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Full text of "Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde"

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JAHRBUCHES, 


DES 


NASSAUISCHEN  VEREINS 


für 


NATURKUNDE. 


DAS  MUSEUMSGEBAUDE. 


JAHRGANG  XXXI  u.  XXXII. 


WIESBADEN. 

JULIUS   NIEDNER,  VERL  AGSHANDL  U  XO. 

1878  u.  1879. 


JAHRBÜCHER 


DES 


NASSAUISCHEN  VEREINS 


FÜR 


NATURKUNDE. 


HERAUSGEGEBEN  -*       ^      • 


VON 


Dr.  C.  L.  KIRSCHBAUM, 

PROFESSOR  AM  KÖNIGLICHEN  GYMNASIUM  UND  INSPEOTOR  DES  NATURHISTORTSCHEN  MUSEUMS 
ZU  WIESBADEN,  SECRETÄR  DES  VEREINS  FÜB  NATURKUNDE, 


UND  NACH  DESSEN  TOD  IM  NAMEN  DES  VOESTANDES 

VON 

HOFRATH    LEHR. 


JAHRGANG   XXXI  u.   XXXII. 


-.•«■--•*».-*■•  ► 


WIESBADEN. 

JULIUS   NIEDNER,  VER  L  A  (i  Sil  ANDL  U  N  0. 
1878   u.   1879. 


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Inhal  t. 


Seite 

Freseniiii,    R.,    Chemische    Analyse    der   Mineral-Quelle 

bei   Biskirchen    im    Lahn thale 1 

,  Analyse    der  Wappen-Quelle    zu   Bad   Ems    ....     17 

—  — ,  Analyse    des   Kaiser-Brunnens    zu    Bad    Ems      ...    32 

,  Chemische   Untersuchung    der   warmen   Quellen    zu 

Schlangenbad 49 

,  Chemische  Analyse  der  Wilhelm s- Quelle  zu  Kron- 
thal     70 

von  Hoineyer,  .%..  Mein  Fang  im  Ober-Engadin  187G 
und   1878 84 

von  Heyden,  £<.,  Erster  Nachtrag  zu  „Die  Käfer  von 
Nassau   und    Frankfurt" 116 

Wenckenbacli,  F"r.,  Ueber sieht  über  die  in  Nassau  auf- 
gefundenen   einfachen    Mineralien 147 

Rüssler,    Versuch,     die    Grundlage     für    eine    natürliche 

Reihenfolge    der   Lepidopteren    zu    finden 220 

,  Ueber  Nachahmung  bei  lebenden  Wesen  (Orga- 
nismen), insbes.  den  Lepidopteren,  mit  einer  Be- 
trachtung   über   die    Abstammungslehre 232 

Römer,  %ui>. ,  Nachträge  zu  dem  Verzeichnisse  der 
Säugethiere  und  Vögel  des  vorm.  Herzogthums  Nassau, 
insbesondere    der   Umgegend    von   Wiesbaden      .    .     .    .245 

Pagenstecher,   Arnold,    Ueber    Schlaf  und    Traum     .    .     .  251 

Protocoll  der  19.  Versammlung  der  Sectionen  des  Nassau- 
ischen  Vereins    für   Naturkunde    zu   Rüdesheim       .     .     .  284 

Protocoll  der  20.  Versammlung  der  Sectionen  des  Nassau- 
ischen Vereins    für  Naturkunde  zu  Limburg   a.  d.  Lahn  290 

Protocoll  der  21.  Versammlung  der  Sectionen  des  Nassau- 
ischen   Vereins    für    Naturkunde    zu    Biebrich      .     .     .     .292 


z£Y£3 


Seite 
Jahresbericht,    erstattet    an    die   Generalversammlung    am 

22.    December    1877    von     dem    Secretär    des    Vereins, 

Professor   Dr.   Kirschbaum       300 

Verhandlungen  der  Generalversammlung  am  22.  December 
1877 307 

Jahresbericht,  erstattet  an  die  Generalversammlung  am 
21.  December  1878  von  dem  Secretär  des  Vereins, 
Professor    Dr.   Kirschbaum 308 

Verhandlungen  der  Generalversammlung  am  21.  December 

1878 314 

Verhandlungen  der  Generalversammlung  am  20.  Decem- 
ber 1879,  zugleich  Jubiläumsfeier  des  50jährigen 
Bestehens    des    Vereins 315 

Uebersicht  der  Erwerbungen  des   Museums  im   Jahre  1879    .  318 

Dr.    Eugen     Borginann,     Nekrolog     des    Professors     Dr. 

Carl    Neubauer 320 

Dr.  Carl  Hoch,  Dr.  Carl  Ludwig  Kirschbaum  und  sein 
Wirken  auf  dem  Gebiete  der  Naturwissenschaften, 
besonders   in   dem  Vereine   für  Naturkunde  (Nekrolog)  324 

Verzeichniss  der  Mitglieder  des  nassauischen  Vereins  für 
Naturkunde   für   das   Jahr   1880 335 


Chemische  Analyse  der  Mineral-Quelle  hei  Biskirchen 

im  Lahnthale. 


Von 

Dr.   R.   Fresenius, 

Geheimem  Hofrathe  und  Professor. 


Die  Biskirchener  Mineralquelle,  eine  seit  Jahrhunderten  bekannte 
und  geschätzte,  aber  lange  Zeit  hindurch  in  ihrer  Fassung  ganz  ver- 
nachlässigte Quelle,  entspringt  etwa  350  Meter  nördlich  vom  Dorfe 
Biskirchen,  Kreis  Wetzlar,  Regierungsbezirk  Coblenz,  an  der  Einmün- 
dung des  Ulmbachthaies  in  das  Lahnthal,  am  linken  Ufer  des  Ulmbaches 
und  zwar  aus  den  daselbst  von  Basaltgerölle  überdeckten  Schichten  des 
Kramenzel-Schiefers. 

In  neuerer  Zeit  ging  die  Quelle  in  den  temporären  Besitz  Sr.  Durch- 
laucht des  Fürsten  Ernst  zu  Solms-Braunfels  über.  Derselbe 
Hess  sie  neu  und  ganz  solid  fassen  und  errichtete  ein  Haus  in  der 
Nähe  der  Quelle.   — 

Nachdem  die  Fassung  beendigt  und  bewährt  erfunden  war,  unter- 
nahm ich,  dem  Wunsche  Sr.  Durchlaucht  des  Fürsten  entsprechend,  eine 
umfassende  Analyse  des  Wassers.  Ich  besuchte  zu  dem  Ende  die  Quelle 
am  13.  October  1875,  um  das  zur  Analyse  erforderliche  Wasser  selbst 
zu  füllen  und  die  Arbeiten  vorzubereiten  und  vorzunehmen,  welche  an 
der  Quelle  selbst  ausgeführt  werden  müssen. 

Die  gemachten  Beobachtungen  und  die  Ergebnisse  meiner  Analyse 
sind  im  Folgenden  niedergelegt. 

Jahrb.  d.  nass.  Vor.  f.  Nat.  XXXI  u,  XXX11.  \ 


A.  Fassung  der  Quelle*). 

Im  Sommer  1874  wurde  nach  Ablegung  der  aus  unvordenklicher 
Zeit  herstammenden  alten  Fassung  das  Quellenterrain  bis  zur  völligen 
Entblüssung  des  blauen  unverwitterten  Schiefers  aufgedeckt.  Die  aus  dem- 
selben in  einem  Flächenraume  von  etwa  8  Quadratmeter  zahlreich  auf- 
steigenden einzelnen  Mineralwasser-  und  Kohlensäure-Quellchen  wurden 
mit  Hülfe  von  Hohlbacksteinen  und  Cementmauerung  unter  vollkom- 
menem Abschlüsse  des  Süsswassers  von  dem  Architecten  Herrn  Ernst 
Malm  in  Wiesbaden  neu  gefasst.  Der  Brunnenschacht  hat  1  Meter 
inneren  Durchmesser  und  von  der  Sohle  bis  zum  Ausflussrohre  des 
Wassers  3  Meter  Höhe.  —  2,5  Meter  über  der  Schachtsohlg  ist  der 
Schacht  durch  einen  Cementboden  geschlossen.  Durch  denselben  führt 
ein  Rohr  in  das  obere  gedeckte  Bassin,  in  dem  das  Wasser  0,5  Meter 
hoch  steht  und  aus  dem  es  aus  einer  mit  Hahn  versehenen  Röhre  in 
dünnem  Strahle  frei  abläuft. 


B.  Physikalische  Verhältnisse. 

Das  der  Quelle  frisch  entnommene  Wasser  erscheint  ganz  klar; 
bei  plötzlicher  stärkerer  Kohlensäureentwickelung  finden  sich  in  dem- 
selben zuweilen  geringe  Ockerflöckchen. 

Füllt  man  mit  dem  Wasser  ein  trockenes  Glas,  so  setzen  sich  an 
den  Wandungen  zahlreiche  Gasperlen  an. 

Der  Geschmack  des  Wassers  ist  rein,  erfrischend,  weich,  säuerlich 
prickelnd,  sehr  angenehm. 

Einen  Geruch  des  Wassers  kann  man  bei  seiner  Prüfung  im  Trink- 
glase nicht  wahrnehmen.  Schüttelt  man  aber  das  Wasser  in  halb- 
gefüllter Flasche,  wobei  sich  viel  Gas  entbindet,  so  entdeckt  man  bei 
sorgfältiger  Prüfung  einen  eben  noch  erkennbaren  geringen  Geruch  nach 
Schwefelwasserstoff. 

Die  Menge  des  Wassers,  welches  die  Quelle  liefert,  ist  nicht  sehr 
gross.  Bei  freiem  Ablauf  füllt  sich  eine  1  Liter  haltende  Flasche  in 
24  Secunden.  Danach  liefert  die  Quelle  in  einer  Minute  2,5  Liter,  in 
einer  Stunde   150  Liter  und  in  24  Stunden  3600  Liter.   Mit  dem  Wasser 


*)  Die  betreffenden  Mittlieilungeii  verdanke  ich  der  Güte  des  Fürstliehen 
Bergwerksdirectors  Herrn  Bellinger  zu  Braunt'els. 


-  d  - 

strömt  auch  Kohlensäurcgas  frei  aus,-  aber  in  nicht  erheblicher  Menge. 
Es  gibt  sich  durch  zeitweiliges  Spauzen  am  Ausflussrohre  zu  erkennen. 

Die  Temperatur  des  Wassers  fand  ich  bei  bei  12°  C.  oder  9,6°  R. 
Lufttemperatur  zu    11,8°  C.  oder  9,44°  R. 

Das  speeifische  Gewicht  bestimmte  ich  nach  der  von  mir  für  gas- 
reiche Wasser  seit  längerer  Zeit  angewandten  Methode*).  Es  ergab  sich 
bei  13°  C.  im  Mittel  zweier  Bestimmungen  zu  1,00404. 


C.  Chemische  Verhältnisse. 

Unter  dem  Einflüsse  des  atmosphärischen  Sauerstoffes  wird  das 
Biskirchener  Wasser  allmählich  weisslich  opalisirend,  später  bildet  sich 
ein  geringer,  der  Hauptsache  nach  aus  Eisenoxydverbindungen  bestehen- 
der ockerfarbiger  Niederschlag. 

Beim  Kochen  des  Wassers  entstellt  ein  reichlicher,  grossentheils 
krystallinischer,  gelblich- weisser  Niederschlag. 

Zu  Reagentien  verhält  sich  das  der  Quelle  frisch  entnommene 
Wasser  also: 

Blaues  Lackmuspapier  färbt  sich  im  Wasser  roth,  beim 
Trocknen  werden  die  Streifen  wieder  blau. 

Curcumapapier,  im  Wasser  unverändert  bleibend,  färbt  sich 
beim  Trocknen  der  eingetaucht  gewesenen  Streifen  deutlich  braun. 

In  gekochtem  Wasser  färbt  sich  Curcumapapier  sofort  braun. 

Amnion  erzeugt  sogleich  starke  Trübung;  sehr  bald  entsteht  ein 
dicker  weissflockiger  Niederschlag. 

Salzsäure  bewirkt  massige  Kohlensäureentwickelung. 

Chlor bary  um  erzeugt  in  dem  mit  Salzsäure  angesäuerten  Wasser 
erst  allmählich  eine  geringe  weisse  Trübung. 

Salpeter  sau  res  Silberoxyd  bewirkt  in  dem  mit  Salpetersäure 
angesäuerten  Wasser  einen  starken  käsigen  weissen  Niederschlag. 

Ox  als  au  res  Amnion  bewirkt  eine  sehr  starke  Trübung,  bald 
einen  erheblichen  weissen  Niederschlag. 

Ferridcyankalium  bläut  das  mit  Salzsäure  angesäuerte  Wasser 
sofort  ziemlich  stark. 

Gerbsäure  lässt  das  Wasser  anfangs  unverändert,  bald  aber  tritt 
rothviolette,  allmählich  immer  stärker  werdende  Färbung  ein. 


")  Meine  Zeitschr.  f.  analyt.  Chemie  1,  178. 


Gallussäure  lässt  das  Wasser  ebenfalls  anfangs  farblos,  allmählich 
färbt  sich  das  damit  versetzte  tief  blanviolett. 

Jodkalium- Stärkekle  ist  er  unter  Zusatz  von  etwas  Schwefel- 
säure lässt  das  Wasser  längere  Zeit  hindurch  unverändert  (Abwesenheit 
salpetrigsaurer  Salze). 

Die  qualitative  Analyse  nach  der  von  mir  in  meiner  Anleitung  zur 
qualitativen  Analyse,  14.  Aufl.  §.  211  ff.  angegebenen  Methode  aus- 
geführt, Hess  folgende  Bestandteile  erkennen.  Die  eingeklammerten  sind 
in  so  geringer  Menge  zugegen,  dass  auf  ihre  quantitative  Bestimmung 
verzichtet  werden  musste. 

Basen:  Säuren   und   Halogene: 

Natron  Kohlensäure 

Kali  Schwefelsäure 

(Caesion)  Phosphorsäure 

(Bubidion)  (Borsäure) 

Amnion  Kieselsäure 

Lithion  Chlor 

Kalk  Brom 

Baryt  Jod 

Strontian  (Schwefelwasserstoff). 
Magnesia 
Thonerde 
Eisenoxydul 
Manganoxydul. 

Indifferente   Best andt heile: 

(Stickgas). 

Das  zur  quantitativen  Analyse  bestimmte  Wasser  wurde  von  mir 
am  13.  October  1875  der  Quelle  entnommen  und  in  weissen,  mit  ein- 
geschliffenen Glasstopfen  versehenen  Flaschen  in  mein  Laboratorium 
nach  Wiesbaden  transportirt.  Ich  bemerke  ausdrücklich,  dass  alles  zur 
Analyse  verwendete  Wasser  frei  von  Ockerflöckchen  war. 

Die  Methode  der  Analyse  war  genau  die,  welche  ich  vor  kurzer 
Zeit  in  meiner  Zeitschrift  für  analytische  Chemie,  Band  15,  S.  221, 
unter  der  Ueberschrift :  Methode  zur  Analyse  alkalischer  Mineralwasser, 
veröffentlicht  habe. 

Im  Folgenden  theile  ich  unter  I  die  Originalzahlen,  unter  II  die 
Berechnung  der  Analyse,  unter  III  deren  Controle  und  unter  IV  die 
Zusammen  itellung  der  Resultate  mit. 


5 


I.  Bei  der  quantitativen  Analyse  erhaltene  Originalzahlen 

in  Grammen. 

1.  Be  st  im  um  11  g  des  Chlors. 

a)  470,6  Grm.  Wasser  lieferten  2,2294  Grm. 
Chlorsilber  sammt  Brom-  und  Jodsilber,  entsprechend     4,737357  p.  M. 

b)  387,56  Grm.  Wasser  lieferten  1,8340  Grm. 
Chlorsilber  etc.,  entsprechend 4,732171    »    » 

Mittel     .     .     4,734764  p.  M. 

Hiervon  geht  ab  die  dem  Brom  entsprechende  Menge 

Bromsilber  (nach  2)  mit  .  .  0,001901  p.  M. 
und  die  dem  Jod  entsprechende  Menge 

Jodsilber  (nach  2)  mit  .     .     .     0,000009   »    » 

zusammen     .     .     0,001910  p.  M. 

Rest     .     .     4,732854  p.  M. 
entsprechend  Chlor 1,170423   »    » 

2.  Bestimmung  des  Jods   und  Broms. 

65450  Grm.  Wasser  lieferten  nach  Trennung  der  Jod-  und  Brom- 
Alkalimetalle  von  der  grösseren  Menge  der  Chloralkalimetalle  eine  Flüs- 
sigkeit, aus  welcher  durch  Behandlung  mit  verdünnter  Schwefelsäure, 
salpetriger  Säure  und  Schwefelkohlenstoff  das  Jod  abgeschieden  wurde. 
Zur  Ueberführung  desselben  in  Jodnatrium  waren  0,62  CC.  einer  Lösung 
von  unterschwefligsaurem  Natron  erforderlich,  von  welcher  18,08  CC. 
0,0095578  Grm.  Jod  entsprachen. 

Dies  ergibt  0,000327756  Grm.  Jod,  entsprechend  0,000005  p.  M. 
entsprechend  Jodsilber 0,000009»» 

Aus  der  Flüssigkeit,  welche  von  dem  jodhaltigen  Schwefelkohlenstoff 
getrennt  worden  war,  wurden  Chlor  und  Brom  als  Silberverbindungen 
gefällt. 

Man  erhielt  4,5429  Grm. 

a)  2,3345  Grm.  hiervon  nahmen  beim  Glühen  im 
Chlorstrome  ab  um  0,0148  Grm.,  die  4,5429  Grm. 
hätten  also  abgenommen  um 0,02880  Grm. 

0)  2,1565  Grm.  nahmen  ab  um  0,0143,  die 
4,5429  Grm.  hätten  somit  abgenommen  um      .     .     .     0,03012     » 

Mittel     .     .     0,02946  Grm. 


—     6    — 

Hieraus  berechnet  sich  ein  Gehalt  an  Bromsilber 
für  die  65450  Grm.  Wasser  von  0,124408  Grm.  oder 

ein  Gehalt  an  Brom  von 0,000809  p.  M. 

entsprechend  Bromsilber        0,001901 


»    » 


Mittel     .     .     0,021359  p.  M. 

6.  Bestimmung   des   Eisenoxyduls. 

a)  Das    in    5  a    erhaltene    Filtrat   lieferte    reines 

Eisenoxyd  0,0588  Grrn.,  entsprechend  Eisenoxydul     .     0,008619  p.  M. 

b)  Das  in  5b  erhaltene  Filtrat  lieferte  0,0586  Grm. 
Eisenoxyd,  entsprechend  Eisenoxydul 0,008822 


»    » 


3.  Bestimmung    der   Kohlensäure. 

a)  232,194  Grm.  Wasser  lieferten  in  Natron- 
kalkröhren aufgefangene  Kohlensäure  0,8316  Grm., 
entsprechend 3,581488  p.  M. 

b)  251,832  Grm.  Wasser  lieferten  0,9066  Grm., 
entsprechend 3,600019   »    » 

c)  234,236  Grm.  Wasser  lieferten  0,8373  Grm., 
entsprechend 3,574600  »    » 

Mittel     .     .     3,585369  p.  M. 

4.  Bestimmung   der  Schwefelsäure. 

a)  1838,0  Grm.  Wasser  lieferten  nach  vorherge- 
gangener Abscheidung  der  Kieselsäure  reinen  schwefel- 
sauren Baryt  0,0891  Grm.,  entsprechend  Schwefel- 
säure    0,016644  p.  M. 

b)  6999,6  Grm.  Wasser  lieferten  0,3381  Grm., 
entsprechend  Schwefelsäure 0,016585   »    » 

Mittel     .     .     0,016614  p.  M. 

5.  Bestimmung   der   Kieselsäure. 

a)  6140,0  Grm.  Wasser  ergaben  reine  Kiesel- 
saure 0,1296  Grm.  oder        0,021107  p.  M. 

b)  5978,5  Grm.  Wasser  ergaben  0,1292  Grm. 
Kieselsäure  oder 0,021611   »    » 


Mittel     .     .     0,008721  p.  M. 


7.  Bestimmung   der  Tho norde. 

6140,0  Grm.  Wasser  ergaben  0,0016  Grm.  phos- 
phorsanre  Thonerde.  Da  im  Piltrate  weder  Phosphor- 
säure  noch  Thonerde  vorhanden  waren,  so  kann  die 
phosphorsaure  Thonerde  gleich  als  solche  aufgeführt 
werden.     Ihre  Menge  beträgt 

8.  Bestimmung   des   Mangans. 

a)  6140,0    Grm.  Wasser  lieferten    0,0050  Grm 
Schwefelmangan,  entsprechend  Manganoxydul    .  . 

b)  5978,5    Grm.   Wasser  ergaben    0,0048  Grm 
Schwefelmangan,  entsprechend  Manganoxydul    .  . 

Mittel     . 

9.  Bestimmung    des   Kalks. 

a)  6140,0  Grm.  Wasser  (das  Filtrat  von  8  a) 
ergaben  4,1859  Grm.  kohlensauren  Kalk,  entsprechend 
Kalk 

b)  5978,5  Grm.  Wasser  (Filtrat  von  8  b)  ergaben 
4,0612  Grm.  kohlensauren  Kalk,  entsprechend  Kalk  . 

Mittel     .     . 

10.  Bestimmung    der   Magnesia. 

a)  Das  Filtrat  von  9  a,  von  6140,0  Grm.  Wasser 
herstammend,  ergab  3,1931  Grm.  pyrophosphorsaure 
Magnesia,  entsprechend  Magnesia        

b)  DasFiltrat  von  9b,  herrührend  von  5978,5  Grm. 
Wasser,  ergab  3,1226  Grm.,  entsprechend  Magnesia  . 

Mittel     .     . 

11.  Bestimmung   der    Chloralkalimetal 

a)  502,57  Grm.  Wasser  lieferten  1,2561  Grm 
völlig  reine  Chloralkalimetalle,  entsprechend 

b)  503,41  Grm.  Wasser  lieferten  1,2575  Grm 
Chloralkalimetalle,  entsprechend 

Mittel     . 

12.  Bestimmung    des   Kalis. 

a)   1838,0  Grm.  Wasser   ergaben    reines  wasser- 


0,000261  p.  M. 

0,000665  »  » 
0,000655  »  » 


0,000660  p.  M. 


0,381776 
0,380408 


p.  M. 


0,381092  p.  M. 


0,187405 
0,188218 


p.  M. 


0,187812  p.  M. 


le. 


2,499353 
2,497964 


p.  M. 


2,498659  p.  M. 


—    8    — 

freies  Kaliumplatinchlorid  0,4886  Grm.,   entsprechend 

Kali 0,051326  p.  M. 

b)  1925,1  Grm.  Wasser  ergaben  Kaliumplatin- 
clüorid 0,5153  Grm.,  entsprechend  Kali 0,051684  »    » 

Mittel     .     .     0,051505  p.  M. 

13.  Bestimmung  des   Lithions. 

65450  Grm.  "Wasser  lieferten  basisch  phosphor- 
saures Lithion  0,4941  Grm.,  entsprechend  Lithion     .     0,002931  p.  M. 

14.  Bestimmung   des   Natrons. 

Chloralkalimetalle  sind  vorhanden  nach  11     .     .     2,498659  p.  M. 

Davon  gehen  ab  die  dem  gefundenen  Kali  und 
Lithion  entsprechenden  Mengen  Chlorkalium  und  Chlor- 
lithium, nämlich : 

Chlorkalium 0,081514  p.  M. 

Chlorlithiurn 0,008290   »    » 

zusammen     .     .     0,089804  »    » 

Best :  Chlornatrium     .     .     2,408855  p.  M. 
entsprechend  Natron 1,278134   »    » 

15.  Bestimmung   des   Baryts. 

65450  Grm.Wasser  lieferten  0,0135  Grm.  schwefel- 
sauren Baryt,  entsprechend  Baryt 0,000135  p.  M. 

16.  Bestimmung   des   Strontians. 

65450  Grm.Wasser  lieferten  0,0705  Grm.  schwefel- 
sauren Strontian,  entsprechend  Strontian      ....     0,000608  p.  M. 

17.  Bestimmung   der   Phosphorsäure. 

6999,6  Grm.  Wasser  lieferten  0,0016  Grm.  pyro- 
phosphorsaure  Magnesia,    entsprechend   Phosphorsäure     0,000146  p.  M. 

Diese  Phosphorsäuremenge  entspricht  fast  absolut  derjenigen,  welche 
sich  aus  der  nach  7  gefundenen  phosphorsauren  Thonerde  berechnet. 

18.  Bestimmung    des   Ammons. 

7194,2  Grm.  Wasser  lieferten  0,0813  Grm.  aus 
Ammoniumplatinchlorid  erhaltenes  Platin,  entsprechend 
Ammoniumoxyd 0,002985  p.  M. 


—    9    — 

19.  Bestimmung   des  Gesammtr  ückst  an  des. 

1877,5  Grm.  Wasser  wurden  mit  Schwefelsäure 
angesäuert,  zur  Trockne  verdampft  und  unter  Zusatz 
von  kohlensaurem  Amnion  so  lange  vorsichtig  geglüht, 
bis  die  sauren  schwefelsauren  Alkalien  vollständig  in 
neutrale  übergeführt  waren.  Es  wurden  erhalten 
8,5530  Grm.,  entsprechend 4,555520  p.  M. 


II.  Berechnung  der  Analyse. 

a)  Schwefelsaures   Kali. 

Schwefelsäure  ist  vorhanden  nach  4 0,010014  p.  M. 

bindend  Kali 0,019575  »    » 


zu  schwefelsaurem  Kali     .     .  0,030189  p.  M. 

b)  Chlorkaliu m. 

Kali  ist  vorhanden  nach  12 0,051505  p.  M. 

davon  ist  gebunden  an  Schwefelsäure 0,019575 


»    » 


Eest:  Kali     .     .     0,031930  p.  M. 

enthaltend  Kalium 0,020510   »    » 

bindend  Chlor 0,024024  »    » 


zu  Chlorkalium     .     .  0,050534  p.  M. 
c)  Chlornatrium. 

Chlor  ist  vorhanden  nach  1 1,170423  p.  M. 

davon  ist  gebunden  an  Kalium 0,024024 


»    » 


Rest     .     .     1,140399  p.  M. 
bindend  Natrium 0,744808   »    » 


zu  Chlornatrium     .     .  1,891207  p.  M. 

d)  Bromnatrium. 

Brom  ist  vorhanden  nach  2 0,000809  p.  M. 

bindend  Natrium 0,000233   »    » 


zu  Bromnatrium     .     .     0,001042  p.  M. 
e)  Jodnatrium. 

Jod  ist  vorhanden  nach  2 0,0000050  p.  M. 

bindend  Natrium 0,0000009 


»    » 


zu  Jodnatrium     .     .  0,0000059  p.  M. 


-    10    — 

f)  Kohlensaures   Natron. 

Natron  ist  vorhanden  nach  14 1,278134  p.  M. 

Davon  ist  gebunden  als  Natrium: 

an  Chlor 1,003503  p.  M. 

»    Brom 0,000314   »    » 

»Jod 0,000001   »    » 


zusammen     .     .     1,003818   > 


>    » 


Rest     .     .  0,274316  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,194425   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Natron     .     .  0,468741  p.  M. 
entsprechend   wasserfrei    gedachtem    zweifach   kohlen- 
saurem Natron 0,663166  »    » 

g)  Kohlensaures    Lithion. 

Lithion  ist  vorhanden  nach  13 0,002931  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,004293   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Lithion     .     .  0,007224  p.  M. 
entsprechend   wasserfrei    gedachtem    zweifach    kohlen- 
saurem Lithion 0,011517   »    » 

h)  Kohlensaures   Ammon. 

Ammon  ist  vorhanden  nach  18 0,002985  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,002522   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Ammon     .     .  0,005507  p.  M. 
entsprechend    wasserfrei    gedachtem    zweifach    kohlen- 
saurem Ammon   .     .     .     .     , 0,008029   »    » 

i)  Kohl  e  n  saurer   B  a  r  y  t. 

Baryt  ist  vorhanden  nach   15 0,000135  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,000039   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Baryt     .     .  0,000174  p.  M. 

entsprechend  zweifach  kohlensaurem  Baryt  ....  0,000213   »    » 

k)  K  o hlensanrer    S t r  o n  t i a n. 

Strontian  ist  vorhanden  nach  16 0,000608  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,0.00258  »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Strontian     .     .  0,000866  p.  M. 

entsprechend  zweifach  kohlensaurem  Strontian  .     .     .  0,001124 


»    » 


—   11   — 

1)  Kohlensaurer   Kalk. 

Kalk  ist  vorhanden  nach  9 0,381092  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,299429  »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Kalk     .     .  0,680521  p.  M. 

entsprechend  zweifach  kohlensaurem  Kalk     ....  0,979950   »    » 

m)  Kohlensaure   Magnesia. 

Magnesia  ist  vorhanden  nach  10 0,187812  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,206593   »    » 

zu  einfach  kohlensaurer  Magnesia     .     .  0,394405  p.  M. 

entsprechend  zweifach  kohlensaurer  Magnesia    .     .     .  0,600998   »    » 

n)  Kohlensaures   Eisenoxydul. 

Eisenoxydul  ist  vorhanden  nach  6 0,008721  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,005330   »    » 


zu  einfach  kohlensaurem  Eisenoxydul     .     .  0,014051  p.  M. 

entsprechend  zweifach  kohlensaurem  Eisenoxydul    .     .  0,019381   »    » 

o)  Kohlensaures   M  a  n  g  a  n  o  x  y  d  u  1. 

Manganoxydul  ist  vorhanden  nach  8        0,000660  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,000409   »    » 


zu  einfach  kohlensaurem  Manganoxydul     .     .     0,001069  p.  M. 
entsprechend  zweifach  kohlensaurem  Manganoxydul     .     0,001478   » 


»    » 


p)  Phosphor  sau  re    Thonerde. 
Phosphorsaure  Thonerde  ist  vorhanden  nach  7      .     .     0,000261  p.  M. 

q)  Kieselsäure. 
Kieselsäure  ist  vorhanden  nach  5        0,021359  p.  M. 

r)  Freie   Kohlensäure. 
Kohlensäure  ist  im  Ganzen  vorhanden  nach  3  .     .     .     3,585369  p.  M. 
Davon  ist  zu  einfach  kohlensauren  Salzen  gebunden: 
an  Natron  nach  f       .     .     .     0,194425  p.  M. 
»    Lithion  nach  g     .     .     .     0,004293   »    » 
»    Ammon  nach  h     .     .     .     0,002522   »    » 
»    Kalk  nach  1     .     .     .     .     0,299429   »    » 
»    Baryt  nach  i   .     .     .     .     0,000039   »    » 
»    Strontian  nach  k  .     .     .     0,000258   »    » 


—    12    — 

an  Magnesia  nach  m      .     .     0,206593  p.  M. 
»    Eisenoxydul  nach  n   .     .     0,005330   »    » 
»    Manganoxydul  nach  o     .     0,000409   »    » 

zusammen     .     .  0,713298  p.  M. 

Rest     .     .  2,872071  p.  M. 
Hiervon   ist  mit   den  einfach   kohlensauren  Salzen   zu 

Bicarbonaten  verbunden 0,713298   »    » 

Eest:  völlig  freie  Kohlensäure     .     .  2,158773  p.  M. 

III.  Controle  der  Analyse. 

Berechnet  man  die  einzelnen  Bestandtheile  des  Mineralwassers  auf 
den  Zustand,  in  welchem  sie  in  einem  durch  Eindampfen  des  Wassers 
mit  Schwefelsäure  und  Glühen  mit  kohlensaurem  Amnion  erhaltenen  Rück- 
stande enthalten  sein  müssen,  so  erhält  man  folgende  Resultate: 

1,278134  p.  M.  Natron  als  schwefelsaures  Natron  .  2,925215  p.  M. 
0,051505  »  »  Kali  als  schwefelsaures  Kali  .  .  .  0,095218  »  » 
0,002931  »  »  Lithion  als  schwefelsaures  Lithion  .  0,010737  »  » 
0,381092  »  »  Kalk  als  schwefelsaurer  Kalk  .  .  .  0,925509  »  » 
0,187812  »  »  Magnesia  als  schwefelsaure  Magnesia  0,563436  »  » 
0,000135  »  »  Baryt  als  schwefelsaurer  Baryt  .  .  0,000206  »  » 
0,000608  ■'  »  Strontian  als  schwefelsaurer  Strontian  0,001078  »  » 
0,000660  »  »  Manganoxydul  als  schwefelsaures  Man- 
ganoxydul       0,001404   »    » 

0,008721    »    »    Eisenoxydul  als  Eisenoxyd  ....  0,009690   »    » 

0,000261    »    »    Phosphorsaure  Thonerde      ....  0,000261   »    » 

0,021359   »    »    Kieselsäure 0,021359  »    » 

zusammen     .     .  4,554113  p.  M. 

Die  dirccte  Bestimmung  ergab  nach  19 4,555526  »    » 


IV.  Zusammenstellung  der  Resultate. 

In    dem    Biskirchener    Mineralwasser    sind   in    1000   Ge- 
wichtstheilen  enthalten : 

a)  Die  kohlensauren  Salze  als  einfache  Carbonate  berechnet : 

a)  In  wägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile: 

Kohlensaures  Natron 0,468741  p.  M. 

»  Lithion 0,007224   »    » 


>-    13    - 

Kohlensaures  Amnion       0,005507  p.  M. 

Kohlensaurer  Kalk 0,680521   »  » 

»  Baryt 0,000174  »  » 

»  Strontian 0,000866  »  » 

Kohlensaure    Magnesia 0,394405  »  » 

Kohlensaures  Eisenoxydul 0,014051   »  » 

»  Manganoxydul       ....  0,001069  »  » 

Chlornatrium 1,891267  »  » 

Chlorkalium 0,050534  »  » 

Bromnatrium 0,001042   »  » 

Jodnatrium 0,000006  »  » 

Schwefelsaures  Kali 0,036189  »  » 

Phospliorsaure  Thonerde 0,000261   »  » 

Kieselsäure 0,021359   »  » 

Summe  der  festen  Bestandtheile     .     .  3,573216  p.  M. 
Kohlensäure,  mit  den  Carhonaten  zu  Bicar- 

bonaten  verbundene 0,713298   »  » 

Kohlensäure,  völlig  freie 2,158773   »  » 

Summe  aller  Bestandtheile     .     .  6,445287  p.  M. 

ß)  In  unwägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile : 

Cäsium  (an  Chlor  gebunden),  Spur. 
Rubidium  (an  Chlor  gebunden),  Spur. 
Borsäure  (an  Natron  gebunden),  starke  Spur. 
Schwefelwasserstoff,  höchst  geringe  Spur. 
Stickgas,  geringe  Menge. 


b)  Die  Carbonate  als  wasserfreie  Bicarbonate  berechnet: 


a)  In  wägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile: 


Doppelt  kohlensaures  Natron 

»  Lithion 

»  »  Ammon 

kohlensaurer  Kalk    . 

»  »  Baryt 

»  »  Strontian 

kohlensaure  Magnesia 


0,663166  p.  M. 

0,011517  »  » 

0,008029  »  » 

0,979950  »  » 

0,000213  »  » 

•  ',001124  »  » 

0,600998  »  » 


14 


Doppelt  kohlensaures  Eisenoxydul       .     .  0,019381  p.  M 

»  Manganoxydul    .     .  0,001478   »    » 

Chlornatrium 1,891267»» 

Chlorkalium 0,050534  »    » 

Bromnatrium 0,001042  »    » 

Jodnatrium 0,000006   »    » 

Schwefelsaures  Kali 0,036189   »    » 

Phosphorsaure  Thonerde 0,000261   »    » 

Kieselsäure 0,021359   »    » 


Summe  der  festen  Bestandtheile     .     .     4,286514  p.  M. 
Kohlensäure,  völlig  freie 2,158773 


»    » 


Summe  aller  Bestandtheile     .     .     6,445287  p.  M. 

ß)  In  unwägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile: 
Siehe  a. 

Auf  Volumina  berechnet,  beträgt  bei  Quellentemperatur  (11,8°  C.) 
und  Normalbarometerstand : 

die  völlig  freie  Kohlensäure  in   1000  CC. 

Wasser 1146,99  CC. 

die  freie  und    halbgebundene  Kohlensäure     1525,98    » 

D.  Charakter  des  Biskirchener  Mineralwassers. 

Das  Biskirchener  Mineralwasser  gehört  zu  den  Wassern,  welche 
in  der  Balneologie  als  alkalisch  -  muriatische  Säuerlinge  bezeichnet 
werden.  Es  nähert  sich  in  seinen  Bestandteilen  dem  Niederselterser 
Wasser,  dem  Boisdorfer  Wasser,  wie  dem  des  Tönnissteiner  Heil- 
brunnens. 

Die  folgende  Zusammenstellung  der  Bestandtheile  dieser  Quellen 
lässt  dies  leicht  erkennen.  Ich  bemerke,  dass  die  Analyse  der  Roisdorfer 
Quelle  vdii  Ct.  Bischof,  die  der  Niederselterser  und  des  Tönnissteiner 
Heilbrunnens  von  mir  herrühren. 


15    - 


In  wägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile  in 
1000  Gewiehtstlieilen  Wasser. 


Bis- 

kirclien. 


Nieder- 
Selters. 


Roisdorf. 


Tönnis- 
ateiner 

Heil- 
bruniu'ii. 


Manganoxydul 


Doppelt  kohlensaures  Natron 
»  »  Lithion 

»  Ammon 

kohlensaurer   Kalk     .     . 

»  »  Baryt    .     . 

»  Strontian  . 

kohlensaure    Magnesia  . 

kohlensaures   Eisenoxydul 

»  » 

Chlornatrium 

Chlorkalium 

Bromnatrium 

Jodnatrium 

Schwefelsaures  Kali    .... 
»  Natron     .     .     . 

Phosphorsaure  Thonerde  .  . 
Phosphorsaures  Natron  .  .  . 
Salpetersaures         »         ... 

Kieselsäure 

Suspendirte  OckeiHöekchen     . 

Summe 
Kohlensäure,  völlig  freie  .  . 
Stickgas 

Summe  aller  Bestandtheile 


0,663166 

0,011517 

0,008029 
0,979950 
0,000213 
0,001121 
0,600998 
0,019381 
0,001478 
1,891267 
0,050534 
0,001012 
0,00000(5 
0,036189 

0,000261 


0,021359 


4,286514 
2,158773 

geringe   Menge 


6,445287 


1,236613 
0,(101990 
0,006840 
0,443846 
0,0011204 
0,002830 
0,308100 
0,004179 
0,000700 
2,334610 
0,017630 
0,000909 
0,000033 
0,046300 

0,000430 
0,000230 
0,006110 
0,021250 
0,001561 


4,437365 
2,235428 
0,004088 


1,112912 


0,405937 


0,607526 
0,009877 

1,900911 


0,478125 
0,001041 
0,006510 

0,016145 


4,538984 
2,474000 


6,676881  ;  7,012984 


2,57546 
0,00622 

0,00777 
0,55116 
0,00003 
0,00007 
1,63697 
0,02949 
0,00043 
1,41489 

0,00080 
0,00001 
0,09900 
0,14763 
0,00013 
0,00018 
0,00046 
0,02741 


6,49»16 

2,39334 

Spur 


8,89150 


Ein  Blick  auf  die  Zusammenstellung  zeigt,  dass  das  Biskirchener 
Wasser  fast  genau  ebensoviel  Chlornatrium  enthält,  als  das  Rois- 
dorfer  und  dass  diese  beiden  Quellen  im  Gehalte  daran  vom  Selterser 
Wasser  übertroffen  werden,  während  im  Heilbrunnen  davon  weniger 
enthalten  ist. 

Im  Gehalt  an  doppelt  kohlensaurem  Natron  steht  das 
Biskirchener  Wasser  den  anderen  erheblich  nach;  es  übertrifft  dieselben 
dagegen  im  Gehalte  an  doppelt  kohlensaurem  Lithion.  Der- 
selbe ist  relativ  hoch  und  sogar  noch  im  Verhältniss  115:94  höher 
als  der  der  Natron-Lithionquelle  zu  Bad   Weilbach. 

An  doppelt  kohlensaurem  Kalk  ist  die  Biskirchener  Quelle 


—    16    — 

am  reichsten,  —  der  Gehalt  derselben  an  doppelt  kohlensaurer 
Magnesia  ist  fast  genau  gleich  dem  des  Koisdorfer  Wassers.  Beide 
Quellen  sind  daran  wesentlich  ärmer  als  der  an  dieser  Verbindung  unge- 
wöhnlich reiche  Heilbrunnen,  aber  im  Verhältniss  2  :  1  reicher  als  das 
Selterser  Wasser. 

Im  Gehalt  an  doppelt  kohlensaurem  Eisenoxydul  schiebt 
sich  das  Biskirchener  Wasser  zwischen  den  daran  reicheren  Heilbrunnen 
und  das  daran  ärmere  Boisdorfer  Wasser.  Das  Selterser  Wasser  ist 
daran  viel  ärmer  als  die  drei  anderen  Quellen. 

An  schwefelsauren  Alkalien  sind  die  sämmtlichen  genannten 
Quellen  arm,  am  reichsten  daran  ist  die  Boisdorfer  Quelle,  dann  folgt 
das  Wasser  des  Heilbrunnens;  erheblich  weniger  enthält  das  Selterser 
und  noch  etwas  weniger  das  Biskirchener  Wasser. 

Im  Gehalte  an  freier  Kohlensäure  kommt  das  Biskirchener 
Wasser  dem  Selterser  fast  gleich,  —  beide  werden  daran  um  ein  Ge- 
ringes übertroffen  vom  Heilbrunnen  und  in  etwas  höherem  Grade  von 
dem  Boisdorfer  Wasser. 

Die  Aehnlichkeit  des  Biskirchener  Wassers  mit  anderen  altberühmten 
und  vielbegehrten  Wassern  lässt  den  Schluss  zu,  dass  das  Biskirchener 
Wasser,  welches  an  Wohlgeschmack  keinem  der  anderen  nachsteht  und 
dessen  Reinheit  nunmehr  durch  die  solide  Fassung  der  Quelle  dauernd 
verbürgt  ist,  sich  bald  viele  Freunde  erwerben  und  unter  den  alkalisch- 
salinischen  Säuerlingen  einen  ehrenvollen  Flatz  einnehmen  wird. 

E.   Füllung  und  Versandt  des  Biskirchener  Wassers. 

Das  Biskirchener  Wasser  kommt  in  Flaschen  und  Krügen  zum 
Versandt. 

Oeffnet  man  eine  längere  Zeit  gefüllte  Flasche,  so  bemerkt  man 
nicht  den  geringsten  Geruch.  Das  Wasser  fliesst  fast  bis  auf  den 
letzten  Best  vollkommen  klar  aus  der  Flasche,  da  sich  der  geringe 
Ockerabsatz,  welcher  sich  mit  Notwendigkeit  bilden  muss,  fest  an 
dem  Boden  der  Gefässe  ablagert. 

Das  längere  Zeit  in  gut  verschlossenen  Flaschen  oder  Krügen  auf- 
bewahrte Wasser  schmeckt  ausserordentlich  rein,  erfrischend  und  ange- 
nehm. Seine  Armuth  an  schwefelsauren  Salzen  und  der  Umstand,  dass 
•'s  von  organischen  Substanzen  frei  ist,  wie  sein  relativer  Beichthuin 
an  Kochsalz  lässt  schliessen,  dass  es  sich  —  in  ähnlicher  Art  wie  das 
Selterser  Wasser  sehr    lange    so  gut  wie   unverändert   aufbewahren 


—     17     — 

lassen  wird.  Der  Umstand,  dass  hierbei  das  anfangs  gelöste  Eisen- 
oxyda]  in  Oxyd  übergeht  und  dass  dessen  Verbindungen  sich  in  (iestalt 
eines  geringen  Absatzes  ausscheiden,  thut  dem  Wohlgeschmack  des  Was- 
sers in  keiner  Weise  Abbruch. 


Analyse  der  Wappen-Quelle  zn  Bad  Ems, 

Von 

Dr.  R.  Fresenius, 

Geheimem  Hofrathe   und  Professor. 


Auf  einem  älteren  „Grundriss  der  Quellen,  Wasserleitungen  und 
Bäder  zu  Bad  Ems"  ohne  Jahreszahl,  welcher  von  Jos.  Gunst  auf 
Stein  gezeichnet  und  bei  N.  Stadlmair  in  Coblenz  gedruckt  ist,  findet 
sich  die  „Wappenquelle"  mit  beigefügtem  Namen  eingezeichnet  und 
zwar  in  einem  besonderen  Baume,  der  hinter  der  Arcade  des  „Neuen 
Baues"',  zwischen  den  „Kränchensbädern"  und  einem  „Krugmagazin" 
gelegen  ist. 

Dieser  Baum  wurde  später  als  Krugmagazin  benutzt  und  zu  dem 
Behufe  mit  einem  Plattenboden  versehen,  der  über  die  Wappenquelle 
wegging  und  dieselbe  so  vollständig  verdeckte,  dass  sie  ganz  und  gar 
in  Vergessenheit  gerieth. 

Als  man  im  Winter  1875/76  veranlasst  war,  am  Kränchen  das 
FüUgeschäft  in  der  Art  einzurichten,  dass  dadurch  die  Kurgäste  nicht 
mehr  wie  früher  belästigt  wurden,  und  zu  dem  Behufe  Baum  schaffen 
niusste.  wurde  auch  der  Baum  frei  gemacht,  in  welchem  die  Wappen- 
queUe  eingezeichnet  war,  und  als  man  den  Plattenboden  wegnahm, 
fand  man  die  Wappenquelle  in  noch  fast  vollkommen  guter  Fassung 
und  mit  wohl  erhaltenem  Ablauf. 

Nachdem  die  Fassung  neu  hergerichtet  war.  erhielt  ich  von  Seiten 
Königlicher  Regierung  zu  Wiesbaden,  Abtheilung  für  directe  Steuern. 
Domänen  und  Forsten,  den  Auftrag,  das  Wasser  der  Wappenquelle  einer 
umfassenden  Untersuchung  zu  unterwerfen. 

Jahrb.  d.  Haas.   Ver.  f.  Xat.  XXXI  u.  XXXII.  2 


-     18    ~ 

Diesem  Auftrage  bin  ich  nachgekommen  und  berichte  in  Folgen- 
dem über  meine  Wahrnehmungen  an  der  Quelle,  welche  ich  am  7.  April 
1876  besuchte,  und  über  die  Ergebnisse  der  Analyse. 

A.   Fassung  und  physikalische  Verhältnisse  der  Quelle. 

Der  Wappenbrunnen  liegt  etwa  50  Fuss  östlich  vom  Kränchen  in 
einer  massig  grossen,  länglich  viereckigen  Seitenhalle,  welche  hinter 
der  Halle  liegt,  in  welcher  jetzt  das  Wasser  des  Kränchens  in  Krüge 
gefüllt  wird. 

Die  Quelle  kommt  in  einem  kleinen  viereckigen  Schachte  zu  Tage, 
dessen  Querschnitt  fast  quadratisch  ist,  die  Seiten,  welche  von  Südosten 
nach  Nordwesten  laufen,  haben  0,43,  die  anderen  0,46  Meter  Länge. 
Die  Tiefe  des  Schachtes  beträgt  1,25  Meter. 

Fliesst  das  Wasser  aus  dem  oberen  Ablauf  des  kleinen  Schachtes 
ab,  so  ist  die  Wasserhöhe  im  Schacht  0,95  Meter,  öffnet  man  den 
unteren  Ablauf,  so  beträgt  sie  nur  0,3  Meter.  Der  aus  Backstein  und 
Cement  aufgeführte  Schacht  ruht  unmittelbar  auf  dem  Felsen,  aus  dessen 
Spalte  die  Quelle  zu  Tage  kommt.  Am  Boden  des  jetzt  aufgeführten 
Schachtes  sieht  man  noch  Beste  der  alten  Fassung. 

Gewöhnlich  ist  der  untere  Ablauf  des  Wassers  geschlossen,  also 
der  Schacht  bis  0,3  Meter  vom  oberen  Bande  gefüllt.  Das  Wasser 
erscheint  alsdann  im  Schachte  ganz  klar,  bewegt  durch  darin  in  mas- 
siger Menge  aufsteigende  grössere  und  kleinere  Grasblasen.  Die  meisten 
Gasblasen  steigen  in  der  Mitte  und  in  der  westlichen  Ecke  des 
Schachtes  auf. 

Oeffnet  man  den  unteren  Ablauf,  so  dass  das  Wasser  bis  auf 
einen  Wasserstand  von  0,3  Meter  abfliesst,  so  wird  die  Quelle  weit 
lebendiger  und  ist  alsdann  durch  die  darin  aufsteigenden  Gasblasen  in 
steter  Bewegung. 

Im  Glase  erscheint  das  Wasser  vollkommen  klar  und  farblos;  hat 
man  das  Wasser  mit  einem  trockenen  Glase  geschöpft,  so  setzen  sich 
an  den  Wandungen  desselben  Gasperlen  an. 

Der  Geschmack  des  Wassers  ist  ganz  weich,  angenehm,  wenig 
prickelnd. 

Beim  Schütteln  in  halbgefüllter  Flasche  entbindet  sich  Gas  in 
massiger  Menge.  Einen  Geruch  bemerkt  man  an  dem  Wasser  weder 
so,  noch  nach  dem  Schütteln  in  halbgefüllter  Flasche. 

Das  Wasser  fühlt  sich  weich  an  wie  das  aller  anderen  Emscr  Thermen. 


—    19    — 

Zur    Bestimmung   der  Temperatur   des  Wassers   Öffnete  man    den 

unteren  AMaut'  an  dem  kleinen  Schachte  und  senkte  eine  ein  Thermo- 
meter enthaltende  Kochflasche  so  in  die  Quelle,  dass  sie  sich  füllte  und 
ganz  in  dem  frisch  quellenden  Wasser  stand.  Nach  15—20  Minuten  zeigte 
das  Thermometer  35°  C,  gleich  28°  E.,  bei  etwa  16°  C.  Lufttemperatur. 

Bei  gestautem  Wasser  und  gefülltem  Schachte  betrug  die  Tempe- 
ratur 34°  C.  gleich  27,2°  E, 

Die  Wassermenge,  welche  die  Quelle  liefert,  ist  nicht  sehr  gross. 
Ein  10  Liter  fassendes  Gefäss  füllte  sich  hei  nicht  gestautem  Wasser 
in  4  Minuten  4-'!  Secunden.  Somit  lieferte  die  Quelle  in  1  Minute 
2.12  Liter,   in    1   Stunde   127,2  Liter  und  in  24  Stunden  3052,8  Liter. 

Das  specifisehe  Gewicht  des  Wassers,  hei  16°  C.  mittelst  des 
Pyknometers  bestimmt,  beträgt  1,003054. 

B.  Chemische  Verhältnisse. 

Das  Wasser  des  Wappenbrunnens  verändert  sich  heim  Stehen  nicht. 
Das  Wasser  in  am  7.  April  1876  gefüllten  Flaschen  ist  heute  —  am 
8.  August   1876  —  noch  vollkommen   klar. 

Leim  Kochen  des  Wassers  bildet  sich  erst  an  der  Oberfläche  ein 
Häutchen,  dann  ein  massiger,  weisser,  krystallinischer  Niederschlag. 

Zu  Reagentien  verhält  sich  das  der  Quelle  frisch  entnommene 
Wasser  also: 

S  a  1  z  s  ä  u  r  e  bewirkt  nur  massige  Gasentwickelung. 

Chlorbaryum  erzeugt  in  dem  mit  Salzsäure  angesäuerten  Was- 
ser allmählich  einen  nicht  eben  starken,  weissen  Niederschlag. 

Salpetersaures  Silberoxyd  erzeugt  in  dem  mit  Salpeter- 
s-äure  angesäuerten  Wasser  einen  starken,  weissen,  käsigen  Niederschlag. 

Amnion  lässt  da_s  Wasser  anfangs  klar,  allmählich  trübt  sich  das 
damit  versetzte  weisslich. 

Oxalsaures  Amnion  bewirkt  einen  massigen,  weissen  Niederschlag. 

Gerbsäure  wie  Gallussäure  lassen  das  Wasser  anfangs  un- 
verändert; erst  nach  längerer  Zeit  treten  äusserst  geringe  Färbungen  ein. 

B laues  L  a c kraus p a p i e  r  wird  im  Wasser  schwach  geröthet, 
beim  Trocknen  werden  die  eingetaucht  gewesenen  Streifen  wieder  blau. 

Curcumapapier  bleibt  im  Wasser  unverändert,  beim  Trocknen  wer- 
den die  Streifen  braun.  Das  gekochte  Wasser  bräunt  Curcumapapier  sofort. 

.1  ii  il  k  a  1  i  u  m  und  Stärkekleist  e  r  unter  Zusatz  von  verdünnter 
Schwefelsäure    bewirken    keine    auf  salpetrige  Säure    deutende  Bläuung. 

2* 


—    20     - 

Die  qualitative  Analyse  Hess  dieselben  Bestandteile  erkennen,  welche 
auch  in  den  anderen  Emser  Thermen  enthalten  sind. 

Die  quantitative  Analyse  wurde  nach  der  Methode  ausgeführt,  welche 
ich  im  fünfzehnten  Jahrgang  meiner  Zeitschrift  für  analytische  Chemie, 
S.  221  ff.  beschrieben  habe.  Das  dazu  erforderliche  Wasser  entnahm 
ich  am  7.  April  1876  selbst  der  Quelle.  Dasselbe  wurde  in  mit  Glasstopfen 
verschlossenen  Flaschen  in  mein  Laboratorium  nach  Wiesbaden  transportirt. 

Im  Folgenden  gebe  ich  unter  I.  die  Originalzahlen  in  Grammen, 
unter  IL  die  Berechnung,  unter  III.  die  Controle  der  Analyse  und 
unter  IV.  die  Zusammenstellung  der  Resultate. 

I.   Bei  der  quantitativen  Analyse   erhaltene  Originalzahlen 

in  Grammen. 

1.  Bestimmung   des    Chlors. 

a)  176,978  Grm.  Wasser  lieferten  0,4225  Grm. 

Chlorsilber  sammt  Brom-  und  Jodsilber,  entsprechend     2,387302       p.  M. 

b)  174,130  Grm.  Wasser  lieferten  0,4154  Grm. 
Chlorsilber  etc.,  entsprechend 2,385574 

Mittel     .     .     2,386438      p.  M. 
Hiervon  geht  ab  die  dem  Brom  entsprechende 
Menge  Bromsilber  (nach  2)    mit    0,00114600  p.  M. 
und  die    dem  Jod  entsprechende 
Menge  Jodsilber  (nach  2)  mit     .    0,00000659  »    » 

zusammen     .     .     0,00115259   »    » 


Rest     .     .     2,38528541  p.  M. 
entsprechend  Chlor 0,589875 

2.  Bestimmung    des   Jods    und    Broms. 

68250  Grm.  Wasser  lieferten,  nach  Trennung 
der  Jod-  und  Brom-Alkalimetalle  von  der  grösseren 
Menge  der  Chloralkalimetalle,  eine  Flüssigkeit,  aus 
welcher  durch  Behandlung  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure, salpetriger  Säure  und  Schwefelkohlenstoff  das 
Jod  abgeschieden  wurde.  Zur  Ueberführung  des- 
selben in  Jodnatrium  waren  0,71  CC.  einer  Lösung 
von  unterschwefligsaurem  Natron  erforderlich,  von 
welcher  27,90  CC.  0,0095578  Grm.  Jod  entsprachen. 
l>i.-s  ergibt  0,0002432  Grm.  Jod.  entsprechend  .  0,00000356  p.  M. 
entsprechend  Jodsilber 0,00000658  »    » 


—     21     — 

Aus  der  Flüssigkeit,  welche  von  dein  jodhaltigen  Schwefelkohlen- 
stoff getrennt  wurden  war,  wurden  Chlor  und  Brom  als  Silberverbin- 
dungen  gefällt. 

Man  erhielt  4,6345  (Irin. 

a)  2,5565  Gnu.  hiervon  nahmen  beim  (Hüben  im 
Chlorstrome  ab  am  0,0104  Grm.,  die  4,6345  Grm. 
hätten  also  abgenommen  um 0,018853  Grm. 

ß)  1.8360  Grm.  nahmen  ab  um  0,0072,  die 
4,6345  Grm.  hätten  somit  abgenommen  um      .     .     .     0,018173     » 


Mittel     .     .     0,018513   Grm. 
Hieraus  berechnet  sich  ein  Gehalt  an  Bromsilber 
für  die  68250  Grm.  Wasser  von  0,078171  Grm.  oder 

ein  Gehalt  an  Brom  von 0,000487  p.  M. 

entsprechend  Bromsilber 0,011454  »    » 

3.  Bestimmung   der  Kohlensäure. 

a)  219,84  Grm.  Wasser  lieferten  in  Natronkalk  - 
röhren  aufgefangene  Kohlensäure  0,5239  Grm.,  ent- 
sprechend        2,383097  p.  M. 

b)  219,84  Grm.  Wasser  lieferten  0,5286  Grm., 
entsprechend 2,404476   »    » 


Mittel     .     .     2,393787  p.  M. 

4.  Bestimmung  der  Schwefelsäure. 

a)  1020,253  Grm.  Wasser  lieferten  nach  vorherge- 
gangener Abscheidung  der  Kieselsäure  reinen  schwefel- 
sauren Baryt  0,1168  Grm.,  entsprechend  Schwefelsäure     0,039307  p.  M. 

b)  1055,787  Grm.  Wasser  lieferten  0,1207  Grm.. 
entsprechend  Schwefelsäure 0,039253   »    » 


Mittel     .     .     0,039280  p.  M. 

5.  Bestimmung  der  Kieselsäure. 

a)  6140,8  Grm.  Wasser  ergaben  reine  Kieselsäure 

0,2956  Grm.  oder 0,048137  p.  M. 

b)  6306,5    Grm.    Wasser   ergaben    0,3061    Grm. 

Kieselsäure  oder 0,048537   »    » 

Mittel     .     .     0,048337  p.  M. 


22 


6.  Bestimmung  des  Eisenoxyduls. 

a)  Das  in  5  a  erhaltene  Filtrat  lieferte  reines 
Eisenoxyd  0,0020  Grm.,  entsprechend  Eisenoxydul 

h)  Das  in  5h  erhaltene  Filtrat  lieferte  0,0021  Gnu. 
Eisenoxyd,  entsprechend  Eisenoxydul 

Mittel     .     . 

7.  Bestimmung  des  Mangans. 

a)  68250,0  Grm.  Wasser  lieferten  0,0218  Grm. 
Schwefelmangan,  entsprechend  Manganoxydul    . 

h)  6306,5   Grm.    Wasser   ergaben    0,0021  Grm. 

Schwefelmangan,  entsprechend  Manganoxydul    .  .     . 

Mittel     .     . 

8.  Bestimmung  des  Kalks. 

a)  6140,8  Grm.  Wasser  ergaben  0,9835  Grm. 
kohlensauren  Kalk,  Strontian  und  Baryt      .... 

b)  6306,5  Grm.  Wasser  (Filtrat  von  7  b)  ergaben 
1,0058  Grm.  kohlensauren  Kalk  etc 

Mittel     .     . 
Davon  gehen  ah  kohlensaurer 

Strontian 0,002341  p.  M. 

und  kohlensaurer  Baryt  ....     0,000364   »    » 

zusammen     . 

Best     .     . 
entsprechend  Kalk 


0,000293  p.  M. 

0,000299  »  » 
0,000296  p.  M. 

0,000261  p.  M. 

0,000272  »  » 
0,000267  p.  M. 

0,160158  i».  M. 


0,159486  »  » 


0,159822  p.  M. 


0,002705  »  » 

0,157117  p.  M. 

0,087986  »  » 


9.  Bestimmung  der  Magnesia. 

a)  Das  Filtrat  von  8  a,  von  6140,8  Grm.  Wasser 
herstammend,  ergab  1,0905  Grm.  pyrophosphorsaure 
Magnesia,  entsprechend  Magnesia 

1»)  Das  Filtrat  von  8  b,  herrührend  von  030(1,5 
Grm.  Wasser,  ergab  1,1290  Grm.,  entsprechend  Magnesia 

Mittel     .     . 

10.  Bestimmung  der  Chloralkalimetalle. 
a)    1196,21   Grm.  Wasser  lieferten   3,1041   Grm. 

völlig  reine  Chloralkalimetalle,  entsprechend      .     .     . 


0,063994  p.  M. 


0,064512  » 
0,064253  p.  M. 


2,594946  p.  M. 


—     23     — 

b)  912,65   Urin.   Wasser    lieferten    2,3640    Gnu. 
Chloralkalimetalle,  entsprechend 2,590259  p.  M. 

Mittel     .     .     2,592603  p.  M. 

11.   Bestimmung  des  Kalis. 

a)  1020,258  Grrm.  Wasser  ergaben  reines  wasser- 
freies Kaliumplatinchlorid  0,1329  Grrm.,   entsprechend 

Kali 0,025150  p.  M. 

b)  1055,787  tirni.  Wasser  ergaben  Kaliumplatin- 

chlorid  0,1375  Grm.,  entsprechend  Kali 0,025147 


»    » 


Mittel     .     .     0,025148  p.  M. 

12.  Bestimmung  des  Lithions. 

68250,0  Grm.  Wasser  lieferten  basisch  phosphor- 
saures Lithion  0,4235  Grm.,  entsprechend  Lithion     .     0,002409  p.  M. 

13.  Bestimmung  des  Natrons. 

Chloralkalimetalle  sind  vorhanden  nach   10     .     .     2,592603  p.  M. 
Davon   gehen    ab    die   dem  gefundenen  Kali  und 
Lithion  entsprechenden  Mengen  Chlorkalium  und  Chlor- 
lithium, nämlich 

Chlorkalium 0,039801  p.  M. 

Chlorlithium 0,006813  »    » 

zusammen     .     .     0,046614   »    » 

Rest:  Chlornatrium     .     .     2,545989  p.  M. 
entsprechend  Natron 1,350897   »    » 

14.  Bestimmung  des  Baryts. 

68250,0    Grm.    Wasser    lieferten    0,0294    Grm. 
schwefelsauren  Baryt,  entsprechend  Baryt    ....     0,000283  p.  M. 

15.  Bestimmung  des  Strontians. 

68250,0    Grm.    Wasser     lieferten    0,1988    Grm. 
schwefelsauren  Strontian,  entsprechend  Strontian    .     .     0,001643  p.  M. 

16.  Bestimmung  der  Phosphorsäure. 

4966,4  Grm.  Wasser  lieferten  0,0014  Grm.  pyro- 
phosphorsaure  Magnesia,    entsprechend  Phosphorsäure     0,000180  p.  M. 


—     24     — 

17.  Bestimmung  dos  Amnions. 

1991,8  arm.  Wasser  lieferten  0,0044  Grm.  ans 
Ammoniumplatinchlorid  erhaltenes  Platin,  entsprechend 
Ammoniumoxyd 0,000588  p.  M. 

18.  Bestimmung  des  Gesammtrückstandes. 

417,92  Grm.  Wasser  wurden  mit  Schwefelsäure 
angesäuert,  zur  Trockne  verdampft  und  der  Rückstand 
in  einer  Atmosphäre  von  kohlensaurem  Amnion  solange 
vorsichtig  geglüht,  bis  die  sauren  schwefelsauren  Al- 
kalien vollständig  in  neutrale  übergeführt  waren.  Es 
wurden  erhalten   1,5069  Grm.,  entsprechend      .     .     .     3,605714  p.  M. 

II.  Berechnung  der  Analyse. 

a)  Schwefelsaures  Kali. 

Kali  ist  vorhanden  nach  11 0,025148  p.  M. 

bindend  Schwefelsäure 0.021344   »    » 

zu  schwefelsaurem  Kali     .     .     0,046492  p.  M. 

b)  Schwefelsaures  Natron. 

Schwefelsäure  ist  vorhanden  nach   4 0,039280  p.  M. 

Davon  ist  gebunden  an  Kali 0,021344  »    » 

Rest:  Schwefelsäure     .     .     0,017936  p.  M. 
bindend  Natron 0,013918   »    » 

zu  schwefelsaurem  Natron     .     .     0,031854  p.  M. 

c)  Ch  lo  rnatrium. 

Chlor  ist  vorhanden  nach   1 0,589875  p.  M. 

bindend  Natrium 0,383269   »    » 

zu  Chlornatrium     .     .     0,973144  p.  M. 

d)  J  o  d  u  a  t  r in  m. 

Jod  ist  vorhanden  nach  2 0,00000356  p.  M. 

bindend  Natrium 0,00000065   »    » 


zu  Jodnatrium     .     .  0,00000421  p.  M. 
e)   Bromnatrium. 

Brom  ist  vorbanden  nach  2 0,000488  p.  M. 

bindend  Natrium 0,000141   »    » 

zu  Bromnatrium     .     .     0,000629  p.  M. 


»     » 
»     » 


»       s> 


—    25    — 

f)  Phosphorsaures  Natron. 

Phosphorsäure  ist  vorhanden  nach   L6     .     .     .     .    ".     0,000180  p.  M. 

bindend  Natron 0,000157   »    » 

bindend  Wasser 0,000023  »   » 

zu  2Na()  J  P05     .     .     0,000360  i».  M. 

g)  Kohlensaures  Natron. 

Natron  ist  vorhanden  nach   13 1,350897  p.  M. 

Davon  ist  gebunden  als  Natrium 

an  Chlor      .     .     .     .     .  0,5163-19       p.  M. 

»    Brom 0,000190 

^>    Jod 0,00000088 

Als  Natron  gebunden  an  Phosphor- 
säure   0,000157 

an  Schwefelsäure.  .     .     .  0,013918       »    » 

zusammen     .     .     0,530615   »    » 

Rest     .     .     0,820282  p.  M. 
bindend  Kohlensäure 0,581385   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Natron     .     .      1,401667  p.  M. 
entsprechend    wasserfrei    gedachtem    zweifach    kohlen- 
saurem Natron 1,983052   »    » 

h)  Kohlensaures  Lithion. 

Lithion  ist  vorhanden  nach  12 0,002409  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,003528   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem   Lithion     .     .     0,005937  p.  M. 
entsprechend   wasserfrei   gedachtem    zweifach    kohlen- 
saurem Lithion 0,009465   »    » 

i)  Kohlensaures  Ammon. 

Ammon  ist  vorhanden  nach   17 0,000583  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,000493   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Ammon     .     .     0,001076  p.  BL 
entsprechend    wasserfrei   gedachtem    zweifach    kohlen- 
saurem Ammon 0,001569   »    » 


—     26     — 

k)  Kohlensaurer  Baryt. 

Baryt  ist  vorhanden  nach   14 0,000283  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,000081   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Baryt     .     .  0,000364  p.  M. 

entsprechend  zweifach  kohlensaurem  Baryt   ....  0,000445   »    » 

1)  Kohlensaurer  Strontian. 

Strontian  ist  vorhanden  nach  15 0,001643  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,000698   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Strontian     .     .  0,002341  p.  M. 

entsprechend  zweifach  kohlensaurem  Strontian  .     .     .  0,003039   »    » 

im)  Kohlensaurer  Kalk. 

Kalk  ist  vorhanden  nach  8 0,087986  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,069132   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Kalk     .     .  0,157118  p.  M. 

entsprechend  zweifach  kohlensaurem  Kalk     ....  0,226250   »    » 

n)  Kohlensaure  Magnesia. 

Magnesia  ist  vorhanden  nach  9 0,064253  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,070678   »    » 

zu  einfach  kohlensaurer  Magnesia     .     .  0,134931  p.  M. 

entsprechend  zweifach  kohlensaurer  Magnesia     .     .      .  0,205609   »    » 

o)  Kohlensaures  Eisen oxydul. 

Eisenoxydul  ist  vorhanden  nach  6 0,000296  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,000181    »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Eisenoxydul     .     .  0,000477  p.  M. 

entsprechend  zweifach  kohlensaurem  Eisenoxydul    .     .  0,000658   »    » 

p)  Kohlen  saures  Manganoxydul. 

Manganoxydul  ist  vorhanden  nach  7 0,000267  p.  M. 

bindend   Kohlensäure 0,000165   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Manganoxydul  0,000432  p.  M. 

entsprechend  zweifach  kohlensaurem  Manganoxydul  0,000597   ->    » 

(\)    Kieselsäure. 

Kieselsäure  ist  vorhanden  nach  5 0,048337  p.  M. 


27 


r)  Freie  Kohlensäure. 

Kohlensäure  ist  im  Ganzen  vorhanden  nach  3  . 

Davon   ist   zu  einfach  kohlensauren  »Salzen  gebunden: 


2,393787  p.  M. 


an  Natron  nach  g    . 

»  Lithion  nach  h   . 

»  Amnion  nach  i    . 

»  Kalk  nach  m 

^>  Baryt  nach  k 

Strontian  nach  1 

»  Magnesia  nach  n 

»  Eisenoxydul  nach  o 

»  Manganoxydul  nach  p 


0,581385  i».  M. 

0,003528  »  >> 

0,000493  »  » 

0,069132  »  » 

0,000081  » 

0,000098  »  » 

0,070678  »  » 

0,000181  »  » 

0,000165  »  » 


0,726341 


»    » 


zusammen     . 

Rest     .     .     1,667446  p.  M. 
einfach   kohlensauren  Salzen  zu 


Hiervon    ist    mit   den 

Bicarhonaten  verbunden 0,726341  »    » 

Rest:  völlig  freie  Kohlensäure 


0,941105  p.  M. 


III.  Controle  der  Analyse. 


Berechnet  man  die  einzelnen  Bestandteile  des  Mineralwassers  auf 
den  Zustand,  in  welchem  sie  in  einem  durch  Eindampfen  des  Wassers 
mit  Schwefelsäure  und  Glühen  mit  kohlensaurem  Amnion  erhaltenen 
Rückstande  enthalten  sein  müssen,    so    erhält   man    folgende  Resultate: 


1,360213  p.  M. 

0,025148  »  » 

0,002409  »  » 

0.OS7986  »  » 

0,064253  »  » 

0,000283  »  » 
0.001643 

0,000267  »  » 

0.000296  »  » 

0,ü4s:«7  »  » 

0,000180  »  » 


Natron  als  schwefelsaures  Natron  .     . 
Kali  als  schwefelsaures  Kali 
Lithion  als  schwefelsaures  Lithion 
Kalk  als  schwefelsaurer  Kalk    . 
Magnesia    als   schwefelsaure  Magnesia 
Baryt  als  schwefelsaurer  Baryt      .     . 
Strontian  als  schwefelsaurer  Strontian 
Manganoxydul  als  schwefeis.  Manganox. 

Eisenoxydul  als  Oxyd 

Kieselsäure 

Phosphorsäure  als  2  NaO,POs  .     .     . 


3,091745  p.  M. 

0,046492  »  » 

0,008824  »  » 

0,213680  »  » 

0,192759   »  » 

0,000431   »  ^> 

0,002913  »  » 

0,000568   »  » 
0,000329   » 

0,048337   »  » 

0,000337   »  » 


zusammen 


3,606415  p.  M. 


—    28    — 

Hiervon  ab   schwefelsaures  Natron    für  phosphorsaures 

Natron 0,000360  p.  M. 

Kost     .     .  3,606055  p.  M. 

Die  directe  Bestimmung  ergab  nach  18 3,605714  »    » 

IV.  Zusammenstellung  der  Resultate. 

In  dem  Wasser  der  Wappenquelle  zu  Ems  sind  in   1000  Gewichts- 
theilen   enthalten: 

a)  Die   kohlensauren   Salze    als   einfache  Carbonate  berechnet   und 
sämmtliche  Salze  ohne  Krystallwasser. 

a.  In  wägbarer  Menge  vorhandene  Bestandteile : 

Kohlensaures  Natron 1,401667  p.  M. 

»           Lithion     .......  0,005937  »  » 

»           Amnion 0,001076  »  » 

Kohlensaurer  Kalk 0,157118  »  » 

»           Baryt 0,000364  »  » 

Strontian 0,002341  »  » 

Kohlensaure   Magnesia 0,134931  »  » 

Kohlensaures  Eisenoxydul 0,000477  »  » 

»           Manganoxydul 0,000432  »  » 

Chlornatrium        0,973144  »  » 

Bromnatrium 0,000629  »  » 

Jodnatrium 0,000004  »  » 

Schwefelsaures  Kali 0,046492  »  » 

»              Natron 0,031854  »  » 

Phosphorsaures  Natron 0,000360  »  » 

Kieselsäure 0,048337  »  » 

Summe  der  festen  Bestandtheile  .     .     2,805163  p.  M. 
Kohlensäure,  mit  den  Carbonaten  zu  Bicar- 

bonaten  verbundene 0,726341   »    » 


Kohlensäure,  völlig  freie 0,941105  » 


» 


Summe  aller  Bestandtheile     .     .     4,472609  p.  M. 
ß.  In  unwägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile: 

Borsäure,  an   Natron  gebunden,  Spur. 

Caesion  und  Rubidion,  an  Schwefelsäure  gebunden,  sehr  geringe  Spuren. 

Fluor,  au   Calcium  gebunden,  Spur. 

Stickgas,   Spur. 


29    — 

b)  Die  kohlensauren  Salze  als  wasserfreie  Bicarbonate  und  sämmt- 
liche  Salze  ohne  Krystallwasser  berechnet: 

a.  In  wägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile: 

Doppelt  kohlensaures  Natron       ....  1,983052  )>.  M. 

»                 »          Lithion      ....  0,0094(55  »  » 

»                  »           Amnion      ....  0,001569  »  » 

»       kohlensaurer  Kalk 0,226250  »  » 

»                  »           Baryt 0,000445  »  » 

»                 »          Strontian  ....  0,003039  »  » 

»       kohlensaure  Magnesia    ....  0,205609  »  » 

»        kohlensaures  Eisenoxydul   .     .     .  0,000658  »  » 

»                  »           Manganoxydul     .     .  0,000597  »  » 

Chlornatrium 0,973144  »  »  . 

Bromnatrium 0,000629  ; 

Jodnatrium 0,000004 

Schwefelsaures  Natron 0,031854 

Kali 0,046492  : 

Phosphorsaures  Natron 0.000360  »  » 

Kieselsäure 0,048337  »  » 

Summe  .     .     3,531504  p.  M. 
Kohlensäure,  völlig  freie 0,941105   »    » 

Summe  aller  Bestandtheile     .     .     4,472609  p.  M. 

ß.  In  unwägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile: 
Vergleiche  die  Zusammenstellung  a. 

Auf  Volumina  berechnet,    beträgt   bei  Quellentemperatur   (35°  ('.) 
und  Normal- Barometerstand : 

1)  Die  wirklich  freie  Kohlensäure: 

In   1000  CC.  Wasser 539,95  CC. 

2)  Die  freie  und  halbgebundene  Kohlensäure: 

In    1000  CC.  Wasser 956,68  CC. 


»    » 
»    » 


Die  Gase,    welche    der  Wappenquelle    frei  entströmen,  enthalten   in 

1000  CC.  Kohlensäure 987,5  CC, 

Stickgas 12,5  CC. 


30 


C.  Charakter  der  Wappenquelle. 

Die  Wappenquelle  schliesst  sich  in  ihrem  ganzen  Verhalten  den 
anderen  Emser  Thermen  an.     Aus   der  Vergleichung   der  Bestandteile 

der    Wappenquelle   mit    denen    der    anderen    Emser   Domanial- Thermen, 
welche  ich  unter  1).  folgen  lasse,  ergeben  sich  folgende  Schlüsse: 

Im  Gehalt  an  doppelt  kohlensaurem  Natron  steht  die  Wappenquelle 
zwischen  dem  Kränchen  und  Kesselbrunnen. 

Im  Gehalte  an  doppelt  kohlensaurem  Lithion  übertrifft  sie  die 
anderen  Quellen  etwas. 

Der  Kochsalzgehalt  der  Wappenquelle  liegt  zwischen  dem  der  neuen 
Badequelle  und  dem  des  Kränchens. 

Der  Gehalt  an  schwefelsaurem  Kali  ist  grösser  als  beim  Kränchen 
und  liegt  zwischen  dem  der  neuen  Badequelle  und  dem  des  Fürsten- 
brunnens. 

An  doppelt  kohlensaurem  Kalk  ist  die  Wappenquelle  etwas  reicher 
als  alle  anderen  Quellen. 

Der  Gehalt  der  Wappenquelle  an  doppelt  kohlensaurer  Magnesia 
stimmt  mit  dem  des  Kränchens  und  Fürstenbrunnens,  die  daran  etwas 
reicher  sind  als  der  Kesselbrunnen  und  die  neue  Badequelle,  fast  ganz 
übe  rein. 

An   doppelt    kohlensaurem  Eisenoxydul    ist    die    Wappenquelle   viel 
ärmer  als  alle    anderen  Quellen.     Sie   enthält   nur  1J3  dessen,    was   der 
Fürstenbrunnen   —  die    daran    firmste    Quelle   —   enthält,    während   sie 
an    doppelt   kohlensaurem  Manganoxydul    die    daran    reichste   Quelle 
die  neue  Badequelle   —  noch  etwas  übertrifft. 

Im  Gehalt  an  freier  Kohlensäure  steht  die  Wappenquelle  zwischen 
dem  Kesselbrunnen  und  dem  Fürstenbrunnen. 

Aus  dem  Gesagten  folgt,  dass  die  Wappenquelle  den  anderen 
Emser  Thermen  als  ein  weiteres  schätzbares  Heilmittel  in  erfreulicher 
Weise  zur  Seite  steht. 


—    31     — 


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32 


Analyse  des  Kaiser-Brunnens  zn  Bad  Ems. 


Von 

Dr.  R.  Fresenius, 

Geheimem  Hofrathe  und  Professor. 


Auf  dem  alten  „Grundriss  der  Quellen,  Wasserleitungen  und  Bäder 
zu  Bad  Ems",  welche  von  Jos.  Gunst  auf  Stein  gezeichnet  und  bei 
N.  Stadlmair  in  Coblenz  ohne  Beifügung  einer  Jahreszahl  gedruckt 
ist,  findet  sich  in  dem  ,, Reservoir  im  Keller"  bezeichneten  Baume  eine 
Quelle  Nr.  XV.  eingezeichnet.  Dieselbe  liegt  86  Fuss  westnordwestlich 
vom  Kesselbrunnen,  welcher  auf  dem  genannten  Grundriss  als  ,,Cur- 
brunnen"  bezeichnet  ist. 

Diese  Quelle  wurde  im  December  1877  neu  gefasst  und  erhielt,  da 
sich    ihr  Wasser    als  vorzüglich   erwies,    den    Namen  Kaiserbrunnen. 

Nachdem  die  Quelle  vom  December  1877  bis  März  1878  gleich- 
massigen  Abfluss  gezeigt  hatte,  erhielt  ich  von  Königlicher  Regierung 
zu  Wiesbaden,  Abtheilung  für  directe  Steuern,  Domänen  und  Forsten, 
den  Auftrag,  das  Wasser  des  Kaiserbrunnens  einer  umfassenden  Unter- 
suchung zu  unterwerfen. 

Diesem  Auftrage  entsprechend  besuchte  ich  die  Quelle  am  ID.  März 
1878,  am  5.  Mai  1878  fand  ein  zweiter  Besuch  statt.  Im  Folgenden 
berichte  ich  über  die  Wahrnehmungen  an  der  Quelle  und  über  die 
Resultate  der  vorgenommenen  chemischen  Analyse. 

A.  Fassung  und  physikalische  Verhältnisse  der  Quelle. 

Die  Lage  der  Quelle  ergibt  sich  aus  dem  oben  bereits  Mitgetheilten. 
Die  Quelle  kommt  zu  Tage  in  einem  kleinen  gemauerten  und  cemen- 
tirten  viereckigen  Schachte.  Der  Querschnitt  desselben  ist  quadratisch, 
von  40  Centimeter  Seitenlänge.  Der  kleine  Schacht  hat  00  Centimeter 
Tiefe;  an  der  südlichen  Seite  finden  sich  2  Abläufe,  einer  20,  der  andere 
42  Centimeter  vom  Boden  entfernt.  Der  kellerartige  Raum,  in  welchem 
der  kleine  Quellcnschacht  sich  befindet,   liegt    1,30   Meter  tiefer  als  der 


—    33    — 

hinter  dem  Mittelbau  des  Curhauses  herlaufende  Gang,  seine  Ausdeh- 
nung- von  Osten  nach  Westen  beträgt  6  Meter,  die  von  Süden  nach 
Norden  4  Meter.  Die  Quelle  liegt  unmittelbar  an  der  nördlichen  Wand, 
nicht  ganz  in   der  Mitte. 

Die  Mauern  des  kleinen  Quellenschachtes  ruhen  direct  auf  dem 
Felsen,  aus  dessen  Spalten  man  Wasser  und  Kohlensäure  austreten  sieht. 
Das  Wasser  der  Quelle  fliesst  fortwährend  ab. 

Das  Aussehen  des  Wassers  im  Quellenschachte  ist  klar,  die  Quelle 
ist  durch  aufsteigende  Grasblasen  in  ziemlich  lebhafter  Bewegung-.  Im 
(ilase  erscheint  das  Wasser  vollkommen  klar  und  farblos,  beim  Schütteln 
in  ha  11  »gefüllter  Flasche  wird  relativ  viel  Gas  entbunden.  Das  ent- 
wickelte (ias  wie  das  ausgeschüttelte  Wasser  sind  ganz  geruchlos.  Der 
Geschmack  des  Wassers  ist  weich,  etwas  prickelnd,  angenehm.  Es  fühlt 
sich  weich  an  wie  das  aller  Emser  Thermen. 

Die  Temperatur  des  Wassers  ergab  sich  am  5.  Mai  1878  zu  28,55°  C. 
oder  22,84°  ß. 

Bei  geöffnetem  unterem  Ablauf  lieferte  die  Quelle  in  1  Minute  und 
50  Secunden  2  Liter  Wasser,  somit  liefert  sie  in  1  Minute  1,09  Liter, 
in  1  Stunde  65,4  Liter  und  in  24  Stunden  1569,6  Liter. 

Freies  Gas  lieferte  die  Quelle  im  Durchschnitte  mehrerer  Versuche 
in  einer  Minute   1,063  Liter. 

Das  specifische  Gewicht  des  Wassers  wurde  nach  der  Methode  be- 
stimmt, welche  ich  für  an  freiem  Gase  reichere  Wasser  angegeben  habe. 
(Meine  Zeitschrift  f.  analyt.  Chemie  1,  178.)  Es  ergab  sich  bei  19,5°  C. 
zu  1,003416. 


B.  Chemische  Verhältnisse. 

Das  Wasser  des  Kaiserbrunnens  wird  unter  der  Einwirkung  der 
atmosphärischen  Luft  allmählich  schwach  weisslich  opalisirend;  die  diese 
Erscheinung  bedingenden  Substanzen,  der  Hauptsache  nach  unlösliche 
Eisenoxydverbindungen,  setzen  sich  bei  längerem  Stehen  des  Wassers  in 
Gestalt  eines  geringen  gelblich  weissen  Niederschlages  ab.  Einen  solchen 
fand  ich  auch  beim  vollkommenen  Entleeren  des  kleinen  Schachtes  auf 
dem  Buden  desselben.  Beim  Kochen  scheidet  sich  aus  dem  Kaiser- 
brunnenwasser ebenso  wie  aus  dem  Wasser  aller  anderen  Emser  Thermen 
ein  weisser  krystallinischer  Niederschlag  ab,  welcher  der  Hauptsache 
nach  aus  kohlensaurem  Kalk  besteht. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  3 


—    34    — 

Zu  Reagentien  verhält  sich  das  der  Quelle  frisch  entnommene 
Wasser  also: 

S  a  1  z  s  ä  u  r  e  bewirkt  massige  Kohlensäureentwickelung. 

Chlorbaryum  erzeugt  in  dem  mit  Salzsäure  schwach  angesäuerten 
Wasser  sofort  weisse  Trübung. 

Salpetersaures  Silberoxyd  bewirkt  in  dem  mit  Salpetersäure 
angesäuerten  Wasser  einen  starken,  weissen,  käsigen  Niederschlag. 

Ammoniak  lässt  das  Wasser  anfangs  ganz  klar,  allmählich  bildet 
sich  ein  massiger  weisser  Niederschlag. 

Oxalsaures  Amnion  bewirkt  sofort  ziemlich  starke  weisse 
Trübung. 

Gerbsäure  färbt  das  Wasser  bald  massig  rothviolett, 

Gallussäure  allmählich  ganz  schwach  blauviolett. 

Blaues  Lackmuspapier  färbt  sich  im  Wasser  st i fort  roth ; 
heim  Trocknen  werden  die  eingetaucht  gewesenen  Streifen  wieder  blau. 

Curcumapapier  bleibt  im  Wasser  unverändert;  beim  Trocknen 
werden  die  Streifen  braun. 

Jodkai  ium- Stärkekleist  er  verändert  das  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  angesäuerte  Wasser  nicht. 

Die  qualitative  Analyse  zeigte,  dass  das  Wasser  des  Kaiser- 
brunnens  dieselben  Bestandtheile  enthält,  welche  ich  in  allen  anderen 
Emser  Thermalquellen  nachgewiesen  habe. 

Die  quantitative  Analyse  wurde  genau  nach  der  Methode 
ausgeführt,  welche  ich  in  meiner  Anleitung  zur  quantitativen  Analyse, 
6.  Aufl.  §.  209  angegeben  habe.  Das  zur  quantitativen  Analyse  ver- 
wandte Wasser  wurde  am  5.  Mai  1878  der  Quelle  entnommen  uml 
abgesehen  von  den  Mengen,  welche  zur  Bestimmung  der  Kohlensäure 
und  des  specifischen  Gewichtes  dienten  —  in  weissen  Glasflaschen  mit 
ein  geschliffenen  Stopfen  in  mein  Laboratorium  nach  Wiesbaden  trans- 
portirt.  Die  zur  Bestimmung  der  in  kleinster  Menge  vorhandenen  Be- 
standtheile bestimmte  Wassermenge  kam  in  einem  grossen  Glasballon 
zur  Versendung. 

Im  Folgenden  linden  sich  unter  I  die  Originalzahlen,  unter  II  die 
Berechnung,  unter  III  die  Controle  der  Analyse,  IV  gibt  die  Zusammen- 
stellung der  bei  der  Analyse  des  Wassers  erhaltenen  Resultate  und  V 
die  Analyse  des  der  Quelle  frei  entströmenden  Gases. 


35 


I.   Bei  der  quantitativen  Analyse   des  "Wassers   erhaltene 
Originalzahlen  in  Grammen. 

1.  Bestimmung  des  Chlors. 

a)  r» » >  1.740  Grm.  Wasser  lieferten,  mit  Salpeter- 
säure  angesäuert   und   mit   salpetersaurem  Silberoxycl 

gefallt,  1,2055 Grm.  Chlor-Brom-Jodsilber,  entsprechend     2,402039  p.  M. 

b)  501,330  Grm.  Wasser   lieferten   1,2055  Grm. 

Chlor-,  Brom-  und  Jodsilber,  entsprechend  ....     2,404004   »    » 

Mittel     .     .     2,403021  p.  M. 
Zieht  man  hiervon  ab  die  geringen  Mengen  Brom- 
und  Jodsilber,  welche  dem  vorhandenen  Brom  und  Jod 
entsprechen,  nämlich : 

für  Brom  (siehe  2):  Bromsilber    0,0008710  p.  M. 
für  Jod  (siehe  2) :  Jodsilber    .    0,0000257    »    » 

Summa     .     .  0,0008973   »    » 

so  bleibt  Chlorsilber 2,4027237  p.  M. 

entsprechend  Chlor 0,594188     »    » 

2.  Bestimmung  des  Jods   und  Broms. 

a)  00533  Grm.  Wasser  lieferten  soviel  freies,  in 
Schwefelkohlenstoff  gelöstes  Jod,  dass  zu  dessen  Ueber- 
führung  in  Jodnatrium  1,72  CG.  einer  Lösung  von 
unterschwefligsanrem  Natron  gebraucht  wurden,  von 
welcher    19,50  CC.    0,00950    Grm.    Jod    entsprachen. 

Daraus  berechnet  sich  0,000843  Grm.  Jod,  entsprechend  0,0000139  p.  M. 

b)  Die    vom  Jod  befreite    Flüssigkeit    lieferte,    mit    salpetersaurem 
Silberoxyd  gefällt  1,7513  Grm.  Chlor-  und  Bromsilber. 

a)  0,7005  Grm.  desselben  nahmen  im  Chlorstrom 
geschmolzen  ab  um  0,0055  Grm.,  die  1,7513  Grm. 
hätten  somit  abgenommen 0,012500  Grm. 

ß)  0,7894  Grm.  nahmen  ab  0,0050  Grm.,  die 
1,7513  Grm.  hätten  somit  abgenommen        ....     0,012423     » 

Mittel     .     .     0,012495  Grm. 
Hieraus  berechnet  sich  ein  Gehalt  an  Brom  für 
die  00533  Grm.  Wasser  von  0,022454  Grm.  oder      .  0,0003709  p.  M. 

3* 


36 


3.  Bestimmung    der   Kohlensäure. 

a)  221,982  Grm.  Wasser  lieferten  in  Natron- 
kalkrühren aufgefangene  Kohlensäure  0,6225  Grm., 
entsprechend 2,804281  p.  M. 

b)  289,516    Grm.  Wasser    lieferten    Kohlensäure 

0,8114  Grm.,  entsprechend 2,802608   »    » 

Mittel     .     .     2,803445  p.  M. 


4.  Bestimmung   der   Schwefelsäure. 

a)  2004,8  Grm.  Wasser  lieferten  0,1895  Grm. 
schwefelsauren  Baryt  entsprechend  0,065064  Grm. 
Schwefelsäure  oder 

b)  1862,3  Grm.  Wasser  lieferten  0,1765  Grm. 
schwefelsauren  Baryt,  entsprechend  0,060601  Grm. 
Schwefelsäure  oder        


0,032454  p.  M. 


0,032541 


Mittel 


0,032498  p.  M. 


5.  Bestimmung-    der    Kieselsäure. 


a)  6230,8  Grm.  Wasser  lieferten,  in  einer  Platin- 
schale   mit    Salzsäure    zur    Trockne    verdampft    etc., 

0,3121  Grm.  Kieselsäure,  entsprechend 0,050090  p.  M. 

b)  7062,3    Grm.    Wasser    lieferten   0,3549   Grm. 

Kieselsäure,  entsprechend 0,050253   »    » 


Mittel 


0,050171  p.  M. 


0,000823  p.  M. 


6.  Bestimmung   des   Eisenoxyduls. 

a)  Das  Filtrat  von  5  a  lieferte  vollkommen  reines 
Eisi'iioxyd  0,0057  Grm.,  entsprechend  Eisenoxydul 

b)  Das  Filtrat  von  5b  lieferte  0,0064  Grm.  Eisen- 
oxyd, entsprechend  Eisenoxydul 0,000816   »    » 

Mittel     .     .     0,000820  p.  M. 

7.  Bestimmung   des   Kalks. 

a)  Das  Filtrat  von  Oa  lieferte,  bei  doppelter 
Fällung  mit  oxalsaurem  Ammon  und  nach  Ueberführung 
der  Oxalsäuren  Basen  in  kohlensaure  Verbindungen, 
0,9955  Grm.  oder       0,159771  p.  M. 


—     37     — 

1»)  Das  Filtrat  von  6b  lieferte  1,1281  Grm. 
oder 0,159735  p.  M. 

Mittel     .     .     0,159753  p.  M. 
Davon    geht   ab    nach-   12    kohlensaurer 

Baryt 0,0005531 

kohlensaurer  Strontian 0,0017727 

zusammen     .     .  0,0023258   »    » 

bleibt  kohlensaurer  Kalk 0,157427    p.  M. 

entsprechend  Kalk 0,088159     »    » 

8.  Bestimmung    der   Magnesia. 

a)  Das  Filtrat  von  7  a  lieferte  pyrophosphorsaure 

Magnesia    1,1090  Grm.,  entsprechend  Magnesia      .     .     0,064139  p.  M. 

b)  Das  Filtrat  von  7b  lieferte  pyrophosphorsaure 

Magnesia   1,2566  Grm.,  entsprechend  Magnesia     .     .     0,064119  »    » 

Mittel     .     .     0,064129  p.  M. 

9.  Bestimmung   der   Chloralkalimetalle. 

a)  2004,8    Grm.    Wasser    lieferten    vollkommen 

reine  Chloralkalimetalle  5,2028  Grm.,  entsprechend    .     2,593172  p.  M. 

b)  1862,3  Grm.  Wasser  lieferten  4,8308  Grm., 
entsprechend 2,593997  »    » 

Mittel     .     .     2,594585  p.  M. 

10.  Bf  Stimmung    des   Kalis. 

a)  Die  in  9  a  erhaltenen  Chloralkalimetalle  liefer- 
ten reines  wasserfreies  Kaliumplatincblorid  0,2505  Grm., 
entsprechend  Kali 0,024125    p.  M. 

b)  Die  in  9  b  erhaltenen  Chloralkalimetalle  liefer- 
ten 0,2331  Grm.  Kaliumplatinchlorid,  entsprechend  Kali  0,024167     »    » 

Mittel     .     .  0,024146    p.  M. 
entsprechend  Chlorkalium 0,0382145 


»    » 


11.  Bestimmung   der   Thonerde. 

Die  Thonerde  wurde  in  dem  aus  den  Wassermengen  5  a  und  5  b 
(zusammen  13293,1  Grm.)  nach  Abscheidung  der  Kieselsäure  erhaltenen 
Ammonniederschlage  bestimmt,  nachdem  durch  Weinsäure  und  Schwefel- 


—    38    — 


ammonium  Eisen  und  Mangan  abgeschieden  waren.  Man  erhielt  phos- 
phorsaure Thonerde  0,0008  Grm.,  entsprechend  .  .  0,0000602  p.  M. 
phosphorsaure  Thonerde,  oder  Thonerde      ....     0,0000251   »    » 

12.  Bestimmung     der     Phosphorsäure,     des      Baryts, 
Strontians,   Manganoxyduls    und   Lithions,, 

a)  60533  Grm.  Wasser  lieferten,  nach  Abschei- 
dung aller  Phosphorsäure  in  Gestalt  basischen  Eisen- 
salzes und  Fällung  der  darin  enthaltenen  Phosphor- 
säure  als  phosphorsaures  Molybdänsäure- Ammon  etc., 
0,0208  Grm.  pyrophosphorsaure  Magnesia,  entspre- 
chend Phosphorsäure 0,0133045  Grm. 

oder     .     .     0,0002198  p.  M. 

b)  60533  Grm.  Wasser  lieferten  reinen  schwefel- 
sauren Baryt  0,0396  Grm.,  entsprechend  Baryt  .     .     0,0004296  »    » 
entsprechend  kohlensaurem  Baryt 0,0005531   »    » 

c)  60533  Grm.  Wasser  lieferten  reinen  schwefel- 
sauren Strontian  0,1335  Grm.,  entsprechend  Strontian 
entsprechend  kohlensaurem  Strontian 

d)  60533  Grm.  Wasser  lieferten  0,0 P29  Grm. 
im  Wasserstoffstrome  geglühtes  Schwefelmangan,  ent- 
sprechend 0,010528  Grm.  Manganoxydul  oder     . 

e)  60533  Grm.  Wasser  lieferten  0,2749  Grm. 
basisch  phosphorsaures  Lithion,  entsprechend  0,106729 

Grm.  Lithion  oder 0,0017631 

entsprechend  Chlorlithium 0,0049864 

13.  Bestimmung    des    Natrons. 

Die  Summe  der  Chloralkalimetalle  beträgt  (nach  9) 
Hiervon  geht  ab : 

für   Chlorkalium    (nach  10)     0,0382140  p.  M. 
»     Chlorlithium  (nach  12)     0,0049864  »    » 


0,0012439 
0,0017727 


0,0001739 


»    » 


2,5945850  p.  M. 


zusammen 

bleibt  Chlornatrium      .     . 
entsprechend  Natron     . 

14.  Bestimmung    des   Ammon  s. 

1 747  Grm.  Wasser  lieferten,  nach  dem  Glühen  des  er- 
haltenen Ammoniumplatinchlorids,  0,0205  Grm.  Platin, 
entsprechend  0,005414  Grm.  Ammoniumoxyd  oder   . 


0,0432004  »  » 

2,5513846  p.  M. 
1.353760  »  » 


0,003099  p.  M. 


—    39    — 

15.   Bestimmung   des   gesammte^i    ALbdampfungsrück- 

standes   nach    »lein    Behandeln   mit  Schwefelsäure 

unil    gelindem    Glühen    in    einer   Atmosphäre    von 

k  ii  li  lens  a  u  rem    Am  m  on. 

614,845  Grrm.  Wasser  lieferten  2,2193  Grm.  Sulfate  etc. 

oder 3,609528    p.  M. 

II.  Berechnung  der  Analyse. 

a)  Sc  h  w  e  fe  Isau  res   Kai  i. 

Kali  ist  vorhanden  nach  (10) 0,024146    p.  M. 

bindend  Schwefelsäure 0,020493     »    » 

zu  schwefelsaurem  Kali     .     .  0,044639     p.  M, 

b)  Schwefelsaures    Natron. 

Schwefelsäure  ist  vorhanden  (nach  4) 0,032498     p.  M. 

hiervon  ist  gebunden  an  Kali  (nach  a)       ....  0,020493     »    » 

Rest  Schwefelsäure     .     .  0,012005     p.  M. 

bindend  Natron 0,009316     »    » 

zu  schwefelsaurem  Natron     .     .  0,021321     p.  M. 

c)  C  h  ld  rn  atri  u  m. 

Chlor  ist  vorhanden   (nach   1) 0,594188     p.  M. 

bindend  Natrium 0,386071      »    » 

zu  Chlornatrium    .     .  0,980259    p.  M. 

d)  Bromnatrium. 

Brom  ist  vorhanden  (nach  2b) 0,0003709  p.  M. 

bindend  Natrium 0,0001069   »    » 

zu  Bromnatrium     .     .  0,0004778  p.  M. 

e)  Jodnatriu m. 

Jod  ist  vorhanden  (nach  2  a) 0,0000139  p.  M. 

bindend  Natrium 0,0000025   »    » 

zu  Jodnatrium     .     .  0,0000164  p.  M. 

f)  Phos  p  h  o  r  s  a  uro    T  h  o  n  e  r  d  e. 

Thonerde  ist  vorbanden  (nach   11) 0,0000251  p.  M. 

bindend  Phosphorsäure 0,0000351   »    » 

zu  phosphorsaurer  Thonerde     .     .  0,0000602  p.  M. 


—    40    — 


g)  Phosphorsaures    Natron. 
Gresammtphosphorsäure  ist  vorhanden  (nach  12a) 
davon  ist  gebunden  an  Thonerde  (f)      .     .     .     . 

Best     . 

bindend  Natron  (2  Aequivalente) 

bindend  basisches  Wasser  (1  Aequivalent) 

zu  phosphorsaurem  Natron     . 

h)  Kohlensaures    L  i  t  h  i  o  n. 

Lithion  ist  vorhanden  (nach  12  e) 

bindend  Kohlensäure 

zu  einfach  kohlensaurem  Lithion     . 

i)  Kohlensaures    Natron. 

Natron  ist  vorhanden  (nach  13)        

Davon  ist  gebunden: 

an  Schwefelsäure  (b)    . 
»    Phosphorsäure  (g)  . 
als  Natrium  an  Chlor  (c) 
»  »  »   Brom  (d) 

»         »  »   Jod  (e) 


0,0002198  p.  M. 
0,0000351  »  » 

0,0001847  p.  M. 
0,0001615  »  » 
0,0000234  »  » 

0,0003696  p.  M. 


0,0017631  p.  M. 
0,0025824  »    » 

0,0043455  p.  M. 


1,353760    p.  M. 


.  0,0093160 

P- 

M. 

.  0,0001615 

» 

» 

.  0,5201230 

» 

» 

.  0,0001440 

» 

» 

.  0,0000034 

» 

» 

zusammen 

. 

. 

Rest 

bindend  Kohlensäure 

zu  einfach  kohlensaurem  Natron 

k)  K  o  h  1  e  n  s  a  u  res   A  m  m  o  n. 

Ammoniumoxyd  ist  vorhanden  (nach  14)    .     . 
bindend  Kohlensäure 

zu  einfach  kohlensaurem  Amnion 

1)  Kohlensaurer    Baryt. 

Baryt  ist  vorhanden  (nach   12b) 

bindend  Kohlensäure 

zu  einfach  kohlensaurem  Baryt 

m)  Kohlensaurer    Strontian. 
Strontian  ist  vorhanden  (nach   12c) 


bindend  Kohlensäure 

zu  einfach  kohlensaurem  Strontian 


0,5297479  » 
0,8240121  p.  M. 
0,5840292  »  » 

1,4080413  p.  M. 


0,003099  p.  M. 
0,002618  »  » 

0,005717  p.  M. 


0,0004296  p.  M. 
0,0001235  »  » 

0,0005531  p.  M. 


0,0012439  p.  M. 
0,0005288  »  » 

0,0017727  p.  M. 


—     41     — 

n)  Kohlensaurer   Kalk. 

Kalk  ist  vorhanden  (nach  7) 0,088159  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,069268  »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Kalk     .     .  0,157427  p.  M. 

o)  Kohlensaure   Magnesia. 

Magnesia  ist  vorhanden  (nach  8) 0,064129  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,070542  »    » 

zu  einfach  kohlensaurer  Magnesia     .     .  0,134671  p.  M. 

p)  Kohlensaures  E  i s e  n  o  x  y d  u  1. 

Eisenoxydul  ist  vorhanden  (nach  6) 0,000820    p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,000501     »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Eisenoxydul     .     .  0,001321     p.  M. 
q)  Kohlensaures    M  a  n  g  a  n  o  x  y  d  u  1. 

Manganoxydul  ist  vorhanden  (nach  12 d)    .     .     .     .  0,0001739  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,0001078   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Manganoxydul     .     .  0,0002817  p.  M. 

r)  Kiesels äu r e. 
Kieselsäure  ist  vorhanden  (nach  5) 0,050171    p.  M. 

s)  Freie   Kohlensäure. 
Kohlensäure  ist  im  Ganzen  vorhanden  (nach  3)  .     .     2,803445    p.  M. 
Davon  ist  gebunden  zu  neutralen  Salzen : 

an  Natron 0,584029  p.  M. 

»    Lithion 0,002582  »  » 

»    Amnion 0,002618   »  » 

»    Baryt 0,000124   »  » 

»    Strontian 0,000529   »  » 

»    Kalk 0,069268   »  » 

»    Magnesia 0,070542   »  » 

»    Eisenoxydul    ....     0,000501   »  » 

»    Manganoxydul      .     .     .     0,000108   »  » 

zusammen     .     .     0,730301     »    » 
Rest     .     .     2,073144    p.  M. 

Davon  ist   mit   den    einfach   kohlensauren  Salzen  zu 

Bicarbonaten  verbunden 0,730301     »    » 

Völlig  freie  Kohlensäure     .     .     1,342843    p.  M. 


42    — 


III.  Controle  der  Analyse. 

Berechnet  man  die  einzelnen  Bestandteile  des  Wassers  auf  den 
Zustand,  in  welchem  sie  in  dem  Rückstande  enthalten  sein  müssen, 
der  in  15  durch  Abdampfen  mit  Schwefelsäure  und  Glühen  in  einer 
Atmosphäre  von  kohlensaurem  Amnion  erhalten  wurde,  so  erhält  man 
folgende  Zahlen: 

Gefunden    Natron     1,353760    p.    M. ,    berechnet    als 

schwefelsaures  Natron 3,098296  p.  M. 

Gefunden  Kali  0,024146  p.  M.,  berechnet  als  schwefel- 
saures Kali 0,044639   »    » 

Gefunden    Lithion    0,0017631    p.    M.,    berechnet    als 

schwefelsaures  Lithion 0,006458   »    » 

Gefunden  Kalk  0,088159  p.  M.,  berechnet  als  schwefel- 
saurer Kalk 0,214100  »    » 

Gefunden    Strontian   0,0012439   p.  M.,    berechnet   als 

schwefelsaurer  Strontian 0,002206  »    » 

Gefunden  Baryt  0,0004296  p.  M.,  berechnet  als  schwe- 
felsaurer Baryt 0,000654  »    » 

Gefunden    Magnesia    0,064129    p.    M.,    berechnet   als 

schwefelsaure  Magnesia 0,192387   » 

Gefunden  Eisenoxydul  0,000820  p.  M.,  berechnet   als 

Eisenoxyd 0,000911   »    » 

Gefunden  Manganoxydul  0,0001739   p.  M.,  berechnet 

als  schwefelsaures  Manganoxydul 0,000370   »    » 

Gefunden  Kieselsäure 0,050171   » 

»  phosphorsaure  Thonerde 0,000060   »    » 

»         Rest  Phosphorsäure    0,0001847    p.  M.,    be- 
rechnet als  pyrophosphorsaures  Natron     ....     0,000346  »    » 


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Summe     .     .  3,610598  p.  M. 
Hiervon  ab  schwefelsaures  Natron  für  phosphorsaures 

Natron 0,000370  »    » 

bleiben  Sulfate  etc.  3,610228  p.  M. 

Direct  gefunden  (nach  15) 3,609528   »    » 


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48 


IV.  Zusammenstellung. 

Bestandtliei le    des    Kaiserbrunnens    zu    Ems. 

a)  Die  kohlensauren  Salze  als  einfache  Carbonate  und  sämmtliche 
Salze  ohne  Krystallwasser  berechnet. 

a)  In  wägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile: 

In  1000  Gewichtstheilen 
Wasser. 

Kohlensaures  Natron 1,408041 

Lithion 0,004345 

Amnion 0,005717 

Schwefelsaures  Natron 0,021321 

Chlornatrium 0,980259 

Bromnatrium 0,000478 

Jodnatrium 0,000016 

Phosphorsaures  Natron 0,000370 

Schwefelsaures  Kali 0,044639 

Kohlensaurer   Kalk .0,157427 

Strontian 0,001773 

Baryt 0,000553 

Kohlensaure  Magnesia 0,134671 

Kohlensaures  Eisenoxydul 0,001321 

Manganoxydul 0,000282 

Phosphorsaure  Thonerde 0,000060 

Kieselsäure 0,050171 

Summe     .     .     2,811444 

Kohlensäure,  halbgebundene 0,730301 

»  völlig  freie 1,342843 

Summe  aller  Bestandtheile     .     .     4,884588 

ß)  In  unwägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile : 

Borsäure  (an  Natron  gebunden)  Spur. 

Caesion  und  Bnbidion    (an  Schwefelsäure  gebunden)   sehr  geringe  Spur. 

Stickgas,  Spur. 


—    44    — 

(Wäre  von  dem  Wasser  schon  Kalksinter  vorhanden,  so  hätten 
sich  in  demselben  jedenfalls  auch  Spuren  von  Fluorcalcium  nachweisen 
lassen.) 

b)  Die  kohlensauren  Salze  als  wasserfreie  Bicarbonate  und  sämmt- 
liche  Salze  ohne  Krystallwasser  berechnet. 

a)  In  wägbarer  Menge  vorhandene  Bestandteile : 

In  1000  Gewichtstheilen 
Wasser. 

Doppelt  kohlensaures  Natron 1,992070 

»  »  Lithion 0,006928 

Amnion 0,008335 

Schwefelsaures  Natron 0,021321 

Chlornatrium 0,980259 

Bromnatrium 0,000478 

Jodnatrium 0,000016 

Phosphorsaures  Natron 0,000370 

Schwefelsaures  Kali 0,044639 

Doppelt  kohlensaurer  Kalk 0,226695 

»  »  Strontian 0,002302 

»  Baryt 0,000677 

»        kohlensaure  Magnesia 0,205213 

»        kohlensaures  Eisenoxydul 0,001822 

»  »  Manganoxydul     ....  0,000389 

Phosphorsaure  Thonerde '    .     .  0,000060 

Kieselsäure 0,050171 

Summe     .     .     3,541745 
Kohlensäure,  völlig  freie 1,342843 

Summe  aller  Bestandtheile     .     .     4,884588 

ß)  In  unwägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile: 
(Vergleiche  die  Zusammenstellung  a.) 

Auf  Volumina  berechnet,  beträgt  bei  Quellentemperatur  (28,55°  C.) 
und  Normalbarometerstand : 


-    45    — 

a)  Die  wirklich  freie  Kohlensäure: 

In   1000  CO.  Wasser 750,8  CC. 

b)  Die  freie  und   halbgebundene  Kohlensäure: 

In    1000  CC 1168,4  » 


V.  Analyse  des  aus  dem  Kaiserbrunnen  aufsteigenden  freien 

Gases. 

Wie  oben  erwähnt,  liefert  der  Kaiserbrunnen  in  einer  Minute  1,063 
Liter  frei  aufsteigendes  Gas.  Die  Bestimmung  desselben  wurde  vorge- 
nommen, indem  man  einen  Blechtrichter  von  quadratischem  Querschnitt, 
welcher  grade  in  den  kleinen  Brunnenschacht  passte,  in  diesen  einsenkte 
und  so  das  freie  Gas  zwang,  aus  der  unter  dem  Wasserspiegel  befind- 
lichen Trichteröffnung  zu  entweichen.  Diese  Vorrichtung  gab  auch 
Gelegenheit,  mit  dem  freien  Gase  bequem  weiter  zu  operiren. 

Zunächst  wurde  das  Verhältniss  der  freien  Kohlensäure  zu  durch 
Kalilauge  nicht  absorbirbarem  Gase  festgestellt.  Es  ergab  sich  dabei, 
dass  im  Mittel  mehrerer  Versuche  210  CC.  Gas  von  Quellentemperatur 
beim  Behandeln  mit  Kalilauge  3,2  CO.  nicht  absorbirbares  Gas  von 
11,5°  C.  hinterliessen,  gleich  3,399  CC.  von  28,5°  C. 

Es  wurde  sodann  das  nicht  absorbirbare  Gas  langsam  in  in  der 
Mitte  verengerte,  mit  Kalilauge  gefüllte  Glasröhren  geleitet,  deren  Mün- 
dung in  Kalilauge  eingetaucht  war.  Nachdem  die  Röhren  bis  über  die 
Verengerung  mit  dem  nicht  absorbirbaren  Gase  gefüllt  waren,  schmolz 
man  sie  ab.  Das  so  aufgefangene  Gas,  im  Laboratorium  genau  unter- 
sucht, erwies  sich  als  Stickgas  mit  Spuren  leichten  Kohlenwasserstoffgases. 

Demnach  enthalten  1000  CC.  dem  Kaiserbrunnen  frei  entströ- 
mendes Gas 

Kohlensäure 983,81  CO. 

Stickgas  mit  Spuren  leichten  Kohlenwasserstoffgases       16,19     » 

1000,00  CC. 


46 


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-    47 


D.  Charakter  des  Kaiserbrunnens. 

Der  Kaiserbrunnen  stimmt  in  seinem  Gesammtverhalten  ganz  mit 
den  übrigen  Emser  Thermen  überein.  Um  seine  Eigenthümlichkeit  her- 
vorzuheben, ordne  ich  die  in  die  Tabelle  aufgenommenen,  dem  könig- 
lichen Domänenfiskus  gehörenden  Quellen  nach  Maassgabe  ihrer  Tem- 
peratur und  ihres  Gehaltes  an  den  wichtigsten  Bestandteilen. 

I.   Nach  ihrer  Temperatur. 

Neue  Badequelle 50,04°  C. 

Kesselbrunnen 46,64°  C. 

Fürstenbrunnen 39,42°  C. 

Kränchen 35,86°  C. 

Wappenquelle 35,00°  C. 

Kaiserbrunnen 28,55°  C. 

Der  Kaiserbrunnen  ist  somit  erheblich  kühler  als  die  anderen 
Quellen.  Im  Zusammenhange  damit  steht  sein  Gehalt  an  freier  Kohlen- 
saure, in  welchem  er  alle  anderen  Quellen  übertrifft,  wie  die  folgende 
Zusammenstellung  zeigt : 


:.- 


- 


:  : 


II.  Nach  ihrem  Gehalte  an  freier  Kohlensäure. 

Kaiserbrunnen 1,342843  p.  M. 

Kränchen 1,039967   »     » 

Fürstenbrunnen 1,029536  »     » 

Wappenquelle  ......     0,941105  »     » 

Kesselbrunnen 0,920171   »     » 

Neue  Badequelle 0,746261   »     » 

Nach  dem  Gehalte  an  doppeltkohlensaurem  Natron  nimmt  der 
Kaiserbrunnen  unter  den  angeführten  sechs  Quellen  die  dritte  und  nach 
dem    Gehalte   an  Chlornatrium    die   vierte    Stelle  ein,    wie  sich    aus  III. 


ilt         und  IV.  ergibt 


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m.  Nach  ihrem  Gehalte  an  doppelt  kohlensaurem  Natron. 

Neue  Badequelle 2,052761  p.  M. 

Fürstenbrunnen 2,036607   »     » 

Kaiserbrunnen 1,992070   »     » 

Kesselbrunnen 1,989682»     » 


'\:-  Wappenquelle 1,983052   » 


» 


Kränchen 1,979016   »     » 


48    — 


IV.   Nach  ihrem  Gehalte  an  Chlornatrium. 


Kesselbrunnen 
Fürstenbrunnen 
Kränchen    . 
Kaiserbrunnen 
Wappenquelle  . 
Neue  Badequelb 


1,03130G  p.  M. 
1,011034  »  » 
0,983129  »  » 
0,980259  »  » 
0,973144  »  » 
0,927149   »     » 


An  doppelt  kohlensaurem  Kalk  ist  der  Kaiserbrunnen  am  reichsten 
und  in  Betreff  des  Gehaltes  an  doppelt  kohlensaurer  Magnesia  kommt 
derselbe  mit  dem  Kränchen,  der  Wappenquelle  und  dem  Fürstenbrunnen 
fast  überein  (V  und  VI.) 

V.  Nach  ihrem  Gehalte  an  doppelt  kohlensaurem  Kalk. 


Kaiserbrunnen  . 
Wappenquelle  . 
Neue  Badequelb 
Kesselbrunnen  . 
Fürstenbrunnen 
Kränchen     . 


0,220695  p.  M. 
0,226250  »  » 
0,220435  »  » 
0,219605  »  » 
0,217019  »  » 
0,216174  »    » 


VI.  Nach  ihrem  Gehalte  an  doppelt  kohlensaurer  Magnesia. 

Neue  Badequelle 0,210350  p.  M. 

Kränchen 0,206985  »    » 

Wappenquelle 0,205609   »    » 

Fürstenbrunnen 0,205565   »    » 

Kaiserbrunnen 0,205213   »    » 

Kesselbrunnen 0,182481   »    » 

An    doppelt   kohlensaurem    Lithion    nimmt    der    Kaiserbrunnen    die 

zweite    Stelle    ein   und    an    doppelt   kohlensaurem    Eisenoxydul    steht   er 

dem  Fürstenbrunnen  und  Kränchen  sehr  nahe. 

Aus  diesen  Betrachtungen  ergibt  sich,  dass  der  Kaiserbrunnen  zu 
den  besten  Emser  Thermalquellen  gehört.  In  Folge  seiner  niedrigeren 
Temperatur  und  seines  grösseren  Gehaltes  an  freier  Kohlensäure  dürfte 
er  beim  Kurgebrauch  anderen  Quellen  gegenüber  in  nicht  wenigen  Fällen 
Vortlieile  bieten,  und  der  angenehme  Geschmack  seines  Wassers  wird 
ihm  sicher  viele  Freunde  erwerben. 


III 


Chemische  Untersuchung  der  warmen  Quellen 
zu  Schlangenbad. 

Im  Auftrage   der   Königlichen  Regierung   zu  Wiesbaden 

ausgeführt  von 

Dr.   R.    Fresenius, 

Geheimem  Hofrathe  und  Professor. 


Die  letzte  Untersuchung  der  warmen  Quellen  zu  Schlangenbad  ist 
von  mir  im  Frühjahre  1852  vorgenommen  worden.  Die  Resultate  der- 
selben sind  niedergelegt  in  meiner  Schrift  ,, Chemische  Untersuchung  der 
wichtigsten  Mineralwasser  des  Herzogthums  Nassau,  dritte  Abhandlung: 
Die  Quellen  zu  Schlangenbad"  Wiesbaden  bei  C.  W.  Kr  ei  de  1  1852, 
und  finden  sich  auch  in  den  Jahrbüchern  des  Vereins  für  Naturkunde 
im  Herzogthum  Nassau,  8.  Heft,  2.  Abth.,  S.  97  ff. 

Seit  dieser  Untersuchung  sind  26  Jahre  verflossen  und  es  erschien 
daher  entsprechend,  die  berühmten  Thermen  Schlangenbads  einer  neuen 
Analyse  zu  unterwerfen;  denn  die  wichtige  Frage,  ob  und  in  welchem 
Grade  sich  Mineralwasser  in  ihrem  Gehalte  ändern,  kann  ja  nur  durch 
in  geeigneten  Perioden  wiederholte  Untersuchungen  entschieden  werden. 

Dies  die  Ursache,  welche  die  Königliche  Regierung  zu  Wiesbaden, 
Abtheilung  für  directe  Steuern,  Domänen  und  Forsten,  veranlasste,  mich 
zu  einer  neuen   Untersuchung  der  genannten  Quellen  aufzufordern. 

Die  Vergleichung  der  Resultate  der  neuen  Untersuchung  mit  denen 
der  früheren  wird  —  abgesehen  von  Anderem  —  auch  erkennen  lassen, 
dass  in  der  analytischen  Chemie  in  dem  zwischen  beiden  Untersuchungen 
liegenden  Zeiträume  erhebliche  Fortschritte  gemacht  worden  sind. 

Wie  in  meiner  früheren  Abhandlung  bereits  erwähnt,  treten  die 
warmen  Quellen  Schlangenbads  am  Fusse  des  Rärstadter  Kopfes  gegen 
Süden  zu  Tage  und  zwar  aus  Spalten  des  der  Quarzitzone  angehörigen 
Gebirges. 

Jahrb.  <l.  nass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  4 


—     50     — 

Man  unterscheidet : 

1.  Die  Quellen  des  oberen  Kurhauses. 

Es  sind  deren  drei:  die  vordere,  mittlere  und  hintere.  Das  Wasser 
derselben  sammelt  sich  in  einem  Eeservoir. 

2.  Die.  Röhrenbrunnenquelle. 

Dieselbe  fliesst  vor  dem  oberen  Kurhause  aus.  Ihr  Wasser  dient 
nur  zum  Trinken. 

3.  Die  Schachtquelle. 

Dieselbe  liegt  in  einem  Stollen  (s.  unten).  Ein  Abfluss  derselben 
dient  zum  Trinken,  die  Hauptmenge  des  Wassers  aber  wird  zum  Speisen 
der  auf  der  Südseite  des  mittleren  (früher  des  unteren  genannten)  Kur- 
hauses gelegenen  Bäder  benutzt. 

4.  Die  Quellen  des  mittleren  (früher  des  unteren  ge- 
nannten) Kurhauses. 

Es  sind  deren  drei:  die  vordere,  mittlere  und  hintere.  Dir  Wasser 
sammelt  sich  in  einem  Reservoir  und  dient  zur  Speisung  der  auf  der 
Nordseite  des  mittleren  Kurhauses  liegenden  Bäder. 

5.  Eine  nur  wenig  Wasser  liefernde,  neu  gefasste  Quelle  an  der 
Futtermauer  des  mittleren  Kurhauses. 

6.  Die  Pf  er  deb  adquelle. 

Dir  Wasser  speist  das  jetzige  untere  Kurhaus. 

Wie  bekannt,  zeigt  das  Wasser  sämmtlicher  Quellen  ganz  und  gar 
denselben  Charakter  und  auch  nur  geringe  Unterschiede  in  der  Tempe- 
ratur. Während  ich  bei  meiner  früheren  Analyse  das  Wasser  des  damals 
als  unteres  bezeichneten  Kurhauses,  welches  jetzt  das  mittlere  heisst, 
benutzte,  somit  das  der  Quellen,  welche  oben  unter  4.  aufgeführt  sind, 
unterwarf  ich  dieses  Mal,  dem  einstimmigen  Wunsche  der  Herren  Aerzte 
Schlangenbads  Folge  leistend,  das  Wasser  der  Schachtquelle,  dessen  Tem- 
peratur etwas  höher  als  die  der  anderen  Quellen  ist,  einer  ganz  ausführlichen 
Untersuchung,  das  der  anderen  Quellen  aber  prüfte  ich  nur  auf  Gehalt  an 
Chlormetallen,  d.  h.  an  den  Bestandteilen,  welche  in  relativ  grösster  Menge 
im  Schlangenbader  Thermalwasser  enthalten  sind  und  somit  den  Concen- 
trationsgrad  der  einzelnen  Quellen  am  leichtesten  erkennen  lassen. 

Zur  Schachtquelle  gelangt  man  durch  einen  ziemlich  langen  Stollen, 
dessen  Eingang  gegenüber  dem  westlichen  Ende  des  mittleren  Kurhauses 
liegt.  Am  Ende  des  Stollens  befindet  sich  die  Quelle.  Sie  bietet  —  etwas 
gestaut  —  eine  etwa  3  Decimeter  tiefe  Wasseransammlung  dar,  aus 
welcher  man  grössere  Wassermeng-en  nicht  füllen  kann,  ohne  das  Wasser 
der  Quelle  zu  trüben. 


-    51     - 

Es  wurde  daher  nur  das  zur  KoMensäurebestimmraig  und  zur  Be- 
stimmung- der  im  Wasser  gelösten  Gase  erforderliche  Wasser  direct  aus 
dieser  Wasseransammlung  genommen,  während  die  als  Trinkquelle  dienende 
Quellenabzweigung  die  zur  Eauptuntersuchung  erforderlichen  Wasser- 
mengen lieferte.  Das  Wasser  dieser  letzteren  läuft  ununterbrochen  und 
in  sehr  starkem  Strahle  aus  einem  am  Ende  der  Leitung  angebrachten 
Kolire  aus  und  zwar  in  dem  freien  Räume,  welcher  sich  zwischen  dem 
westlichen  Ende  des  mittleren  Kurhauses  und  dem  Stolleneingange  be- 
findet. 

Physikalische  Verhältnisse. 

Das  Wasser  aller  Schlangenbader  Thermen  zeichnet  sich  durch  einen 
ganz  ungewöhnlichen  Grad  von  Klarheit  aus.  Es  steht  in  den  Bassins 
mit  vollkommen  ruhigem  Spiegel  und  eine  Gasentwickelung  findet  nicht 
statt.  Nur  in  den  Bassins  des  oberen  Badhauses  beobachtete  ich  dann 
und  wann  einmal  eine  aufsteigende  Gasblase. 

Füllt  man  das  Wasser  in  grosse  weisse  Flaschen,  so  erscheint  es 
vollkommen  klar  und  von  eigenthümlichem  bläulichem  Schimmer;  ganz 
unverkennbar  tritt  diese  Färbung,  welche  ganz  reinem  und  klarem  Wasser 
eigentümlich  ist,  auf,  wenn  man  eine  der  mit  weissen  Porzellanplatten 
ausgekleideten  Badewannen  mit  dem  Thermalwasser  füllt.  Es  erscheint 
darin  bläulich  grün  und  so  klar,  dass  man  auf  dem  Grunde  der  Wanne 
den  kleinsten  Gegenstand  erkennen  kann. 

Der  Geschmack  des  Wassers  ist  weich,  gar  nicht  unangenehm,  einen 
Geruch  zeigt  dasselbe  weder  so,  noch  beim  Schütteln  in  halbgefüllter 
Flasche.  Das  Wasser  fühlt  sich  sehr  angenehm  weich  an.  Beim  Füllen 
in  ein  trockenes  Glas  liefert  es  keine  Gasperlen  an  der  Glaswandung,  — 
beim  Schütteln  in  einer  mit  dem  Wasser  nicht  ganz  gefüllten  Flasche 
entbindet  sich  kein  Gas. 

Die  Temperatur  der  verschiedenen  Quellen  bestimmte  ich  am 
17.  September  1877  mittelst  eines  Normalthermometers  von  Dr.  Geissler 
in  Bonn.  Die  Temperatur  der  Luft  war  12°  C.  =  9,6°  R.  Die 
Temperatur  der  Quellen  ergibt  sich  aus  folgender  Uebersicht: 

Quellen  des  oberen  Kurhauses. 

a)  Vordere  Quelle 28,8°  C.  oder  23,04°  R. 

b)  Mittlere  Quelle 28,0°  »       »     22,88°    » 

c)  Hintere  Quelle 28,0°  »       »     22,40°    » 

4* 


52 


Röhrenbrunnenquelle. 
Die  Temperatur  derselben  betrug     .     28,4°  C.  oder  22,72°  R. 

Sehaehtquelle. 
Quelle  im  Schacht 31,0°  C.  oder  24,80°  R. 

Quellen  des  mittleren  Kurhauses. 

a)  Vordere  Quelle 29,1°  C.  oder  23,28°  R. 

b)  Mittlere  Quelle 29,6°  »       »     23,68°    » 

c)  Hintere  Quelle 30,0°  »       »     24,00°    » 

Pferdebadquelle. 

Die  Temperatur  derselben  betrug      .     28,6°  C.  oder  22,88°  R. 

Die  folgende  Zusammenstellung  gibt  eine  Vergleichung  der  Quellen- 
temperaturen, wie  solche  von  Kästner  1830,  von  Bertrand  1850 
und  von  mir  im  Frühjahre  1 S r> i>  gefunden  wurden  und  zwar  in 
Reaumur'schen  Graden  (weil  die  älteren  Bestimmungen  in  solchen  aus- 
gedrückt sind). 

Kastner     Bertrand  Fresenius 

1830.  1850.  1852.  1878." 

Quellen  des  obereil  Kurhauses 

Vordere 22,75  24  -  23,04 

Mittlere 23,50  ■  22,88 

Hinten' 21,50  24  22,40 

Rührenbrunnenquelle       .     .  22,00  22,8  22,72 

Schachtquelle 24,50             26  25,6  24,80 

Quellen  des  mittleren  Kurhauses 

Vordere 22,50  23,2  23,28 

Mittlere 24,50  24,0  ■  23,68 

Hinten' 24,00  24,4  24,00 

Man  ersieht  aus  dieser  Vergleichung: 

1.  dass  die  Schachtquelle  die  höchste  Temperatur  hat; 

2.  dass  die  Temperatur  sämmtlicher  Quellen  nur  um  wenige  Grade 
differirt  (der  unterschied  zwischen  der  heissesten  und  der 
kältesten  beträgt  nach  meinen  neueren  Bestimmungen  nur  2,4°  R.); 

3.  dass  die  Temperatur  jeder  einzelnen  Quelle  kleinen  Schwankungen 
unterliegt. 


—    53    — 

Da  man  nirgends  die  Temperatur  des  eben  hervorquellenden  Wassers 
bestimmen  kann,  sondern  überall  darauf  angewiesen  ist,  das  Wasser  in 
Quellenreservoirs  oder  an  den  Abläufen  solcher  auf  seine  Temperatur  zu 
prüfen,  so  lassen  weder  die  Temperaturunterschiede  der  verschiedenen 
Quellen,  noch  die  Temperaturschwankungen  einer  einzelnen  Quelle  einen 
sicheren  Schluss  auf  ursprüngliche  Verschiedenheit  der  Quellentemperatur 
oder  auf  Veränderlichkeit  der  Temperatur  einer  und  derselben  Quelle  im 
Laufe  der  Zeil  zu,  denn  die  geringen  Temperaturunterschiede  lassen  sich 
alle  auf  äussere  örtliche  Verhältnisse  (besseren  oder  weniger  vollständigen 
Sclmt/.  gegen  die  äussere  Luft,  Verschiedenheit  der  Temperatur  derselben, 
raschere  oder  minder  rasche  Erneuerung  des  Wassers  in  den  Reservoirs  etc.) 
zurückführen. 

In  Betreff  des  elektrischen  Verhaltens  des  Schlarigenbader  Wassers, 
das  heisst  der  Messung  des  Stromes,  welcher  bei  Berührung  von  Schlangen- 
bader Wasser  mit  destillirtem  Wasser  etc.  entsteht,  verweise  ich  auf 
„Die  phvsikalisch-niediciiiischen  Untersuchungen  über  die  Wirkungsweise 
der  Mineralbäder  von  Dr.  K.  Hey  mann  und  Dr.  Cl.  Krebs",  Wies- 
baden bei  Chr.  Limbarth   ls70,  S.  35. 

Es  ergibt  sich  aus  den  betreffenden  Untersuchungen,  dass  das 
Schlangenbader  Wasser,  ebenso  wie  fast  alle  sonstigen  der  Untersuchung 
unterworfenen  Mineralwasser  (mit  Ausnahme  des  Weilbacher  Schwefel- 
wassers), bei  gewöhnlicher  Temperatur  in  Berührung  mit  destillirtem 
Wasser  gebracht,  sich  positiv,  beziehungsweise  als  positiver  Pol,  zeigt,  - 
sowie  dass  der  Ausschlag,  welchen  der  Multiplicator  bei  Berührung  des 
Schlangenbader  Wassers  mit  destillirtem  Wasser  liefert,  geringer  ist  als 
bei  allen  anderen  untersuchten  Mineralwässern  (Egerer  Franzensbrunn, 
Karlsbader  Sprudel,   —  Emser  Kränchen,  —  Karlsbader  Mühlbrunn, 

—  Niederselterser  Wasser,  —  Marienbader  Kreuzbrunnen,  -  -  Wiesbadener 
Kochbrunnen,  Wildbader  Wasser  und  Weilbacher  Schwefelwasser). 
Aus  letzterem  Umstände  würde         nach  Ansicht    der  Herren  Verfasser 

—  die  bekannte  beruhigende  Wirkung  der  Schlangenbader  Bäder  abzu- 
leiten sein,  gegenüber  der  erregenden  Wirkung  anderer  zu  Bädern  ver- 
wandter Mineralwasser,  namentlich  der  stark  kohlensäurehaltigen  (a.  a. 
0.  S.  46). 

