiß man ſicher,
daß es der wilde Eſel von Cutch iſt. Jenes ein Maͤnnchen
wurde geſchenkt vom Capitaͤn Glaſſpoole im März 1832,
ohne Zweifel auch von Cutch, weil er mit ſeinem Schiff dahin,
nach Sind und Perſien gefahren iſt, und endlich, weil das
Thier ganz gleich dem andern iſt, welches der brittiſche Praͤſi⸗
dent in Cutch an den Militaͤr⸗Auditor zu Bombay geſchickt hat.
Man überließ es daſelbſt dem Spiele der Kinder z es kam zum
Fruͤhſtuͤck und Mittagseſſen; da es aber endlich boshaft wurde,
wahrſcheinlich, weil man es zu ſehr neckte, ſo ſchickte man es
nach England, wo es im zoologiſchen Garten lang bekannt war
wegen ſeiner Schoͤnheit, Lebhaftigkeit und Bosheit. Er iſt auch
ein Männchen, aber jünger und kleiner, fonft dem erſten ganz
gleich; beyde ſtimmen mit Iſidor Geoffroy's vortrefflichen
Beſchreibung und Abbildung des Weibchens überein. Er ſagt
aber nicht, ob die Stirn flach iſt, und die in ſeiner Abbildung
iſt nicht fo hoch als bey den Thieren im zoologiſchen Garten,
wo dieſe vorragende Stirn wirklich auffaͤllt, was mit Griffiths
Beſchreibung nicht uͤbereinſtimmt. Geoffroy ſagt auch: Auf
der Iſabellfarbe der Füße find dunklere Querbaͤnder wie beym
Zebra, was unſere Waͤrter nie bemerkt haben, ich endlich ein
wenig bey zuruͤckſtrahlendem Licht am alten Exemplar, aber
nicht am juͤngern; auch von einem Ruͤckenkreuz bey
einem Maͤnnchen in der Menagerie von Croß zu London wie
beym Eſel iſt bey unſern Thieren keine Spur. Endlich ſagt
Geoffroy, die Iſabellfarbe gehe allmählich in das Weiße Über,
während bey den unſerigen die Graͤnze ſcharf iſt. Was Geof⸗
froy von den Streichen des ſeinigen erzaͤhlt, paßt ganz genau
233
auf die unſrigen, beſonders das jüngere, Ich ließ ihm einmal
Heu vorwerfen, um es durch die Camera lucida zu zeichnen.
Im Augenblick ſprang es davon, obſchon die andern Thiere
ruhig das Heu fraßen. Dieſe beyden Thiere find fo ausge—
laſſen, daß ich ſie Fnachdem fie gezeichnet waren, durch keinen
Waͤrter konnte meſſen laſſen. Man wollte ſie deßhalb werfen,
was ich aber ablehnte. Der Major Wilkins ritt oft des
Morgens oͤſtlich von Cutch aus, um einen wilden Eſel, den
er immer antraf, zu jagen; obſchon er aber ſich auf ſein ara—
biſches Roß viel einbildete, ſo war er doch nie im Stande, ihn
einzuholen.
Ich halte, wie geſagt, mit Sf. Geoffroy den wilden
Eſel von Cutch und den Hemionus fuͤr einerley, ungeachtet der
Unterſchiede in den Beſchreibungen. Im Ausſehen ſind beyde
gleich. Ich habe anderswo bewieſen, daß Thiere von einerley Gat⸗
tung in Temperaturen wohnen koͤnnen, welche zwiſchen 40°
Fahrenheit wechſeln und der Laͤnge nach um die halbe Erde
von einander getrennt ſeyn koͤnnen. Hinſichtlich des Dzeggetais
und des wilden Eſels von Cut) iſt die geographiſche Entfernung
auch kein unuͤberwindliches Hinderniß. Der letztere von Cutch
und dem Norden von Goojrat findet ſich in Indien nicht ſuͤd—
licher als Deeſa an dem Bunnasfluß unter 23° 80 N. B.
und nicht oͤſtlicher als 75° L. auf der Suͤdſeite des Himalayas.
In Cutch und im nördlichen Goojrat beſucht er die Salzwuͤſten
und die freyen Ebenen von Thoodpoor, Jayſulmer und Bicka⸗
neor. Wenn er uͤber den Indus ſchwimmt; ſo kann er durch
Scind und Buloocheſtand nach Perſien kommen, wo er ſich
nach R. Kerr Porter wirklich findet. Im Oſten und Nor⸗
den von Perſien ſtoͤßt er an die eigentliche Wohnung des
Dzeggetai durch die Bucharey und die Wuͤſten von Coby, wo
er in den Salzmarſchen ſich ergoͤtzt wie in Indien; ſodann in der
Tatarey, Thibet und Suͤdſibirien. Seine Erſtreckung nach der
Breite mag gehen von 35 — 40°; die Laͤngenerſtreckung aber
iſt ſehr groß, wahrſcheinlich vom 45 ſten bis zum 130 oder
140 ſten Grad, alſo in einer Ausdehnung von 95°; fand er
ſich aber einmal in Cappadonien, ſo haͤtte er ſich 100 Grad
weit erſtreckt. Nimmt man an, daß er wandere, ſo ſteht ihm
nichts entgegen, ſeine Fluͤchtigkeit und Haͤrte erlaubt ihm lange
Tagreiſen, ſelbſt zu den Ufern des Indus. Das Thier aber
von Cutch und dem Burmasfluß haͤtte den Indus und ſeine
Arme zu uͤberſetzen, um nach Norden und Weſten zu kommen.
Da man fie jedoch zu allen Jahrszeiten in Indien ſieht; fo
glaube ich, daß der Dzeggetai des ſuͤdlichen Sibiriens und der
wilde Eſel von Cutch einerley find und nicht weiter wandern,
als es ihre Waide verlangt. Ich ſehe weiter keinen Vortheil
in der Zaͤhmung dieſes ſchoͤnen Thieres in Europa, aber es
waͤre wohl der Muͤhe werth zu verſuchen, ob man es uͤber⸗
haupt zaͤhmen koͤnne.
Bey dieſer Gelegenheit moͤchte ich allen Reiſenden em⸗
pfehlen, die Camera lueida mitzunehmen, um ſchnell gute
Zeichnungen zu bekommen. Ich kann ziemlich gut zeichnen,
aber beſſer geht es und richtiger wird die Figur mit der Camera
lucida. Man kann zwar entgegnen, daß die Unruhe des Thies
res daran hindere: allein man kann damit 20 Zeichnungen
machen, während mit freyer Hand kaum eine, und es waͤre
doch ſonderbar, daß unter 20 nicht eine gut ſeyn ſollte. Ich
zeige hier 6 Umriſſe, wovon nur einer mißlungen iſt.
Ich habe oft gegen allgemeine Schlüffe aus wenigen That:
Iſis 1841. Heft 10.
————
=————
934
ſachen geeifert. Vom zahmen Efel ſagt man, daß er am beften
in ſuͤdlichen Laͤndern gedeihe, Perſien, Aegypten, Arabien und
ſelbſt noch in Spanien und im ſuͤdlichen Frankreich, daß er
nach Norden immer ſchlechter wuͤrde. Dagegen kann ich ſagen,
daß er im weſtlichen Indien, was doch wohl ſuͤdlich genug iſt,
nicht viel groͤßer als ein tuͤchtiger Neufundlaͤnder Hund wird.
Man braucht ſie in Truppen zu kleinen Ladungen von Salz
oder Korn; die Hafner zum Tragen von Thon. Die Zigeuner
führen immer welche mit ſich.
S. 96. Der Prinz von Muſignano zeigt eine Litho⸗
graphie von Siebolds Rieſen-Salamander aus Japan.
Gould über auſtraliſche Raubvogel, deren er ſehr viele
beſitzt.
Gegenwaͤrtig von denen aus dem ſuͤdlichen Auſtralien und
Diemensland, was jetzt am meiſten erforſcht iſt.
Viele gleichen den europaͤiſchen zum Taͤuſchen, ohne Zwei⸗
fel wegen der Gleichheit der Temperatur. Merkwuͤrdig iſt der
gaͤnzliche Mangel der Geyer; Lathams Geyer von Neuhol:
land gehoͤrt zu den Rasores. Der naͤchſte Verwandte der
Geyer ſey aus Neuſeeland heimgebracht worden durch
Capitaͤn Cook, nehmlich Polyborus novae Zeelandiae. Allein
ſeitdem iſt keiner mehr daher gekommen, dagegen viele von der
Magellans⸗Straße, mithin war jener eine Verwechſelung.
In Auſtralien findet ſich nur Aquila fucosa, der Re:
präfentant unſers Goldadlers, aber ſchlanker mit längerem und
keilfoͤrmigem Schwanz.
Von Haliaetus 4 Gattungen; der groͤßte H. sphenurus n.,
analog unſerm H. albicilla; ſein keilfoͤrmiger Schwanz iſt merk⸗
wuͤrdig, weil er ſich bei allen auſtraliſchen Adlern findet. Der
kleinere H. canorus hat keinen Stellvertreter in Europa. A.
calei iſt ſelten; ich moͤchte ihn lieber zu Aſtur ſtellen; in der
Größe wie der gemeine Buſard, hat aber abgerundete Flügel
wie Aſtur. Lathams weißbruͤſtiger Adler ſehr ſtark und aͤhnelt
dem H. leucocephalus von Nordeuropa und America; dennoch
glaube ich, daß er eine neue Sippe bilden koͤnnte zwiſchen H. et
Pandion, von welch letzterem der Osprey von Europa der
Typus iſt und wovon nur eine Gattung in Auſtralien vorkommt,
kleiner als der unſrige, ſonſt faſt ganz gleich; die amerika⸗
niſchen ſcheinen verſchieden.
Von unſerm Falco peregrinus gibt es einen ſehr aͤhn⸗
lichen, aber dennoch kann ihn ein geuͤbtes Auge unterſcheiden.
Unſerm Hobby entſpricht dort F. rufiventer n. — F. beri-
gora hat ſehr lange und ſchwache Laͤufe und moͤchte daher eine
neue Sippe werden. Cerchnis cenchroides entſpricht dem
gemeinen Kestril, iſt aber verſchieden.
Der große Wechſel bey Aſtur hat viel Verwirrung hervors
gebracht; doch haben mich meine genauen Unterſuchungen vieler
Stuͤcke ins Reine gebracht. Auch find Maͤnnchen und Meibs
chen in der Groͤße ſehr ungleich, ſowie der Federwechſel nach
dem Alter bey Astur et Accipiter. Bey Aceipiter torquatus et
Astur approximans ſind die Gefieder auffallend gleich. Uebrigens
iſt A. approximans einerley mit A. fasciatus et Falco radia-
tus, welcher das Junge. Aceipiter unterſcheidet ſich durch
ſchlankere und längere Beine, längere Mittelzehe und viereckigen
oder gabeligen Schwanz, ſonſt iſt das Weibchen hier und bey
60
935
Aſtur viel größer, und beyde haben dieſelbe Aenderung im Ger
fieder; bey Aſtur find die mittleren Schwanzfedern länger, da⸗
her der Schwanz rundlich. .
Auſtralien hat Anomalien, den ſchwarzen Schwan und
den weißen Hawk, welcher mich nicht wenig in Verlegenheit
ſetzte. Vielleicht iſt es ein Albino. Weiße Maͤnnchen und
Weibchen ſind ſo groß wie die grauen, und ich halte ſie daher
für einerley; Astur raii für das Junge. Von Milvus habe
ich zwey Gattungen ganz ſtellvertretend unſere zwey Europaͤer;
ich nenne M. novae Hollandiae den unſerm Kite aͤhnlichen;
M. aterrimus den, der dem M. ater entſpricht.
Der Vogel, den man fuͤr einerley mit Elanus melanop-
terus aus Africa hält, iſt verſchieden durch den ſchwarzen
Flecken unten am weißen Fluͤgel: heiße E. notatus.
Nur ein Circus entſprechend dem C. rufus in Europa;
heiße C. jardinei; ein Männchen, als deſſen Weidchen ich
Circus aflnis anſehe.
Bey den Eulen iſt der Reichthum einiger Unterſippen und
die Armuth anderer auffallend. Ich habe nie einen Bubo, Otus,
Scops geſehen; dagegen eine Menge Strix et Noctua, fuͤr
welche letztere Bojes Name Athene beſſer waͤre.
Die groͤßte vorliegende ſoll Athene strenua heißen, eine
andere A. fortis; die dritte iſt Noctua boobook, womit N.
maculata einerley; die vierte A. leucopsis n.
Strix delicata n., cyelops n., castanops n. et per-
sonata ſtehen ſich nah, ſind aber verſchieden.
Vergleichungsweiſe mit andern Gegenden ſind die Raub⸗
vogel in Auſtralien ſehr arm. Jetzt kennen wir 26 Gat⸗
tungen.
Aquila 1.
Haliaötus 4.
Pandion (Osprey) 1. Pernis 1.
Falco 4. Circus (Harrier) 1.
Astur et Accipiter (Hawks) 3. Strix, Noctua sive Athene 8.
October 24,
S. 101. Prinz von Mufignano, Über Trogon re-
splendens Gould (Quezalt) ſchon gegeben Iſis. 1839. S. 611.
Gray neuer Tetrapturus, herschellii vom Cap.
Milvus (Kite) 2.
Elanus (Kite) 1.
Er zeigt Kreide von Brighton mit Löchern, gemacht von
Patella et Pholas; es ſcheint, die letztere mache das Loch
durch rotatorifche Bewegung der Klappen, was Owen nicht
zugeben will, ſondern es der mechaniſchen Strömung des Waſ—
ſers zuſchreibt, welche die Flimmerhaare hervorbringen, wie es
Garner bemerkt hat 1835.
Martin, neue Fledermaus von Fernando Po.
Rhinolophus Landeri. Vellere molli, et pulchre
castaneo-rufescente; auribus acutis, patulis, erectis, ad
latus exterius emarginatis et lobo rotundato accessorio
instructis; prostemate duplice, anteriore bidentato cum
scypho parvulo ad basin anticam, hoc ferro equino mem-
branaceo circumdato; prostemate posteriore ad basin trans-
versim sinuato, ad apicem acuto; ferro equino membra-
cantibus. R
Länge 1“ 4½““, Schwanz 9, Ohren 7¼ , Vor⸗
derarm 1“ 7/5‘, Crus 8“, Calcaneum 4½, Prostema
2%, Flugweite 9“.
Neuer Igel von Trapezunt von Keith Abbot: kleiner
als der unferige, 9½“ im Bogen, braun, aber jeder Stachel
gelblichbraun unten, dann dunkelbraun, an der Spitze wieder |
gelblichbraun. Fußwurzeln Länger,
Erinaceus concolor: Obscure ſuscus, spinis in fron-
tem, et super oculos obductis, spinis rigidis, flavescenti
fuscis ad basin, apicem versus intense fuseis, apice ex-
tremo pallide rufescenti-brunneo; auribus parvis rotun-
datis; rostro breviusculo; in frontem nota alba, nec non
ante aures; pectore sordide albo, vellere corporis subtus
nigrescenti-fusco, pilis longis albis ad humeros
intermixtis.
S. 103. Waterhouse, neue Thiere.
sparsim
Ein Känguruh, wovon mehrere im Garten lebten und |
Junge hervorbrachten.
Es ift nicht Macropus valabatus, wie man meynte;
Unterſchied: die untern Theile graulichweiß, ſtatt ledergelb; die
Ohren laͤnger; der Schwanz reifgrau, unten und Spitze weiß,
ſtatt ganz ſchwarz, ſoll heißen: N
Macropus bennetti: Intense cineraceus, regione sea -
pulari, clunibus et regione cireum-oculari, ruſo brunneis;
corpore subtus einerascenti albo; rostro, auribus ‚postice,
digitis antieis posticisque nigris, linea albescenti vix
distineta ab angulo oris ad genas excurrente; cauda cine-
rascente, ad apicem nigra, et subtus sordide flaves-
centi-alba.
Dis zum Ohr 5“ 10%.
Fußwurzel und Zehen 8“ gu,
Ohr 8“ 1%¼ Hr
Ränge 24“ 10%.
Schwanz 24“ 7%.
Bis zum Auge 3".
Neu⸗Suͤd-Wallis. Pelz ziemlich lang und mäßig lind,
die laͤngſten Ruͤckenhaare 2“, die kurzen 2%. Ein altes
Maͤnnchen. Zwey Weibchen in der Sammlung ſind kleiner
und blaſſer, roͤthlich grau, um den Beutel roſtbraun.
Eine andere Gattung kam vom Hunterfluß und dieſe haͤlt
Waterhouſe für Maeropus ualabatus.
Eine Maus vom Vorgebirg der guten Hoffnung.
Mus subspinosus: Pilis subspinosis, corpore supra
fuscescenti-griseo ad latera flavescente; subtus niveo,
oculis flavido cinetis; eauda capite corporeque breviore;
auribus mediocribus. \
Länge 3" 4%, Schwanz 2“ 11", Ohr 3, Ver⸗
wandt dem Mus cahirinus, aber kleiner, und die Haare we⸗
niger harſch, auch anders gefärbt.
S. 105. Glould, neue Sippe der Caprimulgiden.
936
naceo, lato, margine libero antice biſido; pollice brevi,
gracili, in membrana subtus per dimidium ineluso: anti-
brachiis robustis; cruribus gracilibus; patagiis nigri-
*
937
Amblypterus anomalus; ſoll von Demerara ſeyn oder
Braſilien.
Ibis strietipennis, ziemlich wie Ibis religiosa: Au⸗
ſtralien.
Platalea regia et flavipes ex Nova cambria au-
strali,
November 14.
S. 107. Martin Barry zeigt einen lebendigen Pro-
teus anguinus von Prof. R. Wagner zu Erlangen, der
folgendes dazu ſchreibt.
Ich habe ein Maͤnnchen und Weibchen unterſucht. Dieſe
Unterſuchungen ſtimmen mit Cu viers, Owens, J. Mül:
lers und andern, ſind aber gegen einige Anſichten von Rus—
coni (Obs. sur la Sirène 1837.)
Ich habe z. B. keinen Zweifel, daß die Lungenſaͤcke oder
Blaͤschen wirklich die Verrichtungen der Lungen haben. Jede
enthaͤlt eine große Arterie und eine noch groͤßere Vene durch
viele Zweige verbunden. Das Wichtigſte war mir aber die
Blutkuͤgelchen und die Geſchlechtstheile. Ich vermuthete, die
Proteidea würden unter allen Thieren die groͤßten Blutkuͤgel—
chen haben, weil ſie bey den nackten Lurchen am groͤßten ſind,
ferner um ſo groͤßer, je laͤnger die Kiemen ausdauern, daher
groͤßer bey den Molchen als beym Froſch; ich vermuthete auch,
daß Proteus (und wahrſcheinlich Siren ete.), weil fie bleibende
Kiemen nebſt Lungen haben, mithin bleibende Larven ſind, die
groͤßten Blutkuͤgelchen haͤtten. Sie ſind wirklich rieſenhaft;
flach, oval, gleichen denen des Salamanders und find J —
½ Par. Linie lang, mithin dem freyen Auge ſichtbar, 1— 2
mal fo groß als die des Salamanders, faſt Zmal als die des
Froſches, 12 — 13mal als die des Menſchen.
In einem Weibchen fand ich die Eyer ſehr ſchoͤn ent—
wickelt; ihr Bau, ſowie der des Eyerſtocks wie bey andern nads
ten Lurchen, beſonders bey Triton. Die kleinſten Eper beſtehen
aus einem zarten Chorion, gelbem Dotter, großem Keimblaͤs—
chen und vielfaltigem Keimflecken. In den ziemlich entwickelten
Hoden waren keine Samenthierchen; vermuthe aber, daß ſie
denen von Triton gleichen. Ich moͤchte noch bemerken, daß
die Geſtalt und Groͤße der Blutkuͤgelchen, die Bildung der
Eyer und die Geſtalt der Samenthierchen in den verſchiedenen
Thieren ein großes zeologiſches und phyſiologiſches Intereſſe haben.
Bereits habe ich es in meiner Macht, aus einem Tropfen Blut
oder Samen vor mir, mit dem Microſcop nicht allein die Claſſe,
ſondern oft auch die Sippe und die Gattung zu beſtimmen,
von denen dieſe Fluͤſſigkeiten genommen wurden.
el? Barry ſagt, er koͤnne die Größe und die Geſtalt der
Blutkuͤgelchen durch feine eigene microſcopiſche Unterſuchung be⸗
ſtaͤtigen. (Das beſtaͤtigt auch Rudolphi in Rusconis Mono-
grafia del Proteo anguino. p. 11.)
©. 108. Prinz von Muſignano, neue Vögel aus
Mexico und Suͤdamerica.
Swainſon und Wagler haben, ſo weit ihre Mate⸗
terialien reichten, die Voͤgel von Mexico gut beſchrieben. Durch
die Gefaͤlligkeit der Herren Paris hatte ich Gelegenheit, eine
kleine Sammlung aus dieſem Lande zu unterſuchen.
938
Es folgen
nun die Charactere von folgenden Gattungen:
Thrasaetos harpyia,
Polyborus brasiliensis.
Ceryle torquata (Buffon t.
284), alcyon.
Ramphastos carinatus ( Ed-
Wards t. 329).
Trogon gabilan (Pito real) me-
xicanus?
Macrocercus militaris (Guaca-
maja).
Melanerpes formicivorus (Pi-
cus melanopogon), Carpin-
tero negro.
Centurus subelegans n,
Colaptes rubricatus ( collaris
Carpintero rosado).
Cyanocorax coronatus (Gar-
rulus Azul, Capetan.)
Quiscalus major (Urraca).
Xanthornus gularis (Calandria
de Bergara).
Icterus Parisorum n. ( Calan-
dria).
Agelaius gubernator.
Sturnella hippocrepis (Frigue-
vo).
Guiraca caerulea, melanoce-
phala (Fringilla xanthoma-
schalis, Fignerillo).
Cardinalis virginianus n., phoe-
niceus, sinuatus n.
Phileremos cornutus n. (Fildio
de Llano).
Turdus migratorius (Sarsal).
Icteria viridis (Pipra polyglot-
ta; Arriero).
Erythrospiza frontalis (Pyr-
rula, Fringilla haemorrhoa ;
Gornion, Nocktotl).
Tyraunula coronata (Cardenal),
divaricata (Riusito).
Lanius ludovicianus (Berdu-
quillo).
Pipra elegantissima n., linea-
ris n., longicauda.
Columba flavirostris.
Leptoptila rufaxilla (Columba
frontalis).
Ortyx montezumae (Codarniz).
Egretta leuce (Ctanza blanca).
Rallus chiricote (Gallina de
Montensoma).
Parra jacana (Jaquanar).
Folgende ſind von Guatamala durch den Oberſt Balas—
quez de Leon geſammelt.
Herpethotheres cachinans (Ma-
cagua ricaneur).
Butco...
Prionites momotus.
Crotophaga sulcirostra (casa-
Sli).
Corvus cacalotl.
Cyanurus bullockii Pica).
Cyanocorax coronatus,
Cassicus solitarius ?
Coccyrus cajanus.
Trogon strigilatus ?
Centurus santacruzi.
Icterus baltimore, spurius (mu-
tatus, castaneus), bonarien-
sis (sericeus).
Guiraca ludoviciana (Tanagra).
Tanagra chlorotica, episcopus,
vicarius.
Euphonıa violacea, hirundina-
cea n.
Arremon giganteus n.
Icteria velasquezi u.
Thamnophilus doliatus, rutilus.
Todus cinereus.
Setophaga ruticilla, nubra (Syl-
via miniata).
Sylvicola decurtata n,
Turdus grayi n.
Tyrannus superciliosus.
Synallaxis cinerascens.
Mniotilta varia (Sylvia),
Coereha cyanea.
Scolopacinus n. ruficentris n.
Caprimulgus vociferus.
Penelope vetula.
Folgende find von der Gränze Braſiliens und Peru von
Leadbeater erhalten.
Crypticus martii (Prionites).
Capito macrodactylus (Cy-
phos).
Micropogon aurovirens (Buc-
co), flavicolle n.
Galbula tombacea.
Dendrocops platyrostris Den-
drocolaptes).
Asthenurus rufiventris n.
Melauerpes meropirostris (Pi-
cus).
Xanthornus mentalis.
Sturnella militaris.
Dolichonyx
Quiraca magnirostris n.
Spiza versicolor n.
Rhampocelus nigrogularis (ig-
nescens).
Tanagra cyanocephala, striata,
caelestis.
Aglaia nigrocineta n., schran-
kii (Tanagra).
Pipra striolata.
Colaptes rubricatus, nahe verwandt mit dem C. aura-
tus; zur Sippe noch Picus arator, chilensis, C. fernandinae
939
Cyanocorax coronatus, nicht zu verwechfeln mit dem
gröfern Garrulus stelleri.
Xanthornus gularis, ſehr ähnlich dem Oriolus xanthor-
nus Linne, und noch mehr dem Icterus mexicanus (leu-
copteryx).
leterus Parisorum, aͤhnlich dem J. domnicensis (flavi-
gaster).
Agelaius gubernator, unterſchieden von A. phoeniceus
durch den gleichfoͤrmig rothen Flecken an der Schulter und den
Mangel des gelben Bands darunter. A. tricolor hat einen
drepfarbigen Schulterflecken.
Coccothraustes bonapartei iſt C. vespertina.
Die von mir gegebenen Maaße von Lanius excubitor
gehören dem L. italicus an. In Nordamerica gibt es nur
L. borealis et ardesiacus (ludovicianus).
Pipra elegantissima iſt unterſchieden von P. eyanoce-
phala, serena, cyaneo-eapilla (coronata) et musica.
Pipra linearis iſt verſchieden von Pipra caudata (Shaw
t. 153) und P. longieauda (Queue en pelle) und P. me-
lanocephala (lanceolata).
Corvus cacalotl, verſchieden von C. corax, bey welchem
die zweyte Schwungfeder laͤnger als die vierte, die dritte die
laͤngſte iſt; dort iſt die vierte die laͤngſte, die erſte kürzer als
die ſiebente, zweyte und ſechſte gleich 2 dritte kuͤrzer als fünfte,
In allen americaniſchen iſt die zweyte kuͤrzer als die vierte, welche
länger als die dritte und fuͤnfte; nicht zu verwechſeln mit dem
glänzenderen C. splendens.
Cyanocorax für die americaniſchen blauen Heher; Cya-
nurus für die langſchwaͤnzigen Aelſtern.
Centurus santacruzi, verſchieden von Picus carolinen-
sis et albifrons: ſteht näher dem P. aurifrons.
Tanagra vicarius, ähnlich der T. archiepiscopus, sayaca
(glauca), non olivascens (femina sayacae).
Zur Sippe leteria noch Pipra viridis (polyglotta).
Sylvicola ſteht zwiſchen Vireo et Sylvia.
Scolopacinus ift nahe verwandt dem Troglodytes reeti-
rostris, der zu derſelben Sippe gehoͤrt und von Sundevall als
eigene Sippe: Acontistes aufgeſtellt wurde, wie ich ſpaͤter ſehe.
Zu Crypticus gehört auch Momotus supereiliosus.
Ramphopis flammigerus iſt einerley mit meinem Ram-
phocelus passeriuii. Dazu auch R. atroserieeus et et ictro-
notus.
Tanagra striata gleicht der T. darwinii n. von Chili.
Aglaia nigrocincta, verſchieden von A. brasiliensis.
A. schrankii gleicht A. punctata (Edwards t. 262).
Pipra striolata gleicht ſehr der P. strigilata, Wied.
S. 122. Blyth zeigt einen Theil vom Skelett der Alca
impennis und zeigt die Unterſchiede mit Aptenodytes.
Er bekam die Flügel und Fußgebeine von Alea impen-
nis. Sie ſind ebenſo ſchwer als die des Pinguins; der Ober⸗
arm mit einer ſehr engen Höhle, das Schienbein ganz angefüllt
mit Mark; bey Alca torda ſind ſie viel leichter und ganz hohl,
bey andern Voͤgeln ſteigt die Entwickelung der Flugorgane mit
der Abſorption des Markes; Gould hat entdeckt, daß bey
Cinelus das Mark beftändig in den Knochen bleibe. Wo Vo⸗
gel bloß zum Schwimmen beſtimmt find, da find die Flügel
faſt ganz verkuͤmmert. Der Puffin muß große Lufthoͤhlen ha—
ben wegen ſeiner kleinen Fluͤgel, weil er wohl ſonſt nicht fliegen
koͤnnte; auch haben dieſe Voͤgel große ſeitliche Lufthoͤhlen. Der
Puffin fliegt auch wie ein Kaͤfer und ſchwimmt wie ein Waſſer⸗
Eifer mit Hülfe der Flügel, der Dytiscus mit dem mittleren
Fußpaar; auch in der aͤußern Geſtalt mahnen ſie an einander.
S. 123. Gray, Anordnung der Spitzmaͤuſe.
Wagler ſchied fie in der Iſis 1832 in 3 Sippen, Du-
vernoy 1834 und 1835 in 4 Gruppen. Nach den Stuͤcken
im brittiſchen Muſeo theilt Gr. fie fo ab: N
A. Landſpitzmaͤuſe: Schwanz einfach, Fuͤße nicht ge⸗
wimpert.
1) Corsira, untere vordere Schneidzaͤhne ſcharfrandig und
oben gezaͤhnelt; Schwanz mit kurzen, dicht angedruͤckten Haaren.
2) Myosorex, dieſelben Zähne ebenſo, aber oben ganz;
Schwanz ebenſo. 0 ö
3) Sorex, dieſelben Zähne, abgerundet und oben einfach;
Schwanz mit kurzen Haaren und laͤngeren zerſtreuten Borſten.
B. Waſſerſpitzmaͤuſe; Schwanz unten mit einer Borſten⸗
reihe; Fuͤße und Zehen an den Seiten gewimpert.
4) Amphisorex, untere vordere Schneidezaͤhne einfach;
die 4 hintern Schneidezaͤhne allmaͤhlich kleiner, der hintere
ſehr klein.
5) Crossopus, dieſelben vorderen Zähne ſcharfrandig und
oben gezaͤhnelt; die hintern Schneidzaͤhne plöglich verkleinert.
1. Corsira Gr. Sorex Wagler? Hydrosorex par-
tim Duvernoy (nach der alten Beſtimmung, ſpaͤter hat er
dieſen Namen mit Amphisorex vertauſcht): Kopf länglich,
Schnauze duͤnn und vorgeſtreckt; Ohren im Pelze verborgen,
Schwanz verlaͤngert, duͤnn, jung rund, dann viereckig, bedeckt
mit kurzen, ſteifen, dicht angedruͤckten Haaren (nicht gewimpert),
Fuͤße einfach und auch nicht gewimpert; die vordere Fußwurzel
unten baͤrtig. Schädel verlängert, Zähne gefärbt, Schneid⸗
zaͤhne oben 12, unten 6, groß, die zwey obern in der Mitte
ſtark, faſt gleich gefpalten, die hintern nehmen plotzlich ab;
die zwey mittleren unten verlängert, der Rand ſcharf, gezaͤh⸗
nelt; Backenzaͤhne ½, maͤßig — gleicht Crossopus, aber
Aae und Fuͤße nicht gewimpert undg die Naſe mehr ver⸗
laͤngert.
Schwanz
Backenzaͤhne maͤßig.
1) C. vulgaris (Sorex araneus L., tetragonurus Her-
mann, Geoffroy, eunicularia et eremica Bechstein, Foetid
Shrew Pennant.)
mäßig; obere Schneibzähne ziemlich groß,
940
941
2) C. forsteri, Norbamerica.
Iſt wahrſcheinlich Waglers Sorex, wozu er ſtellt S.
pygmaeus, rhinolophus, coneinnus et megalodon, dieſe drey
wahrſcheinlich nur Abaͤnderungen von vulgaris. Dazu wohl
auch S. constrictus Geoffroy; vielleicht auch Bachmanns 8.
longirostris, cooperi et richardsonii.
* Schwanz kurz, Vorderfuͤße ſtark. Blarina.
3) C. talpoides. Gapper in Zool. Journ. V. t. 8.
Nordamerica.
Dazu wahrſcheinlich S. brevicaudatus et parvus Say,
S. dekayi, personatus Geoffroy, S. carolinensis et cine-
reus Bachman.
2) Myosorex Gr. Kopf verlaͤngert, Ohren unter dem
Pelz verborgen; Schwanz verlängert, duͤnn, mit kurzen, ſteifen,
dicht angedruͤckten Haaren bedeckt, alt viereckig; Fuͤße und Ze—
hen nicht gewimpert; Zaͤhne weiß; Schneidzaͤhne oben 8, unten
6, oben zwey mittlere ungleich geſpalten, der zweyte ſeitliche
maͤßig, der dritte ſehr klein und ſtummelartig, der vierte kleiner
aber größer als der dritte. Die unteren vorderen Schneidzaͤhne
verlängert mit einer ganzen Schneide; 2ter und Zter klein, ges
draͤngt an dem Grunde der vorderen.
1) N. varius Smuts p. 108. (S. einnamomeus Lid»
tenſteins Saͤugthiere ?) Cap. Sieht aus wie S. pilorides, unter⸗
ſcheidet ſich aber durch die Geſtalt des Schwanzes und die un⸗
teren Schneidzaͤhne. Zaͤhne glaͤnzend weiß.
3) Sorex. Kopf verlaͤngert, Ohren frey, Pelz lind und
ſenkrecht, Schwanz verlaͤngert, verjuͤngt mit Schuppenwirteln,
bedeckt mit kurzen Haaren und zerſtreuten langen Borſten.
Fuͤße nicht gewimpert, Zehen 5—5 frey. Schneidzaͤhne 3,
(oder % 2), weiß, oben die mittleren Schneidzaͤhne ungleich
geſpalten, die drey (oder 42) anderen werden plotzlich kleiner;
unten die mittleren verlaͤngert, der obere Rand rundlich und
ganz.
a) Groͤßer; Schwanz dick und verjuͤngt; an den Seiten
ein weißer druͤſiger Fleck.
1) Sorex pilorides Shaw (gigantea Geoffr.) Indien.
Dazu S. myosurus, crassicaudatus, capensis, fla-
vescens, capensoides, pulchellus et pumilus, wofern alle
verſchieden. Beym letztern find die Schwanzhaare nicht ziveys
zeilig.
b) Kleiner; Schwanz ſehr duͤnn.
Crocidura Wagler,
Sorex Duvernoy, Sunkus Ehrenberg.
1) S. araneus Schreber t. 160, Geoffroy, Duver-
noy (french Shrew). Schneidzaͤhne klein %.
2) S. leucodon Hermann.
Wahrſcheinlich ſind S. etruscus, major, rufus, moscha-
tus et poliogaster nur Abaͤnderungen von S. araneus.
4) Amphisorex Duvernoy. Kopf verlaͤngert, Ohren
ganz verſteckt. Schwanz verlaͤngert, duͤnn, mit kurzen, dicht
angedruͤckten Haaren bedeckt, jung rund, ſpaͤter etwas viereckig;
Iſis 1841 Heft 12.
942
untere Seite und Rand der Fuͤße mit einer Reihe beweglicher
Borſten. Schaͤdel verlaͤngert, Schnauze ſchmal, Schneidzaͤhne
oben 3%, oben zwey mittlere ungleich geſpalten, die drey ſeit—
lichen allmaͤhlig kleiner, der vierte ſehr klein, unten die zwey
mittleren einfach; Backenzaͤhne ziemlich groß, oben /. Stimmt
mit Crossopus im Bau des Schwanzes und der Fuͤße und
im Aufenthalt im Waſſer, unterſcheldet ſich aber in der Geſtalt
der Zaͤhne.
1) Amphisorex Pennantii (Sorex fodiens Fleming,
Jenyns)
2) A. eiliatus Sowerby 1806. (remifer Geoffr. 1811.)
Duvernoy befchreibt eine andere Gattung unter dem Na:
men A. hermanni.
3) A. palustris Richardson. Nordamerica.
5) Crossopus partim Wagler 1832. Hydrosorex
partim Duvernoy 1835.
Kopf verlängert, Ohren verſteckt und klappenartig. Schwanz
verlängert, viereckig und gefurcht mit kurzen angedrüͤckten, ſtei⸗
fen Haaren und einer Reihe langer Borſten unter der Spitze.
An den Hinterfuͤßen bewegliche Borſten. Schneidzaͤhne 1,
oben die zwey mittleren ſtark, mit einem Einſchnitt, der hin⸗
tere plotzlich verkleinert; unten die mittleren verflaͤcht, ſcharfran⸗
dig und oben gezaͤhnelt.
1) Cr. daubentonii (fodiens Pallas? Duvernoy, ca-
rinatus Hermann, Geoffr,, canaliculatus
Brehm hat 3 dem Sorex fodiens verwandte Gattungen
beſchrieben, unter dem Namen S. amphibius, nataus et sta-
gnalis; Wagler 2 andere, C. musculus et psilurus. Du⸗
vernoy ſtellt S. tetragonurus Herm. et Geoffr. zu Hydro-
sorex, iſt aber eine Landſpitzmaus; vergleiche auch S. fimbri-
pes Bachman.
S. 126: Gould, Voͤgel von Erzerum, eingeſchickt von
Keith E. Abbott. . ö
Acht Gattungen, wovon 2 auch in England und 6 in
Europa; die zwey andern wie Fringilla nivalis et Alauda al-
pestris. Die große Länge der Flügel der erſtern, der viereckige
Schwanz weichen ab und ſie ſtellt ſich vielleicht als eigene
Sippe zu Fringilla wie Plectrophanes zu Emberiza; ſoll
Fringilla sanguinea heißen.
Die Lerche iſt das zweyte Beyſpiel mit hornförmigen
BET an den Seiten des Kopfes; heiße Alauda penicil-
ata.
Die anderen Gattungen find Lanius minor, Phoenicu-
1 ruticilla, Alauda calandra, rupestris, Pyrgita petronia,
inaria cannabina,
127. Ferner ein neuer Ibis aus Hayti von J. Henne
geſchickt. Ibis erythrorhyncha.
Yarrell zeigt eine Schwungfeder vom Harpy- Eagle
[Harpyia destructor] der im Thierhof des Earls von Derby
geſtorben war; man fand ihn mit einer großen Menge Pedi-
eulus behaftet. Dieſe kleinen Thierchen hatten ihre Wohnung
60 *
943
in den großen Federkielen aufgeſchlagen; die vorgelegte Feder
war mit ihren abgelegten Haͤuten angefuͤllt. Die Thierchen ka⸗
men durch zwey runde Loͤcher am Grunde des Kiels hinein.
Ein Stuck White bait [Clupea alba s. latulus], wel
cher nicht weniger als 6“ lang war, hoch 1“ 2%.
Weſtwood. Beſchreibung von Kerfen, welche Cuming
auf den Manillen geſammelt.
Collyris femorata (albitarsis 7), Therates coracina,
Clivina castanea, Nigidius laevicollis (Prionocerus caeru-
leipennis), Rhynchites manilensis, Lamia pulchellator,
Eurycephalus nigr. (Cerambyx nigripes, maxillosus).
Scelodonta (Subgenus Colaspidis) eurculionoides ;
Forficula tarsata; Hymenotes (e familia Locustidarum Te-
trici affinis) rhombea (Membracis rh.) auf Jamaica; trian-
gularis; Fulgora apicalis; Machaerota ensifera.
Centrotus bifoliatus, horrificus; Reduvius tibialis.
November 28.
S. 131. Ogilby, neuer Phalanger mit Ph. cookii
vermengt, ſoll Ph. viverrina heißen; größer, dunkel graulich
braun, Ohren weiß, ohne Rothes an Kehle, Weichen und Fü:
ßen; hat aber auch die Finger in zwey Haufen getheilt; bil
den daher beyde eine Unterfippe: Pseudocheirus. Auf den
Inſeln bey Diemensland, Ph. cookü nur auf dem veſten Land
von Auſtralien.
Gray, neue Anordnung der Lurche.
Ordo I. Squamata, theilt ſich in Sauri et Ophi-
Ordo II. Cataphracta, theilt ſich in Amphisbaenii,
Chelonii et Emidosaurii.
Er ſagt, die Reihen bildeten einen regelmaͤßigen Kreis;
es gebe Aehnlichkeiten der Sauri mit den Primates, der
Ophidii mit den Ferae, der Chelonii mit den Ungulata; die
der Amphisbaenii et Emydosaurii mit den Glires et Ce-
tacea ſeyen nicht ſo augenfaͤllig.
Er theilt die Saurii in 5 Unterabtheilungen.
1) Pachyglossae. a) Nocturnae — Geckones; b)
diurni — Chamaeleontes et Agamae orbis veteris, igua-
nidae orbis novi.
2) Leptoglossae. a) Lacertidae, Zonuridae, Cerco-
sauridae, Chirocolidae, Chamaesauridae, Helodermidae;
b) Monitoridae; Scincidae.
Ein neuer Fuchs vom Senegal aus der Sammlung des
Earls von Derby: Vulpes dorsalis: graulich weiß mit
ſchwarzen Haarſpitzen, Geſicht gelblich, Fuͤße blaß fuchsroth,
Ruͤckenſtreif dunkelbraun mit Schwarz gemengt; Kinn und
Bauch weißlich, Schwanz ziemlich duͤnn, mit ſchwarzer Spitze, 8“
Leib 15. Gleicht dem Vulpes bengalensis etc. Caama vom
Cap, iſt aber kleiner, hat einen weniger buſchigen Schwanz
und den Ruͤckenſtreifen; keine ſchwarzen Lippen, auch nicht, wie
der capiſche, einen ſchwarzen Flecken hinten an den Hinterſchenkeln.
944
S. 132. Gould, Vögel vom Earl von De rb h.
Lyurus (Tetrao) derbianus; ſey aus Sibirien; kleiner
als die gemeine Gattung, aber Schwanz laͤnger. 8
Aus ſeiner Sammlung eine neue Sippe aus Auſtralien.
Sericornis (Saxicollinae) humilis, eitreogularis, parvulus;
dazu Acanthiza frontalis Horsfield.
December 12.
S. 135. Gray, Reviſton der giftigen Schlangen mit
einem Wirbelſchwanz. 0
Im brittiſchen Catalog bilden die Crotaliden 12 Sippen
und 25 Gattungen; 6 Sippen und 10 Gattungen in Amerika;
3 Sippen und 12 Gattungen in Aſien; eine Sippe und 2
Gattungen in Afrika.
im brittiſchen Muſeo ſind 19.
Die Viperiden enthalten 8 Sippen und 10 Gattun⸗
gen; 2 Sippen und 3 Gattungen in Aſien: 4 mit 9 in Afrika;
2 mit 4 in Europa; eine mit einer in Auſtralien. Alle ſind
auf eine beſtimmte Gegend beſchraͤnkt; nur Echis hat eine
Gattung in Afrika und die andere in Indien. Schlegel be⸗
ſchreibt 10 Gattungen; im brittiſchen Mufeo 9.
Die Boiden enthalten 17 Sippen mit 27 Gattungen,
davon 7 S. und 9 G. im tropiſchen Amerika; 8 und 4 in
Africa; 6 und 8 in Aſien; 3 und 4 in Auſtralien; eine Gat⸗
tung in Europa. Python in Afrika, Aſien und Auſtralien, jede
Gattung in beſonderer Gegend: eine Gattung Erix in Suͤd⸗
europa und Nordafrika.
Die Hydriden aus 23 Sippen und 48 Gatttungen,
wovon 20 im indiſchen Meer, 16 in Salzſeen von Indien und
deſſen Inſeln, 6 im tropiſchen Amerika. Schlegel beſchreibt
27; im brittiſchen Muſeo ſind 30.
Parrell zeigt einen männlichen Baſtarden vom Faſan
und dem Birkhuhn (Black Grouse), eingeſchickt von G. Lead⸗
beater. Iſt das dritte Stuͤck, welches eingeſchickt wurde.
Das erſte aus Cornwallis hatte mehr von einem Birkhuhn,
das zweyte aus Shropſhire mehr von einem Faſan, dieſes ein
wahres Mittelding. Kopf, Hals und Bruſt caſtanienbraun,
die Bruſtfedern mit dunkern Mondſpitzen; Laͤufe mit Federn
bedeckt, Ruͤcken und Fluͤgel ſchwaͤrzlich grau gefleckt wie ein
junger Birkhahn nach der erſten Mauſer; jedoch etwas braun;
Schwanzfedern ziemlich kurz, aber grad, ſpitzig, ſtaffelfoͤrmig,
wie beym Faſan. f
S. 136. Gould, Voͤgel vom Himalaya durch J.
Farrell eingeſchickt 114 Stuͤck; darunter neu: 1
Athene erythropterus (< A. cueuloides), Turdus
unicolor, Oreocincla parvirostris. 5
Cinelidia n. punctata; Brachypus plumifera, Cucu-
lus micropterus, Pomatorrhinus leucogaster. -
December 26. 1837.
S. 138. Gould, auſtraliſche Vögel aus feiner Samm⸗
lung, worunter 80 neu. Mit langen Charakteren.
Haliaötus sphenurus < H. albicillus.
Schlegel beſchreibt 17 Gattungen,
945
H. leucosternus HI. ponticerianus.
Pandion leucocephalus < P. haliaötus.
Falco frontatus F. subbuteo,
E. melanogenys < F. peregrinus.
F, brunneus.
Ieräcidea: typus est Falco berigora.
Lepidogenys suberistatus (Lophotes) S Pernis.
Milvus afſinis < N. ater,
M. isurus > M. vulgaris.
Elanus notatus > E. melanopterus et leucurus.
Circus jardinei (assimilis).
Athene? fortis, strenua.
Halcyon incinctus H. macLeayi,
Caprimulgidae: Eurostopodus n. (Caprimulgus gut
tatus et albogularis).
Myiagra nitida C M. plumbea.
Graucalus parvirostris C G- melanops.
Gr, melanotis C Papuan Crow Latham.
Ceblepyris humeralis C C. leucomela (Lanius karu).
Falcunculus leucogaster, flavigulus C F. gutturalis.
Eopsaltria parvula, C Pachycephala australis.
E. griseo - gularis.
Sericulus magnirostris.
Oreocincla n. macrorhyncha = Turdus varius.
Dazu C. novae Hollandiae et Turdus varius.
Symmorphus n. leucopygus; Familie zweifelhaft.
Acanthiza magnirostra, uropygialis, diemenensis
(< A. pusilla), lineata.
Sylviadae? Psilopus [I] brevirostris, fuscus, oli-
vaceus, albogularis.
Petroica modesta.
Origma n. Typus est Saxicola solitaria,
Ephthianura n. aurifrous. Typus est Acanthiza
albifrons.
Malurus longicaudus S NM. cyaneus.
Pardalotus quadragintus (Forty spot), melanoce-
phalus, rubricatus.
Pachycephala xanthoprocta, longirostris.
Sphenostoma n. cristatum S Struthodea.
Cincloramphus n, Typus est Megalurus cruralis.
Dasyornis? brunneus.
Calamanthus n.: Typus Anthus fuliginosus.
Cysticola ruficeps.
Oreoica n.; Typus Falcunculus gutturalis. Familia
dubia.
Calyptorhynchus zanthonotus
funereus.
Platycercus haematonotus; inter Pl. et Nanodes.
Sittella pileata, melanocephola, leucocephala.
< C. baudinü et
— 946
Meliphaga sericeola ( sericea), inornata < M.
australasiana.
Acanthagenys n. ( Anthochaera) rufogularis, lu-
nulata S Anth. mellivora.
Plectorhyncha n. lanceolata.
Entomophila n. picta > Carduelis elegans.
Glyciphila? ocularis, subocularis.
Aegialitis? canus.
Erythrogonys u. einetus.
Haematopus australasianus < H. ostralegus.
Numenius australis < N. arquata.
Rhynchaea australis.
Sterna melanura.
Sula rubripes; Puffinus assimilis < S. obscurus.
Phalacrocorax carboides, leucogaster, flavirhynchus.
(Fortſetzung von 1838. folgt.)
Pei
in das innere Nordamerica von Maximilian, Prinz zu Wied.
Coblenz bey Hoͤlſcher. II. 1840. 4.
Von dieſem reichen und herrlichen Werke iſt Heft XV
bis XVII, Bogen 22— 63, erſchienen mit zahlreichen und
prächtigen Kupferſtichen. Wie wir hören, folgen hier noch zwey
Hefte, und ſo wird dieſes Werk in wenigen Monaten in jeder
Hinſicht vollendet vor den Augen des Publicums liegen. Da
aus einzelnen Bogen kein ordentlicher Bericht zu machen iſt;
ſo behalten wir uns vor, einen ſolchen nachzuliefern. Jetzt da⸗
her nur der Gang der Reiſe, wie wir ihn bey den vorigen Lie—
ferungen angezeigt haben.
S. 211 folgen Bemerkungen uͤber den Stamm der Moͤn—
nitarris oder Grosventres; S. 237 ein Paar Worte von den
Ariklaras; S. 249 Winteraufenthalt vom November 1833 bis
April 1834 zu Fort Clarke nebſt Schilderung der dortigen
Voͤlkerſchaften und mehreren Holzſchnitten; S. 319 Ruͤckreiſe
bis Cantonment Leaverworth bis in den May, gleichfalls mit
Holzſchnitten; S. 353 von da nach Portsmouth an der Muͤn—
dung des Ohio-Canals bis zum Juny; S. 383 Bereifung
dieſes Canals, des Erieſees und der Faͤlle des Niagara; S. 409
Ruͤckkehr auf dem Eriecanal und dem Hudſonfluſſe nach New:
Vork; Seereiſe nach Europa.
S. 429 folgt ein botaniſcher Anhang, nehmlich eine
ſyſtematiſche Ueberſicht der Pflanzen vom Miſſouri, bearbeitet
von Nees von Efenbed; die neuen Gattungen mit Cha—
racteren.
S. 455 ein zweyter Anhang mit Sprachproben verſchie—
dener Voͤlkerſtaͤmme.
947
Reiſen
in Europa, Aſien und Africa, mit beſonderer Ruͤckſicht auf die
naturwiſſenſchaftlichen Verhaͤltniſſe der betreffenden Länder, un⸗
ternommen in den Jahren 1835. bis 1841. von Joſeph Ruſſeg⸗
ger, k. k. oöfterr. Bergrath ꝛc. Stuttgard bey Schweizerbart,
1. 1831. 8. 320. Mit geographiſchen und geognoftifchen Charten
und Abbildungen von Pflanzen und Thieren.
Dieſes wird ebenfalls ein ſehr lehrreiches Werk und zwar
für jedermann, weil es in einem blühenden und man kann fa=
gen, witzigen Style geſchrieben iſt, auch alles beruͤckſichtigt, was
im Leben vorkommt, Sitten und Einrichtungen, den geographi⸗
ſchen und politiſchen Zuſtand, Production, Verwaltung und
Handel. Dabey iſt der Innhalt ganz ernſt, und immer auf
die Belehrung, nicht auf die Unterhaltung gerichtet. Der erſte
Band beſchaͤftigt ſich mit der Reiſe, von Gaſtein und Salz:
burg an uͤber Wien, Trieſt, Athen, Alexandrien bis Kairo, und
von da nach Alexandrien zuruͤck, um nach Syrien zu ſchiffen.
Der Paſcha von Aegypten hat bekanntlich von der oͤſterreichi—
ſchen Regierung Bergbeamte verlangt, um nuͤtzliche Mineralien
ſowohl im Taurus als in Nubien aufzuſuchen. Die Regierung
wählte einige Bergleute aus, und ernannte den Verfaſſer zum
Vorſtand, gab ihm auch alle zur phyſicaliſchen Unterſuchung
nöthigen Inſtrumente mit, und ſchloß den Contract amtlich ab,
damit die Expedition vor allen Vexpationen geſichert fen, welche
indeſſen doch nicht ausblieben, wie man in einem ſolchen Lande
wohl denken kann. Die phyſicaliſchen Beobachtungen wurden
4 Jahre lang fortgeſetzt und oft ſtuͤndlich bey Tag und Nacht
vorgenommen, was auf einer Reiſe nicht anders als mit den
größten Beſchwerden möglich gemacht werden kann. Schon die
Fahrt im adriatiſchen Meer bey vielen Stuͤrmen waͤhrend des
Winters wird ſehr intereſſant geſchildert, indem man an meh—
reren Inſeln Zuflucht ſuchen mußte. Ueberall ſchildert der Vers
faſſer die Gebirgsformationen, das Ausſehen der Orte und
Menſchen auf eine ſehr characteriſtiſche Weiſe. Die Fahrt bis
Alexandrien dauerte nicht weniger als 43 Tage, vom 16ten
Jänner bis zum gten März. Dabey wird Patraß, Corinth,
Athen und Alexandrien geſchildert, ſo wie der Empfang bey den
aͤgyptiſchen Beamten fowohl an dem letzten Ort, als in Kairo,
wohin man bald auf dem Nil fuhr und wo man am 21ften
Maͤrz ankam. Die Merkwuͤrdigkeiten der Stadt, ſo wie der
Gegend, beſonders die Pyramiden wurden beſucht. Man be—
kommt dadurch ein deutliches Bild von dem Leben der ver—
ſchiedenen Voͤlkerſtaͤmme, von dem Regieren, von der Pracht
der Großen, vom Elend der Kleinen, vom Sclavenmarkt, den
wiſſenſchaftlichen Anſtalten, der Fabrication, dem Geſundheits⸗
zuftande, den phyſicaliſchen und geognoſtiſchen Verhaͤltniſſen,
ſo wie von dem Landbau, den gewöhnlichen Pflanzen und
948
Thieren. Man lieſt das Werk mit Vergnügen, und findet ſich
in jeder Hinſicht belehrt und befriedigt. 5
ö Allgemeine Zeitung 7
‚für Chirurgie, innere Heilkunde und ihre Huͤlfswiſſenſchaften
von R. H. Rohasfch. München bey Lendner. ee.
bis 18. (12 Fl. oder 7 Thlr. pr.)
Dieſe Zeitung laͤßt ſich gut an, wenigſtens ergreift ſie
ihren Gegenſtand mit viel Ernſt, und augenſcheinlich mit vielen
Huͤlfsmitteln, woran es bey einer ſo großen Stadt und ſo um⸗
faſſenden Bibliothek nicht wohl fehlen kann. Es erſcheint wos
chentlich ein Bogen, ziemlich eng gedruckt und wohl geordnet:
Voran eine Inhalts-Anzeige, ſodann Original- Aufſaͤtze, und |
darunter als beſondere Staffel fortlaufend ein ſonderbar foges
nanntes Feuilleton mit allerley kleinern Nachrichten, Correſpon⸗
denzen, Todesfaͤllen, Auszuͤgen aus Werken uͤber Huͤlfswiſſen⸗
ſchaften u. ſ. f. Endlich Anzeigen von Buͤchern durch Muſte⸗
rung der Zeitſchriften; zuletzt Verzeichniß neuer Bücher, Nach
dem Verzeichniß haben ſich bereits viele angeſehene Aerzte und
Anatomen als Mitarbeiter angeſchloſſen, nicht bloß aus Deutſch—
land, ſondern auch aus dem Auslande.
größern und wichtigern Auffäge herausheben, als da find: B. Lan⸗
genbeck, Sehnendurchſchneidung gegen habituelle Fingerkraͤmpfe;
Aſchenbrenner, über Hämorrhoiden, Gicht, Hyſterie uſw.,
als Modificationen einer Grundkrankheit; Leroy, Über Auflö-
ſung der Harnſteine durch Alcalien; J. Liebig, uͤber die ſtick—
ſtoffhaltigen Nahrungsmittel des Pflanzenreichs; L. Pup pi
(zu Belluno), neue Methode einer Abſetzung der Finger im Me—
tacarpal-Gelenk; C. G. Carus, Beytrag zur genauern Kennt⸗
niß der Schwangerſchaft innerhalb der Wandungen des Uterus;
Ein Verzeichniß des
Innhaltes zu geben iſt nicht moͤglich; indeſſen wollen wir die
A. Kuͤttlinger, über eine cyſtenfoͤrmige Entartung des Bo⸗
dens; L. Koch, uͤber die ſympathiſche Gonalgie; Heßler,
Ueberſetzungen aus dem ſanscrittiſchen Surrutas; H. M. Bruns
ner, uͤber die Durchbohrung des Paukenfells; Sebregondi,
uͤber die weiße Schenkelgeſchwulſt der Woͤchnerinnen. Große
Auszuͤge aus den Arbeiten der mediciniſchen Academie oder Ge⸗
ſellſchaften, meiſtens des Auslands; Verſammlungen der Aerzte,
medieiniſche Nachrichten aus entfernten Gegenden, wobey wir es
fuͤr einen großen Fehler halten muͤſſen, daß gewoͤhnlich keine
Autorität dabey ſteht. Wenn dieſe Zeitung in ihrem Eifer fo
fortfaͤhrt, ſo zweifeln wir nicht, daß fie mit Beyfall werde auf:
genommen werden. &
0
| Innhalt der Ifis,
Jahrgang 1841. Heft I- XII.
Heft J. A. Nach der Reihe.
Seite. .
1 Buquoy, Erſcheinungswelt.
9 Harzverein 1840,
11 Kroͤyers Zeitſchrift. I. 4.
Schioͤdte, daͤniſche Pompiliden.
19 Steenſtrup, urweltliche Anatiferiden. 413.
24 Kröyer, nordiſche Fiſche.
25 Reinhardt, groͤnländiſche Fiſche.
27 Kröyer, zu Gottſche's Schollen.
31 Nilsſons Bemerkungen über Fiſche.
32 Dahlboms Hymenopterologie.
35 Kröyer, zur dänifchen Fauna.
39 Brehm, ornithologifche Ausflüge. b
67 Auszüge aus dem Petersburger Bulletin 1839, 40,
68 Gebler, Tiger am Altai; Bartgeyer. / 4
72 Bücher von Baer und Helmerſen, Hagemeiſter, Ettmuͤller,
Koſt, Fuͤrnrohr, ſchleſiſche Geſellſchaft, Egen.
Heft II.
81 Buquoy, Erſcheinungswelt.
98 Auszüge aus Kröyers Zeitſchrift I. 5.
Kroͤyer, Schmarotzer-Krebſe: Selius, Tneca, Ergasilus,
Cecrops, Lernaea, Laemargus. (T. IV. folgt fpäter.)
115 F. Boie, däniſche Falter.
120 Kroͤyer, über Blennius lumpenus.
121 Brehm, ornithologiſche Ausflüge,
157 Buͤcher von: Schweizergeſellſchaft, Steudel, Heynhold,
Heft III.
161 Buquoy, Erſcheinungswelt.
171 Auszüge aus Kröyers Zeitſchrift J. 6.
Fr. Boie, daniſche Falter.
185 Schiödte, Braconiden; Copisura.
187 Kröyer, Schmarotzerkrebſe: Caligus t. I. 6.
200 Brehm, ornithologiſche Ausfluͤge.
218 Neuwyler, Geſchlechtsorgane von Unio et Anodonta.
221 Dierbach, Arzneymittel der Alten: Fiſche und Wale.
237 Buͤcher von Fr. Mayer, Arago, Presl.
Heft IV.
141 Buquoy, Erſcheinungswelt.
253 Auszüge aus Kroͤyers Zeitſchrift II. 1.
Kroyer, Schmarotzerkrebſe: Caligus, Chalimus, Trebius
Pandarus, Dimematura t. I. 6 et 1.
281 Eſchricht und Nilsſon, Schädel in daͤniſchen Grabhuͤgeln.
287 Hallgrimsſon, über die Robbe Utselur (Phoca grypus.)
293 Brehm, ornithologiſche Ausfluͤge, Schluß.
310 Buͤcher: Druckerfeſt in Zuͤrich, Stuttgard, Laßberg, Blume,
Whewell, Förſter, Scheitlin, Cretzſchmar, Wellenbergh,
A. Meyer, Roͤſch. A
311 Blume, Claſſiſication der Scitamineen.
Heft V.
321 Buquoy, Sprache, Geſchichte, Weltlauf, Frömmigkeit.
325 Auszüge aus Kroͤyers Zeitſchrift II. 2.
Drewſen, daͤniſche Bombus et Psithyrus.
Iſis 1841. Heft 12.
Seite Rn
331 Boie, daͤniſche Falter.
333 Kröyer, Schmarotzerkrebſe: Clavella, Chondracanthus, An-
corella, Achtheres, Nicothoe, Dichelesthium t. V. 3.
(folgt ſpaͤter).
348 Pingel, verſteinerter Elephantenzahn.
348 Brehm, Verwuͤſtung der Liparis monacha,
366 Bucher von J. Meyer, B. Stark, ſchleſiſcher Geſellſchaft,
Schweizer⸗Geſellſchaft, Perty, Gloger, Mouſſon, Keilhau,
Comolli, Koͤne, Lindley, Muͤnter, Boisduval, Germar,
Erichſon, Eble. E
369 Has Claſſification der Thiere.
384 Lindley's Claſſification der Pſtanzen.
391 Boisduvals Claſſification der Falter.
Heft VI.
401 Buquoy, Prophezeyen, Buddhiſt.
408 Auszüge aus Kroyers Zeitſchrift II. 3—6.
F. Boie, Verwandlung vieler Mucken.
Kröyer, Conspectus Crustaceorum Groenlandiae.
410 Angelin verkauft Verſteinerungen.
413 Steenſtrup, Anatiferiden.
416 Reinhardt, Bruͤtſtelle von Tringa platyrhyncha.
Steenſtrup, daͤniſche Thiere: Ancylus; 422 Helix; Pelias;
Neſt voneMus minutus.
417 Reinhardt, Cygnus islandicus.
421 Derfelbe, Vorkommen von Alca impennis,
427 Kröyer, neuer Krebs, Munna t. II. 7.
429 Kröyer, Balaenoptera rostrata.
440 Auszuͤge aus den ſchwediſchen Abhandlungen 1838.
Wahlberg, ſchwediſche Menden,
441 B. Fries, Rochen und Schollen.
451 Hiſinger, Kreidelager bey Carlshamn; Berfteinerungen,
452 B. Fries, die ſchwediſchen Gattungen von Gobius,
455 Rusconi, Lymphgefäße der Lurche.
457 Bücher von Trentowsky, Grimmer.
462 L. Biſchoff's Lepidosiren paradoxa.
467 Oken, über die Natur dieſes Thieres.
443 Lipperts Erklärung.
Heft VII u. VIII.
481 Verſammlung der Naturforſcher zu Piſa.
Ueber italiänifche Univerſitäten.
510 Roſini's Rede über Galilaͤi.
534 Allgemeine Verſammlung.
546 Phyſicaliſche Abtheilung.
552 Oken, Erhaltung der Fresco-Gemaͤlde.
553 Mineralogiſche.
P. Savi, Monte Pisano; Branchit.
559 Domnandos, Inſel Santorini; Schmirgel.
560 Pilla, Apennin in Calabrien.
576 Botaniſche.
589 Zoologiſche. 2
C. Bonaparte, Claſſification der höhern Thiere.
639 Paſſerini, Schmarotzerlarven der Scolia. N
645 Bouros, Fiſche der Alten. ;
653 Mediciniſche Abtheilung.
664 Agronomiſche.
(vgl. 679.)
61
Pr
—
951
Heft IX.
Seite
683 Buquop, Geſchichte; Fatum; Aeſthetik.
686 Aus Kröners Zeitſchrift. III. 1—3.
Lund, verſteinerte Thiere in Braſilien S. 700.
693 Kroͤyer, Bopyrus abdominalis S. 707. Taf. III.
698 Boie, daͤniſche Lurche. N
704 Eſchricht, Delphinus; Salpa cordiformis.
706 Reinhardt, grönländifche Fiſche: Microstomus etc.
713 Kröger, Pyenogoniden. Taf. III.
717 Dierbach, Arzneymittel der Alten. Weichthiere, Krebſe.
732 Küfter, Vögel aus Sardinien; Waffervögel. l
739 Bücher: Pogodin; curländiſche Gefellſchaft; Ferdinandeum;
Oſterland; Baſel; Rammelsberg, D. Dietrich, Härlin, Mo⸗
retti, Geiger und Dierbach, Goͤppert, Meyer und Drege
Ecklon und Zeyher, Presl. 3 e ? der
Heft X.
755 Zeller, Pterophoriden. Taf. IV.
795 Geognoſtiſche Frarte von Sachſen XI. XII.
804 Ainworths Unterſuchungen in Aſſyrien. *
815 Bucher: Sadler, Freyer, Valenciennes, Entomologiſche Zei⸗
tung, Straßburger Geſellſchaft III. 1., Stiebel, Loͤw.
Heft XI u. XII.
827 Zeller, Pterophoriden, Beſchluß.
888 Regiſter dazu.
892 Pickering und Dana, Caligus americanus. t. 4.
893 Auszüge aus Kroͤyers Zeitſchrift. UI. 4.5.
Warnſtedt, langhaarige Katzen.
894 Strom und Lange, daͤniſche Falter.
895 Möller, über Limacina.
900 Steenſtrup, daͤniſche Thiere: Bulo fuscus, Podiceps auritus;
Sorex pygmaeus.
904 Lund, braſiliſche Weg⸗ und Unkrautpflanzen.
912 Paſſerini, Lebensart der Scolia flavifrons.
913 Verſammlung der Naturforſcher zu Erlangen.
915 Auszuͤge aus Zool. Proceedings. 1837.
916 Bennett, Lebensart der Caſchalote.
918 Derſelbe, uͤber leuchtende Thiere.
919 Thompſon, Thiere aus Irland.
923 Owen, Bau von Spondylus varius.
926 Martin, Simia nasica.
929 Owen, Gebiß des Orangs; Allantois der Beutelthiere.
932 Sykes, wilder Eſel und Dzeggetai.
940 Gray, Spitzmäuſe.
946. Bücher von: Maxim. P. v. Wied, Ruſſegger u. Nohatzſch.
Tafeln.
T. I. in Heft li. zu S. 187. Kröͤyer, Schmarotzer⸗Krebſe: Caligi.
J. II. in Heft VL zu Krͤyer S. 427. Munna, und zu Heft IX.
S. 793. Bopyrus abdominalis.
T. II. in Heft IX. zu Kröyer S. 707. opyrus abdominalis;
S. 713. Pycnogonum, Nymphon.
T. IV. in Heft X. zu Zellers Pterophoriden S. 785 und 891.;
zu Pickerings Caligus americanıs S. 892; Veſchreibung
im Jahrgang 1810. S. 201.
Der Muckenflügel folgt fpäter und gehört zu Haliday's Mucken
n Annales of natural History 1839. Nr. XVII. p. 224,
Um ſch la 6e.
Heft J. Opitz, Naturalien Tauſch.
Heft 11. Wiener Annalen; Turiner Preis; Porro Bibliogra⸗
phie der Weichthiere.
Heft II. Wolff und Meyers Voͤgel; Hoffmanns Vegelapilia sub-
erraneä
Heft IX. Proteus anguinus, verkäuflich.
Heft X. Freyers Schmetterlinge.
Heft XI. XII. Dr. C. F. Ledebours Flora Rossica.
B. Nach den Wiſſenſchaften.
1.
Allgemeines,
Buquoy, Erſcheinungswelt. S. 1. 81. 161. 241.; Sprache, Ge:
ſchichte, Frömmigkeit 321.; Prophezeyen, Buddhiſt 401.;
Geſchichte, Fatum, Aeſthetik 683.
Italiaͤniſche Univerfitäten 481.
Gedichte bey der Verſammlung zu Piſa 509. 530. 540, 544. 677.
Gräberg, Fortſchritte der Geographie 563.
Agronomiſche Abtheilung zu Piſa 664.
2. Naturkunde und Mineralogie
Harzverein 9.
Bulletin de Petershourg 67,
Schwediſche Academie 440.
Verſammlung der Naturforſcher zu Piſa 481.
Gerbi, uͤber die Naturforſcher Italiens 534.
Phyſicaliſche Abtheilung zu Piſa 546.
Verſammlung der Naturforſcher zu Erlangen 913.
Kroͤyers Zeitſchrift 11. 98. 171. 253. 325. 408. 686, 893,
Schwediſche Abhandlungen 440. N
Lipperts naturhiſtoriſche Forſchungen 473.
Ainworths Euphrat-Expedition 804,
Straßburger Geſellſchaft 819.
Mineralogiſche Abtheilung zu Piſa 553.
Paul Savi, über den Monte pisano 353;
nin 562; Roogenſtein 570.
Paſini, ſuͤdliche Alpen 554. 568. 574.
Sis monda, Piemont 555. 566.
Baldracco, Gold in den Apenninen 559.
Domnandos, Inſel Santorini 559; Schmirgel 575.
Pilla, Apennin in Calabrien 560,
Geognoſtiſche Charte von Sachſen 795.
Aeronautik 549.
Alpen 554. 568.
Ammoniak u. Kupfer
548,
Apennin 555. 560.
Branchit 558.
Braunkohle 554.
Brenze 554. 558.
Camera lucida 551.
Meteorologie 548.
Monte bolca 555.
Monte pisano 523,
572,
Neapel 560,
Nerven» Electricität
550. 551,
Phylliten 556.
Presl, Barren 238.
Centralwärme 567.
e geologifche
573.
Eiſenſchmelzen 576.
Electricität 550.
Elemiharz 70.
Erhaltung d. Fresco⸗
gemaͤlde 550. 552.
Euganeen 557.
Phosphorſaures Ei:
ſen 71.
Piemont 555. 566.
Roogenſtein 570.
Santorini 559.
Schichtenbildung
571.
Schmirgel 575.
Sinigaglia 556
3. Botanik.
Lindley's Pflanzenſyſtem 384.
Botaniſche Abtheilung zu
Fuss) am Taurus und
1
ifa 576.
uphrat 804,
*
Branchit 558; Apen⸗
Geographie 563.
Gold 559.
Hebungen 557.
Juraformation 566.
Korn, altes 546.
Labradorſtein 70.
Licht⸗Polarität 549.
Macigno 553,
Maremnenluft 572.
Sonnenſcheibe 551.
Sternſchnuppen 547.
Terminologie 543.
Thermometer 545.
Trachyt 557.
Verhärtung 349.
Verſteinerungen 451
Verrucano 558.
und, Weg- und Unkrautpflanzen in Braſilien 904.
1
953
Ageratum conyzoi-
des 906.
Algen 576. 83. 87.
Amarantus viridis,
melancholicus 910.
Ambrosia cumanen-
sis 907.
Ambrosinia 580.
Angraecum 583.
Antrocephalus ita-
licus 584.
Araucaria 584.
Asclepias curassa-
vica 911.
Bau der Coniferen
. Banisteria ciliata,
auriculata 911.
Befruchtung 578. 83.
Bidens tripartita,
leucantha 907.
Bleichſucht 584.
Borreria vertiecilla-
ta 912.
Caladium nymphae-
aefolium 587.
Cassia occidentalis
s
humilis, bifoliolata
909
Geder 586,
Cestrum nocturnum
25111.
Centrospermum
xanthioides 907.
Cerraneiro 911.
Chenepodium am-
brosioides 912.
China guanco 580.
Circulation in der
Chara 581.
Clerodendron japo-
nicum 910.
Coccochloris orsi-
niana 587.
Cordia curassavica
discolor, urticae-
folia 910.
Croton corchorifo-
lia 908.
Cycas 577. 86.
Diodia muriculata
912.
Djogen 75.
Eclipta erecta 907.
Schioͤdte, Pompiliden 11.
Steenſtrup, Anatiferiden 19. 413.
Kröyer, nordiſche Fiſche 24.
Reinhard, nordiſche Fiſche 25.
Gottſche, Schollen 27. .
Nilsſon, ichthyologiſche Beobachtungen 31.
Kröyer, zur daniſchen Fauna 35.
Brehm, ornithologifche Ausfluͤge 39. 121. 200, 293.
Gebler, Tiger und Bartgeyer in Sibirien 68.
Kröyer, Schmarotzerkrebſe 98. 187. 253. 331.
Boie, daͤniſche Schmetterlinge 115. 171. 331.
Kröyer, Blennius Inmpenus 120.
Schioͤdte, Copisura 185.
Neuwyler, Geſchlechtstheile von Unio 218.
Eſchricht, Schädel aus Grabhuͤgeln 281.
Nilsſon, deßgleichen 281.
Hallgrimsſon, Phoca grypus 287,
Drewſen und Schioͤdte, Bombus et Psithyrus 325.
Brehm, Verwüſtungen der Liparis monacha 348.
Perty's Claſſification der Thiere 369.
Boisduval's Falterſyſtem 391.
Boje, Verwandlung der Mucken 408.
Kroͤyer, Crustaceae groenlandiae 409,
Angelins Museum palaeontologicum 410,
Reinhardt, Tringa platyrhyncha 416,
Steenſtrup, daͤniſche Thiere 417. 422,
Reinhardt, islaͤndiſcher Schwan 417.
Derſelbe, Wohnort von Alca impennis 421.
Stäger, dänifhe Mucken 440.
Kröyer, über Munna 427,
Derfelbe, Balaenoptera rostrata 429.
Wahlberg, ſchwediſche Mucken 410.
Fries, ſchwediſche Rochen 441.
Aal, junge 38.
Abramis buggenha-
gii 920.
Acanthegenys 946.
Achtheres 340.
Acipenser 233.
Acontistes 939.
Agdistis 880.
Pflanzennamen.
Elephantopus sca-
ber 906.
Erigeron canaden-
sis 907. 4
Erzeugung 587.
Euphorbia hyperi-
cifulia, linearis 908
Filices 238.
Gouania smilacina
911.
Holcus saccharatus
75.
Hydredictyon gra-
niforme 587.
Calanchoe crenata
912.
Keim der Kreuzblu⸗
men 584.
Korn, altes 546.
Leria nutans 907.
Leonotis nepetifo-
lia 908,
Leucas martinicen-
sis 908.
Maclura 664.
Madia 670,
Malachra plumosa
905.
Malva meonantha
587.
M. spicata 905.
M. tricuspidata 904.
Mimosa sensitiva
909.
Mißbildung 576 677.
Momordica balsa-
mina 910.
Morus 665.
M. tinctoria 664,
Muscardine 671.
Ocymum thyrsiflo-
rum 908.
Origanum smyrne-
um 581.
Oscillaria 580,
Oxypetalum bank-
sii 911.
Passiſlora tuberosa,
picturata 911.
Pavonia spinifex
905.
Pflanzen im Taurus
805.
4. Zoologie.
Derſelbe, ſchwediſche Schollen 449.
Hiſinger, Verſteinerungen 451.
Fries, Cyclopterus minutus, Gobius 453.
Biſchoff, Lepidosiren 462,
Thie
Agenia 14.
Alauda 121.
A. cristata 128. 35.
Oken, defgleichen 467.
Pflanzenſyſtem Lind⸗
ley's 384.
Phormium 669.
Phyllanthus niruri
908.
Polygonum tincto-
rium 671.
Portulaca oleracea,
pilosa, mucronata
911,
Richardsonia sca-
bra 912.
Richtung zum Lichte
586.
Rivularia 577.
Rhododendron pon-
ticum 75.
Saftbewegung 585.
Satureja montana
585. 1
Sida carpinifolia,
rhombifolia 904.
S. linifolia, angu-
stifolia, maculata,
urens, periplocifo-
lia, atrosanguinea
903.
Lippert, Urthiere 473...
Bonaparte, Claſſification der obern Thiere 589.
Paſſerini, Scolia flavifrons 639. 648. 912.
Graͤberg, Cameel 645.
Bouros, drey Fiſche der Alten 645.
Kroͤyer, Bopyrus abdominalis 693. 707.
Boie, däniſche Lurche 698.
Eſchricht, Delphinus; Salpa cordiformis 704.
Reinhardt, Mierostomus; Cottus bicornis 706
Kroͤyer, Pyenogoniden 713.
Kuͤſter, Waſſervoͤgel von Sardinien 732.
Zeller, Pterophoriden 755. 827. T. 4.
Ainworth, Thiere am Euphrat 804.
Sganzin, Haarthiere und Voͤgel auf Madagascar 820.
Stiebel, Gallionella 824,
Pickering, Caligus americanus 892. T. 4.
Warnſtedt, langhaarige Katze 893.
Möller, über Limacina 895,
Steenſtrup, ſeltene Thiere 900.
Auszuͤge aus Zoological Preceedings 1837. 915.
Bennett, Lebensart der Caſchalote 916.; leuchtende Thiere 918.
Thompfon, Thiere aus Irland 919,
Martin, Simia nasica 926.
Sykes, wilder Eſel 942.
Gould, auſtraliſche Raubvogel 934.
Bonaparte, Vögel aus Suͤdamerica 937.
Gray, Spitzmäuſe 940.
Gould, Vögel vom Himalaya und aus Auſtralien 944.
namen.
Alca impennis 348.
421. 940.
Alucita 755. 827.
Amblypterus 937.
Amphioxus 455.
Anatiferidae 19. 413.
Anatifera vitrea 36.
Aucorella 339.
954
Siegesbeckia orien-
talis 907.
Solanum aculeatis-
simum, nigrum,
verbascifolium 911
Sonchus oleraceus
907.
Stachys arvensis
908.
Stachytarpheta ja-
maicensis 909.
Tagetes minuta 907.
Thymus puccinel-
lianus 587.
Tiaridium indicum
Traganth 806.
Trixis divaricata
907.
Uredo rosae 584.
Urena lobata 905.
Verbena bonarien-
sis 910.
Vernonia tourne-
fortioides 906,
Vioa 641.
Aneylus fluviatilis 38
Anodonta 218.
Anthus acutirostris
207
955
A. hydrophilos 211.
A. limicola 213.
A. alaudarius 215.
Antilope lanigera 73
Araneus 231.
Argentina 31.
Argonauta 930.
Balaenoptsra ro-
strata 429.
Bartgeyer in Sibi⸗
rien 69.
Binoculus 298.
Blarina 941.
Blennius palmicor-
nis 24.
B. lumpenus 120.
B. vetulonicus 645.
651.
Bombus 325.
Bopyrus abdomina-
lis 693. 707.
Borkenkaͤfer 362.
Bufo fuscus 900.
Caama 943.
Cachalot 916.
Cactornis 915.
Calamanthus 946.
Caligus 187. 253.
C. americanus 892.
Camarhynchus 915.
Canis ſulvipes 915.
Centurus 939.
Cerchnis] 934.
Ceropales 13,
Cecropis 131.
Cecrops 104.
Certhidea 915.
Chalimus 261.
Charax 647.
Chirus 26.
Chondracanthus 334.
Cincloramphus 946.
Circus cyaneus 304.
C. cinereus 306.
C. pallidus 309.
Cisticola 946.
Clavella 333.
Cleodora 919.
Glaflification von Per⸗
ty 369.
Clinus 26.
Clio 895.
Colibri 73.
Gonbor 51.
Copisura 185.
Coracinus 223.
Corsira 940.
Corydalla 60.
Cottus bicornis 706.
5. Anatomie, Phyſiologie und
Brehms ornithologiſche Ausflüge 39. 121. 200.
Neuwyler, Geſchlechtstheile der Muſcheln 218.
Crenilabrus micro-
stoma, multidenta-
tus 920.
Crustacea groenlan-
dica 408.
Culpeu 915.
Cusruca pileata 130.
Cuspidaria 651.
8 elegans
423.
Cyclopterus minu-
tus 453.
Cygnus islandicus
417.
Cyprinus farenus 38.
Deiphinus 704.
Dichelesthium 344.
Dinematura 273.
Diplanchia 643. 645.
Doris quadrilineata
58.
Dormentoni 640.
Dytiscus latissimus
364., roeselii 365.
Dzeggetai 932.
Echiodon 920.
Elateriden 395.
Elephantenzahn 348.
Entomophila 946.
Emydura 624.
Ephthianura 945.
Episyron 48.
Erdfinken 915.
Ergesilus 101.
Erinaceus concolor
936.
Eſel, wilder 932.
Euchiradia 880.
Falter 115. 172. 231.
894.
Falter, Claſſification
391
Federmotten 755. 827.
Felis uncia 925.
Fiſche als Arzneymit⸗
tel 221.
Fulica atra 40. 902.
Fuligula 902.
Galago alleni 931.
Galerida 121.
Galictis vittata 918.
Garrus 224.
Garum 226.
Geiſtchen 755. 827.
Geospiza 915.
Geotrupus ſtyphoeus
7417.
Gerres 224.
Geſchlecht der Mu⸗
ſcheln 284.
Giraffe 642.
Glomeris 70.
Glyciphila 946.
Gobio 232.
Gobius 453.
G. britannicus 922.
G. minutus 453.
G. ruthensparri 454.
Glyptocephalus 30.
Gunnellus vulgaris
24.
Haliaötus 934.
Hamſter 918.
Harpyia 942.
Hauſenblaſe 234.
Helis lapicida 38.
H. conspurcata 417.,
nemoralis 422.,scar-
burgensis 423.
Hemerocostes 231.
Hemionus 932.
Henopier 398.
Herpeiologia 614.
Hyaena, piscis 647,
Hymenotes 913.
Hyperoodon 433.
Ichthyologia 626.
Iharal 927.
Jungle-Sheep 927.
Katzen, langhaarige
893.
Kemas hylocrius 927.
Kibitz 297.
Kinosternum 624.
Kornweih 312.
Labrus lineatus 921.
Laemargus 104.
Lamellicornia 396.
Lanius ruficeps 130.
Läufe in Federn 942.
Lepas cygnea 36.
Lepidosiren 462.
Lernaea anomala
346.
L. cyclopterina 112.
Lernäiden 98.
Limacina 895.
Liparis 27.
L. monacha 348.
Loxia cucullata 642.
Lucerna 646.
Lumpenus 26.
Lupus 221.
Lurche 698.
L., Claſſiſication 943.
Lutra marina 72.
Lychnos 646.
Mediein. s
293.
Eſchricht und Nilsſon, Schaͤdel aus Gräbern 281.
Brehm, Verwüſtungen von Liparis monachn 340.
Siröyer, Balaenoptera 429.
Rusconi, eymphgefaͤße der Lurche 455.
Biſchoff, Lepidosiren 462.
Oken, Lepidosiren 467.
Pafferini, Lebensart der Scolia flavifrons 639.
Lyurus 914.
Machaerota 943.
Macropus bennetti
936.
Magilus 923.
Malachier 398.
Mastozoologia 589.
Meerſchwein 704.
Melanurus 224.
Merops 902.
Microstomus 31. 706.
Miliaria 54.
Motacilla cinereoca-
pilla 641., M. yar-
rellii 927.
Motellaargentata26.
lauca 921.
ola 643.
Mucken 426. 440.
Mugil 24.
M. chelo 921.
Munna 427.
Mus hibernicus 919.
M. subspinosus}936.
Mysis flexuosus 35.
Nasalis 926.
Neſt von Mus minu-
tus 425.
Nicothos 341.
Noctiluca 918.
Nonne 348.
Once 925.
Orang-Utang 929.
Oreocincla 945,
Oreoica 946.
Orneodes 881.
Ornithologia 597.
Oryctes nasicornis
640. 648. 912.
Orygma 945.
Otion 918.
Paarung der Libellu⸗
len 397.
Paludina vivipara 38.
Pandarus 269.
Paradoxurus derbia-
nus 925.
Paroaria 642.
Passer 225.
Patella 935.
Pelias berus et pre-
ster 423.
Phagros 223.
Phalangista viverri-
na 943.
Phascogale flavipes
927.
Pholas 935.
Phoca grypus 288.
Psyseter macroce-
Ba 916.
Phyeis furcatus 921,
Pieper 59.
Platessa pola 921.
Plectorhynchä 946.
Pleuronectes danici
449,
Pleuronectiden 27.
Podiceps auritus 901.
P. cornutus 902.
Pollicipes 21.
Pollicipedidae 414.
Pompilidae 11.
Pompilus 16,
Poroderma 931,
Priocnemis 15,
Proctotrupes 642,
Proteus 937.
Psetta 225.
Psilopus 945.
Psithyrus 329,
Pteromys horsfieldii
931.
Pterophoriden 755 827
Puntazzo 647.
Pyralis vitana 642.
Pyenogonum 713.
Pyrosoma 919.
Raja lintea 447.
R. vomer 448.
Rajae danicae 441,
Raubvoͤgel, auſtrali⸗
ſche 934.
Rhinolophus landeri
Rubellio 223.
Ryas 223.
Salmo silus 31.
Salpa cordiformis
704.
Scarus 222.
Scelodonta 943,
Schädel 281,
Sciaena 221.
Sciuroptera horsfiel-
di 931.
Sc. fimbriata, turn-
pulli 925.
Schlangen 944.
Schmarotzerkrebſe 98.
187. 253. 333.
Scolia flavifrons 739,
648, 912,
Scolopacinus 939,
Scomber 226,
Scopelus glacialis 26.
Selius 98.
Septaria 923,
Sericornis ‚944,
Pacini, Bläschen in der Hand 641.
Paſſerini, Fortpflanzung von Loxia cucullata 642.
Owen, Tragzeit der Giraffe 642.
Lippi, Schildkroͤten ohne Hirn 643.
Audouin, Befruchtungsorgane der Kerfe 643.
Graͤberg, Cameele 644.
Burroni, Blennius in warmen Quellen 645.
Bruscoli, Lebensart einer Boa 652.
Audouin, Larven von Sitaris 652.
Giacomini und Bafalini, Leben des Blutes 654.
Linoli, Regeneration der Knochen 660.
*
956
Silus 31.
Simia nasica 926.
S. wurmbii 929.
Sorex pygmaeus 903
Sorices 940,
Sphenostoma 946,
Spondylus varius 923
Squali 930,
Staare 202.
Sticherus 26.
Sturnus tenuirostris
Symmorphus 945.
Terrapene 623.
Thiere am Euphrat
807
Thiere, leuchtende 918.
Thurmfalke 39.
Thynnus 228.
Tiger am Altai 68.
Tortris pinetella 361.
Tracheliastes 346.
Trachypterus bog-
marus 25.
Trebius 267.
Trichecus 72.
Trigla poeciloptera
922
Tringa latyrhyncha
416, 0
Tucca 99.
Turdus 222,
Uranoscopus 646.
Unio 218. ;
Utselur 287.
Verſteinerungen 410.
452. 686. 700.
Verwandelung der
Mucken 408.
Verwuͤſtung durch Fal⸗
ter 348,
Vioa 641.
Voͤgel 39. 121. 206.
293. 348. 732.
Voͤgel, auſtraliſche
934. 944.
Voͤgel von Erzerum
942.
Voͤgel vom Himalaya
944.
Vogel, ſuͤdamericani⸗
ſche 937. *
Vulpes dorsalis 943.
Umbra 221,
Wale als Arzneymit⸗
tel 236.
Wirbelthiere, Claſſiſi⸗
cation von Bonapar⸗
te 589.
Zeugopterus 30.3
Zitterrochen 234,
r
957
Taddei, Farbenſtoff des Blutes 661.
Lund, verſteinerte Thiere 686. 700.
Kröyer, Verwandlung der Pycnogoniden 713.
Pickering, Caligus americanus 892. T. 4.
Möller, über Limacina 895,
Steenſtrup, Bufo fuscus,
Eyton, Skelet der Schweine 915.
Bennett, Caſchalote 916.
Derſelbe, leuchtende Meerthiere 918.
Owen, Kammern bey Spondylus varius 923.
Apate sexdentata
4.
Arzneymittel der Al⸗
ten 221. 717.
Baͤder 657. .
Balaenoptera 429.
Blaͤschen in der Hand
641e 657. 662,
Blutfarbe 661.
Blutleben 654.
Boa 652.
Calcino 671.
Cameel 644.
Cygnus 417,
Delphin 704.
Fiſche als Arzneymit⸗
tel 221.
Geſchlechtstheile 218.
643.
Giraffe, Traͤchtigkeit
642.
Harnruhr 657. 76.
6. Landwirthſchafte
Ragazzoni, Fütterung der Seitenraupen 664.
Gazzeri, uͤber den Dung 666.
Anſtalten 767.
Apate sexdentata
Argentan 666.
Calcino 671.
Dung 666.
Ainworth 800.
G. Amici 551. 78.
81. 84. 85.
V. Amici 548. 551.
Angelin 410.
Antinori 548.
Arcangioli 551.
Audouin 643. 652.
673.
Baldracco 556. 559.
576.
Bang 427.
Bennett 916. 918.
Barfanti 671.
Baſevi 553.
Baſſi 643. 648. 671.
Bell 918.
Bellani 445.
Belli 542. 549.
Biaſoletto 587.
L. Biſchoff 462.
Bog gi 678,
Boie 115. 171. 341.
408. 698. 893.
Boisduval 391.
C. Bonaparte 542.
588. 641. 651. 937.
E. Bonaparte 546.
550.
Boſtock 925.
Boſch 670.
Botto 580.
Boube 571.
Bouros 645. 657.
Feldwechſel 669.
Gutsbeſitzer 667.
Krankheit der Maul—
beerbaͤume 668.
Lytta verticalis 673.
Branchi 545. 550.
552. 553.
Brandt 70.
Brehm 39. 121. 200.
293. 348.
Bruscoli 652.
Bufalini 655.
Buquoy 1. 81. 161.
241. 321. 401. 683.
Burroni 645.
Calamai 577. 580.
666. 671.
Canali 663.
Canobbio 549.
Cantini 677.
Carlini 548.
Carmignani 674.
Caſari 549. 552.
Caſſiani 548. 549.
Cenedella 548. 551.
Centofanti 531.
Ceſana 550.
Ceſati 583.
Charlesworth 930.
Cioni 675.
Colizzi 546.
Comandoli 663.
Comi 577. 583. 657.
Configliachi545. 668.
Corinaldi 553. 583.
Corneliani 656.
Corſi 548.
Cozzi 660.
Dana 892.
Iſis 1841. Heft 12.
Podiceps auritus, Sorex pygmaeus 900.
Inſtrumente, chirur⸗
giſche 656.
Iritis 662.
Kerfe, ſchaͤdliche 672.
Kuhpocken 663.
Lepidosiren 462.
Liparis monacha 346.
Lymphgefaße der Lur⸗
che 455.
Lytta verticalis 673.
Mineralwaͤſſer 657.
Maclura 664.
Madia 670.
Morus multicaulis,
alba 663.
M. tinctoria 664.
Verfaſſer
Desmaiſons 662.
Dierbach 221. 717.
Dini 662.
Domnandos 512. 559.
575.
Drewſen 325.
Drummond 667.
Dufour 676.
Durazzo 653.
Eſchricht 281.
Eyton 915.
Faſſetta 660.
Federici 660.
Ferrario 656.
Fitzinger 462.
Frank 654.
Fries 441. 419. 453,
Galleſio 675. 585.
Gariel 663.
Gazzeri 666. 669.
Gebler 68.
Gemmellaro 542.
Gene 640. 653.
Gera 665. 670. 672.
Gerbi 534.
Geromini 657.
Giacomini 654,
Giuli 555. 659.
Gräberg 556, 563.
644.
Gray 925. 935. 940.
943. 944.
Gottſche 27.
704,
Martin, Magen von Simia nasica 926.
Owen, Gebiß vom Orang⸗utan; Kaͤnguruh⸗Fötus 928.
Charlesworth, Papier⸗Nautilus 930.
Wagner, Proteus anguinus 937.
Dierbachs Arzneymittel
der Alten:
thiere, Krebſe 707.
Corneliani, Harnruhr 656.
Polli, Zucker in der Harnruhr 657.
Bouros, Mineralwaͤſſer Griechenlands 657.
Schinas, Ruhr und Starrkraft 661.
Mouches volantes
552.
Muscardine 671.
Nerven⸗Electricitaͤt.
550. 662.
Paarung der Kerfe
644.
Phrenologie 661.
Pycnogoniden 713.
Pyralis vitana 644.
673.
Procris ampelopha-
ga 73.
Regeneration 660,
Ruhr 661.
Salpa cordiformis
705.
Schaͤdel, alte 281.
Schildkröten ohne Hirn
643. 652.
Schmarotzerkerfe 639.
642. 613. 648.
Fiſche und Wale 221.; Mich:
Seidenraupe 664,
Sitaris 652.
Starrkrampf 681.
Stein⸗Operation 660.
Testudo 643. 652.
Unio 218.
Verhaͤrtung thieriſcher
Theile 549. 657. 60.
Wale als Arzneymit⸗
tel 236.
Zitterrochen 549.
Configliachi, Verderbniß der Maulbeerbaͤume 668.
Gera, Seidenzucht 670.
Audouin, uͤber Pyralis
vitana 673.
Paſſerini, ſchaͤdliche Kerfe.
Muscardine“ 671.
Phormium 669.
Polygonum tincto-
rium 671.
LTE
Gould 915. 18. 27.
28. 32. 31. 42, 44,
Guidoni 556.
Hallgrimsſon 287.
Heß 70.
Heywood 556.
Hodes 660.
Hoeven 820.
Hohenacker 69.
Kroͤyer 24. 35. 98.
120. 187. 253. 333.
408. 427. 429. 693.
713. 732.
Küfter 732.
Lambruschini 342.
Lange 894.
Lavini 546.
Lindley 384.
Link 583. 585.
Linoli 660.
Lippi 549. 643. 652.
Lippert 473.
Littrow 547.
Lund 686. 904,
Maeſtri 674.
Maſi 543.
Mazocchi 548. 551.
Martin 926. 935.
Mazzaroſa 672.
Mazzi 557. 567.
Mecherini 678.
Melloni 553.
Procris ampelopha-
ga 673,
Pyralis vitana 673.
Nuralrecht 674.
e.
Meneghini 576. 581.
587. 661.
Menici 656. 659.
Merlo 652.
Milano 665. 69. 76.
Milaneſio 678.
Möller 895.
Mondat 662.
Montucci 548,
Morelli 660.
Moretti 576. 577.
584. 586. 670.
Mori 549. 660.
Muzzi 546. 47. 49.
Nardo 641. 613. 631.
653.
Natterer 462.
Neuwyler 218.
Neſti 560.
Nilsſon 31. 284.
Ofterdinger 615. 62.
Ogilby 928. 943.
Oken 463. 467. 552.
612; 649, 653.
Oneſti 669,
Orioli 549, 50, 67.
Orſini 573. 586.
Owen 463. 642. 923.
929.
Pacini 641. 57. 60.
662.
Pacinotti 550. 551.
662
Pampana 662.
61 *
Reinhardt 416.
Schaͤdliche Kerfe 673.
Seidenzucht 664. 670.
671.
Weingaͤhrung 669.
Panizza 455.
Paoli 515. 32. 57.
Paſini 351. 68, 74.
Paſſerini 639. 642.
650. 52. 73. 912.
Pecchioli 660.
Peltier 553.
Perty 369.
Piccioli 669.
Pickering 892.
Pilla 560.
Pingel 348.
Piola 551.
Peidebard 675.
Poli 662.
Polli 657.
Pravaz 661.
Presl 238.
Procaccini 556.
Puscinotti 550,
T. Puliti 537.
Quadri 662.
Ragazzoni 661.
Rampinelli 573.
421. 706.
Repetti 558, 575 675
Riccardi 667.
Ricci 667.
Ridolfi 584. 665. 671.
676.
Rima 671.
Da Rio 557.
Ripoli 662,
Nivelli 662. Peter Savi 577. 80. Schinas 661. Steenſtrup 19. 413. Thompſon 919. Warnſtedt 893.
Rusconi 456. 86. Schioͤdte 11. 185. 325. 417. 422. 900. Tommaſini 543. Waterhouſe 927. 931.
Roſini 510. Sbragia 672. Segeth 70. Stiebel 821. Turchetti 663. 936.
Rosnati 664. Scalvanti 673. Selys 641. Stroͤm 894. Vecchi 546. Weber 456.
Salvagnoli 672. 674. Schiaſſi 678. Sganzin 820. Sykes 932. Viſiani 576. 585. Weißenborn 918.
Saſſi 584. Scopoli 573. Siebold 397. Taddei 661. Voltz 819. Zantesdeschi 546. 47.
G. Savi 581. 586. Scortegagna 555. Sismonda 555. 566. Thaon 659. Wagner 937. Seller 755. 827.
Paul Savi 553. 58. Serriſtori 669. Sprengel 400. Targioni 547. 52. 80. Wahlberg 440. Zuccagni 555. 559.
70, 72. Smith 930, Stäger 426,
b. Berfaffer der Buͤcher.
Accademia valdar-- Dierbach 749. Germar 395. A. Mayer 319. Rohatzſch 948. Stuttgarder Buch⸗
nese 441. Dietrich 747. Giorgini 550. Fr. Mayer 237. Roſſi 670. druckerfeſt 310.
Ainworth 804. Drege 752. Gloger 379. Memoires de Stras- Ruſſegger 947. Targioni 660.
Arago 337. Eble 400. Goͤppert 751. bourg 819. Sachſen 795. Trentowski 457.
Baer 72. Ecklon 753. Grieb 237. E. Meyer 752. Sadler 815. Valenciennes 816.
Barzellotti 659. Egen 80. Grimmer 461. J. Meyer 366, Scheitlin 315. Vannoni 662.
Baſel 715. Entomologiſche Zei⸗ Hagemeiſter 74. Moretti 748. Schleſiſche Geſellſchaft Vecchi 666.
L. Biſchoff 462. tung 818. Haͤrlin 748. Mouſſon 381. 79. 368. Verſammlung zu Er⸗
Blume 311. Erichſon 397. Heinhold 160. Muͤnter 389. Schwediſche Academie langen 913.
Boisduval 391. Ettmüller 76. Helmerſen 72. Narducci 577. 1838. 440. Wellenbergh 318.
Bottari 670. Ferdinandeum 753. Keilhau 382. Oſterland 744. Schweizer Geſellſchaft Wied 946. 1
Bouros 657. Foͤrſter 314. Koͤne 383. Perty 369. 1840. 157. 369. Wrangell 72.
Bulletin de Peters- Freyer 815. Koſt 76. Pogodin 739. Silliman 892. Zeyher 753.
bourg VI. u. VII. 67. Fürnrohr 77. Laßberg 310. Pozzolini 664. B. Stark 367. Zoological Procee-
Comolli 382. Geiger 749. Leupold 913. Presl 238. 754. Steudel 159. dings 915.
Cretzſchmar 317. Gens 73. Lindley 384. Rammelsberg 747. Stiebel 824. Zuecagni 568. 5
Curland 741. Geognoſtiſche Charte Littrow 314. Reboul 580. Strambio 662. Zuͤricher Buchdrucker⸗
Dahlbom 32. 795. Low 825. Roͤſch 320. Stromeyer 913. feſt 310.
Druckfehler.
S. 491 3. 3 von unten ſetze: Thier-Arzneykunde.
S. 650 3.58 v. o. ſetze: fraße ſtatt ſtaͤche.
Vergl. S. 682. ;
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Isis 1811 ==
Dich v I.Kul, Zürich.
Literariſcher Anzeiger.
1841.
Nr. I. 1
K ßü(ßbßñ k —ñur⁵ ——
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriſten: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Nor.
MW.
Neuigkeiten und Fortsetzungen,
verſendet von
F. A. Brockhaus in Leipzig.
1840. October, November und December.
(Nr. 1 dieſes Berichts, die Verſendungen vom Januar, Februar
und März enthaltend, findet ſich in Nr. X und XI des Litera⸗
riſchen Anzeigers; Nr. II, die Verſendungen vom April, Mai
und Juni, in Nr. XVIII; Nr. III, die K Ye vom Juli,
Auguſt und September, in Nr. XXXI.)
53. Bilder⸗Converſations⸗Lexikon für das deutſche
Wolk. Ein Handbuch zur Verbreitung gemeinnütziger Kennt:
niſſe und zur Unterhaltung. In vier Bänden. Mit bildlichen
Darſtellungen und Landkarten. Vierter Band: S—Z. Siebente
Lieferung. Gr. 4. Geh. 7½ Ngr. (6 Gr.)
54. Converſations⸗Lezikon der Gegenwart. Acht⸗
undzwanzigſtes bis einunddreißigſtes Heft. (Roſini —
Steinacker.) Gr. 8. Preis eines Heftes von 10 Bogen
auf Druckp. 10 Nor» (8 Gr.), auf Schreibp. 15 Nor.
(12 Gr.), auf Velinp. 22½ Ngr. (18 Gr.)
Ein fuͤr ſich beſtehendes, in ſich abgeſchloſſenes Werk, zugleich
ein Supplement zur achten Auflage des Converſations-Lexikons, ſowie
zu jeder frühern, zu allen Nachdrucken und Nachbildungen deſſelben.
55. Allgemeine Eneyklopädie der Wiſſenſchaften
und Künſte, in alphabetiſcher Folge von genannten Schrift⸗
ſtellern bearbeitet, und herausgegeben von J. S. Erſch
und J. G. Gruber. Mit Kupfern und Karten. Gr. 4.
Cart. Pränumerationspreis für den Theil auf Druckp.
3 Thlr. 25 Ngr. (3 Thlr. 20 Gr.), auf Velinp. 5 Thlr., auf
extrafeinem Velinp. im größten Quartformat mit breitern
Stegen (Prachtexemplare) 15 Thlr.
Erſte Section (4 — 6). Herausgegeben von J. G. Gruber.
zöſter und Zaſter Theil. (Eisenach — Enstasie.)
Zweite Section (H—. N). Herausgegeben von A. G. Hoff:
mann. liter und 18ter Theil. (In dien —Insektensticb.)
Dritte Section (0 — ). Herausgegeden von M. H. E. Meier
und L. F. Kämtz. later und later Theil. (Pasch — Pe-
huenches.)
Fuͤr den Ankauf des ganzen Werkes, ſowie auch
einer Anzahl einzelner Theile zur Ergänzung un:
vollſtändiger Exemplare, gewaͤhre ich die billigſten
Bedingungen.
56. Raumer (Friedr. v.), Geſchichte der Hohen:
ſtaufen und ihrer Zeit. Zweite verbeſſerte und ver⸗
mehrte Auflage. In 6 Bänden oder 24 Lieferungen. Fünfte
Lieferung. Preis der Lieferung auf Velin p. ½ Thlr.,
des Bandes 2 Thlr.; auf extrafeinem Velinp. die
Lieferung 1 Thlr., der Band 4 Thlr.
Jeden Monat erfcheint eine Lieferung, alle vier Monate ein Band.
57. Repertorium der gesammten deutschen
Literatur. (Siebenter Jahrgang, für das Jahr 1840.)
Herausgegeben im Verein mit mehreren Gelehrten von
Ernst Gotthelf Gersdorf. (Beigegeben wird:
Allgemeine Bibliographie für Deutschland.) Sechsund-
zwanzigster Band. Gr. 8. Jeder Band etwa 50 Bogen
in l4tägigen Heften 3 Thlr.
58. Taſchenbuch dramatiſcher Originalien. Heraus:
gegeben von Dr. Franck. Fünfter Jahrgang. Mit einem
Bildniß und acht colorirten Coſtümbildern. 8. Elegant cart.
3½ Thlr.
Der erſte Jahrgang koſtet 2¼ Thlr., der zweite 3 Thlr., der
dritte 2½ Thlr., der vierte 3 Thlr.
59. Winkler (Ad.), Vollständiges Real-
Lexikon der medieinisch- pharmaceuti-
schen Naturgeschichte und Rohwaaren-
kunde etc. In zwei Bänden. Achtes Heft. (Quajaci
Cortex — Schleichera aculeata,) Gr. 8. Sub-
scriptionspreis eines Heftes von 12 Bogen 25 Ngr. (20 Gr.).
Im Verlage der Buchhandlung des Waiſenhauſes
in Halle iſt ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen
des In- und Auslandes zu haben:
J. 5 Fries, |
Geſchichte der Philoſophie
dargeſtellt „
nach den Fortſchritten ihrer wiſſenſchaftlichen
Entwickelung.
Zweiter Band. Preis 4 Thaler.
Inhalt: 1) Die Geſchichte der Philoſophie vom Anfang
der chriſtlichen Lehre bis zur Erfindung der Methoden der Er—
fahrungswiſſenſchaften, oder von Paulus dem Apoſtel bis auf
Galileo Galilei und Bacon von Verulam. 2) Die Geſchichte
der Philoſophie von der Erfindung der Methode der Erfahrungs⸗
wiſſenſchaften bis zur Auffindung der Principien aller metaphy⸗
ſiſchen Erkenntniſſe, oder von Bacon Verulam und Galileo Ga⸗
lilei bis auf Kant. 3) Anhang. Polemiſche Bemerkungen über
neuere große Rückſchritte.
Der erſte Band (erſchienen 1837), Preis 3 Thlr, enthaͤlt:
1) Einleitung. 2) Die Geſchichte der Philoſophie bei den Griechen
von Heſiodos bis zu Paulus dem Apoftel.
Roſa Maria's Nachlaß.
Soeben iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen Deutſch⸗
lands zu haben:
Rosa Mar ia's
poetiſcher Nachlaß,
herausgegeben
von
D. A. Aſſing.
8. Altona, Hammerich. Eleg. geh. 1½ Thlr.
Roſa Maria Aſſing, geborene Warnhagen von
Enſe, die Jugendfreundin Thamiſſo's, Uhland's, Ker⸗
ners u. ſ. w., iſt in der literariſchen Welt nicht unbekannt,
und ihren zahlreichen Freunden wird dieſer Nachlaß eine will⸗
kommene Gabe ſein.
Im Verlage von Friedrich Perthes in Hamburg
iſt erſchienen:
Friedrich Ehrenfeuchter, Theorie des chriſt⸗
lichen Cultus. Gr. 8. 2½ Thlr.
Dieſe Schrift ſucht das Weſen und die Formen des Cultus
aus dem Innerſten der chriſtlichen Idee zu begründen und auf
rein wiſſenſchaftlichem Wege nachzuweiſen, wie der chriſtliche
Cultus das tiefſte Bedürfniß der menſchlichen Natur befriedige,
wie in ihm der freie Menſch die hoͤchſte Function ſeines Daſeins
vollziehe, mithin ein ewiges Element der Menſchheit im Cultus
zur Äußerung gelange. So tritt dieſe Schrift in die Reihe
der für die Kirche und die ganze Lebensanſicht überhaupt ſo
wichtigen Verhandlungen, welche gegenwärtig ſowol über die
Idee eines Cultus, als über einzelne Verbeſſerungen und Um:
geſtaltungen des kirchlichen Gottesdienſtes vielfach gepflogen
werden. Zugleich möchte ſie als ein Zeugniß dienen, wie neben
den kritiſchen Tendenzen, welche unſere Zeit charakteriſiren,
nicht minder die aus der Idee ſtill aufbauende und poſitiv dar⸗
ſtellende Lebenskraft des Chriſtenthums mächtig fortwirkt.
Philoſophie der Philoſophie.
Gr. 8. 1 Thlr.
Dieſe Schrift ſoll den Zuſtand der Philoſophie in ihrer
Fortbildung erläutern und mit Rückſicht auf neuere in Deutſch—⸗
land herrſchende Beſtrebungen die Wiſſenſchaft ſich felber be:
greiflich machen. Es geſchieht in vier Abſchnitten, welche folgende
Uberſchriften tragen: Einleitung — der Philoſoph —
der Begriffgarten — das Ergebniß.
Johann Brenz. Nach gedruckten und ungedruckten
Quellen von Julius Hartmann und Karl Jager.
Iftee Band. Gr. 8. 2% Thlr.
J. Heinr. Deinhardt, Der Begriff der Seele
mit Rückſicht auf Ariſtoteles. 4. / Thlr.
Acta historico - ecclesiastica sec. XIX
Herausgegeben von G. Fr. U. Kheinwald. Jahr⸗
gang 1837. Gr. 8. 3½ Thlr.
Die Unruhen in der Niederländiſch⸗Refor⸗
mirten Kirche während der Jahre 1833 — 1839.
Aus den Quellen geſchoͤpft und mit Hinzufuͤgung der
vorzüglichften Actenſtüͤcke dargeſtellt von X. Heraus⸗
gegeben von Dr. J. C. L. Gieseler. Gr. 8.
Der ungenannte Verfaſſer, ein Niederländer und ebenſo
genau mit den Ereigniſſen bekannt als zur Beurtheilung der⸗
ſelben befähigt, gibt zuerſt Erläuterungen über die frühern
kirchlichen Verhältniſſe, ſoweit ſie zur Verdeutlichung dieſer
Unruhen nothwendig ſind, und läßt dann eine ausführliche, durch⸗
aus mit Actenſtücken belegte Erzählung der letztern folgen.
Seine Schrift nimmt das Intereſſe auch in Deutſchland um
ſo mehr in Anſpruch, als auch hier neuerdings mehre Streitig⸗
keiten über das Anſehen der kirchlichen Symbole vorgekommen,
nicht aber, wie in den Niederlanden, durch ein ordnungsmäßiges
Verfahren von Kirche und Staat wahrhaft beendigt worden ſind.
Die Betrachtungen über dieſe Streitigkeiten, welche der Heraus—
geber in ſeiner Vorrede der Schrift vorangeſtellt hat, dürften
nicht minder manches Beherzigungswerthe für die kirchliche Ge—
genwart enthalten.
Geſchichte Frankreichs im Revolutions⸗
zeitalter. Von Wilh. Wachsmuth. Erſter Theil.
Die Natur des in dem hier angezeigten Werke bearbeiteten
hiſtoriſchen Stoffes und die rege Theilnahme der denkenden Menz
ſchen an demſelben geben den Grund, warum die Verlagshand⸗
lung, im Einverſtändniſſe mit dem Herrn Verfaſſer, daſſelbe, neben
der Reihe europäiſcher Staatengeſchichten, welcher es angehört,
auch einzeln und ſelbſtändig erſcheinen läßt. Trotz der Unzahl
chon vorhandener Geſchichten Frankreichs ſeit Ludwig XVI. ha⸗
ben Geſchichtskundige ein Werk vermißt, bas bie ge
mit dem Geiſte der Gründlichkeit * gkeit und Su
loſigkeit, der unſerer Nation geziemt, behandelte. Als ſolche
kündigt ſich die gegenwärtige Geſchichte Frankreichs im Revo⸗
lutionszeitalter an. Sie iſt unabhängig von allen bisher er—
ſchienenen Arbeiten zweiter und folgender Hand. Die Gründ⸗
lichkeit eigener Forſchung wird bezeugt durch die Hinweiſung
auf die vorzüglichſten Quellen, welche vom Moniteur an bis zu
Pamphlets und Placats dem Herrn Verfaſſer in einer außer
Frankreich ſeltenen Fülle zur Hand geweſen ſind. Fern von
hochtönender Declamation und fern von Parteianſicht, gibt dieſes
Werk im Tone der Mäßigung und Ruhe ein treues Gemälde
der aus Mangel an kritiſchem und unbefangenem Sinne zum
Theil noch immer in Nebel gehüllten oder in falſchem Lichte
dargeſtellten Thatſachen, welche Frankreich und Europa er⸗
ſchüttert haben; es wird zur „Vermittelung der Extreme“
beitragen. Der vorliegende erſte Theil geht bis zum Ende der
geſetzgebenden Verſammlung; der nächſte, die „Geſchichte des
Nationalconvents und des Directoriums“, wird im Jahre 1841
erſcheinen, das Ganze in drei bis vier Jahren vollendet fein.
Bei
Tendler und Schäfer,
Buchhändler in Wien und Mailand, iſt erſchienen und in
allen Buchhandlungen zu finden:
Serbiens Neuzeit,
in geſchichtlicher, politiſcher, topographiſcher, ſtatiſtiſcher
und culturhiſtoriſcher Hinſicht dargeſtellt
von
Emanuel Thal. *
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und den beſten Quellen un Ort und Stelle verfaßte
Werkchen bietet uthentiſches über die Geſchichte und
Verhaltniſſe dieſes höchſt bemerkenswerthen Landes dar.
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Das Pfennig-Mlagazin
für Verbreitung gemeinnütziger Kenntniffe.
1840. December. Nr. 401. — 404.
Nr. 401. * KRonftantine. Soldatenverbrauch Napoleon's.
Aberglauben in den Pyrenäen. * Pierre Puget. Orleans.
Der Galvanismus. Miscellen. — Nr. 402. Immanuel
Kant. »Guernſey. John Knox. Der Galvanismus. (Fort⸗
fegung.) Der Leichenbitter. Die Janitſcharenmuſik. — Nr. 403.
Fürſt Joſeph Poniatowski. Lyon. Der Galvanismus. (Bez
ſchluß.) Robert Etjenne und ſeine Offiein. Notiz. —
Nr. 404. Gotha. Beitrag zur Culturgeſchichte von Ma⸗
rokko. » Wellington und fein Schild. (Beſchluß.) Fürſt Joſeph
Poniatowski. (Beſchluß.) Zur Geſchichte der Strumpfweberei
und Bobbinetmanufactur, Miscellen. N
Die mit bezeichneten Auffäge enthalten eine
oder mehre Abbildungen.
Preis dieſes Jayrgangs von 52 Nummern 2 Thlr. — Der
Preis der erften fünf Jahrgänge von 1833 —37, Nr. 1—248
enthaltend, iſt von 9% Thlr. auf 5 Thlr. ermäßigt.
Einzeln koſtet jeder dieſer Jahrgänge 1¼ Thlr.; die Jahr⸗
gänge 1838 und 1839 koſten jeder 2 Thlr.
Leipzig, im Janvar 1841.
F. U. Brockhaus.
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Dieſe Ausgabe wird die erſte durchaus vollſtändige von Goethe's Schriften zu nennen fein, indem fie nicht
allein den ganzen Inhalt der vergriffenen Ausgabe in 55 Bänden von 1826 — 34, und der in II Bänden mit 4 Abtheilungen
in den Jahren 1836 — 37 erſchienenen, ſondern auch alles Dasjenige enthalten wird, was jenen Ausgaben bisher noch fehlte.
Sie wird aber auch zugleich den Vortheil einer größern Bequemlichkeit gewähren, und zwar ſowol durch eine be⸗
ſchränktere Bändezahl als die Ausgabe von 1826, wie beſonders auch dadurch, daß darin, nachdem nunmehr ſaͤmmtliches Ma⸗
terial zuſammengebracht worden, eine befriedigendere Anordnung und Zuſammenſtellung des Zuſammengehörigen
möglich geweſen, als bei Goethe's Lebzeiten, wo ſelbſt während dem Drucke der Ausgabe von 1826 noch verſchiedene Werke
erſt im Entſtehen waren, und man über den dereinſtigen Nachlaß nur noch wenig Entſchiedenes vor Augen hatte.
Die beſſere Zuſammenſtellung möglichſt in Goethe's Sinne zu bewirken, war man gewiſſenhaft bemüht. Und es duͤrfte
wol dafür ſprechen, daß der dieſe neue Ausgabe redigirende vieljährige Mitarbeiter Goethe's, Dr. J. P. Eckermann zu
Weimar, dabei vielfache Andeutungen und Winke hat benutzen können, die ihm aus häufiger Beſprechung des Gegenſtandes
mit Goethe ſelber noch in friſcher Erinnerung lebten.
Die Correctheit des Textes anlangend, fo find zum Vortheil dieſer neuen Ausgabe nicht allein alle ältern Editio⸗
nen zu Grunde gelegt, ſondern es find in zweifelhaften Fällen auch die noch vorhandenen Manuferipte zu Rathe gezogen, ſodaß
man denn nicht allein die beſte Lesart hat wählen, ſondern auch vielfältige, durch mehre Ausgaben hindurchgehende, veraltete
Druckfehler hat beſeitigen können. 0
Die weitern Lieferungen, je zu 5 Bänden, werden ſich von Mat zu Monat folgen, ſodaß alle 40 Bände bis zur Oſter⸗
meſſe 1841 fertig ſein werden. *
Stuttgart und Tübingen, im November 1840.
J. G. Cotta'ſcher Verlag.
Bei C. F. Sfiander in Tübingen iſt erſchienen und | Sn meinem Verlage erſchien ſoeben und iſt durch alle
in allen Buchhandlungen zu haben: Buchhandlungen zu beziehen:
Keller, Dr. J. A., Altfranzöſiſche Sagen. ; 8 l ; an-
2ter Band. 95 1 Thlr., ne f Wr r Die Unächtheit der Lieder Ossians
32 4 45 und des Macpherſon ſchen Oſſian s insbeſondere.
Sanect Brandan. Nach Jubinal's Ausgabe in La legende Von Talvj.
latine de S. Brandaines. — Robert der Teufel. Nach Gr. 8. Geh. 20 Nor. (16 Gr.)
Trebutien's Ausgabe. — Die lange Nacht. Nach dem — —
Fabliau dou prestre con porte bei Meon IV, 20. — Par⸗ Von derſelben Verfaſſerin erſchien bei mir in d. F.:
205 r Le Grand d Auſſy (V, Verſuch einer geſchichtlichen Charakteriſtik der Volkslieder
10 Bar germaniſcher Nationen mit einer Überſicht der Lieder außer:
Mit dieſem zweiten Bande ſchließt die Sammlung. Der ei 4
Verleger darf mit Recht hoffen, daß derſelbe ebenſo günſtig als europaͤiſcher Voͤlkerſchaften. Gr. 8. 3½ Thlr.
der erſte aufgenommen werde, welchen die gewichtigſten kriti⸗ Leipzig, im Januar 1841,
ſchen Journale entſchiedenen Werth zugeſtanden haben. F. A. Brockhaus.
Bei uns iſt ſoeben erſchlenen und in allen Buchhandlungen
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Dr. K. A. v. Vangerow,
ordentl. Profeſſor des roͤm. Rechts zu Heidelberg,
Leitfaden
Pandekten⸗Vorleſungen.
Zweite Auflage.
Erſter Band. Allgemeine Lehren.
Gr. 8. Preis 3%, Thlr.
Die erſte Lieferung des zweiten Bandes erſcheint im
a im Januar 1841
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Akademiſche Buchhandlung N. G. Elwert.
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Blätter für literariſche Unterhaltung.
(Verantwortlicher Herausgeber: Heinrich Brock—
haus.) Jahrgang 1840. Monat December, oder
Nr. 336 — 366, 1 Beilage: Nr. 4, und 4 literariſche
Anzeiger: Nr. XXXIV — XXXVII. Gr. 4. Preis
des Jahrgangs von 366 Nummern (außer den Bei⸗
gen) 12 Thlr.
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
E. G. Gersdorf. 1840. Fünfundzwanzigsten
Bandes sechstes Heft. (Nr. XVIII) Gr. 8. Preis eines
Bandes 3 Thlr.
Allgemeine Bibliographie für
Deutschland. Jahrgang 1840. Monat Decem-
ber, oder Nr. 49 — 52, und Bibliographischer An-
zeiger: Nr. 49 — 52. Gr. 8. Preis des Jahrgangs
3 Thlr. 183
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F. A. Brockhaus.
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Mathematiker, Mineralogen, Che
miker, Apotheker ꝛc., Lehrer an
Real⸗ und Gewerbeſchulen,
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Methode der Krystallographie.
Ein Lehrbuch
für Anfänger und Geübte
von
FR. AUG. QUENSTEDT,
Professor in Tübingen.
Mit 7 lithographirten Tafeln. Gr. 8. 4 Fl. — 27 Thlr.
Der Verfaſſer hat die Aufgabe zu löfen geſucht, das ge:
fammte Gebiet der Kryſtallographie auf rein anſchauliche Weiſe
ſo darzuſtellen, daß auch dem mit Mathematik weniger Ver⸗
trauten dadurch eine gründliche Einſicht in die complicirteſten
Kryftallverhältniffe moglich wird. Das Werk beginnt auf
eine ihm eigenthümliche Methode mit der Betrachtung der ein⸗
zelnen Flächen, und ſchreitet von den Elementen langſam zu
den verwickelten Flächenverbindungen fort. Indem bei dieſer
Art der Darſtellung nichts vorausgeſetzt iſt, ſondern die einfach⸗
ſten Sätze bewieſen werden, fo iſt es ein Lehrbuch für Anfäns
ger. Der weitere Verfolg des Weges führt aber zuletzt zu den
ſchwierigſten Problemen der Kryſtallographie, und wenn dieſe
mit den einfachen am Anfange gelehrten Satzen gelöft find, fo -
wird auch der geübte Kryſtallograph gar manche Belehrung fin⸗
den. Sollte ein ſolcher Weg einfach durchgeführt und dabei die
Wiſſenſchaft nach ihrem ganzen Umfange abgehandelt fein koͤn⸗
nen, ſo mußten die Sätze durch eine Projectionsmethode erläu⸗
tert werden, durch welche dem Beſchauer alle Zonenverhält⸗
niſſe unmittelbar vor Augen geführt ſind; eine Methode, die
der Verfaſſer früher nach ihrem Hauptinhalte zuerſt bekannt
gemacht hat, die hier nicht nur viel weiter ausgeführt, ſondern
auch gleich von vornherein einfach dargeſtellt und ſelbſt dem
Ungeübten verſtändlich gemacht iſt. Damit dieſer Zweck voll⸗
kommen erreicht werde, ſind dem Werke 7 Tafeln mit Kryſtall⸗
und Projectionsfiguren beigegeben, die ſo viel Zeichnungen ent⸗
halten, als zum Verſtändniß des Geſchriebenen nothwendig ſind.
Da es von Pädagogen allgemein anerkannt iſt, daß neben
dem Gedäachtniß und Urtheil auch die Anſchauungskräfte bei der
Jugendbildung zu erweitern ſind, ſo dürfte das Werk den Leh⸗
rern der Realwiſſenſchaften beſonders willkommen ſein, zumal
da der conſequente Fortſchritt des Syſtems ſchon bei den ein⸗
fachſten Kryſtallformen die Schwierigkeiten wegräumt, und im⸗
mer gleich die Mittel an die Hand gibt, wie man ſich mit
wenigen Schnitten an Kreide, Seife oder einem andern Material
die verwickeltſten Verhältniſſe körperlich darſtellt und en
licht. Daraus erwachſen eine Menge Aufgaben, deren Löſung
den Schüler theoretiſch und praktiſch bilden. Wie wichtig
außerdem die Kenntniß der Kryſtallographie für Phyſiker, Che⸗
miker, ja für Naturforſcher aller Art iſt, iſt längſt anerkannt
und das Werk iſt beſonders darauf berechnet, auf einfache
Weiſe Das zu leiſten, was ſonſt ohne ſchwierige Rechnungen
nicht möglich war.
4
In allen Buchhandlungen ift zu erhalten:
Hiſtoriſches Taſchenbuch.
Herausgegeben
von „
Friedrich von Raumer.
Neue Folge. Zweiter Jahrgang.
Gr. 12. Cartonnirt. 2½ Thlr.
Inhalt: I. Die Vitalienbrüder. Von J. Voigt. —
II. Randgloſſen eines Laien zum Euripides. Von F. v. Rau ⸗
mer. — III. über die Epochen der Geſchichtſchreibung und ihr
Verhältniß zur Poeſie. Eine Skizze von J. W. Loebell. —
IV. Italieniſche Diplomaten und diplomatiſche Verhältniſſe.
1260 — 1550. Von Alf. Reumont. — V. Gutenberg
und ſeine Mitbewerber, oder die Briefdrucker und die Buch⸗
drucker. Von J. Du. Fd. Sotzmann. (Mit zwei
Tafeln Schriftproben.)
Die erſte Folge des Hiſtoriſchen Taſchenbuchs beſteht aus
zehn Jahrgängen (1830 — 39), die im Ladenpreiſe 19%, 2
koſten. Ich erlaſſe aber ſowol den erſten bis fünften (1830 — 34)
als den ſechsten bis zehnten Jahrgang (1835-39) zuſammen⸗
enommen für fünf Thaler, ſodaß die ganze Folge zehn
haler koſtet. Einzeln koſtet jeder dieſer achn Jahrgänge
1½ Tylr., der erſte Jahrg der Neuen Folge 2 Thlr.
Leipzig, im Januat 184].
5 F. A. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. II.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei
F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
IK . oder deren Raum 2½ Ngr.
115 Bericht
über die im Laufe des Jahres 1840
F A Brockhaus in Leipzig
erſchienenen neuen Werke und Fortſetzungen.
N
1. Kleis (W.), Der Roland von Berlin, Ein
Roman. Drei Bände. 8. Geh. 6 Thlr.
2. Analekten für Frauen krankheiten, oder
Sammlung der vorzüglichsten Abhandlungen, Monogra-
phien, Preisschriften, Dissertationen und Notizen des In-
und Auslandes über die Krankheiten des Weibes und über
die Zustände der Schwangerschaft und des Wochenbettes.
Herausgegeben von einem Vereine praktischer Ärzte. Er-
ster und zweiter Band in 8 Heften. 1837— 40. Gr, 8.
4% Thlr.
3. Apel (Theodor), Gedichte. 8. Geh. 1 Thlr.
4. Bericht vom Fahre 1840 an die Mitglieder der
Deutſchen Geſellſchaft zur Erforſchung vaterländiſcher
Sprache und Alterthümer in Leipzig. Herausgegeben von dem
Geſchäftsführer der Geſellſchaft Karl Muguſt Eſpe.
Gr. 8. Geh. 12½ Nor. (10 Gr.)
Die Berichte vom Jahre 1835 — 39 koſten jeder 12½ Nor.
(0 Gr.)
5. Allgemeine Bibliographie für Deutschland.
Eine Ubersicht der Literatur Deutschlands, wie der be-
deutendern Schriften des Auslandes, nebst Angabe künftig
erscheinender Werke und andern auf den literarischen
Verkehr bezüglichen Mittheilungen und Notizen. Mit Re-
i 1 Fünfter Jahrgang. 1840. 52 Nummern. Gr. 8.
Jahrgang 1836 Eoftet 2%, Thlr., Jahrgang 1837, 1838 und 1839
jeder 3 Thlr.
6. Bilder⸗Converſations⸗Lexikon für das deutſche
Wolk. Ein Handbuch zur Verbreitung gemeinnütziger Kennt⸗
niſſe und zur Unterhaltung. In vier Bänden. Mit bildlichen
Darſtellungen und Landkarten. Gr. 4. Geh.
Erſter Band in zwoͤlf Lieferungen: 4 — E. Mit 320 Abbil⸗
dungen und 17 Landkarten. 1837. 3 Thlr.
Sweiter Band in vierzehn Lieferungen: F—L Mit
368 Abbildungen und 11 Landkarten. 1838. 3 Thlr. 11½ Ngr.
6 Thlr. 9 Gr.) ;
Dritter Band in vierzehn Lieferungen: M—R. Mit 284 Ab⸗
bildungen und 10 Landkarten. 1838 — 40. 3 Thlr. 11½ Nor.
6 Thlr. 9 Gr.) a
Vierter Band: 8— 2. Erſte bis fiebente Lieferung. Jede
Lieferung 7½ Ngr. (6 Gr.) a
(Die
Fortſetzung folgt.)
7. Altdeutsche Blätter von Moritz Haupt und
Heinrich Hoffmann, Erster und zweiter Band in
8 Heften. 1835—40. Gr. 8. 4½ Thlr.
8. Blätter für literariſche Unterhaltung. Jahrgang
1840. 366 Nummern. Nebſt Beilagen. Gr. 4. 12 Thlr.
9. Busch ( Dietr. Nin. Heinr.), Das Ge-
schlechtsleben des Weibes in physiologischer,
e und therapeutischer Hinsicht dargestellt.
Gr. 8.
Erster Band: Physiologie und allgemeine Pathologie des
weiblichen Geschlechtslebens. 1839. 3¾ Thlr.
Zweiter Band: Aetiologie, Diagnostik, Therapie, Diätetik
und Kosmetik, sowie auch specielle Pathologie und The-
rapie der weiblichen Geschlechtskrankheiten, getrennt von
der Schwangerschaft, der Geburt und dem Wochenbette.
1840. 3 Thlr.
10. Converſations⸗Lexikon der Gegenwart. In vier
Bänden. Erſtes bis zweiunddreißigſtes Heft. (Aal — Szé⸗
chényi.) Gr. 8. 183840. Preis eines Heftes von 10 Bo⸗
gen auf Druckp. 10 Ngr. (8 Gr.), auf Schreibp. 15 Ngr.
(12 Gr.), auf Velinp. 22½ Ngr. (18 Gr.)
Mit dem 8. Hefte war der erſte, mit dem 16. der zweite,
mit dem 23. der dritte Band, mit dem 32. die erſte Abtheilung des
vierten Bandes dieſes fuͤr ſich beſtehenden, in ſich abgeſchloſſenen
Werkes beendigt, das aber zugleich ein Supplement bildet zur
8. Auflage des Converſations- Lexikons, ſowie zu jeder frühen:
Auflage, allen Nachdrucken und Nachbildungen. x
Die achte Originalauflage des Converſations⸗Lexikons in
zwoͤlf Bänden, wovon ein neuer Abdruck erſchienen, iſt fortwaͤh⸗
rend zu den Subſeriptionspreiſen von 16 Thlr. auf Druckp.,
24 Thlr. auf Schreibp. und 36 Thlr. auf Velinp. zu erhalten.
Das Univerſal⸗Regiſter zur 8. Auflage koſtet auf Druckp.
20 Ngr. (16 Gr.), auf Schreibp. 1 Thlr., auf Velinp. 1½ Thlr.
11. Cordelia. Von der Verfaſſerin von „Agnes von Lilien“.
Zwei Theile. 8. Geh. 3½ Thlr.
12. Darſtellung der Landwirthſchaft Großbritan⸗
niens in ihrem gegenwärtigen Zuſtande. Nach
dem Engliſchen bearbeitet von W. G. Schweitzer.
Zwei Bände in vier Abtheilungen. Mit 92 eingedruckten
Holzſchnitten. Gr. 8. 1839 — 40. Geh. 6% Thlr.
0
In unſerm Verlag find ſoeben erſchienen und durch alle
Buch⸗ und Muſikalienhandlungen zu beziehen:
Dr. Martin Fe
deutſch
Geiſtliche Lieder
nebſt den, waͤhrend ſeines Lebens dazu gebraͤuchlichen
Singweiſen,
und einigen mehrſtimmigen Tonſatzen uͤber dieſelben
von Meiſtern des ſechzehnten Jahrhunderts.
Herausgegeben
als Festschrift für die vierte Jubelfeier
der Erfindung der, Buchdruckerkunst
C. v. Winter feld. *
Mir eingedruckten Bolzſchnitten
nach Zeichnungen von
A. Strähuber.
In Hoch-Muſikformat. Cartonnirt, Preis 5 Thlr. =
7% Fl. C.⸗M. = 9 Fl. Rhein. Prachtausgabe in Seide f
gebunden 10 Thlr. = 15 Fl. C.⸗M. = 18 Fl. Rhein.
Luther's herrliche Kirchenlieder erſcheinen hier, zum erſten
Male ſeit Jahrhunderten, wieder zugleich vollſtändig und ganz
in ihrer urſprünglichen Geſtalt. Der Beruf des Herrn Herz
ausgebers zu dieſem Werke iſt bekannt. Der artiſtiſchen Aus⸗
ſtattung kann, nach den bisher bekannt gewordenen Urtheilen, all⸗
gemeiner Beifall nicht entgehen, und auch die typographiſche Ein⸗
i wird der Würde des Gegenſtandes angemeſſen erſcheinen.
