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Full text of "Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde"

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LI  B  R  A  R 


JAHRBÜCHER 


DES 


NASSAUISCHEN  VEREINS 


FÜR 


NATURKUNDE. 


JAHRBÜCHER 


DES 


NASSAUISCHEN  VEREINS 


FÜR 


NATURKUNDE. 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


DR  ARNOLD  PAGENSTECHER, 

KÖNIGL.  SANITÄTSRATH,    INSPECTOR    DES  NATUKHISTORISCHEN  MUSEUMS  UND 
SECRETÄK  DES  NASSAUISCHEN  VEREINS  FÜR  NATURKUNDE. 


JAHRGANG  48. 


MIT    3    LITHÜGRAPHIRTEN   TAFELN   UND   i   ABBILDUNGEN   131   TEXTE. 


WIESBADEN. 

VERLAG   VON   J.    F.   BERGMANN. 
1895. 


Die  Herren   Verfasser  übernehmen  die   Verantwortung 
für  ihre  Arbeiten. 


Druck  von  Carl  Ritter  in  Wiesbaden. 


Inhalt. 


Seite. 

I.  Vereiiis-Nachrichten. 

Protokoll     der     Generalversammlung     des     Nassauischen 

Vereins  für  Naturkunde  vom  13.  Deceraber  1894      .     .      IX 

Jahresbericht,  erstattet  in  der  Generalversammlung  des 
Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde  am  13.  De- 
cember  ]  894,  von  Dr.  Arnold  Pagenstecher,  Kgl.  Sanitätsrath, 
Museumsinspector  und  Secretär  des  Nass.  Vereins  für  Naturkunde  .        X 

Bericht  über  die  am  23.  September  in  Rüdesheim  abgehal- 
tene Sectio nsver Sammlung  des  Nassauischen  Vereins 
für  Naturkunde , •     XVII 

V  e  r  z  e  i  c  h  n  i  s  s  der  Mitglieder  des  N  a  s  s  a  u  i  s  c  h  e  n  Vereins  für 

Naturkunde  im  October  1895 XXII 

II.  Abhandlungen. 

Die  Bedeutung  der  Bakterien  im  Haushalte  der  Natur. 
Vortrag,  gehalten  in  der  Generalversammlung  des 
Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde  am  13.  Decbr. 
1894  in  Wiesbaden  von  Dr.  med.  Georg  Frank  (Wiesbaden)        1 

Norwegische  Reisebilder.  Vortrag,  gehalten  auf  der 
Sections  Versammlung  des  Nassauisch  en  Verein  s  für 
Naturkunde  zu  Rüdesheim  am  23.  September  1894  von 
Professor  Dr.  H.  Fresenius  (Wiesbaden) 15 

Einige  Beobachtungen  über  Regenwurm  er  und  deren  Be- 
deutung für  das  Wachsthum  der  Wurzeln.  Von  Oecono- 
mierath  B.  Goethe  (Geisenheim).    Mit  einer  lithographirten  Tafel  I      27 

Ueber  die  internationalen  Absoluten,  insbesondere  die 
magnetischen  und  die  elektrischen  Maasse.  Vorträge, 
gehalten  im  Nassauischen  Verein  für  Naturkunde 
während  des  Winters  1894/95  von  Dr.  Ludwig  Kaiser 
(Wiesbaden).    Mit  vier  Abbildungon  im  Texte 35 


*iS7f0 


—     VI     — 

Seite. 

Bemerkungen   über   eine  Kalktuff- Ablagerung   im    Becken 

von  Wiesbaden.     Von  Dr.  F.  v.  San db erger  (Würzburg)    .     .       95 

Die  bei  Nassau  beobachteten  Bienen.  Nachtrag  zu  den 
Beobachtungen  von  Herrn  Professor  Dr.  Schenk.  Ein 
Beitrag  zur  Bienenfauna  der  unteren  Labn.  Von 
Dr.  Buddeberg  (Nassau  a.  d.  Labn) 99 

U e b e r  die  Acronycten  der  Wiesbadener  Gegend,  besonders 
über  Acronycta  strigosa  (S.  V.).  Von  W.  Caspari  II. 
(Wiesbaden) 127 

U e b e r  Hybridation,  besonders  über  die  hybride  Form  aus 
Saturn  ia  pavonia  (L.)  cT  x  Saturnia  pyri  (Schiff.)  Q. 
Von  W.  Caspari  II.  (Wiesbaden).  Mit  einer  chromolithographirten 
Tafel  II 145 

Einiges  über  Hermaphroditen  (Zwitter)  bei  Schmetter- 
lingen, speciell  über  diejenigen  des  Verfassers.  Von 
Wilh.  Caspari  II.  (Wiesbaden).  Mit  einer  chromolithographirten 
Tafel  III 169 

Notiz    über    einige    auf    See    gefangene    Nachtfalter.      Von 

Dr.  A.  Pagenstecher  (Wiesbaden) 179 

V e  r z e i c h n i  s s  der  im  D i  1  u  v i a  1  s a n d  e  bei  Mosbach  vorkom- 
menden Wirbelthiere.  Von  Aug.  Römer,  Conservator  des 
Naturhistorischen  Museums  zu  Wiesbaden.    Mit  einer  Tabelle     .     .     185 

Ergebnisse  der  meteorologischen  Beobachtungen  der 
Station  zu  Wiesbaden  im  Jahre  IS 94.  Von  Aug.  Römer, 
Conservator 201 

Sechster  Nachtrag  zu  dem  Kataloge  der  Bibliothek  des 
N  a  s  s  a  u  i  s  c  h  e  n  V  e  r  e  i  n  s  für  Naturkunde  von  Aug.  Römer, 
Conservator  des  Naturhistorischen  Museums  zu  Wiesbaden      .     .     .     205 


I. 


Vereins -Nachrichten. 


Protokoll 

der 

Generalversammlung   des   Nassauischen  Vereins   für   Naturkunde 

vom  13.  December  1804. 


Die  Versammlung  wurde  um  6  Uhr  Abends  von  dem  Vereinsdirectorr 
Herrn  Regierungspräsidenten  von  Tepper-Laski  mit  einer  begrüssen- 
den  Ansprache  an  die  zahlreich  erschienenen  Mitglieder  und  Gäste,  unter 
diesen  besonders  die  Vertreter  der  Senckenbergisclien  Näturforschenden 
Gesellschaft  zu  Frankfurt  a.  M.,  eröffnet,  worauf  der  Vereinssecretär,, 
Herr  Sanitätsrath  Dr.  A.  Pagenstecher  den  Jahresbericht  vortrug. 
(S.  die  Anlage.)   ■ 

Da  Wünsche  und  Anträge  aus  der  Versammlung  nicht  laut  wurden, 
so  folgte  der  interessante  Vortrag  des  Herrn  Dr.  med.  G.  Frank, 
Abtheilungsvorstehers  am  chemischen  Laboratorium  von  Geh.  Hofrath 
Prof.  Fresenius:  »Ueber  die  Beziehungen  der  Bakteriologie  zu  den 
Naturwissenschaften.«     (S.  dieses  Jahrbuch  S.   1.) 

Ein    zahlreich  besuchtes  Festmahl    im  Casino    beschloss    die  Feier. 

Der  Vereinssecretär : 
Dr.  A.  Pagenstecher. 


Jahresbericht 

erstattet  in  der 

Generalversammlung  des  Nassauisehen  Vereins  für  Naturkunde 

am  13.  December  1894, 

von 

Dr.  A.  Pagenstecher,  Königl.  Sanitätsrath, 

Museumsinspector  und  Secretär  des  Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde. 


Meine  Herren!  Das  hinter  uns  liegende  65.  Vereinsjahr,  über 
dessen  innere  und  äussere  Verhältnisse  ich  Ihnen  heute  statutengemäss 
zu  berichten  habe,  ist  in  gleich  ebenmässiger  Weise  verlaufen,  wie  seine 
Vorgänger. '  Störungen  des  Kreislaufes  sind  nur  in  so  weit  geltend 
geworden,  als  dies  naturgemäss  der  Fall  zu  sein  pflegt. 

Ich  habe  Ihnen  zunächst  über  unsere  M  i  t  g  1  i  e  d  e  r  b  e  w  e  g  u  n  g 
mitzutheilen,  dass  der  unvermeidliche  Abgang,  welchen  Tod,  Austritt 
und  Wegzug  in  jedem  Vereine  alljährlich  zu  bewirken  pflegt,  bei  uns 
durch  den  Eintritt  neuer  Mitglieder  in  erfreulichster  Weise  gedeckt 
worden  ist.  Glücklicherweise  ist  der  in  früheren  Jahren  leider  bedauerlich 
hohe  Procentsatz  des  Abgangs  durch  Tod,  in  diesem  Jahre  geringer 
gewesen,  wann  auch  schmerzlich  genug.  Wir  haben  zu  beklagen  den 
Tod  unseres  correspondirenden  Mitglieds,  des  Herrn  Th.  Passavant 
in  Frankfurt  a.  M.,  sowie  den  unserer  ordentlichen  Mitglieder:  Staats- 
rath  Dr.  von  Becker,  Rentner  Charli er,  Stadtrath  E s c h ,  Rentner 
Napp,  Rentner  de  Ondarza,  und  erst  in  den  jüngsten  Tagen  General- 
lieutenant Gebauer  und  Oberst  von  Co  hausen,  des  verdienten 
Conservators ,  mit  dem  wir  lange  Jahre  unter  einem  Dache  gemein- 
schaftlich und  einträchtig  gearbeitet  haben.  Wir  widmen  allen  diesen 
Heimgegangenen,  welche  ein  so  lebhaftes  Interesse  an  unserem  Verein 
genommen  haben,  ein  ehrendes  Andenken,  zu  dessen  Zeichen  ich  Sie 
bitte,    sich    von   Ihren   Sitzen    erheben   zu    wollen.   —  Durch  Wegzug 


—     XI     — 

verlor  der  Verein  die  Herren  Dr.  med.  Thilenius,  Dr.  med.  Mund, 
Rentner  Wunderly,  Schulrath  Dr.  Pähler.  Ihren  Austritt  er- 
klärten die  Herren :  Reg-Medicinal-Rath  Dr.  Pfeiffer,  Professor  a.  D. 
Schmitthenner,  Buchhändler  Limbarth  dahier  und  Forstmeister 
von  Huene  in  Homburg  v.  d.  H.  Es  traten  dagegen  als  ordent- 
liche Mitglieder  dem  Verein  bei  die  Herren:  Rentner  Elgershausen, 
Lehrer  Fiebig,  Dr.  Frey,  Director  Fischbach,  Dr.  med.  Fuchs, 
Kreisphysicus  Dr.  Gl  ei  ts  mann,  Gymnasialhülfslehrer  Höfer,  Dr.  phil. 
Kiesel,  Lehrer  Klärner,  Dr.  med.  Laquer,  Dr.  med.  Moxter, 
Badewirth  Neuen dor ff,  Dr.  med.  van  Nissen,  Dr.  med.  Ober- 
tüschen,  Rentner  Vogelsberger  und  Oberst  von  Winterfeld. 
Zum  Ehrenmitgliede  ernannte  der  Vorstand  Herrn  Professor  H ä c k e  1 
in  Jena  und  zwar  bei  Gelegenheit  der  festlichen  Feier  des  60jährigen 
Geburtstages  dieses  um  die  Naturwissenschaften  hochverdienten  Gelehrten. 

Unser  Verein  unternahm  in  diesem  Jahre  mehrfache  gemeinschaft- 
liche Ausflüge.  Wir  besuchten  in  stattlicher  Anzahl  am  7.  April  v.  J. 
auf  freundliche  Einladung  der  Herren  Dyckerhoff  in  Biebrich  a.  Rh. 
deren  höchst  interessante  und  belehrende  Fabrikanlagen,  wobei  wir  von 
den  Leitern  dieses  grossartigen  Institutes  in  der  liebenswürdigsten  Weise 
instruirt  und  gastfreundlich  aufgenommen  wurden. 

Am  21.  April  unternahmen  wir  eine  gemeinschaftliche  Fahrt  nach 
Frankfurt  a.  M.  zum  Besuch  des  zoologischen  Gartens  daselbst,  welcher 
bekanntlich  in  jüngster  Zeit  unter  der  hervorragenden  Leitung  unseres 
Mitgliedes,  Herrn  Dr.  A.  Seitz,  einen  so  bedeutenden  Aufschwung 
genommen  hat. 

Das  Jahresfest  der  Senkenbergischen  Naturforschenden  Gesellschaft 
zu  Frankfurt  a.  M.  am  27.  Mai  wurde  von  verschiedenen  Vorstands- 
mitgliedern besucht  und  das  seit  Jahren  bestehende  freundnachbarliche 
Verhältniss  fortgesetzt.  Dasselbe  hat  in  diesen  Tagen  eine  neue  Wirkung- 
erfahren,  indem  diese  Gesellschaft  Herrn  Dr.  Dreyer,  sowie  mich 
zu  correspondirenden  Mitgliedern  ernannt  hat,  eine  Ehre,  die  uns  beide 
sehr  freudig  berührt  hat.  Einen  erneuten  Ausdruck  des  freundschaft- 
lichen Verhältnisses  finden  wir  in  dein  zahlreichen  Besuche,  mit  denen 
uns  heute  die  Mitglieder  der  Senkenbergischen  Gesellschaft  beehren.  — 
Bei  der  Versammlung  des  Vereins  zur  Förderung  des  Unterrichts  in 
der  Mathematik  und  den  Naturwissenschaften,  welche  in  diesem  Früh- 
jahre hier  tagte,  war  unser  Verein  durch  den  Secretär  vertreten. 


—     XII     — 

Die  beliebten  botanischen  Excursionen  unter  der  bewährten 
Leitung  des  Herrn  Apothekers  Vi  gen  er  und  Lehrers  Leonhardt 
wurden  auch  in  diesem  Jahre  eifrigst  fortgesetzt. 

Unsere  wissenschaftlichen  Abend  Unterhaltungen  im 
Casino  erfreuen  sich  nach  wie  vor  im  Winterhalbjahr  der  regsten  Theil- 
nahme.  Als  ersten  Vortragenden  in  diesem  Winter  hatten  wir  die 
Freude,  Herrn  Professor  Gö  bring  aus  Leipzig  in  unserer  Mitte  zu 
hören,  welcher  über  Argentinien  und  seine  Pflanzen-  und  Thierwelt  in 
der  ihm  eigenen  einfachen  und  doch  fesselnden  Weise  unter  Vorführung 
höchst  gelungener  Zeichnungen  sprach.  Die  ihm  in  späteren  Abenden 
folgenden  Vortragenden,  denen  wir  hier  unseren  besten  Dank  spenden, 
reihten  sich  in  einer  die  Zwecke  unseres  Vereins  wohlthuenden  fördernden 
Weise  an. 

Eine  besonders  ausgedehnte  Betheiligung  fand  unsere  diesjährige 
Sectio nsversammlung,  welche  wir  auf  Anregung  unseres  werthen 
Vereinsmitglieds,  Herrn  Eduard  Sturm,  in  Rüdesheim  am  23.  September 
abhielten,  sowohl  von  Seiten  unsrer  Mitglieder,  als  ihrer  Damen  und 
von  lieben  Gästen.  Die  gediegenen  und  anregenden  wissenschaftlichen 
Vorträge,  der  höchst  interessante  und  in  freundlichster  Weise  Seitens 
der  Herren  Gebrüder  Sturm  gebotene  Besuch  der  ausgedehnten 
Kellereien  der  gleichnamigen  Weinhandlung  vereinten  sich  mit  dem 
freilich  nur  kurzen  Ausfluge  auf  den  Niederwald  und  einem  recht 
animirten  Festessen  dazu,  diesen  Tag  bei  allen  Theilnehmern  in  bestem 
Andenken  zu  bewahren.  Sie  werden  ein  Protokoll  über  die  Festsitzung 
von  Seiten  unseres  Schriftführers ,  Herrn  Lehrer  Gull,  im  nächsten 
Jahrbuch  linden. 

Was  das  unserer  Aufsicht  anvertraute  natur historische  Museum 
betrifft,  so  wurde  die  der  Eröffnung  desselben  für  das  Publikum  vorher- 
gehende Durchsicht  der  Sammlungen,  wie  alljährlich,  ausgeführt.  Bei 
den  in  Weingeist  aufgestellten  Collectionen  der  Fische,  Reptilien  und 
niederen  Thieren  war  eine  Neuaufstellung  nöthig  geworden,  welche  bei 
ihrer  Ausführung  mit  einer  Neuetiquettirung  verbunden  wurde.  Ferner 
war  noch  eine  Sammlung  von  Conchylien,  theils  aus  Einkäufen,  theils 
aus  Schenkungen  vorhanden,  welche  aufgestellt,  in  den  Catalog  ein- 
getragen und  eingeordnet  wurde.  Ein  Glaspult  mit  Versteinerungen, 
welche  unser  Ehrenmitglied,  Herr  Professor  Dr.  von  Sandberg  er, 
zu  bestimmen  die  Güte  gehabt  hat,  wurde  ebenfalls  neu  aufgestellt  und 
etiquettirt. 


-     XIII     — 

Die  vom  Vorstände  neu  angekaufte  umfangreiche  Sand  berger - 
sehe  Sammlung  von  Versteinerungen,  lebenden  Süss  w  asser - 
und  L a n d c o n c h y  1  i e n ,  wie  Meeresconchylien  ist  zur  Auf- 
stellung in  Vorbereitung  und  wird  als  eine  neue  Zierde  unserer  in 
dieser  Hinsicht  schon  sehr  ansehnlichen  Museumssammlung  dienen, 
namentlich  neben  den  schon  früher  von  Herrn  von  Sand  berger  er- 
worbenen nassauischen  Uebergangs -Versteinerungen.  Wir  erhielten  durch 
diese  ungefähr  17  500  Exemplare  im  Ganzen  umfassende  Sammlung 
von  meerischen  Conchylien  680  Arten,  wovon  360  für  uns  neu  sind, 
an  Land-  und  Süsswasserconchylien  1895  Arten,  wovon  1212  für  uns 
neu,  an  Versteinerungen  1343  Arten,  wovon  1160  neu  sind,  alle 
benamt.  Wir  haben  daher  unter  3818  Arten  einen  Zuwachs  von 
2682  für  unser  Museum  neuen  und  zuverlässig  bestimmten  Arten  zu 
verzeichnen. 

Für  unsere  Conchyliensammlung,  welche  nach  dem  gedruckten 
Catalog  4420  Species  bereits  umfasste,  wozu  1892  und  1893  noch 
weitere  105  Species  kamen,  haben  wir  daher  einen  Zuwachs  von 
1522  Arten  zu  verzeichnen,  welche  noch  dadurch  einen  besonderen 
Werth  haben,  als  sie  als  Vergleichsmaterial  für  die  Versteinerungen 
von  Interesse  sind.  Unter  den  Versteinerungen  sind,  wie  bemerkt,  von 
1243  Arten  nur  83  bisher  vorhanden  gewesen,  also  1160,  allerdings 
meist  kleinere  Formen  neu,  und  hierunter  finden  sich  eine  grosse  Anzahl, 
welche  in  dem  berühmten  Werke  des  Herrn  Professor  von  Sand- 
b erger:  »die  Land-  und  Süsswasserconchylien  der  Vorwelt«,  Wiesbaden 
1870 — 75,  abgebildet  und  beschrieben  sind.  So  können  wir  uns  nur 
freuen,  in  dieser  die  Sammelperiode  eines  langen  Gelehrtenlebens  um- 
fassenden Sammlung  einen  werthvollen  Zuwachs  für  das  Museum  erhalten 
zu  haben.  Herr  Conservator  Römer  hat  dieselbe  persönlich  in  Würz- 
burg übernommen,  eingepackt  und  hierher  übergeführt,  und  ist  jetzt 
auch  mit  der  Aufstellung  beschäftigt,  eine  Arbeit,  an  deren  Fertig- 
stellung er  leider  durch  längere  schwere  Erkrankung  verhindert  wurde. 
Doch  finden  Sie  die  Sammlung  einstweilen  provisorisch  aufgestellt  im 
Nebenzimmer. 

Neu  angekauft  wurden  ferner: 

Von  Herrn  Naturalisten  Frank  in  London: 

Haplodon  leporina,  ein  seltenes  grosses  Nagethier. 


—     XIV     — 

Von  Herrn  G.  Schneider  in  Basel: 

Rhea  americana  Lath.  von  Südamerika  (junger  amerikanischer  Strauss), 

Corythrix  leucotis  Rupp.  von  Abyssinien, 

Phoenicophaeus  pyrrhocephalus  Veuill.  von  Ceylon, 

Accentor  Alpinus,  Bechst.  Alpenbraunelle, 

Turdus  Naumanni  (f  (Baicalsee), 

Nectarinia  Angladiana  Schaw.  rf,  Madagascar, 

Pyrrhula  Cinerea  Cab.  tf  ad.  Ussuri. 

Als  Geschenk  erhielten  wir :  Einen  Zebrafink  von  Herrn  Bisch- 
kopff  hier,  ferner  zwei  Eier  von  dem  schwarzhalsigen  Wachtelhuhn 
Turnia  nigricollis  von  Madagascar  durch  gütige  Vermittelung  von  Herrn 
Adolf  Cuntz  hier,  sowie  mehrere  Schlangen  von  Manilla  von  Frau 
Dürr,  geb.  Rössler,  durch  gütige  Vermittlung  von  Herrn  Hauptmann 
G  i  e  b  e  1  e  r.  Ferner  mehrere  Ammoniten  aus  dem  Regierungsbezirk 
Magdeburg  von  Herrn  Rechnungsrath  a.  D.  De h n e k e  hier,  endlich 
eine  Parthie  javanischer  Schmetterlinge  von  Herrn  Dr.  Hage  mann 
aus  Java,  sowie  indischer  von  Herrn  Ingenieur  Palliser.  Durch 
Tausch  gegen  einige  Jahrbücher  erhielten  wir  eine  kleine  Anzahl 
exotischer  Schmetterlinge  von  Herrn  Ernst  Heyne  in  Leipzig.  — Herr 
Baron  von  Reinach  in  Frankfurt  sandte  uns  die  Proben  der  Gesteine, 
welche  sich  beim  Brunnengraben  am  Sanatorium  an  der  Frankfurter- 
strasse ergeben  haben.  Herr  von  Reinach  folgert  aus  seinen  Unter- 
suchungen., dass  in  der  mitteltertiären  Zeit  in  der  Nähe  des  Sanatoriums 
der  Strand  des  damaligen  Meeres  gelegen  haben  muss  und  eine  ziemlich 
starke  Brandung  viel  von  dem  anstehenden  Taunusmaterial  in  das  Meer 
gebracht  hat.  Voraussichtlich  war  die  Senkung  des  Mainzerbeckens  in 
der  genannten  Zeit  eine  langsame  und  continuirliche,  so  dass  der  Strand 
durch  eine  sehr  lange  Zeitepoche  daselbst  existirte.  Sie  finden  die 
genannten  Dinge  im  Nebenzimmer  zu  Ihrer  gefälligen  Ansicht  aufgestellt. 

Unser  diesjähriges  Jahrbuch  ist  bereits  in  Ihren  Händen  und 
wird  dasselbe  hoffentlich  Ihren  Beifall  gefunden  haben.  Es  ist  mir 
eine  angenehme  Pflicht,  hier  zweier  Herren  dankend  zu  gedenken, 
welche  uns  die  Herstellung  der  so  überaus  künstlerisch  von  Herrn 
Lithographen  Winter  in  Frankfurt  a.  M.  hergestellten  colorirten  Tafel 
erleichtert  haben.  Es  sind  das  die  Herren  Landgerichtsrath  Wolf 
von  Schönberg  in  Naumburg  a.  d.  Saale  und  Kaufmann  E.  Borne- 


—     XV     — 

mann  in  Magdeburg,  beide  als  eifrige  Förderer  der  Entomologie 
bekannt. 

Durch  den  Tausch  verkehr  gegen  unsere  Jahrbücher  erfährt 
unsere  Vereinsbibliothek  alljährlich,  wie  auch  durch  Schenkungen 
und  einzelne  Ankäufe  eine  beträchtliche  Vermehrung.  Der  Bestand  des 
Inventars  zeigte  am  13.  November  15  372  Nummern,  welcher  sich  seitdem 
wieder  erheblich  gesteigert  hat.  Leider  fehlt  es  uns  täglich  mehr  an  dem 
zur  Unterbringung  unserer  Bücher  nöthigen  Räume,  und  müssen  diese  jetzt 
schon  in  einer  die  Ordnung  störenden  Weise  übereinandergehäuft  werden. 
Ich  komme  hiermit  zu  dem  alljährlichen  Ceterum  censeo  der  Notwen- 
digkeit der  Erweiterung  der  uns  zugewiesenen  unzulänglichen  Räume, 
sowohl  im  Museum  selbst,  als  auch  besonders  in  den  Appertinentien. 
Leider  hat  die  schon  so  lange  schwebende  Angelegenheit  in  diesem 
Jahre  keine  weitere  Förderung  erfahren.  Doch  will  ich  Sie  mit  Klagen 
nicht  ermüden  und  möchte  ich  nur  erwähnen,  dass  sich  vielleicht  bald 
ein  günstiger  Zeitpunkt  zur  Erfüllung  unserer  Wünsche  und  derjenigen 
der  mit  uns  unter  einem  Dach  untergebrachten  Institute  finden  könnte, 
wenn  mit  der  Fertigstellung  des  Justizpalastes  die  alten  Justizgebäude 
frei  werden. 

Nach  Ablegung  derselben  würde  sich  ein  höchst  gelegener  Platz 
meiner  Ansicht  nach  ergeben,  zur  Errichtung  neuer  und  zweckdienlicher 
Räume  für  die  öffentliche  Landesbibliothek,  für  die  Gallerie  des  Kunst- 
vereins, sowie  für  die  Museen  des  Alterthumsvereins  und  unseres  eigenen 
Vereins,  sei  es  für  einzelne  dieser  Institute,  sei  es  für  Alle.  Im  letztein 
Falle  würden  durch  das  Freiwerden  des  alten  Gebäudes  an  der  Wilhelm- 
strasse die  betreffenden  Ministerien,  wie  ich  glaube,  geeignete  Compen- 
sationsobjecte  finden  können.  Vielleicht  findet  dieser  Gedanke  in  den 
maassgebenden  Kreisen  Anklang  und  Förderung. 

Der  Besuch  unseres  Museums  war  auch  in  diesem  Jahre  ein 
ungewöhnlich  reicher  seitens  des  Publikums.  Auch  von  Gelehrten  wurden 
unsere  Sammlungen  mehrfach  besucht  und  zu  Forschungen  benutzt.  Unter 
Andern  war  in  diesem  Frühjahre  Herr  Dr.  von  Jaczewki  aus  Mon- 
treux mehrere  Wochen  hierselbst  mit  dem  Studium  der  Fu  ekel 'sehen 
Pilzsammlung  beschäftigt.  Eine  Suite  von  Petrefacten,  welche  wir  auf 
Ansuchen  der  Kgl.  geologischen  Landesanstalt  und  Bergacademie  nach 
Berlin  gesandt  hatten,  ist  in  diesen  Tagen  nach  erfolgter  wissen- 
schaftlichen Bearbeitung  Seitens  des  Herrn  Dr.  Buis hausen  an  uns 
zurückgelangt. 


—    xvi    - 

Das  kleine  botanische  Gärtchen  im  Museumsbofe  diente  diesen 
Sommer  zu  Unterrichtszwecken  für  die  Oberrealschule. 

Unsere  Rechnungen  pro  1892/93,  sowie  1893/94  sind  von  Kgl. 
Regierung,  sowie  der  Kgl.  Oberrechnungskammer  geprüft  und  ist  dem 
Rechner  Decharge  ertheilt  worden.  Sie  liegen  auf.  Im  Bestand  unseres 
Personals  ist  keine  Aenderung  eingetreten. 

Meine  Herren !  Ich  habe  versucht,  Ihnen  ein  Bild  von  der  Thätig- 
keit  unseres  Vereins  und  seiner  Verbältnisse  zu  geben.  Wenn  es  auch 
nur  ein  mosaikartiges  war,  so  hoffe  ich  Ihnen  doch  damit  den  Beweis 
geliefert  zu  haben,  dass  unser  Verein,  wie  das  ihm  anvertraute  Institut 
kräftig  und  lebensfähig  ist.  Damit  verbinde  ich  aber  die  herzliche 
und  dringende  Bitte  an  alle  Mitglieder  und  Freunde,  auch  fernerhin 
sich  an  den  Aufgaben  des  Vereins  eifrigst  betheiligen  zu  wollen.  Wir 
lernen  ja  nie  aus  und  Bedeutendes  kann  noch  geleistet  werden.  Ins- 
besondere möchte  ich  die  Erforschung  unseres  Vereinsgebietes  Ihnen  an's 
Herz  legen,  die  in  manchen  Specialfächern  sicher  noch  eine  gedeihliche 
Förderung  erfahren  könnte. 

Dass  diejenigen  unserer  Mitglieder,  welche  sich  dieser  Aufgabe  eifrig 

widmen    wollen,    dabei    ihre    innere  Befriedigung    finden    würden,    dafür 

bürgt    das  Wort,    welches    ein  hellenischer  Dichter  einem  Naturforscher 

widmete  : 

„Glückselig  der  Mann,  der  in  forschendem  Drang 
Nach  Erkenntniss  ringt,  der  ferne  dem  Markt, 
Nicht  Bürgerzwist,  nicht  rohe  Gewalt 
Zu  entfesseln  sich  müht. 

Nein,  der  der  Natur,  dem  ewigen  All, 

Wie  einst  es  ward  und  durch  welcherlei  Kraft, 

In  beschaulicher  Stille  sein  Denken  geweiht." 


Bericht 

über  die 

am  23.  September  in  Rüdesheim   abgehaltene  Sectionsversammlung 
des  Nassaiiischen  Vereins  für  Naturkunde. 


Rüdesheim,  den  2  3.  S  e  p  t  e  m  b  e  r.  In  der  geräumigen  » Rhein- 
halle« tagte  heute  die  namentlich  auch  von  Damen  zahlreich  besuchte 
Versammlung  der  Mitglieder  des  nassauischen  Vereins  für  Naturkunde. 
Die  Sitzung  wurde  um  12  Uhr  von  Herrn  Sanitätsrath  Dr.  Arnold 
Pagenstecher  eröffnet.  Derselbe  entschuldigte  den  leider  verhin- 
derten Vereinsdirector  Herrn  Regierungs- Präsidenten  von  Tepper- 
Laski  und  dankte  den  Anwesenden  für  ihr  Erscheinen  mit  herzlichen 
Worten.  Zunächst  begrüsste  dann  Herr  Bürgermeister  Alberti  von 
Rüdesheim  den  Verein ,  indem  er  auf  die  grossen  Verdienste  der 
naturwissenschaftlichen  Forschungen  im  Allgemeinen  und  namentlich 
auch  speciell  in  Nassau  hinwies.  Herr  Dr.  D  r  e  y  e  r  eröffnete,  da  Dr. 
Cavet  und  Herr  Generalsecretär  Dahlen  leider  verhindert  waren, 
ihre  angesagten  Vorträge  zu  halten,  die  Reihe  derselben  durch  Mit- 
theilungen aus  seinen  Studien  über  diejenige  Insektenfamilie,  zu  welcher 
die  Reblaus  gehört.  Da  einige  Tage  vorher  Nachrichten  über  das  Auf- 
finden weiterer  Reblausherde  am  Rhein  eingetroffen  waren,  erschien  das 
Thema  zeitgemäss  für  einen  Vortrag  in  Rüdesheim,  in  dessen  Nähe 
unsere  edelsten  Weine  wachsen. 

Der  Redner  beschrieb  an  der  Hand  vorzüglicher  nach  dem  lebenden 
Thiere  gemachten  Abbildungen  (die  anatomischen  Tafeln  nach  von  ihm 
selbst  angefertigten  Präparaten)  die  verschiedenen  Entwicklungsstadien 
und  den  anatomischen  Bau  der  Reblaus.  Er  zeigte  dabei,  dass  unsere 
Kenntniss  des  Thierchens,  trotz  Allem,  was  darüber  geschrieben  und 
gesprochen  worden  ist,  noch  keineswegs  so  frei  von  Lücken  und  Un- 
sicherheiten ist,  als  es  die  Wichtigkeit  dieses  Insektes  erheischt.     Habe 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.     48.  II 


*  —     XVIII     — 

die  Reblaus  doch  erwiesenermaassen  Frankreich  mehr  Geld  gekostet  als 
der  ganze  Krieg  gegen  Deutschland  sammt  der  Milliarden-Entschädigung. 

In  der  Familie,  zu  welcher  die  Reblaus  gehört,  gleichen  nicht 
immer  die  Töchter  den  Müttern.  Nach  mehreren  Generationen  von 
dicken  ungeflügelten  Müttern,  wie  der  Vortragende  sie  in  Abbildungen 
zeigte,  kommen  plötzlich  abweichend  gebaute  schlanke  Töchter,  die  in 
einem  gewissen  Alter  Flügel  entwickeln.  Und  was  das  Merkwürdigste 
ist,  es  kommen  hierzulande  nie  Söhne  vor,  wenigstens  sind  in  ganz 
Deutschland  noch  nie  welche  gefunden  worden.  Und  Reblaus- Aus- 
länd er  werden  bei  uns  grundsätzlich  nicht  zugelassen.  Trotzdem  ver- 
mehrt sich  die  Familie  gewöhnlich  so  schnell,  dass  wir  bereits  Millionen 
ausgegeben  haben,  um  die  in  Deutschland  zerstreuten  Reblausfräulein 
aufzufinden  und  umzubringen,  damit  ihre  Nachkommenschaft  nicht  unseren 
ganzen  Weinbau  gefährden   möge. 

Was  auf  den  anatomischen  Tafeln  am  meisten  auffiel,  war  der 
grosse  Magen,  welcher  dicht  am  Kopfe  anfängt  und  die  halbe  Länge 
des  Körpers  durchzieht.  In  ihn  führt  eine  verhältnissmässig  kurze  uud 
sehr  enge  Speiseröhre,  während  der  Enddarm  wieder  ziemlich  lang  und 
gewunden  ist.  Das  Merkwürdigste,  was  Dr.  Dreyer  jedoch  bei 
der  Reblaus  entdeckt  hat,  ist,  dass  bei  ihr  dieser  Enddarm  sich 
nicht  wie  bei  den  übrigen  Insekten  nach  aussen  öffnet, 
und  dass  somit  Alles,  was  die  Reblaus  verzehrt,  bei  ihr  bleibt  und  an- 
scheinend ganz  verdaut  wird. 

Ebenso  interessant  ist  Dr.  Dreyer's  Beobachtung,  dass  das  sonst 
bei  den  Insekten  fast  allgemein  angetroffene  Herz  (das  sogenannte  Rücken- 
gefäss)  der  Reblaus  vollständig  fehlt.  Dafür  pulsire  aber  sehr  kräftig 
der  Darm  und  setze  damit  sowohl  seinen  eigenen  Inhalt  wie  die  alle 
inneren  Organe  der  Reblaus  umspielende  Körperflüssigkeit  in  die  nöthige 
Bewegung. 

Bei  den  Reblausfräulein  pulsirt  demnach  »kein  Herz  im  Leibe «•, 
sondern  der  Magen.  Es  könne  übrigens  das  Herz  bei  den  Insekten 
leichter  entbehrt  werden,  weil  bei  ihnen  nicht,  wie  bei  den  Säugethieren 
das  alle  Organe  ernährende  Blut  erst  zu  den  Lungen  und  damit 
dem  Sauerstoff  der  Luft  entgegen  geführt  wird.  Bei  den  Insekten  strömt 
die  Luft  durch  kleine  Athemlöcher  direkt  von  aussen  durch  den 
ganzen  Körper  bis  zu  den  allerinnersten  Organen.  Und  das  komplizirte 
Röhrennetz,  durch  welches  dies  geschieht,  dient  zugleich  zur  Festigung 
der  Organe,  da  der  Insektenleib  jedes  inneren  Knochengerüstes  entbehrt. 


—     XIX     — 

Interessant  ist  der  Apparat,  durch  welchen  die  Reblaus  den  Saft 
der  Rebe  (hier  in  Wahrheit  den  Rebensaft)  einsaugt  und  der  Speiseröhre 
zuführt.  Wie  längst  bekannt,  geschieht  dies  durch  ein  dem  blossen 
Auge  nicht  sichtbares  und  selbst  bei  starker  Lupenvergrösserung  nur 
wie  ein  haarfeines  bräunliches  Seidenfädchen  erscheinendes  Röhrchen, 
welches  in  eiuer  gewöhnlich  als  Schnabel  betrachteten,  aber  blos  zur 
Festigung  der  Saugborsten  dienenden,  walzenförmigen  Scheide  an  die  anzu- 
stechende Rebstelle  geleitet  wird.  Dass  dieses  Röhrchen  wiederum  aus 
vier  Fädclien  zusammengesetzt  ist,  war  ebenfalls  bekannt.  Wie  aber 
bei  der  Reblaus  durch  Zusammenfalzung  dieser  Fädchen  nicht  nur  ein, 
sondern  zwei  dichte  Kanäle  entstehen,  dürften  die  vorgezeigten  Ab- 
bildungen zum  erstenmale  veranschaulicht  haben.  Durch  einen  dieser 
Kanäle  wird  der  Rebensaft  eingesaugt,  durch  den  zweiten  das  Sekret 
der  Speicheldrüsen  in  die  Pflanzenwunde  gespritzt  und  auf  diese  Weise 
gleich  mit  dem  Nährsafte  vermischt.  Der  Speichel  wirkt  zugleich  reizend 
auf  die  Pflanzenwunde  und  trägt  dadurch  möglicherweise  zur  Entstehung 
der  den  Hauptschaden  verursachenden  Anschwellungen  der  Saugwurzeln 
(der  sog.  Nodos i täten)  bei.  —  Das  Saugen  erfolgt  durch  abwechselndes 
Zusammenziehen  und  Ausdehnen  des  elastischen  Schlundes  Das  Aus- 
spritzen des  Speichels  durch  die  langen  Saugborsten  hindurch  wird 
vermittelst  einer  sehr  auffallenden  Druckpumpe  bewirkt,  deren  Mechanis- 
mus durch  Abbildungen  erklärt  wurde.  Der  grösste  Theil  der  Leibes- 
höhle des  Thieres  ist,  seiner  riesigen  Fruchtbarkeit  entsprechend,  mit 
den  Eianlagen  ausgefüllt,  Das  Centralnervensystem  zerfällt  in  Gehirn, 
Brust-  und  Bauchmark.  Letzteres  setzt  sich  in  einen  langen,  später 
verzweigenden  Nervenstrang  nach  hinten  fort. 

Die  Darlegung  zeigte,  dass  selbst  ein  so  kleines  Thierchen  wie  die 
Reblaus  Beachtung  verdient,  nicht  bloss  wegen  seiner  Wichtigkeit 
für  unseren  Weinbau,  sondern  auch,  weil  gerade  die  Untersuchung 
solch  kleiner,  leicht  durchsichtig  zu  machender  Thiere  Licht  auf 
manche  Probleme  der  Physiologie  wirft,  welche  bei  grösseren  Thieren 
nicht  so  leicht  zu  verfolgen  sind. 

Hierauf  sprach  Herr  Director  Goethe  aus  Geisenheim  über  die 
Lebensweise  des  Regenwurms.     (Siehe  dieses  Jahrbuch  S.  27.) 

Herr  Professer  Dr.  H.  Fresenius  sprach  hierauf  über  seine 
Reise  nach  Norwegen.     (Siehe  dieses  Jahrbuch  S.   15.) 

Herr  Oberlehrer  Dr.  K  a  d  e  s  c  h  erfreute  die  Anwesenden  durch  Mit- 
theilungen über  Tesla's  Versuche.     Neben  denjenigen  von  Hertz  über 

II* 


—     XX     — 

elektrische  Wellen  hätte  in  den  letzten  Jahren  auf  dem  Gebiete  der 
Elektricitätslehre  nichts  mehr  Aufsehen  erregt,  als  die  Versuche  des  in 
Nordamerika  lebenden  Elektrotechnikers  Tesla  über  elektrische  Wechsel- 
ströme von  hoher  Spannung  und  grosser  Zahl  von  Stromwechseln  innerhalb 
einer  Secunde.  Die  Mittheilungen  die  Redner  über  diese  Hochspannungs- 
hochfrequenzwechselströme machte,  seien  einer  Arbeit  von  Professor 
E b er t  entnommen ;  er  müsse  dieselben  ohne  experimentelle  Demon- 
strationen geben,  da  ihm  die  dazu  nöthigen  grossen  Hilfsmittel  nicht 
zu  Gebote  ständen.  Redner  erklärte  darauf  zuerst  den  Begriff  des 
elektrischen  Wechselstroms  und  der  hohen  Spannung  desselben  und  ver- 
anschaulichte dann,  wie  Tesla  Ströme  von  sehr  hoher  Spannung  und 
von  einer  ausserordentlich  grossen  Zahl  von  Richtungswechseln  durch 
Verbindungen  von  4  Spiralen  mit  einer  besonders  construirten  AVechsel- 
strommaschine  erzeugt.  Nunmehr  wurden  die  Versuche  die  Tesla  mit 
den  Strömen  anstellt,  demonstrirt;  so  zunächst  die  Versuche  mit  eva- 
cuirten  Glasrühren,  wodurch  grossartige  Lichterscheinungen  von  Tesla 
hervorgebracht  wurden.  Eine  besondere  Form  die  Tesla  denselben 
Versuchen  giebt,  ist  so  beschaffen,  dass  ein  evacuirter  Glaskörper  überall 
in  einem  Zimmer  aufleuchtet  und  als  elektrische  Lampe  dient.  Um 
aber  ein  Arbeiten  bei  einer  solchen  zu  ermöglichen  stellte  Tesla  3 
Hauptformen  von  besonders  construirten  Glühlampen  her,  die  Redner 
eingehender  einzeln  beschrieb,  wobei  er  ihre  Vorzüge  vor  den  jetzt 
gebräuchlichen  hervorhob.  Grossartig  solle  auch  die  Lichterscheinung 
sein,  welche  man  erhalte,  wenn  man  die  Pole  frei  in  die  Luft  endigen 
lasse,  weil  dann  ganze  Büschel  weissleuchtender  Lichtstrahlen  mit  eigen- 
thümlichem  Rauschen  und  Pfeifen  aus  ihnen  ausströmten.  Weitere 
Versuche  konnten  wegen  Mangel  an  Zeit  nur  angedeutet  werden.  Zum 
Schluss  wurde  die  Frage  erörtert,  wie  solche  Hochspannungshoch- 
frequnzströme  auf  den  menschlichen  Körper  einwirken.  Während  Hoch- 
spannungsniederfrequenzwechselströme schon  manches  Menschenleben 
zum  Opfer  gefordert  hätten,  seien  erstere  Ströme  ganz  ungefährlich 
und  riefen  keinerlei  Empfindung  in  uns  hervor. 

Herr  Lehrer  Leonhard  sprach  hierauf  über  verschiedene  Pflanzen, 
welche  in  der  europäischen  Pflanzenwelt  neuerdings  als  Fremdlinge 
eingeschleppt  wurden.  Redner  ging  davon  aus,  dass  unsere  ganze  Vege- 
tation aus  einheimischen,  eingebürgerten,  aber  auch  aus  eingeschleppten 
Pflanzen  bestände.  Günstige  Ansiedlungsplätze  für  die  letzteren  seien 
hauptsächlich  Eisenbahndämme,  See-  und  Flusshäfen,  sowie  Lagerplätze. 


—     XXI     — 

Viele  dieser  Ankömmlinge  verschwänden  rasch  wieder.  So  hätten  sich 
im  Kriegsjahr  1870/71  in  Frankreich  südosteuropäische  und  algerische 
Pflanzen  gezeigt,  deren  Samen  mit  Pferdefutter  eingeführt  worden  war, 
die  aber  heute  dorten  wieder  vergeblich  gesucht  werden  dürften. 
Andere  zeigten  aber  auch  grosse  Ausdauer  und  schienen  sich  zu  accli- 
matisiren,  wie  z.  B.  Senecio  vernalis  W.  K. ;  eine  Pflanze,  welche  im 
Jahre  1826  in  der  Provinz  Schlesien  und  Preussen  auftrat  und  trotz 
aller  Massregeln  in  ihrem  Fortschreiten  noch  nicht  gehindert  werden 
konnte.1  Ein  solcher  Ankömmling  sei  namentlich  ein  im  Mannheimer 
Hafengebiet  zuerst  aufgetretenes  amerikanisches  Unkraut,  welches  von 
Lehrer  Bahr  1891  dorten  gefunden  und  von  Prof.  K.  Schumann  in 
Berlin  als  Solanum  rostratum  Dun.  bestimmt  wurde.  Auch  dem  Redner  war 
ein  Exemplar  dieser  Pflanze,  das  zwischen  Sonnenberg  und  Stickelmühle 
gefunden  worden  war,  zugesandt  worden  und  es  wurde  auch  dasselbe  der 
Versammlung  vorgelegt.  Hierauf  wurden  dann  die  Unterscheidungsmerk- 
male von  den  anderen  Nachtschattenarten  hervorgehoben,  üa  die  etwa  1  m 
hohe  Pflanze  mit  gelblichen  Stacheln,  besonders  auf  dem  Kelche,  besetzt  ist, 
welche  auch  die  beerenartige  Frucht  überziehen,  so  würde  sie  in  Nebraska 
auch  »Büffelklette«  genannt.  Die  gelbe  Blüthe  sei  dabei  zweiseitig  symme- 
trisch und  die  5  Antheren  ungleich  lang.  Die  Büffelklette  sei  aber  nicht 
nur  als  Wanderpflanze  ein  lästiges  Unkraut,  sondern  sie  sei  auch  die 
ursprüngliche  Nährpflanze  des  Coloradokäfers  und  daher  doppelt  ge- 
fährlich. Redner  entwickelte  nunmehr  noch,  wie  solche  Fremdlinge 
den  ganzen  Vegetationscharakter  verändern  könnten,  wie  das  z.  B. 
Prof.  Philippi  an  »Chile«  nachgewiesen  habe.  — 

Damit  war  die  Tagesordnung  erschöpft  und  der  Vorsitzende  schloss 
um  2  Uhr  die  Sitzung.  Die  Vereinsmitglieder  begaben  sich  hierauf, 
einer  freundlichen  Einladung  der  Gebrüder  Sturm  Folge  leistend,  in 
deren  berühmte  Kellereien,  woselbst  allgemeine  Verwunderung  ausge- 
sprochen wurde  über  die  grossartigen  Quantitäten  und  vorzügliche  Qualitäten 
der  dort  lagernden  edlen  W'einsorten.  Um  4'/2  Uhr  erfolgte  eine  ge- 
meinsame Auffahrt  mittelst  Extrazug  zum  Niederwalddenkmal  und  um 
5  Uhr  ein  Mittagessen  im  »Darmstädter  Hof«,  das  die  Vereinsmitglieder 
und  deren  Gäste  in  der  frühlichsten  Stimmung  bis  zum  Abgang  der 
Abendzüge  zusammenhielt.  J.  Gull,  Lehrer. 


Verzeicliniss  der  Mitglieder 

des 

Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde  im  October  1895,-') 


I.   Tors  tan  (1. 

Herr  Regierungspräsident  von  Tepper-Laski,  Director. 

«  Sanitätsrath  Dr.  Arnold  P  a  g  e  n  s  t  e  e  li  e  r ,  Museums-Inspector  und 
Vereinssecretär. 

«  Rentner  Dud  er  Stadt,  Rechnungsführer  und  Vorsteher  der  mine- 
ralogischen Section. 

«     Apotheker  A.  Vi  gen  er,  Vorsteher  der  botanischen  Section. 

«     Rentner  Dr.  L.  Dreyer,  Vorsteher  der  zoologischen  Section. 

«     Garteninspector  Dr.  L.  Cavet,  I 

«     Professor  Dr.  Heinrich  Fresenius,       Beiräthe. 

«     Realschuldirector  Dr.  Kaiser,  J 

II.  Ehre  n  m  itgliede  r. 

Herr  v.  Baumbach,  Landforstmeister  a.  D.,  in  Freiburg  i.  B. 

«  Dr.  Bunsen,  Geheimerath,  in  Heidelberg. 

«  Dr.  Erlenmeyer,  Professor,  in  Frankfurt  a.  M. 

«  Dr.  v.  Et ting hausen,  Professor,  in  Wien. 

«  Graf  zu  Eulen  bürg,  Ministerpräsident  a.  D.,  in  Berlin. 

«  Dr.  Fresenius,  R.,  Geh.  Hofrath  und  Professor,  Wiesbaden. 

«  Dr.  Geinitz,  Geh.  Hofrath,  in  Dresden. 

«  Dr.  Ritter  v.  Hauer,  K.  K.  Hofrath  und  Director  des  Hof- 
museums, in  Wien. 

«  Dr.  H  a  e  c  k  e  1 ,  Professor,  in  Jena. 

«  Alexander  v.  Homeyer,  Major  z.  D.,  in  Greifswald. 

«  Dr.  v.  K  ö  1 1  i  k  e  r ,  Professor,  in  Würzburg. 

«  Dr.   R.  Leuckart,  Geh.  Rath,  in  Leipzig. 

«  Dr.  F.  v.  Sand  berger,  Professor,  in  Würzburg. 


*)  Um  Mittheilung   vorgekommener  Aenderungen  im  Personenstand  wird 
freundlichst  gebeten. 


3rr 

Dr 

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Dr 

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Dr 

« 

Dr 

XXIII 


III.   Correspondireiide  Mitglieder. 

0.  Böttger,  Professor,  in  Frankfurt  a.  M. 
Büchner,  Professor,  in  Giessen. 
Bucldeberg,  Rector,  in  Nassau  a.  Lahn, 
v.  Canstein,    König!.  Oeconomierath   und   General-Secretär. 
in  Berlin. 

Freudenberg,  General- Consul.  in  Colombo. 

Ernst  Herborn,  Bergdirector,  in  Sidney. 

Dr.  L.  v.  Hey  den,  Königl.  Major  z.  D.,  in  Bockenheim. 

Dr.  Hueppe,  Professor  der  Hygiene,  in  Prag. 

Dr.  Kays  er,  Professor  der  Geologie,  in  Marburg. 

Dr.  F.  Kinkelin,  in  Frankfurt  a.  M. 

Dr.  C.  List,  in  Oldenburg. 

Dr.  Ludwig,  Professor,  iu  Bonn. 

Dr.  Reichenbach,  Professor,  in  Frankfurt  a.  M. 

v.  Schön feldt,  Oberst  z.  D.,  in  Weimar. 

P.  T.  C.  Snellen,  in  Rotterdam. 

Dr.  Thomae,  Gymnasiallehrer  in  Elberfeld. 


IV.  Ordentliche  Mitglieder. 

A.     Wohnhaft  in  Wiesbaden  und  nächste)-   Umgebung. 

Herr  Ab  egg,  Rentner. 

«  Ähren s,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Alb  recht,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Auf  ermann,  Rentner. 

«  v.  Aweyden,  Ober-Reg.-Rath. 

«  Berle,  Ferd.,  Dr.,  Banquier. 

«  Becker,  Dr.  med.,  prakt.   Arzt. 

«  Bergmann,  J.  F.,  Verlagsbuchhändler. 

«  Bertram,  Dr.,   Appellationsgerichts-Vicepräsident  a.  D. 

«  Bischof,  Dr.,  Chemiker. 

«  v.  Bistram,  Baron. 

«  Borggreve,  Professor  Dr.,  Oberforstmeister. 

«  v.  Born,  W.,   Rentner. 

«  Brauneck,  Geh.  Sanitätsrath. 

«  Brömme,  Ad.,  Tonkünstler. 

«  Buntebarth,  Rentner. 

«  Caesar,  Reg.-Rath. 

«  Caspari  IL,  W.,  Lehrer. 


—     XXIV     — 

Herr  Cavet,  Dr.,  Königl.  Garteninspector. 

«  Chelius,  Georg,  Rentner. 

«  Cloutli,  Dr.  med.,  Sanitätsrath. 

«  Coester,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Conrady,  Dr.,  Geh.  Sanitätsrath. 

«  Cramer,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  de  la  Croix,  Dr.,  Consistorialpräsident  a.  D. 

«  Cropp,  W.,  Rentner. 

«  Cuntz,  Wilhelm,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Cuntz,  Friedrich,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Cuntz,  Adolf,   Rentner. 

«  Dahlen,  Generalsecretär. 

«  v.  Dewitz,  Oberstlieutenant  z.  D. 

«  Dihm,  Hugo,  Baumeister. 

«  Döhring,  Rechnungsrath  a.  D. 

«  Doms,  Leo,  Rentner. 

«  Dresel,  Rentner. 

«  Dreyer,  L.,  Dr.  phil.,  Rentner. 

«  Duderstadt.   C,  Rentner. 

«  Elgershausen,  Luitpold,  Rentner. 

«  Eiffert,  Oberlandesgerichtsrath  a.  D. 

«  Fi e big,  Georg,  Lehrer. 

«  Fischbach,  Director  a.  D. 

«  Florschütz,  Dr.,  Sanitätsrath. 

«  Frank,  Dr.,    Dozent  und  Abth.-Vorst.    am   ehem.  Laboratorium 

von  Fresenius. 

«  Freinsheim,  F.,  Rentner. 

«  Fresenius,  H.,  Dr.,.  Professor. 

«  Fresenius,  W.,  Dr.,  Dozent. 

«  Frey,  Hermann,  Dr. 

«  Freytag,  Otto,  Rentner. 

«  Frey  tag,  0.,  Rentner,  Premierlieut.  a.  D. 

«  Fuchs,  Dr.  med.,  Frauenarzt. 

«  Fuchs,   Landgerichtsrath  a.  D. 

«  F  ü  s  s  m  a  n  n  ,  E. ,  Rentner. 

«•  G  e  c k  s ,  Buchhändler. 

«  Gessert,  Th.,  Rentner. 

«  Gleitsmann,  Dr.  med.,  Kreisphysikus. 

«  Gräber,  Commerzienrath. 

«  Groschwitz,  C,  Buchbinder. 

«  Groschwitz,  G.,  Lithograph. 

«  G  r  ü  n  h  u  t ,  Dr.,  Dozent  am  ehem.  Laboratorium  von  Prof.  Fresenius. 


—     XXV     — 

Herr  Gull,  Lehrer. 

«  Güntz,  Dr.  med. 

«  Gygas,  Dr.  med.,  Oberstabsarzt  a.  D. 

«  Haas,  Ferdinand,  Dr. 

«  Hackenbruch,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Hagemann,  Dr.  phil.,  Archivar. 

«  Hammacher     G.,  Rentner. 

«  Heck  er,  Ewald,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Heim  erdinger,  M.,  Juwelier. 

«  Hei  ntz  mann,  Dr.  jur.,  Rentner. 

«  Hen sei,  C,  Buchhändler. 

«  Herget,  Bergdirector. 

«  Herr  fahr  dt,  Oberstlieutenant  z.  D. 

«  Hertz,  H.,  Kaufmann. 

«  Hess,  Bürgermeister. 

«  Hessenberg,  G.,  Rentner. 

«  v.  Heyden,  Dr.,  Rentner. 

«  Hintz,  Dr.  phil.,  Dozent. 

«  Hiort,  Buchbinder. 

«  Hirsch,  Franz,  Schlosser. 

«  Hirsch,  Heinrich,  Schreiner. 

«  Hoefer,  Lehrer,  Gymnasialhülfslehrer. 

«  Honigmann,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  v.  Ib eil ,  Dr.,  Ober-Bürgermeister. 

«  .Jessnitzer,  Rentner. 

«  Jung,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Kadesch,  Dr.,  Oberlehrer. 

«  Kaiser,  Dr.,  Realschuldirector. 

«  Kalle,  F.,  Rentner. 

«  Kempner,  Dr.  med.,  Augenarzt. 

«  Kessler,  Landesbank-Directionsrath. 

«  Kessler,  Dr.,  Director  a.  D. 

«  Kind,  Dr.,  Gewerberath. 

«  Kirchmai r,  Rentner. 

«  Kiesel,  Dr.  phil. 

«  Klau,  J.,  Gymiiasiallehrer. 

«  Klärner,  Carl,   Lehrer. 

«  Knauer,  F.,  Rentner. 

«  Kobbe,  F.,  Kaufmann. 

«  Koch,  G.,  Dr.  med.,  Hofrath. 

«  K  ö  g  e  1 ,  Rentner. 

«  König,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Kopp,  Rudolf,  Fabrikbesitzer. 


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—     XXVI     — 

Herr  Körner,  Beigeordneter. 

«  Koettschau,  Oberstlieutenant  z.  D. 

«  v.  Kraatz-Koschlau,  General  der  Infanterie,  Excellenz. 

«  Kraus,  Wilhelm,   Buchhalter. 

«  Ladsch,  Grubendirector  a.  D. 

«  Landow,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Laquer,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Lauer,  Rentner. 

«  L  a  u  t  z ,  Reallehrer  an  der  höheren  Töchterschule. 

«  Lenz,  Dr.,  Oberstabs-Apotheker  im  Kriegsministerium  a.  D. 

«  Leisler,  Rechtsanwalt. 

«  Leo,  Rentner. 

«  Leonhard,  Lehrer  a.  D. 

«  Leonhardt,   Rentner. 

«  Letzerich,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Levi,  Carl,  Buchhändler. 

«  Lex,  Rechnungsrath. 

«  Licht,  Baurath  a.  D. 

«  L  ö  b  n  i  t  z ,  Rentner. 

«  Lossen,  Dr.  phil.,  Rentner. 

«  Magdeburg,  Rentmeister  a.  D. 

«  Mahlinger,   Dr.  phil.,  Hülfslehrer  an  der  Oberrealschule. 

«  Marburg,  F.,  Rentner. 

«  Maus,  W.,  Postsecretär. 

«  Meineke,  Dr.,  Director,  Professor. 

«  Meurer,  Carl,  sen.,  Dr.  med.,  Augenarzt. 

«  Michaelis,  Fr.,  Schlachthausdirector. 

«  Mich  eisen,  Dr.  med.,  Frauenarzt. 

«  Mouchall,   Director  des  Gas-  und  Wasserwerks. 

«  Moxter,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  v.  Mutz  sehe  fahl,  A.,  Generallieutenant  z.  D.,  Excellenz. 

«  Nagel,  Apotheker. 

«  Neuendorff,  W.,  Badewirth. 

«  van  N  i  e  s  s  e  n  ,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  N  ö  t  z  e  1 ,  Rentner. 

«  Ober  tuschen,  Dr.  med. ,  prakt.  Arzt. 

«  Pagen  Stecher,  Arnold,  Dr.  med.,  Sanitätsrath. 

«  Pagenstecher,  Dr.  H.,  Augenarzt,  Professor. 

«  Peipers,  Hugo,  Rentner. 

«  Pfeiffer,   Emil,  Dr.  med.,  Sanitätsrath. 

«  Polack,  Rector  a.  D. 


—     XXYII     — 

Herr  Frey  er,  Prof.  Dr.,  Hofrath. 

«  Pröbsting,  A.,  Dr.  med.,  prakt.   Arzt. 

«  v.  R  e  i  c  h  e  n  a  u ,  Geh.  Regierungsrath,  Yerwaltungsgerichtsdireotor. 

«  Ricker,  Dr.  med.,  Sanitätsrath. 

«  R  i  n  k  e  1 ,  Schulinspector. 

«  Ritter,  C,  sen.,  Buchdruckereibesitzer. 

«  Ritter,   C,  jun.,  Buchdrucker. 

«  Röder,  Ad.,  Rentner. 

«  Römer,  August,  Conservator  am  Museum. 

«  Romeiss,  Otto,  Dr.,  Rechtsanwalt. 

«  Roser,  K.,  Dr.  med.,  prakt,  Arzt. 

«  Rospatt,  Geh.  Regierungsrath. 

«  R  ü  h  1 ,  Georg,  Kaufmann. 

«  Sartorius,   Landes-Director. 

«  v.  Scheliha,  Oberst  a.   D. 

«  S  c  h  e  1 1  e  n  b  e  r  g ,  Apotheker. 

«  Schellenberg,  Hof-Buchdruckereibesitzer. 

«  Schellenberg,  Dr.  med.,  prakt,   Arzt. 

«  Scb  ierenberg,  E.,  Rentner. 

«  Schlichter,  Ad.,  Rentner. 

«  S  c  h  1  i  e  b  e  n ,  Major  a,  D. 

«  Schmidt,  Adam,  Rentner. 

«  Schnabel,  Rentner. 

«  Scholz,   Carl,  Rentner. 

«  Schreiber,  Geh.  Regierungsrath. 

«  Schulte,  Rentner. 

«  v.  Seckendorff,  Telegraphendirector. 

«  S  e  i  p ,  Gymnasiallehrer. 

«  Seyberth,  Sanitätsrath. 

«  Siebert,  Professor  an  der  Oberrealschule. 

«  Sjöström,  M.,  Rentner. 

«  Sommer,  Major  a.  D. 

«  Spamer,  Gymnasiallehrer. 

«  Spieseke,  Dr.,  Oberstabsarzt  a.  D. 

«  Staffel,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Steinkauler,  Guido,  Rentner. 

«  Stoss,  Apotheker. 

*  Strempel,  Apotheker. 

«  von  Tepper-Laski ,  Regierungspräsident. 

«  Thanisch,  A.,  Apotheker. 

«  Thönges,  H.,  Dr.,  Justizrath. 

«  T out on,  Dr.  med.,  prakt,  Arzt. 


—     XXVIII     — 

Herr  Vogel,  Wilhelm,  Rentner. 

«  Vogelsberger,  Oberingenienr. 

«  Voigt,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Voll  mar,  Rentner. 

«  Wächter,  Rentner. 

«  Wagemann,  H.,  Weinhändler. 

«  Wage  mann,  Carl,  Weinhändler. 

«  Wehmer,  Dr.,  prakt.  Arzt  und  Frauenarzt. 

«  Weiler,  Rentner. 

«  Weinberg  er,  Maler. 

«  Werz,  Carl,  Glaser. 

«  Westberg,  Coll.-Rath. 

«  W  e  s  t  p  h  a  1  e  n ,  Regierungsrath . 

«  Wibel,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt. 

«  Winter,  Kgl.  niederl.  Oberstlieutenant  a.  D. 

«  Winter,  Ernst,  Baurath,  Stadtbaudirector. 

«  v.  W  i  n  t  e  r  f  e  1  d  ,  Oberst  z.  D. 

«  Worst,  Seminardirector  a.  D. 

«  Zais,  W.,  Hotelbesitzer. 

«  Z  i  e  g  1  e  r ,  Ludwig,  Rentner. 

«  Zinsser,  Dr.  med. 


B.    Ausserhalb  Wiesbaden  (im  Regierungsbezirk). 

Herr  Albert,  Fabrikbesitzer,  in  Biebrich. 

«  Baltzer.  Dr.,  Reallehrer,  in  Diez. 

«  Beck,  Dr.,  Rheinhütte  in  Biebrich. 

«  Beyer,  Gräfl.  Kielmannsegge'scher  Rentmeister,  in  Nassau. 

«  Biegen,  Carl,  in  Oestrich. 

«=  Blum,  J.,  Oberlehrer,  in  Frankfurt  a.  M. 

«  Caspari,  Realgymnasiallehrer,  in  Oberlahnstein. 

«  Dyckerhoff,  R.,  Fabrikant,  in  Biebrich. 

«  Esau,  Realsehuldirector,  in  Biedenkopf. 

«  Fonk,  Geh.  Regierungsrath,  in  Rüdesheim. 

«  Frank,  Hüttenbesitzer,  zur  Nieverner  Hütte  bei  Ems. 

«  Frickhöffer,  Dr.  med.,  Hofrath,  in  Langenschwalbach. 

«  F  r  o  h  w  e  i  n ,  Grubendirector,  in  Diez. 

«  Fuchs,  Pfarrer,  in  Bornich. 


—     XXIX     — 

Herr  Gärtner,  Martin,  Hülfslehrer,  in  St.  Goarshausen. 

«  Geis,  Bürgermeister,  in  Diez. 

«  Genth,  Dr.  C,  in  Langenschwalbach,  prakt.  Arzt. 

«  Gehren b eck,  Dr.  phil.,   Herborn. 

«  Giebel  er,  W.,  Hauptmann  a.  D.,  Montabaur. 

«  Goethe,  Director  des  Königl.  Instituts  für  Obst-  und  Weinbau  in 
Geisenheim,  Oeconomierath. 

«  Haas,  Rudolph,  Hüttenbesitzer,  zu  Xeuhoffnungshütte  bei  Herborn. 

«  Heberle,  Bergdirector.  Oberlahnstein. 

«  Hilf,  Geh.  Justizrath,  in  Limburg. 

«  v.  Ibell,  Dr.  med.,  prakt,  Arzt,  in  Ems. 

«  Keller,  Ad.,  in  Bockenheim. 

«  Kobelt,  W.,  Dr.  med.,  in  Schwanheim. 

«  Kr e ekel,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt,  in  Eppstein. 

«  Kuhn,  A.,  Kaufmann,  in  Nassau. 

«  Kunz,  Chr.,  Reallehrer  a.  D..  in  Ems. 

«  Künzler,  L.,  in  Freiendiez. 

*  v.  Lade,  Eduard,  in  Geisenheim. 

«  Lew  alter,  Dr.  med.,  Hofmedicus,  in  Biebrich. 

«  Leyendecker,  Professor,  in  Weilburg. 

«  Linkenbach,  Generaldirector,  in  Ems. 

«  Lotichius,  Eduard,  Dr.,  in  St.  Goarshausen. 

«  v.  Matuschka-Greiffenclau,  Hugo,  Graf,  auf  Schloss  Vollraths. 

«  Müller,  Oberlehrer  und  Institutsvorsteher,  in  St.  Goarshausen. 

«  Op  per  mann,  Dr.,  Reallehrer,  in  Frankfurt  a.  M. 

«  Peters,  Dr.,  Fabrikbesitzer,  Schierstein. 

«  ftuehl,  Director,  in  Ems. 

Realprogymnasium,  in  Biebrich. 

Herr  v.  Reinach,  A.,  Baron,  Frankfurt  a.  M. 

«  v.  Rössler,  Rechtsanwalt,   Justizrath,  in  Limburg. 

«  Schmidt,  Ludwig,  stud.  rer.  nat.,  in  Sachsenhausen. 

«  Schröter,  Dr.,  Director  der  Irrenheil- und  Pfleganstalt  Eichberg. 

«  Schüssler,  Seminar-Oberlehrer,  in  Dillenburg. 

«  Seitz,  Dr..  Adalbert,  Director  des  zoologischen  Gartens  in  Frank- 
furt a.  M. 


- -     XXX      - 

Herr  Siebert,  Garten-Director,  in  Frankfurt  a.  M. 
«     Siegfried,  Dr.,  Fabrikant,  in  Herborn. 
«     Speck,  Dr.  med.,  Sanitätsratb,  in  Dillenburg. 
«     Steeg,  W.,  Dr.,  Optiker,  in  Homburg  v.  d.  H. 
«     Steinmeister,  Landrath,  in  Höchst  a.  M. 
«     Sturm,  Ed.,  Weinhändler,  in  Rüdesheim. 

«     Thilenius,  Otto,  Dr.  med.,  Sanitätsratb,  in  Soden. 
«     Tille,  Dr.  med.,  prakt.  Arzt,  Nassau  a.  d.  Lahn. 

«     Vigener,  Apotheker,  in  Biebrich. 

«     Vogelsberger,  "Weinhändler,  in  Ems. 

«     Winter,  W.,  Lithograph,  in  Frankfurt  a.  M. 


C.    Ausserhalb  des  Regierungsbezirks  Wiesbaden. 
Herr  Alefeld,  Dr.  phil.,  in  Darmstadt. 

Bibliothek,  König  1.,  in  Berlin. 

Herr  Dünkelberg,  Dr.,  Geh.  Rath,  in  Poppeisdorf. 

«     Frank,  G.  A.,  Naturalist,   in  London. 
«     Frey,  L.,  Ingenieur,  in  AVorms. 

«     Geisenheyner,  Gymnasiallehrer,  in  Kreuznach. 

«     Löbbeke,  Hauptmann  a.  D.,  in  Hamm  (Westfalen). 

«     Lugenbühl,  Dr.,  Assistenzarzt  der  chir.  Klinik  in  Strassburg  i.  E. 

«     Maurer,   Fr.,  Rentner,  in  Darmstadt. 
«     Meyer,  H.,  Dr.,  Professor,  in  Marburg. 

Königliches  Oberbergamt,  in  Bonn. 

Herr  Schenk,  Professor  a.  D.,  in  Marburg  a.  d.  Lahn. 

«  Schneider,  Professor  an  der  Bergacademie  in  Berlin. 

«  Steffen,  Apotheker,  in  Friedrichsthal  bei  Saarbrücken. 

«  Suffert,  L.,  Rentner  in  Berlin  (Friedenau). 


••^•^h- 


II. 


Abhandlungen. 


DIE 


■BEDEUTUNG  DER  BAKTERIEN 


IM 


HAUSHALTE  DER  NATUR. 


VOBTEAG, 

GEHALTEN  IN  DER 

GENERALVERSAMMLUNG  DES  NASSAUISCHEN  VEREINS 

FÜR  NATURKUNDE 

AM  13.  DECEMBER  1894  IN  WIESBADEN 

VON 

Dr.  med.  GEORG  FRANK 

(WIESBADEN). 


Jahrb.  (1.  nass.  Ver.  f.  Nat.    48.  ] 

- 


Hochansehnliche  Versammlung. 

Meine  Herren!  Legen  wir  uns  die  Frage  vor,  in  welches 
Gebiet  des  Naturreiches  die  Bakterien  gehören,  so  weisst  uns  der  ganze 
Lebensprozess  dieser  Gebilde,  ihre  morphologische  Erscheinung  und  ihr 
biologisches  Verhalten  darauf  hin,  dieselben  den  Pflanzen,  zuzuzählen. 
Sehen  wir  uns  nun  um,  von  welchen  Berufskreisen  die  Erforschung  des 
Bakterienlebens  betrieben  wird,  so  finden  wir  neben  den  Botanikern 
noch  Angehörige  der  allerverschiedensten  und  heterogensten  Ständen: 
Aerzte,  Bierbrauer,  Landwirthschaftler,  Industrielle,  Chemiker  etc.  mit 
diesen  Arbeiten  beschäftigt.  Aus  diesem  Interesse,  welches  so  ver- 
schiedengestellte Berufskreise,  neben  den  Männern  der  reinen  Wissen- 
schaft auch  Angehörige  des  praktischen  Lebens,  an  den  Bakterien  nehmen, 
dürfen  wir  den  Schluss  ziehen,  dass  nicht  immer  die  wissenschaftliche 
Erforschung  der  Bakterien  allein,  sondern  auch  mehr  praktische  Erwägungen 
und  Beziehungen  diese  Personen  zu  dem  Studium  der  Bakterien  hinge- 
führt hat. 

Die  Kenntniss  von  der  Existenz  der  Bakterien  ist  eine  relativ 
noch  junge.  Dieselbe  ist  uns  erst  geworden  durch  die  Erfindung  der 
Vergrösserungslinsen,  des  Mikroskopes.  Vor  wenig  mehr  wie  200  Jahren 
wurden  zum  ersten  Male  Bakterien  gesehen  und  beschrieben  von  dem 
grossen  Philosophen  und  Naturforscher  L  eeuwenhoek.  In  den  ersten 
Zeiten  nach  der  Leeuw  en ho ek'schen  Entdeckung  sind  in  der  weiteren 
Erkenntniss  der  Bakterien  nur  geringe  Fortschritte  gemacht  worden. 
Es  hängt  dies  mit  der  mehr  spekulativen  Richtung  der  damaligen  Natur- 
forschung zusammen,  welche  die  Beobachtung  gegenüber  der  philoso- 
phischen Erörterung  fast  vollständig  vernachlässigte.  Erst  in  der  zweiten 
Hälfte  des  vorigen  Jahrhunderts  wurde  den  Bakterien  grössere  Aufmerk- 
samkeit zu  Theil.  Aber  auch  dies  Mal  noch  war  die  Veranlassung,  dem 
Bakterienleben  näher  zu  treten,  eine  rein  wissenschaftlich  allgemeine  Frage. 
Das  Studium  der  Bakterien  wurde  verknüpft  mit  der  Lehre  von  der  Ur- 

1* 


zeugung :  ob  es  nämlich  möglich  sei,  dass  lebende  Wesen  aus  nicht  be- 
lebter oder  abgestorbener  Materie  entstehen  können. 

Sie  wissen,  dass  bei  naturwissenschaftlich  Ungebildeten,  im  Volke, 
auch  heute  noch  die  Anschauung  von  der  Entstehung  belebter  Wesen, 
wie :  Fliegen,  Würmer  etc.  aus  todten,  faulenden  Substanzen  besteht. 
Aristoteles  nahm  noch  an,  dass  Frösche,  Kröten  und  ähnliche  kleinere 
Thiere  auf  dem  Wege  der  Urzeugung  entstünden.  Mit  der  fortschreitenden 
Naturerkenntniss  wurden  die  Lebewesen,  welche  diesen  Ursprung  nehmen 
sollten,  immer  kleiner  und  kleiner;  und  zuletzt  klammerte  sich  die 
Lehre  von  der  Urzeugung  an  diese  allerkleinsten,  nur  durch  das  Mikro- 
skop noch  erkennbare  Lebewesen,  die  Bakterien  an. 

In  der  Bekämpfung  oder  Begründung  dieser  Lehre  von  der  Ur- 
zeugung betheiligten  sich  die  grössten  Naturforscher  der  letzten  100 
Jahren;  ich  will  nur  die  Namen  von  Reaumur,  Needham,  Spal- 
lanzani,  Lavoisier,  Schleyden,  Schwann,  Hoffmann, 
H  e  1  m  h  o  1 1  z  ,  erwähnen.  Dieser  Streit  wurde  zu  Ausgang  der 
50er  Jahre  beendigt  durch  die  Untersuchungen  des  französischen 
Forschers  Louis  Pasteur.  Im  Anschluss  an  diese  Untersuchungen, 
welche  die  Lehre  von  der  Urzeugung  gründlich  und  definitiv  wider- 
legt haben,  wies  Pasteur  nach,  dass  eine  Reihe  höchst  merk- 
würdiger Vorgänge,  die  Gährung,  Fäulniss  und  ähnliche,  durch 
die  Lebensthätigkeit  von  Bakterien  oder  ihnen  nahestehender  Orga- 
nismen hervorgerufen  würden.  Wohl  hatten  schon  frühere  Forscher 
die  Anwesenheit  von  Bakterien  bei  diesen  Vorgängen  erkannt,  und 
daraus  auf  den  Zusammenhang  geschlossen,  dass  diese  Vorgänge  durch 
die  Lebensthätigkeit  der  Bakterien  hervorgerufen  würden.  Aber  sie 
hatten  diese  Anschauungen  niemals  zum  Beweise  erheben  können.  Da- 
mals gerade  lehrte  der  grösste  Chemiker  seiner  Zeit,  L  i  e  b  i  g ,  dass 
Fäulniss  und  Gährung  entstünden  durch  molekulare  Bewegung  der  faul- 
resp.  gährfähigen  Substanz.  Dass  sich  bei  diesen  Prozessen  Bakterien 
und  verwandte  Gebilde  zeigten,  sei  für  den  Eintritt  und  Fortgang  der- 
selben vollständig  gleichgiltig.  Die  Anwesenheit  der  Bakterien  bei 
Fäulniss  und  Gährung  sei  ein  rein  zufälliges  Ereigniss.  Sie  könnten 
auf  den  in  Zersetzung  begriffenen  Substanzen  wohl  gedeihen,  niemals 
aber  diese  Prozesse  erregen  und  unterhalten.  Pasteurs  Arbeiten  der 
nächstfolgenden  Jahre  widerlegten  diese  Anschauungen  Liebigs  und 
bauten  seine  Lehre  von  der  Erregung  der  Gährung  und  Fäulniss  durch 
Bakterien,  in  praktischer  wie  auch  theoretischer  Richtung  weiter  aus. 


5 


Von  Anfang  an  übten  die  Pasteur'schen  Arbeiten  einen  gewaltigen 
Einfluss  aus  auf  den  Vorstellungskreis  der  Aerzte.  Die  Anschauung, 
dass  manche  Krankheiten  eine  grosse  Aehnlichkeit  mit  Fäulnissprozessen 
haben,  war  dem  inedicinischen  Denken  schon  lauge  vertraut.  Finden 
sich  ja  schon  seit  ältester  Zeit  medicinische  Bezeichnungen,  die  auf  solchen 
Zusammenhang  hindeuten,  wie  Faulfieber,  Putrescenz  und  ähnliche.  Wenige 
Jahre  vor  dem  Bekanntwerden  der  Pasteur'schen  Lehren  hatte  ein 
deutscher  Thierarzt,  Pollen  der  in  Mülheim  a.  Rh.,  im  Blute  kranker  und 
verendeter  Schafe  und  Rinder  ähnliche  Gebilde  gefunden  und  in  ihrer 
Bedeutung  erkannt,  wie  solche  auch  bei  der  Fäulniss  vorkommen.  Durch 
Pasteurs  Untersuchungen  über  die  Urzeugung,  über  Gährung  und  Fäul- 
niss sind  also  die  ersten  Forschungen  der  Aerzte  über  die  Beziehungen 
zwischen  Bakterien  und  Krankheiten  angeregt  und  geleitet  worden. 
Pasteur  selber  hat  sich  zu  dieser  Zeit  mit  inedicinischen  Fragen  nicht 
beschäftigt.  Ein  wesentlicher  Fortschritt  in  der  Erkenntniss  der  Krank- 
heitsprozesse ist  jedoch  durch  diese  ersten  bakteriologischen  Arbeiten 
der  Aerzte  nicht  erzielt  worden.  Wohl  waren  schon  nach  wenigen  Jahren 
für  alle  Krankheiten  Bakterien  oder  ähnliche  Lebewesen  gefunden  und 
benannt  worden ;  aber  diese  Entdeckungen  haben  allgemeine  Anerken- 
nung niemals  zu  finden  vermocht.  Und  dies  mit  Recht.  Heute  sind  die 
meisten  dieser  Angaben  als  irrig  erkannt. 

Die  bakteriologische  Forschung  in  der  Medicin  auf  richtige  Wege 
geleitet  zu  haben,  ist  unbestritten  das  Verdienst  Robert  Kochs.  Ausser 
einer  grossen  Reihe  eigener  und  der  bedeutendsten  wissenschaftlichen 
Entdeckungen  hat  er  auch  dadurch  die  bakteriologische  Wissenschaft 
in  so  hohem  Maasse  gefördert,  dass  er  einfache  und  sichere  Methoden 
zum  Arbeiten  geschaffen  hat.  Die  früheren,  von  Pasteur  hauptsächlich 
eingeführten  Methoden  geben  nur  in  den  Händen  sehr  exakter  und  kritisch 
denkender  Arbeiter  richtige  Resultate.  Die  vielen  Irrthümer  der  vorher- 
gegangenen Jahre  sind  zum  Theil  erklärbar  in  der  Schwierigkeit,  diese 
Methoden  zu  beherrschen  und  zu  verwerthen.  Die  heute  allgemein, 
auch  von  der  Pasteur'schen  Schule  bevorzugten  Koch 'sehen  Methoden 
sind  viel  leichter  zu  lernen,  einfacher  zu  handhaben  und  in  ihren  Re- 
sultaten sicherer  zu  beurtheilen. 

So  ist  es  Koch 's  Verdienst,  dass  es  möglich  geworden  ist,  in 
relativ  sehr  kurzer  Zeit  für  eine  Reihe  der  wichtigsten  Krankheiten 
den  sicheren  Nachweis  zu  führen,  dass  dieselben  dadurch  entstehen,  dass 
bestimmte    Bakterien    in    den    Körper    eindringen,      ihnen   allen    ist   es 


—     6     — 

bekannt,  dass  die  Tuberkulose,  die  Cholera,  die  Diphtherie,  der  Typhus, 
die  Wundiufektionskrankheiten  und  ebenso  eine  grosse  Anzahl  von  Thier- 
krankheiten:  Rotz,  Schweinerothlauf,  Milzbrand  etc.  durch  Bakterien 
hervorgerufen  werden.  Ich  will  aber  auch  nicht  unterlassen,  an  dieser 
Stelle  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  nicht  alle  Krankheiten  durch 
Bakterien  bedingt  sind ;  wie  wohl  mancher  geglaubt  haben  mag,  als 
sich  diese  bakteriologischen  Entdeckungen  in  der  Medicin  Schlag  auf 
Schlag  folgten,  ebensowenig  wie.  dass  alle  Bakterien  Krankheiten  er- 
zeugen können.  Im  Gegentheil  sind  es  die  wenigsten  Bakterien,  nur 
Ausnahmen ,  welche  ausgesprochen  krankheitserregende  Eigenschaften 
besitzen. 

Fragen  wir  uns  nun,  hat  diese  wissenschaftliche  Erkenntniss,  dass 
gewisse  Krankheiten  nur  durch  Bakterien  hervorgerufen  werden,  auch 
für  die  praktische  Medicin  eine  Bedeutung  gehabt,  so  muss  dies  auf's 
allerentschiedenste  und  nachdrücklichste  bejaht  werden.  Die  praktische 
Medicin  bewegt  sich  in  zwei,  anscheinend  sehr  verschiedenen  Richtungen ; 
in  erster  Linie  ist  sie  bestrebt,  Krankheiten  zu  verhüten,  in  zweiter, 
die  schon  ausgebrochenen  Krankheiten  zu  heilen. 

Gerade  auf  dem  Gebiete  der  Hygiene,  der  Lehre  von  der  Krank- 
heits-Verhütung ist  die  Entwickelung  der  Bakteriologie  von  der  alier- 
weittragendsten  Bedeutung  geworden.  Seitdem  wir  die  Krankheitserreger 
von  dem  erkrankten  Körper  trennen  können,  vermögen  wir  dieselben 
auch  ausserhalb  des  menschlichen  Körpers  auf  ihre  Lebenseigenschaften 
zu  prüfen  und  zu  studiren.  Indem  wir  dieselben  den  verschiedensten 
Lebensbedingungen  aussetzen,  stellen  wir  so  fest,  welche  äussere  Ein- 
flüsse auf  das  Gedeihen  derselben  förderlich  einwirken,  welche  andere 
das  Leben  derselben  beeinträchtigen  und  vernichten.  Durch  diese 
Untersuchungen  sind  unsere  Vorstellungen  über  die  Fortpflanzung  der 
Krankheiten  von  Mensch  zu  Mensch  wesentlich  verbessert  worden;  wir 
haben  Mittel,  chemische  und  physikalische,  kennen  gelernt,  um  die 
Bakterien  auch  ausserhalb  des  menschlichen  Organismus  zu  vernichten, 
und  so  die  Weiterverbreitung  der  durch  sie  bedingten  Krankheiten  zu 
verhüten. 

Als  im  Jahre  1830  die  Cholera  zum  ersten  Male  von  Russisch- 
Polen  aus  Preussen  bedrohte,  glaubte  man  durch  Grenzsperren,  indem 
man  den  Verkehr  mit  dem  verseuchten  Lande  aufhob,  die  Einwande- 
rung der  Krankheit  verhüten  zu  können.  Heute  hält  man  diese  Mass- 
regeln für  unnöthig.     Gelänge  es  wirklich,  jeden  Verkehr,    sowohl   den 


-     7     - 

menschlichen  als  auch  den  mit  Waaren,  zwischen  zwei  Landstrichen, 
welche  eine  grosse  gemeinschaftliche  Landgrenze  haben,  aufzuheben,  so 
wären  diese  Sperrmassregeln  vielleicht  begründet.  Alle  Erfahrungen  aber 
haben  gelehrt,  dass  eine  solche  vollständige  Absperrung  undurchführbar 
ist.  Heutzutage  unterlässt  man  deswegen  alle  derartige  Massregeln, 
man  sucht  und  findet  den  besten  Schutz  gegen  die  Cholera  und  ähnliche 
Krankheiten  in  guten  sanitären  Einrichtungen  im  eigenen  Lande.  In 
früheren  Zeiten  galt  der  Verkehr  mit  Cholerakranken  für  gefährlich; 
man  glaubte,  dass  die  Atmosphäre  um  den  Cholerakranken  herum  mit 
Cholerakeimen  geschwängert  sei.  Der  Arzt  hielt  sich  deswegen  am 
Bette  des  Cholerakranken  einen  mit  Essigsäure  getränkten  Schwamm 
vor  den  Mund.  Heute  weiss  man,  dass  die  Cholerabacillen  nur  im 
Darm  des  Kranken  vorkommen ;  man  behandelt  desshalb  die  Entlee- 
rungen desselben  mit  Vorsicht,  um  sich  nicht  zu  inficiren,  man  über- 
giesst  sie  mit  Desinfectionsmitteln,  um  die  Weiterverbreitung  der  Krank- 
heit zu  verhüten.  Im  Uebrigen  aber  hält  man  den  Verkehr  mit  dem 
Cholerakranken  für  absolut  ungefährlich.  Es  bringt  keine  Gefahr  und 
beweist  auch  keinen  Muth,  den  Cholerakranken  zu  besuchen  und  zu 
pflegen. 

Die  Schwindsucht,  Lungentuberkulose,  hielt  man  früher  meistens 
für  eine  ererbte  Krankheit.  Man  glaubte,  dass  die  Schwindsucht  direkt 
von  den  Eltern  auf  die  Kinder  durch  die  Zeugung  weiter  übertragen 
würde.  Heute  ist  man  anderer  Ansicht.  Die  Schwindsucht  wird  in  den 
allerseltensten,  nur  in  Ausnahmefällen,  direkt  im  Zeugungsakte  mit  über- 
tragen, sie  wird  fast  ausnahmslos  im  späteren  Leben  durch  Contagion 
wie  andere  Krankheiten  erworben.  Die  Erreger  der  Schwindsucht,  die 
sogenannten  Tuberkelbacillen,  finden  sich  im  Auswurfe  des  Kranken 
häufig  in  sehr  grosser  Menge.  Wird  dieser  Auswurf  nicht  sachgemäss 
behandelt,  so  kann  er  eintrocknen.  Die  Tuberkelbacillen  behalten  auch 
im  ausgetrockneten  Zustande  ihre  Lebensfähigkeit,  ihre  Virulenz  bei. 
Sie  können  dann  verstäubt,  der  Luft  beigemischt  werden  und  so  mit 
der  eingeathmeten  Luft  in  die  Lungen  noch  Gesunder  eindringen.  Es 
ist  desswegen  vollkommen  berechtigt,  von  jedem  Schwindsüchtigen  zu 
verlangen,  dass  er  seinen  Auswurf  so  behandelt,  dass  keine  Eintrocknung 
und  Verstaubung  in  die  Luft  stattfinden  kann. 

Die  bakteriologische  Forschung  hat  neue  Methoden  und  Mittel 
gefunden,  Bakterien  sicher  zu  vernichten.  Alte  Desinfectionseinrich- 
tungen,  welche  nicht  im  Stande  wraren,    selbst  grössere  Lebewesen,  wie 


—    8     - 

sie  gelegentlich  in  den  Kleidern  vorkommen  können,  zu  tödten,  sind 
jetzt  verlassen:  an  ihre  Stelle  sind  andere  getreten,  die  mit  Sicherheit 
alle  Infectionskeime  vernichten  und  die  Träger  derselben,  auch  die 
subtilsten  Sammet-  und  Seidenstoffe,  nicht  beschädigen. 

Auf  dem  Gebiete  der  Heilkunde  hat  die  bakteriologische  Forschung 
den  ersten  grossen  Fortschritt  der  Chirurgie  gebracht.  Ihnen  Allen  ist 
der  Name  des  grossen  englischen  Chirurgen  List  er  bekannt.  Früher 
war  man  allgemein,  Aerzte  wie  Laien,  der  Ansicht,  dass  jede  Wunde 
eitern  müsse,  um  auszuheilen,  dass  fieberhafte  Zustände  den  Heilprozess 
begleiten  müssten.  List  er  hat  diese  Anschauung  gründlichst  widerlegt 
und  die  Richtigkeit  der  entgegengesetzten  bewiesen,  dass  auch  die 
grössten  Wunden  ohne  Eiterung  uud  Fieber  heilen  können,  dass  Eite- 
rung und  Fieber  accidentell  seien,  bedingt  durch  das  Hineingelangen 
von  Bakterien  in  die  Wunden.  Um  die  Bakterien  von  den  Wunden 
fernzuhalten,  also  eine  Heilung  ohne  jede  Störung,  ohne  Eiterung 
und  Fieber  zu  erzielen,  hat  er  besondere  Vorsichtsmassregeln  bei  den 
Operationen,  einen  sehr  difficilen  auf's  peinlichste  ausgedachten  Ver- 
band nach  den  Operationen  angegeben.  Die  grossartigen  Erfolge:  rasche 
fieberfreie  Verheilung  grosser  Wunden,  kühne  Operationen,  welche 
Li  st  er  nach  Einführung  seiner  Methoden  erzielte,  haben  die  Richtigkeit 
seiner  Ansichten  zur  allgemeinen  Geltung  gebracht.  Der  ursprüngliche 
von  List  er  selber  angegebene  Verband  war  sehr  complicirt,  er  ahmte 
genau  alle  jene  Vorsichtsmassregeln  nach,  welche  List  er  auch  bei  seinen 
bakteriologischen  Untersuchungen  beobachtete.  List  er,  und  die  meisten 
Chirurgen  mit  ihm,  waren  damals  der  Ansicht,  dass  die  Hauptgefahr 
für  den  Heilverlauf  der  Wunden  durch  eine  Luftinfection  drohe;  alle 
seine  Massregeln  zielten  darauf,  die  Luftkeime  von  den  Wunden  fern- 
zuhalten oder  zu  vernichten.  Die  tiefere  Erkenntniss  des  Bakterien- 
lebens, welche  uns  die  letzten  Jahre  gebracht  haben,  hat  jedoch  ge- 
zeigt, dass  diese  Anschauung  List  er  s  irrthümlich  gewesen  ist.  Von  der 
Luft  wandern  Bakterien  nur  sehr  selten  in  den  Körper  ein;  durch  Con- 
tagion,  durch  Berührung  werden  sie  in  den  meisten  Fällen  eingebracht. 
Viele  Massregeln,  auf  deren  Durchführung  Lister  in  der  ersten  Zeit 
einen  grossen  Werth  gelegt  hat,  sind  als  zwecklos  und  überflüssig  heute 
bei  Seite  gethan.  Der  List  er 'sehe  Verband,  wie  er  auch  jetzt  noch 
seinem  Begründer  zu  Ehren  genannt  wird,  ist  sehr  viel  einfacher  ge- 
worden, er  gleicht  durchaus  nicht  mehr  dem  ursprünglichen  complicirten. 
Verletzungen,    wie    schwere  Knochenbrüche    mit  Zerreissung    der    Haut, 


—     9     — 

galten  früher  für  lebensgefährlich.  Viele  Chirurgen  trugen  schon  früh- 
zeitig das  verletzte  Glied  ab;  denn  damit  war  die  Infectionsgefahr,  welche 
von  der  offenen  Wunde  das  Leben  bedrohte,  beseitigt.  Heute  ist  eine 
solche  Verletzung  nicht  mehr  so  besorgnisserregend;  in  den  meisten 
Fällen  heilt  sie  aus  ohne  Fieber  und  sonstige  Störung.  Chirurgische 
Eingriffe  können  heute  vorgenommen  werden,  welche  früher  wegen  der 
Gefahr  der  Wunclinfection  unmöglich  gewesen  wären.  Krankhafte  Zu- 
stände kann  der  Chirurg  auf  diesem  Wege  beseitigen,  die  er  früher 
zum  Nachtheile  der  damit  Behafteten  hat  bestehen  lassen  müssen. 

Anscheinend  geringere  Fortschritte  hat  die  Bakteriologie  auf  dem 
Gebiete  der  inneren  Medicin  zu  Wege  gebracht.  Ich  sage  blos:  an- 
scheinend. Denn  auch  hier  bewahrheitet  sich  die  unumstösslich  richtige 
Lehre,  dass  eine  tiefere  Erkenntniss  der  Dinge  auch  zu  einer  sachge- 
mässeren  Behandlung  derselben  führt.  Indem  wir  bei  zweifelhaften 
Erkrankungen  den  Nachweis  der  specifischen  Erreger:  der  Tuberkel-, 
Cholera-,  Diphtheriebacillen  führen,  ermöglichen  wir  dadurch  eine  recht- 
zeitige Diagnose  und  richtige  Therapie. 