Heim  Stehen  an  der  Luft  trübt  sich  das  Schlangenbader  Wasser 
nicht  im  geringsten  und  liefert  keine  Spur  eines  Niederschlages;  auch 
beim  Kochen  bleibt  es  ganz  klar.  Dampft  man  es  aber  ein,  so  bildet 
sich  allmählich  ein  rein  weisser  flockiger  Niederschlag,  während  sich 
gleichzeitig  an  den  Wandungen  der  Abdampfschah'  etwas  krystallinischer 


—    54    — 

kohlensaurer  Kolk  absetzt.  Dampft  mau  ganz  zur  Trockne,  so  er- 
hält man  einen  rein  weissen,  bei  Glühen  sich  nicht  schwärzenden 
Rückstand. 

Auch  in  den  Reservoirs  und  Ahflusskanälen  setzt  das  Schlangenhader 
Wasser  nicht  den  geringsten,  aus  ursprünglich  gelösten  Bestandteilen 
des  Wassers  stammenden  Niederschlag  ab. 

Das  specifische  Gewicht  des  Wassers  der  Schachtquelle  wurde  wieder- 
holt mittelst  eines  yerhältnissmässig  grossen  Pyknometers  bestimmt.  Es 
ergab  sich  bei  16,5°  C.  zu  1,000342. 

Der  Wasserreich thum  der  Quellen  ist  ausserordentlich  gross.  Die 
Tabelle  auf  Seite  55  drückt  die  Ergebnisse  der  Messungen  aus,  welche 
am  13.,  20.  und  27.  August  und  am  3.  September  1877  Seitens  der 
königlichen  Badeverwaltung  vorgenommen  worden  sind. 

Aus  dieser  Zusammenstellung  ergibt  sich: 

1.  Dass  die  Quellen  im  mittleren  Durchschnitt  in  einer  Minute 
folgende  Wassermengen  lieferten : 

die  Quellen  des  oberen  Kurhauses 103,38  Liter, 

die  Pferdebadquelle 103,38      » 

die  Schachtquelle 56,00      » 

die  Quellen  des  mittleren  Kurhauses 28,96      » 

der  Röhrenbrunnen 16,19      » 

die  Quelle  an  der  Futtermauer   des   mittleren  Kurhauses  5,01       » 

oder  zusammen     .     .     312,92  Liter. 

In  einer  Stunde  liefern  somit  alle  Quellen  zusammen  18775,2  Liter 
und  in  24  Stunden  450604,8  Liter. 

2.  Dass  alle  Quellen  zusammen  in  einer  Stunde  an  den  verschiedenen 
Beobachtungstagen  folgende  Wassermengen  lieferten : 

Am  13.  August  1877 19118 

»  20.        »        1877 18838 

»  27.       »         1877 18959 

»  3.  September  1877 18265 


55 


Die 

che 
der 


!. 


CO* 

Die 
Pferde- 

badquelle. 

Ol 

3 

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OJ 

00 

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Ol 

CO 
OJ 

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CO 

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CO 

CO 

1—1 

1—1 

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Die  Quelle 

an  der 
Futtermauer 

des  mittleren 
Kurhauses. 

3 

00 
OJ 

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CM 

OD 
CJ 

00 
CJ 

1 

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CO 

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CO 

CO 

co 

CO 

CO 

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CO 
CO 

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cc 

CO 

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Die  vordere, 

mittlere  und 

hintere 

Quelle   des 

mittleren 

Kurhauses. 

3 

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CO 
CM 

CO 
Ol 

00 
OJ 

1 

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CO 

CO 

CO 

CO 

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lO 

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Die  Schacht- 
quelle. 

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CM 

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CM 

00 
CM 

CO 
CJ 

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o 

CO 

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CO 

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CO 

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CO 

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Die  Röhren- 
brunnen- 
quelle. 

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CM 

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CM 

CO 
Ol 

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CO 

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CM 

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1— 1 

o 

1— 1 

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Die  vordere, 
mittlere  und 

hintere 
Quelle  des 
oberen  Kur- 
hauses. 

3 

CO 
CM 

CO 
CM 

CO 
CM 

CO 
CJ 

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CM 

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03 

CO 

et 

—    56 


Chemische    Untersuchung. 

A.  Die  Schachtquelle. 

Das  der  Schachtquelle  frisch  entnommene  Wasser  zeigt  folgendes 
Verhalten  zu  Eeagentien: 

Eeagenspapiere  lässt  das  Wasser  ganz  unverändert.  Concentrirt 
man  es  aber  stark,  so  reagirt  es  deutlich  alkalisch. 

Salzsäure  bewirkt  keine  Veränderung  und  nicht  die  geringste 
Gasentwickelung. 

Chlorbaryum  unter  Zusatz  von  etwas  Salzsäure  lässt  das  Wasser 
anfangs  klar,  allmählich  aber  entstellt  geringe  Trübung. 

Salpeters  au  res  Silberoxyd  unter  Zusatz  von  Salpetersäure 
bewirkt  sofort  deutliche  Trübung. 

A  m  m  o  n  veranlasst  keine  Veränderung. 

Oxal saures  Amnion  veranlasst  bald  Trübung,  später  geringen 
Niederschlag. 

Gerbsäure  bewirkt  keine  Veränderung. 

J  o  d  k  a  1  i  u  m  -  S  t  ä  r  k  e  k  1  e  i  s  t  e  r  unter  Zusatz  v< >n  etwas  Schwefel- 
säure veranlasst  keine  Bläuung. 

Mit  Kalilauge  versetzte  Auflösung  von  Jodkalium-Quecksilber- 
jodid  bewirkt  keine  Färbung. 

l»as  zur  eigentlichen  Analyse  erforderliche  grosse  Wasserquantum 
wurde  von  mir  am  17.  September  1877  der  Schachtquelle  entnommen 
und  in  grossen,  mit  Glasstopfen  versehenen  Flaschen  in  mein  Laboratorium 
nach  Wiesbaden  transportirt. 

Die  qualitative  Analyse  des  Wassers,  ausgeführt  nach  der  in  meiner 
Anleitung  zur  qualitativen  Analyse,  14.  Auflage,  §.  211,  angegebenen 
Methode,  Hess  folgende  Bestandteile  erkennen: 


Basen: 
Natron, 
Kali, 

(Caesion), 
(Eubidion), 
Lithion, 
Kalk, 
(Baryt), 
Strontian, 
Magnesia, 
(Eisenoxydul). 


Säuren   und   Halogene: 

Kohlensäure, 

Schwefelsäure, 

Phosphorsäure, 
Kieselsäure, 

(I  torsäure), 

(Salpetersäure). 

Chlor, 

Brom, 

(Jod). 


—    57    — 

I  n  d  i  f t'e  re  n  t  e   H  e  Btandtheile: 
Sauerstoff, 
Stickstoff. 

Die  eingeklammerten  Bestandtheile  sind  in  unbestimmbarer  Menge 
zugegen.  Zur  Nachweisung  des  Caesions.  Rubidions  und  Jods  wurden 
etwa  60  Liter  Wasser  verwandt.  Die  Nachweisung  des  in  unendlich 
kleinen  Spuren  vorhandenen  Eisens  wurde  in  der  Art  bewirkt,  dass 
ti  Liter  Wasser  anter  Zusatz  von  ein  wenig  Salzsäure  bis  auf  einen 
ganz  kleinen  Rest  eingedampft  wurden  und  zwar  —  um  jede  Verun- 
reinigung durch  Staub  abzuhalten  --  in  einer  Retorte.  Die  rückständige 
geringe  Menge  saurer  Flüssigkeit  Hess  -  mit  Rhodankalium  geprüft  - 
eben  noch  eine  ganz  geringe  Spur  Eisen  erkennen. 

Die  quantitative  Analyse  des  Wassers  wurde  nach  der  Methode 
ausgeführt,  welche  ich  in  der  sechsten  Auflage  meiner  Anleitung-  zur 
quantitativen   Analyse  §.   209  mitgetheilt  habe. 

Im  Folgenden  gebe  ich  unter  I  die  Öriginalzahlen  in  Grammen, 
unter  II  die  Berechnung,  unter  III  die  Controle  der  Analyse  und  unter 
IV  die  Zusammenstellung  der  Resultate. 


I.  Öriginalzahlen  in  Grammen. 

1.  Bestimmung  des  Chlors. 

a)  2630,5Grm.  Wasser  lieferten,  durch  Abdampfen 
concentrirt,  mit  Salpetersäure  angesäuert  und  mit 
salpetersaurem  Süberoxyd  gefällt,  1,7891  Grm.  Chlor- 

und  Bromsilber,  entsprechend 0,680137  p.  M. 

b)  2453,7    Grm.    Wasser   lieferten    1,6708   Grm. 

Chlor-  und  Bromsilber,  entsprechend 0,680931    »    » 

Mittel     .     .     0,680534  p.  M. 
Zieht  man  hiervon  ab  die  geringe  Menge  Brom- 
silber,   welche   (nach  2)  dem  vorhandenen  Brom   ent- 
spricht, nämlich 0,000204  »    » 

so  bleibt  Chlorsilber 0,680330  p.  M. 

entsprechend  Chlor 0,168244  »    » 

2.  Bestimmung  des  Broms. 

61601  Grm.  Wasser  lieferten,  nachdem  sie  von  der  grössten  Menge 
der  Chloralkalimetalle  befreit  waren  (a.  a.  O.  §.  209,  6),  mit  Salpeter- 


—    58    — 

säure  angesäuert  und  mit  salpetersaurem  Silberoxyd  gefällt  2,0861  Grm. 
Chlor-  und  Bromsilber. 

1,8917  Grm.  desselben  lieferten,  im  Chlorstrom  ge- 
schmolzen, eine  Gewichtsabnahme  von  0,0027  Grm.;  der 
ganze  Niederschlag  würde  also  abgenommen  haben  um 
0,002977  Grm.  Hieraus  berechnet  sich  ein  Gehalt  an 
Brom  von  0,005350  Grm.,  entsprechend       ....     0,000087  p.  M. 

3.  Bestimmung  der  Kohlensäure. 

Zur  Bestimmung  der  Kohlensäure  mussten,  da  dieselbe  nur  in  relativ 
sehr  geringer  Menge  zugegen  ist,  viel  grössere,  Wassermengen  verwandt 
werden,  als  dies  bei  den  meisten  anderen  Mineralwassern  erforderlich  ist. 
Die  sammt  Inhalt  und  Stopfen  gewogenen  Flaschen,  welche  zur  Aufnahme 
des  der  Quelle  frisch  entnommenen  Wassers  betimmt  waren,  enthielten  eine 
klare  Mischung  von  Barytwasser  mit  etwas  Chlorbaryumlösung.  Man  filtrirte 
dieselbe  in  die  mit  von  Kohlensäure  befreiter  Luft  gefüllte  Flaschen. 

Nach  dem  Einfüllen  des  Wassers  wurden  die  Stopfen  fest  eingedreht 
und  überbunden.  Nachdem  das  Gewicht  der  gefüllten  Flaschen  wieder 
bestimmt  und  somit  die  Wassermengen  bekannt  waren,  welche  man  in 
jede  Flasche  gebracht  hatte,  filtrirte  man  nach  2  Tagen  die  überstehende 
klare  Flüssigkeit  unter  möglichst  vollständigem  Abschluss  der  Luft  rasch 
ab,  brachte  Filter  sammt  Niederschlag  in  kleine  Kochfläschchen  und  be- 
stimmte alsdann  die  Kohlensäure  nach  der  in  meiner  Anleitung  zur 
quantitativen  Analyse,  sechste  Auflage,  Bd.  I,  S.  -449,  beschriebenen 
Methode.  Bei  der  geringen  Menge  überhaupt  vorhandener  Kohlensäure 
brachte  ich  für  die  Kohlensäure  eine  Correction  an,  welche  in  Form 
von  kohlensaurem  Baryt  gelöst  bleiben  musste,  und  legte  dabei  das 
Löslichkeitsverhältniss   1  :  14137  zu  Grunde. 

a)  1227,3  Grm.  Wasser  lieferten  Koh- 
lensäure      0,0902 

hierzu  Correction   für   gelöst     gebliebenen 

kohlensauren  Baryt 0,0194 

0,1096 
entsprechend 0,089302  p.  M. 

b)  1535,8  Grm.  Wasser  lieferten  Koh- 
lensäure      0,1139 

hierzu  Correction 0,0243 

0,1382 

entsprechend 0,089986  »    » 

Mittel     .     .     0,089644  p.  M. 


59 

4.  Bestimmung  der  Schwefelsäure. 

a)  4SI:;, 2  Grm.  Wasser  lieferten  0,0891  Gnu. 
schwefelsauren  Baryt,  entsprechend  0,030592  Gnu. 
Schwefelsäure  oder 0,006316  p.  M. 

b)  4987,6  Grm.  Wasser  lieferten  0,0931  Grm. 
schwefelsauren  Baryt  entsprechend  0,031906  Grm. 
Schwefelsäure  oder 0,006409  »    » 

Mittel     .     .     0,006363  p.  M. 

5.  Bestimmung  der  Kieselsäure. 

a)  47M.1  Gnu.  Wasser  lieferten,  in  einer  Platin- 
schale  mit  Salzsäure  zur  Trockne  verdampft,  0,1582  Grm. 

Kieselsäure,  entsprechend 0,033277  p.  M. 

b)  6250.0  Grm.  lieferten  0,2089  Grm.  Kieselsäure, 
entsprechend 0,033424  »    » 

Mittel     .     .     0,033351  p.  M. 

6.  Bestimmung  des  Kalks. 

a)  Das  Filtrat  von  5a  lieferte,  mit  oxalsaurem 
Amnion  gefällt,  und  nach  Ueberführung  der  Oxal- 
säuren Basen  in  kohlensaure  Verbindungen,  0,1840  Grm. 

oder 0,038703  p.  M. 

b)  Das  Filtrat  von  5b  lieferte  0,2423  Grm.  oder     0,038768   »    » 

Mittel     .     .     0,038736  p.  M. 
Davon  geht   ab  nach  11.  kohlensaurer  Strontian     0,000331   »    » 

bleibt  kohlensaurer  Kalk 0,038405  p.  M. 

entsprechend  Kalk 0,021507 


»    » 


7.  Bestimmung  der  Magnesia. 

a)  Das  Filtrat  von  6a  lieferte  pyrophosphorsaure 

Magnesia  0,0556  Grm.,  entsprechend  Magnesia      .     .     0,004214  p.  M. 

b)  Das  Filtrat  von  6b  lieferte  pyrophosphorsaure 

Magnesia  0,0721  Grm.,  entsprechend  Magnesia      .     .     0,004157   »    » 

Mittel     .     .     0,004186  p.  M. 

8.  Bestimmung  der  Chloralkalimetalle. 

a)   4843,2  Grm.   Wasser   lieferten    1,4361   Grm. 
vollkommen  reine  Chloralkalimetalle,  entsprechend  .     .     0,296519  p.  M, 


—    60    — 

b)  4987,6  Grm.  Wasser  lieferten  1,4759  Grm.,  ent- 
sprechend   0,295914  p.  M. 

Mittel     .     .     0,296217  p.  M. 
9)  Bestimmung  des  Kalis. 

a)  Die  in  Sa  erhaltenen  Chloralkalimetalle  lieferten 
reines  wasserfreies  Kaliumplatinchlorid  0,3305  Grm., 
entsprechend  Kali 0,013176  p.  M. 

b)  Die  in  81»  erhaltenen  Chloralkalimetalle  lie- 
ferten 0,3413  Grm.  Kaliumplatinchlorid,   entsprechend 

Kali 0,013212   »    » 


Mittel     .     .     0,013194  p.  M. 

10.  Bestimmung'  des  Lithions. 

40876  Grm.  Wasser  lieferten  0,1122  Grm.  basisch 
phosphorsaures  Lithion,  entsprechend  0,043561  Grm. 
Lithion  oder 0,001066  p.  M. 

11.  Bestimmung-  des  Strontians. 

61601  Grm.  Wasser  lieferten  0,0254  Grm.  reinen 
schwefelsauren  Strontian,  entsprechend  0,014326  Grm. 
Strontian  oder 0,000232  p.  M. 

12.  Bestimmung  der  Phosphorsäure. 

a)  21191  Grm.  Wasser  lieferten,  nach  Abscheidung 
der  Phosphorsäure  als  phosphormolybdänsaures  Am- 
nion etc.,  0,0023  Grm.  pyrophosphorsaure  Magnesia,  ent- 
sprechend Phosphorsäure 0,000069  p.  M. 

b)  19685  Grm.  Wasser  lieferten  0,0020  Grm.  pyro- 
phosphorsaure  Magnesia,    entsprechend    Phosphorsüure     0.000065   »    » 


Mittel     .     .     0,000067  p.  M. 
13.  Bestimmung  des  Natrons. 

Die  Summe  der  Chloralkalimetalle  beträgt  (nach  8)     0,296217  p.  M. 
Davon   gehen   ab   die   dem    gefundenen   Kali   und 
Lithion  entsprechenden  Mengen  Chlorkalium  und  Chlor- 
lithium, nämlich: 

Chlorkalium 0,020881  p.  M. 

Chlorlithium 0,003015  »    » 

zusammen     .     .     0,023896 


»    » 


liest:  Chlornatrium     .     .     0,272321  p.  M. 
entsprechend  Natron 0,144493   »    » 


—     (51     — 

14.  Bestimmung  des  fixen  Rückstandes  und  der  daraus 
durch  Behandlung  mit  Schwefelsäure  und  Glühen 
in  einer  Atmosphäre  von  kohlensaurem  Amnion  er- 
haltenen   neutralen    Sulfate. 

a)  1005,7    Gnu.    Wasser    lieferten    0,3819    Gnn. 

bei   180°  C.  getrockneten  Rückstand,  entsprechend      .     0,379735  p.  M. 

b)  nach  [Jeherführung  des  Rückstandes  in  neutrale 

Sulfate  0,4614  Gnn..  entsprechend 0,458785  »    » 

15.  Directe  Bestimmung-  der  kohlensauren  Alkalien. 

5635  Gnn.  Wasser  wurden  eingedampft,  die  concentrirte  heisse  Flüs- 
sigkeit filtrirt  und  wieder  eingedampft.  Zur  Neutralisation  der  so  erhal- 
tenen schwach  alkalischen  Flüssigkeit  waren  erforderlich  5,44  CC. 
Zehntel-Normalsalzsäure.  Irgend  bestimmbare  Spuren  von  Kalk  oder 
Magnesia  waren  in  der  so  erhaltenen  Flüssigkeit  nicht  vorhanden. 

16.  Bestimmung  der  im  Wasser  aufgelösten  Gase. 
Dieselbe   wurde  ausgeführt  nach  §.208.  10b  meiner  Anleitung  zur 

quantitativen  Analyse.     6.  Auflage. 

(i-'JO  CC.  Wasser  von  Quellentemperatur  lieferten  bei  vier  Aus- 
kochungen  im  Mittel  8,73  CC,  somit  im  Ganzen  34,92  CC.  über  Kali- 
lauge aufgefangene  Gase,  bei  755  Mm.  Barometerstand  und  17,(3°  C. 
im  feuchten  Zustande  gemessen.  Es  entspricht  dies  31,96  CC.  trockenem 
Gase  von  0°  und  bei  normalem  Drucke,  oder  in  1000  Grammen  (1  Liter 
Schlangenhader  Wasser  von  31  °C.  wiegt  999,7  Gnn.)   12,68  CC. 

19,6  CC.  dieser  Gase,  bei  18°  C.  und  708,65  Mm.  Druck  feucht 
gemessen,  lieferten  —  nach  Absorption  des  Sauerstoffs  durch  pyro- 
gallussaures  Kali  —  15,6  CC.  von  17,5°  C.  und  688,1  Mm.  Der  Rest 
des  Gases  enthielt  kein  leichtes  Kohlenwasserstoffgas  und  erwies  sich 
als  Stickgas. 

Danach  bestehen  die  in  1000  Grm.  Schlangenbader  Wasser  enthal- 
tenen Gase  aus  2,86  CC.  Sauerstoff  und  9,82  CC.  Stickstoff,  bei  0°  und 
normalem  Barometerstand  trocken  gemessen,  entsprechend  0,004101  Grm. 
Sauerstoff  und  0,012320  Grm.  Stickstoff. 

II.  Berechnung  der  Analyse. 
a)  Schwefelsaures  Kali. 

Schwefelsäure  ist  vorhanden  (nach  4) 0,006363  p.  M. 

bindend  Kali 0,007497  »    » 

zu  schwefelsaurem  Kali     .     .     0,013860  p.  M. 


—     62 


b)  Chlorkalium. 


Kali  ist  vorhanden  (nach  9) 0,013194  p.  M. 

Davon  ist  gebunden  an  Schwefelsäure 0,007497   »    » 

Eest     .     .  0,005697  p.  M. 

entsprechend  Kalium 0,004730   »    » 

bindend  Chlor 0,004286  »    » 

zu  Chlorkalium     .     .  0,009016  p.  M. 

c)  Chlornatrium. 

Chlor  ist  vorhanden  (nach  1) 0,168244  p.  M. 

Davon  ist  gebunden  an  Kalium 0,004286   »    » 

Eest     .     .  0,163958  p.  M. 

bindend  Natrium 0,106531   »    » 


zu  Chlornatrium     .     .     0,270489  p.  M. 


d)  Bromnatrium. 


Brom  ist  vorhanden  (nach  2)  0,000087  p.  M. 

bindend  Natrium 0,000025   »    » 


'V 


zu  Bromnatrium 0,000112  p.  M. 

e)  Phosphorsaures  Natron. 

Phosphorsäure  ist  vorhanden  (nach  12) 0,000067  p.  M. 

bindend  Natron  (2  Aequivalente) 0,000059   »    » 

bindend  basisches  Wasser 0,000008   »    » 

zu  phosphorsaurem  Natron  (2  NaO,  HO,  POs)       .     .  0,000134  p.  M. 

f)  Kohlensaures  Lithion. 

Lithion  ist  vorhanden  (nach   10) 0,001066  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,001561    »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Lithion     .     .  0,002627  p.  M. 

g)  Kohlensaures  Natron. 

Natron  ist  vorhanden  (nach  13) 0,144493  p.  M. 

Davon  ist  gebunden: 


—    63 


an  Phosphorsäure 

als  Natrium  an  Chlor 
v  "■>    Brom 


0,000059  p.  M. 
0,143521   »    » 
0,000034  »    » 

zusammen     .     . 

Rest     .     . 


bindend  Kohlensäure 

zu  einfach  kohlensaurem  Natron 


h)  Kohlensaurer  Strontian. 

Strontian  ist  vorhanden  (nach  11) 
bindend  Kohlensäure    . 


zu  einfach  kohlensaurem  Strontian 

i)  Kohlensaurer  Kalk. 

Kalk  ist  vorhanden  (nach  6) 

bindend  Kohlensäure 

zu  einfach  kohlensaurem  Kalk 

k)  Kohlensaure  Magnesia. 

Magnesia  ist  vorhanden  (nach  7) 

bindend  Kohlensäure 

zu  einfach  kohlensaurer  Magnesia 

1)  Kieselsäure. 
Kieselsäure  ist  vorhanden  (nach  5)      .     .    . 


m)  Freie  Kohlensäure. 
Kohlensäure  ist  im  Ganzen  vorhanden  (nach  3) 
Davon  ist  gebunden  zu  neutralen  Salzen: 

an  Natron 0,000623  i 

»   Lithion 0,001561 

»   Strontian 0,000099 

»   Kalk 0,016898 

»   Magnesia 0,004605 

zusammen 

Zu  übertragen:  Rest 


0,143614  p.  M. 

0,000879  p.  M. 
0,000623  »  » 

0,001502  p.  M. 


0,000232  p.  M. 
0,000099  »  » 

0,000331  p.  M. 


0,021507  p.  M. 

0,016898  »  » 

0,038405  p.  M. 


0,004186  p.  M. 
0,004605  »  » 

0,008791  p.  M. 


0,033351  p.  M. 


0,089644  p.  M. 


M. 

» 
» 
» 
» 


0,023786  »  » 
0,065858  p.  M. 


—    64    — 

Uebertrag:  Rest     .     .  0,065858  p.  M. 
Davon    ist  mit  den    einfach    kohlensauren    Salzen    zu 

Bicarbonaten  verbunden 0,023786  »    » 

Rest :  völlig  freie  Kohlensäure     .     .  0,042072  p.  M. 

III.  Controle  der  Analyse. 

a)  Berechnet  man  die  einzelnen  Bestandteile  des  Wassers  auf  den 

Zustand,  in  welchem  sie  in  dem  Rückstande  enthalten  sein  müssen,  der 

in  14  durch  Abdampfen  mit  Schwefelsäure  und  Glühen  in  einer  Atmosphäre 

von  kohlensaurem  Amnion  erhalten  wurde,  so  erhält  man  folgende  Zahlen: 

Gefunden  Natron  0,144493  p.  M.,  berechnet  als  schwe- 
felsaures Natron 0,330695  p.  M. 

»          Kali  0,013194  p.  M.,  berechnet  als  schwefel- 
saures Kali 0,024392   »    » 

»  Lithion  0,001066  p.  M.,  berechnet  als  schwe- 

felsanres  Lithion 0,003905   »    » 

»         Kalk  0,021507  p.  M.,  berechnet  als  schwe- 
felsaurer Kalk 0,052231    »    » 

»  Strontian    0,000232    p.   M.,    berechnet    als 

schwefelsaurer  Strontian 0,000411    »    » 

»         Magnesia    0,004186    p.    M.,    berechnet    als 

schwefelsaure  Magnesia 0,012558   »    » 

»  Kieselsäure .     0,033351    »    » 

»  Phosphorsall  res  Natron  0,000134  p.  M.,  be- 

rechnet als  pyrophosphorsaures  Natron  .     .     0,000126  »    » 

Summe     .     .     0,457669  p.  M. 
Hiervon  ab   schwefelsaures  Natron  für  phosphorsaures 

Natron 0,000135   »    » 

bleiben  Sulfate  etc.     .     .     0,457534  p.  M. 
Direct  gefunden  wurden  in  14 0,d58785   »    » 

bj  Berechnet  man  aus  der  in  15  gefundenen  Al- 
kalinität  des  eingedampften  und  filtrirten  Wassers, 
welcher  Menge  kohlensauren  Natrons  dieselbe  ent- 
spricht, so  erhält  man 0,005120  p.  M. 

Gefunden  wurde 0,001502  p.  M. 

Hierzu  die  dem  kohlensauren  Lithion 

äquivalente  Menge      ....     0,003764  »   » 

zusammen     .     .     0,005266   »    » 


»  » 

»  » 

»  » 

»  » 

»  » 


65 


IV.  Zusammenstellung  der  Resultate. 

In  1000  Gewichtstheilen  Wasser   sind  folgende  Bestandtheüe  ent- 
halten: 

;D  Die  kohlensauren  Salz.'  als  einfache  Carhonate  und  sämmtliche 
Salze  ohne  Erystallwasser  berechnet: 

a)  In  wägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheüe : 

Schwefelsaures  Kali 0,013860  p.  M. 

Chlorkalium 0,009010 

Chlornatrium 0  270489 

Bromnatrium 0,000112 

Phosphorsaures  Natron 0,000134 

Kohlensaures  Natron 0,001502 

Kohlensaures  Lithion 0,002627   »    » 

Kohlensaurer  Kalk 0,038405  »    » 

Kohlensaurer  Strontian 0,000331   »    » 

Kohlensaure  Magnesia 0,008791   »    » 

Kieselsäure 0,033351   » 

Summe     .     .  0,378618  p.  M 
Kohlensäure,  mit  den  einfachen  Carhonaten  zu  Bicarbo- 

naten  verbundene 0,023786  p.  M 

Kohlensäure,  völlig  freie 0,042072   »    » 

Stickstoff 0,012320 

Sauerstoff 0,004101 

Summe  aller  Bestandtheüe     .     .     0,460897  p.  M. 

ß)  In  unwägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheüe  : 

Chlorcaesium,  brichst  geringe  Spur. 
Chlorrubidium,    »  »  » 

Borsaures  Natron,  geringe  Spur. 
Salpetersaures  Natron,  geringe  Spur. 
Jodnatrium,  geringe  Spur. 
Kohlensaurer  Baryt,  sehr  geringe  Spur. 
Kohlensaures  Eisenoxydul,  sehr  geringe  Spur. 

b)   Die  kohlensauren  Salze  als  wasserfreie  Bicarbonate  und  sämmt- 
liche Salze  olme  Krystallwasser  berechnet: 

Jahrb.  d.  naas.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  5 


» 


»      » 
»     » 


—    66    — 

u)  In  wägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile : 

Schwefelsaures  Kali 0,013860  p.  M. 

Chlorkalium 0,009016   »  » 

Chlornatrium 0,270489   »  » 

Bromnatrium 0,000112   »  » 

Phosphorsaures  Natron 0,000134   »  » 

Doppelt  kohlensaures  Natron 0,002125   »  » 

»  »  Lithion 0,004188   »  » 

»       kohlensaurer  Kalk 0,055303   »  » 

»  »  Strontian .  0,000430  »  » 

»       kohlensaure    Magnesia 0,013396  »  » 

Kieselsäure 0,033351    »  » 

Summe     .     .  0,402404  p.  M. 

Kohlensäure,  völlig  freie 0,042072   »    » 

Stickstort" 0,012320   »    » 

Sauerstoff 0,004101    »    » 

Summe  aller  Bestandtheile     .     .     0,460897  p.  M. 

(3)  In  unwägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile: 
(Vergleiche  Zusammenstellung  a.) 

Auf  Volumina  berechnet,  beträgt  bei  Quellentemperatur  und  Normal- 
barometerstand: 

a)  Die  völlig  freie  Kohlensäure  in  1000  CC.  Wasser      .     .  23,77  CC. 

b)  die  freie  u.  halbgebundene  Kohlensäure  in  1000  CC.  Wasser  37,21    » 

c)  der  Stickstoff  in  1000  CC.  Wasser 10,93  » 

d)  der  Sauerstoff  »        »       »  »  3,19 


» 


B.  Die  anderen  Quellen. 

Vergleicht  man  die  Beactionen,  welche  das  Wasser  der  anderen 
Schlangenbader  Thermen  gibt,  mit  denen  der  Schachtquelle,  so  lässt  sich 
ein  wahrnehmbarer  Unterschied  nicht  finden.  Dieselben  haben  somit 
ganz  denselben  Charakter,  und  auch  in  Betreff  der  Menge  der  aufgelösten 
Bestandtheile  lassen  sich  zwischen  den  einzelnen  Quellen  keine  erheb- 
lichen Unterschiede  nachweisen. 

Da  die  Chloralkalinietalle  fast  74  Procent  aller  gelösten  Bestand- 
theile  ausmachen,  so  eignet  sich  die  Bestimmung  des  Chlors  am  meisten, 
um  Concentrations-Unterschiede  erkennen  zu  lassen.   Aus  diesem  Grunde 


—    67     — 

winde  auch  der  Chlorgehalt  der  Übrigen  Quellen  bestimmt.  Die  folgende 
Zusammenstellung  belehrt  über  die  erhaltenen  Resultate: 

Chlorgehalt  in   1000  Gewichtstheilen  (einschliesslich  des  geringen 

Gehaltes  an  Brom): 

1.  Die  Quellen  des   oberen  Kurhauses  enthalten 

Chlor 0,17532  p.  M. 

2.  Die  Röhrenbrunnenquelle  enthält    ....  0,16866  »    » 

3.  Die  Schachtquelle 0,16829 

4.  Die  Quellen  des  mittleren  Kurhauses  .     .     .  0,16812 

5.  Die  Pferdebadquelle 0,16982  : 


»    » 
»    » 


o 

Es  ergibt  sich  daraus,  dass  der  Röhrenbrunnen,  die  Schachtquelle, 
die  Quellen  des  mittleren  Kurhauses  und  die  Pferdebadquelle  gleiche 
Concentration  haben,  während  die  der  Quellen  des  oberen  Kurhauses  ein 
wenig  grösser  ist. 

Vergleichung  der  Resultate  der  1852  ausgeführten  Analyse  mit 

den  1877  erhaltenen. 

Das  Schlangenbader  Thermalwasser,  welches  ich  1852  analysirte, 
war  das  des  mittleren  Kurhauses,  während  1877  das  der  Schachtquelle 
untersucht  wurde. 

Beziehen  sich  somit  die  damals  und  jetzt  erhaltenen  Zahlen  auch 
nicht  auf  ganz  dieselbe  Quelle,  so  ist  doch  bei  der  kaum  wahrnehm- 
baren Differenz  der  Schlangenbader  Thermen  eine  Vergleichung  der  damals 
und  jetzt  gewonnenen  Resultate  zulässig  und  dies  um  so  mehr,  als  aus 
der  oben  mitgetheilten  Bestimmung  des  Chlorgehaltes  sämmtlicher  Quellen 
sich  vollständige  Uebereinstimmung  zwischen  der  Schachtquelle  und  dem 
Wasser  des  mittleren  Kurhauses  ergibt. 

Eine  Vergleichung  der  Resultate  führt  dann  am  besten  zum  Ziele, 
wenn  man  —  so  wie  es  in  der  folgenden  Zusammenstellung  geschieht  — 
die  Mengen  der  einzelnen  Basen  und  Säuren  direct  mit  einander  vergleicht. 

In   wägbarer  Menge  vorhandene  Bestandteile  in  1000   Gewichtstheilen 

Wasser. 

Quellen  des  mittleren  Kurhauses:     Schachtquelle: 
1852  1877  1877 

Kali 0,010111  nicht  bestimmt     0,013194 

Natron 0,132346  »  0,144493 

Lithion nicht  bestimmt  »  0,001066 

5* 


68 


Quellen  des  mittleren  Kurhauses:     Sehaehtquelle: 

1852  1877                    1877 

Kalk 0,018293  nicht   bestimmt  0,021507 

Magnesia 0,002900  0,004186 

Strontian nicht  bestimmt  »  0,000232 

Kohlensäure     ....  0,108884  »  0,089644 

Schwefelsäure  ....  0,005449  0,006363 

Kieselsäure      ....  0,032623  0,033351 

Phosphorsälire      .     .     .  0,000331  »  0,000067 

Chlor 0,147050  0,168122  0,168244 

Brom nicht  bestimmt  nicht  bestimmt  0,000087 

Summe    der    festen    Be- 

standtheile  ....  0,337884  »  0,378618 

Aus  dieser  Vergleichung  ergeben  sich  folgende  Schlussfolgerungen : 

1.  Das  Wasser  der  Schlangenbader  Thermen  hat  sich  in  dem  Zeit- 
räume von  1852  —  1877   in   seinem  Gesammt- Charakter  nicht  geändert. 

2.  Das  Wasser  der  Schlangenbader  Thermen  erwies  sich  1877  etwas 
reicher  an  gelösten  festen  Bestandteilen  als  1852,  und  zwar  im  Ver- 
hältnisse 338  :  379  oder  100  :  112. 

3.  An  dieser  Zunahme  sind  alle  Bestandtheile  betheiligt.  (In  Be- 
treff der  Phosphorsäure,  welche  eine  Ausnahme  zu  machen  scheint,  ist 
zu  bemerken,  dass  1852  die  zur  Bestimmung  kleiner  Phosphorsäure- 
Meiigen  so  überaus  geeignete  Molybdänmethode  noch  nicht  bekannt  war.) 

4.  Dass  diese  Schlussfolgerungen  gerechtfertigt  sind,  obgleich  1852 
das  Wasser  des  mittleren  Kurhauses,  1877  dagegen  das  der  Schacht- 
quelle untersucht  wurde,  ergibt  sich  daraus,  dass  auch  der  Chlorgehalt 
des  Wassers  des  mittleren  Kurhauses  in  gleichem  Maasse  zugenommen  hat. 

5.  Die  Menge  der  im  Ganzen  vorhandenen  Kohlensäure  erwies  sich 

in  dem  1852  untersuchten  Wasser  des  mittleren  Kurhauses  etwas  höher 

als  in  dem  der  Schachtquelle.  Vergleicht  man,  welche  Antheile  derselben 

gebunden  und  welche  frei  in  dem  Wasser  vorhanden  sind,  so  ergibt  sich 

folgendes  : 

Wasser  des  mittleren  Kurhauses:     Sehaehtquelle: 

1852  1877 

Kohlensäure,  mit  Basen  zu  einfachen  p.  M.  p.  M. 

Carhonaten  verbundene  ....  0,021903  0,023786 
Kohlensäure,  mit  Carhonaten  zu  Bi- 

carbonaten  verbundene   ....  0,021903  0,023786 

Kohlensäure,  völlig  freie    .     .     .     .  0,065078  0,042072 

zusammen     .     .  0,108884  0,089644 


—    69    — 

Man  erkenn!  somit,  dass  die  Menge  der  ganz  und  halbgebundenen 
Kohlensäure  1877  sieh  etwas  grösser,  die  Menge  der  völlig  freien  Kohlen- 
säure aber  etwas  geringer  erwies  als  1852. 


Schlusswort. 

In  meiner  Abhandlung  über  die  Quellen  zu  Schlangenbad  vom 
Jahre  1852  gab  ich  auf  der  letzten  Seite  eine  Vergleichnng  der  von  mir 
erhaltenen  Zahlen  mit  denen,  welche  Kastner,  etwa  1830,  erhalten 
hatte.  Es  ergab  sieb  daraus  nicht  die  geringste  Uebereinstimmung,  weder 
im  Hinblick  auf  die  Gesammtmenge  an  fixen  Bestandteilen,  noch  in 
Betreff  des  Verhältnisses  der  einzelnen  gelösten  Stoffe,  noch  endlich  be- 
züglicb  der  Art  derselben.  Ich  schloss  damals  meine  Abhandlung  mit 
den  Worten: 

„Ich  halte  es  aber  für  vorsichtiger,  diese  Frage  (nämlich  die,  ob 
sieh  das  Schlangenbader  Wasser  von  1830  bis  1852  wesentlich  geändert 
habe)  so  lange  unentschieden  zu  lassen,  bis  eine  nach  10  oder  20  Jahren 
anzustellende  Analyse,  bei  deren  Ausführung  ich  natürlich  dieselbe  Sorg- 
falt voraussetzen  muss,  mit  der  die  Untersuchung  meinerseits  ausgeführt 
wurde,  darüber  Gewissheit  gibt." 

Heute  —  nach  etwa  26  Jahren  —  bin  ich  nun  in  der  Lage,  die 
damals  offen  gelassene  Frage  beantworten  zu  können  und  zwar  dabin, 
dass  das  Schlangenbader  Wasser  in  seinem  Gehalte  an  gelösten  Bestand- 
teilen zwar  auch  Schwankungen  unterliegt,  wie  dies  bei  allen  oder  fast 
allen  Mineralquellen  beobachtet  wird,  dass  die  Schwankungen  aber  nur 
sehr  gering  sind  und  den  Gesammtcharakter  des  Schlangenbader  Thermal- 
wassers  in  keiner  Weise  ändern. 


70 


Chemische  Analyse  der  Wilhelms-Quelle  zu  Kronthal. 

Von 

Dr.  R.  Fresenius, 

Geheimem  Hofratlie  und  Professor. 


Das  Kronthaler  Mineralwasser  ist  schon  seit  Jahrhunderten  bekannt 
und  geschätzt.  Tabernaemontanus  widmete  demselben  in  seinem 
,,Neuw  Wasserschatz,  das  ist  von  allen  heylsamen  metallischen  mi- 
norischen Bädern  und  Wassern  etc.",  gedruckt  zu  Frankfurt  a.  Mayn  1584, 
ein  besonderes,  das  69.  Capitel:  „Von  dem  Kronenburger  Sauerbrunnen 
und  von  seiner  Krafft  und  Wirkung". 

Auf  den  Werth  und  die  Bedeutung  der  Quellen  machte  in  diesem 
Jahrhundert  namentlich  Mcdicinalrath  Dr.  F.  Küster  aufmerksam*). 
Die  in  dem  von  Norden  nach  Süden  ziehenden  Wiesenthal  gelegenen 
Quellen  waren,  als  derselbe  1818  als  Physikus  nach  Kronberg  kam,  in 
vernachlässigtem  Zustande.  Er  Hess  sie  1821  fassen  und  errichtete  1833 
das  an  dem  nördlichen  Ende  des  Thaies  gelegene.  Kurhaus.  Als  die 
wirksamsten  und  besten  der  Kronthaler  Mineralquellen  erwiesen  sich 
bald  die  Wilhelmsquelle  und  die  Stahlquelle. 

Die  Wilbelmsquelle,  etwa  in  der  Mitte  der  Thalsohle  unterhalb  des 
Kurhauses  gelegen,  hat  in  neuerer  Zeit  eine  ganz  solide  Fassung  er- 
halten. Ein  runder,  in  Content  ausgeführter  Schacht  geht  durch  den 
den  Taunusschiefer  überlagernden  Torf  und  Letten  bis  auf  den  Fels, 
so  dass  das  Tagwasser  von  der  Quelle  völlig  ausgeschlossen  ist.  Die 
Höhe  des  Schachtes  von  dem  Niveau  des  Wassers  bis  zum  Felsen 
beträgt  etwa  3  Meter.  —  Der  Schacht  ist  oben  geschlossen  und  das 
Wasser  der  Quelle  hat  seinen  Ablauf  an  3  Krahnen.  Die  Quelle  be- 
findet sich  in  einem  kleinen  verschliessbaren  Hause. 

Auf  den  Wunsch  der  gegenwärtigen  Besitzer  der  Wilhelmsquello, 
der   Herren    Gogol   und    Brünier   in    Frankfurt   a.  M.    und  Kronthal, 


*)  Die  Nassauischen  Heilquellen,  Wiesbaden,    bei  C.W.  Krcidcl  1851, 
S.  82. 


ii 


—     71      — 

welche  das  Wasser  der  Wilhelmsquclle  in  mit  natürlicher  Kohlensäure 
übersättigtem  Zustande  in  den  Handel  bringen,  unternahm  ich  eine  um- 
fassende chemische  Analyse  des  Mineralwassers,  wie  es  die  Quelle,  liefert. 

Ich  begab  mich  zu  dem  Ende  am  11.  November  1878  nach  Kron- 
thal, um  das  zur  Analyse  erforderliche  Wasser  zu  füllen  und  die  Opera- 
tionen auszuführen  oder  vorzubereiten,  welche  an  der  Quelle  selbst  vor- 
genommen werden  müssen. 

Die  Temperatur  des  Wassers  fand  ich  gleich  13,45°  C.  oder 
10.7t»°  R.  bei  6°  E.  Temperatur  der  Luft. 

Das  der  Quelle  frisch  entnommene  Wasser  ist  ganz  klar  und 
farblos;  es  hat  einen  sehr  angenehmen,  weichen,  prickelnden,  schwach 
salinischen,  etwas  eisenartigen  Geschmack.  Einen  Geruch  hat  das 
Wasser  nicht.  Füllt  man  dasselbe  in  ein  Glas,  so  setzen  sich  an  den 
Wandungen  zahlreiche  Gasperlen  an.  Schüttelt  man  es  in  halbgefüllter 
Flasche,  so  entbindet  sich  viel  Kohlensäure.  Auch  an  dem  durch 
solches  Ausschütteln  von  Kohlensäure  befreiten  Wasser  bemerkt  man 
keinen  Geruch. 

Was  die  Menge  des  Wassers  betrifft,  welches  die  Quelle  gibt, 
so  konnte,  da  die  drei  Ablaufkrahnen  nicht  alles  Wasser  der  Quelle 
liefern,  eine  Messung  der  an  den  Erahnen  ablaufenden  Quantitäten  kein 
brauchbares  Resultat  geben.  Ich  theile  daher  nur  die  Erfahrung  der 
Herren  Gogel  und  Brünier  mit,  welche  dahin  geht,  dass  man  der 
Quelle  in  der  Stunde  1200  Liter  Wasser  entnehmen  kann,  ohne  dass 
der  Ausiluss  des  Wassers  an  den  Krahnen  aufhört,  also  ohne  dass  das 
Niveau  des  Wassers  in  dem  Schachte  sich  ändert.  —  Die  Menge  der 
freien  Kohlensäure,  welche  die  Quelle  liefert,  ist  sehr  gross,  Hess 
sich  aber  hei  dem  geschlossenen  Zustande  des  Quellenschachtes  nicht 
messen.  Sie  wird  in  das  zur  Uebersättigung  und  Füllung  des  Wassers 
dienende  Gebäude  geleitet  und  in  Gasometern  aufgefangen. 

Lässt  man  das  der  Quelle  entnommene  Wasser  in  nicht  völlig  ge- 
schlossener Flasche  stehen,  so  wird  es  unter  dem  Einflüsse  des 
atmosphärischen  Sauerstoffes  auf  das  gelöste  doppelt  kohlensaure 
Eisenoxydul  anfangs  opalisirend,  allmählich  aber  setzt  sich  ein  ocker- 
farbiger Niederschlag  fest  ab.  Ein  gleicher  bildet  sich  in  den  Abfiuss- 
rinnen,  in  welche  die  Krahnen  das  Wasser  der  Quelle  ergiessen. 

Das  speeifische  Gewicht  des  Wassers  ergab  sich  hei  14°  C. 
zu  1,003130. 

Zu  Reagentien  zeigte  das  der  Quelle  frisch  entnommene  Mineral- 
wasser folgendes  Verhalten: 


72    — 


Blaues  Lackmuspapier  färbt  sich  im  Wasser  roth,  beim  Liegen 
an  der  Luft  wird  es  wieder  blau. 

Curcumapapier  bleibt  im  Wasser  unverändert;  trocknet  man 
aber  die  eingetaucht  gewesenen  Streifen,  so  erweisen  sie  sich  schwach 
gebräunt. 

Salzsäure  bewirkt  massiges  Aufbrausen. 

Chlorbaryum  erzeugt  in  dem  mit  Salzsäure  schwach  angesäuerten 
Wasser  erst  allmählich  Trübung  und  Niederschlag. 

Ammuii   bewirkt   sofort  weissliche  Trübung,   später   Niederschlag. 

Salpetersaures  Silberoxyd  bewirkt  in  dem  mit  Salpetersäure 
angesäuerten  Wasser  sogleich  starken  Niederschlag. 

Oxal saures  Amnion  bewirkt  starke  weisse  Fällung. 

Gerbsäure  lässt  das  Wasser  anfangs  farblos,  bald  aber  tritt  roth- 
violette Färbung  ein. 

Gallussäure  bewirkt  anfangs  keine,  bald  aber  eine  blauviolette 
Färbung. 

Beim  andauernden  Kochen  entsteht  ein  durch  Eisenoxydhydrat 
gefärbter,  grobkrystallinischer,  der  Hauptsache  nach  aus  kohlensauren) 
Kalk  und  kohlensaurer  Magnesia  bestehender  Niederschlag.  Das  von 
demselben  getrennte  Filtrat  reagirt  deutlich  alkalisch.  Es  enthält  nur 
noch  Spuren  von  Kalk,  aber  noch  erhebliche  Mengen  von  Magnesia. 

Die  qualitative  Analyse  liess  folgende  Bestandteile  in  dem 
Wasser  erkennen: 


Basen: 
Natron 
Kali 

(Caesion) 
(Rubidion) 
Lithion 
(Amnion) 
Kalk 
Strontian 
Baryt 
Magnesia 
(Thonerde) 
Eisenoxydul 
Manganoxydul. 


Säuren    und   Halogene: 
Chlor 
Brom 
Jod 

Schwefelsäure 
Phosphorsäure 
Kohlensäure 
Kieselsäure 
(Borsäure) 
(Arsensäure). 


—     73    — 

Indifferente    Bestandtheile: 
(Stickgas) 
(Organische  Substanzen). 

Die  eingeklammerten  Bestandtheile  wurden  ihrer  sehr  geringen  Menge 
halber  nicht  quantitativ  bestimmt. 

Das  zur  quantitativen  Analyse  erforderliche  Wasser  entnahm 
ich,  wie  erwähnt,  am  11.  November  1878  selbst  der  Quelle.  Es  wurde 
in  mit  eingeschliffenen  Glasstopfen  versehenen  Glasflaschen  in  mein 
Laboratorium  nach  Wiesbaden  transportirt. 

Die  Methode  der  Untersuchung  war  genau  die  in  meiner  Anleitung 
zur  quantitativen  Analyse,  6.   Auflage,  §§.  206  —  210  angegebene. 

Im  Folgenden  gebe  ich  unter  I.  die  Originalzahlen  der  Analyse, 
unter  II.  die  Berechnung  und  unter  III.  die  Controle  der  Analyse. 
IV.  endlich  enthält  die  Zusammenstellung  der  Resultate. 

I.  Originalzahlen  in  Grammen. 

1.  Bestimmung  des  Chlors. 

a)  500,358  Grm.  Wasser  lieferten  mit  Salpeter- 
säure angesäuert  und  mit  salpetersaurem  Silberoxyd 
gefällt,  2,1088  Grm.  Chlor-,  Brom-  und  Jodsilber, 
entsprechend 4,214582  p.  M. 

b)  500,982  Grm.  Wasser  lieferten   2,1131  Grm. 

Chlor-,  Brom-  und  Jodsilber,  entsprechend  ....     4,217916 


»    » 


Mittel     .     .     4,216249  p.  M. 
Zieht  man  hiervon  ab  die  geringen  Mengen  Brorn- 
und    Jodsüber,    welche    (nach    2)    dem    vorhandenen 
Brom  und  Jod  entsprechen,  nämlich: 

für  Brom  Bromsilber 0,001170  p.  M. 

für  Jod  Jodsilber 0,000016   »   » 

in  Summa     .     .     0,001186  p.  M. 

so  bleibt  Chlorsilber 4,215063  p.  M. 

entsprechend  Chlor 1,042374 


»    » 


2.  Bestimmung  des  Jods  und  Broms. 

a)  61700    Grm.  Wasser  lieferten  so   viel    freies, 


in   Schwefelkohlenstoff   gelöstes  Jod,    dass    zu    dessen 


l^ 


-. 


MC 


74    — 

Deberführung  in  Jodnatrium  2,25  CC.  einer  Lösung 
von  unterschwefligsaurem  Natron  gebraucht  wurden, 
von  welcher  4,31  CC.  0,001  Grm.  Jod  entsprachen. 
Daraus  berechnet  sich  0,000522  Grm.  Jod,  entsprechend  0,0000085  p.  M. 

b)  Die  vom  Jod  befreite  Flüssigkeit  lieferte,  mit 
salpetersaurem  Silberoxyd  gefällt,  2,3781  Grm.  Chlor- 
und  Bromsilber. 

a)  1,0992  Grm.  desselben  nahmen  im  Chlorstrom 
geschmolzen  ab  0,0081  Grm.,  die  2,3781  Grm.  hätten 
somit  abgenommen 0,017524  Grm. 

ß)  1,0976  Grm.  nahmen  ab  0,0077  Grm.,  die 
2,3781  Grm.  hätten  somit  abgenommen 0,01(3683     » 


Mittel     .     .     0,017103  Grm. 
Hieraus  berechnet  sich  ein  Gehalt   an  Brom  für 
die    61700   Grm.    Wasser    von    0,030735   Grm.,    ent- 
sprechend        0,000498  p.  M. 

3.  Bestimmung  der  Kohlensäure. 

a)  257,705  Grm.  Wasser  lieferten  in  Natron- 
kalkröhren aufgefangene  Kohlensäure  0,7200  Grm., 
entsprechend 2,793892  p.  M. 

b)  248,774  Grm.  Wasser  lieferten  0,6937  Grm. 
Kohlensäure,  entsprechend 2,788475  »    » 

Mittel     .     .     2,791184  p.  M. 

4.  Bestimmung  der  Schwefelsäure. 

a)  1923,8  Grm.  Wasser  lieferten  0,0604  Grm. 
schwefelsauren  Baryt,  entsprechend  Schwefelsäure  .     .     0,010779  p.  M. 

b)  2022,0  Grm.  Wasser  lieferten  0,0643  Grm. 
schwefelsauren  Baryt,  entsprechend  Schwefelsäure  .     .     0,010918   »    » 


Mittel     .     .     0,010849  p.  M 
5.  Bestimmung  der  Kieselsäure. 

a)  5033,5  Grm.  Wasser  lieferten,  in  einer  Platin- 
schale   mit    Salzsäure    zur    Trockne    verdampft   etc., 

0,5100  Grm.  Kieselsäure,  entsprechend    .     .     .     .     .     0,101321  p.  M 

b)  4865,2    Grm.   Wasser  lieferten    0,4907   Grm. 
Kie-elsäure.  entsprechend 0,100859  » 


» 


Mittel     .     .     0,101090  p.  M. 


75 

6.  Bestimmung  des  Eisenoxyduls. 

a)  Das  Piltrat  von  5a  lieferte  vollkommen  reines 

Eisenoxyd  0,1038  Grrm.,  entsprechend  Eisenoxydul     .     0,018560  p.  M. 

b)  Das  Piltrat  von  5b  lieferte  0,0988  Grm.  Eisen- 
oxyd, entsprechend  Eisenoxydul 0,018277  »    » 


Mittel     .     .     0,018419  p.  M. 
7.  Bestimmung  des  Kalks. 


Lö 


a)  Das  Filtrat  von  6a  lieferte  bei  doppelter  Fäl- 
lung mit  oxalsaurem  Amnion  und  Ueberfuhrung  der 
Oxalsäuren  Basen  in  kohlensaure  Verbindungen  2,1133 

Grm.  «Hier 0,419847  p.  M. 

b)  Das  Filtrat  von  6b  lieferte  2,0476  Grm.  oder     0,420866  »    » 

Mittel     .     .     0,420357  p.  M. 
Davon  gebt  ab  (nach  13b)  kohlensaurer  Strontian     0,002019  »    » 

Bleibt  kohlensaurer  Kalk 0,418338  p.  M. 

entsprechend  Kalk 0,234269  »    » 

8.  Bestimmung  der  Magnesia. 

a)  Das  Filtrat  vun  7a  lieferte  pyrophosphorsaure 

Magnesia  0,6415  Grm.,  entsprechend  Magnesia     .     .     0,045926  p.  M. 

b)  Das  Filtrat  von  7b  lieferte  0,6204  Grm.  pyro- 
phosphorsaure Magnesia,  entsprechend  Magnesia    .     .     0.04-r)952  »    » 

Mittel     .     .     0,045939  p.  M. 

9.  Bestimmung  der  Chloralkalimetalle. 

a)  1923,8    Grm.  Wasser    lieferten    3,4817   Grm. 

vollkommen  reine  Chloralkalimetalle,  entsprechend      .     1,809803  p.  M. 

b)  2022,0  Grm.  Wasser  lieferten  3,6573  Grm., 
entsprechend 1,808754  »    » 


Mittel     .     .     1,809279  p.  M. 

10.  Bestimmung  des  Kalis. 

a)  Die  in  9a  erhaltenen  Cbloralkalimetalle  lieferten 
reines  wasserfreies  Kaliumplatinchlorid  0,3567  Gnu., 
entsprechend  Kali 0,035799  p.  M. 


—    76    — 

b)  Die  in  9  h  erhaltenen  Chloralkalimetalle  lie- 
ferten Kaliumplatinchlorid  0,3769  Grm.,  entsprechend 
Kali 0,035990  p.  M. 

Mittel     .     .     0,035895  p.  M. 
entsprechend  Chlorkalium     .     .     0,056809  »    » 

11.  Bestimmung  des  Lithions. 

30850  Grm.  Wasser  lieferten  0,1141  Grm.  basisch 
phosphorsaures  Litliion,   entsprechend  0,044299  Grm. 

Lithion  oder 0,001436  p.  M. 

entsprechend  Chlorlithium     .     .     0,004061  »    » 

12.  Bestimmung  der  Phosphorsäure. 

5093  Grm.  Wasser  lieferten  —  nach  Abscheidung 
der  Phosphorsäure  als  phosphormolybdänsaures  Am- 
nion etc.  —  0,0038  Grm.  pyrophosphorsaure  Magnesia, 
entsprechend  0,002431  Grm.  Phosphorsäure  oder  .     .     0,000477  p.  M. 

13.  Bestimmung     des    Baryts,    Strontians    und    Mangan- 
oxyduls. 

a)  61700  Grm.  Wasser  lieferten  reinen  schwefel- 
sauren    Baryt     0,0281     Grm.,     entsprechend     Baryt 

0,018452  Grm.  oder 0,000299  p.  M. 

b)  61700  Grm.  Wasser  lieferten  reinen  schwefel- 
sauren Strontian  0,1550  Grm.,  entsprechend  Strontian 

0,087425  Grm.  oder 0,001417   »    » 

c)  61700  Grm.  Wasser  lieferten  0,1105  Grm. 
wasserfreies  Mangansulfür,  entsprechend  0,090178  Grm. 
Manganoxydul  oder 0,001462  »    » 

14.  Bestimmung  des  Natrons. 

Die  Summe  der  Chloralkalimetalle  beträgt  (nach  9)     1,809279  p.  M. 

Hiervon  geht  ab: 
für  Chlorkalium  (nach  10)     .     .     .     0,056809  p.  M. 
für  Chlorlithium  (nach  11)    .     .     .     0,004061   »    »       0,060870  »    » 

Bleibt  Chlornatrium     .     .     1,748409  p.  M. 
entsprechend  Natron    .     .     0,927703   »    » 


77 


15.  Bestimmung  des  fixen  Rückstandes  und  der  daraus 
durch  Behandlung  mit  Schwefelsäure  und  Glühen  in 
einer  Atmosphäre  von  kohlensaurem  Amnion  erhal- 
tenen neutralen  Sulfate. 

282,483   Gm.  Wasser    gaben   0,6899   Gnu.    bei 
180°  C.  getrockneten  Rückstand,  entsprechend 

Nach  Behandeln   mit  Schwefelsäure   lieferte    der 

Rückstand  0,8539  Grm.  Sulfate  etc.,  entsprechend 


2,442271  p.  M. 

3,022837   »    » 


16.  Bestimmung  der  Säure    abstumpfenden   Bestandteile 
des  Wassers. 

a)  603,7  Grm.  Wasser  mit  Normalsäure  über- 
sättigt, die  Kohlensäure  durch  Kochen  verjagt  und 
mit  Normallauge  zurücktitrirt,  gebrauchten  7,11  CC. 
Normalsäure,  demnach  1000  Grm.  Wasser  ....         11,777  CC. 

b)  Zu    654,0    Grm.    Wasser    wurden    gebraucht 

7,68  CC,  demnach  zu  1000  Grm 11,743    » 


Mittel 


11,760  CC. 


II.  Berechnung  der  Analyse. 

a)  Schwefelsaures  Kali. 

Schwefelsäure  ist  vorhanden  (nach  4) 0,010849  p.  M. 

bindend  Kali 0,012783   »    » 

zu  schwefelsaurem  Kali 

b)  Chlorkalium. 
Kali  ist  vorhanden  (nach   10) 


0,023632  p.  M. 


Davon  ist  gebunden  an  Schwefelsäure 


Rest 

entsprechend  Kalium 

bindend  Chlor 


0,035895  p.  M. 
0,012783  »  » 


0,023112  p.  M. 
0,019189  »  » 
0,017389  »  » 


0,036578  p.  M. 


zu  Chlorkalium 

c)  Bromnatrium. 

Brom  ist  vorhanden  (nach  2b) 0,000498  p.  M. 

bindend  Natrium 0,000143   »    » 

zu  Bromnatrium     .     .     0,000641  p.  M. 


78    — 


d)  Jo  du  a  t  rium. 

Jod  ist  vorhanden  (nach  2a) 
bindend  Natrium     . 


zu  Jodnatrium 


.  0,0000085  p.  M. 
.  0,0000015   »    » 

.  0,0000100  p.  M. 


e)  Chlornatrium. 

Chlor  ist  vorhanden  (nach  1) 
Davon  ist  gebunden  an  Kalium 


1 

1,042374  p.  M. 
.     0,017389   »    » 

Rest     . 
bindend  Natrium     . 

.     1,024985  p.  M. 

.     0,665980   »    » 

zu  Chlornatrium 

.     1,690965  p.  M. 

f)  Phosphorsaures  Natron. 

Phosphorsäure  ist  vorhanden  (nach  12) 0,000477  p.  M. 

bindend  Natron        0,000417   »    » 

bindend  basisches  Wasser 0,000060   »    » 


zu  phosphorsaurem   Natron 


0,000954  p.  M. 


g)  Kohlensaures  Natron. 
Natron  ist  vorhanden  (nach  14) 0,927703  p.  M. 


Davon  ist  gebunden 


an 

Phosphorsäure 

als 

Natrium  an  Chlor 

» 

»           »    Brom 

» 

»           »    Jod 

0,000417  p.  M. 
0,897223   »    » 
0,000193   »    » 
0,000002  »    » 

zusammen     .     . 

Rest     .     . 


0,897835   »    » 
0,029868  p.  M. 


bindend  Kohlensäure 0,021169 


zu  einfach  kohlensaurem  Natron 


0,051037  p.  M. 


h)  Kohlensaures  Lithion. 

Lithion  ist  vorhanden  (nach  11) 0,001436  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,002103   »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Lithion     .     .  0.003539  p.  M. 


—    79    — 

i)  Kohlensaurer  Baryt. 

Baryt  ist  vorhanden  (nach  13a) 0,000299  p.  M 

bindend  Kohlensäure 0,000080  »    » 

zu  einfach  kohlensaurem  Baryt     .     .     0,000385  p.  M 

k)  Kohlensaurer  Strontian. 

Strontian  ist  vorhanden  (nach  13b) 0,001417  p.  M 

bindend  Kohlensäure 0,000602    »    » 


zu  einfach  kohlensaurem  Strontian     .     .  0,002019  p.  M. 

1)  Kohlensaurer  Kalk. 

Kalk   ist  vorhanden  (nach  7) 0,234209  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,184069  »    » 


zu  einfach  kohlensaurem  Kalk     .     .  0,418338  p.  M. 

m)  Kohlensaure  Magnesia. 

Magnesia  ist  vorhanden  (nach  8) 0,045939  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,050533   »    » 

zu  einfach  kohlensaurer  Magnesia     .     .  0,096472  p.  M. 

n)  Kohlensaures  Eisenoxydul. 

Eisenoxydul  ist  vorhanden  (nach  6) 0,018419  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,011256   »    » 


zu  einfach  kohlensaurem  Eisenoxydul     .     .  0,029675  p.  M. 

o)  Kohlensaures  Manganoxydul. 

Manganoxydul  ist  vorhanden  (nach  13c)      ....  0,001462  p.  M. 

bindend  Kohlensäure 0,000906   »    » 


zu  einfach  kohlensaurem  Manganoxydul     .     .     0,002368  p.  M. 

p)  Kieselsäure. 
Kieselsäure  ist  vorhanden  (nach  5) 0,101090  p.  M. 

q)  Freie  Kohlensäure. 
Kohlensäure  ist  im  Ganzen  vorhanden  (nach   3)  .     2,791184  p.  M. 


80 


Davon  ist  gebunden  zu  neutralen  Salzen: 

an  Natron 0,021169  p.  M. 

»    Lithion 0,002103  »  » 

»    Kalk 0,184069  »  » 

»    Strontian 0,000602  »  » 

»    Baryt 0,000086  »  » 

»    Magnesia 0,050533  »  » 

»    Eisenoxydul 0,011256  »  » 

»    Manganoxydul       ....  0,000906 


»    » 


zusammen     .     .  0,270724  p.  M. 

Rest     .     .  2,520460  p.  M. 

Davon   ist    mit   den   einfach   kohlensauren    Salzen   zu 

Bicarbonaten  verbunden 0,270724  »    » 


Rest:  völlig  freie  Kohlensäure     .     .     2,249736  p.  M. 

III.  Controle  der  Analyse. 

1.  Berechnet  man  die  einzelnen  Bestandteile  des  Wassers  auf  den 
Zustand,  in  welchem  sie  in  dem  Rückstände  enthalten  sein  müssen,  der 
in  15  durch  Abdampfen  mit  Schwefelsäure  und  Glühen  in  einer  Atmo- 
sphäre von  kohlensaurem  Ammon  erhalten  wurde,  so  erhält  man  fol- 
gende Zahlen: 

Gefunden  Natron  0,927703  p.  M.,  berechnet  als  schwe- 
felsaures Natron 2,123197  p.  M. 

»  Kali  0,035895  p.  M.,  berechnet  als  schwefel- 
saures Kali 0,066360   »    » 

»  Lithion  0,001436  p.  M.,  berechnet  als  schwe- 
felsaures Lithion 0,005260   »    » 

»  Baryt  0,000299  p.  M.,  berechnet  als  schwe- 
felsaurer Baryt  . 0,000455   »    » 

»         Strontian    0,001417    p.    M.,    berechnet   als 

schwefelsaurer  Strontian 0,002512   »    » 

»  Kalk  0,234269  p.  M.,  berechnet  als  schwefel- 
saurer Kalk 0,568939   »    » 

»         Magnesia    0,045939    p.    M.,    berechnet   als 

schwefelsaure  Magnesia 0,137817  »    » 


-    81    - 

Gefunden  Eisenoxydul  0,018419  p.  M.,   berechnet  als 

Eisenoxyd 0,020405  p.  M. 

Manganoxydul    0,001402   p.    M.,    berechnet 

als  schwefelsaures  Manganoxydul   .     .     .     0,003109  »   » 

»         Kieselsäure 0,101090  »    » 

»         phosphorsaures  Natron  0,000954  p.  M.,  be- 
rechnet als  pyrophosphorsaures  Natron    .     0,000894  »    ». 

Summe     .     .     3,030098  p.  M. 

Hiervon  ab  schwefelsaures  Natron  für  phosphorsaures 
Natron 0,000954  »    » 

bleiben  Sulfate  etc.     .     .     3,029144  p.  M. 
Direct  gefunden  wurden  in  15 3,022837  »    » 


* 


2.  Die  Säure   abstumpfenden  Bestandteile   in  1000  Grm.  Wasser 
verlangen  Normalsäure : 

0,418338  Grm.  kohlensaurer  Kalk 8,367  CC. 

0,002019     »  »  Strontian    ....  0,027    » 

0,000385     »  »  Baryt 0,004 

0,096472     »       kohlensaure  Magnesia      ....  2,297    » 

0,051037     »       kohlensaures  Natron 0,962    » 

0,003539     »  »  Lithion 0,095 


» 


» 


Summe     .     .  11,752  CC. 
Gebraucht  wurden  nach  16 11,760    » 

IV.  Zusammenstellung  der  Resultate. 
Bestandteile  des  Wilhelmsbrunnens  in  Kronthal. 

a)  Die  kohlensauren  Salze  als  einfache  Carbonate  und  sämmtliche 
Salze  ohne  Krystallwasser  berechnet. 

a.  In  wägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile : 

In  1000  Gewichtstheilen 
Wasser. 

Chlornatrium       1,690965  p.  M. 

Chlorkalium 0,036578   »    » 

Bromnatrium 0,000641   »    » 

Jodnatrium 0,000010  »    » 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  ß 


82 


Iu  1000  Gewichtstheilen 
Wasser. 


Schwefelsaures  Kali 0,023632  p.  M 

Phosphorsaures  Natron 0,000954»» 

Kohlensaures  Natron 0,051037   »    » 

»  Lithion 0,003539  »    » 

Kohlensaurer  Kalk 0,418338  »    » 

»  Strontian 0,002019  »    » 

»  Baryt 0,000385   »    » 

Kohlensaure   Magnesia 0,096472  »    » 

Kohlensaures  Eisenoxydul 0,029675   »    » 

»  Manganoxydul 0,002368 

Kieselsäure 0,101090 


»    » 
»    » 


Summe     .     .  2,457703  p.  M. 
Kohlensäure,  mit  den  einfachen  Carbonaten 

zu  Bicarbonaten  verbundene    ....  0,270724  »    » 

Kohlensäure,  völlig  freie 2,249736  »    » 

Summe  aller  Bestandteile     .     .     4,978163  p.  M. 

ß.  In  unwägbarer  Menge  vorhandene  Bestandteile: 

Caesion,  Spur. 

Kubidion,  Spur. 

Amnion,  Spur. 

Thonerde,  geringe  Spuren. 

Borsäure,  Spur. 

Arsensäure,  sehr  geringe  Spur. 

Organische  Substanzen,  Spur. 

Stickgas,  geringe  Menge. 

b)  Die  kohlensauren  Salze  als  wasserfreie  Bicarbonate  und  sämmt- 
liche  Salze  ohne  Krystallwasser  berechnet: 

a.  In  wägbarer  Menge  vorhandene  Bestandteile: 

In  1000  Gewichtstheilen 
Wasser. 

Chlornatrium 1,690965  p.  M. 

Chlorkalium 0,036578  »    » 

Bromnatrium 0,000641  »    » 

Jodnatrium 0,000010  »   » 


'>' 


83 


Schwefelsaures  Kali      .     .     . 
Phosphorsaures  Natron     .     . 
Doppelt  kohlensaures  Natron 
»  »  Lithion 

»       kohlensaurer  Kalk    . 
»                  »           Strontian 
»                  »          Baryt   . 
»       kohlensaure  Magnesia 
»       kohlensaures  Eisenoxydul 
»                 »          Manganoxydul 
Kieselsäure 


Summe 
Kohlensäure,  völlig  freie  .... 

Summe  aller  Bestandteile 


In  1000  Gewichtstheilen 
Wasser. 

0,023632  p.  M. 

0,000954  »  » 

0,072206  »  » 

0,005642  »  » 

0,602407  »  » 

0,002621  »  » 

0,000471  »  » 

0,147005  »  » 

0,040931  »  » 

0,003274  »  » 

0,101090  »  » 

2,728427  p.  M. 
2,249736  »  » 

4,978163  p.  M. 


ß.  In  unwägbarer  Menge  vorhandene  Bestandtheile: 
(Vergleiche  Zusammenstellung  a.) 

Auf  Volumina  berechnet,  beträgt  bei  Quellentemperatur  und  Normal- 
barometerstand : 

a)  Die  wirklich  freie  Kohlensäure: 

In  1000  CC.  Wasser 1201,13  CC. 

b)  Die  freie  und  halbgebundene  Kohlensäure: 

In  1000  CC.  Wasser 1345,67    » 


6* 


Mein  Fang  im  Ober-Engadin  187G  und  1878. 

Von 

Alexander  von  Homeyer, 

Ehrenmitglied  des  nassauischen  Vereins  für  Naturkunde. 


1. 

Elf  volle  Wochen  hatte  ich  im  Sommer  1875  gelähmt  in  Pungo 
Alldango  unter  den  Cuanzo-Negern  gelegen.  Das  Gallenfieber  hatte 
mich  an  den  Rand  des  Grabes  gebracht.  Mit  Mühe  wurde  ich  die 
100  Stunden  Weges  zurück  an  die  Küste  nach  Loanda  getragen.  Noch 
auf  dem  Schiff  befürchtete  der  Arzt  meine  Auflösung ;  von  Neuem  stellte 
sich  das  Fieber  ein;  und  endlich  als  halbe  Leiche  in  der  Heimath 
angekommen,  riethen  die  befreundeten  Aerzte  einstimmig,  sobald  als 
möglich  —  nach  einer  Bade- Cur  in  Wiesbaden  —  die  Hochschweiz 
aufzusuchen,  und  daselbst  möglichst  den  ganzen  Tag  im  Freien  zu  sein. 

Der  Schöff  von  Heyden,  seiner  Zeit  regierender  Bürgermeister 
von  Frankfurt  a.  M.,  unser  hochgefeierter  Entomologe  und  mein  alter, 
jetzt  leider  längst  verblichener  Freund,  hatte  mir  in  den  50er  Jahren 
so  oft  von  den  Herrlichkeiten  des  Ober-Engadin  erzählt,  was  also  lag 
näher,  meinen  Blick  dorthin  zu  richten!  —  Vom  Sohne,  Herrn  Lucas 
von  Heyden,  erhielt  ich  bei  meiner  Durchreise  in  Frankfurt  a.  M. 
(Bockenheim)  noch  einige  bezügliche  Details,  und  dann  ging  es  fort, 
um  in  Samaden  mein  Standquartier  aufzuschlagen. 

Am  26.  Juni  langte  ich  daselbst  an.  Das  Klima  that  mir  so 
wohl,  dass  ich  schliesslich  bis  in  den  September  hinein  blieb.  Da  ich 
möglichst  viel  mich  in  frischer  Luft  bewegen  und  mich  namentlich  auch 
geistig  zerstreuen  sollte,  so  ging  ich  meiner  Liebhaberei  „dem  Schmetter- 
lingsfang" von  Morgens  bis  Abends  nach.  Der  Erfolg  war  bedeutend, 
denn  ausser  vielen  Micros  wurden  über  220  Arten  und  Varietäten  von 
Grossschmetterlingen  gefangen.     Dies  günstige  Resultat  ist  um  so  auf- 


—    85    — 

falliger,  als  das  Jahr  1876  von  Anderen  als  schlecht  bezeichnet  wird. 
Im  Engadin  hatte  ich  durchweg  gutes  Wetter,  nur  am  20.  Juli  starken 
Schneefall  mit  Kälte.  Diese  Kälte  tödtete  fast  Alles,  denn  den  21.  und  22. 
traf  ich    nur   einige    abgeflogene    Apollo's    und   eine  fast  unkenntliche 

Lycaene,  aber  am  23.  Morgens  kam  bereits  Ersatz,  und  am  24.  hatte 
die  Natur  den   Ausfall  beseitigt. 

Das  bezügliche  Terrain  ist  von  Herrn  H.  Mengolbir  (Stett. 
Ent.  Zeitung  1861,  pag.  93 — 106)  so  trefflich  beschrieben  worden,  dass 
ich  einzig  nur  hinzuzufügen  brauche,  dass  der  Piz  Padella  und  Piz  Ot 
bei  Samaden  „Kalkgebirge"  sind,  und  demnach  Manches  haben,  was 
bis  jetzt  nur  als  auf  dem  Ortler  vorkommend  betrachtet  wurde.  Leider 
erfuhr  ich  dies  zu  spät,  erst  im  August;  das  Resultat  einer  Excursion 
war  denn  auch  Agrotis  culminicola,  Dasydia  Wockearia,  Psodos  alti- 
colaria,  Hercyna  Helveticalis  etc.  In  diesem  Jahre  (1878)  will  ich,  um 
meine  Gesundheit  vollkommen  in  die  Reihe  zu  bringen,  das  mir  lieb 
gewordene  Ober-Engadin  wieder  besuchen.  Hoffentlich  wird  sich 
nachstehende  Liste  alsdann  noch  vergrössem. 

Mainz,  den  5.  Januar  1878. 

2. 

Dieser  Wunsch  ist  in  Erfüllung  gegangen.  Demnach  kann  ich 
bei  der  Arbeit  „mein  Fang  im  Ober-Engadin"  die  Resultate  pro  1878 
gleich  mitverwerthen,  da  die  Aufzeichnungen  pro  1876  noch  nicht 
gedruckt  sind.  Dabei  bemerke  ich,  dass  1878  bei  Weitem  nicht  so 
günstig  war,  wie  1876.  Nach  einem  sehr  warmen  April  und  Mai  hatte 
das  betreffende  Gebiet  Ende  Mai  einen  sehr  unangenehmen  Nachwinter, 
was  natürlich  zur  Folge  hatte,  dass  die  durch  die  Wärme  bereits  vor- 
entwickelten Organismen  durch  die  spätere  Kälte  wieder  zu  Grunde 
gingen.  Dessenungeachtet  trat  für  vorstehendes  Verzeichniss  manche 
Bereicherung  ein,  sei  es  durch  Auffinden  neuer  Species  für  dortiges 
Faunengebiet,  sei  es  durch  Complettirung  des  bereits  Beobachteten. 
Manche  Arten  können  nicht  mit  der  nöthigen  Sorgfalt  vorgeführt  werden, 
so  z.  B.  die  der  Gruppe  Hesperidae  speciell  Syrichtus,  und  die  der 
Gruppe  Geometrae  speciell  Eupithecia.  In  nächster  Zeit  hoffe  ich  mit 
dem  Altmeister  der  Lepidopterologie,  Herrn  Professor  Zell  er,  dieser- 
halb  zu  conferiren,  und  werde  ich  alsdann  das  Versäumte  in  dieser 
Zeitschrift   „in   einem   Zusatz"   nachholen. 

Wiesbaden,  den  15.  Juni  1879. 


86    — 


I.  RHOPALOCERA*). 


I.  Papilionidae. 

I.  Pap  Mio  L. 

1.  Mahaon  L.  Der  Schwalbenschwanz  ist  nicht  häufig.  Einzeln 
im  Juli  bei  St.  Moritz  und  Celerina.  Die  Raupe  fand  ich  auf  den 
Höhen  bei  Celerina  auf  Foeniculum  officinale. 

2.  Parnassius  L. 

2.  Apollo  L.  Vom  15.  Juli  besonders  häufig  dicht  bei  Samaden 
auf  den  Inn -Wiesen,  namentlich  auf  den  trockenen  Kiesstellen,  wo  die 
Futterpflanze  der  Raupe  Sedum  album  wächst.  Die  Begattung  der 
Schmetterlinge  findet  dann  auch  hier  zwischen  dem  niederen  Sedum  auf 
dem  Kiesboden  statt.  Z  e  1 1  e  r  's  Beobachtung,  dass  dieses  sehr  langsam 
vor  sich  geht,  kann  ich  bestätigen.  Ich  habe  wiederholt  Pärchen 
beobachtet,  die  mehrere  Minuten  sich  mit  den  Flügeln  schlugen,  und 
di 'im och  nicht  zur  Copula  kamen,  sondern  bei  meinem  Herantreten 
davon  flogen.  Auf  diesen  Plätzen  ist  Apollo  sehr  leicht  zu  fangen, 
man  muss  sich  nur  ruhig  verhalten  und  nicht  laufen. 

3.  DelillS  Esp.  Am  häufigsten  zwischen  St.  Moritz  und  Campher 
an  Rinnsalen,  welche  von  den  Höhen  kommen.  Fangplatz  an  der 
Chaussee.  Im  Rinnsalwasser  steht  hier  Saxifraga  aizoides,  welches  die 
Futterpflanze  der  Raupe  und  auch  des  Schmetterlings  ist.  Männchen 
und  Weibchen  tummeln  sich  hier  herum,  doch  ist  zu  bemerken,  dass 
die  Falter  von  der  Höhe  kommen,  und  stets  dem  Wasserlauf  folgend, 
bis  zu  einer  gewissen  Tiefe  (Chaussee)  hinabsteigen,  um  dann  wieder 
mit  einer  gewissen  Eilfertigkeit  nach  Oben  zu  fliegen,  um  das  Spiel 
von  Neuem  zu  beginnen.  Die  Weibchen  thun  dasselbe  mit  weniger 
Hast  und  setzen  sie  sich  öfter  auf  die  Nährpflanze.  Geschieht  dies,  so 
kommen  die  Männchen  zur  Begattung.    Um  die  Thiere  zu  fangen,  muss 


*)  Systematische  Eintheilung  nach  Dr.  Staudinger. 


—    87    — 

man  sich  ruhig  an  den  Wasserlauf  stellen,  und  kann  man  alsdann  ohne 
zu  laufen,  reiche  Beute  machen.  So  fing  ich  in  einer  halben  Stunde 
an  derselben  Stelle  zehn  Männchen  und  zwei  prächtige,  sehr  stark 
schwarz  bestäubte  Weibchen.  In  der  rutlien  Punktzeichnung  variiren 
auch  die  Männchen  sehr  stark. 

Delhis  fliegt  ferner  im  Val  foin,  am  Bernina-Haus  bis  fast  zum 
Hospiz  aufwärts  steigend,  am  Faix-Glätscher  und  einzeln  an  den  nassen 
Hochstellen  des  Piz  Padella,  so  namentlich  an  der  Koncillon-Quelle. 
Die  ausgewachsene  Raupe  fand  ich  im  Val  foin.  Zeller  beschreibt 
dieselbe  sehr  correct  in  der  Stettiner  Ent.  Zeitung  1877,  pag.  279, 
doch  fand  ich  die  Seitenflecke  nicht  citronengelb,  sondern  hell  ziegel- 
roth.  Die  Hauptfarbe  war  dunkel,  fast  schwarz.  Sowohl  im  Freien, 
wie  später  in  der  Schachtel  war  die  Raupe  sehr  unruhig,  sie  lief 
eiligst  hin  und  her.  Nach  ein  paar  Tagen  Abwesenheit  meinerseits 
lag  die  Raupe  zusammengezogen  und  sah  sie  so  ungünstig  aus,  dass  ich 
nichts  daraus  zu  erzielen  hoffte.  Dennoch  bildete  sich  nach  drei  Tagen 
eine  freiliegende  tadellose  Puppe  daraus,  woraus  ich  nach  circa  14  Tagen 
einen  guten  Falter  erhielt. 

Die  Flugzeit  beginnt  mit  Mitte  Juli  und  dauert  bis  in  den  Sep- 
tember hinein. 

IL  P  i  e  r  i  d  a  e. 

3.  Aporia  Hübn. 

-i.  Crataegi  L.  Der  Baumweissling,  der  in  den  tieferen  Thälern 
ziemlich  häufig  fliegt,  kommt  im  Ober-Engadin  nur  sparsam  vor.  Die 
Thiere  sind  durchweg  sehr  klein.     Flugzeit  im  Juli  und  August. 

4.  Pieris  Schrk. 

5.  Brassicae  L.  In  sehr  marMrt  gezeichneten  und  grossen 
Stücken  bei  Samaden.  Ein  sehr  grosses  Weibchen  fing  ich  auf  der 
Spitze  des  Padella,  also  circa  9000  Fuss  hoch.  Flugzeit  im  August. 
Bei  St.  Moritz  beobachtete  ich  eine  Massenwanderung  von  Tausenden. 
Der  Zug  kam  aus  dem  Unter-Engadin  und  ging  nach  dem  Maloga- 
Pass  zu.  Der  Wind  war  unbedeutend,  die  Schmetterlinge  Hessen  sich 
von  ihm  treiben,  und  flogen  sie  in  losen  Massen.  Der  Zug  dauerte 
Vormittags  von  9  —  11  Uhr. 

6.  Rapae  L.  nicht  häufig  im  Juli. 


—    88    — 

7.  Napi  ab  Bryoniae  0.  Die  Weibchen  variiren  sehr  stark, 
und  auch  die  Männchen  unterscheiden  sich  von  der  Stammform  durch 
dunklere  Zeichnung'.  1876  traf  ich  das  Thier  nicht  häufig  oberhalb 
Samadens  an,  aber  78  sehr  oft  am  Piz  Murail,  wo  die  Futterpflanze 
der  Eaupe  massenhaft  wuchs.  Flugzeit  Ende  Mai  und  Juni  bis  in  den 
Juli  hinein. 

8.  Callidice  Esp.  Ein  rastloser  und  eilfertiger  Flieger.  Im  felsigen 
Terrain  voller  Geröll  kann  der  Sammler  leicht  verunglücken,  wesshalb 
man  gut  thut,  die  Thiere  zu  beobachten,  sich  den  Wechsel  zu  merken, 
und  alsda  geeignet  sich  zu  placiren.  Man  thut  gut,  sich  hinter  einen 
Felsblock  zu  stellen,  denn  die  Thiere.  äugen  sehr  scharf.  Auf  diese 
Weise  wird  man  bald  einige  Männchen  fangen.  Die  Weibchen  sitzen  mit 
Vorliebe  im  Gras,  stieben  dann  vor  unseren  Füssen  auf,  um  sich  einige 
Hundert  Schritt  weiter  wieder  niederzulassen.  Diesen  Platz  muss  man 
sich  genau  merken,  und  dann  behutsam,  aber  eilfertigst  fangen.  Die 
Jagd  auf  Callidice  ist  sehr  ermüdend  und  angreifend.  Flugzeit  im 
Juli,  und  auf  den  höchsten  Stellen  (9000  Fuss)  noch  im  August.  Man 
trifft  diesen  schönen  Weissling  besonders  zwischen  Bernina-Haus  und 
Hospiz,  weniger  im  Val  foin,  auf  Piz  Padella,  Piz  Neir  und  Faix-Thal. 

5.  Anthocharis  B. 

9.  Cardamines  L.  Nur  sparsam.  Ende  Juni  1876  und  78  einige 
gute  Männchen  auf  den  Wiesen  vor  Piz  Padella,  ein  Weibchen  bekam 
ich  nicht.     Der  Schmetterling  ist  grösser  als  der  deutsche. 

6.  Leucophasia. 

10.  SinapiS  L.  Ende  Juni  häufig  am  Piz  Murail,  sonst  nur 
sehr  einzeln. 

7.  Colias. 

11.  PalaenO  var.  Eliropomene  0.  Ich  verstehe  darunter  die 
Schweizerform:  gelbes  cf,  weisses  9,  etwas  kleiner  als  der  deutsche. 
Haupeflugzeit  von  Mitte  Juli  bis  Mitte  August.  Zell  er  schreibt 
Stett.  Ent.  Zeitung  1877,  pag.  283:  „aber  schwer  zu  fangen".  Bei 
ruhigem  sonnigen  Wetter  ist  dies  sehr  richtig,  aber  bei  trüber  kalter 
Witterung  kann  man  das  Thier  sehr  leicht  bekommen,  indem  es  auf 
der  Futterpflanze  Vaccinium  uliginosum  ruhig  sitzt.  So  fing  ich  auch 
auf  der  Ober- Alpina  neben  normalen  weissen  Weibchen,  die  gelbe  Form 


—    89    — 

Vax.  Werdandi  II.  S;  —  sowie  auch  zwei  Weibchen,  welche  lichtgelb 
waren,  and  desshalb  mitteninnen  stehen.  (Siehe  Entomologische  Nach- 
richten 1877).  —  Flugplätze:  Ober-Alpina,  Morteratsch-Grlätscher,  Bevers- 
Thal.  —  Die  ganz  frischen  Schmetterlinge  haben  den  schwarzen  Flügel- 

sauui  grau  bestaubt. 

12.  Edlisa  F.  1876  sah  ich  nur  zwei  Stück,  aber  1878  fing  ich 
mehrere  im  Inn-Thal  und  bei  Celerina.     Flugzeit  Juli  und  August. 

13.  Hyale  L.  überall,  doch  nicht  gerade  häufig  und  mehr  auf  der 
Thalsohle.  Ich  fing  bereits  im  Juni  Thiere  und  auch  noch  im  Sep- 
tember.  Zell  er  fing  deren  sogar  im  Mai.  Ich  glaube  desshalb  an 
zwei  Generationen. 

1-4.  PhiCOmone  Esp.  überall  sehr  häufig.  Die  Ober-Engadiner 
Stücke  (cf)  sind  sehr  mit  grau  gemischt,  und  demnach  von  den  gelb- 
lichen Stücken  der  West-Schweiz  sehr  abweichend.  —  Flugzeit  von 
Ende  Juni  bis  Anfang  August.  Die  sehr  eilfertigen  Thiere  sind  Abends 
am  Besten  zu  fangen,  wenn  sie  sich  zur  Ruhe  setzen. 


III,  Lycaenidae, 

8.  Polyommatus  Latr. 

15.  Virgaureae  L.  var.  Die  Stücke  des  Ober-Engadins  sind 
etwas  kleiner,  als  die  deutschen  und  genau  so  gross,  als  die  Var. 
Zermattensis  Fallou.  Das  9  ist  betreffs  der  Färbung  mitteninnestehend. 
Die  9  variiren  sehr  in  der  Fleckenzeichnung,  so  habe  ich  deren  zwei 
mit  schwarzen  Keilflecken  in  den  Oberflügeln. 

16.  Hippothoe  var.  Eurybia  0.  Bei  Samaden  auf  den  fetten 
Wiesen  nicht  selten,  besonders  häufig  dicht  am  Bernina-Haus  und  vorn 
im  Val  foin.  Einige  Männchen  haben  den  schwarzen  Fleck  auf  den 
Oberflüge bi  sehr  klein,  während  er  anderen  ganz  fehlt;  allen  fehlt  der 
Fleck  auf  den  Unterflügeln.  Die  Weibchen  variiren  sehr  stark,  manche 
sind  fast  einfarbig. 

17.  Dorilis  Hufn.  recht  selten.  Ich  fing  nur  2  cf  bei  Samaden. 
Die  Stücke  sind  gross,  fast  einfarbig  schwarz,  ohne  roth  auf  den 
Unterflügeln,  also  ähnlich  wie  die  Var.  allous  der  Stammform  Ly- 
caena  astrarche. 


—    90    — 
9.  Lycaena. 

18.  Aegon  S.  V.  Im  Ober-Engadin  kommt  sie  wohl  nicht  vor, 
wohl  aber  im  Unter-Engadin,  ferner  im  Bregell-Thal  und  bei  Chur. 
Flugzeit  Mitte  Juni  bis  Mitte  Juli. 

19.  Argus  L.     Juli  und  August  häufig. 

20.  Baton  Berg.     Im   Juli   1878   fing   ich   ein  cf   bei  Samaden. 

21.  Optilete  KnOCh.  Fliegt  nicht  gerade  häufig  auf  den  Torf- 
wiesen der  Ober-Alpina  bei  St.  Moritz,  am  Morteratsch  und  auf  den 
Bernina -Wiesen  am  Piz  Alf. 

22.  Pheretes  Hb.  Immer  nur  sparsam  im  Juli.  Ich  fing  das 
Thierchen  bei  Samaden,  Pontresina,  im  Val  foin,  auf  Ober-Alpina, 
aber  dennoch  kann  ich  nicht  von  einem  wirklichen  Flugplatz  reden. 
Ein  9  bekam  ich  nicht.  —  1878  war  der  Falter  viel  sparsamer  als  76. 

23.  OrbitulllS  Prun.  Aeusserst  häufig,  namentlich  im  Val  foin  im 
Juli  und  August.  Die  9  variiren  sehr  stark.  Ich  besitze  drei  Stück 
mit  weissumgürteten  Flecken,  und  ein  Stück,  bei  dem  ausser  diesen 
Flecken  im  Oberflügel  noch  vier  lichtblaue  Eingflecke  stehen  zwischen 
Augenflecken  und  Aussenrand.  —  Man  trifft  oft  30  —  50  Schmetter- 
linge auf  einer  kleinen  Stelle,  die  Feuchtigkeit  begierig  aufsaugend. 

24.  Astrarche  var.  AllOUS  Hb.  Nicht  häufig,  besonders  oberhalb 
von  Samaden.  Ich  brachte  15  ^  und  -4  9  mit.  Dieselben  sind  einfarbig, 
doch  scheinen  die  kleinen  rothen  Eandflecke  mehr  oder  minder  durch. 
Flugzeit  im  Juli. 

25.  ErOS  0.  Flugzeit  Juli,  namentlich  im  Val  foin;  ziemlich 
sparsam,  das  9  selten. 

26.  Alexis  S.  V.     Juni  und  Juli  häufig. 

27.  Elimedon  Esp.  Im  Juli  nicht  häufig,  und  kleiner  als  die 
deutschen. 

28.  Bellargus  Roth.     Juli,  ziemlich  häufig,  kleine  Form. 

29.  Corydon  Poda.  Häufig  auf  den  Kiesstellen  des  Inn-Thals. 
Diese  Alpenform  ist  sehr  klein,  die  cf  sind  sehr  blau  mit  schmalem 
Flügelband,  der  Flügelsaum  reiner  schwarz  und  weiss  markirt.  Da 
auch  die  Flügelrippen  nicht  so  dunkel  sind,  so  erscheint  der  Falter 
viel  lichter,  als  der  deutsche.     Flugzeit  im  Juli. 

30.  Dämon  Schiff.  Dieser  Bläuling  ist  von  Zeller  auf  dem 
Aibula  nicht  angetroffen;  bei  Samaden  ziemlich  häufig,  kleiner  und 
leuchtender,  als  die  Wiener  Stücke  meinor  Sammlung.    Flugzeit  im  Juli. 


—    91     — 

31.  DonzelÜ  B.  1876  traf  ich  am  26.  August  nur  zwei  cT  auf 
der  Alp  zwischen  Celerina  und  Pontresina,  1878  aber  hatte  ich  das 
Glück,  einen  Flugplatz  im  Bevers-Tha]  aufzufinden.  Hier  fing  ich 
Anfang  August  viele  dieser  niedlichen  Thiere,  auch  Weibchen,  welche 
ziemlich  variiren.  Dieser  Bläuling  fliegt  nur  bei  Sonnenschein,  und 
ruht  sofort,  wenn  der  Himmel  sich  trübt.  Ich  fand  meinen  Fangplatz 
immer  sehr  niedergetreten,  und  erfuhr  denn  endlich,  dass  auch  Herr 
Graf  Turati  aus  Mailand  diesen  Platz  kannte  und  besuchte. 

32.  AISUS  S.  V.  Der  häufigste  Bläuling  des  Ober-Engadin.  Als 
ich  am  28.  Juni  1876  Morgens  gegen  9  Uhr  von  Samaden  aus  auf 
den  Fang  ausging,  kam  ich  kaum  aus  dem  Ort  heraus,  denn  Alsus  und 
S.  carthami  sassen  in  den  Strassen  zu  Dutzenden  auf  den  feuchten 
Plätzen.  1878  war  er  lange  nicht  so  häufig.  Auf  allen  Wiesen, 
namentlich  auf  den  Stellen,  wo  ein  feuchter  Erdfleck  sichtbar  ist, 
kommt  unser  Thierchen  zu  Hunderten  vor.  Hier  sitzt  er  mit  Acis,  Orbi- 
tulus,  S.  carthami  und  alveus  zusammen,  und  kann  man  das  Netz 
darüber  decken  und  wohl  50  —  70  Stücke  halten.  Flugzeit  bis  zum 
August;  aufwärts  geht  er  fast  bis  zum  Bernina-Hospiz  und  ist  er 
namentlich  im  Val  foin  äusserst  gemein.  Ich  habe  sehr  kleine  und 
sehr  grosse  Stücke  gefangen,  die  deutsche  Form  steht  mitteninne. 

33.  Acis  Schiff.  Ich  traf  ihn  von  Mitte  Juli  bis  in  den  August, 
namentlich  oberhalb  von  Samaden  und  im  Val  foin.  Nicht  gerade 
häufig. 

34.  AlCOll  S.  V.  Nur  ein  cT  am  4.  Juli  1876  bei  Samaden 
gefangen.  —  Im  Vergleich  zu  meinen  Sammlungs-Exemplaren  (Bremen 
und  Klein-Asien)  sehr  blau  und  der  Flügelsaum  lichter. 

35.  Arion  L.  Flugzeit  Juli,  namentlich  zwischen  St.  Moritz  und 
Campher.  Die  Form  ist  viel  dunkler  und  kleiner,  als  der  deutsche 
Stamm. 

IV.  Nymphalidae. 

10.  Vanessa. 

36.  Urticae  L.  fliegt  im  Juli  und  August  in  feurig  rothen  Exem- 
plaren  auf  Piz  Padella  (gegen  9000  Fuss  hoch)  und  am  Bcrnina- 
Hospiz.  Ende  August  fand  ich  viele  Raupen  auf  Nesseln  am  Bernina- 
Haus. 


—    92    — 

37.  PolychlorOS  L.    Ich  erhielt  ein  Stück  vom  Sammler  Hnatek 
aus  Silz  Maria. 

38.  Atalanta  L.    flog    1876    Anfangs   September   einzeln   auf  den 
Muutos  bei  Pontresina. 

39.  Cardui  L.  war  1876  sehr   sparsam.   1878  häufiger.    Flugzeit 
vom  Juni  bis  Mitte  September. 


II.  Melitaea. 

40.  Cynthia  Hb.  Im  Val  foin  (in  der  mittleren  Partie)  vom 
15.  Juni  bis  15.  Juli  häufig.  Der  Falter  ruht  gern  auf  den  niederen 
Wachholdersträuchen  aus,  und  kehrt  aufgescheucht  immer  wieder  dorthin 
zurück.  Das  9  fliegt  wenig,  und  hält  sich  noch  lieber  auf  und  im 
Wachholder  auf  als  das  cf .  Beide  Geschlechter  variiren  sehr  stark ; 
so  habe  ich  ein  fast  ganz  schwarzes  cf,  und  ein  cf  mit  sehr  starker 
weisser  Einlage.  Die  9  gehen  noch  weiter  auseinander,  und  erhielt 
ich  namentlich  1878  sehr  Variante  und  dunkle  Exemplare. 

41.  Matlirna  L.  Während  ich  1876  kein  Stück  bekam,  erhielt 
ich  1878  mehrere.  Im  Bevers-Thal  konnte  man  fast  von  einem  Fang- 
platz sprechen,  ausserdem  einzeln  auf  den  trockenen  Innwiesen  bei 
Samaden.     Die  Stücke  sind  sehr  klein. 

42.  Artemis  var.  merope  Prun.  Im  Val  foin  namentlich  häufig, 
ausserdem  überall,  hinaufgehend  bis  Bernina-Hospiz.  Auf  der  Innsohle 
sparsam.     1878  fing  ich  eine  prachtvolle  Aberration  (9). 

43.  Phoebe  S.  V.  Flugzeit  von  Mitte  Juli  bis  in  den  August. 
Sparsam  bei  Samaden,  Pontresina  und  Morteratsch. 

44.  Didyma  var.  alpina  Staild.  Ist  namentlich  oberhalb  Samadens 
sehr  häufig,  Mitte  Juli  bis  Mitte  August.  Die  cf  fliegen  acht  Tage, 
früher,  als  die  ersten  9.  Die  feurigen  cf  variiren  wenig,  desto  mehr 
die  9.  Die  Oberflügel  derselben  gehen  von  gelb  zu  roth,  zu  braun, 
zu  grün  und  zu  aschefarben  über.  Dabei  sind  manche  hell,  manche 
ganz  dunkel.  Die  Unterflüge]  zeigen  stets  das  eigenthümliche  Roth, 
welches  oft  rein  auftritt,  oft  von  aschefarben  fast  verdeckt  ist. 

45.  Dictynna  Esp.  erscheint  Mitte  Juli  auf  den  Centaurien  der 
oberen  Wiesen  in  oft  sehr  dunklen  Exemplaren;  ziemlich  häufig. 

46.  Athalia  Roth,  wie  vorstehend,  doch  sparsamer. 


—    93    — 

47.  Parthenie  var.  varia  Meyer  Düren.     Hauptsächlich    im 

Val  foin,  1876  viel  sparsamer  als  78,  und  erhielt  ich  in  diesem  .Talire 
namentlich  Variante  Weibchen.  Fliegt  ausserdem  auf  Ober- Alpina.  Flug- 
zeit vom  20.  Juli  bis  15.  August. 

48.  Asteria  Frr.  Flog  Anfang  August  1876  einzeln  auf  Piz 
Padella  dicht  am  Schnee.  Ich  fing  am  12.  August  nur  ein  Exemplar,  ich 
gestehe  aus  Unachtsamkeit,  ich  hielt  die  Thiere  für  kleine  Merope's. 
Ich  war  zu  sehr  mit  dem  Fang  von  Psodos  alticolaria  beschäftigt. 

12.  Argynnis. 

49.  Euphrosyne  L.  Nicht  gerade  häufig  im  Val  foin,  oberhalb 
von  Samaden,  im  Bevers-Thal  etc.     Flugzeit  im  Juli. 

50.  Pales  S.  V.  hat  eine  grosse  Verbreitung  und  ist  sehr  variant 
in  Grösse,  Färbung  und  Schiller.  Auf  den  höchsten  Partien  ist  der 
Falter  sehr  klein  und  fahl,  fast  hell.  Dabei  laufen  die  Oberflügel  sehr 
spitz  aus.  Auch  Zell  er  beobachtete  diese  Eigenthümlichkeit.  Dieselbe 
kommt  bei  der  tiefer  liegenden  Normalform  niemals  vor,  dafür  aber 
tritt  die  Färbung  in  den  Vordergrund.  Die  Männchen  Samadens  sind 
feurig  und  leuchtend,  und  zeigen  die  Weibchen  fast  ohne  Ausnahme 
das  Irrisiren  in  blau,  violett  und  grün.  1876  fing  ich  fast  nur  solche  9, 
1878  gar  nicht,  dieselben  waren  ebenfalls  braun.  Flugzeit  vom  10.  Juli 
bis  Mitte  August.  1876  fing  ich  auf  Ober- Alpina  eine  interessante 
Aberratio  (9),  die  Schultern  der  Oberflügel  sind  hell  (weisslich),  sonst 
ist  Alles  dunkel  mit  heller  Fleckenbinde  vor  dem  Aussen  r and  der  vier 
Flügel. 

51.  Amathusia  Esp.  1876  sehr  sparsam  bei  Samaden,  1878 
häufiger  im  Bevers-Thal  mit  Lycaena  Donzelii  zusammen.  Flugzeit 
vom  15.  Juli  bis  15.  August. 

52.  InO  Esp.  Zahlreich  auf  offenen,  futterreichen  Wiesen.  Juli. 
Die  stachelige  graue  Eaupe  auf  Sanguisorba  officinalis. 

53.  Latonia  L.  Im  August  nicht  häufig  auf  Steinhalden.  Die 
Stücke  sind  sehr  gross.  Z  e  1 1  e  r  fand  sie  im  Mai,  demnach  wohl  zwei 
Generationen. 

54.  Aglaja  L.  Im  Juli  und  August  überall  auf  niederen  Höhen 
häufig,  besonders  auf  Ober-Alpina.  Die  Alpenform  ist  klein,  und 
das  9  oft  schillernd. 


—    94    - 

55.  Niobe  ab.  Er'lS  Meig.  Ich  habe  in  beiden  Jahren  nur  diese 
Form  in  Masse  gefangen.  Flugzeit  Juli  und  August.  —  Da  diese 
Form  ständig,  so  dürfte  sie  nicht  als  aberratio  gelten,  sondern  als 
varietas.  —  Ihr  Flugterrain  ist  mehrsten  Theils  trockner  und  steiniger 
als  wie  bei  Aglaja,  sonst  auf  denselben  Höhen. 

56.  Paphia  und  Var.  valesina  Esp.  Im  Engadin  nicht.  Herr 
Architekt  Schelle  nberg  aus  Wiesbaden  fing  einige  Stücke  bei  Reichenau 
(Chur).  Ich  traf  die  Stammform  oberhalb  von  Tiefenkasten  im  Ober- 
Hallsteiner-Thal. 

V,  Satyridae, 

13.  Erebia. 

57.  EpiphrOII  Var.  CaSSiope  F.  und  zwar  speciell  die  kaum 
schwarz  geaugte  Form  Nelamus  B.,  einzeln  und  selten  zwischen  Melampus 
im  Val  foin.     Juli. 

58.  MelampilS  FÜSSÜ.  Juli  und  August  äusserst  zahlreich, 
überall. 

59.  Mnestra  Hb.  flog  1876  am  1.  August  ziemlich  häufig  auf 
Ober- Alpina  an  den  Kalkabhängen  des  Piz  Neir,  und  um  dieselbe  Zeit 
1878  am  Padella.     Scheint  Kalkboden  zu  lieben. 

60.  Ceto  Hb.  Die  Männchen  variiren  mehr  als  die  Weibchen. 
Ich  habe  deren  fast  ohne  braune  Flecken  im  Oberflügel.  Das  Thier 
flog  im  Juli  1876  ziemlich  häufig  dicht  bei  Samaden  auf  der  trockenen 
und  mageren  Viehweide  unter  den  einzeln  stehenden  alten  Lärchen- 
bäumen. Alle  Ober-Engadiner  sind  im  Vergleich  zu  denen  der  West- 
schweiz sehr  klein  und  einfarbig. 

61.  Evias  God.  liebt  ebenfalls  das  Kalkgebiet  und  fliegt  bereits 
bei  Samaden  Anfang  Juni  ziemlich  häufig.  1876  traf  ich  abgeflogene 
Stücke  noch  Ende  Juli  am  Morteratsch,  also  viel  höher. 

62.  Glacialis  Esp.  liebt  auch  Kalkboden,  namentlich  Schutt-  und 
Geröllpartien,  sucht  dabei  die  höchsten  Stellen  auf.  So  fing  ich  1876 
mehrere  Stücke  oben  auf  dem  Piz  Padella  am  18.  August.  Nicht  häufig 
und  dabei  schwer  zu  fangen. 

63.  Lappona  Esp.  1878  fing  ich  das  erste  Männchen  schon  am 
20.  Juni;  die  eigentliche  Flugzeit  ist  von  Mitte  Juli  bis  Mitte  August. 
Der  Falter  fliegt  auf  kahlen  Steinhalden  sehr  häufig  vom  Bernina-Haus 


—    95    — 

aufwärts  bis  zum  Hospiz.     Im  Val   foin  und  am  Padella  einzeln.     Die 
Unterseite  namentlich  des  Unterflügels  variirt  sehr. 

64.  Tyndarus  Esp.  überall,  hoch  und  tief  im  Juli  bis  September. 

65.  Gorge  var.  Triopes  Spr.  Ich  habe  beide  Jahre  viel  davon 
gefangen,  namentlich  1876,  während  das  Thier  1878  bedeutend  seltener 
war.  Flugzeit  ist  der  Juli,  Hauptflugplatz  zwischen  Bernina-Haus  und 
Hospiz.  Ich  habe  Männchen  mit  1,  2,  3,  4,  5  Augen  auf  dem  Ober- 
flügel,  und  diese  bald  weiss  gekernt,  bald  blind.  Auch  fing  ich  ein  cf , 
welches  auf  einem  Oberflügel  einen  schwarzen  Fleck  hat,  auf  dem 
anderen  aber  nicht.  Ein  anderes  Stück  ist  ohne  jeglichen  Fleck.  Der- 
artige Stücke  sind  allerdings  sehr  abweichend  gegen  Männchen  mit 
18  hellweiss  gekernten  Augen  auf  den  vier  Flügeln.  Die  typische 
Gorge  ist  im  Ober-Engadin  nur  sehr  sparsam,  Var.  triopes  hauptsächlich; 
nach  meiner  Ansicht  ist  Alles  dasselbe,  und  nur  Var.  gorgone  B.  aus 
den  Pyrenäen  beizubehalten.  Die  Weibchen  gehen  oft  in's  Gelbliche 
oder  Grünliche  über. 

66.  Goanthe  Esp.  vielfach  häufig  vom  Juli  bis  August,  besonders 
an  den  felsigen  Partien  Saniadens,  St.  Moritz,  des  Morteratsch  (Chaussee), 
am  Staats-See.  Farbenvariation  findet  in  der  Grundfarbe  statt,  in  der 
Breite  des  Flügelrandes  und  in  der  Augenzahl.  Ferner  findet  man 
auch  Thiere  sehr  verschiedener  Grösse. 

14.  Pararge. 

67.  Maera  L.  Ganz  frisch  Ende  Juli  am  Fuss  des  Padella  und 
zwischen  St.  Moritz  und  Campher. 

68.  Hiera  L.  Wenn  sich  dieser  Falter  auf  Hochpartien  (Mor- 
teratsch-Chaussee)  auch  noch  bis  zum  August  findet,  so  ist  die  eigent- 
liche Flugzeit  doch  bereits  Ende  Juni  und  Anfang  Juli.  Hauptflugplatz 
hinter  St.  Moritz  kurz  vor  Campher.  Der  Falter  sitzt  viel  zwischen 
Geröll,  man  thut  gut,  mit  dem  Netz  zu  decken.  Es  kommen  übrigens 
fast  schwarze,  wenigstens  braunschwarze  Männchen  vor. 

69.  Hyperanthus  L.  Ein  d"  ohne  Augen  bei  Chor  26.  Juni  1876. 
Der  Falter  hört  im  Ober-Hallsteiner- Thal  mit  der  Laubholzregion  auf 
und  findet  sich  im  Ober-Engadin  nicht. 

15.  Coenonympha  Hb. 

70.  Arcania  var.  Satyrion  Esp.  im  Jahre  1878  häufiger  wie  1876. 

Fliegt  auf  fetten  Wiesen  oberhalb  Samaden  und  auf  derartigen  Stellen 


—    96    — 

im  Val  foin,  am  Bernina-Haus  etc.  vom  30.  Juni  bis  zum  August. 
Die  9  erscheinen  acht  Tage  später  als  die  ersten  cf\  und  variiren 
viel  mehr.  Die  weisse  Unterbinde  des  Unterflügels  hat  bei  beiden  Ge- 
schlechtern durchaus  nicht  eine  constante  Form. 

71.  PamphilllS    L.     Die   cT    sind    im    Vergleich    zu   den   9    sehr 
klein.     Flugzeit  wie  Satyrion,  doch  durchaus  nicht  häufig. 


VI.  H  e  s  p  e  r  i  d  a  e. 


16.  Syrichthus. 

72.  Carthami  Hb.  Sehr  verbreitet  und  zahlreich  im  ganzen 
Gebiet  von  Ende  Juni  bis  August.  Wenig  abweichend  von  der  deutschen 
Form  (z.  B.  Mombach  am  Ehein). 

73.  AlveuS  Hb.  nebst  Var.  fritillum  Hb.  Beide  Formen  gehen 
vollkommen  in  einander  über;  überall,  namentlich  im  Val  foin.  Flug- 
zeit Mitte  Juni  bis  Ende  August. 

74.  Serratulae  var.  Caecus  Hb.  In  beiden  Jahren  fing  ich 
einige  Stücke;  fliegt  im  Juli  und  August. 

75.  Cacaiiae  Rbr.  Fliegt  im  Val  foin  Ende  Juli  nicht  selten, 
hinaufsteigend  bis  zum  Bernina-Hospiz. 

76.  Malvae  L.  Von  Ende  Juni  an  sehr  häufig  im  ganzen  Gebiet. 
Die  Ab.  Teras  Meigen  habe  ich  nicht  gefangen. 

77.  Sao  Hb.  Ende  Juli  selten;  ich  erhielt  in  beiden  Jahren 
drei  Stück. 

17.   Nisoniades. 

78.  Tages- L.  ziemlich  häufig,  buntfarbig.  Flugzeit  von  Ende 
Juni  an. 

18.  Hesperia. 

79.  Lineola  0.  Im  August  sehr  häufig  dicht  bei  Samaden  auf 
den  Inn wiesen. 

80.  Comma  L.   sparsam;  sehr  dunkel. 


—    97    — 


IL  HETEEOCERA. 


A.  SPHINGES. 

I.   Sphingidae. 

19.  Sphinx. 

81.  ConVOlvuli  L.  Kommt  sparsam  im  Ober-Engadin  vor,  im 
Bregell  ist  er  häufiger.  Ich  sah  einen  Schwärmer  im  Rosegg-Thal 
dicht  bei  Pontresina  28.  August;  da  ich  das  Netz  nicht  bei  der  Hand 
hatte,  konnte  ich  das  Thier  nicht  fangen.  Das  Stück  meiner  Sammlung 
erhielt  ich  von  Herrn   Hnatek   aus  Silz  Maria. 

20.  Deilephila  0. 

82.  VespertiliO  Esp.  Ende  Juni  1876  sah  ich  ohne  Zweifel 
einen  Schwärmer  zwischen  Samaden  und  Bevers.  Später  fand  ich  mir 
unbekannte  Schwärmerraupen  auf  Epilobium  augustifolium  oberhalb  von 
Celerina,  welche  jedenfalls  hierher  gehören.  1878  fand  Herr  Fischer 
aus  Wiesbaden  ebenda  einen  frisch  ausgeschlüpften  Schwärmer. 

83.  GalÜ  Roth.  Nicht  häufig  und  sehr  dunkel.  Ich  fing  ihn  in 
beiden  Jahren  Ende  Juni.  Ende  August  fand  ich  bei  Celerina  aus- 
gewachsene Raupen  an  Galium. 

84.  Euphorbiae  L.  Einzeln.  Die  Raupen  Anfangs  September 
auf  den  Kiesspartien  des  Inn- Thals  an  Euphorbia,  Die  Raupen  müssen 
gelegentlich  sehr  hungern,  da  die  Pflanze  oft  nur  sehr  vereinzelt  wächst. 
Ich  traf  zwei  Raupen  auf  der  Futtersuche;  als  ich  sie  in  die  Hand 
nahm  und  dazu  Futter  that,  begann  sofort  ein  gieriges  Fressen. 

85.  PorcellllS  L.  Einzeln,  gross  und  mit  sehr  dunklen  Unter- 
flügeln.    Juli. 

21.  Macroglossa. 

85a.  Stellatarum  L.  Bei  Samaden  nicht  selten.  Am  17.  August  1876 
fing  ich  ein  Stück  unmittelbar  am  Bernina-Hospiz.  Die  Stücke  sind 
sehr  gross.   —   1878  häufiger  in  den  Blumengärten  Samadens. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.  XXXT  u.  XXXII.  7 


—    98    — 

86.  Bombyliformis  0.  Am  14.  Juli  1876  fing  ich  ein  Stück 
bei  St.  Moritz. 

87.  Fuc'lformis  L.  Am  16.  Juli  1876  fing  ich  ein  Stück  zwischen 
Bernina-Haus  und  Hospiz  auf  einer  blumenreichen  Wiese. 

IL  Zygaenidae. 

22.   Ino. 

88.  Statices  L.  ziemlich  sparsam  bei  Samaden. 

89.  Var.  chrySOCephalllS  Nick.  Im  August  sehr  häufig  im 
ganzen  Gebiet.     Mit  Zeller  halte  ich  das  Thier  für  eigene  Art. 

23.  Zygaena. 

90.  MinOS  var.  nubigena  Mann.  Zahlreich  im  Juli  auf  den 
Höhen  Samadens. 

91.  Scabiosae  Esp.     Zwei  Stück  bei  Samaden  Ende  Juli. 

92.  Achüleae  Esp.     Häufig  vom   11.  Juli  bis  15.  August. 

93.  Exulans  Kohw.  Auf  dem  Padella  und  im  Val  foin  namentlich 
zwischen  Alpenrosen,  bei  St.  Moritz  etc.  Die  Weibchen  variiren  sehr 
stark  nach  Gelb  zu. 

94.  Meliloti  Esp.     Anfang  August  selten  bei  Samaden. 

95.  Filipendulae  var.  MannÜ  H.  S.  Mehr  oder  minder  bestäubt 
oberhalb    Samadens,    Celerinas   etc.     Flugzeit  15.  Juli  bis  15.  August. 

96.  Transalpina  Esp.  Gegen  die  Exemplare  des  Bregell  sehr 
klein  mit  intensiv  rothen  Flecken  und  starkem  schwarzen  Unterflüffelrand. 


'öv 


B.  BOMBYCES. 

III   Lithosidae. 

24.  Setina. 

97.  Irrorella  Cl.  Ich  sammelte  1878  auf  einem  Platze  des  Inn- 
Thals  (Celerina)  einige  50  Raupen,  die  sich  meinen  Augen  nicht  ver- 
schieden zeigten,  und  erzog  daraus  die  vorstehende  Stammform,  ferner 
var.  flavicans  B;  var.  Freyeri  Nick.;  var.  Anderegii  H.  S. ;  und  pracht- 


Hariir 


-    99    - 

volle  var.    Riffelensis  Fall.    Ich  bin  clor  Meinung,  dass  man  von  einem 
eierlegenden  V  alle  Formen  bekommen  kann. 

98.  Roseida  var.  Melanomos  Nick.    Vom  l.  Juli  bis  1.  August 

ziemlich  häufig  im  Val  foin.     Auf  dem  Padella  einzeln. 

99.  Aurita  var.  Ramosa  Fabr.  Fliegt  auf  den  höchsten  Partien: 
Padella,  Alpgrüm,  im  oberen  Val  foin.     Anfang  August. 

2  5.   Lithosia. 

100.  Lurideola  Zinck.    Sehr  einzeln  oberhalb  Samadens  Ende  Juli. 

101.  Cereola  Hb.  Die  Raupe  lebt  auf  grossen  Geröllsteinen  von 
Flechten,  so  am  Fuss  des  Padella  und  im  Rosegg-Thal  dicht  beim 
Glätscher.  Selten.  Die  $9  halten  Neigung  zum  Verkrüppeln,  was 
bei  diesen  zarten  Thieren  nicht  auffallen  kann.     Juli. 

IV.  Arctiidae, 

26.  Nemeophila. 

102.  Russula  L.  Die  Höhengrenze  wurde  bis  jetzt  5500  bis 
G000  Fuss  angenommen.  Ich  fing  das  Thier  dicht  am  Bernina-Hospiz 
8900  Fuss.  Es  ist  ein  sehr  dunkles  Weibchen.  Ausserdem  gefunden 
im  ATal  foin  und  bei  St.  Moritz.     Juli. 

103.  Plantaginis  L.  In  beiden  Jahren  äusserst  gemein  im  ganzen 
Gebiet  bis  hinauf  zum  Bernina- Hospiz.  Alle  Varietäten  Matronalis, 
Hospita  kommen  bunt  durcheinander  vor.  In  meiner  Sammlung  stecken 
34  Exemplare  aus  dem  Ober-Engadin,  welche  alle  mehr  oder  minder 
so  variiren,  dass  die  bis  jetzt  bestehenden  Varietäten-Namen  nicht  aus- 
reichen. Die  Stücke  zu  beschreiben,  würde  eine  eigene  Arbeit  aus- 
machen.    Vom  1.  Juli  bis  in  den  August. 

27.   Arctia  Schrk. 

104.  Flavia  FüSSli.  Im  ganzen  Ober-Engadin  in  Geröll  und 
Schutthalden  unter  grossen  Steinen,  namentlich  da,  wo  der  Bergsauer- 
ampfer wächst.     Flug  Anfang  bis  Mitte  Juli. 

105.  Maculosa  var.  simplonica  B.  Selten.  1876  fing  ich  vom 
Padella    herabsteigend    ein    cf,    welches    im    Sonnenschein    schwärmte 

7* 


\ 


—    100    — 

(15.  August  Nachmittags  2  Uhr).  Ausserdem  sammelte  ich  im  Val 
foin  mehrere  Raupen,  welche  Tags  an  oder  unter  Steinen  sassen.  Leider 
verunglückte  die  Zucht.  Man  hatte  beim  Aufräumen  der  Stube  die 
Schachtel  in  die  Sonne  gestellt,  wodurch  die  bereits  stark  in  der  Puppe 
entwickelten  Schmetterlinge  vertrockneten.  —  1878  fand  ich  keine 
Raupen. 

106.  Quenselii  Payk.  Kommt  nach  Herrn  Wolf  er  sb  erger  (Zürich) 

überall  auf  den  Vorbergen  (Muotos)  des  Ober-Engadin  vor,  wo  das 
sog.  isländische  Moos  wächst.  Ich  fand  die  Raupe  auf  den  Hochweiden 
des  Padella  unter  kleinen  Steinen.  Während  Flavia-Raupen  grosse  Steine 
lieben,  trifft  man  Simplonica  und  Quenselii  gern  unter  kleinen  Steinen  an. 


V.  H  e  p  i  a  1  i  d  a  e, 


2  8.   Hepialus. 

107.  Humilli  L.    Zu  Tausenden  schwärmend  auf  den  fetten  Wiesen 
der  niederen  Abhänge  (Samaden,  Chresta,  St.  Moritz)  Anfang  Juli. 

108.  SylvinilS  L.    Einzeln  im  Juli  bei  Samaden. 


VI.   P  s  y  c  h  i  d  a  e. 


29.  Psyche. 

109.  Un'lCOlor  Hufn.    Im  Bregell  sehr  häufig,  verirrt  sie  sich  bis 
Silz  Maria  (Hnatek). 

HO.  Tenella  Spr.    Ich  erhielt  einige  Stück  von  Hnatek,  welche 
wohl  aus  dein  Bregell  sind. 


VII,   L  i  p  a  r  i  d  a  e, 

30.  Leucoma  Stph. 

111.  Salicis  L.  Sehr  grosse  Stücke.  Sehr  häufig  bei  Samaden, 
die  Raupe  massenhaft  an  den  kleinen  Weiden  des  Inn-Thals.  Flugzeit 
Mitte  Juli. 


101 


VIII.  Bombycidae, 


31.   Bombyx. 

112.  Crataegi  L.  Ich  erhielt  ein  c?  durch  Herrn  Hnatek 
(vielleicht  ans  dem   Bregell). 

113.  Franconica  Esp.  DieEaupe  auf  Vaccinium  uliginosum  und 
myrrtillum.  Besonders  im  Val  foin  und  auf  Ober-Alpina.  In  der 
Jngend  gesellig  in  Nestern;  später  vereinzelt.  Sie  liebt  sehr  die  Sonne, 
liegt  oft  auf  einem  heissen  Stein  und  schlägt  wohlgefällig  mit  dem  Kopf 
hin  und  her.  Die  Zucht  ist  sehr  schwierig.  1878  fing  ich  am  25.  Juli 
ein  Pärchen  in  copula  auf  dem  Padella. 

114.  CastrensiS  L.  Sehr  zahlreich  die  Raupe,  aber  schwer  zu 
erziehen. 

115.  Lanestris  L.  var.  Arbusculae  Frr.  Man  findet  die  Raupe 
mehrfach  (Samaden,  Yal  foin)  an  der  kleinblätterigen  Weide.  Die  Zucht 
ist  mir  nicht  gelungen.     Die  Raupe  geht  auch  an  Tamarix. 

116.  QuerCUS  L.  Im  Don-Thal  hei  Samaden  und  im  Bevers- 
Thal  ziemlich  häufig  im  Juli.  Die  Raup«  auf  Weide  und  Tamarix. 
1878  fing  ich  mehrere  tadellose  cf,  und  Herr  Münzmeister  Korn 
(Wiesbaden)  prachtvolle  Weibchen.  Diese  Thiere  sind  colossal  gross 
und  haben  die  9  ein  eigentümliches  Ansehen.  Die  langen  Flügel- 
deckhaare sind  nämlich  sehr  gross  und  weiss,  wodurch  das  Thier  ganz 
rauh  wird.  Vielleicht  hat  der  kalte  April  und  Mai  mitgewirkt.  Zimmer- 
zucht  ergab  normale  Thiere. 

117.  Rubi  L.     Nicht  häufig  bei  Samaden. 

IX.  Saturnidae, 

32.  Saturnia. 

118.  Pavonia  L.    Durch  Hnatek  einige  Stücke  aus  dem  Bregell. 

X,  Notodontidae, 

33.  Harpyia. 

119.  Furcula  L.  Der  Schmetterling  kam  Abends  öfters  an's 
Licht  geflogen  (Juli).  Die  Raupe  im  September  bei  Samaden  an  der  Weide. 


—    102    — 

120.  Vinula  L.      Der   nicht    Variante   Falter   ziemlich    häufig   bei 
Cresta  und  Celerina. 

34.  Notodonta. 

121.  ZiczaC  L.     Im  Juni    1878   bei   Samaden    öfters    an's  Licht 
gekommen.     Sehr  gross  und  dunkel  gefärbt. 

35.  Pygaera. 

122.  Pigra  Hufn.    Aus  auf  Weiden  gefundenen  Raupen  der  Falter 
mehrfach  erzogen. 


C.  NOCTUAE. 
3  6.  Acronycta  0. 

123.  Menyanthidis  View.  Einzeln  bei  Samaden  und  am  Mor- 
teratsch.     Juli. 

124.  Auricoma  S.  V.    Wie  vorstehend,  gross  und  dunkel. 

125.  Euphorbiae  var.  Montivaga  Gn.    Häufig,  grösser  als  die 

Stammform.     Anfang  Juli  bei  Samaden,  Bernina-Haus  an  Steinen,  Ge- 
ländern etc. 

126.  Eliphrasiae  Borkll.     Einzeln  an  Felsen. 

37.  Bryophila. 

127.  Perla  F.  Ich  fand  am  1.  Juli  1878  ein  grosses  Exemplar 
oberhalb  Celerina. 

38.  Agrotis. 

128.  Augur  F.  S.  Ich  erhielt  sehr  grosse  Exemplare  von  Hnatok 
aus  Silz  Maria. 

129.  Pronuba  L.     Ziemlich  häufig. 

130.  Sincera  var.  Rhaetica.    Staud. 

131.  SpeciOSa  Hb.  Beide  Eulen  (130  und  131)  fängt  Hnatek 
jedes  Jahr  bei  Silz  und  Silva  plana  durch  Anstrich  oder  mit  Apfel- 
schnitten. Es  ist  recht  schade,  dass  dieser  Herr  sich  nicht  zu  einem 
Giftglas  entschliesscn  kann;  er  zieht  es  vor,  die  gefangenen  Schmetter- 
linge mit  Tabaksrauch   zu  tödten.     Herr  H  n  a  t  e  k  macht  leider  ferner 


—     L03 

den    Fehler,   dass   er  die  getödteten   TMere   zu    lange   im   Glas    lässt, 
wodurch  mindestens  die  Fransen  leiden. 

132.  Cuprea  Hb.  1878  sparsam,  1870  aber  äusserst  häufig  ober- 
halb Samaden  und  Celerina  auf  Centaurien.  Alan  muss  die  Eulen  Vor- 
mittags suchen,  d.  h.  von  9  Uhr  ab  bis  Mittag-.  Vorher  und  Nach- 
mittags findet  man  sie  nicht,  sie  lieben  den  Morgensonnenschein,  nach- 
dem der  Thau   verschwunden  ist. 

133.  Ocellina  S.  V.  Sehr  häufig,  namentlich  am  Padellä  und  im 
Val  foin.     Juli. 

134.  AlpestriS  B.  Sparsam  auf  Hochpartien  an  gelben  Distel- 
blumen. Juli.  Beide  Arten  zeigen  übrigens  so  viele  Uebergänge,  dass 
sie  schwer  auseinander  zu  halten  sind. 

135.  Clllminicola  Staut!.  Ein  ganz  frisches  prachtvolles  Weibchen 
dieser  seltenen  Eule  sass  im  hellen  Sonnenschein  hoch  oben  auf  dem 
Abhang  des  Piz  Padella  auf  Silene  acaulis  dicht  am  Schnee 
(22.  August  1876).   —   1878  fing  ich  kein  Stück. 

136.  GriseSCens  Fr.  Vier  Exemplare  zwischen  Samaden  und 
Celerina  unter  Erdvorsprüngen  versteckt  oder  unter  Grasbüscheln. 
Anfang  August. 

137.  Simplonia  H.  G.  1876  und  78  jedenfalls  sehr  selten.  Herr 
Münzmeister  Korn  fing  am  15.  Juli  1878  ein  frisches  Stück  oberhalb 
des  Bernina-Hauses. 

138.  Exclamationis  L.  Ich  fing  wenige  Stücke  Abends  beim 
Lampenlicht  im  Gartenhause  des  Herrn  von  Planta  in  Samaden. 
Ende  Juli  1876. 

139.  ReCUSSa  Hb.  Am  11.  August  1876  ein  Stück  bei  Samaden 
auf  Centauria. 

140.  Corticea  S.  V.  Nicht  häufig.  Ich  fing  mehrere  Stücke 
wie  bei  No.  138  in  sehr  braunen  Varietäten. 

141.  Fatidica  Hb.  findet  sich  auf  dem  Albula-Pass  (Graf  Turati) 
und  im  Val  foin  (Pün geler).  Durch  Hnatek  erhielt  ich  sie  aus  dem 
Pak-Thal. 

39.  Charaeas. 

142.  Graminis  L.  So  häufig  diese  Eule  76,  so  sparsam  war 
sie  78.  Sie  unterscheidet  sich  sehr  von  der  deutschen  Form,  indem 
sie  nicht  so  braun  ist.  Fliegt  besonders  im  Bevers-Thal.  Juli  und  August. 


104    — 


40.   Mamestra. 

143.  Advena  F.     Ein  Stück  bei  Samaden.     Juli  1878. 

144.  Pisi  L  Prachtvoll  dunkelbraun  variirend.  Die  Raupe  fand 
ich  vielfach  auf  Tamarix.     Flug  im  Juli. 

145.  Brassicae  L.     Nicht  häufig. 

146.  Genistae  Bkh.     Ein   Stück  bei   St.   Moritz.     4.  Juli    1876. 

147.  Glauca  Hb.  Im  ganzen  Gebiet  ziemlich  verbreitet,  sehr 
gross  und  markirt,  blauschwarz  gefärbt.  Ich  bemerke  hierbei,  dass 
sich  Glauca,  Dentina,  Caesia  etc.  Nachmittags  gern  den  Sonnenstrahlen 
aussetzen,  und  demnach  oben  auf  den  Steinen  sitzen,  nicht  unterhalb 
versteckt.     Hier  trifft  man  sie  Morgens  in  aller  Frühe. 

148.  Dentina  ab  Latenai  Pier.  Ich  verstehe  darunter  die  dunkle 
Bergform.    Aeusserst  häufig  im  Juli  und  August  an  Steinen,  Zäunen  etc. 

149.  Marmorosa  var.  Microdon  Gn.  Sparsam  Anfangs  August. 
Sie  schwärmt  namentlich  im  Val  foin  an  Alpenrosen  im  Sonnenschein. 
Es  ist  mir  zwei  Mal  passirt,  dass  eine  Eule  an  mich  geflogen  kam, 
als  ich  Chloroform  in  die  Schachtel  goss.  Der  Flug  ist  sehr  eilfertig, 
an  den  Blüthen  läuft  sie  mit  gehobenen  Flügeln  saugend  hin  und  her. 

150.  TrifolÜ  Roth.  Ein  Exemplar  erhielt  ich  von  Herrn  Hnatek 
aus  Silz  als  besondere  Seltenheit.     Ich  selbst  traf  das  Thier  nicht. 

151.  Reticillata  Vill.  Ich  fing  einige  Stücke  in  Samaden  am 
Lampenlicht. 

152.  Dysodea  Hb.  Am  20.  Juni  1878  fing  ich  Abends  in  Sa- 
maden ein  frisches  Stück,  etwas  kleiner  und  dunkler  als  die  deutsche 
Form. 

41.    Dianthoecia. 

153.  Proxima  Hb.  Anfang  Juli  1878  ein  d"  bei  Samaden. 
1877  hatte  Commerzienrath  Pün geler  mehrere  Stücke  bei  St.  Moritz 
gefangen.  (1870  fing  ich  Proxima  Anfang  Juli  auf  Festung  König- 
stein in  Sachsen.) 

154.  Caesia  Bkh.  Mehrfach  an  Felsen  bei  Samaden,  St.  Moritz 
und  Morteratsch,  namentlich  im  Juli.     Die  Thiere  variiren. 

155.  Tephroleuca  B.  Ein  prächtiges  Stück  Abends  im  Garten 
des  Herrn  von  Planta  in  Samaden  20.  Juni  1878. 

156.  Albimacula  Bkh.     Ich  erhielt  ein  9  durch  Hnatek. 

157.  Compta  F.    Ich  fing  ein  abgeflogenes  Stück  in  Samaden. 


105    — 

42.   Polia. 

158.  Xanthomista  var.  nigrocincta  Tr.    Bnatek  hatte  einige 

Stücke  bei  Silz  gefangen. 

43.   Ha  de  na. 

159.  Adusta  Esp.  sparsam  bei  St.  Moritz  unter  Erdvorsprüngen 
versteckt  im  Juli. 

160.  Maiilardi  H.  G.  mit  ihren  Verwandten  Ceta  und  Pernix, 
wenigstens  mit  und  ohne  Fleck  hier  und  da,  namentlich  im  Bevers- 
Thal  Anfangs  August. 

