'
LI B R A R
JAHRBÜCHER
DES
NASSAUISCHEN VEREINS
FÜR
NATURKUNDE.
JAHRBÜCHER
DES
NASSAUISCHEN VEREINS
FÜR
NATURKUNDE.
HERAUSGEGEBEN
VON
DR ARNOLD PAGENSTECHER,
KÖNIGL. SANITÄTSRATH, INSPECTOR DES NATUKHISTORISCHEN MUSEUMS UND
SECRETÄK DES NASSAUISCHEN VEREINS FÜR NATURKUNDE.
JAHRGANG 48.
MIT 3 LITHÜGRAPHIRTEN TAFELN UND i ABBILDUNGEN 131 TEXTE.
WIESBADEN.
VERLAG VON J. F. BERGMANN.
1895.
Die Herren Verfasser übernehmen die Verantwortung
für ihre Arbeiten.
Druck von Carl Ritter in Wiesbaden.
Inhalt.
Seite.
I. Vereiiis-Nachrichten.
Protokoll der Generalversammlung des Nassauischen
Vereins für Naturkunde vom 13. Deceraber 1894 . . IX
Jahresbericht, erstattet in der Generalversammlung des
Nassauischen Vereins für Naturkunde am 13. De-
cember ] 894, von Dr. Arnold Pagenstecher, Kgl. Sanitätsrath,
Museumsinspector und Secretär des Nass. Vereins für Naturkunde . X
Bericht über die am 23. September in Rüdesheim abgehal-
tene Sectio nsver Sammlung des Nassauischen Vereins
für Naturkunde , • XVII
V e r z e i c h n i s s der Mitglieder des N a s s a u i s c h e n Vereins für
Naturkunde im October 1895 XXII
II. Abhandlungen.
Die Bedeutung der Bakterien im Haushalte der Natur.
Vortrag, gehalten in der Generalversammlung des
Nassauischen Vereins für Naturkunde am 13. Decbr.
1894 in Wiesbaden von Dr. med. Georg Frank (Wiesbaden) 1
Norwegische Reisebilder. Vortrag, gehalten auf der
Sections Versammlung des Nassauisch en Verein s für
Naturkunde zu Rüdesheim am 23. September 1894 von
Professor Dr. H. Fresenius (Wiesbaden) 15
Einige Beobachtungen über Regenwurm er und deren Be-
deutung für das Wachsthum der Wurzeln. Von Oecono-
mierath B. Goethe (Geisenheim). Mit einer lithographirten Tafel I 27
Ueber die internationalen Absoluten, insbesondere die
magnetischen und die elektrischen Maasse. Vorträge,
gehalten im Nassauischen Verein für Naturkunde
während des Winters 1894/95 von Dr. Ludwig Kaiser
(Wiesbaden). Mit vier Abbildungon im Texte 35
*iS7f0
— VI —
Seite.
Bemerkungen über eine Kalktuff- Ablagerung im Becken
von Wiesbaden. Von Dr. F. v. San db erger (Würzburg) . . 95
Die bei Nassau beobachteten Bienen. Nachtrag zu den
Beobachtungen von Herrn Professor Dr. Schenk. Ein
Beitrag zur Bienenfauna der unteren Labn. Von
Dr. Buddeberg (Nassau a. d. Labn) 99
U e b e r die Acronycten der Wiesbadener Gegend, besonders
über Acronycta strigosa (S. V.). Von W. Caspari II.
(Wiesbaden) 127
U e b e r Hybridation, besonders über die hybride Form aus
Saturn ia pavonia (L.) cT x Saturnia pyri (Schiff.) Q.
Von W. Caspari II. (Wiesbaden). Mit einer chromolithographirten
Tafel II 145
Einiges über Hermaphroditen (Zwitter) bei Schmetter-
lingen, speciell über diejenigen des Verfassers. Von
Wilh. Caspari II. (Wiesbaden). Mit einer chromolithographirten
Tafel III 169
Notiz über einige auf See gefangene Nachtfalter. Von
Dr. A. Pagenstecher (Wiesbaden) 179
V e r z e i c h n i s s der im D i 1 u v i a 1 s a n d e bei Mosbach vorkom-
menden Wirbelthiere. Von Aug. Römer, Conservator des
Naturhistorischen Museums zu Wiesbaden. Mit einer Tabelle . . 185
Ergebnisse der meteorologischen Beobachtungen der
Station zu Wiesbaden im Jahre IS 94. Von Aug. Römer,
Conservator 201
Sechster Nachtrag zu dem Kataloge der Bibliothek des
N a s s a u i s c h e n V e r e i n s für Naturkunde von Aug. Römer,
Conservator des Naturhistorischen Museums zu Wiesbaden . . . 205
I.
Vereins -Nachrichten.
Protokoll
der
Generalversammlung des Nassauischen Vereins für Naturkunde
vom 13. December 1804.
Die Versammlung wurde um 6 Uhr Abends von dem Vereinsdirectorr
Herrn Regierungspräsidenten von Tepper-Laski mit einer begrüssen-
den Ansprache an die zahlreich erschienenen Mitglieder und Gäste, unter
diesen besonders die Vertreter der Senckenbergisclien Näturforschenden
Gesellschaft zu Frankfurt a. M., eröffnet, worauf der Vereinssecretär,,
Herr Sanitätsrath Dr. A. Pagenstecher den Jahresbericht vortrug.
(S. die Anlage.) ■
Da Wünsche und Anträge aus der Versammlung nicht laut wurden,
so folgte der interessante Vortrag des Herrn Dr. med. G. Frank,
Abtheilungsvorstehers am chemischen Laboratorium von Geh. Hofrath
Prof. Fresenius: »Ueber die Beziehungen der Bakteriologie zu den
Naturwissenschaften.« (S. dieses Jahrbuch S. 1.)
Ein zahlreich besuchtes Festmahl im Casino beschloss die Feier.
Der Vereinssecretär :
Dr. A. Pagenstecher.
Jahresbericht
erstattet in der
Generalversammlung des Nassauisehen Vereins für Naturkunde
am 13. December 1894,
von
Dr. A. Pagenstecher, Königl. Sanitätsrath,
Museumsinspector und Secretär des Nassauischen Vereins für Naturkunde.
Meine Herren! Das hinter uns liegende 65. Vereinsjahr, über
dessen innere und äussere Verhältnisse ich Ihnen heute statutengemäss
zu berichten habe, ist in gleich ebenmässiger Weise verlaufen, wie seine
Vorgänger. ' Störungen des Kreislaufes sind nur in so weit geltend
geworden, als dies naturgemäss der Fall zu sein pflegt.
Ich habe Ihnen zunächst über unsere M i t g 1 i e d e r b e w e g u n g
mitzutheilen, dass der unvermeidliche Abgang, welchen Tod, Austritt
und Wegzug in jedem Vereine alljährlich zu bewirken pflegt, bei uns
durch den Eintritt neuer Mitglieder in erfreulichster Weise gedeckt
worden ist. Glücklicherweise ist der in früheren Jahren leider bedauerlich
hohe Procentsatz des Abgangs durch Tod, in diesem Jahre geringer
gewesen, wann auch schmerzlich genug. Wir haben zu beklagen den
Tod unseres correspondirenden Mitglieds, des Herrn Th. Passavant
in Frankfurt a. M., sowie den unserer ordentlichen Mitglieder: Staats-
rath Dr. von Becker, Rentner Charli er, Stadtrath E s c h , Rentner
Napp, Rentner de Ondarza, und erst in den jüngsten Tagen General-
lieutenant Gebauer und Oberst von Co hausen, des verdienten
Conservators , mit dem wir lange Jahre unter einem Dache gemein-
schaftlich und einträchtig gearbeitet haben. Wir widmen allen diesen
Heimgegangenen, welche ein so lebhaftes Interesse an unserem Verein
genommen haben, ein ehrendes Andenken, zu dessen Zeichen ich Sie
bitte, sich von Ihren Sitzen erheben zu wollen. — Durch Wegzug
— XI —
verlor der Verein die Herren Dr. med. Thilenius, Dr. med. Mund,
Rentner Wunderly, Schulrath Dr. Pähler. Ihren Austritt er-
klärten die Herren : Reg-Medicinal-Rath Dr. Pfeiffer, Professor a. D.
Schmitthenner, Buchhändler Limbarth dahier und Forstmeister
von Huene in Homburg v. d. H. Es traten dagegen als ordent-
liche Mitglieder dem Verein bei die Herren: Rentner Elgershausen,
Lehrer Fiebig, Dr. Frey, Director Fischbach, Dr. med. Fuchs,
Kreisphysicus Dr. Gl ei ts mann, Gymnasialhülfslehrer Höfer, Dr. phil.
Kiesel, Lehrer Klärner, Dr. med. Laquer, Dr. med. Moxter,
Badewirth Neuen dor ff, Dr. med. van Nissen, Dr. med. Ober-
tüschen, Rentner Vogelsberger und Oberst von Winterfeld.
Zum Ehrenmitgliede ernannte der Vorstand Herrn Professor H ä c k e 1
in Jena und zwar bei Gelegenheit der festlichen Feier des 60jährigen
Geburtstages dieses um die Naturwissenschaften hochverdienten Gelehrten.
Unser Verein unternahm in diesem Jahre mehrfache gemeinschaft-
liche Ausflüge. Wir besuchten in stattlicher Anzahl am 7. April v. J.
auf freundliche Einladung der Herren Dyckerhoff in Biebrich a. Rh.
deren höchst interessante und belehrende Fabrikanlagen, wobei wir von
den Leitern dieses grossartigen Institutes in der liebenswürdigsten Weise
instruirt und gastfreundlich aufgenommen wurden.
Am 21. April unternahmen wir eine gemeinschaftliche Fahrt nach
Frankfurt a. M. zum Besuch des zoologischen Gartens daselbst, welcher
bekanntlich in jüngster Zeit unter der hervorragenden Leitung unseres
Mitgliedes, Herrn Dr. A. Seitz, einen so bedeutenden Aufschwung
genommen hat.
Das Jahresfest der Senkenbergischen Naturforschenden Gesellschaft
zu Frankfurt a. M. am 27. Mai wurde von verschiedenen Vorstands-
mitgliedern besucht und das seit Jahren bestehende freundnachbarliche
Verhältniss fortgesetzt. Dasselbe hat in diesen Tagen eine neue Wirkung-
erfahren, indem diese Gesellschaft Herrn Dr. Dreyer, sowie mich
zu correspondirenden Mitgliedern ernannt hat, eine Ehre, die uns beide
sehr freudig berührt hat. Einen erneuten Ausdruck des freundschaft-
lichen Verhältnisses finden wir in dein zahlreichen Besuche, mit denen
uns heute die Mitglieder der Senkenbergischen Gesellschaft beehren. —
Bei der Versammlung des Vereins zur Förderung des Unterrichts in
der Mathematik und den Naturwissenschaften, welche in diesem Früh-
jahre hier tagte, war unser Verein durch den Secretär vertreten.
— XII —
Die beliebten botanischen Excursionen unter der bewährten
Leitung des Herrn Apothekers Vi gen er und Lehrers Leonhardt
wurden auch in diesem Jahre eifrigst fortgesetzt.
Unsere wissenschaftlichen Abend Unterhaltungen im
Casino erfreuen sich nach wie vor im Winterhalbjahr der regsten Theil-
nahme. Als ersten Vortragenden in diesem Winter hatten wir die
Freude, Herrn Professor Gö bring aus Leipzig in unserer Mitte zu
hören, welcher über Argentinien und seine Pflanzen- und Thierwelt in
der ihm eigenen einfachen und doch fesselnden Weise unter Vorführung
höchst gelungener Zeichnungen sprach. Die ihm in späteren Abenden
folgenden Vortragenden, denen wir hier unseren besten Dank spenden,
reihten sich in einer die Zwecke unseres Vereins wohlthuenden fördernden
Weise an.
Eine besonders ausgedehnte Betheiligung fand unsere diesjährige
Sectio nsversammlung, welche wir auf Anregung unseres werthen
Vereinsmitglieds, Herrn Eduard Sturm, in Rüdesheim am 23. September
abhielten, sowohl von Seiten unsrer Mitglieder, als ihrer Damen und
von lieben Gästen. Die gediegenen und anregenden wissenschaftlichen
Vorträge, der höchst interessante und in freundlichster Weise Seitens
der Herren Gebrüder Sturm gebotene Besuch der ausgedehnten
Kellereien der gleichnamigen Weinhandlung vereinten sich mit dem
freilich nur kurzen Ausfluge auf den Niederwald und einem recht
animirten Festessen dazu, diesen Tag bei allen Theilnehmern in bestem
Andenken zu bewahren. Sie werden ein Protokoll über die Festsitzung
von Seiten unseres Schriftführers , Herrn Lehrer Gull, im nächsten
Jahrbuch linden.
Was das unserer Aufsicht anvertraute natur historische Museum
betrifft, so wurde die der Eröffnung desselben für das Publikum vorher-
gehende Durchsicht der Sammlungen, wie alljährlich, ausgeführt. Bei
den in Weingeist aufgestellten Collectionen der Fische, Reptilien und
niederen Thieren war eine Neuaufstellung nöthig geworden, welche bei
ihrer Ausführung mit einer Neuetiquettirung verbunden wurde. Ferner
war noch eine Sammlung von Conchylien, theils aus Einkäufen, theils
aus Schenkungen vorhanden, welche aufgestellt, in den Catalog ein-
getragen und eingeordnet wurde. Ein Glaspult mit Versteinerungen,
welche unser Ehrenmitglied, Herr Professor Dr. von Sandberg er,
zu bestimmen die Güte gehabt hat, wurde ebenfalls neu aufgestellt und
etiquettirt.
- XIII —
Die vom Vorstände neu angekaufte umfangreiche Sand berger -
sehe Sammlung von Versteinerungen, lebenden Süss w asser -
und L a n d c o n c h y 1 i e n , wie Meeresconchylien ist zur Auf-
stellung in Vorbereitung und wird als eine neue Zierde unserer in
dieser Hinsicht schon sehr ansehnlichen Museumssammlung dienen,
namentlich neben den schon früher von Herrn von Sand berger er-
worbenen nassauischen Uebergangs -Versteinerungen. Wir erhielten durch
diese ungefähr 17 500 Exemplare im Ganzen umfassende Sammlung
von meerischen Conchylien 680 Arten, wovon 360 für uns neu sind,
an Land- und Süsswasserconchylien 1895 Arten, wovon 1212 für uns
neu, an Versteinerungen 1343 Arten, wovon 1160 neu sind, alle
benamt. Wir haben daher unter 3818 Arten einen Zuwachs von
2682 für unser Museum neuen und zuverlässig bestimmten Arten zu
verzeichnen.
Für unsere Conchyliensammlung, welche nach dem gedruckten
Catalog 4420 Species bereits umfasste, wozu 1892 und 1893 noch
weitere 105 Species kamen, haben wir daher einen Zuwachs von
1522 Arten zu verzeichnen, welche noch dadurch einen besonderen
Werth haben, als sie als Vergleichsmaterial für die Versteinerungen
von Interesse sind. Unter den Versteinerungen sind, wie bemerkt, von
1243 Arten nur 83 bisher vorhanden gewesen, also 1160, allerdings
meist kleinere Formen neu, und hierunter finden sich eine grosse Anzahl,
welche in dem berühmten Werke des Herrn Professor von Sand-
b erger: »die Land- und Süsswasserconchylien der Vorwelt«, Wiesbaden
1870 — 75, abgebildet und beschrieben sind. So können wir uns nur
freuen, in dieser die Sammelperiode eines langen Gelehrtenlebens um-
fassenden Sammlung einen werthvollen Zuwachs für das Museum erhalten
zu haben. Herr Conservator Römer hat dieselbe persönlich in Würz-
burg übernommen, eingepackt und hierher übergeführt, und ist jetzt
auch mit der Aufstellung beschäftigt, eine Arbeit, an deren Fertig-
stellung er leider durch längere schwere Erkrankung verhindert wurde.
Doch finden Sie die Sammlung einstweilen provisorisch aufgestellt im
Nebenzimmer.
Neu angekauft wurden ferner:
Von Herrn Naturalisten Frank in London:
Haplodon leporina, ein seltenes grosses Nagethier.
— XIV —
Von Herrn G. Schneider in Basel:
Rhea americana Lath. von Südamerika (junger amerikanischer Strauss),
Corythrix leucotis Rupp. von Abyssinien,
Phoenicophaeus pyrrhocephalus Veuill. von Ceylon,
Accentor Alpinus, Bechst. Alpenbraunelle,
Turdus Naumanni (f (Baicalsee),
Nectarinia Angladiana Schaw. rf, Madagascar,
Pyrrhula Cinerea Cab. tf ad. Ussuri.
Als Geschenk erhielten wir : Einen Zebrafink von Herrn Bisch-
kopff hier, ferner zwei Eier von dem schwarzhalsigen Wachtelhuhn
Turnia nigricollis von Madagascar durch gütige Vermittelung von Herrn
Adolf Cuntz hier, sowie mehrere Schlangen von Manilla von Frau
Dürr, geb. Rössler, durch gütige Vermittlung von Herrn Hauptmann
G i e b e 1 e r. Ferner mehrere Ammoniten aus dem Regierungsbezirk
Magdeburg von Herrn Rechnungsrath a. D. De h n e k e hier, endlich
eine Parthie javanischer Schmetterlinge von Herrn Dr. Hage mann
aus Java, sowie indischer von Herrn Ingenieur Palliser. Durch
Tausch gegen einige Jahrbücher erhielten wir eine kleine Anzahl
exotischer Schmetterlinge von Herrn Ernst Heyne in Leipzig. — Herr
Baron von Reinach in Frankfurt sandte uns die Proben der Gesteine,
welche sich beim Brunnengraben am Sanatorium an der Frankfurter-
strasse ergeben haben. Herr von Reinach folgert aus seinen Unter-
suchungen., dass in der mitteltertiären Zeit in der Nähe des Sanatoriums
der Strand des damaligen Meeres gelegen haben muss und eine ziemlich
starke Brandung viel von dem anstehenden Taunusmaterial in das Meer
gebracht hat. Voraussichtlich war die Senkung des Mainzerbeckens in
der genannten Zeit eine langsame und continuirliche, so dass der Strand
durch eine sehr lange Zeitepoche daselbst existirte. Sie finden die
genannten Dinge im Nebenzimmer zu Ihrer gefälligen Ansicht aufgestellt.
Unser diesjähriges Jahrbuch ist bereits in Ihren Händen und
wird dasselbe hoffentlich Ihren Beifall gefunden haben. Es ist mir
eine angenehme Pflicht, hier zweier Herren dankend zu gedenken,
welche uns die Herstellung der so überaus künstlerisch von Herrn
Lithographen Winter in Frankfurt a. M. hergestellten colorirten Tafel
erleichtert haben. Es sind das die Herren Landgerichtsrath Wolf
von Schönberg in Naumburg a. d. Saale und Kaufmann E. Borne-
— XV —
mann in Magdeburg, beide als eifrige Förderer der Entomologie
bekannt.
Durch den Tausch verkehr gegen unsere Jahrbücher erfährt
unsere Vereinsbibliothek alljährlich, wie auch durch Schenkungen
und einzelne Ankäufe eine beträchtliche Vermehrung. Der Bestand des
Inventars zeigte am 13. November 15 372 Nummern, welcher sich seitdem
wieder erheblich gesteigert hat. Leider fehlt es uns täglich mehr an dem
zur Unterbringung unserer Bücher nöthigen Räume, und müssen diese jetzt
schon in einer die Ordnung störenden Weise übereinandergehäuft werden.
Ich komme hiermit zu dem alljährlichen Ceterum censeo der Notwen-
digkeit der Erweiterung der uns zugewiesenen unzulänglichen Räume,
sowohl im Museum selbst, als auch besonders in den Appertinentien.
Leider hat die schon so lange schwebende Angelegenheit in diesem
Jahre keine weitere Förderung erfahren. Doch will ich Sie mit Klagen
nicht ermüden und möchte ich nur erwähnen, dass sich vielleicht bald
ein günstiger Zeitpunkt zur Erfüllung unserer Wünsche und derjenigen
der mit uns unter einem Dach untergebrachten Institute finden könnte,
wenn mit der Fertigstellung des Justizpalastes die alten Justizgebäude
frei werden.
Nach Ablegung derselben würde sich ein höchst gelegener Platz
meiner Ansicht nach ergeben, zur Errichtung neuer und zweckdienlicher
Räume für die öffentliche Landesbibliothek, für die Gallerie des Kunst-
vereins, sowie für die Museen des Alterthumsvereins und unseres eigenen
Vereins, sei es für einzelne dieser Institute, sei es für Alle. Im letztein
Falle würden durch das Freiwerden des alten Gebäudes an der Wilhelm-
strasse die betreffenden Ministerien, wie ich glaube, geeignete Compen-
sationsobjecte finden können. Vielleicht findet dieser Gedanke in den
maassgebenden Kreisen Anklang und Förderung.
Der Besuch unseres Museums war auch in diesem Jahre ein
ungewöhnlich reicher seitens des Publikums. Auch von Gelehrten wurden
unsere Sammlungen mehrfach besucht und zu Forschungen benutzt. Unter
Andern war in diesem Frühjahre Herr Dr. von Jaczewki aus Mon-
treux mehrere Wochen hierselbst mit dem Studium der Fu ekel 'sehen
Pilzsammlung beschäftigt. Eine Suite von Petrefacten, welche wir auf
Ansuchen der Kgl. geologischen Landesanstalt und Bergacademie nach
Berlin gesandt hatten, ist in diesen Tagen nach erfolgter wissen-
schaftlichen Bearbeitung Seitens des Herrn Dr. Buis hausen an uns
zurückgelangt.
— xvi -
Das kleine botanische Gärtchen im Museumsbofe diente diesen
Sommer zu Unterrichtszwecken für die Oberrealschule.
Unsere Rechnungen pro 1892/93, sowie 1893/94 sind von Kgl.
Regierung, sowie der Kgl. Oberrechnungskammer geprüft und ist dem
Rechner Decharge ertheilt worden. Sie liegen auf. Im Bestand unseres
Personals ist keine Aenderung eingetreten.