In  jüngster  Zeit  hat  sich  in  der  Bakteriologie  eine  Richtung  empor- 
gearbeitet, welche  neue  Heilmethoden  und  neue  Heilmittel  aufsucht.  Es 
ist  wiederum  das  Verdienst  Pasteurs  als  erster,  der  bakteriologischen 
Forschung  diesen  Weg  eröffnet  zu  haben.  Sie  wissen,  dass  es  Krank- 
heiten gibt,  welche  fast  jeder  Mensch,  die  meisten  aber  nur  einmal  im 
Leben  durchmachen.  Man  sagt,  nach  dem  Ueberstehen  dieser  Krankheit 
sei  der  Betreffende  immun  geworden.  Solche  Immunität  auf  künstlichem 
Wege,  durch  Einimpfen  von  Krankheitsprodukten,  zu  verleihen,  hat  man 
zuerst  wohl  in  China  vor  mehreren  Jahrhunderten  schon  gegen  die  Blattern- 
krankheit versucht.  Die  Kenntniss  von  diesem  Verfahren  ist  im  vorigen 
Jahrhundert  nach  Europa  gekommen.  Man  hat  diese  Einimpfung  eine  Zeit 
lang  ausgeübt,  dann  aber  wurde  sie  wieder  aufgegeben,  weil  durch  diese 
Impfungen  der  Blattern  selber  die  schwere  Seuche  sehr  häufig  weiter  ver- 
breitet wurde.  Gegen  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  hat  dann  der  englische 
Arzt  Jenner  die  Beobachtung  gemacht,  dass  eine  gewisse  Thierkrankheit 
auch  auf  Menschen  übertragbar  sei  und  dass  diese  Personen  dann  immun 
seien  gegen  die  Blattern,  ebenso  wie  nach  dem  Ueberstehen  der  echten 
Blattern  selber.  Aus  dieser  mehr  zufälligen  Beobachtung  hat  es  Jenner 
verstanden,  ein  Schutzmittel  gegen  die  Blatternkrankheit  zu  ergründen, 
die  heutigen  Tages  sogenannte  Vaccination.  Auf  diese  Entdeckung 
Jenners  fussend,    ist   es  nun  Pasteur  gelungen,  Schutzimpfungen  zu 


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finden  gegen  andere  Krankheiten,  wie  Milzbrand,  Schweinerothlauf,  die 
Tolhvuth.  Der  Milzbrand  kommt  bei  uns  zu  Lande  fast  nur  bei  Thiercn 
vor,  der  Schweinerothlauf  ist  eine  ausschliessliche  Thierkrankheit.  Die 
Tolhvuth  ist  in  Deutschland  eine  sehr  seltene  Krankheit  geworden  und 
in  den  letzten  Jahren  bei  Menschen  nicht  mehr  vorgekommen.  Gegen 
dieselbe  kann  viel  wirksamer  und  durch  ein  einfacheres  Mittel  angekämpft 
werden  als  es  die  Pasteur'sche  Schutzimpfung  ist.  Die  Bedeutung 
dieser  P  a  s  t  e  u  r'  sehen  Arbeiten  liegt  weniger  auf  praktischem  als  auf 
theoretischem  Gebiete,  denn  sie  haben  gelehrt,  dass  es  möglich  sei,  durch 
bewusste  Arbeit  auf  experimenteller  Basis  neue  Heil-Verfahren  und 
-Stoffe  zu  erfinden.  In  den  letzten  Jahren  sind  mehrfach  solche  neue 
Heilstoffe  gegen  menschliche  Krankheiten  angegeben  worden.  Die  An- 
sichten über  den  wirklichen  Werth  derselben  haben  sich  noch  nicht  ge- 
klärt. Dem  einen  derselben  hat  man  sicherlich  zu  Anfang  allzugrosse 
Hoffnungen  entgegen  gebracht.  Die  Enttäuschungen,  welche  das  Fehl- 
schlagen dieser  Hoffnungen  hervorgerufen  hat  scheinen  die  Bewerthung 
des  neueren  bei  manchen  Personen  ungünstig  zu  beeinflussen. 

Wenn  ich  bei  den  Beziehungen,  welche  zwischen  Bakterien  einer- 
seits und  der  Heilkunde  andererseits  bestehen,  längere  Zeit  geweilt 
habe,  so  mag  dies  auch  daran  liegen,  dass  mir  als  Mediciner  dieses 
Gebiet  vertrauter  ist.  Sicher  ist  es  aber  auch,  dass  grade  diese  Be- 
ziehungen in  letzter  Zeit  besonders  eifrig  und  mit  grossem  Erfolg 
studirt  worden  sind.  Auf  dem  medicinischen  Specialgebiete  der  Bak- 
teriologie haben  wir  sehr  viel  weitgehendere  und  tiefere  Kenntnisse  als 
auf  allen  anderen,  bei  welchen  Bakterien  auch  betheiligt  sind.  Von 
sehr  viel  allgemeinerer,  lieber  möchte  ich  sagen,  universellerer  Bedeutung 
erscheinen  mir  jedoch  die  Beziehungen,  welche  zwischen  den  Bakterien 
und  dem  Boden  resp.  der  Laudwirthschaft  bestehen. 

Wahrscheinlich  ist  der  Boden  der  ursprüngliche  Wohnsitz  der 
Bakterien.  In  demselben  finden  sie  die  für  ihr  Gedeihen  förderlichsten 
Bedingungen.  Vom  Boden  aus  gelangen  sie  anscheinend  mehr  zufällig,  wohl 
hauptsächlich  durch  das  Wasser  auf  andere  Substrate,  auf  denen  sie  dann 
eine  Zeitlang  fortzuleben  vermögen.  In  jedem  Boden,  welcher  auch  nur  die 
geringsten  Spuren  organischer  Substanz  zeigt,  finden  wir  Bakterien  in  sehr 
grosser  Menge.  In  den  alleroberfiachliehsten  Schichten  ist  die  Zahl  derselben 
etwas  geringer,  aber  nur  wenige  Centimeter  darunter  erreicht  sie  ganz 
exorbitante  Grössen.  Millionen  von  Bakterien  werden  regelmässig  in 
jedem  Boden  gefunden.     Diese  Anhäufung  der  Bakterien  im  Boden  bleibt 


—   11   — 

bestehen  bis  auf  eine  gewisse  Tiefe,  manchmal  bis  zu  einem  halben 
Meter.  Dann  nimmt  die  Zahl  der  Keime  sehr  rasch  ab.  Wenige 
Meter  unter  der  Oberfläche  ist  der  natürliche,  gewachsene,  nicht  aufge- 
schüttete Boden  vollständig  keimfrei  oder  es  finden  sich  nur  ganz  ver- 
einzelte Keime  darin, 

Welches  ist  nun  die  Bedeutung  dieser  Keime  im  Boden.  Eine 
allgemeine  Vorstellung  lehrt,  dass  nur  die  Pflanzen  die  Fähigkeit  besitzen, 
gewisse  höhere  organische  Verbindungen,  wie  Eiweissstoffe,  Kohlehydrate, 
aus  einfacheren  Stoffen,  besonders  aus  Salpetersäure,  Kohlensäure  und 
Wasser  aufzubauen.  Diese  in  der  Pflanze  gebildeten  Stoffe  dienen  dann 
wiederum  den  Thieren  zur  Nahrung,  welche  selber  diese  Stoffe  nicht 
bilden  können,  also  zu  ihrer  Ernährung  der  Pflanzen  bedürfen. 

Diese  Vorstellung  ist  im  grossen  und  ganzen  richtig ,  kann 
jedoch  im  Einzelnen  nicht  immer  aufrecht  erhalten  werden,  ebenso  wenig 
wie  jedes  andere  Merkmal,  welches  Thier  und  Pflanze  bestimmt 
trennen  soll.  Damit  nun  der  Pflanzenwuchs  weiter  bestehen  kann,  ist 
es  nothwendig,  dass  diese  höheren  Verbindungen,  welche  in  der  Pflanze 
gebildet  worden  und  von  dieser  aus  in  den  Thierkörper  aufgenommen 
sind,  wieder  zersetzt  werden  zu  den  einfachsten  Verbindungen.  Diese 
Zersetzungen  werden  von  den  Bakterien  bewirkt.  Bakterien  also  sind 
es,  welche  die  Fäulniss  erregen,  den  Stalldünger,  den  Mist,  zersetzen  und 
ihn  so  für  die  Ernährung  der  Pflanzen  vorbereiten.  Gelänge  es.  die 
Bakterien  von  diesen  Substanzen  fernzuhalten,  so  blieben  sie  unzersetzt  und 
unfähig,  das  Pflanzenwachsthum  zu  befördern.  In  welcher  Weise  diese 
Zersetzungen  auf  ihren  einzelnen  Stufen  vor  sich  gehen,  das  ist  zum 
grössten  Theil  noch  unbekannt.  Wohl  aber  kennen  wir  einige  specielle 
Bakterien,  welche  die  Eigenschaft,  Ammoniak  in  Salpetrige  Säure,  andere, 
welche  diese  zu  Salpetersäure  umwandeln  können.  Auch  gibt  es  wiederum 
solche,  welche  reducirend  wirken  und  aus  Salpeter  und  salpetriger  Säure 
Ammoniak  bilden.  So  ist  also  von  dem  Leben  der  Bakterien  die 
Möglichkeit  des  Pflanzenwuchses  abhängig 

Für  gewisse  Culturpflanzen  gewinnen  die  Bakterien  noch  eine  ganz 
specielle  Bedeutung.  Es  ist  eine  den  Landwirthen  seit  undenklichen 
Zeiten  geläufige  Thatsache,  dass  gewisse  Culturpflanzen,  Leguminosen, 
sehr  hedeutende  Mengen  stickstoffhaltiger  Substanzen  produciren  können, 
ohne  dass  denselben  im  Boden  stickstoffhaltige  Nahrung  zur  Verfügung  steht. 
Ebenso  kann  man  die  Beobachtung  machen,  dass  die  Ackererde  bei  dem 
Anbau  dieser  Gewächse  eine  Bereicherung  an  Stickstoff  erfährt,  obwohl 


-     12    - 

derselben  durch  die  Ernteproducte  ziemlich  bedeutende  Mengen  an 
diesem  Bestandteile  entzogen  werden.  Man  hat  sich  lange  vergeblich 
bemüht,  die  Ursachen  dieser  eigentümlichen  Erscheinung  zu 'ergründen; 
es  blieb  ein  Räthsel  aus  welcher  Quelle  diese  Pflanzen  ihren  Stickstoff 
beziehen,  Die  Thatsache  ist  jedoch  schon  lange  bekannt,  dass  sich  an 
den  Wurzeln  der  Leguminosen  regelmässig  besonders  gestaltete  Knötchen 
bilden.  Ueber  die  Bedeutung  derselben  war  man  sich  jedoch  nicht  einig. 
Die  einen  hielten  dieselben  für  normale  Gebilde,  welche  zum  physio- 
logischen Aufbau  der  Pflanzen  gehörten;  andere  sahen  in  ihnen  gleich- 
gültige parasitäre,  andere  wiederum  direkt  krankhafte  Neubildungen. 
Heute  ist  es  allgemein  anerkannt,  dass  diese  kleinen  Knötchen,  welche  sich 
an  den  Wurzeln  normal  wachsender  Leguminosen  regelmässig  finden,  der 
Sitz  von  Bakterien  sind.  Die  Entstehung  dieser  Knötchen  wird  hervor- 
gerufen durch  das  Einwandern  einer  bestimmten  Bakterienart  aus  dem 
Boden  in  das  Innere  der  Pflanzen.  Die  Entwickelung  der  Wurzelknötchen 
steht  mit  dem  Wachsthum  und  der  Assimilation  der  ganzen  Pflanze  im 
engsten  Zusammenhange.  Je  besser  die  Ausbildung  der  Pflanze  ist,  um 
so  grösser  ist  die  Zahl  der  Wurzelknötchen  und  umgekehrt. 

Die  in  den  Wurzelknötchen  enthaltenen  Bakterien  sind  nämlich 
befähigt,  den  Stickstoff  aus  der  Luft  aufzunehmen  und  in  Eiweissstoffe 
umzuwandeln.  Dieses  Eiweiss  wird  in  den  Knötchen  angesammelt  und 
dient  dann  zu  gewissen  Zeiten  den  Pflanzen  selber  wieder  zu  ihrer  Er- 
nährung. Die  Knötchen  selber  gehen  dabei  zu  Grunde.  Die  Bakterien,  in 
diesem  Zustande  werden  dieselben  dann  auch  Bakteroiden  genannt,  treten 
aus,  vertheilen  sich  im  Boden,  bereichern  den  Stickstoffgehalt  des  Bodens 
und  inficiren  dann  vom  Boden  aus  wieder  neue  Wurzeln.  Beyerinck 
ist  es  gelungen,  diese  Bakterien  in  Reinkultur  zu  züchten.  Inficirte  er 
mit  solchen  Reinkulturen  Versuchspflanzen,  welche  in  ganz  sterilem  Boden 
standen,  so  beobachtete  er  bei  denselben  üppiges  Wachsthum  mit  gleich- 
zeitiger reichlicher  Bildung  der  Wurzelknötchen  und  Anreicherung  des 
Bodens  mit  Stickstoff.  Hielt  er  umgekehrt  diese  Bakterien  dem  sonst  für 
das  Wachsthum  der  Leguminosen  geeigneten  Boden  fern,  so  entwickelten 
sich  die  Pflanzen  nur  kümmerlich  und  gingen  bald  zu  Grunde. 

Diese  Fähigkeit  gewisser  Bakterien,  reinen  Stickstoff  zu  assimiliren 
und  dem  Pflanzenwachsthum  zuzuweisen,  ist  von  tiefgehendster  Bedeutung 
Denn  bei  dem  Lebensprozesse  der  Thiere  wird  aus  stickstoffhaltigen 
Verbindungen  reiner  elementarer  Stickstoff  gebildet  und  abgeschieden. 
Würden  nicht  durch  diese  Bakterien  wieder  neue  Stickstoffverbindungen 


—     13     — 

gebildet  —  eine  zweite  Möglichkeit  hierfür  existirt  nur  in  den  elektrischen 
Entladungen  der  Atmosphäre  und  zwar  im  allergeringsten  Umfange  — 
so  würde  nach  längerer  oder  kürzerer  Zeit  sämmtlicher  Stickstoff  als 
freies  Element  sich  in  der  Atmosphäre  befinden  und  damit  die  organische 
Welt  vernichtet  sein. 

Die  Bakterien  im  Boden  üben  also  einen  gewaltigen  Einfluss  aus. 
Indem  sie  die  höheren  organischen  Stoffe  mineralisiren ,  bereiten  sie 
Nährstoffe  für  die  Pflanzen,  indem  sie  den  freien  Stickstoff  der  Atmo- 
sphäre wieder  assimiliren,  verhüten  sie  das  Verschwinden  dieses  wich- 
tigsten Elementes  aus  der  organischen  Welt.  Die  Bakterien  sind  also 
absolut  nothwendig  im  Haushalte  der  Natur;  sie  sind  ein  wichtiges  Glied 
in  der  Kette  der  Beziehungen,  in  welchen  die  Lebewesen  des  Thier-  und 
Pflanzenreiches  zu  einander  stehen. 

Aber  nicht  allein  nothwendig  sind  die  Bakterien  für  das  Weiter- 
bestehen der  jetzigen  Weltordnung,  sondern  sie  machen  uns  auch  das 
Leben  noch  weiterhin  angenehm.  Ohne  Bakterien  gäbe  es  keine  saure 
Milch,  keinen  Käse,  keine  saure  Gurken,  kein  Sauerkraut  und  auch 
keinen  Rauchtabak.  Gewisse  Farbstoffe  und  Färbeverfahren  verdanken 
wir  gleichfalls  der  Thätigkeit  der  Bakterien  (Lackmus,  Indigo,  Türkisch- 
roth). Wir  wollen  es  den  Bakterien  auch  zugute  halten,  dass  nahe  Ver- 
wandte derselben,  die  Sprosspilze,  die  Erreger  der  alkoholischen  Gäh- 
rung,  die  Erzeuger  des  Weines  und  des  Bieres,  sind.  Auch  die 
pathogenen  Bakterien,  welche  den  Menschen  gelegentlich  vom  Leben 
zum  Tode  befördern,  haben  eine  gute  Eigenschaft.  Die  meisten  derselben 
führen  den  Tod  in  sanfter  und  milder  Weise  herbei.  Jene  andere 
Krankheiten  aber,  welche  ohne  Beihülfe  der  Bakterien  sterben  machen, 
bereiten  meist    einen   langen    und    qualvollen  Todeskampf. 


SORWEGISCHE  REISEBILDER. 


VORTRAG, 

GEHALTEN  AUF  DER 

SECTIONSVERSAMMLüNG  DES  NASSAUISCHEN  VEREINS 

FÜR  NATURKUNDE 

ZU  RÜDESHEIM  AM  23.  SEPTEMBER  1894 

VON 

Prof.  Dr.  H.  FRESENIUS 

(WIESBADEN). 


Als  ich  am  vorigen  Sonntag  von  einer  Ferienreise  nach  Norwegen 
zurückkehrte,  theilte  mir  mein  ältester  Sohn  mit,  ich  würde  am  nächsten 
Sonntag  in  Rüdesheim  einen  Vortrag  halten.  Inzwischen  hatte  ich  meine 
Zusage,  hier  zu  sprechen,  ganz  vergessen  und  war  zweifelhaft,  oh  ich 
ein  Thema  aus  der  analytischen  Praxis  im  Laboratorium  wählen  oder 
Ihnen  lieher  einiges  von  meinen  Reiseerinnerungen  mittheilen  solle. 
Ich  entschied  mich  für  letzteres  und  bitte  um  Entschuldigung,  wenn 
ich  keinen  geordneten  Vortrag  bringe,  sondern  lediglich  die  Eindrücke 
wiedergebe,  wie  sie  mir  frisch  vor  der  Seele  schweben. 

Der  freundlichen  Einladung  einer  befreundeten  Familie  folgend, 
reiste  ich  mit  meiner  Frau  Samstag,  den  18.  August,  von  Wiesbaden 
ab.  Der  Blitzzug  brachte  uns  in  rascher  Nachtfahrt  nach  Berlin,  von 
wo  es  ohne  Aufenthalt  nach  Stettin  weiterging.  Dort  verbrachten  wir 
nur  wenige  Stunden  und  fuhren  um  2  Uhr  Nachmittags  mit  dem  neu 
erbauten  prächtigen  Kopenhagener  Dampfer  C.  P.  A.  Koch  ab.  Nach 
wenigen  kurzen  Regenböen  stellte  sich  herrlichstes  Wetter  ein;  bei 
spiegelglatter  See  hatten  wir  eine  wundervolle  Fahrt  nach  Kopenhagen 
und  von  da  nach  Christiania. 

Interessant  war  die  Beobachtung  der  zahlreichen  Schiffe  auf  dem 
Haff  und  von  Swinemünde  ab  auf  der  offenen  See.  Abends  zeichnete 
sich  die  bei  Tage  deutlich  sichtbare  Küste  und  die  Inseln  durch  Leucht- 
feuer aus.  Etwa  um  9  Uhr  legten  wir  an  der  im  Bau  begriffenen 
neuen  Mole  vor  Sassnitz  an,  welche  das  Schiff  mit  elektrischem  Schein- 
werfer hell  erleuchtete.  Es  kam  eine  grosse  Zahl  von  Sassnitzer  Bade- 
gästen an  Bord,  welche  einen  Ausflug  nach  Kopenhagen  machen  wollten. 
Bei  der  Abfahrt  grüssten  uns  Raketen  und  bengalische  Lichter,  denen 
wir  mit  Raketen  vom  Schiff  aus  antworteten.  Früh  Morgens  langten 
wir  in  dem  schön  gelegenen  Kopenhagen  an  und  hatten  bis  2  Uhr 
Zeit,  die  interessante  Stadt  zu  besichtigen.  Genauer  nahmen  wir  in 
Augenschein  die  Frauenkirche  mit  den  Thorwaldsen'schen  Marmor- 
statuen   von   Christus    und    den    12    Aposteln,    und    das    Thorwaldsen- 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.     48.  2 


—     18     — 

Museum.  Ausserdem  bestiegen  wir  den  dicken  Thurm,  von  dem  aus 
wir  eine  herrliche  Aussicht  über  die  Stadt  und  das  Meer  hatten.  Ferner 
besichtigte  ich  unter  Führung  des  Herrn  Professor  Dr.  Jul.  Thomsen  das 
neu  erbaute  und  sehr  zweckmässig  eingerichtete  chemische  Laboratorium. 
Bei  schönstem  Wetter  setzten  wir  unsere  Seereise  um  2  Uhr  Nachmittags 
fort,  um  gegen  Mittag  des  folgenden  Tages  in  Christiania  einzutreffen. 
Herrlich  war  die  glatte  See  bei  Mondschein  und  von  besonderer  Schön- 
heit am  andern  Morgen  die  Einfahrt  in  den  Christiania-Fjord,  der  sich 
bald  verengend,  bald  wieder  ausdehnend  mit  seinen  romantischen  Ufern 
ein  abwechselungsreiches,  stets  reizvolles  Bild  bietet.  In  Christiania  wurden 
wir  freundlich  bewillkommnet  und  fuhren  dann  nach  der  bei  Station  Lysaker 
auf  einer  in  den  Fjord  hinausragenden  Halbinsel  prächtig  gelegenen  Be- 
sitzung meines  Freundes,  des  Herrn  C.  J.  A.  Dick.  Hier  verlebten 
wir  zwei  Tage,  welche  der  Besichtigung  von  Christiania  und  den  Vor- 
bereitungen zu  der  Reise  nach  Thelemarken  gewidmet  waren.  In 
Christiania  besichtigten  wir  das  interessante  alte  Wickinger-Schiff,  das 
Storthing-Gebäude,  die  Universität,  insbesondere  das  chemische  Labora- 
torium und  machten  einen  Ausflug  nach  zwei  herrlich  gelegenen,  auch 
von  Kaiser  Wilhelm  II.  besuchten  Aussichtspunkten,  Holmenkollen  und 
Frognersäter,  zu  welchen  eine  neu  erbaute,  ausgezeichnete  Strasse  »der 
Kaiser  Wilhelmsweg«  führt.  Herrlich  ist  von  dort  die  Aussicht  über  die 
Stadt  und  den  Christiania-Fjord.  An  beiden  Punkten  sind  schöne  neue 
Restaurationsgebäude  unter  glücklicher  Benutzung  des  altnorwegischen 
Stiles  ganz  aus  Holz  erbaut,  welche  mit  malerischem  Aussehen  Eleganz 
und  Comfort  zweckmässig  vereinigen,  und  in  denen  man  bei  verhältniss- 
mässig  billigen  Preisen  gute  Bewirthung   findet. 

Am  Freitag  früh  fuhren  wir  von  Station  Lysaker  mit  der  Eisen- 
bahn ab,  zunächst  nach  Drammen.  Die  Bahn  führt  häufig  dicht  am 
Meere  entlang  durch  mancherlei  Einschnitte  und  Tunnels.  Die  Fahrt 
bietet  somit  viel  Abwechselung.  Drammen  ist  eine  an  der  Einmündung 
des  Drammens-Elv  in  den  Drammens-Fjord  gelegene  bedeutende  Handels- 
stadt. Besonders  hervorragend  ist  der  Holzhandel.  Es  blieb  uns  daselbst 
bis  zum  Abgange  des  Zuges  nach  Kongsberg  genügend  Zeit,  um  die  Stadt 
einigermaassen  zu  besichtigen.  In  Kongsberg  kamen  wir  um  die  Mittags- 
zeit an  und  fanden  am  Bahnhofe  die  durch's  Telephon  vorher  bestellten  *) 


*)  Wohl  in  keinem  Lande  sind  die  telephonischen  Verbindungen  so   zahl- 


reich und  werden  so  stark  benutzt  als  in  Norwegen. 


-     19     - 

Wagen,  eine  Stolkjärre  und  einen  zweispännigen  Wagen.  Die  Stolkjärre 
ist  nur  zweirädrig,  bietet  Sitze  für  zwei  Personen  und  hinten  Platz  für 
den  Koffer  und  den  Kutscherjungen.  Das  Geschirr  der  Pferde  ist  eigen- 
thümlich.  Sie  laufen,  auch  wenn  zwei  Pferde  vor  einen  Wagen  gespannt 
sind,  jedes  in  einer  Gabel  und  haben  zum  Aufhalten  besonders  geeignete 
Kummete,  weil  am  Wagen  selbst  keine  Hemmvorrichtung  vorhanden 
ist.  Zur  Besichtigung  der  Silberbergwerke  hatten  wir  keine  Zeit;  die 
Schmelzhütten  waren  gerade  nicht  im  Betriebe,  wohl  aber  konnten  wir 
in  der  Hüttenmeistern  eine  sehr  interessante  Sammlung  von  Silber- 
erzen aus  den  Kongsberger  Bergwerken  in  hervorragend  schönen  Stufen 
in  Augenschein  nehmen,  welche  uns  Herr  Hüttenmeister  Rik.  F. 
Stalsberg  in  liebenswürdiger  Weise  erläuterte.  In  rascher  Fahrt, 
bergauf,  bergab  immer  im  Trabe,  gings  nun  nach  Bolkesjö,  wo  wir 
etwa  um  6  Uhr  Abends  anlangten.  Wir  nahmen  Nachtquartier  in  dem 
prächtigen,  neuen  Sanatorium,  ganz  in  Holz  erbaut,  nach  Art  der 
Restaurationsgebäude  auf  Holmenkollen  und  Frognersäter.  Vor  dem 
Abendessen  besichtigten  wir  das  Innere  eines  Bauernhauses,  einen 
Stabur  (Vorrathshaus)  und  sahen  eine  eigenthümlicbe  Art,  Brot  zu 
backen.  Ueber  einem  Holzfeuer  befand  sich  eine  Eisenplatte;  in 
geringem  Abstand  war  darüber  eine  zweite  angebracht,  auf  der  eben- 
falls ein  Holzfeuer  brannte ;  auf  die  untere  Platte  wurde  der  zu  Broten 
geformte  Teig  gelegt  und  dort  belassen,  bis  das  Brot  ausgebacken  war. 
—  Herrlich  war  der  Sonnenuntergang.  —  Am  andern  Morgen  bestiegen 
wir  wieder  unsere  Wagen  und  fuhren  durch  Tannenwald  erst  am  Bol- 
kesjö, dann  am  Folsjö  und  später  am  Tin-Elv  entlang  nach  Tinoset. 
Hier  bestiegen  wir  das  Dampfschiff  »Gausta«,  welches  uns  von  Tinoset 
nach  dem  fast  am  andern  Ende  des  Tinsjö  gelegenen  Fagerstrand 
brachte.  Der  Tinsjö  zeigt  das  für  Norwegen  so  charakteristische 
steile  Aufsteigen  der  Felsen  direkt  vom  Wasser  aus.  Nur  selten  zeigen 
sich  grüne  Matten  mit  Sennhütten,  vielfach  dunkler  Tannenwald,  da- 
zwischen häufig  helle  Birken.  Auf  dem  Schiff  nahmen  wir  ein  vor- 
zügliches Mittagessen  ein,  dessen  Hauptgerichte  Lachsforellen,  Elchbraten 
und  Auerhahn  bildeten.  In  Fagerstrand  erwarteten  uns  wieder  Stol- 
kjärren,  mit  denen  wir  durch  das  wildromantische  West-Fjordthal  nach 
unserm  Nachtquartier  Krokan  fuhren.  Das  West-Fjordthal  ist  auf  beiden 
Seiten  von  steilen  Felswänden  eingeschlossen  und  vom  Maan-Elv  durch- 
strömt. An  einzelnen  Stellen  sieht  man  über  die  das  Thal  einschliessenden 
Berge  den  hohen  Gausta  (1883  m)  herüberragen,  der  in  seinem  oberen 

2* 


—     20     — 

Theile  vielfach  mit  Schnee  bedeckt  ist.  Der  Maan-Elv'  ist  ein  wasser- 
reicher Bergstrom,  der  mit  grosser  Gewalt  über  mächtige  Felsblöcke 
herunterbraust  und  ab  und  zu  Seitenzuflüsse  aufnimmt,  die  theil- 
weise  in  jähem  Sturze  von  den  Felsen  berunterschäumen.  Wir 
sind  hier  schon  mitten  in  der  Hochgebirgsnatur.  Trotzdem  ist  das 
Thal,  wenigstens  in  seinem  unteren  Theile,  ziemlich  fruchtbar,  so 
dass  ausser  schönen  Wiesenflächen,  Kartoffel-,  Hafer-  und  Gerstenfelder 
angetroffen  werden.  An  drei  Stellen  sahen  wir  auch  kleine  Obstgärten. 
In  dem  ganzen  Thale  befindet  sich  nur  eine  Kirche  und  nur  ein  Schul- 
haus. Die  menschlichen  Ansiedelungen  sind  sehr  zerstreut.  Die  Fahrt 
dauert  etwa  zwei  Stunden  und  geht  zuletzt  stark  bergan.  Schliesslich 
hört  der  Fahrweg  auf,  bei  dem  Weiler  Vaa.  Von  da  muss  man  steil 
bergan  steigen  bis  zu  dem  von  der  Norske  Touriste  Forening  er- 
richteten Hotel  Krokan.  Schon  dort  hört  man  das  donnernde  Geräusch 
des  grossartigen  Wasserfalls  »Rjukanfos«.  In  wenigen  Minuten  gelangt 
man  zu  einem  Punkte,  wo  der  Wasserfall  in  seiner  ganzen  Majestät 
sichtbar  ist.  Der  aus  dem  Mjösvand  kommende  Maan-Elv  stürzt 
900  Fuss  senkrecht  hinab  in  eine  Felsschlucht.  Die  Wassermassen 
prallen  mit  solcher  Gewalt  auf  die  Felsen,  dass  fortwährend  der 
Wasserstaub  wie  ein  Rauch  aufsteigt.  Nachdem  wir  dieses  gross- 
artige Naturschauspiel  hinreichend  genossen,  kehrten  wir  zu  dem 
flackernden  Kaminfeuer  von  Krokan  zurück,  und  schliefen  nach  den 
Anstrengungen  des  Tages  vorzüglich.  Am  nächsten  Morgen  traten  wir 
die  Fusswanderung  nach  Holvik  an,  die  etwa  4  Stunden  in  Anspruch 
nimmt.  Anfangs  gingen  wir  über  die  im  Bau  begriffene  neue  Strasse, 
die  über  »Maristien«  führt.  Der  Weg  geht  in  der  Kegel  scharf  bergan, 
bald  durch  schon  spärlicher  werdende  Birken  Waldungen ,  bald  über 
Haide,  und  mehrfach  über  rauschende  Bergströme,  die  stellenweise  nur 
schwer  zu  überschreiten  sind.  Nachdem  wir  die  Passhöhe  gewonnen 
hatten,  gelangten  wir  auf  steinigem  Pfad  bergab  nach  Holvik.  Das 
Gepäck  wurde  auf  Saumrossen  transportirt,  von  denen  jedes  ungefähr 
21/2  Centner  tragen  kann.  Kurz  vor  Holvik  kam  uns  Herr  Dick  mit 
zwei  Töchtern  entgegen  und  bewillkommnete  uns  oben  auf  den  Fjelds. 
Holvik  liegt  am  Ende  des  Mjösvand  nahe  an  der  Stelle,  wo  der  Maan- 
Elv  aus  dem  Mjösvand  ausfliesst.  In  dem  einfachen  Wirthshaus  nahmen 
wir  ein  gutes  Frühstück  ein  und  bestiegen  dann  ein  Ruderboot,  welches 
uns  nach  1 1/2  stündigem  Rudern  zum  Jagdhause  Sundet  brachte,  unserm 
Absteigequartier    für    die    nächsten    14    Tage.      Sundet    liegt    an    der 


—     21     — 

schmälsten  Stelle  des  Mjösvand  auf  einem  südlich  gelegenen  Bergabhang. 
Rings  eröffnet  sich  ein  grossartiges  Panorama  auf  die  Rauland-  und 
Hardauger  Berge,  deren  Gipfel  vielfach  mit  Schnee  bedeckt  sind.  Das 
Jagdhaus  Sundet  liegt  etwa  3000  Fuss  über  dem  Meeresspiegel,  und 
die  Umgebung  zeigt  so  recht  den  Fjeldcharakter.  Bäume  kommen  fast 
gar  nicht  mehr  vor,  nur  vereinzelt  hochstämmige  Birken  an  den  süd- 
licher gelegenen  Abhängen,  sonst  ist  der  Baumwuchs  nur  durch  die 
Zwergbirke,  den  Wachholder  und  eine  niedrige  Weidenart  vertreten.  Die 
niedrigeren  Höhen  sind  theils  mit  Ilaidekraut  (darunter  hie  und  da  auch 
weisse  Erika)  bewachsen,  theils  weisen  sie  zahlreiche  Myrs  (Moore)  auf; 
überhaupt  ist  die  ganze  Gegend  sehr  wasserreich.  Vielfach  linden  sich 
grössere  und  kleinere  Seeen,  zwischen  denen  sich  dann  die  Myrs  hinziehen. 
An  einzelnen  bevorzugten  Plätzen  finden  sich  schöne  grüne  Matten.  Dort 
sind  Sennhütten  (Säters)  angebracht;  aber  diese  Niederlassungen  sind 
stundenweit  von  einander  entfernt.  Je  nach  der  Grösse  des  Graslandes 
richtet  sich  die  Zahl  der  gehaltenen  Kühe  (Kreature),  die  den  Sommer 
über  ganz  im  Freien  leben  und  nur  zum  Melken  nach  dem  Säter 
gerufen  werden.  In  der  Nähe  der  Säter  findet  man  in  der  Regel  auch 
einige  Felder,  die  mit  Hafer,  Gerste  und  wohl  auch  mit  Kartoffeln 
bestellt  sind.  Trotzdem  der  Baumwuchs  aufhört,  ist  die  Flora  doch 
eine  reiche  und  mannigfaltige,  insbesondere  was  Sumpfgewächse,  Pilze 
und  Moose  z.  B.  anbetrifft.  Ausserdem  linden  sich  massenhaft 
Heidelbeeren,  auch  eine  andere  sog.  falsche  Heidelbeere  mit  mehr  holz- 
artigem Kraut,  Preisseibeeren,  Ryperbeeren  und  eine  köstliche  Frucht, 
die  arktische  Brombeere,  Molter.  Diese  gelbe  bis  gelbrothe  Frucht 
ist  äusserst  saftig  und  wohlschmeckend.  Die  Pflanze  liebt  sumpfigen 
Boden,  und  es  ist  geradezu  überraschend,  wie  sie  aus  fusshohen  Moos- 
teppichen in  grosser  Zahl  hervorwächst,  vollständige  Beete  bildend,  ferner 
zahlreiche  Bergblumen,  verschiedene  Nelkenarten,  Enzian,  Gentianen  u.  s.  w. 
Von  der  Fauna  interessiren  uns  besonders  die  jagdbaren  Thiere,  unter 
denen  in  erster  Linie  die  Schneehühner  (Ryper)  zu  nennen  sind.  Da- 
neben kommen  noch  Alke,  wilde  Enten,  Sumpf-  und  Waldschnepfen  in 
Betracht.  Von  Raubvögeln  nenne  ich  verschiedene  Eulenarten,  darunter 
die  prächtige  weisse  Schneeeule,  den  grossen  Uhu,  ferner  Habichte  und 
verschiedene  Falkenarten.  Die  Säugethiere  sind  durch  das  Elk  und  das 
Rennthier,  durch  Bär,  Wolf  und  Fuchs  vertreten.  Ferner  finden  sich  so- 
genannte blaue  Hasen  und  in  grosser  Zahl  der  kleine  Lemming.  Die  Seeen, 
Flüsse  und  Bäche  sind  von  zahlreichen  Fischen  bevölkert,  unter  denen 
sich  namentlich  die  vorzüglichen  Lachsforellen  auszeichnen. 


—     22     - 

Die  Niederlassung  Sundet  besteht  aus  drei  Blockhäusern.  Das 
grösste  enthält  ein  geräumiges  Wohnzimmer,  in  welchem  auch  die  Mahl- 
zeiten eingenommen  wurden,  mit  Kamin,  darüber  einen  Hängeboden, 
durch  Leiter  zugänglich,  welcher  das  Schlafgemach  für  zwei  Töchter 
bildete,  ein  Zimmer  für  Herrn  Dick,  ein  Zimmer  für  Frau  Dick, 
eine  Speisekammer,  ein  Dienerzimmer  und  einen  Vorrathsraum.  Eines 
der  andern  Gebäude  enthält  die  Küche,  einen  Vorrathsraum  und  zwei 
Zimmer  für  je  ein  Ehepaar.    Jedes  Zimmer  mit  zwei  Betten  über  einander. 

Das  dritte  Haus  (Stabur,  Bachelorhome)  enthält  ein  kleines  Rauch- 
zimmer  und  zwei  Schlafzimmer  zu  zwei  Betten. 

Die  Blockhäuser  sind  aus  starken  auf  einander  gepassten  Balken  auf- 
geführt und  in  eigenartiger  Weise  gedeckt,  zunächst  mit  Brettern,  darauf 
folgt  eine  dreifache  Lage  von  Birkenrinde  und  hierauf  Erde,  welche 
dicht  mit  Gras  bewachsen   ist. 

Etwa  einen  Büchsenschuss  von  Sundet  entfernt,  befindet  sich  ein 
Säter,  bestehend  aus  einem  Wohnhaus  nebst  Scheunen  und  Stallung  für 
12  Kühe,  alles  Blockhäuser.  Dort  wohnt  eine  Familie  und  der  Jagd- 
hüter des  Herrn  Dick. 

Da  alle  Bedürfnisse  aus  dem  Thal  herauf  gebracht  werden  müssen, 
was  bezüglich  grösserer  Gegenstände  besonders  im  Winter  über  den 
Schnee  bewerkstelligt  wird,  so  muss  man  auf  manche  sonst  unentbehr- 
lich scheinende  Bequemlichkeit  verzichten;  beispielsweise  waren  die 
Betten  sehr  einfach.  In  den  roh  aus  Holz  gezimmerten  Bettstellen  befand 
sich  geschnittenes  Schilf,  darüber  eine  wollene  Decke,  ein  Kopfkissen 
und  mehrere  wollene  Decken  zum  Zudecken. 

Ausser  Sundet  hat  Herr  Dick  in  seinem  Jagdgebiet,  welches 
mehrere  Quadratmeilen  umfasst,  an  verschiedenen  Punkten  sechs  Jagd- 
häuser erbauen  lassen,  die  zum  Uebernachten  eingerichtet  sind,  so  dass 
man  von  dort  aus  in  den  entfernteren  Theilen  des  Gebietes  jagen  und 
fischen  kann. 

Die  äusserst  gesunde  Lebensweise  war  die  folgende.  Um  8  Uhr 
versammelte  sich  die  Gesellschaft  zum  Frühstück.  Den  ersten  Gang 
des  Frühstückes  bildete  stets  Hafergrütze,  welche  mit  Milch  und  Zucker 
genossen  wird.  Dann  folgte  Thee  oder  Kaffee  nebst  gebackenen  Fischen 
oder  Schinken,  Brot,  Butter  und  Käse.  Zwischen  9  und  1 1  Uhr  wurde  je  nach 
der  Witterung  auf  die  Jagd  oder  auf  den  Fischfang  ausgezogen.  Die  Rück- 
kehr erfolgte  meist  zwischen  6  und  7  Uhr  Abends ;  reichliches  Frühstück 
wurde  mitgenommen,  um  8  Uhr  Abends  versammelte  sich  die  Gesellschaft 


—     23     — 

zum  gemeinschaftlichen  Mittagessen.  Nachher  begaben  sich  die  Herren 
meist  zu  einer  Cigarre  in  das  Rauchzimmer  des  Stabur,  um  nachher  noch 
mit  den  Damen  zusammen  bei  Spiel,  Gesang  oder  Tanz  einige  Stunden 
zu  verbringen.  Nach  den  Anstrengungen  der  Jagd  oder  des  Fisch- 
fanges schlief  man   ausgezeichnet. 

Die  Hauptjagd  war  die  Jagd  auf  Ryper,  die  sich  in  der  Um- 
gebung der  Myrs  in  Gebüsch  und  Haidekraut  aufzuhalten  pflegen.  Die 
Jagd  wird  mit  Hunden  ausgeübt,  in  ähnlicher  Weise  wie  hier  die  Reb- 
hühnerjagd. Wir  hatten  drei  langhaarige  und  einen  glatthaarigen 
Hühnerhund,  die  sämmtlich  ausgezeichnet  dressirt  waren. 

In  der  Regel  gehen  zwei  Jäger  mit  einem  Hunde  und  einem  Träger 
für  die  Schneehühner  aus.  Der  Hund  sucht  das  Gelände  ab  und  steht, 
wenn  er  eine  Kette  Ryper  gefunden  hat ;  ist  der  Jäger  nicht  achtsam 
genug,  so  rapportirt  der  Hund,  das  heisst,  er  springt  zum  Jäger  zurück 
und  an  demselben  in  die  Höhe,  dann  rasch  nach  der  Kette  hin  und 
steht  diese  wieder.    Beim  Auffliegen  schiesst  man  dann  die  Schneehühner. 

Schwache  Ketten  sind  5  —  6,  stärkere  12  — 15  Köpfe  stark.  Auf 
den  Seeen,  Teichen  und  Bächen  trifft  man  mitunter  auch  Enten  an, 
sowie  gelegentlich  Schnepfen.  Nicht  selten  gelingt  es,  Raubvögel  zu 
schiessen,  von  denen  die  Eulenarten  auch  bei  Tage  umherfliegen.  Die 
Fischerei  wird  als  Sport  hauptsächlich  mit  Angeln  betrieben,  sonst  auch 
mit  Reussen.     Das  Angeln  der  Lachsforellen  ist  sehr  interessant. 

Man  lässt  sich  an  geeigneter  Stelle  ganz  langsam  und  stetig  rudern 
und  wirft  an  langer  Ruthe  die  Angelschnur  aus,  die  man  20 — 30  m 
hinter  dem  Boote  herschleppen  lässt.  An  der  Leine  sind  in  der  Regel 
3  künstliche  Fliegen  befestigt.  Die  Leine  läuft  an  der  Angelruthe 
durch  verschiedene  Oesen.  Das  Ende  ist  auf  einer  Messingrolle  befestigt. 
Hat  ein  Fisch  angebissen,  so  giebt  man  mit  der  Angelruthe  einen  kleinen 
Ruck  und  dreht  dann  mittelst  der  Rolle  die  Leine  auf,  bis  der  Fisch 
in  die  Nähe  des  Bootes  kommt.  Der  Ruderer  nimmt  ihn  mit  Hülfe 
eines  Netzes  aus  dem  Wasser,  schlägt  ihn  todt  und  nimmt  ihn  von  dem 
Angelhaken  ab. 

Unser  Aufenthalt  in  der  herrlichen  Gebirgsluft  war  ausserordentlich 
vom  Wetter  begünstigt,  so  dass  wir  täglich  auf  Jagd  oder  Fischerei 
ausgehen  konnten.  Nur  Sonntags  war  Ruhetag  und  da  kamen  wir  auch 
ab  und  zu  mit  den  Bewohnern  des  Landes  in  Berührung,  die  in  ihrer 
Weltabgeschlossenheit  ganz  eigenartige  Sitten  und  Gebräuche  bewahrt 
haben.     Sie    reden   jedermann   mit  »Du«  an;    sind  übrigens  nicht  sehr 


—     24     — 

gesprächig.  Ihr  Leben  ist  ein  hartes.  In  ihrer  Nahrung  sind  sie  hauptsäch- 
lich auf  Milch,  Butter  und  Käse,  sowie  auf  Hafergrütze  angewiesen. 
Ferner  bereiten  sie  ein  eigenartiges  Brot  (Knäekebroed  und  Fladbroed). 
Ausserdem  kommen  noch  die  Fische  in  frischem  und  geräuchertem 
Zustande  und  allenfalls  die  Jagdbeute  in  Betracht.  Ausser  Kühen 
[Kreature]  werden  Schafe  und  Ziegen  gehalten,  aus  deren  Milch  ver- 
schiedene Käsesorten  bereitet  werden. 

Während  der  langen  Winterszeit  wird  das  Vieh  mit  dem  im 
Sommer  und  Herbst  bereiteten  Heu  ernährt  und  in  sehr  engen  Ställen 
zusammengedrängt.  Vielfach  wird  das  Vieh  auch  nur  für  die  Sommers- 
zeit geliehen  und  im  Herbst  wieder  ins  Thal  hinunter  gebracht ;  für 
eine  guten  Milchertrag  liefernde  Kuh  wird  eine  bestimmte  Abgabe  an 
Butter  und  Käse  in  natura  entrichtet ;  für  wenig  oder  keine  Milch 
gebende  Kühe  muss  der  Eigenthüiner  einen  geringen  Geldbetrag  zahlen, 
wenn  er  sie  im  Sommer  auf  die  Weide  gibt.  Das  Vieh  klettert  sehr 
gut  und  muss  beim  Abtriebe  unter  Umständen  auch  die  Seeen  durch- 
schwimmen. 

Während  des  langen  Winters  fertigen  die  Bauern  allerlei  Geräthe 
(z.  B.  Löffel,  Handschuhe,  Silberarbeit,  Gefässe  zur  Aufbewahrung  von 
Milch,  Butter  und  Käse)  mit  einer  gewissen  Kunstfertigkeit  an,  ohne 
dass  sie  einen  besonderen  Zeichenunterricht  genossen  hätten.  Als  Werk- 
zeug dient  ihnen  das  Tollekniv,  ein  Messer,  das  in  Norwegen  jedermann 
trägt.  Bei  der  einfachen  Lebensweise  werden  die  Leute  sehr  alt. 
Aerzte  kommen  fast  gar  nicht  nach  den  Fjelds  herauf.  Dagegen  kommt 
ab  und  zu  der  Geistliche  und  hält  in  den  vereinzelten  Kirchen  jeden 
dritten  oder  vierten  Sonntag  Gottesdienst  ab,  zu  welchem  die  Leute 
häutig  weite  Fusswanderungen  und  Bootfahrten  zu  machen  haben. 

Uns  sagte  das  Leben  in  der  herrlichen  Gebirgsluft  ausserordentlich 
zu.  Die  Temperatur  hei  in  der  Nacht  bis  auf  0  Grad  und  sogar  auf 
minus  2,0.     Bei  Tage  aber  stieg  sie  bis  auf  7 — 12  Grad. 

Grossartig  schön  war  in  der  Regel  Sonnenauf-  und  Sonnenunter- 
gang, der  Mondschein  des  Abends  und  insbesondre  der  Anblick  des 
nächtlichen  Sternenhimmels.  Beim  Sonnenuntergang  erglänzten  die  Berge 
häufig  im  schönsten  Roth.  (Alpenglühen.) 

In  der  Nacht  zum  7.  September  hatten  wir  heftigen  Schneesturm, 
sodass  wir  am  7.  Morgens  auf  eine  vollständige  Winterlandschaft  blicken 
konnten.  Auch  am  7.  dauerte  der  Schneefall  theilweise  fort.  Die 
Temperatur  aber  stieg  und  der  Schnee  begann  zu  schmelzen. 


—     25     - 

Am  8.  traten  wir  mit  zwei  Fräulein  Dick  die  Rückreise  nach 
Christiania  an,  während  Herr  und  Frau  Dick  und  ein  Theil  der  übrigen 
Gesellschaft  noch  oben  verblieb.  Zunächst  gings  bei  mit  Schnee  unter- 
mischtem Regen  im  Boot  nach  Holvik,  bis  wohin  man  uns  das  Geleite 
gab.  Hier  wurde  unser  Gepäck  auf  ein  Pferd  zum  Klöven  verladen 
und  unter  Mitnahme  noch  eines  Sattelpferdes  traten  wir  die  Fuss- 
wanderung  nach  Krokan  an,  welche  in  Folge  des  schmelzenden  Schnees 
recht  beschwerlich  und  anstrengend  war. 

In  Krokan  wechselten  wir  die  Kleider,  nahmen  ein  Frühstück  ein 
uud  stiegen  hinab  nach  Vaa.  Dort  standen  die  Wagen  bereit,  und 
wir  fuhren  nun  durch  das  Westfjorddal  hinab  nach  Strand.  Hier  be- 
stiegen wir  um  5V2  Uhr  den  Dampfer  Gausta,  welcher  uns  nach  dem 
Nachtquartier  in  Tinnoset  brachte.  Während  der  Wagenfahrt  besserte 
sich  das  Wetter  etwas.  Bei  der  Fahrt  auf  dem  Tinsjö  konnten  wir 
meist  auf  dem  Verdeck  bleiben.  Die  Dampfkessel  des  Gausta  werden 
mit  Birkenholz  geheizt.  Bei  Fintritt  der  Dunkelheit  stoben  in  Folge 
dessen  ganze  Funkenströme  aus  dem  Schornstein,  was  einen  sehr  eigen- 
artigen Eindruck  machte. 

Kurz  nach  unsrer  Ankunft  in  Tinoset  ging  noch  ein  heftiger 
Regenguss  nieder,  in  der  Nacht  aber  schlug  das  Wetter  um  und  am 
nächsten  Morgen  strahlte  die  Sonne  von  einem  heiter  blauen  Himmel. 
Wir  bestiegen  die  gewohnten  Stolkjärren  und  fuhren  nach  Notodden 
bis  Gransherred  auf  dem  nach  Bolkesjö  führenden  Wege,  dann  aber 
rechts  ab  biegend  in  das  Thal  des  Oervalla,  um  später  auf  die  gute, 
durch  das  Hitterdal  führende  Strasse  zu  gelangen.  Das  Hitterdal  ist 
ein  sehr  fruchtbares,  verhältnissmässig  gut  bevölkertes  Thal  mit  einer 
berühmten  Stavekirke. 

Als  wir  zu  der  Kirche  gelangten,  war  eben  der  Gottesdienst  zu 
Ende  und  uns  somit  Gelegenheit  geboten,  die  Kirchgänger  in  ihren 
schönen  Volkstrachten  zu  sehen.  Nach  Besichtigung  der  Kirche  gelaugten 
wir  in  rascher  Fahrt  an  dem  Hotel  Furroheim  vorbei,  nach  Notodden, 
dem  Landeplatz  des  nach  Skien  fahrenden  Dampfbootes.  Die  Strasse 
führt  vielfach  dicht  am  Wasser  her,  so  dass  mächtige  Felsen  abgesprengt 
werden  mussten. 

Herrlich  war  die  Dampfschiff  fahrt  nach  Skien  durch  eine  Reihe 
von  mit  einander  in  Verbindung  stehenden  Seeen,  Hitterdalsvand, 
Braafjord,  Nordsjö.  Wundervoll  ist  die  wechselnde  landschaftliche 
Scenerie.  Im  Vordergrunde  Felsen,  grüne  Matten,  theilweise  schön 
bewaldete  Berge,  im  Hintergründe  die  Schneeberge,  darunter  die  Berg- 


—     26     - 

kette  von  Lifjeld,  wo  im  November  1870  zwei  Franzosen,  welche  13  Stunden 
vorher  in  Paris  aufgestiegen  waren,  mit  ihrem  Luftballon  landeten. 

Um  vom  Nordsjö  nach  dem  Meyerelv,  Hjellevand  und  Skienelv  zu 
gelangen,  muss  man  drei  Schleusen  bei  Löveid  durchfahren,  wozu  25 
Minuten  erforderlich  sind.  In  ihrer  Art  ist  diese  Kommunikationsanlage 
die  grösste  und  die  am  meisten  benutzte  in  ganz  Norwegen.  Die  durch- 
schnittenen Felsen  haben  eine  Höhe  von  70'.  Die  Lage  ist  sehr  eigen- 
thümlich,  die  Umgebungen  sind  malerisch  und  die  Vegetation  üppiger 
als  sonst  in  diesem  Breitegrad. 

Um  7l/g  Uhr  Abends  landeten  wir  in  Skien,  einer  aufblühenden, 
verkehrsreichen  Handelsstadt.  Wir  fanden  gutes  Quartier  im  Hotel 
Royal  und  hatten  noch  Zeit,  uns  etwas  in  der  malerisch  gelegenen  Stadt 
umzusehen. 

Am  nächsten  Morgen  um  7  Uhr  40  Minuten  bestiegen  wir  den 
Eisenbahnzug,  welcher  uns  in  8  stündiger  Fahrt  nach  Christiania  brachte. 

Es  folgte  nun  noch  ein  Tag  der  Ruhe  im  schönen  Fornebo  und 
Mittwoch,  den  12.  schifften  wir  uns  auf  dem  schon  zur  Hinreise  be- 
nutzten C.  P.  A.  Koch  ein.  Rasch  waren  die  schönen  Tage  in  dem 
herrlichen  Norweger  Lande  dahin  geschwunden.  Bei  schönstem  Wetter 
war  die  Seefahrt  eine  sehr  genussreiche.  Der  kurze  Aufenthalt  in 
Kopenhagen  wurde  zur  Besichtigung  der  interessanten  Sammlungen  im 
Schlosse  Rosenborg  unter  der  sachkundigen  Führung  des  Herrn  Dr. 
P.  Brock  benutzt. 

Auf  der  Fahrt  nach  Stettin  sahen  wir  Abends,  als  wir  Rügen 
passirten,  die  deutsche  Manöverflotte  bei  Sassnitz  vor  Anker  liegen. 
Am  andern  Morgen  um  7  Uhr  betraten  wir  in  Stettin  wieder  den 
deutschen  Boden. 

Gerne  aber  denken  wir  zurück  an  die  schönen  Tage  in  Norwegen 
und  so  lassen  Sie  mich  schliessen  mit  den  Versen  Björnson's,  welche 
er  in  befreundetem  Hause  gedichtet,  unter  dessen  gastlichem  Dach  auch 
wir  einen  angenehmen  Abend  verleben  durfteu. 

Oh  Norwegen,  du  schönes  Land, 

Zwar  fehlen  Dir  Burgen  und  Paläste, 

Du  bist  ein  armes  Land, 

Und  doch  ein  reiches  Land, 

Durch   die  Schönheit  Deiner  Seen   und  Berge. 

Und,  so  darf  ich  hinzusetzen : 

„Durch    die   Biederkeit  Deiner   gastfreien  Bewohner.1' 


EINIGE  BEOBACHTUNGEN 


ÜBER 


REGENWÜRMER  UND  DEREN  BEDEUTUNG 
FÜR  DAS  WACHSTHÜM  DER  WURZELN. 


Von 

OECONOIWIERATH    R.    GOETHE 

(GEISENHEIM). 


MIT   EINER   LITHOGRAPHIRTEN  TAFEL   I. 


s. 


Seitdem  Darwin  seine  berühmten  Forschungsergebnisse  über  Leben 
und  Thätigkeit  der  Regenwürmer  veröffentlichte  und  Mensen -Kiel 
sowie  M  ü  1 1  e  r  -  Kopenhagen  unsere  Kenntnisse  in  dieser  Sache  um  ein 
beträchtliches  erweiterten  und  vertieften,  schenkte  man  diesen  früher 
nur  wenig  beachteten  oder  gar  als  überflüssig  angesehenen  Thieren  eine 
viel  grössere  Aufmerksamkeit  und  lernt  sie  immer  mehr  als  überaus 
wichtige  Faktoren  der  Bodenkultur  und  werthvolle  Bundesgenossen  der 
Landwirthschaft  kennen.  Hensen  fasst  den  Nutzen  der  Regenwürmer 
zusammen,  indem  er  sagt,  dass  sie  für  gleichmässige  Vertheilung  des 
natürlichen  Düngemateriales  der  Felder  (abgefallene  Blätter)  sorgen, 
die  Umsetzung  dieses  Materiales  beschleunigen,  dasselbe  in  verschiedenen 
Lagen  des  Bodens  vertheilen,  den  Pflanzenwurzeln  den  Untergrund  er- 
öffnen und  diesen  fruchtbar  machen.  Darwin  geht  noch  weiter,  indem 
er  ausspricht :  Man  kann  wohl  bezweifeln,  ob  es  noch  viele  andere  Thiere 
giebt,  welche  eine  so  bedeutungsvolle  Rolle  in  der  Geschichte  der  Erde 
gespielt  haben,  wie  diese  niedrig  organisirten  Geschöpfe. 

Zweck  dieser  Zeilen  ist  es,  einige  Beobachtungen  darzubieten, 
welche  sich  beim  Betriebe  des  Obst-  und  Weinbaues  in  der  Königlichen 
Lehranstalt  für  Obst-,  Wein-  und  Gartenbau  in  Geisenheim  ergaben 
oder  an  mehreren  anderen  Orten  angestellt  werden  konnten;  sie  sind 
bestimmt,  zur  Vervollständigung  des  Bildes  beizutragen,  welches  wir 
uns  von  den  Regenwürmern  zu  machen  haben. 

Wie  bekannt,  lebt  der  kleine  Regenwurm,  Lumbricus  communis, 
nur  im  Obergrunde  des  Bodens,  während  sich  der  grosse  Regenwurm 
Lumbricus  terrestris,  nicht  auf  den  Obergrund  beschränkt,  sondern  auch 
in  den  Untergrund  eindringt.  Die  Tiefe,  bis  zu  welcher  dieses  ge- 
schieht, ist  von  der  Beschaffenheit  des  Untergrundes  abhängig,  d.  h. 
der  Wurm  wird  authören,  seine  mehr  oder  weniger  senkrechten  Röhren 
in  die  Tiefe  zu  verlängern,  wenn  er  auf  kiesige  oder  steinige  Schichten 
sowie  auf  solche  von  zähem  Letten  oder  von  festem  Thonsande  stösst. 
Darwin  hat  Wurmröhren   von  66  Zoll  Tiefe  beobachtet   und   sagt  an 


—     30     — 

einer  anderen  Stelle,  dass  Regenwürmer  bei  6  —  7  Fuss  Tiefe  nicht 
mehr  arbeiten  können.  Es  mögen  einige  Aufzeichnungen  folgen,  die 
von  mir  in  dieser  Beziehung  gemacht  worden  sind. 

1.  Rüdesheimer  Berg.  Die  obere  Bodenschichte  war  stark 
gefroren.  Unter  derselben  fand  man  viele  sehr  kräftige  und  bewegliche 
Würmer  bis  zur  Tiefe  von  1,5  m,  wo  das  Schiefergestein  anfing.  In 
dem  aus  lauter  Trümmern  dieses  Gesteines  bestehenden  Weinbergsboden 
hatten  die  Wurmröhren,  um  die  grösseren  Schieferstückchen  herumgehend, 
eine  vielfach  gewundene  Form,  bei  der  aber  immer  wieder  das  Streben 
in  die  Tiefe  vorherrschte.  Die  scharfen  Kanten  der  Schieferblättchen 
waren  für  die  Würmer  offenbar  kein  Hinderniss.  Der  sonst  zur  Aus- 
kleidung der  Röhrenwände  dienende  Koth  fehlte  hier. 

2.  Rüdesheim,  Ausschachtung  bei  einem  Neubau.  Hier 
in  dem  erdigen  Schieferboden  reichten  die  zahlreich  vorhandenen  Wurm- 
röhren  bis  zur  Tiefe  von  2,50  m  hinunter,  um  über  einer  Geröllschichte 
(Trass)  wagerecht  zu  verlaufen  und  zu  endigen. 

3.  Zwischen  Eibingen  und  Geisenheim.  Der  Obergrund 
besitzt  eine  Mächtigkeit  von  1  m  und  besteht  aus  braunem  Lehm ; 
sehr  zahlreiche,  meist  wagerecht  und  schräg  verlaufende  Wurmröhren 
machen  ihn  porös  wie  einen  Schwamm.  Unter  diesem  Obergrunde  zieht 
sich  eine  dünne  mit  Kalk  übersättigte  Schichte  hin,  welche  der  Volks- 
mund  irrig  Salpeter  nennt  und  welche  vielleicht  als  früherer  Seeboden 
des  Mainzer  Beckens  angesehen  werden  kann.  Unter  derselben  beginnt 
weissgelber  Löss  von  bedeutender  Mächtigkeit  und  in  diesen  reichen 
die  senkrechten  Wurmröhren  zum  Theil  bis  zu  2  m  hinunter,  was  eine 
Gesammtlänge  von  3  m  und  darüber  ausmacht.  Bis  auf  wenige  Röhren 
in  der  Tiefe  sind  alle  mit  braunem  Kothe  in  der  Farbe  des  Ober- 
grundes gleichmässig  ausgekleidet,  ein  Umstand,  welcher  bei  der  hellen 
Farbe  des  Untergrundes  sofort  in  die  Augen  fällt.  (Fig.   1.) 

4.  Mutter  garten  der  Koni  gl.  Lehranstalt  zu  Geisen- 
heim. Hier  traf  man  beim  Ausheben  einer  geräumigen,  zu  diesem 
Zwecke  angelegten  Grube  auf  dieselben  Bodenverhältnisse,  wie  im  vor- 
hergehenden Falle,  nur  dass  über  der  Kalkschichte,  welche  eine  Stärke 
von  20 — 30  cm  besass,  eine  ebenso  mächtige  Schichte  von  sehr  festem 
röthlichem,  eisenschüssigem  Thonsande  lagerte.  Hier  konnten  Baum- 
wurzeln ausschliesslich   nur   mit  Hülfe    der  Wurmröhren    in  den  Unter- 


—     31     — 

grund  eindringen ;    diese  letzteren    erreichten    theilweise    eine  Tiefe  von 
3,2  m,  also  erheblich  mehr,  als  Darwin  für  möglich  erachtet  hat. 

5.  Morschberg  (Weinbergslage  zwischen  Geisenheim 
und  Johannisberg).  Unter  einer  Schicht  hellbraunen  Ackerbodens 
von  40  cm  liegt  eine  solche  gelben  Thonmergels  von  30  cm  und  darunter 
beginnt  weisser,  zäher  Thonmergel.  Hier  sind  die  Wurmröhren  nur 
bis  auf  die  letztere  Bodenart,  also  nur  70  cm  hinuntergegangen. 

6.  Waldboden  auf  einer  Anhöhe  hinter  Geisenheim. 
Die  Wurmröhren  verlaufen  in  der  oberen  steinigen  Lehmschichte  von 
50  cm  meist  schräg  und  wagerecht  und  dringen  in  den  darunter  liegenden 
gelbrothen  feinkörnigen  Thonsand  nicht  ein. 

7.  Schimsheim  in  Rheinhessen.  Der  Boden  besteht  aus 
einem  schweren  schwärzlichen  Ackerboden,  unter  dem  ein  schwarzer 
Thon  lagert,  der  als  Septarienthon  anzusprechen  ist.  Darunter  kommt 
eine  Schicht  gelben  Thonmergels  mit  Kalkbrocken,  die  bei  2,10  m  in 
kiesigen  gelben  Thon  übergeht.  Die  Wurmröhren  waren  zahlreich;  sie 
reichten  bis  auf  den  gelben  kiesigen  Thon. 

8.  Umgegend  von  Neuwied.  Die  oben  aufliegende  braune 
Ackererde  hatte  eine  Mächtigkeit  von  1  m  und  war  von  sehr  zahlreichen 
Wurmröhren  durchzogen.  Dieselben  fehlten  aber  in  der  darunter 
liegenden,  etwa  50  cm  starken  Schichte  feinen  Sandes  und  in  dem,  den 
Untergrund  der  ganzen  Gegend  bildenden  Bimssande. 

9.  Ca nn statt  bei  Stuttgart.  Obergrund  eine  braune,  mit 
Tuffstein-Ansätzen  versehene  kräftige  Ackererde  mit  darunter  liegendem, 
hellbraunen  Lehme  von  2  m  Mächtigkeit.  Darunter  eine  dunkelbraune 
Lehmschichte  von  60  cm  und  dann  Tuffstein,  bis  auf  welchen  die  Wurm- 
röhren hinunter  reichten. 

10.  Tapiau  bei  Königsberg  inOstpreussen  Einer  flachen 
Schichte  von  schwarzem  Sande  folgt  Lehm  bis  zu  1,30  m  hinunter, 
der  in  der  Tiefe  immer  thoniger  wird.  In  demselben  Verhältnisse  lassen 
die  zahlreichen  Wurmröhren  nach,  um  im  festen  Thone  aufzuhören. 

Soweit  meine  Beobachtungen,  denen  noch  hinzuzufügen  ist,  dass 
sich  die  senkrechten  Röhren  im  Untergrunde  im  Durchmesser  nicht 
sehr  viel  von  einander  unterschieden  und,  die  Tapezirung  mit  Wurm- 
koth  eingerechnet,  eine  lichte  Weite  von  7  bis  8  mm  hatten. 

Die  Auskleidung  der  Röhren  ist  eine  ganz  gleichmässige  und  weist 
keine    Lücken    und    Unterbrechungen    auf.     Beobachtung   mitttelst  Ver- 


—     32     — 

grösserung  lässt  deutlich  erkennen,  dass  die  Masse  lediglich  aus  Koth 
besteht,  welche  vom  Wurme  fest  an  die  Wandung  der  Röhre  gepresst 
wurde.  Mitunter  stüsst  man  auf  kurze  seitliche  Abzweigungen  der 
Rühren,  die  mit  kugeligem  Kothe  angefüllt  sind.  Der  Koth  hat  immer 
die  Farbe  der  obersten  Erdschichte,  welcher  Umstand  zu  der  Annahme 
berechtigt,  dass  der  Wurm  die  beim  Bau  der  Röhre  zu  verschluckende 
Erde  des  Untergrundes  ausserhalb  desselben,  etwa  auf  der  Oberfläche 
entleert  und  die  Röhre  mit  Koth  bekleidet,  der  das  Produkt  von  Erd- 
theilchen  der  obersten  Schichte  ist.  Nur  die  untersten  Enden  der 
Röhren  fand  ich  in  einzelnen  Fällen  und  in  grosser  Tiefe  frei  von 
Wurmkoth ;  die  Wandungen  Hessen  alsdann  feine  Vertiefungen  in  Spiral- 
form erkennen,  die  wohl  als  Spuren  einer  bohrenden  Thätigkeit  des 
Wurmes  angesehen  werden  dürfen.  Verlassene,  eingefallene  Wurmröhren 
sah  ich  im  Untergründe  nur  selten,  dafür  aber  ziemlich  häufig  Röhren, 
welche  von  einer  Wurzel  oder  ganzen  Strängen  feinerer  Wurzeln  ausgefüllt 
waren.  Fig.  2  und  3  geben  die  Darstellung  von  zwei  solchen  Wurzel- 
zöpfen ;  die  Bildung  zahlreicher  feiner  Seitenwürzelchen  lässt  indirekt  auf 
einen  gewissen  Yorrath  von  Nährstoffen  im  Wurmkothe  schliesseu. 

Die  senkrechten  Röhren  des  Untergrundes  werden  von  den  Würmern 
wohl  schwerlich  angelegt,  um  Nahrung  zu  suchen  und  aufzunehmen, 
die  sich  in  dem  Erdreiche  der  Tiefe  doch  nur  in  ganz  beschränktem 
Maasse  finden  dürfte.  Sicherlich  dienen  die  Röhren  in  erster  Linie 
als  Zufluchtsort  bei  eintretender  Trockenheit,  die  bekanntlich  den 
Würmern  sehr  zuwider  ist  und  sie  nöthigt,  tiefere  und  darum  noch  ge- 
nügend feuchte  Schichten  aufzusuchen.  Als  Beweis  für  diese  Anschauung 
diene  die  Thatsache,  dass  die  Maulwürfe,  die  sich  in  erster  Linie  von 
Regenwürmern  nähren,  mit  der  zunehmenden  Trockenheit  des  Bodens 
im  Sommer  ihre  Gänge  immer  tiefer  zu  legen  genöthigt  sind,  während 
sie  bei  genügender  Feuchtigkeit  ihre  Raubzüge  ausschliesslich  in  der 
obersten  Bodenschichte  ausführen.  Da  nun  die  senkrechten  Wurmröhren 
durchschnittlich  viel  tiefer  hinunter  reichen,  als  der  Maulwurf  überhaupt 
zu  graben  vermag,  so  sind  dieselben  auch  als  Zufluchtsorte  gegen  diesen 
schlimmsten  Feind  anzusehen.  Diese  Schlussfolgerung  wird  Jedem  ein- 
leuchten, der  einmal  die  ängstliche  Hast  beobachtet  hat,  mit  welcher  Regen- 
würmer sich  zu  retten  suchen,  wenn  sie  mit  ihren  feinen  Sinnesorganen 
das  Herannahen  des  wühlenden  Verderbers  spüren. 

Die  senkrechten  Röhren  bieten  den  Würmern  aber  auch  Schutz 
gegen  plötzlich    eintretenden  starken  Frost;    ich  wenigstens  konnte  ein- 


—     33     — 

gefrorene  Würmer  nicht  finden,  sondern  beobachtete  sie  stets  unterhalb 
der  gefrorenen  Bodenschichte.  Mitunter  gelingt.es,  einen  Wurm  in  einem 
besonders  dazu  angelegten  Winterquartiere  zu  entdecken,  wie  solches 
in  Fig.  4  dargestellt  ist. 

Füllen  sich  die  senkrechten  Rühren  bei  starkein  anhaltendem  Regen 
mit  Wasser,  so  werden  die  Würmer  genüthigt,  sich  an  die  Oberfläche 
zu  begeben;  kommt  das  Wasser  wie  bei  Berieselungen  plötzlich  zu 
mächtig,  so  ertrinken  die  Würmer. 

Fragt  man  nach  der  Zahl  der  Würmer,  welche  sich  auf  einer 
bestimmten  Fläche  im  Boden  befindet,  so  kann  man  sagen,  dass  um  so 
mehr  Würmer  im  Boden  sein  werden,  je  reicher  derselbe  an  humösen, 
faulenden  Substanzen  ist.  So  trifft  man  bekanntlich  in  Gemüsegärten 
bedeutende  Mengen  von  Würmern.  Hensen  rechnet  für  den  preus- 
sischen  Morgen  (=  x/4  ha)  34  000  Würmer,  was  für  den  Quadratmeter 
13  — 14  ausmacht.  In  dem  reichgedüngten  Schieferboden  des  Rüdes- 
heimer  Berges  fand  man  bei  einem  Meter  Tiefe  auf  den  Quadratmeter 
9 — 12  Würmer,  an  trockenen  Stelleu  der  Ebene  mit  leichtem  durch- 
lässigem Boden  deren  nur  2  —  3.  Bei  solchen  Beobachtungen  darf  man 
aber  nicht  von  der  Zahl  der  Wurmröhren  auf  diejenige  der  Würmer 
schliessen  wollen,  da  sich  keineswegs  in  allen  Röhren  Würmer  aufhalten. 
Es  scheint,  als  ob  ein  jeder  Wurm  mehrere  Röhren  zur  Verfügung 
habe,  denn  die  Zahl  der  letzteren  übertrifft  diejenige  der  ersteren  oft 
um  das  Vielfache.  So  entsprechen  den  2  —  3  Würmern  im  Quadratmeter 
leichten  durchlässigen  Bodens  auf  derselben  Fläche  16  Röhren.  Es 
kann  auch  sein,  dass  manche  Röhren  nicht  mehr  bewohnt  und  von  den 
Wurzeln  in  Beschlag  genommen  werden,  während  bei  bewohnten  Röhren 
vielleicht  den  Wurzeln  das  Eindringen  durch  die  Würmer  erschwert 
oder  unmöglich  gemacht  wird.  Jedenfalls  bedarf  dieses  Verhältniss, 
welches  für  das  Pflanzenwachsthum  und  die  Wurzelbildung  von  Wichtig- 
keit ist,  noch  der  Feststellung. 

An  einer  Stelle  des  Anstaltsgartens  zählte  man  bei  1  m  Tiefe  16 
Wurmröhren,  an  einer  anderen  feuchten  Stelle  in  der  Nähe  der  Kom- 
posthaufen 42 ;  in  Tapiau  bei  Königsberg  in  derselben  Tiefe  an  einer 
höher  gelegenen  Stelle  mit  leichtem  Boden  37  und  an  einer  tiefer  ge- 
legenen feuchten  Stelle  mit  schwerem  Boden  59  Rühren  auf  den 
Qudratmeter. 

Wenn  man  sich  nun  vorstellt,  dass  auf  1  Quadratmeter  Bodenfläche 
etwa    35    Wurmröhren    von    7  —  8  mm    Durchmesser    oder    2    theil weise 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.     48.  o 


—     34     — 

sogar  3  m  senkrecht  in  die  Tiefe  hinunter  führen,  so  bekommt  man 
erst  den  richtigen  Begriff  von  der  ausserordentlichen  Leistung  der 
Regenwürmer.  Könnte  wohl  der  Untergrund  auf  eine  wirksamere  Art 
aufgeschlossen  und  der  Luft  sowie  dem  Regen-  und  Schneevvasser  der 
Weg  in  die  Tiefe  besser  gebahnt  werden,  als  durch  diese  so  zahlreichen 
und  dabei  verhältnissmässig  weiten  Rühren  ?  Freilich  werden  dieselben 
wohl  bewirken,  dass  in  trockenen  Jahren  der  Untergrund  rascher  aus- 
trocknet und  dass  düngende  Substanzen  hinunter  geschlemmt  werden, 
ehe  sie  den  Ackergewächsen  nutzbar  sein  konnten.  Diesen  Nachtheilen 
steht  der  ausserordentliche  Vortheil  der  Bodenlüftung  entgegen,  die 
um  so  ausgiebiger  sein  wird,  je  mehr  sorgsame  Kultur  die  Oberfläche 
des  Bodens  locker  erhält. 

Den  grössten  Vortheil  aber  haben  die  Wurzeln  der  Obstbäume  und 
der  Reben,  denn  die  in  den  Untergrund  geführten  Nährstoffe  bereichern 
denselben  und  kommen  jenen  zu  gut.  Audi  giebt  es,  wie  man  weiter 
oben  aus  dem  unter  4  angeführten  Beispiele  gesehen  hat,  Ver- 
hältnisse, in  denen  die  Wurzeln  dieser  Gewächse  nur  mit  Hilfe  der 
Würmer  feste  Untergrundsschichten  durchwachsen  und  in  die  Tiefe 
eindringen  können.  Wenn  nicht  noch  viel  mehr  Wurmröhren  von  den 
Wurzeln  benutzt  werden,  als  dies  thatsächlich  der  Fall  ist,  so  liegt 
das,  abgesehen  von  einem  etwaigen  Widerstände  der  Würmer  selbst, 
daran,  dass  nur  primäre  Wurzeln  senkrecht  in  die  Tiefe  zu  wachsen 
bemüht  sind,  während  die  seeundären  Wurzeln  die  Neigung  zu  seit- 
lichem Wachsthume  in  sich  tragen,  der  sie,  selbst  wenn  sie  in  einer 
Wurmröhre  eine  Strecke  senkrecht  hinunter  gewachsen  sind,  doch 
immer  wieder  folgen  werden,  sobald  eine  Oeffnung  in  der  Röhrenwandung 
Gelegenheit  dazu  bietet. 


ÜBER  DIE 


INTERNATIONALEN  ABSOLUTEN, 


INSBESONDERE  DIE 


MAGNETISCHEN  UND  DIE  ELEKTRISCHEN 

MAASSE. 


VORTRÄGE,  GEHALTEN  IM  NASSAUISCHEN  VEREIN  FÜR  NATURKUNDE 
WÄHREND  DES  WINTERS  1894/95 


VON 


D«.  LUDWIG  KAISER 

(WIESBADEN). 


JYIRCHHOFF's  Vorlesungen  über  mathematische  Physik  beginnen 
mit  dem  Satze:  »Die  Mechanik  ist  die  Wissenschaft  von  der  Bewegung; 
als  ihre  Aufgabe  bezeichnen  wir:  die  in  der  Natur  vor  sich  gehenden 
Bewegungen  vollständig  und  auf  die  einfachste  Weise  zu  beschreiben«. 
Dieser  Satz  lässt  sich  verallgemeinern ;  die  hier  der  Mechanik  zugewie- 
sene Aufgabe  kann  als  die  Aufgabe  der  Physik  überhaupt  bezeichnet 
werden. 

An  einer  physikalischen  Erscheinung  bleibt  nichts  mehr  zu  erklären 
übrig,  sobald  sie  auf  einen  genau  bestimmten  mechanischen  Vorgang 
zurückgeführt  ist.  In  der  That  zeigt  uns  die  Geschichte  der  Physik, 
wie  ihre  einzelnen  Zweige  bestrebt  sind,  sich  zu  besonderen  Kapiteln 
der  Mechanik  zu  entwickeln.  Seit  HUYGHENS  betrachten  wir  das 
Licht  als  eine  Wellenbewegung  des  Aethers,  seit  ROBERT  MAYER  die 
Wärme  als  eine  Molekularbewegung;  und  seit  den  epochemachenden 
Entdeckungen  von  HEINRICH  HERTZ  schickt  auch  die  Lehre  von  der 
Elektricität  sich  an,  den  Weg  der  Optik  zu  gehen.  Und  in  dem  Maasse, 
wie  die  mechanische  Erklärung  einer  physikalischen  Erscheinung  gelingt, 
wird  diese  der  mathematischen  Behandlung  zugänglich,  gewinnt  die  Physik 
Antheil  an  der  der  Mathematik  eigenen  Beweiskraft  und  Gewissheit. 
In  diesem  Sinne  sehen  wir  das  stolze  Wort  KANT's  immer  mehr  zur 
Wahrheit  werden,  dass  in  jeder  besonderen  Naturlehre  nur  so  viel  eigent- 
liche Wissenschaft  angetroffen  werden  könne,  als  darin  Mathematik  an- 
zutreffen sei. 

Zur  mathematischen,  d.  i.  quantitativen  Auffassung  eines  Bewegungs- 
vorganges bedarf  es  seiner  Darstellung  durch  Maass  und  Zahl.  Durch 
Beobachtung  und  Messung  müssen  die  Data  gewonnen  werden,  die  in 
die  mathematische  Formel  einzusetzen  sind.  Zu  messen  ist  aber  bei 
jeder  Bewegung  ihre  räumliche  Ausdehnung,  ihr  zeitlicher  Verlauf,  so- 
Avie  ihr  Träger,  die  bewegte  Masse,  entsprechend  den  drei  Grundvor- 
stellungen des  Raumes,  der  Zeit  und  der  Materie.  Die  Physik  bedarf 
daher  dreier  Grundmaasse,  nämlich  je  eines  Maasses  für  räumliche  Aus- 


—     38     — 

dehnung,  für  die  Zeit,  für  die  Masse:  alle  übrigen  Maasse  nicht  mü- 
der Mechanik  sondern  der  Physik  überhaupt  werden  auf  jene  Grund- 
maasse  zurückgeführt  und  heissen  abgeleitete  Maasse. 

Mit  den  Fortschritten  und  den  Wandlungen  der  Wissenschaft  hält 
das  physikalische  Maasssystem  gleichen  Schritt.  In  der  neueren  Zeit 
hat  sich  ein  Wechsel  dieses  Systems  nach  einer  zweifachen  Richtung 
vollzogen:  die  physikalischen  Maasse  sind  erstens  international  und 
zweitens  absolut  geworden.  Hatte  vordem  jedes  Land  und  jedes 
Ländchen  seine  eigenen  Maasse,  Gewichte  u.  s.  w.  gehabt,  ein  Luxus, 
der  dem  Verkehr  die  drückendsten  Belästigungen  auferlegte,  so  hatten 
sich  die  Männer  der  Wissenschaft  vermöge  einer  stillschweigenden  Ueber- 
einkunft  zur  Annahme  des  französischen  Maass-  und  Gewichtssystems 
schon  lange  geeinigt,  bevor  dem  Verkehr  diese  Wohlthat  durch  gesetz- 
liche Beschlüsse  der  einzelnen  Läuder  gesichert  wurde.  Zugleich  aber 
wurde  der  Gedanke  verwirklicht,  zur  Messung  mechanischer  Kraft, 
Arbeit  u.  s.  w.  nur  solche  Maasse  zu  verwenden,  die  nicht  wie  das 
Grammgewicht  von  einem  zum  anderen  Punkte  der  Erdoberfläche  ver- 
änderlich, sondern  immer  und  überall  dieselben  sind.  Freilich  haben 
sich,  zumal  im  grosstechnischen  Betriebe,  neben  diesen  von  der  Wissen- 
schaft geforderten  absoluten  noch  die  älteren  Maasse  behauptet,  ein 
Dualismus,  der  dem  Verständniss  oft  störend  in  den  Weg  tritt.  Dazu 
kommt,  dass  die  heute  in  die  Elektrotechnik  eingeführten  absoluten 
Maasse,  die  »Ampere«,  »Volt«  und  »Ohm«  für  den  Nichtfachmann  etwas 
Fremdartiges  haben  und  den  Zusammenhang  mit  den  verständlicheren 
Maassen  der  Mechanik  nicht  unmittelbar  erkennen  lassen.  Das  Ver- 
ständniss jener  Maasse  setzt  zugleich  die  Kenntniss  bestimmter  physika- 
lischer Thatsachen,  Gesetze  und  zum  Theil  schwieriger  Begriffe  voraus. 
Im  Folgenden  soll  versucht  werden,  unter  Berufung  auf  jene  Thatsachen 
und  Gesetze  wie  die  geschichtliche  Entwickelung  die  wichtigsten  der 
internationalen  absoluten  Maasse,  namentlich  der  magnetischen  und  der 
elektrischen,  zu  erklären. 

Das  französische  Maasssystem. 

Der  ersten  französischen  Republik  gebührt  das  Verdienst,  das  Durch- 
einander der  verschiedenartigen  Maasse  beseitigt  und  zunächst  das 
Längenmaass  —  wenigstens  der  Idee  nach  —  auf  eine  feste,  durch  die 
Natur  seihst  gegebene  Grösse  zurückgeführt  zu  haben.  Zwar  hatte  schon 
HUYGIIENS  im  Jahre   1673  den  Vorschlag  gemacht,  den  dritten  Theil 


—     39     — 

von  der  Länge  des  Sekundenpendels  als  »pes  horarius«  zur  Längen- 
einheit zu  wählen,  und  LEIBNIZ  hatte  die  Idee  eines  »philosophischen 
Fusses«  als  des  dritten  Theils  des  Sekundenpendels  unter  der  Breite 
von  45°  adoptirt.  Allein  dieser  Vorschlag  blieb  unbeachtet,  bis  TALLEY- 
RAND  1790  in  der  Assemblee  nationale  den  Gedanken  anregte,  in  Ge- 
meinschaft mit  England  eine  auf  der  Länge  des  Sekundenpendels  be- 
ruhende Längeneinheit  zu  bestimmen.  Eine  Commission,  bestehend  aus 
den  Mathematikern  BORDA,  LAGRANGE,  LAPLACE,  MONGE  und 
CONDORCET,  wurde  beauftragt,  der  Versammlung  geeignete  Vorschläge 
zu  machen.  Diese  Commission  erstattete  am  19.  März  1791  ihren  Bericht 
und  bezeichnete  für  die  Festsetzung  des  Längenmaasses  drei  verschiedene 
Grundlagen :  1)  die  Länge  des  Sekundenpendels,  2)  den  Quadranten  des 
Erdäquators  und  3)  den  Quadranten  des  Erdmeridians.  Den  ersten 
Vorschlag  verwarf  die  Commission,  weil  diese  Bestimmung  ein  fremdes 
Element,  die  Zeit  einschliesse ;  der  zweite  Vorschlag  erschien  ungeeignet 
mit  Rücksicht  auf  die  Schwierigkeit,  einen  ausreichenden  Theil  des 
grösstentheils  durch  unwirthliche  Gegenden  führenden  Aequators  zu 
messen.  Man  entschied  sich  also  für  den  Quadranten  des  Erdmeridians, 
dessen  Länge  durch  eine  erneute  Gradmessung  mit  möglichster  Genauig- 
keit bestimmt  werden  sollte.  Die  früher  ins  Auge  gefasste  Mitwirkung 
einer  fremden  Nation  (Englands)  wurde  abgelehnt,  »damit  man  in  Zu- 
kunft wisse,  welcher  Nation  man  die  Idee  und  die  Bestimmung  eines 
natürlichen  Grundmaasses  zu  verdanken  habe.«  In  den  Jahren  1792 
bis  1799  wurde  diese  Arbeit  ausgeführt  und  der  Meridianbogen  von 
Dünkirchen  bis  Barcelona  (9°  40' 25", 9)  trigonometrisch  gemessen.  Das 
Ergebniss  dieser  Messung  verband  man  mit  demjenigen  der  Peruanischen 
Gradmessung,  die  von  französischen  Gelehrten  in  den  Jahren  1736  bis 
1744  ausgeführt  worden  war  und  einen  nach  beiden  Seiten  des  Aequa- 
tors sich  erstreckenden  Bogen  von  3°  7'  4"  umfasste.  Durch  Combi- 
nation  dieser  Ergebnisse  berechnete  LAPLACE  die  Abplattung  der  Erde 

zu  -r-T-    und  die  Gesammtlänge  des  Meridianquadranten  zu  5  130  738,62 
o34 

Toisen.  Der  zehnmillionte  Theil  dieser  Länge  ergab  sich  zu  443,296 
alten  pariser  Linien,  und  diese  Länge  wurde  als  Metre  definitif  durch 
Beschluss  vom  25.  Juni  1800  gesetzlich  festgesetzt.  Ein  Platinstab,  der 
bei  einer  Temperatur  von  0  °  C.  genau  diese  Länge  hat,  wurde  als 
Normalmeter  im  National- Archiv  niedergelegt,  Seit  1889  wird  im  inter- 
nationalen   Bureau    für    Maass    und    Gewicht    in    Sevres    bei    Paris    ein 


—     40     — 

Platin-Iridium-Maassstab  aufbewahrt,  auf  welchem  zwei  eingeätzte  Striche 
bei  der  Temperatur  des  schmelzenden  Eises  die  Länge  des  Meters  genau 
anzeigen. 

Später  hat  BESSEL  einen  Fehler  in  den  französischen  Rechnungen 
nachgewiesen,  infolgedessen  das  Metre  definitif  thatsächlich  um  ein  Ge- 
ringes zu  klein  ausgefallen  ist.  Aber  auch  abgesehen  von  diesem  Fehler 
könnte  das  französische  Meter  als  ein  genaues  Naturmaass  nicht  an- 
gesehen werden.  Die  neueren  Gradmessungen  haben  unwiderleglich  er- 
geben, dass  die  Erde  kein  genaues  Sphäroiid  mit  elliptischem  Querschnitt 
ist,  dass  das  »Geoid«  eine  mathematisch  genau  definirbare  Gestalt  über- 
haupt nicht  besitzt.  Hieraus  folgt,  dass  schwerlich  zwei  Meridiane 
einander  gleich  sein  werden,  man  also  von  der  Länge  d  e  s  Erdmeridians 
mit  einer  solcken  Strenge,  wie  sie  die  Franzosen  für  ihr  Meter  in  An- 
spruch genommen  haben,  nicht  sprechen  kann.  Ginge  heute  jenes  Pro- 
totyp sammt  seinen  Copieen  verloren,  so  würde  durch  eine  erneute 
Bestimmung  dasselbe  Meter  nicht  wieder  ermittelt  werden.  Das  Meter 
ist,  wie  BESSEL  sagt,  ein  nach  einer  gewissen  Absicht  gewählter  aber 
dennoch  innerhalb  gewisser  engerer  oder  weiterer  Grenzen  willkürlicher 
Theil  der  Toise  de  Perou,  d.  h.  jenes  französischen  Maassstabes,  mit 
welchem  die  Peruanische  Gradmessung  ausgeführt  worden  ist.  Wenn  wir 
daher  einerseits  anerkennen,  dass  wir  die  Idee  dieses  »Naturmaasses« 
den  Franzosen  zu  verdanken  haben,  so  wissen  wir  auch  andererseits, 
dass  die  Verwirklichung  dieser  Idee  vollkommen  nicht  gelungen  ist  und 
nicht  gelingen  konnte.  Der  pes  horarius  von  HUYGHENS  hätte  mit 
grösserem  Rechte  auf  den  Namen  eines  absoluten,  d.  h.  durch  die 
Natur  selbst  fest  bestimmten  Maasses  Anspruch  erheben  dürfen.  Die 
Länge  des  Sekundenpendels  ist  auf  das  Schärfste  bestimmt  worden.  War 
einmal  die  Länge  des  Sekundenpendels  für  eine  bestimmte  Breite  (etwa 
diejenige  von  45  °)  als  Längeneinheit  festgesetzt  worden,  so  konnte  das 
etwa  verlorene  Urmaass  durch  erneute  Beobachtungen  an  einem  geeig- 
neten Orte  mit  jeder  nur  wünschenswerthen  Genauigkeit  wiederhergestellt 
werden ;  ausserdem  giebt  die  Rechnung  die  Mittel  an  die  Hand,  die  für 
eine  beliebige  Breite  berechnete  Pendellänge  auf  diejenige  des  Normal- 
pendels zurückzuführen. 

In  neuerer  Zeit  ist  der  Vorschlag  gemacht  worden,  die  Längen- 
einheit auf  eine  der  Optik  entnommene,  von  jeder  Beziehung  auf  die 
Erde  selbst  unabhängige  Länge  zu  basiren.  Die  nach  unseren  gewöhn- 
lichen Vorstellungen  minimale  Wellenlänge  irgend  einer  durch  eine  be- 


-    41     - 

stimmte  Linie  im  Spectrum  charakterisirten  Lichtart  ist  gleichwohl  der 
schärfsten  Messung  fähig.  So  beträgt  z.  B.  die  Wellenlänge  des  Natrium- 
lichtes 5,895  Zehntausendtel  eines  Millimeters,  und  nach  MICHELSON 
gehen  auf  ein  Meter  1  553  164  Wellenlängen  des  rothen  Cadmiumlichtes. 
Nach  dem  heutigen  Stande  der  Wissenschaft  sind  also  die  Mittel  zur 
Festsetzung  einer  wirklich  absoluten,  jederzeit  und  überall  in  seiner 
ursprünglichen  Grösse  wiederherzustellenden  Längenmaasses  gegeben,  und 
das  französische  Meter  kann  nach  Preisgabe  seiner  ursprünglichen 
Definition  durch  die  Reduction  auf  eine  solche  Länge  zu  einem  abso- 
luten Maasse  freilich  in  einem  ganz  anderen  als  dem  von  seinen  Ur- 
hebern beabsichtigten  Sinne  nachträglich  gestempelt  werden.  Mit  diesen 
Ausfüllrungen  soll  einer  erneuten  Reform  des  Längenmaasses  keineswegs 
das  Wort  geredet,  vielmehr  nur  der  Begriff  eines  absoluten,  d.  h.  eines 
von  örtlichen  und  zeitlichen  Zufälligkeiten  unabhängigen  Maasses  deut- 
lich hervorgehoben  werden. 

Kehren  wir  zum  französischen  Maasssystem,  wie  es  durch  die  Be- 
schlüsse vom  25.  Juni  1800  festgesetzt  wurde,  zurück.  Sein  wesent- 
lichster Vorzug  ist  unzweifelhaft  darin  zu  erblicken,  dass  seine  Ein- 
theilung  mit  der  Gliederung  des  allen  Culturvölkern  gemeinsamen  deka- 
dischen Zahlensystems  in  vollständige  Uebereinstimmung  gesetzt  wurde. 
Nach  dem  Vorschlage  des  holländischen  Professors  VAN  SWINDEN, 
der  als  Vertreter  der  batavischen  Republik  1790  nach  Paris  gesandt 
worden  war,  um  an  den  Berathungen  über  das  metrische  Maasssystem 
theilzunehmen,  wurden  für  die  Bezeichnung  der  absteigenden  Zehntel  die 
aus  den  lateinischen  Zahlwörtern  hergeleiteten  Vorsilben  deci-,  centi-, 
milli-,  für  die  der  aufsteigenden  Zehnfachen  die  entsprechenden  griechischen 
Vorsilben  deka-,  hekto-,  kilo-  gewählt.  Mit  dem  Längenmaass  und  seiner 
Eintheilung  waren  die  entsprechenden  Einheiten  für  Flächen-  und  Raum- 
inhalt sammt  ihren  Eintheilungszahlen  100  bezw.  1000  gegeben.  Als 
Hohlmaass  wurde  das  Liter,  d.  h.  das  Volum  eines  Cubikdecimeters  fest- 
gesetzt; für  die  Zwecke  der  Feldmessung  wurde  ein  Quadratdekameter 
(100 Qm)  als  Ar,  ein  Quadrathektometer  (100  Ar,  lOOOOQm)  als 
Hektar  bezeichnet. 

Bas  Gewichtssystem  wurde  mit  dem  neuen  Raummaasse  derart  in 
Verbindung  gebracht,  dass  das  Gewicht  eines  Cubikcentimeters  destil- 
lirten  Wassers  von  grösster  Dichtigkeit  (4  °  C.)  unter  der  Bezeichnung 
»Gramm«  als  Einheit  gewählt  wurde.  Diese  einfache  Beziehung  zwischen 
Gewichts-  und  Maasssystem  bildet  neben  der  decimalen  Eintheilung  den 


—     42     — 

zweiten  Vorzug,  welcher  dem  französischen  Maass  und  Gewicht  allmäh- 
lich die  Herrschaft  in  fast  allen  europäischen  und  vielen  aussereuropäischen 
Ländern  errungen  hat. 

In  den  vereinigten  Niederlanden  wurde  das  französische  System  1817 
durch  Königliches  Dekret  eingeführt;  1831  wurde  in  Baden,  18-40  in 
der  Schweiz,  1853  in  Nassau  der  Fuss  auf  30  Centimeter  festgesetzt. 
Der  deutsche  Zollverein  schloss  sich  1839  mit  den  neuen  Zollgewichten 
dem  französischen  System  insoweit  an,  dass  der  Zollcentner  in  100  Zoll- 
pfund getheilt,  das  Zollpfund  auf  500  Gramm  normirt  wurde.  Die 
zweite  Conferenz  der  Mitglieder  der  »Europäischen  Gradmessung«  fasste 
1867  in  Berlin  den  Beschluss,  für  alle  europäischen  Länder  das  Meter 
als  Längeneinheit  einzuführen.  Diesem  Beschlüsse  sind  seither  alle 
europäischen  Staaten  beigetreten  mit  Ausnahme  Englands,  Hollands  und 
Griechenlands. 

Mechanische  Kräfte  werden  durch  Gewichte  gemessen.  Als  Einheit 
der  Kraft  wählte  man  in  der  Wissenschaft  wie  in  der  Technik  das 
Kilogrammgewicht,  folglich  als  Einheit  der  Arbeit  das  Kilogrammmeter, 
d.  h.  diejenige  Arbeit,  die  man  leisten  muss,  um  die  Masse  eines  Kilo- 
gramms ein  Meter  hoch  zu  heben.  Welches  ist  nun  in  diesem  Maass- 
system die  Einheit  der  Masse? 