161.  Gemmea  Fr.  Ich  erbeutete  drei  Exemplare,  zwei  Stück 
am  27.  August  im  Bevers-Thal  an  einem  Zaun  sitzend,  und  ein  Stück 
am   1.  September    oberhalb   Samadens.     Dieses  Thicr    sass  versteckt  an 

einem  Stein. 

162.  Rubrirena  Tr.  Im  Juli  1878  fand  ich  drei  Stück  an  der 
Bergchaussee  in  der  Nähe  des  Morteratsch,  an  Felsen  sitzend. 

163.  Lateritia  Hufn.  Wenige  Stücke  am  Fels  bei  Saniaden  und 
Celerina;  war  1878  etwas  häufiger.     Gross  und  rothbraun. 

164.  Gemina  Hb.  1876  fand  ich  ein  Stück  am  20.  Juli;  ausserdem 
erhielt  ich  ein  zweites  Exemplar  durch  Herrn  Hnatek  aus  Silz. 

165.  Strigilis  Cl.  Ein  Stück  in  Samaden  und  ab.  latruneula 
ebenda  zwei  Exemplare. 

44.  Leucania. 

166.  Andereggii  B.  var.  Cinis  Frr.    ich  fing  am  Lampenlicht 

in  Samaden  einige  Stücke  im  Juli  1876  und  78. 

45.  Mithymna. 

167.  Imbecilla  F.     Besonders    häufig    im  Val  foin.     Die   ?    sehr 

dunkel.    Die  cf  fliegen  namentlich  eilfertigst  im  Sonnenlicht  an  Blumen, 
kommen  aber  auch  Abends  an's  Lampenlicht.     Juli. 

46.  Caradrlna. 

168.  Cubicularis  Bkh.  In  Samaden  recht  häufig,  Abends  am 
Lampenlicht,  Tags  im  Garten  an  den  Hauswänden  versteckt.  Flugzeit 
Ende  Juni  und  Juli. 


106    — 

169.  Palustris    Hb.       1876    fing    ich    oberhalb    Samadens    nur 

zwei  cT-  —  1878  fing  ich  ein  solches  im  von  Planta's  Garten  und 
später  deren  sehr  viele  bei  Pontresina  und  am  Bernina-Haus.  Die 
Flugzeit  ist  Ende  Juni.  Das  Thier  fliegt  mit  Sonnenuntergang  über 
feuchte  Wiesen  hin,  es  befindet  sich  auf  der  Weibersuche.  Das  $  ist 
schwer  zu  erbeuten.  Es  sitzt  tief  unten  im  Gras  und  kommt  an  einem 
Grashalm  in  die  Höhe  gelaufen.  Mit  seinen  kurzen  Flügeln  fliegt  es 
sehr  schlecht,  hüpft  vielmehr  nur.  —  Die  Nahrpflanze  des  Schmetter- 
lings ist  das  honigschwitzende  Gras  Odoratum.  —  Die  Flugzeit  des 
Abends  dauert  eine  Stunde;  sowie  es  dunkel  wird,  verschwindet  das 
Thier. 

47.   Amphipyra. 

170.  Tragopogonis  L  Im  September  1876  fand  ich  ein  Stück 
im  Ober-Halstein-Thal. 

171.  Pyramidea  L.    Ein  Stück  von  Herrn  Hnatek  aus  Silz. 

48.   Cleoceris. 

172.  Viminalis  F.     Nicht  selten  bei  Samaden.    Die  Raupe  an  der 

Zwergweide.    Der  Falter  Ende  August  bis  Mitte  September;  sehr  dunkel. 

49.   Calocampa. 

173.  Exoleta  L     Durch  Hnatek  erhalten. 

50.   Plusia. 

174.  Deaurata  Esp.  Am  17.  August  1876  ein  frisches  ?  dicht 
am  Bernina-Hospiz  8500  Fuss  hoch  am  Felsen  gefunden. 

175.  Moneta  F.  Ich  fand  im  Juni  1878  mehrere  Raupen  am 
Fuss  des  Padella  auf  Aconitum  und  erzog  daraus  grosse  Thiere. 

176.  Illustris  F.  Raupe  auf  Aconitum  sehr  häufig,  namentlich 
oberhalb  Samadens  und  bei  St.  Moritz,  im  Juni.  Der  Falter  erscheint 
im  Juli  und  August.  Derselbe  variirt  ziemlich.  Ich  sah  denselben 
Tags  nie  fliegen. 

177.  Bractea  F.  Am  1.  August  1878  fing  ich  ein  prachtvolles 
Stück  auf  der  Samadener  Hochwiese  Morgens  11  Uhr.  Der  Falter  sog 
auf  einer  Centaurie.  Einige  Tage  später  traf  ich  ein  zweites  Thier  am 
Tage  fliegend,  ähnlich  wie  dies  Plusia  gamma  thut.     Ich  deckte  es  mit 


107     — 

dem    Netz,    doch  lief  der   Bösewicht   unter   den    Pflanzen    hinweg  und 
entfloh,  so  dass  ich  das  Nachsehen  hatte. 

178.  V.  argenteum  Esp.  Hnatei  versicherte  auf  das  Bestimmteste, 
diese  Plusie  dreimal  im  Ober-Engadin  gefangen  zu  haben. 

179.  Gamma  L.  Nicht  gerade  häufig  im  August  namentlich  auf 
der  Thalsohle. 

180.  Ain  Höh.    Ende   Juli   und   August  sparsam    auf  Centaurien, 

namentlich  des  Morgens  thätig,  doch  auch  Nachmittags  flüchtig,  ähnlich 
wie  Gamma.     Bei  Samaden  vier  Stück  erheutet. 

181.  Hohenwarthi  (Höh.)  Häufig  im  Val  foin.  Flugzeit  Ende 
Juli.  Der  Flug  ist  eiligst  und  dicht  über  der  Erde  hin,  so  dass  man 
das  Thier  Leicht  übersehen  kann. 

182.  Devergens  Hb.  Viel  seltener  auf  dem  Padella  und  fast  noch 
eilfertiger.     Wurde    von    Graf  Turati   mehrfach  auf  dem  Albula-Pass 

gefangen.     Flugzeit  Ende  Juli. 

51.   Anarta. 

183.  Myrtilli  L.  Ziemlich  selten  und  von  dunkler  Färbung  am 
Morteratsch  im  Juli. 

184.  Cordigera  Thlib.  Etwas  häufiger  im  Val  foin,  am  Morteratsch 
und  Ober- Alpina.     Flug  Ende  Juli. 

185.  Melanopa  und  var.  rupestraÜS  Hb.  Beide  Formen  am 
Bernina-Hospiz.  Die  Thierchen  laufen  auf  dem  nassen  Torfboden  hin 
und  her,  der  gerade  vom  Schnee  frei  wurde,  die  Feuchtigkeit  aufsaugend. 
Ziemlich  zahlreich,  aber  schwer  zu  fangen.  Ende  Juli  und  Anfang 
August. 

186.  Nigrita  B.  Der  Hauptfangplatz  ist  der  Albula-Pass.  Ich 
fing  ein  Stück  am  Bernina  187 6;  ausserdem  soll  es  nach  Herrn 
Mengelbier's  mündlicher  Mittheilung  am  Piz  Neir  gefangen  worden  sein. 

187.  Flinebris  Hb.  Kommt  nicht  so  selten,  wie  man  meint,  im 
Ober-Engadin  vor.  Das  Thier  bewohnt  die  torfmoorigen  Stellen  der 
Muotos,  wo  Vaccinium  uliginosum  wächst.  Flugzeit  Ende  Juni  und 
Anfang  Juli.  Die  Flugstellen  sind  oft  die  nämlichen,  wo  Dasydia 
tenebraria  fliegt. 

52.   Omia. 

188.  Cymbalariae    Hb.     Man    fängt    das    nicht    häufige    Thierchen 
Morgens  auf  Centaurien.     Bei  Samaden  im  Juli. 


—     108    — 

53.  Erastria  0. 

189.  Fasciana  L.     Ich  fing    ein  Stück  bei  Clmr  25.  Juni  1876. 

190.  Deceptoria  Sc.  Das  Thierchen  flog  ziemlich  häufig  hei 
Zürich  22.  Juni  1876. 

54.  Prothymia. 

191.  Viridaria  Cl.    Nicht  häufig  bei  Samaden  im  Juli  aufwiesen. 

55.  Euclidia. 

192.  Glyphica  L  Nicht  häufig  auf  den  niederen  Wiesen- 
ahhängen des  Inn- Thals.     (Samaden,  Silva  plana,  Silz  Baselia.) 

56.  Herminia. 

193.  ModestaÜS  Heyd.  Besonders  häufig  auf  den  Wiesen  bei  Sa- 
maden und  Pontresina  und  im  Bevers-Thal.  Die  Raupe  lebt  von  Poly- 
gonum.  Wo  diese  Pflanze  üppig  wächst,  fliegt  auch  diu-  Schmetter- 
ling cf,  das  9  fliegt  selten.  Juli  und  August.  —  Vielfach  auch  auf 
der  kleinen  Wiese  bei  Silz  unmittelbar  hinter  Hnatek's  Hause. 

57.  Ri vula. 

194.  Sericealis  Sc.  Mehrfach  bei  Zürch  gefangen.  25.  Juni  1876. 
Im  Engadin  wohl  nicht  vorkommend. 

D.  GEOMETRAE. 

58.  Acidalia. 

195.  Flaveolaria  Hb.  Fliegt  im  Juli  besonders  im  Bevers-Thal  und 
auf  den  Vorbergen  zwischen  Samaden  und  Pontresina.  Das  9  fliegt 
wenig.  Das  Thierchen  liebt  die  Waldstellen,  wo  Sonnenschein  und 
Schatten  wechseln,  liier  fliegt  es  Tags,  namentlich  Nachmittags. 

196.  Immorata  L.  Nicht  häufig  oberhalb  Samadens  zwischen  den 
Lärchen.     Juli  und  August. 

197.  Strigilaria  Hb.     Wie  vorstehend. 

59.  Cabera. 

198.  Exanthemata  Sc.  Einzeln  im  Erlen-Gebüsch  der  Ober- Alpina 
und  des  Bevers-Thal.     Bei  Chur  25.  Juni  1876  häufig. 


—    109    — 

60.   Odontopera. 

190.  Bidentata  Cl.  Ich  fand  Ende  Juni  am  Piz  murail  ein 
frisches  Stück. 

61.   Biston. 

200.  Alpinus  Sulz.  1878  fing  ich  mehrere  Schmetterlinge.  Die 
Raupen  findet  man  im  Juni  auf  Centaurien.  Die  Puppen  trocknen  leicht  ein. 

62.  Gnophos. 

201.  Ambiguata  Dup.  Vom  1.  bis  25.  Juli  an  den  Felsblöcken 
oberhalb  Samadens.     Nicht  häufig. 

202.  Giaucinaria  Hb.  Wie  vorstehend,  doch  viel  häufiger;  wobei 
ich  bemerke,  dass  alle  Gnophos- Arten  1878  viel  seltener  als  187G 
waren  (excl.  No.  204). 

203.  Serotinaria  Hb.  Sparsam  oberhalb  Samadens  vom  11.  bis 
25.  Juli. 

204.  Sordaria  Thunb.    Sehr  einzeln,  doch   1878   etwas  häufiger. 

205.  DÜUCidaria  Hb.    Ziemlich  häufig. 

206.  Obfuscaria  und  Var.  canaria.  Sehr  variirend,  häufig  ober- 
halb Samadens  und  dicht  am  Bernina-Hospiz.  Hier  fand  ich  viele  c? 
in  Schneelachen  ertrunken.     Flugzeit  im  Juli. 

207.  Zelleraria  Frr.  Herr  Wolfersberger  zeigte  mir,  wie  man 
diesen  Spanner  zu  suchen  hat.  Er  sitzt  unter  den  kleinen  Steinen  des 
Glätschergerölls,  also  dicht  vor  den  Glätschern  selbst.  Bei  schönem 
Wetter  ist  das  d1  sehr  flüchtig. 

208.  Caelibaria  var.  spurcaria  Lah.    Hnatek  findet  ihn  im 

Faix-Thal.  Ich  vermuthe,  dass  er  ähnlichen  Aufenthalt  wie  Zelle- 
raria hat. 

63.  Dasydia. 

209.  Tenebraria  Esp.  und  var.  innuptaria  H.   S.    Auf  den 

Torfmooren  der  Mustos  von  Celerina,  ferner  am  Morteratsch.  Der 
Spanner  fliegt  ferner  Morgens  im  Sonnenschein  unter  lichten  Arven 
(Pinus  cembra),  doch  kommt  er  auch  ganz  im  Freien  vor,  wie  z.  B. 
am  Bernina-Hospiz.     Flugzeit  Juli. 


—    110    — 

210.  Wockearia  Staud.  Ich  halte  diesen  Spanner  für  eine 
durchaus  gute  Art.  Er  fliegt  auf  dem  Padella  und  Piz  Ot,  d.  h.  ganz 
oben  und  immer  auf  Kalkhoden.     Flugzeit  August. 

64.   Psodos. 

211.  Alticolaria  Mn.  Die  nämlichen  Flugplätze  wie  No.  210. 
Durchaus  nicht  selten,  aber  —  die  Jagd  wird  durch  Witterungsunbilden 
oft  vereitelt.  Es  ist  hart,  nach  zwei-  bis  dreistündigem  Bergsteigen 
an  den  Fangplatz  anzukommen  und  dann  Nebel,  Eegen  oder  Schnee 
zu  haben.  Glückt  es  mit  dem  Wetter,  dann  kann  man  mehrere  Stücke 
fangen,  die  wie  Wockearia  munter  umherfliegen  oder  von  Silene  acaulis 
naschen. 

212.  Coracina  Esp.  Beim  Bernina-Haus  beginnend  und  auf- 
steigend bis  zum  Hospiz;  auch  im  Val  foin  und  am  Padella.     August. 

213.  Trepidaria  Hb.  Wie  vorstehend.  Beide  Arten  fliegen  nicht 
so  eilfertig  wie  Alticolaria. 

214.  Quadrifaria  Sulz.  Auf  den  Vorhöhen  unter  Arven  und 
Laryx  sylvestris.     Flugplatz  viel  tiefer  wie  vorstehende  Arten. 

65.   Pygmaena. 

215.  FllSCa  Thnb.  Fliegt  wieder  bedeutend  höher  und  nie  unter 
Bäumen;  namentlich  oberhalb  der  Schurre  des  Padella's.  Er  fliegt 
aufwärts  bis  an  die  Fluggrenze  von  P.  alticolaria.  Ich  traf  ihn  auch 
im  Val  foin  an,  und  namentlich  zwischen  den  beiden  Bernina-Etablisse- 
ments, immer  auf  Torf  und  oft  mit  Anarta  melanopa  zusammen. 
August. 

66.   Fidonia. 


216.  Carbonaria  Cl.  Beginnt  zu  fliegen,  wenn  der  Schnee  schmilzt, 
doch  findet  man  den  Falter  noch  im  Juni.  —  Im  Val  foin,  Bernina- 
Haus,  Faix-Thal.     Das  Thierchen  sitzt  gern  auf  feuchten  Wegen. 


67.   Ematurga. 

217.  Atomaria  L.     Klein  und  sehr  variirend  bei  Samaden,  nicht 


häufig. 


—  111   - 

68.   Halia. 

218.  Wauaria  L.   Durch  Hnatek  bei  Silz  gefangen. 

219.  Brunneata  Thnb.  Liebt  Moorpartieen  mit  V.  uliginosum  etc. 
Demnach  kommt  er  namentlich  am  Morteratsch  und  auf  den  Muotos 
von  Celerina  vor.     Ende  Juli  und  August. 

69.  Phasiane. 

220.  Clathrata  L.  Ende  Juni  sehr  einzeln.  Ich  fing  ihn  bei 
Pontresina. 

70.  Cleogene. 

221.  Llltearia  F.  Vom  10.  Juli  bis  in  den  August.  Dieser 
Spanner  ist  so  häufig,  dass  er  Morgens  sieben  Uhr,  wenn  er  über  den 
Wiesen  des  Thals  hin  und  her  flattert,  diesen  fast  eine  gelbe  Farbe 
verleiht.     Das  9  sitzt  tief  und  lässt  es  sich  gleich  fallen. 

71.   Lythria. 

222.  Plumularia  Frr.  Ich  fing  im  Ganzen  (1876  u.  78)  circa 
15  Stück.  Das  Thierchen  fliegt  oberhalb  Samaden,  oberhalb  Bernina- 
Haus  und  im  Val  foin.  Es  hat  die  Manier  der  Purpuraria.  Flugzeit 
im  Juli. 

72.   Ortholitha. 

223.  Limitata  Sc.  ziemlich  selten  oberhalb  Samadens.    Ende  Juli. 

224.  Bipunctaria  Schiff.  Häufig  oberhalb  Samadens.  Variirt ; 
im  Ober-Halstein-Thal  fing  ich  ein  äusserst  blaues  Exemplar. 

73.  Minoa. 

225.  Eliphorbiata  F.  Wenig  grösser  und  lichter  als  die  deutsche 
Form;  ziemlich  häufig.     Ist  wohl  die  Form  Cinerearia? 

74.  Odezia. 

226.  Atrata  L.  Fast  so  häufig  wie  Lutearia  und  auf  denselben 
Wiesen.  Sowie  die  Wiesen  im  Juli  abgemäht  sind,  verschwinden  beide 
Arten. 


-    112    - 


75.   An ai t is. 


227.  Plagiata  L.     Ich  fand  ein  Stück  im  Ober-Halstein-Thal. 

228.  Paludata  var.  imbutata  Hb.    Ende  Juli  und  August  häufig 
auf  den  mehrfach  erwähnten  Moorstellen. 


76.   Cidaria. 

229.  Populata  L.  Wie  vorstehend,  sehr  häufig,  etwas  dunkler  als 
die  deutsche  Form. 

230.  Simulata  Hb.  Am  16.  August  1876  fing  ich  Abends 
zwischen  91J2  und  11  Uhr  mit  Hülfe  eines  schlecht  brennenden  Talg- 
lichtes auf  dem  Bernina-Haus  26  Stück.  Später  traf  ich  das  Thier 
noch  einige  Mal  im  Val  foin  und  auch  oberhalb  Samadens  und  Bevers 
an.  Die  Totalfärbung  ist  mehr  grau,  während  meine  Schottländer 
bräunlich  sind. 

231.  TriMCata  var.  perfuscata  Hw.  Besonders  häufig  und 
dunkel  im  Bevers-Thal  von  Mitte  August  bis  in  den  September. 

232.  Mutlitata  Hb.  Ist  nur  sehr  einzeln  bei  Samaden  und  dem 
Bernina-Haus  (Lichtfang).     Juli  und  August. 

233.  Aptata  Hb.  Dicht  bei  Samaden  am  Fuss  des  Padella  sehr 
häufig.  Er  liebt  sich  unter  Felsvorsprüngen  zu  setzen,  geht  selbst  in 
Höhlen  hinein.     Oft  sitzen  20 — 30  zusammen. 

234.  Turbata  Hb.  Fliegt,  sowie  der  Schnee  schwindet.  Sitzt 
gern  in  Hohlwegen,  unter  Baumwurzeln  etc.  Einige  Stück  sieht  man 
bis  Ende  Juni.  Abends  fliegen  sie  zwischen  den  Lärchenbäumen  hin 
und  her,  nach  dem  Weibchen  suchend. 

235.  Kollariaria  H.  S.  Am  23.  Juli  1876  erbeutete  ich  ein  Stücfe 
bei  Samaden,   1878  einige. 

236.  Austriacaria  H.  S.  Am  10.  und  26.  Juli  1876  fing  ich 
zwei  Stück  in  der  Aptata-Höhle,   1878  mehrere. 

237.  Aqueata  Hb.  Wie  vorstehend  in  Höhlen,  gelegentlich  sitzen 
sie  auch  etwas  freier;  ziemlich  häufig. 

238.  Salicata  Hb.     Genau  wie  vorstehend. 

239.  Incursata  Hb.  Fliegt  auf  den  Moorpartieen  unter  Arven, 
namentlich  bei  St.  Moritz  und  oberhalb  Celerina's.  Man  klopft  den 
Spanner  öfters  aus  den  Flechtmoosen,  welche  an  den  Arvenzweigen 
sitzoi.     Der  Plug  ist  sehr  eilfertig- 


—    113    — 

240.  Mixtata  in  litt.  Ich  fing  das  Thierchen  mehrfach  in  Ge- 
sellschaft der  Salicata. 

241.  Fluctuata  L.  Nicht  gerade  häufig;  geht  hinauf  bis  Ber- 
nina-Hospiz.  All«'  Thiere  sind  weisser  wie  die  deutschen  und  unter- 
scheiden sich  namentlich  sehr  von  meinen  dunklen  pommerschen  Stücken. 
Juni  bis  August. 

242.  Montanata  Bkh.  Im  Juli  und  August  sehr  häufig.  Die 
Thiere  sind  kleiner  als  die  deutschen  und  namentlich  nicht  so  schön 
gefärbt  als  meine  Pommern. 

243.  Ferrugata  Cl.    Häufig  im  Juli. 

244.  Spadicearia  Bkh.    Wie  vorstehend. 

245.  Dilutata  Bkh.     Ich  erhielt  einige  Stücke  von  Hnatek. 

240.  Caesiata  Lang.  Aeusserst  häufig  im  ganzen  Gebiet,  nament- 
lich aher  bei  St.  Moritz.     Juli  und  August. 

247.  Flavicinctata  Hb.  Ich  fing  nur  ein  Stück  hei  Silvaplana, 
8.  September  1878. 

248.  Cyanata  Hb.  Hnatek  fängt  diesen  schönen  Spanner  mehr- 
fach, aher  ich  glaube,  nicht  im  Ober-Engadin,  sondern  im  Bregell.    Ich 

traf  ihn  im  Ober-Hallstein-Thal. 

249.  Nobiliaria  H.  S.  Ein  Prachtpärchen  in  copula  sass  am 
17.  August  1870  in  unmittelbarer  Nachbarschaft  einer  Plusia  deaurata 
am  Felsen  des  Bernina-Hospiz.    Die  frischen  Stücke  haben  Silberglanz. 

250.  Incultaria  H.  S.  Dieser  kleine,  elegante  Spanner  ist  selten. 
Ende  .7 uni  bis  .Mitte  Juli  ist  die  Flugzeit.  1870  fing  ich  2—3  Stücke 
hei  Samaden  und  1878  hatte  ich  das  Glück,  am  0.  Juli  bei  Silz  Baselia 
an  einem  einzelnen  Felsen  0  cf  und  1  $  zu  fangen. 

251.  Verberata  Sc.  Aehnlieh  wie  C.  lutearia  ein  ächter  Wiesen- 
spanner.   Sehr  häufig  im  Juli. 

252.  Frustata  var.  fulvOCinctata  Rbr.  Fliegt  im  Juli  ziemlich 
selten  bei  Samaden  und  aufwärts  bis  Val  foin.  Das  Thier  sitzt  gewöhn- 
lich unter  Erdvorsprüngen,  kommt  auch  Abends  gern  an's  Licht. 

253.  AlpiCOlaria  H.  S.  Ueberall,  wo  die  grosse,  gelbblühende 
ßentiane  zu  finden.  1870  war  die  Raupe  im  August  sehr  häufig  in 
den  Samenkapseln  dieser  Pflanze  anzutreffen.  Der  viele  Regen  des  Juli 
tödtete  viele  Raupen  in  den  Kapseln,  indem  letztere  Wasser  zogen. 

254.  Galiata  Tr.    Ich  fing  am    0.  Juli  1S70    nur   ein  Stück  hei 

Samaden. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  n.  XXXII.  Q 


114 


Nicht    häufig    bei   Samaden    im   Juni 


255.  Lugubraria  Staut! 
mit  Turbata  zusammen. 

256.  Subhastata  Nolk.    Fliegt  Ende  Juni  auf  den  Moorplätzen  der 

südlich  von  Celerina  gelegenen  Muotos  mit  Incultaria  zusammen.    Nicht 
häufig  und  schwer  zu  fangen. 

257.  Tristata  L.     Im  Juni  und  Juli  überall  sehr  häufig. 

258.  Molluginata    Hb.     Selten.    Flugplatz   der    Rand    der    oberen 

Celerina -Wiese  unter  Pinus  und  Laryx.    Flugzeit  Mitte  Juli. 

259.  Affinitata  Stph.  Ein  Stück  Ende  Juni  1S78  bei  Samaden 
gefangen. 

260.  Alchemillata  L.    Einzeln  bei  Samaden  Anfangs  Juli. 

261.  Minorata  Tr.  Man  klopft  im  Juli  den  Spanner  oberhalb 
Samadens  aus  den  Tannen-  und  Lärchenzweigen.    Nicht  häufig. 

262.  Adaequata  Bkh.  Zwischen  Tamarix  und  Salix  der 
Iim-Niederung  nicht  selten  im  Juli  in  schönen,  markirt  gezeicheten 
Stücken. 

263.  Albulata  Schiff.    Anfang  Juli,  wie  vorstehend,  doch  seltener. 

264.  Candidata  Schiff.  Ein  frisches  Stück  mit  vier  schwarzen 
Punkten  bei  Zürich  am  22.  Juni  1876  gefangen.  —  Meine  deutschen 
Exemplare  haben  diesen  Punkt  nicht. 

265.  Bilineata  L.  Kommt  im  Ober-Engadin  nicht  vor,  wohl  aber 
im  Bregell. 

266.  Sordidata  F.  In  Hohlwegen  und  unter  Felsgehängen,  nament- 
lich im  Bevers-Thal;  im  Juli  1878  mehrfach  gefunden. 

267.  Trifasciata  Bkh.  Zahlreich  in  dem  Erlengebüsch  bei  Ponte. 
Juni  und  Juli.    Die  Raupe  lebt  von  Erlen. 

268.  Literata  Don.  Die  Flugzeit  beginnt  bereits  im  Mai  und 
erreicht  ihre  Höhe  im  Juni.  1878  habe  ich  viele  schöne  Exemplare 
eingesammelt.  Die  Raupe  lebt  vom  Vogelbeerbaum;  der  Schmetterling 
hat  stets  eine  rothe  Einlage  und  ist  grösser,  als  der  nachbarlich  flie- 
gende Trifasciata,  der  nie  roth  zeigt.  Ich  halte  Literata  nicht  für  eine 
gute  Art,  sondern  für  ständige  Varietas  zu  Trifasciata.  Einzelne 
Stücke  traten  noch  im  August  auf  und  diese  sind  es  wohl,  welche  früher 
als  grosse  Seltenheiten  in  die  Sammlungen  wanderten,  nicht  wissend, 
dass  die  Flugzeit  im  Mai  und  Juni,  also  zu  einer  Zeit  sei,  wo  das  Ober- 
Engadin  wenig  oder  nicht  besucht  wird. 


-    115    - 

269.  Silaceata  var.  deflavata  Staud.  In  Höhlen  und  anter  Erd- 
vorsprüngen an  schattigen  Plätzen,  so  Bevers-Thal  und  Piz  Murail. 
Juli.    Nicht  häutig. 

270.  Berberata  Schiff.  Fliegt  mit  Literata  zu  gleicher  Zeit. 
Häutig.  Alle  Stücke  sind  grösser  und  bunter,  wie  die  deutschen  bei 
gleicher  Zeichnung. 

271.  Aemulata  Hb.  In  beiden  Jahren  fing  ich  wenige  Stücke 
oberhalb  von  Samaden  an  Baumstämmen.    Juli. 

77.   Eupithecia. 

272.  Nanata  Hb.  Herr  Graf  Turati  schickte  mir  ein  Stück  ans 
dein  Ober-Engadin. 

273.  TamarJSCiata  FIT.  Mitte  Juni  und  Anfang  Juli  beleben 
sich  die  Tamarisken  des  Inn- Thals  mit  diesen  Schmetterlingen  und  im 
August  und  September  findet  man  die  ausgewachsenen  Raupen.  —  Beide, 
Schmetterling  und  Raupe,  erbeutet  man  am  besten  bei  nasskalter  Witterung 
durch  Klopfen  in  den  Schirm. 

274.  Scriptaria  H.  S.  Kommt  oberhalb  Samadens  in  den  Lärchen- 
waldungen Ende  Juni  und  Juli  nicht  eben  selten  vor.  Man  klopft  sie 
aus  den  Zweigen. 

275.  Satyrata  Hb.    Wie  vorstehend. 

276.  Veratraria  H.  S.    Wie  vorstehend. 

277.  Austriacaria  B.    Wie  vorstehend. 

278.  Castigata  var.  atraria  H.  S.    29.  Juni  1878  ein  stück. 

279.  CailChyata  Hb.  Zwei  Stück,  Anfang  Juli  (durch  Herrn 
Apellrath  Eö  ssler  bestimmt). 

280.  Lariciata  Frr.    Mehrfach  in  schönen  Varietäten. 


8* 


Erster  Nachtrag  zu  „Die  Käfer  von  Nassau  und 

Frankfurt". 


Von 

Dr.    L.    vou    II  e  y  tl  e  n. 


Kaum  zwei  Jahre  sind  verflossen,  so  sehe  ich  mich  schon  veran- 
lasst, einen  ersten  Nachtrag  zu  unserer  Käferfauna  zu  veröffentlichen. 
Einestheils  bewegt  mich  dazu  die  ermunternde  Aufmerksamkeit,  welche 
meiner  früheren  Arbeit  von  Seiten  einiger  ausgezeichneten  Coleoptero- 
logen  zu  Theil  wurde;  ich  nenne  hier  Dr.  Kraatz  in  Berlin,  A.  Pauvel 
in  Caen,  der  den  Catalog  wegen  seiner  genauen  Angaben  (Revisionen 
durch  Specialisten)  geradezu  als  mustergültig  für  andere  Arbeiten  hin- 
stellt. Herr  von  Harold  am  königlichen  zoologischen  Museum  in 
Berlin,  der  einen  ähnlichen  Catalog  für  die  Münchener  Gegend  heraus- 
zugeben beabsichtigt,  schrieb  mir  ,,....  wobei  ich  mir  Ihre  hübsche 
Arbeit  über  die  Frankfurter  Fauna  zum  Vorbild  nehmen  werde.  Ich 
habe  mich  mehr  und  mehr  von  dem  grossen  Werthe  solcher  kritisch 
gearbeiteten  Localfaunen  überzeugt;  sie  sollen  die  Basis  zu  unserer 
Kenntniss  der  Insectengeographie  bilden,  in  der  wir  durchaus  noch 
keine  rationelle  Methode  befolgen". 

Andererseits  sehe  ich  mit  Vergnügen,  dass  meine  Arbeit  die  directe 
Veranlassung  war  zu  gewissenhaftem  Sammeln  und  genauem  Bestimmen 
von  Seiten  einer  Anzahl  zum  Theil  jüngerer  Entomologen  in  unserem 
Gebiete,  die  mir  alle  zweifelhaften  Arten  einsandten  und  ihre  Notizrn 
zur  Veröffentlichung  übergaben.  Ich  nenne  hier  vor  Allen  Herrn 
Dr.  Buddeberg,  Dirigent  der  Realschule  in  Nassau  an  der  Lahn  (ein 
Gebiet,  das  seither  entomologisch  noch  gar  nicht  bekannt  war) ;  fast  die 
meisten  der  hier  folgenden  Angaben  stammen  von  ihm,  an  52  Arten  von  80 
konnte  er  allein  als  neu  für  unsere  Fauna  constatiren  und  eine  ganze 
Reihe  neuer  Varietäten  anführen.  Weitere  werthvolle  Mittheüungen 
verdanke  ich  den  HH.  Dr.  Bertkau  am  zoologischen  Museum  in 
Poppeisdorf  bei  Bonn;  General-Domänen-Director  von  Bodemeyer  in 
Heinrichsau  in  Schlesien,  der  1877  fleissig  in  der  Gegend  von  Wies- 
baden sammelte;  Giebeler,  Lieutenant  im  Rheinischen  Jägerbataillon 


V 


—    117 

Nu.  8  in  Zabern,  aus  Wiesbaden,  sammelte  bei  Wetzlar;  Hauptmann 
a.  I>.  Herber  in  Wiesbaden;  Oberrevisor  Jaennicke  in  Mainz;  Gym- 
nasiast Georg  Metzler;  Oberstlieutenant  a.  1).  Saalmüller;  Lehrer 
Schneider  und  Kaufmann  A.  Weiss;  die  vier  Letzteren  von  Frankfurt. 

In  Betreff  der  Maikäferflugjahre  habe  ich  mir  erlaubt,  noch  auf 
einige  Gesichtspunkte  aufmerksam  zu  machen,  von  welchen  aus  das 
Leben  dieser  scheinbar  so  weltbekannten  Tbiere  bei  näherer  Betrach- 
tung noch  manche  dunkle  Punkte  aufweisen,  deren  Aufklärung  erwünscht 
sein  dürfte.  Zur  Lösung  dieser  Angaben  anzuregen,  wrar  der  Zweck  des 
diesjährigen  Nachtrages  zur  Maikäferfrage. 

Wegen  der  im  Text  vorkommenden  Abkürzungen  verweise  ich  auf 
das  Hauptverzeichniss. 

Die  Nummer  vor  einem  Namen  bedeutet  die  Ordnungsnummer 
innerhalb  der  Gattung  in  Bezug  auf  das  Hauptverzeichniss. 

N.  =  Nassau  a.  d.  Lahn. 

Bd.  =  Dr.  Buddeberg. 

Gbl.  =  Lieutenant  Giebeler. 

Hrb.  =  Hauptmann  Herbe  r. 

Mzl.  =  Georg  Metzler. 

-f-  =  Für  die  Fauna  neue  Art. 

O  =     »      »        »         »     Varietät. 

Str.  =  Ist  zu  streichen. 

Juli  1879. 


1.  Cychrus  rostratus  L.  —  N.  (Bd.)  im  Wald.  —  Die  von  L.  IL 
angeführten  Formen  gehören  alle  noch  zum  ächten  rostratus;  der  C. 
elongatus  Hoppe  ist  eine  nur  in  Krain  vorkommende  Form. 

8.  Carabus  auratus  L.  —  Weg  von  Bingen  zum  Rochusberg  gef. 
13.  Mai  1879  in  copula;  am  Fuss  der  Ruine  Falkenstein  im  Taunus, 
am  Waldrande  in  der  Nähe  der  Felder  4.  Juni  1879  einzeln. 

4.  C.  auronitens  F.  —  Im  Catalog  zu  ändern  in  „nicht  bei  Wlb. 
aber  bei  Obershausen  h.  (1  Stunde  von  Wlb.)"  (Seh.) 

5.  C.  morbillosus  Panz.  —  Bei  Sachsenhausen  in  den  Weinbergen 
27.  August  1879  (L.  H.). 

9.  C.  arvensis  F.  var.  pomeranus  Oliv.  —  Von  Mzl.  einmal 

hei  Oberrad  1878  gef.  —  L.  H.  sah  dieses  Stück;  die  Schenkel  sind 
roth,  der  mittlere  der  drei  Streifen  zwischen  den  Kettenstreifen  er- 
höhter, glatt,  nicht  gekerbt. 


—     118    — 

-j-  3.  (nach  2.)  Nebria  picicornis  F.  --Von  Gbl.  bei  Budenheim 

am  Rhein  einmal  gef.  [Auch  am  Laacher  See  auf  der  linken  Rhein- 

seite (Wirtgen)  in  Sammlung  L.  H.  und  von  C.  H.  hei  Bonn  gef.] 

Brachnras  muss  Brachynus  heissen. 

1.  B.  crepitans  L.   —  Bingen  (L.  BT.). 

1.  Lamprias  cyanocephala  L.   —  N.  (Bd.)  unter  Steinen. 

1.  Lehia  crux  minor  L.  —  N.  (Bd.)  auf  Weinlaub  einmal.  —  Diez 
(Lehrer  Weber). 

2.  L.  haemorrhoidalis  F.   —  N.  (Bd.) 

2.  Cymindis  axillaris  F.  —  Von  Dr.  Bertkau  auf  dem  Kochusberg  bei 
Bingen  13.  October  1877  gef.  -  -  Bei  Wlb.  zweimal  (Seh.).   —  N.  (Bd.) 

2.  Panagaeus  quadripustulatus  Sturm.   —  Wlb.  zweimal  (Seh.). 

1.  Patrobus  excavatus  Payk.  —  Bei  Schlangenbad  n.  s.  unter 
feuchten  Steinen  1878  von  Mzl.  gef. 

1.  Taphria  nivalis  Panz.   —  N.  (Bd.) 

+  18.  (nach   10.)   Agonum   gracilipes  Duft.  —  Von  Hrb.  im 

Biebricher  Schlossgarten  und  bei  Mombach  am  Rhein  gef.  15.  Mai  1878. 
-f  19.  (nach   11.)  Ag.  lugens  Duft.  —  Von  Hrb.   1878  bei  Wsb. 
gef.,  auch  die  Form  mit  niedergedrückter  Schildchengegend. 

1.  Olisthopus  rotundatus  Payk.  —  Bei  Wsb.  1877  von  v.  Bode- 
meyer  gef. 

21.  Steropus  madidus  F.  var.  concinnus  F.  —  Wlb.  (Seh.)  —  N.  (Bd.) 
unter  Steinen  im  Wald. 

23.  Pterostichus  cristatus  Dufour  =  parumpunetatus  Germ.  —  Von 
Gbl.  auf  der  Platte  bei  Wsb.  gef. 

2.  Molops  terricola  F.   —  N.  (Bd.)  unter  Steinen  im  Wald. 

3.  Amara  ovata  F.   —  N.  (Bd.) 

-f  23.  (nach  4.)  A.  nitida  Sturm.  -  Von  Mzl.  einmal  bei  Fr. 
gef.,  nun  in  Sammlung  L.  H.,  N.  (Bd.) 

5.  A.  communis  Illig.  —  An  der  englischen  Gasfabrik  bei  Fr.  von 
Herrn  A.  Weiss  ein  Mann  gef.  8.  April  1879. 

+  24.  (nach  7.)  A.  acuminata  Payk.  —  Fr.  einmal.  --Wsb.  (Gbl.) 
einmal. 

12.  A.  lucida  Dft.  —  Von  L.  H.  auf  dem  Roclmsberg  bei  Bingen 
gef.  23.  April  1878.      ■  N.  (Bd.) 

16.  A.  livida  F.  und 

19.  A.  fulva  Deg.   —  N.  (Bd.) 

21.  A.  apricaria  Payk.   —  Wetzlar  sehr  dunkles  Weib  (Gbl.). 

1.  Diachromus  germanus  L.         N.  (Bd.)  auf  Pflanzen. 


—    119    — 

2.  Anisodactylua   binotatus  F.   v.  spurcaticornis  J><,i-        N.   (Bd.) 
f  38.  (nach   2.)  Ophonus   diffinis  Dej.  Race  rotundicollis 
Fairm.         Bei  Wetzlar  einmal  von  Gbl.  gef.     Neu  für  Mitteldeutsch- 
land.     L.  II.  sali  das  Stück. 

5.  0.  cordatus  Dft.  —  24.  April  1878  bei  Bingen  von  L.  H.  gef.  — 
N.  (Bd.) 

17.  Harpalus  calceatus  Dft.   -  Wlb.  (Seh.) 

18.  H.   rnfus  Brüggemann  =  ferraginens    auetorum,   nee   P. 
zu  ändern. 

24.  H.    var.    erythroeephalus   F.   ist   var.    von    latus   L.  var. 

fulvipes  Dft.  ist  =  var.  marginellus  Dft. 

O  Var.  SObrinilS  Dej.  —  Hierher  das  Stück  vom  kleinen  Feldberg. 
Bergform.     Neu  für  unsere  Gegend. 

32.  H.  serripes  Duft.   —  N.  (Bd.) 

+  39.  (nach  32.)  H.  taciturnUS  Dej.   -   Fr.  einmal  (C.  H.). 
1.  Perileptus  areolatus  Creutzer.   —  N.  (Bd.)  am  Mühlbach. 

1.  Tachys  Fockii  Hum.  —  N.  (Bd.)  ein  Exemplar  Abends  im  Flug. 

2.  T.  bistriatus  Dft.   —  N.  (Bd.)  am  Mühlbach. 

3.  T.  sexstriatus  Dft.  var.  quadrisignatus  Dft.  und 
-1.  T.  parvulus  Dej.  von  Bd.  1879  im  Juli  an  der  Lahn  bei  N.  gef. 
■1.  Bembidion  (ist  die  richtige  Schreibart)  guttulum  F.   —  Biebrich 

(Bd.). 

18.  B.  fasciolatum  Dft.  —  Im  Juli  1879  bei  N.  einige  Exemplare 
an  der  Lahn  gef.  (Bd.) 

31.  B.  punetulatum  Drapiez.   —  Wlb.    (Seh.)   1879    im  Juli  an    der 
Lahn  h.  gef.  (Bd.) 

-f-  35.  (nach  33.)  B.  striatum  F.  —  Bei  Castel  am  Rhein  (Gbl.). 

33.  Für  B.  impressum  Panz.  hat  der  ältere  Name  velox  L.  einzutreten. 
1.  Haliplus  elevatus  Panz.  gehört  zur  Gattung  Brychius  Thoms. 
3.  H.  ruficollis  Deg.  —  Fr.  nur  ein  Exemplar  in  Sammlung  L.  H. 
Str.  5.  H.  fulvicollis  Er.  -  L.  H.  besitzt  nur  drei  norddeutsche  Stücke. 
Str.  7.  Das  Synonym  apicalis  Thoms.,  verschiedene  Art  von  striatus 

Sharp. 

Es  waren  seither  neun  ächte  Haliplus  aus  dem  Gebiet  bekannt, 
hierzu  treten  vier  neue  Arten: 

+  10.  H.  Heydeni  Wehncke  (nach  ruficollis).  —  Fr.  drei  Stück 
als  ruficollis.     [Vom  Autor  bestimmt.] 

+  II.  H.  immaculatus  Gerhardt  (nach  Heydeni).  —  Fr.  einmal 
als  ruficollis.     [Vom  Autor  bestimmt.] 


—     120    — 

-h  12.  H.  lineolatllS  Mnhm.  (nach  fluviat).  —  Fr.  einmal  als 
fluviatilis.     [Von  Wehncke  bestimmt.] 

+  13.  H.  confinis  Steph.  =  lineatus  Aube.  Wetzlar  zweimal 
(Gbl.).    [Von  Wehncke  bestimmt.] 

H.  obliquus  Gyll.  mnss  amoenus  Oliv,  heissen,  da  obliq.  F.  et 
auetor.  =  Hygrotus  versicolor  Schauer  ist  (welchem  Namen  der  reti- 
culatus  F.  weichen  muss). 

1.  Coelambus  confluens  F.   —  Wsb.  einmal  (Gbl.). 
6.  Hydroporus  granularis  L.  muss  den  älteren  Scopoli'schen  Namen 

minimus  führen. 

9.  H.  erythrocephalus  L.  var.  (femin.)  tleplanatus  Gyll.  —  Bei 
Wetzlar  seltener  (Gbl.). 

12.  H.  marginatus  Dft.   —  Wetzlar  einmal  (Gbl.). 

13.  H.  pubescens  Gyll.  —  Die  Synonyme  discretus  Fairm.  und 
nigrita  St.  zu  streichen. 

11.  Zu  H.  nigrita  F.  Gyll.  Thoms.  tritt  als  Synonym  nivalis  Redtb. 
Rantus  Eschscholtz  (i.  1.)  muss  heissen  Rhantus  Lacordaire. 

2.  Rh.  notatus  F.  =  roridus  Müller. 

3.  Gaurodytes  didymus  Oliv,  muss  den  älteren  Namen  biocellatus 
Müller  führen. 

1.  Trogus  virens  Müll.   —  Bei  N.  (Bd.)  in  der  Lahn. 

2.  Gyrinus  natator  L.  —  In  den  Bassins  des  Schlossgrabens  zu  Wlb. 
s.  h.  (Seh.). 

1.  G.  opacus  Sahlb.  —  Das  Exemplar  von  Offenbach  ist  ein  marinus 
und  ist  es  mir  fraglich  geworden,  ob  die  Art  überhaupt  bei  uns  vorkommt. 
1.  Orectochilus  villosus  Müll.         N.  (Bd.)  im  Mühlbach. 

1.  Hydrobius  fuseipes  L.  —  Sachsenhäuser  Gärtnerei  (bei  var.  chal- 
conotus  zu  streichen). 

+  2.  H.  Rottenbergi  Gerhardt.  —  Hierher  das  Stück  fuseipes 
ans  Königstein  und  das  Stück  var.  chalconotus  aus  Fr.  (welche  var. 
demnach  zu  streichen).  [Beide  vom  Autor  bestimmt.]  Unter  den  Vor- 
räthen  in  Sammlung  L.  H.  beide  Arten  aus  hiesiger  Gegend  gleich 
h.  gef.,  Rottenbergi  fast  noch  häufiger.  Die  Punktreihen  der  Decken 
mit  eingestochenen  grösseren  Punkten,  bei  fosc.  stehen  diese  Punkte  auf 
den  abwechselnden  Zwischenräumen;  die  Punktirung  dieser  ist  stärker; 
die  Augen  sind  schwächer  facettirt,  dalier  glänzender  als  bei  fuseipes;  die 
Vorderschienen  sind  bei  Kottbg.  nach  der  Spitze  mehr  erweitert. 

2.  Philydrns  melanocephalus  Er.  nee  Oliv,  muss  quadripunetatus 
übst,  heissen. 


121     - 

5.  Ph.  marginellus  F.  =  marginatus  Dft.  =  ovaHs  Thoms. 
—  Wetzl.  h.  (Gbl.) 

1.  Enochrns  bicolor  Gyll.  nee  F.,  nee  Payk.  muss  melanocephalus 
Oliv,  heissen. 

1.  Anacaena  limbata  F.  —  Wetzlar  h.  (Gbl.) 

2.  A.  globulus  Thoms,  —  Ein  Stück  aus  dem  Gebiet,  wohl  Taunus, 
in  Sammlung  L.  H. 

+  3.  Laccobius  maculieeps  Rottbg.  ist  gute  Art. 

1.  Limnebius  truncatellus  Thbg.   —  N.  (Bd.) 

2.  L.  papposus  Muls.   —  Wetzlar  b.  (Gbl.) 

Helophorus  granularis  Er.  =  brevicollis  Thoms.  aus  der  hohen 
Mark  gehört  zu 

6.  H.  obscurus  Muls.  =  aeneipennis  Thoms.   —  N.  (Bd.) 

7.  H.  dorsalis  Er.   —  Wlb.  (Seh.)  =  Erichsoni  Bach. 

-\-  9.  (nach  3.)  H.  aequaÜS  Thoms.  (Kleiner  wie  aquaticus, 
erzfarben.)   —  Taunus  einmal,  Nauheim  =  5. 

+  10.  (nach  8.)  H.  pumilio  Er.  -  Wlb.  (Seh.) 

2.  Hydrochus  elongatus  Schaller.  —  Bei  Wetzlar  zu  Hunderten  gef. 
(Gbl.) 

-f  4.  (vor  i.)  Ochthebius  exsculptus  Germar. 

-f  5.  (nach  4.)  0.  gibbosus  Germ. 

-f-  6.  (nach  5.)  0.  lacunosus  Sturm. 

1.  Hydraena  riparia  Kugelann. 

2.  H.  gracilis  Germ. 

3.  H.  pulehella  Germ. 

+  4.  (nach  2.)  H.  flavipes  Sturm.         Einmal  October  1877. 
+  5.  (nach  3.)  H.  pygmaea  Waterh.  =  Sieboldi  Rosh.  =  lata 

KSW.  (3  Ex.)         Alle  8  Arten  von  Bd.  bei  N.  im  Mühlbach  gesammelt. 
2.  Cercyon  obsoletus  Gyll.   —  N.  (Bd.)  einmal. 
+  5.  (nach  2.)  Parnus  lutulentus  Er.  —  N.  (Bd.) 

Elmis  (1.)  Latreillei  Bedel  =  aeneus  Er.  nee  Müller  (2.),  Kirschii 
Müll,  und  (3.)  Maugeti  Latr.  =  aeneus  Müll,  bilden  die  Gattung 
Lareynia  Duval. 

Riolus  Muls. 

4-  I.  R.  nitens  Müll.  -  -  Von  Bd.  bei  N.  einmal  Abends  im  Flug 
1877   gef.    Ich  sah  das  Exemplar. 

(4.)  Elmis  Mülleri  Er.  und  (5.)  E.  Volkmari  Panz.  bilden  die 
eigentlichen  Elmis,  dazu  gehören : 


122 


4-  3.  E.  opacus  Müll.  -  -  N.  (Bd.)  einmal  im  Mühlbach  Oct.  1877. 
-)-  4.  E.  Germari  Müll.        Desgl.  6  Ex.  gefanden. 

2.  E.  Volkmari  Panz.   —  N.  (Bd.) 

(6.)  E.  parallelepipedus  Müll,  und  (7.)  angustatus  Müll,  bilden 
die  Gattung  Esolus  Muls. 

1.  E.  parallelepipedus  Müll.         N.  (Ed.)  im  Mühlbach. 

2.  E.  angustatus  Müll.         N.  (Bd.)  im  Mühlbach. 
(8.)  Limnius  tuberculatus  Müll,  bildet  Gattung. 

1.  Georyssus  pygmaeus  F.  muss  dem  älteren  Namen  crenulatus 
Kossi  weichen. 

1.  Psammobius  caesus  Panz.   —  N.  (Bd.) 

1.  Sisyphus  Schaffen  L.  —  Diez  (Lehrer  Weber). 

4.  Trox  scaber  L.   —  N.  (Bd.)  einmal. 

1.  Anoxia  villosa  F.  —  Hauptmann  Herber  fand  (siehe  Katter's 
Entomologische  Nachrichten,  Bd.  IV,  1878,  pag.  310)  2.  Juli  1878  bei 
Castel,  in  der  Bichtung  auf  Biebrich  auf  sandigem  Boden  nach  Sonnen- 
untergang, die  Art  in  grosser  Menge  (unter  200  Stück  nur  8  Weiber) 
um  die  Gipfel  der  Zwetschenbäume  schwärmen.  Nach  Verlauf  einer 
halben  Stunde  waren  alle  wieder  in  dem  Sande  verkrochen ;  nach 
10  Tagen  war  kein  Stück  mehr  zu  finden. 

Maikäfei'flllg jalire.  Wegen  Beantwortung  der  Frage,  ob 
wirklich  regelmässig  periodisches  massenhaftes  Auftreten  der  Melolontha 
vulgaris  L.  für  jede  Localität  zu  constatiren  ist,  verweise  ich  auf  das 
bereits  früher  Gesagte  und  möchte  nur  auf  einige  Gesichtspunkte  auf- 
merksam machen,  welche  das  Unhaltbare  dieser  Theorie  bestätigen  werden. 

Obige  Theorie  basirt  auf  der  Annahme  bestimmter  Loc alitäten; 
dieser  Begriff  bedingt  aber  genau  zu  definirende  Grenzen.  Dass  die 
Grenzbestimmungen  sich  auf  unsere  Festländer  nur  sehr  schwer  im  Sinne 
obiger  Theorie  nach  einem  einheitlichen  Princip  durchführen  lassen  wird, 
liegt  nahe.  Erleichtern  wird  uns  desshalb  die  Definition  des  Begriffs 
Localität  (Gegend)  im  Sinne  obiger  Theorie,  indem  wir  den  geographi- 
schen Begriff  Insel  an  seine  Stelle  setzen,  und  erproben  die  Theorie 
nunmehr  an  dieser  bestimmt  abgeschlossenen  Localität,  so  wird  der 
Vertreter  jener  Theorie  zugeben  müssen,  dass  ihm  keine  günstigeren 
Zugeständnisse  gemacht  werden  konnten,  als  eine  etwa  eine  viertel 
Quadratmeile  grosse,  ganz  isolirte  Insel  in  einem  weiten  Meere. 

Nimmt  man  an:  I.  Dass  auf  dieser  Insel  bisher  kein  Maikäfer 
existirte,  dass  alter  bei  günstigen  Existenzverhältnissen  daselbst  „ein 
Maikä  ferpaar"  importirt  würde  und  sich  naturgemäss  im  ersten  Jahre 


—     123 


r;i, 


durch  Eierlegen  vermehrte,  so  würde  die  Folge  davon  die  sein  (voraus- 
gesetzt, dass  die  Entwicklungszeit  nie  von  der  vierjährigen  abweichen 
könnte),  dass  auf  dieser  Insel  das  vierjährige  Wiederkehren  zum  Landes- 
gesetz würde,  d.  h.  es  würden  factisch  nur  alle  vier  Jahre  Maikäfer 
auf  dieser  Insel  fliegen.  Würde  aber  innerhalb  einer  Entwicklungsperiode 
dieser  importirten  Maiküferfamilie  z.  B.  im  letzten  Jahre  der  Entwick- 
lung im  Mai  während  der  allgemeinen  Paarungszeit  ein  Waldbrand  ent- 
stehen und  sämmtliche  bereits  ausgeflogene  Familienglieder  durch  den- 
selben getödtet  werden,  so  würde  selbstverständlich  die  Art  daselbst 
wieder  ausgestorben  sein. 

IL  Würde  aber  vier  Jahre  hintereinander  je  ein  Paar  dort 
importirt  worden  und  wie  oben  zur  stärksten  Vermehrung  gekommen 
sein,  so  würde,  nach  Vertilgung  der  zuerst  eingewanderten  Familie  durch 
den  Waldbrand,  nur  die  zweite,  dritte  und  vierte  importirte  Familie  in 
ihren  Flugjahren  erscheinen,  also  jedes  Jahr  ein  Massenflugjahr  sein, 
mit  Ausnahme  des  5.,  9.,  13.,  17.,  21.  etc.,  in  welchem  gar  keine 
Maikäfer  erscheinen  können. 

III.  Würde  dagegen  nach  Importirung  von  Maikäfern  in  obenge- 
nannten vier  aufeinander  folgenden  Jahren  etwa  erst  im  8.,  12.,  16., 
20.  Jahre  u.  s.  f.  Maikäfer  in  Masse  erscheinen,  so  würde  dies  nicht 
etwa  als  eine  berechtigte  Eigenthümlichkeit  der  Maikäfercolonie  dieser 
Insel  aufgefasst  werden  dürfen,  sondern  lediglich  als  Folge  des  Miss- 
lingens  sämmtlicher  Brüten  des  ersten,  zweiten  und  dritten  importirten 
Maikäferpaares.  Es  würde  diese  Erscheinung  nur  den  thatsächlichen 
Beweis  liefern  von  den  ungünstigsten  localen  Verhältnissen,  welche  in 
den  ersten  drei  Importirungsjahren  die  betreffenden  Brüten  zu  Grunde 
richteten. 

Würde  man  also  obige  drei  Fälle  als  drei  verschiedene  Beobachtungs- 
localitäten  annehmen,  so  würde  ein  oberflächlicher  Beobachter,  dem  es 
unbekannt  geblieben,  dass  die  Maikäfer  in  obiger  Weise  immer  impor- 
tirt waren,  mit  einiger  Berechtigung  schliessen,  dass  im  I.  und  III.  Falle 
die  locale  Maikäferart  die  Eigenthümlichkeit  habe,  nur  alle  vier  Jahre 
an  Tageslicht  zu  kommen  (alleinige  Fortpflanzung  des  ersten  resp. 
vierten  Paares),  während  im  IL  Falle  geschlossen  werden  könnte,  dass 
die  Maikäfer  bei  ihrem  jährlichen  Erscheinen  im  Mai  die  eigentümliche 
Gewohnheit  haben,  im  vierten  Jahre  mit  dem  Erscheinen  auszusetzen. 
Jeder  Kenner  dieser  Insectenart  wird,  wTenn  ihm  ebenfalls  die  Impor- 
tation  unbekannt  geblieben,  dagegen  im  I.  und  III.  Falle  auf  eine  Eigen- 
thümlichkeit der  Maikäfer  dieser  Insel  schliessen,  welche  darin  besteht, 


—    124    — 

dass  alle  ein  und  dasselbe  Kalenderjahr  als  Flugjahr  haben ;  da  ihm 
aber  bekannt  ist,  dass  auch  anderwärts  dieses  Insect  immer  vier  Jahre 
zu  seiner  individuellen  Entwicklung  braucht,  so  wird  er  in  den  alle 
vier  Jahre  auf  dieser  Insel  erscheinenden  Maikäfern  entweder  die  Nach- 
kommen eines  einzigen  bereits  diesen  Lebensgesetzen  unterworfenen  Ur- 
paares  erkennen,  oder  aus  dieser  Erscheinung  schliessen  müssen,  dass 
einmal  drei  Jahre  hintereinander  in  der  Localgeschichte  dieser  Thierart 
die  Brut  derselben  durch  besonders  ungünstige  Verhältnisse  vernichtet 
worden  ist. 

In  dem  II.  Falle  würde  dagegen  der  Kenner  aus  den,  mit  Aus- 
nahme des  je  5.,  9.,  13.,  17.  u.  s.  w.  Jahres,  jährlich  wiederkehrenden 
Massenflugjahren  (ebenfalls  vorausgesetzt,  dass  ihm  das  Herkommen 
dieser  Maikäfer  unbekannt  geblieben)  schliessen,  dass,  obgleich  diese 
Localität  dem  Gedeihen  der  Maikäfer  besonders  günstig  zu  sein  scheint, 
dennoch  alle  vier  Jahre  ein  ihrer  Vermehrung  ungünstiges  Jahr  wieder- 
kehrt; und  mit  Recht  würde  er  die  Ursache  nicht  etwa  in  den  Mai- 
käfern dieser  Insel,  sondern  in  den  äusseren  Naturverhältnissen  der 
Localität  suchen,  nachdem  er  sich  durch  Beobachtungen  überzeugt  hat, 
dass  die  individuelle  Lebensweise  dieser  Maikäfer  in  nichts  von  der  ihm 
bekannten  Art  (Melolontha  vulgaris  L.)  abweicht. 

Da  aber  solche  abnorme  Verhältnisse,  wie  die  der  Maikäfer  auf 
dieser  Insel,  auf  grösseren  Festlandcomplexen  nicht  angenommen  werden 
können,  weil  eine  Isolirung  einer  Localität  von  der  benachbarten  kaum 
denkbar,  so  muss,  im  Gegensatz  zu  jenen  insularen  Verhältnissen,  für 
alle  Localitäten  als  Regel  angenommen  werden,  dass  in  jedem  Jahre 
wenigstens  eine  Minimalzahl  von  Maikäfern  existirt 
und  zur  Vermehrung,  folglich  auch  zum  Ausflug  kommt. 
Dass  die  Zahl  dieser  jährlich  zum  Ausflug  kommenden  Maikäfer  von 
den  mehr  oder  weniger  günstigen  Existenzbedingungen  ihrer  resp.  Eltern, 
sowie  ihres  eigenen  Larvenstadiums  (drei  Jahre)  abhängig  ist,  wird 
wohl  nicht  bestritten  werden  können.  Die  Ausnahme  von  dieser  Regel 
wird  jedes  Vorkommen  sein,  welches  jenen  insularen  Erscheinungen 
ähnelt,  während  auch  dann  noch  eine  Rückkehr  zur  Regel  immer  noch 
näher  liegt  als  das  Verharren  in  diesem  Ausnahmezustand  wegen  der 
jeder  Zeit  wahrscheinlichen  Rekrutirung  aus  Nachbarlocalitäten  (durch 
Ueberfliegen)  im  Falle  des  Aussterbens  einer  Jahresfamilie. 

Dass  der  Fall  der  regelmässigen  Wiederkehr  eines  Massen-Flug- 
jahres nach  Ueberspringung  dreier  dazwischen  liegender  Jahre  in  einer 
längeren  Periode   beobachtet    worden    ist,    spricht    nur    für    die    locale 


—    125    — 


Ungunst  der  Verhältnisse,  ohne  dass  daraus  für  andere  Legalitäten  irgend 
welches  Gesetz  einer  Periodicität  hergeleitet  werden  könnte. 

In  Vorliegendem  wurde  nach  Vorgang  bewährter  Beobachter  eine 
vierjährige  Entwicklungszeit  des  Maikäfers  angenommen,  während 
nicht  minder  beachtenswerthe  Autoren  für  ihre  Beobachtungsbezirke 
entschieden  eine  dreijährige  Entwicklungszeit  angeben.  Es  hat  also 
den  Anschein,  als  ob  heidi'  Fälle  vorkommen;  oh  dieselben  nach  der 
Localität  (Hoden  und  Clima)  oder  nur  durch  zufälliges  Zusammentreffen 
besonders  günstiger  oder  ungünstiger,  also  nur  vorübergehender  Existenz- 
bedingungen innerhalb  der  Entwicklungszeit  zwischen  drei  und  vier 
Jahren  variirt,  dies  ist  noch  nicht  ermittelt  und  würde  sich  nur  ent- 
scheiden lassen,  nachdem  in  verschiedenen  Localitäten  eine  hinreichende 
Anzahl  Beobachtungen  an  bestimmten  Individuen  durch  alle 
ihre  Verwandlungsphasen  unter  möglichst  na tur ge- 
rn ä s s  e n  B e d i n g u n g e n  stattgefunden  haben.  Aus  dem  Er- 
scheinen des  Maikäfers  als  Imago  in  einer  bestimmten 
Localität  lässt  sich  überhaupt  nicht  auf  das  Jahr  seines 
Eistadiums  schliessen,  so  lange  die  Angaben  über  die 
Entwicklungszeit  noch  zwischen  drei  und  vier  Jahren 
seh  w  a  n  k  e  n.  Folglich  lässt  sich  auch  nicht  aus  dem  eine  Reihe  von 
Jahren  in  gleichen  Abständen  wiederkehrenden  massenhaften  Auftreten 
I Massen-Flugjahr)  auf  die  Entwicklungszeit  des  Maikäfer-Individuums 
ein  sicherer  Schluss  ziehen,  da  möglicherweise  das  Gedeihen  nicht  eine  r 
einzigen  Jahresfamilie,  sondern  das  zweier  oder  sogar  dreier  die 
Ursache  dieser  periodischen  Reihe  sein  könnte. 

Nachstehendes  Beispiel  wird  obige  Möglichkeit  klar  stellen :  Nehmen 
wir  eine  Localität  an,  in  welcher,  nach  einer  langjährigen  Beobachtung, 
ein  immer  im  vierten  Jahre  wiederkehrendes  Flugjahr  constatirt  wurde, 
z.B.  die  von  Ratzeburg  beobachtete  Gegend  der  Mark  Brandenburg, 
so  scheint  es  selbstverständlich,  dass  mit  Recht  aus  dieser  Beobach- 
tung auf  eine  vierjährige  Entwicklungszeit  geschlossen  wird  und 
beruht  die  Annahme  dieses  Gesetzes  wohl  lediglich  auf  der  Beobachtung 
der  Flug  jähre.  Dem  widersprechend  theilt  Heer  eine  Reihe  von 
Beobachtungen  mit,  welche  ihn  veranlassen,  eine  dreijährige  Ent- 
wicklungszeit anzunehmen.  Aus  seinen  Mittheilungen  ist  zu  entnehmen, 
dass  er  durch  Beobachtungen  immer  ein  und  desselben  Indi- 
viduums durch  dessen  Entwicklungsstadien  zu  dem 
Resultat  einer  dreijährigen  Entwicklungszeit  gelangte  und  scheint 
sicli    dieses    Gesetz    auch    durch    die    vielfachen    Fälle    von    alle    drei 


126 


Jahre  wiederkehrenden  Plugjahren  in  seinem  Beobachtungsgebiet  zu  be- 
stätigen. 

Nimmt  man  nun  an,  dass  die  H  e  e  r  'sehen  Beobachtungen  rationeller 
(an  einzelnen  Individuen)  als  die  Katze  bürg 's  (Eückschluss  aus  dem 
Flugjahr)  gemacht  worden  sind,  so  würde  sich  die  vierjährige  Wieder- 
kehr der  Flugjahre  nach  Eatzeburg  trotzdem  ganz  gut  mit  der  drei- 
jährigen Entwicklungszeit  nach  Heer  in  Einklang  bringen  lassen. 


Ratzebu  rg's 
Massen-Flugjahre, 

1828  war  ein  Massen 

Flugjahr    . 

1829 

1830 

1831 

1832  war  ein  Massen 

Flugjahr     . 

1833 

1834 

1835 

1836  war  ein  Massen- j 

Flugjahr     .     .  I 

1837 

1838 

1839 

1840  war  ein  Massen 

Flugjahr     . 


Entwicklungsjahre  (I.,  II.,  III.)  nach  Heer   der 


ersten  Familie. 


zweiten  Familie.        dritten  Familie. 


III. 

I. 

II. 

III. 

I. 

II. 

III. 

I. 

II. 

III. 

I. 

II. 

III. 


Jahr  Massen-  1 
ir  .  I 


Flug.jal 

Jahr 


»    Flugjahr 


Flugjahr 


»   Flugjahr 


»     Massen- 


Flugjahr 


:] 


II.  Jahr 


III 

I 

II 

III 


»   Flugjahr 

» 


»     Massen- 

Flugjahr  . 

I.  Jahr     .     .     . 

II.      »         .     .     . 

III.  Flugjahr 

I. 

II. 

III. 

I. 

II. 


! 


»   Flugjahr 
»        ... 


I.  Jahr. 


»   Flugjahr. 


II. 

III. 

I. 

II.  » 

III.  »    Flugjahr. 

I.  » 

IL  » 

III.  »     Massen- 
Flugjahr. 
I.  Jahr. 

II.  » 

III.  »    Flugjahr. 

I.  » 


Es  ergibt  sich  aus  vorstehender  Tabelle  dass: 

a)  die  Ratzeburg'schen  Massen-Flugjahre  abwechselnd 

1828  durch  die  erste  Familie, 

1832  durch  die  zweite  Familie  und 

1836  durch  die  dritte  Familie  repräsentirt  werden. 

b)  Dass  die  Massen-Flugjahre  durch  besonders  günstige  Umstände 
hervorgerufen  wurden,  welche  aber  nicht  jede  Generation  der  drei 
Familien  begleiteten,  sondern  nur  immer  in  der  je  vierten  Generation 
ein  massenhaftes  Ausfliegen  zu  Wege  brachten,  während  die  dazwischen 
liegenden  Generationen  resp.  deren  Flugjahre  sich  nicht  als  massenhaft 
beobachtetes  Erscheinen   des  Imago   bemerkbar  machten,   sondern  unter 


-    127    — 

die    maikäferarmeii    Jahre    gehörten,    von    welchen    man    keine    Notiz 
nimmt. 

c)  Würde  sieh  daraus  ergeben,  dass  dort  durchschnittlich  jede 
Maikäferfamilie  nur  alle  12  Jahre  eine  so  günstige  Vermehrung-  erlebt, 
dass  ihr  Wiedererscheinen  im  Mai  dem  Menschen  zur  Plage  und  daher 
als  officielles  Flugjahr  bemerkt  wird.  So  entsteht  der  vierjährige 
Turnus  der  Massen  -  Flugj  ahre,  hervorgerufen  durch 
den  zwölfjährigen  Turnus  des  massenhaften  Ausfliegeiis 
der    T  h  i  e  r  e    jeder    der    drei    Familie  n. 

An  der  Hand  dieses  Beispiels,  dessen  Möglichkeit  nahe  liegt,  lassen 
sich  eine  Eeihe  von  Modifikationen  construiren,  welche,  abhängig  von 
äusseren  Umständen,  für  längere  Zeit  die  sich  bemerkbar  machenden 
Flug  jähre  als  in  einer  gewissen  Periodicität  sich  folgend  erscheinen 
lassen  werden. 

Eine  gewissenhafte  Beobachtung  wird  aber  auch  zum  Ergebniss 
führen,  dass  im  Laufe  der  Zeit  alle  möglichen  Modifikationen  in  einer 
und  derselben  Localität  die  Länge  der  Perioden  ver- 
ä  n  d  er n  k  ö  n  n e n ,  ohne  dass  die  Entwicklungszeit  des  Maikäfers 
variirt.  Dass  ein  einmal  eingeschlagener  Modus  sich  mit  Wahrschein- 
lichkeit für  eine  längere  Eeihe  von  Jahren  als  maassgebend  erhalten 
wird,  dies  liegt  im  Gesetze  der  mindestens  dreijährigen  Entwicklungs- 
zeit, während  bei  einer  einjährigen  Entwicklungszeit  der  Modus  der 
Periodicität  von  massenhaftem  Erscheinen  der  betreffenden  Thiergattung 
viel  häufiger  wechseln  und  nicht  so  leicht  als  regelmässig  wieder- 
kehrende Periode  aufgefasst  werden  wird. 

Bei  Berücksichtigung  aller  dieser  Umstände  kann  wohl  kaum 
gehofft  werden,  ein  allgemeingültiges  Gesetz  für  die  periodische  Wieder- 
kehr des  massenhaften  Auftretens  dieser  Thiere  zu  finden  und  müsseu 
wir  uns  damit  zufrieden  geben,  dass  die  Weisheit  des  Schöpfers  durch 
mannigfache  äussere  Umstände  die  ausserordentliche  Vermehrungsfähig- 
keit und  damit  dessen  ernste  Schädlichkeit  beschränkt  hat. 

Fortgesetzte  und  erneute  rationelle  Beobachtungen  werden  neben 
den  für  eine  bestimmte  Localität  als  Kegel  erscheinende  gleichlange 
Perioden  ebenso  häufig  Unregelmässigkeiten,  mindestens  aber  öfteres 
Wechseln  des  Modus  der  Perioden  constatiren. 


—    128 


3.  Rhizotrogns  ruficornis  F.   —  Wsb.  (Gbl.) 

2.  T.  abdominalis  Menetr.   —  N.  (Bd.)  maeii! 

Buprestis  Linne  =  Ancylocheira  Eschsch. 

-f  I.  B.  OCtoyilttata  L.  fand  Herr  Oberrevisor  Jännicke  öfter 
im  Flug  im  Sonnenschein  im  August  um  Mittag  bei  Kelsterbach.  — 
Im  Sommer  1877  von  F.  1).  Heynemann  in  seinem  Garten  in  Sachsen- 
hansen einmal  gefunden. 

2.  Anthaxia  umbellatarum  F.  —  N.  (Bd.)  Juli  1878. 

3.  A.  candens  Panz.   —  N.  einmal  in  Pflaumenbaum   1878  (Bd.). 

6.  A.  nitida  Rossi.   —  N.  einmal  (Bd.). 

I.  Chrysobothrys  affinis  F.   —  N.  einmal  (Bd.). 

7.  Agrilus  olivicolor  Ksw.   —  N.  auf  Eichen  (Bd.). 
-|-  21.  (nach  9.)  A.  derasofasciatus  Lac.  N.  Juni,   Juli  in 

Menge  auf  Weinlanb  (Bd.). 

II.  A.  caeruleus  Rossi.   —  N.  einmal  (Bd.). 

12.  A.  laticornis  Illig.   —  N.  auf  Eichen  (Bd.). 
17.  A.  Hyperici  Creutz.         N.  im  Juli  1872  oft  gef.  (Bd.). 
19.  A.  aurichalccus  Redtb.   —  N.  einmal  (Bd.). 
1.  Drapetes  mordelloides  Host  —  N.  2  Ex.  (Bd.) 
Das  Synonym  Trixagus  Kugel,  bei  Throscus  Latr.  ist  zu  streichen. 
1.  Melasis  buprestoides  L.   —  N.  (Bd.) 
1.  Tharops  melasoides  Lap.   —  N.  (Bd.) 
1.  Dromaeolus  barnabita  Villa.  —  1877  von  Stern  auch  einzeln  aus 

Eichenholz  (es  war  nur  solches  in  die  Holzkammer  eingefahren)  erzogen. 
[-}-  (nach  11.)  Elater  Sinuatus  Germar.  -  -  Ein  Exemplar  dieser 
sonst  nur  aus  Ungarn  bekannten  Art  fing  Mzl.  in  Fr.  lebend  in  der 
Kaiserstrasse  an  einem  Hause,  im  Frühjahre  1875.  Ich  sah  das 
Exemplar,  das  wohl  sicher  zufällig  importirt  wurde  | 

1.  Cardiophorus   gramineus  Scopoli  =  thoraciens  L.  —  N.   (Bd.) 

3.  C.  rufipes  Goeze.  —  N.  (Bd.) 
-f-  8.   (vor  1.)  AthoUS  rilfllS  Deg.  —  Von  Bd.  bei  N.  im  Sommer 

1879  neu  für  Mitteldeutschland  aufgefunden. 

13.  Diacanthus  bipustulatus  L.   —  N.  (Bd.)  einmal. 
7.  Agriotes  sobrinus  Ksw.   —  N.   (Bd.)  ein  ganz  dunkles  Ex. 

4.  Adrastus  lacertosus  Er.   —  Fr.  (Mzl.) 

2.  Lepturoides  linearis  var.  mesomelas  L.   —  (Weib)  N.  (Bd.) 
1.  Tiresias  serra  F.  —  N.  (Bd.)  an  Eichensaft. 


—    129 


1.  Str.  Limnichus  sericens  Dffc.  war  falsch  bestimmt;   es  ist  pyg- 
maeus  Sturm.;  die  Punktirung  der  Flügeldecken  reicht  bis  zur  Naht. 
I.   Pedilophorus  nitens  Panz.         N.  (Bd.) 
1.  Cytilus  varius  F.         N.  (Bd.)  zweimal   im  Garten. 
Byrrhus  muss  Cistela  GeofFroy  heissen. 
1.  C.  ornatus   Panz.         Dlb.  einmal  (Seh.). 
4.  Platysoma  angustatum  E.  H.         Wlb.  (Seh.) 
1.  Hister  quadrimaculatus  L.    —  Nauheim  (Bd..) 

9.  II.  neglectus  Germ.         N.  (Bd.)  ein  kleines  Exemplar. 

+  23.   (nach  !».)   H.   ignobiÜS   Marseul.  N.   (Bd.)  einmal. 

10.  H.  carbonarius  Illig.         N.  (Bd.) 

17.  H.  quadrinotatas    Scriba.  Nauheim    (Bd.)    1  Ex.    mit   zu- 

sammengeflossenen  Flecken. 

22.  H.  corvinus  Germ.  -  -  Auf  dem  Rochusberg-  bei  Bingen  vor  der 
Kapelle  unter  Steinen  in  den  Nestern  der  Tapinoma  erraticum  Latr. 
23.  April  L878   22  St.  gef.  9.  April   1879   1  Ex.  in  dem  von  Phyl- 

loxera  heimgesuchten  Garten  von  Baumann  am  Hainerweg  in  Sachsen- 
hausen unter  Steinen  bei  Ameisen  gef. 

2.  Dendrophilus  pygmaeus  L.    —  N.   (Bd.) 

4.  Saprinus  virescens  Payk.  -  Bei  Oberrad  an  thierischen  Resten 
von  Mzl.  gef. 

1.  Gnathoncus  rotundatus  Payk.   —  N.  (Bd.) 

1.  Teretrius  pieipes  F.— Bei  Oberhöchstadt  einmal  im  Flug  11.  Juni 
1879  von  L.  H.  gef. 

2.  Plegaderus  caesus  Illig.  —  N.  (Bd.)  einmal  unter  Birkenrinde. 

3.  P.  dissectus  Er.   —  N.  (Bd.)  einmal  an  Apfelbaum. 

1.  Onthophilus  striatus  Forster.    —  N.  (Bd.) 

J.   Acritus  fulvus  Marsl.   —  N.  (Bd.)  einmal.     [Reitter  vid.) 

Die  Gattung  Amartus  muss  dem   älteren  Namen  Heterhelus  Duval 

weichen.     Der   Name  Amartus    affmis   Heer   muss    fallen    und    die    Art 

rubiginosus  Er.  heissen. 

2.  A.  Sambuci  Er.   muss    den   älteren  Namen  Solani  Heer  führen. 
1.  Brach  vpterus  pubescens  Er.  ebenso  den  älteren  Namen  glaberNewm. 

I.  Carpophilus  sexpustulatus  Er.   —  N.  (Bd.) 

8.  Epuraea    rufomarginata   Steph.  =  parvula  Sturm.   —  N.   (Bd.) 

II.  E.  obsoleta  F.    —  Wetzlar.   (Bd.) 
15.  E.  pusilla  111.    —  N.  (Bd.) 

1.  Micrnria  melanocephala  Mrsh.  N.  (Bd.)  Diese  5  Arten  von 
Reitter  bestimmt. 

Jahrb.  d.  uass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  y 


—    130    — 

Der  Gattungsname  Epuraeanella  Crotch  ist  älter  wie  Omosiphora  Reitt. 
1.  E.  limbata  F.    —  N.  (Bd.) 

Nitidula  qnadripustulata  F.  muss  den  älteren  Namen  N.  carnaria 
Schaller  tragen. 

1.  Soronia  punctatissima  Illig.   —  N.  (Bd.)  einmal. 

O  7.  Meligethes  Brassicae  Scop.  var.  caeruleus  Mrsh.  N.  (Bd.) 
22.  M.  picipes  Sturm.  Ende  Mai  bei  Mombach  in  copula  gef.  (L.  H.) 
41.  M.  erythropus  Gyll.         N.   (Bd.) 

2.  Rhizophagus  parallelocollis  Gyll.  N.   (Bd.)  einmal. 

-j-  9  (nach  3.)  R.  perforatus  Er.        N.  Juni  1877  (Bd.). 

5.  R.  dispar  PajTk.  —  N.  (Bd.)  Die  letzten  6  Arten  vonReitter  bestimmt. 

1.  Nemosoma  elongatum  L.  -  10  kleine  Stück  von  3  Millim.  (sonst 
3^2—4)  bei  N.  von  Bd.  aus  Lindenrinde  mit  Cryphalus  Ratzeburgi, 
von  dessen  Larve  er  sich  nährt,  Winter  1878  erzogen. 

Trogosita  Oliv,  muss  dem  älteren  Namen  Tenebrioides  Piller  weichen, 
ebenso  Peltis  Illig.  dem  älteren  Ostoma  Laicharting. 

Bei  Byturus  (s.  Anhang)  haben  die  Fabricius'schen  Namen  wieder 
einzutreten,  da  die  Scopoli'schen  nicht  zur  Gattung  gehören. 

Mycetophagidae  muss  Tritomidae  heissen  und  Mycetopliagus  dem 
älteren  Namen  Tritoma  Geoffroy  weichen.  Tritoma  bei  den  Erotylidae  muss 
Cyrtotriplax  Crotch  heissen.    T.  (Myc.  olim.)  picea  ist  älter  als  variabilis. 

2.  Phalacrus  caricis  Sturm.         N.  (Bd.) 
Brontes  F.  muss  Uliota  Latreille  heissen. 

1.  Laemophloeus  denticulatus  Preyssler  und 

2.  L.  testaceus  F.         N.   (Bd.) 

6.  L.  ater  Oliv,  (die  dunkle  Stammart)       N.  (Bd.)  März  is:s 
in  Mehrzahl  unter  Spartium-Rinde   bei  Phloeophthorus   tarsalis  gef. 
Die  Stammart  neu  für  die  Fauna. 

4-  7.  L.  Clematidis  Er.  —  N.  (Bd.)  in  Clematis  vitalba  1879 
in  Anzahl  gef.   — 

1.  Lyctus  unipunctatus  Hbst.  (älterer  Name)  =  canaliculatus  F. 
Von  C.  H.  =  4.  in  grosser  Menge  mit  Larven  in  dem  Holze  von 
Robinia  Pseudo-Acacia  in  den  Promenaden  von  Fr.  gef. 

L.  bicolor  Comolli  ist  =  L.  pubescens  Panz. 

Aulonium  sulcatum  Oliv,  muss  trisulcum  Fourcroy  und  Ditoma 
Uliger  =  Synchitodes  Crotch  heissen;  Synchita  Hellw.  ist  Ditoma  Hbst. 

1.  Orthocerus  muticus  L.  ist  älter  als  clavicornis  L. 

1.  Monotoma  picipes  Hbst.         N.  (Bd.)    [Eeitter  vid.] 

Die  Synonymie    der    zwei  Monotoma    muss    sein  2.  M.    conicicollis 


—    131     — 

Äube  =  angusticollis  Thoms.  und  3.  M.  angusticollis  Gryll.  =  formice- 
torum  Thoms. 

7.  M.  longicollis  Gyll.  =  flavipes  Kunze.    -  Schloss  Kchaumburg  (Bd.). 

+  3.  Lathridius  angusticollis  Hummel.  N.  (Bd.)  h.  unter 
faulenden  Pflanzen. 

+  4.  L.  rugicollis  Olivier.       N.  am  Burgberg  Juni  1877  (Bd.). 

-f-  2.  Coninomus  constrictus  Hummel.  N.  unter  faulenden 
Pflanzen  (Bd.).     [Diese  4   Arten  von   Reitter  bestimmt.] 

+  3.  C.  nodifer  Westwood.  Von  diesem  interessanten  Thier 
fand  Bd.  im  Sommer  1877  etwa  30  Ex.  in  seinem  Garten  in  N.  unter 
faulem  Heu.     Sehen  am    11.  März   1878  einmal  gef.   — 

6.   (vor   3.)   Enicmus  testaceus  Steph.  =   cordaticollis 
Aube  1    Ex.  dieser  seltenen  Art  fand  Bd.  bei  N.    [Reitter  vid.] 

3.   E.  rugosus  übst.  N.  Buchenholz  im  Wald  (Bd.). 

•").  E.  carbonarius  Mhm.   —  Ebenso. 

O  I-  Cartodere  elongata  Curtis  v.  clathrata  Mhm.  —  Bei 
N.  zweimal  im  Garten   1877  unter  faulem  Heu  (Bd.). 

2.  C.  ruficollis  Mrsh.  und 

3.  C.  filiformis  Gyll.  —  N.  1877  einzeln  (Bd.).  Alle  drei  von  Reitter  best. 
1.  Dasycerus  sulcatus  Brong.     Burgberg  bei  N.  (Bd.) 

3.  Corticaria  fulva  Com.   —  N.  in  Anzahl  (Bd.). 
12.  C.  elongata  Hum.  und 

4.  Melanophthalma  similata  Gyll.  N.  (Bd.)  [Die  drei  letzten 
Arten  Reitter  vid.] 

3.  Cerylon  fagi  Bris.         N.   1878  in  Buchenschwamm  (Bd.). 

Symbiotes  pygmaeus  Hampe  ist  =  sübberosus  Lucas. 

1.  Alexia  pilifera  Müller.   —  N.  im  Wald  unter  Laub  (Bd.). 

1.  Aspidiphorus  orbiculatus  Gyll.   —   N.  (Bd.) 

1.  Atomaria  linearis  Steph., 

6.  A.  fuscicollis  Mhm.  (dazu  als  Synonyme  umbrina  Er.  =  plici- 
eollis  Mäklin). 

+  21.  (nach  4.)  A.  Zetterstedti  Zett.  =  salicicola  Krtz., 

17.  A.  turgida  Er.  und 

7.  Cryptophagus  acutangulus  Gyll.  —  Alle  vier  Arten  von  Bd.  bei- 
N.  gef.  und  von  Reitter  bestimmt. 

Unter  C.  subdepressus  stecken  zwei  Arten: 

19.  ('.  subdepressus  Gyll.  =  depressus Thoms.  —  Fr.  einmal  (C.H.)  und 

-4-  23.  C.  lapponicus  Gyll.  =  pubescens  Sturm.     Fr.,  Soden. 

X.   (Bd.)     Beide  Arten  von  Reitter  bestimmt. 

9* 


—     132    — 

20.  C.  Heydeni  Reitter  wird  jetzt  zu  C.  acutangulus  Gyll.  monströs. 
Waterhousei  Rye  gestellt. 

1.   Paramecosoma  melanocephalum  Hbst.         N.  (Dd.)  einmal. 

Engis  glaber  Schaller  bildet  die  Gattung  Combocerüs  Bedel;  bipustu- 
lata  Thunbg.  =  Immeralis  F.  sowie  ruflfrons  F.  die  Gattung  Dacne 
Latr.   —  Alle  drei  gehören  zu  den  Erotylidae. 

1.  Bei  Sphindus  muss  hispidus  Payk.  wegfallen,  der  ein  Cis  ist. 
also  dubius  Gyll.  heissen,    den  Bd.    bei  N.  im  Wald   1877  fand. 

9.  Cis  alni  Gyll.         N.  (Bd.) 

10.  C.  castaneus  Meli.  --  Bei  N.  im  März  in  Eichenrinde  von  Bd.  gef. 
+  12.  (nach  11.)  C.  pygmaeus  Marsh.  =  oblongus  Meli. 

Bei  N.  zweimal  in  Eichen  von  Bd.  gef.  —  Von  Reitter.  wie  die  vorige 
Art,  bestimmt  und  nach  ihm  selten  in  Deutschland. 

1.  Octotemnus  glabriculus  Gyll.  --  N.  häufig  in  Schwämmen.   (Bd.) 

2.  Telmatophilus  Typhae  Fallen.  -  Bei  Mombach  am  Rheinufer  von 
von  Bodemeyer  1877  gesammelt. 

1.  Endomychus  coccineus  L.  -  Von  Bd.  bei  N.  3.  September  1878 
in  20  Ex.  gef.  an  Buchenklafterholz,  das  über  Sommer  im  Wald  gelegen 
hatte,  dabei  6  Pärchen  in  copula.  Durch  Dr.  Böttger  1879  aus  dem 
Fr.  Gebiet  erhalten. 

1.  Lycoperdina  succinctaL.  —  Mo.  Mitte  April  überwintert  in  Bovist  gef. 

Ueber  die  neuere  Nomenclatur  der  Coccinellidae  nach  Crotch,  sieht' 
Catalogi  coleopt.  Europae  auctor.  Stein  et  Weise  edit.  II.   1877. 

1.  Scymnus  pulchellus  Hbst.  =  quadrilunulatus  111.  —  N.  (Bd.) 
zweimal  gef. 

-f  2.  Sacium    Rhenanum    Reitter.  Der   Autor    erwähnt    in 

seiner  Bearbeitung  dieser  Gruppe  (Abeille  XVI.  1877)  1  Ex.  dieser 
Art  aus  Fr.,  die  sich  durch  kaum  punktirte  und  sehr  feine  Behaarung 
der  Oberseite,  sowie  nicht  vorgezogene  Halsschildbasis  von  obscurum 
unterscheidet.     Auch  sonst  am  Rhein  gef. 

1.  Sericoderus  lateralis  Gyll.   —  N.  (Bd.)  an  faulen  Pflanzen. 

1.  Corylophus  cassidoides  Marsh.  —  N.  (Bd.)  bei  einer  Ueber- 
schwemnrang  gef. 

2.  Orthoperus  picatus  Marsh.  =  atomus  Gyll.  =  corticalis  Redt. 
|  Reitter  viel.  ]     Auch  von  Bd.  bei  N.  gef. 

Folgende  Trichopterygidae  müssen  ältere  Namen  führen  und  zwar: 
Ptenidium  laevigatum  Er.,  den  von  punctulum  Steph. 
P.  apicale  Er.   —  evanescens  Marsh.  9 

Ptilimn  angnstatuiD   Kr.         Spencei  Allibert. 


"!'  Ml 


mW 


—     133    — 

IM.  miiiut issiinuin  Weber  bildet  die  Gattung  Blillidram  Bfotschulsky. 

l*t.  canaliculatum  (iillni.         exaratum  Allibert. 

l't.  inquilinum  Gillm.  Er.         myrrnecophilum  Allibert. 

Trichopteryx  pumila   Er.         longicornis  Mlim. 

T.  pygmaea  Er.   —  Chevrolati  Allibert. 

3.  Clambus  minutus  Sturm.         N.  zweimal  (Bd.).  Hiernach  folgt: 

Calyptomerus  Redtb.  =  (Comazus  Pairm.) 

-f  I.  C.  dubius  Marsh.  =   Enshamensis  Steph.        Von  Bd. 

1877   in   X.  im  Keller  gef.    Ich  sali  2  Ex. 

Cybocephalus  exiguus  Er.  ist  =  politüs  Gyll.  (nee  Er.),  älterer  Name. 
.">.  Anisotoma  dubia  Kugel. 
11.  A.  calcarata  Er. 

1.  Colenis  immunda  Sturm. 

2.  Agaricophagns  conformis  Er.  August  1878  einmal. 
1.  Liodes  humeralis  F. 

1.  Amphicyllis  globus  F.  im  Wald. 
Var.  staphylaea  Gyll.     Am  Burgberg  Juni   1877. 

2.  A.  globiformis  Sahlbg.  im  Wald.  —  Alle  sieben  Arten  bei  N.  (Bd.) 
8.  Agathidium  marginatum  Sturm.         Von  Bd.   in  Anzahl  bei  N. 

im  Februar   1879  an  der  Lahn  nacdi  einer  Ueberschwemmung  gef. 

Necrophorus   mortuorum  F.    muss   den    älteren  Namen   vespüloides 
Hbst.  führen. 

-f  9.  (nach  8.)  Colon  latum  Kraatz.  --  N.  (Bd.)  ein  Männchen  gef. 

3.  Catops  colonoides  Krtz.         N.  (Bd.)  auf  Wiesen  im  Flug. 

4.  C.  Wilkini  Spence.  —  N.  am  Schlossberg Mai  1877  unter  Laub  (Bd.). 

5.  C.  anisotomoides  Spence.         N.  im  Wald  (Bd.). 

11.  C.  pieipes  F.         N.  im  Wald  unter  Laub  (Bd.). 

12.  C.  nigricans  Spence.  —  N.  im  Garten  unter  faulen  Pflanzen  (Bd.). 
16.  C.  grandicollis  Er.   —   N.  (Bd.) 

4.  Scydmaenus  pusillus  Müll.    —  N.   (Bd.) 

-f  5.  (nach  4.)  S.  exiÜS  Er.    -  N.  am  Burgberg  1877  von  Bd.  gef. 

2.  Euconnus  denticomis  Müll.    —  N.   (Bd.) 

6.  E.  Wetterhali  Gyll.  —  N.  am  Burgberg  im  Mai  1877  n.  s.  gef. 
1.  Eumicrus  tarsatus  Müll.         N.  im  Garten  (Bd.). 

1.  Cephennium  thuracicum  Müll.    —   N.  h.  (Bd.) 

2.  Claviger  longicornis  Müll.         N.  einmal  gef.   (Bd.) 
2.    Batrisus    venustus    Reichb.    von    Offenbach    ist    üelaportei,    das 

Exemplar  von  Soden  ist  richtig  bestimmt. 


—    134    — 

4-  4.  (nach  3.)  B.  adnexus  Hampe.  Hierher  der  venüstus 
vmi  Oberrad.  Seither  nur  aus  Oesterreich.  Stud.  med.  Flach  fand  ihn  bei 
Aschaffenburg.    [Saulcy  vid.] 

2.  Trichonyx  Märkeli  Aub.         N.  faule  Pflanzen  (Bd.). 

1.  Tychus  niger  Payk.         N.  Wald  im  Gras  (Bd.). 
6.  Bryaxis  juncorum  Leach.   —  N.   (Bd.) 

2.  Bythinus  bulbifer  Reichb., 
•1.  B.  nodicornis  Aub., 

5.  B.  securiger  Reichb., 

6.  B.  Burellii  Benny., 

6.  Euplectus  Karsteni  Rclib.. 

1.  Trimium  brevicorne  Rchb.  einmal, 
1.  Phloeocbaris  subtilissima  Mhm.  und 

1.  Phloeobium  clypeatum  Müll.  -  Alle  D  Arten  von  Bd.  bei  N.  gef. 
5.  Megarthrus  hemipterus  Illig  1879  von  Bd.  bei  N.  an  Pilzen  gef. 
-f-  6.  (nach  5.)  M.   affinis  Miller.        Von  Bd.   bei  N.   zweimal 

gef.    [Bplsh.  vid.] 

2.  Proteinus  braehypterus F.  —  N.  einmal  an  einer  todtenKröte  gef.(  Bd.) 
-f-  15.  (nach  14.)  Anthoblum  rectangulum  Fauvel.        N.  (Bd.) 

12.  Homalium  caesum  Grav.  und 

13.  H.  rivulare  Payk.         N.  (Bd.) 

1.  Acidota  crenata  F.  --  Einmal  im  October  an  einem  Haus  in  N.  (Bd.) 

2.  Der  Speciesname  Lathrimaeum  unicolor  Mrsh.  zu  streichen,  die 
Art  heisst  luteum  Er. 

3.  Anthophagus  caraboides  L. 

1.  Syntomium  aeneum  Müll. 

2.  Oxytelus  insecatus  Grav.    [Eplsh.  vid.  | 

7.  0.  nitidulus  Grav.     [Eplsh.  vid.] 

8.  0.  complanatus  Er.    [Eplsh.  vid.  | 
27.  Stenus  brunnipes  Steph. 

30.  St.  tarsalis  Ljungh. 
I.  Sunius  filifurmis  Latr. 

3.  S.  gracilis  Payk. 

1.  Domene  scahricollis  Er.  —  Einmal  gef. 

4.  Scopaeus  cognatus  Rye. 

5.  S.  sulcicollis  Steph.,  forma  a. 
8.  Lithoeharis  melanocephala  F. 
3.  Othius  melanocephalus  Grav. 

2.  Baptolinus  affinis  Payk. 


—    135    — 

+  8.  (vor  l.)  Xantholinus  (Nudobius  Thoms.)  lentus  Er. 
Xiintli.    fulgidus  F.    bildet   die    Untergattung   Eulissug    Mliui..   die 
folgenden  die  Untergattung  Gyrohypnus  Steph. 

7.  X.  linearis  Oliv.  Alle  17  Arten  von  IM.  bei  N.  gef.  und 
von  Dr.  Eppelsheim  bestimmt. 

L6.  Staphylinus  pedator  Grav.  Von  Mzl.  im  Herbst  LS77  bei 
Oberrad  unter  dürrem  Kartoffellaub  gef. 

18.  St.  edentulus  Block.  Am  23.  April  1878  h.  auf  den  Wegen 
in  den  Weinbergen  am  Kocbusberg  bei  Bingen. 

-f-  43.  (nach  10.)  Philonthus  rutimatuis  Er.  Juni  1872  von 
Bd.  im  Mühlbachthal  bei  N.  einmal  gef.    [Eplsh.  vid.J 

22.  Ph.  splendidulus  Grav.        N.  (Bd.) 

1.  Heterothops  praevia  Er.         Einmal    [Eplsh.  vid.]    bei  N.  (Bd.) 

•4.  Bolitobius  pygmaeus  F.  et  var.  biguttatus  Steph.  —  Beide  bei 
N.  (Bd.)  gef. 

3.  Megacronus  analis Payk.  —  Von  Oberstlieutenant  Saalmüller  einmal 
anter  einem  Stein  in  den  Rüdesheimer  Weinbergen  am  23.  April  1878  gef. 

-j-  6.  (nach  5.)  M.  CernuilS  Grav.  —  Von  Bd.  bei  N.  einmal 
gef.    [Eplsh.  vid.] 

5.  Mycetoporus  brunneus  Marsh. 

8.  Tachyporus  macropterus  Steph.  =  (scitulus  Er.) 
10.  T.  nitidulus  F. 

5.  Conurus  pedicularius  Grav.  —  Die  vier  letzten  Arten  von  Bd.  bei  N.  gef. 
[3.  Hypocyptus    Ovulum   Heer    zu  streichen,   da    die  Exemplare  zu 
laeviusculus  Mhm.  gehören.] 

1.  Brachida  notha  Er.      ■  Mai  1877.     [Kraatz  vid.] 
1.  Oligota  pusillima  Grav.     [Eplsh.  vid.] 

1.  Placusa  pumilio  Grav. 

2.  P.  infima  Er. 

-f  54.  (nach  3.)  Homalota  pygmaea  Grav. 

5.  H.  laticollis  Steph.    [vernacula  Er.] 

6.  H.  fungi  Grav.    [Eplsh.  vid.] 

7.  H.  longicornis  Grav. 

8.  H.  celata  Er. 

13.  H.  inquinula  Er.    [Eplsh.  vid.] 

15.  H.  palleola  Er.    [Eplsh.  vid.] 

20.  H.  nigritula  Grav. 

22.  H.  trinotata  Krtz. 

25.  H.  sericans  Grav. 


136 


Unter  Laub  im 


vid.] 


26.   H.  gagatina  Baudi. 

32.  H.  brunnea  F. 

-f  55.  (nach  32.)  H.  Pertyi  Heer.   [Eplsh.  vid.] 

41.  H.  analis  Er.  —  Bei  gelben  Ameisen. 

50.  H.  elongatula  Grav. 

52.  H.  insecta  Tboms.    [Eplsh.  vid.] 

-f  56.  H.  hypnorum  Kiesw.  =  silvicola  Fuss. 

Wald.     Die  letzten  21  Arten  alle  von  Bd.  bei  N.  gef. 

1.  Ocalea  castanea  Er.   —  N.  im  Kaltbach.    (Bd.) 
4.  Oxypoda  umbrata  Gyll.    [Eplsh.  vid.] 
16.  0.  annularis  Mhm.      ■  An  Eichen   unter   Moos.    [Eplsh. 

2.  Phloeopora  corticalis  Grav.    An  Nussbaum. 
+  3.  Ph.  major  Kraatz. 

1.  Dinaraea  aequata  Er.   —  Ein  Pärchen  in  faulem  Holz. 

4.  1).  immersa  Er.   —  Auf  Holllinder. 

5.  D.  cuspidata  Er.    [Eplsh.  vid.] 

-f-  7.  (nach  6.)  D.  plana  Gyll. 

1.  Tbiasophila  angulata  Er.    [Eplsh.  vid.] 

2.  Silusa  rubra  Er.   —  Einmal.    [Eplsh.  vid.] 

1.  Stichoglossa  corticina  Er.      -  An  einem  Nussbaum. 

1.  Leptusa  ruficollis  Er.  Unter  Laub;  desgl.  unter  Lindenrinde 
bei  Cryphalus  Katzeburgi. 

-f  3.  (nach  2.)  L.  analis  Gyll.  In  Pilzen  Juni  1S76.  Die 
letzten    13  Arten  von  Bd.  bei  N.  gef. 

-j-  18.  mach  1.)  Aleochara  (Ceranota)  erythroptera  Grav. 

Ein  Männchen  dieses  seltenen  Thieres  fand  Bd.  1878  bei  N. 


7.  A.  1 


annginosa  Grav. 


-f  19.  (nach  7.)  A.  villosa  Mhm.    [Eplsh.  vid.] 
-f  20.  (nach  8.)  A.  latipalpis  Rey.   [Eplsh.  vid.] 

16.  A.    morion    Grav.    im    Garten.    [Eplsh.  vid.]    Die    letzten    vier 
Arten  von  Bd.  bei  N.  gef. 

9.  A.    moerens  Gyll.    muss   heissen    sanguinea  L.  =  brunnipennis 
Krtz.   —  N.  (Bd.)    [Eplsh.  vid.] 

12.  A.  muss  heissen  moerens  Gyll.  nee  Er.  =  lugubris  Aube. 

2.  Bolitochara  lunulata  Payk.   —  N.   (Bd.) 

2.  Helodes  marginatus  F.         N.  am  Mühlbach  (Bd.). 

1.   Prionocyphon  serricornis  Müll.  --  N.   1  Ex.  auf  Eiche  (Bd.).  - 
Auf  dem  Bahnhof  Friedberg  1  Ex.  im  Flug  gef.    19.  Juli  1879    iL.  II.). 

1.  Hydrocyphon  deflexicollis  Müller.  —  Von  Herrn  von  Bodemeyer 


—     137     — 

1877  bei  Wsb.  and  in  dem  Bache  bei  der  Oberurseier  Spinnerei  gef. 
-  X.  häufig  (Bd.). 

Telephoridae,  Telephorini  and  Telephorus  müssen  die  Namen  führen 
Cantharidae,  Cantharini  und  Cantharis  Linne. 

Dictyoptera  ist  älterer  Name  wie  Lygistopterus. 

Zu  Eros  gehört  coccineus  L.  —  minutus  F.  und  Cosnardi  Chevr. 
bilden  die  Gattung  Platycis  Thoms. 

1.  Lampyris  noctiluca  L.  —  Auch  bei  Wlb.,  der  Küfer  unter 
Steinen,  die  Larve  im  Gras,   liier  auch  das  Weibchen   Abends   (Seh.). 

1.  Podabrus  alpinus  Payk.  fing-  auch  von  Bodemeyer  auf  der  Kuppe 
des  <i rossen  Feldbergs. 

3.  Malthinus  punetatus  Fourcr.  und 
5.  M.  frontalis  Marsh.   —   N.   (Bd.) 

4.  Ebaeus  thoracicus  Fourcr.  —  Bei  Wsb.  von  H.  v.  Bodemeyer  gef. 
1.  Hypebaeus  flavipes  F.  —  N.  in  beiden  Geschlechtern  auf  Hain- 
buchenhecken (Bd.). 

(1.  Troglops  albicans  L.   —  N.  zweimal  (Bd.). 
1.  Danacaea  pallipes  Panz.    —  Von  L.  H.  23.  April  1878  in  den 
Puidcsheimer  Weinbergen  gef. 

II.  Lymexylon  navale  L.   —  N.  einmal  (Bd.). 
2.  Tillus  unifasciatus  F.   —   Bei  Wlb.  zweimal  gef.  (Seh.) 
Thanasimus  muss  Cleroides  Schaffe r  u.  Trichodes  —  ClerusGeoff.  heissen. 
1.  Cleros  alvearius  F.  —  Bei  N.  häufig  von  Bd.  gef.;  apiarius  L. 
dort  noch  nicht  beobachtet. 

4.  Corynetes  ruficollis  F.  —  Von  Bd.  1876  an  der  Knochenmühle  bei  N. 
an  faulenden  Klauen  unter  Schaaren  anderer  blauer  Arten  in  einigen  Ex.  gef. 

Apate  F.  muss  dem  älteren  Namen  Bostrychus  Geoffroy  weichen. 

1.  B.  capucinus  L. 

1.  Dryophilus  pussillus  Gyll. 

1.  Gastrallus  laevigatus  Oliv.  =  exilis  Sturm.  —  Von  Bd.  bei  N.  gef. 

5.  Anobium  punetatum  Degeer  häufig. 

6.  A.  fagicola  Muls. 
9.  A.  denticolle  Panz. 

2.  Xestobium  plumbeum  Illig.  —  Die  letzten  sechs  Arten  von  N.  (Bd.) 
1.  Ochina  Hederae  Müll.  —  Auf  der  Burg  Stein  bei  N.  an  Epheu  (Bd.). 

3.  Dorcatoma  serra  Panz.  -  -  N.  in  Schwämmen  an  Pflaumenb.  (Bd.) 
Die  Gattung  Ptinus  L.  muss  den  älteren  Namen  Byrrhus  Geoff.  führen. 
1.  B.  sexpunetatus  Panz. 
3.  B.  rufipes  Oliv. 


oOS 


—     138 


9.  B.  pilosus  Müll.    —  Moos  an  Buchen. 

1.   Niptus  griseofuscus  Deg.  —  Die  letzten  vier  Arten  von  N.  (Bd.) 

[Asida  sabulosa  Goeze.  Dr.  Bertkau  hat  seitdem  das  Thier  bei 
mehrmaligem  Besuche  auch  auf  der  rechten  Rheinsexte  bei  Hönningeii. 
zwischen  Coblenz  und  Bonn,  zuerst  November  1877  1  Stück  und  viele  Beste. 
am  10.  November  2  weitere  lebende  Stücke  unter  Steinen,  später  17  Stück 
zwischen  den  Stengeln  und  Wurzeln  von  Thymus  serpyllum  aufgefunden. 
Am  12.  April  1878  hatte  ich  6  lebende  Ex.  von  dort  erhalten.    L.  H.] 

1.  Opatrum  sabulosum  L.  —  BeiN.  nur  einmal  am  Burgberg  gef.  (Bd.) 

1.  Tribolium  ferrugineum  F.    —  N.  (Bd.) 

5.  Corticeus  linearis  F.  Bei  N.  in  den  Gängen  von  Pityoph- 
thorus  bidens  F.,  von  dessen  Larven  er  lebt,  gef.  (Bd.) 

I  »er  Gattungsname  Corticeus  Piller  ist  älter  als  Hypophloeüs  Hellwig. 

2.  Der  Name  Nalassus  quisquilius  F.  muss  fallen  und  Fabricii  Gem- 
minger  heissen,  da  Fabricius  darunter  den  Crypticus  quisquilius  verstand. 

Cistelidae  muss  Pseudocistelidae  heissen  und 

Cistela  Fabr.  Pseudocistela  Crotch,  da  Cistela  Geoffroy  an  Stelle 
von  Byrrhus  treten  muss. 

2.  Pseudocistela  ceramboides  L.         N.  an  Eichen  (Bd.). 

3.  P.  luperus  Hbst.  et  var.  ferruginea  F.   —  N.  auf  Blüthen  (Bd.). 

3.  Mycetochares  flavipes  F.   —  N.  einmal  (Bd.). 

4.  M.  axillaris  Payk.  var.  morio  Bedtb.  —  N.  in  faulem  Holz  (Bd.). 
1.  Cteniopus  flavus  Scop.         N.  zweimal  auf  Blüthen  (Bd.). 

1.  Omophlus  Amerinae  Curtis.  Von  meinem  Vater  =  5.  1865 
einmal  an  der  Obersaustiege  im  Fr.   Wald  gef. 

1.  Eustrophus  dermestoides  F.  —  Auf  dem  Neroberg  bei  Wsb. 
1870  in  Baumpilzen  von  Bd.  gef. 

1.  Orchesia  picea  Herbst  =  micans  Panz.         In  Schwämmen. 

2.  0.  fasciata  Payk.         In  faulem  Buchenholz  5  Ex. 
I.  Abdera  quadrifasciata  Curtis.         N.   1  Ex.  gezogen. 

1.  Anisoxya  fuscula  Illig.  —  Aus  Holz  gezogen.  Die  letzten 
-1  Arten  von  N.  (Bd.) 

-f  2.  Phloeotrya    rufipes   Gyll.  Dieses   seltene    Thier   fand 

Bd.  bei  N.   1879  in  Mehrzahl  in  einem  faulen  Buchenstrunk. 

1.  Melandrya  caraboides  F.   —  N.  zweimal  im  Flug  (Bd.). 

1.  Cnnopalpus  testaceus  Oliv,  et  var.  flavicollis  Gyll.  —  N.  (Bd.): 
die    Varität  an   Buchen  im  Freien  gef. 

O  8.  Anaspis  flava  L.  var.  thoracica  L.  -  Von  Haag  einige- 
mal bei  Fr.  gef. 


—     139    — 

in.  A.  rufilabris  Gyll.         Desgleichen  zweimal, 

-\-  13.  (nach  10.)  A.  (Nassipa)  Costae  Emery.  Hierher 
die  zwei  stücke  aus  dürrem  Waldholz  =  4.  von  Fr.  (A.  ruficollis  F.) 
Ks  ist  fraglich,  ob  letztere  Art  bei  uns  vorkommt.  A.  Costae  ist  durch 
die  Länge  der  männlichen  Anhänge  des  4.  Hinterleibsegmentes  von  allen 
Anaspis-Arten  zu  unterscheiden.  Sic  gehört  in  die  Gruppe  mit  perl- 
schnurförmigen  Fühlern  und  ist  kleiner  wie  flava  L.  var.  thoracica  L., 
aber  grösser  wie  confusa  Emery,  der  sie  in  der  Farbe  gleicht. 

4  10.  (nach  5.)  Mordellistena  nana  Motchulsky.  Hierher 
parvula  von  Soden.  — Durch  den  oft  kaum  noch  bemerkbaren  äusseren 
Sporn  der  Hinterschienen  von  parvula.  bei  welcher  Art  er  stets  deutlich 
ist,   verschieden;   auch  ist  sie  kleiner  und  schmäler. 

Bei  Cantharis  L.  =  Lytta  F.  muss  der  erste  Name  wegfallen. 

1.  Salpingus  castaneus  Panz.         N.  an   Föhren  (B.). 

4-  3.  (nach  2.)  S.  (Rabocerus  Muls.)  foveolatus  Ljungh.  Von 
Bd.  1876  einmal  an  einem  Eichenholzgeländer  bei  N.  gef.  —  12.  Februar 
1856  von  L.  H.  im  Fr.  Wald  einmal  an  Harzausflüssen  angeklebt  gef. 

•J.   Lissodema  denticolle  Gyll.   —  N.  ein  Ex.  im  Flug  (Bd.). 

1.  Piatypus  cylindrus  F. 

3.  Scolytus  intricatus  Ratzbg., 

4.  S.  pruni  Ratzb.  var.  pyri  Ratzbg.  s.  li.. 
•">.  S.  rugulosus  Ratzbg.  ungemein  h.. 

ii.   S.  carpini  Er.  zweimal. 

J.  Hylastes  eunicularius  Er.  selten. 

5.  H.  attenuatus  Er., 

7.  H.  palliatus  Gyll.  häufig;  die  letzten  acht  Arten  von  Bd.  bei 
N.  gef. 

Phloeosinus  Chapuis. 

+  I.  Phloeosinus  Thujae  Perris  =  Juniperi  Doebner  (nach 

der   Gattung   Deiidroctonus).  Von    Bd.    1879    in   Menge   aus    einem 

trockenen  Wachholderstamm  (Juniperus  communis),  den  er  abgehauen 
auf  einem  Acker  bei  N.  fand,  erzogen.  Senator  C.  v.  Heyden  hatte 
früher  schon  in  unserem  Gebiet  Larvengänge  in  der  Pflanze  beobachtet,  aber 
kein  Thier  darin  gefunden.  Neu  für  Mitteldeutschland  und  wohl  der  nörd- 
lichst bekannte  Funkt;  sonst  auch\Vürttemberg(Nördlinger),  Südfrankreich. 
1.  Phloeophthorus  tarsalis  Forst.  —  Von  Bd.  in  Menge,  in  den 
Zweigen  des  Goldregen  (Cytisus  laburnum)  bei  N.  am  24.  Februar  1879 
gef.   —  Die  Zweige  waren  ganz  von  den  Käfern  zerstört. 


—     140 


2.   Eylesiims  oleiperda  F.  —  Von  Bd.  1878  und  79  bei  N.  erzogen. 
1.  Polygraphus  polygraphus  L.  =  pubescens  F.  —  N.  h.  in  Edel- 
tanne (Pinus  Picea)  (Bd.). 

1.  Xyloterus  lineatus  Oliv,  und 

2.  X.  domesticus  L.   —  Beide  von  N.  (Bd.) 
Die  Synonymie  der  Cryphalus  gestaltet  sich  so: 

-f  I.  Cryphalus  Piceae  Ratzbg.  —  Von  Bd.  in  einer  kleinen 
Rothtanne  (Pinus  Abies)  bei  X.  gef. 

2.  C.  Abietis  Ratzb.  ==  Tiliae  Gyll. 

3.  C.  Tiliae  Panz.  Ratzb.  =  Batzeburgi  Ferrari.  —  Von  Bd.  bei 
N.  in  Lindenzweigen  gef. 

4.  C.  (Ernoporus  Thoms.)  Fagi  F.  Nördlg.  Thoms.  =  Thomsoni 
Ferrari.   —   Von  Bd.  bei  N.  in  Weissbuchen  (Carpinus  betula). 

1.  [C]    asperatus  Gyll.  =  binodulus   Ratzbg.    bildet    die  Gattung 

Glyptoderes    Eichhoff.   —  Auch    von  Bd.    bei    N.    gef.    in    trockenen 

Rothtannenzweigen  (P.  Abies)  in  etwa  20  Ex.  gef. 

1.  Pityophthorus  Lichtensteinii  Ratzb.   —  N.  (Bd.) 

[2.  P.]  5.  T.  bidentatus  Hbst.   =  bidens  F.  älterer  Name,  ist  ein 

ächter  Tomicus.   —  Von  Bd.    n.   s.  bei  N.  in  Fichtenstämmen  gef.;  in 

seinen  Gängen  Hypophloeus  linearis. 

+  2.  P.  micrographus  L.  =  pityographus  Ratzbg.  —  Von 

Bd.  bei  N.  gef. 

1.  Thamnurgus   Kaltenbachi  Bach.  —  Von   Bd.    bei   N.    im  März 

1878  in  Menge  gef. 

Bostrychus  muss  den  Namen  Tomicus  Latr.  führen,  da  der  erstere 
für  Apate  einzutreten  hat.  Bostrychidae  und  Bostrychini  müssen  Tomi- 
cidae   und  Tomicini  heissen. 

3.  Tomicus  Laricis  F.  (die  Untergattung  muss  Orthotomicus  heissen). 
—  N.   (Bd.)  h.  in  Schwarztanne  (Pinus  Abies). 

4.  T.  suturalis  Gyll.  (Weib  nigritus  Gyll.)  —  2  schwarze  Stücke 
bei  N.  gef.  (Bd.) 

1.  Xylocleptes  bispinus  Ratzb.  —  Bd.  fand  bei  N.  auf  37  Weiber 
nur  2  Männer,  Februar  1879;  [aus  Paderborn  erhielt  er  bei  24  Weiber 
keinen  Mann]. 

1.  Dryocoetes  villosus  F.   —  N.  (Bd.) 

3.  D.    Coryli    Perris.   —   Bei   N.    einmal    in   Rhamnus   catharctica 

1879  gef.  (Bd.) 

1.  Otiorhynchns  scabripennis  Sehn.  —  Am  23.  April  1878  fand  L.  H. 
auf  dem  Kuchusberg  bei  Bingen  ein  Paar  Flügeldecken  unter  einem  Stein. 


—     141     — 

.">.  Phyllobius  oblongus  L.  —  Die  Purin  mit  schwarzen  Flügel- 
decken einmal  von  Bd.  bei  N.  gef.  —  Neu  für  das  Gebiet. 

I.  Sciaphilus  muricatus  F.  --  Bei  N.  nach  einer  (Jeberschwemmung 
vuii  Schwarztannen  geschüttelt  (Bd.). 

1.   Platytarsus  echinatus  Bonsd.   —  Am  Burgberg  bei  N.    (Bd.) 

1.  Barypeithes  pellucidns  Schh.         N.    (Bd.) 

1.  Trachyphloeus  aristatas  Gyll.  N.  (Bd.)  Bei  der  Februar- 
oberschwemmung   1879. 

7.  Pbytonomus  Meles  F., 
10.   P.  suspiciosus  Hbst., 

12.  P.  variabilis  Hbst.  und 

14.  P.  trilineatos  Marsh,  von  N.    (Bd.) 

1.  Limobius  dissimilis  Hbst.  —  Bei  Wsb.  von  v.  Bodemeyer  gef. 

1.  Rhinocyllus  antiodontalgicus  Gerbi  var.  Olivieri  Schh.  -  -  N.  (Bd.) 

1.  Liosoma  ovatulum  Clairv.  —  Am  Burgberg  häufig-  im  Gras  (Bd.). 

I.  Plinthus  caliginosus  F.  —  4.  Juni  1879  fand  L.  H.  unter  Steinen 
1    Ex.  an  dem  nördlichen   Fusse   der  Ruine  Falkenstein    im  Taunus. 
Danach  fulgt: 

TracllOCleS  Schönherr. 

4-  I.  T.  hispidus  L  Von  Bd.  zweimal  Juli  1872  auf  einem 
Buchenstumpf  bei  N.  gef. 

4.  Dorytomus  Silbermanni  Wencker. 

5.  D.  taeniatus  F.  und 

15.  D.  punctator  Hbst.  —  Alle  3  Arten  von  v.  Bodemeyer  bei  Wsb.  gef. 
1.  Smicronyx  cicur  Schh. 

1.   Acalles  roboris  Curtis  =  abstersus  Schh. 

+  5.  (nach  2.)  A.  Lemur  Germ.  —  Diese  3  Arten  von  Bd.  bei  N.  gef. 

1.  Magdalinus  Memnonius  Gyll.  und 

8.  M.  rufus  Germ,  bei  Mo.  von  v.  Bodemeyer  gef. 

13.  M.  flavicornis Schh.  var.  fuscicornis  Desbr.  —  N.  einmal  (Bd.)  gef. 

1.  Anthonomus  rectirostris  L.  —  Bei  N.  auf  Crataegus-  und 
Schlehen-Blüthen  (Bd.). 

9.  A.  pedicularius  L.   —  Bei  N.  auf  Crataegus-Blüthe  (Bd.). 

3.  MecinusjanthinusGerm.  —  Von  Bd.  beiN.h.  auf  Linaria  vulgaris  gef. 

2.  Gymnetron  Beccabungae  L.  —  Fr.  einmal  (Senator  C.  v.  Heyden). 
-f  3.    G.    Veronicae    Germ.    —    Hierher    die    Fr.    und   Sodener 

Exemplare  von  Beccabungae.    Das  Halsschild  ist  nach  vorn  verengt,  an 
den  Seiten  (bei   Beccab.  ganz)  weiss  beschuppt. 


—    142    — 

-f  15.  (nach  2.)  G.  VÜIOSUIUS  Schh.  -  Anfang  September  1878 
von  Herrn  Oberstlieutenant  Saalmüller  aus  den  Samen  von  Veronica 
anagallis  von   Fr.  erzogen. 

8.  G.  spilotusGerm.  muss  den  ältesten  Namen  bipustulatusRossi  führen. 

+  16.  (nach  9.)  G.  COllitlUS  Gyll.  -  Von  Bd.  hei  N.  gef. 
(Kirsch  determ.) 

1.  Coeliod.es  Epilobii  Payk.   —  N.  (Bd.) 

-f  6.  (nach  5.)  Rhinoncus  albicinetus  Schh.  Ein  kleines 
Exemplar  hei  N.  von  Bd.  gef. 


X 


1.  Orobitis  evaneus  L. 


N.  einmal  (Bd.). 


Von    Md.    bei 


O  7.  Ceutorhynchidius  pumilio  Gyll.  var.  posthumus  Germ. 

—  N.  (Md.)    [Kirsch   vid.  | 

-f-  41.  (nach  2.)  Ceutorhynchus  arator  Gyll. 
auf  Hesperis  matronalis  gesammelt.    |  Kirsch  vid.] 
+  42.   (nach    14.)  C.   VJduatUS  Gyll.   einmal, 
28.  C.   marginatus  Payk., 
39.  C.  chalybaeus  Genn., 
1.  Tapinotus  sellatus  F.,  im  Mai. 
1.  Coryssomerus  capucinus  Beck, 
1.  Baridius  morio  Schh.. 

4.  B.  laticollis  Marsh.   —   Im  Frühjahr    1877  unter  Steinen. 
1.  Sphenophorus  mutillatus  Laichtg., 
6.  Apion  ochropus  Schh.   [Eplsh.  vid.], 
12.  A.  Hoockeri  Kirby, 
14.  A.  tenue  Kirby, 
18.  A.  onopordi  Kirby, 
23.  A.  pallipes  Kirby, 
57.  A.  filirostre  Kirby, 
60.  A.  punetigerum  Germar, 

Spencei  Kirby, 

aethiops  Herbst, 

Pisi  F., 

Sorbi  Hbst., 

dispar  Germar, 

Sedi  Germar, 

78.  A.  violaceum  Kirby, 

79.  A.  Marchicum  Herbst. 

80.  A.  affine  Kirby, 
I.  Rhynchites  auratus  Scopoli, 


61. 

A 

63. 

A 

69. 

A 

70. 

A 

71. 

A 

75. 

A 

UPS; 


Fn'ir] 


—    143    — 

2.  R.  Bacchus  L., 

4.  K.  aeqnatus  L.. 

5.  K.  cnpreas  L., 

6.  K.  aeneovirens  Marsh.. 

8.  K.  conicus  Illig., 
LO.  i;.  Germanicus  Hbst., 

15.  R.  sericeus  Hbst., 

16.  R.  pubescens  F., 

17.  R.  comatus  Schh., 

19.  R.  Betulae  F.  —  All.-  diese  28  Arten  von  Bd.  bei  N.  gef. 
1.  Platyrrhinus  latirostris  F.. 

1.  Trcpideres  albirostris  Hbst.  —  Je  einmal  beide  Arten  beiN.  (Bd.) 
+  5.  T.  lindulatus  Panz.  -  -  Aus  Holz  entwickelt  N.  (Bd.)  1879. 
Anthribus  Geoffroy  mnss  dem   älteren  Namen  Macrocephalus  Oliv. 

weichen  und  die  Brachytarsus  Schh.  müssen  Anthribus  Geoff.  heissen. 

1.  Anthribus  (Brachyt.  olim)  fasciatus  Forster  =  scabrosus  F.  — 
N.   r  Ex.  (Bd.) 

II.  Urodon  rufipes  Oliv.   —  Einmal  bei  N.  (Bd.) 
3.  U.  conforrais  Suffr.  —  Bei  N.  h.  auf  Reseda  lutea  von  Bd.  gef. 
Die  Bruchus  Linne  bilden  die  Mylabris  Geoffroy  (siehe  Mittheilungen 
des  Münchener  Entomol.  Vereins  1877,  pag.   120). 

4.  Mylabris  cana  Germ,  ist  =  Cisti  F.  [nee  muss  wegfallen]. 

7.  M.  pisorum  L.  —  Von  Seh.  h.  bei  Wlb.  in  reifen  Erbsen  gef. 
—  Von  Lehrer  Schneider  im  Taunus  aus  den  Früchten  von  Pisum 
sativum  erzogen.   —  Wsb.  (Hrb.) 

9.  M.  affinis  Fröhl.  —  15.  Juni  1878  von  Hrb.  bei  Wsb.  2  Stück 
von  Gesträuch  geklopft. 

1 1.  M.  atomaria  L.  =  granaria  L.  —  Von  Lehrer  Schneider  aus 
Früchten  von  Vicia  sepium  von  Ginheim  gezogen. 

+  17.  (nach  11.)  M.  pallidicornis  Bohem.  —  26.  April  1878  von 
Hrb.  bei  Wsb.  ein  Weib  gef.  auf  dem  Neroberg  auf  junger  Kiefer.  —  L.  H. 
sah  das  Exemplar.    Die  fünf  ersten  und  das  letzte  Fühlerglied  sind  roth. 

12.  M.  luteicornis  Illig.  [nubilis  muss  nubila  heissen].  Die  Männer 
haben  ganz  rothe  Fühler,  bei  den  Weibern  sind  nur  die  fünf  ersten 
Glieder  roth.  Hrb.  fand  am  Neroberg  bei  Wsb.  die  Weiber  am  8.  Juni 
(4  Stück),  die  Männer  im  Mai  in  Anzahl. 

14.  M.  Loti  Pavk.   —  Von  Hrb.  bei  Wsb.  in  Anzahl  gef. 

2.  Clythra  (Labidostomis)  humeralis  Schneid.   —  N.  (Bd.) 
4.  C.  (Lachnaea)    sexpunetata    Scopoli.    —    Dr.   Bertkau    fand    auf 


—     144 


dem  Rochusberg  bei  Bingen  die  Larvenhülsen  in  grosser  Menge,  nicht 
in  Ameisennestern,  sondern  am  Boden,  am  Pusse  niedriger  Pflanzen  und 
erzog  den  Käfer  in  Anzahl.  So  lange  die  Larve  frisst,  hat  sie,  wie  die 
Clythra-Larven,  den  Kopf  am  dünnen  Ende  der  Hülse;  bei  der  Ver- 
puppung schliesst  sie  die  Öffnung  und  dreht  sich  herum. 

6.  Cryptocephalus  violaceus  Laich.   —  N.  (Bd.) 

[18.  C.  flavescens  Schneid,  et  var.  frenatus  F.  zu  streichen.]  Das 
Stück  ist  = 

O  17.  C.  decemmaculatus  L.  var.  ornatus  Hbst        (Gelber 

Mittelstrich  des  Halsschildes  hinten  breiter  werdend;  bei  bothnicus  L. 
durchaus  gleich  schmal). 

27.  C.  pusillus  F.    —  Bei  Wlb.  in  allen  Varietäten  häufig  (Seh.). 

29.  C.  chrysopus  Gmelin.  --  Flörsheim  a.  M.  Ende  Juni  von  L.  H.  gel'. 

1.  Oomorphus  concolor  Sturm.   —  N.  (Bd.) 

1.  Adoxus  obscurus  L.  var.  vitis  F.  —  Bei  Gelegenheit  der  Reblaus- 
untersuchungen  auf  dem  Sachsenhäuser  Berge  bei  Frankfurt  in  den  Wein- 
bergen von  Prof.  Kirschbaum  und  mir  Ende  August  1879  oft  gefunden. 
Der  Käfer  frisst  10  Millim.  lange  und  1  Millim.  breite  gerade  Gänge 
aus  dem  Blatt  heraus. 

3.  Timarcha  metallica  Laich.  Von  Mzl.  1877  einmal  bei  Ober- 
rad (in  der  Ebene,  vom  Gebirg  durch  den  Main  getrennt)  im  Gras  mit 
dem  Köcher  gef.     L.  H.  sah  das   Exemplar. 

Q  15.  Chrysomela  analis  F.  var.  lomata  Hbst.  (blau,  statt  erz- 
farben,  mit  rothem  Band)  Fr.  einmal  (C.  H.). 

22.  Ch.  Hyperici  Forst.  -  Von  Mzl.  im  Mai  1877  auf  Hypericum 
im   Fr.   Wald  an  der  Götheruhe  und  im  Scheerwald  gesammelt. 

5.  Phytodecta  olivacea  Forst,  (litura  F.)  -     Bei  Wlb.  häufig  (Seh.). 

Die  Gattung  Phratora  Redtb.  muss  den  älteren  Namen  Phyllodecta 
Kirby  tragen. 

4-  4.  Ph.  tibialis  Suffr.  ist  Art.  -  -  (Das  Fühlerglied  2  ist  kürzer 
als  3 ;  bei  vulgatissima  gleichlang.) 

+  21.  (nach  4.)  Cassida  fastuosa  Schall.  =  vittata  F.  Von 
Mzl.  bei  Fr.  gef.  L.  H.  sah  das  Stück.  [Früher  von  Carl  Dietze  bei 
Jugenheim  an  der  Bergstrasse  gef.,  was  L.  H.  Deutsche  Entom.  Zeitschr. 
1875,  pag.  392  erwähnte.] 

Die  Gattung  Adimonia  Laicharting  muss  Galeruca  Geoffroy, 

Die  Gattung  Galeruca  Geoffr.  muss  Galerucella  Crotch  heissen  und 

Agelastica  Halensis  L.,  die  Gattung  Agelasa  Motscli.  bilden  und 
hinter  Luperus  zu  stehen  kommen. 


—    145    — 

Galeruca  sanguinea  F.  muss  den  älteren  Namen  Crataegi  Forst. 
tragen. 

Galerucella  2  muss  heissen:  G.  xanthomelaena  Schrk.  =  Calma- 
riensis  F. 

Luperas  xanthopoda  muss  xanthopus  heissen. 

1.  L.  circumfusus  Marsh.         Am  Burgberg  bei  N.  (Bd.)  h. 

51.  Haltica  (Aphthona)  venustula  Kutsch.   —  N.  (Bd.) 

Die  Untergattungen  Graptodera  (=  Haltica),  Hermaeophaga,  Crepi- 
dodera  (hierzu  Chalcoides,  Hippuriphila,  Ochrosis)  und  Epitrix,  Balano- 
morpha  (==  Mantura  Steph.),  Batophila,  Podagrica,  Phyllotreta  und 
Aphthona  werden  jetzt  als  besondere  Gattungen  angenommen. 

1.  Dibolia  occultans  E.  H.  —  N.  (Bd.) 

2.  D.  Porsten  Bach.   —  N.  auf  Echium  (Bd.). 

1.  Apteropoda  globosa  Illig. 

2.  A.  orbiculata  Marsh,  (graminis  E.  H.) 

1.  Mniophila  muscorum  E.  H.  Die  3  letzten  Arten  bei  N.  am 
Burgberg  von  Bd.   gef. 

O  I.  Orsodacna  cerasi  L.  var.  D.  Lacord.  —  limbata  Oliv. 

Von  Bd.  bei  N.  einmal  auf  Chaerophyllum  temulum  gef. 
1.  Asemum  striatum  F.  und 

1.  Callidium  femoratum  L.  einmal  bei  N.  von  Bd.  gef. 

2.  C.  violaceum  L.   —   1879  am  Feldberg  s.  h. 
5.  C.  rufipes  F.   —  N.  auf  Crataegus  (Bd.). 

-f-  12.    (nach  4.)    C.  arvicola  Oliv.   —  Von   Bd.    bei  N.    einmal 
gef.     Neu  für  die  ganze  Gegend.     [Heyd.  vid.] 
5.  Clytus  Arietis  L.   —  N.  (Bd.) 

7.  C.  cinereus  Lap.  (Sternii  Kraatz).  —  Stern  erzog  später  ein 
drittes  Exemplar,  das  nun  Dr.  Kraatz  besitzt. 

8.  Clytus  A^erbasci  L. 
11.  C.  mysticus  L. 

1.  Gracilia  minuta  F.   —   Alle  3  N.  (Bd.) 

2.  Obrium  brunneum  F.  —  Am  Burgberg  bei  N.  auf  Chaero- 
phyllum temulum  (Bdj. 

[Dorcadion  fuliginator  L.  —  Nach  v.  Hopffgarten  noch  bei  Langen- 
salza in  Thüringen,  auch  auf  Kalkboden.] 

Unter  Exocentrus  Lusitanus  L.  stecken  zwei  Arten : 
1.  E.    Lusitanus   L.    (viel    kleiner    und    ohne    reihenweise   gestellte 
kahle  Flecken  der  Flügeldecken).  —  Hierher:    Von  C.  H.  aus  Lindenholz 
von  Fr.  erzogen.   —  Mo.  —   10.  an  Ulmen. 

.Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.   Nat.   XXXI   u.   XXXII.  IQ 


—     146    — 

+  2.  E.  adspersus  Muls.   —  Hierher:  >  8.  aus  Birkenreisern 

von  Fr.  entwickelt.  —  Bd.  fand  beide  Arten  bei  N. 

2.  Pogonocherus  ovatus  Groeze.  —  N.  einmal  (Bd.). 

-j-  5.  (nach  2.)  P.  scutellaris  Muls.  =  multipunctatus  Georg 

—  Von  Bd.  bei  N.  gef.  —  Hierher  auch  das  Exemplar  ovatus  Fr.  Ende 
Februar  unter  Fichtenrinde.  Von  ovatus  durch  das  nach  hinten  deutlich 
mehr  verengte  Halsschild  unterschieden. 