Leipzig, am 20. December 1840.
Breitkopf & Härtel.
In unſerm Verlage iſt ſoeben erſchienen und in allen
guten Buchhandlungen vorräthig zu haben:
ran.
nnn 3 für ſchöne
eratur.
Seraussenchen
A. Hartmann, er Krulter und G. ie
Erſter 1
Mit ſechs Radirungen von M. Diteli ! und H. Heß.
8. Elegant gebunden. Preis 2 Fl. 42 Kr. — 1 Thlr. 20 Ngr.
(I Thir. 16 Gr.)
Wir begnügen uns, ſtatt aller Anpreiſung hier einfach
den Inhalt aufzuführen:
Radirungen von H. Heß:
Auch ich bin ein Handelsmann.
Die Muetion.
ee von M. Difteli:
nn aus
Der kühne aier; 2 Blätter zu Follen's Balladen.
2 5 von Bern wilde Jagd; zu Ettmüller's
allade
Eintagsleben; Novelle von A. Hartmann.
Dietrichs von Bern wilde Jagd; von L. Ettmüller.
Adalgis; von Demfelben,
Wie Joggeli eine Frau ſucht;
Gotthelf.
von Jeremias
24 Wären voi at; vo chho
Su A von d den Brei 5 N von
chlatter.
kühne 1 drei Balladen von Follen.
2 cke aus Gelimer; von F. Krutter.
Gedichte von Wagner v. Lauffenburg, K. R. Tan⸗
ner und E. 0
velle von mann.
ee ; 6 December 18410. „ ec
Jent & en
Soeben erſcheint im Verlage von Alexander Duncker
in Berlin und iſt durch alle Buchhandlungen zu beziehen, der
Gräfin Hahn-Hahn
„neueſtes Werk: 5
Gräfin Fauftine, 5000
8. Elegant geh. 2 Thlr.
Von derſelben Verfaſſerin erſchien ebendaſelbſt:
Der Rechte. 8. Geh. 2 Thlr. A ſtralion. 8. Geh. Haze
N
Bei C. F. Dfinnder in Tübin 155 iſt erſchienen und
in allen Buchhandlungen zu haben:
Sigwart, Dr. H. C. W., Das
Problem des Bofen oder die Theodice,
Sees. 1 Thlr. 10 Nan. (1 Str 8 Gr.), ober
1 Fl. 48 Kr.
Vorliegende Abhandlung ſchließt ſich genau an die Kühe
erſchienene: Das Problem von der Freiheit oder Unfreiheit 115
menſchlichen Willens, an. In letzterer hat der Hr. DEM t
Rückſicht auf die ſogenannte ſpeculative Zeitphiloſophie, d e 18
geſtellt: wie ſich die Lehre von der Unfreiheit des menſchlichen
Wollens in demjenigen Syſtem ausnehme, welches Gott als die
ewige perſönliche Vernunft, die Welt als Schöpfung dle er⸗
nunft, den menſchlichen Geiſt als unſterbliches Weſen aner⸗
kennt und von dem Ernſt der ſittlichen 0 es en
iſt. In derſelben wurde die Lehre von der unfreiheit =“
lichen Wollens ſelbſt dargeftellt und in obiger, das Problem
Böſen oder die Theodice, wird der andere Theil der
behandelt. Die Wichtigkeit der hier beleuchteten phile 1.
wech Lehre möchte dem Werke wol e Intereſſe
zuwenden. N
2 P
Voll ſtändig iſt jetzt erſchienen und in Auf Buchhand⸗
lungen zu erhalten: a
Dar 5 . . lung
Bondwirshfchaft Großbritanniens
in ihrem gegenwärtigen Buffer ar
Nach dem Engliſchen bearbeitet von
Dr. A. G. Schweitzer. N
Zwei Bände in vier ecbtheilungen.
mit 92 eingedruckten Holschnitten.
1839 — 40. Gr. 8. Geh. 6% Thlr.
Dieſes Werk hat ſich gleich bel ſeinem Erſcheinen des
ungetheilteſten Beifalls von Seiten des Publicums us
größten Anerkennung von Seiten der Kritik zu erfreuen gehabt,
und es gilt allgemein für die beſte Darſtellung der engliſchen
eee
Leipzig, im Januar 1841. 14
F. A. Brockhaus:
In Unterzeichnetem find ſoeben erſchlenen und in allen Buchhandlungen vorräthig zu finden:
Supplemente
zu Scehiller's Werken.
Aus ſeinem Nachlaß
im Einverſtaͤndniß und unter Mitwirkung der Familie Schiller's herausgegeben von
Karl Hoffmeiſter.
Erſte Abtheilung: N und Variantenſammlung.
Nee — ritter Band:
Gedichte und Dramen der dritten Periode von Schiller's Rückkehr zur
Dichtung bis zu ſeinem Tode.
Taſchenformat. Velinpapier. Preis 45 Kr., oder 15 Ngr. (12 Gr.)
„die verſchiedenen Nachträge zu den Werken Schiller's, welche in der jüngſten Zeit erſchienen find, und das ungemeine In⸗
„tereſſe, welches Deutſchland für Alles an den Tag legt, was Schiller's geiſtiges Wirken und ſeine Perſon betrifft, machen es
„der Familie des zu früh Dahingeſchiedenen zur Pflicht, in der rechtmäßigen Verlagsbuchhandlung der Schiller ſchen Werke
„Supplemente zu denſelben herauszugeben, welche des Nationaldichters würdig ſein und ſo viel als möglich in ſeinem eigenen
Geiſte veranſtaltet werden follen.‘’
Diurch vorſtehende Worte kündigte der Herr Appellationsgerichtsrath Ernſt von Schiller in Köln, im Namen der von
Schiller ſchen Familie, das Werk an, deſſen zwei erſte Bände bereits erſchienen.
Dieſe Sammlung enthält nicht nur Gedichte, Aufſätze und Varianten, die den bisher erſchienenen Nachträgen fehlen, ſon⸗
dern auch eine bedeutende Sammlung von Briefen Schiller's und zeichnet ſich durch ihre Anordnung und durch die
ſtrenge Verbindung alles Einzelnen zu einem Ganzen aus. Ein genaues chronologiſches Inhaltsverzeichniß aller Schriften Schiller's
nach Jahr, und wo möglich Monat und Tag, wird theils zum beſſern Verſtändniß der Werke ſelbſt dienen, theils wird es für
den Leſer ein Leitfaden fein, durch welchen er den Zuſammenhang der einzelnen Beſtandtheile dieſer Sammlung mit den ganzen
Werken Schiller's leicht erſehen und ihre Stelle ſchnell auffinden kann.
Stuttgart und Tübingen, im December 1840.
3. G. Cotta'ſcher Verlag.
Im Verlage der Buchhandlung des Waiſenhauſes teriſtik der preußiſchen Provinzial⸗ und Landes⸗Geſetzgebung über
in Halle iſt ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen des die katholiſchen Kirchenangelegenheiten, theils eine Überficht der
In⸗ und Auslandes zu haben: durch die politiſchen Ereigniſſe dieſes Jahrhunderts herbeigeführ⸗
G 1 — ch = ſch ten Reorganiſation der katholiſchen Landeskirche, theils eine
te 1· © Zuſammenſtellung der kirchlichen und weltlichen, allgemeinen
S ch 11 1 2 G 1 398 m f t i £ und particularen Quellen des heutigen Kirchenrechts verbindet.
. von -
Bei C. F. Oſiander in Tübingen iſt erſchienen und
. 2 a r k ung. in allen Buchhandlungen zu haben:
r. 8. Preis 1“ Thaler. Collection of english poems from the best modern
\ authorities. 12. Brosch. 15 Ngr. (12 Gr.) = 54 Kr.
G e f ch i ch t e Eine 11 5 75 von 1 le in der Schlee
1 Form die engliſche Ausſprache zu erlernen. Lehrer und ler
und heutige Verfaſſung ſind für die Anſtrengung, ſich durch die Schwierigkeiten der⸗
der ſelben durchzuarbeiten, durch dieſe Poeſien reichlich entſchädigt.
oli i ö A Die N Wordsworth, Cowper, Byron, Mooke,
katholiſchen Kirche Preußens Mallet, Percy, Scott, Abdſſon 15 beubkanden 12 Werth der⸗
Dr. E. A. Th. Taspeyres,
ſelben hinlänglich.
ordentlichem Profeſſor an der Univerfität iſt ö 5
Halle-Wittenberg. Durch alle Buchhandlungen iſt von mir zu beziehen
9
Erſter Theil. Gr. 8. Preis 3% Thaler. Gedie fg
Das „ welches wir hiermit ankündigen, hat ſich die
ee A: die 515 F ee de dus
eußens, unter möglichſt vollſtändiger Berückſichtigung des Pro⸗ .
vinzialrechts, hiſtoriſch zu entwickeln. Der vorliegende erſte Ludwig Au gu ſt Frankl.
Theil, welchem der zweite und letzte möglichſt bald folgen wird, ; 8. Geh 17795 Thlr.
enthält die Geſchichte der katholiſchen Kirche, mit vorzugsweiſer e 2 ;
Rücficht auf das Verhältniß zur weltlichen Macht und zur Leipzig, im Januar 1841.
evangeliſchen Kirche, je nach den einzelnen Provinzen bis auf 3 A. Brockhaus.
die neueſte Zeit herabgeführt, und damit theils eine Charak⸗ —
Anzeige eines neuen französischen Journals.
Bei uns erscheint am 15. Januar d. J. das erste Heft
ECHO
LITTERATURE FRANGAISE.
Souzwah des gews Vu monde.
Monatlich zwei Hefte zu 2—3 Bogen in gr. 8., die in
farbigem Umschlag geheftet am 15. und 30. ausgegeben
werden.
Subscriptionspreis 5Y, Thlr. fir den eg
des
Jahrgang von 24 Heften.
Ein ausführlicher Prospeetus, sowie Exemplare des
ersten Heftes sind in allen Buchhandlungen zu erhalten.
Leipzig, im Januar 1841.
Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung für deutsche und ausländische Literatur.
—
Bei C. F. Oſiander in Tübingen i
durch alle Buchhandlungen zu beziehen: . N enen
Strauß, Dr. D. F., Das Leben Jeſu, kri⸗
tiſch bearbeitet. Zwei Bände. Vierte Auflage.
6 Thlr. 10 Ngr. (6 Thlr. 8 Gr) 10 Fl.
48 Kr. ) 0 RR 2 { 1
Das Werk, welches, obwol gegen den urſprünglichen Plan
des Verf., der es nur für Theologen geſchrieben 9 8 durch
die Wichtigkeit ſeines Gegenſtandes und ſeiner anſprechenden
Form in die Hände von Leſern aus allen Ständen gekommen
ift, bieten wir dieſen hier in einer aufs neue forgfältig durchgeſehenen
Auflage zum erſten Male auch mit deutſchen Letten 1 ſo⸗
daß ſich nun an daſſelbe die in der gleichen Verlagshandl.
früher erſchienenen „Streitſchriften“ in ganz glei ne
und Format anſchließen. Letztere, welche in 3 Lieferungen die
Widerlegung von Steudel, Eſchenmaper, Menzel, der Evan⸗
geliſchen Kirchenzeitung, der Jahrbücher für wiſſenſchaftliche
Kritik und der Theologiſchen Studien und Kritiken enthalten,
bilden ein nothwendiges Supplement zu dem Hauptwerk, und
= 3 1 Thlr. 20 Ngr. (1 Thlr. 16 Gr.) -
; EG Lenk
In meinem Verlage iſt ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen vorraͤthig:
Taſfchen buch
dramatiſcher
Herausgegeben
Originalien.
——
von
Dr. Franck
Fünfter Jahrgang.
ER AR
es;
Mit einem Bildniss und acht colorirten Costümbildern. 1
8. Elegant cartonnirt. 3½ Thlr. e
Inhalt: Irrgaͤnge des Lebens. Trauerſpiel in fünf Aufzuͤgen von Pannaſch. — Chri⸗
ſtine von Schweden. Drama in drei Aufzügen nach van der Velde von W. Vogel. — Richard
Savage oder der Sohn einer Mutter. Trauerſpiel in fünf Aufzügen vor Karl Gutzkow. —
Worceſter oder Geiſt und Narrheit. Luſtſpiel in zwei Acten von Dr.
tiſche Literatur und das Theater der Deutſchen im 19. Jahrhundert, nach ihren hiſtoriſchen
ausſetzungen betrachtet von E. Reinhold.
Franck. — Die drama⸗
Bu
Der erſte bis vierte Jahrgang enthalten Beiträge von Albini, Bauernfeld, Caſtelli, 0
Franck, F. Halm, Immermann, Laguſius, Liebenau, Maltitz, Pannaſch, Weichſel⸗
baumer und Zahlhaas, mit den Bildniſſen von Bauernfeld, Immermann, Grabbe,
Albini, Caſtelli, einem Facſimile und ſceniſchen Kupfern.
der zweite 3 Thlr., der dritte 2¼½ Thlr., der vierte 3 Thlr.
Leipzig, im Januar 1841.
Der erſte Jahrgang koſtet 2½ Thlr.,
FR. Brockhaus. |
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
— —— — —
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. III.
ꝓJGh(S0 ID Bea He ę—? !!! —
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriſten: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Rgr.
Bericht
über. die im Laufe des Jahres 1840
J bei
Fa Brockhaus in Leipzig
erſchienenen neuen Werke und Fortſetzungen.
(Fortſetz ung aus Nr.
13. Lcugemeine Encyklopädie der Wiſſenſchaften
und Künſte, in alphabetiſcher Folge von genannten Schrift⸗
ſtellern bearbeitet, und herausgegeben von J. S. Erich
und J. ©. Gruber. Mit Kupfern und Karten,
en 4. 1818 — 40, Cart.
rſte Section, A—G, herausgegeben von J. G. Gruber.
Erſter bis vierunddreißigſter Theil.
Zweite Section, H—N, herausgegeben von A. G. Hoff:
mann. Erſter bis achtzehnter Theil.
Dritte Section, 0—2, herausgegeben von M. H. E. Meier
und L. F. Kämtz. Erſter bis vierzehnter Theil. 5
Der Praͤnumerationspreis iſt für jeden Theil in der
Ausgabe auf Druckp. 3% Thlr., auf Velinp. 5 Thlr., auf extra⸗
feinem Velinp. im größten Quartformat (Prachter.) 15 Thlr.
Für den Ankauf des ganzen Werkes, ſowie auch
einer Anzahl einzelner Theile zur Ergänzung un⸗
vollſtaͤndiger Exemplare, gewaͤhre ich die billigſten
Bedingungen.
14. Ausführliche Encyklopädie der gesamm-
ten Staatsarzneikunde. Im Vereine mit mehreren
Doctoren der Rechtsgelahrtheit, der Philosophie, der Me-
diein und Chirurgie, mit praktischen Civil-, Militair- und
Gerichtsärzten und Chemikern bearbeitet und herausgegeben
von deorg Friedr. Most. Für Gesetzgeber, Rechts-
gelehrte, oliceibeamte, Militairärzte, gerichtliche Arzte,
Wundärzte, Apotheker und Veterinairärzte. Zwei Bände,
nebst einem Supplementband in 14 Heften. Gr. 8. 1838—40.
11% Thlr.
Von dem Herausgeber erſchien bereits in meinem Verlage:
Encyklopädie der gesammten medieinini-
schen und chirurgischen Praxis mit Einschluss
der Geburtshülfe, der Augenheilkunde und der Operativ-
chirurgie. Im Verein mit mehreren praktischen Arzten
und Wundärzten herausgegeben. Zweite stark ver-
‚mehrte und verbesserte Auflage, Zwei Bände. Gr. 8.
Ä 1838 — 37. 10 Thlr.
— — Supplement Zur ersten Auflage, enthaltend
die Verbesserungen und Zusätze der zweiten Auflage.
Gr., 8. 1837, 2% Tblr.
Verſuch einer kritiſchen Bearbeitung der Geſchichte des Schar⸗
lachfiebers und ſeiner Epidemien von den älteften bis auf
unfere Zeiten. Zwei Bände. Gr. 8. 1826. 3 Thlr.
(Die
11.)
Über Liebe und Ehe in ſittlicher, naturgeſchichtlicher und diäte⸗
tiſcher Hinſicht, nebſt einer Anleitung zur richtigen phyſi⸗
ſchen und moraliſchen Erziehung der Kinder. Dritte,
völlig umgearbeitete, ſtark vermehrte und verbeſſerte Auflage.
8. 1837. 1½ Thlr. e
15. Ersch (Joh. Sam.), Literatur der schönen
Künste seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bis auf die
neueste Zeit; systematisch bearbeitet und mit den nöthigen
Registern versehen. Neue, bis zum Jahre 1830 fort-
gesetzte Ausgabe von J. K. A. Rese und Oh. Ant. Geiss-
ler. (Aus der neuen Ausgabe des Handbuchs der deutschen
Literatur besonders abgedruckt.) Gr. 8. 3½ Thlr.
Mit dieser Abtheilung ist die neue Ausgabe von Ersch’s „Hand-
buch der deutschen Literatur“ vollständig. Das ganze Werk be-
steht aus 4 Bänden in 8 Abtheilungen und kostet 12 Thlr. Um aber
die Anschaffung 21 erleichtern, habe ich mich entschlossen, den Preis
bedeutend zu ermässigen
und erlasse das Ex. auf Druckp. für 6 Thlr., auf Schreibp.
für 8 Thlr., auf Schreibp. in 4. für 12 Thlr.
Von frühern Abtheilungen, jede von einem in seinem Fache aus
gezeichneten Manne bis auf die Zeit des Erscheinens fortgesetzt,
werden die nachstehenden ebenfalls zu den bemerkten er-
mässigten Preisen erlassen: Philologie, Philosophie und
Pädagogik, von E. &. 4. Böckel. 1822. (1% Thlr. Jetzt / Thlr.—
Theologie, von E G. A. Böckel. 1822. 1 Thlr.) Jetzt 5 Thlr. —
Jurisprudenz und Politik, von J. Ch. Koppe. 1828. (13/, Thir.) Jetzt,
% Thlr. — Medicin, von F. A. B. Puchelt. 1822. (15% Thlr.)
Jetzt / Thlr. — Mathematik, Natur- und Gewerbskunde, von
Fr. W. Schweigger - Seidel. 1828. (4 Thlr.) Jetzt 12/, Thlr. —
Geschichte und Hülfswissenschaften. 1827, 81; Thlr.) Jetzt
1½% Thlr. — Die „Literatur der vermischten Schriften“, von Ch.
Ant. Geissler (1837), kostet 2 Thlr.
16. Examinatorium in jus criminale Ger-
maniae commune. In usum tironum editum, 8.
Geh. / Thlr.
Ich habe dieſe Schrift aus dem Verlage von G. F. Krug
in Frankfurt an mich gebracht und fie iſt jetzt zu dem ermaäͤ⸗
ßigten Preiſe allein von mir zu beziehen.
17. Frankl (Ludwig Auguſt), Gedichte. 8.
Geh. 1½ Thlr.
18. Gagern (5. Ch., Freiherr v.), Kritik des
Völkerrechts. Mit praktſſcher Anwendung auf unſere
Zeit. Gr. 8. Geh. 1% Thlr.
Fortſetzung folgt.)
Steudel Nomenclator botanicus.
Editio secunda.
Siebente Lieferung.
Im Verlag der Unterzeichneten iſt ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Nomenclator botanicus
Seu:
Synonymia plantarum universalis,
enumerans
ordine alphabetico nomina atque synonyma, |
tum generica tum specifica, et a Linnaeo et a recentioribus de re botanica scriptoribus
plantis phanerogamis imposita.
Autore E. ®teudel, Med. Dr. j
Editio secunda ex novo elaborata et aucta,
Siebente Lieferung: Hippion—Linaria. Subſcriptionspreis 1 Fl., oder “ Thlr. Das Ganze wird in 12 Lieferungen
je zu ungefähr 8 Bogen erſcheinen und im Subſcriptionspreis von 12 Fl., oder 8 Thlr., bis zur Vollendung des
Drucks zu haben fein. Sollte das Werk, wie zu erwarten iſt, mehr als 12 Lieferungen umfaſſen, ſo wird der
Preis dadurch für die Subſcribenten nicht erhöht, ſondern die nachfolgenden Bogen denfelben gratis nachgeliefert.
Der Druck dieſes Werkes wird möglichſt beſchleunigt, ſodaß jeden Monat eine Lieferung die Preffe verlaſſen und das voll⸗
ſtändige Werk in kürzeſter Friſt fertig werden kann. Nach vollendetem Druck tritt ein erhöhter Ladenpreis ein.
Stuttgart und Tübingen, im December 1840.
Im Verlag von C. J. Oſiander in Tübingen und
F. H. Köhler in Stuttgart iſt erſchienen und in allen
Buchhandlungen zu haben:
Die ſchriſtliche Glaubenslehre in ihrer ge—
ſchichtlichen Entwickelung und im Kampfe mit
der modernen Wiſſenſchaft, dargeſtellt von
Dr. David Friedrich Strauß. Erſter
Band. Gr. 8. 46 Bogen. 3 Thlr. 5 Ngr.
(3 Thlr. 4 Gr.), oder 5 Fl. 24 Kr.
Die Verlagshandlung übergibt hiermit dem Publicum ein
neues Werk des berühmten Verfaſſers des Lebens Jeſu, welches
mit Begierde erwartet wurde. — Der zweite und letzte Theil
wird im Laufe d. J. erſcheinen.
Publications nouvelles
Hauman & Co. à Bruxelles.
Decembre 1840.
Litterature.
David, J. A., Le serment. 1 vol, In-18. % Thlr.
de Kock, L’homme aux trois culottes, ou La république,
l’empire et la restauration. 4 vols. In-18. 2Y, Thlr.
Monnier, H. et E. Berthet, lami du chateau.
1 vol, In- 18. 1 Thlr.
Pitre- Chevalier, Un menage à bord, histoire con-
jugale du capitaine Lenoir. I vol, In-18, 1 Thlr.
3. G. Cotta'sche Buchhandlung.
Poujoulat, B., Voyage a Constantinople dans l’Asie
Mineure, en Meésopotamie, à Palmyre, en Syrie, en Pa-
lestine et en Egypte, faisant suite à Ila Correspondance
d’Orient. 2 vols. In-18. 2 Thlr.
Revue parisienne, dirigée par de Balzac. 1840. Octobre
Decembre. In- 16. Chaque No. % Thlr.
Sciences. ö
Cousin, V., Cours d'histoire de la philosophie morale au
18me siecle, professé à la faculté des lettres en 1819 et
1820, — Ire partie. Ecole sensualiste, publice par H.
Vacherot. — 2de partie. Ecole écossaise, publide par
Danton et Vacherot. 2 vols. In- 18. 2½ Thlr.
Giraudeau de St.-Gervais, Traité des maladies
syphilitiques, ou Etude comparée de toutes les méthodes
qui ont été mises en usage pour guérir les affections vé-
nériennes, suivi de réflexions pratiques sur les dangers du
mercure et sur l’insuffisance des antiphlogistiques, termin
par des considérations hygiéniques et morales sur la pro-
stitution. 1 vol. In-18. 1½ Thlr. 4
Memento du notaire, indiquant, dans un ordre di-
dactique, ce qui forme la substance des actes et contrats
d’apres les dispositions législatives et la jurisprudence; nou-
velle &dition contenant les changements et modifications in-
troduits en Belgique; suivi d'un appendice sur les droits
d’enregistrement auxquels chaque acte donne ouverture.
Par Alph. Rousset. I vol. In-18. 1 Thlr.
Catalogue de la société belge de librairie Hauman & Co.
d Bruxelles.
In Leipzig vorräthig bei 4
Brockhaus & Avenarius.
- PRACHTEDITIONEN
ächten Lutherischen Bibel.
Unternommen vom
Bibliographischen Institut.
In wohlfeilen Lieferungen, auf das feinfte Velinpapier gedruckt, und reich verziert mit
englischen und deutschen ORIOINAL-Stahlstichen etc.
In vier verſchiedenen Ausgaben fuͤr alle Staͤnde,
4
eiche und Minderbegüterte.
SUBSCRIPTIONS- PREISE:
ohne Voraus bezahlung.
No. 1. Pracht Pfennig Bibel, in Octav, jede Lieferung zu 2%, Silbergroſchen Preuß. Crt. = 2 Gro-
ſchen Conv.⸗Mz. — 9 Kreuzer Rhein. — 8 Kreuzer Cono.⸗Mz
8 Vollſtändig in 28 Lieferungen mit 28 Stahlſtichen.
No. 2. Pracht Pathen Bibel, in groß Octab, jede Lieferung 4 Silbgr. Preuß. Ct. — 12 Kr. Rhein.
II Kr. Cono.⸗Mz.
g Vollſtändig in 32 Lieferungen mit 32 Stablſtichen.
No. 3. Gebetbibel für chriſtliche Familien, in Imperial⸗Octav, jede Lieferung 8 Silbergroſchen Preuß.
Ct. — 27 Kr. Rhein. — 24 Kr. Conv.⸗Mz. — Vollſtändig in 16 Lieferungen mit 32 Stahlſtichen.
No. 4. Große Kirchenbibel, in Breit⸗Folio (oder Elephantquarto), die prachtvollſte Bibel- Wus:
gabe, welche ſeit 200 Jahren erſchienen iſt.
Jede Lieferung 16 Silbergroſchen — 54 Kr. Rhein. — 48 Kr. Conv.⸗ Münze.
A Vollſtäudig in 32 Lieferungen mit 32 Pracht ⸗Stahlſtichen der größten Meiſter.
Sammlern auf 10 Exemplare das eilite frei. D
Jeder einzelne Subscribent erhält eine Prämie
die, wohlverpackt und koſtenfrei, dem Beſteller mit letzter Lieferung jeder Bibel eingehändigt
wird.
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Ua in den letzten 10 Jahren veranſtalteten Prachtausgaben der ächten Kutheriſchen Bibel ſind
dies⸗ und jenſeits des Meeres in allen Ländern deutſcher Zunge verbreitet. Eine gute typographiſche und fchöne
bildliche Ausſtattung gewann ihnen die günſtige Aufnahme aller Stände; mehre Ausgaben ſind binnen kurzer
Zeit neu aufgelegt worden; ſie ſind jetzt faſt alle vergriffen.
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find daher Beduͤrfniß geworden, bed der 1 fl für alle Stände, Reiche wie Minderbegüterte,
erzuſtellen,
kündigen wir an, daß vom 1. März 1841 erſcheinen werden:
Eine wohlfeile Ausgabe (NO. I.) in gewoͤhnlichem Bibelformat, mit klei⸗
nerer, jedoch recht lesbarer Schrift, auf feines Velin mit 28 Stahlſtichen,
unter dem Titel:
8 Pracht⸗
2
olle. Stand...
Vollſtaͤndig in 28 vierzehntaͤgigen Lieferungen.
Pfennig⸗Bibel
Jede Lieferung von zwei Bogen Text mit einem Stahlſtich koſtet nur Zwei Groſchen Conv.
20⸗Guld. Fuß, oder 9 Kr. Rhein., oder 2¼ Silbgr. Pr. Et., oder 8 Kr. Conv. Mz.
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Die mittlere Ausgabe (No. II.), aͤußerſt ſchoͤn und mit ‚größerer Schrift,
Die WMulbem⸗ Bibel,
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ist hauptsächlich zum Pathen- oder Confirmationsgesc best te
Sie erſcheint in 3 Lieferungen, jede zwei Bogen Druck mit einem 8789 5 77 “ gr
Condentions 20 Guld.⸗Fuß, oder 12 Kr. Rhein., oder 4 Sibgr. Pr. Ct., o “ ;
Die größere Ausgabe (No. III.), in Imperial-Octav,
Gebet-WBibel
für Ehriſtliche Familien, E
in 16 Lieferungen, jede zu 6 Groſchen Conv.-20⸗Guld.⸗Fuß, oder 27 Kr. Rhein., oder
8 Silbergr., oder 24 Kr. Conv.⸗Mz. Subſcriptionspreis. ar
Dieſe Musgabe zeichnet ſich durch
32 grössere, meist englische ORIGINAL-Stahlstiche
von BARBER, FINDEN, WATKINS, RADCLIFFE, WALLIS etc, etc. vortheilhaft aus. |
Die größte Prachtausgabe in Imperial-Quarto aber
(Ausgabe No. IV.) mit den herrlichſten Stahlſtichen der beruͤhmteſten Meifter,
tritt in 32 Lieferungen unter dem Titel ans Licht:
Jede ſolche Lieferung von mehreren Bogen Text mit einem großen Stahlſtich koſtet nur 12 Gr. Sahf,, oder 54 Kr. Rhein,
oder 16 Silbgr. Pr. Et., oder 48 Kr. Conb. Mz.; ein gar geringer Preis für ein ſolches Prachtwerk, wozu Stahlſtiche
kommen, für welche jede Platte 4 - 700 Gulden Rhein, zu ſtechen koſtet.
Der Text der ſämmtlichen vier Ausgaben iſt der ächte Luthertext, nicht wie in gewöhnlichen Bibeln, durch Reviſo⸗
ren und Correctoren abſichtlich und zufällig entſtellt und verfaͤlſcht, ſondern rein wie ihn Luther's unſterblicher Geiſt mit
unerreichter Schärfe des Urtheils und erſtaunenswürdiger Sprachkenntniß dem deutſchen Volke gegeben hat. 1
Bei der Wahl der bibtiſchen Darſtellungen haben wir den Rath der erſten Kunſtverſtändigen und Sachkenner
benutzt. Was die größten Maler aller Zeiten Herrlichſtes geſchaffen haben in Darſtellung heiliger Geſchichten, von dem,
was Rafael Sanzio, Albrecht Dürer, Michel Angelo, Leonardo da Vinti, Guido Reni, Tiziano,
die beiden Carracci, Murillo, Carlo Dolce, Correggio, re Rubens u. A. Scönftes, Erhabenſtes her⸗
vorbrachten, wird das Beſte durch den Grabſtichel tüchtiger Meiſter auf Stahl übertragen, unſern neuen Prachtbibeln zum
würdigſten und köſtlichſten Schmucke dienen. Naturgetreue Anſichten der heiligen Orte, wo der Heiland wandelte
und die Apoſtel lehrten und litten, werden mit jenen hiſtoriſchen Bildern abwechſeln, und Auge und Geiſt mit alrihem
Reize ergögen und beſchaͤftigen. — Eine gute in Stahl geſtochene Karte von dem gelobten Lande, auf welcher die
Wanderungen des Weltheilands genau angegeben ſind, und die wir der letzten Lieferung jeder Ausgabe gratis beilegen,
wird allen unſern Abnehmern eine gewiß recht willkommene Zugabe ſein. !
Vom 1. März 1841 an wird von den 2 kleinern Ausgaben alle 8 Tage, von den 2 größten alle 14 Tage eine
Lieferung pünktlich erſcheinen.
Freunde des göttlichen Worts, welche ſich des verdienſtlichen Werks der Subf eie ammlung unterziehen wol⸗
len, erhalten von jeder Buchhandlung auf alle drei Ausgaben bei Beſtellungen von 10 Ex. das 11. unentgeltlich.
DIE PRAEMIEN
werden allen Subſeribenten bei der letzten Bibel⸗ Lieferung
gratis
und überall koſtenfrei eingehändigt. =
PRAEMIE
Luther.
Nach Cranach. Lemsler
dir.
Folio,
PRAENMIE
Salvator (Chriſtus den Kelch ſegnend).
Nach Holbein von Prof. Krüger.
Groß Royal Folio.
Hauptblatt des Stahlſtichs.
Jüngern
Amsler u. Rahn.
cher:
Ste
PRAEMIE
inen
Der Herr unter fe
Leonardo da Vinci.
beim heil. Hachtmahle.
Grosses Kunstblatt in Imperial-Fol.
Maler:
Subseriptionszettel für die neuen Lutherischen Prachtbibeln des Bibliographischen Instituts. Zu
No. der No. der
Ausgabe. Ausgabe,
Namen der geehrten Subſcribenten. Wohnort.
Wohnort.
| Namen der geehrten Subferibenten.
Dieſer Zettel iſt gefaͤlligſt abzuſchreiben, auszufüllen und der nächſten Buchhandlung einzuſchicken, worauf die Beſtellung prompt beſorgt
wird.
Druck und Verlag von F. u. Brockhaus in Leipzig.
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Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. IV.
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Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera—
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Rgr.
Be r i ch t
uͤber die im Laufe des Jahres 1840
bei
FR. Brockhaus in Leipzig
erſchienenen neuen Werke und Fortſetzungen.
5 (Fortſetzung aus Nr. III.)
10. Bet BAAR Künſtler Geſchichten. | Von den früher ſchon im Preiſe herabgeſetzten
eh.
Gr. 12. Sonntags- Magazin. Drei Bände. 2 Thlr.
Erſtes und zweites Bändchen: Die Chronik ſeiner Vater⸗ National-Magazin. Ein Band. / Thlr.
ſtadt vom Florentiner Lorenz Ghiberti, dem berühmteſten Pfennig Magazin für Kinder. Fuͤnf Baͤnde. 2½ Thlr.
Bildgießer des 15. Jahrhunderts. Zwei Theile. 1833. 3 Thlr. find noch fortwährend Exemplare zu haben.
Drittes Bändchen: Die Wunder der h. Katharina von | 27. Raumer (Friedr. v.), Geſchichte der Hohen⸗
Siena. 1840. 1½ Thlr. . a ſtaufen und ihrer Zeit. Zweite verbeſſerte und ver⸗
F Leonhard da Vinci in Mailand. 1840. mehrte Auflage. In 6 Bänden oder 24 Lieferungen. Erſter
2 a — Band, und zweiten Bandes erſte Lieferung, oder
20. Hahn Hahn 9 Gräfin), Jenſeits der erſte bis fünfte Lieferung. Preis der Lieferung
Berge. Zwei Theile. 8. Geh. 3½ Thlr. f auf Velin p. ½ Thlr., des Bandes 2 Thlr.; auf extra⸗
Von derſelben Verfaſſerin erſchien fruͤher bei mir „Gedichte“ feinem Velin p. die Lieferung 1 Thlr., der Band 4 Thlr.
re d (4886, 1½ Thlr.); „Be: Jeden Monat erſcheint eine Lieferung, alle vier Monate ein Band.
netian a * „ 9 — Pi > 2 m
an . 3 28. Raumer (Friedr. v.), Italien. Beiträge
21. Hünefeld (F. L.), Der Chemismus in 5 > , a 5
der thierischen Organisation. Physiologisch- ar mie dieſes Landes. Zwei Theile. Gr. 12,
chemische Untersuchungen der materiellen Veränderungen eh. hie. 8 a
oder des Blutbildungslebens im thierischen Organismus, | 29. Repertorium der gesammten deutschen
insbesondere des Blutbildungsprocesses, der Natur der Literatur. (Siebenter Jahrgang, für das Jahr 1840.)
Blutkörperchen und ihrer Kernchen. Ein Beitrag zur Herausgegeben im Verein mit mehreren Gelehrten von
Physiologie und Heilmittellehre. Gekrönte Preisschrift. Ernst Gotthelf Gersdorf. (Beigegeben wird:
Mit einer lithographirten Tafel. Gr. 8. 1 Thlr. Allgemeine Bibliographie für Deutschland.) Dreiundzwan-
22. Iſis. Encyklopädiſche Zeitſchrift, vorzüglich für Natur⸗ zigster bis sechsundzwanzigster Band. Gr. 8. Jeder Band
geſchichte, vergleichende Anatomie und Phyſiologie von Oken. etwa 50 Bogen in I4tägigen Heften 3 Thlr. x
Jahrgang 1840. 12 Hefte. Mit Kupfern. Gr. 4. 8 Thlr. 30. Römiſche Briefe von einem Florentiner.
23. Eützelberger (E. K. 525 Die kirchliche 1832 — 38. Zwei Theile. Gr. 12. Geh. 4½ Thlr.
Tradition über den Apoſtel Johannes und feine | 31. Schubert (Gotthilf Heinr. v.), Die Sym⸗
Schriften in ihrer Grundloſigkeit nachgewieſen. Gr. 8. 1, Thlr. bolik des Traumes. Dritte, verbeſſerte und vermehrte
24. Neige baur (J. F.), Handbuch für Reiſende Auflage. Mit einem Anhange aus dem Nachlaſſe eines Vi⸗
in Ftalien. Dritte, ganz umgearbeitete, ſehr vermehrte ſtonairs: des J. F. Oberlin, geweſenen Pfarrers im Stein⸗
und verbeſſerte Auflage. Drei Theile. Gr. 12. Sauber thale, und einem Fragment über die Sprache des Wachens.
cart. 3 Thlr. Gr. 8. 1% Thlr.
25. Nur nicht nach Norden! Bemerkungen auf meinen Einzeln iſt auch zu haben;
Reiſen in den Jahren 1839 und 1840. Aus den Memoiren Berichte eines Viſionairs über den Zuſtand der Seelen nach
des Grafen von S**** Gr. 12. Geh. 1½ Thlr. dem Tode. Aus dem Nachlaſſe Johann Frie drich
26. Das Pfennig Magazin für Verbreitung gemein⸗ Oberline, geweſenen Pfarrers im Steinthale, mitgetheilt
nütziger Kenntniſſe. Achter Jahrgang. 1840. 52 Nummern. von G. H. v. Schubert, nebſt einem Fragment: die
(Nr. 353 — 404.) Mit vielen Abbildungen. Schmal gr. 4. Sprache des Wachens. Gr. 8. 1837. ½ Thlr.
2 Thlr. ; 32. Schubert (Friedr. Th.), Vermiſchte Schrif⸗
Der erſte bis fünfte Jahrgang, Nr. 1— 218, koſten jetzt zu⸗ ten. Neue Folge. Drei Bände. Mit dem Bildniſſe des
ſammengenommen ſtatt 9% Thlr. Verfaſſers. 8. 4%, Thlr.
im berabgeſetzten Preiſe Die erſte Folge dieſer Schriften beſteht aus vier Baͤnden und
nur 5 Thlr., einzelne Jahrgaͤnge aber 1½ Thlr. Der erſchien 1823 — 26 in der J. G. Cotta'ſchen Buchhandlung in
ſechste und ſiebente Jahrgang koſten jeder 2 Thlr. Stuttgart.
* Skizzen aus dem Alltagsleben. Aus dem Schwe⸗
iſchen. 8. Geh. > .
Erſtes Bändchen: Die Töchter des Präſidenten. Erzäh⸗
lung einer Gouvernante. 1838. 1% Thlr. 15
Zweites und drittes Bändchen: Die Nachbarn. Zwei
Theile. 1839. 3 Thlr.
Viertes und fünftes Bändchen: Das Haus, oder
Familienſorgen und Familienfreuden. Zwei Theile. 1840.
3 Thlr.
34. Talvi, Verſuch einer geſchichtlichen Charakte⸗
riſtik der Volkslieder germaniſcher Nationen mit
einer überſicht der Lieder außereuropaäiſcher Völkerſchaften.
Gr. 8. 3½ Thlr.
35. —, Die unächtheit der Lieder Oſſiau's und des
Macpherſon'ſchen Oſſian's insbeſondere. Gr. 8. Geh. / Thlr.
(Der Beſchluß folgt.)
Ankündigung und Einladung
zur Subfeription auf eine
neue elegante und höchst wohlfeile Ausgabe von
Aug. v. Kotzebue's Theater
Schillerformat in 30 Bänden, kl. 8.
Auf ſchoͤnem Maſchinen-Velinp., mit ganz neuen Lettern
aufs eleganteſte gedruckt, nebſt des Verfaſſers Portrait
und Facſimile in Stahlſtich. Subſcriptionspreis für alle
30 Baͤnde 8 Thlr.
Beſtellungen werden in allen Buchhandlungen angenommen,
woſelbſt auch ein ausführlicher Proſpectus zu haben iſt, und
wo man ſich durch Anſicht des bereits erſchienenen Iſten und
loten Bandes von der Schönheit dieſer Ausgabe überzeugen
kann. Die folgenden Bände erſcheinen ſchnell hintereinander
und das Ganze wird nächſten Sommer vollendet fein, wo als⸗
dann ein höherer Ladenpreis eintritt.
Durch die Gelegenheit, welche hierdurch dem Publicum ge⸗
boten wird, ſich die Schriften dieſes beliebten und bis jetzt durch
keinen andern erſetzten Theaterdichters in einer ſo ſchönen Aus⸗
gabe und für fo äußerſt billigen Preis anzuſchaffen, glaubt
man dem Wunſche Vieler zu entſprechen.
Leipzig, im Januar 1841.
Eduard Kummer.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
i 31 5 t e r
literariſche Unterhaltung.
Preis des Jahrgangs 12 Thlr.
1841. Januar. Nr. 1—31.
ER UHL:
Nr. 1. Selbſtbiographie Raffael's von Montelupo. Von
Alfred Reumont. (Nr. 1, 2.) — Unter der Erde. Ein Denk⸗
mal für die Lebendigen. Von F. Dingelſtedt. — Nr. 2. Ame⸗
rikaniſche Bilderſchrift. — Nr. 3. Der Roland von Berlin.
Von W. Alexis. Von Hermann Marggraff. (Nr. 3—5.) —
Zur neueſten Literatur der deutſchen Sprichwörter. Von Wilhelm
Körte. — Jaländiſche Literaturzuſtände. — Nr. 4. A
summer in Brittany. By T. A. Trollope. — Nr. 5. Ana:
ftafius Grün beurtheilt von der „‚Bibliotheque universelle
de Geneve”, — Nr. 6. Vie, correspondance et &erits
de Washington, publies d’apres l'édition americaine
John Williams.
et précédés d'une introduction sur l’influence et le ca-
ractere de Washington dans la revolution des Etats- Unis
d’Amerique; par M. Guizot. (Nr. 6 —9.) — Die neuen
Entdeckungen im Süd⸗ Polarkreiſe. — Nr. 7. Unpolitiſche
Lieder von Hoffmann von Fallersleben. — Einige Züge zur
Charakteriſtik des Hofraths Johann Weitzel. Von Emmer⸗
mann. — Nr. 8. Napoleon im Jahre 1813, politiſch⸗
militairiſch geſchildert von K. Bade. — Nur nicht nach Norden!
Bemerkungen auf meinen Reiſen in den Jahren 1839 und 1840.
Aus den Memoiren des Grafen v. S. — Griechenland
und Deutſchland. — Nr. 9. Die Böhmen in Ungarn.
Hiſtoriſches Gemälde aus dem Zeitalter Matthias I. Von N.
Joſika. Aus dem Ungariſchen überſetzt von H. Klein. — Brah⸗
manismus und Buddhismus. — Nr. 10. Was ich erlebte.
Aus der Erinnerung niedergeſchrieben von Henrich Steffens.
Erſter Artikel. — Aus Italien. — Nr. 11. Wrangel's
Reife an den Nordküſten Sibiriens. (Nr. 11 — 13.) — Ro⸗
manenliteratur. — Der große Kurfürſt und Kurfürft Friedrich
Eiſenzahn. Hiſtoriſche Erinnerungen bei Gelegenheit ihrer Thron⸗
jubelfeier von I. D. E. Preuß. Die geſchichtliche Bedeutung
des 1. December 1840 mit Beziehung auf den großen Kurfürſten
von L. v. Orlich. — Nr. 12. Aus einem vertrauten Briefe
über Kirchengeſchichte und Zeitgeiſt. — Stammbaum der Na⸗
poleon'ſchen Familie. Mit den wichtigern hiſtoriſchen Notizen.
Von J. Günther. — Nr. 13. Fahrten. Erzählt von C.
Dräxler-Manfred. — Nr. 14. Stille Lieder. Von K.
Beck. Erſtes Bändchen. — Nr. 15. über die Literatur der
jüngſten Säcularfeier der Buchdruckerkunſt. Von A. E. u m⸗
breit. Erſter Artikel. (Nr. 15 — 17.) — Weltgedanken von
F. Schuſelka. — Nr. 16. Aquarelle aus dem Leben. Von
A. Lewald. Fünfter und ſechster Theil. — Nr. 17. Goethe⸗
Literatur. — Nr. 18. Verſuch einer geſchichtlichen Charak⸗
teriſtik der Volkslieder germaniſcher Nationen mit einer Über⸗
ſicht der Lieder außereuropäiſcher Völkerſchaften von Zalvj.
(Nr. 18 — 21.) — Friedrich, erſter Kurfürſt von Brandenburg
aus dem Fürſtenhauſe der Hohenzollern. Von Freiherrn von
Rochow. — Nr. 19. Aus Italien. — Nr. 20. Sein
und Schein. Ein Roman von W. Francke. — Nr. 22. All⸗
gemeine» wiſſenſchaftliche Alterthumskunde; oder: Der concrete
Geiſt des Alterthums in ſeiner Entwickelung und in ſeinem Sy⸗
ſtem von C. G. Haupt. (Nr. 22 — 26.) — Nr. 23. Kurze
Erzaͤhlung meiner Schickſale und Gefangenſchaft von der Fürſtin
Dora von Aquilon. Nach den in franzöſiſcher Sprache geſchrie⸗
benen Originalien überſetzt von D. E. Moller. — Nr. 24.
Olivier Baſſelin. — Nr. 26. Verſuch einer Charakteriſtik
Melanchthon's als Theologen und einer Entwickelung feines Lehr⸗
begriffs von F. Galle. — Nr. 27. Noch Etwas zur Dante⸗
Literatur. — Reiſe durch alle Theile des Königreichs Griechenland
im Auftrag der königl. griechiſchen Regierung, in den Jahren
1834 - 37. Von K. G. Fiedler. — Nr. 28. Neue eng⸗
liſche Literatur. 1. Queen Victoria, from her birth to her
bridal. 2. Memoirs of che Princess Daschkaw. 3. Travels
to the City of the Caliphs. By J. R. Wellsted, 4. A narra-
tive of missionary enterprises in the South Sea Islands; with
remarks upon the natural history of the Islands, origin,
languages, traditions, and usages of the inhabitants. By
5. The burial grounds in London, By Wal-
ker. (Nr. 28.—30.) — Romanenliteratur. — Nr. 29, Ge⸗
ſchichte Kaiſer Friedrich's IV. und feines Sohnes Maximilian I.
Von Joſeph Chmel. Erſter Band. (Nr. 290, 30.) —
Nr. 30, Aus Italien. — Nr. 41. Dr. Francia, Dic⸗
tator von Paraguay, geſchildert während eines vierjährigen
Aufenthalts in dieſer Republik, nebſt den nöthigen Erläuterungen
über die ſüdamerikaniſche Revolution. Von J. P. und W. P.
Robertſon. Aus dem Engliſchen von Le Petit. — Touſſaint
L' Ouverture zu Jour. — Notizen, Miscellen, Biblio⸗
graphie, Literariſche Anzeigen zc,
Leipzig, 31. Januar 1841.
F. A. Brockhaus.
Neue ganz elegante Taſchen⸗Musgaben.
In Unterzeichnetem ſind ſoeben erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Hermann und Dorothea
—
he. |
Eleganteſte Taſchen-Ausgabe in engliſchem Einband mit goldenem Schnitt und einem Stahlſtich.
5 Preis 1 Fl. 24 Kr., oder 26% Ngr. (21 Gr.)
Wilhelm Tell.
Ein Schauſpiel
Schiller.
Eleganteſte Taſchen-Ausgabe in engliſchem Einband mit goldenem Schnitt und einem Stahlſtich.
Preis 1 Fl. 36 Kr., oder 1 Thlr.
In demſelben Format erſchien ſchon früher:
Goethe's Kauft.
Eine Tragoͤdie.
Zwei Theile in engliſchem Einbande mit goldenem Schnitt und einem Stahlſtich.
Preis 4 Fl. 48 Kr., oder 2 Thlr. 25 Ngr. (2 Thlr. 20 Gr.)
Dieſe neuen, in typographiſcher Ausſtattung alle frühern weit übertreffenden Ausgaben empfehlen ſich wol von ſelbſt.
In gleichem Format und in derſelben Ausſtattung werden in künftigem Jahr die weitern Schiller'ſchen Theaterſtücke, ſowie
die in unſerm Verlag erſchienenen Lyriker: Schiller, Goethe, Herder, Uhland, Lenau, Platen, Zedlitz, Schwab,
Kerner, Freiligrath u. ſ. w. dieſer hübſchen Sammlung ſich anreihen.
Stuttgart und Tübingen, im December 1840.
3. G. Cotta'scher Verlag.
Bei C. F. Oſiander in Tübingen iſt erſchienen | der Väter. Von Ebendemſelben. — Gedichte.
und in allen Buchhandlungen zu haben:
Chriſtoterpe. Ein Taſchenbuch für chriſtliche
Leſer auf das Jahr 1841. Herausgegeben, in
Verbindung mit Andern, von Albert Knapp.
Mit 6 Stahlſtichen. 12. Eleg. geb. mit Gold-
ſchnitt und in Futteral. 2 Thlr. = 3 Fl. 36 Kr.
Haben die frühern acht Jahrgänge durch ihre Gediegenheit
dem Almanach nah und fern einen großen Leſerkreis gewonnen,
ſo dürfte dem obigen noch ein größeres Intereſſe geſchenkt wer—
den, da die Reihe der geſchätzten und bisherigen Mitarbeiter
noch durch einige gefeierte Namen erweitert worden iſt, und aus
der Feder des Herrn Herausgebers diesmal mehr Beiträge ge—
9 0 find, als demſelben in den letzten Jahren zu geben mög=
lich war.
Der Verleger erlaubt ſich noch, die Überſicht des Inhalts
hier folgen zu laſſen:
Harriet Bradford Stewart. Einfacher Umriß ihrer
Lebensgeſchichte, von Dr. Ehr. G. Barth. — Natur⸗
bilder aus der Schweiz. Von Abel Burkhardt. —
Saul unter den Propheten. Von Dr. Eduard Eyth.
— Gedichte. Vom J. C. Lange. — Die Zeichen des
Lebens. Von Dr. G. H. von Schubert. — Sprüche
Von
Ernſt Moritz Arndt. — Die drei Freunde. Von
L. Vogel. — Gedichte. Von Dr. Heinrich Puchta. —
Schweizeriſche Waſſerfälle. Von J. E. Lange, —
Der Weihnachtsabend. Von Dr. Franz Theremin. —
Die Bernſteinhexe. Proben aus einer ungedruckten Er-
zählung, von Wilhelm Meinhold. — Vermiſchte
Gedichte. Vom Herausgeber. — Aus dem Leben
der Herzogin Magdalena Sibylla von Würtem⸗
berg. Vom Herausgeber. — Gedichte der verbor⸗
genen Chriſtin. Von Ebendemſelben. — Gedichte.
Von Dr. J. K. von Meyer. — Dienſt und Gegen⸗
dienſt. Eine Erzählung nach amerikaniſchen Quellen, von
Dr. Ehr. G. Barth. — Gedichte. Von Julius Krais.
Bei E. Kummer in Leipzig iſt ſoeben erſchienen und
durch alle Buchhandlungen gratis zu erhalten:
Katalog im Preiſe bedeutend herabgeſetzter Buͤcher
naturwiſſenſchaftlichen Inhalts, 1013 Num⸗
mern enthaltend.
Es befinden ſich darunter auch mehre werthvolle Kupfer⸗
werke, auf die ich beſonders aufmerkſam mache. 5
Converſations⸗Lexikon
der
Gegenwart.
Ein fuͤr ſich beſtehendes und in ſich abgeſchloſſenes Werk,
zugleich ein Supplement
zur achten Auflage des Converſations⸗Lexikons,
ſowie zu jeder frühern,
zu allen Nachdrucken und Nachbildungen deſſelben.
Zweiunddreissigstes Heft, >
Bogen 81 — 87, nebſt Titel, womit die erſte Abtheilung
’ des vierten Bandes geſchloſſen iſt.
Steinbüchel bis Szsͤchényi.
Druckpapier „Thlr.; Schreibpapier ½ Thlr.;
Velinpapier % Thlr.
Steinbüchel (Anton v.). — Steindruck. — Stei⸗
ninger (Joh.). — Steinkohlen. — Stempelſchneide⸗
Funft, ſ. am Ende des Werkes. — Stengel (Liborius). —
Stenographie. — Stenzel (Guſtav Adolf Harald). —
Stephan (Martin). — Sternberg (Alex., Freih. v. Un⸗
gern⸗). — Steuber (K. H. Wilh. v.). — Stickel (Franz
Ferd. Michael). — Stieglitz (Charlotte) ſ. Rahel, Bet⸗
tina und Charlotte Stieglitz. — N (Heinr.).
— Stieglitz (Ludwig). — Stjerneld (Guſtav Nils Alger⸗
non Adolf). — Stigimaier (Joh. Baptiſt). — Stock fleth
(Niels Joachim Chriſtian Vibe). — Story (Joſeph). —
Strafgeſetzgebung und Strafſyſteme, |. am Ende des
Werkes. — Stralenheim (Karl Aug. Wilh., Freih. v.). —
Strasburger Ereigniß. — Straß (Joh. Friedr. —
Karl Friedr. Heinr.). — Strauß (David Friedr.). —
Strauß (Joh.). — Strinnholm (A. M.). — Strom⸗
beck Friedr. Karl v.). — Struve (Friedr. Georg Wilh.). —
Struve (Karl Ludw.). — Stuhr (peter Fedderſen). —
Stüve (Joh. Karl Bertram). — Suckow (Karl Adolf). —
Südamerika im letzten Jahrzehnd. — Suden (Karl
Friedr. Ferd.). — Sue (Eugene). — Svanberg (Jöns). —
Symbolſtreit der Gegenwart. — Szaniawski (Jo⸗
ſeph Calaſantius). — Szanieeki (Jan Olrych). — Szé⸗
ar (Stephan, Graf 1
eipzig, im Januar 1841.
F. A. Brockhaus.
Soeben erſcheint im Verlage von Alexander Duncker
in Berlin und iſt durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Der Proceß Lafarge,
beleuchtet nach
preußiſchem Strafrechte
d
J. D. H. Temme, 7 G. A. Noerner,
tonigl, preuß. Inquiſitoriats⸗ königl, preuß. Stadt: Geridhtö-
Director und Criminal⸗Ge⸗ und Criminal-Gerichts⸗
richts = Rath Rath
und
zu Berlin.
Gr. 8. Geh. 17% Thlr.
Dieſe Schrift enthält, außer der getreuen Geſchichtserzäh⸗
lung des intereſſanten Vorfalls, die Anſicht zweier praktiſchen
Griminaliften über das Verfahren bei dem berühmten Proceſſe
und beweiſt, daß nach preußiſchem Rechte die Angeklagte nie
hätte verurtheilt werden können. Da ganz Europa dieſen
Vorgang mit der größten Spannung verfolgt hat, ſo wird
das Buch das Intereſſe der juriſtiſchen und nicht = juriftifchen
Welt in hohem Grade in Anſpruch nehmen.
Im Verlage der Nauck ſchen Buchhandlung in Berlin ers
ſchien ſoeben und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden:
J. G. Müchler's
franzö ſiſches Le ſe buch
die erſten Anfaͤnger
nebſt Tabellen der Declinationen und Conjugationen und
einem Vorrathe von Materialien zur übung im Über:
ſetzen aus dem Deutſchen ins Franzoͤſiſche.
10te durchaus verbeſſerte und vermehrte uflage,
bearbeitet von
Dr. J. L. Ideler.
10%, Bogen. 8. Preis 10 Nor. (8 Gr.)
Chr. Fr. Wohler's
Grundriß
eines -
ſtufenweiſe zu erweiternden Unterrichts
in der \
Erdbeſchreibung
vorzüglich für die Elementarclaſſen in den koͤnigl. preuß.
Cadetteninſtituten entworfen.
Ate Auflage, mit einer Vignette.
4 Bogen. Gr. 12. Cart. Preis 7½ Ngr. (6 Gr.)
Fr. Ballhorn
(Oberprediger in Oranienburg),
Andeutungen
2u
einem Organisationsplane für städtische Mäd-
chenschulen mit besonderer Beziehung auf
kleinere Städte. 10 Bogen. Gr. 8. (Commiss.-Art.)
20 Ngr. (16 Gr.) .
Soeben erschien und ist durch alle Buchbandlungen und
Postämter von uns zu beziehen : 7
—
Mun e
de la littérature francaise.
Journal des gens du monde.
Sommaire du No. 1 (15 Janvier): De la
destinée des villes, par Saint-Mare Girardin. —
Souvenirs des voyages, par A. Dumas. — Le retour
de l’empereur, poeme par F. Hugo. — Une visite
au roi Guillaume, par X, Marmier, — Moeurs. —
Tribunaux. — Sciences et arts. — Melanges.
Sommaire du No. 2 (31 Janvier): Un hiver
au midi de l’Europe, par G. Sand. — Une revolte
sous l’Empire, par E. Sue, — Moeurs ete. etc,
Monatlich 2 Hefte zu 2 — 3 Bogen in gr. 8. ;
Preis 5%½ Thlr. für den Jahrgang von 24 Heften.”
2 Ein ausführlicher Prospectus ist der
heutigen Lieferung der Blätter für litera-
rische Unterhaltung beigelegt.
Leipzig, am 31. Januar 1841.
Brockhaus & Avenariuas,
Buchhandlung für deutsche und ausländische Literatur.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
— h — —
*
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. V.
Dieſer
Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitfchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
fe: 1 oder deren Raum 2% Ngr.
Bericht
über die im Laufe des Jahres 1840
bei
F. A. Brockhaus in Leipzig
erſchienenen neuen Werke und Fortſetzungen.
36. Hiſtoriſches Taſchenbuch. Herausgegeben von
Friedr. v. Raumer. Neue Folge. Zweiter Jahrgang.
Gr. 12. Cart. 2% Thlr. 8
Die erſte Folge des Hiſtoriſchen Taſchenbuchs beſteht aus zehn
Jahrgaͤngen (1830 — 39), die im Ladenpreiſe 19%, Thlr. koſten. Ich
erlaſſe aber ſowol den erſten bis fünften (1830 — 34) als den ſechs⸗
ten bis zehnten Jahrgang (1835 — 39)
zufammengenommen für fünf Thaler,
fobaß die ganze Folge zehn Thaler koſtet. Einzeln koſtet jeder
dieſer zehn Jahrgaͤnge 1½ Thlr., der erſte Jahrgang der Neuen
Folge 2 Thlr.
37. Taſchenbuch dramatiſcher Driginalien. Heraus:
gegeben von Dr. Franck. Fünfter Jahrgang. Mit einem
Bildniß und acht colorirten Coſtümbildern. 8. Cart. 3% Thlr.
Der erſte Jahrgang koſtet 21/, Thlr., der zweite 3 Thlr., der
dritte 2½ Thlr., der vierte 3 Thlr.
38. Urania. Taſchenbuch auf das Jahr 1841. Neue Folge.
Dritter Jahrgang. Mit dem Bildniſſe Karl Friedrich Leſſing's.
8. Cart. 1% Thlr.
Leſſing's Bildniß daraus einzeln in gr. 4. koſtet / Thlr.
Von fruͤhern Jahrgaͤngen der Urania ſind nur noch einzelne
Exemplare von 1834 — 38 vorräthig, die im herabgeſetzten
Preiſe zu ½ Thlr. der Jahrgang abgelaſſen werden. Die
Jahrgaͤnge 1839 und 1840, oder der Neuen Folge erſter und zweiter
Jahrgang, koſten jeder 1½ Thlr.
39. Varnhagen v. Enſe (K. A.), Denk würdig⸗
keiten und vermiſchte Schriften. Fünfter Band, oder:
Neue Folge erſter Band. Gr. 8. Geh. 2½ Thlr.
Die erſte Folge dieſer Denkwuͤrdigkeiten erſchien in 4 Baͤnden
1837 — 38 bei H. Hoff in Manheim.
a 40. Wieſe (S.), Don Juan. Ein Trauerſpiel in fünf
Acten. 8. 1%, Thlr.
Von demſelben Verfaſſer find früher in meinem Verlage heraus—
gekommen: „Theodor“, ein Roman (1833, 1d Thlr.); „Der:
mann”, ein Roman (1831, 1½ Thlr.); „Drei Trauerſpiele“
(1835, 1½ Thlr.); „Drei Dramen“ (1836, 1¼ Thlr.); „Frie-
drich“, ein Roman (1836, 1½ Thlr.
41. Winkler (Ed.), Vollständiges Real-
Lexikon der medicinisch - pharmaceuti-
schen Naturgeschichte und Rohwaaren-
kunde. Enthaltend: Erklärungen und Nachweisungen
über alle Gegenstände der Naturreiche, welche bis auf
die neuesten Zeiten in medieinisch-pharmaceutischer und
(Beſchluß aus Nr.
IV.)
toxikologischer Hinsicht bemerkenswerth geworden sind,
Naturgeschichtlicher und pharmakognostischer Commentar
jeder Pharmakopöe für Arzte, Studirende, Apotheker und
Droguisten. In zwei Bänden. Erstes bis achtes Heft.
(Aal—Schleichera aculeata.) 1838—40. Sub-
scriptionspreis eines Heftes von 12 Bogen / Thlr.
42. Ein Wort über animalischen Magnetis-
mus, Seelenkörper und Lebensessenz; nebst
Beschreibung des ideo-somnambülen Zustandes des Fräu-
leins Therese v. B—y zu Vasarhely im J. 1838, und einem
Anhang. Beobachtet, geschrieben und gegeben von Franz
Graf v. S2 Y: Gr. 8. Geh. 1 Thlr.
43. Leipziger Allgemeine Zeitung. Jahrgang 1840,
366 Nummern nebſt vielen Beilagen. Hoch 4. Pränume⸗
rationspreis 8 Thlr.
44. Vollſtändiges alphabetiſches Namen⸗ und Sach⸗
91 der Leipziger Allgemeinen Zeitung für 1840. Hoch 4.
1% Thlr.
Im Verlage von Muguſt Campe in Hamburg iſt
erſchienen und, ſowie auch der ältere Verlag dieſer Hand:
lung, durch mich zu beziehen:
LEloyd's, H. E., Theoretiſch-vraktiſche engliſche
Sprachlehre für Deutſche. Mit faßlichen übungen nach
den Regeln der Sprache verſehen. Sechste verbeſſerte
Auflage. 8. 1841, ½ Thlr.
Außer Erſch's Handbuch, dem Pfennig⸗
Magazin, dem Hiftorifchen Taſchenbuch und
der Arania, die unter Nr. 15, 26, 36 und 38 erwähnt
ſind, wurden im Jahre 1840 noch folgende Schriften
meines Verlags im Preiſe ermaͤßigt:
Frederic le Grand, Oeuvres historiques.
velle édition, avec des notes et renseignements. 4 vols.
Gr. 8. 1830. Früher 6 Thlr., jetzt 3 Thlr.
Geſchichte der Staats veränderungen in Frankreich
unter Ludwig XVI., oder Entſtehung, Fortſchritte und
Wirkungen der ſogenannten neuen Philoſophie in dieſem Lande.
Iſter bis öter Theil. (Von General v. Schütz.) Gr. 8.
1827 — 33. Früher 10%, Thlr., jetzt 5 Thlr.
Nou-
Guirlanden, herausgegeben von W. Gli. Becker.
et bis Ater Band. 8. 1812—13. Früher 6 Thlr., jetzt
2 Thlr.
Lorenz (J. F.), Die Elemente der Mathematik.
2 Bände. Mit Kupfertafeln. Gr. 8. 17951822. Früher
5½ Thlr., jetzt 2 Thlr.
Lueccheſini (Girolamo, Marcheſe), Seen Ent
wickelung der Urſachen und irkungen des
Rheinbundes. Aus dem Italieniſchen. Ifter- Band.
Urſachen des Rheinbundes. ter Band. Iſter und 2ter Theil.
Wirkungen des Rheinbundes. Gr. 8. 1821 — 25. Früher
7 Thlr., jetzt 3 Thlr.
Meckel (J. F.), Tabulae anatomico- patho-
Iogicae modos omnes, quibus partium corporis hu-
mani omnium forma externa atque interna a norma rece-
dit, exhibentes. IV jasc. — 1. Cor, cum tab. aeneis VIII.
II. Vasa, cum tab, aen. VIII. III. Systema digestionis,
cum tab. aen. IX. IV. Intussusceptiones et herniae, cum
tab. aen. VIII. Fol. 1817— 26. Früher 27 Thlr., jetzt
10 Thlr.
Sprengel (Curt), Institutiones medicae.
6 tomi. Sma)j. Amstelodami et Lipsiae, 1309—19. Früher
13%, Thlr., jetzt 6 Thlr.
Die einzelnen Theile sind unter folgenden Titeln be-
sonders zu haben: 1!
I. II, Institutiones physiologicae. 2 vol. 1809
— 10. Früher 5 Thlr., jetzt 2½ Thlr.
III. pathologiae generalis. Editio altera
auctior et emendatior, 1819. Früher 2 Thlr., jetzt
1 Thlr.
IV. pathologiae specialis. Editio altera
auctior et emendatior. 1819. Früher 2½ Thlr., jetzt
1% Thlr.
pharmacologiae. Editio altera auctior et
emendatior. 1819. Früher 2 Thlr., jetzt 1 Thlr.
W. therapiae generalis. Editio altera
auctior et emendatior. 1819. Früher 1 Thlr., Jetzt
.
medicinae forensis. Editio altera
1819. Früher /½ Thlr., jetzt
VI. 2.
auctior et emendatior.
„ Thlr.
Stein (Gd. ), Lehre der Geburtshülfe, als
neue Grundlage des Faches, insonderheit als Leitfaden
bei Vorlesungen. 2 Theile. Mit 18 Abbildungen. Gr. 8.
Elberfeld, 1825—27. Früher 6 Thlr., Jetzt 2½ Thlr.
BOEOPYAAKTOE. Theophylacti Simocattae questiones
physicas et epistolas ad codd. recensuit versione Kimedon-
ciana et notis instruxit Jo. Franc. Boissonade.
Gr. 8. Paris, 1835. Früher 3 Thlr., jetzt 1½ Thlr.
Whiſtling (EH. G.), Skonomiſche Pflanzen⸗
kunde für Land⸗ und Hauswirthe, Gärtner, Fabrikanten
und andere Liebhaber, nach dem Syſtem des Gebrauchs geord-
net, mit Linné'ſchen Kennzeichen beſchrieben. 4 Theile. —
I. Pflanzen, die der Menſch genießt und die ihn nähren. —
II. Pflanzen, welche zur Fütterung unſerer Hausthiere dienen.
— III. St⸗, Spinne, Weber⸗, Färbe⸗, Gerbe- und Fabrik⸗
pflanzen. — IV. Unkräuter, Giftpflanzen, Bäume und
Sträucher. Nebſt einem Regiſter über alle 4 Theile. Gr. 8.
1805 — 7. Früher 7½ Thir., jetzt 2 / Thlr.
Bei mir iſt ſoeben erſchienen:
Söltl, Prof. Dr., Der Religionskrieg in Deutſch⸗
land. Auch u. d. T. Eliſabeth Stuart,
Gemahlin Friedrich's V. von der Pfalz. 2 Theile.
Gr. 12. Geh. 4 Thlr.
Für Hiſtoriker wie für alle Geſchichtsfreunde von gleichem
Intereſſe.
Hamburg, im Januar 1841,
Joh. Aug. Meissner.
In unterzeichnetem Verlag iſt erſchienen:
Die *
beiden Grundprobleme
er 0
in zwei akademiſchen Preisſchriften
von a
Dr. Arthur Schopenhauer,
Mitglied der koͤnigl. norwegiſchen Societät der Wiſſenſchaften.
I. Über die Freiheit des menſchlichen Willens, gekrönt von
der koͤnigl. norwegiſchen Societät der Wiſſenſchaften zu
Drontheim, am 26. Januar 1839.
II. Über das Fundament der Moral, nicht gekroͤnt von
der koͤnigl. daͤniſchen Societaͤt der Wiſſenſchaften zu Kopen⸗
hagen, den 30. Januar 1840.
Frankfurt am Main,
Joh. Christ. Hermann'sche Buchhandlung.
F. E. Suchsland.
a 1841.
Gr. 8. 20 Bogen.
*
1 Thlr. 15 Sgr.
Bei Wilh. Kaiſer in Bremen erſchien ſoeben:
Humoriſtiſche Erinnerungen
A aus meinem
akademischen Leben
in Heidelberg und Kiel —
in den Jahren 1817 — 19
von
Theodor von Robbe. f
Zwei Bände. 1 Thlr. 20 Ngr. (1 Thlr. 16 Gr.)
Zu gefälliger Beachtung.
Ein bedeutendes Lager von Werken der ausländischen
Literatur, namentlich der französischen und engli-
schen, sowie die vielseitigsten Verbindungen mit dem
Auslande setzen uns in den Stand, alle uns ertheilten Auf-
träge zu den billigsten Preisen mit möglichster Schnelligkeit
auszuführen; wir empfehlen uns daher allen Denen, die
Bedarf davon haben, und sind stets mit Vergnügen bereit,
nähere Auskunft über unsere Bedingungen u. s. W. zu ertheilen.
Das seit Anfang dieses Jahres in unserm Verlage er-
scheinende Journal:
Echo de la littérature frangaise.
Journal des gens du monde
(monatlich 2 Hefte, Preis 5ſ¼½ Thlr.), gibt eine Auswahl
des Besten und Interessantesten aus der gesammten fran-
zösischen Journalistik; eine regelmässige Übersicht der
wichtigsten Erscheinungen der französischen’ Literatur ge-
währt unser
Bulletin bibliographique de la Iittératur
etrangere, —
welches mit 1841 seinen Sten Jahrgang begonnen, monatlich
erscheint und durch jede gute Buchhandlung gratis uns
von zu erhalten ist, 1
Leipzig, im Februar 1841.
Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung für deutsche und ausländische Literatur,
In unterzeichnetem ift ſoeben erſchienen und an alle Buchhandlungen verſandt:
Deutsche
Vierteljahrs⸗Schrift
ür 1841,
Erſtes Heft, oder Januar bis Maͤrz.
Inhalt: über die Schwankungen des circulirenden Mediums in Europa und deren Einfluß auf die Geldpreife
der Dinge in den letzten fuͤnf Decennien. — Deutſchland und die Schweiz. — Stellung der Freimaurerei zu den Haupt⸗
fragen unſerer Zeit. — Unſer Unterrichtsweſen im Verhaͤltniß zur Nationalitaͤt. — Über die Vertheidigung des weſt⸗
lichen Deutſchlands gegen Frankreich; beſonders Beantwortung der Frage: Soll Raſtatt eine Bundesfeſtung werden? —
Die nationale Bedeutung Friedrich's des Großen. — Über Provinzialſtaͤnde. — Gedanken über das Verhaͤltniß der
Naturforſchung zur heutigen Cultur. — Ideen zu einer kuͤnftigen kritiſchen Geſammtausgabe der Werke von Leib—
nig. — Kurze Notizen.
Der Preis des Jahrgangs von 4 Heften iſt 12 Fl., oder 7 Thlr. 10 Ngr. (7 Thlr. 8 Gr.)
Stuttgart und Tübingen, im Januar 1841.
J. G. Cotta'scher verlag.
— Neues Bis zum 25. Februar d. J. erſcheint:
ik li c w; t b RBRadices linguae sanscritae ad decreta
gramm. definivit atque copia exempl. exquisit. illustra-
musikalts hes orter uch. vit N. L. Westergaard. Fasc. II.
— — Mit dieſer Abtheilung iſt das Werk geſchloſſen.
Bei C. F. Sfiander in Tübingen if ſoeben erſchie⸗ akuntalä, annulo recognita, drama
nen und in allen guten Buchhandlungen zu haben: Indicum Kälidäsae adscriptum. Textum codd. colla-
i Se tis recensuit, interpr. lat., variet. script. et annot.
muſikaliſche Sprachmeiſter, erit. adjecit Otio Boehtlingk, Ph. Dr. Lex. 8.
a oder Preis 3 Thlr. x
Erklärung ſaͤmmtlicher in der Muſik vorkommenden] Mälidäsae Meghadüta et Sringära-
i Kunſtausdruͤck Abbrevi tilaka, ex recensione Joannis Gildemeisteri.
techniſchen Ma ch Er reviaturen, Additum est Glossarium. Smaj. Preis 2 Thlr.
eichen ꝛc. F
ſowie der 4 Im November 1840 erſchien:
aus fremden Sprachen entlehnten muſikaliſchen Pänini's acht Bücher grammati-
Terminologien, scher Begeln. Herausgegeben und erläu-
alphabetiſch geordnet tert von Dr. Otto Boehtlingk. 2ter Band, womit
von 9 % das Werk vollendet ist. Preis für beide Bände 20 Thlr.
Dr. Gustav Schilling. Bonn, am 31. Januar 184l. J. G. König.
12. Geh. Preis 1 Fl. — 20 Ngr. (16 Gr.)
—ß— Folgende intereſſante Schrift erſchien in meinem Ver⸗
Es bedarf wol nur des Namens des berühmten ichen lage und iſt durch alle Buchhandlungen von mir zu beziehen:
Verfaſſers, um die Aufmerkſamkeit des geſammten muſikaliſchen >
Publicums, insbeſondere aber der vielen jüngern Muſiker und Nur nicht nach Norden!
Dilettanten, auch auf dieſe neueſte ſeiner Arbeiten hinzuleiten, Bemerkun gen
und was das zugleich auch im Außern gut und bequem ausge⸗ . Rei in d
ſtattete Buch enthält, beſagt der Titel hinlänglich: einen auf meinen Reiſen in den Jahren 1839
Lehrmeiſter, der, wenn irgend ein Wort, ein Zeichen oder und 1840.
irgend ſonſt Etwas als unbekannt vorkommt, ſofort mit einer Aus den Memoiren
zwar Eugen, aber ad der nene 955 80 Er⸗ des
lärung bei der Hand iſt; einen Sprachmeiſter, der, bei * * * *
ſeiner außerordentlichen Vollſtändigkeit, niemals im Stiche Grafen von Ss 8
läßt, wo es darauf ankommt, ſchnell Auskunft und Zurechtwei- J Gr. 12. Geh. 1½ Thlr.
ſung über irgend Etwas zu erhalten, was die muſikaliſche Leipzig, im Februar 1841.
Technik insbeſondere angeht. F. A. Brockhaus.
Titerarisch
e Anzeige
für das evangeliſche Deutſchland.
In der Joh. Chriſt.
lungen Deutſchlands und der Nachbarſtaaten zu haben:
Mlartin
ermann'ſchen Buchhandlung in Frankfurt a. M. iſt erſchienen und in allen Buchhand⸗
Tuther's Werke.
Ausgewählt und angeordnet
von
Gus ta v
Pfizer.
Prachtausgabe in Einem Vande.
Mit Luther's Buͤſte in Stahlſtich von A. Collas. 8
Elegant broſchirt.
Preis 7½ Thlr.
Bei 2. Pichler's Witwe in Wien iſt ſoeben erſchie⸗
nen und wurde an alle Buchhandlungen Deutſchlands verſandt:
Zeitbilder
Caroline Pichler.
2ter (letzter) Band.
Mit 1 Kupfer von D. Weiß.
8. 482 Seiten ſtark. In Umſchlag broſchirt. .
Preis 1 Thlr. 15 Nor. (1 Thlr. 12 Gr.)
Dieſer Band, welcher die Rubriken „Wien in den er⸗
gm Jahren des 19. Je 5 und „Wien
n der gegenwärtigen Jeit“ enthält, ſchließt den in dem
früher erſchienenen Iſten Theile begonnenen Cyklus von Skizzen
des focialen Lebens in Wien. Wir halten es für überflüſſig,
über die geiſtreiche Behandlung dieſes höchſt intereſſanten Stoffes
uns zu verbreiten und fügen nur bei, daß jeder der beiden
Bände auch einzeln abgegeben wird. Im erſten Bande iſt
„Wien in der letzten Hälfte des 18. Jahrhun⸗
derts“ dargeſtellt.
Soeben erschien für Subscribenten auf 12 Stücke a 5 Sgr.:
* A 2 * 2
Repertoire du theätre frangais a Berlin,
No. 237 40:
Chut, comedie par Scribe. 5 Sgr. Le bourgeois-gen-
tilhomme par Molin. 7%½ Sgr. Le jeu de amour
et du hasard par Maurivaum. 7½ Sgr.
Unter der Presse: 2
Un verre d’eau, comédie par Scribe.
Berlin.
Schlesinger'sche Buch- und Musikhandlung.
Auf Veranlassung des Apothekervereins in Norddeutsch-
land ist soeben erschienen und durch jede Kunst- und Buch-
handlung von uns zu beziehen:
Das wohlgetroffene Bildniss des Herrn
Hof- und Medicinalraths Ritters
Rudolf Brandes.
Der Verein hat dasselbe seinem Stifter und Begründer
gewidmet und von der Meisterhand Hanfstängl’s litho-
graphiren lassen. Der Ertrag ist für die Wohlthätigkeits-
anstalten des Vereins bestimmt. Preis 1 Thlr.
Hahn'sche Hofbuchhandlung in Hanover.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter ſſt zu beziehen:
1 4 *
Das Pfennig- Magazin
fuͤr Verbreitung gemeinnuͤtziger Kenntniſſe.
1841. Januar. Nr. 405 — 409.
Nr. 405. Rückkehr Napoleon's von St.⸗ Helena nach
Frankreich. Exploſionen auf Dampfbooten. Die Ruinen von
Epheſus. Die Souveraine Europas am 1. San, 1841, a
ihrem Alter geordnet. Skizzen aus der Krim. Eligabide. Eine
originelle Neujahrsfeier. — Nr. 406, Lincoln. Sir Sidney
Smith. Die Galvanoplaſtik. Der eifrige Fiſcher. Obſt und
Obſthandel in Petersburg. Der Antinous. Das Bergpferd. —
Nr. 407, Die vierte Säcularfeier der Erfindung der Buch⸗
druckerkunſt. Paul und Virginie. Emir Beſchir. Die Inſel
Melos. Der Erdfall bei Axmouth in England. — Nr. 408.
John Howard. Das Neueſte aus Perfien. Ein animaliſches,
der Baumwolle ähnliches Product. Die Marmorhöhle bei Sarra⸗
vezza. Merkwürdige Heilung einer Monomanje. Der Trouda⸗
dour. Der Dachs. — Nr. 209, Furnes in Weſtflan⸗
dern. Das Buchdrucker-Jubiläum zu Leipzig in den Jahren
1640 und 1740. Die Druſen. Die atmoſphäriſche Eiſenbahn.
Safran. Sonderbares Teſtament. Der Palaſt der Deputirten⸗
kammer in Paris. Die Holländer an der Südſpitze von Afrika.
An Abbildungen ſind in dieſen Nummern
enthalten:
Napoleon auf dem Sterbebette. — Grab Napoleon's auf
St.⸗Helena. — Anſicht von Lincoln. — Die Bergpferd-Jagd. —
Feſthalle auf dem Auguſtusplatze zu Leipzig. — Der Erdfall
bei Axmouth in England. — John Howard. — Der Dachs. —
Marktplatz in Furnes. — Die raſtenden Auswanderer aus der
Capcolonie. RR 7
Preis dieſes Jahrgangs von 52 Nummern 2 Thlr.
Der Preis der erſten fünf Jahrgänge von 183337,
Nr. 1— 248 enthaltend, iſt von 9/ Thlr. auf 5 Thlr. er⸗
mäßigt. Einzeln koſtet jeder dieſer Jahrgaͤnge 1¼ Thlr.;
die Jahrgänge 1838 — 40 koſten jeder 2 Thlr.
Von den früher ſchon im Preiſe herabgeſetzten
Sonntags: Magazin. Drei Bände. 2 Thlr.
National: Magazin. Ein Band. ( Thlr.
Pfennig⸗Magazin . Fuͤnf Baͤnde.
2½ Thlr.
ſind noch fortwährend Exemplare zu haben.
Leipzig, im Februar 1841. a
F. A. Brockhaus.
« Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. VI.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
. riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Ngr.
Durch alle Poſtämter, Zeitungsexpeditionen und Buchhandlungen iſt von dem Unterzeichneten
zu beziehen:
Vollständiges
alphabetisches Uamen- und Sachregister
für den Jahrgang 1840
Leipziger Allgemeinen Zeitung.
Preis ½ Thlr.
Leipzig, im Februar 1841.
J. A. Brockhaus.
—
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien
iſt ſoeben erſchienen und daſelbſt, ſowie in allen Buchhandlungen
Deutſchlands zu haben:
Syſtematiſche Darſtellung
der x
höhern Studien
in den
geſammten deutſch⸗italieniſchen Provinzen der
oͤſtreichiſchen Monarchie.
2 Von
Wilhelm Unger.
Doctor der Philoſophie und der Rechte, o. d. Profeſſor der
Philoſophie am k. k. Lyceum zu Laibach.
Zwei Theile mit einem Repertorium.
Gr. 8. Wien 1840. Preis 4 Thlr. Saͤchſ.
Die Theilnahme an echt humaner Bildung und an den
dieſelbe unterſtützenden Lehranſtalten, zu deren geſichertem und
ſich immer ſegensreicher entfaltendem Wirken eine vom Staate
ausgehende, organiſirende Geſetzgebung unerlaßliche Bedingung
iſt, iſt bereits ſo allgemein rege, daß das vorliegende Werk
ſchon durch ſeinen Titel das Intereſſe für ſich gewinnen wird
und von dieſer Seite gewiß keiner weitern Empfehlung be:
darf. — Nur darauf glauben wir aufmerkſam machen zu
müſſen, daß dieſes Werk, abgeſehen von ſeinem hiſtoriſchen
Werthe, da es eine auf dem wörtlich mitgetheilten Inhalte
der Geſetze gegründete Einſicht in die Entwickelung des öſtrei⸗
chiſchen Studienweſens innerhalb eines Jahrhunderts ge⸗
währt, auch für Deutſchland, außer den Grenzen
Oſtreichs, materielle Brauchbarkeit hat, da fo
viele Ausländer die öſtreichiſchen und insbeſondere die medieiniſch⸗
chirurgiſchen Anſtalten beſuchen und in Sſtreich Diplome er⸗
werben, und ferner Viele, welche im Auslande die Univerſitäts⸗
ſtudien bereits zurücklegten, ſpäter in Sſtreich kirchliche oder
weltliche Anſtellungen, oder ſonſtige Berechtigungen anſuchen.
Auch die vom deutſchen Bundestage ausgehende, ſowol die Stu⸗
direnden als die Profeſſoren betreffende Oberaufſicht über die
Studienanſtalten von ganz Deutſchland, welche in dieſem Werke
ebenfalls dargeſtellt wird, dürfte daſſelbe als ein höchſt berück⸗
ſichtigungswerthes erſcheinen laſſen. Die für die eben angege⸗
benen Punkte insbeſondere erlaſſenen öſtreichiſchen Geſetze ſtehen
aber mit der ganzen öſtreichiſchen Studiengeſetzgebung in zu
engem Zuſammenhange, als daß nicht der ganze Inhalt dieſes
Werkes die obige Bemerkung, über die materielle Brauch⸗
barkeit deſſelben, rechtfertigen würde.
In meinem Verlage iſt ſoeben erſchienen:
Buek, Dr. F. G. (Oberauditeur), Genealogiſche und
biographiſche Notizen über die ſeit der Reformation ver:
ſtorbenen hamburgiſchen Bürgermeiſter.
Bei Veranlaſſung des Vereins fuͤr hamburgiſche Ge⸗
ſchichte geſammelt. Mit 4 lithographirten Tafeln Fac⸗
ſimile's der Unterſchriften. Gr. 8. Geh. Preis: Druck⸗
papier 2 Thlr., Schreibpapier 2% Thlr. a
Die Namen der in dieſem Werke Beſchriebenen mögen für
Nachkommen und Verwandte, deren darin ebenfalls Erwähnung
geſchieht, hier folgen:
Amſinck, Anderſon, Becceler, Beckendorp, Beckmann, von
Bergen, von Boſtel, Brand, vam Brocke, Claen, Corthum,
Doormann, Dorner, von Eitzen, Faber, von der Fechte, von
Graffen, Greve, Grote, Hackmann, Heiſe, Hohuſen, vom
Holte, Hülpe, Jarre, vom Kampe, Koch, Kohl, Lemmer⸗
mann, von Lengerke, Lienau, von Lipſtorp, Lütkens, Luis,
Matfeld, Meurer, Möller, Niebur, Pauli, Paulſen, Plate,
Poppe, Rheder, e Rulant, Rumpff, Salsborg,
Schaffshauſen, Schele, Schlebuſch, Schlüter, Schröder,
Schrötteringk, Schuback, Schulte, von Sienen, Sillem, von
Spreckelſen, Stampeel, Stockfleth, Surland, Tweſtreng, Vö⸗
geler, Wagener, Weſtede, Wetken, Widow, Wieſe, Windel,
Hamburg, im December 1840. 6
Joh. Aug. Meißner.
Soeben iſt erſchienen und durch Braumüller & Seidel
in Wien zu beziehen:
Oestreichische militairische Zeitschrift,
Redigirt von Major J. B. Schels.
Januar 1841.
Preis des ganzen Jahrgangs von 12 Heften 8 Thlr.
Inhalt dieſes Heftes:
„Die Kriegsübungen des achten deutſchen Bundescorps im
September 1840.
II. Militairiſche Geſchichte des Rheines.
III. Öftreicher in Syrien und Agypten.
IV. Kartenankündigung.
V. Neueſte Militairveränderungen.
Die ältern Jahrgänge ſind um folgende Preiſe zu
erhalten: j
Die dritte Auflage der Sahrgänge 1811, 1812 und 1813 in
vier Bänden vereinigt 6%, Thlr.
Jeder der einzelnen Jahrgänge von 1818 — 39 für 67, Thlr.
Der Jahrgang 1840 8 Thlr.
Bei Abnahme einer ganzen Sammlung der ältern Jahr⸗
gänge werden die Jahrgänge 1811, 1812 und 1813 zu 6, Thlr.;
die übrigen aber von 1818 — 39 zu 5½ Thlr. berechnet.
Biographie
des Herzogs Ferdinand von Würtemberg,
kaiſ. oͤſtr. Feldmarſchalls,
von
Joh. Vapt. Schels,
kaiſ. öſtr. Major, Commandeur und Ritter mehrer hoher Orden.
Wien 1841. Velinpapier, in ſaubern Umſchlag cartonnirt.
% Thlr.
Inhalt: Vorwort. Biographien der Prinzen von
Würtemberg: Georg Friedrich — Friedrich Karl — Eberhard
Ludwig — Karl Alexander — Heinrich Friedrich — Friedrich
Ludwig — Karl Rudolf — Karl Eugen — Friedrich Eugen —
König Friedrich Wilhelm Karl — Alexander Friedrich Karl —
König Wilhelm I. — Ludwig Friedrich Alexander — Adam
Ludwig. — Ausführliche Lebensbeſchreibung des Herzogs Fer⸗
dinand Friedrich Auguſt.
Der Felddienſt
von
Joh. Bapt. Schels,
kaiſ. öſtr. Major, Commandeur und Ritter mehrer hoher Orden.
Wien 1840. 4 Bande in Taſchenformat 2½ Thlr.
—
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
E. G. Gersdorf. 1840. Sechsundzwanzig-
sten Bandes erstes bis drittes Heft. (Nr. XIX XXI.)
1841. Siebenundzwanzigsten Bandes erstes und
zweites Heft. (Nr. I, II.) Gr. 8. Preis eines Bandes
3 Thlr.
Iſis. Encyklopadiſche Zeitſchrift, vorzüglich für Natur:
geſchichte, Anatomie und Phyſiologie. Von Oken.
Jahrgang 1840. Siebentes bis neuntes Heft. Mit
zwei Kupfern. 1841. Erſtes Heft. Gr. 4. Preis
des Jahrgangs von 12 Heften mit Kupfern 8 Thlr.
Leipzig, im Februar 1841.
F. A. Brockhaus.
Das neun Medianbogen ſtarke Januarheft der 5
Hamburger Leſefrüchte
(1841, 26ſter Jahrgang)
enthält:
Der Eiſenhammer, von F. Soulid. — Maria von
Schottland, von Allan Cunningham. — Der Foͤr⸗
fter, von Eden Lowther. — Eine Reife in Perfien. —
Ein Paar Anekdoten von Suworow. — Indianiſche Be⸗
redtſamkeit. — Eine Heirath durch Entfuͤhrung. — Aus
dem Leben eines herumziehenden Schauſpielers. — Ein
ſeltener Buchhändler. — E. L. Bulwer über Eugen Aram.
Der aus 4 Bänden à 26 Bo 8
gilt 6% Thlr. gen beſtehende Jahrgang
Die Jahrgaͤnge 1839 und 1840 ſind noch zu demſelben
Preiſe zu haben, dagegen werden die frühern Jahrgänge ſehr
billig abgelaſſen:
die 10 Jahrgaͤnge 1829 — 38. .. zuſammen für 20 Thlr.
— 5 5 1819, 29, 30, 35, 37 . : 10 =
Einzelne Jahrgänge, fofern fie übrig find, a 3 Thlr. Wer dieſe
für jede Bibliothek hHöchft intereſſante Zeitſchrift nicht kennt,
kann einen übrigen Band für % Thlr. als Probe erhalten.
Hamburg.
Herold'ſche Buchhandlung.
Soeben iſt erſchienen: g 1
Vichard Savage
oder der Sohn einer Mutter.
Trauerſpiel in fünf Aufzügen von K. Gutzkow.
Im Taſchenbuch dramatiſcher Hriginalien, heraus⸗
gegeben von Dr. Franck, fünfter Jahrgang. (Preis dieſes
Jahrgangs, mit einem Bildniß und acht colorirten Coſtüm⸗
bildern, elegant cartonnirt, 3%, Thlr.)
Leipzig, im Februar 1841.
F. A. Brockhaus.
Bei J. B. Wallishauſſer in Wien iſt ſoeben er⸗
ſchienen und durch jede ſolide Buchhandlung zu beziehen:
Visa reperta
und
gerichtlich mediciniſche Gutachten.
Verfaßt und als erlaͤuternder Anhang zu ſeinem
ſyſtematiſchen Handbuche der gerichtlichen Arznei⸗
kunde herausgegeben von Joh. Bernt, ord.
oͤffentl. Prof. der Staatsarzneikunde an der Uni⸗
verſitaͤt zu Wien ꝛc.
Iſter Band. 1841. 2te Auflage (Leichen). 2. Thlr. —
Früher erſchien 2ter Band (Leichen). 1838. 27% Thlr.
Dann visa reperta über geſunde und kranke Zuſtaͤnde des
Menſchen. te Auflage. 1836. 2 Thlr. Alle 3 Bände
zufammen 6% Thlr.
Die reiche Ausbeute an intereffanten Fällen in feiner
mehr als 25jährigen ausgedehnten Praxis ſetzten den
Herrn Verfaſſer in den Stand, ein Werk zu liefern, welches
dem betreffenden Publicum, als eine wahre Fundgrube, will⸗
kammen ſein dürfte.
Die dritte Lieferung von Goethe's Werken neuester Ausgabe.
In unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Goethe's
sämmtliche Werke,
mit neuen Zuſaͤtzen vermehrte, neugeordnete
vollſtändigſte Ausgabe
in vierzig Bänden.
Unter des durchlauchtigſten deutſchen Bundes ſchützenden Privilegien.
Dritte Lieferung, oder Uſter bis öter Band. Subſcriptionspreis 3 Fl. 20 Kr., oder 2 Thlr.
Galerie
„ hiezu ö
nach Zeichnungen von W. Kaulbach und seinen Schülern,
in Stahl geſtochen von
Steifenſand, Weber, Enzing⸗Müller, Hoffmann u. I.
Dritte Lieferung: 0
Reineke Fuchs — Hermann und Dorothea — Faust, 2ter Theil — Künstlers Erdewallen —
ie Braut von Korinth.
Subſcriptionspreis 40 Kr., oder 12% Nor. (10 Gr.)
Die günſtige Aufnahme, welche unſere letzte Ausgabe von Schiller's Werken, Taſchenausgabe, gefunden, veranlaßte uns
die unvergänglichen Geiſtesproducte der beiden im Leben ſo innig verbundenen größten Dichter Deutſchlands in einer gleichmäßigen
Ausgabe erſcheinen zu laſſen. 5 AR ;
Diefelbe wird die erſte durchaus vollſtändige von Goethe's Schriften zu nennen fein, indem fie nicht allein den
ganzen Inhalt der vergriffenen Ausgabe in 55 Bänden von 1826 — 34, und der in II Bänden mit vier Abtheilungen in den
Jahren 1836 — 37 erſchienenen, ſondern auch alles Dasjenige enthalten wird, was jenen Ausgaben bisher noch fehlte.
Die weitern Lieferungen, je zu 5 Bänden, werden ſich von Monat zu Monat folgen, ſodaß alle 40 Bände bis zur Ofter-
meſſe 1841 fertig ſein werden.
Stuttgart und Tübingen, im Januar 1841,
N apoleons Ruckkehr.
0 ade
von W. GERHARD.
Mit einer historischen Notiz nuch officiellen
Berichten und Aectenstücken, einer Abbildung
des kaiserlichen Sarges und: zwei Vignelten.
Gr. 8. Brosch. 10 Ngr. (8 Gr.)
Leipzig 1841, Joh. Ambr. Barth,
iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben.
Masken (in Lebensgroͤße)
von Napoleon (à 1½ Thlr.) — Seinrich IV.
Karl XII. — Friedrich II. — Foſeph II. —
Cromwell — Newton — Goethe — Schil⸗
ler — Wieland — Taſſo (jede a 1 Thlr.)
Kiſte und Emballage extra),
ſaͤmmtlich von Angelika Faeius, find in guten Gyps⸗
abgüſſen durch alle Buch⸗ und Kunſthandlungen gegen baar
zu beziehen von B. F. Voigt in Weimar.
*
3. G. Catta'ſcher Verlag.
Bei Wilh. Kaiſer in Bremen erſchien ſoeben:
Neue Sammlun
criſtlicher Homilien
on
Gottfried Menken.
Preis: Druckpapier 2 Thlr., Velinpapier 3 Thlr.
Dieſe Sammlung enthält bisher noch ungedruckte
Predigten aus dem Nachlaſſe des ſel. Herrn Verfaſſers.
In meinem Verlage iſt erſchienen:
Don Juan. Ein Trauerſpiel in fünf Acten
von S. Wiese. 8. 1¼ Thlr.
Von demſelben Verfaſſer find früher in meinem Verlage
herausgekommen: „Theodor“, ein Roman (1833, 1%, Thlr.);
„Hermann“, ein Roman (1834, 1¼ Thlr.); „Drei
Trauerſpiele“ (1835, 1% Thlr.); „Drei Dramen“
(1836, 1½ Thlr.); „Friedrich“, ein Roman (1836,
1½ Thlr.)
Leipzig, im Februar 1841,
F. A. Brockhaus.
Bei Levyſohn & Siebert in Grünberg iſt erſchie⸗
nen und durch alle Buchhandlungen zu n
Vuldigungsschrikt,
oder:
Koͤnig Friedrich Wilhelm l,
ſeine Vorfahren und ſein Land.
Herausgegeben
von
Freiherrn v. Zedlitz -Neuzkirch.
(Verfaſſer der Staatskraͤfte der preußiſchen Monarchie.)
Mit den Kunſtbeilagen:
J. J. M. M. der König und die Königin
im Krönungsornate. (19“ hoch, 13“ breit.)
Preis auf weißem Papier à 1 Thlr. 15 Sgr. —1 Thlr. 12 Gr.
— — chineſ. — 3 2 Thlr. N
Huldigungsſchrift apart A 15 Sgr. = 12 Gr.
Die beiden Kunſtblaͤtter apart
Preis auf weißem Papier à 1 Thlr.
— — chineſ. — 21 Thlr. 20 Sgr. 1 Thlr. 16 Gr.
eſus Christus,
eil und mein Psalm.
O p f. er
der Andacht in Geſaͤngen
von
J. W. Leichte.
8. Broſch. 15 Sgr. = 12 Gr.
mein
In unterzeichnetem ſind ſoeben erſchienen und durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
Würtembergiſche Jahrbücher
für vaterlaͤndiſche Geſchichte, Geographie, Statiſtik
und Topographie.
Herausgegeben von
dem statistisch- topographischen Bureau.
Jahrgang 1839. Erſtes Heft.
Subſcriptionspreis 1 Fl. 12 Kr. — Ladenpreis 1 Fl. 45 Kr.,
oder 1 Thlr.
Inhalt:
Chronik. 1. Nekrolog. Oberfinanzrath von Mem⸗
minger. — II. Witterung, Fruchtbarkeit und Preiſe
im Jahr 1839. — III. Beſondere Denkwürdig keiten.
1) Königliches Haus. 2) Sonftige Denkwürdigkeiten. 3) unglücks⸗
fälle, 4) Landwirthſchaft, Gewerbe und Handel. — IV. Staats⸗
verwaltung. Finanzverwaltung vom 1. Juli 18%. —
Auffäge, Abhandlungen und Nachrichten. Die
Heilquellen und Bäder Würtembergs, ihre Geſchichte und ihr
gegenwärtiger Zuſtand. .
Die ſeit 1818 beſtehenden würtembergiſchen Jahrbücher,
ſeit 1822 zugleich das Organ für die Mittheilungen des ſtati⸗
ſtiſch⸗topographiſchen Bureau und des Vereins für Vaterlands⸗
kunde, haben durch den Tod ihres Begründers, des Oberfinanz⸗
raths von Memminger, ihren bisherigen Herausgeber verloren,
nachdem er kaum zuvor, wie von einer geheimen Ahnung ſei⸗
nes Hintritts geleitet, in dem zweiten Hefte des Jahrgangs
1838 ein ausführliches Regiſter über die Jahrbücher bis zum
Schluſſe des zweiten Jahrzehnds (1837) mitgetheilt hatte.
Künftig ſoll nun die Herausgabe dieſer Jahrbücher, im
Weſentlichen unter Beibehaltung des bisherigen Plans, durch
das unter dem Fenin des Finanzminiſters ſtehende
ſtatiſtiſch⸗opographiſche Bureau fortgeſetzt werden. 3
Die Fortſetzung beginnt, an die Memminger’fchen
Jahrbücher ſich anſchließend, mit dem erſten Hefte des Jahr⸗
gangs 1839, welches die neue Redaction am würdigſten mit
dem Nekrolog des vorigen Herausgebers (obgleich deſſen Todes⸗
tag, der 20. Februar 1840, erſt dem folgenden Jahrgang an⸗
gehört), zu eröffnen glaubt.
Stuttgart und Tübingen, im Januar 1841.
J. G. Cotta'ſcher Verlag.
An alle Buchhandlungen und Subſcribenten iſt verſandt
worden:
Allgemeine Encyklopaͤdie
der Wiſſenſchaften und Kuͤnſte,
in alphabetiſcher Folge von genannten Schriftſtellern
bearbeitet, und 998.89. von
J. S. Erſch und Ru + Gruber.
Mit Aupfern und Karten.
12 5 Seetion (A — G). Herausg. von J. G. Gruber.
33ſter und 34ſter Theil.
Herausg. von A. G. Hoff⸗
Zweite Section (H- N).
mann. I7ter und 18ter Theil.
Dritte Seetion (O—Z). Herausg. von M. H. E. Meier
und L. F. Kämtz. Izter und I4Ater Theil.
„Es ift mir möglich geworden, dieſes Fahr ſechs
Bände zu liefern, die wieder reich 15 an den
wichtigſten und intereſſanteſten Artikeln, wie nach⸗
ſtehende Überſicht zeigt, die einige der bedeutend⸗
ſten nennt: g
Aus der erften Section: Eiserne Maske von Jacob;
Ekhummescha von Richter; Ekklesia von Meier; Elektricität
von Kämtz ; Elephantenorden von Gotischalck; Eleusinien
von K. O Müller; Ellipse von Grässes Elsass von Stram-
berg; Emancipation von Scheidler; Emden von Gittermann;
Empedokles von Steinhart; Empyreuma von Döbereiner ; En-
claven von Dedekind; Encyklopädie von Hammer-Purgstall ;
Engbrüstigkeit von Gmelin; England und Englische Kirche
von Eiselen; Englische Krankheit von Rosenbaum; Englische
Kunst von Fink.
Aus der zweiten Section: Indien von Benfey; Indier
von Pöppig; Indig von Kurrer; Indogermanischer Sprach-
stamm von Pott; Indre von Klaehn; Infusio von Theile;
Infusoria von Burmeister; Ingi von Wachter; Inn und Inner-
österreich von Schreiner; Innocentius von Külb und Danz;
Ino von Schincke; Inquisition von Röse; Insecta von Burmeister,
Aus der dritten Section: Pasigraphie von Pässler;
Pasquill und Pass von Buddeus; Passah von Leyrer; Passau
von Hormayr; Passion von Diedrich; Passionsbrüderschaft
von Fischer; Passionswoche von Franke; Passow von Eck-
stein; Patagonien von Pöppig; Patente von Karmarschz
Pathologie von Klose; Patricier von Rein; Patristik von
Rettberg; Paul I. (Kaiſer von Rußland) von Döring; Paulus
von Witte; Pausanias von Siebelis; Pavia von Heymann.
Der Pränumerationspreis iſt für jeden Theil in
der Ausgabe auf Druckp. 3°% Thlr., auf Velinp. 5 Thlr.
Für den Ankauf des ganzen Werkes, ſowie
auch einer Anzahl einzelner Theile zur sehen
unvollſtändiger Exemplare, gewähre ich die billig:
ften Bedingungen.
Keipzig, im Februar 1841,
F. A. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841.
Nr. VII. 5
* — —— —— —ö eͤ.— ¼-¼½-B: ᷑ —-U-¼ U — ⅛q ——ę—ꝛʒ —— — ine
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Nor. *
Bitte an die Verehrer Moses Mendelssohn's.
Moses Mendelssohn’s Werke werden nächstens in einer
Gesammtausgabe bei F. A. Brockhaus in Leipsig her-
auskommen. In dieser Ausgabe sollen auch die einzelnen zum
Theil anonym in verschiedenen Zeitschriften erschienenen
Aufsätze, sowie mehre bisher noch ungedruckte Manuscripte
des Verewigten gegeben werden. Ferner wird dieselbe eine
8 Einleitung und eine Lebensbeschreibung Men-
elssohn’s enthalten, welche durch glaubwürdige Beiträge
noch lebender Zeitgenossen vollständig gemacht werden soll
An alle Verebrer Moses Mendelssohn’s ergeht nun die
ergebene Bitte: dem unterzeichneten Sohne des Verewigten
Alles, was sie handschriftlich von Moses
Mendelssohn besitzen und zum Druck
geeignet ist, sowie
Alles, was auf seine Lebensbeschreibung
Bezug hat und noch nicht allgemein be-
kannt sein möchte,
bald gefälligst durch die Post oder Herrn F. A. Brock-
haus mitzutheilen. Der Unterzeichnete verspricht, die
ihm anvertrauten Autographa gewissenhaft zu bewahren und
möglichst bald zurückzusenden.
Berlin, im März 1841.
Joseph Mendelssohn.
Im Verlag der J. F. Caſt'ſchen Buchhandlung in
Stuttgart ſind erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
haben:
Die letzten Zeiten
der
Sohenſtaufen,
in einer Rihe von Biographien und Monographien,
nebſt der Geſchichte der Volkspoeſie des dreizehnten
Jahrhunderts, aus den Quellen neu bearbeitet
von Ernft von Münch.
Erster Band. .
Auch unter dem Titel:
König Enzio.
Aus den Quellen, neu bearbeitet
mit Beilagen
historisch-kritischen, poetischen und urkundlichen Inhalts
von Ernft von Münch.
Gr. 8. 23 Bogen. 2 Thlr., oder 3 Fl. 36 Kr.
Mit dieſem Buche, welches mit einem frühern Verſuche
über denſelben Gegenſtand nicht zu verwechſeln iſt, wird das
erſte Tableau einer der anziehendſten Gemäldegalerien aus der
Geſchichte der deutſchen Nation dargeboten. Die Biographie
des ritterlichen, liebenswürdigen und unglücklichen Enzio, deſſen
bereits ſich die Poeſie mehrfach bemächtigt hat, erſcheint hier
neu, aus allen vorhandenen und vielen neuen meiſtentheils ſeltenen
Quellen bearbeitet, in einer Weiſe, welche mit der ſorgfältig⸗
ſten und gründlichſten Forſchung, Lebendigkeit der Darſtellung
und des Styls, wie man es an dem Hrn. Verfaſſer gewohnt
iſt, vereinigt aufweiſt. Eine kritiſche Unterſuchung der ſchönen
Sage von Enzio's und Lucia's Liebe, eine Abhandlung über
Enzio als Dichter und die ſicilianiſche Dichterſchule mit den Ge⸗
dichten des Königs und ſeiner Freunde, über die Mutter En⸗
zio's und Manfred's, ſodann ſämmtliche vorhandene Reliquien,
die auf Enzio ſich beziehen, endlich auch verſchiedene bisher
noch ungedruckte Briefe deſſelben und die poetiſchen Bearbeitun⸗
gen der Foſſaltaſchlacht bilden intereſſante Zugaben. Für alle
Freunde von Raupach's, Nicander's und Anderer Dichtungen,
König Enzio betreffend, kann zugleich die vorliegende Schrift
als belehrender Commentar gelten. Die folgenden Bände wer⸗
den Piero della Vigne, die Könige Manfred, Konrad IV. und
Konradin, Ezzelino de Romano u. ſ. w., ſowie eine erſchöpfende
Geſchichte der Volkspoeſie des 13. Jahrhunderts enthalten und
in angemeſſenen Zwiſchenräumen nachfolgen.
Geſchichte
8 .
des Pugatschew'schen Aufstandes
aus dem Ruſſiſchen des e
Alexander Puſchkin
von Y. Brandeis.
8. Elegant broſchirt. Preis 1¼ Thlr., oder 2 Fl.
5 Siebenzig Jahre ſind hingegangen und Europa iſt noch immer
nicht über das merkwürdigſte Ereigniß, welches das ruſſiſche
Kaiserreich unter der nordiſchen Semiramis erſchütterte, officiel
aufgeklärt. Alexander Puſchkin, der gefeierte Schriftſteller Ruß⸗
lands, hat Alles, was darüber Aufſchluß geben kann, geſammelt
und in ein großartiges Gemälde zuſammengefaßt. Abgeſehen
von dem hohen tragiſchen Intereſſe der Begebenheit ſelbſt, ver⸗
gönnt dieſes Buch einen tiefen Blick in die innern Zuſtände
Rußlands, die ſich ſeit jener Zeit nicht weſentlich geändert ha⸗
ben. In der Überſetzung wird man die Feder eines geiſtvollen
Mannes, der lange Zeit in Rußland gelebt, nicht verkennen.
Deutſches Elementarwerk
für
untere Gymnaſialclaſſen, Bürger : (Real-) Schulen,
Cadettenhaͤuſer, Inſtitute und Privatunterricht
von Dr. Mager.
Erster Theil.
Das Leſebuch.
Erſter Curſus (17 Bogen), Ladenpreis / Thlr., oder
50 Kr.; Partiepreis / Thlr., oder 40 Kr. Rhein. —
Zweiter Curſus (25 Bogen), Ladenpreis % Thlr., oder
1 Fl. 6 Kr.; Partiepreis / Thlr., oder 50 Kr. Rhein.
Dieſes Leſebuch, für zehn⸗ oder elf⸗ bis dreizehn⸗ oder
vierzehnjährige Schüler höherer Lehranſtalten beſtimmt, unter
ſcheidet ſich von allen ähnlichen Sammlungen dadurch, daß
es mit einem nächſtens erſcheinenden eigenthumlich or⸗
ganiſirten Lehrbuche [Anleitung 1) zur Sprachlehre, 2) zur
Sprachkunſt, 3) zum Verſtändniß der Bedeutung und Bildung
deutſcher Wörter] in einer eigenthümlichen Verbindung und Be⸗
ziehung ſteht, durch deren Auffindung und Herſtellung die ver⸗
ſchiedenen Seiten und Zwecke des Mutterſprachunterrichts eine
bisher ungeahnte und für die geſammte Sprachliteratur und
nationale Bildung der Lernenden hoͤchſt fruchtbare Einheit er⸗
halten. — Indeſſen hindert nichts, diefes Lehrbuch auch in ge⸗
wöhnlicher Weiſe zu benutzen, und Sachkenner werden es, wenn
ſie eine Vergleichung mit den vorzüglichſten der vorhandenen
Lehrbücher anſtellen, für eins der beſten und brauchbarſten Bü⸗
cher ſeiner Art erklären. Dazu kommt bei einem ſehr reichen
Inhalte und vortrefflicher Ausſtattung der überaus billige Preis.
Endlich iſt noch zu bemerken, daß der Gebrauch dieſes deutſchen
Elementarwerkes in den Schulen, wo Dr. Mager's franzöſi⸗
ſches Elementarwerk eingeführt iſt, die Benutzung des
letztern Buches Lehrern und Schülern ſehr erleichtert.
Die moderne Philologie
und die deutſchen Schulen
von Dr. Mager.
8. Broſch. Preis / Thlr., oder 48 Kr. Rhein.
Dieſe kleine Schrift hat bei ſehr vielen unſerer ausgezeich⸗
netſten Philologen und Schulmänner fo entſchiedene Zuſtimmung
und Gunſt erfahren, daß wir uns veranlaßt geſehen haben, ſie
aus der vom Verfaſſer redigirten Pädagogiſchen Revue,
in welcher ſie zuerſt erſchien, beſonders abdrucken zu laſſen. Zu⸗
gleich iſt dieſe Abhandlung beſtimmt, als Vorrede und
Einleitung (für Lehrer) des im Cotta'ſchen Verlage erſchie⸗
nenen franzöſiſchen Elementarwerks des Verfaſſers zu dienen.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
31 55 ter
literariſche Unterhaltung.
Preis des Jahrgangs 12 Thlr.
1841. Februar. Nr. 32 —59.
Inhalt:
Nr. 32. Taſchenbücherſchau für das Jahr 1841. Vierter
und letzter Artikel. (Nr. 32, 33.) — Clemente Cardinali.
Nr. 33. Schleſiſche Zuſtände im erſten Jahrhunderte der
preußiſchen Herrſchaft. Ein Beitrag zur Cultur- und Sitten⸗
geſchichte Schleſiens, in vertrauten Briefen eines dem Tode Ent⸗
gegengehenden. — Nr. 34, Alexander Puſchkin. (Nr. 34, 35.)
— Steuermann Johannes Smidt. Memoiren eines Seemanns.
Herausgegeben von H. Smidt. — Correſpondenznachrichten aus
München. — Nr. 35. A disquisition on the scene, origin,
date etc. of Shakspeare’s Tempest. By J. Hunter. Nr. 36,
Börne und feine jüngften Schilderer. (Nr. 36—40.) — Nr. 38,
Johannes Stegmaier, Schultheiß in Magenheim. Ein biogra⸗
phiſcher Beitrag zur Sitten» und Rechtsgeſchichte im ſchwäbi⸗
ſchen Volke. Nr. 41. Quadriga. Von L. Wienbarg.
Vermiſchte Schriften. Erſter Band. (Nr. 41 — 43.) — Das Still⸗
ſchweigen und die Zeichenſprache in den Trappiſtenklöſtern. —
Nr. 42. Romanenliteratur, — Nr. 43. Hiſtoriſch⸗roman⸗
tiſche Schilderungen auß der weſtlichen Schweiz von F. Kuenlin. —
Handbuch für Reiſende in Dänemark, Norwegen, Schweden,
Rußland, Polen und Finnland von K. Th. Wagner. — Aus
Italien. — Beilage Nr. 1. Geſchichte Siciliens in der
frühern Zeit und im Mittelalter. Von J. G. v. Hoyer. Von
Karl Zimmer. Geheime Mittheilungen aus den Zeiten des
franzöſiſchen Kalſerreichs. Nach Emile Marco de St. ⸗Hilaire's
„Souvenirs intimes du temps de l’empire‘‘, von J. Seba⸗
ſtiano. — Nr. 44. Robert Burns. (Nr. 14, 45.) — Flüch⸗
tige Skizzen aus Oſt und Süd, geſammelt auf einer Reiſe nach
Wosneſensk, Obeſſa, Konſtantinopel, Smyrna, Athen und Korfu,
von E. o. Wrangel. — Nr. 45. Der böhmiſche Veteran.
Franz Bersling's Leben, Reifen und Krlegsfahrten in allen fün
Welttheilen. Nach mündlichen und ſchriftlichen Mitchell
bearbeitet vom Verfaſſer des „Alten Sergeanten“, G. Rieck.
Erſte Lieferung. — Die Ludovicia und das Nationalmuſeum zu
Peſth, nach Miß Pardoe. — Nr. 46. Geſchichte des Bauern⸗
kriegs in Oſtfranken, aus den Quellen bearbeitet von H. W.
Benſen. (Nr. 46, 47.) — Köche und Kocherei. — Nr. 47.
Die beiden Schweſtern. Scenen aus dem Familienleben. Von
Moe. Junot d' Abrantes. Nach dem Franzöſiſchen von W. L.
Beh. — Nr. 48. Politiſche, kirchliche und literariſche Zu⸗
ſtände in Deutſchland. Ein journaliſtiſcher Beitrag zu den Jah⸗
ren 1838 und 1839 von F. v. Florencourt. (Nr. 48, 49.) —
Die dramatiſche Poeſie der Deutſchen. Verſuch einer Entwicke⸗
lung derſelben von der älteften Zeit bis zur Gegenwart. Beitrag
zur Geſchichte der deutſchen Nationalliteratur. Von J. Kehrein. —
Nr. 49. Geſchichte der arbeitenden und der bürgerlichen Claſ⸗
fen. Von A. G. v. Caſſagnae. Nach dem Franzoͤſiſchen und
mit einem Vorwort begleitet von H. H. (Nr. 40 — 51.) —
Nr. 50. Johann Jakob Wagner's Kleine Schriften, heraus⸗
gegeben von Ph. L. Adam. — Briefe und Bilder aus dem
Großherzogthum Baden und dem Elſaß von K. Jäger. —
Nr. 51. Dr. Lardner. — Nr. 52. Die deutſche Bürgers
ſchule. Schreiben an einen Staatsmann von K. W. E. Mager.
(Nr. 52 — 55.) — Nr. 53. Napoleon's Aſche in Paris! Ans.
ſichten über Zeitfragen von J. F. Drinhaus. Von W. Lü⸗
der s. — Romanenliteratur. — Nr. 54. Ein Gedanke über
Geſchichtſchreibung. — Nr. 35. Skizzen aus dem Leben und
der Natur. Vermiſchte Schriften von H. Hauff. Erſter und
zweiter Band. — Nr. 36, Franzöſiſche Schriften über den
Orient. 1. Correspondance et mémoires d'un voyageur en
Orient par Eugene Boré. 2. Pérégrinations en Orient par
Eusebe de Salle. (Nr. 56—59.) — Ruteboeuf, ein pariſer Dich⸗
ter des 13. Jahrhunderts. — Aus Italien. — Nr. 57. Über
die relative Verbindung der Irren- Heil- und Pflegeanſtalten
in hiſtoriſch⸗kritiſcher, ſowie in moraliſcher, wiſſenſchaftlicher
und adminiſtrativer Beziehung. Eine ſtaatsarzneiwiſſenſchaftliche
Abhandlung von H. Damerow. Von Karl Hohnbaum.
(Nr. 57 — 59.) — Nr. 58. Der abendländiſche Adel auf der
griechiſchen Inſel Naxos. — Notizen, Miscellen, Biblio⸗
graphie, Literariſche Anzeigen ꝛe.
Leipzig, im März 1841.
F. A. Brockhaus.
wichtige literarische Anzeige für Leihbiblio-
dene, Lesecirkel und Bücherfreunde.
Soeben iſt in Commiſſion bei Weiſe & Stoppani in
Stuttgart erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Leben und Abenteuer des John
Davys, |
von
Alexander Dumas.
5 Nach dem Franzoͤſiſchen bearbeitet
von
A
A. Freiherrn v. T.
3 Bände. Broſch. Preis 4 Fl. = 2% Thlr.
Der ungemeſſene Beifall, welchen dieſer Roman, der unter
allen ſchönwiſſenſchaftlichen Erſcheinungen der Neuzeit eine der
erſten Stellen einnimmt, allerſeits gefunden, ſodaß ſelbſt die
geachtetſten deutſchen kritiſchen Journale, wie z. B. die Blätter
für literariſche Unterhaltung, feiner hoͤchſt rühmenswerth er⸗
wähnt, hat uns veranlaßt, dieſe außerordentliche billige Aus⸗
gabe, welche ſich durch treffliche Übertragung und ſehr elegante
Ausſtattung auszeichnet, zu veranſtalten, um dem Werke die
weiteſte Verbreitung unter unſerm kunſtſinnigen Publicum zu
verſchaffen, was die gewöhnlichen Preiſe ähnlicher Werke ſonſt
nicht möglich machen. 7 1110
0
7
In der Unterzeichneten iſt ſoeben erſchienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werben:
Schiller
sämmtliche
Einem Vande.
3
Werke
Prachtausgabe auf feinſtem Velinpapier mit zwölf Stahlſtichen nach Zeichnungen von W. Kaulbach: 1) Schiller
nach Thorwaldſen's Monumentalſtatue.
und Liebe. 5) Fiesco. 6) Don Carlos.
Meſſina. 10) Wilhelm Tell.
2) Der Alpenkoͤnig.
7) Wallenſtein's Lager.
11) Die Raͤuber.
3) Der Gang nach dem Eiſenhammer.
8) Wallenſtein's Tod.
12) Maria Stuart.
4) Cabale
9) Die Braut von
Preis 12 Fl., oder 7 Thlr.
Einen 13ten weitern Stahlſtich, zu „Jungfrau von Orleans“ gehörig, welcher noch nicht vollendet werden konnte,
beabſichtigen wir den Abnehmern dieſer Ausgabe unentgeldlich nachzuliefern.
E Stuttgart und Tübingen, im Januar 1841.
3. G. Cotta'sche Buchhandlung.
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien
iſt ſoeben erſchienen und daſelbſt, ſowie in allen Buchhand⸗
lungen Deutſchlands zu haben:
Lehrbuch
Probier und Hüttenkunde
als
eit fa den
fuͤr
akademiſch ene
on
Dr. Alois Wehrle,
k. k. Bergrathe, Profeffor der Mineralogie, Chemie und Huͤttenkunde
an der k. k. Bergakademie zu Schemnitz, mehrer gelehrten Geſell—⸗
ſchaften ordentlichem und correſpondirendem Mitgliede.
3 wei Baͤn de.
Mit einem Hefte von 27 Kupfertafeln in Folio.
Gr. 8. Wien 1841. Preis 6 Thlr.
Der Zweck dieſes Werkes iſt, zufolge der vom verewigten
Verfaſſer noch ſelbſt geſchriebenen Vorrede, kein anderer, als
dem Anfänger das Studium der Probier- und Hüttenkunde zu
erleichtern, ihn den Umfang dieſer Wiſſenſchaft kennen zu
lehren und ſowol mit den Verfahrungsarten, die zur Auffindung
und Gewinnung der Metalle angewendet werden, als auch mit
den 1 „auf welchen dieſe Methoden beruhen, bekannt
u machen.
1 Hauptaugenmerk war dabei Faßlichkeit und möͤglichſt voll:
ſtändige Überficht der im Gebiete des Probier- und Hüttenweſens
gemachten Erfahrungen.
So findet man hier alle in dieſes Fach einſchlagenden Ge—
genſtände im Zuſammenhange vorgetragen, und Zweck, Vortheile,
Nachtheile, Reſultate und Theorie eines jeden Proceſſes lehr⸗
reich, deutlich und erſchöpfend erörtert.
Das Werk enthält nach einer die allgemeinen Begriffe feft-
ſtellenden Einlejtung im erſten Hauptſtücke die allgemeine
Probierkunde, worin die verſchiedenen Vorrichtungen, Ge:
räthſchaften, Flüſſe und Auflöſungsmittel, ſodann die mechani⸗
ſchen und chemiſchen Operationen des Probierers, ſammt der
Ausgleichung der gefundenen Probehalte und Verfertigung der
Probeanſchläge abgehandelt werden.
Das zweite Hauptſtück, die allgemeine Hüttenkunde,
handelt nach Angabe der Grundſaͤtze, worauf die Ausſcheidung
und Gewinnung der verſchiedenen Stoffe beruht, von den me⸗
chaniſchen hüttenmänniſchen Operationen, wobei die Abſchnitte
von den verſchiedenen Arten der Ofen ſich beſonders durch Reich⸗
haltigkeit und Vollſtändigkeit auszeichnen; dann von den auf
Hütten angewendeten chemiſchen Operationen, und endlich von
den durch die hüttenmänniſchen Proceſſe ausgeſchiedenen Educten
oder gebildeten Producten.
Das dritte Hauptſtück begreift die ſpecielle Probier⸗
und Hüttenkunde, und liefert erſchöpfende Abhandlungen
über Brennmateriale, Schwefel, Zink, Queckſilber, Arſenik,
Kobalt, Wismuth, Antimon, Eiſen, Zinn, Blei, Kupfer,
Silber und Gold; den Schluß macht die Literatur der Probier⸗
und Hüttenkunde.
Die auf den Kupfertafeln befindlichen Zeichnungen bie
nen zur Erläuterung der Ofen und Geräthſchaften, um die weit⸗
läufige Beſchreibung dieſer Gegenſtände zu vermeiden und das
Selbſtudium der Wiſſenſchaft zu erleichtern.
Nicht minder beachtenswerth in mehrfacher Hinſicht ſind die
dem Werke beigegebenen Schmelzmapipulations⸗Ausweiſe.
„So darf ſich die Verlagshandlung ſchmeicheln, ein Werk
geliefert zu haben, welches die Probier- und Hüttenkunde auf
ihrem gegenwärtigen Standpunkte allen billigen Anſprüchen ge⸗
nügend darſtellt, und die montaniſtiſchen Studien auf ausge⸗
zeichnete Weiſe zu befördern geeignet iſt.
Durch alle Buchhandlungen iſt von mir zu beziehen:
Skizen aus dem Alltagsleben.
Aus dem Schwedifchen.
8. Geh.
I. Die Töchter des Präſidenten. Erzählung
einer Gouvernante. 1838. 1% Thlr.
25 a Die Nachbarn. Zwei Theile. 1839.
lr.
IV. V. Das Haus, oder Familienſorgen
9 90 TFamilienfreuden. Zwei Theile. 1840.
3 lr.
„Der allgemeine Beifall, den die erſten Bändchen dieſer
anziehenden Erzählungen erhielten, dürfte in noch höherm Grade
der neueſten Gabe der Verfaſſerin zu Theil werden.
Leipzig, im März 1841, .
FT. A. Brockhaus.
In Unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und an alle Buchhandlungen verſandt worden:
Morgenland und Abendland.
| ide
von der Donau, Türkei, Griechenland, Agypten, Palaͤſtina, Syrien, dem Mittelmeer, Spanien, Portugal
und Suͤdfrankreich. f
Vom
Verfaſſer der Cartons. l
Drei Baͤnde.
12. In Umſchlag broſchirt. Preis 4 Fl. 3 Kr., oder 2 Thlr. 7½ Nor. (2 Thlr. 6 Gr.)
Inhalt des erſten Bandes: 3
Türkei und Griechenland. 1. Reifeluſt. 2. Die Donaureiſe. 3. Konſtantinopel. 4. Der junge Sultan. 5. Die
Derwiſche. 6. Türkiſche Badeſcene. 7. Die Reform. 8. Die Caſernen. 9. Miscellen über die Türkenarmek. 10. Der Seras⸗
ker. II. Europäiſche Kleidung im Orient. 12. Die Dardanellen und Troja. 13. Smyrna. 14. Chios. 15. Quarantaine
im Piräus. 16. Athen. 17. Der König und ſein Haus. 18. Das Reifen in Griechenland. 19. Das Land der Böotier.
20. Bivouat zu Delphi. 21. Korinth. 22. Argolis. 23. Sparta. 24. Meſſene und Phigalia. 25. Olympia. 28. Patras
27. Die Griechen. 28. Griechiſche Zuſtände. 29. Die Phäakeninſel.
. Inhalt des zweiten Bandes:
Ägypten, Paläftina, Syrien. I. Alexandrien. 2. Mehemed⸗Ali. 3. Agyptiſche Beſteuerung und Justiz. 4. Eins
richtung zur Nilreiſe. 5. Die Nilbarke. 6. Reiſe nach Kairo. 7. Kairo. 8. Ibrahim Paſcha. 9. Agyptiſche Lehranſtalten.
10, Die Pyramiden. 11, Nilfahrt nach Theben. 12. Theben. 13. Hermonthis und Ombos. 14. Philä und die Katarakten.
15. Das Beduinenlager. 16. Die Felſengräber. 17. Rückreiſe auf dem Nil. 18. Tentyra. 19. Das Sklavenſchiff. 20. Der
Paſcha und die Alterthümer. 21. Die ſchöne Saſie. 22. Ritt durch die Wüſte. 23. Jeruſalem. 24. Bethlehem. 25. Das
todte Meer. 26. Zug durch Paläſtina. 27. Nazareth. 28. Das Innere von Syrien. 29. Damaskus. 30. Chriſtenmord in
Damaskus. 31. Der Antilibanon. 32. Balbek. 33. Der große Libanon. 34. Beyrut. 5 1
Inhalt des dritten Bandes:
Das Mittelmeer, Spanien, Portugal, die Provence. J. Cypern und Rhodus. 2. Das geſtrandete Schiff.
3. Die Dampfſchiffe im Mittelmeer. 4. Malta. 5. Die franzoͤſiſche Berberei und die Spitze von Europa. 6. Malaga. 7. Die
andaluſiſche Landkutſche. 8. Granada. 9. Die Alhambra. 10. Reife nach Aranjuez. 11. Aranjuez. 12. Madrid. 13. Das Stiergefecht.
14. Der Frohnleichnamstag in Madrid. 15. El Escorial. 16. Drei Tage unter Räubern. 17. Das Land der Mauren. 18. Se⸗
villa. 19. Die Cigarrenfabrik. 20. Cadix. 21. Liſſabon. 22. Cintra. 23. Der Phenicien. 24. Die Provence. 25. Die Rhone.
Neben lebendigen Schilderungen der Natur und des Volkslebens findet ſich in dieſen Bildern auch mancher
intereſſante Beitrag zur Beurtheilung der politiſchen Zuſtaͤnde, namentlich Syriens und Agyptens, welche der Ver⸗
faffer erſt im Laufe des Jahres 1840 beſucht hat. Er hat die Verwaltung und die Heeresmacht der beiden aͤgypti⸗
ſchen Paſchas, des Vaters und des Sohnes, mit eigenen Augen geſehen, und ſeine Tagebuͤcher beurkunden, wie er
die Bodenloſigkeit ihrer Macht, die Gebrechlichkeit aller ihrer kriegeriſchen Reſſourcen richtiger zu würdigen wußte als
ein anderer hochgeſtellter Reiſender, deſſen Vorherſagungen in demſelben Grad getaͤuſcht wurden, als die des vorlie⸗
genden Reiſeberichts in Erfüllung gingen.
Stuttgart und Tübingen, im Januar 1841. J. G. Cotta'scher Herlag.
Bei x. B. Wallishauſſer in Wien erſchien foeben Bei mir iſt erſchienen und durch alle Buchhandlungen des
und ſind durch jede ſolide Buchhandlung zu beziehen: In- und Auslandes zu beziehen:
Shakspeare, Viola. Luſtſpiel in 4 Aufzuͤgen. Nach :
„Was ihr wollt“ für die Bühne bearbeitet von Dein- Geschichte der Mohenstanken
hardstein. Gr. 8. Velinp. Geh. 18 / Nor. (15 Gr.) und ihrer Zeit
— —, Romeo und Julie. Trauerſpiel in 5 Auf: von a
zugen für die Darſtellung eingerichtet von C. A. West. Friedrich von Raumer.
Gr. 8. Geh. 18% Ngr. (15 Gr.)
Don Juan. Oper. Neue Auflage. Muſik von | Zweite verbeſſerte und vermehrte Auflage.
Mlozärt. 8. Geh. 10 Ngr. (8 Gr.) In 6 Bänden oder 24 Lieferungen.
Die Entführung aus dem Serail. Singfpiel. Erſter und zweiter 5
Neue Auflage. Muſik von Mlozart. 8. Geh. f. e ar
3 a N 2 jr 7 11 Fe ee
iegler a wuth. Originalſchauſpiel in 5 Auf: usgabe Nr. 1, auf gutem Mafchinenvelinpapier
le Neue Ausgabe. 8. Geh. 5 an (12 G15 ai e eee 2 . \
Vogl, J. N., Balladen und Romanzen. (1.) bie Lieferung 1 Ahr., der Band 4 khr.
te Auflage. Gr. 8. Geh. 22½ Ngr. (18 Gr.) eden Monat erſcheint eine Lieferung, alle
Feine Ausgabe 1 Thlr. 34 Ngr. (1 Thlr. 3 Gr.); die ein Bald t 57
deſſen Neue Folge (2.), 1837, und Neueſte Folge] Leipzig, im März 1841,
(3.), 1840, in denſelben Preiſen. F. A. ‚Brockhaus,
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
— — ' — — —
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Infertionsgebühren für die Zeile
ober deren Raum 2½ Ngr.
Auf das am 1. April 1841 beginnende neue vierteljaͤhrliche Abonnement der
Leipziger Allgemeinen Zeitung
werden bei allen Poſtaͤmtern und Zeitungserpeditionen des In- und Auslandes Beſtellungen angenommen.
Der
Preis betraͤgt in Sach ſen vierteljaͤhrlich 2 Thlr., in den übrigen Staaten aber wird derſelbe nach Maßgabe der
Entfernung von Leipzig erhoͤht.
Ankündigungen aller Art, welche durch dies Blatt die allgemeinſte Verbreitung finden, werden
der Raum einer geſpaltenen Zeile mit 2 Ngr. — 2 Sgr. berechnet.
Leipzig, im Maͤrz 1841.
F. A. Brockhaus.
Bei J. B. Wallishauſſer in Wien iſt ſoeben erſchie⸗
nen und in jeder ſoliden Buchhandlung zu haben:
Glückſeligkeitslehre
uͤr das
phyſiſche Leben des Menſchen,
oder die Kunſt, das Leben zu benutzen und dabei
Geſundheit, Schönheit, Koͤrper⸗ und
Geiſtesſtaͤrke zu erhalten und zu vervollkommnen,
von Ph. C. Vartmann,
weil, Doctor und oͤffentl. ordentl. Profeſſor der Medicin an der Unis
verſitaͤt zu Wien ꝛt.
„Mit zeitgemäßen Zufägen herausgegeben von
J. Schück,
Doctor der Medicin und Mitglied der mediciniſchen Facultaͤt zu Prag.