Unter  »Kraft«  verstehen  wir  allgemein  die  Ursache,  welche  den 
Bewegungszustand  einer  Masse  ändert,  mag  diese  Aenderung  in  einer 
Zu-  oder  Abnahme  der  Geschwindigkeit  oder  in  einem  Wechsel  der 
Richtung  oder  in  beidem  zugleich  sich  zeigen.  Wo  wir  eine  Masse  in 
geradliniger  Bahn  mit  constanter  Geschwindigkeit  sich  bewegen  sehen, 
da  erfolgt  diese  Bewegung  ohne  Einwirkung  äusserer  Kräfte  lediglich 
nach  dem  Gesetz  der  Trägheit.  Dagegen  wird  die  Wirkung  einer  con- 
stanten  Kraft  daran  erkannt,  dass  die  von  ihr  angegriffene  Masse  sich 
in  gerader  Linie  mit  gleichmässig  zunehmender  Geschwindigkeit  bewegt ; 
wir  werden  also  diejenige  Masse  als  Einheit  betrachten  müssen,  deren 
Geschwindigkeit  in  jeder  Sekunde  unter  dem  Einnuss  der  Krafteinheit,  des 
Kilogramms,  um  ein  Meter  zunimmt.  Das  Beispiel  einer  solchen  Be- 
wegung zeigt  uns  in  verstärktem  Maasse  der  freie  Fall,  bei  welchem 
die  dem  Erdmittelpunkt  zustrebende  Masse  durch  ihr  eigenes  Gewicht 
bewegt  wird.  Bekanntlich  fallen  im  luftleeren  Baum  alle  Körper  gleich 
schnell,  und  die  Geschwindigkeit  nimmt  in  unseren  Breiten  in  jeder 
Sekunde  um  9,81  m  zu.  Denken  wir  uns  als  fallenden  Körper  eine 
Masse  vom  Gewicht  eines  Kilogramms,   so  wird   sie  unter  dem  Einfluss 


—     43     — 

gerade  dieses  Gewichtes  als  beschleunigender  Kraft  am  Ende  der  ersten 
Sekunde  eine  Geschwindigkeit  von  9,81  m  erlangt  haben,  und  dieselbe 
Kraft,  das  Kilogramm  gewicht,  würde  ausreichen,  der  9,81  fachen  Masse 
eine  Geschwindigkeit  von  nur  einem  Meter  zu  ertheilen.  Diese  Masse, 
das  9,81  fache  von  der  Masse  des  Kilogrammgewichts,  ist  demnach 
obiger  Definition  zufolge  als  die  Masseneinheit  zu  betrachten.  Bezeichnen 
wir  die  Maasszahl  der  in  Metern  gemessenen  Beschleunigung,  d.i. 
der  Geschwindigkeitszunahme  für  jede  einzelne  Sekunde  mit  g,  die  Maass- 
zahl des  nach  Kilogrammen  gemessenen  Gewichtes  einer  Masse  mit  p, 
die  Masszahl  der  nach  der  eben  defihirten  Einheit  gemessenen  Masse 
mit  m,  so  gilt  allgemein : 

m  =  p  :  g ;  p  =  mg ;  g  ==  p  :  m. 

Die  Maasszahlen  für  Masse  und  Gewicht  stimmen  also  durchaus 
nicht  überein,  wie  die  Gewöhnung,  die  Grösse  einer  Masse  nach  ihrem 
Gewicht  zu  beurtheilen,  vermuthen  lassen  möchte.  In  diesem  älteren 
System  sind  jene  Zahlen  9,81  mal  so  klein  als  diese;  ein  edm  destil- 
lirten  Wassers  von  4  °  C.  hat  wohl  das  Gewicht  von  1  kg,  enthält  aber 
nur  den  9,81  ten  Theil  der  Masseneinheit. 

Die  mechanischen  Einheiten  im  absoluten  Maasssystem. 

Am  21.  September  1881  fasste  der  behufs  Vereinbarung  inter- 
nationaler Maasse  für  die  Elektrotechnik  in  Paris  versammelte  Congress 
in  erster  Linie  folgenden  Beschluss : 

»Man  adoptirt  für  die  elektrischen  Maasse  die  Fundamental- 
einheiten: Centimeter,  Grainnimasse,  Sekunde«. 
Die  Zeiteinheit  wird  also  durch  diesen  Beschluss  nicht  berührt; 
statt  des  Meters  wird  das  Centimeter  als  Längeneinheit  angenommen, 
wonach  die  Längenmaasszahlen  gegen  früher  100 mal  so  gross  ausfallen; 
die  Annahme  der  Grammmasse  als  Masseneinheit  bedeutet  dagegen 
eine  grundsätzliche  Aenderung  des  mechanischen  Maasssystems.  War 
früher  die  Gewichts-  bezw.  Krafteinheit  als  ursprüngliche  Einheit  definirt 
und  die  Masseneinheit  daraus  abgeleitet  worden,  so  kehrte  man  jetzt 
das  Verhältniss  um:  die  Grammmasse,  d.i.  die  Masse  eines  cem  destil- 
lirten  Wassers  von  4  °  C,  wurde  als  Grundmaass  festgesetzt,  und  es  fragt 
sich,  wie  hieraus  die  Krafteinheit  abzuleiten  ist.  Vermöge  einer  gewissen 
Oberflächlichkeit  hat  man  sich  gewöhnt,  mit  den  Ausdrücken  »Gramm«, 
»Kilogramm«  bald  Gewichte  bezw.  Kräfte,  bald  Massen  zu  bezeichnen, 


—     44     - 

während  die  Physik  eine  gründliche  Unterscheidung  dieser  durchaus 
verschiedenen  Begriffe  unbedingt  fordert.  Versuchen  wir  zunächst,  diesen 
Unterschied  deutlich  zu  machen  durch  eine  Betrachtung,  die  gleich- 
zeitig zeigen  soll,  warum  das  Grammgewicht  als  ein  absolutes,  vom 
Beobachtungsorte  unabhängiges  Kraftmaass  nicht  gelten  kann. 

Würde  unser  Körper,  wie  er  ist,  von  der  Erde  auf  den  Mond  ver- 
setzt, so  würde  er  zwar  seine  Masse  beibehalten,  aber  nur  etwa  den 
sechsten  Theil  seines  Gewichts.  Mit  der  gleichen  Kraft  der  inneren 
und  äusseren  Organe  ausgestattet  wie  seither,  würden  wir  federleicht 
einhergehen,  die  höchsten  Berge  mit  der  grössten  Leichtigkeit  ersteigen. 
Umgekehrt  würden  wir  wie  angewurzelt  stehen,  wenn  wir  plötzlich  auf 
die  Sonne  versetzt  würden :  die  Anziehung  der  Sonnenmasse  würde  das 
Gewicht  unseres  Körpers  auf  das  Siebenundzwanzigfache  steigern,  und 
bei  jedem  Schritt  würden  wir  Centnerlasten  zu  heben  haben.  Aehnliche 
Unterschiede  zeigen  sich,  freilich  innerhalb  weit  engerer  Grenzen,  auch 
an  verschiedenen  Punkten  der  Erdoberfläche ;  eine  und  dieselbe  Masse 
hat  an  verschiedenen  Orten  ein  verschiedenes  Gewicht,  das  kleinste  am 
Aequator,  das  grösste  am  Pol.  Durch  die  Schwungkraft  wie  die  grössere 
Entfernung  vom  Erdmittelpunkt  erleidet  das  Gewicht,  der  Zug  nach  dem 
Erdmittelpunkt,  am  Aequator  die  stärkste  Einbusse ;  mit  zunehmender 
Breite  nimmt  diese  Einbusse  stetig  ab,  und  am  Pol  ist  sie  gleich  Null. 
Mit  der  Wage  ist  diese  Veränderung  nicht  nachzuweisen,  da  die  Ge- 
wichte selbst  von  Ort  zu  Ort  den  gleichen  Veränderungen  unterliegen 
wie  die  zu  wiegenden  Massen ;  sie  macht  sich  aber  kenntlich  durch  die 
vom  Aequator  nach  dem  Pol  hin  zunehmende  Fallbeschleunigung  g,  die 
aus  der  Länge  1  des  Sekundenpendels  nach  der  Formel 

g  =  TT2  .  1 

leicht  gefunden  werden  kann.  Nach  diesen  Beobachtungen  bezw.  Rech- 
nungen ergiebt  sich  für  den  Aequator  g  =  978  cm,  für  unsere  Breite 
g  =  981cm,  für  den  Pol  lässt  sich,  da  das  Gesetz  der  Abhängigkeit 
dieses  Werthes  von  der  Breite  bekannt  ist,  g  =  983  cm  berechnen. 
Hieraus  folgt,  dass  das  Gewicht  der  Grammmasse  nur  auf  einem  und  dem- 
selben Parallelkreis  eine  Aenderung  nicht  erleidet,  dagegen  in  der  Rich- 
tung vom  Aequator  zum  Pol  im  Verhältniss  der  Zahlen  978 981 

983  stetig  zunimmt.  Wo  es  sich  also  um  scharfe  Messungen  von  Kräften 
handelt,  kann  das  von  Ort  zu  Ort  veränderliche  Grammgewicht  als  ein 
absolutes  Maass  nicht  gelten.  Nun  folgt  aus  dem  oben  mitgetheilten 
Pariser  Beschluss,  dass  als  Kraft  ein  hei  t  diejenige  Kraft  angenommen 


-    45     - 

werden  muss,  welche  der  Granimmasse  während  einer  Sekunde  eine 
Beschleunigung  von  einem  Centimeter  ertheilt.  Man  hat  (nach 
CLAUSIUS)  dieser  Krafteinheit  den  Namen  »Dyn«  gegeben  vom 
griechischen  dvvafitg,  die  Kraft.*)  Die  im  luftleeren  Raum  frei  fallende, 
also  nur  durch  ihr  Gewicht  bewegte  Grammmasse  erlangt  in  unserer 
Breite  während  der  ersten  Sekunde  eine  Endgeschwindigkeit  von  981  cm; 
der  981teTheil  des  Grammgewichtes  würde  also  genügen,  um  der  frei- 
fallenden  Grammmasse  während  der  ersten  Sekunde  eine  Geschwindig- 
keit von  1  cm  zu  ertheilen,  und  dieser  981  te  Theil  vom  Grammgewicht 
unserer  Breite  ist  die  eben  defiuirte  absolute  Krafteinheit,  das  Dyn. 
Das  mit  der  Breite  veränderliche  Grammgewicht  zählt  am  Aequator  nur 
978,  bei  uns  981,  am  Pol  983  Dyn;  das  Dyn  selbst  ist  ein  von  der 
Lage  des  Beobachtungsortes  unabhängiges,  also  ein  absolutes  Maass 
der  Kraft.  Die  Krafteinheit  des  älteren  Maasssystems,  das  Kilogramm, 
zählt  hiernach  bei  uns  1000  .  981  Dyn.  Das  auf  den  Grundmaassen 
Centimeter,  Grammmasse,  Sekunde  beruhende  Maasssystem  soll  fortan 
kurz  als  das  CGS-System  bezeichnet  werden. 

Wenn  eine  Masse  von  7  kg  Gewicht  5  m  hoch  gehoben  wird,  so 
wird  eine  35 mal  so  grosse  Arbeit  geleistet,  als  wenn  man  1  kg  Im 
hoch  hebt ;  allgemein  wird  die  Grösse  einer  Arbeit  gemessen  durch  das 
Produkt  aus  der  überwundenen  Kraft  und  der  Länge  des  Weges,  um 
den  ihr  Angriffspunkt  zurückgeschoben  wird.  Nach  den  Festsetzungen 
für  das  absolute  CGS-System  wird  demnach  die  Einheit  der  Arbeit 
geleistet,  wenn  der  Angriffspunkt  eines  Dyn  um  ein  Centimeter  zurück- 
geschoben wird.  Man  kann  daher  die  Arbeitseinheit  mit  Rücksicht  auf 
diesen  Zusammenhang  ein  Dyncentimeter  nennen,  der  Kürze  halber  hat 
man  (nach  CLAUSIUS)  für  diese  Einheit  den  Ausdruck  »Erg«  —  vom 
griechischen  eoyor,  das  Werk,  die  Arbeit  —  eingeführt.  Die  Arbeits- 
einheit des  älteren  Systems,  das  Kilogrammmeter,  ergiebt  sich  hiernach 
zu   1000  .  981  .  100  Dyncentimeter  oder  981  .  105  Erg. 

Unter  Effekt  oder  Leistung  versteht  man  die  in  einer  Sekunde 
geleistete  Arbeit;  ihre  Einheit  ist  im  absoluten  CGS-System  das 
«Sekundenerg«.  Die  Grosstechnik  misst  den  Effekt  nach  Pferde- 
kräften (HP  =  Horse  Power)  und  rechnet  die  Pferdekraft  selbst  zu 
75  kgm  pro  Sekunde.  Hiernach  ergiebt  sich  die  Pferdekraft  zu  75  .  105 .  981 


*)  Der  Sprachgebrauch  schwankt  zwischen  „die  Dyne"  und  „das  Dyn" ;  ich 
gehe  aus  naheliegendem  Grunde  der  neutralen  Form  den  Vorzug. 


—     46     - 

oder  rund  736  .  107  Erg  pro  Sekunde.  Wie  sich  später  ergeben  wird, 
hat  man  in  der  Elektrotechnik  das  Zehnmillionfache  eines  Sekundenerg 
unter  der  Bezeichnung  »Watt«  als  praktische  Einheit  für  den  Strom- 
effekt festgesetzt.    Zwischen  Pferdekraft  und  Watt  ergiebt  sich  demnach 

die  Beziehung 

1HP  =  736W. 

Das  mechanische  Wärmeäquivalent  ist  bereits  von  dem 
Entdecker  des  Prinzips  von  der  Erhaltung  der  Kraft  ROBERT  MAYER 
(1842)  in  der  Theorie  vollkommen  richtig  aus  dem  Ausdehnungscoeffi- 
cienten  und  den  beiden  specitischen  Wärmen  der  Luft  bei  constantem 
Druck  und  bei  constantem  Volumen  berechnet  worden ;  das  Resultat  war 
freilich  wie  die  eingesetzten  Data  ungenau.  Nach  den  von  JOULE  in 
Manchester  während  der  zweiten  Hälfte  der  vierziger  Jahre  angestellten 
sorgfältigen  Versuchen  ist  eine  C  a  1  o  r  i  e ,  d.  i.  die  Wärmemenge,  welche 
erforderlich  ist,  um  1  kg  Wasser  von  0°  C.  auf  1°  C.  zu  erwärmen, 
einer  Arbeit  von  425  kgm  äquivalent;  in  neuester  Zeit  hat  GRIFFITHS 
eine  etwas  höhere  Zahl,  nämlich  427,88  kgm  gefunden.  Es  ist  nun 
leicht,  dieses  Aequivalenzverhältniss  zwischen  Wärme  und  Arbeit  in  den 
Einheiten  des  C GS- Systems  auszudrücken.  Als  Wärmeeinheit  gilt  hier 
die  kleine,  d.  i.  die  Gramm calorie,  als  Arbeitseinheit,  wie  wir 
gesehen  haben,  das  Erg.  Zunächst  ist  die  Gramm  calorie  (nach 
GRIFFITHS)  einer  Arbeit  von  427,88  Grammmetern  oder  42  788 
Grammcentimetern  oder  endlich  42  788.981,  rund  42.10°  Erg  äqui- 
valent ;  umgekehrt  sind  auf  jedes  Erg  rund  0,24  Zehnmilliontel 
(0,24.  10  ~7)  einer  Grammcalorie  zu  rechnen. 

Die  magnetischen  Grössen  in  absolutem  Maasse. 

Die  Lehre  vom  Magnetismus  ist  von  praktischer  wie  wissenschaft- 
licher Bedeutung  erst  dadurch  geworden,  dass  man  die  magnetischen 
Eigenschaften  der  Erde  kennen  lernte.  Schon  die  Unterscheidung  der 
Pole  setzt  die  Kenntniss  der  Directionskraft  voraus,  welche  eine  Magnet- 
nadel durch  den  Magnetismus  der  Erde  erfährt;  das  Grundgesetz,  nach 
welchem  gleichnamige  Pole  sich  abstossen,  ungleichnamige  sich  anziehen, 
enthält  gleichfalls  eine  latente  Beziehung  der  Pole  auf  den  Erdmagnetismus. 

Drei  Elemente  sind  es,  welche  die  wissenschaftliche  Forschung  be- 
züglich des  Erdmagnetismus  ins  Auge  zu  fassen  hat:  die  Declination 
oder  Abweichung,  die  Inclination  oder  Neigung  der  Nadel, 
die  Intensität  oder  Stärke  des  erdmagnetischen  Feldes. 


—    47     — 

Am  frühesten  wurde  die  Declination  bekannt.  Schon  mehrere  Jahr- 
hunderte vor  dem  Beginn  unserer  Zeitrechnung  bedienten  sich  die 
Chinesen  auf  Land-  und  Seereisen  des  Compasses.  Aber  sie  wussten 
auch,  dass  die  an  einem  Faden  aufgehängte  Magnetnadel  nicht  genau 
nach  Norden  zeigt,  und  verstanden  es,  diese  Abweichung  der  Nadel  vom 
geographischen  Meridian,  die  Declination,  zu  messen.  Um  1200  n.  Chr. 
gelangte  die  Kenntniss  des  Compasses  aus  dem  Orient  zu  den  seefah- 
renden Nationen  des  westlichen  Mittelmeeres;  COLUMBUS  bestimmte 
schon  1492  die  geographische  Lage  einer  Linie  ohne  Abweichung,  er 
erkannte  sogar  die  Möglichkeit,  aus  der  beobachteten  Declination  einen 
Schluss    auf  die  geographische  Länge   des  Beobachtungsortes  zu  ziehen. 

Von  GEORG  HARTMANN  in  Nürnberg  wurde  1543  zum  ersten 
Male  die  Beobachtung  gemacht,  dass  sich  das  Nordende  der  Nadel  unter 
den  Horizont  neige.  Seine  Beobachtung  war  freilich  eine  sehr  unvoll- 
kommene ;  er  beobachtete  nur  eine  Neigung  von  9  °,  während  sie  in 
Wirklichkeit  70  °  betrug.  Gemessen  wurde  die  Inclination  zum  ersten 
Male  1576  in  London  durch  ROBERT  NORMANN  vermittelst  eines 
verticalen,  in  den  magnetischen  Meridian  gestellten  Kreises,  in  dessen 
Ebene  die  Magnetnadel  um  eine  horizontale  Axe  drehbar  war.  Der 
Erste,  der  auch  das  dritte  Element,  die  Intensität,  genauer  verfolgte, 
war  ALEXANDER  v.  HUMBOLDT. 

Wird  die  Declinationsnadel  aus  dem  magnetischen  Meridian  ab- 
gelenkt und  dann  sich  selbst  überlassen,  so  führt  sie  um  ihre  Gleich- 
gewichtslage Schwingungen  aus,  und  zwar  wesentlich  in  derselben  Weise 
wie  ein  aus  seiner  Ruhelage  abgelenktes  Pendel.  Die  Schwingungen 
erfolgen  um  so  rascher,  je  stärker  die  Kraft  ist,  welche  die  Nadel  in 
den  magnetischen  Meridian  zurückzieht.  Doppelt  soviel  Schwingungen 
während  einer  bestimmten  Zeit,  z.  B.  einer  Minute,  deuten  auf  die  vier- 
fache, dreimal  soviel  auf  die  neunfache  Kraft ;  diese  Kraft  ist  also  dem 
Quadrate  der  Schwingungszahl  proportional.  Zeigt  nun  ein  und  die- 
selbe Nadel  an  verschiedenen  Punkten  der  Erdoberfläche  verschiedene 
Schwingungszahlen,  so  wird  man  unter  sonst  gleichen  Umständen  den 
Schluss  ziehen  dürfen,  dass  die  horizontalen  Intensitäten  des  Erdmagne- 
tismus verschieden  sind  und  in  demselben  Verhältniss  stehen  wie  die 
Quadrate  der  Schwingungszahlen. 

Auf  dieser  Grundlage  beruhen  die  von  ALEXANDER  v.  HUM- 
BOLDT auf  seiner  Reise  nach  den  Tropenländern  (1798—1804)  aus- 
geführten Beobachtungen.     Er  bildete    sich    selbst  eine  Art  von  Maass, 


-    48    - 

indem  er  diejenige  Intensität  als  Einheit  annahm,  welche  sich  ihm  an 
einem  Tunkte  der  Peruanischen  Alpen  unter  7  °  2'  südlicher  Breite  und 
81°  8'  westlicher  Länge  in  den  dort  gezählten  Schwingungen  der  Nadel 
darstellte.  In  dieser  willkürlich  gewählten,  mit  1,000  bezeichneten  Ein- 
heit ergaben  sich  z.  B.  die  1827  in  Paris  und  London  gemessenen 
Horizontalintensitäten  des  Erdmagnetismus  gleich  1,348  bezw.  1,372. 
So  schätzenswerth  diese  der  wissenschaftlichen  Forschung  durch  HUM- 
BOLDT gegebene  erste  Anregung  auch  erscheinen  mag,  so  konnte  seine 
Methode  doch  zu  bestimmten  Ergebnissen  deshalb  nicht  führen,  weil  sich 
gar  nicht  beurtheilen  Hess,  wieviel  von  den  beobachteten  Aenderungen 
auf  Rechnung  des  möglicherweise  veränderten  magnetischen  Zustandes 
der  Nadel  zu  schreiben  war.  Durch  Erschütterungen  und  Temperatur- 
änderungen wird  der  Magnetismus  einer  Nadel  nicht  unwesentlich  be- 
einflusst;  wrenn  man  also  auch  mit  einer  und  derselben  Nadel  heute  in 
Paris  und  morgen  in  London  beobachtet,  so  ist  man  doch  nicht  sicher, 
dass  man  hier  wie  dort  mit  demselben  magnetischen  Maasse  misst.  Das 
Verdienst,  die  Intensität  des  Erdmagnetismus  wie  überhaupt  der  magne- 
tischen Grössen  auf  ganz  bestimmte,  für  sich  feststehende,  jederzeit  und 
überall  mit  grösster  Schärfe  wieder  nachzuweisende  und  von  der  Indi- 
vidualität der  angewandten  Nadel  ganz  unabhängige  Einheiten  zurück- 
geführt zu  haben,  gebührt  keinem  Geringeren  denn  CARL  FRIEDRICH 
GAUSS.  Seine  am  15.  December  1832  der  Königlichen  Societät  zu 
Göttingen  vorgetragene  Abhandlung 

Intensitas  vis  magneticae  terrestris  ad  mensuram  absolutam  revocata 
ist  als  die  feste  mathematische  Grundlage  für  die  Theorie  des  Magne- 
tismus zu  betrachten.  Für  alle  Zeiten  wird  sie  als  ein  classisches  Muster 
exact  -  wissenschaftlicher  Forschung  gelten  und  Zeugniss  davon  ablegen, 
was  mathematische  Gründlichkeit  in  Verbindung  mit  scharfsinniger 
Beobachtung  zu  leisten  vermag.  Hier  interessirt  uns  jene  berühmte 
Abhandlung  um  so  mehr,  als  sie  bereits  die  Möglichkeit  andeutet,  auf 
gleicher  Grundlage  ein  absolutes  Maasssystem  für  die  elektrischen  Grössen 
zu  entwickeln. 

Als  Längeneinheit  wählte  GAUSS  das  Millimeter,  als  Zeiteinheit 
die  Sekunde,  als  dritte  ursprüngliche  Einheit  das  Milligramm,  und  zwar 
seine  Masse,  nicht  sein  Gewicht.  Noch  deutlicher  wie  in  der 
Intensitas  hat  er  sich  in  der  1836  erschienenen  Abhandlung  „Erd- 
magnetismus und  Magnetometer"  über  die  Gründe  dieser  Festsetzung 
ausgesprochen.     Hier   heisst    es    nämlich:    »Man    hat  gesehen,    dass  die 


—     49     — 

den  Abmessungen  untergelegten  Einheiten  nur  in  einer  Gewichtseinheit 
bestanden.  Man  muss  aber  nicht  übersehen,  dass  eine  Gewichtsgrösse, 
z.  B.  ein  Gramm,  hier  nicht  das  Quantum  ponderabler  Masse  bedeutete, 
welches  diesen  Namen  führt,  und  welches  überall  dasselbe  ist,  sondern 
den  Druck,  welchen  dieses  Quantum  Materie  unter  dem  Einfluss  der 
Schwerkraft  an  dem  Beobachtungsorte  ausübt.  Diese  Schwerkraft  ist 
aber  bekanntlich  an  verschiedenen  Orten  nicht  ganz  gleich,  und  wenn 
wir  daher  den  Druck  eines  Gramms  als  Gewichtseinheit  wählen,  so  würde 
nach  aller  Strenge  die  Intensität,  des  Erdmagnetismus  an  verschiedenen 
Orten  nicht  mit  gleichem  Maasse  gemessen  werden.  Bei  der  grossen 
Schärfe,  deren  die  Messungen  gegenwärtig  fähig  sind,  ist  es  billig,  diesen 
Unterschied  nicht  zu  vernachlässigen.  Am  natürlichsten  ist  es,  ihn  da- 
durch zu  berücksichtigen,  dass  man  die  Schwerkraft  selbst  auf  ein  ab- 
solutes Maass  zurückführt,  indem  man  als  ihr  Maass  die  doppelte  Fall- 
höhe in  der  gewählten  Zeiteinheit,  z.  B.  in  der  Sekunde,  annimmt  und 
den  Druck  durch  das  Produkt  der  Masse  in  die  Zahl,  die  die  Schwer- 
kraft misst,  ausdrückt.  Man  übersieht  leicht,  dass  auf  diese  Weise 
andere  Zahlen  sowohl  für  die  Kraft  der  angewandten  Magnetnadel  als 
für  die  erdmagnetische  Kraft  hervorgehen,  deren  Grundlagen  anstatt  der 
vorigen  zwei  Einheiten  jetzt  drei  sein  werden,  eine  Entfernungs- 
einheit, eine  Zeiteinheit  und  eine  Masseneinheit.« 

Wir  haben  diese  ganze  Stelle  wörtlich  hierhergesetzt,  um  unsere 
obige  Ausführung  über  den  Begriff  des  Dyn  in  ein  helleres  Licht  zu 
setzen. 

GAUSS  fand  die  Länge  des  Sekundenpendels  zu  Göttingen  =  994,126 
mm  und  berechnete  hieraus  die  Fallbeschleunigung  öder,  wTas  dasselbe 
ist,  die  doppelte  Fallhöhe  der  ersten  Sekunde  g  =  9811,63  mm.  Dem- 
nach beträgt  seine  Krafteinheit  den  981 1,63 ten  Theil  vom  Göttinger 
Milligrammgewicht  oder  den  10  000  ten  Theil  unseres  heutigen  Dyn. 

Dem  COULOMB'schen  Gesetze  zufolge  ist  die  Kraft  (f ),  mit  welcher 
zwei  Magnetpole  (p  und  pj  sich  anziehen  oder  abstossen,  dem  Produkt 
der  Pol  stärken  direkt,  dem  Quadrat  ihrer  Entfernung  (r)  umgekehrt 
proportional,  also  darstellbar  durch  die  Formel 

PPi 


f  = 


r2 


Die  Einheit  der  Polstärke  kommt  daher  nach  GAUSS  demjenigen  Pole 
zu,  der  einen  gleichstarken,  ein  Millimeter  von  ihm  abstehenden  Pol 
mit    der    soeben  definirten  Krafteinheit    abstösst.     Die  Einheit  der  Pol- 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.     48.  4 


50 


Fig.  1. 


stärke    im  CGS- System    ist   tausendmal    so   gross    denn   diejenige  nach 
GAUSS. 

Den  Wirkungsbereich  eines  Magneten  nennt  man  das  m agne- 
tische  Feld.  Bedeckt  man  einen  kräftigen  Magneten  mit  einem 
Cartonblatt  und  streut  Eisenfeile  darauf,  so  ordnen  sich  nach  einer  leisen 
Erschütterung  des  Blattes  die  Eisentheilchen  in  ganz  bestimmte  Curven. 
Häufung  und  Verlauf  dieser  Linien  bringen  an  jeder  Stelle  die  Stärke  des 
Feldes  und  die  Richtung  der  magnetischen  Kraft  deutlich  zur  Anschauung, 
weshalb  jene  Linien  nach  FARADAY  den  Namen  Kraftlinien  führen. 
Die  Kraftlinien  des  erdmagnetischen  Feldes  hat  man  sich  wegen  der  im 
Vergleich  zu  den  Dimensionen  eines  künstlichen  Magneten  sehr  grossen 
Entfernung    der   Pole    vom    Beobachtungsorte    als   parallele    Geraden    in 

gleichen  Abständen  und  von  der  Rich- 
tung der  Inclinationsnadel  zu  denken. 
Im  Folgenden  wird  nicht  die  in  dieser 
Richtung  wirksame  volle  Intensität 
des  erdmagnetischen  Feldes,  sondern 
ihre  in  den  magnetischen  Meridian 
fallende  horizontale  Componente  in 
Betracht  gezogen  werden.  Bezeichnet 
man  jene  volle  Intensität  mit  J,  diese 
Componente  mit  T  (»terrestris«),  den 
lnclinationswinkel  mit  i,  so  ist 
T  =  J  .  cos  i. 

Wir  denken  uns  (Fig.  1)  einen 
linearen  Magneten  ns  in  einer  gegen 
den  magnetischen  Meridian  senkrech- 
ten Lage  und  um  eine  durch  seinen 
Mittelpunkt  0  gehende  verticale  Axe 
drehbar.  Die  Kraft  f,  mit  welcher 
der  Nordpol  nach  Norden,  der  Süd- 
pol nach  Süden  gezogen  wird,  ist 
einerseits  der  Polstärke  p  des  Mag- 
neten, andererseits  der  Horizontal- 
intensität T  des  Erdmagnetismus  pro- 
portional, also  darstellbar  durch  die 

Formel 

f  =  p  .  T. 


—     51     — 

Bezeichnen  wir  nun  die  Axenlänge  n  s  mit  2 1,  so  ist  das  statische  Moment 
der  in  n  angreifenden  rechtsdrehenden  Kraft  gleich  dem  Produkt  aus 
Kraft  und  Hebelarm,  also  =  1  f  oder  1  p  T ;  ebenso  gross  ist  das  statische 
Moment  der  in  s  angreifenden,  gleichfalls  rechtsdrehenden  Kraft,  und 
das  gesammte  Drehungsmoment  I),  welches  die  Nadel  aus  der  senkrechten 
Lage  in  den  Meridian  zurückzudrehen  strebt,  ist 

D  =  21f  oder  D  =  21.p.T. 
Das  Produkt  aus  der  Polstärke  p  und  der  Axenlänge  2  1  wird  m  a  g  n  e  - 
tisch  es  Moment  (M)    oder   auch  Stabmagnetismus  genannt,    so 
dass  man  kürzer  erhält 

D  =  M  .  T. 
Bildet  die  Nadel  mit  dem  magnetischen  Meridian  nur  noch  den  Winkel  c/, 
so  ist  das  Drehungsmoment  BP  in  dieser  Stellung  gleich  MT  .  sin  y, 
fällt  ihre  Axe  in  den  Meridian,  so  ist  das  Drehungsmoment  gleich  Null ; 
jenen  für  die  senkrechte  Stellung  gütigen  Maximalwerth  D  =  MT  nennt 
GAUSS  das  reducirte  Drehungsmoment. 

Man  beachte,  dass  nach  diesen  für  die  magnetischen  Grössen  ge- 
gebenen Definitionen  die  Polstärke  noch  keine  mechanische  Kraft  vor- 
stellt, dass  eine  solche  erst  aus  der  Einwirkung  eines  zweiten,  in  einer 
bestimmten  Entfernung  befindlichen  Pols  oder  aus  derjenigen  eines  mag- 
netischen Feldes  entspringt,  dass  ferner  das  magnetische  Moment  noch 
kein  Drehungsmoment  im  mechanischen  Sinne  ist,  sondern  erst  durch 
die  Einwirkung  eines  magnetischen  Feldes  zu  einem  solchen  wird.  Hierin 
liegt  denn  auch  der  Grund,  warum  die  Kraft  (f  =  pT)  als  das  Produkt 
aus  der  Polstärke  und  der  Intensität,  das  reducirte  Drehungsmoment 
(D  =  M  T)  als  das  Produkt  aus  dem  magnetischen  Moment  des  Stabes 
und  der  Intensität  des  magnetischen  Feldes  sich  darstellt,  Diese  Pro- 
dukte können  demnach  als  rein  mechanische  Grössen  durch  die  ent- 
sprechenden absoluten  Maasse  ausgedrückt  werden;  die  weitere  Aufgabe 
ist  die,  nicht  nur  jene  Produkte  selbst,  sondern  auch  den  Antheil  zu 
bestimmen,  der  jedem  einzelnen  ihrer  Faktoren  zukommt. 

Zu  diesem  Zwecke  veranstaltete  GAUSS  eine  zweifache  Reihe  von 
Versuchen,  Schwingungsversuche  und  Ablenkungsversuche: 
bei  den  Schwingungen  eines  magnetischen  Stabes  im  erdmagnetischen 
Felde  wird  sein  Magnetismus  durch  die  Intensität  des  Feldes  unterstützt, 
diese  Versuche  liefern  also  das  Produkt  jener  beiden  Faktoren;  bei 
der  Ablenkung  irgend  eines  zweiten  Stabes  durch  jenen  ersten  wirkt 
der  Magnetismus  des  Stabes  der  Intensität  des  Erdmagnetismus  entgegen, 

4* 


—     52     — 

diese  Versuche  liefern  daher  das  Verhältnis  s  der  Faktoren.  Aus  der 
Verbindung  des  Produktes  mit  dem  Verhältniss  ergiebt  sich  sodann  jeder 
einzelne  Faktor  für  sich ,  Stabmagnetismus  und  Intensität  des  Erd- 
magnetismus werden  selbständig  bestimmt  und  auf  absolutes  Maass 
zurückgeführt. 


"■6V 


Die  ScJnvingiingsversucJie. 

Die  Schwingungen  eines  horizontal  aufgehängten  magnetischen  Stabes 
erfolgen  unter  Voraussetzung  unendlich  kleiner  Amplituden  —  und  auf 
diesen  Grenzfall  lassen  sich  endliche  Schwingungen  leicht  reduciren  — 
nach  der  Formel 

/    K 

wobei  t  die  Schwingungsdauer,  K  das  Trägheitsmoment,  d.  i.  die  auf 
die  Entfernung  Eins  von  der  Drehungsaxe  reducirte  Masse  des  Magnet- 
stabs bedeutet.     Umgekehrt  folgt 

und  das  Drehungsmoment  MT  lässt  sich  mit  jeder  nur  wünschenswerthen 
Genauigkeit  in  absolutem  Maasse  berechnen,  wenn  es  gelingt,  durch 
geeignete  Versuche  sowohl  das  Trägheitsmoment  wie  auch  die  Schwingungs- 
dauer des  Stabes  mit  gehöriger  Schärfe  zu  bestimmen.  Durch  die  be- 
sondere Einrichtung,  welche  GAUSS  seinen  Versuchen  gab,  wurden  beide 
Zwecke  in  vollkommenstem  Maasse  erreicht. 

Hat  der  schwingende  Stab  bei  homogener  Beschaffenheit  eine  ein- 
fache geometrische,  z.  B.  eine  prismatische  Gestalt,  so  bildet  die  Berech- 
nung des  Trägheitsmomentes  eine  unschwer  zu  lösende  mathematische 
Aufgabe ;  in  jedem  Falle  lässt  es  sich  durch  einen  von  GAUSS  ange- 
gebenen einfachen  Versuch  ermitteln,  auf  den  wir  hier  nicht  näher  ein- 
gehen wollen.  Für  den  am  11.  und  18.  September  1832  zu  den 
magnetischen  Beobachtungen  benutzten,  fast  ein  Pfund  schweren  Stab 
ergab  sich 

K  =  4  228  732  400  Milligramm-Quadratmillimetern. 

Im  heutigen  CGS-System  würde  sich  ergeben  haben 
K  =  42  287,324  Gramm-Quadratcentimetern. 

Die  grösste  Sorgfalt  wurde  angewandt,  um  auch  die  geringste  Aen- 
derung  in  der  Stellung  des  Magnetstabes  kenntlich  zu  machen  und  seine 
Schwingungsdauer  auf  das  Schärfste  zu  bestimmen.     Zu  diesem  Zwecke 


—     53     — 

wurde  die  Stellung  des  Magnetstabes  nicht  direct,  sondern  indirect  ver- 
mittelst Spiegel,  Scala  und  Fernrohr  beobachtet.  Diese  Art  der  Be- 
obachtung wie  überhaupt  die  dem  »Magnetometer«  von  GAUSS  gegebene 
Einrichtung  ist  für  physikalische  Präcisionsversuche  von  so  hervorragen- 
der Bedeutung  geworden,  dass  wir  nicht  unterlassen  wollen,  die  Be- 
schreibung hier  folgen  zu  lassen,  welche  GAUSS  in  den  » Göttin gischen 
gelehrten  Anzeigen«  vom  24.  December  1832  selbst  gegeben  hat.  Hier 
heisst  es : 

»Die  von  dem  Verfasser  gewöhnlich  gebrauchten  Nadeln  (wenn  man 
prismatische  Stäbe  von  solcher  Stärke  noch  Nadeln  nennen  darf)  sind 
fast  einen  Fuss  lang  und  haben  ein  Gewicht  von  beinahe  einem  Pfund. 
Die  Aufhängung  geschieht  an  einem  2l/2  Fuss  langen  ungedrehten  Seiden- 
faden, der,  aus  32  einfachen  zusammengesetzt,  selbst  das  doppelte  Ge- 
wicht noch  sicher  trägt ;  das  obere  Ende  des  Fadens  ist  drehbar,  und 
die  Drehung  wird  an  einem  eingetheilten  Kreise  gemessen.  Die  Nadel 
trägt  an  ihrem  südlichen  oder  nördlichen  Ende  (je  nachdem  die  Loca- 
lität  das  eine  oder  das  andere  bequemer  macht)  einen  Planspiegel,  dessen 
Ebene  gegen  die  magnetische  Axe  der  Nadel  durch  zwei  Corrections- 
schrauben,  so  genau  wie  man  will,  senkrecht  gestellt  werden  kann,  ob- 
wohl unnöthig  ist  darauf  eine  ängstliche  Sorgfalt  zu  verwenden,  da  man, 
was  daran  fehlt,  durch  die  Beobachtungen  selbst  auf  das  Schärfste  messen 
und  als  Collimationsfehler  in  Rechnung  bringen  kann.  Die  so  frei- 
schwebende  Nadel  findet  sich  in  einem  hölzernen  cylindrischen  Kasten, 
welcher  ausser  der  kleinen  Oeffnung  im  Deckel,  durch  welche  der  Faden 
geht,  noch  eine  grössere  an  der  Seite  hat,  welche  nur  wenig  höher  und 
breiter  ist  als  der  erwähnte  Spiegel.  —  Dem  Spiegel  gegenüber  ist  ein 
Theodolit  aufgestellt;  die  verticale  Axe  desselben  und  der  Aufhängungs- 
faden sind  in  demselben  magnetischen  Meridian  und  etwa  16  Pariser 
Fuss  von  einander  entfernt.  Die  optische  Axe  des  Fernrohrs  am  Theo- 
dolit ist  etwas  höher  als  die  Nadel  und  in  der  Verticalebene  des  mag- 
netischen Meridians  so  abwärts  geneigt,  dass  sie  gegen  die  Mitte  des 
Spiegels  an  der  Nadel  gerichtet  ist. 

An  dem  Stativ  des  Theodoliten  ist  eine  4  Fuss  lange  in  einzelne 
Millimeter  getheilte  horizontale  Skala  befestigt,  die  mit  dem  magnetischen 
Meridian  einen  Winkel  macht ;  derjenige  Punkt  der  Skala,  welcher  mit 
der  optischen  Axe  des  Fernrohrs  in  einer  Verticalebene  liegt  und  der 
Kürze  wegen  der  Nullpunkt  heissen  mag,  wird  durch  einen  von  der 
Mitte    des  Objektivs   herabhängenden,    mit   einem   Gewicht   beschwerten 


—     54     — 

feinen  Goldfaden  bezeichnet;  die  Skala  ist  in  einer  solchen  Höhe,  dass 
das  Bild  eines  Theils  derselben  im  Spiegel  durch  das  Fernrohr  erscheint, 
dessen  Ocular  zum  deutlichen  Sehen  auf  die  Entfernung  dieses  Bildes 
gestellt  ist.« 

Die  ausserordentlich  feine  Empfindlichkeit  dieses  Apparates  leuchtet 
ohne  Weiteres  ein.  Macht  der  Stab  nur  die  geringste  Drehung,  so  er- 
scheint statt  des  Mittelpunktes  das  Spiegelbild  eines  anderen  Theilstrichs 
der  Skala  auf  der  optischen  Axe  des  Fernrohrs.  So  lange,  wie  bei 
diesen  Versuchen  immer  der  Fall  war,  nur  kleine  Ausschlagswinkel  in 
Betracht  kommen,  werden  sich  die  Bewegungen  der  nur  einen  Fuss 
langen  Nadel  durch  ihre  verlängerte  Axe  mit  zweiunddreissigfacher  Ver- 
grösserung  auf  die  ihrem  Mittelpunkt  in  einer  Entfernung  von  16  Fuss 
gegenüberstehende  Skala  projiciren.  Nach  dem  Spiegelgesetze  dreht  sich 
der  reflectirte  Strahl  um  das  Doppelte  desjenigen  Winkels,  um  welchen 
der  Spiegel  selbst  sich  dreht.  Zeigt  demnach  die  verlängerte  Axe  des 
Magneten  auf  den  Theilstrich  n,  so  erblickt  man  im  Spiegel  den  Theil- 
strich  2  n,  im  Spiegelbilde  der  Skala  stellen  sich  also  die  (kleinen)  Be- 
wegungen der  Nadel  in  64facher  Vergrösserung  dar.  Bei  den  von 
GAUSS  bei  seinen  Versuchen  gewählten  Dimensionen  entsprach  dem 
linearen  Fortschritt  des  Bildes  um  einen  Theil  der  Skala  eine  Drehung 
des  Spiegels  und  damit  des  Magneten  von  nahezu  22  Winkelsekunden;  . 
ein  solches  Intervall  konnte  durch  ein  »nur  etwas  geübtes  Auge«  noch 
leicht  in  zehn  Theile  getheilt,  die  Drehung  des  Magneten  also  bis  auf 
das  Doppelte  einer  Winkelsekunde  genau  bestimmt  werden. 

Ganz  besonderen  Werth  legte  GAUSS  auf  die  Anwendung  schwerer 
Magnete.  Kleinere  Nadeln,  wie  man  sie  früher  angewandt  hatte,  zeigten 
eine  sehr  rasche  Abnahme  der  Schwingungen ;  die  grösseren,  welche 
GAUSS  anwandte,  setzten  ihre  weit  langsameren  Schwingungen  viele 
Stunden  laug  fort.  Wenn  die  Beobachtung  auch  mit  so  kleinen 
Schwingungen  begann,  dass  die  Reduction  auf  unendlich  kleine  Ampli- 
tuden fast  unmerklich  wurde,  so  waren  sie  doch  nach  6  und  mehr 
Stunden  immer  noch  gross  genug,  um  ihren  Antritt  mit  aller  nöthigen 
Schärfe  beobachten  zu  können.  Ja,  wenn  die  Schwingungsdauer  durch 
die  ersten  Beobachtungen  einmal  annähernd  festgestellt  war,  so  konnte 
man  den  Apparat  Stunden  lang  sich  selbst  überlassen,  ohne  bei  der 
Rückkehr  über  die  Zahl  der  inzwischen  erfolgten  Schwingungen  im 
Geringsten  zweifelhaft  zu  sein.  Anfangs  bediente  er  sich  des  oben  er- 
wähnten, nahezu  ein  Pfund  schweren  und  an  32  Coconfäden  aufgehängten 


—     55     — 

Stabes;  später  wurde  für  das  Magnetometer  des  magnetischen  Observa- 
toriums ein  Stab  von  4,  für  dasjenige  der  Sternwarte  sogar  ein  solcher 
von  25  Pfund  gewählt.  Freilich  darf  bei  den  Schwingungen  so  schwerer 
Magnete  die  Torsion  der  in  gehöriger  Stärke  zu  wählenden  Aufhänge- 
faden nicht  ausser  Acht  gelassen  werden ;  allein  es  bietet  keine  Schwierig- 
keit, dieselbe  mit  in  Rechnung  zu  stellen.  Durch  alle  diese  Vorkehrungen 
wurde  für  die  magnetischen  Beobachtungen  eine  Schärfe  erzielt,  die 
der  der  feinsten  astronomischen  Beobachtungen  nicht  nachsteht.  »Man 
bestimmt«,  sagt  GAUSS  bei  einer  späteren  Gelegenheit,  »die  Richtung 
des  Erdmagnetismus  auf  eine  oder  ein  paar  Bogensekunden  genau ;  man 
beobachtet  Anfang  und  Ende  einer  Schwingung  auf  einige  Hunderttheile 
einer  Zeitsekunde  sicher,  also  schärfer  als  den  Austritt  der  Sterne  an 
den  Fäden  eines  Passage-Instruments«. 

Die  Schwingungsdauer  des  mehrfach  erwähnten,  nahezu  ein  Pfund 
schweren  Stabes  ergab  sich  am  18.  September  1832  zu  15,2353  Se- 
kunden. Aus  diesem  Werth  für  t  in  Verbindung  mit  dem  bereits  oben 
(S.  52)  für  das  Trägheitsmoment  K  des  Stabes  angegebenen  Werthe 
(4  228  732  400  Milligramm-Quadratcentimeter)  folgt  aus  der  Formel 

für  das  Dehnungsmoment  MT,  welches  der  betreffende  Stab  im  erd- 
magnetischen Felde    zu  Göttingen    am   18    Septemper  1832  erfuhr,  der 

Werth 

MT  =  179  770  060 

in  absoluten  Einheiten  des  GAUSS 'sehen  Millimeter-Milligrammsystems. 
In  den  Einheiten  des  CGS-Systems  beziffert  sich  derselbe  Werth  auf 
1797,7   Dy ncentimeter . 

Die  Ablenkungsversuche. 

Nachdem  durch  die  Schwingungsversuche  das  Produkt  aus  dem 
magnetischen  Moment  des  Stabes  und  der  Horizontalintensität  T  der. 
Erdmagnetismus  in  absolutem  Maasse  ermittelt  ist,  bleibt  nur  noch  die 
Frage  zu  beantworten,  ein  wie  grosser  Antheil  von  dem  Gesammtwerth 
des  Produktes  MT  jedem  einzelnen  seiner  Faktoren  für  sich  zukommt. 
Zu  diesem  Zwrecke  müssen  die  Schwingungsversuche  durch  eine  neue 
Art  von  Versuchen  ergänzt  werden,  bei  welchen  jene  beiden  Faktoren 
sich  nicht  gegenseitig  unterstützen,  sondern  einander  entgegenwirken. 
Dies  wird    erreicht,    wenn    irgend    ein    zweiter    Magnet   an  Stelle  jenes 


—     56     — 

ersten  in  das  Magnetometer  gebracht  und  sodann  durch  Annäherung 
dieses  selben  Magneten  aus  dem  magnetischen  Meridian  abgelenkt  wird. 
Bezüglich  der  auf  allgemeinster  Grundlage  durchgeführten  mathe- 
matischen Entwickelung  müssen  wir  mathematisch  gebildete  Leser  auf 
die  GAUSS 'sehe  Abhandlung  selbst  verweisen.  Hier  sollen  nur  die 
beiden  Hauptfälle,  für  welche  sich  Kechnung  und  Beobachtung  besonders 
einfach  und  bequem  gestalten,  kurz  dargelegt  werden.  In  beiden  Fällen 
liegt  die  Axe  des  ablenkenden  Stabes  senkrecht  zum  magnetischen 
Meridian:  im  ersten  Falle  geht  ihre  Verlängerung  durch  den  Mittel- 
punkt des  abzulenkenden  Stabes,  im  zweiten  Falle  wird  sie  selbst  von 
der  verlängerten  Axe  des  abzulenkenden  Stabes  in  der  Mitte  getroffen ; 
im  ersten  Falle  liegt  also  der  ablenkende  Stab  westlich  oder  östlich, 
im  zweiten  liegt  er  südlich  oder  nördlich  von  dem  abzulenkenden  Stabe. 

Erste    Hauptlage.     NS    sei    (Fig  2)    der   ablenkende,    ns    der 
abzulenkende    Stab,    den  wir   uns   vorläufig    durch    eine    Arretirung   im 

Fig.  2. 

n 

N 


N 


magnetischen  Meridian  festgehalten  denken.  Die  Einwirkung  des  näheren 
Südpols  S  wird  die  des  entfernteren  Nordpols  N  überwiegen,  demnach 
wird  der  Pol  n  nach  Westen  gezogen,  der  Pol  s  nach  Osten  abgestossen 
werden.  Denken  wir  uns  nun  die  Arretirung  gelöst,  so  wird  der  Magnet  ns 
eine  linksläufige  Drehung  machen;  er  würde  sich  genau  westöstlich  stellen, 
wenn  er  der  Einwirkung  des  Erdmagnetismus  entzogen  wäre.  Allein 
je  mehr  er  sich  aus  dem  magnetischen  Meridian  entfernt,  um  so  stärker 
wird  er  durch  den  Erdmagnetismus  zurückgezogen ;  er  wird  daher  in 
einer  neuen  Gleichgewichtslage  zur  Buhe  kommen,  welche  mit  dem 
Meridian  einen  bestimmten  Winkel  v  bildet  und  in  welcher  das  links- 
drehende  dem  rechtsdrehenden  Moment  absolut  genommen  gleich  ist. 
Wählt  man  die  Entfernung  B  der  beiden  Mittelpunkte  0  und  o  ver- 
hältnissmässig    gross,    mindestens    fünf-   bis    sechsmal    so    gross    als    die 


.—     57     — 

Längen  der  Nadeln,    so  ergibt  sich   für  das    linksdrehende  Moment  der 

Werth 

2  Mm 

D  -  -^3-  .  cosv, 

für  das  rechtsdreheride  der  Werth 

D'  =  mT.sinv, 
wenn    wir   mit   m    das   magnetische    Moment    des    abgelenkten,    mit   M 
—  wie  früher  —  das  des  ablenkenden  Stabes  und  mit  T  die  Horizontal- 
intensität des  Erdmagnetismus  bezeichnen.     Für   die  Gleichgewichtslage 
erhalten  wir  also  die  Gleichung 

2Mm  _      . 

— -—  •  cosv  =  111 1  .  smv 
R** 

und  hieraus  nach  Wegfall  des  beiden  Seiten  der  Gleichung  gemeinsamen 

Faktors  m 

M  1    „, 

—  =  —  R3 .  tang  v. 

Beachten  wir,  dass  für  die  beschränkte  Dauer  des  Versuchs  M  und  T 
als  constante  Grössen  zu  betrachten  sind,  so  folgt,  dass  auch  das  Pro- 
dukt R3 .  tangv  einen  constanten  Werth  ergeben  muss,  wie  sehr  man  auch 
R  über  die  oben  angedeuteten  Grenzen  hinauswachsen  und  damit  zugleich 
v  abnehmen  lässt.  Absolut  constant  ist  streng  genommen  nur  der  Grenz- 
werth,  dem  sich  das  Produkt  R3 .  tangv  bei  stetig  wachsendem  R  mehr 
und  mehr  nähert  und  den  es  nur  für  ein  unendlich  grosses  R  thatsäch- 
lich  erreichen  würde.  Sobald  R  mindestens  fünf-  bis  sechsmal  so  gross 
ist  wie  die  Axenlänge  der  Nadeln,  fällt  die  Abweichung  von  jenem  Grenz- 
werth  in  den  Bereich  der  unvermeidlichen  Beobachtungsfehler.  Ist  man 
genöthigt,  mit  der  Entfernung  R  etwa  bis  zur  vierfachen  Nadellänge  herab- 
zugehen, so  empfiehlt  es  sich,  die  Ergebnisse  zweier  Fälle  mit  den 
Werthpaaren  R,  v  bezw.  R',  v'  zu  combiniren;  alsdann  ergiebt  die  etwas 
weitergehende  Formel 

M  1     R5. tang v  —  R'5 .  tangv' 

T=Y'~  R2—  R'2 

M 

für   das  Verhältniss   — -  ein  hinreichend    genaues  Resultat.     Mit  einem 

und  demselben  Werth  von  R  lassen  sich  übrigens  vier  Beobachtungen 
für  v  machen,  indem  man  die  Lage  der  Pole  N,  S  durch  eine  Drehung 
um  180°  mit  einander  vertauscht,  sodann  den  Stab  NS  in  die  gleiche 


58     — 


Fig.  3. 


v 


,/< 


Entfernung  auf  der  entgegengesetzten  Seite  bringt  und  auch  hier  die 
Lage  der  Pole  vertauscht ;  aus  den  vier  für  v  beobachteten  Werthen 
ist  dann  das  Mittel  zu  nehmen. 

Zweite  Haupt  läge.      Bringt    man   (Fig.  3)    den  Mittelpunkt  0 
des  ablenkenden  Stabes  N  S  in  die  Verlängerung  der  Axe  n  s,   so  wird 

auch  in  dieser  Lage  der  festliegende  Magnet  NS 
auf  die  drehbare  Nadel  ns  ein  Drehungsmoment 
ausüben  und  sie  in  die  zu  NS  parallele  Lage 
zu  drehen  suchen,  während  der  Erdmagnetismus 
die  Nadel  ns  in  den  magnetischen  Meridian  zu- 
rückzieht. Die  Beobachtung  ergiebt,  dass  jenes 
Drehungsmoment  unter  sonst  gleichen  Umständen 
nur  halb  so  gross  ist  wie  in  der  ersten  Haupt- 
lage, und  das  gleiche  Verhältniss  zeigt  sich  be- 
züglich der  hier  stets  sehr  kleinen  Ablenkungs- 
winkel selbst.  Die  mathematische  Entwickelung 
zeigt  ferner,  dass  diese  Thatsache  nur  mit  der 
Voraussetzung  verträglich  ist,  dass  die  dyna- 
mische Wirkung  zweier  Magnetpole  auf  einander 
dem  Quadrat  ihrer  Entfernung  umgekehrt 
proportional  ist.  Nebenher  wird  also  durch  die 
Versuche  in  beiden  Hauptlagen  das  COULOMB- 
sche  Grundgesetz  zu  unzweifelhafter  Gewissheit 
erhoben.  Im  vorliegenden  Falle  ergiebt  sich  für 
die  Gleichgewichtslage  die  Gleichung 
Mm 


N- 


IV 


.  cos  v  =  m  T  .  sin  v 


und  hieraus 


M 


=  R3 .  fang  v. 


M 

Um  das  Verhältniss  -— -  zu  ermitteln,  hat  man  also,  mag  man  von  dieser 

zweiten  oder  von  der  ersten  Hauptlage  ausgehen,  nur  eine  Länge  (R) 
und  einen  Winkel  (v)  zu  messen.  Auch  hier  wird  v  mit  Hilfe  von 
Spiegel,  Skala  und  Fernrohr  bis  auf  einige  Sekunden  genau  ermittelt; 
je  vier  Beobachtungen,  aus  denen  das  Mittel  zu  nehmen  ist,  ergeben 
sich,  indem  man  einerseits  die  Pole  N  und  S  mit  einander,  anderer- 
seits die  südliche  mit  einer  gleichen    nördlichen  Entfernung  vertauscht. 


—     59     — 

Am   18.  September  1832  ergab  sieb  in  den  Einheiten  des  GAUSS- 
schen  Systems 

M 

—  =  56  606  437; 

derselbe  Werth  beziffert  sieb  auf  56  606,437  Einheiten  des  CGS-Systems. 

E?idergebniss  beider    Versuchsreihen. 

Durch  die  Schwingungsversuche  wurde  (S.  55)  ermittelt 

MT  =  179  770  060, 
durch  die  Ablenkungsversuche 

M 

—  =  56  606  437. 

Die  Multiplikation  beider  Gleichungen  liefert  den  Werth  für  M2,  die 
Division  der  ersten  durch  die  zweite  denjenigen  für  T2.  Zieht  man 
in  beiden  Fällen  noch  die  Quadratwurzel,  so  wird 

M  =  V(179  770  060  .  56  606  437)  =  100  877  014, 
T  =V(179  770  060:  56  006  473)=  1,78208. 
In  den  Einheiten  des  CGS-Systems  sind  dieselben  Grössen 
M  =  y(1797,706  .  56  606,437)  =  10  877,014, 
T  =  \'(1797,706  :  56  606,437)  =  0,178  208. 
Dieser  letztere  Werth  giebt  die  Horizontalintensität  des  Erdmagnetismus 
zu  Göttingen  am   18.  September  1832,   5  Uhr  V. 

Versuchen  wir  es,  uns  die  Bedeutung  der  für  T  nach  dem  CGS- 
System  ermittelten  Zahl  noch  etwas  genauer  zu  verdeutlichen.  Denken 
wir  uns  einen  Nordpol  von  der  Einheit  der  Polstärke,  also  einen  solchen, 
der  einen  gleich  starken,  1  cm  von  ihm  entfernten  Pol  mit  der  Kraft  eines 
Dyn  abstösst,  so  wird  derselbe  im  erdmagnetischen  Felde  von  der  be- 
rechneten Intensität  mit  einer  Kraft  von  0,1782  Dyn  in  der  Richtung 
der  Declinationsnadel  nach  Norden  gezogen.  Wäre  es  möglich,  jenen 
Nordpol  selbständig  darzustellen,  so  würde  er,  falls  sein  Träger  eine 
Masse  von  0,1782  Grammen  besässe,  mit  der  constanten  Beschleunigung 
von  1  cm  horizontal  in  der  bezeichneten  Richtung  »fallen«.  Freilich 
kann-  eine  solche  fortschreitende  Bewegung,  wie  schon  GAUSS  hervor- 
gehoben hat,  deswegen  nicht  entstehen,  weil  es  unmöglich  ist,  einen 
wenn  auch  noch  so  kleinen  einpoligen  Magneten  darzustellen,  jedes  mag- 
netische Molekül  vielmehr  als  der  Träger  zweier  entgegengesetzter  Pole 
zu  denken  ist,  die  im  erdmagnetischen  Felde  mit  gleicher  Kraft  nach 
entgegengesetzten    Seiten    gezogen    werden.      Denken    wir   uns    dagegen 


-     60     — 

einen  linearen  Magneten  ns  von  1  cm  Länge  und  der  Einheit  der  Pol- 
stärke in  einer  zum  magnetischen  Meridian  senkrechten  Lage,  so  werden 
jene  in  n  und  s  angreifenden  gleichstarken  und  entgegengesetzt  ge- 
richteten Kräfte  von  je  0,1782  Dyn  den  Magnet  zu  drehen  suchen  und 
zwar  wird  das  Drehungsmoment  dieses  Kräftepaares  0,1782  Dyncentimeter 
betragen,  d.  h.  es  ist  darstellbar  durch  einen  Druck  von  0,1782  Dyn, 
angreifend  an  einen  Hebelarm  von  1  cm  Länge.  Demnach  wird  der 
Erdmagnetismus  nur  eine  drehende,  nie  eine  fortschreitende  Bewegung 
bewirken  können,  zum  Unterschied  von  der  Schwerkraft,  die  uns  als 
Ursache  einer  fortschreitenden  Bewegung  beim  freien  Fall,  als  Ursache 
einer    drehenden  Bewegung    bei    den  Pendelschwingungen    entgegentritt 

Um  aus  der  horizontalen  Componente  T  die  in  der  Richtung  der 
Inclinationsnadel  wirksame  totale  Intensität  J  des  erdmagnetischen  Feldes 
zu  berechnen,  hat  man  den  Werth  von  T  noch  durch  den  Cosinus  des 
Inclinationswiukels  i  zu  dividiren.  Das  Resultat  seiner  am  23.  Juni  1832 
gemachten  Beobachtung  (i  =  68  °  22'  52")  hat  GAUSS  später  selbst  als 
unzuverlässig,  und  zwar  in  Folge  der  störenden  Einwirkung  der  im 
Beobachtungsraum  vorhandenen  Eisenmassen  als  etwas  zu  gross  aus- 
gefallen bezeichnet.     Setzen  wir  annähernd  i  =  68°  10',  so  ergiebt  sich 

J  =  4,7916   bezw.  0,47  919 

Einheiten  des  GAUSS'schen  bezw.  des  CGS-Systems. 

Bei  der  Messung  der  magnetischen  Grössen  nach  absolutem  Maasse 
blieb  GAUSS  nicht  stehen.  Er  ei'kannte  sogleich  die  Möglichkeit,  sein 
Magnetometer  in  ein  äusserst  empfindliches  Galvanometer  dadurch  um- 
zuwandeln, dass  er  den  Declinationsstab  desselben  mit  einem  Multiplicator, 
dessen  Windungen  in  die  Ebene  des  magnetischen  Meridians  fielen, 
umgab.  Wurde  nun  ein  elektrischer  Strom  durch  den  Multiplicator 
geleitet,  so  machte  der  Magnetstab  einen  Ausschlag,  je  nach  der  Rich- 
tung des  Stromes  nach  der  einen  oder  nach  der  andern  Seite.  So 
konnten  die  allerschwächsten ,  durch  chemische  oder  durch  thermische 
Differenz  wie  auch  durch  Induction  erzeugten  Ströme  durch  eine  Be- 
wegung des  Spiegelbildes  der  Skala  um  Hunderte  von  Theilen  deutlich 
sichtbar  gemacht  werden.  Der  weitere  Verfolg  dieser  Untersuchungen 
führte  zu  einer  der  wichtigsten  Errungenschaften  der  Neuzeit,  zur  ersten 
praktischen  Ausführung  eines  elektromagnetischen  Telegraphen.  Zwar 
hatte  es  an  Ideen,  wie  der  elektrische  Strom  auf  weite  Entfernungen  hin 
zur  Zeichengebung  benutzt  werden  könnte,   nicht  gefehlt.    SÖMMERING 


—     61     — 

hatte  schon  1809  die  Gasentwickelung  im  Wasserzersetzungsapparat  für 
diesen  Zweck  in  Vorschlag  gebracht,  und  noch  zehn  Jahre  früher  hatte 
BETANCOURT  eine  Drahtkette  von  Aranjuez  nach  Madrid  gezogen,  um 
durch  die  Entladung  einer  Leydener  Flasche  ein  verabredetes  Zeichen 
zu  geben;  es  liegt  auf  der  Hand,  warum  dergleichen  Vorschläge  zu  einer 
praktischen  Bedeutung  nicht  gelangen  konnten. 

Im  Jahre  1828  veröffentlichte  OHM  das  für  die  Messung  elektrischer 
Ströme  grundlegend  gewordene  Gesetz,  nach  welchem  die  Stromstärke 
der  elektromotorischen  Kraft  direct  und  dem  Widerstand  umgekehrt 
proportional  ist.  Um  von  der  Schwächung  des  Stromes  durch  die  Länge 
und  Beschaffenheit  des  Leitungsdrahtes  eine  quantitative  Kenntniss  zu 
erlangen  und  die  entsprechenden  Versuche  in  grossem  Maassstabe  an- 
stellen zu  können,  Hess  GAUSS,  bei  der  Ausführung  dieser  nach  da- 
maligen Begriffen  »grossartigen  Anlage«  wesentlich  unterstützt  durch 
seinen  jüngeren  Collegen  WILHELM  WEBER,  zwischen  der  Sternwarte 
und  dem  physikalischen  Kabinet  zu  Göttingen  eine  Drahtverbindung 
herstellen,  an  welche  beiderseits  der  Multiplicator  des  zum  Galvano- 
meter vervollständigten  Magnetometers  angeschlossen  wurde.  Damit  war 
die  Möglichkeit  gegeben,  den  elektrischen  Strom  eine  Drahtlänge  von 
fast  einer  halben  Meile  durchlaufen  zu  lassen.  Wenn  nun  auf  der  einen 
Station  die  Kette  geschlossen  wurde,  so  machten  die  Magnetstäbe  beider 
Apparate  gleichzeitig  einen  Ausschlag,  nach  der  einen  oder  andern  Seite, 
je  nachdem  vermittelst  eines  Stromwenders  der  Strom  in  der  einen  oder 
der  entgegengesetzten  Richtung  durch  die  Leitung  geschickt  wurde. 
Anfänglich  hatte  man  ein  schwaches  galvanisches  Element,  ein  Platten- 
paar in  ungesäuertem  Wasser,  als  Stromquelle  eingeschaltet ;  später  be- 
nutzte GAUSS  lediglich  den  Strom,  der  durch  die  rasche  Einführung 
eines  Magnetstabes  in  die  Höhlung  einer  Inductorrolle  erzeugt  wurde. 
»Man  ist«,  sagte  er,  »durch  diese  Vorrichtungen  der  Bewegungen  so 
sehr  Herr,  dass  man  sich  ihrer  zu  telegraphischen  Zeichen  bedienen  kann, 
die  ganz  unabhängig  von  Tageszeit  und  Witterung  in  verschlossenem 
Zimmer  gegeben  und  ebenso  empfangen  werden.  Oeftere  Versuche,  ganze 
Wörter  und  kleine  Phrasen  auf  diese  Weise  zu  signalisiren,  haben  den 
vollkommensten  Erfolg  gehabt  ....  Ueberhaupt  scheint  der  Erstreckung 
der  elektromagnetischen  Telegraphie  selbst  auf  ungeheure  Entfernungen 
nichts  im  Wege  zu  stehen  als  der  Anwachs  der  Kosten,  da  grössere 
von  dem  galvanischen  Strom  ohne  Zwischenstation  zu  durchlaufende 
Strecken  zugleich  dickere  Leitungsdrähte  erfordern.« 


—     62     — 

Die  Legung  des  transatlantischen  Kabels  liefert  den  Beweis,  in 
welchem  Grade  die  Technik  in  Verbindung  mit  dem  Kapital  es  ver- 
standen hat,  der  von  GAUSS  angedeuteten  Schwierigkeiten  Herr  zu 
werden.  Noch  heute  hat  der  transatlantische  Telegraph  im  wesent- 
lichen dieselbe  Einrichtung  wie  bei  GAUSS  und  WEBER :  die  Zeichen 
werden  durch  einfache  oder  wiederholte  Ausschläge  der  Nadel  nach  der 
einen  oder  der  andern  Seite  gegeben. 

Die  eminent  praktische  Bedeutung  dieser  Erfindung  vermochte  übrigens 
nicht,  die  Aufmerksamkeit  der  beiden  zu  gemeinsamer  Arbeit  verbündeten 
Gelehrten  von  der  wissenschaftlichen  Erforschung  und  vor  allen  Dingen 
der  quantitativen  Bestimmung  der  hier  in  Betracht  kommenden  Natur- 
kräfte abzulenken.  »Die  glänzenden  Entdeckungen  OERSTED 's 
und  FARAD  AY's  haben  d e r  N a  t u r f o r s c h u n  g  eine  neue  Welt 
geöffnet,  deren  Zaubergärten  uns  mit  Bewunderung  er- 
füllen; unterwürfig  machen  können  wir  uns  diese  Gebiete 
nur  unter  Führung  der  Messkunst.«  Die  staunenswerthe  Ent- 
wickelung,  welche  die  Elektrotechnik  in  unseren  Tagen  genommen  und 
uns  durch  die  Frankfurter  Ausstellung  so  glänzend  vor  Augen  geführt  hat, 
ist  nur  eine  schlagende  Bestätigung  dieses  GAUSS'schen  Wortes.  Das  hohe 
Verdienst  aber,  die  von  dem  genialen  Mathematiker  angedeutete  weitere 
Aufgabe  gelöst  und  auch  die  elektrischen  Grössen  auf  feste,  lediglich 
aus  den  mechanischen  Grundeinheiten  abgeleitete  Maasse  zurückgeführt 
zu  haben,  gebührt  seinem  jüngeren  Collegen,  dem  berühmten  Göttinger 
Physiker  WILHELM   WEBER. 

Die  elektrischen  Grössen  in  absolutem  Maasse. 

Statische  oder  ruhende  Elektricität. 

Die  Möglichkeit,  Mengen  ruhender  Elektricität  nach  einem  absoluten, 
aus  den  mechanischen  Grundeinheiten  abgeleiteten  Maasse  zu  messen, 
ist  gegeben  durch  das  COULOMB'sche  Gesetz.  Nach  diesem  durch 
Versuche  mit  der  Drehwaage  (1785  —  1789)  nachgewiesenen  Gesetz  stossen 
zwei  gleichartige  elektrische  Theilchen  einander  ab  und  ziehen  ungleich- 
artige einander  an  mit  einer  Kraft,  die  den  beiderseitigen  Mengen  e 
und  ex  direct  und  dem  Quadrat  ihrer  Entfernung  umgekehrt  proportional, 
also  darstellbar  ist  durch  die  Formel 

ee, 


r2 


-     63     — 

Denken  wir  uns  nun  eine  Elektricitätsmenge  e,  die  von  einer  gleich 
grossen,  ein  Centimeter  von  ihr  entfernten  Menge  mit  der  Kraft  eines 
Dyn  abgestossen  wird,  so  haben  wir  die  Maasszahl  der  Kraft  f  wie  die 
der  Entfernung  r  gleich   1  zu  setzen  und  erhalten 

l=e.e;  e  =  +  1. 

Unter  der  Einheit  ruhender  Elektricität  hat  man  also  diejenige 
Elektricitätsmenge  zu  verstehen,  welche  eine  ihr  gleiche,  ein  Centimeter 
von  ihr  entfernte  Menge  mit  der  Kraft  eines  Dyn  abstösst.  Dabei  ist 
man  (nach  LICHTENBERG)  übereingekommen,  die  beiden  entgegen- 
gesetzten, zuerst  von  DUFAY  (1733)  unterschiedenen  Elektricitäten 
durch  das  Vorzeichen,  und  zwar  die  G 1  a  s  elektricität  (electricite  vitree) 
als  die  positive,  die  Harz  elektricität  (electricite  resineuse)  als  die  nega- 
tive zu  unterscheiden. 

Um  von  der  soeben  definirten  elektrischen  Einheit  eine  Vorstellung 
zu  gewinnen,  bedienen  wir  uns  eines  in  MÜLLER -POULLET's  physi- 
kalischem Lehrbuch,  Bd.  III,  S.  208  gegebenen  Beispiels.  Ein  Hollunder- 
markkügelchen  von  0,7  cm  Durchmesser  wiegt  0,0102  Gramm  und  wird 
demnach  von  der  Erde  mit  einer  Kraft  von  981  .  0,0102  =  10  Dyn 
angezogen.  Hängt  man  zwei  solche  Kugeln  an  zwei  50  cm  langen 
Coconfäden  nebeneinander  auf  und  ladet  sie  so  stark,  dass  sie  sich  bis 
auf  10  cm  Distanz  abstossen,  so  enthält  jede  der  beiden  Kugeln  10  ab- 
solute elektrostatische  Einheiten.  (Die  in  der  Fussnote  gegebene  mathe- 
matische Berechnung  ist  theoretisch  nicht  ganz  richtig.  Setzt  man 
für  den  Zustand  des  Gleichgewichts  das  rechtsdrehende  dem  links- 
drehenden Moment  gleich,    so  folgt  e  =  -4—       =  =  10,025.) 

V9900 
Die  durch  eine  elektrische  Ladung  repräsentirte  potenzielle  Energie 
hängt  nicht  nur  von  der  Elektricitätsmenge,  sondern  ausserdem  von 
einem  zweiten  Faktor  ab,  nämlich  dem  auf  der  Oberfläche  des  geladenen 
Conductors  herrschenden  Potential*).  Einige  Vergleiche  mögen  die 
Bedeutung  dieses  Faktors  deutlicher  machen.  Eine  gehobene  Wasser- 
masse repräsentirt  einen  Energievorrath,  soweit  die  Möglichkeit  gegeben 
ist,  sie  auf  ein  tieferes  Niveau  abfliessen  zu  lassen ;  die  protenzielle 
Energie  ist  dann  das  Produkt  aus    dem  Gewicht    der  Wassermasse  und 


*)  CLAUSIUS  unterscheidet  sorgfältig  zwischen  Potential  und  Potential- 
function;  wir  gebrauchen  hier  den  Ausdruck  Potential  —  wie  sonst  allgemein 
geschieht  —  in  dem  Sinne  von  Potentialfunction. 


—     64     — 

der  Niveaudifferenz.  —  Eine  und  dieselbe  Luftmenge  vermag  eine  um  so 
grössere  Arbeit  zu  leisten,  je  stärker  sie  zusammengepresst  und  je  mehr 
sie  in  Folge  dessen  bestrebt  ist,  sich  auszudehnen ;  in  jedem  Augenblick 
ist  der  Zuwachs  der  durch  Expansion  gewonneneu  Arbeit  das  Produkt 
aus  der  unendlich  kleinen  Volumzunahme  und  dem  auf  der  Flächen- 
einheit lastenden  Druck.  —  Nicht  alle  im  Kessel  einer  Niederdruck- 
Maschine  erzeugte  Wärme  kann  in  Arbeit  umgewandelt  werden;  der 
grössere  Theil  wird  durch  Vermittelung  des  in  den  Condensator  ent- 
weichenden Dampfes  von  jenem  wärmeren  in  diesen  kühleren  Raum 
übergeführt,  und  der  Wärmeantheil,  welcher  im  günstigsten  Falle  in 
Arbeit  umgewandelt  wird,  hängt  ab  von  dem  zwischen  dem  Kessel  und 
dem  Condensator  herrschenden  Temperaturunterschied.  In  gleicher  Weise 
ist  die  potentielle  Energie  einer  elektrischen  Ladung  das  Product  aus 
ihrer  Menge  und  ihrem  Potential. 

Das  Fremdartige  dieses  in  der  Elektricitätslehre  so  ausserordentlich 
wichtigen  Begriffs  hat  in  der  rein  mathematischen  Herkunft  und  Be- 
handlung desselben  seinen  Grund.  Ursprünglich  wurde  das  Potential 
von  GREEN  (1828)  und  von  GAUSS  (1839)  nur  als  mathematische 
Hilfsfunktion  eingeführt,  deren  analytische  Eigenschaften  die  Wirkungs- 
weise der  „im  verkehrten  Verhältnisse  des  Quadrats  der  Entfernung  wir- 
kender Anziehungs-  und  AbstossungsJcräfte"  (Gravitation,  Magnetismus, 
Elektricität)  mit  überraschender  Einfachheit  und  Allgemeinheit  zu  be- 
rechnen gestatten;  daher  erfordert  die  Auffassung  des  Potentials  von 
dieser  Seite  her  eine  über  das  elementare  Gebiet  hinausgehende  mathe- 
matische Bildung.  Eine  der  wesentlichsten  jener  Eigenschaften  ist  die, 
dass  das  Potential  einen  Maassstab  abgiebt  für  die  unter  gewissen  Be- 
dingungen aufzuwendende  oder  zu  gewinnende  Arbeit. 

Denken  wir  uns  einen  kugelförmigen  Conductor  K  vom  Radius  r  mit 

einer  bestimmten  positiven  Elektricitätsmenge  -f-  e  geladen,  so  wird  sich 

dieselbe  gleichmässig  über  die  Oberfläche  des  Conductors  ausbreiten  und, 

wie  mathematisch  bewiesen  werden    kann,    nach    aussen    ebenso  wirken, 

als  ob  sie  im  Mittelpunkt  der  Kugel   vereinigt  wäre.     Denken  wir  uns 

ferner    in    einem  beweglichen,    ausserhalb   der  Kugeloberfläche  R  Centi- 

meter  vom  Mittelpunkt  entfernten  Punkte  P  die  Elektricitätsmenge  -j-  1 

concentrirt,    so  wird    sie   dem  COULOMB'schen  Gesetz   zufolge  von  der 

e    1 
Ladung  des  Conductors  mit  einer  Kraft  von  f  =     '       Dyn  abgestossen. 

K- 

Will  man  nun  den  Punkt  P-  dem  Conductor  näher  bringen,  so  hat  man 


—     65     — 

eine  stetig  wachsende  Kraft  zu  überwinden,  also  eine  Arbeit  aufzu- 
wenden ;  umgekehrt  wird  durch  die  zwischen  den  beiden  Elektricitäten 
wirksame  Kraft  eine  Arbeit  geleistet,  wenn  P,  der  vom  Kugelmittel- 
punkt 0  ausgehenden  Abstossung  folgend,  sich  weiter  vom  Conductor 
entfernt.  Liegt  der  Punkt  P  anfänglich  ganz  ausser  dem  Wirkungs- 
bereich des  geladenen  Conductors,  mathematisch  gesprochen  in  unend- 
licher Entfernung,  so  wird,  wenn  er  auf  der  nach  0  gerichteten  Ge- 
raden dem  Conductor  genähert  wird,  an  jeder  Stelle  eine  Arbeit  auf- 
gewendet werden  müssen,  welche  durch  das  Produkt  aus  der  gerade 
hier  zu  überwindenden  abstossenden  Kraft  und  dem  im  nächsten  Augen- 
blick zurückzulegenden  unendlich  kleinen  Wegtheilchen  gemessen  wird. 
Ist  auf  diese  Weise  der  Punkt  P  aus  unendlicher  Entfernung  bis  in  die 
Entfernung  R  vom  Kugelmittelpunkt  vorgetrieben,  so  ist  der  Gesammt- 

g 
werth  der  bis  zu  dieser  Stelle  aufgewendeten  Arbeit  gleich  —  geworden, 

ü 

und  während  man  die  Einheit  positiver  Elektricität  auf  die  Kugeloberfläche 

selbst  bringt,  erlangt  dieser  immer  stärker  wachsende  Arbeitsbetrag,  das 

e 
»Potential«,  seinen  Maximalwerth  —     Die  Theorie  zeigt,  dass  zu  einem 

r 

weiteren  Vorschieben  des  Punktes  P  in  das  Innere  der  Kugel  ein  Arbeits- 
aufwand nicht  mehr  erforderlich  ist,  das  Potential  hier  also  überall  denselben 
Werth  hat  wie  auf  der  Oberfläche.  Hiernach  können  wir  das  Potential  V 
einer  elektrischen  Ladung  für  irgend  einen  Punkt  ihrer  Oberfläche  wie 
auch  ihrer  Umgebung  als  die  Maasszahl  derjenigen  Arbeit  bezeichnen, 
welche  aufgewendet  werden  muss,  um  die  Einheit  positiver  Elektricität 
aus  unendlicher  Entfernung  in  die  durch  diesen  Punkt  bezeichnete 
Position  zu  bringen,  die  also  auch  umgekehrt  gewonnen  wird,  wenn  die- 
selbe Einheit  von  der  bezeichneten  Stelle  nach  der  entgegengesetzten 
Richtung  abfliesst. 

Die  für  das  Potential  V  eines  kugelförmigen  Conductors  in  dem  P 
seiner  Oberfläche  angegebene  Formel 

r 

lässt  erkennen,  dass  die  Maasszahl  des  Potentials  gleich  eins  wird,  wenn 
die  elektrische  Ladung  ebensoviel  absolute  Elektricitätseinheiten  zählt, 
wie  der  Kugelradius  Centimeter,  dass  ferner  das  Potential  sich  ver- 
doppelt, wenn  die  Ladung  sich  verdoppelt,  dass  allgemein  das  Potential 
der  Stärke  der  Ladung  unter  sonst  gleichen  Umständen  proportional  ist. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.     48.  5 


-     66    — 

Diejenige  Elektricitätsmenge,  welche  erforderlich  ist,  um  einen  Leiter 
vom  Potential  Null  zunächst  bis  zum  Potentialwerth  Eins  zu  laden  oder 
ein  schon  vorhandenes  Potential  um  eine  weitere  Einheit  zu  erhöhen, 
nennt  man  die  elektrische  Capacität  des  Leiters.  Kennt  man  diese 
Capacität  C  und  das  Potential  V,  so  ist  die  Ladung  des  Conductors 

E  E 

-undC=r 


E  =  C  .  V,  umgekehrt  V  =    —  und  C  = 


Man  wird  leicht  bemerken,  dass  die  elektrische  Capacität  eine  ähn- 
liche Bedeutung  hat,  wie  in  der  Wärmelehre  der  Begriff  der  speeifischen 
Wärme  oder  der  Wärmecapacität.  Wie  jeder  Stoff  eine  bestimmte  Wärme- 
menge aufnehmen  muss,  um  seine  Temperatur  pro  Kilogramm  um  einen 
Grad  des  hunderttheiligen  Thermometers  zu  erhöhen,  so  nimmt  auch  jeder 
elektrische  Leiter  eine  ganz  bestimmte  Elektricitätsmenge  auf,  wenn  sein 
Potential  um  eine  weitere  Einheit  steigen  soll.  Temperatur  und  Potential 
sind  demnach  verwandte  Begriffe ;  wir  werden  weiter  unten  den  Ver- 
gleich mit  der  Wärme  wieder  aufnehmen. 

Die  Messung  der  elektrischen  Grössen  nach  absolutem  elektro- 
statischem Maasse  hat  mehr  theoretisches  denn  praktisches  Interesse,  da 
die  Entladung  ruhender  Elektricitätsmengen  für  technische  Zwecke  kaum 
in  Betracht  kommt.  Aber  die  Definition  der  elektrischen  Einheit  ge- 
staltet sich  nach  dem  elektrostatischen  Grundgesetz  sehr  einfach,  ausser- 
dem werden  wir  am  Schlüsse  die  verschiedenen  elektrischen  Maass- 
systeme mit  einander  zu  vergleichen  haben. 

Strömende  Elektricität. 

Der  von  dem  elektrotechnischen  Congress  zu  Paris  am  21.  Sep- 
tember 1881  gefasste  Beschluss,  durch  welchen  für  die  elektrischen 
Maasse  das  Centimeter,  die  Gramm-Masse,  die  Sekunde  als  Fundamental- 
einheiten festgesetzt  wurden,  ist  bereits  oben,  S.  43,  mitgetheilt  worden. 
Die  weiteren,  die  elektrischen  Maasse  selbst  betreffenden  und  hier  zu- 
nächst in  Betracht  kommenden  Beschlüsse  lauten : 

»2.    Die  praktischen  Einheiten  behalten  ihre  gegenwärtige  Definition 
bei,   10°  für  das  Ohm  und   1ÜS  für  das  Volt. 

3.  Die  Widerstandseinheit  (Ohm)  wird  dargestellt  durch  eine 
Quecksilbersäule  von  einem  Quadratmillimeter  Querschnitt  bei 
der  Temperatur  von  0°  C. 


—     67     — 

4.  Eine  internationale  Commission  wird  beauftragt,  durch  neue 
Experimente  für  die  Praxis  die  Länge  der  Quecksilbersäule  von 
einem  Quadratmillimeter  Querschnitt  bei  0°  C.  zu  bestimmen, 
welche  den  Werth  des  Ohm  darstellt. 

5.  Man  nennt  Ampere  den  Strom,  welchen  ein  Volt  in  einem 
Ohm  hervorbringt. « 

Der  durch  diesen  letzten  Beschluss  angedeutete  Zusammenhang  wird 
erst  verständlich  durch  das  bereits  oben,  S.  61,  angeführte  Ohm 'sehe 
Gesetz  (Georg  Simon  Ohm,  die  galvanische  Kette,  mathematisch  behandelt, 
1827).  Kennt  man  die  Maasszahl  (e)  der  elektromotorischen  Kraft  wie 
diejenige  (w)  des  Leitungswiderstandes,  so  ergiebt  sich  die  Maasszahl 
für  die  Stromstärke  (i)  jenem  Gesetz  zufolge  durch  die  Formel 

e 
w 
Ist  e  in  Volt,  w  in  Ohm  ausgedrückt,  so  ergiebt  sich  i  in  Ampere; 
für  i  ergiebt  sich  der  Werth  eins,  wenn  e  und  w  beide  gleich  eins  ge- 
setzt werden.  Die  Frage  ist  nun :  Was  hat  man  sich  unter  jenen  Maassen 
Volt,  Ohm,  Ampere  eigentlich  zu  denken?  Wie  sind  die  Begriffe 
elektromotorische  Kraft,  Widerstand,  Stromstärke  zu 
bestimmen?  Wir  werden  versuchen,  diese  allgemeinen  Begriffe  durch 
Vergleiche,  die  entsprechenden  Maasse  zunächst  durch  empirische  That- 
sachen  zu  verdeutlichen  und  zuletzt  die  von  WEBER  begründeten  ab- 
soluten Maasse  zu  erklären. 

Um  das  Wesen  des  elektrischen  Stromes  zu  veranschaulichen  und 
insbesondere  das  0  h  m  'sehe  Gesetz  verständlich  zu  machen,  pflegt  man 
den  elektrischen  Strom  mit  einem  Wasserstrom  zu  vergleichen.  Soll 
eine  Wassermasse  durch  eine  Rohrleitung  fiiessen,  so  muss  der  Druck 
an  der  Eintrittsstelle  höher  sein,  denn  an  der  Ausflussüffnung  und  der 
Ueberdruck  muss  ausreichen,  um  die  Reibungswiderstände  zu  überwinden 
und  das  Wasser  mit  einer  gewissen  Geschwindigkeit  durch  die  Leitung 
hindurchzupressen.  Je  grösser  jener  Ueberdruck  und  je  geringer  dieser 
Widerstand  ist,  mit  desto  grösserer  Geschwindigkeit  wird  das  Wasser 
ausfliessen,  desto  stärker  wird  also  der  Strom  sein.  Dem  Ueberdruck 
entspricht  beim  elektrischen  Strom  die  elektromotorische  Kraft,  den 
Reibungswiderständen  innerhalb  der  Rohrleitung  der  elektrische  Leitungs- 
widerstand, der  pro  Sekunde  ausfliessenden  Wassermenge  die  in  der 
gleichen  Zeit  durch  einen  beliebigen  Querschnitt  der  Leitung  fliessende 
Menge  von  Elektricität,  d.  i.  die  Stärke  des  elektrischen  Stroms.  —  Ein 

5* 


—     68     — 

Vergleich  des  elektrischen  Stroms  mit  einem  Wärmestrom  dürfte  in 
mancher  Hinsieht  noch  lehrreicher  sein. 

Denken  wir  uns  ein  mit  Wasser  gefülltes  Gefäss  A  auf  die  Siede- 
temperatur von  100°  C.  erhitzt  und  durch  eine  Wärmequelle  dauernd 
auf  dieser  Temperatur  erhalten ;  ein  zweites  Gefäss  B  möge  mit  schmel- 
zendem Eise  gefüllt  sein  und  dadurch  auf  einer  Temperatur  von  0°  C. 
dauernd  erhalten  werden.  Werden  nun  heide  Behälter  durch  eine  me- 
tallische Leitung,  die  gegen  eine  Wärmeabgahe  nach  aussen  geschützt 
sein  soll,  verbunden,  so  wird  unausgesetzt  Wärme  von  dem  Punkte 
höherer  zu  dem  Punkte  niedrigerer  Temperatur  überfliessen,  so  lange 
nur  die  beiden  Enden  der  Leitung  auf  dem  angenommenen  Temperatur- 
unterschied erhalten  bleiben.  Sobald  diese  Wärmeströmung  stationär 
geworden  ist,  wird  durch  jeden  Querschnitt  der  Leitung  innerhalb  einer 
Sekunde  eine  und  dieselbe  bestimmte  Wärmemenge  fliessen,  die  als 
die  Stromstärke  bezeichnet  und  aus  der  im  Kühlgefäss  B  geschmolzenen 
Menge  von  Eis  berechnet  werden  kann.  Der  Wärmestrom  wird  nun 
um  so  stärker  sein,  je  grösser  der  Temperaturunterschied  an  den 
Enden  der  Leitung  ist.  Dabei  wäre  es  ganz  gleichgiltig.  ob  A  etwa 
auf  120°,  B  auf  20°  C.  erhalten  wird,  wenn  nur  die  Temperatur- 
differenz dieselbe,  in  unserem  Falle  100°  bleibt,  gerade  so,  wie  für  die 
Stärke  eines  Wasserstroms  unter  sonst  gleichen  Umständen  nur  die 
Druckdifferenz  an  ihren  beiden  Enden  maassgebend  ist.  Andererseits 
wird  der  Wärmestrom  um  so  stärker  sein,  je  besser  die  Verbindungs- 
strecke die  Wärme  leitet,  um  so  schwächer,  einen  je  grösseren  Wider- 
stand sie  der  Fortleitung  der  Wärme  entgegenstellt.  Auch  hier  haben 
wir  also  ein  treffendes  Analogon  zum  Ohm'schen  Gesetz:  die  Stärke  i  des 
Wärmestroms    ist   der  Temperaturdifferenz  t  zwischen  A   und  B  direkt, 

dem  Widerstand  w    der  Leitung    umgekehrt   proportional,    also   i  =  — 

w 

Eine  genauere  Untersuchung  würde  weiter  zeigen,  dass  die  Temperatur 
in  der  Leitung  von  A  nach  B  ganz  gleichmässig  von  100°  auf  0°  C. 
fällt.  Würden  wir  im  Mittelpunkt  von  AB  ein  Thermometer  anlegen, 
so  würde  es  50°,  auf  ein  Viertel  der  Länge  von  A  aus  75°,  auf  drei 
Viertel  nur  noch  25°  zeigen. 

Werden  in  ein  mit  angesäuertem  Wasser  gefülltes  Glas  zwei  ver- 
schiedenartige Metallplatten,  etwa  eine  Kupfer-  und  eine  Zinkplatte, 
gestellt,  so  nehmen  dieselben  infolge  ihrer  ungleichen  chemischen  Ver- 
wandtschaft   zur  Säure   einen    ungleichen    elektrischen  Zustand  an,    und 


—     69     — 

mit  Hilfe  eines  einigermaassen  empfindlichen  Elektroskops  ist  diese  Ver- 
schiedenheit der  elektrischen  Erregung  leicht  nachzuweisen.  Stellt  man 
nach  DANIELL  (On  voltaic  combinations,  1836)  einen  Kupfercylinder 
in  einen  mit  Kupfervitriollösung  gefüllten  Becher,  in  den  Kupfercylinder 
eine  poröse  Thonzelle  mit  verdünnter  Schwefelsäure,  in  welche  ein  Zink- 
prisma eingetaucht  wird,  so  wird  wie  vorhin  das  Kupfer  am  hervor- 
ragenden Ende  positiv,  das  Zink  negativ  elektrisch,  und  die  Potential- 
differenz oder  Ungleichheit  der  elektrischen  Erregung  beträgt  nahezu 
ein  »Volt«  (genauer  1,088  V.),  welche  Angabe  ungefähr  den  Sinn  hat, 
als  wenn  wir  in  der  Wärmelehre  von  einer  Temperaturdifferenz, 
ausgedrückt  in  Celsiusgraden,  sprechen.  Das  Bunsenelement  (Kohle  in 
concentrirter  Salpeter-,  Zink  in  verdünnter  Schwefelsäure)  hat  eine 
Potentialdifferenz  von  nahezu  2  Volt  (genauer  1,9  V.),  wirkt  also  unter 
sonst  gleichen  Umständen  fast  doppelt  so  stark  als  das  Daniellelement. 
Verbindet  man  nun  die  beiden  Pole  durch  einen  Leitungsdraht,  so  fliesst 
positive  Elektricität  vom  Kupfer  bezw.  der  Kohle  zum  Zink,  negative 
in  der  umgekehrten  Richtung ;  wir  erhalten  einen  elektrischen  Strom, 
der  so  lange  dauert,  als  durch  die  im  Element  vor  sich  gehenden  che- 
mischen Actionen  die  Potentialdifferenz  der  beiden  Pole  unterhalten  wird, 
entsprechend  der  durch  eine  Wärniequelle  aufrecht  zu  erhaltenden 
Temperaturdifferenz  zwischen  den  Polen  des  Wärmestroms.  Und  wie 
hier  diese  Temperaturdifferenz  als  die  nächste,  die  Heizkraft  der  Wärme- 
quelle als  die  entferntere  Ursache  des  Wärmestroms  zu  gelten  hat,  so 
muss  die  Potentialdifferenz  der  beiden  Pole  als  die  nächste  Ursache  des 
galvanischen  Stroms,  die  auf  der  chemischen  Action  beruhende,  jene 
Potentialdifferenz  bei  geschlossener  Leitung  unausgesetzt  erneuernde 
elektromotoris c he  Kraft  des  Elementes  als  die  entferntere  Ur- 
sache des  überdies  vom  Leitungswiderstand  abhängigen  galvanischen 
Stroms  betrachtet  werden.  In  diesem  Sinne  unterscheiden  wir,  was 
nicht  immer  consequent  genug  geschieht,  zwischen  den  Begriffen  Potential- 
differenz und  elektromotorischer  Kraft.  Ursache  und  Wirkung  sind 
immer  gleichartig,  daher  werden  elektromotorische  Kraft  und  Potential- 
differenz mit  einem  und  demselben  Maasse,  im  heutigen  praktischen 
System  mit  dem  Volt  gemessen.  Uebrigens  kommt  nur  bei  geöffneter 
Leitung  die  Potentialdifferenz  der  Pole  der  elektromotorischen  Kraft  des 
Elementes  gleich ;  sobald  die  Leitung  geschlossen  wird,  sinkt,  wie  wir 
sogleich  sehen  werden,  die  Potentialdifferenz  der  Pole  auf  einen  Bruch- 
theil  der  elektromotorischen  Kraft  herab.    Diesen  Bruchtheil  findet  man 


—     70     — 

nicht  selten  als  die  Klemmenspannung  oder  kurz  Spannung  des 
elektrischen  Stromes  bezeichnet,  und  in  diesem  Sinne  spricht  man  von 
hoch-  und  von  niedriggespannten  Strömen.  In  dem  Gebrauche  dieses 
vermöge  seiner  Kürze  sich  hartnäckig  behauptenden  Ausdrucks  ist  um 
so  grössere  Vorsicht  zu  empfehlen,  als  das  Wort  Spannung  in  der 
Mechanik  wie  in  der  Elektrostatik  in  einem  ganz  anderen  als  dem  hier 
in  Frage  kommenden  Sinne  gebraucht  wird. 