2.  Mesosa  nebulosa  F. 

-f  4.  (nach  2.)  Agapanthia  Cardui  L.  =  suturalis  F.  Von 
Bd.  bei  N.  am  Burgberg  nicht  selten  gesammelt.  Auch  Dr.  Richter 
fand  1  Ex.  von  7  Millim.  Länge,  das  ich  nun  besitze,  an  der  Irren- 
anstalt Eichberg  im  Rheingau. 

1.  Anaestethis  testacea  F.   —  Beide  bei  N.  auf  Eichen  (Bd.). 

2.  Oberea  pupillata  Schh.  —  Nach  Bd.  von  Lehrer  Weber  bei  Diez  gef. 
1.  Stenostola   ferrea  Schrk.   —   Aus   Lindenholz  von  N.    in  Menge 

Anfang  April  entwickelt  (Bd.). 

4.  Phytoecia  nigricornis  F. 

6.  P.  virescens  F.   —   Beide  von  N.  (Bd.) 

1.  Rhamnusium  bicolor  Schrk.  —  Nach  Bd.  von  Lehrer  Weber  bei 
Diez  gef. 

1.  Toxotus  Quercus  Goetze.  —  Der  verstorbene  H.  Gremmers  fand 
beide  Geschlechter  in  grosser  Menge  im  Röderspiesswald  (Protocolle  des 
Frankfurter  Vereins  für  naturwissensch.  Unterhaltung  vom  4.  Juni  18i><>.) 

5.  Grammoptera  analis  Panz.. 

1.  Cortodera-  humeralis  Schaller, 
1.  Leptura  rufipes  Schaller, 

7.  L.  scutellata  F.,  einmal. 

1.  Strangalia  aurulenta  F.,  einmal.  —  Die  letzten  5  Arten  von  N.  (Bd.) 

Zu    den    Nachträgen. 
43.  Aphodius  (Plagiogonus)  rhododactylus  Marsh.  =  arenarius  Oliv. 

-  N.  (Bd.) 

1.  Byturus  tonientosus  F.  var.  flavescens  Marsh.  —  Wsb.  einmal 
(Hrb.). 

Nach   dem   ersten  Verzeichniss  waren   aus   dem 

Gebiet  bekannt 3 161  Arten. 

Hierzu  kommen  ans  diesem  ersten  Nachtrag      .         81      » 


Jetzt  sind  bekannt,  nach  Streichung  von  2  Arten     3242  Arten. 


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NASSAU  AUFGEFUNDENEN  EINFACHEN 

MINERALIEN 


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FR.  WENCKENBAOH. 


TJcImt  die  in  Nassau  vorkommenden  einfachen  Mineralien  hat  zuerst 
Dr.  Fr.  Sandberger  in  seiner  im  Jahr  1847  erschienenen  Uebersicht  der 
geologischen  Verhältnisse  des  Herzogthums  Nassau  eine  für  die  damalige 

Zeit  vollständige  Uebersicht  gegeben.  Diese  ist  später  von  ihm  und 
Anderen  in  den  Jahrbüchern  des  Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde 
vervollständigt  worden.  Seit  dem  Jahre  1866  ist  jedoch  in  dieser 
Richtung  nichts  Wesentliches  mehr  geschehen  und  man  findet  von  da 
ab  nur  noch  in  der  Literatur  zerstreute  Mittheilungen.  Aber  auch  in 
den  Jahrbüchern  des  Vereins  sind  die  darin  niedergelegten  Mittheilungen 
sehr  zerstreut,  sodass  manches  Schätzenswerthe.  für  Viele  wenigstens, 
als  begraben  betrachtet  werden  durfte.  Es  schien  daher  wünschens- 
wert!^ eine  gedrängte  und  möglichst  vollständige  Uebersicht  über  die 
in  Nassau  in  so  mannigfaltigen  Arten  und  in  grossen  Theils  pracht- 
vollen Ausbildungen  aufgefundenen  einfachen  Mineralien  zu  haben.  Indem 
ich  eine  solche  Uebersicht,  bei  der  es  mir  auf  eine  strenge  systematische 
Ordnung  nicht  ankam,  der  Öffentlichkeit  hiermit  übergebe,  muss  ich 
dabei  noch  Folgendes  vorausschicken: 

Die  vorliegende  Uebersicht  ist  hauptsächlich  nach  den  bisherigen 
Veröffentlichungen  bearbeitet,  Manches  jedoch  nur  im  Auszuge  wieder- 
gegeben; namentlich  finden  sich  die  Krystallformen,  welche;  an  den 
Mineralien  beobachtet,  und  beschrieben  wurden,  nur  in  den  seltensten 
Fällen  angeführt.  Es  wird  desshalb,  besonders  in  letzterer  Beziehung,  ein 
Zurückgreifen  auf  die  Quellen  in  gewissen  Fällen  nützlich  sein.  Diese 
sind  bei  einem  jeden  Minerale  genau  angegeben.  —  Bei  Angabe  der 
Fundorte  der  Mineralien  finden  sich  in  den  älteren  Mittheilungen  öfters 
ungenaue  oder  unrichtige  Bezeichnungen.    Ich  habe  dieselben  berichtigt. 

Den  Namen  derjenigen  Mineralien,  welche  in  Fr.  Sandberger's 
Uebersicht  und  den  Jahrbüchern  des  Vereins  noch  nicht  als  in  Nassau 
vorkommend  erwähnt  wurden,  ist  ein  Sternchen  vorgesetzt;  ebenso  den 
von  mir.    bezw.    meinem   Freunde    Dr.  C.    Koch,    gemachten   Zusätzen. 

Da,  wo  Krystallformen  angegeben  sind,  ist  dabei  die  Naumann'sche 
Bezeichnungsweise  zur  Anwendung  gekommen, 


150    — 

Bei  den  Quellenangaben   bedeutet    „S.  Uebers."  Fr.  Sandberger, 

Uebersicht  der  geologischen  Verhältnisse  des  Herzogthums  Nassau.  Die 
beigesetzten  Zahlen  bezeichnen  Seite  und  Nummer,  auf  und  unter  welcher 
das  Mineral  angeführt  ist.  Die  übrigen  Zahlen  geben  Jahrgang,  Ab- 
theilung und  Seite  der  Jahrbücher  des  Nassauischen  Vereins  für  Natur- 
kunde an. 

Weilburg,  im  September  1879. 


Mineralogische  Notizen  linden  sich 


1.    In   den  Jahrbüchern    des   nassauischen  Vereins   für 

Naturkunde. 


1849, 


1857, 


S.  202-205. 


1850,  S.    37-42. 

1851.  11,    S.  139  — 141. 

S.  212-240. 

S.  257-208. 

1852.  II,     S.  119  — 123. 

1853,  II,    S.    40-41. 

S.    40—48. 


S.  390-401. 


isiilOfi.        S.    87-9«. 


S.    41-80. 


1807, OS,        S.  417-428. 


S.  409-471, 


Dr.  Fridolin  Sandberger.  Nachtrag  zu 
dem  Verzeichnisse  einheimischer  Mineralien 
in  der  ,, Uebersicht  der  geologischen  ATer- 
hältnisse  des  Herzogthums  Nassau". 

Derselbe.     Mineralogische  Notizen. 

Derselbe.  Ueber  das  Vorkommen  des 
Smaragdochalcites  im  Herzogthum  Nassau. 

Grandjean.  Die  Pseudomorphosen  des  Mine- 
ralreichs in  Nassau. 

Dr.  F.  Sandberger.  Mineralogische  Notizen. 

Derselbe.  ditto. 

Derselbe.  ditto. 

Derselbe.  Ueber  spitze  Bhomboeder  des 
Manganspaths  und  Eisenspaths. 

Dr.  Gr.  Sandberger  und  C.  Koch.  Mine- 
ralogische Notizen. 

M.  C.  Grandjean.  Mineralogische  Notizen 
und  Pseudomorphosen. 

C.  A.  Stein.  Ueber  das  Vorkommen  phos- 
phorsauren  Kalks  in  der  Lahn-  und  Dill- 
gegend. 

B.  Kosmann.  Der  Apatit  von  Offheim  und 
der  Kalkwavellit  von  Ahlbach  und  Dehrn. 

Bemerkungen  dazu  von  C.  A.  Stein. 


—     151 


2.  In  den  Verhandlungen  des  naturhistorischen  Vereins  der 
preussischen  Rheinlande  und  "Westfalens. 


1867,  Corresp.-Bl.,  S.  104. 

1868,  Sitz.-Ber.,    S.    79. 


1868,  Sitz.-Ber.,   S. 

1869,  Desgl. 

1876, 


S. 


25. 


95. 


1878, 


K.  Bluhme.     Braunbleierzkrystalle  von  der 

Grube  Friedrichssegen  bei  Ober-Lahnstein. 

H.  Hermann.  Ueber  Pyromorphit  mit  Um- 
hüllungspseudomorphosen  von  Brauneisen- 
stein nach  Weissbleierz  von  Grube  Fried- 
richssegen bei  Ober-Lahnstein. 

Fr.  Mohr.  Ueber  Aragonit  ähnliche  Phos- 
phoritmassen aus  Nassau. 

H.  Heymann.    Mineralien  aus  Nassau. 
Verhandl.,  S.  241.     G.  Seligmann.    Beschreibung  der  auf  Grube 

Friedrichssegen  bei  Ober-Lahnstein   vor- 
kommenden  Mineralien. 

G.  vom  Rath.  Skoroditkrystalle  von  Dern- 
bach. 

Derselbe.  Mineralogische  Beiträge.  Skorodit 
von  Grube  Schöneaussicht  bei  Dernbacb. 
S.   173  und  Beudantid  von  da,  S.   176. 
Sitz.-Ber.,    S.     46.     Derselbe.    Strengit  von  Grube  Eleonore  am 

Dünstberg  bei  Giessen. 

Derselbe.  Jodobromit  von  Grube  Schöne- 
aussicht bei  Dernbacb. 

Dr.  W.  v.  d.  Marck.  Beitrag  zur  Kennt- 
niss  der  Bestandteile  der  Taunus-Gesteine. 


Sitz.-Ber..    S.      14. 


ls77,  Verhandl.,  S.   131. 


Desgl.,         S.   191. 
Verhandl.,  S.  257. 


1870, 


1871. 


3.  Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie  etc. 

S.  234.  B.  Kosmann.  Ueber  eigenthümliche  oktae- 
drische  Krystalle  aus  dem  Tuff  der  Dorn- 
burg bei  Wilsenroth. 

S.  513.  G.  vom  Rath.  Babingtonit  von  Herborn- 
seelbach. 

S.  514.     Derselbe.     Ilvait  aus  Nassau. 


—    152 


Analysen  sind  von  folgenden  Mineralien  vorhanden: 

Aphrosiderit  von  Grube  Gelegenheit  bei  Weilburg.  Fr.  Sandberger. 
Uebers.  der  geologischen  Verhältnisse  des  Herzogthums  Nassau. 
1847,  S.  97. 

Albit,  krystallinischer  aus  Quarztrümmern  des  Taunusschiefers  vod  Naurod. 
1851,  II,  S.  261. 

Allophan,  Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie  etc.     1872,  S.  875. 

Apatit   von    Offheim    und    der   Kalkwavellit   von    Dehrn    und  Ahlbach. 

1867/68,  S.  417. 
Bauxit  von  Mühlbach.     Einige  Analysen  werden    in    der    in    der  Kürze 

erscheinenden    Beschreibung    des    Bergreviercs    Weilburg    mit- 

getheilt  werden. 

Braunkohlen  des  Westerwaldes.     1853,  II,  S.  49. 
Braunstein  aus  einer  Grube  bei  Diez.     1850,  S.   137. 
Buntbleierz  von  Cransberg.     1849,  S.  226. 
Buntbleierz  von  Ems.     1849,  S.  229. 

Chloritoid  von  Falkenstein.  Verhandlungen  des  naturhistorischen  Vereins 

der  preussischen  Rheinlande  und  Westfalens.     1878,  8.  257. 

Graphitvorkommen  in  der  Nähe  von  Montabaur.     1859,  8.  432. 

Halloysit.     Neues  Jahrbuch   für  Mineralogie  etc.     1845,  S.  577  —  581. 

Kalksteine,  die  wichtigsten,  des  Herzogthums  Nassau.  1851,  II, 
S.    241. 

Kupferindig  von  Grube  Stangenwage  bei  Donsbach.     1850.  8.   141. 

Laumontit,  halbverwitterter,  von  Oberscheid  bei  Dillenburg.  1850.  S.  134. 

Lievrit.  G.  u.  F.  Sandberger.  Versteinerungen  des  Rh.  Schichten- 
systems in  Nassau.     1850/56,  S.  528. 

Manganspath  von  Oberneisen   bei  Diez.     1859,  S.  434. 

Marmor,  grauer,  von  Villmar.     1850,  S.   140. 

Nickelglanz  von  Ems.     1852,  II,  S.   119. 

Nickelerze  von  Grube  Hülfe  Gottes  bei  Nanzenbach.      1859.  S.  424. 

Palagonit  vom  Hof  Beselich  bei  Limburg.     1849,  S.  227. 

Phosphorit.  1864/66,  S.  51  und  VIII.  Bericht  des  Offenbacher  Vereins 
für  Naturkunde.     1867. 


153 


IW11. 


Schwerspatli  von  Naurod  bei  Wiesbaden.     1840,  S.  170. 
Sericit  von  Naurod.     1851,  II.  S.  266. 

Sericit  von  Hallgarten.    Verhandlungen  des  naturhistorischen  Vereins  der 

preussischen  Rheinlande  und  Westfalens.     1878,  S.  262. 
Serpentin  von  Grube  Neuer  Muth   bei  Nanzenbach.     1851,  II,  S.  265. 

Thone,  die  wichtigsten  nassauisehen  Thone.  (Aus  den  Aeintern  Mon- 
tabaur und  Selters.)     1852,  II,   145. 

Walkererde  von  Merenberg.  Eine  Analyse  wird  in  der  in  der  Kürze 
erscheinenden  Beschreibung  des  Bergreviers  Weilburg  mitge- 
theilt  werden. 

Weissbleierz  von  Grube  Priedrichssegen  bei  Ober-Lahnstein.  1850, 
S.   200. 


Vereins  I 

257, 


iL 


421. 


I.  Nichtmetallische  Mineralien, 


Kohlenstoff. 

i.  Graphit.     1859,  S.  432. 

In  der  Gemarkung  Wirges  des  Amtes  Montabaur  fand  sich  im 
devonischen,  verwitterten  Thonschiefer  von  gelblicher  Farbe  ein  gra- 
phitisches  Thonlager  von  20  —  90  cm  Mächtigkeit,  das  am  Hangenden 
und  Liegenden  von  Brauneisenstein  begleitet  wurde. 

Die  Zusammensetzung  der  an  Graphit  reicheren  Stücke  ergab  sich 
nach  dem  Trocknen  bei  100°  zu  35  —  37%  Kohlenstoff  und  65—63% 
wasserhaltiges  Thonerdesilicat,  worin  4°/<>  Wasser  enthalten  waren;  die 
ärmeren  Stücke  lieferten  11,6%  Kohlenstoff  und  88,4%  Thonerdesilicat. 
Da  der  beigemengte  Thon  vollkommen  bildsam  und  feuerbeständig  war, 
glaubte  man  die  Masse  zur  Darstellung  von  Schmelztiegeln  verwenden 
zu  können. 

2.  Anthracit  (Kohlenblende).     1857,  S.  396. 

Eine  graphitähnliche  Abart  fand  sich  in  der  älteren  Rheinischen 
Grauwacke  bei  Dernbach  im  Amte  Montabaur. 

*  Im  Rotheisenstein  der  Gruben  Neueinst  bei  Dillenburg,  Schwarzen- 
stein,  Breitehecke,  Stillingeisenzug  und  Königszug  bei  Nanzenbach. 

3.  Braunkohle.    1853,  II,  S.  49. 

Sie  tritt  als  dichte  oder  gemeine  Braunkohle,  als  holzige  Braunkohle 
(bituminöses  Holz,  Lignit),  seltener  als  Blätterkohle  auf  und  findet  sich 
vorzugsweise  auf  dem  Westerwalde. 

4.  Retinit.  1851,  II,  S.  268;  1852,  II,  S.  123;  1853,  II,  S.  55; 
1857,  S.  401. 

Erdiger  Retinit  kam  bei  Bommersheim  im  Amte  Königstein  sehr 
schön  vor.  Bei  Langenaubach  und  Breitscheid  im  Dillkreise  fand  er 
sich  in  der  Braunkohle  erdig,  meist  als  Anflug,  seltener  derb. 


—    155    — 

Auf  der  Braunkohlengrube  Wilhelmsfund  bei  Westerburg  kam  er 
in  schönen  harzglänzenden,  dunkelbraunrothen  Stückchen  bis  zu  15  nun 
Durchmesser  vor. 

Scheererit.     S.  Hebers.,  S.  103,  89;  1853,  II,  S.  55. 

In  weissen  perlmutterglänzenden  Blättchen  auf  Klüften  der  Braun- 
kohle bei  Bach  im  Amte  Marienberg;  auch  auf  Grube  Wilhehnsfund 
bei  Westerburg. 

Sc  h  wef  e  I. 

6.  Schwefel.     S.  Uebers.,  S.  82,  1. 

Selten  als  dünne,  röthlichgelbe  Kruste  auf  Schichtungsflächen  der 
Grauwacke  in  der  Nähe  der  Thermalquellen  zu  Ems. 

Fluoride.    Fluor-Verbindungen. 

7.  Flussspath  (Liparit).    8.  Uebers.,  8.  103,  88;  1851,  II,  8.  268. 
Ein  lichtbraunes  Oktaeder   mit  abgestumpften  Ecken   fand   sich  in 

einem  Quarzconglomerate  mit  Pyrolusit,  Rotheisenstein  und  Quarz  bei 
Assmannshausen.  —  Mit  Quarz  im  Taunusschiefer  bei  Dotzheim,  Amt 
Wiesbaden.  Auf  Schnüren  im  Porphyr  bei  Oberneisen  im  Aarthäle.  Mit 
Quarz  auf  einem  Gange  im  Grünstein  bei  Oberscheid.  In  kleinen  derben 
Massen  in  den  Kalkspathklüften  des  Schalsteins  bei  Fleisbach  im  Amte 
Herborn.     An  den   vier  letzteren  Fundorten  von  violblauer  Farbe. 

*  Das  schönste  Vorkommen  von  Flussspath  im  Gebiete  fand  Herr 
Dr.  F.  Schar  ff  von  Frankfurt  an  dem  Rossert  im  Taunus,  wo  Oktaeder- 
krystalle  von  Erbsengrösse  rein  ausgebildet,  meist  wasserhell,  auf  Klüften 
eines  grünen  Serieitschiefers  mit  Albit  zusammen  vorkommen.   (C.  Koch.) 


Carbonate.    Kohlensaure   Verbindungen. 

8.  Aragonit.     S.  Uebers.,  S.   100,  82;  1852,  II,  S.   123. 

Stängliche  Massen  von  gelblichweisser  Farbe  finden  sich  im  Rotheisen- 
stein  bei  Oberscheid;  mit  Kupfererzen  auf  der  Grube  Neue  Constanz  bei 
Herbornseelbach.  In  Basalt  auf  dem  Beselicherkopf  bei  Niedertiefenbach, 
bei  Härtungen,  Guckheim,  Steinen  und  Hof  auf  dem  Westerwalde  und 
Rabenscheid  im  Amte  Herborn.  In  faserigen  Massen  auf  Grube  Rosen- 
berg bei  Braubach.  Wahrscheinlich  gehört  hierher  der  Tropfstein  auf 
den  alten  Gruben  bei  Welhuich  und  Ems. 

In  faserigen,  gelblichen  Massen  auf  der  Braunkohlengrube  Kohlen- 


—     156    — 

sogen  bei  Gusternhain ;  in  weissen,  krystallinischen  Massen  in  anthracit- 
artiger  Braunkohle  auf  Grube  Adolf  bei  Oberrossbach  auf  dem  Wester- 
walde; in  stänglichen  Massen,  gangförmige  Trümmer  in  zersetztem 
Schalstein  bildend,  in  einem  Hohlwege  nahe  bei  Eschhofen  im  Amte 
Limburg. 

9.  Kalkspath  (Kalkstein.  Calcit).  S.  Uebers.,  S.  100,  83;  1841». 
S.  205;  1850,  S.  42;  1851,  II,  S.  234,  237,  267;  1852,  II,  S.  122; 
1853,  II,  S.  41. 

Dichter  Kalkstein  findet  sich  als  Massenkalk,  dem  mitteldcvo- 
nischen  Gebirge  angehörend,  an  vielen  Orten  der  Dill-  und  nament- 
lich der  Lahngegend  und  wird  bei  Diez  und  Villmar  zu  Marmor  ver- 
arbeitet. In  denselben  Gegenden  kommt  er  auch  als  Glied  des  ober- 
devonischen Gebirges  vor.  —  Im  Tertiärgebirge  findet  sich  der  Kalkstein 
als  Süsswasserkalk  zwischen  Hochheim  und  Flörsheim  und  anderen  Orten 
der  Maingegend;  als  Cerithienkalk  an  der  Flörsheimer  Ziegelhütte;  als 
Litorinellenkalk  bei  Wiesbaden,  von  wo  er  sich  über  Castel  bis  jen- 
seits des  Rheins  erstreckt,  bei  Cronberg  und  Höchst  (S.  Uebers..  S.  40 
bis  48).  —  Kalktuff  findet  sich  als  Bildung  der  Jetztwelt  in  der  Nähe  der 
unterhalb  Weyer  im  Amte  Runkel  gelegenen  Nieder-Mühle  (S.  Uebers.. 
S.  59). 

Kalkspath  kommt  sehr  häufig  in  schönen  Krystallen  vor,  deren 
Formen  sehr  verschiedenartig  sind.  Bei  Philippstein  im  Amte  Weilburg 
fanden  sich  6  — 12  cm  grosse  Krystalle,  welche  sich  durch  grosse 
Reinheit  und  prachtvolle  doppelte  Strahlenbrechung  auszeichneten. 

Schöne  Krystalle  kamen  vor:  auf  den  Kupfererzgruben  Nicolaus 
bei  Dillenburg  und  Gnadegottes  (Hachelbach)  bei  Donsbach,  der  Bleierz- 
grube Holzappel  bei  Dörnberg,  den  Rotheisensteingruben  Gelegenheit 
bei  Weilburg,  Wilhelmstein  und  Friedericke  bei  Kirschhofen  und  auf 
L'otheisensteingruben  bei  Eibach  im  Amte  Dillenburg;  im  Kalkstein  von 
Villmar;  im  Dolomit  von  Steeten;  im  Schalstein  der  Steinlache  bei 
Weilburg;  im  Grünstein  bei  Niederscheid,  Merkenbach  und  Uckersdorf 
im  Dillkreise,  bei  Weilburg  in  einer  Kluft  am  Lahntunnel  (wasserhelle 
Krystalle,  rings  umschlossen  von  trüben  Krystallen);  im  Basalt  bei 
Härtungen  und  Stahlhofen  auf  dem  Westerwalde  und  bei  Naurod  auf 
dem  Taunus;  auf  Quarzadern  im  Thonschiefer  bei  (Jaul)  (blassgelbliche 
Krystalle). 

Eine  sehr  ausgezeichnete  Verwachsung  von  gelbem  Kalkspath  und 
rosenrothem  Aragonit  fand  sich  zuweilen  in  Drusenräumen  des  Basaltes 
der  Grube  Alexandria  bei  Höhn  auf  dem  Westerwalde. 


—    157    — 

Kalkspath  nach  Kalkspath  wurde  als  Dmhüllungs-Pseudomor- 
phose  im  Dillenburgiscliei]  gefunden.  Dabei  war  immer  die  Krystall- 
t'tirni  des  umhüllenden  Kalkspathes  verschieden  von  der  des  umhüllten. 
Auf  der  Grube  Nicolaus  bei  Dillenburg  fanden  sich  beide  Formen  durch 
eine  wadartige  dünne  Kruste  getrennt. 

Kalkspath  nach  Laumontit.  Der  Laumontit  der  Grünsteine  bei 
Dillenburg  erleidet  die  bekannte  Zersetzung  in  kohlensauren  Kalk  und 
ein  saures  Silicat  unter  Beibehaltung  seiner  Krvstallform  und  ist  diese 
Umwandlung  als  eine  Pseudomorphose  anzusehen,  obwohl  sie  nicht 
eigentlich  eine  Umwandlung  des  Laumontits  in  Kalkspath  zu  nennen 
wäre.  Die  Laumontitkrvstalle  verlieren  durch  diese  Zersetzung  an  Härte. 
blähen  sich  etwas  auf.  verlieren  die  gewöhnliche  fleischrothe  Farbe, 
erhalten  Sprünge  und  zerfallen  sehr  leicht. 

Kalkspath  findet  sich  sehr  häufig  als  Versteinerungsuiittel  thierische-r 
Beste,  so  z.  B.  bei  Villmar,  Dillenburg  u.  s.  w. ;  aber  es  kommt  auch 
Kalkspath  nach  Braunkohle  vor,  wie  in  dem  Sohlgebirge  bei  Berz- 
liahn,  Amts  Rennerod.  Die  Holzästchen  sind  hier  ihrer  Form  nach 
gut  erhalten  und  zum  Theil  ganz  durch  strahligen  Kalkspath.  der 
divergirend  nach  der  Mitte  krystallisirt  ist,  ersetzt.  Zum  Theil  ist  aber 
auch  bei  Erhaltung  der  äusseren  Form  das  Innere  drusig  und  mit 
einem  verworrenen  Aggregat  von  Kalkspathkrystallen  und  einem  flockigen, 
wadartigen  Mineral  angefüllt. 

Stänghcher  Kalkspath  kommt  in  Schnüren  im  Schalstein  vor 
am  Schellhofe  bei  Weilburg;  in  Höhlungen  des  Basaltes,  begleitet  und 
Überzügen  von  Zeolithen,  bei  Rennerod,  Stahlhofen,  Gemünden  und  Schön- 
berg  bei  Marienberg,  durchaus  von  weiss-  bis  weingelber  Färbung. 

Faseriger  Kalkspath  kommt  vor  in  derben  Stücken  im  Cypridinen- 

schiefer  von  Kirschhofen  bei  Weilburg;  in  alten  Gruben  bei  Dillenburg 
und  Weilburg  (doch  ist  ein  Theil  davon  vielleicht  Aragonit) ;  als  Absatz 
heisser  Quellen  in  Wiesbaden  und  Ems. 

Als  Stalaktitenbildung  kam  Kalkspath  auf  Grube  Holzappel  bei 
Dörnberg  vor.  Im  übrigen  findet  sich  Kalkspath  in  derben  Massen  so 
sehr  verbreitet,  dass  es  überflüssig  ist,  weitere  Fundorte  namhaft  zu 
machen. 

Bergmilch  wurde  im  tertiären  Letten  bei  der  Spelzmühle  bei  Wies- 
baden beobachtet. 

Als   weitere  Fundorte    schöner   Kalkspathkrystalle   sind    noch  zu 
nennen:  ein  Grünstein-Conglomerat  am  Weg  von  Burg  nach  dem  Neuen- 


158 


Haus  boi  Dillenburg ;  der  Dolomit  von  Aull  und  Gückingen ;  die  Kupfer- 
erzgrüben  Gemeinezeche  bei  Nanzenbach  und  Fortunatus  boi  Dillenburg; 
die  Manganerzgrube  Heiligenhäuschen  bei  Dietkirchen  und  die  Eisen- 
erzgrube Friedrich  bei  Birlenbach.  —  Sodann  ist  noch  ein  Kalksinter 
(Tropfstein)  zu  erwähnen,  der  sieh  auf  der  Sohle  eines  von  dem  Stollen 
der  Grube  Gemeinezeche  nach  der  Grube  Neuermuth  bei  Nanzenbach 
getriebenen  Querschlags  bildete  und  vorzugsweise  aus  losen,  mehr  oder 
weniger  rundlichen  und  bohnenförmigen  Kürnern  bestand. 

10.  Dolomit  (Bitterkalk,  Bitterspath).  Braunspath.  S.  üebers. 
S.   101,   84;   1850,  S.  42;    1851,  II,  S.  221,  267;   1852,  II,  S.   122. 

Dolomit  kommt  als  Felsart  sehr  häufig  in  der  Lahngegend  mit 
dem  Massenkalke  vor. 

Bitterspath,  bezw.  Braunspath,  kommt  vor:  auf  Quarztrümmern  in 
Thonschiefer  bei  Caub  von  perlgrauer  oder  blassrosenrother  Farbe,  vor 
dem  Löthrohre  starke  Reactionen  auf  Mangan  gebend;  in  ausgezeich- 
neten weissen  Krystallen  bei  Wellmich ;  in  besonders  schönen  3  mm  grossen 
Krystallen  zu  Ems;  in  gelblich-weissen  Krystallen  auf  Grube  Mehlbach 
bei  Rohnstadt  und  bei  Winden  im  Amte  Nassau ;  als  Begleiter  der 
Kupfererze  auf  den  Gruben  Altehoffnung  bei  Langenaubach,  Neuermuth 
und  Gemeinezeche  bei  Nanzenbach  und  Gnadegottes  (Hachelbach)  bei 
Donsbach;  auf  Klüften  des  körnigen  Braunspaths  (Dolomits),  dieKrystalle 
meist  mit  gekrümmten  Flächen  bei  Weinbach  und  Hirschhausen  bei 
Weilburg,  Steeten,  Dehrn  und  Niedertiefenbach  bei  Limburg,  Offheim 
bei  Hadamar,  Oranienstein  bei  Diez;  oft  ganz  überzogen  mit  Pyrolusit 
oder  Wad,  mit  Kalkspath  und  Rotheisenstein,  die  Flächen  sehr  gekrümmt. 
auf  den  Gruben  Friedericke  bei  Kirschhofen  und  Gelegenheit  bei  Weil- 
burg; in  ziegelrothen,  scharf  ausgebildeten  Krystallen  öfter  in  Höhlungen 
des  Stilpnomelans  von  Weilburg;  hellbräurilich  mit  Kupferkies,  Fahler? 
und  Quarz  bei  Weilmünster  (Rohnstadt?).  Beim  Verwittern  mit  brauner 
Rinde  sich  überziehend,  durch  einen  sich  höher,  zu  2(Fe20s)  -j-  3HO 
oxydirenden  Gehalt  an  kohlensaurem  Eisen-  und  Manganoxydul,  der 
sich  in  die  vielen  kleinen  Risse,  welche  die  Braunspathkn  stalle  an 
ihrer  Oberfläche  gewöhnlich  haben  und  welche  den  Blätterdurchgängen 
entsprechen,  hineinsetzt  und  den  eigenthümlichen  braunen  schimmernden 
Glanz,  welcher  die  Krystalle  der  Grube  Mehlbach  bei  Rohnstadt  aus- 
zeichnet, hervorbringt. 

Bitterspath  nach  Kalkspath  kommt  als  Umwandkmgs-Pseudo- 
morphose  vor  auf  Klüften  des  Grünsteins  bei  Weilburg  und  in  Drusen- 
räumen  des  Dolomites  bei  Niedertiefenbach. 


—    159    — 

'  Als  Fundorte  schöner  Bitterspathkrystalle  sind  noch  die  Gruben 
Friedrichssegen  bei  Ober-Lahnstein,  Pauline  bei  Scheuern  und  Holzappel 
bei  Dörnberg  zu  nennen. 

Sulphate.    Schwefelsaure  Verbindungen. 

11.  Schwerspath  (Baryt.  Barytspath).  S.  Hebers.  S.  99,  78; 
1849.   S.    295;    1859  S.   41;    1851.    11.   8.   297;    1852,   II,   S.    121. 

Krystalle  sind  Seltenheiten;  sie  finden  sich  mit  Fahlerz  und  Blei- 
glanz  auf  der  Grube  Aurora  bei  Niederrossbach  im  Amte  Dillenburg; 
mit  Kupferkies  auf  Grube  Gnadegottes  (Hachelbach)  bei  Dorisbach ;  mit 
Brauneisenstein  (kleine,  zierliche,  wasserhelle  Krystalle)  bei  Lohrheim 
im  Amte  Dir/. ;  im  Rotheisenstein  in  dünnen  Tafeln  auf  Quarz  auf  Grube 
Hohegräben  bei  Weilburg;  mit  Quarz,  Bleiglanz  und  Kupferkies  (wein- 
gelbe  und  weisse  Krystalle  bis  zu  3  cm  Grösse)  bei  Michelbach,  Amt 
Wehen ;  im  körnigen  Baryt  bei  Naurod,  Amt  Wiesbaden.  Häufiger  ist 
fleiscbrother.  derber  Barytspath  in  blätterigen  Massen  mit  Bleiglanz 
oder  Blende  auf  Gängen  in  Grauwacke  bei  Marienfels  im  Amte  Na  statten 
und  bei  Michelbach.  In  kugeligen  Massen  von  schaliger  Structur  findet 
er  sich  im  Diabase  von  Oberscheid  bei  Dillenburg.  Gangförmig  tritt  er 
auf  im  Grünstein  oder  Schalstein :  an  der  Schütte,  im  Feldbacher  Wäld- 
ehen, im  Paulinenstollen  und  auf  der  Grube  Nicolaus  bei  Dillenburg. 
Körniger  Baryt  findet  sich  als  Gang  im  Taunusschiefer  bei  Naurod. 

*  Schöne,  helle  und  zum  Theil  grosse  Schwerspathkrystalle  kamen 
vor  auf  den  Schwerspathgruben  Rohberg  bei  Naurod  im  Amte  Wiesbaden 
und  Theobald  bei  Burg  im  Amte  Herborn;  auf  der  Braunsteingrube 
Hörkopf  bei  Assmannshausen  im  Rheingau;  auf  einer  Phosphoritgrube 
in  der  Gemarkung  Ahlbach  bei  Hadamar  und  im  Thonschiefer  des 
Qramberger  Tunnels  bei  Diez.  Die  Krystalle  von  Grube  Theobald  sind 
schön  hellgrün  gefärbt. 

12.  *  Cölestin  fand  sich  in  früherer  Zeit  einmal  in  schönen,  himmel- 
blauen Krystallen  zwischen  Kalkspath  auf  der  Grube  Gnadegottes  bei 
Donsbach  (District  Hachelbach);  ein  schönes  Belegstück  war  in  der 
Sammlung  des  Herrn  Oberingenieur  Max  Braun  auf  dem  Altenberg. 
(C.  Koch.) 

13.  *  Bittersalz.  Auf  dm-  Eisenerzgrube  Waldwiese  bei  Hambach 
blüht  an  manchen  Stellen  des  Eisenerzlagers  ein  Salz  aus,  das  als 
Bittersalz  angesprochen  werden  darf.  Dasselbe  enthält  nach  der  Analyse 
viin   E.   He  rget  zu   Diez  : 


Kill 


Schwefelsäure  . 


50.01  °/o. 


Magnesia 25,12  » 

Manganoxydul 0,80  » 

Wasser  und  Verlust 24,07  » 


100,00  °/o. 

Da  bei  100°  getrocknet  wurde,  ist  wahrscheinlich  Krystallwasser 
verloren  gegangen. 

14.  GypS.     S.   Uebers.,    S.  99,   77;    1849,  S.  205. 

In  einzelnen  Kryställchen  in  den  Klüften  der  Braunkohle  des  Wester- 
waldes,  so  namentlich  auf  den  Gruben  Wilhelmsfund  und  Gutehoffnung  bei 
Westerburg;  aus  Thonschiefer  ausblühend  auf  vielen  Gruben  um  Dillen- 
burg und  Weilburg;  im  tertiären  Thon  (Zwillinge)  bei  Bierstadt,  Amt 
Wiesbaden ;  in  losen  Stücken  auf  dem  Zimmerplatz  bei  Wiesbaden ;  in 
grösseren,  aber  undeutlichen  Krystallen  mit  Malachit  und  Kupferbraun 
auf  Grube  Stangenwage  bei  Donsbach. 

*  Sehr  schöne  und  grosse  Gypskrystalle  kommen  in  den  oberen 
Schichten  des  Septarinthones  der  Thongruben  bei  Flörsheim  am  Main 
vor;  dort  findet  man  auch  die  schönen  sternförmigen  Gruppirungen 
dieses  Minerals.     (C.  Koch.) 

15.  Eisenalaun   (Halotrichit).     1857,   S.   397. 

In  stänglichen  Massen  von  berggrüner  Farbe  zwischen  Braunkohlen 
der  Grube  Wohlfahrt  bei  Gusternhain. 


Phosphate.    Phosphorsaure  Verbindungen. 

16.  Apatit.  Phosphorit.  1850,  S.  41;  1864/66.  S.  57,  92: 
1867/68,  S.  417,  469. 

In  weissen,  faserigen  und  dichten  bräunlichgelben  stalaktitischen 
Gestalten  mit  Psilomelen  auf  Grube  Kleinfeld  bei  Birlenbach.  Dieses 
ältere,  seit  1850  bekannte  Phosphoritvorkommen  bot  nur  in  mineralo- 
gischer Beziehung  einiges  Interesse.  Im  Sommer  1864  dagegen  entdeckte 
man  in  den  Districten  Fusshohl  und  Weissenstein  bei  Staffel,  unweit 
Limburg,  eine  ausgedehnte  Ablagerung  von  Phosphorit,  sodass  derselbe 
in  grossen  Massen  gewonnen  werden  konnte.  Seitdem  wurden  ähnliche 
Ablagerungen  an  vielen  Orten  der  Lahngegend  und  auch  an  einigen 
Stellen  in  der  Dillgegend  aufgefunden  und  gaben  Veranlassung  zu 
einer  umfangreichen  Gewinnung  des  Phosphorits  für  landwirtschaftliche 

Zwecke. 


—     161     — 

*  Per  Phosphorit  hat  das  verschiedenartigste  Ansehen,  sowohl  hill- 
sichtlich seines  Gefüges  als  seiner  Farbe.  Tn  mineralogischer  Beziehung 
fand  der  bei  Staffel  zuerst  gefundene,  vorwaltend  grüne,  durchscheinende, 
in  schönen  (rauhen-  und  nierenförmigen  Formen  vorkommende  Phosphorit 
eine  besondere  Beachtung  und  da  er  sich  sehr  wesentlich  von  dem 
Apatite  unterscheiden  sollte,  betrachtete  ihn  C.  A.  Stein  als  ein  selbst- 
ständiges Mineral  und  nannte  ihn  „Staffelit".  Schon  damals  wurden 
aber  auf  der  ersten  Fundstelle  bei  Staffel  kleine,  scharf  ausgebildete. 
hellgrüne  und  durchsichtige  Krystalle  gefunden,  welche  sehr  deutlich 
die  gewöhnliche  Form  des  Apatites  (oo  P  .  OP  .  P)  erkennen  lassen 
und  dem  grünen,  dichten  Phosphorite  aufsitzen  und  wie  aus  diesem 
herausgewachsen  erscheinen.  Später  wurden  bei  Offheim,  unweit  Limburg, 
ebenfalls  Apatitkrystalle  in  unmittelbarem  Zusammenhange  mit  dem 
grünen  Phosphorite  und  diesem  aufsitzend  gefunden.  Der  Staffelit  kann 
daher  mir  als  ein.  kohlensauren  Kalk  (bis  zu  9%)  und  etwas  Wasser 
enthaltender  Apatit  angesehen  werden.  —  Ausser  an  den  genannten 
orten  fand  er  sich  noch  auf  vielen  Phosphoritgruben  in  traubigen 
und  nierenförmigen  Formen  von  mehr  oder  weniger  schönem  Aus- 
sehen, so  z.  B.  bei  Dehm,  Ahlbach,  Heckholzhausen,  Gräveneck, 
(lückingen.  Catzenelnbogen,  Allendorf.  Mudershausen,  Oberneisen,  Netz- 
bach u.  s.  w. 

17.  Wavellit.  S.  Uebers.  S.  99.  72:  1851,  II.  S.  -267;  1857, 
S.  396,  397;   1864/66,  S.  92. 

In  faserigen  Anflügen,  nicht  besonders  schön,  auf  Kieselschiefer 
im  Aarthale;  in  graulich -weissen  strahligen  Kugeln  auf  Dolomit  oder 
in  schneeweissen  Schnüren  in  Pyrolusit  oder  Wad  bei  Weinbach  im  Amte 
Weilburg;  in  strahligen  Schnüren  in  Manganerzen  bei  Dehrn  im  Amte 
Limburg;  auf  der  Eisenerzgrube  Langenstück  bei  Wildsachsen  im  Amte 
Hochheim:  im  Rotheisenstein  der  Grube  Eisenzeche  bei  Oberscheid  in 
sehr  schönen  halbkugeligen,  oft  traubig  verbundenen  Partieen  von  radial- 
faseriger  Struktur  mit  zuweilen  erkennbaren  Endflächen  in  schön  weisser, 
seidenglänzender  Färbung. 

Kalk- Wavellit,  1867/68,  S.  417,  nannte  Kosmann  einen  Wavellit, 
in  welchem  drei  Viertel  des  neutralen  Thonerde-Phosphathydrats  durch 
dreibasisch  phosphorsauren  Kalk  vertreten  sein  sollen.  Er  fand  ihn  im 
District  „in  den  Borngräben"  bei  Dehrn  und  nicht  weit  davon  in  der 
Gemarkung  Ahlbach  auf  Phosphoritgruben  und  schildert  ihn  als  ein 
Mineral,  das  in  feinen,  weissen,  schwach  glänzenden  Nadeln,  welche  zu 
concentrisch-strahligen   Büscheln    oder   Kugeln    gruppirt    sind,    auftritt 

Jahrb.  .1.  uass.   Ver.  f.  Nat.  XXXI   u.  XXXII.  ^ 


—    162    — 

und  welches    auf  .den    die  Trümmer   des  Phosphorites   verkittenden  In- 
krustationen ausgebildet  ist. 

18.  *  Kalait  (Türkis). 

In  dichten  Massen  auf  dem  Brauneisenstein  der  Grube  Pindsberg 
bei  Gatzenelnbogen  (Bergmeister  Ulrich).  Dieses  Mineral  hat  Petersen 
Cäruleolactin  genannt  (Ele.mente  der  Mineralogie  von  Naumann- 
Zirkel,   1877.  S.  47?»). 

Kieselerde. 

19.  Quarz.  S.  Uebers.  S.  88,  23;  1849.  S.  203;  1850,  S.  39; 
1851.  II,  S.  230—234.  237.  259.  260;  1853.  II,  S.  41.  No.  2; 
1857,  S.  398;  1864/66,  S.  95.  96. 

Der  Fundort  der  grössten  Krystalle,  zuweilen  von  30  cm  Länge 
und  ebenso  bedeutender  Breite,  ist  der  mächtige  Quarzgang  in  der 
Grauwacke  am  Streitfelde  bei  Eschbach  im  Amte  Usingen.  Die  Krystalle 
sind  meist  grau,  unrein  weiss,  lassen  aber  in  ausgezeichnetem  Grade 
ihre  Massenzunahme  in  der  Art  verfolgen,  dass,  wenn  man  einen  Krystall 
durchschlägt,  eine  Menge  einander  umschliessender  Sechsecke,  die  sich 
zum  Theil  durch  ihre  Färbung  verschieden  zeigen,  zum  Vorschein  kommt. 
Rauchgraue  bis  15  cm  grosse  Krystalle  finden  sich  am  Spitzen-Stein 
bei  Frauenstein  im  Amte  Wiesbaden.  Bei  diesen  gelingt  es  öfter  durch 
vorsichtiges  Erhitzen  und  Abkühlen  die  einzelnen  Krystallschalen  von 
einander  zu  trennen,  namentlich  wenn  dünne  Schichten  von  Eisenoxyd- 
hydrat dazwischen  liegen. 

Wasserklare,  sehr  schön  ausgebildete  Krystalle  fanden  sich  auf  den 
Erzgängen  bei  Holzappel,  Obernhof,  Ems  und  Wellmich  und  auf  Grube 
Aurora  bei  Niederrossbach  im  Amte  Dillenburg  (rosetten-  und  stern- 
förmige Gruppirungen) ;  im  Grünstein  bei  Steinsberg  im  Rupbachthale. 
bei  Gräveneck;  im  Innern  fossiler  Muscheln  auf  Grube  Lahnstein  bei 
Odersbach,  bei  Oberscheid.  In  ausgezeichneten,  theils  durchsichtigen, 
theils  chalcedonartigen  Krystallen  auf  gelblichem  Hornstein  der  Grube 
Christiane  bei  Westerburg;  hier  auch  kleine  Kryställchen  auf  verkieselter 
Braunkohle.  In  ausgezeichneten  Krystallen,  zum  Theil  mit  Einschlüssen 
eines  talkähnlichen  Minerals  auf  Quarztrümmern  im  Thonschiefer  bei 
Caub  am  Rhein;  auf  der  Dachschiefergrube  Jacobine  bei  Dörscheid,  Amts 
St.  Goarshausen;  in  Knollen  von  Psilomelan  und  Brauneisenstein  bei 
Birlenbach  und  auf  Grube  Koppelfeld  bei  Freiendiez;  in  Drusenhöhlungen 
des  Dolomites  in  einem  Steinbruch  bei  Weinbach,  Amts  Weilburg;  mit 
Kupferkies  auf  den  Gruben  Nicolaus  bei  Dillenburg,  Gnadegottes  (Hacliel- 


—    163    — 

bach)  und  Stangenwage  bei  Donsbach  und  Gemeinezeche  bei  Nanzen- 
bach;  schöD  hellgrün  gefärbt  auf  Alte  Wilhelmshoffnung  bei  Herborn- 
seelbach;  im  Quarzgestein  des  Taunus  oder  in  Gängen  des  Taunusschiefers 
bei  Königstein  und  Wiesbaden.  Mit  Chlorittiberzug  trifft  man  den  Quarz 
bei  Holzappel;  in  kleinen,  rauchgrauen  Körnern  und  Krystallen  im 
Porphyr  am  Stein  bei  Ballersbach  im  Amte  Berborn,  an  der  Papier- 
mühle bei  Weilburg;  im  Pasalt  eingeschlossen  in  rissigen  Stücken  von 
blaugrauer  bis  weisser  Farbe  und  starkem  Glänze  am  Mühlenberg  bei 
Holzappel.  auf  dem  Basaltkopf  bei  Weilburg.  Man  sehe  auch:  Mangan- 
kiesel, schwarzer. 

*  In  neuerer  Zeit  fanden  sich  im  Dorfe  Görsroth  im  Amte  Weben 
bei  dem  Graben  einer  Grube  schöne,  wasserhelle,  zum  Tbeil  ganz  reine 
Bergkrystalle  mit  2  —  ä  cm  langen  Säulenflächen;  wahrscheinlich  stam- 
men die  lose  im  Schotter  lagernden  Krystalle  aus  einem  Quarzgange, 
welcher  den  Schiefer  durchsetzt,  ähnlich  dem  Vorkommen  von  Caüb  etc. 
(C.  Koch.) 

Folgende   Pseudomorphosen  des  Quarzes  wurden  beobachtet: 

Quarz  nach  Kalkspath.  Diese  Umhüllungs-Pseudomorphose,  welche 
die  Abdrücke  bis  zu  3  cm  grosser  Kalkspathkrystalle  zeigt,  kam  auf 
einem  Gange  der  Kupfererzgrube  Stangenwage  bei  Donsbach,  Amts 
dnnÜ  Dillenburg,  in  oberer  Teufe  vor.  Von  dem  Kalkspath  war  keine  Spur 
mein-  vorhanden.  Die  Abdrücke  zeigten  sich  auf  beiden  Seiten  der  Stufe 
mit  glatten  Flächen.  Eindrücke  von  KaJkspathkrystallen  in  Quarz  fanden 
sich  auch  am  Hartenberg  bei  Königstein. 

Quarz  nach  Braunspath.  Als  Abdrucks-Pseudomorphose  auf  der 
Kupfererzgrube  Xeuermuth  bei  Nanzenbach,  Amts  Dillenburg.  Die  Stufe 
besteht  aus  kristallinischem  Quarz  und  ist  die  vollständige  Ausfüllungs- 
masse einer  Braunspathdruse.  deren  Krystalle  ihre  sehr  sauberen  Ein- 
drücke rings  um  die  Quarzmasse  zurückgelassen  haben  und  in  dritter 
Generation  von  Kupferkieskryställchen  besetzt  sind. 

Quarz  nach  Barytspath.  In  schönen  pseudomorphosischenKrystallen, 
deren  Flächen  von  wasserhellen  Quarzkryställchen  überzogen  sind,  bei 
Erdbach  im  Amte  Herborn.  Auf  Kupfererzgängen  bei  Medenbach  und 
Amdorf,  sowie  auch  bei  Donsbach  im  Dillenburgischen  finden  sich  nicht 
selten  in  oberen  Teufen  diese  Umhüllungs-Pseudomorphosen,  die  aus 
einem  Aggregat  kleiner  Quarzkrystalle  gebildet  sind  und  die  ehemaligen 
durcheinander  gewachsenen  Barytkrystalle  in  Krusten  umgeben,  welche 
den  ursprünglichen  Raum  der  Barytkrystalle  fast  ganz  einnehmen.  Die 
Quarzflächen,   welche    den  Krystallflächen    zugekehrt    sind,    sind   minder 

11* 


Ural 

!>■ 


—    164    — 

rauh  wie  die  äusseren.    Eine  ähnliche  Pseudomorphose  kam  am  grauen 

Stein  bei   Wiesbaden  vor. 

Quarz  nach  Laumontit.  Auf  Klüften  des  Grünsteins  bei  Dillen- 
burg findet  man  nicht  selten  die  Abdrücke  von  verschwundenen  Lau- 
montitkrystallen  der  gewöhnlichen  Form  in  Quarz,  der  also  nach  Bildung 
des  Laumontits  die  noch  leeren  Räume  ausgefüllt  und  die  Krystalle  des 
letzteren  Minerals  umschlossen  hat. 

Quarz  nach  Chrysotil.  Zwischen  Uckersdorf  und  dem  Neuen- 
haus bei  Dillenburg  kommt  auf  Klüften  des  Grünsteins  Chrysotil  von 
matter  dunkelgrüner  Farbe  vor.  zwischen  dem  sich  Quarzstücke  finden, 
die  ganz  die  Structur  des  ersteren  Minerals  zeigen  und  dessen  Kaum 
zuweilen  ganz  einnehmen. 

Quarz  nach  Kupferkies.  Auf  den  Kupfererzgängen  des  Dillen- 
burgischen  und  besonders  auf  der  Grube  Neuermuth  bei  Nanzenbach 
sind  die  Räume  mitunter  fast  ganz  mit  zerfressenem  Quarz  bis  zu  an- 
sehnlichen Teufen  (120  m  unter  der  Thalsohle)  an  beiden  Saalbändern 
abwechselnd  begleitet.  Diese  Zerfressenheit  rührt  von  Kupferkies  her. 
der  sich  vor  dem  Quarz  auf  diesen  Gängen  gebildet  hatte  und  wieder 
verschwunden  ist.  Die  Form  dieser  Krystallabdrücke  ist  die  gewöhnliche 
im  Dillenburgischen  vorkommende  —  das  verzerrte  tetragonale  Sphenoid. 

Mitunter  ist  der  krystallisirte  Kupferkies  auch  mit  rosettenförmig 
krystallisirten  Quarzkrusten  umgeben,  worunter  der  erstere  zum  Theil 
weggeführt  wurde  —  oder  der  Quarz  hat  sich  auch  in  amorphem  Zu- 
stande in  die  Räume  eingelagert,  welche  der  von  beiden  Saalbändern 
alternirend  mit  Quarz  und  Kalkspath  in  Streifen  oder  unregelmässigen 
Partieen  angesetzte  Kupferkies  und  Eisenkies  darbot. 

Quarz  nach  Bleiglanz.  Die  Bleigänge  in  dem  Grauwackengebirge 
an  der  Lahn  und  dem  Rhein  zeigen  in  ihren  oberen  Teufen  nicht  selten 
ein  zelliges  Gewebe  von  Quarz,  das  sich  bei  näherer  Betrachtung  als 
Umhüllung  von  verschwundenem  Bleiglanz  ausweist. 

Quarz  nach  Eisenspath.  Diese  Pseudomorphose  kommt  auf  den 
Brauneisensteingängen  bei  Hachenburg  und  im  Siegen'schen  sehr  häutig 
vor.  Sie  gibt  Zeugniss  davon,  dass  der  Quarz  zum  Theil  erst  nach 
der  Bildung  des  Eisenspatiis  in  den  Gangräumen  abgesetzt  und  darauf 
der  Letztere  gelöst  und  in  Brauneisenstein  umgewandelt  an  anderen 
Punkten  abgesetzt  wurde. 

Quarz  nach  Eisenkies.  Als  Umhüllung  von  krystallisirtem  Eisen- 
kies kommt  der  Quarz  in  wasserhellen  Krystallkrusten.  die  das  erstere 
Mineral  durchschimmern  lassen,    bis    zu    8  mm   Dicke    auf  Klüften    der 


—     165    — 

Braunkohlen  und  auf  diesen  ansitzend  auf  der  Grube  Wilhelmsfund  bei 
Westerburg  vor. 

Quarz  ist  ein  verbreitetes  Versteinerungsmittel  und  findet  sich  als 
Verdrängungs  -  Pseudomorphose  nach  Braunkohle  auf  den  Gruben 
Christiane  und  Wilhelmsfund  bei  Westerburg. 

Amethyst.  In  Amethyst  übergehender  Quarz  fand  sich  auf  dem 
Quarzgange  am  Streitfelde  bei  Eschbach. 

Eisenkiesel.  Als  Begleiter  des  Rotheisensteins  mit  Eisenglanz. 
meist  blutroth  oder  bräunlich  roth  gefärbt  am  Selterserkopf  bei  Weil- 
burg, bei  Dülenburg,  Herborn  u.  s.  w.  Mit  Grünstein,  auch  in  Krystallen 
der  Formen  des  Quarzes,  in  braunen  und  gelben  Farben  am  Eeutersberg 
bei  Herborn;  in  Schnüren  und  Trümmern  im  Porphyr  an  der  Hauselay 
bei  Weilburg. 

Hornstein.  In  hell  fleischrothen  bis  dunkelbraunen,  andererseits 
in  grünen  Varietäten  als  Begleiter  des  Grünsteins  am  geistlichen  Berg 
(Weinberg),  Homberg  und  Eeutersberg  bei  Herborn;  zuweilen  in  kleinen 
anregelmässigen  Säulen  abgesondert  im  Stringocephalenkalke  von  Allen- 
dorf bei  Catzenelnbogen.  im  Basalttuff  und  Braunkohlenthon  bei  Breit- 
scheid  und  Westerburg;  als  Gangmasse  mit  Barythspath  in  Schalstein 
bei  Lohrheim,  Amts  Diez;  braune  und  schwärzliche  Varietäten,  über- 
gehend in  Halbopal,  auf  der  Braunkohlengrube  Adolf  bei  Oberrossbach 
auf  dem  Westenvalde. 

Kieselschiefer  (Lydit,  lydischer  Stein).  Als  Lager  im  Cypridinen- 
schiefer  bei  Gräveneck,  im  Posidonomyenschiefer  bei  Herborn,  Erdbach, 
Oberndorf.  In  fleischrothen  bis  dunkelgrauen  Geschieben  in  der  Lahn 
und  dem  Diluvium  bei  Weilburg. 

Chalcedon.  Mit  Kupfererzen  auf  Grube  Neue  Constanz  bei  Herborn- 
seelbach;  auf  Kieselschiefer  bei  Catzenelnbogen ;  auf  Hornstein  im  Basalt- 
tuff oder  in  der  Dammerde  bei  Westerburg  und  Eossbach  bei  Marienberg ; 
auf  Klüften  des  Basaltes  bei  Neunkirchen,  Amts  Kennerod;  in  röthlich- 
weissen  Lagen  mit  Kalkspath  abwechselnd  im  Diabas  bei  Bicken,  Amts 
Herborn ;  auf  dein  Quarzgange  am  Buchenstem  im  Streitfelde  bei  F]schbach. 

Als  Pseudomorphose  findet  sich: 

Chalcedon  nach  Kalkspath  in  traubigen  und  nierentförmigen 
Gestalten  als  Umhüllung  von  Kalkspath  auf  Klüften  des  Grünsteins  am 
Löhnberger  Wege  und  Tunnel  bei  Weilburg. 

Chalcedon  nach  Baryt,  als  dünner  Ueberzug  auf  den  Barytgängen 
an  der  Eisernen  Hand  bei  Oberscheid  im  Schalstein  nahe  am  Tage. 

Chalcedon   nach  Quarz    mit    dem   vorigen  Ueberzuge  auf  Quarz- 


—     166    — 

krystalleu,  welche  mit  Baryt  verwachsen  sind:  aber  auch  zu  Westerburg 
im  Braunkohlengebirge. 

Chalcedon  nach  Braunkohle  findet  sich  auf  Grube  Adolf  bei 
Oberrossbach  im  Dachgebirge  als  Umhüllung. 

Karneol.  Auf  dem  Quarzgange  am  Buchenstein  im  Streitfelde 
bei  Eschbach.  Amts  Usingen. 

Plasma.  Grün  und  stark  durchscheinend  auf  der  Braunkohlengruhe 
Wilhelmsfund  bei  Westerburg.  Die  Färbung  des  Minerals  rührt  von 
Chromoxyd  her.    Es  verwittert  zu  einer  dem  Wolkonskoit  ähnlichen  Masse. 

20.  Opal.  S.  Uebers.,  S.  90,  24;  1850,  S.  39;  1851,  II,  S.  220, 
234,  237.  260. 

a)  Gemeiner  Opal  findet  sich  in  Höhlungen  des  Palagonit- 
congloinerates  auf  dem  Beselicher  Kopfe  bei  Niedertiefenbach.  unweit 
Limburg  und  verhält  sich  als  ausgezeichneter  Hydrophan. 

b)  Halbopal  kommt  im  hintersten  Steinbruche  des  Sonnenberger 
Seitenthälchens  bei  Wiesbaden  vor.  Er  bildet  die  Ausfüllung  einer  sehr 
grossen  Anzahl  von  Klüften  im  Taunusschiefer,  welche  gegen  die 
Schieferung  laufen  und  mitunter  eine  Dicke  von  3  cm  erreichen,  bleiben 
aber  meist  sehr  hinter  diesem  Maasse  zurück.  Die  Farben  des  Minerals, 
welches  sich  in  einzelnen  Stücken  ganz  wie  ein  ausgezeichneter  Hydro- 
phan, wenn  auch  in  geringerem  Grade  wie  der  oben  erwähnte  Halbopal 
verhält,  gehen  vom  reinsten  Weiss  durch  Grau,  Gelb,  Fleischroth  in's 
Ziegelrothe  über.  In  losen  Blöcken  findet  sich  Halbopal  in  der  Damm- 
erde bei  Rabenscheid,  Marienberg  und  Westerburg;  als  Versteinerungs- 
mittel von  bituminösem  Holze  (Holzopal)  ist  er  weit  verbreitet  auf  dem 
ganzen  Westerwalde,  namentlich  auf  Braunkohlengruben  bei  Breitscheid 
und  Merenberg. 

*  Halbopal  kommt  auch  nesterweise  mit  Ueberzug  von  traubigem 
Manganspath  im  Eisensteinlager  der  Grube  Rothenberg  bei  Oberneisen 
vor.     (Bergmeister  Ulrich.) 

c)  Hyalit.  Auf  Palagonitconglomerat  am  Beselicher-Kopf  und  mit 
Manganerzen,  ausgezeichnet  schön,  bei  Niedertiefenbach;  auf  schwarzem 
Diabas  bei  Uckersdorf,  Amts  Herborn;  auf  Thonschiefer  zwischen  Uckers- 
dorf  und  Amdorf;  auf  einem  blasigen  Dolerit  oder  olivenreichen  Basalt 
bei  Neunkirchen  auf  dem  Westerwalde,  Urdorf  bei  Marienberg,  Saynscheid, 
Amts  Wallmerod,  Falkenbach,  Amts  Runkel,  und  Hermesköppel  (Her- 
mannskopf) bei  Weilburg. 

Hyalit  nach  Augit  kommt  bei  Neunkirchen,  an  der  Strasse 
zwischen  da  und  Rennerod,  vor.    Er  findet  sich  hier  in  drusigen  Klüften 


167     — 

riiirs  in  Zersetzung  begriffenen  Basalts  als  Ueberzug,  auf  dem  in  den 
mannigfaltigsten  Gruppirungen  kleine  nadeiförmig  und  scharf  ausgebildete 
Augitkryställchen  von  olivengrüner  Farbe  und  stark  durchscheinend 
sitzen.  Diese  Kryställchen  sind  grösstentheils  mit  einer  Hyalitkruste 
überzogen,  aus  der  der  Krystall  nicht  selten  ganz  verschwunden  und 
der  hohle  Kaum  zurückgeblieben  ist.  Auf  den  Hyalitkrusten  sitzen 
dann  oft  wieder  ohne  Zusammenhang  mit  dem  verschwundenen  Krystall 
zahlreiche  Augitnadeln,  die  wie  die  ersteren  erst  nach  der  Bildung  der 
Hyalitkrusten  entstanden  sein  können.  Der  Hyalit  füllte  auch  die 
Küume  vieler  Augitnadeln  ganz  aus. 

d)  *  Leberopal  (Meniüt)  findet  sich  in  plattenförmigen  und  nieren- 
förmigen  Ausscheidungen  in  einem  tertiären  Sande,  welcher  durch 
Thermalquellensinter  zu  Sandstein  verkittet  ist.  über  dem  Schützenhofe 
in   Wiesbaden.     (C.   Koch.) 


Silikate  oder  kieselsaure  Verbindungen. 

21.  Granat.   S.  Hebers.,  S.  95,  48;  1851,  II,  S.  264;  1864/66,  S.  90. 

a)  Rother  Granat.  In  einem  blasigen  Dolerit  in  kleinen  Körnern 
eingesprengt  bei  Neunkirchen  auf  dem  Westerwalde;  in  Körnern  von 
rother  Farbe  eingewachsen  in  glasigem  Feldspath  bei  Naurod,  Amts 
Wiesbaden. 

b)  Melanit.  Findet  sich  sehr  schön  ausgebildet,  aber  in  sehr 
kleinen  Krystallen  der  Form  cc  0  mit  Magnet-  und  Titaneisen  im 
Himssteinsand  bei  Grenzhausen. 

22.  Epidot  (Pistazit).  S.  Uebers.,  S.  95,  47;  1864/66,  S.  92. 
Derselbe  hat  sich  krystall isirt  am  schönsten  zwischen  Kirschhofen  und 
Gräveneck  gefunden.  Fr  besitzt  ausgezeichnete  pistaziengrüne  Farbe 
und  ist  mit  Albit  verwachsen.  Ausserdem  findet  sich  am  Grävenecker 
Burgberge  eine  beinahe  30  cm  breite  Spalte,  ebenfalls  im  dichten 
Diabas,  welche  mit  einem  graugrünen  Gemenge  von  Epidot  und  Quarz 
ausgefüllt  ist.  Ferner  kommt  er  vor  im  Grünstein  eingewachsen  oder 
auf  Klüften  desselben  am  Tunnel  bei  Weilburg ;  bei  Kirschhofen,  Edels- 
berg,  Essershausen.  Weinbach  im  Amte  Weilburg;  bei  Amdorf,  Burg 
und  anderen  Orten  bei  Herborn ;  an  den  Löhren  bei  Dillenburg  in 
hellgrünen  unvollkommen  ausgebildeten  Krystallen,  welche  leicht  mit 
Titanit  verwechselt  werden  können;  an  sonstigen  Orten  bei  Dillenburg. 
Im  Schalstein  bei  Balduinstein.  an  der  Bodensteiner  Lay  bei  Villmar. 
bei  Aumenau  und  Freienfels.     In    kieseligen    Schichten   des    Grünsteins 


—    168 


bei  Gaudernbach  und  Edelsberg  bei  Weilburg,   au  der  Rheinstrasse  bei 

I  »illenburg.  Im  Taunusschiefer  bei  Königstein  und  Naurod,  am  Donners- 
köpfchen bei  Wehen;  in  einem  <lem  Taunusschiefer  untergeordneten 
dolomitischem  Gestein  bei  Eppenhain  im  Amte  Königstein. 

*  In  hellgrünen,  krystallinisehen  Massen  in  einem  Kalkschalstein 
au  der  Kerkerbach  zwischen  Höfen  und  Eschenau. 

23.  Nephelin.      1851,  II,  S.  262;   1864/66,  S.   89. 

In  eckigen  Augiteinschlüssen  des  Basaltes  in  bräunlichgrauen 
Krystallen  eingewachsen  bei  Naurod,  Amts  Wiesbaden.  Zuweilen  ist  in 
einem  solchen  Krystalle  ein  Kern  von  grünlichweisser  Farbe  enthalten, 
jedoch  ist  auch  zuweilen  der  Kern  dunkel,  die  äusserste  Schichte  hell 
gefärbt.  Das  Vorkommen  ist  selten.  In  sehr  kleinen,  aber  zierlichen 
braunen  bis  in's  Grünliche  gehenden  hexagonalen  Kryställchen  der  Forin 
ooP  .  OP  fand  er  sich  in  Drusenräumen  des  Trachy-Dolerites  von  Bellingen 
bei  Marienberg  mit  Magnet-  und  Titaneisen. 

24.  Labrador  (Labradorit).  S.  Uebers.  S.  93,  37;  1850,  S.  40; 
1851,  II,  S.  261. 

Krystallinische  Partieen  finden  sich  im  Grünstein  von  Sechshelden, 
am  Nebelsberg  zwischen  Dillenburg  und  Frohnhausen  und  an  vielen 
andern  Orten  um  Dillenburg,  am  Halberg  bei  Niedertiefenbach,  bei 
Gräveneck,  bei  Birlenbach  unweit  Diez;  im  Schalstein,  jedoch  meist 
verwittert  und  von  kaolinartigem  Ansehen  am  Häuser  Hof  bei  Nassau. 
im  Löhnberger  Weg  bei  Weilburg.  In  schönen  Krystallen  im  Diabas 
von  Tringenstein  bei  Herborn  und  dem  des  Kupbachthales  bei  Steins- 
berg und  zwar  hier  zuweilen  mit  dem  characteristischen  Schiller. 

25.  Feldspath  (Orthoklas).  S.  Uebers.  S.  92,  35;  1850.  S.  40; 
1851,  II,  S.  219.  261. 

In  verwitterten  undeutlichen  Krystallen  eingewachsen  im  Taunus- 
schiefer  am  Himmelöhr  bei  Wiesbaden,  bei  Dotzheim.  In  kleinen 
glänzenden  Krystallen  und  krystallinisehen  Massen  im  quarzführenden 
Porphyr  der  Papiermühle  bei  Weilburg,  bei  Altendiez  und  Steinsberg; 
im  Porphyrconglomerat  von  Waldhausen  bei  Weilburg;  in  Porphyrroll- 
stücken des  Schalsteins  bei  Weilburg.  —  In  kleinen  Drusenräumen  des 
Glimmerporphyrs  in  undeutlichen  Krystallen  bei  Heimbach,  Amts  Langen- 
schwalbach.  In  wohl  ausgebildeten,  meist  aber  schon  etwas  verwitterten 
Krystallen  in  einer  regelmässig  der  Grauwacke  eingelagerten  Schicht 
eines  flaserigen  Schiefers  von  röthlich  grauer  Farbe  bei  Niederrossbach 
unweit  Dillenburg.  In  schönen  Krystallen  im  Schalstein  bei  Donsbach, 
Amts   Dillenburg. 


-     169    — 

Dicht,  als  Feldstein,  in  gTaulichweissen  ßollstücken  mit  einge- 
wachsenen Quarzkörnern  im  Diluvium  von  Merenberg  bei  Weilburg. 

*  Dieses  Feldspathgestein  —  Quarzporphyr  —  findet  sich  anstehend 
and   durch   einen  Steinbruch   aufgeschlossen  etwa  1,5  km  westlich  von 

Merenberg,  links  der  Strasse  von  da  nach  Rennerod. 

Als  Umwandlungs-Pseudomorphose  kommt  der  Peldspath  (Orthoklas) 
nach  Laumontit  auf  Klüften  des  in  Zersetzung  begriffenen  Grünsteins 
von  Niederscheid  und  Oberscheid  bei  Dillenburg  und  Burg  bei  Her- 
borri  vor. 

Glasiger  Feldspath  (Ehyakolith,  Sanidin).  S.  Hebers.  S.  93, 
35,  38;   1851.  II,  S.  261. 

Im  Trachyt  bei  Helferskirchen,  Weidenhahn,  Wölferlingen  and 
Dahlen  auf  dem  Westerwalde  sehr  häufig  porphyrartig  eingemengt. 
ebenso  im  Trachyttuff  von  Schönberg;  im  Basalt  und  Dolerit  an  der 
First  bei  Kemmenau,  am  Beilstein  bei  Wahlrod,  Amts  Hachenburg,  bei 
Weilburg,  ßabenscheid  und  Oberbrechen ;  im  Phonolith  von  Hartenfels. 
Obersayn  und  Oberötzingen.  In  abgerundeten  Stücken  fand  er  sich  im 
Hasalt  der  Grube  Concordia  bei  Unnau  und  Langenbach  auf  dem  Wester- 
walde. Ein  verwitterter  Krystall  fand  sich  aufgewachsen  in  einer 
Höhlung  des  Basalttuffs  der  Grube  Kohlensegen  bei  Gusternhain. 

26.  Albit.  S.  Uebers.  S.  93,  36;  1850,  S.  40;  1851,  II,  S.  235. 
261;    1852,  II,  S.   120;   1853.  II,  S.  41;   1864/66,  S.  89. 

Einfache  Krystalle  sind  kaum  häufiger  als  Zwillinge.  Das  Mineral 
findet  sich  auf  Klüften  des  Grünsteins  mit  Quarz  und  Epidot  bei  Oders- 
bach. Kirschhofen.  Löhnberg,  im  Weilwege  bei  Weilburg,  im  Rupbach- 
thale  unterhalb  Diez.  bei  Amdorf  im  Amte  Herborn;  im  Taunusschiefer 
krystallirt  und  derb  in  der  Gegend  um  Wiesbaden;  in  einem  gang- 
artigen Räume  des  grünen  Taunusschiefers  am  Königsteiner  Burgberg 
in  ausgezeichneten  Krystallen.  einfachen  und  Zwillingen,  mit  Chlorit, 
Quarz  und  Kalkspath;  auf  einem  Quarzgange  der  älteren  Grauwacke  in 
derben,  fleischrothen  Partieen  in  der  Hammerborner  Hohle  bei  Holz- 
hausen a.  d.  Haide;  in  Drusenräumen  des  Trachy-Üolerits  von  Bellingen 
bei  Marienberg  als  fast  wasserhelle  Kryställchen,  auf  welchen  mitunter 
sehr  zierliche  Magneteisen-Oktaeder  sitzen. 

Albit  nach  Kalkspath  als  UmhüllungSrPseudomorphose.  Häufig 
besitzt  der  Albit,  welcher  auf  Klüften  des  Grünsteins  am  Löhnberger- 
wege  bei  Weilburg  vorkommt,  ein  zerfressenes  Ansehen  und  Eindrücke 
von  Flächen  anderer  Krystalle,  die  auf  Kalkspath  zurückgeführt  werden 
können. 


—     170    — 

Adinole  (dichter  Albit).     1850.  S.  40;   1851,  II,  S.  261. 

Mit  grünem  Kieselschiefer  verwachsen  zu  Merkenbach  bei  Herborn  und 
,mi  vielen  <>iten  bei  Dillenburg  und  Herborn  zwischen  dichtem  kalkreichem 
Diabas  und  Schiefergesteinen  als  Zersetzungsprodukt  des  Labradorits. 

27.  Tachylit.     150.  S.  40;   1852,  II,  S.   121. 

Als  Ueberzug  von  Blasenräumen  im  Basalte,  welche  durch  Aragonit 
ausgefüllt  sind  bei  Hof  auf  dem  Westerwalde.  In  Blasenräumen  des 
Hasaltes  der  Grube  Alexandria  bei  Höhn  findet  sich  gelblicher  stäng- 
licher  Kalkspath,  auf  welchem  eine  dünne  Binde  von  Tachylit  liegt, 
welche  ihrerseits  wieder  von  Chabasitrhomboedem  bedeckt  ist. 

28.  Palagonit.   S. Hebers.,  S. 96, 55;  1849,  S.  227;  1851,  II,  S.  267. 
Findet    sich    am    Beselicher  Kopfe    bei    N. -Tiefenbach    in    braunen 

oder   schwärzlichen    amorphen  Massen.     Eingemengt    im  Basalttuff  von 
Lautzenbrücken  auf  dem  Westerwalde. 

29.  Bimsstein.    S.  Hebers.  S.  73. 

Als  Sand  auf  dem  Westerwalde  weit  verbreitet  und  sich  bis  in 
die  Gegend  von  Ems  und  Lahnstein  erstreckend.  Besteht  aus  Bimsstein- 
trümmern,  meist  als  feiner  Sand  mit  Titaneisenkörnchen  vorkommend, 
selten  aus  grösseren  Stücken  Bimsstein  bis  zu  15  cm  Durchmesser  und 
darüber,   so  z.  B.  bei  der  Ahler-Hütte  zwischen  Lahnstein  und  Fachbach. 

*  Bimssteinsand  findet  sich  auch  bei  Niedertiefenbach,  Dehrn  und 
Niederbrechen  unweit  Limburg. 

30.  Glimmer  (einaxiger  Glimmer.  Biotit).  S.  Uebers.  S.  93.  40; 
1849,  S.  204. 

Im  Basalt  von  Nordhofen,  Nomborn,  Härtungen  und  Nentershausen ; 
im  Trachyt  von  Wölferlingen,  Wied-Selters,  Leuterod,  Niederahr  und 
Helferskirchen ;  im  Trachyttuff  bei  Wirges,  Amts  Montabaur. 

31.  Glimmer  (zweiaxiger  Glimmer.  Muscovit).  S.  Uebers.  S.  94. 
41;   1851.  II,  S.  224,  262. 

Im  Glimmerporphyr  als  wesentlicher  Gemengtheil  in  kleinen  Krystallen 
hei  Adolfseck,  Lindschied  und  Heimbach  bei  Langenschwalbach  und  Ober- 
auroff bei  Idstein;  im  Grünstein  in  tombackbraunen  Blättchen  an  den 
Schwärzen-Steinen  bei  Wallenfels,  Weissberg  bei  Burg;  mit  Albit  und 
Quarz  auf  Klüften  des  Grünsteins  im  Bupbachthale,  unterhalb  Diez;  in 
einem  schwarzen  Gesteine,  welches  das  Saalband  eines  Rotheisenstein- 
lagers im  Diabase  bildet,  in  zahllosen  kupferrothen  Blättchen  einge- 
wachsen bei  Uckersdorf,  Amts  Herborn;  auf  Klüften  von  Basalt  mit 
Chalcedon  bei  Neunkirchen,  Amts  Eennerod;  in  einem  sehr  zersetzten 
IVhlspathgesteiiie  bei  Merenberg,   Amts  Weilburg.     (Hier  wurde   er  von 


—     171     — 

der  Bauern  hartnäckig  rar  Platin  gehalten);  in  Höhlungen  des  Trachy- 
Dolerits  in  tombackbraunen  sechsseitigen  Tafeln  h«*i  Bellingen,  Amts 
Marienberg.  Allgemein  verbreitet  als  Gemengtheü  des  Taunusschiefers, 
der  Sandsteine  und  des  Braunkohlenlettens  bei  Hochheim;  in  der  Grau- 
wacke  in  grösseren  Partieen  bei  Brandoherndorf. 

Glimmer  nach  Hornblende  als  Umwandlungs-Pseudomorphose 
im  Trachyt  von  Helferskirchen.  Auf  den  Spaltungsflächen  nach  oo  P 
der  Hornblendekrystalle  hatten  sich  Glimmerblättchen  von  messinggelher 
bis  silherweisser  Farbe  ausgebildet.  Die  Hornblendekrystalle  waren 
dabei  in  ihrem  Gefüge  sehr  aufgelockert  und  das  Gestein  sichtlieh  an- 
gegriffen. —  Die  Hornblende  der  porphyrartigen  Trachyte  d.  S.  W. 
Westerwaldes  erleidet  sebr  häufig  eine  Zersetzung  in  Glimmer,  welche 
man  durch  alle  Stadien  hindurch  verfolgen  kann. 

Bei  Helferskirchen  befinden  sich  an  einem  und  demselben  Berge 
zwei  Steinbrüche  in  porphyrartigem  Trachyt.  einer  oben  am  Ausgebenden, 
ein  anderer  unten.  In  letzterem  ist  die  Hornblende  noch  vollkommen 
frisch  und  Glimmer  nicht  bemerkbar,  in  ersterem  dagegen  die  Horn- 
blendekrystalle in  eine  blassgraue,  erdige  Substanz  verwandelt  und  das 
ganze  Gestein  angefüllt  mit  frischen,  lebhaft  glänzenden,  braunen  Glim- 
merblättchen.  Dieselbe  Erscheinung  zeigt  sich  bei  Niederahr,  Wolfer- 
lingen u.  s.  w. 

32.  Sericit.     1851,  II.  S.  266. 

Sehr    verbreitet    als    wesentlicher    Bestandtheil    der    Taunuschiefer. 

*  Grobe  ausgeschiedene  Partieen  dieses  Minerals  finden  sich  besonders 

rein  in  einem  Steinbruche  oberhalb  Hallgarten  im  Rheingau.  (C.  Koch.) 

33.  Chromophyllit.    1851,  IL  S.  266. 

Viele  Schalsteine,  namentlich  die  violetten,  enthalten  eine  oliven- 
apfelgrüne  Mineralsubstanz  von  ausgezeichnetem  Fettglanze,  Talkhärte 
und  krummschaliger  Absonderung.  Dieselbe  schmilzt  vor  dem  Löthrohr 
in  der  Pincette  leicht  zu  schwarzem  Email  und  nähert  sich  in  allen  Be- 
ziehungen sehr  dem  von  List  untersuchten  Sericit.    Gleich  diesem  wurde 


■.'- 


sie  früher  immer  für  Talk  gehalten.  Bei  Limburg  am  Wege  nach 
Eschhofen,  im  Feldbacher  Wäldchen  bei  Dillenburg  und  am  Windhofe 
bei  Weilburg  findet  sich  dieselbe  sehr  ausgezeichnet.  Dr.  C.  List 
fand  bei  einer  quantitativen  Analyse  der  apfelgrünen  Varietät  von 
Limburg:  viel  Thonerde,  Chromoxyd,  wenig  Eisenoxydul  und  Kalkerde, 
ausserdem  Magnesia,   Alkalien  und  Wasser. 

*  Dieses  Mineral  findet  sich  auch  auf  der  Grube  Gronauerecke  bei 
Berghausen  im  Amte  Nastätten.     (Bergmeister  Ulrich.) 


172 


34.  Lepidomelan.    S.  uebers.,  S.  93,  39. 

Rabenschwarze,  blätterige  Partieen  mit  Quarz  und  Kalkspath  im 
Saalbande  des  Kotheisensteinlagers  der  Grube  Friedericke  bei  Kirchhöfen. 

35.  Augit  (Pyroxen).  S.  Uebers.,  S.  95,  44;  1849,  S.  204; 
1851,  II,  S.  264;   1864/66,  S.  89. 

Schöne  Krystalle  von  12  — 15  mm  Länge  fanden  sich  im  körnigen 
Basalt  von  Weilburg.  Die  Gegend  von  Oberahr,  Weidenhahn,  Nieder- 
sayn  und  Saynerholz  zeichnet  sich  durch  die  grosse  Menge  der  im 
Basalt  vorkommenden  schönen  Augitkrystalle  aus;  ebenso  liefert  der 
Basalttuff  von  Härtungen  prachtvolle  einfache  Krystalle  und  anscheinend 
rechtwinkelig  durchwachsene  Zwillinge.  Wenn  dieser  Tuff  ganz  ver- 
wittert ist,  so  liegen  Augite  und  Hornblenden  in  grosser  Menge  in  dem 
Weg  und  auf  den  Feldern.  Aehnliche  Krystalle  findet  man  in  einem 
rothen,  thonigen  Gestein,  welches  zwischen  Ewighausen  und  Weidenhahn 
auf  dem  Westerwalde  im  Basalte  vorkommt;  conglomeratartig  zwischen 
Schichten  von  Braunkohlenletten  auf  der  Grube  Kohlensegen  bei  Gustern- 
hain,  wo  auch  grüne  Krystalle  vorkommen.  In  grünen,  sehr  vollkommen 
theilbaren  Massen  findet  sich  Augit  im  Basalte  von  Naurod  bei  Wies- 
baden; in  dichten  Stücken  und  Körnern  im  Grünstein  von  Birlenbach, 
Weyer,  Gräveneck,  Weilburg  und  am  Klangstein  bei  Sechshelden,  unweit 
Dillenburg;  in  kleinen  Kryställchen  im  Palagonitconglomerat  am  Beselicher 
Kopf  bei  Niedertiefenbach ;  im  Trachy-Dolerit  von  Caden  bei  Wester- 
burg  in  kleinen  lang  gezogenen  Prismen  von  sehr  schöner,  aber  nicht 
näher  zu  beobachtender  Ausbildung. 

36.  Babingtonit.    1864/66,  S.  91. 

In  Gesellschaft  des  Lievrits  von  Herbornseelbach  bei  Herborn,  in 
schwarzen,  mattglänzenden,  unregelmässig  ausgebildeten,  triklinoedrischen 
Krystallen  von  mitunter   15  mm  Grösse. 

37.  Hornblende  (Amphibol).  Strahlstein,  Tremolit,  Asbest.  S.  Uebers.. 
S.  94,  43;  1849,  S.  204;  1851,  II,  S.  263;  1857,  S.  398;  1864/66, 
S.  94,  96. 

Hornblende  kommt  in  grossen  ausgezeichneten  Krystallen  im 
Basalttuff  von  Härtungen  mit  Augit  vor.  Hier  fand  sich  auch  ein 
ausgezeichneter  Zwillingskrystall,  welcher  zur  Hälfte  von  einem  Augit- 
krystalle, zur  anderen  von  einem  Hornblendekrystalle  gebildet  wird. 
Ausserdem  kommen  nicht  selten  Hornblendekrystalle  vor,  aus  denen 
Augite  hervorragen  und  umgekehrt.  Im  Basalt  von  Wölferlingen  kommen 
in  grosser  Menge  und  bis  zu  3  cm  Grösse  ausgezeichnete  Zwillinge  vor, 
bei  welchen  der  einspringende  Winkel  so  verdeckt  wird,  dass  man  einen 


—     173    — 

einfachen  Krystall  vor  sich  zu  haben  glauben  könnte,  ausserdem  findet 
sich  Hornblende  in  grossen  blätterigen  Massen  im  Basalt  bei  NTaurod, 
Weilburg  and  ist  fast  über  den  ganzen  Westerwald  verbreitet.  In 
schönen  blätterigen  Partieen  kommt  sie  im  Grünstein  vor  bei  Odersbach, 
Kirschhofen,  Löhnberg,  im  Tunnel  bei  Weilburg,  am  Halberg  bei 
Niedertiefenbach,  am  Klangstein  bei  Sechshelden  und  Heunstein  bei 
Dillenburg,  bei  Burg  und  Amdorf  im  Amte  Herborn.  In  zuweilen 
recht  deutlichen  Krystallen  kommt  sie  im  Trachyt  von  Weidenhahn  im 
Amte  Wallmerod  vor.  Die  Krystalle  sind  theils  unmittelbar  in  den 
Trachyt  porphyrartig  eingemengt,  theils  in  den  glasigen  Peldspath 
eingewachsen  oder  um  diesen  krystallisirt  und  sehr  in  die  Länge 
gezogen.  Ausser  im  Trachyt  von  Weidenhahn  finden  sich  dieselben 
Doch  bei  Helferskirchen,  Labien,  Niederahr,  Selters  und  im  Trachyt- 
conglomerat  von  Schönberg.  Kleinere  Hornblendekrystalle,  meist  in  der 
Richtung  der  Hauptaxe  verlängert,  finden  sich  nicht  selten  im  Trachy- 
Dolerit  von  Salz,  Bellingen  und  Härtungen.  Sie  sind  indess  fast  immer 
schon  halb  zersetzt  und  zwar  von  Innen  nach  Aussen.  Im  Phonolith 
kommt  Hornblende  bei  Oberrötzingen  im  Amte  Montabaur  vor. 

In  dem  Basaltmandelstein  bei  Härtungen,  in  welchem  Pseudo- 
morphosen  von  Chabasit  nach  Hornblende  und  Augit  vorkommen, 
fand  sich  ein  auf  beiden  Enden  zerfressener,  sonst  aber  noch  wohl 
erhaltener  Hornblendekrystall,  durch  den  seiner  Längenaxe  nach  eine 
Höhlung  ging,  die  sich  nach  glücklichem  Aufbrechen  des  Krystalls  als 
den  hinterlassenen  Eindruck  einer  hexagonalen  Pyramide  von  Kalkspath 
ergab,  wie  sie  in  dem  zersetzten  Gestein  gar  nicht  selten  vorkommt. 
Sodann  ist  noch  eine  Pseudomorphose  nach  Hornblende  zu  erwähnen, 
welche  sich  bei  Bellingen  als  fast  wesentlicher  Bestandteil  des  Trachy- 
Dolerits  findet.  Sie  kommt  in  ausgezeichnet  wohl  gebildeten  Krystallen 
bis  zu  15  mm  Grösse  in  derselben  Form  wie  bei  Härtungen  vor,  welche 
von  Aussen  mattgrau  erscheinen  und  im  Innern  unter  vollständiger 
Zerstörung  der  blätterigen  Textur  in  ein  Gemenge  von  Zeolithen  und 
anderen  Mineralien,  worunter  sich  Magneteisen  stark  vertreten  findet 
(wie  der  Magnet  nachweist),  umgewandelt  ist.  Die  einzelnen  Individuen 
der  Mineralien  sind  wegen  ihrer  Kleinheit  nicht  näher  zu  erkennen, 
man  kann  aber  doch  sehen,  dass  es  verschiedene  sind. 

Strahlstein.  Kommt  vor  als  Bestandteil  mehrerer  Grünsteine 
und  auf  Klüften  derselben  ausgeschieden;  besonders  deutlich  auf  einem 
Rotheisensteinlager  des  Grünsteins  bei  Burg. 

Tremoli!     Findet    sich    auf  Kluftflächen    des    schwarzen    Kiesel- 


—    174    — 

Schiefers  in   der  Nähe  des  Grünsteins   an    mehreren  Punkten,    so  z.  B. 
bei  Herbornseelbach. 

Asbest.  Fand  sich  auf  Klüften  des  Grünsteins  bei  Weilhurg  und 
Gräveneck  in  lavendelhlauen  Paserlagen  zwischen  den  einzelnen  Lagen 
eines  stänglichen  Kalkspaths. 

38.  Broncit.     S.   Uebers.,  S.  95,  46. 
luv  Olivin  des  Basaltes    von  Naurod    bei  Wiesbaden   eingewachsen. 

39.  Hypersthen.    S.  üebers.,  S.  95,  45. 

Als  wesentlicher  Gemengtheil  mancher  Grünsteine,  z.  B.  Schwärze- 
Steine  bei  Wallenfels,  Weissberg  bei  Borg. 

40.  Talk.  Speckstein  (Steatit).  S.  Liebers..  S.  94.  42:  1849, 
S.  204;   1851.  II,  S.   237. 

a)  Talk.  Talk  kommt  vor  auf  Klüften  des  Eisenspaths  bei 
Höchstenhach  im  Amte  Hachenhurg;  als  Umhüllung  von  Versteinerungen 
im  Cypridinenschiefer  des  Löhnherger  Weges  bei  Weilburg.  Unterhalb 
Hachenhurg  auf  der  Dachschiefergrube  Hardt  bei  Astert  kommt  in  der 
älteren  Grauwacke  eine  Schicht  vor,  welche  ganz  mit  Haliserites  Dechianus 
erfüllt  ist.  Diese  Pflanzen  sind  sehr  schön  in  Talk  versteinert.  Auch 
bei  Oberrossbach  im  Dillehburgischen  findet  sich,  aber  nicht  so  ausge- 
zeichnet, diese  Erscheinung  bei  anderen  Pflanzenformen. 

b)  Speckstein.  S.  Uehers.  S.  96.  52;  1850,  S.  40;  1851,  II. 
S.  214,  231;  1853,  II,  S.  41. 

In  Basalt  und  Dolerit  in  braunen  Varietäten,  zuweilen  noch  in 
der  Form  des  Augits  bei  Härtungen,  Gemünden  und  Stockum  auf  dem 
Westerwalde,  in  weissen  Varietäten  bei  Schenkelberg  im  Amte  Selters : 
in  schwefelgelben  und  gelbgrünen  bei  Rabenscheid,  Amt  Herborn;  als 
dünner  Ueherzug  auf  Taunusschiefer  im  Nerothal  bei  Wiesbaden.  In 
apfelgrünen,  derben  Massen  auf  Brauneisenstein  am  Oberilmenberg 
bei  Aumenau.  *  Das  hier  gefundene  Mineral  ist  als  Speckstein, 
jedoch  mit  ?  versehen,  aufgeführt  und  dürfte  wohl  Nontronit  ge- 
wesen sein. 

Speckstein  nach  Hornblende.  In  dem  Augit-Hornblendegestein 
von  Härtungen  ist  die  Hornblende  zuweilen  mit  einer  Binde  von  lauch- 
grünem Speckstein  umgeben,  der  den  Kaum  der  zum  Theil  zersetzten 
Krvstalle  einnimmt.  Aber  auch  im  Innern  der  Krystalle  zeigt  sich  diese 
Specksteinmasse  in  einzelnen  Partieen  ausgebildet.  Wo  diese  Erschei- 
nung an  der  Hornblende  auftritt,  ist  das  Gestein  schon  zum  Theil  an- 
gegriffen und  nahe  am  Tag  liegend. 

Speckstein   nach   Chabasit.     Im  zersetzten  Basalt  des  Schachtes 


—    175    — 

Leda  der  Grube  Kohlensegen  bei  Gusternhain  kommt  Chabasit  vor, 
welcher  in  eineii  gelblich  grauen,  bolähnlichen  Speckstein  umgewandelt 
ist.  Bei  Härtlingen  wird  der  Chabasit  im  Augit-Hornblendegestein  in 
milchweissen  Speckstein  umgesetzt,  während  im  tiefen  Stollen  der  Braun- 
kohlengrube Gutehoffhung  bei  Westerburg  der  Chabasit  mit  Erhaltung 
seiner  Krystallform  in  eine  braune,  durchscheinende,  bolartige  Masse  um- 
gewandelt  gefunden  wurde 

Speckstein  nach  Olivin  (Chrysolith)  kommt  in  den  zur  Ver- 
witterung neigenden,  sein-  olivinreichen  Basalten  der  Umgegend  von 
Höhn  bei  Marienberg,  besonders  aber  auf  dem  Waffenfelde  vor  und  es 
ist  entweder  der  vormalige,  von  Olivin  eingenommene  Raum  ganz  von 
lauchgrünem  Speckstein  erfüllt,  oder  der  Olivin  nur  zum  Theil  zersetzt. 
Häufig  sind  die  zahlreichen  kleinen  Bäume,  welche  der  Olivin  einnahm. 
ganz  ausgewittert  und  mit  später  eingedrungenen  amorphen  Substanzen 
wieder  ausgekleidet,  wodurch  das  Gestein  ein  blasig-schlackiges  Ansehen 
erhält. 

Eine  ähnliche  Erscheinung  findet  sich  im  Stollen  der  Braunkohlen- 
grube Wilhelmszeche  bei  Bach,  wo  die  Höhlungen  zahlreicher  ausgewit- 
terter Augitkrystalle  ein  ebenso  blasig-schlackiges  Gebilde  zurücklassen. 
Die  ausgewitterten  Kalkmandeln  der  Grünsteine  bei  Dillenburg  geben 
zu  ganz  ähnlichen  Produkten  Veranlassung.  Speckstein  nach  Chrysolith 
wurde  auch  in  sehr  scharf  ausgebildeten  Kryställchen  im  Basalte  von 
Guckheim  bei  Wailmerod  entdeckt. 

Speckstein  nach  Kalkspath.  In  vielen  dichten  Basalten  des 
Westerwaldes  und  oft  in  grösseren  Partieen  findet  sich  ein  mattgrünes. 
erdiges  Mineral  ausgeschieden,  das  nach   der  qualitativen  Untersuchung 

von  F.  Sandb erger  Si,  Mg,  Fe,  AI  und  K  enthält  und  das  vorläufig 
als  Speckstein  bezeichnet  werden  mag,  obschon  sich  diese  Zusammen- 
setzung bedeutend  von  der  des  eigentlichen  Steatits  entfernt.  Die  all- 
gemeine Unsicherheit  über  eine  Menge  Mineralien,  die  unter  dem  Namen 
Speckstein  cursiren,  mag  diese  Bezeichnung,  der  man  keine  andere  als 
Vermiculit  substituiren  könnte,  entschuldigen.  Dieses  Mineral  kommt 
besonders  häufig  auf  Klüften  und  in  Drusenräumen  und  als  Mandeln 
in  den  dichten  schwarzen  Sohlbasalten  der  Gruben  Alexandria  bei  Höhn, 
Nassau  bei  Schönberg  nnd  Waffenfeld  bei  Urdorf  vor  und  verdrängt 
den  in  diesen  Bäumen  früher  angesetzten  Kalkspath.  Li  einzelnen 
Drusen  ist  der  nach  Form  K3R  krystallisirte  Kalkspath  nur  theilweise 
verdrängt  und  es  ist  dabei  deutlich  zu  sehen,  wie  es  in  die  Krystalle 
eindringt  und  sie  nach  und  nach  vollständig  zerstört. 


—     176    — 

41.   Olivin  (Chrysolith).    S.   Uebers.,  S.  92,  33. 

Krystallisirt,  nur  am  Wolfsholz  bei  Langwiesei)  im  Amte  Wall- 
merod  gefunden.  Krystallinische  Partieen,  sowie  körnig  abgesonderte 
Stücke  von  der  Grösse  eines  Kinderkopfes  bis  zu  der  einer  Erbse,  sind 
häufig-  in  manchen  Basalten.  Die  grössten  Kugeln  finden  sich  im  Basalt 
von  Naurod  bei  Wiesbaden,  kleinere  bei  Weilburg.  Limburg.  Welsch- 
neudorf. Dieselben  schliessen  oft  ein  hell  apfelgriin  gefärbtes  Mineral 
ein,  welches  der  Farbe  nach  »'ine  kieselsaure  Chromoxyd-  oder  Nickel- 
oxydul-Verbindung  ist.  Der  körnige  Chrysolith  oder  Olivin  ist  der  Ver- 
witterung sehr  ausgesetzt  und  zerfällt  zu  einem  gelblich -weissen,  lockeren 
Saude,  der  leicht  aus  dem  Basalte  herausfällt. 

HyalOSiderit.  S.  Uebers..  S.  92.  34;  1849.  S.  204:  1851.  II, 
8.   223;    1852.   II.   8.    120. 

Derselbe  ist  vorzugsweise  den  eisenschüssigen,  verschlackten  Basalten 
eigen,  in  denen  er  sich  am  Mühlenberg  bei  Holzappel,  bei  Molsberg 
und  Weidenhahn  in  kleinen,  aber  nicht  bestimmbaren  Krystallen  findet. 
Ausserdem  kommt  er  vor  im  Basalt  von  Westerburg,  Bennerod  und 
Rabenscheid. 

HyalOSiderit  nach  OÜVin.  Obschon  Olivin  und  Hyalosiderit  der- 
selben Mineralspecies  angehören,  so  dürfte  doch  die  Umwandlung  des 
Olivins.  welche  er  bei  der  Verwitterung  des  oben  bei  ..Speckstein  nach 
Olivin"  angeführten  Basaltes  von  Höhn  erleidet,  anzuführen  sein.  Da 
übrigens  über  die  Bestandteile  dieses  Umwandlungsproduktes  und  zumal 
aber  den  Eisengehalt  keine  quantitativen  Nachweisungen  vorhanden  sind, 
so  kann  —  obschon  der  Eisengehalt  im  Hyalosiderit  wechselnd  gefun- 
den wurde  —  nicht  behauptet  werden,  dass  man  es  hier  mit  einem 
wirklichen  Hyalosiderit  zu  thun  habe,  wie  er  z.  B.  am  Kaiserstuhl  vor- 
kommt. Während  bei  der  Zersetzung  des  Basalts  nur  wenige  Olivin- 
Individuen  in  Speckstein  übergehen,  nehmen  die  meisten,  von  Aussen 
nach  Innen  fortschreitend,  die  Natur  des  Hyalosiderits  an  und  der 
muschelige  Bruch  macht  einem  blätterigen  Gefüge  Platz.  Zwischen 
diesen  Blättern,  deren  Pachtung  wegen  der  Ulideutlichkeit  der  Krystall- 
Umrisse  nicht  genau  auszumitteln  ist,  die  aber  in  der  Richtung  von 
cdPqo  zu  gehen  scheinen,  sind  dann  auch  zuweilen  dünne  Glimmer- 
blättchen  von  tombackbrauner  Farbe  eingelagert,  die  ebenfalls  als  ein 
Umwandlungsprodukt  des  Olivins  anzusehen  sein  werden.  Sowohl  der 
Speckstein,  wie  der  Hyalosiderit  und  Glimmer  verschwinden  bei  der 
fortschreitenden  Verwitterung  des  Gesteins  und  hinterlassen,  wie  schon 
oben   angegeben,   leere  Bäume  in   dein  Gestein. 


—    177 


\iii- 


4-2.  Zirkon  (Hyazinth).      1804/66,  S.  89. 

Fand  sich  als  einziges,  rothbraunes  Kryställchen  der  genau  erkenn- 
baren tetragonalen  Form  oo  P ,  P .  o  P  in  einer  Druse  des  Trachy- 
Dolerits  von  Caden  bei  Westerburg. 

43.  Natronmesotyp  (Natrolith).  S.  Uebers.,  S.  97,  60;  1849, 
S.  204. 

In  nadeiförmigen  Krystallen  und  strahligen  Partieen  im  Basalt: 
Basaltkopf  bei  Weübnrg,  Hornköppel  bei  Oberbrechen,  bei  Arborn  und 
Rabenscheid  im  Amte  Herborn,  am  Hirschstein  bei  Dillenburg,  bei 
Westerburg.  bei  Hartenfels  im  Amte  Selters,  bei  Untershausen  im  Amte 
Montabaur,  bei  Nomborn  und  Ewighausen  im  Amte  Wallmerod,  am 
Salzburgerkopf  bei  Marienberg,  bei  Langendernbach ;  im  Basalttuff  bei 
Härtungen,  Amts  Wallmerod,  im  Trachyt  bei  Dahlen,  Amts  Wallmerod,  und 
in  porphyrartigem  Phonolith  an  der  Burg  bei  Hartenfels  im  Amte  Selters. 

*  Ferner  kommt  er  sehr  schön  vor  im  Basalt  von  Hüblingen  im 
Amte  Rennerod  und  im  Basalt  vom  Steinkopf  bei  Blessenbach  im  Amte 
Bunke]. 

44.  Kalkmesotyp.   (Skolezit).    1851,  II,  S.  220. 

Auf  der  Braunkohlengrube  Kohlensegen  bei  Gusternhain  wurde  bei 
dem  Abteufen  des  Schachtes  Leda  eine  in  Zersetzung  begriffene  Basalt- 
tuffschicht durchbrochen,  deren  zahlreiche  Blasenräume  theils  mit  Bol 
ausgefüllt  oder  mit  Chabasitkrystallen  (Kalkchabasit)  bekleidet  waren. 
Zum  Theil  war  dieser  Tuff  in  unregelmässigen  Partieen  oder  in  Schnüren 
ganz  in  Bol  umgewandelt  und  in  einer  Blase  fanden  sich  auch  —  um- 
hüllt von  einer  zerreiblichen,  specksteinartigen  Masse  —  zwei  kleine 
Krystalle  glasigen  Feldspaths,  die  offenbar  auch  schon  angegriffen  er- 
schienen. In  vielen  derartigen  Blasen,  die  sich  mit  Chabasit  ausge- 
kleidet zeigten,  erscheint  zunächst  der  Blasenwand  ein  dieser  entsprechen- 
der Streifen  Mesotyp,  der  sich  in  die  Krystalle  des  Chabasits  verbreitet 
und  dieselben  stellenweise  durchdringt,  sodass  die  Form  des  Chabasits 
noch  erhalten  ist,  aber  der  Mesotyp  zu  allen  Flächen  herauswächst  und 
diese  mit  seinen  Nadeln  bedeckt. 

45.  Thomsonit.    (Comptonit).    S.  Uebers.,  S.  97,  61. 

In  kleinen  Krystallen  mit  Phillipsit  im  Dolerit  am  Hornköppel  bei 
Oberbrechen. 

46.  Laumontit.    S.  Uebers.,  S.  98,  63. 

In  deutlichen  Krystallen  selten;  gewöhnlich  in  krystallinischen 
Partieen  mit  Kalkspath  auf  Klüften  des  Grünsteins:  Amdorf  und  Uckers- 
dorf  bei  Herborn,  Neues  Haus  bei  Dillenburg,  Weilburg. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  12 


—  178 


47.  Prehnit.  S.  Uebers.,  S.  97,  59;  1849,  S.  204;  1850,  S.  40; 
1851,  II,  S.  217,  264;  1857,  S.  398. 

In  krystallinischen  Massen  für  sich  oder  in  kleinen,  grünlichen 
Kryställchen  auf  Laumontit  im  Grünstein:  Tunnel  bei  Weilburg,  Burg 
bei  Herborn,  Neues  Haus  und  Oberscheid  bei  Dillenburg.  Der  krystalli- 
nische  Prehnit  von  Burg  zeigt  die  diesem  Minerale  eigenthümliohe  Pyro- 
elektricität  sehr  ausgezeichnet.  Im  Grünstein  von  Amdorf  bei  Herborn 
kommt  er  krystallisirt  mit  stark  gebogenen  Flächen  vor  und  in  besonders 
schönen  Krystallen  bei  Oberscheid  und  Uckersdorf.  In  Klüften  des  Dia- 
bases von  Niederscheid  werden  sehr  häufig  die  Saalbänder  von  Prehnit, 
die  zweite  Lage  von  Kalkspath,  die  innerste  von  Quarz  gebildet. 

Prehnit  nach  Analcim.  Der  Analcim  kommt  im  Dillenburgischen 
und  bei  Weilburg  auf  Klüften  und  Drusenräumen  verschiedener  Grün- 
steine, aber  nur  sparsam  vor.  Er  ist  gewöhnlich  von  fleischrother  Farbe 
in  der  Form  2  02  krystallisirt  und  in  Prehnit  umgewandelt.  Bei  Meden- 
bach  im  Dillenburgischen  findet  diese  Pseudomorphose  sich  in  einem 
Grünstein-Mandelstein,  worin  die  Kalkmandeln  in  der  Umgebung  der 
Pseudomorphosen  ausgewittert  sind,  wodurch  das  Gestein  ein  ganz  blasiges 
Ansehen  erhält.  Die  pseudomorphen  Krystalle  sitzen  aber  auch  zuweilen 
auf  Kalkspathschnüren,  die  ein  ganz  angefressenes  Aussehen  zeigen.  Die 
2  02  Flächen  sind  in  der  Regel  sehr  wohl  erhalten  und  nur  im  Innern 
kann  man  die  Structurveränderung  und  kleine  Höhlungen  bemerken. 
Diese  Pseudomorphose  wurde  auch  am  geistlichen  Berge  (Weinberg)  bei 
Herborn  gefunden. 

Prehnit  nach  Quarz.  Auf  den  Klüften  eines  verwitterten  dichten 
Grünsteins  zwischen  Burg  und  Herbornseelbach,  die  mit  Prehnitschalen 
bekleidet  sind,  finden  sich  Quarzkrystalle  in  verschiedenen  Gruppirungen 
dem  Prehnit  aufgewachsen.  Dieselben  sind  trüb,  an  einzelnen  Theilen 
oft  angefressen  und  dann  mit  Prehnitkryställchen,  die  in  die  Quarz- 
krystalle eindringen,  bedeckt.  Am  stärksten  scheinen  die  Pyramiden  zu 
leiden.  Der  Prehnit  gruppirt  sich  in  kugeligen  oder  wulstigen  Partieen 
um  die  Krystalle  des  Quarzes,  welche  dessen  Dasein  dann  erst  erkennen 
lassen,  wenn  man  sie  entzwei  schlägt,  wo  sich  dann  in  der  Regel  noch 
ein  zerfressener  Quarzkern  findet. 

Prehnit  nach  Laumontit.  Diese  Pseudomorphose  wurde  am 
Tunnel  bei  Weilburg  mehrmals  beobachtet.  Der  Laumontit  ist  von 
microscopischen  Prehnitkrystallen  überzogen  und  bis  zu  geringer  Tiefe 
ganz  in  denselben  umgewandelt,  der  Kern  besteht  aber  auch  aus  dem 
unzersetzten    Minerale.     Auch    bei    Oberscheid    wurde    solch    ein    umge- 


fcsb 


—    179    — 

wandeltet  Laumontit  aufgefunden.  Derselbe  kam  in  Gesellschaft  von 
Kalkspath  in  einer  Grünsteindruse  vor  und  besteht  aus  einem  Aggregat 
divergirender  Krystalle  der  Form  go  P.oP  von  beinahe  6  cm  Länge, 
zwischen  die  Kalkspath  gelagert  ist,  und  wovon  einer  über  15  mm  aus 
der  Gruppe  hervorragt.  Die  Flächen  desselben  sind  rauh  und  die  Krystalle 
rings  von  einer  Kruste  lauchgrünen  Prehnits,  die  unregelmässig  in  den 
Kern  desselben  verläuft,  umgeben.  Das  Merkwürdigste  bei  dieser  Pseudo- 
morphose  ist  aber,  dass  vor  der  Umwandlung  in  Prehnit  eine  solche  aus 
Laumontit  in  Kalkspath  zuerst  stattgefunden  haben  muss;  denn  das 
Innere  der  Krystalle  ist  vollständig  weiss  (der  Laumontit  sonst  fleisch- 
roth)  mit  der  Structur  und  Härte  und  dem  Glänze  des  Kalkspaths  und 
braust  mit  Säure  sehr  heftig. 

Prehnit  nach  Kalkspath.  Diese  Pseudomorphose  ist  vorstellend 
schon  berührt  worden ;  ausserdem  kommt  aber  bei  Niederscheid,  am  Neuen 
Haus  u.  s.  w.  krystallinischer  Kalkspath  vor,  in  dessen  Masse  der  Prehnit 
sichtlich  eingedrungen  ist.  Auch  finden  sich  einzelne  Partieen  dieses 
Kalkspaths  in  Prehnit  eingeschlossen  und  ist  der  erstere  immer  von  zer- 
fressenem Ansehen.  Diese  Erscheinung  findet  sich  ebenfalls  auf  Klüften 
des  Grünsteins  bei  Dillenburg. 

48.  Analcim.    S.  Uebers.,  S.  98,  67;  1849,  S.  205;  1857,  S.  398. 
Auf  Klüften   eines   zersetzten   Grünsteins  im  Löhnberger  Wege   bei 

Weilburg  fanden  sich  fleischrothe  Krystalle  mit  Trapezoederflächen,  welche 
mit  Säure  und  vor  dem  Löthrohr  die  ßeactionen  eines  Zeoliths  gaben, 
aber  schon  zu  verwittert  waren,  um  sie  näher  zu  bestimmen.  In  wasser- 
hellen Trapezoedern  mit  Kalkspath  und  Prehnit  auf  Klüften  eines  dichten 
Grünsteins  bei  Niederseheid;  in  röthlich  weissen,  undeutlichen  Krystallen 
bei  Uckersdorf  im  Amte  Herborn;  hier  aber  auch  in  einem  Mandelsteine 
in  grossen,  schönen  Krystallen  der  Form  2  02.  —  Ein  ähnliches,  aber 
schlechteres  Vorkommen  ist  bei  Oberscheid  bekannt  geworden. 

49.  Chabasit.  S.  Uebers.,  S.  98,  66;  1849,  S.  205;  1850,  S.  41; 
1851,  II,  S.  215,  216,  235,  238,  264;  1864/66,  S.  93,  95. 

In  gelblich  weissen  Krystallen  auf  Klüften  im  Grünstein,  begleitet 
von  Laumontit  und  Quarz  bei  Uckersdorf  im  Amte  Herborn ;  in  weissen 
Krystallen  von  12  —  15  mm  Länge  mit  Kalkspath  in  Drusenräumen  des 
Dolerits  von  Oberbrechen  bei  Limburg;  im  Basalte  mit  Mesotyp  bei 
Niederahr  im  Amte  Wallmerod;  in  kleineren  Kryställchen  im  porösen 
Basalt  von  Westerburg  und  Weidenhahn,  Amts  Wallmerod;  in  ausge- 
zeichneten Zwillingen  bei  Ewighausen,  Amts  Wallmerod,  und  Stahlhofen 
bei  Westerburg;   in    wasserhellen  Krystalldrusen    im  Basalttuff  von  Ge- 

12* 


—    180    — 

münden  bei  Westerburg,  Gusternhain  bei  Herborn,  Schönberg  und  Höhn 
bei  Marienberg;  in  Blasenräumen  des  Basalttuffs  von  Härtungen;  eben- 
daselbst auch  Durchkreuzungszwillinge.  Die  Krystalle  gewöhnlich  um 
einen  Augitkrystall  herum  auskrystallisirt.  In  demselben  Gestein  bei 
Westerburg,  Molsberg,  Wallmerod  und  Oberötzingen.  In  den  Blasen- 
ränmen  des  zersetzten  Basaltes  der  Grube  Kohlensegen  bei  Gusternhain 
lassen  sich  öfter  folgende  Mineralien  übereinander  wahrnehmen :  Bol, 
faseriger  Mesotyp,  Chabasit  in  Rhomboedern  krystallisirt. 

Chabasit  nach  Hornblende.  Diese  Pseudomorphose  findet  sich 
in  den  angegriffenen  Partieen  des  Augit-Hornblendegesteins  bei  Härt- 
ungen sehr  häufig.  Bei  der  äusseren  Abnahme  der  Krystalle,  die  in 
bis  über  3  cm  grossen,  schön  ausgebildeten  Individuen  vorkommen, 
wächst  die  Chabasitkruste  und  fast  immer  bilden  sich  gleichzeitig  im 
Innern  der  Krystalle  kleine  Drusenräume.  Nicht  minder  scheidet 
sich  dieses  Mineral  in  dünnen  Lamellen  auch  gleichzeitig  auf  den 
Blätterdurchgängen  aus,  wodurch  die  Krystalle  auseinander  getrieben 
werden. 

Chabasit  nach  Aligit.  An  demselben  Fundorte  und  unter  ganz 
gleichen  Verhältnissen  tritt  die  Umwandlung  des  Augits,  welcher  in 
ebenso  zahlreichen  grossen  und  schönen  Krystallen  wie  die  Hornblende 
vorkommt,  in  Chabasit  häufig  ein. 

Chabasit  nach  Laumontit.  Zwischen  Burg  und  dem  Neuen 
Haus  bei  Dillenburg  sind  in  dem  zur  Verwitterung  geneigten  kugeligen 
Grünsteine  nicht  selten  unregelmässige  drusige  Räume  vorhanden,  die 
mit  Quarz  und  Kalkspath  ausgekleidet,  in  den  verschiedenartigsten 
Gruppirungen  Laumontit,  Chabasit,  Heulandit,  Kalkspath  und  Quarz 
krystallisirt  enthalten,  wobei  gewöhnlich  eingestreut  ein  dunkel- oliven- 
grünes schuppiges  Mineral,  welches  wahrscheinlich  Aplirosiderit  ist,  die 
anderen  Mineralien  überkleidend  vorkommt.  Der  Laumontit,  welcher 
sich  den  Drusenwänden  zunächst  ausgebildet  hat,  ist  zerfressen  und  in 
Chabasit  übergehend,  während  dieser  wieder  trüb  und  ebenfalls  zerfressen 
eine  Menge  kleiner  Heulanditkryställchen  in  seiner  Masse  und  in  seinen 
Flächen  eingewachsen  zeigt.  Der  Kalkspath,  welcher  dabei  vorkommt, 
ist  ebenfalls  angegriffen,  sowie  auch  mitunter  der  Quarz. 

Chabasit  nach  Kalkspath.  Bei  Härtungen  auf  dem  Westerwalde 
finden  sich  in  Chabasitdrusen  des  dasigen  Augit-Hornblendegesteins  an 
Durchkreuzungszwillingen  die  scharfflächigen  Höhlungen,  die  nur  von 
hexagonalen  Pyramiden  des  Kalkspathes  herrühren  können.  Ein  eben 
solcher  Abdruck  findet  sich  auch  als  Höhle,    die   zum  Theil    wieder  mit 


"*j 


—     181     — 

Chabasit  besetzt  ist,   mitten  in   einem  Hornblendekrystall  von    da,    und 

zwar  in  der  Eichtun--  der  Hauptaxe. 

Chabasit  nach  Braunkohle.  Diese  interessante  Pseudomorphose 
fand  sich  zuerst  in  Drusen  des  festen  Sohlbasaltes  der  Braunkohlengrube 
Segengottes  bei  Illfurt  im  Amte  Marienberg,  sodann  im  tiefen  Stollen 
der  gegenüberliegenden  Grube  Alexandria,  ebenfalls  im  Sohlbasalte,  als 
wasserhelle  Inkrustation  von  Braunkohlenfasern  und  breitgedrückten  Holz- 
stückchen. Später  fand  sich  dieselbe  Erscheinung,  aber  in  grösseren 
Krystallen  in  Braunkohlenstückchen  im  Sohlthon  der  Grube  Gutehoffnung 
bei  Westerbarg  und  Gerechtigkeit  bei  Stahlhofen,  sowie  Concordia  bei  Unnau. 

50.  Faujasit.     1850,  S.  41;   1852,  II,  S.   121. 
In    weissen   quadratischen    Octaedern   in   Drusen   des   Basaltes   von 

Trierischhausen  im  Amte   Selters;   selten  in    kleinen   Blasenräumen   des 
Dolerits  von  Eibingen  bei  Wallmerod. 

51.  Phillipsit  (Kalkharmotom).  S.  Uebers.,  S.  98,  65;  1849, 
S.  204;   1850,  S.  41:   1851,  II,  S.  219,  238,  265;   1852,  II,  S.  121. 

In  einfachen  und  Durchkreuzungs-Zwillingskrystallen  mit  Mesotyp 
im  Dolerit  am  Hornköppel  bei  Oberbrechen  ;  mit  Chabasit  im  Basalttuff 
der  Grube  Alexandria  bei  Höhn  und  bei  Härtungen ;  mit  strahligem 
Kalkspath  in  wasserhellen  einfachen  Krystallen  bei  Stahlhofen ;  in  porösem 
Basalt  mit  Chabasit:  Gemünden  bei  Westerburg,  Ewighausen,  Ritzhausen 
bei  Marienberg ;  in  schönen  Zwillingskrystallen  in  Drusen  des  Basaltes 
von  Meudt  bei  Wallmerod  und  Höchstenbach  bei  Hachenburg;  in  com- 
pactem Basalt  bei  Caden  und  Langendernbach;  im  Basalte  von  Wester- 
burg und  der  Grube  Alexandria  bei  Höhn;  in  sehr  kleinen  Krystallen 
auch  im  Basalte  von  Weilburg  und  der  Kalteiche  bei  Dillenburg;  im 
Braunkohlenletten  von  Gusternhain. 

Phillipsit  und  Kalkspath.  Im  verhärteten  basaltischen  Sohlthon 
der  Braunkohlengrube  Gerechtigkeit  bei  Stahlhofen  erscheinen  nicht  selten 
ürusenräume,  die  von  Braunkohlenstücken,  welche  ausgewittert  sind,  her- 
rühren und  mit  Kalkspath,  Chabasit  und  Phillipsit  in  sehr  kleinen 
Kryställchen  besetzt  sind.  Die  weingelben  Kalkspathkrystalle  sind  in 
diesen  Drusen  zuweilen  von  Phillipsit  angefressen  und  wandeln  sich  in 
ein  Gemenge  von  Phillipsit  und  einem  grünen,  erdigen  Mineral  um. 
Einer  ähnlichen  Umsetzung  scheint  der  Chabasit  zu  unterliegen. 

Phillipsit  nach  Braunkohle  wurde  in  Begleitung  von  Chabasit 
und  Kalkspath  als  Auskleidung  der  Höhlungen  zerstörter  Braunkohlen 
auf  der  Grube  Gerechtigkeit  bei  Stahlhofen  und  Alexandria  bei  Höhn 
als  Inkrustation  von  Braunkohlenfasern  beobachtet. 


—    182    — 

52.  Harmotom  (Barytharmotom).     S.  Uebers.,  S.  98,  64. 
In  kleinen  Krystallen   auf  Klüften    des  Grünsteins  von  Amdorf  bei 

Herborn  (Stifft). 

53.  Herschel'lt.  1849,  S.  205;  1851,  II,  S.  265;  1852,  II, 
S.    121. 

In  kleinen  Krystallen  als  Seltenbeit  mit  Chabasit  bei  Ewighausen 
im  Amte  Wallmerod;  in  Drusenräumen  des  Basaltes  bei  Härtungen. 

54.  Desmin.    1857,  s.  398. 

Kommt  selten  in  concentrisch  faserigen  Kugeln  in  einem  Kalkspath- 
gange  des  Grünsteins  zwischen  Burg  und  Uckersdorf  vor. 

55.  Heulandit  (Stilbit).  S.  Uebers.,  S.  98,  62;  1851,  II,  S.  216, 
217;  1857,  S.  398. 

Wurde  in  verschiedenen  Krystallformen  auf  einem  dichten  Grünstein 
bei  Uckersdorf  im  Amte  Herborn  und  in  blätterigen  Partieen  am  Neuen- 
haus bei  Dillenburg  gefunden;  in  Krystallen  auf  Klüften  des  Grünsteins 
bei  Niederscheid  und  in  röthlichen  stänglich-blätterigen  Partieen  auf 
einem  Rotheisensteinlager  des  Grünsteins  bei  Burg. 

*  In  Blasenräumen  des  Dolerits  am  Hornköppel  bei  dem  Bahnhofe 
von  Oberbrechen.     (Bergmeister  Ulrich.) 

Heulandit  nach  Chabasit  kommt  mit  der  oben  erwähnten  Pseudo- 
morphose  von  Chabasit  nach  Laumontit  vor. 

Heulandit  nach  Quarz.  Auf  den  sogenannten  Prehnitgängen  zu 
Niederscheid  unterhalb  Dillenburg  finden  sich  enge  Klüfte,  auf  denen 
Quarz  und  Heulandit  in  zahlreichen  kleinen  Krystallen  aufsitzen.  Die 
Quarzkryställchen  sind  häufig  und  zumal  an  den  Pyramiden  angefressen 
und  trüb  und  es  haben  sich  sowohl  da  als  auch  an  den  oo  P  Flächen 
Heulanditkryställchen  eingenistet,  die  sie  zuweilen  ganz  umschliessen. 

Heulandit  nach  Prehnit.  Das  letztere  Mineral  scheint  an  dem- 
selben Fundorte,  auf  den  sogen.  Prehnitgängen  einer  Umwandlung  in 
Heulandit  zu  unterliegen,  da  die  Klüfte  derselben  mit  Heulanditkrystallen, 
wie  auch  bei  den  vorhergehenden  Pseudomorphosen  bedeckt  sind  und  in 
die  Masse  des  Prehnits  eindringen,  wobei  derselbe  öfter  ein  ganz  zer- 
fressenes Ansehen  annimmt. 

56.  Chlorit.     S.  Uebers.,  S.  97,  57. 
Als  Ueberzug    von   Quarzkrystallen   auf  Erzgängen    von    Holzappel 

und  Ems,  im    Taunusschiefer    bei    Falkenstein    und   Eppenhain;   in  der 

Grauwacke  bei  Nievern. 

*  In  Quarzdrusen  an  der  Hohenlay  bei  Obernhof  im  Amte 
Nassau. 


Amt« 


—    183    — 

57.  *  Chloritoid  kommt  als  grüner  Bestandteil  der  Hornblende- 
Sericitschiefer  des  Taunus  vor  und  findet  sich  in  feinschuppigen  Partiecn 
mit  Albit  zusammen  öfters  in  derben  Massen  von  grösserer  oder  ge- 
ringerer Ausdehnung  in  diesem  Gestein  ausgeschieden,  besonders  auf 
Klüften  und  Gangtrümmern,  so  bei  Falkenstein  und  ßuppertshain,  wie 
auch  zwischen  Neudorf  und  Schlangenbad.     (C.  Koch.) 

58.  AphrOSiderit.  S.  Uebers.,  S.  97,  56;  1849,  S.  204;  1850, 
S.  40;   1851,  II,  S.  222,  230. 

Findet  sich  nicht  nur  in  der  ganzen  Gegend  von  Weilburg,  Limburg 
und  Diez,  sondern  auch  hier  und  da  im  Dillenburgischen  verbreitet  und 
bricht  gewöhnlich  verwachsen  mit  Ankerit  oder  Quarz.  Ausserdem  findet 
er  sich  auch  auf  Klüften  des  Taunusschiefers  mit  Albit  oder  Quarz  in 
der  Gegend  von  Wiesbaden.  Auf  Rotheisensteinlagern  findet  er  sich  auf 
Grube  Gelegenheit  bei  Weilburg  in  äusserst  feinschuppigen,  oliven-  bis 
schwärzlich-grünen  Massen  mit  Kalkspath  und  Quarz,  bei  Rückershausen 
und  Balduinstein  bei  Diez. 

Aphrosiderit  nach  Rotheisenstein  kommt  als  Umwandlungs- 

Pseudomorphose   auf  mehreren   Rotheisensteinlagern    bei  Weilburg,    Diez 
und  Dillenburg  vor. 

AphrOSiderit  nach  Kalkspath.  Der  Aphrosiderit  kommt,  wie 
erwähnt,  als  ein  Umwandlungsprodnct  des  Eisenoxydes  auf  Rotheisen- 
steinlagerstätten  an  der  Lahn  in  Begleitung  von  Kalkspath  häufig  vor. 
Er  dringt  dabei  nicht  selten  in  die  Masse  des  Kalkspaths  ein,  der  dann 
nach  und  nach  verschwindet  und  den  Aphrosiderit  als  ein  lockeres, 
schaumiges  Gebilde  zurücklässt. 

59.  Allophan.     1851,  II,  S.  264. 

Als  ganz  neue  Bildung  derb  und  traubig  mit  Malachit  und  Ara- 
gonitkrystallen,  oder  als  Verkittung  von  Schieferbruchstückchen  in 
einem  Versuchsstollen  auf  Kupfer  am  Wege  zwischen  Obernhof  und 
Nassau. 

*  Bei  Dehrn,  in  der  Nähe  von  Limburg,  wurde  ein  wie  Hyalith 
aussehender  Allophan  gefunden,  welcher  wasserhell  und  durchsichtig  ist, 
starken  Glasglanz  und  muscheligen  Bruch  hat  und  sehr  zerbrechlich  ist. 
Die  Analyse  ergab  die  Zusammensetzung  des  Allophans.  (H.  v.  Rath. 
Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie  u.  s.  w.,  1872,  S.  875.) 

*  In  spangrün  und  grünlichblauen  traubigen  Gestalten  mit  Kupferkies, 
Kupferpecherz  und  Malachit  auf  der  Grube  Kronbuche  bei  Dillenburg; 
als  bläulichweisser  Ueberzug  auf  Brauneisenstein  auf  der  Grube  Isora 
bei  Gaudernbach. 


—    184    — 

60.  *  Halloys'lt.     Mit   Psilornelan    und   Pyrolusit    in    Braunstein- 

gmben  bei  Niedertiefenbach  von  weisser  bis  leberbrauner  Farbe.  Auf 
der  Lagerstätte  noch  ganz  feucht  und  knetbar,  im  trockenen  Zustande 
schneidbar.  (Fr.  Sandberger.  Neues  Jahrb.  f.  Mineralogie  u.  s.  w., 
1845,  S.  577-581.) 

61.  *  Kollyrit.  Kollyrit  und  Halloysit  fanden  sich  bei  Nieder* 
tiefenbach,  hauptsächlich  auf  den  Gruben  Hofgewann  und  Nollsgrube 
auf  und  in  Psilomelan  und  Pyrolusit,  dicht,  erdig,  von  weisser  Farbe 
im  Thon,  denselben  streifenweise  durchziehend.  (F.  Odern  heimer. 
Das  Berg-  und  Hüttenwesen   im  Herzogthum  Nassau.     1865,    S.  219.) 

62.  Kaolin  (Porzellanerde).     1851,  II,  S.  221. 

Am  Nebelsberge  bei  Dillenburg  auf  dem  Wege  von  da  nach  Mander- 
bach  setzt  auf  der  Grenze  des  Wissenbacher-Schiefers  ein  Labrador- 
porphyr-Lager von  2 — 20  m  Mächtigkeit  im  gewöhnlichen  Gebirgsstreichen 
auf,  welches  sich  an  mehreren  Punkten  und  besonders  an  den  Saalbändern 
im  Zustande  der  Zersetzung  befindet.  Die  dichte,  dunkelgrüne  Grund- 
masse ist  dann  in  ein  schmutziges  Olivengrün  übergegangen  und  die 
zahlreichen  Labradorkrystalle,  die  in  dem  Gesteine  von  3  mm  bis  zu 
3  cm  Grösse  vorkommen,  sind  zu  Kaolin  umgewandelt.  Auch  an  der 
Löhnberger  Hütte  bei  Weilburg  kommt  diese  Pseudomorphose  nach 
Sandberger  sehr  schön  vor. 

63.,  64.  *  Thon  und  Walkererde. 

Die  edlen  Thonarten  und  die  Walkererde  finden  sich  in  Nassau 
grösstentheils  in  naher  Beziehung  zu  der  Braunkohlenformation;  sie 
überlagern  dieselbe  entweder  oder  kommen  an  deren  Rändern  vor,  so 
namentlich  auf  den  Vorterrassen  des  Westerwaldes  in  den  Aemtern  Monta- 
baur und  Selters,  aber  auch  an  dem  Nord-  und  Südrande  des  Westerwaldes 
in  den   Aemtern  Dillenburg,  Herborn  und  Weilburg. 

Am  Südrande  des  Taunus  kommen  ebenfalls  edle  Thonlager  vor, 
besonders  reichhaltig  bei  Geisenheim,  Taunusgestein  überlagernd,  und 
in  Berührung  mit  einem  eigenthümlichen  Feldspathgestein,  sodann 
bei  Hochheim  mit  der  Braunkohlenformation  u.  s.  w.  (F.  Odern- 
heimer.  Das  Berg-  und  Hüttenwesen  im  Herzogthum  Nassau.  1865, 
S.  101.) 

Besonders  gute  Walkererde  findet  sich  in  den  Gemarkungen  Breit- 
scheid, Medenbach  und  Langenaubach  und  in  den  Districten  Arret  und 
Eichwald  bei  Merenberg. 

65.  *  Gelberde. 

Gelberde    kommt   besonders   bei  Krümme],    Nordhofen   und  Sessen- 


—    185    — 

hausen  im  Amte  Selters  vor,  dann  auch  bei  Manderbach  und  Wissen- 
bach im  Amte  Dillenburg-  und  vielen  anderen  Orten. 

66.  Bol  (Bolus).     S.  Uebers.,  S.  96,  50;  1851,  II,  S.  288. 

In  aufgelöstem  Basalt:  Thalheim  bei  Hadamar,  am  Beilstein  bei 
Wahlrod,  Amts  Hacbenburg,  Basaltkopf  bei  Weilburg  u.  s.  \v.  Dieses 
Mineral,  das,  wohl  von  verschiedener  Zusammensetzung  unter  diesem 
Namen  begriffen,  in  den  Basalten  des  Westerwaldes  sehr  häufig  vor- 
kommt, erfüllt  Drusenräume  des  Basaltes,  die  offenbar  von  zerstörten 
Braunkohlen  lurrühren.  Zum  Theil  lassen  sich  auch  noch  die  Massen 
davon  in  dorn  bituminösen  Bol  beobachten. 

67.  Steinmark.     S.  Hebers.,  S.  96,  51;   1851,  II,  S.  221. 
Meist  ein  Umwandlungsproduct  von  Quarz   und    häufig  mit  diesem 

auf  Gängen  vorkommend;  in  manchen  Stücken  von  der  Grube  Aurora 
bei  Niederrossbach  im  Amte  Dillenburg  verlaufen  sich  die  feinen  Quarz- 
klüfte, welche  das  Nebengestein  (Grauwacke)  durchsetzen,  ganz  allmälig 
in  Steinmark  mit  Verlust  der  Härte  und  des  Glanzes.  Ebenso  findet 
sich  das  Mineral  bei  Oberrossbach,  unweit  Hacbenburg,  mit  Brauneisen- 
stein; bei  Ahausen,  Löhnberg  und  Nanzenbach  mit  Rotheisenstein, 
namentlich  wo  sich  der  letztere  auskeilt. 

*  Steinmark  fand  sich  auch  in  derben  Stücken  auf  der  Braun- 
kohlengrube  Ludwighaasengrube  bei  Breitscheid. 

68.  Apophyllit.     1850,  S.  40. 

In  ungefähr  15  mm  langen  Krystallen  mit  Kalkspatb  in  Drusen- 
räumen  des  Dolerits  von  Oberbrechen. 

!  Fand  sich  in  neuester  Zeit  hier  wieder  in  der  Form  »Poo  ,  oP.P. 
sehr  schön.  Der  Fundort  liegt  am  Horuköppel  bei  dem  Bahnhofe  von 
Oberbrechen. 

69.  Serpentin.     S.  Uebers.,  S.  96,  53;   1851,  II,  S.  265. 

In  schwärzlichgrünen  Massen  auf  Quarz-  und  Kalkspathklüften  im 
Grünstein  bei  Dillenburg;  als  Lager  in  demselben  auf  den  Gruben  Hilfe- 
Gottes  und  Neuer-Muth  bei  Nanzenbach ;  auf  der  Grenze  des  Grünsteins 
gegen  schieferige  Gesteine,  allmälig  in  Grünstein  übergehend  bei  Weilburg 
und  Merkenbach  bei  Herborn. 

70.  Schillerspath  (Bastit).     1857,  S.  399. 

Als  Bestandtheil  einer  Grünstein-Abart  hinter  Burg  bei  Herborn. 