Meine Herren ! Ich habe versucht, Ihnen ein Bild von der Thätig-
keit unseres Vereins und seiner Verbältnisse zu geben. Wenn es auch
nur ein mosaikartiges war, so hoffe ich Ihnen doch damit den Beweis
geliefert zu haben, dass unser Verein, wie das ihm anvertraute Institut
kräftig und lebensfähig ist. Damit verbinde ich aber die herzliche
und dringende Bitte an alle Mitglieder und Freunde, auch fernerhin
sich an den Aufgaben des Vereins eifrigst betheiligen zu wollen. Wir
lernen ja nie aus und Bedeutendes kann noch geleistet werden. Ins-
besondere möchte ich die Erforschung unseres Vereinsgebietes Ihnen an's
Herz legen, die in manchen Specialfächern sicher noch eine gedeihliche
Förderung erfahren könnte.
Dass diejenigen unserer Mitglieder, welche sich dieser Aufgabe eifrig
widmen wollen, dabei ihre innere Befriedigung finden würden, dafür
bürgt das Wort, welches ein hellenischer Dichter einem Naturforscher
widmete :
„Glückselig der Mann, der in forschendem Drang
Nach Erkenntniss ringt, der ferne dem Markt,
Nicht Bürgerzwist, nicht rohe Gewalt
Zu entfesseln sich müht.
Nein, der der Natur, dem ewigen All,
Wie einst es ward und durch welcherlei Kraft,
In beschaulicher Stille sein Denken geweiht."
Bericht
über die
am 23. September in Rüdesheim abgehaltene Sectionsversammlung
des Nassaiiischen Vereins für Naturkunde.
Rüdesheim, den 2 3. S e p t e m b e r. In der geräumigen » Rhein-
halle« tagte heute die namentlich auch von Damen zahlreich besuchte
Versammlung der Mitglieder des nassauischen Vereins für Naturkunde.
Die Sitzung wurde um 12 Uhr von Herrn Sanitätsrath Dr. Arnold
Pagenstecher eröffnet. Derselbe entschuldigte den leider verhin-
derten Vereinsdirector Herrn Regierungs- Präsidenten von Tepper-
Laski und dankte den Anwesenden für ihr Erscheinen mit herzlichen
Worten. Zunächst begrüsste dann Herr Bürgermeister Alberti von
Rüdesheim den Verein , indem er auf die grossen Verdienste der
naturwissenschaftlichen Forschungen im Allgemeinen und namentlich
auch speciell in Nassau hinwies. Herr Dr. D r e y e r eröffnete, da Dr.
Cavet und Herr Generalsecretär Dahlen leider verhindert waren,
ihre angesagten Vorträge zu halten, die Reihe derselben durch Mit-
theilungen aus seinen Studien über diejenige Insektenfamilie, zu welcher
die Reblaus gehört. Da einige Tage vorher Nachrichten über das Auf-
finden weiterer Reblausherde am Rhein eingetroffen waren, erschien das
Thema zeitgemäss für einen Vortrag in Rüdesheim, in dessen Nähe
unsere edelsten Weine wachsen.
Der Redner beschrieb an der Hand vorzüglicher nach dem lebenden
Thiere gemachten Abbildungen (die anatomischen Tafeln nach von ihm
selbst angefertigten Präparaten) die verschiedenen Entwicklungsstadien
und den anatomischen Bau der Reblaus. Er zeigte dabei, dass unsere
Kenntniss des Thierchens, trotz Allem, was darüber geschrieben und
gesprochen worden ist, noch keineswegs so frei von Lücken und Un-
sicherheiten ist, als es die Wichtigkeit dieses Insektes erheischt. Habe
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 48. II
* — XVIII —
die Reblaus doch erwiesenermaassen Frankreich mehr Geld gekostet als
der ganze Krieg gegen Deutschland sammt der Milliarden-Entschädigung.
In der Familie, zu welcher die Reblaus gehört, gleichen nicht
immer die Töchter den Müttern. Nach mehreren Generationen von
dicken ungeflügelten Müttern, wie der Vortragende sie in Abbildungen
zeigte, kommen plötzlich abweichend gebaute schlanke Töchter, die in
einem gewissen Alter Flügel entwickeln. Und was das Merkwürdigste
ist, es kommen hierzulande nie Söhne vor, wenigstens sind in ganz
Deutschland noch nie welche gefunden worden. Und Reblaus- Aus-
länd er werden bei uns grundsätzlich nicht zugelassen. Trotzdem ver-
mehrt sich die Familie gewöhnlich so schnell, dass wir bereits Millionen
ausgegeben haben, um die in Deutschland zerstreuten Reblausfräulein
aufzufinden und umzubringen, damit ihre Nachkommenschaft nicht unseren
ganzen Weinbau gefährden möge.
Was auf den anatomischen Tafeln am meisten auffiel, war der
grosse Magen, welcher dicht am Kopfe anfängt und die halbe Länge
des Körpers durchzieht. In ihn führt eine verhältnissmässig kurze uud
sehr enge Speiseröhre, während der Enddarm wieder ziemlich lang und
gewunden ist. Das Merkwürdigste, was Dr. Dreyer jedoch bei
der Reblaus entdeckt hat, ist, dass bei ihr dieser Enddarm sich
nicht wie bei den übrigen Insekten nach aussen öffnet,
und dass somit Alles, was die Reblaus verzehrt, bei ihr bleibt und an-
scheinend ganz verdaut wird.
Ebenso interessant ist Dr. Dreyer's Beobachtung, dass das sonst
bei den Insekten fast allgemein angetroffene Herz (das sogenannte Rücken-
gefäss) der Reblaus vollständig fehlt. Dafür pulsire aber sehr kräftig
der Darm und setze damit sowohl seinen eigenen Inhalt wie die alle
inneren Organe der Reblaus umspielende Körperflüssigkeit in die nöthige
Bewegung.
Bei den Reblausfräulein pulsirt demnach »kein Herz im Leibe «•,
sondern der Magen. Es könne übrigens das Herz bei den Insekten
leichter entbehrt werden, weil bei ihnen nicht, wie bei den Säugethieren
das alle Organe ernährende Blut erst zu den Lungen und damit
dem Sauerstoff der Luft entgegen geführt wird. Bei den Insekten strömt
die Luft durch kleine Athemlöcher direkt von aussen durch den
ganzen Körper bis zu den allerinnersten Organen. Und das komplizirte
Röhrennetz, durch welches dies geschieht, dient zugleich zur Festigung
der Organe, da der Insektenleib jedes inneren Knochengerüstes entbehrt.
— XIX —
Interessant ist der Apparat, durch welchen die Reblaus den Saft
der Rebe (hier in Wahrheit den Rebensaft) einsaugt und der Speiseröhre
zuführt. Wie längst bekannt, geschieht dies durch ein dem blossen
Auge nicht sichtbares und selbst bei starker Lupenvergrösserung nur
wie ein haarfeines bräunliches Seidenfädchen erscheinendes Röhrchen,
welches in eiuer gewöhnlich als Schnabel betrachteten, aber blos zur
Festigung der Saugborsten dienenden, walzenförmigen Scheide an die anzu-
stechende Rebstelle geleitet wird. Dass dieses Röhrchen wiederum aus
vier Fädclien zusammengesetzt ist, war ebenfalls bekannt. Wie aber
bei der Reblaus durch Zusammenfalzung dieser Fädchen nicht nur ein,
sondern zwei dichte Kanäle entstehen, dürften die vorgezeigten Ab-
bildungen zum erstenmale veranschaulicht haben. Durch einen dieser
Kanäle wird der Rebensaft eingesaugt, durch den zweiten das Sekret
der Speicheldrüsen in die Pflanzenwunde gespritzt und auf diese Weise
gleich mit dem Nährsafte vermischt. Der Speichel wirkt zugleich reizend
auf die Pflanzenwunde und trägt dadurch möglicherweise zur Entstehung
der den Hauptschaden verursachenden Anschwellungen der Saugwurzeln
(der sog. Nodos i täten) bei. — Das Saugen erfolgt durch abwechselndes
Zusammenziehen und Ausdehnen des elastischen Schlundes Das Aus-
spritzen des Speichels durch die langen Saugborsten hindurch wird
vermittelst einer sehr auffallenden Druckpumpe bewirkt, deren Mechanis-
mus durch Abbildungen erklärt wurde. Der grösste Theil der Leibes-
höhle des Thieres ist, seiner riesigen Fruchtbarkeit entsprechend, mit
den Eianlagen ausgefüllt, Das Centralnervensystem zerfällt in Gehirn,
Brust- und Bauchmark. Letzteres setzt sich in einen langen, später
verzweigenden Nervenstrang nach hinten fort.
Die Darlegung zeigte, dass selbst ein so kleines Thierchen wie die
Reblaus Beachtung verdient, nicht bloss wegen seiner Wichtigkeit
für unseren Weinbau, sondern auch, weil gerade die Untersuchung
solch kleiner, leicht durchsichtig zu machender Thiere Licht auf
manche Probleme der Physiologie wirft, welche bei grösseren Thieren
nicht so leicht zu verfolgen sind.
Hierauf sprach Herr Director Goethe aus Geisenheim über die
Lebensweise des Regenwurms. (Siehe dieses Jahrbuch S. 27.)
Herr Professer Dr. H. Fresenius sprach hierauf über seine
Reise nach Norwegen. (Siehe dieses Jahrbuch S. 15.)
Herr Oberlehrer Dr. K a d e s c h erfreute die Anwesenden durch Mit-
theilungen über Tesla's Versuche. Neben denjenigen von Hertz über
II*
— XX —
elektrische Wellen hätte in den letzten Jahren auf dem Gebiete der
Elektricitätslehre nichts mehr Aufsehen erregt, als die Versuche des in
Nordamerika lebenden Elektrotechnikers Tesla über elektrische Wechsel-
ströme von hoher Spannung und grosser Zahl von Stromwechseln innerhalb
einer Secunde. Die Mittheilungen die Redner über diese Hochspannungs-
hochfrequenzwechselströme machte, seien einer Arbeit von Professor
E b er t entnommen ; er müsse dieselben ohne experimentelle Demon-
strationen geben, da ihm die dazu nöthigen grossen Hilfsmittel nicht
zu Gebote ständen. Redner erklärte darauf zuerst den Begriff des
elektrischen Wechselstroms und der hohen Spannung desselben und ver-
anschaulichte dann, wie Tesla Ströme von sehr hoher Spannung und
von einer ausserordentlich grossen Zahl von Richtungswechseln durch
Verbindungen von 4 Spiralen mit einer besonders construirten AVechsel-
strommaschine erzeugt. Nunmehr wurden die Versuche die Tesla mit
den Strömen anstellt, demonstrirt; so zunächst die Versuche mit eva-
cuirten Glasrühren, wodurch grossartige Lichterscheinungen von Tesla
hervorgebracht wurden. Eine besondere Form die Tesla denselben
Versuchen giebt, ist so beschaffen, dass ein evacuirter Glaskörper überall
in einem Zimmer aufleuchtet und als elektrische Lampe dient. Um
aber ein Arbeiten bei einer solchen zu ermöglichen stellte Tesla 3
Hauptformen von besonders construirten Glühlampen her, die Redner
eingehender einzeln beschrieb, wobei er ihre Vorzüge vor den jetzt
gebräuchlichen hervorhob. Grossartig solle auch die Lichterscheinung
sein, welche man erhalte, wenn man die Pole frei in die Luft endigen
lasse, weil dann ganze Büschel weissleuchtender Lichtstrahlen mit eigen-
thümlichem Rauschen und Pfeifen aus ihnen ausströmten. Weitere
Versuche konnten wegen Mangel an Zeit nur angedeutet werden. Zum
Schluss wurde die Frage erörtert, wie solche Hochspannungshoch-
frequnzströme auf den menschlichen Körper einwirken. Während Hoch-
spannungsniederfrequenzwechselströme schon manches Menschenleben
zum Opfer gefordert hätten, seien erstere Ströme ganz ungefährlich
und riefen keinerlei Empfindung in uns hervor.
Herr Lehrer Leonhard sprach hierauf über verschiedene Pflanzen,
welche in der europäischen Pflanzenwelt neuerdings als Fremdlinge
eingeschleppt wurden. Redner ging davon aus, dass unsere ganze Vege-
tation aus einheimischen, eingebürgerten, aber auch aus eingeschleppten
Pflanzen bestände. Günstige Ansiedlungsplätze für die letzteren seien
hauptsächlich Eisenbahndämme, See- und Flusshäfen, sowie Lagerplätze.
— XXI —
Viele dieser Ankömmlinge verschwänden rasch wieder. So hätten sich
im Kriegsjahr 1870/71 in Frankreich südosteuropäische und algerische
Pflanzen gezeigt, deren Samen mit Pferdefutter eingeführt worden war,
die aber heute dorten wieder vergeblich gesucht werden dürften.
Andere zeigten aber auch grosse Ausdauer und schienen sich zu accli-
matisiren, wie z. B. Senecio vernalis W. K. ; eine Pflanze, welche im
Jahre 1826 in der Provinz Schlesien und Preussen auftrat und trotz
aller Massregeln in ihrem Fortschreiten noch nicht gehindert werden
konnte.1 Ein solcher Ankömmling sei namentlich ein im Mannheimer
Hafengebiet zuerst aufgetretenes amerikanisches Unkraut, welches von
Lehrer Bahr 1891 dorten gefunden und von Prof. K. Schumann in
Berlin als Solanum rostratum Dun. bestimmt wurde. Auch dem Redner war
ein Exemplar dieser Pflanze, das zwischen Sonnenberg und Stickelmühle
gefunden worden war, zugesandt worden und es wurde auch dasselbe der
Versammlung vorgelegt. Hierauf wurden dann die Unterscheidungsmerk-
male von den anderen Nachtschattenarten hervorgehoben, üa die etwa 1 m
hohe Pflanze mit gelblichen Stacheln, besonders auf dem Kelche, besetzt ist,
welche auch die beerenartige Frucht überziehen, so würde sie in Nebraska
auch »Büffelklette« genannt. Die gelbe Blüthe sei dabei zweiseitig symme-
trisch und die 5 Antheren ungleich lang. Die Büffelklette sei aber nicht
nur als Wanderpflanze ein lästiges Unkraut, sondern sie sei auch die
ursprüngliche Nährpflanze des Coloradokäfers und daher doppelt ge-
fährlich. Redner entwickelte nunmehr noch, wie solche Fremdlinge
den ganzen Vegetationscharakter verändern könnten, wie das z. B.
Prof. Philippi an »Chile« nachgewiesen habe. —
Damit war die Tagesordnung erschöpft und der Vorsitzende schloss
um 2 Uhr die Sitzung. Die Vereinsmitglieder begaben sich hierauf,
einer freundlichen Einladung der Gebrüder Sturm Folge leistend, in
deren berühmte Kellereien, woselbst allgemeine Verwunderung ausge-
sprochen wurde über die grossartigen Quantitäten und vorzügliche Qualitäten
der dort lagernden edlen W'einsorten. Um 4'/2 Uhr erfolgte eine ge-
meinsame Auffahrt mittelst Extrazug zum Niederwalddenkmal und um
5 Uhr ein Mittagessen im »Darmstädter Hof«, das die Vereinsmitglieder
und deren Gäste in der frühlichsten Stimmung bis zum Abgang der
Abendzüge zusammenhielt. J. Gull, Lehrer.
Verzeicliniss der Mitglieder
des
Nassauischen Vereins für Naturkunde im October 1895,-')
I. Tors tan (1.
Herr Regierungspräsident von Tepper-Laski, Director.
« Sanitätsrath Dr. Arnold P a g e n s t e e li e r , Museums-Inspector und
Vereinssecretär.
« Rentner Dud er Stadt, Rechnungsführer und Vorsteher der mine-
ralogischen Section.
« Apotheker A. Vi gen er, Vorsteher der botanischen Section.
« Rentner Dr. L. Dreyer, Vorsteher der zoologischen Section.
« Garteninspector Dr. L. Cavet, I
« Professor Dr. Heinrich Fresenius, Beiräthe.
« Realschuldirector Dr. Kaiser, J
II. Ehre n m itgliede r.
Herr v. Baumbach, Landforstmeister a. D., in Freiburg i. B.
« Dr. Bunsen, Geheimerath, in Heidelberg.
« Dr. Erlenmeyer, Professor, in Frankfurt a. M.
« Dr. v. Et ting hausen, Professor, in Wien.
« Graf zu Eulen bürg, Ministerpräsident a. D., in Berlin.
« Dr. Fresenius, R., Geh. Hofrath und Professor, Wiesbaden.
« Dr. Geinitz, Geh. Hofrath, in Dresden.
« Dr. Ritter v. Hauer, K. K. Hofrath und Director des Hof-
museums, in Wien.
« Dr. H a e c k e 1 , Professor, in Jena.
« Alexander v. Homeyer, Major z. D., in Greifswald.
« Dr. v. K ö 1 1 i k e r , Professor, in Würzburg.
« Dr. R. Leuckart, Geh. Rath, in Leipzig.
« Dr. F. v. Sand berger, Professor, in Würzburg.
*) Um Mittheilung vorgekommener Aenderungen im Personenstand wird
freundlichst gebeten.
3rr
Dr
«
Dr
«
Dr
«
Dr
XXIII
III. Correspondireiide Mitglieder.
0. Böttger, Professor, in Frankfurt a. M.
Büchner, Professor, in Giessen.
Bucldeberg, Rector, in Nassau a. Lahn,
v. Canstein, König!. Oeconomierath und General-Secretär.
in Berlin.
Freudenberg, General- Consul. in Colombo.
Ernst Herborn, Bergdirector, in Sidney.
Dr. L. v. Hey den, Königl. Major z. D., in Bockenheim.
Dr. Hueppe, Professor der Hygiene, in Prag.
Dr. Kays er, Professor der Geologie, in Marburg.
Dr. F. Kinkelin, in Frankfurt a. M.
Dr. C. List, in Oldenburg.
Dr. Ludwig, Professor, iu Bonn.
Dr. Reichenbach, Professor, in Frankfurt a. M.
v. Schön feldt, Oberst z. D., in Weimar.
P. T. C. Snellen, in Rotterdam.
Dr. Thomae, Gymnasiallehrer in Elberfeld.
IV. Ordentliche Mitglieder.
A. Wohnhaft in Wiesbaden und nächste)- Umgebung.
Herr Ab egg, Rentner.
« Ähren s, Dr. med., prakt. Arzt.
« Alb recht, Dr. med., prakt. Arzt.
« Auf ermann, Rentner.
« v. Aweyden, Ober-Reg.-Rath.
« Berle, Ferd., Dr., Banquier.
« Becker, Dr. med., prakt. Arzt.
« Bergmann, J. F., Verlagsbuchhändler.
« Bertram, Dr., Appellationsgerichts-Vicepräsident a. D.
« Bischof, Dr., Chemiker.
« v. Bistram, Baron.
« Borggreve, Professor Dr., Oberforstmeister.
« v. Born, W., Rentner.
« Brauneck, Geh. Sanitätsrath.
« Brömme, Ad., Tonkünstler.
« Buntebarth, Rentner.
« Caesar, Reg.-Rath.
« Caspari IL, W., Lehrer.
— XXIV —
Herr Cavet, Dr., Königl. Garteninspector.
« Chelius, Georg, Rentner.
« Cloutli, Dr. med., Sanitätsrath.
« Coester, Dr. med., prakt. Arzt.
« Conrady, Dr., Geh. Sanitätsrath.
« Cramer, Dr. med., prakt. Arzt.
« de la Croix, Dr., Consistorialpräsident a. D.
« Cropp, W., Rentner.
« Cuntz, Wilhelm, Dr. med., prakt. Arzt.
« Cuntz, Friedrich, Dr. med., prakt. Arzt.
« Cuntz, Adolf, Rentner.
« Dahlen, Generalsecretär.
« v. Dewitz, Oberstlieutenant z. D.
« Dihm, Hugo, Baumeister.
« Döhring, Rechnungsrath a. D.
« Doms, Leo, Rentner.
« Dresel, Rentner.
« Dreyer, L., Dr. phil., Rentner.
« Duderstadt. C, Rentner.
« Elgershausen, Luitpold, Rentner.
« Eiffert, Oberlandesgerichtsrath a. D.
« Fi e big, Georg, Lehrer.
« Fischbach, Director a. D.
« Florschütz, Dr., Sanitätsrath.
« Frank, Dr., Dozent und Abth.-Vorst. am ehem. Laboratorium
von Fresenius.
« Freinsheim, F., Rentner.
« Fresenius, H., Dr.,. Professor.
« Fresenius, W., Dr., Dozent.
« Frey, Hermann, Dr.
« Freytag, Otto, Rentner.
« Frey tag, 0., Rentner, Premierlieut. a. D.
« Fuchs, Dr. med., Frauenarzt.
« Fuchs, Landgerichtsrath a. D.
« F ü s s m a n n , E. , Rentner.
«• G e c k s , Buchhändler.
« Gessert, Th., Rentner.
« Gleitsmann, Dr. med., Kreisphysikus.
« Gräber, Commerzienrath.
« Groschwitz, C, Buchbinder.
« Groschwitz, G., Lithograph.
« G r ü n h u t , Dr., Dozent am ehem. Laboratorium von Prof. Fresenius.
— XXV —
Herr Gull, Lehrer.
« Güntz, Dr. med.
« Gygas, Dr. med., Oberstabsarzt a. D.
« Haas, Ferdinand, Dr.
« Hackenbruch, Dr. med., prakt. Arzt.
« Hagemann, Dr. phil., Archivar.
« Hammacher G., Rentner.
« Heck er, Ewald, Dr. med., prakt. Arzt.
« Heim erdinger, M., Juwelier.
« Hei ntz mann, Dr. jur., Rentner.
« Hen sei, C, Buchhändler.
« Herget, Bergdirector.
« Herr fahr dt, Oberstlieutenant z. D.
« Hertz, H., Kaufmann.
« Hess, Bürgermeister.
« Hessenberg, G., Rentner.
« v. Heyden, Dr., Rentner.
« Hintz, Dr. phil., Dozent.
« Hiort, Buchbinder.
« Hirsch, Franz, Schlosser.
« Hirsch, Heinrich, Schreiner.
« Hoefer, Lehrer, Gymnasialhülfslehrer.
« Honigmann, Dr. med., prakt. Arzt.
« v. Ib eil , Dr., Ober-Bürgermeister.
« .Jessnitzer, Rentner.
« Jung, Dr. med., prakt. Arzt.
« Kadesch, Dr., Oberlehrer.
« Kaiser, Dr., Realschuldirector.
« Kalle, F., Rentner.