Legt  man  bei  geschlossenem  Element  ein  Voltmeter  zunächst  an 
die  beiden  Pole,  so  zeigt  es  die  ganze,  legt  man  es  dagegen  mit  dem 
einen  Ende  im  Mittelpunkt  der  äusseren  Leitung  an,  so  zeigt  es  nur 
noch  die  halbe  Potentialdifferenz  der  beiden  Pofe.  Hieraus  ergiebt  sich, 
dass  das  Potential  längs  der  Leitung  ebenso  gleichmässig  fällt,  wie  die 
Temperatur  längs  der  Wärmeleitung,  dass  die  Potentialdifferenz  genau 
im  Verhältniss  des  überwundenen  Leitungswiderstandes  consumirt  wird. 
Kehren    wir   nach    dieser   Bemerkung   zur    Formel    für    das    0  h  m  'sehe 

g 
Gesetz,  i  =  — ,  zurück.     Bezeichnet  e    die  elektromotorische  Kraft   des 
w 

Elementes,  so  ist  unter  w  der  gesammte,  sowohl  im  Elemente  selbst 
wie  in  der  äusseren  Leitung  zu  überwindende  Widerstand  zu  verstehen. 
Dieser  Gesammtwiderstand  w  zerfällt  in  den  inneren  Widerstand  r  und 
den  äusseren  Leitungswiderstand  1,  es  ist  also  w  =  r  +  1.  Beachten 
wir  nun,  dass  die  elektromotorische  Kraft  e  des  Elementes  zur  Ueber- 
windung  des  Gesammtwiderstandes  r  -\-  1,  die  Potentialdifferenz  zwischen 
den  Polen  e'  zur  Ueberwindung  des  äusseren  Leitungswiderstandes  con- 
sumirt wird,  so  erhalten  wir  die  Proportion 

e  :  e'  =  (r  -f  1)  :  1 

e  .  1 
und  hieraus  e'  =  -     —    Ist  der  innere  dem  äusseren  Widerstand  gleich, 
r-f-1 

so  folgt  e'  =  --e;  ist  die  Kette  geöffnet,  1  im  Vergleich  zu  r  also  un- 

endlich  gross,  so  wird  e'  =  e ;  wird  das  Element  kurz  geschlossen,  so 
ist  1  gegen  r  verschwindend  klein  und  e'  =  0,  d.  h.  die  ganze  elektro- 
motorische Kraft  wird  zur  Ueberwindung  des  inneren  Widerstandes 
verbraucht. 

Noch  eine  wichtige  Lehre  ziehen  wir  aus  dem  Vergleich  mit  der 
Wärme.  An  einer  glühenden  Nadel  verbrennen  wir  uns  die  Finger, 
in  einem  massig  temperirten  Bade  behnden  wir  uns  wohl,  obgleich  die 
in  der  Nadel    enthaltene  Wärmemenge    gegen   diejenige  des  Bades  ver- 


—     71     — 

schwindend  klein  ist.  Der  Unterschied  ist  der,  dass  unsere  Nerven 
empfindlich  sind  gegen  die  hohe  Temperatur,  nicht  aber  gegen  eine 
grosse  Wärmemenge  an  und  für  sich.  Der  gleiche  Unterschied  zeigt 
sich  bei  der  Elektricität.  Sobald  sich  hochgespannte  Elektricität,  wenn 
auch  in  noch  so  geringer  Menge  durch  unseren  Körper  entladet,  fühlen 
unsere  Nerven  den  Schlag,  während  weit  grössere  Mengen  im  Zustande 
niedriger  Spannung  unseren  Körper  durchströmen  können,  ohne  dass  wir 
eine  Erschütterung  verspüren.  Wie  gegen  hohe  Temperatur,  so  sind 
unsere  Gefühlsnerven  empfindlich  gegen  hohe  Spannung,  d.  h.  gegen 
grosse  Potentialdifferenzen,  keineswegs  aber  gegen  grosse  Elektricitäts- 
mengen  an  und  für  sieh.  Hiernach  wird  klar,  dass  niedrig  gespannte 
Ströme  sehr  stark,  hoch  gespannte  sehr  schwach  sein  können;  gegen 
diese  sind  wir  empfindlich,  nicht  gegen  jene.  Indess  scheinen  neuere 
Versuche  zu  beweisen,  dass  unsere  Nerven  auch  gegen  hoch  gespannte 
Ströme  wieder  unempfindlich  werden,  sobald  die  Potentialdifferenz  einen 
gewissen  Grad  übersteigt,  geradeso  wie  unser  Ohr  unempfindlich  wird 
für  Töne,  unser  Auge  unempfindlich  für  Farben  von  allzugrosser 
Sclnvingungszahl. 

Wenn  zwei  Körper  von  ungleicher  Temperatur  in  Berührung  ge- 
bracht werden,  so  gleichen  sich  die  Temperaturen  aus;  ebenso  gleichen 
sich  die  Potentiale  zweier  Conductoren  aus,  sobald  sie  miteinander 
in  leitende  Verbindung  gebracht  werden.  Wie  in  allen  Theilen  eines 
guten  Wärmeleiters  überall  dieselbe  Temperatur,  so  herrscht  auf  der 
Oberfläche  wie  im  Inneren  eines  geladenen  Conductors  überall  dasselbe 
Potential. 

Wenden  wir  uns  nach  diesen  allgemeinen  Erörterungen  zu  der 
Frage,  mit  welchem  Maasse  jede  der  durch  das  Ohm'sche  Gesetz  be- 
zeichneten Grössen,  nämlich  Stromstärke,  elektromotorische  Kraft  bezw. 
Potential,  Widerstand  gemessen  werden  und  auf  welchen  Grundlagen 
die  absoluten  Maasse  dieser  Grössen  beruhen. 

Die  Stromstärke. 

Jede  Wirkung  des  elektrischen  Stroms,  welche  lediglich  durch  die 
Stromstärke,  nicht  auch  zugleich  durch  die  elektromotorische  Kraft  oder 
durch  den  Widerstand  bedingt  wird,  kann  der  selbstständigen  Messung 
der  Stromstärke  zu  Grunde  gelegt  werden.  In  dieser  Hinsicht  ziehen 
wir  die  chemischen,  die  magnetischen  und  die  dynamischen  Wirkungen 


—     72     — 

des  Stroms  in  Betracht  und  unterscheiden  demnach  ein  chemisches,  ein 
elektromagnetisches  und  ein  elektrodynamisches  Maass. 

Das  chemische  Maass.  Alsbald,  nachdem  VOLTA  den  Autbau  der 
nach  ihm  benannten  Säule  gelehrt  hatte,  beobachtete  RITTER  in  Jena 
(1800)  die  Zersetzung  des  Wassers  durch  den  galvanischen  Strom;  es 
gelang  ihm,  die  entwickelten  Gase,  Wasserstoff  und  Sauerstoff,  getrennt 
aufzufangen,  auch  machte  er  zuerst  den  Versuch,  diese  beiden  Gase 
vermittelst  des  elektrischen  Funkens  wieder  zu  Wasser  zu  vereinigen. 
Sieben  Jahre  später  zerlegte  DAVY  in  England  die  bis  dahin  für  ein- 
fache Körper  gehaltenen  Alkalien  und  Erden  in  Sauerstoff  und  die  ent- 
sprechenden Metalle,  und  1833  entdeckte  FARAD AY  das  elektrolytische 
Grundgesetz,  nach  welchem  ein  und  derselbe  Strom  aus  verschiedenen 
Elektrolyten  chemisch  äquivalente  Mengen  ausscheidet.  Nach  dem  Vor- 
schlage von  JACOBI  in  Petersburg  wurde  von  den  Physikern  die 
Stärke  desjenigen  Stroms  als  Einheit  angenommen,  welcher  binnen  einer 
Minute  ein  Cubikcentimeter  Knallgas,  gemessen  in  trockenem  Zustande 
bei  0  °  C.  und  760  mm  Druck,  entwickelt.  Vorgreifend  sei  hier  schon 
bemerkt,  dass  das  Ampere  10,44  solcher  JACOBI'scher  Einheiten  be- 
trägt, also  demjenigen  Strome  zukommt,  welcher  10,44  ccm  Knallgas  in 
einer  Minute  liefert.  Derselbe  Strom  scheidet  aus  der  Lösung  eines 
Silbersalzes  1,118  Milligramm  Silber  in  einer  Sekunde  aus.  Wird  also 
die  Platte,  auf  welcher  das  Silber  niedergeschlagen  wird,  vor  und  nach 
dem  Versuche  gewogen,  die  Gewichtszunahme  pro  Sekunde  in  Milli- 
grammen berechnet  und  durch  1,118  Milligramm  dividirt,  so  erhält 
man  die  Maasszahl  der  Stromstärke  ausgedrückt  in  Ampere.  Nach 
FARADAY  werden  diejenigen  Messapparate  für  die  Stromstärke,  welche 
auf  der  chemischen  Wirkung  des  Stroms  beruhen.  Voltameter  genannt; 
es  ist  leicht  einzusehen,  warum  für  praktische  Zwecke  das  Kupfer-  oder 
das  Silbervoltameter   vor    dem  Knallgasvoltameter  den  Vorzug  verdient. 

Das  absolute  eleldromcujneüsche  Maass.  Nachdem  OERSTED  (Kopen- 
hagen, 1820)  die  Ablenkung  der  Magnetnadel  durch  den  elektrischen 
Strom  entdeckt  hatte,  ermittelten  BIOT  und  SAVART  alsbald  das  Ge- 
setz, nach  welchem  ein  unendlich  kleines  Stromelement  auf  einen  Magnet- 
pol wirkt.  Nach  diesem  BIOT-SAVART'schen  Gesetz  steht  die  Richtung, 
in  welcher  das  Stromelement  den  Magnetpol  zu  bewegen  sucht,  auf  der 
durch  das  Element  und  den  Pol  gelegten  Ebene  senkrecht  und  die 
Kraft  f  ist,    sofern    das  Stromelement    auf  seiner  Verbindungslinie    mit 


—     73     — 

dem  Pol  senkrecht  steht,  der  Stromstärke  i,  der  Polstärke  p  und  der 
Länge  s  des  Stromelements  direkt,  dem  Quadrate  r  seiner  Entfernung 
vom  Pol  umgekehrt  proportional,  also  darstellbar  durch  die  Formel 


f 


1  .  p  .  s 


Für  einen  endlichen  Stromleiter  ist 
hiernach  die  Wirkung  leicht  zu  berechnen, 
wenn  jedes  unendlich  kleine  Element  des- 
selben auf  der  Verbindungslinie  mit  dem 
Magnetpol  senkrecht  steht,  d.  h.  wenn  der 
Strom  in  einem  Kreisbogen  um  den  Pol 
herumgeführt  wird  (Fig.  4).  Bezeichnen 
wir  die  Länge  der  einzelnen  Stromelemente 
mit  sl5  s2,  s3  .  .  .  .  sn,  die  Gesammtlänge 
des  Bogens  mit  b,  so  wird,  da  sich  die 
Wirkungen  sämmtlicher  Stromelemente 
summiren,  nunmehr 

i  .  p  .  (st  -f  s2  -f  s3 


Fi£.  4. 


f  = 


s„)        i  .  p  .  b 


v2 


Sämmtliche  Grössen  dieser  Gleichung  sind  bis  auf  i  in  absolutem 
Maasse  messbar:  f  in  Dyn,  p  in  den  oben  (S.  49)  definirten  absoluten 
Einheiten  der  Polstärke,  b  und  r  in  Centimetern.  Wird  nun  um- 
gekehrt i  aus  obiger  Gleichung  entwickelt,  so  erhalten  wir 

f  .  r2 


in  absolutem  Maasse,  und  diese  Gleichung  enthält  zugleich  die  Definition 
für  die  absolute  Einheit  der  nach  ihrer  elektromagnetischen  Wirkung 
gemessenen  Stromstärke.  Beträgt  die  Länge  des  Radius  wie  die  des 
Strombogens  ein  Centimeter  (Bogen  und  Radius  werden  einander  gleich 
bei  einem  Centriwinkel  von  57°  17'  45"),  die  Polstärke  p  eine  absolute 
Einheit,  die  Kraft  f  ein  Dyn,  ist  also  r  =  1,  b  =  l.  p  =  1,  f=l, 
so  wird  auch  i=l,  d.  h.  die  Einheit  der  Stromstärke  hat  derjenige 
Strom,  welcher,  einen  Kreisbogen  von  1  cm  Länge  und  1  cm  Radius 
durchfliessend,  einen  im  Centrum  befindlichen  Magnetpol  von  der  Pol- 
stärke Eins  mit  der  Kraft  eines  Dyn  aus  der  Kreisebene  senkrecht 
heraustreibt. 

Hiernach  lässt  sich  nun  auch  leicht  das  Drehungsmoment  berechnen 
für   den  Fall,    dass    der  Strom    wie    bei    der  WEBER'schen  Tangenten- 


—     74     — 

bussole  (1842)  im  Kreise  um  eine  verhältnissmässig  kleine  Magnetnadel 
herumgeführt  wird.  Bekanntlich  schlägt,  wenn  der  Kreis  in  den  mag- 
netischen Meridian  gestellt  und  dann  der  Strom  geschlossen  wird,  die 
Nadel  so  aus,  dass  ein  mit  dem  Strome  schwimmender  und  nach  der 
Nadel  schauender  Beobachter  den  Nordpol  zur  Linken  hat.  Für  die 
Bogenlänge  b  haben  wir  in  diesem  Falle  die  Länge  des  Kreisumfanges 
2  tt  r  zu    setzen    und    erhalten    für    die  auf   den  Nordpol  -|-  p  wirkende 

Kraft  den  Werth 

2/rr.i.p         2  ;?  .  i  .  p 

r2  r 

und  für  das  statische  Moment  dieser  Kraft,  wenn  wir  mit  1  den  (gegen  r 
verhältnissmässig  kleinen)  Abstand  des  Nordpols  von  der  durch  den 
Mittelpunkt  gehenden  Drehungsaxe  der  Nadel  bezeichnen,  den  Werth 

2  7i  i .  p 
r 
Ebenso  gross  ist  das  Moment  der  auf  den  Südpol  ( —  p)  wirkenden 
und  an  den  entgegengesetzten  Hebelarm  (—  1)  wirkenden  Kraft,    daher 
•erhalten    wir    das    gesammte    von    dem  Kreisstrom  auf  die  Magnetnadel 
ausgeübte  Drehungsmoment  ausgedrückt  durch  die  Formel 
p^^.i.p    21=  2*.i.m 
r  r 

sofern  wir  wie  oben  (S.  51)  das  Produkt  aus  der  Axe  21  und  der  Pol- 
stärke p  als  das  magnetische  Moment  der  Nadel  kurz  mit  m  bezeichnen. 
Hat    sich    die    Nadel    um    den    Winkel  v    aus    dem    magnetischen 
Meridian    gedreht,    so    hat    das  Drehungsmoment   nur    noch    den    Werth 

2  tt  i  m 

-.cosv;  andererseits    wird    die  Nadel    durch    den  Erdmagnetismus 

in  den  Meridian  zurückgezogen  mit  einer  Kraft,  deren  Moment  wie  bei  den 

oben  (S.  55)   beschriebenen  Ablenkungsversuchen    den  Werth  mT.sinv 

hat.     Die  durch  den  Strom  abgelenkte  Nadel  wird  daher  in  einer  Lage 

zur  Ruhe  kommen,    in  welcher  das  linksdrehende    dem  rechtsdrehenden 

Moment    absolut    genommen    gleich    wird,    und    wir    erhalten    für    diese 

Gleichgewichtslage  die  Gleichung 

2  nim  _ 

cosv  =  m  T  .  sin v 

r 

und  hieraus  für  die  Stromstäke  i  nach  Ausfall  des  gemeinsamen  Faktors  m 

rT 

l  = .  tang-  v. 

2tv  ° 


—     75     — 

Diese  Formel  lässt  zunächst  erkennen,  dass  die  Stromstärke  der 
Tangente  des  Ausschlagswinkels  proportional  ist,  dass  ferner  die  Strom- 
stärke in  absolutem  Maasse  gefunden  wird,  indem  man  diese  Tangente 
mit  einem  von  dem  Radius  der  Bussole  und  der  Horizontalkomponente  T 
des  Erdmagnetismus  abhängigen  Faktor,  dem  »Reductionsfaktor«,  multi- 
plicirt.  Um  diesen  Reductionsfaktor  zu  berechnen ,  hat  man  r  in 
Centimetern,  T  in  absolutem  Maasse  zu  messen  ;  da  2  n  und  tang  v  un- 
benannte Zahlen  sind,  so  ist  die  Stromstärke  i  eine  mit  dem  Produkt  rT 
gleichartige  Grösse.  Dadurch,  dass  man  dem  Radius  r  der  Tangenten- 
bussole   eine    schickliche    Länge    giebt,    lässt    sich    erreichen,    dass    der 

rT 

Reductionsfaktor für  einen  bestimmten  Beobachtuna;sort  den  Werth 

2  77 

Eins  annimmt.  Im  mittleren  Deutschland  beträgt  T  gegenwärtig  an- 
nähernd 0,2  absolute  Einheiten  des  C  GS -Systems.  Wählt  man  unter 
dieser  Voraussetzung  r  =  31,4  cm,  so  wird  der  Reductionsfaktor 

rT  31,4.0,2 


2tt  2.3,14 

die  Tangente  des  Ausschlagswinkels  ergiebt  nun  ohne  weitere  Rechnung 
die  Stromstärke  in  absolutem  Maasse. 

Der  aus  dem  BIOT-SAVART'schen  Gesetz  unmittelbar  hergeleiteten 
Definition  für  die  absolute  elektromagnetische  Einheit  der  Stromstärke 
lässt  sich  noch  eine  zweite  Fassung  geben,  wenn  man  den  für  das 
Dehnungsmoment  des  Kreisstroms  gefundenen  Ausdruck 

D=2_»im 


dadurch  umgestaltet,  dass  man  Zähler   und  Nenner  des  Bruches  mit  r2 
multiplicirt.     Dann  wird 

2  .  7rr2im        2  qim 


D  = 


yit)  y»0 


sofern  wir  den  Inhalt  n.  r2  der  vom  Strom  umflossenen  Kreisfläche  kurz 
mit  q  bezeichnen.  Nun  kann,  wie  schon  AMPERE  (1823)  gezeigt  hat, 
jeder  Magnet  bezüglich  seiner  Fernwirkung  durch  einen  Kreisstrom  er- 
setzt werden,  dessen  Ebene  auf  der  Axe  des  Magneten  senkrecht  steht, 
und  umgekehrt  der  Strom  durch  einen  Magneten.  Sei  nun  wie  oben 
(S.  51)  M  das  magnetische  Moment  dieses  Magneten,  so  wird  für  die 
hier  in  Betracht  kommende  erste  Hauptlage  das  auf  die  drehbare  Nadel 


—     76     — 

aus    der    Entfernung    r   ausgeübte    Drehungsmoment    ausgedrückt    durch 

die  Formel 

2  M  in 


der   Magnet    wird    also,    wie    eine  Vergleichung    der  beiden    für  D    ge- 
wonnenen Ausdrücke  zeigt,  den  Strom  ersetzen,  wenn 

q  i  =  M 
ist.     Ist   nun  q  gleich    der  Flächeneinheit,    M  die   absolute  Einheit  des 
Stabmagnetismus,  so  wird  auch,    und    zwar    in    absolutem  elektromagne- 
tischem Maasse,  i  —  1,  d.  h. : 

Derjenige  Strom  besitzt  die  Einheit  der  Stromstärke,  welcher, 
die  Flächeneinheit  umkreisend,  dieselbe  magnetische  Fernwirkung 
ausübt,  wie  ein  zur  Stromebene  senkrechter  (kurzer)  Magnetstab, 
dessen  Moment  der  absolute»  Einheit  gleich  ist. 

Es  ist  dies  dieselbe  Definition,  welche  in  den  »Resultaten  aus  den 
Beobachtungen  des  magnetischen  Vereins  im  Jahre  1840«  für  die  Ein- 
heit der  Stromstärke  von  WILHELM  WEBER  gegeben  worden  ist. 
Wir  haben  gesehen,  wie  GAUSS  sein  Magnetometer  in  ein  empfindliches 
Galvanometer  umwandelte,  indem  er  den  Magnetstab  mit  einem  Multi- 
plicator  umgab,  dessen  Windungen  in  die  Ebene  des  magnetischen 
Meridians  fielen.  Aus  diesem  Galvanometer  ging  das  WEBER 'sehe 
»Elektrodynamometer«  dadurch  hervor,  dass  der  Magnetstab  durch  eine 
mittelst  zweier  Fäden  drehbar  aufgehängte  Stromspule,  die  »Bifilar- 
rolle«,  ersetzt  wurde,  deren  Windungen  zur  Ebene  des  magnetischen 
Meridians  senkrecht  waren.  Unter  Anwendung  von  Spiegel,  Skala  und 
Fernrohr  wurden  mit  diesem  Apparat  Ablenkungs-  und  Schwingungs- 
versuche  in  derselben  Weise  und  mit  derselben  Schärfe  angestellt  wie 
mit  dem  Magnetometer.  Durch  »Standbeobachtungen«  oder  Ablenkungs- 
versuche wurden  die  von  AMPERE  1820  beobachteten,  1823  auf  ein  all- 
gemeines Gesetz  zurückgeführten  elektrodynamischen,  durch  Schwingungs- 
versuche  die  1831  von  FARADAY  entdeckten  Inductionserscheinungen 
in  quantitativer  Hinsicht  untersucht.  Dabei  wurden  Stromstärken,  elektro- 
motorische Kräfte,  Widerstände  nach  absolutem  Maasse  gemessen  {Elektro- 
dynamische Älaassbcstimmungen,  1846  und  1852),  und  zwar  die  Strom- 
stärken auch  bei  den  elektrodynamischen  Versuchen  in  elektromagne- 
tischem Maass.  Als  Grundeinheiten  wählte  WEBER  wie  früher  GAUSS 
das  Millimeter,  das  Milligramm  (d.  h.  dessen  Masse),  die  Sekunde.  Die 
aus    diesen    Grundmaassen    abgeleitete    Einheit    der  Stromstärke  beträgt 


—      77      — 

nur  den  hundertsten  Theil  der  aus  Centimeter,  Gramm,  Sekunde  ab- 
geleiteten absoluten  elektromagnetischen  Einheit;  die  1881  vom  Pariser 
Congress  festgesetzte  praktische  Einheit,  das  Ampere,  ist,  wie  bereits 
erwähnt,  der  zehnte  Theil  der  absoluten  CGS-,  folglich  das  Zehnfache 
der  absoluten  WEBER'schen  Einheit.  Die  absolute  elektromagnetische 
CGS -Einheit  der  Stromstärke  entwickelt  in  einem  Knallgas -Yoltameter 
104,4,  ein  Ampere  10,44,  die  WEBER'sche  Einheit  1,044  ccm  Knall- 
gas bei  0°  C.  und  760  mm  Druck. 

Das   absolute   elclärodijnamlsclie  Maass.      Für    die  Herleitung  eines 
absoluten  Strommaasses  aus  den  mechanischen  Grundinaassen  der  Länge, 
der  Masse  und    der  Zeit   scheinen    die    dynamischen  Wirkungen   zweier 
Stromleiter   aufeinander    die    natürlichste   Grundlage    zu   bieten.     Allein 
das  von  AMPERE  aufgestellte  Grundgesetz,  nach  welchem  zwei  unend- 
lich   kleine  Stromelemente    auf   einander  wirken,    ist  weit   verwickelter, 
denn  das  BTOT-SAYART'sche  Gesetz  für  die  Wirkung  zwischen  einem 
Stromelement  und    einem  Magnetpol.     Demnach    sind  auch    die  elektro- 
dynamischen Erscheinungen  schwieriger   zu  berechnen  denn  die  elektro- 
magnetischen,    und    so    erklärt    es    sich,    warum    das    elektrodynamische 
Strommaass    hinter   dem  elektromagnetischen    an    praktischer  Bedeutung 
zurücksteht,      Uebrigens    hat   WEBER    gezeigt,    wie    eine    und    dieselbe 
dynamische    Wirkung    unter    Anwendung    des    einen    wie    des    anderen 
Maasses  berechnet   werden    kann,    und  aus  einem  Vergleich    beider  Er- 
gebnisse den  Schluss  gezogen,  dass  das  Quadrat  der  elektromagnetischen 
doppelt  so  gross  ist  als   das  der  elektrodynamischen  Einheit,    dass  folg- 
lich  jene    zu    dieser   Einheit    in    demselben  Verhältnis«    steht,    wie    die 
Diagonale  zur  Seite  eines  Quadrates.     Im  Knallgasvoltameter  würde  sich 
daher  die  elektrodynamische  Einheit    des  CGS- Systems   als    die  Stärke 
desjenigen    Stromes    darstellen,    der    in    einer   Minute    104,4 :\/2    oder 
73,8  ccm  Knallgas  von  0°  C.  und  760  mm  Druck  entwickelt.    Dieselbe 
Einheit  repräsentirt    im    praktischen  Maasssystem   eine  Stromstärke   von 
rund  7  Ampere.      Hier    möge    noch   bemerkt   werden,  dass   die    in    der 
Technik  gebräuchlichen  Amperemeter   im  wesentlichen  aus  einer  Strom- 
spule   und    einem    durch    eine    elastische    Feder    gehaltenen,    über    der 
Höhlung  der  Spule  schwebenden  Cylinder  aus    weichem  Eisen  bestehen. 
Geht  ein  Strom  durch  die  aus  dickem  Kupferdraht  gebildeten  Windungen 
der  Spule,  so  wird  dieselbe  magnetisch  und  zieht  den  Eisencylinder  um 
so  tiefer   in    die  Höhlung,   je  stärker    der  Strom    ist.     Diese  Bewegung 
wird    auf   einen   über    der  Eintheilung    schwebenden  Zeiger   übertragen. 


—     78     - 

Durch  Hintereinanderschaltung  mit  einem  Voltametef  oder  einer  Tangenten- 
bussole in  einen  und  denselben  Stromkreis  werden  solche  Instrumente 
empirisch  geaicht. 

Elektromotorische  Kraft  und  Potential  in  absolutein  Maasse. 

So  lange  constante  galvanische  Elemente  nicht  bekannt  waren, 
fehlte  es  für  die  Messung  elektromotorischer  Kräfte  an  einer  festen 
Grundlage.  So  können  die  aus  Messungen  mit  einem  Plattencondensator 
abgeleiteten  Zahlen,  durch  welche  VOLTA  die  Potentialdifferenz  zwischen 
irgend  zwei  Metallen  seiner  Spannungsreihe  ausdrückte,  wie 

Kupfer  |  Silber  =  1,  Zink  |  Silber  =  12, 

nur  den  Werth  ungefährer  Schätzungen  beanspruchen.  Ferner  ist  be- 
kannt, dass  in  einem  einfachen  galvanischen  Element,  etwa  Kupfer  und 
Zink  in  verdünnter  Schwefelsäure,  die  elektromotorische  Kraft  sehr  rasch 
abnimmt,  sobald  die  Kette  geschlossen  wird ;  in  Folge  der  im  Element 
selbst  eintretenden  "Wasserzersetzung  bedeckt  sich  die  Kupferplatte  mit 
Wasserstoff,  wodurch  eine  der  ursprünglichen  entgegemvirkende  elektro- 
motorische Kraft  entsteht.  Die  sogenannten  constanten  Elemente  suchen 
diese  galvanische  Polarisation,  d.  h.  die  Wasserstoffablagerung  auf  der 
negativen  Polplatte,  durch  Anwendung  einer  zweiten  Flüssigkeit  zu  ver- 
hindern. So  zeigt  die  elektromotorische  Kraft  eines  DANIELL'schcn 
Elements  (vergl.  S.  69)  längere  Zeit  hindurch  keine  merkliche  Aende- 
rung,  daher  konnte  ein  »Daniell«,  das  sich  durch  Hintereinanderschalten 
mehrerer  Elemente  beliebig  vervielfältigen  lässt,  sehr  wohl  als  Maass 
elektromotorischer  Kräfte  dienen.  Aber  auf  die  Dauer  ist  auch  ein 
solches  Element  wie  alle  seine  Verwandten  nicht  constant,  und  die 
specifische  Beziehung  auf  das  elektrische  Verhalten  bestimmter  Metalle, 
Salzlösungen  und  Säuren  charakterisirt  jede  solche  Einheit  als  ein  rela- 
tives, auf  willkürlicher  Wahl  beruhendes  Maass.  Die  Frage  ist  also, 
ob  nicht  auch  die  elektromotorische  Kraft  und  deren  Wirkung,  die 
Potentialdifferenz,  auf  ein  absolutes,  lediglich  aus  den  mechanischen 
Gruudmaassen  der  Länge,  Masse  und  Zeit  abgeleitetes  Maass  zurück- 
geführt werden  kann. 

WILHELM  WEBER  hat  dieses  absolute  Maass  aus  dem  Grund- 
gesetz der  von  FARADAY  entdeckten  Magnet-Induction  abgeleitet  und 
bei  seinen  elektrodynamischen  Maassbestimmungen  in  Anwendung  ge- 
bracht.    Wird  ein  Magnet  gegen  einen  geschlossenen  Leiter  bewegt,  so 


—     79     — 

wird  durch  diese  Bewegung  in  dem  Leiter  ein  Strom  inducirt,  der  — 
nach  LENZ  —  die  inducirende  Bewegung  vermöge  seiner  elektro- 
dynamischen Rückwirkung  auf  den  primären  Strom  zu  hemmen  sucht; 
der  inducirte  Strom  verschwindet,  sobald  die  Bewegung  aufhört.  Bewegt 
man  einen  offenen  Leiter  durch  ein  magnetisches  Feld,  so  zeigen  die 
Enden  des  Drahtes  während  der  Bewegung  eine  Potentialdifferenz,  die 
unter  sonst  gleichen  Umständen  am  grössten  wird,  wenn  die  Bewegung 
senkrecht  gegen  die  magnetischen  Kraftlinien  gerichtet  ist.  Das  In- 
ductionsgesetz  gestaltet  sich  sehr  einfach  für  einen  gradlinigen  Leiter 
und  ein  homogenes,  z.  B.  das  erdmagnetische  Feld.  In  diesem  Falle 
ist  die  inducirte  Potentialdifferenz  e  der  Länge  1  des  Drahtes,  der  In- 
tensität T  des  Feldes  und  der  Geschwindigkeit  n  des  parallel  mit  sich 
selbst  und  senkrecht  gegen  die  Kraftlinien  bewegten  Drahtes  pro- 
portional, also 

e  =  1 T  n. 

Diese  Formel  enthält  zugleich  die  Definition  für  die  Einheit  der  elektro- 
motorischen Kraft.  Diese  Einheit  wird  in  einem  Drahte  von  der  Länge 
Eins  inducirt,  wenn  er  mit  der  Geschwindigkeit  Eins  senkrecht  zu  den 
Kraftlinien  des  erdmagnetischen  Feldes  bewegt  wird,  dessen  Intensität 
der  absoluten  Einheit  gleich  ist. 

Denken  wir  uns,  um  die  Vorstellung  zu  fixiren,  dass  ein  geradliniger 
Kupferdraht  von  5  cm  Länge  in  verticaler  Stellung  mit  einer  Geschwin- 
digkeit von  1  cm  senkrecht  gegen  den  magnetischen  Meridian  bewegt 
wird,  so  wird,  da  er  die  Kraftlinien  des  erdmagnetischen  Horizontalfeldes 
senkrecht  durchschneidet,  an  einem  Orte  des  mittleren  Deutschlands, 
wo  die  Intensität  jenes  Feldes  annähernd  0,2  absolute  Einheiten  des 
C GS -Systems  beträgt,  die  inducirte  Potentialdifferenz  gleich  5.0,2.1 
werden,  also  eine  absolute  Einheit  betragen.  Diese  Einheit  ist  übrigens 
für  praktische  Zwecke  so  unbequem  klein,  dass  man  hundert  Millionen 
derselben  unter  dem  Namen  »Volt«  als  internationale  praktische  Einheit 
zusammengefasst  hat.  Um  ein  Volt  zu  induciren,  müsste  ein  50  m  langer 
Draht  mit  einer  Geschwindigkeit  von  einem  Kilometer  in  der  bezeichneten 
Weise  durch  das  erdmagnetische  Feld  geführt  werden;  die  Formel 

e  =  lTn 
ergiebt  nämlich,  wenn  man  auf  das  Centimeter  als  das  Grundmaass  der 
Länge  zurückgeht,  in  diesem  Falle 

e  =  5000  .  0,2  .  10000  =  108 
absolute  CGS- Einheiten  oder  ein  Volt. 


—     80     — 

Auch  das  Volt  ist.  nach  der  Empfindlichkeit  unserer  Nerven  be- 
urtheilt,  immer  noch  eine  kleine  Grösse.  Die  elektromotorische  Kraft 
eines  DANIELL'schen  Elements,  dessen  Pole  wir  berühren  können,  ohne 
die  leiseste  Erschütterung  zu  verspüren,  beträgt  (nach  WALTENHOFEN) 
1,088,  die  eines  Bunsenelements  1,9,  und  die  einer  geladenen  Accu- 
mulatorzelle  rund  2  V. 

In  seinen  »elektrodynamischen  Maassbestimmungen«  giebt  WEBER 
von  der  Einheit  der  elektromotorischen  Kraft  eine  von  der  soeben  ge- 
gebenen, dem  Wortlaut  nach  abweichende,  inhaltlich  jedoch,  was  hier 
nicht  näher  begründet  werden  soll,  äquivalente  Definition.  Wir  denken 
uns  einen  geschlossenen,  in  seiner  Anfangsstellung  auf  den  magnetischen 
Meridian  senkrecht  stehenden,  um  eine  verticale  Axe  drehbaren  Leiter 
und  in  jeder  Stellung  seine  Fläche  auf  eine  seiner  Anfangsstellung  parallele 
Ebene  projicirt.  Dann  wird  diese  Projection  stetig  kleiner  und  zuletzt 
gleich  Null  werden,  wenn  die  Drehung  90°  beträgt,  die  Ebene  des 
Leiters  also  auf  der  Projectionsebene  senkrecht  geworden  ist ;  darüber 
hinaus  beginnt  die  Flächenprojection  auf  der  entgegengesetzten  Seite 
wieder  zu  wachsen  und  erreicht  ihr  negatives  Maximum  nach  einer 
Drehung  von  180°.  Hat  das  erdmagnetische  Feld,  absolut  gemessen, 
die  Intensität  Eins,  so  wird  die  absolute  Einheit  der  elektromotorischen 
Kraft  in  dem  Leiter  inducirt,  wenn  bei  der  Drehung  jene  Flächen- 
projection um  die  Flächeneinheit  während  einer  Sekunde  zu-  oder  ab- 
nimmt. WEBER  maass  die  Längen  nach  Millimetern,  die  Massen  nach 
Milligrammen,  seine  Einheit  beträgt  von  der  absoluten  C  GS -Einheit 
nur  den  tausendsten  Theil,  auf  ein  Volt  gehen  demnach  1011  oder  hundert- 
tausend Millionen  WEBER'sche  Potentialeinheiten.  Thatsächlich  hat 
WEBER  mittelst  seines  Erdinductors  durch  Drehung  im  Horizontalfeld 
des  Erdmagnetismus  elektrische  Ströme  mit  messbaren  Wirkungen  in- 
ducirt und  nach  absolutem  Maasse  berechnet. 

Zum  absoluten  Maasse  des  Potentials  kann  man  noch  auf  einem 
anderen  als  dem  von  WEBER  eingeschlagenen  Wege  gelangen.  Nach 
dem  von  JOULE  (1841)  entdeckten  Gesetz  ist  die  während  einer  Sekunde 
in  einem  Leiter  in  Form  von  Wärme  entwickelte  Stromenergie  W  dem 
Quadrat  der  Stromstärke  i  sowie  dem  Widerstand  w  des  Leiters,  den 
wir  uns  als  einen  beliebigen  Theil  der  Gesammtleitung  denken,  direkt 
proportional,  also 

W  =  wi2. 


—    81     — 
Andererseits  ist  nach  dem  OHM'schen  Gesetz 

Q 

i  —  — ,  wi  =  e,  wi2  =  ei,  also  auch 
w 

W  =  ei. 
In  dieser  Formel  werden  wir  unschwer  die  oben  (S.  64)  gegebene 
Definition  des  Potentials  als  einer  unter  gewissen  Bedingungen  zu 
leistenden  Arbeit  wiedererkennen.  Besteht  nämlich  zwischen  den  Enden 
A  und  B  unseres  Leiters  die  Potentialdifferenz  e,  so  wird  eine  Arbeit 
von  eErg  geleistet,  wenn  die  absolute  Elektricitätsmenge  Eins  (hier 
elektromagnetisch  gemessen)  von  A  nach  B  übergeführt  wird ;  ein  Strom 
von  der  Stärke  i  führt  aber  während  einer  Sekunde  i  solche  Einheiten 
von  A  nach  B  und  leistet  dabei  eine  Arbeit  von  e  i  Erg.  Wird  nun 
die  in  dem  Stromleiter  entwickelte  Wärme  mittelst  eines  Calorimeters 
gemessen,  nach  dem  S.  46  angegebenen  Verhältniss  in  Erg  umgerechnet, 

so  giebt  die  Gleichung 

e  =  W:i 
die  Potentialdifferenz  e  gleichfalls  in  absolutem  Maasse.     Die  aus  diesem 
Zusammenhang  entspringende  Definition  lautet: 

Zwischen   zwei  Punkten   eines   Stromleiters  besteht   die   ab- 
solute   Einheit   der   Potentialdifferenz,    wenn    durch    die   Einheit 
der   Stromstärke    in    diesem    Leiter  während    einer    Sekunde   die 
dem  Erg  äquivalente  Wärmemenge  erzeugt  wird. 
Das    in    der   Technik    gebräuchliche   Voltmeter    (nicht   zu   ver- 
wechseln   mit  Voltameter,    s.  S.  72)    beruht    auf   demselben  Princip  wie 
das  Amperemeter  (S.  77).     Aber  die  Stromspule  besteht  hier  aus  zahl- 
reichen Windungen  dünnen  Drahtes  und  hat  folglich  einen  grossen  Wider- 
stand.     Um    bei    geschlossenem    Strom    die    Potentialdifferenz    zwischen 
irgend  zwei  Punkten  der  Leitung  zu  messen,   wird  das  Voltmeter  nicht 
i  n  sondern  neben  die  Hauptleitung  geschaltet.     Vermöge  ihres  grossen 
Widerstandes    gestattet    die    Spule    nur    einem    geringen    Bruchtheil    des 
Gesammtstromes  den  Durchgang.      Auf  das  Zifferblatt    werden  statt  der 
Maasszahlen   für   diesen   Bruchtheil   der  Stromstärke    die   Produkte    aus 
diesen  Zahlen  und  der  Maasszahl  des  Widerstands  der  Spule  oder,  was 
dasselbe  ist,  die  Maasszahlen   der   an  den  Endpunkten    der  Spule  herr- 
schenden Potentialdifferenz  geschrieben. 

Der  Leitungswider  stand  in  absolutem  Maass. 

Bevor   durch    WILHELM   WEBER    die   Möglichkeit   gezeigt  war, 
auch  für   den  Leitungswiderstand    ein   absolutes  Maass  aus    den  Grund- 

Jalub.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.     48.  ß 


—     82    — 

maassen  der  Mechanik  abzuleiten,  sah  man  sich  bei  der  Messung  dieser 
so  wichtigen  Grösse  auf  mehr  oder  weniger  zuverlässige,  auf  willkürlicher 
Wahl  und  ganz  specifischen  Beziehungen  beruhende  Einheiten  angewiesen. 
Die  Erfahrung  hatte  gezeigt,  dass  der  Widerstand  eines  Leiters  im 
Verhältniss  seiner  Länge  zu-,  dagegen  im  umgekehrten  Verhältniss  seines 
Querschnitts  abnimmt  und  überdies  von  seiner  stofflichen  Beschaffenheit 
abhängt.  Die  Metalle  sind  gute  Lleiter  wie  für  die  Wärme  so  auch 
für  die  Elektricität ;  Säuren  und  Salzlösungen  leiten  den  Strom  weit 
schlechter,  reines  Wasser  leitet  ihn  überhaupt  nicht.  Unter  den  Me- 
tallen stehen  bezüglich  des  Leitungsvermögens  Kupfer  und  Silber  obenan; 
unter  sonst  gleichen  Umständen  setzt  das  Kupfer  dem  elektrischen  Strom 
einen  62,  das  Silber  einen  67  mal  so  kleinen  Widerstand  entgegen  als 
Quecksilber  bei  0°  C. 

JACOBI  in  Petersburg  machte  den  Vorschlag,  vom  Kupfer  auszu- 
gehen und  denjenigen  Widerstand  als  Einheit  zu  wählen,  der  einem 
kreisrunden  Kupferdraht  von  1  m  Länge  und  1  mm  Dicke  zukommt. 
Allein  chemisch  reines  Kupfer  steht  für  elektrische  Leitungen  kaum 
zur  Verfügung,  und  selbst  bei  vollkommener  Reinheit  ist  der  Wider- 
stand des  Kupfers  von  seiner  durch  Hämmern,  Ziehen  u.  s.  w.  leicht 
zu  alterirenden  inneren  Structur  abhängig.  JACOBI  erkannte  selbst 
diese  Unzuverlässigkeit  seiner  Einheit  sehr  wohl  und  suchte  nun  ein 
gemeinsames  Maass  für  Widerstandsmessungen  dadurch  zu  erreichen, 
dass  er  einen  auf  einem  Brett  aufgewundenen  Kupferdraht  bei  ver- 
schiedenen Physikern  in  Umlauf  setzte  mit  der.  Aufforderung,  diesen 
»Widerstands-Etalon«,  der  eine  Länge  von  7,61975  m  und  eine  Dicke 
von  0,667  mm  hatte,  genau  zu  kopiren.  In  dem  Schreiben,  mit  welchem 
JACOBI  seine  an  POGGENDORFF  in  Berlin  gerichtete  Sendung  be- 
gleitete, heisst  es  u.  a. :  »Hier  aber  kann  keine  absolute  Bestimmung 
stattfinden,  weil  es  scheint,  dass  bei  den  Widerständen  auch  der  chemisch 
reinsten  Metalle  Unterschiede  stattfinden,  welche  durch  eine  Verschieden- 
heit der  Dimensionen  allein  nicht  erklärt  werden  können.  Gesetzt  also, 
Sic  hätten  Ihre  Widerstandsmesser  und  Multiplikatoren  auf  Kupferdraht 
von  1  m  Länge  und  1  mm  Dicke  bezogen,  so  hätten  wir  immer  noch 
nicht  die  Ueberzcugung,  ob  Ihr  Kupferdraht  und  der  unsrige  einen 
gleichen  Widerstandscoefficicntcn  besitzen.  Alle  diese  Schwierigkeiten 
werden  nun  gehoben,  wenn  man  einen  beliebig  gewählten  Kupfer-  oder 
anderen  Draht  bei  den  Physikern  umherwandern  lässt  und  diese  bittet, 
ihre  Widerstandsinstrumente    darauf  zu    beziehen    und   ihre   Messungen 


—     83     — 

künftig  nur  nach  diesem  Maasse  anzugeben.  Herr  Professor  MAGNUS 
wird  Ihnen  also  ein  kleines  schwarzes,  mit  zwei  Schrauben  versehenes 
Kistchen  überreichen,  in  welchem  ein  auf  einem  Brette  aufgewundener 
Kupferdraht  durch  einen  aus  Wachs  und  Harz  bestehenden  Mastix 
eingekittet  und  vor  Nässe  und  Feuchtigkeit  geschützt  ist.  Diesen 
Widerstands-Etalon  bitte  ich  mit  Ihren  Widerstandsmessern  zu  ver- 
gleichen, zu  einem  solchen  Vergleiche  aber  auch  Herrn  Professor  WEBER 
und  andere  Physiker,  die  sich  mit  galvanometrischen  Messungen  be- 
schäftigen, aufzufordern.« 

Alle  Schwierigkeiten  wurden  aber  auch  auf  diesem  Wege  nicht 
gehoben.  Einzelne  Kopien  des  JACOBI'schen  Originals  zeigten  bis  zu 
8  °/0  Differenz,  und  selbst  ein  und  dieselbe  Kopie  erwies  sich  als  ver- 
änderlich. Wie  jene  Bemerkungen  bezeichnend  sind  für  die  Verlegen- 
heit, in  welcher  die  Physiker  sich  bezüglich  eines  zuverlässigen  Wider- 
standsmaasses  befanden,  so  machen  es  diese  Thatsachen  erklärlich,  warum 
die  Widerstandseinheit  und  der  wunderliche  Vorschlag  von  JACOBI 
heute  nur  noch  ein  historisches  Interesse  beanspruchen  können. 

Besseren  Erfolg  hatte  der  von  WERNER  SIEMENS  (1860)  ge- 
machte Vorschlag,  vom  Quecksilber  auszugehen  und  den  Widerstand  einer 
Quecksilbersäule  von  1  m  Länge  und  1  qmm  Querschnitt  als  Einheit  zu 
wählen.  Das  Quecksilber  ist  in  chemisch  reinem  Zustand  leicht  zu  er- 
halten, es  ist  unabhängig  von  den  bei  festen  Körpern  selbst  bei  chemischer 
Reinheit  möglichen  Aenderungen  der  inneren  Structur,  und  sein  Leitungs- 
widerstand ändert  sich  nur  wenig  mit  wachsender  Temperatur.  Als 
ein  absolutes  Maass  kann  aber  auch  die  SIEMENS'sche  Einheit  ver- 
möge ihrer  specifischen  Beziehung  auf  das  Quecksilber  nicht  gelten. 
So  gute  Dienste  sie  daher  auch  den  Physikern  geleistet  hat,  so  hat  sie 
doch  bei  der  consequenten  Durchführung  des  absoluten  Maassystems 
dem  »Ohm«  schliesslich  weichen  müssen. 

Das  OHM'sche  Gesetz,  nach  welchem 

e  e 

i  =  — ,  w  =  — 

w  1 

ist,  giebt  die  absolute  Widerstandseinheit  ohne  Weiteres  an  die  Hand, 
sobald,  wie  es  von  WEBER  geschehen  ist,  die  absoluten  Einheiten  der 
Stromstärke  wie  der  elektromotorischen  Kraft  festgestellt  sind.  Nach 
obiger  Formel  hat  die  absolute  Einheit  des  Widerstandes  derjenige  Leiter, 
welcher,  von  der  absoluten  Stromeinheit  durchflössen,  an  seinen  Enden 
eine  der  absoluten  Einheit  gleiche  Potentialdifferenz  zeigt. 

6* 


—     84    — 

Auch  hier  kann  auf  Grund  des  JOULE'schen  Gesetzes  eine  der 
vorigen  gleichwertige  Definition  der  absoluten  Widerstandseinheit  gefunden 
werden.  Diesem  Gesetze  zu  Folge  wird  die  in  einem  Leitungsdraht 
entwickelte  Wärmemenge  W,  nach  mechanischem  Maass  gemessen,  aus- 
gedrückt durch  die  Formel 

W  =  w  i2. 
Hiernach  hat  ein  Leiter    die    absolute  Einheit    des  Widerstandes,    wenn 
die    Stromeinheit    während    einer    Sekunde    eine    dem    Erg    äquivalente 
Wärmemenge  in  dem  Leiter  entwickelt. 

Auch  diese  Einheit  ist  für  praktische  Messungen  so  unbequem  klein, 
dass  der  Pariser  Congress  von  1881  tausend  Millionen  (109)  derselben 
unter  der  Bezeichnung  »Ohm«  als  praktische  Einheit  festgesetzt  hat. 
Zugleich  wurde  (Beschluss  4)  eine  internationale  Commission  beauftragt, 
durch  neue  Experimente  für  die  Praxis  die  Länge  der  Quecksilbersäule 
von  einem  Quadratmillimeter  Querschnitt  bei  0  °  C.  zu  bestimmen,  welche 
den  Werth  des  Ohm  darstellt.  Auf  Grund  der  durch  diese  Versuche 
erzielten  Ergebntsse  wurde  durch  einen  zweiten  Congress  am  3.  Mai  1884 
der  folgende,  jenen  früheren  ergänzenden   Beschluss  gefasst: 

»Das  gesetzliche  Ohm  wird  dargestellt  durch  eine  Quecksilbersäule 
von  1  Quadratmillimeter  Querschnitt  und  106  Centimeter  Länge  bei 
der  Temperatur  des  schmelzenden  Eises«., 

Wie  man  sieht,  übertrifft  das  legale  Ohm  (Q)  die  SIEMENS'sche 
Einheit  nur  um  6  °/0. 

WEBER  hatte  bereits  gefunden,  dass  die  absolute  Widerstands- 
einheit im  elektromagnetischen  Maasssystem  gleichartig  ist  mit  einer 
Geschwindigkeit.  Da  er  die  Längen  mit  Millimetern  maass  —  das 
Grundmaass  der  Masse  kommt  hier  nicht  in  Betracht  — ,  so  betrug 
seine  Einheit  nur  den  zehnten  Theil  von  der  absoluten  Einheit  des 
CGS-Systems;    auf  ein  Ohm  sind  daher  1010  Widerstandseinheiteu  des 

WEBER'schen  Systems  zu  rechnen.    In  diesem  Maasse  berechnete  WEBER 

Millimeter 

auch  den  Widerstand  des  JACOBLschen  Etalons  zu  598. 107 - — 

Sekunde 

oder  0,598  &. 

Das  OHM'sche  Gesetz  erschliesst  uns  nunmehr  auch  den  Zusammen- 
hang zwischen  den  Einheiten  des  praktischen  internationalen  Maass- 
systems Ampere,  Volt  und  Ohm.  Um  nämlich  den  Strom,  welchen 
»ein  Volt  in  einem  Ohm  erzeugt«,  nach  absoluten  Einheiten  des  CGS- 
Systems  zu  berechnen,  haben  wir  zu  setzen 

e  =  108,  w  =  109 


—     85     — 

und  erhalten 

108  1 


"  10 9  '      10' 
entsprechend  einer  ausdrücklichen  Folgerung  des  Congresses  von   1884: 
»Das  Ampere  ist  gleich  10_1  elektromagnetischen  (CG S)  Stromeinheiten.« 

Die  bereits  S.  46  angeführte  praktische  Einheit  des  Stromeffects, 
das  »Voltampere«  oder  »Watt«,  lässt  sich  nun  ebenfalls  auf  die 
Einheiten  des  absoluten  CG S- Systems  zurückführen.     In  die  Formel 

W  =  ei  (S.  81) 
haben  wir  einzusetzen  e  =  10 8   und  i  =  10 -1,  wodurch    sich    ergiebt 

W  =  10s.  10-1  =  107 
Erg  pro  Sekunde.     Dieser  Stromeffect  entspricht,    wie  wir  oben  (S.  46) 
gesehen  haben,  einer  Wärmeentwickelung   von  0,24  Grammcalorien  pro 
Sekunde. 

Obgleich  man  in  England  bereits  übereingekommen  war,  die  absolute 
CGS- Einheit  der  Stromstärke  als  ein  »Weber«  zu  bezeichnen,  so  hat 
es  der  Congress  merkwürdiger  Weise  doch  versäumt,  bei  der  Wald 
seiner  Benennungen  die  Namen  gerade  derjenigen  beiden  Männer  zu 
berücksichtigen,  denen  man  die  Begründung  eines  absoluten  Maass- 
systems für  die  magnetischen  und  elektrischen  Grössen  zu  danken  hat. 
Dass  GAUSS  und  WEBER  als  Grundmaasse  der  Länge  und  der  Masse 
Millimeter  und  Milligramm  statt  Centimeter  und  Gramm  gewählt  haben, 
ist  für  die  principielle  Beurtheilung  der  Frage  gleichgültig :  ihnen  bleibt 
das  unbestrittene  Verdienst,  jene  absoluten  Maasse  nicht  nur  begründet 
sondern  auch  bei  ihren  Messungen  folgerichtig  durchgeführt  zu  haben, 
und  zwar  zu  einer  Zeit,  wo  das  Princip  von  der  Erhaltung  der  Energie 
noch  nicht  entdeckt  und  die  Vorstellung  von  der  Einheit  der  Natur- 
kräfte in  dem  uns  geläufigen  Umfang  noch  nicht  verbreitet  war. 

Zusammenstellung  der  im  Vorstehenden  deflnirten  abgeleiteten 
Maasse  und  Herleitung  ihrer  Dimensionen. 

Schon  GAUSS  hat  am  Schlüsse  seiner  Intensitas  an  einem  be- 
stimmten Beispiel  gezeigt,  welchen  Einfluss  der  Uebergang  von  den 
ursprünglichen  zu  neuen  Grundmaassen  auf  die  Grösse  einer  abgeleiteten 
Einheit  ausübt.  MAXWELL  hat  (1865)  den  Zusammenhang  zwischen 
den  abgeleiteten  Einheiten  und  den  Grundmaassen  durch  symbolische 
Formeln  ausgedrückt,  welche  nach  einer  der  Geometrie  entlehnten  Ana- 
logie den  Namen  Dimensionsformeln  führen. 


—    86     — 

Im  Folgenden  seien  1,  m,  t  die  Symbole  für  beliebige  Maasszahlen 
einer  Länge,  einer  Masse,  einer  Zeit,  sofern  es  sich  um  die  numerische 
Quantität,  dagegen  (1),  (m),  (t)  die  Symbole  derselben  Zahlen,  sofern 
es  sich  um  diese  Qualität  handelt;  bezeichnen  wir  ferner  irgend 
eine  auf  eine  abgeleitete  Einheit  bezügliche  Maasszahl  ihrem  numerischen 
Werthe  nach  mit  Z,  so  werden  wir  sie  rücksichtlich  ihrer  Beziehung 
auf  jene  Einheit  mit  (Z)  bezeichnen.  Wird,  wie  in  der  Geometrie  bei 
der  Berechnung  eines  Flächeninhaltes,  eine  Längenmaasszahl  mit  einer 
zweiten  ebensolchen  Zahl  multiplicirt,  so  werden,  wir  diesen  Vorgang 
mit  (1)  .  (1)  oder  kurz  mit  (I2)  zu  bezeichnen  haben,  gleichviel,  ob  jene 
Zahlen  numerisch  gleich  oder  ungleich  sind,  ob  sie  endliche  oder  un- 
endlich kleine  Werthe  haben. 

Die  abgeleiteten  mechanischen  Einheiten. 

1.  Unter  der  Geschwindigkeit  versteht  man  den  bei  gleich- 
förmiger Bewegung  in  der  Zeiteinheit  zurückgelegten  Weg ;  ihre  Maass- 
zahl v  wird  also  gefunden,  indem  man  die  Maasszahl  1  einer  Länge 
durch  die  Maasszahl  t  einer  Zeit  dividirt.  Diesen  Vorgang  bezeichnen 
wir  symbolisch  durch  die  Gleichung 

(v)  =  (1) :  (t) 
oder  in  der  durch  die  Potenzlehre  begründeten  bequemeren  Schreibweise 

(v)  =  (lt "  1). 

Diese  Gleichung  behält  ihre  Gültigkeit  auch  für  den  Fall  einer  ungleich- 
förmigen Bewegung,  die  während  eines  unendlich  kleinen  Zeitelements 
als  gleichförmig  zu  betrachten  ist. 

2.  Die  Beschleunigung  (eine  Verzögerung  gilt  als  negative 
Beschleunigung)  wird  gefunden,  indem  man  den  für  eine  bestimmte  Zeit 
beobachteten  Geschwindigkeitszuwachs  auf  die  Zeiteinheit  reducirt;  wenn 
dieser  Zuwachs  nicht  gleichmässig  erfolgt,  so  ist  die  Rechnung  wiederum 
für  ein  unendlich  kleines  Zeitelement  auszuführen.  In  jedem  Falle  wird 
die  Maasszahl  y  einer  Beschleunigung  gefunden,  indem  man  die  Maass- 
zahl v  einer  Geschwindigkeit  durch  diejenige  einer  Zeit  dividirt,  und 
dieser  Vorgang  wird  symbolisch  dargestellt  durch  die  Gleichung 

(?')  =  (v):(t)  =  (lt-1):(t)  =  (lt-2). 

3.  Eine  Kraft  wird  gemessen  durch  die  Beschleunigung,  welche 
sie  einer  bestimmten  Masse  ertheilt;  ihre  Maasszahl  f  ist  also  das  Pro- 


—     87     — 

dukt  aus  der  Maasszahl  m  einer  Masse  und  derjenigen  einer  Beschleu- 
nigung; also  ist 

(f)  =  (m).(lt-2)  =  (lmt-2). 

4.  Ein  statisches  Moment  bezw.  ein  Drehungsmoment 
ist  das  Produkt  aus  Kraft  und  Hebelarm,  seine  Maasszahl  D  demnach 
das  Produkt  aus  der  Maasszahl  f  einer  Kraft  und  derjenigen  1  einer 
Länge.     Demnach  wird 

(D)  =  (f).(l)  =  (l2mt-2). 

5.  Das  Trägheitsmoment  K  einer  Masse  ist  das  Produkt  aus 
ihr  selbst  und  dem  Quadrat  ihrer  Entfernung  von  der  Drehungsaxe, 
folglich  (K)  =  (m  l2). 

6.  Eine  Arbeit  wird  gemessen  durch  das  Produkt  aus  einer  Kraft 
und  dem  in  die  Kraftrichtung  fallenden  Weg ;  ihre  Maasszahl  A  ergiebt 
sich,  indem  man  die  Maasszahl  f  jener  Kraft  mit  derjenigen  einer  Länge 
multiplicirt,  folglich  ist 

(A)  =  (f).(l)  =  (l2mt-2). 
Die  Dimension  einer  Arbeit  stimmt  also  mit  derjenigen  eines  statischen 
Momentes  überein.    Von  derselben  Dimension  ist  ferner  eine  lebendige 
Kraft  (halbes  Produkt  aus  Masse  und  Geschwindigkeit). 

7.  Leistung  oder  Effekt  ist  die  auf  die  Zeiteinheit  reducirte 
Arbeit;  ihre  Maasszahl  L  wird  also  gefunden,  indem  man  die  Maass- 
zahl A  einer  Arbeit  durch  die  Maasszahl  t  einer  Zeit  dividirt.  Hier- 
nach wird  (L)  =  (A)  :  (t)  =  (l2  m  t " 3). 

Die  magnetischen  Einheiten. 

8.  Die  Polstärke  wird  hergeleitet  aus  der  zwischen  zwei  Magnet- 
polen wirkenden  Kraft  f,  die  dem  Produkt  der  beiden  Polstärken  p 
und  px  direkt  und  dem  Quadrat  ihrer  Entfernung  r  umgekehrt  pro- 
portional ist,  also  dargestellt  wird  durch  die  Formel 

f  =  ^bezw.(f)=|:. 

Hieraus  folgt  umgekehrt 

(p2)  =  (l2)  .  (f ),  (p)  =  (l).V(f)  =  (l).(l^m^t-1),   oder 

(  L    L   _A 
(p)=    1»  m»  t   v, 

wenn  wir,    wie  üblich,    die  hier  sich  ergebenden  Quadratwurzeln  durch 

Potenzen  mit  gebrochenen  Exponenten  darstellen. 


—     88    — 

9.  Das  magnetische  Moment  oder  der  Stabmagnetismus 
ist  das  Produkt  aus  der  Polstärke  und  dem  Abstand  der  beiden  Pole. 
Seine  Maasszahl  M  wird  also  gefunden,  indem  man  die  Maasszahl  einer 
Polstärke  p  mit  der  Maasszahl  1  einer  Länge  multiplicirt.  Die  sym- 
bolische Darstellung  dieses  Vorganges  lautet 

(M)  =  (p) .  (1) 
und  ergiebt 

(M)  =  (l2"m"2"t"1). 

10.  Die  Intensität  eines  magnetischen  Feldes  an  einer 
bestimmten  Stelle  wird  abgeleitet  aus  der  Kraft,  mit  welcher  es  auf 
einen  Magnetpol  von  gegebener  Polstärke  in  der  Richtung  der  Kraft- 
linie wirkt.  Diese  Kraft  f  ist  ebenso  der  Polstärke  p  wie  der  Inten- 
sität J  des  Feldes  proportional,  also  ausgedrückt  durch  die  Formel 

f  =  p  .  J. 
Umgekehrt   ergiebt   sich    die  Maasszahl  J  dieser  Intensität,    indem   man 
die   Maasszahl   f   einer   Kraft    durch    die   Maasszahl    p    einer    Polstärke 
dividirt.     Die  Dimensionsformel  lautet  demnach 

(J)  =  (f )  =  (P) 
oder   mit  Rücksicht    auf   die    unter  No.   3    und  8    für  (f)  und  (p)   ent- 
wickelten Ausdrücke 

(J)  =  (lnn-2):(pm^t"1), 

(J)  =  (i-im-it-x). 

Die  Intensität  des  für  einen  bestimmten  Beobachtungsort  als  homogen 
zu  betrachtenden  erdmagnetischen  Feldes  ist  nach  Grösse  und  Richtung 
constant.  Ihre  Horizontalcomponente  T  ist  ein  von  der  Inclination  ab- 
hängiger Bruchtheil  der  Gesammtintensität  und  mit  dieser  von  gleicher 
Dimension.     Daher  ist  auch 

(T)  =  (r^m^t_1). 

Die  elektrostatischen  Einheiten. 

1 1 .  Die  Einheit  der  statischen  Elektricität  wird  ab- 
geleitet aus  der  Kraft  f,  mit  welcher  eine  Elektricitätsinenge  Q  auf 
eine  zweite  Menge  Qx  aus  der  Entfernung  r  wirkt.  Die  Maasszahl  f 
dieser  durch  die  Formel 

f      Q-Qi 

r2 


(f)  =  ^-,  und  folglich 


—     89     — 

dargestellten  Kraft  wird  also  gefunden,  indem  man  die  Maasszahl  Q 
einer  Elektricitätsmenge  mit  einer  gleichartigen  Zahl  multiplicirt  und 
das  Produkt  durch  das  Quadrat  einer  Längenmaasszahl  dividirt;  in  Zeichen: 

(Q2) 

ä2)3 

12.  Das  Potential  V  einer  punktuell  concentrirten  Ladung  Q 
nimmt  ab  mit  wachsender  Entfernung  und  wird  dargestellt  durch  die 
Formel  Q 

r 
Die  entsprechende  Dimensionsformel  lautet 

1 ;    (1) 

und  ergiebt  mit  Rücksicht  auf  den  unter  No.   11   gefundenen  Ausdruck 

(V)  =  (l  2"  m T  t  "  ! J  :  (l)  =  (i T  m  2  t "  J. 

13.  Die  potentielle  Energie  A  einer  Ladung  Q  vom  Poten- 
tial V  wird  gemessen  durch  das  halbe  Produkt  beider  Grössen.  Dem- 
nach ist 

(A)  =  (Q).(V)  =  (l2mt-2) 
übereinstimmend  mit  Formel  6. 

14.  Die  Capacität  C  eines  durch  die  Elektricitätsmenge  Q  zum 
Potential  V  geladenen  Leiters  wird  dargestellt  durch  die  Formel 

C-Q- 

Unter  Berücksichtigung  von  Formel   11   und   12  erhalten  wir  also 

(C)  =  (Q) :  (V)  =  (l  2~  m  2  t "  J  :  (l  T  m  T  t " 1 J  =  (1). 
Die  Maasszahl  einer  elektrostatisch  gemessenen  Capacität  ist  also  gleich- 
artig mit  einer  Länge  und  für  einen  kugelförmigen  Conductor  identisch 
mit  der  Maasszahl  seines  Radius. 

15.  Unter  der  Stromstärke  versteht  man  die  während  der 
Zeiteinheit  durch  einen  Querschnitt  der  Leitung  fliessende  Menge  von 
Elektricität ;  ihre  Maasszahl  i  wird  gefunden,  indem  man  die  Maasszahl 
Q  einer  Elektricitätsmenge  durch  die  Maasszahl  t  einer  Zeit  dividirt. 
Man  erhält 

(i)  =  (Q) :  (t)  =  (p- nT2- T 2) 


o 
LI  BR  AR 


—     90     - 

16.    Der  Widerstand  w  eines  Leiters  ist  der  Quotient  aus  einer 
Potentialdifferenz  V  und  einer  Stromstärke  i.     Hiernach  wird 

(w)  =  (V)  :  (i)  =  f  1  2"  m  2"  t "  ])  :  (l  ä"  m  2"  t ~  2J  =  (1  - :  t). 


Die  elektromagnetischen  Einheiten. 

17.  Die  Stromstärke  i  wird  abgeleitet  aus  der  Wirkung  f  eines 
Kreisstroms  vom  Radius  r  auf  einen  im  Centrum  befindlichen  Magneten 
von  der  Polstärke  p.     Die  Wirkung  wird  dargestellt  durch  die  Formel 

,       2  n  i  p                                      r  f 
1  =  -    — ,  woraus  tolgt  1  =  — 

Der  constante  Faktor  2  ti  ist  dimensionslos  und  hat  auf  die  Dimensions- 
formel keinen  Einfluss ;  daher  ergiebt  sich 

(i)==(l).(f):(p)  =  (l2mt-2):  (l^inV1), 

(i)  =  (l2"m2"t_1). 

Dieselbe  Formel    gilt   für  den  Reductionsfaktor  einer  Tangentenbussole. 

18.  Eine  Elektri  citätsmenge  Q  ist  das  Produkt  aus  einer 
gegebenen  Zeit  t  und  der  in  der  Zeiteinheit  durch  einen  Querschnitt 
des  Leiters  fliessenden  Elektricitätsmenge,  d.  i.  der  Stromstärke  i.  Man 
erhält  also 

(Q)  =  (l  T  m  t  t  -1)  .  (t)  =  (l  *  m  *J. 

19.  Die  Potentialdifferenz  an  den  Enden  eines  Leiters  kann 
hergeleitet  werden  aus  der  während  der  Zeiteinheit  in  dem  Leiter  ent- 
wickelten Energie,  die  ihrerseits  das  Produkt  aus  Stromstärke  und 
Potentialdifferenz  ist.  Daher  ist  umgekehrt  die  Potentialdifferenz  V  der 
Quotient  aus  einem  Effekt  und  einer  Stromstärke,  also  unter  Bezug- 
nahme auf  7  und  17  : 

(V)  =  (L)  :  (i)  =  (l2mt-3):  (\*  m*  t'1]  =  {\^w^t~2J. 

Eine  elektromotorische  Kraft  ist  mit  einer  Potentialdifferenz 
gleichartig  und  von  derselben  Dimension. 

20.  Der  Widerstand  w  eines  Leiters  ist  dem  Ohm'schen  Gesetz 
zufolge  der  Quotient  aus  der  zwischen  seinen  Endpunkten  herrschenden 
Potentialdifferenz  V  und  der  Stromstärke  i ;  die  Dimensionsformel  ist  also 


—     91     — 

Ein  elektromagnetisch  gemessener  Leitungswiderstand  ist  demnach  gleich- 
artig mit  einer  Geschwindigkeit. 

21.    Für  die  Capacität  ei'giebt  sich  der  unter  No.  14  gegebenen 
Definition  zufolge 

(C)  =  (Q) :  (V)  =  (l *  mt)  :  (l*  m^t'2)-^1 12). 


Vergleichnng  der  elektrostatischen  mit  den  entsprechenden 
elektromagnetischen  Einheiten. 

Dass  eine  und  dieselbe  elektrische  Grösse  elektrostatisch  gemessen 
eine  wesentlich  andere  Dimensionsformel  zeigt  wie  bei  elektromagnetischer 
Messung,  erklärt  sich  durch  den  Umstand,  dass  die  Wirkungen  der 
ruhenden  Elektricität  von  denen  der  strömenden  Elektricität  wesentlich 
verschieden  sind.  Gleichwohl  zeigen  je  zwei  entsprechende  Formeln  des 
einen  und  des  anderen  Systems  einen  höchst  merkwürdigen  Zusammen- 
hang. Wird  z.  B.  für  eine  und  dieselbe  Elektricitätsmenge  in  elektro- 
statischem Maasse  die  Maasszahl  Qs,  in  elektromagnetischem  die  Maass- 
zahl Qm  gefunden,  so  haben  wir 

(Q9)=  (l^m^f1),  (Qm)  =  (l=  'm'O, 
und  der  Quotient  beider  Maasszahlen  wird 

(Qs):(Qm)  =  (lt-1.)  =  (v)  (vgl.  No.  1), 
ist  also  gleichartig  mit  einer  gewissen  Geschwindigkeit.  Ganz  dasselbe 
Verhältniss  besteht  zwischen  den  beiden  Maasszahlen  einer  und  der- 
selben Stromstärke,  das  umgekehrte  dagegen  zwischen  denjenigen  einer 
und  derselben  Potentialdifferenz.  Ohne  Weiteres  ergiebt  sich  durch  Ver- 
gleichung  der  betreffenden  Ausdrücke 

(i8)  :  (im)  =  (1 1  - 1)  =  (v) 
(Vs)  :  (Vm)  =  (1  "  H)  =  (v  " 1). 
Ebenso  ergiebt  der  Vergleich  der  beiden  Maasszahlen  für  den  Wider- 
stand oder  die  Capacität  eines  und  desselben  Leiters 

(ws):(wm)  =  (l-2t2)  =  (v-2) 
(Cs):(Cin)=(l2t-2)  =  (v2). 

Um  daher  aus  den  elektromagnetischen  die  entsprechenden  elektro- 
statischen Maasszahlen  zu  finden,  hat  man  bei  einer  Elektricitätsmenge 
wie  bei  einer  Stromstärke  mit  der  Maasszahl  einer  gewissen  Geschwin- 
digkeit,   bei    der  Capacität   mit   dem   Quadrat   einer   solchen   zu  multi- 


-     92     — 

pliciren ;  bei  einer  Potentialdifferenz  oder  einem  Widerstand  hat  man 
mit  der  Maasszahl  einer  gewissen  Geschwindigkeit  bezw.  deren  Quadrat 
zu  dividiren.  Wie  gross  ist  diese  Geschwindigkeit?  Was 
hat  sie  zu  bedeuten? 

Sorgfältige  Messungen  einer  und  derselben  Elektricitätsmenge,  Po- 
tentialdifferenz, Capacität  nach  dem  einen  wie  nach  dem  anderen  System 
haben  ergeben,  dass  es  sich  bei  all  diesen  Beziehungen  um  eine  und 
dieselbe  Geschwindigkeit  handelt,  die  den  enormen  Werth  von  300  000  km 
oder  3  .  1010cm  besitzt.  Hiernach  lassen  sich  die  auf  absolute  elektro- 
magnetische CG S -Einheiten  bezogenen  praktischen  Maasse  für  Strom- 
stärke, Potential  und  Widerstand,  nämlich  Ampere,  Volt  und  Ohm  ohne 
Weiteres  auch  auf  absolute  elektrostatische  C  G  S  -  Einheiten  zurück- 
führen.    Man  erhält 

1  Ampere  =  10  - 1  (im)  =  3  .  1010 .  10  - x  (i8)  =  3  .  109  (is) 

1  Volt        =•  108  (Vm)  =  108 :  3  .  1010  (Vs)  =  -^-  (Vs) 

1  Ohm       =  109  (wm)  =  109 : 9  .  1020  ws  ±=  —  .  10  ""  (ws). 

Auf  ein  Ampere  gehen  also  3  .  109  elektrostatische  Stromeinheiten; 
umgekehrt  gehen  auf  eine  elektrostatische  Potentialeinheit  300  Volt,  auf 
eine  elektrostatische  Widerstandseinheit  9  .  10n  Ohm. 

Ist  es  nun  Zufall,  dass  diese  für  den  Zusammenhang  der  elektrischen 
Maasse  so  bedeutungsvolle  Geschwindigkeit  keine  andere  ist  als  die- 
jenige, mit  welcher  die  Lichtwellen  durch  den  Weltraum  sich  fortpflanzen? 
Und  was  bedeutet  die  Lichtgeschwindigkeit  in  den  Formeln  für  die 
Elektricität  ?  Die  Antwort  kann  heute  kaum  noch  zweifelhaft  sein.  Jene 
merkwürdige  Uebereinstimmung  bedeutet,  dass  das  Licht  eine  elektrische 
Erscheinung  ist,  dass  die  Elektricität  wie  das  Licht  sich  fortpflanzt 
durch  die  elastischen  Schwingungen  des  Aethers. 

In  unseren  Tagen  hat  die  elektromagnetische  Lichttheorie  MAX- 
WELLS  (1865)  eine  sichere  Grundlage  erhalten  durch  die  glänzenden 
Entdeckungen  von  HEINRICH  HERTZ  (f  1894).  Diesem  genialen,  der 
Wissenschaft  zu  früh  entrissenen  Forscher  ist  es  gelungen,  die  zeitliche 
Ausbreitung  elektrischer  Transversalwellen  im  Räume,  ihre  Spiegelung 
und  ihre  Brechung,  ihre  Interferenz  und  ihre  Polarisation  durch  den 
Versuch  nachzuweisen  und  zu  zeigen,  dass  diese  Erscheinungen  ganz 
denselben  Gesetzen  unterworfen  sind  wie  die  entsprechenden  Erschei- 
nungen der  Optik.    Der  Unterschied  ist  nicht  qualitativer,  sondern  ledig- 


—    93     — 

lieh  quantitativer  Natur.  Während  die  Lichtwellen  eine,  nach  unseren 
gewöhnlichen  Vorstellungen  zu  urtheilen,  minimale  Länge  besitzen 
(7,6  Zehntausendstelmillimeter  für  Roth,  3,9  für  das  äusserste  Violett), 
zeigt  die  Elektricität  Wellen,  deren  Länge  nach  Decimetern,  Metern, 
Kilometern  rechnet.  Aus  diesem  ganzen  stetigen  Gebiet  wird  durch  das 
Licht  nur  jene  eine  Octave  herausgehoben,  auf  welche  die  Stäbchen 
unserer  Netzhaut  gestimmt  sind,  und  die  elektrischen  Erscheinungen 
sind  es,  die  uns  von  dem  weiten  Gebiet  zu  beiden  Seiten  dieses  Aus- 
schnitts Kunde  geben.  Die  Wissenschaft  suchte  nach  einheitlichen  Maassen 
für  die  verschiedenen  Formen  der  Kraft,  und  die  Lösung  dieser  Auf- 
gabe eröffnete  zugleich  einen  überraschenden  Blick  auf  ihr  Wesen.  So 
sind  es  die  stille  Arbeit,  der  durchdringende  Gedanke  eines  GAUSS, 
eines  WEBER  gewesen,  die  der  Technik  zu  ihrem  nothwendigsten  Rüst- 
zeug verholten  und  zugleich  einen  Pfeiler  der  Brücke  aufgerichtet  haben, 
die  aus  dem  Gebiete  des  Magnetismus  und  der  Elektricität  hinüberführt 
in  das  Reich  des  Lichts. 


BEMERKUNGEN 


ÜBER  EINE 


KALKTUFF -ABLAGERUNG 


IM 


BECKEN  VON  WIESBADEN. 


Von 


DR   F.  v.  SANDBERGER 

(WÜRZBURG). 


JJei  meinem  letzten  Aufenthalte  in  Wiesbaden  zu  Ostern  1894 
war  in  Folge  von  Canalisations  -Arbeiten  vor  dem  alten  Ratbbause  eine 
Kalktuff-Ablagerung  von  etwa  2  m  Mächtigkeit  aufgedeckt  worden,  von 
deren  Vorhandensein  an  dieser  Stelle  ich  früher  niemals  gehört  hatte. 
Es  scheint  der  mächtigere  und  der  Bildungsstätte  näher  gelegene  Theil 
jener  Tuffmasse  zu  sein,  welche  s.  Z.  bei  dem  Bau  der  protestantischen 
Hauptkirche  an  der  damaligen  Zehntscheuer,  der  Vorbereitungsschule 
sowie  im  Hofe  des  naturhistorischen  Museums  entblösst  war. 

Ich  habe  von  derselben  im  Jahre  1852  ein  Profil  aufnehmen  können, 
welches  bisher  nicht  veröffentlicht  worden  ist,  weil  ich  neue  Aufschlüsse 
abwarten  wollte.  Wenn  die  jetzigen  Arbeiten  in  der  Gegend  des  alten 
Bathhauses  beendigt  sind,  wird  wohl  so  bald  keine  neue  Gelegenheit 
zur  Beobachtung  geboten  werden.  Das  erwähnte  Profil  ergab  unter 
1,50  m  Bauschutt  und  Dammerde  die  folgenden  Schichten: 

1.  Kalktuff,  leicht  zerreiblich  mit  incrustirten  Stengeln 
und  Blättern    des   grossen  Süssgrases  (Glyceria   specta- 

bilis  M.  et  K.) 0,30  m 

2.  Feinkörniger,   rothbrauner   grün  gesprenkelter  thoniger 

Sand  mit  Cypris  und  Conchylien      .     , 0,50  m 

3.  Grober  Kies  mit  Gerollen  von  Sericitschiefer  und  hartem 
Quarzsandstein  (Onychien-S.),  dazwischen  wasserführender 
aufgelöster  Letten  (Mosbacher  Sand) 2.00  m 

Der  Kalktuff  ist  schmutzig-weiss,  sehr  porös  und  von  krümeliger 
Beschaffenheit.  Er  lässt  sich  gut  schlämmen  und  liefert  dann  einige 
Fossilien,  namentlich  Bruchstücke  von  incrustirten  Conferven,  Schälchen 
von  Helix  pulchella  Müll.,  die  aber  recht  selten  sind,  während  eine 
kleine  Cypris  häufig  auftritt,  welche  mit  der  in  stehenden  Gewässern 
Mittel-Europas  gemeinen  C.  ovum  Jurine  sp.  übereinstimmt.  Löst  man 
den  Tuff  in  Salzsäure  auf,  so  bleibt  ein  schmutzig-weisser  Rückstand, 
welcher  fast  nur  aus  Kieselalgen  besteht.  Am  häufigsten  ist  der  schöne 
Campylodiscus  clypeus  Ehrenb.,  seltener  schon  Pinnularia  viridula  Rabenrh. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.    48.  7 


—     98     — 

und  sehr  selten  Fragilaria  virescens  Ealfs  sowie  Nadeln  von  Spongilla. 
Das  sind  lauter  noch  in  Deutschland  lebende  Formen  und  man  wird 
daher  dem  Kalktuff  ein  alluviales  Alter  zuschreiben  müssen. 

Der  unter  dem  Tuff  lagernde  Sand  enthalt  aber  mehrere  Arten, 
die  ein  höheres  geologisches  Alter  andeuten,  nämlich  Pupa  muscorum  L. 
und  Succinea  oblonga  Drap.,  welche  zwar  auch  noch  in  der  Gegend 
leben,  aber  viel  reichlicher  in  dem  oberpleistocänen  Löss  gefunden 
werden,  welcher  ausserhalb  des  Wiesbadener  Beckens  überall  den  Mos- 
bacher Sand  überlagert.  Auch  Helix  pulchella  Müll,  kommt  in  dem 
Sande  vor,  hat  aber  keine  weitere  Bedeutung.  Anders  verhält  es  sich 
mit  einer  Caecilianella,  welche  ich  1852  noch  nicht  zu  bestimmen  ver- 
mochte und  die  sich  von  C.  acicula  sofort  durch  beträchtlichere  Grösse 
und  andere  Merkmale  unterscheidet.  Ich  zweifle  jetzt  nicht  mehr  daran, 
dass  sie  mit  der  von  Bourguignat  (Amenites  malacologiques  I  p.  216 
suiv.  PI.  XVIII,  Fig.  3,  4)  beschriebenen  C.  anglica  identisch  ist,  welche 
noch  in  England  lebend  vorkommt. 

Angesichts  dieser  Fauna  und  der  Lagerung  wird  man  wohl  dem 
braunen  thonigen  Sande  dasselbe  Alter  wie  dem  Löss  zuschreiben,  d.  h. 
ihn  in  das  Oberpleistocän  einreihen  dürfen.  Es  wäre  der  Mühe  werth, 
nachzusehen,  ob  sich  nicht  an  der  oberen  Grenze  des  Mosbacher  Sandes 
gegen  den  Löss  ähnliche  Bänkchen  finden. 

Was  nun  den  Kalktuff  betrifft,  so  hat  er  mit  den  Wiesbadener 
Thermalquellen  offenbar  nichts  zu  thun,  da  er  zwar  ziemlich  viel  kohlen- 
saures Eisenoxydul,  aber  nur  Spuren  von  Chlor-  und  schwefelsauren  Ver- 
bindungen enthält.  Man  wird  vielmehr  vermuthen  dürfen,  dass  er  von 
Quellen  herrühre,  welche  in  den  den  westlichen  Theil  des  Wiesbadener 
Beckens  umgebenden  kalkigen  Schichten  (Hydrobienkalk)  ihren  Ursprung 
nahmen  und  später  erloschen  sind. 


DIE  BEI 


NASSAU  BEOBACHTETEN  BIENEN. 


NACHTRAG 


ZU   DEN 


BEOBACHTUNGEN  VON  HEBEN  PBOFESSOB  Dr.  SCHENK. 


EIN  BEITRAG  ZUR  BIENENFAUNA  DER  UNTEREN  LAHN. 


Von 
Dr.   BUDDEBERG 

(NASSAU  a.  d.  LAHN.) 


* 


c 


A  .       *  * 


• 


I, 


In  Heft  XXI  und  XXII,  Jahrgang  1867  und  1868  der  Jahrbücher 
des  nassauischen  Vereins  für  Naturkunde  veröffentlichte  Herr  Professor 
Dr.  Schenk  in  Weilburg  die  letzten  seiner  Beobachtungen  über  Bienen. 
Seit  dieser  Zeit  ist  kein  Artikel  über  Bienen  in  dieser  Zeitschrift  er- 
schienen. Wenn  ich  nun  meine  Beobachtungen  über  das  Vorkommen 
dieser  interessanten  Thiere  veröffentliche,  so  möchte  ich  die  nachfolgen- 
den Zeilen  dem  Andenken  des  verdienstvollen  Hymenopterologen  widmen, 
der  durch  seine  gründlichen  Untersuchungen  und  seine  analytische  Aus- 
einandersetzung der  einheimischen  Arten  die  Bestimmung  und  das  Studium 
der  Bienen  sehr  erleichtert  hat. 

Ich  möchte  den  Anlass  zu  der  folgenden  Arbeit  auf  die  Anregung 
des  Herrn  Dr.  Schenk  selbst  zurückführen;  als  ich  nach  Nassau  ver- 
setzt wurde,  schrieb  er,  er  wünsche,  dass  ich  das  freundliche  Thal  genau 
durchforsche,  es  müssten  sich  in  demselben  viele  interessante  Thiere 
finden.  Seine  Ansicht  hat  ihn  nicht  getäuscht,  eine  ganze  Reihe  bisher 
für  die  Fauna  der  Lahn  unbekannter  Arten  habe  ich  im  Laufe  der 
Jahre  beobachtet,  ebenso  habe  ich  andere,  von  denen  Dr.  Schenk  nur 
eins  oder  wenige  Exemplare  gefunden  hatte,  in  grösserer  Zahl  gefangen. 

Die  von  Dr.  Schenk  beschriebenen  Arten  sind  bei  Weilburg, 
Dillenburg,  Wiesbaden  und  bei  Frankfurt  gefangen,  bei  Nassau  hat  er 
nie  gesammelt  und  somit  ist  über  Vorkommen  der  Bienen  an  der 
unteren  Lahn  noch  Nichts  in  unserer  Vereinsschrift  veröffentlicht  worden ; 
die  folgenden  Zeilen  bieten  eine  Ergänzung  zur  Bienenfauna  des  Regie- 
rungsbezirks Wiesbaden. 

Die  Beobachtungen  über  das  Vorkommen  der  Bienen  bei  Nassau 
sind  von  mir  zuerst  in  den  Jahren  1874 — 1876,  später  vom  Jahre  1888 
an  gemacht  worden.  Die  Beobachtungen  von  1874 — 1876  sind  bereits 
durch  Herrn  Dr.  Hermann  Müller  veröffentlicht  und  zwar  in  den 
Verhandlungen  des  naturhistorischen  Vereins  der  preussischen  Rhein- 
lande und  Westfalens  in  den  drei  Abhandlungen  »Weitere  Beobach- 
tungen über  Befruchtung  der  Blumen  durch  Insecten«  1878,  S.  1 — 59; 


—     102     — 

1879,  S.  198—268;  1882,  S.  1  —  104.  In  diesen  Abhandlungen  werden 
die  Bienen  mit  Bezug  auf  ihre  Thätigkeit  heim  Besuchen  der  Blüthen 
behandelt;  eine  Zusammenstellung  der  Arten  findet  nicht  statt.  Die 
Bestimmungen  zweifelhafter  Arten  sind  von  Dr.  Schenk  gemacht. 

Im  Anschluss  an  diese  Beobachtungen  habe  ich  in  den  letzten 
Jahren  die  hiesige  Bienenfauna  nochmals  genau  untersucht;  dabei  habe 
ich  fast  alle  früher  gefangenen  Bienenarten  wieder  erbeutet,  und  noch 
eine  grosse  Zahl  anderer  dazu. 

Zur  Bestimmung  dienten  mir  die  schon  oben  genannten  Abhand- 
lungen von  Dr.  Schenk,  1859,  1867  und  1868,  um  so  mehr,  da  es 
kein  neueres  Gesammtwrerk  über  Bienen  giebt.  Einzelne  Genera  sind 
wohl  neu  bearbeitet  worden,  so  die  Genera  Nomada,  Bombus,  Psithyrus. 
Andrena,  Osmia  von  Herrn  Dr.  Schmiede knecht  (Apidae  Europae). 
Der  Verfasser  hat  mich  bei  der  Bestimmung  zweifelhafter  Arten  freund- 
lichst unterstützt. 

Neuerdings  erschien:  »Die  Bienen  Europas«,  Apidae  europaeae  von 
Heinrich  Friese,  I.  Theil  Schmarotzerbienen. 

Die  Reihenfolge  der  Genera  und  Arten  in  der  folgenden  Zusammen- 
stellung ist  dieselbe,  wie  in  dem  genannten  Werk  von  Schenk  vom 
Jahre  1859. 

Die  Nomenelatur  richtet  sich  im  Allgemeinen  ebenfalls  nach  Schenk, 
nur  bei  den  genannten  Arbeiten  von  Dr.  Schmiede  knecht  habe  ich 
die  Nomenclatur  derselben  gewählt,  um  so  mehr,  da  nach  den  älteren 
Autoren  häufig  grosse  Verwirrung  in  Bezug  auf  Synonyma  herrscht. 

Schenk  zählt  1859  278  Arten  nassauischer  Bienen  auf,  1867 
und  1868  sagt  er,  er  habe  269  nassauische  Arten  beobachtet,  also  9 
weniger  als  früher,  was  wohl  leicht  dadurch  zu  erklären  ist,  dass  er 
später  eine  Anzahl  Varietäten  gestrichen  hat,  die  er  früher  als  Arten 
auffasste,  so  z.  B.   bei  Sphecodes. 

Bei  Nassau  fand  ich  224  Arten,  darunter  18  neue*),  sodass  also 
die  Zahl  aller  im  Vereinsgebiet  beobachteten  Arten  287  ist. 

Ich  möchte  bei  dieser  Gelegenheit  darauf  hinweisen,  wie  sehr  Nassau 
wegen  seiner  Lage  sich  zum  Beobachten  von  Naturgegenständen  eignet. 
In  der  nächsten  Umgebung  der  Stadt  habe  ich  1872  Käferarten  beob- 
achtet, auch  die  Zahl  der  Insecten  aus  anderen  Ordnungen  ist  beträchtlich. 


*)  Diese  sind  durch  ein  Sternchen  hervorgehoben. 


—     103     — 

In  der  Folge  möchte  ich  noch  kurz  die  Plätze  bezeichnen,  welche 
für  Beobachtung  von  Bienen  sich  eignen. 

Schon  im  ersten  Frühling  sind  die  gegen  Süden  gelegenen  Dämme 
der  Eisenbahn  und  der  Lahndamm  mit  einer  Menge  Frühlingsblumen 
bedeckt,  die  warmen  Abhänge  werden  von  den  Bienen  gern  aufgesucht; 
auch  die  Gärten  liefern  gute  Ausbeute,  bald  blühen  die  Weiden  an  der 
Lahn,  namentlich  am   Woog  und  locken  viele  Arten  an. 

Nun  beginnen  die  Obstbäume  und  die  Wiesenblumen  zu  blühen, 
und  wenn  die  Wiesen  abgemäht  werden,  sind  die  Lahnufer  mit  ihrem 
reichen  Blumenschmuck  ein  Hauptfangplatz ;  ja  die  Zahl  der  Blüthen  ist 
hier  so  reich,  dass  eine  grosse  Zahl  derselben  nicht  besucht  werden 
kann.  Als  gute  Fangplätze  für  die  Zeit  des  Hochsommers  sind  auch 
die  Bergwiesen  und  die  Waldblössen  mit  ihren  mannigfachen  Blüthen 
zu  nennen,  sowie  die  Blumen  der  Wiesenthäler  (Kaltbachthal).  Hier 
findet  man  noch  manche  Arten  im  August  vor  dem  zweiten  Grasschnitt. 

Dass  manche  Bienenarten  die  verschiedensten  Blüthen  besuchen, 
andere  Arten  aber  nur  an  ganz  bestimmten  Blüthen  zu  finden  sind, 
habe  auch  ich  wiederholt  beobachtet,  deshalb  habe  ich  in  der  folgenden 
Aufzählung  der  Bienenarten  zugleich  die  Pflanzen,  an  deren  Blüthen  ich 
die  Bienen  fand,  namhaft  gemacht. 

ApiS  Latr. 

A.  mellilica  L. 

Bombus  f. 

Die  Arten  findet  man  an  den  verschiedensten  Blüthen. 

B.  terrestris  L.     Häufig. 

var.  lucorum  L,  Eine  schöne  Varietät,  bei  der  die  in  der  Stammform 
schwarzen  Binden  sammetbraunviolett  sind,  fing  ich  im  Juni  an 
Knautia  arvensis. 

B.  hortorum  L.  Wegen  des  langen  Rüssels  und  verlängerten  Kopfes  für 
Besuch  von  Labiaten  geeignet.  Im  Frühling  die  Weibchen  nicht 
selten  an  Lamium  purpureum,  später  an  Galeopsis,  Stachys.  Der 
blaue  Eisenhut,  Aconitum  napellus,  wurde  nur  von  dieser  Art 
besucht.     Die  Bienen  verschwanden  fast  in  den  Blüthen. 

B.  lapidarius  L.     Nicht  selten. 

B.  pomoruni  Pz.     Selten  an  Klee. 

B.  rajellus  R.     Selten. 


—     104     — 

B.  soröensis  F.     Selten. 

var.  proteus  Gerst.  Weibchen  im  Mai  auf  Salvia  pratensis.  Arbeiter 
auf  Succisa  pratensis  im  August  nicht  selten.  Es  kommen  Exem- 
plare mit  rothgelb  behaarten  Endsegmenten  vor,  sowie  solche  mit 
weissen,  gelblich  gerandeten. 
var.  sepulcralis  Schmied.  Ein  Männchen  am  5.  Septbr.  1890  auf 
Centaurea  scabiosa. 

B.  pratorum  L,  Häutig.  Die  Arbeiter  im  Juli  an  Atropa  belladonna, 
desgl.  im  Juni,  Juli  an  Trifolium  pratense  u.  a.  Weibchen  im 
April  häufig  an  Lamium  purpureum.  Die  bunten  Varietäten  der 
Männchen,  die  Schenk  XIV  S.  156  erwähnt,  kommen  ebenfalls 
bei  Nassau  vor. 

B.  hypnoruni  L.  Nicht  selten;  die  Weibchen  im  Frühling  an  Lamium 
purpureum. 

Es  kommt  auch  die  Varietät  vor,  bei  der  der  Thorax  des 
Weibchens  schwarz  behaart  ist. 

B.  agrorum  F.  K.  =  muscorum  L.  Männchen  Septbr.  an  Carlina  vulgaris, 
Arbeiter  und  Weibchen  an  Betonica,  Trifolium  u.  a.  Juli  bis  Septbr. 

B.  variabilis  Schmiedek.     Die  häufigste  Art ;  begreift  den  grössten  Theil 
der    als    muscorum    von    den    Autoren    beschriebenen    Färbungen. 
Schenk  XIV   156. 
var.  notomelas  Kriechb. 
var.  tristis  Seidl. 

Nicht  selten  kommt  auch  eine  dunkle  Varietät  vor;  bei  dieser 
ist  der  Kopf  gelblich,  der  Thorax  schwarz  behaart ;  die  Haare  des 
Hinterleibs  sind  an  der  Basis  dunkelbraun,  weiter  nach  hinten  zu 
gelblichbraun  und  an  der  Spitze,  sowie  an  den  Seiten  gelblich. 

B.  silvarum  L.  Häufig.  Besucht  namentlich  Teucrium  scorodonia,  Gale- 
opsis,  Ajuga,  Salvia,  Ballota,  Vicia,  Lathyrus,  Trifolium,  Melam- 
pyrum  u.  a. 

PsitliyniS  Lepel. 

Die    Weibchen    findet   man,    soweit   sie   nicht   auf   Blüthen    sitzen, 
schwerfällig  umherfliegen. 

Ps.  nipestris  F.  Es  kommen  AVeibchen  mit  schwarzem  Thorax,  sowie 
solche  vor,  bei  denen  der  Thorax  vorn  zwei  gelbe  Flecken  oder 
eine  gelbe  Binde  hat. 


—     105     - 

Ich  fand  die  Weibchen  sitzend  an  Trifolium  pratense,  Lotus 
corniculatus,  Knautia  arvensis  und  zwar  von  Ende  Mai  bis  anfangs 
Juli.     Männchen  sind  selten. 

Ps.  barbutellus  R.  Weibchen  an  ähnlichen  Blüthen,  wie  vorige,  doch 
auch  in  Mehrzahl  an  Ajuga  reptans  am  21.  Mai  1880  gefangen, 
vom  21.  Mai  an  bis  anfangs  August.  Männchen  vom  8.  August 
bis   12.  Septbr.   1881   nicht  selten  an  Origanum  vulgare. 

Ps.  campestris  Vi.  Weibchen  selten  vom  23.  Mai  bis  7.  Juli  1888  auf 
Wiesenblumen,  namentlich  auf  Knautia  arvensis ;  Männchen  an- 
fangs Septbr.  auf  Centaurea  scabiosa  und  Succisa  pratensis. 

Ps.  vestalis  Foncr.  Bei  Nassau  die  häufigste  Art ;  man  findet  die  Weib- 
chen von  Mitte  Mai  an  namentlich  auf  Wiesen  an  den  Blüthen 
der  Knautia  arvensis  und  Centaurea  jacea  sitzend. 

Männchen  von  Mitte  Juli  bis  anfangs  September  namentlich  an 
Origanum  vulgare  und  Succisa  pratensis. 

Ps.  qiiadricolor  Lep.  Bisher  nur  2  Ex.  bei  Nassau  beobachtet;  ein 
Männchen  an  Sedum  album  im  Juli,  ein  Weibchen  anfangs  August 
im  Walde  fliegend. 


■'ö^ 


Anthopliora  Latr. 