71.  Chrysotil.     S.  Uebers.,  S.  96,  54;   1857,  S.  398. 

Im  Serpentin  des  tiefen  Stollens  der  Grube  Hilfe-Gottes  in  der 
Wfyerheck  bei  Nanzenbach  in  lauchgrünen,  faserigen  Partieen;  ähnliche 
Vorkommen  finden  sich  bei  Eibach  und  Nanzenbach ;  wahrscheinlich 


^oos 
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186    — 


IL  Metallische  Mineralien. 


Titan. 

74.  Sphen  (Titamt).    S.  Uebers.,  S.  98,  68;  1864/66,  S.  89. 

In  einfachen  und  Zwillingskrystallen  im  Trachyt  von  Weidenhahn 
bei  Wallmerod.  —  Als  Zersetzungsproduct  des  Basalts  bei  Fehl,  Amts 
Marienberg,  in  Drusenräume  mit  Magneteisen  und  einem  Zeolith  (Hersche- 
lith?)  verwachsen. 

Quecksilber. 

75.  Zinnober.  1851,  II,  s.  258. 

Kam  im  Jahre  1848  auf  der  Grube  Neuer  Muth  bei  Nanzenbach, 
jedoch  in  sehr  geringer  Menge  vor.  Auf  Nestern  im  Schalstein  findet 
er  sich  nahe  an  der  Grenze  des  Naussauischen  zu  Hohensolms  im  Kreise 
Wetzlar. 

*  Zinnober  wurde  in  etwas  grösserer  Menge  im  Schalstein  nahe  bei 
der  Grube  Fortunatus  bei  Dillenburg  gefunden  und  darauf  im  Jahre  1873 
die  Quecksilbergrube  Idria  verliehen,    (ßergmeister  Fr  oh  wein.) 

*  Im  Jahre  1857  fand  er  sich,  jedoch  in  geringer  Menge,  in  der 
Gemarkung  Nanzenbach  in  einem  im  Walddistrict  Untere  Eck  abgeteuften 
Schurfschächtchen. 


im  Diorit  von  Weinbach  bei  Weilburg,  der  Grube  Mehlhach  bei  ßohnstadt 
und  am  Halberg  bei  Niedertiefenba  eh. 

72.  Neolith.     1852,  II,  S.  120. 
In  Drusenräumen  des  Basaltes  bei  Weilburg. 

73.  *  Bauxit. 

Wurde  im  Anfange  des  Jahres  1878  auf  der  Grube  Waldmanns- 
hausen bei  Mühlbach  im  Amte  Hadamar  aufgefunden.  Es  folgt  hier 
gleich  unter  der  Dammerde  ein  rothbrauner  Thon,  in  welchem  grössere 
und  kleinere  Knollen  von  Bauxit,  sowie  Basaltkrotzen  liegen.  Die  Farbe 
des  Bauxits  ist  seltener  hell  röthlichbraun,  meist  mehr  oder  weniger 
dunkel  rothbraun,  wesshalb  er  früher  für  einen  geringhaltigen  Braun- 
eisenstein angesehen  wurde. 


—    187    — 

Silber. 

76.  Gediegen  Silber.    S.  Uebers.,  S.  82,  2;  1851,  II,  S.  257; 

1852,  II,  S.   119;   1861/66,  S.  93. 

In  haar  förmigen  Gestalten  mit  Quarz,  Fahlerz  und  Blende  auf 
Grube  Holzappel  bei  Dörnberg.  Hier  fand  sich  auch  ein  ausgezeichnetes 
Stück  mit  fast  3  cm  langen  und  ziemlich  dicken,  in  einer  Höhlung  der 
Gangmasse  sitzenden  Drähten.  —  In  rundlichen  oder  dendritischen  Ge- 
stalten mit  Weissbleierz  und  Kupferglanz  auf  Grube  Friedrichssegen  bei 
Oberlahnstein.  Hier  kommt  es  auch  in  drusigem  Brauneisenstein  öfter 
mit  Weissbleierzkrystallen  verwachsen,  in  sehr  zierlichen  Aggregaten,  in 
der  sog.  gestrickten  und  gezähnten,  auch  fadenförmigen  Ausbildung  vor. 
Ebenso  auch  derb  eingesprengt  und  dann  dem  gediegenen  Quecksilber 
oder  Amalgam  ähnlich,  wie  auch  als  Ueberzug  auf  Weissbleierz. 

*  Gediegen  Silber  fand  sich  auch  im  Brauneisenstein  der  Grube 
Bergmannstrost  (Lindenbach)  bei  Nievera. 

77.  Silberblende  als: 

Antimonsilberblende  (dunkles  Kothgiltigerz,  Pyrargyrit).  S.  Uebers., 
S.  86,   16;  1850,  S.  38. 

Kam  äusserst  selten  in  kleinen  Krystallen,  an  denen  man  die  Flächen 
der  sechsseitigen  Säule  erkennt,  in  Fahlerz  eingewachsen,  auf  den  auf- 
lässigen Erzgruben  Mehlbach  bei  Rohnstadt  und  Alte-Hoffnung  (Weyerer 
Werk)  bei  Weyer  vor.  Einige  gute  Stücke  von  Grube  Mehlbach  finden 
sich  in  der  Sammlung  des  Weilburger  Gymnasiums.  Auch  auf  der  Grube 
Bergmannstrost  (Lindenbach)   bei  Nievern   soll  sie  sich  gefunden  haben. 

*  Nach  alten  Akten  wurden  im  Anfange  des  vorigen  Jahrhunderts 
auf  einer  Erzgrube  bei  Langhecke,  innerhalb  des  heutigen  Grubenfeldes 
Altermann,  269  Pfund  Rothgiltigerze  gewonnen. 

78.  *  Jodobromit.  Wurde  auf  einer  Beudantit-Stufe  von  Grube 
Schöne-Aussicht  bei  Dernbach  im  Amte  Montabaur  in  kleinen,  schwefel- 
gelben Krystallen  der  Form  0  .  oo  0  co  gefunden.  Dieselben  sind  schneid- 
bar, leicht  schmelzbar  und  geben  vor  dem  Löthrohre  ein  Silberkorn  und 
Bromdämpfe.  Die  chemische  Zusammensetzung  entspricht  der  Formel: 
2  Ag  (Cl  Br)  -\-  AgJ.  (Verhandlungen  des  naturhistorischen  Vereins  der 
preussischen  Rheinlande  und  Westfalens.     1877.    Sitz.-Ber.,  S.   191.) 

*  Anhangsweise  mag  hier  erwähnt  werden,  dass  die  Erze  auf  den 
Gruben  an  der  unteren  Lahn  silber-  und  zum  Theil  goldhaltig  sind. 
Auf  der  Grube  Holzappel  bei  Dörnberg  enthalten  100  kg  aufbereitete 
Erze  37  g  Silber.    Der  Goldgehalt    des  Silbers  ist   hier  so  gering,  dass 


—    188    — 

er  die  Ausscheidung  nicht  lohnt.  —  Auf  dem  Einser  Blei-  und  Silber- 
werk  kommen  auf  100  kg  aus  den  Erzen  ausgebrachtes  Blei  97  g  Silber 
und  auf  3300  kg  Silber  1  kg  Gold.  Hier  wurde  eine  Zeit  lang  das 
Gold  aus  dem  Silber  ausgeschieden;  jetzt  geschieht  dies  nicht  mehr,  in- 
dessen wird  ein  Theil  des  Goldes  bei  dem  Verkaufe  des  Silbers  in  Rech- 
nung gebracht. 

Kupfer. 

79.  Gediegen  Kupfer.    S.  üebers.,  S.  82,  3;  1864/66,  S.  92. 
Mit  Brauneisenstein  und  Quarz  auf  Grube  Gemeinezeche  bei  Nanzen- 

bach,  unweit  Dillenburg;  in  dünnen  Blechen  in  Grauwackenschiefer  auf 
Grube  Bergmannstrost  (Lindenbach)  bei  Nievern;  mit  Rotlikupfererz  in 
den  Formen  von  0  und  0  .  oo  0  <x>  im  drusigen  Brauneisenstein  der 
Grube  Friedrichssegen  bei  Oberlahnstein. 

*  Gediegen  Kupfer  fand  sich  auch  auf  der  Kupfererzgrube  Neuer- 
muth  bei  Strassebersbach  im  Amte  Dillenburg  und  an  der  Hoheley  bei 
Obernhof,  hier  auf  Thonschiefer  aufsitzend. 

80.  Rothkupfererz  (Cuprit).  S.  üebers.,  S.  87,  19;  1864/66,  S.  92. 
Mit  Kupferlasur   auf  Grube   Goldbach   bei    Oberrossbach   im   Amte 

Dillenburg  und  nach  Becher  auf  Grube  Alte-Constanz  bei  Uebernthal 
im  Amte  Herborn.  Vielleicht  beruht  aber  die  letztere  Angabe  nur  auf 
Verwechselung  mit  Ziegelerz. 

*  Rothkupfererz  fand  sich  auf  der  Kupfererzgrube  Neuermuth  bei 
Nanzenbach  und  auf  den  Gruben  Mercur  bei  Ems  und  Friedrichssegen 
bei  Oberlahnstein.  Auf  letzterer  Grube  in  kleinen  zum  Theil  durchschei- 
nenden Oktaedern. 

81.  Ziegelerz  (Kupferziegelerz).  S.  üebers.,  S.  87,  20;  1851,  II, 
S.  226. 

Fand  sich  allenthalben  in  der  Gegend  von  Dillenburg  mit  Kupfer- 
kies, aus  dem  es  entsteht,  mit  Malachit,  Kupferpecherz  und  Kalkspath 
auf  Gängen  im  Grünstein  und  Schalstein.  Es  kam  lediglich  in  den 
oberen  Teufen  der  Kupfererzgänge  vor,  manchmal  in  Pseudomorphosen 
nach  Kupferkies,  wie  auf  Grube  Nicolaus;  ausserdem  auf  den  Gruben 
Gnadegottes,  Stangenwage,  Gemeinezeche,  Alte-Constanz  und  anderen 
Gruben  im  Dillen burgischen.  —  Früher  kam  Ziegelerz  auch  auf  der 
Grube  Stollberg  bei  Weilmünster,  am  Schellhof  und  Windhof  bei  Weil- 
burg vor,  sowie  am  Scheuernberger  Kopf  bei  Odersbach.  Als  grosse 
Seltenheit  fand  es  sicli  auf  einem  Seitentrümmchen  des  Rotheisenstein- 
lagers der  Grube  Lahnstein  bei  Odersbach  mit  faserigem  Malachit. 


ler- 


—    189    — 

*  Sehr  schön   kommt  es  mit  faserigem  Malachit  auf  Grube  Fried- 
richssegen bei  Oberlahnstein  vor. 

82.  Kupferschwärze.     1*850,  S.  39;  1851,  II,  s.  224. 
Auf  zersetztem  Kupferglanz  und  Kupferkies  auf  der  Grube  Stangen- 

w.ige  bei  Donsbach.  Auf  dem  braunen  Gange  dieser  Grube  kam  sie  als 
Pseudomorphose  nach  Kupferglanz  ohne  Krystallform  als  Umwandlungs- 
product  vor.  Der  derbe  krystallinische  Kupferglanz  erleidet  auf  Drusen- 
raumen  eine  Zersetzung  von  Aussen  nach  Innen. 

83.  Malachit.    S.  üebers.,  S.   102,  87;   1851,  II,  S.  225,  235. 
Meist  faserig  auf  den  Gruben  Nicolaus  bei  Dillenburg,  Gnadegottes 

(Hachelbach)  bei  Donsbach,  Alte-  und  Neue-Constanz  bei  Uebernthal 
und  Herbornseelbach;  am  Schellhof  und  Windhof  bei  Weilburg,  auf 
Grube  Stollberg  bei  Weilmünster.  Mit  Rotheisenstein  in  Begleitung  von 
Ziegelerz  auf  Grube  Lahnstein  bei  Odersbach.  Mit  Bleiglanz,  Barytspath 
und  Kupferkies  auf  Gängen  in  Grauwacke:  Michelbach  bei  Wehen,  Holz- 
appel,  Ems,  Niederrossbach  bei  Dillenburg,  hier  auf  Kissen  der  Fahlerz- 
krystalle  efflorescirend.  Als  Anflug  auf  Schalstem  und  Cypridinenschiefer 
bei  Weilburg  und  Fleisbach  bei  Herborn;  auf  Taunusschiefer  oder  im 
Quarze  desselben  bei  Naurod  und  Königstein.  Zersetzungsproduct,  welches 
theils  direct  aus  Kupferkies  oder  Fahlerz,  theils  aus  Ziegelerz  gebildet 
wird,  durch  Oxydation  und  Aufnahme  von  Kohlensäure  und  Wasser. 

*  Sehr  schöner  faseriger  und  zum  Theil  auch  traubiger  Malachit 
kam  vor  auf  den  Gruben  Stangenwage  bei  Donsbach,  Neuermuth  bei 
Nanzenbach,  Ludwigszuversicht  bei  Frohnhausen  und  Friedrichssegen  bei 
Oberlahnstein.  —  Auf  den  Gruben  Stangenwage  und  Ludwigszuversicht 
konnte  man  s.  Z.  an  einigen  Stellen  die  fortdauernde  Bildung  des  Mala- 
chites  sehr  schön  beobachten. 

Malachit  nach  Kalkspath  kam  auf  Grube  Gnadegottes  (Hachel- 
bach) bei  Donsbach  vor. 

Malachit  nach  Kupferkies.  Kommt  im  Dillenburgischen  auf 
Gängen  im  Grünstein  und  an  der  Lahn  in  den  Gängen  der  Grauwacke 
ziemlich  häufig  vor.  Die  Kupferkieskrystalle  büssen  dabei  die  Schärfe 
ihrer  Formen  ein,  schwellen  auf  und  im  Innern  derselben  findet  sich  in 
der  Kegel  noch  ein  Kern  des  unzersetzten  Minerals. 

Malachit  nach  Kupferglanz.  Der  Kupferglanz,  welcher  bei  Eisem- 
roth  östlich  von  Dillenburg  auf  einem  schmalen  Gangtrümmchen  im 
Grünstein  kristallinisch  und  derb,  ohne  die  Begleitung  der  gewöhnlichen 
Gangarten  vorkam,  ist  einer  Umwandlung  in  Malachit  unterworfen,  der 
sich    in    derben  Partieen    und    als    dünner  Anflug   in    dem  Kupferglanz 


—    190    — 

verbreitet,  wobei  der  Malachit  zuweilen  als  vorwaltender  Bestandteil  des 
Kupfererzes  erscheint. 

Malachit  nach  Quarz.  In  den  oberen  Teufen  der  Kupfererzgänge 
der  Grube  Gnadegottes  bei  Donsbach  erscheinen  Abdrücke  von  Quarz- 
krystallen,  die  nun  zum  Theil  verschwunden  sind,  in  später  abgesetztem 
Malachit. 

84.  Kupferlasur  (Azurit).  S.  TJebers.,  S.  102,  86;  1850,  S.  42; 
1851,  II,  S.  227,  268;  1852,  II,  S.  122. 

In  kleinen  undeutlichen  Krystallen  oder  strahligen  Partieen  auf 
Fahlerz,  Ziegelerz  oder  Quarz  auf  den  Gruben  Holzappel  bei  Dörnberg, 
Mehlbach  bei  Eohnstadt,  bei  Langhecke ;  selten  im  Dillenburgischen : 
Alte-Hoffnung  bei  Langenaubach,  sehr  schön  auf  Neue-Constanz  bei 
Herbornseelbach  und  Fortunatus  bei  Dillenburg;  zuweilen  mit  Braun- 
eisenstein auf  Grube  Friedrichssegen  bei  Oberlahnstein.  Angeflogen  auf 
Taunusschiefer  bei  Naurod  und  Georgenborn.  Zersetzungsproduct  von 
Fahlerz  und  Kupferkies.  Eingesprengt  und  angeflogen  im  Schalstein, 
der  das  Hangende  eines  Bleierzganges  bildet  bei  Wolfenhausen  auf  der 
im  Felde  Altermann  liegenden  Grube  ßotherköppel.  Im  Wiesbadener 
Museum  befindet  sich  ein  Stück  von  der  Alte-Constanz  bei  Uebernthal, 
an  welchem  über  einem  Kern  von  Kupferkies  zunächst  eine  dünne  Schicht 
von  Malachit  und  darauf  Krystalle  von  Kupferlasur  erscheinen. 

*  Kupferlasur  kam  in  krystalliniscken  Massen  auf  der  Grube  Gold- 
bach bei  Oberrossbach  im  Amte  Dillenburg  und  sehr  schön  krystallisirt 
auf  Grube  Friedrichssegen  bei  Oberlahnstein  vor. 

Kupferlasur  nach  Fahlerz.  Diese  oben  erwähnte  Umwandlung 
des  Fahlerzes  in  Kupferlasur  findet  sich  ohne  Erhaltung  der  Form  in 
der  oberen  Teufe  des  in  Grauwacke  aufsetzenden  Ganges  der  Bleierzgrube 
Henry,  welche  in  dem  Felde  der  Grube  Thomas  bei  Bergebersbach 
liegt.  Auf  den  Kupfererzgruben  Alte-Lohrbach  bei  Nanzenbach  und 
Constanze  bei  Langenaubach  ist  in  früherer  Zeit  auf  den  oberen  Teufen 
Kupferlasur  vorgekommen,  die  nur  ein  Zersetzungsproduct  des  Kupfer- 
kieses sein  kann,  da  daselbst  keine  Fahlerze  vorkommen. 

85.  Kupfervitriol  (Chalkanthit).     S.  Uebers.,  S.  99,  75. 
In  derben  Partieen  auf  Kupferkies,  Eisenkies  oder  Quarz  als  Seltenheit 

bei  Ems. 

86.  BrOChantit  (Krisuvigit).     1864/66,  S.  91. 

Wurde  bei  dem  Bau  der  Lahneisenbahn  zwischen  Nassau  und  Obern- 
hof an  der  sog.  Hoheley  gefunden.  Im  frischen  Zustande  ist  das  Mineral 
schön    smaragdgrün    und    in    büschelförmigen  Krystallpartieen    auf  den 


—    191    — 

Schieferungsflächen  der  ßrauwacke  aufgewachsen.  Deutliche  Flächen  sind 
nicht  zu  erkennen. 

87.  Phosphorcalcit  (Lunnit).     1864/66,  S.  92. 

Dieses  Mineral  wurde  auf  der  Kupfererzgrube  Neue-Constanz  bei 
Herbornseelbach  in  schönen  krystallmischen  Aggregaten  mit  Kupferlasur 
entdeckt.  Die  mit  demselben  angestellte  chemische  Untersuchung  ergab 
einen  Gehalt  von  5°/o  Vanadinsäure,  welcher  sich  dann  auch  als  Vanaclill- 
OCker  in  bräunlichen  Partieen  besonders  ausgeschieden  bemerklich  macht. 

ss.  Kupferschaum  (Tirolit).     1850,    S.   41;    1851,    II,    S.  227. 

In  kleinblätterigen  Partieen  als  Zersetzungsproduct  von  Fahlerz  auf 
der  Grube  Mehlbach  bei  Rohnstadt,  begleitet  von  einem  dunkler  grünen, 
erdigen,  arseniksauren  Kupferoxyd,  welches  noch  nicht  näher  untersucht 
ist,  und  Kupferlasur. 

89.  Kieselmalachit  (Kupfergrün,  Kieselkupfer,  Malachitkiesel, 
Chrysokoll).  S.  üebers.,  S.  96,  49;  1850,  S.  40;  1851,  II,  S.  226; 
1864/66,  S.  97. 

Mit  Kupferkies  und  anderen  Kupfererzen  bei  Nanzenbach  auf  der 
Grube  Alte-Constanz  bei  Uebernthal  und  anderen  Orten  bei  Dillenburg; 
als  kleintraubiger  Ueberzug  auf  Quarz  mit  Kupferlasur  auf  Grube  Holz- 
appel  bei  Dörnberg,  als  dünner  Ueberzug  auf  Kupferkies  bei  Gemünden 
im  Amte  Usingen,  auf  Buntkupfererz  bei  Naurod. 

*  Kieselmalachit  fand  sich  sehr  schön  auf  Grube  Altewilhelmshoffnung 
bei  Herbornseelbach  und  am  Weissberg  bei  Burg  im  Amte  Herborn. 

Kupfergrün  (Kieselkupfer)  nach  Kupferkies.  Diese  Umwandlung 

ist  auf  den  Kupfererzgruben  im  Dillenburgischen  nicht  selten.  Vorzüglich 
schön  kam  sie  aber  auf  der  Grube  Alte-Constanz  bei  Uebernthal  in 
oberer  Teufe  vor.  Die  Umwandlung  scheint  indessen  nicht  direct  statt- 
gefunden zu  haben,  sondern  Kupferpecherz  als  Uebergang  zu  haben,  in 
das  zuerst  der  Kupferkies  umgesetzt  wird.  Als  Begleiter  fand  sich 
vorzüglich  Quarz  und  kieseliger  Rotheisenstein. 

Kieselkupfer  nach  Kupferlasur.     Diese   Pseudomorphose  fand 

sich  auf  einer  Stufe  von  der  Kupfererzgrube  Neue-Constanz  bei  Herborn- 
seelbach, auf  welcher  sich  der  schon  erwähnte  Phosphorcalcit  und 
Kupferlasur  befindet.  Die  unverkennbaren  Krystalle  des  letzteren  Minerals 
sind  zum  Theil  in  Kieselkupfer  umgesetzt. 

90.  Kupferpecherz. 

*  In  derben  Massen  mit  Kupferkies  und  Malachit  auf  der  Grube 
Stangenwage  bei  Donsbach  und  ebenso  auf  der  Grube  Maria  (Schöne- 
Hoffnung)  bei  Philippstein. 


—    192    — 

Kupferpecherz  nach  Kupferkies  (1851,  II,  S.  226)  findet  sich 
auf  den  Umhüllungen  von  Quarz  nach  Schwerspath  bei  Uckersdorf  und 
Medenbach  im  Amte  Herborn.  Die  Form  des  Kupferkieses  ist  deutlich 
erhalten,  jedoch  etwas  rauh  und  mit  Eisenoxydhydrat  überzogen.  Die 
Krystalle  sind  entweder  schon  durchaus  umgewandelt  oder  es  findet  sich 
noch  ein  Kern  unveränderten  Kupferkieses  in  ihnen. 

Diese  Pseudomorphose  ist  auch  von  der  Grube  Nicolaus  bei  Dillen- 
burg, sowie  von  anderen  Fundorten  von  Blum  S.  214  und  im  Nach- 
trag S.  114  angeführt. 

91.  Atakamit  (Smaragdochalcit).     1851,  II,  S.  139,  268. 

Auf  einem  in  der  Grauwacke  aufsetzenden  Quarzgänge  zwischen 
Oberlahnstein  und  Braubach,  Koppenstein  genannt,  begleitet  von  Gyps- 
krystallen. 

92.  Kupferglanz  (Kupferglaserz.  Chalkosin).  S.  Uebers.,  S.  83,  7; 
1849,  S.  203;   1851,  II,  S.  225. 

Im  Quarz  eines  Ganges  im  Taunusschiefer  bei  Georgenborn ;  krystal- 
lisirt  und  derb  mit  Buntkupfererz,  Kupferkies  und  Quarz  auf  einem 
kleinen  Seitentrumm  der  Grube  Stangenwage  bei  Donsbach. 

*  Vermengt  mit  Malachit  auf  den  Gruben  Neuermutk  bei  Nanzen- 
bach,  Altenberg  bei  Laubuseschbach  und  Mark  bei  Essershausen;  sehr 
schön  mit  Malachit  und  Weissbleierz  auf  Grube  Friedrichssegen  bei 
Oberlahnstein, 

Kupferglanz  nach  Kupferindig.  Mit  Pseudomorphosen  von  Kupfer- 
indig  nach  Kupferkies  kommt  auch  Kupferglanz  auf  Grube  Stangenwage 
vor,  welcher  ganz  allmälig  in  Kupferindig  übergeht.  Kupferindig  stellt 
ein  verworrenblätteriges  Gebilde  dar,  während  der  Kupferglanz  in  schiefe- 
riger Textur  erscheint,  deren  dünne  krystallinische  Blätter  den  Saal- 
bändern des  Ganges  parallel  laufen.  Es  ist  bemerkenswerth,  dass  an 
demselben  Fundorte  und  unter  gleichen  Verhältnissen  Umwandlungen 
von  Kupfererzen  stattfinden  konnten,  die  Verlust  und  Aufnahme  von 
Eisen  bedingen,  wie  bei  Kupferindig  nach  Kupferkies  und  Buntkupfer- 
erz nach  Kupferglanz.  Diese  Thatsache  scheint  jedoch  ausser  Zweifel  zu 
sein ;  denn  die  Umsetzung  des  Kupferkieses  in  verschiedene  Kupfer- 
fossilien ohne  Eisengehalt  ist  zu  bestimmt  erwiesen  und  ebenso  kann 
bei  der  erhaltenen  Krystallform  des  Kupferglanzes,  der  in  Buntkupfererz 
übergeht,  der  zweite  Vorgang  nicht  beanstandet  werden,  es  sei  denn, 
dass  der  Kupferglanz  in  ein  Gebilde  übergehen  könnte,  welches  bei  den 
physikalischen  Eigenschaften  des  Buntkupfererzes  dennoch  chemisch  davon 
verschieden  wäre. 


-    193    - 

03.  Kupferindig  (Covellin).  S.  Uebers.,  S.  83,  8;  1850,  S.  38, 
141;   1851,  II,  S.  224. 

Als  Uebemig  von  Ziegelerz  und  Quarz  auf  Grube  Stangenwage  bei 
Donsbach. 

*  Im  Jahre  1866  ist  er  auch  auf  Grube  Friedrichssegen  bei  Ober- 
lahnstein,  aber  nur  in  geringer  Menge  gefunden  worden. 

Kupferindig  nach  Kupferkies.  Der  Kupferindig,  welcher  auf  dem 
braunen  Gange  der  Grube  Stangenwage  vorgekommen  ist,  erscheint  als 
ein  Umwandlungsproduct  des  Kupferkieses.  In  dem  daselbst  brechenden 
Kupferindig  sind  die  Reste  des  Kupferkieses  noch  vielfältig  und  deutlich 
bemerkbar. 

04.  Fahlerz  (Tetraedrit).  S.  Uebers.,  S.  86,  17;  1840,  S.  203; 

1850,  S.  38;  1851,  II,  S.  258. 

Vorzüglich  reich  an  ausgezeichneten  Krystall-Combinationen  war  die 
Grube  Aurora  bei  Niederrossbach.  Sie  erscheinen  begleitet  von  Bleiglanz 
und  sind  oft  mit  Quarz,  auch  wohl  mit  Eisenkies  oder  Kupferkies  über- 
zogen. Eigentümlich  ist  es  bei  diesen  Krystallen,  dass  sie  oft  bersten, 
durch  vermehrten  Austritt  eines  hellgrünen  Minerals  aus  den  Rissen 
endlich  ganz  gesprengt  werden  und  zerfallen.  Was  das  letztere  wohl 
sein  möge,  konnte  wegen  Mangel  an  Material  nicht  untersucht  werden. 
In  sehr  schönen,  wenngleich  den  auf  der  Aurora  vorkommenden  nach- 
stehenden Krystallen,  Tetraedern  und  Triakis-Tetraedern,  findet  sich 
Fahlerz  auch  eingewachsen  im  Bleiglanz  von  Holzappel;  mit  Braunspath 
und  Quarz  auf  der  Grube  Mehlbach  bei  Rohnstadt  und  Alte-Hoffnung  bei 
Weyer.  In  zierlichen  kleinen  Krystallen,  worunter  zuweilen  schöne  Hemi- 
tropieen,  auf  Grube  Thomas  bei  Bergebersbach.  Derb  und  eingesprengt 
kommt  es  auf  der  Holzapprder  und  Welhnicher  Grube  häufig  vor  und 
ist  namentlich  auf  ersterer  Grube  silberhaltig.  Die  Fahlerze  von  Grube 
Mehlbach  und  Alte-Hoffnung  sind  Arsenikfahlerze,  haben  einen  schwarzen 
Strich  und  überziehen  sich  bei  der  Zersetzung  mit  Kupferschaum  und 
Kupferlasur.  Das  Fahlerz  von  Grube  Thomas  ist  s.  Z.  mit  Bournonit 
verwechselt  worden.  Es  gehört  zu  der  zinkhaltigen  Varietät,  welche  leicht 
durch  ihren  rothen  Strich  und  die  Zinkreaction  zu  erkennen  ist.  Das 
Vorkommen  von  Aurora  gehört  ebenfalls  hierher.  Dasjenige  von  Thomas 
zeigt  mitunter  hohle  Krystalle,  in  welchen  Bleiglanz  und  Kupferkies  auf- 
gewachsen erscheinen. 

05.  Kupferkies  (Chalkopyrit).    S.  Uebers.,  S.  83,  10;  1850,  S.  38; 

1851,  II,  S.  226,  235,  258. 

Selten  erscheint  dies  sehr  verbreitete  Mineral  deutlich  krystallisirt. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  jg 


—    194    — 

Die  gefundenen  Krystalle  sind  quadratische  Tetraeder;  am  schönsten 
fanden  sie  sich  auf  den  Gruben  Geineinezeche  und  Neuermuth  bei  Nanzen- 
bach,  Nicolaus  bei  Dillenburg  und  Alte-Constanz  bei  Uebernthal.  Derber 
Kupferkies  kommt  auf  Gängen  im  Schalstein  und  Grünstein  häufig  in 
der  Umgegend  von  Dillenburg  vor,  so  auf  den  Gruben  Gnade-Gottes  und 
Stangenwage  bei  Donsbach,  Milchborn,  Gemeinezeche,  Neuermuth,  Hilfe- 
Gottes  bei  Nanzenbach,  Nicolaus  und  Fortunatus  bei  Dillenburg.  Auch 
in  der  Gegend  von  Weilburg  bestand  unter  ganz  gleichen  geognostischen 
Verhältnissen  Bergbau  auf  dieses  Erz,  so  auf  Grube  Stollberg  bei  Weil- 
münster, im  Schellhof  und  Windhof  bei  Weilburg.  Sehr  häufig  erscheint 
Kupferkies  eingesprengt  auf  Kalkspathtrümmchen  im  Grünstein,  begleitet 
von  Bleiglanz,  Zinkblende,  Laumontit  in  der  Gegend  von  Weilburg  am 
Tunnel,  am  Karlsberg,  bei  Löhnberg  u.  s.  w.  Auch  auf  den  Bleierz- 
lagerstätten in  der  Grauwacke  kommt  er  zuweilen  vor  bei  Holzappel, 
Obernhof,  Ems,  Weyer  bei  Kunkel,  Grube  Mehlbach  bei  Rohnstadt  und 
bei  Gemünden  im  Amte  Usingen;  im  Thonschiefer  auf  Braunspath- 
trümmern  bei  Caub ;  als  Seltenheit  mit  Kalkspath  auf  der  Rotheisenstein- 
grube Bonscheuer  bei  Mudershausen ;  in  dem  Quarzgange  des  Nerothaies 
bei  Wiesbaden  hier  und  da  eingesprengt. 

Beim  Liegen  an  der  Luft  läuft  der  Kupferkies  bald  buntfarbig  an, 
stahlblau,  violett,  roth,  was  höchst  wahrscheinlich  von  theilweiser  Oxy- 
dation und  damit  zusammenhängender  Bildung  einer  höheren  Schwefel- 
verbindung, des  Kupferindigs  (Cu  S),  herrührt.  Ist  die  Zersetzung  beendet, 
so  bleibt  diese  neben  Ziegelerz  zurück.  Dieser  Zersetzung  ist  wahr- 
scheinlich die  des  Buntkupfererzes  ganz  analog;  äusserlich  wenigstens 
sind  die  Erscheinungen  dieselben,  wesshalb  der  bunt  angelaufene  Kupfer- 
kies oft  mit  letzterem  Erze  verwechselt  wird.  Ueber  die  wahre  Natur 
des  vorliegenden  Stückes  belehrt  leicht  ein  frischer  Bruch,  der  bei  dem 
Kupferkies  messinggelb,  beim  Buntkupfererz   hell  broncefarbig  erscheint. 

*  Krystallisirt  in  der  tetragonalen  Pyramide  und  bunt,  auch  ein- 
farbig braun  angelaufen  auf  Grube  Mercur  bei  Ems. 

Kupferkies  nach  Fahlerz.  Die  Fahlerzkrystalle  sind  häufig  mit 
einem  Ueberzuge  von  Kupferkies  versehen.  Eine  Stufe  von  der  Grube 
Aurora  bei  Niederrossbach  zeigt  eine,  dem  dünnen  Quarzüberzuge  der 
Gangspalte  aufgewachsene  Krystallgruppe  von  Fahlerz,  wovon  einzelne 
Individuen  nach  allen  Seiten  zersprungen  sind.  Sowohl  in  diesen  Sprüngen, 
wie  etwas  erhaben  über  denselben  und  noch  auf  gewisse  Flächen  über- 
greifend, halien  sich  Kupferkieskryställchen  dicht  aneinander  gereiht 
angesiedelt.     Die  Krystallflächen  haben  alter  dabei,    da    sie   bis  auf  die 


—    195    — 

Spränge  spiegelblank  sind,  keine  Veränderung  erlitten.  Dagegen  sind 
andere  Flächen  mit  einer  Kruste  dieser  Kryställchen  besetzt  und  stark 
angefressen. 

Kupferkies  nach  Fahlerz  und  Blende.    Ein  dünner  Ueberzug 

von  Kupferkies  findet  sich  auf  den  Bleierzgängen  im  Dillenburgischen 
auf  den  genannten  Mineralien. 

96.  Buntkupfererz  (Bornit).  S.  Uebers.,  S.  83,  9;  1851,  II, 
S.  224. 

Auf  kleinen  Gangtrümmern  in  bunt  angelaufenen  derben  Stücken 
mit  Malachit  bei  Naurod;  mit  Kupferglanz,  Kupferkies  und  Quarz  auf 
Grube  Aurora  bei  Niederrossbach.  Es  lassen  sich  hier  alle  Uebergänge 
von  Kupferglanz  und  Buntkupfererz  und  von  letzterem  in  Kupferkies 
verfolgen.  Buntkupfererz  findet  sich,  jedoch  äusserst  selten,  eingesprengt 
im  Basalt  von  Naurod. 

Buntkupfererz  nach  Kupferglanz.  Diese  Umwandlung  des 
Kupferglanzes  in  Buntkupfererz  findet  sich  an  Krystallen  der  Kupfererz- 
grube Stangenwage  bei  Donsbach.  Die  Umwandlung  des  Kupferglanzes, 
der  sich  auf  Klüften  eines  Kupferkiesganges  im  Schalsteiu  findet, 
geschieht  bier  von  Aussen  nach  Innen. 


•- 


Blei. 

97.  *  Gediegen  Blei.  Fand  sich  in  dünnen  Blättchen  im  Quarz- 
gange auf  der  Grube  Schöne-Aussicht  bei  Dernbach  im  Amte  Montabaur. 
(Bergmeister  U 1  r  i  c  h.) 

98.  Bleiglätte.    1857,  s.  400. 

Sie  findet  sich  ganz  entschieden  und  deutlich  in  einer  ganz  alten 
Halde  bei  Greifenstein  im  Kreise  Wetzlar.  Der  Stollen,  aus  welchem 
vor  Zeiten  die  Halde  gelaufen  wurde,  ist  zu  Bruch,  jedoch  geht  aus 
dem  Haldenmaterial,  wie  aus  den  örtlichen  geognostischen  Verhältnissen 
daselbst  hervor,  dass  der  Basalt  in  der  Grube  ansteht,  wahrscheinlich 
den  Speriferensandstein,  der  Bleimittelchen  führt,  durchsetzt  und  das 
Glättevorkommen  durch  den  Basalt  bedingt  ist.  Die  hier  vorkommende 
Glätte  sieht  nicht  wie  die  künstliche  aus :  sie  ist  dichter,  kaum  merklich 
krystallinisch,  mit  Eisenoxyd  roth  gefärbt  und  durch  Thon  verunreinigt. 

99.  Mennige.     S.  Uebers.,  S.  87,   18;   1851,  S.  228. 

Ist  in  morgenrothen  erdigen  Partieen  und  in  Pseudomorphosen  nach 
kohlensaurem  Bleioxyd  in  zerfressenem  Quarz  in  der  oberen  Teufe  der 
Grube  Mehlbach  bei  ßohnstadt  vorgekommen. 

13* 


-    196    - 

100.  Weissbleierz  und  Schwarzbleierz  (Bleicarbonat,  Cerussit). 

S.  Uebers.,  S.  100,  80  und  81;  1849,  S.  205;  1850,  S.  42,  200; 
1864/66,  S.  97. 

Weissbleierz  in  einfachen  und  Zwillingskrystallen  auf  den  Gruben 
Holzappel  bei  Dörnberg,  Mercur  bei  Ems,  Friedrichssegen  bei  Oberlahn- 
stein, Goldhütte  bei  Merkenbach.  In  3  cm  grossen,  aber  undeutlichen 
Krystallen  bei  Cransberg  im  Amte  Usingen;  in  derben  Partieen  bei 
Weilmünster  (Rohnstadt?)  und  Altweilnau;  in  Krystallen  in  Quarz  mit 
Bleiglanz,  Malachit  und  Schwarzbleierz  bei  Mappershain  und  als  erdiger 
Ueberzug  auf  Bleiglanz  (Bleierde)  bei  Höllenstein  im  Amte  Langen- 
schwalbach. 

Schwarzbleierz  mit  Bleiglanz  und  Weissbleierz  bei  Ems  und  Merken- 
bach; an  letzterem  Orte  finden  sich  Stücke,  die  noch  zur  Hälfte  aus 
unzersetztem  Bleiglanz  bestehen. 

*  Schwarzbleierz  findet  sich  auch  auf  Grube  Friedrichssegen  bei 
Oberlahnstein. 

Kohlensaures  Bleioxyd  nach  Bleiglanz.   Diese  Pseudomorphose 

beschreibt  Blum  in  seinem  Werke,  S.  184,  als  von  der  Grube  Aurora 
bei  Niederrossbach  stammend.  Dieselbe  Pseudomorphose  soll  bei  Dernbach 
im  Amte  Montabaur  beobachtet  worden  sein.  Es  dürfte  diese  jedoch 
Pyromorphit  gewesen  sein,  da  bis  dahin  zu  Dernbach  kein  Weissbleierz 
vorgekommen  ist;  Buntblei  sich  dagegen  nicht  selten  schön  weiss  findet, 
so  dass  es  leicht  mit  Weissbleierz  verwechselt  werden  kann. 

101.  Bleivitriol  (Anglesit).    S.  Uebers.,  S.  100,  79;   1850,  S.  41. 
Mit    Bleiglanz    in    derben    Partieen    und    auch    in    Krystallen    in 

Höhlungen  von  Bleiglanz  auf  Grube  Holzappel  bei  Dörnberg. 

102.  Bleilasur  (Kupferbleispath,  Liuarit).  1852,  II,  S.  122; 
1857,  S.  397. 

Wurde  beim  Aufräumen  alter  Halden  zur  Gewinnung  der  darin 
enthaltenen  Blende  zu  Ems  aufgefunden.  Sie  wurde  von  Gyps  begleitet, 
welcher  theils  wasserhell,  theils  bläulich  oder  grünlich  gefärbt  war. 
Bleilasur  wurde  auch  als  krystallinischer  Ueberzug  unter  älteren  Hand- 
stücken, welche  von  der  Grube  Aurora  bei  Niederrossbach  und  Thomas 
bei  Bergebersbach  stammten,  aufgefunden. 

*  Nach  einem  älteren  Handstück  kam  Bleilasur  als  ein  dünner 
Ueberzug  auf  der  Grube  Mehlbach  bei  Rohnstadt  vor  und  fand  sich  als 
Ueberzug  auf  Thonschiefer,  z.  Thl.  mit  Brochantit  an  der  Hoheley  bei 
Obernhof  und  mit  anderen  Erzen  auf  Grube  Friedrichssegen  bei  Ober- 
lahnstein. 


—    197    — 

103.  Pyromorphit(Grün-  und  Braunbleierz,  Buntbleierz).  S.  Uebers., 
S.  99,  71;  1849,  S.  205;  1850,  S.  41;  1851,  II,  S.  227,  267; 
1852,  II,  S.  121. 

Grüne  Varietäten  zeigen  die  kurze  Säule  mit  der  basiseben  End- 
fläche ;  häufig  sind  dieselben  schalig  abgesondert,  was  auch  aus  den 
gekrümmten  Flächen  der  Säule  leicht  ersichtlich  ist;  ausserdem  nadei- 
förmige Krystalle  und  kugelige  Massen.  Auf  Gängen  der  Grauwacke 
mit  Bleiglanz,  Psilomelan  und  Brauneisenstein:  Cransberg  bei  Usingen, 
Weyer  bei  Kunkel,  Altweilnau,  Weilmünster  (Bohnstadt?),  Holzappel. 
Im  Brauneisensteingang  der  Grube  Schöneaussicht  bei  Dernbach,  unweit 
Montabaur,  finden  sich  weisse,  graue  und  citronengelbe  Varietäten  dieses 
Minerals  in  traubigen  Gestalten  (Polysphärit,  Breithaupt),  selten  krystal- 
lisirt,  wohl  auch  Pseudomorphosen  des  Brauneisensteins  nach  seiner  Form. 
Von  grünlicher  und  bräunlicher  Farbe  in  kleinen  Drusenräumen  von 
derbem  Barytspath,  welcher  Bleiglanz  und  Schwarzbleierz  eingesprengt 
enthält,  bei  Merken bach  im  Amte  Herborn. 

Braune  Varietäten  in  langgezogenen  Krystallen  auf  Bleiglanz  oder 
Quarz:  Daisbach  bei  Wehen,  Ems. 

Erdiges  Buntbleierz.  Als  hellgelber  Ueberzug  auf  dem  grünen 
Buntbleierz  von  Cransberg. 

Phosphorsaures  Bleioxyd  in  wachsgelben,  schwärzlich  ange- 
flogenen Pseudomorphosen  nach  Bleiglanz  auf  stalaktitischem  Braun- 
eisenstein zu  Dernbach  bei  Montabaur. 

*  Besonders  schöne  Krystalle  von  Pyromorphit  fanden  sich  auf  den 
Gruben  Friedrichssegen  bei  Oberlahnstein  und  Mercur  bei  Ems.  Auf 
letzterer  Grube  hatten  die  Krystalle  häufig  eine  beträchtliche  Grösse  und 
waren  dann  fassförmig  gekrümmt.  Schöne  Krystalle  kamen  auch  in 
früheren  Zeiten  auf  den  Gruben  Anna  bei  Winden,  Holzappel  bei  Dörn- 
berg  und  bei  Cransberg  vor. 

104.  *  Mimetesit.  In  gelblich-grünen  Tafeln  im  Brauneisenstein 
der  Grube  Schöneaussicht  bei  Dernbach  im  Amte  Montabaur.  (Bergmeister 
Ulrich.) 

105.  Bleiniere  (Antimonsaures  Bleioxyd).  1851,  II,  S.  229;  1852, 
II,  S.  121. 

Antimonsauros  Bleioxyd  nach  Weissbleierz.  Ein  noch  nicht  näher 
untersuchtes  Mineral,  welches  von  erdiger  Beschaffenheit  ist  und  die 
Mitte  zwischen  orange-  und  schwefelgelb  hält,  aber  nach  Fr.  Sand- 
berger  wasserhaltiges  antimonsaures  Bleioxyd  ist,  kommt  in  den  oberen 
Teufen  der  Grube  Friedrichssegen  bei  Oberlahnstein  auf  einem  Gange  in 


—    198    — 

der  Grauwacke  vor.  Dieses  Mineral,  welches  offenbar  ein  Uinwandlungs- 
product  des  Weissbleierzes  ist,  hat  die  Krystalle  desselben  mitunter  sehr 
stark  zerfressen  und  dringt  in  das  Innere  derselben  ein.  —  Bleiniere 
(antimonsaures  Bleioxyd)  kommt  in  oberen  Teufen  in  Höhlungen  von 
Weissbleierz  oder  mit  demselben  gemengt  auf  der  Grube  Friedrichssegen 
bei  Oberlahnstein,  dem  Emser  Gange  und  dem  Herminenschacht  bei 
Holzappel  vor,  jedoch  nur  an  dem  zuerst  erwähnten  Orte  in  grösserer 
Menge. 

106.  Bleigummi.    1864/66,  s.  191. 

Dieses  Mineral  wurde  in  und  auf  Brauneisenstein  der  Gangmasse 
im  Tiefendeller-Stollen  der  Grube  Bergmannstrost  (Lindenbach)  bei  Ems 
in  mikrokrystallinischen  Aggregaten  von  schaliger  und  radial-faseriger 
Structur,  mit  weisser  und  blassgrünlicher  Färbung  und  mitunter  in 
stalaktitischen  Formen  entdeckt. 

107.  Bleiglanz  (Galenit).  S.  Hebers.,  S.  82,  6;  1849,  S.  202; 
1850,  S.  38;  1851,  II,  S.  236,  258;  1864/66,  S.  97. 

Die  schönsten  Krystalle  und  die  meisten  Combinationen  kamen  auf 
der  Grube  Aurora  bei  Niederrossbach  unweit  Dillenburg  vor.  Weniger 
ausgezeichnet  mit  Zinkblende,  Spatheisenstein  u.  s.  w.  bei  Holzappel, 
Obernhof,  Winden  bei  Nassau,  Würzenborn  und  Reckenthal  bei  Monta- 
baur, Hohenstein  und  Mappershain  bei  Langenschwalbach,  Wellmich  am 
Rhein  und  Daisbach  bei  Wehen  (hier  erreichten  die  Krystalle  zuweilen 
eine  Grösse  von  3  cm)  auf  Gängen  in  Grauwacke;  in  kleinen  Gang- 
trümmern im  Thonschiefer  begleitet  von  Eisenkies,  Blende  und  Kalkspath 
bei  Langendernbach  im  Amte  Hadamar ;  auf  Kalkspathklüften  im  Grün- 
stein des  Rupbachthales  und  bei  Weilburg;  in  einem  Gange  in  dem- 
selben Gestein  auf  Grube  Goldhütte  bei  Merkenbach.  —  Blätterige  Partieen 
ausser  an  den  angeführten  Orten :  im  körnigen  Baryt  zu  Naurod  bei 
Wiesbaden,  jedoch  sehr  selten;  auf  Gängen  in  Grauwacke  mit  anderen 
Bleierzen :  Cransberg  und  Altweilnau  bei  Usingen ;  mit  Barytspath  bei 
Michelbach.  Auf  Gängen  in  Grauwacke  und  Schalstein  mit  Braunspath, 
Kupferkies  und  Fahlerz:  Grube  Mehlbach  bei  Rohnstadt,  Alte-Hoffnung 
bei  Weyer  im  Amte  Runkel,  Goldgraben  bei  Weinbach.  Als  grosse 
Seltenheit  eingesprengt  in  Kupferkies  auf  Gängen  im  Grünstein  und 
Schalstein :  Grube  Fortunatus  bei  Dillenbnrg,  Gnade-Gottes  bei  Donsbach 
und  Goldgrube  (?)  bei  Dillenburg.  In  derben  Partieen  in  sehr  weissem 
Quarze  eines  Ganges  bei  Assmannshausen. 

Dichter  Bleiglanz  zu  Holzappel,  Obernhof  und  Dachsenhausen.  — 
Erdiger  Bleiglanz,  Bleimulm.    Mit  kohlensaurem  Bleioxyd  zu  Holzappel. 


—     199    — 

Der  Bleiglanz  von  Holzappcl,  Obcrnhof  und  mehreren  anderen  Orten 
enthält  geringe  Mengen  von  Schwefelsilber. 

*  Recht  schöne  Bleiglanzkrystalle  fanden  sich  auch  auf  den  Gruben 
Thomas  bei  Bergebersbach,  Bergmannstrost  bei  Nievern,  Friedrichssegen 
bei  Oberlahnstein  und  Mercur  bei  Ems;  auf  den  beiden  letzten  Gruben 
kommt  auch  dichter  Bleiglanz  vor. 

Als  Versteinerungsmittel  von  Pleurotomaria  antiqua  kam  Bleiglanz, 
jedoch  nicht  häufig  in  dem  Schiefer  von  Wissenbach  bei  Dillenburg  vor. 

Bleiglanz  nach  Kalkspath.  Sehr  schön  ausgebildete  hexagonale 
Pyramiden  der  Form  K3,  auf  Kluftflächen  aufgewachsen  und  zum  Theil 
oder  ganz  in  Bleiglanz  umgewandelt:  auf  der  dritten  Tiefbausohle  des 
vierten  Mittels  der  Grube  Mercur  bei  Ems. 

108.  *  Bournonit  (Schwarzspiessglanzerz).  Bournonit  kam  auf  Grube 
Mercur  bei  Ems  mit  anderen  antimonischen  Bleierzen  vor. 


Zink. 

109.  Zinkspath  (Sraithsonit).     1853,  II,  S.  41. 

Dieses  Mineral  wurde  in  gerundeten  6  mm  langen  gelblich-weissen 
Krystallen  als  Umhüllung  von  blätteriger,  bernsteingelber  Zinkblende  auf 
einem  Gange  in  der  Grauwacke  bei  Höhr  unweit  Montabaur  aufgefunden. 
Ueber  die  Entstehung  des  kohlensauren  Oxyds  aus  Schwefelzink  bleibt 
für  diese  Lokalität  wohl  kein  Zweifel. 

*  Zinkspath  fand  sich  auf  Grube  Pauline  bei  Scheuern  mit  Zink- 
blende  in  derben,  sinterartigen  Massen. 

HO.  Franklinit.    1857,  s.  399. 

Wurde  in  einem  rauhen  quarzigen  Eisenstein  von  der  Grube  Victoria 
bei  Eibach  unweit  Dillenburg  gefunden.  Er  bildete  schwarze  tesserale 
Krystalle  von  metallähnlichem  Pechglanz.  Der  durchgehende  Zinkgehalt 
vieler  Botheisensteinlager  lässt  auf  ein  verbreiteteres  Vorkommen  schliessen. 
Schon  im  Jahre  1834  soll  auf  der  Grube  Breiteheck  bei  Nanzenbach  im 
Amte  Dillenburg  Franklinit  gefunden  worden  sein. 

111.  Zinkblende  (Sphalerit).  S.  Uebers.,  S.  86,  15;  1849,  S.  203; 
1850,  S.  38;  1851,  II,  S.  258;  1864/66,  S.  90. 

In  regelmässig  ausgebildeten,  selten  verschobenen  Oktaedern  von 
wachsgelber  Farbe  findet  sich  das  Mineral  in  Begleitung  von  Fahlerz 
und  Bleiglanz  auf  Gängen  in  Grauwacke  auf  der  Grube  Goldbach  bei 
Oberrossbach  unweit  Dillenburg;  in  nickelhaltigem  Eisenkies  auf  Grube 
Hilfe-Gottes  bei  Nanzenbach ;  als  Seltenheit  in  kleinen  schwarzen  Oktaedern 


—    200    — 

auf  Quarz  oder  Kalkspath  mit  Bleiglanz  und  Kupferkies  auf  Grube 
Neuermuth  bei  Nanzenbach.  Zuweilen  bildet  ein  Kupferkieskrystall  den 
Kern  eines  Blendekrystalls,  ist  also  ältere  Bildung.  In  verschiedenen 
Schattirangen  von  Braun  und  Roth  und  meist  in  Combinationen  des 
Rautendodecaeders  und  Tetraeders  ist  das  Mineral  auf  den  Erzgängen 
bei  Holzappel  und  Wellmich  verl  reitet,  woselbst  es  auch  vielfach  in 
derben  blätterigen  Partieen  mit  Quarz  und  Bleiglanz  verwachsen  sich 
findet.  Stalaktitisch  auf  Bleiglanz  kam  es  im  Josephsstollen  zu  Holzappel 
vor.  Eine  hell  gelbbraun  gefärbte  Varietät  findet  sich  auf  den  Braun- 
spathtrümmern  des  Thonschiefers  von  Caub.  In  nussgrossen,  schönen 
Krystallen  von  brauner  Farbe  zu  Ems;  in  kleinen  Gangtrümmern  im 
Thonschiefer  begleitet  von  Eisenkies  und  Bleiglanz  bei  Langendernbach 
im  Amte  Hadainar.  Auch  auf  vielen  alten  Gruben  der  Gegend  von 
Hachenburg  kam  es  vor.  In  Oktaedern,  zuweilen  in  den  zierlichsten 
Hemitropien,  spargelgrün  bis  wachs-  und  honiggelb,  kommt  Blende  auf 
Kalkspathtrümmern  im  Grünstein  am  Tunnel  bei  Weilburg  und  im  Löhn- 
berger  Weg  bei  Weilburg  vor,  begleitet  von  Laumontit,  Kupferkies  und 
Bleiglanz. 

*  In  hell  weingelben  Krystallen  fand  sich  Zinkblende  auf  der  Grube 
Mühlenberg  bei  Würzenborn  (Bergmeister  Ulrich),  und  in  concentrisch 
schaligen  Massen,  als  sog.  Schalenblende,  auf  Grube  Leopoldine-Louise 
bei  Obernhof. 

Nickel. 

112.  Nickelkies  (Schwefelnickel,  Haarkies,  Millerit).  S.  Uebers., 
S.  86,   14. 

In  glänzenden,  messinggelben  Nadeln  auf  einem  kleinen  Gange  im 
Grauwackenschiefer  bei  Weidelbach  im  Amte  Dillenburg;  in  Höhlungen 
des  nickelhaltigen  Eisenkieses  auf  Grube  Hilfe  Gottes  bei  Nanzenbach. 

113.  Nickelglanz.  1850,  S.  37,  1852,  II,  S.  119;  1864/66,  S.  90. 
Kam  als  Nickelarsenikglanz  (Gersdorffit)   auf  dem   Emser  Gange 

in  der  Regel  im  Quarze  eingesprengt  und  innig  mit  demselben  gemengt 
vor.  Ein  Theil  des  Nickels  ist  in  demselben  durch  Kobalt  ersetzt.  Er 
kam  daselbst  aber  auch  später  in  sehr  schönen  Krystallen  der  Form  0 
vor.  Die  Krystall- Aggregate  sind  aber  vor  schneller  Zersetzung  nicht 
leicht  zu  bewahren. 

114.  Rothnickelkies  (Kupfernickel,  Nickelin).  S.  Uebers.,  S.  82, 
4;    1857,  S.  401. 

In  derben  Partieen  in  Kalkspath  und  Kobaltglanz  eingewachsen  auf 


'auf 


—    201    — 

Grube  Hilfe-Gottes  Lei  Nanzenbach.  Er  kam  daselbst  aber  auch  krystal- 
lisirt  vor,  zwar  sehr  undeutlich  und  nur  das  Pinakoid  erkenntlich. 

115.  Weissnickelkies  (Chloanthit).    1857,  S.  401;  1864/66,  S.  90. 
Kommt  viel  Kobalt  haltend  bisweilen  mit  dem  vorigen  Mineral  auf 

derselben  Grube  vor.  Er  fand  sich  hier  auch  krystallisirt  in  den  Formen 
oo  0  oo  und  0  vor. 

*  Kobalthaltiger  Weissnickelkies  fand  sich  in  derben  Stücken  im 
Grünstein  mit  Anflug  von  Kobalt-  und  Nickelblüthe  auf  Grube  Hubertus 
bei  Odersbach. 

116.  Nickelblüthe.     S.  Uebers.,  S.  98,  69;   1852,  II,  S.   121. 
In  erdigen,  hellgrünen  Massen  auf  zersetztem  Kupfernickel  auf  Grube 

Hilfe-Gottes  bei  Nanzenbach ;  mit  Kobaltblüthe  zuweilen  auf  dem  Emser 
Gange,  wo  man  ihre  Entstehung  aus  Nickelglanz  sehr  leicht  direct  nach- 
weisen kann. 

Kobalt. 

117.  Kobaltblüthe  (Erythrin).  S.  Uebers.,  S.  99,  70;  1852,  II, 
S.   121. 

Als  rosenrother  Anflug  auf  zersetztem  Kobaltglanz  mit  Nickelblüthe 
auf  Grube  Hilfe-Gottes  bei  Nanzenbach  und  auf  dem  Nickelglanz  des 
Einser  Ganges. 

118.  Glanzkobalt  (Kobaltglanz,   Kobaltin).    S.  Uebers.,  S.  82,  5. 
In    Cubo-Oktaedern    und    derben  Massen    von    feinstrahliger   Textur 

in  Kalkspath  auf  Grube  Hilfe-Gottes  bei  Nanzenbach. 

Eisen. 

119.  Magneteisenerz  (Magnetit).  S.  Uebers.,  S.  91,  31;  1850, 
S.  39;   1851,  II,  S.  260;   1856,  S.   127. 

In  sehr  kleinen  Cubo-Oktaedern  im  nickelhaltigen  Eisenkiese  der 
Grube  Hilfe-Gottes  bei  Nanzenbach;  mit  Eisenkies  auf  einem  Lager  zwischen 
Schalstein  und  Grünstein  bei  Hirzenhain,  auf  den  Gruben  Schwarzestein, 
Stillingseisenzug  und  Blinkertshecke  bei  Nanzenbach  im  Amte  Dillenburg; 
Friedericke  bei  Kirschhofen,  Catharinenzeche  bei  Odersbach  (polarmag- 
netisch). Sehr  stark  magnetisch,  so  dass  er  Eisenfeilspähne  mit  Leichtigkeit 
anzieht,  ist  der  Magneteisenstein  der  Rotheisensteingrube  Fortuna  bei 
Aumenau.  Diese  Eigenschaften  zeigen  sich  jedoch  nur  an  kleinen,  auf  der 
Halde  ausgelesenen  Stücken.  —  In  undeutlichen  Oktaedern,  meist  aber 
in  Körnern  im  Grünstein:  Dillenburg,  Schwarze-Steine  bei  Hirzenhain, 
Gräveneck  bei  Weilburg,    Niedertiefenbach   bei  Hadamar;    lagerartig  im 


202 


Grünstein:  Steinberg  bei  Schönbach  im  Amte  Herborn.  In  kleinen 
Oktaedern  (titauhaltig)  im  Trachyt  des  kleinen  Arzbacher  Kopfes,  unweit 
Ems;  im  glasigen  Feldspath  des  Trachyts  bei  Wied-Selters;  auf  Drusen- 
räumen des  Basaltes  bei  Fehl  und  Neukirch  im  Amte  Marienberg,  am 
letzteren  Orte  mit  einem  Ueberzuge  von  Hyalit.  Auch  im  Trachy-Dolerit 
von  Bellingen  bei  Marienberg. 

*  Magneteisenstein  findet  sich  noch  auf  vielen  Eisenerzlagerstätten 
im  Reviere  Weilburg,  z.  B.  auf  den  Gruben  Neuereisensegen  und  Gloria 
bei  Aumenau,  Erzengel  bei  Weinbach,  Friederich,  Bernhardus  und  Strichen 
bei  Münster,  Altenberg  bei  Laubuseschbach,  Magnet  bei  Seelbach  u.  s.  w. 
Auf  Grube  Strichen  fand  sich  ein  blauschwarzer,  zu  feinem  Sande  leicht 
zerfallender  Magneteisenstein. 

120.  Rotheisenerz  (Hämatit).  S.  Uebers.,  S.  88,  22;  1849, 
S.  203;  1850,  S.  38,  39;  1851,  II,  S.  222,  229,  230,  236,  260; 
1852,  II,  S.   123. 

Als  Eisenglanz  fand  sich  dasselbe  krystallisirt  in  Drusenräumen 
am  Beilstein  bei  Eibach,  bei  Nanzenbach  im  Amte  Dillenburg,  am  Wind- 
hofe und  Scheuernbergerkopfe  bei  Weilburg,  am  Oberilmenberg  bei 
Aumenau  und  bei  Gaudernbach  im  Amte  Runkel.  —  Derbe  Massen  auf 
Gängen  in  Grauwacke  bei  Luckenbach  und  Atzelgift  im  Amte  Hachenburg. 
In  Höhlungen  oder  auf  Klüften  vom  Eisenkiesel:  Selters  bei  Weilburg, 
Reutersberg  bei  Herborn,  Buschstein  bei  Tringenstein.  Im  Quarz  des 
Taunusschiefers  am  Grauenst'dn  bei  Auringen;  in  Quarz-  und  Feldspath- 
trümmern  des  Taunusschiefers  im  Nerothal  und  bei  Sonnenberg  bei 
Wiesbaden  (schwach  magnetisch);  als  schwaches  Lager  mit  Rotheisenstein 
in  demselben  Gestein  bei  Hausen  vor  der  Höhe  im  Amte  Langen- 
schwalbach.  In  Porphyr  bei  Balduinstein.  In  Trachyt  bei  Wied-Selters, 
Obersayn.  Als  Versteinerungsmittel  von  Calamopora  polymorpha  mit 
Quarz  bei  Aumenau. 

*  Eisenglanz  kam  mit  Eisenglimmer  sehr  schön  auf  den  Gruben 
Heidenkopf  bei  Elz  und  Hahnberg  bei  Wirbelau  vor.  Die  Analyse  des 
letzteren  ergab: 

Eisenoxyd 98,760%. 

Mangan 0,223   » 

Kieselsäure 1,300   » 

Phosphorsäure 0,035  » 

Schwefel 0,002   » 

100,320  °/o. 


auf 


—    203    — 

Rother  Glaskopf,  faseriger  Rotheisenstciii,  fand  sicli  in  traubigen 
und  tropfsteinartigen  Partieen  mit  dichtem  Rotheisenstein  auf  Grube 
Kalkstein  bei  Heckholzhausen  im  Amte  Runkel;  Offenbach  bei  Herborn 
und  bei  Dillenburg;  mit  Rotheisenrahm  in  den  Districten  Rothengräben 
und  Seitersfeld  bei  Oberneisen  im  Amte  Diez.  In  stalaktitischen  Formen 
im  Thone  mit  Pyrolusit  u.  s.  w.  bei  Birlenbach,  unweit  Diez. 

*  Rother  Glaskopf  fand  sich  neuerdings  sehr  schön  auf  der  Eisen- 
erzgrube Strassenfeld  bei  Elz. 

Dichter  Rotheisenstein  bildet  an  vielen  Orten  der  Lahn-  und 
Dillgegend  ganze  Lager.  Er  wird  gewöhnlich  begleitet  von  Kalkspath, 
Quarz  und  Aphrosiderit.  Seltener  findet  er  sich  im  Porphyr  in  kleinen 
M,  -sen  ausgeschieden:  Hauselay  bei  Weilburg,  Balduinstein.  Der  an- 
scheinend ganz  reine,  dichte  Rotheisenstein  aus  den  Lahngegenden  scheidet 
die  beigemengte  Kieselsäure  bei  der  Zersetzung  mit  Salzsäure  theilweise 
oder  ganz  als  Gallerte  ab  und  enthält  demnach,  wie  manche  Brauneisen- 
steine, dieselbe  in  der  Form  eines  von  Säuren  zersetzbaren  Silikates. 

Der  Rotheisenstein  kommt  als  Versteinerungsmittel  von  Conchylien, 
Polyparien  u.  s.  w.,  die  äussere  Schale  derselben  ersetzend  vor  bei 
Nanzenbach,  Oberscheid  und  Weilburg. 

*  Auf  Grube  Gottes-Gabe  bei  Villmar  kommt  zuweilen  ein  dichter 
Rotheisenstein  vor,  der  sehr  regelmässig  nach  dem  Kalkspath-Rhomboeder 
spaltet. 

Rotheisenrahm  (Eisenrahm).  Auf  dichtem  Rotheisenstein  auf 
verschiedenen  Gruben  um  Dillenburg,  namentlich  schön  auf  Grube  Stillings- 
eisenzug  bei  Nanzenbach,  zu  Ahausen  bei  Weilburg;  auf  Kalkspath- 
drusen  des  Dolomits  von  Staffel  bei  Limburg;  in  massiger  Ablagerung 
über  Porphyr  mit  dichtem  Rotheisenstein  und  überlagert  von  Brauneisen- 
stein in  den  Districten  Rothengräben  und  Seitersfeld  bei  Oberneisen, 
unweit  Diez. 

*  Rotheisenrahm  findet  sich  häufig  auf  der  Eisenerzgrube  Eisen- 
feld bei  Philippstein  und  auf  Eisensteingruben  in  der  Nähe  von  Catzen- 
elnbogen. 

Rotheisenstein  nach  Eisenkies.  Wurde  in  einem  kleinen  Exemplare 
auf  der  Braunkohlengrube  Alexandria  bei  Höhn  in  einem  Strahlkies- 
Knoten  in  den  Braunkohlen  beobachtet.  Die  äussere,  krystallinische 
Structur  des  Strahlkieses  ist  noch  vollständig  erhalten  und  die  kugeligen, 
zusammengehäuften  strahligen  Partieen  des  Markasits  sind  bis  zu  1 — 2  mm 
Dicke  in  Rotheisenstein,  der  sich  von  den  tieferen  Lamellen  rein  ab- 
sprengt, umgewandelt. 


—    204    — 

Eisenoxyd  nach  Kalkspath.  Bei  Heckholzhausen  finden  sich  in 
den  Thonablagerungen,  welche  dem  Dolomit  angehören,  Concretionen  von 
faserigem  Rotheisenstein,  in  dem  zuweilen  noch  die  Formen  des  Kalk- 
spaths  ziemlich  scharf  erhalten  sind.  Auch  bei  Diez  kommen  im  drusigen 
Dolomit  Kalkspathkrystalle  vor,  die  zum  Theil  in  Rotheisenstein  umge- 
wandelt sind.  Der  in  Dolomit  umgesetzte  Kalk  ist  dann  mit  Eisenoxyd 
gefärbt,  welches  sich  nach  diesen  Drusenräumen  hin  zusammenzieht. 

Eisenoxyd  nach  Braiinspath.  Wie  der  Braunspath  im  Dolomit- 
gebiete bei  Niedertiefenbach  von  Pyrolusit  in  den  manganhaltigen  Dolo- 
miten verdrängt  wird,  so  geschieht  dieses  auch  durch  Eisenglimmer  oder 
Eisenrahm  in  den  eisenoxydhaltigen.  —  Pseudomorphosen  hiervon  wurden 
an  der  Lay  bei  Steeten  aufgefunden. 

Die  meisten  Rotheisensteinlager  in  Nassau  sind  als  Pseudomorphosen 
zu  betrachten.  Die  Eisensteingruben  Breitehecke,  Königszug,  Prinzkessel, 
Rinkebach  u.  s.  w.  bei  Dillenburg  bestätigen  diese  Annahme  auf  das 
Entschiedenste,  indem  auf  den  Lagerstätten  derselben  zahlreiche  thierische 
Reste,  namentlich  die  Gehäuse  von  Cephalopoden  sehr  schön  erhalten 
und  in  Rotheisenstein  umgesetzt  vorkommen.  Nicht  selten  ist  sogar  in 
diesen  Petrefakten.  die  Structur  des  Kalkspaths  vollständig  erhalten  oder 
das  Innere  derselben  besteht  noch  aus  unalterirtem  Kalkspath.  —  Auf 
Grube  Breitehecke  kamen  Orthoceratiten  vor,  welche  aus  einem  Gemenge 
von  Rotheisenstein  und  Magneteisenstein  bestanden. 

121.  Lepidokrokit.  S.  Uebers.,  S.  90,  25;  1849,  S.  203;  1851, 
II,  S.  260;   1852,  II,  S.  120. 

In  undeutlichen  Krystallen  und  schuppig -strahligen  Partieen  als 
Ueberzug  auf  Pyrolusit  und  Brauneisenstein  auf  Grube  Wachhecke  bei 
Gaudernbach  im  Amte  Runkel;  mit  Brauneisenstein  und  Manganerzen 
im  Thone  bei  Elz  im  Amte  Hadamar;  mit  Brauneisenstein  auf  Lagern 
im  Thon :  Grube  Welschenberg  bei  Balduinstein  unweit  Diez ;  mit  Braun- 
eisenstein bei  Lautzenbrücken  im  Amte  Hachenburg. 

122.  Rubinglimmer  (Göthit).    1849,   S.    203;   1851,  II,  S.  260. 
In  zierlichen  Krystallen  im  Eisenglanz   eines  Ganges  in  Grauwacke 

bei  Oberhattert  im  Amte  Hachenburg.  —  Ausgezeichnet  schön  in 
Höhlungen  von  dichtem  Eisenglanz,  welcher  lagerförmig  über  rothem 
Porphyr  vorkommt  bei  Oberneisen. 

*  Die  Richtigkeit  letzterer  Mittheilung  ist  indessen  zu  bezweifeln.  Auf 
den  Gruben  Rothenberg  und  Seitersfeld  bei  Oberneisen  kam  in  den 
Höhlungen  eines  dichten  Eisenglanzes  ein  ausgezeichnet  schöner,  rubin- 
rother,  durchscheinender,  feinschuppiger  Eis  engl  immer   vor,   der    bei 


-    205    - 

oberflächlicher  Betrachtung  leicht  mit  Rubinglimmer  verwechselt,  dagegen 
an  dem  rothen  Striche  leicht  erkannt  werden  konnte.  Dieses  Vorkommen 
war  gar  nicht  selten. 

*  Rubinglimmer  kam  auf  Grube  Jonas  bei  Nieder  tief enbach  im 
Amte  Hadamar  sehr  selten  als  Ueberzug  von  Pyrolusit  vor.  (F.  Odern- 
heim er:    Das  Berg-  und  Hüttenwesen  im  Herz.  Nassau,   1865,  S.  219.) 

*  Göthit  fand  sich  auf  Grube  Friedrichssegen  bei  Oberlahnstein, 
eine  Druse  rother,  durchscheinender  Täfelchen  in  Brauneisenstein  bildend. 
(Verhandlungen  des  naturhistorischen  Vereins  der  Preussischen  Rhein- 
lande und  Westfalens,  1876,  S.  266.) 

123.  Stilpnosiderit  (amorphes  Eisenoxydhydrat).  1849,  S.  203; 
1850,  S.  39;   1851,  II,  S.  260;   1852,  II,  S.   120. 

In  Brauneisenstein  auf  Grube  Schöne-Aussicht  bei  Dernbach  im  Amte 
Montabaur;  mit  Brauneisenstein  und  Quarz  lagerartig  bei  Johannisberg 
im  Rheingau  ;  auf  Lagern  in  verwittertem  Taunusschiefer  bei  Wildsachsen 
und  Frauenstein ;  auf  Gängen  in  der  Grauwacke  von  Lautzenbrücken 
bei  Hachenburg  und  Bölsberg  bei  Marienberg;  im  Schalstein  bei  Essers- 
hausen   und    in  Höhlungen    des  Dolomites  von  Weinbach   bei  Weilburg. 

124.  Brauneisenerz  (Limonit).  S.  Hebers.,  S.  90,  26,  27,  61; 
1849,  S.  203;  1850,  S.  39;  1851,  II,  S.  228,  230,  237,  260;  1853, 
II,  S.  41;   1857,  S.  397. 

Faseriger  Brauneisenstein  auf  Gängen  in  Grauwacke:  Lautzen- 
brücken, Bölsberg  und  Oberrossbach  auf  dem  Westerwalde ;  Dernbach 
bei  Montabaur  und  Auel  bei  St.  Goarshausen  in  Begleitung  von  Psilo- 
nielan ;  auf  Klüften  in  derselben  Felsart:  Welschneudorf,  Ems,  Dahl- 
heim  u.  s.  w. ;  im  Diluvialthon  über  Quarz  oder  Taunusgesteinen : 
Balduinstein,  Wallau;  im  Schalstein  mit  Barytspath:  Lohrheim  an 
der  Aar. 

*  Faseriger  Brauneisenstein  fand  sich  sehr  schön,  zum  Theil 
als  brauner  Glaskopf,  auf  den  Gruben  Strassenfeld,  Winkel  und  Gustav 
bei  Elz,  Lückenbach  bei  Weinbach  u.  s.  w.  In  zierlichen,  strauchartig 
verästelten  Gestalten  fand  er  sich  auf  der  Brauneisensteingrube  Franken- 
art (Aisbacherhöhe)  bei  Aisbach  im  Amte  Selters. 

Haarförmiger  Brauneisenstein  (Nadeleisenstein,  Sammetblende) 
kam  in  kleinen  Drusen  im  Brauneisenstein  bei  Wiesbaden  und  Dern- 
bach vor. 

Dichter  Brauneisenstein  im  Taunusschiefer:  Wildsachsen,  König- 
stein, Eppstein;  in  Grauwacke  an  den  bereits  bei  dem  faserigen  Braun- 
eisenstein angeführten  Orten,   sodann  bei  Welkenbach,  Winkelbach  und 


—    206    — 

Alpenrod,  unweit  Hachenburg,  Steinfischbach  bei  Idstein,  Holzappel. 
Lagerartig  im  Schalstein  bei  Dehrn,  unweit  Limburg;  im  Stringocephalen- 
kalk  in  Nestern:  Allendorf  beiCatzenelnbogen,  Villmar.  Mit  Eotheisenstein : 
Odersbach,  Kirschhofen  u.  a.  0.  bei  Weilburg,  Holzheini  bei  Diez, 
Hirzenhain  u.  s.  w.  bei  Dillenburg.  Mit  Pyrolusit  und  Psilomelan  im 
Dolomit:  Niedertiefenbach,  Diez,  Weinbach.  Mit  Kupfererzen:  Gemeine 
Zeche  bei  Nanzenbach  im  Amte  Dillenburg. 

*  Dichter  Brauneisenstein  kam  in  kleinen,  losen,  eckigen  Körnern 
im  Wilhelmstollen  der  Grube  Eisenfeld  bei  Philippstein  vor;  als  Bolltierz 
eingebettet  in  braunrothem  Thone  auf  einigen  Gruben  bei  Heckholz- 
hausen. 

Brauneisenstein  findet  sich  in  der  tertiären  Eisensteinbildung  bei 
Dernbach  im  Amte  Montabaur  als  Versteinerungsmittel  von  Holz,  Blättern 
und  Früchten  ziemlich  häufig.  Hier  scheint  derselbe  ein  Umwandlungs- 
product  aus  Sphärosiderit  zu  sein,  woraus  die  ganze  Ablagerung  im 
Wesentlichen  besteht  und  der  ebenfalls  als  Versteinerungsmittel  daselbst 
auftritt. 

Als  Bindemittel  von  Diluvialconglomeraten  kommt  er  vor  bei  Weil- 
burg, Limburg,  Hofheim. 

Brauneisenstein  nach  Eisenspath  kommt  vor  in  der  Form  R 

bei  Holzappel  und  als  Hülle  von  Steinkernen  in  dem  Grauwackensandstein 
von  Kemmenau.  Ausserdem  findet  sich  diese  Pseudomorphose  bei  Höchsten- 
bach  und  Lautzenbrücken  im  Amte  Hachenburg  und  an  anderen  Orten 
Nassaus  in  oberen  Teufen  auf  Gängen  in  der  Grauwacke.  Der  sehr 
manganreiche  Eisenspath  der  Grube  Eisenkaute  bei  Lautzenbrücken  er- 
scheint auch  nicht  selten  in  Manganit  und  ein  Gemenge  von  Rotheisen- 
stein und  diesem  letzteren  Minerale  umgewandelt. 

Brauneisenstein  nach  Schwefelkies.  An  dorn  Weg,  welcher 
gleich  unterhalb  Dillenburg  nach  der  Schütte  führt,  finden  sich  in  ver- 
wittertem Schalsteine  Knollen  und  Kugeln,  die  in  der  dortigen  Gegend 
fälschlich  Markasite  genannt  werden.  Dieselben  haben  in  der  Regel  ein 
radialstrahliges  Gefüge,  zeigen  an  ihrer  Oberfläche  Würfelflächen  und 
bestehen  zum  Theil  ganz  aus  Brauneisenstein,  zum  Theil  haben  sie  aber 
auch  einen  Kern  von  Schwefelkies.  Diese  Pseudomorphose  kam  auch  sehr 
schön  am  Scheuernberger  Kopfe  bei  Weilburg  nach  der  Form  oo  0  oo 
auf  einer  mit  Eisenmulm  ausgefüllten  Kluft  im  Grünsteine  vor  und  fand 
sich  auch  bei  Cronberg  auf  dem  Taunus. 

Brauneisenstein  nach  Eisenspath  der  Form  R  kommt  zu  Holz- 
appel vor. 


-    207    - 

Brauneisenstein  nach  Barytspath  in  sehr  kleinen  Krystallen 
auf  Kluftflächen  des  Quarzganges  bei  Schneidhain,  unweit  Königstein. 

Brauneisenstein  nach  Pyromorphit.  Diese  Pseudomorphose  von 
Dernbach  bei  Montabaur  kommt  auf  einem  Gange  in  der  älteren  Grau- 
wacke  in  oberer  Teufe  vor. 

Erdiger  Brauneisenstein  findet  sich  als  Ueberzug  der  Steinkerne 
von  Versteinerungen  in  der  Grauwacke  von  Lahnstein,  Hasselborn  n.  s.  w.; 
im  Thon  in  den  Pyrolusitlagerstätten  mit  Halloysit,  Wavellit  und  Wad 
bei  Niedertiefenbach  und  Weinbach;  im  Basalttuff  bei  Wölferlingen.  In 
Dendriten  als  Ueberzug  verwitterter  Gesteine  allgemein  vorkommend. 

Schuppiger  Brauneisenstein  (Brauneisenrahm)  kommt  vor  in 
Blasenräumen  eines  grünsteinartigen  Schalsteins  bei  Runkel. 

Gelbeisenstein.  In  faserigen  Partieen  in  Brauneisenstein  bei  Ober- 
rossbach im  Amte  Hachenburg.  Thoniger  Gelbeisenstein  von  ausgezeichnet 
schaliger  Absonderung  und  öfter  noch  mit  einem  Kerne  von  unzersetztem 
Sphärosiderit  findet  sich  im  Thone  bei  Oestrich.  Derselbe  wird  zur 
Darstellung  verschiedener  Ockerfarben  benutzt. 

*  Gelbeisenstein  kommt  auf  mehreren  Eisenerzgruben,  z.  B.  Heinrichs- 
segen bei  Münster,  Allerheiligen  bei  Cubach  vor. 

*  Umbra  kommt  vor  am  Ausgehenden  des  Eisen-  und  Manganerz- 
Lagers  der  Grube  Schottenbach  bei  Gräveneck  im  fiskalischen  Walde 
Schottenbach. 

Raseneisenstein.  Häufig  mit  Torf  gemeinsam  in  abgerundeten 
Stücken  auf  dem  Grunde  stagnirender  Gewässer  des  Westerwaldes  oder 
in  einzelnen  Lagen  unter  der  Dammerde,  so  bei  Dernbach  in  der  Nähe 
von  Montabaur,  in  der  Räuschebach  und  an  der  Ziegelhütte  bei  Weilburg. 
Ueberall  ist  das  Vorhandensein  an  der  glänzenden  Eisenhaut  über  den 
kleinen,  durch  solche  sumpfige  Strecken  ziehenden  Bächen  sogleich  zu 
erkennen. 

*  Kaseneisenstein  kommt  auch  vor  bei  Rennerod.  (Bergmeister 
Fr  oh  wein.) 

125.  Spatheisenstein  (Eisenspath,  Siderit).  S.  Uebers.,  S.  102,  85. 

Von  Krystallformen  nur  R  beobachtet  zu  Holzappel.  In  derben, 
grossblätterigen  Massen  mit  Fahlerz  und  Bleiglanz:  Holzappel,  Obern- 
hof, Wellmich,  Höchstenbach  und  Alpenrod  bei  Hachenburg.  In  oberen 
Teufen  gewöhnlich  zu  Brauneisenstein  umgewandelt  mit  Beibehaltung  der 
Form. 

*  Spatheisenstein  kommt  ausserdem  vor  auf  den  Erzgruben  bei 
Ems,    Oberlahustein    und    Braubach,    auf   den    Gruben    Neuermuth    bei 


—    208    — 

Strassebersbach,  Kühberg  bei  Alpenrod,  Urwald  bei  Hachenburg  und 
Haincben  bei  Grenzhausen.  In  Rhomboedern  krystallisirt  fand  er  sich 
auf  den  Gruben  Hilfe-Gottes  bei  Nanzenbach  und  Himrain  bei  Manderbach. 

*  Sphärosiderit  kommt  vor  auf  den  Gruben  bei  Hambach,  Gückingen, 
Staffel,  Elz  und  auf  Grube  Cronberg  bei  Horressen  im  Amte  Montabaur. 
(F.  Odernheim  er.  Das  Berg-  und  Hüttenwesen  im  Herz.  Nassau. 
1865,  S.  274  und  276.) 

126.  Mesitin  (Mesitinspath).     1864/66,  S.  92. 

Auf  der  Nickelerzgrube  Hilfe-Gottes  bei  Nanzenbach  fand  sich  dieses 
Mineral  in  schönen,  weingelben,  durchscheinenden,  flachrhomboedrischen 
Kryställchen  der  Formen  — l/2  R  m&  —  V2  R-  °  R-  Dasselbe  kommt  in 
nickelhaltigem  Schwefelkies  als  Auskleidung  von  kleinen  Drusen  in 
Begleitung  von  Schwefelnickel  vor. 

127.  Ankerit  (Eisenkalkspath).     1850,  S.  42. 

Der  meist  krummblätterige,  derbe  Kalkspath  auf  den  sog.  Fluss- 
eisensteinlagern der  Lahngegenden  gibt  beim  Spalten  Winkel  von  106°  12', 
deren  Erkennung  bei  der  mitunter  starken  Biegung  der  Spaltungsflächen 
und  anderen  durch  die  in  den  Massen  überall  wahrnehmbare  Zwillings- 
bildung bedingten  Hindernissen  indessen  oft  erschwert  wird.  Ausserdem 
verwittert  derselbe  mit  intensiv  gelber  Farbe,  welche  auf  eine  Ausscheidung 
von  Eisenoxydhydrat  hindeutet;  alles  Eigenschaften,  welche  dem  Eisen- 
kalkspath (Ankerit)  zukommen. 

128.  Eisenvitriol  (Melanterit).  S.  Uebers.,  S.  90,  76;  1852,  II, 
S.  122. 

Auf  einer  Kluft,  dem  sog.  grünen  Trumm,  im  Grünstein  der  Grube 
Hilfe-Gottes  bei  Nanzenbach  (nickelhaltig) ;  in  zersetztem  Basalt  unter 
eisenkiesreicher  Braunkohle  der  Grube  Wilhelmsfund  bei  Westerburg. 
Wurde  ausserdem  bei  dem  Aufräumen  alter  Halden  behufs  der  Gewinnuug 
der  darin  enthaltenen  Blende  zu  Ems  gefunden.  Die  Farbe  streift  an's 
Bläuliche  und  das  Mineral  enthält  nach  einer  qualitativen  Analyse  neben 
Eisenoxydul  und  Schwefelsäure  auch  noch  Kupferoxyd,  Nickeloxyd,  Blei- 
oxyd und  Chlor. 

*  Eisenvitriol  kommt  krystallisirt  auf  Grube  Strichen  bei  Münster 
in  schwarzen  Schiefern  vor,  welche  sich  zersetzenden  Schwefelkies  enthalten. 

*  Auf  der  Braunkohlen-  und  Schwefelkies-Grube  Inspector  bei  Ober- 
tiefenbach  im  Amte  Runkel  fand  sich  ein  ausgewittertes  Salz,  das  wahr- 
scheinlich ein  Gemenge  von  Eisenvitriol  und  schwefelsaurem  Eisenoxyd 
ist.     Die  Analyse  von  E.  Herget  zu  Diez  ergab: 


igiiiij 


—    209    — 

Schwefelsäure 39,68  °/o. 

Eisenoxydul 23,31  » 

Eisenoxyd 10,30  » 

Magnesia 0,73  > 

Thonerde 3,47  » 

Wasser  (?) 22,51  » 


100,00  0/o. 

Das  Wasser  wurde  aus  dem  Verlust  bestimmt  und  da  bei  100° 
getrocknet  wurde,   ist  wahrscheinlich  Krystallwasser  verloren    gegangen. 

129.  Eisenblau   (Blaueisenerde,  Vivianit).    S.  Uebers.,  S.   99,   73; 

1850,  S.  41;  1851,  II,  S.  236;   1857,  S.  397. 
Vielleicht  gehört  hierher  der  bläuliche  Anflug   der  Blasenräume  im 

Basalt  von  Neunkirchen,  Weilburg  u.  a.  0.  Hin  und  wieder  als  Anflug 
oder  Ueberzug  auf  fossilen  Zähnen  im  Sande  von  Mosbach.  In  den 
Thonen  der  Braunkohlenformation  als  Anflug  auf  Spaltungsflächen  der- 
selben, wie  auch  in  Drusenräumen  bei  dem  Contacte  mit  Basalten  u.  s.  w. 
bei  Langenaubach  häufig.  Dieses  letztere  Vorkommen  dürfte  sich  übrigens 
bei  näherer  Untersuchung  als  Krokydolith  herausstellen. 

*  Deutliche  lebhaft  glänzende  Krystalle  von  Vivianit  finden  sich 
hin  und  wieder  in  der  trichterförmigen  Vertiefung  fossiler  Fischwirbel 
aus  den  Septarienthonen  von  Flörsheim.     (C.  Koch.) 

130.  Kakoxen.    1864/66,  s.  91. 

Kommt  auf  Kluftflächen  des  Thoneisensteins  in  der  Grauwacke  im 
District  Wormersberg  bei  Osterspai  am  Rhein  in  zarten,  strahlig-radialen 
Partieen  mit  ockergelber  Färbung  vor. 

*  Auf  Brauneisenstein  bei  Niedertiefenbach  im  Amte  Hadamar, 
besonders  schön  aber  auf  Grube  Mark  bei  Essershausen  im  Amte  Weil- 
burg, in  dunkel  citrongelben,  lebhaft  seidenglänzenden  strahligen  Büscheln, 
welche  auf  Brauneisenstein  aufsitzen. 

131.  Grüneisenstein.    S.    Uebers.,    S.    99,    74;    1849,    S.    205; 

1851,  II,  S.  267;  1857,  S.  396;  1864/66,  S.  90. 
Als  erdiger  Anflug  auf  stalaktitischem  Brauneisenstein  bei  Bölsberg 

im  Amte  Marienberg;  in  Drusen  des  Brauneisensteins  der  Grube  Schöne- 
Aussicht  bei  Dernbach  im  Amte  Montabaur;  mit  Stilpnosiderit  im  thonigen 
Brauneisenstein  zu  Weyer  bei  St.  Goarshausen ;  auf  Brauneisenstein  der 
Grube  Langenstück  bei  Wildsachsen  auf  dem  Taunus.  Hier  krystallisirt 
und  faserig.  Auf  Kluftflächen  des  Thoneisensteins  der  Grube  Eisenborn 
bei  Breitenau  im  Amte  Selters  in  radial-strahligori  Partieen. 

Jahrb.  d.  na89.  Ver.  f.  >iat.  XXXI  u.  XXXII.  ^ 


—    210    — 

132.  Lievrit  (Ilvait).     1857,  S.  396,  399. 

Findet  sich  derb  in  Ideseligen  Eisensteinlagern  der  Dillgegend  ziem- 
lich häufig.  In  schönen  und  mitunter  grossen  Krystallen  in  der  Monzen- 
bach  hei  Herbornseelbach,  am  Dollenberg  hei  D>rborn,  bei  Burg,  Hörbach 
und  Eisemroth. 

133.  Stjlpnomelail.    1851,  II,  S.  222,  230;   1852,  II,  S.  120. 

Dieses,  zuerst  auf  der  Grube  Friedericke  bei  Kirschhofen  nachge- 
wiesene Mineral  findet  sich  auch  auf  den  Rotheisensteinlagern  bei  Bohn- 
scheuer  in  der  Nähe  von  Mudershausen  und  im  Concor  diastollen  bei 
Villmar,  begleitet  von  eisenhaltigem  Kalkspath  und  Quarz.  Die.schwarzgrüne 
Farbe  des  unzersetzten  Minerals  ändert  sich  bei  der  höheren  Oxydation  in 
Tombackbraun  um;  die  Spaltbarkeit,  der  Glanz  u.  s.  w.  bleiben  dieselben. 

Stilpnomelan  nach  Quarz.  Auf  dem  Rotheisensteinlager  der 
Grube  Friedericke  kommt  der  Stilpnomelan,  der  als  ein  Umwandlungs- 
product  des  Rotheisensteius  erscheint,  an  zerklüfteten  Punkten,  die  mit 
Quarzkrystallen  und  Kalkspath  theilweise  erfüllt  sind,  in  einem  zer- 
setzten Zustande  vor.  Seine  schwarzgrüne  Farbe  ist  in  ein  metallisch 
glänzendes  Tombackbraun  verändert.  Die  von  dem  Quarz  frei  gelassenen 
Räume  sind  mit  den  schuppigen  Aggregaten  dieses  veränderten  Minerals 
erfüllt  und  die  Quarzkrystalle  davon,  zumal  an  den  Pyramidenflächen, 
sichtlich  angegriffen  und  zerfressen,  während  die  übrigen  unangegriffenen 
Flächen  ein  braunes,  schillerndes  Ansehen  haben  und  sich  abblättern. 
Diese  Veränderung  dringt  oft  ziemlich  tief  in  die  Quarzkrystalle  ein. 
Dieselbe  Umwandlung  scheint  an  demselben  Fundorte  auch  mit  unalte- 
rirtem  Stilpnomelan  zu  geschehen. 

Stilpnomelan  nach  Rotheisenstein.  Diese  Pseudomorphose  kommt 
an  demselben  Fundorte  wie  die  vorigen  vor.  Da,  wo  das  Lager  zer- 
klüftet und  mit  Quarz  und  Kalkspath  zum  Theil  ausgefüllt  ist,  wird 
der  Rotheisenstein  an  den  Salbändern  oder  in  einzelnen  Trümmchen,  die 
durch  den  Lagerraum  hindurchziehen,  in  Stilpnomelan  umgewandelt,  und 
zwar  fast  immer  nur  von  der  Klüftung  ausgehend.  Die  Drusenräume,  fei 
welche  bei  dieser  Umwandlung  offen  bleiben  und  mit  Quarz  und  schup- 
pigen Aggregaten  von  Stilpnomelan  bekleidet  sind,  zeigen  öfter  einen 
Ueberzug  von  Braunspath  und  einzelne  Partieen  kleiner  Heulanditkrystalle. 

Stilpnomelan  nach  Kalkspath.  Mit  der  oben  angeführten  Um- 
wandlung des  Quarzes  in  Stilpnomelan  kommt  an  demselben  Fundorte 
ein  Kalkspath  vor,  welcher  das  äussere  Ansehen  wie  Eisenspath  hat,  der 
in  Verwitterung  begriffen  ist  und  seinen  Merkmalen  nach  dem  Ankerit 
nahe   zu  stehen    scheint.     Dieses   Mineral,    das  wahrscheinlich   selbst  als 


, 


—    211    — 

eine  Pseudomorphose  zu  betrachten  ist,  wird  von  dem  in  Zersetzung  be- 
griffenen  Stilpnomelan  angegriffen,  oder  das  noch  vorliandene  Kalk- 
carbonat  noch  weiter  verdrängt,  indem  sich  derselbe  in  die  Blätterdurch- 
giinge  und  Risse  des  aufgelockerten  Kalkspaths  einnistet. 

134.  Grünerde  (Seladonit).     S.  Uebers.,  S.  97,  58. 

In  serpentinartigem  Grünstein  in  kleinen  Nestern :  Tunnel  bei  Weil- 
burg  und  wahrscheinlich  als  färbender  Bestandtheil  der  dichten  Grünsteine. 

135.  Nontronjt.     1857,  S.  399. 

Auf  Klüften  der  Rotheisensteinlager  auf  der  Eisernen-Hand  bei 
Oberscheid  derb  und  eingesprengt. 

*  In  zeisiggrünen  Massen  im  Cypridinenschiefer  des  Grimmeisgraben 
bei  Nanzenbach;  matt  zeisiggrün  auf  den  Ausgehenden  der  Rotheisen- 
steinlager der  Gruben  Fortuna  bei  Aumenau  und  Stollberg  bei  Weil- 
münster.    Man  sehe  auch  unter  Speckstein. 

*  Auch  in  den  Sericitgneissen  des  Taunus  findet  sich  vielfach  grüner 
und  gelbgrüner  Nontronit  auf  Kluftflächen  ausgeschieden,  besonders  häufig 
bei  Auringen.     (C.  Koch.) 

136.  Sordawalit.     1864/66,  S.  92. 

Wurde  im  Grünstein  von  Herbornseelbach  bei  Herborn  in  Begleitung 
von  Lievrit  als  Kluftausfüllung  in  derben,  plattenförmigen  Stücken  mit 
den  charakteristischen  Eigenschaften  aufgefunden. 

137.  Skorodit.     1864/66,  S.  90. 

In  Drusenräumen  und  auf  Contractionsflächen  des  Nickelarsenik- 
glanzes  zu  Ems  kommt  ein  Mineral  in  sehr  kleinen  Krystallen  der  an- 
scheinend rhombischen  Form  P.ooP2  vor.  Dasselbe  ist  glasglänzend 
und  zum  Theil  bläulich  grün  und  wohl  als  ein  Zersetzungsproduct  des 
genannten  Erzes  und  als  Skorodit  anzusprechen. 

*  Skorodit  wurde  auf  Grube  Schöne-Aussicht  bei  Dernbach  im  Amte 
Montabaur  aufgewachsen  auf  quarzigem  Brauneisenstein  und  in  ausge- 
zeichneten Krystallen  aufgefunden.  (Verhandlungen  des  naturhistorischen 
Vereins  der  preussischen  Rheinlande  und  Westfalens.  1876,  Sitzungs- 
berichte, S.   14  und  1877,  Verhandlungen,  S.   173.) 

138.  Carminspath  (Carminit).     1864/66,  S.  90. 

Mit  dem  unter  Skorodit  erwähnten  Mineral  von  Ems  kommt  unter 
denselben  Verhältnissen  in  büschelförmigen,  microkrystallinischen  Partieen 
und  Ueberzügen,  die  aus  dem  dunkeln  Carminroth  in's  Braune  verlaufen 
und  theilweise  schon  wieder  zersetzt  sind,  Carminspath  vor. 

139.  Beudantit.     1857,  S.  396;   1864/66,  S.  90. 

Mit  phosphorsaurem    Bleioxyd    in    kleinen  Kryställchen   im    Braun- 

14* 


—    212    — 

eisenstein  der  Grube  Schöne- Aussicht  bei  Dernbach  im  Amte  Montabaur 
und  unter  ähnlichen  Verhältnissen  auf  Brauneisenstein  der  Grube  Edel- 
stein bei  Luckenbach  im  Amte  Hachenburg. 

*  Später  fand  er  sich  auf  Grube  Schöne- Aussicht  auch  in  grösseren, 
lauchgrünen  und  braunen  Krystallen. 

140.  Titaneisen  (Menakan).    S.  Uebers.,  S.  92,  32,   1849,  S.  204. 
In   irisirenden    Oktaedern    und    Hemitropien   derselben    im  Trachyt: 

Dahlen  und  Heilberscheid  bei  Montabaur;  in  phorphyrartigem  Phonolith 
an  der  Burg  bei  Hartenfels  im  Amte  Selters;  in  Basaltmandelstein  bei 
Härtungen  im  Amte  Wallmerod;  in  ausgezeichneten  muscheligen  Stücken 
im  Basalt  von  Naurod  bei  Wiesbaden  und  bei  Weilburg  (sog.  schlackiges 
Magneteisen).  In  Körnern  sehr  häufig  im  Dolerit,  weniger  im  Phonolith. 
Titaneisen  ist  gewöhnlich  dem  Bimsstoinsande  beigemengt. 

141.  Schwefelkies  (Tesseraler  Eisenkies.  Pyrit).  S.  Uebers.,  S.  84, 
12;  1850,  S.  38;  1851,  II,  S.  236,  258;  1852,  II,  S.  120;  1853,  II,  S.  40. 

Kommt  sehr  häufig  derb  und  krystallisirt  vor.  Die  Krystalle  zeigen 
verschiedenartige  Formen  und  sind  häufig  von  ausgezeichneter  Schönheit. 
Als  Fundorte  sind  anzuführen :  im  Taunusschiefer  oder  auf  Quarztrümmern 
in  demselben:  Cronberg,  Königstein,  Dotzheim,  Nerothal  bei  Wiesbaden ; 
meist  jedoch  ist  das  Mineral  in  Brauneisenstein  umgewandelt;  in  Grau- 
wackeschichten in  einzelnen  Krystallen,  Krystallschnüren  oder  Kugeln: 
Lahnstein,    Ems,    Caub,    Egenroth,  Wisperthal,    Langhecke,    Wissenbach. 

Die  Combination  qoOqo  •  — - —  •  -'— — ,  welche  sich   mit  Manganbraun- 

spath,  Quarz,  Kupferkies  und  Kalkspath  auf  kleinen  Gangtrümmern  im 
Dachschiefer  von  Caub  findet,  zeigt  öfter  eine  unsymmetrische  Verlängerung 
vom  Habitus  einer  quadratischen  Säule,  aus  deren  Ende  mitunter  ein 
kleiner,  regelmässiger  Krystall  hervorragt.  Im  dünnschieferigen  Cypridinen- 
schiefer  von  Kirschhofen  bei  Weil  bürg  finden  sich  in  Brauneisenstein 
umgewandelte    Krystalle,    welche    sehr    ausgezeichnet    die    Combination 

0. — - —  zeigen.    Sonst  findet  sich  in  dem  Cypridinenschiefer,  besonders 

Li 

in  den  Kalkscbiefern  und  den  Anthracit-Lagen  derselben,  der  Schwefelkies 
bei  Odersbach,  Löhnberg  und  Weilburg.  Im  Grünstein  ist  Eisenkies 
allenthalben  verbreitet.  Die  Dillenburger  sog.  Markasite  sind  bereits 
früher  unter  Brauneisenerz  erwähnt.  Sehr  schön  traubige  Gestalten 
finden  sich  zuweilen  auch  in  der  Braunkohle,  namentlich  bei  Marienberg. 
Mikroskopische  Oktaeder  kommen  im  Basalte  von  Weil  bürg  am  Rande 
der  Ausscheidungsriude    von  Neolith    und    zeolithischen   Mineralien    oder 


—    213    — 

auch  zwischen  diesen  selbst  nicht  selten  vor.  Grössere  Krystalle  kommen 
auf  den  Rotheisensteinlagern  bei  Eibach  und  Nanzenbach  vor.  Auf  den 
Erzgängen  der  Grauwacke  findet  sich  Schwefelkies  mit  Kupferkies  und 
Bleiglanz  theils  krystallisirt,  theils  in  traubigen  und  kolbigen  Gestalten: 
Ems,  Wellmich,  Holzappel.  Auf  den  Kupfererzgängen  im  Grünstein  und 
Schalstein  sehr  schön  auf  den  Gruben  Gnade-Gottes  bei  Donsbach  und 
Gemeinezeche  bei  Nanzenbach.  An  letzterem  Orte  findet  sich  die  Com- 
bination  qo  0  oo  .  0  .  oo  0  zuweilen  sehr  schön  ausgebildet. 

Nickelhaltiger  Eisenkies.  Auf  Gängen  im  Grünstein  oder  Schal- 
stein findet  sich  zuweilen  ein  mehr  oder  weniger  nickelhaltiger  Eisenkies. 
Derselbe  besteht  sichtlich  aus  einem  Gemenge  von  Kupferkies  mit  einem 
Eisenkies  von  auffallend  heller  und  fahler  Farbe.  Ein  solches  Vorkommen 
wurde  auf  der  Grube  Hilfe-Gottes  bei  Nanzenbach  unweit  Dillenburg  zur 
Gewinnung  von  Nickel  behaut.  —  Auf  dem  Emser  Gange  kam  ein  Eisenkies 
mit  einem  nicht  unbedeutenden  Gehalte  an  Nickel  derb  und  krystal- 
lisirt vor. 

Eisenkies  findet  sich  als  bekanntes  Versteinerungsmittel  sowohl  an 
thierischen  Resten  in  den  Schiefern  bei  Wissenbach,  als  auch  an  fossilen 
Pflanzen  bei  Dernbach  im  Amte  Montabaur  im  Tertiärgebiete. 

Manche  fossile  Hölzer  aus  der  Braunkohlengrube  Wilhelmsfund  bei 
Westerburg  sind  zum  Theil  in  Eisenkies  umgewandelt,  welcher  wieder 
von  einem  späteren  Absätze  von  krystallisirtem  Quarze  überrindet  ist. 

1-42.  Markasit  (rhombischer  Eisenkies,  Kammkies,  Speerkies,  Strahl- 
kies).    S.  Uebers.,  S.  85,   13. 

Selten  auf  Erzgängen  mit  Kupferkies  und  Quarz:  Ems,  Grube  Neuer- 
muth  bei  Nanzenbach.  Im  Braunkohlenletten:  Breitscheid,  Bierstadt. 
In  den  Braunkohlenlagern  selbst  ist  er  in  Nassau  seltener  als  in  anderen 
Ländern.  Als  Fundorte  sind  vorzüglich  zu  nennen:  Grube  Oranien  bei 
Stockhausen  unweit  Marienberg,  Merenberg  bei  Weilburg,  Bommersheim 
bei  Königstein.     Deutliche  Krystalle  wurden  nicht  beobachtet. 

143.  Magnetkies  (Pyrrhotin).  S.  Uebers.,  S.  84,  11;  1851,  II, 
S.  258;   1853,  II,  S.  40. 

Selten  eingesprengt  und  in  Körnern  eingewachsen  in  Basalt:  Weil- 
burg, Naurod  bei  Wiesbaden.  Im  Basalte  von  Weilburg  fand  sich  dieses 
Mineral  am  Rande  zeolithischer  Ausscheidungen,  zwischen  den  Spaltungs- 
flächen eingeschlossener  Hornblendekrystalle  und  mitunter  in  derben 
Partieen  von  6  mm  Durchmesser  mitten  im  strahligen  Mesotyp.  Alle 
diese  Umstände  deuten  auf  eine  sehr  neue  Bildung  des  Schwefeleisens  in 
den  Basalten  hin.    Ferner  fand  sich  Magnetkies  im  Grünstein  des  Rup- 


—    214    — 

bachthales  und  in  krystallinischem  schwarzen  Diabase  eingesprengt  bei 
Uckersdorf  im  Amte  Herborn. 

Mangan. 

144.  Pyrolusit  (Graubraunsteinerz).  S.  Uebers.,  S.  87,  21;  1850, 
S.  137;  1851,  II,  S.  228,  229. 

Mit  Brauneisenstein  und  Psilomelan  trifft  man  Pyrolusit  sehr  häufig 
im  Gebiete  des  Dolomits.  Die  schönsten  Krystalle  kommen  zu  Weinbach 
unweit  Weilburg  und  zu  Niedertiefenhach  bei  Limburg  vor.  An  letzterem 
Orte  finden  sich  auch  ausgezeichnete  stängelig  abgesonderte  Stücke,  die 
theilweise  Uebergangsstufen  zwischen  Manganit  und  Pyrolusit  oder  Polianit 
sind.  Weitere  Fundorte  im  Dolomitgebiete  sind :  Cubach  und  Hirsch- 
hausen hei  Weilburg,  Schupbach  und  Gaudernbach  bei  ßunkel,  Freien- 
diez,  Oranienstein,  Birlenbach  und  Diez,  Hadamar.  In  Hornsteinkugeln: 
Lahr  bei  Hadamar.  In  einem  eisenschüssigen  Quarzconglomerate  über 
Taunusschiefer:  Assmannshausen.  Strahlige  und  erdige  Varietäten  finden 
sich  mit  den  krystallinischen  zu  Weinbach  und  Niedertiefenbach.  —  Die 
Analyse  eines  Braunsteins  von  Diez  ergab  nehen  Spuren  von  Kobalt- 
oxydul einen  Gehalt  von  0,21%  an  Nickeloxydul. 

Pyrolusit  nach  Braunspath.  Diese  Pseudomorphose  wurde  bei 
Niedertiefenbach  aufgefunden.  An  derselben  sind  alle  Stadien  der  Ver- 
drängung von  anderen  Fundorten,  wie  z.  B.  von  Hadamar,  zu  beobachten. 

145.  Manganit.     S.  Uebers.,  S.  91,  30;  1853,  II,  S.  41. 

Mit  Pyrolusit,  in  den  er  sich  umwandelt,  auf  den  Manganerz- 
lagerstätten bei  Niedertiefenbach  und  als  Zersetzungsproduct  des  Maugan- 
spaths  bei  Oberneisen. 

146.  Wad  (Braunsteinschaum).  S.  Uebers.,  S.  91,  29;  1849,  S.  203. 
Mit  Halloysit  und  Wavellit  im  Thon  über  Pyrolusit  bei  Weinbach. 

In  tropfsteinartigen  schaumigen  Partieen  im  Dolomit  oder  in  den  anderen 
Manganerzen  bei  Steeten,  Dehrn,  Niedertiefenbach,  Hadamar,  Elz,  Birlen- 
bach u.  s.  w.  In  Höhlungen  des  Palagonitconglomerats  am  Beselicherkopf 
bei  Niedertiefenbach;  in  einem  Barytspathgang  bei  Burg  unweit  Herborn. 
In  Pseudomorphosen  nach  Kalkspath  auf  Grube  Nicolaus  bei  Dillenburg. 

147.  Psilomelan  (Hartmanganerz).  S.  Uebers.,  S.  91,  28;  1850, 
S.  39;  1851,  II,  S.  236. 

Faserig  in  vorzüglicher  Schönheit  im  Thon  über  Pyrolusitlagerstätten 
bei  Weinbach ;  sehr  schöne  Stalaktiten  mit  strahliger  Textur  bildend  auf 
Grube  Kalk  bei  Cubach  im  Amte  Weilburg;  im  Quarze  eines  Kotheisen- 
steinlagers  der  Grube  Gaensberg  bei  Weil  bürg.    Dicht  auf  allen  bei  dem 


—    215    — 

Pyrolusit  angegebenen  Manganerzlagerstätten;  die  Knüllen,  welche  die 
Erze  enthalten,  bestehen  aus  drei  Lagen,  die  üusserste  ist  Brauneisenstein, 
die  zweite  Psilomelan,  die  innerste  Pyrolusit,  gewöhnlich  auskrystallisirt 
mit  nach  dem  Mittelpunkte  der  Kugel  gerichteten  Krystallspitzen.  Auf 
Quarzklüften  in  der  Grauwacke  von  Grävenwiesbach  bei  Usingen.  Mit 
Rotheisenstein  bei  Dronnnershausen  und  Odersbach  hei  Weüburg;  mit 
Brauneisenstein:  Kramberg  bei  Wied,  unweit  Hachenburg.  In  einem 
Conglomerate  mit  Pyrolusit  und  Botheisenstein  bei  Assmannshausen;  in 
losen  Stücken  in  der  Dammerde  bei  Pottum  im  Amte  Rennerod.  In 
dendritischen  Gestalten  (doch  werden  diese  wohl  zum  Theil  auch  von 
Pyrolusit  und  Wad  gebildet)  auf  verwitterten  Gesteinen  allgemein  verbreitet. 
In  Pseudomorphosen  nach  Braunspath  bei  Niedertiefenbach  im 
Amte  Hadamar.  Psilomelan  fand  sich  auch  als  Abdruck  einer  Muschel- 
schale im  Dolomit  bei  Catzenelnbogen. 

*  Psilomelan  kommt  auch  vor  auf  den  Gruben  Freiherr  und  Hugo 
bei  Hörbach  im  Amte  Herborn.     (Bergmeister  Froh  wein.) 

US.  Manganspath  (Dialogit).    1852,  II,  S.  122;  1853,  II,  S.  46. 

Ausgezeichnete  Krystalle  (Combination  eines  spitzen  Rhomboeders 
mit  der  Endfläche)  der  Varietät  Himbeerspath  angehörig,  finden  sich  auf 
der  Rotheisensteinlagerstätte  im  Porphyr  bei  Oberneisen  im  Amte  Diez. 
Ausserdem  findet  er  sich  hier  in  warzigen  und  traubigen  Gestalten,  öfters 
mit  Anlage  zu  strahliger  Structur. 

*  Auf  Grube  Rothenberg  bei  Oberneisen  kam  der  Manganspath  am 
schönsten  vor,  sowohl  in  den  oben  erwähnten  Krystallen,  als  auch  in 
traubigen  Gebilden  von  schön  himbeerrother  Farbe;  fand  sich  hier  aber 
auch  derb  mit  krystallinisch  blätterigem  Gefüge  und  weisser  Farbe. 
Ausserdem  kommt  er  sehr  häufig  auf  den  Gruben  bei  Elz,  Hambach 
und  Gückingen  mit  Sphärosiderit  vor.  Hier  ist  er  meistens  braun  bis 
fast  schwarz  gefärbt;  indessen  fanden  sich  auch  sehr  schöne,  hell  rosen- 
rothe  Stücke  auf  den  Gruben  Langenau  und  Hambach  bei  Elz.  Krystalle 
sind  hier  sehr  selten  und  fanden  sich  nur  auf  Grube  Gustav  (Ernst  II.) 
bei  Elz.  Es  waren  rosenroth  gefärbte,  linsenförmige  Rhomboeder,  die 
einen  üeberzug  auf  Sphärosiderit  bildeten. 

Eisenmanganspath.    1864/66,  S.  91. 

Auf  der  Grube  Rothenberg  bei  Oberneisen  kommt  mit  Rotheisenstein 
verwachsen  ein  gelblichweisses,  krystallinisches  Mineral  vor,  welches  ganz 
den  Habitus  eines  Dolomits  zeigt  und  wesentlich  aus  kohlensaurem 
Eisenoxydul  und  kohlensaurem  Manganoxydul  zusammengesetzt  ist.  Dieses 
Mineral,  welches  eine  Pseudoraorphose  zu  sein  scheint,  aber  doch,  wie  so 


—    216    — 

viele  derartige  Bildungen,  Anspruch  auf  die  Stellung  einer  Mineralspecies 
hat,  dürfte  am  Schicklichsten  als  Eisenmanganspath  zu  bezeichnen  sein. 

149.  Mangankiesel,  rother  (Kieselmangan,  Ehodonit).  1851,  II, 
S.  228,  264. 

Bei  Donsbach  im  Dillenburgischen  setzt  ein  schmales  Gangtrümmchen 
von  Psilomelan  in  Grünstein  auf,  der  ein  fast  dünnschieferiges  Gefüge 
zeigt.  Zwischen  den  einzelnen  Blättern  des  Psilomelans  sind  dünne 
Schichten  eines  rosenrothen  amorphen  Minerals  abgelagert,  das  die  Härte 
3 — 4  hat,  mit  Säure  nicht  braust  und  das  nach  allen  Merkmalen  nur 
für  Kieselmangan  und  ein  Umwandlungsproduct  des  Psilomelans  gehalten 
werden  kann. 

150.  Mangankiesel,  schwarzer.    1864/66,  s.  90. 

In  kleinen  Drusenräumen  des  Psilomelans  von  Niedertiefenbach  im 
Amte  Hadamar  finden  sich  Gruppirungen  von  Quarzkryställchen,  welche 
von  Mangan  ganz  undurchsichtig  und  schwarz  gefärbt  sind.  *  Dieses 
Mineral  dürfte  wohl  besser  bei  dem  Quarze  unterzubringen  sein. 

151.  *  Klipsteinit.  Bildet  ein  über  30  cm  mächtiges  Lager  über 
Rotheisenstein  bei  Herbornseelbach  im  Amte  Herborn.  (Mineralogie  von 
Franz  v.  Kobell  1878;  Elemente  der  Mineralogie  von  Naumann- 
Zirkel  1877.) 

152.  *  Manganvitriol. 

Auf  der  Grube  Hub  bei  Hambach  bildet  das  unmittelbare  Hangende 
des  Eisensteinlagers  ein  Schwefelkies  führender  Thon,  der  in  Zersetzung 
begriffen  öfters  eine  Temperatur  von  30°  C.  in  den  Grubenbauen  ver- 
anlasste. In  Folge  dieser  Zersetzung  entstand  ein  weisses  Salz,  das  als 
Manganvitriol  bezeichnet  werden  dürfte.  Die  Analyse  von  E.  Herget 
zu  Diez  ergab: 

Schwefelsäure 46,98%. 

Manganoxydul 37,86  » 

Eisenoxydul 0,94  » 

Magnesia 2,64  » 

Wasser  und  Verlust 11,58   » 

100,00  °/o. 

Da  bei  100°  getrocknet  wurde,  ist  wahrscheinlich  Krystallwass«  r 
verloren  gegangen. 


Register. 


Keode 


ver- 


Blei- 


Adinole  .  . 
Albit  .  .  . 
Allophan  .  . 
Amethyst  .  . 
Amphibol  .  . 
Analcim  .  . 
Anglesit  .  . 
Ankerit 
Anthracit  .  . 
Antimonsames 

oxyd 

Antimonsilberblende 

Apatit 

Aphrosiderit  .  .  . 
Apophyllit  .  .  . 
Aragonit    .... 

Asbest 

Atakam  it  .... 

Augit 

Azurit 


Babingtonit  .  . 
Baryt,  Barytspatb 
Barytharmotom  . 
Bastit  .... 
Bauxit  .... 
Bergkrystall  .  . 
V  Bergmileh      .     . 


mt 


Beudantit 

Bimsstein 

Biotit     ...... 

Bitterkalk,  Bitterspath 

Bittersalz 

Bituminöses  Holz  .     . 


No. 

26 
26 
59 

19 

37 

48 
101 
127 

2i 

105 

77 
16 

58  I 
68 
81 
37! 
91 1 

35  j 

84 ! 

i 

36  i 
ll1 
52, 
70 ! 
73  I 
19 

9 
139 
29^ 
30 
10 
13 

3! 


Blaueisenerde  . 
Blei,  gediegen 

Bleicarbonat  .  . 

Bleiglanz  .     .  . 

Bleiglätte  .     .  . 

Bleigummi      .  . 

Bleilasur    .     .  . 

Bleiniere    .     .  . 

Bleivitriol       .  . 

Bohnerz     .     .  . 

Bol,  Bolus      .  . 
Bornit   .... 

Bournonit  .     .  . 

Braunbleierz .  . 

Brauneisenerz  . 

Braunkohle    .  . 

Braunspath    .  . 

Braunstein     .  . 

Braunsteinscha  um 

Brochantit      .  . 

Broncit      .     .  . 

Buntkupfererz  . 

Buntbleierz    .  . 


Cäruleolaetin 

Calcit    .     .     . 

Carminspath, 

Cerussit     . 

Chabasit    . 

Chalcedon 

Chalkanthit 

Chalkopyrit 

Chalkosin 

Chloanthit 


No. 

129 

97 

100 

107 

98 

106 

102 

105 

101 

124 

66 

96 

108 

103 

124 

3 

10 

144 

146 

86 

38 

96 

103 


.  18 
.  9 
Carminit  138 
.  100 
.  49 
.  19 
.  85 
.  95 
.  92 
.  115 


Chlorit  .     . 

Chloritoid 

Chrysokoll 

Chrysolith 

Chrysotil    . 

Chromophyllit 

Cölestin 

Comptonit 

Covellin 

Cuprit    .     . 


Desmin 
Dialogit 
Dolomit 


Eisenalaun 
Eisenblau  . 
Eisenglanz 
Eisenglimmer 
Eisenkalkspath 
Eisenkies,  tesseraler  . 
»         rhombischer 
Eisenkiesel     .... 
Eisenmanganspath 
Eisenrahm      .... 
Eisenspath     .... 
Eisenvitriol     .... 

Epidot 

Erythrin 117 

Fahlerz 94 

Feldspath,  Feldstein  .  25 

Flussspath      ....  7 

Franklinit       ....  110 

Faujasit 50 


No. 

56 
57 
89 
41 
71 
33 
12 
45 
93 
80 

54 

148 
10 

15 
129 
120 
122 
127 
141 
142 

19 
148 
120 
125 
128 

22 


i\ 


—    218 


Galenit      .     . 
Gelbeisenstein 
Gelberde    .     . 
Gemeiner  Opal 
Gersdorffit 
Glasiger  Feldspatb 
Glaskopf,  rother 

»  brauner 

Glanzkobalt  . 
Glimmer  .  . 
Götbit  .  .  . 
Granat  .  .  . 
Grapbit  .  . 
Graubraunsteinerz 
Grünbleierz  . 
Grüneisenstein 
Grünerde  .  . 
Gyps      .     .     . 


Haarkies  .  . 

Hämatit     .  . 

Halbopal   .  . 

Halloysit    .  . 

Halotricbit  . 
Harmotom 
Hartmanganerz 
Herschelit 

Heulandit  .  . 

Holzopal    .  . 

Hornblende  . 
Hornstein 

Hyalit   .     .  . 

Hyalosiderit  . 

Hyazinth    .  . 

Hydrophan  . 

Hypersthen  . 

Ilvait     .     .     . 
Jodobromit     . 

Kalait  .     .     . 
Kalkharmotom 
Kakoxen    .     . 
Kalkmesotyp 
Kalksinter,  Kalktuff  . 
Kalk  —  Wavellit  .    . 


No. 

.  107 
.  124 
.  65 
.  20 
.  113 
.  25 
.  120 
.  124 
.  118 
30,  31 
.  122 
.  21 
.  1 
.  144 
.  103 
.  131 
.  134 
.  14 


112 
120 
20 
60 
15 
52 
147 
53 
55 
20 
37 
19 
20 
41 
42 
20 
39 

132 

78 

18 
51 
130 
44 
9 
17 


Kalkspath,  Kalkstein 
Kammkies  .  . 
Kaolin  .... 
Karneol  .  .  . 
Kieselkupfer 
Kieselmalachit  . 
Kieselmangan  . 
Kieselschiefer  . 
Klipsteinit  .  . 
Kobaltblüthe  . 
Kobaltglanz,  Kobaltin 
Kohlenblende  . 
Kollyrit  .  .  . 
Krokydolith  .  . 
Kupfer,  gediegen 
Kupferbleispath 
Kupferglanz,  Kupfer- 
glaserz .  .  . 
Kupfergrün  .  . 
Kupferindig  .  . 
Kupferkies  .  . 
Kupferlasur  .  . 
Kupfernickel 
Kupferpecherz  . 
Kupferschaum  . 
Kupferschwärze 
Kupfervitriol 
Kupferziegelerz 
Krisuvigit       .     . 


No.  I 

142 
62 
19 
89 
89 

149 
19 

151 

117 

118 

2 

61 

129 
79 

102 

92 

89 
93 

95 
84 
114 
90 
88 
82 
85 
81 
86 


L<abrador,  Labradorit  24 
Laumontit  ....  46 
Leberopa]  ....  20 
Lepidokrokit  .  .  .  121 
Lepidomelan      ...    34 

Lievrit 132 

Lignit 3 

Limonit 124 

Linarit 102 

Liparit 7 

Lunnit 87 

Lydischer  Stein,  Lydit     19 

Magneteisenerz,  Mag- 
netit   119 

Magnetkies     ....  143 


Malachit 

Malachitkiese]    .     .     . 

Manganit 

Mangankiesel,    rother 

»  schwarzer 

Manganspath      .     .     . 

Manganvitriol     .     .     . 

Markasit 

Melanit 

Melanterit      .     .     .     . 

Menakan    

Menilit 

Mennige 

Mesitin,    Mesitinspath 

Mesotyp 

Millerit 

Mimetesit 

Muscovit 

Nadeleisenstein       .     . 

Natrolith.   —  Natron- 

mesotyp      .     .     .     . 

Neolith 

Nephelin 

Nickelarsenikglanz 
Nickelglanz    .     .     .     . 
Nickelblüthe       .     .     . 

Nickelin 

Nickelkies      .     .     .     . 
Nontronit 


No. 

83 

89 
145 
149 
150 
14s 
152 
142 

21 
128 
140 

20  -| 

99 
12(5 

44 
112 
104 

31 

124 


43 
72 
23 
113 
113 
116 
114 
112 
135 


Olivin  . 
Opal  . 
Orthoklas 


Palagonit 
Phillipsit   .     . 
Phosphorit     . 
Phosphorcalcit 
Pistazit      .     . 
Plasma       .     . 
Porzellanerde 
Prehnit       .     . 
Psilomelan 
Pyrargyrit      . 
Pvrit      .     .     . 


41 
20 
25 

28 
51 
16 
87 
22 
19 
62 
47 

147 
77 

141 


219 


.1 


,111 
J 

.US 

.11: 


Pyrolusit   . 
Pyromorphit 
Pyroxen     . 
Pvrrhotin  . 


Quarz 


Raseneisenstein 

Retinit  .     .    . 

Rhodonit   .     . 

Rhyakolith     . 

Rotheisenerz 

Rotheisenralini 

Rotlier  Granat 

Rothgiltigcrz 

Rothkupfererz 

Rothnickelkies 

Rnbinglimmer 

Sanimtblende 

Sanidin      .     . 

Scheererit 

Schillerspath 

Schwarzbleierz 

Sclnvarzspiessglanzerz 

Schwefel 

Sehwefelkies,tesseraler 
rhombischer 


No. 
144 
103 
35 
143 

19 

124 

4 

149 

25 

120 

120 

21 

77 

80 

114 

122 

124 

25 

5 

70 

100 

103 

6 

141 

142 


Sclvwefelnickcl 
Sehwerspath 
Seladonit  .    . 

Sericit  .  .  . 
Serpentin  .  . 
Siderit  .  .  . 
Silber,  gediegen 
Silberblende  . 
Silberfahlerz 
Skolezit  .  . 
Skorodit    .     . 


Smaragdochalcit 


Shmithsonit   . 
Sordawalit 
Spatheiscnstein 
Speckstein 
Speerkies  .     . 
Sphalerit   .     . 
Sphärosiderit 
Sphen    .     .     . 
Staffelit      .     . 
Steatit  .     .     . 
Steinmark 
Stilbit    .     .     . 
Stilpnomelan 
Stilpnosiderit 
Strahlkies 
Strahlstein 


No. 

112 

11 

134 

32 

69 

125 

76 

77 

94 

44 

137 

91 

109 

136 

125 

40 

142 

111 

125 

74 

16 

40 

67 

55 

133 

123 

142 

37 


Tachylit 
Talk      . 
Tetraedrit 
Thomsonit 
Thon     . 
Tirolit   . 
Titaneisen 
Titanit  . 
Tremolit 
Tropfstein 
Türkis   . 


Umbra 


Vanadinocker 
Yivianit      .     . 


Wad     .    . 
Walkererde 
Wavellit    . 
Weissbleierz 
Weissnickelkies 


Ziegelerz   . 
Zinkblende 
Zinnober    . 
Zinkspath 
Zirkon  .     . 


No. 

.  27 

.  40 

.  94 

.  45 

.  63 

.  88 

.  140 

.  74 

.  37 

.  9 

.  18 

.  124 

.  87 
.  129 

.  146 
.  64 
.  17 
.  100 
.  115 

.  81 
.  111 
.  75 
.  109 
.    42 


Versuch  die  Grundlage  für  eine  natürliche  Reihenfolge 
der  Lepidopteren  zu  finden. 


Von 


Dr.   Rössler. 


Den  Systematikern  ist  es  gelungen,  die  organischen  Körper  nach 
den  anatomischen  Unterschieden  ihres  Baues  in  Ober-  und  Unterabthei- 
lungen  zu  bringen.  Künstliche  Eintheilungen,  wie  z.  B.  Linne's 
botanisches  System,  haben  vor  der  heutigen  Wissenschaft  nur  noch 
insofern  Werth,  als  sie  zweckmässige  Krücken  für  die  Beschränktheit  des 
menschlichen  Auffassungsvermögens  sind. 

Eine  dem  Gedanken  des  schöpferischen  Naturgeistes  gemässe  Reihen- 
folge  der  einzelnen  Abtheilungen,  besonders  der  unteren  und  ihrer  Gat- 
tungen (Species)  wird  für  kaum  möglich  gehalten.  Denn  es  ist  kein 
Zweifel,  die  Naturkörper  und  ihre  Abtheilungen  erscheinen  wie  Aeste 
und  Zweige  auf  gemeinsamen  Stämmen,  gleichsam  doldenförmig  und 
ihre  Verwandtschaften  erstrecken  sich  nicht  blos  auf  die  zunächst  stehen- 
den Classen  und  Arten,  sondern  berühren  sich  strahlenförmig  mit 
den  Arten  näherer  sowohl  als  entfernterer  Kreise.  Bildliche  Dar- 
stellungen dieser  Verwandtschaften  können  daher  nur  so  ausfallen,  dass 
um  eine  in  der  Mitte  stehende  Gattung  oder  Abtheilung  in  engeren 
und  weiteren  Kreisen  die  verwandten  Arten  oder  Abtheilungen  sich 
gruppiren,  ohne  dass  es  möglich  ist,  überall  die  nächstverwandten  neben 
einander  zu  stellen.  Dass  eine  dieser  letzten  Anforderung  entsprechende 
Reihenfolge  aufzustellen  durchaus  unmöglich  sei,  haben  die  grössten 
Systematiker,  insbesondere  auch  unter  den  Lepidopterologen  Leder er 
und  Her  rich-Schaeffer  (Correspondenzblatt  des  Regensburger  zoolo- 
gisch-mineralogischen Vereins  von  1857,  pag.  57)  bestimmt  ausgesprochen. 

Die  Anforderung  an  eine  systematische  Anordnung  der  Gattungen 


—    221     — 

muss  daher  darauf  beschränkt  werden,  dass  jede  Abtheilung  mit  den 
vollkommensten  beginnt  und  mit  den  niedrigsten  schliesst,  oder  umge- 
kehrt, wenn  das  höchste  Geschöpf  den  Schluss  bilden  soll,  ohne  Rück- 
sicht darauf,  dass  der  Schluss  der  vorhergehenden  Classe  tiefer  stehende 
Gattungen  enthält  als  der  Anfang  der  folgenden. 

Statt  dessen  haben  sich  unsere  Systematiker  bemüht,  den  Anfang 
und  das  Ende  der  Classen  mit  der  vorhergehenden  und  folgenden  da- 
durch möglichst  unmerklich  zu  verbinden,  dass  sie  die  scheinbar  einan- 
der nächststehenden  Gattungen  dahin  stellen.  So  z.  B.  schliessen  in 
Lederer's  System,  wie  es  in  Staudin  ger's  Catalog  in  der  Haupt- 
sache wiedergegeben  ist.  die  Sphingiden  mit  den  Zygänen  und  die 
Spinner  beginnen  mit  den  denselben  nächstverwandten  Syntomiden;  ein 
zweifacher  üebelstand.  da  die  Zygänen  zu  den  Spinnern  gehören  und 
die  Syntomiden  keineswegs  die  höchststehenden  Spinner  sind,  während 
doch  nach  dem  Vorgang  bei  den  Tagfaltern  auch  hier  die  höchste 
Abtheilung  am  Anfang  stehen  sollte,  welche  die  uns  die  Seide  gebenden 
Saturnien  enthält.  In  ähnlicher  Weise  sind  an  den  Schluss  der  Spinner 
die  den  Eulen  ähnlichsten  gestellt  und  die  Eulen  beginnen  mit  den 
spinnerähnlichsten  Geschlechtern. 

Der  leitende  Gedanke  bei  der  zu  versuchenden  Aufeinanderfolge 
ist  nicht  neu.  Er  ist  von  Oken  meines  Wissens  zuerst  ausgesprochen 
im  ersten  Band  seiner  allg.  Naturgeschichte  pag.  592  mit  den  Worten : 
„Die  Zünfte  sind  nur  kleine  Classen  in  den  grossen,  oder  die  Wieder- 
holung aller  Classen  in  jeder  einzelnen".  Dann  pag.  502 :  „In  den 
Säugethieren  wiederholen  sich  die  Classen  der  Fleischthiere :  Die  Wall- 
fische sind  offenbar  nur  eine  höhere  Stufe  der  Fische,  die  Schuppen- 
und  Gürtelthiere  der  Eidechsen  und  Schildkröten,  die  Fledermäuse  der 
Vögel",  und  anderswo  bezeichnet  er  die  in  der  Erde  wühlenden  Nage- 
thiere  als  Analogon  der  Würmer.  Dem  entsprechend  sind  die  Schmetter- 
linge die  Vorbilder  der  Vögel  und  wiederholen  in  ihren  Unterabtheilungen 
ihre  eigenen  sechs  Hauptclassen :  Tagfalter,  Schwärmer,  Spinner,  Eulen, 
Spanner  und  Kleinfalter.  Dabei  bewährt  sich  aber  die  richtige  Be- 
merkung Oken's  (Naturphilosophie  §.  3647,  pag.  481):  „Es  besteht  keine 
einfache  Leiter  in  der  Entwickelungsgeschichte  und  mithin  in  der  An- 
ordnung der  Thiere.  Die  niederen  Thiere  reissen  ab  und  es  folgen  die 
ganz  verschiedenen  Fische,  Lurche  und  Vögel,  welche  noch  einmal 
abreissen  und  den  Säugethieren  Platz  machen.  Es  findet  sich  kein 
fortlaufender  Zusammenhang,  sondern  ein  ruckweises  Hervortreten  neuer 
Formen,   wie    denn    auch    die    anatomischen  Systeme    und  Organe   nicht 


222    — 


fortschreitende  Verwandlungen   eines   Systems   sind,    sondern    plötzliche 
Rucke  mit  neuen  Geweben,  Formen  und  Verrichtungen". 

Leider  musste  die  heutige  Wissenschaft  sein  System  der  Thiere 
bei  Seite  legen,  weil  er  dasselbe  in  zu  einseitiger  Beschränkung  auf 
das  Hervortreten  der  fünf  Sinne  und  der  denselben  nach  seiner  vorgefassten 
Meinung  entsprechenden  Organe:  Haut  (Gefühl),  Geruch  (Lunge),  Gehör 
(Bewegungs-  und  Lautorgane),  Gesicht  (Auge  und  Hirn)  gegründet 
hatte  und  dabei  von  seinem  genialisch  übergrossen  Scharfblick  für 
Analogie  zu  weit  geführt  wurde. 