Gr. 8. Velinpapier. Elegant broſchirt 1¼ Thlr.
Auf Zeichen⸗Velinpapier 2 Thlr.
Der Titel dieſes Buches — ſagt der Verfaſſer in der Vor⸗
rede — klingt etwas hoch, und doch würde ich mich vor dem
ganzen Publicum in die Seele ſchämen, wenn er nichts als ein
Käufer anlockendes Aushängeſchild wäre. Mir iſt es mit den
Aufgaben, welche durch denſelben ausgeſprochen werden, vollkom⸗
men Ernſt geweſen und ich habe an der Löſung deſſelben mit
dem beſten Willen gearbeitet.
Übrigens fol dieſes Buch nicht nur lehren, wie man Ge:
ſundheit erhalte und das Leben verlängere, denn alsdann wäre
es neben den vortrefflichen Schriften, welche wir für dieſen
Zweck beſitzen, überflüffig. Sein Plan greift weiter und ſtrebt
höher. Der Menſch darf nicht leben wie eine Pflanze, das Le⸗
ben iſt ihm nicht gegeben, um es wie der Geizige ſeinen Wucher⸗
lde voll von Angſtlichkeit zu verwahren, ohne es zu genießen
und anzuwenden. Unabläffig treibt ihn fein Innerſtes zum Wir:
ken und Schaffen; laut ruft ihm die Natur zu, daß er genieße
und durch Genuß Kraft erwerbe, zu Thaten, die ihm zum
Herrn der Erde erheben und ihn würdig machen, das Mittel:
glied zwiſchen dieſer und einer hoͤhern Welt abzugeben. Wie er
dieſes vermöge, wie er ſich an jeder Blume erquicke, an jeder
Frucht ſich labe, die an dem Pfade ſeines Erdenlebens blüht und
reift, wie er mit allen feinen Kräften wirken und feine menſch⸗
liche Sphäre ausfüllen möge bis an ihre äußerſten Grenzen, ohne
Der Weg nach Golgatha.
ſich Leiden und Hinfälligkeit an Körper und Geiſt zuzuziehen, wie
vielmehr beide mitten im Genuſſe und Thaten gedeihen, und an
Wohlſtand und Kraft wachſen können — dieſes find die wich⸗
tigſten Geheimniſſe, deren lange gewünſchte Enthüllung dieſes
Buch nach einer vielfachen Ruͤckſprache mit der Natur über⸗
nommen hat. So kühn dieſes Verſprechen auch immer ſein mag,
ſo hoffe ich doch, meine Leſer werden dieſe Blätter nicht unbe⸗
friedigt aus den Händen legen.
Paſſions predigten
von Dr. Theol. M. F. Schmaltz.
Der letzte Abend. Gehalten 1840. ½ Thlr.
Das Leiden des Erloͤſers, unſer Licht in Leidensnaͤchten.
1839. Y% Thlr.
Blicke in die letzten Leidentage des Welterloͤſers. 1838.
% Thlr.
Jeſus, vor ſeinem Richter.
1836. ½ Thlr.
1835. ½ Thlr.
Die letzten Worte des ſterbenden Erloͤſers. Zweite ver⸗
beſſerte Auflage. 1834. ½ Thlr.
Hamburg.
Herold'ſche Buchhandlung.
In meinem Verlage erscheint soeben und ist durch alle
Buchhandlungen zu beziehen: *
Gobee (Dr. Hur),
Die sogenannte ägyptisch - contagiöse
Augenentzündung, mit besonderer Hin-
weisung auf ein neues Curverfahren.
Gr. 8. Geh. ½% Thlr.
Der Verfasser hatte als Militairarzt in niederländischen
Diensten vielfache Gelegenheit zur Beobachtung der Krank-
heit, die er in dieser Schrift schildert, und begründet auf
diese Beobachtungen ein neues Heilverfahren.
Leipzig, im März 1841.
F. A. Brockhaus.
Mozin s grosses Wörterbuch,
IV. Lieferung.
Soeben haben wir an die verehrlichen Sortimentshandlungen verſandt die te Abtheilung der 2ten Lieferung von
Mozin's
voll ſtändigem Wörterbuch
der deutschen und französischen” Sprache,
nach den neueſten und beſten Werken N
über Sprache, Künſte und Wiſſenſchaften;
enthaltend die Erklaͤrung aller Woͤrter, die Ausſprache der ſchwierigern, eine Auswahl erlauternder
Beiſpiele zur Verſtaͤndlichkeit ihrer verſchiedenen Bedeutungen, die hauptſaͤchlichſten ſinnverwandten
Woͤrter, Spruͤchwoͤrter und ſpruͤchwoͤrtlichen Redensarten beider Sprachen, die Ausdruͤcke des fran⸗
zoͤſiſchen Geſetzbuchs, die Muͤnzen,
Guizot, Biber, Hölder,
von Dr. .
4 Bände.
Gewichte und Maaße der verſchiedenen Staaten,
der gebraͤuchlichſten Eigennamen von Perſonen, Ländern, Fluͤſſen ꝛc.
Mit Beitraͤgen von
Courtin und mehreren andern Mitarbeitern,
Aufs neue durchgeſehen und vermehrt
Peſchier,
Profeſſor an der Univerſität Tubingen.
In acht Lieferungen von ungefähr 30 Bogen
ein Verzeichniß
——
zu 1 Fl. 45 Kr., oder 1 Thlr. 1% Ngr. (1 Thlr. 1 Gr.)
Embryulcie — Frapper. in
Auf mehrſeitig ausgeſprochenen Wunſch, daß die Lieferungen ſchneller aufeinander folgen möchten, können wir die be⸗
ſtimmte Verſicherung geben, daß wir in Folge einer mit den
eher in den Beſiz des Minuſeripts gelangen und dadurch in
zu laſſen und gewiß ſo ſchnell ſeiner Vollendung entgegenzuführe
Stuttgart und Tübingen, im Februar 1841.
Soeben erschien für Subsoribenten auf 12 Stücke à 5 Sgr.
einzeln a 7½ Sgr.:
* U *
Repertoire du theätre francais à Berlin,
No. 240: N
Le verre d’eau, comédie par Scribe.
Das ungewöhnliche Aufsehen, welches diese Komödie
(die geistvollste des berühmten Verf.) in Frankreich erregt,
wiederholt sich in Deutschland; in Berlin findet fortwährend
die Aufführung im französischen und deutschen Theater mit
grösstem Beifall statt,
Berlin,
Schlesinger’sche Buch- und Musikhandlung.
Bon der in ganz Deutſchland mit der größten Theil⸗
nahme beehrten Quartalſchrift:
Der Freihafen
ift ſoeben das erſte Vlerfeljahrsheft für 1841 vollſtän⸗
dig erſchienen, und enthält höchſt intereffante Beiträge von
H. König, Heinrich Laube, C. Biedermann, Helmine
von Chezy, L. Diefenbach, Auguſt Kahlert, Th. Mundt,
F. Schmidt, Profeſſor Werber, K. A. Varnhagen von
Enſe u. ſ. w.
Sämmtliche Buchhandlungen Deutſchlands haben den Fret⸗
hafen, melde Zeltſchrift feit 4 Jahren eine fo ehrenvolle
Herren Herausgebern getroffenen desfallſigen Verabredung jetzt
den Stand geſetzt ſind, dieſes Werk von nun an raſcher erſcheinen
n, als die forgfältige Ausarbeitung deſſelben es nur immer geſtattet.
J. G. Cotta'ſcher Verlag.
Stellung in der öffentlichen Meinung einnimmt
an fig mit jedem Tage neue Freunde erwirbt, vor⸗
räthig. |
Jeder Band von circa 20 Bogen großes Format und elegans
ter Ausſtattung koſtet nur 1½¼ Thlr.
Soeben erſchien in meinem Verlage und iſt durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
Seinto Giealn,
Zweite ganz umgearbeite Ausgabe.
Vier Bände,
8. 6% Thlr.
Der große Beifall, den dieſer ausgezeichnete Roman bet
feinem erſten Erſcheinen im Jahr 1832 erhielt, wird gewiß auch
dieſer zweiten ganz umgcarbeiteten und mit vielen erklaͤrenden
Anmerkungen verſehenen Ausgabe zu Theil werden.
Von demſelben Verfaſſer erſchien bei mir:
Die Belagerung des Caſtells von Gozzo, oder der letzte
Aſſaſſine. Zwei Bande. 1834. 8. 4 Thlr.
Leipzig, im März 1841.
F. A. Brockhaus.
Bei W. Einhorn in Leipzig iſt ſoeben erſchienen
nud durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Deutsches Lesebuch
fü
Symnafien,
Dr. Nikolaus Bach,
a Director des Gymnaſiums zu Fulda.
untere Lehrſtufe: I. Iſte Abtheilung (Sexta) / Thlr.
d do
0. e I. 2te do. (Quinta) 4 Thlr.
ittlere Lehrſtufe: II. Iſte do. (Quarta) / Thlr.
Er ee e e (Tertia) 1% Thlr.
Indem wir hiermit die zwei erſten Lehrſtufen in je
zwei Abtheilungen dem pädagogiſchen Publicum übergeben und
der freundlichen Aufnahme deutſcher Schulmänner empfehlen,
fügen wir die Verſicherung hinzu, daß der Druck der obern
Lehrſtufe bereits begonnen hat und ununterbrochen fortgeſetzt
wird. Die erſte Abtheilung (für Secunda) wird in chrono⸗
logiſch⸗äſthetiſcher Anordnung Proben der muſtergültig⸗
ſten neuhochdeutſchen Dichter und Proſaiker von Opitz bis Pla⸗
ten, die zweite (für Prima) Proben der gothiſchen, althoch⸗
deutſchen und mittelhochdeutſchen Literatur bis zur Entwickelungs⸗
periode der neuhochdeutſchen Sprache umfaſſen.
————
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
H. G. Gersdorf. 1840. Sechsundzwanzig-
sten Bandes viertes Heft. (Nr. XXII.) Gr. 8. Preis
eines Bandes 3 Thlr.
Allgemeine Bibliographie für
Deutschland. Jahrgang 184 I. Monat Januar
und Februar, oder Nr. 1 — 9, und Bibliographischer
Anzeiger: Nr. 1—9. Gr. 8. Preis des Jahrgangs
2 Thlr. 18
Leipzig, im März 1841.
F. A. Brockhaus.
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien
iſt erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Jahr buͤcher
der Literatur.
Zweiundneunzigſter Band.
1840.
October. November. December.
Gr. 8. Broſch.
Die Jahrbücher der Literatur erſcheinen ſeit dem Jahre
1818. Der 1. — 32. Band, 1818 — 25, koſten zuſam⸗
men 32 Thlr., jeder Jahrgang von 4 Baͤnden 4 Thlr.,
jeder einzelne Band 1½ Thlr. Die Fortſetzung folgt regel⸗
mäßig von drei zu drei Monaten. Der 33. — 92. Band,
1826 — 40, koſten 120 Thlr., jeder Jahrgang in 4 Baͤn⸗
den 8 Thlr., einzeln jeder Band 2 Thlr.
Inhalt des 92. Bandes:
Art. I. 1) Travels in Arabia by Lieut. J. R. Wellsted.
London 1838. 2) Etudes geographiques et historiques sur
l’Arabie, par M. Jomard. Paris 1839, 3) Voyage en
Gedichte von Ni
Arabie, séjour dans le Hedjaz, — campagne d’Assir, ac-
compagne d'une carte par Maurice Tamisier. Paris 1840. —
Art. II. J. J. Wagner's kleine Schriften. ulm 1839. —
Art. III. über die ſogenannten unregelmäßigen Zeitwörter in
den romaniſchen Sprachen. Von Auguſt Fuchs. Berlin 1840.
— Art. IV. Geographie nach natürlichen Grenzen und hiſtoriſch⸗
ſtatiſtiſch bearbeitet von Theophor Friedr. Dittenbers
ger. Fünfte Auflage. Heidelberg 1838. — Art. V. Franz
Grillparzer's dramatiſche Dichtungen. 1) Des Meeres und
der Liebe Wellen. Trauerſpiel in fünf Aufzügen. 2) Der Traum
ein Leben. Dramatiſches Märchen in vier Aufzügen. 3) Weh
dem, der lügt. Luſtſpiel in fünf Aufzügen. Wien 1840. —
Art. VI. Memoires de M. Gisquet, &crits par lui- meme.
4 vols. Paris 1840. — Art. VII. Schiller's Leben in drei Bü⸗
chern, von Guſtav Schwab. Stuttgart 1840. — Art. VIII.
kolaus Lenq u. Vierte Auflage. Stuttgart
und Tübingen 1840. — Art. IX Traité de physique celeste,
ou précis d' astronomie. Par 6. de Pontecoulant. Vol. II.
Paris 1830. — Art. X. I) Elements of Logic, by R.
Whately. Ech edit. London 1836. 2) Cours de Logique
par M. Ph. Damiron. Bruxelles 1837. 3) Lecons de Lo-
gique par M. 4. Charma. Paris 1840.
Inhalt des Anzeigeblattes Nr. XII.
Des Ritters und Sängers ulrich von Liechtenſtein Itwiz
oder Frauenbuch vom Jahre 1257. Von Joſ. Bergmann.
— Andeutungen über die von der königlichen Bibliothek zu Paris
an arabiſchen, perſiſchen und türkiſchen Handſchriften in der neue⸗
ſten Zeit gemachten Erwerbungen. Von Guſtav Flügel.
(Schluß.) — Berichtigung des in der Petersburger Zeitung,
1840, Nr. 266, „für die Leſer von Hammer-⸗Purgſtall's Ge⸗
ſchichte der goldenen Horde in Kiptſchak“ vom beſtändigen Secre⸗
tair der Geſellſchaft unterzeichneten Artikels. — An die Herren
Verleger. — Regiſter.
Vorläufige Anzeige.
In meinem Verlage werden in dieſem Jahre erſcheinen:
Die ſymboliſchen Bücher
der reformirten Kirche,
überfegt und mit einer Einleitung und Anmerkungen her⸗
ausgegeben von
Dr. E. G. A. Böckel,
großherz. oldenburg. Geh. Kirchenrath ıc,
Diefe Sammlung wird im Nußern ganz mit der in meinem
Verlage erſchienenen „Concordia, Die ſymboliſchen Bücher der
evangeliſch⸗lutheriſchen Kirche, mit Einleitungen herausgegeben
von F. A. Koethe“ (1830, 1¼ Thlr.) übereinſtimmen.
Predigtsammlung
aus
den Werken der vorzuͤglichſten Kanzelredner
„ zum
Vorleſen in Landkirchen.
Das Werk wird drei Bände in Großoctav bilden und der erſte
unter dem Titel:
Evangelienpredigten auf alle Sonn- und Feſttage
des Jahres zum Vorleſen in Landkirchen wie auch zur
häuslichen Erbauung.
bereits nach der Oſtermeſſe d. J. ausgegeben werden.
Band wird Epiſtelpredigten,
freie Texte enthalten.
Leipzig, im März 1841.
Der zweite
der dritte Predigten über
F. A. Brockhaus.
ichtig für die ‚Besitzer des „Conversations-
Lexikons der Gegenwart“.
In neuester Lieferung (Preis nur 48 Kr., oder 4 Thlr.)
ist in allen Buchhandlungen wieder eingetroffen:
ERLÄUTERNDER Aras
COWVERSATIONS-LENIKON DER GEGENWART.
Dieser Atlas enthält Portraits in Stahlstich, Karten, Städteplane,
Facsimiles berühmter Männer, Abbildungen von Maschinen u. Ss. W.,
kurz, er erläutert das Conversations-Lexikon der Gegenwart bildlich
aufs zweckmässigste und schönste, sodass der Besitz desselben wol Je-
dem Freude machen dürfte.
Durch jede Buchhandlung, welche das Conversations-Lexikon
der Gegenwart liefert, Kann man auch diesen Atlas beziehen, aber er
muss ausdrücklich von den verehrlichen Abnehmern begehrt werden,
da er ohne Auftrag nicht übersendet wird.
FERREEE
= ham €. H. Zeh'ſchen Buchhandlung in Nürnberg
ift
2 H. C., Ornithologischer
Atlas, oder naturgetreue Abbil-
dungen der ausser europäischen
Vögel. 16tes Heft. Aa 8 feingemalten Kupfer-
tafeln und Text. Gr. In elegantem Umschlage.
25 Ngr. (20 Gr.)
An der Men dieſes ſchönen billigen Werks wird un⸗
unterbrochen gearbeitet, weshalb keine Störung zu befürchten
iſt. Das I7te Heft kommt in laͤngſtens 3 Wochen zum Verſenden.
9
6 erſchlenen und in ſoliden Muſikhandlungen zu
“" Sechs Abartelte von Fr. Küchen
für Sopran, Alt, Tenor und Bass. Op. 33.
2 Hefte à / Thlr.
Inhalt: Nachtlied, Der Deserteur, Rhein. Wiegenlied,
So viel Sterne, Das Steckenpferd, Allem. Volkslied.
Der Componiſt, deſſen Lieder: Vöglein mein Bote, Früh-
lingswanderschaft, Herein, Flieg“ Vöglein, Das Posthorn,
Tscherkess. Volkslied, Held Friedrich, Frühlingsglocke
(Duett), ftets ben alfgemeinften Beifall in Concerten finden,
lieferte in dieſem neuen Geſangswerke ſehr Schönes; das Rhei⸗
niſche Wiegenlied (Text von Firmenich) und das
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Steckenpferd, in größern Vereinen nach dem A oft⸗
mals ausgeführt, find bereits als Lieblingsgeſaͤnge bekannt.
Reissiger's berühmter Chorgesang
Bliücher am Rhein
erschien soeben arr. für eine Tenorstimme, . dito für eine
Bassstimme a ½ Thlr. ‘
Berlin.
Schlesinger'sche Bach- und Musikhandlung.
Soeben erſcheint in meinem Verlage und iſt in allen Buch⸗
handlungen zu erhalten:
Die Elemente
Staats verbandes
von
Georg Siemens.
Gr. 8. Geh. 1% Thlr.
Den Inhalt dieſer anziehenden SE Ben ge
Capitel: 1. Die Erkenntniß. 2. D a
Pöbel. 4. Die Verfeinerung. 5. dis Gerne! bmen.
3 Mittelſtand. 7. Der Staat. 8, Die Geſetz ⸗
gebun
Celpzig „im März 1841.
F. A. Brockhaus.
Literariſcher Anzeiger.
| 1841. Nr. X. 5
——ĩͤ x A —A([ů —ALt A 9ß/ „„ —
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
f ; oder deren Raum 2% Ngr. 8
— Be
ri cht
uͤber die
Verlagsunter nehmungen für 1841
'
von
F. A. Brockhaus in Leipzig.
Die mit * bezeichneten Artikel werden beſtimmt im Laufe des Jahres fertig; von den übrigen iſt die Erſcheinung ungewiſſer.
1. An Zeitſchriften erſcheint für 1841:
1. Leipziger Allgemeine Zeitung. Jahrgang 1841. Taͤglich mit
Einſchluß der Sonn⸗ und Feſttage eine Nummer von 1 Bogen
nebſt vielen Beilagen. Hoch⸗4. Pränumerationspreis viertel:
jährig 2 au.
Wird Abends für den folgenden Tag ausgegeben. Anzeigen aller Art
finden in der Leipziger Allgemeinen Zeitung eine weite Verbreitung.
Die Inſertionsgebühren betragen für den Raum einer gefpaltenen Zeile 2 Ngr.
Beim Schluß des Jahrs erſcheint ein vollſtändiges Regiſter zu dem
Preiſe von „ Thlr.
2. Allgemeine Bibliographie für Deutschland. Eine Übersicht
der neuen Literatur Deutschlands, nebst Angabe künftig
erscheinender Werke und andern.auf den literarischen Ver-
kehr bezügliehen Mittheilungen und Notizen. Mit Register,
Jahrgang 1841. 52 Nummern. Gr. 8. Preis des Jahrgangs
2 Thlr. *
Wird Freitags ausgegeben. N 7
Der Jahrgang 1836 der Allgemeinen Bibliographie koſtet
> 2% Thlr., die Jahrgänge 1837 — 40 jeder 3 Thlr. 1
3. Repertorium der gesammten deutschen Literatur für das
Jahr 1841. Herausgegeben im Verein mit mehreren Ge-
lehrten von Dr. Ernst Gotthelf Gersdorf. Siebenund-
zwanzigster Band und folgende. (Beigegeben wird: Allge-
meine Bibliographie für Deutschland.) Gr. 8.
Preis eines Bandes von etwa 50 Bogen 3 Thlr.
Das Repertorium erſcheint monatlich zweimal in Heften, deren Umfang
ſich nach den vorhandenen Materialien richtet. g
Der Allgemeinen Bibliographie für Deutschland und
dem Repertorium der deutschen Literatur wird ein beiden
Zeitſchriften gemeinſchaftlicher 2 3
. Anzeiger
beigegeben, der für literariſche Anzeigen aller Art beſtimmt iſt. Die Inſertions⸗
© hren betragen 2 Nor. für die Petitzeile oder deren Raum. Beſondere
jeilagen, als Proſpecte, Anzeigen u. dgl., werden mit der Bibliographie
wie mit dem Repertorium ausgegeben und dafür die Gebühren mit
1½ Thlr. bei jeder dieſer Zeitſchriften berechnet.
4. Blaͤtter fuͤr literariſche Unterhaltung. (Herausgeber: Heinr.
Brockhaus.) Jahrgang 1841. Außer den Beilagen täglich
eine Nummer. Gr. 4. 12 Thlr.
Wird Dienſtags und Freitags ausgegeben, kann aber auch in Monatsheften
bezogen werden. { N $ 1 5 N &
5. Iſis. Encyklopaͤdiſche Zeitſchrift, vorzüglich für Naturgeſchichte,
vergleichende Anatomie und Phyſiologie. Herausgegeben von
Oken. Jahrgang 1841. 12 Hefte. Mit Kupfern. (Zuͤrich.)
Gr. 4. 8 Thlr.
Zu den unter Nr. 4 und 5 genannten Zeitſchriften erſcheint ein
Fe Literariſcher Anzeiger, g
für literariſche Ankündigungen aller Art beſtimmt. Für die geſpaltene Petit⸗
zeile oder deren Kaum werden 2½ Nagr. berechnet.
Gegen Vergütung von 3 Thlrn. werden Anzeigen und dergl. den Blät⸗
tern für litergriſche Unterhaltung, und gegen Vergütung von
1½ Thlr. der Iſis beigelegt oder beigeheftet.
6. Das Pfennig⸗Magazin fuͤr Verbreitung gemeinnuͤtziger Kennt⸗
niſſe. Jahrgang 1841. 52 Nummern. (Nr. 405 — 456.)
Mit vielen Abbildungen. Klein Folio. 2 Thlr.
Wird wöchentlich und monatlich ausgegeben. i
Der erſte bis fünfte Jahrgang, Nr. 1—248, koſten jest zufammengenommen
fatt 9, Thlr. im herabgefegten Preiſe nur 5 Thlr., einzelne Jahr⸗
en Thlr. Der ſechste bis achte Jahrgang (1838 — 40) keſten
ede .
\ Ebenfalls im Preiſe herabgeſetzt find folgende Schriften mit vielen
Abbildungen: ;
Pfennig- Magazin für Kinder. Fünf Bände. Früher
5 Thlr. Jetzt 2% Thlr. Einzelne Jahrgänge 7 Thlr.
Sonntags-Magazin. Drei Bande. Früher 6 Thlr.
Jetzt 2 Thlr.
e Magazin. Ein Band. Früher 2 Thlr. Jetzt
5 Thlr.
Unterhaltungen eines Vaters mit ſeinen Kindern.
Zwei Bändchen: Fruͤher 1 Thlr. Jetzt / Thlr.
In das dem Pfennig Magazin beigefügte
Intelligenzblatt
werden Ankündigungen aller Art aufgenommen. Für die geſpaltene Petitzeile
oder deren Raum werden 5 Ngr. berechnet, Anzeigen und dergl. gegen Ver⸗
gütung von Y, Thlr. für das Tauſend beigelegt.
57. Zeitgenoſſen. Ein biographiſches Magazin für die Geſchichte
unſerer Zeit. (Herausgegeben unter Verantwortlichkeit der Ver⸗
lagshandlung.) Sechsten Bandes ſiebentes und achtes Heft.
(Nr. XLVII— XLVIII.) Gr. 8. Geh. Preis des Heftes
von 6— 7 Bogen ½ Thlr. }
Dieſe beiden Hefte 1 den Schluß der Biographie Lafayette's von J.
W. Zinkeiſen enthalten, die in den erſten Heften des ſechsten Bandes begonnen
wurde; da diefelbe aber ausführlicher und zu einem beſondern Werke ſich ge⸗
ftaltet, fo werden die beiden Hefte der Zeitgenoſſen mit andern Biographien
und mit einem vollſtändigen Regiſter über die dritte Reihe dieſer Zeitſchrift
geraloften. Dieſe Schlußhefte erſcheinen noch dieſes Jahr; die Biographie
afayette's aber wird den Beſitzern der Zeitgenoſſen um einen verhältnißmäßig
billigern Preis abgelaſſen werden, worüber bei dem Erſcheinen das Nähere
mitgetheilt werden ſoll.
II. An Fortſetzungen erſcheint:
8. Analekten für Frauenkrankheiten, oder Sammlung der
vorzüglichsten Abhandlungen, Monographien, Preisschriften,
Dissertationen und Notizen des In- und Auslandes über die
Krankheiten des Weibes und über die Zustände der Schwan-
gerschaft und des Wochenbettes. Herausgegeben von
einem Vereine praktischer Ärzte. Dritten Bandes erstes
Heft und folgende. Gr. 8. Jedes Heft ½ Thlr.
Der erſte Band (1837) und der zweite Band (1830), jeder in 4 Heften zu
½ Thlr., koſten zuſammen 5½ Thlr.
9. Bilder⸗Converſations⸗Lexikon für das deutſche Volk. Ein
Handbuch zur Verbreitung gemeinnuͤtziger Kenntniſſe und zur
Unterhaltung. In vier Bänden. Mit bildlichen Darſtellungen
*
und Landkarten. Vierten Bandes achte Lieferung und folgende.
Gr. 4. Geh. Preis jeder Sieferung ½ Thlr. 5
Erſter Band in 12 Lieferungen: 4 — B. Mit 320 Abbild. und 17 Land⸗
karten. 1837. J Thlr. 2 * De
Zmeiter Band in 14 Lieferungen: F—L. Mit 368 Abbild. und 11 Sands
karten. 1838. 3%, Thlr. 3 z Bio
Dritter Band in 14 Lieferungen: M—R. Mit 284 Abbild. und 10 Lands
karten. 1888—40. 3% Thlr. a J 1.
Es iind auch fauber cartonnirte Gremplare zu haben, wofür der Einband
befonders mit ½ Thlr. für den Band berechnet wird.
Auf dem Umſchlage des f
Anzeigen it. gegen Berechnung don 5 Ngr. Inſertionsgebühren für die geſpaltene
etitzeile oder deren Raum adgedruckt, ſowie gegen eine Vergütung von 1 Thlr.
ür das Tauſend demſelden beigeheftet. 2 8 . 8
„Die Beendigung dirſes Werkes iſt beſtimmt in dieſem
Jahre zu erwarten. 3
710. Busch (Dietr. Wilk. Heinr.), Das Geschlechts-
leben des Weibes in physiologischer, pathologischer und
therapeutischer Hinsicht dargestellt. Dritter Band und
folgende. Gr. 8.
Der erſte Band: Phoſiologie und en Karin Pathologie des weiblichen
Geſchlechtslebens (1839), koſtet 3% Thlr.; der zweite Band: Aetiologie, Dinge
noftit, Therapie, Diätetik und Kosmetik, ſowie auch ſpecielle Pathologie und
Therapie der weiblichen Geſchlechtskrankheiten, getrennt von der Schwangerſchaft,
der Geburt und dem Wochendekte (1840), 3 Thlr.
11. Converſations⸗Lexikon der Gegenwart. In vier Bänden,
Dreiunddreißigſtes Heft und folgende. Gr. 8. Preis eines Heftes
von 10 Bogen auf Druckpapier / Thlr., auf Schreib⸗
papier ½ Thlr., auf Velinpapier Thlr.
Mit dem 8. Hefte (A — ) war der erſte (1838), mit dem 16. Hefte
1839), mit dem 23. J der dritte Band
1115 5 ein Supplement bildet zur achten Auflage des re exikon,
12. Cuvier (Baron von), Das Thierreich, geordnet nach ſeiner
Organiſation. Als Gründlage der Naturgeſchichte der Thiere,
und Einleitung in die vergleichende Anatomie. Nach der
zweiten, vermehrten Ausgabe überfegt und durch Zuſaͤtze er⸗
weitert von Friedr. Siegm. Voigt. In ſechs Bänden.
Sechster Band. Gr. 8.
Der erſte Band (Säugthiere und Vögel, 1831) koſtet 4 Ihlr., der zweite
Band (Reptilien und Fiſche, 1832) 2½ Thlr., der dritte Band (Mollusken.
1334) % Thlr., der vierte Band (Anneliden, Gruftaeeen, Arachniden und
ungeflügelte Inſekten, 1836) 2½ Thlr., der fünfte Band (die 1
Infekten, 1839) 3½ Thir. — Der ſechste Band wird enthalten die Echinoder⸗
men, die Eingeweidewürmer, die Akalephen, die Polypen und die Infuſorien;
außerdem noch ein alphabetiſches Verzeichniß der citirten Schriftſteller.
13. Allgemeine Encyklopaͤdie der Wiſſenſchaften und Kuͤnſte, in
alphabetiſcher Folge von genannten Schriftſtellern bearbeitet,
und herausgegeben von Joh. Sam. Er ſch und Joh. Gottf.
Gruber. Mit Kupfern und Karten. Gr. 4. Cart.
Jeder Theil im Pränumerationspreife auf gutem Druckpapier 3% Thlr.,
auf feinem Belinpapier 5 Thlr., auf exrtrafeinem Velinpapier
im größten Quortformat mit breitern Stegen (Prachtexemplare) 15 Thlr.
che Section, 4 — 8, herausgegeben von J. G. ruber.
re Theil und folgende.
Zweite Section, 1 — N, herausgegeben von And. Gli. Hoff⸗
mann. Neunzehnter Theil und folgende.
Dritte Section, O—Z, herausgegeben von Mor. Herm. Ed.
Meier und Lud w. Friedr. Käme. Funfzehnter Theil und folgende.
Denfrühern Abonnenten, denen elne Reihe von hellen
1 und Denjenigen, die als Abonnenten auf das ganze
er? neu eintreten wollen, werden dle billigften Bedin⸗
gungen geſtellt.
14. Heinfius. (Wilh.), Allgemeines Bücher: Lexikon‘, ober
Bollftändiges alphabetiſches Verzeichniß aller von 1700 bis zu
Ende 1834 erſchienenen Bücher ꝛc. Neunter Band. — Auch
u, d. T.: Allgemeines Deutſches Buͤcher⸗Lexikon oder Vollftän-
diges alphabetiſches Verzeichniß derjenigen Schriften, welche in
Deutſchland und in den angrenzenden, mit deutſcher Sprache
Belder⸗Converfations⸗Lexikon werden
und Literatur verwandten Ländern gedruckt en ſind ꝛc.
Bearbeitet und herausgegeben von g A. Schulz. 998
Band, die von 1835 bis Ende 1840 erſchienenen Schriften
enthaltend. Gr. 4. Auf Druck- und Schreibpapier.
Der Verfaſſer arbeitet ununterbrochen ah diefer
WJ Er a
d, die Literatur von —84 enthaltend (1836 —
auf Drud papier 10% Thlr., auf Schreibpapier 15 Tbl. J
hir,
bern ſieden Bände (1812—2 d
im Preiſe herabgefeßt; auch Ae Vater den Mae he
15. Ikonographische Encyklopadie, oder bildliche Darstel-
lung aller Gegenstände der Mediein, Chirurgie und Ge-
—
burtshülfe. Unter Mitwirkung der Herren: Hofra
Leibarzt Prof. Dr. v. Arion in D N DE Pr
Dieffenbach in Berlin; Leibarzt Dr. Grossheim in Berlin;
Seh. Rath Prof. Dr. Jüngken in Berlin; Geh. Rath Prof.
Dr. Kluge in Berlin; Geh. Rath Prof, Dr. Trüstedt in
Berlin, besorgt und herausgegeben von Dr. Friedr. Jak.
Behrend. Zweite Abtheilung: Beinbrüche und Ve ©
kungen. Grossfolio. 1 ° me
Die Lithographirung der Tafeln dieſer zweiten Abtheilung hat ſchon be⸗
gonnen, ſodaß ſie vielleicht noch in dieſem Jahre wird erſcheinen können. Die
erſte Abtheilung, die 1839 erſchien, führt den Titel: 8
Ikonographische Darstellung der nicht-syphilitischen Hau ei-
Unter. Mien rung
ten. Mit darauf bezüglichem systematischem ‚Texte.
des Hefrn Geheimrath Prof. Dr. Zrüstedt besorgt und herausgegeben
von Dr. Friedr. Jak. Behrend. 30 Tafeln Abbildungen und ogen
Text. Sechs Lieferungen. Grossfolio. 12 Thlr. — Vgl. Nr. 47.
16. Raumer (Friedr. von), Geſchichte Europas eit dem
Ende des funfzehnten Jahrhunderts. Siebenter Ban
gende. Gr. 8. Auf gutem Druckpapier und extrafeinem
e PH
3 8 d 183 Br Fi 2 .
auf Dr an * Kr 1% Thlr. Pr elt 15 45171 . e
17. — — Geſchichte der Hohenſtaufen und ihrer Zeit. we .
verbeſſerte und vermehrte Auflage. In ſechs Suni
Lieferungen. Zweiten Bandes zweite Lieferung und folgende.
er 85 2 der 1 auf e ½ Thlr., des
ande r.; auf ertrafeinem Velinpapier die Liefert
1 Thlr., der Band 4 Thlr. wee e ee
Jeden Monat erſcheint regelmäßig eine Lieferung, alle vier Monate ein Band.
18. Schmid (Reinh.), Die Geſetze der Angelſachſen. In der
6 mit überſetzung und Erläuterungen. Zweiter Theil.
r. 8. N en
Der 0 5 Theil, den Text nebit Überfepung! enthaltend (1831), koſtet
2¼ hl
Aus dem Schwediſchen.
Bisher find erſchienen: 5 a
Erſtes 4 Die Töchter des Präfidenten, Erzählung einer
Thlr.
weites und drittes Bändchen: Die n. 1 x
1890 3 Ste 9 ie Nachbarn. Zwei Theile,
Viertes und künftes Bändchen: Das Haus, oder ili
forgen und Familienfreuden. Zwei Theile. 1840. 3 Thlr. aper
Vgl. Nr. 39 und 40. 2
Der erſte Jahrgang koſtet 2, Thlr., der zweite 3 Thlr.,
2½ Thlr., der f 3 Thlr., der fünfte 3% Tor. N25 7 55
22. Urania. Taſchenbuch auf das Jahr 1842. Neue Folge.
Vierter Jahrgang. Mit einem Bildniſſe. 8. Cart.
Von frühern 1 ngen der Urania find nur no einzelne Exemplare von
rer She 19 im Wer 8 e abr zu 7 der
ahrgang abgelaſſen werden. ex erſte und zwelte Jahr,
Folge kostet jeder 1½ Thlr., der dritte Ibach 157 Sr ange Oft Wr
23. Varnhagen von Enfe (Karl Aug.), Denkwuͤrdig⸗
keiten und vermiſchte Schriften. Sechster Band, oder: Neue
Nelge zweiter Band. Gr. 8. Geh. 18 2
le erſte Folge dleſer Denkwürdigkelten erſchlen in vier Binden 1837 —38
bei ©. Hoff
in Manheim. Der erſte Band der Neuen Folge (1840) koſtet
2 Thlr. \
— *
»24. Winkler (Ed.), Vollständiges Real-Lexikon der |
medicinisch-pharmaceutischen Naturgeschichte und Roh-
Waarenkunde. ; i
sungen über alle Gegenstände der Naturreiche, welche bis
auf die neuesten Zeiten in medicinisch - pharmaceutischer,
toxikologischer und diätetischer Hinsicht bemerkenswerth
geworden sind. Naturgeschichtlicher und phatmakolo-
gischer Commentar jeder Pharmakopöe für Ärzte, Stu-
dirende, Apotheker und Droguisten. In zwei Bänden.
Neuntes Heft und folgende. Gr. 8. Subscriptionspreis
eines Heftes von 12 Bogen 5; Thlr.
Mit dem fünften Hefte ſchloß der, die Buchſtaben A—L enthaltende
erſte Band; das Ganze wird 10 Hefte füllen.
.. (Die Fortſetzung folgt.)
”
Durch alle Buchhandlungen ift zu erhalten:
Bulwer, E. L., complete Works. Vol. XVII. cont,
Godolphin a tale. — The Sea - Captain or the
birthright a drama. { 1 Thlr.
Vol. XVIII. cont. Night and Morning. I Thlr.
Dickens, Ch., complete Works. Vol. VII. and VIII.
cont. Master Humphreys Clock. Arch
8 T.
Marryat, Captain, complete Works. Vol. XIII. cont.
Poor Jack a tale. N 1 Thlr.
Alle frühern Bände dieſer 3 Sammlungen find jetzt wieder
vollſtändig zu haben und wird jeder Band davon im Sub⸗
feriptionspreife zu 1 Thlr. erlaſſen.
Leipzig, im März 1841.
Triedrich Fleiſcher.
N Bei J. H. C. Schreiner in Düſſeldorf iſt ſoeben
erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
> Geſchichte 8
des erſten Kreuzzugs
von
Veinrich von Shbel, 7
Doctor der Philofophie und Privatdocenten der Geſchichte an der
Univerſitaͤt zu Bonn.
Gr. 8. Velinpapier. 35 Bogen. Preis 2 Thlr.
Von jetzt an erſcheint in unſerer Dorf⸗
zeitung von 14 zu 14 Tagen ein fortlaufendes
Verzeichniß der werthvollen zu billigen Prei—
ſen bei uns vorraͤthigen Werke. — Beſtel⸗
lungen koͤnnen bei jeder Buch- und Antiquar⸗
handlung gemacht werden.
Hildburghauſen, den 11. März 1841.
F. Keſſelring'ſche Hofbuchhandlung.
— . — na
{ Bei J. J. Heine in Poſen ift ſoeben in Commiſſion
erſchienen: ö >
Gladiſch, Aug., Einleitung in das Verſtändniß
der Weltgeſchichte. I. Abtheilung: Die alten Schineſen
und die Pythagoreer. 8. Broſch. Preis 1½ Thlr.
Einzeln verkaͤuflich.) ö
Dieſe Schrift legt dar (als den erſten Theil einer umfaſſen⸗
dern, bereits in den Berliner Jahrbüchern, 1835, Juni, S. 924
fg., angekündigten Entdeckung) folgendes ebenſo neue als wun⸗
derſame Ergebniß der hiſtoriſchen Forſchung: daß die Weltanſicht
und die Sittlichkeit der alten Chineſen (der Hyperboreer der
Alten) und der Pythagoreer in Grund und Weſen ganz dieſel⸗
bige Al wodurch einerſeits die ſeltſamſten geiſtigen Erſcheinun⸗
gen jenem Volke ſich auf die einfachſte Weiſe erklären und
Enthaltend: Erklärungen und Nachwei-
andererſeits auch der berühmte Pythagoriſche Bund in ein neuee
Licht tritt. Wegen der Unglaublichkeit der Sache ſind durchwe
die Beweisſtellen ſelbſt unter der Abhandlung beigefügt. * 5
En vente chez Brockhaus & Avenariusi Leipzig:
GNA
de la litterature francaise,
Journal des gens du monde.
Ce journal parait tous les quinze jours, & partir du
15 Janvier 1841, par cahiers d’au moins 2 à 3 feuilles d’im-
pression grand in -S. et formera un gros volume par anne.
Prix de abonnement pour année
5½ Thlr. a
On s'abonne chez tous les libraires et à tous les bureaux
de poste,
Sommaire du No. I. De la destinée des villes, par
Saint-Marc Girardin. — Souvenirs de
voyages, par A. Dumas. — Le retour de
l’empereur, par W. Hugo. — Une visite au roi
Guillaume, par X, Marmier. — Moeurs:
Les soirees du maitre de pension, par Wital
- Richard. — Tribunaux: Les quatre Normands.
Le violon. Le Juif errant de la 3e legion. Les mé-
moires d'une grisette. — Sciences et arts: De
la nouvelle Odalisque, envoyé de Rome par M.
Ingres. Memoires du feld-marechal comte de Me-
rode- Westerloo, publiés par son arrière - petit - fils.
Marie Capelle. Expedition au pöle austral et dans
l’Oc&anie des corvettes l’Astrolabe et la Zelee, sous
le commandement de M. Dumont d’Urville, —
Melanges.
Sommaire du No. 2. Un hiver au midi de / Europe,
par G. Sand. — Une revolte sous l’Empire, par
E. Sue. — Moeurs: Le paletot tricoté par les
mains des musiciennes. L'auditoire du College de
France et de la Sorbonne. L’Odyssee de M. Harel.—
Tribunaux: Les desagrements de la politique. La
chemise à la piece, Les deux gouttes. — ‚Sciences
et arts: Les cendres de l’empereur. La Chine,
l’opium et les Anglais, par M. Saurin. — Melanges.
Sommaire du No. 3. M. Thiers, par un Se-
cretaire d’Ambassade, — Un nom reprouve, par S.
Henry Berthoud. — Cours de poesie
frangaise, par S. de Sacy. — Revue lite-
raire: Le Bhagavata Pourana, par Eugöne Burnouf,
par Barthelemy Saint- Hilaire. ver-
sailles ancien et moderne, par S. de Sacy. —
Seiences: Voyage scientifique de M. Gay, naturaliste
dans le Perou. — Moeurs: La misere en habit
noir, par Barthelemy Maurice. — Tri-
bunawzx: Les trois Hugo. Le bouillon au bleu.
Sommaire du No. 4. Des besoins moraux et in-
tellectuels de notre Epoque. — Une infidelite, par
Paul Merruau. — Moeurs: Soirée de
l’Abbaye-au-bois au bénéfice de plus pauvres inondes
de Lyon. Un ex-lion de l’Atlas. — Tribunaux:
Lä guerite fatale. — Melanges.
Steudel Nomenclator Wente
Editio secunda.
Achte Lieferung.
Im Verlag der Unterzeichneten iſt ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Nomenclator botanieus
Seu:
Synonymia plantarum universalis,
enumerans
ordine alphabetico nomina atque Synonyma,
tum generica tum specifica, et a Linnaeo et a recentioribus de re botanica scriptoribus
plwGantis phanerogamis imposita.
Autore E. Steudel,
Editio secunda ex novo elaborata et aucta,
Subſcriptionspreis 1 Fl., oder / Thlr.
Achte Lieferung: Linaria — Myrsine.
je zu ungefaͤhr 8 Bogen erſcheinen und im Subſecriptionspreis von 12 Fl.,
Sollte das Werk, wie zu erwarten iſt, mehr als 12 Lieferungen umfaſſen, ſo wird der
Drucks zu haben ſein.
Med. Dr. 5 ; \ \ 0 .
oder 8 Thlr., bis zur Vollendung des
Preis dadurch für die Subſeribenten nicht erhoͤht, ſondern die nachfolgenden Bogen denſelben gratis nachgeliefert.
Der Druck dieſes Werkes wird möglichſt beſchleunigt, ſodaß jeden Monat eine Lieferung die Preſſe verlaſſen und das voll⸗
ſtändige Werk in kürzeſter Friſt fertig werden kann.
Stuttgart und Tübingen, im Februar 1841.
Nach vollendetem Druck tritt ein erhöhter Ladenpreis ein.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
Anzeigen
der Vereins Buchhandlung in Berlin.
Bei uns find ſoeben erſchienen und durch alle Buch⸗
handlungen zu haben:
Das Nibelungenlied als Volks buch. In neuer Ver⸗
deutſchung von Heinrich Beta. Mit einem Vorwort von
F. H. v. d. Hagen. Mit funfzig Holzſchnitten von F. W.
Gubitz, und unter deſſen Leitung, nach Zeichnungen von
Holbein. Zwei Theile. (Jetzt vollſtändig.) Preis 1½ Thlr.
Friedrich der Große als Begründer von Familien-
glück. Wahre Begebenheiten in Novellen von Bertram,
E. Karoli und A. v. Sartorius. Inhalt: Die
Ehriſtbeſcherung. Von E. Karoli. — Die blecherne Doſe.
Von E. Karoli. — Der Candidat im ſiebenjährigen Kriege.
Von A. v. Sartorius. — Friedrich der Große als Ehe⸗
ſtifter. Von Bertram. — Der Fuchsberg. Von A. v. Sar⸗
torius. — Der Sterlitzen⸗See im Amte Kolbatz. Von
E. Karoli. — Vergeltung. Von E. Karoli. Preis 1½ Thlr.
121.0 des Nützlichen und IN für
1841. Herausgegeben von F. W. Gubitz. Mit mehr
als hundert Holzſchnitten, theils von Demſelben, theils unter
deſſen Leitung gefertigt. Zweite Auflage. Preis „ Thlr.
(Die e ee für 1835—40 find ebenfalls noch a / Thlr.
zu h
Deutfhe Volkslieder mit ihren Original⸗Weiſen. Nach
handſchriftlichen Quellen herausgegeben als Fortſetzung des
A. Kretzſchmer'ſchen Werkes von A. Wilh. v. Zuecal⸗
maglio. Dreizehntes und vierzehntes Heft. Jedes
Heft / Thlr.
Der junge Trommelſchläger, oder: Der gute Sohn.
Eine Geſchichte aus unſerer Zeit, für die Jugend erzählt von
Guſtav Nieritz. Zweite Auflage. Preis ½ Thlr.
Wahrheit und Züge, Zur Belehrung und Unterhaltung
für die Jugend erzählt von Guſtav Nieritz. Zweite
Auflage. Preis / Thlr.
In 6ter Auflage iſt erſchienen und dun alle Buch⸗
handlungen zu haben:
Anleitung 5
zu der natuͤrlichſten und leichteſten Art
Pferde ab zu richten.
Zudwi ünersdorf.
Nebst 1 0 Anhan
wie die Anleitung auf die Abrichtung BAR Cavalerie⸗
pferdes und den gemeinen Reiter anzuwenden iſt.
bote Auflage. 8. Kaſſel. J. C. Krieger's Ver⸗
lagsbuchhandlung. 1840. Mit Titelkupfer. 29 Bogen.
Preis 1, Thlr.
Nach der Ausſage eines Sachkenners, dem dieſe neue Auf⸗
lage zur Bearbeitung über cba wurde, ift das Werk jo voll:
kommen und trefflich, aß er an dem Weſen deſſelben
durchgus nichts zu verbeſſern fand. Man hat deshalb
nur in der Orthographie einige veraltete Ausdrücke verändert
und dem Außern eine elegantere, zeitgemäße Geſtalt gegeben,
durch welche es vor den frühern Auflagen ſich vorkpendaft
auszeichnet.
Druck und Verlag von 5 A. Brockhaus in Leipzig.
Das Ganze wird in 12 Lieferungen
4
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. X.
eſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
5 riſche e end und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Ngr.
Bericht
uͤber die
Verlagsunter nehmungen für 1841
von
F. A. Brockhaus in Leipzig.
Die mit * bezeichneten Artikel werden beſtimmt im Laufe des Jahres fertig; von den übrigen iſt die Erſcheinung ungewiſſer.
(Fortſetzung
III. An neuen Auflagen und Neuigkeiten erſcheint:
25. Antike Bildwerke, gesammelt und herausgegeben von
Dr. Ed. Braun. Marmorwerke. Decade 1 u. 2. Kl. Folio,
26. Bericht vom Jahre 1841 an die Mitglieder der Deutſchen
Geſellſchaft zu Erforſchung vaterländifcher Sprache und Alter—
thuͤmer in Leipzig. Herausgegeben von Karl Aug. Eſpe.
Gr. 8. Geh. 5
Die Berichte vom Jahre 1885 — 40 koſten jeder „2 Thlr.
27. Berthold (Franz), Geſammelte Novellen, herausgegeben
von Ludwig Tieck. Erſter und zweiter Theil. 8. Geh.
Außer einigen der beſten ſchon gedruckten Arbeiten der verſtorbenen geiſt—⸗
reichen Schriftſtellerin, wird dieſe Sammlung auch noch mehre ausgezeichnete
Novellen enthalten, die ſich in ihrem Nachlaſſe vorgefunden haben.
28. Bibliothek des Gefaͤngniß⸗ und Criminal-Beamten. Her⸗
ausgegeben von Dr. Nik. Heinr. Julius. In Heften. Gr. 8.
Dieſe Bibliothek wird aus den beſten bisher in Deutfchland nicht bekannt
ewordenen Berichten und Schriften des Auslandes Auszüge oder theilweiſe
Üderfegungen liefern, mit Zuſäßen, Grläuterungen und Anwendungen auf
unfer Vaterland, ſowie nöthigenfalls mit Abbildungen ausgeſtattet. Jeder
Band Sau in vier ſtets ein Ganzes bildenden Heften.
Von dem Herausgeber er ſchien bereits in meinem Verlage:
Nordamerikas ſittliche Zuſtände. Nach eigenen Anſchauungen in den Jahren
1834, 1835 und 1836. Zwei Bände. Mit einer Karte von Nordamerika, zwei
Muſikbeilagen und 13 lithographirten Tafeln. Gr. 8. 1839. 6 Thlr.
Die amexikaniſchen Beſſerungs⸗-Syſteme, erörtert in einem Sendſchreiben an
errn W. Crawford, General⸗Inſpector der großbritanniſchen Gefängniſſe.
r. 8. 1887. ½ Thlr. x 5
29. Brockhaus (Dr. Herm.), Über den Druck sanskriti-
scher Werke mit lateinischen Buchstaben. Ein Vorschlag.
Gr. 8, Geh. / Thlr.
30. Abhidhäna-ppadipikä. Wörterbuch der Pali- Sprache.
Herausgegeben und mit einem vollständigen Pali-Sanskrit
Index versehen von Dr. Herm. Brockhaus. Gr. 8.
*31. Prabodha Chandrodaya. System der Vedänta-
Philosophie in dramatischer Form entwickelt von Krishna
Micra. Mit den Scholien des Räma Däsa herausge-
geben und übersetzt von Dr. Herm. Brockhaus. Gr. 8.
Bereits 1835 erſchien bei mir der Sanskrittext davon als erſtes Heft
1 Thlr.). Die Scholien und die Überſetzung werden auch als zweites Heft
leſer Ausgabe beſonders erſcheinen, und diefem Hefte wird dann ein neuer
Titel für das Ganze beigefügt werden. e
32. Sammlung orientalischer Märchen, Erzählungen und Fa-
beln, herausgegeben von Dr. Herm. Brockhaus. Er-
stes und zweites Bändchen. — A. u. d. Titel: Katha
sarit sägara, Die Märchensammlung des Somadeva Bhatta
aus Kaschmir. Buch I—VI, Aus dem Sanskrit übersetzt.
Gr. 12. Geh.
Das erſte bis ſechste Buch dieſer Märchenſammlung erſchien 1839 bei mir
im Sanskrittext und in deutſcher Überſezung (8 Thlr.).
Früher erſchien von dem Herausgeber bei mir:
Gründung der Stadt Pataliputra und Geschichte der Upakosa.
Fragmente aus der Kathä Sarit Sägara des Soma Deva. Sanskrit
und deutsch von H. Brockhaus, Gr, 8. 1835. % Thlr.
a us Nr. IX.)
33. Burton (Thomas Fowell), Der afrikaniſche Sflas
venhandel und die Mittel zu deſſen Abſchaffung. Nach der
zweiten verbeſſerten und vermehrten Auflage aus dem Eng⸗
liſchen überfegt. Nebſt einer Einleitung von Prof. Karl
Ritter in Berlin. Mit einer Karte. Gr. 8. Geh.
Dieſe Überſezung wird auf Koſten der Geſellſchaft für die Ausrottung des
Sklavenhandels und die Givilifation Afrikas erſcheinen und zu einem ſehr bil
ligen Preiſe verkauft werden.
34. Czaykowski (Michael), Wernyhora, der Seher im
Grenzlande. Geſchichtliche Erzaͤhlung. Zwei Theile. Gr. 12.
Geh.
35. Dante Alighieri's, Neues Leben. überſetzt und erläu⸗
tert von Karl Foͤrſter. Gr. 12. Geh.
36. Dante Alighieri's lyriſche Gedichte. Italieniſch und
deutſch herausgegeben von Karl Ludw. Kannegießer.
Zweite, verbeſſerte Auflage. Gr. 12. Geh.]
Früher erſchien in meinem Verlage: f
Die göttliche Komödie des Dante Alighieri. Überfept und erklärt
von K L. Kannegießer. Dritte, fehr veränderte Xuflage. Drei Theile.
Mit Dante's Bildniß und geometriſchen Plänen der Hölle, des Fegefeuers und
des Paradicſes. Gr. 8. 1852. Bisher 3 Thlr. Jetzt für 1½ Thlr.
Francesco Petrarca's ſämmtliche Canzonen, Sonette, Ballaten
nd Triumphe. Üderſetzt und mit erläuternden Anmerkungen begleitet von
„Förſter. Zweite, verbeſſerte Auflage. Gr. 8. 1833. Bisher 2¼ Thlr.
ett für 1½ Thlr. N
Torguato Zaffo’s DBefreites Serufalem. Überſetzt von K. Streck⸗
uß. Zweite, verbefferte Auflage. Zwei Bände. Gr. 12. 1835. Bisher
2 Thlr. Sest für 1 Thlr. 5
(Von der erften Auflage dieſer Überfegung, mit gegenüberſtehen⸗
J. bir. e find noch einige Gremplare vorräthig, die ich für
r. erlaffe,
1 Wer dieſe drei Werke, die Im Ladenpreiſe 7½ Thlr., im herabgeſetzten
Preiſe 3% Thlr. koſten, zuſammennimmt, erhält ſie für drei Thaler,
37. Ersch (Joh. Sam.), Handbuch der deutschen Litera-
tur seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis auf
die neueste Zeit. Systematisch bearbeitet und mit den nö-
thigen Registern versehen. Dritte Ausgabe, besorgt von
Dr. Ch. Ant. Geissler. In 18 Abtheilungen, Gr. 8.
Dieſe neue Bearbeitung des ausgezeichneten Werks fol in folgenden 18 Ab⸗
theilungen erſcheinen, deren jede bis zu der neueſten Zeit fortgeführt wird:
1. Philologie; 2. Philoſophiez 3 Pädagogik; 4. Katholiſche Theologie, mit
Einſchluß der griechiſchen als Anhang; 5. Proteſtantiſche Theologie, mit
Einſchluß der jüdiſchen als Anhang; 6. Jurisprudenz; 7. Politik und Ka⸗
meralwiſſenſchaften; 8. Plaftifche Künſte; 9, Aſthetik und fchöne Redekünſte;
10. Mujit mit Einſchluß der Tanz⸗ und Schauſpielkunſf; 11. Medicin;
12. Mathematik; 13. Naturkunde; 14. Gewerbskunde, mit Einschluß der zeit⸗
vertreibenden Künſte; 15. Kriegskunſt und Gymnaſtik; 16. Hiſtoriſche Hulfe=
wiſſenſchaften; 17. Geſchichte; 18. Vermiſchte Schriften. AN
Es wird jede Abtheilung in ſich abgeſchloſſen und mit vollſtändigen Regl⸗
ſtern verſehen. Erſch's Syſtem wird im Weſentlichen beibehalten, aber es
werden hace Verbeſſerungen hinſichtlich der Regiſter ꝛc. en werden.
air 1055 Ming der Philologie wird zunächſt und vielleicht noch in dieſem
Jahr erſcheinen.
Die zweite Ausgabe von Erſch's Handbuch (4 Bände in 8 Abtheilungen,
1822—40) koſtet im herabgeſeßten Preiſe auf Drudpapier 6 Thlr.,
auf Schreibpapier 8 Thlr., auf Schreibpapfer in 4. 12 Thlr. Von
den frühern Abthellungen, jede von einem in feinem Fache ausgezeichneten
K.
J
f
Manne dis auf die Zeit des Erſcheinens fortgeſeßt, werden dle nachſtehenden
ebenfalls zu den demerkten ermäßigten Preiſen erlaſſen:
Philologie, Philosophie und Pädagogik, von E. G. 4. Böckel. 1822.
(1% Thir.) Jetzt ½% Thlr. Theologie, von E. G. A. Böckel. 1822.
(1% Thlr.) Jetzt ½ Thlr. Jurisprudenz und Politik, von J. Ch.
Koppe. 1823. (1%, Thlr.) Jetzt % Thlr. Medicin, von F. A. B.
Pu . 1822. (1% Thlr.) Jetzt % Thlr. Mathematik, Natur-
und Gewerbskunde, von Fr. W. Schweigger - Seidel. 188.
(4 Thlr.) Jetzt 1% Thir. Geschichte und Hülfswissegschaſten. 1827.
(34 Thlr.) Jetzt 1½ Talr. — Die „Literatur der vermischten Schril-
ten“, von Ch. Ant. Geissler (1857), kostet % Thlr.; die „Literatur
det schönen Künste“, von J. K. A. Reseund Ch. Ant. Geissler
bis 1830 fortgeführt (1840), 3½ Thir.
388. Forſter (Georg), Geſammelte Schriften. Von der Fa⸗
milie herausgegeben und mit einer Einleitung begleitet von
G. G. Gervinus. Acht bis neun Baͤndchen. Gr. 12. Geh.
Das Nähere über dieſe erſte vollſtändige Ausgabe der Werke eines unſerer
beften Schriftſteller wird nächſtens bekannt gemacht werden.
39. Friede und Streit, oder einige Scenen in Norwegen. Eine
Erzählung von der Verfaſſerin der Skizzen aus dem Alltags⸗
leben. 8. Geh. s
40. Nina. Ein Roman von der Verfafferin der Skizzen aus
dem Alltagsleben. Zwei Theile. 8. Geh.
Vergl. Nr. 19.
„41. Gervais (E.), Politiſche Geſchichte Deutſchlands unter
der Regierung der Kaiſer Heinrich V. und Lothar III. Zwei
Theile. Gr. 8.
„42. Vater Gleim's Zeitgedichte von 1789 - 1803. Erſte
Originalausgabe aus des Dichters Handſchriften durch Wil⸗
helm Korte. Mit einem Facſimile von Gleim's Handſchrift.
12. Geh.
Dieſe Ben noch ungedruckter Gedichte bildet auch den achten Band
von J. W. L. Gleim's ſämmtlichen Werken, herausgegeben von W. Körte
(7 Bände, 181113).
43. Gobee (Dr. Karl), Die sogenaunte ägyptisch-conta-
giöse Augenentzündung mit besonderer Hinweisung auf
ein neues Curverfahren. Gr. 8. Geh. ½ Thlr.
„44. Gomes (Soäo Baptiſta), Ignez de Caſtro. Brauer:
ſpiel in fuͤnf Aufzuͤgen. Nach der ſiebenten verbeſſerten Auf⸗
lage der portugieſiſchen Urſchrift überfegt: von Alexander
Wittich. Mit geſchichtlicher Einleitung und einer vergleichen⸗
den Kritik der verſchiedenen Ignez⸗Tragoͤdien. Gr. 12. Geh.
„45. Erinnerungen aus Griechenland. Zwei Theile. Gr. 12.
Geh.
„46. Herold (Georg Eduard), Die Rechte der Hand⸗
werker und ihrer Innungen. Nach den im Koͤnigreiche Sach⸗
fen gültigen Geſetzen zuſammengeſtellt. Zweite vermehrte
und verbeſſerte Auflage. Gr. 8. Geh. 1 Thlr.
47. Ikonographische Darstellung der Beinbrüche und Ver-
renkungen in ihrem anatomisch-pathologischen und thera-
peutischen Verhältnisse unter Mitwirkung des Geh. Med.-
Rath Prof. Dr. Kluge bearbeitet und herausgegeben von
Dr. Friedr. Jak. Behrend. Gegen 30 Tafeln Abbil-
m gen mit Text. In Lieferungen. Grossfolio.
Vergl. Nr
gl. Nr. 15.
48. Indiſche Gedichte in deutſchen Nachbildungen von Albert
Hoefer. Erſte Leſe. Gr. 12. Geh. 1 Thlr.
(Der Beſchluß folgt.)
Im Verlag von Ebner und Seubert in Stuttgart
tft ſoeben erfchienen und in allen Buchhandlungen vorräthig:
Die achtzehnte Verſammlung
deutſcher a
Naturforſcher und Arzte.
Reiſeerinnerungen
von
Dr. C. Aösch.
Mit dem Vortrag des Verfaſſers über
CTretinismus und angeborenen Blöbſinn.
In Umſchlag geheftet. Preis 1 Fl. 12 Kr., odek / Thlr.
Der Herr Verfaſſer übergibt hiermit dem Publieum eine
lebendige Schilderung des Lebens und Treibens der Naturfor⸗
ſcher in Erlangen und feines Antheils an demſelben. Er hat
als Arzt die mediciniſchen Sitzungen und Verhandlungen aus⸗
führlicher mitgetheilt, die Vorträge in den übrigen Sertionen
jedoch ebenfalls genannt und über die in den allgemeinen Sitzun⸗
gen gehaltenen Vorträge mehr oder minder ausführlichen Be⸗
richt erſtattet. Die eigenen Vorträge des Herrn Verfaſſers,
beſonders derjenige über Eretinismus und angeborenen
Blödſinn, der die allgemeinfte Anerkennung fand, find ohne
Abkürzung mitgetheilt.
In der Hinrichs'ſchen Buchhandlung in Leipzig er⸗
ſchien ſoeben und iſt zu haben: 5 se
; Preusker, Ritter Karl,
Blicke in die vaterlaͤndiſche Vorzeit;
Sitten, Sagen, Bauwerke und Geraͤthe,
zur Erlaͤuterung des oͤffentlichen und haͤuslichen Volks⸗
lebens im heidniſchen Alterthume und chriſtlichen Mittel⸗
alter der ſaͤchſiſchen und angrenzenden Lande. Fuͤr ge⸗
bildete Leſer aller Staͤnde. Iſtes Baͤndchen mit
130 Abbildungen. Ler.⸗S. Geh. 1 Thlr.
Rudolphi, Dr. Aug.,
e.
Anſchauliche Belehrungen uͤber die Natur
nach
ihrer zeitgemaͤßen Entwickelung.
Lehr- und Leſebuch für Schule und Haus. Iſter Theil.
Fruͤhling. Gr. 8. 1½ Thlr. Subſeriptions⸗Preis
fuͤr alle 4 Baͤnde 4 Thlr.
über beide ſehr intereſſante Werke gibt ein ausführlicher,
in allen Buchhandlungen zu habender Proſpect Auskunft. Sie
verdienen Beachtung.
In unserm Verlage erschien soeben und ist in allen
Buchhandlungen zu erhalten;
SCIENCE DES FINANGES,
exposee
theoriquement et pratiquement,
! et expliqude
par des exemples tires de Phistoire finaneiere mo-
derne des etais de l'Europe.
Ouvrage traduit de Lallemand
d
Mr. de "Jacob,
conseiller d’etat,
Par
HENRI JOUFFROY:
2 vols. In- 8, 5 Thlr.,
CATECHISUE DE, DROIT NATUREL,
des etudiants en droit.
Publie a
„ Par
Henri Joukkroy.
I vol. In- 8. 1 Thlr.
Leipzig, im März 1841.
Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung für deutsche und ausländische Literatur.
(4 Paris: mme maison, Rue Richelieu No. 60.)
In Unterzeichnetem ist soeben erschienen und an alle Buchhandlungen versandt worden:
ALLGEMEINE
PHONOLOGIE,
ODER
NATÜRLICHE GRAMMATIK
NSS SARASZB,
Mit specieller Anwendung
auf das Hebräische, Griechische, Lateinische, Italienische, Französische, Englische,
Deutsche, und die resp. alten und neuen Mundarten.
Von Max Wocher,
Th, Lic., Professor und Konviktsvorstand in Ehingen an der Donau,
Gr. 8. Preis 4 El., oder 2‘, Thlr.
Inhalts - Übersicht.
Einleitendes. $$, I fig. I. Abtheilung. Von der organischen Lautbildung im Allgemeinen. I. Abschnitt.
Die Lautgeseize, $. 3, Euphonie, das Grundprineip. Erstes Hauptgeselz. Buphonie für das Sprachorgan. $$. 4—9,
Besondere Lautgesetze. $. 10. Zweites Haupigeselg. Euphonie für das Ohr. $. II. Das Musikalische im Symphonismus
der Sprache. II. Abschnitt. Allyemeine Anwendung auf Aussprache und Lautgestaltung, $. 12. Symphonische Gliede-
rung der Silbenordnung. (Silbenabtheilung.) F. 13. Die feinern Unterschiede der Vokalaussprache durch Symphonie zu
ermitteln. $, 14. Gibt es ursprüngliche Vokale? FS. 15. Lautwandel je nach Symphonie, F. 16. Weitere Einflüsse der
Symphonie: A) in Beziehung auf Silbenquantität. $$. 17—22. ) Symphonie im Accent. F. 23. Einheit von Quantität
und Accent in der Aussprache, die Bedingung des Wohllauts. $. 24. Gibt es Ausnahmen? II. Abtheilung. Das We-
ben des Sprachgeistes in Entwickelung und Ausbildung des Sprachorganismus. I. Abschnitt. Das logische Element in
der Gestaltung des phonetischen. $. 25. Betrachtung des Sprachvermögens in Beziehung auf die intellektuelle Technik der
Sprachen, I. Kapitel. Entstehung der Flexion. $$. 26 — 34. Artikel und Genus. Verhältniss der Genera. Deklina-
tion und deren Gliederung u. s. W. II. Kapitel, Entstehung der Rektion. $$. 35 — 38. Phonetische Gestaltung der
Rektion; symphonische Ausbildung der Kasusformen u. 8. W. III. Kapitel. Organische Gestaltung aller Bestandtheile
eines Satzes. $. 39. a) Symphonie in der Kongruenz von Genus-, Personal-, Numerus- und Kasusformen im Satze,
$. 39 b) Das Verbum als Ergänzung eines andern Verbalbegriffes im Satze. F. 40. Casus absoluti. $. 41. Consecutio
temporum et modorum. $. 42. Symphonische Wirkung der Partikeln. $. 43. Komposition nach ihren logischen und pho-
netischen Momenten betrachtet. $. 44. Schlussbemerkungen: Über Entstehung der grammatischen Suffixe, II. Ab-
schnitt. Relatives Übergewicht des phonetischen Elements über die Sprachform. I. Kapitel. Symphonische Eigenthüm-
lichkeit eines jeden Sprachorganismus. F. 45. Organische Ineinsbildung jeder Sprache und Mundart, F. 46. Behandlung
der fremden Wörter. $$. 47—52. Die Mundarten. $. 53. Das Eigenthümliche der Schriftsprache. (Leitende Grund-
sätze.) II. Kapitel. Fermittelung der Euphonie durch verschiedene Flexion und Konstruktion. $$. 54—63. Formen-
wechsel im Hebräischen, Griechischen, Lateinischen, Italienischen, Französischen, Englischen und Deutschen. $. 64. Wort-
stellung. Eigenthümliche Gebundenheit derselben nach logischen und phonetischen Momenten. F. 65. Fortsetzung: Wech-
sel der Wortstellung nach Symphonie. §. 66. Einwirkung des phonetischen Elements auf die logische Technik der Sprach-
form. III. Abschnitt. Inniges Verhältniss des phonetischen und logischen Elements in der Gesammientwickelung der
Sprache. I. Kapitel. Unmittelbare Betrachtung dieses Verhältnisses. $. 67. Das Onomatopoetische oder Symbolische
des Lautes. H. 68. Die Principien der Bewegung und der Stetigkeit. §. 69. Inniges Verhältniss des phonetischen und
logischen Elements, II. Kapitel. Geschichtliche Veranschaulichung des innigen Verhältnisses im Entwickelungsgang der
Sprachen, $. 70. Das Hebräische, im Verhältniss zu den Dialekten. F. TI, Das Altgriechische. $. 72. Das Neugrie-
chische. $. 73 fig. Das Lateinische, mit Rücksicht auf seine älteste Gestalt. $$. 75— 77. Das Italienische, Französische,
Englische. § 78. Das Deutsche. Gothisch. $. 79. Altdeutsch; Mittel- und Neuhochdeutsch. F. 80. Rückblick und
Schlussbemerkungen. Beilagen; S. 501 — 512. l
Mottos: „Wer nichte auf wahrnehmungen hält, die mit ihrer factischen gewissheit anfangs
aller theorie spotten, wird dem unergründlichen sprachgeiste nie näher treten.“
J. Grimm.
„Eine Sprache kann unter keiner Bedingung wie eine abgestorbene Pflanze erforscht
werden. Sprache und Leben sind unzertrennliche Begriffe, und die Erlernung ist in
diesem Gebiete nur Wiedererzeugung. M. v. Humboldt.
Durch treue und sorgfältige Naturbelauschung ist es dem Herrn Verfasser gelungen, die einfachen grossen
Gesetze zu ermitteln, die allem organischen Bilden und Gestalten des Sprachgeistes zu Grund liegen, und auf unver-
suchten Wegen Resultate zu gewinnen, die sowol durch und durch praktisch, als auch theoretisch für die tiefere, wissen-
schaftliche Sprachkunde manche Räthsel zu lösen geeignet sind. Was man sonst bei den Regeln der Grammatik nur als
Willkür des Sprachgebrauchs, nur als zufällig Gegebenes zu betrachten versucht wird, das erscheint im Zusammenhang
des hier dargelegten Systems (welches eben die einfachste und tiefste Grundlage alles rationellen Sprachstudiums ist) als
tiefbegründet, als lautere Gesetzmässigkeit. — Übrigens möchte das Buch nicht blos dem Gelehrten vom Fach gewidmet
sein, sondern auch jedem Freunde anziehender, gründlicher Sprachstudien. Kenner und Liebhaber der alten und neuern
Sprachen wird es namentlich anziehen, dass auch die Feinheiten des Styls, und mit den Mundarten auch die geschicht-
liche Entwickelung derselben (beim Deutschen, auch das Gothische, Altdeutsche) zur Besprechung kam.
Stuttgart und Tübingen, im Februar 1841, J. G. Cotta'scher Verlag.
Balzae’s neueſter Roman.
Soeben hat die Preſſe verlaſſen:
Eine dunkle Begebenheit.
Balzac's neueſtem Romane „Une tenebreuse affaire“
nacherzaͤhlt von G. eg, 2 Bände, Elegant geheftet.
2 Thlr.
Dieſe neueſte Schöpfung Balzac's, die ſich noch nicht im
franzöſiſchen Buchhandel befindet, erzählt auf das ſpannendſte
eine Epiſode aus der franzöſiſchen Revolution zur Zeit des erſten
Conſuls.
Hamburg, den 12. März 1841.
Herold'ſche Buchhandlung.
In Unterzeichnetem find ſoeben erſchienen und durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
Außeichnungen
eines
nachgeborenen Prinzen
aus der
nachgelaſſenen franzoͤſiſchen Handſchrift
uͤberſetzt von
G. G. v. R.
Gr. 8. In Umſchlag broſch. Preis 3 Fl., oder 1% Thlr.
Inhalt: 1. Die regierenden Familien. 2. Antritt der Re⸗
glerung. 3. Die Liebe des Volks. 4. Die ffentlihe Meinung.
5. Humanitaͤt. 6. Die Tageblaͤtter. 7. Die Freiheit. 8. Die Werk⸗
zeuge der Herrſchaft. 9. Außeres Erſcheinen der Regierung. 10. Die
Kunſt, ſich durch Wohlthun beliebt zu machen. 11. Sorge für das
Wohlergehen des Volks. 12. Erhalten und Erneuern. 13. Nach⸗
ahmung und Originalitaͤt. 14. Wahl der Werkzeuge. 15. Einfluß
der Wohnung auf den Volkscharakter. 16. Die Statiſtik. 17. Die
Zeit. 18. Vertrauen auf die Zukunft. 19. Erziehung und Unterricht.
20. Realismus und Formalismus. 21. Kraͤftigung des Volks.
22. Beförderung der Geiſtesbildung. 23. Pflege der ſchoͤnen Künfte,
24. Beförderung des Kunſtfleißes. 25. Geheime Geſellſchaften.
26. Von den Religionen uͤberhaupt. 27. Die evangeliſchen Kirchen.
28. Die römifch:Eatholifhe Kirche. 29. Nachbarlichkeit. 30. Die
Grenzen. 31. Colonien. 32. Die Gemeinden. 33. Geſchichtliche
Grundlagen. 34. Verbindungsmittel. 35. Der Adel. 36. Ritteror⸗
den. 37. Der Hof. 38. Unbeſchraͤnkte Herrſchaft. 39. Verfaſſungsmaͤ⸗
ßige Herrſchaft. 40. Die Voͤlker. 41. Die bewaffnete Macht. 42. Aus⸗
waͤrtige Angelegenheiten. 43. Rechtspflege. 44. Geſetzgebung. 45. Fir
nanzen. 46. Handel und Verkehr. 47. Austauſch der Gedanken.
48. Fortleitung der Ideen. 49. Die Ehe. 50. Kloͤſter. 51. Sitt⸗
lichkeit. 52. Schnell erworbener Reichthum. 53. Iſt eine National⸗
tracht moglich! 54. Von Etwas, was überall fehlt, 55. Vorher⸗
ſagungen.
Die Erfahrungen und Ergebniſſe eines langen und ſehr
bewegten Lebens ſind in dieſer Schrift in der Weiſe zwangloſer
Beſprechung niedergelegt. Sie umfaſſen, wie die Inhaltsan⸗
zeige ausweiſt, die wichtigſten Gegenſtaͤnde des öffentlichen Les
bens, und wenn die Herausgeber den Titel: Das Buch vom
Fürften des 19ten Jahrhunderts, nicht wählten, fo
geſchah es lediglich, weil hier die dogmatiſche Behandlung
Macchiavell's vermieden wurde, und über die durchgeführte
Richtung dieſer Schrift — Vermittlung des Beſtehenden mit
den Bedürfniſſen der Zeit — leicht Misverſtaͤndniſſe hätten ent⸗
ſtehen koͤnnen.
Stuttgart und Tübingen, im Maͤrz 1841.
J. G. Cotta'ſcher Verlag.
In der Eten Ausgabe iſt erſchienen und durch alle Buchhand⸗
lungen zu haben:
Hand buch
der allgemeinen
at hol og ie
zum Gebrauche bei feinen Vorleſungen
von
Dr. J. W. H. Conradi,
kon. Hofr. u. Prof. zu Göttingen.
6te verbeſſerte Ausgabe. Gr. 8. Kaſſel. J. E. Krie⸗
ger's Verlagshandlung. 1841. (25% Bogen.)
Preis 2 Thlr. f
Nicht blos in den nächſten Kreiſen des Herrn Verfaſſers,
ſondern auch außerhalb hat dieſes Handbuch zahlreiche Leſer
gefunden und das Aufeinanderfolgen von ſechs Auflagen ſchon
zeugt für ſeine hohe Brauchbarkeit. n
Dieſe neue Ausgabe iſt vom Herrn Verfaſſer mit vielem:
Fleiße wieder durchgeſehen und weſentlich verbeſſert worden.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Iſis. Eneyklopaͤdiſche Zeitſchrift, vorzuͤglich für Natur:
geſchichte, Anatomie und Phyſiologie. Von Oken.
Jahrgang 1840. Zehntes Heft. — Jahrgang 1841.
Zweites Heft. Gr. 4. Preis des Jahrgangs von
12 Heften mit Kupfern 8 Thlr.
Allgemeine medicinische Zeitung.
Herausgegeben von Dr. Marl Pabst. Jahr-
gang 1838. Monat November, oder Nr. 88 — 95.
Gr. 4. Preis des Jahrgangs 6% Thlr.
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
E. G. Gersdorf. 1840. Sechsundzwanzig-
sten Bandes fünftes Heft. (Nr. XXIII.) — 1841.
Siebenundzwanzigsten Bandes drittes Heft. (Nr. III.)
Gr. 8. Preis eines Bandes 3 Thlr. e r
Allgemeine Bibliographie für
Deutschland. Jahrgang 1841. Monat März,
oder Nr. 10 — 13, und Bibliographischer Anzeiger:
Nr. 10 — 13. Gr. 8. Preis des Jahrgangs 2 Thlr.
Leipzig, im April 1841,
F. A. Brockhaus.
Zum Artikel Ludwig Leſſing im Converſations-Lexikon der Gegenwart.
Aus der „Actenmaͤßigen Darſtellung der uͤber die Ermordung des Studenten L. Leſſing gefuͤhrten Unterſuchung“,
von Dr. J. Schauberg, iſt in dem bemerkten Artikel eine Herrn J. H. Garnier betreffende Stelle (Bd. 3, S. 287)
aufgenommen worden.
Spätere Aufklaͤrungen aus dritter Hand geben indeſſen die Gewißheit, daß Herr Garnier nicht
daran gedacht, ſeine politiſche Überzeugung irgendwie verkaufen zu wollen; daß er vielmehr der Sache, der er ſich
gewidmet, zwar mitunter in etwas auffallend erſcheinender Weiſe, jedoch ſtets in gutem Glauben zu dienen bemüht
der Verfaſſer des betreffenden Artikels.
Drud und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
war. Mit Freuden erklaͤrt dies
1841. Nr. XI.
Bitfer Eiterotiſche Anzeiger wird den bei F. u. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriſten: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
an oder deren Raum 2½ Nor.
Verzeichniss der Vorlesungen,
a welche
an der koͤniglich bairiſchen Friedrich-Alexan—
ders-Univerfität zu Erlangen
im Sommer: Semefter 1841 gehalten werden follen.
Der gefegliche Anfang derſelben iſt der 19. April.
Theologiſche Facultät.
Dr. Kaiſer: Übungen des exegetiſchen Seminarjums der
alt⸗ und neuteſtamentlichen Abtheilung, theologiſche Moral,
Petriniſche und Johanniſche Briefe, Pfalmen. — Dr. Engels
hardt: Übungen des kirchenhiſtoriſchen Seminariums, Dog⸗
mengeſchichte. — Dr. Höfling: Übungen des homiletiſchen
und katechetiſchen Seminariums und Theorie des chriſtlichen Cul⸗
tus mit beſonderer Rückſichtnatzme auf kirchliche Archäologie. —
Dr. Harleß: Evangelium Johannis, chriſtliche Ethik. —
Dr. Ranke: bibliſche Theologie, Pentateuch, Converſatorium
über den Pentateuch. — Dr. Krafft: den andern Theil der
Dogmatik. — Dr. von Ammon: Paſtoral⸗Inſtitut, kirchliche
Archäologie, Symbolik und Polemik. — Dr. Hofmann:
Lehrinhalt des Alten Teſtaments, neuteſtamentliche Geſchichte.—
Dr. Wiener: Brief an die Römer, über Altes Teſtament und
Prophetenthum. — Dr. Thierſch: die erſten ſechs Jahrhun⸗
derte der Kirchengeſchichte, Brief an die Galater in lateiniſcher
Sprache. +
1 der Aufficht und Leitung des königlichen Ephorus
werden die angeſtellten vier Repetenten wiſſenſchaftliche Repe⸗
-titorien und Converſatorien in lateiniſcher Sprache für die Theo:
logie Studirenden in vier Jahreseurſen halten.
Juriſtiſche Facultät.
Dr. Bucher: Pandektenrecht und ein Converſatorium. —
a ut
Dr. Schmidtlein: Criminalproceß, ausgewählte Lehren des
Feuerbach: Lehenrecht,
— Dr. Schelling: juriſtiſche
Criminalrechts und Proceſſes. — Dr.
Handels- und Wechſelrecht. \ j
Eneyklopädie, Philoſophie des Rechts, Theorie der ſummariſchen
Proceſſe incl, des Concursproceſſes, Repetitorſum über Theorie
des ordentlichen Civilproceſſes. — Dr. von Scheurk: ausge:
wählte Stellen des Corpus juris civilis, bairiſches Staats⸗
recht,
Kirchenrecht. e
Metdieiniſche Facultät.
Dr. Henke: Eramindtorium in lateiniſcher Sprache über
cielle Pathologie und Therapie, gerichtliche Medicin, prak⸗
tiſche Übungen in der medieiniſchen Krankenhaus- und Poli⸗
klinik, ſpecielle Pathologie und Therapie der Weiber⸗ und Kin⸗
derkrankheiten. — Dr. Fleiſchmann: Examinatorium über
anatomiſche und phyſiologiſche Gegenſtände, allgemeine menſch⸗
liche Anatomie und Phyſiologie. — Dr. Koch: Botanik, botaniſche
Excurſionen, Cultur der Obſtbäume. — Dr. Leupoldt: all⸗
gemeine Pathologie und Therapie, Pſychiatrie. — Dr. Roß⸗
hirt: Examinatorjum über Geburtskunde, theoretiſche und prak⸗
tiſche Geburtskunde, geburtshülfliche Klinik. — Dr. von Sie⸗
bold: Zoologie, vergleichende Anatomie, Demonſtrationen in
deutſches Bundesrecht und europäiſches Völkerrecht,
der zoologiſchen Sammlung. — Dr. Trott: Arzneimittellehre
in Verbindung mit der pharmaceutiſchen Waarenkunde, Receptir⸗
kunſt. — Dr. Fleiſchmann: Hiſtologje, Angiologie und
Neurologie, chirurgiſche Anatomie und Repetitorium über Ana⸗
tomie und Phyſiologie. — Dr. Ried: die neuern diagnoſtiſchen
Hülfsmittel in Medicin und Chirurgie, Operations- und Ver⸗
bandlehre. — Dr. Will: Einleitung zu der Naturgeſchichte des
Thierreiches, Abtheilungen aus der Anatomie und Phyſiologie
der Pflanzen, Anleitung zu zootomiſchen Selbſtübungen.
Philoſophiſche Faeultät.
Dr. Harl: Finanzwiſſenſchaft und Staatsrechnungskunde,
Staatswirthſchaft, Policeiwiſſenſchaft und Policeirecht, Conver⸗
fatorium über Policei, Nationalökonomie und Finanzwiſſen⸗
ſchaft. — Dr. Köppen: Geſchichte der franzöſiſchen Revolution,
praktiſche Philoſophie, Geſchichte der Philoſophie. — Dr. Kaſt⸗
ner: eneyklopädiſche Überficht der geſammten Naturwiſſenſchaft,
Meteorologie nach feinem Handbuche der Meteorologie, Expe⸗
rimentalphyſik, analytiſche Chemie, Verein für Phyſik und Che⸗
mie. — Dr. Böttiger: den allgemeinen Theil der Statiſtik,
den zweiten Theil der allgemeinen Geſchichte, Geſchichte und
Statiſtik des Königreichs Baiern. — Dr. Rückert: arabiſche
Grammatik, Sanskrit⸗Grammatik und Erklärung eines Schrift⸗
ſtellers. — Dr. Döderlein: übungen des k. philologiſchen
Seminars, auserwählte Stücke des Thucidides, griechiſche Al⸗
terthümer. — Dr. von Raumer: Mineralogie, Geſchichte der
Pädagogik, Kryſtallkunde. — Dr. Kopp. Geſchichte der lite⸗
rariſchen Cultur in Griechenland und dem römiſchen Reich, ſeit
Alexander von Matedonien bis zur Einnahme Konſtantinopels
1453 durch die Osmanen, Platonis Philebus oder Parmenides,
Cicero de fato. — Dr. von Staudt: Elementarmathematik,
Aſtronomie. — Dr. Fabri: Technologie, mit Excurſionen zur
Beſichtigung der vorzüglichſten Werkftätten der Stadt und Um⸗
gegend, Civilbaukunſt, Eneyklopädie der Kameralwiſſenſchaften.
— Dr. Drechsler: Grammatik der hebräiſchen Sprache, Weiſ⸗
ſagungen des Jeſaias von Capitel 1— XII und von Capitel
XL LXVI, arabiſche Sprache. — Dr. Winterling:
Aſthetik in Verbindung mit Kunſtgeſchichte, Eigenthümlichkeit
der romaniſchen Sprachen und ihre Abſtammung von der la⸗
teiniſchen, ausgewählte Stücke aus Spenſer und Shakſpeare. —
Dr. Martius: Experimental-Pharmacie, Anweiſung die
officinellen chemiſchen Präparate auf ihre Reinheit und Güte
zu prüfen. — Dr. von Schaden: philoſophiſche Unterſuchun⸗
gen über den Bau des Himmels und die Conſtruction des Co⸗
pernikaniſchen Weltſyſtems, das Ewige und Bleibende in der
Moſaiſchen Legislation. — Dr. Heyder: philoſophiſche Ethik,
Geſchichte der neueſten Philoſophie von Kant bis Hegel,. —
Dr. von Raumer: Taciti Germania, mit beſonderer Rück⸗
ſicht auf deutſche Alterthümer.
Die Zeichenkunſt lehrt Küſter; die Tanzkunſt Hübſch;
die Fecht⸗ und Schwimmkunſt Raab.
Die Univerſitätsbitzliothek iſt jeden Tag (mit Ausnahme des
Sonnabends) von 1—2, das Leſezimmer in denſelben Stunden
und Montags und Mittwochs von 1—3, das Naturalien⸗
und Kunftcabinet Mittwochs und Sonnabends von 1— 2 uhr
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mar, I vol. In- 18. 1 hlr.
Berthet, E., L’Aveugle-ne. 1 vol. In- 18. 1 Thlr.
Bodin, Me. C., Caliste. 2 vols. In- 18. 2 Thlr.
Dumas, A., Praxede, suivi de Don Martinn de Freytas
et de Pierre le Cruel. 1 vol. In-18. 1 Thlr.
— —, La chasse au chastre. I vol. In-18. 1 Thlr.
— —, Crimes célèbres. T. I, 2. In- 18. 2 Thlr.
FH Me. L., Souvenirs d'une actrice. 2 vols. In- 18.
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Hugo, V., Le retour de l’empereur, suivi de Le Retour
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de Lavergne, A., La course au clocher. — Brancas
le reveur. I vol. In- 18. % Thlr.
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r M., Maria, roman inédit. 2 vols. In- 18.
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meinung, Me, Ch., Lucie. 1 vol. In- 18. 5, Thlr.
Sand, G., Le compagnon du tour de France. 2 vols.
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Soulie, F., Les ſorgerons. 1 vol. In- 18. 1% Thlr.
Sue, E., Mathilde. M&moires d'une jeune femme. 2 vols.
In- 18. 2/ Thlr.
— —, Le commandeur de Malte. 2 vols. In-18. 2½ Thlr.
de Suzor, P., Napoleon II, duc de Reichstadt. 3e edit,
1 vol. In- 18. 1½ Thlr.
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francais, avec des notes indicatives des lois romaines et
anciennes ordonnances on ont été puisées les lois nou-
velles. 4e édition, consid&rablement augmentée. 12 vols.
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forme la substance des actes et contrats d’apres les dis-
ositions législatives et la jurisprudence. Nouvelle édition.
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A de l’oeuf humain. 1 vol. In- 18. 9 Thlr.
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Redigirt von Major Johann Baptist Schels.
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Inhalt dieſes Heftes: ep]
I. Der Feldzug 1675 in Deutſchland. Erſter Abſchnitt. (Mon⸗
tecucoli gegen Turenne.) 5
II. Militairiſche Geſchichte des Rheins. (Fortſetzung.)
III. Nekrolog des kaiſ. koͤn. Generalmajors Johann Pietſch von
Wallishofen.
IV. Geſchichte der königl. deutſchen Legion.
V. Literatur.
VI. Neueſte Militairveränderungen.
Die ältern Jahrgänge ſind um folgende Preiſe zu
erhalten:
Die dritte Auflage der Jahrgaͤnge 1811, 1812 und 1813 in
vier Bänden vereinigt 6% Thlr.
Jeder der einzelnen Jahrgänge von 1818-39 für 6% Thlr.
Der Jahrgang 1840 koſtet 8 Thlr. 9
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gänge werden die Jahrgänge 1811, 1812 und 1813 zu 6%, Thlr.,
die übrigen aber von 1818 — 39 zu 5½½ Thlr. berechnet.
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Dilettanten herausgegeben von
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Preis des Jahrgangs 12 Thlr.
1841. März. Nr. 60 — 90.
Inhalt:
Nr. 60. Studien von K. Roſenkranz. Erſter Theil.
Von Karl Althaus. (Nr. 60 — 62.) — Die Brüderſchaft des
gemeinfen.en Lebens. Ein Beitrag zur Geſchichte der Kirche, Liz
teratur und Pädagogik des 14., 15. und 16. Jahrhunderts von
G. H. M. Delprat. Nach dem Holländiſchen bearbeitet und mit
Zuſätzen und einem Anhange verſehen von G. Mohnike. Auch
eine Gabe zur vierten Jubelfeier der Typographie. — Nr. GL,
Ein Blick in die aſcetiſche Literatur der Gegenwart. (Nr. 61, 62.)
— Mr. 62. Erinnerungen aus einer Reiſe durch das ſüdliche
Deutſchland, Oſterreich, die Schweiz, in das mittägliche Frank:
Von M. v. Haacke. — Nr. 63.
1. Weltgeſchichte in ausführlichen Biographien. Ein methodiſch⸗
geſchichtliches Leſebuch für die Jugend erſter und mittlerer Bil-
dungsſtufe. Von P. A. Dethier. Erſte Abtheilung. Zwei Bände.
2. Die Weltgeſchichte in Biographien. Von K. W. Böttiger.
Erſter bis dritter Band. Nr. 64. Eine Stimme aus
Norwegen über das deutſche Erziehungs- und Unterrichtsweſen.
Von F. M. Bugge. Erſter Artikel. (Nr. 61 — 66) — Lady
Flora Haſtings. — Ariſtipp in Hamburg und Altona. Ein Sit⸗
tergemälde neueſter Zeit. Vom Freih. E. v. Hammerſtein. —
Nr. 65. Georg Friedrich Kallenbach's neuerfundene Modelle
altdeutſcher Bauwerke. Von Wilhelm Körte. — Bitte an
die Verehrer Moſes Mendelsſohn's. — Nr. 66. Das Eigen⸗
thum im Allgemeinen und das geiſtige Eigenthum insbeſondere,
für Gelehrte und Laien, natur- und rechtsgeſchichtlich dargeſtellt
von L. Schröter. — Nr. 67. Über Goethe's Wahlverwandt⸗
ſchaften und ihre neueſten Beurtheilungen. Von CH. H. Weiße.
Erſter Artikel. (Nr. 67 — 70). — Predigerbiographien. (1. Hilmar
Ernſt Rauſchenbuſch, in feinem Leben und Wirken targeftellt
durch handſchriftliche Familien nachrichten, herausgegeben von
W. Leipoldt. 2. Rückblicke auf Amt und Leben. Vom Pfarrer
E. Montanus.) — Nr. 68. Karl Frommel's pittereskes
Italien. Nach deſſen Originalgemälden und Zeichnungen. Text
für Oberitalien von W. v. Lüdemann; für Unteritalien von
K. Witte, — Nr. 69. Abriß der Geſchichte des Mittelalters.
Lehrbuch zu Vorleſungen an Univerſitäten und obern Gymnaſial⸗
claſſen, von F. Rehm. — Nr. 70. Jahrbuch für Theater
und Theaterfreunde, herausgegeben von C. Lebrün. Erſter Jahr⸗
gang. — Nr. 71. Charikles. Bilder altgriechiſcher Sitte.
Zur genauern Kenntniß des griechiſchen Privatlebens, von W.
A. Becker. (Nr. 71 — 73.) — Aus Italien. — Nr. 72. Les
ortraits de la galerie de la presse, de la littérature, des
F ae ete. — Nr. 73. Die Leiden des raſchen Fert⸗
kommens in England ſonſt und jetzt. — Nr. 24. überſicht
der ſchwediſchen Literatur im Jahre 1840. — Nr. 75. Die
transatlantiſchen Romane und Lebensbilder des Verfaſſers der
„Transatlantiſchen Reiſeſkizzen“. Von W. Alexis. (Nr. 75— 28.)
— Die Literatur jenſeit der Pyrenäen beim letzten Jahreswech⸗
fe. — Nr. 78. 1. Allgemeines Theaterlexikon, oder Eneyklo⸗
pädie alles Wiſſenswerthen für Bühnenkünſtler, Dilettanten und
Theaterfreunde und unter Mitwirkung der ſachkundigſten Schrift⸗
ſteller Deutſchlands herausgegeben von R. Blum, K. Herloßſohn
und H. Marggraff. 2. Theaterlexikon. Herausgegeben von Ph.
J. Düringer und H. Bartels. — Nr. 79. Briefe über Zu:
ſtände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835
— 39. (Nr. 79, 80.) — Nr. 80. Der Graf von Lucanor.
Von Don Juan Manuel. Überſetzt von J. Freiherrn v. Eichen⸗
dorff. (Nr. 80, 81.) — Nr. SL. Das britiſche Reich in Oft:
indien, von M. Björnſtjerna. Aus dem Schwediſchen überſetzt.
(Nr. 81, 83.) — Rüge. — Nr. 83. Das Haus; oder Fa-
1
milienſorgen und Familienfreuden. Aus dem Schwediſchen. —
Neugriechiſches Leben, verglichen mit dem altgriechiſchen, zur
Erläuterung beider. Von E. Bybilakis. — Nr. S4. Die
franzöſiſche Revolution ein Werk des Chriſtenthums oder der
Philoſophie? (Nr. 84 — 86) — Geſchichte Karl's XII. Königs
von Schweden. Herausgegeben von Knut Lundblad. Nach dem
ſchwediſchen Original überſetzt, berichtigt und erweitert von G.
F. v. Jenſſen. Zweiter Theil. (Nr. 81 — 86.) — Nr. 82.
Kaſchmir und das Reich der Siek. Von K. Freiherrn v. Hü⸗
gel. Erſter und zweiter Band. (Nr. 87 — 89.) — Biographie
des Doctor Friedrich Wilhelm v. Hoven. Von ihm ſelbſt ge:
ſchrieben und wenige Tage vor ſeinem Tode noch beendigt,
herausgegeben von einem ſeiner Freunde und Verehrer. Mit einem
Anhange von 18 Briefen Friedrich Schiller's. — Nr. 89.
Der Tower von London. — Notiz. Von Julius Eduard
Digig. — Nr. 90. Der Carneval in Venedig. Von Hein⸗
rich Stieglitz. — Literarhiſtoriſche Notiz. Von M. Koch. —
Notizen, Miscellen, Bibliographie, Literariſche
Anzeigen ze.
Leipzig, im April 1841.
SF. A. Brockhaus.
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und iſt durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Br
ve 27 Der
Morgenländifche und Abendlaͤndiſche
Katholieismus
mehr in ſeinen innern weſentlichen als in ſeinen
Verhaͤltniſſen dargeſtellt
von
Dr. Franz von Baader.
Gr. 8. Broſch. 25 Sgr. = 1 Fl. 30 Kr.
Der rühmlichſt bekannte Verfaſſer behandelt in dieſem ge⸗
haltvollen Werkchen hauptſächlich drei gewichtige Sachen. di
erſt gibt er eine Beleuchtung des Abſolutismus der abendländi⸗
ſchen katholiſchen Kirchenverfaſſung oder den Primat und der
permanenten Synodalverfaſſung der gräco = ruſſiſchen Kirche, —
die zweite Unterſuchung gilt der Widerlegung der Idee von der
Untrennbarkeit und Identität der Papismus und Katholicismus.
Zuletzt verſucht der Verfaſſer zu zeigen, welchen Aufſchwung die
Theologie als das Wiſſen der Menſchen von göttlichen Dingen
nehmen wird, ſowie ſie von der bisher über ſie ausgeübten
Dictatur und Zunftzwang befreit ſein wird. a 791
—
Durch alle Buchhandlungen ist von uns zu beziehen :
Bigel, Dr., Manuel d’hydrosudopa-
thie, ou Traitement de maladies par l’eau
froide, la sueur, l’exercise et le régime, sui-
vant la methode employée par V. Priessnitz
a Gräfenberg. Suivi dun Memoire physiolo-
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appliquee au traitement des maladies, ou de
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Conversakions-Terikon der Gegenwart.
Ein fuͤr ſich beſtehendes und in ſich abgeſchloſſenes Werk, |
zugleich ein Supplement zur achten Auflage des Converſations⸗Lexikons,
ſowie zu jeder fruͤhern, zu allen Nachdrucken und Nachbildungen deſſelben.
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theilung des vierten Bandes.
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Jedes Heft auf Druckpapier / Thlt., auf Schreibpapier ½ Thlr., auf Velinpapier / Thlr.
Talfourd. — Taſtu (Amable). — Telegraphie, — Tellford (Thomas). — Tellkampf (Adolf). — Teſte
(Sean Baptiſte). — Theiner (Joh. Anton — Auguſtin). — Theologie. — Theremin (Ludw. Friedr. Franz). —
Theux (Barthelemy, Graf de). — Thielau (Heinr. Erdmann Aug. v.). — Thienemann (Friedr. Aug. Ludw.). —
Thiers (Louis Adolphe). — Thil (Karl Wilh. Heinr. du Bos, Freih. du). — Thilo (Joh. Karl). — Tholuck (Friedr.
Aug. Deofidus). — Thomander (Joh. Heinr.). — Thomſon (Thomas). — Thorpe (Benjamin). — Thugs. —
Ticknor (Georg). — Todesſtrafe. — Todt (Karl Gottlob). — Toelken (Ernſt Heinr.). — Töpfer G —
Toreno (Conde de). — Treviranus (Gottfried Reinhold — Ludolf Chriſtian). — Trinks (Karl Friedr.). — Fripier
(Nicolas Jean Baptiſte). — Tripolis. — Trotlope (Frances). — Trueba Coſio (Telesforo de). — Tſcharner (Joh.
Baptiſta v.). — Tunis. — Türkei. — Tweſten (Aug. Detlev Chriſtian). — Tijdeman (Henrik Willem). — Tysz⸗
kiewicz (Thaddäus). — Tyszkiewicz (Vincenz, Graf). — Uechtritz (Friedr. v.). — Ukert (Friedr. Aug.). — Uman
(Kart). — Umbreit (Friedr. Wilh. Karl). — Ungarn. — Univerſitäten. — Unterholzner (Karl Aug. Dominieus).
— Unterfuhungen, politiſche, in Deutſchland. — uſſing (Tage Algreen:). — Vaerſt (Friedr. Chriſtian
Eugen, Baron v.). — Valce (Silvain Charles, Graf). — Valentin (Gabriel Guſtav). — Van Praet (Julius)“ —
Vatke (Joh. Karl Wilh.). — Veit (Philipp). — Velazquez (Iſidro Gonzalez). — Veltheim (Werner, Graf v.). — Ver⸗
boeckhoven (Eugen). — Verantwortlichkeit der Staatsbeamten. — Vereinigte Staaten von Nordamerika.
— Verſicherungsweſen. — Verſtolk van Soelen (Jan Gijsbert, Baron). — Vietoria Alexandrina (Königin von
Großbritannien und Irland). — Viennet (Jean Pons Guillaume). — Vieuxtemps (Henri). — Vilain XIIII. —
Villanueva (Joaquin Lorenzo). — Vincent (Henry). — Vinet (Alexandre). — Virtuoſen. — Witet (Ludovic). —
Vogel (Joh. Karl Chriſtoph). — Volger (Wilh. Friedr.). — Vollgraff (Karl). — Volksbewaffnung. — Vorherr
(Joh. Mich. Chriftian Guſt.). — Wachsmalerei. — Wachsmuth (Ernſt Wilh. Gottlieb). — Wachsmuth (Jak.
Chriſtoph Friedr.). — Wachter (Ferd.). — Wackernagel (Karl Heinr. Wilh.). — Wagner (George Philipp Eberhard).
— Wagner (Joh. Jak.). — Wagner (Joh. Martin). — Wagner (Rudolf). — Wahl (Chriſtiav Abraham). —
Wahlberg (peter Fredrik). — Waldburg (Friedr. Ludw., Graf Truchſeß⸗). — Waldeck. — Walhalla. —
Wallin (Johan Olof). — Walter (Ferd.). — Wandergeſellſchaften. — Wappers (Guſt.). — Wardenb
(Guſt. Friedr.) — Warnkönig (Leopold Aug.). — Waſſereuren. — Weber (Karl Friedr.). — Weber (Wilh.
Eduard). — Weber (With. Ernſt). — Webſter (Daniel). — Wedekind (Georg Wilh., Freih. v.). — Wedel (Karl,
Graf v.). — Wedel⸗Jarlsberg (Joh. Kaspar Herm., Graf v.). — Wehner (Joh. Andreas). — Weichert (Jonathan
Aug.). — Weidig (Friedr. Ludw.). — Weinbaugeſellſchaften.
Leipzig, im April 1841. F. A. Brockhaus.
22
mt Originalgemälden von Seiten der Verlagshandlun
Für Freunde gediegener belletristischer Lite 1 5 955 be 65e e in
ratur und für Leihbibliotheken. mane, und machen es als unterhaltende und zugleich belehrende
Lecture für gebildete Männer und Frauen, für jeden Geſchichts⸗
b ) und Rechtsfreund, ja ſelbſt für Hiſtoriker vom Fach höchſt em⸗
1 II m 6 + pfehlenswerth.
Der erſte Theil iſt mit dem Portrait Grumbach 's in Stahl
Von
> . von G. Serz geſtochen, geziert, der zweite und dritte Theil
Tudwig Bechstein. mit den Portraits des Herzogs und A Herzogin zu Sachſen,
Drei Theile. Preis 6% Thlr. in Stahl geſtochen von Karl Barth. — Von dieſen drei vor
0 ausgeführten ſchönen Portraits ſind auch einzelne Ab-
Inhalt des erſten Theiles: Der Ritter und ſein Recht. treffli
s = zmeiten Theiles: Der Fuͤrſt und fein Wort. deücke auf größen Formen zu haben
; Ein: d ift à % Thlr.
=. dritten Theiles: Die Fuͤrſtin und ihre Treue. u 15 S 4 I l.
Der Fleiß und die in dieſem Werke nledergelegte unverletzte . 8 14 n
geſchichtliche Wahrheit von Seiten des Verfaſſers und die Ele⸗ Hildburghauſen, im Merl. 7189
ganz der Ausſtattung in Verbindung mit drei koſtbaren Stahl⸗ J. Kesselring ſche Hofbuchhandlung.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
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aA
ariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XII.
Eiterariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
„Diefer en ueeen (tung und 'Ifis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zelle
oder deren Raum 274 Ngr.
131 189900
8 KLiterariſche Notizen.
I. Die Augemeine Zeitung in Augsburg gab jüngſthin zwei
Erklärungen gegen die Veröffentlichung v. Pahl'ſcher Briefe in
der Schrift „Stellungen und Verhältniſſe“ von Dr. Guſtav
Bacherer, Jahrgang 1840, Nr. 258 u. Nr. 362. — Nur
hinſichtlich einer Denkſchrift auf den unvergeßlichen waren dieſe
Briefe dem Hrn. B., nach ſehr höflichem Anſuchen und ſehr bez
ſtimmter Angabe, mitgetheilt worden. — Sowol die letzte als
die erſte Erklärung genügte Freunden und Verehrern des Ver⸗
ewigten nicht (ganz); mir aber ſchien, unter dem Geſichtspunkte
der Gerechtigkeit und der Humanität, die einfache Erzählung
des Hergangs zweckmäßig: der Gerechtigkeit, indem ſich
jedem Nachdenkenden der Ernſt für die Sache, ſowie für mei⸗
nen Freund und deſſen Familie, als Schluß ergeben mochte;
der Humanität, hinſichtlich des Weiteren von Seite eines
jungen Mannes, der unſtreitig, will man anders gerecht ſein,
Tüchtiges (abgeſehen hier von Anderem!) ſchon geliefert hat.
Auch erlaubte mir ein Gefühl die ſcharfe Sprache, die man
gewünſcht hatte, nicht, da ich dem Hrn. Dr. B. nach zwei
Vorgängen, einem früheren und einem ſpäteren, mich keines⸗
wegs verbunden fühlte. a 0
A2. Die Allgemeine Zeitung in Stuttgart — eine ganz neue
bei ane — und die Darmſtadter Kirchen⸗Zeitung brachten
jüngſt Angriffe auf den Schreiber jener Briefe (an mich); wie
Jemand, ſelbſt ein Verletzter oder Feindlichgeſinnter, ſo Ver⸗
Iffentlichles aufgreifen und benutzen mochte, iſt mir nicht wohl
begreiflich, zumal nach B.'s Bekenntniſſe S. II. Warum übri⸗
gens der Pfarrer und Decan Göß in der Letztern auch mir,
wie ich vernehme, „einen Hieb gegeben“, iſt mir unbekannt;
nur ſo viel weiß ich, daß er (jetzt in Aalen, dem Geburtsorte
Pahl's) als Rector des Gymnaſiums in Ulm mit einem meiner
älteften Freunde, den ich in den Ferien öfters befucht habe, keines⸗
wegs in gutem Verhältniſſe ſtand: Joh. Chriſtoph v. Schmid,
dem Prälaten und Generalſuperintendenten. (Das größere Publi⸗
cum kennt den allverehrten Mann aus den „Zeitgenoſſen“ und
der achten Auflage des Converſations⸗Lexikons, ſowie aus ei⸗
genen Schriften.
oder wird noch folgen, zumal in dieſer Kirchen-Zeitung.
3. Folgende Worte in einem jener Briefe: „Die unbil⸗
den unſerer Recenſenten, über die Sie ſich be⸗
klagen, ſind allerdings entrüſtend“ (S. 366), be⸗
dürfen eines Zuſatzes gegen Misverſtand: die Klage betraf nicht
ungünſtige Recenſionen, ſondern theils Nicht⸗Recenſionen, theils
günſtige und auch ſehr günſtige Rec., die aber auf die Haupt⸗
punkte, nach meiner Anſicht, auf wiſſenſchaftliche Grund⸗
beſtimmungen, welche der Verf, als die Reſultate einer fo viel⸗
jährigen und wenigſtens ſo raſtloſen als redlichen Beſtrebung
hervorhob, gar nicht eingegangen waren, wie z. B. der Mes
tenſent der Schrift „Die Hauptgebrechen der deutſchen Philos
ſophie“ in der jenaiſchen Allgemeinen Literatur⸗Zeitung vom J.
886. Philoſophie“ in der halliſchen Literatur⸗Zeitung vom
ßen konnte, vermochte nicht dieſes Stillſchweigen zu brechen;
mus, der leeren Speculation, oder dem Materialismus ſelbſt
huldigen müßte; und man ſtimmt nicht bei, weil man nun ein⸗
— Anderes iſt vielleicht bereits nachgefolgt,
mal an die alten, ſo tief eingewurzelten und ſo lange gehegten
Schulanſichten gewöhnt iſt. (Vergl. „Die literariſche Stellung
des Proteſtanten zu dem Katholiken, in Abſicht auf einen Ge⸗
meinzweck in Deutſchland“ — im deutſchen Vaterlande! —
S. 26 u. 217, ſchon v. J. 1831.) eo )
4. Nech bemerke ich, daß Hr. B. in fein „Buch der Be⸗
züge“ die Inpective gegen meine Schrift „Schelling in
"Münden: eine literariſche und aka demiſche Merk⸗
würdigkeit“ aus dem Phönix aufgepünnmen hat. Da nun
dieſes „Buch“ mit jener Schrift („Stellungen und Verhält⸗
niſſe“) in dem nämlichen Jahre und in der nämlichen Meſſe
herqusgekommen; fo erſcheinet da ein ganz beſonderer Contraſt,
wenn mit ſeinem Angriffe Das, was er dagegen ſelbſt in der
andern (erſten oder zweiten!) S. 224 ſagt, verglichen wird:
iſt da nicht eine be i ce oa Merkwürdigkeit und
ein Literariſches Näthſel, desgleichen vielleicht nie vorgekommen?
— Übrigens könnte der Verf. über dieſelbe Schrift („Schelling
in München“ ic.) aus den Briefen Solcher, deren Name in ganz
Deutſchlaud einen guten Klang hat, ſehr Freundliches anführen,
Urtheile, welche, betreffend die Darſtellung ſowol als den Ins
halt, gegen die Ausſprüche des Dr. B. mächtig abſtechen. —
In den „N. Jahrb. d. Geſch. u. Politik“ von Fr. Bülau iſt
ſoeben (April 1841) der erſte Artikel eines Aufſatzes, den einer
des Hrn. B. in dieſer Zeitſchrift für mich (aber wie!) veran⸗
laßte, erfchieneh; 8 18
Landshut, den 2. April 1841,
9 05 5 = Dr. J. Salat.
Durch alle Buchhandlungen Deutschlands und des Auslan⸗
des iſt zu haben: 0
Conversations - Lexikon
der Land und Haus wirthſchaft
nebſt den mit beiden in Verbindung ſtehenden Gewerben
und Huͤlfswiſſenſchaften. Bearbeitet von einem Vereine
von Landwirthen und Gelehrten, herausgegeben von
F. Kirchhof. BT:
Iſtes bis 40ſtes Heft oder I. — VII. Band. Preis eines Heftes
von 8 Bogen ½ Thlr. Pat 1 Bandes von 48 Bogen
x.
Thlr.
Dieſes gehaltreiche Werk iſt nun bis zum Buchſtaben R
gediehen, und die geehrten Abnehmer können feiner Vollendung
im Laufe dieſes Jahres entgegen ſehen. ar
Glogau, im April 1891. rg
Die Flemming'ſche Buchhandlung.
Durch alle Buchhandlungen ist von mir zu beziehen:
Über den Druck sanskritischer Werke
mit lateinischen Buchstaben.
Ein Vorschlag
von Dr. Hermann Brockhaus.
Gr. 8. Geh. % Thlr.
b Leipzig, im April 1841. 5 f
\ F. A. Brockhaus.
Soeben ist in unserm Verlage mit Eigenthums-
recht erschiene: 1 er 11 1
2 4 2. 4 4 — 2
Die Favoritin. — La Favorite.
Oper in 4 Acten von Scribe, deutsch von Spazier.
lusik von
G. Donizetti.
Clavierauszug mit deutschem und französischem Text
6%, Thlr. x
Be — und alle Gesangsnummern einzeln a T',,—
gr.
Partitur mit französischem und untergelegtem deut-
schen Text und Orchesterstimmen. Die Arrangements
für Piano und zu 4 Händen, im Quartett ete. sind
unter der Presse.
Compositionen für Piano über Lieblings-
themas aus der Favoritin:
Hünten, Frang., Quatre airs de ballet. Op. 120.
4 Livr. à 17½ Sgr.
Kalkbrenner, Rondoletto brillant. Op. 150, ¼ Thlr.
Schubert, Mosaique, Potpourri des airs favorits.
3 Lirr. & % Thlr.
Musard, Contredanses tirées de la Favorite. '/, Thlr.
Berlin,
Der Önkashektsihen T., Sen
Oper in 3 Aeten von Scribe, deutsch von Grünbaum.
Musik von
F. Halevy.
Vollständige Partitur mit französischem und untergeleg-
tem deutschen Text, Orchesterstimmen.
Arran nt für Piano und zu 4 Händen, i artett,
für Flöte, 48 en N
für Violine etc.
Compositionen über Lieblingsthemas von Döhler, Hün-
ten, Kalkbrenner etc. en te
Die Ouverture für Piano arr. ist bereits erschienen
à 20 Sgr. beck
Reissiger, C. G., Chorgesänge und Quar-
tette für frohe Liedertäfler. Op. 157. Heft II.
Das erste Heft: Blücher am Rhein, ist bereits
im Arrangement für eine Bassstimme, dito für eine
Tenorstimme, à 10 Sgr. erschienen.
Schlesinger’sche Buch- und Musikhandlung.
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien
ftt ſoeben erſchienen und daſelbſt, ſowie in allen Buchhandlungen
3 Deutſchlands zu haben:
Grundriß
Auffatzlehre.
Ein a
theoretiſch-praktiſches
Hand buch
zum } 0
öffentlichen und zum Privatunterricht.
Von
1 Joh. Mich. Vurtel,
Profeſſor am k. k. polytechniſchen Inſtitute in Wien.
Zweite, verbeſſerte Auflage.
Gr. 8. Wien 1841. Preis 1% Thlr.
Der Herr Verfaſſer hatte bei Ausarbeitung dieſes Grund⸗
riſſes nicht blos die Lehranſtalt, der er ſeine Thätigkeit widmet,
vor Augen, ſondern wollte damit allen, durch gründliche Be⸗
treibung der Mutterſprache und praktiſche Übung in den ver⸗
ele dein Messe nach höherer Bildung Strebenden
nüslich fein. u. 3
Das Ganze zerfällt in einen theoretiſchen und praktiſchen
Theil. Der erſtere enthalt die nöthigen allgemeinen Vorkennt⸗
niſſe aus der Seelen- und Denklehre, und die Anfangsgründe
der Rhetorik; der praktiſche Theil verbreitet ſich über die ver⸗
ſchiedenen Gattungen der Auffäge und der dazu geeigneten Dar:
ſtellungsweiſen, der proſaiſchen ſowol als der poetiſchen. Ein
reichhaltiger Anhang beſpricht die Mittel, ſich in Aufſätzen zu
vervollkommnen, und bietet in den elne eine ſehr zweck⸗
mäßig zuſammengeſtellte deutſche Chreftomathie und Beiſpielſamm⸗
lung, in den Übungen trefflichen Stoff zur Verarbeitung und
Anwendung der verſchledenen Paragraphe des Buches dar.
So liefert dieſes Werk Alles, was zu einem gründlichen und
erſchöpfenden Unterricht in ſchriftlichen Auffägen erfoderlich iſt,
in wohlgeordnetem Zuſammenhange und lichtvoller, gediegener
Darſtellung.
En vente chez Brockhaus & Avenarius à Leipzig 2
N 1 19 Jar
MAS
2 L 7 1
de la litterature francaise.
Journal des gens du monde.
Ce journal parait tous les quinze jours, à partir du
15 Janvier 1841 par cahiers dau meins 2 à 3 feuilles
d'impression grand in- 8. et formera un gros volume pär
année. NEA e
Prix de l’abonnement pour Panne
5 ½ Thlr. a
On s’abonne chez tous les libraires et à tous les bureaux
de poste. 1 an e 0
4. I
‚Sommaire du No. 5. Un hiver au midi de 'l’Europe,
par George Sand. — La sous-maltresse, par
F. de Joncieres. — Un bal en Egypte, par
Auguste Colin. — Le quai aux fleurs, par 8.
Henry Berthoud. — Revue litteraire: Esquisse
d’une philosophie par F. Lammenais. — Moeurs:
L’homme de lettres incompris, par Paul Descubes
‚de Lascaux. Le depute qui s’inserit pour parler. —
Tribunaux: Ce qu’Harpagon n'avait pas trouve! —
Melanges. aun en
Sommaire du No. 6. Federika, par Hippolyte
Lucas. — La Force, par un ancien detenu, —
Moeurs: Physiologie des bals, par Vieomte Char-
les de Launay. — Revue litteraire: Histoire
politique de 1839—40; par Serre, Histoire de
Vesprit ‚public en France depuis 1789, par Alexis
Dumesnil. — Tribwaux : Ladjoint au maire-
limonadier. Le danger de se dechausser: — Me-
langes.
Ba Heinrich Franke in Leipzig iſt ſoeben erſchienen
und in ann andlungen zu haben: rs
Eugen Neuland
oder
So wird man Miniſter.
Roman
von Julian Chownitz.
2 Baͤnde. Geh. Preis 2 Thlr. 20 Ngr. (2 Thlr. 16 Gr.)
Das frühere in demſelben Verlage erſchienene Werk des
Verfaſſers Marie Capelle hat ſich von Kritik und Publi⸗
cum die lebhafteſte Anerkennung erworben. Wir wollen uns
unter den vielen darüber erſchienenen Recenſionen nur auf zwei
iehen. Gutzkow geſteht dem Verfaſſer unter Anderm viele
ae zu und Lewald fagt: Chownitz habe ein bedeuten⸗
22 Talent zur Auffaſſung moderner Zuſtände, worin er in
rie Gapele einen glänzenden Beweis geliefert. Wir können
mit Grund hoffen, daß der gegenwärtige Roman des jungen
geiſtreichen Autors dieſe Anerkennung in noch größerm Maße
verdienen werde.
Bei K. F. Köhter in Leipzig iſt erſchienen und d
alle Buchhandlungen zu beziehen: ; 0 11
Spener, Dr. Ph. J., Pia desideria
oder herzliches Verlangen nach gottgefaͤlliger
Beſſerung der wahren evangeliſchen Kirche,
nebſt einigen dahin abzweckenden chriſtlichen
Vorſchlaͤgen. Gr. 8. 14 Bogen. / Thlr. —
1 Fl. 12 Kr.
Da die Schriften des würdigen Spener faſt alle bis auf
die vorſtehend angezeigte in den letzten Jahren neu gedruckt wur⸗
den, und in derſelben viel Treffliches namentlich über das Chri-
ſtenthum gegenüber der weltlichen Verhältniſſe, über viele
Gebrechen der kirchlichen Verhältniſſe, ſowie der Stände,
die zunächſt wieder auf dieſelben einwirken, geſagt wird —
überhaupt das Werk einen intereſſanten Stoff zur Anwendung
und zur Vergleichung des jetzigen Standes der kirchlichen An⸗
gelegenheiten zu der frühern Spener'ſchen Zeit liefert —, fo
dürfte dieſer erneuerte Abdruck Vielen eine willkommene Er⸗
ſcheinung ſein. a
Bericht
g uͤber die
Berlagsunfer nehmungen für 1841
von
F. A. Brockhaus in Leipzig.
Die mit * bezeichneten Artikel werden beſtimmt im Laufe des Jahres fertig; von den übrigen iſt die Erſcheinung ungewiſſer.
(Beſchluß aus Nr. X.)
III. An neuen Auflagen und Neuigkeiten erſcheint ferner:
49. Lehrbuch der geſammten Handelswiſſenſchaften. In Verbin⸗
dung mit Chriſtian und Friedrich Noback bearbeitet
und herausgegeben von C. A. Noback. Erſte Abtheilung:
Lehrbuch der Waarenkunde, bearbeitet von CE. A. Noback.
Zwei Theile. Gr. 8. ; 3 h
50. Loebell (Joh. Wilh.), Weltgeſchichte in umriſſen und
Ausführungen. Erſter Band und folgende. Gr. 8.
Der erſte Band dieſes wichtigen und intereffanten Werks wird hoffentlich
noch in dieſem Jahre erſcheinen können. a ’ 5
51. Martens (Charles de), Biographie des diplomates
les plus celebres des trois derniers siecles, d’apres l’ordre
alphabetique des nations auxquelles ils appartiennent.
Gr. 8. eh.
52. — — Nouvelles causes celebres du droit des gens.
Deux volumes. — a a a R
i der im J. 1827 von Herrn Baron von tens ver⸗
ae Sarımlun der „Causes celebres du droit des er 4 "Bände,
4½ Thlr.), welche ſich aber allein auf Rechtöfälle der neuern Zeit beſchränken wird.
Ir her erſchien von dem Herausgeber in meln em
Guide diplomatique. Zwei Bände. Gr. 8. 1832. 4½ Thlr.
53. Moſes Mendelsſohn's ſaͤmmtliche Werke. Erſte voll⸗
ſtändige Originalausgabe. Fünf bis ſechs Bändchen, Gr. 12. Geh.
In digger Ausgabe, die unter den Auſpicien der Familie Mendelsſohn's
erſdeint, ſollen außer den größern Schriften Mendelsſohn's auch die einzel⸗
en zum Theil anonym in verſchiedenen Zeitſchriften mitgetheilten Auffage,
owie mehre noch ungedruckte Manuferipte des Verewigten en werden.
rner wird dieſelbe eine philoſophiſche Einleitung und eine Lebensbeſchrei⸗
bung Mendelsſohn's enthalten. N 7
urch einen ausführlichen Proſpectus wird nächſtens
zur Subfeription aufgefodert werden.
54. Most (Georg Friedr.), Über alte und neue me-
dieinische Lehrsysteme im Allgemeinen und über Dr. J. L.
Schönlein’s. neuestes natürliches System der Medicin ins-
besondere. Ein , historisch-kritischer Versuch. Gr. 8.
Geh, 1% Thlr.
Von dem Verfaſſer erſchien bereits in meinem Verlage:
Eneyklopädie der gesammten medieinischen und chirurgischen Praxis
mit Einschluss der Geburtshülfe, der Augenheilkunde und der Operativ-
erlage:
chirurgie. Im Verein mit mehreren praktischen Ärzten und Wundärzten
ee. ce Zweite, stark vermehrte und verbesserte Auflage.
Zwei Bände. Gr. 8. 1836—37. 10 Thlr.
— — n zur ersten Auflage, enthaltend die Ver-
besserungen und Zusätze der zweiten Auflage. Gr. 8. 1837. 2½ Thlr.
Ausführliche Encyklopädie der Marne Staatsarzneikunde, Im
Vereine mit mehreren Doctoren der Rechtsgelahrtheit, der Philosophie,
der Mediein und Chirurgie, mit praktischen Civil-, Militair- und Gerichts-
ärzten und Chemikern bearbeitet und herausgegeben. Für. Gesetzgeber,
Rechtsgelehrte, Policeibeamte, Militairärzte, gerichtliche Arzte, Wund-
ärzte, Apotheker und Veterinärärzte. Zwei Bände und ein Supplementband,
Gr. 8. 1838—40. 112 Thir. 1345 5 5
Verſuch einer a Deazbeitung der Geſchichte des Schaxlachſiebers und
feiner Epidemien von den älteſten bis auf unfere Zeiten. Zwei Bände. Gr. 8.
18%. 3 Thlr. j
Über Liebe und Ehe in ſittlicher, naturgeſchichtlicher und diätetiſcher Hinz
fat, nebſt einer Anleitung zur richtigen phhſiſchen und moraliſchen Eichung
er Kinder. Dritte, völlig umgearbeitete, ſtark vermehrte Auflage. 8.
1837, 1½ Thlr.
55. Noback (Chriſtian), Vollftändiges Handbuch der Muͤnz⸗,
Bank⸗ und Wechſelverhaͤltniſſe aller Länder und Handels⸗
plätze der Erde. Zweite umgearbeitete, vermehrte und ver⸗
beſſerte Auflage. Drei Theile. Gr. 8. ee
*56. Oskar (Kronprinz von Schweden und Norwegen), über
Strafe und Strafanſtalten. Aus dem Schwediſchen uͤberſetzt
von A. von Treskow. Mit Einleitung und Anmerkungen
von Dr, Nik. Heinr. Julius. Nebſt drei lithographirten
Tafeln. Gr 8. Geh.
657. Predigtſammlung aus den Werken der vorzuͤglichſten Kan⸗
zelredner gun Vorleſen in Landkirchen. In drei Bänden. Gr. 8.
Der erſte Band, unter dem Titel: „Evangelienpredigten auf alle
Sonn⸗ und Feſttage des Jahres zum Vorleſen in Landkirchen wie auch zur
75 Erbauung“, iſt bereits unter der Preſſe. Der zweite Band wird
daeltend Pente ten, der dritte Predigten über freie Texte
enthalten. 5
58. Prescott (William Henry), Geſchichte Ferdinand's
und Iſabellens von Spanien. Aus dem Engliſchen uͤberſetzt.
Drei Baͤnde. Gr. 8.
„59. Schleier (Ludolf), Praktiſches Handwoͤrterbuch des
Handels und der ihm verwandten Geſchaͤftszweige. Gr. 8.
In Lieferungen.
60. Schulze (Ernft), Vermiſchte Gedichte. Zweite Auf⸗
lage. 12. 2 TARHELLLE )
855 Ernſt Schulze find l meinem Verlage erſchienen:
Sämmtliche poctiſche Werke. Neue Auflage. Vier Bände. 8. 1822. 6 Thlr.,
mit 16 Kupfern 8 Tbir., Ausgabe in gr. 8. mit Kupfern 18 n 1
- Gäcilie.. Ein romantiſches Gedicht in 20 Geſängen. Reue Auflage. Zwei
Bände. 8. 1 ae 3 Tylr., mit-8 Kupfern 4 Thlr., Ausgabe in
„8. mit Aupfern L. j
We?) Deaaubeete Rofe. Kemantiſches Gedicht in drei Geſängen. Sechste
Xuflage. 8. 1838. Ohne Kupfer 1 Thlr., mit 7,Rupfern 2 Tolr., Ausgabe auf
Belinpapier in gr. 8. mit Kupfern ½ Thlr.
Pſyche. Ein geiechiſches enge ſieden Büchern. 8. 1819. 1 Thlr.
51. Scipio Cicala. Zweite ganz umgearbeitete Ausgabe. Vier
Baͤnde. 8. 6½ Thlr. n 1
Von dem Verfaffer des „Scipio Cicala“erſchien früher
dei mir:
Die Belagerung des Caſtells don Gozzo oder der leßte Aſſaſſine. Zwei
Bände. 8. 1884. 4 Thlr.
262. Siemens (Georg), Die Elemente des Staatsverban⸗
des. Gr. 8. Geh. 1½ Thlr.
„63. Snell (Karl), Lehrbuch der Geometrie. Mit lithogra⸗
phirten Tafeln. Gr. 8. Geh. 43.
564. Die ſymboliſchen Bücher det reformirten Kirche, uͤberſetzt
und mit einer Einleitung und Anmerkungen herausgegeben
von E. G. A. Böckel. E +
Diefe Sammlung wird im Kußern gunz mit der in meinem Verlage er⸗
ſchienenen „Concordia. Die ſymdoliſchen Bücher der evangeliſch⸗ luthexiſchen
Kirche, mit Einleitungen herausgegeben von F. „Koethe” (1830, 1½ Thlr.)
übereinſimmen. eg \
765. Vollſtändiges Taſchenbuch der Muͤnz⸗„ Maß⸗ und Gewichts⸗
Berhältniffe, der Staatspapiere, des Wechſel⸗ und Bankweſens
und der Uſanzen aller Länder und Handelsplätze. Nach den
Bedürfniffen der Gegenwart bearbeitet von Chriſtian No⸗
back und Friedrich Noback. Gr. 12. Geh. 1
Der Druck dieſes Taſchenduchs hat bereits begonnen und es wird die erſte
Lieferung nächſtens erſcheinen. F 2
66. Urkunden und Actenſtuͤcke zur Geſchichte der Reformations⸗
zeit, aus Archiven und Bibliotheken. Herausgegeben von
Dr. K. Lanz. Erſter Theil und folgende. Gr. 8.
Zunächſt werden in diefer Sammlung „Urkunden und Actenſtücke zur Ge⸗
ſchichte des ſchmalkaldiſchen Bundes und Krieges aus der deutſchen Staats-
kanzlei zu Brüffel“ gegeben werden.
567. Wheaton (Henri), Histoire des progrès qua fait
le droit des gens en Europe depuis la paix de West-
phalie jusqwau congres de Vienne; avec un précis bis-
torique des progres du droit des gens en Europe avant
la paix de Westphalie. Gr. 8. Geh.
568. Die Wiederkehr. Von dem Einſiedler bei St. Johannes.
Novelle. Drei Theile. 8. Geh. 110 2
„69. Wigand (Paul), Die Corveyſchen Geſchichtsquellen; ein
8 zur kritiſchen r Chronicon corbeiense,
insbeſondere zu der Schrift v r. aumann, und zu der
von der Sotkelat der Wiſſen aten - g
aften zu Göttingen gel
Dekifhift von S. ich und G. Wait. Gr. 5. Wehn
Dureh alle Buchhandlungen ist gratis zu erhalten:
Verzeichniss |
einer Auswahl von Romanen, Erzählungen, Schauspielen,
Gedichten, Briefen, Biographien, Denkwürdigkeiten, Reisen,
historischen und andern werthvollen Schriften aus dem Ver-
lage von F. A, Brockhaus in Leipzig, welche sich zur Er-
richtung und Ergänzung von Privat- und Leihbibliotheken
eignen, und zu bedeutend ermässigten Preisen un-
ter vortheilhaften Bedingungen erlassen werden. (2 Bogen.)
Die Bedingungen sind aus dem Verzeichnisse selbst zu ersehen. a»
Dieses Verzeichniss, welches auch die neuern und yorzüglich-
sten Werke enthält, kann allen Freunden der Literatur, besonders aber
den Besitzern grösserer Privatsammlungen sowie Leihbibliotheken mit
Rech empfohlen werden.
regiſter verſehener
Verlagskatalog,
welcher durch einen fuͤnften Nachtrag bis Ende 1840 ver⸗
vollſtaͤndigt wurde, iſt von jeder Buchhandlung auf Verlangen
zu erhalten. . —
Mein ſorgfaͤltig gearbeiteter und mit einem Autoren:
—— —
—— a
Im Verlage von Brockhaus & Avenarius in Leipzig (ä Paris: meme maison,
Rue Richelieu No, 60) werden im Laufe des Jahres 1841 folgende Werke erscheinen:
„1. BI ge (Dr.), Manuel d’hydrosudopathie; ou Traitement
des maladies par Peau froide, la sueur, Jexercice et le
régime, suivant la methode employée par V. Priessnitz &
Graefenberg, suivi un memoire physiologique sur la
chaleur animale par Pelletan. In-18. Geh. 1%, Thlr.
„2. Echo de la littérature francäise. Journal des gens du
monde. Premiere année. 1841. 24 Hefte (von 2—3 Bo-
gen). Gr. 8. Preis des Jahrgangs 5½ Thlr.
Erſcheint am 15. und 30. jeden Monats und gibt eine Auswahl des Beſten
een aus der geſammten franzöſiſchen Journaliſtik.
n befonderer Profpectus iſt in allen Buchhandlungen
zu erhalten.
„g. Eschenburg (Joachim), Manuel de littérature an-
cienne; ou Court apercu des &crivains classiques, de la
mythologie et des antiquités des Grecs et Romains a
Pusage des écoles, collöges et gymnases. Ouvrage tra-
duit de Pallemand par Henri Jouffroy. Gr. 8. Geh.
„4. Giraudeau de St.⸗Gervais, Die ſyphilitiſchen Krank⸗
heiten und ihre Heilung ohne Anwendung von Mercur. Nach
der zweiten Ausgabe des Originals vom Verfaſſer veranſtaltete
Bearbeitung. Mit den fünf colorirten Kupfern des Originals.
Zwei Bände. Gr. 8. Geh.
*5, de Jacob, Science des finances exposée theoriquement
et pratiquement, et expliquée par des exemples tirés de
histoire financiöre moderne des états de l'Europe. Ou-
vrage traduit de l’allemand par Henri Jouffroy. 2 vols.