A.  retusa  R.     Wenn   Lamium  purpureum    in    hinreichender   Menge   vor- 
handen ist,  besucht  die  Biene  fast  nur  diese  Pflanze.      1888  fing 
ich  37  Ex.  an  dieser,  dagegen  nur  10  an  anderen  Pflanzen. 
Es  kommen  folgende  Färbungen  vor : 
cf  9  pilipes  F.     Grau.     April,  Mai,  ausser  an  Lamium  noch  an  Hya- 
cynthus  orientalis,  Ajuga  reptans,  Salvia  und  Symphytum  beobachtet, 
letztere,  Weibchen,  am  8.  Juni. 
9  hirsuta  Latr.     Braun,   heller  und  dunkler. 

(j*  acervorum  F.  graubraun,  9  schwarz,    bis   zum  25.  Mai    fast    nur 
an  Lamium. 

Es  kommen  weibl.  Exemplare  mit  schwarzer  und  solche  mit 
röthlicher  Schienenbürste  vor. 
A.  aestivalis  Pz.  Weibchen  an  Ajuga  reptans,  Vicia,  Lotus,  Trifolium 
im  Mai  nicht  selten.  Ein  völlig  abgeriebenes  Weibchen,  das  ich 
am  29.  Juni  auf  Echium  fing,  dürfte  zu  dieser  Art  gehören. 
A.  parietina  F.  Männchen  und  Weibchen  im  Juni  an  Trifolium  pratense 
und  Vicia  cracca.     Die  Weibchen  haben    schwarzen   Thorax,    der 


1     I   o   r»    A    r 


—     106     — 

Hinterleib  ist  rostroth,  hinten  schwarz.    Ein  anderes  ist  fast  ganz 

schwarz,  mit    nur   einigen  rostrothen  Haaren   auf  dem  Hinterleib. 

Eine  Anzahl  von  Männchen,    deren  Behaarung  silbergrau  glänzte, 

fing  ich  an  Ballota  und  Salvia  verticillata  am  26.  Juni. 
A.  quadriniaculata  F.    Männchen  und  Weibchen  fast  nur  an  Ballota,  nicht 

selten;  ausserdem  an  Teucrium  scorodonia  und  Echium  beobachtet. 

Juni,  Juli.     Ein  abgeflogenes  Männchen  noch  am   10.  August, 
albigena  Lep.  (nach  Sichel  var.  von  nidulans  F.) 

Einige  Männchen  im  Juli,  August  auf  Ballota,  Lythium. 
A.  furcata  Pz.     Einzeln   an    Labiaten,    z.  B.    Stachys   silvatica,    Ballota, 

Galeopsis  ladanum.  Männchen  und  Weibchen.     Juli,  August. 

Saropoda  Latr. 

S.  rotundata  Pz.  Nicht  selten  auf  Labiaten ;  namentlich  auf  Ballota  und 
Stachys  palustris,  Juni  bis  Mitte  September. 

Eucera  Scop. 

E.  longicornis  L.  Die  Männchen  dieser  schönen  Biene  findet  man  schon 
im  ersten  Frühling  am  Eisenbahndamm.  Sie  sind  rostroth  gefärbt 
und  wenn  sie  Blüthen  von  Lamium  purpureum  besuchen,  so  ist 
Kopf  und  Thorax  obendrein  schön  mit  rosarothem  Pollen  bedeckt, 
wodurch  die  Schönheit  der  Biene  noch  vermehrt  wird.  Nach 
einiger  Zeit  verblasst  die  Färbung  und  das  Thier  wird  grau. 

Die  Weibchen  findet  man  an  Papilionaceen,  namentlich  Vicia 
sepium,  oder  Lathyrus  pratensis,  Lotus,  auch  an  Lamium,  abge- 
riebene Weibchen  noch  am  24.  Juni. 

Rhophites  Spin. 

R.  quinquespiiiosus  Seh.  Auf  Betonica  officinalis  nicht  selten,  aber  auch 
auf  andern  Blumen  beobachtet;  z.  B.  Ballota,  doch  fast  nur  Männ- 
chen. 

Mitte  Juli  bis  Mitte  August.  Ein  Weibchen  im  Juli  auf  Car- 
duus crispus,  ein  anderes  im  August  auf  Calluna. 

Ceratina  Latr. 

*C.  callosa  F.     Schenk  schreibt  in  Band  XXI  und  XXII  S.  282  u.  ff. 

»Gör and  zeigt,  dass  die  C.  (Apis)  caerulea  Vill.  (Apis  cyanea 


—     107     — 

K.  Cer.  callosa  Latr.,  nitidula  Sp.),  welche  nebst  albilabris  F.  in 
Nassau  vorkommt,  von  callosa  F.  (coerulea  Duf.)  verschieden  ist. 
C.  callosa  F.  Grösser  als  die  beiden  anderen  Arten,  die  9 
8  mm,  die  (f  7  mm,  blaugrün ;  auf  der  Schulterbeule  ein  weisser 
Fleck,  ebenso  auf  dem  Clypeus;  Segment  6  des  9  m*t  einem 
bis  zum  Ende  fortlaufenden  Kiele ;  dieses  Segment  fast  zugespitzt. 
Das  cf  mit  weissem  Clypeus  und  grossem,  viereckigem,  weissem 
Fleck  auf  der  Oberlippe;  Segment  6  mit  deutlicherem  Kiel,  Segment 
7  stark  nach  unten  eingekrümmt,  Endrand  bogenförmig  ohne  Spur 
einer  Ausrandung,  bei  coerulea  ausgerandet  mit  zahnförmigen  Ecken 
der  Ausrandung.     Oesterreich,  Tyrol.« 

Ein  Männchen,  welches  auf  diese  Beschreibung  passt,  fing  ich 
am  12.  August  1888  auf  Cirsium  lanceolatum.  (1875  Männchen 
auf  Nigella  damascena  am  16.  Juni,  Knautia  arvensis  am  12.  Juli. 
Weibchen  auf  Hieracium  pilosella.  3.  Juni.  Die  drei  zuletzt 
genannten  sind  in  die  Sammlung  des  Herrn  Dr.  Müller  über- 
gegangen, von  dem  auch  die  Bestimmung  herrührt). 

C,  albilabris  F.  Im  vierzehnten  Heft  1859  S.  172  schreibt  Schenk: 
»Sie  ist  in  Nassau  noch  nicht  gefunden.«  1867  und  1868,  sagt 
er,   »sie  kommt  in  Nassau  vor«,  den  Ort  nennt  er  nicht. 

Ich  fing  hier  einige  Exemplare.  Männchen  an  Jasione  montana 
am  22.  Juni  1876,  Weibchen  an  Echium  am  18.  Juni,  23.  Juni 
1876.     Desgl.  an  Rubus  fructicosus  am  23.  Juni  1875. 

C,  coerulea  Vill.  Einige  weibliche  Exemplare  auf  Echium  und  Ballota 
gefangen.  Mai,  Juni,  Juli,  ein  Männcheu  anfangs  Mai  auf  Veronica 
chamaedrys. 

Melecta  Latr. 

M.  punctata  R.  Erscheint  schon  an  den  ersten  warmen  Frühlingstagen, 
die  Männchen  sitzen  gern  auf  dem  Erdboden  (z.  B.  am  Bahndamm, 
im  Grabengarten),  die  Weibchen  suchen  an  Mauern  und  Lehm- 
wänden nach  den  Nestern  von  Anthophora  retusa,  bei  denen  sie 
schmarotzen. 

Von  Blüthen  besuchen  sie  namentlich  Lamium  purpureum ;  die 
von  Natur  schon  hübsche,  schwarz  und  weisslich  gefärbte  Biene 
erhält,  wenn  Kopf  und  Thorax  mit  den  blassrothen  Pollen  der 
Lamiumblüthen  bedeckt  sind,  ein  hübscheres  Ansehen,  sodass  man 
eine  andere  Art  vor  sich  zu  haben  glaubt.     April,  Mai. 


—     108     — 

Ich  fand  2  Weibchen  am  21.  Juni  1890  an  Ballota.  Da  um  diese 
Zeit  A.  retusa  nicht  mehr  fliegt,  scheint  es  mir,  als  ob  es  auf 
Nester  von  Anthophora  quadrimaculata  abgesehen  sei. 
M.  hietuosa  Seop.  Schenk  nennt  sie  häufig.  Ich  fing  bisher  erst  2 
Weibchen  und  zwar  auf  Ajuga  reptans  am  26.  Mai  und  Salvia 
verticillata  am  7.  Juni   1888. 

Crocisa  Latr. 

Cr.  histrionica  F.  Die  Biene  fliegt  in  den  heissen  Julitagen  bis  in  den 
August  an  Mauern  und  Wänden,  in  denen  Osmien  nisten,  bei 
denen  sie  schmarotzt.  Männchen  fand  ich  auf  Blüthen  von  Knautia 
arvensis,  Weibchen  an  Ballota,  Dipsacus,  Lappa. 

EpeolllS  Latr. 

E.  variegatus  L.  Schmarotzt  bei  Colletes  daviseana.  Man  findet  sie  in 
der  Nähe  von  Tanacetum,  z.  B.  auf  Senecio,  Inula  u.  a.  Selten 
Ende  Juli,  August. 

Nomada  f. 

X.  succincta  Pz.     Beide  Geschlechter  selten  im  April  und  Mai. 

X.  marshamella  R.  Selten.  Ein  Männchen  Ende  April  an  Sisymbrium 
thalianum. 

X.  lineola  Pz.  Selten  im  April,  Mai  z.  B.  an  Stellaria  media,  Taraxa- 
cum  u.  a. 

X.  sexfasciala  Pz.     Einzeln  an  Lamium  purpureum. 

X.  jacobaeae  Pz.  Nicht  selten;  meist  auf  Senecio  jacobaea  und  erucae- 
folius,  sowie  Origanum.  Ende  Juli,  August.  Männchen  findet 
man    schon   in    den  letzten  Tagen  des  Juni  auf  Knautia  arvensis. 

X.  solidaginis  Pz.  Erscheint  im  Hochsommer;  ich  fing  die  Männchen 
auf  Jasione  montana,  die  Weibchen  um  Heidekraut  schwirrend 
anfangs  August  mit  Andrena  pubescens,  Halictus  cylindricus,  Col- 
letes succincta. 

X.  ruficornis  L.     Die  häufigste  Art  bei  Nassau,  die  die  meisten  Varietäten 

hat.     Sie    erscheint   schon   im    April,    fliegt   an    Thlaspi   alpestre, 

Draba  verna,   Stellaria  media,  Bellis  u.  a, 

var.  mirabilis  Schmiedeknecht.     Ein  Männchen  am  22.  April. 

var.  flava  Pz.      Einzeln    gefangen,    rechnet    Dr.    Schmiedeknecht 

als  Varietät  zu  ruficornis,  Schenk  behandelt  sie  als  eigene  Art. 


—     109     — 

*i\.  bifida  Ylioms.     Ein  Weibchen    am    29.  April   1890    auf  Taraxacum. 
IV.  oclirostoma  Rb.  =  lateralis  Schenk  1861.  p.  186  =  punctiscuta  Thoms. 

Einige  Männchen  im  Mai  und  Juni  an  Hieracium  und  Thymus. 
N.  zonata  Pz.  Selten.  Ein  Männchen  anfangs  Mai  an  Thlaspi  alpestre. 
N.  armata  II.  Seh.  =  cinetieornis  Nyl.     Einzeln   im  Juni    und    Juli    auf 

Knautia  arvensis  mit  Andrena  hattorfiana,  hei  der  sie  schmarotzt. 
IV.  roberjeotiana  Pz.     Die  Biene  ist  von  Schenk  an  Senecio  jacobaea  und 

erucaefolius  beobachtet.   Ich  sah  nur  ein  Männchen  auf  den  Blüthen- 

ständen  letzterer  Pflanze.    Einige  Männchen  und  mehrere  Weibchen 

fand    ich   am    28.    Juli    1890    am  Bahndamm,   theils  auf  Thymus 
'  serpyllum  sitzend,  theils  darüber  schwärmend ;  auch  später  beobach- 
tete ich  die  Art  einzeln  an  anderen  Stellen  an  Thymus. 
*1V.    obscura   Zett.     Ein   Männchen    dieser    Seltenheit    fing   ich    am    15. 

April   1890. 
IV.  ferruginata  Rb.     Einige  Weibchen  im  Mai    an  Yicia  sepium   und   an 

Ranunculusblüthen. 
IV.  rhenana  Mor.  =  xanthostieta  Schenk  1861,  p.   191.   18.   Selten.   Ein 

Weibchen  an  Solidago  virga  aurea  am    15.  September  1888;  ein 

anderes  an  Thymus  am   16.  August  1890. 
IV*  gultiilata  Schenk  ~  flavoguttata  Schenk    1861,    p.   191.    19.     Selten. 

Ende  April,  anfangs  Mai  am  Eisenbahndamm  an  Potentilla  venia 

und    Veronica    chamaedrys    mit    Andrena    cingulata,    bei    der    sie 

schmarotzt. 
IV.  flavoguttata  Rb.  =  Fabriciana  Schenk   1861,  p.   194.     Ein  Weibchen 

Ende  Mai   1890. 
*N.  fuscicornis  \yl.     Beide  Geschlechter    selten   gegen  Ende   August  auf 

Hieracium  pilosella,  Crepis,  Picris,  Calluna  vulgaris. 
X.  fabrieiana  L.  Schenk   1868,  p.  75  =  germanica  Pz.  =  nigrita  Schenk 

1861,    p,    194.      Selten    im    Mai.      Ein   Männchen    an  Veronica 

chamaedrys. 

Xylocopa  Latr. 

H.  viülacea  F.     Selten.     Einige  Exemplare  im  Fluge   beobachtet.     Zwei 
Weibchen  auf  Lamium  purpureum  und  Salvia  officinalis.    Mai,  Juni. 

PaillirgUS  Latr. 
P.  lobatus  F. 

P.  denüpes  Latr.     Beide  Arten  auf  Cichoriaceen,  Picris,  Hieracium,  Leon- 

todon,  Hippochoeris  u.  a. ;    die  Bienen  liegen  gekrümmt  zwischen 


—     110     — 

den  Blüthen  der  Körbchen,  schlafen  auch  in  den  Körbchen.  Copula 
beobachtete  ich  öfters.  Die  Thiere  liegen  in  den  Blüthenkörbchen, 
wobei  das  Männchen  das  Weibchen  umfasst  hält;  Juli,  August. 
Copula  am   12.,   17.  Juli,   12.  August. 

Dufourea  Lep. 

D.  vulgaris  Seh.  Schenk  nennt  sie  sehr  gemein  bei  Weilburg;  bei 
Nassau  gehört  sie  zu  den  Seltenheiten.  Ein  Männchen  und  vier 
Weibchen  im  Juli,  August  auf  Crepis  und  Leontodon. 

Halictoides  Nyl. 

H.  dentivenlris  \yl.  In  Campanulablüthen  ruhend ;  auch  in  Malva  und 
auf  Thymus  serpyllum.     Juli,  August. 

H.  iaermis  Xyl.  Schenk  erwähnt  ein  Weibchen  von  Wiesbaden;  ich 
fing  die  Art  mehrfach,  namentlich  Männchen  bei  Nassau  in  Malva 
alcea  26.  Juli  1880. 

Rhoplritoides  Seht. 

Rh.  distinguendus  Seh.  ==  Rhophites  cana  Eversm.  erwähnt  Schenk  von 
Wiesbaden,  Höchst;  ein  Männchen  von  Weilburg.  Ich  fing  hier 
Männchen  auf  Betonica  officinalis  auf  Waldlichtungen  am  west- 
lichen Abhang  des  Kaltbachthals.     Selten.     August. 

Dasypoda  Latr. 

D.  hirtipes  F.  Schenk  nennt  die  Männchen  sehr  selten,  er  hat  bei 
Weilburg  keins  gefangen ;  bei  Nassau  sind  die  Männchen  häufiger, 
als  die  Weibchen. 

Die  Bienen  finden  sich  nicht  selten  auf  Cichoriaceen  in  der 
Nähe  des  Lahn-  und  Eisenbahndamms,  in  denen  sie  nisten ;  nament- 
lich auf  Picris,  Leontodon  (1888  24  Stück  beobachtet),  Hieracium, 
Hippochoeris.     Ende  Juli,  August. 

Macropis  Pz. 

M.  labiata  Pz.  Nicht  selten  an  der  Lahn  auf  Lythrum  salicaria,  Cirsium 
arvense  und  namentlich  Lysimachia  vulgaris.  In  den  Blüthen  der 
letzteren  Pflanze  schlafen  die  Bienen.    Ich  fand  1888  am  26.  Juli 


-    111    — 

eine  ganze  Anzahl  derselben  bei  heftigem  Winde  hin  und  her- 
gepeitscht am  Ufer  der  Lahn,  doch  hielten  sich  die  Thiere  so  fest, 
dass  keins  herausgeschleudert  wurde.  Männchen  und  Weibchen. 
Sie  erscheinen  gegen  den  20.  Juli  und  fliegen  etwa  bis  zum  15.  August. 

*Biareolina  Duf. 

*B.  neglecta  Dours.  Ein  Weibchen  dieser,  dem  Süden  angehörigen  Art 
fing  ich   1888  am  28.  April  an  Lamium  purpureum. 

ClliSSa  Leach  (Kirbya,  Melitta). 

C.  tricincta  R.  Nicht  selten  auf  Medicago  sativa,  Sedum  reflexum  u.  a. ; 
das  schön  braungelb  gefärbte  Haarkleid  bleicht  sehr  bald  ab. 
Juli,  August.     Männchen  häufiger  als  Weibchen   =  14:4. 

C.  nielanura  iVyl.  Die  Männchen  häutig  auf  Lythrum  salicaria,  die  Weib- 
chen bedeutend  seltener ;  die  ersteren  erscheinen  gegen  Mitte  Juli, 
letztere  fing  ich  erst  gegen  Ende  Juli  und  Anfang  August.  1888 
nur  Männchen  gefangen. 

C.  haeniorrhoidalis.  F.  An  Campanulablüthen,  namentlich  trachelium  und 
rotundifolia ;  in  den  Blüthen  der  ersteren  fand  ich  nicht  selten  die 
Bienen  schlafend,  oder  bei  schlechtem  Wetter.  Auch  fand  ich  sie 
in  Malva  alcea,  Cichorium  u.  a.     Juni  bis  Mitte  September. 

Andrena  F.  Latr. 

A.  hattoriiana  F.     Beide  Geschlechter  fast  nur  auf  Knautia  arvensis,  die 

Männchen  häufiger  als  die  Weibchen. 
9  var.  haeniorrhoidalis  Kirby.      Ein    ganz   schwarzes   Weibchen,    bei 

dem  nur  die  Ränder  der  Hinterleibsringe  schwach  gebräunt  sind. 
A.  Schenki  Mor  =  schrankella  Nyl.     Die  Weibchen  meist   auf  Knautia 

arvensis ;  wenn  die  Wiesen  und  mit  ihr  genannte  Pflanze  abgemäht 

sind,  findet  man  die  Biene  auch  auf  anderen  Blüthen,  so  z.  B.  auf 

Sedum  reflexum,  Heracleum.    Es  kommen  Weibchen  vor,  bei  denen 

die  schwarze  Farbe  vorherrscht. 

Männchen  fing  ich  vielfach    auf  Chrysanthemum  leucanthemum 

im  Juni. 

4.  ei nii ii l.i i,i  F.  Beide  Geschlechter  gegen  Ende  April  und  Anfang  Mai 
auf  Veronica  chamaedrys  und  Potentilla  verna. 


—     112     - 

A,  cetii  Schrank.  =  marginata  F.  Schenk  fing  die  Biene  selten  auf 
Scabiosa  columbaria.  Die  Pflanze  ist  bei  Nassau  selten,  dagegen 
kommt  sowohl  im  Kaltbachthal,  als  auch  auf  den  Wiesen  unter- 
halb Nassau  Succisa  pratensis  vor.  Auf  dieser  fing  ich  genannte 
Biene  und  zwar  an  erstgenannter  Stelle  1  Weibchen  am  2.  Septbr. 
1888,  dahingegen  an  der  zweiten  Localität  am  6.  Septbr.  1890 
eine  grössere  Zahl  Weibchen. 

A.  florea  Fabr.  =  rubricata  Sm.  Beide  Geschlechter  im  Juni  fast  nur 
auf  den  Blüthen  von  Bryonia  dioica  nicht  selten.  Einzelne  Männ- 
chen auf  Echium,  Rubus  idaeus. 

A.  austriaca  Panz.  Die  Männchen  finden  sich  Ende  Juli  auf  Cirsium 
arvense  (am  Woog).  Später,  wenn  dort  Angelica  silvestris  und 
Heracleum  spondylium  aufblüht,  auf  diesen  Pflanzen  mit  den  Weib- 
chen zusammen  bis  Mitte  August. 

A.  spinigera  K.  =  eximia  Sm.  Schenk  hat  nur  Männchen  beobachtet, 
XIV.  S.  237;  doch  sagt  er  bei  austriaca  S.  236:  »Weibchen 
seltner  im  Frühjahr  auf  Weidenkätzchen.«  Da  die  Weibchen  beider 
Arten  kaum  verschieden  sind,  so  sind  die  S.  236  genannten  wahr- 
scheinlich zu  dieser  Art  zu  ziehen. 

Bei    Nassau   Ende  April    und    anfangs  Mai    auf   den   Kätzchen 
von  Uferweiden  einige  weibliche  Exemplare. 

A.  ferox  Smith.     Ein  Weibchen,  im  Mai. 

A.  cineraria  L.  Die  Männchen  frühe  im  April  an  Weidenkätzchen,  so- 
wie in  den  Weinbergen  an  Arabis  arenosa  n.  s.  Dahingegen  nur 
ein  Weibchen  an  Euphorbia  cyparissias. 

A.  pilipes  F.  Im  April  1888  eine  Anzahl  Männchen  auf  Blättern  von 
Ribes  nigrum  und  auf  Blüthen  von  Stellaria  media,  Weibchen 
Ende  Mai    seltner   auf  Crepis.     1890    kein  Exemplar  beobachtet. 

A.  ovina  Klug  =  polita  Schenk.     Selten ;  im  Mai  auf  Uferweiden. 

A.  clarkella  R.     Anfangs  Mai  auf  Weidenkätzchen  einige  Weibchen. 

A.  nitida  R.  Beide  Geschlechter  mit  voriger,  aber  auch  auf  Taraxacum 
u.  a.  Frühlingsblumen,  z.  B.  Stellaria  media,  Thlaspi  alpestre, 
Lamiuin  purpureum.  Die  schöne  rothbraune  Farbe  der  Haare  des 
Thorax  verblasst  schnell  und  wird  hell  schmutzigbraun ;  ich  fing 
solche  abgeblasste  Weibchen  noch  Ende  Mai  auf  Heracleum,  auch 
auf  den  Blüthen  der  Gartenerdbeere. 

A.  triinmerana  R.  Schenk  nennt  sie  eine  der  gemeinsten  Arten ;  ich 
habe  erst  ein  Männchen  an  Hieracium  murorum  und  einige  Weibchen 


-     113     - 

gefangen ;  am  27.  März  an  Salix  caprea  und  am  4.  April  an 
Prunus  spinosa;  ein  ganz  abgeblasstes  Weibchen  fing  ich  noch 
Ende  Mai  an  Blüthen  der  grossen  Gartenerdbeere. 

A.  nigro-aenea  R.  Die  Weibchen  Ende  Mai  im  Mühlbachthal  meist  auf 
Heracleum  gefangen;  einzeln  auf  Hippochoeris,  Taraxacum,  die 
Männchen  sind  seltener. 

A.  apicata  Smith.  Ein  Weibchen  anfangs  Mai  an  Salix.  Gehört  nach 
Dr.  S  c  h  m  i  e  d  e  k  n  e  c  h  t  zu  den  seltensten  Arten. 

A.  tibialis  R.  Männchen  an  Weidenkätzchen,  Lamium  purpureum  im 
April,  Mai.     Weibchen  auf  Heracleum  einzeln  im  Mai  und  Juni. 

A.  fulva  Schrk.  Weibchen  nicht  selten  auf  Stachelbeerblüthen ;  ehe  diese 
sich  jedoch  öffnen,  besuchen  sie  auch  andere  Pflanzen,  z.  B.  Salix 
caprea,  Viola  u.  a.  Die  Männchen  sind  selten;  ich  fing  in  der 
Zeit  vom  29.  März  bis  3.  April  1890  mehrere  an  Ribes  alpinum. 

A.  albicans  R.  Bei  Nassau  die  gemeinste  Art ;  Männchen  und  Weibchen 
auf  Stachelbeeren,  Weidenkätzchen,  Obstblüthen,  Raps  u.  a. 

A.  fulvagu  Chr.  Weibchen  1876  in  Mehrzahl  an  Hieracium  pilosella, 
Crepis.     Mai  bis  Juli. 

A.  fulvescens  Sm.  Männchen  von  Mitte  bis  Ende  Mai  auf  Blättern  von 
Ribes  rubrum.     Weibchen  an  Brassica.  Hippochoeris  im  Mai. 

Ich  besitze  ein  kleines  Männchen,  bei  welchem  die  zweite  Cubital- 
zelle  verschwunden  ist  und  bei  welchem  die  weisse  Färbung  des 
Kopfschildes  fehlt. 

A.  varians  R.  Im  Frühling  in  den  Lahnwiesen  an  Thlaspi  alpestre, 
Lamium  purpureum,  an  Stachel-  und  Johannisbeeren. 

Die  Formen  mixta  Schenk  und  helvola  aut.  selten  mit  varians. 

A.  fucata  Smith  =  clypearis  Nyl.  Ein  Weibchen  im  Juni  auf  Rubus  idaeus. 

A.  gwynana  R.  Im  Frühling  Männchen  und  Weibchen  an  verschiedenen 
Blüthen. 

Forma  aestiva  Smith.  Im  Sommer  nicht  selten ;  ich  beobachtete 
Weibchen  im  August  auf  Thymus,  Jasione. 

*  A.  nigrifrous  Smith  =  bicolor  Schenk  =  tscheki  Mor.  Bisher  war  Frank- 
furt a.'  M.  der  nördlichste  Fundort  dieser  schönen  Andrene.  Bei 
Nassau  ist  sie  nicht  selten,  namentlich  die  Weibchen.  Sie  besucht 
nur  Cruciferen,  z.  B.  Sisymbrium  thalianum,  Capsella  bursa  pasto- 
ris,  Thlaspi  alpestre  am  Eisenbahn-  und  Lahndämm  und  Arabis 
arenosa  in  den  Weinbergen.  Die  schön  braunrothe  Färbung  bleicht 
bald  ab,    sie  wird  schmutzig  gelb,  und    die  Biene    ist   häufig  von 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.     48.  8 


—     114     — 

dem   reichlich    an  ihr  haftenden  gelblichen  Blüthenstaub  entstellt. 
Mitte  April  bis  anfangs  Mai. 
A.  praecox  Scop.  =  smithella  K.     Eine  der  am  frühesten  erscheinenden 

Bienen ;  auf  Weidenbüschen  nicht  selten. 
A.  fulvicrus  K.  Die  Art  erscheint  früh  im  April,  namentlich  sind  die 
Männchen  nicht  selten.  Die  zweite  Generation  erscheint  im  Juli, 
August.  Ich  fing  ein  Weibchen  am  10.  Aug.  auf  Calluna  vulgaris. 
A.  extrioata  Smith  =  fasciata  Wesm.  Die  Männchen  sind  häufig,  sie 
erscheinen  schon  früh  im  Jahr  und  besuchen  allerlei  Frühlings- 
blumen, sie  umschwärmen  häufig  Schlehenblüthen. 

Weibchen    fand  ich  an  Taraxacum,    Potentilla  verna  im  April. 

A.  listerella  R.     Selten  auf  Senecio  erucaefolius  u.  a.     Juli,  August. 

A.  pubescens  R.  =  fuscipes  Sm.     Selten,  2  Männchen  und   1  Weibchen 

am  6.  August    an    Calluna  vulgaris.     Die   bei    ihr   schmarotzende 

Nomada  solidaginis  flog  häufig  um  Calluna. 

*A.  nigriceps  R.     Ein  Weibchen  dieser  seltenen  Art  fing  ich  am  9.  Aug. 

1888  an  Origanum. 
A.  labialis  R.     Männchen   vielfach   im  Mai,    Juni   auf  Wiesen   fliegend, 

Weibchen  auf  Medicago  sativa  im  Juni. 
A.  curvungiila  Tb.  =  hirtipes  Schenk  =  squamigera  Schenk.  Kommt 
nach  Schenk  in  den  Blüthen  der  Campanula  glomerata  vor;  ich 
fing  auch  Weibchen  an  Lotus  Ende  Juni;  in  Malva  silvestris  an- 
fangs Juni;  am  26.  Mai  in  Campanula  rotundifolia  schlafend.  Ein 
Männchen  auf  Knautia  arvensis,  ein  anderes  schlafend  in  Campa- 
nula-rapunculusblüthen. 
A.  xantlnira  R.  Sm.  =  wilkella  Kb.     Selten.     Mai,   Juni  an   Hieracium, 

Genista,  Brassica  napus. 
A.  convexiuscula  R.  =  xanthura  Schenk  =  afzeliella  Kb.  Nyl.  =  fuscata  K. 
Im  Mai.     Die  Weibchen  an  verschiedenen  Blüthen ;  die  Männchen 
trifft  man  meistens  umherfliegend. 
*A.  albofasciala  Tboms.     Ein  Weibchen  an  Sedum  album   am   26.  Juni. 
Ein  Männchen  am  2.  Juni  in  einer  Blüthe  von  Campanula  rotundi- 
folia. 
A.  combinata  Chr.  R.     Einige  Weibchen  gegen  Ende  Mai  an  Heracleum 

spondylium  im  Mühlbachthal. 
*A.  congruens  Scbmiedk.     Ein  Männchen  fand  ich  am  8.  Aug.  auf  An- 
gelica  silvestris,    ein  Weibchen   am    5.  April   auf  Arabis  arenosa 
(beide  Exemplare  vom  Autor  bestimmt).    Die  Art  wurde  bisher  vom 


—     115     — 

Autor  in  Thüringen  gefunden  und  zwar  »inter  rarissimas  species«. 

Das  Exemplar  gehört  der  Herbstgeneration  an. 
A.   dubitata    Schenk  =  afzeliella    Schenk    in    Script,   aut.      Im   Frühling 

auf  Weidenkätzchen  selten.    Die  zweite  Generation  fliegt  im  August 

auf  Heracleum  spondylium,  Origanum  vulgare  u.  a. 
A.  propinqua  Schenk  =  levinella  Schenk  =  dorsata  Imhoff.    Sie  erscheint 

frühzeitig ;  man  findet  sie  nicht  selten  an  Weidenkätzchen,  Stachel*- 

beerblüthen  und  mancherlei  Frühlingspflanzen.    Frische  Männchen 

und  Weibchen   fand  ich   noch  Ende  Juli   und   anfangs  August  an 

Sedum,  Angelica;   zweite  Generation. 
A.  distingnenda  Schenk.  ?  lepida  Schenk.     Ein  Pärchen   im  August,    das 

Männchen  an  Melilotus,  das  Weibchen  an  Crepis. 
A.  proxima  R.  =  collinsonana  K.     Selten.      Einige    Weibchen    im    Mai 

auf  Weidenkätzchen. 
A.  cyanescens  Nyl.     Selten.     Beide  Geschlechter   im  April    und  Mai   auf 

Veronica  chamaedrys. 
A.  ventralis  im  hol!  =   (f  fulvicornis   Schenk.      Männchen   an   Weiden- 
kätzchen. 
A.  nana  R.  Im  Frühling  Weibchen  auf  Stellaria  media,  Potentilla  venia  u.  a. 
A.  floricola  Eversm.  =  punctulata  Schenk.     Ein  einzelnes  Weibchen  an 

Centaurea  jacea    18.  August   1888.     Ein  Männchen    im    Juni    an 

Anthemis  tinctoria. 
A.  parvnla  R.     An  verschiedenen  Blüthen,  z.  B.  Arabis  arenosa  im  Mai 

und  anfangs  Juni,  meist  Weibchen. 
A.  minutula  R.     Einzeln  an  Veronica  chamaedrys  im  Mai;  ein  Männchen 

Ende  Juli. 

HaÜCtllS  Latr. 

H.  sexcinctus  F.  Weibchen  häufig  von  Ende  Mai  bis  August  namentlich 
auf  Compositen.  Männchen  gegen  Anfang  des  August  meist  auf 
Carduus  crispus  u.  a.    Copula  beobachtete  ich  am  31.  Aug.   1888. 

H.  quadristrigatus  Latr.  Seltner  als  vorige,  namentlich  die  Männchen. 
Letztere  auf  Scabiosa  succisa,  Centaurea  jacea,  Leontodon  u.  a., 
Weibchen  auf  den  verschiedensten  Pflanzen. 

H.  xanthopus  R.  Bei  Nassau  die  häufigste  Art.  Die  Weibchen  erscheinen 
schon  in  den  ersten  warmen  Tagen  des  Jahres  und  fliegen  nament- 
lich am  Lahndamm,  in  dem  sie  in  Menge  nisten.  Man  kann  sie 
bis  in  den  August  hinein  beobachten. 

8* 


—     116     — 

H.  laevigaJns  K.  Häufig.  Die  Weibchen  im  Mai,  anfangs  Juni  auf  den 
verschiedensten  Blüthen ;  Männchen  =  lugubris  K.  im  August  auf 
Thymus  serpyllum.  Ein  frisches  Pärchen  am  10.  Aug.  1890  auf 
Calluna  vulgaris. 

II.  rnfocinctus  Sichel.  Selten.  Einige  Weibchen  fing  ich  im  April  am 
Lahndamm  an  Thlaspi  alpestre,  und  Ficaria  ranunculoides. 

H.  sexnotalus  R.  Weibchen  von  Mai  bis  Juli  nicht  selten.  Männchen 
seltner.     Juli,  August. 

H.  quadiinotatus  R.     Selten. 

II.  qnadiisignatus  Schenk.     Ein  Weibchen   auf   Thymus    27.  Aug.   1888. 

II.  interrnptus  Pz,  Q  quadrimaculatus.  Selten.  Eiu  Weibchen  im  Juni 
auf  Thymus.  Im  Jahre  1890  fing  ich  die  Weibchen  häufig  auf 
Echium,  von  dessen  Pollen   die  Höschen  blaugrau   gefärbt  waren. 

H.  albidus  Schenk.  Zwei  Weibchen  einer  Varietät  im  Juli  1888  auf 
Sedum  album. 

H.  leucozönius  R.     Häufig. 

H.  /.nullius  Sin.     Selten. 

*H.  costulatus  Rriechb.  Sechs  Weibchen  im  Juni  und  Juli  in  Blüthen 
von  Campanula  rapunculus  und  rotundifolia.  Die  Biene  führt  einen 
scharfen  Stachel. 

*H.  in  i  eins  Sclimiedekn.  Selten.  2  Männchen  im  August  auf  Leontodon 
und  Hieracium.  Ein  Weibchen  am  22.  April  an  Lamium  pur- 
pureum.    (Vom  Autor  bestimmt.) 

H.  quadric  inctus  F.  Nicht  selten.  Weibchen  von  Mitte  Mai  an  bis  August. 
Männchen  von  anfangs  Juli  an. 

H.  mbicundiis  Chr.  Weibchen  nicht  selten  von  Mai  bis  August,  nament- 
lich auf  Cichoriaceen.  Männchen  im  August  auf  Thymus  und  Calluna. 

II.  maculattis  Sm.     Selten.     Juni,  Juli. 

H.  cylindriciis  F.     Sehr   häufig    von  Mai   bis  September.     Die  Weibchen 
und  Männchen  in  verschiedenen  Färbungen  auf  den  verschiedensten 
Blüthen. 
var.  longulus  Sm.     Einzeln. 

II.  nialachiirus  R.     Mit  voriger,  aber  seltner. 

H.  albipes  F.  =  affinis.  Schenk.  Weibchen  häufig;  schon  im  April  auf 
Salix  caprea,  dann  im  Mai,  Juni.  Juli  an  verschiedenen  Pflanzen, 
z.  B.  zahlreich  an  Stellaria  holostea  im  Mai  1875.  Die  Männchen 
im  August  und  September  an  Thymus,   Solidago  u.  a. 


—     117     — 

H.  pauxillus  Schenk,  (f  flavicornis  Schenk.  Ein  Männchen  am  8.  Aug. 
1888  auf  Tanacetura. 

H.  laevis  R.     Ein  Weibchen  am  27.  Mai  auf  Hieracium  pilosella. 

*H.  griseolus  Mor.  Zwei  Weibchen  in  den  Blüthen  von  Malva  silvestris 
am   17.  Juli   1888. 

H.  villosulus  R.  Weibchen  früher  häufig  auf  verschiedenen  Pflanzen, 
Compositen.     In  letzter  Zeit  selten.     Männchen  selten  Juni,  Juli. 

H.  miniitiis  R.  Weibchen  nicht  selten  im  Juni  und  Juli,  an  Hieracium 
pilosella;    Männchen  anfangs  September   an  Solidago  virga  aurea. 

H.  nitidiusculus  R.  Weibchen  selten  Mai,  Juni.  Männchen  auf  Solidago 
und  Jasione   14.  September  1888. 

H.  minutulus  Schenk  (f.  Einige  Exemplare  auf  Compositen,  aber  auch 
auf  Salvia  und  Angelica.  Juli  bis  September.  Q  nitidus  Schenk. 
Selten ;  Juni,  Juli. 

H.  flavitarsis  Schenk.  Zwei  Männchen  auf  Achillea  millefolium  am  18. 
Juni   1888. 

H.  minutissimus  R.  Häufig.  Weibchen  von  Juni  bis  August  am  Eisen- 
bahndamm an  Crepis,  auch  auf  Malva,  Achillea,  Salvia  u.  a. 

H.  politus  Schenk.  Selten.  Zwei  Weibchen  Juli,  August,  an  Ballota 
und  Crepis. 

H.  lucidulus  Schenk.     Einige  Weibchen  Mai  bis  Juli. 

*H.  lucidus  Schenk.  Ein  Weibchen  an  Crepis  virens.  August  1875. 
Bestimmt   von  Schenk.     Jetzt    in  Sammlung    von  Dr.  Müller. 

H.  pygmaeus  Schenk.     Ein  Männchen    auf  Jasione   15.  September  1888. 

H.  nanulus  Schenk.     Ein  Männchen  am  25.  August  1888  auf  Crepis. 

H.  flavipes  F.  =  seladonius  Latr.  Weibchen  nicht  selten.  Mai  bis  Juli 
vielfach  im  Fluge  an  Dämmen. 

H.  faseiatus  Kyl.  =  tumulorum  L.  Zwei  Weibchen  Ende  Mai  und  an- 
fangs August  auf  Chrysanthemum  und  Leontodon.  Ein  Männchen 
am  29.  Juli  auf  Thymus. 

H.  smeathmanellus  R.  Nicht  selten  an  den  verschiedensten  Blüthen, 
Weibchen  von  Ende  April  bis  August  beobachtet ;  Männchen  selten. 

H.  morio  F.  Nicht  selten.  Weibchen  von  Ende  Mai  bis  Ende  August 
auf  den  verschiedensten  Blüthen.  Die  Männchen  von  Ende  Juni 
bis  anfangs  September  an  Mauern,  auf  Holz,  in  deren  Nähe  die 
Blumen  wachsen,  die  die  Weibchen  besuchen,  z.  B.  Malva  sil- 
vestris, Ballota. 


—     118     — 

H.  lcucopus  R.     Selten.     In  früheren  Jahren   die  Weibchen  nicht  selten 
an  den    verschiedensten  Blüthen  (Bestimmung    von  Dr.  Mülle  r). 

ColleteS  Latr. 

C.  fodiens  R.     Selten  auf  Tanacetum,  Achillea  millefolium. 

C.  succincta  L.     Schenk  erwähnt   ein  Exemplar    aus    der  Gegend    von 

Höchst;  ich  fing   ein  Pärchen  am  6.  August  1890  auf  blühender 

Calluna. 
C.  marginal«  L.     Selten.     Ende  Juni  bis  Ende  Juli  auf  Chrysanthemum 

leucanthemum  und  Tanacetum. 
C.  daviseana  R.  Sm.     Die   häufigste  Art.     Die  Männchen  schon  anfangs 

Juli  auf  Achillea  millefolium.     Die  Weibchen  erst  Ende  Juli    bis 

Mitte  August  auf  Tanacetum. 
C.  balteatus  Sfyl,     Mit  voriger,  aber  seltener. 

SplieCOdeS  Latr. 

Schenk   zählt   in  Heft  14,  S.   302  u.  ff.    sieben  Arten  auf. 

1.  fuscipennis  Germ.,  2.  gibbus  L.,  3.  rufescens  Foucr.,  4.  sub- 
quadratus  Sm.,  5.  rufiventris  Wesm.,  6.  suboralis  Schk.,  7.  ephippia  L. 
In  Heft  21  ui\d  22,  S.  317  neigt  er  sich  zu  der  Ansicht  Sich  eis  und 
sagt,  dass  die  bei  uns  vorkommenden  Formen  nach  Sichel  nur  Varietäten 
des  Sph.  gibbus  L.  seien.  So  würde  nur  diese  eine  Art  bei  Nassau 
vorkommen.  Ich  nenne  die  oft  sehr  verschiedenen  Formen,  wie  sie  mir 
Herr  Dr.  Rudow  nach  Sicliel'schen  Originalexemplaren  bestimmte. 

Spb.  rufiventris  Wesm.     Auf  Achillea,  Daucus;  Juli. 

»  pnncticeps  Thoms.     Selten  auf  Daucus.  Carduus  arvensis;  Juni,  Juli. 

»  gibbus  L.  =  piceus  Wesm.     Häufig    auf    Achillea,    Angelica    u.    a. 

Juli,  August. 

«  variegatus  v.  Hag.     Selten  auf  Bryonia;  Juli. 

«  similis  Wesm.     Selten  auf  Veronica  chamaedrys;  Mai. 

«  geottrelliis  R.     Im  August  auf  Calluna  vulgaris. 

«  fasciatus  Hag.     Selten. 

«  sub(|uadratus  Sm.     Selten  auf  Drabe  venia;  Mai. 

«  nigrescens  Sichel.     In  Malva  silvestris ;  August. 

«  ephippia  L.     Desgl.  Mai  bis  August. 


—     119     — 

Nach  den  Untersuchungen  von  v.  Hagens,  Berl.  Ent.  Zeitschrift 
1874,  S.  43  sind  folgende  Formen  als  eigene  Arten  zu  betrachten,  die  er 
hei  Cleve  beobachtete. 

1.  fuscipennis  Germ. 

2.  scabricollis  Wesm. 

|3.  gibbus  L.  (piceus  Wesm.). 

4.  distinguendus  v.  Hag. 

f5.  subquadratus  Sm. 

|6.  rufiventris  Wesm. 

7.  subovalis  Schk. 

8.  brevicornis  v.  Hag. 
|9.  similis  Wesm. 

10.  rufescens  Foucr. 
fll.  variegatus  v.  Hag. 
f  12.  ephippius  L. 

13.  niger  Sichel  (?). 

Es  würden  demnach  sechs  Arten  bei  Nassau  beobachtet  sein;  sie 
sind  mit  Kreuzchen  versehen. 

Prosopis  f. 

Manche  dieser  Bienchen  haben  einen  eigenthümlichen  Geruch  nach 
Vanille,  der  bei  einigen  Arten  so  stark  ist,  dass,  wenn  man  sie  im  Netze 
hat,  das  ganze  Netz  darnach  duftet. 

Pr.  variegata  F.  Schenk  fing  sie  auf  Daucus,  cf  selten.  1875  und 
1876  fing  ich  sie  im  Juli  sehr  zahlreich,  Männchen  und  Weibchen, 
auf  Achillea  ptarmica,  1888  und  1890  auf  Jasione  montana,  und 
zwar  ebenfalls  beide  Geschlechter. 

Pr.  signata  Pz.  (Flügel  wasserhell).  Bei  Nassau  die  gemeinste  Art. 
Männchen  und  Weibchen  auf  den  verschiedensten  Pflanzen,  nament- 
lich auf  Reseda  odorata  und  luteola  von  anfangs  Juli  bis  Ende 
August. 

Pr.  confusa  !Vyl.     Selten.     Juni,  Juli  an  Jasione,  Betonica. 

Pr.  obscurata  Schenk.  Ein  Männchen  1875  auf  Aethusa  cynapium.  Desgl. 
auf  Achillea  millefolium,  Centaurea  jacea  je  ein  Weibchen.  Juni 
Juli 

Pr.  arraillata  Xyl.  Männchen  und  Weibchen  Juni,  Juli.  Nicht  selten 
an  Rubus  idaeus. 


—     120     — 

*Pr.  subfasriata  Schk.  Drei  Weibchen  Ende  Juli  1888  an  Jasione  mon- 
tana.     Bestimmung  durch  Dr.  Schmiedeknecht. 

Pr.  pictipes  Kyl.  Selten.  Männchen  an  Capsella.  Achillea  Cichorium, 
Mai  bis  Juli. 

Pr.  a  mm  lata  L.  Ein  Weibchen  im  August  auf  Angelica  silvestris.  Be- 
stimmung von  Dr.  Schmiedeknecht. 

Pr.  clypearis  Schenk.  Ein  Männchen  in  Blüthen  von  Ranunculus  acris, 
ein  anderes  in  Rubus  idaeus  anfangs  Juni.  In  Rubus  fruticosus 
Ende  Juni.  Mehrfach  flogen  die  Männchen  um  diese  Zeit  auf 
Aegopodium,  welches  zwischen  abgehauenen  Stämmen  wuchs. 

Pr.  sinuata  Schenk.  Männchen  und  Weibchen  auf  Petroselinum.  Im 
Mai  1876  fing  ich  die  Weibchen  in  Meßzahl  an  Ruta  graveolens. 

Pr.  brevicornis  JJyl.      1875  ein  Männchen   im  Mai  an  Ranunculus  acris. 

Pr.  communis  Hyl,  Weibchen  vorwiegend  Juni,  Juli  in  Campanula,  Sal- 
via  u.  a.     Eine    Anzahl   Männchen    anfangs  Juni    auf  Armoracia. 

Pr.  anmilaris  Sm.     Ein  Männchen  im  August  an  Centaurea  jacea. 

Pr.  propinqua  IVyl.  Männchen  und  Weibchen  im  Juli,  August  an  Crepis, 
Tanacetum,  Achillea,   Cirsium  lanceolatum. 

Megachile  Latr. 

M.  lagopoda  L.  Beide  Geschlechter  an  Ballota,  Carduus  u.  a.  Juni, 
Juli.  Die  Art  fand  sich  bisher  nicht  selten  unterhalb  Nassau  an 
der  Schmiedlei  und  an  der  Chaussee  nach  Ems. 

M.  maritima  K.  Männchen  und  Weibchen  an  Betonica,  Dipsacus  silvestris. 
Juli,  August. 

M.  williighbiella  K.  An  Lotus  corniculatus;  Juni,  Juli.  Beide  Geschlechter 
selten. 

M.  fasciata  Sm.  An  verschiedenen  Pflanzen ;  namentlich  Papilionaceen 
und  Labiaten,  z.  B.  Ballota,  Salvia.  In  Mehrzahl  fing  ich  sie  an 
Lathyrus  odoratus.  Juni,  Juli.  Die  Männchen  findet  man  auch 
an  heissen  Steinen  des  Eisenbahndammes  sitzend. 

M.  ligniseca  R.     Selten.     Juli. 

M.  circumcincta  K.  An  Papilionaceen,  z.  B.  Lotus,  Ononis,  Vicia,  Cyti- 
sus  sagittalis.     Juni,  Juli.     Weibchen  öfters  als  Männchen. 

M.  centuncularis  L.  Die  häufigste  Art.  Im  Juni  und  Juli,  noch  bis  in 
in  den  September'  auf  den  verschiedensten  Blüthen.  In  Mehrzahl 
fing  ich  sie  an  Borago  und  Atropa  belladonna.  Am  2.  September 
fing  ich  noch  ein  frisches  Weibchen  an  Verbena. 


—     121     — 

M.  octosigiiafa  flfyl.  Ein  Männchen  im  Juli  gefangen.  Aus  Zellen  in 
faulem  Apfelholz   zog  ich  beide  Geschlechter  dieser  Art  im  Juni. 

M.  argentata  F.  An  Lotus,  Ononis,  Ballota ;  selten.  Beide  Geschlechter 
Juni,  Juli. 

M.  serratulae  Pz.  (Diphysis  Lep.)  Nicht  selten.  Juni,  Juli.  Männchen 
und  Weibchen  an  Lotus,  Lathyrus  pratensis,  Cytisus  sagittalis. 

Osmia  Latr. 

0.  coruuta  Latr.  An  Hyacinthus  orientalis  und  Muscari  botryoides  im 
April  nicht  selten.     Beide  Geschlechter  fliegen  zusammen. 

0.  bicornis  L.  Die  gemeinste  Art,  Männchen  und  Weibchen  erscheinen 
schon  in  den  ersten  warmen  Tagen  des  Jahres.  Sie  besuchen 
die  verschiedensten  Pflanzen,  mit  Vorliebe  Obstblüthen,  Muscari, 
Viola  odorata  und  Lamium  maculatum.  Der  rothbraun  gefärbte 
Thorax  wird  durch  die  anhaftenden  Pollen  der  letzteren  Pflanze 
schön  rosaroth  gefärbt,  sodass  man  eine  andere  Art  vor  sich  zu 
haben  glaubt. 

Die  Haare  bleichen  bald  ab  und  noch  Ende  Juni  fand  ich  die 
Weibchen  (nun  weisslichgrau  gefärbt)  in  Menge  an  Salvia  officinalis. 

0.  bicolor  Schrk.  Ein  frisches  Weibchen  am  1.  Juni  1890  auf  Hieracium 
pilosella.     Die  Art  fliegt  sonst  viel  früher. 

*0.  eniarginata  Lep.     Ein  Weibchen  am  28.  Juni  an  Echium. 

0.  aurulenta  Pz.  Nistet  in  Schneckenhäusern,  aus  denen  ich  die  Biene 
mehrfach  zog.  Sie  besucht  namentlich  Labiaten  (Glechoma,  Ajuga, 
Lamium),  aber  auch  Papilionaceen  (Lotus,  Vicia  sepium).  Beide 
Geschlechter  fing  ich  von  Mitte  Mai  an  bis  Mitte  Juli. 

0.  fulviventris  Pz.  Die  Männchen  selten.  Weibchen  vom  4.  Juni  an 
auf  Leontodon,  Salvia  officinalis,  besuchen  gern  Centaurea  jacea, 
bis  Mitte  Juli.    Copula  am  4.  Mai  1890  beobachtet  auf  Taraxacum. 

*  0.  solskyi  Mor.  Früher  mit  der  vorhergehenden  vermengt.  Weibchen 
an  Compositen,  Cichorium,  Senecio,  Carduus,  Hieracium,  Hippo- 
choeris.     Seltener  als  vorige,  Juni  Juli. 

0.  aenea  L.  Männchen  anfangs  Juni  an  Lamium  maculatum,  Leontodon 
u.  a.,  sowie  an  sonnigen  Mauern. 

Weibchen  bis  in  den  August,  namentlich  an  Labiaten,  Lamium, 
Salvia,  Origanum,  Ballota,  doch  auch  an  Papilionaceen,  z.  B.  Lotus. 
Nicht  selten. 


LlBRARV 


—     122     — 

*0.  pilicornis  Sm.  Ein  Weibchen  dieser  seltenen  Art  fing  ich  1876  im 
Juni  an  Lotus  corniculatus. 

*  0.  uncinata  Gerst.  An  ßrombeerblüthen  im  Kaltbachthal  fing  ich  einige 
"Weibchen  dieser  seltenen  Art  um  die  Mitte  des  Juli. 

0.  fuciformis  Latr.  =  xanthomelaena  K.  Auf  trockenen  Bergwiesen. 
Weibchen  an  Lotus  corniculatus ;  Ende  Juni.  Vgl.  Schmiede- 
knecht S.  (942)  76  ff.  Daraus  folgt,  dass  die  von  Schenk 
Heft  14,  S.  339  genannte  0.  xanthomelaena  K.  dieselbe  Art  ist, 
obwohl  er  3  Zeilen  weiter  sagt :  fuciformis  ist  noch  nicht  in  Nassau 
beobachtet. 

Von  dieser  Art  fand  ich  1890  am  9.  Juni  sieben  fertige  Zellen, 
sie  lagen  in  einem  rasigen  Ufer  zwischen  den  Wurzeln  der  Gräser, 
an  die  sie  zum  Theil  befestigt  waren,  in  lockerem  Erdreich.  Diese 
Zellen  sind  aus  Lehm  verfertigt,  eiförmig,  am  unteren  Ende  ab- 
geplattet und  hier  durch  die  daran  gedrückte  nächste  Zelle  ein- 
gedrückt. Sie  sind  1,5  cm  lang,  1,1cm  breit,  die  für  Männchen 
sind  nur  1,3  cm  lang.  Am  20.  Juni  fand  sich  in  einer  Zelle,  welche 
platzte,  schon  eine  vollständig  entwickelte  Larve  (es  war  auch 
kein  Futter  mehr  zu  sehen).  Am  5.  Juli  fand  ich  die  Puppe 
in  einem  grauen,  ziemlich  dichten,  länglich  runden  Cocon.  Am 
9.  November  öffnete  ich  die  Zellen,  3  waren  leer,  sie  enthielten 
nur  trockenes  Futter,  in  einer  fand  sich  ein  todtes  Männchen,  welches 
beim  Uebergang  in  den  Bienenzustand  zu  Grunde  gegangen  war, 
von  2  Zellen  enthielt  die  eine  ein  lebendes  Weibchen,  die  andere 
ein  lebendes  Männchen,  vollständig  entwickelt,  mit  schön  fuchs- 
rother  glänzender  Behaarung;  diese  bleicht  beim  Fliegen  später 
rasch  ab. 

In  einer  Zelle  fand  sich  im  Cocon  eine  lebende  ausgewachsene 
Larve,  welche  noch  überwinterte,  dann  aber  zu  Grunde  ging. 

0.  spimulosa  K.     Weibchen  im  Juli  an  Hieracium,  Senecio ;  selten. 

0.  leucomelaena  R.  Selten.  Ein  Männeben  an  Ballota  im  Juli ;  ein 
Weibchen  an  Trifol.  pratense  im  Juni. 

0.  intei rupla  Schenk  =  claviventris  Tboms.  Selten.  Ein  Männchen  im 
Mai  an  Ranunculus;  ein  anderes  im  Juni,  ein  Weibchen  an  Inula 
helenium  im  August. 

0.  villosa  Schenk  (Megachile  Schenk).  Ein  Weibchen  dieser  in  Deutsch- 
land seltenen  Art  fing  ich  am   13.  Juli  1890  an  Carduus  crispus. 


—     123     — 

0.  adunca  Latr.  Häufig  au  Salvia,  Lamiuui  purpureum  u.  a.  im  Juni, 
wenn  aber  Echium  aufgeblüht  ist,  findet  man  sie  fast  nur  noch  an 
dieser  und  an  Ballota.  Das  schöne  braungelbe  Haarkleid  blasst 
bald  ab  und  man  findet  nur  graue  Exemplare  bis  in  den  August. 

0.  caenieutaria  Geist.  Von  Schenk  als  Spinolae  Lep.  bestimmt.  Selten. 
Mit  voriger  an  Echium,  Salvia.     Juni,  Juli. 

0.  papaveris  Latr.  Selten.  Hie  Biene  schläft  in  Glockenblumen,  in  denen 
man  sie  am  leichtesten  findet.     Juni  bis  anfangs  Juli. 

Anthidium  Latr. 

A.  ni.inir.il um  L.  Die  grossen  Männchen,  welche  Schenk  erwähnt, 
kommen  auch  bei  Nassau  vor.  Die  Bienen  erscheinen  gegen  An- 
fang des  Juni,  sie  besuchen  dann  Salvia  officinalis,  später  findet  man 
sie  namentlich  an  Ballota  nigra,  Stachysarten,  auch  an  Echium 
beobachtete  ich  sie  nicht  selten.  Gegen  Ende  des  Juli  verschwinden 
sie,    doch    fand  ich    1890    noch   ein  Weibchen    am  6.  September 

A.  ohloiiii.il diu  Latr.  Die  Männchen  sind  weniger  häufig  als  Weibchen, 
die  Bienen  fliegen  von  Ende  Juni  bis  anfangs  August  namentlich 
auf  Sedumarten  am  Eisenbahndamm ;  auch  an  Ononis  und  Lotus 
fand  ich  sie,  sowie  einzeln  an  andern  Blüthen. 

A.  strigatum  Latr.  Ein  Männchen,  zwei  Weibchen  bisher  beobachtet,  an 
Lotus  corniculatus  und  Picris,  am   12.  und  7.  August  1888. 

A.  punctatum  Latr.  Männchen  und  Weibchen  fliegen  in  Mehrzahl  an  Sedum 
reflexum,  desgl.  an  Lotus  corniculatus,  auch  an  Trifolium  arvense, 
vom  21.  Juni  bis  anfangs  September  beobachtet. 

Heriades  Latr. 

H.  nigricornis  Pfyl.  Häufig.  Die  Weibchen  fast  nur  an  Campanulaarten, 
in  deren  Blüthen  man  die  Biene  bei  trübem  Wetter,  oder  nachts 
schlafend  findet.  Die  Männchen  besuchen  auch  andere  Blüthen. 
Von  Ende  Juni  bis  gegen  Ende  August. 

H.  canipanularum  K.  Häufig ;  meist  an  Campanula  rapunculoides  und 
rapunculus,  um  deren  Blüthen  die  Bienchen  in  den  heissen  Mittags- 
stunden flink  umherfliegen ;  aber  auch  auf  den  Blüthen  anderer 
Pflanzen,  namentlich  von  Echium  und  von  Cichoriaceen.  Von  Mitte 
Juni  bis  Ende  Juli.  Die  W.eibchen  beider  Arten  fand  ich  häufig 
an  alten  Pfosten  fliegend,  in  deren  Löchern  sie  nisten,  ihr  Bauch 
ist  dann  von  den  Pollen  der  Campanulaarten  bläulich  gefärbt. 


—     124    — 

Trypetes  Latr. 

T.  trnncorum  L.  Nicht  selten ;  an  alten  Pfosten,  in  denen  sie  nisten ;  be- 
suchen namentlich  Tanacetum,  von  deren  Pollen  des  Weibchens 
Bauch  gelb  gefärbt  ist;  die  Männchen  findet  man  auch  auf  anderen 
Compositen,  namentlich  Picris. 

Clielostoma  Latr. 

Ch.  maxillosuni  L.  Die  Männchen  sind  häufig,  mau  findet  sie  in  der  heissen 
Mittagszeit  an  Zäunen  und  Pfosten  fliegend,  sie  besuchen  die 
Blüthen  von  Salvia  officinalis  und  sclarea,  sowie  Borago,  Scorzo- 
nera  u.  a.  Ruhend  findet  man  sie  in  den  Blüthen  von  Ranunculus- 
arten,  namentlich  acris  und  repens  (Ch.  florisomne  L.). 

Die  Weibchen  sind  weit  seltener,  sie  besuchen  Ranunculus- 
arten,  man  findet  sie  an  alten  Pfosten,  in  denen  sie  nisten.  Beide 
Geschlechter  von  Anfang  Juni  bis  Ende  Juli. 

SteÜS   Latr. 

St.  aterrima  Pz.  Von  Mitte  Juni  bis  Ende  August  nicht  selten  anf  den 
verschiedensten  Blüthen,  namentlich  Compositen,  in  der  Nähe  von 
Orten,  wo  Osmien  nisten,  bei  denen  sie  schmarotzt.  Weibchen 
zahlreicher  als  Männchen.  Ausser  Exemplaren  von  gewöhnlicher 
Grösse  kommen  auch  kleinere  vor,  fast  nur  halb  so  gross. 

St.  phaeoptera  R.  Selten  im  Juli  auf  Blüthen  von  Compositen.  Ein 
Männchen,  drei  Weibchen  bis  jetzt  beobachtet. 

St.  breviiiscula  Pfyl,  Schenk  nennt  sie  ziemlich  häufig;  ich  fing  nur 
ein  Männchen  im  Juli  1876  an  Ranunculus  acris.  Trypetes  trun- 
corum,  bei  der  sie  schmarotzt,  ist  hier  nicht  selten. 

St.  niinuta  Lep.  Ein  Männchen,  Mitte  Juni  1875  auf  Taraxacum  officinale; 
ein  Weibchen  am  8.  Juni   1890  an  einem  dürren  Eichenstamm. 

CoeliOXJS   Latr. 

Die  Arten  findet  man  auf  folgenden  Blüthen:  Enautia  arvensis, 
Lythrum  salicaria,  Origanum  vulgare,  Ballota  nigra,  Salvia  verticillata, 
Sedum. 

C.  conica  L.     Selten.     Juni  bis  August. 

C.  rufescens  Lep.  Weibchen  im  Juni  und  Juli  an  Ballota  nigra  und 
Salvia  verticillata.  Männchen  in  grösserer  Zahl  an  Knautia  arvensis. 


125 


C.  recurva  Schenk.     Einige  Weibchen  im  Juli,  August  an  Origanum. 
C.  acuiiiinala   \yl.     Selten.     Ein  Weibchen  anfangs  September  an  einem 

Pfosten  fliegend. 
C.  elongafa   Lep.     Selten.     Ein  Pärchen  im  Juli  an  Rubus  fruticosus. 
C.  gracilis  Schenk.     Zwei  Männchen  im  Juli,  August. 
C.  longiuscula  Schenk.     Juli,  August;   meist  an  Origanum. 

Die    Bestimmungen    der    Exemplare    sind   von    Herrn    H.    Friese 
revidiert. 

Zusammenstellung. 


Zahl  der 

Hierunter 

Zahl  der 

Hierunter 

bei  Nassau 
beobach- 
teten 
Arten 

neu  für 

das  von 

Dr.  Schenk 

bearbeitete 

Gebiet 

bei  Nassau 
beobach- 
teten 
Arten 

neu  für 

das  von 

Dr.  Schenk 

bearbeitete 

Gebiet 

Apis  Latr.  ...       1 

Dasypoda  Latr.     .       1 

Bombus  F.  .     . 

11 

Macropis  Pz.    . 

1 

Psythirus  Lep. 

5 

Biareolina  Duf. 

1 

1 

Anthophora  Latr. 

6 

Cilissa  Leach.  . 

3 

Saropoda  Latr. 

1 

Andrena  F. 

48 

4 

Eucera  F.   .     . 

1 

Halictus  Latr.  . 

39 

4 

Rhophites  Spin. 

1 

Colletes  Latr.   . 

5 

Ceratina  Latr.  . 

3 

1 

Sphecodes  Latr. 

6 

Melecta  Latr.  . 

2 

Prosopis  F. 

14 

1 

Crocisa  Latr.    . 

.       1 

Megachile  Latr. 

.    10 

Epeolus  Latr.  . 

.       1 

Osmia  Latr. 

.    18 

4 

Nomada  Latr.  . 

19 

3 

Anthidium  Latr. 

.       4 

Xylocopa  Latr. 

.       1 

Heriades  Latr. 

.       2 

Panurgus  Latr. 

.       2 

Trypetes  Schenk 

.       1 

Dufourea  Lep.  . 

.       1 

Chelostoma  Latr. 

.       1 

Halictoides  Nyl 

.       2 

Stelis  Latr. 

.       4 

Rhophitoides  Schk 

.       1 

Coelioxys  Latr. 

.       7 

224 

18 

ÜBER  DIE 


ACRONYCTEN  DER  WIESBADENER 

GEGEND. 


BESONDRES  ÜBER 


ACRONYCTA  STRIGOSA  (S.  V.). 


Von 


W.  CAS  PARI  II. 

(WIESBADEN). 


I, 


Lm  Vorjahre  war  es  mir  vergönnt,  über  die  vornehme  Eule  aus 
der  Gattung  Acronycta  über  Acronycta  alni  zu  berichten  und  verweise 
hierdurch  auf  die  Arbeit. 

Die  Acronycten  sind  wohl  die  interessantesten  Noctuen,  interessant, 
weil  sie  mehr  den  Uebergang  von  den  Spinnern  zu  den  Eulen  bilden, 
in  gleicher  Weise,  wie  die  mit  ihnen  verwandten  Gattungen  Diloba, 
Demas,  Cymatophora,  Bryophila,  Moma  und  Panthea- Arten.  Die 
Schmetterlinge  gleichen  in  ihrem  Bau  und  allen  anatomischen  Merk- 
malen den  übrigen  Eulen,  die  Raupen  dagegen  sind  den  Spinnerraupen 
(Bombyciden)  ähnlich,  nicht  bloss  in  der  Gestalt,  sondern  auch  in  ihrem 
Betragen,  ihrer  Lebensweise,  Verpuppung  u.  s.  w.  Während  die  übrigen 
Eulenraupen  mehr  ein  verstecktes  Dasein  führen,  leben  diese  Raupen 
wie  die  Spinnerraupen  offen  und  frei,  am  Tage  an  den  Pflanzen  sitzend 
oder  auch  versponnen  in  Blättern  ruhend.  Die  Acronycten  sind  als 
Raupen  meist  komische  Thiere,  vermuthlich  deshalb,  weil  sie  die  Scheide- 
grenze zwischen  den  letzten  Spinnern  (Notodontidae)  und  den  Eulen 
(Noctuae)  bilden.  Welch'  urkomisches  Thier  Acronycta  alni  ist,  sahen 
wir  schon  im   1894er  Heft. 

Im  grossen  Ganzen  sind  die  grossen  Raupen  dieser  Gruppe  sehr 
verschieden.  In  der  Jugend,  besonders  in  der  ersten  und  zweiten 
Häutung  treten  die  Unterschiede  weniger  hervor,  doch  lassen  sich  folgende 
Gruppen  aufstellen : 

1.  Acronycta  alni.  Raupe  in  der  Jugend  einem  Vogelexcre- 
mente  täuschend  ähnlich,  später  schwarz  mit  gelben  Ringen  und  ruder- 
förmigen  oder  keulenförmigen  Haaren.  (1  Art  in  dieser  Gruppe.  An 
Birken,  Erlen,  Rosen,  Weiden  etc.) 

2.  A.  leporina  (1  Art).  Raupe  grün,  mit  sehr  langen  weissen 
Haaren  dicht  besetzt,  gleicht,  wie  ein  Entomologe  treffend  bemerkt, 
einem  »Bologneser-Seidenpinscherchen«.  Die  Haare  sind  auf 
dem  Rücken  gescheitelt,  sodass  sie  rechts  und  links  seitwärts  abfallen. 
Kurz    vor    der   Verpuppung    wird    die    Raupe    sammt    den    Haaren 

Jahrb.  d.  Nass.  Ver.  f.  Nat.     48.  9 


—     130     — 

schwarz  oder  kaffeebraun.  An  Birken,  Erlen  und  Weiden.  Die 
erwachsene  Raupe  sitzt  gekrümmt  unter  den  Blättern. 

3.  Diese  Gruppe  hat  4  Arten:    A.  strigosa,   tridens,   psi,   cuspis. 

Gestalt  und  besonders  Haltung  der  Raupen  ist  dieselbe.  S-förmig  sitzen 
die  erwachsenen  Raupen  an  den  von  der  Spitze  her  abgeneigten  Zweigen, 
während  die  Raupen  der  übrigen  Gruppen  sich  mehr  auf  den  Blättern 
aufhalten  und  auch  an  den  Büschen  nur  hier  und  da  fressen,  ihre  An- 
wesenheit also  nicht  so  leicht  verrathen.  In  stolzer  Haltung  sitzen  die 
Raupen  da,  den  Kopf  und  das  erste  Viertel  etwas  niedergebeugt,  das 
zweite  hoch  aufgerichtet,  dann  das  dritte  wieder  abwärts  geneigt, 
während  das  letzte  Viertel  gewöhnlich  wieder  aufgerichtet  erscheint. 
In  ihrer  Haltung  gleichen  sie  den  Notodonten-Raupen,  im  Uebrigen 
aber  letzteren  nicht,  da  diese  glatt  mit  Höckern  versehen  sind,  während 
diese  Acronycten  auf  dem  4.  und  11.  Ringe  eine  besondere  Auszeich- 
nung besitzen;  Acronycta  strigosa  wird  unten  näher  beschrieben,  da 
diese  Art  bis  jetzt  wenig  bekannt  ist.  Tridens  (Dreizack)  ist  dünn 
behaart,  grau,  in  den  Seiten  dunkelroth  gefärbt,  die  Rückenlinie  ist  hoch- 
gelb und  schwarz  getheilt,  auf  dem  4.  Ring  ist  ein  schwarzer,  kurzer, 
schwarz  behaarter  Fleischzapfen,  auf  dem  11.  Ringe  eine  mit  langen 
schwarzen  Haaren  besetzte  Erhöhung. 

An  Weiden,  Rosenblättern  desgleichen  auch  die  folgende,  welche 
aber  auch  an  Eichen  vorkommt:  Psi  (Pfeileule),.  Die  Raupe  ist  schwarz 
in  der  Grundfarbe,  sieht  sonst  der  Tridens-Raupe  sehr  ähnlich,  der  hoch- 
gelbe Rückenstreifen  ist  aber  nicht  unterbrochen,  auch  breiter.  Die 
Seitenstreifen  sind  weiss  und  roth  eingefasst.  Der  4.  Ring  trägt  einen 
sehr  langen,  schwarzen  Fleischzapfen,  der  11.  Ring  besitzt  eine  schwarz 
behaarte  Erhöhung. 

Die  Cuspis-Raupe  unterscheidet  sich  von  der  Psi-Raupe  nur 
dadurch,  dass  sie  statt  des  Fleischzapfens  auf  dem  4.  Ringe  einen 
langen,  dichten,  schwarzen  Haarpinsel  trägt  und  dass  sie  ausschliesslich 
an  Erlen  vorkommt. 

4.  Gruppe.     Diese  umfasst  5  Arten: 

A.  menyanthidis,  welche  in  Norddeutschland  auf  der  Torfheidel- 
beere, auf  Haide  u.  s.  w.  lebt.  Ich  erzog  sie  aus  dem  Ei  auf  Sahl- 
weide,  Pappeln  und  Eichen  mit  gutem  Erfolg  und  erzielte  auch  die 
var.  Salicis.  Die  Raupe  ist  schwarz,  mit  behaarten  Warzen  und  breiten 
dunkelrothen  Seitenstreifen. 


—     131     — 

A.  auricoma.  Die  Raupe  ebenfalls  schwarz,  Warzen  rostfarben, 
gelb  behaart,  an  Sehlehen  und  Sahlweiden. 

A.  euphorbiae.  Raupe  schwarz,  mit  schwarz  behaarten  Warzen, 
gelbrothem  Seitenstreifen;  auf  dem  2.  Ringe  ist  ein  grosser  rother 
Fleck,  die  folgenden  Ringe  sind  abwechselnd  mit  schwarzen  und  weissen 
Flecken  versehen.     An  Euphorbien  und  Galium-Arten. 

A.  abscondita.  Die  Raupe  fast  wie  die  Euphorbiae-Raupe,  ihr 
fehlt  der  rothe  Fleck  und  der  rothe  Seitenstreifen,  lebt  aber  auch  auf 
Euphorbien  und  ferner  auf  Haide.  In  der  Wiesbadener  Gegend  noch 
nicht  gefunden,  im  nördlichen  Deutschland  lebend. 

A.  rumicis  (Ampfereule).  Die  Raupe  schwarz,  braun,  rostgelb  be- 
haart, mit  weissem  rothgeflecktem  Seitenstreifen  und  zwei  weissen 
Schrägflecken  auf  beiden  Seiten  des  Rückens,  an  Ampfer  und  anderen 
niederen  Pflanzen.  Die  gemeinste  Art  bei  uns  und  wohl  auch  im  übrigen 
Deutschland. 

5.  Gruppe.  1  Art:  A.  megacephala  (Grosskopf).  Die  Raupe 
lebt  auf  Pappeln  und  Weiden,  ist  hellbraun,  schwärzlich  gefleckt,  mit 
grau  behaarten  Warzen,  hat  auf  dem  10.  Ringe  einen  weissgelben, 
schwarz  gesäumten,  viereckigen  Fleck. 

6.  Gruppe.  1  Art:  A.  aceris.  Die  Raupe  gelb,  hellgelb  be- 
haart, mit  grossen,  schwarz  gesäumten  Rückenflecken  und  langen  gelben 
und  rothen,  kegelförmigen  Haarbüscheln  daneben.  Sie  lebt  auf  Hain- 
buchen, Acer  campestris  und  Aesculus  hippocastanum.  Die  erwachsene 
Raupe  sitzt  in  ruhender  Stellung  gekrümmt,  sichelförmig. 

7.  Gruppe.  1  Art:  A.  ligustri.  Raupe  sehr  dünn  behaart,  grün- 
lich, mit  weisslichem  oder  gelblichem  Rückenstreifen  und  gelben  Neben- 
rückenstreifen. Nährpflanzen :  Hartriegel  (Ligustrum  vulgare)  und 
spanischer  Flieder  (Syr.  vulgaris). 

Die  Raupen  der  drei  ersten  Gruppen,  also  von  Acronycta  alni, 
leporina,  strigosa,  tridens,  psi  und  cuspis  bohren  sich  zur  Verpuppung 
in  faules,  weiches  Holz,  indem  sie  Gänge  bis  zu  10  cm  und  darüber 
fertigen  und  diese  so  wieder  schliessen,  dass  man  selten  den  Gang  wieder 
entdeckt,  wenn  man  sich  denselben  nicht  vorher  gemerkt  hat,  als  die 
Raupe  im  Einbohren  begriffen  war.  Die  Haare  dienen  als  »Kehrbesen«, 
wie  wir  im  vorigen  Hefte  bei  Gelegenheit  der  Abhandlung  über  Acronycta 
alni  sahen.  Die  keulenförmigen  langen  Haare  dieser  Art  sind  besonders 
dazu  geeignet,  den  gebohrten  Gang    auszufegen  von    den  Spänchen  und 

9* 


—     132     — 

dem  Mulm.  Im  Innern  des  Ganges  verfertigen  sie  sieh  dann  ein  Ge- 
spinnst, worin  die  braune  schlanke  Puppe  überwintert.  Die 
kürzesten  Gänge  fertigt  tridens,  die  längsten  alni  und  leporina. 

Die  Eier  dieser  Gruppen  werden  von  dem  Schmetterling  einzeln 
an  die  Nährpflanzen  gelegt,  die  Raupen  sind  daher  immer  nur  ver- 
einzelt zu  finden,  obgleich  einige  Arten,  wie  tridens,  leporina  nicht 
selten,  psi  häufig  sind.    Die  übrigen  Arten  sind  selten  oder  sehr  selten. 

Ganz  eigenartig  sind  die  Eier,  nicht  bloss  dieser  Gruppe,  sondern 
auch  die  der  übrigen,  sowohl  in  der  Gestalt  als  auch  in  der  Färbung. 
Während  die  Eier  anderer  Schmetterlingsgattungen  mehr  kugelig,  öfters 
auch  kegelig  erscheinen,  sind  die  Eier  der  Acronycta  ganz  flach,  ver- 
hältnissmässig  breit,  fast  keine  Erhöhung  bildend.  Das  frischgelegte  Ei 
ist  ohne  Farbe,  fast  wässerig  durchscheinend  zu  nennen,  oder,  besser 
ausgedrückt,  mit  einem  winzigen  Wassertröpfchen  zu  vergleichen.  Am 
dritten  Tage  gewöhnlich  färben  sich  die  Eier  gelblich  weiss  und  sind 
mit  vielen  gelbbraunen  Punkten  besetzt  (15  —  20  Pünktchen),  Zeichen 
des  Befruchtetseins.  Nur  3  Arten:  A.  psi,  strigosa  und  cuspis  machen 
in  letzterer  Hinsicht  eine  Ausnahme.  Die  Eier  bleiben  weisslich, 
tröpfchenartig  bis  kurz  vor  dem  Ausgehen,  man  kann  dann  einen 
schwarzen  Punkt,  den  Raupenkopf,  erkennen. 

Die  Raupen  der  Gruppen  4 —  7  bohren  sich  behufs  Verpuppung 
nicht  ein,  sondern  fertigen  sich  in  einer  Vertiefung  an  Steinen,  Bäumen 
u.  dergl.  ein  Gespinnst,  welches  sie  mit  ihren  Haaren  vermengen,  resp. 
benutzen  sie  ihre  Haare,  um  das  Gespinnst  dichter  und  fester  zu  machen; 
besonders  geschickt  ist  in  dieser  Hinsicht  Acronycta  aceris;  die 
Raupe  sucht  an  Bäumen  unter  loser  Rinde  einen  Platz  zur  Verpuppung. 
Das  Gespinnst,  Anfangs  weisslich,  sieht,  wenn  die  Haare  damit  vermengt 
sind,  zuletzt  ganz  rothgelb  aus.  Die  Raupe  in  dem  Gespinnst  ist  dann 
ohne  Haare  und  verwandelt  sich  in  eine  rothbraune  Puppe ;  ähnlich 
macht  es  A.  megacephala,  auch  die  Puppe  ist  rothbraun,  die  übrigen 
Acronycten  haben  schwarze  Puppen :  A.  menyanthidis,  euphorbiae, 
rumicis  etc.,  auch  sind  ihre  Puppen  fast  unbeweglich,  wenigstens  nicht 
lebhaft,  wenn  man  sie  berührt,  während  die  Puppen  der  drei  ersten 
Gruppen  und  A.  megacephala  und  aceris  sich  sehr  lebhaft  bewegen,  so- 
bald sie  gestört  werden. 

Die  Eier  von  Acronycta  megacephala  und  A.  aceris  werden  auch 
einzeln  abgelegt,  während  die  Schmetterlinge  von  Gruppe  4  die  Eier 
in  kleinen  Häufchen  absetzen,  sodass  die    auskriechenden  Räupchen  an- 


—     133     — 

fangs  gesellig  leben;  bald  zerstreuen  sie  sieb,  werden  dann  nur  einzeln 
gefunden,  wenn  auch  dann  in  Anzahl  an  Ampfer-  und  Wolfsmilchplätzen, 
z.  B.  die  von  A.  rumicis  und  auricoma. 

Ein  wahres  Einsiedlerleben  führen  besonders  A.  aceris,  leporina 
und  alni.  Auch  sind  die  Raupen  sehr  unverträglich,  wie  man  dieses 
in  der  Zucht  aus  dem  Ei  beobachten  kann.  Es  empfiehlt  sich  dann, 
möglichst  grosse  Behälter  zu  nehmen  und  in  diesen  nur  wenige  Raupen 
zu  füttern.  Andere  Einsiedler,  wie  A.  psi  und  strigosa,  sind  in  der 
Zucht  verträglicher. 

Die  Raupen  fast  sämmtlicher  Arten  der  Acronycten  leben  in  un- 
serer Gegend  von  Mai  bis  in  den  September.  Die  Raupen  wachsen 
sehr  schnell,  in  3 — 4  Wochen  sind  z.  B.  A.  strigosa  und  alni  bei  be- 
ständig warmer  Witterung  erwachsen. 

Woher  nun  die  lange  Erscheinungszeit  der  Raupen?  Das  kommt 
daher,  dass  die  Schmetterlinge  wie  die  Notodonten  zu  sehr  verschiedenen 
Zeiten  ausgehen.  Am  regelmässigsten  erscheint  Acronycta  alni,  schon 
Ende  April  und  im  Mai.  In  der  Zucht  ging  mir  niemals  noch  ein 
Schmetterling  im  Juni  aus.  Die  Raupen  fand  ich  im  Juni  und  Juli. 
In  der  Zucht  waren  die  Raupen  immer  schon  Mitte  Juni  erwachsen. 
Im  September  dürfte  bei  uns  nie  eine  Raupe  von  alni  gefunden  worden 
sein,  wie  manche  Bücher  berichten.  Am  allerunregelmässigsten  erscheint 
A.  leporina.  Die  Raupen  traf  ich  schon  im  Juni,  aber  auch  im  Oktober 
noch.  Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  der  Schmetterling  nie  in  2  Ge- 
nerationen bei  uns  vorkommt,  wie  die  Zucht  lehrt,  Den  Schmetterling 
fing  ich  sowohl  im  Mai  als  auch  in  den  folgenden  Monaten  bis  August 
am  Köder.  Dagegen  sind  andere  Acronycten  öfters  in  2  Generationen 
im  Sommer  vorhanden.     Es  lassen   sich    auch    hier    2  Gruppen    bilden: 

1.  Gruppe  mit  einer  Generation :  A.  leporina,  alni,  strigosa,  cuspis, 
psi,  tridens,  megaeephala,  aceris. 

2.  Gruppe  mit  2  (und  3)  Generationen:  A.  menyanthidis, 
auricoma,  euphorbiae,  ligustri,  abscondita,  rumicis,  letztere  oft  in  3 
Generationen. 

Die  meisten  Acronycten  erscheinen  im  Juni,  die  Hauptzeit;  rumicis 
und  auricoma  trifft  man  schon  öfters  im  April,  erstere  aber  auch  noch 
(in  3.  Generation)  im  September,  während  die  übrigen  in  zwei  Ge- 
nerationen lebenden  Acronycten  zum  erstenmale  im  Mai  und  zum 
zweitenmale  im  Juli  zu  erscheinen  pflegen.  Von  rumicis  trifft  man  oft 
in  gleicher  Zeit  Raupen,  Schmetterlinge,  Eier  und  Puppen  draussen  an. 


—     134     - 

Da  die  Imagines  der  Acronycten  meist  bekannt  sind,  will  ich  nicht 
näher  darauf  eingehen,  zu  bemerken  ist  nur  noch,  dass  einige  Arten, 
cuspis,  psi,  tridens,  kaum  von  einander  zu  unterscheiden  sind,  sie  sehen 
sich  so  ähnlich,  dass  man  sie  nur  sicher  durch  die  Zucht  aus  der  Raupe 
unterscheiden  kann.  Auch  Acronycta  rumicis  und  auricoma.  ab.  Salicis 
sind  ebenso  einander  sehr  ähnlich. 

Im  Folgenden  suche  ich  nun  die  Art  näher  zu  beschreiben,  welche 
am  wenigsten  oder  fast  nicht  bekannt  ist,  es  ist,  wie  schon  oben  an- 
gedeutet, Acronycta  strigosa. 

Von  dieser  Art  berichtet  Dr.  A.  Rössler  in  seinem  Werk  »Die 
Schuppenflügler  des  Regierungs-Bezirks  Wiesbaden«:  »Schenck  fand 
in  den  1850er  Jahren  den  Schmetterling  einmal  frisch  ausgekrochen  an 
einem  Gartenthor  in  Wiesbaden,  Fuchs  den  Schmetterling  an  Haide- 
blüthe*)  bei  Oberursel.  Die  Raupe  lebt  nach  Wüllschlegel  an 
Crataegus  an  schattigen  Waldrändern,  nach  Wocke  an  Kern-  und 
Steinobstbäumen,  auch  wird  Sorbus  als  Futter  genannt«.  Das  Ver- 
zeichniss  der  in  der  Umgebung  Wiesbadens  vorkommenden  Schmetter- 
linge von  Vigelius  vom  Jahre   1850  erwähnt  Strigosa  nicht. 

Vor  mir  liegt  ein  Verzeichniss  der  Macrolepidopten  der  Dresdener 
Gegend  vom  Jahre  1893,  welche  von  Strigosa  nur  eine  kleine  Notiz 
giebt,  welche  kurz  sagt:  »Wurde  vor  ungefähr  50  Jahren  von  Nagel 
bei  Meissen  gefunden«. 

Das  Thier  kommt  dagegen  in  Böhmen  in  manchen  Jahren  öfters 
vor  und  zwar  besonders  in  der  Umgebung  Prags. 

Mir  ist  im  Freien  noch  kein  Falter  aufgestossen,  dagegen  kann 
ich  mich  genau  erinnern,  dass  ich,  nachdem  ich  nun  das  Thier  zweimal 
aus  dem  Ei  zog,  die  Raupe,  welche  sehr  charakteristisch  gefärbt  ist,  in 
meiner  Jugend  öfters  gesehen  habe  und  zwar  auf  Schwarzdorn  an  Wald- 
rändern nach  Eppstein  hin,  einmal  bei  Bremthal  im  Taunus  und  einmal 
(vielleicht  auch  öfters  ?)  beim  Zwetschenpflücken  oder  -schütteln  im 
Oktober,  indem  ich  die  Raupe  an  meinen  Kleidern  kriechend  fand. 
Eine  Verwechselung  mit  einer  andern  Raupe,  z.  B.  mit  Drepana  fal- 
cataria,  der  sie  in  einer  gewissen  Zeit  ihres  Wachsthums  einigermaassen 
ähnlich  sieht,  kann  deshalb  nicht  vorliegen,  weil  letztere  auf  Erlen  und 


*)  Dass  Fuchs  ihn  an  Haideblüthe  fing,  möchte  ich  sehr  bezweifeln" 
Der  Schmetterling  erscheint  nicht  zur  Zeit  dieser  Blüthe,  sondern  im  Mai  und 
Juni;  es  könnte  nur  dann  der  Fall  sein,  wenn  es  eine  zweite  Generation  gäbe. 
Jedoch  zeigt  die  Zucht,  dass  keine  zweite  Generation  existirt. 


—     135     — 

Birken  lebt  und  an  den  betreffenden  Oertlichkeiten  solclic  Baume  nicht 
stehen.  Je  mehr  ich  die  Raupen  der  diesjährigen  Zucht  beobachtete, 
desto  bestimmter  klärten  sich  mir  obige  Erinnerungen.  Wenn  ich  die 
Raupen  nun  in  den  letzten  25  Jahren  nicht  mehr  draussen  fand,  so 
scheint  das  Thier  in  unserer  Gegend  ausgestorben,  mindestens  sehr  selten 
zu  sein.  Im  Nachwinter  1894  kam  ich  in  Besitz  von  einigen  Puppen 
von  A.  strigosa,  einige  aus  Böhmen,  einige  aus  England. 

Im  Juni  erschienen  16  Falter,  wovon  ich  drei  Pärchen  zur  Zucht 
einsetzte.  Ich  erhielt  zwei  Paarungen,  das  dritte  Weibchen  flog  davon. 
Daraus  resultirten  etwa  GO  Eier. 

Dieselben  wurden  vom  Weib  einzeln  abgelegt  und  hatten  die 
grösste  Aehnlichkeit  mit  Acronycta  alni-Eier,  nur  dass  sie  bedeutend 
kleiner  waren.  Der  Querdurchschnitt  beträgt  fast  einen  Millimeter,  von 
einer  Höhe  der  Eier  kann  fast  nicht  die  Rede  sein.  Es  sind  die  merk- 
würdigsten Eier,  welche  ich  je  gesehen.  Das  Ei  ist  ganz  platt  gedrückt, 
von  der  Seite  gesehen  macht  die  Höhe  desselben  höchstens  1/10  mm  aus. 
Es  sieht  darum  fast  aus  wie  ein  wasserhelles  Tröpfchen.  Unter  der 
Lupe  betrachtet  hat  es  unzählige  Furchen,  welche  alle  nach  der  kaum 
unterscheidbaren  Spitze  laufen.  Es  ist  ausserdem  nicht  ganz  rund, 
sondern  ein  klein  wenig  von  zwei  Seiten  eingedrückt,  wie  ein  in  die 
Länge  gezogenes  Tröpfchen.  Während  die  meisten  Acronycten-Eier  bis 
auf  die  oben  schon  erwähnten  Ausnahmen  am  dritten  Tage  nach  der 
Ablage  (öfters  auch  schon  am  zweiten  Tage)  wie  mit  braunen  Punkten 
besetzt  erscheinen,  bleibt  das  Strigosa-Ei  fast  weiss  bis  kurz  vor  dem 
Ausschlüpfen.  Die  nicht  befruchteten  Eier  schrumpfen  ein,  die  be- 
fruchteten dagegen  erscheinen  etwa  am  dritten  Tage  um  ein  klein  wenig 
grauer,  während  sie  erst  hellweisslich  waren.  Das  Grau  ist  aber  so 
wenig  zu  bemerken,  dass  man  ein  Ei,  auf  einem  weissen  Papier  ab- 
gelegt, fast  nur  mit  der  Lupe  zu  unterscheiden  vermag.  Ich  veranlasste 
darum,  die  Schmetterlinge  in  eine  inwendig  bläulich  tapezierte  Schachtel 
zu  legen.  Auf  dem  bläulichen  Grund  sah  man  allerdings  sofort  die 
winzigen  Dinger.  Sie  sind  äusserst  zerbrechlich,  da  sie  ein  überaus 
feines  Häutchen  besitzen.  Von  einem  Losmachen  der  Eier  kann  also 
nicht  im  entferntesten  die  Rede  sein.  Im  vorigen  Jahre  versuchte  ich 
es  wohl,  musste  es  aber  gleich  einstellen.  Ich  schnitt  Papierstreifen, 
worauf  die  Eier  klebten,  aus  der  Schachtel,  jedoch  auch  dieses  ver- 
trugen die  Eier  nicht  alle.  Das  unvermeidliche,  wenn  auch  kaum  merk- 
liche Biegen  des  Streifens  mit  den  Eiern  war  hinreichend,  dass  mehrere 


—     136     — 

Eier  platzten  und  den  Inhalt  theilweise  vortreten  Hessen,  wie  ich  unter 
der  Lupe  sah.  Auch  die  übrigen  Eier  verunglückten,  ohne,  dass  man 
etwas  von  aussen  sah,  fielen  sie  trotzdem  ein.  Von  10  Eiern  verun- 
glückten mir  mindestens  immer  8.  Ich  erhielt  also  im  Vorjahre  nur 
13  erwachsene  Raupen,  wovon  noch  eine  durch  ein  Versehen  mir  ab- 
handen gekommen  war,  von  den  übrigen  präparirte  ich  2  für  meine 
Sammlung,  die  10  verpuppten  sich  und  zwar  in  faules  Holz,  wie  wir 
noch  näher  sehen  werden.  Die  Raupen  lagen  merkwürdigerweise  lange 
unverpuppt  in  ihrer  Holzkammer,  soviel  ich  mich  erinnern  kann,  etwa 
6  Wochen,  was  ich  noch  nie  bei  einer  andern  Acronycte  bemerkte.*) 

Ich  mache  hier  einen  Sprung  und  beschreibe  zunächst  die  er- 
wachsene Raupe,  um  bei  der  Beschreibung  der  früheren  Raupen- 
stadien einen  Stützpunkt  zu  haben.  Sie  erreicht  eine  Länge  von  2,3 
bis  2,7  cm,  ist  in  der  Grundfarbe  smaragdgrün  oder  saftig  grün,  12°/0 
etwa  haben  aber  einen  ganz  andern  Grund,  nämlich  hell-  oder  chocoladen- 
braun  von  der  letzten  Häutung  ab,  sodass  man  die  übrigen  Zeich- 
nungen bei  diesen  Individuen  wenig  unterscheiden  kann.  Sie  sind  dünn 
behaart,  die  Haare  ziemlich  lang;  längere  Haare  stehen  auf  dem  zweiten 
und  dem  elften  Ringe.  Ueber  den  Rücken  geht  ein  brauner  Rücken- 
streifen, welcher  gelblich  oder  orange  umsäumt  ist.  In  der  Mitte  des 
Streifens  läuft  vom  Kopf  bis  zum  After  eine  röthliche  orange  eingefasste, 
auf  der  Mitte  der  Ringe  jedesmal  etwas  erbreiterte  Rückenlinie,  die  an 
die  gelbe  Rückenlinie  der  Psi-Raupe  erinnert.  Der  braune  Rücken- 
streifen ist  übrigens  nicht,  wie  Berge  angiebt.  einfach  breit,  sondern 
verschiedenemale  verengt  oder  erbreitert  und  zwar  auf  dem  ersten 
Ring  hinter  dem  Kopfe  breit  anfangend,  ist  er  auf  dem  zweiten  und 
dritten  Ring  auf  die  Hälfte  verengt,  auf  dem  vierten  Ring  2*/2  mm 
breit,  also  wieder  breiter,  die  beiden  nächsten  Ringe  zeigen  das  Band 
wieder  enger,  auf  die  Hälfte  reducirt,  während  die  folgenden  4  Ringe 
wieder  ein  breiteres  Band,  etwas  breiter  als  auf  dem  vierten  Ringe  zeigen. 
Auf  dem  vierten  und  elften  Ringe  sind  ausserdem  kleine  wulstige  Er- 
höhungen. Auf  dem  elften  Ringe  hört  das  Band,  spitz  zulaufend,  auf, 
und  es  bleibt  nur  noch  die  röthliche  Rückenlinie  übrig,  die  allein  bis 
zum  After  reicht.  Die  breiten  Stellen  des  Bandes  oder  Rückenstreifens 
zeigen  4  in  einem  Bogen  nach  hinten  geordnete  Wärzchen,  welche  weiss 


*)    In    diesem  Jahre    (95)   verpuppte    sich   eine   Anzahl    Raupen    innerhalb 
vierzehn  Tagen,  andere  erst  nach  vierwüchentlicher  Ruhe  in  dem  Holzgespinnste. 


-     137     - 

gekernt  und  schwarz  umgrenzt  sind.  Die  schmalen  Stellen  des  Bandes 
haben  nur  2  solcher  Wärzchen.  Aus  jedem  Wärzchen  entspringen  5  —  6 
Haare,  wovon  die  in  dem  weissen  Kern  stehende  am  längsten  ist.  Der 
Kopf  ist  in  der  Mitte  getheilt  und  schwarz  oder  dunkelbraun  gestreift 
und  punktirt,  die  Mitte  ist  grünlich.  Von  den  Fresszangen  läuft  je  ein 
schwarzer  Streifen  nach  dem  ersten  Bein  hin.  Die  dunklen  Kaupen 
haben  dieselben  Zeichnungen,  jedoch  sind  dieselben  nicht  so  hervor- 
tretend, da  Rückenband  und  Grundfarbe  fast  gleich  sind.  Nur  die  röth- 
lichen  und  gelben  Einfassungen  und  die  schwarzen  Punkte  mit  den 
weissen  Kernen  treten  deutlich  hervor.  Die  Erbreiterungen  des  Rücken- 
streifens sind  auf  dem  siebenten  und  achten  Ringe  am  bedeutendsten. 
Auf  diese  Weise  entsteht  fast  eine  Rückenzeichnung  wie  bei  Harpyia 
furcula.  Eine  gewisse  Aehnlichkeit  hat  die  Strigosa-Raupe  auch  mit 
derjenigen  von  Drepana  falcataria.  indem  letztere  auch  grünlich,  fein 
behaart  ist  und  einige  warzige  Erhöhungen  hat.  Die  wulstigen  Er- 
höhungen sind  bei  letzterer  aber  auf  dem  zweiten  und  fünften  Ringe. 
Der  hintere  Theil  des  Körpers  ist  auch  braunrotb.  Die  Grösse  dieser 
Raupe  reicht  bei  Weitem  nicht  an  die  der  Strigosa. 