« Kempner, Dr. med., Augenarzt.
« Kessler, Landesbank-Directionsrath.
« Kessler, Dr., Director a. D.
« Kind, Dr., Gewerberath.
« Kirchmai r, Rentner.
« Kiesel, Dr. phil.
« Klau, J., Gymiiasiallehrer.
« Klärner, Carl, Lehrer.
« Knauer, F., Rentner.
« Kobbe, F., Kaufmann.
« Koch, G., Dr. med., Hofrath.
« K ö g e 1 , Rentner.
« König, Dr. med., prakt. Arzt.
« Kopp, Rudolf, Fabrikbesitzer.
BR
\^"
-**
— XXVI —
Herr Körner, Beigeordneter.
« Koettschau, Oberstlieutenant z. D.
« v. Kraatz-Koschlau, General der Infanterie, Excellenz.
« Kraus, Wilhelm, Buchhalter.
« Ladsch, Grubendirector a. D.
« Landow, Dr. med., prakt. Arzt.
« Laquer, Dr. med., prakt. Arzt.
« Lauer, Rentner.
« L a u t z , Reallehrer an der höheren Töchterschule.
« Lenz, Dr., Oberstabs-Apotheker im Kriegsministerium a. D.
« Leisler, Rechtsanwalt.
« Leo, Rentner.
« Leonhard, Lehrer a. D.
« Leonhardt, Rentner.
« Letzerich, Dr. med., prakt. Arzt.
« Levi, Carl, Buchhändler.
« Lex, Rechnungsrath.
« Licht, Baurath a. D.
« L ö b n i t z , Rentner.
« Lossen, Dr. phil., Rentner.
« Magdeburg, Rentmeister a. D.
« Mahlinger, Dr. phil., Hülfslehrer an der Oberrealschule.
« Marburg, F., Rentner.
« Maus, W., Postsecretär.
« Meineke, Dr., Director, Professor.
« Meurer, Carl, sen., Dr. med., Augenarzt.
« Michaelis, Fr., Schlachthausdirector.
« Mich eisen, Dr. med., Frauenarzt.
« Mouchall, Director des Gas- und Wasserwerks.
« Moxter, Dr. med., prakt. Arzt.
« v. Mutz sehe fahl, A., Generallieutenant z. D., Excellenz.
« Nagel, Apotheker.
« Neuendorff, W., Badewirth.
« van N i e s s e n , Dr. med., prakt. Arzt.
« N ö t z e 1 , Rentner.
« Ober tuschen, Dr. med. , prakt. Arzt.
« Pagen Stecher, Arnold, Dr. med., Sanitätsrath.
« Pagenstecher, Dr. H., Augenarzt, Professor.
« Peipers, Hugo, Rentner.
« Pfeiffer, Emil, Dr. med., Sanitätsrath.
« Polack, Rector a. D.
— XXYII —
Herr Frey er, Prof. Dr., Hofrath.
« Pröbsting, A., Dr. med., prakt. Arzt.
« v. R e i c h e n a u , Geh. Regierungsrath, Yerwaltungsgerichtsdireotor.
« Ricker, Dr. med., Sanitätsrath.
« R i n k e 1 , Schulinspector.
« Ritter, C, sen., Buchdruckereibesitzer.
« Ritter, C, jun., Buchdrucker.
« Röder, Ad., Rentner.
« Römer, August, Conservator am Museum.
« Romeiss, Otto, Dr., Rechtsanwalt.
« Roser, K., Dr. med., prakt, Arzt.
« Rospatt, Geh. Regierungsrath.
« R ü h 1 , Georg, Kaufmann.
« Sartorius, Landes-Director.
« v. Scheliha, Oberst a. D.
« S c h e 1 1 e n b e r g , Apotheker.
« Schellenberg, Hof-Buchdruckereibesitzer.
« Schellenberg, Dr. med., prakt, Arzt.
« Scb ierenberg, E., Rentner.
« Schlichter, Ad., Rentner.
« S c h 1 i e b e n , Major a, D.
« Schmidt, Adam, Rentner.
« Schnabel, Rentner.
« Scholz, Carl, Rentner.
« Schreiber, Geh. Regierungsrath.
« Schulte, Rentner.
« v. Seckendorff, Telegraphendirector.
« S e i p , Gymnasiallehrer.
« Seyberth, Sanitätsrath.
« Siebert, Professor an der Oberrealschule.
« Sjöström, M., Rentner.
« Sommer, Major a. D.
« Spamer, Gymnasiallehrer.
« Spieseke, Dr., Oberstabsarzt a. D.
« Staffel, Dr. med., prakt. Arzt.
« Steinkauler, Guido, Rentner.
« Stoss, Apotheker.
* Strempel, Apotheker.
« von Tepper-Laski , Regierungspräsident.
« Thanisch, A., Apotheker.
« Thönges, H., Dr., Justizrath.
« T out on, Dr. med., prakt, Arzt.
— XXVIII —
Herr Vogel, Wilhelm, Rentner.
« Vogelsberger, Oberingenienr.
« Voigt, Dr. med., prakt. Arzt.
« Voll mar, Rentner.
« Wächter, Rentner.
« Wagemann, H., Weinhändler.
« Wage mann, Carl, Weinhändler.
« Wehmer, Dr., prakt. Arzt und Frauenarzt.
« Weiler, Rentner.
« Weinberg er, Maler.
« Werz, Carl, Glaser.
« Westberg, Coll.-Rath.
« W e s t p h a 1 e n , Regierungsrath .
« Wibel, Dr. med., prakt. Arzt.
« Winter, Kgl. niederl. Oberstlieutenant a. D.
« Winter, Ernst, Baurath, Stadtbaudirector.
« v. W i n t e r f e 1 d , Oberst z. D.
« Worst, Seminardirector a. D.
« Zais, W., Hotelbesitzer.
« Z i e g 1 e r , Ludwig, Rentner.
« Zinsser, Dr. med.
B. Ausserhalb Wiesbaden (im Regierungsbezirk).
Herr Albert, Fabrikbesitzer, in Biebrich.
« Baltzer. Dr., Reallehrer, in Diez.
« Beck, Dr., Rheinhütte in Biebrich.
« Beyer, Gräfl. Kielmannsegge'scher Rentmeister, in Nassau.
« Biegen, Carl, in Oestrich.
«= Blum, J., Oberlehrer, in Frankfurt a. M.
« Caspari, Realgymnasiallehrer, in Oberlahnstein.
« Dyckerhoff, R., Fabrikant, in Biebrich.
« Esau, Realsehuldirector, in Biedenkopf.
« Fonk, Geh. Regierungsrath, in Rüdesheim.
« Frank, Hüttenbesitzer, zur Nieverner Hütte bei Ems.
« Frickhöffer, Dr. med., Hofrath, in Langenschwalbach.
« F r o h w e i n , Grubendirector, in Diez.
« Fuchs, Pfarrer, in Bornich.
— XXIX —
Herr Gärtner, Martin, Hülfslehrer, in St. Goarshausen.
« Geis, Bürgermeister, in Diez.
« Genth, Dr. C, in Langenschwalbach, prakt. Arzt.
« Gehren b eck, Dr. phil., Herborn.
« Giebel er, W., Hauptmann a. D., Montabaur.
« Goethe, Director des Königl. Instituts für Obst- und Weinbau in
Geisenheim, Oeconomierath.
« Haas, Rudolph, Hüttenbesitzer, zu Xeuhoffnungshütte bei Herborn.
« Heberle, Bergdirector. Oberlahnstein.
« Hilf, Geh. Justizrath, in Limburg.
« v. Ibell, Dr. med., prakt, Arzt, in Ems.
« Keller, Ad., in Bockenheim.
« Kobelt, W., Dr. med., in Schwanheim.
« Kr e ekel, Dr. med., prakt. Arzt, in Eppstein.
« Kuhn, A., Kaufmann, in Nassau.
« Kunz, Chr., Reallehrer a. D.. in Ems.
« Künzler, L., in Freiendiez.
* v. Lade, Eduard, in Geisenheim.
« Lew alter, Dr. med., Hofmedicus, in Biebrich.
« Leyendecker, Professor, in Weilburg.
« Linkenbach, Generaldirector, in Ems.
« Lotichius, Eduard, Dr., in St. Goarshausen.
« v. Matuschka-Greiffenclau, Hugo, Graf, auf Schloss Vollraths.
« Müller, Oberlehrer und Institutsvorsteher, in St. Goarshausen.
« Op per mann, Dr., Reallehrer, in Frankfurt a. M.
« Peters, Dr., Fabrikbesitzer, Schierstein.
« ftuehl, Director, in Ems.
Realprogymnasium, in Biebrich.
Herr v. Reinach, A., Baron, Frankfurt a. M.
« v. Rössler, Rechtsanwalt, Justizrath, in Limburg.
« Schmidt, Ludwig, stud. rer. nat., in Sachsenhausen.
« Schröter, Dr., Director der Irrenheil- und Pfleganstalt Eichberg.
« Schüssler, Seminar-Oberlehrer, in Dillenburg.
« Seitz, Dr.. Adalbert, Director des zoologischen Gartens in Frank-
furt a. M.
- - XXX -
Herr Siebert, Garten-Director, in Frankfurt a. M.
« Siegfried, Dr., Fabrikant, in Herborn.
« Speck, Dr. med., Sanitätsratb, in Dillenburg.
« Steeg, W., Dr., Optiker, in Homburg v. d. H.
« Steinmeister, Landrath, in Höchst a. M.
« Sturm, Ed., Weinhändler, in Rüdesheim.
« Thilenius, Otto, Dr. med., Sanitätsratb, in Soden.
« Tille, Dr. med., prakt. Arzt, Nassau a. d. Lahn.
« Vigener, Apotheker, in Biebrich.
« Vogelsberger, "Weinhändler, in Ems.
« Winter, W., Lithograph, in Frankfurt a. M.
C. Ausserhalb des Regierungsbezirks Wiesbaden.
Herr Alefeld, Dr. phil., in Darmstadt.
Bibliothek, König 1., in Berlin.
Herr Dünkelberg, Dr., Geh. Rath, in Poppeisdorf.
« Frank, G. A., Naturalist, in London.
« Frey, L., Ingenieur, in AVorms.
« Geisenheyner, Gymnasiallehrer, in Kreuznach.
« Löbbeke, Hauptmann a. D., in Hamm (Westfalen).
« Lugenbühl, Dr., Assistenzarzt der chir. Klinik in Strassburg i. E.
« Maurer, Fr., Rentner, in Darmstadt.
« Meyer, H., Dr., Professor, in Marburg.
Königliches Oberbergamt, in Bonn.
Herr Schenk, Professor a. D., in Marburg a. d. Lahn.
« Schneider, Professor an der Bergacademie in Berlin.
« Steffen, Apotheker, in Friedrichsthal bei Saarbrücken.
« Suffert, L., Rentner in Berlin (Friedenau).
••^•^h-
II.
Abhandlungen.
DIE
■BEDEUTUNG DER BAKTERIEN
IM
HAUSHALTE DER NATUR.
VOBTEAG,
GEHALTEN IN DER
GENERALVERSAMMLUNG DES NASSAUISCHEN VEREINS
FÜR NATURKUNDE
AM 13. DECEMBER 1894 IN WIESBADEN
VON
Dr. med. GEORG FRANK
(WIESBADEN).
Jahrb. (1. nass. Ver. f. Nat. 48. ]
-
Hochansehnliche Versammlung.
Meine Herren! Legen wir uns die Frage vor, in welches
Gebiet des Naturreiches die Bakterien gehören, so weisst uns der ganze
Lebensprozess dieser Gebilde, ihre morphologische Erscheinung und ihr
biologisches Verhalten darauf hin, dieselben den Pflanzen, zuzuzählen.
Sehen wir uns nun um, von welchen Berufskreisen die Erforschung des
Bakterienlebens betrieben wird, so finden wir neben den Botanikern
noch Angehörige der allerverschiedensten und heterogensten Ständen:
Aerzte, Bierbrauer, Landwirthschaftler, Industrielle, Chemiker etc. mit
diesen Arbeiten beschäftigt. Aus diesem Interesse, welches so ver-
schiedengestellte Berufskreise, neben den Männern der reinen Wissen-
schaft auch Angehörige des praktischen Lebens, an den Bakterien nehmen,
dürfen wir den Schluss ziehen, dass nicht immer die wissenschaftliche
Erforschung der Bakterien allein, sondern auch mehr praktische Erwägungen
und Beziehungen diese Personen zu dem Studium der Bakterien hinge-
führt hat.
Die Kenntniss von der Existenz der Bakterien ist eine relativ
noch junge. Dieselbe ist uns erst geworden durch die Erfindung der
Vergrösserungslinsen, des Mikroskopes. Vor wenig mehr wie 200 Jahren
wurden zum ersten Male Bakterien gesehen und beschrieben von dem
grossen Philosophen und Naturforscher L eeuwenhoek. In den ersten
Zeiten nach der Leeuw en ho ek'schen Entdeckung sind in der weiteren
Erkenntniss der Bakterien nur geringe Fortschritte gemacht worden.
Es hängt dies mit der mehr spekulativen Richtung der damaligen Natur-
forschung zusammen, welche die Beobachtung gegenüber der philoso-
phischen Erörterung fast vollständig vernachlässigte. Erst in der zweiten
Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde den Bakterien grössere Aufmerk-
samkeit zu Theil. Aber auch dies Mal noch war die Veranlassung, dem
Bakterienleben näher zu treten, eine rein wissenschaftlich allgemeine Frage.
Das Studium der Bakterien wurde verknüpft mit der Lehre von der Ur-
1*
zeugung : ob es nämlich möglich sei, dass lebende Wesen aus nicht be-
lebter oder abgestorbener Materie entstehen können.
Sie wissen, dass bei naturwissenschaftlich Ungebildeten, im Volke,
auch heute noch die Anschauung von der Entstehung belebter Wesen,
wie : Fliegen, Würmer etc. aus todten, faulenden Substanzen besteht.
Aristoteles nahm noch an, dass Frösche, Kröten und ähnliche kleinere
Thiere auf dem Wege der Urzeugung entstünden. Mit der fortschreitenden
Naturerkenntniss wurden die Lebewesen, welche diesen Ursprung nehmen
sollten, immer kleiner und kleiner; und zuletzt klammerte sich die
Lehre von der Urzeugung an diese allerkleinsten, nur durch das Mikro-
skop noch erkennbare Lebewesen, die Bakterien an.
In der Bekämpfung oder Begründung dieser Lehre von der Ur-
zeugung betheiligten sich die grössten Naturforscher der letzten 100
Jahren; ich will nur die Namen von Reaumur, Needham, Spal-
lanzani, Lavoisier, Schleyden, Schwann, Hoffmann,
H e 1 m h o 1 1 z , erwähnen. Dieser Streit wurde zu Ausgang der
50er Jahre beendigt durch die Untersuchungen des französischen
Forschers Louis Pasteur. Im Anschluss an diese Untersuchungen,
welche die Lehre von der Urzeugung gründlich und definitiv wider-
legt haben, wies Pasteur nach, dass eine Reihe höchst merk-
würdiger Vorgänge, die Gährung, Fäulniss und ähnliche, durch
die Lebensthätigkeit von Bakterien oder ihnen nahestehender Orga-
nismen hervorgerufen würden. Wohl hatten schon frühere Forscher
die Anwesenheit von Bakterien bei diesen Vorgängen erkannt, und
daraus auf den Zusammenhang geschlossen, dass diese Vorgänge durch
die Lebensthätigkeit der Bakterien hervorgerufen würden. Aber sie
hatten diese Anschauungen niemals zum Beweise erheben können. Da-
mals gerade lehrte der grösste Chemiker seiner Zeit, L i e b i g , dass
Fäulniss und Gährung entstünden durch molekulare Bewegung der faul-
resp. gährfähigen Substanz. Dass sich bei diesen Prozessen Bakterien
und verwandte Gebilde zeigten, sei für den Eintritt und Fortgang der-
selben vollständig gleichgiltig. Die Anwesenheit der Bakterien bei
Fäulniss und Gährung sei ein rein zufälliges Ereigniss. Sie könnten
auf den in Zersetzung begriffenen Substanzen wohl gedeihen, niemals
aber diese Prozesse erregen und unterhalten. Pasteurs Arbeiten der
nächstfolgenden Jahre widerlegten diese Anschauungen Liebigs und
bauten seine Lehre von der Erregung der Gährung und Fäulniss durch
Bakterien, in praktischer wie auch theoretischer Richtung weiter aus.
5
Von Anfang an übten die Pasteur'schen Arbeiten einen gewaltigen
Einfluss aus auf den Vorstellungskreis der Aerzte. Die Anschauung,
dass manche Krankheiten eine grosse Aehnlichkeit mit Fäulnissprozessen
haben, war dem inedicinischen Denken schon lauge vertraut. Finden
sich ja schon seit ältester Zeit medicinische Bezeichnungen, die auf solchen
Zusammenhang hindeuten, wie Faulfieber, Putrescenz und ähnliche. Wenige
Jahre vor dem Bekanntwerden der Pasteur'schen Lehren hatte ein
deutscher Thierarzt, Pollen der in Mülheim a. Rh., im Blute kranker und
verendeter Schafe und Rinder ähnliche Gebilde gefunden und in ihrer
Bedeutung erkannt, wie solche auch bei der Fäulniss vorkommen. Durch
Pasteurs Untersuchungen über die Urzeugung, über Gährung und Fäul-
niss sind also die ersten Forschungen der Aerzte über die Beziehungen
zwischen Bakterien und Krankheiten angeregt und geleitet worden.
Pasteur selber hat sich zu dieser Zeit mit inedicinischen Fragen nicht
beschäftigt. Ein wesentlicher Fortschritt in der Erkenntniss der Krank-
heitsprozesse ist jedoch durch diese ersten bakteriologischen Arbeiten
der Aerzte nicht erzielt worden. Wohl waren schon nach wenigen Jahren
für alle Krankheiten Bakterien oder ähnliche Lebewesen gefunden und
benannt worden ; aber diese Entdeckungen haben allgemeine Anerken-
nung niemals zu finden vermocht. Und dies mit Recht. Heute sind die
meisten dieser Angaben als irrig erkannt.
Die bakteriologische Forschung in der Medicin auf richtige Wege
geleitet zu haben, ist unbestritten das Verdienst Robert Kochs. Ausser
einer grossen Reihe eigener und der bedeutendsten wissenschaftlichen
Entdeckungen hat er auch dadurch die bakteriologische Wissenschaft
in so hohem Maasse gefördert, dass er einfache und sichere Methoden
zum Arbeiten geschaffen hat. Die früheren, von Pasteur hauptsächlich
eingeführten Methoden geben nur in den Händen sehr exakter und kritisch
denkender Arbeiter richtige Resultate. Die vielen Irrthümer der vorher-
gegangenen Jahre sind zum Theil erklärbar in der Schwierigkeit, diese
Methoden zu beherrschen und zu verwerthen. Die heute allgemein,
auch von der Pasteur'schen Schule bevorzugten Koch 'sehen Methoden
sind viel leichter zu lernen, einfacher zu handhaben und in ihren Re-
sultaten sicherer zu beurtheilen.
So ist es Koch 's Verdienst, dass es möglich geworden ist, in
relativ sehr kurzer Zeit für eine Reihe der wichtigsten Krankheiten
den sicheren Nachweis zu führen, dass dieselben dadurch entstehen, dass
bestimmte Bakterien in den Körper eindringen, ihnen allen ist es
— 6 —
bekannt, dass die Tuberkulose, die Cholera, die Diphtherie, der Typhus,
die Wundiufektionskrankheiten und ebenso eine grosse Anzahl von Thier-
krankheiten: Rotz, Schweinerothlauf, Milzbrand etc. durch Bakterien
hervorgerufen werden. Ich will aber auch nicht unterlassen, an dieser
Stelle darauf aufmerksam zu machen, dass nicht alle Krankheiten durch
Bakterien bedingt sind ; wie wohl mancher geglaubt haben mag, als
sich diese bakteriologischen Entdeckungen in der Medicin Schlag auf
Schlag folgten, ebensowenig wie. dass alle Bakterien Krankheiten er-
zeugen können. Im Gegentheil sind es die wenigsten Bakterien, nur
Ausnahmen , welche ausgesprochen krankheitserregende Eigenschaften
besitzen.
Fragen wir uns nun, hat diese wissenschaftliche Erkenntniss, dass
gewisse Krankheiten nur durch Bakterien hervorgerufen werden, auch
für die praktische Medicin eine Bedeutung gehabt, so muss dies auf's
allerentschiedenste und nachdrücklichste bejaht werden. Die praktische
Medicin bewegt sich in zwei, anscheinend sehr verschiedenen Richtungen ;
in erster Linie ist sie bestrebt, Krankheiten zu verhüten, in zweiter,
die schon ausgebrochenen Krankheiten zu heilen.
Gerade auf dem Gebiete der Hygiene, der Lehre von der Krank-
heits-Verhütung ist die Entwickelung der Bakteriologie von der alier-
weittragendsten Bedeutung geworden. Seitdem wir die Krankheitserreger
von dem erkrankten Körper trennen können, vermögen wir dieselben
auch ausserhalb des menschlichen Körpers auf ihre Lebenseigenschaften
zu prüfen und zu studiren. Indem wir dieselben den verschiedensten
Lebensbedingungen aussetzen, stellen wir so fest, welche äussere Ein-
flüsse auf das Gedeihen derselben förderlich einwirken, welche andere
das Leben derselben beeinträchtigen und vernichten. Durch diese
Untersuchungen sind unsere Vorstellungen über die Fortpflanzung der
Krankheiten von Mensch zu Mensch wesentlich verbessert worden; wir
haben Mittel, chemische und physikalische, kennen gelernt, um die
Bakterien auch ausserhalb des menschlichen Organismus zu vernichten,
und so die Weiterverbreitung der durch sie bedingten Krankheiten zu
verhüten.