Gr. 8. Geh, 5 Thlr.
„6. Jouffroy (Henri), Catéchisme de droit naturel, à
usage des étudiants en droit. Gr. 8. Geh. 1 Thlr.
*7. BLAOETPATOZ. Philostrati epistolae ad fidem codi-
cum manuscriptorum recensuit, scholia graeca adnotatio-
nesque suas addidit J. Fr. Boissonade. Gr. 8. Geh,
Der Commentar ift fo eingerichtet, daß er gewiſſermaßen d
aller philologiſchen Xıbelten von Boiſſonade bildet Kom u en
strati Heroica (Paris 1806) anknüpft; das Werk kann deshalb auch als ein
leßtes Supplement zu allen Ausgaben des hochverdienten Helleniſten gelten.
8. Wertheim (L.), De Peau froide appliquee au traitement
des maladies; ou De hydrothérapeutique, suivie de re-
marques sur emploi des bains et des lotions dans Ven-
fance. Gr. 8. Geh. / Thlr. I
Zu gefälliger Beachtung!
Ein bedeutendes Lager von Werken der ausländischen
Literatur, namentlich der französischen und engli-
schen, sowie die vielseitigsten Verbindungen mit dem
Auslande setzen uns in den Stand, alle uns ertheilten Auf-
träge zu den billigsten Preisen mit möglichster Schnelligkeit
auszuführen; wir empfehlen uns daher allen Denen, die
darf davon haben, und sind stets mit Vergnügen bereit,
nähere Auskunft über unsere Bedingungen u. s. W. zu er-
theilen. ande '
Eine regelmässige Übersicht der wichtigsten Erscheinun-
gen der französischen Literatur gewährt unser 8
Bulletin bibliographique de la litterature etrangere, \
welches mit 1841 seinen fünften Jahrgang beginnt, monatlich
erscheint und durch jede gute Buchhandlung gratis von uns
zu erhalten ist, u
Drud und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig. 4
ah
ariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XIII.
7 3 ifche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: „Blätter für litera⸗
1 1 und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Ngr.
ah M. I.
Neuigkeiten und Fortsetzungen,
verſendet von
F. A. Brockhaus in Leipzig.
13841. Januar, Februar und März
1. Allgemeine Bibliographie für Deutschland.
Eine Übersicht der Literatur Deutschlands, nebst Angabe
Künftig erscheinender Werke und andern auf den literari-
schen Verkehr bezüglichen Mittheilungen und Notizen.
Mit Register, Sechster Jahrgang, 1841. 52 Nummern.
Gr,8, 2 air: 1 005
Wird Freitags ausgegeben. !
Jahrgang 1836 koſtet 2°/, Thlr., Jahrgang 1837—40 jeder 3 Thlr.
2. Repertorium der gesammten deutschen
Eiteratur. (Achter Jahrgang, für das Jahr 1841.)
Herausgegeben im Verein mit mehreren Gelehrten von
Ernst Gotthelf Gersdorf. (Beigegeben wird:
Allgemeine Bibliographie für Deutschland.) Siebenund-
zwanzigster Band. Gr. 8. Jeder Band etwa 50 Bogen
in 14tägigen Heften 3 Thlr.
torium erſcheint monatlich zweimal in Heften, deren
umfang ſich 2 775 1 A 9 Materialien richtet.
Der Allgemeinen Bibliographie für Deutschland
und dem Repertorium der deutschen Literatur wird ein
beiden Zeitſchriften gemeinſchaftlicher {
Bibliograpbiſcher Anzeiger
beigegeben, der für literariſche Anzeigen aller Art beſtimmt iſt. Die
Inſertionsgebuͤhren betragen 2 Nar. für die Petitzeile oder deren Raum.
Beſondere Beilagen, als Proſpecte, Anzeigen u. dgl., werden mit der
Bibliographie wie mit dem Repertorium ausgegeben und
dafür die Gebühren mit 11% Thlr. bei jeder dieſer Zeitſchriften berechnet.
3. Blätter für literariſche Unterhaltung. Jahrgang
1841. 365 Nummern. Nebſt Beilagen. Gr. 4. 12 Thlr.
Wird Dienſtags und Freitags ausgegeben, kann aber auch in Monats:
heften bezogen werden. R i Sa E
4. Iſis. Eneyklopädiſche Zeitſchrift, vorzüglich 17 atur⸗
geſchichte, vergleichende Anatomie und Phyſiologie von Oben.
Jahrgang 1841. 12 Hefte. Mit Kupfern. Gr. 4. 8 Thlr.
Zu den unter 7 8. und 4 genannten. Zeitſchriften erſcheint ein
Leiterariſcher e x an 0 8
itergriſche Ankündigungen aller Art beſtimmt. Für die gefpal-
e Ser deren Raum werden 2½ Ngr. berechnet.
Gegen Verguͤtung von 3 Thlrn. werden Anzeigen und dergl. den
Blättern für IE De a au nd: und gegen Ver⸗
gütung von 1½ Thlr. der 8 ſis beigelegt oder beigeheftet.
5. Das Pfennig Magazin für Verbreitung gemeinnütziger
Kenntniſſe. Neunter Jahrgang. Nummern.
9 405 — 456.) Mit vielen Abbildungen. Schmal gr. 4
Thit
Der erſte bis fünfte Jahrgang, Nr. 1--248, koſten 25 zuſammen⸗
mmen ſtatt 9% Thly. im herabgeſetzten Preiſe nur
hie. zelne Sabralnge aber 1% Thlr. Der ſechste bis achte
Jahrgang (1888 — 40) koſten jeder 2 Thlr.
Ebenfalls im Preiſe herabgeſe tzt find folgende Schriften mit
vielen Abbildungen:
Pfennig Magazin für Kinder. Fünf Bände. Früher
5 Thlr. Jetzt 27% Thlr. Einzelne Jahrgänge / Thlr.
neun : Magazin. Drei Bände, Früher 6 Thlr.
Jetzt 2 Thlr. ar g
e e Ein Band. Früher 2 Thlr. Jetzt
Thlr.
Unterhaltungen eines Vaters mit feinen Kindern,
Zwei Bändchen. Früher 1 Thlr. Jetzt / Thlr.
In das dem Pfennig- Magazin beigefügte
Intelligenzblatt
werden Ankuͤndigungen aller Art aufgenommen. Fuͤr die geſpaltene
Petitzeile oder deren Raum werden 5 Ngr. berechnet, Anzeigen und
dergl. gegen Verguͤtung von / Thlr. für das Faufend beigelegt.
6. Leipziger Allgemeine Zeitung. Jahrgang 1841,
365 Nummern nebſt vielen Beilagen. Hoch 4. Praͤnumera⸗
tionspreis vierteljährlich 2 Thlr.
Wird Abends für den folgenden Tag ausgegeben. Anzeigen aller
Art finden in der Leipziger Allgemeinen 1 ne weite
Verbreitung. Die Infertionsgebühren betragen fuͤr den Raum einer
gefpaltenen Zeile 2 Ngr.
Beim Schluß des Jahres erſcheint ein vollſtaͤndiges Regiſter
zu dem Preiſe von ½ Thlr.
7. Analekten für Frauenkrankheiten, oder
Sammlung der vorzüglichsten Abhandlungen, Monographien,
Preisschriften, Dissertationen und Notizen des In- und
Auslandes über die Krankheiten des Weibes und über die
Zustände der Schwangerschaft und des Wochenbettes.
Herausgegeben von einem Vereine praktischer Arzte.
Dritten Bandes erstes und zweites Heft. Gr. 8. Geh.
1% Thlr. r
Der erſte und zweite Band (1837 — 40) koſten jeder 2, Thlr.
8. Bilder⸗Converſations⸗Lexikon für das deutſche
Volk. Ein Handbuch zur Verbreitung gemeinnütziger Kennt⸗
niffe und zur Unterhaltung. In vier Bänden. Mir bildlichen
Darſtellungen und Landkarten. Vierter Band: S—Z, Achte
Lieferung. Gr. 4. Geh. / Thlr.
Erſter Band in 12 Lieferungen: A—E. Mit 820 Abbild. und
17 Landkarten. 1837, 3 Thlr.
Zweiter Band in 14 Lieferungen: F— L. Mit 868 Abbild. und
11 Landkarten. 1838. 8%, Thlr. a
Dritter Band in 14 A M- R. Mit 284 Abbild.
und 10 Landkarten. 1888 — 40. 3% Thlr. 2
Es find auch fauber cartonnirte Exemplare zu haben, wofür der
Einband befonders mit ½ Thlr. für den Band berechnet wird.
Auf dem Umſchlage des Bilder⸗Converſatlons⸗berikon
werden Anzeigen zc. gegen Berechnung von 5 Ngr. Inſertionsgebuͤhren
für die geſpaltene Petitzeile oder deren Raum abgedruckt, ſowie gegen
eine Vergütung von 1 Thlr. fuͤr das Tauſend demfelben beigeheftet.
Die Beendigung dieſes Werkes iſt beéſtimmtin bie-
ſem Jahre zu erwarten.
9. Brockhaus (Dr. Herm. ), Uber den Druck
sanskritischer Werke mit lateinischen
Buchstaben. Ein Vorschlag. Gr. 8. Geh. / Thlr.
10. Converſations⸗ Lexikon der Gegenwart. Zwei⸗
unddreißigſtes und dreiunddreißigſtes Heft. (Steinbüchel —
Vereinigte Staaten.) Gr. 8. Preis eines Heftes von
10 Bogen auf Druckp. „ Thlr., auf Schreibp. / Thlr., auf
Velinp. 34 Thlr. or
Mit dem 8. Hefte (U — E) war der erſte (1888), mit dem 16. Hefte
F J) der zweite (1889), mit dem 28. Hefte (K — ) der (dritte
and (1840), mit dem 32. Hefte Weiße die erſte Abtheilung des vier⸗
ten Bandes (1840) dieſes fuͤr ſich beſtehenden, in ſich abgeſchloſſenen
Werkes beendigt, das zugleich ein Supplement bildet zur achten
ans des Converſatlons⸗Lexikon, ſowie zu jeder fruͤhernzuuflage,
allen Nachdrucken und Nachbildungen. 77
ie achte Originalauflage des Converſations⸗ Lexikon in
wolf Bilden, wovon Ae Abdruck erſchle nen; int
fortwährend zu den Subfcriptionspreifen von 16 Thlr. auf
Druckp., A Thlr. auf Sen und 88 Thlr. auf Belinp.
zu erhalten. Auch iſt fie durch jede Buchhandlung in einem
neuen Abonnement,
in das zu jeder Zeit n werden kann, in einzelnen Bänden
zu den Preiſen bon 1½ Ihr. auf Druckp., 2 Thlr. auf Schreibp.
und 8 Thlr. auf Velinp. zu beziehen.
Zu der achten Auflage erſchien 1889 ein
univerfalregiſter,
das auf 18 Bogen in dreifpaltigen Columnen gegen 70,000 Perſonen
und Gegenftände nachweiſt, über die kürzere oder ausführlichere Mit:
kbeilungen im Converſations⸗ Lexikon ſich finden. Es iſt für jeden
Befiser der ss Auflage unentbehrlich und koſtet auf ODruckp.
. Thlr., auf Schreid p. 1 Thlr., auf Velin p. 1% Thlr.
11. Gobee (Dr. Karl), Die sogenannte ägyp-
tisch- contagiöse Augenentzündung, mit be-
sonderer Hinweisung auf ein neues ‚Curverfahren.
Geh. ½ Thlr.
andwerker und ihrer Innungen. Nach den im
tönigreihe Sachſen gültigen Geſetzen zuſammengeſtellt.
2 vermehrte und verbeſſerte Auflage. Gr. 8. Geh.
Thlr.
13. Indiſche Gedichte in deutſchen Nachbildungen von
Albert Hoefer. Erſte Lee. Gr. 12. Geh. 1 Thlr.
14. Most (Dr. G. F.), Uber alte und neue
medieinische Lehrsysteme im Allgemeinen
und über Dr. J. L. Schönlein’s neuestes
natürliches System der Mediein insbe-
sondere. Ein historisch-keitischer Versuch, Gr. 8.
Geh. 1% Thlr.
15. Raumer (Friedr. v.), Geſchichte der Hohen:
ſtaufen und ihrer Zeit. Zweite verbeſſerte und ver⸗
mehrte Auflage. In 6 Bänden oder 24 Lieferungen. Sechste
bis achte Lieferung. Preis der Lieferung auf Velinp.
1, Thlr., des Bandes 2 Thlr.; auf erxtrafeinem Velinp.
die Lieferung 1 Thlr., der Band 4 Thlr.
Jeden Monat erſcheint eine Lieferung, alle vier Monate ein
Band.
16. Seipio Cicala. Zweite ganz umgearbeitete Ausgabe.
Vier Bände. 8. 6½ Thlr.
17. Siemens (Georg), Die Elemente des Staats⸗
verbandes. Gr. 8. Geh. 1¼ Thlr.
18. Winkler (Ed.), Vollständiges Beal-Lexi-
kon der medicinisch - pharmaceutischen
Naturgeschichte und Rohwaarenkunde etc.
In zwei Bänden. Neuntes Heft. (Schleichera trijuga
— Thea chinensis.) Gr. 8. Subscriptionspreis eines
Heftes von 12 Bogen % Thlr.
Mit dem fünften Hefte Schloß der die Buchſtaben A—L enthal-
tende erſte Band; das Ganze wird 10 Hefte fuͤllen.
Durch alle Buchhandlungen ist gratis zu erhalten:
Verzeichniss
einer Auswahl von Romanen, Erzählungen, Schauspielen, Ge-
dichten, Briefen, Biographien, Denkwürdigkeiten, Reisen,
historischen und andern werthvollen Schriften aus dem Ver-
lage von F. A. Brockhaus in Leipzig, welche sich zur Er-
richtung und Ergänzung von Privat- und Leihbibliotheken
eignen und zu bedeutend ermässigten Preisen unter
vortheilhaften Bedingungen erlassen werden,
= Die Bedingungen sind aus dem Verzeichnis selbst au ersehen. =D
Dieses Verzeichnis», welches auch die n euern und vorzüg-
lichsten Werke enthält, kann allen Freunden der Literatur, be-
sondera aber den Besitzern ner Privatsamınlungen, sowie Leib.
A h
bibliotheken mit Recht empfohlen werden.
«37° Mein forgfältig gearbeiteter und mit einem Autoren⸗
regiſter verſehener
Verlagskatalog,
welcher durch einen fünften Nachtrag bis zu Ende 1840 ver⸗
vollſtändigt wurde, iſt von jeder Buchhandlung auf Verlangen
zu erhalten,
Gr. 8.
12. Herold (Georg Eduard), Die Rechte der
Im Verlag der Unterzeichneten wird v . J. an
in dreimonatlichen Solchen une eiſcheddens 5 BL.
Polytechniſche Mittheilungen
unter Mitwirkung von Profeſſoren der polytechniſchen
Schule in Karlsruhe
herausgegeben durch
Bol
u
großherzogl, badiſchem Hofrath, Profeſſor des . und
der Mathematik an genannter Anſtalt ꝛc.
Den Profeſſoren der polytechniſchen Schule zu Karlsruhe
ein Organ zu gründen, deſſen ſich auch gerne unſere Collegen
in ganz Deutſchland, unſere ehemaligen Schüler und alle ge⸗
bildeten Techniker bedienen möchten, hiermit aber kräftig
der Förderung des eigentlichſten Verſtändniſſes höhere ai
technik und zu der Erringung der Stellung, welche t 3
Wohle der Menſchheit einnehmen muß, beizutragen, das ift der
Zweck unſers Unternehmens. > Eu RE)
Möge unfer ernſter Wille ernſten Anklang finden, damit
uns nachhaltige Hülfe aus allen Theilen des großen Vaterlan⸗
des erfreue. vr i
Die polytechniſchen Mittheilungen erſcheinen in zwangloſen
Heften in 4. und mit ſorgfältigſt ausgearbeiteten Lithographien
in Querfolio. Es werden in der Regel jährlich 4 Hefte aus⸗
gegeben, ſodaß dieſelben hierdurch in die Claſſe der Vierteljahrs⸗
ſchriften treten; je 4 Hefte bilden einen Band. 7
Ihr Inhalt beſteht durchaus in Originalabhandlungen,
welche ſich über alle, die Technik und das induſtrielle Leben be⸗
treffende Gegenſtände erſtrecken können; Schule und Literatur,
Statiſtik und Geſetzgebung find ihnen zugewieſen. Die Verfaſſen
nennen ſich öffentlich.
Gefällige Beiträge wollen portofrei an Die ce men
den,
T. . T.
Polytechniſchen Mittheilungen in Karlsruhe eingeſchickt werden
dieſelben werden nach ihrer Publication durch die Verlagshand⸗
lung angemeſſen honorirt. x
Die Redaection.
* *
Der Preis eines jeden Heftes wird 1 Fl. 30 Kr. oder
26 ¼ Ngr. (21 Gr.) nicht viel uͤberſteigen.
Stuttgart und Tübingen, im April 1841.
J. G. Cotta ſche Buchhandlung.
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien
iſt ſoeben erſchienen und daſelbſt, ſowie in allen Buchhandlungen
Dieutſchlands zu haben: K
vr Jur 5
Diätetik der Seele.
Ernst Freih. v. Feuchtersleben,
Doctor der Medicin, Mitglied der Facultaͤt und der k. k. Geſell⸗
ſchaft der Arzte zu Wien. 2
Zweite, vermehrte und verbeſſerte Auflage.
Wien 1841. I
12. In umſchlag cartonnirt. Preis % Thlen
Wir freuen uns, dies Buch, welches keiner weitern Em⸗
pfehlung mehr bedarf, indem es gleich bei ſeinem erſten Erſchei⸗
nen die lebhafteſte und allgemeinſte Theilnahme fand, welches fo
vielen Leidenden Rath und Troſt brachte und bringen wird, —
dem Publicum in einer vermehrten und, perbeſſerten Auflage
bieten 10 können. Der Herr Verfaſſer war bemüht, den In⸗
halt reicher, manchen dunkeln Punkt verſtändlicher und ſo das
Ganze gemeinnütziger zu machen. nirapi nine
Das Büchlein dürfte ſich auch beſonders zu einem Weihge⸗
ſchenke der Freundſchaft und Erinnerung eignen.
IM
Lioyd’s Werke zur Erlernung der englischen
Sprache.
Lloyd, H. E., Theoretifch - praktifhe engliſche Sprach⸗
lehre für Deutſche. Mit faßlichen Übungen nach den
Regeln der Sprache verſehen. Sechste verbeſſerte
Auflage. 8. 1841, "a Thlr.
— —, Engliſch⸗deutſche Geſpraͤche; ein Erleichterungs⸗
mittel fuͤr Anfaͤnger. Nach J. Perrin bearbei⸗
tet. Nebſt einer Sammlung beſonderer Redensarten.
Achte Auflage. 8. 1838. / Thlr.
— — und G. H. Nöhden, Neues engliſch⸗ deutſches
und bdeutfch engliſches Handwoͤrterbuch. Zweite Auf:
lage. 2 Theile. Gr. 8. 1836. Cart. 2 Thlr.
Auch unter dem Titel:
A new Dictionary: of the English and German
languages: lu two parts. By H. E. Lloyd
and G. H. Noehden.
— —, Uberſetzungsbuch aus dem Deutſchen ins Engliſche.
8. 1832. ½ Thlr.
— —, Engliſches Leſebuch. Eine Auswahl aus den beſten
neuern engliſchen Schriftſtellern.
Auch unter dem Titel:
Gems of the english literature. 8.
1832. 76 Thlr.
Hamburg, Verlag von 2. Campe.
Zu beziehen durch 0
äh F. A. Brockhaus in, Leipzig.
Soeben iſt erſchienen:
Kurzgefassies_ exegetisches Handbuch
zum Neuen Testament.
Von
Dr. . M. L. de Wette.
II. Bandes 2. Theil.
Erklärung der Korintherbriefe.
0 Gr. 8. Preis 1 / Thlr.
Die nächste Lieferung wird die Briefe an die Ga-
later und Thessalonicher enthalten.
Von des I. Bd. 4. Lief., Apostelgeschichte, wird dem-
nächst die zweite Auflage, und von des II. Bd. 1. Lief.,
Römerbrief, die dritte Auflage erscheinen und das Werk
dann wieder vollständig zu haben sein.
Leipzig. 0
W eidmann’sche Buchhandlung.
Bei Joh. Ambr. Barth in Leipzig ift ſoeben er:
ſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Das
gemeine deutſche
CEriminalrecht,
als Grundlage der neueren deutſchen Strafgeſetz⸗
gebungen.
Von
Dr. Theodor Marezoll.
Gr. 8. 34 Bogen. 2 Thlr. 6 Ggr. (7½ Mar.)
Dieſes Lehrbuch, beſtimmt die Verbindung der Theorie des
gemeinen deutfchen Strafrechtes mit der particularen irgend
eines deutſchen Staates bei den akademiſchen Vorträgen zu er⸗
leichtern, folk, dadurch theils für die Darftellung des particula⸗
ren Strafrechtes mehr Zeit und Raum ſchaffen, theils zu den
ſo intereſſanten Vergleichungen des gemeinen Rechtes mit den
ang demſelben hervorgegangenen neuern Legislationen Gelegen⸗
heit bieten, und darf daher mit voller Überzeugung um fo drin⸗
gender empfohlen werden, als außer ihm kein anderes der vor—
handenen dieſen Anſprüchen Gnüge leiſtet. Der billige Preis
wird ſeiner allgemeinen Einführung nur förderlich ſein.
Zugleich wird wiederholend auf
deſſelben Verfaſſers Lehrbuch der Inſtitutionen des
roͤmiſchen Rechtes. Gr. 8. 1 Thlr. 18 Ggr. (22 ½ Nor.)
aufmerkſam gemacht.
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien
iſt ſoeben erſchienen und daſelbſt, ſowie in allen Buchhandlungen
Deutſchlands zu haben:
Di e Epi ſt el
Quintus Horatius Flaccus
uͤber
die Dichtkunst.
Für
Dichter und Dichterlinge
gedolmetſcht
von
a M. En k.
8. Wien 1841. In Umſchlag broſchirt. Preis ½ Thlr.
Bei E. Lenton in Halle iſt ſoeben erſchienen und in
allen Buchhandlungen zu erhalten:
Eiselen, J. F. G., Geſchichte des Lützow“
ſchen Freicorps. 8. Geh. Preis 1 Thlr.
Keineswegs eine Copie der 1827 in Berlin erſchienenen Ge⸗
ſchichte des Lützow'ſchen Freicorps! — Der Herr Verfaſſer
wählte ſich einen durchaus andern Standpunkt, von welchem
aus er das Corps in ſeiner ganzen auffälligen Eigenthümlich⸗
keit zeichnete, und, getreu und wahr, Licht und Schattenſeite
vor dem Blick des Leſers offen enthüllte, nicht ohne Hinzufü⸗
gung charakteriſtiſcher und pikanter Anekdoten.
Bei uns iſt erſchienen:
Lotze, Dr. Herm., Metaphyſik. Gr. 8. 1¾ Thlr.
Steinacker, G. F., Animadversiones et emen-
dat. in Ciceronis de republ. libros. (Gratulations-
schrift für G. Hermann.) Gr. 4. Brosch. / Thür.
Leipzig.
BW eidimann’sche Buchhandlung.
Soeben erschien bei uns und ist durch alle Buchhand-
lungen von uns zu beziehen:
Bavoux (ZEvarisie), Alger.
Voyage politique et descriptif dans le
Nord de Afrique. 2 vols. In- S. 5 Thlr.
Leipzig, im April 1841.
Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung für deutsche und ausländische Literatur.
(A Paris, meme maison, Rue Richelieu, No. 60.)
Steudel Nomenclator ee Jud e
Editio secunda. a 18
Neunte und zehnte Lieferung.
Im Verlag der Unterzeichneten ſind ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Nomenelator botanicus
Seu:
Synonymia plantarum universalis,
enumerans
ordine alphabetico nomina atque synonyma, G. ag
tum generica tum specifica, et a Linnaeo et a recentioribus de re botanica scriptoribus
plantis phanerogamis imposita.
Autore E. Steudel, Med. Dr.
“ Editio secunda ex novo Aab et aucta.
Neunte und zehnte Lieferung: Myrsine—Ranunculus. Subſcriptionspreis für jede Lieferung 1 Fl., oder % Thlr. D
Ganze wird in 12 Lieferungen je zu ungefaͤhr 8 Bogen erſcheinen und zum Subſcriptionspreis von 12 Fl., oder 8 Thlr.,
bis zur Vollendung des Drucks zu haben ſein.
umfaffen,
Sollte das Werk, wie zu erwarten ift, mehr als 12 Lieferungen
ſo wird der Preis dadurch fuͤr die Subſcribenten nicht erhoͤht,
ſondern die nachfolgenden Bogen denselben
gratis nachgeliefert.
Der Druck dieſes Werkes wird möglichſt beſchleunigt, ſodaß jeden Monat eine Lieferung die Preſſe verlaſſen und das voll⸗
ſtändige Werk in Zürzefter Friſt fertig werden kann.
Stuttgart und Tübingen, im April 1841.
Nach vollendetem Druck tritt ein erhöhter Ladenpreis ein.
3. G. Entta’sche Buchhandlung.
Soeben ift bei F.
erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Zunge Lieder
Woltgang Müller.
8. 8 Bogen. Velinpapier. In elegantem Umſchlag
cartonnirt. Preis / Thlr.
Bei Joh, Ambr. Barth in Leipziy ist erschienen:
Sammlung
von
Rechtsfällen und Entscheidungen
derselben.
Herausgegeben
und
mit wissenschaftlichen Excursen versehen
von
Dr. Paul Ludolf Kritz.
Ister bis 3ter Band. Gr. S. 5 Thlr. 18 Ggr. rt
(Ister Band 2 Talr. 2ter Band 1 Thlr.
(224 Ngr.) — 3ter Band 2 Thlr.)
Der Verleger verweist ohne weitere besondere Empfeh-
lung auf den, den gelesensten juristischen Zeitschriften bei-
gefügten ausführlichen Prospectus dieser höchst interessanten,
» Ngr.)
Ger.
H. C. Schreiner in Düffeldorf
die schwierigsten Rechtsfragen (auch die der neuesten Zeit)
geistreich lösenden Sammlung, die in keiner juristischen
6 1 fehlen sollte und deren 4ter Band im Laufe die-
Jahres den zahlreichen Besitzern der ersten 3 ‚Bande ge-
liefert werden wird. g
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
NO |
de la litterature francaise.
Journal des gens du monde.
Janvier — Mars,
250
N
man
Preis des Jahrgangs von 24 halbmonatlichen *
(2 —3 Bogen) 5% Thlr. 5
Die günſtige Aufnahme, welche den bereits erſchienenen
erſten ſechs Nummern dieſes Journals zu Theil geworden, ver⸗
anlaßt uns, dieſe nun in ein Heft vereinigt als erſtes Quartal
auszugeben, um Denjenigen, die nähere Kenntniß von dem
Inhalt nehmen und als Abonnenten neu eintreten wollen =>
Gelegenheit dazu zu bieten. Freunde franzöſiſcher 1
werden, wenn ſie den Inhalt überblicken, finden, daß
daction ſich beſtrebt hat, nur Gediegenes zu geben, wofür äh
Namen St.-Marc Girardin, A. Dumas, V. Hugo,
G. Sand, E. Sue ic. bürgen.
Lein im April 1841. BR
Brockhaus & Avenarins,
Buchhandlung für deutsche nud ausländische Literatur,
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1
1841. Nr. XIV.
„
r ; nn ; i r uhr p * 5 7 2 4 7
TE , je Anzeiger wied den dei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
De us und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Nor,
Durch alle Buchhandlungen iſt von mir zu beziehen:
Die Rechte der Handwerker
und ihrer Innungen.
Nach den im Koͤnigreiche Sachſen gültigen
Geſetzen zuſammengeſtellt
on
U
Georg Eduard Verold.
Zweite vermehrte und verbeſſerte Auflage.
Gr. 8. Geh. 1 Thlr.
Leipzig, im Mai 1841.
ö F. A. Brockhaus.
A une ift erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
finden:
ers,
ſämmtliche Schriften.
Neue ö
Mit Gellert's Bildniß
in Stahlstich von Karl Barth.
; Broſch. Preis 2% Thlr.
x ..
1555 Weidmanndſche Buchhandlung.
Bei Braumüller & Seidel in Wien iſt erſchienen:
“ Das Bte Heft ber
Oestreichischen militairischen Zeitschrift. 1841.
Inhalt ſes Heftes:
I. Aus der Geſchichte des Feldzugs 1759 in Schleſien und
Sachſen. Ereigniſſe bei den beiderſeitigen Armeen nach
der Schlacht bei Kunnersdorf. (Zeitraum vom 13. Auguſt
bis 5. September.)
II. Der Feldzug 1675 in Deutſchland.
Turenne.) Fortſetzung. i
III. Militatriſche Geſchichte des Rheines. — Zweiter Abſchnitt.
Das Mittelalter. Erſtes Hauptſtück. Zeitraum von
814 — 1039. 2
IV. Literatur.
V. Neueſte Militairveränderungen. x
Preis des Jahrgangs 1841 in 12 Heften 8 Thlr.
Die ältern Jahrgänge in durch die obige Buch⸗
hand für folgende Preiſe zu erhalte:
Die dritte Auflage der Jahrgänge 1811, 1812 und 1813
in vier Bänden vereinigt 6% Thlr. = ‚(081 elt
„Jeder einzelne Jahrgang von 181839 für 6% Thlr.
Der Jahrgang 1840 für 8 Thlr.. 1
Bei Abnahme einer ganzen Sammlung der Altern Jahr⸗
gänge werden die Zte Auflage der Jahrgänge 1811, 1812 und
1813 zuſammen für 6%, Thlr., die übrigen Jahrgänge aber von
1818 — 39 jeder zu 5¼ Thlr. berechnet.
(Montecuccoli gegen
In allen Buchhandlungen iſt zu haben:
2 2
Die chronischen Krankheiten,
ihre eigenthümliche Natur und homöo-
pathische Heilung.
Von Dr. Samuel Hahnemann.
ter Theil. Subſeriptionspreis 2 Thlr.
27 Thlr. Ster Theil 2/2 Thlr.
Antipsorische Arzneien.
Düſſeldorf, bei J. E. Schaub.
Mit dem sten Bande iſt dieſes großartige Werk nun
geſchloſſen. ae 125 en
—— ——— EEE EEE nt nu
In unſerm Verlage iſt ſoeben erſchienen und in allen Buch⸗
handlungen des In- und Auslandes zu haben:
Laycock, John, New dialogues,
english and german. For the use of
both nations. Preceded by ua variety of initiatory
lessons and a large collection of idiomatical phrases,
well calculated to acelerate the progress of the respec-
tive learners. In two parts. I. Preliminary lessons
and idiomatical Phrases. II. Dialogues in the modern
style of conversation. Third edition,.newly revis-
ed and corrected. Hamburgh, 1841. Preis 1 Thlr.,
oder 1 Fl. 48 Kr. Rhein.
Dieſe ausführliche Titelanzeige macht alle weitere Empfeh⸗
lung überflüſſig; die zweckmäßige innere Anordnung und die
Reichhaltigkeit des Buches haben ihm in kurzer Zeit eine ſolche
Verbreitung verſchafft, daß zwei ſehr ſtarke Auflagen vergriffen
wurden, und wir dieſe dritte Muflage veranſtalten muß⸗
ten, die wir Lehrern wie Lernenden, namentlich aber Denen,
welche ſich durch Selbſtunterricht forthelfen wollen, mit
dem Wunſche übergeben, ſie möchten ſich derſelben auch ferner
mit dem beſten Erfolge bedienen.
Hamburg, im April 1841.
F. H. Neſtler & Melle.
Ater Theil
In meinem Verlage erſchien und iſt durch alle Buch⸗
handlungen zu beziehen:
Indische Gedichte
in deutſchen Nachbildungen von
Albert Hoefer.
Erste Lese. g
Gr. 12. Geh. 1 Thlr.
Zelle Freunde der Poeſie werden auf dieſe in
tereſſante I en aufmerkffam gemacht. Eine
zweite Leſe folgt bald.
Leipzig, im Mai 1841,
F. A. Brockhaus.
—
In Unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und an alle Buchhandlungen verſandt worden:
Das 2te
Heft der deutschen
Vierieljuhrs- Schrift
if
121844; Ä N
April — Juni.
Preis des Jahrgangs von 4 Heften 12 Fl., oder 7% Thlr. n 4
Ahne: 5
Frankteichs Nord- und Oſtſeite militairiſch betrachtet. — Das ſuͤdweſtliche Deutſchland als Kriegsſchauplatz be⸗
trachtet. — Die weſtliche Grenzfrage. — Der Kunſthandel in Deutſchland. — Eine deutſche Vereinsakademie der
Wiſſenſchaften. — Das evangeliſche Miſſionsweſen, welthiſtoriſch und in ſeinem Verhaͤltniß zur deutſchen Nationa⸗
lität. — Zur Orientirung in den religiöfen Kämpfen des gegenwärtigen Deutſchlands. — Die Studentenverbindungen
auf deutſchen Univerſitäten. — Unmaßgebliche Anſichten und Vorſchlaͤge über den Betrieb und den Geſchaͤftsgang
der jährlichen Verſammlung deutſcher Landwirthe. — Das deutſche Poſtweſen und die Idee eines großen deutſchen
Poſtvereins. — Beruͤckſichtigung der Individualitaͤt bei Unterricht und Erziehung. — Kurze Notizen.
Stuttgart und Tübingen, im April 1841.
J. G. Cotta'scher verlag.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Blätter
fuͤr
literariſche Unterhaltung.
Preis des Jahrgangs 12 Thlr.
1841. April. Nr. 91 — 120.
Inhalt
Nr. 91. Bulgarin über Rußland. (Nr. 91 —91.) — Wie
ſoll Dante überſetzt werden? Von Graul. — Nr. 93. Eine
pariſer Familiengeſchichte. Von S. Hänle. — Nr. 95. Neapel
und die Neapolitaner, oder Briefe aus Neapel in die Heimat
von Karl Auguſt Mayer. Erſter Band. — Nr. 96. Über
Goethe's Wahlverwandtſchaften und ihre neueſten Beurtheilun⸗
gen. Von Ch. H. Weiße. Zweiter und letzter Artikel. (Nr.
56 — 98.) — Correſpondenznachrichten aus dem Elſaſſe. —
Nr. 97. Die Dioskuren. Novelle von G. O. Marbach. —
Chaucer in modernem Gewande. — Nr. 98. England under
the reigns of Edward VI. and Mary, by Patrick Fraser
Tytler, — Nr. 99. Nikolaj Alekſiewitſch Polewoj. Von
J. P. Jordan. (Nr. 99 —10l.) — Gräfin Fauſtine von Ida
Gräfin Hahn⸗Hahn. — Nr. 100. Der Proceß Lafarge,
beleuchtet nach preußiſchem Strafrechte durch J. D. H. Temme
und G. A. Noerner. — Nr. 101. Aileen A- Roon. Von
W. Seyffarth. — Beilage Nr. 2. Die Culturver⸗
faffung von Naſſau, Heſſen-Darmſtadt und Rheinpreußen, gez
rechtfertigt gegen die Verleumdungen des Hofraths Thierſch in
Münden. Von Friedrich Schmitthenner. — Ruſſen und Mon:
golen. Bilder aus dem Wechſelkampfe dieſer Völker von Wil⸗
elm Müller. Zweiter und dritter Band. — Nr. 102,
ber die Literatur der jüngſten Säcularfeier der Buchdrucker⸗
Zunft. Von A. E. Umbreit. Zweiter Artikel. (Nr. 102 — 105.)
— Du Rhin et de la Syrie, par Lortet. — Nr. 103.
Der Diamant. Ein Spiel der Phantaſie. Von C. Terpen.
Nr. 104. Spaniſch Paternoſter. Deutſches Schmähgedicht
aus bem 16. Jahrhundert. — Nr. 105. Augenblinde eng⸗
1
liſche Dichter. — Nr. 106. Reiſe in das Morgenland in den
Jahren 1836 u. 1837 von G. H. v. Schubert. Dritter und
letzter Band. Von F. A. Koethe. (Nr. 106—110.) — Romanen⸗
literatur. — Nr. 109. Kritiſche Darſtellung der So⸗
cialtheorie Fourier's von A. L. Churoa. Herausgegeben durch
Guſtav Bacherer! — Nr. 110. Engliſche Quackſalberei. —
Nr. 111. Gedichte von Nikolaus Becker. (Nr. I, 112.) —
Neugriechiſche Literatur. — Nr. 118. Babel. Herausgegeben
von dem Literaten-Verein zu Paris. Deutſch von O. L. B.
Wolff. Erſter bis vierter Band. — Nr. 113. Cours de
philosophie fait a Paris sous les auspices du gouvernement
par H. Ahrens. Cours de droit naturel ou de philosophie
du droit, fait d’apres l’&tat actuel de cette science en Alle-
magne par H. Ahrens. (Nr. 13 — 115.) — Kleine theologiſche
Schriften dogmatiſchen, homiletiſchen und geſchichtlichen Inhalts.
Von Joh. Fr. Röhr. Erſte Sammlung. — Nr. 114. Neu
engliſche Literatur. 1. bd or the new lord of the
manor. A tale of humanity. Comprising the history of a
rural revolution from vice and misery to virtue aud happiness.
2. Emily, or the Countess of Rosendale, By Mrs. Maberly.
3. The banker lord; a novel. 4, The dream, and ‚other
poems. By Mrs. Norton. (Nr. 114, 115.) — Nr. 116. Die
neueſten Erſcheinungen in der Literatur über Schiller. Zweiter
Artikel. (Nr. 116 — 118.) — Die europäiſche Triarchie.
Nr. 112. Grumbach. Von Ludwig Bechſtein. — Aus Ita⸗
lien. — Nr. 118. Prophetiſche Stimmen aus Rom, oder
das G£riftliche im Tacitus und der typiſch⸗prophetiſche Cha⸗
rakter ſeiner Werke in Beziehung auf Roms Verhältniß zu
Deutſchland. Ein Beitrag zur Philoſophie der Geſchichte und
zur tiefern Würdigung des römiſchen Geſchichtſchreiberb von
W. Bötticher. Erſter Theil. Nr. 119. Vermiſchte Schrif⸗
ten von Friedrich Theodor Schubert. Neue Folge. Erſter bis
dritter Theil. Von Dr. J. Nürnberger. Erſter Artikel.
(Nr. 119, 120.) — Romanenliteratur. Mr. 120. Litera⸗
riſche Werkſtätten. — Notizen, Miscellen, Bibliogra⸗
phie, Literariſche Anzeigen ze. 118
Leipzig, im Mai 1841.
F. A. Brockhaus.
Im Verlage der Schulze'ſchen Buchhandlung in Olden⸗
burg iſt ſoeben erſchienen und durch alle Buchhandlungen
Deutſchlands zu beziehen:
Deutſches |
eheliches Güterrecht
von Dr. C. L. Runde,
großherzogl. oldenburgiſchem Geheimrathe und Oberappellations⸗
Gerichts- Praͤſidenten ıc.
Gr. 8. 2° Thlr.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
H. G. Gersderf. 1841. Siebenundzwanzig-
sten Bandes viertes und fünftes Heft. (Nr. IV, V.)
Gr. 8. Preis eines Bandes 3 Thlr.
Allgemeine Bibliographie für
Deutschland. Jahrgang 184 I. Monat April,
oder Nr. 14 — 18, und Bibliographischer Anzeiger:
‚Nr. 14 — 18. Gr. 8. Preis des Jahrgangs 2 Thlr.
Leipzig, im Mai 1841,
8 985 F. A. Brockhaus.
Bei F. H. Neſtler & Melle in Hamburg iſt ſoeben
erſchienen und in allen Buchhandlungen des In- und Auslan⸗
des zu haben:
Kurzgefaßte gründliche nweiſung zur Erlernung
der Reitkunſt für Neitliebhaber und angehende
Reiter, beſonders zum Selbſtunterricht anwendbar,
von Heinrich Wolff, koͤnigl. preuß. Stallmeiſter.
Taſchenformat. Elegant cartonnirt. Preis 15 Nor.
(12 Gr.), oder 54 Kr. Rhein.
Dieſes Werkchen wird unter allen bisher erſchienenen den
angegebenen Zweck zunächſt erreichen. Der Verfaſſer benutzte
ſeine eigenen langjährigen Erfahrungen und die Anſichten der
beſten Meiſter, um dem Laien und dem angehenden Reiter eine
Anweiſung zu geben, wie er ohne fremde Anleitung in kurzer
Zeit ein guter, praktiſcher Reiter werden kann.
Bei A. Wienbrack in Leipzig erſchien ſoeben und
wurde an alle Buchhandlungen verſandt:
Phantasien nach Tiedge's Urania.
8. Broſch. / Thlr.
Dieſe gemüthlichen Phantaſien, in welchen Gott, Tugend
und Unſterblichkeit beſungen werden, ſind den Beſitzern der
Urania insbeſondere zu empfehlen; Niemand möchte ſie wol unbe⸗
friedigt und ohne Achtung und Theilnahme für den Verfaſſer,
der viel erduldete, aus der Hand legen.
In Unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und an alle Buch⸗
handlungen verſandt worden: .
111 Geschichte
des englischen Deismus
Gotthard Victor ‚Lechler,
Dr. der Philosophie.
Gr. 8. Brosch. Preis 4 Fl. 12 Kr., oder 2, Thlr.
Der Verfaſſer hat eine in der Geſchichte des Chriſtenthums
und der europäiſchen Cultur Epoche machende Erſcheinung aus,
- (Fortfegung.) Die verfteinernde Quelle.
den Quellen neu. bearbeitet, Er ging von der Überzeugung
aus, der engliſche Deismus des 17. und 18. Jahrhunderts
biete, zumal in unſerer Zeit, für Deutſchland eine Parallele
dar, ſodaß eine möglichſt umfaſſende, authentiſche und unpar⸗
teiiſche Darſtellung deſſelben in feiner Entſtehung, Blüte und
Auflöſung von mannichfaltigem Intereſſe ſein dürfte.
Stuttgart und Tübingen, im April 1841.
J. G. Cotta'ſcher Verlag.
— 1
Anzeige für Freunde deutscher Klassiker.
Soeben iſt bei Th. Chr. Fr. Enslin in Berlin
erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Abr. Gotth. Käſtner's
geſammelte
Poetiſche und Proſaiſche
Schoͤnwiſſenſchaftliche Werke.
Iſter Theil, Velinpap., broſch., mit dem Bildniß des Verfaſſers.
Subſcriptionspreis (ohne Vorausbezahlung) für alle 4 Theile,
nebſt der Biographie des Verfaſſers, 2 Thlr.
Im Herbſt des laufenden Jahres werden alle 4 Theile in
den Händen der Käufer ſein.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
N * *
Das Pfennig- Magazin
für Verbreitung gemeinnuͤtziger Kenntniſſe.
1841. April. Nr. 418 — 421.
Nr. 418. Napoleon's Todtenfeier. Die engliſch⸗chine⸗
ſiſchen Händel. Marie Lafarge. Aufbau der Häuſer vermittels
Dampf. Kampf gegen die Heuſchrecken. Seltſamer Proceß.
Franzöſiſches Deutſch. — Nr. 419. Napoleon's Todtenfeier.
Über den Königsſtuhl
von Rhenſe. Strenge und gelinde Winter. Die Republik
Texas. Die Fortſchritte der Photographie. — Nr. 420.
Napoleon's Todtenfeier. (Beſchluß.) Peking und der Golf von
Petſcheli. Von den Mikroſkopen. Die Marqueſasinſeln. Ein
neues Brennmaterial. — Nr. 421. Jacquard, der Erfinder
des Webſtuhls. Amerikaniſche Rieſenzeitung. Die chineſiſchen
Würdenträger. Reiſeſkizzen aus einigen griechiſchen Inſeln.
Zur Geſchichte der engliſchen Marine. Herſchel's. Verbeſſerung
der Argandſchen Lampe. Eine neue Locomotive. Toglakabad.
An Abbildungen ſind in dieſen Nummern
enthalten:
1. Napoleon's Todtenfeier. a) Der neue Ebenholzſarg.
b) Batterie auf der Fregatte Belle-Poule. c) Das Katafalk⸗
ſchiff. d) Der Trauertempel bei Courbevoie. e) Der Leichen⸗
wagen. () Die Decoration des Triumphbogens de Etoile.
g) Der Platz vor dem Invalidenhauſe. h) Die Vorhalle der
Invalidenkirche. i) Der Katafalk in der Inpalidenkirche. —
2. Jacquard, der Erfinder des Webſtuhls. — 3. Toglakabad.
Preis dieſes Jahrgangs von 52 Nummern 2 Thlr.
Der Preis der erſten fünf Jahrgänge von 183337,
Nr. 1— 248 enthaltend, iſt von 9%, Thlr. auf 5 Thlr. er⸗
mäßigt. Einzeln koſtet jeder dieſer Jahrgänge 1 Thlr.;
die Jahrgänge 1838 — 40 koſten jeder 2 Thlr.
Von den früher ſchon im Preiſe herabgeſetzten
Sonntags⸗ Magazin. Drei Bande. 2 Thlr.
National⸗ Magazin. Ein Band. „ Thlr.
Pfennig⸗Magazin für Kinder. Fünf Bande.
2 Thlr.
find noch fortwährend Exemplare zu haben.
Leipzig, im Mai 1841,
FJ. A. Brockhaus.
Bei t. Wienbrack in Leipzig ft erſchienen und
ei jede Buchhandlung zu beziehen, woſelbſt auch eine aus-
führlichere Anzeige von dieſem Werke zu haben iſt:
Die deutſchen N
Auswanderungs⸗, Freizuͤgigkeits⸗ und
Heimaths⸗Verhaͤltniſſe.
Eine vergleichende Darſtellung der daruͤber in den Staa⸗
ten des deutſchen Bundes, beſonders in Oſtreich, Preußen
und Sachſen beſtehenden Vertraͤge, Geſetze und Verord⸗
nungen, mit literariſchen Nachweiſungen und Bemerkungen
für die Geſetzgebungspolitik. Zur Orientirung für deutſche
und ausländifche Staatsbürger jeden Standes von Alexan⸗
der Müller, großherzogl. Sachſen⸗weimariſcher Re⸗
gierungsrath. Gr. 8. Broſch. 2½ Thlr.
In der Beilage zum Frankfurter Journal, 1841, Nr. 103,
wird in der Correſpondenznachricht aus Leipzig von dieſem Werke
unter Anderm geſagt: „Dies ift eine Schrift, die wir wegen
Schärfe des Urtheils, Genauigkeit der Zuſammenſtellung in hi⸗
ſtoriſcher, rechtlicher und literariſcher Hinſicht und Klarheit der
Sprache Regierenden und Regierten, Theoretikern wie Prakti⸗
kern nicht genug empfehlen können.“
Bei T. Trautwein in Berlin iſt ſoeben erſchienen:
Die Metaphysik des Aristoteles
nach Composition, Inhalt und Methode dar-
gestellt von Joh. C. Glaser. Gr. 8. Brosch.
Preis 1¼ Thlr.
En vente chez Brockhaus & Avenarlusk Leipzig:
GAG
‚de la littérature frangaise.
Journal des gens du modes.
Ce journal paxaft tous les quinze jours, à partir du
15 Janvier 1841 par cahiers q au moins 2 à 3 feuilles
d'impression grand in-8. et formera un gros volume par
Année.
Prix de abonnement pour Pannée
5½ Thlr.
On s'abonne chez tous les libraires et à tous les ‚bureaux
de poste, Tat.
Sommaire dn No. 7. Les amours de Vienne, par
Gérard de Nerval. — Une scene de boudoir,
par Balzac. — Un ami de M. de Richelieu, par
Francois Ducuing. Arts: Le Salon de 1841.
— Tribunaux: ‘Odyssee champenoise. Le cheval
noir. Le cheval blanc.
Sommaire du No. S. Madame de la Guette, par
Paul de Musset. — Memoires d’un Parisien, par
Gerard de Nerval. — Une aventure du Comte
de Cagliostro, par Alfred des Essarts. — Revue
litteraire: „Scenes de la vie privée et publique des
animaux. — Tribunaux: Une recette pour se faire
pretre Fargent. Patriote par curiosite. — Melanges.
Conversations-Texrikon der Gegenwart.
Ein fuͤr ſich beſtehendes und in ſich abgeſchloſſenes Werk, N
zugleich ein Supplement zur achten Auflage des Converſations⸗Lexikons,
ſowie zu jeder fruͤhern, zu allen Nachdrucken und Nachbildungen deſſelben. 105
Füntunddreissigstes Hekt, Bogen 24—33 der zweiten Abtheilung des vierten Bandes.
Weiß bis Zunftweſen. |
Jedes Heft auf Druckpapier / Thlr., auf Schreibpapier 7 Thlr., auf Velinpapier / Thlr.
Weiß (Ghriſtian). — Weiße (Ehriſtian Herm.). — Wendt ſcher Eriminalproceß. — Wergeland (9.
Arnold). — Werkhaus. — Werlauff (Erik EhHriftin). — Werther (Heinr. Aug. Alexander Wilh., Freih, v.). ; 7
Weyer (Sylvan van de). — Wheaton (Henry). — White (Charles). — Wiedemann (Ehriſtian Rudolf With —
Wiederhold (Chriſtian). — E re (Arend Friedr. Aug.). — Wienbarg (Ludolf). — Wieſe (Sigi
— igand (Paul). — Wilbrand (Joh, Bernhard). — Wilda (Wilh.
Wilſon (John). — Winbdiſchmann (Karl Joſeph Hieronymus). — Wingerd (Karl Fredrik af), — Winne
— Winter (Georg Ludw.). — Wippermann (Karl Wilh.). — Wirſchinger (Ludw. v.). — Wiſch (Jol
Wietersheim (Eduard v.).
fel (le.
Kaspar von
der). — Witzleben (Job Wilh. Karl Ernſt v.). — Witzleben (Karl Aug. Friedr. v.). — Wolff (Emil). — Wolfram
(Joſeph). —
Zannoni (Giovanni Battiſta). —
örl (Joſeph Edmund). — Wroniecki (Anton. — Wronſki (Hoene), ..
Wuk (Steſanowitſch). — Würtemberg. — Würtemberg (Alexander Cyriſtian Friedr., Graf v.). —
Zirien (Pablo de). — Kylander (Zöfeph Karl Aug., Ritter v.). — 3
Zeitgeift, — Zeitſchriften und
(Jonathan Karl). — Zeſchau (Heinr. Anton v.). — Zetterſtedt (Joh. Wilh
D bp (eh 2
ahn (Joh. Karl Wilh.). — Zaimis nah)
Ne eg — Zell (Karl). — Zenker
). — Ziebland (Georg Friedr.). — Jiller⸗
thaler (evangeliihe). — Zipfer (Ehriſtian Andreas). — Zoologie. — Zuaven. — Zuccarini (Joſeph Gerhard v.). —
Juckerfabrikation. —
Leipzig, im Mai 1841.
umpt (Karl Gottlob). — Zunftweſen.
FA. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XV.
e ᷣ ͤ V ß , è K
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für literas
rifhe Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Ngr.
Ausgewählte Bibliothek
der
Classiker des Auslandes,
in neuen Ueberſetzungen
mit
biographischen und literarischen Einleitungen.
Duodezformat, auf ſchoͤnem Papier, geheftet.
9234 % bei G. I. Broldans.
„Das Überſetzen iſt und bleibt eines der wichtigſten und wuͤrdigſten Geſchaͤfte in dem allgemeinen Weltverkehr.“
Dieſen Ausſpruch Goethe's in der beſondern Beziehung erfaſſend, in welcher er ihn ſelbſt zu der Anſicht von einer ſich
bildenden Weltliteratur ſtellte, kuͤndigen wir ein Unternehmen an, das dazu beſtimmt iſt, fuͤr die Verwirklichung dieſer
Anſicht in dem Sinne jenes Ausſpruches wenigſtens von einer Seite her zu wirken.
Waͤre es allein ein mercantiliſcher Geſichtspunkt, von dem hierbei ausgegangen wuͤrde, ſo faͤnde auch die Tendenz
eines ſolchen Unternehmens ihr naͤchſtes Maß, ja ihre Grenzen in der voruͤbergehenden, durch Zeitereigniſſe aufgeregten
oder beſchwichtigten Theilnahme an modernen oder moderniſirten Autoren fremder Literaturen, wie fie ſich in mannich⸗
faltigen Chancen in dem groͤßern Theile des gebildeten Publicums kundgibt. Aber erhaben über ſolchen Wechſelfaͤllen,
in dem Lichte hoͤherer Reinheit und objectiver Wuͤrdigung, und zugaͤnglich wie erwuͤnſcht allen wahrhaft Gebildeten ſtehen
die Schriftſteller, welche ſeit Wiederherſtellung der Wiſſenſchaften, ſeit der Wiedergeburt der neuern Literatur bei allen
Voͤlkern europaͤiſcher Cultur als die Erſten erſcheinen, als Claſſiker da, und der Gedanke einer Weltliteratur knuͤpft
ſich zunaͤchſt an die Anerkennung derſelben als ſolcher, — eine Anerkennung, die nicht durch gelegentliche oder temporaire
nal ſondern durch das kritiſche Bewußtſein des unbeſtechlichen Richters, des Gemeingefuͤhls, zu jeder Zeit be:
immt wird.
Nur dieſe, aber auch ſo weit moͤglich alle dieſe Claſſiker fremder Literaturen der deutſchen Nation nach und
nach ſo zugaͤnglich zu machen, daß die Scheidewand der Sprache in dieſer Beziehung in dem allgemeinen Weltverkehr
geſunken iſt, — das iſt die Aufgabe, deren annaͤhernde Erreichung dem Plane dieſes Unternehmens zu Grunde liegt.
Nicht alſo blos die Literaturen unſerer naͤchſten ſtammverwandten Nachbarn, nicht blos der Voͤlker germaniſchen oder
romaniſchen Stammes, ſondern auch der ſlawiſchen und fernerer Staͤmme, werden in ihren würdigſten Reprä⸗
ſentanten in dieſer Sammlung erſcheinen und der Unterſchied der Zeiten wird da nicht in Betracht kommen koͤnnen,
wo der Charakter der Claſſicitaͤt eben das Überdauern temporairer Geltung mit ſich bringt und einen Platz in der Reihe
der geiſtigen Denkmaͤler anweiſt, die unvergaͤnglich und fuͤr alle Zeiten bedeutend ſind. Eben darum werden aber auch
nicht blos Werke der ſogenannten ſchoͤnen Literatur, in der engen Begrenzung dieſes Begriffs auf nicht-fachwiſſenſchaft⸗
liche Producte, ſondern auch ſolche Werke z. B. der Geſchichtſchreibung oder der hoͤhern Politik hier ihren Platz finden,
welche durch ihre anerkannte Claſſicitaͤt ſich einen Anſpruch auf Einreihung in jene Serien erworben haben.
Die Möglichkeit, eine ſolche Aufgabe zu erreichen, findet aber ihre zweite Bedingung in dem Charakter der über—
feßungen. Es wird hierbei nicht erſt der Verſicherung bedürfen, daß ganz in dieſem Sinne auch das Einzelne werde
behandelt, die vorzuͤglichſten Kraͤfte zu dieſem Zwecke in Anſpruch genommen und die ſtete Ruͤckſicht darauf genommen
werden, das Claſſiſche auch fo elaſſiſch als möglich wiederzugeben. um aber naͤchſtdem die all⸗
gemeine Beziehung der einzelnen Erſcheinung zu ihrer Epoche ſowie zu dem Eyklus des Bedeutenden in der Literatur
überhaupt näher zu firiven und ſo gewiſſermaßen das Auftreten in dieſem Kreife, oder — wo eine Auswahl für
zweckmäßig erachtet werden ſollte — das Repraͤſentationsverhaͤltniß legitimiren zu koͤnnen, wird in der Regel jedem in
dieſer Überfegungsreihe erſcheinenden Werke eine biographiſch⸗literariſche Einleitung beigegeben werden, die
in ihrer Geſammtheit und in Verbindung mit den Werken ſelbſt eine zuſammenhaͤngende überſicht und Einſicht in die
Hauptmomente der europaͤiſchen Literaturentwickelung gewähren wird.
Derſelbe mehrfach bezeichnete Standpunkt, welcher vielmehr ein allgemein literariſches, nicht ein eng mercantiliſches
Unternehmen hervorruft, veranlaßt uns auch, bei der Wahl des zu Überfegenden die nothwendige Ruͤckſicht auf das
Vorhandenſein oder den Mangel tüchtiger Überfegungen der einzelnen Claſſiker Ruͤckſicht zu nehmen. Es wird mithin,
wo — wie es mehrfach der Fall iſt — wir uns bereits ſolcher Übertragungen erfreuen, auf ein Wiederholen oder Über-
bietenwollen derſelben kein Abſehen gerichtet werden, wogegen in einzelnen Fällen die Aufnahme dieſer Überſetzungen,
unter Verſtaͤndigung mit den Verlegern, nicht ausgeſchloſſen ſein ſoll. g
Ich theile vorlaͤufig kein Verzeichniß der Schriftſteller und der Werke mit, die in dieſer Biblio⸗
thek gegeben werden ſollen, und bemerke in Beziehung auf die Ausfuͤhrung nur, daß es mein Plan
iſt, monatlich in der Regel einen Band zu liefern. Jedes Werk wird fuͤr ſich kaͤuflich ſein und
keinerlei Verbindlichkeit hinſichtlich der Fortſetzung ſtattfinden; der Preis ſoll billig, die Ausſtattung
ohne Luxus, aber geſchmackvoll ſein. N
Fuͤr Das, was zunaͤchſt in dieſer Bibliothek aufgenommen werden ſoll, ſind geeignete Bear—
beiter gewonnen; aber ſehr willkommen werden mir Anträge zu Überſetzungen von ſolchen Schrif-
ten ſein, die nach dem vorſtehend entwickelten Plane zur Aufnahme beſtimmt werden muͤſſen, wobei
ich vorausſetze, daß eine längere und vertrautere Beſchaͤftigung mit dem Autor ſtattgefunden hat
und dieſer mit Recht auf den Namen eines elaſſiſchen Schriftſtellers Anſpruch machen
kann.
Leipzig, im Juni 1841.
Allgemein gehaltene Anträge zu Überſetzungen Eönnen daher nicht beruͤckſichtigt werden.
F. A. Brockhaus.
In unſerm Verlage iſt erſchienen und durch alle Buchhand⸗
lungen zu erhalten:
Tendſchlands rgeſchächge
Karl Varth,
koönigl. bairiſchem Geheimenrath.
Zweite, ganz umgearbeitete Auflage.
Zwei Theile.
Erlangen, 1840 und 1841.
Preis 4% Thlr., oder 6 Fl. 45 Kr. Rhein.
Es gab lang vortreffliche Geſchichten der alten Teutſchen,
aber keine des alten Teutſchlands; insbeſondere iſt deſſen ſüd⸗
licher den Römern frühe verfallener Theil beinahe unbeachtet
geblieben. Dieſe Lücke auszufüllen war Zweck des vorliegenden
Werkes, und daß es dieſen nicht verfehlt habe, zeigt feine häu—
fige Benutzung in nachgefolgten Schriften, ſowie das Bedürfniß
einer neuen Auflage. In fortgeſetzter Beſchäftigung mit den
Quellenſchriften wurden viele Altteutſchland und feine Bewoh⸗
ner berührende Nachrichten aufgefunden, welche, hier zum erſten
Male mitgetheilt, Bekannteres theils aufhellen, theils berichti⸗
gen, Neues nicht nur andeuten, ſondern auch ſehr Erhebliches
nachweiſen. Dieſes iſt z. B. der Fall mit der älteſten Bevöl⸗
kerung des ſüdlichen Teutſchlands, von deren Nationalität der
bisherige Streit über dort urſprüngliches Keltenthum nichts ge⸗
wußt hat; es iſt der ſeit 1800 Jahren ſchwankende Begriff des
Volksnamens Kelten feſtgeſtellt, erörtert, in welchem Sinn von
einer Verwandtſchaft der Germanen und Skythen geſprochen
werden könne. Überall geht die Forſchung zurück, ſoweit hiſto⸗
riſche Kritik, ohne Zwang und Grübelei, noch Anhaltepunkte
findet. Die Quellen ſind benutzt, ohne Meinungs⸗Vorliebe noch
⸗Abneigung, ohne jene parteiiſche Autoritätsverehrung, welche
von Tacitus aufbewahrte Sagen überſchätzt, andere auch von
Claſſikern mitgetheilte, insbeſondere aber die heimatlichen nicht
achtet, nicht kennt. Sie zuſammenzuſtellen iſt hier der erſte
Verſuch gemacht worden. Auf ſolche Weiſe iſt dieſe zweite Auf⸗
lage in ihrem Erſten Theil zu einem neuen Buch geworden —
wie ſchon der Umfang zeigt. Hier war, auf beinahe un⸗
betretenem Felde, ein neuer Pfad zu bahnen. Der Zweite
beſchäftigt ſich mit bekanntern Thatſachen bis auf Armin's Tod;
er gibt die bis jetzt vollſtändigſte Sammlung der Quellen —
ſelbſt zu Müller's kimbriſchen Krieg war Einiges nachzutragen —
nach dem Urtext, gereinigt von Conjecturen, auf welche fo manche
irrige Anſicht ſich ſtützt. Wenngleich hauptſachlich für Förde⸗
rung der Wiſſenſchaft geſchrieben, wird das Buch doch auch
jedem gebildeten Leſer verſtändlich, jedem Freund des teutſchen
Vaterlandes unterhaltend fein. Der Preis iſt im Verhaͤltniß
zu andern ähnlichen Werken auf das billigſte geſetzt.
Erlangen, im März 1841.
J. J. Palm und Ernſt Enke.
Von bekannten und beliebten Verfaſſern ſind ſoeben wieder
zwei höchſt intereſſante Romane bei 2. Wienbrack in
Leipzig erſchienen, die man durch alle Buchhandlungen be—
ziehen kann:
Die Verwandten in Kopenhagen. Novelle von
Penseroso. 8. 3 Theile. 4 Thlr.
Schloß Tornitz. Romantlſches Gemälde aus dem
17. Jahrhundert von Wilhelmine Lorenz. 8. 2 Theile.
all, Thlr.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
* *
Das Pfennig- Magazin
für Verbreitung gemeinnuͤtziger Kenntniſſe.
1841. Mai. Nr. 422 — 426.
Nr. 422. Bukareſcht. Chronik der Eiſenbahnen im
Jahre 1840. Peter der Große und ſein Sohn Alexej. Die
Inſel Tſchuſan. Seltener Gemeinſinn. Die Leuchtthürme in
Großbritannien und Irland. — Nr. 423. Johann Gott⸗
fried Herder. Chronik der Eiſenbahnen im Jahre 1840. (Be⸗
ſchluß.) Die Landenge von Suez. Die Elfen. Saint-Omer. —
Nr. 424. Smolensk. Der arteſiſche Brunnen in Paris.
Der Froſch. Vom Magnetismus. Die Sklaven in Braſilien.
Literariſcher Vandalismus in Frankreich. Zur Statiſtik der
wilden Thiere. — Nr. 425. Leith. Vom Magnetismus.
(Fortſetzung.) Erdbeben im Jahre 1840. Montenegro und
die Montenegriner. Die Schraubendampfſchiffahrt. Techniſche
Notizen. Mittel zur Erhaltung der Eier. Bedſchapur. —
Nr. 426. Saint⸗ Aubin auf der Inſel Jerſey. Vom Magne⸗
tismus. (Beſchluß.) Simon Denis Poiſſon. Zuckerfabrika⸗
tion in den Zollvereinsſtaaten. Einiges Merkwürdige vom Kern⸗
beißer. Seidenbau in China. Die Speiſenfabrik zu Leith. Hyeres.
Der Narwal.
An Abbildungen ſind in dieſen Nummern
2 enthalten:
Anſicht der Hauptkirche von Bukareſcht. — Glengariff. —
Johann Gottfried Herder. — Das Stadthaus in Saint-Omer. —
Smolensk. — Der Froſch. — Froſchlaich und Kaulquappen. —
Der Hafen von Leith. — Waſſerbehälter der großen Moſchee in
Bedſchapur. — Saint-Aubin auf der Inſel Jerſey. — Der
Narwal.
Preis dieſes Jahrgangs von 52 Nummern 2 Thlr.
Der Preis der erſten fünf Jahrgänge von 1833—37,
Nr. 1— 248 enthaltend, iſt von 9½ Thlr. auf 5 Thlr. er⸗
mäßigt. Einzeln koſtet jeder dieſer Jahrgänge 1½/ Thlr.;
die Jahrgänge 1838 — 40 koſten jeder 2 Thlr.
Von den früher ſchon im Preiſe herabgeſetzten
Sonntags Magazin, Drei Bande. 2 Thlr.
Rational: Magazin. Ein Band. Thlr.
Pfennig⸗Magazin „ Fuͤnf Baͤnde.
2 fa hir.
find noch fortwährend Exemplare zu haben.
Leipzig, im Juni 1841,
F. A. Brockhaus.
Im Verlage der C. J. Naſt'ſchen Buchhandlung in
Ludwigs burg iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen
vorräthig zu finden:
Telemach ins Deutſche überfest nach Fenelon.
Fuͤnfte Auflage. X und 307 Seiten. 8. 1 Fl. 12 Kr.
Contes à ma fille par Bouilly mit er⸗
laͤuternden Noten und einem Wortregiſter, für die
weibliche Jugend bearbeitet von G. Kissling, Pro⸗
feſſor. Zweite verbeſſerte Auflage. XVI und 290
Seiten. 8. Preis 1 Fl. 12 Kr.
Der deutſche Horaz. Überfegung ſaͤmmtlicher lyri⸗
ſchen Dichtungen des Quintus Horatius Flaccus, in
den Versmaßen der Urſchrift von Dr. W. Binder,
Profeſſor. VIII und 278 Seiten. Gr. 16. Elegante
Ausgabe. Broſch. 1 Fl. 12 Kr.
Die nöthig gewordenen neuen Auflagen, correcter und
guter Druck, verbunden mit ſehr billigen Preiſen, ſind wol die
beſte Empfehlung für dieſe Ausgaben.
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de
Hauman & Co. à Bruxelles.
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de Bawr, Me., La fille, d’honneur, 2 vols. In-18.
2/ Thlr.
David, J.-A., Un prétendant. I vol, Iu- 18. % Thlr.
Dumas, A., Nouvelles impressions de voyage (Midi
de la France). 3 vols. In- 18. 3½ Thlr.
—— , Crimes célèbres. T. 3, 4. In- 18. 2%, Thlr.
Dusillon, E., Jeanne la Flamande. 1252, I vol. In- 18.
1% Thlr.
Gozlan, L., Le plus beau reve d'un millionnaire. I vol.
In-18. % Thlr.
Sand, G., Un hiver au midi de l'Europe. I vol. In- 18.
5, Thlr.
Souvestre, E., Une colonie. I vol. In- 18. % Thlr.
de Viel Castel, H., La noblesse de la province. Ber-
trand de Kergoät. 2 vols. In- 18. 2%, Thlr.
Sciences.
Lame Fleury, J., La mythologie racontee aux enfants.
4e edition. In- 18. 5%, Thlr.
Maine de Biran, Nouvelles considérations sur les rap-
ports du physique et du moral de homme. Ouvrage
posthume; publie par V. Cousin. I vol. In-18. 1¼ Thlr.
Phillips, Ch., Du strabisme. 1 vol. In- 18. % Thlr.
Rogron, J.-A., Code de procédure civile expliqué par
ses motifs, par des exemples et par la jurisprudence, avec
la solution etc., suivi d'un formulaire. Nouvelle édition.
1 vol. gr. in-8. a deux colonnes. 2 Thlr.
Soeben erschien mit Eigenthumsrecht die mit grösstem
‚Beifall in Paris aufgenommene neue Oper:
Der Guitarrenspieler (Le Guitarrero)
von Halevy.
Franz. Text von Scribe, deutsch von Grünbaum.
Partitur mit französischem und untergelegtem deutschen
Text, die completen Orchesterstimmen, der Clavierauszug
5%, Thlr. Ouverture und die Gesangsnummern einzeln
a 7½ — 25 Ngr.
Berlin. .
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Über alte und neue medicinische Lehrsysteme
im Allgemeinen und über
Dr. J. L. Schönlein's
neuestes natürliches System der Medicin
insbesondere.
Ein historisch-kritischer Versuch von
Dr. ®. F. Most.
Gr. 8. Geh. 1% Thlr.
Leipzig, im Juni 1841.
FH. A. Brockhaus.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Blätter
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literariſche Unterhaltung.
Preis des Jahrgangs 12 Thlr.
1841. Mai. Nr. 121 — 151.
Inhalt:
Nr. 121. Europa und China. (Nr. 11—124) — Lud⸗
wig Halirſch's literariſcher Nachlaß. Herausgegeben von J. G.
Seidl. — Nr. 122. 1, Lebensnachrichten über Barthold
Georg Niebuhr aus Briefen deſſelben und aus Erinnerungen ei⸗
niger ſeiner naͤchſten Freunde. Dritter Band. 2. Barthold Georg
Niebuhr's Brief an einen jungen Philologen. Mit einer Abhand⸗
lung über Niebuhr's philologiſche Wirkſamkeit und einigen Ex⸗
curſen, herausgegeben von K. G. Jacob. Von Friedrich
Köppen. (Nr. 122, 123) — Mr. 123. Nordamerikaniſche
Miscellen. — Nr. 124. Der innere Menſch. — Literariſche
Notizen aus Dänemark. — Nr. 125. Gedichte von L. A.
Frankl. — Einiges aus der franzöſiſchen und engliſchen Regenten⸗
geſchichte im 16. Jahrhundert. — Nr. 126. Neue römiſche
Briefe von einem Florentiner. (Nr. 126 — 128.) — Franzöſiſches
Urtheil über H. Blaze's Überſetzung des Goethe'ſchen „Fauſt“. —
Notizen über neugriechiſche Literatur. — Nr. 127. Verſuch
einer Darſtellung der Chriſtologie des Koran von C. F. Gerock.
(Nr. 127, 128.) — Nr. 129. Geſchichte der römiſchen Staats⸗
verfaſſung von Erbauung der Stadt bis zu C. Caͤſar's Tod.
Von K. W. Göttling. (Nr. 129, 120.) — Grillenfang auf 1840.
Von Graf Chr. E. von Bentzel-Sternau. — Nr. 130.
Erzählungen von G. H. v. Schubert. (Nr. 130, BL) —
Nr. 131. F. Marlow. Erſter Artikel. 1. Fauſt. Ein dra⸗
matiſches Gedicht in drei Abſchnitten. 2. Dichter⸗Nachtwege.
Novelliſtiſche Blätter. (Nr. 131, 132.) = Nr. 132. Sir Hum⸗
»hry Davy's Salmonic oder neun Angeltage. Unterhaltungen
über naturgeſchichtliche und verwandte Gegenſtände, insbeſondere
über Fiſche aus dem Salmengeſchlechte. Deutſch bearbeitet von
T. Neubert. — Lady Flora Haſtings. Von J. Wilfert. —
Nr. 133. Gerhard Anton v. Halem's Selbſtbiographie. Zum
Druck bearbeitet von ſeinem Bruder L. W. Ch. v. Halem und
herausgegeben von C. F. Strackerjan. (Nr. 133 — 135.) — Die
beiden Grundprobleme der Ethik, behandelt in zwei akademiſchen
Preisſchriften, von A. Schopenhauer. — Nr. 134. Literariſche
Notizen aus Danemark. — Mr. 135. Romanenliteratur. —
Nr. 136, Über die Geſchichte der europäiſchen Staaten, herz
ausgegeben von Heeren und Ukert. Erſter Artikel. Nr. 137.
Ein deutſches Coloniſationsproject des 17. Jahrhunderts. Aus
ſranzöſiſchen Geſandtſchaftsberichten auf der pariſer königlichen
Bibliothek. Von G. B. Depping. (Nr. 137, 138.) Nr. 138.
The gipsy king, and other poems. By R. Howitt. — Man:
cherlei. — Nr. 139. Das Syſtem der deutſchen Conſtitu⸗
tionen. Erſter Theil. Dargeſtellt von Ed. Hermsdorf. (Ar. 139,
140) — Romanenliteratur. — Nr. 140. Hiſtoriſche Lite⸗
ratur in Spanien. — Nordamerikaniſche Miscellen. — Nr. 141.
Memorabilien von K. Immermann. Erſter Theil. (Nr. 141—145.)
— Schriften über Amerika. I. Voyage à Surinam, par P. J.
Benoit. 2, Braſilianiſche Zuſtände. Nach geſandtſchaftlichen
Berichten bis zum Jahre 1837, von F. Tietz. (Nr. 141, 142) —
Nr. 143. Fräulein Keaou Lwan Wang, eine chineſiſche No:
velle. — Nr. 141. Kaiſerin und Sklavin. Ein hiſtoriſcher
Roman aus dem dritten Jahrhundert der chriſtlichen Kirche. —
Nr. 145. Über Theaterſchule. Eine Mittheilung an das
Theaterpublicum von Ed. Devrient. — Nr. 146. Der
Somnambulismus. Von F. Fiſcher. (Nr. 146 — 116.) — Erzäh⸗
lungen und Novellen. Von C. v. Wachsmann. Neue Folge.
Siebenter bis zehnter Band. Zweite Folge. Erſter bis vierter
Band, — Nr. 147, Handbuch der Weltgeſchichte von F.
Straß, fortgeſetzt von W. Havemann. Vierter Theil. —
Nr. 148. Wie iſt in einer Überſetzung Dante's das Metrum
zu behandeln? Von Gotthold. — Beilage Nr. 3.
Saint⸗Sylvan. Von A. v. Sternberg. — Oriental outlines; or,
a Rambler's recollections of a tour in Turkey, Greece and
Tuscany in 1838. By W. Knight. — Jüdiſche Sagen und
Dichtungen nach den Talmuden und Midraſchen, nebſt einigen
Makamen aus dem Divan des Alchariſi. Von C. Krafft. Erſtes
Bändchen. — Nr. 149. Die Elemente des Staatsverbandes
von Georg Siemens. (Nr. 149—151.) — Alterthümer und Sprache
in Griechenland. = Nr. 150. Eduard Alleyn’s „Memoirs“.
— Mr, 151. Moderne Liebe. Roman von F. Chownitz. —
Notizen, Miscellen, Bibliographie, Literariſche
Anzeigen ꝛc.
Leipzig, im Juni 1841,
F. A. Brockhaus.
Intereſſante neue Romane
im Verlage von E. Leibrock in Braunſchweig foeben
erſchienen und in allen Buchhandlungen und Leihbibliotheken
zu finden: 5
Pickwick in der Fremde
oder -
die Reife in Frankreich.
Fortſetzung des Romans: „Die Pickwickier“, von
Boz (Dickens). Nach dem Engliſchen bearbeitet
von Dr. X. Verrig.
Ausgabe in 8 Heften (4 Bänden) mit Federzeichnungen
a Heft / Thir.
Die einzige Tochter. Roman aus dem Engliſchen
überfegt von Dr. F. Steger. 3 Bände. 4 Thlr.
Die Gouvernante. Von Lady Glessington. über⸗
ſetzt von Dr. F. Steger. 2 Bände. 3 Thlr.
Der Herzog. Roman aus der Geſellſchaft. Von
. Grey, uͤberſetzt von W. Schulze. 3 Bände,
1 Thlr.
Claudie oder die Stiefmutter. Von J. Selten. 1% Thlr.
Soeben iſt erſchienen:
Zeitschrift
für deutsches Alterthum.
Herausgegeben Wi
von
More Haupt.
Ersten Bandes erstes Heft. 2
Mit Beiträgen von Jacob u. Wilhelm Grimm, Lach-
mann, Benecke, Th. v. Karajan,‘ N. Müller,
Franz Pfeiffer u. d. Herausgeber.
Gr. 8. Brosch. Preis 1 Thlr.
Von dieser Zeitschrift soll jährlich ein Band erscheinen,,
welcher aus Heften, jedes zu 12 — 13 Bogen, bestehen wird.
Leipzig. 5
Neidmann'sche Buchhandlung.
Durch alle Buchhandlungen und Poftämter iſt zu beziehen:
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
H. G. Gersdorf. 1840. Sechsundzwanzig-
sten Bandes sechstes Heft. (Nr. XXIV.) Gr. 8. Preis
eines Bandes 3 Thlr.
Leipzig, im Juni 1841,
F. A. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
— REEL LEERE Pets Aa
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XVI.
— — — —— —— — — —'
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung
Schriften von Ernst Schulze.
Neu erſcheint ſoeben in meinem Verlage und iſt durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
Bermischte Gedichte von Eruſt Schulze.
Zweite Auflage. Gr. 12. Geh. 1½ Thlr.
Von Ernſt Schulze find ferner bei mir erſchienen;
Sämmtliche poetiſche Werke. Neue Auflage.
4 Bände. 8. 6 Thlr. Mit 16 Kupfern 8 Thlr.
Prachtausgabe mit Kupfern 18 Thlr.
Eäeilte. Ein romantisches Gedicht in 20 Geſaͤngen.
Neue Auflage. 2 Baͤnde. 8. 3 Thlr. Mit 8 Kupfern
4 Thlr. Prachtausgabe mit Kupfern 9 Thlr.
Die bezauberte Roſe. Romantiſches Gedicht in
drei Geſaͤngen. Sechste Auflage. 8. 1 Thlr.
Mit 7 Kupfern 2 Thlr. Prachtausgabe mit Kupfern
2’ Thlr.
2 Ein griechiſches Maͤrchen in ſieben Büchern.
hlr.
Leipzig, im Juni 1841.
F. A. Brockhaus.
Bei Liebmann & Comp. in Berlin iſt erſchienen und
durch alle ſoliden Buchhandlungen zu beziehen, in Leipzig
durch Eduard Eiſenach:
Stricker, Dr. ., Allgemeines
Reise- und Taschenbuch für
Arzte und Naturforscher. Mit
einer Vorrede von Dr. A. F. von
Ammon. 2 Bändchen von 100 und
120 S. Sauber geheftet. Preis % Thlr.
Bei E. Fernbach jun. in Berlin iſt ſoeben er⸗
ſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Sammlung der medieinal⸗policeilichen
Geſetze und . dne
Handel⸗ und Gewerbtreibende
in den k. preuß. Staaten.
Herausgegeben 8
von dem k. preuß. Kreisphyſicus Dr. E. J. Müller.
23 Bogen. Preis 1½ Thlr.
Das Bedürfniß, die einzelnen Zweige der Geſetzgebung
durch eigene Sammlungen dem Publicum zugänglicher und über⸗
ſichtlicher zu machen, wird in unſerer Zeit ſo allgemein gefühlt,
und Iſis beigelegt oder beigeheftet,
oder deren Raum 2½ Ngr.
und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
daß Niemand den Nutzen ſolcher Sammlungen bezweifeln möchte.
Der amtliche Wirkungskreis des Verfaſſers ließ ihn erkennen,
wie den Übertretungen der Medicinalgefege ſeitens Handels und
Gewerbetreibenden nur zu häufig gänzliche unbekanntſchaft mit
dieſen zum Grunde liegt, und dies veranlaßte ihn, eine Samm⸗
lung der jetzt in den preuß. Staaten gültigen medicinal⸗policei⸗
lichen Geſetze und Verordnungen — ſo weit ſie den Handel und
die Gewerbe betreffen — herauszugeben. Dieſelbe enthalt daher
nicht nur die Verordnungen in Betreff der Nahrungsmittel und
Materialwaaren, der Handhabung der Gewerbe und Fabriken,
des Arzneihandels durch Nichtapotheker, der Gifte, ſondern auch
in Betreff des Handels mit Thieren, des Haltens der Thiere,
der anſteckenden Thierkrankheiten genau und vollſtändig, und
eignet a ſo zum Gebrauche für Kaufleute, Fabrikanten, Ge⸗
werbetreibenden und Okonomen.
In unſerm Verlage erſchienen mit Eigenthumsrecht die
berühmten 5
Pianoforte-Compositionen
von Ad. Henselt.
Op. 13, Air russe; dito a 4 mains.
Op. 6. Deux Nocturnes (der Kaiserin von Russland
gewidmet) ; dito a 4 mains.
Op. 3. Po&me amour (H-Dur Etude); dito a 4 mains.
Preis à 22% Nor.
La Gondola, Etude de perfectionnement ift im einzelnen
Abdruck unter der Preſſe.
Durch alle Buch⸗ und Muſikhandlungen zu beziehen.
Berlin, Schlesinger'sche Buch- und Musikhandlung.
Aus dem Verlage des Herrn Heinrich Hoff in Manz
heim habe ich nebſt Verlagsrecht uͤbernommen und iſt jetzt von
mir zu beziehen:
Dentnhrdigleiien
und
vermiſchte Schriften
von
K. A. Barnhagen von Ense.
Erſter bis vierter Band.
Gr. 8. Geh. 9 Thlr.
An die im Jahr 1837 — 38 erſchienenen vier Bände dieſer
Denkwürdigkeiten ſchließt ſich
die neue Folge,
deren erſter Vand (1840) 27% Thlr. koſtet, das ganze aus fuͤnf
Bänden beſtehende Werk daher 11 ½ Thlr.
Leipzig, im Juni 1841.
F. A. Brockhaus.
Allen Freunden gediegener Unterhaltungslecture
wie auch Lesecirkeln und Leihbibliotheken zur
geneigten Beachtung empfohlen.
Im Verlage von Ed. Meyer in Kottbus ift erſchienen
und in allen Buchhandlungen zu haben:
Weltgegenden.
Herausgegeben von Chlodwig.
Eine Sammlung ſchöngeiſtiger Pro⸗
Duete der beliebteſten und berühm⸗
teſten Dichter und Schriftſteller
\ Deutſchlands.
Mit Beitraͤgen von Apel, Auerbach, Bechstein,
Dr. Duller, Bernd v. Guseck, R. Heller, Isidorus
orientalis, K. Mlorning, Mügge, E. v. Münch,
Pandira, Peters, Fürst Pückler - Muskau,
L. Kellstab, Fr. v. Sallet, L. Schefer, H. Seidel,
M. v. W. x. 1c. Erſter Jahrgang. Erſter Band.
Osten. 22½ Bogen geheftet in elegantem Umſchlag.
Preis 1¾ Thlr. Beiträge von L. Schefer, Pandira,
R. Mlorning, Bernd v. Guseck, L. Bechstein und
Mlaria v. K. enthaltend.
Dieſe Quartalſchrift, welche als ein echtes Natio-
nalwerk der schöngeistigen deutschen
Literatur betrachtet werden kann, hat bereits von vielen
Seiten Anerkennung und Beifall gefunden und verdient durch
die Gediegenheit ihrer Beiträge eine ſtets wachſende Verbreitung.
Der zweite Band — Süden — erſcheint im Laufe
des Juni und enthält Beiträge von M. v. W.,
R. Morning, Dr. E. v. Münch, Dr. Ad. Peters,
Dr. Eb. Duller, L. Schefer, Fr. v. Sallet ıc,
17 Bogen geheftet in elegantem umſchlag Preis 1½ Thlr.
Jeder Band iſt für ſich vollſtändig abgeſchloſſen und kann auch
einzeln abgegeben werden. Der 3. Band erſcheint im Sep⸗
tember, der 4. im November 1841.
Bei J. A. Mayer in Aachen iſt ſoeben erſchienen
und in allen Buchhandlungen zu haben:
Nacht und Morgen.
Ein Roman
von
Edw. Litton Bulwer.
Aus dem Engliſchen von D. v. Czarnowsky.
8. 3 Baͤnde. Elegant geheftet. Preis 3 Thlr., oder
5 Fl. 24 Kr.
Auch unter dem Titel:
f E. X. Bul wer's
ſaͤmmtliche Werke. 38., 39. u. 40. Band.
Der berühmte Verfaſſer hat ſich in dieſem feinem neueſten
Werke jenen Leiſtungen wleder zugewendet, die ihm den mei⸗
ſten Ruhm erworben. Der Titel iſt allegoriſch, indem der
Held des Romans ſich aus der Nacht des Unglücks zu der Morgen⸗
roͤthe des Glückes emporarbeitet. Die vortrefflich gezeichne⸗
ten Charaktere und Situationen — der Schauplatz der Hand⸗
lung (England und Frankreich, meift London und Paris) mit
ſehr gelungenen Schilderungen neuerer Zuſtände — werden die⸗
ſem Roman gewiß um ſo mehr allgemeine Theilnahme ſichern,
als das Talent des Verfaſſers, in höherer Reife, und doch mit
derſelben Glut und Waͤrme ſich darlegt.
Bei C. K. Fritzſche in Leipzig iſt erſchienen und in
allen Buchhandlungen zu haben:
MarcianiPeriplus. Menippi Peripli
fragmentum quod Artemidori no-
mine ferebatur. Peripli quid Stadiasmus
magni maris inscribi solet fragmentum. Graece et
latine, edidit addita Dodwelli dissertatione, scripturis
codicum, Hoeschelii, Hudsoni, aliorum et suis notis
S. F. Gui. Hoffmann.‘ Smaj. Brosch.
Preis 1%½ Thlr. i
Diatribe in Platonis Politicum. Edit.
&od. Stallbaumius, Dr. Philos. aa. ll. Mag.
Prof. Philos. extraord, design. Scholae Thomanae
Rector. Smaj. Brosch. Preis % Thlr.
Lohmann Dr. C. (Lehrer d. engl. u. franz.
Sprache in Leipzig), Praktischer Weg-
Weiser die französische Sprache in acht Monaten
richtig und geläufig sprechen und in derselben cor-
respondiren zu lernen, bestehend in sechzig Aufgaben.
Bearbeitet nach einer neuen Methode zum Schul,
Privat- und Selbstunterricht, auch zur Wiederholung
manches Vergessenen, für Herren und Damen. 8.
Brosch. Preis / Thlr.
In meinem Verlage iſt erſchienen und durch alle Buch⸗
handlungen zu beziehen:
Lehrbuch der Geometrie
von
Karl Shell,
Lehrer der Mathematik an der Kreuzſchule zu Dresden.
Mit sechs lithogr. Tafeln. Gr. 8. Geh. 1% Thlr.
Der Verfaſſer bezeichnet die herrſchende Form der Darſtel⸗
lungen der niedern Geometrie, die faſt nur durch Rückſicht auf
die Conſequenz der Demonſtration einzelner iſolirt ſtehender
Sätze beſtimmt wird, als eine ſolche, welche von Seiten ihrer
wiſſenſchaftlichen Vollendung als eine niedere erſcheint, und von
Seiten ihrer Zweckmaͤßigkeit für die Bedürfniſſe der Lehrmethode
voller Gebrechen und Übelſtaͤnde ſich zeigt. Sein Beſtreben ging
deshalb dahin, den geſammten Stoff der geradlinigten Planf⸗
metrie, nach der innern Verwandtſchaft des Inhalts geordnet,
in eine fo naturgemäße Folge zu bringen, daß der Lernende nicht
blos, indem er den Stoff der Wiſſenſchaft in jedem Augenblick
freithaͤtig aus ſich ſelbſt zu produciren glaubt, denſelben wie
alles von ihm ſelbſt Erfundene mit der größten Leichtigkeit ſich
aneignet und mit Sicherheit behält, ſondern auch ein wiſſen⸗
ſchaftliches Ganze nach innern Geſetzen ſich bilden und entwickeln
ſieht und dadurch eine höhere Überſicht und größern Zuſammen⸗
hang der Erkenntniſſe gewinnt. a
Leipzig, im Juni 1841,
F. A. Brockhaus.
In Unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und verſandt worden:
Das nationale Syſtem
der
politischen Oekonomie.
Erſter Band.
Der internationale Handel,
die Handelspolitik
der deutſche Zollverein.
Von
Dr. Friedrich List.
Et la patrie et l’'humanite.
Gr. 8. Broſch. Preis 3 Fl. 30 Kr., oder 2 Thlr.
Die Tendenz dieſer Schrift iſt zugleich eine wiſſenſchaftliche und eine praktiſche. In erſterer Beziehung ſpricht
ſich daruͤber der Herr Verfaſſer in ſeiner Vorrede folgendermaßen aus: „Daraus iſt, wie ich hoffe,
„ein Syſtem entſtanden, das, wie mangelhaft es zur Zeit noch erſcheinen mag, doch nicht auf bodenloſem
Kosmopolitismus, ſondern auf die Natur der Dinge, auf die Lehren der Geſchichte und die Beduͤrfniſſe der
Nationen gegründet, und wodurch die Möglichkeit gegeben iſt, die Theorie mit der Praxis in Einklang zu
ſtellen und die politiſche Okonomie, an welcher bisher durch ihre ſcholaſtiſche Schwuͤlſtigkeit, ihre Widerſpruͤche und
ihre grundfalſche Terminologie der geſunde Menſchenverſtand irre geworden, jedem gebildeten Verſtand zugäng-
lich zu machen.“
Die praktiſche Tendenz der Schrift geht dahin, in das Skonomieſyſtem der maͤchtigſten Nationen (Frankreichs,
Nordamerikas, Rußlands, vorzuͤglich aber Englands) dem deutſchen Publicum eine klare Einſicht zu verſchaffen, und
das oͤkonomiſche Syſtem des deutſchen Zollvereins theoretiſch und praktiſch zu begründen. Der Herr Verfaſſer hat
darin alle die großen nationaloͤkonomiſchen Fragen anticipirt, die gegenwärtig in England, Nordamerika, Frankreich,
Holland und Deutſchland discutirt werden und ſie vom nationaldeutſchen Standpunkt aus zu beleuchten geſucht.
Inhaltsanzeige.
Vorrede. Einleitung.
Erſtes Buch. Geſchichte. — Die Italiener. — Die Hanſen. — Die Niederländer. — Die Engländer. — Die
Spanier und Portugieſen. — Die Franzoſen. — Die Deutſchen. — Die Ruſſen. — Die Nordamerikaner. — Die Lehren der
Geſchichte überhaupt.
Zweites Buch. Theorie. — Die politiſche und die kosmopolitiſche Dkonomie. — Die Theorie der Werthe und die
Theorſe der productiven Kräfte. — Die nationale Theilung der Gefchäftsoperationen und die Conföderation der Nationalproductiv⸗
kräfte. — Die Privatölonomie und die Nationalökonomie. — Nationalität und die Okonomie der Nation. — Volks- und Staats⸗
wirthſchaft, politiſche und Nationalökonomie. — Die Manufacturkraft und die perſönlichen ſocialen und politiſchen Productiv⸗
kraͤfte. — Die Manufacturkraft und die natürlichen Productivkräfte. — Die Manufacturkraft und die Inſtrumentalkräfte (mate⸗
riellen Capitale). — Die Manufacturkraft und das Agriculturintereſſe. — Die Manufacturkraft und der Handel. — Die Manu⸗
facturkraft und die Schiffahrt, die Seemacht und die Colonifation. — Die Manufacturkraft und die Cireulationsinſtrumente. —
Die Manufacturkraft und das Princip der Thaͤtigkeit. — Die Manufacturkraft und die Reizmittel zur Production und Con⸗
ſumtion. — Die Douane als Hauptmittel zu Pflanzung und Beſchützung der Manufacturkraft. — Die Douane und die
herrſchende Schule.
Drittes Buch. Die Syſteme. — Die italieniſchen Nationalökonomen. — Das Induſtrieſyſtem (von der Schule
fälſchlich Mercantilfyſtem genannt). — Das phyſiokratiſche oder Agriculturſyſtem. — Das Tauſchwerthſyſtem (von der Schule
fälſchlich Induſtrieſyſtem genannt). — Adam Smith. — J. B. Say und feine Schule.
Viertes Buch. Die Politik. — Die Inſularſuprematie und die Continentalmächte. — Nordamerika und Frank⸗
Nacht Die deutſche Handelsunion. — Die Continentalpolitik überhaupt. — Die DEonomie der deutſchen Nation insbeſondere. —
achtrag.
Stuttgart und Tübingen, 27. Mai 1841.
J. G. Eotta’scher Verlag.
En vente chez Brockhaus & Avenariusà Leipzig:
HOMO
2 r 2
de la littérature francaise.
Journal des gens du monde.
Ce journal parait tous les quinze jours, à partir du
15 Janvier 1841 par cahiers d'au moins 2 à 3 feuilles
d' impression grand in-. et formera un gros volume par
année.
Prix de abonnement pour Pannee
5½ Thlr.
On s’abonne chez tous les libraires et à tous les bureaux
de poste.
Sommaire du No. 9.
P. de Musset. (Suite.) — La jeunesse de Scarron,
par H. Lucas. Tableaux de moeurs et de
genre: Esquisses des moeurs anglaises, par le baron
d’Haussez. De la musique des voisines, par
P. Smith. Les visites industrielles, par E. Guinot.
— Revue litteraire: La misere des classes labo-
rieuses en Ängleterre et en France etc. par Eugene
Buret, etc. etc. — Arts: Une messe en musique exé-
cutée le jour de Päques, dans Peéglise de Bicetre,
par des alienes de cet hospice, par Th. Roussel.
— Tribunauz: Un pecheur qui se confesse au
tribunal. — Melanges.
Sommaire du No. 10. Du gouvernement represen-
tatif en France et en Angleterre, par M. L. de
Carne. — La petite Lydia, par A. des Essarts.
— L’lle de Jersey, par E. Hangar. — Tableaux
de moeurs et de genre: La foire aux änes ä Lan-
derouat, par V. D. — Aris: Critique musicale,
par Specht. — Tribunaux: Un philanthrope, —
Melanges.
In unſerm Verlage iſt erſchienen und durch alle Buchhand⸗
lungen um den beigeſetzten Preis zu erhalten:
Sy ſt e m
der
poſitive n Logik.
Emil August von Schaden.
Preis 1½ Thlr., oder 2 Fl. Rhein.
Erlangen, im Mai 1841,
J. J. Palm und Eruſt Enke.
Bei Braumüller & Seidel in Wien iſt erſchienen:
4 , Daß ate Heft de..
Oestreichischen militairischen Zeitschriſt. 1841.
Inhalt dieſes Heftes:
J. Ereigniſſe bei der Reichsarmee vom Anfang Juni bis Ende
September 1759. Aus der Geſchichte des Feldzugs 1759
in Schleſien und Sachſen.
II. Der Feldzug 1675 in Deutſchland.
Turenne.) Fortſetzung.
III. Militafriſche Geſchichte des Rheines.
2 * Zweites Hauptſtück.
1 — id,
(Montecuculi gegen
Zweiter Abſchnitt.
Zeitraum von
Madame de la Guette, par
IV. Saint⸗Jean d'Aere 1291 — 1840, 1. Eroberung durch
Sultan Chatil 1291. — 2. Belagerung von Saint⸗Jean
d' Aere durch das vom General Bonaparte befehligte franz
zöfifche Heer 1799.
V. Karten⸗ Ankündigung.
VI. Neueſte Militairveränderungen. }
Preis des Jahrgangs 1841 in 12 Heften 8 Thlr.
Die ältern Jahrgänge ſind durch die obige Buch⸗
handlung für folgende Preiſe zu erhalten: y
Die dritte Auflage der Sahrgänge 1811, 1812 und 1813
in vier Bänden vereinigt für 6% Thlr. {
Jeder einzelne Jahrgang von I818—39 für 6% Thlr.
Der Jahrgang 1840 für 8 Thlr.
Bei Abnahme einer ganzen Sammlung der altern Jahr⸗
gänge werden die 3te Auflage der Jahrgänge 1811, 1812 und
1813 zuſammen für 6%, Thlr., die übrigen Jahrgänge aber von
1818 —39 jeder zu 5½ Thlr. berechnet.
Durch alle Buchhandlungen und Poftämter iſt zu beziehen:
Iſis. Encpklopaͤdiſche Zeitſchrift, vorzüglich für Natur:
geſchichte, Angtomie und Phyſiologie. Von Oken.
Jahrgang 1840. Elftes und zwoͤlftes Heft. Gr. 4.
Preis des Jahrgangs von 12 Heften mit Kupfern 8 Thlr.
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
Z. G. Gersdorf. 1841. Siebenundzwanzig-
sten Bandes sechstes Heſt. (Nr. VI.) Gr. 8. Preis
eines Bandes 3 Thlr. 0
Allgemeine Bibliographie für
Deutschland. Jahrgang 1841. Monat Mai,
oder Nr. 19 — 22, und Bibliographischer Anzeiger:
Nr. 19 — 22. Gr. 8. Preis des Jahrgangs 2 Thlr.
Leipzig, im Juni 1841.
. F. A. Brockhaus.
Bei G. Finke in Berlin iſt erſchienen: -
Des Aſchhlos Werke,
uberje
von Dr. en 5
Zweite Auflage.
1½ Thlr.
Die Schnuphaſe'ſche Buchhandlung in Altenburg det
mir mit dem Verlagsrechte überlaſſen und iſt jetzt von m
durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes zu beziehen:
Ulfitas veteris et Novi Testamenti
versionis gothicae fragmenta quae
supersunt, ad fidem codd. castigata, latinitate
donata, adnotatione critica instructa cum glos-
sario et grammatica linguae gothicae conjunctis
curis ediderunt MH. ©. de Gabelentz et
Dr. J. Loebe. Volumen I. Textum con-
tinens. Amaj. cum tabulis II. Weisses Druck-
papier 5½ Thlr. Velinpapier 6% Thlr.
Der Druck des zweiten Bandes, den Schluß des Textes,
ein vollſtändiges Gloſſar und eine Grammatik der gothiſchen
Sprache enthaltend, hat begonnen und es wird die eufte Abthei⸗
lung deſſelben noch dieſes Jahr erſcheinen können.
Leipzig, im Juni 1841.
F. A. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
KK d ers
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XVII.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera—
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zelle
oder deren Raum 2% Ngr.
Durch alle Buchhandlungen iſt von mir zu beziehen:
Über Strafe und Strafanſtalten
von
Sr. königl. Hoheit Oskar,
Kronprinzen von Schweden und Norwegen. A
Aus dem Schwed. überfegt von A. von Treskow. Mit
Einleitung und Anmerkungen von Dr. N. S. Su:
ius. Mit 3 lithogr. Tafeln. Gr. 8. Geh. 1 Thlr.
Von Dr. Julius erſchien über den Gegenſtand, welchen
die Schrift des Prinzen Oskar behandelt, früher in meinem
Verlage:
Die e Beſſerungsſyſteme, eroͤrtert in einem
Sendſchreiben an Herrn W. Crawford, General-
inſpector der großbritanniſchen Gefaͤngniſſe. 1837.
Gr. 8. Geh. ½ Thlr.
Leipzig, im Juni 1841.
F. A. Brockhaus.
In der Enslin'ſchen Buchhandlung (Ferd. Müller)
in Berlin iſt erſchienen: >
Vorländer, Dr. Franz, Grundlinien einer
organiſchen Wiſſenſchaft der menſchlichen Seele.
Gr. 8. Preis 2½ Thlr.
Iſt ſchon in der augsburger Allgemeinen Zeitung höchſt
vortheilhaft beſprochen worden.
Im Verlage von M. D. Geisler in Bremen iſt neu
erſchienen:
Lucas, N. J. (Lehrer der engliſchen Sprache an der
Hauptſchule zu Bremen), Lehrbüch der engliſchen
Sprache, enthaltend eine durch eine Beiſpielſammlung
erlaͤuterte Grammatik; ein aiphabetiſches Verzeichniß der
Conſtructionen, der Nomina und Verba, und ein Merz
zeichniß der Idiotismen. Fuͤr Anfaͤnger und Geuͤbtere.
8. IV und 318 Seiten. Broſch. 17% Thlr. netto,
Euens, N. J., Leichtfaßliche Übungsaufgaben über
die Regeln der engliſchen Sprache. Zur Anwendung
bei allen Grammatlken, zunaͤchſt für das Lehrbuch der
engliſchen Sprache. 8. VIII und 171 Seiten. Broſch.
% Thlr. netto.
Der Hr. Verfaſſer iſt ſowol mit den grammatiſchen Geſetzen
und Feinheiten der engliſchen Sprache, ſeiner Mutterſprache,
als auch durch längern Aufenthalt in Deutſchland mit der deut⸗
ſchen Sprache vertraut und hat bei einem vieljährigen Unterricht
in der engliſchen Sprache Gelegenheit gehabt, die Methoden
des Sprachunterrichts zu prüfen. Daher werden ſich dieſe bei-
den Bücher beim Schul⸗ und Privatunterricht als höchſt brauch⸗
bar erweiſen. Das erſtere enthält außer einer kurzgefaßten
Grammatik eine Sammlung engliſcher Phraſen und Idiotismen,
wie ſie bis jetzt noch kein Lehrbuch darbot. Das letztere gibt
eine Reihe von Übungsaufgaben, die bei jeder Grammatik zu
gebrauchen ſind.
Ferner erſchien in derſelben Buchhandlung:
Zuead, N. J., Auswahl deutſcher Muſterſtuͤcke zum
Überfegen aus dem Deutſchen ins Engliſche, mit einer
Einleitung und Phraſeologie. Fuͤr hoͤhere Schulclaſſen
und zum Privatgebrauch. Zweite mit einem Woͤrter⸗
buche vermehrte Auflage. Gr. 8. Broſch. / Thlr. netto.
Dieſe mit engliſcher Phraſeologie verſehenen Muſterſtücke
deutſcher Proſa ſind für die Geübtern beſtimmt, welche ſich in
den Wendungen und Eigenthümlichkeiten des engliſchen Styls
üben wollen. Mit dieſem Buche iſt alſo gewiſſermaßen der in
den obigen Lehrbüchern begonnene Curſus der engliſchen Sprache
abgeſchloſſen.
In Paris bei L. Curmer, in Leipzig bei Brock -
haus & Avenarius ist soeben erschienen und in allen
Buchhandlungen zu erhalten:
BAMGALS
1 N
pelulo par eu -es.
Texte par les sommites littéraires, Dessins
par Gaverni. Monrnier eite. ete.
Nouvelle Souscripti PEi
Seription pour ranger.
Tome 1, livraison 1.
Noir: 10 Ngr. (8 Gr.) Col: 17% Ngr. (14 Gr.)
Diese neue, in Gemeinschaft mit dem französischen Ver-
leger von uns veranstaltete Ausgabe für Deutschland er-
scheint in regelmässigen wöchentlichen Lieferungen seit dem
J. Juli d. J.; die bis jetzt erschienenen 3 Bände der pariser
Ausgabe werden in 48 Lieferungen bis Mitte nächsten Jah-
res vollständig geliefert sein und dann die Erscheinung der
letzten 3 Bände in gleicher Weise beginnen,
Jede Lieferung besteht aus 3 Holzschnitten und 3 Bogen
Text in gr. 8. mit zahlreichen eingedruckten Holzschnitten.
Man macht sich stets nur zur Abnahme von 16 Lie-
ferungen, welche einen vollständigen Band bilden, verbindlich.
72
Soeben erſchien in meinem Verlage:
Vater Gleim's Zeitgedichte, von 17891803.
Erſte Originalausgabe aus des Dichters Handſchriften
durch Wilh. Körte. Gr. 12. Geh. % Thlr.
Dieſe Sammlung bisher ungedruckter Gedichte bildet zugleich
den achten Band von J. W. E. Gleim's Werken.
Leipzig, im Juni 1841,
SF. A. Brockhaus.
Für Freunde der Tonkunſt
erſchien ſoeben im Verlage von F. H. Köhler in Stuttgart und iſt in allen Buchhandlungen vorraͤthig:
Grosses Vocal- und Instrumental- Concert.
Eine muſikaliſche Anthologie.
Herausgegeben von E. Ortlepp.
Elegant geheftet. Preis jedes Baͤndchens 24 Kr. Rhein., oder ¼ Thlr.
Bisher vermißte man gaͤnzlich ein Werk, welches das Intereſſanteſte aus dem ganzen Gebiete der Tonkunſt in
geiſtreich unterhaltender Weiſe zuſammenfaßte, und dies war die Veranlaſſung, eine Art Muſikaliſches Uni⸗
verſalbuch zu liefern, welches mit Vermeidung aller trockenen Belehrungen oder Erklärungen das freie geniale
Element der herrlichen Kunſt auch auf gleiche Art in den Darſtellungen walten ließe. Der Inhalt dieſer neuen
muſikaliſchen Unterhaltungsbibliothek beſteht daher nur aus gediegenen, oft claſſiſchen Aufſaͤtzen, beſpricht die groͤßten
muſikaliſchen Erſcheinungen, gibt die merkwuͤrdigſten Aufſchluͤſſe uͤber das Leben großer Kuͤnſtler, abwechſelnd mit
humoriſtiſchen Stoffen, geiſtvollen Sentenzen, Kritiken, Anekdoten, Briefen u. ſ. w. u. ſ. w. Es war unſer Zweck,
hier das Beſte zu geben, was je über Muſik geſchrieben worden iſt. Jede Seite bietet dem Freund der
Tonkunſt die intereſſanteſte Unterhaltung; der Reichthum an Material iſt fo groß und wichtig, daß ſich ohne Über⸗
treibung ſagen läßt, daß kein Muſiker und Dilettant, oder wer ſonſt an Muſik Intereſſe nimmt, dieſe Lecture ent⸗
behren kann, wie am beſten die folgende Überſicht des Inhalts einiger Baͤnde darthun wird:
Inhalt des erſten Bändchens.
1) Intereſſante Notizen über Mozart. 2) Sprachreinigung.
3) Anekdoten. 4) Concert-Ankündigung. 5) Gedanken über
Operntexte. 6) Miscellen und Bemerkungen. 7) Schreiben
Mozart's an den Baren von *. 8) Muſikaliſche Verkehrtheit.
9) Muſikaliſche Curioſität, von Wendt. 10) Anekdoten.
11) Kreisleriana, von Hoffmann. 12) Bruchſtücke aus Beetho⸗
ven's Leben. 13) Die Wunder der Tonkunſt, von Wackenroder.
14) Rieſenbaßgeigen. 15) Anekdoten. 16) Brief des Barons
Walborn, von Hoffmann.
Inhalt des fünften VBändchens.
1) Aus dem Leben der Sängerin Mara, von Rochlitz.
2) Anekdoten. 3) über die große Orgel in Freiburg, von
Mundt. 4) Wirkung der Muſik auf Kranke. 5) Drei Blätter
aus dem Tagebuche eines Reiſenden, von L. Rellſtab. 6) Spon⸗
tint. 7) Über Gluck's Iphigenia. 8) Wirkungen der Muſik.
9) Berglinger's Leben, von Wackenroder. (Schluß.) 10) Noch
etwas über Mozart's Requiem. 11) Etwas über Gluck. 12) Der
Muſikfeind, von Hoffmann. 13) Anekdoten. 14) Biographie
von Auber. 15) Die Flöte. 16) Kunſtreiſe-Paß von Saphir.
Inhalt des ſiebenten Bändchens.
1) Lipinsky, von Saphir. 2) Anekdote. 3) Spontini,
von Kahlert. 4) Das Quartett der Gebrüder Müller, von E.
Ortlepp. 5) Paganiniana. 6) Bemerkungen über Hummel,
von Kahlert. 7) Auber. 8) Drei kleinere Piecen. 9) Aus
Goethe's und Zelter's Briefwechſel. 10) Vincenzo Bellini, No⸗
velle von Lyſer. 11) Galerie der berühmteſten Violinisten.
12) über Gluck. 13) Guſikow. 14) Gluck und Klopſtock.
15) Roſſini. 16) Ein Sänger für dreihundert Gulden. 17) Ma⸗
ria Malibran. 18) Ein Schreiben aus Wien über Liſzt.
19) Anekdoten. 20) Der wüthende Holofernes, von Weisflog. -
21) Ein muſikaliſches Original. 22) über die Muſik in London.
23) Sardellen. 5
Inhalt des achten Bändchens. g
1) Erſter Ausflug eines Virtuoſen, von Rochlitz. 2) Anek⸗
doten. 3) Vorrede zu Guhr's Schule des Paganini'ſchen Violin⸗
ſpiels. 4) Miscellen. 5) Das Miſerere in Rom. 6) Paga⸗
nini's Kunſt, die Violine zu ſpielen. 7) Goethe über die Muſik.
8) Licht- und Schattenpunkte, von Weisflog. ) Ries, kurz
charakteriſirt. 10) Das muſikaliſche Jahrhundert, von Herloß⸗
ſohn. 11) Zwei kleinere Piecen. 12) Paganini in Rom.
13) Amolly und Ceduro, von Weisflog. 14) Mozart und
Haydn, eine Parallele. 15) über den Triller, von Häfer.
16) Muzio Clementi. 17) Miscellen u. ſ. w. *
Die in Parks mit dem größten Beifall aufgeführten Opern:
La Favorite — Die Favoritin
von Donigeiſi und
Le Guitarrero — Der Guitarrenspieler
von Mlalevy
find in Partitur mit franzöſiſchem und deutſchem Text (Über:
ſetzung von Spazier und Grünbaum) und in vollſtändigen Or⸗
cheſterſtimmen wieder vorräthig.
Früher zeigten wir das Erſchienenſein der kleinen Clavier—
auszüge, der Ouverturen und aller Geſangsnummern an, bal⸗
digſt werden die vollſtändigen Glavierauszüge folgen. Die Com⸗
pofitionen für Piano über Lieblingsthemas aus obigen Opern von
Kalkbrenner, Frang. Hünten, Schubert, Muſard,
St. Heller ꝛc., ſowie für Piano und Violine von Panpffn,
ſind er ſoliden Muſikhandlungen zu haben.
Berlin.
Schlesinger'ſche Buch- und Muſikhandlung.
Durch alle Buchhandlungen ist von mir zu beziehen:
Über den Druck sanskritischer Werke
mit lateinischen Buchstaben.
Ein Vorschlag g
von Dr. Hermann Brockhaus.
Gr. 8. Geh. °4 Thlr.
Leipzig, im Juni 1841.
F. A, Brockhaus.
Mozin s grosses Wörterbuch
Fünfte Lieferung.
Soeben haben wir an die verehrlichen Sortimentshandlungen verſandt die Iſte Abtheilung der Iten Lieferung von
Mozin's
vollſtändigem Wörterbuch
der deutschen und französischen Sprache,
nach den neueſten und beſten Werken
vr r 7
über Sprache, Künſte und Wiſſenſchaftenz
enthaltend die Erklaͤrung aller Woͤrter, die Ausſprache der ſchwierigern, eine Auswahl erlaͤuternder
Beiſpiele zur Verſtaͤndlichkeit ihrer verſchiedenen Bedeutungen, die hauptſaͤchlichſten ſinnverwandten
Woͤrter, Spruͤchwoͤrter und ſpruͤchwoͤrtlichen Redensarten beider Sprachen, die Ausdruͤcke des fran—
zoͤſiſchen Geſetzbuchs, die Münzen, Gewichte und Maße der verſchiedenen Staaten, ein Verzeichniß
der gebraͤuchlichſten Eigennamen von Perſonen, Ländern, Flüffen ꝛc.
g 5 N Mit Beiträgen von
Guizot, Biber, Hölder, Courtin und mehreren andern Mitarbeitern.
Aufs Neue durchgeſehen und vermehrt
Dr. 2. Peſchier.
Profeſſor an der Univerfität Tubingen.
4 Bände. In s Lieferungen von ungefähr 30 Bogen. Subſcriptionspreis 14 Fl., oder 8½ Thlr.
Jede Lieferung 1 Fl. 45 Kr., oder 1 Thlr. 1½ Ngr. (1 Thlr. 1 Gr.)
Frapper — Jeudi.
In dieſe neue Ausgabe wurden die neueſten Vocabeln und Redensarten aufgenommen, welche entweder dem politiſchen und
literariſchen Federkrieg, den Salons, der Phraſeologie der neuen Schule, oder der beſondern Sprache der Parteien, zuweilen auch
dem Dialekt der niedern Claſſen angehören. Bereichert iſt dieſelbe außerdem durch eine Menge Etymologien, durch eine ver—
gleichende Synonymik, durch Angabe der unregelmäßigen Bildung der Mehrzahl, endlich durch manche Sprüchwörter und Redens⸗
arten, welche die Eigenthümlichkeit beider Sprachen am beſten bezeichnen. Ungeachtet dieſer zahlreichen Zuſätze wird der Umfang
der neuen Auflage nicht bedeutend vergrößert; daher kommt es, daß wir im Stande find, dieſes forgfältig überarbeitete und reich
vermehrte Wörterbuch um einen verhältnißmäßig fo ungemein billigen Preis zu liefern.
Wir hoffen ſomit, daß dieſe neue Auflage die Brauchbarkeit und Verbreitung des längft anerkannten vortrefflichen Werkes
noch bedeutend erhöhen wird.
Auf die äußere Ausſtattung — Schrift, Druck und Papier — verwandten wir eine ganz beſondere Sorgfalt, wie man
ſich durch Einſicht des Werkes überzeugen wird.
Stuttgart und Tübingen, im Juni 1841.
Skizzen aus dem Alltagsleben.
Aus dem Schwediſchen.
Sechstes Baͤndchen: Streit und Friede.
Gr. 12. Geh. 1 Thlr.
Dieſe neueſte Dichtung der beliebten Verfaſſe⸗
rin erſcheint ſoeben in meinem Werlage und iſt
durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Von dem
1. Bändchen: „Die Töchter des Präſidenten“, und dem 2. und
3. Bändchen: „Die Nachbarn“, ſind neue wohlfeile Auf⸗
lagen unter der Preſſe. Das 4. und 5. Bändchen: „Das
Haus“ (1840), koſtet 3 Thlr. Binnen kurzem erſcheint
auch noch von derſelben Verfaſſerin: „Nina“
(2 Theile).
Leipzig, im Juni 1841.
F. A. Brockhaus.
J. G. Cotta'scher Herlag.
In unſerm Verlag iſt erſchienen:
Allgemeine Musiklehre.
Ein Huͤlfsbuch fuͤr Lehrer und Lernende in jedem
Zweige muſikaliſcher Unterweiſung
von
. B. Marx.
Zweite vermehrte und verbesserte Ausgabe.
Preis 2 Thlr., oder 3% Fl. Rhein.
Die Muſiklehre des Herrn Prof. Marx hat ſich allgemein
ſo trefflich zum Unterricht erwieſen, daß ſchnell eine zweite Auf⸗
lage nöthig geworden iſt, welcher der Herr Verfaſſer durch wes
ſentliche Umarbeitung und Zufäge eine noch größere Vollendung
gegeben hat.
Leipzig, im Juni 1841.
Breitkopf & Härtel.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
31 a ter
literariſche Unterhaltung.
Preis des Jahrgangs 12 Thlr.
1841. Juni. Nr. 152 —181.
Inhalt:
Nr. 152. Was ſoll unſerer Jugend die Bekanntſchaft
mit dem Staatsweſen des claſſiſchen Alterthums? (Nr. 152— 155.)
— Starozytnosci Galicyjskie zebrati wydat Z. Pauli. (Gali⸗
ziſche Alterthümer, geſammelt und herausgegeben von 3. Pauli.)
— Nr. 153. Lenchen im Zuchthauſe. Von W. Reinhard. —
Beiträge zum älteften Kalenderweſen. Von M. Koch. —
Nr. 154. Romanenliteratur. — Nr. 155. Ballades et
chants populaires (anciens et modernes) de Allemagne, tra-
duction nouvelle par Seb. Albin. — Nr. 156. Humoriſti⸗
ſche Erinnerungen aus meinem akademiſchen Leben in Heidel⸗
berg und Kiel in den Jahren 1817 19, von Th. v. Kobbe.
(Nr. 156, 157.) — Buch vermiſchter Bezüge von G. Bacherer. —
Nr. 152. Neue engliſche Literatur. 1. Lyra urbanica. By
Captain C. Morris. 2. The Arabs in Spain. An historical nar-
rave 3. The letter- bag of the Great Western. By
che author of Sam Slick. 4. Visits to remarkable places:
old balls, battle- fields and scenes illustrative of striking
passages in english history and poetry. By W. Howitt.
(Nr. 157, 158.) — Nordamerikaniſche Miscellen. Nr. 158.
Franzöſiſche Luſtſchlöſſer von H. Laube. — Literariſche Notizen
aus Dänemark. — Nr. 159. Gefängnißverbeſſerung. (1. Über
Strafe und Strafanſtalten, von S. K. H. Oskar, Kronprinzen
von Schweden und Norwegen. Aus dem Schwediſchen überſetzt
von A. v. Treskow. Mit Einleitung und Anmerkungen von
N. H. Julius. 2. Georg Varrentrapy über Pönitentiarſyſteme,
insbeſondere über die vorgeſchlagene Einführung des pennſylva⸗
niſchen Syſtems in Frankfurt.) — Neue Fahrten des alten Mu⸗
ſikanten. Herausgegeben von Elsner. Nr. 160. Die
Rebellen von Irland. Novelle von F. G. Kühne. (Nr. 160 — 163.)
— Nr. 161. Hiſtoriſche Volkslieder aus dem 16. und 17.
Jahrhundert, nach den in der königlichen Hof- und Staatsbiblio⸗
thek zu München vorhandenen fliegenden Blättern geſammelt
und herausgegeben von Ph. Max Körner. Mit einem Vor⸗
worte von J. A. Schmeller. — Anekdoten. — Nr. 162,
Zur Shakſpeare-Literatur. (Nr. 162, 163.) — Nr. 163.
Mancherlei. — Nr. 164. Dramatiſche Bücherſchau für das
Jahr 1840. Erſter Artikel. (Nr. 161 — 168.) — Nr. 166.
Nordamerikaniſche Miscellen. — Nr. 168. Theophraſtus
Paracelſus, oder der Arzt. Hiſtoriſcher Roman aus den Zeiten
des Mittelalters. Nach dem Franzöſiſchen des Fabre d'Olivet von
E. Liber. - Nr. 169. Histoire de la Vendée militaire.
Par J. Crétineau-Joly. (Nr. 169 — 172.) — Über Originalität
der indiſchen Literatur. — Nr. 170. Streit und Friede. Aus
dem Schwediſchen. — Brautſchau. — Nr. 171. Ein Eng:
länder über deutſche Theologie. — Nr. 182. Aus dem Su:
gendleben Friedrich's des Großen. Von A. Lewald. Zweiter
Theil. — Nr. 123. Jagdbrevier von H. Laube. Von
Richard Morning. (Nr. 173, 174) — Die Literary Fund
Society zu London. — Danziger Bilder. Von H. Döring. —
Nr. 174. Romanenliteratur. — Nr. 175. Über die Ge⸗
ſchichte der europäiſchen Staaten, herausgegeben von Heeren und
ükert. Zweiter Artikel. (Nr. 195—177.) — Preludes. Poésies
par Mile M. Carpentier. (Nr. 175, 176) — Nr. 183. Lebens:
bilder und Lebensfragen. Von Ritter Braun von Braunthal, —
Nr. 178. Mahlmann's ſämmtliche Schriften. — Die Bibel
als ein Menſchenwerk betrachtet. Umriſſe zu einer Geſchichte
derſelben, in Briefen an ſeine Freunde von Claudius. —
Nr. 129. Die Unzulänglichkeit des Symbolzwanges in der
evangelifchen Kirche. Aus den ſymboliſchen Büchern und deren
Beſchaffenheit ſelbſt nachgewieſen von K. G. Bretſchneider. Von
A. Kurtzel. (Nr. 179— 181.) — I. Belgium, by J. E. Ten-
nent. 2. On the Copyrigbt of Designs, by J. E. Tennent
— Nr. 180. Einiges über die neueſten Abdrücke deutſcher
Claſſiker. 181. Eine Fabel von Viennet. No⸗
tigen, Miseellen,
Anzeigen ꝛe.
Leipzig, im Juni 1841.
F. A. Brockhaus.
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien iſt erſchie⸗
nen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Jahr buͤcher
der Literatur.
Dreiundneunzigſter Band.
18 „„
Januar. Februar. März.
In halt:
Art. I. Deutſche Sprache und Literatur. Von M. W.
Götzinger. Zweiter Theil. Stuttgart 1839. — Art. II. Em⸗
piriſche Pſychologie, von Dr. Joſ. N. Jäger. Wien 1840, —
Art. III. über die Geographie Arabiens. (Fortſetzung.) — Art. IV.
Die Buchdruckergeſchichte Ulms. Zur vierten Säcularfeier der Er⸗
findung der Buchdruckerkunſt geſchrieben von Dr. Konrad
Dietrich Haßler. Ulm 1840. — Art. V. Gedichte von
Drärler-Manfred. Frankfurt a. M. 1838. — Art. VI.
Deutſche Geſchichte im Zeitalter der Reformation von Leopold
Ranke. Erſter, zweiter und dritter Band. Berlin 1839 und
1840. — Art. VII. Chatterton, von Hermann Pütt⸗
mann. Zwei Theile. I. Leben des Dichters. II. Dichtungen.
Barmen 1840. — Art. VIII. Annuaire, présenté au Roi par
le bureau des longitudes. Paris.
Inhalt des Anzeige: Blattes Nr. XOIII.
Des Ritters und Sängers Ulrich von Liechtenſtein Itwiz
oder Frauenbuch vom Jahre 1257. Von Joſ. Bergmann.
(Schluß.) — Hein rich Karl Ernſt von Köhler, kaiſerl.
ruſſiſcher wirkt, Staatsrath ꝛc., geſt. zu St.⸗ Petersburg am
3. Februar 1838.
mpfer uud Warden
z u
Friedrich von Raumer's
Geschichte der Hohenstauken
und ihrer Zeit.
Preis 2 Thlr.
Die zweite verbeſſerte und vermehrte Auflage dieſes Werks
wird, um fie durch einen billigern Preis allgemeiner zugang
lich zu machen, ohne Kupfer und Karten ausgegeben; es ſind
aber Abdrücke von den frühern Platten von mir zu beziehen.
Der Druck der zweiten Auflage (6 Bände oder 24 Lieferun⸗
gen) ſchreitet raſch vor; monatlich erſcheint ſeit dem 1. Aug. 1840
eine Lieferung, alle vier Monate ein Band; das ganze Werk
*
wird (ohne Kupfer und Karten) in der Ausgabe auf Maſchinen⸗
velinp.. 12 Thlr., in der Ausgabe auf extrafeinem Velinp.
24 Thlr. koſten.
Leipzig, im Juni 1841,
F. A. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Bibliographie, Literariſche
*
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XVIII.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für literas
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Ngr.
Conversakions-Texikon der Gegenwart.
Ein fuͤr ſich beſtehendes und in ſich abgeſchloſſenes Werk,
zugleich ein Supplement zur achten Auflage des Converſations-Lexikons,
ſowie zu jeder fruͤhern, zu allen Nachdrucken und Nachbildungen deſſelben.
Sechsunddreissigstes (letztes) Heft, Bogen 34 — 48 der zweiten Abtheilung des vierten
Bandes.
Zuylen van Nyevelt bis Zwietajew,
und
Nachtrag: Lübeck bis Urquhart.
Auf Druckpapier ½ Thlr., auf Schreibpapier ½ Thlr., auf Velinpapier 1½ Thlr.
Zuylen van Nyevelt (Hugo, Baron). — Zweikampf. — Zwietgjew (Severin Alexiewitſch). — Nachtrag:
Lübeck. — Maroto (Don Rafael). — Martineau (Harriet). — Naſſau. — Naturwiſſenſchaften. — Neu⸗
griechiſche Volksthümlichkeit und Literatur. — Ompteda (Ludwig Konrad Georg v.). — Drientaliſche
Frage. — Proceßreform. — Seulptur. — Staat und Kirche. — Staatspapierhandel. — Städtever⸗
faſſüng. — Stempelſchneidekunſt. — Strafgeſetzgebung. — Urquhart (David).
Leipzig, im Juli 1841.
J. A. Brockhaus.
Im Verlage der Unterzeichneten ist soeben erschienen:
Lehrbuch
der
allgemeinen Anatomie des Menschen,
Nach eigenen Untersuchungen zum Gebrauche bei Vor-
lesungen sowie zum Selbstudium für praktische Arzte
und Wundärzte bearbeitet von
Professor Dr. Victor Bruns.
Gr. S. Velinpapier. Geh. Preis 2 Thlr.
Über Plan und Tendenz dieser wichtigen Arbeit bitten
wir den ausführlichen Prospectus, welcher in allen Buch-
handlungen zu finden ist, einsehen zu wollen,
Braunschweig, im Juni 1841.
Friedrich Vieweg und Sohm.
Bei Friedrich Fleiſcher in Leipzig iſt neu erſchienen:
Die Macht und Würde des Fürſten
auf chriſtlichem Standpunkte.
Mit Ruͤckſicht auf die Gegenwart
von Dr. G. E. R. Matthäi.
Preis geheftet 2 Thlr.
Bei G. Fincke in Berlin iſt erſchienen:
Münzen und Siegel der preussischen Städte
Danzig, Elbing, Thorn,
ſowie der Herzoͤge von Pomerellen im
Mittelalter;
von F. A. Bossberg.
Mit vielen Münz und Siegelabbildungen.
4. Geheftet. 1½ Thlr.
In meinem Verlage erschien und ist durch alle Buch-
handlungen zu beziehen:
Gobee (Dr. Hart),
Die sogenannte ägyptisch - contagiöse
Augenentzündung, mit besonderer Hin-
weisung auf ein neues Curverfahren.
Gr. 8. Geh. % Thlr.
Der Verfasser batte als Militairarzt in niederländischen
Diensten vielfache Gelegenheit zur Beobachtung der Krank-
heit, die er in dieser Schrift schildert, und begründet auf
diese Beobachtungen ein neues Heilverfahren.
Leipzig, im Juli 1841.
F. A. Brockhaus.
Steudel Nomenclator botanicus.
Editio secunda.
Elfte Lieferung.
In unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Nomenclator botanicus
Seu:
Synonymia plantarum universalis,
enumerans
ordine alphabetico nomina atque synonyma,
tum generica tum specifica, et a Linnaeo et a recentioribus de re botanica scriptoribus
plantis phanerogamis imposita.
Autore E. Steudel, Med. Dr.
Editio secunda ex novo elaborata et aucta.
Elfte Lieferung: Ranunculus — Senecio.
Subſcriptionspreis 1 Fl., oder ö Thlr.
Das Ganze wird in 12 Lieferungen
je zu ungefaͤhr 8 Bogen erſcheinen und zum Subſcriptionspreis von 12 Fl., oder 8 Thlr., bis zur Vollendung des Drucks
zu haben ſein. Sollte das Werk,
wie zu erwarten iſt,
mehr als 12 Lieferungen umfaſſen, ſo wird der Preis
dadurch fuͤr die Subſcribenten nicht erhoͤht, ſondern die nachfolgenden Bogen denſelben gratis nachgeliefert.
Der Druck dieſes Werkes wird möglichft beſchleunigt, ſodaß jeden Monat eine Lieferung die Preſſe verlaſſen und das voll:
ſtändige Werk in kürzeſter Friſt fertig werden kann.
Stuttgart und Tübingen, im Juni 1841.
Nach vollendetem Druck tritt ein erhöhter Ladenpreis ein.
J. G. Cotta'scher Perlag.
En vente chez Brockhaus & Avenariusà Leipzig:
Amo
de la littérature francaise.
Journal des gens du monde.
Ce journal parait tous les quinze jours. à partir du
15 Janvier 1841 par cahiers d’au moins 2 à 3 feuilles
d’impression grand in-$. et formera un gros volume par
année.
Prix de l abonnement pour année
% Thlr.
On s’abonne chez tous les libraires et à tous les bureaux
de poste.
Sommaire du Nr. 11. Quelques reflexions sur Jean
Jacques Rousseau, par G. Sand. — Les lettres de
Mademoiselle de Lenclos, par F. de Joneieres. —
Une églogue en 1840, par A. Second. — Favori,
par M. Perrin. — Article pour boire, par P. d Ar-
rieux. — Heuue litteraire. — Poesie: La Mar-
seillaise de la paix, par A. de Lamartine. —
Tribimaux: LEstaminet des démocrates.
Sommaire du Nr. 12. Le barbare Abd-el-Kader et
quelques autres barbares, par L. Gozlan. — La
Thebaide en Dauphine, par A. L. — Le comte de
Forbin, par H. Berthoud. — Beau arts: Le
eirque des Champs - Elysces. — Tribımaux: Mr. de
Rothschild. La Domesticomanie,
Lloyd's Werke zur Erlernung der englischen
Sprache,
Lloyd, H. E., Theoretiſch⸗praktiſche engliſche Sprach:
lehte fuͤr Deutſche. Mit faßlichen übungen nach den
Regeln der Sprache verſehen. Sechste verbeſſerte
Auflage. 8. 1841. ½ Thlr.
— —, Engliſch-deutſche Geſpraͤche; ein Erleichterungs⸗
mittel fuͤr Anfaͤnger. Nach J. Perrin bearbeitet.
Nebſt einer Sammlung beſonderer Redensarten. Achte
Auflage. 8. 1838. / Thlr.
— — und G. H. Nöhden, Neues engliſch⸗ deut⸗
ſches und deutſch-engliſches Handwoͤrterbuch. Zweite
Auflage. 2 Theile. Gr. 8. 1836. Cart. 2% Thlr.
Auch unter dem Titel:
A new Dictionary of the English and German
languages. In two parts. By H. E. Lloyd
and G. H. Noehden.
— —, überſetzungsbuch aus dem Dauuſchen ins Eng⸗
liſche. 8. 1832. ½ Thlr.
— —, Engliſches Leſebuch. Eine Auswahl aus den beſten
neuern engliſchen Schriftſtellern.
Auch unter dem Titel:
Gems of the english Uter att 8.
1832. % Thlr.
Hamburg, Verlag von A. Campe.
Zu beziehen durch
F. A. Brockhaus in Leipzig.
Steffens' Memoiren.
Im Verlage der Buchhandlung Joſef Max und Comp. in Breslau iſt erfchlenen und daſelbſt, ſowie in allen
Buchhandlungen Deutſchlands, zu haben:
Was ich
erlebte.
Aus der Erinnerung niedergeſchrie ben von
Henrich Steffens.
Zter und Ater Band.
8. 1841.
50% Bogen ſtark.
Preis nur 3 Thlr.
Inhalt: Seereiſe. — Bergen. — Reife an der Nordweſtküſte von Norwegen. — Die letzten Tage in
Bergen. — Seereiſe nach Bergen. — Schiffbruch. — Hamburg. — Rendsburg. — Kiel. —
über Holſtein. — Reife nach Jena. —
Jena. — Reife in das Thüringerwald⸗ Gebirge. —
Jena. — 1299. Reiſe nach Freiburg. Berlin. — Freiburg. — Reife, Dresden. Rückkehr
in das Vaterland.