Die  aus  dem  Ei  tretenden  Räupchen  sind  in  der  etwa  ersten  halben 
Stunde  ihres  Daseins  schneeweiss  gefärbt,  kriechen  sehr  lebhaft  umher, 
lassen  sich  bei  der  geringsten  Störung  sofort  fallen,  meist  mit  Faden, 
oft  auch  ohne  solchen.  Letztere  dürften  in  der  freien  Natur  meist  ver- 
loren gehen.  Der  Kopf  ist  schwarz.  Bald  färben  sich  die  winzigen, 
etwa  2  mm  langen  Geschöpfchen  ihrer  späteren  (im  erwachsenen  Zu- 
stande) Zeichnung  gemäss,  d.h.  die  Ringe,  welche  im  späteren  Alter 
Einschnürungen  des  Rückenbandes  zeigen,  bleiben  ganz  weissgefärbt, 
die,  welche  die  späteren  Erbreiterungen  zeigen,  haben  fast  viereckige 
bräunliche  oder  schwärzliche  Punkte.  Die  Härchen,  später  schwarz, 
sind  jetzt  und  nach  der  zweiten  Häutung  noch  weiss.  Sobald  das 
Räupchen  P'utter  zu  sich  genommen  hat,  schimmern  die  weissen  Stellen 
zart  grünlich. 

Ich  zog  die  Raupen  in  einem  äusserst  feinen  Gazesack,  welcher 
über  einen  beblätterten  Ast  gezogen  war,  im  Freien.  Um  den  im  Sack 
fallenden  Thierchen  zu  ermöglichen,  schnell  aufs  Futter  zu  kommen, 
packte  ich  in  den  Sack  soviel  Zweige,  als  nur  hinein  gingen. 

Ich  hatte  letzteres  nicht  überall  gleich  gut  gemacht,  am  besten  war 
mir  es  an  einem  Schlehenbusch  und  einer  wilden  Pflaume  gelungen. 
Die  Deckel  der  Kasten,  worin  die  Eier  abgelegt  worden  waren,   that 


—     138     — 

ich  in  einen  inwendig  also  recht  buschig  gemachten  Gazesack  und  zwar 
so,  dass  der  Deckel  hoch  über  das  meiste  Laubwerk  kam,  aber  doch 
wieder  so,  dass  er  von  allen  Seiten  von  Blättern  umgeben  wurde.  Ich 
dachte  mir :  Gehen  die  Räupchen  aus,  so  finden  sie  überall  Futter? 
lassen  sie  sich  fallen,  so  fallen  sie  sicher  auf  ein  Blatt,  von  da  noch 
einmal  auf  ein  Blatt,  falls  ihnen  irgend  etwas  (eine  Blattlaus  oder  ein 
Marienkäferchen)  in  die  Quere  kommt*  selten  wird  eins  an  die  Gaze 
kommen  und  Versuche  zum  Durchkriechen  machen  oder  die  Gaze  auf 
und  ab  laufen,  um  schliesslich  zu  verhungern.  Man  muss  bedenken, 
dass  die  Gazeumgebung  mit  ihrem  weissen  Glänze  immer  etwas  Wider- 
natürliches ist.  Sie  ist  jedenfalls  im  Stande,  die  Thierchen  zu  blenden 
und  nach  dem  Glänze  zu  locken.  Schon  früher  hatte  ich  dieselben  Er- 
fahrungen bei  Taeniocampa  opima  gemacht.  Die  auskriechenden  Räup- 
chen gingen  durch  das  (scheinbar)  dichteste  Köcherkistchen,  trotzdem 
ihr  Futter  darin  war.  Im  Glase  krochen  sie  alle  nach  oben  und  ver- 
suchten zwischen  dem  Papierdeckel  und  dem  Glase  durchzugehen.  Sie 
konnten  es  nicht  fertig  bringen,  da  das  Papier  festgeleimt  war,  aber 
sie  rannten  auf  und  ab,  gingen  nicht,  ans  Futter  im  Glase,  sondern  ver- 
hungerten oben. 

In  der  Freiheit  kriechen  die  Räupchen  von  Opima  den  Stamm 
und  die  Aeste  in  die  Höhe,  kommen  im  Weiterkriechen  endlich  an  die 
aufbrechenden  Knospen  oder  Blätter  und  fressen  sich  fest.  Als  ich  wieder 
einmal  in  einem  andern  Jahre  Opima-Eier  erhielt,  legte  ich  dieselben 
mitten  ins  Futter,  sodass  sie  von  allen  Seiten  von  Blättern  umgeben 
waren.  Das  Futter  reichte  bis  zum  Papierdeckel.  Kein  Räupchen  ver- 
suchte nun  durchzugehen,  sie  frassen  sich  sofort  an. 

So  auch  bei  Strigosa,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  sich  die 
Thiere  im  Freien  unter  Gaze  und  nicht  im  Glase  befanden.  Auch 
würden  die  Thierchen,  da  die  Eier  zu  zart,  wenn  von  Futter  bedeckt, 
nicht  ausgehen. 

Wo  ich  es  also  bei  Strigosa  am  sorgfältigsten  gemacht  hatte,  fand 
ich  beim  späteren  Nachsehen  die  Räupchen  fast  vollzählig,  d.  h.  fast 
soviel  Thierchen  als  Eier  hinein  gethan  worden  waren. 

In  zwei  Gazesäcken  hatte  ich  es  weniger  sorgfältig  gemacht,  in 
einem  absichtlich  und  hier  fand  ich  sehr  wenige  Räupchen  vor.  Ich 
war  davon  nicht  überrascht,  da  ich  schon  einige  Tage  vorher  Räupchen 
wie  besessen  innen  an  der  Gaze  herumrennen  sah.  Diese  gingen  fast 
alle  zu  Grunde.     Später  weiss  ich  besser,  was  ich  zu  thun  habe. 


—     139     — 

Die  Räupchen  zeigten  beim  Weiterentwickeln  dieselbe  Färbung : 
Erster  Ring  hinter  dem  Kopfe  schwärzlich  in  der  Mitte  des  Rückens, 
zweiter  und  dritter  Ring  ringsum  weisslich,  grünlich  durchschimmernd, 
vierter  Ring  wieder  oben  bräunlich-schwarz,  fünfter  und  sechster  grünlich- 
weiss,  siebenter  und  achter  Ring  oben  dunkel,  neunter  und  zehnter 
weisslich-grün,  elfter  Ring  dunkel  oben,  zwölfter  Ring  bis  zum  After 
weiss.  So  sehen  alle  Acronycten-Raupen  im  ersten  Stadium 
aus,  und  ich  bewundere  den  Mann,  der,  ohne  das  er s t e 
Stadium  der  Raupen  dieses  Genus  alle  gekannt  zu  haben, 
die  Arten  so  sicher  nach  anatomischen  Gründen  zu- 
sammenstellte. 

Während  ich  dieser  schreibe,  sind  mir  Räupchen  von  A.  psi  ge- 
schlüpft: dieselbe  Färhung,  nur  dass  das  Weiss  zwischen  den  dunkeln 
Stellen  des  Rückens  mehr  grau  erseheint.  Die  Alni-Raupe  geht  ebenso 
aus,  nur  dass  das  Dunkele  auf  dem  Rücken  schwärzer  als  bei  der  Psi- 
und  Strigosa -Raupe  erscheint,  So  ist  es  bei  allen  übrigen  Acronycten. 
Keine  andere  Noctuen-Gattung,  deren  Raupen  später  im  letzten  Stadium 
gewöhnlich  viel  Uebereinstimmendes  zeigen,  man  denke  nur  an  die 
Agrotis-  und  Catocalen-Arten,  kann  solches  im  ersten  Stadium  ihrer 
Arten  aufweisen.  Während  nun  die  letzten  Stadien  anderer  Gattungen 
viel  Uebereinstimmendes  in  ihren  erwachsenen  Raupen  haben,  wäh- 
rend die  Falter  doch  sehr  verschieden  gefärbt  sind,  ist  dies  heim  Genus 
Acronycta  durchaus  nicht  der  Fall.  Wie  wir  ohen  sahen  bei  der  Auf- 
stellung der  Gruppen,  divergiren  die  Raupen  dieser  Gattung  in  ihren 
weiteren  Stadien  ungemein,  wie  es  sonst  in  keiner  mehr  vorkommt. 

Bei  den  Agrotis  ist  es  oft  sehr  schwer,  in  den  Raupen  die  Art  zu 
unterscheiden  und  so  bei  vielen  andern.  Nur  der  Geübtere  findet  Unter- 
schiede und  kann  die  Art  angeben. 

Bei  unserer  Gattung  divergiren  die  Raupen  in  der  Gestalt,  Zeich- 
nung und  Färbung,  wie  wir  oben  sahen,  immer  mehr.  Die  Alni-Raupe 
wird  einem  Vogelexcrement  ähnlich,  um  nach  der  letzten  Häutung  ganz 
schwarz,  mit  gelben  Ringen  und  ruderförmigen  Haaren  zu  erscheinen, 
die  Psi  hat  eine  zusammenhängende,  breite  goldgelbe  Rückenlinie  mit 
grossem  Fleischzapfen,  die  Cuspis  hat  diese  Rückenlinie  unterbrochen, 
einen  langen  Haarschopf  und  viel  Roth.  Die  drei  bis  jetzt  genannten 
sind  schlanke  Raupen,  die  andern,  z.  B.  Rumicis,  Menyanthidis  etc.  kurze, 
dicke  Raupen  u.  s.  w. 

Es  ist  also  bei  den  grösseren  Thieren  wenig  Uebereinstimmendes, 
sodass   ich   oben  7  Gruppen    von    den  wenigen    deutschen  Arten    bilden 


-     140     — 

musste.  Die  meisten  Gruppen  umfassen  nur  je  eine  Art,  eine  4  und 
eine  andere  nur  5  Arten  und  diese  sind  wieder  sehr  verschieden. 

Die  Strigosa  gehört  zur  dritten  Grupe,  der  Psi-Gruppe.  Die  Färbung 
dieser  Gruppe  ist  wohl  sehr  verschieden,  aher  die  Gestalt  und  Haltung 
dieser  Raupen  ist  die  gleiche.  Strigosa  wird  nämlich  nach  der  dritten 
Häutung  stolzer  in  ihrer  Haltung.  Vorher  sitzt  das  Tliierchen  unter 
dem  Blatt  gleich  Alm,  Psi  u.  s.  w.,  schaht  das  Chlorophyll  heraus,  so- 
dass die  obere  Epidermis  der  Blätter  stehen  bleibt.  Die  Blätter  werden 
an  den  angeschabten  Stellen  durchscheinend.  Nun  setzt  das  Räupchen 
sich  auf  die  Blätter  und  schabt  und  skelletirt  von  oben.  Seine  Farbe 
ist  grüner  geworden,  die  braunen  oder  dunklen  Stellen  auf  dem  Rücken 
werden  zusammenhängender,  indem  die  gelbliche  Rückenlinie  nun  deut- 
licher zu  sehen  ist.  Nach  der  vierten  Häutung  ist  die  Färbung  noch 
deutlicher  geworden,  die  dunklen  Flecken  des  Rückens  werden  rüthlich 
umsäumt,  die  Grundfarbe  ist  durchscheinend  oder  lasurgrün.  Nach  der 
fünften  Häutung  erscheint  die  Raupe  im  Gewände  wie  vorher  beschrieben. 
In  diesem  Stadium  zeigt  sich  die  Raupenvarietät,  während  die  Raupen 
vorher  ein  gleichmässiges  Gepräge  haben.  Die  grossen  Raupen  zeigten 
sich  wie  die  Psi-Raupen  sehr  träge,  gingen  gewöhnlich  nicht  vom  Blatt 
herunter,  bis  es  bis  auf  den  Stiel  abgefressen  war.  Schwarzdornzweige 
frassen  sie  von  oben  her  kahl.  Uebrigens  sind  die  Raupen  sehr  genüg- 
sam. Eine  brauchte  höchstens  6 — 8  Schlehenblätter  oder  2—3  Blätter 
der  Eierzwetsche  nach  der  letzten  Häutung.  Im  Ganzen  braucht  eine 
Raupe  höchstens  10 — 12  Schlehenblätter  oder  4  Pflaumenblätter  vom  Ei 
bis  zur  Verpuppung. 

Behufs  der  Verpuppung  gab  ich  den  Raupen,  welche  etwa  eine  halbe 
Stunde  nach  Einstellen  des  Fressens  meist  chokoladenfarbig,  wie  die  oben 
beschriebene  Varietät  es  schon  nach  der  letzten  Häutung  direkt  wurden, 
faules  weiches  Holz  und  Torf.  In  den  letzten  Tagen  hatte  ich  die  er- 
wachsenen Raupen  in  die  Zimmerzucht  genommen.  Die  Holz-  und  Torf- 
stücke stellte  ich  einfach  in  den  Zuchtkasten,  die  Raupen  bohrten  sich 
ein,  wie  ich  schon  früher  bei  Acronycta  alni  beschrieben  habe.  Die 
Alni-Raupe  bringt  das  Einbohren  in  das  Holz  oder  in  Torf  besser 
fertig,  da  sie  die  keulenförmigen  Haare  als  Kehrbesen  gebraucht.  Strigosa 
brauchte  viel  längere  Zeit,  da  sie  die  abgebissenen  Spänchen  einzeln 
herausschaffen  musste.  So  dauerte  das  Einbohren  bei  Alni  1  —  l1^ 
Stunde,  wie  ich  sah,  bei  Strigosa  dagegen  tagelang.  Auch  bei  Psi  und 
Cuspis  bemerkte  ich  schon  früher  ein  tagelanges  Einbohren.    Oft  arbeitete 


-     141     — 

eine  solche  Raupe  3  Tage  lang.  Vom  Aussehlüpfen  aus  dem  Ei  bis 
zum  Einhohren,  also  his  zum  Erwachsensein  brauchte  die  Raupe  4 
Wochen,  indem  die  Räupchen  in  der  Zeit  vom  14.  bis  22.  Juni  ge- 
schlüpft waren  und  die  letzten  Thiere  am  19.  Juli  dieses  Jahres  in 
Torf  gingen. 

Es  bleibt  nun  noch  übrig,  über  die  Puppen  und  den  Schmetterling 
Näheres  zu  berichten.  Da  im  Vorjahre  von  10  verpuppten  Raupen 
2  davon  die  dunkle  Grundfarbe  hatten,  erwartete  ich  demgemäss 
hellere  und  dunklere  Schmetterligsexemplare. 

In  meiner  Sammlung  steckten  von  den  ausgekrochenen  Strigosa  von 
1894  ein  dunkles  Weib  und  ein  heller  Mann.  Ich  fand  bei  den  10 
Puppen  schon,  die  ich  näher  in  Augenschein  nahm,  dass  ich  genau  5 
Männchen  und  5  Weibchen  erwarten  dürfte.  Im  Frühjahr  dieses  Jahres, 
Anfangs  Juni,  schlüpften  sie  auch  demgemäss  und  zwar  3  dunkle  und 
2  helle  Weiber,  3  helle  und  2  dunkle  Männchen.  Also  hatte  die  Fär- 
bung der  Raupe  keinen  Einfluss  auf  diejenige  des  Schmetterlings.  Ich 
werde  die  Sache  noch  weiter  verfolgen  und  sehen,  was  aus  den  dunklen 
Raupen,  die  ich  gesondert  hielt,  wird,  ebenso  auch  die  hellen,  grünen 
beobachten.  Die  Puppe  ist  1,1  cm  lang,  braun  bis  dunkelbraun,  hat 
ein  ziemlich  stumpfes  Ende  mit  9 — 10  kurzen  borstigen  Endhaaren. 

Die  Vorderflügel  des  Schmetterlings  sind  1,1  bis  1,4  cm  lang  und 
0,8  cm  breit.  Die  Hinterflügel  sind  etwas  breiter  als  die  Vorderflügel 
und  0,9  bis  1,2  cm  lang.  Strigosa  ist  demnach  die  kleinste  der  ein- 
heimischen Acronycta,  die  meist  1,6  bis  2  cm  lange  Vorderflügel  haben. 
Abscondita  ist  ebenso  gross,  jedoch  nicht  hier  zu  finden.  Die  Vorder- 
flügel sind  hell-aschgrau  bis  dunkel-aschgrau,  bräunlich  gemischt,  be- 
sonders auf  dem  Mittelfelde.  Von  der  Flügelwurzel  geht  ein  etwa  4  mm 
langer  dreizackiger  schwarzer  Längsstreifen,  etwa  2  mm  vom  Innenrande 
entfernt  und  parallel  mit  letzterem.  Dann  folgt  ein  anderer  schwarzer 
Längsstreifen,  1  mm  vom  in  Rede  stehenden  Rande  entfernt,  hierauf 
noch  einer  bis  zum  Rande,  wieder  weiter  vom  Innenrande.  Dieselben 
Längsstreifen  finden  wir  auch  mehr  oder  weniger  bei  den  anderen 
Acronycten,  am  deutlichsten  bei  Psi  und  Cuspis,  am  undeutlichsten  bei 
Euphorbiae,  am  schwärzesten  und  in  einander  übergehend  bei  A.  alni. 
Die  Querstreifen  sind  doppelt,  der  hintere  stark  gezähnt. 

Die  Nierenmakel  ist  bleich-gelb,  gross,  schwärzlich  in  der  Mitte, 
die  Ringmakel  ist  gewöhnlich  klein  und  schwarz  gekernt.  Ich  besitze  ein 
Exemplar,  dessen  Nierenmakel  rundlich  und  dessen  Ringmakel  fast  ebenso 


-     142     — 

gross  als  die  andere  Makel  ist,  das  Thier  ist  übrigens  auch  sonst 
sehr  hell. 

Die  Hinterflügel  sind  weissgrau  bis  ganz  grau  in  der  Grundfarbe, 
mit  dunkelm  Mitteldecke    und  dunkelm,  etwas  gezähnten  Bogenstreifen. 

Der  Körper  ist   1,1  cm  lang. 

Der  Schmetterling  legte  mir  bis   160  Eier. 

Zum  Schlüsse  gebe  ich  noch  eine  kleine  Zusammenstellung  über 
die  merkwürdige  Gattung  Acronycta. 

1.  Schmetterlinge,  14  Arten  in  Deutschland,  besonders  cuspis,  psi, 
tridens  sich  sehr  ähnlich,  sodass  bei  diesen  drei  öfters  Ver- 
wechselungen vorkommen,  letztere  die  Psi-Gruppe.  Acronycta 
leporina  mit  dem  vielen  Weiss,  A.  alni  mit  vielem  Schwarz 
stehen  allein  da.  A.  aceris  und  megacephala  sind  ebenfalls 
einander  sich  ähnlich,  erstere  grösser.  A.  abscondita,  auricoma, 
menyanthidis,  euphorbiae  stehen  sich  sehr  nahe.  A.  ligustri  und 
rumicis  Aveichen  in  der  dunklen  Färbung  am  meisten  von  den 
übrigen  ab.  A.  strigosa  ist  am  kleinsten,  steht  aber  der  Psi- 
Gruppe  nahe. 

2.  Eier  fast  gleich,  ganz  schwach  gewölbt,  sodass  fast  keine  Er- 
höhung zu  bemerken  ist,  der  grösste  Theil  mit  bräunlichen 
Punkten,  die  Eier  von  Strigosa,  Psi  und  Cuspis  bleiben  bis  kurz 
vor    dem   Ausschlüpfen    weiss.     Alle    sind    äusserst    dünnschalig. 

Nach  Art  der  Ablage  sind  zwei  Gruppen  zu  unterscheiden : 
Einzeln  werden  gelegt  die  von  Acronycta  alni,  leporina,  strigosa, 
cuspis,  psi,  megacephala,  aceris,  tridens. 

In  Haufen:  Acronycta  menyanthidis,  euphorbiae.  abscondita, 
ligustri,  rumicis  und  auricoma. 

3.  Die  Eaupen  sind  im  ersten  Stadium  alle  untereinander  fast  gleich, 
zeigen  aber  später  die  grössten  Verschiedenheiten,  wie  sie  in 
keiner  Schmetterlingsgattung  mehr  vorkommen.  Aus  den  14 
Arten  kann  man  mit  grosser  Mühe  7  Gruppen  zusammenstellen, 
von  denen  die  meisten  nur  eine  Art  umfassen. 

4.  Die  Puppen  ruhen  theils  in  faulem  Holze  daselbst  versponnen, 
theils  in  einem  Gespinnst  an  Rinde  oder  an  Steinen. 

Zu  den  ersteren  gehören:  A.  alni,  leporina,  strigosa,  mega- 
cephala, psi,  cuspus,  tridens ;  zu  den  letzteren :  A.  menyanthidis, 
rumicis,  aceris,  ligustri,  euphorbiae,  abscondita,  auricoma. 


143 


Nachtrag. 

Nach  Schluss  und  Drucklegung  dieser  Arbeit  muss  ich  noch  Fol- 
gendes hinzufügen:  Herr  Pfarrer  Fuchs  kann  doch  schliesslich  recht 
haben  mit  seiner  Notiz :  Am  Sedanstag  d.  J.  schlüpften  mir  unerwartet 
3  Falter  von  A.  strigosa,  2  tf  tf  und  1  9  a^s  2.  Generation.  Da  die 
Haide  noch  blüht,  so  kann  sich  der  Schmetterling  in  2.  Generation 
daselbst  eingefunden  haben.  Dann  stimmt  es  auch  übrigens  besser,  dass 
ich  als  Knabe  die  Raupen  noch  beim  Zwetschenschütteln  im  Oktober 
bemerkte,  es  waren  dann  Raupen  der  2.  Generation.  Ich  setzte  noch 
am  Abend  des  Sedanstages  2  Schmetterlinge  zur  Paarung  zusammen  und 
werde  die  Sache  weiter  verfolgen,  so  Gott  will. 


ÜBER  HYBRIDATION, 


BESONDERS  ÜBER  DIE 


HYBRIDE  FORM  AUS  SATURNIA  PAVONIA  (L.)  & 
x  SATURNIA  PYRI  (SCHIFF.)  9- 


Von 


W.   CASPARI  II. 

(WIESBADEN). 


MIT   EINER   CHROMOLITHOGRAPHIRTEN   TAFEL   II. 


Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.     48. 


10 


I). 


"r.  Staudinger's  Catalog  wies  früher  einen  Hybridus  Sat.  major, 
einen  Sat.  media  und  einen  Sat.  minor  auf,  entstanden  aus  Kreuzungen 
zwischen  Sat.  pyri  und  Sat.  spini,  desgleichen  von  Sat.  pyri  und  pavonia 
und  zwischen  Sat.  spini  und  pavonia.  Solche  Bastarde  sollten  sich  öfters 
in  der  Natur  zeigen,  indem  wohl  noch  nie  Schmetterlinge  davon  ge- 
funden wurden,  wohl  aber  Raupen,  welche  obige  Hybriden-Schmetter- 
linge ergaben. 

Gerne  wäre  ich  im  Besitz  solcher  merkwürdigen  Thiere  gewesen, 
jedoch  war  der  Preis  derselben  ein  sehr  hoher  und  auch  die  Thiere  in 
den  letzten  Catalogen  nicht  mehr  aufgeführt.  Dr.  Standfuss  in  Zürich 
gelang  es,  wenn  ich  nicht  irre,  im  Jahre  1892,  pyri  9  mit  pavoni  cf  zu 
paaren.  Die  Zucht  ergab  den  Sat.  major,  oder,  wie  Standfuss  sie 
nannte :  Sat.  ab.  emiliae  und  Sat.  ab.  daubii.  Von  diesen  prächtigen 
Thieren  sah  ich  solche  in  der  B,  ö  d  e  r 'sehen  Sammlung. 

Mein  Streben,  auch  solche  Thiere  zu  züchten  und  zu  beobachten, 
war  aufs  höchste  gespannt  und  es  gelang  mir  nach  vielen  vergeblichen 
Versuchen  und  nun  fast  zufällig  im  Jahre  1894,  am  10.  April,  eine 
hybride  Kopulation  zwischen  Saturnia  pyri  9  und  Saturnia  pavonia  tf 
zu  erzielen. 

Die  Kopulation  dauerte  von  1/27  Uhr  Abends  bis  11  Uhr  Nachts. 
Sofort  machte  sich  das  9  an  das  Legegeschäft.  Den  tf  fing  ich  ab,  er 
ziert  noch  heute  meine  Sammlung.  Das  9  leSte  3  Tage  und  zwar  an 
180  Eier  und  starb  dann.  Bei  der  Untersuchung  stellte  es  sich  heraus, 
dass  die  Eier  vollständig  abgelegt  waren,  was  bei  einer  regelrechten 
Paarung  von  Schmetterlingen  derselben  Art  gerade  nicht  immer  der 
Fall  ist. 

Die  Produkte  der  Hybridation  bei  Schmetterlingen  werde  ich  weiter 
unten  näher  beschreiben,  ich  möchte  hier  vorerst  mich  etwas  über  die 
Hybridation  selbst  äussern  : 

Hybridation  kommt  im  ganzen  Thierreiche,  auch  besonders  zahl- 
reich   in    dem  Pflanzenreiche  vor.     Diese   Thatsache    ist   bekannt.     Die 

10* 


—     148     — 

Produkte  aus  der  Vermischung  des  Pferdes  mit  dem  Esel  sind  bekannt- 
lich Maulthier  und  Maulesel,  ferner  gibt  es  einen  Tetrao  intermedius 
zwischen  Tetrao  urogallus  und  Tetrao  tetrix,  also  ein  Blendling  zwischen 
Birkhahn  und  Auerhenne.  Ebenso  soll  es  Bastarde  zwischen  Feld- 
hühnern und  Fasanen,  ferner  zwischen  den  Entenarten,  zwischen  Ente 
und  Wasserhuhn  geben.  Hier  handelt  es  sich  um  wilde  Vögel.  Zahl- 
reicher sind  Blendlinge  bei  zahmen  Vögeln,  z.  B.  zwischen  dem  Kanarien- 
vogel und  seinen  Verwandten,  den  Finkenarten. 

Alle  Nachkommen  aus  solchen  Hybridationen  scheinen  nicht  unter- 
einander fortpflanzungsfähig  zu  sein,  dagegen  vermischen  sie  sich  wieder 
mit  reinen  Arten :  die  Jungen  kehren  dann  früher  oder  später  zum  alten 
Typus  zurück. 

Wie  wir  aus  dem  Vorhergehenden  sehen,  ist  eine  fruchtbare  Hy- 
bridation  nur  zwischen  verwandten  Arten  möglich. 

Unter  Hybridation  versteht  man  die  sich  rein  äusserlich  vollziehende 
Kopulation  eines  männlichen  und  weiblichen  Individuums  zweier  ver- 
schiedener Arten.  Solche  mechanische  Hybridation  kommt  oft  vor.  Sie 
ist  also,  streng  genommen,  ein  rein  mechanischer  Vorgang.  Eine  wirk- 
liche Hybridation  oder  fruchtbare  Vermischung  kommt  weniger  vor.  Der 
Bastard  (Blendling)  selbst  hält  in  seinen  Merkmalen  mehr  oder  weniger 
die  Mitte  zwischen  den  beiden  Stammarten  ein,  wie  wir  auch  näher 
bei  den  Schmetterlingen  sehen  werden. 

Am  zahlreichsten  sind  die  Bastarde  im  Pflanzenreich.  Einige 
Pflanzengattungen  zeichnen  sich  gerade  aus  durch  viele  Hybridenformen, 
welche  bei  ihnen  vorkommen,  z.  B.  die  Pruuus-Arten.  (Mandelpflrsich, 
Marillenpflaumc  und  andere  Pflaumen-  und  Zwetschenarten).  Hie  Gattung 
Medicago  hat  verschiedene  Bastarde  aufzuweisen,  ferner  die  Lolcharten. 
Der  lolchartige  Wiesenschwingel  (Festuca  loliacea  Curt.)  ist  ein  Bastard 
aus  dem  englischen  Raygras  (Lolium  perenne  L.)  und  dem  Wiesenschwingel 
(Festuca  elatior  (Koch).  Bei  letzterem  Bastard  haben  wir  sogar  eine 
entschieden  bigenäre  Hybride,  d.  h.  eine  Kreuzung  nicht  etwa  nur 
zwischen  zwei  Arten  einer  Gattung,  sondern  zwischen  zwei  wohl  unter- 
schiedenen Gattungen. 

Die  Hybride  bei  den  Pflanzen  charakterisirt  sich  für  gewöhn- 
lich sowohl  durch  Unfruchtbarkeit  wie  auch  bei  den  Thieren,  als  auch 
durch  grosse  Unbeständigkeit  der  Merkmale  und  Veränderlichkeit  des 
Aussehens,  sodass  öfters  kein  Exemplar  der  an  einem  bestimmten  Orte 
wachsenden  Kombinationen  dem  andern  vollkommen    gleich    ist  und  die 


—     149     — 

zwei  Stammformen  durch  eine  ganze  Kette  von  Hybridenformen  mit 
einander  verbunden  erscheinen:  »Ein  Beispiel  hierfür  ist  eine  der  bei 
uns  verhältnismässig  häufigsten  Kombinationen,  die  Hybride  aus  dem 
März-  und  dem  rauhhaarigen  (oder  Hunds-)  Veilchen,  Viola  odorata  X  hirta. 
Diese  Bastardform  tritt  stellenweise  an  Hecken  so  häufig  auf  (sogenannte 
halbriechende  Veilchen),  dass  kaum  ein  Exemplar  des  echten  März- 
veilchens mehr  übrig  ist  und  ringsum  alles  von  den  bösen  Folgen  der 
freien  Liebe  angesteckt  erscheint;  dabei  sind  die  einzelnen  Individuen 
des  Blendlings  meist  verschieden,  dass  eigentlich  für  jedes  derselben 
eine  besondere  Beschreibung  verfasst  werden  müsste«.  (Dr.  J.  Murr.) 
Solche  Kombinationen  trifft  man  au  den  westlichen  Abhängen  des  Bingert 
bei  Wiesbaden,  auch  sah  ich  solche,  welche  fast  weiss  waren,  dazwischen 
alle  möglichen  Schattirungen  bis  zum  Blau  von  Viola  odorata  in  Wild- 
sachsen bei  Eppstein,  im  Schulgarten.  Diese  Viola-Bastarde  sind  un- 
fruchtbar; indess  soll  an  manchen  Plätzen  eine  bestimmte  Form  (Viola 
sepincola  Jord.)  ganz  konstant  fruchtbar  auftreten,  welche  als  selbst- 
ständige Art  betrachtet  werden  könnte,  wenn  nicht  das  fast  ausschliess- 
liche Auftreten  kronenloser  Blüthen  die  alte  Bastardnatur  allzu  deutlich 
verrathen  würde. 

Im  Herbste  sieht  man  auf  einer  mit  Brombeergestrüpp  bestandenen 
Waldblösse  oft  eine  Anzahl  mit  leeren  und  verkümmerten  Fruchtständen. 
Das  sind  zumeist  Bastarde.  Hybriden  besitzen  im  Pflanzenreiche  nur 
geringe  oder  kurze  Keimfähigkeit.  Wenn  günstige  Boden-  und  Witterungs- 
verhältnisse zusammentreffen,  kann  die  geringe  Keimfähigkeit  sich  ent- 
falten. Die  betreffenden  Nachkommen  der  Hybriden  können  dann  sogar 
ein  üppiges  Wachsthum  zeigen.  »Einige  Hybriden  dagegen  sind  voll- 
kommen fruchtbare,  geradezu  üppig  fructificirende  Pflanzenbastarde,  die 
durch  zahlreiches  Auftreten  sogar  ihre  Stammeltern,  in  deren  Nähe  sie 
gedeihen,  übertreffen  und,  da  sie  auch  eine  gewisse  Beständigkeit  in 
allen  ihren  Merkmalen  aufweisen,  den  guten,  vollberechtigten  Arten  nahe- 
kommen, d.  h.  auf  dem  besten  Wege  sind,  sich  zu  solchen  auszuge- 
stalten«. (Dr.  J.  Murr.)  (Dianthus-Hybriden,  desgleichen  solche  von 
Lychnis- Arten,  von  Silenen  und  besonders  von  den  wildwachsenden 
Hierarceen-  und  Sonchus- Arten,  bei  Weiden  (Salix),  Pappeln  (Populus) 
und  Rubus,  Rosa,  Trifolium  und   vielen  anderen.) 

Sehr  interessant  und  schön  sind  vielfach  die  Farbenmischungen, 
welche  bei  der  Kreuzung  von  Arten  mit  verschiedener  Blüthenfarbe  zu 
Tage  treten.     Doch  darauf  näher  einzugehen,    verbietet    mir    der  Raum 


—     150     — 

dieser  Abhandlung.  Wir  wissen,  dass  die  geschickte  Hand  des  Gärtners 
diese  Thatsache  auf  die  mannigfaltigste  Weise  auszubeuten  versteht. 
Von  der  Gattung  Hieracium  (Habichtkraut)  wissen  wir  weiter,  dass  es 
eine  Unmasse  Arten  und  Varietäten  gibt,  die  alle  durch  Hybridationen 
entstanden  sein  mögen.  Kenner  dieser  Pflanzengattung  wissen  ein  Lied- 
lein ton  der  Schwierigkeit  bei  dem  Bestimmen  der  Arten  derselben  zu 
sinken.  Hauptbedingung  ist  natürlich  bei  den  Pflanzen  zusammen- 
fallende Blüthezeit;  Wind,  Insekten  aller  Art  und  andere  Zufällig- 
keiten thun  dann  das  Uebrige. 

Ich  habe  dieses  Kapitel  von  der  Hybridation  deshalb  vorausgeschickt, 
um  auf  Grund  dieser  Erörterungen  manches  besser  verstehen  zu  können, 
was  ich  im  Folgenden  darzulegen  beabsichtige. 

Eine  Trennung,  wie  schon  oben  dargelegt,  zwischen  einer  mechanischen 
oder  scheinbaren  Hybridation  und  einer  fruchtbaren  kann  man  wohl  nicht 
ganz  gut  durchführen,  da  jede  Hybridation  nach  günstigen  Bedingungen 
eine  fruchtbare  werden  kann.  Ich  sage  k  a  n  n ,  denn  die  meisten  Hy- 
bridationen (also  Paarungen  zwischen  verschiedenen  Arten,  meist  der- 
selben Gattung)  sind  unfruchtbar.  Das  ist  nicht  bloss  bei  den  Pflanzen 
anzunehmen,  denn  wie  viel  Pollenkörnchen  fliegen  an  die  Narben  der 
Blüten  anderer  Arten,  oder  werden  von  pollentragenden  Insekten  dorthin 
befördert;  es  ist  in  noch  viel  höherem  Grade  von  dem  Thierreiche  zu 
behaupten.  Denn  auch  da  kommen  Hybridationen  sehr  häufig  vor, 
besonders  häufig  sind  sie  bei  Schmetterlingen  und  Käfern  beobachtet 
worden. 

So  sah  ich  eine  Kopulation  zwischen  Agrotis  umbrosa  und  Agrotis 
rubi  in  der  Gefangenschaft,  ferner  eine  solche  zwischen  Agrotis  rubi  und 
Agrotis  collina,  im  Freien  zwischen  Taeniocampa  stabilis  und  Taenioc. 
gothica,  zwischen  Taeniocampa  gothica  und  incerta.  Sämmtliche  Weiber 
legten  Eier,  besonders  massenhaft  Taeniocampa  gothica.  Aber  sämmt- 
liche Eier  waren  auch  unbefruchtet,  ergaben  also  keine  Raupen.  Rühl 
in  Zürich  erzählt  in  der  »Societas  entomologica«  von  einer  Hybridation 
zwischen  einer  Erebia  und  einer  Melitaea,  also  zwischen  Arten  ver- 
schiedener Gattungen. 

Dr.  Stand  f us s  in  Zürich  brachte  die  Männchen  der  Bombyx 
neustria  (des  Ringelspinners)  in  20  Fällen  zur  Paaruug  mit  dem  Weibchen 
von  Bombyx  franconica  (Esp.).  Ich  lasse  hier  Standfuss  weiter 
sprechen:   -Unmittelbar  nach  der  5  bis  höchstens  15  Minuten  dauernden 


—     151     — 

Paarung  begannen  die  Weibchen  einen  Ort  zum  Ablegen  der  Eier  zu 
suchen;  sobald  sie  diesen  an  einem  der  bereitgelegten  dürren  Zweige 
gefunden  zu  haben  meinten,  liefen  sie  in  bekannter  Weise  mit  dem 
Legeapparat  tastend  und  fühlend  auf  und  ab,  bis  sie  Posto  fassten. 

Bis  dahin  verhielten  sich  die  Thiere  alle  wesentlich  gleich,  doch 
nun  traten  nach  einigen  Richtungen  hin  Verschiedenheiten  auf:  Einige 
Weibchen  mühten  sich  in  dieser  Stellung  durchaus  vergeblich  ab,  die  Eier 
abzusetzen,  vermochten  auch  nicht  ein  einziges  von  sich  zu  geben,  fielen 
nach  einiger  Zeit  zappelnd  zu  Boden  und  waren  nach  3 — 4  Stunden 
gänzlich  abgestorben,  während  doch  sonst  diese  Falter  erfahrungsgemäss 
sehr  zählebig  sind  und,  selbst  vergiftet,  wenigstens  in  ihrem  Legeapparat 
noch  tagelang  Lebensthätigkeit  zeigen. 

Andere  Weibchen  starben  zwar  nicht  ab,  legten  aber,  trotz  vorher- 
gegangener Paarung,  gar  keine  Eier. 

Wieder  andere  legten  zunächst  nur  etwa  6  — 12  und  erst  nach  einer 
zweiten  Paarung  den  Rest  der  Eier. 

Die  übrigen  Weibchen  endlich  legten  alle  ihre  Eier  in  durchaus 
normaler  und  wohlgeordneter  Weise  ab. 

Eine  spätere  Untersuchung  der  Eier  ergab,  dass  sie  fast  alle  lebende 
Räupchen  enthielten.«  Ob  die  Räupchen  aus  den  übrigen  Eiern  aus- 
gegangen sind,  sagt  er  nicht. 

Bemerkenswert!}  sind  aber  die  Mittheilungen,  dass  man  erkennt, 
wie  eine  hybride  Kopulation  wirkt:  Bei  einigen  Weibchen  war  der 
Legeapparat  jedenfalls  in  Unordnung  gerathen,  konnte  nicht  mehr  regel- 
recht funktioniren,  die  Thiere  waren  zum  Theil  geradezu  vergiftet  und 
starben  sehr  schnell,  andere  legten  durchaus  keine  Eier,  der  grössere 
Theil  der  Weibchen  dagegen  legte  befruchtete  Eier  ab  wie  bei  einer 
regelrechten  Begattung  zwischen  Männchen  und  Weibchen  derselben  Art. 

Wir  sehen  aus  Obigem  aber  auch,  dass  fruchtbare  Hybridationen 
bis  dahin  nur  bei  ganz  nahe  verwandten  Arten  stattfinden.  Woher 
mag  es  nun  kommen,  dass  solche  zwischen  verwandten  Arten  derselben 
Gattung  eher  vorkommen,  als  bei  Arten  verschiedener  Gattungen? 

Die  verwandten  Arten  sind  untereinander  ähnlich  gebaut,  während 
die  Arten  verschiedener  Gattungen  auch  verschieden  gebaut  sind.  Bei 
der  Kopulation  spielen  die  »Genital anhänge«,  sowohl  bei  dem 
Männchen  als  auch  bei  dem  Weibchen  eine  wichtige  Rolle  insofern, 
dass    die  verwandten  Arten    ähnliche   Anhängsel    in    den  Genitalien    be- 


—     152     — 

sitzen,  welche  zu  einander  passen,  während  dieselben  Anhängsel  ver- 
hindern, dass  eine  andere  Art  eine  Kopulation  ausführen  kann. 
C. Escherich  hat  eine  Abhandlung  in  den  »Verhandlungen  der  kaiserl.- 
königl.  zoologisch-botanischen  Gesellschaft  in  Wien«  erscheinen  lassen, 
welche  sich  über  die  »biologische  Bedeutung  der  Genitalanhänge  der 
Insekten«  ausspricht.  Aus  der  Arbeit  geht  hervor,  dass  gewisse  Organe 
des  Männchens  neben  dem  eigentlichen  Begattungsorgane,  welches  er  das 
primäre  Stück  nennt,  als  z.  B.  klappenförmige  Gebilde,  ein  oder  zwei 
Haken,  die  nicht  alle  Schmetterlinge  haben,  bei  vielen  andern  aber  wohl 
ausgebildet  sind  und  zwar  wieder  bei  den  einzelnen  Arten  mit  mancherlei 
Abänderungen  in  der  Grösse,  Form  und  Stellung  u.  s.  w.,  eine  wichtige 
Rolle  bei  der  Paarung  haben.  Den  männlichen  Theilen  entsprechen 
die  weiblichen:  da  wo  ein  Haken  beim  Männchen  ist,  ist  dem- 
entsprechend bei  dem  Weibchen  eine  Vertiefung  u.  s.  w.  Sie  dienen 
meist  zum  Festhalten  des  Weibchens.  Die  Klappen  der  Männchen 
passen  in  entsprechende  Rinnen  bei  dem  Weibchen.  Bei  dem  Gelbrand 
(Ditiscus  marginalis)  und  anderen  Wasserkäfern  haben  diese  Klappen 
zugleich  die  Aufgabe,  das  Eindringen  des  Wassers  in  die  Geschlechts- 
öffnung zu  verhindern.  Mit  einem  Worte:  Sowohl  bei  dem  Männchen 
als  auch  bei  dem  Weibchen  ist  der  ganze  Genitalapparat  (sowohl  die 
primären  als  auch  die  sogenannten  sekundären  Theile)  ein  komplizirtes 
Ganzes,  das  auf  mancherlei  Weise  abändert  in  Grösse,  Gestalt  und  Form, 
in  der  Art  der  Anlage  u.  s.  w.  Die  Anhängsel  haben  den  Zweck, 
hybride  Kopulationen  zu  verhindern  und  regelrechte  (also  derselben  Art) 
zu  befördern.  Die  Anhängsel  sind  oft  rudimentär  ausgebildet,  bei  manchen 
fehlen  sie. 

Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  diese  Thatsache  auch  ganz  gut  ihren 
Zweck  erfüllt.  Kommt  ein  Männchen  einer  andern  Art  mit  Anhängseln 
zu  einem  Weibchen,  welches  nicht  die  betreffenden  Rinnen  und  Ver- 
tiefungen hat,  so  ist  eine  Hybridation  ausgeschlossen.  Arten  derselben 
Gattung  haben  nun  ähnliche  Anhängsel,  darum  kommt  eine  Bastard- 
erzeugung bei  denselben  eher  vor.  Hier  bilden  die  weiblichen  Genital- 
apparate den  korrespondirenden  Theil  zu  den  männlichen.  Die  Genital- 
apparate mit  den  Anhängseln  müssen  bei  der  Kopula  bei  beiden  Ge- 
schlechtern sich  genau  ergänzen,  ein  kompaktes  Ganzes  bilden.  Das 
kann  nur  der  Fall  sein  zwischen  Individuen  derselben  Art  und  bei  In- 
dividuen verschiedener  Arten  derselben  Gattung,  da  die  Arten  der 
Gattungen  ähnliche  Vorrichtungen  besitzen. 


—     153     — 

»Eine  erfolgreiche  Vereinigung  verschiedener  Arten  (mit  verschie- 
denen Anhängen)  ist  eben  schon  aus  rein  mechanischen  Gründen 
unmöglich. 

Ein  Männchen  mit  gebogenem  primären  Stücke  wird  dasselbe 
nicht  in  den  geraden  Ruthenkanal  eines  Weibchens  einführen  können, 
oder  ein  Männchen  mit  Haftklappen  und  Widerhaken  wird  trotzdem 
ein  Weibchen  nicht  festhalten  können,  wenn  letzteres  nicht  die  ent- 
sprechenden Vertiefungen  und  Rinnen  dazu  besitzt.« 

»Wundern  müssen  wir  uns,  mit  welchem  Raffinement  die  Natur 
ihr  Prinzip  der  Reinerhaltung    der  Art«  (möglichst)    durchgeführt    hat. 

Weiter  kommt  noch  hinzu,  dass  bei  verwandten  Arten  eine  ausser- 
ordentliche Verschiedenheit  der  Samenfäden  gefunden  worden  ist,  des- 
gleichen aber  auch  an  dem  Ei.  Ferner  sind  nach  den  um  die  Ent- 
wickelungsgeschichte  verdienten  Gebrüder  Oscar  und  Richard  Her tw ig 
in  der  Eizelle  »regulatorische  Kräfte«  vorhanden,  »welche  für  den  nor- 
malen Verlauf  der  Befruchtung  garantiren  und  Polyspermie  und  Bastard- 
befruchtung zu  verhindern  streben«. 

Während  die  Hybridation  zwischen  Pyri  Q  und  pavonia  tf,  die  ich 
im  Vorjahre  erzielte,  zum  grossen  Theil  befruchtete  Eier  ergab,  wie  wir 
noch  später  sehen  werden,  waren  die  3  Hybridationen,  welche  ich  auch 
in  diesem  Jahre  zwischen  den  eben  angeführten  Arten  beobachtete,  ohne 
Resultat,  d.  h.,  die  erhaltenen  Eier  waren  wohl  zum  Theil  befruchtet, 
wie  ich  bei  einer  Untersuchung  derselben  sah,  ich  erhielt  aber  keine 
Raupen,  ausgenommen  ein  Räupchen,  das  in  der  zweiten  Häutung  starb. 
Ich  werde  noch  einmal  darauf  zurückkommen. 

Da  die  meisten  Insekten  Nachtthiere  sind,  die  Kopulation  nur  sehr 
kurze  Zeit,  bei  den  Bienen  oft  nur  wenige  Sekunden  währt,  sodass  sie 
auch  bei  den  am  Tage  fliegenden  nur  durch  einen  glücklichen  Zufall 
bemerkt  zu  wrerden  pflegt,  ist  anzunehmen,  in  Hinsicht  der  trotzdem 
schon  ziemlich  häutig  beobachteten  Fälle,  wie  wir  sahen,  dass  hybride 
Kopulationen  häufig  sind. 

Gar  manche  Seltenheiten,  die  die  Sammlungen  zieren,  mögen  aus 
einer  hybriden  Kopulation  hervorgegangen  sein,  also  keine  Arten,  sondern 
Bastarde  sein. 

Von  den  lediglich  aus  der  freien  Natur  herrührenden  Bastarden  von 
Saturnia  spini  und  Saturnia  pavonia,  von  welchen  wohl  schon  mehr  als 
100  Exemplare  aus  gefundenen  Raupen  erzogen  worden  sind,  steht  es- 
heute   noch    nicht    durch    Beobachtung    der    Kopulation    selbst   fest,    ob- 


—     154     — 

diese  Thiere  von  dem  tf  von  pavonia  und  dem  9  von  spini  oder  von 
der  umgekehrten  Paarung  oder  aus  beiden  Kombinationen  herrühren, 
obwohl  diese  Arten  beide  etwa  l1/,  bis  5  Stunden  in  Kopulation  ver- 
harren. 

In  der  Gefangenschaft  sind  schon  öfters  Paarungen  zwischen  spini 
und  pavonia  erzielt  worden,  jedoch  sind  die  erzielten  Falter  so  variirend. 
dass  man  nicht  sagen  kann,  die  Thiere,  welche  aus  der  Natur  stammen, 
resultiren  aus  dieser  oder  jener  Kombination;  Thatsache  ist  nur,  dass 
die  Raupen  Merkmale  beider  Arten  trugen  und  dass  die  Schmetterlinge 
desgleichen  Merkmale  beider  Arten  haben,  sodass  man  behaupten  kann, 
die    Schmetterlinge   sind    hybride  Formen   zwischen    spini    und   pavonia. 

Bei  den  am  Tage  sich  auf  den  honigreichen  Disteln  und  Skabiosen 
herumtreibenden  Zygaenen  kommen  viele  hybride  Kopulationen  vor. 
Schon  Ochsen  heim  er  stellt  in  seinein  1808  herausgegebenen  zweiten 
Band  der  »Schmetterlinge  Europas«  dieses  als  unumstössliche  Wahrheit 
fest,    dass   sich    diese  Thiere    ohne  Unterschied    mit    einander   begatten. 

Welches  sind  die  Gründe  der  H  y  b  r  i  d  a  t  i  o  n  ?  Während 
die  Natur  auf  der  einen  Seite  die  Hybridation  verhindern  möchte,  be- 
fördert sie  dieselbe  auf  der  andern  Seite. 

Wir  wissen,  dass  im  Pflanzenreiche  sich  eine  Reihe  von  Verhält- 
nissen und  Vorkehrungen  nachweisen  lässt,  welche  die  Befruchtung  des 
Pistills  durch  die  Pollen  der  gleichen  Blüte  erschwert  oder  sogar 
unmöglich  macht,  sodass  also  eine  geschwisterliche  Nachkommenschaft 
bei  vielen  Pflanzen  garnicht  oder  doch  selten  stattfinden  kann.  Der 
Igelkolben  und  andere  Pflanzen  bekommen  zuerst  weibliche  Blüthen  und 
zuletzt  männliche  auf  derselben  Pflanze.  Die  weiblichen  Theile  werden 
befruchtet  von  Pflanzen,  welche  entfernt  stehen,  während  die  späteren 
männlichen  Blüthen  wieder  dazu  dienen,  Pollen  dem  Winde  zu  über- 
geben für  solche  Igelkolben  u.  s.  w.,  die  erst  am  Aufblühen  sind  und 
zunächst  weibliche  Blüthen  zeigen. 

Gleiches  finden  wir  bei  den  Insekten.  Es  erscheinen  von  derselben 
Brut  gewöhnlich  die  Männchen  zuerst,  diese  treffen  Weibchen  einer 
andern  Brut,  während  die  Weibchen  von  der  ersten  Brut  sich  später 
entwickeln.  Oft  findet  sich  auch  der  umgekehrte  Fall,  sodass  also  die 
weiblichen  Thiere  zuerst  erscheinen  u.  s.  w.  So  erhielt  ich  einmal  aus 
■einer  Agrotis  umbrosa-Zucht  im  ersten  Jahre  zuerst  Männchen,  später 
die  Weibchen,  ejn  andermal  gingen    zuerst    eine  Anzahl  Weibchen  aus, 


—     155     — 

später  folgten  die  Männchen.  Bei  manchen  Arten  kommt  es  merk- 
würdigerweise vor,  dass  eine  Anzahl  Puppen  zweimal  überwintern,  während 
ein  Theil  nach  der  ersten  Ueberwinterung  ausgeht.  Meist  sind  dies 
dann  Männchen,  während  andere  Männchen  und  fast  alle  Weibchen  als 
Puppen  noch  ein  Jahr  warten,  wenn  Frühjahr  und  Sommer  nicht  warm 
genug  anfingen.  So  tritt  oft  der  Fall  ein,  dass  Männchen  einer  Art 
massenhaft  vorhanden  sind,  indess  noch  die  Weibchen  fehlen.  Es  sind 
aber  Weibchen  einer  verwandten  ähnlichen  Art  da.  So  finden  sich  die 
verschiedenen  Arten  nebeneinander.  Wenn  nun  Männchen  einer  kurz- 
lebigen Art  noch  kein  Weibchen  ihrer  Art  treffen,  die  Paarungs- 
bedürftigkeit intensiv  auftritt,  so  kommt  leicht  eine  Hybridation  zustande. 
Darum  kommen  viele  Hybridationen  bei  den  kurzlebigen  Sphingiden  und 
Bombyciden  vor,  weniger  bei  Tagfaltern  und  Eulen. 

Aehnlich  kommt  der  schon  oben  erwähnte  Tetrao  intermedius,  der 
Bastard  zwischen  Auerhuhn  und  Birkhahn,  zustande. 

Der  Auerhahn  lässt  sich  in  seinem  blinden  Eifer  in  der  Balzzeit 
leichter  schiessen  als  der  Birkhahn,  auch  ist  er  mehr  geschätzt,  während 
der  Jäger  die  Auerhennen  laufen  lässt.  Birkhahn  und  Auerhenne  finden 
sich  darum  leicht,  zumal  die  Flugplätze  beider  Arten  dieselben  sind  und 
der  Auerhahn  nicht  mehr  seine  Henne  beschützen  kann,  da  er  dem  Blei 
des  Jägers  zum  Opfer  fiel. 

So  befördert  die  Natur  auch  wieder  die  Hybridation.  Vielleicht 
lässt  sich  dadurch  auch  die  Entstehung  neuer  Arten  erklären! 

Ergebnisse  der  Hybridation,  s  p  e  c  i  e  1 1  meiner  Zucht 
der  Nachkommen  aus  der  Hybridation  zwischen  pavonia  rf 
und  pyri  Q.  x\usser  einigen  Fällen  lassen  sich  im  Allgemeinen  ver- 
hältnissmässig  wenig  Bastarden  aus  der  Natur  mit  voller  Sicherheit 
nachweisen,  trotzdem  eine  Menge  von  Hybridationen  schon  beobachtet 
wurden,  wie  ich  schon  letzteres  oben  darthat. 

Die  Eier,  welche  ich  aus  hybriden  Kopulationen  erhielt,  gingen 
bis  auf  einen  Fall,  der  näher  mitgetheilt  werden  soll,  nicht  aus. 

Woher  kommt  es,  dass  man  Bastarde  so  wenig  aus  freier  Natur 
nachweisen  kann  V 

1.  Selten  ist  bis  jetzt  verfolgt  worden,    was  aus  den  Eiern  wurde, 
welche  einer  Hybridation  entstammen. 

2.  Sehr  oft  legen  die  Weibchen  keine  Eier  ab,    da  die  Legeröhre 
bei  der  Begattung  ruinirt  wurde. 


—     156     — 

3.  Die  Bastarde  sind  den  Eltern,  die  sich  sehr  nahe  stehen,  da 
sie  zu  derselben  Gattung  gehören,  so  ähnlich,  wie  wir  weiter 
hören,  besonders  dem  zeugenden  Theil,  dass  sie  gewöhnlich  für 
Varietäten  angesehen  werden,  wenigstens  lässt  sich  nicht  nach- 
weisen, dass  die  betreffenden  Thiere  Bastarde  sind,  obgleich 
oft  Forscher  schon  Zweifel  hegten,  ob  sie  Varietäten  oder  Bastarde 
darstellen. 

Die  Zucht  aus  dem  Ei  muss  dieses  erst  endgültig  entscheiden. 

Leider  ist  bei  den  meisten  Tagschmetterlingen  und  bei  Käfern 
wohl  nie  dieses  fertig  zu  bringen,  da  die  Eier  schwer  erhältlich  sind. 
Sie  legen  fast  nie  in  der  Gefangenschaft  ab.  Glückt  dieses  schliesslich 
doch,  dann  ist  es  wieder  unendlich  schwer  oder  gar  nicht  möglich,  die 
Brut  aufzuziehen. 

Bei  den  Lepidopteren  unter  den  Insekten  sind  bis  jetzt  durch  die 
Zucht  eine  Keihe  von  Bastarden  nachgewiesen. 

Wie  es  den  Weibchen  nach  erfolgter  hybrider  Paarung  ergeht,  ist 
schon  oben  gesagt  worden.  Wir  sahen  :  Einige  Weibchen  konnten  nach 
der  Hybridation  keine  Eier  legen  oder  starben  verhältnissmässig  schnell, 
ihr  Legeapparat  war  verletzt ;  andere  Weibchen  legten  ihre  Eier  ab  wie 
auch  nach  normaler  Paarung,  die  Eier  lieferten  lebensfähige  Räupchen 
und  zwar  gewöhnlich  20—  50°/0  (nach  Dr.  Standfuss). 

Bis  jetzt  sind  nach  demselben  Forscher  20  Bastarde  durch  die 
Zucht  bis  zum  Falter  kontrollirt  worden  und  zwar  19  reine  Bastarde 
und  eine  Bastardart  aus  einer  Kreuzung  eines  Bastardmannes  mit  einer 
Art  derselben  Gattung,  also  sogar  ein  Bastard  zweiten  Grades. 

Kreuzungen  zwischen  Endromis  versicolora  (f  und  Aglia  tau  Q, 
Sat.  pavonia  tf  und  Aglia  tau  9?  Sphinx  ligustri  tf  mit  Smerinthus 
ocellata  9?  Syntomis  phegea  rf  und  Zygaena  carniolica  9  und  fili- 
pendulae  9  sollen  keine  lebensfähigen  Eier  ergeben. 

Von  den  1 9  Bastarden  wurden  2  nur  im  m  ä  n  n  1  i  c  h  e  n  Ge- 
schlechte gezogen  und  zwar  von  Deilephila  porcellus  rj  und  elpenor  9? 
Bombyx  neustria  rf  und  franconica  9- 

Fünf  andere  hybride  Kopulationen  ergaben  in  der  Zucht  nur 
weibliche  Thiere,  deren  Eierstöcke  indes  niemals  Eier  enthielten: 
Bombyx  neustria  tf  mit  castrensis  9?  Bombyx  franconica  rf  und  castrensis  9? 
Bombyx  quercus  c?  und  trifolii  Q,  Saturnia  pyri  (f  und  pavonia  9> 
Drepana  curvatula  (f  und  falcataria  9- 


157     — 

Fernere  7  dieser  Bastarde  sind  in  beiden  Geschlechtern  gezogen 
worden,  die  weiblichen  Formen  sind  dabei  aber  seltener  gewesen  und 
ebenfalls  steril :  Deil.  euphorbiae  <$  und  vespertilio  Q,  Deil.  hippophaes  (f 
und  vespertilio  Q,  Smerinthus  ocellata  ~?  und  populi  Q,  Saturnia  spini  (f 
und  pavonia  Q,  Saturnia  spini  (f  und  pyri  9»  Harpyia  vinula  rf  und 
errninea  9?  Notod.  dromedarius  (f  und  torva  Q. 

Bei  diesen  genannten  14  Hybriden  wäre  also  an  eine  Fortpflanzung 
derselben  in  sich  jedenfalls  nicht  zu  denken. 

Weiter  gibt  Dr.  Standfuss  an,  dass  eine  Brut  von  Smerinthus 
populi  rf  und  ocellata  Q,  sowie  von  pavonia  rf  und  pyri  9  männliche 
und  weibliche  Individuen  ergebe  in  den  normalen  Verhältnisszahlen,  dass 
aber  von  den  Weibern  nur  ein  kleiner  Bruchtheil  mit  Eiern  versehen, 
über  deren  Entwickelungsfähigkeit  leider  nichts  festgestellt  sei.  Ferner 
ergebe  aber  eine  Kreuzung  zwischen  Ocnogyna  hemigena  -f  und  Ocnogyna 
zoraida  9  Männer  nnd  Weiber  in  normalen  Verhältnisszahlen,  welche 
sich  unter  einander  paarten  und  sehr  entwicklungsfähige  Nachkommen  er- 
zeugten. Jedoch  sei  nicht  ausgemacht,  ob  diese  beiden  als  besondere 
Arten  angesehenen  nicht  doch  nur  Lokalrassen  seien,  also  doch  nur 
eine  Art  darstellten. 

Zwei  sexuell  ausgebildete  Bastardformen  sind  aus  Hybridationen 
erzogen  worden,  welche  in  der  freien  Natur  aufgefunden  wurden :  Zygaena 
trifolii  cf  und  filipendulae  9«  Biston  hirtarius  rf  und  pomonarius  9-  Sie 
gehören  zu  artenreichen  Gattungen,  von  denen  namentlich  das  Genus 
Zygaena  eine  grosse  Anzahl  einander  sehr  nahestehender  Arten  aufweist, 
also  doch  wohl  einer  sehr  jungen  Erdepoche  angehört. 

Wir  haben  bereits  schon  gesehen,  dass  Ochsenheim  er  im  Jahre 
1808  auf  die  häufigen  hybriden  Kopulationen,  die  sich  in  diesem  Genus 
in  der  freien  Natur  beobachten  lassen,  aufmerksam  macht  und  zugleich 
darauf  hinweist,  dass  die  auf  diese  Weise  entstandenen  Zwischenformen 
die  Artbegrenzung  erschweren  und  ihm  darum  manche  der  in  der  Folge 
von  ihm  aufgestellten  Zygaenen-Species  verdächtig  seien. 

Was  ist  nun  über  die  äussere  Erscheinung  der 
Bastarde  der  Schmetterlinge  zu  sagen? 

Sie  bilden  eine  Zwischenform  zwischen  den  Ursprungsarten,  nähern 
sich  aber  durchweg  mehr  dem  zeugenden  Männchen,  so- 
dass es  oft  vorkommt,  dass  die  Bastarde  kaum  oder  gar  nicht  von  der 
Art  zu  unterscheiden  ist,  der  das  zeugende  Männchen  angehört. 


—     158     — 

Der  Mischling  z.  B.  von  Smerinthus  populi  tf  und  ocellata  9  ist 
seiner  äusseren  Erscheinung  nach  ein  reiner  populi. 

Der  Mischling  von  Smerinthus  ocellata  c?  und  populi  9  dagegen 
nähert  sich  dem  ocellata. 

Diese  Thatsache  ist  durch  mehrfache  Zucht  unumstösslich  nach- 
gewiesen worden,  und  wohl  ein  Drittel  der  andern,  durch  die  Zucht 
kontrollirten  Bastarde  würde,  wenn  nur  als  vollkommenes  Insekt  aus  der 
freien  Natur  bekannt,  schwerlich  für  hybride  Formen  angesehen  werden, 
sondern  nur  als  abweichende  Stücke  der  männlichen  bei  der  Hybridation 
betheiligten  Art. 

Wenn  ich  nun  im  Folgenden  auf  meine  Bastardzucht  aus  Saturnia 
pavonia  rf  X  pyri  9  näher  eingehe,  so  werden  wir  fast  alles,  was  über 
Hybridation  an  dieser  Stelle  gesagt  worden,  bestätigt  finden. 

Einen  Theil  von  den  etwa  180  Eiern,  welche  das  pyri -Weibchen 
ablegte,  gab  ich  an  mir  befreundete  Entomologen  ab,  sodass  mir  circa 
120  blieben.  Diese  schlüpften  in  der  Zeit  vom  23.  bis  27.  April,  etwa 
5  noch  nachträglich  am  3.  Mai  1894.  Zuletzt  waren  73  Räupchen, 
also  fast  60°/0  ausgegangen;  der  übrige  Theil  der  Eier  war  taub.  Die 
ausgegangenen  Räupchen  hielten  gleich  schon  die  Mitte 
zwischen  beiden  Arten,  welche  sie  gezeugt,  Die  pyri- 
Raupen  der  reinen  Art  gehen  dunkelbraun  aus ;  die  Warzenknöpfe, 
welche  zu  je  6  quer  auf  den  12  Ringen  stehen,  sind  rothbraun  mit  5, 
(5  bis  10  Haaren  besetzt,  wovon  auf  den  vorderen  Ringen  2  Haare 
länger.  Die  reinen  pavonia-Raupen  gehen  ganz  schwarz  aus,  haben 
schwarze  Wärzchen,  keine  Knöpfe,  zu  6  quer  auf  dem  Rücken  auf  den 
12  Ringen  geordnet.     Die  Wärzchen  tragen   5  kürzere  Haare. 

Die  Hybriden  (Bastard)-Raupen  pavonia-pyri  gingen  ebenfalls  schwarz 
aus,  die  Warzen  waren  höher,  fast  knopfartig  wie  bei  pyri,  im  übrigen 
sind  die  Wärzchen  geordnet  wie  bei  den  Stammeltern- Raupen.  Die 
Räupchen  waren  beim  Ausschlüpfen  so  gross  wie  die  pyri-Raupen. 

Man  erkennt  also,  dass  die  kleinen  Thiercheu  schon  mehr  den 
pavonia-Raupen  glichen,  also  dem  zeugenden  Mann.  Wir  werden  dieses 
im  ferneren  Verlauf  der  Zucht  weiter  verfolgen. 

Vorerst  müssen  wir  nun  wissen,  was  die  Bastardraupen  frassen. 

Als  mir  die  Thiere  schlüpften,  war  ich  eigentlich  erst  rathlos.  Ich 
fragte  mich :  Soll  ich  sie  füttern  mit  der  Nährpflanze  der  pavonia,  also 
mit  Schlehen,  Rosen,  Hainbuche,  Erdbeeren,  Brombeeren  u.  dergl.,  oder 
mit  den  Nährpflanzen  der  pyri:    Birnbaum,    Pflaume,    Zwetsche,    Apfel- 


—     159     — 

bäum  u.  dergl.  ?  Ich  entschied  mich,  wenn  auch  mit  Zagen,  für  Birn- 
baum und  hatte  gut  gethan.  Ich  nahm  die  ganze  Raupengesellschaft, 
die  ich  einige  Tage  im  Glase  gefüttert  hatte  und  setzte  sie  ins  Freie 
an  einen  Birnbaum,  den  ich  von  einem  Gärtner  für  diesen  Zweck  pachtete, 
und  umzog  den  Ast,  worauf  die  Raupen  sassen,  mit  einem  grossen  Gaze- 
sack, den  ich  oberhalb  und  unterhalb  zuband.  Pavonia-Raupen  leben 
in  der  Jugend  gesellig,  pyri  dagegen  einzeln. 

Die  Bastard-Raupen  bildeten  in  dem  Glase  eine  grosse 
Gesellschaft,  die  gemeinschaftlich  die  Blätter  abweideten. 
So  auch  im  Gazesack.  Durch  das  Uebertragen  in  den  Gazesack  waren 
sie  auseinander  gekommen :  sie  zeigten  aber  sichtlich  das  BestrebenT 
möglichst  in  Gesellschaft  zu  leben,  ich  fand  nämlich  am  folgenden  Tage 
verschiedene  kleinere  Zweige,  resp.  einzelne  Blätter  darin  schwarz  mit 
Raupen  besetzt:  es  waren  etwa  5  Gesellschaften,  eine  grössere  darunter 
von  etwa  30  Raupen,  2- — 3  Raupen  zeigten  sich  je  allein.  Auf  welche 
Weise  fanden  sich  nun  die  Thierchen  ?  Darauf  vermag  ich  keine  Antwort 
zu  geben.  War  das  betreffende  Blatt  abgefressen,  so  zogen  sie  zusammen 
weiter.  Die  einzeln  lebenden  fanden  sich  schliesslich  wieder  mit  ihren 
Geschwistern  zusammen.  Als  die  Raupen  grösser  wurden,  wurde  die 
Zahl  in  den  Gesellschaften  kleiner,  resp.  es  bildeten  sich  mehr  Gesell- 
schaften mit  weniger  Individuen,  ganz  so  wie  es  die  pavonia  zu  thun 
pflegen.  Zuletzt  zeigten  die  Raupen  das  Bestreben,  möglichst  einzeln 
zu  leben,  genau  wie  bei  pavonia.  Ich  hatte  während  des  Wachsthums 
der  Raupen,  dieselben  beim  Ueberbringen  auf  neue  frische  Aeste  (da 
die  ersten  fast  kahl  gefressen  waren)  getheilt  in  zwei  Gazesäcke,  zuletzt 
in  4.  Als  die  letzte  Häutung  durchschritten  war,  nahm  ich  die  ganze 
Gesellschaft  in  meine  Wohnung  in  Kasten  und  fütterte  sie  mit  Schlehen 
weiter,  die  ihnen  nun  auch  ausgezeichnet  mundeten,  es  waren  damals 
noch  53.  Ich  präparierte  3  davon  und  behielt  50.  Was  war  mit  den 
andern  20  geschehen? 

Die  Monate  Mai  und  Juni  brachten  oft  abscheuliches  Wetter:  Ge- 
witter, kalte  Nächte,  dazwischen  ganz  heisse  trockene  Tage,  wochen- 
lange kalte,  schwere  Regen.  Oft  zweifelte  ich,  ob  das  interessante  Vieh 
durchkommen  könnte,  Verschiedenemale  musste  ich  Raupen  aus  den 
Gazefalten  erlösen.  Durch  Sturm  und  Regen  waren  sie  von  den  Blättern 
geschleudert  oder  abgewaschen  worden,  kamen  in  die  nassen  Falten,  die 
sich  unvermeidlich  an  den  Gazesäcken  bilden.  Da  waren  sie  am  Er- 
trinken in  dem  nassen,  sich  aufhäufenden  Kothe,  oder  trockneres  Wetter 


—     160     — 

verursachte  ein  Zusammenkleben  oder  -trocknen  der  vorher  nassen  Falten, 
worin  noch  hier  und  da  Raupen  in  der  Häutung  sassen  und  die  von 
mir  nicht  bemerkt  worden  waren :  diese  verhungerten.  So  fand  ich 
einmal  ein  halbes  Dutzend  verhungerter,  eingesperrter  Raupen,  welche 
ich,  da  noch  frisch,  präpariren  konnte.  Von  den  50  Raupen,  die 
ich  in  meine  Wohnung  nahm,  starb  keine  mehr.  Doch  zurück  zur 
Beschreibung ! 

Nach  der  ersten  Häutung  waren  die  Bastardraupen  meist  in  der 
Grundfärbung  noch  schwarz,  die  Wärzchen  waren  etwas  heller  geworden, 
einzelne  Raupen  hatten  grünliche  und  gelbliche  Stellen  zwischen  den 
Ringen ;  in  den  Seiten,  dicht  über  den  Füssen,  zeigten  sich  je  ein  ge- 
zackter, grünlich-gelber,  oft  röthlicher  Streifen,  ganz  wie  bei  pavonia 
in  demselben  Stadium.  Die  pyri-Raupen  sind  dann  einfach  hellgrün 
mit  einzelnen  schwarzen  Punkten,  die  Knopfwarzen  sind  gelbgrünlich. 

Nach  der  zweiten  Häutung  trat  bei  den  Bastardraupen  mehr  das 
Gelb,  Roth  und  Grün  auf,  das  Schwarz  trat  zurück;  nach  der  dritten 
Häutung  trat  immer  mehr  das  Grün  hervor,  die  Warzen  wurden  höher 
als  die  Warzen  bei  pavonia,  die  Haare  länger,  die  Warzen  waren  nun 
violett-röthlich.  Bei  pavonia  sind  die  Wärzchen  alsdann  orange  oder 
röthlich,  oft  auch  nur  gelb  gefärbt,  Pyri  ist  in  dem  Stadium  grün, 
wunderschön  grün,  auf  den  vorderen  Knopfwarzen  zeigen  sich  je  2  viel 
längere  Haare  (als  die  übrigen)  mit  Kolben  an  den  Enden.  Die  Warzen 
selbst  sind  bläulich  gefärbt. 

Nach  der  vierten  und  zugleich  letzten  Häutung  war  bei  den  Bastard- 
Raupen  noch  mehr  das  Schwarz  zurückgetreten,  das  Grün  hatte  nun 
die  ganze  Raupe  eingenommen,  jedoch  war  dasselbe  dunkler  als  bei  pyri 
in  demselben  Alter,  die  Raupe  hatte  mehr  das  Aussehen  einer  weib- 
lichen pavonia-Raupe,  war  aber  mindestens  doppelt  so  gross  als  letztere, 
bei  einigen  Stücken  zeigten  die  Ringe  noch  oben  zusammenhängende, 
schwarze  Flecken,  bei  andern  waren  die  Flecken  nicht  zusammenhängend, 
oft  nur  angedeutet,  ein  grosser  Theil,  etwa  zur  Hälfte,  fast  ganz  grün. 
2 —  3  Stücke  ganz  grün. 

Die  Warzen  der  vorderen  Ringe  zeigten  je  2  längere  Haare  ohne 
Kolben,  die  Warzen  selbst  waren  hochroth,  violettroth  oder  orange  ge- 
färbt und  zwar  je  nach  Alter  nach  der  letzten  Häutung,  sodass  die 
puppenreifen  Raupen  mehr  das  Violettroth  zeigten.  Die  pavonia  theilen 
sich  in  diesem  Alter  in  zwei  verschieden  gezeichnete  Raupen  ein:  Die 
weiblichen  sind   mehr  grün,    die   männlichen  haben   mehr   oder  weniger 


—     161     — 

schwarze  zusammenhängende  oder  auch  weniger  zusammenhängende 
Flecken  auf  den  Ringen.  Die  Warzen  sind  gelblich,  rüthlich-gelb 
oder  orange. 

Die  pyri-Raupe  ist  alsdann  einfach  nur  grün,  mit  wunderschönen 
himmelblauen  Warzen,  mit  sehr  langen  kolbigen  Haaren.  Nach 
den  Hinterbeinen  läuft  auf  beiden  Seiten  vom  elften  Ringe  bis  auf  das 
Ende  je  ein  brauner,  fast  dreieckiger  Fleck,  den  die  Bastardraupe  kaum 
angedeutet  hat.  Aus  dem  allen  erkennt  man,  dass  letztere  wohl  ein 
Mittelding  zwischen  den  pyri-  und  pavonia- Raupen  darstellt,  jedoch  mit 
letzteren  die  grösste  Aehnlichkeit  hat.  Sie  führt  ein  Leben  wie  pavonia, 
was  in  physiologischer  Hinsicht  sehr  wichtig  ist,  gesellig  wie  pavonia, 
während  pyri  einzeln  lebt,  auch  in  der  Zucht  unverträglich  ist,  die  Bastard- 
raupe ist  sehr  verträglich. 

Nun  kommt  ein  weiteres  Moment  hinzu:  Die  Puppen  der  Bastard- 
raupen  sind  nicht  gerade  wie  die  pyri,  sondern  der  Hinterleib  ist  bei 
ihnen  gekrümmt,    aber    nicht  ganz    so  stark  gekrümmt  als  bei  pavonia. 

Die  Puppe  ist  schwarz,  (pyri  ganz  braun),  die  Flügelscheiden  sind 
schwarz,  theils  braun,  die  Fühlerscheiden  theils  braun,  theils  schwarz, 
also  alles  wie  bei  pavonia,  die  in  dieser  Hinsicht  auch  sehr  variirt. 

Die  Gespinnste,  welche  alle  50  Raupen  auf  die  beste  Art  zur  Ver- 
puppung fertig  brachten,  dass  es  eine  Lust  war,  glichen  mehr  den  pavonia- 
Hülsen.  Die  reusenartigen  Verschlüsse  waren  ebenso  locker  als  die  der 
pavonia.  Die  Puppengespinnste  der  pyri  sind  länglicher,  die  Reusen 
sind  nicht  so  sorgfältig  angefertigt.  (Noch  weniger  sorgfältig  darin  ist 
bekanntlich  die  Saturnia  spini.)  Uebrigens  hatten  die  Bastard-Puppen- 
gespinnste  etwa  die  Grösse  der  grösseren  Gespinnste  des  »mittleren 
Nachtpfauenauges«  Saturnia  spini,  nur  alles  vollkommener  und  fester. 
Ich  wunderte  mich  in  der  That,  was  diese  Zwitterdinger  leisten  konnten, 
auch  brachten  es  alle  Raupen  in  den  Gespinnsten  zur  Verpuppung, 
was  in  der  Zucht  leider  nicht  von  pyri  und  spini,  selbst  von  pavonia 
gesagt  werden  kann. 

In  der  Zeit  vom  20.  Juni  bis  2.  Juli  fertigten  sich  die  Raupen 
die  Gespinnste,  etwa  14  Tage  später  sah  ich  einige  Gespinnste  nach 
und  fand  die  Raupen  prächtig  verpuppt.  Die  Kokons  trug  ich  in  ein 
abseits  gelegenes  Zimmer,  wohin  gewöhnlich  die  Thiere  zur  Ueber- 
winterung  gestellt  werden. 

Wie  oft  wünschte  ich  alsdann  den  Mai  oder  April  95  herbei,  um 
meine  Mischlinge  zu  sehen! 

Jahrb.  d.  nass.   Ver.  f.  Nat.     48.  1| 


—     162     — 

Wie  oft  stiegen  Zweifel  auf,  ob  ich  überhaupt  etwas  von  ihnen 
erhalten  würde  !    Doch  alles  Harren  und  Dulden  wurde  herrlich  belohnt. 

Ich  will  gleich  hier  bemerken,  dass  42  Puppen  bis  Ende  Mai  mir 
geschlüpft  waren,  8  Puppen  gab  ich  im  Januar  ab  an  einen  Entomologen 
in  München,  der  mir  spanische  Falter  dafür  gab.  Von  demselben  habe 
ich  bis  heute  nicht  erfahren,  was  aus  den  Puppen  wurde. 

Die  Neugierde  plagte  mich  so,  dass  ich  kurz  vor  Weihnachten  94 
einige  Puppen  der  Hybriden  mit  einigen  pavonia-Puppen  aus  dem  Ueber- 
winterungskasten  in  das  geheizte  Wohnzimmer  nahm  und  sie  in  einem 
Kasten  mit  Sand  über  dem  Ofen  placirte.  Die  Wärme  in  dem  Kasten 
betrug  gewöhnlich  18  Grad  R.,  öfters  stieg  sie  bis  22  Grad,  wenn  ich 
ein  wollenes  Tuch  über  die  Gazewände  des  Kastens  hing,  sodass  die 
Wände  vollständig  bedeckt  waren,  was  ich  von  Zeit  zu  Zeit,  besonders 
Abends  that,  so  erzielte  ich  eine  Wärme  von  30 — 33  °R.  Den  Sand 
und  das  Moos  im  Kasten  besprengte  ich  fast  täglich  mit  etwa  25°  R. 
warmem  Wasser.  Schon  Ende  der  Weihnachtsferien  kroch  ein  pracht- 
volles Männchen  der  Hybriden-Zucht  aus.  Die  Puppe  hatte  bis  dahin 
etwa  16 — 18  Tage  im  Kasten  zugebracht. 

Genaue  Notizen  habe  ich  leider  nicht  geführt,  ich  muss  mich 
darum  auf  mein  Gedächtniss  verlassen.  Die  2  weiteren  Puppen  waren 
weibliche,   welche  auch  schon  ganz  »weich«  waren. 

Im  Januar  d.  J.  (am  2.  oder  3.)  schlüpften  gleichzeitig  ein  krüppel- 
haftes und  ein  vollkommenes  Weib  aus.  Das  krüppelhafte  Weib  wohl 
desshalb,  da  ich  in  der  Ungeduld  die  Puppe  zum  Ausgehen  reizte. 
Trotzdem  mich  der  Fall  hätte  belehren  sollen,  wiederholte  ich  später 
mit  andern  Puppen  dasselbe,  die  meisten  »Reizungen«  glückten,  andere 
misslangen,  sodass  ich  wirklich  wieder  2  männliche  und  einen  weiblichen 
Krüppel  erhielt.  Doch  nahm  ich  mir  nun  vor,  diese  Behandlungsweise 
der  Puppen  zu  unterlassen,  es  ging  mir  kein  krüppelhaftes  Thier 
mehr  aus. 

Wie  schon  gesagt,  schlüpften  alle  Puppen,  alle  ergaben  tadellose 
Falter  bis  auf  die  4  Krüppel,  welche  ich  selbst  verschuldete.  Von  den 
ins  warme  Zimmer  genommenen  6  pavonia-Puppen  waren  mir  gleich- 
zeitig mit  den  ersten  Hybriden  4  Falter  geschlüpft,  darunter  ein  Zwitter 
(Hermaphrodit),  den  ich  mit  anderen  Zwittern  näher  beschreiben  werde. 
Die  Puppen  von  pavonia,  von  welchen  ich  33  aus  meiner  Zucht  erhielt, 
zeigten  beim  Durchmustern  im  August  (kurz  nach  dem  Verpuppen)  zum 
Theil    eigenthümliche    Fühlerscheidenbildung    (5    Stück).      Von    diesen 


—     163     — 

letzteren  hatte    ich    eine    über    den  Ofen   placirt,    die    mir    den  Zwitter 
lieferte.     Ich    traute    kaum   meinen  Augen,    doch    der   Zwitter  war   da. 

Sofort  that  ich  die  übrigen  Zwitterpuppen  auch  in  das  »Treibhaus« 
und  sofort  untersuchte  ich  auch  meine  Hybriden-Puppen  im  »Kalthaus«. 
Doch  war  mir  das  Material  zu  werthvoll,  ich  dachte  auch  an  die  er- 
haltenen Krüppel  und  öffnete  zum  Theil  die  Kokons  ganz  leicht  und 
fand  auch  da  bald  ein  Puppenexemplar,  welches  ähnliche  Fühlerscheiden- 
bildung hatte,  wie  die  Zwitterpuppen  von  pavonia.  Am  11.  März  kroch 
mir  nun  auch  dieser  Hybr  id  enz  witter  aus,  nachdem  vorher  schon 
sämmtliche  pavonia-Zwitter  ausgeschlüpft  waren.  Meine  Freude  darüber 
fand  keine  Grenzen.  Die  Hybriden,  drei  Zwitter  von  pavonia  und 
später  auch  den  Hybridenzwitter  sammt  den  präparirten  Hybridenraupen 
in  den  verschiedenen  Entwickelungsstufen,  sowie  deren  Puppen  zeigte 
ich  in  einigen  naturwissenschaftlichen  Sitzungen  des  Februar  und  im 
März  und  verglich  sie  mit  den  verwandten  pyri,  pavonia  und  spini. 
Abbildungen  eines  Hybridenzwitters,  sowie  zweier  pavonia-Zwitter,  ferner 
von  zwei  männlichen  und  einem  weiblichen  Hybriden-Falter  sind  auf 
Tafel  a  zu  sehen.  Die  Zwitter  werden  in  einem  besonderen  Aufsätze 
behandelt,  die  Hybriden  im  Folgenden  beschrieben. 

Wie  bei  einer  grossen  Anzahl  der  bis  jetzt  bekannten  Bastarde 
(Blendlinge,  Mischlinge,  Hybriden),  so  halten  auch  die  Nachkommen 
aus  der  von  mir  erzielten  Hybridation  zwischen  Sat.  pyri  Q  und  Sat. 
pavonia  (J1  ungefähr  die  Mitte  ein  zwischen  den  Stammeltern,  aber  so, 
dass  sie  sich  mehr  dem  zeugenden  Theile,  also  pavonia  nähern,  be- 
sonders ist  dieses  bei  den  Männchen  der  Fall,  doch  gleichen  die 
Weibchen  auch  mehr  den  pavonia-Weibchen.     Zu  sehen  Tafel  II. 

Schon  bei  den  Raupen  sahen  wir,  dass  dieselben  mehr  Anklänge 
an  pavonia-,  als  an  pyri-Raupen  hatten. 

Das  eine  Männchen  der  Hybriden,  Tafel  II,  Figur  3,  misst 
von  der  rechten  Flügelspitze  bis  zur  linken  8  cm,  auf  einen  Flügel 
kommen  also,  von  der  Mitte  der  Brust  gerechnet.  4  cm  Flugweite,  es 
ist  das  kleinste  cf,    das    ich    erhielt,    zugleich   aber   auch  das  bunteste. 

Um  es  gleich  im  Voraus  zu  sagen,  es  hat  unter  der  Lupe  be- 
trachtet, alle  Farben  einer  Pfaufeder,  aber  auch  ohne  Lupe  sind  diese 
Farben  deutlich  zu  sehen.  Es  ist  wie  mit  Roth  übergössen.  Wundervoll 
sind  die  4  Augenspiegel  eingefasst. 

Der  Zackenstreif  erinnert  an  den  Zackenstreif  bei  pyri,  ist  aber 
noch  schärfer  markiert,  läuft  näher  am  Augenspiegel  vorbei.   Das  Saum- 

11* 


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band  ist  in  dem  Weiss  reiner  als  bei  pyri,  gegen  den  Rand  hin  röth- 
lich.  In  den  Spitzen  der  Vorderflügel  sind  grosse  rothe  Wische,  wie 
bei  pavonia. 

Das  andere  Männchen  ist  um  mehr  als  x/2  cm  weiter,  misst 
von  der  linken  Flügelspitze  bis  zur  rechten  8.7  cm.  Tafel  II,  Figur  1. 
hat  also  etwa  4,3  cm  Flugweite  von  der  Mitte  der  Brust  gerechnet. 
Die  Hinterflügel  sind  gelblicher,  bei  dem  ersten  Männchen  röthlicher, 
das  Saumband  dunkler.  Dieser  Mann  erinnert  am  meisten  an  das 
pavonia -Männchen,  die  Vorderflügel  erscheinen  nur  als  eine  Ver- 
grösserung  der  entsprechenden  Flügel  bei  dem  pavonia-Männchen.  Es 
ist  nur  alles  schärfer,  dunkler  aufgetragen.  In  den  Spitzen  der  Vorder- 
flügel sind  rothe  Wische. 

Das  Weibchen,  Tafel  II,  Figur  2,  misst  von  Flügelspitze  zu  Flügel- 
spitze 10  cm,  ist  vollkommen  so  gross  wie  kleine  Idividuen  von  Sat. 
pyri,  übertrifft  sie  sogar,  manche  pyri  messen  nicht  soviel.  Auf  einen 
Flügel  kommen  etwa  5  cm.  Ich  habe  noch  ein  grösseres  Q,  mit  5,4  cm. 
Von  einer  Flügelspitze  bis  zur  andern  misst  es  demnach   10,8  cm. 

Die  Hybriden-Weibchen  besonders  reichen  also  fast  an  die  Grösse 
von  Sat.  pyri,  die  Männchen  bleiben  nicht  viel  hinter  der  Grösse  zurück, 
ein  Weibchen  ist  kleiner  als  das  Männchen  der  Tafel  II,  Fig.  3. 

Die  Weibchen  erscheinen  einfach  als  eine  Vergrösserung  der  pavonia- 
Weibchen,  nur  ist  alles  dunkler  aufgetragen,  die  Farben  sind  gesättigter, 
der  Zackenstreifen  ist  schärfer  als  bei  pavonia,  ähnlich  dem  der  pyri. 
Der  rothe  Wisch  in  der  Spitze  der  Vorderflügel  ist  blasser  als  bei  den 
Männchen.  Jedoch  habe  ich  ein  Weibchen,  bei  dem  -derselbe  so  stark 
wie  bei  den  Männchen  ist. 

In  der  Färbung  ähneln  die  in  Rede  stehenden  Mischlinge  also 
mehr  den  pavonia,  die  Grösse  erinnert  an  pyri.  Sie  haben  die  Schön- 
heiten beider  Arten  in  sich  vereinigt:  die  in  die  Augen  springende 
Grösse  der  pyri,  die  Männchen  haben  das  Rothgelb  oder  Rothbraun  der 
pavonia-Männchen  nachgeahmt,  es  erscheint  schöner  als  bei  den  letzteren, 
die  diese  Farbe  schreiend  aufgetragen  haben. 

Der  Zackenstreifen  ist  dem  der  pyri  nachgeahmt,  aber  noch  ent- 
schiedener und  kräftiger  aufgetragen,  wie  überhaupt  alle  Farben  deut- 
licher sind  als  bei  den  Stammeltern,  nur  das  kräftige  Rothgelb  der 
pavonia-Männchen  erscheint  blasser.  Die  Unterseite  ist  bei  sämmtlichen 
Stücken  einfarbiger,  monotoner  als  bei  den  Stammarten.  Der  Hals- 
kragen, bei  pyri  gelblichweiss,    ist  bei  den  Hybriden  reinweiss  wie  bei 


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den  pavonia.  Brust  und  Hinterleib  der  Männchen  zeigen  rothbraune 
Haare,  während  bei  den  Weibchen  der  Leib  mehr  auf  den  pavonia-Leib 
herauskommt,  einige  aber  auf  den  pyri. 

In  physiologischer  Hinsicht  ist  es  wichtig,  dass  die  Hybriden-Männchen 
in  der  Nacht  flogen,  also  den  pyri  darin  gleichkommen,  während  die 
pavonia-Männchen  nur  am  Tage  im  Sonnenschein  fliegen. 

Es  war  mir  vergönnt,  Exemplare  von  Hybriden  Standfuss'scher 
Züchtung  zu  sehen  und  zwar  in  der  grossen  hiesigen  Sammlung  des 
Herrn  Rüder.  Ohne  mir  schmeicheln  zu  wollen,  muss  ich  hier  die 
Thatsache  berichten,  dass  die  Stand fuss 'sehen  Hybriden  von  pyri  und 
pavonia  nicht  so  gross  und  nicht  so  bunt,  auch  nicht  so 
stark  beschuppt  als  die  meinigen  sind.  Die  Färbung  ist  ein- 
förmiger, mehr  den  pyri  ähnlich,  besonders  bei  den  Weibchen.  Die 
Thiere  sind  kleiner,  die  grössten  Weibchen  erreichen  nicht  ganz  die 
Flugweite  meiner  kleinsten  Hybriden-Männchen.  Die  Herren  Röder, 
Maus  und  Wage  mann  hier  bestätigten  es  mir  auch,  desgleichen 
Wiskott  in  Breslau.  Namentlich  sind  die  Farben  und  Zeichnungen 
der  Exemplare  meiner  Zucht  bedeutend  schärfer,  intensiver,  gesättigter, 
obgleich  unter  den  Stand  fuss 'sehen  auch  sehr  schöne  Stücke  sich 
befinden.  Standfuss  zog  zwei  Formen,  die  sich  genau  scheiden:  Sat. 
hybr.  ab.  emiliae  und  ab.  daubii,  wie  sie  der  Züchter  nannte.  Die  näheren 
Unterschiede  sind  mir  nicht  bekannt. 

Es  ist  hier  der  Platz,  die  Frage  zu  erledigen,  ob  die  Hybriden 
vielleicht  Anklänge  an  die  Art  haben,  die  zwischen  Sat.  pyri  und  pavonia 
sonst  die  Mitte  hält,  nämlich  Saturnia  spini.  (W.  V.) 

Um  es  gleich  zu  sagen:    Ja  und  nein. 

J  a ,  aber  nur  in  der  Grösse.  Spini  ist  grösser  als  pavonia  und 
zwar  ist  die  Flugweite  2,7  bis  3,6  cm,  pavonia  misst  2,2  bis  3,4  cm, 
einige  Stücke  erreichen  sogar  die  Grösse  von  spini.  Die  spini  er- 
reichen aber  bei  weitem  nicht  die  Grösse  von  meinen  gezogenen 
Hybriden.  Die  Standfuss'schen  Hybriden  haben  die  ungefähre  Grösse 
grosser  spini. 

Nein:  Die  spini  sind  in  der  Grundfarbe  bedeutend  heller  als  pyri 
und  pavonia,  man  sieht  auf  den  ersten  Blick,  dass  sie  darin  nichts  mit 
einander  gemein  haben.  Die  Zeichnungen  sind  bei  spini  noch  viel 
schärfer  und  entschiedener  als  bei  den  Hybriden,  letztere  sind  aber  ent- 
schieden dunkler,  die  Farben  gesättigter.  Die  Raupen  der  spini  sind 
schwarz,  mit  goldgelben  Knopfwarzen.    Die  Raupen  der  Hybriden  anfangs 


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schwärzlich,  wie  wir  sahen,    später  immer  grüner  werdend.     Also  kann 
nicht  spini  auf  ähnliche  Weise  wie  die  Hybriden  entstanden  sein. 

Dagegen  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  Sat.  spini  die  ursprüng- 
liche Form  der  (3)  deutschen  Saturniden  ist.  Alles  spricht  dafür,  dass 
unser  »kleines  Nachtpfauenauge»  Saturnia  pavonia  sich  aus  dem  »mitt- 
leren Nachtpfau«  Sat.  spini,  ebenso  daraus  auch  das  »grosse  Nachtpfau» 
Sat.  pyri  entwickelt  hat.  Spini  ist  auf  derselben  Urstufe  stehen  ge- 
blieben, die  Art  bewohnt  Ungarn,  Südösterreich  u.  s.  w.  Pyri  ist  etwas 
mehr  südlicher,  kommt  aber  auch  in  derselben  Gegend  vor,  während 
Sat.  pavonia  mehr  bei  uns  und  noch  weiter  im  Norden  lebt. 

Letzteres  hat  in  der  männlichen  Form  sich  zum  Tagfalter  umge- 
bildet. Das  Thier  erscheint  im  April  und  Mai.  Die  Maienzeit  mit 
ihren  oft  noch  sehr  kühlen  Nächten  zwang  das  Thier,  den  warmen 
Sonnenschein  zu  benutzen,    seine  Farben  wurden    tagfalterartig,    bunter. 

Sein  Weibchen  ist  ein  nächtliches  Thier  geblieben,  setzt  seine  Eier 
klumpenweise  ab  an  allerlei  Pflanzen.  Die  oft  noch  kühlen  Nächte 
veranlassen  es  nicht  zum  Fliegen  ;  es  ist  trag  geworden,  hat  das  Fliegen 
fast  verlernt. 

Spini  dagegen  sind  ganz  nächtliche  Thiere,  die  Maienzeit  ist  im 
Süden  wärmer.  Das  Weibchen  setzt  seine  Eier  einzeln,  fliegend  von 
einer  Nährpflanze  zur  andern,  ab.  Ebenso  ist  auch  pyri  ganz  ein  nächt- 
liches Thier. 

Stand fuss  brachte  im  Jahre  1893  die  rftf  des  Hybriden  ab. 
emiliae  zur  Paarung  sowohl  mit  den  weiblichen  Individuen  der  Hy- 
briden, als  auch  mit  Sat.  pyri  9  9  unc^  Sat.  pavonia  9  9-  Die  weib- 
lichen Hybriden  »erwiesen  sich  unfähig,  Eier  abzusetzen,  da  sie  keine 
entwicklungsfähigen  Eier  besassen».  Die  zahlreichen  Eier  der  pyri  9  9 
ergaben  keine  Räupchen. 