Als im Jahre 1830 die Cholera zum ersten Male von Russisch-
Polen aus Preussen bedrohte, glaubte man durch Grenzsperren, indem
man den Verkehr mit dem verseuchten Lande aufhob, die Einwande-
rung der Krankheit verhüten zu können. Heute hält man diese Mass-
regeln für unnöthig. Gelänge es wirklich, jeden Verkehr, sowohl den
- 7 -
menschlichen als auch den mit Waaren, zwischen zwei Landstrichen,
welche eine grosse gemeinschaftliche Landgrenze haben, aufzuheben, so
wären diese Sperrmassregeln vielleicht begründet. Alle Erfahrungen aber
haben gelehrt, dass eine solche vollständige Absperrung undurchführbar
ist. Heutzutage unterlässt man deswegen alle derartige Massregeln,
man sucht und findet den besten Schutz gegen die Cholera und ähnliche
Krankheiten in guten sanitären Einrichtungen im eigenen Lande. In
früheren Zeiten galt der Verkehr mit Cholerakranken für gefährlich;
man glaubte, dass die Atmosphäre um den Cholerakranken herum mit
Cholerakeimen geschwängert sei. Der Arzt hielt sich deswegen am
Bette des Cholerakranken einen mit Essigsäure getränkten Schwamm
vor den Mund. Heute weiss man, dass die Cholerabacillen nur im
Darm des Kranken vorkommen ; man behandelt desshalb die Entlee-
rungen desselben mit Vorsicht, um sich nicht zu inficiren, man über-
giesst sie mit Desinfectionsmitteln, um die Weiterverbreitung der Krank-
heit zu verhüten. Im Uebrigen aber hält man den Verkehr mit dem
Cholerakranken für absolut ungefährlich. Es bringt keine Gefahr und
beweist auch keinen Muth, den Cholerakranken zu besuchen und zu
pflegen.
Die Schwindsucht, Lungentuberkulose, hielt man früher meistens
für eine ererbte Krankheit. Man glaubte, dass die Schwindsucht direkt
von den Eltern auf die Kinder durch die Zeugung weiter übertragen
würde. Heute ist man anderer Ansicht. Die Schwindsucht wird in den
allerseltensten, nur in Ausnahmefällen, direkt im Zeugungsakte mit über-
tragen, sie wird fast ausnahmslos im späteren Leben durch Contagion
wie andere Krankheiten erworben. Die Erreger der Schwindsucht, die
sogenannten Tuberkelbacillen, finden sich im Auswurfe des Kranken
häufig in sehr grosser Menge. Wird dieser Auswurf nicht sachgemäss
behandelt, so kann er eintrocknen. Die Tuberkelbacillen behalten auch
im ausgetrockneten Zustande ihre Lebensfähigkeit, ihre Virulenz bei.
Sie können dann verstäubt, der Luft beigemischt werden und so mit
der eingeathmeten Luft in die Lungen noch Gesunder eindringen. Es
ist desswegen vollkommen berechtigt, von jedem Schwindsüchtigen zu
verlangen, dass er seinen Auswurf so behandelt, dass keine Eintrocknung
und Verstaubung in die Luft stattfinden kann.
Die bakteriologische Forschung hat neue Methoden und Mittel
gefunden, Bakterien sicher zu vernichten. Alte Desinfectionseinrich-
tungen, welche nicht im Stande wraren, selbst grössere Lebewesen, wie
— 8 -
sie gelegentlich in den Kleidern vorkommen können, zu tödten, sind
jetzt verlassen: an ihre Stelle sind andere getreten, die mit Sicherheit
alle Infectionskeime vernichten und die Träger derselben, auch die
subtilsten Sammet- und Seidenstoffe, nicht beschädigen.
Auf dem Gebiete der Heilkunde hat die bakteriologische Forschung
den ersten grossen Fortschritt der Chirurgie gebracht. Ihnen Allen ist
der Name des grossen englischen Chirurgen List er bekannt. Früher
war man allgemein, Aerzte wie Laien, der Ansicht, dass jede Wunde
eitern müsse, um auszuheilen, dass fieberhafte Zustände den Heilprozess
begleiten müssten. List er hat diese Anschauung gründlichst widerlegt
und die Richtigkeit der entgegengesetzten bewiesen, dass auch die
grössten Wunden ohne Eiterung uud Fieber heilen können, dass Eite-
rung und Fieber accidentell seien, bedingt durch das Hineingelangen
von Bakterien in die Wunden. Um die Bakterien von den Wunden
fernzuhalten, also eine Heilung ohne jede Störung, ohne Eiterung
und Fieber zu erzielen, hat er besondere Vorsichtsmassregeln bei den
Operationen, einen sehr difficilen auf's peinlichste ausgedachten Ver-
band nach den Operationen angegeben. Die grossartigen Erfolge: rasche
fieberfreie Verheilung grosser Wunden, kühne Operationen, welche
Li st er nach Einführung seiner Methoden erzielte, haben die Richtigkeit
seiner Ansichten zur allgemeinen Geltung gebracht. Der ursprüngliche
von List er selber angegebene Verband war sehr complicirt, er ahmte
genau alle jene Vorsichtsmassregeln nach, welche List er auch bei seinen
bakteriologischen Untersuchungen beobachtete. List er, und die meisten
Chirurgen mit ihm, waren damals der Ansicht, dass die Hauptgefahr
für den Heilverlauf der Wunden durch eine Luftinfection drohe; alle
seine Massregeln zielten darauf, die Luftkeime von den Wunden fern-
zuhalten oder zu vernichten. Die tiefere Erkenntniss des Bakterien-
lebens, welche uns die letzten Jahre gebracht haben, hat jedoch ge-
zeigt, dass diese Anschauung List er s irrthümlich gewesen ist. Von der
Luft wandern Bakterien nur sehr selten in den Körper ein; durch Con-
tagion, durch Berührung werden sie in den meisten Fällen eingebracht.
Viele Massregeln, auf deren Durchführung Lister in der ersten Zeit
einen grossen Werth gelegt hat, sind als zwecklos und überflüssig heute
bei Seite gethan. Der List er 'sehe Verband, wie er auch jetzt noch
seinem Begründer zu Ehren genannt wird, ist sehr viel einfacher ge-
worden, er gleicht durchaus nicht mehr dem ursprünglichen complicirten.
Verletzungen, wie schwere Knochenbrüche mit Zerreissung der Haut,
— 9 —
galten früher für lebensgefährlich. Viele Chirurgen trugen schon früh-
zeitig das verletzte Glied ab; denn damit war die Infectionsgefahr, welche
von der offenen Wunde das Leben bedrohte, beseitigt. Heute ist eine
solche Verletzung nicht mehr so besorgnisserregend; in den meisten
Fällen heilt sie aus ohne Fieber und sonstige Störung. Chirurgische
Eingriffe können heute vorgenommen werden, welche früher wegen der
Gefahr der Wunclinfection unmöglich gewesen wären. Krankhafte Zu-
stände kann der Chirurg auf diesem Wege beseitigen, die er früher
zum Nachtheile der damit Behafteten hat bestehen lassen müssen.
Anscheinend geringere Fortschritte hat die Bakteriologie auf dem
Gebiete der inneren Medicin zu Wege gebracht. Ich sage blos: an-
scheinend. Denn auch hier bewahrheitet sich die unumstösslich richtige
Lehre, dass eine tiefere Erkenntniss der Dinge auch zu einer sachge-
mässeren Behandlung derselben führt. Indem wir bei zweifelhaften
Erkrankungen den Nachweis der specifischen Erreger: der Tuberkel-,
Cholera-, Diphtheriebacillen führen, ermöglichen wir dadurch eine recht-
zeitige Diagnose und richtige Therapie.
In jüngster Zeit hat sich in der Bakteriologie eine Richtung empor-
gearbeitet, welche neue Heilmethoden und neue Heilmittel aufsucht. Es
ist wiederum das Verdienst Pasteurs als erster, der bakteriologischen
Forschung diesen Weg eröffnet zu haben. Sie wissen, dass es Krank-
heiten gibt, welche fast jeder Mensch, die meisten aber nur einmal im
Leben durchmachen. Man sagt, nach dem Ueberstehen dieser Krankheit
sei der Betreffende immun geworden. Solche Immunität auf künstlichem
Wege, durch Einimpfen von Krankheitsprodukten, zu verleihen, hat man
zuerst wohl in China vor mehreren Jahrhunderten schon gegen die Blattern-
krankheit versucht. Die Kenntniss von diesem Verfahren ist im vorigen
Jahrhundert nach Europa gekommen. Man hat diese Einimpfung eine Zeit
lang ausgeübt, dann aber wurde sie wieder aufgegeben, weil durch diese
Impfungen der Blattern selber die schwere Seuche sehr häufig weiter ver-
breitet wurde. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts hat dann der englische
Arzt Jenner die Beobachtung gemacht, dass eine gewisse Thierkrankheit
auch auf Menschen übertragbar sei und dass diese Personen dann immun
seien gegen die Blattern, ebenso wie nach dem Ueberstehen der echten
Blattern selber. Aus dieser mehr zufälligen Beobachtung hat es Jenner
verstanden, ein Schutzmittel gegen die Blatternkrankheit zu ergründen,
die heutigen Tages sogenannte Vaccination. Auf diese Entdeckung
Jenners fussend, ist es nun Pasteur gelungen, Schutzimpfungen zu
— 10 —
finden gegen andere Krankheiten, wie Milzbrand, Schweinerothlauf, die
Tolhvuth. Der Milzbrand kommt bei uns zu Lande fast nur bei Thiercn
vor, der Schweinerothlauf ist eine ausschliessliche Thierkrankheit. Die
Tolhvuth ist in Deutschland eine sehr seltene Krankheit geworden und
in den letzten Jahren bei Menschen nicht mehr vorgekommen. Gegen
dieselbe kann viel wirksamer und durch ein einfacheres Mittel angekämpft
werden als es die Pasteur'sche Schutzimpfung ist. Die Bedeutung
dieser P a s t e u r' sehen Arbeiten liegt weniger auf praktischem als auf
theoretischem Gebiete, denn sie haben gelehrt, dass es möglich sei, durch
bewusste Arbeit auf experimenteller Basis neue Heil-Verfahren und
-Stoffe zu erfinden. In den letzten Jahren sind mehrfach solche neue
Heilstoffe gegen menschliche Krankheiten angegeben worden. Die An-
sichten über den wirklichen Werth derselben haben sich noch nicht ge-
klärt. Dem einen derselben hat man sicherlich zu Anfang allzugrosse
Hoffnungen entgegen gebracht. Die Enttäuschungen, welche das Fehl-
schlagen dieser Hoffnungen hervorgerufen hat scheinen die Bewerthung
des neueren bei manchen Personen ungünstig zu beeinflussen.
Wenn ich bei den Beziehungen, welche zwischen Bakterien einer-
seits und der Heilkunde andererseits bestehen, längere Zeit geweilt
habe, so mag dies auch daran liegen, dass mir als Mediciner dieses
Gebiet vertrauter ist. Sicher ist es aber auch, dass grade diese Be-
ziehungen in letzter Zeit besonders eifrig und mit grossem Erfolg
studirt worden sind. Auf dem medicinischen Specialgebiete der Bak-
teriologie haben wir sehr viel weitgehendere und tiefere Kenntnisse als
auf allen anderen, bei welchen Bakterien auch betheiligt sind. Von
sehr viel allgemeinerer, lieber möchte ich sagen, universellerer Bedeutung
erscheinen mir jedoch die Beziehungen, welche zwischen den Bakterien
und dem Boden resp. der Laudwirthschaft bestehen.
Wahrscheinlich ist der Boden der ursprüngliche Wohnsitz der
Bakterien. In demselben finden sie die für ihr Gedeihen förderlichsten
Bedingungen. Vom Boden aus gelangen sie anscheinend mehr zufällig, wohl
hauptsächlich durch das Wasser auf andere Substrate, auf denen sie dann
eine Zeitlang fortzuleben vermögen. In jedem Boden, welcher auch nur die
geringsten Spuren organischer Substanz zeigt, finden wir Bakterien in sehr
grosser Menge. In den alleroberfiachliehsten Schichten ist die Zahl derselben
etwas geringer, aber nur wenige Centimeter darunter erreicht sie ganz
exorbitante Grössen. Millionen von Bakterien werden regelmässig in
jedem Boden gefunden. Diese Anhäufung der Bakterien im Boden bleibt
— 11 —
bestehen bis auf eine gewisse Tiefe, manchmal bis zu einem halben
Meter. Dann nimmt die Zahl der Keime sehr rasch ab. Wenige
Meter unter der Oberfläche ist der natürliche, gewachsene, nicht aufge-
schüttete Boden vollständig keimfrei oder es finden sich nur ganz ver-
einzelte Keime darin,
Welches ist nun die Bedeutung dieser Keime im Boden. Eine
allgemeine Vorstellung lehrt, dass nur die Pflanzen die Fähigkeit besitzen,
gewisse höhere organische Verbindungen, wie Eiweissstoffe, Kohlehydrate,
aus einfacheren Stoffen, besonders aus Salpetersäure, Kohlensäure und
Wasser aufzubauen. Diese in der Pflanze gebildeten Stoffe dienen dann
wiederum den Thieren zur Nahrung, welche selber diese Stoffe nicht
bilden können, also zu ihrer Ernährung der Pflanzen bedürfen.
Diese Vorstellung ist im grossen und ganzen richtig , kann
jedoch im Einzelnen nicht immer aufrecht erhalten werden, ebenso wenig
wie jedes andere Merkmal, welches Thier und Pflanze bestimmt
trennen soll. Damit nun der Pflanzenwuchs weiter bestehen kann, ist
es nothwendig, dass diese höheren Verbindungen, welche in der Pflanze
gebildet worden und von dieser aus in den Thierkörper aufgenommen
sind, wieder zersetzt werden zu den einfachsten Verbindungen. Diese
Zersetzungen werden von den Bakterien bewirkt. Bakterien also sind
es, welche die Fäulniss erregen, den Stalldünger, den Mist, zersetzen und
ihn so für die Ernährung der Pflanzen vorbereiten. Gelänge es. die
Bakterien von diesen Substanzen fernzuhalten, so blieben sie unzersetzt und
unfähig, das Pflanzenwachsthum zu befördern. In welcher Weise diese
Zersetzungen auf ihren einzelnen Stufen vor sich gehen, das ist zum
grössten Theil noch unbekannt. Wohl aber kennen wir einige specielle
Bakterien, welche die Eigenschaft, Ammoniak in Salpetrige Säure, andere,
welche diese zu Salpetersäure umwandeln können. Auch gibt es wiederum
solche, welche reducirend wirken und aus Salpeter und salpetriger Säure
Ammoniak bilden. So ist also von dem Leben der Bakterien die
Möglichkeit des Pflanzenwuchses abhängig
Für gewisse Culturpflanzen gewinnen die Bakterien noch eine ganz
specielle Bedeutung. Es ist eine den Landwirthen seit undenklichen
Zeiten geläufige Thatsache, dass gewisse Culturpflanzen, Leguminosen,
sehr hedeutende Mengen stickstoffhaltiger Substanzen produciren können,
ohne dass denselben im Boden stickstoffhaltige Nahrung zur Verfügung steht.
Ebenso kann man die Beobachtung machen, dass die Ackererde bei dem
Anbau dieser Gewächse eine Bereicherung an Stickstoff erfährt, obwohl
- 12 -
derselben durch die Ernteproducte ziemlich bedeutende Mengen an
diesem Bestandteile entzogen werden. Man hat sich lange vergeblich
bemüht, die Ursachen dieser eigentümlichen Erscheinung zu 'ergründen;
es blieb ein Räthsel aus welcher Quelle diese Pflanzen ihren Stickstoff
beziehen, Die Thatsache ist jedoch schon lange bekannt, dass sich an
den Wurzeln der Leguminosen regelmässig besonders gestaltete Knötchen
bilden. Ueber die Bedeutung derselben war man sich jedoch nicht einig.
Die einen hielten dieselben für normale Gebilde, welche zum physio-
logischen Aufbau der Pflanzen gehörten; andere sahen in ihnen gleich-
gültige parasitäre, andere wiederum direkt krankhafte Neubildungen.
Heute ist es allgemein anerkannt, dass diese kleinen Knötchen, welche sich
an den Wurzeln normal wachsender Leguminosen regelmässig finden, der
Sitz von Bakterien sind. Die Entstehung dieser Knötchen wird hervor-
gerufen durch das Einwandern einer bestimmten Bakterienart aus dem
Boden in das Innere der Pflanzen. Die Entwickelung der Wurzelknötchen
steht mit dem Wachsthum und der Assimilation der ganzen Pflanze im
engsten Zusammenhange. Je besser die Ausbildung der Pflanze ist, um
so grösser ist die Zahl der Wurzelknötchen und umgekehrt.
Die in den Wurzelknötchen enthaltenen Bakterien sind nämlich
befähigt, den Stickstoff aus der Luft aufzunehmen und in Eiweissstoffe
umzuwandeln. Dieses Eiweiss wird in den Knötchen angesammelt und
dient dann zu gewissen Zeiten den Pflanzen selber wieder zu ihrer Er-
nährung. Die Knötchen selber gehen dabei zu Grunde. Die Bakterien, in
diesem Zustande werden dieselben dann auch Bakteroiden genannt, treten
aus, vertheilen sich im Boden, bereichern den Stickstoffgehalt des Bodens
und inficiren dann vom Boden aus wieder neue Wurzeln. Beyerinck
ist es gelungen, diese Bakterien in Reinkultur zu züchten. Inficirte er
mit solchen Reinkulturen Versuchspflanzen, welche in ganz sterilem Boden
standen, so beobachtete er bei denselben üppiges Wachsthum mit gleich-
zeitiger reichlicher Bildung der Wurzelknötchen und Anreicherung des
Bodens mit Stickstoff. Hielt er umgekehrt diese Bakterien dem sonst für
das Wachsthum der Leguminosen geeigneten Boden fern, so entwickelten
sich die Pflanzen nur kümmerlich und gingen bald zu Grunde.
Diese Fähigkeit gewisser Bakterien, reinen Stickstoff zu assimiliren
und dem Pflanzenwachsthum zuzuweisen, ist von tiefgehendster Bedeutung
Denn bei dem Lebensprozesse der Thiere wird aus stickstoffhaltigen
Verbindungen reiner elementarer Stickstoff gebildet und abgeschieden.
Würden nicht durch diese Bakterien wieder neue Stickstoffverbindungen
— 13 —
gebildet — eine zweite Möglichkeit hierfür existirt nur in den elektrischen
Entladungen der Atmosphäre und zwar im allergeringsten Umfange —
so würde nach längerer oder kürzerer Zeit sämmtlicher Stickstoff als
freies Element sich in der Atmosphäre befinden und damit die organische
Welt vernichtet sein.
Die Bakterien im Boden üben also einen gewaltigen Einfluss aus.
Indem sie die höheren organischen Stoffe mineralisiren , bereiten sie
Nährstoffe für die Pflanzen, indem sie den freien Stickstoff der Atmo-
sphäre wieder assimiliren, verhüten sie das Verschwinden dieses wich-
tigsten Elementes aus der organischen Welt. Die Bakterien sind also
absolut nothwendig im Haushalte der Natur; sie sind ein wichtiges Glied
in der Kette der Beziehungen, in welchen die Lebewesen des Thier- und
Pflanzenreiches zu einander stehen.
Aber nicht allein nothwendig sind die Bakterien für das Weiter-
bestehen der jetzigen Weltordnung, sondern sie machen uns auch das
Leben noch weiterhin angenehm. Ohne Bakterien gäbe es keine saure
Milch, keinen Käse, keine saure Gurken, kein Sauerkraut und auch
keinen Rauchtabak. Gewisse Farbstoffe und Färbeverfahren verdanken
wir gleichfalls der Thätigkeit der Bakterien (Lackmus, Indigo, Türkisch-
roth). Wir wollen es den Bakterien auch zugute halten, dass nahe Ver-
wandte derselben, die Sprosspilze, die Erreger der alkoholischen Gäh-
rung, die Erzeuger des Weines und des Bieres, sind. Auch die
pathogenen Bakterien, welche den Menschen gelegentlich vom Leben
zum Tode befördern, haben eine gute Eigenschaft. Die meisten derselben
führen den Tod in sanfter und milder Weise herbei. Jene andere
Krankheiten aber, welche ohne Beihülfe der Bakterien sterben machen,
bereiten meist einen langen und qualvollen Todeskampf.
SORWEGISCHE REISEBILDER.
VORTRAG,
GEHALTEN AUF DER
SECTIONSVERSAMMLüNG DES NASSAUISCHEN VEREINS
FÜR NATURKUNDE
ZU RÜDESHEIM AM 23. SEPTEMBER 1894
VON
Prof. Dr. H. FRESENIUS
(WIESBADEN).
Als ich am vorigen Sonntag von einer Ferienreise nach Norwegen
zurückkehrte, theilte mir mein ältester Sohn mit, ich würde am nächsten
Sonntag in Rüdesheim einen Vortrag halten. Inzwischen hatte ich meine
Zusage, hier zu sprechen, ganz vergessen und war zweifelhaft, oh ich
ein Thema aus der analytischen Praxis im Laboratorium wählen oder
Ihnen lieher einiges von meinen Reiseerinnerungen mittheilen solle.
Ich entschied mich für letzteres und bitte um Entschuldigung, wenn
ich keinen geordneten Vortrag bringe, sondern lediglich die Eindrücke
wiedergebe, wie sie mir frisch vor der Seele schweben.
Der freundlichen Einladung einer befreundeten Familie folgend,
reiste ich mit meiner Frau Samstag, den 18. August, von Wiesbaden
ab. Der Blitzzug brachte uns in rascher Nachtfahrt nach Berlin, von
wo es ohne Aufenthalt nach Stettin weiterging. Dort verbrachten wir
nur wenige Stunden und fuhren um 2 Uhr Nachmittags mit dem neu
erbauten prächtigen Kopenhagener Dampfer C. P. A. Koch ab. Nach
wenigen kurzen Regenböen stellte sich herrlichstes Wetter ein; bei
spiegelglatter See hatten wir eine wundervolle Fahrt nach Kopenhagen
und von da nach Christiania.
Interessant war die Beobachtung der zahlreichen Schiffe auf dem
Haff und von Swinemünde ab auf der offenen See. Abends zeichnete
sich die bei Tage deutlich sichtbare Küste und die Inseln durch Leucht-
feuer aus. Etwa um 9 Uhr legten wir an der im Bau begriffenen
neuen Mole vor Sassnitz an, welche das Schiff mit elektrischem Schein-
werfer hell erleuchtete. Es kam eine grosse Zahl von Sassnitzer Bade-
gästen an Bord, welche einen Ausflug nach Kopenhagen machen wollten.