Der Afte und Ste Band, welche im vorigen Jahre erſchienen, enthalten:
Mein geiſtig einſames Knaben⸗ und erftes Jugendleben. — Univerſitätsleben. — Kiterariſches
Treiben. — Wiſſenſchaftliches Treiben. —
die letzten Tage in Kopenhagen.
und koſten ebenfalls 3 Thlr.
Dieſe Memoiren gehören zu den bedeutendſten Erſcheinungen in der Literatur.
Dichtung“ dürfte kein Werk von gleich großem Intereſſe erſchienen fein.
Politiſches Treiben. — Das einfame Leben und
Seit Goethe's „Wahrheit und
Der Reichthum des Inhalts dieſer Lebensdarſtellung,
welche zugleich eine Darſtellung der gegenwärtigen Zeit genannt werden darf, wird mit jedem Bande wachſen und die Theilnahme
geiſtreicher Leſer in hohem Grade in Anſpruch nehmen.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Iſis. Eneyklopaͤdiſche Zeitſchrift, vorzuͤglich für Natur:
geſchichte, Anatomie und Phyſiologie. Von Oken.
Jahrgang 1841. Drittes Heft. Mit einem Kupfer.
Gr. 4. Preis des Jahrgangs von 12 Heften mit
Kupfern 8 Thlr.
Bepertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
E. G. Gersdoryf. 1341. Achtundzwanzigsten
Bandes erstes Heft. (Nr. VII.) Gr. 8. Preis eines
Bandes 3 Thlr.
Allgemeine Bibliographie für
Deutschland. Jahrgang 1841. Monat Juni,
oder Nr. 23—26, und Bibliographischer Anzeiger:
Nr. 23 — 26. Gr. 8. Preis des Jahrgangs 2 Thlr.
Leipzig, im Juli 1841. F. A. Brockhaus.
Im Verlage der Unterzeichneten iſt ſoeben erſchienen:
Synonymiſches Handwörterbuch
der engliſchen Sprache für die Deutſchen. Nach den beſten
Originalquellen bearbeitet und durch zahlreiche Beiſpiele aus
ältern und neuern Muſterwerken erläutert von
Dr. H. M. Mlelford.
Mit einem Vorwort vom Geh.-Hofrath Wagner in Marburg.
Gr. 8. Velinpapier. Geh. Preis 2° Thlr.
Vereinfachte
engliſche Sprachlehre.
Erſte Studien vor dem Gebrauche der Wagner'ſchen neuen
engliſchen Sprachlehre fuͤr die Deutſchen.
Von Dr. H. Al. Rlelford.
Mit einem Vorworte vom Geh.-Hofrath Wagner.
8. Geh. Preis ½ Thlr.
Den Freunden und Lehrern der engliſchen Sprache empfehlen
wir beide ausgezeichnete Werke. Durch das „Synonymiſche
Wörterbuch“ iſt eine entſchiedene Lücke in der engliſch-deut⸗
ſchen Literatur ausgefüllt und die „Vereinfachte Sprach—
lehre“ wird allen Denen eine ſehr erwünſchte Erſcheinung
ſein, welche das Bedürfniß fühlten, vor dem Gebrauche der
vortrefflichen engliſchen Sprachlehre von Wagner ſich einer
kürzern Grammatik deſſelben Geiſtes beim Unterrichte zu
bedienen.
Zugleich machen wir auf die nachſtehenden neuen Auflagen
werthvoller Schulbücher aufmerkſam.
Wagner, Dr. K. F. Ch. Geh.⸗ Hofrath ꝛc., Neue voll⸗
ſtändigſte Sprachlehre für die Deutſchen. Erſter, oder theo⸗
retiſcher Theil, Ste ſorgſam verbeſſerte Auflage. Gr. 8.
Preis 1 Thlr. — Zweiter oder praktiſcher Theil, übungen
über die einzelnen Regeln enthaltend, 4te Auflage. Gr. 8.
Preis % Thlr.
Melford, Dr. H. M., Engliſches Leſebuch. Gr. 8.
Zweite Auflage. Preis / Thlr. .
Poppleton, G., und J. Bettac, Engliſche Sprachlehre
für Deutſche. Achte verbeſſerte und vermehrte Auflage. 8.
Preis 7, Thlr.
Campe, J. H., Le nouveau Robinson. Nouvelle Tra-
duction par M. Lebas, Professeur a P'université de Paris.
Septieme Edition. 8. Brosch, Prix / Thlr.
Braunſchweig, im Juni 1841.
Friedrich Vieweg und Sohn.
Soeben erſcheint in meinem Verlage und iſt durch alle Buch⸗
handlungen zu beziehen:
Czaykowski (Michael), Wernyhora,
der Seher im Grenzlande. Geſchichtliche
Erzaͤhlung aus dem Jahre 1768. Aus dem
Polniſchen uͤberſetzt. Zwei Theile. Gr. 12.
Geh. 2 Thlr.
Leipzig, im Juli 1841.
F. A. Brockhaus.
VERLOOSUNG
Kupfer- und Stahlstichen, Litho-
graphien und Kupferwerken,
welche im August d. J. vor sich geht.
I. Gewinn: ein vortrefflicher Abdruck
von Raphael Mosghen, nach Leonardo da
Vinci, „DAS ABENDMAHL“ mit der
Schrif. Werth 15 Louisdors.
2. Gewinn: Pietro Folo, nach Raphael,
„DIE VERMÄHLUNG DER MARLA4*
mit halber Schrift, sehr guter Abdruck.
Werth 8 Louisdors.
3. Gewinn: Overbeck „HEIL. FAMI-
LIE** gest. von Felsing. Vor der Schrift.
Werth 30 Thaler.
Dann 2 à 18 Thlr. — 1 à 12 — 2 à 10 — 3 a4 9 —
148 — la 7 — 10 a6 — 9 à 5 — 11 à 4 —
21 à 3 — 522% — 2742 — Taly — 54 1½ —
16 à 1½ — 25 à 1 — 274 à %, /, ., Y und ½.
Das vollständige Verzeichniss der Gewinnste ist in der
Dorfzeitung a. c. Nr. 102 zu finden.
Das Loos kostet nur 6 Neugroschen oder
21 Kr. Rhein.
Auf 12 1 Freiloos.
Bestellungen können bei den Buch- und Kunst-
handlungen gemacht werden.
Hildburghausen & Meiningen, im Juni 1841.
fiesselring’sche Hofbucbhandlung.
— . — — manner — a
Bei Braumüller & Seidel in Wien iſt erſchienen:
Das Ste Heft der
Oestreichischen militairischen Zeitschrift. 1841.
Inhalt dieſes Heftes:
. Saint Scan d'Acre 1292 — 1840. (Fortſetzung.) — 3. Er:
oberung durch das ägyptiſche Heer 1831 — 32. — 4. Er⸗
oberung Saint-Jean d'Acre's durch die verbündeten Eng⸗
länder, Sſtreicher und Türken am 4. November 1840.
Mit dem Plane des Angriffs.
II. Ereigniſſe bei der Hauptarmee und die offenſiven Be⸗
wegungen des Prinzen Heinrich. Aus der Geſchichte des
Feldzugs 1759 in Schleſien und Sachſen. Zeitraum vom
5. — 29. September.
III. Lebensbeſchreibung des k. k. Feldzeugmeiſters Vetter Grafen
von Lillenberg. y
IV. Militairiſche Geſchichte des Rheines. Zweiter Abſchnitt. Das
Mittelalter. Drittes Hauptſtück. Zeitraum von 1273 — 1477.
V. Literatur. Cabrera.
VI. Kartenankündigung.
VII. Neueſte Militairveränderungen.
Preis des Jahrgangs 1841 in 12 Heften 8 Thlr.
Die ältern Jahrgänge u durch die obige Bud):
handlung für folgende Preiſe zu erhalten:
Die dritte Auflage der Jahrgänge 1811, 1812 und 1813
in vier Bänden vereinigt für 6½ Thlr. x
Jeder einzelne Jahrgang von 1818—39 für 6% Thlr.
Der Jahrgang 1840 für 8 Thlr. 1
Bei Abnahme einer ganzen Sammlung der ältern Jahr⸗
gänge werden die 3te Auflage der Jahrgänge 1811, 1812 und
1813 zuſammen mit 6%, Thlr., die übrigen Jahrgänge aber von
1818-39 jeder zu 5% Thlr. berechnet.
Druck und Verlag von F.
Schriften über Wasserheilkunde.
Durch alle Buchhandlungen ist von uns zu beziehen:“
Bigel, Dr., Manuel d’hydrosudopathie, ou Traite-
ment des maladies par Peau froide, la sueur, l’exer-
eise et le régime; suivant la methode employde par
V. Priessnitz a Gräfenberg. Suivi d'un Memoire
physiologique sur la chaleur animale, par M. Pelle-
tan, proſesseur. In- 18. Paris. 1/ Thlr.
Sauvan, Dr. Louis, Exposé des principes
scientiſiques de Thydrothérapie, autrement dite mé-
thode de Gräfenberg. In- 8. Varsovie, / Thlr.
Nertheim, Dr. L., De !eau froide appliquee
au traitement des maladies, ou de Fhydrothérapeu-
tique, suivie de remarques sur l’emploi des bains
et des lotions dans Penfance. In-8. Paris. % Thlr.
Leipzig, im Juli 1841.
Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung für deutsche und ausländische Literatur,
(A Paris, meme maison, Rue Richelieu, No. 60.)
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter ift zu beziehen:
* *
Das Pfennig-Magazin
für Verbreitung gemeinnuͤtziger Kenntniſſe.
1841. Juni. Nr. 427 — 430.
Nr. 427. Katharina II. Elektro-Magnetismus und
Magneto-Elektricität. Die Lagartos. Über Hängebrüden.
Benutzung der Haut des Verbrechers als Gegenſtand neuerer
Geſetzgebung. Die Fuͤrſtenthuͤmer Moldau und Walachei. —
Nr. 428. Der Schädelthurm auf der Inſel Dſcherbi. Elektro-
Magnetismus und Magneto-Elektricität. (Beſchluß.) Die
Alpenwirthſchaft. Die Fürftenthümer Moldau und Walachei.
(Fortſetzung.) Erregung von Tönen durch Wärme. Die Rieſen⸗
zeitung. Der ſchlangenartige Proteus. — Nr. 429. Cardinal
Richelieu. Saumur. Die Fuürſtenthümer Moldau und Wala⸗
chei. (Beſchluß.) Elektro- chemiſche Vergoldung. Werth und
Gewicht eines Schiffes. Glasfabrikation in Böhmen. Der weib⸗
liche Matroſe. Die Rieſengrotte und der Rieſendamm in Ir⸗
land. — Nr. 430. Segovia. Von den Verſteinerungen.
Die Fiſcher in Aberdeen. Empfindlichkeit des menſchlichen Kör⸗
pers. Nachträgliches über Gent. Das Sinken des Waſſerſpie⸗
gels im ſchwarzen Meere. Leuchtgas aus thieriſchen Subſtanzen.
An Abbildungen ſind in dieſen Nummern
enthalten:
Katharina II. — Eine moldauiſche Ochſenkaravane. — Der
Schaͤdelthurm auf der Inſel Dſcherbi. — Der ſchlangenartige
Proteus. — Cardinal Richelieu. — Saumur. — Die Rieſen⸗
grotte und der Rieſendamm in Irland. — Rönmiſche Waſſer⸗
leitung in Segovia. — Ein aberdeener Fiſcherweib.
Preis dieſes Jahrgangs von 52 Nummern 2 Thlr.
Der Preis der erſten fünf Jahrgänge von 183337,
Nr. 1— 248 enthaltend, iſt von 9½ Thlr. auf 5 Thlr. er⸗
mäßigt. Einzeln koſtet jeder dieſer Jahrgaͤnge 1½ Thlr.;
die Jahrgänge 1838 — 40 koſten jeder 2 Thlr.
Von den früher ſchon im Preiſe herabgeſetzten
Sonntags⸗ Magazin. Drei Bände. 2 Thlr.
National⸗ Magazin. Ein Band. , Thlr.
Pfennig⸗Magazin für Kinder. Fuͤnf Bände,
2½ Thlr.
Unterhaltungen eines Vaters mit feinen
Kindern. Zwei Baͤndchen. ½ Thlr.
find noch fortwährend Exemplare zu haben.
Leipzig, im Juli 1841. F. A. Vrockhaus.
A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XIX.
: T K HE ee
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriſten: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet,
und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Ngr.
M. II.
Ueunigkeiten und Fortsetzungen,
verſendet von
F. A. Brockhaus in Leipzig.
1841. April, Mai um Juni.
(Nr. 1 dieſes Berichts, die Verſendungen vom Januar, Februar
und März enthaltend, findet ſich in Nr. XIII Ades Literariſchen
Anzeigers.)
19. Bilder⸗Converſations⸗Lexikon für das deutſche
Volk. Ein Handbuch zur Verbreitung gemeinnütziger
Kenntniſſe und zur Unterhaltung. In vier Bänden. Mit
bildlichen Darſtellungen und Landkarten. Vierter Band:
S—Z. Neunte und zehnte Lieferung. Gr. 4. Geh. Jede
Lieferung / Thlr.
Erſter Band in 12 Lief.: 4 — E. Mit 320 Abbild. und 17 Land⸗
karten. 1837. 8 Thlr. 2
weiter Band in 14 Lief.: F— L. Mit 368 Abbild. und 11 Land⸗
garten. 1838. 3 Thlr. t
Dritter Band in 14 Lief.: M—R. Mit 284 Abbild. und 10 Land⸗
karten. 1838—40. 3% Thlr. 2
Es find auch fauber cartonnirte Exemplare zu haben, wofür der
Einband beſonders mit ½% Thlr. für den Band berechnet wird.
Auf dem Umſchlage des Bilder⸗Converſations⸗ Lexikon
werden Aazeigen zc. gegen Berechnung von 5 Ngr. Inſextionsgebuͤhren
für die gefpaltene Petitzeile oder deren Raum abgedruckt, ſowie gegen
eine Vergütung von 1 Thlr. für das Tauſend demſelben beigeheftet.
Die Beendigung dieſes Werkes iſt beſtimmt in die⸗
ſem Jahre zu erwarten.
20. Converſations⸗ Lexikon der Gegenwart. Vier⸗
unddreißigſtes bis ſechsunddreißjgſtes Heft. (Verſicherungs⸗
weſen —Zwietajew und Nachtrag: Lübeck - Uurquhart.)
Gr. 8. Auf Druckp. 1% Thlr., auf Schreibp. PA Thlr., auf
Velinp. 25% Thlr.
Dieſes fuͤr ſich beſtehende und in ſich abgeſchloſſene Werk, das zu⸗
leich ein Supplement bildet zur achten Auflage des Converſatjons⸗
exikon, ſowie zu jeder fruͤhern Auflage, allen Nachdrucken und Nach⸗
bildungen, iſt mit dem 30. Hefte vollftändig und koſtet in der
0 e auf Druckp. 12 Thlr., auf Schreibp. 18 Thlr., auf Velinp.
27 hr 1 55
Die achte Driginalauflage des Converſations⸗Lexikon in zwölf
Bänden iſt fortwährend zu dem Subſeriptionspreiſe zu beziehen.
Ein Exemplar koſtet auf Druckp. 10 Thlr., auf Schreibp, 24 Thlr., auf
Velinp. 36 Thlr., und ein für jeden Beſitzer unentbehrliches
univerſalregiſter,
auf Druckp. % Thlr., auf Schreibp. 1 Thlr., auf Velinp. 1% Thlr.
Perſonen, die wuͤnſchen ſollten, ſich dieſe Werke nach
und nach anzuſchaffen, koͤnnen ganz nach ihrer Con⸗
venienz und in beliebigen Zeiträumen diefelben in
einzelnen Bänden, Lieferungen oder Heften ohne
Preiserhoͤhung beziehen.
21. Ezaykowski (Michael), Wernyhora, der
Seher im Grenzlande. Geſchichtliche Erzählung aus
dem Jahre 1768. Aus dem Polniſchen überſetzt. Zwei Theile.
Gr. 12. Geh. 2 Thlr.
22. Vater Gleim's Zeitgedichte, von 17891803.
Erſte Originalausgabe aus des Dichters Handſchriften durch
er u 1 Gr. i te ½ Thlr.
ieſe Sammlung bisher ungedruckter Gedichte bildet leich d
achten Band von J. W. E. Gleim s Worten 7 Bde. 1851 — 10.
23. Oskar (Kronprinz von Schweden und Norwegen), über
Strafe und Strafanſtalten. Aus dem Schwediſchen
überſetzt von A. von Treskow. Mit Einleitung und
Anmerkungen von Dr. N. H. Julius. Mit 3 litho⸗
graphirten Tafeln. Gr. 8. Geh. 1 Thlr.
24. Allgemeine Predigtſammlung aus den Werken der
vorzüglichſten Kanzelredner; zum Vorleſen in Landkirchen wie
auch zur häuslichen Erbauung. Herausgegeben von Ed uin
Bauer. Erſter Band. — Auch u. d. T.: Evangelien⸗
predigten auf alle Sonn- und Feſttage des Jahres aus
den Werken der vorzüglichſten Kanzelredner; zum Vorleſen in
Landkirchen wie auch zur häuslichen Erbauung. Gr. 8. 2 Thlr.
Ein zweiter Band wird Epiſtelpredigten, ein dritter Pre⸗
digten über freie Texte enthalten.
25. Raumer (Friedr. v.), Geſchichte der Hohen⸗
ſtaufen und ihrer Zeit. Zweite verbeſſerte und ver⸗
mehrte Auflage. In 6 Bänden oder 24 Lieferungen.
Neunte bis elfte Lieferung. Preis der Lieferung auf
Velinp. ½ Thlr., des Bandes 2 Thlr.; auf extrafei⸗
nem Velinp. die Lieferung 1 Thlr., der Band 4 Thlr.
Jeden Monat erſcheint eine Lieferung, alle vier Monate ein Band.
26. Eepertorium der gesammten deutschen
Literatur. (Achter Jahrgang, für das Jahr 1841.)
Herausgegeben im Verein mit mehreren Gelehrten von
Ernst Gotthelf Gersdorf. (Beigegeben wird:
Allgemeine Bibliographie für, Deutschland.) Achtund-
zwanzigster Band. Gr. 8. Jeder Band etwa 50 Bogen
in l4tägigen Heften 3 Thlr.
Das Repertorium erſcheint monatlich zweimal in Heften, deren
Umfang ſich nach den vorhandenen Materialien richtet.
Der Allgemeinen Bibliographie für Deutschland
und dem Repertorium der deutschen Literatur wird ein
beiden Zeitſchriften gemeinſchaftlicher
Bibliographiſcher Anzeiger
beigegeben, der fuͤr literariſche Anzeigen aller Art beſtimmt iſt. Die
Inſertionsgebuͤhren betragen 2 Nar. für die Petitzeile oder deren
Raum, Befondere Beilagen, als Proſpecte, Anzeigen u. dgl., wer⸗
den mit der Bibliographie wie mit dem Repertorium aus⸗
gegeben und dafuͤr die Gebühren mit 1% Thlr. bei jeder dieſer Zeit-
ſchriften berechnet.
27. Schulze (Ernſt), Vermiſchte Gedichte.
Zweite Auflage. Gr. 12. Geh. 1% Thlr.
Von Ernſt Schulze ſind ferner bei mir erſchienen:
Sämmtliche poetiſche Werke. Neue Auflage. 4 Bände.
8. 6 Thlr. Mit 16 Kupfern 8 Thlr. Prachtausgabe mit
Kupfern 18 Thlr.
Cäcilie. Ein romantiſches Gedicht in 20 Geſängen. Neue
Auflage. 2 Bände. 8. 3 Thlr. Mit 8 Kupfern 4 Thlr.
Prachtausgabe mit Kupfern 9 Thlr. ERBE,
Die bezauberte Roſe. Romantiſches Gedicht in drei Ge:
ſängen. Sechste Auflage. 8. 1 Thlr. Mit 7 Kupfern
2 Thlr. Prachtausgabe mit Kupfern 2½ Thlr.
Age. Ein griechiſches Märchen in ſieben Buͤchern. 8.
hlr.
28. Skizzen aus dem Alltagsleben. Aus dem Schwe⸗
diſchen. F Bändchen: Streit und Friede. Gr. 12.
Geh. Thlr.
Von dem L Minhaien: „Die Töchter des Praͤſidenten“, und dem
2. und 3. Baͤndchen: „Die Nachbarn“, find neue wohlfeile
Auflagen unter der Preſſe. Das 4. und 5. Baͤndchen: „Das
Haus“ (1840), koſtet 3 Thlr. Binnen kurzem erſcheint auch
noch von derſelben Verfaſſerin: „Nina“ (2 Theile).
29. Snell (Karl), Lehrbuch der Geometrie.
Mit ſechs lithographirten Tafeln. Gr. 8. Geh. 1½ Thlr.
30. Steub (Ludwig), Bilder aus Griechenland.
Zwei Theile. Gr. 12. Geh. 2½ Thlr.
Preisherabſetzung.
Bibliothek claſſiſcher Romane und Novellen des
Auslandes. 27 Bände. 182638. Gr. 12. Herabge⸗
ſetzter Preis: 8 Thlr.
I-IV. Don Quixote von Cervantes, überfegt von Soltan. Zweite
Auflage. ½ Thlr. — V. Landprediger von Wakefield von Goldſmith,
uͤberſetzt von Helsnitz. Zweite Auflage. % Thlr. — VI-IX. Gil Blas
von Ee Sage. 2 Tblr. — X. Leben des Erzſchelms von Quevedo, über:
fest von Keil. Thlr. — XI-XIV. Tom Jones von Fielding, uͤberſetzt
von Eüdemann. 2 Thlr. — XV. Niels Klim von Holberg, über⸗
fegt von Wolf. Thlr. — XII. Jacopo Ortis von Foseolo, uͤber⸗
fest von Lautſch. % Thlr. — XVII᷑-XIX. Delphine von Stael, über:
fest von Gleich. 1% Thlr. — XXXXII. Dekameren von Boecaceio.
2 Thlr. — XXIII. XXIV. Die Leiden des Perſiles und der Sigismunda von
Cervantes, mit einer Einleitung von E. Tieck. 1½ Thlr. — XXV.
XXVI. Die Verlobten von Manzoni, uͤberſetzt von Bülow. Zweite,
umgearbeitete Auflage. 2 Thlr. — XXVII. Der verliebte Teufel und
Der Lord aus dem Stegreife von Cazotte, uͤberſetzt von Bülow. „ Thlr.
Jeder Roman, mit einer biographiſch⸗literariſchen
Einleitung verſehen, iſt für den beigeſetzten Preis auch
einzeln zu erhalten.
Aus dem Verlage des Herrn Heinrich Hoff in
Manheim habe ich nebſt Verlagsrecht uͤbernommen und
iſt jetzt von mir zu beziehen:
Denkwürdigkeiten und vermiſchte Schriften von
K. A. Varnhagen von Enſe. Erſter bis vier⸗
ter Band. Gr. 8. Geh. 9 Thlr.
‚Un die im Jahre 1837 — 38 erſchienenen vier Bände dieſer Denkwuͤr⸗
digkeiten ſchließt ſich 1
die neue Folge,
deren erſter Band (1840) 2½ Thlx, koſtet, das ganze aus fünf Baͤn⸗
den beſtehende Werk daher 11½ Thlr.
Die Schnuphaſe'ſche Buchhandlung in Altenburg
hat mir mit dem Verlagsrechte uͤberlaſſen und iſt jetzt
von mir zu beziehen:
Ulfilas veteris et Novi Testamenti versionis
Sothiene fragmenta que supersunt, ad fidem codd.
castigata, latinitate donata, adnotatione critica instructa
cum glossario et grammatica linguae gothicae conjunctis curis
ediderunt H. C. de @abelentz et Dr. J. Loebe.
Volumen I. Textum continens, Amaj. cum tabulis II.
Weisses Druckpapier 5½ Thlr. Lelinpapier 6%, Thlr.
er Druck des zweiten Bandes, den Schluß des Textes, ein voll⸗
ſtaͤndiges Gloſſar und eine Grammatik der gothiſchen Sprache enthal⸗
tend, hat begonnen und es wird die erſte Abtheilung deſſelben noch dieſes
Jahr erſcheinen konnen.
Durch alle Buchhandlungen kann von mir bezogen werden:
Klauer⸗Klattowski (Wilhelm), Praktiſches
Franzöſiſches Handbuch zum Überſetzen aus dem Deutz
ſchen ins Franzöſiſche zur übung in der Umgangsſprache der
Franzoſen. Zwei Theile. (I. Text. II. Vocabular.) 8. Geh.
1½ Thlr.
—, Schlüffel zum Praktiſchen Franzöſiſchen Handbuche
für Solche, die bei hinlänglichen Vorkenntniſſen ihre franzö⸗
ſiſchen Überſetzungen ohne Hülfe eines Lehrers verbeſſern
wollen. 8. Geh. / Thlr.
—, Praktiſches Italieniſches Handbuch zum Überfegen
aus dem Deutſchen ins Italieniſche zur Übung in der Um:
gangsſprache der Italiener. Zwei Theile. (I. Text. II. Voca⸗
bular.) Geh. 1½ Thlr.
—, Schtüſſel zum Praktiſchen Italieniſchen Handbuche
für Solche, die bei hinlänglichen Vorkenntniſſen ihre ita⸗
lieniſchen Überſetzungen ohne Hülfe eines Lehrers verbeſſern
wollen. 8. Geh. / Thlr.
—, Praktiſches Engliſches Handbuch zum Überfegen aus
dem Deutſchen ins Engliſche zur Übung in der Umgangs⸗
— , Schl
ſprache der Engländer. Zwei Theile. (I. Text. II. Vota⸗
bular.) 8. Geh. 1½ Thlr. 0 2 110
& üffer zum Praktiſchen Engliſchen Handbuche für
Solche, die bei hinlänglichen Vorkenntniſſen ihre engliſchen
Überſetzungen ohne Hülfe eines Lehrers verbeſſern wollen.
8. Geh. ½ Thlr.
In der Univerſitäts⸗ Buchhandlung von N. G.
Elwert in Marburg iſt ſoeben erſchienen und an
alle Buchhandlungen verſendet worden. i
VILMAR, Dr. A. F. C., Gymnasialdirector, An-
fangsgründe der deutschen Grammatik, zunächst für die
obersten Classen der Gymnasien. I. Lautlehre und
Flexionslehre nebst gothischen und althochdeutschen
Sprachproben. Zweite, verbesserte und vermehrte Auf-
lage. Gr. 8. Brosch. 7 Bogen. % Thlr. — 45 Kr.
GOLDSMITH, O., The Vicar of Wakefield.
With a prefatory Memoir by Walter Scott. Von neuem
durchgesehen und mehrfach berichtigt vom Geh. Hofrath Dr.
K. F. Chr. Wagner. 8. Brosch. 20 Bogen. / Thlr. —1 Fl.
Collmann, Dr. E., Gymnaſiallehrer, Übungsbuch
zum überſetzen aus dem Deutſchen ins Franzöſiſche, für die
obern Claſſen der Gymnaſien und zum Privatgebrauch. Mit
grammatiſchen und ſtyliſtiſchen Anmerkungen. Gr. 8. 20% Bo⸗
gen. 1 Thlr. = 1 Fl. 48 Kr. ;
Bei geneigter Einführung von „Hilmar,
Grammatik’, „WVicar of Wakefield' und „Coll:
mann, übungsbuch“, finden Partiepreife ſtatt.
HERMANN, Dr. C. F., Prof. zu Marburg, An-
tiquitatum Laconicarum libelli quatuor. 4. Brosch. 28 Bogen.
1%, Thlr.—2 Fl. 42 Kr.
— —, Disputatio de distributione personarum
inter histriones in tragoediis gracii. Gr. 8. Brosch. 4% Bogen.
% Thlr. 36 Kr. .
CAESAR, Dr. C. J., De carminis graecorum
elegiaci origine et notione. Gr. 8. Brosch. 6% Bogen,
% Thlr. — 45 Kr. f l
Kling, Dr. Ehr. Fr., Prof., Die Bergpredigt
Chriſti nach Matthäus. Für nachdenkende Chriſten erklärt.
Gr. 8. Broſch. 4 Bogen. / Thlr. = 36 Kr.
Paulus Peregrinus, Sieben Worte der Berg⸗
predigt unſeres Herrn und Heilands Jeſu Chriſti. Gr. 8.
½ Thlr. 12 Kr.
Intereſſante hiſtoriſche Schrift ſoeben erſchienen:
Der Niederlaͤndiſche Freiheitskrieg
nach den beſten Quellen bearbeitet von
Otto von Corvin⸗Wiersbitzki.
Erſter Band mit 2 Portraits.
18 Bogen. Geh. Preis / Thlr.
Das ganze Werk wird aus 8 Bänden von gleicher Stärke,
jeder mit 3 Portraits, beſtehen, von welchen alle 2—3 Monat
einer erſcheint.
Als Einleitung zu dieſem groͤßern Werke erſchien ſo⸗
eben von demſelben Verfaſſer: 7
Kurzer Abriß 5
der Geſchichte der Niederlande
bis auf Philipp II.
nebſt Beſchreibung des Landes im Jahre 1560.
24 Bogen. Geh. 1 ½ Thlr.
Leipzig 1841, bei Friedrich Fleiſcher.
In Unterzeichnetem find ſoeben erſchienen und an alle Buchhandlungen verſandt worden:
Perlen
Von
der heiligen Vorzeit
Johann Kadislav Pyrker.
8. Broſchirt. Preis 48 Kr., oder / Thlr.
Dieſes vortreffliche Werk, deſſen Inhalt folgender iſt: Abraham (Verheißung), Moſes (Gott, Erlöſung,
Aruferſtehung), Samuel (Gericht), Helias (Glaube, Liebe,
Hoffnung), Eliſa (Tod, Unſterblichkeit),
Makkabäer (Troſt, Hingebung, Sieg), und deſſen Claſſicität in allen Ländern deutſcher Zunge, ſoweit als echte Re⸗
ligioſität und Frömmigkeit wohnt, längſt anerkannt iſt, übergeben wir hier in einer gefälligen und billigen Ausgabe der
Privatandacht und dem Schulgebrauche.
Stuttgart und Tübingen, im Juli 1841.
J. G. Catta'scher Verlag.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Iſis. Eneyklopaͤdiſche Zeitſchrift, vorzuͤglich für Natur:
geſchichte, Anatomie und Phyſiologie. Von Oken.
Jahrgang 1841. Viertes Heft. Gr. 4. Preis des
Jahrgangs von 12 Heften mit Kupfern 8 Thlr.
Bepertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
E.G.&ersdorf. 1341. Achtundzwanzigsten
Bandes zweites Heft. (Nr. VIII.) Gr. 8. Preis eines
Bandes 3 Thlr.
Leipzig, im Juli 1841. F. A. Brockhaus.
Von des Herrn Profeſſor Blaſius Handbuch der
Akiurgie ſind bereits die beiden erſten Theile in einer neuen
Auflage erſchienen, der dritte geht aber raſch ſeiner Vollendung
entgegen, und wird ſonach dies gediegene, weitverbreitete Werk
bald wieder vollſtändig zu haben fein. Ich darf zu erwäh⸗
nen nicht unterlaſſen, daß, weil dies größere Werk fuͤr Manche
zu ſpeciell oder zu koſtſpielig war, von dem Herrn Verfaſſer
ein Auszug in einem Bande zu 1¼ Thlr. ausgearbeitet wurde,
der einen ſehr großen Abſatz finden mußte und fand, und der
auf vielen Univerſitäten eingeführt iſt. Vergl. die äußerſt gün⸗
ſtige Beurtheilung in der Jenaer Literatur-Zeitung, 1835,
Nr. 207. Bei 12 auf einmal genommenen Exemplaren dieſes,
ſowie des größern Werkes gebe ich ein Freiexemplar.
Eduard Anton in Halle.
Im Verlage von Alexander Duncker in Berlin iſt
ſoeben erſchienen:
Denkschrikten und Briefe
zur Charakteriſtik der Welt und Literatur.
V. Band oder neue Folge J.
Gr. 8. Geh. 1% Thlr.
Die unlaͤngſt erſchienenen Bände dieſer Sammlung haben
das Intereſſe des Publicums in ſo hohem Grade auf ſich gezogen,
daß es bei Erſcheinen dieſes neuen Bandes nur einer Hinweiſung
auf den überaus reichen Inhalt dieſer Fortſetzung bedarf und
nicht zu zweifeln iſt, daß Namen wie Altenſtein, Börne,
Gans, Goethe, Hardenberg, E. Th. A. Hoff⸗
mann, Iffland, Immermann, Kant, König Lud⸗
wig von Baiern, Fean Paul Friedrich Richter,
Stägemann, Stein, Varnhagen ꝛc. ꝛc., und unter
den Denkſchriften die wichtigen officiellen Verhand⸗
lungen im Rhein⸗ und Moſel⸗ Departement vom
Jahre 1801 über die Vereinigung der lutheriſchen
und reformirten Kirche, ſowie der Aufſatz über eine
Nationalbewaffnung und erſte Idee zu einer
Landwehr in Preußen, im Stande ſind, die beſte Bürg⸗
ſchaft für intereſſanten und gediegenen Inhalt zu liefern.
Das kürzlich in demſelben Verlage erſchienene ſo ſtark be—
gehrte Werk der
Gräfin Mahn- Dahn,
Gräfin Fauſtine.
8. Geh. 2 Thlr.
iſt nun wieder durch alle Buchhandlungen zu beziehen.
bb Soeben iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen zu
aben: ;
Müller, Dr., Taſchenbuch ſämmtlicher
ſyphylitiſchen Krankheitsformen, nach
den neueſten Entdeckungen der Wiſſenſchaft, nebſt An⸗
gabe der verſchiedenen Behandlungsweiſen mit und
ohne Queckſilber. 16. Broſchirt. 48 Kr., oder
Ya Thlr.
Ludwigsburg, Verlag der Naſt'ſchen Buchhandlung.
a — —
Wir empfingen aus Italien und ist von uns durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
Alberi, E., Vita di Caterina de’ Medici, saggio
storico, 1 vol. In-4, Firenze. 10 Thlr.
Relazioni degli Ambasciatori Veneti al Senato, raccolte,
annotate ed edite da HE. Alberö a spese di una
societä. Serie I, vol. 1. Serie II, vol. 1. Serie III,
vol. 1. In-8. Firenze. Jeder Band 2½ Thlr.
Dieses Werk erscheint in Bänden von ungefähr 30 Bo-
gen. Die Käufer müssen sich zur Abnahme von 10 Bänden
verbindlich machen, von denen jährlich nicht mehr als vier
und nicht weniger als zwei erscheinen werden.
Leipzig, im Juli 1841.
Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung für deutsche und ausländische Literatur.
(A Paris: meme maison, Rue Richelieu, No. 60.)
Neue Musikalien,
welche soeben im Verlage der Schlesinger'schen
Buch- und Musikhandlung in Berlin erschienen und
durch alle solide Musikhandlungen zu beziehen sind:
Artot, Scene de Lucia di Lammermoor de Donizetti p. Vio-
lon et Piano. Op. 5. % Thlr. — Romance de Lucrece
Borgia transcrit p. Violon. ‘4 Thlr.
Bertini, 25 Etudes musicales p. Piano a 4 m. Op. 97.
2 livr. à %, Thlr. — 25 Etudes caractéristiques p. Piano.
3 livr. à 7% Thlr. — Le Repos p. Piano. Op. 86 et 101.
3 livr. à % Thlr. — 50 Etudes p. Piano. Op. 29 et 32.
4 livr. a ½ Thlr.
Cherubini, Ave Maria für eine Stimme mit Piano, / Thlr.
Chopin, Fr., 3 nouvelles Etudes p. Piano. % Thlr.
Chwatal, 2 Rondinos über Themas aus der Flucht nach
der Schweiz f. Piano. Op. 45. ½ Thlr.
Dessauer, Gesänge mit französischem und deutschem
Texte. I. Fandango. 2. Ninette. 3. Vorwurf, mit
Piano. a ½ — % Thlr.
Döhler, Th., Morceau de Salon.
Nr. 1 % Thlr. Nr. 2 ½ Thlr.
Donizetti, Die Favoritin. — La Favorite, Oper
in 4 Acten, Clavierauszug mit deutschem und französischem
Text 6½½ Thlr. Ouverture für Piano ½ Thlr., zu 4 Hän-
den ½ Thlr., für Orchester 2%, Thlr., alle Gesangs-
nummern einzeln.
„Mosaique de la Favorite. Lieblingsmusik für Piano
arr. von Peter Schubert. 4 livr. a ½ Thlr.
„ do. p. Piano et Violon concertants arr. p. Panofka,
2 livr. a 1½ Thlr.
Halevy,Der Guitarrenspieler. — Le Guitarrero.
Komische Oper in 3 Acten. Clavierauszug mit deutschem
und französischem Text. Ouverture f. Piano ½ Thlr.,
zu 4 Händen / Thlr., f. Orchester 2½ Thlr., alle Ge-
sangsnummern einzeln a %,—, Thlr.
—— , Mosaique. Lieblingsmusik für Piano arr. v. Schubert.
2 Lief. à / Thlr.
Heller, St., 4 Rondinos sur la Favorite p. Piano.
2 Etudes p. Piano.
Op. 20. 2 livr. a ½ Thlr.
Henselt, Ad., La Gondola. Etude p. Piano. Op. 13.
Nr. 2. / Thlr.
— , Air russe p. Piano arr. a 4 mains. 3/, Thlr.
Hünten, Frang., 4 Airs de ballet de l’Opera „La Fa-
vorite de Donizetti“ p. Piano. Op. 120. 4 livr. à ½ Thlr.
Kalkbrenner, Fr., Rondoletto brillant s. I. Favorite
p. Piano. Op. 150. ¼ Thlr.
Introduction, Scene et Variations du Guitarrero p.
Piano. Op. 151. % Thlr,
König Friedrich Wilhelm III. Preussischer Armee-
marsch f. Orschester 1 Thlr., f. Piano zu 4 Händen, f.
Piano, f. Piano und Violine oder Flöte a 12 Thlr.
Kücken, Leichte Lieder für 1 Singstimme mit Piano.
Op. 35. % Thlr. Auswahl von beliebten Liedern mit
Guitarre. Heft 4 u. 5 a, Thlr.
Kullak, Le Reve p. Piano. Op. 4. ½ Thlr.
Liszt, Fr., Morceau de Salon p. Piano. ½ Thlr.
Meyerbeer, Das Lied vom Meister Floh (Chanson de
maitre Floh) m. Piano, / Thlr. — Cavatine de Robert
le diable p. Piano seul p. Kullak. ½% Thlr.
Moscheles et Fetis, Möthode des Methodes de Piano
— Die vollständigste Pianoforteschule ete. Lief. 10 gratis.
Mozart, Ouverturen in Partitur von Belmonte — Zauber-
flöte — Titus. Subser.-Pr. a ½ Thlr.
Niedermeyer, Eine Scene aus den Apenninen — Une
scene des Apennins f. 1 Bass- oder Baretonstimme, m.
Piano, °/, Thlr.
Panseron, Musikalisches A B C und Gesangübungen
mit Pianobegleitung, eigens für seine kleine Tochter
6te u. Schlusslieferung 1 Thlr., complet
’
componirt.
4½ Thlr. — Auch unter dem Titel: A B C musicale ou
Solfege p. les enfants avec Piano.
Rosellen, Fantaisie brillante sur le Guitarrero de Halevy
p. Piano. Op. 35. / Thlr.
Sacchini, Duetto aus Oedip m. Piano. ½ Thlr.
Prume, La Melancolie transcrit p. Piano seul p. Kullak,
Thlr.
Reissiger, C. G., Ein- u. zweistimmige Kinderlieder
m. Piano. Op. 160. J½ Thlr. — Blücher am Rhein f.
Tenor u. Piano. Op. 157. ½ Thlr.
Romanesca, berühmter Tanz aus dem 16. Jahrhundert
f. Piano. / Thlr.
Taubert, La Nayade p. Piano à 4 mains. Op. 49.
3/, Thir. — Andante, tirè du ler Concerto p. Piano. %, Thlr.
Tolbeeque, Contredanses de la Favorite de Donizetti
p. Piano ”/, Thlr., avec Violon ou Flüte /½ Thlr.
Wolff, 4 Rhapsodies p. Piano. Op. 29. 2 livr. à J Thlr.
Soeben iſt im Verlage der Unterzeichneten erſchienen und
durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Thereſens Briefe aus dem Süden.
Herausgegeben von einem Freunde der Verfaſſerin.
8. Fein Velinp. Geh. Preis 1½ Thlr.
Braunſchweig, im Juli 1841.
Friedrich Vieweg und Sohn.
Erklärung.
Der berliner Journaliſt Eduard Meyen hat in ſeinem
„Athenäum“, Nr. 23, eine in den Blättern für literariſche
Unterhaltung mitgetheilte kritiſche Muſterung der neueſten dras
matiſchen Erſcheinungen, worin mein jüngſtes Trauerſpiel „El⸗
fride“ ehrenvoll erwähnt, dagegen Klein's, ſeines Freundes und
Zunftgenoſſen, mir nur aus Recenſionen bekannte Tragödie
„Maria von Medici“ als eine unverſtändige Compoſition be⸗
zeichnet wird, meiner Feder zuzuſchreiben die Keckheit gehabt
und auf dieſe Annahme hin, in Gemeinſchaft mit ſeinem Ge⸗
noſſen, die Sumpf- und Laufgräben einer Polemik gegen mich
eröffnet, welche mich in meinen theuerſten Intereſſen, in meiner
ſchriftſtelleriſchen und perſönlichen Ehre zu kränken und vor dem
Publicum bloszuſtellen berechnet iſt. Ich erkläre jene Annahme
für eine entweder aus Unredlichkeit und Böswilligkeit oder aus
einer blind laufenden, ihrer ſelbſt nicht mehr bewußten Anti⸗
pathie hervorgegangene Eüge, und alle Folgerungen und Trug⸗
ſchluͤſſe, welche fortan auf jene erlogene Baſis gegründet werden
ſollten, für unbeholfene und ehrloſe Verleumdungen.
Dieſe Behauptung werde ich in jeder Weiſe und bei einem
perſönlichen Gegenüber als Mann von Ehre gegen die beid⸗ ei⸗
nigen Herren zu vertreten wiſſen. Die Redaction der Blätter
für literariſche Unterhaltung, welcher dieſe Erklärung vor ihrem
Abdrucke mitgetheilt wurde, bezeugt mir, daß jene dramatiſche
Bücherſchau nicht von mir verfaßt iſt. Zugleich fodere ich den
hamburger Journaliſten Dr. Saß, der früher unter dem ver⸗
kappten Namen Soltwedel ſchrieb, hiermit auf, mir diejenigen
Artikel im Allgemeinen Theaterlexikon zu nennen, in denen ich
mich, ſeiner Anſinnung nach, zur Erreichung perſönlicher Ab⸗
ſichten habe verkappt halten wollen. Waffen dieſer Art ſind
wie die Rapiere des Laertes; fie werden im Gefecht vertauſcht,
und die vergiftete Spitze trifft den Vergifter. 75
Leipzig, am 12. Juli 1841.
Hermann Marggraff.
Die unterzeichnete Rebaction bezeugt, daß Herr Hermann Marg⸗
graff nicht der Verfaſſer der in den Blättern für literariſche Unter⸗
haltung enthaltenen Dramatiſchen Bücherſchau für das Jahr 1840 iſt.
Die Redaction der Blätter fur literariſche Unterhaltung.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XX.
Diefer Literariſche Anzeiger wird den bei F.
A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Nor.
Vollſtändig it iet erschienen:
Conversations-Lexikon der Gegenwart.
4 Bände in 5 Abtheilungen oder 36 Heften.
Druckp. 12 Thlr., Schreibp. 18 Thlr., Velinp. 27 Thlr.
Das Werk iſt ein für ſich beſtehendes und in ſich abgeſchloſſenes, bildet aber zugleich ein Supple⸗
ment zur 8. Wuflage des Tonverſations Lexikon, ſowie zu jeder frühern, zu allen Nachdrucken und
Nachbildungen deſſelben; es iſt nicht nur ein Werk zum Nachſchlagen, ſondern zugleich ein durch gewandte Dar⸗
ſtellung anziehendes Ceſebuch über Alles, was die Zeit bewegt. — Die
achte Auflage des Conversations-Lexikon
an das ſich das Converſations⸗Lexikon der Gegenwart zunächſt anſchließt, 17 fortwährend unter allen ähn⸗
lichen Werken den erſten Rang.
Velinp. 36 Thlr. und ein für jeden Beſitzer unentbehrliches
Ein vollſtändiges Exemplar koſtet auf Druckp.
Thlr., Schreibp. 24 Thlr.,
ö Universal-Register
auf Drudp. Thlr., Schreibp, 1 Thlr., Velin p. 1%, Thlr. — Von dem
Conversatlons-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur,
das in den Jahren 1832 — 34 in 4 Bänden erſchien und zunächſt einen Supplementband zur 7. Nuflage des Conver⸗
ſations⸗Lexikon bildet, find noch einige Exemplare vorräthig, die auf Druckp. 8 Thlr., Schreib p. 12 Thlr., Velinp. 18 Thlr.
koſten. Es gibt wie das Converſations Lexikon der Gegenwart für die letzten Jahre, ſo für die denkwürdige Zeit
von 1830 — 34 ein lebenvolles anziehendes Gemälde.
Durch alle Buchhandlungen kann Obiges von mir bezogen werden; solchez Per-
sonen, die wünschen sollten, sich diese Werke nach und nach anzuschaffen, können
ganz nach ihrer Convenienz und in beliebigen Zeiträumen dieselben in einzelnen
Händen, Lieferungen oder Heften ohne Preiserhöhung beziehen.
Leipzig, im Juli 1841.
FJ. A. Brockhaus.
In unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und an alle Buch⸗
handlungen verſandt worden:
Das evangeliſche
Miſſionsweſen.
Ein Überblick über feine Wirkſamkeit und feine welt:
geſchichtliche und nationale Bedeutung,
4 von
F. W. Alumpp,
Profeſſor am koͤnigl. Ober⸗-Gymnaſium in Stuttgart.
8. Broſchirt. Preis 24 Kr., oder Y% Thlr.
5 Das Miſſionsweſen theilt mit ſo manchen Erſcheinungen
in der Geſchichte das Schickſal, daß es vielfach nicht nur bei⸗
nahe ganz unbekannt iſt, ſondern auch verkannt wird, und dies
zwar in vielen Kreiſen, in welchen es ſich durch den Adel und
die Großartigkeit ſeiner Motive, ſeines Ziels und ſeiner Wirkſamkeit
gewiß recht viele Freunde gewinnen müßte, wenn es vor Allem
nur recht gekannt wäre. Der Herr Verfaſſer glaubte deswegen
zur Förderung dieſer großen Angelegenheit einigen Beitrag zu
geben, und ſich zugleich von manchem der Sache noch ferne
Stehenden einen Dank zu verdienen, wenn er es verſuchte, die
wichtige Sache der Miſſion nach ihren Grunbfägen, ihrem Um:
fang und ihren Erfolgen in einem kurzen Überblick und zu⸗
gleich apologetiſch darzuſtellen.
Stuttgart und Tübingen, im Juli 1841.
J. G. Cotta'ſcher Verlag.
Bei C. Schünemann in Bremen iſt ſoeben erſchienen
und in allen Buchhandlungen Deutſchlands zu haben:
Schiller, F. v., The maid of Orleans.
A romantic tragedy from the german by Newton
Ivory Lucas. Gr. 8. 11 Bogen. Broſch. 1 Thlr.
In den engliſchen Zeitſchriften hat dieſe Überfegung bereits
eine ſehr günſtige Recenſion gefunden.
Durch ale Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen :
Blãtter
fuͤr a
literariſche Unterhaltung.
Preis des Jahrgangs 12 Thlr.
1841. Juli. Nr. 182 — 212.
In dalt:
Me. 188. Immermann als Theaterdirector. Von Fries
drich von Ühtrig. (Nr. 182, 185) — Eines Laien Weltdialek⸗
tik. In drei eleuſiniſchen Dialogen. Von K. A. Fr. v. Schwitz⸗
Aurbach. — Nr. 183. 1. Der Mönch von Cimiés. Frei
nach dem Engliſchen der Miſtres Sherwood von Luiſe Marezoll.
2. Die Nonne. Frei nach dem Engliſchen der dritten Auflage
der Miſtreß Sherwood von Derſelben. — Einige neue Actenſtücke
über die Veranlaſſung des ſiebenjährigen Krieges und der in Folge
deſſelben entſtandenen Allianzen. Aus den Papieren eines Staats⸗
manns. — Nr. 18. Cola di Rienzo und feine Zeit. Be⸗
ſonders nach ungedruckten Quellen dargeſtellt von F. Papen⸗
cordt. (Nr. 184, 185.) — Correſpondenznachrichten aus Leipzig.
Nr. 185. Romanenliteratur. — Nr. 186. Eine
Stimme aus Norwegen über das deutſche Erziehungs: und
Unterrichtsweſen. Von F. M. Bugge. Zweiter Artikel.
(Nr. 186 .— 188.) — Deutſcher Muſenalmanach für 1841. Her⸗
ausgegeben don Th. Echtermaher und A. Ruge. Von Richard
Morning. (Ar. 186, 187.) — Nr. 188. Geſchichte des Pu⸗
gatſchewſchen Aufruhrs, aus dem Ruſſiſchen des A. Puſchkin
von H. Brandeis. — Nr. 189. Aus Italien. — Nord⸗
amerikaniſche Miscellen. Nr. 190. Reifen in der Regent:
ſchaft Algier in den Jahren 1836, 1837, 1838 von M. Wag⸗
ner. (Nr. 190 — 183.) — Kunſt und Theater in München.
(Nr. 190, 191.) — Nr. 192. Einwirkungen des Sklaven⸗
weſens in Nordamerika auf Literatur und Kunſt und auf den
literariſch⸗ wiſſenſchaftlichen Verkehr. — Nr. 193. Drei
lithauiſche Schriftſteller. — Nr. 194. Politifche Lieder.
1, Napoleon'ſche Gedichte. 2. Laßt die Todten ruhn! An die
Franzoſen. Von L. v. Erfurt. 3. Napoleon's Rückkehr. Ballade
von W. Gerhard. 4. Klänge aus der Zeit. Hervorgerufen durch
die neueſten politiſchen Ereigniſſe und zunächſt durch das Becker'⸗
ſche Rheinlied. Geſammelt und herausgegeben von 3. Funck.
5. Kriegslieder für das deutſche Volk. Herausgegeben von E.
v. Bülow. 6. Deutſche Kriegslieder. Gefammelt von A. Bött:
cher. (Nr. 134, 195. — Nr. 195. Listoviana.— Nr. 196.
Der Religionskrieg in Deutſchland. Von Söltl. (Nr. 196, 197.) —
Amerikaniſche Culturzuſtände. — Berichtigung. — Nr. 192.
Der Chevalier von Saint⸗Georges, von Roger de Beauvoir.
Nach dem Franzöſiſchen von W. L. Welche. — Gudrun aus
dem Mittelhochdeutſchen überſetzt von A. Keller. = Nr. 198.
Briefe aus und nach Grafenort von K. v. Holtet. (Nr. 198, 199.) —
Karl V. und Philipp II. im J. 1551. — Nr. 199. A winter
in the West- Indies, by J. J. Gurney. — Nr. 200.
Richard Savage. Ein Genrebild von H. Döring. (Nr. 200, 201.)
— Remanenliteratur. — Wiener Zuftände nach einem engliſchen
Berichte. — Nr. 201. Aus Italien. — Nr. 208.
Deutſchland und Frankreich. 1. La France, Allemagne et
la sainte alliance des peuples par J. Venedey. 2. Betrachtun⸗
gen eines Militairs über einen bevorſtehenden Krieg zwiſchen
Deutſchland und Frankreich. (Nr. 202, 203.) — Franz Lambert
von Avignon. Nach feinen Schriften und den gleichzeitigen Ouellen
dargeſtellt von J. W. Baum. — Nr. 203. Taſchenbuch
für die vaterländiſche Geſchichte. Herausgegeben von J. Freih.
v. Hormayr. Dreißigſter Jahrgang der geſammten und zwölfter
der neuen Folge. — Mancherlei. — Nr. 204. F. Mar:
low. Zweiter Artikel. 3. Gutenberg. Drama in fünf Nufzügen.
(Nr. 204, 205) — Das neue koͤnigliche Palais in Athen. (Nr. 204,
25. — Nr. 206. Grundriß einer Philoſophie von F. La⸗
mennais. Erſter bis dritter Band. (Nr. 206 208) — 1805—
1815. Erinnerungen eines Preußen aus der Napoleoniſchen Zelt.
Bon George. — Greville, or, a season in Paris, By Mrs.
-Quelen, von F. W. Riemer. (Nr. 210 —
M ofi 7 0. ’ )
onen, Sure Ch, Backen mn und Babe
Nachlaß. Herausgegeben von D. A. Aſſing. 2. Gedichte von E,
Geibel. — Handbuch der Bücherkunde für die Pr Medieln
von E. Eheulant. Zweite, durchaus umgearbeitete und ver⸗
mehrte Auflage. — Nr. 210, Mittheilungen über Goethe
aus mündlichen und ſchriftlichen, gedruckten und ungedruckten
212.) — Geſchichte
ch Sg uns des gs —
on J. W. Zinkeiſen. — Pferde⸗
bezauberung. — Nr. 211. Gedichte eines Eebenbigem Bl
1 1e an den hir Von G. Herwegh.
(Ne. 211, 21 Notizen scellen, Bibl.
Riterarifhe Anzeigen ze. x N. Wenn
Leipzig, im Auguft 1841.
F. A. Grockhaus.
In unter, eichnetem i ſeche { N d du 41
Buchhandlungen zu Waltl, PP SE ER
Karl Siglsm. Kun I, dit een
8 Pioniere
omnium hucusque cognitarum, secundum familias
naturales disposita, adjectis characteribus, dife-
rentiis et synonymis.
Tem. III.
Auch unter dem beſendern Titel:
Enumeratio Aroidearum,
Typhinearum, Pandanearum, Fluvialium, Jun-
caginearum, Alismacearum, Butomearum, Pal-
marum, Juneacearum, Philydrearum, Restia-
cearum, Centrolepidearum et Eriocaulearum,
omnium hucusque cognitarum, adjeetis charac-
teribus, differentiis et synonymis.
Gr. 8. Preis 5 Fl. 24 Kr., oder 3% Thlr.
Unter obigem Titel iſt in unterzeichnetem Verlag der dritte
Band der vollftändigen Zuſammenſtellung aller
bis jetzt bekannten Gewächſe erſchlenen.
Der früher erſchienene erſte Thell nebſt einem Supplement⸗
bande gibt unter dem beſondern Titel: Agrostographia ayno-
ptica etc. die vollſtändige Zuſammen
ſtellung ‚aller bis jet 1177
kannten Gräſer, der zweite Theil führt den sonen I l:
etc. und bildet ſomit jeder ein
der griechiſchen Revolution. Ra
den bearbeitet und fortgeſetzt v
Cyperographia synoptica
abgeſchloſſenes Werk für ſich. i
Stuttgart und Tübingen, im Juli 1841,
J. G. Cotta'ſcher Verlag.
Für Lesecirkel und Leihbibliotheken.
Bei C. E. Fri e in Leipzig iſt ſoeben erſchienen
und durch alle Suede au 1 170 8 *
ie
Auswanderer nach Texas.
Hiſtoriſch-romantiſches Gemälde aus
der neueſten Zeit
von
. E. . @elant.
Das Leben iſt ein Andres als die Theorie,
Die Wahrheit anders als ber Wahn.
Der Ver faffer.
2 Bände. 8. Preis 47 The
del . Einhorn in Leipzig iR ſeeben erſchlenen und
durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Randzeichnungen.
Eine Sammlung von Novellen und Erzählungen
von Friedrich von Heyden.
2 Theile. Broſch. 3½ Thlr.
nhalt des erſten Theiles: „Die Bewerbungen“, Novelle.
’ 8 „Anton Hart“, Erzählung.
„Der graue John“, Novelle.
Inhalt des zweiten Thelles: „Die Unbegnadigten“, Novelle.
„Ceſarone“, Erzählung.
„Der Schleier der Königin“, Novelle.
—
Zwanzig Vorlegeblätter
3
Figurenzeichnen.
Im Futteral. Preis / Thlr.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
fis. Encrklopädiſche Zeitſchrift, vorzüglich für Natur:
geſchichte, Anatomie und Phyſiologie. Von Oken.
Jahrgang 1841. Fünftes Heft. Gr. 4. Preis des
Jahrgangs von 12 Heften mit Kupfern 8 Thlt.
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
. G. Gersdorf. 1841. Achtundzwanzigsten
Bandes drittes Heft. (Nr. IX.) Gr. 8. Preis eines
Bandes 3 Thlr.
Allgemeine Bibliographie für
Deutschland. Jahrgang 1841. Monat Juli,
oder Nr. 27 — 31, und Bibliographischer Anzeiger:
Nr. 27 — 31. Gr. 8. Preis des Jahrgangs 2 Thlr.
Leipzig, im Auguſt 1841.
* F. A. Brockhaus.
In Unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und an alle Buch⸗
handlungen verfandt worden:
„ Statiſtiſche
Uberſicht des Handels
der oͤſtreichiſchen Monarchie mit dem Auslande
während der Jahre 1829—38,
dargeſtellt von
Dr. Siegfried Becher.
Gr. 8. Broſchitt. Preis 3 Fl. 24 Kr., oder 2 Thlr.
Der Herr Verfaſſer gibt in gegenwärtiger Schrift eine zehn⸗
lährige Hauptüberſicht des Verkehrs der öſtreichiſchen Monar⸗
chie mit dem Auslande auf Grundlage der Mercantiltabellen.
Sie ſoll als Anhaltspunkt genommen werden, um den
öttreichiſchen Verkehr mit dem Auslande und der damit in eng⸗
ſter Verbindung ſtehenden Induſtrie, der darauf begüglichen ge⸗
feglichen Anordnungen ſowol für das Zoll⸗ als Tarifsweſen zu
beurtheilen und zu beſtimmen. Dieſe Überſicht dient zur Grund⸗
lage der Beurtheilung, ob der öſtreichiſche Handel ein vortheil⸗
hafter ſei oder nicht, wodurch und wie fehr er es ſel, wie ſich
die innere Verzehrung der dem Staate noch mangelnden Be:
bürfniffe, wie fi das Steigen und Fallen der innern Beſchaͤf⸗
tigung und das Gelingen, einheimiſche Erzeugniſſe nach dem
Auslande zu bringen, verhalte, ob die inlandiſchen Urſtoffe in
Löberm Werthe in das Ausland verſenbet werben, ob ble vom
Auslande bezogenen Bebücfniffe vom inländiſchen Kunftfleige er⸗
ſetzt werden können, ob andere inländiſche Rehproducte oder
Fabrikate durch Kunſtfleiß veredelt, in höͤherm Werthe und
mit größerm Gewinn an das Ausland verkauft, ob die aus⸗
landischen urſtoffe hr die inländiſche Beſchäftigung bezogen
werden konnen, durch welche Artikel dies bereits erreicht wurde
und noch zu erreichen möglich werde.
Wer die Schwierigkeiten, ſolche Überſichten aus zuverlaͤſſigen
Quellen zuſammenzuſtellen, kennt, ihren Werth und ihre Wich⸗
tigkeit erfaßt, wird das Verdienſt dieſer Arbeit, nämlich die
treue Zuſammenſtellung allgemein noch nicht gekannter Zahlen
und glaubhaften Nachweiſungen zur Würdigung und Beurthei⸗
lung des Verkehrs Oſtreichs mit dem Auslande und feiner ge⸗
werblichen Thätigkeit nicht in Abrede ſtellen.
Die Hauptabſchnitte des Inhalts ſind folgende:
I. Waareneinfuhr, mit Beibehaltung der alphabetiſchen
Ordnung des Zolltarifs während der J. 1829 — 38. II. Waaren⸗
ausfuhr, mit Beibehaltung der alphabetiſchen Ordnung des
Zolltarifs während der J. 1829 — 38. III Waaren ein- und
Ausfuhr von einigen vorzüglichen Artikeln über die ee
Staaten und öftreichifchen Hafenpläge während der J. 1836—
38. IV. überſicht der öſtreichiſchen Handelsmarine während
der J. 1835 — 39. V. Vergleichende Überſicht der Waaren⸗
Ein⸗ und Ausfuhr während der J. 1829—38, auf Grundlage
der Capitalswerthe.
Stuttgart und Tübingen, im Juli 1841.
J. G. Cotta'ſcher Verlag.
Den Herren Landgeiſtlichen, Schullehrern und chriſtlichen
Hausvätern, wie überhaupt jedem wahren Freunde der Volkes
wohlfahrt, darf folgende Schrift zur beſten Weiterverbreitung
mit überzeugung empfohlen werden:
Des Hauſes Fluch
Des Hauſes Segen.
Ein Beitrag zur Begründung der oͤffentlichen
Wohlfahrt und des Gluͤckes der Familien von
3. J. Glaser.
Bern und St.⸗Gallen bei Huber u. Comp. (J. Kör⸗
ber.) 1841.
Eingebunden. Preis 36 Kr., oder % Thlr.
Zu finden in jeder guten Buchhandlung.
Durch alle Buchhandlungen ist von uns zu beziehen :
Relation
des Operations de larmee
aux ordres du
PRINCE JOSEPH PONIATOWSKI
pendant la Campagne de 1809 en Pologne contre les Aufrichiens;
precedee d'une Notice sur la Vie du Prince, enrichie
de son
portrait et d’une carte
par Homan Soltiyk,
General d'artillerie polonaise etc.
1 vol. in-S. Paris, 1841. 2 Thlr.
Leipzig, im August 1841.
Brockhaus & Avenarius.
Soeben sind erschienen und in allen Buchhandlungen
zu haben:
Linderer , Handbuch der Zahnheilkunde, enthal-
medica
tend: Anatomie und Physiologie, materia
dentaria und Chirurgie. Gr. 8. Mit 18 lithogr⸗
Tafeln. 2te verm. und verb. Aufl, 1841. 3 Thlr.
Le Parnasse moderne. 4 Vol. 1841.
8. Elég. rel.:
. Poesies de Fictor Hugo. Cho
tire des Odes et Ballades, Orientales, Chant du
er&puscule, Feuilles d’automne, Voix interieures,
Rayons et Ombres. 1 Thlr.
n. Poesies de Lamartine. Choir tire
des Meditations poetiques, Harmonies poet. et
religieuses, Epitres, Jocelyn, La mort de Socrate,
Chant du crepuscule, Harold, Chüte d’un ange.
Marseillaise de la paix. 1 Thlr.
II. Chansons de Beranger, choisies à
Yusage des Dames. '% Thlr.
Dieselben zum Schulgebrauch à Vol. / Thlr.
IV. Poesies de Delavigne sind unter der Presse.
Diese Auswahl dürfte der allgemeinsten Anerkennung
sicher sein; kein ausgezeichnetes und werthvolles Gedicht
ist ausgelassen, die Ausstattung höchst elegant, der Ein-
band in goldgedrucktem Pergament, somit zu Geschenken
besonders zu empfehlen. Keine Gedichtsammlung dürfte beim
Unterricht sich nützlicher erweisen.
Burns, Robert, Select Poems and Songs.
With a glossary. Geb. 1 Thlr.
Drei deutsche Ubersetzungen erschienen im vorigen
Jahre, der grösste Beweis für den Werth dieser Sammlung.
MHillert, Der Kikerikihahn. Die beste Fibel zum
Lesenlernen nach Stephani’s Lautirmethode, nebst
Liedern, Fabeln, Geburtstags- und Neujahrswün-
schen, Gebeten und 100 Bildern. Geb. 's Thlr.
Eamartine, La mort de Socrate Zum Schul-
gebrauch. % Thlr. ;
Das Rheinlied, eine Freunde und Gegner
in Frankreich von Lamartine, Musset etc. Deutsch
und französisch, ‘As Thlr., 5
Repertoire du theätre frangais à
Berlin. Gr.8. Subser.-Pr. für 12 Stücke 2 Thlr.
240. Le verre d'eau p. Scribe. % Thlr.
241. Bocquet pere et fils p. Laurenoir,
242. Le chevalier du Guet p. Lockroy.
243, Japhet p. Scribe. Y; Thlr.
244. Le barbier de Séville p. Beaumarchais. / Thlr.
Scott, Walter, The complete Novels. Neue
wohlfeile Ausgabe. Jeder Roman complet in 1 Band.
3 ½ bis . Thlr.
Inhalt der Vol. I— VII: The bride of Lammermoor,
5 Thir., The antiquary %% Thlr., The Abbot
% Thlr., The black dwarf % Thlr., The fortu-
nes of Nigel / Thlr., Guy Mannering / Thlr.,
Ivanhoe / Thür.
Die übrigen Romane erscheinen noch im Laufe dieses
Jahres,
Theätre francais. Série III. No, 18. „Le
verre d'eau p. Scribe, 12 No. Subscr-Pr. 1 Thlr.,
einzeln A % Thlr.
Y, Thlr.
7. Thlr.
Bei C. E. ſche in Leipzig iſt forben erſchlenen
und in allen Buchhandlungen zu haben: 8
Geſchichten der chriſtlichen Kirche.
en
Dichtungen
von
Moritz Alexander Zille.
8. Broſch. Preis % Thlr.
Der Verfaſſer, bekannt durch „Geſichte. Chriſtlich
prophetiſche Geſänge“ (1840, % Thlr.), behandelt in
dieſen Dichtungen thatſächliche Züge aus dem Leben von Apoſtel
Johannes, Origins, Perpetua, Numidicus, Antonius, Boni⸗
facius, Bruder Klaus von der Flüͤe.
Kirschbaum, Dr., Der jüdiſche Mlexandrinis⸗
mus, eine Erfindung chriſtlicher Lehrer. Oder: Bei⸗
traͤge zur Kritik juͤdiſcher Geſchichte und Literatur.
Erſtes Buch: Juͤdiſch⸗griechiſche Originale, vor:
zuͤglich Philo und Sirach. Gr. 8. Broſch. Preis / Thlr.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen
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Das Pfennig-Mlagazin
fuͤr Verbreitung gemeinnuͤtziger Kenntniſſe.
1841. Juli. Nr. 431 — 435.
Nr. 431. Lagrange. Die alexandriniſche Bibliothek.
Konſtantine. Die transatlantiſche Dampfſchiffahrt. Größe ei⸗
niger Theater. Die Sallaſchen auf den Karpaten. Hoher Grad
von Waſſerſucht. — Nr. 432. Der Comer See. Die eng⸗
liſch⸗chineſiſchen Händel. Der Narrenbund zu Donaueſchingen.
Der äußerſte Norden von Amerika. Die Fabrikation der Töpfer:
waaren. Lucca. Die fliegenden Fiſche. — Nr. 433. Lud⸗
wig XIV., König von Frankreich. Die Fabrikation der Toͤpfer⸗
waaren. (Beſchluß.) Die elektromagnetiſchen Maſchinen. Die
Präſidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Miss
cellen. — Nr. 434. Calais. Die Verfertigung von Schiffs⸗
zwiback. Ludwig XIV., König von Frankreich. (Fortſetzung.)
Der Tempel Boro-Boedor. Die Städte Algeriens. Seehunds⸗
und Walroßjagd in der Suͤdſee. Das goldene Buch. —
Nr. 435. Lavoiſier. Die Bereitung von Roſenöl und Roſen⸗
waſſer in Gaſipur. Ludwig XIV., König von Frankreich.
(Beſchluß.) Der menſchliche Körper in ſeinem Verhältniſſe zu den
ihn umgebenden Elementen. Die Städte Algeriens. (Beſchluß.)
Der Hausſchwamm. Feſt der Wäſcherinnen. Berchtesgaden.
An Abbildungen ſind in dieſen Nummern
enthalten: A7
Lagrange. — Kairo. — Der Comer-See. — Die Fabri⸗
kation der Töpferwaaren. — Ludwig XIV., König von Frank⸗
reich. — Das Zollhaus in Dublin. — Calais. — Der Tempel
Boro-Boedor. — Lavoiſier. — Berchtesgaden.
Preis dieſes Jahrgangs von 52 Nummern 2 Thlr.
Der Preis der erſten fünf Jahrgänge von 183337,
Nr. 1— 248 enthaltend, iſt von 9%, Thlr. auf 5 Thlr. er
mäßigt. Einzeln koſtet jeder dieſer Jahrgaͤnge 1½ Thlr.;
die Zahrgänge 1838 — 40 koſten jeder 2 Thlr. 18176
Von den früher ſchon im Preiſe herabgeſetzten
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National: Magazin. Ein Band. 7% Thlr.
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ſind noch fortwährend Exemplare zu haben. Wü. IN
Leipzig, im Auguſt 1841. sti
F. A. Vrockhans.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
—
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXI.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Sfis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
f oder deren Raum 2%, Ngr.
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Brockhaus & Avenarius,
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Januar bis Juni 1841.
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du droit, fait d’apres l'état actuel de cette science en
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du gouvernement. 2 vols. In-8. Paris. 3%, Thlr.
, Alberi G.), Vita di Caterina de’ Medici, saggio storico.
In- 4. Firenze. 10 Thlr.
Ampere, Histoire de la littérature frangaise au moyen-
age, comparde aux littératures étrangères. Introduction.
Histoire de la formation de la langue frangaise. In- 8.
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Annali dell' Instituto di corrispondenza archeologica. Vol. XII.
(1840.) In- 8. — Bullettino dell’ Instituto di corrispon-
denza archeologica pel’ anno 1840. In- 8. — Monumenti
inediti dell’ Instituto di corrispondenza archeologica pel’
anno 1840. In- foglio. Roma. Prän.-Pr. jedes Jahr-
gangs * 14 Thlr.
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zu demselben Preis bezogen werden.
Baldou (Dr.), L’bydropathie, methode rationelle du
traitement, par sueur, l'eau froide, le régime et l’exer-
«ice. In-8., Paris. % Thlr.
Bavoux (E.), Alger. Voyage politique et descriptif
dans le Nord de Afrique. 2 vols. In-§. Paris. 5 Thlr.
—— , Philosophie politique, ou de l’ordre moral dans les
sociétés humaines. 2 vols. In-8. 5 Thlr. f
Bigel (Dr.), Manuel d'hydrosudopathie, ou Traitement
e maladies par l'eau froide, la sueur, P'exercice et le
régime, suivant la méthode employée par V. Priessnitz à
Gräfenberg. Suivi d'un Mémoire physiologique sur la
chaleur animale, par M. Pelletan, proſesseur. In- 18.
Paris. 1½ Thlr.
Chopin (J.-M.), Révolutions des
T. I. In- 8. Paris. 2% Thlr.
Le nouveau Correspondant. Recueil semi - périodique, phi-
losophique et littéraire. T. IA III. In- 18. Paris. 3½ Thlr.
Echo de la littérature frangaise. Journal des gens du monde.
1841. Lirr. 1— 12. In- 8. Leipzig. Preis des Jahr-
gangs 5¼½ Thlr.
Diese Zeitschrift, die eine Auswahl des Besten der
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at sich seit der kurzen Zeit ihres Bestehens bereits ein grosses
Lesepublicum erworben und der Absatz ist fortwährend im Steigen.
Allgemein.erkennt man die umsichtige Auswahl, die reiche Abwech-
selung und die Schnelligkeit der Mittheilungen an.
„ In allen Buchhandlungen Können Hefte des
Echo eingesehen werden; es erscheint D
in Heften von 2— 3 Bogen am 15. u. 30, d. M.
Galerie des mar&chaux de France. Dédiée a l'armée de terre
et de mer. Par Ch. Gavard. Gr. in-4. Mit 42 in
Stahl gestochenen Portraits. Paris. 5% Thlr.
peuples du Nord.
Jacob (de), Science des finances, exposée theoriquement
et pratiquement, et expliquée par des exemples tirés de
T histoire financiere moderne des états de! Europe. Ouvrage
traduit de Pallemand par Jouffroy, 2 vols. In-S. Leip-
zig. 5 Thlr.
Jouffroy (H.), Catéchisme de droit naturel, à l’usage
des étudiants en droit. In-8. Leipzig. 1 Thlr.
Philodemi Rhetorica ex herculanensi papyro lithogra-
phice Oxonii excusa restituit latine vertit dissertatione
de graeca eloquentia et rhetorica notitiaque de hercula-
‚ nensibus voluminibus auxit annotationibus indicibusque in-
struxit E. Gros. Adjecti sunt duo Philodemi libri de rhe-
torica Neapoli editi. In-8. Parisiis. 3¼1 Thlr.
Platon, Le Parmenide, dialogue traduit et expliqué par
J. A. Schwalbe. In- 8. Paris. 2°/, Thlr. 38 7
Recueil de documents et mémoires originaux sur I' Histoire
des possessions espagnoles dans l’Amerique.a diverses
€poques de la conquete, publié sur les manuscrits anciens
et insdits de la bibliotheque de M. Ternaux- Com-
pans. In- 8. Paris. 3¾ Thlr. al;
Regle et statuts secrets des templiers, précédés de J Histoire
dae l'établissement, de la destruction et de la continuation
moderne de l’Ordre du Temple, publiés sur les manu-
scrits inedits des Archives de Dijon, de la Bibliothèque
Corsini a Rome, de la Bibliotheque royale a Paris, et
des Archives de l’Ordre par C. H. Maillard de
Chambure. In- 8. Paris. 3 Thlr.
Relazioni degli ambasciatori veneti al Senato, raccolte,
annotate ed edite da E. Alberi a spese di una societa.
Serie I, vol. 1. Serie II, vol. 1. Serie III, vol. I.
In-8. Firenze. Jeder Band 2½ Thlr. 1
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Käufer müssen sich zur Abnahme von 10 Bänden verbindlich machen,
von denen jährlich nicht mehr als vier und nicht weniger als zwei
erscheinen werden.
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Thydrothérapie, autrement dite methode de Gräfenberg.
In- 8. Varsovie. % Thlr. BR
Serradifaleo (Domenico, Duca di), Le Antichitä
della Sicilia exposte ed illustrate. T. IV. In-fol. Pa-
lermo. 30 Thlr.
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Serre, Histoire politique de 1839 — 40.
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ment des maladies, ou de Phydrothérapeutique, suivie de
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fance. In-8. Paris. / Thlr.
In- 8. Paris.
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Anna Marie, L’Ame exilée. Legende. In-12. 1%. Thlr.
Les Anglais peints par eux-memes, par les sommites litté-
raires anglaises; dessins de Meadows, traduction par de
la Bedollierre. T. I. Gr. in-8, 5%, Thlr.
La Bible, par Lemaistre de Sac. 700 gravures sur bois.
In-8. 6% Thlr.
Bossuet (I.-B.), Discours sur l’histoire universelle.
2 vols. Gr. in-8. 17% Thlr.
Bossuet (Abbe), Livre de premiere communion, conte-
nant les Prieres du matin et du soir, l’ordinaire de la
Messe etc, etc. In-16, 1%, Thlr. — In- 32. 1%, Thlr.
Bürger, Lenore. Traduit de l’allemand par de la Be-
dollierre. In-. %, Thlr.
Dassanee, Heures nouvelles, paroissjen complet latin-
frangais. Illustré par douze gravures religieuses ex&cutdes
sur acier par Keller, Steifensand et Bulavand, d’apres
Frederic Overbeck. Gr. in- S. 10%, Thlr.
Les Saints Evangiles selon S. Matthieu, S. Marc, S. Luc et
S. Jean. 2 vols. Gr. in-8. 14½ Thlr.
Les Frangais. Costumes des principales provinces de la
France. Lithographies coloriées à l’aquarelle, d’apres Ga-
varni, H. Monnier etc. ete,, avec texte explicatif frangais,
anglais, allemand et italien. Ire livr. In-4. 1%, Thlr.
Hoffmann (E. T. A.), Le conseiller Krespel, conte
fantastique. Traduction de de la Bedollierre. In- 8.
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L’Imitation de J&sus- Christ. Traduction nouvelle. Par
Labbé Dassance. Gr. in- 8. Paris. 7½ Thlr.
La Bedollierre (E. de), Soirées d'hiver, histoires
et nouvelles. In-8. 2%, Thlr.
Livre des enfants, Prieres pour le premier äge. In- 16.
1% Thlr.
Livre de mariage, contenant les cérémonies de la messe du
mariage etc, etc. In- 16. 2½ Thlr.
Martineau (Miss), Traditions de Palestine. Traduit de
anglais par Mme. Tast. In- 12. 2 Thlr.
Pellico (S.), Mes prisons. Traduction de Bouzenot.
In- 18. / Thlr. a
Les Prieres de l’eglise, encadres dans de charmantes bor-
dures en cing couleurs rehaussées d'or. Livr. 1-28.
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Les Psaumes de David. Texte frangais et latin.
par Dargaud. Gr. in-8. 2½ Thlr.
Bivalliere-Frauendorf (de), La religion du coeur,
ou le Guide du Neophyte. In- 12. % Thlr.
Saint-Pierre (B. de), Paul et Virginie et la Chau-
miere indienne. Gr. in-8. 14% Thlr.
Wordsworth (Dr. C.), La Grece pittoresque et histo-
rique. Traduit de langlais par Regnault. Gr. in-8,
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vie parisienne. 2 vols. Le médecin de campagne. 1 vol.
Le pere Goriot. 1 vol. Le lys dans la vallée. 1 vol.
Histoire des treize, 1 vol. César Birotteau. I vol. La
peau dechagrin. 1 vol. La recherche de l’absolu. 1 vol, —
Bossuet, Discours sur l’histoire universelle, 1 vol, —
Byron, Oeuvres completes. 4 vols. — CUnmoens, Les
Lusiades, po&me en dix chants. 1 vol. — Chenier (An-
dre), Po6sies completes. 1 vol. — Constant (B.),
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medie, I vol. — Delavigne (C.), Theätre. 3 vols.
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generale des voyages. 3 vols. — Diogehe Laörce,
Vies des Philosophes de Pantiquité. 1 vol. — Fielding,
Tom Jones. 2 vols. — Goethe, Werther, suivi de Her-
mann et Dorothée. 1 vol. Théatre. I vol. Faust. 1 vol.
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completes. 1 vol. — Manzoni (Alex.), Les fiances.
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radis perdu. 1 vol. — Morale de Jesus - Christ et des
Apötres. 1 vol. — Moralistes anciens. I vol. — Mus-
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Nouvelles. 1 vol. Contes. 1 vol. — Pascal, Pensces.
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L’etat oula République. I vol. — Prevost (Abbe),
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1 vol. — Baeine (J.), Theätre, 1 vol. — Romans grecs.
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Beuve, Poesies completes. 1 vol. Volupte. 1 vol. — Sa-
varin (B.), Physiologie du goüt. 1 vol. — Schiller,
Theätre. 2 vols. — Senancour, Obermann. 1 vol, —
Sophocle, Tragedies. 1 vol. — Souza (Comte de),
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I vol. Del’Allemagne, I vol. Delphine. I vol. — Sterne,
Voyage sentimental en France et en Italie, suivi des lettres
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bert, Poésies. I vol. — Jacob (P. - L.), L'homme au
masque de fer. 1 vol. — Janin (J.), Lane mort et la
femme guillotinee. I vol. — Marr (A.), Sous les tilleuls,
2 vols. — Las- Cases, Memorial de Sainte- Helene.
9 vols. — Lewis (G.), Le moine. 2 vols. — Mar-
mier (X.), Lettres sur le Nord. 2 vols. — Napoleon,
Oeuvres politiques et littéraires. 1 vol. — Raymond
(M.), Le maçon. 2 vols. — Reboul (J.), Poesies.
I vol. — Roger de Beauvoir, Le chevalier de Saint-
Georges, 4 vols. — Ronsard, Oeuvres choisies. I vol, —
Saint-Simon (de), Memoires. 40 vols. — Shakspeare,
Macbeth. 1 vol. — Souvenirs de la marquise de Creduy,
de 1710 à 1803. 10 vols. — Tallemant de Beaux,
Les historiettes, 10 vols. — Villeneuve, Le livre des
aftliges. 2 vols.
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Ludwig Stenb,
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Leipzig, im Auguſt 1841. ;
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land. — Eine Perſode der Geſchichte unſers Erdballs. — Die daͤniſche Elementarſchuleinrichtung. — Deutſchland
im bewaffneten Frieden. — Die Geſchichte des Bilderſtreits. — Eiſenbahnen auf Staatskoſten mit beſonderer Be⸗
ziehung auf Würtemberg. — Der Schutz des Verlagsrechts gegen auswärtigen Nachdruck. TE Zur Beurtheilung des
Handelsvertrags zwiſchen den Staaten des großen Zollvereins und den Niederlanden. — Tüchtige Fortbildung des
Bauernſtandes, mit beſonderer Ruͤckſicht auf die Errichtung von Ackerbauſchulen. — Kurze Notizen.
Stuttgart und Tübingen, im Juli 1841,
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Die Schnuphaſe'ſche Buchhandlung in Altenburg hat
mir mit dem Verlagsrechte überlaſſen und iſt jetzt von mir
durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes zu beziehen:
Ulfitas veteris et Novi Testamenti
versionis gothicae fragmenta quae
supersunt, ad fidem codd. castigata, latinitate
donata, ad notatione critica instructa cum glos-
sario et grammatica linguae gothicae conjunctis
curis ediderunt H. ©. de Gubelentz et
Dr. J. Zoöebe. Volumen I. Textum con-
tinens. Amaj. cum tabulis II. Weisses Druck-
papier 5½ Thlr. Velinpapier 6%, Thlr.
Der Druck des zweiten Bandes, den Schluß des Textes,
ein vollſtändiges Gloſſar und eine Grammatik der gothiſchen
Sprache enthaltend, hat begonnen und es wird die erſte Ab—
theilung deſſelben noch dieſes Jahr erſcheinen können.
Leipzig, im Auguſt 1841.
F. A. Brockhaus.
Bei uns find erſchienen und durch alle Buchhand⸗
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Kretzſchmer, Deutfche Volkslieder, fortgeſetzt von
K. W. v. Zuccalmaglio. Heft 15 und 16
Jedes Heft / Thlr. (Heft 17 und 18, gegen Michaelismeſſe
erſcheinend, werden den Schluß des intereſſanten Werkes bilden.)
Nieritz, Guſtav, Das Fiſchermädchen. Ein Feſt⸗
geſchenk für die Jugend und deren Freunde. Zweite Auf-
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Namen, gefammelt und geſichtet. J Thlr.
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Ban Beleuchtung des Proceſſes Lafarge.
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Gubitz, F. W., Blätter und Blüten. Taſchen⸗
buch in einem einzigen Jahrgange. Mit zwölf Holz:
ſchnitten. 2 Thlr. .
Schönholz, Fr. v., Handbuch aller Wiſſenſchaf⸗
ten. Leitfaden zur wiſſenſchaftlichen Selbſtbildung. 3 Thlr.
Weber, Karl Maria v., Compoſitionen zu
dem Feſtſpiel: „Lieb' und Verſöhnen“ und drei Lieder⸗
Compoſitionen von F. Wollank, L. Hellwig
und Rungenhagen. Texte von F. W. Gu bitz⸗
(Die Compoſitionen erſcheinen ſaͤmmtlich zum erſten Mal
im Druck.) Thlr. j
Berlin.
Dereins - Buchhandlung.
Publications nouvelles
de
Hauman & Co. à Bruxelles.
Mai, Juin 1841.
Litterature.
de Balzae, H., Les Lecamus. I vol. In-18, 1 Thlr.
Berthet, E., Le murier blanc. I vol. In-18. / Thlr.
Cooper, J. F., Mercedes de Castille. Histoire du tems
de Christophe Colomb. 3 vols. In- 18. 3 Thlr.
Dumas, A., Crimes célèbres. T. V, VI, VII. In- 18.
3% Thlr.
Foujoulat, B., Correspondance d' Orient. Voyage
a Constantinople, en Syrie, en Egypte etc. 3 vols.
In- 18. 3% Thlr. 0
Soulie, F., Les quatre soeurs. 2 vols. In- 18. 2 Thlr.
Sue, E., Mathilde. Me&moires d'une jeune femme. 2 vols.
In- 18. 2% Thlr.
Bei Hinrichs in Leipzig iſt erſchienen:
Rudolphi, Dr. Aug., Anſchauliche Beleh⸗
rungen über die Natur nach ihrer zeitgemäßen
Entwickelung. Lehr- und Leſebuch für Schule und
Haus. In 4 Bänden. Gr. 8. Subſcr.⸗ Preis
4 Thlr. — Wer Theil: Sommer, umfaßt 196 Ar⸗
tikel. Ladenpreis 1% Thlr.
Nicht blos dem Schul⸗ und Hauslehrer, der Er⸗
zieherin, den Altern wird dieſes Werk ein erwünſchter
Leitfaden werden, auch dem Landgeiſtlichen, Guts be⸗
ſitzer, Künſtler, jedem Naturfreunde und gebilde⸗
ten Leſer wird der reiche Inhalt Stoff genug zur unter⸗
haltendſten Belehrung darbieten.
Pompper, Dr. H., Die Säugethiere,
Vögel und Amphibien nach ihrer geo⸗
graphiſchen Verbreitung tabellariſch zuſam⸗
mengeſtellt. Gr. Fol. IV u. 37 S. Velinp.
1841. Geh. 1 Thlr.
Zum erſten Male ſind hier die drei hoͤhern Ordnungen in
egenſeitiger Überſicht vollſtändig dargeſtellt.
eiſen für die Jugend und ihre
Freunde von 'r. ter Theil: Die Fahrten
und Abentheuer des Lieut. F. von Wrangel
auf der Reiſe von Petersburg nach der Nord-
oſtkuͤſte von Sibirien zu Waſſer und zu Lande
unter den Tataren, Baſchkiren, Kirgiſen,
Tunguſen, Jakuten, Oſtiaken, Jukahiren,
Tſchuktſchen u. a. Voͤlkerſchaften daſelbſt. Mit
2 Darſtellungen. 8. 17 Bogen cart. 1841. 1 Thlr.
Eine der intereſſanteſten Reiſebeſchreibungen für Jung und
Alt. — Der erſte Theil dieſer Reiſebibliothek enthält des Her⸗
ausg. Fröhliche Reiſe nach Thüringen. 1840. 1 Thlr.
Vogel, Director Dr. Karl, Schulatlas
der neuern Erdkunde, für Gymnaſien und
Buͤrgerſchulen. Nach den Foderungen einer wiſſen⸗
ſchaftlichen Methode des geogr. Unterrichts bearbeitet.
Mit naturhiſt. u. geſchichtl. Randzeichnungen. Dritte
verbeſſerte Auflage in 15 Blaͤttern. Gr. quer 4.
1841. 17 Thlr. :
Bei Braumüller & Seidel in Wien iſt erſchienen:
* Das Ste Heft der
Oestreichischen militairischen Zeitschrift. 1841.
Inhalt dieſes Heftes:
I. Der Feldzug 1704 am Rhein, an der Donau, in Tirol
und Oberöſtreich. Erſter Abſchnitt. — II. Ereigniſſe der ruſſi⸗
ſchen Armee und dem Corps des Feldmarſchall⸗Lieutenants
Loudon. Aus der Geſchichte des Feldzugs 1759 in Schleſien
und Sachſen. Zeitraum vom 15. September bis Ende No⸗
vember. — III. Lebensbeſchreibung des k. k. Feldzeugmeiſters
Vetter Grafen von Lilienberg. (Schluß.) — IV. Kriegsſcenen
aus dem Feldzuge 1799 der Oſtreicher gegen die Franzoſen in
Italien. — V. Geſchichte der königl. deutſchen Legion. (Fort⸗
ſetzung.) — VI. Kartenankündigung. — VII. Neueſte Militair⸗
veränderungen.
Preis des Jahrgangs 1841 in 12 Heften 8 Thlr.
Die ältern Jahrgänge ſind durch die obige Buch⸗
handlung für folgende Preiſe zu erhalten:
Die dritte Auflage der Jahrgänge 1811, 1812 und 1813
in vier Bänden vereinigt füt 6 Thlr.
Jeder einzelne Jahrgang von 1818-39 für 6%, Thlr.
Der Jahrgang 1840 für 8 Thlr.
Bei Abnahme einer ganzen Sammlung der ältern Jahr⸗
gänge werden die Z3te Auflage der Jahrgänge 1811, 1812 und
1813 zufammen mit 6%, Thlr., die übrigen Jahrgänge aber von
1818 —39 jeder zu 5½ Thlr. berechnet. ee
In dieſer Buchhandlung iſt von dem Werke:
Die Operationen der
verbündeten er egen Paris
im 3 1814. 8
Nach oͤſtreichiſchen Quellen dargeſtellt von
Jah. Bapf. Schels,
k. k. Major, Commandeur und Ritter mehrer Orden.
bereits der erſte Band, in fuͤnf Lieferungen zuſammen 27 Bo⸗
gen, mit 6 Karten und Plänen erjchienen. Der Druck des
2ten Bandes hat begonnen. Er erſcheint in den Lieferungen
6, 7 und 8, wird von drei Planen begleitet und ſchließt das
ganze Werk. .
„Dieſe Darſtellung der wichtigften Epoche der neueſten
Kriegsgeſchichte iſt nach noch nie benutzten Originalquellen aus⸗
geführt und umfaßt einen Zeitraum von fünfunddreißig
Tagen, in welchem ſiebenundfunfzig Schlachten, Treffen
und Gefechte die ſiegreichen alliirten Heere nach Paris führten.
Broſchirt. Preis einer Lieferung 48 Kr. C. -M.
Bei J. A. Mayer in Aachen iſt erſchienen und in
allen ee 705 haben: 0 be
Ban: Kue i
der Fremdling in China.
Ueberſicht
der Sitten, Gebraͤuche, Meinungen, Geſetze, der Reli⸗
gion, des Handels und der Politik des chineſiſchen
Volkes, von i
Charles T. Downing Een.
Nach der zweiten Auflage des Originals „ mit Bezug:
*
nahme auf die neueſten Ereigniſſe umgearbeitet und
mit Anmerkungen verſehen
von
C. Richard.
Gr. 8. 2 Bände. Elegant geh. Preis 3% Thlr., oder
6 Fl. 18 Kr.
Dieſe ſehr zeitgemäße Erſcheinung enthaͤlt lebendige Schil⸗
derungen des europäiſchen Treibens auf dem Cantonſtrome und
im gewühlvollen Welt⸗ Emporium ſelber, verbunden mit
außerordentlichem Reichthume anziehender Aufſchlüſſe über das
chineſiſche Volksleben, und gewährt einen ſchätzbaren Beitrag
zum Ausfüllen einer bisherigen Lücke unſerer Literatur,
—
Neu iſt bei mir erſchienen und durch alle unn
zu beziehen:
Die Korngeſetze Englands
1 von
Friedrich Koi KRaumer.
12. Geh. / Thlr.
Leipzig, im Auguſt Min er. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Liter
ariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXII.
—— . —E3jUm—b — — — —
Diefer Literarifche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriſten: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet,
und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2% Ngr.
Soeben iſt in meinem Verlage erſchienen und durch alle
Buchhandlungen zu beziehen: a
Czaykowski (Michael), Wernphora,
der Seher im Grenzlande. Geſchichtliche
Erzaͤhlung aus dem Jahre 1768. Aus dem
Polniſchen uͤberſetzt. Zwei Theile. Gr. 12. Geh.
2 Thlr.
Leipzig, im Auguſt 1841.
8 F. 8. Brockhaus.
Bei K. F. Köhler in Leipzig iſt ſoeben erſchienen:
Die
Staats: Grundgeſetze
deut ſchen Reiches.
Zuſammengeſtellt, eingeleitet und hiſtoriſch
erklärt von
Prof. Fr. M. Oertel.
44 Bogen. Gr. 8. 2½ Thlr. ö
Das deutſche Reich iſt zwar aufgelöſt und ſeine Verfaſſung
umgeformt, aber die Reichs⸗Grundgeſetze haben ſowol für
die 4 als namentlich für die Geſchichte bleibenden
Werth.
Vorſtehend angezeigtes Werk enthält dieſelben vollſtändig
bis zur Auflöſung des deutſchen Reiches. Die Urkunden ſind
meiſt mit den Originalien verglichen und berichtigt, die über
das Einzelne und Ganze vorhandene Literatur der frühern und
neuern Zeit iſt gewiſſenhaft benutzt worden und ebenſo gründ⸗
liche als geiſtvolle Einleitungen und Erläuterungen ſind dem
Werke beigefügt.
Der Publiciſt findet Urkunden und Angaben zuſammenge⸗
ſtellt wie ſonſt nirgend. .
In unterzeichnetem ift ſoeben erſchienen und an alle Buch⸗
handlungen verſandt worden:
Philoſophie der Rede
oder
Grundlinien der Rhetorik,
wiſſenſchaftlich dargeſtellt von
G. C. J. Hoffmann,
Lehrer an der wiſſenſchaftlichen Bildungsanſtalt der Gebr. Paulus
auf dem Salon.
8. Preis 2 Fl. 30 Kr., oder 1½ Thlr.
In dieſer Bearbeitung iſt der Rhetorik die umfaſſende
wiſſenſchaftliche Begründung gegeben, deren Mangel in den bis⸗
herigen Lehrbüchern ſo ſchmerzlich empfunden wurde. Sie wen⸗
det ſich daher vorzüglich an Lehrer höherer Schulen, um ihnen
als nähere Beleuchtung und als Correctiv für den Inhalt des
von ihnen im Untekricht gebrauchten Lehrbuchs zu dienen. Zu⸗
gleich aber erhebt ſie ihren Gegenſtand zu einem weſentlichen
Theil des Gebietes der Philoſophie und möchte daher, und na⸗
mentlich wegen ihres eigenthümlichen Verhältniſſes zur jetzigen
ſpeculativen Philoſophie, die Aufmerkſamkeit Derer verdienen,
die ſich für den Fortſchritt der Philoſophie intereſſiren.
Stuttgart und Tübingen, im Juli 1841,
J. G. Cotta'scher Herlag.
Soeben iſt erſchienen und in allen guten Buchhandlungen
vorräthig: N
Meißner, P. T.,
Profeſſor der Chemie an dem polytechniſchen Inſtitute,
Neues System der Chemie.
Drei Bünde.
Neue Ausgabe.
Wien 1841. Preis 8 Thlr.
Der Name Meißner iſt als Chemiker nicht allein in
Deutſchland überall rühmlich bekannt, ſondern hat auch in
fremden Ländern die rühmlichſte Anerkennung gefunden. Auf⸗
. gefodert nun von mehren Seiten, entſchloſſen wir uns eine
neue Ausgabe dem reſp. Publicum anzubieten, und jedem Che⸗
miker, ja jedem Laien, der nur etwas mit Botanik, Chemie
oder Phyſik bekannt iſt, können wir das Werk als eine wahre
Fundgrube aller in dieſes Fach einſchlagenden Wiſſenſchaften
anempfehlen.
Das complete Werk in 3 Bänden koſtet nur 8 Thlr.
und iſt bei einem ſo beiſpiellos billigen Preiſe auch den Unbe⸗
mittelten zugänglich. R F
Braumüller & Seidel.
Memoiren der Madame Lafarge.
Für unſern Verlag find unter der Preſſe und erſcheinen
binnen einigen Wochen gleichzeitig mit dem franzöſiſchen
Original: 24 8 £
Denkwürdigkeiten
aus dem Leben der
Madame Lafarge
(Marie Capelle),
von ihr ſelbſt geſchrieben.
Erſter und zweiter Band.
Die Proreſſe, in welche Madame Lafarge verwickelt war,
haben noch vor kurzem die Aufmerkſamkeit der Welt auf ſie
gelenkt; ihre Memoiren find von hohem pfychologifchen Inter⸗
eſſe, ſie gewähren tiefe und eigenthümliche Einblicke in die Zu⸗
ſtände der franzöſiſchen Geſellſchaft und dürften durch das viele
Pikante, was ſie bringen, ohne Zweifel eine der merkwürdigſten
Erſcheinungen der neuen Literatur ſein.
Leipzig, im Auguſt 1841. a
Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung für deutſche und ausländiſche Literatur.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Stätte r
fuͤr
e *
literariſche Unterhaltung.
Preis des Jahrgangs 12 Thlr.
1841. August. Nr. 213 — 243.
Anda!
Nr. 213. Die engliſchen Univerſitäten. Eine Vorarbeit
zur englifchen Literaturgeſchichte, von V. A. Huber. (Nr. 213 217.)
— Ehrenrettung. — Nr. 214. Romanenliteratur. —
Nr. 215. Aus Italien. — Nr. 216. Literariſche Notizen
aus Dänemark. — Nr. 212. Geſchichte des Lützow'ſchen
Freicorps von J. F. G. Eifelen. — Nr. 218. Leben des
königlich preußiſchen Staatsminiſters Freiherrn von und zum
Stein. Ein Denkmal. (Nr. 218, 219.) — Vater Gleim's Zeit⸗
gedichte, von 1789 — 1803. Erſte Originalausgabe aus des
Dichters Handſchriften durch W. Körte. — Nr. 219. The
Canadian naturalist. A series of conversations on the na-
tural history of Lower- Canada. By P. H. Gosse.
Nr. 220. über die Geſchichte der europäiſchen Staaten, her⸗
ausgegeben von Heeren und Ükert. Dritter und letzter Artikel.
(Nr. 220, 221.) — Nacht und Morgen. Ein Roman von E. L.
Bulwer. Aus dem Engliſchen von O. v. Czarnowski. —
Nr. 221. Lieferungsliteratur. — Nr. 282. Dante's ly⸗
riſche Gedichte. Bon Karl Witte. — Darſtellungen und
Charakteriſtiken aus meinem Leben von G. Merkel. — Nr. 283.
Morgenland und Abendland. Bilder von der Donau, Türkei,
Griechenland, Agypten, Paläſtina, Syrien, dem Mittelmeer,
Spanien, Portugal und Südfrankreich. Vom Verfaſſer der Car⸗
tons. (Nr. 223 — 225.) — Sokrates als Genius der Humanität.
Ein Seitenſtück zu Fr. Schleiermacher als religiöſer Genius
Deutſchlands. Dargeſtellt in einer Rede von J. W. Hanne. —
Nr. 224. Zur neueſten Shakſpeare-Literatur in England.
(Nr. 224, 225.) — Solomon de Caus. — Nr. 226. Der
Dichter Immermann. Von Friedrich v. Üüchtritz. (Nr. 276
— 229.) — Die Religion im Leben, oder die chriſtliche Sitten⸗
lehre. Reden an Gebildete, von H. Gelzer. (Nr. 226, 227.) S
Nr. 228. Romanenliteratur. — Nr. 289. Torquato
Taſſo's Leben, mit Proben aus den Gedichten: Rinaldo und
Aminta und dem Dialog: der Familienvater. Von Karl Streck⸗
fuß. — Nr. 230. LIrlande sociale, politique et religieuse,
par M. G. de Beaumont. (Nr. 230—233.) — Geſchichte des Ent⸗
wickelungsganges der brandenburgiſch⸗-preußiſchen Monarchie;
mit beſonderer Beziehung auf die Perſönlichkeit der Regenten,
die Hausverfaſſung und die ſtaats- und völkerrechtlichen Ver⸗
hältniſſe des Geſammtſtaates zu den einzelnen Gebietstheilen
und zu auswärtigen Staaten. Von H. v. Ohneſorge. — Manz
cherlei. — Nr. 231. Touſſaint. Ein Roman von Th. Mügge.
(Nr. 31, 232.) — Nr. 234. Matteo Maria Bojardo's, Gra⸗
fen von Scandiano, Verliebter Roland, als erſter Theil zu
Ariofto’s Raſendem Roland, nach den bisher zugänglichen Texten
der U. ſchrift zum erſten Male vollſtändig verdeutſcht, mit Gloſſar
und Anmerkungen herausgegeben von G. Regis. — Leben des
Feldmarſchalls Grafen von Schwerin von K. A. Varnhagen v.
Enſe. — Nr. 235. Über das „Annuaire de la Societé
des &tudiants de Puniversité libre de Bruxelles“, nebſt einigen
Worten über unfere deutſchen Univerſitäten. (Nr. 235, 236.) —
Neue engliſche Literatur. 1. Life of Mary, Queen of Scots.
By H. G. Bell. 2. Amusement in high life. 3. The Fleet
registers, by W. Burn. 4. Political almanac, and the Annual
black book. By R. J. Richardson. (Nr. 235, 236.) — Nr. 237,
Deutſche Dichtungen des Jahres 1840. Erſter Artikel. (Nr. 237
— 240.) — Zu Swift's Charakter. — Nr. 238. Literariſche
Notizen aus Dänemark. — Nr. 239. Julian Urfyn Niem⸗
cewiez. — Nr. 241. Wilhelm Waiblinger's geſammelte
Werke. Mit des Dichters Leben von H. v. Canitz. (Nr. 241 — 243.)
— Ein Engländer über Deutſchland. — Nr. 242. Nichts
Neues unter der Sonne. — Nr. 213. Blicke aus der Re⸗
formation des 16. Jahrhunderts in die kirchlichen Wirren unſerer
Zeit, von G. Pleißner. — Notizen, Miscellen, Bine
graphie, Eiterariſche Anzeigen ꝛc.
Leipzig, im Auguſt 1841.
In der Rein'ſchen Buchhandlung in Leipzig erſchien:
Sammlung
Deutſcher Volkslieder,
welche noch gegenwaͤrtig im Munde des Volks leben
und in keiner der bisher erſchienenen Sammlungen
zu finden ſind. ;
Herausgegeben von Wilibald Walter.
20 Bogen. Geh. 1 Thlr.
Dieſe Sammlung, größtentheils auf Reifen, aus allen
Gauen des lieben Vaterlandes zuſammengetragen, bringt gewiß
Jedem einige alte Bekannte mit und führt ihm die Erinnerung
an ſo manche frohe, gemuͤthliche Stunde, in welcher er die Lie⸗
915 Sa hörte oder ſelbſt mitſang, wieder lebendig vor
Serabgeſetzter Preis.
In allen Buchhandlungen iſt zu haben:
Homer Opera graece et latine ad
prestantissimas editiones accuratissime expressa
opera J. G. Hageri, editio quarta, recensioni
Nolſianue adcommodata. 4 Vol. 8. Chem-
nitz, Starke. 3½ Thir., jetzt für 2½ Thlr.
Bei G. Bethge in Berlin iſt ſoeben erſchienen:
Vatke, Wilhelm, Die menſchliche Freiheit
in ihrem Verhaͤltniß zur Sünde und zur goͤtt⸗
lichen Gnade wiſſenſchaftlich dargeſtellt. Preis
2°), Thlr.
— — .
Preisherabsetzung.
Bibliothek claſſiſcher Romane und
Novellen des Wuslandes.
Siebenundzwanſig Bände. 1826 — 38. Gr. 12.
Herabgeſetzter Preis: 8 Thlr.
I-IV. Don Quixote von Cervantes, überſetzt von Soltau. Zweite
Auflage. 2½ Thlr. — V. Landprediger von Wakefield von Goldſmith.
uͤberſetzt von Oelsnitz. Zweite Auflage. J Thlr. — VI-IX. Gil Blas
von Ce Sage. 2 Thlr. — X. Leben des Erzſchelms von Auevedo, über-
fegt von Keil. % Thlr. — XI- AIV. Tom Jones von Fielding, uͤberſetzt
von Lüdemann. 2½ Thlr. — XV. Niels Klim von Horberg, über:
ſetzt von Wolf. % Thlr. — XVI. Jacopo Ortis von Fosrolo, uͤber⸗
ſetzt von Eautſch. % Thlr. — XVII-XIX. Delphine von Sta, uͤber⸗
ſetzt von Gleich. 1% Thlr. — XX-XXII. Dekameron von Woereaeeio,
2 Thlr. — XXIII. XXIV. Die Leiden des Perſiles und der Sigismunda von
Cervantes, mit einer Einleitung von E. Tieck. 1 Thlr. — XXV.
XXVI. Die Verlobten von Manzoni, uͤberſetzt von Bülow. Zweite,
umgearbeitete Auflage. 2 Thlr. — XXVII. Der verliebte Teufel und
Der Lord aus dem Stegreife von Cazotte, uͤberſetzt von Bülow. „ Thlr.
Jeder Roman, mit einer biographiſch⸗literari⸗
ſchen Einleitung, iſt für den beigeſetzten Preis
auch einzeln zu erhalten.
Leipzig, im Auguſt 1841.
F.
A. Brockhaus.
Bei J. A. Mayer in Machen iſt ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Moliere's ſämmtliche Werke.
Überſetzt von
L. Braunfels, F. Demmler, E. Duller, W. v. Lüdemann, M. Nunkel,
H. Viehoff, E. Weiden, O. L. B. Wolff, L. Lax u. A.
Herausgegeben von L © U 1 23 I. & .
Zweite Ausgabe in Einem Bande.
Lerikon⸗Format, auf feinſtem Velinpapier (gleich Schiller's und Goethe's Werken)
mit einem ſchoͤnen Portrait Moliere's in Stahlſtich.
i Erſte Lieferung. Preis / Thlr., oder 1 Fl. 30 Kr.
Sämmtliche Werke erſcheinen in drei Lieferungen, wovon die dritte und letzte noch vor Ende dieſes Jahres in den
Händen der
dnehmer fein wird; das Ganze wird daher nur zwei und einen halben Thaler koſten.
Rz Von der erſten Ausgabe find auch noch wenige Exemplare in 5 Baͤnden Taſchen⸗
Format vorraͤthig, welche nunmehr ebenfalls zu dem billigen Preiſe von 2¼ Thlr.,
oder 4 Fl. 30 Kr., durch alle Buchhandlungen zu beziehen ſind.
Im Verlage der Unterzeichneten ist erschienen:
" Musikalische
Compositionslehre
praktisch- theoretisch 4
von
Dr. A. B. Marx.
Zweite vermehrte und verbesserte Ausgabe.
Erster Band. Broschirt. Preis 3 Thlr.
Der zweite und letzte Band folgt in kurzem nach.
Die
alte Musiklehre
im Streit mit unserer Zeit
von
Dr. A. B. Marx.
In 8. Broschirt. Preis 1 Thlr.
Bir
musikalische Reform.
Ein neues Sy ſt e m
von Zeichen und Regeln, die Muſik zu erlernen,
von
Emanuel Gambale.
Aus dem Italieniſchen überſetzt von F. K. Häſer.
In Imperial⸗Octav. Preis / Thlr.
Leipzig, im Auguſt 1841. #
Breitkopf & Härtel.
Moritz, Herzog und Kurfürſt zu Sachſen.
Eine Darſtellung aus dem Zeitalter der Reformation vom
Geh. Rathe ꝛc. Dr. Fer. 2b. von LKangenn.
Erſter Theil. Mit Bildniß. 38 Bogen. Gr. 8.
Velinp. Geh. 1841. 3 Thlr.
Moritzens Portrait in Stahlſtich apart in 4. / Thlr.
Dieſes mit Ungeduld erwartete Werk iſt eben fertig gewor⸗
den. Der 2te und letzte, die innere Regierungsthätigkeit dieſes
Fürſten, viele Urkunden, ein Negiſter und 1 Bildniß enthaltende
Theil wird im Laufe des Sommers ausgegeben. — Früher
erſchien:
Langenn, Dr. Fr. Alb. von, Albrecht
der Beherzte, Stammvater des Eönigl. Hauſes
Sachſen. Eine Darſtellung aus der ſaͤchſiſchen Ne:
genten⸗, Staats- und Cultur⸗Geſchichte des
XV. Jahrhunderts, groͤßtentheils aus archivaliſchen
Quellen. Gr. 8. 40 Bogen. Velinp. 1838. 3½ Thlr.
Leipzig, im Juni 1841.
J. C. Hinrichs'ſche Buchhandlung.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
E. G. Gersdorf. 1841. Achtundzwanzigsten
Bandes viertes Heft. (Nr. X.) Gr. 8. Preis eines
Bandes 3 Thlr. \
Allgemeine en für
Deutschland. Jahrgang 1841. Monat August,
oder Nr. 32 — 35, und Bibliographischer Anzeiger:
Nr. 32 — 35. Gr. 8. Preis des Jahrgangs 2 Thlr.
Leipzig, im Xuguft 1841.
f F. A. aus
In der Balz 'ſchen Buchhandlung zu Stuttgart find
foeben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Briefe über das Erdleben
von
Dr. C. G. Carus,
Leibarzt zu Dresden.
Gr. 8. Velinpapier. 17% Thlr., oder 2 Fl. 42 Kr.
„Möge nun die günſtige Aufnahme, welche, wie den frü⸗
hern, fo dieſen ſpätern Röverien beim Vorleſen, bald in höhern
Kreiſen, bald im engern Freundeskreiſe zu Theil wurde, auch
der geſammten Reihe aller dieſer Briefe nicht fehlen! mögen fie
hie und da belehrend einwirken, und mögen fie beitragen den
Blick für Naturwahrheit und Naturſchönheit in gebildeten Män⸗
nern und Frauen nach und nach immer freudiger und heller zu
erſchließen! dem Wunſche des Verf. wird dann jedenfalls ein
vollkommenes Genügen gefchehen ſein.“
Aus dem Vorworte des Verfaſſers.
Grundzuͤge
einer neuen und wiſſenſchaftlich begruͤndeten
Cranioſkopie
(Schaͤdellehre).
Von
Dr. C. G. Carus,
Mit zwei lithographirten Tafeln.
Velinpapier. 1 Thlr., oder 1 Fl. 30 Kr.
Abbildungen
DER VÖGEL EUROPAS.
Gezeichnet und in Stahl gestochen von Susemöhl und
Sohn. Text unter der Leitung Teemminck’s bear-
beitet von Dr. Schlegel in Leyden.
Preis einer Lieferung von 3 Tafeln mit dem dazu gehörigen
Texte, Octavausgabe % Thlr., oder 1 Fl.; Quartausgabe
%% Thlr., oder 1 Pl. 24 Kr. Bis jetzt sind hiervon sieben
Lieferungen erschienen, welche durch alle Buch- und Kunst-
handlungen bezogen werden können.
Gr. 8.
Bei G. Eichler in Berlin ist erschienen und
durch alle Buchhandlungen zu haben:
Leibnitii
Opera philosophica
gude exiant latina, gallica, germanica
omnia.
didit J. Ed. Erdmann,
Prof. Hal.
2 Theile in Lexikonoctav. Preis 6 Thlr.
Herausgeber und Verleger glauben sich den Dank
der gelehrten Welt verdient zu haben, indem sie die
Schriften des „Vaters deutscher Philosophie“
durch diese Ausgabe wieder zugänglich machten. Sie
enthält im Ganzen 101 Schrift von L., zum ersten Male
chronologisch georduet, unter denen 23 hisher unge-
druckte.
Aus obiger Gesammtausgabe ist einzeln abge-
druckt:
Leibnitz. Essais de Theodieee, sur Ja bonté de
dieu, la liberté de l’homme, et l’origine du
mal. 2 vol. 12. Preis 1½ Thlr.
Leibfltz’s Portrait in Stahlstich. 4.
a Thlr.
.
Orientalische Werke in England.
Die seit ungefähr zwanzig Jahren in
England bestehende Asiatische Gesellschaft
gibt von Zeit zu Zeit ein Journal (Journal
of the Royal Asiatic Society of Great
Britain and Ireland) heraus, das viele
wichtige und auf dem Continente unbe-
kannte Materialien enthält; aus dieser Ge-
sellschaft ist der Oriental Translation Fund
hervorgegangen, der bereits 56 in Deutsch-
land selbst dem Titel nach fast unbekannte
Werke zu Tage gefördert hat; und kürzlich
hat sich noch eine neue Gesellschaft in
London gebildet zur Bestreitung der Druck-
unkosten orientalischer Originaltexte. Alle,
welche Interesse an der Kunde des Orients
nehmen, sind eingeladen, diesen Gesell-
schaften mitwirkend sich anzuschliessen.
Kataloge der von ihnen herausgegebenen
Werke mit näherer Auskunft sind bei den
Herren Brockhaus & Avenarıus in Leip-
zig, die, um diese Werke mehr zu verbrei-
ten, zu Buchhändlern dieser drei Gesell-
schaften für Deutschland ernannt worden
sind, und durch alle Buchhandlungen des
In- und Auslandes gratis zu erhalten.
In meinem Verlage iſt erſchienen und durch alle Buchhand⸗
lungen zu beziehen:
Lehrbuch der Geometrie
von
Karl Snell,
Lehrer der Mathematik an der Kreuzſchule zu Dresden.
Mit sechs lithogr. Tafeln. Gr. 8. Geh. 1% Thlr.
Der Verfaſſer bezeichnet die herrſchende Form der Darſtel⸗
lungen der niedern Geometrie, die faſt nur durch Rückſicht auf
die Conſequenz der Demonſtration einzelner iſolirt ſtehender
Sätze beſtimmt wird, als eine ſolche, welche von Seiten ihrer
wiſſenſchaftlichen Vollendung als eine niedere erſcheint, und von
Seiten ihrer Zweckmäßigkeit für die Bedürfniſſe der Lehrmethode
voller Gebrechen und Übelſtände ſich zeigt. Sein Beſtreben ging
deshalb dahin, den geſammten Stoff der geradlinigten Plani⸗
metrie, nach der innern Verwandtſchaft des Inhalts geordnet,
in eine ſo naturgemäße Folge zu bringen, daß der Lernende nicht
blos, indem er den Stoff der Wiſſenſchaft in jedem Augenblick
freithätig aus ſich ſelbſt zu produciren glaubt, denſelben wie alles
von ihm ſelbſt Erfundene mit der größten Leichtigkeit ſich aneignet
und mit Sicherheit behält, ſondern auch ein wiſſenſchaftliches
Ganze nach innern Geſetzen ſich bilden und entwickeln ſieht und
dadurch eine höhere Überſicht und größern Zuſammenhang der
Erkenntniſſe gewinnt.
Leipzig, im Auguſt 1841.
F. A. Brockhaus.
. — — . p
Druck und Verlag von F. u. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXIII.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2% Ngr. g
Vollſtändig iſt jetzt erſchienen:
Conversations-Lexikon der Gegenwart.
4 Bande in 5 Abtheilungen oder 36 Heften. Gr. 8. 364 Bogen. 1838 — 41.
Drudp. 12 Thlr., Schreibp. 18 Thlr., Velinp. 27 Thlr.
Das Werk iſt ein für ſich beſtehendes und in ſich abgeſchloſſenes, bildet aber zugleich ein Supple⸗
ment zur 8. Auflage des Converſations⸗ Lexikon, ſowie zu jeder frühern, zu allen Nachdrucken und
Nachbildungen deſſelben; es iſt nicht nur ein Werk zum Nachſchlagen, ſondern zugleich ein durch gewandte Dar⸗
ſtellung anziehendes Leſebuch über Alles, was die Zeit bewegt. — Die N 1
achte Auflage des Conversations-Lexikon
an das ſich das Converſations⸗Kexikon der Gegenwart zunächſt anſchließt, behauptet fortwährend unter allen ähn⸗
lichen Werken den erſten Rang. Ein vollſtändiges Exemplar koſtet auf Druckp. 16 Thlr., Schreibp. 24 Thlr.,
Velinp. 36 Thlr. und ein für jeden Beſitzer unentbehrliches »
Universal-Register
auf Druck p. % Thlr., Schreib p. 1 Thlr., Velin p. 1%, Thlr. — Von dem
Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur,
das in den Jahren 1832 — 34 in 4 Bänden erſchien und zunächſt einen Supplementband zur 7. Auflage des Conver⸗
ſations⸗Lexikon bildet, find noch einige Exemplare vorräthig, die auf Druckp. 8 Thlr., Schreib p. 12 Thlr., Velinp. 18 Thlr.
koſten. Es gibt wie das Converſations⸗ Lexikon der Gegenwart für die letzten Jahre, jo für die denkwürdige Zeit
von 1830 — 34 ein lebenvolles anziehendes Gemälde.
Durch alle Buchhandlungen kann Obiges von mir bezogen werden; solche Per-
sonen, die wünschen sollten, sich diese Werke nach und nach anzuschaffen, können
ganz nach ihrer Convenienz und in beliebigen Zeiträumen dieselben in einzelnen
Bänden, Lieferungen oder Velten ohne Preiserhöhung beziehen.
Leipzig, im September 1841. F. A. Brockhaus.
In der Hinrichs'ſchen Buchhandlung in Leipzig iſt In Unterzeichnetem ist soeben erschienen und durch alle
eben erfchienen: Buchhandlungen zu beziehen:
Bülau, Prof. Friedr., Darſtellung der Eu: Lehrbuch
ropaͤiſchen ne in den ſeit n er
vorgegangenen Veränderungen. — A. u. d. Titel: Mõö⸗
116, Das pofitive Europäiſche Staats. Philosophischen Rechts wissenschaft
recht nach den Verfaffungsurfunden dar- ö oder des
geſtellt. Ergaͤnzungsband zu deſſen Staatswiſ— Naturrechts,
fenſchaften im Lichte unferer Zeit. Ater Band, 2te 1
Auflage, bearbeitet und von 1828 — 1841 fortgeführt Dr. Karl Heinrich von Gros,
vom Prof. Bülau. Gr. 8. Geh. 1841. 1 Thlr. k. würt. Geheimen Rathe (vormal. Prof. des Rechts zu Erlangen).
3 0 ato über das Kar, er. Pain Sechste, unveränderte, nach dem Tode des
herausgegeben mit angefügten Bemerkungen über bie Verfassers erschienene en
Eigenthümlichkeiten des höhern Alters von Gr. 8. Preis 3 Fl., oder 1% Thlr.
Dr. C. G. Bauer, einem im 76. Lebens⸗ und Stuttgart und Tübingen“ im Juli 1841.
55. Amtsjahre ſtehenden Alten. 8. 1841. Geh. / Thlr. J. G. Cotta'scher Verlag.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
* *
Das Pfennig-Magazin
fuͤr Verbreitung gemeinnuͤtziger Kenntniſſe.
1841. Auguſt. Nr. 436 — 439.
Nr. 436. Annaberg. Von den Doppelſternen. Der
Eydnus. Offentliche Vorleſungen in London. Seewaſſer als
Getränk. Die Inſel Euböa. Die Gemeinheit im Maison de
Jault. — Nr. 437. Papſt Gregor VII. Dover. Von den
Doppelſternen. (Beſchluß.) Thätigkeit der engliſchen Münze. Skiz⸗
zen aus Minorca. Das Thoneſſen in Braſilien. — Nr. 438.
Die Inſel Rügen. Papſt Gregor VII. (Beſchluß.) Der Nieren⸗
baum. Nachträgliches über Annaberg. Die Roſen in geogra⸗
phiſcher Rückſicht. Brunnen von Kohlenſäure zu befreien. Fer⸗
nando Po. Die Sachſentaufe. — Nr. 439. Anton van Dyk.
Die Roſen in geographiſcher Rückſicht. (Beſchluß.) Skizzen aus
Algier. Der rothe Fingerhut. Die Eiſenhütte Couillet.
An Abbildungen ſind in dieſen Nummern
enthalten:
Annaberg. — Fall des Eydnus bei Tarſus. — Papſt Gre⸗
gor VII. — Das Schloß von Dover. — Das Vorgebirge
Arkona. — Der Nierenbaum. — Anton van Dyk. — Der
rothe Fingerhut.
Preis dieſes Jahrgangs von 52 Nummern 2 Thlr.
Der Preis der erſten fünf Jahrgänge von 1833—37,
Nr. 1—248 enthaltend, iſt von 9% Thlr. auf 5 Thlr. er⸗
mäßigt. Einzeln koſtet jeder dieſer Jahrgänge 1½ Thlr.;
die Jahrgänge 1838 — 40 koſten jeder 2 Thlr.
Von den früher ſchon im Preiſe herabgeſetzten
Sonntags Magazin. Drei Bande. 2 Thlr.
National⸗ Magazin. Ein Band. 7 Thlr.
Pfennig⸗Magazin für Kinder. Fünf Bände.
2½% Thlr.
72 8
Unterhaltungen eines Vaters mit ſeinen
Kindern. Zwei Baͤndchen. / Thlr.
ſind noch fortwährend Exemplare zu haben.
Leipzig, im September 1841.
F. A. Brockhaus.
Seriptores rerum germanicarum in usum scho-
larum ex Monumentis Germaniae historieis
recudi fecit
Geo. Heinr. Pertz.
Gr. 8. Preis bis jetzt 3% Thlr.
Soeben wurde von uns als Fortsetzung dieser Samm-
lung versandt:
Ruotgeri vita Brunonis
Archiepiscopie Coloniensis.
Smaj. 1841. % Thlr.
Ausserdem sind bisher erschienen und einzeln verkäuflich:
Einhardi Vita Caroli Magni. / Thlr.
Nithardi Historiarum Libri IV. ½ Thlr.
Liudprandi, Episcopi Cremonensis, Opera omnia. 1 Thlr.
Widukindi res gestae Saxonicae. ½ Thlr.
Richeri Historiarum Libri IV. mit Facsimile. 1½ Thlr.
Diese wohlfeilen Hand- Ausgaben einer Auswahl der
interessantesten und wichtigsten Scriptoren sind für den |
Schulgebrauch und für solche Geschichtsfreunde be-
stimmt, denen die „Monumenta“ nicht zugänglich oder
zu kostspielig sind, Lehrer der deutschen Geschichte, welche
ihren Schülern ein lebhaftes Bild einzelner besonders wich-
tiger Zeitabschnitte zu geben wünschen, werden dieses durch
Empfehlung der Lecture des Einhard, Nühard, Ruolger und
Widukind, auch der Historia Ottonis M. von Liudprand, am
leichtesten erreichen. Ziudprand’s übrige Werke und Richer
sind weiter vorgeschrittenen Gescliichtsfreunden zu empfehlen.
Hahn'sche Hofbuchhandlung
1 7 in Hanover.
In der Unterzeichneten ſind ſoeben erſchienen und in allen
Buchhandlungen zu erhalten:
Lühmann, Fr. G. v., Lehrbuch der Arithmetik
für die Schüler der untern Claſſen gelehrter Schulen.
a Thlr.
— —, Reſultate. / Thlr. ö
Mohnike, Dr. G., Des Johannes Frederus Leben
und geiſtliche Geſaͤnge. Eine kirchenhiſtoriſche Mono⸗
graphie in drei Abtheilungen. Mit 4 lithographirten
Blättern. 1% Thlr.
Zober, Dr. F. H., Zur Geſchichte des ſtralſunder
Gymnaſiums. Zweiter Beitrag von 1569 — 1616,
Mit den Bildniſſen zweier Rectoren und einigen Fac⸗
ſimiles. / Thlr. f i
Der erſte Beitrag erſchien 1839. Preis % Thlr.
KLöffler'ſche Buchhandlung (C. Hingſt)
in Stralſund.
In der Verlagshandlung von Ed. Klönne in Weſel
und Leipzig ſind erſchienen und in allen Buchhandlungen
ET Sommtung
vollſtaͤndiger g
Entwürke zu Aufsätzen
wie auch 8
einzelner
Gedanken zu freien Vortraͤgen
nebſt einer 1 j
Einleitung als Anleitung.
Zum Gebrauche in obern Claſſen der Gymnaſien und
hoͤhern Buͤrgerſchulen
herausgegeben von
Dr. Eruft Wiſſeler,
Oberlehrer am Gymnaſium zu Weſel.
Zweite, mit Zuſaͤtzen reich verſehene Auflage.
Geh. Preis / Thlr.
Der Schmuggler.
Die Nonne.
Zwei Erzählungen
R. enedig. .
1 Geh. Preis 1 hie.
Der Verfaſſer des Bemoosten Hauptes, jenes Luſtſpiels,
welches auf den meiſten deutſchen Bühnen mit dem entſchleden⸗
ſten Beifall aufgenommen, welches in Berlin bi it 50 Mal
gegeben wurde — legt in obigem Werkchen eine Erzählung und
eine Biographie einer Nonne nieder, die ohne Zweifel mit dem
größten Intereſſe geleſen werden. ö ö
*
Mozin | Wörterb
ons grosses Wörterbuch.
Soeben haben wir an die verehrlichen Sortimentshandlungen verfandt die 2te Abtheilung der Zten Lieferung von
vollſtändigem Wörterbuch
der deutschen und französischen Sprache,
; nach den neueſten und beſten Werken
über Sprache, Künſte und Wiſſenſchaften;
enthaltend die Erklaͤrung aller Woͤrter, die Ausſprache der ſchwierigern, eine Auswahl erlaͤuternder
Beiſpiele zur Verſtaͤndlichkeit ihrer verſchiedenen Bedeutungen, die hauptſaͤchlichſten ſinnverwandten
Woͤrter, Spruͤchwoͤrter und ſpruͤchwoͤrtlichen Redensarten beider Sprachen, die Ausdruͤcke des fran—
zoͤſiſchen Geſetzbuchs, die Muͤnzen, Gewichte und Maße der verſchiedenen Staaten, ein Verzeichniß
der gebraͤuchlichſten Eigennamen von Perſonen, Landern, Fluͤſſen ꝛc.
8 N E Mit Beiträgen von
Guizot, Biber, Hölder, Courtin und mehreren andern Mitarbeitern.
Aufs Neue durchgeſehen und vermehrt
von 7
Dr. . Peſchier. f 2
Profeſſor an der Univerfität Tuͤbingen.
4 Bünde. In 8 Lieferungen von ungefähr 30 Bogen, Subſeriptionspreis 14 Fl., oder 8½ Thlr.
: Jede Lieferung 1 Fl. 45 Kr., oder 1 Thlr. 1% Nor. (1 Thlr. 1 Gr.)
Jeumerante — Naturel.
In dieſe neue Ausgabe wurden die neueſten Vocabeln und Redensarten aufgenommen, welche entweder dem politiſchen und
literariſchen Federkrieg, den Salons, der Phraſeologie der neuen Schule, oder der beſondern Sprache der Parteien, zuweilen auch
dem Dialekt der niedern Claſſen angehören. Bereichert iſt dieſelbe außerdem durch eine Menge Etymologien, durch eine ver⸗
gleichende Synonymik, durch Angabe der unregelmäßigen Bildung der Mehrzahl, endlich durch manche Spruͤchwörter und Redens⸗
arten, welche die Eigenthümlichkeit beider Sprachen am beſten bezeichnen. Ungeachtet dieſer zahlreichen Zuſätze wird der umfang
der neuen Auflage nicht bedeutend vergrößert; daher kommt es, daß wir im Stande ſind, dieſes ſorgfältig überarbeitete und reich
vermehrte Wörterbuch um einen verhältnißmäßig fo ungemein billigen Preis zu liefern.
Wir hoffen ſomit, daß dieſe neue Auflage die Brauchbarkeit und Verbreitung des längſt anerkannten vortrefflichen Werkes
noch bedeutend erhöhen wird.
Auf die äußere Ausſtattung — Schrift, Druck und Papier — verwandten wir eine ganz beſondere Sorgfalt, wie man
ſich durch Einſicht des Werkes überzeugen wird.
Stuttgart und Tübingen, im Auguſt 1841.
Im Verlage von G. P. Aderholz in Breslau ist
soeben erschienen:
Platonis Civitas graece. Recensuit et
Scholia addidit Carl. Ern. Christoph, Schnei-
der. 8maj. / Thlr. We
Platon’s Timaeus und Kritias. Über-
setzt von Dr. Fr. W. Wagner. Gr. 8. Geh. / Thlr.
Barkow, Dr. H., Syndesmologie oder
die Lehre von den Bändern, durch welche die Kno-
chen des menschlichen Körpers zum Gerippe vereint
werden. Gr. 8. Geh. / Thlr.
Jacotot’s Methode in ihrer Anwendung auf
den ersten Leseunterricht und die schriftlichen Übun-
gen dargestellt von K. Seltzsam. 8. Geh. / Thlr.
Welzel, Dr. C. J. und Dr. C. P., Die Molken-,
Brunnen - und Badecuranstalt bei Reinerz in der
3. G. Cotta' scher Herlag.
preussisch- schlesischen Grafschaft Glatz. 2 Theile.
Gr. 8. Geh. 1'% Thlr.
Wagner, Dr. F. W., Grundriss der classischen
Bibliographie. Ein Handbuch für Philologen. Gr. 8.
1840. 35 Bogen. 2% Thlr. 8
Neu iſt bei mir erſchienen und durch alle Buchhandlungen
zu beziehen:
Die Korugeſetze Englands
Friedrich von KRaumer.
12: Geh. % Thlr.
Leipzig, im September 1841.
N a F. A. Brockhaus.
Steudel Nomenclator botanicus.
Editio secunda.
Zwölfte und dreizehnte Lieferung.
In Unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Nomenclator botanicus
Seu: ;
Synonymia plantarum universalis,
enumerans
ordine alphabetico nomina atque synonyma,,
tum generica tum speciſica, et a Linnaeo et a recentioribus de re botanica scriptoribus
plantis phanerogamis imposita.
Autore E. ®teudel, Med. Dr.
Editio secunda ex novo elaborata et aucta.
Zwoͤlfte Lieferung: Senecis — Tillandsia.
Subſcriptionspreis 1 Fl., oder 7 Thlr.
Dreizehnte Lieferung: Iina — Zygophyllum,
welche unſerer fruͤhern Ankündigung gemäß, an die verehrlichen Subferibenten gratis abgegeben wird.
Exemplare dieſes gediegenen Werkes
Vollſtaͤndige
koͤnnen jetzt durch alle Buchhandlungen zum Subſcriptionspreis von 12 Fl.,
oder 8 Thlr. bezogen werden.
Stuttgart und Tübingen, im Auguſt 1841.
J. G. Cutta'scher Verlag.
Am 1. Auguſt a. c. iſt erſchienen und in allen Buch⸗ En vente chez Brockhaus & Avenarius à Leipzig:
handlungen zu haben:
Flora Bonnensis_scripserunt . Jos.
Schmitz et Ed. Regel. Praemissa est
L. C. Trevirani Prof. Bonn. Comparatio Florae
Wratislaviensis et Bonnensis. Gr. 8. Geh, 2 Thlr.
Lersch, Dr. L., Die Sprachphiloso-
phie der Alten. Dritter und letzter Theil.
Auch u. d. T.: Die Sprachphilosophie der Alten,
dargestellt an der Geschichte ihrer Etymologie. Gr. 8.
Geh. 1% Thlr.
Alle drei Theile koſten 4 Thlr.
Zeitschriſt für die Kunde des Mor-
genlandes, im Vereine mit mehreren Gelehrten
herausgegeben von Prof. Dr. Uhr. Lassen.
Vierten Bandes erstes Heft. Gr. 8. 1°, Thlr.
Bonn, 15. August 1841.