Sein  hier  zu  Grund  gelegter  Gedanke  gestaltet  sich  in  der  An- 
wendung als  eine  Fundquelle  von  Aufschlüssen  über  den  schöpferischen 
Gedanken.  Der  Naturgeist  arbeitet  wie  ein  menschlicher  Künstler,  nur 
mit  dem  Unterschied,  dass  er  dem  grössten  menschlichen  Genie  unendlich 
überlegen,  aber  doch  gleich  diesem  mit  dem  Einfachen,  dem  am  tiefsten 
stehenden,  mit  den  einfachsten  Mitteln  beginnt,  dann  aber  die  Grund- 
formen in  immer  besserem  Material  und  vollkommenerer  Ausführung  in 
der  aufwärts  steigenden  Linie  der  Naturkörper  wiederholt  mit  immer 
neuen  Verbesserungen  und  Steigerungen  des  organischen  Baues  und 
Lebens.  Er  verfährt  wie  ein  Bildhauer,  der  seine  Idee  zuerst  in  Kreide 
auf  Papier,  dann  in  Thon,  zuletzt  in  Marmor  gestaltet,  oder  wie  ein 
Maler,  der  mit  einer  flüchtigen  Stiftzeichnung  beginnt,  dann  einen 
Carton,  eine  Farbenskizze  und  zuletzt  das  vollendete  Bild  ausführt. 
Ganz  so  verhalten  sich  die  unteren  Thierclassen  und  Ordnungen  zu  den 
höheren.  Derselbe  Gedanke  wird  mit  unerschöpflicher  Phfmdungskraft 
immer  vollkommener  in's  Dasein  gerufen,  in  immer  reicherer,  lebens- 
vollerer Einkleidung  und  grösserer  Arbeitstheilung  der  Organe.  Dabei 
bestätigt  sich  die  weitere  Oken'sche  Wahrnehmung,  dass  in  jeder 
Classe  und  Abtheilung  eine  Gruppe  besteht,  welche  das  Wesen  (den 
Typus)  derselben  am  reinsten  darstellt  und  dass  die  obersten  Gruppen 
oder  Gattungen,  wenigstens  der  grösseren  Abtheilungen,  über  ihre  eigene 
hinaus  einer    höheren  sich  zu  verähnlichen  streben. 

So  nähern  sicli  bei  den  Fischen  die  höchsten  Knorpelfische  den 
Walen,  die  höchstorganisirten  Vögel,  die  Straussarten,  den  Säugethieren, 
unter  letzteren  der  Mensch  einem  noch  nicht  auf  der  Erde  geschaffenen 
höheren  Wesen,  das  er  als  Ideal  in  sich  trägt,  und  um  auf  unseren 
Gegenstand  zurückzukommen:  unter  den  Schmetterlingen  die  höchste 
Abtheilung  des  Genus  Papilio,  die  Ornithopteren,  wie  schon  ihr  Name 
andeutet,  an  Grösse,  Muskelkraft  und  festem  Bau,  sowie  leuchtenden  Farben 
den  prächtigen  Vögeln  ihrer  Heimath,  den  Paradiesvögeln  und  Papageien. 


223 


jiiffl 


ta 


Na» 
Farben 


Dieser  Auffassung  folgend  lassen  sich  wohl  alle  Organismen  ordnen. 
Die  auf  den  inneren  Bau  gegründeten  bestehenden  Systeme  bleiben 
bezüglich  der  Abscheidung  der  (Massen.  Ordnungen  und  weiteren  Unter- 
abtheilungen von  einander  maassgebend.  Schwieriger  ist  das  Aufsuchen 
der  Analogie  des  schöpferischen  Gedankens  /um  Zweck  der  Aufstellung 
der  natürlichen  Reihenfolge.  Aber  es  finden  sich  so  viele,  durch  ihre 
Zahl  einander  gegenseitig  als  richtig  bestätigende  Wiederholungen  der 
Grundformen  einer  niederen  Abtheilung  in  einer  höheren,  und  folgeweise 
umgekehrt  Analogie  höherer  mit  niederen,  dass  es  nicht  so  ganz  schwer 
fällt,  gleichsam  Leitmuscheln  in  den  Schichten  der  organischen  Schöpfung 
zu  finden.  Am  leichtesten  verschwindet  der  leitende  Faden  bei  Anord- 
nung der  Reihe  innerhalb  der  letzten  nicht  mehr  theilbaren  Unter- 
abteilungen. Die  Ursache  liegt  grossentheils  darin,  dass  zu  einer  ganz 
vollständigen  und  tadelfreien  Aufstellung  die  vollste  Herrschaft  über  das 
Thier-  und  Insectenreich  der  ganzen  Erde  erfordert  würde,  d.  h.  eine 
Kenntniss,  wie  sie  der  unvollkommene  Mensch  vielleicht  kaum  in  vielen 
Jahrhunderten  annähernd  erreichen  wird  wie  grosse  Gebiete,    z.  B. 

das  des  Congo,  sind  noch  ganz  unerforscht !  —  und  dass  die  Vereinigung 
dieses  ganzen  Wissens  kaum  in  einem  Menschen  möglich  sein  wird,  da 
schon  jetzt  z.  B.  zu  einer  gründlichen  Kenntniss  aller  Grossschmetter- 
linge der  Erde  ein  ganzes  Menschenleben  kaum  ausreicht,  während  dieses 
Wissen  noch  zu  Linne's  Zeiten  auf  wenigen  Druckbogen  zusammen- 
gefasst  werden  konnte.  Dazu  kommt,  dass  die  Natur  sich  dem  Menschen 
nur  widerstrebend  entschleiert  und,  wie  sie  Grenzen  der  grossen  und 
kleinen  Abtheilungen,  die  wir  als  Krücken  unserer  Erkenntniss  bedürfen, 
durch  die  allmäligsten  Uebergänge  verschwinden  zu  machen  strebt,  so 
verhüllt  sie  das  hauptsächliche  Vorbild  vielfach  dadurch,  dass  noch 
mehrere  Vorbilder  nebenbei,  oft  durch  blosse  Nachäffung  ganz  fremd- 
artiger Thiere  nachgeahmt  werden  und  die  Raupen  häufig  ganz  andere 
Vorbilder  nachzuahmen  scheinen,  als  die  vollkommenen  Thiere*).  Ein 
starres,  unfehlbares  Gefüge  der  Reihe  wird  sich  desshalb  zwar  ein-  für 
allemal  nie  bilden  lassen,  sondern  dem  Scharfsinn  und  Natursinn  des 
Einzelnen  Vieles  zur  freien  Wahl  gestellt  bleiben;  aber  das  ist  wohl 
kein  Nachtheil,  im  Gegentheil  ein  Vorzug,  der  dem  Wachsen  der  Wissen- 
schaft Raum  lässt,  sie  gegen  Verknöcherung  schützt  und  genialen  Blicken 
allezeit  freien  Weg  gibt. 


*)  So  sind  z.  B.  die  Raupen  der  Catocalen  halb  .Spanner  und  halb 
denen  der  sog.  Cilucken  ähnlich,  während  die  Schmetterlinge  sich  höheren 
Tagfaltern  nachbilden. 


—    224    — 

Versuchen  wir  jetzt  unsere  Aufgabe  zu  lösen.  Die  Lepidopteren 
zerfallen  in  die  grossen  Abtheilungen : 

I.  Tagfalter,  TL  Schwärmer,  III.  Spinner,  IV.  Eulen,  V.  Spanner, 
VI.  Kleinfalter*). 

Diese  Eintheilung  rührt  noch  von  Linne  her,  der  dabei  zunächst 
die  Europäer  vor  Augen  hatte.  Seitdom  sind  unter  den  Exoten  vielfach 
Geschlechter  bekannt  geworden,  welche  kaum  darin  unterzubringen  sind, 
wenn  man  die  engen  Grenzen  der  bisherigen  Definitionen,  z.  B.  die 
Herrich-Schaef  fer's,  nicht  erweitern  will.  So  z.  B.  die  Castniiden, 
die  Uraniden,  über  deren  Stellung  im  System  sich  bestimmt  auszusprechen 
nicht  einmal  Herrich-Schaeffer  gewagt  hat.  Hier  wird  es  daher 
genügen  müssen,  dieselbe  eventuell  zu  bezeichnen. 

Nach  Maassgabe  der  angeführten  Classen  1—6  würden  sich  die 
Tagfalter  etwa  so  ordnen: 

1.  Höchst  organisirte:  Papilioniden,  durch  ähnliches  Verhältniss 
der  Flügel  zum  Körper,  Schnitt  der  Flügel  und  Grösse  sowie  die  an  Gestalt, 
Zeichnung  und  Farbe  sehr  ähnlichen  Raupen  die  Saturnien  wiederholend. 

2.  Eigentlichste  Tagfalter:  die  Genera  Pieris,  Vanessa,  Argynnis 
und  Melitaea,  die  Nymphaliden. 

3.  Schwärmerartig:  die  Hesperiden  und  Castniiden,  wenn  letztere 
trotz  des  cossus-ähnlichen  Lebens  der  Raupen  anatomisch  hierher  gezogen 
werden  können. 

4.  Spinnerartige :  Apollo  und  Verwandte.  Die  mit  haarigen  Knöpf- 
chen  besetzten  Raupen  verwandeln  sich  nach  Zell  er  auf  oder  in  der 
Erde,  die  Falter  haben  besonders  schwere  haarige  Leiber. 

5.  Eulenartig:  die  Satyriden.  Ihre  Raupen  leben  gleich  denen  der 
eigentlichsten  Eulen  an  der  Erde,  einige  wie  die  des  Genus  Satyrus 
werden  sogar  in  der  Erde  zur  Puppe,  ihre  Färbung  ist  vorherrschend 
nächtlich  düster. 


*)  Die  Abteilungen  II — VI   sind    keineswegs    im  Gegensatz  zu   1,    den 

Tagfaltern,  ausnahmslos  als  Abend-  und  Nachtfalter  zu  bezeichnen.    In  allen 

diesen  Abtheilungen  finden  sich  taglebende  Thiere,  z.  B.  bei  den  Schwärmern 

das    Genus  Macroglossa,    bei  den   Spinnern    die  Zygänen    und  viele   Arctien, 

bei  den  Eulen  die  Genera  Thalpochares,  Erastria,  Anarta,  Brephos  u.  A.,  bei 

den  Spannern  viele  einzelne  Gattungen,  wie  Hastata  und  Luctuata  S.  V.  Von 

den  Kleinfaltern  haben  sehr  viele  eine  doppelte  Flugzeit,   zuerst  Morgens  zu 

einer   bestimmten  Stunde,    die  nach   den  Arten  verschieden   ist,    sodann    fast 

I 
alle  kurz  vor  und  nach  Sonnenuntergang. 


äie 


—    225    — 

6.  Spannerartig:  die  Eeliconier.  Aehnlich  durch  leichten,  schlanken 
Leib  und  verhältnissmässig  grosse  Flügel.  Bei  den  Spannern  umge- 
kehrt nähert  sich  ihnen  das  von  P.  C.  T.  Snellen  neu  aufgestellte 
Genus  Melanoptenm  bis  zur  Nachäffung. 

Den  Spannern  entspricht  in  hohem  Grade  auch  das  proteusartige 
Geschlecht  der  Eryciniden  oder  Lemoniiden,  wie  sie  Kirby  benennt. 
dessen  Catalog  auch  die  folgenden  Namen  alle  entsprechen.  Sie  wieder- 
holen in  ihren  zahlreichen  Onterabtheilungen  im  Bau,  Flügelschnitt, 
Farbe  und  Zeichnung  nicht  nur  fast  alle  Genera  der  Tagfalter,  sondern 
auch  viele  Spinner  und  Spanner,  oft  bis  zur  offenbaren  Nachäffung. 

Es  haben  P  a  p  il  i  oniden  gestalt  die  Abtheilungen  Zeonia,  Ancy- 
luris,  Diorrhina ;  Hesperien  stellen  vor:  Anteros,  Renaldus,  Euse- 
lasia,  Thncydides,  Tharops,  Pretus. 

Die  Van  es  sen,  insbesondere  C.  album  ahmt  nach  Libythea  celtis, 
die  Melitäen  unsere  Nemeob.  lucina,  wie  die  Unterseite  der  Hinter- 
flügel klar  zeigt,  noch  mehr  die  Abtheilungen  Emesis  (Mandana,  Fatima, 
Fatimella),  Metacharis  (Ptolemaeus),  Echenais  (Penthea),  Nymphidium 
aretos. 

Pieriden  und  zugleich  die  ihnen  entsprechenden  weissen  Spanner. 
wie  z.  B.  Procellata  u.  s.  w.  führen  vor  Nymphidium  Lamis,  Ascolia  etc. 

Abisara   segecia    ist   nach  Oberseite   und  Umriss    eine   Apatura. 

Satyriden  und  Erebien:  Eurybia  Carolina,  Nicaeus,  Dardus, 
Euselasia  Orfita,  besonders  auf  der  Unterseite  eine  Euptychia  darstellend. 

Mesosemia  tenera  und  einige  Verwandte  das  Genus  Ypthima. 

Hades  noctula  etwa  unseren  Hyperanthus  in  der  augenlosen  Abart. 

Themone  Pais  eine  Heliconide,  Lycänen  stellen  sehr  viele  vor,  ich 
nenne  Tharops  Menander;  Anteros  Chrysus  ist  wie  eine  Thecla,  desgl. 
die  Arten  der  A.btheilung  Helicopis,  Theope  Pedias  u.  s.  w. 

Panara  Thisbe  ahmt  die  Bombyciden  des  Genus  Ephaltias  und  Calo- 
soma  nach. 

Chamaelimnas  jatropharia  ist  vollständige  Nachäffung  von  Atyria 
dichroa  und  Osiris  Cr.,  Aricoris  Amnion  des  Letzteren  allein. 

Limnas  Pixe,  Melander  und  Verwandte  sind  wie  aretien ähnliche 
Spinner. 

Mesosemia  acuta,  gaudiolum.  Baeotis  Hisbon  haben  Spanner- 
gestalt. 

Bei  dieser  wunderbaren  Maskerade  ist  es  mir  noch  nicht  möglich 
gewesen,  Arten  zu  finden,  welche  den  eigentlichen  Charakter  der  Abthei- 
lung der  Lemoniden  rein  darstellen. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII,  jg 


—    226    — 

7.  Den  Kleinfaltern  entsprechen  die  Lycänen,  auch  abgesehen  von 
ihrer  verhältnissmässigen  Kleinheit  durch  ihre  unvollkommenen,  assei- 
förmigen, zum  Theil  in  Pflanzen  minirend  lebenden  Raupen,  wie  Lyc. 
Diomedes  in  den  Köpfen  von  Sanguisorba,  Baetica  in  den  Schoten  des 
Blasenstrauchs.  for» 


II.   Schwär  m  e  r. 


I 


welcher 


ZI 


Diese  Classe  theilt  sich  nach  dem  Vorgang  der  Hesperiden  in 
glattrandige  und  zackenrandige.  Im  Uebrigen  bilden  sie,  in  Europa 
wenigstens,  eine  ziemlich  gleichartige  Masse  und  nur  das  Genus  Macro- 
glossa  kann  man  etwa  als  Nachahmung  der  Sesien  ansehen.  Die 
Arten  Atropos,  Ligustri,  Convolvuli  und  ähnliche  sind  durch  ihre 
hochgefärbten,  quergebänderten  Unterfliigel  den  Arctien  verwandt,  und 
unter  den  zahllosen  Exoten  gibt  es  Abtheilungen,  welche  durch  plum- 
pen, kurzflügeligen  Bau  Spinner-  und  eulenartig  erscheinen,  während 
schlankere  Gattungen  den  Bau  der  Zünsler  zu  wiederholen  scheinen. 
Bei  den  Europäern  dürfte  bei  ihrer  sehr  geringen  Zahl  die  übliche 
Anordnung  genügen,  da  sie  keine  offenbaren  Widersprüche  gegen  den 
hier  durchzuführenden  Gedanken  enthält. 

.  fet» 

III.   Spinner. 

1.  Tagfalter  artige:  I 

a)  Die  Saturnien,  dem  Genus  Papilio  in  den  bei  diesem  angege- 
benen Beziehungen  entsprechend. 

b)  Die  Arctiiden  entsprechen  im  Ganzen  dem  Genus  Melitaea  und 
Argynnis  durch  die  an  der  Erde  polyphag  lebenden,  überwinternden, 
borstigen  (dort  feinstacheligen)  Raupen  und  dadurch,  dass  der  Schwer- 
punkt ihrer  Zeichnung  auf  den  Hinterflügeln  ruht.  Bei  den  im  Leben 
meist  mit  zusammengelegten  Flügeln  dem  Auge  sichtbar  werdenden  Tag- 
faltern ist  die  Unterseite,  besonders  in  diesen  beiden  Abtheilungen, 
charakteristischer  als  die  Oberseite  und  vielfach  durch  eine  mitten  durch 
querlaufende,  helle  Fleckenbinde  ausgezeichnet;  diese  Grundzeichnung 
und  höhere  Färbung  zeigen  in  der  Regel  auch  die  Arctiiden. 

Unter  den  exotischen  Arctiiden  gibt  es  viele,  welche  Heliconiden 
(viele  Arten  des  Genus  Pericopis),  andere,  welche  sogar  Pieriden  bis 
zur  Täuschung  nachahmen  (Nyctemera  Coletä  und  Cenis  Cr.   147). 

c)  Die  Gochliopoden  entsprechen  den  Lycänen,  nicht  blos  durch 
ihre  kleinere  Gestalt,  auch  durch  die  asseiförmigen  Raupen  und  die  bei 


227 


einer    Mehrzahl    exotischer  Arten    auftretende    grüne   Farbe,   welche  ja 
auch  viele  exotische  Lycänerj  an  sich  tragen. 

2.  Schwärmer  artige  Spinner  sind: 

1.  Die  Sesiiden,  2.  die  Zygänen,  und  3.  deren  exotische  nächste 
Verwandten:  die  Glaucopiden.  Letztere  Beide  in  verschiedene  Classen 
zu  stellen,  ist  ihrem  ganzen  Bau  und  Wesen  entgegen.  Linne  hat 
es  offenbar  nur  wegen  der  oberflächlichen  Aehnlichkeit  der  Fühler  der 
Zygänen  und  Sesieu  mit  denen  der  Schwärmer  gethan. 

Schwärmerähnliche  Spinner  gibt  es  unter  den  eigentlichen  Bombyciden 
noch  manche,  z.  B.  den  nordamerikanischen  Ceratocampa  simulatilis  Grote, 
welcher  den  Sphinx  ocellata  nachahmt.  Es  wird  dieser  Aehnlichkeit  als 
einer  vereinzelten  besser  vielleicht  bei  der  Stellung  desselben  innerhalb 
seiner  Verwandten  Rechnung  zu  tragen  oder  als  blose  Nachäffung  hier 
nicht  zu  beachten  sein. 

3.  Eigentliche  Spinner.  Diese  sind  die  Bombycidae  Boisduvals, 
sowie  die  Lipariden.  Letztere  stehen  durch  ihre  bei  mehreren  Arten 
flügellosen  Weiber  tiefer.  Innerhalb  ihrer  Abtheilung  ahmen  Chrysor- 
rhoea.  Salicis,  ja  auch  Dispar  und  Monacha  Pieriden  nach.  Nicht  blos 
durch  die  weisse  Farbe,  man  denke  nur  an  die  tagfalterähnliche  Be- 
festigung der  Puppen  der  drei  letzten  und  an  die  bunte  Puppe  von 
Salicis,  welche  lebhaft  an  die  von  Pieris  brassicae  erinnert. 

4.  Eulen  artige  Spinner.  Hierher  gehören  vor  allem  die  Noto- 
dontiden  mit  ihren  grünen,  glatten  Raupen,  Verwandlung  in  der  Erde 
und  ganzem  Ansehen  (Habitus). 

Auch  Hylolophila  (Prasinana)  mit  ihrer  ganz  eulenartigen  Raupe 
wird  hier  Stelle  finden. 

Zuletzt  folgt  das  Genus  Asphalia  (ruficollis,  diluta)  und  Cymato- 
phora  (octogesima),  Thyatira  (derasa). 

."> .  Spannerartige  Spinner  sind  augenscheinlich  die  Drepanuliden, 
besonders  durch  grosse  Flügel  und  kleinen  zarten  Leib  als  solche 
erkennbar. 

Ebenso  die  Lithosiden  mit  Ausnahme  von  Nola.  Ihre  Verwandt- 
schaft bezieht  sich  zunächst  auf  die  Acidalien.  Gestalt,  vorherrschend 
lichtgelbe  Farbe  und  Flechtennahrung  machen  beide  ähnlich. 

6.  Klein  falterartige  Spinner: 

a)  Zünslerartige:  Nycteola  falsalis  und  die  Noliden. 

b)  Wicklerartige:  die  Cossiden.  Cossus  ligniperda  ist  gleichsam  ein 
grosser  Wickler,  nach  Gestalt  und  Farbe  nicht  nur,  sondern  auch  durch 

15* 


22S 

Raupe  und  Puppe  sowie  deren  Lebensweise  an  Pomonaiia  Wahl- 
bomiana,  Funebrana,  Nubilana  erinnernd,  Zeuzera  Mineus  Cr.  an  Graph. 
Woeberiana,  Pyrina  an  Myelois  Cribrum. 

Ferner  folgt  die  früher  für  einen  Wickler  gehaltene  Sarrothripa 
undulana,  die  dem  Genus  Teras  sich  nähert. 

Tineen  artig  sind  die  Hepialiden.  Ihr  Bau  stimmt  namentlich 
bezüglich  der  Einfügung  des  Hinterflügels  mit  der  Abtheihmg  Microp- 
teryx.     Ihre  farblosen  Raupen  in  der  Erde   sind  wie  minirende  Tineen. 

Ferner  ganz  auffällig  die  Psychide n.  Sie  sind  offenbar  Wieder- 
holungen der  Talaeporiden  und  einiger  Genera  der  eigentlichen  Tineiden. 
Sacktragende  Raupe,  Farbe  und  Gestalt  der  Schmetterlinge  zeigen  dies 
ohne  weitere  Auseinandersetzung. 

IV.   E  u  1  e  11. 

1.  Tagfalterartige: 

Hier  ist  zuerst  Stelle  für  die  exotischen  Genera:  Urania  und 
Cydimon.  Ihre  Nachahmung,  ja  Nachäffung  der  Papilioniden  ist  so 
gross,  dass  die  älteren  Entomologen,  selbst  Linne  und  auch  Oken 
noch  sie  für  solche  hielten,  während  ihre  catocalaartigen  Fühler  und 
nicht  spannerartigen  über  der  Erde  sich  einspinnenden  Raupen  sie  als 
Eulen  kennzeichnen  dürften. 

Dann  würden  folgen  die  Genera :  Ommatophora,  Nyctipao,  Phyllodes 
u.  s.  w.  Diese  exotischen  Riesen  wiederholen  zunächst  die  Saturniden, 
mittelbar  die  Papilioniden,  und  characterisiren  sich  durch  ihre  Augen- 
flecken als  Saturnia-,  aber  auch  als  Vanessa- Verwandte. 

Die  Genera  der  Erebiden,  wie  z.  B.  Odora,  sind  wohl  den  Satyriden, 
insbesondere  den  Morphiden  ihrer  Heimath  nachgebildet. 

Ligniodes  endoleuca  Gn.  stellt  eine  Euploea  oder  Apatura  dar. 

Auch  die  Catocala-Arten  dürften  hier  stehen  wegen  ihrer  durch 
die  Arctiiden  vermittelten  Verwandtschaft  mit  Argynnis  und  Melitaea, 
welche  sich  bei  ihnen  durch  die  characteristische  Färbung  der  Unter- 
flügel offenbart. 

2.  Schwärmerartig  sind  nach  Gestalt  und  ihrer  glatten,  bunten, 
frei  lebenden  Raupe :  die  Genera  Calocampa  (vetusta),  Cucullia  (umbratica, 
wie  ein   kleiner  convolvuli),   Xylina  (socia),  Xylomyges    (conspicillaris). 

Auch  das  tropische  Genus  Sphingiomorpha  Gn.  dürfte,  wie  schon 
sein  Name  anzeigt,  hierher  gestellt  werden  können. 

3.  Spinnernartig :  die  Genera  Asteroscopus  (nubeculosa),  Diloba 
(caeruleocephala).  Raphia  (hybris),  üemas  (coryli),  Miselia  (oxyacanthae. 


—     229     — 


die   Raupe    wie    Bombyx    populi!),    Valeria    (oleagina),    Acronycta  und 
Bryophila,  Diphthera  (ludifica),  Moma  (Orion).  Panthea  (coenobita). 

4.  Unter  den  eigentlichen  Knien  hätten  voran  zu  stehen:  Agrotis, 
Hadena,   Mamestra. 

Zuletzt  kämen  unter  ihnen  die  in  Pflanzen  als  Raupe  lebenden 
Genera  Gortyna,  Nonagria  und  Dianthoecia. 

5.  Spannerartig:  die  Brephos- Arten  (Parthenias),  Zethes  (insularis), 
Pericyma  (albidentaria),  Prothymia  (viridaria),  Madopa  salicalis.  Bole- 
tobia  (fuliginaria),  Aventia  (flexula). 

6.  Zünslerartige  Eulen:  die  Genera  Herminia,  Zanclognatha,  Hy- 
pena  etc.  Die  Tropen  und  Amerika  besitzen  ein  ganzes  Heer  hierher 
gehöriger,  oft  seltsam  gestalteter  Thiere! 

7.  Wicklerartige  Eulen:  die  Genera  Thalpochares,  Erastria,  Meto- 
pomia  u.  a.  mit  zum  Theil  in  Pflanzen  lebenden  Raupen  (Rosina,  Paula). 

V.    Spanner. 

1.  Tagfalterartig  ist  unter  den  Europäern  zumeist  Urapteryx 
Sambucaria  und  zwar  durch  Gestalt,  Farbe,  Andeutung  des  Auges 
und  Schwanzes  an  den  Hinterflügeln.  Aussehen  bei  seinem  abendlichen 
Fluge  den  Papilioniden  ähnlich. 

In  derselben  Weise  ist  Angerona  primaria  ein  Vor-  oder  Nachbild 
mancher  Pieriden,  z.  B.  von  Callidryas  Argante. 

Rumia  crataegata  erinnert  an  eine  kleine  Colias  und  Scoria  lineata 
an  Pieris  crataegi. 

Die  Zonosoma -Arten  erscheinen  als  Nachbildung  der  Eryciniden- 
Gattung  Mesosemia,  Odezia  chacrophyllata  und  tibialata,  beide  am 
Tage  fliegend  als  Satyriden,  die  Arten  von  Zerene  und  Verwandte  als 
Pieriden.     Callidryas  Felderi  aus  Sibirien  stellt  eine  Coenonympha  dar. 

2.  Spinnerartig,  insbesondere  den  Notodonten  vergleichbar,  sind 
die  Genera  Biston  und  Amphidasis,  ferner  Ellopia  prosapiaria  (Puppe 
wie  die  von  L.  Monacha  am  Stamm  der  Nadelhölzer  geheftet),  Himera 
pennaria,  Crocallis  Tusciaria,  Ligia  opacaria. 

Die  exotischen  Spanner  und  Spinner  scheinen  zu  verschmelzen. 
Guenee  weiss  noch  nicht,  in  welche  dieser  Classen  er  z.  B.  Hazis 
(Militaris)  stellen  soll.  Die  noch  unbekannten  Kaupen  werden  die  Ent- 
scheidung geben. 

4.  Eulenartig  sind  Gnophos  und  Boarmia,  erstere  noch  besonders 
durch  ihre  am  Boden  versteckt  polyphag  lebenden  Raupen, 


230 


Cimelia  Margarita  stellt  eine  Plasia  in  Spannergestalt  dar.  Aehnlich 
eine  Reibe  von  Exoten,  die  mit  Metallfarben  verziert  sind. 

5.  Spannerartig,  d.  b.  wahre  Spanner  im  eigentlichsten  Sinne  sind 
vor  allem  die  Cidarien.  Bei  ihnen  in  Verbindung  mit  dem  Genus  Lygris. 
welches  die  Papiüoniden  zu  wiederholen  seheint  (man  denke  an  die 
sibirische  riesige  Fixseni),  werden  Wiederholungen  der  übrigen  Classen 
deutlicher  sichtbar.  Hastata,  ein  Tagflieger  mit  seinen  Verwandten, 
ferner  Procellata,  Cucullata,  Albicillata  u.  a.  scheinen  Pieriden  vorzu- 
stellen, während  andere,  wie  Salicata,  Siterata,  Fluviata  ?,  Corylata, 
Trifasciata  mein-  an  die  Eulen  erinnern,  und  die  kleinen,  meist  in 
Pflanzen  lebenden  Arten,  wie  Decolorata,  Luteata,  Unifasciata,  Hydrata 
u.  s.  w.,  den  Eupethiceen  und  Kleinfaltern  sich  nähern. 

Jedenfalls  dürfte  es  sich  empfehlen,  die  Leder  er' sehe  Reihen- 
folge zu  verlassen,  welche,  nur  auf  den  Unterschied  in  der  Bewimperung 
der  Fühler  gegründet,  alles  bunt  durcheinander  wirft.  Die  Bewimperung 
oder  Kammförmigkeit  der  Fühler  ist  aber  ein  sehr  nebensächlicher 
anatomischer  Unterschied,  der  bei  den  nächstverwandten  Arten  vor- 
kommen kann.  Man  denke  nur  an  Brephos  Parthenias  und  Notha. 
letztere  mit,  erstere  ohne  Bewimperung  der  Fühler. 

Kleinfalterartig  sind : 

1.  Die  Acidalien.  sie  wiederholen  nach  oben  die  Lithosien.  abwärts 
die  Pyraliden,  während  ihre  Raupen  durch  ihre  Vorliebe  zu  trockenen 
Blättern,  Moos  und  Flechten  eine  Verwandtschaft  mit  den  Tineiden 
offenbaren. 

2.  Die  Eupithecien  stehen  noch  tiefer  durch  ihre  vielfach  in  Pflanzen 
lebenden  Raupen. 

VI.   Die   Kleinfalter 

scheinen,  mit  Ausnahme  der  Pyraliden.  nicht  die  Grossschmetterlinge, 
sondern  niedrigere  Classen  der  fliegenden  Insecten  und  einander  selbst 
in  den  höheren  Abtheilungen  in  steigender  Vollkommenheit  zu  wieder- 
holen. Bei  den  Pyraliden,  welche  im  Allgemeinen  durch  ihren  schlanken 
Bau  an  die  Schwärmer  erinnern,  gibt  es  Abtheilungen,  welche  Spinnern 
nachgebildet  sind,  z.  B.  die  exotischen  Genera  Chrysauge,  Homalochroa. 
Vitessa,  Cardamyla  sind  offenbar  aretienartig;  Cledeobia  ist  ebenfalls 
spinner-  oder  noch  mehr  spannerartig  —  Hercyna  stellt  kleine  Eulen 
dar,  Nemeophila  noctuella  hat  von  dieser  Eulenähnlichkeit  sogar  den 
Xamen.   Agrotera  kann  mit  Noct.  libatrix  verglichen  werden.   Eurrhypara 


—    231 

orticata  ist  wie  eine  Zerene.  Innerhalb  des  Genus  Botys  spiegeln  sicli 
in  den  grossen  gelben  exotischen  Arten,  wie  Ponderalis  Guen.,  die 
gelben  Eulen  der  Genera  Xanthia,  Hydroecia  und  Gortyna  ab,  während 
Nebnlalis  und  Umbralis  spannerartig  sind. 

Die  Crambiden  und  Phycisarten  werden  mehr  und  mehr  phryganiden- 
gestaltig,  nur  Gall.  mellonella  und  Verwandte  sind  noch  wie  kleine 
Eulen. 

Die  Wickler  und  unter  den  Tineiden  die  Depressarien  haben  eulen- 
artiges  Aussehen,  dagegen  sind  die  Adelen  und  das  Genus  Ochsenheiineria 
phryganidengestaltig  mit  Zeichnung  und  Färbung  der  Neptikeln.  Chima- 
bacebe  Phryganella  ist  durch  die  in  ihrem  Namen  ausgedrückte,  auch  im 
Flug  sich  offenbarende  Aehnlichkeit  schon  dem  namengebenden  Autor, 
dem  nicht  hoch  genug  zu  schätzenden  Hübner  aufgefallen. 

Die  Federmotten  erscheinen  als  in  Schmetterlinge  verwandelte 
Schnaken,  die  minirenden  Genera  Nepticula,  Elachista,  Lithocolletis  etc. 
können  die  Verwandtschaft  mit  den  kleinen,  ebenfalls  blattminirenden 
Zweiflüglern  nicht  verleugnen  —  und  dies  dürfte  auch  erklären,  warum 
bei  ihnen,  ja  überhaupt  bei  den  kleineren  Tineiden  die  Hinterflügel 
immer  mehr  an  Breite  verlieren,  und  fast  nur  noch  aus  Fransen  be- 
stehen. 

Bei  vollkommener  Kenntniss  der  anderen  Insectenclassen  und  der  — 
freilich  noch  grossentheils  zu  entdeckenden  -  -  exotischen  Kleinfalter  und 
ihrer  Entwickelungsgeschichte  fände  vergleichender  Scharfsinn  ein  er- 
giebigstes Feld  der  Bethätigung. 

Schliesslich  bitte  ich  die  lesenden  Entomologen  um  Entschuldigung, 
dass  ich  mit  dieser  flüchtigen,  so  sehr  der  Verbesserung  bedürfenden 
Skizze  mich  vor  die  Öffentlichkeit  gewagt  habe.  Allein  zur  Ausarbeitung 
eines  vollständigen  Systems  würde  unendlich  viel  mehr  an  Material,  Wissen 
und  auch  an  Lebensdauer  erforderlich  gewesen  sein,  als  worüber  ich  ver- 
fügen kann. 


Ueber  Nachahmung  bei  lebenden  Wesen  (Organismen), 
insbes.  den  Lepidopteren,  mit  einer  Betrachtung  über 

die  Abstammungslehre. 


Von 

Dr.  Bössler. 


Ich  bin  genöthigt,  auch  über  die  Nachahmung  (Mimicry)  mich  zu 
äussern,  um  den  im  vorhergehenden  Aufsatz  zu  Grund  gelegten  Begriff 
der  Wiederholung  desselben  schöpferischen  Gedankens  in  den  aufstei- 
genden und  nebeneinander  stehenden  Abtheilungen  der  Thiere  durch 
einen  Gegensatz  klarer  zu  machen  und  muss  um  Entschuldigung  bitten, 
wenn  ich  dieses  im  letzten  Jahrzehnt  viel  behandelte  Thema  nicht  be- 
sprechen kann,  ohne  Manches  dem  Leser  hinreichend  bekannte  zu  wieder- 
holen. Die  Nachahmung,  von  der  jetzt  die  Rede  sein  soll,  auch  Nach- 
äffung oder  Verkleidung,  Vermummung  (Maskerade)  in  manchen  Fällen 
mit  Eecht  genannt,  ist  eine  rein  ausser  liehe,  Täuschung  des  Auges 
und  Erkennungsvermögens  bezweckende  Aehnlichkeit,  während  die  Wieder- 
holung in  dem  oben  bezeichneten  Sinn  eine  das  innerste  Wesen  be- 
herrschende, gleichsam  der  schöpferische  Gedanke  selbst  ist.  Beides 
kommt  aber  in  vielen  Fällen  mit  einander  verbunden  vor.  Die  Heli- 
coniden  z.  B.  wiederholen  Spanner  und  äffen  zugleich  in  ihrer  Gestalt 
den  Libellen  nach. 

Die  äussere  Nachahmung  ist  im  Thier-  und  Pflanzenreiche  eine 
häufige  Erscheinung,  wir  sind  aber  durch  das  alltägliche  Sehen  dagegen 
minder  empfänglich.  Die  obere  Seite  der  Thiere  ist  vorherrschend  die 
ihres  Aufenthalts,  bei  auf  der  Erdoberfläche  lebenden,  wie  den  meisten 
Säugethieren,  erdfarbig;  man  denke  an  die  Farbe  des  am  Boden  geduckt 
liegenden  Hasen,  die  dem  Wüstensand  gleiche  Farbe  des  Löwen,  während 
im   Allgemeinen    die  Bauchseite    heller,    weisslich    oder    gelblich  gefärbt 


—    233    — 

ist.  Dass  «liest*  erstere  Farbe  nicht  rein  zufällig  ist,  zeigt  der  Umstand, 
dass  die  Thiere  im  Norden  die  weisse  Farbe  des  Schnees  annehmen, 
so  dass  viele  im  Sommer  ganz  dunkel  gefärbte  Thiere  im  Winter  weiss 
werden. 

Die  Nachäffung  anderer  Thiere  ist  in  den  oberen  Classen  in  ge- 
ringerem Maasse  bemerklich,  während  bei  den  unteren  sowohl  diese  als  die 
der  umgebenden  Gegenstände,  namentlich  bei  den  Insecten  immer  augen- 
scheinlicher und  überraschender  wird.  Von  dem  wandelnden  Blatt,  das 
einen  belaubten  Zweig  und  den  Stabschrecken,  die  dürre  Zweige  vor- 
stellen, hat  Jeder  gehört.  Unter  den  Lepidopteren  findet  sich  nicht 
weniger  Erstaunliches.  In  der  Wiener  entomol.  Zeitschrift  (1861,  Bd.  V, 
pag.  163)  habe  ich  diesen  Gegenstand  schon  einmal  berührt  und  aus- 
geführt, dass  die  Malerei  auf  den  Schmetterlingsfiügeln  vielfach  bezweckt, 
sie  den  Augen  ihrer  Verfolger  zu  entziehen  und  zwar,  wie  ich  später 
erkannt  habe,  vorzugsweise  bei  den  am  Tage  schlafend  verweilenden 
Arten,  während  bei  den  taglebenden,  meist  in  gewandtem  Flug  ihren 
Feinden  leicht  entschlüpfenden,  die  einen  solchen  Schutz  also  wenig 
bedürfen,  mehr  die  Schönheit  angestrebt  zu  sein  scheint.  Und  doch 
werden  auch  viele  solcher  blendend  in's  Auge  fallenden  Thiere  wieder 
geschützt,  wenn  sie  sich  zur  Kühe  begeben,  indem  die  alsdann  allein 
sichtbare  Farbe  der  Unterseite  ihrem  Sitze  gleicht,  z.  B.  bei  den  Vanessen 
und  Satyrus  -Arten,  wenn  sie  auf  der  Erde  oder  an  Baumstämmen  sich 
niederlassen.  Die  Unterseite  der  Flügel  unserer  Argynnis -Arten,  z.  B. 
Aglaja  und  Niobe  gelb  oder  grün  mit  Silberflecken  stellt  ein  Blatt 
mit  glänzenden  Thautropfen  dar. 

Ferner  habe  ich  dort  erwähnt  die  Aehnlichkeit  der  zackenflügeligen 
Schwärmer  mit  lebenden,  der  Xanthia-  und  Cerastis- Arten  mit  absterben- 
den gelben  und  braunen  Herbstblättern,  zwischen  denen  sie  ruhen  und 
zum  Theil  überwintern,  endlich  darf  ich  wohl  wiederholen  die  wunderbare 
Erscheinung,  wie  Ph.  bucephala  in  ruhender  Stellung  ein  oben  und  unten 
abgebrochenes  Stück  eines  Buchenzweigs,"  Cym.  batis  ein  mit  rothen 
Pilzen  besetztes  faules  Holz  vorstellt,  die  Xylinen  die  Farbe  altersgrau 
gewordener  Baumpfähle,  überhaupt,  wie  ihr  Name  andeutet,  Holzfarben 
an  sich  tragen.  Dazu  kommt  der  Instinct  —  fast  Intelligenz  —  dieser 
Thiere.  sich  wenn  irgend  möglich  diese  ihnen  gleichfarbigen  und  gleich- 
artig scheinenden  Gegenstände  zum  Kuhepiatz  zu  wählen.  Dahin  gehört 
auch  die  Gewohnheit  der  —  wenigstens  soweit  meine  Beobachtungen 
reichen  —  meisten  Arten  des  Genus  Polia,  sich  an  Felsen  zu  setzen, 
obgleich  ihre  Raupe]]  nicht,  wie  bei  den  Bryophilen  dies  erklärlich  is*. 


-     284    — 

ihre  Nahrung  an  den  daran  wachsenden  Flechten,  sondern  an  niederen 
Pflanzen  zu  finden  pflegen. 

Die  aussereuropäischen  Schmetterlinge  bieten  aber  noch  bewunderns- 
werthere  Aehnlichkeiten  dar.  Kalliina  paralecta,  ein  unseren  Schiller- 
falter an  Grösse  übertreffender  Tagfalter  mit  leuchtenden  Farben : 
schwarz,  himmelblau  und  lila  schillernd  mit  breitem  hochgelbem  Quer- 
band über  die  Oberflügel  verschwindet  im  Niedersetzen  dem  Auge  voll- 
ständig. Er  lässt  sich  dann  an  einem  Zweig,  vermuthlich  seiner  Nahrungs- 
pflanze, nieder  und  die  Unterseite  der  zusammengelegten  Flügel  stellt 
ein  Blatt  an  Umriss  und  Farbe  täuschend  dar.  Damit  nicht  genug, 
die  verlängerten  Spitzen  am  Ende  der  Hinterflügel  berühren  den  Zweig 
so,  dass  sie  als  Blattstiel  erscheinen*). 

Und  diese  Täuschung  wird  noch  überboten  durch  Siderone  Mars 
Hew.,  der,  fast  gleich  gross  wie  der  vorige,  oben  prachtvoll  roth  und 
blau  gefärbt,  in  sitzender  Stellung  ein  trockenes,  braungelbes  and  rost- 
farbenes Blatt  darstellt.  Nicht  durch  Umriss  und  Farbe  allein,  obgleich 
auch  letztere  schon  täuschend  genug  ist,  auch  die  Rippen  eines  Blattes 
sind  so  richtig  und  vollständig  dargestellt,  wie  es  nur  Künstlerhand 
vermöchte,  obgleich  sie  im  vollsten  Gegensatz  zu  den  Bippen  der  Flügel 
selbst  stellen,  indem  sie  diese  rechtwinkelig  durchschneiden. 

Ein  Tagfalter  des  tropischen  Amerika  (Leptalis  Orise  Hew.),  dessen 
Geschlechtsverwandte  vorherrschend  weiss  und  gelb  gefärbt  sind,  kleidet 
sich  in  das  düstere  mit  unbeschuppten  glasartigen  Flächen  durchsetzte 
Schwarz  einer  Heliconide  (der  Thyridia  Psidii)  und  fliegt  unter  den 
zahllosen  Schwärmen  dieser  letzteren,  welche  durch  ihren  widrigen 
Geruch  vor  der  Fresslust  der  Vögel  geschützt  sein  sollen.  Die  Aehn- 
lichkeit  ist  so  gross,  dass  selbst  ein  Menschenauge  dadurch  getäuscht 
werden  kann.  Auch  Castnia  Linus  Cr.  257  ahmt  dieselbe  (auf  dem 
nämlichen  Blatt  von  Gramer  dargestellte)  Heliconide  nach  und  lebt 
vermuthlich  in  ihrer  schützenden  Gesellschaft.  Zu  erwähnen  sind  hier 
auch  die  eigenthümlichen  Fälle,  wo  nur  das  eine  Geschlecht  eines 
Falters  einen  anderen  nachahmt  und  dadurch  von  seinem  Ehe-Genossen 
gründlich  verschieden  wird.  Von  Papilio  Memnon  ist  der  Mann  fast 
ganz  schwarz  und  ungeschwänzt,  während  von  den  mehrfachen  Formen 
seiner  Weiber  eine  geschwänzte  bunte  Hinterflügel  hat  und  in  einem 
gewissen  Grade  dem  in  ihrer  Heimath  vorkommenden  Papilio  Coon  nach- 
äfft,  eine  andere  ungeschwänzte    auf  der  Oberseite   ihrem  Mann,    unten 


*)  S.  Wallaoe,  der  Malayische  Archipel,  Bd.  1,  Cap.  S. 


—    235    — 

dem  P.  Polymnestor  gleicht,  eine  dritte  ebenfalls  angeschwänzte  durch 
hochgelbe,  am  Rand  schwarz  gefleckte  und  schwarz  geäderte  Hinter- 
flügel  sehr  in   die  Augen  fällt. 

Aehnlieh  verhalten  sich  Mann  und  Weib  des  auf  der  Insel  Luzon 
fliegenden  Pap.  Agenor  var.  Ledeburia*).  Der  Mann  angeschwänzt  tief- 
schwarz  und  gleichsam  mit  einer  weissen  Perlenkette  behängt,  die  vor- 
herrschende Form  des  Weibes  braunschwarz,  auf  den  Oberflügeln  hell- 
streifig,  auf  den  Unterflügeln  mit  rothen  Randflecken,  durch  welche  in 
Verbindung  mit  Schwänzen  eine  oberflächliche  Aehnlichkeit  mit  dem 
dort  ganz  gemeinen  P.  Antiphus  entsteht;  während  eine  seltenere  weib- 
liche Form  dem  Manne  ganz  gleich  ist.  Bei  Hypolimnas  Misippus  ist 
der  Mann  auf  der  Oberseite  der  Flügel  schwarz  mit  grossen  weissen 
blauschillernden  Flecken,  das  Weib  der  rostfarbigen  Danais  Chrysippus 
zum  Verwechseln  ähnlich.  Dieses  in  den  Tropen  der  alten  Welt  überall 
gemeine  Thier  soll  ebenfalls  wegen  seines  widrigen  Geruchs  und  Ge- 
schmacks von  den  insectenfressenden  Thieren  verschmäht  werden. 

Die  Sesien  ahmen  grossentheils  mit  Stacheln  versehene  Zweiflügler 
ziun  Schrecken  ihrer  Feinde  nach.  So  erscheint  Sciapteron  tabaniforme 
als  Hornisse,  an  Gestalt,  Grösse  und  Färbung  fast  täuschend,  unter 
den  Ausländern  viele   als  Hummeln  und    mannigfaltige  Bienengestalten. 

Die  Augen  auf  den  ersten  Ringen  der  Raupe  von  Sphx.  Elpenor 
vereint  mit  der  Gestalt  des  Vorderkörpers  lassen  denselben  als 
Kopf  eines  ihren  Verfolgern  gefährlichen  Ungeheuers  erscheinen,  wie 
Weiss  mann  sehr  gut  ausgeführt  hat  und  ein  ähnliches  Schreckbild 
könnten  die  manchmal  wirklich  lebend  scheinenden  auf  den  Flügeln 
mancher  Saturnien  befindlichen  Augen  (Polyphemus),  denen  selbst  der 
spiegelnde  Lichtpunkt  nicht  fehlt,  vorstellen.  Einen  noch  sonderbareren 
Aufschluss  gab  mir  dieser  Tage  eine  Thecla  aus  Manila.  Mit  ihren 
zusammengelegten  unten  lehmgelben  Flügeln  bildet  ihr  Umriss  ein 
beinahe  gleichseitiges  Dreieck.  An  der  einen  Spitze  der  Grundlinie 
werden  sichtbar  Kopf  und  Fühler,  an  der  entgegengesetzten  die  bekannten 
feinen  Schwanzspitzen  des  Genus  Thecla  und  im  Winkel  zwei  in  lila- 
farbigem Abschnitt  stehende  schwarze  Augenflecken  von  leuchtend  grün- 
goldenen Zeichnungen  umgeben.    Als  ihn  mein  Töchterchen  sah,  meinte 


*)  Diese  von  Kirby  als  eigene  Art  aufgeführte  Form  ist  wohl  nur 
locale  Abänderung  von  Pammon  und  Polytes  L.  $,  da  der  Unterschied  nur 
in  dem  Mangel  des  Schwanzes  bei  der  Luzonischen  Form  besteht.  Aehnlieh 
dürften  sich  P.  Emalthion,  ungeschwänzt,  ebenfalls  auf  Luzon  und  der  ge- 
schwänzte P.  Deiphobus  zu  einander  verhalten. 


—    236    — 

es:  ,.Ei,  der  hat  ja  zwei  Köpfe".  Da  begriff  ich,  dass  diese  mit  Spitzen 
oder  Schwänzen  verbundenen  Augenflecken  bei  den  Thecla,  Lycaena  — 
auch  Papilio -Arten  eine  zunächst  wohl  zur  Abschreckung  dienende 
Maske  eines  Kopfes  sind,  oder,  wenn  der  Verfolger  sich  nicht  schrecken 
lassen  und  seine  Beute  beim  Kopf  fassen  will,  so  entreisst  sich  ihm 
dieselbe,  indem  sie  ihm  ihre  Endverzierung  im  Maule  lässt*). 

Solche  Nachäffungen,  auch  bei  den  Kaupen,  haben  in  jüngster  Zeit 
die  Naturforscher  mehr  und  mehr  beschäftigt,  indem  sich  besonders 
die  Anhänger  Darwin's  abquälen,  sie  zu  erklären.  So  hat  Professor 
Weiss  mann  im  II.  Band  seiner  Studien  zur  Descendenztheorie  sehr 
schön  und,  wie  ich  glaube,  richtig  beobachtet  und  ausgeführt,  wie  die 
Zeichnungen  der  Schwärmerraupen  ihre  Nahrungspflanze  nachahmen, 
z.  B.  die  grünen  seitenstreifigen  ein  grünes  Blatt  mit  dessen  Bippen, 
wobei  die  gelben  Streifen  die  beleuchtete  Erhöhung  derselben,  die  lila- 
farbigen nach  dem  malerisch-optischen  Grundsatz  der  im  Schatten  immer 
wirksam  werdenden  entgegengesetzten  Farben  die  Schatten  der  Rippen 
vorstellen.  Bekanntere  Beispiele  bieten  viele  Spannerraupen,  welche 
trockene  kleine  Zweige,  andere,  welche  die  Baumrinde,  in  deren  Ver- 
tiefungen sie  ruhen,  nachahmen,  oder  wie  viele  Eupithecien  die  Farbe 
der  Blüthen,  in  oder  auf  denen  sie  wohnen,  ja  sogar  Gestalt  und  Farbe 
der  darin  befindlichen  Staubfäden  (Digitaliata)  annehmen. 

Die  Entstehung  dieser  im  Allgemeinen  zunächst  Schutz  bezwecken- 
den Aehnlichkeiten  -  -  so  nennt  sie  Darwin  selbst,  während  viele,  seiner 
die  Descendenztheorie  zur  äussersten  Consequenz  treibenden  Anhänger 
eine  Zweckabsicht  in  der  Schöpfung  gar  nicht  anerkennen  wollen  — 
erklärt  sich  Darwin**)  bei  Leptalis  Orise  wörtlich  so:  „Dieser  Process 
der  Nachäffung  nahm  wahrscheinlich  vor  langer  Zeit  bei  Formen  seinen 
Anfang,  welche  in  der  Färbung  einander  nicht  sehr  ähnlich  waren. 
In  diesem  Fall  wird  selbst  eine  geringe  Abänderung  von  Vortheil  sein, 
wenn    die    eine  Species    dadurch    der    anderen   gleicher    gemacht    wird; 


*)  Eine  grössere  Anzahl  solcher  Nachäffungen  auch  in  anderen  Ord- 
nungen der  Kerfe  findet  sich  in  dem  Werk:  Die  Naturkräfte  Bd.  XXII,  die 
Insecten  von  Dr.  V.  Graben,  pag.  57  und  69  ff.  Siehe  auch  das  eben  er- 
schienene Werk,  welches  mir  leider  erst  nach  Vollendung  dieses  Aufsatzes 
zukam:  Die  Tropenwelt  nebst  Abhandlungen  verwandten  Inhalts  von  Alfred 
R.  Wallace,  übersetzt  von  Brauns,  worin  die  Nachäffhngen  sowie  mehrere 
hier  berührte  Fragen  im  Sinne  der  Abstammungslehre  ausführlich  erörtert  sind. 

**)  Die  Entstehung  des  Menschen,  Uebersetzung  von  Carus,  Bd.  I, 
pag.  423. 


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später  kann  die  nachgeahmte  Species  durch  natürliche  Zuchtwahl 
oder  durch  andere  Mittel  bis  zu  einem  extremen  Grade  modificirt 
worden  sein." 

An  einer  anderen  Stelle*)  äussert  er  sieh  wie  folgt:  „Die  nach- 
geahmten Formen,  welche  immer  äusserst  zahlreich  vorkommen,  müssen 
gewöhnlich  der  Zerstörung  in  hohem  Maasse  entgehen,  sonst  könnten 
sie  nicht  in  solchen  Schwärmen  auftreten;  man  hat  jetzt  auch  zahl- 
reiche Beweise  gesammelt,  dass  sie  Vögeln  und  anderen  insektenfressen- 
den Thieren  zuwider  sind.  Die  imitirenden  Formen,  welche  denselben 
District  bewohnen,  sind  dagegen  vergleichweise  selten  und  gehören  zu 
seltenen  (V?)  Gruppen.  Sie  müssen  daher  mancher  Gefahr  ausgesetzt 
sein,  denn  sonst  würden  sie  nach  der  Zahl  der  von  allen  Schmetter- 
lingen gelegt  werdenden  Eier  in  drei  bis  vier  Generationen  die  ganze 
Gegend  in  Schwärmen  überziehen.  —  Die  weniger  vollständigen  Aehn- 
lichkeitsgrade  werden  nach  und  nach  eliminirt  und  nur  die  anderen 
zur  Erhaltung  ihrer  Art  bewahrt.  Wir  haben  daher  hier  ein  ausge- 
zeichnetes Beispiel  der  natürlichen  Zuchtwahl."  Wallace  a.  a.  0.  und 
andere  Naturforscher,  die  zugleich  Lepidopterologen  sind,  haben  die- 
selbe Erklärung  wie  Darwin  auch  für  die  angeführte  Erscheinung 
bei  P.  Memnon  und  hei  Ledeburia  wird  dasselbe  gelten  sollen. 
Da  aller  keinerlei  Uebergänge,  weder  bei  Memnon,  Ledeburia  noch 
M is i p  p u s  vorhanden  sind,  sondern  im  Gegentheil  bei  den  ersteren 
den  Männern  ganz  gleiche  Weiber  noch  vorkommen,  so  dürfte  es  näher 
liegen,  dass  von  Anfang  die  verschiedenen  Formen  alle  aus  verschiedenen 
ürzellen  entstanden  und  nur  die  den  schlecht  schmeckenden  Arten  nach- 
äffenden Formen  mehr  verschont  worden  und  desshalb  häufiger  als  die 
anderen  geworden  sind.  Weissmann  in  seinen  Descendenzstudien, 
Bd.  II,  pag.  137,  kommt  zu  einem  im  Wesentlichen  gleichen  Ergebniss 
wie  Darwin  bezüglich  der Eaupenzeichnungen,  indem  er  sagt:  „Innere 
treibende  Kräfte  existiren  dabei  überhaupt  nicht.  Aeusserungen  einer 
„phyletischen"  Lebenskraft  sind  auf  dem  Gebiete  der  Sphingiden- 
Zeichnung  und  Färbung  nicht  zu  erkennen,  die  Entstehung  und  Aus- 
bildung derselben  beruht  lediglich  auf  den  bekannten  F  a  c  - 
toren  der  Naturzüchtung  und  der  „Correlation",  und  glaubt 
(pag.  181)  wirklich  diesen  Beweis  geführt,  sogar  die  letzten  Ur- 
sachen der  „Transmutation"  ergründet  zu  haben!! 

Lassen  wir  einmal  von  Darwin  selbst  hören,  was  er  unter  natür- 

*)  Die  Entstehung  der  Arten,  Cap.  14,  pag.  509. 


-     23S    — 

licher  Zuchtwahl  (Naturzuchtuii.tr)  verstanden  haben  will.  Er  schreibt*): 
..Wir  müssen  eingedenk  sein,  wie  unendlich  verwickelt  und  eng  zusammen- 
passend die  gegenseitigen  Beziehungen  aller  organischer  Wesen  zu 
einander  und  zu  ihren  physikalischen  Lebensbedingungen  sind,  und 
folglich  wie  unendlich  vielfältige  Abänderungen  der  Structur  einem 
jeden  Wesen  unter  wechselnden  Lebensbedingungen  nützlich  sein  können. 
Kann  man  es  denn,  wenn  man  sieht,  dass  viele  für  den  Menschen 
nützliche  Abänderungen  unzweifelhaft  vorgekommen  sind**),  für  unwahr- 
scheinlich halten,  dass  auch  andere  mehr  und  weniger  einem  jeden 
Wesen  selbst  in  dem  grossen  und  zusammengesetzten  Kampf  um's  Leben 
vorteilhafte  Abänderungen  im  Laufe  vieler  aufeinander  folgenden  Genera- 
tionen zuweilen  vorkommen  werden?  Wenn  solche  aber  vorkommen, 
bleibt  dann  zu  bezweifeln,  dass  diejenigen  Individuen,  welche  irgend 
einen,  wenn  auch  noch  so  geringen  Vortheil  vor  anderen  voraus  besitzen, 
die  meiste  Wahrscheinlichkeit  haben,  die  anderen  zu  überdauern  und 
wieder  ihresgleichen  hervorzubringen?  Andererseits  können  wir  sicher 
sein,  dass  eine  im  geringsten  Grad  nachtheilige  Abänderung  zur  Zer- 
störung der  Form  führt.  Diese  Erhaltung  günstiger  indi- 
vidueller Verschiedenheiten  und  Abänderungen  und 
die  Zerstörung  jener,  welche  nachtheilig  sind,  ist  es, 
was  ich  natürliche  Zuchtwahl  nenne  oder  Ueberleben  des 
Passendsten." 

Da  es  sich  bei  der  Naehäffung  nur  um  das  Auge  der  Feinde 
täuschende  Aehnlichkeiten  handeln  kann,  also  die  Einwirkung  sonstiger 
Lebensbedingungen  ausser  Betracht  bleiben  muss,  so  ist  die  sehr  ge- 
wundene Darwinische  Erklärung  in  kurzen  Worten  die:  Alle  Individuen, 
welche  diese  Aehnlichkeit  nicht  hinreichend  an  sich  trugen,  sind  nach 
und  nach  gefressen  worden. 

Wenn  dieses  der  wahre  Entstehungsgrund  ist,  möchte  ich  lieber 
glauben,  dann  wäre  die  ganze  Art  längst  gefressen  worden,  ehe  die 
Aehnlichkeit  ausreichend  war,  zumal  ja  die  Feinde,  wie  Schilde***) 
scharfsinnig  bemerkt  hat,  nach  dem  Darwinischen  Grundsatz  der  fort- 
währenden Anpassung  und  Vervollkommnung  auch  die  Verfolger  in 
gleichem  Maasse  scharfsichtiger  geworden  wären. 


*)  Entstehung  der  Arten,  pag.  101. 
**)  D.  h.  bei  künstlicher  Zuchtwahl  durch  den  Menschen. 
***)  Zeitschrift    für    die    gesammten    Naturwissenschaften,    herausgegeben 
von  Dr.  C.  G.  Gorbel,  1877,  Bd.  II. 


—    239    — 

Setzt  diese  Umbildung  zur  Sicherung,  wenn  »'im'  solche  überhaupt 
Dach  und  nach  erst  angebildet  werden  musste,  nicht  ein  im  Innern 
wirkendes  geistiges  Princip  nothwendig  voraus,  welches  die  Umänderung 
nicht  blos  beginnt,  sondern  unbeirrt  zum  Ziele  führt?  Eine  innere 
Reaction  gegen  die  äusseren  schädlichen  Verhältnisse  scheint  ein  logisches 
Erforderniss,  denn  die  äusseren  Verhältnisse  können  ja  doch  die  schützende 
Zeichnung  und  Färbung  nicht  unmittelbar  auftragen. 

Wir  kennen  eine  solche  innere  Kraft  im  Menschen  selbst,  welche 
die  Functionen  der  Lunge,  der  Verdauung,  die  Temperatur  des  Körpers 
regelt  und  vor  Allem  die  sogenannten  Heilbestrebungen  der  Natur  bei 
Krankheit  und  Wunden  hervorruft;  ihr  Sitz  wird  im  Kückenmark  und 
gewissen  Gehirntheilen  vermuthet.  Es  ist  dasselbe  Princip  wie  das 
(uns)  Unbewusste  des  Philosophen  Hartmann. 

Es  wäre  denkbar,  dass  dabei  eine  Nachbildungs-  oder  Nach- 
ahmungskraft, gleichsam  eine  photographische  Wirkung  thätig  wäre, 
welche  auch  bei  dem  sogenannten  Versehen  der  Frauen  (das  freilich 
bestritten  wird)  zu  Grund  liegt,  in  dessen  umgekehrter  Anwendung  die 
Griechen  ihren  in  Hoffnung  befindlichen  Weibern  möglichst  schöne 
Menschenbilder  vor  Augen  führten,  um  schöne  Kinder  zu  erhalten.  Die 
Thiere  verähnlichen  sich  dem,  was  sie  täglich  um  sich  sehen,  wie  das 
Chamäleon  die  Farben  seiner  Umgebung  sogar  willkührlich  nach- 
ahmen soll. 

Diese  Erklärung  könnte  wenigstens  verständlich  machen,  wie  aus 
den  Eiern  derselben  Mutter  stammende  Kaupen  auf  verschiedenen  Pflanzen 
und  Pflanzentheilen  deren  oft  sehr  verschiedene  Farben  annehmen. 

Gehen  wir  einen  Schritt  weiter  und  betrachten  auch  die  geschlecht- 
liche Zuchtwahl  in  ihrer  Anwendung  auf  Lepidopteren.  Darwin  denkt 
sich*)  diese  Art  der  Zuchtwahl  so: 

„In  derselben  Art  und  Weise,  wie  der  Mensch  die  Kasse  seiner 
Kampfhähne  durch  die  Zuchtwahl  derjenigen  Vögel  verbessern  kann, 
welche  in  den  Hahnenkämpfen  siegreich  sind,  so  haben  auch,  wie  es 
scheint,  die  stärksten  und  siegreichsten  Männchen  oder  diejenigen,  welche 
mit  den  besten  Waffen  versehen  sind,  im  Naturzustände  den  Sieg  davon 
getragen  und  haben  zur  Verbesserung  der  natürlichen  Rasse  oder  Species 
beigetragen.  Im  Verlauf  der  wiederholten  Kämpfe  auf  Tod  und  Leben 
wird  ein  geringer  Grad  von  Variabilität,  wenn  derselbe  nur  zu  irgend 
einem  Vortheil,  wenn  auch  noch  so  unbedeutend,    führt,  zu    der  Wirk- 


*)  Darwin:  Die  Abstammung  des  Menschen.     Bd.  I,  Oap.  8,  pag.  277, 


—    240    — 

samkeit  der  geschlechtlichen  Zuchtwahl  genügen  und  es  ist  sicher,  dass 
secundäre  Sexualcharactere  ausserordentlich  variabel  sind.  In  derselben 
Weise,  wie  der  Mensch  je  nach  seinem  Geschmack  seinein  männlichen 
Geflügel  Schönheit  geben  —  wie  er  den  Sebright-Bantam-Hühnern  ein 
neues  und  elegantes  Gefieder,  aufrechte  und  eigentümliche  Haltung  (durch 
künstliche  Zuchtwahl)  geben  kann,  —  so  haben  nach  allem  Anschein 
im  Naturzustände  die  weiblichen  Vögel  die  Schönheit  oder  andere  an- 
ziehende Eigenschaften  ihrer  Männer  dadurch  erhöht,  dass  sie  lange 
Zeit  hindurch  die  anziehenderen  Männchen  sich  erwählt  haben". 

,,Bei  fast  allen  Thieren  besteht  ein  Kampf  zwischen  den  Männchen 
um  den  Besitz  des  Weibchens.  Es  können  daher  (!)  die  Weibchen 
eines  von  mehreren  Männchen  auswählen." 

Man  sollte  denken,  im  Gegentheil  die  Wahl  durch  das  Weib  wäre 
ausgeschlossen,  nachdem  die  schwächeren  Männer  von  dem  Sieger  fort- 
getrieben sind.  Bd.  I,  Theil  2.  Cap.  11.  pag.  415  nimmt  Darwin 
an,  dass  das  Weibchen  unter  den  männlichen  Schmetterlingen  die  schön- 
gefärbtesten wähle,  und  dass  dadurch  die  Färbung  der  Männer  immer 
mehr  gesteigert  und  verschönert  worden  sei. 

Er  schreibt  damit  den  Schmetterlingsweibern  einen  selbst  bei  dem 
menschlichen  Geschlecht  seltenen  guten  Geschmack  zu.  Aber  was  die 
Schmetterlinge  betrifft,  so  verhält  es  sich  doch  wohl  anders.  Die  Weiber, 
selbst  vieler  Tagfalter  (z.  B.  Lim.  Iris),  ganz  entschieden  aber  die  der 
Spinner,  die  flügellosen  selbstverständlich,  erwarten  regungslos  nach 
ihrer  Entwicklung  aus  der  Puppe  zunächst  die  Befruchtung.  Erst  nach 
derselben  beginnt  ihre  Activität,  insbesondere  Flug,  um  die  Eier  an 
die  Nahrungspfianzen  zu  vertheilen,  sofern  sie  nicht  (wie  die  flügel- 
losen, z.  B.  das  §  von  Gon.  antiqua)  sich  darauf  beschränken  müssen, 
dieselben  auf  ihre  Puppenhülle  zu  legen.  Das  Weib  gehört  dem  ersten 
Mann,  der  es  findet.  Das  kann  wrohl  der  schnellste  und  scharfwittemdste 
sein  aber  ebenso  gut  ein  ganz  in  der  Nähe  ausgekommener  ver- 
krüppelter oder  gänzlich  entfärbter.  Von  einer  Wahl  durch  das  Weib 
kann  gar  keine  Rede  sein. 

Eine  weitere  Frage  ist,  wie  weit  gehen  die  Wirkungen  der  Natur- 
zucht? (um  Weissmann's  Ausdruck  für  „natürliche  Zuchtwahl"  zu 
gebrauchen).  Dass  die  Art  sich  dadurch  den  Aenderungen  des  Klima's, 
anderen  Nahrungspflanzen  in  einem  anderen  Lande  u.  s.  w.  anpasst, 
dass  sie  in  ihrer  äusseren  Erscheinung,  insbesondere  Färbung,  ändert, 
kann  man  zugeben.  Vielleicht  auch,  dass  unsere  heutigen  Thiere  und 
Pflanzen    von    Vorfahren    gleichen    anatomischen    Baues    und    gleicher 


i» 


—    241    — 

Gattung  abstammen,  welche  in  der  Vorwelt  mit  kleinen  Verschieden- 
heiten lebten,  z.  B.  unsere  Linden  von  denen,  die  versteinert  gefunden 
werden.  Vielleicht  sind  auch  die  in  einem  jeden  Laude  einheimischen 
verschiedenen  Hundeformen  weiter  nichts  als  die  untereinander  gemischten 
gezähmten  Abkömmlinge  der  dort  einheimischen  Raubthiere,  wie  Wolf, 
Fuehs.  Hyäne  u.  s.  w.  Doch  das  ist  eher  Ergebniss  der  künstlichen 
Zuchtwahl.  Klar  ist  auch,  dass  durch  die  Kämpfe  unter  den  Männchen, 
die  Gewohnheit  vieler  gesellig  lebender  Thiere  schwächere  Genossen  zu 
fcödten,  eine  Absicht  der  Natur  sichtbar  wird,  die  Art  bezüglich  ihrer 
Kraft  nicht  rückschreiten,  eher  Fortschritte  machen  zu  lassen.  Vielleicht 
ist  die  Naturzucht  auch  im  Stande  zu  bewirken,  dass  eine  Gattung  — 
d.  h.  (nach  altem  Begriff)  die  Gesammtheit  aller  Individuen,  welche 
ungezwungen  in  ihrem  natürlichen  Lebenslauf  mit  Erfolg  sich  paaren  — 
sich  in  zwei  nahestehende    spaltet;  aber   kann    sie   bewirken,    dass 

alle  oder  einzelne  Individuen  über  die  Grenzen  des  Genus  oder  sogar 
bis  zum  Aufrücken  in  eine  höhere  Classe  sich  verändern?  Hier  stellt 
das  allgemeine  Naturgesetz  entgegen,  dass  zwar  vom  ersten  Lebenskeim 
bis  zur  Geschlechtsreife  die  ausserordentlichsten  Umwandlungen  nicht 
nur  leicht  geschehen,  sondern  sogar  die  Kegel  sind  —  wird  ja  doch 
selbst  der  Mensch  aus  einem  kiemenathmenden,  in  Wasser  lebenden 
Geschöpf  ein  hingen-  und  luftathniendes  —  dass  aber  mit  der  ge- 
schlechtlichen Zeugungsfähigkeit  die  aufsteigende  Bewegung  der  Bildung 
geschlossen  ist  und  von  da  ein  neuer,  ewig  sich  wiederholender,  im 
Wesentlichen  gleicher  Kreislauf  beginnt.  Selbst  die  raffmirteste  Zucht- 
wahl des  Menschen  hat  durch  geistige  Einwirkung  und  veränderte 
Nahrung  und  Lebensweise  kein  Thier  diese  Grenze  überschreiten  lassen. 
Die  verschiedensten  Hunde-  und  Pferderassen  bleiben  in  der  mannich- 
faltigsten  Gestalt  immer  Hunde  und  Pferde  und  mit  ihres  Gleichen 
fruchtbar. 

Die  Anhänger  der  Abstammungslehre  behaupten  freilich,  dass  jene 
Artgrenzen  durchbrochen  werden  könnten  und  berufen  sich  unter  Anderem 
auf  die  durch  wiederholte,  auch  durch  Prof.  Weiss  mann 's  Versuche 
bestätigte  Thatsache,  dass  eine  mexikanische,  im  Wasser  lebende  Eidechse 
des  Genus  Siredon  sich  bei  Erziehung  durch  den  Menschen  in  immer 
seichterem  Wasser  aus  einer  kiemenathmenden  in  eine  lungenathmende 
Amblystoma,  eine  Salamanderform  umwandelt,  womit  dann  noch  weitere 
Veränderungen  verbunden  waren*). 


*)  Weissmann:  Studien  zur  Deseendenztheorie.    Bd.  II,  pag.  230. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  IQ 


242 


Dieser  Fall  steht  aber  nicht  allein  bis  jetzt  vereinzelt,  sondern  er 
ist  auch  keine  Entwickelung  im  Sinne,  der  Natur.  Nach  der  Ansicht 
Weiss  mann 's  selbst  ist  die  geschehene  Umwandlung  ein  Bückschritt, 
also  eine  Verkümmerung  und  demgemäss  sind  auch  die  umgewandelten 
Thiere  zur  Fortpflanzung  unfähig. 

Der  für  die  Abstammungslehre  schwerwiegendste  Grund  wird  in 
der  grossen  Aehnlichkeit  des  allmälig  in  den  höher  stehenden  Abthei- 
lungen, die  auch  im  Laufe  der  Zeiten  später  entstanden  scheinen,  immer 
mehr  vervollkommneten  inneren  Baues  der  Lebewesen  gesucht. 

Ein  ausreichender  Beweis  ist  aber  darin  nicht  zu  finden,  da  bekannt- 
lich äussere  und  innere  Aehnlichkeit  bei  Naturkörpern  auch  auf  anderen 
Ursachen  als  der  Abstammung  von  denselben  Vorfahren  beruhen  kann. 

Die  Krystalle,  ja  die  Mineralien  überhaupt,  kommen  in  den  ver- 
schiedensten Theilen  der  Erde  in  ganz  gleicher  Zusammensetzung  und 
Gestaltung  vor.  Gleiche  Ursachen  haben  gleiche  Wirkungen  hervor- 
gerufen. Die  Bildung  eines  Lebewesens  (Organismus)  ist  nur  eine  auf 
höherer  Stufe  stehende  Kristallisation ;  ganz  gleiche  Einwirkungen  auf 
den  gleichen  Urstoff  —  von  dem  es  wohl  höchst  unwahrscheinlich  wäre, 
anzunehmen,  dass  er  nur  an  einem  einzigen  Ort  sich  befunden  hätte  — 
können  also  sehr  wohl  die  gleiche  Art,  blos  ähnliche  Einwirkungen, 
ähnliche,  zusammengesetztere,  verwickeitere  Verhältnisse  und  Wirkungen, 
wie  sie  bei  steigender  Entwickelung  des  Erdkörpers  wohl  gekommen 
sind,  complicirtere,  d.  h.  höher  organisirte  Geschöpfe  hervorgerufen 
haben. 

Einen  Hauptgrund  sollen  auch  die  Ueberbleibsel  (Rudimente)  von 
Körpertheilen  (Organen)  bilden,  welche  sich  bei  den  höheren  Thieren 
und  dem  Menschen  finden,  und  wohl  mit  Recht  als  aus  früheren  Zu- 
ständen einer  niedrigeren  Organisation  ererbt,  aber  durch  Nichtgebrauch 
verkümmert  angesehen  werden.  Soweit  dies  Vorhandensein  solcher  Ueber- 
bleibsel nicht  auf  Phantasie  beruht  —  wie  z.  B.  die  kaum  sichtbare 
Behaarung  vieler  Flächen  des  menschlichen  Körpers  für  einen  Ueberrest 
früherer  vollständiger  Behaarung  gehalten  werden  soll  —  so  steht  nichts 
im  Wege,  sie  für  Ueberbleibsel  aus  dem  Zustande  der  ersterschaffeneii 
elternlosen  Vorfahren  zu  halten,  welcher  nothwendig  in  der  Zeit  dea 
Wachsthums  von  der  Urzelle  bis  zur  Fortpflanzungsfähigkeit  von 
der  heutigen  Entwickelung  vielfach,  besonders  im  Beginn,  sehr  ver- 
schieden gewesen  sein  muss. 

Aus  den  angeführten  Gründen  halten  sich  indessen  die  Anhänger 
der    Abstammungslehre    berechtigt,    anzunehmen,    dass    nicht    blos    alle 


243    — 

Gattungen  eines  Genus  von  einem  gemeinsamen  Stammpaar,  sondern  in 
äusserst»1  r  Consequenz  wenigstens  das  ganze  Thierreich,  wo  nicht  gar 
Pflanzen-  und  Thierreich  aus  einer  einzigen  Urzelle  hervorgegangen  seien. 

Das  ist  eine  so  starke  Zumuthung  an  den  Wunderglauben,  wie  ihn 
kaum  irgend  eine  asiatische  Religion  macht  und  sie  hat  schon  die 
bekannte  Erfahrung  gegen  sich,  dass  alle  auf  die  äusserste  Spitze 
getriebene  Theorie  wegen  Nichtbeachtung  unzähliger  im  wirklichen  Reich 
der  Dinge  mitwirkender  Thatsachen  und  Verhältnisse  zu  den  grössten 
Irrthümern  zu  führen  pflegt. 

Da  aber  einmal  der  menschliche  Geist  genöthigt  ist  eine  erste 
Entstehung  der  Lebewesen  anzunehmen,  so  liegt  wohl  die  Annahme 
näher,  dass  nach  Maassgabe  der  sonstigen  unerschöpflichen  Hervor- 
bringungskraft  der  Natur  unzählige  Urkeime  entstanden  sein  und 
sich  entwickelt  haben  mögen  und  dass,  um  nach  menschlicher  Auf- 
fassung zu  reden,  der  schöpferische  Gedanke  mit  ihnen  verfahren  ist, 
wie  ein  menschlicher  Künstler  in  der  denkbarsten  Steigerung  geistiger 
Fälligkeiten,  ohne  dass  dabei  allerlei  Versehen  und  Missgriffe  eines 
Anfängers  ausgeschlossen  waren,  die  aber  nach  und  nach  in  höheren 
Classen  und  Ordnungen  verbessert  wurden. 

Bei  den  Insecten,  den  Schmetterlingen  insbesondere,  ist  der  Weg, 
auf  welchem  Entwickelung  der  Arten  durch  Naturzucht  geschehen  sein 
sollte,  nach  unseren  jetzigen  Kenntnissen  wenigstens  ganz  unfindbar. 

Die  kleineren  Arten  müssten  sich,  wie  schon  angeführt,  aus  Zwei- 
flüglern, grössere  aus  allerlei  Phryganiden  und  Libellen  (als  Heli- 
conier)  entpuppt  haben.  Woher  aber  die  ganz  grossen  Thiere  ?  die 
Drnithopteren  und  Saturnien  ?  Stammen  sie  mit  den  Laternenträgern  und 
Heuschrecken  ähnlichen  Thieren  von  gemeinsamen  Stammvätern? 

Wie  sollen  die  an  ganz  bestimmte  Nahrungspflanzen  gebundenen 
Arten,  wie  sollen  die  blattminirenden  sich  umgewandelt  haben  in  höher 
stehende,  andere  Pflanzen  geniessende  Arten?  oder  umgekehrt?  während 
jeder  kleinste  Schritt  über  den  vorgeschriebenen  Lebenslauf  der  Larve  den 
Tod  bringt?*)  Es  scheint  nichts  übrig  zu  bleiben,  als  vorerst  wenigstens 
für  möglich  zu  halten,  dass  in  den  Säften  der  Nahrungspflanzen  einige 
Zellen  thierisches  Leben  gewonnen  und  sich  in  pflanzenfressende  Insecten 
verwandelt  haben,  deren  Höhepunkt  im  Leben  ja  auch  meist  mit  der 
Blüthe  ihrer  Pflanze  zusammentrifft. 

*)  Siehe  die  Schrift  „(legen  pseudodoxische  Transmutationslehren"  von 
Johannes  Schilde,  Leipzig  1879,  wo  noch  subtilere  Gründe  gegen  die 
Abstammungslehre  beigebracht  werden. 

16* 


—    244    — 

Allerlei  Gegengründe  sind  freilich  leicht  zu  finden,  deren  Wider- 
legung schwer  wäre. 

Freuen  wir  uns  einstweilen  an  dem  uns  erreichbaren  Geschaffenen. 
Alles  was  später  menschliches  Genie  im  Reiche  der  Formen  und  Farben 
erfunden  zu  haben  glaubt,  davon  sind  schon  seit  Urzeiten  die  unüber- 
troffenen Vorbilder  da.  Die  schönsten  Gebilde  von  Seide  oder  Sammt, 
geschmackvollste,  künstlichste  Band-  und  Fransengestaltung,  Verzierung 
mit  glänzenden  Gold-,  Silber-  und  anderen  Metallfarben,  die  Metalle 
scheinbar  selbst,  bald  eingewogen,  bald  flüssig  aufgetröpfelt  (Helicopis 
Cupido  L.),  die  feinsten  Harmonieen  ganzer  und  gebrochener  Farben 
alles  das  ist  bereits  an  dem  Gewand  der  Schmetterlinge  in  der  höchsten 
Vollkommenheit  vorgebildet  und  wunderbarer  Weise,  alles,  auch  das 
scheinbare  Metall,  nur  aus  dem  einfachen  Hornstoff  (Chitin),  aus  welchem 
auch  die  Federn  der  Vögel  bestehen. 

Wie  wollen  Die,  welche  einen  blos  mechanisch-physikalischen  Auf- 
bau der  Welt  annehmen,  erklären,  dass  über  Tausende  von  Schuppen 
fortlaufende,  also  vom  Innern  heraus  entsprungene,  offenbar  absicht- 
liche vorbedachte  Zeichnungen  und  Malereien,  die  einen  unzweideutigen 
Sinn  haben,  wie  die  oben  erwähnte  Abbildung  der  Blattrippen  auf  der 
Unterseite  der  Flügel  von  Siderone  Mars,  entstehen  konnten? 

Die  Nachäffung  anderer  Arten,  wie  sie  z.  1>.  in  dem  Genus  der 
Lemoniden  fast  bei  jeder  Art  auf  das  Unverkennbarste  vorkommt,  soll 
sie  nur  dadurch  entstanden  sein,  dass  alle  diese  Nachäffung  weniger 
stark  an  sich  tragenden  Individuen  von  den  Vögeln,  Lurchen  und  Raub- 
fliegen gefressen  wurden?  Dann  müsste  dieses  Genus  der  Lemoniden 
ganz  besonders  appetitlich  sein!  Menschlich  verständlicher  ist  es,  hier 
ein  übermüthiges  Spiel  der  Gestaltungskraft  zu  sehen,  es  ist,  wie  wenn 
bisweilen  ein  neckischer  Kobold  die  Rolle  des  schaffenden  Geistes  über- 
nommen hätte. 

Das  Endergebniss  dürfte  sein:  Der  Geist  ist  mit  der  Materie  ver- 
bunden, wie  im  Menschen,  dem  Mikrokosmus,  Körper  und  Geist,  der 
Geist  -  -  im  Menschen"  der  uns  unbewusste  Theil  desselben  -  -  beherrscht 
die  chemischen,  physikalischen  und  physiologischen  Vorgänge  in  den 
Lebewesen  wie  im  Weltall  und  führt  sie  mit  der  höchsten  Intelligenz 
klar  bestimmten  Zwecken  entgegen.  Diese  Vorgänge  selbst  aber  bei 
Entstehung  der  Arten  der  Lebewesen  und  ihrer  Nachahmung  unter 
einander  liegen  noch  weit  jenseits  der  Grenze  menschlichen  Wissens. 


*• 


Nachträge  zu  dem  Verzeichnisse  der  Säugethiere  und 

Vögel  des  vorm.  Herzogthums  Nassau,  insbesondere  der 

Umgegend  von  Wiesbaden. 


Von 

Ang.    Römer. 


Im  Jahre  1863  im  XVII./XVIII.  Bande  der  Jahrbücher  des  Vereins 
für  Naturkunde  im  Herzogthum  Nassau  erschien  das  Verzeichniss  der 
Säugethiere  und  Vögel  des  Herzogthums  Nassau,  insbesondere  der  Um- 
gegend von  Wiesbaden. 

Nachdem  16  Jahre  verflossen  sind,  möge  es  gestattet  sein,  neue 
Vorkömmnisse  und  Beobachtungen  nachzutragen. 

Wie  zu  erwarten  stand,  hat  sich  für  unser  Gebiet  als  neues  Vor- 
kommen nur  eine  Vogelspecies  Emberiza  Cirlus  L.  (Zaunammer)  er- 
geben. Das  Nest  nebst  Eiern  desselben  sind  bei  Sonnenberg  aufge- 
funden, ohne   dass  der  Vogel  selbst  erbeutet  worden  wäre. 

Es  würde  mit  diesem  Zuwachs  die  Anzahl  der  in  unserem  Gebiete 
vorkommenden  Vögel -Arten  259  betragen;  dagegen  haben  sich  neue 
Vorkommnisse  für  Säugethiere  nicht  ergeben  und  es  ist  daher  ihre  An- 
zahl bei  51  Species  verblieben. 


L  Säugethiere. 

l.  Cervus  Capreolus  L.    Reh. 

Eine  gehörnte  Rehgeise  wurde  am  10.  Juni  1875  von  Förster  Dorn 
bei  Glashütten,  im  District  ,, Seelborn",  Amts  Königstein,  erlegt.  Herr 
Oberförster  Schwab  zu  Königstein  veranlasste,  dass  dieselbe  im  natur- 
historischen Museum    zur  Aufstellung    gelangte.     Das  Thier    trug  noch 


_     246     — 

im  Juni  sein  Winterhaar,  ist  klein  und  wog  nur  35  Pfund.  Die  linke,  von 
beiden  Seiten  zusammengedrückte  Stange  ist  fast  glatt,  6"  lang,  hat 
einen  kurzen  Rosenstock  und  ist  nach  rückwärts  sanft  gebogen.  Auf 
der  rechten  Seite  befindet  sich  nur  ein  Wulst  mit  Haaren  überwachsen, 
wie  dies  bei  alten  Geisen  vorzukommen  pflegt. 

3.  Sus  Scrofa  L    Wildes  Schwein. 

Im  Januar  1879  wurde  im  Kamnierforste  bei  Loren  ein  starker 
Keiler  von  Herrn  Oberförster  v.  Preu sehen  zu  Lorch  erlegt. 

5.  Lepus  Cuniculus  L.    Kaninchen. 

In  den  Feldern  und  Weinbergen  bei  Hochheim,  Erbenheim,  im 
Erbenheimer  Thal,  Biebricli,  Mosbach.  Wiesbaden,  im  Winter  sogar 
bis  in  die  Gärten  kommend. 

14.  Mus  minutus  Pall.    Zwergmaus. 

An  dem  Waldrande  des  Wiesenthaies  oberhalb  der  Stickelmühle 
bei  Sonnenberg,  im  Gebüsch  in  geringer  Entfernung  von  der  Erde  fand 
ich  das  runde  künstliche  Nest  der  Zwergmaus. 

44.  Canis  Vulpes  L.    Fuchs. 

Eine  schöne  schwärzliche  Varietät  wurde  im  September  1865  bei 
Selters  von  Herrn  Hauptmann  Stahl  erlegt. 

51.  Lutra  vulgaris  Erxl.    Fischotter. 

Am  16.  Juni  1879  ist  von  Schiffern  ein  9  bei  Schierstein  im  Rhein 
gefangen  worden. 


9. 

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erlegt « 

28 


II  Vögel, 

5.  Falco  vespertinus  L.    Rothfussfalke. 

Ein  prachtvolles  altes  cf  wurde  vor  mehreren  Jahren  von  Herrn 
Förster  Diefenhard  bei  Hochheim  geschossen.  Es  ist  dies  das  dritte 
Exemplar,  welches  in  unserem  Gebiete  vorkam. 

6.  F.  Tinnunculus  L.    Thurmfalke. 

In  der  Frontspitze  des  Museumsgebäudes  horstete  im  Jahre  1866 
ein  Paar.  Bei  der  am  1.  Juni  vorgenommenen  Zerstörung  des  Nestes 
fanden  sich  mehrere  eben  ausgeschlüpfte  Jungen  und  ein  Ei  vor.  In 
den  Thürmen  der  neuen  protestantischen  Kirche  nisten  seit  Jahren 
mehrere  Paare. 

8.  Circaetos  gallicus  Gmel.    Schlangenadler. 

Ein  am  2.  August  1872  bei  Caub  aus  hoher  Luft  herabgeschossener 


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—    247     — 

Schlangenadler  hatte  ein  Gewicht  vod  3]  i  Pfund,  eine  Fingelweite  von 
6'  und  eine  Körperlänge  von  -\1\:".  Ein  anderes  Exemplar  wurde  im 
September   1874   bei   Dotzheim  erlegt. 

9.  Pernis  apivorus  L.   Wespenbussard. 

Mehrfach  vereinzelt  vorgekommen,  ein  im  Mai  1879  erlegter  Vogel 
dieser  Art  hatte  im  Kröpfe  und  Magen  drei  Eidechsen,  zwei  Blind- 
schleichen und  einen  Laubfrosch. 

13.  Haliaetos  Albicilla  Briss.    Seeadler. 

Am  19.  December  1  s 7 •">  wurde  auf  der  Heidesheimer  Jagd  ein 
Seeadler  geschossen,  dessen  Flugweite  75"  und  seine  Körperlänge  30" 
betrug.  Derselbe  befindet  sich  aufgestellt  im  Besitze  des  Herrn  A.  Nil- 
kens  auf  Villa  Sicambria  bei  Eltville. 

18.  Circus  cyaneus  L.    Kornweihe. 

Ein  altes  ausgefärbtes  cf  ist  Ende  November  1879  bei  Frauenstein 
erlegt  worden. 

29.  Bubo  maximus  Ranz.    Uhu. 

Im  October  1873  bei  Wehen  vorgekommen.  Anfangs  November 
1864  wurde  im  Wisperthale  bei  Lorch  ein  altes  cT  erlegt. 

Emberiza  Cirlus  L.  Zaunammer.  (Nach  n0.  48.  a.  verz.) 

Das  Nest  mit  den  Eiern  dieses  Vogels  wurde  bei  Sonnenberg  im 
Sommer  1864  aufgefunden,  den  Vogel  selbst  hat  man  aber  bis  jetzt 
noch  nicht  erhalten  können.    (S.  Z.) 

48.  Emberiza  Hortulana  L    Ortolan. 

Nest  und  Eier  sind  in  der  Umgegend  von  Wiesbaden  aufgefunden. 

51.  Emberiza  Cia  L.    Zippammer. 

Nest  und  Eier  des  Zippammers  sind  ebenfalls  in  der  Umgegend 
Wiesbadens  aufgefunden.  Herr  Pfarrer  Baldamus  bestimmte  die  Eier 
dieser  und  der  vorhergehenden  Species. 

56.  Pyrrhula  Serinus  L.    Girlitz. 

Im  Frühjahr  1866  wurde  der  Girlitz,  welcher  auf  der  linken  Rhein- 
seite häufig  ist,  hier  in  den  Anlagen  und  umliegenden  Gärten  zum 
erstenmal  beobachtet  und  ist  jetzt  häufig.  Er  nistet  auf  Obstbäumen 
und  baut  sein  zierliches  Nestchen  an  die  äusseren  auslaufenden  Aeste 
derselben.  Auch  in  dem  Gärtchen  des  Museums  brütete  er  in  den 
letzten  Jahren ;  ein  aus  dem  Neste  entflogenes  und  gefangenes  Junges  fütter- 


—    248    — 

ten  die  Alten  in  einem  hingehängten  Bauer  auf;  dasselbe  war  ein 
Männchen  und  vergnügt  noch  jetzt  den  Besitzer  durch  seinen  Gesang. 
Die  Ankunft  des  Eingewanderten  am  Brutorte,  wo  er  sich  durch 
seinen  häufigen  Gesang  bald  bemerkbar  macht,  erfolgt  Anfangs  April, 
wie    aus    Folgendem  ersichtlich  wird: 

April. 


1872  . 

.   10.  April. 

1876  . 

.  14. 

1873  . 

.  23.   » 

1877  . 

.   8. 

1874  . 

8.   » 

1878  . 

.  11. 

1875  . 

.  11.   » 

1879  .  . 

.   9. 

79.  Bombycilla  Garrula  L.    Seidenschwanz. 

Von  November  1866  bis  März  L877  waren  diese  nur  periodisch 
unsere  Gegend  besuchenden  prachtvollen  Vögel  sehr  häufig,  so  dass 
viele  geschossen  und  lebend  gefangen  wurden,  z.  B.  in  den  Curhaus- 
anlagen,  Alter  Geisberg,  im  Taunus  etc. 

Unser  Gebiet  ist  in  einem  Zeiträume  von  45  Jahren  nur  zweimal 
von  Seidenschwänzen  besucht  worden,  nämlich  im  Winter  1844  und  1866. 

81.  Nucifraga  Caryocatactes  L.    Tannenheher. 

Im  October  1868  vereinzelt  vorgekommen  im  Taunus,  geschossen 
bei   Wehen. 

83.  Corvus  Monedula  L.    Dohle. 

In  den  Thürmen  der  neuen  protestantischen  Kirche,  woselbst,  wie 
schon  erwähnt,  mehrere  Paare  von  Thurmfalken  horsten,  haben  im  Jahre 
1864  auch  mehrere  Paare  Dohlen  ihre  Niststellen  aufgeschlagen.  Das 
Material  zum  Nestbau  (Reisig)  brechen  sie  von  den,  in  den  umliegenden 
Gärten  und  Anlagen  stehenden  Bäumen  und  tragen  es  im  Schnabel, 
paarweise  fliegend,  zum  Nistorte.  So  ganz  friedlich  aber  geht  das  Neben- 
einandernisten beider  Vogelarten  nicht  her,  häufig  sieht  man  Thurm- 
falken und  Dohlen  schreiend  und  stossend  einander  verfolgen. 

86.  Corvus  Corax  L.    Kolkrabe. 

Es  dürfte  erwähnenswert!)  sein,  dass  Frau  Revisionsrath  Rössel 
hier  eine)]  zahmen  Kolkraben,  der  sehr  deutlich  sprach,  24  Jahre  lebend 
hatte.  Zum  grössten  Leidwesen  der  Besitzerin  fand  derselbe  durch 
Ueberschütten  mit  Wasser  am    14.  April    1SH8   seinen  Tod. 

87.  Corvus  frugilegus  L.    Saatkrähe. 

Ein  Exemplar  mit  stark  verlängertem  Oberschnabel  wurde  bei  Hahn 
bei  Wehen  gefangen  und  dem  Museum  durch  Herrn  Oberförster  Hey- 
mach übergeben. 


lilji'i 


—    249    — 

107   Turdus  Merula  L.   Amsel. 

Ein  Weibchen  mit  mehreren  rein  weissen  Schwung-  und  Schwanz- 
federn hielt  sich  mehrere  Jahre  im  Mfoseumsgärtchen  auf.  Ein  Paar 
Amseln  nistete  im  vorigen  .Jahn'  unter  einer  Dachtraufe  eines  kleinen 
Gebändes  daselbst  und  brachte  auch  seine  Jungen  glücklich  auf.  Das 
nicht  lange  verlassene  Nest  benutzte  ein  grauer  Fliegenfänger,  Musci- 
capa  Grisola  L.,  indem  er  sein  Nest  hineinbaute. 

119.  Ficedula  rufa  Lath.    Grauer  Laubsänger. 

In  der  Umgegend  von  Wiesbaden  nicht  selten,  er  ist  im  Frühjahre 
einer  der  zuerst  ankommenden  Singvögel  und  gewöhnlich  Ende  März 
zurückgekehrt. 

130.  Lusciola  Tithys  Scop.    Hausrothschwanz. 

Eine  weissliche  Varietät  von  hier  erhielt  die  Museums-Sammlung 
durch   Herrn  Kaufmann  D.  Lugenbühl. 

U4.  Hirundo  riparia  L.    Uferschwalbe. 

Nisten  in  den   Sandgruben  bei  Mosbach  gesellschaftlich. 

ir>7.  Otls  tarda  L.    Trappe. 

Gleich  wie  in  früheren  Jahren  während  des  Winters  erlegt, 
z.  B.  am  5.  Januar  1871  ein  9  bei  Idstein  von  16  Pfund  Körper- 
gewicht; am  20.  Februar  desselben  Jahres  ein  starkes  cT  von  21  Pfund 
Gewicht  bei  Delkenheim,  im  Februar  1872  ein  sehr  altes  9  bei  Erben- 
heim und  am   12.  December  1875  ein  9  bei  Bierstadt. 

161    Ortygometra  pygmaea  Naum.    Zwergsumpfhuhn. 

Am  Rhein  bei  Schierstein  vorgekommen. 

166.  Oedicnemus  crepitans  Temm.    Dickfuss. 

Am  Rhein  bei  (Teisenheim  wurde  am  21.  November  1877  ein  9 
geschossen. 

179.  Totanus  Calidris  L.    Rothfüssiger  Wasserläufer. 

Im  September   1879  am  Rhein  bei  Eltville  erlegt. 

182.  Actitis  hypoleucos  L.    Trillernder  Wasserläufer. 

An  dem  Fischweiher  im  Adamsthale  bei  Wiesbaden  wurde  ein  cT 
am  14.  Juli  1868  und  ein  zweites  Exemplar  am  7.  August  1870  ge- 
schossen. 

190.  Ascalöpax  Gallinula  L.   Kleine  Bekassine. 

In  einem  Wiesenthaie  unterhalb  der  Platte  am  8.  März  1870  vor- 
gekommen. 


—    250    — 

192.  Ascalöpax  major  Gmel.    Bruchwaldschnepfe. 

Am  27.  September  1865  fand  oberhalb  Biebrich  auf  der  Eisen- 
bahn ♦•in  Bahnwärter  eine  Bruchwaldschnepfe,  welche  gegen  den  Tele- 
graphendraht anrannte  und  todt  niederfiel. 

195.  Numenius  Arquata  L.    Grosser  Brachvogel. 

Am  22.  October  1868  bei  Schierstein  am  Rheine  ein  9  geschossen. 

202.  Ardea  Nycticorax  L.    Nachtreiher. 

Im  März   1872  am  Rhein  in  der  Nähe  von  Erbach  geschossen. 

203.  Ciconia  nigra  L.    Schwarzer  Storch. 

Im  Juni   1866  bei  Königstein  im  Taunus  geschossen. 

206.  Cygnus  musicus  Bechst.    Singschwan. 

Am  Rhein  bei  Lorch  von  Herrn  Altkirch  im  Januar  1869  erlegt. 

227.  Fuligula  ferina  L.    Tafelente. 

Zwei  9  im  April   1872  am  Rhein  bei  Schierstein  geschossen. 

232.  Phalacrocorax  Carbo  L.    Cormoran. 

Ein  junges  rf  wurde  im  November  1875  bei  Schierstein  geschossen. 

239.  Colymbus  arcticus  L.    Polar-Seetaucher. 

Ein  junges  d'.  dessen  Länge  241/2/;,  die  Flugweite  44  Vü"  und  das 
Körpergewicht  63/4  Pfund  betrug,  wurde  am  1.  Januar  1877  auf 
Urban's  Fischweiher  an  der  Schwalbacher  Chausse'e  lebend  gefangen. 

244.  Lestris  pommarinusTemm.  Breitschwänzige  Raubmöve. 

Am    22.  October   1879    bei  Niederwalluf  am  Rhein  vorgekommen. 

248.  Larus  tridactylus  L.    Dreizehige  Möve. 

Im  März  1869  bei  Königstein  vorgekommen. 


lieber  Selüaf  und  Traum. 

Vortrag,  gehalten  bei  der  50jährigen  Jubiläumsfeier  des  nassauischen 
Vereins  für  Naturkunde,  am  20.  December  1879 

von 

Dr.  Arnold  Pagenstecher, 

Sanitätsratli. 


H o c h z u v e r ehre n de  Anwesen d e ! 

Wenn  ich  mir  gestatte,  Ihnen  in  der  heutigen  Festversammlung 
eine  Betrachtung  über  den  Schlaf  und  den  Traum  vorzuführen,  so  mögen 
Sie  von  mir  keine  erschöpfende  Darstellung  dieser  eigenthümlichen,  in 
alle  Beziehungen  unseres  geistigen  und  körperlichen  Lebens  eingreifen- 
den Zustände  erwarten.  —  Was  ich  Ihnen  heute  aus  dem  überreichen 
Stoffe  biete,  das  kann  der  Natur  der  Sache  nach  nur  eine  kurze  Ueber- 
sicht  bilden  von  naturwissenschaftlicher  Seite  aus  über  eines  der  vielen 
Räthsel  unseres  Seines,  welches  für  den  speculativen  Philosophen  sowohl, 
als  den  nüchternen  Naturforscher  trotz  der  reichsten  und  vielfältigsten 
Erforschung  in  seinem  eigensten  Wesen  doch  noch  ungelöst  geblieben  ist. 

Ich  werde  versuchen,  Ihnen  zunächst  in  einem  kurzen  historischen 
Rückblick  über  die  Ansichten  über  Schlaf  und  Traum  eine  De- 
finition dieser  Zustände  zu  geben,  und  werde  darauf  das  Wesentliche 
der  physiologischen  Bedingungen  der  genannten,  und  einiger  nahe 
verwandten  Zustände,  wie  des  Winterschlafs  und  des  thierischen 
Hypnotismus  skizziren,  um  hiermit  eine  Grundlage  für  die  am 
Schlüsse  vorzuführende  Theorie    des    Schlafes  zu  erhalten. 

Das  Gebiet  der  Psychologie  werde  ich  dabei,  soweit  es  überhaupt 
bei  der  Erörterung  der  Lehre  vom  Traum  möglich  ist,  vermeiden  und 
auch  die  hier  einschlagenden  psychischen  Störungen  sowohl,  wie  die  meist 
in  das  Gebiet  des  gestörten  Nervenlebens    übergehenden    Zustände,    wie 


—    252    — 

den  Mesmerismus,  Somnambulismus  und  thierischen  Magnetismus  aus 
dem  Kreise  der  Darstellung  Verbannen,  wiewohl  letztere  in  der  neuesten 
Zeit  durch  die  Forschungen  über  die  interessanten  Phänomene  der  Me- 
talloseopie  und  Metallotherapie  für  die  Pathologie  und  Physiologie  eine 
ungeahnte  Wichtigkeit  erlangt  haben. 

Sie  wollen  es  verzeihen,  wenn  durch  das  Zusammendrängen  in  einen 
engen  Rahmen  aus  dem  Ihnen  vorgelegten  mosaikähnlichen  Bilde  nur 
einige  Punkte  lebhafter  hervortreten:  das  theilt  mein  Vortrag  mit  dem 
einen  Gegenstand  desselben,  mit  dem  Traum,  der  uns  auch  nur  ein  ver- 
waschenes und  verschobenes  Bild  der  Wirklichkeit  darbietet. 

I. 

Schlaf  und  Traum  sind  oft  genug  von  dem  grössten  Einflüsse 
auf  die  Begebenheiten  des  wachen  Lebens  geworden.  Aus  ihnen  sind 
für  ganze  Völkerschaften  der  alten  wie  der  neueren  Zeit  nicht  minder 
grosse  historische  Momente  entstanden  —  ich  brauche  nur  an  Mahom- 
med  und  Johanna  d'Arc  zu  erinnern  — ,  als  auch  grosse  Dichter  das 
Mystische  dieser  Zustände  im  Gewände  der  Poesie  verklärten,  und  Prie- 
ster, Traumdeuter  und  Visionäre  das  Unbegriffene  zum  Gegenstande 
eines  frommen  Betrugs  oder  verbrecherischer  Gewinnsucht  machten.  Auch 
heute  noch  versuchen  neben  den  Traumbüchlein  mystische  und  spiri- 
tistische Lehren  sich  Geltung  zu  verschaffen  und  noch  heute  drohen 
Phantasie  und  Wunderglaube  der  echten  Forschung  und  der  klaren  Ver- 
nunft den  Rang  abzulaufen. 

Die  alten  Griechen  pflegten  den  Schlaf  mit  seinem  Zwillings- 
bruder, dem  Tod,  in  Verbindung  zu  bringen,  und  wie  sie  überhaupt 
die  Vorgänge  in  der  Natur  und  der  menschlichen  Seele  zu  verkörpern 
und  in  lebensvolle  Gestalten  zu  kleiden  suchten,  so  wohnen  bei  ihnen 
das  Bruderpaar  Schlaf  und  Tod  als  Kinder  der  Nacht  mit  dieser  in 
unterirdischem  Dunkel,  von  wo  aus  die  Nacht  den  Schlaf  als  lieben 
Freund  und  Tröster  der  Menschheit  herauf  sendet.  Dem  Tode  starrt 
erbarmungslos  das  eherne  Herz  in  der  Brust,  und  wen  er  erhascht,  den 
hält  er  fest,  ein  Entsetzen  sogar  den  unsterblichen  Göttern.  Der  leben- 
vernichtende, langhinstreckende,  nachtumhüllte  Thanatos  bringt  schweren 
Todesschlummer,  süsse  Ruhe  verleiht  der  liebliche,  ambrosische  Hypnos, 
der  Beherrscher  der  Götter  und  Menschen.  —  Die  Träume  schildert 
0  v  i  d  als  Kinder  der  Nacht,  und  dieselben  Anschauungen,  dass  aus  der 
Nacht  der  Tag,  der  Finsterniss  das  Licht,  dem  Schlaf  das  Wachen  ent- 
stehe, lassen  sich  in  allen  Religionen  und  Mythen  aller  Völker  wiederfinden. 


253    — 

In  der  Wissenschaft  hatten  sich  auf  dem  Boden  der  noch 
heute  mustergültigen  aristotelischen  Forschung  nach  langer,  dürrer  und 
unfruchtbarer  Zeit  ein  reicher  Strom  der  Erkenntniss  über  die  perio- 
dischen Zustände  des  Wachens  und  Schlafes  ergossen.  Zu  den  philo- 
sophischen Forschungen  eines  Kant*),  11  er  hart**)  und  Hegel***) 
hatten  sieh  die  physiologischen  eines  Burdachf),  Johannes 
Müller  ff)  und  Purkinjefff)  gesellt.  Auch  in  der  neuesten  Zeit 
widmete  man  sich  wieder  mit  erneutem  Eifer  diesen  Fragen  und  wie 
auf  der  philosophischen  Seite  Sehern  er  §),  Maury§§),  Strüm- 
pell§§§),  Spittaf*),  Sie  heck  f**),  Radestockf***)  und  viele 
Andere,  so  haben  auf  der  physiologischen  namentlich  B in z§*),  Preyer§**) 
und  Pf]  üge  r§***)  bemerkenswerthe  Arbeiten  geliefert,  auf  welche  wir 
uns  im  Nachfolgenden  zu  beziehen  haben  werden.  Freilich  müssen  wir 
bekennen,  dass  noch  viele  Erscheinungen  uns  dunkel  geblieben  sind. 
Hier  wie  sonst  im  Bereiche  des  rastlos  vorschreitenden  Menschengeistes 
stellen  wir  an  der  Schwelle  der  Erkenntniss,  hier,  wie  überall,  wo  wil- 
dem Ende  und  Ursprung  aller  Dinge  nachspüren,  behält  das  Ignoramus: 
..Wir  wissen  es  nicht",  des  grossen  deutschen  Physiologen  seine  Be- 
rechtigung. 

*)  Kant,  Anthrop.  Didactik. 
**)  Heibart    (Psychol.,  Bd.  II)  8. 
***)  Hegel,  Encycl.  der  phil.  Wies.     Heidelbg.  1817. 
f)  Burdach,  Physiologie,  Bd.  III.     (Leipzig  1838.) 
ff)  .loh.   Müller,  Physiologie.     (Coblenz  1840.) 

tft)  Purkinje  inWagner's  Handwörterb.  der  Phvs.  (Braunschweig  1846«) 
Bd.  III,  Abth.  2,  pag.  412  ff. 

§)  K.  J.   Scherner,  Das  Leben  des  Traums.     Berlin  1861. 
§§)  A.  Maury,  Le  sommeil  et  les  reves.     Paris  1861. 
§§§)  L.   v.   Strümpell,   Ueber   die  Natur   und  Entstehung   der    Träume. 
Leipzig  1874. 

f*)  H.  S  p  i  1 1  a  ,  Die  Schlaf-  und  Traumzustände  der  menschlichen  Seele. 
Tübingen  1878. 

f**)  H.  Sieb  eck,  Das  Traumleben  der  Seele.    Sammlung  wissensch.  Vor- 
träge von  Virchow  und  Ho  1 1  ze  nd  or  f  f,  Heft  279.     Berlin  1877. 

t***)  P.  Radestock,    Schlaf   und    Traum.      Eine    physiologisch-psycho- 
logische Untersuchung.     Leipzig  1879. 

§*)  C.  Binz,  Ueber  den  Traum.    Bonn  1878. 
§**)  W.  Preyer,  Ueber  die  Ursache  des  Schlafes.     Stuttgart  1877. 
§***)  E.   Pflüger,  Archiv  f.  ges.   Physiologie,  Bd.  X,   Heft  6,   pag.  251: 
Ueber  die  physiologische  Wirkung  in  dem  lebendigen  Organismus.  E.  Pflüger, 
Theorie  des  Schlafes,   Bd.  X,  pag.  468  ff.     E.   Pf  lüg  er,   Ueber  Wärme  und 
Oxydation  der  lebendigen  Materie,  Bd.  XVIII,  pag.  247  ff. 


*)  0.  H.  v.  Schubart,  Symbolik  des  Traums.     Bamberg  1874. 
**)  Kant.  Anthrop.  Did.     Leipziger  Ausgabe  von  1838,  pag.  60. 


—    254    — 

Ein  Jeglicher  von  uns  erscheint  als  ein  dankbares  Substrat  zur 
Beobachtung  des  periodischen  Wechsels  zwischen  Wachen  und  Schlaf, 
aber  wir  sind  zur  Selbstbeobachtung  um  so  weniger  geeignet,  als  die 
eine  Phase  unseres  Seins  mit  dem  Augenblicke  ihres  Eintretens  gewisser- 
maassen  wieder  aufhört,  für  uns  zu  existiren,  weil  unser  Bewusstsein 
mit  dem  eingetretenen  Schlaf  schwindet  und  nur  ein  dunkles  Traum- 
leben die  innere  Thätigkeit  unseres  Ich  fortsetzt. 

Wie  uncultivirte  Völker  sich  dies  Verhältniss  erklären,  das  zeigt 
unter  Anderein  die  Anschauung  der  Grünländer,  welche  in  sinniger 
Weise  dem  Menschen  zwei  Seelen  zutheilen,  zuerst  den  Athem,  der 
während  des  Schlafes  das  ganze  Leben  überhaupt  erhält,  sodann  den 
Schatten,  ein  zerfliessendes,  dahinschwebendes  Dunstbild,  welches  sich 
in  besonders  lebhaften  Träumen  vom  Körper  loslöst  und  entfernt.  Dann 
wandert  die  Seele  schrankenlos  aus  dem  Leibe,  sie  zieht  aus  auf  die 
Jagd,  auf  den  Fischfang,  treibt  ihre  Lieblingsgeschäfte,  während  der 
Leib  von  tiefem  Schlafe  umfangen  auf  seinem  Lager  ruht,  ihrer  Bück- 
kehr harrend.  (Spitta.)  Aehnliche  Anschauungen  vertreten  auch  unsere 
Naturphilosophen,  wie  z.  B.  G.  H.  von  Schub  art*),  der  im  Schlafe 
die  Seele  den  jenseitigen  Regionen  zueilen  lässt,  aus  dem  sie  ihren  Ur- 
sprung genommen  und  wo  sie  während  der  Nacht  des  Lebens  der 
Lichter  eines  fernen  Sternenhimmels  theilhaftig  werde. 

Sehr  klar  und  treffend  sagt  Kant  **)  in  seiner  Anthropologie : 
„Der  Schlaf  ist  der  Worterklärung  nach  ein  Zustand  des  Unvermögens 
eines  gesunden  Menschen,  sich  der  Vorstellungen  durch  äussere  Sinne 
bewusst  werden  zu  können;"  und  weiter:  „Hierzu  die  Sacherklärung 
zu  finden,  bleibt  den  Physiologen  überlassen,  welche  diese  Abspannung, 
die  doch  eine  Sammlung  der  Kräfte  zu  erneuter  äusserer  Sinnesempfin- 
dung ist  (wodurch  sich  der  Mensch  gleich  als  neugeboren  in  der  Welt 
sieht,  und  womit  wohl  ein  Dritttheil  unserer  Lebenszeit  unbewusst  und 
unbedauert  dahin  geht),   —  wenn  sie  können,  erklären  mögen". 

Dieser  Aufforderung  des  grossen  Philosophen  folgte  ein  nicht  minder 
grosser  Physiolog  und  Anatom,  Johannes  Müller,  indem  er  schrieb 
(Physiologie  Bd.  II,  pag.  579,  1840):  „Jene  Art  von  Erregung  der 
organischen  Zustände  des  Gehirns,  welche  bei  der  Geistesthätigkeit  statt- 
findet, macht  allmälig  das  Gehirn  selbst  zur  Fortsetzung  dieser  Action 
unfähig  und  erzeugt  dadurch  Schlaf,  der  hier  dasselbe  ist,  was  die  Er- 


Gähnaii: 


-    S55    — 

müdung  in  jedem  andern  Theil  des  Nervensystems.  Das  Aufhören  oder 
die  Remission  der  geistigen  Thätigkeit  im  Schlafe  macht  aber  auch  eine 
Integration  der  organischen  Zustände,  wodurch  sie  wieder  erregbar  wer- 
den, möglich.  Das  Gehirn,  dessen  Wirkungen  bei  dem  geistigen  Leben 
Döthig  sind,  gehorcht  dem  allgemeinen  Gesetz  für  alle  organischen  Er- 
scheinungen, dass  die  Lebenserscheinungen  als  Zustände  der  organischen 
Theile  mit  Veränderungen  ihrer  Materie  erfolgen."  Hiermit  war  der 
Schlaf  als  Gehi r  n  e  r  m  ü  d  u n  g  festgestellt,  deren  Erscheinungen  zu 
ergründen  sich  verschiedene  Forscher  hingaben.  Binz*)  glaubt  als 
Ergebniss  sagen  zn  dürfen:  „Der  Schlaf  ist  eine  vorübergehende,  durch 
mehrfache  Ursachen  bewirkbare  Hemmung  des  Stoffwechsels  unserer  Ge- 
hirnsul »stanz,  auf  welchem  deren  specifische  Thätigkeit,  d.  i.  die  Wahr- 
nehmung und  die  Reproduction,  beruhen. 

Haben  wir  so  auf  dem  Boden  der  Bhilosophie  und  Physiologie  eine 
Definition  für  den  Schlaf  gefunden,  so  wrollen  wir  nunmehr  auf  die 
physiologischen  Erscheinungen  desselben  übergehen.  Es  wird 
genügen,  sie  in  cursorischer  Weise,  weil  Ihnen  allen  hinreichend  be- 
kannt, hier  vorzuführen.  Folgen  wir  der  mustergültigen  Schilderung 
Pnrkinje's**).  Der  Schlaf  kündigt  sich  durch  ein  Gefühl  der  Müdig- 
keit an,  wodurch  wir  auf  unser  gesammtes  körperliches  Befinden,  von 
dem  wir  Tags  über  wenig  Bewusstsein  hatten,  aufmerksam  gemacht 
werden.  Alle  unsere  Thätigkeiten  vollziehen  sich  langsamer,  träger  oder 
versagen  den  Dienst,  und  nach  und  nach  sind  wir  mit  der  grössten 
Willensanstrengung  nicht  mehr  im  Stande,  uns  aufrecht  zu  erhalten. 
Merkwürdig  ist  ein  eigenes  Wohlgefühl  von  sanftem  Druck,  das  sich 
Leise  um  die  Schläfe  zwischen  Auge  und  Ohr  lagert,  und  sich  steigernd 
und  ausbreitend  diese  Sinne  in  seine  Nebel  hüllt.  Ein  andermal  nimmt 
dieses  Wohlgefühl  zuerst  die  Stirne  ein  und  steigt  gegen  den  Scheitel 
herauf.  Ein  ähnliches  Gefühl  legt  sich  mit  sanften  Banden  um  die 
Handgelenke  und  um  alle  Gelenke  des  Körpers.  Auch  am  Halse,  der 
Herz-  und  Magengegend  und  längs  des  ganzen  Bückgrats  melden  sich 
nicht  selten  ähnliche  Empfindungen,  eine  Art  von  Kitzel,  auch  wolü  von 
einem  gelinden  Frösteln  begleitet.  Dieselbe  Empfindung  in  der  Um- 
gegend  der  Bückgratssäule  ist's,  die  das  Gähnen  oder  wenigstens  einen 
Gähnungsversuch  zu  erregen  pflegt.  Wir  suchen  eine  bequeme  Lage, 
wo  dem  Körper  möglichst  viel  Unterstützungspunkte    gegeben   und   die 


*)  Binz,   a.  a.  0.,  pag.  6. 
**)  Purkinje,  a.  a.  0.,  pag.  420. 


—    256    — 

Muskelkräfte  gelöst  werden.  Alle  Wahrnehmungen  und  Empfindungen 
kommen  schwächer  an  uns  heran,  die  sensitiven  Nerven  bedürfen  stär- 
kere Reizungen.  Die  Einwirkungen  des  Lichtes  auf  das  Auge  werden 
unbestimmt  und  nicht  mehr  verarbeitet,  das  Gehör  vernimmt  noch  am 
längsten  den  Schall,  doch  bald  „versinkt  in  tiefer  Stille  die  Welt". 
Auch  die  niederen  Sinne  arbeiten  nicht  mehr,  wie  Geruch  und  Geschmack; 
das  leibliche  Gefühl  verliert  die  Empfindlichkeit  und  der  Druck  der  Um- 
gebung wird  nicht  mehr  empfunden;  undeutliche  Traumvorstellungen 
treten  auf,  das  Selbstbewußtsein  schwindet  endlich,  die  Glieder  strecken 
sich,  die  Brust  hebt  sich  unter  tiefem  Athmen,  das  Auge  schliesst  sich, 
das  Haupt  sinkt  nieder  und  wir  treten  in  den  Schlaf  ein,  „die  Wieder- 
einkehr in  die  gegensatzlose  Subjectivität"  *).  „Nur  die  ewig  wache  Quelle 
unseres  Lebens,  das  verlängerte  Mark,  bleibt  unversehrt  von  diesem 
Rückgänge.  Gleich  dem  Herzen  des  primum  movens  und  ultimo  moriens 
erhält  es  noch  die  vitalen  Processe.  lieber  diese  Grenze  hinaus  und  es 
erfolgt  Ohnmacht  und  Tod. "  (Hus ch ke  **). 

Der  Schlaf  nimmt  unter  normalen  Verhältnissen  im  mittleren  Lebens- 
alter etwa  ein  Drittel  der  Gesammttageszeit,  6—8  Stunden,  ein,  während 
nach  der  Geburt  und  in  den  ersten  Lebensjahren  für  das  noch  sehr 
unentschiedene  Wachen  kaum  die  Hälfte  der  Tageszeit  übrig  bleibt  und 
im  höheren  Alter  das  Wachen  bei  Vielen  mehr  als  3/4  einnimmt.  Mit 
der  Lichtperiode  des  Tages  braucht  das  Wachen  durchaus  nicht  zu- 
sammenzufallen, sondern  wir  vermögen  das  Verhältniss  selbst  umzu- 
kehren, wie  denn  überhaupt  Gewöhnung  und  Individualität  hier  eine 
grosse  Rolle  spielt.  Die  Kinder  schlafen  sehr  fest,  Greise  haben  einen 
leisen  Schlaf,  Männer  schlafen  fester  als  Weiber. 

Der  tiefe  Schlaf  dauert  gewöhnlich  nur  1  bis  lx/2  Stunden, 
dann  stellt  sich  ein  allmäliges  Steigen  der  Reizempfindlichkeit  wieder 
her.  Wir  schlafen  unruhiger,  bewegen  uns  mechanisch  und  empfinden 
sowohl  dunkle  Gehörs-  als  Tastempfindungen.  Das  Bewusstsein  erwacht 
allmälig  und  bemächtigt  sich  der  Sinne,  Anfangs  noch  in  verworrener 
Weise  und  zu  mannigfachen  Traumvorstellungen  Veranlassung  gebend. 
Das  Erwachen  geschieht  durch  äussere  Reize,  oder  auch  in  Folge  cen- 
traler und  psychischer  Erregung.  Gewöhnlieh  werden  wir  durch  Gehörs- 
empfindungen   wach,    aber    auch    durch    solche    unserer    übrigen    Sinne. 


*)  Purkinje,  a.  a.  O. 

**)  Huschke   (Schädel,    Bim    und    Seele   des   Menschen).     Jena   1854. 
pag.  161. 


—    257    — 

Auf  psychischem  Wege  wird  du  ich  die  Kräftigung  des  Bewusstseins  das 
Selbstbewusstsein  wieder  thätig,  wir  erkennen  die  Traumgestalten  und 
erwachen.  So  ist  nach  Purkinje  der  Schlaf  sein  eigner  grösster  Feind, 
denn  indem  er  die  volle  Bewusstseinskraft  der  Seele  wiederherstellt, 
gibi  er  ihr  die  Macht,  sich  gegen  ihn  seihst  zu  wenden. 

Die  Festigkeit  des  Schlafes  ändert  sich  stetig  mit  der  seit  dem 
Einschlafen  verflossenen  Zeit.  Die  interessanten  Versuche,  welche  Kohl- 
schütter*) mittelst  eines  ursprünglich  von  Fechner  angegebenen 
Schallpendels  hierüber  angestellt  hat,  haben  ergeben,  dass  der  Schlaf 
sich  Anfangs  rasch,  dann  langsamer  vertieft,  innerhalb  der  ersten 
Stunde  nach  dem  Einschlafen  seine  Maximaltiefe  erreicht,  von  da  an 
Anfangs  rasch,  dann  langsamer  und  langsamer  sich  vertieft  und  mehrere 
Stunden  vor  dem  Erwachen  merklich  unverändert  eine  sehr  geringe 
Festigkeit  behält. 

Die  organischen  Functionen  erleiden  während  des  Schlafes 
bemerkenswerthe  Veränderungen,  wenn  sie  auch  ununterbrochen  fort- 
dauern. Was  zunächst  die  At Innung  betrifft,  so  wird  dieselbe  viel 
langsamer.  Die  einzelnen  Athemzüge  sind  im  Schlafe  tiefer  und  regel- 
mässiger, die  Exspiration  folgt  der  Inspiration  unmittelbar  und  danach 
tritt  eine  im  "Wachen  fehlende  Pause  ein.  Der  Procentgehalt  an  Kohlen- 
säure nimmt  im  Schlafe  ab;  es  wird  bedeutend  weniger  Kohlensäure 
abgegeben,  während  mehr  Sauerstoff  aufgenommen  wird.  Von  der  Ge- 
sammtmenge  der  in  24  Stunden  ausgeathmeten  Kohlensäure  kommen 
nach  Pettenkofer  und  Voit  58  °/o  auf  die  12  Tages-,  42°/o  auf 
die  12  Nachtstunden,  während  vom  Sauerstoff  33%  auf  den  Tag  und 
67  °/o  auf  die  Nacht  fallen.  Die  Pulsfrequenz  ist  im  Schlafe  ver- 
mindert, und  zwar  um  etwa  1J5.  Nach  Knox  ist  ihr  Minimum  um 
Mitternacht,  um  3  Uhr  Morgens  nimmt  sie  wieder  zu.  Auch  wird  der 
Puls  gegen  Morgen  voller  und  stärker. 

Wichtig  sind  die  Beobachtungen,  welche  man  in  Beziehung  auf 
die  Blntvertheilung,  insbesondere  den  Blutgehalt  des  Gehirns  während 
des  Schlafes  gemacht  hat.  Marshall  Hall  und  Haller  nehmen 
eine  Blutfülle  desselben  an,  während  Blumenbach  und  Dur  ha  m 
für  Abnahme  des  Blutgehaltes  eintreten.  Nach  Koelen**)  indess  und 
Valentin,  der  seine  Beobachtungen  namentlich  an  winterschlafenden 
Murmeltbieren  machte,  treten  keinerlei  Veränderungen  in  dem  Verhalten 


*)  Kohl-,  ckütter,  Zeitschrift  f.  rat.  Medin.,  III.  R.,  Bd.  XVII,  pag\  209. 
**)  Roelen,  de  somno.     Bonn  1849. 

Jahrb.  d.  nasa.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  U 


m 


der  Hirngefässe  im  Schlafe  gegenüber  demjenigen  im  Wachen  ein.  Wie 
schon  Lenhossek  angab,  beruht  eben  der  natürliche  Schlaf  weder 
auf  einer  Zu-  oder  Abnahme  des  Blutes  im  Gehirn,  wenn  auch  patho- 
logische bewusstlose  Zustände  durch  Veränderungen  der  Blutfülle  her- 
vorgerufen werden  können. 

Die  mit  der  Pulsfrequenz  in  ihren  Tagesschwankungen  ziemlich 
gleichen  Schritt  haltende  Wärmeerzeugung  und  Eigenwärme 
des  Organismus  ist  in  der  Nacht  vermindert,  was  schon  H  i  p  p  o  - 
erat  es  beobachtet  haben  soll.  Letztere  hat  schon  normal  zwischen  4 
und  9  Uhr  Nachmittags  ihr  Maximum,  sinkt  dann  bis  Mitternacht, 
bleibt  bis  Morgens  am  geringsten,  um  von  da  an  wieder  zu  steigen. 
Nach  Burdach  ist  die  Temperatur  des  Körpers  in  der  Begel  in  der 
Nacht  um  mehr  als  1/2°  R.  niedriger.  Die  Secretionen  nehmen 
während  des  Schlafes  ab.  Die  Speichelsecretion  und  Thränensecretion 
ist  geringer,  die  Hautausdünstung  nimmt  ab,  wie  auch  die  Schleim- 
secretionen.  Die  Verdauung  wird  verlangsamt,  der  Stoffwechsel  überhaupt 
träger;  Hunger  und  Durst  schweigen,  die  Consumtion  und  Zersetzung 
ist  geringer,  während  die  Anbildung  zunimmt. 

Durch  die  geringere  Wärmeausgabe,  welche  abhängig  ist  von 
der  verminderten  Thätigkeit  des  Organismus,  wird  trotz  der  fehlenden 
Nahrungsaufnahme  ein  Ueberschuss  an  Wärme  gebildet,  die  sich  in 
Verbindung  mit  der  gesteigerten  Sauerstoffaufnahme  während  des  Schlafes 
als  Spannkraft  des  Organismus  vorzüglich  im  Nervensystem  aufhäuft 
und  am  Morgen  einestheils  die  physiologische  Grundlage  zu  den  Träumen 
bildet,  andererseits  die  Intensität  der  organischen  Functionen  steigert 
und  endlich  durch  summirte  Wirkung  der  inneren  und  äusseren  Beize 
beim  Erwachen  sich  als  lebendige  Kraft  äussert,  die  durch  kein  anderes 
Mittel  beschafft  werden  kann. 

Der  Herabsetzung  der  organischen  Functionen  im  Schlafe  geht  die 
Verminderung  der  psychischen  Thätigkeit  parallel.  Das  Selbst- 
bewusstsein,  mit  dem  wir  unser  Ich  der  Aussenwelt  gegenübersetzen, 
hört  auf,  während  das  Bewusstsein,  das  Vorstellungen  haben  überhaupt 
vorhanden  ist,  wie  die  Träume  zeigen.  Dasselbe  ist  indess  herabgesetzt 
und  modificirt  und  die  Affecte  des  Traumes  sind  stets  matter  und 
schwächer  als  im  Wachen.  Die  mannigfachen  subjeetiven  Reize  des  Or- 
ganismus, die  wir  unter  dem  Namen  ,, Gemeingefühl"  zusammenfassen, 
machen  sich  bei  dem  Mangel  der  Thätigkeit  der  äusseren  Reize  geltend. 
Das  Bewusstsein,  das  schon  im  Wachen  weniger  Vorstellungen  Raum 
zugleich  gibt,  wird  enger;  dagegen  erscheint  der  Wechsel   der  Vorstel- 


2;V.J 

hingen  rapider,  ohne  dass  indess  eine  erhöhte  Reproductionskraft  vor- 
handen ist.-  Der  ideale  göttliche  Zustand,  den  Viele  im  Schlafe  sehen 
wollen,  schrumpft  bei  näherer  Betrachtung  ganz  bedeutend  ein. 

Der  Schlaf  tritt  in  Folge  der  auch  sonst  im  Organismus  auf- 
tretenden Periodicität  bei  einem  regelmässig  lebenden  und  gesunden 
Menschen  zur  bestimmten  Stunde  ein.  Eine  völlige  Schlafentziehung  ist 
ohne  Zerstörung  von  Körper  und  Geist  nicht  möglich,  wenn  auch  ein 
weiter  Spielraunt  je  nach  der  einzelnen  Individualität  in  dem  Bedürfnisse 
nach  Schlaf  stattfindet.  Entfernung  der  Sinnesreize,  wie  dieselbe  im  höchsten 
Grade  durch  die  Kühe  und  Stille  der  Nacht  gebildet  wird,  bewirkt  den 
Schlaf,  während  andererseits  das  Aufhören  gewohnter  Erregungen  den- 
selben unterbrechen  kann,  wie  z.  B.  bei  Müllern  das  Aufhören  des  Ge- 
klappers der  Mühle.  Interessant  ist  der  von  Strümpell  aus  der  Leipziger 
Klinik  erzählte  Fall.  Einem  dorthin  verbrachten  jungen  Mann  fehlten 
alle  Sinnes-  und  Hautempfindungen,  nur  durch  das  rechte  Auge  und 
das  linke  Ohr  stand  er  mit  der  Aussenwelt  in  Verbindung.  Schloss 
man  ihm  diese  Sinne  auch  ab,  so  schlief  der  Kranke  binnen  Kurzem 
ein;  man  erweckte  ihn  durch  Rufe  in's  linke  Ohr  oder  durch  einen 
auf  das  rechte  Auge  wirkenden  Lichtstrahl,  während  alles  Schütteln  u.  s.  w. 
vergeblich  wrar. 

Körperliche  und  geistige  Anstrengung  bewirken  den  Schlaf.  Be- 
friedigung der  Selbstthätigkeit  ist  eine  Hauptbedingung  für  das  Eintreten 
und  Burdach  sagt:  „Wo  die  Seele  noch  nach  einem  Ziele  strebt,  mit 
■einem  Object  beschäftigt  ist,  Vorstellungen  zu  lebhaft  verfolgt,  da  tritt 
kein  Schlaf  ein,  dieser  erfolgt  erst,  wenn  sie  durch  rüstiges  Wirken 
und  durch  Erreichung  eines  nächsten  Zieles  gesättigt  ist  und  vor  der 
Hand  ihre  Rechnung  abgeschlossen  hat.  Wenn  nur  der  Gegenwart 
Genüge  geschehen  ist,  kann  sich  der  Schlaf  einstellen:  so  schliefen 
Alexander  der  Grosse,  Pompejus,  Napoleon  und  andere  Feldherren  die 
Nacht  vor  einer  entscheidenden  Schlacht,  Cato  und  Andere  vor  dem 
freiwilligen  Tode.  Wenn  die  Freude  aufgehört  hat  zu  brausen,  und 
man  das  Object  derselben  nach  allen  Richtungen  verfolgt  hat,  so  ver- 
fällt man  im  Gefühle  der  Sättigung  in  sanften  Schlaf".  —  Angst, 
Furcht,  Unlust,  Aerger  und  Zorn  stören  den  Schlaf,  ebenso  wie  Zweifel, 
Gewissensbisse,  Sorge  und  Reue.  Krankhafte  Gemüthsstimmungen  lassen 
beim  Hypochonder  keinen  Schlaf  entstehen ;  Aufregung  durch  Schmerzen, 
durch  Fieber  und  Entzündungen,  Ueberspannung  der  Kräfte,  Congestion 
nach  dem  Gehirn  durch  kalte  Füsse,  Kaffee,  Thee  und  andere  Stoffe 
hindern  seinen  Eintritt.     Kälte  und  Wärme  wirken  relativ,    indem  ihre 

17* 


—    260    — 

Extreme  den  Schlaf  befördern.  —  Ebenso  wie  wir  zwischen  physischen 
und  psychischen  Schlafmitteln  unterscheiden  müssen,  gibt  es  auch 
physische  und  psychische  Weckungsmittel.  Der  Unterschied  zwischen 
den  Weckungs-  und  Einschläferungsmitteln  wird  am  leichtesten  durch 
den  Modus  der  Bewegung  und  den  Grad  derselben  veranschaulicht. 
Langsame,  stetige,  regelmässige,  einförmige  Bewegung,  sowohl  rein 
körperliche,  als  auch  psychische,  ladet  zum  Schlummer  ein,  plötzliche, 
ruckweise  vorgenommene,  willkührliche  pflegt  ihn  zu  verhindern. 