Bei der Abfahrt grüssten uns Raketen und bengalische Lichter, denen
wir mit Raketen vom Schiff aus antworteten. Früh Morgens langten
wir in dem schön gelegenen Kopenhagen an und hatten bis 2 Uhr
Zeit, die interessante Stadt zu besichtigen. Genauer nahmen wir in
Augenschein die Frauenkirche mit den Thorwaldsen'schen Marmor-
statuen von Christus und den 12 Aposteln, und das Thorwaldsen-
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 48. 2
— 18 —
Museum. Ausserdem bestiegen wir den dicken Thurm, von dem aus
wir eine herrliche Aussicht über die Stadt und das Meer hatten. Ferner
besichtigte ich unter Führung des Herrn Professor Dr. Jul. Thomsen das
neu erbaute und sehr zweckmässig eingerichtete chemische Laboratorium.
Bei schönstem Wetter setzten wir unsere Seereise um 2 Uhr Nachmittags
fort, um gegen Mittag des folgenden Tages in Christiania einzutreffen.
Herrlich war die glatte See bei Mondschein und von besonderer Schön-
heit am andern Morgen die Einfahrt in den Christiania-Fjord, der sich
bald verengend, bald wieder ausdehnend mit seinen romantischen Ufern
ein abwechselungsreiches, stets reizvolles Bild bietet. In Christiania wurden
wir freundlich bewillkommnet und fuhren dann nach der bei Station Lysaker
auf einer in den Fjord hinausragenden Halbinsel prächtig gelegenen Be-
sitzung meines Freundes, des Herrn C. J. A. Dick. Hier verlebten
wir zwei Tage, welche der Besichtigung von Christiania und den Vor-
bereitungen zu der Reise nach Thelemarken gewidmet waren. In
Christiania besichtigten wir das interessante alte Wickinger-Schiff, das
Storthing-Gebäude, die Universität, insbesondere das chemische Labora-
torium und machten einen Ausflug nach zwei herrlich gelegenen, auch
von Kaiser Wilhelm II. besuchten Aussichtspunkten, Holmenkollen und
Frognersäter, zu welchen eine neu erbaute, ausgezeichnete Strasse »der
Kaiser Wilhelmsweg« führt. Herrlich ist von dort die Aussicht über die
Stadt und den Christiania-Fjord. An beiden Punkten sind schöne neue
Restaurationsgebäude unter glücklicher Benutzung des altnorwegischen
Stiles ganz aus Holz erbaut, welche mit malerischem Aussehen Eleganz
und Comfort zweckmässig vereinigen, und in denen man bei verhältniss-
mässig billigen Preisen gute Bewirthung findet.
Am Freitag früh fuhren wir von Station Lysaker mit der Eisen-
bahn ab, zunächst nach Drammen. Die Bahn führt häufig dicht am
Meere entlang durch mancherlei Einschnitte und Tunnels. Die Fahrt
bietet somit viel Abwechselung. Drammen ist eine an der Einmündung
des Drammens-Elv in den Drammens-Fjord gelegene bedeutende Handels-
stadt. Besonders hervorragend ist der Holzhandel. Es blieb uns daselbst
bis zum Abgange des Zuges nach Kongsberg genügend Zeit, um die Stadt
einigermaassen zu besichtigen. In Kongsberg kamen wir um die Mittags-
zeit an und fanden am Bahnhofe die durch's Telephon vorher bestellten *)
*) Wohl in keinem Lande sind die telephonischen Verbindungen so zahl-
reich und werden so stark benutzt als in Norwegen.
- 19 -
Wagen, eine Stolkjärre und einen zweispännigen Wagen. Die Stolkjärre
ist nur zweirädrig, bietet Sitze für zwei Personen und hinten Platz für
den Koffer und den Kutscherjungen. Das Geschirr der Pferde ist eigen-
thümlich. Sie laufen, auch wenn zwei Pferde vor einen Wagen gespannt
sind, jedes in einer Gabel und haben zum Aufhalten besonders geeignete
Kummete, weil am Wagen selbst keine Hemmvorrichtung vorhanden
ist. Zur Besichtigung der Silberbergwerke hatten wir keine Zeit; die
Schmelzhütten waren gerade nicht im Betriebe, wohl aber konnten wir
in der Hüttenmeistern eine sehr interessante Sammlung von Silber-
erzen aus den Kongsberger Bergwerken in hervorragend schönen Stufen
in Augenschein nehmen, welche uns Herr Hüttenmeister Rik. F.
Stalsberg in liebenswürdiger Weise erläuterte. In rascher Fahrt,
bergauf, bergab immer im Trabe, gings nun nach Bolkesjö, wo wir
etwa um 6 Uhr Abends anlangten. Wir nahmen Nachtquartier in dem
prächtigen, neuen Sanatorium, ganz in Holz erbaut, nach Art der
Restaurationsgebäude auf Holmenkollen und Frognersäter. Vor dem
Abendessen besichtigten wir das Innere eines Bauernhauses, einen
Stabur (Vorrathshaus) und sahen eine eigenthümlicbe Art, Brot zu
backen. Ueber einem Holzfeuer befand sich eine Eisenplatte; in
geringem Abstand war darüber eine zweite angebracht, auf der eben-
falls ein Holzfeuer brannte ; auf die untere Platte wurde der zu Broten
geformte Teig gelegt und dort belassen, bis das Brot ausgebacken war.
— Herrlich war der Sonnenuntergang. — Am andern Morgen bestiegen
wir wieder unsere Wagen und fuhren durch Tannenwald erst am Bol-
kesjö, dann am Folsjö und später am Tin-Elv entlang nach Tinoset.
Hier bestiegen wir das Dampfschiff »Gausta«, welches uns von Tinoset
nach dem fast am andern Ende des Tinsjö gelegenen Fagerstrand
brachte. Der Tinsjö zeigt das für Norwegen so charakteristische
steile Aufsteigen der Felsen direkt vom Wasser aus. Nur selten zeigen
sich grüne Matten mit Sennhütten, vielfach dunkler Tannenwald, da-
zwischen häufig helle Birken. Auf dem Schiff nahmen wir ein vor-
zügliches Mittagessen ein, dessen Hauptgerichte Lachsforellen, Elchbraten
und Auerhahn bildeten. In Fagerstrand erwarteten uns wieder Stol-
kjärren, mit denen wir durch das wildromantische West-Fjordthal nach
unserm Nachtquartier Krokan fuhren. Das West-Fjordthal ist auf beiden
Seiten von steilen Felswänden eingeschlossen und vom Maan-Elv durch-
strömt. An einzelnen Stellen sieht man über die das Thal einschliessenden
Berge den hohen Gausta (1883 m) herüberragen, der in seinem oberen
2*
— 20 —
Theile vielfach mit Schnee bedeckt ist. Der Maan-Elv' ist ein wasser-
reicher Bergstrom, der mit grosser Gewalt über mächtige Felsblöcke
herunterbraust und ab und zu Seitenzuflüsse aufnimmt, die theil-
weise in jähem Sturze von den Felsen berunterschäumen. Wir
sind hier schon mitten in der Hochgebirgsnatur. Trotzdem ist das
Thal, wenigstens in seinem unteren Theile, ziemlich fruchtbar, so
dass ausser schönen Wiesenflächen, Kartoffel-, Hafer- und Gerstenfelder
angetroffen werden. An drei Stellen sahen wir auch kleine Obstgärten.
In dem ganzen Thale befindet sich nur eine Kirche und nur ein Schul-
haus. Die menschlichen Ansiedelungen sind sehr zerstreut. Die Fahrt
dauert etwa zwei Stunden und geht zuletzt stark bergan. Schliesslich
hört der Fahrweg auf, bei dem Weiler Vaa. Von da muss man steil
bergan steigen bis zu dem von der Norske Touriste Forening er-
richteten Hotel Krokan. Schon dort hört man das donnernde Geräusch
des grossartigen Wasserfalls »Rjukanfos«. In wenigen Minuten gelangt
man zu einem Punkte, wo der Wasserfall in seiner ganzen Majestät
sichtbar ist. Der aus dem Mjösvand kommende Maan-Elv stürzt
900 Fuss senkrecht hinab in eine Felsschlucht. Die Wassermassen
prallen mit solcher Gewalt auf die Felsen, dass fortwährend der
Wasserstaub wie ein Rauch aufsteigt. Nachdem wir dieses gross-
artige Naturschauspiel hinreichend genossen, kehrten wir zu dem
flackernden Kaminfeuer von Krokan zurück, und schliefen nach den
Anstrengungen des Tages vorzüglich. Am nächsten Morgen traten wir
die Fusswanderung nach Holvik an, die etwa 4 Stunden in Anspruch
nimmt. Anfangs gingen wir über die im Bau begriffene neue Strasse,
die über »Maristien« führt. Der Weg geht in der Kegel scharf bergan,
bald durch schon spärlicher werdende Birken Waldungen , bald über
Haide, und mehrfach über rauschende Bergströme, die stellenweise nur
schwer zu überschreiten sind. Nachdem wir die Passhöhe gewonnen
hatten, gelangten wir auf steinigem Pfad bergab nach Holvik. Das
Gepäck wurde auf Saumrossen transportirt, von denen jedes ungefähr
21/2 Centner tragen kann. Kurz vor Holvik kam uns Herr Dick mit
zwei Töchtern entgegen und bewillkommnete uns oben auf den Fjelds.
Holvik liegt am Ende des Mjösvand nahe an der Stelle, wo der Maan-
Elv aus dem Mjösvand ausfliesst. In dem einfachen Wirthshaus nahmen
wir ein gutes Frühstück ein und bestiegen dann ein Ruderboot, welches
uns nach 1 1/2 stündigem Rudern zum Jagdhause Sundet brachte, unserm
Absteigequartier für die nächsten 14 Tage. Sundet liegt an der
— 21 —
schmälsten Stelle des Mjösvand auf einem südlich gelegenen Bergabhang.
Rings eröffnet sich ein grossartiges Panorama auf die Rauland- und
Hardauger Berge, deren Gipfel vielfach mit Schnee bedeckt sind. Das
Jagdhaus Sundet liegt etwa 3000 Fuss über dem Meeresspiegel, und
die Umgebung zeigt so recht den Fjeldcharakter. Bäume kommen fast
gar nicht mehr vor, nur vereinzelt hochstämmige Birken an den süd-
licher gelegenen Abhängen, sonst ist der Baumwuchs nur durch die
Zwergbirke, den Wachholder und eine niedrige Weidenart vertreten. Die
niedrigeren Höhen sind theils mit Ilaidekraut (darunter hie und da auch
weisse Erika) bewachsen, theils weisen sie zahlreiche Myrs (Moore) auf;
überhaupt ist die ganze Gegend sehr wasserreich. Vielfach linden sich
grössere und kleinere Seeen, zwischen denen sich dann die Myrs hinziehen.
An einzelnen bevorzugten Plätzen finden sich schöne grüne Matten. Dort
sind Sennhütten (Säters) angebracht; aber diese Niederlassungen sind
stundenweit von einander entfernt. Je nach der Grösse des Graslandes
richtet sich die Zahl der gehaltenen Kühe (Kreature), die den Sommer
über ganz im Freien leben und nur zum Melken nach dem Säter
gerufen werden. In der Nähe der Säter findet man in der Regel auch
einige Felder, die mit Hafer, Gerste und wohl auch mit Kartoffeln
bestellt sind. Trotzdem der Baumwuchs aufhört, ist die Flora doch
eine reiche und mannigfaltige, insbesondere was Sumpfgewächse, Pilze
und Moose z. B. anbetrifft. Ausserdem linden sich massenhaft
Heidelbeeren, auch eine andere sog. falsche Heidelbeere mit mehr holz-
artigem Kraut, Preisseibeeren, Ryperbeeren und eine köstliche Frucht,
die arktische Brombeere, Molter. Diese gelbe bis gelbrothe Frucht
ist äusserst saftig und wohlschmeckend. Die Pflanze liebt sumpfigen
Boden, und es ist geradezu überraschend, wie sie aus fusshohen Moos-
teppichen in grosser Zahl hervorwächst, vollständige Beete bildend, ferner
zahlreiche Bergblumen, verschiedene Nelkenarten, Enzian, Gentianen u. s. w.
Von der Fauna interessiren uns besonders die jagdbaren Thiere, unter
denen in erster Linie die Schneehühner (Ryper) zu nennen sind. Da-
neben kommen noch Alke, wilde Enten, Sumpf- und Waldschnepfen in
Betracht. Von Raubvögeln nenne ich verschiedene Eulenarten, darunter
die prächtige weisse Schneeeule, den grossen Uhu, ferner Habichte und
verschiedene Falkenarten. Die Säugethiere sind durch das Elk und das
Rennthier, durch Bär, Wolf und Fuchs vertreten. Ferner finden sich so-
genannte blaue Hasen und in grosser Zahl der kleine Lemming. Die Seeen,
Flüsse und Bäche sind von zahlreichen Fischen bevölkert, unter denen
sich namentlich die vorzüglichen Lachsforellen auszeichnen.
— 22 -
Die Niederlassung Sundet besteht aus drei Blockhäusern. Das
grösste enthält ein geräumiges Wohnzimmer, in welchem auch die Mahl-
zeiten eingenommen wurden, mit Kamin, darüber einen Hängeboden,
durch Leiter zugänglich, welcher das Schlafgemach für zwei Töchter
bildete, ein Zimmer für Herrn Dick, ein Zimmer für Frau Dick,
eine Speisekammer, ein Dienerzimmer und einen Vorrathsraum. Eines
der andern Gebäude enthält die Küche, einen Vorrathsraum und zwei
Zimmer für je ein Ehepaar. Jedes Zimmer mit zwei Betten über einander.
Das dritte Haus (Stabur, Bachelorhome) enthält ein kleines Rauch-
zimmer und zwei Schlafzimmer zu zwei Betten.
Die Blockhäuser sind aus starken auf einander gepassten Balken auf-
geführt und in eigenartiger Weise gedeckt, zunächst mit Brettern, darauf
folgt eine dreifache Lage von Birkenrinde und hierauf Erde, welche
dicht mit Gras bewachsen ist.
Etwa einen Büchsenschuss von Sundet entfernt, befindet sich ein
Säter, bestehend aus einem Wohnhaus nebst Scheunen und Stallung für
12 Kühe, alles Blockhäuser. Dort wohnt eine Familie und der Jagd-
hüter des Herrn Dick.
Da alle Bedürfnisse aus dem Thal herauf gebracht werden müssen,
was bezüglich grösserer Gegenstände besonders im Winter über den
Schnee bewerkstelligt wird, so muss man auf manche sonst unentbehr-
lich scheinende Bequemlichkeit verzichten; beispielsweise waren die
Betten sehr einfach. In den roh aus Holz gezimmerten Bettstellen befand
sich geschnittenes Schilf, darüber eine wollene Decke, ein Kopfkissen
und mehrere wollene Decken zum Zudecken.
Ausser Sundet hat Herr Dick in seinem Jagdgebiet, welches
mehrere Quadratmeilen umfasst, an verschiedenen Punkten sechs Jagd-
häuser erbauen lassen, die zum Uebernachten eingerichtet sind, so dass
man von dort aus in den entfernteren Theilen des Gebietes jagen und
fischen kann.
Die äusserst gesunde Lebensweise war die folgende. Um 8 Uhr
versammelte sich die Gesellschaft zum Frühstück. Den ersten Gang
des Frühstückes bildete stets Hafergrütze, welche mit Milch und Zucker
genossen wird. Dann folgte Thee oder Kaffee nebst gebackenen Fischen
oder Schinken, Brot, Butter und Käse. Zwischen 9 und 1 1 Uhr wurde je nach
der Witterung auf die Jagd oder auf den Fischfang ausgezogen. Die Rück-
kehr erfolgte meist zwischen 6 und 7 Uhr Abends ; reichliches Frühstück
wurde mitgenommen, um 8 Uhr Abends versammelte sich die Gesellschaft
— 23 —
zum gemeinschaftlichen Mittagessen. Nachher begaben sich die Herren
meist zu einer Cigarre in das Rauchzimmer des Stabur, um nachher noch
mit den Damen zusammen bei Spiel, Gesang oder Tanz einige Stunden
zu verbringen. Nach den Anstrengungen der Jagd oder des Fisch-
fanges schlief man ausgezeichnet.
Die Hauptjagd war die Jagd auf Ryper, die sich in der Um-
gebung der Myrs in Gebüsch und Haidekraut aufzuhalten pflegen. Die
Jagd wird mit Hunden ausgeübt, in ähnlicher Weise wie hier die Reb-
hühnerjagd. Wir hatten drei langhaarige und einen glatthaarigen
Hühnerhund, die sämmtlich ausgezeichnet dressirt waren.
In der Regel gehen zwei Jäger mit einem Hunde und einem Träger
für die Schneehühner aus. Der Hund sucht das Gelände ab und steht,
wenn er eine Kette Ryper gefunden hat ; ist der Jäger nicht achtsam
genug, so rapportirt der Hund, das heisst, er springt zum Jäger zurück
und an demselben in die Höhe, dann rasch nach der Kette hin und
steht diese wieder. Beim Auffliegen schiesst man dann die Schneehühner.
Schwache Ketten sind 5 — 6, stärkere 12 — 15 Köpfe stark. Auf
den Seeen, Teichen und Bächen trifft man mitunter auch Enten an,
sowie gelegentlich Schnepfen. Nicht selten gelingt es, Raubvögel zu
schiessen, von denen die Eulenarten auch bei Tage umherfliegen. Die
Fischerei wird als Sport hauptsächlich mit Angeln betrieben, sonst auch
mit Reussen. Das Angeln der Lachsforellen ist sehr interessant.
Man lässt sich an geeigneter Stelle ganz langsam und stetig rudern
und wirft an langer Ruthe die Angelschnur aus, die man 20 — 30 m
hinter dem Boote herschleppen lässt. An der Leine sind in der Regel
3 künstliche Fliegen befestigt. Die Leine läuft an der Angelruthe
durch verschiedene Oesen. Das Ende ist auf einer Messingrolle befestigt.
Hat ein Fisch angebissen, so giebt man mit der Angelruthe einen kleinen
Ruck und dreht dann mittelst der Rolle die Leine auf, bis der Fisch
in die Nähe des Bootes kommt. Der Ruderer nimmt ihn mit Hülfe
eines Netzes aus dem Wasser, schlägt ihn todt und nimmt ihn von dem
Angelhaken ab.
Unser Aufenthalt in der herrlichen Gebirgsluft war ausserordentlich
vom Wetter begünstigt, so dass wir täglich auf Jagd oder Fischerei
ausgehen konnten. Nur Sonntags war Ruhetag und da kamen wir auch
ab und zu mit den Bewohnern des Landes in Berührung, die in ihrer
Weltabgeschlossenheit ganz eigenartige Sitten und Gebräuche bewahrt
haben. Sie reden jedermann mit »Du« an; sind übrigens nicht sehr
— 24 —
gesprächig. Ihr Leben ist ein hartes. In ihrer Nahrung sind sie hauptsäch-
lich auf Milch, Butter und Käse, sowie auf Hafergrütze angewiesen.
Ferner bereiten sie ein eigenartiges Brot (Knäekebroed und Fladbroed).
Ausserdem kommen noch die Fische in frischem und geräuchertem
Zustande und allenfalls die Jagdbeute in Betracht. Ausser Kühen
[Kreature] werden Schafe und Ziegen gehalten, aus deren Milch ver-
schiedene Käsesorten bereitet werden.
Während der langen Winterszeit wird das Vieh mit dem im
Sommer und Herbst bereiteten Heu ernährt und in sehr engen Ställen
zusammengedrängt. Vielfach wird das Vieh auch nur für die Sommers-
zeit geliehen und im Herbst wieder ins Thal hinunter gebracht ; für
eine guten Milchertrag liefernde Kuh wird eine bestimmte Abgabe an
Butter und Käse in natura entrichtet ; für wenig oder keine Milch
gebende Kühe muss der Eigenthüiner einen geringen Geldbetrag zahlen,
wenn er sie im Sommer auf die Weide gibt. Das Vieh klettert sehr
gut und muss beim Abtriebe unter Umständen auch die Seeen durch-
schwimmen.
Während des langen Winters fertigen die Bauern allerlei Geräthe
(z. B. Löffel, Handschuhe, Silberarbeit, Gefässe zur Aufbewahrung von
Milch, Butter und Käse) mit einer gewissen Kunstfertigkeit an, ohne
dass sie einen besonderen Zeichenunterricht genossen hätten. Als Werk-
zeug dient ihnen das Tollekniv, ein Messer, das in Norwegen jedermann
trägt. Bei der einfachen Lebensweise werden die Leute sehr alt.
Aerzte kommen fast gar nicht nach den Fjelds herauf. Dagegen kommt
ab und zu der Geistliche und hält in den vereinzelten Kirchen jeden
dritten oder vierten Sonntag Gottesdienst ab, zu welchem die Leute
häutig weite Fusswanderungen und Bootfahrten zu machen haben.
Uns sagte das Leben in der herrlichen Gebirgsluft ausserordentlich
zu. Die Temperatur hei in der Nacht bis auf 0 Grad und sogar auf
minus 2,0. Bei Tage aber stieg sie bis auf 7 — 12 Grad.
Grossartig schön war in der Regel Sonnenauf- und Sonnenunter-
gang, der Mondschein des Abends und insbesondre der Anblick des
nächtlichen Sternenhimmels. Beim Sonnenuntergang erglänzten die Berge
häufig im schönsten Roth. (Alpenglühen.)
In der Nacht zum 7. September hatten wir heftigen Schneesturm,
sodass wir am 7. Morgens auf eine vollständige Winterlandschaft blicken
konnten. Auch am 7. dauerte der Schneefall theilweise fort. Die
Temperatur aber stieg und der Schnee begann zu schmelzen.
— 25 -
Am 8. traten wir mit zwei Fräulein Dick die Rückreise nach
Christiania an, während Herr und Frau Dick und ein Theil der übrigen
Gesellschaft noch oben verblieb. Zunächst gings bei mit Schnee unter-
mischtem Regen im Boot nach Holvik, bis wohin man uns das Geleite
gab. Hier wurde unser Gepäck auf ein Pferd zum Klöven verladen
und unter Mitnahme noch eines Sattelpferdes traten wir die Fuss-
wanderung nach Krokan an, welche in Folge des schmelzenden Schnees
recht beschwerlich und anstrengend war.