H. B. König.
Bei Karl Focke in Leipzig erſchien:
Eicero's Bücher von der Divination, und die Schrift
vom Schickſal. Ins Deutſche uͤbertragen von Frie⸗
drich Jacobs A 1 Thlr. ,
Cicero's Bucher vom höchften Gut und hoͤchſten Übel,
übertragen von J. G. Droyſen a 1% Thlr.
Cicero's Bücher von den Pflichten, uͤbertragen von
A. W. Zumpt a 1 Thlr.
Cicero's Bucher von dem Weſen der Götter, uͤbertra⸗
gen von J. F. Schröder a 1% Thlr.
8 \
„ene
de la littérature francaise.
Journal des gens du monde.
Ce journal parait tous les quinze jours, „a partir du
15 Janvier 1841 par cahiers dau meins 2 à 3 feuilles
d'impression grand in- 8. et formera un gros volume par
année.
Prix de abonnement pour année
5½ Thlr.
On s'abonne chez tous les libraires et à tous les bureaux
de poste, Y
Sommaire du No. 15. Mouton, par L. Gozlan. —
Theorie des fascinations, par A. Delrieu. — Le
patre, par Ch. Calemard de Lafayette. —
Physiologie de homme de loi, par un homme de
plume. — Tribunaux: Ce qu'on gagne à boire
des bouillons. a e
Sommaire dw No. 16. Wilberſorce, Romilly et
Dudley, par Philar&te Chasles. — Les vieux
livres, par Joncières. — Moeurs: Un caissier, par
F. d’Arrieux. — Revue lilleraire: Croisade
du XIXe siecle par L. Rousseau, Education morale
populaire, par Mme. A. Tastu. Etudes hygiéniques,
par V. Raymond. — Tribunaux; L’amour et la
retraite, La tragedie d’Esther. r
Druck und Verlag von F. U. Brockhaus in Leipzig.
—
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXIV.
4 2
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
rifche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
; oder deren Raum 2½ Ngr.
In allen Buchhandlunge
7 Dee R 5
85
. e 8D
| EN ER
Taschenbuch anf das Jahr 1842.
| Neue Folge. Vierter Jahrgang.
Mit dem Lildnisse Victor Hugo's.
8. Auf feinem Velinpapier. Elegant cartonnirt. 1: Thlr.
Inhalt: I. Der gefährliche Gaſt. Novelle von Theodor Mügge. II. Das Kind
des Thales. Novelle von Eduard von Bülow. — III. Der lahme Hans. Eine Dorfge⸗
ſchichte von Wilhelm Martell. — IV. Das neue Jahr. Novelle von Frau von W.
SEN BON } #
7 SEIN Si.
12
Von fruͤhern Jahrgaͤngen der Urania ſind nur noch einzelne Exemplare von 1831 — 38 vor⸗
väthig, die im herabgeſetzten Preiſe zu / Thlr. der Jahrgang abgelaſſen werden. Die
Jahrgänge 1839 und 1840, oder der Neuen Folge erſter und zweiter Jahrgang, koſten jeder
1½ Thlr.; der Jahrgang 1841 koſtet 1ĩ Thlr.
Leipzig, im September 1841. F. A. Brockhaus.
Lehmann. — Über den Zusammenhang zwischen Tempera-
tur, Luftdruck und Windrichtung, von L. F. Kämtz. —
Über die Mondgebirge, von J. H. Mädler. — Nordamerika
und Europa meteorologisgl miteinander verglichen von H.
W. Dove. > N
Stuttgart und Tübingen, im August 1841.
J. G. Cotta'scher Verlag.
In Unterzeichnetem ist soeben erschienen und durch
alle Buchhandlungen zu beziehen:
Jahrbuch für 1841.
Herausgegeben von
H. C. Schumacher,
mit Beiträgen von
Dove, Kämtz, Lehmann, Mädler, Olbers und
In allen Buchhandlungen iſt zu erhalten 5
|
1
|
|
r Sammlung der für die Stadt Leipzi
8. Cart. Preis 3 Fl. 24 Kr., oder 2 Thlr. 1 ülti 2
Inhalt: Astronomische Ephemeride für 1841. — Ta- er affenen, aunoch gu tigen wohl⸗
ſeln, um aus der en den Aufgang der Sonne 60 fahrtspoliceilichen Mnordnungen.
Orte zwischen 44° und 55° nördlicher Breite zu berech- 2 8 2
nen, — Tafeln zur Bestimmung der Höhen vermittels des Herausgegeben von G. E. Verold, Stadt⸗
Barometers von Gauss. — Bessel’s Tafeln, um Höhenunter- vath. Gr. 8. Geh. 1 Thlr.
schiede aus Barometerbeobachtungen zu berechnen, — Ta- — 5
feln zur Verwandlung der Barometerscalen. — Tafeln zur Von demſelben des Pang bei mir:
Verwandlung der Thermometerscalen. — Dänische und preus- Die Rechte der andwerker und ihrer
sische Fusse. — Toisen. — Pariser Fuss. — Meter. — 7 12777 9
Englischer Fuss. — Specifische Gewichte. — Ausdehnung Innungen. Nach den im Königreiche Sachſen gul⸗
der Körper durch die Wärme. — Noch etwas über den ver- tigen Geſetzen zuſammengeſtellt von G. E. Herold.
änderlichen Stern à Bayeri im Schwan. Nebst einigen Be- Zweite vermehrte und verbeſſerte Auflage. Gr. 8.
obachtungen über Variabilis Hydrae, von Olbers. — ber Geh. 1 Thlr. -
die Temperaturveränderung der Erde in der Nähe ihrer Leipzig, im September 1841,
Oberfläche, von A. Quetelet. — Bemerkungen bei Gelegen-
heit der Abhandlung von Quetelet: Über den Menschen und
die Gesetze zeiner Entwickelung, von Dr. Jak. Wilh. Heinr.
F. A. Brockhaus.
*
In unterzeichnete iſt ſoeben erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Pi
Galerie
Goethe's sämmtlichen
*
Werken
nach Zeichnungen von W. Kaulbach und seinen Schülern,
in Stahl ge
ochen von
Steifenſand, Weber, Enzing⸗Müller, Hoffmann u. .
Siebente und achte Lieferung:
III. Italienische Reise. — Prometheus. — Satyrus. — Heiden-Röslein. — Wer kauft Lieb sgötter.
VIII. Aus meinem Leben. — Torquato Tasso. — Der Bürger General. — Benvenuto
lini. —
Stella.
Subſcriptionspreis für die Lieferung 40. Kr., oder 7 Thlr.
Mit dieſen zwei Lieferungen iſt nun die Reihenfolge von 40 Stahlſtichen zu unſerer neueſten Taſchen-Ausgabe
von Goethe's ſaͤmmtlichen Werken geſchloſſen und koͤnnen jetzt vollſtaͤndige Exemplare dieſer huͤbſchen Illuſtra⸗
tion um den niedrigen Preis von 5 Fl. 20 Kr., oder 3 ½ Thlr.,
Stuttgart und Tübingen, im Auguſt 1841.
durch alle Buchhandlungen bezogen werden.
3. G. Cotta'scher Verlag.
Soeben ist erschienen und in allen Buchhandlungen
PR PpLATONIS
0 PER A OMNIA
RECOGNOVERUNT
Io. Georg. Baiterus, Io. Casp. Orellius, Aug.
Guil. Winekelmannus.
Schulausgabe in 16.
Vol. XVI. Parmenides. Brosch. / Thlr.
Vol. XVII. Symposium. Accesserunt 4. &.
Voegelini ad I. G. Baiterum Epistolae eviticae
pars prima et Hermanni Saupii de Consilio
Symposii Dissertatio. 3 % Thlr.
Von diesem Bändchen ist Ane Prachtausgabe auf ge-
färbtem Postpapier gedruckt, blos in 50 Exemplaren. Brosch.
Preis / Thlr. 0
Vol. XVIII. Phaedrus. Accessit A. S. Voe-
gelini ad J. G. Baiterum Epistolae eriticae
pars altera. Brosch. Y, Thlr.
Auch von. diesem Bündchen ist eine Prachtausgabe auf
gefärbtem Posipapier gedruckt, blos in 50 Bremplaren.
Brosch. Preis 1 Thlr.
Vol. XIX, Hippias maior, item Epistolae. Brosch.
% Thlr.
Da nun diese Ausgabe in wenigen Wochen vollendet
sein wird, so machen wir darauf aufmerksam, dass, wer
die 20 Bändchen, welche den vollständigen Text des Plato
enthalten, bezogen hat, oder noch vor Erscheinen des Ganzen
bezieht, das 21ste, welches die Scholien enthalten und circa
% Thlr. kosten wird, als Prämie gratis erhält. Somit ist
der Preis des Ganzen sowol für Solche, die dasselbe jetzt
auf einmal anschaffen, als für Die, welche es sich nur
completiren wollen, geheftet 6", Thlr.
Zürich , im August 1841.
Meyer und Zeiler.
Bei Braumüller & Seidel in Wien iſt erſchienen:
. Das Fte Heft der a
Oestreichischen militairischen Zeitschrift. 1841.
Inhalt dieſes Heftes: on
J. Ereigniffe bei der öſtreichiſchen Haupt⸗ und Reichsarmee
im Vereine. Aus der Geſchichte des Feldzugs 1759 in Schleſten
und Sachſen. Zeitraum von Ende September 1759 bis halben
Januar 1760. (Mit dem Plane des Treffens bei Maren
am 20. und 21. November 1759.) — II. Der Feldzug 1704
am Rhein, an der Donau, in Tirol und Oberöſtreich. (Fort⸗
ſetzung.) — III. über das Alter der militairiſchen Befehls⸗
haber. — IV. Geſchichte der königlich⸗deutſchen Legion. (Schluß.)
— V. Neueſte Militairveränderungen. )
Preis des Jahrgangs 1841 in 12 Heften 8 Thlr.
Die ältern Jahrgänge ſind durch die obige Buch⸗
handlung für folgende Preiſe zu erhalten:
Die dritte Auflage der Jahrgänge 1811, 1812 und 1813
in vier Bänden vereinigt für 6½ Thlr.
Jeder einzelne Jahrgang von 1818 —39 für 6% Thlr.
Der Jahrgang 1840 für 8 Thlr. ö
Bei Abnahme einer ganzen Sammlung der ältern Jahr⸗
gänge werden die Zte Auflage ber Jahrgaͤnge 1811, 1812 und
1813 zuſammen mit 6% Thlr., die übrigen Jahrgaͤnge aber von
1818 —39 jeder zu 5 Thlr. berechnet. 5 **
Durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes it von
mir zu beziehen: f
Bilder aus Griechenland
von 0
Ludwig Stnb,
Zwei Theile, N
Gr. 12. Geh. 2½ Thlr.
Leipzig, im September 1841,
F. A. Brockhaus.
%
Soeben erſchien in unferm Verlage und ift durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
Die ſyphilitiſchen Krankheiten mit
8 bien Prüfung ihrer ver⸗
chiedenen Heilmethoden und be⸗
ſonderer Würdigung der Behand⸗
lung ohne Mercur. Nebſt einem Anhange
über die Proſtitution. Von Dr. Giraudeau
de Saint -Gervais. Aus dem Franzöfi-
ſchen nach der zweiten Ausgabe des Originals
unter Mitwirkung des Verfaſſers uͤbertragen.
Mit den Kupfern der Originalausgabe. Zwei
Baͤnde. Gr. 8. Geh. 3 Thlr.
Der Verfaſſer dieſes Werkes hat es ſich in einem Zeit⸗
raume von funfzehn Jahren zur Aufgabe gemacht, jene
efaͤhrlichen Krankheiten durch einfachere und gefahrloſere
Mittel zu heilen, als es bisher durch die Anwendung des
Mercurs geföehen iſt, und legt hier die Ergebniſſe feiner
Forſchungen und Verſuche nieder, indem er zugleich den
Nachweis liefert, daß ſeine Bemühungen mit dem ſchönſten
Erfolge gekrönt worden find. Es verdient daher dies ausge⸗
eichnete Werk, gleich wichtig und intereffant für Medicinal⸗
ehörden und Aerzte wie für Laien, mit Recht den
Beifall, den es ſeit feinem Erſcheinen gefunden, und wir
glauben etwas nicht Unverdienſtliches unternommen zu haben,
indem wir für eine genaue Uebertragung ins Deutſche zu
billigerm Preiſe Sorge trugen.
Leipzig, im September 1841.
a Brockhaus & Auenarius.
In Unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und an alle Buch⸗
handlungen verſandt worden:
9 8 2
Meht Wochen in Syrien.
Ein Beitrag
zur Geſchichte des Feldzugs 1840.
Mit einer Karte vom Kriegsschauplatz.
Gr. 8. Broſch. Preis 2 Fl., oder 1 ¼ Thlr.
Jani ait
Erſter Abſchnitt. Abreiſe in Smyrna; Ankunft in
Beyrut; die Convention des Commodore und General Smith;
Frauentrachten; der Sturm; die Engländer und das Fort von
Beyrut; Admiral Stopford; General Smith; Izzet Mehemed
Paſcha; General Jochmus; Erzherzog Friedrich; Admiral Ban⸗
diera; der Kriegsſchauplatz; die Kriegsthaten vom 10. Sept.
bis 11. Oct. (Gefechte am 10. Oct. bei Bekfeija.)
Zweiter Abſchnitt. Abreiſe von Beyrut; Sturm des
Schloſſes Oſchebail; die Nachtlager in Syrien; Klöſter; Tara⸗
bolos; Weg nach Kasheija; Irrenanſtalt; B'ſcherri; die Cedern
des Libanon; die Ebene B'kah⸗a mit ihrer Einfaſſung; Baal:
bek; Grab Noah's; Sachle; Emir Beſchir el Kaſim und die
Fürſtenverſammlung; Oſchuhn, Lady Eſther Stanhope's Wohn⸗
fis; die Erſtürmung von Saida.
Dritter Abſchnitt. Neuer Krieg; Abreiſe nach Acre;
Selim Paſcha; Bombardement und Einnahme Acres; Nazareth
am 25. Dec.; Nablus; Commodore Napier und ſein Sohn;
Weg nach Jeruſalem; der Herzog von Raguſa und der Regen
im Jordanthal; Bieſan; feindliche Begegnung; Graf Szechenyi;
Ibrahim Paſcha's Aufbruch von Damaskus und Raiſonnement;
Fortſetzung der Recognoscirung wird aufgegeben; Eintreffen in
Tibne; großer Operationsplan. .
Vierter Abſchnitt. Gefahrvoller Aufenthalt in Tibne;
Zuſammentreffen mit dem Gouverneur; fröhliche Kriegsaus⸗
ſichten werden bitterlich verkümmert; der Suppenlöffel; ein Ad⸗
ſchelluhner Dorf; Flucht feiner Einwohner; Suf; Oſcheraſch,
das alte Geraſa; ein Gefecht; Bivouac, Hühnerfricaſſee; der
neue Koch; die Stärke der Ibrahim'ſchen Colonnen und deren
Zuſammenſetzung; ein Bivouac mit feinen Gäſten; das Milch⸗
frühſtück; der Beduine und ſein Weib; die Piſtolen; Empfang
vor Es Szalt; Beduinenlager; der Kampf mit den Hunden; das
Jordanbad; Richo und die Hungersnoth; der junge Ochſe wird
für ein Kalb erklärt; das Brotbacken und der Araber Waſſer—
krug; das todte Meer; Beduinenflucht; Gefahren für den Rei—
ſenden; Jericho; Jeruſalem.
Fünfter Abſchnitt. Die Lichtſcene; der Biſchof; die
Kirche des heiligen Grabes; der Ritterſchlag; die Freunde; neue
Kampf⸗ und Kriegsausſichten; der Shawl; Volney; Vergleich
des Feldzugs 1840 in Syrien mit dem 1812 in Rußland; Ab⸗
ſchweifung über den Feldzug 1839; Aufbruch nach Gaza;
Halt!!! die verſchiedenen Meinungen; Jeruſalem mit Sturm
genommen; Graf Szechenyi's Bagage; die Runde auf der Mauer
und die Erweiterung unſerer Kenntniſſe über die heilige Stadt;
die Antwort des Generals Jochmus; der Recognoscirungsritt;
Ibrahim Paſcha in Richo; die ermüdeten Pferde; die Gräber
der Könige; das Thal Kidron; die tiefe Betrübniß und die
frohlockende Freude; deren Rechtfertigung; Ramla; Jaffa; die
Recognoscirung von Medſchdal und ihre Folgen; Commodore
Napier; Admiral Walker; Auszug aus einem Brief des Ca⸗
pitain Laue.
Stuttgart und Tübingen, im Auguſt 1841.
J. G. Cotta'ſcher Verlag.
Soeben iſt bei Th. Pergay in Aſchaffenburg er⸗
ſchienen:
Die Epiſteln des ZSuintus Horatius Flac⸗
eus uͤberſetzt von J. Merkel, Profeſſor
und Hofbibliothekar. Gr. 12. Velinpapier.
230 S. Preis ¾ Thlr., oder 1 Fl. 30 Kr.
Da dieſe überſetzung im Versmaße des Originals, treues
Anſchließen an daſſelbe, correcte deutſche Satzfügung, leicht
fließende ungezwungene Darſtellung und genaue Beobachtung
ſtrenger proſodiſcher Regeln zu vereinigen ſucht, ſo läßt ſich
hoffen, daß ſie nicht nur Philologen von Fach intereſſant,
9 auch allen Freunden des Dichters willkommen ſein
werde.
Der Verleger hat durch elegante typographiſche Ausſtattung
Ka beigetragen, auch äußerlich dieſe Überfesung beliebt zu
machen.
En vente chez F. A. Brockhaus à Leipzig:
HIS t G i re
des
*
PROGRES DU DROIT DES GENS
en Europe
depuis la paix de Westphalie jusqu'au congres
de Vienue.
Avec um precis historique du droit des gens
europeen avant la paix de Westphalie.
. Par
BENRYT WEBATON,
ministre des Etats- Unis d’Amerique pres la cour de Berlia
Gr. in-S. Broche. 2½ Thlr.
In Unterzeichnetem find ſoeben erſchienen und an ale Buchhandlungen verſandt worden:
Reisen und Länderbeschreibung
21ſte Lieferung.
Auch unter dem beſondern Titel:
en,
Ein Besuch
Mont
auf
e neger o.
Heinrich Stieglitz.
Gr. 8.
Preis 2 Fl. 15. Kr., oder 1½ Thlr. en
Inhalt: Baſar. — Zug nach Nieguſchi und Zetinje. — Der Vladifa. — Zetinje. — Rietſchka Nahia. — Fluß und
Ste. — Zernitza Nahia.
Stuttgart und Tübingen, im Auguſt 1841.
J. G. Cotta'scher Herlag.
r
ECHO
de la litterature francaise.
Journal des gens Au monde,
1841. Janvier — Aout.
Preis des Jahrgangs 5½ Thlr.
Diefe Zeitſchrift, die eine Wuswahl des Beſten der
geſammten franzoſiſchen periodiſchen Preſſe gibt,
hat ſich feit der kurzen Zeit ihres Beſtehens bereits ein großes
Leſepublitum exworben und der Abſatz iſt fortwährend im Stei⸗
gen. Allgemein erkennt man die umſichtige Auswahl, die reiche
Abwechſelung und die Schnelligkeit der Mittheilungen an.
In allen Buchhandlungen können Hefte des
Echo eingeſehen werden; es erſcheint regelmäßig
in Heften von 2— 3 Bogen am 15. u. 30. d. M.
Leipzig, im September 1841,
Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung für deutſche und ausländiſche Literatur.
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien
iſt ſoeben erſchienen und daſelbſt, ſowie in allen Buchhandlungen
Deutſchlands zu haben:
Karl Gutherz.
Eine Geſchichte
5 aus dem
Wiener Volksleben.
Von
Franz Schuselka.
In deinem Lande ſei einheimiſch klug,
Im ſtemden biſt du nicht gewandt genug.
Goethe.
In Umſchlag broſch. Preis ! Thlr.
g a
Gr. 12. Wien 1841
In dem einfachen Rahmen einer anſpruchsloſen Geſchichte
us dem wiener Volksleben ungemein charakteriſtiſche und lebens
volle Schilderungen darbietend, dürfte dieſes Lebensgemälde wol
geeignet ſein, allgemeines Intereſſe zu erregen. Wir nehmen
deshalb keinen Anſtand, die gebildete Leſewelt darauf aufmerk⸗
ſam zu machen als auf eine Leiſtung, durch die der Verfaſſer
die Hoffnungen, die man auf ſein ſchönes Talent zu begründen
berechtigt wurde, in der erfreulichſten und anſprechendſten Weiſe
zu erfüllen angefangen hat. 5
Bei G. Bethge in Berlin iſt erſchienen:
Lehmann, Dr., Abriß der Weltgeſchichte.
50 Thlr. 4 74 re
In mehren Gymnaſien iſt dies Buch bereits wegen feiner
zweckmäßigen Anordnung und Darſtellung eingeführt, daher
mögen Schulmänner daſſelbe einer gefälligen Durchſicht würdigen.
In meinem Verlage iſt ſoeben erſchienen und durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
Allgemeine Predigtſammlung aus den Werken
der vorzuͤglichſten Kanzelredner; zum Vorleſen in Land⸗
kirchen wie auch zur haͤuslichen Erbauung. Herausgegeben
von Eduin Bauer. Erſter Band.
Auch unter dem Titel: N
Evangelienpredigten auf alle Sonn: und Feſt⸗
tage des Jahres aus den Werken der vorzüglichſten Kanzel:
redner; zum Vorleſen in Landkirchen wie auch zur
haͤuslichen Erbauung.
Gr. 8. 51 Bogen. 2 Thlr. *
Es fehlte bisher an einer zweckmäßig ausgewählten,
gut ausgeſtatteten und billigen Sammlung dieſer Art,
und Herausgeber und Verleger hoffen in der vorliegenden etwas
allen Anſprüchen Genügendes zu liefern. Das Inhaltsverzeichniß
weiſt 79 Predigten von den ausgezeichnetften Kanzelrednern der
neuern und neueſten Zeit nach, die hier Aufnahme gefunden
haben. Ein zweiter Band wird Epiſtelpredigten, ein
dritter Predigten über freie Texte enthalten.
Leipzig, im September 1841.
F. M. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXV.
— ——— — — — — ——— 22: E—ꝛ‚: — —-
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blatter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Zſis beigelegt oder veigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2% Nor.
Verzeichniss
der
auf der Königl. vereinten Friedrichs - Universität
Halle-Wittenberg im Winter -Halb-
jahre vom 14. October 1841 bis 19. März
1842 zu haltenden Vorlesungen und der daselbst
vorhandenen öffentlichen akademischen Anstalten.
A. Vorlesungen.
I. Theologie.
Theologische Encyklopädie trägt Hr. Cons,-Rath Prof. Dr.
Tholuck vor. — Eine historisch-kritische Einleitung in die
kanonischen und apokryphischen Bücher des A. T. gibt Hr.
Prof. Rödiger; eine Aistorisch-kritische Einleitung in die
Bücher des A. T. Hr. Prof. Dr. Guerike. — Über hebräische
Archäologie oder Geographie, Geschichte und Alterthümer
der Hebräer liest Hr. Prof. Tuch. — Von Büchern des
A. T. erklärt Hr. Cons.-Rath Prof. Dr. Gesenius die
Psalmen; Hr. Prof. Rödiger den Hiob und die kleinern
Propheten; Hr. Prof. Tuch die Genesis und die Sprüche
Salomonis. — Die alttestamentlichen Interpretirübungen im
königl. theologischen Seminar leitet Hr. Cons. - Rath Prof. Dr.
Gesenius. — Von Schriften des N. T. erklärt Hr. Cons.-
Rath Prof. Dr. Tholuck die Evangelien des Matthäus,
Marcus und Lucas; Hr. Prof. Dr. Niemeyer das Evange-
lium und die BER des Johannes; Hr. Prof. Dr. Wegschei-
der die Briefe Petri, Judd und die Briefe an die Korin-
er, Galater, Epheser, Philipper, Kolosser und Thessa-
lonicher; Hr. Prof. Dähne erklärt in lateinischer Sprache
die Briefe Pauli an die Römer, Epheser und Kolosser. —
Die Leidens- und Auferstehungsgeschichte Jesu Christi tra-
gen Hr. Cons,-Rath Prof. Dr. Tholuck und Hr. Prof. Dr.
Niemeyer öffentlich vor. Eine homiletisch-praktische For-
lesung über die Leidensgeschichte hält Hr. Prof. Dr. Marks.
Die neutestamentlichen Interpretirübungen im königl. theo-
logischen Seminar leitet Hr. Prof. Dr. Wegscheider; ähnli-
che Übungen veranstaltet privatissime Hr. Prof. Dr. Fritzsche.
— Eine Einleitung in die Dogmatik gibt Hr. Prof. Dr. Mül-
ler. — Die biblische Dogmatik des A. T. lehrt Hr. Cons.-
Rath Prof. Dr. Gesenius. Die Dogmatik trägt Hr Prof,
Dr. Müller; populaire Dogmatik Hr. Prof. Dr. Fritzsche
vor. Der Letztere hält auch ein Examinaltorium über Dog-
matik. — Die dogmatischen Übungen im königl. theologischen
Seminar leitet Hr. Cons.-Rath Prof. Dr. Tholuck. — Neuere
Dogmengeschichte trägt Hr. Cons.-Rath Prof. Dr, Thilo
vor. — Symbolik lehrt Derselbe. Symbolische Dogma-
tik nach den symbolischen Schriften der lutherischen und
reformirten Kirche trägt in.lateinischer Sprache Hr. Prof. Dr.
Wegscheider vor. — Über die Geschichtschreiber der Kir-
che liest öffentlich Hr. Prof. Dr, Guerike. Kirchengeschichte
nach seinem Handbuche lehrt Derselbe; den zweiten Theil
der Kirchengeschichte von Gregor VII. bis auf die neuere
Zeit Hr. Prof. Dähne. Ein Repetitorium über Kirchenge-
schichte hält Hr. Prof. Dähne. — Die historischen Ubungen
*
im königl. theologischen Seminar leitet Hr. Cons. Rath
Prof. Dr. Thilo. — Christliche Ethik lehrt Hr. Cons.-Rath
Prof. Dr. Tholuck; Derselbe leitet auch die ethischen
Übungen im königl. theologischen Seminar. Den zweiten
Theil der praktischen Theologie lehrt Hr. Prof Dr. Mül-
ler; Liturgie und Pastoraltheologie Hr. Prof. Dr. Marks;
Katechetik Hr. Prof. Dr. Fritzsche und Hr. Prof.
Franke. — Die homiletischen und liturgischen Übungen
des königl. theologischen Seminars leitet Hr. Prof. Dr. Marks;
besondere homiletische Ubungen veranstaltet Derselbe; die
katechetischen Ubungen des königl. theologischen Seminars
leitet Hr. Prof. Dr. Fritzsche; die Ubungen seiner ho-
miletischen Societät Hr. Prof. Dr. Müller.
II. Jurisprudenz.
Encyklopädie und Methodologie der Rechits wissenschaft
trägt Hr. Geh. Justizrath Prof. Henke vor. — Institutio-
nen und Geschichte des römischen Rechts lehrt Hr. Geh.
Justizrath Prof. Pernice; letztere allein Hr. Dr. Pfoten-
hauer. — Pandekten trägt Hr. Prof. Witte; Erbrecht
Hr. Dr. Pfotenhauer vor, und setzt Ersterer die In-
terpretation des 28. Buchs der Pandekten fort. — Über
deutsche Rechisalterthümer liest Hr. Prof. Wilda; den
Sachsenspiegel wird Hr. Prof. Laspeyres erklären. —
Deutsches Privatrecht lehrt Hr. Prof. Wilda; Handelsrecht
Hr. Prof. Dieck; Lehnrecht trägt Derselbe vor. —
Deutsches Staatsrecht trägt Hr. Prof. Wilda; Preussisches
Staatsrecht Hr. Geh. Justizrath Pernice vor; desgleichen
europäisches Völkerrecht; auch wird Letzterer einzelne
Abschnitte des Privat-Fürstenrechis erläutern. — Gemeines
katholisches und protestantisches Kirchenrecht lehrt Hr.
Prof. Dieck. — Preussisches Civilrecht trägt Hr. Prof.
Laspeyres vor. — Gemeines und preussisches Criminal-
recht lehrt Hr. Geh. Justizrath Prof. Henke und setzt das
Examinatorium über Criminalrecht fort. — Gemeinen und
preussischen Civilprocess trägt Hr. Hofgerichtsrath Prof.
Pfotenhauer;, Criminalprocess Hr. Geh. Justizrath Prof.
Henke vor. — Ubungen in der juristischen Praxis leiten Hr.
Hofgerichtsrath Prof. Pfotenhauer und Hr. Prof. Witte.
Hr. Geh, Justizrath Prof. Schmelzer ist, seiner Ge-
sundheit wegen, auch für dieses Semester von Haltung der
Vorlesungen entbunden.
III. Medicin.
Medicinische Anthropologie für Nichimediciner liest in
Verbindung mit Demonstrationen und Experimenten Hr.
Dr. Litzmann. — Geschichte der Mediein lehrt Hr. Prof.
Friedländer. — Osteologie und Syndesmologie trägt
Hr. Prof. d’Alton vor. — Anatomie der Sinnesorgane lehrt
Derselbe. — Myologie, Splanchnologie, Angiologie und
Neurologie Derselbe. — Pathologische Anatomie lehrt Hr.
Dr. Mayer. — Über die Verdauung im gesunden und kran-
ken Zustande hält Hr. Dr. Rosenbaum Vorträge. Der-
selbe lehrt allgemeine Pathologie und Therapie und setzt
die lateinischen Disputationsübungen über medicinische Ge-
genstände fort, sowie er über die syphilitischen Krankheiten
liest. — Allgemeine Pathologie und Therapie lehrt Hr. Geh.
Medicinalrath Krukenberg; über die Krankheiten der
Harnwerkzeuge, Geschlechtstheile, des Rückenmarks, Ge-
hirns, der äussern und innern Sinne liest Derselbe. —
Pharmakologie lehren Hr. Prof. Friedländer und Hr. Dr.
Krahmer. — Die allgemeine und speeielle Chirurgie trägt
Hr. Prof. Blasius vor; Vorlesungen über die Knochen-
brüche und Verrenkungen, sowie über die Bandagenlehre
hält Derselbe. — Theorie der Geburtshülfe lehrt Hr. Prof.
Hohl; die Geschichte der Geburtshülfe lehrt Derselbe;
ein Examinatorium über Entbindungskunst hält Derselbe.
— Über geburtshülfliche Auscultationen in Verbindung mit
praktischen Übungen liest Hr. Dr. Litzmann. Derselbe
trägt die Lehre von den geburtshülflichen Operationen mit
Übungen am Phantom vor. — Über gerichtliche Medicin
liest Hr. Dr. Krahmer. — Klinischer Unterricht. I) Me-
dieinische Klinik Hr. Geh. Medicinalrath Prof. Kruken-
berg; 2) chirurgische und ophthalmiatrische Klinik Hr. Prof.
Blasius; 3) geburtshülfiiche Klinik Hr. Prof. Hohl.
Anatomische Präparirübungen leitet Hr. Prof. d' Alton.
Die pharmaceutischen und chemischen Vorlesungen
sind unter Nr. VI. aufgeführt.
IV. Philosophie und Pädagogik.
Über akademisches Studium liest Hr. Prof. Erdmann
öffentlich. — Die gesammte Geschichte der Philosophie trägt
Hr. Prof. Schaller vor; die Geschichte der Rechtsphilo-
sophie und Politik oder des sogenannten Natur- und Völ-
kerrechts von Hugo Grotius bis auf unsere Zeit Hr. Prof.
Hinrichs; über die Philosophie der neuesten Zeit liest Hr.
Prof. Schaller. — Eine Einleitung in die Philosophie
gibt Hr. Prof. Gerlach. — Logik und Metaphysik lehren
Hr. Prof. Erdmann und Hr. Prof. Ulrici, — Empirische
Psychologie Hr. Prof. Gerlach; Psychologie Hr. Prof.
Hinrichs. — Ethik (Naturrecht und Moralphilosophie)
Hr. Prof, Erdmann. (Vorlesungen über christliche Ethik
s. unter I.) — Religionsphilosophie Hr. Prof. Gerlach und
Hr. Prof. Schaller. — Über Astketik liest Hr. Geh. Hof-
rath Prof. Gruber. — Über politische und religiöse Frei-
heit hält Hr. Prof. Hinrichs eine öffentliche Vorlesung. —
Conversatorien und Disputatorien übır das Wesen und die
Hauptprobleme der Philosophie leitet Hr. Prof. Ulrici.
Die Ubungen im königl, pädagogischen Seminar leitet
Hr. Prof. Dr. Niemeyer.
V. Mathematik.
Die Elemente der höhern Arithmetik lehrt Hr. Prof. Ro-
senberger; analytische Geometrie Hr. Prof. Gartz; ebene
und sphärische Trigonometrie Hr, Prof. Rosenberger;
Integralrechnung Hr. Prof. Gartz. Den zweiten Theil der
Integralrechnung trägt Hr. Prof.Sohncke vor. Elementiar-
mechanik in Verbindung mit Maschinenkunde oder Differen-
tialrechnung lehrt Derselbe; analytische Mechanik oder
Algebra Hr. Prof. Rosenberger. Über Collineation, Affi-
nität und Reciprocität geometrischer Figuren hält Hr. Prof.
Gartz eine öffentliche Vorlesung. — Die mathematischen
Ubungen des Seminars für Mathematik u. gesammte Natur wis-
senschaftenleiten die Herren Proff. Rosenbergeru.Sohncke,
VI. Naturwissenschaften und Technologie.
Meteorologie und Experimentalphysik lehrt Hr. Prof.
Kämtz, die letztere nach seinem Lehrbuche. — Die Ubun-
gen seiner physikalischen Gesellschaft leitet Hr. Prof.
Schweigger. — Ezperimentalchemie lehrt Derselbe;
Elementarchemie Hr. Dr. Steinberg; analytische und
synthetische Chemie Hr. Dr. Döbereiner; Anthropoche-
mie mit Experimenten Hr. Dr. Steinberg; praktische
Pharmacie Hr. Dr. Döbereiner. Eine Erklärung der
preussischen Pharmakopöe gibt Hr. Dr. Steinberg. Die
chemischen Übungen im akademischen Laboratorium leitet
Hr. Prof, Schweigger; die chemisch - praktischen Ubun-
gen in seinem Laboratorium Hr. Dr, Steinberg. —
ie Übungen der Mitglieder der physikalischen und che-
mischen Section des Seminars für Mathematik und ge-
sammte Naturwissenschaften leiten die Herren Professoren
Kämtz und Schweigger. — Mineralogie und Verstei-
nerungskunde lehrt Hr. Prof. Germar. Derselbe wird
für die Mitglieder des Seminars Miscellen aus dem Gebiete
der gesammten Mineralogie vortragen. — Systematische
Botanik trägt Hr. Prof. von Schlechtendal vor. Bo-
tanik lehrt Hr. Dr. Sprengel; über officinelle Pflanzen
liest Derselbe. Die kryptogamischen Pflanzen erläutert
Hr. Prof. von. Schlechtendal. Über die Doldenpflan-
zen liest Derselbe. — Hr. Prof. Burmeister wird,
nach seiner Rückkehr von einer wissenschaftlichen Reise,
seine 'zoologischen Vorlesungen am schwarzen Brete an-
kündigen. — Zoologie und Geschichte der Hausthiere trägt
Hr. Dr. Buhle vor. Technologie mit-Exeursionen verbun-
den trägt Derselbe vor; Technologie mit Experimenten
und Excursionen Hr. Dr. Hankel. — Ein Repetitorium
über die gesammte Naturgeschichte hält Hr. Dr. Spren-
gel. — Die naturkistorischen Übungen im Seminar für
Mathematik und die gesammten Naturwissenschaften leiten
die Herren Professoren Germar, von Schlechtendal
und Burmeister.
VII. Staats- und Kameralwissenschaften.
Von dem Studium der Kameralwissenschaften handelt
Hr. Prof. Eiselen. — Policeiwissenschaft lehrt Der-
selbe. — Die Lehre vom Staale trägt Hr. Dr. Eisen-
hart vor. ‘Über politische Ökonomie liest Derselbe. —
Encyklopädie der Ökonomie lehrt Hr. Dr. Buhle.
VIII. Historische Wissenschaften.
Über Geographie, Geschichte und Archäologie der
alten Völker des Orients liest Hr. Dr. Thiele, — Alte Ge-
schichte lehrt Derselbe; das Staatsrecht des Alterthums
Hr. Dr. Duncker. — Die Geschichte des Mittelalters
Derselbe; deutsche Geschichte Hr. Dr. Thiele; die Ge-
schichte der römischen Päpste Hr. Geh. Hofrath Prof.
Voigtel. — Neuere Geschichte vom Ende des 15. Jahr-
hunderis bis 1772 lehrt Hr. Prof. Leo. — Statistik der
europäischen Staaten Hr. Prof. Eiselen. — Die Übungen
seiner historischen Gesellschaft leitet Hr. Geh, Hofrath Prof.
Voigtel. — Ein Examinatorium über alte Geschichte
hält Hr. Prof. Dr. Thiele,
Wegen der Vorlesungen über Kirchen - und Dogmenge-
schichte, biblische Geschichte, Archäologie und Geographie
der Hebräer vergl. unter I., wegen der Vorlesungen über
Rechtsgeschichte unter II., wegen Vorlesungen über Ge-
schichte der Medicin unter III., über Geschichte der Philo-
sophie unter IV., wegen Literaturgeschichte unter IX.,
wegen Kunstgeschichte unter X.
IX. Philologie.
Eine allgemeine Einleitung in das Sprachst:dium gibt
Hr. Prof. Pott. — Die Geschichte der griechischen Lite-
ratur trägt Hr. Prof, Bernhardy vor. Über griechische
und römische Historiker hält Hr, Prof,. Raabe, eine Vor-
lesung. — Von griechischen Schriftstellern erklärt Der-
selbe Plato's Apologie des Sokrates; Hr. Prof. Meier
einige Oden Pindar's im Seminar; Hr. Prof, Bernhardy
Aristophanes“ Ritter; Hr. Prof,. Pott Theokrit’s Idyllen;
Hr. Dr. Stäger die Antigone des Sophokles. — Die römi-
schen Staatsalterthümer trägt Hr, Prof. Meier vor. —
Von römischen Schriftstellern erklärt Hr. Prof. Meier den
Trinummus des Plautus; Hr. Prof. Be ub Cicero's
Academica im Seminar. — Die Vorlesungen über hebräische
Sprache und Literatur sind unter I, angeführt. — Bin Pri-
vatissimum über Semitische Dialekte hält Hr. Dr. Arnold.
— Die Elemente des Arabischen lehrt Derselbe, — Den
Koran und einige auserlesene Stücke aus andern ‚arabi-
schen Schriften erklärt Hr. Prof. Rödiger. — Sanskrit-
grammatik nach Bopp’s kleinerer Grammatik lehrt Hr. Prof.
Pott; üthiopische Grammatik Hr. Dr. Arnold. — Über
angelsächsische Sprache, hält, Hr. Prof. Leo eine Vorle-
sung. — Über Shakspeare's Leben und dramatische Kunst
hält Hr, Prof. Ulrici eine Vorlesung. — Französische und
italienische Grammatik lehrt Hr. Prof. Blanc. — Unter-
richt im Italienischen, Portugiesischen und Französischen
gibt Hr. Lector Hofrath Hollmann. — Ubungen im Spre-
chen des Italienischen und Spanischen leitet Derselbe, der
auch zu Privatunterricht im Griechischen, Lateinischen
und Hebräischen bereit ist.
Im königl. philologischen Seminar werden die Mitglie-
der im Interpretiren, Disputiren und Lateinschreiben von
den Herren Professoren Meier und Bernhardy geübt,
und zwar lässt Ersterer einige Oden Pindar's, Letzterer
Cicero's Academica interpretiren.
X. Schöne und gymnastische Künste.
Geschichte, Theorie und Technik der Malerei trägt Hr.
Prof. Weise vor; auch liest Derselbe über malerische
Perspective. — Theoretischen und praktischen Unterricht
im . und Malen ertheilen die akademischen Zeichnen-
lehrer Hr. Schumann und Hr. Herschel. — Die Ge-
schichte der Kirchenmusik trägt Hr. Musikdirector Dr. Naue
vor; auch unterrichtet Derselbe im Kirchengesange. —
Den Generalbass lehrt Ebenderselbe, und erbietet sich
zugleich zum Privatunterricht in der Musik.
Die Reitkunst lehrt Hr. Stallmeister Andre. — Un-
terricht in der Fechtkunst ertheilt Hr. Fechtmeister Ur-
ban. — Die Tanzkunst lehrt Hr. Tanzmeister Wehrhahn.
B. Offentliche akademische Antsalten.
I. Seminarien: 1) theologisches, unter Oberaufsicht
der theologischen Facultät; die exegetischen Ubungen des
A. T. leitet Hr. Cons.- Rath Prof. Dr. Gesenius, die des
N. T. Hr. Prof. Dr. Wegscheider, die kirchen - und
dogmengeschichtlichen Hr. Cons.- Rath Prof. Dr. Thilo,
die dogmatischen und ethischen Hr. Cons.- Rath Prof. Dr.
Tholuck, die praktischen Hr. Prof. Dr. Marks und Hr.“
Prof. Dr. Fritzsche; 2) pädagogisches, unter Direction
des Hrn. Prof. Dr. Niemeyer; 3) philologisches, unter
Direction der Herren Professoren Meier und Bernhardy;
4) das Seminar für Mathematik und die gesammien Na-
turwissenschaften, unter Leitung der Herren Professoren
Schweigger, Germar, Rosenberger, von Schlech-
tendal, Kämt z, Sohncke und Burmeister; 5) Ni
storische Gesellschaft, unter Direction des Hrn. Geh. Hof-
rath Prof. Voigtel; 6) pharmaceutssches Institut, dessen
Direction zur Zeit erledigt. — II. Klinische Anstal-
ten: I) medicinische Klinik, unter Direction des Hrn. Geh.
Medicinalrath Prof. Krukenberg; 2) chirurgisch-ophthal-
miatrische Klinik, unter Direction des Hrn. Prof. Blas ius;
3) Enibindungsanstalt, unter Direction des Hrn. Prof.
Hohl. — III. Die Universitätsbibliothek wird, unter Auf-
sicht des Hrn. Oberbibliothekar Geh. Hofrath Prof. Voigtel
und des Hrn. Bibliothekar Geh. Justizrath Prof. Per nice,
Mittwochs und Sonnabends von 1—3 Uhr, an den übrigen
Wochentagen von 10—12 Uhr geöffnet; die ungarische Na-
tional- Bibliothek, unter Aufsicht der Herren Custoden,
Mittwochs und Sonnabends von 1—2 Uhr. — IV. Die akade-
mische Kupferstichsammlung, unter Aufsicht des Hrn, Prof.
Weise, ist Dienstags und Sonnabends von 1—2 Uhr ge-
öffnet. — V. Die archäologische Sammlung des thüringisch-
sächsischen Vereins ‚zeigt Hr. Bibliothek-Secretair Dr. För-
stemann auf Verlangen. — VI. Anatomisches Theater
und anatomisch-zootomisches Museum stehen unter Direc-
tion des Hrn. Prof. d’Alton. — VII. Physikalisches Mu-
seum und chemisches Laboratorium, unter Direction des Hrn.
Prof. Schweigger. — VIII. Sternwarte, unter Aufsicht
des Hrn. Prof. Rosenberger. — IX. Das mineralo-
gische Museum ist, unter Aufsicht des Hrn, Prof. Germar,
Donnerstags und Freitags von 2—4 Uhr geöffnet. — X. Bo-
tanischer Garten und Herbarium, unter Direction des Hrn.
Prof. von Schlechtendal. — XI. Das zoologische Mu-
seum ist, unter Aufsicht des Hrn. Prof. Burmeister und
Hrn, Inspector Dr. Buhle, Mittwochs von 1—3 Uhr geöffnet.
Durch alle Buchhandlungen kann von mir bezogen werden:
Klauer-Klattowski (Wilhelm), Praktiſches Franzs⸗
fiſches Handbuch zum überſetzen aus dem Bua hs
Franzöſiſche zur Übung in der Umgangsſprache der Franzoſen.
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Überſetzungen ohne Hülfe eines Lehrers verbeſſern wollen. 8.
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aus dem Deutſchen ins Italieniſche zur Übung in der Um-
gangsſprache der Italiener. Zwei Theile. (I. Text. II. Vo⸗
cabular.) 8. Geh. 1, Thlr.
—, Schlüſſel zum Praktiſchen Italieniſchen Handbuche für
Solche, die bei hinlänglichen Vorkenntniſſen ihre italieniſchen
re Hülfe eines Lehrers verbeſſern wollen. 8.
eh. 3 r.
——, Praktiſches Engliſches Handbuch zum überſetzen aus
dem Deutſchen ins Engliſche zur Übung in der Umgangsſprache
der Engländer. Zwei Theile. (I. Text. II. Vocabular.)
8. Geh. 1%, Thlr.
—, Schlüſſel zum Praktiſchen Engliſchen Handbuche für
Solche, die bei hinlänglichen Vorkenntniſſen ihre engliſchen
Überfegungen ohne Hülfe eines Lehrers verbeſſern wollen. 8
Geh. Thlr.
Leipzig, im September 1841.
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Professor der Land- und Forstwirthschaftslehre am stän-
dischen Johanneum zu Grätz, Referenten des Centrale der
k. k. Landwirthschafts - Gesellschaft in Steiermark, und
Mitgliede mehrer landwirthschaftlicher Vereine des In- und
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Jahrgang 1841. Sechstes Heft. Mit einem Kupfer.
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schen Literatur. Herausgegeben von
E. G. &Gersdorf. 1841. Achtundzwanzigsten
Bandes fünftes Heft. (Nr. XI.) Gr. 8. Preis eines
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Leipzig, im September 1841. v
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Leipzig, im September 184].
F. A. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXVII.
ä — —— —— — — — — . ,
Diefer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A: Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriſten: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Ngr.
miotik. — Dr. Fleiſchmann: Oſteologie und Syndesmologie,
Hiſtologie, Homöopathie, mediciniſch⸗ forenſiſches Practicum. —
Dr. Ried: Knochenkrankheiten, Krankheiten der Haut (mit
Einſchluß der ſyphilitiſchen Formen).
Philoſophiſche Facultät.
Dr. Harl: Finanzwiſſenſchaft und Staatsrechnungskunde,
Policeiwiſſenſchaft in Verbindung mit dem Policeirecht, Con⸗
verſatorium über Policei, Nationalökonomie und Finanzwiſſen⸗
ſchaft. — Dr. Köppen: Examinatorium, Logik und Meta⸗
phyſik, Aſthetik. — Dr. Kaſt ner: Eneyklopädiſche Überſicht
der geſammten Naturwiſſenſchaft, Geſchichte der Phyſik und
Chemie, Experimentalchemie, Verein für Phyſik und Chemie. —
Dr. Böttiger: den allgemeinen Theil der Statiſtik, allge⸗
meine Geſchichte, deutſche Geſchichte. — Dr. Döderlein:
übungen des philologiſchen Seminars im Interpretiren und
Unterrichten, Cicero's Bücher de oratore, griechiſche Literatur⸗
geſchichte. — Dr. von Raumer: allgemeine Naturgeſchichte,
Geſchichte der Pädagogik, Novum Organum des Baco. —
Dr. Kopp: C. Plinii secundi selecta capita quae ad artes
spectant, geſchichtliche Darſtellung des Epikuriſchen und Stoi⸗
ſchen Syſtems auf den Fall des römiſchen Reiches, Platonis
Philebus. — Dr. von Staudt: analytiſche Geometrie, Aſtro⸗
nomie. — Dr. Fiſcher: Logik und Metaphyſik. — Dr. Fabri:
Enecyklopädie der Kameralwiſſenſchaften, Technologie, verbunden
mit Excurſionen zur Beſichtigung der vorzüglichſten Werkſtätten
der Stadt und Umgegend, politiſche Rechenkunſt, einzelne Ge⸗
genſtände der Kameralwiſſenſchaften. — Dr. Drechsler: he⸗
bräiſche Sprache, das erſte Buch Moſis, ausgewählte Stücke
aus dem Mahabharata. — Dr. Winterling: Aſthetik, eng⸗
liſche und italieniſche Grammatik, verbunden mit Stylübungen
in den beiden reſpectiven Sprachen. — Dr. Martius: Phar⸗
makognoſie des Pflanzenreichs, Heilmittel des Thierreichs, An⸗
weiſung, die chemiſchen Heilmittel in Betreff ihrer Reinheit und
Güte zu unterſuchen. — Dr. von Schaden: Logik und Me⸗
taphyſik, Geſchichte der griechiſchen Philoſophie von Thales bis
Proklus, ſpeculative Zoologie. — Dr. Heyder: Geſchichte der
griechiſchen Philoſophie. — Dr. von Raumer: geſchichtliche
Grammatik der deutſchen Sprache, Reinhart Fuchs.
Die Zeichnenkunſt lehrt Küſter, die Tanzkunſt Hübſch,
die Fechtkunſt Quehl, die Reitkunſt Flinzner.
Die Univerſitätsbibliothek iſt jeden Tag (mit Ausnahme des
Sonnabends) von 1— 2, das Leſezimmer in denſelben Stunden
und Montags und Mittwochs von 1—3, das Naturalien- und
Kunſtcabinet Mittwochs und Sonnabends von 1—2 uhr geöffnet.
Verzeichniss der Vorlesungen,
welche
an der koͤniglich bairiſchen Friedrich-Alexan⸗
ders-Univerſitaͤt zu Erlangen
im Winter⸗Semeſter 18 gehalten werden ſollen.
Der geſetzliche Anfang derſelben iſt am 18. Setober.
Theologiſche Facultät.
Dr. Kaiſer: Übungen des exegetiſchen Seminariums der
alt⸗ und neuteſtamentlichen Abtheilung, Pſalmen, Apologetik
des Chriſtenthums, hebräifch = jüdifche Archäologie. — Dr. En:
gelhardt: Übungen der Mitglieder des kirchenhiſtoriſchen Se⸗
minars, Kirchengeſchichte, das Verhältniß der Religionsphilo⸗
ſophie zur Entwicklung der Dogmen. — Dr. Höfling: Übun⸗
gen des homiletiſchen und des katechetiſchen Seminariums, Ho⸗
miletik, Katechetik. — Dr. Harleß: Synopſis der Evangelien,
den Pauliniſchen Lehrbegriff. — Dr. Ranke: Dogmatik, die
Pſalmen. — Dr. Krafft: Dogmatik. — Dr. von Ammon:
Paftoralinftitut, Symbolik und Polemik. — Dr. Hofmann:
Geſchichte der Schrift des alten Teſtaments, Lehrinhalt des
neuen Teſtaments. — Dr. Wiener: Brief an die Römer,
Collegium biblicum. — Dr. Thierſch: Dogmengeſchichte.
Unter der Aufficht und Leitung des königlichen Ephorus
werden die angeſtellten vier Repetenten wiſſenſchaftliche Repe⸗
titorien und Converſatorien in lateiniſcher Sprache für die Theo⸗
logie Studirenden in vier Jahrescurſen halten.
Juriſtiſche Facultät.
Dr. Bucher: Inſtitutionen des römiſchen Rechts, äußere
und innere Geſchichte des Rechts, römiſches Erbrecht. —
Dr. Schmidtlein: Encyklopädie und Methodologie der
Rechts wiſſenſchaft, Criminalrecht, über einzelne Lehren des
Criminalrechts und Criminalproceſſes. — Dr. Feuerbach:
Privatrecht, deutſche Staats⸗ und Rechtsgeſchichte. — Dr. Schel⸗
king: Theorie des gemeinen deutſchen ordentlichen Civilproceſſes,
Geſchichte und Quellen des bairiſchen Civilproceſſes, ſowie die
Abweichungen deſſelben vom gemeinen, Civilproceßpracticum. —
Dr. von Scheurl: Kirchenrecht, Völkerrecht, ausgewählte
Stellen der Juſtinianiſchen Rechtsbücher.
Mediciniſche Facultät.
Dr. Henke: Examinatorium über ſpecielle Pathologie und
Therapie in lateiniſcher Sprache, ſpecielle Pathologie und The⸗
rapie der acuten Krankheiten, praktiſche übungen der medieini⸗
ſchen Klinik des Krankenhauſes und der Poliklinik. — Dr. Fleiſch⸗
mann: Examinatorium über anatomiſche Gegenſtände, menſch⸗
liche pathologiſche Anatomie, die menſchliche ſpecielle Anatomie,
Secirübungen auf dem anatomiſchen Theater. — Dr. Koch:
Anleitung zum Studium der kryptogamiſchen Gewächſe Deutſch⸗
lands, ſpecielle Pathologie und Therapie der chroniſchen Krank⸗
heiten. — Dr. Leupoldt: allgemeine Biologie, Anthropologie
und Eubiotik, Geſchichte der Geſundheit und der Krankheiten,
Geſchichte der Medicin. — Dr. Roßhirt: geburtshülfliche
Klinik, über Krankheiten des weiblichen Geſchlechts, Geſchichte
der Geburtskunde. — Dr. von Siebold: Thierarzneikunde
mit beſonderer Berückſichtigung der Thierſeuchen, Phyſiologie
der Ernährung. — Dr. Heyfelder: Chirurgie, chirurgiſch⸗
ophthalmiatriſches Clinicum. — Dr. Trott: Toxikologie, Se⸗
Neu erſcheint und iſt durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Schöne Welt.
5 Ein Roman
von
Jean Charles.
Zwei Theile.
Gr. 12. Geh. 2 Thlr.
Leipzig, im September 184].
. A. Brockhaus.
Im Verlage der F. Beck'ſchen Univerfitäts- Buchhandlung in Wien find nachſtehende Werke erſchienen:
Ammonii Alexandrini que et Tatiani dicitur Harmonia Nvangeliorum
in linguam latinam et inde ante annos mille in francicam translata. Indicem tam anti uae
quam hodiernae dividendi singula Evangelia methodo accommodatum addidit J. A. Schmeller.
Lexikon-8. 1841. 3°, Thlr.
Das ältefte Denkmal hochdeutſcher Proſa von einiger Ausdehnung erſcheint in vorliegender Ausgabe zum erſten Male
vollſtändig aus der berühmten St.⸗Galler Handſchrift und wird für Freunde unſerer alten National: Literatur um ſo
willkommener fein, je reicher die Belehrung iſt, welche die Philologen aus den bisher bekannten Bruchſtücken geſchoͤpft
haben. Empfiehlt ſich aber dieſer merkwürdige Überreft altdeutſcher Sprache dem Gelehrten durch feine Form, fo iſt er
auch für den Lajen auf dieſem Gebiete nicht minder wichtig als die ältefte und vollftändigfte Überfegung der Evangelien
in der Geſtalt einer Harmonie, die der gothiſchen Evangelien= Überfegung des Ulfilas wol an Alter, kaum aber an
Wichtigkeit nachſteht, jedenfalls dieſelbe, inſofern fie erhalten iſt, an Vollſtaͤndigkeit übertrifft. Der berühmte Name des
Herrn Herausgebers macht jede weitere Bemerkung über die Ausgabe ſelbſt uͤberfluͤſſig.
Fragmenta theotisca versionis antiquissimae Evangelii S. Matthaei et aliquot
homiliarum. E membranis Monseensibus Bibliothecae palatinae Vindobonensis, ediderunt St.
Endlicher et Hoffmann Fallerslebensis. Editio secunda aucta et emendata, curante
J. F. Massmann. Lexikon-8. 1841. 2 Thlr. . .
Die vom Herrn Profeſſor Endlicher im Jahre 1834 in der k. k. Hofbibliothek zu Wien entdeckten althochdeutſchen
monſeer Bruchſtuͤcke, die dazumal von ihm in Verbindung mit Herrn Profeſſor Hoffmann in einer Ausgabe von nur
funfzig Exemplaren, die nicht in den Buchhandel gekommen find, bekannt gemacht wurden, erſcheinen hier vom Herrn
Profeſſor Maßmann neu bearbeitet und mit neuen Fragmenten bereichert, zum erſten Male für das größere Publicum.
Stehen ſie der altdeutſchen Evangelien-Harmonie auch an Ausdehnung nach, ſo uͤbertreffen ſie dieſelbe nicht unbetraͤchtlich
durch ihr Alter und bilden ein um ſo intereſſanteres Gegenſtuͤck zu derſelben, als die Vergleichung dieſer beiden Evan⸗
gelien⸗Überſetzungen ein ſehr belehrendes Bild von den bedeutenden Veranderungen unſerer Mutterſprache in einem ver⸗
haͤltnißmäßig ſehr kurzen Zeitraume gibt. Dieſe Ausgabe iſt vom Herrn Profeſſor Maßmann auch durch ein vollſtaͤn⸗
diges Wörterbuch weſentlich bereichert worden.
Analecta Srammatica, maximam partem anecdota. Ediderunt J. ab Eichen-
feld et St. Endlicher. Lexikon-8. 1837. 5 Thlr. }
Eine Sammlung größtentheils noch unbekannter lateiniſcher Grammatiker, die eine ganz unerwartete Ergaͤnzung zu
den Sammlungen von Putſch und Lindemann bilden, erſcheint hier aus den weitberuͤhmten Bobbefer Handſchriften
der k. k. Hofbibliothek, wobei die zwei Bücher „Artium grammaticarum“ des Cl. Sacerdos, ſowie ſaͤmmtliche echte
Schriften des Grammatikers Pro bus die erſte Stelle einnehmen, unter den kleineren Schriften aber die „Excerpta
e Macrobio de differentiis et affinitatibus graeci et latini verbi““ und insbeſondere die bisher für verloren gehaltene
Zuſchrift deſſelben an Symmachus vorzüglich Erwähnung verdienen. Mit kritiſchen Erklaͤrungen begleitet, mit einer
literarhiſtoriſchen Einleitung, umſtaͤndlichen Regiſtern und Schriftproben der alten Handſchriften ausgeſtattet, iſt dieſes
Werk eine willkommene Erſcheinung fuͤr jeden Philologen. ;
Catalogus Codicum philologicorum latinorum Bibliothecae Palatinae Vindobonensis
(Codicis manuscriptorum Ps. I.). Digessit St. Endlicher. Cum 3 tab. Lexikon-8, 1836.
3 6 Thlr.
Ein Handſchriften⸗Katalog der k. k. Hofbibliothek, mit welcher in Betreff des Reichthumes an Manuſcripten nur
wenige Bibliotheken (in Deutſchland nur München) in die Schranken treten dürfen, gehört zu den Beduͤrfniſſen der Ge⸗
lehrten dieſes Faches. Dieſer Band, ein Verzeichniß ſaͤmmtlicher lñateiniſcher philologiſcher Handſchriften,
bildet als ſolches ein ſelbſtaͤndiges Ganzes und zeichnet ſich durch Eintheilung, Bequemlichkeit beim Gebrauch
und eine allen wiſſenſchaftlichen Anfoderungen entſprechende Form aus. Hochſt intereſſante Beigaben find das Facfimile
des berühmten Senatus Consultum über die Aufhebung der Bacchanalien und mehre Schriftproben, darunter die
Wiener Fragmente des Ulpian.
Tripartitum seu de Analogia linguarum libellus cum contin. I— III. Gr. quer-4.
1820 — 23. Druckpap. (früher 12%, Thlr.) 6 Thlr., Schreibpap. (früher 13° Thlr.) 6%. Thlr.,
Velinpap. (früher 14% Thlr.) jetzt 7½ Thir.
Dieſes Werk iſt durch mehre der competenteſten Autoritäten im Gebiete der Wiſſenſchaften fuͤr eine der wichtigſten,
lehrreichſten und nüglichften literariſchen Erſcheinungen ſchon laͤngſt anerkannt und als der nöthigfte Behelf zu gruͤnd⸗
licher Erlernung, Vergleichung und Würdigung der Sprachen aller Volker und Zeiten, folglich auch als ein ſehr beachtens⸗
werther Ergaͤnzungstheil der Geſchichte der Menfchheit, auf das ehrenvollſte gewuͤrdigt worden. BL,
Durch den Ankauf dieſes Werkes, welches fruher Manchen zu koſtſpielig war, ſah ſich der Verleger in den Stand
geſetzt, ſehr ermaͤßigte Preiſe eintreten zu laſſen und ſomit das Werk zu verdienter groͤßerer Verbreitung geeigneter zu machen.
Wolf, F., Über die neuesten Leistungen der Franzosen für die Herausgabe ihrer
National-Heldengedichte, insbesondere aus dem fränkisch - karolingischen Sagenkreise; nebst
Auszügen aus ungedruckten oder seltenen Werken verwandten Inhalts. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der romantischen Poesie. Gr. 8. 1833, 1 Thlr. 1
Wenn die gediegenen Arbeiten des Herrn Verfaſſers, die Herausgabe der „Floresta de rimas modernas
castellanas % ſowie in neueſter Zeit das verdienſtvolle Werk „über die Lais, Sequenzen und Leiche“, von
den Sprach- und Geſchichtsforſchern mit großem Beifall aufgenommen wurden, fo dürfte deſſen Schrift „Über die
Heldengedichte der Franzoſen“ nicht minder intereſſant fuͤr alle Freunde der Literatur und Poeſie ſein, gleich
wichtig dem Sprachforſcher und Hiſtoriker und Allen, die das anerkannte Talent des Herrn Verfaſſers ſchaͤtzen lernten.
Bei der immer ſteigenden Theilnahme fuͤr die Literatur des Mittelalters wird die Kenntniß der altfranzoͤſiſchen Dichtungen
zum Beduͤrfniß; der Herr Verfaſſer hat ſich in obiger Schrift das Verdienſt erworben, uns mit den Reſultaten ſeiner
Forſchungen darin bekannt zu machen. f
Mosel, J. F. v., Geschichte der k. k. Hofbibliothek zu Wien. Mit Kupfer. Gr. S. 1835.
2% Thlr.
Die k. k. Hofbibliothek behauptet ſeit mehren hundert Jahren einen ausgezeichneten Rang unter den ahnlichen
Anſtalten Europas, es mußte daher wuͤnſchenswerth fein, über den Urſprung, das Aufblühen und den gegenwärtigen
Zuſtand derſelben zuverläfjige Nachrichten zu erhalten. Der Herr Verfaſſer, in ſeiner Stellung als erſter Cuſtos des
Inſtituts vorzugsweiſe dazu berufen, hat zu dieſem Unternehmen die amtlichen Quellen von 1575 bis jetzt benutzt, und
ſomit ein ebenſo vollſtändiges als authentiſches Werk geliefert, dem Gelehrten eine zweckmaͤßige überſicht und ein geeig⸗
neter Leitfaden für Diejenigen, die ſich in dem Inſtitute zu orientiren wuͤnſchen.
4
Geschichtstorscher, Der oͤſtreichiſche. Herausgegeben von J. Chmel. Erſter Band, mit
lithogr. Abbildung und einer Karte. Gr. 8. 1838. 4½ Thlr.
Es exiſtirt kaum ein ähnliches Werk, deſſen Erſcheinen fo vielfeitig gewuͤnſcht und von allen Freunden geſchichtlicher
Forſchungen fo freudig begrüßt worden ift. Der ebenſo reichhaltige als intereſſante Inhalt des erſten Bandes veranlaßte
den von mehren Seiten geaͤußerten Wunſch, daß eine baldige Fortſetzung davon erſcheinen möchte,
Da dieſe Fortſetzung nunmehr (in der K. Gerold'ſchen Buchhandlung) wirklich erſchienen iſt, fo läßt ſich auch ein
oͤfteres Verlangen des erſten Bandes erwarten. Jedes Heft iſt auch einzeln zu haben.
Krause, J. H., Olympia, oder Darstellung der grossen olympischen Spiele und
der damit verbundenen Festlichkeiten, sowie sämmtlicher kleineren Olympien in verschie-
denen Staaten, nebst einem ausführlichen Verzeichnisse der olympischen Sieger in alpha-
betischer Ordnung und einigen Fragmenten des Phlegon aus Tralles xe rwv "Olvunior.
Gr. 8. 1838. 3 Thlr. |
Der gewiffenhafte Eifer, mit welchem der Herr Verfaſſer feine Forſchungen verfolgte, die vielſeitigen tiefen Studien,
von denen die erſchöpfende Gruͤndlichkeit ſeiner Arbeit Zeugniß gibt, die große Gelehrſamkeit, die ſich in derſelben überall
ausſpricht, ſowie die volle Klarheit und Verſtaͤndlichkeit ſeiner Darſtellung, haben dieſem Werke die vollſte Anerkennung
feines hohen wiſſenſchaftlichen Werthes geſichert. Obwol für ſich ein vollftändiges Ganze bildend, ſchließt ſich dennoch die
„Olympia“ auch dem jetzt in Leipzig (bei J. A. Barth) erſchienenen groͤßern Werke dieſes berühmten Gelehrten über das
alte Hellas an, indem ſie den 1. Band des II. Theiles deſſelben ausmacht.
Thaler-Cabinet. Beſchreibung aller bekannt gewordenen Thaler der Kaiſer und Koͤnige,
worin auch alle in Madai's Thaler⸗ Cabinet beſchriebenen Stuͤcke aufgenommen wurden. (Auch unter dem
Titel: Thaler⸗Cabinet. Erſter Band.) Von K. G. Ritter von Schultheß⸗ Rechberg. Gr. 8. 1840.
Druckpapier 5 Thlr. Schreibpapier (mit breitem Rande) 6 Thlr.
Keine Bibliothek von groͤßerm umfange, kein Muͤnzenſammler kann dieſes Handbuch entbehren, welches nicht nur
alle von Madai bekannt gemachten Thaler vollſtändig mit ſeinen Nummern, ſowie jene der altern Zeit, die ihm unbe⸗
kannt geblieben, als auch alle ſeither geprägten Thaler mit großer Vollſtändigkeit beſchreibt und bei den Stuͤcken von
mehren Stempeln deren Verſchiedenheiten genau angibt. Die verſchiedenen Muͤnzzeichen, ſowie die eigenthuͤmlich geformten
Buchſtaben, ſind durch eigens hierzu gefertigte Stempel in den Inſchriften getreu wiedergegeben, auch die Abkuͤrzungen
derſelben überall erläutert. Eine ſchätzbare Beigabe find die biographiſchen Notizen, die bei Beginn der Epoche jedes
Regenten beigefuͤgt ſind.
Endlicher, St., Verzeichniss der chinesischen und japanischen Münzen des
k. k. Münz- und Antiken-Cabinets in Wien. Nebst einer Übersicht der chinesischen und
japanischen Bücher der k. k. Hof bibliothek. Lexikon- S. 1837. Velinpapier. 6 Thlr.
In öffentlichen, der wiſſenſchaftlichen Literatur ausſchließend gewidmeten Blättern iſt dieſes Werk, welches keines⸗
wegs nur eine Aufzählung der Münzen enthält, ſondern durch eine allgemeine Einleitung in die Muͤnzgeſchichte beider
Länder dem Geſchichtsforſcher wie dem Numismatiker gleich intereffant, ein wichtiger Beitrag fuͤr jede Sammlung hiſto⸗
riſcher und numismatiſcher Werke, mit der größten Anerkennung gewuͤrdiget worden. Zur Erläuterung dienen die zahl⸗
reichen, dem Texte eingedruckten Abbildungen chineſiſcher Münzen. Das Verzeichniß der chineſiſchen und japaniſchen Bücher
der k. k. Hofbibliothek iſt geeignet, einen Begriff von dem Reichthume der hinteraſiatiſchen Literatur zu geben.
— — Genera plantarum secundum ordines naturales disposita. Lexikon- S. 1836 — 40.
18 Thlr. (pr. Einband ½ Thlr. netto.)
Dieſes dem Botaniker unentbehrliche Werk war durch den Umſchwung, den dieſe Wiſſenſchaft ſeit mehr als 45 Jahren,
die ſeit dem Erſcheinen von Juſſieu's unſterblicher „Genera plantarum“ verfloſſen, in jedem ihrer Zweige erlitten, zum
dringendſten Beduͤrfniſſe geworden. Der Herr Verfaſſer hat die zerſtreuten Entdeckungen zu einem harmoniſchen Ganzen
nach dem heutigen Standpunkte der Wiſſenſchaft zuſammengefaßt und die Charaktere der Ordnungen durch die einzelnen
Abtheilungen des Syſtems mit auf Autopſie gegruͤndeter Conſequenz und Vollſtaͤndigkeit durchgeführt. Nach Belieben kann
dieſes Werk auch noch heftweiſe A 1 Thlr. mit Vorausbezahlung des letzten bezogen werden.
— — I«onographia generum plantarum. 4. maj. 1838. 15 ½ Thlr. (pr. Einband
% Thlr. netto.) |
Eine Sammlung von einer großen Anzahl naturgetreuer, fein geſtochener Abbildungen, in 125 Blättern; für die
Beſitzer der „Genera plantarum“ eine ſehr wünſchenswerthe Beigabe.
Günther, Anton, Die Juſte⸗Milieus in der deutſchen Philoſophie gegenwärtiger Zeit. Gr. 8. 1838.
2% Thlr.
Der ruͤhmlichſt bekannte Name des Herrn Verfaſſers, deſſen ragen Schriften allgemein verbreitet find, buͤrgt
für den Werth dieſes gehaltvollen Werkes, deſſen Titel ſchon hinrei
end zeigt, welch intereffanten Gegenſtand ſich der
gefhägte Autor zum Vorwurfe genommen. Man darf überzeugt fein, daß jeder Leſer, welcher Meinung er auch an⸗
gehören möge, demſelben feine ganze Aufmerkſamkeit ſchenken und es nicht unbefriedigt aus der Hand legen wird.
Binnen einigen Wochen erſcheint und iſt durch alle Buch⸗
handlungen von uns zu beziehen:
Le Livre de la voie et de la vertu,
composé par LAO TSEU,
philosophe chinois ne an 604 avant l’ere chretienne,
traduit en francais,
par Stanislaus Julien,
Membre de IInstitut, et accompagné du texte chinois et de
notes perpetuelles tirdes des commentaires originaux.
1 vol. Gr. in-8. Prix 10 Fr.
Ein für die Geſchichte der Philoſophie im Orient höchft
bedeutendes Werk.
“or 1 2
Traité de Geographie
de Claude Ptolemee, d Alexandrie.
Texte grec et traduction frangaise
sur les Manuscrits de la Bibliotheque du Roi.
Par Mr. PAbbé Halma.
1 vol. 4. Avec gravures. Paris 1828.
Das vorftehende Werk, welches eigentlich noch gar nicht in
den Buchhandel gekommen iſt, iſt für den ermäßigten Preis
von 15 Fr. durch alle Buchhandlungen von uns zu beziehen. .
Paris, im September 1841. 5
Brockhaus & Avenarius.
Im Verlage von Karl Kaßmus in Solothurn er⸗
ſchien ſoeben und iſt in allen Buchhandlungen zu haben:
Angelika
von Anna Maria (Gräfin Hautefeuille),
Verfaſſerin der verbannten Seele.
Aus dem Franzoöſiſchen überſetzt.
12. Broſch. 375 S. Preis 1 Thlr.
Diejenigen, welche ſtarke Gemüthsbewegungen ſuchen, Die:
jenigen, welche ſich nur um Ereigniſſe in einem Werke der
Einbildungskraft bekümmern, dürfen dieſes kleine Werk nicht
leſen, ſie würden keinen Geſchmack daran finden. Daſſelbe iſt
Das, was die Maler eine Studie nennen, es iſt Charakter,
eine wiedergegebene Idee; mit Recht darf Obiges ſich den beſſern
Unterhaltungsſchriften an die Seite ſtellen.
Durch alle Buchhandlungen und Poftämter iſt zu beziehen:
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
E. G. Gersdory/ã. 1341. Achtundzwanzigsten
Bandes sechstes Heft. (Nr. XII.) Gr. 8. Preis eines
Bandes 3 Thlr.
Allgemeine Bibliographie für
Deutschland. Jahrgang 1841. Monat Sep-
tember, oder Nr. 36 — 39, und Bibliographischer
Anzeiger: Nr. 36—39. Gr. 8. Preis des Jahrgangs
2 Thlr.
Leipzig, im September 1841,
F. A. Brockhaus.
In Unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und durch alle
Buchhandlungen zu beziehen: 0 0
Beſchrei bung
Du ng es
Oberamts Wangen.
..... Herausgegeben von dem 1
Königlich ſtatiſtiſch-topographiſchem Bureau,
verfaßt von
Professor Pauly,
Mitglied des Königlich ſtatiſtiſch-topographiſchen Burean.
Mit einer Karte des Oberamts,
einer Anſicht von Wangen und vier Tabellen.
Subſeriptionspreis 54 Kr.
Ladenpreis 1 Fl. 12 Kr., oder %4 Thlr.
Stuttgart und Tübingen, im Auguſt 1841.
3. G. Cotta'scher Verlag.
In 4 Wochen erſcheint und iſt in allen Buchhandlungen
zu haben:
E. F. Göſchel,
Geheimer Oberjuftizrath zu Berlin,
Zerſtreute Blaͤtter aus den Hand- und Huͤlfs⸗
acten eines Juriſten.
zter Band. 2te Abtheilung. (Schluß.)
Schleuſingen, den 18. Auguſt 1841.
Conrad Glaser.
Durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes iſt von
mir zu beziehen:
Der afrikaniſche Sklavenhandel
und ſeine Abhülfe.
Von
Thomas Fowell Buxton.
Aus dem Englischen uͤberſetzt von
G. Julius. 8
Mit einer Vorrede:
Die Nigerexpedition und ihre Beſtimmung
von Karl Ritter. N
Mit einer Karte.
Gr. 8. Geh. 1% Thlr.
Die Überſetzung dieſer wichtigen und inter
eſſanten Schrift iſt auf Koſten der Geſellſchaft
für die Ausrottung des Sklavenhandels und die
Eiviliſation Afrikas gedruckt, und um durch große
Verbreitung derſelben die edeln Zwecke dieſer Ge⸗
ſellſchaft zu fördern, der Preis ſo billig geſtellt
worden. Von beſonderer Bedeutung iſt die aus⸗
führliche Vorrede des Herrn Prof. Ritter.
Leipzig, im September 1841.
S. A. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXVII.
u PU «k Umn— EN ERIENTEE TER RR WER OBEREN
Diefer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Ifis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2% Nor.
In allen Buchhandlungen iſt zu erhalten:
Hiſtoriſches Taſchenbuch.
Herausgegeben
von
Friedrich von Baumer.
Neue Folge.
Dritter Jahrgang.
Gr. 12. Cartonnirt. 2 Thlr.
Inhalt: I. Der Armegeckenkrieg im Jahre 1444 und 1445. Erzählt durch F. W.
Barthold. — II. über die Poetik des Ariſtoteles und fein Verhaͤltniß zu den neuern Drama⸗
tikern. Von Fr. v. Raumer. — III. Der Raub der drei Bisthuͤmer Metz, Tull und Ver⸗
dun im Jahre 1552 bis zu ihrer foͤrmlichen Abtretung an Frankreich im weſtfaͤliſchen Frieden.
Von H. Scherer. — IV. Der Genter Aufſtand vom Jahre 1539. Von W. M. Mrendt.
Die erſte Folge des Hiſtoriſchen Taſchenbuchs beſteht aus zehn Jahrgaͤngen (1830-39), die
im Ladenpreiſe 19 ¼ Thlr. koſten. Ich erlaſſe aber ſowol den erſten bis fünften (1830 — 34) als den
ſechsten bis zehnten Jahrgang (1835 — 39) zuſammengenommen für fünf Thaler,
ſodaß die ganze Folge zehn Thaler koſtet. Einzeln koſtet jeder diefer zehn Jahrgaͤnge 1½ Thlr.,
der erſte Jahrgang der Neuen Folge (1840) 2 Thlr., der zweite (1841) 2½ Thlr.
Leipzig, im October 1841. F. A. Brockhaus.
1836. I. Zahlenverhältniſſe: 1) Zahl der Gewerbe. 2) Ge⸗
genſtände der Beſchäftigung. 3) Vergleichung der Gewerbetrei⸗
benden mit der Geſammtbevölkerung. 4) Ortliche Vertheilung
der Gewerbe. 5) Vergleichung mit dem Stande von 1829.
6) Verhältniſſe hinſichtlich der Steuergröße, II. Betriebsver⸗
haltniſſe: Im Allgemeinen. Im Einzelnen. a) Produeirende
Gewerbe im engern Sinne: 1) Verarbeitung von Faſerſtoffen.
Würtembergiſche
Jahr bücher
2) Verarbeitung von Häuten, Fellen ꝛc. 3) Verarbeitung von
4) Verarbeitung von Getreide, Samen, Früchten, Ge⸗
für
2 . 2 2 : Holz. n
vaterlaͤndiſche Geſchichte, Geographie, Statiftik | tränkefabricatlon it. 5) Verarbeitung von Metallen. 6) Ver⸗
und Topographie. arbeitung von erdigen Foſſilien. 7) Gewinnung und Verarbei⸗
Herausgegeben von Bi aan en: b) . und e
een ; 5 c) Handel. Wirthſchaftsgewerbe. Beilage: Verzeichniß der
R dem ſtatiſtiſch⸗ topographiſchen Bureau. Gewerbe in alphabetiſcher Ordnung. 2) Der Viehſtand des
Jahrgang 1839. Zweites Heft. Königreichs Würtemberg nach der am I. Januar 1840 geſchehe⸗
Subſcriptionspreis 1 Fl. 12 Kr. nen Aufnahme. (Mit einer Tabelle.) 3) Ergebniſſe der
Ladenpreis 1 Fl. 45 Kr., oder 1 Thlr. Weinleſe in den Jahren 1839 und 1840. 4) Würtember-
Inhalt:
In Unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
giſche Literatur vom Jahr 1839. 5) Feierlicher Empfang des
A. Chronik. Gang und Stand der Bevölkerung im
Jahr 1839. B. Abhandlungen, Nufſätze und Nach⸗
richten. 1) Gewerbeſtatiſtik des Königreichs Würtem⸗
berg, nach der Aufnahme der Gewerbe vom Jahr 1835 und
Grafen Eberhard des Altern am päpſtlichen Hofe im Jahr 1482.
Stuttgart und Tübingen, im September 1841.
J. G. Cotta'ſcher Verlag.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter ift zu beziehen:
N “4 *
Das Pfennig- Magazin
für Verbreitung gemeinnuͤtziger Kenntniſſe.
1841. September. Nr. 440 — 443.
— Nr. 440. Der magdeburger Dom. William Shak⸗
ſpeare. Das Bilſenkraut. Kandia unter der ägyptiſchen Re⸗
gierung. Veränderung des Holzgewebes durch 441 Stoffe.
Die Olgaslampe. Eiferne Häuſer. — Nr. +» Der At⸗
meidan. Der Ingwer. William Shakſpeare. ae)
Thermometer und Pyrometer. Eine rg Flachsſpinnerei.
Korkbildnerei. Leuchtgas aus Torf. — 442. Berlin.
Thermometer und Pyrometer. 3 China, Schina,
Sina. Noch ein neues Dampfſchiffahrtsſyſtem. Nicolo Ugo
Fostcolo. Der rothe Hund. — Nr. 443. Berlin. (Bes
ſchluß.) Die Mineralquelle zu Selters. Merkwürdiger Ein⸗
druck alter Bildwerke. Der Themſetunnel. Die Radack⸗Inſeln
in Auſtralien.
An Abbildungen ſind in dieſen Nummern
enthalten:
Der magdeburger Dom. — Das Bilſenkraut. — Der
Atmeidan. — Shakſpeare's Denkmal. — Das königliche Schloß
in Berlin. — Das Muſeum in Berlin. — Die Königswache
und das Zeughaus in Berlin. — Das Schauſpielhaus in Ber⸗
lin. — Das Kammergericht in Berlin.
Preis dieſes Jahrgangs von 52 Nummern 2 Thlr.
Der Preis der erften fünf Jahrgänge von 1833—37,
Nr. 1—248 enthaltend, iſt von 9½ Thlr. auf 5 Thir. er
mäßigt. Einzeln koſtet jeder dieſer Jahrgänge 1½ Thlr.;
die Jahrgänge 1838 — 40 koſten jeder 2 Thlr.
Von den früher ſchon im Preiſe herabgeſetzten
Sonntags: Maga in. Drei Bände. 2 Thlr.
National- Magazin. Ein Band. „ Thlr.
Pfennig: Magazin für Kinder. Fuͤnf Baͤnde.
Thlr.
ungen eines Vaters mit ſeinen
indern. Zwei Bändchen, / Thlr.
ſind noch fortwährend Exemplare zu haben.
Leipzig, im October 1841.
F. A. Brockhaus.
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien iſt erſchie⸗
nen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Jahr buͤcher
der Literatur.
. Band.
18 41.
April. 1 Juni.
Pr
I n Halt a
Art, I. Überblick der phyſt heben Wiſſenſchaften in ihrem
Zufammenhange, von Maria Sommerville. Überfegt nach
der zweiten Auflage des Originals. Berlin 1835. — Art. II.
Essai statistique sur les bibliothöques de Vienne, par Adrien
Balli. Vienne 1835. — Art. III. Erdkunde (Geologie), von
Dr. A. Petzholdt. Leipzig 1840. — Art. IV. Über die Geo⸗
graphie Arablens. (Fortſetzung.) — Art. V. Die engliſchen
Univerſitäten. Eine Vorarbelt zur nde ba 1
Von B. A. Huber, Zwei Bände. Kaſſel 18 4
Der Göttinger Dichterbund. Zur Gericht der Kauden, %
teratur, von R. E. Prutz. Leipzig 1841. — Art
I) De fa Democratie en Amérique, par Alewis de ,
Seconde Partie. Paris 1840. 2) Nordamerikaniſche Ey
Zuſtände. Nach eigenen * in den Jahren 1834,
1835 und 1836, von Dr. N. H. Julius. Leipzig 1839.
Der Waldbad, oder: Kup
3) Eve Effingham or Home a vo 2 Vin en bound“;
dy S. Fenimore Cooper. 1839. Deutſche Ge:
ſchichte im Zeitalter der Kefer, ben 20 opold Ranke.
Erſter, zweiter und dritter Band. Berlin 1839 und 1840.
(Fortſetzung.)
Inhalt des Anzeige-Blattes Nr. XCIV. 0
Von dem übelen wibe. Eine poetiſche Er, ung von einem un⸗
genannten Dichter aus der Mitte des 12 e Aus
dem ſogenannten Heldenbuche in der k. k. Ambraſer Samm⸗
lung zum erſten Male mitgetheilt von a Bergm ann.
Im Verlage der Schulze'ſchen Buchhandlung in Olden⸗
8 iſt ſoeben erſchienen und durch alle Buchen zu
eziehen:
Prießnitz und Grü äfenberg.
Aus meinem Tagebuche zur Unterhaltung und Beleh⸗
rung aller Derer, welche auf dem Grafenberg geweſen
ſind, oder Solcher, die ſich einer Waſſercur dort oder
anderswo unterziehen wollen.
Nebſt einem Anhang, der die Behandlung einiger Krank⸗
heiten ne mehrer der juͤngſt dort vorgekommenen Krank⸗
heitsfaͤlle enthaͤlt.
on Theodor von Robbe.
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Allen Freunden des kalten Waſſers und Denen, bie ſich
damit vertraut machen wollen, darf dieſe ar Schrift
beſtens empfohlen werden.
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und durch jede ſolide Buchhandlung zu haben:
Die verhängnißvolle e J Auf
mit Geſang in 3 Aufzuͤgen von J. t
einem allegoriſch ausgemalten Bilde. den e % ao
Eulenſpiegel, oder Schabernack über Scha⸗
bernack. Poſſe mit Geſang in 4 Acten von 1770 N,
troy. Mit einem allegoriſch ausgemalten B de.
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aan Auen ren mit Gefang in 2 Acten
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iſt glücklich? Zauberpoſſe mit in 3 Ab⸗
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eingerichtet von C. A. West. Gr. 8. Geh. N 7 * ö
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Cornelia.
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Volksdichters Schubart
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E Diefe Geſammt⸗Ausgabe enthält auch all' das viele Wichtige, was Schubart in der fo berühmten Vater⸗
lands⸗Ehronik geſchrieben, dieſem Schatze für jeden Deutſchen.
ö „Immer habe ich mein Vaterland herzlich und bieder geliebt, hab’ ‚oft für meine lieben Deutschen auf dem Ziegelboden meines
engen Kerkers gelegen, gebetet und geweint, dass ich mich nicht mehr anschliessen durfte an die edle Männerschaar, um mit
ihr gemeinschaftlich für die Ehre des Ganzen arbeiten zu können
Aber der ernste Arm des Schicksals winkt; und wie ganz
"anders ist nun Alles! Wer kann lachen, wo er weinen möchte; heiter sein, wo der Gram jede Miene verdüstert; aufjauchzen in
7
hochgefärbten Tönen, wo die Stimme im klagenden weichen F erstirbt!
Nur die Gebirghöhe der Freiheit weitert die Seele, und der Knechtschaft Geklüft verengt sie.‘
Veste Hohen-Asperg, im. März 1786.
Wenn in der Literatur vorzugsweiſe ſolche Geiſter Ruhm und Ehre genießen, die in Ruhe und
armoniſche Ganze die Mit: und Nachwelt erfreuen,
der Außenwelt eine Idee verfolgend, kein Martyrerthum
was ſie einmal für recht und gut erkannt, um den Fortſchritt und die Aufklärun
erdienſt erwarben. Fehlt es ihren Werken auch an Vollendung und Durchbildung, ſo haben he dafür den
ild einer ganzen 905
uemlichkeiten Werke vollendeten, welche als fhöne h
er 9 6 Auszeichnung, die, im Kampfe mit
urchtloſes . en Deſſen,
mberechenbares
mmittelbar in die Wirklichkeit einzugreifen, und fie geben uns daher ein treues
prüchen und 78 Ein ſolcher Mann, Held und Märtyrer war der patriotiſche D
. Zu einer Zeit, wo in Deutſchland noch in vielen Beziehungen große Finſterniß herrſchte, wagte er es, freie Worte
und wurde durch dichteriſche und proſaiſche Werke einer der Hauptoorläufer jener großartigen Umwälzung, welche der
liel Schubar
uszuſprechen,
ieueften Zeitepoche als Anfangspunkt diente. g g
Sortfchritt; in einem feuchten Loche ſchmachtete fein feuri
ergonnt, den Beginn jenes großen Exeigniſſes ei
ſchen ch
HE Freiheit und haben einen patriot
l
eſchrieben, rollt uns ein in hohem Grade intereſſantes, pſychologiſ⸗
Jeiſtes auf. Seine Chronik enthält eine Menge wahrer und tiefer Bemerkungen,
Schubart.
im Beſitze aller äußern Be⸗
ſo verdienen ſolche nicht min⸗
ſſrer und durch
i
rer Zeit 15 ein
erth,
tepoche mit allen ihren Wider⸗
ichter Chriſtian Friedrich Da⸗
Zehnjährige harte Gefangenſchaft war der Lohn für feine Verdienſte um Freiheit und
begrüßen,
zeit die Journgliſtik in Deutſchland noch ſtand. Schubart iſt eine durchaus originelle,
ichkeit; ſeine Schriften werden ſtets mit Intereſſe von allen Gebildeten geleſen werden.
Die Fürſtengruft. Von Schubart.
Da liegen fie, die ſtolzen Fürſtentrümmer,
Ehmals die Götzen ihrer Welt!
da liegen ſie, vom fuͤrchterlichen Schimmer
Des blaſſen Tags erhellt!
die alten Sarge leuchten in der dunkeln
Verweſungsgruft, wie faules Holz;
Wie matt die großen Silberſchilde funkeln,
Der Fuͤrſten letzter Stolz!
Entſetzen packt den Wandrer hier am Haare,
Geußt Schauer uͤber ſeine Haut,
Wo Eitelkeit, gelehnt an eine Bahre,
Aus hohlen Augen ſchaut. 5
Wie fuͤrchterlich iſt hier des Nachhalls Stimme,
Ein Zehentritt ſtoͤrt feine Ruh’!
Rein Wetter Gottes ſpricht mit lauterm Grimme:
O Menſch, wie klein biſt du!
Denn ach! hier liegt der edle Fuͤrſt, der gute,
Zum Voͤlkerſegen einſt geſandt,
Wie der, den Gott zur Nationenruthe
Im Zorn zuſammenband.
un ihren Urnen weinen Marmorgeiſter,
Doch kalte Thraͤnen nur, von Stein,
Und lachend grub vielleicht ein welſcher Meiſter
Sie einſt dem Marmor ein. a
Da liegen Schaͤdel mit verloſch'nen Blicken,
Die ehmals hoch herabgedroht,
Der Menſchheit Schrecken! denn an ihrem Nicken
Hing Leben oder Tod.
Nun iſt die Hand herabgefault zum Knochen,
Die oft mit kaltem Federzug
Den Weiſen, der am Thron zu laut geſprochen,
In harte Feſſeln ſchlug.
Zum Todtenbein iſt nun die Bruſt geworden,
Einſt eingehuͤllt in Goldgewand,
Daran ein Stern und ein entweihter Orden
Wie zween Kometen ſtand.
Sprecht Höflinge, mit Ehrfurcht auf der Lippe,
Nun Schmeichelei'n in's taube Ohr!
Beraͤuchert das durchlauchtige Gerippe
Mit Weihrauch wie zuvor!
Sie liegen nun, den eiſern' Schlaf zu ſchlafen,
Die Menſchengeißeln, unbetraurt,
Im Felſengrab veraͤchtlicher als Sklaven,
In Kerker eingemaurt.
[Sie, die im ehr'nen Buſen niemals fühlten
Die Schrecken der Religion,
Und gottgeſchaffne, beſſre Menſchen hielten
Fuͤr Vieh, beſtimmt zur Frohn;
Die das Gewiſſen, jenen maͤcht'gen Kläger,
Der alle Schulden niederſchreibt,
Durch Trommelſchlag, durch welſche Trillerſchlaͤger
Und Jagdlaͤrm uͤbertaͤubt;
Die Hunde nur und Pferd' und fremde Dirnen
Mit Gnade lohnten, und Genie
Und Weisheit darben ließen; denn das Zuͤrnen
Der Geiſter ſchreckte ſie.
Die liegen nun in dieſer Schauergrotte,
Mit Staub und Wuͤrmern zugedeckt,
So ſtumm! ſo ruhmlos! noch von keinem Gotte
Ins Leben aufgeſchreckt.
Weckt fie nur nicht mit eurem bangen Achzen,
Ihr Scharen, die ſie arm gemacht,
Verſcheucht die Raben, daß von ihrem Kraͤchzen
Kein Wuͤthrich hier erwacht!
er Geiſt, bis der Zorn ſeines Fürſten nachließ. Dann war es ihm noch
das vom Jahre 1789 an die Welt umgeſtaltete.
mung, wie wir ihn bei keinem andern Dichter finden; fein Leben, von ihm felbft
wichtiges Gemälde eines feurigen, für die Freiheit geſchaffenen
die um ſo werthvoller ſind, je niedriger zu ſeiner
kräftige, tief in ihrer
Seine Dichtungen
eit wurzelnde Perſön⸗
Hier klatſche nicht des armen Landmanns Peitſche,
Die Nachts das Wild vom Acker ſcheucht,
An dieſem Gitter weile nicht der Deutſche,
Der ſiech voruͤberkeucht!
Hier heule nicht der bleiche Waiſenknabe,
Dem ein Tyrann den Vater nahm;
Nie fluche hier der Kruͤppel an dem Stabe,
Von fremdem Solde lahm.
Damit die Quaͤler nicht zu fruͤh erwachen,
Seid menſchlicher, erweckt ſie nicht.
Ha! fruͤh genug wird uͤber ihnen krachen
Der Donner am Gericht.
Wo Todesengel nach Tyrannen greifen,
Wenn ſie im Grimm der Richter weckt,
Und ihre Graͤu'l zu einem Berge haͤufen,
Der flammend ſie bedeckt.
Ihr aber, beffre Fuͤrſten, ſchlummert füße
Im Nachtgewoͤlbe dieſer Gruft!
Schon wandelt euer Geiſt im Paradieſe,
Gehuͤllt in Bluͤtenduft.
Jauchzt nur entgegen jenem großen Tage,
Der aller Fuͤrſten Thaten wiegt,
Wie Sternenklang tönt euch des Richters Wage,
Drauf eure Tugend liegt.
Ach, unterm Liſpel eurer frohen Brüder —
Ihr habt ſie ſatt und froh gemacht —
Wird eure volle Schale ſinken nieder,
Wenn ihr zum Lohn erwacht.
Wie wirds euch ſein, wenn ihr vom Sonnenthrone
Des Richters Stimme wandeln hört:
„Ihr Brüder, nehmt auf ewig hin die Krone,
Ihr ſeid zu herrſchen werth!“
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de la litterature francaise.
Journal des gens du monde.
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15 Janvier 1847 par cahiers dau moins 2 à 3 feuilles
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A. C. T. — Voyage en Perse, par E. Flandis. —
La chasse de Phivernage à la Martinique, par Ed.
Auger. — Physiologie de homme marié, par
P. de Kock. — Les Supplices en France, par
P. Millaud. — Beaux arts: L’eglise de la Ma-
delaine. — Revue litteraire: Theodicée de Platon
et Aristote, par M. Simon, par X. Durieu. —
Tribunauæ: Un agent desinteresse.
Sommaire du No. 18. Un chapitre des memoires de
Madame Lafarge. — L’ouverture de la chasse, par
A. Second. — Mon debut dramatique, par
€. Bonjour. — Le mont Saint - Michel, par
Th. Muret. — Tableau de Moeurs: Mon
opinion sur la profession de tailleur, par L. Huart.
Le Gargantua de la presse, par Ch. Desmares. —
Les sergents. — Tribunaux: Une recette pour
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lybäus; 6. St., Prof. Schultz. Pſychologie und Einleitung
in die Phil., 2 St., Prof. Chalybäus. Hegel's Rechts⸗
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4 St., Prof. Scherk. Analyſis d. Unendlichen, 2 St., Derf.
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3) Naturwiſſenſchaften. Anthropologie, 5 St.,
Prof. Behn. Anatomie der Wirbelthiere, 1 St., Derf.
Medicinalpflanzen, 4 St., Prof. Nolte. Kryptogamen,
2 St., Derſ. Pflanzendemonſtrationen, 2 St., Derſ. Botan.
Privatiſſima, Derſ. Kryſtallographie, 4 St., Dr. Süerſen.
Dryktognoſie, 2 St., Derſ. Mineral. Repetitorien, Dr.
Tielle und Dr. Süerſen. Phyſik, 3 St., Dr. Wil da.
Imponderabilien, 3 St., Dr. Tielle. Experimentalchemie,
4 St., Derſ. Analytiſche Chemie, 6 St., Derſ. Phyſ. und
chem. Repetitorien, Derſ. und Dr. Süerſen.
4) Literatur und Sprachen.
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Erklärung der moſaiſchen Geſetzgebung im Pentateuch, 4 St.,
Derf. Kleine Propheten, 2 St., Prof. Mau. Hiob, 4 St.,
Dr. Baumgarten. Hebräiſche Grammatik, 3 St., Prof.
Olshauſen.
b. claſſiſche. Archäologie, erſter Theil, 4 St., Dr.
Jahn. Griech. Tempel, Statuen ꝛc., 3 St., Prof. Forch⸗
hammer. Mythos des Hercules, 1 St., Dr. Jahn. So⸗
phokles' Odipus v. Kol., 3 St., Prof. Nitzſch. Demoſthenes'
Rede von der Krone, 4 St., Prof. Forchhammer. Plu⸗
tarch's Pompejus, 2 St., Prof. Schultz. Geſch. der Lit. der
Römer, 4 St., Prof. Nitzſch. Röm. Privatalterthümer,
2 St., Dr. Oſenbrüggen. Plautus Trinummus, 2 St.,
Prof. Nitzſch. Juvenal, 2 St., Dr. Jahn. Privatiſſ. Derſ.
c. neuere europäiſche. Geſch. der deutſchen Literatur,
2 St., Prof. Ratjen. Däniſch, 2 St., Prof. Flor. Dä⸗
niſch Schreiben und Sprechen, 2 St., Derſ. Schwediſch,
2 St., Derſ. Privatiſſ. im Däniſchen, Schwediſchen und
Isländiſchen, Derſ. Lamennais, Lector v. Buchwald.
Privatiſſ. im Franzöſiſchen, Derſ. Engliſch Schreiben und
Leſen, 2 St., Lector Lubbren.
5) Geſchichtl. Wiſſenſchaften. Alte Geographie,
4 St., Prof. Droyſen. Topographie von Rom, 1 St.,
Prof, Forchhammer. Alte Geſchichte Aſiens, 2 St., Prof.
Olshauſen. Geſch. Iſraels, 2 St., Dr. Baumgarten.
Röm. Kaiſergeſch., 2 St., Dr. Clement. Neueſte Geſch.,
5 St., Prof. Droyſen. Deutſche Culturgeſch., 2 St., Derf.
Schlesw.⸗holſt. Geſch., 5 St., Prof. Michelſenz 3 St.,
„ Dithmarſiſche Geſch., 2 St., Prof. Mi⸗
elſen.
6) Staats wiſſenſchaften. Nationalökonomie, 4 St.,
Prof. Hanſſen. Technologie, 4 St., Dr. Wild a. Schlesw.⸗
3 St., Prof. Paulſen.
Dr. Oſenbrüggen.
holſt. Statiſtik, 5 St., Prof. Hanſſen.
1 St., Derſ. Privatiſſ., Dr, Wilda.
II. Facultätswiſſenſchaften.
1) Theologie. Eneyklopädie, 3 St., Prof. Pelt.
Synopſis, 4 St., Prof. Dorner. Bergpredigt, 2 St., Derſ.
Brief an die Römer, 4 St., Prof. Mau. Briefe an die Ro:
mer und Galater, 5 St., Dr. Kloſe. Dogmatik, zweiter
Theil, 5 St., Prof. Dorner. Dogmenggeſch., 4 St., Prof.
Pelt. Geſch. der chriſtl. Theologie, 3 Sk., Derſ. Sym⸗
boliſche Theologie, 5 St., Prof. Mau. Kirchengeſch. bis auf
Karl d. Gr., 5 St., Prof. Thomſen; bis auf Gregor VII.,
5 St., Dr. Kloſe. Reformationsgeſch., 2 St., Derſ. Mif:
ſionsgeſch., 2 St., Prof. Thomſen. Geſch. der nicht teſt.
Religionen, 5 St., Derſ. Homiletik, 4 St., Prof. Lüde⸗
mann. Katechet. Übungen, 2 St., Derſ. Bibl.⸗theol. übun⸗
gen, 2 St., Prof. Pelt. Bibliſche übungen, Dr. Baum:
garten. f
2) Jurisprudenz.
Daͤniſche Statiſtik,
Eneyklopaͤdie und Methodologie,
Geſch. d. röm. Rechts, 6 St., Dr.
Außere Geſch. des röm. Rechts, 3 St,
Inſtitutionen u. Rechtsgeſch., 8 St.,
Prof. Kierulff. Juſtinian's Inſtitutionen, 2 St., Dr.
Oſenbrüggen. Pandecten, 16 St., Prof. Burchardi.
Tit. de regulis juris, 2 St., Prof. Kierulff. Deutſches
Erbrecht u. Gütergemeinſchaft, 2 St., Prof. Tönſen. Han⸗
dels⸗, Wechſel- und Seerecht, 3 St., Derſ. Eherecht, 1 St.,
Prof. Falck. Kirchenrecht, 4 St., Prof. Herrmann. Völker:
recht, 2 St., Prof. Michelſen. Criminalrecht, 7 St., Prof.
Herrmann. Neueſte Geſetzgebung über d. Criminalproc.,
2 St., Derſ. Geſch. d. Criminalrechts, 3 St., Dr. Schmid.
Schlesw.⸗0holſt. Rechtsgeſchichte und öffentliches Recht, 5 St.,
Prof. Falck. Schlesw.⸗ holſt. Privatrecht, 4 St., Prof.
Tönſen. Däniſches Recht, 2 St., Prof. Paulſen. Gem.
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Schmid. Von den Rechtsmitteln, 2 St., Derſ. Schlesw.⸗
holſt.⸗lauenb. Proceß., 4 St., Prof. Paulſen. Privatiſſima,
Dr. Schmid.
3) Mebdicin. Anatomie, 6 St., Prof. Behn. Anatom.
übungen, J2 St., Derſ. Patholog. Anatomie, 5 St., Dr.
Valentiner. Von Brüchen und Luxationen, 2 St., Dr.
Kirchner. Noſologie u. Therapie, 5 St., Prof. Meyn.
Semiotik, 3 St., Prof. Ritter. Kinderkrankheiten, 2 St.,
Derſ. Diätetik, 3 St., Derſ. Klinik, Prof. Meyn. Re⸗
ceptirkunſt, 1 St., Derſ. Mäeutik, 6 St., Prof. Michaelis.
Touchirkunſt, 1 St., Derſ. Mäeutiſche Klinik, Derſ. Phar⸗
macologie, 6 St., Dr. Kirchner. Pharmaceutiſche Chemie,
5 St., Derſ. Privatiſſima, Derſ.
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1841. September. Nr. 244— 278.
Inhalt:
Nr. 244. Südöſtlicher Bilderſaal. Herausgegeben vom
Verfaſſer der „Briefe eines Verſtorbenen“. (Nr. 2441 — 218.) —
Romanenliteratur. — Nr. 245. Gedichte von C. F. L.
in Magdeburg. — Aus Italien. — Nr. 246. Victor
Hugo. — Nr. 247. 1. Blüten der griechiſchen Dichtkunſt
in deutſcher Nachbildung. Mit einem geſchichtlichen Überblicke
und den nöthigen Erläuterungen begleitet von A. Baumſtark.
Erſtes bis fünftzs Bändchen. 2. Claſſiſche Blumenleſe. Eine
Auswahl von f Oden, Liedern, Elegien, Idyllen,
Gnomen und Epigrammen der Griechen und Römer, nach
den beſten Verdeutſchungen, theilweiſe neu bearbeitet. Mit Er⸗
klärungen für alle gebildeten Leſer herausgegeben von Ed. Moerike.
Erſtes Bändchen. — Nr. 248. Medaillen auf berühmte und
ausgezeichnete Männer des Kaiſerthums Oſtreich vom 16. bis
zum 19. Jahrhundert. In treuen Abbildungen mit biogra⸗
phiſch⸗ hiſtoriſchen Notizen von J. Bergmann. Erſtes Heft. —
Zur ruſſiſchen Literatur. — Nr. 249. Was ich erlebte.
Aus der Erinnerung niedergeſchrieben von H. Steffens. Erſter
und zweiter Band. Zweiter Artikel. (Nr. 219 — 251.) — Das
Buch deutſcher Parodien und Traveſtien. Herausgegeben von
3. Funck. Erſter Cyklus. — Nr. 250. Life of Petrarch.
By Th. Campbell. — Nr. 251. Alfred von A. v. Stern⸗
berg. — Beilage Nr. 4. Leibnitzs Deutſche Schriften.
Herausgegeben von G. E. Guhrauer. Zweiter Band. — Das
delphiſche Orakel in ſeinem politiſchen, religiöſen und ſittlichen
Einfluß auf die alte Welt, dargeſtellt von W. Götte. — Ernſte
Novellen und Skizzen. Sehnſuchtsklänge nach der Heimat.
Von J. N. Nürnberger. — Geſchichte von Rügen und Pom⸗
mern. Verfaßt durch F. W. Barthold. Zweiter Theil. —
Nr. 252. Das Studium der altromantiſchen Poeſte in Frank⸗
reich. (Nr. 252 — 251.) — Zur ſlawiſchen Literatur. Mr. 253.
Thereſens Briefe aus dem Süden. Herausgegeben von einem
Freunde der Verfaſſerin. — Camillo Porzio. — Nr. 254.
Joan of Arc, the Maid of Orleans. By Th. J. Serle, author
of „Merchant of London“ etc, - Nr. 255. Geſchichte des
polniſchen Aufſtandes und Krieges in den Jahren 1830 und
1831. Nach authentiſchen Quellen dargeſtellt von F. v. Smitt.
Erſter und zweiter Theil. (Nr. 255 — 258.) — Nr. 256. Ro:
manenliteratur. — Nr. 257. Die polniſch⸗mnemoniſche
Lehrmethode in Paris. — Nr. 258. Strauß und deſſen
„Chriſtliche Glaubenslehre“ von einem Altengländer beurtheilt. —
Zur polniſchen Literatur. — Nr. 259. Reiſeliteratur.
(Nr. 259 — 263.) — Aus Italien. — Nr. 260. Weber und
Berlioz. — Nr. 261. Literariſche Notizen aus Dänemark.
Nr. 262. Guido von Arezzo. Sein Leben und Wirken.
Aus Veranlaſſung und mit beſonderer Rückſicht auf eine Diſſer⸗
tation: „Sopra la vita, le opere ed il sapere di Guido
d' Arezzo“, von Luigi Angeloni. Nebſt einem Anhange über
die dem heiligen Bernhard zugeſchriebenen muſikaliſchen Tractate.
Von R. G. Kieſewetter. — Nr. 263. Wittenberg und
Rom. Hiſtoriſch⸗ romantiſches Gemälde aus der Reformations⸗
geſchichte von H. E. R. Belani. — Nr. 264. Hinter⸗
laſſene Schriften von Ph. O. Runge, Maler. Herausgegeben
von beffen älteſtem Bruder. (Nr. 264, 205.) — Blüten ſpaniſcher
Poeſie. Metriſch übertragen von F. W. Hoffmann. — Ein Urtheil
über die Neugriechen. — Nr. 265, Geſchichte des dreißig⸗
jährigen Krieges aus Urkunden und andern Quellenſchriften
* von J. W. D. Richter. Erſter Band. (Nr. 265, 266.) —
r. 266. Öftreih im Jahre 1840. Von einem öſtreichiſchen
Staatsmann. Von Johann Sporſchil. (Nr. 200 — 268.) —
Zur Geſchichte der Dampfſchiffahrt. Nr. 867. Zu Wal
Scott's „Guy Mannering“. = Nr. 268. zur Gesche
Friedrich's II. = Nr. 869. Deutſche Dichtungen des Jahres
1840. Zweiter Artikel. (Nr. 269—278.) — Zur polniſchen Litera⸗
tur. — Nr. 270. Des Lebens Heiland. Ein Roman von
L. Mühlbach. — Nr. 271. Lebensgeſchichte des Baron
Ben 2 mu Bene me ne ihn ſelbſt.
r. 21, 272.) — zen, cellen bli
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Leipzig, im October 1841,
F. A. Brockhaus.
Erschienen und versandt ist:
Journal für praktische Chemie. Herausgegeben
von O. L. Erdmann und R. F. Marchand.
Band XXIV. Heſt 2. 1841. Nr. 18. Gr. 8.
Geh. (Preis des Jahrgangs von 3 Bänden
oder 24 Heften 8 Thlr.)
Inhalt: Untersuchungen über die wahre Zusammen-
setzung der atmosphärischen Luft; von Dumas und Boussin-
gault. Nachschrift der Redaction. — Neue Thatsachen in
Bezug auf die chemische Wirkung des Lichts. — Beiträge
zur Galvanoplastik; von C. A. Gerlach. — Bemerkungen
über das Leuchtgas; von Dr. Penot. — Über das Dörren
des Holzes; von v. Bulascheff, — Über bleichende Salze;
von Detmer. — Notiz über ein natürliches Eisensubsulphat
aus Chili; von J. Prideaus. — Literatur. ? K
Joh. Ambr. Barth in Leipzig.
In unſerm Verlage iſt erſchienen und bereits an alle Buch⸗
handlungen verſandt:
Das
Schloß Loepeſtein
im Jahre 1570.
Geſchichtliche Erzählung
aus dem achtzigjährigen Kriege
von
J. van den Gage.
Aus dem Hollaͤndiſchen
3. D. von Bite,.
Wohlfeile Ausgabe. Gr. 8. Auf weißes
Maſchinenpapier. 3 Bande.
3 Thlr.
Lemgo, im September 1841,
Meyer ſche Hofbuchhandlung.
Durch alle Buchhandlungen iſt zu erhalten:
Bericht vom Jahre 1841 an die Mitglieder der Deutſchen
Geſellſchaft zur Erforſchung vaterlaͤndiſcher Sprache und
Alterthuͤmer in Leipzig. Herausgegeben von dem Ge⸗
fhäftsführer der Geſellſchaft Karl Muguft Efpe,
Gr. 8. Geh. % Thlr.
Die Berichte von 1835 — 40 haben denſelben Preis.
Leipzig, im October 1841. N
F. A. Brockhaus.
Bei J. B. Wallis bauſſer in Wien iſt erſchienen
und durch jede Buchhandlung zu haben:
Todtenkränze.
Canzone
22 von
J. C. Baron von Zedlitz.
Der zweiten Original⸗Auflage zweiter Abdruck, mit 34
Holztypen und zwei Holzſchnitten verziert. Gr. 8. Geh.
Starkes Velinpapier. 1% Thlr.
Der kritiſch anerkannte claſſiſche Werth dieſer ſchönen Dich⸗
tung beſtimmte die Verlagshandlung zu der ſeltenen typogra⸗
phiſchen Ausſtattung.
Neue Erzählungen und
Novellen
von .
Johann U. Vogl.
8. Geh. Velinpapier. 1% Thlr.
—— ——
In der Schnuphaſe'ſchen Buchhandlung in Altenburg
iſt erſchienen:
A. (weiland Director des
Matthiä,
Gymnasiums zu Altenburg), Vermiſchte
und deutſcher
Schriften in lateiniſcher
Sprache. Zweite wohlfeilere Ausgabe. Broſch.
½ Thlr. 90
——
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien
ift ſoeben erſchienen, und daſelbſt, ſowie in allen Buchhandlungen
Deutſchlands zu haben:
G ei ſt
erſten phyſiſchen Erziehung
gebildete Mütter.
Zeitgemaͤße Darſtellung
U
on
Dr. Arnold Löwe.
Wien 1841.
Gr. 12. In Umſchlag broſch. Preis 1 Thlr. Saͤchſ.
Schon der Titel dieſes Werkchens bezeichnet mit deutlichen
Worten den Zweck und Inhalt deſſelben. Es gibt einen er⸗
ſchöpfenden Auszug des Wiſſenswürdigſten über die erſte körper⸗
liche Erziehung. In dem geringen Raume von wenigen Bogen
iſt dieſe hochwichtige, heilige Angelegenheit der Menſchheit, mit
lichtvoller Gründlichkeit, ordnender Überficht, pikantem Vortrage
und mit ſolcher Vollſtändigkeit zuſammengedrängt, daß nicht nur
die erſte phyſiſche Erziehung nach der Geburt (Säuglingsalter
und erſte Periode der Kindheit), ſondern auch die phyſiſche Er⸗
ziehung vor der Geburt mit gleichmäßigem Intereſſe beſpro⸗
chen wird. N
Der Beleg dafür iſt die reichhaltige Behandlung des diä⸗
tetiſchen Verhaltens während der Schwangerſchaft, und die zum
erſten Male in ſolcher Weiſe erörterten phyſiſchen Rüuͤckſichten
bei der ehelichen Wahl. !
Die Darſtellung hält die richtige Mitte zwiſchen der ge⸗
wöhnlichen Breite populairer Schriften und dem ſtrengen Tone
der Wiſſenſchaft, und iſt dem beſekreiſe, für den das Werkchen
beſtimmt iſt, nämlich Müttern der gebildeten Stände, ganz
vorzüglich angemeſſen.
Standpunkt und Vorzug
ähnlichen Inhalts ausgeſprochen. Der Verfaſſer, von der Ver⸗
lagshandlung zur Abfaſſung derſelben aufgefodert, unterzog ſich
ſeiner Aufgabe mit demſelben Eifer, mit derſelben Vorliebe, mit
welchen er ſich in jahrelanger ärztlicher Wirkſamkeit der Kinder⸗
welt zugewendet bat,
thum des abgehandelten Materials und die intereſſante ſtyliſtiſche
Bewältigung eines ſehr ernſten Stoffes beachtenswerthe Schrift
dem weiblichen Geſchlechte auf das dringendſte anempfohlen fein.
Hiermit iſt auch der unterſcheidende
dieſer Schrift von vielen Büchern
Somit möge denn dieſe durch den Reich⸗
—— 2 S‚ à1—— BETT Naar Lacke wen
Bei J. Hölſcher in Koblenz iſt erſchienen:
Die Moſel und ihre naͤchſten Umgebungen von Metz bis
Koblenz. Mit 1 Karte. Gr. 8. Geh. 1 Thlr.
Daſſelbe mit 32 Kupfern und Karte. Geh. 5% Thlr.
Panorama der Moſel von Igel bis Koblenz. In
Etui 1½ Thlr.
Sammlung auserleſener Ornamente, zum Gebrauch für
Silberarbeiter ꝛc. Erſtes und zweites Heft, jedes in
8 Blättern, % Thlr. .
Back (Pfarrer), Das Kloſter Ravengirsburg und feine
Umgebungen. Ein Beitrag zur Geſchichte des Hunds⸗
rüͤckens. Erſter Band. Subſcriptionspreis 1 Thle.
Beaumont, Marie La Prince, Magazin für
Kinder. In vier Bändchen. Erſtes Bändchen. “ Thlr.
Müller (Prof.), Handbuch der Phyſiologie. Vierte
Auflage. Erſten Bandes erſte Abtheilung. 1¼ Thlr.
Um die vielen Nachfragen zu befriedigen, wird dieſer erſte
Band in drei Abtheilungen verſandt, wovon die zweite binnen
vier Monaten erſcheinen wird.
Wirtgen, Ph., Flora des Regierungsbezirks Koblenz.
12. ½ Thlr.
—— — EEE
Bei Th. Fiſcher in Kaſſel iſt erſchienen und in allen
Buchhandlungen zu haben: .
Betrachtungen über den Offizier in Theorie
und Praxis, von einem Deutschen. Gr. 8. Geh.
5 Thlr.
Falckenheiner, Dr., Geſchichte heſſiſcher Staͤdte und
Stifter. Iſter Bd. Gr. 8. Geh. 1½ Thlr.
Fenner v. Fenneberg, Belletriſtiſche Schriften.
3 Hefte. 16. / Thlr.
N ˙ —xn xv K—
Bei Prätorius & Seyde in Leer erſchien ſoeben:
Archiv für Frieſiſch-Weſtfaͤliſche Geſchichte und
Alterthumskunde. Herausgegeben von J. H. D.
Moͤhlmann. 1. Band. 1. Heft. Gr. 8.
(6°, Bogen.) Geh. Preis ¼8 Thlr.
Soeben erſcheint in meinem Verlage und iſt durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
Gervais (Eduard), Politiſche Gedichte
Deutſchlands unter der Regierung der Kaiſer
Heinrich V. und Lothar III. Erster Theil;
Kaiſer Heinrich V. Gr. 8. 2 Thlr.
Leipzig, im October 1841.
F. A. Vrockhaus.
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien
ift ſoeben erfchienen, und daſelbſt, ſowie in allen Buchhandlungen
Deutſchlands zu haben:
Der oͤſtreichiſche
Geschichtskorscher.
Herausgegeben
von
Joſeph Ehmel,
reg. Chorherr des Stiftes St.⸗Florian, k. k. Rath und erſter Ar:
chivar des k. k. geheimen Haus⸗, Hof- und Staats- Archivs zu
Wien, Ehrenmitglied der hiſtoriſchen Vereine zu Bamberg und
Würzburg, auswaͤrt. Mitglied der k. böhm. Geſellſchaft der Wiſſen⸗
ſchaften zu Prag, correſp. Mitglied des Vereins fuͤr Geſchichte der
Mark Brandenburg zu Berlin.
Zweiter Band.
Erſtes und zweites Heft.
Gr. 8. Wien 1841. In Umſchlag broſchirt.
Preis des erſten Heftes: 1s Thlr. Saͤchſ.
zweiten = % = =
Nach längerer Unterbrechung wird dieſe Sammlung von
verſchiedenen „Aufſätzen und Mittheilungen zur öſt⸗
reichiſchen Geſchichte“ fortgeſetzt, in der Hoffnung, ſowol
ron Seite des Publicums als von den im großen Kaiſerſtaate
und in Deutſchland zerſtreut lebenden Forſchern ‚thätige unter⸗
ſtützung zu finden.
Der Herausgeber bezweckt insbeſondere durch das Notizen⸗
blatt die Bekanntmachung jener Werke, die für öftreichifche
Geſchichtsfreunde und Geſchichtsforſcher von Intereſſe fein dürf-
ten, und auch die Angabe von Geſchichtsquellen, die in den Ar⸗
chiven und Bibliotheken des In- und Auslandes noch zerſtreut
und bisher unbenutzt ſind. g
Bei Joh. Ambr. Barth in Leipzig iſt erſchienen:
System
der
niedern und hoͤhern Algebra
zum Gebrauch
fuͤr hoͤhere polytechniſche Lehranſtalten
von .
Dr. N. FJ. E. Find.
. Gr. 8. 2 Thlr.
Dieſes Lehrbuch, was in ſeinen vier Büchern die Buch⸗
ſtabenrechnung, die allgemeine Auflöſung der Gleichungen der bei⸗
den erſten Grade, eine elementare Theorie der Zahlen und die
Auflöfung der numeriſchen Gleichungen höherer Grade enthält,
gehört unſtreitig zu den ausgezeichnetſten Leiſtungen dieſes Faches
und darf ich daher dem mathematiſchen Publicum daſſelbe auf
das nachdrücklichſte empfehlen. Einführung in Anſtalten werde
ich bei Abnahme von Partien durch beſondere Vortheile erleichtern.
Durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes iſt von mir zu beziehen:
Der afrikanische Sklavenhandel
und ſeine Abhülfe.
Von
Thomas Fowell Buaton.
Aus dem Engliſchen uͤberſetzt von
G. Julius.
Mit einer
Vorrede:
Die Nigerexpedition und ihre Beſtimmung
von Karl Ritter.
llou eiue Matte.
Gr. 8. Geh.
Die Überſetzung dieſer wichtigen und intereſſanten Schrift iſt
1% Thlr. \
auf Koſten der
Geſell ſchaft für die Musrottung des Sklavenhandels und die Civiliſation Afrikas ge⸗
druckt, und um durch große Verbreitung derſelben die edeln Zwecke dieſer Geſellſchaft
zu fördern, der Preis fo billig Kief. wieter Von beſonderer Bedeutung i
rof. Ritter.
ausführliche Vorrede des Herrn
Leipzig, im October 1841.
die
F. A. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
*
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXIX.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für literas
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
0 oder deren Raum 2½ Ngr.
Neuigkeiten und Fortsetzungen,
verſendet von
F. A. Brockhaus in Leipzig.
1841. Juli, August und September.
(Nr. 1 dieſes Berichts, die Verſendungen vom Januar, Februar
und März enthaltend, findet ſich in Nr. XIII des Literariſchen
Anzeigers; Nr. II, die Verſendungen vom April, Mai und Juni,
in Nr. XIX deſſelben.)
31, Bericht vom Jahre 1841 an die Mitglieder
der Deutſchen Geſellſchaft zur Erforſchung vaterlän⸗
diſcher Sprache und Alterthümer in Leipzig. Herausgegeben
von dem Geſchäftsführer der Geſellſchaft Ka rl Aug u ſt
E ſp e. Gr. 8. Geh. 2 Thlr.
Die Berichte von 1835 — 40 haben denſelben Preis.
32. Musgewählte Bibliothek der Claſſiker des Mus:
landes. Mit biographiſch⸗literariſchen Einleftungen. Erſter
bis ſiebenter Band. Gr. 12. Geh. 2% Thlr.
I. II. Bremer (Frederike), Skizzen aus dem Alltagsleben.
Aus dem Schwediſchen. Die Nachbarn. Meit einer Vokrede der
Verfaſſerin. Zweite verbeſſerte Auflage. Zwei Theile. / Thlr. —
Il. Gomes (Joao Baptiſta), Fates de Eaftro, Trauerſpiel in
fünf Zurgügen. ach der ſiebenten verbeſſerten Auflage der portugie⸗
lie leſchrift überfegt von Alerander Wittich. Mit geſchicht⸗
icher Einleitung und einer vergleichenden Kritik der verſchiedenen Ig⸗
nez⸗Tragödien. % Thlr. — IV. Dante Wligbieri, Das
neue Leben. Aus dem Italieniſchen uͤberſetzt und erläutert von
Karl Förſter. % Thlr. — V. Bremer (Frederike), Skizzen
aus dem Lelltagsleben, Aus dem Schwediſchen Die Töchter
E eee Erzählung einer Gouvernante. Zweite ver⸗
befferte 1 ½ Thlr. — VI. VII. Bremer (Frederike), Skizzen
aus dem tagsleben. Aus dem Schwediſchen. Nina. Zwei
Theile. j Thlr.
33. Bilder⸗Converſations⸗Lexikon für das deutſche
Volk. Ein Handbuch zur Verbreitung gemeinnütziger
Kenntniſſe und zur Unterhaltung. In vier Bänden. Mit
bildlichen Darſtellungen und Landkarten. Vierter Band:
S — 2. Elfte und zwoͤlfte Lieferung. Gr. 4. Geh. Jede
Lieferung / Thlr.
vfter. Band in 12 Lief.: 4 — E. Mit 820 Abbild. und 17 Land⸗
E
5 1837. 5 Thlr.
Zweiter Band in 14 Lief.: F—L. Mit 868 Abbild. und 11 Land:
kaxten. 1838. 8 Thlr. 5
Dritter Band in 14 Lief.: M—R. Mit 284 Abbild. und 10 Land⸗
karten. 1888-40. 3% Thlr. 3
Es find auch ſauber cartonnirte Exemplare zu haben, wofuͤr der
Einband beſonders mit ½ Thlr. für den Band berechnet wird.
Auf dem Umſchlage des Bilder⸗Converſations⸗ Lexikon
werden DEN ir gegen Berechnung von 5 Ngr. Inſertionsgebuͤhren
für die geſpaltene i oder deren Raum abgedruckt, ſowie gegen
eine Vergütung von 1 Thlr. für das Tauſend demſelben beigeheftet
Die Beendigung dieſes Werkes iſt beſtimmt in die⸗
ſem Jahre zu erwarten.
34. Bremer (Frederike), Skizzen aus dem IN:
tagsleben. Aus dem Schwediſchen. Gr. 12. Geh.
Die Nachbarn. Mit einer Vorrede der Verfaſſerin.
Zweite verbeſſerte Auflage. Zwei Theile. ½ Thlr.
Die Töchter des Präſidenten. Erzählung einer Gou⸗
vernante. Zweite verbeſſerte Auflage. / Thlr.
Nina. Zwei Theile. / Thlr.
3, Busch (Dietr. Wilh. Heinr.), Das Ge-
schlechtsleben des Weibes in physiologischer,
pathologischer und therapeutischer Hinsicht dargestellt.
Dritter Band. Von den Geschlechtskrankheiten des Wei-
bes und deren Behandlung. Specielle Pathologie und
Therapie der Krankheiten der weiblichen Geburtsorgane.
Gr. 8. Geh. 4 Thlr.
Der erſte Band: Ernte und allgemeine Pathologie des weib-
lichen Geschlechtslebens (1839) Eoftet 8% Thlr.; der zweite Band: Die
Aetiologie, Diagnostik, Therapie, Diätetik und Kosmetik, sowie
auch specielle Pathologie und Therapie der weiblichen Geschlechte-
Krankheiten, getrennt von der Schwangerschaft, der Geburt und
dem Wochenbette (1840), 8 Thlr.
36. Buzton (Thomas Fowell), Der afrika;
niſche Sklavenhandel und ſeine Abhülfe. Aus
dem Engliſchen überſetzt von G. Julius. Mit einer
Vorrede: Die Nigerexpedition und ihre Beſtimmung von
Karl Ritter. Mit einer Karte. Gr. 8. Geh. 17, Thlr.
Die der Seel dieſer wichtigen und e Schrift iſt auf
Koſten der Geſellſchaft für die Ausrottung des Sklapenhandels und
die Civiliſation Afrikas gedruckt, und um durch große Verbreitung der⸗
Ib; ieſer Geſellſchaft zu fordern, der Preis fo
billig geftellt worden.
37. Dante Alighieri, Das neue Leben. Aus
dem Italieniſchen überſetzt und erläutert von Karl För⸗
ſter. Gr. 12. Geh. 2; Thlr.
38. A complete Dictionary english-german-
felben die edlen Zwecke
french. On an entirely new plan, for the use of the
three nations. Third edition. Breit 8. Velinp. Cart.
17, Thir. 7
39. Dietionnaire frangais- allemand - anglais.
Ouvrage complet, rédigé sur un plan entièrement nou-
veau a l’usage des trois nations. Troisieme édition.
Breit 8. Velinp. Cart. / Thlr.
Nr. 88, 39 und 43 find einzelne Theile des unter Nr. 42 erwaͤhnten
Handwörterbuchs.
40. Gervais (Eduard), Politiſche Geſchichte
Deutſchlands unter der Regierung der Kaiſer Heinrich V.
und Lothar III. Erſter Theil: Kaiſer Heinrich V.
Gr. 8. 2 Thlr.
41. Gomes (Joao Baptista), Ignez de Caſtro.
Trauerſpiel in fünf Aufzügen nach der ſiebenten verbeſſerten
Auflage der portugieſiſchen Urſchrift überſetzt von Alex an⸗
der Wittich. Mit geſchichtlicher Einleitung und einer
vergleichenden Kritik der verſchiedenen Ignez- Tragödien.
Gr. 12. Geh. ) Thlr.
42. Vollständiges Handwörterbuch der deut-
schen, französischen und englischen Spra-
che. Nach einem neuen Plane bearbeitet zum Gebrauch
der drei Nationen. In drei Abtheilungen. Dritte Auf-
lage. Breit 8. Velinp. Cart. in Einem Bande. 2%, Thlr.
Die drei Abtheilungen, aus denen dieſes Handwörterbuch be⸗
ſteht, ſind auch einzeln unter beſondern Titeln zu erhalten. (Vgl.
Nr. 38, 89 und 43.) 3 3 0 5
43. Vollständiges deutsch- französisch - eng-
lisches Handwörterbuch. Nach einem neuen
Plane bearbeitet zum Gebrauch der drei Nationen, Dritte
Auflage. Breit 8. Velinp. Cart. I Thlr.
44. Herold (Georg Eduard), Sammlung der
für die Stadt Leipzig erlaſſenen, annoch gülti⸗
gen wohlfahrtspoliceilichen Anordnungen. Gr. 8.
Geh. 1 Thlr.
45. Noback (Christian und Friedrich) , Voll-
ständiges Taschenbuch der Münz-, Maass-
und Gewichts-Verhältnisse, der Staatspa-
piere, des Wechsel- und Bankwesens und
der Usanzen aller Länder und Handels-
plätze. Nach den Bedürfnissen der Gegenwart bear-
beitet. In 5—6 Heften. Erstes Heft. (Aachen—Bern.)
Breit 12. Preis eines Heftes von 8 Bogen , Thlr.
Die übrigen Hefte werden in kurzen Zwiſchenraͤumen folgen, ſodaß
— — erk binnen Jahresfriſt in den Handen der Abnehmer ſein
wird.
46. Raumer (Friedr. v.), Geſchichte der Hohen:
ſtaufen und ihrer Zeit. Zweite verbefferte und vers
mehrte Auflage. In 6 Bänden oder 24 Lieferungen.
Zwölfte bis vierzehnte Lieferung. Gr. 8. Preis
der Lieferung auf Velin p. ½ Thlr., des Bandes 2 Thlr.;
auf ertrafeinem Velinp. die Lieferung 1 Thlr., der
Band 4 Thlr.
Jeden Monat erſcheint eine Lieferung, alle vier Monate ein Band.
„Die Korngeſetze Englands. 12. Geh
47.
Thlr.
(Der Beſchluß folgt.)
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien
ist soeben erschienen, und daselbst, sowie in allen Buchhand-
lungen Deutschlands zu haben:
Die
Handschriften
der
k. k. Hofbibliothek in Wien,
Interesse der Geschichte, besonders der öst-
reichischen,
verzeichnet und excerpirt
von
Joseph Chmel.
reg. Chorherr des Stiftes St.-Floriau, k. k. Rath und erster Ar-
chivar des k. k. geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchivs zu
Wien, Ehrenmitglied der historischen Vereine zu Bamberg und
Würzburg, auswärt. Mitglied der k. böhm. Gesellschaft der Wis-
senschaften zu Prag, correspond. Mitglied des Vereins für Ge-
schichte der Mark Brandenburg zu Berlin.
Zweiter Band.
Gr. 8, Wien 1840. Preis 3% Thlr. Sächs.
Enthält die Recension von 159 historischen Handschrif-
ten der k. k. Hofbibliothek, zugleich aber auch Auszüge
des darin enthaltenen historischen Stoffes, in-
soweit der Verfasser denselben für interessant und bisher
unbenutzt hielt. So sind zum Beispiel bier mitgetheilt (S. 35):
ein Verzeichniss der Präsente und Kleinodien, welche K. Ru-
dolf II. in einem Zeitraume von 30 Jahren an so viele Per-
sonen vertheilen liess (Beweis der grössten Liberalität), ver-
schiedene interessante alte Inventare der Schatz-, Kunst-
und Waffenkammern in Prag und Innsbruck etc., das Er-
trägniss der Silbergewerke zu Schwatz in Tirol während
eines Zeitraums von 65 Jahren (1470 — 1535, 8. 108), eine
interessante Kammerrechnung K. Maximilian’s II. von 1568.—
— 70 (S. 113), Beschreibung der Seen, Teiche und Fisch-
wässer in Tirol und Görz unter K. Maximilian I. (1504,
8. 132), merkwürdige Jagdbücher des Herzogs Johann
Georg von Sachsen, an K. Matthias und die Kaiser Ferdi-
nand II. und III. mitgetheilt (S. 163 fg.), mehre Relationen
fremder Gesandten am kaiserlichen Hofe, Briefwechsel des
Hofbibliothekars- Kaspar Nydbruck mit fremden Gelehrten
(manches sehr Interessante enthaltend) , Beschreibung des
Lustgartens K. Maximilian’s II. (S. 276), Chronik von
Schwäbisch-Hall (S. 295), Codex epistolaris Johannis epis-
copi Argentinensis (zur Geschichte des 14. Jahrhunderts, ins-
besondere für die Zeit Heinrich's VII. und Friedrich's des
Schönen interessant, S. 312 — 427), eine interessante Hand-
schrift des Theuerdank näher beschrieben und excerpirt
(S. 432), ebenso K. Maximilian’s I. Gedenkbüchel von 1509—
13_(S. 458), die nach Konstantinopel im Jahre 1569 und
1570 geschickten Präsente (S. 470), ein famoses illyrisches
Wappenbuch (S. 524) und ein renommirtes spanisches Adels-
buch (8. 530) näher beschrieben. Der Codex Nr. 3410,
die Beschreibung der Reise des Erzherzogs Philipp des
Schönen durch Frankreich nach Spanien im J. 1501 ent⸗
haltend, ist vollständig abgedruckt (S. 554—656). Ein vier-
N Verzeichniss und ein Register erleichtern den Ge:
rauch.