In  den  Eiern  der  Sat.  pavonia  9  9'  s0  berichtet  Wiskott, 
bildeten  sich  zu  einem  grossen  Theil  Räupchen  aus,  von  denen  auch 
viele  die  Eischale  durchzunagen  begannen,  aber  die  Kraft  auszuschlüpfen 
und  die  Fähigkeit  weiterer  gedeihlicher  Entwicklung  besassen  nur 
wenige  dieser  Räupchen. 

Vier  von  ihnen  brachten  es  zur  Verwandlung.  Die  erhaltenen 
Falter,  drei  cf  cf  untl  ein  9-  taufte  Wiskott:  »Saturnia  hybrid. 
Standfussi«. 

Auch  ich  erhielt  Paarungen  zwischen  Hybridus  pyri  -  pavonia  9  9 
und  pavonia  (/cT,  jedoch  erwiesen  sich  die  Hybriden  99  unfähig.  P]ier 


—     167     — 

abzusetzen.  Die  Paarung  dauerte  etwa  l1^  Stunden.  Sie  quälten  sich 
vergeblich,  setzten  einen  grossen  Haufen  des  Inhalts  ibrer  Eikittdrüsse 
ab  und  starben  bald. 

Ferner  paarten  sich  die  cf  cf  von  den  Hybriden  mit  pyri  Q  9- 
Die  Eier  enthielten  zum  Theil  Raupen,  welche  leider  in  den  Eiern 
vertrockneten. 

Schliesslich  paarten  sich  auch  Hybriden-Männchen  mit  pavonia  $  9 » 
auch  diese  Eier  enthielten  keine  lebensfähigen  Raupen. 

Versuche  mit  neuen  Hybridationen  zwischen  pyri  Q9  nn&  pavonia  tf  (f 
missglückten  mir  in  diesem  Jahre  insofern,  als  ich  aus  3  erhaltenen 
Hybridationen  wohl  eine  Unzabi  Eier  erhielt,  aber  diese  nur  ein 
Räupchen  lieferten,  welches  in  der  dritten  Häutung  starb.  Die  hybriden 
Kopulationen  hatten  alle  nur  sehr  kurze  Zeit  gewährt,  die  längste  nur 
eine  Viertelstunde.  Die  übrigen  Eier  enthielten  zum  kleinen  Bruchtheil 
vertrocknete  Räupchen. 

Die  betreffenden  pyri  9  9  waren  zu  gross,  während  das  des  Vor- 
jahres bedeutend  kleiner  war. 


EINIGES 


ÜBER 


HERMAPHRODITEN  (ZWITTER) 

BEI  SCHMETTERLINGEN, 


SPECIELL   ÜBEK 


DIEJENIGEN  DES  VERFASSERS. 


Von 

WILH.  CASPARI  II. 

(WIESBADEN.) 


MIT   EINER   CHROMOLITHOGRAPHIRTEN    TAFEL   III. 


w 


ie  aus  der  Arbeit  über  die  Hybriden  Sat.  pavonia  cf  X  pyri  9 
hervorgeht,  hatte  ich  das  Glück,  sowohl  von  den  Hybriden  selbst,  als 
auch  von  Sat.  pavonia  Zwitter  zu  erhalten.  Ton  den  Hybriden  erhielt 
ich  3,  von  den  pavonia  5  Stück. 

Davon  sind  2  Sat.  pavonia  Zwitter  in  diesem  Jahrbuch  abgebildet, 
Taf.  III.  Fig.  2  und  3.  Von  den  Hybriden-Zwittern  ist  der  schönste  auf 
derselben  Tafel,  Fig.  1  zu  sehen. 

Ausserdem  erhielt  ich  2  Zwitter  von  Acronycta  alni,  beim  Durch- 
mustern meiner  Sammlung  entdeckte  ich  unter  den  Doubletten  einen 
Zwitter  von  Agrotis  segetum  und   1   von  Harp.  erminea. 

In  der  Stettiner  entomologischen  Zeitung  von  1861  linde  ich  eine 
Zusammenstellung  von  Insecten-Zwittern  von  Dr.  H.  Hagen,  woraus 
hervorgeht,  dass  die  meisten  Hermaphroditen  bei  den  Schmetterlingen 
die  Gattungen  Melitaea,  Argynnis  und  zwar  Argynnis  paphia,  ferner 
Vanessa,  Pieris  und  zwar  besonders  Cardaminas,  Lycaena,  Rhodocera 
unter  den  Papilioniden  haben. 

Bei  den  Sphingiden  sind  es  Deilephila,  Sphinx  und  zwar  Sph.  con- 
volouli  (5  Stück),  Smerinthus  populi,  welche  Zwitter  aufweisen. 

Unter  den  Bombyciden  sind  es  besonders  die  Saturniden  und  gerade 
Sat.  pavonia,  von  denen  eine  ganze  Reihe  von  Zwittern  genannt  sind. 
Wiskott  in  Breslau  besitzt  allein  7  Stück  davon.  Liparis  dispar 
neigt  sehr  zur  Zwitterbildung,  dann  folgen  Endromis  versicolora,  Bombyx 
quercus  und  viele  andere.  Bis  1861  wurden  in  den  verschiedenen 
Sammlungen  nach  Dr.  Hagen  107  Stück  gezählt.  Die  Zahl  mag  jetzt 
das  Doppelte  betragen.  Im  Jahre  1882  schrieb  unser  hochgeehrter  Herr 
Vorsitzender  über  Zwitterbildungen  bei  Lepidopteren,  nahm  dabei  auch  auf 
die  Mitteilungen  von  Dr.  Hagen  Bezug,  darum  wäre  es  wohl  über- 
flüssig, hier  noch  Näheres  mitzutheilen.  Herr  Sanitätsrath  Dr.  A.  Pagen- 
stecher  beschreibt  darin  eine  sehr  interressante  Zwitterbildung  von 
Sphinx  convolvuli,  links  (f,  rechts  9?  ferner  eine  von  Saturnia  pavonia  (L), 


—     172     — 

ein  sogenannter  gemischter  Zwitter*),  endlich  eine  von  Rusina  tenebrosa, 
links  (f,  rechts  9-  Herr  Postsecretär  Maus  hier  zog  4  Zwitter  von 
Sat.  pavonia.  Herr  Karl  Frings,  Bonn  theilt  in  der  „Societas  ento- 
mologica"  (1894)  mit,  dass  ein  Herr  daselbst  6  Zwitter  von  Saturnia 
pavonia  auf  einmal  erhielt  (im  April  1891).  Zwei  davon  waren  von 
vorherrschend  weiblichem  Typus  mit  eingesprengten  männlichen  Flügel- 
theilen ;  einer  ist  ein  vollkommen  halbirter  Zwitter,  rechts  cf ,  links  9? 
vom  Kopf  bis  zur  Hintertheilsspitze  genau  getheilt,  der  rechte  Oberflügel, 
wie  auch  der  linke  Unterflügel  sind  männlich,  letzterer  hat  nur  einige 
weibliche  (graue)  Streifen,  dagegen  ist  der  rechte  Unterflügel,  sowie  der 
linke  Oberflügel  rein  weiblich.  Weil  nun  die  weiblichen  Flügel  natur- 
gemäss  bedeutend  grosser  als  die  männlichen  sind,  so  steht  auf  der  rechten 
Seite  des  Thieres  bei  einem  kleinen,  dunkelbraunen  Oberflügel  ein  grosser, 
hellgrauer  Unterflügel;  auf  der  anderen  Seite  sitzt  bei  einem  grossen, 
hellgrauen  Oberflügel  ein  kleiner  orangegelber  Unterflügel.  Diesem  Um- 
stände verdankt  der  Zwitter  sein  sonderbares,  unregelmässiges  Aussehen. 
Der  ganze  Körper  des  Stückes  hält  die  Mitte  zwischen  der  männlichen 
und  weiblichen  Form ;  beide  Fühler  tragen  nach  unten  hin  männliche 
Kammzähne  von  halber  normaler  Länge,  nach  oben  stehen  ganz  kleine, 
beim  linken  Fühler  nach  der  Spitze  zu  rein  weiblich  werdende  Zähnchen. 
Dieses  Exemplar  ist  sehr  gut  entwickelt,  von  der  Grösse  eines  ungefähr 
mittleren  (f;  wie  beim  folgenden  Stück  sind  die  Genitalien  zwar  ver- 
kümmert, doch  entschieden  weiblich.  Das  zweite  Thier  ist  ein  tadelloses 
cf  von  Mittelgrösse,  doch  sind  beide  Fühler  vollkommen  männlich,  stark 
nach  oben  und  unten  hin  gekämmt,  auch  ist  der  Vorderrand  des  linken 
Ober-  und  des  rechten  Unterflügels  breit  männlich,  was  sich  durch  braune, 
resp.  orangegelbe  Färbung  kenntlich  macht.  Ein  sehr  interessantes  Stück 
ist  der  dritte  Hermaphrodit ;  auf  der  Oberseite  aller  Flügel  ist  er  männ- 
lich gefärbt,  beide  rechte  Flügel  sind  bedeutend  grösser  und  auf  der 
Unterseite  hellgrau,  also  weiblich,  während  die  beiden  linken  Flügel  auch 
auf  der  Unterseite  männliche  Farbe  tragen.  Der  Leib  hat,  wie  auch 
der  Thorax,  ausgesprochen  männliche,  dunkelbraune  Behaarung,  ersterer 
ist  sehr  dick  und  merkwürdigerweise  prall  mit  Eiern  angefüllt,  die  ganz 
deutlich  an  den  Ringeinshnitten  durchscheinen.  Die  Genitalien  sind 
wie  bei  einem   halbirten  Zwitter  genau    getheilt,    rechts  weiblich,    links 


*)  Derselbe  hat  die  Grösse  und  Gestalt  eines  Weibchens  von  scharfer 
Zeichnung.  Hinterleib  9>  die  Flügel  lebhaft  gefärbt  wie  ein  Männchen  von  Sat. 
pavonia.     Fühler  links  männlich,  rechts  weiblich. 


—     173     — 

männlich ;  die  männlichen,  hornigen  Klappenorgane  sogar  auffallend  gross 
und  stark  entwickelt.  Auch  hei  diesem  Hermaphroditen  sind  die  Fühler 
unregelmässig,  der  rechte  hat  an  der  Wurzel  halblange  männliche  Kamm- 
zähne, diese  verjüngen  sich  allmählich,  bis  sie  in  das  ganz  weibliche 
Spitzendrittel  übergehen;  der  linke  zeigt  nach  oben  normale  männliche 
Zähne,  nach  unten  solche  von  nur  halber  Länge.  Leider  sind  die  linken 
Flügel  dieses  Exemplars  am  Rande  ein  wenig  verkrüppelt,  doch  auch 
wenn  man  sich  diesen  Schaden  ausgebessert  denkt,  würden  dieselben 
kaum  3/.t  der  Fläche  der  rechten,  auf  der  Unterseite  weiblich  gefärbten 
Flügel  bedecken.  —  Auffallend  ist  es  übrigens,  class  alle  6  Zwitter  mit 
nur  sehr  wenigen  andern  Puppen  zweimal  überwinterten,  welch'  letzteres 
bei  Pavonia  sonst  doch  nicht  häufig  vorkommt. 

Dadurch,  dass  sich  die  Geschlechter  bei  Saturnia  Pavonia  so  sehr 
durch  die  Färbung  unterscheiden,  sind  Zwitter  dieser  Art  besonders 
schön  und  characteristisch,  auch  scheint  dieselbe  zu  derartigen  Miss- 
bildungen zu  neigen,  da  in  früheren  Jahren  schon  mehrfach  ähnliche 
Fälle  wie  der  geschilderte  vermerkt  wurden. 

Die  5  Zwitter,  welche  ich  im  Nachwinter  und  Frühjahr  dieses  Jahres 
von  Sat.  pavonia  erhielt,  sind  alle  verschieden.  Zwei  vollständig  ge- 
theilte  Zwitter  habe  ich  gleich  nach  ihrem  Trockenwerden  auf  dem 
Spannbrette  abgegeben,  kann  sie  also  nicht  mehr  genauer  beschreiben, 
nur  soviel  noch  aus  dem  Gedächtnisse :  der  eine  davon  war  ein  grosses 
Stück,  etwa  wie  Tai.  III,  Fig.  3.  Von  dem  Kopfe  bis  zum  Afterende 
lief  über  den  Rücken  fast  eine  Linie,  links  standen  röthlichbraune  Haare, 
rechts  graue,  die  Einschnitte  der  Ringe  am  Hinterleibe  zeigten  auf 
dieser  Seite  weisse  Haare  wie  bei  dem  normalen  Weibchen;  der  linke 
Fühler  war  vollkommen  männlich,  rechts  vollkommen  weiblich.  Yorder- 
und  Hinterflügel  der  linken  Seite  sind  ganz  männlichen  Characters,  die 
Färbung  ist  ähnlich  wie  bei  Taf.  III,  Fig.  3,  nur  noch  schärfer,  die 
Unterflügel  feurig  gelbroth,  fast  hochgelbroth.  Die  rechte  Seite  entschieden 
weiblich,  noch  entschiedener  als  bei  Fig.  3.  Die  Unterseite  aller  Flügel 
ist  entsprechend  den  oberen  Theilen  gefärbt,  keine  Spur  einer  Mischung 
von  männlichen  und  weiblichen  Zeichnungen  und  Färbungen.  Die  Geni- 
talien waren  genau  getheilt,  links  männlich,  rechts  weiblich. 

Aehnlich  getheilt  ist  der  zweite  Zwitter,  den  ich  weggab :  nur  ist 
das  Thier  bedeutend  kleiner,  die  Färbung  sehr  düster,  das  Rothgelb  des 
des  männlichen  Unterflügels   ist  nicht  feurig,    sondern   ganz  matt.     Alle 


—     174     — 

Schuppen  der  Flügel  sind  schlecht  entwickelt,  während  bei  den  übrigen 
vier  Zwittern  eine    sehr  dichte,    normale  Beschuppung   zu  erkennen  ist. 

Der  dritte  Zwitter  ist  der  auf  Taf.  III,  Fig.  2  abgebildete.  Das- 
Exemplar  ist  der  Gestalt  und  Färbung  nach  mehr  männlichen  Characters, 
der  Körper  (Brust  und  Leib)  ist  nicht  getheilt  in  eine  männliche  und 
weibliche  Seite,  sondern  zeigt  Haare,  wie  ein  normales  Männchen.  Die 
andere  Hälfte  der  Vorderflügel  ist  aber  entschieden  weib- 
lich, besonders  ist  dieses  auf  der  Unterseite  zu  sehen  (am  Vorderrande): 
während  die  männlichen  pavonia  unten  ganz  blass  rothgelb  sind,  ist  dieses 
Stück  hier  grau  gefärbt,  nach  den  Hinterflügeln  hin  sind  sie  rothgelblich. 
Dazu  kommt  noch,  dass  der  linke  Fühler  ganz  männlich,  der  rechte  zur 
Hälfte  weiblich  ist.  Die  obere  Seite  dieses  Fühlers  zeigt  keine  Kamm- 
zähne, während  nach  unten  deutlich  männliche  Kammzähne  zu  sehen 
sind.  Der  linke  Unterflügel  zeigt  bei  dem  Augenfleck,  sowie  am  Innen- 
rande nach  dem  Hinterleib  hin  zwei  graue  Flecken,  welche  an  die  weib- 
liche Färbung  erinnern.  Der  Hinterleib  ist  nur  männlich  mit  männlichen 
Genitalien.  Ein  Entölen  desselben  war  nöthig,  wie  es  bei  einem  Männchen 
bei  pavonia  auch  sonst  gewöhnlich  nothwendig  ist.  Das  Gleiche  musste 
bei  dem  vorigen  Zwitter  stattfinden,  indem  die  linke  Seite  desselben 
fettig  wurde,  das  Oel  erstreckte  sich  zuletzt  auch  auf  die  weibliche  Seite. 
Anfänge  des  Oeligwerdens  zeigten  sich  schon  auf  dem  Spannbrette. 

Der  vierte  Zwitter  ist  ein  vollkommener,  getheilter  Zwitter  bis  auf 
eine  kleine  Mischung  (Taf.  III,  Fig.   3). 

Das  linke  Fühlhorn  ist  stark  gekämmt  wie  bei  einem  Männchen, 
das  rechte  ist  unterhalb  gekämmt,  oberhalb  wie  bei  dem  Weibchen  bis 
auf  einige  kleine  schwache  Kammzähne  nach  der  Spitze  des  Fühlers  hin 
(3  Kammzähnchen).  *) 

Die  linke  männliche  Seite  ist  sehr  feurig  gefärbt,  die  Unterseite 
der  linken  Flügel  vollkommen  männlich :  blassrothgelb.  Die  Flügel 
der  rechten  Seite  sind  oben  genau  weiblich,  unten  desgleichen  bis 
auf  eine  Stelle  an  den  Vorderflügeln,  von  der  ersten  unteren  bis  zur 
vierten  Rippe  (oder  Ader),  also  bis  zum  Augenflecke.  Diese  Gegend 
ist  rothgelbbräunlich  gefärbt.  Bei  Fig.  3  ist  die  Unterseite  dieses 
Vorderflügels  mit  abgebildet.  Die  Brust  ist  oben  genau  in  eine  männ- 
liche und  eine  weibliche  Seite  geschieden,  den  Flügeln  und  Fühlern  ent- 
sprechend, links  Haare  wie  ein  Männchen,  rechts  wie  das  Weibchen 
von  pavonia.**)    Der  Hinterleib  ist  oben  männlich,  mehr  nach  links  hin, 


** 


)  Leider  auf  der  Tafel  nicht  deutlich  zu  sehen. 
)  desgleichen. 


—     175     — 

während  er  unten  weiblich  ist,  mehr  nach  rechts  hin.  Links  oben  mehr 
Haare  wie  das  Männchen,  die  sich  nach  der  rechten  Seite  hin  ziehen, 
unten  nach  rechts  Haare  wie  das  Weibchen.  Der  Leib  ist  darum  etwas- 
gekrümmt,  die  rechte  Seite  ist  grösser,  länger  und  dicker,  besonders 
unterhalb  am  besten  zu  sehen,  die  linke  Seite  kürzer,  schmäler.  Dieses- 
Stück  ist  wohl  das  interessanteste.  Der  Leib  ist  voller  Eier  ;  das  Thier 
legte  3  Stück,  welche  ich  selbstverständlich  eine  Woche  aufhob.  Leider 
vertrockneten  sie :  die  Eier  waren  demnach  unbefruchtet. 

Der  fünfte  Zwitter  ist  der  grösste  und  insofern  vom  ersten  abweichend, 
dass  der  Körper  nur  auf  der  Brust  getheilt  ist,  während  der  übrige 
Hinterleib  vollkommen  weiblich  und  mit  Eiern  versehen  ist.  Rechtes 
Fühlhorn  weiblich,  linkes  männlich.  Es  ist  wohl  interessant  für  Manchen 
der  Leser  zu  erfahren,  wie  ich  zu  den  Zwittern  gekommen  bin. 

Ich  muss  hier  vorausschicken,  dass  ich  in  früheren  Jahren  oft 
massenhaft  Saturnia  pavonia  zog,  indem  ich  gelegentlich  auf  Spaziergängen 
ein  Nest  dieser  Raupen  mitnahm  :  meines  Wissens  erhielt  ich  von  den 
vielen  Exemplaren  niemals  Zwitter.  Mai  1894  trug  ich,  nachdem  ich 
jahrelang  keine  pavonia  mehr  gezogen  hatte,  ein  Nest  solcher  Raupen, 
welches  etwa  150  Individuen  zählte,  heim,  setzte  die  Gesellschaft,  welche 
ich  an  Salix  rubea  gefangen,  an  Salix  caprea  und  band  Gaze  darüber. 
Eines  Tages  traf  mich  unser  hochgeehrter  Herr  Vorsitzender,  Sanitäts- 
rath  Dr.  Pagenstecher  im  Garten  dabei  beschäftigt,  die  Thiere  auf  einen 
andern  Weidenstrauch  zu  bringen.  Er  meinte  dabei,  ich  sollte  doch  das 
Ziehen  dieser  gewöhnlichen  Art  unterlassen  und  meine  Zeit  für  bessere 
Arten  verwerthen.  Ich  entgegnete  darauf,  dass  es  mir  weniger  darauf 
ankäme,  etwas  Grosses  zu  ziehen,  als  die  pavonia-Gesellschaft  zu  be- 
obachten, gab  ihm  aber  in  einem  Theile  wieder  Recht  und  Hess  etwa 
4/3  der  Raupengesellschaft  frei  kriechen,  wohin  es  ihnen  beliebte  und 
behielt  demnach  noch  etwa  30  Stück.  Nach  einigen  Tagen  waren  letztere 
fast  erwachsen  und  ich  nahm  sie  nun  in  die  Wohnung  und  erwartete 
nach  einigen  Tagen  Fütterung  im  Kasten  die  Verpuppung.  Meine  Kinder 
fanden  in  der  Zeit  noch  einige  von  den  Freigelassenen  im  Garten  an 
Himbeeren,  Lonicera  und  dgl.  fressend,  welche  ich  nun  zu  den  andern 
setzte.  Ich  erhielt  35  Puppen.  Daraus  resultiren  die  Zwitter.  Bemerken 
muss  ich  noch,  dass  alle  Puppen  nach  einmaliger  Ueberwinterung  schlüpften 
(zum  Theil  im  Winter  im  Kasten  über  dem  Ofen  getrieben). 

In  früheren  Jahren  machte  ich  immer  die  Beobachtung,  dass  nur 
ein  Theil  der  Puppen  nach  einmaliger  Ueberwinterung  etwa  zu  75  % 
schlüpften,  während  20  %    nochmals  überwinterten  und  etwa  5  °/o    sogar 


—     176    — 

erst  nach  3  Wintern  ausgingen.  Bei  den  verwandten  Arten :  Sat.  pyri 
und  besonders  Sat.  spini  ist  Gleiches  der  Fall.  Letztere  Art  geht  nur 
zum  kleinsten  Theil  nach  einmaliger  Ueberwinterung  aus. 

Als  ich  solches  Resultat  von  meinen  35  Puppen  erhielt,  that  es  mir 
leid,  dass  ich  im  Sommer  4/5  des  pavonia-Nestes  freigelassen  hatte,  denn 
die  Thiere,  welche  ich  mir  behielt,  waren  rein'  zufällig  noch  in  meinem 
Besitz:  ich  hatte  nicht  die  besten  Raupen  aus  den  150  ausgelesen,  son- 
dern einfach  30  (resp.  5  meiner  Kinder  noch)  genommen  und  die  übrigen, 
wie  sie  kamen,  fallen  lassen.     Doch,  es  ist  ja  vorbei!   — 

Aus  meiner  Hybridenzucht  zwischen  Sat.  pavonia  tf  und  Sat.  pyri 
9  erhielt  ich,  wie  schon  in  der  andern  Arbeit  berichtet  ist,  50  Puppen. 
Diese  schlüpften  sämmtlich,  es  blieb  keine  einzige  zurück.  Ich  erhielt 
auch  davon,  wie  gesagt,  Zwitter. 

Der  schönste  davon  ist  auf  Taf.  III,  Fig.  1  abgebildet.  Er  ist  ein 
vollkommener  Zwitter,  d.  h.  links  rein  weiblich,  rechts  rein  männlich. 
Die  Brust  zeigt  auf  dem  Rücken  zweierlei  Haare,  rechts  bräunliche,  links 
mehr  graue.  Die  Beine  sind  links  stärker  als  rechts.  Der  Hinterleib 
ist  nicht  getheilt,  wie  bei  einem  vollkommenen  pavonia-Zwitter,  wie 
z.  B.  Fig.  3  derselben  Tafel.  Er  hält  etwa  die  Mitte  ein  zwischen 
einem  männlichen  und  weiblichen  pavonia-pyri-Hybriden.  Die  Haare 
sind  ganz  wie  bei  dem  Männchen  gefärbt,  hier  und  da  sind  weissliche 
Haare  auf  dem  Rücken  wie  beim  Weibchen  verstreut,  unten  gleicht  der 
Leib  ganz  einem  weiblichen  Leib.  Die  Geschlechtsöffnung  ist  nicht  ganz 
wie  beim  weiblichen  Leibe,  die  männlichen  Klappen  sind  angedeutet,  die 
Samentasche  war  bei  dem  lebenden  Exemplare  ganz  deutlich  zu  sehen. 
Der  Leib  ist  nicht  so  stark  als  ein  weiblicher,  aber  stärker  als  ein  männ- 
licher, nach  der  rechten  Seite  etwas  verzogen.  Die  Fühler  sind  genau 
nach  den  männlichen  und  weiblichen  Flügeln  geordnet ;  rechts  männlich 
mit  starken  Kammzähnen,  links  rein  weiblich.  Demgemäss  auch  die 
Flügel:  links  weiblich,  rechts  männlich.  In  diesem  Hermaphrodit  sind 
die  schönsten  Männchen  und  Weibchen,  die  ich  aus  der  Hybridenzucht 
überhaupt  erhielt,  vereinigt. 

Er  misst  von  Flügelspitze  zu  Flügelspitze  8,5  cm,  ist  also  so  gross 
wie  das  Männchen  der  Hybriden  auf  Taf.  II,  Fig.  1,  die  linke  weibliche 
Seite  misst  bis  zur  Mitte  der  Brust  4,5  cm,  der  männliche  Theil  nur  i  cm. 
Die  andern  Hybriden-Hermaphroditen  sind  fast  ebenso,  nur  ist  die 
männliche  Seite  bei  beiden  nicht  so  lebhaft  gefärbt,  die  weibliche  Seite 
ist  nicht  so  scharf  gezeichnet,  bei  dem  einen  ist  die  linke  Seite  ebenfalls 


—     177     — 

weiblich,  die  rechte  männlich,  bei  dem  andern  ist  alles  umgekehrt  wie 
bei  dem  abgebildeten  geordnet,  letzterer  ist  auch  in  der  Färbung  auf 
dem  dicken  kurzen,  im  übrigen  weiblichen  Hinterleib  deutlich  ver- 
schieden. 

Wie  wir  bei  den  pavonia-Zwittern  sahen,  spielte  der  Zufall  mir 
diese  Zwitter  in  die  Hände,  so  auch  die  Hybriden-Zwitter.  Eigenartig 
ist  allerdings  das  Zusammentreffen  der  Zwitter  in  einem  Jahre. 

Soll  das  Jahr  1894  mit  seiner  an  Abwechslung  reichen  Witterung, 
viel  Regen,  kühle  Nächte,  dazwischen  sehr  heisse  Tage  u.  s.  w.  darauf 
eine  Einwirkung  gehabt  haben?  Ich  vermag  es  nicht  zu  sagen,  aber 
es  bleibt  immerhin  bemerkenswerth,  zumal  mir  aus  einer  grossen  Anzahl 
Acronycta  alni-Puppen  unter  anderen  zwei  Falter  schlüpften,  welche  auch 
den  Hermaphroditen  beizuzählen  sind.  Der  eine  Falter  ist  ein  mittel- 
grosses Stück,  rechts  anders  gefärbt  als  links  und  zwar  nicht  so  dunkel 
als  links,  der  rechte  Unterflü.uel  ist  nicht  so  weiss  als  der  linke,  der 
Hinterleib  ist  weder  männlich  noch  weiblich.  An  den  Fühlern  ist  bei 
dieser  Art  nicht  viel  zu  sehen,  da  dieselben  sehr  dünn  und  fadenförmig 
sind ;  doch  sieht  man  unter  der  Lupe,  dass  die  männlichen  Fühler  stärker, 
robuster  und  etwas  (kurz)  bewimpert  sind,  was  bei  den  Weibchen  nicht 
der  Fall  ist.  Der  Zwitter  zeigt  nun  auf  der  linken  Seite  ein  be- 
wimpertes, auf  der  rechten,  die  mehr  der  weiblichen  Form  sich  nähert, 
ein  fadenförmiges  schwächeres  Fühlhorn.  Der  linke  Vorderflügel  ist 
ausser  der  dunkleren  Färbung  etwas  kürzer  und  erscheint  abgerundeter 
als  der  rechte,  desgleichen  ist  der  Unterflügel  derselben  Seite  kleiner 
als  rechts. 

Der  andere  Hermaphrodit  A.  alni  ist  deutlicher  zu  erkennen.  Unter 
den  Alni,  welche  ausgingen,  fand  sich  ein  grösserer  Procentsatz  von 
Weibchen,  welche  an  den  Unterflügeln  ein  breites,  dunkles,  fast  schwarzes 
Band  zeigten,  was  bei  Alni  aus  der  Natur,  aus  unserer  Gegend  bis  jetzt 
noch  nicht  vorkam,  sogar  zwei  Männchen  zeigten  dasselbe  Band,  wenn 
auch  etwas  schmäler.  Nun  ist  dieser  Hermaphrodit  rechts  etwas  grösser 
als  links,  der  rechte  Vorderflügel  ist  heller,  der  linke  bedeutend  dunkler, 
der  rechte  Hinterflügel  zeigt  ein  breites  dunkles  Band,  der  linke  ist  rein 
weiss  ausser  den  übligen  schwarzen  Punkten  nach  dem  Rande.  Der 
rechte  Fühler  ist  dünn,  der  linke  robuster  und  bewimpert.  Der  erstere 
Hermaphrodit  misst  von  der  einen  Vorderflügelspitze  bis  zur  andern  3,5  cm, 
der  rechte  Vorderflügel  von  der  Mitte  der  Brust  1,9  cm,  der  linke  1,6  cm. 
Er  ist  leider  etwas  geflogen,    da    ich    ihn    anfänglich  für  ein  Weibchen 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.    48.  12 


—     178    — 

gehalten  und  zur  Paarung  mit  einem  Männchen  in  einen  Kasten  gesetzt 
hatte.     Erst  später  fiel  mir  seine  Färbung  auf  und  ich  tötete  ihn. 

Der  letztere  Zwitter  hat  von  Flügelspitze  zu  Flügelzpitze  3,8  cm, 
davon  kommen  auf  die  rechte  Seite  2  cm,  auf  die  linke   1,8  cm. 

Es  dürften  dies  wohl  die  ersten  Fälle  sein,  dass  von  Acronycta  alni 
Zwitter  beobachtet  wurden. 

Von  Harp.  erminea  besass  ich  auch  einen  Zwitter,  gab  ihn  ab. 
Wie  die  einzelnen  Theile  waren,  kann  ich  nicht  mehr  aus  dem  Gedächt- 
nisse sagen,  soviel  weiss  ich  noch,  dass  die  eine  Seite  bedeutend  kürzer 
(kleiner)  als  die  andere  war.  Die  Fühler  waren  verschieden  gekämmt,, 
der  der  einen  Seite  stärker  als  der  der  andern,  Leib  weder  männlich 
noch  weiblich. 

Der  Zwitter  von  Agrotis  segetum  ist  rechts  dunkler  als  links,  auch 
die  Unterflügel,  Fühler  links  mit  Kammzähnen,  rechts  fadenförmig.  Das 
Thier  mag  schon  lang  in  der  Sammlung  gesteckt  haben,  ehe  ich  es  er- 
kannte, jedenfalls  habe  ich  es  gefangen,  doch  kann  es  auch  ein  gezogenes 
sein,  da  ich  einmal  viele  Hundert  Exemplare  davon  aus  dem  Ei  zog, 
um  die  Lebensweise  dieser  Eule  kennen  zu  lernen,  welche  ungemein 
schädlich  ist,  da  ihre  Ptaupen  die  „Herzen"  von  Gras,  Getreide  und 
niederen  Pflanzen  fressen  und  daher  mit  Recht  den  Namen  „Herzwürmer" 
führen,  während  die  Eule  selbst  deutsch   „Saateule"   heisst. 

Einen  Hermaphrodit  von  Bombyx  lanestris,  dessen  Hinterleib  mit 
starkem  Haarbüschel  versehen  war,  hatte  ich  auch  unter  meinen  Doubletten, 
hielt  ihn  für  ein  krüppelhaftes  Thier  und  beachtete  ihn  nicht,  bis  mir 
durch  das  Ausgehen  der  Zwitter  von  Sat.  pavonia  die  Augen  geöffnet 
wurden.  Näheres  vermag  ich  nicht  mehr  anzugeben,  da  das  Thier  nicht 
mehr  in  meinem  Besitze  ist.  Es  ging  mir  im  Herbste  1893  ans  einer 
grossen  Anzahl  getauschter  Puppen  aus.  Bemerken  muss  ich  nur  noch, 
dass  damals  fast  sämmtliche  Thiere  krüppelhaft  ausgingen. 


NOTIZ 


ÜBER   EINIGE 


AUF  SEE  GEFANGENE  NACHTFALTER, 


Von 


DR-  A.   PAGENSTECHER 

(WIESBADEN). 


12* 


Durch  die  Güte  des  Herrn  Dr.  med.  Ris  in  Rheinau  (Schweiz) 
erhielt  ich  im  Beginn  dieses  Jahres  eine  kleine  Collection  von  Nacht- 
faltern, welche  der  genannte  Herr  auf  der  Reise  von  Rio  de  Janeiro 
nach  Santos  an  Bord  des  Dampfers  „Graf  Bismarck"  am  27.  September 
1892  gefangen  hatte.  Dr.  Ris  theilte  mir  über  die  näheren  Umstände 
dieses  Fanges  mit,  dass  das  Schiff  nur  über  Oellampen  verfügte,  welche 
wohl  wenig  Anziehungskraft  für  die  Nachtfalter  bieten  konnten.  Viel- 
mehr flogen  die  von  Herrn  Dr.  Ris  gefangenen  Thiere  bei  Tag  und  bei 
Nacht  an  das  Schiff  an  und  sammelten  sich,  dem  Luftzuge  folgend,  an 
dem  hinteren  Ende  des  Schiffes.  Da  die  Thiere  in  Menge,  oft  zu  Hunderten, 
anflogen,  so  konnte  Herr  Dr.  Ris  bequem  eine  Auswahl  der  Bester- 
haltenen treffen.  Einzelne  Arten  kamen  nur  seltener,  andere  aber  ausser- 
ordentlich zahlreich  an.  Ebenso  kamen  mit  dem  Winde  eine  Anzahl  von 
Vögeln  vom  Strande  herüber  und  betheiligten  sich  sogar  eifrig  und  ge- 
schickt bei  dem  Schmetterlingfang.  Das  Land,  ziemlich  hohe  und  dicht 
bewaldete  Berge  darstellend,  war  stets  in  Sicht  und  der  Wind,  der  von 
demselben  herüber  wehte  und  die  Thiere  mitbrachte,  war  nicht  sehr 
heftig,  aber  constant.  Einzelne  grössere  Sphingiden,  welche  in  der 
Sammlung  waren,  fanden  sich  mehr  zufällig  am  Morgen  da  und  dort 
auf  dem  Schiffe.  Bei  ihnen  ist  die  Möglichkeit  vorhanden,  dass  der 
Lichtschein  auf  sie  bestimmend  eingewirkt  haben  mochte.  —  So  weit 
Herr  Dr.  Ris. 

Die  Sammlung  selbst  bestand  aus  4  Arten  Sphingiden,  1  Spinner, 
35  Arten  Noctuen,  5  Geometriden,  8  Pyraliden  und  14  verschiedenen 
Micropteren-Arten,  im  Ganzen  aus  67  Arten.  Von  diesen  konnten  bis 
jetzt  die  nachfolgenden  bestimmt  werden :  Sphinx  Medon  Cr. ;  Pachylia 
resumens  Wlk. ;  Calliomma  croesus  Dalm. ;  Dilophonata  Piepersi  Boisd. ; 
Myelobia  smerintha  Hübn. ;  Syrnia-hypnodis  Hübn. :  Letis  cortex  Hübn. ; 
Letis  specularis  Hübn. ;  Agrotis  annexa  Tr. ;  Mamestra  dotata  Druce ; 
Prodenia  commelina  Abbot ;  Messala  larina  Druce ;  Magusa  dividens 
Felder   u.    Rog. ;     Ophiusa    tropicalis    Gn. ;     Homoptera    exhausta   Gn. ; 


—     182     — 

Homoptera  edusa  Dr. ;  Calydia  Bourgoulti  Boisd. ;  Ingura  murina  Bruce; 
Palmdia  aglaura  Boisd. ;  Palindia  mustela  Bruce ;  Palmdia  alabastaria 
Hübn.;  Palindia  julianata  Stoll;  Bolina  fasciolaria  Hübn. ;  Hypocala 
deflorata  Felder ;  Prodenia  spec. ;  Eriopus  spec ;  Saniia  ecclesialis  Gn. 

Bie  fünf  ersten  Arten  waren  nur  in  je  einem  Exemplar  vertreten, 
dagegen  waren  von  fast  allen  Noctuen  mehrere  Exemplare  vorhanden. 
Insbesondere  häufig  waren  da :  Homoptera  exhausta  und  Ingura  murina. 
Ebenso  waren  die  meisten  Pyraliden  und  Micropteren  mehrfach  vor- 
handen. 

Bie  im  Vorstehenden  mitgetheilte  eigentümliche  Erscheinung,  dass 
so  leichtbeschwingte  Bewohner  des  Festlandes,  wie  Schmetterlinge,  über- 
raschend in  grösserer  Anzahl  auf  einem  ihnen  fremden  Elemente  sich 
einfanden,  steht  nicht  so  vereinzelt  da,  als  es  dem  mit  der  Sache  nicht 
Vertrauten  erscheinen  möchte.  Eine  Reihe  von  Reisenden  und  Seefahrern 
haben  ähnliche  Erscheinungen  mitgetheilt,  die  allerdings  zumeist  grössere 
und  fluggewandte  Schmetterlinge,  namentlich  Sphingiden,  aber  auch  zu- 
weilen verschleppte  kleinere  Exemplare  betrafen.  In  unserem  Falle  hatte, 
wie  dies  Dr.  Ris  schon  urgirt,  die  Erscheinung  sich  unter  dem  Ein- 
flüsse einer  starken  Luftströmung  vollzogen  und  die  Thiere  waren  wohl 
sehr  gegen  ihren  eigenen  Willen  auf  das  freie  Meer  hinausgeführt  worden. 
Solche  unfreiwillige  Wanderungen  sind  nicht  ohne  Interesse,  insbesondere 
auch  für  die  geographische  Verbreitung  der  Thiere,  ähnlich  wie  die 
namentlich  auch  bei  höheren  Thieren  so  verbreiteten  activen  Wanderungen, 
die  sich  unter  dem  Einfluss  der  beiden,  die  Erhaltung  des  Individuums 
und  der  Art  gewährleistenden  Triebe,  des  Hungerns  und  der  Liebe  voll- 
ziehen, es  werden. 

Bei  den  Insekten  vollziehen  sich  diese  Erscheinungen  des  activen, 
wie  des  passiven  Wanderns  öfter  in  einer  Weise,  dass  man  schwer  ent- 
scheiden kann,  ob  eine  freiwillige  oder  eine  unfreiwillige  Thätigkeit  zu 
Grunde  liegt.  Wer  sich  über  die  Erscheinungen  der  activen  Wande- 
rungen bei  den  Insekten,  den  sogenannten  Insektenzügen,  des  Näheren 
unterrichten  will,  auf  die  ich  hier  nicht  eingehen  kann,  den  verweise 
ich  auf  die  umfangreichen  Zusammenstellungen,  welche  Marcel  Serres 
(Memoire  sur  les  causes  des  migrations  des  divers  animaux  in  Naturk. 
Verh.  van  de  Holland'sche  Matschappij  van  Wetenshapen  te  Harlem), 
sowie  van  Bemmelen  (Handel,  de  Nederl.  Ent.  Soc.  1S57),  sowie 
Weyenbergh  (Tijd.  v.  Ent.  XIV,  p.  220,  1871)  und  ganz  besonders 
Piepers  (Observations  sur  les  vols  de  Lepidopteres  aux  Indes  Orientales 


—     183     — 

et  considerations  sur  la  nature  probable  de  ce  phenoinene  in  Naturk. 
Tijd.  v.  Nederl.  Ind.  1891,  p.  198),  sowie  Hagen  (Bibl.  Entom.  I, 
p.  485  und  Stett.  Ent.-Ztg.   1861)  gegeben  haben. 

Passive  Wanderungen  betreffen  Insekten  sehr  häufig.  Sie  vollziehen 
sich  zumeist  durch  atmosphärische  Einflüsse,  durch  Luft  und  Wasser, 
beziehungsweise  Eis.  Aber  auch  undere  Thiere  und  der  Mensch  selbst 
veranlassen  zufällige  Verschleppungen.  Namentlich  ist  es  der  Einfluss  der 
Luftströmungen  und  Winde,  welcher  die  geflügelten  Insekten  ihrem  Mutter- 
boden entzieht.  Schon  Alexander  von  Humboldt  beobachtete  bei 
seinen  Forschungen  in  den  südamerikanischen  Anden,  dass  Insekten  bis  auf 
die  höchsten,  sonst  völlig  von  thierischem  Leben  entblössten  Höhen  hinauf- 
getragen wurden.  Noch  häufiger,  wie  auf  hohe  Gebirge,  werden  sie  auf 
das  Meer  hinausgeführt.  Grössere  und  fluggewandte  Thiere,  wie  die 
Sphingiden,  werden  oft  weit  genug  vom  Lande  entfernt  auf  Schiffen  an- 
getroffen, wie  dies  namentlich  von  gewissen  Deilephila-Arten,  von  Macro- 
glossa  stellatarum  und  selbst  den  plumpen  Acherontia-Arten  bekannt  ist. 
Hier  mag  ein  freiwilliger  Flug  vielleicht  öfters  in  einen  unfreiwilligen  sich 
verwandeln.  Der  schöne  Urania  Leilus  überrascht  die  Schiffe  öfters  in 
grösseren  Ansammlungen  an  der  Küste  Centralamerikas.  In  der  Tijd. 
voor  Ent.  1858,  p.  131  berichtet  Herr  van  Huell,  dass  ihm,  als  er  im 
Jahre  1817  auf  einer  Reise  von  Ternate  durch  die  Strasse  von  Macassar 
nach  Java  längs  der  Küste  von  Borneo  fuhr,  einige  Exemplare  von 
Nyctalemon  Patroclus  gebracht  wurden,  die  bei  Ankunft  des  Tages  an  den 
Geschützpforten  der  Batterie  mit  der  Hand  gefangen  worden  waren,  und 
abgemattet  auf  dem  Schiffe  Zuflucht  gefunden  hatten. 

In  seiner,  an  sorgfältigen  Einzel-Beobachtungen  überaus  reichen 
allgemeinen  Biologie  der  Schmetterlinge  (Zool.  Jahrb.,  Bd.  V)  hat  Herr 
Dr.  A.  Seitz,  der  weitgereiste  und  verdienstvolle  Director  des  Zoologischen 
Gartens  in  Frankfurt  a.  M.,  die  Erscheinungen  des  Wanderns  der 
Schmetterlinge  als  ein  wesentliches  Moment  der  Weiterentwickelung  aus- 
führlich erörtert  und  zwar  nicht  allein  das  Wandern  in  Zügen,  welches 
so  vielfaches  Aufsehen  gemacht  hat,  sondern  er  hat  auch  nachgewiesen,  dass 
dies  vielfach  einzeln  und  während  der  Nacht  geschieht.  Ebenso  hat  er 
das  Verschleppen  von  Schmetterlingen  durch  Schiffe  mehrfach  selbst  be- 
obachtet. Er  sagt  1.  c.  p.  287:  „Zuweilen  werden  Insekten  durch  Winde 
zu  Tausenden  auf  die  Schiffe  geblasen,  wie  dies  besonders  häufig  durch 
die  Pampero  längs  der  südamerikanischen  Küste  geschieht"  und  p.  288 : 
„von  dem  Continente   aus   bewegen    sich   ununterbrochen  Schmetterlinge 


—     184    — 

nach  allen  Seiten  hin  übers  Meer,  theils  einzeln,  tlieils  in  Schwärmen". 
Später,  wo  er  vom  Einfluss  von  Clima  und  Witterung  auf  die  Schmetter- 
linge handelt,  spricht  er  davon,  wie  unter  dem  ungünstigen  Einfluss  der 
Winde  unzählige  Schmetterlinge  zu  Grunde  gehen,  welche  vom  Lande 
aus  in  die  See  geführt  werden,  da  sie  dem  Einfluss  des  Windes  nicht 
widerstehen  könnten.  Freilich  hätten  die  Winde  in  tropischen  Gegenden 
eine  ganz  besondere  Kraft  und  der  Pampero  führe  oft  Tausende  und 
Tausende  von  Insekten  mit  sich,  die  er  aus  fernen  Gegenden  verschleppt. 
Aehnlich  erzählt  Burmeister  (St.  Ent.  Ztg.  1873,  p.  228)  von 
ganzen  Schaaren  von  Käfern,  welche  durch  den  Wind  aus  der  Steppe 
in  die  Stadt  Buenos-Ayres  getrieben  worden  waren.  —  Es  könnten  diese 
Beispiele  leicht  noch  um  viele  vermehrt  werden,  doch  genüge  das  Ge- 
sagte. Unbarmherzig  vernichten  die  Naturkräfte  die  Individuen,  uner- 
schöpflich aber  vollzieht  sich  neben  jener  Vernichtung  auch  die  Wieder- 
geburt der  Art. 


VEKZEICHNISS 


DER 


IM  DILUVIALSANDE  VON  MOSBACH 

VORKOMMENDEN  WIKBELTHIETtE. 


VON 


AUG.  RÖMER, 

CONSERVATOR   DES   NATURHISTORISCHEN   MUSEUMS   ZU   WIESBADEN. 


MIT    EINER    TABELLE. 


Vorwort. 


In  einer  langen  Reihe  von  Jahren  war  ich  bemüht,  die  in  dem 
Diluvialsande  von  Mosbach  vorkommenden  Wirbelthiere,  in  den  beiden 
grossen  Sandgruben  zur  rechten  und  linken  Seite  an  der  von  Wiesbaden 
nach  Mosbach-Biebrich  führenden  Chaussee,  3/4  Stunden  von  Wiesbaden 
entfernt,  gelegen,  zu  sammeln. 

Der  Mosbacher  Sand  wird  als  gutes  Baumaterial  für  Wiesbaden 
und  Umgegend  vielfach  benutzt :  Der  den  Sand  überlagernde  Löss  findet 
durch  Beimischung  zu  demselben  ebenfalls  Verwendung. 

Es  kommen  hierbei  die  Lössconchylien  oft  unter  die  des  Sandes 
und  haben  hierdurch  scheinbar  ein  gemeinschaftliches  Vorkommen.  Der 
unter  dem  Sande  belegene  Kies  (Schotter)  dient,  nachdem  er  vorher 
von  dem  groben  Gerolle  befreit  wurde,  als  Streumaterial  für  Wege  und 
Gartenanlagen.  Diesen  fortdauernden  Arbeiten  verdankt  Mosbach  die 
Erschliessung  seiner  so  reichen  Fauna. 

In  dem  nachfolgenden  Verzeichnisse*),  in  welchem  der  Sand  mit  I, 
der  Kies  (Schotter)  mit  II  und  der  Löss  mit  III  bezeichnet  ist,  habe 
ich  alle  Vorkommnisse,  die  ich  daselbst  erhielt  oder  auffand,  und  sich 
jetzt  durch  Ankauf  im  Museum  befinden,  aufgeführt.  Den  selteneren 
Arten  sind  auch  die  Grössenangaben  beigesetzt. 

Das  Vorkommen  der  Fossilien  ist  sehr  verschieden.  Viele  liegen 
in  einer  schmalen  Sandschicht  frei  in  derselben,  andere  sind  in  eine 
Kiesumhüllung  eingeschlossen,  die  so  fest  ist,  dass  zur  Entfernung 
Hammer  und  Meissel  angewandt  werden  müssen ;  natürlich  ist  die  grösste 
Vorsicht  geboten,  ein  falscher  Schlag  und  man  hat  nur  Trümmer. 


*)  Siehe  auch  Tagblatt  der  60.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und 
Aerzte  zu  Wiesbaden  vom  18.— 24.  September  1887,  S    257 


—     188     — 

Fast  alle  aufgefundenen  Knochen,  Schädel,  Zäune  etc.  sind  meistens 
gut  erhalten,  in  der  Regel  sind  es  nur  einzelne  Skelettheile,  ganze 
Thiere  sind  noch  nicht  vorgekommen.  Es  ist  daher  anzunehmen,  dass 
in  dem  s.  Zeit  grossen  Main-Delta  die  Thierreste  aus  nicht  allzugrosser 
Entfernung  hier  eingeschwemmt  sind,  gleich  wie  die  vom  Obermain- 
gebiet stammenden  Gesteine  und  diese  öfter  in  grossen  Blöcken.  Ein 
Abrollen  durch  Fluthung  im  Wasser  ist  noch  nicht  wahrgenommen 
worden.  Die  so  ausserordentlich  reiche  Conehylien-Fauna  spricht  eben- 
falls dafür,  dass  hier  Ruhe  herrschte  und  wohl  die  meisten  Süsswasser- 
schnecken  in  den  Buchten  gelebt  haben  dürften. 

Anders  scheint  es  in  der  Grube  am  Hessler  im  Mühlthale  gewesen 
zu  sein,  woselbst  der  s.  Z.  grosse  Main  ebenfalls  Sandmassen  und  Ge- 
steine ablagerte  und  wohl  eine  starke  Strömung  hatte.  Es  finden  sich 
hier  im  Vergleiche  zu  Mosbach  nur  wenige  und  meist  nur  Knochen 
von  grösseren  Thieren. 

Von  Conchylien  kommen  daselbst  die  grösseren  Heliceen-Arten  vor, 
z.  B.  Helix  arbustorum  L.  in  sehr  grossen  Exemplaren,  Helix  nemoralis  L. 
und  andere;  ferner  Planorbis  corneus  L.  ebenfalls  von  auffallender 
Grösse,  wohingegen  man  in  Mosbach  meist  nur  kleinere,  halbwüchsige 
Exemplare  findet.  Von  Unio  littoralis  Lam.,  einer  Seltenheit  zu  Mosbach, 
findet  man  hier  eine  ausgezeichnete  Varietät  derselben  Unio  littoralis 
var.  subtriangularis  Noulet.  sehr  häufig.  Nicht  selten  finden  sich  noch 
beide  Schalen  zusammengeklappt  mit  Ausfüllung  von  Sand,  ganz  so  wie 
man  am  Ufer  des  Rheines  die  in  demselben  lebenden  Unionen  noch 
heute  beobachten  kann, 

Merkwürdiger  Weise  fehlen  die  kleineren  Arten  von  Land-  und 
Süsswasserschnecken  fast  ganz.  Die  Erklärung  dürfte  darin  zu  finden 
sein,  dass  nur  an  günstigen  Stellen  besonders  bei  Hochwasser  Anschwem- 
mungen statthaben  und  nicht  am  freien  Ufer  des  Stromes. 

Wiesbaden,  den  3.  October  1895. 


Aug.  Römer. 


I.  Aus  dem  Diluvial  sande. 


1.  Talpa  europaea  L.     Maulwurf. 

Ein  gut  erhaltenes  Becken.     Mosbach. 

2.  Felis  spelaea  Goldf.     Höhlenlöwe. 

Sehr  selten  zu  Mosbach.  Bis  jetzt  ist  nur  ein  Ellenbogenbein. 
Ulna,  die  dazu  gehörende  Speiche,  Radius  und  ein  Halswirbel 
Epistrophaeus  vorgekommen.  Ausserdem  eine  Unterkieferhälfte, 
welche  sich  jetzt  in  der  Sammlung  der  Kgl.  Bergakademie  zu 
Berlin   befindet. 

3.  Felis  Lynx  L.     Luchs. 

Der  zweite  Backenzahn  des  linken  Oberkiefers.  Als  Seltenheit 
zu  Mosbach  vorgekommen. 

4.  Hyaena  spelaea  Goldf.     Höhlenhyäne. 

Ein  vollständig  erhaltener  Schädel  (Oberkiefer)  mit  allen  Zähnen. 
Die  Schädellänge  beträgt  31  cm,   die  Breite  20  cm.     Mosbach. 

5.  Canls  sp.? 

Mehrere  vorgekommene  Eckzähne  und  Zehenglieder  gehören 
dieser  Gattung  an.     Mosbach. 

6.  Ursus  spelaeus  Roseuniüller.     Höhlenbär. 

Unterkieferhälften  werden  öfter  gefunden,  dagegen  Oberkiefer 
mit  den  Zahnreihen  seltener,  so  ein  Oberkiefer  mit  Eck-  und 
Backenzähnen.     Mosbach. 

7.  Ursus  Arctos  L.     Bär. 

Mehrere  Unterkiefer-Bruchstücke  mit  Eck-  und  einzelnen  Backen- 
zähnen.    Mosbach. 

8.  Meles  vulgaris  Desniar.     Dachs. 

Eine  linke  Unterkieferhälfte  mit  der  Zahnreihe.  Als  grosse 
Seltenheit  zu  Mosbach. 


—     190     — 

9.  Arctomys  marmotta  L.     Murmelthier. 

Eine  Unterkieferhälfte  ist  in  einer  Sandgrube  zu  Nordenstadt 
vorgekommen. 

10.  Castor  fiber  L.     Bieber. 

Gehört  zu  den  selteneren  Vorkommnissen  von  Mosbach,  haupt- 
sächlich sind  es  Unterkiefer,   die  man  findet. 

Auch  bei  dem  Schleusenbau  zu  Frankfurt  a.  M.  ist  ein  gut 
erhaltener  Unterkiefer  vorgekommen. 

11.  Castor  Issidoriensis  Cr. 

Gleich  wie  die  vorhergehende  Art,  aber  nur  in  einigen  Unter- 
kieferhälften vorgekommen.     Mosbach. 

12.  Trogontlierium  Cuvieri  Fisch. 

Sind  ebenfalls  gleich  den  vorhergehenden  Arten  nur  die  in  der 
Regel  vollständigen  Unterkiefer  vorgekommen.     Mosbach. 

13.  Cricetus  frumentarius  Pall.     Hamster. 

Ist  bis  jetzt  nur  in  einer  vollständig  erhaltenen  rechten  Unter- 
kieferhälfte aufgefunden  worden.     Mosbach. 

14.  Mus  sp.? 

Einzelne  Zähnchen,  sowohl  Eck-  wie  Backenzähne  kommen 
nicht  selten  im  Sande  vor.     Mosbach. 

15.  Arvicola  sp.? 

Ebenfalls   einzelne  Zähne  vorgekommen.     Mosbach. 

16.  Eqims  caballus  L.     Pferd. 

Einzelne  Zähne  und  die  einzelnen  Knochen  von  den  Extremi- 
täten finden  sich  sehr  häufig.  Seltener  ganze  Ober-  und  Unter- 
kiefer, so  der  hintere  Theil  eines  Schädels  und  von  einem  Unter- 
kiefer sämmtliche  Schneide-  und  Eckzähne,  noch  im  Kiefer  be- 
findlich.    Mosbach 

17.  Sus  scrol'a  L.     Wildschwein. 

Als  grosse  Seltenheit  ist  nur  ein  linker  Eckzahn  des  Unter- 
kiefers vorgekommen.  Derselbe  misst  in  gerader  Linie  von  der 
Zahnspitze  bis  zum  Anfang  der  Wurzel  16  cm,  in  den  Bogen- 
linien  19  cm.  Der  Umfang  am  unteren  Ende  beträgt  8  cm. 
Mosbach. 

18.  Hippopotamus  major  Cuv.     Nilpferd. 

Eckzähne  werden  zuweilen,  aber  immer  als  Seltenheit  auf- 
gefunden, auch   ein  gut    erhaltener  Backenzahn   ist  vorgekommen. 


—     191     — 

Ferner  vor  mehreren  Jahren  bei  dem  Graben  eines  Brunnens  auf 
dem  Terrain  des  Herrn  Dyckerhoff  zu  Biebrich  unweit  des  Rheines 
ein  wohl  erhaltener  Milchzahn,  mit  den  zitzenförmigen  Erhöhungen. 
Die  Bestimmung  dieses  Zahnes  verdanke  ich  Herrn  Geh.  Rath 
v.  F ritsch  in  Halle. 

19.  Rhinoceros  Merckii  Jaeg.     Nashorn. 

Unterkiefer,  sowohl  beide  Kiefer  vollständig  zusammen,  wie 
auch  einzelne  Unterkieferhälften  kommen  häufig  vor,  andere  Skelet- 
theile, wie  Fussknochen  oder  Zehenglieder,  finden  sich  selten ;  da- 
gegen Oberkiefer  nur  als  Bruchstücke,  so  ein  Stück  mit  mehreren 
Backenzähnen,    worauf  die  Milchzähne   noch   aufsitzen.     Mosbach. 

20.  Rhinoceros  ? 

Das  Vorkommen  dieser  Species  ist  gleich  der  vorhergehenden. 
Die  Kiefer  zeichnen  sich  aber  durch  eine  bedeutendere  Grösse  und 
viel  geringere  Breite  aus  und  dürften  einer  für  Mosbach  neuen 
Art  angehören. 

Von  besonderem  Interesse  ist  eine  linke  Unterkieferhälfte  mit 
vollständiger  Zahnreihe,  dagegen  ist  von  der  rechten  Hälfte  nur 
ein  Bruchstück,  welches  kurz  vor  der  Zahnreihe  abgebrochen  ist, 
vorhanden.  Die  Bruchfläche  ist,  gleich  wie  der  ganze  Kiefer  war, 
verkiest,  so  dass  ein  gewaltsamer  Abbruch  (Zerschlagung)  statt- 
gefunden haben  muss.  Ob  durch  Menschenhand  oder  durch  eine 
andere  Gewalt,  die  aber  jedenfalls  zur  Zerbrechung  nöthig  war, 
mag  dahingestellt  bleiben. 

21.  Kiep  Ins  antiquus  Falc. 

Einzelne  Backenzähne,  zum  Theil  von  bedeutender  Grösse, 
fanden  sich  früher  sehr  häufig.  Ganze  Unterkiefer  kommen  zu- 
weilen, aber  immer  nur  selten  vor. 

Vor  Jahren  wurde  ein  Kopf  mit  den  Stosszähnen  aufgefunden. 
Derselbe  blieb  über  Sonntag  leicht  bedeckt  in  der  Sandgrube 
liegen  und  wurde  leider  an  diesem  Tage,  wahrscheinlich  durch 
Jungens  zerschlagen,  sodass  es  nur  möglich  war,  Bruchstücke  des 
Unterkiefers,  worin  noch  die  Zähne  theilweise  vorhanden  waren, 
zu  erhalten.  Das  Elfenbein  der  Stosszähne  zerfällt  sehr  leicht 
und  ist  von  röthlicher  Farbe,  während  dasjenige  von  Elephas 
primigenius  härter  und  rein  weiss  ist. 


—     192     — 

Ein  von  diesem  Riesenelephanten  aufgefundenes,  fast  voll- 
ständiges, linkes  Schulterblatt  hat  folgende  Maasse:  Die  Länge 
von  dem  oberen  Rande  bis  zur  Gelenkfläche  beträgt  1  m  12  cm, 
die  Breite  etwas  über  der  Gelenkfläche  42  cm,  der  Umfang  90  cm. 
Die  Breite  des  Schulterblattes,  etwa  im  ersten  Drittel  beträgt, 
soweit  die  Knochenflächen  vorhanden,  48  cm  (in  der  Ergänzung 
dürften  es  70 — 80  cm  sein).  Der  Längskamm  des  Schulterblattes 
hat  eine  Breite  von  15  cm.  Die  Form  des  Schulterblattes  ist 
eine  ganz  eigenthümliche,  indem  die  Länge  im  Vergleich  zur 
Breite  sehr  auffallend  ist. 

Ein  vollständig  erhaltener  rechter  Oberarm  hat  eine  Länge  von 
92  cm.  Die  Breite  etwas  über  der  unteren  Gelenkfläche  beträgt 
28  cm.  Der  Umfang  der  oberen  Gelenkfläche  beträgt  90  cm,  der 
unteren  Gelenkfläche  74  cm. 

Eine  vollständig  vorhandene  linke  Beckenhälfte  hat  folgende 
Grössenverhältnisse :  Von  dem  oberen  Rande  in  gerader  Linie  bis 
zum  Ende  des  Fortsatzes,  der  sich  mit  der  anderen  Beckenhälfte 
verbindet,  88  cm.  Die  Breite  von  dem  unteren  Rande  des  Beckens 
bis  zur  Endspitze  über  der  Gelenkfläche  für  das  Kreuzbein  beträgt 
94  cm.  Von  der  Gelenkfläche  bis  zur  Mitte  des  Beckenrandes  in 
schräger  Linie  sind  es  65  cm.  Die  Gelenkfläche  selbst  für  die 
Aufnahme  des  Gelenkkopfes  des  Oberschenkels  hat  einen  Durch- 
messer von  27  cm. 

Vor  etwa  50  Jahren  legte  ein  Engländer,  der  in  Mosbach 
längere  Zeit  sammelte,  ein  ganzes  Becken  zum  grössten  Theile 
bloss.  Die  ganze,  theilweise  durch  Kies  verkittete  Masse  möchte 
wohl  einen  Durchmesser  von  72  -cm  gehabt  haben.  Da  dieser 
seltene  Fund  aber  denn  doch  erwähntem  Herrn  zu  gross  war,  so 
wollte  er  denselben  dem  Museum  als  Geschenk  übergeben.  Es 
wurden  nun  von  Seiten  des  Museums  die  nöthigen  Vorkehrungen 
getroffen,  um  die  Uebernahme  und  den  Transport  ermöglichen  zu 
können.  Ungeachtet  der  angewandten  Vorsichtsmassregeln  zerfiel 
bei  der  Inangriffnahme  der  ganze  Sandblock  mit  Einschluss  des 
Beckens  zu  Staub,  so  dass  ausser  diesem  nicht  einmal  Knochen- 
reste vorhanden  geblieben  waren. 

Eine  vollständig  erhaltene  Rippe,  etwa  die  zweite  oder  dritte 
der  linken  Seite,  misst  in  gerader  Linie  von  der  Gelenkfläche  bis 
zum  Ansätze  des  Knorpels  für  das  Brustbein  117  cm,  in  der  Bogen- 


—     193     — 

linie   132  cm.     Die  grösste  Breite   der  Rippe   beträgt   im  Durch- 
messer 12  cm,  in  dem  Umfang  23  cm. 

Einzelne  Skelettheile,  als  Hals-  Brust-  und  Lendenwirbel,  sowie 
Fussknochen  und  Zehenglieder  kommen  nicht  selten  vor.   Mosbach. 

22.  Elephas  primigenius  Bluiiib.     Mammuth. 

Man  bezeichnete  gewöhnlich  alle  im  Mosbacher  Sande  vor- 
kommenden Elephanten-Reste  als  von  Elephas  primigenius  dem 
Mammuth  herrührend,  was  aber  nicht  zutreffend  ist,  indem  die- 
selben dem  vorhergehenden  Elephas  antiquus  angehören. 

Es  ist  mir  in  fast  über  30  Jahren  nicht  gelungen,  Backen- 
zähne von  Elephas  primigenius  aufzufinden.  Die  in  der  Museums- 
Sammlung  befindlichen  Zähne  gehören  dem  Löss  zu  Mosbach  an. 
Stosszähne  dagegen  sind  mehrmals  vorgekommen,  die  Museums- 
Sammlung  besitzt  einen  solchen  von  Mosbach  und  einen  von  der- 
selben Grösse  aus  einer  Sandgrube  bei  Geisenheim. 

Die  Maasse  des  Mosbacher  Zahnes  betragen  in  gerader  Linie 
von  der  Zahnspitze  bis  zur  Wurzel  Im  32  cm,  in  der  Bogenlinie 
1  m  40  cm. 

Der  Durchmesser  etwa  da,  wo  der  Zahn  aus  dem  Kiefer  tritt,  1 6  cm. 

Der  Umfang  an  derselben  Stelle  45  cm. 

Ein  vor  mehreren  Jahren  in  dem  Mosbacher  Sande  auf- 
gefundener ebenfalls  sehr  starker  Zahn  lag  nicht  in  der  gewöhn- 
lich die  Knochen  führenden  Schicht  (rascher  Sand),  sondern  direkt 
auf  der  Kiesschicht  auf.  Die  Besitzer  stellten  diesen  Stosszalm 
zur  Ansicht  in  der  Sandgrube  aus,  späterhin  war  derselbe  zer- 
fallen und  ging  zu  Grunde. 

Ein  in  den  letzten  Jahren  aufgefundenes  vollständiges  rechtes 
Schulterblatt  dürfte  ohne  Zweifel  Elephas  primigenius  angehören. 
Die  Maasse  desselben  sind  von  dem  oberen  Bande  bis  zur  Gelenk- 
fläche für  den  Oberarm  in  gerader  Linie  92  cm.  Die  Länge  von 
der  Spitze  des  oberen  Randes  bis  zu  derselben  des  Eckrandes  in 
schräger  Linie  88  cm.  Die  Breite  von  diesem  Rande  bis  zum 
Vorderrande  in  gerader  Linie  60  cm,  die  Breite  über  der  Gelenk- 
fläche 28  cm  und  die  Länge  der  Gelenkfläche  selbst  beträgt 
23  cm.     Der  Umfang  75  cm.     Mosbach.*) 


*)  Die  Länge  des  Schulterblattes  des  aus  dem  sibirischen  Eise  stammenden 
im  Museum  zu  St.  Petersburg  aufgestellten  Mammuths  beträgt  86  cm,  die  Breite 
57  cm. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.     48.  1,'i 


—     194    — 

23.  Elephas  ? 

Ein  gut  erhaltener  Unterkiefer  mit  den  Zähnen,  dürfte  einer 
eigenen  kleineren  Elephanten-Art  angehören.     Mosbach. 

24.  Rangifer  tarandus  Sund.     (Cervus  tarandus  L.)     Rennthier. 

Geweihstücke  kommen  zu  Mosbach  nur  selten  vor.  Die  glatten 
Geweihe  sind  sehr  zerbrechlich  und  zerfallen  an  der  Luft  sehr  bald, 
dies  möchte  wohl  auch  der  Grund  ihrer  Seltenheit  sein.     Mosbach. 

25.  Cervus  Lühdorü  Bolau.     Isubrahirsch. 

Die  häufigste  Hirschart  zu  Mosbach;  hauptsächlich  sind  es 
einzelne  Geweihstangen,  die  sich  finden,  sowohl  solche,  welche 
abgeworfen  waren,  als  auch  solche,  die  noch  mit  dem  Rosenstock 
versehen  sind. 

Das  Geweih  von  einem  noch  auf  dem  Schädel  aufsitzenden, 
hat  folgende  Maasse : 

Die  Entfernung  der  Geweihe  an  den  oberen  Enden  von  einander 
beträgt  90  cm.  Die  Geweihstange  misst  vom  Anfange  über  dem 
Rosenstock  bis  zur  Endsprosse  70  cm.  Diese  Stange  hat  an  ihrem 
unteren  Ende  zwei  nahe  beieinander  stehende  Sprossen,  eine  dritte 
Sprosse  am  oberen  Ende  bildet  eine  gabelförmige  Theilung. 

Der  Umfang  des  Geweihes  unterhalb  der  ersten  Sprosse  beträgt 
17  cm.  Die  Höhe  des  Rosenstockes  beträgt  4  cm,  im  Umfang  12  cm. 

26.  Cervus  elaphus  L.     Edelhirsch. 

Im  Vergleich  zu  der  vorhergehenden  Art  ist  das  Vorkommen 
des  Edelhirsches  seltener,  indem  nur  einzelne  Geweihstangen  vor- 
gekommen sind.     Mosbach. 

27.  Cervus  capreolus  L.     Reh. 

Sehr  selten,  es  ist  bis  jetzt  nur  vorgekommen  ein  noch  auf 
einem  Schädelstück  aufsitzendes  Geweih  und  eine  Unterkieferhälfte 
mit  der  Zahnreihe,  sowie  mehrere  einzelne  Geweihstangen.  Mosbach. 

28.  Alces  palmatus  Gray.     (Cervus  alces  L.)     Elen. 

Mehrere  Unterkieferhälften  und  ein  Geweihfragment  mit  den 
Schaufelspitzen.     Mosbach. 

29.  Alces  sp.  ?     Ausgestorbenes  Elen. 

Von  dem  vorhergehenden  noch  lebenden  Elen  unterscheidet  sich 
diese  Art  durch  eine  abweichende  Geweihbildung,  indem  die  Schaufel- 
stangen, welche  bei  dem  Elen  ca.  12  cm  lang  sind,  beträgt  die 
Länge  bei  diesem  Thiere  35  cm. 


—     195    — 

Bei  einem  seltenen  Prachtstücke  dieser  Art  sind  die  Schädel- 
fläclie  mit  den  beiden  Rosenstöcken  und  die  dazu  gehörenden 
Schaufeln  mit  Ausnahme  der  mittleren  Enden  vollständig  erhalten ; 
es  betragen  die  Maasse:  in  gerader  Linie  über  die  Stirnfläche 
von  einer  Endschaufelbreite  zur  anderen  1  m  40  cm.  Davon  ent- 
fallen auf  das  Schädelstück  mit  den  Rosenstöcken  26  cm  (bei 
einem  anderen  gleichen  Schädelstück  eines  älteren  Thieres  hat 
diese  Fläche  32  cm),  auf  die  Schaufelstangen  je  35  cm  =  70  cm, 
auf  die  Schaufelbreite  je  22  cm  =  44  cm.  Rechnet  man  hierzu 
die  Länge  der  Schaufelsprossen  mit  je  20  cm  =  40  cm,  so  würde 
die  ganze  Breite  1  m  80  cm  bis  2  m  betragen.  Die  Länge  der 
Schaufel  beträgt  1  m.  Die  vordere  Entfernung  der  Schaufelenden 
von  einander  beträgt  70  cm,  die  hintere  dagegen   1  m  35  cm. 

Da  die  Grösse  der  Schaufeln  nach  dem  Alter  der  Thiere  sehr 
verschieden  ist,  so  sei  noch  eine  Schaufelstange  erwähnt,  deren 
Länge  50  cm  beträgt  und  in  der  Mitte  einen  Umfang  von  24  cm  hat. 

Auf  einer  weiter  vorhandenen  Schaufelstange  mit  Schädelstück 
sitzt  der  Länge  nach  eine  Unterkieferhälfte  mit  der  Zahnreihe 
fest  auf. 

Unterkieferhälften,  sowie  Theile  von  den  Extremitäten  und  Ge- 
weihfragmente finden  sich  nicht  selten. 

30.  Capella  Rubicapra  K.  u.  Bl.     Gemse. 

Als  Seltenheit  ist  ein  Stirnzapfen  und  eine  gut  erhaltene  Unter- 
kieferhälfte vorgekommen.     Mosbach. 

31.  Capra  Ibex  L.     Steinbock. 

Ebenfalls  ist  als  grosse  Seltenheit  ein  Stirnzapfen  aufgefunden 
worden.    Mosbach. 

32.  Bos  priscus  Boj.     Wisent. 

Unterkieferhälften,  die  Knochen  von  den  Extremitäten  etc. 
finden  sich  häufig  zu  Mosbach. 

Besonders  erwähnt  sei  ein  vollständig  erhaltener  Schädel  (Ober- 
kiefer). Derselbe  hat  folgende  Maasse :  Die  Weite  der  beiden 
Knochenzapfen  für  die  Hörnerschaalen  von  einander  beträgt  74  cm, 
die  Breite  der  Stirn  34  cm  und    die  Länge    des  Schädels  68  cm. 

33.  Bos  Taurus  L.     Ochse. 

Ein  sehr  gut  erhaltener  Schädel,  Oberkiefer,  einzelne  Unter- 
kiefer und  Fussknochen.     Mosbach. 

13* 


—     196     — 

34.  Esox  lucius  L.     Hecht. 

Einzelne  Wirbel  finden  sich  nicht  selten.     Mosbach. 

35.  Der    Mensch   war    bisher    nur    durch    einen  von    mir    aufgefundenen 

gespaltenen  Knochen  nachgewiesen,  aus  neuerer  Zeit  kommen  als 
weitere  Belege  hinzu  ein  zugespitzter  Knochen  und  eine  Rehstange, 
in  welcher  eine  Höhlung  ausgearbeitet  ist,  die  wohl  zur  Aufnahme 
eines  Werkzeugs  als  Griff  gedient  zu  haben  scheint.  Auch  ver- 
steinertes Holz  ist  öfter  vorgekommen. 

Es  möge  noch  erwähnt  sein,  dass  auch  fränkische  Thongefässe, 
zum  Theil  mit  Inhalt  von  kleineren  Knochenstückchen,  sowie  auch 
eine  grössere  Urne,  ferner  Kupfermünzen  von  Domician,  römischer 
Kaiser  81  —  96,  von  Lucilla,  geboren  146,  gestorben  183,  Ge- 
mahlin des  römischen  Kaisers  Lucian  verus.  in  einer  mehr  vier- 
eckigen Form,  eine  kleinere  Münze  CONSTANTINVS  P  F  AVG 
GLORIA  EXERCITVS  vorgekommen  sind.  Ein  polirtes  Steinbeil 
wurde  ebenfalls  gefunden,  jedoch  nicht  im  eigentlichen  Diluvial- 
sande von  Mosbach,  sondern  diese  Funde  lagen  etwa  einen  Fuss 
tief  in  der  Ackererde,  woraus  sie  in  den  Sand  eingerollt  waren 
und  nun  in  demselben  sich  fanden. 

II.  Die  Kiessclriclit  (Schotter) 

unterhalb  des  Sandes  ist  sowohl  an  Thieren  wie  auch  an  Conchylien 
sehr  arm.  Mau  findet  Bänke  von  Unionen  und  nur  äusserst  selten  Reste 
von  Säugethieren,  so  einen  Schädel  von  Equus  caballus  L.,  auch  einzelne 
Rhinoceroszähne  kommen  zuweilen  vor. 

III.  Im  Löss, 

welcher  den  Sand  überlagert  oder  in  hohen  Wänden  ansteht  und  auch 
bei  Wiesbaden  und  im  Rheinthal  sehr  verbreitet  ist,  haben  sich  ge- 
funden : 

1.  Felis  spelaea  Goldf.     Höhlenlöwe. 

Mehrere  Eckzähne  sind  bei  Schierstein  vorgekommen. 

2.  Rangifer  tarandus  Sund.     Rennthier. 

Eine    einzelne    Geweihstange    von    einem    jüngeren    Thiere    zu 
Mosbach. 

3.  Cervus  elaphus  L.     Edelhirsch. 

Eine  starke  Geweihstange  und  mehrere  Fussknochen  zu  Schier- 
stein und  im  Grubweg  zu  Wiesbaden. 


—     197     — 

i.  Cervus  spelaens  Owen. 

Eine  Geweilistange  im  Löss  zu  Mosbach. 

5.  Bos  primigenius,  Boj.     Ur. 

Ein  wohlerhaltener  Schädel  aufgefunden  zu  Bad  Weilbach. 

6.  Ovibos  moschatus  Blaiiiv.     Moschusochse. 

Ein  Schädelstück,  gefunden  in  einer  Grube  zu  Höchst. 

7.  Ursus  maritimus  L.     Eisbär. 

Ein  Schädel  (Oberkiefer)  mit  fast  vollständiger  Zahnreihe  nebst 
den  Unterkiefer-Bruchsücken  und  Zähnen.     Mosbach. 

8.  Bhinoceros  tichorhinus  Cuv.     Wollhaariges  Nashorn. 

Linke  Unterkieferhälfte  im  Zahnwechsel  und  Zehenglieder. 
Erbenheimer  Thal  bei  Wiesbaden. 

9.  Equus  caballus  L.     Pferd. 

Unterkieferhälfte,  Atlas,  Epistropheus  Mittelhandknochen, 
Zehen-  und  Hufglied.  Erbenheimer  Thal.  Mehrere  einzelne 
Zähne  wurden  zu  Lorch  am  Rhein  aufgefunden. 

10.  Elephas  primigenhis  Blmnenbach.     Mammuth. 

Ein  Backenzahn  fand  sich  bei  Grundarbeiten  in  der  Feldstrasse 
zu  Wiesbaden  und  mehrere  Backenzähne  zu  Mosbach. 

11.  Elephas  ineridionalis. 

Ein  gut  erhaltener  Unterkiefer  von  Mosbach  dürfte  dieser  Art 
angehören. 

12.  Von  menschlichen  Knochen  haben  sich  gefunden  Handwurzel-,  Mittel- 

hand- und  Mittelfussknochen  zu  Mosbach. 

Nach     diesen     Aufführungen     von     den     bezeichneten     Localitäten 
kommen  vor : 

I.  u.  IL  Im  Diluvialsande  und  dem  Kies      .     .     35  Arten 
III.  Im  Löss 6      ,, 


Zusammen     .     .     41   Arten 

Hiervon  sind  noch  lebend  in  unserem  Gebiete,  im  Rhein-  und 
Mainthal,  13  Species,  in  den  Alpen  5  Species,  im  hohen  Norden  5  Species 
und  ausgestorben  sind   18  Species. 

Gemeinschaftlich  in  dem  Diluvialsande  und  dem  Löss  kommen  vor : 
Felis  spelaea,  Rangifer  tarandus  Sund.,  Cervus  elaphus  L.,  Equus  cabal- 
lus L.,  Elephas  primigenius  Bim.  und  der  Mensch.  Siehe  näheres  auf 
der  anbei  folgenden  Tabelle. 


198     — 


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Ergebnisse 


der 


meteorologischen  Beobachtungen  der  Station  Wiesbaden 


im    «Jahre    ISO 4. 

Von 

Aug.  Römer, 

Conservator. 


Die  beigefügte  Tabelle  ergiebt  folgende 


Jahres-Ueber  sieht.*) 


Mittlerer  Luftdruck 

Höchster  beobachteter  Luftdruck  am  25.  December 
Niedrigster         «  «  «     30.  « 

Mittere  Lufttemperatur 

Höchste    beobachtete    Lufttemperatur  .  am  25.  Juli 
Niedrigste         «  «  «4.  Januar 

Höchstes  Tagesmittel  der        «  «25.  Juli 

Niedrigstes       «  «  «  «4.  Januar 

Mittlere  absolute  Feuchtigkeit        

«        relative  «  

Höhensumme  der  atmosphärischen  Niederschläge    . 
Grösste  Regenhölie  innerhalb  24  Stunden  am  6.  Juni 


752,3  mm 

768.2  « 

731.3  « 
9,6  °  C. 

34,0  « 

—  13,3   « 
25,9   « 

—  11,8  « 

7,4  mm 

78°/0 

618.4  mm 
40,5   « 


*)  Die  Beobachtungsstimden   sind:    7   Uhr   Morgens,    2  Uhr  Nachmittag* 
und  9  Uhr  Abends.     (Ortszeit.) 


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Zahl  der  Tage  mit  Niederschlag  (mehr  als  0,2)        167 

«        «        «        «    Regen         177 

«        «        «        «    Schnee 15 

«        «        «        «    Hagel — 

«        «        «        «    Graupeln 7 

«    Thau 43 

«        «    Reif 32 

«    Nebel 10 

«        «        «        «    Gewitter 18 

«        «        «        «    Wetterleuchten 6 

«        «        «        «    Sturm 4 

Zahl  der  beobachteten  N.-Winde 99 

«   «   «   «    NE.-  « 136 

«   «   «   «    E.-   « 110 

«   «   «   «    SE.-   « 53 

«   «   «    «    S.-    «  . 52 

SW.-  « 253 

«   «   «   «    W.-   « 101 

«   «   «   «    NW.-  « 115 

«        «        «        «          Windstillen 176 


SECHSTER  NACHTRAG 


ZU  DEM 


KATALOGE 


DER 


BIBLIOTHEK  DES  NASSAUISCHEN  VEREINS 
FÜR  NATURKUNDE 


VON 


AUG.  ROMER, 

CÖNSEEVATOK  DES   NATURHISTORISCHEN  MUSEUMS   ZU  WIESBADEN. 


1895. 


VORWORT. 


In  den  Jahrbüchern  des  Nassauischen  Vereins  für  Naturkunde,  Jahr- 
gang 45,  1892  erschien  der  V.  Nachtrag  zum  Kataloge  der  Vereins- 
bibliothek mit  einem  Bestände,  abgeschlossen  1.  Zugangs-Verzeichniss  am 
12.  Juli   1892,  von  142  08  Nummern. 

Der  nun  in  diesem  Hefte  der  Jahrbücher,  Jahrgang  48,  1895,  nach 
Ablauf  von  3  Jahren  veröffentlichte  VI.  Nachtrag  erhöht  sich  1.  Zugangs- 
Verzeichniss,  abgeschlossen  am  12.  Juli  1895,  um  1692  Nummern,  so 
dass  die  Bibliothek  jetzt  15900  Bücher,  Schriften  etc.  enthält. 

Gleich  wie  in  früheren  Jahren  sind  von  den  mit  uns  im  Tausch- 
verkehr, gegen  die  Jahrbücher,  stehenden  Gesellschaften,  Instituten  und 
Staatsstellen  ihre  Schriften  eingegangen.  Wir  bitten  den  richtigen  Em- 
pfang aus  dem  erwähnten  VI.  Nachtrage  gütigst  ersehen  zu  wollen. 
Auch  zahlreiche  Schenkungen  an  Schriften  und  Büchern  wurden  der 
Vereinsbibliothek  übergeben,  insbesondere  von  unseren  Ehrenmitgliedern : 
Herrn  Professor  Dr.  H  aekel  in  Jena,  Herrn  Professor  Dr.  Fr  id. 
v.  Sandberg  er  in  Würzburg  und  dem  verstorbenen  Herrn  J.  Barrande 
in  Prag  nach  letztwilliger  Verfügung  die  Fortsetzung  seines  grossen 
Werkes  »Systeme  Silurien  du  centre  de  la  Boheme  par  Ph.  Pocta«, 
ferner  von  Herrn  Professor  Dr.  Hueppe  in  Prag,  Herrn  F.  Maurer 
in  Darmstadt,  Herrn  Dr.  v.  Jaczewski  in  Montreux,  Herrn  Geh.  Reg.- 
Ratli  a.  D.  v.  B e r t o u c h  ,  Herrn  Sanitätsrath  Dr.  A.  Pagen  Stecher, 
Herrn  Dr.  Schmitt,  Herrn  Dr.  Dreyer  und  Anderen. 

Eine  sehr  werthvolle  Schenkung  von  meist  hygienischen  Büchern 
und  Schriften  erhielten  wir  durch  die  Erben  unseres  verstorbenen  Vor- 
standsmitgliedes Herrn  Dr.  Weidenbusch,  welche  in  der  hierdurch 
nüthig  gewordenen  neuen  Abtheilung  VIII  des  Bibliotheks-Kataloges  für 
Hygiene,  Wohnungs-Hygiene  und  Desinfectionslehre  aufgeführt  sind  und 
uns  veranlasst  auch  an  dieser  Stelle  unseren  besonderen  Dank  aus- 
zusprechen. 


—     208     — 

Durch  Ankauf  sind  in  den  letzten  3  Jahren  viele  und  zum  Theil 
auch  grössere  und  werthvolle  Werke,  namentlich  in  der  Abtheilung  für 
Zoologie,  erworben  worden. 

Laut  dem  im  V.  Nachtrage  zum  Bibliotheks-Kataloge  veröffentlichten 
Verzeichnisse  der  Tauschverbindungen  waren  es  deren  288,  hinzu  kommen 
als  neue  Tauschverbindungen : 

1.  Der    naturwissenschaftliche    Verein    der    Provinz    Posen.      (Die 
botanische  Abtheilung). 

2.  Die  Kaiserliche  Japanische  Universität  in  Tokio. 

3.  Museum  d'histoire  naturelle  zu  Paris. 

4.  Der  naturwissenschaftliche  Verein  in  Düsseldorf. 

5.  Der  naturwissenschaftliche  Verein  in  Trencsen  in  Ungarn   und 

6.  Stavanger,  Museum, 

wodurch  sich  unsere  Tauschverbindungen  auf  294  erhöhen. 

Alle  in  dem  VI.  Nachtrage  aufgeführten  Schriften,  Bücher  etc. 
sind  auch  bereits  im  Inventar  der  Bibliothek  eingetragen  sowie  in  die 
letztere  selbst  eingeordnet  worden,  natürlich  so  gut  es  eben  bei  dem 
beschränkten  Raum  gehen  konnte,  doch  wird  hierdurch  vorerst  eine 
Störung  bei  der  Benutzung,  wozu  wir  unsere  Mitglieder  ergebenst  ein- 
laden, noch  nicht  eintreten. 


Wiesbaden,  den  27.  Juli  1895. 


Aus?.    Röme r. 


I.  Zeitschriften  toü  Academien,  Staatsstellen,  Gesell- 
schaften, Instituten  etc. 

(Ein  vorgesetztes  *  bezeichnet  neue  Tauschverbindungen.) 

Aarau.  naturforschende  Gesellschaft. 

Mittheilungen.     Heft  VI.      1892.     8°. 
Altenburg,  naturforschende  Gesellschaft. 

Mittheilungen    aus    dem   Osterlande.     Neue    Folge,    V.   Band. 

(Festschrift.)     1892. 
Verzeichniss  der  Mitglieder    der    naturforschenden  Gesellschaft. 
VI.  Band.      1894.     8°. 
Amiens.  Societe  Linneenne  du  Nord  de  la  France. 
Memoires,  Tome  VIII.      1889  —  1891.     8°. 
Bulletin,  Tome  XL      1892-1893.     8°. 
Amsterdam,  Koninklyke  Akademie  van  wetenshappen. 

Verhandelingen,  Deel  XXIX.  1892.  Deel  I,  No.  1  —  10. 
1892  —  1893.  Deel  II,  No.  1  —  8.  1893  —  1894.  Deel  III, 
No.   1  —  14.      1894.     8°. 

—  — ,  Jaarhoek. 

Jahrgang  1891  —  1893.     8°. 

—  — ,  Verslagen  der  Zittingen  van  de  Wis-en  Naturkundige 

Affdelling  d.  K.  Akademie  van  Wettenschappen  van  25.  Juni 
1892  —  28.  April  1893.  Van  27.  Mai  1893  —  21.  April 
1894.     8°. 

—  — ,  Koninklyke    naturkundige   Vereeniging   in   Neder- 

landisch  In  die. 
Naturkundige  Tijdschrift  vor  Nederlandisch  Indie.    Batavia  und 
S'Gravenhage.     Deel  LI— LIII.      1892-1893.     8°. 
Annaberg-Buchholz,  Verein  für  Naturkunde. 

Jahresbericht  IX.      1888—1893.     8°. 
Augsburg,  naturhistorischer  Verein. 
Berichte,  XXXI.     1894.     8°. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.     4-5.  14 


—     210     — 

Baltimore,  Johns  Hopkins  Univers ity. 

Studies  from  the  biologicae  Laboratory.    Vol.  V.    No.  2,  3,  4. 

1893.     8°. 
Circulars.     Vol.  IX— XIV.      1890—1895.     4°. 

Bamberg,  naturforschende  Gesellschaft. 
Berichte,  XVI.      1893.     8°. 

—  — ,  Gewerbeverein. 

Wochenschrift,  Jahrgang,  einundvierzigster  für   1892.      8°. 
Basel,  naturforschende  Gesellschaft. 

Verhandlungen.     IX.  Band,   3  (Schlussheft).      1893.     X.  Band, 
1.  Heft  1892.     2.  Heft  1894.     3.  Heft   1895.     8°. 
Berlin,  botanischer  Verein    für    die    Provinz   Brandenburg. 

Verhandlungen.  Jahrgang  XXXIII— XXXVI.    1891  —  1894.    8°. 

—  — ,  Deutsche  geologische  Gesellschaft, 

Zeitschrift.  Band  XLIII.  Heft  4.  Band  XLIV,  XLV,  XLVI. 
1.-3.  Heft.      1891  —  1894.     8°. 

—  — ,  Entomologischer  Verein. 

Berliner  entoinologische  Zeitschrift,  Band  XXXVII.  1892. 
Band  XXXVIII  1893.  XXXIX  1894.  Band  XL.  1  Heft. 
1895. 

Deutsche  entomologische  Zeitschrift,  herausgegeben  in  Ver- 
bindung mit  Dr.  Kraatz  und  der  Gesellschaft  »Iris«  in 
Dresden.     Jahrgang   1892,   1893,   1894  und   1895.    I  Heft. 

—  — ,  Entomologische  Nachrichten. 

Jahrgang  XIX.  1893.  XX.  1894.  XXI.  Heft  I— VII. 
1895.     8°. 

—  — ,  landwirtschaftliche  Jahrbücher. 

Band    XX.     Ergänzungsband    III.      1891.     Band    XXI.  Heft 

4—6.     Ergänzungsband  I,    II.     1892.     Band   XXII.  Heft 

1-6.    Ergänzungsband  1— III.     1893.     Band  XXIII.  Heft 

1  —  6.     Ergänzungsband  I— IV.     1894.     Band  XXIV.  Heft 
1,   2,   3.      1895.     Ergänzungsband  I.      1895. 

—  — ,    K.    preussische    geologische    Landes -Anstalt     und 

Bergakademie. 
Jahrbücher  für  das  Jahr  1890,    1891,   1892  und   1893.    Band 
XI— XIV.     8°. 


—     211     — 

Bern,  natur  forsch  ende  Gesellschaft. 

Mittheilungen  aus  den  Jahren  1891,  No.  1265  —  1278.  1892, 
No.    1279—1304.      1893,  No.   1305—1334. 

—  — ,  schweizerische  naturforschende  Gesellschaft. 

Verhandlungen  der  LXXIV.  Jahresversammlung  am  19.  und 
20.  August  1891  zu  Freiburg.  8°.  Verhandlungen  der 
LXXV.  Jahresversammlung  am  5.  —  7.  September  zu  Basel 
1892.  8°.  Verhandlungen  der  LXXVI.  Jahresversammlung  am 
4.  —  6.  September  zu  Lausanne   1893.     8°. 

—  — ,  schweizerische  entomologische  Gesellschaft. 

Mittheilungen.     Vol.  VIII.     Heft  No.   9  und   10.     1892.    Vol. 
IX.     Heft  1  —  4.      1893/94.     8°. 
Bist  ritz.  Gewerbeschule. 

Jahresberichte  XVII  für  1890/91.     XVIII  für  1892/93.    XIX 
für   1893/94.     8°. 
Bologna.  Academia  delle  scienze  dell'Istituto. 

Memorie,  Serie  V.  Tomo  I.     Tomo  IL     1891.     4°. 
Bonn,   naturhistorischer  Verein  der  preussischen  Rheinlande. 
Verhandlungen,  Jahrgang  XLV1II.     2.  Hälfte   1891.    Jahrgang 
XLXIX  1892.     Jahrgang  L.   1893.  Jahrgang  LI.   1.  Hälfte 
1894.     8°. 
Bordeaux,  Societe  Linneenne. 

Actes.     Tom.  XLIII.      1889.     Tom.  XLIV.      1890.     8°. 
Boston,  Society  of  Natural  History. 

Proceedings.     XXV.     Par.  III  und  IV.      1892. 

Memoires.     Vol.  IV.     Vol.   10  u.   11.     1892  u.   1893.     8°. 

—  — ,  American  Acaderay  o f  A r t s  and  Sciences. 

Proceedings.    Vol.  XXVI,  XXVII  und  XXVIII.    1891  —  93.    8°. 
Braunschweig.  Verein  für  Naturwissenschaften. 

Jahresbericht  VII.      1889/90  und  1890/91. 
Bregenz,  Vorarlberger  Muse  ums  verein. 

Jahresberichte  XXX.     XXXI.     XXXII.      1891—93.     8°. 
Bremen,  naturwissenschaftlicher  Verein. 

Abhandlungen,  XII.  Band.     2.  u.   3.  Heft  1893.     XIII.  Band. 

1.  Heft  1894.      2.  Heft   1895.     8°. 
Beiträge  zur  nordwestdeutschen  Volks-  und  Landeskunde,  heraus- 
gegeben vom  naturwissenschaftlichen  Verein.     Heft  1. 
Abhandlungen.     XV.  Band.      1.  Heft.      1895. 

14* 


. 212     

Breslau,  seh  lesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur. 
Jahresbericht  LXXIX    und    Ergänzungsheft  I  dazu.      1891/92. 
Jahresbericht    LXX    und    Ergänzungsheft    II    dazu.      1892. 
Jahresbericht  LXXI.     1893.     8°. 

—  — ,  Verein  für  schlesische  Insektenkunde. 

Zeitschrift.     Neue    Folge.     Heft    17  —  19.      1892-1894.     8°. 
Gerhard,  J.    Verzeichniss  der  Käfer  Schlesiens.     2.  Auflage. 

1892.  8°. 

Brunn.  Kaiser  1.  König  1.  mährisch- schlesische  Gesellschaft 
zur    Beförderung    des    Ackerbaues,    der    Natur - 
und    Landeskunde. 
Jahrgang  LXXII  1892,  LXXIII   1893  und  LXXIY   1894.    4°. 

—  — ,  natu r forschender  Verein. 

Abhandlungen.      Band    XXX.      1890.       Band    XXXI.      1892. 

Band  XXXII.      1893.     8°. 
Berichte  der  meteorologischen  Commission  des  naturforschenden 

Vereins    über    die    Ergebnisse    der    Beobachtungen    in    den 

Jahren   1890  (X),   1891  (XI),   1892  (XII).     8°. 
Brüssel,  Academie  royale  des  sciences,    des   lettres    et  des 

beaux  arts  de  Belgique. 
Bulletins,    Tome    XII— XIV.     Serie    III.     61me  —  62me    Annee. 

1891   u.   1892.     8°. 
Annuaire,   Annees  LVIII  et  LIX.      1892  u.   1893.     8°. 

—  — ,  Societe  entomologique  de  Belgique. 

Annales,    Tom.    XXXIV.      1890.      XXXV.     1891.     XXXVII. 

1893.  8°. 

Kerremans,    Ch.      Catalogue    synonymique    de    Buprestides 

decrits   1758  —  1890.     8°. 
Brenske,  E.     Die    Melolonthiden    der   polararct.    Region    im 

K.  Museum  zu  Brüssel.     8°. 

—  — ,  Societe  royale  de  botanique  de  Belgique. 

Bulletins,  Tome  XXX— XXXII.      1892  —  1894.     8°. 

—  — ,  Societe  malacologique  de  Belgique. 

Annales,  Tome  XXV   1890.     XXVI  1891. 