In Krokan wechselten wir die Kleider, nahmen ein Frühstück ein
uud stiegen hinab nach Vaa. Dort standen die Wagen bereit, und
wir fuhren nun durch das Westfjorddal hinab nach Strand. Hier be-
stiegen wir um 5V2 Uhr den Dampfer Gausta, welcher uns nach dem
Nachtquartier in Tinnoset brachte. Während der Wagenfahrt besserte
sich das Wetter etwas. Bei der Fahrt auf dem Tinsjö konnten wir
meist auf dem Verdeck bleiben. Die Dampfkessel des Gausta werden
mit Birkenholz geheizt. Bei Fintritt der Dunkelheit stoben in Folge
dessen ganze Funkenströme aus dem Schornstein, was einen sehr eigen-
artigen Eindruck machte.
Kurz nach unsrer Ankunft in Tinoset ging noch ein heftiger
Regenguss nieder, in der Nacht aber schlug das Wetter um und am
nächsten Morgen strahlte die Sonne von einem heiter blauen Himmel.
Wir bestiegen die gewohnten Stolkjärren und fuhren nach Notodden
bis Gransherred auf dem nach Bolkesjö führenden Wege, dann aber
rechts ab biegend in das Thal des Oervalla, um später auf die gute,
durch das Hitterdal führende Strasse zu gelangen. Das Hitterdal ist
ein sehr fruchtbares, verhältnissmässig gut bevölkertes Thal mit einer
berühmten Stavekirke.
Als wir zu der Kirche gelangten, war eben der Gottesdienst zu
Ende und uns somit Gelegenheit geboten, die Kirchgänger in ihren
schönen Volkstrachten zu sehen. Nach Besichtigung der Kirche gelaugten
wir in rascher Fahrt an dem Hotel Furroheim vorbei, nach Notodden,
dem Landeplatz des nach Skien fahrenden Dampfbootes. Die Strasse
führt vielfach dicht am Wasser her, so dass mächtige Felsen abgesprengt
werden mussten.
Herrlich war die Dampfschiff fahrt nach Skien durch eine Reihe
von mit einander in Verbindung stehenden Seeen, Hitterdalsvand,
Braafjord, Nordsjö. Wundervoll ist die wechselnde landschaftliche
Scenerie. Im Vordergrunde Felsen, grüne Matten, theilweise schön
bewaldete Berge, im Hintergründe die Schneeberge, darunter die Berg-
— 26 -
kette von Lifjeld, wo im November 1870 zwei Franzosen, welche 13 Stunden
vorher in Paris aufgestiegen waren, mit ihrem Luftballon landeten.
Um vom Nordsjö nach dem Meyerelv, Hjellevand und Skienelv zu
gelangen, muss man drei Schleusen bei Löveid durchfahren, wozu 25
Minuten erforderlich sind. In ihrer Art ist diese Kommunikationsanlage
die grösste und die am meisten benutzte in ganz Norwegen. Die durch-
schnittenen Felsen haben eine Höhe von 70'. Die Lage ist sehr eigen-
thümlich, die Umgebungen sind malerisch und die Vegetation üppiger
als sonst in diesem Breitegrad.
Um 7l/g Uhr Abends landeten wir in Skien, einer aufblühenden,
verkehrsreichen Handelsstadt. Wir fanden gutes Quartier im Hotel
Royal und hatten noch Zeit, uns etwas in der malerisch gelegenen Stadt
umzusehen.
Am nächsten Morgen um 7 Uhr 40 Minuten bestiegen wir den
Eisenbahnzug, welcher uns in 8 stündiger Fahrt nach Christiania brachte.
Es folgte nun noch ein Tag der Ruhe im schönen Fornebo und
Mittwoch, den 12. schifften wir uns auf dem schon zur Hinreise be-
nutzten C. P. A. Koch ein. Rasch waren die schönen Tage in dem
herrlichen Norweger Lande dahin geschwunden. Bei schönstem Wetter
war die Seefahrt eine sehr genussreiche. Der kurze Aufenthalt in
Kopenhagen wurde zur Besichtigung der interessanten Sammlungen im
Schlosse Rosenborg unter der sachkundigen Führung des Herrn Dr.
P. Brock benutzt.
Auf der Fahrt nach Stettin sahen wir Abends, als wir Rügen
passirten, die deutsche Manöverflotte bei Sassnitz vor Anker liegen.
Am andern Morgen um 7 Uhr betraten wir in Stettin wieder den
deutschen Boden.
Gerne aber denken wir zurück an die schönen Tage in Norwegen
und so lassen Sie mich schliessen mit den Versen Björnson's, welche
er in befreundetem Hause gedichtet, unter dessen gastlichem Dach auch
wir einen angenehmen Abend verleben durfteu.
Oh Norwegen, du schönes Land,
Zwar fehlen Dir Burgen und Paläste,
Du bist ein armes Land,
Und doch ein reiches Land,
Durch die Schönheit Deiner Seen und Berge.
Und, so darf ich hinzusetzen :
„Durch die Biederkeit Deiner gastfreien Bewohner.1'
EINIGE BEOBACHTUNGEN
ÜBER
REGENWÜRMER UND DEREN BEDEUTUNG
FÜR DAS WACHSTHÜM DER WURZELN.
Von
OECONOIWIERATH R. GOETHE
(GEISENHEIM).
MIT EINER LITHOGRAPHIRTEN TAFEL I.
s.
Seitdem Darwin seine berühmten Forschungsergebnisse über Leben
und Thätigkeit der Regenwürmer veröffentlichte und Mensen -Kiel
sowie M ü 1 1 e r - Kopenhagen unsere Kenntnisse in dieser Sache um ein
beträchtliches erweiterten und vertieften, schenkte man diesen früher
nur wenig beachteten oder gar als überflüssig angesehenen Thieren eine
viel grössere Aufmerksamkeit und lernt sie immer mehr als überaus
wichtige Faktoren der Bodenkultur und werthvolle Bundesgenossen der
Landwirthschaft kennen. Hensen fasst den Nutzen der Regenwürmer
zusammen, indem er sagt, dass sie für gleichmässige Vertheilung des
natürlichen Düngemateriales der Felder (abgefallene Blätter) sorgen,
die Umsetzung dieses Materiales beschleunigen, dasselbe in verschiedenen
Lagen des Bodens vertheilen, den Pflanzenwurzeln den Untergrund er-
öffnen und diesen fruchtbar machen. Darwin geht noch weiter, indem
er ausspricht : Man kann wohl bezweifeln, ob es noch viele andere Thiere
giebt, welche eine so bedeutungsvolle Rolle in der Geschichte der Erde
gespielt haben, wie diese niedrig organisirten Geschöpfe.
Zweck dieser Zeilen ist es, einige Beobachtungen darzubieten,
welche sich beim Betriebe des Obst- und Weinbaues in der Königlichen
Lehranstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau in Geisenheim ergaben
oder an mehreren anderen Orten angestellt werden konnten; sie sind
bestimmt, zur Vervollständigung des Bildes beizutragen, welches wir
uns von den Regenwürmern zu machen haben.
Wie bekannt, lebt der kleine Regenwurm, Lumbricus communis,
nur im Obergrunde des Bodens, während sich der grosse Regenwurm
Lumbricus terrestris, nicht auf den Obergrund beschränkt, sondern auch
in den Untergrund eindringt. Die Tiefe, bis zu welcher dieses ge-
schieht, ist von der Beschaffenheit des Untergrundes abhängig, d. h.
der Wurm wird authören, seine mehr oder weniger senkrechten Röhren
in die Tiefe zu verlängern, wenn er auf kiesige oder steinige Schichten
sowie auf solche von zähem Letten oder von festem Thonsande stösst.
Darwin hat Wurmröhren von 66 Zoll Tiefe beobachtet und sagt an
— 30 —
einer anderen Stelle, dass Regenwürmer bei 6 — 7 Fuss Tiefe nicht
mehr arbeiten können. Es mögen einige Aufzeichnungen folgen, die
von mir in dieser Beziehung gemacht worden sind.
1. Rüdesheimer Berg. Die obere Bodenschichte war stark
gefroren. Unter derselben fand man viele sehr kräftige und bewegliche
Würmer bis zur Tiefe von 1,5 m, wo das Schiefergestein anfing. In
dem aus lauter Trümmern dieses Gesteines bestehenden Weinbergsboden
hatten die Wurmröhren, um die grösseren Schieferstückchen herumgehend,
eine vielfach gewundene Form, bei der aber immer wieder das Streben
in die Tiefe vorherrschte. Die scharfen Kanten der Schieferblättchen
waren für die Würmer offenbar kein Hinderniss. Der sonst zur Aus-
kleidung der Röhrenwände dienende Koth fehlte hier.
2. Rüdesheim, Ausschachtung bei einem Neubau. Hier
in dem erdigen Schieferboden reichten die zahlreich vorhandenen Wurm-
röhren bis zur Tiefe von 2,50 m hinunter, um über einer Geröllschichte
(Trass) wagerecht zu verlaufen und zu endigen.
3. Zwischen Eibingen und Geisenheim. Der Obergrund
besitzt eine Mächtigkeit von 1 m und besteht aus braunem Lehm ;
sehr zahlreiche, meist wagerecht und schräg verlaufende Wurmröhren
machen ihn porös wie einen Schwamm. Unter diesem Obergrunde zieht
sich eine dünne mit Kalk übersättigte Schichte hin, welche der Volks-
mund irrig Salpeter nennt und welche vielleicht als früherer Seeboden
des Mainzer Beckens angesehen werden kann. Unter derselben beginnt
weissgelber Löss von bedeutender Mächtigkeit und in diesen reichen
die senkrechten Wurmröhren zum Theil bis zu 2 m hinunter, was eine
Gesammtlänge von 3 m und darüber ausmacht. Bis auf wenige Röhren
in der Tiefe sind alle mit braunem Kothe in der Farbe des Ober-
grundes gleichmässig ausgekleidet, ein Umstand, welcher bei der hellen
Farbe des Untergrundes sofort in die Augen fällt. (Fig. 1.)
4. Mutter garten der Koni gl. Lehranstalt zu Geisen-
heim. Hier traf man beim Ausheben einer geräumigen, zu diesem
Zwecke angelegten Grube auf dieselben Bodenverhältnisse, wie im vor-
hergehenden Falle, nur dass über der Kalkschichte, welche eine Stärke
von 20 — 30 cm besass, eine ebenso mächtige Schichte von sehr festem
röthlichem, eisenschüssigem Thonsande lagerte. Hier konnten Baum-
wurzeln ausschliesslich nur mit Hülfe der Wurmröhren in den Unter-
— 31 —
grund eindringen ; diese letzteren erreichten theilweise eine Tiefe von
3,2 m, also erheblich mehr, als Darwin für möglich erachtet hat.
5. Morschberg (Weinbergslage zwischen Geisenheim
und Johannisberg). Unter einer Schicht hellbraunen Ackerbodens
von 40 cm liegt eine solche gelben Thonmergels von 30 cm und darunter
beginnt weisser, zäher Thonmergel. Hier sind die Wurmröhren nur
bis auf die letztere Bodenart, also nur 70 cm hinuntergegangen.
6. Waldboden auf einer Anhöhe hinter Geisenheim.
Die Wurmröhren verlaufen in der oberen steinigen Lehmschichte von
50 cm meist schräg und wagerecht und dringen in den darunter liegenden
gelbrothen feinkörnigen Thonsand nicht ein.
7. Schimsheim in Rheinhessen. Der Boden besteht aus
einem schweren schwärzlichen Ackerboden, unter dem ein schwarzer
Thon lagert, der als Septarienthon anzusprechen ist. Darunter kommt
eine Schicht gelben Thonmergels mit Kalkbrocken, die bei 2,10 m in
kiesigen gelben Thon übergeht. Die Wurmröhren waren zahlreich; sie
reichten bis auf den gelben kiesigen Thon.
8. Umgegend von Neuwied. Die oben aufliegende braune
Ackererde hatte eine Mächtigkeit von 1 m und war von sehr zahlreichen
Wurmröhren durchzogen. Dieselben fehlten aber in der darunter
liegenden, etwa 50 cm starken Schichte feinen Sandes und in dem, den
Untergrund der ganzen Gegend bildenden Bimssande.
9. Ca nn statt bei Stuttgart. Obergrund eine braune, mit
Tuffstein-Ansätzen versehene kräftige Ackererde mit darunter liegendem,
hellbraunen Lehme von 2 m Mächtigkeit. Darunter eine dunkelbraune
Lehmschichte von 60 cm und dann Tuffstein, bis auf welchen die Wurm-
röhren hinunter reichten.
10. Tapiau bei Königsberg inOstpreussen Einer flachen
Schichte von schwarzem Sande folgt Lehm bis zu 1,30 m hinunter,
der in der Tiefe immer thoniger wird. In demselben Verhältnisse lassen
die zahlreichen Wurmröhren nach, um im festen Thone aufzuhören.
Soweit meine Beobachtungen, denen noch hinzuzufügen ist, dass
sich die senkrechten Röhren im Untergrunde im Durchmesser nicht
sehr viel von einander unterschieden und, die Tapezirung mit Wurm-
koth eingerechnet, eine lichte Weite von 7 bis 8 mm hatten.
Die Auskleidung der Röhren ist eine ganz gleichmässige und weist
keine Lücken und Unterbrechungen auf. Beobachtung mitttelst Ver-
— 32 —
grösserung lässt deutlich erkennen, dass die Masse lediglich aus Koth
besteht, welche vom Wurme fest an die Wandung der Röhre gepresst
wurde. Mitunter stüsst man auf kurze seitliche Abzweigungen der
Rühren, die mit kugeligem Kothe angefüllt sind. Der Koth hat immer
die Farbe der obersten Erdschichte, welcher Umstand zu der Annahme
berechtigt, dass der Wurm die beim Bau der Röhre zu verschluckende
Erde des Untergrundes ausserhalb desselben, etwa auf der Oberfläche
entleert und die Röhre mit Koth bekleidet, der das Produkt von Erd-
theilchen der obersten Schichte ist. Nur die untersten Enden der
Röhren fand ich in einzelnen Fällen und in grosser Tiefe frei von
Wurmkoth ; die Wandungen Hessen alsdann feine Vertiefungen in Spiral-
form erkennen, die wohl als Spuren einer bohrenden Thätigkeit des
Wurmes angesehen werden dürfen. Verlassene, eingefallene Wurmröhren
sah ich im Untergründe nur selten, dafür aber ziemlich häufig Röhren,
welche von einer Wurzel oder ganzen Strängen feinerer Wurzeln ausgefüllt
waren. Fig. 2 und 3 geben die Darstellung von zwei solchen Wurzel-
zöpfen ; die Bildung zahlreicher feiner Seitenwürzelchen lässt indirekt auf
einen gewissen Yorrath von Nährstoffen im Wurmkothe schliesseu.
Die senkrechten Röhren des Untergrundes werden von den Würmern
wohl schwerlich angelegt, um Nahrung zu suchen und aufzunehmen,
die sich in dem Erdreiche der Tiefe doch nur in ganz beschränktem
Maasse finden dürfte. Sicherlich dienen die Röhren in erster Linie
als Zufluchtsort bei eintretender Trockenheit, die bekanntlich den
Würmern sehr zuwider ist und sie nöthigt, tiefere und darum noch ge-
nügend feuchte Schichten aufzusuchen. Als Beweis für diese Anschauung
diene die Thatsache, dass die Maulwürfe, die sich in erster Linie von
Regenwürmern nähren, mit der zunehmenden Trockenheit des Bodens
im Sommer ihre Gänge immer tiefer zu legen genöthigt sind, während
sie bei genügender Feuchtigkeit ihre Raubzüge ausschliesslich in der
obersten Bodenschichte ausführen. Da nun die senkrechten Wurmröhren
durchschnittlich viel tiefer hinunter reichen, als der Maulwurf überhaupt
zu graben vermag, so sind dieselben auch als Zufluchtsorte gegen diesen
schlimmsten Feind anzusehen. Diese Schlussfolgerung wird Jedem ein-
leuchten, der einmal die ängstliche Hast beobachtet hat, mit welcher Regen-
würmer sich zu retten suchen, wenn sie mit ihren feinen Sinnesorganen
das Herannahen des wühlenden Verderbers spüren.
Die senkrechten Röhren bieten den Würmern aber auch Schutz
gegen plötzlich eintretenden starken Frost; ich wenigstens konnte ein-
— 33 —
gefrorene Würmer nicht finden, sondern beobachtete sie stets unterhalb
der gefrorenen Bodenschichte. Mitunter gelingt.es, einen Wurm in einem
besonders dazu angelegten Winterquartiere zu entdecken, wie solches
in Fig. 4 dargestellt ist.
Füllen sich die senkrechten Rühren bei starkein anhaltendem Regen
mit Wasser, so werden die Würmer genüthigt, sich an die Oberfläche
zu begeben; kommt das Wasser wie bei Berieselungen plötzlich zu
mächtig, so ertrinken die Würmer.
Fragt man nach der Zahl der Würmer, welche sich auf einer
bestimmten Fläche im Boden befindet, so kann man sagen, dass um so
mehr Würmer im Boden sein werden, je reicher derselbe an humösen,
faulenden Substanzen ist. So trifft man bekanntlich in Gemüsegärten
bedeutende Mengen von Würmern. Hensen rechnet für den preus-
sischen Morgen (= x/4 ha) 34 000 Würmer, was für den Quadratmeter
13 — 14 ausmacht. In dem reichgedüngten Schieferboden des Rüdes-
heimer Berges fand man bei einem Meter Tiefe auf den Quadratmeter
9 — 12 Würmer, an trockenen Stelleu der Ebene mit leichtem durch-
lässigem Boden deren nur 2 — 3. Bei solchen Beobachtungen darf man
aber nicht von der Zahl der Wurmröhren auf diejenige der Würmer
schliessen wollen, da sich keineswegs in allen Röhren Würmer aufhalten.
Es scheint, als ob ein jeder Wurm mehrere Röhren zur Verfügung
habe, denn die Zahl der letzteren übertrifft diejenige der ersteren oft
um das Vielfache. So entsprechen den 2 — 3 Würmern im Quadratmeter
leichten durchlässigen Bodens auf derselben Fläche 16 Röhren. Es
kann auch sein, dass manche Röhren nicht mehr bewohnt und von den
Wurzeln in Beschlag genommen werden, während bei bewohnten Röhren
vielleicht den Wurzeln das Eindringen durch die Würmer erschwert
oder unmöglich gemacht wird. Jedenfalls bedarf dieses Verhältniss,
welches für das Pflanzenwachsthum und die Wurzelbildung von Wichtig-
keit ist, noch der Feststellung.
An einer Stelle des Anstaltsgartens zählte man bei 1 m Tiefe 16
Wurmröhren, an einer anderen feuchten Stelle in der Nähe der Kom-
posthaufen 42 ; in Tapiau bei Königsberg in derselben Tiefe an einer
höher gelegenen Stelle mit leichtem Boden 37 und an einer tiefer ge-
legenen feuchten Stelle mit schwerem Boden 59 Rühren auf den
Qudratmeter.
Wenn man sich nun vorstellt, dass auf 1 Quadratmeter Bodenfläche
etwa 35 Wurmröhren von 7 — 8 mm Durchmesser oder 2 theil weise
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 48. o
— 34 —
sogar 3 m senkrecht in die Tiefe hinunter führen, so bekommt man
erst den richtigen Begriff von der ausserordentlichen Leistung der
Regenwürmer. Könnte wohl der Untergrund auf eine wirksamere Art
aufgeschlossen und der Luft sowie dem Regen- und Schneevvasser der
Weg in die Tiefe besser gebahnt werden, als durch diese so zahlreichen
und dabei verhältnissmässig weiten Rühren ? Freilich werden dieselben
wohl bewirken, dass in trockenen Jahren der Untergrund rascher aus-
trocknet und dass düngende Substanzen hinunter geschlemmt werden,
ehe sie den Ackergewächsen nutzbar sein konnten. Diesen Nachtheilen
steht der ausserordentliche Vortheil der Bodenlüftung entgegen, die
um so ausgiebiger sein wird, je mehr sorgsame Kultur die Oberfläche
des Bodens locker erhält.
Den grössten Vortheil aber haben die Wurzeln der Obstbäume und
der Reben, denn die in den Untergrund geführten Nährstoffe bereichern
denselben und kommen jenen zu gut. Audi giebt es, wie man weiter
oben aus dem unter 4 angeführten Beispiele gesehen hat, Ver-
hältnisse, in denen die Wurzeln dieser Gewächse nur mit Hilfe der
Würmer feste Untergrundsschichten durchwachsen und in die Tiefe
eindringen können. Wenn nicht noch viel mehr Wurmröhren von den
Wurzeln benutzt werden, als dies thatsächlich der Fall ist, so liegt
das, abgesehen von einem etwaigen Widerstände der Würmer selbst,
daran, dass nur primäre Wurzeln senkrecht in die Tiefe zu wachsen
bemüht sind, während die seeundären Wurzeln die Neigung zu seit-
lichem Wachsthume in sich tragen, der sie, selbst wenn sie in einer
Wurmröhre eine Strecke senkrecht hinunter gewachsen sind, doch
immer wieder folgen werden, sobald eine Oeffnung in der Röhrenwandung
Gelegenheit dazu bietet.
ÜBER DIE
INTERNATIONALEN ABSOLUTEN,
INSBESONDERE DIE
MAGNETISCHEN UND DIE ELEKTRISCHEN
MAASSE.
VORTRÄGE, GEHALTEN IM NASSAUISCHEN VEREIN FÜR NATURKUNDE
WÄHREND DES WINTERS 1894/95
VON
D«. LUDWIG KAISER
(WIESBADEN).
JYIRCHHOFF's Vorlesungen über mathematische Physik beginnen
mit dem Satze: »Die Mechanik ist die Wissenschaft von der Bewegung;
als ihre Aufgabe bezeichnen wir: die in der Natur vor sich gehenden
Bewegungen vollständig und auf die einfachste Weise zu beschreiben«.
Dieser Satz lässt sich verallgemeinern ; die hier der Mechanik zugewie-
sene Aufgabe kann als die Aufgabe der Physik überhaupt bezeichnet
werden.