Der  Schlaf  findet  sich  bei  allen  lebenden  Organismen  und  wir 
können  selbst  den  Pflanzen  einen  solchen  zuschreiben.  Es  ist  ja  be- 
kannt, dass  das  Tages-  und  Nachtleben  derselben  wesentlich  verschieden 
ist.  Doch  würde  uns  eine  Erörterung  dieser  Verhältnisse  zu  weit 
führen.  Bei    den  Thieren    ist    der  Schlaf  allbekannt,    insbesondere 

bei  unseren  Hausthieren.  Er  hält  auch  bei  ihnen  eine  gewisse  Perio- 
dicität  ein,  nur  dass  es  mehr  Thiere  gibt,  die  des  Nachts  wachen, 
als  dies  beim  Menschen  der  Fall  ist.  Bei  den  niederen  Thieren  sind 
indess  die  Schlaf-  und  Traumzustände  nicht  in  solchen  Gegensätzen 
ausgebildet  und  weniger  an  bestimmte  Zeit  gebunden. 

Eine  physiologisch  ganz  besonders  interessante  und  namentlich 
auch  für  die  Deutung  des  Schlafes  überhaupt  wichtige  Erscheinung  im 
Thierleben  ist  der  Winterschlaf,  über  welchen,  wie  schon  früher 
Barkow,  so  in  neuer  Zeit  Valentin  nach  Untersuchungen  an 
Murmelthieren  und  in  jüngster  Horvath*)  nach  solchen  an  dem  in 
Russland  so  häufigen  und  der  Landwirtschaft  verderblichen  Ziesel 
(Spermophillus  citillus)  interessante  Mittheilungen  gemacht  haben.  Wir 
können  hier  nur  auf  die  allgemeinen  Verhältnisse  eingehen,  so  interessant 
es  auch  wäre,  physiologische  Erscheinungen,  die  mit  allen  bekannten 
sonstigen  Gesetzen  der  Ernährung  und  der  Wärmelehre  in  Widerspruch 
stehen  und  die,  wenn  nicht  empirisch  festgestellt,  von  uns  als  einfach 
unmöglich  in  das  Reich  der  Fabeln  gewiesen  werden  würden,  des 
Näheren  zu  untersuchen. 

Der  Winterschlaf  ist  im  Wesentlichen  ein  protrahirter  Schlaf,  der 
sich  aber  von  dein  normalen  durch  enorme  Herabsetzung  der  Reflex- 
erregbarkeit und  dadurch  unterscheidet,  dass  die  Temperatur  des  Blutes 
bei  den  winterschlafenden  Thieren,  in  specie  bei  den  winterschlafenden 
Säugethieren,  bis  zu  der  der  umgebenden  Luft  annähernd  heruntergeht. 


*)  Horvath,  Verhaiull.  der  phys.  med.  Ges.  in  Würzburg.   Neue  Folge. 
Bd.  XII,  pag.  354  und  Bd.  XIII,  pag.  1  u.  2. 


—    261    — 

Unter  den  Wirbelthieren  zeichnen  sich  bekanntlich  nur  Säugethiere  und 
Vögel  durch  die  Fälligkeit  der  Wärmeregulation  aus.  Die  Amphibien, 
Reptilien,  Fische,  wie  auch  die  Wirbellosen  und  die  Pflanzen  sind  Sclaven 
der  umgebenden  Temperatur.  Je  mehr  dieselbe  ausserhalb  sinkt,  um 
so  mehr  sinkt  sie  auch  innerhalb  des  Körpers  dieser  Geschöpfe,  und  um 
so  träger  vollziehen  sich  alle  Lebensprocesse,  um  endlich  bei  einigen 
Graden  unter  0  zum  absoluten  Stillstand  zu  kommen.  Viele  können 
dauernd  wieder  erwachen  und  sich  um  so  mehr  erfreuen,  je  höher  die 
Temperatur  ist,  da  es  ja  nur  selten  in  der  Natur  vorkommt,  dass  die 
Temperatur  bis  zu  einer  mit  dem  Leben  unverträglichen  Höhe  steigt.  - 
Hier  sind  zunächst  die  interessanten  Versuche  von  Spallanzani*)  zu  er- 
wähnen, welcher  beobachtete,  dass  Schnecken  bei  - 1°  C.  keinen  Sauer- 
stoff mehr  verbrauchten  und  dass  jede  Lebensthätigkeit  bei  ihnen  auf- 
hört. Ebenso  gehören  hierher  die  Beobachtungen  von  Reauuiur**)  einer- 
seits und  Kirby  und  Spence***)  andererseits  über  das  Gefrieren  und 
wieder  Aufleben  der  Insekten.  Endlich  sind  hier  die  interessanten  Ver- 
suche von  Gaspard  mitzutheilen,  wonach  Schnecken  bei  niederer  Tem- 
peratur den  ganzen  Winter  hindurch  unter  Oel  und  Quecksilber,  ja  in 
Fett  eingeschmolzen  ausdauern  und  im  Frühjahr  bei  der  Erwärmung 
vollkommen  lebendig  wurden.  —  Der  Winterschlaf  kommt  bei  Vögeln 
gar  nicht  vor  —  die  Erzählungen  von  einem  Winterschlaf  der  Schwalben 
sind  Fabeln  —  bei  vielen  niederen  Thieren  scheint  er  Regel,  und  bei 
manchen  Säugethiergattimgen  ist  er  allgemein,  so  bei  Fledermäusen, 
einigen  Insektenfressern  und  Sohlengängern  und  besonders  bei  mehreren 
Nagern.  Er  hat  verschiedene  Grade  und  besteht  entweder  in  tiefem  den 
ganzen  Winter  anhaltendem  Schlaf,  wie  bei  den  Murmelthieren,  oder  in 
einem  von  Zeit  zu  Zeit  unterbrochenen  Schlaf,  wie  bei  vielen  Insekten 
und  manchen  Säugethieren,  wie  den  Siebenschläfern,  Igeln  und  Hasel- 
mäusen, Fledermäusen,  welche  durch  eintretende  Wärme  geweckt  werden, 
oder  endlich  nur  in  einem  Uebergewicht  des  Schlafes,  wie  beim  Dachs 
und  Bär,  den  Mäusen,  dem  Hamster,  Eichhörnchen  und  Maulwurf. 

Die   physiologischen   Erscheinungen    des   Winterschlafes    sind,    wie 
gesagt,  die  eines  potenzirten  Schlafes.    Das  animale  Leben  tritt  zurück, 


*)  Spallanzani,  Mem.  sur  la  resp.  trad.  par  Sembier,  1863,  pag.  150  cc. 

**)  Reaumur,  Hist.  des  Insect.,  T.  II,  P.  I,  pag.  178. 

***)  Kirby  und  Spence,  Einleitung  in  die  Entomologie,  Bd.  II,  pag.  505  ff. 

Vergl.   auch   Pflüg  er    in   dem    oben  angegeb.  Aufsatz:    lieber  Wärme  und 

Oxydation  der   lebendigen   Materie,   Arch.   f.  Phys.,   Bd.   XVIII,   Heft  7—9, 

pag.  369  ff. 


—    262    — 

die  Sinnesthätigkeiten  erlöschen,  das  Gemeingefühl  ist  stumpf,  die  Glie- 
der sind  starr  und  die  Reflexthätigkeit  sehr  herabgesetzt.  Das  Nahrungs- 
bedürfniss  schweigt,  Verdauung  und  Secretionen  hören  auf.  Die  Blut- 
bewegung und  das  Athemholen  werden  auf  das  Aeusserste  reducirt,  so 
dass  in  einer  Minute  oft  nur  ein  Athemzug  oder  noch  weniger  beob- 
achtet wird,  die  Sauerstoffaufnahme  und  Kohlensäurebildung  hört  auf 
und  die  Wärme  sinkt  ganz  gewaltig,  so  beim  Murmelthier  von  29°  R. 
auf  5  bis  6°  R. 

Der  Winterschlaf  sichert  gegen  die  Winterkälte  oder  besser  gegen 
die  ungünstige  Beschaffenheit  der  Atmosphäre,  da  er  seine  Analogie  in 
dem  sogenannten  Sommerschlaf  mancher  Amphibien  in  heissen  Climaten 
hat  und  er  ist  zugleich  eine  Sicherheit  gegen  den  Mangel  an  Nahrung. 
Dadurch  erhält  er  eine  ganz  ausserordentliche  Bedeutung  für  den  Haus- 
halt der  Natur.    Zum  näheren  Verständniss  seiner  Erscheinung   müssen 
wir  festhalten,  dass  der  Winterschlaf  bei  einer  gewissen  Zahl  von  kalt- 
und  warmblütigen  Thieren  in  Folge  der  längeren  Einwirkung  der  Kälte 
eintritt,  wenn  die  Temperatur  des  Gehirns  unter  einen  gewissen  Werth 
sinkt.     Dass  die  Temperatur  die  wesentliche  Ursache  ist,  wird  dadurch 
bewiesen,  dass  jeder  Winterschläfer  zu  jeder  Zeit  durch  Kälte  in  Schlaf 
verfällt  und  darin  verharrt,    so   lange   die   niedere    Temperatur    anhält, 
dass   ferner  jeder   Winterschläfer    aus   irgend  welchem    Stadium   seiner 
Lethargie  durch  künstliche  Erhöhung   der   Temperatur    erweckt  werden 
kann  und  es  auch  bleibt,  wenn  die  Temperatur    hoch  bleibt.     Die   In- 
tensität des  Lebens  in  allen  Organen   der  Winterschläfer  ist    stets   ge- 
geben mit  der  Temperatur,  welche  die  Organe  besitzen  oder  anders  ge- 
sagt,  mit    dem    Quantum   der   intramolecularen   Wärme    der   lebendigen 
Materie.     (Pflüg er.)     Je   tiefer    die    Temperatur   des  Gehirns   ist,  um 
so    schwieriger   sind   die    Winterschläfer    zu    erwecken,   wenn   auch  ein. 
heftiger,  Schmerz  erregender  Nervenreiz  vorübergehend   erwecken   kann. 
Die  niederen,  wach  machenden    Temperaturen  liegen  unter  1°  G,  wäh- 
rend die  innere  Temperatur  des  warmblütigen  Winterschläfers  ohne  Ge- 
fahr für   die  Gesundheit    z.  B.    beim    Murmelthier   auf   4°  R.,    bei   der 
Fledermaus  auf  3  75°  R.,    der   Haselmaus    auf   22/5°  R.,  beim  Igel  auf 
23/s0  R.  und  vielleicht   noch    etwas    tiefer   gehen  kann,  während  0°  R. 
tödtlich  ist.     Es  ist  die  tödtliche  Temperatur,  welche  in  Folge  des  ein- 
tretenden Schmerzes  zur  Erhaltung  der  Existenz  weckt,  sofortige  Wärme- 
bildung im  Körper  in  Folge  des  wachen  Zustandes  erregt  und  es  dem  Thiere 
ermöglicht,  sich  tiefer  einzugraben  oder  sonst  zu  sichern.     So  gehen  in 
Sibirien  die  Winterschläfer  nach  Pallas  bis  20'  tief  unter  die  Oberfläche. 


» i 


—    263 


Ueberaus  interessant  für  die  Lehre  vun  der  tliierischen  Wärme  ist 
die  von  Horvath  bei  seinen  erwachenden  Zieseln  beobachtete  rasche 
Temperatursteigerung,  die  sich  in  den  2  »Stunden,  welche  der  Ziesel  zum 
völligen  Erwachen  braucht,  nach  anfangs  langsamer  Steigung  rasch  von 
17°  C.  auf  32°  C.  hob,  und  zwar  ohne  dass  äussere  Einflüsse  einwirkten 
und  ohne  dass  eine  Steigerung  der  Athemzüge  oder  der  Muskelcontrac- 
tionen  beobachtet  wurde. 

Für  jeden  Warmblüter  existirt  eine  untere  Grenze  der  Temperatur, 
der  gegenüber  er  seine  eigene  constante  innere  Temperatur  nicht  zu  be- 
haupten vermag.  Die  nächste  Ursache  der  geringeren  Widerstandsfähig- 
keit der  Winterschläfer  liegt  wohl  in  der  Kleinheit  des  Gehirns  und  den 
schwach  entwickelten  Gehirnarterien,  sowie  der  ebenfalls  geringeren  Ent- 
wicklung des  Eespirationsapparates.  Ebenso  ist  die  Hirnmaterie  der 
einen  Sommerschlaf  haltenden  Amphibien  mit  trägem  Stoffwechsel  für 
einen  schnellen  Umsatz  und  raschere  Erwärmung  nicht  eingerichtet. 

Die  beim  Menschen  zeitweise  zur  Beobachtung  kommenden  Fälle 
von  längerem  Schlafe  sind  entschieden  krankhafter  Natur  und  gehören 
meist  unter  die  unter  dem  Namen  der  Catalepsie  bekannten  Erschei- 
nungen eines  pathologischen  Nervensystems,  welche  freilich  von  erfahrenen 
Aerzten  vielfach  als  Simulation  gedeutet  werden.  Der  in  den  Zeitungen 
viel  besprochene  Fall  von  dem  schlafenden  Uhlanen  hat  in  der  jüngsten 
Zeit  wieder  einen  Nachfolger  gefunden.  Es  würde  uns  zu  weit  führen, 
auf  diese  und  ähnliche  Zustände,  die  wir  unter  dem  Namen  Lethargie, 
Coma  und  dergleichen  kennen,  hier  des  Näheren  einzugehen.  Doch  will 
ich  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  in  Indien  eine  eigene  Schule,  die  der 
Yoga-Philosophie  existirt,  die  durch  eine  ganz  besondere  Diät  und  Lebens- 
weise die  psychische  Kraft  des  Menschen  zu  erhöhen  und  seine  leiblichen 
Bedürfnisse  zu  ersticken  sucht.  Die  Anhänger  dieser  Secte  sollen  sich 
durch  Abschluss  von  der  Aussenwelt,  durch  Buhe  und  besondere  Nah- 
rung in  einen  exstatischen  Zustand  versetzen,  worin  die  Sinnes-  und 
Wülensthätigkeit  völlig  suspendirt  und  der  Geist  in  Schlaf  versunken 
erscheint.  Zuletzt  sollen  sie  Luft  und  Nahrung  für  längere  Zeit  ent- 
behren können  und  der  englische  Arzt  Paul  glaubt  drei  Fälle  von 
solcher  Hibernation  registriren  zu  dürfen,  in  welchen  solche  Fanatiker 
sich  hätten  ohne  Speise  und  Trank  für  längere  Zeit  einmauern  lassen, 
um  später  wieder  zum  wachen  Leben  zurückzukehren.  —  Der  Einfmss 
des  Fastens  auf  die  Erregung  von  exstatischen  Zuständen  ist  in  der 
christlichen  Welt  von  Alters  her  bekannt,  wenn  wir  auch  von  den  eben 
genannten  Steigerungen  dieser    Zustände   nichts   wissen,    deren  Hervor- 


—    264    — 


rufmig,  wenn  bewahrheitet,  für  die  Lösung  der  drohenden  socialen  Frage, 

in  Uebereinstimmung  mit  dem  thierischen  Winterscblaf,  vielleicht  von 
besserem  Erfolg  sein  würde,  als  die  bisher  vorgeschlagenen  Mittel. 

Den  eben  erörterten  Erscheinungen  schliesst  sich  ein  anderer  schlaf- 
ähnlicher Zustand  an,  der  indess  von  wesentlich  verschiedener  Natur 
ist  und  welcher  unter  dem  Namen  des  Hypnotismus  und  der  Cata- 
plexie,  wie  ihn  Preyer*)  benannte,  Aufsehen  gemacht  hat.  Seines 
besonderen  physiologischen  Interesses  wegen  verdient  er  hier  kurzer  Er- 
wähnung. 

Das  Wort  Hypnotismus  —  Schlafsucht  —  ist  im  Jahre  1841  von 
dem  schottischen  Chirurgen  Braid  in  die  Wissenschaft  eingeführt  wur- 
den, welcher  damit  jene  eigentümlichen  schlafartigen  Zustände  und 
Nervenerscheinungen  bezeichnen  wollte,  die  sich  bei  manchen  Menschen 
in  Folge  länger  fortgesetzten  starren  Fixirens  selbst  eines  kleinen  leb- 
losen Gegenstandes  und  gleichzeitiger  Concentration  des  Willens  durch 
Ablenkung  der  Aufmerksamkeit  auf  die  Eindrücke  der  Aussenwelt  ein- 
stellen und  welche  man  mit  dem  Mesmerismus  und  thierischen  Magnetis- 
mus zusammenbrachte.  Bekanntlich  hatten  später  (1859)  die  berühmten 
Chirurgen  Y  e  1  p  e  a  u  und  Broca  in  Paris  eine  schmerzhafte  Operation 
an  einer  auf  die  genannte  Weise  in  einen  bewusstlosen  Zustand  ver- 
setzten Frauensperson  gemacht,  ohne  derselben  den  geringsten  Schmerz 
verursacht  zu  haben,  und  grosses  Aufsehen  erregt.  Man  war  dadurch 
wieder  auf  die  schon  vom  Mittelalter  her  unter  dem  Namen  des  experi- 
mentum  mirabile  Kircheri  bekannten  Versuche  aufmerksam  gemacht 
worden.  Dieser  von  dem  gelehrten  Jesuiten  Athanasius  Kircher**) 
im  Jahre  1646  beschriebene  Versuch  bestand  in  dem  den  Laien  viel- 
fach bekannten  Vorgang  der  Versetzung  eines  Huhnes  in  einen  schlaf- 
ähnlichen Zustand  dadurch,  dass  man  dasselbe  plötzlich  und  fest  bei 
gefesselten  Füssen  auf  irgend  einer  Unterlage  fixirt  hielt  und  ihm  einen 
Kreidestrich  vom  Auge  über  den  Schnabel  hin  auf  die  Unterlage  zog, 
wonach  das  Huhn  ganz  ruhig  für  längere  Zeit  liegen  bleibt.  Schwen- 
ter***)  hatte  schon  10  Jahre  vorher  den  gleichen  Versuch,  jedoch  ohne 
Fesselung  der  Füsse,  beschrieben  und  auch  angegeben,  dass  man  statt 
des  Kreidestrichs  dem  Thiere  einen  Span  über  die  Augen  lege.    Kircher 


*)  Die  Cataplexie  und  der  thierisehe  Hypnotismus.  In  Sammlung  physiol. 
Abhandl.  von  W.  Preyer,  II.  Reihe  1.  Heft.     Jena  1878. 

**)  A.  Kircher,  Ars  magna  lucis  et  umbrae.    Rom  1646. 
***)   Schwenterus,    Deliciae    physicomatheniaticae.     Nürnberg    1636. 


pag.  562. 


—    265    — 

hatte  nur  die  naive  Erklärung  abgegeben,  dass  das  Huhn  sich  ge- 
fangen fühle,  durch  die  Fruchtlosigkeit  seiner  Bemühungen  in  Ver- 
iweiflung  gerathe  und  ruhig-  liegen  bliebe,  weil  es  den  Kreidestrich  für 
die  Fessel  halte.  Sehwenter  dagegen  liess  das  Thier  „nur  in  grossen 
Forchten",  wie  er  sich  ausdrückt,  sitzen. 

Im  Jahre  1873  nahm  sich  der  Physiologe  Czermak*),  der  Er- 
finder des  Kehlkopfspiegels,  dieses  interessanten  Versuchs  in  wissen- 
schaftlicher Bearbeitung  an.  Czermak  war  durch  einen  Freund  in 
Böhmen  auf  das  sogenannte  Magnetisiren  der  Krebse  aufmerksam  gemacht 
wurden,  welche  sich  durch  eine  besondere  Manipulation  in  aufrechter 
Stellung  für  längere  Zeit  auf  den  Kopf  stellen  lassen.  Czermak 
nahm  die  Kirch er'schen  Versuche  mit  dem  besten  Erfolge  auf  und 
erweiterte  sie.  auch  ohne  den  Kreidestrich  und  die  Fesselung,  von  Hühnern 
auf  kleine  Vögel,  Enten,  Frösche  und  selbst  Säugethiere,  wie  Kaninchen 
und  Meerschweinchen,  welche  er  durch  rasches  festes  Anfassen  und 
Aufdrücken  oder  aber  auch,  z.  B.  Tauben  durch  Anstarrenlassen  eines 
über  der  Schnabelwurzel  befestigten  kleinen  Gegenstandes  in  einen 
eigenthümlichen  starren,  ja  vollständig  schlafgleichen  Zustand  versetzen 
konnte. 

Zur  Erklärung  der  höchst  überraschenden  Versuche  nahm  nun 
Czermak  neben  dem  Schreck,  welcher  ja  auch  bei  dem  Menschen 
eine  momentane  Starre  hervorrufen  kann,  einen  mitunter  von  catalep- 
tdschen  Erscheinungen  begleiteten  wirklichen  Schlaf-Zustand  an  und 
brachte  ihn  mit  dem  als  Braidismus  bekannten  Verstimmungen  des 
Nervensystems  in  Beziehung. 

Dr.  He  übel**)  in  Kiew  wiederholte  die  Czermak' sehen  Versuche 
und  kam  zu  dem  gleichen  Schlüsse,  dass  die  bei  den  Thieren  beobachtete 
Ruhe  nichts  anderes  als  gewöhnlicher,  mehr  oder  weniger  tiefer  Schlaf 
sei.  da  keine  den  Schlaf  begleitende  Erscheinung  vermisst  werde  und 
keine  mit  dem  Schlaf  unvereinbar  sei.  Aber  diese  Erklärung  ist  ver- 
fehlt. P  r  e  y  e  r ,  der  dieselben  Versuche  neuerdings  in  grösserer  Weise 
durchführte,  bewies  ausführlich,  dass  wir  es  hier  nicht  mit  einem  wirk- 
lichen Schlafzustand  zu  thun  haben,  sondern  mit  einer  eigenthümlichen 
durch  den  Schrecken  hervorgerufenen  Veränderung  im  Nervensystem, 
woher  er   auch  den  Namen  „Cataplexie"  wählt.    Es  würden  bei  diesem 


*)  Czermak,  LXVI.  Bd.  der  Sitzungsber.  der  Acad.  der  Wissensch.  zu 
Wien.  Abth.  3,  pag.  361,  364—381  und  Archiv  f.  ges.  Phys.,  Bd.  VII,  pag. 
107-121.    Bonn  1873. 

**)  Dr.  Heubel,  Archiv  f.  ges.  Phys.,  Bd.  XIII,  pag.  158.    1877. 


■im 


Zustande  in  Folge  des  heftigen  taktilen  Eeizes  besondere,  von  ihm 
allerdings  hypothetisch  angenommene,  aber  auch  experimentell  wahr- 
scheinlich gemachte  Hemmungscentren  im  nervösen  Centralapparate  in 
Thätigkeit  versetzt,  wodurch  der  Einfluss  des  Willens  auf  die  peripheren 
Nerven  gelähmt  werde.  Er  machte  dabei  darauf  aufmerksam,  dass  der 
Versuch  zumeist  nur  bei  willensarmen  Thieren,  und  auch  nur  unter 
besonderen  Umständen,  wozu  namentlich  Entfernung  anderer  äusserer 
Reize  gehöre,  gelinge.  —  Unsere  Zeit  gestattet  es  nicht,  auf  eine  weitere 
Erörterung  und  namentlich  auch  auf  Demonstration  der  so  interessanten 
und  überraschenden  Erscheinungen  des  Experimentum  mirabile  einzu- 
gehen, ich  glaubte  Ihnen  aber  wenigstens  etwas  von  dem  Hypnotismus 
mittheilen  zu  müssen,  weil  neuerdings  von  den  Anhängern  der  spiri- 
tistischen Richtung  hypnotische  Versuche  beim  Menschen,  so  namentlich 
von  Chemnitz  aus  durch  Prof.  Wein  hold,  wieder  angestellt  worden 
sind,  wobei  sich  unter  Zuhülfenahme  des  Braidismus  und  des  thierischen 
Magnetismus  ausser  dem  anhaltenden  Fixiren  der  durch  Bestreichen 
erzeugte  Hautreiz  und  die  Beeinflussung  der  Einbildungskraft  von  grosser 
Bedeutung  gezeigt  hat. 

II. 

Wir  gelangen  nunmehr  zu  dem  zweiten  Gegenstande  unserer  Be- 
trachtung, dem  Traum,  bei  dessen  Erörterung  wir  uns  schon  kürzer 
fassen  können. 

Man  ist  von  jeher  gewohnt,  das  Reich  der  Träume  vom  realen 
Boden  abzulösen  und  in  das  alleinige  Gebiet  der  Speculation  herüber- 
zuziehen und  der  Traum  gilt  nach  Kant  als  das  Paradies  der  Phan- 
tasten. Selbst  die  Unsterblichkeit  der  Seele  hat  man  herangezogen, 
um  den  Traum  zu  erklären,  und  wieder  aus  ihm  heraus  hat  man  die 
Existenz  einer  unsterblichen  Seele  zu  beweisen  gesucht. 

Während  die  Poesie  den  Traum  eigen  auffasst  und  z.  B.  Goethe 
in  seinem  Egniont  sagt:  „Ungehindert  fliesst  der  Kreis  innerer  Har- 
monien und  eingehüllt  in  gefälligen  Wahnsinn  versinken  wir  und  hören 
auf  zu  sein",  macht  Schopenhauer  in  seinem  interessanten  Versuch 
über  Geistersehen  und  was  damit  zusammenhängt  den  Traum  zu  einer 
ganz  eigenthümlichen  Function  unseres  Gehirns,  durchaus  verschieden 
von  blosser  Einbildungskraft,  speciflsch  verschieden  vom  Gedankenspiel 
und  Phantasiebildern.  Sieb  eck  nennt  in  einem  neuerdings  erschienenen 
anziehenden  Vortrage  —  „das  Traumleben  der  Seele"   —   Wachen  und 


—     267     — 

Träumen  nur  gradweise  verschiedene  Zustände  des  Bewusstseins.  Der 
Traum  ist  ein  Stadium  des  Zwischenzustandes  zwischen  Wachen  und 
tiefem  Schlaf.  Das  Licht  des  Bewusstseins  erscheint  auf  einen  Best 
herabgesetzt  und  kann  den  Baum,  über  den  es  gebietet,  kaum  dämmernd 
erhellen.  „Jene  Hemmung  des  Bewusstseins  nun  ist  durch  ein  körper- 
liches Organ  veranlasst,  nämlich  durch  das  Gehirn  und  Nervensystem, 
welches  eine  Vielheit  von  Theilen  hat,  deren  Verrichtungen  verschieden 
sind.  Damit  ist  die  Möglichkeit  gegeben,  dass  jene  Hemmung  in  einzelnen 
Theilen  des  hemmenden  Organs  nachlässt,  während  sie  in  anderen  fort- 
besteht." Binz*)  betrachtet  den  Traum  als  einen  rein  körperlichen,  ja 
pathologischen  Vorgang,  als  einen  Vorgang  von  unvollständigem  Schlaf 
und  ungeordnetem  Erinnern  und  sucht  diese  Ansicht  durch  anatomische 
Nachweise  der  Zusammensetzung  des  Gehirns  und  experimentelle  der 
Einwirkung  vieler  Arzneistoffe  zu  begründen.  Er  stellt  nämlich  die 
durch  Arzneistoffe  hervorgebrachten  künstlichen  Schlaf-  und  Traum- 
zustände mit  den  natürlichen  in  eine  Linie,  während  andere  Forscher, 
z.  B.  Freyer,  dies  entschieden  verwerfen  und  einen  Unterschied 
zwischen  den  durch  Blutfülle  des  Gehirns  hervorgerufenen  Hallucinationen 
oder  Sinnestäuschungen  bei  künstlichem  Schlaf  und  den  natürlichen  Traum- 
gestalten annehmen.  Es  ist  nun  eigentümlich  und  nicht  erklärt,  warum 
die  verschiedenen  Arzneistoffe  ganz  verschiedenartige  Träume  hervor- 
rufen. "Während  z.  B.  das  0  p  i  u  m  mit  dem  Morphium  die  Bilder 
eines  schrankenlosen  Seirwebens  und  Visionen  von  paradiesischen  Gegenden, 
ein  Entrücktsein  in  eine  andere  Welt  hervorruft  und  der  Opiophage 
sich  in  einer  Art  wollüstigen  Taumels  befindet,  seine  Sinne  sich  zu 
schliessen  scheinen  und  die  entfesselte  Phantasie  ihm  die  üppigsten, 
herrlichsten  Gebilde  vorzaubert,  ruft  die  Belladonna  mit  ihrem 
Alkaloid,  dem  Atropin,  meist  schreckhafte  und  furchtbare  Traumgestalten 
hervor,  ebenso  wie  die  Abkochungen  des  Stechapfels,  welche  in 
Zaubertränken  eine  Bolle  spielten,  wüste,  sinnliche  Träume  erzeugen. 
Der  Haschisch,  das  Extract  des  indischen  Hanfs  erregt  die  selt- 
samsten Hallucinationen  und  seeligsten  Gefühle  und  schon  Marco  Polo 
berichtet  1275,  dass  der  Alte  vom  Berge  seine  Haschischin  durch  den 
Genuss  eines  aus  Haschisch  bereiteten  Trankes  in  paradiesische  Wonnen 
versetzte.  In  dem  durch  den  Alkohol  bewirkten  Säuferdelirium  werden 
kleine,  ekle  Thiere,  wie  Eatten  und  Mäuse,  gesehen,  während  man 
durch   den  Genuss   von  San  tonin    starke  Geruchs-    und  Geschmacks- 

*)  Binz,  a.  a.  0. 


268 


empfindungen  hervorrufen  kann.  In  der  Chloroform-  undAether- 
iiarcose  mischt  sich  tiefer  Schlaf  mit  den  lebhaftesten  Träumen,  von 
denen  einst  Dieffenbach,  der  berühmte  Chirurg,  eine  so  glänzende 
Schilderung  gab,  dass  sie  in  einem  bekannten  Falle  einen  jungen  Mann 
zum  vernichtenden,  consequenten  Aethermissbrauch  trieb.  Aber  die 
Vergiftung  mit  solchen  betäubenden  Stoffen  führen  entschieden  zu  krank- 
haften Zuständen  und  haben  nichts  mit  dem  physiologischen  Schlaf 
und  Traum  zu  thun,  wenn  auch,  wie  Preyer  sagt,  sich  der  mytho- 
logische Irrthum,  welcher  dem  allbändigenden,  in  dem  Berge  der  Ver- 
gessenheit ruhenden  Endymion,  der  Personification  des  Schlafes,  unter 
anderen  Attributen  auch  der  Mohn  verlieh,  seit  Hippocrates  sich  bis 
auf  unsere  Tage  fortgesetzt  hat. 

Wir  haben  nach  dem  Erwachen  aus  dem  tiefen  Schlaf  keine  Er- 
innerung von  einem  Traume  und  es  gibt  sich  auch  kein  Ausdruck 
desselben  während  des  tiefen  Schlafes  kund.  Wir  wissen  es  nicht,  ob 
während  des  tiefen,  traumlosen  Schlafes  jede  seelische  Thätigkeit  auf- 
gehoben ist,  aber  es  ist  anzunehmen,  dass  ebenso  wie  die  organische 
vegetative  Function  während  des  Schlafes  herabgesetzt  ist,  auch  die 
psychische  Thätigkeit  des  Menschen  im  Tiefschlaf  minimal  geworden 
ist,  ohne  desshalb  ganz  aufgehört  zu  haben.  Die  letzte,  langgedehnte 
Schlafperiode  gegen  den  Morgen  hin  ist  die  Domaine  des  Traums,  wie 
wir  Alle  täglich  erfahren.  Schon  Homer  lässt  den  Agamemnon  am 
frühen  Morgen  durch  den  Traumgott  neue  Kampfbegier  einflössen,  wie- 
wohl es  physiologisch  unrichtig  erscheint,  dass  Agamemnon  sich  beim 
Erwachen  aller  Einzelheiten  erinnert.  —  Die  Träume  des  frühen  Morgens 
reihen  sich  ausgedehnt  aneinander  und  indem  allmälig  die  Eindrücke 
der  Aussenwelt  herandringen,  verflechten  sich  diese  in  die  Träume,  bis 
endlich  die  Narcose  der  Hirnzellen  durch  einen  starken  Reiz  überboten 
wird.  Herrlich  hat  Goethe  im  Egmont  das  Erwachen  vom  Morgentraum 
geschildert,  wo  das  Wirbeln  der  spanischen  Trommeln  auf  einmal  dem 
schönen  Bilde  ein  Ende  macht,  welches  den  letzten  Schlaf  Egmont's 
verklärt. 

Der  Character  der  Träume  ist  meist  ein  höchst  veränderlicher. 
Wohl  erscheinen  sie  in  der  Poesie  meist  voll  hohen  Inhalts  und  abge- 
rundet und  vernünftig,  in  der  Wirklichkeit  sind  sie  vielfach  höchst  ab- 
surden Inhaltes.  Personen  und  Dinge,  die  nicht  die  geringsten  Bezie- 
hungen zu  einander  haben,  werden  zu  einander  gebracht.  So  lässt 
Shakespeare  seinen  Mercutio  sagen  (Romeo  und  Julie,  Act  I, 
Scene   5): 


—    269    — 

„Ich  rede 
Von  Träumen,  Kindern  eines  müss'gen  Hirns, 
Von  Nichts,  als  eitler  Phantasie  erzeugt, 
Die  aus  so  dünnem  Stoff,  als  Luft  besteht, 
Und  flüoht'ger  wechselt  als  der  Wind.'' 

Wohl  sind  die  einzelnen  Theile  des  Traumes  vielfach  vernünftig, 
aber  ihre  Verknüpfung  ist  thöricht  und  Hegel  sagt:  „Dem  Traum 
fehlt  aller  objeetiv  verständiger  Zusammenhalt.  Nicht  wie  im  Gemälde 
der  wachen  Anschauung  bestätigen  sich  gegenseitig  und  binden  sich 
harmonievoll  alle  Glieder."  Wir  erstaunen  uns  nicht  mehr  im  Traume, 
wir  nehmen  das  Abenteuerlichste  ruhig  hin  und  der  grösste  Unsinn 
wird  zur  Wahrheit.  Man  kann  von  der  Lösung  einer  wissenschaftlichen 
Frage  träumen  —  endlich  hat  man  sie  gefunden,  man  ist  von  Freude 
erfüllt,  man  erwacht  und  findet  einen  ganz  gewöhnlichen  selbst  falschen 
Gedanken. 

Bei  dem  Fehlen  des  Selbstbewusstseins  fehlt  uns  im  Traume  auch 
jegliches  Gewissen :  wir  vollziehen  die  grässlichsten  Dinge,  die  schlech- 
testen Handlungen  ohne  Keue  und  besondere  Empfindungen  (Spitta). 
Wir  dürfen  nicht  aus  den  Träumen  auf  das  Wesen  und  den  Character 
eines  Mannes  schliessen,  wie  man  es  hat  vielfach  tlmn  wollen,  im 
Gegentheil:  „Die  Guten  erlauben  sich  nur  im  Traume  das,  was  die 
Schlechten  im  Wachen  tlmn." 

„Wir  sind  nicht  wir, 

Wenn  die  Natur  im  Druck,  die  Seele  zwingt, 

Zu  leiden  mit  dem  Körper", 

sagt  Shakespeare  im  König  Lear. 

Die  Zeitdauer  der  Träume  hat  man  bei  besonderen  Anlässen 
und  auch  durch  künstliche  Träume  zu  bestimmen  gewusst  und  gefunden, 
dass  in  unglaublich  geringer  Zeit  eine  Traumhandlung  von  der  grössten 
Ausdehnung  vor  sich  gehen  kann.  Man  braucht  zur  Erzählung  eines 
Traums  eine  viel  längere  Zeit,  als  zum  Durchleben  eines  solchen. 

Träume  sind  Vorstellungen.  Aber  während  wir  träumen,  glauben 
wir  nicht  innere  Vorstellungen,  Gedanken  und  Erinnerungsbilder  zu 
produciren,  sondern  äussere  Objecte  wahrzunehmen.  Wir  unterscheiden 
zwei  Formen  der  Träume,  erstens  die  sogenannten  somatischen, 
erregt  durch  Zustände  unseres  Körpers  und  zweitens  die  reinen  Vor- 
stellungsträume. —  Erstere  können  nun  zunächst  durch  unsere 
Sinnesorgane  bewirkt  werden,  welche  aber  nicht  nur  äussern  Er- 
regungen zugänglich  sind,  sondern  auch    innern,  wie  dem  Druck  des 


270 


Blutes  Und  dergleichen.  Zu  der  vorhandenen  Erregung  der  Sinnes- 
nerven tritt  eine  seelische  Thätigkeit,  die  wir  auch  im  Wachen  unaus- 
gesetzt üben. 

Die  eigentlichen  Traumgestalten  bestehen  in  überwiegender  Menge 
aus  Gesichtswahrnehmungen,  wenn  auch  die  andern  Sinne  gleichfalls 
betheiligt  sind.  Die  bekannten  Schlummerbilder  vor  dem  Einschlafen 
sind  schon  Fingerzeige  für  die  Thätigkeit  des  Gesichtssinnes, 
welche,  obwohl  verschlossen,  doch  fortarbeitet.  Häufig  erregen  der  Mond 
und  die  Sonne  allerlei  Spukgestalten.  So  ist  ein  Traum  sehr  charac- 
teristisch,  welchen  Dr.  Elinsch  auf  seiner  jüngsten  Eeise  nach  West- 
sibirien in  sein  Tagebuch  verzeichnet  hat.  Er  erzählt  (pag.  472) :  „Mir 
träumte,  ich  liege  unter  dem  schwarzen  Firmament,  an  dem  einzelne 
kleine,  hellleuchtende  Sterne  blitzten,  während  eine  leuchtende  Hand 
immer  neue  Sterne  schuf.  Das  war  schön  und  merkwürdig,  aber  noch 
viel  merkwürdiger,  dass  erwachend  der  Traum  fortdauerte  und  Wirk- 
lichkeit zu  sein  schien.  Ich  war  mir  der  offenen  Augen  bewusst,  sah 
aber  immer  noch  die  schwarze  Nacht  mit  den  flimmernden  Sternen. 
Freilich  nur  ein  paar  Augenblicke,  denn  dann  erkannte  ich  mich  in 
dem  dunkeln  Tsciran  (dem  Wanderzelt  der  Ostiaken  auf  der  Tundra), 
die  Sterne  als  kleine  Löcher,  die  flammende  Hand  als  ein  grösseres 
Loch  in  demselben,  draussen  war  es  bereits  Tag!"   — 

Die  Eindrücke  des  Gehörsinns  rufen  vorzüglich  eine  Menge  ver- 
schiedener Bilder  hervor  und  ganz  unbedeutende  Gehörsempfindungen 
werden  im  Traume  durch  Association  zu  ganz  besonderen  ausgesponnen. 
Interessant  ist  es,  dass  man  es  mit  Erfolg  versucht  hat,  bestimmte 
Träume  durch  Einflüsterungen  in  das  Ohr  des  Schlafenden  zu  erzeugen 
und  dadurch  selbst  Einfluss  auf  das  wache  Leben  zu  gewinnen.  So  er- 
zählt Dr.  Ab  er  er  om bie  von  einem  englischen  Officier,  bei  welchem 
seine  Kameraden  jegliche  Art  von  Träumen  durch  Worte  hervorriefen, 
die  sie  ihm  in's  Ohr  lispelten,  und  Kluge  berichtete  von  einem  ver- 
schmähten Liebhaber,  der  jedoch  die  Gunst  der  Mutter  besass  und  von 
dieser  die  Erlaubniss  erhielt,  seiner  Angebeteten  im  Schlafe  seinen  Namen 
in  das  Ohr  zu  flüstern,  was  ihm  eine  kluge  Frau  gerathen  hatte.  Bald 
zeigte  sich  eine  merkwürdige  Umstimmung  bei  dem  Mädchen,  sie  wurde 
ihm  gewogen  und  gab  ihm  endlich  sogar  die  Hand.  Um  ihre  Sinnes- 
änderung befragt,  gab  sie  zur  Antwort,  sie  habe  ihren  Mann  in  leb- 
haften, oft  wiederholten  Träumen  gesehen  und  lieb  gewonnen. 

Geruchs-  und  Geschmacksempfindungen  spielen  eine  ge- 
ringere   Kollc    für   die    Hervorrufung    von    Träumen,    weil    sie    seltener 


-    271     - 

erregt  werden.    Sohr  leicht  gehen  die  von  ihnen  erregten  Empfindungen 

in  solche  des  Gesichtes  über,  ebenso  wie  man  die  Blumen  im  Traume 
nicht  riecht,  sondern  sieht. 

Der  Tastsinn,  das  sinnliche  Gefühl,  ist  eine  Hauptquelle  der 
,  Traumgebilde.  Ein  kleiner  Druck  auf  die  Haut  des  Schlafenden  führt 
schon  eine  entsprechend  vergrösserte  Vorstellung  hervor.  Eine  ver- 
schränkte Lage  im  Bett,  ein  Druck  auf  den  Arm  oder  die  Brust  geben 
Anstoss  zu  Geschichten  von  Gefesseltsein,  von  Gefahr  und  Abgründen; 
ein  Luftzug  erregt  die  Bilder  der  Seefahrt  und  dergleichen  mehr.  (Grie- 
singer.)  Ebenso  stellen  die  Empfindungen  des  Schwebens  und  Fallens 
in  Verbindung  mit  Zustünden  unserer  Haut  und  sowohl  die  Unterlage 
als  die  Bedeckung  des  Schlafenden  tragen  zu  Traumgebilden  bei. 

Subjective  Erregungen  unserer  Sinne  bei  Fernhaltung  äusserer 
sind  häufige  Ursache  von  Träumen.  Die  leuchtenden  Phantasmen,  welche 
viele  MenAchen  sehr  deutlich  vor  dem  Einschlafen  sehen  (Goethe,  Job. 
Müller)*),  sind  nichts  anderes,  wie  die  subjectiven  Traumbilder.  Indess 
sind  Träume  mit  viel  Lichterscheinungen  bei  Gesunden  seltener  als  bei 
Kranken.  Wie  diese  Erscheinungen  des  Gesichtssinnes  dem  Einschlafen 
vorangehen,  so  dauern  sie  auch  öfters  nach  dem  Erwachen  fort.  Ja  es 
werden  Beispiele  erzählt,  wo  Leute  im  halbwachen  Zustande,  durch  ein 
Traumbild  getäuscht,  Gewalttätigkeiten  verübt  haben,  für  die  sie  natür- 
lich nicht  verantwortlich  waren.  Das  Gehirn  ist  hier  noch  nicht  zu  seiner 
vollen  Thätigkeit  gekommen  und  die  freie  Ueberlegung  und  das  Denken 
ist  noch  nicht  erwacht,  während  unwillkürliche  Willensimpulse  eintreten. 
Beim  gewöhnlichen  Erwachen  muss  ja  auch  erst  nach  und  nach  das 
freie  Denken  die  Herrschaft  gewinnen. 

Subjective  Gehörsempfindungen  erregen  viel  seltener  Traumgebilde, 
während  die  im  eigenen  Organismus  entstandenen  Muskelempfin- 
dungen,  sowie  die  mannichfachen  Beizempfindungen,  die  wir  als  „Ge- 
rne ingefühl"  kennen,  nicht  minder  häufige  Ursachen  der  Traum- 
bildungen sind.  Athembeklemmung  und  Herzklopfen  rufen  sehr  leicht 
Traumzustände  hervor,  ebenso  wie  Kopfschmerzen  oder  an  andern  Stellen 
des  Organismus  gefühlte  Schmerzen  besondere  Vorstellungen  im  Traume 
erzeugen.  Die  Erregungen  einzelner  Organe  oder  selbst  ihrer  Nachbarn 
bestimmt  den  Charakter  der  Träume,  besonders  der  erotischen. 

Hierher  gehört  auch  das  Alpdrücken,  das  als  Incubus  der  Alten 
vielfach  eine  bedeutende  Rolle   gespielt  hat,    am   häufigsten    kurz   nach 


*)  Joh.  Müller,   Phantast.  Gesichtserscheinungen.    Coblenz  1826. 


—    272    — 

Mitternacht  eintritt  und  nach  den  Versuchen  von  Dr.  Boerner*)  durch 
ungenügende  Athmung  hei  verschiedenen  Anlässen  entsteht  und  leicht 
künstlich  erzeugt  werden  kann.  So  kann  schon  ein  heftiger  Schnupfen 
oder  eine  etwas  reichliche  Abendmahlzeit  Ursache  des  Alpdrückens 
werden.     Das  kindliche  Alter  ist  ihm  hesonders  ausgesetzt. 

Eine  zweite  Hauptform  der  Träume  sind  die  reinen  Vorstell  ungs- 
träume.  Die  träumende  Seele  hält  die  geträumten  Bilder  für  wirk- 
liche Gegenstände,  weil  ihr  die  Möglichkeit  der  Vergleichung  dieser 
Bilder  mit  den  Dingen  der  Aussenwelt  abgeschnitten  ist.  während  wir 
im  Wachen  uns  leicht  darüber  klar  werden,  ob  wir  eine  blosse  Er- 
innerung oder  eine  wirkliche  Sinneswahrnehmung  haben.  Während  wir 
im  Wachen  im  Stande  sind,  willkührlich  Vorstellungen  hervorzurufen, 
tritt  dies  im  Traum  unwillkührlich  ein  und  meist  geben  Eindrücke  des 
vorigen  oder  früherer  Tage  oder  Gedanken,  die  uns  vorher  beschäftigten, 
Anlass  zu  Traumbildern.  Jedes  Geschlecht  hat  seine  ihm  eigenthüm- 
lichen  Träume,  jede  Gemüthsstimmung  des  einzelnen  Individuums,  Liebe, 
Hass,  Trauer  und  Freude,  spricht  sich  im  Traume  aus,  das  Alter,  die 
tägliche  Gewohnheit  und  Beschäftigung,  die  Constitution  und  Lebens- 
weise, die  Bildungsstufe,  die  Nationalität  und  Basse  sind  von  Einfluss 
auf  den  Traum  und  bestimmen,  wenn  ich  mich  so  ausdrücken  darf, 
dessen  Klangfarbe. 

„Wenn  wir  wachen,  so  haben  wir  eine  gemeinschaftliche  Welt, 
schlafen  wir,  so    hat  ein  Jeder  seine    eigene",  sagte  schon  Her  acut. 

Es  würde  unmöglich  sein,  alle  Erscheinungsformen  des  Traumes 
und  ihre  Begründung  hier  zu  besprechen.  Wir  können  nur  einige  wenige 
hervorheben.  Wenn  wir  z.  B.  im  Traum  uns  oft  vergeblich  anstrengen, 
zu  schreien  oder  zu  bewegen,  so  erklärt  dies  Schopenhauer**)  dahin, 
dass  der  Traum  als  blosse  Vorstellung  nur  eine  Thätigkeit  des  grossen 
Gehirns  sei,  die  sich  nicht  auf  das  kleine  mit  erstrecke:  das  klein.' 
Gehirn  bleibe  daher  in  der  Erstarrung  des  Schlafes  liegen,  und  könne 
sein  Amt,  als  Kegulator  der  Gliederbewegung  auf  die  Medulla  zu  wirken, 
nicht  versehen,  wesshalb  eben  die  dringendsten  Befehle  des  Gehirns 
nicht  ausgeführt  würden  —  ein  Umstand,  der  eben  die  peinliche  Be- 
ängstigung im  Traume  erzeuge.  Andere  Forscher  sind  freilich  geneigt, 
die  genannte  Erscheinung  als  mit  dem  Alpdrücken  verwandt  zu  erklären. 


*)  Dr.   Boerner,   Das  Alpdrücken,    seine  Begründung  und  Verhütung 
Wtirzburg  L855. 

**)  Schopenhauer,   Parerga  und  Paralipomena,  Bd.  1,  pag.  259. 


—     273    — 

Ks  gibt  verschiedene  üfter  wiederkehrende  Formen  der  Träume, 
welch»'  eine  besondere  Erwähnung  verdienen.  So  haben  stets  ein  grosses 
Interesse  die  sogenannten  Offenbarungsträume  erregt,  die  nament- 
lich in  älteren  Traumsammhingen  vielfach  aufgeführt  werden.  Indess 
Betzen  sieh  bei  ihnen  nur  die  Vorstellungsreihen  des  Tages  in  die  der 
Nacht  fort.  Der  berühmte  Traum  des  Herrn  van  öoens  —  die 
Lösung  einer  Schulaufgabi'  durch  einen  Andern  im  Traume  -  -  ist  aller- 
dings bemerkenswerth,  wiewohl  er  in  ähnlicher  Weise  durchaus  nicht 
selten  ist.  weil  in  ihm  eine  Theilung  des  Ichs  eintritt,  wie  sie^auch  in 
psychischen  Störungen  häufig  vorkommt. 

Die  sogenannten  Zukunfts-  oder  Ah  n  un  gs  träume  haben  nur 
bei  Kranken  und  bei  einer  starken  nervösen  Spannung  eine  wirkliche 
Bedeutung.  Denn  hier  wird  der  Inhalt  des  Geträumten  häufig  zur 
Illustration  des  veränderten  Körpergefühls.  Bei  Personen,  bei  welchen 
ein  und  dieselbe  Art  von  Unwohlsein  öfters  wiederkehrt,  ist  der  Inhalt 
der  Traumbilder  häufig  in  merkwürdiger  Weise  immer  derselbe.  C.  G. 
C  a  r  u  s  erzählte  von  Jemand,  der  vor  der  Wiederkehr  seiner  Brust- 
krämpfe regelmässig  von  wilden  Katzen  träumte,  bei  einem  Anderen 
pflegten  sich,  wenn  er  im  Traume  Menschengewühl  sah,  bald  darauf 
Fieberanfälle  einzustellen.  Der  Glaube  an  prophetische  Träume  ist 
zwar  uralt  und  sie  kommen  in  der  Sage  und  Geschichte  oft  genug 
vor.  Die  Seher  des  Alterthums  sind  ausgestorben,  aber  Karten- 
schlägerinnen  haben  selbst  nicht  weit  von  hier  ein  dankbares  Publi- 
kum. Und  doch  rufen  die  Greise  des  Sophokles  schon  aus  (Ajax 
v.   1418): 

„Wohl  Vieles  vermag  anschauend  der  Mensch  zu  erspähen,  doch 
eh'  er  geschaut,  kennt  auch  kein  Seher  die  Loose  der  Zukunft",  und 
Schiller  sagt  in  der  Braut  von  Messina  : 

„Die  Kunst  der  Seher  ist  ein  eitles  Nichts, 
Betrüger  sind  sie  oder  sind  betrogen. 
Nichts  Wahres  lässt  sich  von  der  Zukunft  wissen, 
Du  schöpfest  drunten  an  der  Hölle  Flüssen, 
Du  schöpfest  droben  an  dem  Quell  des  Licht3. 


Vermauert  ist  dem  Sterblichen  die  Zukunft, 

Und  kein  Gebet  durchbohrt  den  eh'rnen  Himmel, 

Ob  rechts  die  Vögel  fliegen  oder  links, 

Die  Sterne  so  sich  oder  anders  fügen, 

Nicht  Sinn  ist  in  dem  Buche  der  Natur, 

Die  Traumkunst  träumt  und  alle  Zeichen  trügen." 

Jahrb.  J.  uass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  18 


274 


Wir  müssen  bei  der  Bemessung  der  Bedeutung  der  Träume  stets 
berücksichtigen,  dass  es  überhaupt  ungemein  schwierig  ist,  einen  Traum 
richtig  und  unverfälscht  im  Gedächtniss  zu  reproduciren,  einmal  weil 
die  Traumbilder  meist  unklar  sind  und  wir  sie  durch  unsere  Vor- 
stellungskraft ergänzen  und  zweitens  weil  wir  ihnen  im  wachen  Zustande 
erst  einen  logischen  Zusammenhang  zu  geben  suchen.  Die  sogenannte 
Erfüllung  ist  ein  sehr  zweifelhaftes  Element,  indem  wir,  wenn  sie  nicht 
eintritt,  auch  den  Traum  vergessen,  wenn  sie  aber  kommt,  das  Fehlende 
ergänzen.  Es  geht  hiermit,  wie  bereits  Kant  von  dem  hundertjährigen 
Kalender  sagt,  dass  man  seine  Voraussetzungen  preist,  wenn  sie  ein- 
treffen und  vergisst,  wenn  sie  nicht  eintreffen. 

Eine  besondere  Betrachtung  wollen  wir  nur  noch  den  sogenannten 
potenzirten  Träumen  widmen,  wohin  wir  das  Schlafreden  und 
das  Nachtwandeln  zu  rechnen  haben.  Bei  ersterem  geht  eine 
motorische  Erregung  vorzugsweise  auf  die  Sprachorgane  über,  eine  Er- 
scheinung, die  namentlich  bei  Kindern  und  leicht  erregbaren  Personen 
nicht  selten  ist.  Der  Inhalt  der  Reden  richtet  sich  zumeist  nach  der 
Hauptbeschäftigung  und  dem  Ideengange  des  wachen  Zustandes.  In- 
dessen dürfen  sie  nicht  mit  demselben  Maassstabe  gemessen  werden 
und  vor  allen  Dingen  sind  sie  nicht  zurechnungsfähig.  Bei  dem  Nacht- 
w  and  ein,  welches  namentlich  zu  der  Zeit  der  Pubertät  häufiger  beob- 
achtet wird,  ist  die  Bewegung  der  Traumvorstellungen  mit  einer  grossen 
Beharrlichkeit  nach  aussen  gerichtet  und  während  in  den  idealen  Be- 
wegungsträumen die  Bewegungen  nur  intendirt,  aber  nicht  ausgeführt 
werden,  gehen  hier  wirkliche  Bewegungen  automatisch  in  tiefem  Schlafe 
vor  sich  und  mit  grosser  Gewandtheit  und  Sicherheit.  „Manche  Menschen 
schlafen  mit  dem  grössten  Theil  ihres  Gehirns  so  fest,  wachen  aber 
gleichzeitig  mit  einigen  erregten  Zellengruppen  so  energisch,  dass  die 
Traumvorstellungen  im  Stande  sind,  Bewegungsreflexe  gewohnter  Art 
auszulösen."  Lady  Macbeth  macht,  während  ihr  verbrecherischer  Gatte 
Hallucinationen  hat,  im  Traume  die  Bewegungen  des  Händewaschens, 
um  den  Blutgeruch  zu  entfernen  und  ihr  Arzt  nennt  es:  „Eine  grosse 
Zerrüttung  in  der  Natur,  zu  gleicher  Zeit  die  Wohlthat  des  Schlafes  zu 
gemessen  und  die  Geschäfte  des  Wachens  zu  besorgen". 

Die  aus  tiefem  Schlafe  aufwachenden  Nachtwandler  wissen  niemals 
etwas  von  dem,  was  sie  im  Schlafe  gethan.  Das  Selbstbewusstsein 
cessirt  während  dieser  Thätigkeit,  deren  grösste  Sicherheit  in  gefähr- 
lichen Lagen  sich  eben  daraus  erklärt,  dass  der  Nachtwandler  die  Be- 
denklichkeit der  Situation  nicht  kennt.     Johannes  Müller  hat  schon 


—    275    — 

richtig  gesagt:  ,,Der  Träumende  führt  seine  Handlungen  aus  wie  ein 
Kind,  ohne  das  Bewusstsein  der  Gefahr  und  desshalb  ohne  Beben  und 
Schwindel".  Die  von  einigen  Schriftstellern  in  diese  Zustände  hinein- 
gelegten wunderbaren  körperlichen  Leistungen  beruhen,  ebenso  wie  die 
vermeinte  wunderbare  Schärfung  des  Geistes  während  des  Schlafwandelns, 
zumeist  auf  Uebertreibung  und  phantasievoller  Anschauung.  In  den 
wenigen  von  nüchterner  medicinischer  Seite  beobachteten  und  beschrie- 
benen Fällen  hat  die  Schärfe  der  Geistesfähigkeit  stets  gefehlt,  wie  denn 
in  den  meisten  Schriften  über  das  Nachtwandeln  sich  ein  mystischer, 
mit  dem  thierischen  Magnetismus  und  dem  Hellsehen  verwandter  Zug 
geltend  macht  und  die  mitgetheilten  Fälle  mehr  den  Character  von  aus 
zweiter  und  dritter  Hand  erzählten  Geschichtchen  haben.  —  Mit  dem 
Monde  und  seinen  verschiedenen  Phasen  hat  das  Schlafwandeln  nichts 
zu  thun  und  die  „Mondsüchtigen"  schlafwandeln,  ob  der  Mond  scheint 
oder  nicht.  Es  können  höchstens  die  von  ihm  ausgehenden  Lichtstrahlen 
in  zweiter  Linie  einen  Einfluss  auf  das  halbverschleierte  Auge  des  Nacht- 
wandlers üben. 

III. 

Zum  Schlüsse  hätten  wir  uns  nun  noch  mit  den  letzten  p h y Bio- 
logischen Ursachen  des  Schlafes  zu  beschäftigen,  gewissermaassen 
eine  Theorie  des  Schlafes  zu  geben. 

Sowohl  Wachen  als  Schlaf  und  Traum  sind  Processe,  die  sich  in 
periodischer  Folge  an  einem  und  demselben  Organe  vollziehen,  an  dem 
Gehirn.  Nun  haben  die  zahlreichen  anatomischen  Arbeiten  und  physio- 
logischen Versuche  über  den  Bau  und  die  Thätigkeit  des  Gehirns  als 
Sitz  der  seelischen  Thätigkeit  die  graue  Gehirnrinde  nachgewiesen.  Die 
einzelnen  diese  graue  Bindenschicht  zusammensetzenden  sogenannten 
Ganglienzellen  stehen  durch  Leitungsfäden  miteinander  und  anderseits 
wieder  mit  Nervenfasern  in  Verbindung,  welche  in  der  weissen  Mark- 
schicht zusammenlaufen  und  von  hier  aus  in  alle  Organe  des  Körpers 
übergehen,  wohin  sie  die  Anregungen  der  Gehirnrinde  mittheilen  und 
umgekehrt  die  empfangenen  Eindrücke  wieder  zurückleiten.  Thierver- 
suche  und  eine  Beihe  von  wohlbeobachteten  klinischen  Erfahrungen  von 
Erkrankungen  des  Gehirns  haben  dann  zu  der  These  geführt,  dass  die 
Einzelbegriffe  und  Einzelbewegungen  unseres  Empfindens,  Denkens  und 
Wollens  an  räumlich  getrennte  Elemente  des  Gehirns  gebun- 
den sind. 

Während  wir  nun  im  Wachen  über  unser  ganzes  Gehirn   verfügen 

18* 


—     276     — 

und  jede  einzelne  der  nach  Meynert  in  der  Zahl  von  900  Millionen 
vorhandenen  Nervenzellen,  welche  ihrerseits  wieder  mit  bis  zu  zehn  Fort- 
sätzen mit  ihren  verschiedenen  Nachbarn  verbunden  sind,  wie  ein  Tele- 
graphenapparat beim  Ansprechen  bereit  ist,  in  der  verschiedensten  Com- 
bination  zu  antworten,  ist  dies  im  tiefen  Schlafe  nicht  der  Fall.  Hier 
arbeiten  die  ermüdeten  Einzeltheile  nicht,  während  im  Traume  nur  ein- 
zelne Zellen  oder  Gruppen  von  solchen  in  Thätigkeit  sind.  Dadurch, 
dass  die  Verbindung  zwischen  den  einzelnen  Zellen  durch  die  Ermüdung 
anderer  unterbrochen  ist  und  die  Controlle  der  die  Association  bewir- 
kenden Gehirntheile  fehlt,  erhalten  wir  die  verzerrten  Bilder  des  Traumes. 

Von  Alters  her  sind  nun  die  Anschauungen  über  das  letzte  Werden 
von  Schlaf  und  Traum  verschieden  gewesen.  Während  noch  Galen 
aufrichtig  sagte,  er  wisse  es  nicht,  stellte  man  bis  in  die  neueste  Zeit 
allerlei  Hypothesen  auf.  Man  liess  das  Einschlafen  bald  durch  eine  Ein- 
trocknung, dann  wieder  durch  Ansammlung  von  Flüssigkeit,  durch 
Compression  des  Gehirns  und  so  weiter  entstehen.  Ar  genter  ius  hielt 
1540  die  Abnahme  der  eingeborenen  Wärme  für  die  Ursache  und  1818 
suchte  ein  junger  Arzt  *)  die  Ansicht  zu  begründen,  dass  das  Einschlafen 
durch  eine  Explosion  verursacht  werde,  indem  die  positive  und  negative 
Electricität  des  Gehirns  sich  abgleichen  sollte.  Es  würde  eine  unnütze 
Mühe  sein,  Ihnen  die  verschiedenartigen  Ansichten  alle  hier  vorzuführen, 
von  denen  keine  sich  bisher  einer  allgemeinen  Annahme  zu  erfreuen  ge- 
habt hat.  Aus  der  grossen  Zahl  von  Hypothesen  aber  leuchten  einige 
hervor,  welche  feststehenden  Thatsachen  genügend  Rechnung  tragen. 
Diese  möchte  ich  Ihnen  hier  mittheilen,  Ihrem  eigenen  Urtheile  es  über- 
lassend, welcher  von  den  Theorieen  Sie  die  Palme  reichen  wollen. 

Die  am  meisten  bekannte,  wenn  ich  nicht  irre  in  neuerer  Zeit  von 
Sommer  vertretene,  in  ihren  ersten  Anfängen  wohl  auf  Alexander 
von  Humboldt's  in  seinem  berühmten  Buche  über  die  gereizte  Muskel- 
und  Nervenfaser  ausgesprochene  Ansicht  von  dem  Verbrauch  des  Sauer- 
stoffs im  Gehirn  zurückgehende  Theorie,  welche  namentlich  seit  den 
Pettenkofer'schen  Untersuchungen  über  den  Gasaustausch  im  mensch- 
lichen Organismus  wohl  begründet  erscheint,  ist  die,  dass  der  Schlaf 
nur  ein  Zustand  der  Sauerstoffarnmth  sei,  der  durch  den  wäh- 
rend des  Wachens  beschleunigten  Stoffwechsel,  d.  h.  die  Oxydations- 
processe  im  Innern  des  Organismus,  einträte.  Im  thätigen  Zustande 
wird  der  Verbrauch  an  Sauerstoff  immer  grösser   und  die  Kohlensäure- 


*)  Joh.  Ziehl,  de  soinno.    Diss.  lnauguralis.     Erlangen  1818. 


—     277     — 

menge,  welche  bei  Lebhaftem  Stoffwechsel  während  des  Tages  ausge- 
athmet  wird,  verbraucht  nicht  allein  den  während  des  Tages  aufgenom- 
menen, sondern  auch  den  während  der  Nacht  bei  ruhendem  Stoffwechsel 
aufgespeicherten  Sauerstoff,  mit  welchem  wir  also  stets  ein  sonst  ein- 
tretendes Deficit  decken.  Je  mehr  der  Sauerstoff  verbraucht  wird,  um 
so  geringer  wird  der  Stoffwechsel  und  die  Lebensthätigkeit  der  Organe : 
es  tritt  schliesslich  Erschlaffung  und  Ermüdung  ein.  —  Geistig  und 
körperlich  thätige  Menschen  verbrauchen  den  Sauerstoff  schneller,  weil 
sich  die  Oxydationsprocesse  rascher  folgen  und  dem  entsprechend  tritt 
hei  ihnen  das  Bedürfniss  nach  Schlaf  rascher  ein.  Ebenso  zeigen  Kinder, 
welche  in  der  Entwicklung  und  im  Wachstimm  sind,  ein  grösseres 
Schlafbedürfniss,  weil  zur  Ausbildung  stets  ausser  den  in  der  Nahrung 
rageführten  sonstigen  Stoffen  auch  Sauerstoff  gehört.  Nach  dem  Essen 
fühlen  wir  Bedürfniss  zum  Schlaf,  weil  wir  gewissermaassen  Sauerstoff- 
hnnger  haben. 

Die  Blutzellen  haben  die  Eigenschaft,  in  längerer  oder  kürzerer 
Zeit  so  viel  Sauerstoff  aufzunehmen,  als  zu  einem  lebendigen  Stoffwechsel 
nöthig  ist,  indem  namentlich  das  Hämoglobin  nach  Lothar  Meyer 
der  Regulator  des  Sauerstoffverbrauchs  ist.  Die  Schwäche  und  Müdigkeit 
bleichsichtiger  Frauen  und  blutarmer  Menschen  beruht  auf  der  Abnahme 
der  Blutzellen  und  auf  dem  Verluste  der  Fähigkeit  derselben,  Sauerstoff 
zu  binden.  Daher  haben  diese  Personen  Neigung  zum  Schlaf.  Ebenso 
geht  es  im  Alter. 

Ist  der  Schlaf  nach  dieser  Anschauung  ein  Zustand  der  Sauerstoff- 
armuth  des  Blutes,  in  welchem  das  Gehirn  unthätig  ist,  so  treten  die 
Träume  dann  auf.  wenn  durch  allmäliges  Zutreten  von  gewissen  Mengen 
von  neuem  Sauerstoff  die  Thätigkeit  des  Gehirns  allmälig  wieder  erwacht. 
Die  Sauerstoffaufspeicherung  ist  noch  nicht  der  Art,  um  das  völlig 
freie  Denken  auszulösen,  aber  doch  so  stark,  dass  wir  z.  B.  im  Stande 
sind,  im  Traume  einen  Traum  als  solchen  anzuerkennen  oder  aber 
selbst  einen  solchen  kurz  vor  dem  wirklichen  Erwachen  fortzuspinnen. 
Individuelle  Anlagen  bewirken  eine  Verschiedenheit  in  dem  Auftreten 
der  Träume,  indem  bei  leicht  erregbaren  Naturen  durch  geringe  Mengen 
von  Sauerstoff  bereits  die  Gehirnzellen  in  Thätigkeit  versetzt  werden, 
während  andere  bei  gleichen  Mengen  noch  ruhig  weiterschlafen. 

Das  Erwachen  tritt  ein,  wenn  die  Sauerstoffaufspeicherung  ihren 
höchsten  Grad  erreicht  hat  und  der  Stoffwechsel  wieder  in  vollen  Gang 
kommt.  Aber  auch  vorher  kann  schon  ein  Erwachen  bewirkt  werden, 
wenn  äussere  Reize  einen  starken  Stoffwechsel  im  Gehirn  erregen. 


—    278    — 

Eine  neue  Theorie  stellte  Preyer*)  auf.  Er  geht  auch  von  der 
Grundvoraussetzung  aus,  dass  jeder  geistige  Process  mit  einem  lebhaften 
Sauerstoffverbrauch  Seitens  des  Gehirns  verbunden  sei  und  lässt  den 
Eintritt  des  Schlafes  durch  einen  chemischen  Process  vermittelt  werden. 
Er  trennt  den  physiologischen  Schlaf  von  dem  künstlichen  und  sagt, 
der  erstere  trete  ein,  wenn  die  Endorgane  des  Nervensystems  ermüdet 
sind,  also  die  Sinnesorgane  als  Endorgane  der  sensibeln,  die  Muskeln 
als  periphere  Endorgane  motorischer  Nerven  und  die  Ganglienzellen  des 
Gehirns  als  Endorgane,  an  deren  Bestand  das  geistige  Leben  geknüpft 
ist.  Fehlt  es  den  Ganglienzellen  an  Blutsauerstoff,  so  erlöschen  die 
psychischen  Processe.  Preyer  erwähnt,  dass  schon  Alexander  von 
Humboldt  im  Jahre  1787  es  aussprach,  dass,  wenn  auch  das  Denken 
selbst  weder  ein  chemischer  Process,  noch  Folge  mechanischer  Erschüt- 
terung ist,  es  doch  keineswegs  unphysiologisch  erscheine,  „fibröse  Be- 
wegungen oder  chemische  Zersetzungen  gleichzeitig  mit  dem 
Denken  anzunehmen.  Während  der  sensoriellen  Kraftäusserungen 
werde  Sauerstoff  absorbirt,  beim  Wachsein  mehr  als  im  Schlaf.  Das 
durch  die  Halsschlagadern  in  den  Kopf  steigende  arterielle  Blut  kehrt 
venös  zurück,  während  der  verschwundene  Sauerstoff  vom  Gehirn  ver- 
braucht werde.  —  In  der  That  entzieht  das  Gehirn  mit  grosser  Leich- 
tigkeit dem  Blute  den  Sauerstoff,  ebenso  wie  noch  ausser  der  Leber  die 
Muskeln.  Nach  grossen  Blutverlusten  tritt  daher  durch  Mangel  an 
Sauerstoff  Schlafsucht  ein,  ebenso  wenn  besondere  Gasarten,  wie  z.  B. 
Stickstoff,  jenen  aus  dem  Blute  verdrängen.  Da  nun  anzunehmen  ist, 
dass  im  natürlichen  periodischen  Schlaf  nach  allen  Beobachtungen  weder 
erheblich  mehr,  noch  weniger  Hämoglobin-Sauerstoff  durch  die  Arterien 
in  das  Gehirn  gelangt,  als  im  Wachen,  so  bleibt  nach  Preyer  nichts 
anderes  übrig,  als  dass  der  Sauerstoff  eine  andere  Verwendung  findet 
im  Schlaf,  als  im  Wachsein.  Preyer  nimmt  an,  dass  während  des 
Wachens  leicht  oxydable  Ermüdungsstoffe  gebildet  werden,  die  im  Schlafe, 
wenn  Reize  fehlen,  den  Sauerstoff  an  sich  reissen  und  sich  selbst  damit 
oxydiren,  während  er  sonst  im  wachen  Zustande  für  die  Inganghaltung 
der  willkührlichen  Muskulatur,  wie  der  psychischen  Processe  verbraucht 
werde.  Nun  ist  durch  Untersuchungen  von  Berzelius,  Dubois- 
Reymond,  Liebig  und  Helmholtz  festgestellt  worden,  dass  wäh- 
rend der  Muskelcontraction  chemische  Processe  stattfinden,  und  Jo- 
hannes   Ranke  wies  nach,  dass  der  Muskel  die  Produete  seines  Stoff - 


*)  Preyer,    Ueber  die  Ursache  des  Schlafs. 


—    279    — 

wechsele  in  sieh  anhäuft,  namentlich  Milchsäure  und  Kroatin.  Audi 
hat  Claude  Bornard  beobachtet  und  von  Ludwig  und  Szelkow 
wurde  es  erhärtet,  dass  der  arbeitende  Muskel  an  das  ihn  durchströmende 
Blut  mehr  Kohlensäure  abgibt  und  ihm  mehr  Sauerstoff  entzieht  als  der 
ruhende.  Ebenso  ist  durch  Dubois-Reymond  erwiesen,  dass  in  den 
aervösen  Apparaten  ebenso  eine  chemische  Umsetzung  mit  saurer  Reac- 
tion  bei  der  Arbeit  stattfindet  und  Gescheidlen  hat  in  der  thätigen 
Nervensubstanz  eine  fixe  Säure,  die  wahrscheinlich  Milchsäure  ist,  nach- 
gewiesen. Endlich  hat  Ranke  die  Milchsäure  als  einen  den  Muskel 
ermüdenden  Stoff  beobachtet.  Auf  Grundlage  dieser  soeben  genannten 
Forschungen  stellt  sich  nun  Preyer  vor,  dass  die  geistige  Ermüdung 
und  Schläfrigkeit  nach  gesteigerter  Muskelaction  wesentlich  durch  die 
Ablagerung  der  Muskelproducte  im  Gehirn  bedingt  sei,  welche  den  Sauer- 
stoff in  Beschlag  nehmen,  während  die  Schläfrigkeit  nach  geistiger  An- 
strengung auf  einer  Anhäufung  der  im  Gehirne  selbst  entstehenden 
Thätigkeitsproducte,  namentlich  Milchsäure,  beruht.  Preyer  weiss  die 
Erscheinungen  über  das  Eintreten  des  natürlichen  Schlafes  mit  seiner 
hypothetischen  Annahme  in  Uebereinstimmung  zu  bringen  und  letztere 
auch  durch  Versuche  plausibel  zu  machen,  welche  er  mit  dem  Haupt- 
ermüdungsstoffe, der  Milchsäure,  anstellte.  Er  fand,  dass  die  Milch- 
säure nach  ihrer  Einführung  in  den  Organismus  künstlichen  Schlaf 
herbeiführt,  der  alle  Symptome  des  natürlichen  habe.  Solche  Versuche 
wurden  nicht  allein  bei  Thieren,  sondern  auch  beim  Menschen  gemacht, 
von  andern  Beobachtern  auch  mehrfach  bestätigt*),  von  wieder  andern 
verworfen**).  Obwohl  nun  Preyer  den  Beweis  schuldig  bleibt,  dass  in 
den  Fällen,  wo  die  Ermüdungsstoffe  Schlaf  bedingen,  dieser  durch  Ab- 
ziehung  des  Sauerstoffs  von  dem  Substrate  der  bewussten  geistigen  Vor- 
gänge zu  Stande  kommt,  indem  jener  diese  Stoffe  selbst  oxydire,  so 
glaubt  er  sich  doch  zu  der  Hypothese  berechtigt,  die  Milchsäure  als 
Hauptursache  des  Schlafes  anzusehen  und  fordert  zu  weiteren  Versuchen 
in  dieser  Richtung  auf,  die  er  namentlich  durch  das  Zusammenarbeiten 
der  Pathologie,  beziehungsweise  der  Psychiatrie  mit  der  Experimental- 
physiologie  erhofft. 

Eine  neue  und  eigenartige  Theorie    des   Schlafes   ist  die  von  Pro- 


*)  L.  Meyer,   Virchow's  Archiv,    Bd.   LXVI,   Heft   1,   pag.   120.  — 
Mendel,   Deutsche  med.  "Wochenschr.,  1876,  pag.  193. 

**)  Er ler,  Centralbl.  f.  d.  med.  Wissensch.,  1876,  pag.  658.  —  Fischer, 
Zeitschr.  f.  Psych.,  Bd.  XXXIII,  pag.  720. 


280 


fessor  Pflüger*)  in  Bonn,  der  im  Gegensatz  zu  Preyer   den  Schlaf 
durch  das  Aufhören  eines  chemischen    Processes   eintreten   lässt.     Seine 
Theorie  gründet  sich  einestheils  auf  die  hauptsächlich    von    C 1  a  u  s  i  u  s 
vertretene    Wärmetheorie   und    anderntheils    auf   die   dem   Autor    eigene 
Theorie    des   Lebens    und    ist  daher  auch  ohne  nähere  Kenntniss  dieser 
Pflüger 'sehen  Anschauungen  und  Arbeiten**)  schwer  verständlich.  Nach 
Pflüg er's***)  Theorie  des  Lebens  ist  die  organisirte  lebendige  Substanz 
der  Ort  der  Oxydation,  nicht  das  Blut  und  die  Leistungen  der  Organe 
sind  durch  Dissociation  der  lebendigen  Materie  bedingt,  die  im  Wesent- 
lichen   eine   besondere   Modifikation    von    Eiweiss    ist.     Er   zeigte  durch 
Versuche,  dass  die  Erregbarkeit  ihren  nächsten  Grund   im  intramolecu- 
laren  Sauerstoff  hat  und  dass   sie  erlischt,  wenn    derselbe   zur  Bildung 
von  Kohlensäure  verbraucht  ist.     Indem   sich   Kohlensäure  fortwährend 
durch    intramolecule  Dissociation  bildet,  welche  Umlagerung  der  Atome 
erzeugt,  so    wandelt  sich    die  hierbei    verbrauchte    chemische  potentielle 
Energie  zunächst  in  Wärme  des  neugebildeten  Kohlensäuremoleculs  um. 
und  die  Atome  des  letzteren  werden  im  Momente  der  Bildung  desselben 
in    die    heftigsten  Oscillationen   versetzt,    wie    dies    bei    einer  Explosion 
geschieht.     Diese  während    des  Lebens   fortwährend    ablaufenden  Explo- 
sionen erzeugen  durch  die  Fortpflanzung  der  Stoffe    auf  alle  Theile  der 
Molecüle  starke  Fibrationen  der  Atome.    Am  stärksten  sind  sie  während 
des  Wachens.    Versuche  an  Thieren,  bei  welchen  Entziehung  des  Sauer- 
stoffs Schlaf  und  Scheintod  herbeiführte,    ergaben,  dass  eine   bestimmte 
Summe  intramolecularen  Sauerstoffs    die  Fundamentalbedingung  für  den 
wachen    Zustand    abgibt.     Sie   ermöglicht   einen    bestimmten  Werth  der 
Zahl    der  Explosionen,  welche  in    der  Zeiteinheit  bei  gegebener  Tempe- 
ratur  ausgelöst  werden  können.    Nun   bildet  nach  Pflüger  das  ganze 
Nervensystem    mit    Einschlnss    der   Muskeln    und    Secretionsdrüsen    eine 
continuirlich    zusammenhängende  Masse,    das    a n im a  1  e    Z el lenn etz . 
in    welchem   er    sich    die    lebendigen  Molecüle    durch   chemische    Kräfte 
kettenartig  aneinander  geknüpft  denkt.    In  diesen  aneinandergeknüpften 
Molecülen  befinden    sich  die  Atome  in    fortwährenden  Oscillationen  und 
es  muss  jede  Veränderung   der  Schwingung  eines  Atoms   eine   Yerände- 


*)  Arcli.  f.  ges.  I'liys.,  Bd.  X,  8,  9,  pag.  4(58. 
**)  S.  d.  oben  angegebenen  Arbeiten  im  Archiv  f.  ges.  Phys.,   Bd.  X,  8,  !'. 
pag.  468. 

***)  pflüg  er,    Ueber  Wärme    und    Oxydation    der    Lebendigen    Materie, 
Bd.  XVIII,  Heft  7—8,  pag.  247  ff. 


—     281     — 

rang  der  Schwingung  der  benachbarten  Atome  zur  Folge  haben.  Nun 
sind  in  der  grauen  Substanz  des  Gehirns  sehr  labile  Zustände  vorhan- 
den, welche  eine  sehr  starke  Dissociation  zur  Folge  haben.  Die  Vibrationen 
des  wachen  Zustandes  in  Folge  der  Kohlensäurebildung  werden  nach 
den  verschiedensten  Richtungen  des  Körpers  wellenartig  übertragen. 

Jede  Erschütterung  der  bereits  in  Dissociation  begriffenen  Molecüle 
des  Körpers  verstärkt  die  Dissociation  oder  den  Kraftverbrauch. 
Der  Verbrauch  an  chemischer  Spannkraft  ist  nun  während  dem  Wachen 
so  gross,  dass  die  während  dieser  Zeit  mögliche  Aufsaugung  von  Sauer- 
stoff durch  die  lebendigen  Gehirnmolecüle  nicht  Schritt  hält,  so  dass 
die  graue  Substanz  mehr  verliert  als  gewinnt  und  die  Kohlensäure- 
bildung und  die  Explosionen  daher  abnehmen.  Zwar  wird  nicht  die 
ganze  Kraft  des  Gehirns  verbraucht,  wohl  aber  so  viel,  dass  bei  Ab- 
wesenheit äusserer  Erregungen  die  gesunkene  Kohlensäurebildung  nicht 
die  nothwendige  Grösse  der  lebendigen  Kräfte  für  die  Erhaltung  des 
wachen  Zustandes  liefern  kann.  Stärkere  Erschütterungen  werden  auch, 
nachdem  der  grosse  Heerd  im  Gehirn  zur  Kühe  gekommen  ist,  nicht 
mehr  weiterhin  fortgepflanzt.  Der  Arbeits  verbrauch  nimmt  in  allen 
Organen  ab,  die  unter  dem  Nervensystem  stehen:  Schlaftrunkenheit  tritt 
ein,  die  Muskeln  versagen  ihren  Dienst,  das  Rückenmark  kommt  zur 
Buhe.  Die  Ersparniss  an  Arbeitsverbrauch  ermöglicht 
nun  die  Erholung  in  allen  diesen  Organen.  Während 
des  Schlafes  ersetzen  die  lebendigen  Molecüle  zugleich 
ihren  Verlust  an  v  er  brennbarer  Materie,  an  Kohlen- 
stoff  und    Wasserstoff. 

Die  Vibrationen  der  Gehirnmaterie,  durch  welche  das  Bewusstsein 
bedingt  ist,  besitzen  eine  grosse  Trägheit,  tönen  lange  nach  —  daher 
die  starke  Beeinträchtigung  der  Fähigkeit  zum  Einschlafen  nach  geistiger 
Arbeit. 

Sobald  die  Hirnmolecüle  während  des  Schlafes  mehr  und  mehr 
mit  intramoleculem  Sauerstoff  gesättigt  werden,  muss  auch  die  Kohlen- 
säurebildung zunehmen,  bis  durch  Summation  der  Wirkung  aus  inneren 
Gründen  oder  durch  einen  äusseren  starken  Anstoss  wieder  eine  grosse 
Summe  von  Dissociationen,  also  reichliche  Kohlensäurebildung  ausgelöst 
wird  und  Erwachen  eintritt. 

Für  die  Erklärung  des  Winterschlafs  ist  die  Theorie  sehr  einfach. 
Durch  die  Einwirkung  der  Kälte  sinkt  die  Temperatur  des  Gehirns,  es 
verkleinert  sich  die  intramolecule  Vibration,  folglich  auch  die  Intensität 
der  Dissociation    und  Kohlensäurebildung,  es    tritt  Schlaf   ein.  während 


—    282    — 

anderseits  durch  eine  dem  Gehirn  zugeführte  Quantität  lebendiger  Kraft, 
ein  heftiger  Reiz,  die  intramolecule  Wärme  des  Gehirns  steigert.  Kälte 
kann  so  durch  Schmerzerregung,  obwohl  sie  eigentlich  verringerte  leben- 
dige Kraft  ist,  doch  vermehrte  lebendige  Kraft  der  Ganglienzellen  des 
centralen  Nervensystems  hervorrufen.  Bei  den  einen  Sommerschlaf  hal- 
tenden Amphibien  tritt  rasch  eine  Consumtion  der  spärlichen  Spann- 
kraft ein  und  damit  Schlaf.  —  Es  führen  also  sehr  verschiedene  Zu- 
stände der  Hirnmaterie  zum  Schlafe ;  sie  haben  aber  alle  das  Gemein- 
same, dass  die  intramoleculare  Wärme,  also  die  Dissociation  herab- 
gesetzt ist. 

Die  Ansichten  über  die  letzten  Ursachen  des  Schlafes  sind  vor- 
läufig noch  Hypothesen,  über  die  sich  streiten  lässt.  Ich  habe  sie  Ihnen 
vorgetragen,  weil  in  einer  jeden  den  Thatsachen  gerechten  Hypothese 
ein  wesentliches  Motiv  des  Fortschritts  der  Wissenschaft  liegt.  Diese 
aber  wird  noch  lange  in  der  Erforschung  der  in  der  Natur  wirksamen 
Kräfte  dankbare  Aufgaben  finden.  Es  ist  ja  möglich,  dass  Naturkräfte, 
die  uns  bis  jetzt  noch  unbekannt  sind,  entdeckt  werden,  und  dass  wir 
dereinst  zum  Beispiel  selbst  die  Natur  des  immateriellen  Willens  kennen 
lernen  werden.  In  einer  Zeit  aber,  welche  wiederum  eine  psychische  Kraft, 
die  eine  actio  in  distans  hat,  wahrscheinlich  zu  machen  sucht,  und  welche 
uns  Kräfte  lehren  will,  an  deren  Erfassung  uns  die  Organisation  unserer 
Sinne  bis  jetzt  verhindert;  in  einer  Zeit,  in  der  ein  mit  den  radicalsten 
Tendenzen  auf  Umwälzung  unseres  ganzen  Naturalismus  und  Supra- 
naturalismus  auftretender  und  eine  neue  Weltreligion  dictirender  Spiri- 
tismus sich  Geltung  zu  machen  versucht;  in  einer  Zeit,  in  welcher  die 
beseelten  Atome  nach  der  Herrschaft  ringen  und  man  die  Urzelle  be- 
reits in  den  Steinen  aufgefunden  zu  haben  wähnt :  da  ist  es  nöthig. 
sich  Kühe  und  Klarheit  im  Denken  zu  bewahren. 

Als  einst  Copemicus  durch  seine  Lehre  von  der  Bewegung  der 
Erde  um  die  Sonne  die  ganze  denkende  Welt  in  Dissonanz  gebracht 
hatte  und  Galilei  für  die  neue  Lehre  in  dem  Kerker  der  Inquisition 
leiden  musste :  da  war  es  Newton,  jener  grosse  Denker  und  ebenso 
scharfsinnige  Ausleger  der  Natur,  wie  der  heiligen  Schrift,  welcher  jenes 
grosse  Princip  der  Einheit  und  der  Gleichheit  nach  Maassgabe  der 
inneren  virtuellen  Ausstattung  nachwies,  durch  welches  im  ungeheuren 
Reiche  der  Sonnen  in  Ewigkeit  Ordnung  und  Sicherheit  erhalten  wird. 
Als  der  still  gewaltige  Zug  der  Gestirne  aus  dem  Fall  des  Steins  er- 
klärt werden  konnte,  da  musste,  wie  Meyer  sagt,  die  Empfindung  jenes 
ewigen  Bandes    der  Brüderlichkeit,    das    uns   mit    allen  Welten  unseres 


—    283    — 

Sonnenvaterlandes  verbindet,  uns  einen  hohen  idealischen  Kuhepunkt 
gewähren. 

Auch  in  unserer  Zeit,  die  die  höchsten  Fragen  des  Seins  spielend 
lösen  zu  können  wähnt,  bedarf  es  für  die  Naturwissenschaften  jenes 
ruhenden  Pols,  den  die  Vernunft  uns  bietet,  wenn  sie  an  die  Stelle 
eines  metaphysischen  Erkennens  mechanische  Einsicht  setzt  und  da 
Eesignation  übt,  wo  Wissen  und  Beweisführung  unmöglich  wird. 

Wie  aber  auch  in  der  Folge  die  Würfel  fallen  mögen  in  der  Wissen- 
schaft, stets  möge  für  uns,  für  diese  Stätte  und  unsern  Verein  die  eine 
Richtschnur  als  die  berechtigte  gelten : 

Das  ernste,   lautere  Streben  nach  Erkenntniss   der  Wahrheit! 


■  der 


Protocoll 


der 


19.  Versammlung  der  Sectionen  des  Vereins  für  Naturkunde 

zu  Rüdesheini. 


Den  14.  October  1877. 

Herr  Landrath   Fonck  war  durch  die  Massnahmen  in  Geisenheim 

wegen  der  Rinderpest  so  in  Anspruch  genommen,  dass  er  nicht  an- 
wesend sein  konnte.  Herr  Präsident  v.  Wurmh  eröffnet  die  Versamm- 
lung und  ertheilt  Herrn  Diltey  das  Wort  zur  Begrüssung  der  Ver- 
sammelten. Herr  Diltey  hegrüsst  die  Versammlung  im  Namen  der 
Stadt  Rüdesheim. 

Der  Vereinssecretär,  Herr  Professor  Dr.  Kirschbaum,  ergreift 
das  Wort  zur  Ausführung  des  geschäftlichen  Theües.  Dr.  Koch  refe- 
rirt  im  Auftrage  von  Bergmeister  Wenckenbach  über  die  Fort- 
schritte der  mineralogischen  und  geologischen  Section,  gleichzeitig  über 
die  paläontologische.,  der  er  vorsteht.  H.  V  ig  euer  referirt  über  die 
botanische  Section,  Professor  Dr.  Kirschbaum  über  die  zoologische 
Section  und  hebt  die  schöne  Arbeit  von  Dr.  v.  Hey  den  hervor. 

Auf  Antrag  von  Professor  Dr.  Kirschbaum  wird  für  den  Ort  der 
nächsten  Versammlung  Limburg  a.  d.  Lahn  bestimmt  und  Herr  Justiz- 
rath  Hilf  als  Geschäftsführer  ernannt.  Auf  Zusatzantrag  von  Dr.  Koch 
wurde  Donnerstag  nach  Pfingsten  als  Zeit  der  Zusammenkunft  bestimmt. 

Angemeldete  Vorträge:  Herr  Dr.  Bertkau  spricht  über  die  Ent- 
deckung der  9  von  Eresus  quadriguttatus  und  zeigt  cf  und  9  lebend 
vor  und  anknüpfend  an  ein  in  dem  Vortrage  von  Dr.  Bertkau  er- 
wähnten Käfer-Vorkommens  macht  Herr  Hauptmann  Dr.  v.  Heyden 
Mittheilung  über  Asida  grisea. 

Herr  Dr.  v.  Hoff  mann    spricht  über  Structuren   der  Nieren  von 

Säugethieren. 


—    285    - 

Herr  Dr.  Cavet  über  Selaginella,  und  zwar  speciell  über  den 
Keimungsprocess,  unter  Vorzeigung  von  lebenden  Pflanzen. 

Herr  Dr.  Bischof  über  das  Vorkommen  von  Bauxit  an  der  Dorn- 
burg bei  Hadamar  mit  32  °/o  AI2O3. 

Herr  Dr.  Müller  aus  Geisenbeini  über  Erscheinungen  beim  Ge- 
frieren der  Pflanzen. 

Herr  Vi  gener  aus  Hiebrich  berichtet  sodann  über  die  nassauische 
Phanerogamenflora  des  Vereinsgebietes  und  fordert  zu  Notizen  und  Bei- 
trägen zur  Ergänzung  der  Flora  sowie  Rosa-  und  Kubus- Arten  auf. 

Herr  Neuss  aus  Wiesbaden  spricht  über  Verfälschung  von  Nali- 
nmgs-  und  Genussmittel. 

Dr.  C.  Koch  über  die  geologischen  und  orographischen  Verhält- 
nisse in  der  Umgebung  von  Rüdesheim. 

Von  drei  Vorträgen  sind  genaue  Mittheilungen  eingelaufen  und 
folgen  hierbei. 

Ein  sehr  schönes  Essen  vereinigte  die  Mitglieder  noch  bis  zur 
Abfahrt. 

Dr.    Koch. 


Ueber  Selaginella  und  den  Keimungsprocess.  Von  Dr.  Cavet. 

Herr  Dr.  Cavet  zeigte  Keimpflänzchen  von  Selaginella  Krauseana 
vor.  erwähnte  dabei  die  Befruchtungsverhältnisse  der  geschlechtlichen 
Generation  und  gab  eine  Beschreibung  des  Baues  der  Selaginellenpflanze ; 
als  Beispiel  zeigte  er  die  durch  ihre  mächtigen  Wurzelträger  interes- 
santen Selaginella  Mortensis  compacta  vor.  Nach  seinen  Beobachtungen 
sind  alle  Selaginellen,  die  starke  und  viele  Wurzelträger  bilden,  wie 
z.  B.  Selaginella  Mortensis,  Selaginella  apoda,  Selaginella  denticulata, 
weniger  geneigt  zur  Bildung  von  Sporocistenständen,  als  die  Arten  mit 
weniger  Wurzelträgern,  wie  z.  B.  Selaginella  pubescens,  Selaginella 
Krauseana  etc.;  letztere  seien  nur  bei  trockener  Luft  und  Witterung 
zum  Fruchtansatz  zu  bringen. 


Ueber  das  Vorkommen  von  Bauxit  in  Nassau.    Ton  Dr.  Bischof. 

Herr  Dr.  Bischof  sprach  über  ein  Vorkommen  von  Bauxit  in 
Nassau,  diesem  natürlichen  bis  jetzt  nur  an  vereinzelten  Punkten  auf- 
gefundenen   und    zu    Thonerdepräparaten    wie   feuerfesten    Zwecken    ge- 


286 


schätzten  Thonerdehydrate,  welches  nach  seiner  ersten  Fundstelle  hei 
Baux  im  südlichen  Frankreich  Bauxit  und  nach  der  in  der  Wochein  in 
Krain  Wocheinit  genannt  worden.  Gemäss  den  in  der  Literatur  be- 
kannten Fundstätten  ist  die  in  Rede  stehende  die  erste,  welche  im 
deutschen  Reiche  nachgewiesen.  Nach  vielem  mehrjährigem  Suchen  unter 
verschiedenen  Eisenerzen  in  hiesigen  Sammlungen  wie  in  den  Gruben, 
gelanges  endlich  durch  die  freundliche  Vermittelung  des  Herrn  Troost 
in  Wiesbaden  den  Fund  zu  machen.  Das  neue  Mineral  kommt  vor  bei 
dem  Dorfe  Mühlbach  unfern  Hadamar,  in  einem  schwachen  Lager  im 
Eisenstein-Grubenfelde  des  Herrn  J.  Siebert  jr.  in  Hadamar,  wo  es 
an  einem  Bachufer  zu  Tage  tritt. 

Nachdem  durch  vergleichende  Prüfungen  mit  einem  bekannten  Bauxit, 
dessen  mehr  unmittelbare  Erkennungszeichen  genauer  ermittelt  worden, 
worunter  die  hervorragende  Thonerdemenge  und  deren  Kennzeichen  zuerst 
immer  in  die  Augen  fallen  mussten  und  später  unter  verschiedenen 
Proben  die  einfache  Nachweisung  des  bedeutenden  Glühverlustes 
einen  zutreffenden  Anhalt  gab,  wurde  schliesslich  durch  die  quantitative 
Bestimmung  des  Thonerde-  wie  Kieselsäuregehaltes  von  mir  festgestellt, 
dass  man  es  mit  einem  eigentlichen  d.  h.  wenig  Kieselsäure-  wenn  auch 
stark  eisenhaltigen  Bauxit  zu  thun  hatte. 

Hierauf  wurde  dann  zur  vollständigen  chemischen  Analyse  ge- 
schritten, welche  in  dem  Laboratorium  der  Töpfer-  und  Ziegler-Zeitung 
zu  Berlin  von  Herrn  Chemiker  Carl  Holthof  ausgeführt  worden, 
deren  Ergebniss  ich  hier  mittheile.  In  der  aus  einem  Kgr.  Material 
sorgsam  bereiteten  Durchschnittsprobe,  welche  bei  112°  C.  getrocknet 
und  durch  Erhitzen  mit  Schwefelsäure  aufgeschlossen  worden,  wurde 
gefunden : 

Thonerde 32,46 

Kieselsäure  (chemisch  gebunden)    .     .     .  6,68 

Magnesia 0,44 

Kalk sehr  geringe  Spuren 

Eisenoxyd 38,94 

Kali 0,43 

Natron 0,21 

Gangart  und  Sand 0,73 

Phosphorsäure 0,27 

Glühverlust 19,90 

100,06 


—    287     — 

Der  vorliegende  Bauxit,  welcher  aus  wallnuss-  bis  eigrossen,  theils 
dichten,  leberartigen,  und  theils  zerfressenen,  feinlöcherigen  und  äusser- 
lich  mitunter  abgerundeten  Roll  stücken  von  rothbrauner  Farbe  be- 
steht  —  gehört  zu  den  thonerdeärmereu  und  an  Eisenoxyd  reicheren. 


Ueber    das    Gefrieren    und    Erfrieren    der    Pflanzen. 
Von  Dr.  H.   Müll  er-Thurgau. 

Diese  beiden  Erscheinungen  sind  streng  auseinander  zu  halten ;  denn 
nicht  immer  bedingt  das  Gefrieren  ein  Erfrieren.  Die  Untersuchungen 
des  Vortragenden  beziehen  sich  vorläufig  hauptsächlich  auf  den  Vorgang 
des  Gefrier  ens  und  haben  Resultate  ergeben,  durch  welche  die  ge- 
wöhnliche Ansicht  über  das  Erfrieren  widerlegt  wird.  Nach  dieser  er- 
frieren nämlich  die  Pflanzen,  weil  das  in  den  Zellen  entstehende  Eis 
deren  Wandungen  zerreisst.  Die  vorgenommenen  Versuche  haben  jedoch 
gezeigt,  dass  beim  Gefrieren  das  Eis  gar  nicht  in  den  Zellen  sich 
bildet,  sondern  zwischen  denselben  in  den  sogen.  Intercellularräumen . 
Hier  entstehen  Drusen  von  Eiskrystallen,  die  auf  Schnitten  durch  ge- 
frorene saftige  Pflanzentheile  auch  dem  unbewaffneten  Auge  sichtbar 
sind.  Diese  Krystalle  bestehen  aus  reinem  Wasser,  das  während  des 
Gefrierens  aus  den  Zellen  herausgewandert  ist.  Die  Zellen  selbst  werden 
hierbei  keineswegs  verletzt  und  sogar  diejenigen,  welche  direct  an  die 
Eiskrystalle  angrenzen,  sind  nach  sorgfältigem  Aufthauen  des  Pflanzen- 
theils unverletzt  und  lebend. 

Wird  ein  gefrorener  Pflanzentheil  auf  noch  niederere  Temperatur 
gebracht,  so  tritt  noch  mehr  Wasser  aus  den  Zellen  heraus  und  die 
Krystalldrusen  werden  grösser. 

Dass  die  Pflanzen  nicht  bei  0°,  sondern  erst  bei  2—3°  Kälte  ge- 
frieren, hat  seinen  Grund  darin,  dass  das  Wasser  nicht  in  reiner  Form 
in  der  Pflanze  sich  findet,  sondern  als  Salzlösung  und  sodann  die  ersten 
Krystallisationsvorgänge  in  capillaren  Schichten  (in  den  Intercellular- 
räumen auf  der  Aussenwand  der  Zellen)  auftreten.  Für  die  Mitwirkung 
des  letzteren  Factors  spricht  besonders  der  eigenthümliche  Gang  der 
Temperatur  innerhall)  gefrierender  Pflanzentheile.  Dem  Obigen  ent- 
sprechend gefrieren  saftige  Pflanzentheile  bei  geringeren  Kältegraden 
als  wasserarme. 

Das  Erfrieren   oder  der  Tod  durch  Kälte  wird   nun  gewöhnlich 


—    288    — 

nicht  durch  das  Gefrieren,  sondern  durch  ein  zu  schnelles  Aufthauen 
der  gefrorenen  Pflanzen  herbeigeführt.  Es  lässt  sich  dies  leicht  nach- 
weisen, indem  man  von  zwei  gleichen  Pflanzen,  die  bei  gleicher  Tem- 
peratur gefroren  sind,  die  eine  plötzlich  in  ein  geheiztes  Zimmer  bringt, 
die  andere  dagegen  in  einem  kalten  Zimmer  allmälig  aufthauen  lässt. 
Meist  wird  letztere  Pflanze  am  Leben  bleiben,  während  erstere  erfroren 
ist.  Der  Grund  dieser  Erscheinung  liegt  wohl  darin,  dass  beim  lang- 
samen Aufthauen  das  Protoplasma  der  Zellen  das  Wasser,  welches  durch 
die  allmälig  schmelzenden  Eiskrystalle  geliefert  wird,  ohne  Nachtheil 
wieder  in  sich  aufnehmen  kann.  Bei  plötzlichem  Erwärmen  schmilzt 
dagegen  das  gebildete  Eis  rasch,  die  durch  das  Gefrieren  sozusagen 
ausgetrockneten  Zellen  nehmen  das  entstehende  Wasser  zu  schnell  in 
sich  auf,  wodurch  leicht  Structurveränderungen  innerhalb  der  Zellen 
stattfinden  können,  die  den  Tod  herbeiführen. 

Mehrere  praktische  Verfahren,  Pflanzen  vor  dem  Erfrierungstod  zu 
schützen,  können  geradezu  als  Belege  für  die  Ansicht  dienen,  dass  das 
Erfrieren  meist  durch  ein  zu  schnelles  Aufthauen  herbeigeführt  wird, 
und  dass  man  die  Pflanzen  durch  langsames  Aufthauen  am  Leben  er- 
halten kann.  Gefrorener  Kohl,  Buben,  Kartoffeln  werden  von  Land- 
wirthen  dadurch  gesund  erhalten,  dass  man  sie  auf  Haufen  wirft  und 
dadurch  ein  schnelles  Aufthauen  verhindert.  Dasselbe  wird  bezweckt, 
wenn  man  gefrorene  Aepfel,  Gemüse  etc.  in  eiskaltes  Wasser  bringt. 
Gärtner  retten  oft  im  Freien  stehende  gefrorene  Pflanzen,  indem  sie 
auf  dieselben  durch  Begiessen  mit  Wasser  eine  Eiskruste  bilden,  die 
zuerst  schmelzen  muss,  bevor  die  Wärme  in  das  Innere  der  Pflanze  ein- 
dringen kann.  In  derselben  Weise  mag  wohl  der  auf  die  Bosenstämm- 
chen  geworfene  Schnee  die  Pflanzen  vor  dem  Erfrieren  schützen. 

In  gewissen  Fällen  wird  der  Tod  sehr  wahrscheinlich  durch  das 
Gefrieren  selbst  herbeigeführt.  Es  lässt  sich  nämlich  denken,  dass  durch 
das  Gefrieren  bei  sehr  niederen  Temperaturen  den  Zellen  zu  viel  Wasser 
entzogen  wird  und  in  Folge  dessen  chemische  Umsetzungen  innerhalb 
der  Zelle  stattfinden,  die  den  Tod  derselben  herbeiführen.  Pflanzen,  die 
bei  —  5  °  gefroren,  durch  langsames  Aufthauen  am  Leben  erhalten  wer- 
den können,  sind  z.  B.  oft  unrettbar  verloren,  wenn  man  sie  bei  — 15° 
gefrieren  lässt. 

Es  kann  unter  ganz  besonderen  Umständen  das  Erfrieren,  d.  h.  der 
Tod  durch  Kälte  herbeigeführt  werden,  ohne  dass  ein  Gefrieren  voraus- 
ging. Wenn  man  z.  B.  zur  Winterszeit  in  einem  ungeheizten  Zimmer 
Topfpflanzen  am  Fenster  stehen  hat  und  es  scheint  Morgens  die  Sonne 


15 


—    289     - 

auf  dieselben,  so  verdunsten  die  rasch  erwärmten  Blätter  viel  Wasser. 
Die  in  der  kalten  nur  langsam  wann  werdenden  Erde  befindlichen 
Wurzeln  liefern  nur  wenig  Wasser  in  den  obererdigen  Theil  der  Pflanze 
und  es  kann  diese  leicht  durch  dieses  Missverhältniss  zu  Grunde  gehen. 
Manche  hierher  gehörige  Vorgänge,  wie  z.  B.  das  Absterben  tropischer 
Pflanzen,  bei  Temperaturen  über  0  °  sind  in  ihrem  Wesen  noch  ziemlich 
unbekannt  und  bedürfen  noch  eingehender  Untersuchungen. 


Jahrb.  d.  nas8.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  19 


Protocoll 


der 


20.  Versammlung  der  Sectionen  des  Vereins  für  Naturkunde 

zu  Limburg  a.  d.  Lahn. 


Den  15.  Juni  1878. 

Die  Sitzung,  welche  in  der  Aula  der  höheren  Bürgerschule  statt- 
fand, begann  nach  Begrüssung  der  Versammlung  durch  Herrn  Justizrath 
Hilf  von  Limburg,  unter  dem  Vorsitze  des  wirklichen  Geheimen  Rathes 
v.  De  eben  Excellenz  von  Bonn,  mit  den  Vorträgen  der  Sections- 
vorsteher  über  die  Thätigkeit  der  einzelnen  Sectionen. 

Es  berichtete  zunächst  der  Ktfnigl.  Landesgeologe,  Herr  Dr.  Carl 
Koch  von  Wiesbaden,  als  Vorsteher  der  paläontologischen  Section, 
sodann  Herr  Apotheker  Dr.  V  i  g  e  n  e  r  von  Biebrich  als  Vorsteher  der 
botanischen  Section  und  zuletzt  Herr  Professor  Dr.  K  i  r  s  c  h  b  a  u  m  von 
Wiesbaden  als  Vorsteher  der  zoologischen  Section. 

Auf  Vorschlag  des  letztgenannten  Referenten  ehrte  sodann  die  Ver- 
sammlung das  Andenken  an  das  dem  Vereine  und  speciell  der  zoolo- 
gischen Section  durch  den  Tod  entrissenen  verdienstvollen  Mitgliedes, 
des  Herrn  Professors  S  c  h  e  n  c  k  von  Weilburg  durch  Erheben  von  den 
Sitzen. 

Zu  der  auf  Freitag  nach  Pfingsten  einstimmig  in  Biebrich  a.  Rh. 
beschlossenen  nächstjährigen  Versammlung  ward  Herr  V  i  g  e  n  e  r  mit 
dem  Rechte  der  Cooptation  als  Geschäftsführer  ernannt. 

Hierauf  folgten  die  wissenschaftlichen  Vorträge: 

Herr  Dr.  Letzerich  aus  Braunfels  sprach  über  Krankheit  er- 
regende Pilze. 

Herr  Dr.  Vigener   aus  Biebrich  über    das  Keimen  der  Pflanzen. 

Herr  Director  Wer n her  aus  Limburg  berichtete  über  das  Vor- 
kommen der  Diamanten  in  Südafrika. 


Herr  wirklicher  Geheime  Rath  v.  Dechen  besprach,  unter  Vorlage 
der  neuen  Generalstabskarte,  das  Basalt-  und  Trachytvorkommen  des 
Westerwaldes  und  Rheingebietes,  in  Beziehung  zu  den  tertiären  Ab- 
lagerungen. 

Herr  Geheime  Rath  Beyrich  aus  Berlin  machte  sodann  Mitthei- 
lung  über  die  Beziehungen  der  vulkanischen  Thätigkeit  in  unseren 
Gegenden  zu  den  vulkanischen  Erscheinungen  am  Südabfalle  der  Alpen. 

Herr  Landesgeologe  Dr.  Koch  endlich  berichtete  über  tertiäre  und 
Diluvial-Kiesablagerungen  des  Mainzer  Beckens  und  des  Lahnthaies  in 
der  Umgegend  von  Limburg  sowie  über  Löss  ;  letzterer  Punkt  veran- 
lasste den  Vorsitzenden  über  Verbreitung  sowie  über  Entstehung  des 
Lösses.  insbesondere  nach  der  Ansicht  des  Freiherrn  v.  R  i  c  h  t  h  o  v  e  n , 
einige  Bemerkungen  anzuknüpfen. 

Hierauf  erfolgte  Schluss  der  Versammlung. 

Die  Schriftführer: 
Dr.   Zimmermann    und   Ulrich. 


19* 


Protocoll 


der 


21.  Versammlung  der  Sectionen  des  Vereins  für  Naturkunde 

zu  Biebrich. 


Den  8.  Juni  1879,  Vormittags  91/*  Uhr. 

Auf  Vorschlag  des  Herrn  Apothekers  Vi  gen  er,  welcher  die  Ge- 
schäftsführung für  die  diesjährige  Sectionsversammlung  übernommen 
hatte,  wurde  Herr  Geheime  Hofrath  Dr.  Fresenius  von  Wiesbaden 
zum  Vorsitzenden  und  der  Unterzeichnete,  Lehrer  L  e  o  n  h  a  r  d  daselbst, 
zum  Schriftführer  ernannt. 

Nachdem  der  Vorsitzende  die  zahlreiche  Versammlung  begrüsst 
hatte,  gedachte  er  des  Verlustes,  den  der  Verein  durch  den  Tod  eines 
seiner  langjährigen  Vorstandsmitglieder,  des  Herrn  Professors  Dr.  Neu- 
bauer, erlitten  und  hob  hervor,  dass  derselbe  von  allen,  die  ihn  ge- 
kannt, als  ausgezeichneter  Charakter  und  tüchtiger  Forscher  geschätzt 
und  geliebt  wurde,  der  mit  grossem  Wissen  die  seltene  Gabe  verband, 
sich  in  neuen  Fächern  rasch  zu  orientiren,  der  als  wahrer  Jünger  der 
Wissenschaft  stets  nach  dem  Idealen  gestrebt  und  der  in  dem  beson- 
deren Fache,  dem  er  sich  in  den  letzten  Jahren  vorzugsweise  gewidmet, 
der  Chemie  des  Weines,  als  eine  Autorität  ersten  Banges  gegolten  habe, 
dessen  früher  Tod  desshalb  ein  Verlust  für  die  Wissenschaft  sei.  Die 
Versammlung  ehrte  das  Andenken  des  Verstorbenen  durch  Erheben  von 
den  Sitzen. 

Bei  der  hierauf  vorgenommenen  Wahl  der  Sectionsvorsteher  wurden 
die  seitherigen  wiedergewählt,  mit  Ausnahme  des  Herrn  Bergmeisters 
Wenckenbach,    an  dessen  Stelle  Herr  Bergrath   Giebeler  trat. 

Als  Vorsteher   für  die   verschiedenen    Sectionen    fungiren    demnach 


—    293 

Herr  Professor  Dr.  Kirschbaum  für  die  zoologische,  Herr  Apotheker 
Eigener  für  die  botanische,  Herr  Bergrath  Giebeler  für  die  minera- 
logische und  endlich  Herr  Landesgeologe  Dr.  Koch  für  die  paläon- 
tologische Section. 

Der  Vorschlag  des  Herrn  Vereinssecretärs,  als  Ort  für  die  nächste 
Sectionsversammlung  St.  Goarshausen  zu  bestimmen,  wurde  einstimmig 
angenommen  und  zum  Geschäftsführer  Herr  Director  Hildenbrandt 
daselbst  in  Aussicht  genommen.  Die  Bestimmung  der  Zeit,  in  welcher 
die  Versammlung  stattfinden  soll,  ob  in  der  Pfingstwoche  oder  später, 
bleibt  dem  Vorstande  überlassen. 

Die  Reihe  der  wissenschaftlichen  Vorträge  eröffnete  Herr  Major 
Alexander  v.  Homeyer  mit  einem  Vortrage  über  die  Gruppe  der 
Singvögel  im  Allgemeinen  und  über  die  Sänger  im  Besonderen.  Die 
ganze  Gruppe,  gekennzeichnet  durch  den  Singmuskelapparat,  gehört  zu 
der  Hauptgruppe  der  Nesthocker,  im  Gegensatz  zu  der  anderen  Haupt- 
gruppe —  der  Nestflüchter.  Nachdem  der  Redner  hervorgehoben,  dass 
trotz  des  genannten  Apparats  bei  den  rabenartigen  Vögeln  von  Sanges- 
gabe nicht  viel  zu  reden  sei,  ging  er  speciell  zu  der  Gruppe  der  eigent- 
lichen Sänger  über  und  kennzeichnete  die  Familien,  welche  sich  inner- 
halb der  engen  Gruppe  anatomisch  mehr  oder  weniger  scharf  unter- 
scheiden, speciell  biologisch  je  nach  der  Eigenthümlichkeit  der  Oert- 
lichkeit  des  bezüglichen  Lebensaufenthaltes. 

Als  erste  Gruppe  wurden  die  Erd-  oder  Edelsänger  (Humicola) 
hingestellt,  welche  hauptsächlich  auf  dem  bebuschten  Boden  ihrer  Nah- 
rung nachgehen  und  diese  vornehmlich  von  der  Erde  selbst  auflesen. 
Die  langen  Tarsen  ihrer  Beine  befähigen  sie  zum  schnellen  und  ge- 
schickten Laufen.  Hierher  gehören  die  Nachtigall  (Lusciola  luscinia), 
der  Sprosser  (L.  philomela),  das  Blau-  und  Rothkehlchen  (L.  suecia 
und  L.  rubecula),  sowie  der  Wald-  und  Hausrothschwanz  (Ruticilla 
phoenicurus  und  R.  titys),  wobei  gleichzeitig  bemerkt  wurde,  dass  letz- 
tere Species  erst  seit  1811  von  Nordafrika  durch  Spanien  gehend,  als 
europäischer  Vogel  betrachtet  wird,  der  auch  heute  noch  den  Drang 
hat,  sich  weiter  nordwärts  zu  schieben. 

Die  sogenannten  Grasmücken  (Sylvia)  rechnete  Redner  zur  zweiten 
Gruppe.  Die  Vertreter  derselben  reihen  sich  in  Bezug  auf  edle  Körper- 
form und  Gesangestüchtigkeit  der  Edelgruppe  würdig  an;  vermöge 
ihrer  kurzen  Tarsen  gehören  sie  aber  nicht  dem  Boden,  sondern  dem 
eigentlichen  Gebüsche  an.  Als  Hauptrepräsentanten  sind  zu  nennen: 
Der  Meistersänger  (S.  orphea),  die  Gartengrasmücke  (S.  hortensis),  der 


—    294    — 

Mönch  (S.  atricapiila),  die  Dorngrasmücke  (S.  cinera)  und  das  Müller- 
chen  (S.  garrula). 

Eine  Schwester  dieser  Gruppe  und  derselben  sehr  ähnlich,  aber 
gekennzeichnet  durch  nackte  Augenlider  und  staffeiförmigen  Schwanz 
ist  die  dritte  Gruppe,  die  Strauchsänger  (Dumeticola),  welche  durch 
ihren  lieblichen  Gesang  die  wenig  bewachsenen  und  bebuschten  Felsen 
des  Mittelmeergebiets  auf  das  Angenehmste  beleben.  Der  Gesang  ist 
nicht  so  umfangreich,  als  bei  den  Mitgliedern  der  zweiten  Gruppe,  aber 
lieblich  und  zart.  Wir  nennen  als  hierher  gehörend:  den  schwarzköpfigen 
Buschsänger  (D.  melanocephala),  den  Bardischen  Buschsänger  (D.  Sarda) 
und  den  zu  Ehren  des  Frankfurter  Naturforschers  Dr.  Kupp  eil  ge- 
nannten Rüppell'schen  Buschsänger  (D.  Küppelli). 

Zur  vierten  Gruppe  gehören  die  Laubsänger  (Phyllopneuste),  durch- 
weg kleine,  zarte,  grüne  Vögel,  welche  hauptsächlich  die  Laubkronen 
unserer  Auenwaldungen  bewohnen  und  theilweise  die  Fähigkeit  haben, 
mit  ihrer  starken  Stimme  den  Gesang  anderer  Vögel  nachzuahmen,  wess- 
halb  sie  den  Namen  Spötter  erhielten.  In  erster  Linie  wäre  hier  der 
gelbe  oder  Gartenspötter  (Ph.  hypolais),  der  vielzüngige  Spötter  (Ph. 
polyglotta)  und  der  Olivenspötter  (Ph.  olivetorum)  zu  nennen. 

Wenn  schon  die  vorhergehende  Gruppe  wegen  ihres  Baues,  nament- 
lich wegen  des  spitzen  Schnabels  und  des  seitwärts  zusammengedrückten 
Kopfes  und  Leibes  besonders  geeignet  ist  zum  Durchschlüpfen  des  Laub- 
dickichts,  so  ist  dies  bei  der  letzten  Gruppe,  den  Bohrsängern  (Cala- 
moherpe)  noch  viel  mehr  der  Fall.  Um  diese  Thierchen  besonders  ge- 
eignet zu  ihrem  Leben  im  Bohre  zu  machen,  hat  sie  die  Natur  auf 
Kosten  des  Flugvermögens  mit  langen  Beinen  ausgestattet,  so  dass  die- 
selben im  Falle  der  Gefahr  sich  nicht  viel  aufs  Fliegen  einlassen,  sun- 
dern das  Weite  durch  schnelles  Laufen  und  Klettern  durch  die  Kohr- 
halme  zu  erreichen  suchen.  Wir  haben  es  hier  auch  mit  einigen  guten 
Sängern  zu  thun,  welche  unsere  Wiesen-  und  Wasserlandschaften  früh 
Morgens  mit  Tagesanbruch  und  Abends  mit  Sonnenuntergang  im  Verein 
mit  Fröschen  und  andern  Wasserbewohnern  auf  das  Eigenartigste  be- 
leben. Der  Drosselrohrsänger  (C.  turdoides),  wie  ferner  der  Sumpfrohr- 
sänger (C.  palustris)  und  endlich  der  Schilfrohrsänger  (C.  phragmitis) 
verdienen  hier  genannt  zu  werden.  Im  engeren  Anschluss  und  auch 
anatomisch  und  biologisch  zu  dieser  Gruppe  gehörig,  wurden  die  Schwirr- 
sänger (Locustella)  angeführt,  welche  durch  ihre  eigenartigen  mono- 
tonen Schwirrgesänge  auf  das  Eigenthümlichste  das  Schwirren  der 
grossen  Heuschrecken  wiedergeben. 


295 


Zum  Schlüsse  erwähnte  der  Redner  noch  der  Nachbargruppen, 
welche,  wenn  auch  nicht  zu  den  eigentlichen  Sängern  gehörend,  durch 
ihre  Gesänge  Feld,  Wald  und  Au  vortheilhaft  beleben,  wie  z.  B.  der 
auch  im  schneeigen  Winter  singende  Zaunkönig  (Troglodytes  parvulus), 
die  Goldhähnchen  (Eegulus),  die  Steinschmätzer  (Saxicolae),  die  Bach- 
stelze  (Motacilla)  und  vor  allen  die  den  Wald  und  unsere  Gärten  be- 
lebenden Drosseln  (Turdus)  und  die  Lerchen  (Alauda),  die  Sängerinnen 
des  Feldes  und  die  Beleberinnen  des    öden,  sandigen  Nadelholzgebietes. 

Den  zweiten  Vortrag  hielt  Herr  Dr.  H.  Müller-Thu  rgau, 
Vorstand  der  Versuchsstation  in  Geisenheim.  Derselbe  sprach  über  die 
Bedeutung  des  Stickstoffs  für  das  Leben  der  Pflanzen.  In  erster  Linie 
zeigte  Vortragender,  dass  das  Protoplasma  der  Zelle  der  eigentlich 
lebende  Theil  derselben  ist  und  dass  dasselbe  bei  der  Theilung  der 
Zellen  sowie  bei  deren  Wachsthum  die  Hauptrolle  spielt.  Sodann  besprach 
er  die  chemische  Zusammensetzung  der  Kohlenhydrate  (Stärke,  Zucker, 
(Vllulus.i,  sowie  des  Protoplasmas  resp.  die  dasselbe  bildenden  Eiweiss- 
Btoffe.  Diese  letzteren  enthalten  bekanntlich  ausser  den  Elementen  der 
Kohlenhydrate  noch  Stickstoff  und  geht  also  schon  hieraus  die  hohe 
Bedeutung  des  Stickstoffs  für  das  Leben  der  Pflanze  hervor,  da  ohne 
dieses  Element  kein  Eiweiss,  also  auch  kein  Protoplasma  und  somit 
kein  Leben  bestehen  kann. 

Während  man  sicher  weiss,  dass  die  Kohlenhydrate  nur  in  den 
grünen  Theilen  (Blättern)  der  Pflanzen  unter  dem  Einfluss  von  Licht 
aus  Kohlensäure  und  Wasser  gebildet  werden  können,  ist  man  über  den 
Ort  der  Eiweissbildung  noch  im  Ungewissen.  Aus  einer  grossen  Anzahl 
von  Versuchen,  die  Vortragender  zur  Entscheidung  dieser  Frage  unter- 
nommen, will  er  nur  einige  auswählen  und  im  Anschluss  an  die  obigen 
Betrachtungen  mittheilen. 

Bekanntlich  wurde  durch  genaue  Versuche  festgestellt,  dass  die 
Pflanze  den  freien  Stickstoff  der  Atmosphäre  sich  nicht  nutzbar  machen 
kann,  um  aus  Kohlenhydraten  Eiweissstoffe  herzustellen;  sie  kann  den 
Stickstoff  nur  in  gebundener  Form  als  Ammoniak  oder  salpetersaures 
Salz  verwenden,  und  zwar  nimmt  sie  diese  Salze  durch  die  Wurzeln 
aus  dem  Boden  auf.  Wenn  nun  Eiweissbildung  nur  in  den  Blättern 
vor  sich  gehen  könnte,  so  müssten  die  aus  dem  Boden  aufgenommenen 
Stickstoffverbindungen  zuerst  in  die  Blätter  wandern  und  die  Wurzeln 
müssten  alles  zu  ihrem  Wachsthum  nothwendige  Eiweiss  von  dorther 
beziehen. 

In  den  Versuchen    wurden   in   destillirtem  Wasser  junge    Pflanzen 


296    — 

von  Mais,  Weinstock  etc.  gezogen.  Zu  einem  bestimmten  Zeitpunkte 
wurden  bei  allen  Pflänzchen  sämmtliche  Wurzeln,  bis  auf  zwei  gleich 
grosse,  entfernt  und  die  Pflanzen  so  aufgestellt,  dass  die  eine  Wurzel 
in  eine  Nährstofflösung  mit  Stickstoff,  die  andere  in  eine  solche  ohne 
Stickstoff  tauchte. 

Werden  nun  die  Eiweissstoffe  nur  in  den  grünen  obererdigen  Theilen 
der  Pflanze  gebildet,  so  hat  die  Wurzel,  welcher  Stickstoff  geboten 
wird,  keinen  Vortheil  vor  der  andern ;  das  Wachstlium  der  beiden  wird 
sich  ziemlich  gleich  bleiben,  weil  für  beide  sowohl  Kohlenhydrate  als 
Eiweissstoff  aus  derselben  Quelle,  nämlich  aus  den  Blättern,  herwan- 
dern müssen.  Können  dagegen  auch  in  den  Zellen  der  Wurzeln  aus 
Kohlenhydraten  und  unorganischen  Stickstoffverbindungen  Eiweissstoffe 
gebildet  werden,  so  kann  die  in  stickstoffhaltige  Lösung  tauchende  Wurzel 
dies  vielleicht  durch  eine  erhöhte  Wachsthumsenergie  zeigen,  da  sie  ja 
direct  aus  den  in  ihr  befindlichen  Kohlenhydraten  Eiweiss  herstellen 
und  die  Masse  des  vorhandenen  Protoplasmas  vermehren  kann. 

Die  Versuche  zeigten  nun,  dass  die  in  stickstoffhaltige  Nährstoff- 
lösung getauchten  Wurzeln  bedeutend  rascher  wuchsen,  als  die  in  stick- 
stofffreier Lösung  und  namentlich  die  Anlage  von  Nebenwurzeln  eine 
reichlichere  war.  Dasselbe  Resultat  ergaben  Versuche,  bei  denen  die 
Wurzeln  in  Töpfe  mit  ausgeglühtem  und  ausgewaschenem  Sand  hinein- 
wuchsen. Der  eine  Topf  wurde  mit  stickstoffhaltiger,  der  andere  mit 
stickstofffreier  Nährlösung  begossen. 

Es  ist  bei  der  grossen  Zahl  von  Versuchen  nicht  denkbar,  dass 
durch  Zufall  immer  diejenige  Wurzel  in  stickstoffhaltige  Lösung  kam, 
die  vielleicht  auch  sonst  schneller  gewachsen  sein  würde;  es  wurden 
aber  dennoch,  um  ein  solches  Eintreffen  auszuschliessen,  eine  Reihe  von 
Versuchen  angestellt,  in  denen  zuerst  die  eine  Wurzel  (a)  in  stickstoff- 
haltiger Lösung  sich  befand,  die  andere  (b)  in  stickstofffreier.  Nach 
zwei  Tagen  wurden  die  Zuwachse  beider  Wurzeln  sammt  denen  ihrer 
Nebenwurzeln  genau  gemessen  und  nun  die  Wurzel  a  in  stickstofffreie, 
die  Wurzel  b  in  stickstoffhaltige  Lösung  getaucht;  nach  zwei  Tagen 
wurde  wieder  gemessen  und  die  Lösungen  gewechselt  etc.  Auch  in  diesen 
Versuchen  zeigten  immer  die  in  stickstoffhaltiger  Lösung  befindlichen 
Wurzeln  ein  ausgiebigeres  Wachstlium. 

Diese,  sowie  eine  Reihe  anderer  Versuche  machen  es  höchst  wahr- 
scheinlich, dass  auch  in  den  Zellen  der  Wurzeln  aus  Kohlen- 
hydraten und  unorganischen  Stickstoffverbindungen 
Eiweissstoffe    gebildet    werden    können, 


297     — 

Nach  einer  kurzen  Pause  wurden  die  Verhandlungen  wieder  auf- 
genommen und  von  Seiten  der  Sectionsvorsteher  Bericht  über  die  Thätig- 
keit  der  einzelnen  Sectionen  erstattet.  Der  Vorsteher  der  mineralogischen 
Section  war  nicht  erschienen,  wesshalb  der  Bericht  über  dieselbe 
unterblieb. 

Zunächst  nahm  Herr  Professor  Dr.  Kirschbaum  das  Wort  und 
hob  hervor,  dass  in  der  zoologischen  Section.  wie  auch  früher,  recht 
wacker  gearbeitet  wurde,  obwohl  für  das  diesjährige  Jahrbuch  keine 
grössere  Arbeit  druckfertig  geworden  wäre. 

Herr  Apotheker  Vi  gen  er  theilt  mit,  dass  von  ihm  im  verflossenen 
Jahre  drei  für  unser  Gebiet  neue  Pflanzen  aufgefunden  worden  seien, 
nämlich:  Silene  hirsuta  (als  Flüchtling),  Solanum  villosum  und  Equi- 
setum  ramosissimum.  Von  mehreren  seltenen  Pflanzen  wurden  neue 
Standorte  angegeben  und  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  in  dem 
botanischen  Gärtchen  hinter  dem  Museumsgebäude  dermalen  über  300 
Species  meist  recht  interessanter  Pflanzen  cultivirt  würden,  wofür  Herrn 
Hofrath  Lehr,  der  sich  der  Sache  so  warm  angenommen,  der  Dank 
des  Vereins  gebühre.  Zu  erwähnen  ist  ferner  noch,  dass  während  des 
Sommers  öfters  Excursionen  gemacht  werden,  und  dass  in  den  Abend- 
sitzungen des  Vereins,  die  während  der  Wintermonate  allwöchentlich 
stattfinden,  häufig  über  botanische  Gegenstände  verhandelt  wird. 

In  Betreff  der  paläontologischen  Section  erwähnte  Herr  Landes- 
geologe Dr.  Koch  der  bedeutenden  Thätigkeit,  welche  Herr  Dr.  0. 
Böttcher  in  Frankfurt  a.  M.  entwickelt  hat  und  besprach  einige  von 
dessen  neueren,  interessanten  Forschungen. 

Nach  Erledigung  dieses  geschäftlichen  Theils  folgten  wieder  wissen- 
schaftliche Vorträge.  Zuerst  sprach  Herr  Landesgeologe  Dr.  Koch 
über  Veränderung  der  Flussläufe  durch  Erosion.  Redner  verbreitete  sich 
über  die  Verhältnisse  der  Schichtenfolgen  des  Rhein-  und  Mainthaies, 
welche  zwischen  der  Tertiärzeit  und  der  Jetzwelt  abgelagert  wurden, 
wobei  insbesondere  des  Rheindurchbruchs  bei  Bingen  gedacht  und  ver- 
schiedene Profile  als  Bestätigung  der  vorgetragenen  Anschauungen  vor- 
geführt wurden. 

Unter  Vorlegung  einer  grossen  Anzahl  Herbarien-Exemplare  von 
Cinchona -Arten  und  einer  über  120  Nummern  starken  Chinarinden- 
Sammlung  hielt  Herr  Apotheker  Vi  gener  einen  Vortrag  über  „die 
Pflanzengattung  Cinchona  und  die  Chinarinden",  in  dem  er  zuvörderst 
die  Wichtigkeit  betonte,  welche  die  Familie  der  Cinchonaceen  nicht  nur 
für   die  Botaniker,    sondern  auch    für   die  Pharmacognosten   habe,    und 


—     298     — 

dass  gerade  diese  Pflanzenfamilie  für  den  Forschungseifer  ein  anziehen- 
des Feld  gewesen  sei,  wie  auch  die  betreffende  Literatur  zeige,  die  über 
1000  Publicationen  aufzuweisen  habe,  unter  denen  die  hervorragenden 
Arbeiten  der  berühmten  Cinchonologen  von  Berger,  Wedell  und 
Howard  und  in  der  neuesten  Zeit  die  Studien  von  Dr.  0.  Kuntze 
ganz  besonderer  Erwähnung  verdienten.  Es  folgten  nun  geschichtliche 
Notizen  über  die  Cultur  der  Cinchonaceen,  Mittheilungen  über  die  geo- 
graphische Verbreitung  derselben  in  ihrer  eigentlichen  Heimath,  Süd- 
Amerika,  sowie  über  die  Cinchona-Culturen  der  Holländer  auf  Java  und 
der  Engländer  am  Himalaja.  Die  verschiedenen  Arten  wurden  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  des  Gehaltes  an  dem  werthvollsten  Alcaloid 
,, Chinin"  mit  einander  verglichen  und  die  Vorsehläge  und  Erfahrungen, 
die  man  behufs  Vermehrung  des  Chiningehalts  gemacht,  erwähnt.  Dann 
ging  Redner  näher  auf  die  von  Kuntze  aufgestellten  vier  Hauptarten 
„Cinchona  Weddelliana  0.  Kuntze,  C.  Pavoniana  0.  Ktze.,  C.  Howar- 
diana  0.  Ktze.  und  C.  Pahudiana  Howard  ein  und  besprach  die  grosse 
Menge  der  Hybriden,  welche  wir  bei  Cinchona  häufiger  als  die  Stamm- 
formen antreffen.  An  der  Hand  von  Herbarien-Exemplaren  wurden  dann 
die  unterscheidenden  Merkmale  vorgeführt  und  ganz  besonders  der  Bau 
der  Blüthe  und  der  Frucht  erklärt.  Zum  Schluss  sprach  Vortragender 
den  Wunsch  aus,  dass  die  auf  Erfahrungen  beruhenden  Vorschläge 
Kuntze's,  nach  welchen  gerade  die  Hybriden  und  besonders  die  un- 
regelmässigen  Hybriden,  d.  h.  solche  durch  Befruchtung  einer  Art  mit 
Pollen  eines  Bastards  entstandenen,  die  chininreichsten  Binden  lieferten, 
in  den  Culturen  auf  Java  und  am  Himalaja  befolgt  werden  und  von 
bestem  Erfolge  begleitet  sein  möchten.  Erzielt  man  chininreichere  Binden, 
so  wird  selbstredend  der  Werth  des  Chinins  fallen  und  so  das  hoch- 
wichtige Medicament  auch  in  den  Fieberherden  der  Tropen  zur  allge- 
meinen Anwendung  kommen  und  hunderte  von  unbemittelten  Kranken 
vom  jähen  Tode  retten. 

Da  die  Zeit  bereits  ziemlich  vorgeschritten  und  nach  den  Vorträgen 
noch  eine  Demonstration  verschiedener  optischer  Instrumente  in  Aussicht 
genommen  war,  so  war  Herr  Professor  Dr.  Kirschbaum  genöthigt, 
seinen  Vortrag  über  ,, Krokodilschädel"  sehr  zu  kürzen,  wesshalb  nur 
das  Wichtigste  über  den  Bau  desselben  und  die  charakteristischen 
Unterscheidungsmerkmale  bei  den  drei  Arten,  nämlich  Krokodil,  Alli- 
gator und  Gavial,  an  den  vorgelegten  Schädeln  demonstrirt  werden 
konnte. 