2 ————ꝙv—ð 2 ———äẽ ee EL —ů——
Von J. M. Gebhardt in Grimma wurden ſoeben
an alle Buchhandlungen folgende Neuigkeiten verſchickt:
Martialis, M. Val., Epigrammaton
Iibri. Ed. Dr. F. G. Schneidewin, Prof. Gotting.
2 Vol. Gr. 8. Brosch. 5 Thlr.
Imperatoris Caesaris Augusti scrip-
torum reliquiae. Post Jan. Rutgersium et
Jo. Alb. Fabricium collegit, illustravit et cum aliorum
tum suis adnotationibus instruxit M. Aug. Weichert,
Rect. et Prof. Grim. Gr. 4. Fasc. I. Brosch.
1°; Thlr. .
BF underi Emendationes in Sopho-
clis Trachinias. Gr. 8. Brosch. 1% Thlr.
De dietatoribus latinis et munici-
palibus. Ser. Prof. M. Lorenz. Gr. 4. Brosch.
Part, I. % Thlr. h
Prophetenſtimmen. An das Geſchlecht
dieſer Zeit. Nach den Ausſprüchen der heiligen
Seher des Morgenlandes von Leop. Haupt. Gr. 8.
Velinp. Broſch. / Thlr.
Volkslieder der Wenden in der
Ober- und Niederlausitz. Aus Volks-
munde aufgezeichnet und mit den Sangweisen, deut-
scher Übersetzung, den nöthigen Erläuterungen,
einer. Abhandlung über die Sitten und Gebräuche
der Wenden, und einem Anhange ihrer Märchen,
Legenden und Sprichwörter, herausgegeben von
Leop. Haupt und J. E. Schmaler. Gr. 4. Brosch.
Velinp. I. Heft. 1 Thlr.
ä ——— K ——
Soeben erſchien bei Trautwein u. Comp. in Berlin:
Beweis führung
daß die Lehre der neuern Phyſiker vom
Drucke des Waſſers und der Luft falſch
iſt, nebſt einem Verſuche, die Erſcheinungen an fluͤſſi⸗
gen Koͤrpern ohne atmoſphaͤriſchen Luftdruck zu erklären.
Mit einer Tafel Abbildungen. Von Friedrich von
Drieberg. Gr. 8. Velinp. Broſch. Preis % Thlr.
. K EEE EREEnTe
Neue Schrift. In allen Buchhandlungen iſt zu haben:
Seeger, Dr., Handbuch der topographi⸗
ſchen Anatomie für praktiſche Arzte und Wund⸗
ärzte, insbeſondere fuͤr Gerichtsaͤrzte und Operateurs.
3 Fl., oder 1% Thlr. Ludwigsburg bei Naſt.
Bei Juſtus Perthes in Gotha find im J. 1841
folgende Fortſetzungen erſchienen:
1) E. von Sydow’s Wand-Atlas über
alle Theile der Erde. Nr. 1. Erdkarte in 2
Planigloben (jeder zu 3 Fuss Durchmesser),
nebst 4 kleinern Planigloben. 12 color. Sec-
tionen (zusammengesetzt 20 DJ Fuss gross).
Preis 1½ Thlr.
2) K. E. A. von Hoff’s Chronik der
Erdbeben und Vulkan-Ausbrüche.
Ilter Theil, vom Jahr 1760 bis 1805, und 1821
bis 1832. Preis 2½ Thlr.
3) Dr. H. Berghaus? Almanach der Beleh⸗
rung und Unterhaltung auf dem Gebiete der Erd-,
Laͤnder⸗, Völker: und Staatenkunde gewidmet.
öter Jahrgang mit A. v. Humboldt's Bildniß u.
3 Karten. Preis 1½ Thlr.
Unter dem mannichfaltigen Inhalt dieſes Jahrgangs ſind
insbeſondere die Berichte über die Entdeckung des ſüdlichen Po—
Tarlandes (nebſt Karte) als neu und intereſſant hervorzuheben.
4) Dr. H. Berghaus’ Physikalischer
Atlas. VII. Lieferung. Subſcriptionspreis
2 Thlr.
Inhalt: I. 10. Regenkarte von Europa; I. II. Über:
ſicht der meteorologiſchen Stationen in Deutſchland ꝛc.; III.
11. Idealer Durchſchnitt eines Theils der Erdrinde (Doppel-
blatt); V. 6. Botaniſche Karte von Deutſchland.
5) Ad. Stieler's Hand- Atlas über alle
Theile der Erde und über das Weltgebäude.
X. Supplement - Lieferung. Subſcriptionspreis
1% Thlr.
Inhalt: Nr. 2 u. 3. Die ſichtbare Seite der Mondober—
fläche. — Nr. 5b, Der ſüdliche geſtirnte Himmel. — Nr. 15 d.
Ireland. — Nr. 40, Afrika. — Nr. 45 d. Südafrika. —
Nr. 50 b. Feſtland von Auſtralien und Neuſeeland.
6) H. von Spruner’s Historisch- geo-
graphischer Hand-Atlas. IV. Lie-
ferung. Subſcriptions-Preis 2 Thlr.
Inhalt: Nr. 22a. Polen und Lithauen im 13. Jahrh. —
22 b. Die Ordensgebiete in Preußen und Livland bis 1562. —
30 bis 34. fünf Karten zur Geſchichte Großbritanniens.
Bei Eröffnung des königl. französischen Theaters
erlauben wir uns auf das
Repertoire du théatre francais a Berlin
(250 pieces de theätre. Gr. 8. Broschirt
12 a 14 pieces 2 Thlr.)
aufmerksam zu machen, welches nur Komödien und
Vaudevilles enthält, die den Beifall des hiesigen und
vorher den des Pariser Publicums gewonnen haben.
Der Wunsch vieler Subseribenten veranlasste auch
die Aufnahme der Dramen von Victor Hugo, Delavigne,
Dumas, der classischen Tragödien von Corneille, Ra-
eine, Voltaire, sowie der unübertroffenen Komödien
von Moliere und Beaumarchais. Zur Erleichterung der
Anschaffung haben wir einen sehr billigen Subsecrip-
tionspreis von 2 Thlr. für die Serie von 12 — 15
Stücken festgesetzt. Monatlich erscheinen 2 — 3 der
neuen, mit allgemeinem Beifall aufgenommenen Stücke,
die den resp. Subseribenten ins Haus gesendet werden.
Viele der in dieser Sammlung enthaltenen Stücke
sind in königl. Gymnasien und Schulen, sowie beim
7
Privatunterricht angewendet worden und haben sich
stets nützlich erwiesen; es ist anerkannt, dass zur
Erlernung der eleganten Conversationssprache das Lesen
der französischen Comédies- Vaudevilles das geeig-
netste Mittel sei.
Soeben erschienen Nr. 242 — 251:
Le chevalier du Guet 7, Sgr.; Japhet 5 Sgr.;
3 comedies de Beaumarchais: Le barbier de Seville,
Le mariage de Figaro, Lamere coupable à 7½ Sgr.;
Labbé de l’Epee 2½ Sgr.; Encore des Menechmes
(Der Neffe als Onkel,von Schiller) 7½ Sgr.; L’om-
bre dun amant 5 Sgr.; L’habit ne fait pas le
moine 7½% Sgr.; Le mariage d rompre 5 Ser.
Das vollständige Verzeichniss des Repertoire gratis.
Berlin, Schlesinger’sche Buch- und Musikhandlung.
In der Sinner ſchen Hofbuchhandlung in Ko burg ift
ſoeben erſchienen.
Horti Persici et Arabici. In latii valles
transtulerunt Odoartus Amthorus et Ar-
minius Fritzschius. Pars I. 4½ Bogen.
Eleg. brosch. Preis / Thlr., oder 45 Kr.
Unter obigem Titel übergibt die unterzeichnete Verlags⸗
handlung dem Publicum das erſte Heft eines Werkes, welches
in den Abtheilungen hortus voluptatis, hortus gloriae und
hortus sapientiae die ſchönſten Blüten arabiſcher und perfi-
ſcher Poeſie in einer lateiniſchen metriſchen überſetzung
umfaſſen wird. Der Kenner des Urtextes wird darin die
Treue der überſetzung, der claſſiſche Philolog die Eleganz der
Form mit Recht bewundern und jeder wiſſenſchaftlich Gebildete von
der Abwechſelung des Stoffes und der Form ſich angezogen fühlen.
Das günſtige Urtheil, welches über Herrn Amthor's
Klänge aus Oſten (Leipzig 1841) in den verſchiedenſten Zeit⸗
ſchriften gefällt worden iſt, ſowie der Name Fritzſche, bürgt
für die Gediegenheit des Unternehmens.
Im Verlag der Exeutz'ſchen Buchhandlung in Mag de—
burg erſchien:
Wolfram von Eſchenbach's Leben und
Dichten; herausgegeben von San Klarte, 2ter Bd.,
enthalt: Lieder, Wilhelm von Orange und Titurel
von W. v. E. und der juͤngere Titurel von Albrecht
in Überſetzung und im Auszuge; nebſt Abhandlungen
über das Leben und Wirken W. v. E.'s und die
Sage vom heiligen Gral. Mit 3 Abbildungen.
Preis 2 Thlr. ;
Der früher erfchienene Ajte Band, enthaltend Pareival,
Rittergedicht in neuhochdeutſcher Übertragung von San Marte,
koſtet 2½ Thlr.
Bei F. Rubach in Berlin iſt ſoeben erſchienen:
H. Milne-Edward's 5
Handbuch der Zoologie
oder
) Naturgeſchichte der Thiere.
Nach der zweiten franzöſiſchen Ausgabe bearbeitet und mit
Anmerkungen und Zuſätzen herausgegeben von
Dr. M. S. Krüger.
Iſter Band. 30 Bogen Medianformat, mit einem zoolo⸗
giſchen Hand⸗Atlas.
Preis 2½ Thlr.
In Karl Gerold’s Buchhandlung in Wien
ist soeben erschienen und daselbst, sowie in allen Buchhand-
lungen Deutschlands zu haben:
Handbuch
der
harmaceutischen
* Chemie
in
Beziehung
der
neuen östreichischen
Militair- und Civil-Pharmakopöe.
Von
J. Franz Mandl,
Doctor der Medicin u. Chirurgie, Augenarzt u. Geburtshelfer etc. etc.
Gr. 8. Wien 1841. Preis 2 Thlr, Sächs,
Dieses Handbuch dürfte sich nicht nur den Feldärzten,
sondern jedem praktischen Arzte und überhaupt sämntli-
chen Sanitätsbeamten, von denen sehr oft Urtheile und Gut-
achten, wozu gründliche Kenntnisse in der Chemie nach
deren jeweiligem Standpunkte erfoderlich sind, abgegeben
werden müssen, als ein vorzüglich brauchbares Hülfsmittel
in ihrem Wirkungskreise bewähren.
Soeben iſt erfchienen und in Commiſſion durch Buchhändler
E. H. C. Schulze in Celle zu beziehen:
Der Eremit an der Heerſtraße
oder
literariſche, zeitgenoſſiſche Blätter.
Preis des Jahrgangs 2 Thlr. Staͤrke des monatlichen
Heftes 2 Druckbogen 8. à Heft / Thlr.
Zwei Hefte ſind davon jetzt erſchienen.
Celle, den 26. September 1841.
Eugen, Freiherr v. Hammerſtein,
Herausgeber und Redacteur des Eremiten a. d.
Heerſtraße.
Bei J. B. Wallishauſſer in Wien iſt erſchie⸗
nen und durch alle Buchhandlungen zu haben:
Goldener Pſalter des heiligen
Bonaventura, f
zu Ehren unſerer lieben Frau in allen Noͤthen
und Anliegen zu beten.
Aus dem Lateiniſchen von J. P. Silbert.
Zweite Auflage. Ja 1178 Schrift.) 12. Geh.
„ t.
Briefe
über bie
moralische Bildung des Menſchen.
J. Hellmann,
zusgetretenen k. k. öſtreichiſchen Stabs- Auditor.
Zwei Bändchen. Velinpapier. 1½ Thlr.
Dieſes Werkchen iſt von dem Herrn Verfaſſer nach eigener
praktiſcher Erfahrung und Auffaſſung mit rein wiſſenſchaftlich
ſoſtematiſcher Grundlage auf das gruͤndlichſte abgefaßt. Kräf⸗
tige und gemüthliche Darſtellung aller menſchlichen Lebensver⸗
haltniſſe erwecken allgemein und lebhaft ae Inter
effe für jedes Alter und Geſchlecht, ſodaß es als willkommener
Rathgeber und angenehm belehrender Wegweiſer eine fühlbare
Lücke in der deutſchen Literatur ausfüllt und Jedem eine er⸗
freuliche Erſcheinung ſein wird, der den Klippen auf der Lebens⸗
bahn am leichteſten auszuweichen wünſcht.
Fuͤr rein ſittlich⸗ moraliſche Ausbildung möchte es nicht
warm genug empfohlen werden können. 5
—
Soeben erſchien im Verlage des Unterzeichneten:
C. O. L. von Arnim
(Oberſchenk und Kammerherr Sr. Maieftät des Königs),
e 5 2e
nach
Paris, Granada, Sevilla und Madrid
zu Anfang des Jahres 1841.
Mit Titelkupfer. 8. Velinp. Geh. 2%, Thlr.
bildet auch den 2. Theil der im Jahr 1838 erſchienenen:
Fluͤchtigen Bemerkungen eines FluͤchtigP⸗Reiſenden.
—
Ida Gräfin Hahn⸗ Hahn,
eisebriefe,
8. Velinp. Geh. 4½ Thlr.
+
Ulrich.
2 Theile. 8. Velinp. Geh. 3% The
Dem Publicum übergebe ich hiermit die beiden neueſten
Werke der Gräfin Hahn⸗Hahn; ohne Zweifel die tiefſten und
ausgezeichnetſten Productionen ihres Genius.
Die unlängſt erſchienenen Schriften der Gräfin: Jau⸗
ſtine, Aſtralion, Der Rechte, ſind fortwährend durch
alle Buchhandlungen zu beziehen.
Berlin, den 24. September 1841,
Alexander Duncker,
königl. Hofbuchhändler.
2 Theile.
In allen Buchhandlungen iſt zu erhalten:
Taschenbuch auf das Jahr 1842.
Neue Folge. Vierter Jahrgang.
Mit dem Bildnisse Victor Hugo’s,
8. Auf feinem Velinpapier. Eleg. cart. 1% Thlr.
„Inhalt: J. Der gefährliche Gaſt. Novelle von Theodor
Mügge. — II. Das Kind des Thales. Novelle von Eduard
von Bülow. — III. Der lahme Hans. Eine Dorfgeſchichte
von Wilhelm Martell. — IV. Das neue Jahr. Novelle
von Frau von W. X
Von frühern Jahrgängen der Urania find nur noch ein⸗
zelne Exemplare von 1831 — 38 vorräthig, die im herab⸗
geſetzten Preiſe zu „ Thlr. der Jahrgang abgelaffen wer⸗
den. Die Jahrgänge 1839 und 1840, oder der Neuen Folge
erſter und zweiter Jahrgang, koſten jeder 1½ Thlr.; der Jahr⸗
gang 1841 koſtet 1%, Thlr.
Leipzig, im October 1841.
F. A. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
— Läääwwecwwwwu—————————n—n
Literariſcher Anzeiger.
Nr. XXX.
1841.
* *
—— .. —. — — —— —T—ä. — . t¾¼ — — —— t — — —
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für literas
rtiſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 21% Ngr.
| N. II.
Neuigkeiten und Fortsetzungen,
verſendet von
F. A. Brockhaus in Leipzig.
1841. Juli, August und September.
( Beſchluß aus Nr. XXIX.)
43, Repertorium der gesammten deutschen
Literatur. (Achter Jahrgang, für das Jahr 1841.)
Herausgegeben im Verein mit mehreren Gelehrten von
Ernst Gotthelf Gersdorf. (Beigegeben wird:
Allgemeine Bibliographie für Deutschland.) Neunund-
zwanzigster Band. Gr. 8. Jeder Band etwa 50 Bogen
in 14tägigen Heften 3 Thlr.
Das Repertorium erſcheint monatlich zweimal in Heften, deren
Umfang fi nach den vorhandenen Materialien richtet.
er Allgemeinen Bibliographie für Deutschland
und dem Repertorium der deutschen Literatur wird ein
beiden Zeitſchriften gemeinſchaftlicher
Bibliograpbiſcher Anzeiger
beigegeben, der für literarifche Anzeigen aller Art beſtimmt iſt. Die
nfertionsgebühren betragen 2 Ngr. für die Petitzeile oder deren
aum. Be ſondere Beilagen, als Proſpecte, Anzeigen u. dgl., wer⸗
den mit der Bibliographie wie mit dem Repertorium aus⸗
egeben und dafuͤr die Gebühren mit 1½ Thlr. bei jeder dieſer Zelt⸗
ſcriften berechnet.
49. Schöne Welt. Ein Roman von Jean Charles.
Zwei Theile. Gr. 12. Geh. 2 Thlr.
50. Hiſtoriſches Taſchenbuch. Herausgegeben von
Friedr. v. Raumer. Neue Folge. Dritter Jahr⸗
gang. Gr. 12. Cart. 2 Thlr.
„Die erſte Folge des Hiſtoriſchen Taſchenbuchs beſteht aus zehn Jahr⸗
gängen (1830—39), die im Ladenpreiſe 19%, Thlr. koſten. Ich erlaſſe
aber ſowol den erſten bis fünften (1830 — 33) als den ſechsten bis zehn⸗
ten Jahrgang (1835 — 39) 1 Yyar
zufammengenommen für gang Thaler.
ſodaß die ganze Folge zehn Thaler koſtet. Einzeln Eoftet jeder dieſer
12 Jahrgaͤnge 1½ Thlr., der erſte Jahrgang der Neuen Folge (1840)
2 Thlr., der zweite Jahrgang (1841) 2½ Thlr.
51. Urania. Taſchenbuch auf das Jahr 1841, Neue Folge.
Vierter Jahrgang. Mit dem Bildniſſe Victor Hugo's. 8.
Elea, cart. 1 ¾ Thlr. f
Von frühern Sahrgängen der Urania find nur noch einzelne Exem⸗
plaren von 1831 —38 vorräthig, die im berabgefegten Preiſe zu
2 Thlr. der Jahrgang abgelaſſen werden. Die Jahrgaͤngs 1839 und
1840, oder der Neuen Folge erſter und zweiter Jahrgang, koſten jeder
1½ Thlr., der Jahrgang 1841 1% Thlr.
52. Wheaton (Henry), Histoire des progres
dw droit des gens en Europe depuis la
paix de Westphalie jusqu'au eongres de
Vienne. Avec un précis historique du droit des gens
europeen avant la paix de Westphalie. Gr. in-8, Broché.
2½ Thlr.
53. Wigand (Paul), Die Corveyſchen Geſchichtsquellen.
Ein Nachtrag zur kritiſchen Prüfung des Chronicon Cor-
beiense Gr. 8. Geh. 1 Thlr.
54, Winkler (Ed.), Vollständiges Beal-Lexi-
kon, der medicinisch - pharmaceutischen
Naturgeschichte und Rohwaarenkunde etc.
In zwei Bänden, Zehntes Heft. (Thelephora — Zy-
gophyllum Fabago und Nachträge.) Gr. 8, Sub-
seriptionspreis eines Heftes von 12 Bogen % Thlr.
Das Werk wird mit dem elften Hefte vollendet fein.
55. Zeitgenoſſen. Ein biographiſches Magazin für die
Geſchichte unſerer Zeit. Sechsten Bandes ſiebenteg und
achtes Heft. (Nr. XLVII, XLVIII.) Gr. 8. Geh. 1 Thir.
Die „„Jeitgenoſſen “ erſchienen in drei Reihen, jede zu ſechs
Bänden, ſeit dem J. 1816 und ſind mit ar
eſchloſſen. Ich erlaſſe jede Reihe, im Ladenpreiſe 24 ir koſtend, im
erabgefegten Preiſe für 12 Thlr. Werden alle drei Reihen zu⸗
ammengenommen, fo wird der Preis für dieſelben auf 24 Thaler er⸗
mäßigt. Einzelne efte von der erſten und zweiten Reihe koſten 1 Thlr.,
von der dritten Reihe ein einzelnes Heft ½ Thlr., ein Doppelheft 1 Thlr.
Alle Buchhandlungen nehmen Subſeription an auf nach⸗
ſtehende demnächſt in meinem Verlage erſcheinende Werke:
Moses Mendelssohn's ſämmtliche Schriften.
Nach den Originaldrucken und aus Handſchriften her⸗
ausgegeben. Sieben Baͤnde. Gr. 12. Auf feinem
Velinpapier. Geh. Preis hoͤchſtens 6 Thlr.
Kützing (Friedrich Craugott), Phycologia
generalis, oder Anatomie, Phy-
siologie und Systemkunde der
Tange, erläutert durch anatomische Abbildungen
von mehr als 200 verschiedenen Tangarten. Gegen
40 Bogen Text und 80 in Stein gravirte und farbig
gedruckte Tafeln in gr. 4. Auf feinem Velinp. Car-
tonnirt. Subscriptionspreis 40 Thlr.
Ausführliche Prospeote dieser beiden Werk
in allen Buchhandlungen gratis su haben. 1 7
Durch alle Buch⸗ und Kunſthandlungen iſt von mir zu
beziehen das Bildniß von Be 8
vICTOR HUGO.
Geſtochen von Th. Langer.
Gr. 4. ½ Thlr.
Bei mir erſchienen ferner nachſtehende Bildniſſe und es ſind
davon fortwährend gute Abdrücke für / Thlr. zu erhalten:
uber. Baggeſen. Bauernfeld. Böttiger. Calderon. En,
nova. Caſtelli. Cornelius. Dannecker. Jakob Glatz. Goethe.
Hamann. Alexander v. Humboldt. Immermann. Koseluszko.
Gerhard v. Kügelgen. Lamartine. Karl Friedrich Lefſing. Al⸗
bin v. Meddlhammer. Felix Mendelsſohn⸗ Bartholdy. Wilhelm
Müller. Sehlenſchläger. Jean Paul Friedrich Richter. Schill,
Johanna Schopenhauer. Ernſt Schulze. Seott. Kurt Sprengel.
Tegner. Thorwaldſen. Ludwig Tieck. uhland. Zedlitz. Zelter.
Soeben iſt bei Ed. Anton in Halle erſchienen und
in allen Buchhandlungen zu haben:
Blasius, Prof. E., Handbuch der Akiur⸗
gie. III. Bandes erſter Theil. Neue
Auflage. Gr. 8. Preis 1% Thlr.
Bei G. Bethge in Berlin ist erschienen:
Odeum.
Eiae Auswahl von ernsten und launigen Gedichten,
welche sich zum mündlichen Vortrage in geselligen
Kreisen eignen. Gesammelt und herausgegeben von
Cos mar. 10 Bändchen & ½ Thlr.
Der Renommiſt.
Ein ſcherzhaftes Heldengedicht von J. F. W. Ze:
arid. Mit einleitendem Vorwort von Juſtus
acharia und 8 Federzeichnungen von Hoſemann.
71 Thlr.
Bei Friedrich Volckmar in Leipzig iſt erſchienen
und in jeder Buchhandlung zu finden:
C. A. Tiedge's
fämmtliche Werke
vierte Auflage, 10 Baͤnde in Schiller-Format,
nebſt Tiedge's Portrait und Facsimile. Subſcriptions⸗
preis eines jeden Baͤndchens / Thlr. = 10 Sgr. =
36 Kr. Rhein.
Alle Freunde der Poeſie werden mit Freuden dieſe neue
Auflage von Tiedges Werken begrüßen. Der Sänger
der Urania ſteht ebenbürtig in der Reihe unſerer Claſſiker, es
ziemt ſich für deſſen Werke ein ſchönes äußeres Gewand und
dafür haben wir mit einem ſolchen Aufwande von Koſten ge—
ſorgt, daß kein Wunſch unerfüllt bleiben ſoll. Nur dies heben
wir hervor, denn eine Anpreiſung von Tiedge's Schriften,
die längſt gekannt und anerkannt ſind, bedarf es nicht von
unſerer Seite.
Kruſe s Atlas
zur Überſicht der Geſchichte aller europaͤiſchen
Laͤnder und Staaten von ihrer erſten Bevoͤlke⸗
rung an bis zu der neueſten Zeit. Sechste vermehrte
und verbeſſerte Auflage. 40 Tabellen in Folio, mit
18 illuminirten Karten. Praͤnumerationspreis für
das ganze Werk 10 Thlr., oder fuͤr jede Lieferung
2½ Thlr.
Das ganze Werk iſt von dem jetzigen Herrn
Herausgeber aufs gründlichſte durchgearbeitet,
ergänzt wo es erfoderlich war, und von allen
Irrthümern oder Druckfehlern gereinigt.
Sowol die alte als mittlere Geſchichte iſt mit mehren
wichtigen genealogiſchen Tabellen bereichert.
Beſonders ſind in dieſer neuen Auflage die
Staaten von „Rußland, Schweden, Norwegen,
Dänemark und die mit denſelben in nähere Be⸗
rührung kommendem öſtlichen Völkerſchaften“ un:
gleich ausführlicher und gründlicher behandelt,
als früher der Fall war.
Die genealogiſche Tabelle des Rurik'ſchen Geſchlechts nach
den neueſten Forſchungen iſt eine beſondere dankenswerthe
Zugabe.
Ferner folgt zum Schluß des Werks eine Tabelle: „Ver⸗
gleichung der Jahres rechnungen der Julianiſchen
Periode, der Weltſchöpfung, der Jahre vor und
nach Chriſti Geburt, der Olympiaden und der
Jahre nach Erbauung Roms.“
Die neuere Geſchichte liefert außer vielen weſentlichen Be:
teicherungen auch eine vollſtändige genealogiſche Tabelle des
4’
u
Napoleon'ſchen Geſchlechts. Die G te der En
“if 25 grüne bearbeitet eſchichte der Jahre 1835
Das neunzehnte
Jahrhundert des Thierreichs
oder . ö
Stenen aus dem Familien- und Staats-
leben der Thiere.
Geſchildert von ihnen ſelbſt.
Das obige Buch erſcheint in fünf bis ſechs Lieferungen
(mit 40—50 Bildern); jede Lieferung koſtet im Pränumera⸗
tionspreis / Thlr. N 1
Das maleriſche und romantiſche
Weſtphalen
von F. Freiligrath und Levin Schücking.
30 engl. Stahlſtiche. Preis 3½ Thlr.
Format und Ausſtattung wie beim „Malerischen und
romantischen Deutschland“.
Weſtphalen, nicht minder romantiſch ſchoͤn als hiſtoriſch
von hoher Bedeutung, fand in obigem Werke die ihm gebührende
Würdigung in Wort und Bild. Dreißig treffliche Stahlſtiche,
getreu nach der Natur gezeichnet, verſinnlichen uns die ſchoͤnſten
und wichtigſten Landſchaften, Burgen, Kirchen und Städte.
Die treue Darſtellung des Hermanns: Denkmals
findet ſich darunter und zeigt uns das Rieſen⸗
monument, was die dankbare Nachwelt der großen Vor⸗
zeit weihte. N
Mit den Bildern geht Hand in Hand der gelungene Text;
voll hoher Liebe zum Vaterlande werden darin alle Zeiträume,
alle Wechſelfälle, die Weſtphalen erlebte, uns vorgeführt,
und bieten uns ein ebenſo poetiſch ſchöͤnes als hiſtoriſch treues
Bild des bedeutungsvollen Landes.
Bei Braumüller & Seidel in Wien iſt erſchienen:
LER Das Ste Heft der :
Oestreichischen militairischen Zeitschrift. 1841.
Inhalt dieſes Heftes? *
I. Der Marſch der Öftreichifchen Avantgarde 1813 von
Leipzig an den Rhein. — II. Der Feldzug 1704 an den Rhein,
an der Donau, in Tirol und Oberoͤſtreich. (Schluß des er⸗
ſten Abſchnittes.) — III. Militairiſche Geſchichte des Rheins.
(Fortſetzung.) — IV. Literatur. — V. Neueſte Milltairverän⸗
derungen. — VI. Miscellen und Notizen, Nr. 127.
Preis des Jahrgangs 1841 in 12 Heften 8 Thlr.
Die ältern Jahrgänge ſind durch die obige Buch⸗
handlung für folgende Preiſe zu erhalten: g
Die dritte Auflage der Jahrgaͤnge 1811, 1812 und 1813
in vier Bänden vereinigt für 6% Thlr. V TH
Jeder einzelne Jahrgang von 181839 für 6% Thlr.
Der Jahrgang 1840 für 8 Thlr. „b
Bei Abnahme einer ganzen Sammlung der ältern Jahr⸗
gänge werden die Zte Auflage der Jahrgänge 1811, 1812 und
813 zuſammen mit 6% Thlr., die übrigen Jahrgänge aber von
1818 —39 jeder zu 5 ½ Thlr. berechnet.
Bei Alb. Förſtner in Berlin iſt ſoeben erſchienen
und durch alle Buchhandlungen zu erhalten: n ı b
Atrappen. Charaden, Raͤthſel und Wortſpiele zur
leichten Darſtellung in geſelligen Kreiſen, durch kurze
Scenen, Pantomimen und feſtſtehende Bil:
der. Von 21,140,818. 8. Geb. u Thlr.
Neue Auflage von Mozin's Handwörterbuch.
In unterzeichnetem iſt ſoeben erſchlenen und an alle Buchhandlungen verſandt worden:
7 2 5
Abbe Mozin's
kleines deutſch⸗franzoͤſiſch und franzoͤſiſch⸗deutſches
aus dem vollftändigen Taſchen-Woͤrterbuch Mozin's von ihm bearbeitetes
Hand⸗Wörterbuch,
enthaltend
die gemeinnützlichsten Wörter nach der Aussprache.
Zum Gebrauche
der MRealſchulen und Benennftalten beiderlei Geſchlechts bearbeitet.
e u e
Auflage.
Durchgeſehen und vermehrt
C. G.
Hölder.
Dr. phil. und Profeſſor am königlichen Gymnasium in Stuttgart.
Preis 1 Fl. 48 Kr.,
oder 1% Thlr.
In dieſer neuen Auflage find nicht nur die Fehler die ſich in die vorhergegangene eingeſchlichen hatten, forgfältig verb
worden, ſondern ſie wurde auch beträchtlich mit Wörtern und Phraſen vermehrt. 5 ee et
Man wird nicht wol ein Hand⸗Wöͤrterbuch finden, in welchem die verſchiedenen Bedeutungen der Wörter genauer beſtimmt
find, entweder durch Abkürzungen, welche die Wiſſenſchaft oder Kunſt bezeichnen, denen das Wort angehört, oder durch Einſchal⸗
tung von Wörtern und Phraſen.
Auch iſt die Ausſprache der Wörter, die einige Schwierigkeit darbieten, angezeigt.
Druck und Papier werden jeden Käufer aufs hoͤchſte befriedigen.
Stuttgart und Tübingen, im September 1841.
J. G. Eotta’scher Berlag.
In Karl Gerold’s Buchhandlung in Wien
ist soeben erschienen und in allen Buchhandlungen Deutsch-
lands zu haben:
Chemisches Wörterbuch
Geb 908. uc he
für
Ärzte, Pharmaceuten, Techniker und Gebildete
jeden Standes.
In Einem Bande
u von „
J. R. Czelechowsky,
Br. der Mediein und Chirurgie, Magister der Augenheilkunde und
Geburtshülfe, und k. k. Regiments - Feldarzte.
Lexikon-8. Wien 1841. In Umschlag brosch.
Preis 2°, Thlr. Sächs.
Die Chemie ist in den neuesten Zeiten so vorgeschritten
und eine so sehr ins Leben eingreifende Wissenschaft ge-
worden, dass Jedem, der auf Bildung Anspruch macht,
Kenntniss ihrer Grundlehren und Hauptbestimmungen uner-
lasslich ist. Eine willkommene Erscheinung dürfte sonach
ein Werk sein, dass neben dem Zwecke, Arzten, Pharma-
ceuten und Technikern, mithin in der Chemie systematisch
Unterrichteten, als bequemes Nachschlage- und Erinnerungs-
buch in vorkommenden Fällen zu dienen, auch das Bedürf-
niss der Gebildeten zweckmässig zu befriedigen geeignet
ist, wenn es sich darum handelt, über chemische Gegen-
stände kurz und deutlich, jedoch zugleich auch gründlich
und wissenschaftlich belehrt zu werden,
Diese Zwecke hat der Herr Verfasser obigen Werkes
zu erreichen gesucht. Es umfasst demnach aus dem ganzen
Gebiete der Chemie alle Gegenstände, welche für die auf
dem Titel genannten Leserclassen Interesse haben. Die Ar-
tikel sind gründlich und dem jetzigen Standpunkte der
Wissenschaft angemessen ausgearbeitet, und in einer allge-
mein fasslichen und deutlichen Sprache vorgetragen. Im
Ganzen kann die Darstellung eine in jeder Hinsicht gelungene,
populaire und zugleich den wissenschaftlichen Anfoderungen
für die angegebenen Zwecke vollkommen genügende ge-
nannt, mithin das Werk dem geehrten Publicum mit allem
Rechte empfohlen werden.
—— . — ———————
Gedichte und Lieder
in den verschledenen deutschen Mundarten.
Herausgegeben
von
Dr. J. Günther.
Preis / Thlr
Diese Auswahl ist bereits in mehren Blättern sehr
günstig beurtheilt worden, 2. B. in Gersdorf’s Repertorium,
in der Abendzeitung, im Kometen, in der Jen. Allg. Lit-Zei-
tung etc.
Jens, im October 1841.
C. Hochhausen’s Buchhandlung.
Serben erſchlen die zweite vermehrte und verdeſ⸗ In F. Scheible s B lung in St
ſerte Muflage von f are Ani, — dur Hale Buchen K
Linderer’s Handbuch der Zahn- er 4
heilkunde, enthaltend Anatomie and Physio- . v. Spinoza's
logie, materia medica dentaria und Chirurgie. Gr. 8. fä mimt Ii ch e W er £ E.
Mit 18 lithographirten Tafeln. 3 Thlr. Aus dem Lateiniſchen
Die erſte Auflage vom J. 1837 wurde ſehr günftig aufge: mit dem
nommen, die Kritik erklärte, durch dieſelbe ſei die Zahnheil⸗ Leben S p ino za 8
kunde 3 e e e N. 5 "2 j A. N
t t viele erbeſſerungen, welche ji
Beifaus der Geh. bRathe Dr. Diefenbach, Casper, Groß⸗ Berthold Muer bach.
deim ic. zu erfreuen hatten. Durch alle Buchhandlungen zu | Mit dem wohlgetroffenen Bildniſſe Spinoza's in Stahl:
haben. ſtich und einem Facsimile feiner Handſchrift. 5 Bände,
Serlin, im October 1841. Velinpapier. Broſchirt.
Schleſinger ſche Buch⸗ und Muſikhandlung. Subſcriptionspreis 6 Fl., oder 3% Thlr.
MONUMENTE Moi. ANNALI. BULLRTTIND,
4 | l | | D | 0 I 9
pubblicati
dal Instituto di Corrispondenza archeologica.
Seit einer Reihe von Jahren sind die in Rom erscheinenden Werke des Instituts für archäo-
logische Correspondenz als ein unentbehrliches Centralwerk archäologischer Forschung bekan
und geschätzt.
Für das fortwährende Gedeihen dieses unter Protection Sr. Majestät des regierenden Königs
von Preussen und dem Präsidium Sr. Durchlaucht des Fürsten von Metternich bestehenden Instituts
bürgen die Namen der Alterthumsforscher, denen die unmittelbare Leitung desselben anvertraut
ist: der Herren Borghesi, Bunsen, Gerhard, Kestner, Due de Luynes, Millingen, Panofka, Thor-
waldsen, Welcker, Braun und Lepsius.
Den verehrlichen, in Deutschland und dem nördlichen Europa lebenden Subseribenten auf die
Schriften gedachten Instituts, sowie allen Denen, die als solche hinzuzutreten wünschen, machen
wir hiermit die ergebenste Anzeige, dass Seiten desselben uns der Debit dieser Publicationen
für Deutschland und das nördliche Europa übertragen worden ist, und dass sie vom Jahrgange
1829 an — dem ersten ihres Bestehens — durch uns zu erhalten sind.
Diese Schriften bestehen jährlich aus 12 grossen und 6 kleinern Bildertafeln und ungefähr
40 Bogen Text. Sie sind in drei Werke vertheilt, nämlich:
1) Monumenti inediti. Zwölf Bildertafeln in Bogenformat mit Titel und Umschlag bilden
einen Jahrgang.
2) Annali, grössere Abhandlungen mit bildlichen Beilagen enthaltend.
3) Bullettino, worin kürzere Aufsätze, namentlich Berichte über die neuesten Entdeckun-
gen und Anzeigen neuester Schriften ihren Platz finden. 1
Die Versendung dieser Werke ins Ausland geschieht in halbjährigen Lieferungen, doch
kann auf ausdrückliches Verlangen und Entrichtung der Portokosten das Bullettino auch monatlich
geliefert werden, wie es in Rom erscheint.
Der Subseriptionspreis eines Jahrgangs ist 14 Thlr., zu welchem sie aber nur direct von
uns zu beziehen sind; die Buchhandlungen können sie, je nach der grössern oder geringern
Entfernung von Leipzig, nur zu erhöhtem Preise liefern. Für die frühern Jahrgänge tritt der
Ladenpreis von 18 Thalern ein.
Sonstige das Archäologische Institut betreffende Fragen finden ihre Beantwortung in einem zu
Rom neuerdings erschienenen Notizenbuche, welches von uns unentgeltlich verabfolgt wird.
Leipzig. October 1841.
Brockhaus & Avenarlus,
Buchhandlung für deutsche und ausländische Literatur.
Druck und Verlag von F. u. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXXI.
ifche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
a nne und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Nor.
Ankündigung
u n d
Einladung zur Subscription.
Moles Mlendelstohns
ſämmtliche Schriften.
Nach den
Originaldrucken und aus Handſchriften
herausgegeben von
Prof. Dr. G. B. Mendelsfohn
Sieben Bände.
Gr. 12. Auf feinem Velinpapier. Geh.
Preis höchſtens 6 Thaler.
Leipfig, d F. A. Brockhaus.
. P ———————————P————————— — ‚—r‚—ĩs—r—ß.i — —. er!;
Es iſt eine Eigenthuͤmlichkeit der Gegenwart, daß ſich ein reges Streben entwickelt und bethaͤtigt, die geiſtige Errun⸗
genſchaft fruͤherer Perioden aufs neue mit Liebe und ſorgfaͤltigem Eifer zum Bewußtſein zu bringen und mit dankbarer
Anerkennung die Beſtrebungen unſerer Vorfahren zu betrachten, während gerade jetzt ein ruͤſtiges Ringen in allen
Richtungen geiſtiger Thaͤtigkeit unverkennbar ſich kundgibt. So iſt die erneuete Theilnahme an der lebendigen Ver⸗
gangenheit, welche ſich auch in würdigen Ausgaben der Werke ausgezeichneter Geiſter erweiſt, nicht aus kraͤnklichem
Verzichten auf eigene Thaͤtigkeit hervorgegangen, ſondern ſie iſt die natuͤrliche Folge der lebhaften Überzeugung, daß
der liebevolle Eifer fuͤr die Erneuerung der Meiſterwerke des 18. Jahrhunderts nicht ohne Segen fuͤr die Gegenwart
bleiben koͤnne. Wahrend uns Leſſing's Werke durch die Sorgfalt eines angeſehenen Gelehrten in wuͤrdiger Weiſe
erneuert gegeben ſind, hat die unterzeichnete Verlagshandlung die angenehme Pflicht, dem Publicum eine Geſammt⸗
ausgabe von den Schriften Moſes Mendelsſohn's anzukuͤndigen. Wie edel, wie in jeder ſittlichen und intellectuellen
Beziehung der Freundſchaft Leſſing's wuͤrdig, wie ſegensreich ſein Wirken zunaͤchſt zwar fuͤr die Juden, nicht minder aber
auch in weitern Kreiſen Moſes Mendelsſohn geweſen, iſt bekannt und anerkannt. So innig verbunden iſt aber
Beider Streben geweſen, daß wir behaupten koͤnnen, es ſei die Zeit Leſſing's nicht ohne genauere Bekanntſchaft
mit den Werken Mendelsſohn's vollſtaͤndig zu begreifen, und daher in der neuen kritiſchen Ausgabe der Werke des
Einen die Auffoderung enthalten, auch die Schriften des Andern, zum erſten Mal vollſtaͤndig geſammelt und ge⸗
wiſſenhaft behandelt, herauszugeben. Mendelsſohn's Enkel, Herr Profeſſor Dr. Mendelsſohn zu Bonn, hat es übernom-
men, dieſe Ausgabe zu veranſtalten, und wir ſind in den Stand geſetzt, dem Publicum Folgendes uͤber dieſelbe mitzutheilen.
Während die bisher einzige Geſammtausgabe der Mendelsſohn'ſchen Schriften (Wien 1838), ohne Theilnahme
der Familie erſchienen, theils unvollſtaͤndig, theils unkritiſch genannt werden muß, wird unſere Ausgabe die erſte recht⸗
maͤßige ſein und ſich auszeichnen: durch eine neue Biographie Moſes Mendelsſohn's, die manche bisher nicht öffentlich
bekannt gemachte Facta enthalten wird, welche der aͤlteſte Sohn und noch lebende Freunde Moſes Mendelsſohn's
geliefert haben; durch eine philoſophiſche Einleitung vom Profeſſor Brandis in Bonn; durch Aufnahme der Streit⸗
ſchriften mit Lavater, einer reichen Auswahl aus Mendelsſohn's Antheil an den „Literaturbriefen“, der „Bibliothek
für ſchöne Wiſſenſchaften“, der „Allgemeinen deutſchen Bibliothek“, der „Berliner Monatsſchrift“ und an andern Zeit⸗
ſchriften; durch eine bedeutende Bereicherung des Briefwechſels — zum Theil aus zerſtreuten gedruckten Quellen,
großentheils aus Handſchriften —; durch Bekanntmachung einiger wichtiger, bisher ungedruckter Auffäge, beſonders
einer Theodicee („Sache Gottes oder die gerettete Vorſehung ); endlich durch Aufnahme der urſprünglich mit hebräiſchen
Lettern gedruckten, hier zum erſten Mal ins Deutſche uͤbertragenen Überſetzung des Pentateuch. Es dſt für den
correcten Abdruck der Originaldrucke und zum Theil für kritiſche Benutzung der Handſchriften geſorgt, und die Reihen⸗
folge der Schriften theils chronologiſch, theils nach Materien beſtimmt. 6
Grſcer he. , Dtefophifgt Einiung (von Pof. Brand te). — sophie St ER
iographie. — Philoſophiſche Einleitung (von Prof. Brandis). — lloſophiſche riften (nach der vor
17775 — Schreiben an Leſſing, als Einleitung und Nachſchrift zu einer überſetzung von J. J. mes Ras
von dem Urſprung der Ungleichheit unter den Menſchen.
Zweiter Band: ' a H
Abhandlung über die Evidenz in metaphyſiſchen Wiſſenſchaften. — Phaedon. — Abhandlung von der Unkörperlichkeit der
menſchlichen Seele. — Morgenſtunden, oder Vorleſungen über das Daſein Gottes. u '
Dritter Band: 7 4 5 a
Sache Gottes, oder die gerettete Vorſehung (von Mendelsſohn an die Freunde Leſſing's). — Sendſchreiben an und von Lavater,
und darauf bezuͤgliche Correſpondenz mit Lavater, Bonnet u. A. (zum Theil aus Handſchriften). — Betrach⸗
tungen über Bonnet's Palingeneſie. — Vorrede zu der Überſetzung von Manaßch Ben Iſraels Rettung der Juden. —
Jeruſalem, oder überreligiöfe Macht und Judenthum. — über die 39 Artikel der engliſchen Kirche und deren Beſchwoͤrung.
Vierter und fünfter Band: Ka s j
Kleinere Schriften, metaphyſiſchen, äſthetiſchen u. a. Inhalts (zum Theil aus Handſchriften, zum Theil nach
Mendelsſohn's Tode in verſchiedenen Sammlungen bekgant gemacht). — Auswahl aus Mendelsſohn's
Antheil an Zeitſchriften. — Briefwechſel mit Leſſing, Abbt, Hamann, Werder, Eliſe Reimarus u. A. (aus handſchrift⸗
lichen Quellen vermehrt). 1
Sechster Band: N pi
Ritual⸗Geſetze der Juden. — UÜberfesung der Pfalmen. — überſetzung des Hohen Liedes, und einige kleine Poeften, poetiſche
berſetzungen, Predigten u. a. i
Siebenter Band: f 1
überſetzung der fünf Bücher Moſe (hier zum erſten Mal in deutſche Lettern übertragen).
Der Druck der Werke Moſes Mendelsſohn's hat bereits begonnen, da aber der Umfang des Ganzen ſich
noch nicht genau uͤberſehen läßt, fo wird wegen des Preiſes vorläufig nur beſtimmt, daß derſelbe ſechs Thaler in
keinem Fall uͤberſchreiten ſoll. Sollte die Theilnahme des Publicums, wie zu erwarten iſt, ſehr groß ſich zeigen, ſo
wuͤrde dieſer Preis noch bedeutend ermaͤßigt werden koͤnnen, und es wird daher um baldige Abgabe der Beſtellungen
gebeten. x
Beſtellungen werden in allen Buchhandlungen des In⸗ und Mus landes angenommen.
Leipzig, im October 1841. h ET
F. A. Brockhaus.
In der Jof. Lindauer ſchen Buchhandlung in Münden
iſt ſoeben erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu erhalten:
Das Nibelungenlied.
Aus dem altdeutſchen Originale uͤberſetzt
von
Joseph von Hinsberg.
Fünfte, unveraͤnderte Auflage. Mit ſechs be in
Gr. 8. Auf feinem Maſchinvelin gedruckt und in faubern
Umſchlag geh. Preis 1 Fl. 12 Kr. — 1 Fl. Conv.⸗M. —
21% Sgr.
Der Werth dieſer neuhochdeutſchen Überſetzung unſers
älteſten und großartigſten Nationalepos hat ſich dadurch wol
am beſten bewährt, daß daſſelbe, ungeachtet vieler andern Aus⸗
gaben, nun ſchon zum fünften Male neu gedruckt werden mußte.
Die Verlagshandlung iſt bemüht geweſen, dieſer neuen Auflage
eine beſonders gute, ſolchem Werke würdige, äußere
Ausſtattung zu geben und hat zum Zweck der allge⸗
meinſten Verbreitung einen ſo überaus billigen Preis
geſtellt, daß die Anſchaffung dieſes echten deutſchen Volks
auch dem unbemittelten Verehrer deſſelben erleichtert iſt.
Bei Rackhorſt in Osnabrück iſt erſchienen und in
allen Buchhandlungen zu haben: OR
Theob. Wilh. Broxtermann's
ſaͤmmtliche Werke,
geſammelt und herausgegeben
n
Eduard Wedekind
+ . EN
37 Bogen in gr. 8. Velindruckpapier. Preis 2 Thlr.
|
Durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes ist
von mir zu beziehen : 3 ß
Das Geschlechtsieben des Weibes
in physiologischer, pathologischer und therapeutischer
. 1 2 Hinsicht 17 h
‘ dargestellt von
Dr. Dietr. Wilh. Heiur. Busch.
Gr. 8. Auf feinem Druck-Velinpäpier. 1839—41.
Erster Band: Physiologie und allgemeine Pathologie des weib-
lichen Geschlechtslebens. 3% Thlr. 0
Zweiter Band: Aetiologie, Diaguostik, Therapie, Diätetik
und Kosmetik, sowie auch speeielle Pathologie und Therapie
der weiblichen Geschlechtskrankheiten, getrennt von der Schwan-
gerschaft, der Geburt und dem Wochenbette. 3 Thlr.
Dritter Band: Von den Geschlechtskrankheiten des Weibes
und deren Behandlung. Specielle Pathologie und Therapie der
Krankheiten der weiblichen Geburtsorgane. 1 Thlr.
Das ganze Werk wird aus fiinf Bänden
bestehen und der vierte Band im nächsten
Jahre erscheinen,
Leipzig, im October 1841.
N F. A. Brochhuus.
Bei Georg Wigand in Leipzig iſt erſchienen
über die
Entwickelung der Architektur
vom X.— XIV. Jahrhundert
unter den Normannen .
in Frankreich, England, Unteritalien und Sicilien.
Von Henry Gally Knight.
Aus dem Engliſchen.
Mit einer Einleitung über die ausgedehnte An⸗
wendung des Spitzbogens in Deutſchland
im X. und XI. Jahrhundert
von Dr. C. K. Sepsins.
Mit 23 lithographirten Blättern.
Rop.⸗8. Prachtvoll ausgeſtattet und ſteif gebunden 6 ¼ Thlr.
Im Verlage von Karl Göpel in Stuttgart iſt ſo⸗
eben erſchienen und in allen Buchhandlungen und guten Leih—
bibliotheken zu finden:
Tirocinium
eines deutſchen Offiziers in Spanien.
Herausgegeben von Guſtav Hoffen.
Erſter und zweiter Band. Eleg. geheftet. Preis 5 Fl.
24 Kr. Rheln., oder 3 ½ Thlr.
Mehre der ausgezeichnetſten deutſchen Offiziere, welche für
die ihnen nicht zweifelhafte Legitimität des Don Carlos den
Degen gezogen, haben nacheinander ihre Aufzeichnungen und Er-
innerungen aus dem bürgerlichen Kriege in Spanien der Preſſe
übergeben. 0
Inhalte als der Form nach, von dieſen ſämmtlich vom karliſti⸗
ſchen Standpunkte aus verfaßten Werken. Der Verfaſſer def-
Das Tirocinium unterſcheidet ſich völlig, ſowol dem
ſelben begleitete eine Zeit lang den chriſtintſchen Theil, ſelne Mit⸗
theilungen aus Selbſtanſchauung ſind die 2 25 umfaſſenden
von dieſer Seite, und gewinnen fomit durch die neueſten Ereig⸗
niſſe eine beſondere Bedeutung. Übrigens bildet der dußere Bür⸗
gerkrieg nicht den Hauptgegenſtand des Werkes, ſondern das ſpa⸗
niſche Volk in ſeinem Kerne und Weſen; der Verfaſſer bewegt ſich
mehr auf publieiſtiſchem als auf militatriſchem Felde. Überhaupt
wird man einen weit reichern Inhalt in dem Werke finden, als
die Überſchriften der einzelnen Capitel deſſelben andeuten; der Ver-
faſſer hat dieſelben in 9 Bücher unter folgenden Titeln zuſam⸗
mengefaßt. I. Erinnerungen aus Frankreich. — II. In
den Pyrenäen und in Pamplona. — III. Skizzen
aus dem Kriege und dem Leben in Navarra. —
IV. Der bürgerliche Krieg; weitere Züge in Mn:
varra. — V. Uber nee nach Madrid; die
auptfindt. — VI. Fernerer Aufenthalt zu Ma⸗
rid; Kunſt und Leben. — VII. Spaniens Hülfs⸗
uellen, Macht und Stenung unter den großen
taaten. Nebſt Anhang, betreffend die ſpaniſche Succeſſtons⸗
frage. — VIII. Reife nach Sevilla; die Mancha und
das Gebiet des Guadalquivir. — IX. Die Heim-
kehr über Portugal.
Der dritte und vierte Band (das VI. bis IX. Buch ent⸗
haltend) wird am 15. November erſcheinen.
Soeben ist erschienen und versandt:
Kant
und
seine Nachfolger
4 oder
kritische Geschichte des Ursprungs und der
Fortbildung der neuern deuischen Philosophie
von
X. S. Mirbt,
„ ausgererdentlichem Professor der Philosophie zu Jena.
Em Erster Band.
1% Thlr.
Der Herr Verfasser hat sich nicht damit begnügt, in
diesem Werke die Hauptsysteme der neuern Philosophie und
ihre Urheber darzustellen und zu charakterisiren, sondern
er verfolgt die Entwickelung derselben von Stufe, zu Stufe,
in das Detail eingehend und alle Schriftsteller berücksich-
tigend, die nur einigermassen zu deren Fortbildung beige-
tragen haben, weshalb wir glauben, dasselbe als das voll-
ständigste und ausführlichste, manches neue Resultat brin-
gende und manche neue Forschung anregende, empfehlen
zu können.
Jens, im October 1841, /
, Hochhausen’s Buchhandlung.
Durch alle Buchhandlungen Deutſchlands und der Schweiz
iſt von uns zu beziehen:
Frege, Dr. C. E., Schulgrammatif der fran⸗
zoͤſiſchen Sprache. Erſter Theil: Etymologie;
nebſt einem Übungsbuche zum Überſetzen aus dem Deut⸗
ſchen ins Franzoͤſiſche. „7 Thlr. Zweiter und dritter
Theil: Syntax und Orthoöpiez ebenfalls nebſt
einem Übungsbuche zum Überfegen aus dem Deutſchen
ins Franzoͤſiſche. ter und ZIter Theil zuſammen
ya Thlr.
Keipzig, im October 1841,
N Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung für deutſche und ausländiſche Literatur.
In Unterzeichnetem find ſoeben erſchienen und an alle Buchhandlungen verfandt worden: a
Geſammelte Gedichte
von
Alerander Graf
von Württemberg.
8. Velinpapier. Broſchirt. Preis 3 Fl., oder 2 Thlr.
Inhalt: Lieder eines Soldaten im Frieden. Meinen verehrten Herren Kameraden bei dem achten deutſchen Armeecorps zugeeignet. —
Bilder vom Plattenſee. — Traumbilder. — Waldbilder. — Bilder aus den Alpen. — Lieder des Sturmes. — Vermiſchte Gedichte.
Das Publicum erhält hier eine vollſtändige Sammlung der Dichtungen des Herrn Grafen Alexander von Württemberg.
Neben reicher Phantaſie, Geiſt und Tiefe des Gemüthes, tragen dieſe Dichtungen das Gepräge echt deutſcher Vaterlands⸗
liebe, edler Ritterlichkeit und ſchöner feſter Freundestreue.
geſunder Laut der Natur.
Aus allen aber tönt, wie aus den Saiten einer Aeolsharfe
Durch ſie ſchließt ſich ein edler Sproſſe des württembergiſchen Regentenſtammes den — —
vaterländiſchen Sänger an und mahnt an die ſchönen Zeiten der ritterlichen Minneſänger Schwabens.
Jedem Freunde des Vaterlandes und der Poeſie werden daher dieſe Dichtungen eine erfreuliche, willkommene Erſcheinnng fein.
Stuttgart und Tübingen, October 184].
Soeben wird vollſt andig ausgegeben:
Gemälde der Sängethiere,
nad) Cuvier 8 Claſſification und als
Wandtafeln fuͤr den Schulgebrauch,
entworfen und gezeichnet von
8 Biow.
(Erſte Hauptabtheilung des Atlaſſes zur Naturgeſchichte
des Thierreichs.) 5
14 Tafeln in Royalfolio mit erklaͤrendem Texte, in ſaubern
Carton, ſorgfältig gemalt 8 Thlr.; ſchwarz 4½ Thlr.
Der Beifall, den ſich die erſten Blätter bei ihrem Erſchei⸗
nen von allen Kennern erworben haben, wird dem jetzt voll⸗
ſtändigen Werke noch allgemeiner zu Theil werden. Der Ver⸗
faſſer ſpricht ſich über ſeinen Zweck im Vorworte aus. Wir
bitten, ſich durch eigene Anſicht zu überzeugen, daß hier wirklich
etwas Werthvolles geboten wird.
Hamburg. Herold ſche Buchhandlung.
Soeben erschienen in der Schlesinger’schen
Buch- und Musikhandlung in Berlin und sind in
allen Buchhandlungen zu haben: i
Podsies de Victor Hugo. Choix tiré des Odes
et Ballades Orientales, Chant du erepuscule, Feuil-
les d’automne, Voix interieures, Rayons et Om-
bres. I Thlr.; dito Schulausgabe, 2 Bde. à 10), Sgr.
Podsies de Lamartine. Choix tiré des Medita-
tions postiques, Harmonies post. et religieuses,
Epitres Te: La mort de Socrate, Chant du
erepuscule, arold, Chüte d’un ange, Marseillaise
de la paix. 1 Thlr.; dito Schulausgabe % Thlr.
Chansons de Beranger, choisies à usage des
Dames. „ Thlr.; dito Schulausgabe '/, Thlr.
Diese Auswahl der drei Dichter dürſte der allge-
meinsten Anerkennung sicher sein, kein ausgezeich-
netes und werthvolles Gedicht ist ausgelassen, die
Ausstattung in Octavformat elegant, der Einband
in goldgedrucktem Pergament, somit zu Geschenken
besonders zu empfehlen.
Burns, Robert. Select Poems and Songs.
a glossary. Mit Portrait. Eleg. geb. 1 Thlr.
)rei deutsche Übersetzungen erschienen im
vorigen Jahre, der grösste Beweis für den Wertb
dieser Sammlung.
With
J. G. Cotta'scher Verlag.
N N La mort de Soerate. Zum Schulgebrauch.
% Thlr. 5
Scott, Walter. The complete Novels. Neue höchst
wohlfeile Ausgabe. Jeder Roman complet in
1 Band à ½ bis / Thlr.
Inhalt des Vol. I— IX. The bride of Lammer-
moor Y, Thlr., The Antiquary ,, Thlr., The Abbot
% Thlr., The black dwarf / Thlr., The fortunes of
igel „ Thlr., Gu Mannering / Thlr., Ivanhoe
/ Thlr., The legend of Montrose ½ Thlr., The mo-
nastery / Thlr. Die übrigen Romane Eci
im Laufe dieses Jahres.
Neu erſchienen:
Siegfried Schmid,
dramatiſche Werke.
Erſter Band.
Inhalt: Nepotian. Trauerſpiel. — Das verhängnißvolle Blatt,
Schauspiel. — Die beiden Mohren, Luſtſpiel.
Leipzig, Friedrich Fleiſcher. Preis 1% Thlr.
Wohlfeile Ausgabe
der „Skizzen. aus dem Alltägsleben“
von Frederike Bremer.
Von dieſer wohlfeilen Ausgabe, die den allgemeinften Bei⸗
fall findet, ſind bis jetzt erſchienen und unter beſondern Titeln
auch einzeln zu erhalten; 0
Die Nachbarn. Mit einer Vorrede der Verfaſſerin.
Zweite verbeſſerte Auflage. Zwei Theile. 7 7
Die Töchter des Präſidenten. Erzählung einer
Gouvernante. Zweite verbefferte Auflage. Thlr.
Nina. Zwei Theile. / Thlr.
Das Haus, oder Familienſorgen und Fa⸗
milienfreuden. Zweite verbeſſerte Auflage. Zwei
Theile. / Thlr. 9
unter der Preſſe befindet fi bereits und
wird baldigſt eee Gamilie P.“
Leipzig, im October 1841, _
{ F. A. Brockhaus.
Drud und Verlag von F. u. Brockhaus in Leipzig.
— — ͤ ʒäᷣͤ— —ꝛꝓ—k —
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXXII.
— —ẽ— dò' ãũ.ẽ ö . . —irðc.;w̃⁊ a —,—
Dieſer — — 01 Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Ngr.
|
Vroſpeclus.
Pictet GENERAL
oder
Anatomie, en und Systemkunde
Sal ou,
erläutert durch anatomische Abbildungen 9 mehr als 200
verschiedenen Tangarten.
Bearbeitet von
Dr. Friedrich Traugott Kützing.
Gegen 40 Bogen Text und 80 in Stein gravirte und farbig gedruckte Tafeln in gr. 4.
"a Auf feinem Delinpapier. Cartonnirt.
Subscriptionspreis 40 Thlr.
Die Tang- oder Algenkunde hat bis jetzt an folgenden Gebrechen gelitten:
1) hat man SR von den allgemeinen als auch von den nen Structurverhältnissen
der Tange nur mangelhafte Vorstellungen gehabt;
2) sind die Fructificationsorgane der Tange im Allgemeinen nur oberflächlich untersucht und
erkannt worden;
3) ist die Systemkunde der Tange aus Mangel an einer genauen Kenntniss der Structur-
verhältnisse und der Fructificationsorgane sehr hinter der systematischen Bearbeitung
anderer kryptogamischen Pllanzenfamifien zurückgeblieben, da man sich bisher häufig an
die äussere Form fast einzig und allein gehalten "hat.
Der Verfasser hat, in Folge 5 zahlreicher und mühsamer mikroskopisch- anatomischer Unter-
suchungen, diesen Gebrechen "abzuhelfen gesucht, indem er in dem obengenannten Werke zeigt:
I) dass sehr viele Algen einen sehr zusammengesetzten und geregelten Bau besitzen;
2) dass sich drei verschiedene & ysteme des Tanggewebes ganz bestimmt und sicher nachweisen
lassen;
3) dass 5 r Fruchtbildung der Tange höchst interessante und doch einfache Bildungsge setze
obwalten;
4) dass, gestützt auf den Grund der drei Systeme des Tanggewebes im bn per sowol,
als auch auf die Fruchtbildung, einzig und allein ein allseitig befriedigendes, sicheres
und natürliches System für die ganze Gruppe der Tange gewonnen werden kann.
Das ganze Werk zerfällt hiernach in folgende Capitel: 8
I) das chemisch- physiologische,
2) das anatomisch- Physiologische,
3) das systematisch- physiologische. IE 152
In dem letztern werden die Classen, Ordnungen, Familien, Gattungen, und eine sehr grosse
Anzahl von Arten der Tange aus den nahen und fernsten Oceanen genau begründet.
Die Abbildungen können zum Theil als eine Illustratio generum gelten, wenn auch nicht
alle Gattungen, die in dem Werke beschrieben werden, abgebildet sind. Sie sind mit grosser
Sorgfalt von dem Verfasser selbst gezeichnet und in Stein gravirt worden. Es sind diese Abbil-
dungen überhaupt die ersten, welche sich in Bezug auf. anatomisch -physiologische Verhältnisse
in so ausgedehnter Weise durch das ganze Gebiet der Algenwelt erstrecken.
Nordhausen, im September 1841.
Der Verfasser.
Der Unterzeichnele hal den Verlag dieses wichtigen und interessanten
Werks übernommen und wird für eine würdige äussere Ausslallung desselben
besorgt sein. Da nur eine kleine Auflage veranstaltei werden soll, so werden
Diejenigen, die sich den Besitz des Werks sichern wollen, aufgefodert,
zeilig darauf zu subscribiren. Der Preis ist vorläufig auf 40 Tir. fest-
geselzt, sollte sich aber eine bedeutende T’heilnahme zeigen, so würde derselbe
noch ermässigt werden können. Da der Herr Verfasser unausgesetzt mit dem
Graviren der Tafeln sich beschäftigt und der Text bereits vollständig aus-
gearbeilet ist, so wird das Werk im Laufe des nächsten Jahres bestimmt er-
scheinen und auf einmal ausgegeben werden.
Leipzig. im October 1841.
mM. A. Brockhaus.
Memminger's a e a Auswär⸗
. er tige Verhältniſſe, innere. Kirchen- und Schulweſen. Gemeinde:
Beſchreibung von Württemberg. verwaltung. Sberamtsverwaltung. Keeldberwil ng Cen⸗
5 W tralverwaltung. Allgemeine Anſtalten. Wohlthätigkeitsverein.
In unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und durch alle | Sparkaſſe. Evangeliſches adeliges Fräuleinſtift. Waiſenhäuſer.
Buchhandlungen zu beziehen: A 0 81 e e e Kirche.
13 5 i 2 Volksunterricht. Anſtalten für ere und gelehrte Bildung.
B f eibu G. 5 u Wurtte b Kriegsweſen. ieee — —. Einnahmen.
Hauptfinanzetat. — Ortsbeſchreibung: Neckarkreis.
E chrei ung on ur em erg. Schwarzwaldkreis. Donaukreis. Jagſtkreis. Höhenverzeichniß.
Dritte, gänzlich umgearbeitete und ſtark
vermehrte Muflage.
Herausgegeben von dem
k. ſtatiſtiſch-topographiſchen Bureau.
Gr. 8. Broſch. Preis 4 Fl., oder 2% Thlr. und mit
einer Karte des Landes 5 Fl., oder 3 Thlr.
Inhalt:
Geſchichte: Vorwürttembergiſche Zeit. Die Grafſchaft
Gefälle der Flüſſe Württembergs. Waſſermenge derſelben. Ta⸗
bellen über Einwohner, Orte und Gebäude, über Grundeigen⸗
thum und Viehſtand. 4
Stuttgart und Tübingen, im October 1841.
. J. G. Cotta'ſcher Verlag.
[2
W. T. Krugs .
gefammelte Schriften,
Württemberg. Das Herzogthum. Das Königreich. — Lanz
deskunde: Geographifche Verhältniſſe. Natürliche Beſchaffen⸗
heit. Gebirge und Thäler. Gewäſſer und Seen. Geognoſtiſche
Verhältniffe. Boden. Klima. Fruchtbarkeit. — Natürliche
Erzeugniſſe: Mineralreich, Pflanzenreich, Thierreſch. —
Volkskunde: Einwohner. Wohnplätze. Nahrungsſtand. Land⸗
bau. Kunſt und Gewerbfleiß. Handel. Münze, Maß und
Gewicht. Volksvermögen. Volkseinkommen. — Staats:
unde: Verfaſſung. Standesverhältniſſe. Verzeichniß der
tandesherren, der Ritterſchaft. Bürgerſtand. Staatsdienſt⸗
verhältniffe. Regierung. Der König. Hofſtaat. Orden. Ge:
nun vollſtaͤndig in zwoͤlf Baͤnden.
Von dieſer Sammlung iſt ſoeben die Ate und letzte Ab⸗
theilung (in 3 Bänden gr. 8. Preis 5½ Thlr.) erſchienen,
enthaltend des Verf. eneyklopädiſche und vermiſchte
Schriften, nachdem in der erſten die theologiſchen, in der
zweiten die juridiſch-politiſchen, und in der dritten die
philoſophiſchen Schriften deſſelben mit Auswahl und Ver⸗
beſſerungen abgedruckt waren. Jede Abtheilung iſt als ein für
ſich beſtehendes Ganze auch beſonders zu haben.
Leipzig, im October 1811. Friedrich Fleiſcher.
Soeben ist erschienen :
Asthetik
der Tonkunst
Dr. Ferdinand Hand,
Professor und Geh. Hofrath.
Zweiter Theil.
40 Bogen gr. 8. 3 Thlr.
Mit diesem Bande hat nun der Herr Verfasser nach
jahrelangem Fleisse ein Werk vollendet, welches eine Lücke
in der musikalischen Literatur ausfüllt und gewiss allen
Musikern und Freunden der Musik, welche tiefer in diese
Wissenschaft und ihre philosophische Begründung eingehen
wollen, willkommen sein wird.
Der erste Theil wurde in vielen kritischen- Blättern mit
Anerkennung erwähnt und beurtheilt und wir zweifeln nicht,
dass sie auch diesem zweiten Bande zu Theil wird.
Jena, im October 1841.
C. Hochhausen's Buchhandlung.
In der Verlagsbuchhandlung von Karl Göpel in Stutt⸗
gart iſt erſchienen:
Hellas und Rom.
Vorhalle des classischen Alterthums
in einer organiſchen Auswahl aus den Meiſterwerken
ſeiner Dichter, Geſchichtſchreiber und Philoſophen.
Nach den beſten vorhandenen Übertragungen herausgegeben und
mit fortlaufenden biographiſchen und literar-geſchichtlichen Erz
läuterungen begleitet von Prof. Dr. K. Fr. Vorberg.
Mit einem Vorwort von Joh. Kasp. von Orelli
in Zürich.
(In vier Abtheilungen zu vier Lieferungen à 48 Kr.,
oder 15 Sgr. Preuß.)
Erſte Abtheilung.
Die Dichter des hellenischen Alterthums.
Hoͤchſt elegante Ausſtattung. Octav. 60 Bogen.
Preis: 3 Fl. 12 Kr. Rhein., oder 2 Thlr. Preuß.
Das hier dem Publicum gebotene Werk iſt nach einem
ganz neuen und eigenthümlichen Plane bearbeitet; es iſt
beſonders beſtimmt, als eine geordnete Beiſpielſammlung
bei Vorträgen über alte Literaturgeſchichte auf Gymnaſien
und Univerſitäten zu dienen, als welche es ſich bereits der An⸗
erkennung competenter Stimmen in vollem Maße zu erfreuen
hat. Zugleich aber macht dies Werk, wie zuvor kein anderes,
auch dem größern gebildeten Publicum eine Über⸗
ſicht und den Genuß der geſammten claſſiſchen Literatur
möglich, und führt in die Bekanntſchaft mit dem claſſiſchen
Alterthume ſelbſt ein. Es iſt etwas ganz Anderes, und viel
mehr als eine bloße Blumenleſe, am wenigſten eine
regelloſe, dergleichen ein Verleger als von gleicher Tendenz
und Ausführung wie unſer Werk anzupreiſen ſich angemaßt hat,
um dadurch derſelben, die ihm liegen geblieben, Abſatz zu ver⸗
ſchaffen. In dieſer Beziehung bitten wir jeden Literaturfreund,
zu prüfen, zu vergleichen, ehe er kauft, und beſondere
Aufmerkſamkeit dem Vorwort des Herrn Prof. von Orelli und
der vortrefflichen, den umfaſſenden Plane des Werkes ausführ⸗
licher darlegenden Einleitung des Herausgebers zu widmen.
Eigene Anſicht des Werkes wird von der gediegenen und
geſchmackvollen Bearbeitung, der umfaſſenden
Reichhaltigkeit und dem innern un vergänglichen
Werthe deſſelben am beſten überzeugen, ſowie, daß man ein
ſo belehrendes, Geiſt und Geſchmack bildendes und veredelndes
Werk zu einem wohlfeilern Preiſe, als dafür feftgeftellt iſt,
nicht wird erwerben können. Es wird einen würdigen Platz
in der gewählteſten Bibliothek einnehmen und ſich zu Geſchenken,
nicht ſowol für Studirende auf Univerfitäten und Gymnaſien,
als auch für Freunde nnd Freundinnen einer geiſtvollen Lecture
vorzugsweiſe eignen.
Zu eigener Anſicht und Prüfung wird das Werk
von allen Buchhandlungen bereitwilligſt vorgelegt.
Gubitz Volks -Kalender.
Nachdem der
„Volks- Kalender von F. W. Gubig,
für 1842“
(mit 120 der vorzuͤglichſten Holzſchnitte)
bei uns ſchon zweimal gänzlich vergriffen war, ſind wir, durch un⸗
abläſſigen Fortdruck, erſt jetzt im Stande geweſen, ſämmtliche
bisher eingegangene Beſtellungen zu expediren, und iſt dieſer
Sub it ſche Volks: Kalender, durch reichen, die Zeitzuſtände
berührenden ernſten und humoriſtiſchen Inhalt mehr als je aus⸗
gezeichnet, nun durch alle Buchhandlungen A / Thlr (12% Sgr.)
zu haben. Weitere Nachbeſtellungen erbitten wir ſo raſch als
möglich, um unſere Maßregeln treffen zu können.
Berlin, den 22. October 1841.
Vereins ⸗ Buchhandlung.
Die beiden mit großem Beifall auf den pariſer und vie-
len deutſchen Bühnen aufgeführten Opern:
Der Guitarrenspieler (Le Guitarrero)
: von Malevy »
Die Favoritin (La Favorite)
$ von Donizetti
find in Partitur mit deutſchem und franzöſiſchem Text im
vollſtändigen Clavierauszug, in vollſtändigen Orcheſterſtimmen
und in vielen Arrangements für Piano, für Guitarre, für
Piano und Violine, für Violine ꝛc. bei uns erſchienen; auch iſt
die Partitur der ſehr beifällig aufgenommenen komiſchen Operette
Die Hirtin von Piemont
von Schaeffer
durch uns zu beziehen.
Berlin, im October 1841.
Schleſinger'ſche Bud: und Muſikhandlung.
In der Gerſtenberg'ſchen Buchhandlung in Hildes⸗
heim iſt erſchienen:
Hartmann, Dr. J. J. G.,
Geometriſcher Eurfus für die obern Gym:
naſialelaſſen, enthaltend Planimetrie, Stereometrie,
ebene und koͤrperliche Trigonometrie, mit vielen übungs⸗
aufgaben. Nebſt 7 Figurentafeln. Gr. 8. 17% Thlr.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von
H. G. &ersdorf. 1841. Neunundzwanzigsten
Bandes erstes und zweites Heſt. (Nr. XIII, XIV.)
Gr. 8. Preis eines Bandes 3 Thlr.
Allgemeine Bibliographie für
Deutschland. Jahrgang 1841. Monat Octo-
ber, oder Nr. 40 — 44, und Bibliographischer Anzeiger:
Nr. 40 — 44. Gr. 8. Preis des Jahrgangs 2 Thlr.
Leipzig, im October 1841.
F. A. Brockhaus.
In Unterzeichnetem ift ſoeben erſchienen und an alle Buchhandlungen verſandt worden:
Das Ate Hekt der deutschen
Vierteljahrs⸗Schrift
für 1841.
Detober — December.
Preis des Jahrgangs von 4 Heften 12 Fl., oder 7% Thlr.
hae
Deutſchland und England. — Gedanken uͤber Aberglauben und Aufklaͤrung. — über Staatsdienſtpruͤfungen. —
Altdeutſche und normanniſche Kunſt. — Deutſche Memoiren
und Briefwechſel. — Gelehrten- und Geſchaͤftsbildung
in Deutſchland. — Das deutſche Eiſenbahnſyſtem als Mittel zur Vervollkommnung der deutſchen Induſtrie, des
deutſchen Zollvereins und des deutſchen Nationalverbandes uͤberhaupt.
Choralweſens, Geſchichtliches, Wünſche und Vorſchlaͤge. — Die engliſche
die deutſche Nationalinduſtrie. Kurze Notizen.
Stuttgart und Tübingen, im October 1841.
— Die November-Meteore. — Reform des
Parlamentsunterſuchung von 1840 und
J. G. Cotta'scher Verlag.
Bei Juſtus Perthes in Gotha iſt erſchienen und
in allen Buchhandlungen zu haben:
Almanach de Gotha pour année 1842.
1eme année. Avec 7 portraits. Preis 1 Thlr.
Gothaiſcher genealogiſcher Hofkalender auf
das Jahr 1842. 79ſter Jahrgang. Mit Bildniſſen.
Preis 1 Thlr. x
Genealogiſches Taſchenbuch der deutſchen gräf⸗
lichen Häuſer auf das Jahr 1842. 15er Jahr⸗
gang. Preis 1½ Thlr.
In allen Buchhandlungen iſt zu haben:
Fr. v. Sydow (koͤnigl. preuß. Major a. D.),
Der Krieg der Stände
oder unbefangene Beleuchtung der verſchiedenen
Berufsclaſſen nach ihrer natürlichen, politiſchen
und foeinlen Eintheilung, beſonders aber der ſich
unter den verſchiedenen Ständen einander entgegen⸗
ſtrebenden Verhältniſſe, der Veranlaſſungen zu
dieſem feindſeligen Kampfe und deſſen nachtheilige
Einwirkungen auf das gemeine Wohl, wie auf
das Heil des Einzelnen. Nebſt einem Verſuche
zur Verwandlung dieſer verderblichen, Zuſtände
in eine allgemeine Verſöhnung. Mit Beachtung
der Vergangenheit und Gegenwart und aus dem
Leben gegriffen. u Me Weimar, Voigt.
1.
Der aus mehren gediegenen Werken verwandten Inhalts,
namentlich durch ſeinen claſſiſchen „Weltbürger im Um⸗
gange mit Menſchen“ (von der Kritik über Knigge's Um:
gang erhoben) rühmlichſt bekannte, ja bei dem Publicum, das
er ſich ſelbſt geſchaffen hat, ſehr verehrte Hr. Verf. ſetzt durch
dieſe feine neueſte, jo ganz zeitgemäße Gabe ſeinen in
das Leben der heutigen Zeit mit tiefer Weltkenntniß eingreifen⸗
den Schriften die Krone auf; denn er iſt der Schriftſteller,
der zuerſt die Verhältniſſe und Beziehungen aller Stände
einander, ihre gegenſeitigen Wechſelwirkungen und ihr ge⸗
ſammtes Eingreifen in das große Ganze des kosmopolitiſchen
und ſocialen Lebens mit bewundernswürdiger Allkenntniß zer⸗
gliedert und vorurtheilsfrei beleuchtet. Auf einem geringen
Raume dringt er mit Scharfblick in die innerſten Tiefen aller
Stände ein und hält jedem Stand, ohne Ausnahme, einen
treuen Spiegel vor, und indem er dieſes mit gleicher Freimü⸗
thigkeit bei Allen thut, ſichert er ſich vor jedem einzelnen
Anſtoß bei den Schwachen. Es kann keinen Stand geben,
dem dieſes Buch nicht das größte Intereſſe einflößen müßte,
und am Schluſſe muß ſich jeder Leſer überzeugt fühlen, daß
der Verf. von Dem, was er auf dem Titel verſprach, nichts
ſchuldig geblieben iſt. Von dem Geiſte der reinſten Humanität
und des lebendigſten Patriotismus ausgehend, kann dieſem gold⸗
nen Buche die allgemeinſte Theilnahme bei allen Ständen nicht
entſtehen, weshalb es auch der Verleger mit beſonderer Vor⸗
liebe recht ſchön ausgeſtattet hat.
Durch alle Buch- und Kunſthandlungen iſt von mir zu
beziehen das Bildniß von
VICTOR HUGO.
Geſtochen von Th. Langer.
Gr. 4. ½ Thlr.
In meinem Verlage erſchienen ferner nachſtehende Bild⸗
niſſe und es ſind davon fortwährend gute Abdrücke für
1 Thlr. zu erhalten: Lcuber. Baggeſen. Bauern:
eld. Böttiger. Calderon. Canova. Caſtelli.
Cornelius. Dannecker. Jakob Glatz. Goethe.
amann. Alexander v. Humboldt. mmermann.
oseiuszko. Gerhard v. Kügelgen. Lamartine.
Karl Friedrich Leſſing. Albin v. Medolhammer. Felix
Mendelsſohn⸗Bartholdy. Withelm Müller. Hehlen⸗
ſchläger. Jean Paul Friedrich Richter. Schill. Jo⸗
hanna Schopenhauer. Ernſt Schulze Seott. Kurt
Sprengel. Tegner. Thorwaldſen. Ludwig Tieck.
Uhland. Zedlitz. Zelter.
Leipzig, im November 1841,
F. A. Brockhaus.
zu
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXXIII.
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
vifhe Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und
betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2% Ngr.
In allen Buchhandlungen iſt zu erhalten:
Hiſtoriſches Taſchenbuch.
Herausgegeben
N von
Friedrich von Baumer.
Neue Folge. Dritter Jahrgang.
Gr. 12. Cartonnirt. 2 Thlr.
, Inhalt: I. Der Armegeckenkrieg im Jahre 1444 und
1445. Erzählt durch T. W. Barthold. — II. Über die
Poetik des Ariſtoteles und ſein Verhältniß zu den neuern Dra⸗
matikern. Von Fr. v. Raumer. — III. Raub der drei
Bisthümer Metz, Tull und Verdun im Jahre 1552 bis zu
ihrer förmlichen Abtretung an Frankreich im weſtfäliſchen Frie⸗
den. Von H. Scherer. — IV. Der Genter Aufſtand vom
Jahre 1539. Von W. M. Arendt.
Die erſte Folge des Hiſtoriſchen Taſchenbuchs beſteht aus
zehn Jahrgängen (1830 - 39), die im Ladenpreiſe 19% Thlr.
koſten. Ich erlaſſe aber ſowol den erſten bis fünften (1830 —
34) als den ſechsten bis zehnten Jahrgang (1835—39) zuſam⸗
mengenommen für fünf Thaler, ſodaß die ganze Folge
zehn Thaler koſtet. Einzeln koſtet jeder dieſer zehn Jahr⸗
gänge 1½ Thlr., der erſte Jahrgang der Neuen Folge (1840)
2 Thlr., der zweite (1841) 2½ Thlr.
Leipzig, im November 1841. ;
F. A. Brockhaus.
*
Kunst- Anzeige.
Das neueste Kunstblatt des Kalligraphen und Akade-
mikers Joh. Heinrigs in Köln:
Zur Erinnerung an
Friedrich den Grossen
(Seitenstück zu den Souvenirs de Napoleon
ist nunmehr erschienen und von uns durch alle Buch- und
Kunsthandlungen des In- und Auslandes noch einige Zeit
für den Subscriptionspreis von 1è Thlr. und in den frühern
Abdrücken zu erhalten.
Wir dürfen die Verehrer des grossen Königs mit Recht
auf dieses treffliche Kunstblatt aufmerksam machen, auf
welchem sie Leben und Thaten desselben durch Bild und
Schrift so dargestellt finden werden, dass es ihnen unter
Glas und Rahmen als eine schöne und nicht theuere Zim-
merverzierung willkommen sein muss.
Wir verbinden hiermit die Anzeige, dass sich noch zwei
grosse Kunstblätter desselben Meisters
„den letzten Willen des Königs Eriedrich Wil-
helm IH. von Preussen“ -
symbolisch - kalligraphisch darstellend, im Stich befinden und
bis Mitte kommenden Jahres erscheinen werden, zu wel-
cher höchst kostspieligen Herausgabe der kunstreiche Mei-
ster besonders durch die beifällige Aufnahme aufgemuntert
worden ist, mit welcher die Originale von des jetzt regie-
renden Königs von Preussen Majestät, Allerhöchstwelchem
sie vorgeleet waren, durch Cabinetsschreiben vom 21. Dec.
1840 und 21. Febr. 1841 beehrt worden sind, sowie auch,
durch die Unterzeichnungen I. I. V. N. der Könige von
Preussen, Sachsen, Griechenland, Dänemark und vieler an-
dern Höchsten und Hohen Personen,
Der Subscriptionspreis beider Blätter zusammen (Im-
perialformat) ist 6 Thlr. Preuss. Cour. und man kann
darauf bei allen Buch- und Kunsthandlungen, welche durch
uns in den Stand gesetzt sein werden, sie für den erst bei
ihrer Ablieferung zahlbaren Subseriptionspreis zu liefern,
unterzeichnen.
Berlin, im October 1841 y
Trautwein d‘ Comp.
In unterzeichnetem find ſoeben erſchienen und an alle
Buchhandlungen verſandt worden:
Die Dichtungen
von
Justinus Kerner.
Dritte ⸗ſehr vermehrte Auflage.
2 Theile. 8. Velinpapier broſch. Preis 4 Fl. 12 Kr.,
oder 2½ Thlr.
Kerner's Muſe iſt ein Kind voll Sinnigkeit, immer zwi⸗
ſchen Freude und Leid ſchwebend, aber hier wie dort nicht laut
und wild, ſondern Vieles in ſich verſchließend und Weniges
leiſe ausſprechend. Und, wie bei Uhland, fo klingt auch hier in
dem Wenigen Vieles durch und nach. Eine ſelige Ruhe ver⸗
klärt die Luſt und den Schmerz des Sängers, und unter den
Thränen blüht immer die Roſe der Kindheit auf ſeinen Wangen.
Faſt alle Romanzen und Balladen von Kerner ſind legenden⸗
artige Märchen und Sagen vom Tode, der die Liebe, die Un⸗
ſchuld, das Gottvertrauen und die Demuth verklärt.
In dem erſten Theile dieſer ſehr vermehrten dritten Auf⸗
lage ſind die lyriſchen und im zweiten Theile die proſaiſchen
und dramatiſchen Dichtungen enthalten.
Stuttgart und Tübingen, im October 1841.
J. G. Cotta' ſcher Verlag.
—— — EEE
Bei Braumüller & Seidel in Wien iſt erſchienen:
At Das Ote Heft der
Oestreichischen militairischen Zeitschrift. 1841.
Inhalt dieſes Heftes:
J. Der Feldzug 1704 am Rhein, an der Donau, in Tirol
und Sberöſtreich. (Zweiter Abſchnitt.) Mit dem Plane der
Erſtürmung des Sch ellenberges. — II. über Pereuſſions⸗
zündungen bei Militairgewehren. — III. Militairiſche Ge⸗
ſchichte des Rheins. (Schluß des zweiten Abſchnitts.) — IV. Des
römiſchen Königs Maximilian I. von Oſtreich Feldzug 1489
gegen die Franzoſen und die Rebellen in den Niederlanden. —
V. Neueſte Militairveränderungen.
Preis des Jahrgangs 1841 in 12 Heften 8 Thlr.
Auf den nächſten Jahrgang 1842 wird in allen Buch⸗
handlungen des In- und Auslandes Pränumeration mit 8 Thlr.
angenommen.
Durch alle Buchhandlungen und Poftämter iſt zu begichen:
® *
Das Pfennig-Alagazin
für Verbreitung gemeinnuͤtziger Kenntniſſe.
1841. October. Nr. 444 — 448.
Nr. 444. Dante Alighieri. Das gemeine Tollkraut.
Neuſeeland. Tuchfabrikation ohne Spinnen und Weben. Die
Affen auf Gibraltar. Naturſpiele auf der Inſel Java. —
Nr. 445. Der heilige Johannes als Kind, nach Murillo.
Neuſeeland. (Fortſetzung.) Die Kaffeecultur in Braſilien und
Mexico. Das Palmöl. Altere Spuren von Lichtbildern. Die
Hercules⸗Bäder bei Mehadia. Bandfabrikation in St.⸗Etienne.
— Nr. 446. Johann Sebaſtian Bach. Die Waſſerprome⸗
nade. Das Rathhaus in Padua. Neuſeeland. (Beſchluß.)
Der arteſiſche Brunnen von Grenelle. Die Morlacken. In⸗
duſtrie in Rußland. — Nr. 447. Die Kathedrale von To⸗
ledo. Die Kartoffelepidemie. Die Beſteigung der Jungfrau.
Die Goldminen in Braſilien. Die Vulkane. Das Rieſenban⸗
kett.— Nr. 248, Lodovico Arioſto. Gewonnen und doch ver⸗
loren. Die Inſel Ternate. Die Vulkane. (Beſchluß.) Eton Montem.
An Abbildungen ſind in dieſen Nummern
enthalten:
Dante Alighieri. — Das gemeine Tollkraut. — Der hei⸗
lige Johannes als Kind, nach Murillo. — Eine Kaffeepflan⸗
zung in Braſilien. — Johann Sebaſtian Bach. — Das Rath⸗
haus in Padua. — Die Kathedrale von Toledo. — Die Gold:
minen in Braſilien. — Lodovico Arioſto. — Die Inſel Ternate.
Preis dieſes Jahrgangs von 52 Nummern 2 Thlr.
Der Preis der erſten fünf Jahrgänge von 183337,
Nr. 1—248 enthaltend, iſt von 9½ Thlr. auf 5 Thlr. er-
mäßigt. Einzeln koſtet jeder dieſer Jahrgänge 1½ Thlr.;
die Jahrgänge 1838 — 40 koſten jeder 2 Thlr.
Von den früher ſchon im Preiſe herabgeſetzten
Sonntags⸗Magazin. Drei Bände. 2 Thlr.
National⸗ Magazin. Ein Band. 7, Thlr.
Dee et für Kinder. Fuͤnf Baͤnde.
2½ Thlr.
Unterhaltungen eines Waters mit feinen
Kindern. Zwei Baͤndchen. ½ Thlr.
ſind noch fortwährend Exemplare zu haben.
Leipzig, im November 1841.
F. A. Brockhaus.
In allen Buchhandlungen iſt zu haben:
J. G. J. Cannabich's
Lehrbuch der Geographie
nach den neueſten Beſtimmungen. Funfzehnte
neu berichtigte und verm. Aufl, 80 enggedrudte
Medianbogen. Gr. 15 Kir. Voigt. 1848.
vB r.
Der würdige Hr. Verf. hat ſeine großen Kenntniſſe und
einen reichen Apparat von neuen ſtatiſtiſchen Hülfsquellen und ge⸗
ſammelten Notizen aufgeboten, um auch dieſe Auflage mit dem
neueſten Zuſtande der Dinge conform zu machen, und ſo
iſt dieſes ſeit langer Zelt bewährte Hand- und Schulbuch in
dieſer Verjüngung wieder das neueſte geographiſche
Lehrbuch. Zum vierzehnten Mal revidirt, berichtigt und ver⸗
vollſtändigt ſteht es in unübertroffener Vollkommenheit da.
Dieſes iſt anerkannt durch die ehrenvollſten Recenſionen, durch
die Überſetzungen ins Holländiſche, Polniſche und Ungariſche ꝛc.,
durch die Einführung in viele höhere Lehranſtalten und durch
einen Abſatz, bis jetzt von 66,000 Exemplaren, trotz der davon
vorhandenen Nachdrücke. Die Reichhaltigkeit wird durch die
Zahl von 14,000 Artikeln im Regiſter Ma (wo ſich ein
anderer neuerer Geograph doch ſchon bei 9000 großer Reich⸗
haltigkeit rühmt). — Um einen Maßſtab von den Vermehrun⸗
gen zu geben, die dieſes Werk durch alle Auflagen erfahren hat,
ſo reicht es hin, daß es in der erſten Auflage 36 und in der
jegigen 80 ſehr compreſſe Medianbogen hält, auf deren einem
ſo viel ſteht als auf 4 gewöhnlichen. Dennoch iſt der Preis
nicht erhöht und es kommt ein ſolcher Bogen nur auf
ſechs Pfennige, eine Wohlfeilheit, die bei den jetzigen
Druckpreiſen beiſpiellos iſt. — Noch keine Auflage iſt auf
ſchöneres, feſteres Papier gedruckt geweſen, als dieſe neueſte 15.
Dem daraus vortragenden und erklärenden Lehrer wird dieſes
Lehrbuch noch beſſere Dienſte thun, wenn nachſtehender Auszug
zugleich in den Händen ſeiner Schüler iſt:
J. G. F. Cannabich's f
kleine Schulgeographie
oder erfter Unterricht in der Erdpefchreibung für
die untern und mittlern Schulelaſſen. Wierzehnte
einzig rechtmäßige und ſehr vermehrte Muflage.
S8. 1841. Sa Thlr. 0
Gegenwärtige 14. Auflage iſt durch viele Verbeſſerungen auf
die Höhe von 20 ſehr enggedruckten Bogen gebracht worden,
ohne daß der alte Preis, der zuerſt für 15 Bogen galt, erhöht
worden iſt. Noch immer unter ihrem erſten beſcheidenen Titel
könnte ſie jetzt mehr Anſpruch auf den eines kleinen Lehrbuchs
machen. Eingeführt in den mehrſten Volksſchulen, behauptet
ſie ſo trotz mancher Concurrenz ihren alten Ruhm und Schwung
und hat vor allen andern auch den Vorzug, durch den dazu
gehörigen trefflichen Duodezatlas von Beer (4. Aufl. 1841)
veranſchaulicht zu werden, da beſonders darauf geſehen iſt, daß
darin kein in der Schulgeographie erwähnter Ort fehlt. x
Im Verlage von Duncker & Humblot in Berlin
iſt ſoeben erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Michel Angelo Guonaroti's
des Alteren
ſämmtliche Gedichte
italieniſch und deutſch
mit einigen Anmerkungen und Michel Angelo's Bildniset
herausgegeben von
Gottlob Regis.
8. 1% Thlr. Engl. geb. 1½ Thlr.
Bei C. Flemming in Glogau iſt erſchienen und in
allen Buchhandlungen Deutſchlands vorräthig:
Warum habt ihr den Prieſterrock nicht an?
Eine Frage des Kaiſers Napoleon an Geiſtliche. Zum muth⸗
maßlichen Vortheil der proteſtantiſchen Kirche in Betracht gezogen
und allen Fürſten, Conſiſtorien und Synoden derſelben zur Begut⸗
achtung vorgelegt. Ein Vortrag in der Synode zu Sagan 1840
vom Paſtor C. G. K. in Halbau. Geh. Preis % Thlr.
Der Knabenlehrer,
ein Leitfaden zu Vorleſungen in Schullehrer-Seminarien und
zur Wiederholung ſchon angeſtellter Lehrer bei Knaben. Herz
ausgegeben von C. G. Klinghardt, Paſtor in Halbau.
8. Geh. Preis / Thlr. !
Der schwere Kopf,
Aufſchluß und Hülfe für Prediger, Juriſten, Schrlftſteller und
Alle, welche bündige Arbeiten verrichten und bel Erſcheinungen
in ihrer Moralität gern verweilen wollen, von C. G. Kling⸗
hardt, Paſtor in Halbau. 8. Geh. Preis ½ Thlr.
Soeben erſchien: 0 f
Marryat Captain complete Works. Vol. XIV, Joseph
Rushbrook or the poagher. 1 Thlr.
Leipzig, bei Friedrich Fleiſcher.
Vielseitigem Verlangen zu genügen, erschienen soeben
Transpositionen der beliebtesten Arien aus der in Paris,
Berlin, Leipzig, Kassel, Frankfurt etc. mit grossem Beifall
aufgenommenen neuen Oper: J
Der Guitarrenspieler von Halevy:
Tenor- Serenade Nr. 1 für eine Sopranstimme % Thlr.
Romanze Nr. 3a „In des Laubes“ für Sopran / Thlr.
Berühmte Sopranarie „Ja die Pflicht“ für eine tiefe
Stimme ½/ Thlr.
Romanze aus dem berühmten Duett Nr. 9 für eine tiefe
Stimme '/, Thlr.
Der vollständige Clavierauszug mit deutschem und fran-
zösischem Text 8% Thlr., ohne Finale 5 Thlr., Ouverture
für Orchester, Quatuor, Piano, zu vier Händen, und alle
Gesangsnummern, sind vorräthig in allen soliden Mu-
sikhandlungen.
Berlin im November 1841.
Schlesinger’sche Buch- u. Musikhandlung.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
31 er ter
literariſche Unterhaltung.
Preis des Jahrgangs 12 Thlr.
1841. October. Nr. 274—304.
Inhalt:
Nr. 224. Mittheilungen über Goethe. Aus mündlichen
und ſchriftlichen, gedruckten und ungedruckten Quellen. Von
F. W. Riemer. Von W. A. Paſſow. (Nr. 274— 280.) — Aus
Italien. - Nr. 225. Old Nick und Chaudes-Aigues. —
Nr. 226. Reife nach Batavia. Von K. Heinzen. —
Nr. 229. Romanenliteratur. — Nr. 280. Römiſche
Briefe aus den letzten Zeiten der Republik. Von O. v. Mir⸗
bach. Dritter und vierter Band. — Nr. 281. Schön⸗
wiſſenſchaftliche Reiſende. (Fürſt Pückler. Theodor Mundt.)
Von Heinrich Laube. (Nr. 281, 282.) — Die beiden Lehr⸗
ſtühle für deutſche Literatur zu Paris: Ozanam und Philarete
Chasles. — Nr. 282. Spielberg. — Nr. 283. Gedichte
von E. M. Arndt. Neue verbeſſerte, verminderte und doch ver-
mehrte Ausgabe. Von Richard Morning. (Nr. 283, 284.) —
Beiträge zur Charakteriſtik Friedrich Wilhelm's III. von Th.
G. v. Hippel. — Nr. 285. Schriften über Rußland.
1. Petersburg in Bildern und Skizzen. Von J. G. Kohl.
2. Reifen in Südrußland. Von J. G. Kohl. (Nr. 285 — 287.)
— Die Reiſe in das Leben. Roman von F. Steger. —
Zweihundert Hyperbeln auf Herrn Wahl's ungeheuere Naſe.
In erbauliche hochdeutſche Reime gebracht von F. Hophthalmos,
der ſieben freien Künſte Magiſter. Zweite Originalausgabe. =
Nr. 282. Die Zegries und Abencerragen. Aus dem Spa⸗
niſchen von G. v. Ingenheim. — Mr, 288. Regle et sta-
tuts secrets des Templiers, précédés de l’histoire de l'éta-
blissement, de la destruction et de la contination moderne
de l’ordre du Temple, publies par C. H. Maillard de
Chambure. — Nr. 289. Die Unions⸗Verfaſſung Däne⸗
marks und Schleswig- Holſteins. Eine geſchichtlich-ſtaatsrecht⸗
liche und politiſche Erörterung von uwe Lornſen. Nach des
Verfaſſers Tode herausgegeben von G. Beſeler. (Nr. 289— 291.) —
Nr. 290. Romanenliteratur. — Nr. 291. 1. Reifen
auf den griechiſchen Inſeln des ägäiſchen Meeres. Von L. Roß.
Erſter Band. 2. Reiſen und Forſchungen in Griechenland
von H. N. Ulrichs. Erſter Theil. Nr. 292. Daunou.
Von G. B. Depping. — Mancherlei. — Nr. 293. Dra⸗
matiſche Bücherſchau für das Jahr 1840. Zweiter und letzter
Artikel. (Nr. 293— 298.) — Nr. 294. Belletriſtiſche Schriften
von D. Fenner v. Fenneberg. — Nr. 295. Flandin's Reife
nach den Ruinen von Perſepolis. Nr. 296. Th. W. Broxter⸗
von Peter v. Kobbe.
mann's ſämmtliche Werke, geſammelt und herausgegeben von
E. Wedekind. — Nr. 297. Die Überfesungskunft bei ben
Franzoſen. (Nr. 297, 298) — Nr. 299. Römiſche Geſchichte
e Erſter Theil. Geographiſch⸗ſtatiſtiſche
Beſchreibung von Britiſch⸗Guiana; feine Hülfsquellen und
Ertragfähigkeit, der gegenwartige und künftige Zuſtand der
Colonie und deren Ausſichten. Von R. H. Schomburgk. Aus
dem Engliſchen von O. A. Schomburgk. (Nr. 299 — 301.) —
Nr. 300, Letters, illustrative of the reign of William III.,
from 1696 to 1708, addressed to the Duke of. Shrewsbury.
By J. Vernon, Esq., Secretary of State. Now first published
from the originals. Edited by G. P. R. James. — Karl
Gottfried Worch, der Schneider und neue Naturſänger. Von
Auguſt Theodor Woeniger. — Nr. 302. Vermiſchte
Schriften von F. T. Schubert. Neue Folge. Erſter bis dritter
Theil. Zweiter Artikel. Von Dr. 3. Nürnberger. (Nr. 302
301.) — Romanenliteratur. — Nr. 303. Aus Italien.
== 2 Pig Ben du Parlement de Normandie par
Floquet. rſter Band. — Notizen, Miscellen
Bibliographie, literariſche Anzeigen ze. ;
Leipzig, im November 1841.
F. A. Brockhaus.
Bei G. Franz in München ist erschienen und in
allen Buchhandlungen zu haben:
NMruemer, Dr. C. Pk., Die Molken- und
Bad-Anstalt Kreuth in ihrer medicinischen Be-
deutung, mit besonderer Berücksichtigung der Wir-
kung der Molken und des Alpen-Klimas in den
chronischen Brust- und Halsleiden. Gr 8. Velinp.
In Umschlag. Brosch. 2 Fl. 24 Kr.
En vente chez Brockhaus & Avenariusä Leipzig
Au
de la littérature francaise.
Journal des gens du monde.
Ce journal parait tous les quinze jours, à partir du
15 Janvier 1841 par cahiers d’au moins 2 à 3 feuilles
d' impression grand in- 8. et formera un gros volume par
année.
Prix de abonnement pour année
5 ½ Thlr.
On s'abonne chez tous les libraires et à tous les bureaux
de poste.
Sommaire du No. 19. De la renaissance orientale,
par E. Quinet. — Les razias, par A. Bourjot.
— Beaux arts: La vierge adorant l’Eucharistie,
par Ch. Lenormant. Lettre d’un bachelier &s-
musique, par F. Liszt. — Reue lilieraire:
Souvenirs de la terreur de 1788 à 1793 par NM.
Georges Duval. Oeuvres en prose d’Andr& Chenier.
— Tribunaux: Faut d'la vertu, pas trop wen
faut!!! Les portraits à la minute.
Sommaire du No. 20. Voyage de Tolède à Gre-
nade, par Th. Gautier. — Le mariage du cri-
tique, par J. Janin. — Une promenade dans la
cour du Louvre, par Mad. Th. Midy. — Le
danger d’etre belle, par Mad. F. Lefövre. —
Les vieilles femmes. — Tribunaux: La boutique
de ’Hymen. Un mouchard litteraire,
In Unterzeichnetem find ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen vorräthig zu finden:
Supplemente
zu Schillers Werken.
Aus ſeinem Nachlaß
im Einverſtaͤndniß und unter Mitwirkung der Familie Schiller's herausgegeben von 8
Karl Hoffmeiſter. .
Erſte Abtheilung vierter Band: a f
Nachleſe und Variantenſammlung zu Schiller's proſaiſchen Schriften der erſten bis
dritten Periode nebſt einer chronologiſchen Inhaltsanzeige ſaͤmmtlicher Gedichte und
proſaiſchen Schriften Schiller's. a
Taſchenformat. Velinpapier. Broſchirt. 38 Bogen. Preis 1 Fl., oder % Thlr.
„Die verſchiedenen Nachträge zu den Werken Schiller's, welche in der jüngſten Zeit erſchienen ſind, und das ungemeine
„Intereſſe, welches Deutſchland für Alles an den Tag legt, was Schiller's geiſtiges Wirken und feine Perfon betrifft, machen
„es der Familie des zu früh Dahingeſchiedenen zur Pflicht, in der rechtmäßigen Verlags-Buchhandlung der Schiller'ſchen Werke
„Supplemente zu denſelben herauszugeben, welche des Nationaldichters würdig ſein und ſo viel als möglich in ſeinem eignen
„Geiſte veranſtaltet werden ſollen.“ - 5
Durch vorſtehende Worte kündigte der nun verſtorbene Herr Appellationsgerichtsrath Ernſt von Schiller in Köln
im Namen der von Schiller'ſchen Familie das Werk an, deſſen vierten Band wir hiermit dem Publicum anbieten. a
Diefe Sammlung enthält nicht nur Gedichte, Aufſätze und Varianten, die den bisher erſchienenen Nachträgen fehlen, ſondern
auch eine bedeutende Sammlung von Briefen Schiller's, und zeichnet ſich durch ihre Anordnung und durch die
ſtrenge Verbindung alles Einzelnen zu einem Ganzen aus. Das in gegenwärtigem Bande enthaltene genaue chronologiſche In⸗
halts verzeichniß aller Schriften Echiller’8 nach Jahr, und, wo es möglich war, nach Monat und Tag, wird theils zum beſſern
Verſtändniß der Werke ſelbſt dienen, theils wird es für den Leſer ein Leitfaden ſein, durch welchen er den Zuſammenhang der
einzelnen Beſtandtheile dieſer Sammlung mit den ganzen Werken Schiller's leicht erſehen und ihre Stelle ſchnell au
Stuttgart und Tübingen, im October 1841.
Im Verlage der Buchhandlung des Waisen-
hauses in Halle ist erschienen und in allen Buch-
handlungen des In- und Auslandes zu haben:
Palästina
und
. .. * ..
die südlich angrenzenden Länder.
Tagebuch einer Reise im Jahre 1838
in Bezug auf die biblische Geographie unternommen
von
E. Robinson und E. Smith.
Nach den Originalpapieren mit historischen Erläuterungen
herausgegeben
von
Eduard Robinson.
Doctor und Prof. der Theologie.
Mit neuen Karten und Plänen in 5 Blättern.
Gr. 8. Preis 10% Thlr.
Dieses Werk nimmt durch eine Reihe von ganz neuen
Mittheilungen über Palästina und die Halbinsel des Sinai
ebenso sehr das Interesse eines grössern Leserkreises in An-
spruch, als es durch gediegene wissenschaftliche Verarbei-
tung des Stoffes für den Gelehrten von Fach dauernden
Werth haben wird, Selten ist das gelobte Land unter so
günstigen Verhältnissen von Männern durchforscht worden,
welche, wie die Herren Smith und Robinson, durch
die geeignetsten Vorbereitungen unterstützt und namentlich
mit gelehrter Bibelkenntniss ausgerüstet, ihre Aufgabe so
genügend gelöst hätten. Was die historische Topographie
Palästinas durch dieses Reisewerk gewinnt, lässt sich schon
3 Bände.
J. G. Cotta'scher Verlag.
durch einen Blick auf die vortrefflich ausgeführten Karten
übersehen, und wenn sich dem Manne der Wissenschaft
in dem genauen Detail des Buches die reichlichste Anregung
zu neuen Forschungen bietet, so wird auch der minder ge-
lehrte Bibelfreund besonders in den mehr gemüthlich ge-
haltenen Partien, wie in der Beschreibung des Sinai, der
Schilderung der ersten Eindrücke zu Jerusalem, des Aufent-
halts in Nazareth, auf dem Berge Tabor u. s. W., seine
Unterhaltung und seine Erbauung finden. Der Druck des
Werkes ist unter Aufsicht des Herrn Prof. Rödiger ge-
stellt, die Karten (I. 2. Palästina in 2 Blättern gr. Fol.;
3. der Sinai-Halbinsel und des Peträischen Arabiens, 1 Blatt
in gr. Fol.; 4. Plan und die Umgegend von Jerusalem,
1 Blatt in gr. Fol.; 5. der Sinai, 1 Blatt in 4.) sind construirt
und gezeichnet von H. Kiepert und gestochen von HI.
Mahlmann in Berlin. Herr Prof. C. Ritter in Berlin
nennt dieses Reisewerk als das vorzüglichste, welches bis
jetzt über das gelobte Land erschienen ist.
Preisherabsetzung.
Die „Zeitgenoſſen, ein biographiſches Maga⸗
zin für die Geſchichte unſerer Zeit“, erſchienen in drei
Reihen, jede zu ſechs Bänden, ſeit dem J. 1816 und ſind
jetzt geſchloſſen. Ich erlaſſe jede Reihe, im Ladenpreiſe 24 Thlr.
koſtend, im herabgeſetzten Preiſe für 12 Thlr.
Werden alle drei Reihen zuſammengenommen, ſo wird der
Preis für dieſelben auf 24 Thaler ermäßigt. Einzelne Hefte
von der erſten und zweiten Reihe koſten 1 Thlr., von der
dritten Reihe ein einzelnes Heft / Thlr., ein Doppelheft 1 Thlr.
Leipzig, im November 1841.
F. A. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
ffinden kann.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXXIV.
e elteratiſche Anzeiger wird den bei F. A, Brochaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriſten: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis n oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2% Nor.
Verlags- und Commissionsartikel
von
Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung fir deutsche und ausländische
Literatur in Leipzig.
Nr. II. Juli bis September 1841.
(Nr. I, die Versendungen vom Januar bie Ju ni enthaltend, befindet
sich in Nr. XXI des Literarischen Anzeigers.)
Giraudeau de Saint-Gervais, Die syphilitischen
Krankheiten mit vergleichender Prüfung ihrer verschie-
denen Heilmethoden und besonderer Würdigung der Be-
handlung ohne Mercur. Nebst einem Anhange über
Prostitution. Aus dem Französischen nach der zweiten
Ausgabe des Originals unter Mitwirkung des Verfassers
übertragen. Mit den Kupfern der Original - Ausgabe.
2 Bde. Gr. 8. Leipzig. Thlr.
Armengaud (aine), Publication industrielle des ma-
chines, outils et appareils les plus perfectionnes et les
plus recents employes dans les differentes branches de
industrie française et etrangere. Livr. 10. In-8. Avec
atlas in-folio. Paris. 10%, Thlr.
Carne (de), Du gouvernement représentatif en France
et en Angleterre. In- 8. Paris. 2%, Thlr.
Les Frangais, peints par eux-memes. Texte par les som-
mités litteraires, dessins par davarni, Monnier etc.
Nouvelle souscription pour l’&tranger. J. I. (Livr. 1— 16.)
Gr. in-8. Leipzig. Jede Lieferung schwarz /½ Thlr.,
color. / Thlr.
"BRaczynski (Athanase, comte), Histoire de bart
moderne en Allemagne, T. III. Le nord de Allemagne,
principalement Berlin. Avec atlas in- fol. In- 4. Paris.
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O'est le dernier volume. Les T. I, II content 58° Thlr.
— — Geschichte der neuern deutschen Kunst. Aus dem
Französischen übersetzt von F. H. von der Hagen. Bd. III.
Norddeutschland, besonders Berlin. Nebst Atlas in Fol.
4. Berlin. 16 Thlr.
Mit diesem Bande ist das Werk geschlossen.
Bände kosten 58%, Thlr.
Specimen du Gya-Tcher-Rol-Pa. Texte Tibetain, traduit
en frangais et accompagn& de Notes par Ph.-Ed. Foucauw.
In-8. Paris. 1½ Thlr.
N
“ BIBLIOTHEQUE CHARPENTIER.
In-12. Jeder Band 1‘; Thlr.
Neu erschien hiervon:
‚Confucius et Meneius, Les quatre livres de philoso-
phie morale et politique de la Chine. 1 vol, — Eschyle,
Theéatre. 1 vol. — Petits poèmes grecs. I vol. — Satyre
Menippée de la vertu du Catholicon d’Espagne etc. I vol.
Die zwei ersten
BIBLIOTIIaUR CHOISIE,
herausgegeben von Dellope.
In-12. Jeder Band mit 1 Kupfer.
Neu erschien hiervon:
Mickiewiez (A.), Oeuvres. Traduction nouvelle par
Ostrowski. T. I. I½ Thlr.
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NOVA SCRIPTORUM LATINORUM BIBLIOTHECA,
edidt C. L. F. Panckoucke.
In-8. Jeder Band 1% Thlr.
Caesar (C. J.), Opera, edidit Johanneau. 2 vol. —
Cicero (M. F.), De oratore, edidit Durand. I vol. —
Cicero (M. T.), Orationes, edidit Mangeart. T. I. 2.—
Claudianus, Opera, edidit Doullay. 2 vol.— Cornelius
Nepos, Opera, ediderunt Johanneau et Mangeart, 1 vol.
— Curtius Rufus (G.), De rebus gestis Alexandri
Magui, edidit Huguet. 2 vol, — Florus (L. A.), Epi-
tome rerum romanorum, edidit Langlois. I vol. — Ho-
ratius (G. F.), Opera, edidit Burette. 2 vol. —
Justinus, Historiarum Philippicarum ex trogo Pompeio
libri XLIV, ediderunt Johanneau et Dubner. 2 vol. —
Juvenalis (P. J.), Satirae, edidit Chardin. 1 vol. —
Lucretius (T.), De rerum natura libri VI, edidit Regnier.
1 vol. — Plinius Secundus (C.), Historiae naturalis
libri XXXVII, edidit de Grandsagne. Vol. 16. — Plinius
Secundus (C. C. jun.), Epistolarum libri X et Pane-
gyrieus, edidit Gros. 2 vol. — Salustius (C.), Omnia
opera, edidit Burette. 1 vol. — Statius . F.), Opera
quae extant, edidit Dubner. 2 vol. — Suetonius (C.),
Opera, edidit Gros. 2 vol. — Vellejus Paterculus
(C.), Historia romana, edidit Chardin. 1 vol.
Von dieser, sowol durch ihre Correctheit als ihre
schöne äussere Ausstattung ausgezeichneten Sammlung
ist uns jetzt der Debit für Deutschland übertragen
worden, und können auch einzelne Bände derselben
durch jede Buchhandlung von uns bezogen werden.
An Leihbibliotheken.
Diadem und Zepter,
Eine Galerie großer Herrſcherinnen. Zur un⸗
terhaltung für Frauen von Amalie Winter.
2 Bochn. Mit Vignetten. 8. 1% Thlr.
Wenn ein Werk dieſer Tendenz gleich nach ſeinem Erſchei⸗
nen faſt vergriffen wird, weil mehr als zehn rühmende Reten⸗
ſionen ihm allgemeine Beachtung zugewendet hatten, ſo kann
man wol ſagen, daß es Senſation gemacht hat. Be⸗
ſonders ſpenden ihm der Salon, die Adelszeitung, Helios und die
Abendzeitung großes Lob, ja letztere theilt vieles noch Unbekannte
als höchſt intereſſant daraus mit.
(Vorräthig zu haben in allen Buchhandlungen.)
Für Freunde der Tonkunſt
erſchien ſoeben im Verlage von F. H. Köhler in Stuttgart, und iſt in allen Buchhandlungen
vorraͤthig:
Großes
Inſtrumental- und Nocal-Concert.
Eine muſikaliſche Anthologie.
Herausgegeben von E. Ortlepp. af *
16 Baͤndchen. Preis jedes Baͤndchens, elegant broſchirt, 24 Kr. Rhein., oder / Thlr.
*
Es möge genügen hier Einiges aus dem Inhalt der neuerſchienenen Bändchen 9 — 16 Fa N .
den mit ſo großem Beifall aufgenommenen erſten acht Baͤndchen in keiner Hinſicht nachſtehen duͤrfte. FERNE
Inhalt des neunten Bändchen.
1) Tartini, von J. P. Lyſer. 2) Aphorismen von C. M.
v. Weber. 3) Das Credo der Todten, von C. Weisflog. 4) Ein
Actenſtück von Mozart. 5) Das große Muſikfeſt in Heidelberg.
6) Der Impreſario Barbaja. 7) Aus Goethe's und Zelter's
Briefwechſel. (Fortſetzung.) 8) Eine Soirce bei Hiller in Paris.
9) Haydn's Jugendjahre, von E. Ortlepp. 10) Skizze über
Ole Bull, von A. Lewald. 11) Über Mozart's Cos! fan tutte.
12) Das eigenthümliche Weſen der Tonkunſt u. ſ. w. von Wacken⸗
roder. 13) Das Große der Kunſt. 14) Aus Goethe's und
Zelter's Briefwechſel. (Fortſetzung.) 15) über Mozart's Entfüh⸗
rung aus dem Serail. 16) Anekdoten.
Inhalt des zwoͤlften Baͤndchens.
1) C. M. v. Weber. 2) Petzmeyer's Streichzitter. 3) Ge:
danken über Louis Spohr, von A. Kahlert. 4) Über Kriegs⸗
muſik, von Reichardt. 5) Deutſche Liedercomponiſten, von A.
Kahlert. 6) Die Puritaner, von Bellini. 7) Fragmente aus
Heinſe's Hildegard von Hohenthal. (Fortſetzung.) 8) Parallele
zwiſchen Haydn, Mozart und Beethoven. 9) Media in vita
zumus. Späne. 11) Fragmente aus Heinſe's Hildegard
von Hohenthal. (Fortſetzung.) 12) Reichel, von Gollmick.
13) Über Mozart's Don Juan. 14) Das Rheinweinlied.
15) Magiſter Dittrich und Zettelträger Grill. 16) Strauß in
Frankfurt. 17) Briefe von C. M. v. Weber. 18) Bernhard
Romberg. 19) Anekdote.
Inhalt des vierzehnten Baͤndchens.“
1) Biographiſche Aphorismen. 2) Beethoven's Inſtrumen⸗
talmuſik, von Hoffmann. 3) Dilettantismus und Stroh.
4) Anekdoten. 5) Heine über Roſſini, Meyerbeer Lißt und
Chopin. 6) Berichtigungen. 7) Theater⸗Revolutkon, von Goll⸗
mick. Ombra adorata, von Hoffmann. 9) Gedanken über
den hohen Werth der Muſik, von Hoffmann. 10) Anekdote.
11) Die Mozart⸗Feier in Darmſtadt. 12) Anekdote. 13) Zer⸗
ſtreute Gedanken, von Hoffmann. 14) Notiz über Mozart's
Entführung. 15) Ein Sommertag in Elb⸗Florenz, von Lyſer.
Inhalt des fuͤnfzehnten Baͤndchens.
1) Corelli. Eine Novelle. 2) Vorleſung von Gollmick.
3) Kater Murr, von E. Ortlepp. 4) Über Geſangſchule.
5) Fauſtina Haſſe, von Rochlitz. 6) Vocal⸗ und Inſtrumen⸗
tal⸗Concert u. ſ. w. 7) Guſikow's Tod, von Saphir. 8) Über
Mad. Schodel, von Gollmick. 9) Über Lachner's Preig⸗Sym⸗
phonie. 10) Der erſte Ausflug eines Neulings. 11) Clara
Wieck in Prag, von uffo Horn. 12) Guſikow in Frankfurt.
13) Muſikaliſches Turnier zwiſchen Strauß und Muſard. 14) Eu⸗
rvanthe. 15) Johann Sebaſtian Bach. 16) Anekdoten.
17) Über muſikaliſches Urtheil. 18) Anekdote. 19) Wun⸗
derſame Calamitäten eines Recenſenten u. ſ. w. 20) Anekdoten.
21) Lipinsky.
An Freunde deutscher Classiker.
Wollſtändig iſt nun erfchienen, in 4 ſauber broſchirten
Bänden, gedruckt auf Velinpapier, Preis 2 Thlr., und in allen
Buchhandlungen zu haben:
Abraham Gotthelf Käſtner's
weiland Profeſſors in Göttingen
geſammelte Poetiſche und Proſaiſche
Schönwiſſenſchaftliche Werke.
Mit der Biographie und dem Bildniß des Verfaſſers.
Berlin 1841, bei Th. Ehr. Fr. Enslin.
Keines deutſchen Schriftſtellers Werke bedürfen wol we⸗
niger einer buchhändleriſchen Empfehlung als Käſtner's, der
jedem wahrhaft Gebildeten der deutſchen Nation bekannt
iſt, und von dem ſchon Leſſing gefagt hat: „daß ſich auch
noch mehr als ihrer Vier in die Verdienſte dieſes
Mannes ganz reichlich theilen und daß ſeine
„„Germiſchten Schriften“ “ (eine frühere, hoͤchſt unvoll⸗
ſtändige Sammlung) auch den beſten unſerer witzigen
Köpfe einen Namen machen könnten“.
Nur Das ſei alſo hier bemerkt, daß eine vollſtändige Aus⸗
gabe feiner ſchoͤnwiſſenſchaftlichen Werke noch niemals vorhan⸗
den geweſen iſt und alſo hier zum erſten Male, mit Mühe und
Sorgfalt geſammelt, dargeboten wird, und daß Herausgeber
und Verleger es ſich zur Ehre rechnen zu dürfen glauben, ſie
veranſtaltet und dadurch Gelegenheit gegeben zu haben, für ei⸗
nen ſehr billigen Preis ein unſchätzbares Kleinod der deutſchen
Literatur zu erwerben, welches neben Goethe, Schiller,
Leſſing u. ſ. w. einen höchſt ehrenvollen Platz in jeder Bi⸗
bliothek mit Recht in Anſpruch nehmen darf und auch durch
aͤußere Ausſtattung deſſen nicht unwerth iſt.
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Iſis. Encpklopaͤdiſche Zeitſchrift, vorzüglich für Natur:
geſchichte, Anatomie und Phyſiologie. Von Oken.
Jahrgang 1841. Siebentes und achtes Heft. Gr. 4.
Preis des Jahrgangs von 12 Heften mit Kupfern 8 Thlr.
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von H. &.
Gersdorf. 1841. Neunundzwanzigsten Bandes
drittes Heft. (Nr. XV.) Gr.8. Preis eines Bandes 3 Thlr.
Leipzig, im November 1841, N 4
: F. A. Brockhaus.
LIoyd's Werke zur Erlernung der englischen
Int n Sprache.
Bei Aug. Campe in Hamburg iſt erſchienen und
durch F. M. Brockhaus in Leipzig zu beziehen:
Lloyd, H. E., Theoretiſch⸗praktiſche engliſche Sprach⸗
lehre für Deutſche. Mit faßlichen Ubungen nach den
Regeln der Sprache verſehen. Sechste verbeſſerte
Auflage. 8. 1841. ½ Thlr.
— —, Engliſch⸗deutſche Geſpraͤche; ein Erleichterungs:
mittel für Anfänger. Nach J. Perrin bearbei⸗
tet. Nebſt einer Sammlung beſonderer Redensarten.
Neunte Auflage. 8. 1841. / Thlr.
In demſelben Verlage erſchien fruͤher:
Lloyd, H. E., und G. H. Nöhden, Neues engliſch⸗
deutſches und deutſch⸗ engliſches Handwörterbuch. Zweite
Auflage. 2 Thle. Gr. 8. 1836. Cart. 27, Thlr.
— —, Went ungsuch aus dem Deutſchen ins Engliſche. 8.
1832. 7, Thlr.
— —, Englifhes Leſebuch. Eine Auswahl aus den beſten
neuern engliſchen Schriftſtellern. 8. 1832. % Thlr.
Neu erſchienen:
m Tochter der Flut. Romant. Gedicht in 5 one
i r.
Schining, A., Lieder und Balladen. 8. Wien. / Thlr.
Stelzhammer, F., Neue Geſaͤnge in ob der ennsſcher Volks⸗
mundart. 8. Wien. 1½ Thlr.
Strahl, A., Daguerreotypen aus Algier. 8. ½ Thlr.
Sammlung religiöſer Dichtungen von einem alten Candi⸗
daten. 8. a % Thlr.
Dttmar, F. H., Die neue Weibertreue. Eine Chronikener⸗
zahlung. % Thlr.
Leipzig, Friedrich Fleiſcher.
In Unterzeichnetem iſt foeben erſchienen und an alle Buch⸗
handlungen verſandt worden:
Statiſiſ ce
Uberſicht der Bevölkerung
der
öfteeichifchen Monarchie 2
nach den Ergebniſſen der Jahre 1834 bis 1840,
Dargeſtellt
von
Dr. Siegfried Pecher.
Gr. 8. Broſchirt. Preis 4 Fl. 30 Kr., oder 2/ Thlr.
Hauptabſchnitte des Inhalts.
Erste Abtheilung.
Bewegung der Bevölkerung.
Einleitung.
Erſter Abſchnitt. Die Bevölkerung nach der Anzahl beider
Geſchlechter, des Militairs und ihre Vertheilung nach dem
Flächeninhalte.
Zweiter Abſchnitt. Das Verhältniß der Städte, Markt⸗
flecken, Dörfer, Häuſer und Familien zum Flächeninhalte.
Dritter Abſchnitt. Bevölkerung nach der Religionsver⸗
ſchiedenheit.
Vierter Abſchnitt. Anzahl und Verhältniß der Geburten
in ihren verſchiedenen Beziehungen.
Fünfter Abſchnitt. Anzahl und Verhältniß der Trauun⸗
gen in ihren verſchiedenen Beziehungen.
Sechster Abſchnitt. Anzahl und Verhältniß der Sterbe⸗
fälle in ihren verſchiedenen Beziehungen.
Zehnter Abſchnitt.
. Zweite Abtheilung.
Stand und Beſchäftigung der Bevölkerung.
Siebenter Abſchnikt. Hauptüberſicht der verſchledenen
Kategorien und Beſchäftigungen im Jahre 1834 und 1837.
Achter Abſchnitt. Geiſtlichkeit.
Neunter Abſchnitt. Beamte.
Das Militair.
Elfter Abſchnitt. Gewerbe und andere beſondere Be:
ſchäftigungen.
3 wölfter Abſchnitt. Lehr⸗, Erziehungs- und Bildungs⸗
anſtalten.
Babu, Summariſche Überſichten der Bevölkerung im
Jahre 1840, 1) Wohnorte, Häuſer und Familien. 2) Bevoͤl⸗
kerung nach dem Geſchlechte, des Militairs und ihrer Vers
chellung nach dem Flächeninhalte. 3) Geburten. 4) Trauun⸗
gen. 5) Sterbefälle. 6) Ein⸗ und Auswanderungen. 7) Be⸗
völkerung nach der Religionsverſchiedenheit. 8) Nachweiſung
der in militairiſcher Hinſicht claſſificirten männlichen Bevoͤl⸗
kerung in den der Militaireonfeription unterliegenden Pro-
vinzen. 9) Geiſtliche, Adelige, Beamte und Honoratioren,
Handwerker und Künftler, Bauern.
Stuttgart und Tübingen im October 1841.
. G. Cotta'ſcher Verlag.
Bei C. Flemming in Glogau iſt erſchienen und durch
alle Buchhandlungen Deutſchlands zu haben:
Köhler, Dr. D. L. (Superintendent), Predigten und
Reden bei beſondern Vorfällen. Ater Band.
1842. Gr. 8. 1 Thlr.
Der Iſte bis 3te Band dieſer rühmlichſt bekannten Ca⸗
5 find zu dem billigen Preiſe von 1¼ Thlr. zu
aben.
Soeben erſchien:
F. W. Beſſel, Aſtronomiſche Beobachtungen auf der
k. Univerſitaͤts⸗ Sternwarte in Königsberg. 20ſte Abth.
vom 1. Jan. bis 31. Dec. 1834. Fol. 20 Bogen.
Leipzig, im November 1841.
Mein 'ſche Buchhandlung.
Soeben erſchien in meinem Verlage:
Wurm, Dr. C. F. (Prof.), Verfaſſungs⸗Skizzen der
freien und Hanſeſtaͤdte Lubeck, Bremen und Hamburg.
Gr. 8. Geh. % Thlr.
Hamburg, im September 1841.
Johann Luguſt Meißner.
Jede deutſche Buchhandlung nimmt Subſeription an auf
Moses Allendelssohn's
ſämmtliche Schriften.
Nach den Originaldrucken und aus Handſchriften
herausgegeben.
Sieben Bände.
Gr. 12. Auf feinem Velinpapier.
Preis hoͤchſtens 6 Thlr.
Ausführliche Ankündigungen, mit vollſtän⸗
diger Angabe des Inhalts, find in allen Buch⸗
handlungen zu erhalten.
Leipzig, im November 1841.
F. A. Brockhaus.
Geh.
Durch alle Buchhandlungen ist zu beziehen:
Christian und Friedrich Noback,
Vollständiges Taschenbuch der Münz-, Maass-
und Gewichts- Verhältnisse, der Staatspapiere,
des Wechsel- und Bankwesens und der Usanzen
aller Länder und Handelsplätze.
Nack den Bedürfnissen der Gegenwart bearbeitet.
In 5—6 Heften,
jedes 8 Bogen stark und % Thlr. kostend.
Erstes Heft,
Aachen — Bern.
Den besten Beweis für die sorgfältige Bearbeitung
und die zweckmässige typographische Einrichtung dieses
Taschenbuchs wird das erste Heft geben. Die übrigen
Hefte werden in kurzen Zwischenräumen folgen, so-
dass das gunze Werk binnen Jahresfrist in den Händen
der Abnehmer sein wird.
Leipzig, im November 1841.
F. A. Brockhuus.
Im Verlage des Unterzeichneten ift ſoeben erſchienen und
durch alle Buchhandlungen zu erhalten: g
Die Wiederherſtellung der erſten
chriſtlichen Gemeinde als ein Mittel
zur Vereinigung der verſchiedenen chriſtlichen
Parteien, von Philadelphos. Zweite ver⸗
mehrte und groͤßtentheils umgear—
beitete Auflage. Gr. 8. Geh. Preis
½ Thlr.
Die erſte Auflage dieſer intereſſanten Schrift erſchien in
Hamburg, und wurde dort und in der umgegend, ohne durch
den Buchhandel verbreitet zu werden, verkauft. Es wird
daher diefe zweite, größtentheils umgearbeitete Auflage auch an
andern Orten den verdienten Beifall finden und, als zeitge—
mäßes Erſcheinen, allgemeines Intereſſe erregen.
Leipzig, im November 1841.
Car! Cnobloch.
J. H. Reveille-Paris
Doctor d. Med., Ritter d. Ehrenlegion, Mitgl. d. k. Akademie d. Med. dc.
Geſundheitslehre für Geiſtig⸗Beſchäftigte.
Unterſuchungen über den körperlichen und geifti-
gen Zuftand, die Gewohnheiten, Krankheiten und
ebensordnung der Gelehrten, Schriftſteller,
Staatsdiener, Geiſtlichen, Geſchäftsleute und
Künftler, ſowie Aller, die bei Kopfanſtrengung
eine ſitzende Lebensart führen. Nach der dritten
franzoſiſchen Originalausgabe bearbeitet von Dr.
Wilh. Weißenborn. Gr. 8. 1% Thlr.
Kaum war dieſes claſſiſche Werk erſchienen, als es bei
den meiſten Recenſiranſtalten die rühmlichſte Anerkennung, ja
die außerordentlichſten Lobeserhebungen fand, wie dieſes in
Gersdorſ's Repert., 1840, 11 — Hamburger Correſp., 1840,
200 — Abendztg., 1840, Sept. — Summarium der Med., 1840,
II. — Helios, 1840, 40 — Salzburger med. Ztg., 1841, 22,
nachzulefen iſt. Nicht weil fie die beifälligſte, ſondern weil
ſie die kürzeſte iſt, thellen wir blos das Urtheil der Berl.
* 5 1
Name des Verf., die A
1 üb |
a Re ng
9 der Fran
reich, die Ertheilung des Menthpon chen Preises ea en, —
hier nicht etwa von einer Fabrikarbeit aus der populairen Medicin
die Rede iſt. Der Verf. entwickelt eine fo tr e Darſtellu
eine ſo genaue Kenntniß des „ fo. 5
e und weiß ſeine Erörterungen durch ſo ze e
Beiſpiele aus der Lebens ⸗, Krankheits⸗ und Todesgeſchichte
franzöſiſcher, deutſcher und engliſcher Gelehrten mit fo Ge⸗
ſchick zu würzen, daß ſein Buch ſchon in dieſer Hinſicht an⸗
a oz Er hat Yen van das Moͤglichſte geleiſtet
un e konnen von ihm in der geſchmackvollen wi
man zu den Laien redet, viel Kernen. 0 eee e
(Borräthig zu haben in allen Buchhandlungen.)
Ganz vollſtändig erſchien ſoeben in meinem f
HERCOLANUM ss POMPEIL
Vollständige Sammlung
der daselbst entdeckten, zum Theil noch unedirten
Malereien, Mosaiken und Bronzen. Gestochen von M.
Roux aine in Paris. Mit erklärendem Text
1 3 L. Barre. Deutsch bearbeitet
von Dr. 5 aiser und 1 Sechs
Bände, mit 740 Kupfern, Imp. et 42 Thlr.