An einer physikalischen Erscheinung bleibt nichts mehr zu erklären
übrig, sobald sie auf einen genau bestimmten mechanischen Vorgang
zurückgeführt ist. In der That zeigt uns die Geschichte der Physik,
wie ihre einzelnen Zweige bestrebt sind, sich zu besonderen Kapiteln
der Mechanik zu entwickeln. Seit HUYGHENS betrachten wir das
Licht als eine Wellenbewegung des Aethers, seit ROBERT MAYER die
Wärme als eine Molekularbewegung; und seit den epochemachenden
Entdeckungen von HEINRICH HERTZ schickt auch die Lehre von der
Elektricität sich an, den Weg der Optik zu gehen. Und in dem Maasse,
wie die mechanische Erklärung einer physikalischen Erscheinung gelingt,
wird diese der mathematischen Behandlung zugänglich, gewinnt die Physik
Antheil an der der Mathematik eigenen Beweiskraft und Gewissheit.
In diesem Sinne sehen wir das stolze Wort KANT's immer mehr zur
Wahrheit werden, dass in jeder besonderen Naturlehre nur so viel eigent-
liche Wissenschaft angetroffen werden könne, als darin Mathematik an-
zutreffen sei.
Zur mathematischen, d. i. quantitativen Auffassung eines Bewegungs-
vorganges bedarf es seiner Darstellung durch Maass und Zahl. Durch
Beobachtung und Messung müssen die Data gewonnen werden, die in
die mathematische Formel einzusetzen sind. Zu messen ist aber bei
jeder Bewegung ihre räumliche Ausdehnung, ihr zeitlicher Verlauf, so-
Avie ihr Träger, die bewegte Masse, entsprechend den drei Grundvor-
stellungen des Raumes, der Zeit und der Materie. Die Physik bedarf
daher dreier Grundmaasse, nämlich je eines Maasses für räumliche Aus-
— 38 —
dehnung, für die Zeit, für die Masse: alle übrigen Maasse nicht mü-
der Mechanik sondern der Physik überhaupt werden auf jene Grund-
maasse zurückgeführt und heissen abgeleitete Maasse.
Mit den Fortschritten und den Wandlungen der Wissenschaft hält
das physikalische Maasssystem gleichen Schritt. In der neueren Zeit
hat sich ein Wechsel dieses Systems nach einer zweifachen Richtung
vollzogen: die physikalischen Maasse sind erstens international und
zweitens absolut geworden. Hatte vordem jedes Land und jedes
Ländchen seine eigenen Maasse, Gewichte u. s. w. gehabt, ein Luxus,
der dem Verkehr die drückendsten Belästigungen auferlegte, so hatten
sich die Männer der Wissenschaft vermöge einer stillschweigenden Ueber-
einkunft zur Annahme des französischen Maass- und Gewichtssystems
schon lange geeinigt, bevor dem Verkehr diese Wohlthat durch gesetz-
liche Beschlüsse der einzelnen Läuder gesichert wurde. Zugleich aber
wurde der Gedanke verwirklicht, zur Messung mechanischer Kraft,
Arbeit u. s. w. nur solche Maasse zu verwenden, die nicht wie das
Grammgewicht von einem zum anderen Punkte der Erdoberfläche ver-
änderlich, sondern immer und überall dieselben sind. Freilich haben
sich, zumal im grosstechnischen Betriebe, neben diesen von der Wissen-
schaft geforderten absoluten noch die älteren Maasse behauptet, ein
Dualismus, der dem Verständniss oft störend in den Weg tritt. Dazu
kommt, dass die heute in die Elektrotechnik eingeführten absoluten
Maasse, die »Ampere«, »Volt« und »Ohm« für den Nichtfachmann etwas
Fremdartiges haben und den Zusammenhang mit den verständlicheren
Maassen der Mechanik nicht unmittelbar erkennen lassen. Das Ver-
ständniss jener Maasse setzt zugleich die Kenntniss bestimmter physika-
lischer Thatsachen, Gesetze und zum Theil schwieriger Begriffe voraus.
Im Folgenden soll versucht werden, unter Berufung auf jene Thatsachen
und Gesetze wie die geschichtliche Entwickelung die wichtigsten der
internationalen absoluten Maasse, namentlich der magnetischen und der
elektrischen, zu erklären.
Das französische Maasssystem.
Der ersten französischen Republik gebührt das Verdienst, das Durch-
einander der verschiedenartigen Maasse beseitigt und zunächst das
Längenmaass — wenigstens der Idee nach — auf eine feste, durch die
Natur seihst gegebene Grösse zurückgeführt zu haben. Zwar hatte schon
HUYGIIENS im Jahre 1673 den Vorschlag gemacht, den dritten Theil
— 39 —
von der Länge des Sekundenpendels als »pes horarius« zur Längen-
einheit zu wählen, und LEIBNIZ hatte die Idee eines »philosophischen
Fusses« als des dritten Theils des Sekundenpendels unter der Breite
von 45° adoptirt. Allein dieser Vorschlag blieb unbeachtet, bis TALLEY-
RAND 1790 in der Assemblee nationale den Gedanken anregte, in Ge-
meinschaft mit England eine auf der Länge des Sekundenpendels be-
ruhende Längeneinheit zu bestimmen. Eine Commission, bestehend aus
den Mathematikern BORDA, LAGRANGE, LAPLACE, MONGE und
CONDORCET, wurde beauftragt, der Versammlung geeignete Vorschläge
zu machen. Diese Commission erstattete am 19. März 1791 ihren Bericht
und bezeichnete für die Festsetzung des Längenmaasses drei verschiedene
Grundlagen : 1) die Länge des Sekundenpendels, 2) den Quadranten des
Erdäquators und 3) den Quadranten des Erdmeridians. Den ersten
Vorschlag verwarf die Commission, weil diese Bestimmung ein fremdes
Element, die Zeit einschliesse ; der zweite Vorschlag erschien ungeeignet
mit Rücksicht auf die Schwierigkeit, einen ausreichenden Theil des
grösstentheils durch unwirthliche Gegenden führenden Aequators zu
messen. Man entschied sich also für den Quadranten des Erdmeridians,
dessen Länge durch eine erneute Gradmessung mit möglichster Genauig-
keit bestimmt werden sollte. Die früher ins Auge gefasste Mitwirkung
einer fremden Nation (Englands) wurde abgelehnt, »damit man in Zu-
kunft wisse, welcher Nation man die Idee und die Bestimmung eines
natürlichen Grundmaasses zu verdanken habe.« In den Jahren 1792
bis 1799 wurde diese Arbeit ausgeführt und der Meridianbogen von
Dünkirchen bis Barcelona (9° 40' 25", 9) trigonometrisch gemessen. Das
Ergebniss dieser Messung verband man mit demjenigen der Peruanischen
Gradmessung, die von französischen Gelehrten in den Jahren 1736 bis
1744 ausgeführt worden war und einen nach beiden Seiten des Aequa-
tors sich erstreckenden Bogen von 3° 7' 4" umfasste. Durch Combi-
nation dieser Ergebnisse berechnete LAPLACE die Abplattung der Erde
zu -r-T- und die Gesammtlänge des Meridianquadranten zu 5 130 738,62
o34
Toisen. Der zehnmillionte Theil dieser Länge ergab sich zu 443,296
alten pariser Linien, und diese Länge wurde als Metre definitif durch
Beschluss vom 25. Juni 1800 gesetzlich festgesetzt. Ein Platinstab, der
bei einer Temperatur von 0 ° C. genau diese Länge hat, wurde als
Normalmeter im National- Archiv niedergelegt, Seit 1889 wird im inter-
nationalen Bureau für Maass und Gewicht in Sevres bei Paris ein
— 40 —
Platin-Iridium-Maassstab aufbewahrt, auf welchem zwei eingeätzte Striche
bei der Temperatur des schmelzenden Eises die Länge des Meters genau
anzeigen.
Später hat BESSEL einen Fehler in den französischen Rechnungen
nachgewiesen, infolgedessen das Metre definitif thatsächlich um ein Ge-
ringes zu klein ausgefallen ist. Aber auch abgesehen von diesem Fehler
könnte das französische Meter als ein genaues Naturmaass nicht an-
gesehen werden. Die neueren Gradmessungen haben unwiderleglich er-
geben, dass die Erde kein genaues Sphäroiid mit elliptischem Querschnitt
ist, dass das »Geoid« eine mathematisch genau definirbare Gestalt über-
haupt nicht besitzt. Hieraus folgt, dass schwerlich zwei Meridiane
einander gleich sein werden, man also von der Länge d e s Erdmeridians
mit einer solcken Strenge, wie sie die Franzosen für ihr Meter in An-
spruch genommen haben, nicht sprechen kann. Ginge heute jenes Pro-
totyp sammt seinen Copieen verloren, so würde durch eine erneute
Bestimmung dasselbe Meter nicht wieder ermittelt werden. Das Meter
ist, wie BESSEL sagt, ein nach einer gewissen Absicht gewählter aber
dennoch innerhalb gewisser engerer oder weiterer Grenzen willkürlicher
Theil der Toise de Perou, d. h. jenes französischen Maassstabes, mit
welchem die Peruanische Gradmessung ausgeführt worden ist. Wenn wir
daher einerseits anerkennen, dass wir die Idee dieses »Naturmaasses«
den Franzosen zu verdanken haben, so wissen wir auch andererseits,
dass die Verwirklichung dieser Idee vollkommen nicht gelungen ist und
nicht gelingen konnte. Der pes horarius von HUYGHENS hätte mit
grösserem Rechte auf den Namen eines absoluten, d. h. durch die
Natur selbst fest bestimmten Maasses Anspruch erheben dürfen. Die
Länge des Sekundenpendels ist auf das Schärfste bestimmt worden. War
einmal die Länge des Sekundenpendels für eine bestimmte Breite (etwa
diejenige von 45 °) als Längeneinheit festgesetzt worden, so konnte das
etwa verlorene Urmaass durch erneute Beobachtungen an einem geeig-
neten Orte mit jeder nur wünschenswerthen Genauigkeit wiederhergestellt
werden ; ausserdem giebt die Rechnung die Mittel an die Hand, die für
eine beliebige Breite berechnete Pendellänge auf diejenige des Normal-
pendels zurückzuführen.
In neuerer Zeit ist der Vorschlag gemacht worden, die Längen-
einheit auf eine der Optik entnommene, von jeder Beziehung auf die
Erde selbst unabhängige Länge zu basiren. Die nach unseren gewöhn-
lichen Vorstellungen minimale Wellenlänge irgend einer durch eine be-
- 41 -
stimmte Linie im Spectrum charakterisirten Lichtart ist gleichwohl der
schärfsten Messung fähig. So beträgt z. B. die Wellenlänge des Natrium-
lichtes 5,895 Zehntausendtel eines Millimeters, und nach MICHELSON
gehen auf ein Meter 1 553 164 Wellenlängen des rothen Cadmiumlichtes.
Nach dem heutigen Stande der Wissenschaft sind also die Mittel zur
Festsetzung einer wirklich absoluten, jederzeit und überall in seiner
ursprünglichen Grösse wiederherzustellenden Längenmaasses gegeben, und
das französische Meter kann nach Preisgabe seiner ursprünglichen
Definition durch die Reduction auf eine solche Länge zu einem abso-
luten Maasse freilich in einem ganz anderen als dem von seinen Ur-
hebern beabsichtigten Sinne nachträglich gestempelt werden. Mit diesen
Ausfüllrungen soll einer erneuten Reform des Längenmaasses keineswegs
das Wort geredet, vielmehr nur der Begriff eines absoluten, d. h. eines
von örtlichen und zeitlichen Zufälligkeiten unabhängigen Maasses deut-
lich hervorgehoben werden.
Kehren wir zum französischen Maasssystem, wie es durch die Be-
schlüsse vom 25. Juni 1800 festgesetzt wurde, zurück. Sein wesent-
lichster Vorzug ist unzweifelhaft darin zu erblicken, dass seine Ein-
theilung mit der Gliederung des allen Culturvölkern gemeinsamen deka-
dischen Zahlensystems in vollständige Uebereinstimmung gesetzt wurde.
Nach dem Vorschlage des holländischen Professors VAN SWINDEN,
der als Vertreter der batavischen Republik 1790 nach Paris gesandt
worden war, um an den Berathungen über das metrische Maasssystem
theilzunehmen, wurden für die Bezeichnung der absteigenden Zehntel die
aus den lateinischen Zahlwörtern hergeleiteten Vorsilben deci-, centi-,
milli-, für die der aufsteigenden Zehnfachen die entsprechenden griechischen
Vorsilben deka-, hekto-, kilo- gewählt. Mit dem Längenmaass und seiner
Eintheilung waren die entsprechenden Einheiten für Flächen- und Raum-
inhalt sammt ihren Eintheilungszahlen 100 bezw. 1000 gegeben. Als
Hohlmaass wurde das Liter, d. h. das Volum eines Cubikdecimeters fest-
gesetzt; für die Zwecke der Feldmessung wurde ein Quadratdekameter
(100 Qm) als Ar, ein Quadrathektometer (100 Ar, lOOOOQm) als
Hektar bezeichnet.
Bas Gewichtssystem wurde mit dem neuen Raummaasse derart in
Verbindung gebracht, dass das Gewicht eines Cubikcentimeters destil-
lirten Wassers von grösster Dichtigkeit (4 ° C.) unter der Bezeichnung
»Gramm« als Einheit gewählt wurde. Diese einfache Beziehung zwischen
Gewichts- und Maasssystem bildet neben der decimalen Eintheilung den
— 42 —
zweiten Vorzug, welcher dem französischen Maass und Gewicht allmäh-
lich die Herrschaft in fast allen europäischen und vielen aussereuropäischen
Ländern errungen hat.
In den vereinigten Niederlanden wurde das französische System 1817
durch Königliches Dekret eingeführt; 1831 wurde in Baden, 18-40 in
der Schweiz, 1853 in Nassau der Fuss auf 30 Centimeter festgesetzt.
Der deutsche Zollverein schloss sich 1839 mit den neuen Zollgewichten
dem französischen System insoweit an, dass der Zollcentner in 100 Zoll-
pfund getheilt, das Zollpfund auf 500 Gramm normirt wurde. Die
zweite Conferenz der Mitglieder der »Europäischen Gradmessung« fasste
1867 in Berlin den Beschluss, für alle europäischen Länder das Meter
als Längeneinheit einzuführen. Diesem Beschlüsse sind seither alle
europäischen Staaten beigetreten mit Ausnahme Englands, Hollands und
Griechenlands.
Mechanische Kräfte werden durch Gewichte gemessen. Als Einheit
der Kraft wählte man in der Wissenschaft wie in der Technik das
Kilogrammgewicht, folglich als Einheit der Arbeit das Kilogrammmeter,
d. h. diejenige Arbeit, die man leisten muss, um die Masse eines Kilo-
gramms ein Meter hoch zu heben. Welches ist nun in diesem Maass-
system die Einheit der Masse?
Unter »Kraft« verstehen wir allgemein die Ursache, welche den
Bewegungszustand einer Masse ändert, mag diese Aenderung in einer
Zu- oder Abnahme der Geschwindigkeit oder in einem Wechsel der
Richtung oder in beidem zugleich sich zeigen. Wo wir eine Masse in
geradliniger Bahn mit constanter Geschwindigkeit sich bewegen sehen,
da erfolgt diese Bewegung ohne Einwirkung äusserer Kräfte lediglich
nach dem Gesetz der Trägheit. Dagegen wird die Wirkung einer con-
stanten Kraft daran erkannt, dass die von ihr angegriffene Masse sich
in gerader Linie mit gleichmässig zunehmender Geschwindigkeit bewegt ;
wir werden also diejenige Masse als Einheit betrachten müssen, deren
Geschwindigkeit in jeder Sekunde unter dem Einnuss der Krafteinheit, des
Kilogramms, um ein Meter zunimmt. Das Beispiel einer solchen Be-
wegung zeigt uns in verstärktem Maasse der freie Fall, bei welchem
die dem Erdmittelpunkt zustrebende Masse durch ihr eigenes Gewicht
bewegt wird. Bekanntlich fallen im luftleeren Baum alle Körper gleich
schnell, und die Geschwindigkeit nimmt in unseren Breiten in jeder
Sekunde um 9,81 m zu. Denken wir uns als fallenden Körper eine
Masse vom Gewicht eines Kilogramms, so wird sie unter dem Einfluss
— 43 —
gerade dieses Gewichtes als beschleunigender Kraft am Ende der ersten
Sekunde eine Geschwindigkeit von 9,81 m erlangt haben, und dieselbe
Kraft, das Kilogramm gewicht, würde ausreichen, der 9,81 fachen Masse
eine Geschwindigkeit von nur einem Meter zu ertheilen. Diese Masse,
das 9,81 fache von der Masse des Kilogrammgewichts, ist demnach
obiger Definition zufolge als die Masseneinheit zu betrachten. Bezeichnen
wir die Maasszahl der in Metern gemessenen Beschleunigung, d.i.
der Geschwindigkeitszunahme für jede einzelne Sekunde mit g, die Maass-
zahl des nach Kilogrammen gemessenen Gewichtes einer Masse mit p,
die Masszahl der nach der eben defihirten Einheit gemessenen Masse
mit m, so gilt allgemein :
m = p : g ; p = mg ; g == p : m.
Die Maasszahlen für Masse und Gewicht stimmen also durchaus
nicht überein, wie die Gewöhnung, die Grösse einer Masse nach ihrem
Gewicht zu beurtheilen, vermuthen lassen möchte. In diesem älteren
System sind jene Zahlen 9,81 mal so klein als diese; ein edm destil-
lirten Wassers von 4 ° C. hat wohl das Gewicht von 1 kg, enthält aber
nur den 9,81 ten Theil der Masseneinheit.
Die mechanischen Einheiten im absoluten Maasssystem.
Am 21. September 1881 fasste der behufs Vereinbarung inter-
nationaler Maasse für die Elektrotechnik in Paris versammelte Congress
in erster Linie folgenden Beschluss :
»Man adoptirt für die elektrischen Maasse die Fundamental-
einheiten: Centimeter, Grainnimasse, Sekunde«.
Die Zeiteinheit wird also durch diesen Beschluss nicht berührt;
statt des Meters wird das Centimeter als Längeneinheit angenommen,
wonach die Längenmaasszahlen gegen früher 100 mal so gross ausfallen;
die Annahme der Grammmasse als Masseneinheit bedeutet dagegen
eine grundsätzliche Aenderung des mechanischen Maasssystems. War
früher die Gewichts- bezw. Krafteinheit als ursprüngliche Einheit definirt
und die Masseneinheit daraus abgeleitet worden, so kehrte man jetzt
das Verhältniss um: die Grammmasse, d.i. die Masse eines cem destil-
lirten Wassers von 4 ° C, wurde als Grundmaass festgesetzt, und es fragt
sich, wie hieraus die Krafteinheit abzuleiten ist. Vermöge einer gewissen
Oberflächlichkeit hat man sich gewöhnt, mit den Ausdrücken »Gramm«,
»Kilogramm« bald Gewichte bezw. Kräfte, bald Massen zu bezeichnen,
— 44 -
während die Physik eine gründliche Unterscheidung dieser durchaus
verschiedenen Begriffe unbedingt fordert. Versuchen wir zunächst, diesen
Unterschied deutlich zu machen durch eine Betrachtung, die gleich-
zeitig zeigen soll, warum das Grammgewicht als ein absolutes, vom
Beobachtungsorte unabhängiges Kraftmaass nicht gelten kann.
Würde unser Körper, wie er ist, von der Erde auf den Mond ver-
setzt, so würde er zwar seine Masse beibehalten, aber nur etwa den
sechsten Theil seines Gewichts. Mit der gleichen Kraft der inneren
und äusseren Organe ausgestattet wie seither, würden wir federleicht
einhergehen, die höchsten Berge mit der grössten Leichtigkeit ersteigen.
Umgekehrt würden wir wie angewurzelt stehen, wenn wir plötzlich auf
die Sonne versetzt würden : die Anziehung der Sonnenmasse würde das
Gewicht unseres Körpers auf das Siebenundzwanzigfache steigern, und
bei jedem Schritt würden wir Centnerlasten zu heben haben. Aehnliche
Unterschiede zeigen sich, freilich innerhalb weit engerer Grenzen, auch
an verschiedenen Punkten der Erdoberfläche ; eine und dieselbe Masse
hat an verschiedenen Orten ein verschiedenes Gewicht, das kleinste am
Aequator, das grösste am Pol. Durch die Schwungkraft wie die grössere
Entfernung vom Erdmittelpunkt erleidet das Gewicht, der Zug nach dem
Erdmittelpunkt, am Aequator die stärkste Einbusse ; mit zunehmender
Breite nimmt diese Einbusse stetig ab, und am Pol ist sie gleich Null.
Mit der Wage ist diese Veränderung nicht nachzuweisen, da die Ge-
wichte selbst von Ort zu Ort den gleichen Veränderungen unterliegen
wie die zu wiegenden Massen ; sie macht sich aber kenntlich durch die
vom Aequator nach dem Pol hin zunehmende Fallbeschleunigung g, die
aus der Länge 1 des Sekundenpendels nach der Formel
g = TT2 . 1
leicht gefunden werden kann. Nach diesen Beobachtungen bezw. Rech-
nungen ergiebt sich für den Aequator g = 978 cm, für unsere Breite
g = 981cm, für den Pol lässt sich, da das Gesetz der Abhängigkeit
dieses Werthes von der Breite bekannt ist, g = 983 cm berechnen.
Hieraus folgt, dass das Gewicht der Grammmasse nur auf einem und dem-
selben Parallelkreis eine Aenderung nicht erleidet, dagegen in der Rich-
tung vom Aequator zum Pol im Verhältniss der Zahlen 978 981
983 stetig zunimmt. Wo es sich also um scharfe Messungen von Kräften
handelt, kann das von Ort zu Ort veränderliche Grammgewicht als ein
absolutes Maass nicht gelten. Nun folgt aus dem oben mitgetheilten
Pariser Beschluss, dass als Kraft ein hei t diejenige Kraft angenommen
- 45 -
werden muss, welche der Granimmasse während einer Sekunde eine
Beschleunigung von einem Centimeter ertheilt. Man hat (nach
CLAUSIUS) dieser Krafteinheit den Namen »Dyn« gegeben vom
griechischen dvvafitg, die Kraft.*) Die im luftleeren Raum frei fallende,
also nur durch ihr Gewicht bewegte Grammmasse erlangt in unserer
Breite während der ersten Sekunde eine Endgeschwindigkeit von 981 cm;
der 981teTheil des Grammgewichtes würde also genügen, um der frei-
fallenden Grammmasse während der ersten Sekunde eine Geschwindig-
keit von 1 cm zu ertheilen, und dieser 981 te Theil vom Grammgewicht
unserer Breite ist die eben defiuirte absolute Krafteinheit, das Dyn.