Proces-verbeaux  des  seances,    Tome  XX  und  XXI.     1891  und 

1892.     8°. 
Bucarest,  Institut  meteorologiqu  e  de  Roumanie. 

Annales,    Tom.    VI.      1890.      Tom.  VII.      1891.      Tom.  VIII. 

1892.     4°. 


—     213     — 

Budapest,  Königlich  ungarische    geologische  Gesellschaft. 
Földtani  Közlony.     Band  XXII.      1892.     Band  XXIII.     1893. 
Band  XXIV.     1894.     Band  XXV.     Heft  1  —  3.     1895. 

—  — ,  Königlich  ungarische    naturwissenschaftliche  Ge- 

sellschaft. 
Mathematische  und  naturwissenschaftliche  Berichte  aus  Ungarn. 

Band  VIII.      1891.     Band  IX.      1892.     8°. 
Duday,    Jenö.     A.  Magyar  Allattani    Irodalom.     1893.     8°. 
Pungur,  G yula.     A.  Magyarorszägi  Tücsökfelek  Termeszet- 

rajza.      (Hist.  natur.  des  Gryllides  de  Hongrie)    1891.     4°. 
Cambridge,  Museum  of  comparative  zoology. 

Vol.  XVI.     Xo.   11  —  14.     Vol.  XVII.     Xo.    1  —  7.     8°. 

—  — ,  Annual  Report. 

Vol.   1891  —  1892.      1892  —  1893.      1893  —  1894.      8°. 
Cassel,  Verein  für  X  a  t  u  r  k  u  n  d  e. 

Berichte,    XXXVIII   über   das  Vereinsjahr    1891/92.     XXXIX 
über  die  Vereinsjahre   1892  —  94.     8°. 
Catania,  Academia  Gioenia  di  scienze  naturali. 

Atti,  Serie  quarta.    Tomo  III.   1890—91.  Tomo  IV.   1891  —  92. 
Tomo    V.      1891  —  1892.      Tomo   VI.      1893.      Tomo    VII. 
1894.     8°. 
Bulletino    Mensile,    Nuova    Serie.      Fase.    XXVI  —  XXXVIII. 
1893-1894.     8°. 
Chemnitz,  naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

Bericht  XII  vom   1.  Juli   1889  —  30.  Juni   1892.     8°. 
Cherbourg,  Societe  nationale  des  sciences  naturelles. 

Memoires,    Tom.  XXVII.      1891.      Tom.  XXVIII.      1892.     8°. 
Christiania,  Kong.  Norske  Universität. 

Kjerulf,  Th.  Beskrivelse  af  en  raekke  Norske  Bergarter. 
1892.     4°. 

,  N.  Xordhavs-Expedition   1876—1878. 

Heft  XXI.     1892.     Heft  XXII.      1893.     Folio. 

—  — ,  Norwegische    Cominission    der    europäischen    Grat- 

messung. 

Vandstandsobservationer,  Heft  V,      1886  —  1889.     4°. 

Schiötz,  E.  0.  Resultate  der  im  Sommer  1893  in  dem  nörd- 
lichsten Theil  Norwegens  ausgeführten  Pendelbeobachtungen. 
1894.     4°. 


—     214    — 

Chur.  naturforschende  Gesellschaft  Graubündens. 

Jahrgang   XXXV.      1890/91.     XXXYI.      1891/92.     XXXVII. 

1892/93.     8°. 
Cördoba.    Academia   nacional    de   ciencias    de  la  Repüblica 
Argentina. 
Tom.  XI— XIV.      1890—94.     8°. 
Danzig.  naturforschende  Gesellschaft. 

Schriften,  Band  VIII.     Heft   1  —  3  und  4.      1892—1894.     4°. 
Festschrift    zur   Feier    des    150jährigen   Bestehens    der   natur- 
forschenden Gesellschaft  am  2.  Januar   1893.     4°. 
Darmstadt,  Verein  für  Erdkunde. 

Notizblatt,  IV.  Folge,  XII.— XV.  Heft.     1891  —  1894.     8°. 

Davenport.  Academy  of  Natural  Sciences. 
Proceeclings,  Vol.  V.     Part.  II.     8°. 

Donaueschingen,  Verein  für  Gescb  ichte  und  Naturgeschichte 
der   Baar    und    der    angrenzenden    Land  estheile. 
Heft  VIII.      1893.     8°. 
Dorpat,  natur forschende  Gesellschaft. 

Sitzungsberichte.     IX.  Band.     3.  Heft.      1892.     X.  Band.      1. 

und  2.  Heft   1892  und   1893. 
Meteorologische  Beobachtungen  in  Dorpat   im  Jahre   1891   und 

1892.  (Band  VI  H.   1   u.  2.)      1892. 

—  — .    K.    1  irländische    gemeinnützige    und    ökonomische 

Societät. 
Bericht  über  die  Ergebnisse  der  Beobachtungen  an  den  Regen- 

stationen  für  die  Jahre   1889,   1890  und   1891.     4°. 
K  e  e  n  e  1 ,  J.  v    Die  Verwandtschaftsverhältnisse  der  Arthropoden. 

(Schriften  der  Universität  Dorpat,  Band  VI.)     1891     4°. 

Dresden,  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde. 
Jahresberichte,   1891  —  1892.      1893—1894.     8°. 

—  — ,  naturwissenschaftliche  Gesellschaft  »Isis». 

Sitzungsberichte.     Jahrgang   1892,   1893  und   1894.     8°. 

Dürkheim,  naturwissenschaftlicher  Verein  »Pollichia«. 

Jahresberichte.    XLIX— L.    No.   5  und  6.     1892.    LI.    No.  6. 

1893.  8°. 

Festschrift    zur   Feier    des    50jährigen    Bestehens    des    natur- 
wissenschaftlichen Vereins  »Pollichia». 


—     215     — 

Mehlis,    C.     Der  Drachenfels  bei  Dürkheim  a.  d.  Hardt  mit 
einem  Plane  des  Drachenfels.     8°. 
*  Düsseldorf,  naturwissenschaftlicher  Verein. 
Mittheilungen,  IL  Heft.     1892.     8°. 

Emden,  natur forschende  Gesellschaft. 

Jahresbericht  LXXVI.   1890/91.   LXXYII.   1891/92.  LXXVIII. 
1892/93.     8°. 
Erfurt,  Königl.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften. 
Jahrbücher.      Neue   Folge.      Heft  XVIII.      1892.      Heft  XIX. 
1893.     Heft  XX.      1894.     8°. 

Erlangen,  Physikalis ch- m edi ein i sehe  Societät. 

Sitzungsberichte.  Heft  23.  1891.  Heft  24.  1892.  Heft  25. 
1893.     8°. 

Florenz,  Societä  entomologica  Italiana. 

Bulletino,  Anno  ventitraesimo.  Trimestri  III  e  IV.  1891. 
Anno  ventiquattresimo.  Trimestri  I — IV.  1892.  Anno 
venticinquesimo  Trimestri  I — IV.  1893.  Anno  ventiseesimo 
Trimestri   I— III.      1894.     Statuto  1894. 

Bulletino  Bibliografico  Anno  XXVI.      1894.     8°. 

Resoconti  di  Adunanze  Anno  XXVI.      1894.     8°. 

Frankfurt  a.  M.,  Senken  bergische  naturforschende  Ge- 
sellschaft. 

Abhandlungen,  Band  XVII  und  XVIII.      1891  —  94.     4°. 

S  a  a  1  m  ü  1 1  e  r ,  M.  Lepidopteren  von  Madagascar  (neue  und 
wenig  bekannte  Arten  aus  der  Sammlung  der  Senken- 
bergischen  naturforschenden  Gesellschaft  unter  Berück- 
sichtigung der  gesammten  Lepidopteren-Fauna  Madagascars.) 
1.  Abtheilung  mit  7  chromolithographirten  Tafeln.  Aus- 
gegeben im  Mai  1884.  Angefangen  vom  Verfasser  und  nach 
dessen  Tode  abgeschlossen  von  L.  v.  Hey  den.     4°. 

Hey  den,  L.  v.  2.  Abtheilung  mit  8  chromolithographirten 
Tafeln  und  einem  Porträt.    Ausgegeben  im  März   1891.    4°. 

Berichte,  Jahrgang   1892..    8°. 

Boettger,  0.  Katalog  der  Batrachier-Sammlung  im  Museum 
der  Seukenbergischen  naturforschenden  Gesellschaft.  Abge- 
schlossen Mitte  August   1892.     8°. 

Berichte,  Jahrgang   1893.     8°. 


—     216     — 

Boettger,  0.  Katalog  der  Reptilien-Sammlung  im  Museum  der 
Senkenbergisehen  naturforschenden  Gesellschaft.  Abge- 
schlossen im  August   1894.. 

Berichte,  Jahrgang  1894.     8°. 

Rein  ach,  A.  v.  Resultate  von  Bohrungen  in  den  Jahren 
1891  — 1893,  nebst  einem  Anhang  die  Foraminiferen-Fauna 
von  Frankfurt  von  A.  Andrae.      1894.     8°. 

Frankfurt  a.  M.,  Physikalischer  Verein. 

Jahresberichte,   1890—1891,   1891  —  1892,    1892  —  1893.     8°. 
—  — ,  Neue  zoologische  Gesellschaft. 

Der  zoologische  Garten,  Jahrgang  XXXIV— XXXYI.     1893  bis 

1895.     8°. 
Frankfurt  a.  d.  Oder,  naturwissenschaftlicher  Verein. 

Abhandlungen    und    monatliche    Mittheilungen.     (Helios,  Organ 

des  Vereins.) 
Jahrgang  X— XII.      1892  —  1894.     8°. 
Societatum  Litterae. 
Verzeichniss  der  in  den  Publikationen  der  Aademien  und  Vereine 

aller  Länder  erscheinenden  Einzelarbeiten   auf   dem  Gebiete 

der    Naturwissenschaften.       Begründet    von    Professor    Dr. 

E.  Huth.     Herausgegeben  von  M.  Klittke. 
Jahrgang  I— IX.     1887  —  1895.     8°. 

Frauenfeld,  Thurgauische  naturforschende  Gesellschaft. 
Mittheilungen,   10.  und  11.  Heft.     1892—1894.     8°. 

Freiburg  i.  B.,  naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

Berichte,  Band  VI.  Heft  1  —  4.  1892.  Band  VII.  Heft  1 
und  2.     1893.     Band  VIII.     1894.     8°. 

Geisenheim.  Königliche  Lehranstalt  für  Obst- und  Weinbau. 

Bericht  für  das  Etatsjahr  1893/94.     8°. 
Gera,  Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften. 

Jahresbericht  XXXII— XXXV.     1889  —  1892.     8°. 
Giessen.  ob  er  hessische  Gesellschaft   für  Natur-   und    Heil- 
k  u  n  d  e. 

Berichte,  XXVIII.      1892.     XXIX.      1893.     8°. 
Görlitz,  ob  erlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 

Neues  Lausitzisches  Magazin.  Band  LXVIII.  1892.  LXIX. 
1893.     LXX.      1894.     8°. 


—    217 


Görlitz,  naturforschen  de  Gesellschaft. 
Abhandlungen,  Band  XX.      1893.     8°. 

Göttingen,  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
Gelehrte  Anzeigen.     Jahrgang  1891.     8°. 

—  — ,  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  und  Georg 

August  Universität. 
Nachrichten    vom    Jahre    1891,     1892,     1893,     1894,    1895. 

Heft  No.    1. 
Geschäftliche  Mittheilungen  vom  Jahre   1894.     No.   1. 

Gothenburg,  Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften. 
Handlingar,  Heft  XXVI— XXIX.      1891  —  1894.     8°. 

Graz,  naturwissenschaftlicher  Verein. 
Mittheilungen.     Jahrgang   1891—1894. 
Der  ganzen  Reihe  Heft  28—31.     8°. 

—  — ,  Verein  der  Aerzte. 

Mittheilungen,    Vereinsjahr  XXVIII— XXXI.     1891  —  94. 

Greifswald,    naturwissenschaftlicher    Verein    für   Neu-Vor- 
pommern  in  Rügen. 
Mittheilungen,  Jahrgang  XXIV— XXVI.      1892—1894.     8°. 

Halifax,  Nova  Scotian  Institute  of  natural  science. 

Proceedings,  Session  of  1890 — 91.  Vol.  I.  Part,  I.  Session 
of  1891  —  92.  Vol.  I.  Part,  II.  Session  of  1892  —  93. 
Vol.  1.     Part,  III.     8°. 

Halle    a.    S.,    naturwissenschaftlicher    Arerein    für  Sachsen 
und  Thüringen. 

Zeitschrift  für  Naturwissenschaften.      Fünfte  Folge.  Band  III. 

Heft    1  —  6.     (Der   ganzen    Reihe    LXV.  Band.)  Band  IV. 

Heft    1  —  6.     (Der   ganzen    Reihe    LXVI.  Band.)  Band  V. 

Heft  1  —  5.      (Der  ganzen  Reihe  LXVII.  Band.)  1892  bis 
1895.     8°. 

—  — ,  Verein  für  Erdkunde. 

Mittheilungen,  Jahrgang  1892  —  1894.     8°. 

—  — ,    Leopoldina,    amtliches     Organ    der    Kaiserlichen 

Leopoldino-Carolinischen  deutschen  Akademie 
der  Naturforscher. 
Heft  XXIX.      1893.     Heft  XXX.      1894.     4°. 


"^••-%^ 


—     218     — 

Hamburg,  naturwissenschaftlicher  Verein. 
Abhandlungen. 
Die  seit  dem  Jahre  1881  unterbrochenen  Verhandlungen  werden 

nunmehr  wieder  aufgenommen  als  III.  Folge  I.    1893.    Folge 

II.     1894. 

—  — ,  Verein    für    naturwissenschaftliche    Unterhaltung. 

Verhandlungen,  Band  VIII.      1891  —  1893.     8°. 

—  — ,  natur historisches  Museum. 

Mittheilungen    aus    dem    naturhistorischen    Museum.     Jahrgang 
X— XI.      1892  —  1893.     8°. 

Hanau,     wette  rauische     Gesellschaft     für     die     gesammte 
Naturkunde. 
Jahresbericht,    1.  April   1889  bis  30.  November  1892.     8°. 

Hannover,  naturhistorische  Gesellschaft. 

Jahresberichte,  XL  und  XLI.  1889  und  1890.  XLII  und 
XLIII.  1891  und  1892.  8°. 
Harlem,  Societe  hollandai'se  des  sciences  exactes  naturelles. 
Archives  neerlandaises  des  sciences  exactes  et  naturelles.  Tome 
XXV.  Livraison  5.  1892.  Tome  XXVI.  1893.  Tome 
XXVIII.  1894  und  1895.  Tome  XXIX.  Livraison  1. 
1895.     8°. 

—  — ,  Teyler,  Genootshap. 

Musee    Teyler.     Archives.     Serie    IL      Septieme    partie    1892. 

Volume  IV.     Premiere  Livraison.      1893.     Deuxieme   partie 

1894.      4°. 
Heidelberg,  naturhistorisch-medicinischer  Verein. 

Verhandlungen.      Neue    Folge.      Band    IV.      Heft    5.       1892. 

Band  V.     Heft   1,   2  und  3.     1893  und   1894.     8°. 
Helsingfors,  Societas  seien tarium  Fennica. 

Fohrhandlingar  XXXIII.    1890  — 1891.  XXXIV.    1891  —  1892. 

XXXV.      1892  —  1893.     8°. 
Kännedom  af  Finlands  Natur  och  Folk.  Bidrag.    Heft  51 — 53. 

1892—1893.      8°. 
Acta  societatis  pro  Fauna  et  Flora  Fennica.  Vol.  IX.    1893  —  94. 

Vol.  X.      1894.      8°. 
Meddelanden  af  Societas  pro  Fauna  et  Flora  Fennica.    Haftet  20. 

1894.     8°. 


—     219     — 

Observation  Meteorologiques  fait  ä  Helsingfors.   Vol.  premiere, 
premiere  Livraison  1882.    Vol.  deuxieme,  premiere  Li vraison 

1883.  Vol.  troisieme,  quatrieme  et  cinquieme,  premiere 
Livraison  1884,  1885  et  1886.  Vol.  neuvieme,  premiere 
Livraison  1890.  Vol.   dixieme,  premiere  Livraison  1891.  4°. 

Helsingfors,  Finlands  geologiska  Undersökning. 

Beskriefning  tili  Kartbladet.     No.   16  und   17  nebst  2  Karten. 
1890.     No.   18.      1890.     No.   19  und  20.     1891.     No.  21. 

1892.  No.   22  nebst   2   Karten.      1892.     No.  23    und  24. 

1893.  No.  25  nebst  einer  Karte.   1894.   No.  26.   1894.  8°. 

Hermannstadt,    sieben  bürgisch  er    Verein    für    Naturwissen- 
schaften. 
Verhandlungen,  Jahrgang  XLII   1892  und  XLIII   1893.    8°. 

Jassy,  Societe  des  Me de  eins  et  naturalistes. 

Bulletin,  sixieme  annee  Vol.  VI.    No.  3  —  6.     1892.    septieme- 
huitieme  annee.     Vol.  VII  et  VIII.      1893—1894.     4°. 
Innsbruck.  Ferdinande  um  für  Tyrol  und  Vorarlberg. 

Zeitschrift,  Heft  36  —  38.      1892  und   1893.     8°. 
—   — ,  naturwissenschaftlich -medicinischer  Verein. 

Berichte,  Jahrgang  XX— XXI.      1892  und   1893.     8°. 
Kiel,  naturwissenschaftlicher  Verein    für  Schleswig-Hol- 
stein. 
Schriften,  Band  IX.     Heft  2.      1892.     Band  X.      1893.     8°. 
Kiew,  Gesellschaft  der  Naturforscher. 

Tomb.  XII.     Heft   1   und  2.      1892.     8°. 
Klausenburg.  Siebenbürgischer  Museums -Verein. 
Orvos-Termeszettudomanye  Ertosidö. 

I.  Orvosi  Szak.     Erfolyam  XVII.     Heft  II  und  III.      1892. 
IL    Termeszettudomanye    Szak.       Erfolyam    XVII.      Heft    III. 

1893, 
I.  Orvosi  Szak.    Erfolyam  XVIII.    Heft  I— III.    1893.    Erfolyam 
XIX.     Heft  I— III.      1894.     8°. 
Klagenfurt,  naturhistorisches  Landesmuseum  für  Kärnthen. 
Jahresbericht    für    1891.      Jahrbuch,     Heft  XXII.       Jahrgang 

XXXIX  und  LX.      1893.     8°. 
Seeland,  F.    Diagramme  der  meteorologischen  Beobachtungen, 
Witterungsjahr   1892  und   1893.      4°. 


—     220     — 

Königsberg  i.  Pr.,  Königliche  physikalisch-ökonomische  Ge- 
sellschaft. 

Schriften,  Jahrgang  XXXII— XXXIV.      1891  —  1893. 

Jentzsch,  A.     Führer    durch    die    geologischen    Sammlungen 
des  Provinzialmuseums  der  physikalisch-ökonomischen  Gesell- 
schaft zu  Königsberg.     Mit  75  Textabbildungen  und  2  Ta- 
bellen.     1892.     8°. 
Kopenhagen,  Kgl.  Dänske  Videnscabernes  Selskabs. 

0 versigt  i  Aaret.      1891.     No.  3.      1892.     1893.     1894.     No. 
1   u.  2.     8°. 

Forteynelese  over  de  af'd.  Kgl.  Danske  Videnscabernes  Selskabs 
I  Tidstrumment  1742—1891. 

—  — ,  naturhistoriske  F o r e n i n g. 

Videnskabelige  Meddelelser. 
Aaret  1892—1894.     8°. 
Krakau,  K.  K.  Akademie  der  Wissenschaften. 
Matematyczno-przyrodniczego.     Rozprawy. 
Serya  II.     Tom.  IX,  X  u.  XI.      1893  u.   1894. 
Teichmann,  L.      Xaczynia    Limfactyczne    W.  Stoniowacinie. 
(Elephantiasis  Arabrum.)     Text    und    Atlas.     Folio.     1892. 
Pamietnik.     Tom.  osiemnastego  Zeszyt  IL      1892.     4°. 
Anzeiger  der  Akademie  der  Wissenschaften.    1892 — 1895.    8°. 
Lausanne,  Societe  Vaudoise  des  seien ces  naturelles. 

Bulletin,     XXVIII.      Xo.    106  —  109.      1892.      XXIX.      No. 
110—113.      1893.     XXX.     Xo.    114  u.    115.      1894.     8°. 
Leipzig,    Königlich    sächsische    Gesellschaft    der    Wissen- 
schaften. 
Abhandlungen,    Band  XVIII,    Xo.  5  —  8.      1892.      Band   XIX. 
1893.    Band  XX  Xo.   1  —  4.     1893.    Band  XXI  Xo.   1—6. 
1894  und   1895.      4°. 
Berichte,   1892,   1893  und   1894.     I— III.     8°. 

—  — ,  natu  r  forsch  ende  Gesellschaft. 

Sitzungsberichte,    Jahrgang   XVII   und    XVIII.      1891/92.     8°. 

—  — ,     Fürstlich      Jablonowski's  che     Gesellschaft     der 

Wissen  schaffen. 
Jahresbericht  1892.     8°. 

—  — ,  Verein  für  Erdkunde. 

Mitteilungen.      1891  —  1893.     8°. 


—     221     — 

Leipzig.  Museum  für  Völkerkunde. 

Berichte  XVIII— XXI.      1891  —  1893.     8°. 
Leutschau,  (Iglö)  Ungarischer  Karpathen -Verein. 

Jahrbücher    (deutsche  Ausgabe),    XIX.  Jahrgang.      1892.      8°. 
Liege,  Societe  geologique  de  Belgique. 

Annales,  Tome  XVIII— XX.      1892  —  1893.     8°. 
Linz,  Museum  Francis c  o-Ca  rolinum. 

Berichte  L — LH,  nebst  den  Beiträgen  XLIV — XLVI  zur  Landes- 
kunde von  Oesterreich  ob  d.  Enns.      1892—1893.     8°. 

—  — ,    Verein    für     Naturkunde    in    Oesterreich    ob    der 

E  n  n  s. 
Berichte,  XXI— XXIII.      1892  —  1894.     8°. 
London,  Geological  society. 

Quarterly  Journal.     Vol.  XLVII  Part.  2—4.      Xo.   190—192. 

1892.     Vol.    XLIX    Part,    1—4.      Xo.    193  —  196.      1893. 

Vol.    L.     Part,    1  —  4.      Xo.    197  —  200.      1894.     Vol.  LI. 

Part.    1  —  2.     Xo.   201   u.   202.      1894. 
Geological    Literature    addet    to    the    Geological    society    Half- 

Year  ende  Dec.   1894. 
List  of  the  geological  society   1887—1894.     8°. 

—  — ,  Entomological  society. 

Transaction  for  the  Year  1894.     8°. 
Lund,  Acta  Universita  tis  Lundensis. 

Universitetes  Ärsskrift,      Tom.    XXVII— XXX.      1889/90    bis 
1893/94.      4°. 
Lübeck,  Vorsteherschaft  der  Naturalien  Sammlung. 

Jahresbericht  für   1891.     8°. 

—  — ,  Geographische  Gesellschaft  und  naturhistorisches 

Museum. 
Mittheilungen,  II.  Reihe,  Heft  3,  4,   5  und  6,  7  und  8.      1891 
bis   1895.     8°. 
Lüneburg,  naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Fürsten- 
thum  Lüneburg. 
Jahreshefte,  XII.      1890—1892.     8°. 
Luxemburg,     Institut     Royal     Grand-Ducal,     Sectio  n     des 
sciences  naturelles  et  mathematiques. 
Publications,  Tom.  XXII.      1893.     8°. 


—     222     — 

Luxemburg,  Verein  Luxemburger  Naturfreunde  »Fauna«. 

Mittheilungen  aus   den  Vereinssitzungen.    Jahrgang    1893    und 
1894  nebst  Register.     8°. 
Lyon,  Societe    d'agriculture    d'histoire    naturelle    et    des 
arts  utiles. 

Annales  Sixieme  Serie.     Tom.  II — V.      1889 1892.     8°. 

Madison,     Wiskonsin     Academy      of     Sciences,      Arts     and 
Letters. 
Transactions,  Vol.  VIII— IX.      1888—1893.     8°. 
Magdeburg,  naturwissenschaftlicher  Verein. 

Jahresbericht  und  Abhandlungen.      1891  —  1894. 
Festschrift  zur  Feier  des  25jährigen  Stiftungstages  des  Vereins. 
1894.     8°. 
Mailand,  R.  Instituto  Lombardo  di  scienze  et  lettere. 

Memoire,    Vol.    XVI  —  XVII.      Serie    III    fasc.    III.       1891. 

Vol.  XVII— XVIII.     Serie  fasc.  I  und  IL      1892.     4°. 
Rendiconti,  Serie  IL     Vol.  XXXIII— XXXV.      1890—92.    8°. 
—   — ,  Societa  Italiana  di  scienze  naturali. 

Atti,  Serie  IL     Vol.  XXXIII— XXXIV.      1890—1894.     4°. 
Mannheim,  Verein  für  Naturkunde. 

Jahresbericht  für  die  Jahre  LVI— LX.      1888—1893.     8°. 
Manchester,  Litterary  and  philosophical  Society. 

Memoires,  Fourth  Series.     Vol.  V,  VI,  VII,  VIII,  IX.     No.   1 
und  2.      1892—1895.     8°. 
Marburg,    Gesellschaft     zur    Beförderung    der    gesammten 
Naturwissenschaften. 
Schriften,    Band    XII.      4.    und    5.    Abhandlung.       1891    bis 

1892.      4°. 
Sitzungsberichte,  Jahrgang   1891  —  1893.     8°. 
Menden,  (Conn.)     Scientific  Association. 

Annual  Adress,   1892  und   1893, 
Modena,  Societa  dei  naturalisti. 

Atti,  Serie  III.     Vol.  XI  u.  XII.      1892  —  1894.     8°. 
Montpellier,  Academie  des  sciences  et  lettres. 

Memoires  de   la  section    de  medecine.     Tome  VI.     No.  2  und 
No.   3.      1892—1894.     4°. 
Moskau,  Societe  Imperial  des  N  aturalistes. 
Bulletin,  Annee  1892,   1893  und   1894.     8°. 


—     223     — 

München,  Königliche  Akademie  der  Wissenschaften, 
mathematisch -physikalische  Klasse. 

Abhandlungen.  Band  XVII.     Abtheilung  III.     1892.     4°. 

Seeliger,  H.  Ueber  allgemeine  Probleme  der  Mechanik 
des  Himmels,  Rede  zur  Feier  des  133.  Stiftungsfestes  am 
28.  März  1892.     4°.     Band  LVIIL     Abtheilung  I.     1893. 

G-oebel,  K.  Gedächtnissrede  auf  K.  von  Nägeli,  gehalten 
am    21.  März   1893.     Band  XVIII,    Abtheilung  II.      1893. 

Rü  ding  er,  X.  Ueber  die  Wege  und  Ziele  der  Hirn- 
forschung. Festrede,  gehalten  in  der  öffentlichen  Sitzung  d. 
K.  b.  Akademie  der  Wissenschaften  am  21.  Xovember  1893. 
Band  XVIII,  Abtheilung  III. 

Sohncke,  L.  Ueber  die  Bedeutung  wissenschaftlicher  Ballon- 
fahrten. Festrede,  gehalten  in  der  öffentlichen  Sitzung  cl. 
K.  b.  Akademie  der  Wissenschaften  am  15.  November 
1894.     4°. 

Sitzungsberichte.     Jahrgang   1892  —  1894.     8°. 

—  — ,  Gesellschaft  für  Morphologie  und  Physiologie. 

Sitzungsberichte.     VII— IX.  Heft.     1891  —  1893.     8°. 

—  — ,  Entomologischer  Verein. 

Mittheilungen,  Jahrgang  I— V.      1851  —  1855. 
Münster,  westphälischer  Prov in zial -Verein   für  Kunst  und 
Wissenschaft. 
Jahresbericht  pro  1891   und   1892.     8°. 
Nancy,  Societe  des  seien ces. 

Bulletin,    Serie  II.     Tome   XI   fasc.  XXV.     1891.     Tome  XII 
fasc.  XXVI  und  XXVII.      1891  —  1892.     8°. 
Neubrandenburg,   Verein    der   Naturgeschichte    in   Mecklen- 
burg. 
Archiv,  Jahrgang  XLV— XLVIII.      1891  —  1895.     8°. 
Neuchätel,  Societe  des  seien  ces. 

Bulletin,  Tome  XVII— XX.      1889—1892.     8°. 
New-Haven,  American  Journal  of  Science  and  Arts. 

Vol.  XLIII,  No.  255—258.  1892.  Vol.  XLIV,  No.  259—264. 
1892.  Vol.  XLV,  No.  265—270.  1893.  Vol.  XLVI, 
No.  271  —  276.  1893.  Vol.  XLVII,  No.  277—282.  1894.' 
Vol.  XLVIII,  No.  283—288.  1894.  Vol.  XLIX,  No. 
289—293.      1895.      8°. 


—     224     — 

New-Haven.  Connecticut  Academy  of  Arts  and  Sciences. 

Transactions,  Vol.  VII,  Part.  2.  1888.  Vol.  VIII,  Part.  1  u. 
2.     1890—1892.     Vol.  IX,  Part.    1.      1893.      8°. 

New -York.  Academy  of  Sciences. 
Lyceum  of  Natural  History. 

Annais,  Vol.  VI,  No.  1  —  6.  1891  —  93.  Vol.  VII,  No.  1  —  5. 
Vol.  VIII,  No.   1  —  3.      1893.     8°. 

—  — ,  Microscopial  Society. 

Journal,  Vol.  VIII,  No.   3  und  4.   1892.     Vol.  IX,   No.    1—4. 

1893.  Vol.  X,  No.   1  —  4.      1894.    Vol.  XI,  No.   1   und  2. 
1895.      8°. 

—  — ,  Geographical  Society. 

Bulletin.     Vol.  XXIV,  No.   1  —  4  und  4  Part.   2.     1892.    Vol. 

XXV,    No.   1  —  4    und    4    Part.    2.  1893.      Vol.    XXVI, 

No.     1—4    und    4    Part.    2.      1894.  Vol.  XXVII,  No.   1. 
1895.     8°. 

—  — ,  American  Museum  of  Natural  History. 

Annual  Report   1891,   1892  und  1893.     8°. 
Bulletin,  Vol.  IV.      1892.     Vol.  V.     1893.     8°. 

—  — ,  Academy  of  Medicine. 

Transaction.      Second    Series.      Vol.     IX.       1893.      Vol.     X. 

1894.  8°. 

Nürnberg,  naturhistorische  Gesellschaft. 

Jahresbericht    für   1891.     Jubiläumsschrift    zur   Feier    des    90- 
jährigen  Bestehens  der  naturhistorischen  Gesellschaft,    nebst 
Abhandlungen,  Band  IX.     8°. 
Jahresbericht  für  1892  nebst  Abhandlungen,  Band  X.    Heft   1. 
Jahresbericht  für  1893  nebst  Abhandlungen,  Band  X.    Heft  2. 

—  — ,  germanisches  National-Museum. 

Anzeiger,  Jahrgang  1892,   1893  und  1894. 

Mittheilungen  aus  dem  germanischen  National-Museum,  Jahr- 
gang  1892,   1893  und   1894. 

Katalog  der  im  germanischen  National-Museum  vorhandenen 
Holzstöcke  aus  dem  XV. — XVIII.  Jahrhundert.  I.  und  II. 
Theil.      1892  und   1893.     8°. 

Katalog  der  im  germanischen  National-Museum  befindlichen 
Gemälde.     3.  Auflage.      1893.     8°. 


—     225     — 

Odessa,  Neurussische  n a t u r f o r s c h e n d e  Gesellschaft. 

Tome  XVII— XVIII.    1892—1894.    Tome  XIX,  Heft  I  und  IL 

1894—1895.      8°. 

Offenbach,  Verein  für  Naturkunde. 

Berichte,    XXIX,    XXX,    XXXI    und  XXXII  für  die  Vereins- 
jahre  1887  —  1891.     8°. 

Osnabrück,  naturwissenschaftlicher  Verein. 

Jahresbericht  IX  für  die  Jahre   1891   und   1892.     8°. 

Padova,  Societä  Veneto-Trentina  di  science  natural i. 

Bulletino,    Tome  V.     No.    2.     No.    3.     Xo.   4.      1891  —  1894. 
Tome  VI.     No.   1.      1895.     8°. 

Palermo,  Reale  Academia  di  science,    lettere    e    belle  arti. 
Atti.     Anno  IX.     No.   1  —  3.      1892.     4°. 

Paris,  Societe  zoologique  de  France. 

Bulletin,    pour    l'annee   1892.     Vol.  XVII    4e    partie.      1893. 

Vol.  XVIII.     No.   1  —  6.    Vol.  XIX.     No.   1  —  9  et  dernier. 
Extrait  des  Memoires  de  la  Societe  zoologique  de  France  pour 

l'annee   1894. 
Jan  et,  Charles.     Etudes  sur  les  Fourmis   (4e  Note).    Pelodera 

des  Glandes  Pharyngiennes  de  Formica  rufa  L.     8°. 
,  Fourmis  (7e  Note)  sur  l'Anatomie  du  Petiole   de  Myr- 

mica  rubra  L.     8°. 
,  Fourmis  (5e  Note)  sur  la  morphologie  du  squelette  post- 

thoraciques  chez  les  Myrmicides,  Myrmica  rubra  L.  Q. 

—  —   Sur  les  nids  de  la  Vespa  crabro  L.     8°. 

—  —  Sur  le  Systeme  glanduläres  des  Fourmis.     8°. 

Sur  le  Nerfs  de  l'antenne    et  les  Organes   chordotonaux 

chez  les  Fourmis.     8°. 

—  -      Transformation  artihcielle  en   Gypse  du  Calcaire  friable 
de  fossiles  des  Sables  de  Bracheux.     8°. 

—   — ,  Museum  d'histoire  naturelle. 

Bulletin,  Annee   1895.     No.   1,  No.   2  u.  No.  3.     8°. 
Perugia,  Accademia  Medico-Chirurgica. 

Atti  e  Rendiconti.     Vol.  IV,  V  u.  VI.      1892—1894.     8°. 
Philadelphia,  Academy  of  Natural  Sciences. 

Proceedings,    Jahrgang   1891  Part.  3.     Jahrgang   1892,    1893, 
1894,  Part.   1.     8°. 

Jahrb.  d.   Nass.  Ver.  f.  Xat.     48.  15 


—     226     — 

Philadelphia,  American  philosophical  Society. 

Proceedings,  Vol.  XXX.  No.  137,  138  u.  139.  Vol.  XXXI. 
No.  140,  141  und  142.  Vol.  XXXIII.  No.  144  und 
145.     8°. 

—  — ,  Wagner  Free  Institute  of  Sciences. 

Transaction.     Vol.  III.     Part  2.      1892.     8°. 
Pisa,  Societä  Toscana  di  seien ze  natural i. 

Vol.  X,  XI,  XII  und  XIII.      1889—1894.     8°. 

*  Porto,  Annaes  de  Seien cias  Natura  es. 

Annais.  Volume  I.     Primeiero  anno  No.   1.      1894.     8°. 

*  Posen,  naturwissenschaftlicher  Verein. 

Zeitschrift    der    botanischen  Abtheilung.     Jahrgang  I.     Heft   1 
und  2.      1894.     Jahrgang  IL     Heft  1.      1895.     8°. 
Prag,     Königlich     böhmische     Gesellschaft     der     Wissen- 
schaften. 

Sitzungsberichte,  Jahrgang  1892  und   1893.     8°. 

Jahresberichte,   1892  und   1893.     8°. 

—  — ,  naturhistorischer  Verein  »Lotos«. 

Jahrgang  XLI— XLIII.  Neue  Folge,  Band  XIII,  XIV,  XV. 
1893  —  1895.     8°. 

—  — ,  Verein  böhmischer  Forstwirthe. 

Vereinsschrift  für  Forst-,  Jagd-  und  Naturkunde.  Jahrgang 
1892/93.      1893/94  und   1894/95.     Heft   1—4.     8°. 

—  — ,  Lese-   und  Redehalle    der   deutschen   Studenten   in 

Prag. 
Jahresberichte,  Vereinsjahr  1891  und   1892.     8°. 
Pressburg,  Verein  für  Naturkunde. 

Verhandlungen,    Jahrgang     1887 — 1891.       (Neue     Folge,    7. 
Heft).     8°. 
Raleigh,  N.  C.  Elisha  Mitchell  scientific  Society. 

Journal    for    1891    second.  Parti,     for  1892.    prem.  et  second 
Parti,     for  1893  und   1894.     8°. 
Regensburg,  naturwissenschaftlicher  Verein. 

Berichte,  Heft  III.      1890—1891.     8°. 
Reichenberg  (Böhmen),  Verein  der  Naturfreunde. 

Mittheilungen,  Jahrgang  XXIII— XXV.     1892—1894.     8°. 
Riga,  naturforschender  Verein. 

Correspondenzblatt,  XXXV— XXXVII.      1892  —  1894.     8°. 


227     

Rochester,  Academy  of  Science. 

Proceedings,    Vol.    I,    Heft  2.     1891.     Vol.  II,    Heft    1  u.  2. 
1892—1893.     8°. 
Rom,  R.  Comitato  geologica  d'Italia. 

Bolletino,  XXII— XXIV.      1891  —  1893.     8°. 
Rotterdam,    Societe   Batäve    de   Philosophie    experimentale. 

Programme,   1892.     8°. 

—  — ,  Bataafsch  Genootschap. 

Xieuwe    Verhandelingen,     II.    Recks.       IV.    Deel.      I     Stuk. 
1893.     4°. 
Salem  (Mass.),  Essex  Institute. 

Bulletin,  Vol.  XXIII.     XXIV.     XXV.  und  XXVI.     No.   1  —  3. 
1892  —  1895.     8°. 
St.  Louis,  Academy  of  science. 

Transaction,    Vol.    V.      Xo.   3    und    4.     Vol.  VI.     Xo.   1  —  17. 
1889—94.      8°. 

—  — ,  Missouri  Botanical  Garden. 

Third  Annual  Report.      1892.     8°. 
S'Gravenhage.  Koninklyk  Instituut    voor    de  Taal-Land-    en 

Volkenkunde  van  Nederlandsch  In  die. 
Bydragen.    5    Volgr.      VII.       3    u.    4.       1892.     VIII.     1—4. 

1893.     IX.       1—4.      1894.     X.      1  —  4.      1894.     6  Volgr. 

1  u.   2.      1895.      8°. 
Kruyt,  C.  A.     Woordenlyst  van  de  Barei-Taal.      1894. 
,  Xaamlyst  der  Leden  op   1.  Juni  1894. 

—  — ,  Xederlandsche  entomo logische  Vereeniging. 

Tydschrift  voor  Entomologie.      35.  Deel.      Jaargang    1891  bis 
1892.     8°. 
San   Francisco,  California  Academy  of  Natural  Sciences. 

Proceedings,    Second    Series.     Vol.  III.     Part.  2.     1894.     80. 
Occasional  Papers. 

III.  Evolution    of  the  Colors  of  North  American  Land.     Birds 
by  Charles  A.  Keller.      1893.     8°. 

IV.  Bibliography    of    the    Palaeogoice    Crustucea   Catalogue   of 
North  American  Species  by  W.  Vogdes.     1893. 

Santiago,  Deutscher  wissenschaftlicher  Verein. 

Verhandlungen,    Band  II,    Heft  4,   5  und  6.      1891  —  93.     8°. 

15* 


—     228     — 

Santiago,  Societe  scientifique  du  Chili. 

Actes,  Tome  IL    Pre,  lPme  et  IIPme  Livraison.     1802  —  1893. 
Tome  III.     Pre,  IPme  et  IIItme  Livraison.     Tome  IV.     Pre 
Livraison.      1894.     8°. 
St.  Gallen,  naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 

Berichte,   1890/91,    1891/92,   1892/93.     8°. 
St.  Petersburg,  Academie  imperiale  des  sciences. 

Bulletin,  V.   Serie.     Tome  I,     Xo.   1  —  4.     Tome  IL     Xo.  1  u. 

No.  2.      1895.     4°. 
Xouvelle,  Serie  IV.     Xo.   1   und  Xo.  2.      1893  u.  1894. 

—  — ,  Societe  de  Naturalistes. 

Travaux,  Section  de  Zoologie  et  de  Physiologie. 

Tomb.  XXII,  Livr.   2  und  3.      1893. 

Tomb.  XXIII,  Livr.    1,   2  und  3.      1894. 

Tomb.  XXIV.   Livr.   1   und  2.      1894.     8°. 
Section  de  Botanique.     8°.     Tomb.  XXII,    XXIII    und  XXIV. 

1892  —  1894. 
Comptes  rendus.     Xo.    1.      1895.     8°. 

—  — ,  Horae  Societatis  Entomologicae  Rossicae. 

Tome  XXVI,  XXVII  und  XXVIII.    1891  —  94.     8°. 

—  — ,  Direction    des    Kaiserlichen    botanischen  Gartens. 

Tom.    XI   fasc.    2.      1892.      XII.     Fase.   1   u.  2,     1892  —  93. 
XIII.     Fasc.   1.      1893.     8°. 

—  —  i  Societe  Geographique  imperiale  de  Russie. 

Tom.  XXVII.     Heft   6.      1892.     8°. 
Sondershausen.    Verein     zur    Beförderung     der    Landwirth- 
scha  f  t. 
Verhandlungen,  Jahrgang  LI.      1891/92.     8°. 
*Stavanger,  Museum. 

Aarsberetning  for  1892. 
Stettin,  entomologischer  Verein. 

Entomologische    Zeitung.     Jahrgang   LI,    LH,    LIII    und    LIV. 
1890-1893.     8". 
Stockholm.  Kon  gl.  Swenska  Vetenscaps- Akademien. 

Handlingar,  Band  XXII,  XXIII,    XXIV   und  XXV.     1886  bis 

1892.      4°. 
Öfersigt,  Förhandlingar.    Band  XLVI,  XLVII,  XLVIII,  XLIX 
u.  L.      1889-1893.     8°. 


—     229     — 

Meteorologiska    Jakttagelser    i    Sverige.     Jahrgang    1885    bis 

1890.     4°. 
Bihang.     Band   XIV— XIX.      1888—1894.      Abtheilungen:    I 

für    Mathematik,    Astronomie    etc.      II    für    Chemie,     Mi- 


5 


neralogie  etc.     III  für  Botanik.     IV  Zoologie.     8° 


Stockholm,  Sveriges  offentliga  Bibliotek.    Stockholm.   Upsala. 
Lund.     Göteborg. 
Accessions-Katalog,  Band  I  — VIII.     1886—1893.     8°. 
Ährling,    E.     Carl  von  Linne's  Brefvexling.     1885.     8°. 

—  — ,  Entomologiska  Foreningen. 

Entomologisk   Tidscrift.     Band  VIII— XV.      1887  —  1894.     8°. 
Stuttgart.  Verein  für  vaterländische  Naturkund e. 
Jahreshefte  XLIX  u.  L.      1893  —  1894.     8°. 

—  — ,  Württembergischer  Verein  für  Handelsgeographie 

und    Förderung    deutscher    Interessen    im   Aus- 
land e. 
Jahresberichte,  XI  u.  XII.      1892  u.   1893. 
Katalog   der  Ausstellung   des  X.  deutschen  Geographentages  in 

Stuttgart,  herausgegeben  vom  Ortsausschuss.      1893.     8°. 
Meteorologische  Beobachtungen  in  Württemberg.   Meteorologische 
Jahrbücher:    Jahrgang   1891      1893.     4°. 
*  Tokio,  Kaiser  lieh- Jap  ani  sehe  Universität. 

Mittheilungen  aus    der   medicinischen  Facultät.     Band  II,    No. 
I  u.  No.  IL      1893.     Band  III,  Xo.    1.    1894.     4°. 
Topeka,  Kansas  Academy  of  Science. 

Transaction,  Vol.  XIII.      1891-1892.     8°. 
Check  List  of  the  Plauts  of  Kansas.     1892.     8°. 
Toronto.  Canadian  Institute. 

Annual-Report.     Session   1892/93  und  1893/94.     8°. 
Transaction,    Vol.    IL      Part.    2.      Xo.    4.      1892.     Vol.    III. 
Part.   1.      Xo.   5.     1892.    Vol.  III.    Part.  2.    Xo.   6.    1893. 
Vol.  IV.     Part.    1.   Xo.   7.      1894.     8°. 
Sandford  Flemmy    C.  M.  G.     An    appeal    to   the  Canadian  In- 
stitute on  the  Rectification  of  Parliament.      1892.     8°. 
Toscana,  Societä  Toscana  di  seien ze  natural i. 
Atti.     Processi  verbali,  Vol.  IX.     1894.     8°. 
*Trencsen    (Ungarn),    naturwissenschaftlicher   Verein    des 
Trencsener  Comitates. 
Jahreshefte,   1892/93.     XVI.  Jahrgang.     8°. 


—     230     — 

Trier,  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen. 
Jahresberichte,   1882  —  1893.     4°. 

Triest,  Societä  Adriatica  di  seien  ce  naturali. 

Bolletino,    Vol.   XIII.      Parte   Seconda.     Vol.    XIV    und    XV. 

1893.     8°. 

—  — ,  Societä  agraria.     L'Amico  dei  Cainpi. 

Anno  XXIX— XXXI.      1893  —  95.     8°. 

TromsÖ,  Museum. 

Aarshefter,  Tom.  XV  und  XVI.      1893—1895.     8°. 
Aarsberetning  for   1891  und   1892.     8°. 

Ulm,  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften. 

Jahreshefte,  Jahrgang  IV,  V  und  VI.  '  1891  —  1893.     8°. 
Upsala,  Societas  Regia  Scientarium. 

Nova  Acta.     Serie    Tertiae.     Vol.  XV    und  XVI.     1892    und 
1893.     4°. 

Washington,  Smith sonian  Institution. 

Smithsonian  contributions  to  Knowledge.  Vol.  XXVIII.   1892.  4°. 

Michelson,    A.     On  the  Application   of  interference  Methods 

to  Spectroscopic  Measurtrements.  With  five  Plates.  ( — 842 — ) 

1892.  4°. 

Langley,  P.  S.    The  internal  Work  of  the  Wind.    (—884—) 

1893.  4°. 

Smithsonian  miscellaneosus  Collections.    Vol.  XXXIV — XXXVI. 

1893.     8°. 
Meteorologicae  Tables.     (—844—).     1893. 
Smithsonian,    Annual  Report  of  the  Bourd  of  Regents.      1889, 

1890  u.   1891.     8°. 

—  — ,  United  States  National  Museum. 

Division    of   Ornithology    and   Mammalogy.     No.   7.     Part.  II. 

1893.     8°. 
Proceedings,  Vol.  XIV  u.  XV.      1891   u.   1892.     8°. 
Bendire,    Charl.     Directions    f.   Collecting.     Preparing  and 

Preserving  Birds  Eggs  and  Nests.      1891.     8°. 
Stejneger,  L.     Directions    for    Collecting    Reptiles    and  Ba- 

trachians.     1891.     8°. 
Lucas,  A.  F.    Notes  on  the  Preparation   of  rouch  Skeletons. 

1881.     8°. 


—     231     — 

Knowlton,    H.  F.   Directions  for  Collecting  Recent  and  Fossil 

Plauts.      1891.     8°. 
Ridgway,  Rob.    Directions  for  Collecting  Birds.     1891.  8°. 
Dali,  H.  W.     Instructions  for  Collecting  Mollusks.    1892.  8°. 
R  i  1  e  y ,    V.    C.      Directions    for    Collecting     and    Preserving 

Insects.     1892.     8°. 
Washington,  United  States  Geologycal  survey. 

Annual  Report  (F.  W.  P  o  w  eil)  Eleventh  1889  —  1890.  Twelfth. 

1890—91.     Thirteenth.     1891  —  92.     8°. 

—  — ,  Bureaux  of  Ethnology. 

Annual  Report  1885  —  188(3.     1886  —  1887.     1887  —  1888  und 

1888—1889.      1891  —  1893.     4°. 
Pilling,     J.     Const.       Bibliographie     of    the    Algonquian. 

Languages  1891. 
_   _   —  of  the  Ahapascon  Languages   1892.     8°. 

—  —   —  of  the  Chinnokan  Languages  1893.     8°. 

—  —   —  of  the  Salishan  Languages  1893.     8°. 

—  —  —  of  the  Wakashan  Languages  1894.     8°. 
Pollard,  J.  G.    The  Pamunkey  Indians  of  Virginia.   1894.  8°. 
Thomas,  C.     The  Maya  Year.      1894.     8°. 

—  __5  United    States    Geological    survey.      Departement 

of  the  Inferior. 
Bulletin,  No.  82—117.      1891  —  1893.     8°. 
United  States  and  Geological  Survey    of  the    Rocky  Mountain 
Region    F.    W.    Powell    in    Charge    Contributions    to    N. 
American  Ethnology.     Vol.  II,  VI  und  VII.     1890.     4°. 
United  States  Geologycal  survey.    Departement  of  the  Inferior. 
Monographs.     Vol.  XVII— XXII.      1892  —  1893.     4°. 
United  States  Geological  survey.    Departement  of  the  Inferior. 
Mineral  Resources  of  the  United  States. 

Calendae  Years.    1889  und  1890.    1891,   1892  und   1893.    8°. 
Wernigerode,  natur  wissenschaf  tlicher   Verein    des    Harzes. 

Schriften,  Band  VII.     1892.     Band  IX.      1894.     8°. 
Wien,  Kaiserliche  Akademie  der  Wissenschaften. 

I.  Abtheilung:  Enthält  die  Abhandlungen  aus  dem  Gebiete 
der  Mineralogie,  Botanik,  Zoologie,  Anatomie,  Geologie  und 
Palaeontologie. 


—     232     — 

Band  C.      1891.     Band  GL      1892.     Band  CIL      1893.    Band 

CHI.     Heft  I— 111.      1894.     8°. 
Register  zu  Band  XCVII — C.  der  Sitzungsberichte,  mathematisch- 
naturwissenschaftliche  Klasse,  XIII.      1892.     8°. 
II  a.  Abtheilung :    Enthält    die  Abhandlungen  aus  dem  Gebiete 

der    Mathematik,    Astronomie,     Physik,     Meteorologie    und 

Mechanik. 
Band  C.      1891.     Band  CI.      1892.     Band  CIL      1893.    Band 

CHI.     Heft  I— V.      1894.     8°. 
IIb.  Abtheilung:     Enthält  die  Abhandlungen  aus  dem  Gebiete 

der  Chemie. 
Band  C.      1892.     Band  CI.      1892.     Band  CIL      1893.    Band 

CHI.     Heft  I— III.      1894.     8°. 
III.  Abtheilung :     Enthält    die  Abhandlungen  aus  dem  Gebiete 

der  Physiologie,  Anatomie  und  theoretischen  Medicin. 
Band  C.     1891.     Band  CI.     1892.     Band  CHI.     Heft  I— IV. 

1894.     8°. 
Wien,  Prähistorische  Commission. 

Mittheilungen,  Band  I.     No.   3.      1893.     4°. 

—  — ,  K.  K.  geologische  Reichs  an  st  alt. 

Jahrbücher,  Band  XLI.     Heft  4.     1894.     Band  XLII.      1892. 

Band   XLIII.      1893    und    1894.      Band    XLIV.      Heft    1. 

1894.     8°. 
K  a  y  s  e  r  ,  E.  und  Holzapfel,  E.    Ueber  die  stratigraphischen 

Beziehungen    der    böhmischen    Stufen    F.    G.    H.    Barande's 

zum  rheinischen  Devon.     Wien,   1894.     8°. 
Verhandlungen.     Jahrgang   1892.    No.  6 — 18.    Jahrgang   1893, 

Jahrgang   1894  und  Jahrgang  1895.     No.   1  —  3.     4°. 
Abhandlungen,    Band    XV.     Heft    4—6.     1893.     Band  XVII. 

Heft  1  —  3.      1893.     Folio. 
Mojsisovics,  E.,  Edler  v.  Mojsvar.     Die  Cephalopoden  der 

Halstatter  Kalke.     Text    und  Atlas    mit   30    lithographirten 

Tafeln.     1893.     Folio. 

—  — ,  K.  K.  geographische  Gesellschaft. 

Mittheilungen,  Band  XXXV.      1892.     8°. 

—  — ,  K.  K.  zoologisch-botanische  Gesellschaft. 

Verhandlungen,   Band   XLII.     Band  XLIII.     Band  XLIV  und 
Band  XLV.     Jahrgang   1892  —  1895.     8". 


—     233     — 

Wien,     Verein     zur    Verbreitung     naturwissenschaftlicher 
Kenntnisse. 
Schriften,    Band    XXXII— XXXIV.      1891/92  —  1893/94.      8°. 

—  — ,  K.  K.  naturhistorisches  Hof-Museum.     8°. 

Annalen,  Band  VII,  Band  VIII  und  Band  IX.    1892  —  1894.    8°. 
Klatt,  W.  J.     Compositae  Mechowianae.      1892.     8°. 
—   — ,     Compositae    Hildebrandtianae     et    Humblotianae     in 
Madagascaria  et  insulis  Comoris  collectae. 
Compositae  Endresianae  leg.    Costa-Rica.     1892.     8°. 
Sonderabdrücke  aus  Band  VII.     Heft  1  u.  2.  u.  4.     1892.    8°. 

—  — ?    Oesterreichischer    Touristen-Club,     Section    für 

Naturkunde. 
Mittheilungen,  Jahrgang  IV— VI.      1892  —  1894.     8°. 

—  — ,  Entomologischer  Verein. 

Jahresbericht,  Jahrgang  IV— VI.      1892  —  1894.     8°. 

Wiesbaden,  Verein    für   Alter thumskund  e    und    Geschichts- 

forsch  ung. 
Annalen,  Band  XXV  und  XXVI.      1893  —  1894.     8°. 
Sauer,  W.    Das  Herzogthum  Nassau  in  den  Jahren   1813  bis 

1820.     Wiesbaden,    1893.     Beilage    zum  XXV.  Bande    der 

Annalen.     8°. 

—  — ,  Gewerbe  verein  für  Nassau. 

Mittheilungen,  Jahrgang  XLVI,  XLV1I  und  XLVIII.   1893  bis 
1895.      4°. 

—  — ,  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde. 

Jahrbücher,  Jahrgang  45—47.      1892—94.     8°. 
Wisconsin,  Public  Museum  of  the  City  of  Milwauke. 

T weift  Annual  Report  of   the  Board   of  Trustees.      1894.     8°. 
Würzburg,  Physikalisch-inedicinische  Gesellschaft. 

Sitzungsberichte,  Jahrgang  189/1  —  1894.     8°. 

—  — ,  Unterfränkischer  Kreisfischerei-Verein. 

Scherpf,    M.      Rückblicke    auf    die    Thätigkeit    des    unter- 
fränkischen Kreisfischerei-Vereins   seit  der  Gründung.    1877 
bis   1892.      8°. 
Zürich,  naturforschende  Gesellschaft. 

Vierteljahrsschrift,   Jahrgang  XXXVII,  XXXVIII,  XXXIX  und 


von  Jahrgang  XL.     Heft   1.      1892  —  1895.     8°. 


IIB 


b 


—     234     — 

General register  der  Publikationen  der  naturforschenden  Ge- 
sellschaft nebst  einer  Uebersicht  ihres  Tauschverkehrs. 
1892.     8°. 

Zürich-Hottingen.  Societas  Entomologie a. 

Organ  für  den  internationalen  Entomologen -Verein.  Jahrgang 
VII,  VIII,  IX  und  X.     Xo.   1.      1892  —  1895.     4n. 

Zwickau,  Verein  für  Xat Urkunde. 

Jahresbericht,   1890—1893.     8°. 


II.  Zoologie. 


Agassiz.    L,  Xomenclator    zoologicus,     continens     Nomina 
Systematica  G e n e r u m  Animalium  tarn  viventicum 
quam    fossilium. 
Fascic.  I.    Mammalia  Echinodermata  et 
Fascic.  IL     Aves. 
Fascic.  III  et  IV.  Crustacea  et  Vermes.     Entozoa,  Turbellaria 

et  Annulata.     Hemiptera  et  Infusoria  etc. 
Fascic.  V  et  VI.  Neuroptera,   Orthoptera.     Polypi  et  Reptilia. 
Fascic.   VII  et  VIII.     Mammalia  (add.),    Aves  (add.),    Reptilia 

(add.),    Pisces.      Crustacea    (add.),    Hemiptera.     Orthoptera. 

Neuroptera.    Hymenoptera.    Vermes  etc. 
Fascic.  IX  et  X.     Titulum  et  Praefationem  operes.    Mollusca. 

Lepidoptera.    Strepsiptera.    Diptera.   Myriapoda.    Thysanura. 

Thysanoptera.    Sictoria  etc. 
Fascic.  XL     Coleoptera. 
Fascic.  XII.    Indicem  universalem.    Solothurn  1842 — 1847.  4°. 

Archiv  für  Naturgeschichte.  Herausgegeben  von  Dr.  F.  Hilgen- 
dorf.  Jahrgang  LVIII.  Band  I.  Heft  2.  1892  —  1893.  Jahr- 
gang LIX.  1892  —  1893.  Jahrgang  LX.  Band  I.  Heft  1  —  3. 
1894.   8°. 

—  — ,  mikroskopische  Anatomie.  Herausgegeben  von  0.  Hart- 
wig   in  Berlin    und    Anderen.      Band  XXXV.    Heft    2.    Bonn 

1890.  8°. 


—     235     -- 

Butler.  Arth..  Revision  of  the  Lepidopterous  Genus  Tera- 
colus,  with  Descriptions  of  the  new  Species.  Plates 
VI  und  VII.      1875.     8  °. 

—  — ,    On    the    Lepidoptera    of    the    South -Sea    Islands. 

1874.     8°. 

—  — ,    Illustrations    of   Typical    Specimens    of   Lepidoptera 

Heterocera  in  the  Collection    of  the  British  Museum. 
Part.  IX.  8°.  London   1893.  4°. 

—  — ,    XV  Descriptions  ofsorne  new  Lepidoptera.     Hete- 

rocera  of   C e  j*  1  o n  '  in    the    collections    of   the    Hon 
Walter   Rothschild.     PI.  XII.   1889.  8°. 

—  — ,    The   gen us    Euploea    of   Fabr.     Ext.    from    the   Linnean 

Soc.  Journ.  Zoologie.    Vol.  XIV.   1878.   8°. 

Biisgen,  M.,  Der  Honigthau.  Biologische  Studien  an  Pflanzen  und 
Pflanzenläusen.  Mit  2  lithographirten  Tafeln.  (Sonderabdruck 
aus  der  Jenaischen  Zeitschrift  für  Naturwissenschaften.  Band 
XXV.    Neue  Folge  Band  XVIII.     Jena  1891).     8°. 

Dewitz,  H.,  Afrikanische   Tagschmetterlinge  mit  2  Tafeln  No. 

XXV— XXVI.     4  °. 

Afrikanische  Na  cht  Schmetterlinge  mit  2  Tafeln,  No. 
II -III.     4°. 

Beschreibungen  von  Jugendstadien  exotischer 
Lepidopteren  mit  2  Tafeln,  No.  VIII— IX. 

(Nova  Acta  der  K.  Leopold. -Carol.-Deutschen  Akademie  der 
Naturforscher.)   1879,   1881  und   1882.     4°. 

Afrikanische  Schmetterlinge  mit  Tafel  I — IL  (Mit- 
theilungen des  Münchener  entomologischen  Vereins  1879).  8  °. 

Doherty,  Will..  The  Butterflies  of  Sumba  andSambawa  with 
some  acount  of  the  Island  of  Sumba.    Calcutta  1891.    8°. 

Druce,  H.?  On  Lepidoptera  Heterocera  from  Fiji,  from  the 
Salomon  Island   1888.     8°. 

Drury,  Dru.?  Illustrations  of  exo tic  Entomology,  containing 
upwards  of  six  hundred  and  r'ifty  figures  and 
Descriptions  of  foreign  Insects,  interspersed 
with  r e in a r k s  and  r e f  1  e x i o n s  on  t h e i r  nature  and 
properties.     Vol.  I— III  nebst  Atlas.     London   1837.    4°. 


—     236     - 

Ehrenberg,  G.  C,    Symbolae   Physicae. 

Decas  prima  I.  Mammalium.  Zoologica  I.  Tafel  I — X.  IL  Ani- 
malium  Evertebratorum.  Zoologica  II.  Phytozoa.  Tafel  I — VI. 
II.  Mollusca.  Tafel  I  und  II.  II.  Arachnoidea.  Tafel  I  und  II. 
Decas  prima  III.  Avium.  Zoologica  I.  Aves.  Tafel  I — X. 
Decas  prima  IV.  Insectorum.  Zoologica  II.  Insecta.  Tafel  I 
bis  X.  Decas  secunda  I.  Mammalium.  Zoologica  I  Mam- 
malia.  Tafel  XI — XX.  Decas  secunda  IL  Insectorum.  Zoo- 
logica IL  Insecta.  Tafel  XI — XX.  Decas  tertia  Insectorum. 
Zoologica  II  Insecta.  Tafel  XXI — XXX.  Decas  quarta.  In- 
sectorum Zoologica  IL  Insecta.  Tafel  XXXI— XL.  Decas  quinta. 
Insectorum  Zoologica  IL  Insecta  Tafel  XLI — L.  Berlin 
1828—1834.     Folio. 

Ehrenberg,  G.  C.  und  Hemprich,  F.  W.,  Naturgeschichtlicbe  Reisen 
durch  Nord-Afrika  und  West-Asien  in  d e n  J a h r e n 
1820  —  1825.     Berlin   1828.      4°. 

Eimer.  Th.  H.  G.,  Die  Artbildung  und  Verwandtschaft  bei 
den  Schmetterlingen.  Eine  systematische  Dar- 
stellung der  Abänderungen,  Abarten  und  Arte  n 
der  Segelfalter  ähnlichen  Formen  der  Gattung 
Papilio.     Text  8°  und  Atlas  folio.     Jena  1889. 

Exner,  Sigm.,  Die  Physiologie  der  facettirten  Augen  von 
Krebsen  und  Insecten.  Mit  7  Tafeln.  Leipzig  und  Wien. 
1891.      8°. 

Forbes,  0.  H.,  Wanderungen  eines  Naturforschers  im  ma- 
layischen  Archipel  von  1878 — 1883.  Uebersetzt  von  R. 
Teuscher.     I.   und  IL   Band.     Jena   1886.     8°. 

Gangelbauer,   L.  Die  Käfer  von  Mittel-Europa.   I.  und  IL  Band. 

1892—1895.     8°. 
Godmann  and  Saivin,     On    Butterflies    from    New    Irland    and 

New    Britain   1879.     8°. 

New    Papuan    Butterflies.      1880.     8°. 
Goering,  Anton,   Vom  tropischen  Tieflande   zum  ewigen  Schnee. 

Eine  malerische  Schilderung  desschönsten  Tropen- 

landes    Venezuela.     In  Wort  und  Bild  mit  12  Aquarellen 

und    24  Textillustrationen  von  nach  der  Natur  aufgenommenen 

Originalzeichnungen.     Leipzig.     Folio. 


—     237     — 

Graber,  Veit,  Vergleichende  Studien  am  Keimst  reif  der 
Insecten.  Mit  12  colorirten  Tafeln  und  28  Figuren  im  Texte. 
Wien  1890.  4°.  (Sonderabdruck  aus  dem  LVII.  Bande  der 
Denkschrift  der  math.-naturwissensch.  Klasse  d.  K.  Academie 
d.  Wissenschaften  zu  Wien.) 

Haase.  E.,  Die  Abdominal  anhänge  der  Insecten  mit  Be- 
rücksichtigung der  Myriapoden  mit  Tafel  XIV  und  XV. 
(Sonderabdruck  aus  den  morphologischen  Jahrbüchern  XV  Heft 
1889.     8°. 

—  — ,  Untersuchungen  über  die  Mimicry  auf  Grund- 
lage eines  natürlichen  Systems  der  Papilioniden. 
I.  Theil :  Entwurf  eines  natürlichen  Systems  der  Papilioniden. 
Mit  6  Tafeln.  II.  Theil:  Untersuchungen  über  die  Mimicry. 
Mit  8  Tafeln.     Stuttgart  1893.     4°. 

Haekel.  E.,  Zur  Phylogenie  der  australischen  Fauna. 
Systematische  Einleitung.  Abdruck  aus :  Semon,  Zoo- 
logische Forschungsreisen  in  Australien  und  dem  malayischen 
Archipel.     Jena   1893.     4°. 

Hampson,  F.  G.,  The  Fauna  of  British  India  including 
Ceylon  and  Burma.  Moths.  Vol.  I,  II  und  III.  London, 
1892—1895. 

Homeyer,  A.  V..  Ueber  das  Leben  der  Vögel  in  Central- 
Westafrika.  D e n k w ü r d i g k e i t e n  m e i n e r  R e i s e  nach 
und  durch  Angola.  (Festvortrag).  Budapest,  17.  Mai 
1891.     Folio. 

Indian  Museum  Notes.  Vol.  II.  Xo.  6  und  No  7.  Vol.  III.  No.  I 
bis  No.  III.    1893—1894.     Calcutta.     8°. 

Insectenbörse,  Internationales  Organ,  Offertenblatt  für  Ob- 
j e c t e  der  gesammten  Naturwissenschaften.  Jahrg. 
X  und  XL     1893  und   1894.      4°. 

Itzerott,  6.  und  Niemann.  F.,  Mikrophoto  graphisch  er  Atlas 
der  Bakterienkunde  mit  126  mikrophotographischen  Ab- 
bildungen in  Lichtdruck    auf  21   Tafeln.     Leipzig    1885.     8°. 

Jungken,  Ch.,  Die  Augendiätetik  oder  die  Kunst  das  Seh- 
vermögen zu  erhalten  und  zu  verbessern.  Berlin 
1870.     8°. 

Klug,  F.,  Ueber  die  Lepidoptere  n-Gattung  Synemon,  nebst 
einem  Nachtrage  über  Castniae.    Mit   1   Tafel.    1848.   4°. 


—  > 238     — 

Kollar,  Vincenz,  Beiträge  zur  Insecten-Fauna  von  N.  Granada 
und    Venezuela.     Mit  4  Tafeln.     Wien   1849.     4°. 

—  — ,    Lepidopterorum  Brasiliae  Species  novae    iconibus 

illustratae.     Wien   1839.     4°. 

Korschelt,  E.  und  Heider.  K.,  Lehrbuch  der  vergleichenden 
Ent wickel ungsgeschichte  der  wirbellosen  Thi er e, 
Heft  III.  Specieller  Tlieil  mit  359  Abbildungen  im  Text.  Jena 
1893.     8°. 

Kirby,  F.  W..  A  Synonymic  Catalogue  of  Lepidoptera  Hete- 
rocera.  (Moths).  Vol.  I.  Sphinges  and  Bombyces.  London 
1892.     8°. 

Linnaei,  Caroli,  Systema  Naturae.  ßegnum  Animale.  Etitio 
Decima  1758,  Cura  Societatis  Zoologicae  Germanicae  itererum 
Edita.     Lipsiae  MDCCCXCIV.     8°. 

Marschal.  Aug.  de,  X o m e n c  1  a t o r  Z o o  1  o g i c u s  coiitineiisNomiiia 
Systematica  Generum  Animalium  tarn  Viventicum 
quam    Fosilium.     Vindobonae.      1873.     8°. 

Mathew,  6.  F.,  V.  Life-history  of  three  species  of  Western 
Pacific  Rhopalocera.  1885.  X.  Descriptions  and 
Life  -  histories  of  new  species  of  Rhopalocera 
front   the    Western   Pacific.      1890. 

Montrouzier.  P..  Essai  sur  la  Faune  entomologique  de  la 
Nouvelle-Caledonie.     1858.     8°. 

Novitates  Zoologicae.  Journal  of  Zoologie.  Edited  by  the  Hon 
Walter  Bothschild.  Ernst  Hartert  and  Dr.  K.  Jor- 
dan. Vol.  I.  No.  1,  2,  3,  4  und  5.  1894.  Vol.  IL  No.  1, 
2.     London   1894  und   1895.     8°. 

Oates,  Frank.,  Matabele  Land  and  the  Victoria  Falls  a 
naturalistes  Wanderings  in  the  inferior  of  South 
Afrika.     Second  Etition.     London   1889.     8°. 

Oberthur,  C,  Lepidotteri  dell'  Afrika  equatoriale  (Resultati 
Zoologie  i).     Genova  1880.     8°. 

—  — ,    E tu  des     d 'Entomologie.      Descriptions     d'Insectes 

nouveaux    ou    peu    connus.      Douzieme    Livraison.      Mit 
7   colorirten  Tafeln.     Rennes   1888.     4°. 
Patten,  William,     The    Development    of  Phryganid's    with    a 
Preliminary   n o t e    on    the    Development    o f  B 1  a 1 1 a 
germanica.      Inaugural    Dissertation.      London    1884.      8°. 


—     239     — 

Riesenthal,  0.  V.,  Die  Raubvögel  Deutschlands  und  des  an- 
grenzenden Mitteleuropas.  2.  Auflage  der  Tafeln  mit 
kurzem  Text.     Kassel   1894.     Folio. 

Romanoff.  M.  N.,  Memoires  sur  les  Lepidopteres.  Tom.  VI 
und  VII.     St.  Petersburg  1893.     4°. 

Römer,  Aug.,  Catalog  der  Skelette-  und  Schädelsammlung 
des     naturhistorischen    Museums     zu     Wiesbaden. 

1893.     8°. 

(Sonderabdruck  aus  den  Jahrbüchern  des  nassauischen  Vereins 

für  Naturkunde,  Jahrgang  46). 
Salc.  K.,    0    novem    rodu    a    druhu    Cerocü    (cocidae)    Orthe- 

ziola    Vejdovskyi.     Ng.  et  n.  sp.     Prag  1894.     8°. 
Schneider,  6.,    Fischerei    auf  Sumatra   mit  Tubawurzel.     4°. 
_    _5    Führer  durch  das    natu r geschichtliche  Museum  zu 

Mühlhausen.     Basel   1893.     8°. 

—  _  und  Mieg.  M.,    Rapport    sur   les   travaux   executes   au 

musee  d'histoire  naturelle    de   la  Societe   industrielle 
de    Mulhouse   depuis   l'annee    1884.     1893.     8°. 
Schulze,   E.,    Faunae  Hercynicae    Mammalia. 

—  — ,    Verzeichniss  d  er  Säugethiere  von  Sachsen,  Anhalt, 

Braun  schweig    und    Thüringen. 

(Sonderabdrücke    aus    der   Zeitschrift    für   Naturwissenschaften. 

Band  LXIII.   1890).     8°. 

—  — ,    Sorex    alpinus    Schinz    am   Brocken    (Zoologischer    An- 

zeiger No.  41).     8°. 

—  — ,    Amphibia   Europa ea. 

(Sonderabdruck  aus  den  Jahrbüchern  des  naturwissenschaftlichen 
Vereins  in  Magdeburg).      1890.     8°. 

—  — ,    Faunae    Piscium     Germaniae.      Verzeichniss     der 

Fische     der     Stromgebiete:     Donau,    Rhein,     Ems 
und  Weser. 

(Sonderabdruck  aus  den  Jahrbüchern  des  naturwissenschaftlichen 
Vereins  in  Magdeburg).      1889.     8°. 

—  — ,    Faunae   Saxonicae   Mammalia   Halae.     1893.     8°. 
Scott,  W.,  Australian  Lepidoptera  and  their  Transformations. 

Vol.  II.  Part.  2  avec  3  Taf.     Part.  3  avec  3  Taf.     Part.  4  avec 
3  Taf.     Sidney  1891  et  1892.     Folio. 


—     240     — 

Smith  Grose,  H.  and  Kirby.  F.  W..  Rhopalocera  Exotica  being 
Illustrations  of  New,  Rare  and  Unfigured  Species 
of  Butterflies.  Vol.  I.  Part.  I— XX.  Vol.  II.  Part.  XXI 
bis  XXXII.     London   1887  —  1895.      4°. 

Swinhoe.  C,  Catalogue  of  Eastern  and  Australian  Lepi- 
doptera  Heterocera  in  the  Oxford  University  Mu- 
seum.    With  eigbt  Plates.     Par.  I.      1892     8°. 

Spängberg,  J..    Entoniologish    Titskrift.     Siehe  Stockholm. 

Temminck.  C.  J.,    Verhandelingen    over    de    Natuurlyke    Ge- 
schiedenes    der    Nederlandsche     overzeesche    B  e  - 
sit  fingen,  doorde  Leden  der  Natuur kund ige  com- 
missie    in    In  die    en    andere    Schryvers.     Zoologie. 
Leiden   1839  —  1844.     Folio. 

Tschusi,  V.  v..  Meine  bisherige  Thätigkeit  1865  —  1893. 
Seinen  ornithologischen  Freunden  gewidmet.    Hallein   1894.    8°. 

Weismann.  A..  Das  Keimplasma.  Eine  Theorie  der  Ver- 
erbung.    Jena   1892.     8°. 

Wheeler,  M.  William,  On  the  appendages  of  the  First  Ab- 
dominal Segment  of  Embryo  Insects.  (From  the 
Transactions  of  the  Wisconsin  Academy  of  Sciences  Arts  and 
Letteres.     Vol.  VIII.      1890.     8°. 

Woodford.  M.  Ch.,  A  Naturalist  among  the  H  ead-H unters. 
London  1890.     8°. 

Zacharias,  0..  Forschungsberichte  aus  der  biologischen 
Station    zu   Plön.     Theil   1  —  3.    Berlin   1893  —  1895.     8°. 

Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Zoologie.  Herausgegeben 
von  Albert  v.  Kolli k er  und  E.  Ehlers.  Band  LIII.  Sup- 
plement-Band. Band  LIV.  LV.  LVI.  LVII.  LVIII.  LIX  Heft  I. 
1892—1895.     8°. 

Zeitschrift.  Entomologische.  Central -Organ  desinternatio- 
nalen Entomologischen  Vereins.  Jahrgang  V— VIII. 
1891  —  1894.  Guben.  4°. 
Zoologisches  Centralblatt.  Herausgegeben  von  Dr.  A.  Schuberg. 
Jahrgang  I.  Xo.  1  und  2.  1894.  Jahrgang  IL  Xo.  1.  1895. 
Leipzig.     8  °. 


—     241     — 

III.  Botanik. 


Jaczewki,   A.   M.   de,    Note    sur   le  Pompholix   Sapidum    Cda 
et   le  Scolecothricum  Bondieri. 

(Extrait  du  Bulletin  de  la  Societe  Mycologicae  de  Frauce.    Tom. 
IX.     3e  Fascic).     Lons-le  Sauniier  1893.     8°. 
Catalogue    des    Champignons    recuellis    en    Russie    en    1892    ä 
Rylkovo,    Gouvernement    de    Smolensk.      (Extrait    du    Bulletin 
de  la  Societe  Mycolog.  de  France.     Tom.  IX.     4e  Fascic.) 
Essae   de  Classification   naturelle   des  Pyrenomycetes.     (Extrait 
du  Bulletin  de  la  Societe  Mycolog.  de  France.  Tom.  X.   le  Fascic.) 
Note  sur  le  Lasiobotrys  Lonicerae  Kze.     (Tire  a  part  du  Bulletin 
de  l'Herbier  Rossier.     Vol.  I.    No.    11).     Geneve  1893. 
Note  sur  le  Puccinea  Peckliana  Howe.     (Tire  a  part  du  Bulletin 
de  l'Herbier  Rossier.  Vol.  IL    No.  2.    1894).   Geneve  1894.   8°. 
Tableau  des  Reactions  caracteristiques  des  principales  substances 
vegetales.    (Bullet.  Soc.  Vand.  Sc.  nat.     Vol.  XXIX.     PL  I). 

Klatt,    W.    F.,    Compositae  Primitiae   Florae   Costaricensis. 

—  — ,     Hildebrandtianae    in  Madagascaria   centrali    col- 

lectae.    (Separat- Abdruck  aus  Engler,  Botanisches  Jahrbuch, 
XII.  Band.     1.  Heft.)    8°. 

—  — ,    Berichtigungen    zu    einigen    von    C.    G.    Pringle    in 

Mexico   gesammelten    Composideen.     8°. 
Kohl,  G.  F.,    Beitrag  zur  Kenntniss  des  Windens  der  Pflanzen. 

(Habilitationsschrift).     Marburg  1884.     8°. 
Pinschot.  6.,    Baltimore  Forest  the  property  of  M.  R.  G.  W. 

Vanderbilt.     An  account   of  its   treatment,    an   the 

results  of  the  first  year's  Work.    Chicago   1883.     8°. 
Saint-Lager,    Note   sur   le    Carex    tenax.     Paris  1892.     8°. 

—  — ,    Un  chapitre  de  grammair  ä  l'usage  des  Botanistes. 

Paris  1892. 

—  — ,    Aire  geographique  de  l'Arabis  arenosa  et  du  Cir- 

sium   oleraceum. 

—  — ,   Description    d'une    nouvelle    espece    d'Orobanche 

(Orobanche  angelifixa  Petraux  et  Saint-Lager). 
Oudemans,   C.  A.  J.    Revision   des  Champignons   tant   superieurs 
qu'inferieurs    trouves   jusqu'  ä   ce   jour    dans    les 
Pays-Bas.     I.     Amsterdam  1893.     8°. 

Jahrb.  d.  nass.  Ver.  f.  Nat.    48.  \Q 


—     242     — 

IV.  Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie. 


Barrande,  Joach.,  Systeme  Silurien  du  centre  de  la  Boheme. 

Vol.  VIII.     Tome  P  par  Pocta,    Ph.     Text  et   21  Planches. 

Bryozoaeres,  Hydrozoaeres  et  partie  des  Anthozoaeres.    Prague 

1894.     4°. 
Maurer,    F.,    Palaeontologische     Studien     im    Gebiete    des 

rheinischen  Devon.   Mittheilungen  über  Brachyo- 

poden   aus   der    Grauwacke   von    Seifen  mit  4  Tafeln. 

(Separat-Abdruck  aus  dem  neuen  Jahrbuch  für  Mineralogie  etc. 

Jahrgang   1893.     Band  I.     8  °.) 
Sandberger.   Fr.  V.,    Ueber   Blei-   und   Fahlerz -Gänge   in   der 

Gegend    von   Weilmünster   und   Runkel    in  Nassau. 

(Aus    den    Sitzungsberichten    der    mathematisch  -  physikalischen 

Classe  d.  K.  Bayr.  Academie  der  Wissenschaften  1895.    Band 

XXV.     Heft  1).     8°. 


V.  Mathematik,  Astronomie,  Physik,  Chemie 
und  Meteorologie. 


Ceha,  Emu.,  Die  chemischen  Elemente.  Di  d  arktische 
Rhapsodien.    Aus  hinterlassenen  Papieren.    Bonn  1879.    8°. 

Rogel,  Franz,  I.  Darstellungen  zahlen  theoretischer  Func- 
tionen durch  trigonometrische  Reihe.  Ueber  den 
Zusammenhang  der  Facul täten -Coefficienten  mit 
den   Bernoulli' sehen  und  Euler 'sehen  Zahlen. 

—  — ,    Ableitungen    arithmetischer   Reihen. 

—  — ,    Transformation  der  Potenzreihen  ganzer  und  reci- 

proker   Zahlen. 

—  — ,    Ableitungen    von   Identitäten. 

—  — ,    Darstellungen     der    harmonischen    Reihen    durch 

Factorenfolge. 

(Sonderabdrücke  aus  dem  Archiv  für  Mathematik  und  Physik. 

(R.  Hoppe). 


—     243     — 

Römer.  Aug..  Ergebnisse  der  meteorologischen  Beobach- 
tungen der  Station  Wiesbaden  in  den  Jahren 
1892.   1893  und  1894.     8°. 

(Sonderabdrücke  aus  den  Jahrbüchern  des  nassauischen  Vereins 
für  Naturkunde,  den  Jahrgängen  46—48.     1893  —  1895).     8°. 

Schmitt.  Conr.,  Mittheilungen  aus  der  amtlichen  Lebens- 
mittel-Untersuchungsanstalt und  chemischen  Ver- 
suchsstation zu  Wiesbaden.  Ueber  die  geschäft- 
liche und  wissenschaftliche  Thätigkeit  im  Be- 
triebsjahre   1883/84.     8°. 


VI.  Vermischte  Schriften. 


Allgemeiner  Deutscher  Bäder  verband.  Verhandlungen,  officieller 
Bericht  über  die  1.  Jahresversammlung  des  Verbandes,  abgehalten 
Bad  Kosen  am  8.  Oktober  1892. 

Bertouch.  E.  v..  Die  grossen  nordischen  Fluthen  und  deren 
Folgen.     Wiesbaden  1893.     8°. 

Centralblatt  für  allgemeine  Gesundheitspflege.  Organ  des 
niederrheinischen  Vereins  für  öffentliche  Gesundheitspflege.  Jahr- 
gang III.  IV.  Ergänzungsheft.  I.  Band  mit  12  Tafeln,  8  Ta- 
bellen und  16  Holzschn.  1885.  Jahrgang  V.  VI.  VII.  VIII. 
IX.  X.  XI  und  XII.    1884—1893.     Leipzig.     8°. 

Holub.  E.?  Führer  durch  die  südafrikanische  Ausstellung 
des  Afrikareisenden  Dr.  E.  Holub.  Verfasst  von 
J.  Kafta.     Prag  1892.     8n. 

Hueppe.  F.,  Ueber  die  Ursachen  der  Gährungen  und 
Infectionskrankheiten  und  deren  Beziehungen 
zum  Causalproblem  und  zur  Energetik.  Vortrag. 
(Sonderabdruck    aus    der   Berl.   klin.   Wochenschr.   1893).     8°. 

Hauch.  H.,  Vergleichende  Erdkunde  und  alt  t  es  tarn  entlieh 
geographische  Weltgeschichte.  Mit  10  Karten;  davon 
8    in  Farbendruck.     Text  und  Kartenheft.     Gotha  1894.     4°. 

Joost.  E.,  Adressbuch  der  Stadt  Wiesbaden.  Jahrgang  33—36. 
1892/93—1895/96.     8°. 

16* 


—     244     — 

KIOOS,  Ueber  die  geologischen  Verhältnisse  des  Unter- 
grundes der  Städte  Braun  schweig  und  Wolfen- 
büttel mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Wasser- 
versorgung. Vortrag,  gehalten  im  Verein  für  Naturwissen- 
schaft in  Braunschweig  am  10.  December   1881.     8°. 

Kadesch,  A.,  Bericht  über  die  3.  Versammlung  des  Vereins 
zur  Förderung  des  Unterrichtes  in  der  Mathe- 
matik und  den  Naturwissenschaften  zu  Wiesbaden 
am    15.  und    16.  Mai    1894.     8°. 

Kolonial-Zeitung.  Deutsche.  Organ  der  deutschen  Kolonial- 
gesellschaft. Neue  Folge:  Jahrgang  III— VI.  1890—1893. 
Berlin.     4  °. 

Schlegel.    H.,     Zoogenaamde     Kr i tick     van     het    Japanisch 
N e d e r  1  a n d s  c h    e n  J a p a n i s c h - E n g e  1  s c h e   Woorden- 
bock.    Deel  III.    Beemtwoord  door  Serrurier,  £.    Leiden   8". 

Versammlung,  Sechzigste,  Deutscher  Naturforscher  und  Aerzte 
zu    Wiesbaden,    vom    18. — 24.  September  1887.     4°. 
Die    Wasserversorgung    der    Stadt    Wiesbaden    von    Direktor 
Winter.     Die  Kanalisation  der  Stadt  Wiesbaden  von  Ingenieur 
Brix.   Dargebracht  vom  Gemeinderath  der  Stadt  Wiesbaden.   8  °. 


VII.  Kartell,  Ansichten,  Abbildungen  etc. 


Langhans.  P.,  Karte  des  Schutzgebietes  der  N.  Guinea- 
Kompagnie  in  6  Blättern.  Mit  Begleitworten  über  die  wirth- 
schaftlichen  Grundzüge  des  Schutzgebietes  und  Kartenquellen. 
Gotha  1893.     Folio. 


VIII.  Hygiene,  Wohnungs  -  Hygiene, 
Desinfectionslehre  etc. 


Archiv  für  Hygiene.    Herausgegeben  von  F.  Forster,  M.  v.  Petten- 
kofer   und    Fr.    Hof  mann.      Band    I— XVI.      1833  —  1893. 
München  und  Leipzig.     8°. 
General-Register  Band  I— X.      1890.    8°. 


—     245     — 

Centralblatt  für  allgemeine  Gesundheitspflege,  Organ  des 
Niederrbeinisc.hen  Vereins  für  öffentliche  Ge- 
sundheitspflege. (Siehe  vermischte  Schriften,  No.  8132  l 
bis  8132  30  im  V.  Nachtrage  zum  Kataloge  der  Bibliothek).    8°. 

Deutsche  Viertelj  ahrsscbrift  für  öffentliche  Gesundheits- 
pflege. Im  Auftrage  der  Versammlung  deutscher  Natur- 
forscher und  Aerzte  herausgegeben  von  Dr.  Gottisheim  in 
Basel  und  Stadtrath  Hob  recht  in  Stettin  u.  And.  Braun- 
schweig 1869  —  1893.  Band  I— XXV.  General-Register  zu 
I— X  und  XI— XX.      1882  —  1889.     8°. 

Deutscher  Verein  für  öffentliche  Gesundheitspflege.  Be- 
richt des  Ausschusses  über  die  XV.  Versammlung  zu  Strassburg 
vom   14.  — 17.  September   1889.     Braunschweig  1890.     8°. 

XVI.  Versammlung  zu  Braunschweig  vom  11.  — 14.  September 
1890.     8°. 

XVII.  Versammlung  zu  Leipzig  vom  17.  — 19.  September  1891. 
Braunschweig  1893.     8°. 

Bell.  James.  Die  Analyse  und  Verfälschung  der  Nahrungs- 
mittel.    U  ebersetzt  von  C.  Mirus.     Berlin   1882.     8°. 

Dörr.  W..  Die  erste  altrussische  hygienische  Ausstellung 
vom  21.  Mai  bis   10.  Oc tober  1893.    St.  Petersburg.    8°. 

Flügge,  C.  Lehrbuch  der  hygienischen  Untersuchungs- 
methoden. Anleitung  zur  Anstellung  hygienischer  Unter- 
suchungen etc.  für  Aerzte  und  Chemiker.     Leipzig   1881.     8°. 

Heinzerling,  Ch.,  Die  Conservirung  der  Nahrungs-  und  Ge- 
nuss mittel.     Mit  113  Holzschnitten.     Halle  1884.     8°. 

Kaiserliches  Gesundheitsamt.  (Beihefte  zu  den  Veröffentlichungen 
des  K.  Gesundheitsamtes). 

I.  Arbeiten.  I.  Band.  Mit  113  Tafeln  und  gedruckten  Holz- 
schnitten im  Texte.     Berlin   1886.     4°. 

IL  Band.  1.  und  2.  Heft.  1887.  V.  Band.  2.  Heft.  1889.  4°. 
IL  Mittheilungen.  Herausgegeben  von  Dr.  Struck,  mit  14 
photographischen  Tafeln.     I.  Band.     Berlin   1881.     4°. 

König.  J.,  Die  menschlichen  Nahrungs-  und  Genussmittel, 
ihre  Herstellung,  Zusammensetzung,  ihre  Fäl- 
schung und  deren  Nachweisung.  Mit  einer  Einleitung 
über  die  Ernährungslehre.     Berlin   1883.     8°. 


—     246     — 

Müller,  C.  F.  und  Kraner,  F.  H.,  Allgemeiner  Deutscher  Bäder- 
Verband.  Offieieller  Bericht  über  die  2.  ordentliche  und 
öffentliche  Verbandsversammlung,  abgehalten  zu  Wiesbaden  am 
2.-4.  November  1893.     8°. 

Pettenkoffer.  M.  V.  und  Ziemssen.  H.  V..  Handbuch  der  Hygiene 
und  der  Gewerbekrankheiten  mit  27  Abbildungen. 
Leipzig   1886.     8° 

Schülke.  H..  Gesunde  Wohnungen.  Eine  gemeinverständliche  Dar- 
stellung der  Einwirkungen  des  Lichtes,  der  Wärme.,  der  Luft, 
des  Wassers  und  Untergrundes  der  Gebäude  und  ihrer  Umgebung 
auf  die  Gesundheit  der  Bewohner.  Mit  44  Holzschnitten  und 
5  lithographirten  Tafeln.     Berlin   1880.     8°. 

Verhandlungen  des  Congresses  für  innere  Medicin.  Erster 
Congress  gehalten  zu  Wiesbaden  vom  20.  — 22.  April  1882. 
Herausgegeben  von  E.  Leyden  und  E.  Seitz.  8°. 
Zweiter  Congress  gehalten  zu  Wiesbaden  vom  8.  — 11.  April 
1883.  I.  Abtheilg.  (Bog.  1—8).  II.  Abtheilg.  und  Schluss. 
Mit  9  lith.  Tafeln  und  11  Holzschnitten.  8°. 
Vierter    Congress    gehalten    zu  Wiesbaden   vom    8.— 11.    April 

1885.  Mit  13  Abbildungen  und  4  Tafeln.     8°. 

Fünfter  Congress    gehalten   zu  Wiesbaden   vom   14. — 17.  April 

1886.  8°. 

Wernich,  A.,  G  r  u n  d r  i s s  d  er  D  e  s  i n  f  e  c  t i  o n  s  1  e h  r  e.  Zum  praktischen 
Gebrauch  auf  experimenteller  Grundlage  bearbeitet.  Mit  15  in 
den  Text  gedruckten  Illustrationen.    Wien  und  Leipzig  1880.   8  °. 

Wolpert,  A.,  Sieben  Abhandlungen  aus  der  Wohnungs- 
Hygiene,  zugleich  Anhang  zur  Theorie  und  Praxis.  (2.  Aufl. 
1880).     Mit  26  Holzschnitten.     Leipzig   1887.     8°. 

Zeitschrift  für  Hygiene.  Herausgegeben  von  R.  Koch  und  C.  Flügel. 
Band  I— XIV.     1886—1893.     Leipzig.     8°. 


.  Jahrb.  d.  A  rass. !  er.  f.\  1  'at.  Jahrg.  48. 


Taf.I. 


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IV 


Verlag  von  J  F.  Bergmann,  Wiesbaden. 


lüh.Änst.v.Werm::  !     ' 


Jahrb.  dMiss.  VerfJYat.  Jahrg.  4-8. 


Taf/I. 


Verlag  v.JFBerßmaiut,  Wiesbaden.. 


Utk  Aist  vHbmerA  WiMer.Franifmt  °/M. 


JahrbdNass  Ver  f  NatJahr^  48 


Ta/*HL 


Verlag  v.JFBa-ßmarui.  Wüsbaden.- 


LithAistv -Werner A.  Winter, Frankfurt  a/M. 


JAHRBÜCHER 


DES 


NASSAUISCHEN  VEREINS 


FÜR 


NATURKUNDE. 


HERAUSGEGEBEN 

VON 


DR   ARNOLD  PAGENSTECHER, 


KÖN1GL.  SANITÄTSRATH,    1NSPECTOR    DES  NATUKHISTORISCHEN  MUSEUMS  UND 
SECRETÄR  DES  NASSAUISCHEN  VEREINS  FÜR  NATURKUNDE. 


JAHRGANG  48. 


MIT  3  LITHOGRAPHIRTEN  TAFELN  UND  4  ABBILDUNGEN  IM  TEXTE. 


WIESBADEN. 

VERLAG   VON  J.   F.   BERGMANN. 
1895. 


C.  W.  KREIDE  L's  Verlag  in  Wiesbaden. 


Vorlesungen 

über  die 


Zelle  und  die  einfachen  Gewebe 

des 

thierisehen  Körpers. 


Mit  einem  Anhang: 

Technische  Anleitung 
zu 

einfachen  histologischen  Untersuchungen. 

Von 
Dr.  R.  S.  Bergh, 

Dozent  der  Histologie  und  Embryologie  an  der  Universität  Kopenhagen. 

Mit  138  Figuren  im  Texte. 
Preis:  M.  7.- 

Als  ein  grosser  Vorzug  dieses  Buches  erscheint  die  vergleichend-histolo- 
gisehe  Betrachtungsweise;  sie  führt  dazu,  bei  allen  Gewebsfornien  das  zur 
Funktion  Wesentliche  hervorzuheben  und  so  zur  physiologischen  Betrachtung 
der  Gewebe  hinzuleiten.  Ein  weiterer  Vorzug  ist,  dass  der  Verf.  zwar  blosse 
Hypothesen  darzustellen  möglichst  vermeidet,  aber  auch  die  neuesten  Beobach- 
tungen und  auf  sie  gegiündete  Anschauungen  würdigt.  Besonders  tritt  dies  in 
dem  Kapitel  über  das  Nervengewebe  hervor,  in  welchem  nicht  nur  die  Forschungen 
von  Golgi,  Ramdn  y  Cajal,  His,  Kölliker,  van  Gebuchten  die 
Grundlage  der  Datstellung  bilden,  sondern  auch  schon  die  Entdeckungen  Len- 
hossek's  und  Retzins'  über  das  Nervensystem  des  Regenwurms  und  über 
die  Neuroglia  dargestellt  und  durch  Wiedergabe  ihrer  Zeichnungen  erläutert 
werden. 

Der  Anhang  zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  er  auf  die  Behandlung  und 
Untersuchung  mancher  sonst  weniger  beachteter  Objekte  hinweist.  Aber  auch 
solchen  wird  das  Buch  sehr  nützlich  sein,  die,  nicht  in  der  Lage  selber  die  zahl- 
losen neuen  Arbeiten  über  thierische  Histologie  zu  verfolgen,  sieh  orientieren 
wollen  über  die  neuen  Anschauungen,  welche  in  einigen  Kapiteln  sich  von  den 
vor  nicht  zu  langer  Zeit  noch  herrschenden  sehr  entfernt  haben. 

Biolog.  Centralblatt. 


Druck  von  Carl  Kitt  er   in  Wiesbaden. 


MBL  WHOI  LIBRARY 


UH    1A