Herr  Optiker  Hänsch  aus  Berlin  hatte  einen  neuen  Apparat  zur 


-  -    299 

Untersuchung  auf  Farbenblindheit,  einen  Polarisationsapparat  und  einige 
Mikroskope  ausgestellt  und  gab  die  nöthigen  Erläuterungen.  Sämmt- 
ücho  Instrumente  fanden  den   Beifall  der  Versammlung. 

Nach  Beendigung  der  ebenso  interessanten  als  reichhaltigen  Tages- 
ordnung wurde  die  Sitzung  gegen  2  Uhr  geschlossen,  nachdem  der 
Vorsitzende  der  Versammlung  für  die  zahlreiche  Betheiligung  seinen 
Dank  ausgesprochen  hatte. 

Die  für  Montag  den  9.  Juni  in  Aussicht  genommene  Excursion 
nach  Freienweinheim  und  den  Gaualgesheimer-Kopf,  musste  der  ungün- 
stigen Witterung  wegen,  unterbleiben. 

Leon  h  a  r  d. 


Jahresbericht, 


erstattet  an  die  Generalversanimlunff  am  22.  Deeember  1877 


Professor  Dr.  Kirschbaum. 

Secretär  des  Vereins  und  Inspector  des   naturhistorischen  Museums. 


Meine   Herren! 

Ich  habe  Ihnen  nach  den  Bestimmungen  unserer  Statuten  zuerst 
über  die  Thätigkeit  und  die  Verhältnisse  unseres  Vereins  für  Natur- 
kunde während  des  verflossenen  Jahres,  des  48.  seit  seiner  Gründung, 
zu  berichten. 

Von  unserem  Jahrbuch,  Jahrgang  XXIX/XXX  ist  der  Druck  be- 
endigt und  wird  dasselbe  demnächst  in  ihre  Hände  gelangen.  Es  ent- 
hält, 31  Bogen  stark,  ausser  den  bereits  namhaft  gemachten  Arbeiten, 
namentlich  der  358  Seiten  starken  Arbeit  des  Herrn  Hauptmann  z.  D. 
Dr.  v.  Heyden  über  die  Käfer  von  Nassau  und  Frankfurt,  die  Analyse 
der  warmen  Quelle  zu  Assmannshausen  von  Herrn  Geheimen  Hofrath 
Dr.   Fresenius   und  Vereinsnachrichten. 

Die  wissenschaftlichen  Abendsitzungen  sind  im  letzten  Winter  bis 
Ende  Mai  regelmässig  wöchentlich  fortgeführt,  von  da  an  während  des 
Sommers  nur  an  jedem  ersten  Freitag  des  Monats,  vom  October  an 
wieder  wöchentlich  gehalten  worden.  Ein  sehr  reiches  Material  natur- 
wissenschaftlicher Gegenstände  ist  in  denselben  zur  Verhandlung  ge- 
kommen und  sind  die  zahlreichen  Besucher  sehr  befriedigt  durch  die- 
selben gewesen.  Die  ungezwungene  Form  der  Versammlungen  hat  wesent- 
lich beigetragen,  sie  beliebt  zu  machen  und  werden  dieselben  in  der 
bisherigen  Weise  auch  ferner  Freitag  Abends  8  Uhr  in  einem  der 
kleineren  Säle  des  Casinogebäudes  abgehalten  werden. 


301     — 

Die  Mittwochsvorträge  im  Museumssaale  sind  durch  Herrn  Dr.  II. 
Fresenius  fortgesetzt  worden,  der  an  mehreren  Abenden  die  Flamme 
und  ihr  Wesen  behandelte  und  durch  zahlreiche  Experimente  erläuterte, 
sowie  durch  Herrn  Major  v.  Homeyer  zu  Mainz,  der  über  die  Cuanzo- 
Expedition  in  Westafrika  sprach,  deren  Leiter  er  gewesen.  Auch  im 
laufenden  Winter  werden  dieselben  stattfinden  und  zunächst  Herr  Landes- 
geologe Dr.  Koch  am  9.  Januar  das  Leben  im  Mainzer  Tertiärmeer 
und  auf  dessen  continentaler  Umgebung  behandeln.  Weitere  Vorträge 
sind  bis  jetzt  zugesagt  von  den  Herren  Dr.  med.  v.  Hoff  mann, 
Apotheker  Neuss,  Professor  Dr.  Neubauer,  Apotheker  V  i  g  e  n  e  r 
und    m  i  r. 

Die  für  Homburg  anberaumte  Versammlung  der  Sectionen  des 
Vereins  für  1876  konnte,  da  der  in  Diez  dafür  bestimmte  Tag  nicht 
zweckmässig  gewählt  war,  nicht  wie  bestimmt  war,  abgehalten  werden; 
sie  wurde  desshalb  in  diesem  Jahre  am  13.  Mai  nachgeholt.  Der  um- 
sichtigen Leitung  des  dafür  ernannten  Comite's,  bestehend  aus  den 
Herren  Curdirector  Schultz-Leitershofen,  Polizeidirector  Schaff- 
ner, Oberförster  Freiherr  v.  Huene,  Geheime  Sanitätsrath  Dr.  Fried- 
lieb und  Gas-  und  Wasserdirector  Trapp,  ist  es  wesentlich  zu  danken, 
dass  sie,  die  erste,  die  in  dieser  früher  nicht  zum  Gebiet  des  nassauischen 
Vereins  gehörenden  Stadt  gehalten  wurde,  so  wohl  gelungen  war,  dass 
wir  wohl  bald  wieder  in  Homburg  uns  versammeln  werden. 

Die  19.  Versammlung  der  Sectionen  fand  am  14.  October  zu 
Rüdesheim  unter  dem  Vorsitz  des  Vereinsdirectors  Herrn  Regierungs- 
präsidenten v.  Wurmb  statt  und  hatte  wieder  wie  bei  der  von  1871 
Herr  Landrath  Fonck  die  Geschäftsführung  übernommen.  Sie  war  recht 
zahlreich  besucht  und  verlief  ebenfalls  in  der  allerbefriedigendsten  Weise. 

Für  das  nächste  Jahr  ist  Limburg  gewählt  und  als  Termin 
Donnerstag  nach  Pfingsten  bestimmt. 

Geschenke   erhielt  das  Museum  im  Jahre  1877: 

Von  Herrn  Regierungsrath  v.  Reichen  au  Pernis  apicorus  Lim.  9, 
Wespenbussard. 

Von  Herrn  Oberlieutenant  a.  D.  v.  Marillac  Pica  caudata  L.  cf 
ad.,  Elster,  und  Picuncanus  L.  cf,  Grauspecht;  ferner  Ortygometra 
Porzana  L.,  punktirtes  Rohrhuhn,  Schierstein. 

Von  Herrn  Verlagsbuchhändler  Bischkopff  Amadina  striata  var. 
alba,  weisses  japanisches  Mövchen  und  Platycercus  haematonotus  Gould., 
Siegsittich.  Neuholland. 


-    802    — 

Von  der  städtischen  C  u  rli  aus -Di  rec  tion  Cygnus  plutonia 
Sh.,    schwarzer  Schwan    und  Cygnus  Olor  L.   sp.    juv.,  Höcker-Schwan. 

Von  Herrn  P  h.  Kunz  dahier  ein  abnormes  Hühnerei. 

Von  Herrn  Th.  Groehde  Mineralien  aus  der  Mammuthshöhle  in 
Kentucky  nebst  einem  augenlosen  Fisch  und  Krebs. 

Vom  Gymnasiasten  v.    Grass    verkieseltes  Holz. 

Von  Herrn  Premier-Lieutenant  L  e  h  r  zu  Celle  Versteinerungen 
aus   der  Gegend  von  Metz. 

Von  Herrn  Apotheker  Neuss  Mucanna  prariens  und  einige  andere 
Präparate. 

Ausserdem  erhielten  wir  lediglich  g&g^n  Ersatz  der  Auslagen  (circa 
•r)0  Mk.)  von  Herrn  Bildhauer  Thomas  zu  Berlin:  Siehe  f.  S. 


Angekauft    wurden  im  Jahre  1877:    Von  den  Herren   Frank 
und  Gr.    Schneider: 

I.  Säugethiere: 

Cuscus  maculatus,  Neu-Guinea. 

Dercopsis  Mülleri,  Neu-Guinea. 

Centeies  ecaudatus  Illig.  und  Scelett,  Mauritius. 

Otospermophilus  Bercheyi,  Californien. 

II.  Vögel: 

Platycercus  personatus,  Fidschi-Inseln. 
Otis  aurita  cT,  Indien. 

Ptilorhynchus  Cuccoides  Temm.,  Neu-Guinea. 
Carpophaga  Pinon  ri\  Arve-Inseln. 
Chrysoena  Victor  cT  et  9,  Fidschi-Inseln. 
Chrysoena  luteovirens  cf,  Fidschi-Inseln. 
Columba  (Goura)  Victoria,  Neu-Guinea. 
Acryllium  vulturinum  cf,  Afrika. 
Anas  hyperboreus  Pall.,  Californien. 
Pica  Nuttalli  And.,  Californien. 

III.  Reptilien: 

Macrochelys  Temminckii  Gray,  Mississippi. 

In  Weingeist: 
Menopoma  alleghaniensis  Hartl.   Pennsylvanien. 
Siren  lacertina,  S.  Karolina. 
Monobranchus  lateralis  Say.  Mississippi. 


Boa 


IV.  Conchylien: 

Ungefähr  200  Stück  aus  Mauritius,  aus  Californieri  und  vom 

Kaukasus. 

Y.    Insekten: 

Eine  Suite  aus  Japan. 

V I .  C  r  u  s  t  a  c  e  e  n  : 

-i  Species  von  der  Insel  Mauritius. 

VII.  Radiaten: 

5  Species  vod  der  Insel   Mauritius. 

VIII.  Kurallen: 

ca.  8  Species. 

IX.  Gyps- Abgüsse   von  Bildhauer  Thomas   zu  Berlin: 

Statue  des  Gorilla,  Troglodytes  Gorilla,  West -Afrika. 
Büste  des  Orang-utan,  Simia  satyrus,  nebst  2  Händen  und 

1  Fuss,  Borneo. 

Büste  des  Chimpansen  „Molly",  Troglodytes  niger  9,  nebst 

2  Händen  und  2  Füssen,  West -Afrika. 

Büste  des  Chimpansen  „Pauline",  Troglodytes  niger  9,  nebst 
1  Hand  und  1  Fuss. 

Aufgestellt    wurden: 

Eine  Anzahl  als  Geschenke  eingegangener  einheimischer  Vögel. 

Die  in  1876  angekauften  Säugethiere  *)  und  Vögel. 

Revision  der  Museums-Sammlungen  der  höh.  Thiere; 

desgleichen  der  Insekten-Sammlungen ; 

desgleichen  der  Weingeist-Sammlungen ; 

der  Fische,  Reptilien  und  Crustaceen. 

Die  in  diesem  Jahre  angekauften  Korallen  und  Crustaceen. 

Unsere   Schriftentauschverbindungen    haben    sich    wieder    erweitert. 
Hinzugekommen  sind: 

der  naturwissenschaftliche  Verein  zu  Aussig, 

das  mährische  Gewerbe-Museum  zu  B  r  ü  n  n  , 

die  Academv  of  Natural  Sciences  zu  Davonport,  Jowa, 


N)  Lichanotus  Indri  Illig.,  Madagascar.     Moschus  moschiferus  L.,  Tibet. 


—    304    — 

der  k.  mathematisch-physicalische  Salon  zu  Dresden. 

die  naturforschende  Gesellschaft  zu  Leipzig, 

der  Verein  für  Naturkunde  in  Oesterreich  oh    der  Euns  zu  Linz. 

der  Director  of  the  Mint  zu  Washington. 

Die  Gresammtzahl  dieser  Verbindungen  beträgt  jetzt  274. 

Als  Geschenke  für  unsere  Bibliothek  sind  Schriften  eingegangen 
von  den  Herren :  Dr.  B  ö  1 1  g  e  r  zu  Frankfurt,  Dr.  Drechsler  zu 
Dresden,  Dr.  Hüll  zu  Albany,  Dr.  Ha y den,  U.  St.  Geologist  zu 
Washington,  Dr.  Koch,  Landesgeologe  zu  Wiesbaden,  Dr.  Müller, 
Professor  zu  Münden. 

Ausserdem  erhielten  wir  heute  von  Herrn  v.  Barr  an  de  in  Prag 
eine  Fortsetzung  seines  so  überaus  werthvollen  Werkes  über  das  siluriska 
System  Böhmens. 

Von  wirklichen  Mitgliedern  sind  dem  Verein  seit  der  letzten  General- 
versammlung durch  Sterbfall  entrissen  worden: 

Herr  Backer,  Lehrer,  zu  St.  Goarshausen. 

»  Beyer,  Forstmeister  a.  D.,  zu  Mittelheim. 

»  Bertrand,  Medicinalassessor,  zu  Langenschwalbach. 

»  Dr.  Haas,  Obermedicinalrath.  zu  Wiesbaden. 

»  Lade,  Oscar,  zu  Geisenheim. 

»  Martin,  Schreinermeister,  zu  Wiesbaden. 

»  Müller,  Fr.,  Hoflieferant,  zu  Eltville. 

»  Nadouceur,   Major  a.  D.,  zu  Diez. 

»  Dr.  Pagen  Stecher,  Arzt,  zu  Soden. 

»  Philippi,  Hofschlosser,  zu  Wiesbaden. 

»  Schuh  mann,   Apotheker,  zu  Weilburg. 

»  Stahl,  Schulinspector,  zu  Eschborn. 

»  Vietor,  Bergrath,  zu  Neuwied. 

»  Will,  Geheime  Rath,  zu  Homburg. 

»  v.  Zangen,  Forstmeister,  zu  Battenberg. 

Ausgetreten  sind: 

Herr  Adler,  Consul,  zu  Frankfurt. 

»     Barth,  Assessor,  zu  Diez. 

»     Dr.  Bau  mann,  Arzt,  zu  Schlangenbad. 

»     Becker,  Kentier,  zu  Wiesbaden. 

»     Drexel,  Hütteningenieur,  zu  Braubach. 

»     Freudenberg,  Kentier,  zu  Wiesbaden. 


—    305    — 

Herr  Friede  mann,  Amtsgerichtssecretär,  zu  Höchst. 

»  Dr.  Genth,  Arzt,  zu  Wiesbaden. 

»  Geis,  Lehrer,  zu  Ems. 

»  Greiss,  Buchdruckereibesitzer,  zu  Wiesbaden. 

»  H  a  n  i  e  1 ,  zu  Düsseldorf. 

»  Heu  sing,  Verwalter,  zu  Wellmich. 

»  Holz,  Director  der  Adolphshütte,  zu  Dillenburg. 

»  Dr.  Kuhn,  Schulinspector,  zu  Wiesbaden. 

»  Langhans,  Hüttendirector,  zu  Höchst. 

»  L  u  n  z ,  zu  Sterkrade. 

»  M  e  n  c  k  e ,  Oberförster,  zu  Wasselnheim. 

»  Müller,  Bernhard,  zu  Eltville. 

»  Riehl,  Hausverwalter,  zu  Schlangenbad. 

»  Schelle nberg,  Geh.  Finanzrath,  zu  Münster. 

»  St  oll,  Major,  zu  Diez. 

Eingetreten  sind: 

Herr  Baldus,  Steuerinspector,  zu  Eüdesheim. 

»     Becker,  G.,  Botaniker,  zu  Bonn. 

»  Bergeat,  Assistent  am  chemischen  Laboratorium,  zu  Wies- 
baden. 

»     Dr.  Berle,  F.,  Banquier,  zu   Wiesbaden. 

»     Dr.  Bertkau,  Privatdocent,  zu  Bonn. 

»  v.  Bertouch,  Kammerherr  und  Regierungsrath,  zu  Wies- 
baden. 

»     Bim ler,  Kaufmann,  zu  Wiesbaden. 

»     Dr.  med.  v.  Bodemeyer,  zu  Wiesbaden. 

»     Bott,  Bürgermeister,  zu  Eltville. 

»     Brömme,  Fr.,  Rentier,  zu  Wiesbaden. 

»     Bücher,  Kreisgerichtsrath  a.  D.,  zu  Wiesbaden. 

»     Crass,  Bürgermeister,  zu  Erbach. 

»  Czech,  Fürstlich  Metternich'scher  Inspector,  zu  Schloss 
Johannisberg. 

»     Dietrich,  J.  B.,  Schaumweinfabrikant,  zu  Rüdesheim. 

»     Effel berger,  Lehrer  der  höh.  Bürgerschule,  zu  Wiesbaden. 

»     Eisenkopf,  Lehrer  der  Vorbereitungsschule,  zu  Wiesbaden. 

»     Fievet,   Gutsbesitzer  auf  Keltershausen  bei  Ehrenbreitstein. 

»  Dr.  med.  Fried  lieb,  Geheimer  Sanitätsrath,  zu  Homburg. 
Geisenhayner,  Gymnasiallehrer,  zu  Kreuznach. 


Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXIJ. 


20 


—     306    — 

Herr  Griebe ler,    Lieutenant    im    rheinischen    Jägerbataillon,    zu 
Zabern. 

»  Herber,  Hauptmann  a.  D.,  zu  Wiesbaden. 

»  Dr.  med.  v.  Hoffmann,  Arzt,  zu  Wiesbaden. 

»  Dr.  Hofs,  Hof-Intendant,  zu  Erbach. 

»  Hopmann,  Kreisgerichtsdirector,  zu  Wiesbaden. 

»  Freiherr  v.  Huene,  Oberförster,  zu  Homburg. 

»  Jung,  Steph.,  Weinhändler,  zu  Rüdesheim. 

»  Kilian,  Lehrer  der  höh.  Töchterschule,  zu  Wiesbaden. 

»  Kirchhof  er,  Rentier,  zu  Wiesbaden. 

»  Kopp,  Rud.,  Fabrikant,  zu  Oestrich. 

»  Krayer,  Maschinenfabrikant,  zu  Johannisberg. 

»  Dr.  Freiherr  v.  P  e  1  s  e  r  -  B  e  r  e  n  s  b  e  r  g ,  zu  Wiesbaden. 

»  Freiherr  v.  Ritter,  Carl,  zu  Rüdesheim. 

»  Saalmüller,  Oberstlieutenant  a.  D.,   zu  Frankfurt. 

»  Schaffner,  Polizeidirector,  zu  Homburg.  1 

»  Schlichter,  Oberamtsrichter,  zu  Eltville.  I 

»  Dr.  med.  Scheidt,  zu  Homburg.  I 

»  Schmitthenner,  Oberlehrer,  zu  Wiesbaden. 

»  Schnabel,  Hugo,  Rentner,  zu  Wiesbaden. 

»  Seh  nie  wind,  Steuerrath  a.  D.,  zu  Wiesbaden. 

»  Schultz-Leitershofen,    Curdirector,  zu  Homburg. 

»  St  eng,  Optiker,  zu  Homburg. 

»  Freiherr  v.  Swaine,  zu  Wiesbaden. 

»  v.  Thompson,  Oberst,  zu  Wiesbaden. 

»  Trinius,  Rentier,  zu  Wiesbaden. 

»  Freiherr  v.  Wangenheim,  Hauptmann,  zu  Homburg. 

Durch  diese  Aenderungen    stellt   sich  die  Zahl   unserer  dermaligen 
wirklichen  Mitglieder  auf  386. 


Verhandlungen 


der 


Generalversammlung  am  22.  December  1877,  Abends  6  Uhr. 


Nach  Eröffnung  der  Generalversammlung  durch  den  Herrn  Ver- 
einsdirector  trug  der  Secretär  des  Vereins  und  Museums-Inspector 
Dr.  Kirschbaum  den  Jahresbericht  vor.  Hierauf  folgten  die  Be- 
richte der  Sectionsvorsteher.  Auf  Antrag  des  Herrn  Begierungsrath 
Sartorius    wurde  der  bisherige  Vorstand  einstimmig  wieder  gewählt. 

Den  Vorstand  bilden  demnach: 

Herr  Regierungspräsident  v.  Wurmb,  Director. 
»     Professor  und  Museumsinspector  Dr.  Kirschbaum,  Secretär 

des  Vereins  und  Vorsteher  der  zoologischen  Section. 
»     Hofrath  Lehr,  ökonomischer  Commissär. 
»     Kechnungsrath  Petsch,  Cassirer  und  Eechner. 
»     Professor  Dr.  Neubauer. 
»     Geheime  Bergrath  Odern heime r. 
»     Landesgeologe   Dr.    Koch,  Vorsteher   der   paläontologischen 

Section. 
»     Apotheker  Vigener,  Vorsteher  der  botanischen  Section. 
»     Bergmeister  Wenckenbach,  Vorsteher  der  mineralogischen 

Section. 

Darauf  folgte  ein  Vortrag  des  Herrn  Landesgeologen  Dr.  Koch 
über  geologische  Kartirung  in  ihren  Principien,  Zwecken  und  gegebenen 
Mitteln. 


20* 


Jahresbericht, 


erstattet  an  die  Generalversammlung  am  21.  December  1878 


Professor  Dr.  Kirschbaum, 

Secretär  des  Vereins  und  Inspector  des  naturhistorischen  Museums. 


Meine   Herren! 

Den  Statuten  unseres  Vereins  entsprechend  ist  der  Bericht  über 
die  Thätigkeit  und  die  Verhältnisse  unseres  Vereins  für  Naturkunde 
während  des  verflossenen  Jahres,  des  49.  seit  seiner  Gründung,  der 
Gegenstand  meiner  Worte. 

Da  mit  dem  Schluss  des  nächsten  50.  Jahres  das  erste  halbe  Jahr- 
hundert des  Bestehens  unseres  Vereins  seinen  Abschluss  erreicht,  so 
liegt  es  in  unserer  Absicht,  diesen  Zeitpunkt  durch  eine  Semisäcular- 
feier  festlich  zu  begehen  und  werden  wir  im  bevorstehenden  Frühjahr 
die  nöthigen  Vorkehrungen  hierzu  berathen  und  in's  Werk  setzen. 
Namentlich  gedenken  wir  den  nächsteil  Jahrgang  unserer  Jahrbücher 
als  Festschrift  erscheinen  zu  lassen  und  fordern  hiermit  zu  recht  reichen 
Beiträgen  dazu  auf.  Zugesagt  sind  uns  bereits  ausser  anderem  eine 
Anzahl  von  Quellenanalysen  von  Herrn  Geheimen  Hofrath  Dr.  Fre- 
senius und  eine  grössere  zoologisch-paläontologische  Arbeit  von  Herrn 
Landesgeologen  Dr.  Koch. 

Die  wissenschaftlichen  Freitagssitzungen  des  Vereins  haben  wieder 
ein  sehr  bedeutendes  Material  von  naturwissenschaftlichen  Gegenständen 
zur  Verhandlung  gebracht,  zahlreichen  Besuch  gefunden  und  recht  be- 
lebte Discussionen  veranlasst.  Sie  haben  im  vorigen  Winter  bis  Ende 
.  April  fortgedauert  und  sind  in  diesem  mit  dem  1.  November  wiedep 
begonnen  worden.     Im  Sommer  wurden  sie  durch  sehr  besuchte  natur- 


309 


wissenschaftliche  Excursionen  ersetzt.  So  haben  sich  diese  Anfangs  nur 
jrersuchsweise  unternommenen  A.bendsitzungen  als' die  Zwecke  unseres 
Vereins  wesentlich  fördernd  bewiesen  und  es  hat  zu  ihrem  Gedeihen 
die  ungezwungene  Form  derselben  wesentlich  mitgewirkt. 

Die  Mittwochsvorträge  im  Museumssaale  haben  in  ausgedehnterer 
Weise  als  in  den  letzten  Wintern  stattgefunden.  Es  haben  die  Herren 
Landesgeologe  Dr.  K  o  c  h  über  das  Leben  im  Mainzer  Tertiärmeer  und 
auf  dessen  continentaler  Umgebung,  Herr  Dr.  med.  v.  Hoff  mann 
über  das  menschliche  Stimmorgan  mit  besonderer  Beziehung  auf  Gesang, 
Herr  Landesgeologe  Dr.  Koch  über  Skizzen  aus  der  Baukunst  der 
Thiere,  Herr  Apotheker  Neuss  über  einige  für  das  praktische  Leben 
wichtige  Pflanzen-  und  Thierstoffe  (Conserven,  Arzneien  und  Riech- 
stoffe), Herr  Professor  Dr.  Neubauer  über  Weinverbesserung  und 
Weinverfälschung,  Herr  Dr.  Cavet  über  Pflanzenwachsthum  und  Pflan- 
Benbewegung  und  Herr  Apotheker  Vigener  über  Physiognomik  der 
Pflanzen  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Kryptogamen  gesprochen 
und  ihre  Mittheilungen  durch  vortreffliche  Demonstrationen  begleitet. 
Auch  für  diesen  Winter  sind  wieder  eine  Anzahl  interessanter  Vorträge 
in  Aussicht  gestellt,  die  bald  nach  Neujahr  beginnen  werden. 

Die  20.  Versammlung  der  Sectionen  unseres  Vereins  fand  unter 
der  trefflichen  Geschäftsführung  der  Herren  Justizrath  Hilf,  Berg- 
assessor Giesler  und  Bergmeisterei -Accessist  a.  D.  Stipp ler  am 
15.  Juni  in  Limburg  unter  dem  Vorsitz  unseres  langjährigen  Ehren- 
mitgliedes, Herrn  Geheimen  Raths  v.  Dechen,  Excellenz,  statt  und 
bot  unter  zahlreichem  Besuch,  namentlich  auch  von  auswärts,  recht 
reiche  naturwissenschaftliche  Mittheilungen  dar.  Eine  grössere  Excur- 
sion  nach  den  Eislagern  der  Dornburg  bei  Hadamar,  die  für  den  fol- 
genden Tag  in  Aussicht  genommen  war,  konnte  wegen  Ungunst  der 
Witterung  nicht  ausgeführt  werden. 

Die  nächste  Versammlung  der  Sectionen  wird  am  8.  Juni  des  be- 
vorstehenden Jahres  in  Bie brich  gehalten  werden  und  hat  Herr 
Apotheker  Vigener  die  Geschäftsführung  übernommen. 

Geschenke  erhielt  das  naturhistorische  Museum  im  Jahre  1878: 

Von  Herrn  Regierun gsrath  v.  Reich enau  Falco  Tinnunculus  cT 
juv.,  Schierstein;  Milvus  niger  9,  Schierstein  und  Mergus  albellus  d" 
Schierstein. 

Von  Herrn  Apotheker  Cäsar  in  Catzenelnbogen  Falco  subbuteo 
L.  cf ,  Catzenelnbogen. 


—    310    — 

Von  Herrn  Oberförster  Flindt  Strix  Otus  cT,  Wiesbaden  und 
Picus  major  L.  9. 

Von  Herrn  Regierungsrath  v.  Bertouch  Strix  flammea  juv.,  Wies- 
baden. 

Von  Herrn  Hofrath  Lehr  Fringilla  astrilda  L.  sp.,  Afrika. 

Von  Herrn  Oberlieutenant  v.  Marillac  Picus  canus  Gmel.  rf, 
Grünspecht. 

Von  Herrn  Oberforstmeistcr  v.  Grass  ein  Nest  von  der  Goldamsel 
Oriolus  Galbula  L. 

Von  Herrn  Hofrath  Lehr  eine  kloine  Schildkröte. 

Von  Herrn  Oberlehrer  Geselschap  eine  Anzahl  Reptilien  in 
Weingeist,  Insecten  u.  s.  w.  von  Java. 

Von  Herrn  Rentner  Isenbeck  6  Species  Coleopteren,   1  Crustacee. 

Von  Herrn  Mühlenbesitzer  T  h  e  i  s  s  Pectunculus  -  Steinkerne  von 
Bingerbrück. 

Von  Herrn  Kaufmann  Herz  Steinkohle  mit  Pflanzenabdrücken. 

Von  Herrn  Dr.  Bischof  Bauxit  von  Mühlbach  bei  Hadamar. 

Vom  Verein  für  nass.  Alte  rthumsk und e  eine  exotische 
Frucht. 

Angekauft  wurden  im  Jahre  1878: 

I.  Säuget  liiere: 

Habrocebus    Diadema   Renn.    sp.  Schleiermaki,    Madagascar. 
Habrocebus  lanatus  Schreb.  (Lemur  laniger  L.  Gmel.),  Avahi, 

Madagascar. 
Dendrolagus   inustus   Schleg.    Müller,    Wakera   der   Papuas, 

Neu-Guinea. 
Dasypus  gigas  Cuv.,  Riesen-Gürtelthier,  Süd -Amerika. 
Manatus  australis  Tilesius.  Manati,  Seekuh,  atlantischer  Ocean. 
Dicranocerus  fureifer  H.  Smith.    Kabri.    Nord -Amerika. 

IL  Vögel: 

Paradisea  rubra  L.  9,  Neu-Guinea. 

Gracula  sp.,  Neu-Guinea. 

Domicella  fuscata  Blyth.  cf  et  9,  Neu-Guinea. 

Psittacus  niger  L.  (Carocopsis  vaza  Less.),  Madagascar. 

Microglossus  aterrimus  Gmel.,  Neu-Guinea. 

Dasyptilus  Pesqueti  Lep.,  Neu-Guinea. 

Tanyseptera  Carolinae,  Neu-Guinea. 


—    311    — 

Musophaga  gigantea,  West-Afrika. 
Podargus  papuensis,  Neu-Guinea. 
Eemicophaps  albifrons,  Neu-Gninea. 

Guttora  cristata,  Afrika. 

Pucrasia  Darvinii,  China. 

Grus  carunculata,  Kafferland. 

Cereopsis  Novae-Hollandiac  Lath.,  Australien. 


I 


III.  Reptilien: 

Gavialis  gangeticus  (Cranium),  Ganges. 
(Zur  Vergleichung  ist   der   schon  vorhandene   Schädel   des 
Flusskrokodils  daneben  gestellt.) 

IV.  Fische    (in  Weingeist) : 

Polypteras  Endlichen  Hcckel.,  weisser  Niel. 
Gymnarchus  niloticus  Cuv.,  weisser  Niel. 
Malapterus  electricus  Harn.,  weisser  Niel. 

Y.  Conchylien: 

Namentlich  eine  Anzahl  neuer  Genera  aus  Ecuador. 

VI.  Versteinerungen: 

Mastodon  longirostris,  Kaup.,  Eppelsheim. 
Dinotherium  giganteum,  Kaup.,  Eppelsheim. 
Carcharias  megalodon,  Kaup.,  Eppelsheim. 

Unsere    Schriftentauschverbindungen    sind    wieder    erweitert    wor- 
den durch 

den  Verein  für  Erdkunde  zu  Halle, 

den  Verein  für  Naturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns  zu  Linz, 

die    zoologische    Section    des    westfälischen    Provinzialvereins    für 
Wissenschaft  und  Kunst  zu  Münster  und 

die  American  Medical  Association  zu  Washington, 
und   hierdurch    die    Gesammtzahl    der   Schriftentauschverbindungen    auf 
277  gestiegen. 

Von  wirklichen  Mitgliedern  sind  dem  Verein  seit  der  letzten  General- 
versammlung durch  Sterbfall  entrissen  worden: 

Herr  Freiherr  v.  Bibra,  Oberforstmeister,  zu  Wiesbaden. 
»     Heinrich,  Consistorialrath  a.  ü.,  zu  Wiesbaden. 


—    312    — 

Herr  Dr.  med.  Robert,  Professor,  zu  Wiesbaden. 
Schniowind,  Steuerrath,  zu  Wiesbaden. 
Snell,  Pfarrer  a.  D.,  zu  Reicheisheim. 
Weissgerber,  Director,  zu  Giessen. 

Ihren  Austritt  haben  erklärt: 

Herr  Dr.  Ahlemoyer,  Kroisphysicus,  zu  Diez. 
»     Bock,  Generalmajor  a.  D.,  zu  Cassel. 
»     Engisch,  Telegraphendirector,  zu  Aachen. 
»     H  a  a  s  e  n ,  Kaufmann,  zu  Wiesbaden. 
»     Harr  ach,  Lehrer,  zu  St.  Goarshausen. 
»     Dr.  Mandt,  Arzt,  zu  Hadamar. 

»     Freiherr  v.  Marillac,  Ober-Lieutenant  a.  D.,  zu  Schier- 
stein. 
»     Müller,  Reallehrer,  zu  Idstein. 
»     Ohlenburger,  Reallehrer  a.  D. ,  zu  Idstein. 
»     Quentel,  Assessor  a.  D.,  zu  Wiesbaden. 
»     Varena,  Kaufmann,  zu  Oberlahnstein. 

Eingetreten  sind  dagegen: 

Herr  Dr.  Angeibis  zu  Bonn. 

»  Dr.  med.  Becker,  zu  Wiesbaden. 

»  Colli  in,  Bürgermeister,  zu  Wiesbaden. 

»  Dr.  med.  Cuntz,  zu  Wiesbaden. 

»  Dr.    Dietrich,    Kreis-    und    Departements  -  Thierarzt ,    zu 

Wiesbaden. 

»  Dr.  Fleischer,  Sanitätsrath  a.  D.,  zu  Wiesbaden. 

»  Geselschap,  Oberlehrer,  zu  Wiesbaden. 

»  Gräber,  Commerzienrath,  zu  Wiesbaden. 

»  Dr.  med.  Kranz,  zu  Wiesbaden. 

»  Magdeburg,  Rentmeister  a.  D.,  zu  Wiesbaden. 

»  Matthi essen,  E.  A.,  Rentier,  zu  Wiesbaden. 

»  Maurer,  zu  Bendorf. 

»  Mühl,  Forstmeister,  zu  Wiesbaden. 

»  v.  Normann,  Oberst  a.  D.,  zu  Wiesbaden. 

»  Dr.  Paehler,  Gymnasialdirector,  zu  Wiesbaden. 

»  Ramsthal,  Oberförsterei-Candidat,  zu  Wiesbaden. 

»  Ritter,  C,  jun.,  zu  Wiesbaden. 

»  Dr.  med.  Runge,  zu  Nassau. 


—    313 


Herr  Schellenberg,   Hof-Buchdruckereibesitzer,   zu  Wiesbaden. 
»     Schütz,  Rentier,  zu  Wiesbaden. 
»     Spiegelthal,  Generalconsul  a,  I).,  zu  Wiesbaden. 
»     Trombetta,  C,  Kaufmann,  zu  Limburg. 
»     Voll  mar,  Consul  a.  D.,  zu  Wiesbaden. 
»     Wer  n  her,  Director,  zu  Limburg. 
»     Dr.  med.  Wibel,  zu  Wiesbaden. 
»     Willi elmi,  Apotheker,  zu  Nassau. 
»     Winter,  Oberstlieutenant,  zu  Wiesbaden. 
»     Dr.  med.   Zinkeisen,  Anstaltsarzt,  Dietenmühle  bei  Wies- 
baden. 


Verhandlungen 


der 


Generalversammlung  am  21.  Docember  1878,  Abends  6  Uhr. 


Nach  Eröffnung  der  Generalversammlung  durch  den  Herrn  Vereins- 
director,  Regierungspräsidenten  v.  W  u  r  m  b ,  erstattete  der  Museums- 
Inspector  und  Vereinssecretär  Professor  Dr.  Kirschbaum  den  Jahres- 
bericht. Hierauf  folgten  die  Berichte  der  Sectionsvorsteher  Dr.  Koch, 
Apotheker  V  i  g  e  n  e  r  und  Dr.  K  i  r  s  c  h  b  a  u  m ,  sodann  ein  natur- 
wissenschaftlicher Vortrag  von  Herrn  Apotheker  Neuss  über  Nahrungs- 
und Genussmittel. 


Verhandlungen 

der 

Generalversammlung    am   20.    Decomber    1879, 

zugleich 

Jubiläumsfeier  des  50jährigen  Bestehens  des  Vereins. 


Der  Vereinsdireetor,  Herr  Regierungspräsident  von  Wurm b,  eröff- 
eete  die  Versammlung,  begrüsste  die  zahlreich  erschienenen  Mitglieder 
und  Freunde  des  Vereins  und  wies  darauf  hin,  wie  innerhalb  der  letzten 
50  Jahre  sich  ein  grossartiger  Aufschwung  der  Naturwissenschaften  ent- 
wickelt habe,  welcher  der  Gründung  und  Fortentwickelung  des  Vereins 
sehr  zu  Statten  gekommen  sei.  In  dem  von  Naturschätzen  so  reich  ge- 
segneten Nassau  sei  ein  günstiger  Boden  gegeben  gewesen,  auf  welchem 
allzeit  erfahrene  Männer  den  Zwecken  des  Vereins  in  bester  Weise  ge- 
dient hätten.  Einer  von  diesen  —  es  wurde  einer  Anzahl  der  bereits 
verstorbenen,  sowie  der  noch  lebenden  gedacht  —  sei  der  Museums- 
inspector und  Vereinssecretär  Herr  Professor  Dr.  Kirschbaum  ge- 
wesen, der  nunmehr  gerade  25  Jahre  in  dem  Verein  wirke  und  dem 
aus  Anlass  dieser  Feier  von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  in  Anbetracht 
seiner  Verdienste  der  rothe  Adlerorden  4.  Classe  verliehen  worden  sei, 
dessen  Insignien  er  demselben  überreichte. 

Hierauf  erstattete  Herr  Professor  Dr.  Kirschbaum,  welcher  aus 
Anlass  seiner  25  jährigen  Thätigkeit  im  Nassauischen  Verein  für  Natur- 
kunde von  der  Senkenberg'schen  naturforschenden  Gesellschaft  in  Frank- 
furt a.  M.  zu  ihrem  correspondirenden  und  von  der  Gesellschaft  „Natura 
artis  magistra"  in  Amsterdam  zu  ihrem  Ehrenmitgliede  ernannt  worden 
war,  einen  Bericht  über  die  50  Jahre  des  Bestehens  des  Vereins,  dem 
wir  Folgendes  entnehmen: 

Der  Nassauische  Verein  für  Naturkunde  wurde  gegen  Ende  des 
Jahres  1829  auf  Anregung  des  Oberstallmeisters  Freiherrn  A n  t o n  von 


—    316    — 

Breidbach-Bürresheim  gegründet  und  ihm  der  mittlere  Stock  des 
Museumsgebäudes  zugewiesen.  Als  erster  Director  fungirte  Herr  Geh. 
Rath  F.  A.  P.  von  A  r  n  o  1  d  i ,  während  der  damalige  Chef  des  Medi- 
cinalwesens  in  den  holländisch  -  ostindischen  Colonien,  Herr  Dr.  E.  A. 
Fritze,  sich  besondere  Verdienste  um  den  jungen  Verein  erwarb,  in- 
dem er  die  Sammlungen  durch  reiche  Geschenke,  namentlich  aus  dem 
Gebiete  der  Zoologie,  vermehrte.  Nach  dem  im  Jahre  1839  erfolgten 
Tode  beider  Männer  wurde  Dr.  Thomä  als  Secretär  des  Vereins  und 
Director  des  Museums  die  Hauptkraft  für  das  folgende  Jahrzehnt,  wäh- 
rend als  Directoren  des  Vereins  die  Herren  Freiherrn  von  Düngern 
und  von  Wintzingerode  fungirten.  Im  Jahre  1847  wurde  auf  An- 
trag des  Pharmaceuten  Franz  Rudio  in  Weilburg  die  Section  für 
Zoologie,  Botanik  und  Mineralogie  gebildet,  der  sich  später  eine  weitere 
für  Paläontologie  zugesellte.  Durch  die  dazwischen  eintretenden  Stürme 
der  Revolution  wurde  indess  die  erste  Sectionsversammlung  im  Jahre  1849 
gehalten.  Als  im  gleichen  Jahre  Dr.  T  h  o  m  ä  zum  Director  des  land- 
wirtschaftlichen Instituts  ernannt  wurde,  übernahm  Herr  Dr.  Fr  idolin 
Sandberger  das  Sekretariat  und  vereinigte  im  Jahre  1851  damit  die 
Stellung  des  Museumsinspectors.  Gegen  Ende  1854  wurde  nach  der  Be- 
rufung desselben  nach  Carlsruhe  Professor  Kirschbaum  zum  Museums- 
inspector ernannt  und  Präsident  Faber  ward  Vereinsdirector.  Ihm 
folgte  1857  Herr  Rechnungskammerpräsident  von  Wintzingerode 
und  nach  seinem  im  Jahre  1864  erfolgten  Tode  ward  Geh.  Hofrath 
Dr.  Fresenius  zum  Director  gewählt,  der  dieses  Amt  bis  zum  Jahre  1874 
mit  Auszeichnung  bekleidete,  wo  er  dasselbe  wegen  Arbeitsüberhäufung 
niederlegte  und  Regierungspräsident  von  Wurmb  an  seine  Stelle  trat. 
Der  Nassauische  Verein  für  Naturkunde  steht,  wie  die  mit  ihm 
unter  gleichem  Dache  vereinten  Vereine  für  Alterthumskundo  und  der 
Kunstverein,  nicht  auf  eigenen  Füssen,  sondern  er  erwirbt  theils  mit 
eigenen,  theils  mit  Staatsmitteln,  welch'  letztere  jetzt  das  Dreifache  der 
ersteren  botragen,  für  ein  Museum,  das  nach  der  eventuellen  Auflösung 
des  Vereins  als  Landeseigenthum  und  als  Ganzes  unzertrennt  Wiesbaden 
erhalten  bleiben  muss.  Während  die  ersten  Anfänge  desselben  einige 
fossile  Knochen  und  die  von  Gerning'sche  Insectensammlung  bildeten, 
repräsentiren  nach  50  Jahren  die  Sammlungen  einen  Werth  von  meh- 
reren Hunderttausend  Mark  und  nehmen  den  ganzen  mittleren  Stock  des 
Museumsgebäudes  ein.  Der  überwiegend  grösste  Theil  der  Stücke  ist 
von  dem  Conservator  Herrn  August  Römer  hergestellt,  welcher  sein 
Amt  mit  grosser  Gewissenhaftigkeit  und  Geschick  verwaltet. 


—    317    — 


Von  den  seit  dem  Jahre  1844  herausgegebenen  Jahrbüchern  sind 
bis  jetzt  32  Hefte  erschienen,  welche  Arbeiten  aus  den  verschiedensten 
Gebieten  der  Naturwissenschaften  enthalten.  Der  Verein  steht  mit  27f> 
Vereinen  und  Gesellschaften  in  Schriftenaustausch. 

Die  statutarische  Thätigkeit  des  Vereins  für  Anregung  und  Be- 
lebung des  Sinnes  für  Naturwissenschaften  wird  durch  die  Mittwoch 
Abends  im  Museumssaale  stattfindenden  Wintervorträge  für  Herren  und 
Damen  repräsentirt,  sowie  durch  die  seit  September  1876  im  Winter- 
semester allwöchentlich  im  Casino  abgehaltenen  naturwissenschaftlichen 
Abendunterhaltungen,  in  welchen  von  Mitgliedern  und  Gästen  meist 
kürzere  Mitteilungen  mit  anschliessenden  freien  Discussionen  und  Demon- 
strationen gemacht  werden.  Für  die  Sommermonate  treten  an  deren 
Stelle  Exemtionen  in  die  Nachbarschaft.  —  Die  Zahl  der  Vereins- 
mitglieder beträgt  dermalen  410. 

Auf  diese  Mittheilungen  des  Herrn  Vereinssecretärs  und  Jubilars 
folgte  die  Ergänzungswahl  des  Vorstandes  und  ward  von  der  General- 
versammlung die  vom  Vorstand  getroffene  Cooptation  des  Herrn  Berg- 
raths  Giebeler  (als  Vorstand  der  mineralogischen  Section),  sowie  des 
Herrn  Sanitätsraths  Dr.  Arnold  Pagenstecher  (an  Stelle  des  ver- 
storbenen Professors  Dr.  Carl  Neubauer)  und  des  Herrn  Dr.  Hein- 
rich Fresenius  (an  Stelle  des  aus  Gesundheitsrücksichten  austretenden 
Oberbergraths  Odernheime r)  bestätigt. 

Die  Reihe  der  Glückwünsche,  die  dem  Vereine  aus  Anlass  seiner 
Jubelfeier  dargebracht  wurden,  eröffnete  Herr  Oberbürgermeister  L  a  n  z , 
der  die  Sympathien  der  Einwohner  Wiesbadens  für  den  Verein  bekun- 
dete. Die  Senkenberg'sche  naturforschende  Gesellschaft  war  durch  Herrn 
Hauptmann  von  Hey  den  vertreten  und  Hess  dem  Verein  durch 
diesen  ihre  Glückwünsche  übermitteln.  Der  wirkliche  Staatsrath  Herr 
von  Bulmerincq  gratulirte  im  Namen  der  Dorpater  Naturforscher- 
Gesellschaft  und  überreichte  die  geognostische  Karte  von  Liv-,  Esth- 
und Kurland  nebst  einem  Bande  Einläuterungen  dazu  von  Professor 
Dr.  C.  Grewingk.  —  Desgleichen  gratulirte  der  Offenbacher  Verein 
durch  einen  Vertreter.  Ausserdem  waren  von  Vereinen  und  Gelehrten- 
Gesellschaften  gegen  70  Glückwunschschreiben  eingelaufen. 

Den  Schluss  der  Feier  bildete  ein  in  diesem  Jahrbuche  abgedruckter 
Vortrag  des  Sanitätsraths  Dr.  Arnold  Pagenstecher  über  Schlaf 
und  Traum. 


318 


Uebersieht  der  Erwerbungen  des  Museums  im  Jahre  1879. 

An  Geschenken   erhielt  das  Museum  im  Jahre  1879: 

Von  Herrn  W.  Nötzel  dahier  Ursus  maritimus  L.  (Cranium) 
Eishär-Schädel. 

Von  Herrn  W.  Cropp  dahier  Cervus  sp. ?  (Cranium)  Hirsch- 
schädel, aus  der  Provinz  Cordova  in  Süd -Amerika. 

Von  Herrn  Regierun  gsrath  v.  Reichen  au  dahier  Strix  Otus  L., 
Waldohreule  und  Ardea  minuta  L.,  Zwergrohrdommel. 

Von  Herrn  Gutsbesitzer  H.  v.  Koppen  dahier  Anser  segetum 
Gmel.  Saatgans  cf  und  9,  aus  Westfalen. 

Von  Herrn  Hofrath  Lehr  Nest  nebst  Ei  von  Pyrrhula  Serinus  L., 
Girlitz. 

Von  Herrn  Generalarzt  Dr.  Stödtke  dahier  ein  Vogelei  von 
Java. 

Von  Herrn  Sanitätsrath  Dr.  Arnold  Pagen  Stecher  dahier 
ein  Glaskasten  mit  22  Species  einheimischer  Schmetterlinge,  sowie  deren 
Eier,  Raupen  und  Puppen  zur  Veranschaulichung  ihrer  Entwicklungs- 
geschichte. 

Von  Herrn  W.  Giebel  er,  Lieutenant  im  rhein.  Jägerbataillon 
No.  8,  ein  Glaskasten  mit  52  Species  Käfer  aus  der  Umgegend  von 
Zabern  im  Elsass. 

Von  den  Herren  Dyckerhoff  &  Söhne  zu  Biebrich  durch  gütige 
Vermittelung  des  Herrn  Bergrathes  Giebeler  dahier  fossile  Knochen 
aus  dem  Litorinellenkalke  des  Mühlthales  bei  Wiesbaden. 

Von  Herrn  Bergrath  G  i  e  b  e  1  e  r  Septarien  und  Septarienthone  mit 
Versteinerungen  von  Flörsheim  und  Spiriferensandstein  mit  Versteine- 
rungen von  Niederwallmenach ;  ferner  Versteinerungen  aus  dem  Dach- 
schiefer von  Caub,  dabei  Orthoceras  triangularis  d'Arch.  et  Vera., 
welcher  bisher  von  dieser  Fundstelle  nicht  bekannt  war. 

Von  Herrn  Bergverwalter  Königsberger  zu  Diez  durch  gütige 
Vermittelung  des  Herrn  Bergrathes  Giebel  er  Versteinerungen  aus 
dem  Dachschiefer  bei  Diez. 

Von  den  Basaltbruchbesitzern  Herren  Stahlschmidt  &  Braun 
durch  gütige  Vermittelung  des  Herrn  Stadt-Ingenieur  Richter  dahier 
Dendriten  auf  Basalt  von  Nieder-Ohmen. 

Von  Herrn  Professor  Dr.  F  r  i  d  o  1  i  n  S  a  n  d  b  e  r  g  e  r  zu  Würzburg 
Equisitum  arenaceum  Jaeg.  sp.  Prachtstück  aus  dem  Lettenkohlen-Sand- 


—    319    — 

stein  von  Estenfeld  bei  Würzburg  und  Ceratites  semipartitus  Gäill.  von 
ausgezeichneter  Erhaltung  aus  dem  oberen  Muschelkalke  bei  Würz- 
burg-. 

Durch   Kauf  wurden  im  Jahre  1879  erworben: 

I.  Säugethiere: 

Macropus  Billiardiari,  Australien. 

II.  Vögel: 

Hieraspiza  (Astur)  tinus  Lath.,  Brasilien. 
Neomorpha  gouldii  Gray.,  Neu-Seeland. 
Cyanocorax  affinis  Pilz,  Panama. 
Ampelis  cincta  Gray.,  San  Paulo. 
Museivora  meseicana  Sei.,  San  Paulo. 
Milvulus  forficatus  Sw.,  Mexiko. 
Ehamphoceles  dimidiatus  Cufr.,  Panama. 
Peristera  Geoffroy  Sw.,  Süd-Amerika. 
Phasianus  Amlieristiae,  Ära. 
Phasianus  Reveesii,  China. 
Otis  Kori  Burch.  Sad.,  Afrika. 
Palamedea  cornuta  L.,  Süd- Amerika. 
Aptenodytes  papua,  Palklands-Inseln. 

III.  Eine  Collection  Conchylien. 


Nekrolog. 


Am  2.  Juni  1879  verlor  der  Nassauische  Verein  für  Naturkunde 
ein  Vorstandsmitglied,  dessen  Name  weit  über  die  Grenzen  seines  engeren 
Vaterlandes  berühmt  war,  den 

Professor  Dr.  Carl  Neubauer. 


Möge  es  mir  gestattet  sein,  ein  Blatt  der  Erinnerung  an  den  be- 
deutenden Gelehrten  in  diese  Jahrbücher  niederzulegen. 

Carl  Theodor  Ludwig  Neubauer  wurde  am  26.  October 
1830,  als  Sohn  eines  Kaufmanns  in  Lüchow  in  Hannover,  geboren,  wo- 
selbst er  auch  seine  erste  Schulbildung  erhielt.  Später  besuchte  er  das 
Gymnasium  in  Salzwedel  und  widmete  sich  nach  Beendigung  seiner 
Gymnasialstudien  der  Pharmacie. 

Seine  Lehrzeit  absolvirte  Neubauer  bei  Herrn  Apotheker  Sandhagen 
in  Lüchow,  arbeitete  dann  als  Gehülfe  in  der  Apotheke  des  Herrn 
J.  du  Menü  in  Wormsdorf  und  vom  Frühjahre  1852  an  in  der  des 
Herrn  Hildebrandt  in  Hannover. 

Noch  als  Apothekergehülfe  thätig,  gelang  es  ihm,  eine  von  der 
Hagen-Buchholtz'schen  Stiftung  ausgeschriebene  Preisaufgabe  zu  lösen 
und  erhielt  derselbe  den  ersten  Preis. 

Wohl  mag  dieser  Erfolg  mit  dazu  beigetragen  haben,  dass  Neu- 
bauer sich  entschloss,  fernerhin  seine  ganze  Kraft  der  Wissenschaft  zu 
widmen. 

Im  Frühjahre  1853  trat  derselbe  als  Assistent  in  das  chemische 
Laboratorium  des  Herrn  Professor  Dr.  Fresenius  in  Wiesbaden  und 
unterstützte  Letzteren  als  solcher  beim  Unterricht  der  Practikanten  bis 
zum  Frühjahre  185G. 

Von    da   an   bis    zum   Schlüsse    des  Wintersemesters    1862  —  1863 


—    321    — 

war  er  zugleich  Docent  und  von  diesem  Zeitpunkte  bis  zu  seinem  Hin- 

I     scheiden  nur  Docent  an  diesem  Laboratorium. 
Die  Hauptvorträge,  welche   er  hielt,    waren    über  theoretische  und 
organische  Chemie,  sowie  Physik  und  vorübergehend  Mineralogie,  Phar- 
makognosie und  pharmazeutische  Chemie. 

Am  1.  Juli  1856  trat  Neubauer  zugleich  in  den  Staatsdienst,  erst 
als  Accessist,  1862  als  Assessor  am  Herzoglich  Nassauischen  Finanz- 
collegium.  In  dieser  Stellung  hatte  er  ausser  Anderem  die  Münzunter- 
suchung auszuführen.  1855  wurde  er  von  der  Universität  Göttingen  zum 
Doctor  phil.  promovirt,  1864  erhielt  er  den  Titel  Professor.  Von  1855 
an  trug  er  Chemie  und  Physik  am  landwirthschaftlichen  Institut  vor 
und  zwar  bis  zu  dessen  Aufhebung  im  Jahre  1876. 

Längere  Zeit  hindurch  war  Neubauer  Mitglied  der  Prüfungscom- 
mission der  Aerzte  und  Apotheker,  sowie  Apotheker-Revisor  und  wurde 
im  Sommersemester  1868  zum  Director  der  neubegründeten  landwirth- 
schaftlichen önologischen  Versuchsstation  ernannt,  welche  Stellung  ihm 
ganz  zusagte  und  ihm  Veranlassung  zu  seinen  interessanten  und  wich- 
tigen Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Chemie  des  "Weines  gab. 

Mehrfache  ehrenvolle  Berufungen  an  Universitäten  und  landwirth- 
wirthschaftliche  Academien  sind  an  Neubauer  ergangen;  so  1864  als 
Professor  der  Pharmacie  nach  Erlangen,  1870  als  Leiter  der  önologischen 
Versuchsstation  zu  Kloster  Neuburg  bei  Wien,  1871  als  Professor  der 
Agricultur-Chemie  nach  Zürich,  1872  als  Professor  der  physiologischen 
Chemie  nach  Tübingen. 

Er  konnte  sich  aber  nicht  entschiiessen,  einem  dieser  ehrenvollen 
Aufträge  Folge  zu  leisten,  und  blieb  dem  Laboratorium  und  der  Stadt 
treu,  wo  er  seine  bedeutenden  Arbeiten  ausgeführt  hatte. 

Auch  dem  öffentlichen  Leben  widmete  Neubauer  seine  freie  Zeit 
und  war  immer  dafür  bemüht,  das  wirklich  Wahre  und  Gute  zu  fördern 
und  zu  befestigen. 

Als  Zeichen  äusserer  Anerkennung  erhielt  derselbe  den  rothen 
Adlerorden  IV.  Cl.  und  den  kaiserl.  russischen  St.  Annenorden  III.  Cl. 

Neuhauer  Hess  sich  gern  bereit  finden,  seine  wissenschaftlichen 
Forschungen  auch  weiteren  Kreisen  zugänglich  zu  machen  und  haben 
auch  die  Mitglieder  des  Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde  öfters 
Gelegenheit  gehabt,  sich  an  seinen  klaren,  dabei  aber  streng  wissen- 
schaftlich gehaltenen  Vorträgen  zu  erfreuen. 

Neuhauer  verstand  es  im  grössten  Maasse,  die  wissenschaftlichen 
Errungenschaften   in   populärer  Weise    zum   Ausdruck   zu   bringen    und 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  21 


—    322    — 

war  ein  gern  gesehener  Redner  bei  landwirtschaftlichen  Vereinen  und 
bei  Versammlungen  von  Weinproducenten  und  Weinhändlern. 

Die  schriftstellerische  Thätigkeit  Neubauer's   war  eine  sehr  grosse. 
So  sind  von  ihm  erschienen: 

1 .  Anleitung  zur  qualitativen  und  quantitativen  Analyse  des  Harns. 
I.  Auflage  1854;  VII.  Auflage  1876,  C.  W.  Kreidel's  Verlag. 
Uebersetzungen :  In's  Russische  1859  und  1875.  In's  Franzö- 
sische 1869  und  1877.  Eine  englische  veranstaltete  die  Syden- 
ham-Society. 

2.  lieber  die  Chemie  des  Weines.  Drei  Vorträge  gehalten  im  Win- 
ter 1869/70  in  Mainz,  Oppenheim  und  Oestrich  a,  Rh.  1870. 
C.  W.  Kreidel's  Verlag.  Uebersetzungen:  In's  Italienische  1871. 
In's  Ungarische  1873.  In  Amerika  nachgedruckt. 

3.  Berichterstattung  über  die  Fortschritte  der  analytischen  Chemie 
auf  dem  Gebiete  der  organischen,  der  physiologischen,  patho- 
logischen und  gerichtlichen  Chemie.  In  Fresenius'  Zeitschrift 
für  analytische  Chemie.   1.  bis  18.  Jahrgang  1862  —  1879. 

Von  seinen   52*)  Abhandlungen  auf  den  verschiedensten  Gebieten 
der  Chemie  mögen  nur  hier  erwähnt  werden: 

1.  Chemische  Untersuchung  einiger  Schalsteine  des  Herzogthums 
Nassau.  Gemeinschaftlich  mit  A.  Dollfus.  Jahrb.  d.  Vereins  f. 
Naturkunde  im  Herzogthum  Nassau,  Bd.  X,  pag.  49. 

2.  Chemische  Untersuchung  über  das  Reifen  der  Trauben.  Jahrb. 
d.  Nassauischen  Vereins  f.  Naturkunde,  Bd.  XXV  und  XXVI, 
pag.  381. 

3.  Most-  und  Treberanlagen  aus  dem  Jahre  1868.  Jahrb.  d. 
Nassauischen  Vereins  f.  Naturkunde,  Bd.  XXV  und  XXVI,  pag.  412. 
Studien  über  die  Rothwein-Annalen  d.  Oenologie. 

4.  Ueber  die  quantitative  Bestimmung  des  Gerbstoffgehaltes  der 
Eichenrinde.  Zeitschr.  f.  analyt.  Chemie,  Bd.  X,  pag.   1. 

5.  Die  epochemachende  Arbeit:  Ueber  das  optische  Verhalten  ver- 
schiedener Weine  und  Moste,  sowie  über  die  Erkennung  mit 
Traubenzucker  gallisirter  Weine.  Zeitschr.  f.  analyt.  Chemie, 
Bd.  XV,  pag.   188,  Bd.  XIV,  pag.  201,   Bd.  XVII,   pag.  321. 

6.  Seine  letzte  Publication:    Die  Weinbohandlung  in  hygienischer 


*)  Ein  chronologisches  Verzeichniss  von  Neubauer's  literarischen  Arbeiten 
befindet  sich  in  Fresenius'  Zeitschrift  für  analyt.  Chemie,  Bd.  XIX. 


—    323    — 

Beziehung.  Verhandlungen  auf  der  sechsten  Versammlung  des 
deutschen  Vereins  für  öffentliche  Gesundheitspflege  in  Dresden 
am  7.  September  1878.  Deutsche  Vierteljahrsschrift  für  öffent- 
liche Gesundheitspflege,  Bd.  XI,  Heft  1. 

Neubauer  war  mit  hoher  Begeisterung  und  Treue  seiner  Wissen- 
schaft zugethan.  Während  semer  vierwöchentlichen  Krankheit  äusserte 
er  mehr  wie  ein  Mal:  „Wenn  ich  doch  wieder  arbeiten  könnte".  Er 
ahnte  nicht,  wie  bald  er  sich  von  seiner  Arbeit  für  immer  ausruhen 
sollte.  —  Neubauer's  Gewissenhaftigkeit  bei  seinen  Arbeiten,  seine 
strenge  Objectivität  bei  der  Beurtheilung  fremder  Leistungen,  seine 
neidlose  Anerkennung  wissenschaftlichen  Erfolges  musste  ihm  die  Herzen 
seiner  Collegen  und  seiner  Schüler  zuführen. 

Sein  Familienleben  war  das  herzlichste  und  glücklichste.  Durch 
seinen  offenen  und  biederen  Character,  sein  liebenswürdiges  Entgegen- 
kommen und  seine  Ehrenhaftigkeit  fühlte  sich  Jeder,  der  mit  ihm  in 
Berührung  kam,  zu  ihm  hingezogen. 

Mit  Neubauer  hat  die  Wissenschaft  einen  ihrer  tüchtigsten  Männer, 
der  Nassauische  Verein  für  Naturkunde  eine  hervorragende  Kraft  und 
seine  vielen  Freunde  einen  treuen  Freund  verloren. 

Mitten  aus  seiner  erfolgreichen  Thätigkeit  wurde  Neubauer  hin- 
weggeführt und  viele  grossartigen  Gedanken,  welche  in  dem  Kopfe  dieses 
bedeutenden  Mannes  schlummerten,  mussten  mit  ihm  zu  Grabe  getragen 
werden. 

Neubauer's  Name  aber  ist  mit  unauslöschlichen  Lettern  in  die  Ge- 
schichte der  Naturwissenschaften  eingetragen. 


Wiesbaden,  im  April  1880. 


Dr.   Eugen   Borgmann. 


[:-' , 


21* 


Dr.  Carl  Ludwig  Kirschbaum 

und   sein  Wirken    auf  dem  Gebiete   der  Naturwissenschaften, 
besonders   in   dem  Vereine   für   Naturkunde. 


Nekrolog 


Dr.   Carl   Koch. 


Carl  Ludwig  Kirschbaum,  geboren  am  31.  Januar  1812 
zu  Usingen,  war  der  älteste  Sohn  des  in  Weilburg  verstorbenen  Herzogl. 
Nassauischen  Hofraths  Kirschbaum,  welcher  damals  in  Usingen  und 
später  in'  Eltville  die  Stelle  eines  Landoberschultheissen  bekleidete.  Zwei 
rechte  Brüder,  eine  Schwester  und  ein  Stiefbruder  haben  den  verstor- 
benen älteren  Bruder  überlebt,  obgleich  dessen  abgehärtete,  fast  niemals 
von  Krankheiten  alterirte  Natur  ihm  ein  längeres  Dasein  als  die  ver- 
lebten 68  Jahre  in  Aussicht  stellte.  Die  Tage  seiner  Kindheit  verflossen 
in  Usingen,  seine  Knabenjahre  bis  in  sein  13.  Lebensjahr  in  Eltville 
am  Rhein.  Dort  wurde  er  durch  Privat-Unterricht  vorbereitet  zum  Be- 
suche einer  höheren  Schule;  dort  lernte  er  in  seiner  freien  Zeit  zuerst 
die  Schönheit  der  Natur  und  das  Leben  in  derselben  an  den  Ufern  des 
Rheinstromes  und  in  dem  Eltviller  Walde  kennen,  welcher,  wie  sich 
seine  Zeitgenossen  erinnern,  ein  Lieblingsaufenthalt  für  ihn  geworden 
war;  dort  jagte  er  den  Schmetterlingen  nach,  und  begründete  unter 
der  Anleitung  eines  katholischen  Geistlichen  und  seines  Privatlehrers 
Feller  die  ersten  Anfänge  seiner  entomologischen  Sammlungen. 

Im  Herbste  1824  brachte   sein  Vater   ihn  in  das  damalige  Päda- 
gogium   zu  Wiesbaden,    welches    er    nach    anderthalb  Jahren    absolvirt 


325    — 


hatte,    und   danach   an  Osten)   1826    in    das  Gymnasium   zu   Weilburg 

aufgenommen  wurde.  Schon  im  Frühjahre  1830,  nachdem  er  18  Jahre 
alt  war,  bestand  er  die  Maturitätsprüfung  mit  dem  Prädicate  Nr.  1 
(vorzüglich);  auf  Anregung  des  damaligen  Gymnasial-Directors  blieb  er 
aber  noch  ein  Jahr  länger  in  Weilburg  als  Schüler  der  Prima,  war 
aber  von  einer  Anzahl  Lehrstunden  dispensirt  und  fand  Verwendung 
als  Lehrer  an  dem  damals  in  Weilburg  bestehenden  Privatpädagogium. 

Kirschbaum  hatte  sich  als  Lebensberuf  die  Philologie  erwählt,  er 
widmete  sich  dem  Gymnasiallehrerfache;  unter  seinen  Lehrern  in  Weil- 
burg war  aber  einer,  welcher  damals  schon,  und  noch  mehr  in  späteren 
Jahren,  Einfluss  auf  seinen  künftigen  Lebensberuf  übte,  indem  er  die 
Erinnerungen  an  den  Eltviller  Wald  und  das  Leben  in  der  Natur  von 
Neuem  in  dem  strebsamen  Jünglinge  auffrischte.  Dieser  Lehrer  war 
das  vor  ihm  dahingegangene,  rastlos  thätige  Mitglied  unseres  Vereins 
für  Naturkunde,  der  allen  Entomologen  wohlbekannte,  am  23.  Februar 
1878  zu  Weilburg  in  seinem  75.  Lebensjahre  verstorbene  Professor 
Dr.  Philipp  Adolph  Schenk.  Dieser  war  damals  Lehrer  an  dem  erwähnten 
Privatpädagogium,  hatte  aber  als  Candidat  den  erkrankten  Professor  der 
Mathematik  Pistor  am  Gymnasium  zu  vertreten;  so  kam  es,  dass  Schenk 
vom  Jahre  1825  bis  zum  Jahre  1828  Lehrer  seines  späteren  Freundes 
und  Fachgenossen  war.  Beide  Freunde  waren  neben  ihrer  berufsgemässen 
philologischen  Thätigkeit  eifrige  Forscher  auf  dem  Gebiete  der  Zoologie 
und  der  Botanik ;  beide  Freunde  waren  rege,  schaffende  und  anregende  Mit- 
glieder unseres  Vereins  für  Naturkunde,  wie  wir  sie  so  oft  nebeneinander 
sitzend  in  den  heiteren  Stunden  unserer  Sections- Versammlungen  gesehen 
haben;  beide  Freunde  kämpften  den  Kampf  um  das  Leben  gegen  kör- 
perliche Störungen  bis  zu  ihrem  Ende;  beide  Freunde  wurden  im  Zu- 
stande scheinbaren  Wohlbefindens  vom  Schlage  gerührt,  und  beide 
Freunde  schieden  drei  Tage  nach  diesen  Unfällen  von  dem  Leben. 

Carl  Ludwig  Kirschbaum  bezog  an  Ostern  1831  die  Universität 
Göttingen,  wo  er  6  Semester  studirte  und  Mitglied  des  philologischen 
Seminars  wurde.  Nachdem  er  am  23.  August  1834  vor  der  damaligen 
Herzogl.  Nassauischen  Prüfungs-Commission  das  Staats-Examen  in  allen 
Gymnasial-Lehrfächern  mit  dem  Prädicate  Nr.  1  (vorzüglich)  bestanden 
hatte,  wurde  er  an  der  Anstalt,  wo  er  als  Gymnasiast  seine  erste  Lehr- 
tätigkeit versuchte,  dem  damaligen  Privat-Pädagogium  in  Weilburg, 
als  Lehrer  angestellt  und  war  dort  vom  Herbste  1834  bis  zum  1.  Juli 
1837  thätig.  Durch  Decret  vom  24.  Juni  1837  erhielt  er  die  Anstellung 
als  Collaborator  an  dem  Herzogl.  Nassauischen  Pädagogium  zu  Hadamar 


—    326    — 

und  wurde  in  gleicher  Eigenschaft  am  1.  Januar  1839  an  das  Gym- 
nasium zu  Weilburg  versetzt.  Mit  dem  1.  Juli  1841  wurde  er  zum 
Conrector  befördert,  am  1.  April  1845  als  solcher  an  das  damals  neu 
gegründete  Gymnasium  zu  Hadamar  überwiesen,  und  von  dort  wurde 
er  am  1.  October  1846  von  der  Herzogl.  Regierung  an  das  Gymnasium 
zu  Wiesbaden  berufen,  welchem  er  33 1J2  Jahre  lang  seine  Kräfte  bis 
zu  seinem  Tode  gewidmet  hat. 

Als  Conrector  in  Wiesbaden  verheirathete  sich  Carl  Ludwig  Kirsch- 
baum am  26.  September  1848  mit  Fräulein  Hermine  Panthel  von  Diez, 
welche  als  treue  Gattin  ihm  stets  zur  Seite  stand  und  ihm  die  von 
dem  Leben  Abschied  nehmenden  Augen  zudrückte,  wie  er  7  Jahre  vor- 
her seinem  hoffnungsvollen  Sohne  Emil,  welcher  den  ganzen  Feldzug 
gegen  Frankreich  in  der  Königlich  Preussischen  Ambulance  mitgemacht 
hatte  und  als  Candidat  der  Mediän  am  15.  April  1873  in  dem  Eltern- 
hause sterben  musste.  Die  anderen  drei  Kinder,  zwei  Töchter  und  ein 
Sohn,  überlebten  den  Vater. 

Schon  im  Jahre  1839,  mit  seiner  Versetzung  von  Hadamar  an  das 
Gymnasium  zu  Weilburg,  wurde  Kirschbaum  Mitglied  der  wissenschaft- 
lichen Prüfungs-Commission  für  die  Candidaten  des  höheren  Lehramtes 
im  Herzogthum  Nassau;  im  Jahre  1845  legte  er  dieses  Amt  nieder, 
wurde  aber  1847  wieder  dazu  berufen,  und  durch  Herzogliches  Decret 
vom  22.  December  1848  zum  Professor  ernannt.  Im  Jahre  1854  wurde 
er  gleichzeitig  Mitglied  der  wissenschaftlichen  Prüfungs-Commission  für 
die  Candidaten  des  Bergbaues,  der  Hüttenkunde  und  der  Markscheide- 
kunst, sowie  im  Jahre  1862  Mitglied  der  Prüfungs-Commission  für 
Forstwissenschaft,  Medicin  und  Pharmacie.  Mitglied  dieser  drei  ver- 
schiedenen Prüfungs-Commissionen  blieb  er  bis  zum  Jahre  1866,  wo  das 
Herzogthum  Nassau  an  das  Königreich  Preussen  fiel.  Viele  nassauische 
Beamte  lernten  Kirschbaum  als  Prüfungs-Commissär  schätzen  und  achten, 
und  dachten  nicht  ungern  an  die  Zeit  zurück,  wo  sie  vor  dem  früheren 
Lehrer  als  Candidaten  standen. 

Obgleich  Kirschbaum  während  seiner  Studienzeit  in  Göttingen  sich 
vorzugsweise  mit  der  classischen  Philologie  beschäftigt  hatte  und  auch 
als  Lehrer  lange  Zeit  wesentlich  den  Unterricht  der  alten  Sprachen  in 
allen  Classen  ertheilt  hatte,  zog  ihn  sein  Sinn  für  das  Schöne  und 
Grosse  in  der  Natur  immer  mehr  und  mehr  nach  dieser  Seite;  nicht 
allein  in  dem  synoptischen  Theile  dieser  Wissenschaft  wurde  er  immer 
mehr  und  mehr  Meister,  sondern  auch  das  Leben  der  Thiere,  deren 
Entwickelung    und    Gewohnheiten,    wie    ihre    Eigenthümlichkeiten    der 


—     327 


Lebensweise  machte  er  sich  zum  Gegenstände  besonderer  Studien,  und 
erwarb  er  sich  auf  diesem  Gebiete  bald  einen  Ruf  als  Meister  und 
Kenner.  Am  12.  August  1843  trat  Kirschbaum  als  Conrector  in  Weil- 
burg in  den  Verein  für  Naturkunde  im  Herzogtimm  Nassau  als  wirk- 
liches Mitglied  ein.  Auf  der  Generalversammlung  am  31.  August  1847 
wurde  er  zum  Chef  der  Zoologischen  Section,  welche  damals  aus  11 
Mitgliedern  bestand,  erwählt  und  erhielt  damit  statutenmässig  Sitz  und 
Stimme  in  dem  Vorstande  des  Vereins.  Diese  Stelle  als  Sections-Chef 
behielt  er  bis  zu  seinem  Tode,  indem  er  bei  jeder  Neuwahl  immer 
wieder  gewählt  worden  ist. 

Im  Jahre  1853  erschien  in  der  Stettiner  Entomologischen  Zeitschrift 
seine  erste  literarische  Arbeit,  eine  Zusammenstellung  der  in  den  Um- 
gebungen von  Wiesbaden,  Dillenburg  und  Weilburg  aufgefundenen 
Sphegiden,  und  hat  er  bei  der  Bestimmung  dieser  vorher  in  den  be- 
treffenden Gegenden  noch  wrenig  beachteten  Graswespen,  Sandwespen 
und  Kaupentödtern  gezeigt,  wie  gründlich  und  eingehend  er  das  vor- 
liegende Material  zu  behandeln  wusste.  Die  dabei  nothwendige  Literatur 
und  deren  Kenntniss  verdankte  er  dem  als  Entomologen  ersten  Hanges 
bekannten  Senator  Dr.  Carl  von  Heyden  in  Frankfurt  am  Main.  In 
demselben  Jahre  erschienen  von  Kirschbaum  in  unserem  Jahrbuche  des 
Vereins  für  Naturkunde  unter  der  Ueberschrift  ,, Entomologische  Mis- 
cellen"  verschiedene  Mittheilungen  über  Unterscheidungsmerkmale  und 
über  das  Vorkommen  einiger  noch  wenig  bekannten  Glieder  unserer 
Insectenfauna,  welche  den  Beweis  lieferten,  wie  eingehend  und  allseitig 
seine  Kenntnisse  auf  diesem  Gebiete  waren,  und  dass  es  sehr  zu  be- 
klagen ist,  dass  sich  Kirschbaum  aus  einer  gewissen  Bescheidenheit 
den  studirten  Fachmännern  gegenüber  nicht  schon  früher  zu  solchen 
literarischen  Thätigkeiten  hatte  bestimmen  lassen  wollen. 

Zur  Zeit,  als  der  jetzige  Professor  Dr.  Fridolin  Sandberger  in  Würz- 
burg Inspector  des  Naturhistorischen  Museums  und  Secretär  des  Vereins 
für  Naturkunde  in  Wiesbaden  war,  fand  er  in  Kirschbaum  eine  Stütze 
zur  Hebung  und  Förderung  der  Vereins-Interessen;  auf  zahlreichen 
wissenschaftlichen  Versammlungen  lernten  die  Besucher  derselben  Kirsch- 
baum^ umfassende  Kenntnisse  auf  den  verschiedensten  Gebieten  der 
beschreibenden  Naturwissenschaften  nach  und  nach  kennen  und  wahr- 
haft bewundern. 

Als  im  Jahre  1855  Dr.  F.  Sandberger  einem  ehrenvollen  Eufe 
an  das  Polytechnikum  in  Karlsruhe  folgte,  wrurde  Kirschbaum  von  Sr. 
Hoheit  dem  Herzog  Adolph  von  Nassau  unter  Belassung  in  seinem  Gym- 


—    328    — 

nasial-Lehramte    zum    Inspector    des    Naturhistorischen    Museums    und 

beständigen  Secretär  des  Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde  ernannt, 
welche  Stellung  er  bis  zu  seinem  Tode  bekleidet  hat.  Hier  entfaltete 
sich  für  ihn  eine  mannigfaltige  Thätigkeit;  hier  wirkte  er  fördernd  und 
aufmunternd;  viele  Veröffentlichungen  von  Seiten  jüngerer  Mitglieder 
des  Vereins  sind  auf  seine  Veranlassung  als  werthvolle  Beiträge  in 
unsere  Jahrbücher  gekommen,  und  viele  neue  Mitglieder  wurden  durch 
sein  auf  allen  Versammlungen  bethätigtes  Interesse  für  den  Verein 
gewonnen.  Aber  auch  die  Bibliothek  erhielt  durch  Kirschbaum^  Thätig- 
keit, durch  sein  Interesse  an  anderen  wissenschaftlichen  Gesellschaften 
reichlichen  Zuwachs,  indem  er  den  Schriftenaustausch  mit  den  meisten 
wissenschaftlichen  Vereinen  und  Anstalten  Deutschlands  und  anderer 
Länder  diesseits  und  jenseits  des  Oceans  vermittelte  und  ausbildete. 

Vorher  betrachtete  der  Philologe  sich,  trotz  seiner  nach  und  nach 
erworbenen  eingehenden  Kenntnisse  auf  allen  Gebieten  der  Naturwissen- 
schaft, als  Autodidakt  auf  diesem  Felde  und  übte  daher  die  oben  er- 
wähnte Bescheidenheit,  welche  ihn  nur  mit  gewissem  Widerstrehen  zu 
irgend  einer  Veröffentlichung  seiner  Beobachtungen  kommen  liess;  jetzt 
kam  fr  alier  durch  seine  Stellung  an  dem  Naturhistorischen  Museum  in 
Verbindung  mit  hervorragenden  Fachgenossen  verschiedener  Länder  und 
Nationen ;  jetzt  war  ihm  ein  fruchtbringendes  Feld,  das  zugleich  seinen 
Neigungen  entsprach,  zur  Bearbeitung  erschlossen;  er  fühlte  nach  und 
nach  selbst,  dass  er  nicht  nur  Philologe,  sondern  dass  er  auf  dein 
Gebiete  der  Zoologie  nach  und  nach  Fachmann  und  Meister  ge- 
worden war;  er  überwand  jetzt  leichter  das  seitherige  Widerstreben 
gegen  Veröffentlichung  seiner  gemachten,  interessanten  Beobachtungen, 
und  sein  Name  erhielt  den  wohlbekannten  Klang  bei  allen  Fachge- 
nossen  des  In-  und  Auslandes.  Es  würde  an  dieser  Stelle  keinen  Zweck 
haben,  alle  die  Namen  kritischer  Insectengenera,  worüber  Kirschbaum 
geschrieben  hat,  aufzuzählen;  es  waren  circa  18  verschiedene  grössere 
und  kleinere  Beiträge  zur  Kenntniss  der  einheimischen  Fauna  nebst 
grösseren  Abhandlungen  von  ihm,  welche  unser  gemeinschaftlicher  Freund, 
Herr  Dr.  L.  von  Heyden,  zusammengestellt  hatte;  dabei  äusserte  sich 
derselbe  über  seine  Beschreibung  der  Capsulen,  welche  1858  erschienen 
war,  folgendermaassen :  „Hiermit  documentirte  Kirschbaum  auf  das  Glän- 
zendste seine  Befähigung  zur  Bearbeitung  schwieriger  Insectcngruppen, 
und  allein  dieses  Werk  sicherte  ihm  den  Ruf  als  einen  der  vorzüglichsten 
Kenner  der  Hemipteren ;  für  alle  Zeiten  ist  Kirschbaum'*  Name  mit  der 
Naturgeschichte    und  Art-Erkenntniss    dieser  Insectenordnung    auf   das 


—    329 


gngste  verknüpft".  —  Diese  vortreffliche  Arbeit  erschien  zuerst  anter 
dem  bescheidenen  Titel  „Rhynchotographische  Beiträge"  in  dem  10.  Hefte 
des  Jahrbuchs  von  unserem  Verein  für  Naturkunde  und  erst  3  Jahre 
später,  geeignet  erweitert,  als  besonderes  Werk  unter  dem  oben  ange- 
führten Titel,  dasselbe  sollte  eigentlich  und  ursprünglich  die  erste  Ab- 
theilung eines  zusammengehörenden  umfassenden  Werkes  über  sämmt- 
liche  Familien  der  Rhynchoten  sein;  das  Material  wuchs  dem  Forscher 
aber  immer  mehr  und-  mehr  an,  so  dass  der  gründliche  Kenner  und 
Forscher  seine  Fülle  von  Wissen  und  Gedanken  nicht  mehr  in  der 
spärlichen  Zeit  zwischen  seinen  Berufsgeschäften  zum  Ganzen  ordnen 
konnte,  zumal  auch  auf  anderen  Gebieten  der  Zoologie  das  Bedürfniss 
nach  Ausfüllung  vorhandener  Lücken  in  den  Vordergrund  trat. 

Säugethiere  und  Vögel,  Reptilien  und  Fische  des  Vereinsgebietes 
unterwarf  er  der  Revision  nach  den  neuesten  Bearbeitungen  von  Blasius, 
Siebold  und  Anderen. 

Im  Jahre  1859  gab  er  in  dem  Programm  des  Gymnasiums  Be- 
stimmungstal »eilen  und  Fundortsverzeichnisse  der  im  Herzogthum  Nassau 
vorkommenden  Reptilien  und  Fische  heraus.  In  dem  17.  und  18.  Heft 
der  Jahrbücher  unseres  Vereins  für  Naturkunde  erschien  im  Jahre  1865 
diese  Arbeit  wesentlich  erweitert  und  fand  die  verdiente  günstigste  Auf- 
nahme bei  den  Zoologen,  was  im  Jahre  1878  noch  dadurch  bestätigt 
wurde,  dass  die  Königliche  Regierung  in  den  „Resultaten  der  Forst- 
verwaltung im  Regierungsbezirk  Wiesbaden,  Abtheilung  der  Fischerei- 
Verhältnisse"  die  Bearbeitung  der  Fische  durch  Kirschbaum  als  Grund- 
lage für  das  Verzeichniss  der  vorkommenden  Fischarten  acceptirte. 

Im  Jahre  1865,  nachdem  die  oben  erwähnte  Bearbeitung  der 
Capsulen  unter  den  Männern  der  Wissenschaft  allgemein  bekannt  ge- 
worden und  zur  Anerkennung  gekommen  war,  erhielt  Carl  Ludwig 
Kirschbaum  von  der  philosophischen  Facultät  der  Universität  Göttingen 
die  Doctorwürde  honoris  causa. 

An  den  besonders  in  das  Auge  gefassten  Rhynchoten  arbeitete 
Kirschbaum  mit  der  erwähnten  Vorliebe  weiter  und  brachte  im  Jahre 
1868,  also  10  Jahre  nach  dem  Erscheinen  der  ersten,  eine  zweite  Ab- 
theilung des  gedachten  grösseren  Werkes  als  ein  für  sich  abgeschlossenes 
Ganze  zur  Veröffentlichung.  Dieses  Werk  behandelt  die  Bhynchoten- 
Familie  der  Cicadinen;  darin  sind  371  deutsche  Arten  von  Cicadinen 
unterschieden  und  beschrieben,  worunter  172  Arten  von  Kirschbaum 
neu  aufgestellt  worden  sind;  er  widmete  dieses  schöne  Werk  seinem 
wissenschaftlichen    Freunde,    dem   Senator    Dr.  Carl  von  Heyden,    und 


330    — 


jeder  Entomologe  erkannte  darin  wieder  die  umfassende  Kenntniss  des 
Autors  in  denjenigen  Insectenabtheilungen,  welche  am  schwierigsten  zu 
unterscheiden  sind,  rühmend  an. 

Kirschbaum^  Freunde  brachten  dessen  Vorliebe  zu  den  von  anderen 
Forschern  mehr  vernachlässigten  Khynchoten  sowohl  in  ernsten  wissen- 
schaftlichen Betrachtungen,  wie  auch  in  dem  heiteren  Scherze  bei  Tafel- 
reden vielfach  zum  geläufigen,  wohlbekannten  Ausdrucke;  an  maass- 
gebenden  Stellen  erkannte  man  aber  auch  das  Verdienst,  welches  sich 
Kirschbaum  um  die  Kenntniss  einer  in  den  Haushalt  der  Natur  und  damit 
in  die  Pflege  der  Forst-  und  Landwirtschaft  so  tief  und  nachhaltig- 
eingreifenden  Insecten-Ordnung  erworben  hat,    ehrend  und  lohnend  an. 

Nachdem  im  Herbste  1874  Kirschbaum  als  Abgeordneter  im  Auf- 
trage des  Reichskanzleramtes  den  Congres  international  viticole  et  sericole 
in  Montpellier  besucht  hatte  und  im  Frühjahre  1875  Mitglied  der  in 
Berlin  versammelten  Commission  zur  Untersuchung  der  Reblauskrankheit 
des  Weinstockes  gewesen,  wurde  er  durch  Erlass  des  Reichskanzler* 
amtes  vom  1.  August  1875  zum  Sachverständigen  für  die  Verhinderung 
der  Einschleppung  und  eventuell  Vertilgung  der  Phylloxera  vastatrix 
in  den  rechtsrheinischen  Weinbau-Gegenden  des  Königreichs  Preussen 
ernannt. 

Als  am  20.  December  1879  der  Nassauische  Verein  für  Natur- 
kunde sein  50jähriges  Jubiläum  feierte,  war  Kirschbaum  bereits  25  Jahre 
Museums-Inspector  und  Secretär  des  Vereins;  er  wurde  auf  Antrag  des 
Vereins  -Vorsitzenden,  des  Herrn  Regierungs-Präsidenten  von  Wurmb, 
von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  und  König  durch  Verleihung  des  rothen 
Adlerordens  IV.  Classe  ausgezeichnet;  den  vielfachen  Ehrendiplomen, 
welche  Kirschbaum  von  wissenschaftlichen  Gesellschaften  inne  hatte, 
wurden  noch  zwei  wesentliche  Blätter  von  Amsterdam  und  Frankfurt 
am  Main  zugefügt  und  Kirschbaum  wurde  an  diesem  Tage  von  23  Vereinen, 
deren  Wirkliches,  Correspondirendes  oder  Ehren-Mitglied  er  war,  die 
Anerkennungen  dargebracht. 

Kirschbaum  war  Ehren-Mitglied  der  Bayerischen  Pollichia  seit  1852, 
der  Koninglyk  zoologisch  Genootschap  in  Amsterdam  seit  1879  und 
des  Vereins  Nassauischer  Bienenzüchter  seit  1870;  er  war  Correspon- 
direndes Mitglied  von  dem  Naturwissenschaftlichen  Verein  in  Hamburg 
seit  1856,  der  Wetterauischen  Gesellschaft  für  die  gesammte  Natur- 
kunde seit  1857,  der  Kaiserlich  Königl.  geologischen  Reichsanstalt  in 
Wien  seit  1857,  der  Naturforschenden  Gesellschaft  in  Emden  seit  1857, 
der  Societe   des  mede'cins   et   des  naturalistes   in  Jassy  seit  1858,  der 


331 


Schweizerischen  Entomologischen  Gesellschaft  in  Zürich  seit  1859,  des 
Offenhacher  Vereins  für  Naturkunde  seit  1860,  des  Zoologisch-mine- 
ralogischen Vereins  zu  Eegensburg  seit  1860,  der  Gesellschaft  für  Natur- 
kunde in  Dresden  seit  1861,  des  Vereins  für  Naturkunde  in  Cassel  seit 
1863,  der  Sociedad  Zoologica  Argentina  in  Buenos-Aires  seit  1874  und 
der  Senkenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft  zu  Frankfurt  a.  M. 
seit  1879;  er  hatte  ferner  die  Mitglieds-Diplome  als  Anerkennung  er- 
halten von  der  Societe  Imperiale  des  Naturalistes  in  Moskau  im  Jahre 
1855,  des  Zoologisch-botanischen  Vereins  zu  Wien  im  Jahre  1856,  der 
Kaiserlich  Leopoldinisch-Carolinischen  Deutschen  Akademie  der  Natur- 
forscher im  Jahre  1874  und  der  Academia  Gioenia  di  scienze  naturale 
in  Catania  im  Jahre  1876;  ausserdem  war  er  Wirkliches  Mitglied  des 
Entomologischen  Vereins  zu  Stettin  seit  1848,  des  Vereins  für  Nassauische 
Alterthumskunde  und  Geschichtsforschung  seit  1855,  der  Nassauischen 
Gesellschaft  für  Förderung  der  Seidenzucht  seit  1857  und  unseres 
Vereins  für  Naturkunde  seit  1843. 

In  allen  Gesellschaften,  wo  Kirschbaum  verkehrte,  war  er  stets 
willkommen;  er  war  und  blieb  Lehrer  für  Jung  und  Alt;  in  dem  in 
Wiesbaden  bestehenden  wissenschaftlichen  Montagskränzchen  war  er 
24  Jahre  lang  Mitglied  und  erfreute  die  Gesellschaft  durch  zahlreiche 
belehrende  Vorträge,  denen  er  den  würzenden  Humor  beizufügen  wusste. 
Wer  in  früheren  Jahren  den  Versammlungen  des  Vereins  für  Natur- 
kunde beigewohnt  hat,  erinnert  sich  gerne  des  durch  äussere  Einflüsse 
nicht  zu  beirrenden,  stets  belebenden,  beseelenden  und  belehrenden 
Elementes,  welches  durch  Kirschbaum  in  der  Gesellschaft  vertreten  war; 
der  Verein  für  Naturkunde  war  mit  ihm  verwachsen,  wie  er  mit  dem 
Vereine.  Sein  Körper  war  abgehärtet  gegen  die  Einflüsse  von  aussen: 
wie  er  ohne  diejenigen  Bekleidungsgegenstände,  welche  er  für  überflüssig 
erkannt  hatte,  zu  jeder  Jahreszeit,  im  Winter  wie  im  Sommer  in  der- 
selben Form,  die  freie,  männliche  Brust  dem  Winde  und  Wetter  preis- 
gab, liess  er  sich  auch  nicht  irre  machen  durch  einen  unvermeidlichen 
Misskiang  in  der  Gesellschaft;  er  verfolgte  stets  gerade  aus  sein  Ziel 
zur  Erreichung  seiner  Zwecke,  die  er  als  dem  Wohle  der  Gesellschaft, 
besonders  dem  des  Vereins  für  Naturkunde  dienend,  erachtet  hatte.  Er 
liess  sich  auf  den  gemeinschaftlichen  Ausflügen  nicht  irre  machen  durch 
die  Laune  des  Wetters,  aber  auch  nicht  durch  verfrühten  Mahnruf;  er 
sorgte,  dass  unter  seiner  Führung  kein  Wartesaal  auf  einer  Eisenbahn 
zu  lange  in  Anspruch  genommen  wurde,  und  doch  kam  er  immer  noch 
rechtzeitig  genug;    dabei  verstand  er  es,   mit  unvergleichlichem  Humor 


—     332    — 

alle  hin  und  wieder  eintretenden,  bei  solchen  Exemtionen  unvermeid- 
lichen kleinen  Unfälle  so  zu  benutzen  und  auszubeuten,  dass  Niemand 
anders  denken  konnte,  als  dass  gerade  das  Eingetretene  wesentlich  mit  zu 
dem  Ganzen  gehörte.  Kirschbaum  regte  lange  Zeit  hindurch  fast  allein 
alle  gemeinschaftlichen  Excursionen  an;  ausser  den  grösseren  Ausflügen, 
welche  während  den  in  früherer  Zeit  auf  drei  Tage  vertheilten  Sections- 
Versammlungen  im  Lande  unternommen  wurden,  führte  Kirschbaum 
stets  zahlreiche  Besucher  auf  Excursionen  in  der  Umgebung  von  Wies- 
baden am  liebsten  auf  das  Gebiet  seiner  bevorzugten  Thätigkeit  auf 
der  linken  Rheinseite,  den  Gaualgesheimer  Kopf  und  die  mit  alten  Sand- 
dünen durchzogenen  Nadelholzwaldungen  von  Mombach,  Budenheim  und 
Gonsenheim,  wo  ein  mehr  südländischer  Character  in  Pflanzen-  und 
Thier-Welt  sich  ausprägte  und  die  Eindrücke  einer  veränderten  Land- 
schaft die  Gedanken  an  das  Alltagsleben  im  Berufe  leichter  vergessen 
Messen.  Der  vortreffliche  wissenschaftliche  Führer  war  dort  in  allen 
Theilen  vollständig  localkundig  und  wusste  daher  auch  anderen  Wünschen 
(ausser  dem  Durste  nach  Erkenntniss  der  Natur),  welche  bei  den  von 
ihm  geleiteten  jungen  und  alten  Schülern  gegen  den  Schluss  der  Ex- 
cursionen rege  wurden,  in  geeignetster  Weise  Rechnung  zu  tragen,  so 
dass  alle  Betheiligten  an  den  Excursionon  ihre  Befriedigung  nach  ver- 
schiedenen Richtungen  hin  fanden  und  die  ganze  Gesellschaft  stets 
geistig  und  körperlich  gestärkt  in  gehobener  Stimmung  den  Heimweg 
antrat. 

So  erinnern  sich  die  Freunde  und  Fachgenosson  aus  jener  Zeit 
gerne  an  die  Stunden,  welche  sie  in  Gottes  freier  Natur  und  in  fröhlicher 
Tafelrunde  mit  Kirschbaum  verlebten.  Wer  mit  demselben  erst  in 
späterer  Zeit  bekannt  wurde,  mag  wohl  nicht  immer  begreifen,  was  die 
alten  Genossen  empfanden.  —  Seitdem  der  trauernde"*  Vater  im  Früh- 
jahre 1873  einen  Sohn,  der  so  ganz  in  seinen  Fusstapfen  in  der 
Wissenschaft  vorwärts  geschritten  war,  zur  letzten  Ruhestätte  geleitete, 
hinterliess  der  Schmerz  um  das  Verlorene  einen  unauslöschlichen  Ein- 
druck in  den  wohlwollenden,  stets  gemüthlichen  und  heiteren  Gesichts- 
zügen; der  Ernst  des  Lebens  trat  immer  deutlicher  aus  denselben  her- 
vor, und  nur  seltener  gelang  es  den  alten  Freunden,  die  alte  Heiterkeit 
durch  Erinnerungen  an  vergangene,  schöne  Zeiten  darin  wieder  zu 
erwecken.  Neben  seiner  in  dem  Kampfe  um  das  Dasein  immer  gewissen- 
haft festgehaltenen  Berufsthätigkeit  in  dem  Lehrfache  an  dem  Gymnasium 
und  an  der  Fresenius'schen  Anstalt  für  Chemiker  und  Pharmaceuten 
beschäftigte  Kirchbaum  sich  immer  noch  eifrig  forschend  mit  der  oben 


—    333 


als  Hauptfeld  seiner  Thätigkeit  bezeichneten  Insecten-Familie,  den  Rhyn- 
photen;  sein  reiches  Wissen  auf  diesem  Gebiete  bezeichnen  in  seinem 
Nachlasse  vielfache  Notizen  und  umfangreiche  Sammlungen;  die  anderen 
Familien  in  umfassenden  Zusammenstellungen,  wie  seiner  Zeit  die  Cap- 
sulen und  Cieadinen,  für  die  Nachwelt  zu  überliefern,  ist  ihm  leider 
nicht  mehr  gelungen.  Früher  war  es  das  Streben,  eine  vorhandene 
Lücke  in  der  Erkenntniss  der  Naturerzeugnisse  mit  diesen  Bearbeitungen 
auszufüllen,  was  dem  fremden  Beschauer  oft  als  theilweise  unbegreifliche 
Neigung  gerade  zu  diesen  Thieren  erscheinen  mochte.  Die  neue  dienst- 
liche Stellung,  welche  Kirschbaum  durch  das  Reichskanzleramt  erhielt, 
nöthigte  ihn,  einer  weiteren  Rhynchoten-Familie,  den  Aphidinen,  energisch 
den  Krieg  zu  erklären,  und  ging  er  in  dieser  Richtung  unbeirrt  und 
pflichtschuldigst  vor,  wie  wir  in  Sachsenhausen  und  anderwärts  mehr- 
fach zu  beobachten  Gelegenheit  hatten.  Das  Bewusstsein  der  Pflicht 
trat  vielfach  an  die  sonstige  Stelle  der  aneifernden  Neigung,  und  die 
Sorge  um  das  Gelingen  seiner  durch  die  Pflicht  gebotenen  Bestrebungen 
mochte  ihn  vielfach  beschäftigen,  wie  aus  seinen  wiederkehrenden  Be- 
merkungen in  dieser  Richtung  hervorging.  Daher  richteten  sich  Kirsch- 
baum's  Bestrebungen  mehr  und  mehr  nach  einer  ihm  vorgezeichneten 
Seite  hin,  und  die  Mittheilungen  seiner  vielseitigen  geistigen  Errungen- 
schaften flössen  von  Zeit  zu  Zeit  spärlicher,  wenn  auch  immerhin  noch 
reichlich  genug,  um  das  zu  beleben  und  zu  erhalten,  was  er  im  rüstigen 
und  kräftigen  Mannesalter  geschaffen  hatte.  Im  Herbste  1878  erlitt 
seine  körperliche  Rüstigkeit  den  ersten  Stoss  in  einem  apopleetischen 
Anfalle,  gegen  dessen  Folgen  er  mit  der  ihm  eigenen  Energie  und 
Selbstbeherrschung  in  bewundernswürdiger  Weise  ankämpfte,  um  seine 
vielfachen  Berufstätigkeiten  in  keiner  Weise  zu  unterbrechen  oder  auf- 
zugeben, bis  am  29.  Februar  1880  ein  Schlaganfall  folgte,  der  drei 
Tage  später,  am  3.  März,  seinem  strebsamen  Leben  ein  Ende  machte. 
„Kirschbaum  war  noch  einer  der  Repräsentanten  der  ,, alten  Schule",  zu 
der  auch  sein  alter  Freund,  der  Senator  Dr.  C.  von  Heyden,  gehörte, 
deren  Bestreben  es  war,  die  Naturobjecte  in  der  Natur  selbst  zu  be- 
obachten, worin  auch  der  weitumfassende  Gesichtspunkt  Kirschbaum's 
seinen  innersten  Grund  hat"  —  so  schrieb  mir  unser  gemeinschaftlicher 
Freund,  Dr.  L.  von  Heyden,  als  er  die  Anzeige  von  dem  Dahinscheiden 
erhalten  hatte. 

Die  Familie  betrauert  in  Carl  Ludwig  Kirschbaum  einen  treuen 
Gatten  und  Vater,  seine  Berufs-  und  Gesellschafts-Genossen  einen  treuen, 
stets  gefälligen  und  aufopfernden  Freund,  das  Gymnasium  einen  gewissen- 


—    334    — 

haften,  für  das  wahre  Wohl  seiner  Schüler  empfänglichen  Lehrer,  die 
Wissenschaft  einen  eifrigen  Förderer  und  der  Verein  für  Naturkunde 
ein  treues  Mitglied  und  umsichtigen  Beamten. 

Zahlreiche  Freunde  und  Schüler  geleiteten  am  6.  März  die  sterb- 
lichen Reste  zur  letzten  Ruhestätte;  der  Lorheerkranz,  womit  wir  sein 
Grab  schmückten,  ist  bereits  verdorret,  aber  der  Lorbeer  mit  des  Geistes 
Blüthen,  die  Saat,  welche  der  Verewigte  gesäet  hat,  wird  nicht  verdorren. 

Die  Kräfte  des  Körpers  ersterben,  sie  werden  zu  Erde  und  Asche, 
Aber  der  strebende  dreist  lebt  unter  den  Lebenden  fort. 


Im  W{ 


Verzeichniss  der  Mitglieder  des  nassaiiisclien  Vereins 
für  Naturkunde  für  das  Jahr  1880. 


Vorstand. 


Herr  Begierungs-Präsident  v.  Wurmb,  Direetor. 
»     Professor  und  Museums-Inspector  Dr.  Kirschbaum,  Secretär  des 

Vereins  und  Vorsteher  der  zoologischen  Section  f. 
»     Hofrath  L  ehr,  ökonomischer  Commissär. 
»     Bechnungsrath  Petsch,  Cassirer  und  Rechner. 
»     Dr.   Heinrich   F  r  e  s  e  n  i  u  s. 
»     Sanitätsrath  Dr.  A.  Pagen  Stecher. 

»     Apotheker  A.  Vi  gener,  Vorsteher  der  botanischen  Section. 
»     Landesgeologe  Dr.  Koch,  Vorsteher  der  paläontologischen  Section. 
»     Bergrath  Giebel  er,  Vorsteher  der  mineralogischen  Section. 

Ehren-Mitglieder. 

Herr  Graf  Brune    de  Mons,   in  Wiesbaden. 
»     v.  Hörn ey er,  Major  a.  D.,  in  Wiesbaden. 
»     Dr.  Thomae,  Direetor,  in  Wiesbaden. 
»     Odern  heimer,  Geheimer  Bergrath,  in  Wiesbaden. 
»     Dr.  Schieid en,  Staatsrat!!,  in  Wiesbaden. 


Correspondirende  Mitglieder. 

Herr  Dr.  Böttcher,  in  Frankfurt  a.  M. 
»  Dr.  Kinkel  in,  in  Frankfurt  a.  M. 
»     Dr.  P  a  s  s  a  v  a  n  t ,  in  Frankfurt  a.  M. 


—    336 


Ordentliche  Mitglieder. 

Herr  Ackermann,  Hauptmann  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Ahlemeyer,  Dr.  med.,  Kreisphysikus,  in  Diez. 

»  Albert,  Fabrikant,  zu  Amöneburg  bei  Biebrich. 

»  Albrecht,  Dr.  med.,  in  Wiesbaden. 

»  Alefeld,  Dr.  med.,  Hofrath,  in  Wiesbaden. 

»  Angelbie,  Dr.,  in  Bonn. 

»  Anthes,  Hotelbesitzer,  in  Wiesbaden. 

»  Bader,  Dr.,  in  Frankfurt  a.  M. 

»  Bald us,  Steuerinspector,  in  Rüdesheim. 

»  B  a  u  m ,  Kaiserl.  Forstinspectionsbeamter,  in  Strassburg. 

»  Baumann,  Dr.  med.,  Sanitätsrath,  in  Schlangenbad. 

»  Becher,  G.,  Botaniker,  in  Bonn. 

»  Bechtold,  Bud.,  Buchdruckereibesitzer,   in  Wiesbaden. 

»  Becker,  Dr.  med.,  in  Wiesbaden. 

»  Becker,  Lehrer,  in  St.  Goarshausen. 

»  Berge at,  Assistent  am  chemischen  Laboratorium,  in  Wiesbaden. 

»  Berle,  Dr.,  Banquier,  in  Wiesbaden. 

»  Berthau,  Dr.,  Privatdocent,  in  Bonn. 

»  v.  Bertouch,   Kammerherr  und  Begierungsrath,   in  Wiesbaden. 

»  Bertram,  Bauinspector,  in  Wiesbaden. 

»  Bertram,  Staatsanwalt,  in  Potsdam. 

»  Bertram,    Dr.,    Appellationsgerichts  -  Vicepräsident    a.    D.,    in 

Wiesbaden. 

»  Bertrand,  Dr.,  Medicinalassessor,  in  L.-Schwalbach  f. 

»  Biebr icher,  Bergverwalter,  in  Diez. 

»  B  i  e  h  1 ,  Apotheker,  in  Diez. 

»  Bim ler,  Kaufmann,  in  Wiesbaden. 

»  Bischkopff,  Verlagsbuchhändler,  in  Wiesbaden. 

»  Bischof,  C,  Dr.,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Bis  mark,    Graf,    Kammerherr    und    Hauptmann    a.    D.,    in 

Wiesbaden. 

»  Blum,  Dr.  theol.,  Bischof,  in  Limburg. 

»  v.  Bodemeyer,  Dr.  med.,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Bon  hörst,   Eechnungsrath  a.  D.,    in  Wiesbaden. 


-    337    — 

Herr  Borgmann,  Engen,  Dr.,  in  Wiesbaden. 

»  v.  B  o  r  n  ,  Kpntier,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Böse,  Graf,  zu  Hof  Goldstein,  in  Höchst. 

»  Bott,  Bürgermeister,  in  Eltvüle. 

»  Brenner,  Daniel,  Bentier,  in  Wiesbaden. 

»  Breuer,  Oberlehrer,  in  Montabaur. 

»  Brodersen,  Apotheker,  in  Wiesbaden. 

»  B  r  o  d  z  i  n  a ,  Bürgermeister,  in  Ems. 

»  Brömme,  Christ.,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  B  r  o  m  m  e ,  Eduard,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  B  r  ö  m  m  e  ,  Friedrich,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Brüning,  Adolph,  Dr.,  in  Höchst. 

»  Buddeberg,  Dr.,  Rector,  in  Nassau. 

»  Buderus,  Fr.,    Hüttenbesitzer,  zu  Andenschmiede  bei  Weilburg. 

»  Bücher,  Kreisgerichtsrath  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Cavet,  Dr.,  Botaniker,  in  Wiesbaden. 

»  Charlier,  Alb.,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  C 1  ö  s ,  Lehrer,  in  Neunkhausen. 

»  v.  Coli  aus  en,  Oberst  z.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Coulin,  Bürgermeister,  in  Wiesbaden. 

»  C ramer,  F.,  Dr.  med.,  in  Wiesbaden. 

»  Crass,  Bürgermeister,  in  Erbach. 

»  Cr  atz,  Dr.  med.,  in  Oestrich. 

»  de   la  Croix,  Ober-Regierungsrath,  in  Wiesbaden. 

»  C  r  o  p  p ,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Cuntz,  Dr.  med.,  in  Wiesbaden. 

»  Czech,  Fürstl.  Metternich'scher  Dispector,  zu  Schloss  Johannisberg. 

»  Dem,  Dr.,  Regimentsarzt  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Dem,  Pfarrer,  in  Schierstein. 

»  Dietrich,  Dr.,  Kreisthierarzt,  in  Wiesbaden. 

»  Dietrich,  J.  B.,  Schaumweinfabrikant,  in  Büdesheim. 

»  Dodel,  Consul,  in  Leipzig. 

»  Döring,  Dr.  med.,  in  Ems. 

»  Dörr,  Pfarrer,  in  Kernel. 

»  Dressler,  Pfarrverwalter,  in  Diez. 

»  Duder stadt,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Dünkelberg,  Dr.,  Professor,  in  Poppeisdorf  bei  Bonn. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.  XXXI  u.  XXXII.  22 


~-    338    — 

Herr  Ebertz,  Dr.  med.,  Kreisphysikus,  in  Weilburg. 

»  v.  Eck,  Justizrath,  in  Wiesbaden. 

»  Ef  fei  berger,    Lehrer  der  höheren  Bürgerschule,  in  Wiesbaden. 

»  Eiffert,  Appellationsgerichtsratli,  in  Frankfurt  a.  M. 

»  Eiffinger,  Eisenbahn-Secretär,  in  Frankfurt  a.  M. 

»  Eisen  köpf,  Lehrer  der  Vorbereitungsschule,  in  Frankfurt  a.  M. 

»  Ewald,  Max,  Weinhändler,  in  Rüdesheim. 

»  Fade,  Alfred,  zu  Braubacher  Hütte. 

»  Fassbender,  Bergverwalter,  in  Diez. 

»  Feldhausen,  Gg.,  Lehrer,  in  Wiesbaden. 

»  Fievet,  Gutsbesitzer,  in  Keltershausen  bei  Ehrenbreitstein. 

»  Fink ler,  Eechnungsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Flach,   Geh.  Cabinetsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Flechet,  Director,  in  Laurenburg. 

»  Fleischer,  Dr.,  Sanitätsrath,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Flies,  Generallieutenant,  Excellenz,  in  Wiesbaden. 

»  F  o  n  k ,  Landrath,  in  Rüdesheim. 

»  v.  Forell,  Generalmajor  z.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Forst,  Appellationsgerichtsratli,  in  Wiesbaden  f. 

»  Frank,  Hüttendirector,  zu  Nieverner  Hütte. 

»  Fresenius,  Dr.,  Geh.  Hofrath,  in  Wiesbaden. 

»  Fresenius,  H.,  Dr.,  Assistent  am  chemischen  Laboratorium,  in 

Wiesbaden. 

»  Freudenberg,  Generaldirector,  in  Ems. 

»  Frey,  Ingenieur  bei  der  Ludwigsbahn,  in  Wiesbaden. 

»  Freytag,  Otto,  Hotelbesitzer,  in  Wiesbaden. 

»  Frickhöfer,  Dr.,  Hofrath,  in  L.- Schwalbach. 

»  Friedlieb,  Dr.  med.,  Geh.  Sanitätsrath,  in  Homburg  v.  d.  H. 

»  Fritze,  Em.,  Fräulein,  in  Wiesbaden. 

»  Fritze,  Dr.,  Geh.  Rath,  in  Wiesbaden. 

»  Fritze,  Dr.,  Kreisphysikus,  in  L.-Schwalbach  f. 

»  F  r  o  h  w  e  i  n  ,  Bergverwalter,  in  Diez. 

»  Fuchs,  Landgerichtsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Fuchs,  Oberförster,  in  Montabaur. 

»  Fuchs,  Pfarrer,  in  Bornig. 

»  Gecks,  Buchhändler,  in  Wiesbaden, 

»  Geis,  Bürgermeister,  in  Diez. 


—    339    — 

Herr  Geisenhagen,  Gymnasiallehrer,  in  Kreuznach. 

»  Geiss,  Lehrer,  in   Ems. 

»  Genth,  Dr.,  Geh.  iSanitätsrath,  in  L.- Schwalbach. 

»  Geselschap,  Oberlehrer,  in  Wiesbaden. 

»  Giebel  er,  Bergrath,  in  Wiesbaden. 

»  Giebel  er,  Lieutenant  im  Khein.  Jägerbataillon  No.  8,  in  Zabern 

im  Elsass. 

»  Giebeler,  Hüttenbesitzer,  in  Wiesbaden. 

»  Giesler,  Friedrich,  Bergassessor  und  Director,  in  Limburg. 

»  Glaser,  Materialist,  in  Wiesbaden. 

»  Goethe,  Director  des  pomologischen  Institutes,  in  Geisenheim. 

»  G üb  eil,  Dr.,  Obermedicinalrath  a.  D.,  in  Limburg. 

»  Götz,  Oberbaurath  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Götz,  Regierungsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Gräber,  Commerzienrath,  in  Wiesbaden. 

»  Gräser,  Oberst  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Gro  schwitz,  C,  Buchbinder,  in  Wiesbaden. 

»  Gros  ch witz,  G.,  Lithograph,  in  Wiesbaden. 

»  Gull,  Lehrer,  in  Wiesbaden. 

»  Haas,  Kügerichter,  in  Frankfurt  a.  M. 

»  Haas,  L.,  Dr.  med.,  in  Wiesbaden  f. 

»  Habel,  W.,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  H  a  1  b  e  y ,  Forstmeister,  in  Dillenburg. 

»  Hartmann,  Dr.  med.,  Sanitätsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Hartmann,  Heinr.,  Tünchermeister,  in  Wiesbaden. 

»  Hausmann,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Hacker,  Schreiner,  in  Wiesbaden. 

»  Häuser,  Dr.,  Irrenhaus-Director,  zu  Eichberg. 

»  Haus  in g,  Willi.,  Bergverwalter,  in  Wellmich. 

»  Heberle,  Bergwerks-Director,  in  Oberlahnstein. 

»  v.  Heemskerck,  Präsident,  in  Wiesbaden. 

»  Heibig,  Pharmaceut,  in  Wiesbaden. 

»  Henrich,  Oberlehrer,  in  Wiesbaden. 

»  Hensel,  C,  Buchhändler,  in  Wiesbaden. 

»  Herber,  Hauptmann  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Herget,  Bergwerks-Director,  in  Diez. 

»  Hertz,  Herrn.,  Kaufmann,  in  Wiesbaden. 

»  Herwig,  Robert,  in  Steinbrücken. 


» 


—     340    — 

Herr  Herz,  Dr.,  prakt.  Arzt,  in  Wiesbaden. 

»  Herz,  Salomon,  Kaufmann,  in  Wiesbaden. 

»  Hess,  Dr.  med.,  in  Kirberg. 

»  Heydenreich,  Dr.,  Obermed.-Rath  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Hildenbrand,  Dr.,  Director,  in  St.  Goarshausen. 

»  Hilf,  Geh.  Regierungsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Hilf,  Justizratli,  in  Limburg. 

»  Hirscb,  Franz,  Schlossermeister,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Hoffmann,  Rittergutsbesitzer,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Hoff  mann,  Dr.  med.,  in  Wiesbaden. 

»  Hoffmann,  Oberbaurath  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Hoffmann,  Phil.,  Bergverwalter,  in  Diez. 

»  Hof  mann,  Wilh.,  Lehrer  der  Schlossschule,  in  Schaumburg. 

»  Hofs,  Dr.,  Hof-Intendant,  in  Erbach. 

»  Holz,  E.,  Director,  in  Dillenburg  (Adolphshütte). 

»  Hop  mann,  Landgerichts-Director,  in  Wiesbaden. 

»  Höchst,  Bergmeister,  in  Attendorn. 

»  Höhn,  Optikus,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Huene,  Freiherr,  Königl.  Oberförster,  in  Homburg  v.  d.  H. 

»  Jacob,  Bernhard,  Zimmermeister,  in  Wiesbaden. 

»  Jaskewitz,  Louis,  Banquier,  in  Wiesbaden. 

»  Johanni,  Ew.,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Jung,  Stephan,  Weinhändler,  in  Rüdesheim. 

»  v.  Kaikreuth,  Hauptmann,  in  Wiesbaden. 

»  Kalle,  F.  R.,  Fabrikant,  in  Biebrich  a.  Rh. 

»  K  a  y  s  e  r ,  Bergwerks-Director,  in  Dillenburg. 

»  Kässberger,  Lederfabrikant,  in  Wiesbaden. 

»  Keim,  Landgerichtsrath,  in  Wiesbade"n. 

»  Keim,  Oberstlieutenant  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Keller,  Adolph,  in  Bockenheim. 

»  Koller,  Oberförster,  in  Driedorf. 

»  Kessler,  Mitglied  der  Landesbankdirection,  in  Wiesbaden. 

»  Kilian,  Lehrer  der  höheren  Töchterschule,  in  Wiesbaden. 

»  Klaas,  Dr.,  Generalsecretär,  in  Darmstadt. 
Klappert,  Rentner,  in  Wiesbaden. 


»     Knauer,  Kaufmann,  in  Wiesbaden. 
»     v.  Knoop,  Rentier,  in  Wiesbaden. 


—    341    — 


Herr  Knüttel,  F.,  in  Stuttgart. 
»     Kobbe,  Ferd.,   Kaufmann,  in  Wiesbaden. 
»     Kobelt,   Dr.  med.,  in  Scliwanheini. 
»     Koch,  C,  Dr.,  Landesgeologe,  in  Wiesbaden. 

Koch,  Dr.,  Arzt  der  Elisabethen-Heilanstalt,  in  Wiesbaden. 

Koch,  Dr.,  Medicinalrath  a.  D.,  in  St.  Goarshausen. 

K  o  c  h ,  Fabrikant,  in  St.  Goarshausen. 

Kopp,  Rud.,  Fabrikant,  in  Oestrich. 

v.  Koppen,  Hrch.,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

v.    Kr  aatz-Kos  chlau,    General   der   Infanterie,  Excellenz,    in 
Wiesbaden. 

Kranz,  Dr.  med.,  in  Wiesbaden. 

Krayer,  Maschinenfabrikant,  zu  Johannisberg. 

Krebs,  Dr.,  Oberlehrer  an  der  Wöhlerschule,  in  Frankfurt  a.  M. 

Kreide  1,  Verlagsbuchhändler,  in  Wiesbaden. 

Kreis,  Franz,  Geometer,  in  Eltville. 

Kunz,  Christ.,  Lehrer,  in  Ems. 

Kühne,  Dr.  med.,  Hofrath,  in  Wiesbaden. 

v.  Lade,  General-Consul,  in  Geisenheim. 

v.  Lade,  Friedrich,  in  Geisenheim. 

Lange,  Dr.  med.,  Sanitätsrath,  in  Wiesbaden. 

Langen,  Dr.,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

v.  Lange ndorff,  Major,  in  Wiesbaden. 

Lanz,  Oberbürgermeister,  in  Wiesbaden. 

Lautz,  Geheimer  Regierungsrath,  in  Wiesbaden. 

Lautz,  Lehrer  der  höheren  Töchterschule,  in  Wiesbaden. 

Lehr,  Hofrath,  in  Wiesbaden. 

Lehr,  Dr.  med.,  Arzt,  in  Wiesbaden. 

Lehr,  Dr.  med.,  Medicinalrath  a.  D.,  in  Nassau. 

Leisler,  Dr.  jur.,  Rechtsanwalt,  in  Wiesbaden. 

v.  Lenge rke,  Oberstlieutenant,  in  Wiesbaden. 

L  e  o  n  h  a  r  d ,  Lehrer,  in  Wiesbaden. 

Letzerich,  Dr.  med.,  in  Braunfels. 

Lex,  Rechnungsrath,  in  Wiesbaden. 

Leyendecker,  Oberlehrer,  in  Weilburg. 

Limbarth,  Buchhändler,  in  Wiesbaden. 

Linkenbach,  Bergverwalter,  in  Ems. 

Lohnt  an  n,  Consistorialrath,  in  Wiesbaden. 


—    342    — 

Herr  Lommel,  Geh.  Regierungsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Lottichius,  Eduard,  in  St.  Goarshausen. 

»  Löbeke,  Hauptmann  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Lueg,  C,  Ingenieur  (Eisenhütte),  in  Oberhausen  bei  Sterkrade. 

»  Lugenbühl,  Daniel,  Kaufmann,  in  Wiesbaden. 

»  Magdeburg,  Rentmeister  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Mahr,  Dr.,  Geh.  Sanitätsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Marburg,  Kentier,  in  Wiesbaden. 

»  v.  M  a  s  s  e  n  b  a  c  h ,  Forstmeister,  in  Wiesbaden. 

»  Mathiesen,  E.  A.,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Maurer,  in  Bendorf. 

»  Maus,  Postsecretär,  in  Wiesbaden. 

»  Max,  Pfarrer,  in  Braunfels. 

»  Medicus,  Dr.,  Professor,  in  Wiesbaden. 

»  Meinecke,  Hütten-Ingenieur,  in  Braubach. 

»  Menny,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Metz,  Oberförster,  in  Oberlahnstein. 

»  Meyer,  Victor,  Grubenbesitzer,  in  Limburg. 

»  Michaelis,  Thierarzt  I.  Classe,  in  Wiesbaden. 

»  Mo  liier,  Ober-Regierungsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Moritz,   Dr.,    Chemiker  am  Königl.   pomologischen   Institut,   in 

Geisenheim. 

»  Mo  min,  Theodor,  stud.  ehem.,  in  Wiesbaden. 

»  M  u  c  h  a  1 1 ,  Ingenieur  bei  dem  städtischen  Gas-  und  Wasserwerk, 

in  Wiesbaden. 

»  Mühl,  Forstmeister,  in  Wiesbaden. 

»  Müller,  Dr.  med.,  Grossh.  oldenb.  Sanitätsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Müller,  Bergverwalter,  in  Diez. 

»  Müller,  Franz, 


Weinhändler  und  Hoflieferanten,  in  Eltville. 
Müller,  Leonhardt, 

Müller,   Dr.,   Botaniker   am  Königl.    pomologischen  Institut,  in 

Geisenheim. 

Müller,  Institutsvorsteher,  in  St.  Goarshausen. 

M  ü  n  z  e  1 ,  Banquier,  in  Wiesbaden. 

Napp.  Jacob,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

Neu  berger,  Dav.,  Rechtspraktikant,  in  Wiesbaden. 

Neub ronner,  Apotheker,  in  Cronberg. 


—    343    — 

Herr  Neuendorff,  Badhausbesitzer,  in  Wiesbaden. 

»  N  e  u  s  s ,  Apotheker,  in  Wiesbaden. 

»  Niedner,  Verlagsbuchhändler,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Nimptsch,  Kentier,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Normann.  Oberst  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Nötzel,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Oberbergamt,  Königliches,  in  Bonn. 

»  v.  Oetinger,  Obrist,  in  Trier. 

»  Opitz,  Regierungsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Orth,  Dr.  med.,  Geh.  Sanitätsrath,  in  Ems. 

»  d'Orville,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Ost,  Lehrer,  in  Wiesbaden. 

»  Paehler,  Dr.,  Gymnasialdirector,  in  Wiesbaden. 

»  Pagen  Stecher,  Dr.,  Sanitätsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Panthel,  Dr.  med.,  Sanitätsrath,  in  Ems. 

»  Passavant,  Theodor,  in  Frankfurt  a.  M. 

»  v.  P  e  1  s  e  r  -  B  e  r  e  n  s  b  e  r  g ,  Freiherr,  Dr . ,  in  Wiesbaden. 

»  Petsch,  Rechnungsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Pfeiffer,  E.,  Dr.  med.,  in  Wiesbaden. 

»  Pfeiffer,  A.,  Dr.  med.,  in  Wiesbaden. 

»  Pfeiffer,  Jacob,  Rentier,  in  Diez. 

»  Philgus,  Major  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Polack,  Rector  a.  D.  der  höheren  Bürgerschule,   in  Wiesbaden. 

»  v.  Preuschen,  Freiherr,  Oberförster,  in  Lorch. 

»  v.  Preuschen,  Freiherr,  Ober-Appellationsgerichtsrath  a.  D.,  zu 

Schloss  Liebeneck. 

»  Probst,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Ramsthal,  Oberförster-Candidat,  in  Wiesbaden. 

»  Raven,  Pfarrer,  in  Delkenheim. 

»  v.  Reichen  au,  Regierungsrath,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Reichenau,  Major  z.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Reu  seh,  Ferd.,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Reuss,  A.,  Grubenbesitzer,  in  Geisenheim. 

»  Reuter,  Dr.,  Obermedicinalrath,  in  Wiesbaden. 

»  Reuter,  Aug.,  Weinhändler,  in  Rüdesheim. 

»  Rick  er",  Dr.,  prakt.  Arzt,  in  Wiesbaden. 


—    344    — 

Herr  Riehl,  Hausverwalter,  in  Schlangenbad. 

»  v.  Ritter,  Freiherr,  Hauptmann  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Ritter,  Carl,  Buchdruckereibesitzer,  in  Wiesbaden. 

»  Ritter,  Carl,  jun.,  Buchdrucker,  in  Wiesbaden. 

»  Rossbach,  Reallehrer,  in  Wiesbaden. 

»  Roth,  Forstmeister,  in  Wiesbaden. 

»  Roth,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Roth,  Dr.  med.,  Hofrath,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Röder,  Excellenz,  Generallieutenant  z.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Röder,  A.,  Hofconditor,  in  Wiesbaden. 

»  Römer,  Conservator,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Rö ssler,  Hofgerichtsrath  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Rössler,  Dr.,  Appellationsgerichtsrath,  in  Wiesbaden. 
Runge,  Dr.  med.,  Sanitätsrath,  in  Nassau. 


» 


Saalmüller,  Oberstlieutenant  a.  D.,  in  Frankfurt  a.  M. 

v.  Sachs,  Major  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

Sartorius,  Regierungsrath,  in  Wiesbaden. 

Schaffner,  Regierungsrath,  in  Wiesbaden. 

Schaffner,  Polizeidirector,  in  Homburg  v.  d.  H. 

Schalk,  Dr.  jur.,  in  Wiesbaden. 

Scheidt,  Dr.  med.,  in  Homburg  v.  d.  H. 

v.  Scheliha,  Oberst  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

Schellenberg,  Apotheker,  in  Wiesbaden. 

Schellenberg,  Hof-Buchdruckereibesitzer,  in  Wiesbaden. 

Schellen berg,  Regierungsrath,  in  Wiesbaden. 

Schenk,  Gymnasiallehrer,  in  Weilburg. 

Schirm,  Dr.,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

S  c  h  i  r  m  er,  H.,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

Schlicht  e  r ,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

Schlichter,  Oberamtsrichter,  in  Eltville. 

Seh  lieben,  Major,  in  Wiesbaden. 

v.  Schlief fen,  Graf,  Major,  in  Weimar. 

Schlüter,  Appellationsgerichtsrath,  in  Wiesbaden. 

Schmidt,  Reinhard,  Kaufmann,  in  Wiesbaden. 

Schmidt,  Apotheker,  in  Braubach. 

Schmidt,  Dr.  med.,  in  Homburg  v.  d.  H. 

Schmitt,  Lehrer  am  Gymnasium,  in  Wiesbaden. 

Schmitthenner,  Oberlehrer,  in  Wiesbaden. 


—    345 


Herr  Seh  na  bei,   Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Schneid  e  r ,  Oberbergamts-M arkseheider,  in  1  tonn. 

»  Scholle,  Mitglied  des  Orchesters,  in  Wiesbaden. 

»  Schönb erger,  Kevisionsrath,  in  Wiesbaden. 

«»  Schramm,  Jul.,  Gerbereibesitzer,  in  Dillenburg. 

»  Schulte,  Kentier,  in  Wiesbaden. 

»  Schultz-Leitershofe  n,  Curdirector,  in  Homburg  v.  d.  II. 

*  Schulz,  Dr.  med.,  in  Diez. 

»  Schulz,  Hermann,  Dr.  med.,  in  Ehringhausen,  Kreis  Wetzlar. 

»  Schütz,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Schwartzenau,  Freiherr,  Rittmeister,  in  Winkel. 

»  Schwarz,  Zahlmeister,  in  Wiesbaden. 

»  Seyberth,  Apotheker,  in  Wiesbaden. 

I»  Seyberth,  Landrath ,  in  Biedenkopf. 

»  Siebert,    Gr.,   ordentlicher  Lehrer   der  höheren  Bürgerschule,  in 
Wiesbaden. 

»  Sn eil,  Amtsgerichtsrath,  in  Wiesbaden. 

»  Snell,  Pfarrer,  in  Reicheisheim. 

»  v.    Sodenstern,    C,    Appellationsgerichts -Assessor    a,    D.,    in 

Wiesbaden. 

»  Sommer,  Major,  in  Wiesbaden. 

»  Souchay,  Chemiker,  in  Wiesbaden. 

»  Speck,  Dr.,  Kreisphysikus,  in  Dillenburg. 

»  Spiegelthal,  Generalconsul  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Spie ss,  Willi.,  Bergverwalter,  in  Wetzlar. 

»  Stahl,  Schulinspector,  in  Eschborn. 

»  Stamm,  Dr.,  Rechtsanwalt,  in  Wiesbaden. 

>  Steeg,  Optiker,  in  Homburg  v.  d.  H. 

»  Stein,  Bergrath  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Stein  kau  ler,  Adalb.,  in  Wiesbaden. 

»  Stephan,  Dr.,  Lehrer  der  höheren  Töchterschule,  in  Wiesbaden. 

»  Steubing,  Decan,  in  Dillenburg. 

»  Stippler,  Grubenbesitzer,  in  Limburg  a.  d.  L. 

»  Stell,  Major,  in  Diez. 

»  Stödtko,  Dr.,  Königl.  niederl.  Generalarzt  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Strauss,  Polizeidirector,  in  Wiesbaden. 

»  Strempel,  Apotheker,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Swaine,  Freiherr,  in  Wiesbaden, 


—     346    — 

Herr  Thilenius,  Moritz,  Dr.  med.,  in  Wiesbaden. 

»  Thilenius,  Otto,  Dr.  med.,  in  Soden. 

»  Thilenius,  Dr.  med.,  Sanitätsrath,  in  Soden. 

»  v.  Thompson,  Oberst,  in  Wiesbaden. 

»  T  h  ö  n  g  e  s ,  Rechtsanwalt,  in  Wiesbaden. 

»  Tilmann,  Oberforstmeister,  in  Wiesbaden. 

»  T  ö  1  k  e ,  Fabrikant,  in  Wiesbaden. 

»  Trapp,  Conrad,  Gaswerks-Director,  in  Homburg  v.  d.  H. 

»  T  r  i  e  s  t ,  Victor,  Director  zur  Ritzenmühle  bei  Dernbach. 

»  T  r  i  n  i  u  s ,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Trombetta,  C,  Kaufmann,  in  Limburg. 

»  Trüstedt,  Major  bei  der  Artillerie,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Tschudi,  Oberst  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Ulrich,  Bergmeister,  in  Diez. 

»  Unverzagt,  Professor,  in  Wiesbaden. 

»  Velde,  Rechtsanwalt,  in  Diez. 

»  Vi  gener,  Apotheker,  in  Biebrich  a.  Rh. 

»  Voll  mar,  Consul  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»  Wagner,  L.,  Hof-Photograph,  in  Wiesbaden. 

»  Wagner,  Inspector,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Wangenheim,  Hauptmann,  in  Homburg  v.  d.  H. 

»  Weber,  Obrist,  in  Wiesbaden. 

»  Weber,  Amtsverwalter,   in  Usingen. 

»  Weidenbusch,  Dr.,  Chemiker,  in  Wiesbaden. 

»  Weissgerber,  H.,  Director,  in  Giessen. 

»  Wenkenbach,  Bergrath,  in  Weilburg. 

»  Wernher,  Director,  in  Limburg. 

»  Werz,  Carl,  Glasermeister,  in  Wiesbaden. 

»  West  er  bürg,  Amtmann,  in  Eltville. 

»  Wibel,  Dr.  med.,  in  Wiesbaden. 

»  Wilhelmi,  Dr.  theol.,  Landesbischof,  in  Wiesbaden. 

»  Wilhelmi,  Dr.,  Bataillonsarzt  a.  D.?  in  Wiesbaden. 

»     Wilhelmi,  Apotheker,  in  Nassau. 

»  Will  et,  Bauinspector  a.  D.,  in  Wiesbaden. 

»     Wimpf,  Georg,  Rentier,  in  Wiesbaden. 

»  Winter,  Königl.  niederl.  Oberstlieutenant  a.  D.,  in  Wiesbaden. 


347     — 


Herr  Winter,  Gas-  und  Wasserwerks-Director,  in  Wiesbaden. 

»  Winter,  G.,  Grubenbesitzer,  in  Höchst  a.  M. 

»  Winter,  Präsident,  in  Elmshausen  bei  Biedenkopf. 

»  Wolff  jun.,  Dr.,  Apotheker,  in  Limburg  a,  d.  L. 

»  Wo  ronin,  Kaiscrl.  russischer  Hofrath,  in  Wiesbaden. 

»  v.  Wurmb,  Kcgierungs-Präsident,  in  Wiesbaden. 

»  Z  a  i  s ,  Hotelbesitzer,  in  Wiesbaden. 

»  Z  a  i  s  ,  Baurath,  in  Wiesbaden. 

»  Zaun,  Dr.  theol.,  Geistl.  Eath,  in  Kiedrieh. 

»  Z  i  m  m  e  r  m  a  n  n ,  Dr.,  Lehrer  der  höh.  Bürgerschule,  in  Limburg. 

»  Zink  eisen,    Dr.  med.,  Anstaltsarzt  zur  Dietenmühle  bei  Wies- 
baden. 

»  v.  Zwi  er  lein,.  Freiherr,  Kammerherr,  in  Geisenheim. 


Wiesbaden.    L.  Schellenberg'sche  Hof-Buchdruckerei. 


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Wiesbaden.    L.  Schellenberg'sche  Hof-BuchdriR..ierci. 


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