Auch sind Exemplare in 186 Lieferungen zu 5 gr.
jede zu haben, und steht es den Abnehmern Frei,
dieselben auf einmal oder nach und nach sich an-
suschaffen. DET,
Dieſe gehaltreiche, feiner Vollſtändigkeit und verhältniß⸗
mäßig großen Billigkeit wegen eine fühlbare Lücke in der Eite⸗
ratur ausfüllende Werk wird Gelehrten und Künſtlern, ſowie
allen Freunden von Kunſt und Wiſſenſchaft, als nun ganz
vollendet, eine erfreuliche Erſcheinung ſein.
Hamburg, den 1. October 1841.
Johann August Meissner.
Bei Bike in Berlin ift erſchienen: . x
Temme, J. D. f., Die preußiſchen Straf⸗
anſtalten. Beſonderer Abdruck aus der Criminaliſti⸗
I Zeitung für die preußiſchen Staaten. Geheftet.
2 Thlr. 7 5
Intereſſante Neuigkeit.
Durch alle Buchhandlungen iſt von uns zu beziehen: J
Denkwuͤrdigkeiten
der
Marie Cappelle
Witwe Lafarge
von ihr ſelbſt geſchrieben. N.
Erster und zweiter Theil.
Gr. 12. Geh. 2% Thlr.
Leipzig, im November 1841.
Brockhaus & Apenarins,
Buchhandlung für deutſche und auslaͤndiſche Literatur.
Druck und Verlag von F. U. Brockhaus in Leipzig.
ee . est.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXV.
EB HER BEE Eee: LEN ar ya al a anehp tree Frl We Be Ener ss ALIEN au 2 ed on ln
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
5 oder deren Raum 2½ Nor.
Nen die Redaetion der Blätter für literariſche
Unterhaltung!
In Nr. 266 der Blätter für literariſche Unterhaltung re⸗
cenſirt Hr. Johann Sporſchill das Werk Sſtreich im Jahre
1840 auf eine fo abſprechende Weiſe, daß man beinahe verfucht
ſein ſollte, in jenem Recenſenten einen der glaubwürdigſten
Beurtheller der wirklichen Verhältniſſe Oſtreichs zu finden; dem
iſt jedoch nicht fo. Hr. Sporſchill mag ein ſehr guter Über:
ſetzer und ein, vielleicht noch beſſerer Jugendſchriftſteller fein,
daß er jedoch Oſtreich nur vom Hörenſagen und nicht durch
eigene Erfahrung kennt, dafür bürgen ſeine eigenen Worte.
Gleich im Eingange der Beurtheilung jenes Werkes ſagt er
nämlich: „Die Zuftände dieſes Reiches waren im Jahre 1830
ganz dieſelben, obſchon in dieſem Decennium ein Thronwechſel
vorging, ja es iſt die Behauptung nicht zu gewagt, daß ſie
im Jahre 1850 nicht viel anders ſein werden.“ — Ganz an⸗
ders urtheilt der Verfaſſer Öftreihs im Jahre 1840; er zeigt
durch das ganze Werk, daß er die Fortſchritte jenes Reiches
ebenſo wenig, als jene Sorgfalt verkannt habe, mit der ſich
die Regierung bemüht, dieſes Land zu einem immer höhern
Wohlſtande zu bringen und Alles zu beſeitigen, was den In⸗
tereſſen eines zwar langſam, aber allmälig fortſchrei⸗
tenden Volksglückes nur immer im Wege ſteht. Daß fie da—
bei viele Misbräuche nicht hindern kann, daß Manches geſchieht
was nicht geſchehen ſollte, daß Gymnaſial-Profeſſoren gefpict *)
werden müſſen, wenn die ihnen zur Erziehung anvertrauten
Kinder fortkommen ſollen, daß der größte Theil der untern
Magiſtrate einem allgemeinen Beſtechungsſyſteme huldigt, daß
im Militair bei den meiſten Regimentern das ſogenannte Con—
ventionsſyſtem, oder der Verkauf ſubalterner Offizierschargen
vorherrſchend iſt, dieſe und dergleichen ähnliche in dem gedach⸗
‚ten Werke vorkommende Behauptungen find durchgehend reine
Thatſachen, die von keinem eingeborenen Öftreider
widerlegt und abgeläugnet, um ſo weniger vom Auslande
beſtritten werden könnten. Wenn ſich Hr. Sporſchill nun noch
erdreiſtet, den Verfaſſer jenes Werkes in ſeiner Recenſion der
Verläumdung, Anmaßung und ſonſtiger, gehäſſiger Inſinuatio⸗
nen, oder ſelbſt des Umgangs mit Domeſtiken zu bezeichnen, ſo
können wir hierauf nur erwiedern, daß über jenes Werk von
Seite der geachtetſten Blätter Deutſchlands ebenſo viele ge—
diegene Urtheile gefällt worden ſind, die dem gedachten Buche
ſowol hinſichtlich ſeiner Mängel, als der in demſelben vorherr—
ſchenden Wahrheitsliebe, die ſtrengſte Gerechtigkeit wiederfahren
ließen. Selbſt das Inland, oder eigentlich die Leſewelt Oft:
reichs, erkannte die Wahrheitsliebe jenes Werkes mit dem Bei⸗
ſatze an, daß der hin und wieder vorkommende Tadel einzel⸗
ner Misbräuche viel zu gelinde ausgedrückt ſei; ja man be⸗
hauptet ſogar, daß jenes Werk das erſte wäre, wo die Ver⸗
hältniſſe OSſtreichs gänzlich parteilos und gründlich beſprochen
worden. Übrigens iſt der Verfaſſer des mehrgedachten Buches
in Oſtreich nicht fo ganz unbekannt, wie es vielleicht Hr. Spor⸗
ſchill glauben mag. Einem der älteften und edelſten Geſchlech⸗
ter des hohen Adels Deutſchlands angehörig, hat derſelbe nicht
nöthig gehabt, ſeine Nachrichten von Domeſtiken einzuholen.
Dagegen deutet der gedachte Recenſent durch ſeine hämiſche,
geiſt⸗ und charakterloſe Beurtheilung ſelbſt darauf hin, daß
derſelbe in Beziehung auf jene Kritik über Oſtreich im Jahre
*) Ein in Sſtreich ſehr gebraͤuchlicher Ausdruck,
.
1840 entweder ganz Ignorant, wenn nicht, was noch ärger ift, ein
Miethling irgend einer der in jenem Werke ſich getroffen füh—
lenden Perſonen ſei. Was die Bemerkung deſſelben Recenſen⸗
ten betrifft, daß jenes Werk nicht die mindeſte Spur juridiſcher
Kenntniſſe verrathe, ſo wünſchen wir wol zu wiſſen, woraus
Hr. Joh. Sporſchill es entnehme, daß der Verfaſſer Sſtreichs
im Jahre 1840 die Abſicht gehabt haben ſollte, ein juridiſches
Werk zu ſchreiben, oder warum überhaupt jenes Werk juridiſch
verfaßt ſein ſollte? — In Betreff der lügenhaften Behauptung,
daß alles Übrige, was in jenem Werke leſenswerth erſcheint,
nur aus Kudler und andern Werken abgeſchrieben wäre, fo⸗
dern wir Hrn. Joh. Sporſchill hiermit öffentlich auf, jene
Werke namhaft zu machen und die abgeſchriebenen Stellen
von Wort zu Wort zu bezeichnen, widrigenfalls wir den⸗
ſelben als ſchamloſen Verläumder in allen öffentlichen Blättern
erklären, und dies von Zeit zu Zeit in ſo lange fortſetzen wer⸗
den, bis ſich Hr. Joh. Sporſchill zur gründlichen Nachweiſung
ſeiner Behauptung bereitwillig finden laſſen wird. Den Schluß
der ganzen Recenſion, daß Hr. Otto Wigand wol nur durch
den Schein von Gründlichkeit getäuſcht und zum Verlage dieſes
Werkes bewogen worden fei, finden wir einer nähern Beant⸗
wortung ganz unwürdig, da Hr. Otto Wigand ein gebore⸗
ner Sſtreicher iſt, mithin auch die Wahrheit jenes Werkes am
beſten zu beurtheilen fähig war.
Von der Redaction der Blätter für literariſche Unter⸗
haltung erwarten wir übrigens, daß fie vorliegende Erwiede—
rung aufzunehmen um ſo weniger einen Anſtand nehmen werde,
als Schimpfen nicht recenſiren, und den Verfaſſer eines Werkes
öffentlich der Verläumdung zu zeihen, ohne den Gegen-
ſtand anders als durch glaubwürdige (2) Hände zu kennen,
jenes Werk nicht beurtheilen heißt.
Schloß ...ftein am 27. October 1841.
Der Verfasser Oestreichs im Jahre 1840.
Antwort.
Mein Hr. Anonymus in Prag und nicht auf „Schloß .. ſtein“!
Den Charakter eines „öſtreichiſchen Staatsmannes“ haben Sie
denn doch für gut befunden nicht weiter zu führen, wie auf
dem Titel Ihrer Schrift: dafür nennen Sie ſich „einem der
älteſten und edelſten Geſchlechter des hohen Adels Deutſch—
lands angehörig“. Meinen Sie denn, es war der Combination
ſo ſchwer, aus Ihrem Buche zu ermitteln, wer Sie ſind?
Viel Glück zum hohen Stande!
Über das fragliche Werk werde ich mich nicht weiter ver⸗
breiten. Die mit meinem Namen unterzeichnete Beurtheilung
und die Arbeit des prager Anonymus liegen vor, und wen
die Sache intereſſirt, der wird ſchon vergleichen und richten.
Nur die Beſorgniß, die Leſer der „Blätter für literariſche Un⸗
terhaltung“ durch zu lange Beſchäftigung mit des Anonymus
widerwärtiger Serſptur zu ermüden, hat mich abgehalten, in
der Beurtheilung noch ausführlicher zu ſein, als ich es ohnehin
geweſen bin. Ich hätte dort ſonſt auf den Kunſtgriff des
Anonymus aufmerkſam gemacht, höchſte Perſonen zu feiern,
wodurch er die Befugniß erworben zu haben ſich einbildet,
Oſtreichs Adel, Geiſtlichkeit, Regimentsinhaber, Richterſtand,
Beamtenſtand und Lehrſtand vor ganz Europa an den Pran⸗
ger zu ſtellen, nicht etwa einzelne Misbräuche nachzuweiſen,
fondern im Allgemeinen Alles, das in jener Monarchie Hoch⸗
achtung verdient, als verworfene Rotte zu ſchildern. Ich hoffe,
Oſtreich habe keinen zweiten Unterthan, der einer fo unnatür⸗
lichen und wahnſinnigen Verläſterung ſeines ſchönen und glück⸗
lichen Vaterlandes fähig wäre.
Einer ſolchen Schmähſchrift hätte ich nicht die gleißende
Larve abreißen ſollen!? — Ich hätte das als gelegentlicher
Mitarbeiter an den „Blättern für literariſche Unterhaltung“
gethan, auch wenn ich nicht das Glück hätte, geborener Oſtrei⸗
cher zu fein. Um wie viel mehr, da ich das bin! Pflichtge⸗
fühl als Kritiker, Liebe zum Geburtslande und, ich darf ſagen,
einige Kenntniß deſſelben, erklären meine Beurtheilung, ohne
daß es dazu der gehäſſigen und lächerlichen Andeutung des
Anonymus bedarf. Niemand braucht mich zu ba weil
ich an meinem Vaterlande ohnehin mit der größten Innigkeit
hänge, und wäre ich käuflich, würde man mich, wie es der
Scriptur des Anonymus geſchieht, verachten, nicht erkaufen.
In Betreff des Vorwurfs des Abſchreibens, den ich ge⸗
macht habe, erwidere ich für jetzt nur, daß ich nicht der Mann
bin, der ſich den unerlaubten Drohungen eines Privatmannes
gehorſamſt fügt: der Anonymus möge feine Drohung ausfüh⸗
ren und er wird mich nicht zu ſeiner Freude handeln ſehen.
Daß der Verfaſſer der Schrift „Sſtreich im Jahre 1840“
Herrn Otto Wigand*) einen Theil der moralifchen Verant⸗
wortlichkeit aufzubürden ſucht, reicht allein ſchon hin, um in
jedem Unbefangenen Zweifel über des Anonymus (in Prag,
nicht auf dem „Schloſſe ... ſtein“) Cavaliersrang zu erregen.
Ein Cavalier kann ſchuldig ſein, hat aber niemals Mitſchuldige.
Die Bemerkung in meiner Beurtheilung, welche Herrn Otto
Wigand betrifft, ſollte andeuten, daß bei der ſtaunenswerthen
Menge von Manuſcripten, die einem thätigen Verleger einge⸗
ſandt werden, derſelbe nothwendig auf fremdes Urtheil ver⸗
wieſen iſt, weil es buchſtäblich an der Zeit gebricht, ſtrenge eigene
Prüfung vorzunehmen. Herr Otto Wigand würde „Sſtreich
im Jahre 1840“ kaum verlegt haben, wenn er dieſes Product
ſeinem ganzen Inhalte nach vorher gekannt hätte. 5
Johann Sporschil.
„) Herr Otto Wigand iſt kein geborener Oſtreicher.
In unterzeichnetem iſt ſoeben erſchienen und durch alle
Buchhandlungen zu beziehen:
Verſuch
einer Phyſiologie der Spra e
nebſt hiſtoriſcher Entwickelung der abendlaͤndiſchen
Idiome nach phyſiologiſchen Grundſaͤtzen.
Von
Dr. K. M. Rapp.
Vierter und letzter Band.
Enthaltend: J. Die Phyſiologie der deutſchen Sprache.
II. Die Dichtungsformen des Mittelalters, rhythmiſch und
phonetiſch nachgebildet. III. Verbeſſerungen und Zuſätze zu den
drei frühern Bänden.
Gr. 8. Preis 2 Fl. 24 Kr., oder 1½ Thlr.
Der Verfaſſer hat ſich die neue Aufgabe geſtellt, den Kreis
älterer und neuerer Sprachen, worin fi die Bildung des
Abendlandes bewegt, vergleichend zu ſchildern. Neben getreuer
Benutzung der ſtrengwiſſenſchaftlichen Werke eines Schneider,
Buttmann, Grimm, Raynouard, Diez, ſind ſeine Vorbilder
insbeſondere Rask, deſſen Unterricht er in Kopenhagen aufge
ſucht hat, und Schmeller. Ihnen und einem ausgedehnten
Studium der Idiome wie fie geſprochen werden verdankt er
die Auffaſſung der Sprache als eines lebendigen Stoffes. Die
vielgeftaltigen Erſcheinungen deſſelben, hier vorerſt der Laut⸗
lehre, weiß er darzuſtellen als Ausſtrahlungen einer urſprüng⸗
lichen Einheit. Dies wird beſonders anſchaulich durch das
Band einer gleichmäßigen Orthographie, mit deren Beiſtand
er den oft ſo wunderlichen Eigenſinn der beſtehenden Ortho⸗
Band ſind die mittelalterlichen Sprachen c
graphien bändigt. Die beigefügten Sprachproben ſind in dieſer
Geſammtorthographie gegeben und meiſt von ee
einer bekannten verwandten Sprache begleitet. — Die frü⸗
her erſchienenen drei Bände koſten zuſammen 7 Fl. 24 Kr., oder
4% Thlr., und enthalten: Der erſte Band die Theorie, d. h.
die Laute und die Erſcheinungen der Quantität und des Accents,
ſowie ſich dieſe Seiten der Sprache auf dem Geſammtgebiet
der beigezogenen Sprachen darſtellen; außerdem noch den An⸗
fang der hiſtoriſchen Schilderung, nämlich die Sprachen der
alten Welt: Griechiſch, Latein, Gothiſch. — Im zweiten
niſch, Provenzaliſch, Nordfranzöſiſch, Altnordiſch, Angelſä
Nieder- und Oberdeutſch. — Den dritten Bend
lebenden Sprachen, mit Ausſchluß des Deutſchen, von dem nur
das Niederdeutſche aufgenommen iſt, indem das Oberdeutſche
ſammt unſerer Schriftſprache obigem vierten Band, womit dieſes
Werk geſchloſſen iſt, angehören.
Stuttgart und Tübingen im October 1841.
J. G. Cotta'ſcher Verlag.
Soeben find bei mir erſchienen: 5
Die Flüchtlinge, eine Novelle von Georg Lau.
Gr. 12. Geh. 2 Thlr.
SLebenswirren in ariſtokratiſchen Kreiſen. Drei Er:
zaͤhlungen: Das Duell, Der junge Graf, Die Pſeu⸗
donymen. 8. Geh. 1½ Thlr. n
Eliſabeth Stuart, Gemahlin Friedrich's V. von
der Pfalz, von Dr. Söltl. 2 Theile. Gr. 12.
Geh. 4 Thlr.
Der Diamant, ein Spiel der Phantaſie von
C. Terpen. Gr. 12. Geh. 1½ Thlr.
Hamburg, im Octeber 1841, h
Johann August Meissner.
Den zahlreichen Verehrern Meyerbeer’s zeigen an, dass
das Ste Heft der
Gesänge und Lieder von Meyerbeer
für eine Singstimme mit Begleitung des Piano,
enthaltend: Der Garten des Herzens; Gesang der Schnitter;
Suleika; Hör ich das Liedchen; Komm; Scirocco; Sie und
ich (Preis 1 Thlr.), unter der Presse ist. Einzeln
sind diese Lieder in den
Melodies de Giacomo Meyerbeer
pepe Kae ausgegeben worden. Preis a 5 — 10 Nor.
Schlesinger’sce Buch- und Musikhandlung.
——
En vente chez F. A. Brockhaus à Leipzig:
Histoire f
des
PROGRES DU DROIT DES GENS
en Europe
depuis Ia paix de Westphalie jusqu'au congrès
de Vienne.
Avec un preeis historique du droit des gens
europeen avant la paix de Westphalie.
Par
BENRY WEEATON,
ministre des Etats- Unis d’Amerique près la cour de Berlin.!
Gr. in-8. Broché. 2½ Thlr.
Teguér's Frithjofs Sage von Mohnike.
Taſchen⸗ Musgabe.
Um den vielfachen Auffoderungen zu genügen, habe ich mich
entſchloſſen, von der bei mir erſchienenen, anerkannt trefflichen
Überſetzung der , i
Eſaias Tegnér'ſchen Frithjofs Sage
- von G. Mohnike,
nach der vierten verbeſſerten Auflage
eine
Taſchen⸗ Ausgabe
mit erklaͤrendem Wortregiſter
in dem jetzt allgemein beliebten Schiller⸗Format zu veran⸗
ſtalten, und iſt ſolche für den äußerſt billigen Preis von „Thlr.
durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes zu er⸗
alten. P
5 Die bisher einzeln, oder als Zter Band der fammtlichen
Tegnerfhen Gedichte gelieferte Ausgabe in 8., mit An⸗
merkungen, iſt auch ferner für den Preis von 1 Thlr. und die
einzelnen Gedichte in 2 Bänden für 2% Thlr. durch den
Buchhandel zu beziehen.
Leipzig, im November 1841,
Carl Cnobloch.
Seit dem 1. October erſcheinen in dem unterzeichneten
Verlage in Brüſſel und Frankfurt
Die Grenzboten,
Blätter für Deutſchland und Belgien,
redigirt von J. Kuranda, \
unter Mitwirkung der deutſchen Schriftſteller: Karl Andree,
Berthold Auerbach, Karl Beck, Freiherr von Bool, Th. Crei⸗
zenach, Ludw. Aug. Frankl, Heinrich Heine, H. Koenig, Guſtav
Kühne, Heinrich Laube, H. Marggraff, J. Moſen, Theod.
Mugge, Th. Schliephake, A. von Sternberg, A. Weill, Ernſt
Willkomm und der flamändiſchen Literatoren: A. Baron, Bloe:
mart, Conſcience, Van Haſſelt, Willems u. A. m.
Die bereits erſchienenen Nummern enthalten folgende Auffäße:
Deutſchland und Belgien von J. Kuranda. — Die
Seebäder in Oſtende von Dr. Delart. — Leipziger Skizzen
von Kk. — Literariſche Überſichten vom Standpunkte der
Geſellſchaft. 1. (Vorwort.) — September-Scenen in Brüſſel
von J. Förſter. — Eine Vorleſung im Frankfurter Muſeum
v. Th. Creizenach. — Reiſebriefe von A. Weill. — Elſaß
und Flandern von Dr. Schliephake. — Ein Brief aus
London von Dr. B. B. — Aus dem Leben eines Weltweiſen
von Berthold Auerbach. — Alphons Karr und die Weg:
pen. — Eine Begegnung mit Paganini von Ludw. Aug.
Frankl. — Briefe aus Frankfurt. — Börne in der letz⸗
ten Zeit. — Zur Würdigung der nationalen Partei in
Deutſchland von J. Cr. — Literariſche Überfichten vom Stand:
punkte der Geſellſchaft. 2. (Die adelige Literatur und Fürſt Lich⸗
nowsky.) — Reiſebriefe. — über den Bau eiſerner Haͤuſer in
Belgien, von Jobard. — Tagebuch u. ſ. w.
Die Grenzboten erſcheinen in wöchentlichen Heften
zu 32 Seiten gr. 8. Dieſe Wochenlieferungen find den Inte-
reſſen der Zeit gewidmet. Erzählungen und Novellen ſind aus
denſelben ausgeſchloſſen; dagegen erſcheint als Beilage
jeden Monat ein Novellenheft, 64 Seiten
in gr. S.,
welches Erzählungen und Novellen von den erſten deutſchen
Schriftſtellern (von Auerbach, Koenig, Kühne, Laube, Mügge
u. ſ. w.) enthält. Durch dieſe Einrichtung glauben wir dem
Leſer das ſo unangenehme „die Fortſetzung folgt“ zu erſparen,
indem wir dadurch in den Stand geſetzt werden, auch größere
Productionen in einem ganzen, ungetheilten Rahmen zu liefern.
Privat- und Leihbibliotheken dürfte dieſes beſonders will-
kommen ſein, da ſechs ſolche Novellenhefte am Ende eines jeden
e einen ſtarken Band von 12 Bogen in gr. 8.
en.
Die bereits erſchienenen Novellenhefte enthalten (October):
Die Marquiſe von Manzera, Novelle von Heinrich Laube.
Schloß Geiſenheim, Novelle von Heinrich von Bool.
(November): Ein Witz und feine Folgen von F. Lebrün.
Selbſttäuſchung von J. Kuranda.
Dieſe Zeitſchrift übernimmt auch Inſertionen aller Art.
Bei ihrer Verbreitung in Belgien und Holland dürfte ſie Man⸗
chem ſich hierzu empfehlen.
Der Preis der ganzen Zeitſchrift nebſt Novellen-Beilagen
iſt 10 Thlr. pro Jahr. — Man abonnirt in allen deutſchen
Buchhandlungen.
Deutsches Verlags-Comptoir in Brüſſel.
Hermann'ſche Buchhandlung in Frankfurt a. M.
——
Fuͤr die 21ſte Auflage
von
„Stieler's Schulatlas über alle Theile
der Erde und über das Weltgebäude in 27
Karten etc. Gotha bei Justus Perthes.“
hat durch beſondere Gunſt der Verhältniſſe eine Erniedrigung
im Preiſe (auf 1% Thlr., oder 2 Fl. 6 Kr. Rhein. für das
Exemplar) bewirkt werden können, ſodaß dieſes ſeit 20 Jahren
durch zweckmäßige Einrichtung, Richtigkeit und Schönheit der
Darſtellung den erſten Rang behauptende Hülfsmittel beim
Unterricht in der Erdkunde auch daneben den Vorzug der mög-
lichſt erreichbaren Wohlfeilheit ſich bewahrt.
Vollständiges
HANDWÖRTERBUCH
der
deutschen, französischen und englischen Sprache.
Dritte Auflage.
Breit-8. Elegant gebunden. 2% Thlr.
Jede der drei Abtheilungen dieses Lexikons:
I. Dictionnaire frangais - allemand - anglais. (% Thlr.)
II. A complete Dictionary English - German - French.
(1% Thlr.)
III. Vollständiges deutsch-französisch-englisches Hand-
wörterbuch. (1 Thlr.)
ist zu dem beigesetzten Preise ebenfalls elegant gebun-
den besonders zu haben.
Dieses Wörterbuch, für dessen Brauchbarkeit die bin-
nen kurzer Zeit nöthig gewordene dritte Auflage spricht,
zeichnet sich durch Vollständigkeit, typographi-
sche Einrichtung und durch grosse Correetheit
aus. Der Preis der dritten Auflage ist bedeutend er-
mässigt und wird bei solchen Leistungen als höchst
billig erscheinen.
Leipzig, im November 1841. ;
F. A. Brockhaus.
4“
Nachdem die bisher erschienene. Jenaische Allgemeine
Literaturzeitung von dem Verleger aufgegeben worden ist,
erscheint als ein selbständiges Unternehmen in meinem Verlage:
Neue Jenaische Allgemeine Literaturzeitung
im Auftrage der Universität zu Jena redigirt
von
Geh. Hofrath Prof. Dr, F. Hand,
als Geschäftsführer,
Geh, Kirchenrath Prof. Dr. L. F. O. Baumgarten-
Crusius,
Ober-Appellationsrath Prof. Dr. . Francke,
Geh. Hofrath Prof. Dr. J. F. Fries, N
Geh. Hofrath Prof. Dr. D. G. Kieser,
als Specialredactoren.
Es wird diese Zeitung sich bestreben, alle namhaften
Erscheinungen auf dem Gebiete der Literatur einer wissen-
schaftlichen Kritik zu unterwerfen, in dieser Beurtheilung
streng an den Gesetzen der Wahrheit und Gründlichkeit
halten und überhaupt Dessen eingedenk sein, was in unsern
Tagen kritische Jahrbücher, von absichtlicher Einseitigkeit
wie von seichter Allgemeinheit fern, zur Förderung der
Wissenschaft zu leisten haben.
Die Zeitung liefert wöchentlich sechs Blätter in Quart,
von denen das sechste für Berichte über die Begebnisse der
literarischen Welt, Personalnotizen, Anzeigen neuer Bücher etc.
bestimmt ist. Der Preis beträgt jährlich 12 Thlr. Anzeigen
werden mit 1½% Ngr. für den Raum einer Zeile berechnet.
Alle Postämter und Buchhandlungen nehmen Bestel-
lungen an.
Leipzig, im November 1841.
F. A. Brockhaus.
Für Leſe⸗ und Journaleirkel.
Beſtellungen für 1842 auf die bekannte Zeitſchrift:
Originalien aus dem Gebiete der Wahr-
heit, Kunst, Laune und Phantasie,
herausgegeben von Georg Kotz,
werden baldigſt erbeten von der Herold'ſchen Buchhandlung
in Hamburg.
In allen Buchhandlungen iſt zu haben:
Joh. Aug. Friedr. Schmidt,
Diakonus zu Ilmenau und Adjunctus der Superintendentur und
Schulaufſicht,
Handbuch der Bibliothekswiſſen⸗
Schaft, der Literatur und Bücherkunde.
Eine gedrängte Überſicht der Handſchriftenkunde,
der Geſchichte der Buchdruckerkunſt und des Buch⸗
handels, der Bücherkenntniß (Bibliographie) im
engern Sinne, der Bibliothekenkunde und Biblio⸗
thekonomie und der literarhiſtoriſchen und bi⸗
bliographiſchen Schriften, Für Studirende und
Freunde der Literatur überhaupt und für an⸗
gehende Bibliothekare, Buchhändler, Antiquare
und Buchdrucker insbeſondere. Gr. 8. 2 Thlr.
Der Hamburger Correſpondent, die Süddeutſche Buchhändler:
Zeitung, die kritiſche Zeitſchrift Helios, das Organ, Gutz⸗
kow's Telegraph, der Komet, das Börfenblatt ꝛc. haben in
rühmlichſter Anerkennung dieſes trefflichen Werkes gewetteifert.
Um nicht unbefcheiden zu fein, theilen wir nur den Schluß der
Recenſion aus dem letztern mit, weil gerade dieſe von allen
die am wenigſten beifällige ift: „In dieſem Buche iſt Allen,
die ſich um die Literatur in ihrem ganzen Umfange bekümmern
müſſen oder wollen, ein ſehr brauchbares Hülfsmittel an die
Hand gegeben, und wir müſſen die Mühe und Sorgfalt des
Herrn Verf. anerkennen, welcher eine Menge von Notizen von
allgemeinem bibliographiſchen und literaturhiſtoriſchen Intereſſe
zuſammengetragen hat, daher dieſes Werk die beſondere Theil⸗
nahme des Publicums verdient.“
Bei Trautwein & Comp. in Berlin erſchien ſoeben
und wurde im Buchhandel verſandt:
Erinnerungsbuch kür das Jahr 1842.
Dauerhaft und fauber eingebunden. Preis / Thlr.
Dies iſt ein ſehr zweckmäßig für alle Tage des Jahres
eingerichtetes und für Jedermann brauchbares Notizenbuch. Auf
jeder Blattſeite befindet ſich irgend ein Sittenſpruch, wodurch
es ſich auch als Diarium zu einem höchſt paſſenden Weih⸗
nachtsgeſchenk für die heranblühende Jugend empfiehlt.
Ein Wort zur Charakteriſtil gewiſſer
ER Redacteure. .
In Nr. 42 des Literaturblattes der „Roſen“ fährt ein Anony⸗
mus (21) über meine Novelle „Der Krüppel von Verona“
(Wien, Hirſchfeld, 1842) wie toll her. — Ich zweifle nicht,
daß das Buch“) ganz ſchlecht ſei und würde, nach meinem
ſtets dargelegten Grundſatze, den Tadel ſtillſchweigend über
mich ergehen laſſen; allein jenes Referat (12) läßt es beim
Tadel des Buches nicht bewenden, mein ganzes literariſches
Thun und Treiben, das jener würdige Thebaner von ſeinem
Standpunkt im Auslande natürlich am beſten beurtheilen
kann, mein beſcheidenes Wirken als Novelliſt und Kritiker, ja
ſelbſt meine Theilnahme an der unglückſeligen Preisausſchrei⸗
bung des Herrn Directors Carl, müſſen vor das Meſſer und
werden mit Stiel und Stumpf, mit „Bauz und Benz“, wie
Zſchokke ſagt, abgewürgt und vernichtet. — Ich könnte billig
auch dazu fihmweigen, da die „Roſen“ weiß Gott keine Sem⸗
perflorentien ſind, allein ich bin es meiner anderweitigen
Stellung ſchuldig, einmal eine Ausnahme von meiner Maxime
zu machen, und will daher der Leſewelt, welche ſich billig ver⸗
wundern mag, warum jener Herr Anonymus von meiner für
Deutſchland ſo unwichtigen literariſchen Erſcheinung ſo viel Auf⸗
hebens mache, eine kleine Geſchichte erzählen, für welche ich
mir freilich Nachſicht erbitten muß, da ſie in keiner Beziehung
ſo anziehend iſt als die „Novellen“ der großen deutſchen Er⸗
zähler, von Spieß und Cramer bis auf Leibrock und
Robert Heller:
Im Jahre 1839 hatte ich für die „Wiener Zeitſchrift“,
deren vieljähriger Mitarbeiter zu ſein ich ſtolz bin, über eine
Novelle „Der Schleichhändler“ von Robert Heller zu referiren
und ſprach darin neben wenigen durch Citate belegten Rügen,
wie z. B. Unlogik, unkenntniß des Localdialekts, viel Lob
über das Talent des Verfaſſers aus. Nicht lange hiernach
lernte ich Herrn Robert Heller, inzwiſchen zum Redacteur
der „Roſen“ avancirt, perſönlich kennen. Eine feiner erſten
Fragen war, ob ich jenes Referat über den „Schleichhändler“
geſchrieben, und ich nahm natürlich keinen Anſtand, dieſes zu
bejahen. Da ſtieg in den Zügen des dickbeſagten Herrn Heller
ein Ausdruck empor, welcher deutlich ſagte: Tu me lo pagherai;
allein ich achtete nicht darauf, da ich mich längft zum Sün⸗
denbocke der Kritik reſignirt habe. Als wir ſchieden, reichte mir
Herr R. Heller die Hand (die Rechte) und ſagte, die meinige
ſchüttelnd: „Wenn wir uns in unſerer literarſſchen Laufbahn
wieder treffen ſollten, ſo laſſen Sie dieſe Begegnung
eine freundliche ſein!!!“ Ich habe dieſer auf mein
Ehrenwort wahren Thaterzählung weiter, für alle Er⸗
widerungen des Herrn R. Heller, nichts beizufügen
als ein „Gott beſſere“ für immer!
Wien, am 8. November 1841.
E. Straube.
„) Ohne mein Wiſſen und Willen als „hiſtoriſch“ bezeichnet.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
*
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXXVI.
Dieſer Literarifche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für literas
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet,
und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2% Nor.
—
In allen Buchhandlungen iſt zu erhalten:
URANZB
Taschenbuch auf das Jahr 1842.
Neue Folge. Wierter Jahrgang.
Mit dem Bildnisse Victor Hugo's.
8. Auf feinem Velinpapier. Eleg. cart. 1% Thlr.
Inhalt: J. Der gefährliche Gaſt. Novelle von Theodor
Mügge. — II. Das Kind des Thales. Novelle von Eduard
von Bülow. — III. Der lahme Hans. Eine Dorfgeſchichte
von Wilhelm Martell. — IV. Das neue Jahr. Novelle
von Frau von W.
Von frühern Jahrgängen der Urania ſind nur noch ein⸗
zelne Exemplare 10 1 9 e im e
eſetzten Preiſe zu ½ r. der Jahrgang abgelaſſen
Be ange 1839 und 1840, 001 der Nullen
Folge erſter und zweiter Jahrgang, koſten jeder 1½
der Jahrgang 1841 koſtet 1% Thlr.
Leipzig, im November 1841.
F. A. Brockhaus.
Thlr.;
Soeben erſchien:
Lycungz, Thronräuber von China.
Sturz des chineſiſchen Kaiſerhauſes Jo und Eroberung
Chinas durch die Tataren. 1 Thlr.
Ernſt Klein's liter. Comptoir in Leipzig.
Dr. Fr. W. Fricke (Vorſteher einer Erziehungsanſtalt in
a Göttingen), Praktiſche
Pädagogik für Hauslehrer
oder die häusliche Erziehung und Lehrmethodik
vernunftgemäß nach jetzigem Standpunkte der
Bildung und Wiſſenſchaft. Mit ſteter Berück⸗
ſichtigung der eignen Aus und Fortbildung des
Lehrers und auf die Bedürfniſſe jüngerer Ge⸗
lehrten bei ihrer Vorbereitung zum Lehrerſtande
auf der Schule und Univerſität, ſowie derjenigen
Altern, die ſich einen Maßſtab für die Beurthei⸗
lung der Rechte, Pflichten und Leiſtungen ihrer
Hauslehrer wünſchen. Nebſt Stundentafeln zur
leichtern Anordnung der Lehrſtunden unter ſchwie⸗
rigen umſtänden und einer wiſſenſchaftlich geord⸗
neten kritiſchen überſicht der empfehlungswerthe⸗
ſten Lehr? und Hülfsbücher für den häuslichen
Unterricht. Gr. S. Thlr.
Helios, 1841, Nr. 36, ſagt: „Das hochwichtige Geſchaͤft
der Erziehung eignet ſich weder in den akademiſchen Hörſälen
noch durch Studien allein praktiſch an, denn in keinem Fache
iſt die Praxis unentbehrlicher. Der Verf. machte ſichs zur
Aufgabe, es hier ſo darzuſtellen, wie es Hauslehrer im Familien⸗
kreiſe unter der Altern Augen ausüben müſſen. Er hat dieſelbe
als ein wahrer Meiſter gelöſt. — Recenſent, der ſich 30 Jahre
lang mit Pädagogik beſchäftigte, ſelbſt Hauslehrer und Fami⸗
lienvater war, glaubt Herrn Fricke's Schrift mit vollſter Über-
zeugung auf das wärmfte empfehlen zu müſſen.“
(Vorräthig zu haben in allen Buchhandlungen.)
Im Verlage von F. Rubach in Berlin iſt ſoeben er⸗
ſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
J. Milne-Edward's
Hand buch der Zoologie
oder Naturgeſchichte der Thiere.
Nach der zweiten franzoͤſiſchen Ausgabe bearbeitet und
mit Anmerkungen und ZBufägen herausgegeben von
Dr. M. G. Krüger. iſter Band.
Auch unter dem Titel:
Handbuch der Naturgeſchichte. Iſter Theil:
oologie.
30 Bogen Medianformat mit einem zoologiſchen
Hand⸗Atlas. Preis 2½ Thlr.
- —. — 8
Soeben erschien die 2te Auflage der berühmten Phan
tasie für Piano:
Reminiscences de Robert le diable
par Hr. Liszt.
Ferner die von Herrn Louis Schneider im königl.
Opernhaus mit allgemeinstem Beifall vorgetragenen 3 Ge-
sänge für eine Singstimme mit Piano oder Guitarre
a % Thlr.: 5
Hans und Grete. „Puthöneken.““
Der spanische Contrebandierer. EI contrebandista;
Der pyrenäische Gebirgssänger. L’enfant de la
montagne,
Berlin.
Schlesinger’sche Buch- und Musikhandlung.
Heuer Roman von Th. Mundt!
Soeben erſchien:
Thomas Müntzer.
Ein hiſtoriſcher Roman
von
THEODOR MUND.
3 Baͤnde. 8. Altona, bei Hammerich. Geh. 4½ Thlr.
Dieſer höchſt intereſſante Roman iſt in allen Buch⸗
handlungen und Leihbibliotheken zu haben.
Durch alle Buchhandlungen w Poftämter iſt zu Pen:
Das Pfennig-Mlagazin
für Verbreitung gemeinnütziger Kenntniſſe.
1841. November. Nr. 449 — 452.
Nr. 449, Salvator Roſa. Frankreichs Premierminiſter
ſeit der zweiten Reſtauration. Die Völkerſchaften der Regent⸗
ſchaft Algier. Das Carbolein. — Nr. 450. Theodor
Körner. Fortpflanzung des Schalls im Waſſer. Die Zuckerraffi⸗
nerie. Die Völkerſchaften der Regentſchaft Algier. (Fortſetzung.)
Die preußiſche Geldausmünzung. — Nr. 451. Die Wohl:
thätigkeit, nach Canova. Die Zuckerraffinerie. (Beſchluß.)
Deutſche Locomotiven. Der Rieſenthurm in Gozzo. Englands
Premierminiſter ſeit 1754. Die Völkerſchaften der Regentſchaft
Algier. (Beſchluß.) Stahlſtabgeläute. Nordamerikaniſches Bau⸗
holz. Glasſpinnerei. — Nr. 452. Gottfried Wilhelm
Leibnitz. Englands Eiſenbahnnez. Der Berg Oſſa. Gedanken
über Luftſchiffahrt. Das galvaniſirte Eiſen. Die Bevölkerung
von China. Zugänge und Aufgänge der Newa. i
An Abbildungen find in dieſen Nummern
enthalten:
Diogenes, der einen Menſchen ſucht, nach Salvator Roſa.
— Diogenes im Begriff, ſeinen Becher wegzuwerfen, nach
Salvator Roſa. — Theodor Körner. — Die Zuckerraffinerie. —
Die Wohlthätigkeit, nach Canova. — Der Rieſenthurm in
Gozzo. — Gottfried Wilhelm Leibnig. — Der Berg Oſſa.
Preis dieſes Jahrgangs von 52 Nummern 2 Thlr.
Der Preis der erſten fünf Jahrgänge von 1833—37,
Nr. 1—248 enthaltend, ift von 9½ Thlr. auf 5 Thlr. er-
mäßigt. Einzeln Eoftet jeder dieſer Jahrgänge 1½/ Thlr.;
die Jahrgänge 1838 — 40 koſten jeder 2 Thlr.
Von den früher ſchon im Preiſe herabgeſetzten
Sonntags Magazin. Drei Bande. 2 Thlr.
National- Magazin. Ein Band. % Thlr.
Pfennig⸗Magazin für Kinder. Fünf Bände.
2½ Thlr. 7
Unterhaltungen eines Vaters mit ſeinen
Kindern. Zwei Bändchen. / Thlr.
ſind noch fortwährend Exemplare zu haben.
Leipzig, im November 1841.
F. A. Brockhaus.
ä —
Im Verlage der Buchhandlung des Waiſenhauſes
in Halle iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen des
In- und Auslandes zu haben:
Bibliotheca Scriptor. Latinor. curis
virorum doctorum emendata et Commentariis instrueta,
consil. G. Bernhardy instituta. Pars V. C.
Cornelii Taciti opera. T. I. Annales contin. Gr. 8.
2. Thlr.
Auch u. d. Titel:
Taeciti, ©. Oornelii, Opera. Emendavit
et commentariis instr. Lud ov. Döderlein.
.
Ciceronis, M. N., Paradoxa graece versa
et explicata ab Ioan. Morisoto. Accedunt variae
lectiones duorum codicum Guelferbytanorum Para-
doxa contin. edid. G. F. Mensch. Sms).
½% Thlr.
Cornelii Nepotis vitae excellentium impera-
torum. Ad optima exemplaria recognitae. Editio
nova. 8. ½ Thlr.
Diedrich, Chr., Hülfsbuch für den Religions⸗
ek den ae ct Volks⸗
u uͤrgerſchulen. e il. 1
58 1 heben rſter Theil. Gr. 8. 1½ Thlr.
Die chriſtliche Glaubenslehre begrifflich ent⸗
f wickelt und mit geſchichtlichen Beiſpielen veranſchaulicht.
Dietsch, Kud., Übungsbuch zum überſetzen aus
dem Deutſchen ins Lateiniſche zunaͤchſt beim Gebrauche
der Schulz ſchen Grammatik. 2ter Curſus. Erzaͤh⸗
Bi aus der alten Geſchichte. Gr. 8. 7% Thlr.
ohlrausch, Fr., Die Geſchichten und Lehr
der heil. Schrift, Alten und Neuen N
Zum Gebrauch der Schulen und des Privatunterrichts
bearbeitet. 19te Auflage. 8. / Thlr. 1
Palästina und die südlich angren-
zenden Länder. Tagebuch einer Reise im
Jahre 1838 in Bezug auf die biblische Geographie
unternommen von D. Nobinsen und D.
Smith. Nach den Originalpapieren mit histori-
schen Erläuterungen herausgegeben von H. No-
binson.“ Mit neuen Karten und Plänen in 5
Blättern. 3 Bände. Gr. 8. 10% Thlr.
Peter, C., Zeittafeln der römischen
Geschichte zum Handgebrauch und als Grund-
lage des Vortrags in höhern Gymnasialelassen mit
fortlaufenden Belegen und Auszügen aus den Quellen.
Gr. 4. 1% Thlr. 3
(€. Peter's Zeittafeln der griechischen Geschichte, gr. 4,
erschienen 1835 und kosten / Thlr.)
Schulz, O., Schulgrammatik der lateiniſchen
Sprache. [lte verbeſſerte Auflage. 8. 7½ Thlr.
j (übungsbuch zum Überfegen hierzu fiehe; Dietſch.)
Splittegarb, C. F., Franzöſiſches Keſebuch
für Anfaͤnger. Nebſt einer kurzgefaßten Grammatik
und einem franzoͤſiſch-deutſchen Woͤrterbuche. I 2te
verbeſſerte Auflage. 8. ½ Thlr.
Novum Testamentum graece. Re-
cognovit atque insignioris lectionum varietatis et
argumentorum notationes subiunzit Dr. G. ©;
HHnuppius. 2 Tomi. Editio V“.
Druckpapier 8. „ Per Br DIESE.
Schreibpapier 8. 17 =
f. f. Naschinen-Velin- Schreibpapier in Quartformat 3% -
Dasselbe sauber cartonn, in 1 Band, Rücken und
Ecken in £Leinwand . » 2. cn 3,
In meinem Verlage iſt erſchienen und durch alle Buch⸗
handlungen zu beziehen: -
Schöne Welt.
Ein Roman
von
Jean Charles. r
Zwei Theile.
1
Gr. 12. Geh. 2% Thlr.
Leipzig, im November 1841.
F. A. Brockhaus.
In meinem Verlage iſt ſoeben erfchlenen:
Das Handgelenk in mechanischer, ana-
tomischer und chirurgischer Beziehung dargestellt von
G. B. Günther, Dr. und Prof. Mit 16 lithogr.
Zeichnungen von J. Milde, Maler. Imp.-8.
Cart. 2% Thlr.
Früher erſchien: 5
Die chirurgische Muskellehre
in Abbildungen, von Prof. Dr. G.
B. Günther und J. Milde. Gr. 4. Mit
44 lithogr. Tafeln, color. Abbild. und 34 Bogen
Text. Cart. 10 Thlr. Preis für nicht color. Exempl.
779 Thlr.
Des Herrn Prof. Günther ehrenvolle Berufung
an die Univerſität Leipzig dürfte wol geeignet ſein, die
Aufmerkſamkeit des chirurgiſch-antomiſchen Publicums auf deſſen
Schriften ganz beſonders zu lenken, welche daher hiermit dem=
ſelben beſtens empfohlen ſein mögen.
Hamburg, im October 1841,
Johann. August Meissner.
Intereſſante Anzeige für Leſecirkel, Leih⸗
bibliotheken!
Wohlfeile Geſammt Nusgabe
der Romane der Frances Trollope.
Soeben iſt bei Weiſe 3 Stoppani in Stuttgart
in Commiſſion erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu
beziehen:
I. Leben und Abenteuer Michael
Armstrong's,
des Fabrikjungen.
Von
Frauces Trollope.
Nach dem Engliſchen von A. Freih. v. T.
5 Bände, Schiller-Format, broſch. Preis 2 Fl. 42 Kr., oder
1% Thlr.
II. Die Witwe.
Nach dem Engliſchen von A. Freih. v. T.
5 Bände, Schiller⸗Format, broſch. Preis 2 Fl. 42 Kr., oder
1⅝ Thlr.
Wir eröffneten hiermit einen Cyklus der neueſten und ge-
diegenſten Werke der hochgefeierten Verfaſſerin, dem alsbald
die bereits in der Preſſe befindlichen beiden Romane: 5
Die wiederverheirathete Witwe
und
Ein Fehler.
in gleichem Umfange und Format ſich anreihen werden. Der
Beifall, deſſen ſich die ſcharfgezeichneten humoriſtiſchen Erzäh⸗
lungen der auch dem deutſchen Publicum bereits rühmlichſt be⸗
kannten Verfaſſerin in ihrem Vaterlande zu erfreuen hatte, iſt
kaum erhört; ſie ſtehen in der That an Geiſt, Humor und
Satire keinem Exzeugniſſe derjenigen engliſchen Schriftſteller
nach, die man mit dem Praͤdicate elaſſiſch bezeichnet. Wir
hoffen daher, daß das Publicum es uns Dank wiſſen wird,
wenn wir dieſe anziehenden Geiſtesſchöpfungen in einer freien,
höchſt gelungenen Bearbeitung und in eleganteſter Ausſtattung
in dem beliebten Schiller-Formate
zu außerordentlich billigem
zu 2 Fl. 42 Kr., oder 1¾ Thir., darbieten.
Wir ſchmeicheln uns, daß kein Freund der ſchönen Wiſ⸗
ſenſchaften verſäumen wird, dieſe treffliche neue Sammlung ſeiner
Bibliothek anzureihen, daß kein Leſecirkel, keine Leihbibliothek
Anſtand nehmen wird, dieſe Werke zu dem äußerſt billigen
Preis ſich anzuſchaffen.
— nn
Durch alle Buchhandlungen und Poſtämter iſt zu beziehen:
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von HE. G.
&ersdorf. 1841. Neunundzwanzigsten Bandes
viertes Heft. (Nr. XVI.) Gr. 8. Preis eines Bandes 3 Thlr.
Allgemeine Bibliographie für
Deutschland. Jahrgang 1841. Monat No-
vember, oder Nr. 45 — 48, und Bibliographischer
Anzeiger: Nr. 45 — 48. Gr. 8. Preis des Jahr-
gangs 2 Thlr.
Leipzig, im November 1841.
F. A. Brockhaus
—
Soeben erschienen die neuesten Compositionen des be-
liebten Lieder- Componisten
Fr. Hücken:
Gesang der Brautjungfern für eine Singstimme mit
Begleitung des Piano. Op. 37. ½ Thlr.
Coeur König comp. für vier Männerstimmen, Partitur
und Stimmen. Op. 36. Y, Thlr.
7 leichte Lieder mit Begleitung des Piano.
% Thlr.
Berlin.
Schlesinger'sche Buch- und Musikhandlung.
reiſe, 5 Bände
Op. 35.
Bildnisse weiblicher Charaktere.
Shakspeare's
Alädcehen und Frauen
mit Erläuterungen ;
von
HEINRICH HEINE.
Prachtausgabe in Einem Bande, in gr. 8.
45 von den besten Künstlern in London gestochene
Portraits mit Text: enthaltend.
Preis 8 Thlr.
Die geistvollen Erläuterungen H. Heine's und die ‚pracht-
volle Ausstattung. des Werkes machen dasselbe besonders
zu Festgeschenken geeignet.
Leipzig, im November 1841.
Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung für deutsche und ausländische Literatur.
Bei Tendler und Schaefer, Buchhändler in Wien,
iſt ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben
Huldigung den Frauen.
8 8
Taſchen buch für das Jahr 1842.
Herausgegeben
a von
J. F. Caſtelli. 1
20ſter Jahrgang. Mit 6 Stahlſtichen in 8., im eleganten Fresco-Umſchlag mit Goldſchnitt gebunden.
Preis 2½ Thlr.
Indem wir dem verehrten Publicum den zwanzigſten Jahrgang dieſes Taſchenbuches uͤbergeben, glauben wir, daß dieſe
Zahl die Beliebtheit des Werkes hinlänglich ausdrückt, um uns weiterer Empfehlungen zu überheben. Gleiche Sorgfalt wie früher
iſt von dem Herrn Herausgeber auch auf den Inhalt dieſes Jahrgangs verwendet worden,
welcher die hohe Ehre genießt, daß
Ihre Majeftät die Durchlauchtigſte Frau regierende Herzogin von Parma, Piacenza und Guaſtalla,
die Widmung deſſelben huldreichſt anzunehmen geruhten.
Wir haben keine Koſten geſcheut, um durch ein paſſendes Format (Engliſch kl. 8.), durch ſchönes Maſchinenpapier, zierlichen
Druck, anmuthige Stahlſtiche und einen geſchmackvollen Einband dem Taſchenbuche jenen Reiz zu verleihen, der ſeiner Beſtim⸗
mung, dem ſchönen Geſchlechte zu huldigen, entſpricht.
Als Weihnachts-Geſchenke
werden ſtets erfreuen und gewiß ſehr willkommen fein:
Godwie⸗Caſtle. 3 Theile.
St. Roche. 3 Theile.
Tieck's geſammelte Novellen.
10 Bändchen.
Tieck's Vittoria Aecorombona.
2 Bände.
Novellen von Posgaru.
mit Stahlſtich-Vignetten.
Edward in Rom. 2 Theile.
Dehlenſchläger's Werke in
21 Bändchen. b
Steffens’ Novellen. 16 Bändchen.
Steffens’ Memoiren. Iſter —
Ater Theil.
Tauſend und Eine Nacht. Deutſch
von Habicht, Hagen u. Schall.
Vollſtaͤndig in 15 Baͤndchen, mit Holzfchnitt-
Vignetten. Wohlfeilſte, aber ſehr elegante
Ausgabe.
Nöſſelt's Weltgeſchichte für das
weibliche Geſchlecht. Mit Stahl⸗
ſtichen. 3 Theile. 1
Nöſſelt's Literatur⸗Geſchichte für
das weibliche Geſchlecht. 3 Theile.
Harniſch, Himmelsgarten für Kin:
der und kindliche Gemüther. Mit
4 Kupfern.
Otfried Müller' s Handbuch der
Archäologie der Runſt.
3 Theile
Otfried Müller's Geſchichte der
riechiſchen Literatur in 2 Bänden.
Eduard Müller's Geſchichte der
Theorie der Kunſt bei den Alten
in 2 Bänden. nenn
E Dieſe werthvollen Werke find zu billigen und
wohlfeilen Prelſen durch alle Buchhandlungen
zu erhalten. /
Verlagshandlung Joſef Max & Comp.
in Breslau.
Durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes iſt von
mir zu beziehen:
Der afrikaniſche Sklavenhandel
und ſeine Abhülfe.
Von
Thomas Fowell Burton.
Aus dem Engliſchen uͤberſetzt von
G. Julius.
Mit einer Vorrede:
Die Nigerexpedition und ihre Beſtimmung
von Karl Ritter. 5
Mit einer Karte.
Gr. 8. Geh. 1% Thlr.
Die „ dieſer wichtigen und inter⸗
eſſanten Schrift iſt auf Koſten der Geſenſchaft
für die Ausrottung des Sklavenhandels und die
Civiliſation Afrikas gedruckt, und um durch große
Verbreitung derſelben die edeln Zwecke dieſer Ge⸗
ſellſchaft zu fördern, der Preis ſo billig geſtellt
worden. Von beſonderer Bedeutung iſt die aus⸗
führliche Vorrede des Herrn Prof. Ritter.
Leipzig, im November 1841,
F. A. Mrockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
berechnet waren, auch zwecklos fei.
Liter
ariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXXVII.
— FE k 2 N 22 r 2 -
iterarifche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriſten: Blätter für litera⸗
er r und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Nor.
Erklärung.
Der geehrte Recenſent von Friedr. v. Smitt's „Geſchichte
des a Aufftandes ꝛc.“ in Nr. 255 — 258 der „Blätz
ter für literariſche Unterhaltung“ irrt, und macht ſich
zugleich einer bittern und unverdienten Kränkung des
Verfaſſers des „Heldenbuchs“ ſchuldig, wenn er, mit einem
verächtlichen Seitenblick auf denſelben, das genannte Buch, als
auf einen Knalleffect berechnet, nicht eben undeutlich beztichnet.
Nein! der Verf. ſprach damals in ſeiner Herzensfreude und
Begeiſterung ſeine eigene und gewiß zahlreicher Gleichgeſinnter,
welche mit ihm die ſchmachvollen, ſchrecklichen Jahre der Unter⸗
drückung und Mishandlung durchſeufzt hatten, lebendigſte
Stimmung aus, und glaubte daneben, als Zeitgenoß, den gün⸗
ſtigen Zeitpunkt benutzen zu müſſen, manche bemerkenswerthe,
einzelne Thatſachen, ſowie das rühmliche Andenken der Ver⸗
dienſtvollen, da beides im Laufe der Zeit nachmals gar oft der
Vergeſſenheit anheim zu fallen pflegt, in ſeinem in ehrlichem
Sinn und zu gutem Zwecke geſchriebenen Buche aufzubewahren,
zumal die größern, wiſſenſchaftlich⸗militairiſchen Werke auf
ſolche Einzelnheiten weniger Bedacht zu nehmen pflegen, welche
aber dennoch das größere Publicum und beſonders die that⸗
freudigen Theilnehmer an Dem, was Löbliches geſchen iſt,
innigſt intereſſiren. In ſolchem unzerſtörbaren Bewußtſein
ſeiner guten, wenigſtens wohlgemeinten Sache, wofür ſich auch
ein großer Theil ſeiner lieben, deutſchen Mitbrüder deutlich
genug ausgeſprochen hat, findet der Verf, herzlichen Troſt bei
unfreundlichen Seitenblicken, wie ihm ein ſolcher durch jenen ge=
ehrten Recenſenten jüngſt wieder einmal zu Theil geworden iſt.
Dedeleben, im November 1841. 3
Chr. Niemeyer.
Erwiderung.
In meinem Berichte über Friedr. v. Smitt's „Geſchichte
des polniſchen Aufſtandes“ habe ich an dieſer ſonſt trefflichen
Schrift die ſtete Widerlegung der mehr die patriotiſche Wirkung
beabſichtigenden als mit hiſtoriſcher Kritik geſchriebenen ge⸗
ſchichtlichen Erzeugniſſe der Polen und ihrer Freunde getadelt,
da eine ſolche Polemik die Einheit der Compoſition ftöre und
inſofern, als dieſe Erzeugniſſe nur für die Zeit der Aufregung
Dieſes ſuchte ich durch das
„Heldenbuch“ als ein, zwar nicht der Zeit, aber dem Intereſſe
nach, näheres und in die Augen ſpringenderes Beiſpiel zu be—
weiſen, gegen welches Buch ein Geſchichtſchreiber des
Befreiungskrieges wol nicht in eine Polemik ſich einlaſſen wuͤrde.
Ich wollte dieſes Buch nicht tadeln, ſondern nur auseinander:
halten, was nicht zuſammengehört, und glaube daher um ſo
weniger eine Rüge zu verdienen, als deſſen geehrter Herr Ver—
faſſer mir gewiß zugeben wird, ja in feiner „Erklarung“ den
Leſern ſelbſt zu verſtehen gegeben hat, daß bei ſeiner Schrift
ein mehr patriotiſcher als geſchichtlicher Zweck ihn leitete.
Jener Zweck iſt auch mir ſehr wichtig und Schriftſteller, welche
ihn in einem ſolchen Grade, als der Herr Verfaſſer, erreicht
haben, verdienen und erhalten meine volle Achtung. Derſelbe
befindet ſich daher in einem ſtarken, nur durch ſchriftſtelleriſche
Reizbarkeit zu erklärenden Irrthume, wenn er in meinen Be:
merkungen einen abſoluten Tadel ſeiner Schrift ſieht, in einem
noch ſtärkern aber, indem er dieſelben in das Gebiet des
Perſoͤnlichen zieht; und ich glaube feiner Anſchuldigung
„bitterer und unverdienter Kränkung“ ſeiner Perſon und
„verächtlichen Seitenblicks“ auf dieſelbe die Verſicherung ent—
gegenhalten zu können, daß ich gerade dieſe Perſon, gegen
welche er mir ſo Arges unterlegt, nach Dem, was ich über ſie
aus guter Quelle erfahren habe, aufrichtig achte. Dagegen
erwarte ich von feiner odjectiven Gerechtigkeit, Erfahrung und
Wiſſenſchaftlichkeit, daß er mir geſtatte, das patriotiſche und
geſchichtliche Streben und Intereſſe auch ferner voneinander
zu trennen. 8
Der Verf. des Berichts über Smitt's „Geschichte
des polnischen Aufstandes“.
In der Enslin'ſchen Buchhandlung (Ferd. Müller)
in Berlin iſt ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen
zu haben: g g
Vorländer, Dr. Franz, Grundlinien einer
organiſchen Wiſſenſchaft der menſchlichen Seele.“
34 Bogen. Gr. 8. Preis 2¼ Thlr.
Wem es um eine klare rationelle und zugleich religiöfe
ſittliche Auffaſſung des' menſchlichen Geiſtes und Lebens zu thun
iſt, dem empfiehlt ſich dies Buch; von einem originellen philo⸗
ſophiſchen Standpunkte aus ſucht der Verfaſſer zu zeigen, wie
der freie Geiſt in der Einigung und Gemeinſchaft mit Natur,
Welt und Gott alle feine Thaͤtigkeiten in fortſchreitender orga⸗
niſcher Entwickelung hervorbringt.
In allen Buchhandlungen iſt zu erhalten:
Hiftorifihes Zafchenbuch.
Herausgegeben
von
Friedrich von Raumer.
Neue Folge. Dritter Jahrgang.
Gr. 12. Cartonnirt. 2 Thlr.
Inhalt: I. Der Armegeckenkrieg im Jahre 1444 und
1445. Erzählt durch TF. W. Barthold. — II. über die
Poetik des Ariſtoteles und ſein Verhältniß zu den neuern Dra—
matikern. Von Fr. v. Raumer. — III. Raub der drei
Bisthümer Metz, Tull und Verdun im Jahre 1552 bis zu
ihrer förmlichen Abtretung an Frankreich im weſtfäliſchen Fries
den. Von H. Scherer. — IV. Der Genter Aufſtand vom
Jahre 1539. Von W. . Arendt.
Die erſte Folge des Hiſtoriſchen Taſchenbuchs beſteht aus
zehn Jahrgängen (1830 — 39), die im Ladenpreiſe 19%, Thlr.
koſten. Ich erlaſſe aber ſowol den erſten bis fünften (1830 —
34) als den fechsten bis zehnten Jahrgang (1835—39) zu ſam⸗
mengenommen für fünf Thaler, ſodaß die ganze Folge
zehn Thaler koſtet. Einzeln koſtet jeder dieſer zehn Jahr⸗
gänge 1½ Thlr., der erſte Jahrgang der Neuen Folge (1840)
2 Thlr., der zweite (1841) 2%, Thlr.
Leipzig, im December 1841. !
F. A. Brockhaus.
Durch alle Buch⸗ und Kunſthandlungen iſt von mir
zu beziehen das Bildniß von
VICTOR HUGO.
Geſtochen von Th. Langer.
Gr. 4. %, Thlr.
Bei mir erſchienen ferner nachſtehende Bildniſſe und es ſind
= 14
davon fortwährend gute Abdrücke für / Thlr. zu erhalten:
Anber. Baggefen. Vauerufeld. Böttiger. Calderon. Canova.
Caſtelli. Cornelins. Dannecker. Jakob Glatz. Goethe. Ha⸗
mann. Alexander v. Humboldt. Immermann. Koseinszko.
Gerhard v. Kügelgen. Lamartine. Karl Friedrich Leſſing. Albin
v. Meddlhammer. Felir Mendelsſohn⸗Bartholdg. Wilhelm
Müller. Dehlenfihläger. Jean Paul Friedrich Richter. Schill.
Johanna Schopenhauer. Ernſt Schulze. Scott. Kurt Sprengel.
Tegner. Thorwaldſen. Ludwig Tieck. Uhland. Zedlitz. Zelter.
Leipzig, im December 1841.
F. A. Brockhaus.
In allen Buchhandlungen (Leipzig, bei J. A. Barth)
iſt zu haben.
Heyde, v. d., Das preußiſche Strafrecht.
Ster u. 4ter Theil. 8. Magdeburg, Heinrichs:
hofen. 2½ Thlr.
Die früher in 5 Auflagen erſchienenen 2 Theile koſten
2%é Thlr.
Preisherabſetzung.
An Freunde der italieniſchen und franzoͤſiſchen
f Sprache.
Folgende 6 verſchiedene Ausgaben von Pellico’s berühmten
Werk über ſeine 10 jährige Gefangenſchaft in Oſtreich,
welches ſich durch claſſiſche Schreibart ſo auszeichnet, daß es
Jeder, der ſich mit der neuern italieniſchen Sprache vertraut
machen will, nicht ungeleſen laſſen darf, hat unterzeichnete
Buchhandlung bis Ende dieſes Jahres bedeutend im Preiſe er⸗
mäßigt:
1) Le mie Prigiomi. Memorie di Silvio
Pellico da Sahızzo. Italieniſcher Text. Statt 1 Fl.
„ Thlr. nur 36 Kr. = / Thlr. 2
2) Daſſelbe italieniſch mit danebenſtehender deutſcher Über:
ſetzung in geſpaltenen Columnen. Statt 1 Fl. 48 Kr.
— 1'% Thlr. nur 54 Kr. = hr Thlr.
3) Daſſelbe italieniſch ebenſo mit franzoͤſiſcher Überſetzung.
Statt 1 Fl. 48 Kr. = 1% Thlr. nur 54 Kr. =
/e Thlr. !
4) Daſſelbe italieniſch mit franzöfifcher und deutſcher über⸗
ſetzung. Ausgabe in 3 Sprachen in 4. Statt 3 Fl.
1% Thlr. nur 1 Fl. 20 Kr. = % Thlr.
5) Daſſelbe italieniſch allein, mit erklaͤrenden Anmerkun—
gen und einem vollſtaͤndigen Woͤrterbuche von Prof.
Poſſart. Statt 2 Fl. 24 Kr. = 1½ Thlr. nur
1 Fl. 20 Kr. = % Thlr.
6) Meine Gefängniffe. Deutſche Überſetzung. Statt 1 Fl.
— % Thlr. nur 36 Kr. = „ Thlr.
Sämmtlihe Ausgaben find auf feinem Maſchinen-Druck⸗
papier mit ganz neuen Lettern vollkommen correct gedruckt und
in eleganten Umſchlagen broſchirt. Die franzöſiſche wie die
deutſche Überſetzung ſchließen ſich wörtlich dem Orig
und wurden in allen Recenfionen als 1 Ber ma 5
Alle Buchhandlungen nehmen zu dieſen Preiſen Beſtellun⸗
gen an.
Antologia italiana, oder italieniſches Leſebuch,
vorzuͤglich zur Kenntniß der neuern italieniſchen Litera⸗
tur. Zum Schul⸗ und Privatgebrauch herausgegeben
und mit Anmerkungen verſehen von Prof. Poffart.
132 19 55 in e Taſchenformat, auf Velin⸗
apier gedruckt. Herabgeſetzter i S
Stuttgart, 8 W 5
Die Buchhandlung von F. H. Köhler.
————ů —— ie EEE
Empkehlenswerthe Sprachlehren
zum öffentlichen, Privat⸗ und Selbſtunter⸗
richte,
durch alle Buchhandlungen zu haben:
Theoretiſch⸗praktiſche Anleitun Erle
ü der italieniſchen Sprache, e e
in einer neuen und faßlichern Darſtellung der auf ihre richti⸗
gen und einfachſten Grundſätze zurückgeführten Regeln, von
Fornaſari, f. k. Profeſſor an der Univerfität zu Wien.
Neunte Original-Auflage. Gr. 8. Wien 1840. 1½ Thlr.
(Anerkannt die beſte aller beſtehenden italkenk⸗
ſchen Sprachlehren.)
0 Franzöſiſche Sprachlehre 5
zum öffentlichen, Privat- und Selbſtunterrichte; oder Anleitung,
nach der neueſten Lehrmethode in funfzig wohlgeordne⸗
ten Lectionen gründlich franzöſiſch ſchreiben und ſprechen zu
lernen. Mit Benutzung der beſten, über franzöſiſche Sprache
und Literatur beſtehenden Lehrbücher bearbeitet von F. Hultier.
8. Wien 1840. 1% Thlr. (Eine ſehr günftige Recenfion
dieſes Lehrbuches, das ſich durch ſeine klare, gründliche Darſtel⸗
lung, ſowie durch ſeine praktiſche Brauchbarkeit vorzugs⸗
weife vor andern ſowol zum Leitfaden in jeder Lehranſtalt, als
auch zum Privatunterricht eignet, gibt die Wiener Zeitung,
1840, Nr. 143.) e
Cours ihdorique et pratique de la langue
italienne -
simplifide et réduite à ses vrais principes par Fornasari.
Zme édition originale, Gr. in-8. 1835. 1½ Thlr.
andbuch der italienifhen Sprache
entgäneh eine, nach einer c und fie en edo
kurzgefaßte Sprachlehre und praktiſche Übungsſtücke ꝛc. Von
Dr. J. . Bolsa, Gr. 8. Wien 1835. 5 Thlr.
Der kleine Pole. .
Theoretiſch-praktiſche Anleitung zur ſchnellen und gründlichen
Erlernung der polnifhen Sprache, nach Mrongovius, Bandtke
und Mrozinski, mit Berückſichtigung des gegenwärtigen Zu⸗
ſtandes der polniſchen Sprache und deren Literatur, ſowol zum
öffentlichen als Selbſtunterrichte für Deutſche und Polen bear-
beitet von J. N. Koneezny. Gr. 16. Wien 1841, ½ Thlr.
Friedr. Volke's Buchhandlung
in Wien. 160
Bei mir iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Gervais (Eduard), Politiſche Geſchichte
Deutſchlands unter der Regierung der Kaiſer
Heinrich V. und Lothar III. Erster Cheil:
Kaiſer Heinrich V. Gr. 8. 2 Thlr.
Leipzig, im December 1841,
ö F. A. Brockhaus.
Sei Tendler und Schaefer, Buchhändler in Wien,
ſind ſoeben erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Neue Erzählungen und Humoresken
ö von Joh. Langer.
ztes, Ates Baͤndchen. 8. In Umſchlag broſchirt 2 Thlr.
Die beſondere Theilnahme, deren ſich die erſten zwei Bändchen von Langer's geſammelten Erzählungen zu erfreuen hatten,
ließ uns das Erſcheinen dieſer Fortſeung beſchleunigen, auf welche wir die geehrten Leſer hiermit aufmerkſam machen. Durch
ſeine frühern Leiſtungen, die von den geachtetſten Journalen des In⸗ und Auslandes ruhmvollſt gewürdigt wurden, hat ſich der
Herr Verfaſſer bereits der Lefewelt-fo vortheilhaft bekannt gemacht, daß dieſe neuen Erzeugniſſe feiner Feder auch ohne unſere
weitern Anempfehlungen als eine willkommene Gabe aufgenommen werden dürften.
Erzählungen koſten ebenfalls nur 2 Thlr.
Iſtes und Ates Bändchen mit 19 ſchönen
Intereſſante Neuigkeit.
Durch alle Buchhandlungen iſt von uns zu beziehen:
Denkwuͤrdigkeiten
Marie Eappeite
Witwe Lakarge
von ihr ſelbſt geſchrieben.
Erster und zweiter Theil.
Gr. 12. Geh. 2% Thlr.
Leipzig, im December 1841.
Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung für deutſche und ausländiſche Literatur.
In der Enslin'ſchen Buchhandlung (Ferd. Müller)
in Berlin ſind ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen
zu haben:
Lisco, Dr. Fr. G., Das Neue Teſtament nach
der deutſchen Uberfegung Dr. Martin Luthers. Mit
Erklaͤrungen, Einleitungen, einer Harmonie der vier
Evangelien, einem Aufſatz über Palaͤſtina und feine
Bewohner, einem Aufſatz über die Entwickelung des
Reiches Gottes auf Erden, einer Zeittafel uͤber die
Apoſtelgeſchichte und mehreren Regiſtern verſehen. Zum
Gebrauch fuͤr alle Freunde des goͤttlichen Wortes, in—
ſonderheit für Lehrer in Kirchen und Schulen. Vierte
ſtark vermehrte und verbeſſerte Ausgabe.
84 Bogen. Kl. 4. 1842. 22 Thlr.
Inhalt: Einleitung in das Neue Teſtament; von den
vier Evangelien überhaupt. I. Geſchichtsbücher: Die vier
Evangelien, jedes mit einer beſondern Einleitung; Harmonie
der vier Evangelien ꝛc.; Zeittafel über die Apoſtelgeſchichte: die
Apoſtelgeſchichte mit einer beſondern Einleitung. II. Lehr-
bücher: Von den Lebensumſtänden, der Lehre und dem Leben
des heil. Apoſtel Paulus; die dreizehn Epiſteln des Paulus,
jede mit einer beſondern Einleitung; von den katholiſchen Briefen
im Allgemeinen; die katholiſchen Briefe, jeder mit einer be⸗
ſondern Einleitung ic. III. Das prophetiſche Buch: Die
Offenbarung St.⸗Johannis, mit einer beſondern Einleitung:
Paläſtina und ſeine Bewohner, ein vollſtändiger geographiſcher
Abriß. Vom Reiche Gottes, ein Aufſatz, auch eine kurze Kir⸗
chengeſchichte enthaltend; Verzeichniß der Bücher des Neuen
Teſtaments nach ihrer wahrſcheinlichen Zeitfolge; Verzeichniſſe
der Gleichniſſe Jeſu; Verzeichniß der im Neuen Teſtament er⸗
zählten, von Jeſu Chriſto und ſeinen Jüngern verrichteten
Wunder; alphabetiſches Sachregiſter; Neu = Zeftamentliches
Spruchregiſter; Nachweiſung der Evangelien und Epiſteln.
überdies iſt der ganze Text des Neuen Teſtaments mit erklä⸗
renden und erbaulichen Bemerkungen verſehen.
Lisco, Dr. Fr. G., Die Wunder Jeſu Cheifti,
exegetiſch-homiletiſch bearbeitet. Gr. S. 26½ Bogen.
1836. 1½ Thlr.
Liscg, Dr. Fr. G., Das chriſtlich⸗apoſtoliſche
Glaubensbekenntuiß. Ein Hülfsbuc für Lehrer
beim Katechumenen⸗Unterricht. Kl. 8. 17½ Bogen.
1 Thlr.
Lisco, Dr. Fr. G., Ratechismus der chriſt⸗
lichen Lehre. Ein Leitfaden für den evangeliſch⸗
chriſtlichen Katechumenen-Unterricht mit ausgedruckten
Bibelſtellen. 6 Bogen. Zweite vermehrte Aug:
gabe. 1842. % Thlr.
Das Glaubensbekenntniß und der Katechismus gehören
zuſammen, indem erſteres das Hülfsbuch für den Lehrer, letzterer
der Leitfaden für den Schüler iſt.
Lisco, Dr. Fr. G., Das chriſtliche Rirchen⸗
jahr. Verſuch einer Entwickelung ſeiner Idee aus
den alten Perikopen. Ein homiletiſches Huͤlfsbuch
beim Gebrauche der epiſtoliſchen und evangeliſchen Pe—
rikopen. (Die zweite ſtark vermehrte und ver:
beſſerte Ausgabe behandelt neben den epiſtoliſchen
Perikopen auch diejenigen evangeliſchen Perikopen, die
nicht Parabeln oder Wundererzaͤhlungen find, aus-
fuͤhrlich, ſodaß dieſe zweite Ausgabe, vereint mit den
ſelbſtaͤndig erſchienenen Werken des Herrn Verfaſſers
uͤber die Parabeln und die Wundererzaͤhlungen,
ein vollſtaͤndiges exegetiſch-homiletifches
Hülfsbuch über die evangeliſchen und epi⸗
ſtoliſchen Perikopen bildet.) 2 Baͤnde. Gr. 8.
66 Bogen (After Band 37½ Bogen, 2ter Band
28½ Bogen). 1840. 4 Thlr.
Durch alle Buchhandlungen iſt zu erhalten:
Bericht vom Jahre 1841 an die Mitglieder der Deutſchen
Geſellſchaft zur Erforſchung vaterlaͤndiſcher Sprache und
Alterthuͤmer in Leipzig. Herausgegeben von dem Ge⸗
ſchaͤftsführer der Geſellſchaft Karl Auguſt Efpe,
Gr. 8. Geh. ½ Thlr.
Die Berichte von 1835 — 40 haben denſelben Preis.
Leipzig, im December 1841.
F. A. Brockhaus.
Neu erſcheint dei mir und iſt durch alle Buchhandlungen
zu beziehen:
Wigand (Paul), Die Corveyſchen Ge⸗
ſchichtsquellen. Ein Nachtrag zur kritiſchen
Pruͤfung des Chronicon Corbeiense. Gr. 8.
Geh. 1 Thlr.
Von dem gelehrten Verfaſſer dieſer intereſſanten Schrift
erſchien früher in meinem Verlage: ,
Die Provinzialrechte der Fuͤrſtenthuͤmer Paderborn und
Corvey in Weſtfalen, nebſt ihrer rechtsgeſchichtlichen
Entwickelung und Begruͤndung aus den Quellen dar⸗
geſtellt. Drei Baͤnde. Gr. 8. 1832. 4% Thlr.
Die Provinzialrechte des Fuͤrſtenthums Minden, der Graf⸗
ſchaften Ravensberg und Rietberg, der Herrſchaft Rheda
und des Amtes Reckenberg in Weſtfalen, nebſt ihrer
rechtsgeſchichtlichen Entwickelung und Begründung; aus
den Quellen dargeſtellt. Zwei Baͤnde. Gr. 8. 1834.
3 Thlr.
Leipzig, im December 1841.
F. A. Brockhaus.
Geeignete Feſtgeſchenke
aus dem Verlage von Alexander Duncker,
königlichem Hofbuchhaͤndler in Berlin:
Emanuel Geibel,
Gedichte.
8. Elegant geheftet. 1 Thlr.
„Vollendung der Form, Reinheit und Wohllaut der Sprache,
Abrundung und Melodie des Verſes, ebenſo wie Klarheit und
meiſterhafte Durchführung der Gedanken, Zartheit und Innig⸗
keit der Empfindung, prachtvolles Colorit, Reichthum an ſchö⸗
nen Bildern, Wärme und Lebendigkeit der Anſchauung, 2 N
Geibel's Gedichten einen unwiderſtehlichen Zauber verliehen.“
(Blätter f. Literatur. 1841. Nr. 510.)
Ida Gräfin Sadn-Bapn
find neuerdings erfchienen:
Ühtrelion.
Eine Arabeske. 8. Steif geh. Ya Thlr.
Gräfin Fauſtine. Reiſebriefe.
8. Eleg. geh. 2 Thlr. 2 Thle. 8. Eleg. geh. 4% Thlr.
Der Rechte. Ulrich.
8. Geh. 2 Thlr. 2 Thle. 8. Eleg. geh. 3 / Thlr.
uguſt Kopiſch,
Gedichte.
8. Elegant geheftet. 1 / Thlr.
Kopiſch, der ausgezeichnete Überſetzer des Dante, behauptet
unter den deutſchen Dichtern der Gegenwart einen fo ehrenvollen
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
— kt ERREGER
Platz, daß die Hindeutung auf das Erſchienenſein einer Samm⸗
lung ſeiner Gedichte genügen wird, den Kreis ſeiner Leſer um
Vieles zu erweitern. )
E. O. L. von Arnim,
t Oberſchenk und Kammerherr Sr. Majeftät des Königs,
Reise nach Paris, Granada, Sevilla und Madrid.
zu Anfang des Jahres 1841...
Mit Titelkupfer 8. Velinp. Geh. 2½ Thlr.
I Auch unter dem Titel: 1
Flüchtige Bemerkungen eines Flüchtig⸗Reiſenden. 2ter Band.
Alle Zeitſchriften find bereits voll des Lobes über dies in⸗
tereſſante Werk des Herrn von Arnim. Daſſelbe reiht ſich den
beliebteſten Schriften dieſer Gattung auf die wüͤrdigſte Weiſe
an und hat beim Publicum die anerkennendſte Theilnahme ſo⸗
fort nach dem Erſcheinen gefunden. N
E. W. Kaliſch,
Profeſſor an der koͤniglichen Realſchule in Berlin,
Gedichte für die Jugend.
Mit 6 Bildern. 8. Elegant gebunden. 1½ Thlr.
Dieſe für den Standpunkt der Jugend mit dem bewährten
Takt des Herausgebers veranſtaltete Zuſammenſtellung von
Poeſien ausgezeichneter Dichter, namentlich der Gegenwart, kann
als nützliches und paſſendes Feſtgeſchenk nicht genug empfohlen
werden. Für den Gebrauch in Schulen iſt eine wohlfeile Aus⸗
gabe veranſtaltet.
Ausgewählte Bibliothek
der b
Claſſiker des Auslandes.
Mit biographiſch-literariſchen Einleitungen.
Gr. 12. Geh.
Von dieſer Sammlung, die nur wahrhaft Claſſiſches in
gediegenen Überſetzungen enthält und bei ſehr ſchöner Aus⸗
ſtattung doch wohlfeil iſt, ſind bis jetzt erſchienen:
Bremer (Frederike), Skizzen aus dem SIEH:
tagsleben. Aus dem Schwediſchen.
Die Nachbarn. Mit einer Vorrede der Verfaſſerin.
Zweite verbeſſerte Auflage. Zwei Theile. / Thlr.
Die Töchter des Präſidenten. Erzählung einer Gou⸗
vernante. Zweite verbeſſerte Auflage. / Thlr.
Nina. Zwei Theile. / Thlr.
Das Haus, oder Familienſorgen und Familien⸗
freuden. Zweite verbeſſerte Auflage. Zwei Theile. J Thlr.
Die Familie H. / Thlr. 5 0
Gomes (Joao Baptista), Ignez de Caſtro.
Trauerſpiel in fünf Aufzuͤgen. Nach der ſiebenten ver⸗
beſſerten Auflage der portugieſiſchen Urſchrift üuͤberſetzt
von Alexander Wittich. Mit geſchichtlicher Einlei⸗
tung und einer vergleichenden Kritik der verſchiedenen
Ignez⸗Tragoͤdien. / Thlr. {
Dante Alighieri, Das neue Leben.‘ Aus dem
Italieniſchen uͤberſetzt und erläutert von Karl Foͤr—
ſter. ½ Thlr. 1
Jedes Werk iſt unter beſonderm Titel auch
einzeln zu erhalten.
Leipzig, im December 184},
F. A. Brockhaus.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXXVIII. 5
FEAR Bm N EEE TEILEN e e FE U BETEN Fr PEN
Diefer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für litera⸗
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
' oder deren Raum 2% Nor.
Nachdem die bisher erschienene Jenaische Allgemeine
Literaturzeitung von dem Verleger aufgegeben worden ist,
erscheint als ein selbständiges Unternehmen in meinem Verlage:
Neue Jenaische Allgemeine Literaturzeitung
im Auftrage der Universität zu Jena redigirt
von
Geh. Hofrath Prof. Dr. F. Hand,
als Geschäftsführer,
Geh. Kirchenrath Prof. Dr. L. F. O. Baumgarten-
sius,
Ober-Appellationsrath Prof. Dr. W. Francke,
Geh. Hofrath Prof. Dr. D. G. Hieser,
Geh. Hofrath Prof. Dr. J. F. Fries,
als Specialredactoren.
Es wird diese Zeitung sich bestreben, alle namhaften
Erscheinungen auf dem Gebiete der Literatur einer wissen-
schaftlichen Kritik zu unterwerfen, in dieser Beurtheilung
streng an den Gesetzen der Wahrheit und Gründlichkeit
halten und überhaupt Dessen eingedenk sein, was in unsern
Tagen kritische Jahrbücher, von absichtlicher Einseitigkeit
wie von seichter Allgemeinheit fern, zur Förderung der
Wissenschaft zu leisten haben. 5
Die Zeitung liefert wöchentlich sechs Blätter in Quart,
von denen das sechste für Berichte über die Begebnisse der
literarischen Welt, Personalnotizen, Anzeigen neuer Bücher etc.
bestimmt ist. Der Preis beträgt jährlich 12 Thlr. Anzeigen
werden mit 1%, Ngr. für den Raum einer Zeile berechnet.
Alle Postämter und Buchhandlungen nehmen Bestel-
lungen an.
Leipzig, im December 1841.
F. A. Brockhaus.
Jetzt vollitändig.
Bei M. Du Mont: Schauberg in Köln iſt erſchie⸗
nen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Fr. v. Schiller’s
hiſtoriſche Schriften.
Supplement, enthaltend:
Geſchichte des Abfalls
der vereinigten Niederlande.
Fortgeſetzt von Dr. Eduard Duller.
3 Baͤnde in Taſchenformat. Velinp. I. Bd. 348 S.;
II. Bd. 336 S.; III. Bd. 390 S. Geh. 1¾ Thlr.
Statt jeder lobpreiſenden Ankündigung entnehmen wir
aus den vielen günſtigen Kritiken Folgendes:
„ „Dieſe Arbeit des fleißigen und geiſtvollen Duller verdient
alle Anerkennung, ſie iſt rein aus den Quellen geſchöpft und
in farbenreicher und poetiſch durchdrungener Dar⸗
ſtellung zeigt ſich darin der Volkscharakter, die Entwickelung
der Staatsverfaſſung und die Geburt der Republik aus dem
Schooſe der Revolution.“ (Pilot, 1841, Nr. 72.)
„Mit warmer Luſt und Liebe hat Duller ſeinen Stoff er⸗
griffen, und dieſes, verbunden mit dem fließenden Styl der Er⸗
zählung, iſt es, was zuerſt den günſtigen Eindruck hervorruft,
der dann bei näherm Vertrautwerden mit dem Werke noch ge⸗
hoben wird durch die ſcharfe Charakteriſtik der im Schach des
Kampfes einander gegenüberſtehenden, für Fortgang und Ent⸗
wickelung des Ganzen wichtigen Perſonen. Jeden, der ſich an
den herrlichen hiſtoriſchen Schriften Schiller's warm geleſen,
machen wir auf Duller's Fortſetzung aufmerkſam, die ein wür⸗
diges Supplement genannt werden darf. — Atn.“
(Geſellſchafter, 1841, Nr. 158.)
In der Enslin'ſchen Buchhandlung (Ferd. Müller)
in Berlin iſt ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen
zu haben: ö
Holäufer, Dr. C. W. (Rector an der hö-
hern Bürgerschule in Küstrin), Latei-
nisches Lesebuch zur Einübung
der in O. Schul; lateinischer Schul-
grammatik von Seite 247 — 297 enthal-
tenen syntaktischen Regeln aus
den römischen Classikern zu-
sammengesetzt. Kl. 8. 10 Bogen. Preis
% Thlr.
Dies Buch iſt von Herrn Schulrath Schulz ſelbſt lobend
anerkannt worden.
Wichtige literarische Anzeige für Leihbibliotheken,
Lesecirkel und Nomanfrennde.
Herabgeſetzter Preis
von
Leben und Abenteuer John Davys,
von
Alexander Dumas.
Nach dem Franzoͤſiſchen von A. Freih. v. T.
3 Baͤnde. Broſch. Preis 1 Fl. 36 Kr., oder 1 Thlr.
Wir finden uns veranlaßt, den Preis dieſes mit ungemef
ſenem Beifall aufgenommenen Romans, der jedenfalls eine der
erſten Stellen unter allen ſchönwiſſenſchaftlichen Erſcheinungen
der Neuzeit einnimmt, ſehr bedeutend herabzuſetzen, hoffend, daß
nun jede Leihbibliothek und jeder TLeſecirkel, ſowie jeder Freund
einer gediegenen Romanlecture eilen wird, ſich dieſen beſten und
billigſten Roman ohne Säumniß anzuſchaffen, der um den her⸗
abgeſetzten Preis durch jede Buchhandlung bezogen werden kann.
Stuttgart, im November 184l. 2
Weiſe Stoppani,
Durch alle Buchhandlungen und Poftämter iſt zu beziehen:
31 5 t te v
literariſche Unterhaltung.
Preis des Jahrgangs 12 Thlr.
1841. November. Nr. 305—334.
Inhalt:
Nr. 305. Chatterton und die verſchmachtenden Dichter.
Chatterton. Von H. Püttmann. (Nr. 305, 306.) — Der Genius
des Cultus. Ein Wort zur Verſtändigung mit den Gebildeten
unſerer Zeit über die Verehrung des Genius. Von J. D. Sei⸗
fen. — Nr. 306. Eliſe, oder Geſetz und Natur. Ein Ro:
man aus der neueſten Zeitgeſchichte von Ferdinand **. Von
Richard Morning — Nr. 307. Cabrera. Erinnerun⸗
gen aus dem ſpaniſchen Bürgerkriege. Von W. Baron v. Rah⸗
den. (Nr. 307, 308.) — Nr. 308. Geſtändniſſe eines radicalen
Seidenwebers. — Nr. 309. Mitchell's Entdeckungsreiſen
in Neuſüdwales. Three expeditions into the Interior of
Eastern Australia etc. By Maj. T. L. Mitchell. Second
edition. (Nr. 309—311.) — Albion. Hiſtoriſch⸗politiſche Skizzen
von B. F. Guttenſtein. — Nr. 310. The idler in France.
By the Countess of Blessington. — Nr. 311. Schiller's
Schriften, charakteriſirt von einem Engländer. — Nr. 312.
Taſchenbücherſchau für das Jahr 1842. Erſter Artikel. (1. Ura:
nia.) — Aus Italien. — Mr. 313. Frankreichs Schäfer:
roman. (Nr. 313, 314.) — Nr. 314. Travels in the Bur⸗
man Empire. By H. Malcolm. — Nr. 315. Die Tochter
Joann's III. Trauerſpiel in fünf Aufzügen von Baron G.
Roſen. Aus dem Ruſſiſchen überſetzt von dem Verfaſſer. Von
H. Koenig. (Nr. 315, 316.) — Mancherlei. — Nr. 316.
Romanenliteratur. — Nr. 317. Die Verbindungen der
Geſellen im Allgemeinen und der Maurergeſellen insbeſondere.
(Nr. 317, 318.) — Noch Etwas zur Geſchichte Friedrich's II.
Nr. 318. Dichterſchule. Von J. J. Wagner. - Nr. 319.
Zicherkeffenlieder. — Nr. 320. Syſtem der Natur. Von
Mirabaud. Deutſch bearbeitet und mit Anmerkungen verſehen.
(Nr. 320 — 321) — Nr. 321. Situationen. Ein Novellen⸗
kranz. Nebſt einigen Worten über die Theorie der Novelle.
Von G. v. Reinbeck. Nr. 322. Mancherlei. — Nr: 323.
Aus Italien. — Nr. 324. Über „Goethe's Friederike“ von
F. Pfeiffer. Von Ludwig Braunfels. — Nr. 325.
Paläſtina und die ſüdlich angrenzenden Länder. Tagebuch einer
Reiſe im Jahr 1838 in Bezug auf die bibliſche Geographie un⸗
ternommen. Von E. Robinſon und E. Smith. Nach den
Originalpapieren mit hiſtoriſchen Erläuterungen herausgegeben
von E. Robinſon. Erſter und zweiter Band. (Nr. 325—327.) —
Hollands romantiſche Geſchichte. Erzählt von J. v. Lennep.
Aus dem Holländiſchen überſetzt von J. H. F. Lerz. Fünfter,
ſechster und ſiebenter Band. — Nr. 326. Zur Sittenſchilde⸗
rung Spaniens. — Nr. 322. Das neue Leben von Dante
Alighieri. Aus dem Italieniſchen überſetzt und erläutert von
K. Förſter. — Nr. 328. Urkundliches zur Geſchichte und
Verfaſſung der Provinz Preußen. (Nr. 328—33l.) — Skizzenbuch
von K. Th. Grieſinger. Erſter Band. — Nr. 329. Die
neueſte dramatiſche Literatur Italiens. (Nr. 329, 339.) —
Nr. 331. Der Schafhirt. Hiſtoriſcher Roman aus den Zei:
ten der Utrechter Stiftsfehde 1481—83. Von J. v. d. Hage.
Aus dem Holländiſchen überſetzt von O. L. B. Wolff. —
Nr. 332, Über den chriſtlichen Cultus. Theorie des chriſtli⸗
chen Cultus von F. Ehrenfeuchter. (Nr. 332, 333.) — Hinterlaſſene
Papiere eines geiſtlichen Selbſtmörders, veröffentlicht von A.
Weiſſer. — Nr. 333. John Bethune. — Nr. 334.
Moden und Trachten. Fragmente zur Geſchichte des Coſtüms
von H. Hauff.
Leipzig, im December 1841.
F. A. Brockhaus.
Im Verlage von Eduard Eiſenach in Leipzig
ſoeben erſchienen und durch e m he
Der deutyhe Buden
auf
deutſchen Gymnaſien.
Ein paͤdagogiſcher Verſuch
von Robert Heinrich Hiecke,
Conrector und Profeſſor am Gymnaſium zu Merſeburg.
Gr. 8. 19% Bogen. Broſch. 1 ½ Thlr.
Der Verfaſſer, der im Laufe einer zwölfjährigen er⸗
thätigkeit deutſchen Unterricht in untern bi „
Claſſen ertheilt hat, auch durch feine in vielen Anſtalten ein⸗
geführten Chreſtomathien bereits vielen Schulmännern bekannt
iſt, legt in dieſer Schrift ſeine Anſicht dar, auf welche Weiſe
der Unterricht im Deutfchen auf unſern Gymnaſien in Einklang
mit den geſteigerten Foderungen der Zeit zu bringen ſei. In
einer zeitgemäßen Organiſation deſſelben findet er das wirk⸗
ſamſte Mittel, das in Schwanken und Unſicherheit gerathene
Gymnaſialweſen zu einer neuen, klaren und feſten Geſtalt zu
erheben. Sonach darf der Verleger auf dieſe Schrift die Auf⸗
merkſamkeit nicht blos der Lehrer, ſondern auch aller übrigen
ee Freunde des vaterländiſchen Unterrichtsweſens hin⸗
enken.
Durch alle Buchhandlungen und Poftämter iſt zu beziehen:
Iſis. Encpklopaͤdiſche Zeitſchrift, vorzüglich für Natur⸗
geſchichte, Anatomie und Phyſiologie. Von Oken.
Jahrgang 1841. Neuntes und zehntes Heft. Mit
zwei Kupfern. Gr. 4. Preis des Jahrgangs von
12 Heften mit Kupfern 8 Thlr.
Repertorium der gesammten deut-
schen Literatur. Herausgegeben von H. G.
&ersdorf. 1841. Neunundzwanzigsten Bandes
fünftes Heft. (Nr. XVII.) Gr. 8. Preis eines
Bandes 3 Thlr.
Leipzig, im December 184l.
F. A. Brockhaus.
Im Verlage von C. J. Oſiander in Tübingen iſt
ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Die chriſtliche Lehre von der Dreieinigkeit und
Menſchwerdung Gottes in ihrer geſchichtlichen
Entwickelung. Von Dr. Ferdinand Christian
Baur, ordentl. Profeſſor der evang. Theologie zu Tuͤ⸗
bingen, R. d. O. d. W. K. Erſter Theil. Das
Dogma der alten Kirche bis zur Synode von Chal⸗
cedon. Gr. 8. (61½ Bogen.) 4½ Thlr., oder
7 Fl. 12 Kr.
Der Hr. Verf. läßt auf ſeine im J. 1838 erſchienene Ge⸗
ſchichte der Lehre von der Verſöhnung die gleiche Bearbeitung
eines andern Theils der Geſchichte des chriſtlichen Dogma folgen.
Die Wichtigkeit, welche die Lehre von der Dreieinigkeit und
Menſchwerdung Gottes beſonders auf dem Standpunkte der
neuern Theologie hat, muß auch einer zum erſten Mal ſpecieller
in ihre Geſchichte eingehenden hiſtoriſchen Unterfuhung ein um
ſo größeres Intereſſe geben; und wir glauben daher ein Werk,
das ſich eine forgfältige Erforſchung der Quellen ebenſo ſehr zur
Aufgabe macht, als eine dem Begriff der Sache entſprechende
Entwickelung, mit Recht allen Freunden der wiſſenſchaftlichen
Theologie empfehlen zu dürfen.
En vente chez Brockhaus & Avenariusi Leipzig:
r
de la litterature francaise.
Journal des gens du monde.
Ce journal paratt tous les quinze jours, à partir du
15 Janvier 1847 par cahiers dau moins 2 à 3 feuilles
impression grand in- 8. et formera un gros volume par
année. 5
Prix de l’abonnement pour année
f 5 ½ Thlr.
On s'abonne chez tous les libraires et à tous les bureaux
de poste.
Sommaire du No. 21. De la peinture galante en
France, par Arsène Hussaye. — Barbe bleue,
par J. Mac&. — Leonidas le plongeur, par Leon
Gozlan. — L'ambassadrice, par Madm. Loisa
d’Origny. — Comment est né le romantisme, par
Mad. Anais Delille. — Beauæ arts: Theätre
italien, par C. M. — Revue litteraire: Les
quatre soeurs, par Frederic Soulie. La Lescombat,
par Roger de Beauvoir. Le comte d’Antraigues,
par Saint - Maurice. — Tribunaux: Un descendant
de Vaucanson. Un homme incapable. Les enfants
d' Edouard. Un moyen pour tout manger!
Sommaire du No. 22. Une commission militaire,
par Edouard Ourliac. — Souvenirs de M. Des-
pres, par Fs. Barriere. — Hortense, par Pau-
teur de Trivelyan et de Julie Norvich. — Derniè-
res revelations sur la masque de fer, par Delantine
de Saint - Esprit. — Tribunaux: La wedaille
% d’Othon, Un joueur quand meme.
u.
Neue Weltgeſchichte für Vöchterfchulen
von Oeſer!
Bei W. Einhorn in Leipzig iſt ſoeben erſchienen und
durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Weltgeſchichte
fuͤr Toͤchterſchulen
und zum Privatunterricht.
Mit beſonderer Beziehung auf das weibliche Geſchlecht
von
Chr. Oeser.
Iweiter Theil.
Enthält die mittlere Geſchichte.
Broſch. % Thlr.
Der dritte und letzte Theil (neuere Geſchichte) iſt unter
der Preſſe und wird Ende Januar 1842 ausgegeben.
Der Herr Verfaſſer, welcher ſchon mehrfach, namentlich
durch ſein „Weihgeſchenk“ den Beruf, als Schriftfteller
für die Bildung deutſcher Töchter zu wirken, dargelegt hat,
übergibt hiermit dem Publicum ein Werk, das unſtreitig mit
um ſo regerer Theilnahme aufgenommen zu werden verdient,
je ſchmerzlich fühlbarer der Mangel an einem Buche war, wel⸗
ches die Weltgeſchichte ſo behandelte, wie ſie — der edeln deut⸗
ſchen Jungfrau gegenüber — behandelt werben muß. Wol
ſind die Lehrbücher der Weltgeſchichte Leglonen, aber 9 de⸗
nen, die für das weibliche Geſchlecht beſtimmt find, möchte, wie
ſelbſt auch eine Zahl ſachverſtändiger Männer ausgeſprochen
haben, ſchwerlich eins wiedergefunden werden, welches Das,
was Goethe für die herrlichſte Frucht des geſchichtlichen Stu⸗
diums erklärt — den Enthuſiasmus über das wahrhaft Schöne
und u — fo offenkundig an der Stirn trüge, wie dieſes
erk.
Neue Unterhaltungs-Lecture
für Leihbibliotheken und Leſecirkel.
In unſerm Verlage iſt jetzt erſchienen:
Die Brüder und der Mönch. Ein ſicilianiſches
Sittengemaͤlde aus dem letzten Viertel des 18. Jahr⸗
Dr Von Ml. Morden. 2 Bände. 8. Geh.
lr.
Balzac's dunkele Begebenheit. Dem Franzoͤſiſchen nach⸗
erzaͤhlt von Lotz. 2 Bande. Geh. 2½ Thlr.
Cotz, G., Die Abendfahrten auf den Lagunen. Hiſto⸗
riſcher Roman, aus den Papieren einer beruͤhmten
Saͤngerin. 3 Baͤnde. 8. Geh. 4½ Thlr.
— —, Die inhaltſchwere Depeſche. Roman nach Bul⸗
wer's Richelieu. 8. °% Thlr.
Nina. Hiſtoriſcher Roman. (Aus dem Wintergruͤn 1840.)
Geh. 1 Thlr.
Maria Morden, Hiſtoriſche Romane. 4 Bande. 2 Thlr.
Winckler, Ad., Der Freund des Tribunen. (Aus dem
Wintergruͤn 1841.) 8. Geh. 1 Thlr.
Wintergrün fuͤr das Jahr 1842. Herausgegeben
von G. Lotz. 1½ Thlr. 5
Hamburg, im December 1841. f
Herold'ſche Buchhandlung.
Lloyd's Werke zur Erlernung der englischen
Sprache.
Bei Aug. Campe in Ham burg iſt erſchienen und
durch F. A. Brockhaus in Leipzig zu beziehen:
loyd, H. E., Theoretiſch⸗praktiſche engliſche Sprach⸗
lehre für Deutſche. Mit faßlichen Übungen nach den
Regeln der Sprache verſehen. Sechste verbeſſerte
Auflage. 8. 1841. ½2 Thlr.
— —, Engliſch⸗deutſche Geſpraͤche; ein Erleichterungs⸗
mittel fuͤr Anfaͤnger. Nach J. Perrin bearbeitet.
Nebſt einer Sammlung beſonderer Redensarten. Neunte
Auflage. 8. 1841. % Thlr.
In demſelben Verlage erſchien fruͤher:
Lloyd, H. E., und G. H. Nöhden, Neues engliſch⸗
deutſches und deutſch⸗engliſches Handwörterbuch. Zweite
Auflage. 2 Thle. Gr. 8. 1836. Cart. 27% Thlr.
— —, überſetzungsbuch aus dem Deutſchen ins Engliſche. 8.
1832. ½ Thlr. 5
— —, Engliſches Leſebuch. Eine Auswahl aus den beſten
neuern engliſchen Schriftſtellern. 8. 1832. 5, Thlr.
Bei G. Bethge in Berlin iſt eben erſchienen:
Des Aſchylos Werke überfegt von Droysen.
2te Auflage. 1/ Thlr.
Durch alle Buchhandlungen iſt gratis zu erhalten:
Verzei
einer Sammlung älterer und neuerer Werke
in französischer, englischer, italienischer etc.
Sprache, welche zu bedeutend herabgesetz-
ten Preisen von Brockhaus & Avenarius
in Leipzig, Buchhandlung für deutsche und
ausländische Literatur, zu beziehen sind.
Nr. 2. (2'/, Bogen.)
Allen Freunden ausländiſcher Literatur kann
dieſes Verzeichniß, als an guten Werken ſehr
reichhaltig, mit Recht empfohlen werden.
Ferner ſind an Katalogen von Brockhaus & Avenarius
in Leipzig zu beziehen:
1) Bulletin bibliographique de la littérature fran-
gaise. Monatlich eine Nummer. 2) Liste des jour-
naux de la France et de l’Angleterre qui parai-
tront pour 1842. 5) Die Werke der drei orien-
talischen gelehrten Gesellschaften in England.
4) Catalogue de livres au rabais, qui se trouvent
chez Brockhaus & Avenarius ü Paris. (% Thlr.)
In unserm Verlage erschien eine der berühmtesten
Concert-Compositionen
von Ernst:
Fantaisie s. I. @uatuor de Ludovie p. Violon
av. acc. de Quintuor ou Piano. à 1 Thlr.
Ferner: Ernst, 3 Rondinos s. Robert le diable,
Nathalie et la Tentation av. acc. de 2e Violon à
% Thlr., dito av. Piano & %, Thlr.
Ernst et Schunke, Rondo allemand sur Oberon
our Violon et Piano concertant. Op. 23. 1 Thlr.
ntroduction, Var. et Finale s. un theme favori de
Strauss p. Violon et Piano concert. Op. 26. 1% Thlr.
Ernst et Osborne, Souvenir de la Juive p. Vio-
lon et Piano concert. / Thlr.
Unter der Presse: Lvoff, Le Duel, Divertissements
p. Violon et Violoncelle av. acc. de Orchestre,
de Quatuor ou Piano. Op. 8.
Berlin,
Schlesinger'sche Buch- u. Musikhandlung.
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien iſt erſchie⸗
nen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Jahr ſbuͤch e
h r
der Literatur.
Vierundneunzigſter Band.
N 1841.
Juli. August. September.
In halt
Art. J. Deutſche Geſchichte im Zeitalter der Reformation,
von Leopold Ranke. Erſter, zweiter und dritter Band.
Berlin 1839 und 1840. (Fortſetzung.) — Art. II. Über die
Geographie Arabiens. (Schluß.) — Art. III. Erdkunde (Geologie),
von Dr. A. Petzholdt. Leipzig 1840. (Schluß.) — Art. IV.
Die Gymnaſtik und Agoniſtik der Hellenen, aus den Schriften
und Bilbwerken des Alterthums wiſſenſchaftlich dargeſtellt und
durch Abbildungen“ veranſchaulicht von Dr. Joh. Heinr.
Krauſe. Mit 183 Figuren auf XXXVI gegraben Ta⸗
feln. Leipzig 1841. — Art. V. Hesychii Glossographi dis-
cipulus et ZrıyAwaoıorns Russus in ipsa Constuntinopoli sec.
XII — XIII. E Codice Vindobonensi graecorussica omnia,
additis aliis pure graecis, et trium aliorum Cyrilliani Lexici
speciminibus, cum appendice philologici maxime et slavistici
argumenti, nunc primum edidit et Scientiarum Academiis Be-
rolinensi et Petropolitanae, si quidem mereantur, promo-
venda sistit Bartholomaeus Kopitar. Cum tabula aenea
graecorussa. Vindobonae 1840, — Art. VI. Mittheilungen
über Goethe, aus mündlichen und ſchriftlichen, gedruckten und
ungedruckten Quellen, von Dr. F. W. Riemer. Zwei Bände.
Berlin 1841.
Inhalt des Anzeige-Blattes Nr. XCV.
Des ſteyermaͤrkiſchen Herrn und Sängers Herant von
Wildon vier poetiſche Erzählungen aus der Mitte des dreizehn⸗
ten Jahrhunderts. Aus dem ſogenannten Heldenbuche der k. k.
Ambraſer Sammlung zum erſten Male mitgetheilt von Joſ.
Bergmann.
L Das Buch unsers Jahrhunderts!
Im Verlage von Heinrich Franke in Leipzig erſchien
ſoeben das höoͤchſt intereffante humoriſtiſch⸗ſatiriſche Werk:
Schneider Kitz.
Das Buch unſers Jahrhunderts.
Max. Langenſchwarz.
4 Baͤnde. Preis 6 Thlr.
Unter obigem Titel übergeben wir dem Publicum ein Werk
vom höchſten Intereſſe! Denn nie — dies dürfen wir
mit überzeugung ausſprechen — iſt ein humoriſtiſches Werk
erſchienen, welches ſeine Zeit und deren Generationen in aller
und jeder ſocialer und politiſcher Hinſicht mit ſo ſcharf treffender
witziger Feder wiedergab. Derſelbe Mann, von dem die Heroen
der Gegenwart (wir nennen nur Böttiger, v. Hammer,
v. Humboldt, Tieck und Tiedge) mit gleicher Anerken⸗
nung urtheilten und von dem erſt kürzlich die Redaction der
Dorfzeitung ſagt: „Langenſchwarz hat ein ganz
neues Gebiet menſchlicher Geiſteskraft vor uns
eröffnet“; derſelbe Mann, der in fo hohem Grade die Be—
wunderung der größten Genies von Europa erregte, gibt uns hier
das Jahrhundert im Spiegel der Wahrheit — unſere Zeit und
ihre Menſchen. Welche kühne und hohe Kraft eines auffaſſen⸗
den Geiſtes uns hier geboten wird, bedarf wol bei einem Manne
wie Dr. Langenſchwarz nicht erſt angedeutet zu werden.
Wer die Gegenwart wirklich erkennen will, findet ſie hier in
ganzer, durch keine Einrede jemals zu widerlegenden Geſtalt.
Preisherabsetzung.
Die „Zeitgenoſſen, ein biographiſches Maga⸗
zin für die Geſchichte unſerer Zeit“, erſchienen in
drei Reihen, jede zu ſechs Bänden, ſeit dem J. 1816 und
ſind jetzt geſchloſſen. Ich erlaſſe jede Reihe, im Ladenpreiſe
24 Thlr. koſtend, im herabgeſetzten Preiſe für
12 Thlr. Werden alle drei Reihen zuſammengenommen,
ſo wird der Preis für dieſelben auf 24 Thaler ermäßigt.
Einzelne Hefte von der erſten und zweiten Reihe koſten 1 Thlr.,
von 1 a Reihe ein einzelnes Heft / Thlr., ein Doppel⸗
heft 1 Thlr.
Leipzig, im December 1841,
F. A. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
Literariſcher Anzeiger.
1841. Nr. XXIX.
F . ET REFRAIN
Dieſer Literariſche Anzeiger wird den bei F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinenden Zeitſchriften: Blätter für literas
riſche Unterhaltung und Iſis beigelegt oder beigeheftet, und betragen die Inſertionsgebühren für die Zeile
oder deren Raum 2½ Ngr.
Im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig erſcheinen fuͤr 1842 nachſtehende
Zeitungen und Journale
und werden Beſtellungen darauf bei allen Buchhandlungen, Poſtaͤmtern und Zeitungsexpeditionen
angenommen.
E.
» Leipziger Mllgemeine Zeitung.
365 Nummern nebſt vielen Beilagen. Hoch 4. Praͤnumerationspreis vierteljaͤhrlich 2 Thlr. £
Wird Abends für den folgenden Tag ausgegeben.
Anzeigen aller Art finden in der Leipziger Allgemeinen Jeitung eine weite Verbreitung. Die Inſertionsgebühren
betragen für den Raum einer geſpaltenen Zeile 2 Ngr.
2 Allgemeine Bibliographie für Deutschland.
Eine Ubersicht der Literatur Deutschlands, nebst Angabe künftig erscheinender Werke und andern auf den literarischen
Verkehr bezüglichen Mittheilungen und Notizen. Mit Register. Siebenter Jahrgang. 52 Nummern. Gr. 8. 2 Thlr.
Wird Freitags ausgegeben.
3 Repertorium der gesammten deutschen Literatur.
Herausgegeben im Verein mit mehreren Gelehrten von Ernst &otthelf Gersdorf. (Beigegeben wird:
Allgemeine Bibliographie für Deutschland.) Neunter Jahrgang. Gr. 8. Jeder Band etwa 50 Bogen in 14tä-
5 5 gigen Heften 3 Thlr. 5
Das Repertorium erſcheint monatlich zweimal in Heften, deren Umfang ſich nach den vorhandenen Materialien richtet.
Der Allgemeinen Bibliographie für Deutschland und dem Repertorium der deutschen
Literatur wird ein beiden Zeitſchriften gemeinſchaftlicher . a
ibliographiſcher Anzeiger
N . der für literariſche Anzeigen aller Art beſtimmt iſt. Die Inſertionsgebühren betragen 2 Ngr. für die Petitzeile oder
eren Raum.
Beſondere Beilagen, als Proſpecte, Anzeigen u. dgl., werden mit der Bibliographie wie mit dem Beper-
torium ausgegeben und dafür die Gebühren mit 1 Thlr. 15 Ngr. bei jeder dieſer Zeitſchriften berechnet.
4) Blätter für literariſche unterhaltung.
365 Nummern nebſt Beilagen. Gr. 4. 12 Thlr.
Wird Dienſtags und Freitags ausgegeben, kann aber auch in Monatsheften bezogen werden.
>) Ss i 8,
Eneyklopaͤdiſche Zeitſchrift, vorzüglich für Naturgeſchichte, vergleichende Anatomie und Phyſiologie von Oken.
12 Hefte. Mit Kupfern. Gr. 4. 8 Thlr.
Zu den letztgenannten beiden Zeitſchriften erſcheint ein
iterariſcher Anzeiger,
für literariſche Ankündigungen aller Art beſtimmt. Für die geſpaltene Petitzeile oder deren Raum werden 2½ Ngr. berechnet.
Gegen Vergütung von 3 Thlen. werden Anzeigen u. dgl. den Blättern für literariſche Unterhaltung, und gegen
Vergütung von 1 Thlr. 15 Rgr. der Iſis beigelegt oder beigeheftet.
6) Landwirthſchaftliche Dorfzeitung.
Herausgegeben unter Mitwirkung einer Geſellſchaft praktiſcher Land- und Hauswirthe von C. von Pfaffenrath
und William Cöbe. Mit einem Beiblatt: Gemeinnütziges Unterhaltungs blatt für Stadt und Land.
Dritter Jahrgang. 52 Nummern. 4. 20 Mar.
Es erſcheint wöchentlich 1 Bogen.
Inſertionsgebühren für den Raum einer geſpaltenen Zeile 2 Nar. Beſondere Beilagen, Anzeigen, Proſpecte u. dgl. werden
gegen eine Vergütung von 7. Thlr. für das Tauſend beigelegt.
©) Neue Jenaische Allgemeine Literaturzeitung.
Im Auftrage der Universität zu Jena redigirt von Geh. Hofrath Prof. Dr. F. Hand, als Geschäftsführer,
Geh. Kirchenrath Prof. Dr. L. F. O. Baumgarten - Crusius, Ober- Appellationsrath Prof. Dr. .
Franke, Gch. Hofrath Prof. Dr. D. G. Iadeser, Geh. Hofrath Prof. Dr. J. F. Fries, als Specialredactoren.
Erster Jahrgang.
312 Nummern.
Gr. 4. 12 Thlr. f
Die Zeitung liefert wöchentlich sechs Blätter, von denen das sechste für Berichte über die Begebnisse der literari-
schen Welt, Personalnotizen, Anzeigen neuer Bücher etc. bestimmt ist.
Anzeigen werden mit 1', Ngr. für den Raum
einer gespaltenen Zeile, und besondere Beilagen mit I Thlr. 15 Ngr. berechnet.
S
Zehnter Jahrgang. 52 Nummern.
Das Pfennig Magazin.
(Nr. 457 - 508.) Mit vielen Abbildungen.
Schmal gr. 4. 2 Thlr.
In das Pfennig⸗Magazin werden Ankündigungen aller Art aufgenommen. Für die gefpaltene Petitzelle oder deren
Raum werden 6 Nr. berechnet; Anzeigen u. dgl. gegen Vergütung von 7¼. Thlr. für das Tauſend beigelegt.
Im Verlage von Brockhaus & Avenarius erſcheint wie bisher:
Echo de la littérature francaise.
2de Année.
Journal des gens du monde.
24 Numeros. Gr. in-8. 5½ Thlr.
Von diefer Zeitſchrift, die eine Auswahl des Beſten der geſammten franzöſiſchen periodiſchen Preſſe gibt, erſcheinen mo⸗
natlich 2 Hefte von 2 — 3 Bogen.
Inſertionen für den Umſchlag des Eeho werden mit 1½ Ngr. für den Raum einer Zeile berechnet; beſondere An⸗
zeigen u. dgl. gegen eine Vergütung von 1 Thlr. beigelegt oder beigeheftet.
Bei Braumüller & Seidel in Wien iſt erſchienen:
Das 2Ote Heft der
Oestreichischen militairischen Zeitschrift. 1841.
Inhalt dieſes Heftes:
I. Der Feldzug 1704 am Rhein, an der Donau, in Tirol
und Oberöſtreich. (Fortſetzung.) — II. Der Marſch der Alliirten
1813 — 14 über den Rhein. — III. Kriegsſcenen: 1) Scenen
aus den Tagen von Novi 1788, Barona und Magnano 1799.
2) Die Dragoner von Latour in der Schlacht bei Aldenhoven
am 1, März 1793. 3) Die Gefechte bei Beaumont am 15.
und 16. October 1793. — IV. Literatur. — V. Neueſte Mili⸗
tairveränderungen.
Preis des Jahrgangs 1841 in 12 Heften, 8 Thlr.
Die ältern Jahrgänge ſind durch die obige Buch⸗
handlung für folgende Preiſe zu erhalten: Die dritte Auflage
der Jahrgänge 1811, 1812 und 1813 in vier Bänden vereinigt
für 6%, Thlr. Jeder einzelne Jahrgang von 1818 — 39 für
6% Thlr. Der Jahrgang 1840 für 8 Thlr.
Bei Abnahme einer ganzen Sammlung der altern Jahr⸗
gänge werden die Ite Auflage der Sahrgänge 1811, 1812 und
1813 zuſammen mit 6%, Thlr., die übrigen Jahrgaͤnge aber von
1818 - 39 jeder zu 5½ Thlr. berechnet.
Auf den Jahrgang 1842 wird in allen Buchhandlungen
des In- und Auslandes Pränumeration mit 8 Thlr. angenommen.
In der Enslin'ſchen Buchhandlung (Ferd. Müller)
in Berlin ſind ſoeben erſchienen:
Dante Alighieri, Die goͤttliche Komödie.
Metriſch überfegt nebſt beigedrucktem Originaltexte mit
Erlaͤuterungen und Abhandlungen herausgegeben von
August Kopisch. In einem Bande. Mit Dante's
Bildniß und zwei Karten feines Weltſy—
ſtems. Kl. 4. 65 Bogen. 1842. 4 Thlr.
Inhalt: Jedem Gefange geht ein gebrängter und erklären⸗
ber Inhalt voraus, dann folgt der italieniſche Originaltext und
die wortgetreue deutſche Überſetzung ohne Reim gegeneinander
über, und unter jeder Seite befinden ſich ſehr reichhaltige An⸗
merkungen und Erklärungen mit den Zahlenbeziehungen zu den
Verſen. Nach den drei Abtheilungen des Gedichtes: Hölle,
Fegefeuer und Paradies, folgen die 81 enggedruckte Quartfeiten
ſtarken Abhandlungen: Dante's Leben und über die
göttliche Komödie, und endlich wird das ganze Werk von
einem äußerſt reichhaltigen Namen- und Sachregiſter befchloffen.
Ein ſchönes Portrait des Dante, ſowie zwei Abbildungen ſeines
Weltſyſtems gereichen dem Werke zur Zierde und Erklärung.
Sammlung der vorzüglichsten Denkmäler der Ar-
chitektur, Sculptur und Malerei, vorzugsweise in
Italien vom IV. bis zum XIV. Jahrhundert. In 3335
Abbildungen auf 328 Kupfertafeln in Folio, gesam-
melt und zusammengestellt durch H. B. L. &.
Seroux d' Agincourt, nebst Einleitungen
und erläuterndem Texte herausgegeben von A.
Ferd. v. Audst. In IIl Abtheilungen: Ar-
chitektur, Sculptur-und Malerei. In 4 Bän-
den broschirt, incl. der Einleitungen und Texte in
4. Preis 33½ Thlr.
Einzelne Abtheilungen,
I. Abth.: Architektur, mit 1362 Abbildungen
auf 73 Kupfertafeln in Folio, inel. Einleitungen
und Texte in 4, Broschirt. 9% Thlr.
II. Abth.: Sculptur, mit 630 Abbildungen auf 51
Kupfertafeln in Folio, incl. Einleitungen und
Texte in 4. Broschirt. 7% Thlr.
III. Abth.: Malerei, mit 1343 Abbildungen auf
204 Kupfertafeln in Folio, Einleitungen und
Texte in 4. Broschirt. 20% Thlr.
Beſonders Architekten iſt dieſes Werk und namentlich die
Ifte Abtheilung zu empfehlen. Es möchte wol kein ähnliches
architektoniſches Werk exiſtiren, was auf 73 Kupfertafeln zu⸗
fammengebrängt die Abbildungen aller berühmter Gebäude
jener Kunſtepoche enthält. Der Preis des Werks iſt in der
deutſchen Ausgabe 5mal geringer als in der franzöſiſchen und
engliſchen, auch ſind in jenen Ausgaben die Abtheilungen nie
vereinzelt. Ein vollſtändiges Inhaltsverzeichniß wird auf Ver⸗
langen gratis ausgegeben. Eine ausführliche Würdigung des
Werks von unſerm Profeſſor Kugler befindet ſich im Kunſtblatt
Nr. 40 zum Morgenblatt vom 20. Mai 1841, worauf wir
verweiſen.
1
Bildnisse weiblicher Charaktere.
Shakspeare's
Mädchen und Frauen,
mit Erläuterungen
von
HEINRICH HEINE.
Prachtausgabe in Einem Bande, in gr. 8.
45 von den besten Künstlern in London gestochene
Portraits mit Text enthaltend.
Preis 8 Thlr.
Die geistvollen Erläuterungen H. Heine's und die pracht-
volle Ausstattung des Werkes machen dasselbe besonders
zu Festgeschenken geeignet.
Leipzig, im December 1841,
Brockhaus & Avenarius,
Buchhandlung für deutsche und ausländische Literatur.
Religiöſe Feſtgabe.
Im Verlage von C. J. Oſiander in Tübingen iſt
ſoeben erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Chriſtoterpe. Ein Taſchenbuch für chriſtliche Leſer
auf das Jahr 1842. Herausgegeben, in Verbindung
mit Andern, von Albert Knapp. Mit 6 Stahl:
ſtichen. 12. Elegant gebunden mit Goldſchnitt und
Futteral 3 Fl. 36 Kr., oder 2 Thlr.
Seine Majeſtät der König Wilhelm von
Würtemberg geruhten, die Dedication dieſes
Jahrgangs zu Höchſt Ihrem fünfundzwanzig⸗
jährigem Regierungs-Jubiläum allergnä⸗
digſt anzunehmen.
Dieſe hohe Auszeichnung beurkundet wol aufs genügendſte,
daß der Herr Herausgeber, wie die Herren Mitarbeiter, in
edlem Wetteifer Alles daran geſetzt haben, um nach Inhalt und
Form Vorzügliches zu geben.
Die dauernde ſteigende Verbreitung des Almanachs hat
wol hauptſächlich darin ihren Grund, weil es jedem Leſer bald
entgegentritt, daß nur Berufene für denſelben wirken, die in
ihm den Ausdruck ihrer innerſten religiöſen überzeugung nieder⸗
legen; und Jeder, dem veligiöfe Lecture zum Bedürfniß gewor⸗
den iſt, wird durch den Almanach, der ſchon in ſo vielen Fa⸗
milienkreiſen heimiſch geworden, volle Befriedigung finden.
In Karl Gerold's Buchhandlung in Wien
iſt ſoeben erſchienen, und daſelbſt, ſowie in allen Buchhand:
lungen Deutſchlands zu haben:
Uber die
mechanische Flachsspinnerei
in Deutſchland,
mit beſonderer Ruͤckſicht auf die k. k. oͤſtreichiſchen
Staaten.
Von Louis von Orth.
Gr. 8. Wien 1841. In Umſchlag broſchirt. Y% Thlr.
Wir machen das induſtrielle und an den Fortſchritten der
Induſtrie theilnehmende Publicum auf obige, an umfang kleine,
durch ihren Inhalt wichtige Schrift aufmerkſam. Sie iſt von
einem mit dem Gegenſtande durchaus vertrauten Sachkenner ab⸗
——— . —ô— ——ů . — —
gefaßt und enthält Alles, was über dieſen einflußreichen In-
duſtriezweig von ſeinem gegenwärtigen Standpunkte aus in
Beziehung auf Gewerbe, Handel und Staatsökonomie mit ei⸗
niger Sicherheit feſtgeſtellt werden kann. Erwünſchte Auskunft
und Belehrung finden hier beſonders alle Diejenigen, welche auf
was immer für eine Art beim Linnengarnhandel und beim Lein-
wandgeſchäft überhaupt betheiligt find, für welchen Handels⸗
und Gewerbszweig mit der Maſchinen-Flachsſpinnerei eine neue
Periode beginnt.
Im Verlage der Schlesinger'schen Buch- und Mu-
sikhandlung in Berlin ist erschienen und durch alle Buch-
handlungen zu beziehen: \
Wörterbuch der griechischen Musik
von Fr. v. Brieberg. Mit 7 Kupfertafeln in Fol.
4 Thlr.
Winckelmann’s Briefe. Bände. Gr. 8. 7%, Thlr.
Nachtrag von Winckelmann’s Werken, Band 9—11. -
Bei E. Kummer in Leipzig iſt ſoeben erfchienen und
durch alle Buchhandlungen gratis zu erhalten:
Katalog im Preiſe bedeutend herabgeſetzter Buͤcher.
Nr. II. enthaltend: Medicin, Chirurgie, Ana-
tomie, Pharmacie, Thierheilkunde; ſowol wiſ—
ſenſchaftliche als populaire Werke.
Der Katalog Nr. I, naturwiſſenſchaftlichen Inhalts, iſt
ebenfalls in allen Buchhandlungen gratis zu haben.
Durch alle Buchhandlungen ist zu erhalten:
Bericht über die zur Bekanntmachung geeig-
neten Verhandlungen der königl. preuss.
Akademie der Wissenschaften in Berlin.
Aus dem Jahr 1841. Gr. 8. ½ Thlr.
Die frühern Berichte haben denselben Preis.
Berlin.
F. Dümmler.
In Ir. Volke's Buchhandlung in Wien iſt erſchienen
und durch alle Buchhandlungen zu haben:
Orpheus.
Muſikaliſches Album fuͤr das Jahr 1842,
herausgegeben von Wuguſt Schmidt.
Dritter Jahrgang.
Mit Mendelssohn -Bartholdy's Portrait, in Stahl
geſtochen von Paſſini, und 6 Muſikbeilagen. In
ſchoͤnen allegoriſchen Umſchlag gebunden. 2 Thlr.
Der proſaiſche Theil enthält in der anmuthigſten Novellen
form einen reichen Schatz muſikaliſcher Wahrheiten und Schön⸗
heiten und eine Biographie Mozart's, der poetiſche Theil eine
treffliche Blumenleſe deutſcher Bichtkunſt. Dem Hrn. Heraus⸗
geber, der für dieſes in die Privatbibliothek S. M. des Kai⸗
ſers aufgenommene Album mit der goldenen Gelehrten-Medaille
belohnt wurde, iſt es gelungen, die rühmlichſt bekannten Schrift⸗
ſteller und Tonkünſtler für dieſes Unternehmen zu gewinnen.
Gediegener Inhalt, treffliche Muſikbeilagen und geſchmackvolle
Ausſtattung machen das Buch zu einer nicht blos für das
muſikaliſche, ſondern für das gebildete Publicum überhaupt
werthvollen und angenehmen Erſcheinung.
Jede deutſche Buchhandlung nimmt Subfeription an auf:
Moses Mlendelssohn's
ſänmtliche Schriften.
Nach den Originaldrucken und aus Handſchriften
herausgegeben.
Sieben Bände.
Gr. 12. Auf feinem Velinpapier.
Preis hoͤchſtens 6 Thlr.
Mus führliche Ankündigungen, mit vollſtän⸗
diger Angabe des Inhalts, find in allen Buch⸗
handlungen zu erhalten.
Leipzig, im December 1841.
F. A. Brockhaus.
Geh.
Bei K. F. Köhler in Leipzig erſchien ſoeben:
Sommerblumen ſträuße
den
holden Frauen
gewidmet
von
L. HZellstab.
Zwei Theile. Broſch. 3½ Thlr.
Der Verfaſſer gibt unter obigem Titel ſechs neue Erzaͤh⸗
lungen, die, wie ſeine früher gelieferten Erzählungen und No:
vellen, mit Geiſt und Intereſſe aufgefaßt und ausgeführt ſind.
Sie können beſonders Damen zur angenehmen und intereſſanten
Lecture empfohlen werden.
Soeben iſt erſchienen und in allen Buchhandlungen zu haben:
Die neunzehnte Verſammlung „
deutſcher Naturforſcher und Arzte
zu Braunſchweig im September 1841
und deren
Charaktere, Situationen und Forſchungen.
Ein humoriſtiſches Album
für die Mitglieder, Theilnehmer, Freunde und Freundinnen
der Verſammlung.
Mit einem Titelbilde.
Leipzig, bei Ch. E. Rollmann. Geh. / Thlr.
Soeben iſt erſchienen und in allen guten Buchhandlungen
zu haben:
Traumleben, Traumwelt,
vom Verfaſſer der Preisnovelle: „Zeitſpiegel.“
Leipzig bei Volckmar. Wien bei Tendler & Schaefer.
1842. Gr. 8. xx u. 404 S. Preis 1% Thlr.
Allerdings iſt der Beiſatz: Vom Verfaſſer der Preisnovelle
„Zeitſpiegel“, eine vollgültige Empfehlung dieſes neuen Werkes
deſſelben Verfaſſers. Der Zeitſpiegel iſt eine gekrönte Preis:
ſchrift, die in einer ungewöhnlich ſtarken Auflage in kurzer
Zeit vergriffen, im In- und Auslande von Katholiken und
Akatholiken als eine hödft geniale Erſcheinung Anerkennung
fand. Das gegenwärtige Buch, das keine ei entliche Fortſe 1
des Zeitſpiegels iſt und mit demſelben nur fen nn 7
verbunden erſcheint, als es die Nachtſeite der Zeit, wie jener
die Tagſeite abſpiegelt, wird ſich auch ohne Hinweiſung auf
die feühern eminenten Leiſtungen feines Autors, durch die ihm
eigenthümliche originelle Bedeutenheit, und ſeine zeit⸗ und
ewigkeitsgemäße Tendenz von ſelbſt Bahn brechen und Ein⸗
gang finden. Derſelbe Verfaſſer, der im Zeitſpiegel als gruͤnd⸗
licher Kenner ſeiner Zeit eine ſelten gewordene Meiſterſchaft in
Wiſſenſchaft und Kunſt entfaltet, und uns dort im fürſtlichen
Salon und Wintergarten alle religiöſen, philoſophiſchen, indu⸗
ſtriellen und focialen Lebens⸗ und Weltverhältniſſe in vornehm
geſelliger Form enthüllt, zeigt ſich in dem gegenwärtigen Werke
in völlig verſchiedener Richtung als der erſte geiſt⸗ und ſinn⸗
reiche, converſationell erbauliche Sänger der Nachtſeite des
Lebens. In der erſten Abtheilung, welche „Traumleben“ über:
ſchrieben iſt, weiſt er ſeine Zeit, die er prophetiſch durchſchaut
und der er voraneilt, in einem brillant abgeſchliffenen, ſomme⸗
triſch geordneten, poetiſchen Nachtſtücke an das „Eine was
Noth thut“, und läßt unmittelbar darauf. in der Partie
„Traumwelt“ die Gegenwart ſich ſelbſt vor ſich ſelbſt in ma⸗
giſch anziehenden, träumeriſch ſcheinenden und doch tief gedach⸗
ten, inhaltſchweren, märchenhaft klingenden und doch tiefpara⸗
boliſchen Tableaux in allen ihren wunderſamen Grundzügen
darſtellen und entfalten. Vom Tempelſchlaf der älteften Völker,
von der Traumſprache des Orakelſtyls, von den bibliſchen
Traumdeutern bis auf die heutige Zeit, findet er den verborge⸗
nen hiſtoriſchen Faden, und indeß ſeither die großen Phäno⸗
mene des Wechſels vom Wachen und Schlafen, von den ge⸗
rühmteſten Anthropologen und Poeten der Neuzeit mit Stumpf⸗
finn und Gleichgültigkeit überſehen oder wenig beachtet worden,
zeigt der Verfaſſer fie, eines Hiſtoriographen und Poeten wür:
dig und fähig, nicht als todte ſtillſtehende Zuſtände, die nur
der empiriſchen Pfychologie oder gar der Zoologie, ſondern als
lebendige fortlaufende Erſcheinungen, die nicht dem Körperleben
allein angehoͤren, und wovon die einen nicht bloße Verneinung
der andern ſind, ſo erſcheint dieſes Werk als ein nicht nur
Dichtern und Philoſophen von Profeſſion, ſondern allen Gebil⸗
. Aufſchlüſſe über des Lebens Nachtſeite darbieten-
e erk.
Vollständiges
HANDWÖRTERBUCH
der
deutschen, französischen und englischen Sprache,
Dritte Auflage.
Breit-8. Elegant gebunden. 2% Thlr.
Jede der drei Abtheilungen dieses Lexikons:
I. Dictionnaire frangais - allemand -anglais. (% Thlr.)
II. A complete Dietionary English - German - French.
(1% Thlr.)
III. Vollständiges deutsch-französisch-englisches Hand-
0 wörterbuch. (1 Thlr.)
ist zu. dem beigesetzten Preise ebenfalls elegant gebun-
den besonders zu haben. 8 8
Dieses Wörterbuch, für dessen Brauchbarkeit die bin-
nen kurzer Zeit nöthig gewordene dritte Auflage spricht,
zeichnet sich durch Vollständigkeit, typographi-
sche Einrichtung und durch grosse Correetheit
aus. Der Preis der dritten Auflage ist bedeutend er-
mässigt und wird bei solchen Leistungen als höchst
billig erscheinen.
Leipzig, im December 1841.
HF. A. Brockhaus.
Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.
1
ha Au
1025) 90˙9
INN
100030036