Das mit der Breite veränderliche Grammgewicht zählt am Aequator nur
978, bei uns 981, am Pol 983 Dyn; das Dyn selbst ist ein von der
Lage des Beobachtungsortes unabhängiges, also ein absolutes Maass
der Kraft. Die Krafteinheit des älteren Maasssystems, das Kilogramm,
zählt hiernach bei uns 1000 . 981 Dyn. Das auf den Grundmaassen
Centimeter, Grammmasse, Sekunde beruhende Maasssystem soll fortan
kurz als das CGS-System bezeichnet werden.
Wenn eine Masse von 7 kg Gewicht 5 m hoch gehoben wird, so
wird eine 35 mal so grosse Arbeit geleistet, als wenn man 1 kg Im
hoch hebt ; allgemein wird die Grösse einer Arbeit gemessen durch das
Produkt aus der überwundenen Kraft und der Länge des Weges, um
den ihr Angriffspunkt zurückgeschoben wird. Nach den Festsetzungen
für das absolute CGS-System wird demnach die Einheit der Arbeit
geleistet, wenn der Angriffspunkt eines Dyn um ein Centimeter zurück-
geschoben wird. Man kann daher die Arbeitseinheit mit Rücksicht auf
diesen Zusammenhang ein Dyncentimeter nennen, der Kürze halber hat
man (nach CLAUSIUS) für diese Einheit den Ausdruck »Erg« — vom
griechischen eoyor, das Werk, die Arbeit — eingeführt. Die Arbeits-
einheit des älteren Systems, das Kilogrammmeter, ergiebt sich hiernach
zu 1000 . 981 . 100 Dyncentimeter oder 981 . 105 Erg.
Unter Effekt oder Leistung versteht man die in einer Sekunde
geleistete Arbeit; ihre Einheit ist im absoluten CGS-System das
«Sekundenerg«. Die Grosstechnik misst den Effekt nach Pferde-
kräften (HP = Horse Power) und rechnet die Pferdekraft selbst zu
75 kgm pro Sekunde. Hiernach ergiebt sich die Pferdekraft zu 75 . 105 . 981
*) Der Sprachgebrauch schwankt zwischen „die Dyne" und „das Dyn" ; ich
gehe aus naheliegendem Grunde der neutralen Form den Vorzug.
— 46 -
oder rund 736 . 107 Erg pro Sekunde. Wie sich später ergeben wird,
hat man in der Elektrotechnik das Zehnmillionfache eines Sekundenerg
unter der Bezeichnung »Watt« als praktische Einheit für den Strom-
effekt festgesetzt. Zwischen Pferdekraft und Watt ergiebt sich demnach
die Beziehung
1HP = 736W.
Das mechanische Wärmeäquivalent ist bereits von dem
Entdecker des Prinzips von der Erhaltung der Kraft ROBERT MAYER
(1842) in der Theorie vollkommen richtig aus dem Ausdehnungscoeffi-
cienten und den beiden specitischen Wärmen der Luft bei constantem
Druck und bei constantem Volumen berechnet worden ; das Resultat war
freilich wie die eingesetzten Data ungenau. Nach den von JOULE in
Manchester während der zweiten Hälfte der vierziger Jahre angestellten
sorgfältigen Versuchen ist eine C a 1 o r i e , d. i. die Wärmemenge, welche
erforderlich ist, um 1 kg Wasser von 0° C. auf 1° C. zu erwärmen,
einer Arbeit von 425 kgm äquivalent; in neuester Zeit hat GRIFFITHS
eine etwas höhere Zahl, nämlich 427,88 kgm gefunden. Es ist nun
leicht, dieses Aequivalenzverhältniss zwischen Wärme und Arbeit in den
Einheiten des C GS- Systems auszudrücken. Als Wärmeeinheit gilt hier
die kleine, d. i. die Gramm calorie, als Arbeitseinheit, wie wir
gesehen haben, das Erg. Zunächst ist die Gramm calorie (nach
GRIFFITHS) einer Arbeit von 427,88 Grammmetern oder 42 788
Grammcentimetern oder endlich 42 788.981, rund 42.10° Erg äqui-
valent ; umgekehrt sind auf jedes Erg rund 0,24 Zehnmilliontel
(0,24. 10 ~7) einer Grammcalorie zu rechnen.
Die magnetischen Grössen in absolutem Maasse.
Die Lehre vom Magnetismus ist von praktischer wie wissenschaft-
licher Bedeutung erst dadurch geworden, dass man die magnetischen
Eigenschaften der Erde kennen lernte. Schon die Unterscheidung der
Pole setzt die Kenntniss der Directionskraft voraus, welche eine Magnet-
nadel durch den Magnetismus der Erde erfährt; das Grundgesetz, nach
welchem gleichnamige Pole sich abstossen, ungleichnamige sich anziehen,
enthält gleichfalls eine latente Beziehung der Pole auf den Erdmagnetismus.
Drei Elemente sind es, welche die wissenschaftliche Forschung be-
züglich des Erdmagnetismus ins Auge zu fassen hat: die Declination
oder Abweichung, die Inclination oder Neigung der Nadel,
die Intensität oder Stärke des erdmagnetischen Feldes.
— 47 —
Am frühesten wurde die Declination bekannt. Schon mehrere Jahr-
hunderte vor dem Beginn unserer Zeitrechnung bedienten sich die
Chinesen auf Land- und Seereisen des Compasses. Aber sie wussten
auch, dass die an einem Faden aufgehängte Magnetnadel nicht genau
nach Norden zeigt, und verstanden es, diese Abweichung der Nadel vom
geographischen Meridian, die Declination, zu messen. Um 1200 n. Chr.
gelangte die Kenntniss des Compasses aus dem Orient zu den seefah-
renden Nationen des westlichen Mittelmeeres; COLUMBUS bestimmte
schon 1492 die geographische Lage einer Linie ohne Abweichung, er
erkannte sogar die Möglichkeit, aus der beobachteten Declination einen
Schluss auf die geographische Länge des Beobachtungsortes zu ziehen.
Von GEORG HARTMANN in Nürnberg wurde 1543 zum ersten
Male die Beobachtung gemacht, dass sich das Nordende der Nadel unter
den Horizont neige. Seine Beobachtung war freilich eine sehr unvoll-
kommene ; er beobachtete nur eine Neigung von 9 °, während sie in
Wirklichkeit 70 ° betrug. Gemessen wurde die Inclination zum ersten
Male 1576 in London durch ROBERT NORMANN vermittelst eines
verticalen, in den magnetischen Meridian gestellten Kreises, in dessen
Ebene die Magnetnadel um eine horizontale Axe drehbar war. Der
Erste, der auch das dritte Element, die Intensität, genauer verfolgte,
war ALEXANDER v. HUMBOLDT.
Wird die Declinationsnadel aus dem magnetischen Meridian ab-
gelenkt und dann sich selbst überlassen, so führt sie um ihre Gleich-
gewichtslage Schwingungen aus, und zwar wesentlich in derselben Weise
wie ein aus seiner Ruhelage abgelenktes Pendel. Die Schwingungen
erfolgen um so rascher, je stärker die Kraft ist, welche die Nadel in
den magnetischen Meridian zurückzieht. Doppelt soviel Schwingungen
während einer bestimmten Zeit, z. B. einer Minute, deuten auf die vier-
fache, dreimal soviel auf die neunfache Kraft ; diese Kraft ist also dem
Quadrate der Schwingungszahl proportional. Zeigt nun ein und die-
selbe Nadel an verschiedenen Punkten der Erdoberfläche verschiedene
Schwingungszahlen, so wird man unter sonst gleichen Umständen den
Schluss ziehen dürfen, dass die horizontalen Intensitäten des Erdmagne-
tismus verschieden sind und in demselben Verhältniss stehen wie die
Quadrate der Schwingungszahlen.
Auf dieser Grundlage beruhen die von ALEXANDER v. HUM-
BOLDT auf seiner Reise nach den Tropenländern (1798—1804) aus-
geführten Beobachtungen. Er bildete sich selbst eine Art von Maass,
- 48 -
indem er diejenige Intensität als Einheit annahm, welche sich ihm an
einem Tunkte der Peruanischen Alpen unter 7 ° 2' südlicher Breite und
81° 8' westlicher Länge in den dort gezählten Schwingungen der Nadel
darstellte. In dieser willkürlich gewählten, mit 1,000 bezeichneten Ein-
heit ergaben sich z. B. die 1827 in Paris und London gemessenen
Horizontalintensitäten des Erdmagnetismus gleich 1,348 bezw. 1,372.
So schätzenswerth diese der wissenschaftlichen Forschung durch HUM-
BOLDT gegebene erste Anregung auch erscheinen mag, so konnte seine
Methode doch zu bestimmten Ergebnissen deshalb nicht führen, weil sich
gar nicht beurtheilen Hess, wieviel von den beobachteten Aenderungen
auf Rechnung des möglicherweise veränderten magnetischen Zustandes
der Nadel zu schreiben war. Durch Erschütterungen und Temperatur-
änderungen wird der Magnetismus einer Nadel nicht unwesentlich be-
einflusst; wrenn man also auch mit einer und derselben Nadel heute in
Paris und morgen in London beobachtet, so ist man doch nicht sicher,
dass man hier wie dort mit demselben magnetischen Maasse misst. Das
Verdienst, die Intensität des Erdmagnetismus wie überhaupt der magne-
tischen Grössen auf ganz bestimmte, für sich feststehende, jederzeit und
überall mit grösster Schärfe wieder nachzuweisende und von der Indi-
vidualität der angewandten Nadel ganz unabhängige Einheiten zurück-
geführt zu haben, gebührt keinem Geringeren denn CARL FRIEDRICH
GAUSS. Seine am 15. December 1832 der Königlichen Societät zu
Göttingen vorgetragene Abhandlung
Intensitas vis magneticae terrestris ad mensuram absolutam revocata
ist als die feste mathematische Grundlage für die Theorie des Magne-
tismus zu betrachten. Für alle Zeiten wird sie als ein classisches Muster
exact - wissenschaftlicher Forschung gelten und Zeugniss davon ablegen,
was mathematische Gründlichkeit in Verbindung mit scharfsinniger
Beobachtung zu leisten vermag. Hier interessirt uns jene berühmte
Abhandlung um so mehr, als sie bereits die Möglichkeit andeutet, auf
gleicher Grundlage ein absolutes Maasssystem für die elektrischen Grössen
zu entwickeln.
Als Längeneinheit wählte GAUSS das Millimeter, als Zeiteinheit
die Sekunde, als dritte ursprüngliche Einheit das Milligramm, und zwar
seine Masse, nicht sein Gewicht. Noch deutlicher wie in der
Intensitas hat er sich in der 1836 erschienenen Abhandlung „Erd-
magnetismus und Magnetometer" über die Gründe dieser Festsetzung
ausgesprochen. Hier heisst es nämlich: »Man hat gesehen, dass die
— 49 —
den Abmessungen untergelegten Einheiten nur in einer Gewichtseinheit
bestanden. Man muss aber nicht übersehen, dass eine Gewichtsgrösse,
z. B. ein Gramm, hier nicht das Quantum ponderabler Masse bedeutete,
welches diesen Namen führt, und welches überall dasselbe ist, sondern
den Druck, welchen dieses Quantum Materie unter dem Einfluss der
Schwerkraft an dem Beobachtungsorte ausübt. Diese Schwerkraft ist
aber bekanntlich an verschiedenen Orten nicht ganz gleich, und wenn
wir daher den Druck eines Gramms als Gewichtseinheit wählen, so würde
nach aller Strenge die Intensität, des Erdmagnetismus an verschiedenen
Orten nicht mit gleichem Maasse gemessen werden. Bei der grossen
Schärfe, deren die Messungen gegenwärtig fähig sind, ist es billig, diesen
Unterschied nicht zu vernachlässigen. Am natürlichsten ist es, ihn da-
durch zu berücksichtigen, dass man die Schwerkraft selbst auf ein ab-
solutes Maass zurückführt, indem man als ihr Maass die doppelte Fall-
höhe in der gewählten Zeiteinheit, z. B. in der Sekunde, annimmt und
den Druck durch das Produkt der Masse in die Zahl, die die Schwer-
kraft misst, ausdrückt. Man übersieht leicht, dass auf diese Weise
andere Zahlen sowohl für die Kraft der angewandten Magnetnadel als
für die erdmagnetische Kraft hervorgehen, deren Grundlagen anstatt der
vorigen zwei Einheiten jetzt drei sein werden, eine Entfernungs-
einheit, eine Zeiteinheit und eine Masseneinheit.«
Wir haben diese ganze Stelle wörtlich hierhergesetzt, um unsere
obige Ausführung über den Begriff des Dyn in ein helleres Licht zu
setzen.
GAUSS fand die Länge des Sekundenpendels zu Göttingen = 994,126
mm und berechnete hieraus die Fallbeschleunigung öder, wTas dasselbe
ist, die doppelte Fallhöhe der ersten Sekunde g = 9811,63 mm. Dem-
nach beträgt seine Krafteinheit den 981 1,63 ten Theil vom Göttinger
Milligrammgewicht oder den 10 000 ten Theil unseres heutigen Dyn.
Dem COULOMB'schen Gesetze zufolge ist die Kraft (f ), mit welcher
zwei Magnetpole (p und pj sich anziehen oder abstossen, dem Produkt
der Pol stärken direkt, dem Quadrat ihrer Entfernung (r) umgekehrt
proportional, also darstellbar durch die Formel
PPi
f =
r2
Die Einheit der Polstärke kommt daher nach GAUSS demjenigen Pole
zu, der einen gleichstarken, ein Millimeter von ihm abstehenden Pol
mit der soeben definirten Krafteinheit abstösst. Die Einheit der Pol-
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 48. 4
50
Fig. 1.
stärke im CGS- System ist tausendmal so gross denn diejenige nach
GAUSS.
Den Wirkungsbereich eines Magneten nennt man das m agne-
tische Feld. Bedeckt man einen kräftigen Magneten mit einem
Cartonblatt und streut Eisenfeile darauf, so ordnen sich nach einer leisen
Erschütterung des Blattes die Eisentheilchen in ganz bestimmte Curven.
Häufung und Verlauf dieser Linien bringen an jeder Stelle die Stärke des
Feldes und die Richtung der magnetischen Kraft deutlich zur Anschauung,
weshalb jene Linien nach FARADAY den Namen Kraftlinien führen.
Die Kraftlinien des erdmagnetischen Feldes hat man sich wegen der im
Vergleich zu den Dimensionen eines künstlichen Magneten sehr grossen
Entfernung der Pole vom Beobachtungsorte als parallele Geraden in
gleichen Abständen und von der Rich-
tung der Inclinationsnadel zu denken.
Im Folgenden wird nicht die in dieser
Richtung wirksame volle Intensität
des erdmagnetischen Feldes, sondern
ihre in den magnetischen Meridian
fallende horizontale Componente in
Betracht gezogen werden. Bezeichnet
man jene volle Intensität mit J, diese
Componente mit T (»terrestris«), den
lnclinationswinkel mit i, so ist
T = J . cos i.
Wir denken uns (Fig. 1) einen
linearen Magneten ns in einer gegen
den magnetischen Meridian senkrech-
ten Lage und um eine durch seinen
Mittelpunkt 0 gehende verticale Axe
drehbar. Die Kraft f, mit welcher
der Nordpol nach Norden, der Süd-
pol nach Süden gezogen wird, ist
einerseits der Polstärke p des Mag-
neten, andererseits der Horizontal-
intensität T des Erdmagnetismus pro-
portional, also darstellbar durch die
Formel
f = p . T.
— 51 —
Bezeichnen wir nun die Axenlänge n s mit 2 1, so ist das statische Moment
der in n angreifenden rechtsdrehenden Kraft gleich dem Produkt aus
Kraft und Hebelarm, also = 1 f oder 1 p T ; ebenso gross ist das statische
Moment der in s angreifenden, gleichfalls rechtsdrehenden Kraft, und
das gesammte Drehungsmoment I), welches die Nadel aus der senkrechten
Lage in den Meridian zurückzudrehen strebt, ist
D = 21f oder D = 21.p.T.
Das Produkt aus der Polstärke p und der Axenlänge 2 1 wird m a g n e -
tisch es Moment (M) oder auch Stabmagnetismus genannt, so
dass man kürzer erhält
D = M . T.
Bildet die Nadel mit dem magnetischen Meridian nur noch den Winkel c/,
so ist das Drehungsmoment BP in dieser Stellung gleich MT . sin y,
fällt ihre Axe in den Meridian, so ist das Drehungsmoment gleich Null ;
jenen für die senkrechte Stellung gütigen Maximalwerth D = MT nennt
GAUSS das reducirte Drehungsmoment.
Man beachte, dass nach diesen für die magnetischen Grössen ge-
gebenen Definitionen die Polstärke noch keine mechanische Kraft vor-
stellt, dass eine solche erst aus der Einwirkung eines zweiten, in einer
bestimmten Entfernung befindlichen Pols oder aus derjenigen eines mag-
netischen Feldes entspringt, dass ferner das magnetische Moment noch
kein Drehungsmoment im mechanischen Sinne ist, sondern erst durch
die Einwirkung eines magnetischen Feldes zu einem solchen wird. Hierin
liegt denn auch der Grund, warum die Kraft (f = pT) als das Produkt
aus der Polstärke und der Intensität, das reducirte Drehungsmoment
(D = M T) als das Produkt aus dem magnetischen Moment des Stabes
und der Intensität des magnetischen Feldes sich darstellt, Diese Pro-
dukte können demnach als rein mechanische Grössen durch die ent-
sprechenden absoluten Maasse ausgedrückt werden; die weitere Aufgabe
ist die, nicht nur jene Produkte selbst, sondern auch den Antheil zu
bestimmen, der jedem einzelnen ihrer Faktoren zukommt.
Zu diesem Zwecke veranstaltete GAUSS eine zweifache Reihe von
Versuchen, Schwingungsversuche und Ablenkungsversuche:
bei den Schwingungen eines magnetischen Stabes im erdmagnetischen
Felde wird sein Magnetismus durch die Intensität des Feldes unterstützt,
diese Versuche liefern also das Produkt jener beiden Faktoren; bei
der Ablenkung irgend eines zweiten Stabes durch jenen ersten wirkt
der Magnetismus des Stabes der Intensität des Erdmagnetismus entgegen,
4*
— 52 —
diese Versuche liefern daher das Verhältnis s der Faktoren. Aus der
Verbindung des Produktes mit dem Verhältniss ergiebt sich sodann jeder
einzelne Faktor für sich , Stabmagnetismus und Intensität des Erd-
magnetismus werden selbständig bestimmt und auf absolutes Maass
zurückgeführt.
"■6V
Die ScJnvingiingsversucJie.
Die Schwingungen eines horizontal aufgehängten magnetischen Stabes
erfolgen unter Voraussetzung unendlich kleiner Amplituden — und auf
diesen Grenzfall lassen sich endliche Schwingungen leicht reduciren —
nach der Formel
/ K
wobei t die Schwingungsdauer, K das Trägheitsmoment, d. i. die auf
die Entfernung Eins von der Drehungsaxe reducirte Masse des Magnet-
stabs bedeutet. Umgekehrt folgt
und das Drehungsmoment MT lässt sich mit jeder nur wünschenswerthen
Genauigkeit in absolutem Maasse berechnen, wenn es gelingt, durch
geeignete Versuche sowohl das Trägheitsmoment wie auch die Schwingungs-
dauer des Stabes mit gehöriger Schärfe zu bestimmen. Durch die be-
sondere Einrichtung, welche GAUSS seinen Versuchen gab, wurden beide
Zwecke in vollkommenstem Maasse erreicht.
Hat der schwingende Stab bei homogener Beschaffenheit eine ein-
fache geometrische, z. B. eine prismatische Gestalt, so bildet die Berech-
nung des Trägheitsmomentes eine unschwer zu lösende mathematische
Aufgabe ; in jedem Falle lässt es sich durch einen von GAUSS ange-
gebenen einfachen Versuch ermitteln, auf den wir hier nicht näher ein-
gehen wollen. Für den am 11. und 18. September 1832 zu den
magnetischen Beobachtungen benutzten, fast ein Pfund schweren Stab
ergab sich
K = 4 228 732 400 Milligramm-Quadratmillimetern.
Im heutigen CGS-System würde sich ergeben haben
K = 42 287,324 Gramm-Quadratcentimetern.
Die grösste Sorgfalt wurde angewandt, um auch die geringste Aen-
derung in der Stellung des Magnetstabes kenntlich zu machen und seine
Schwingungsdauer auf das Schärfste zu bestimmen. Zu diesem Zwecke
— 53 —
wurde die Stellung des Magnetstabes nicht direct, sondern indirect ver-
mittelst Spiegel, Scala und Fernrohr beobachtet. Diese Art der Be-
obachtung wie überhaupt die dem »Magnetometer« von GAUSS gegebene
Einrichtung ist für physikalische Präcisionsversuche von so hervorragen-
der Bedeutung geworden, dass wir nicht unterlassen wollen, die Be-
schreibung hier folgen zu lassen, welche GAUSS in den » Göttin gischen
gelehrten Anzeigen« vom 24. December 1832 selbst gegeben hat. Hier
heisst es :
»Die von dem Verfasser gewöhnlich gebrauchten Nadeln (wenn man
prismatische Stäbe von solcher Stärke noch Nadeln nennen darf) sind
fast einen Fuss lang und haben ein Gewicht von beinahe einem Pfund.
Die Aufhängung geschieht an einem 2l/2 Fuss langen ungedrehten Seiden-
faden, der, aus 32 einfachen zusammengesetzt, selbst das doppelte Ge-
wicht noch sicher trägt ; das obere Ende des Fadens ist drehbar, und
die Drehung wird an einem eingetheilten Kreise gemessen. Die Nadel
trägt an ihrem südlichen oder nördlichen Ende (je nachdem die Loca-
lität das eine oder das andere bequemer macht) einen Planspiegel, dessen
Ebene gegen die magnetische Axe der Nadel durch zwei Corrections-
schrauben, so genau wie man will, senkrecht gestellt werden kann, ob-
wohl unnöthig ist darauf eine ängstliche Sorgfalt zu verwenden, da man,
was daran fehlt, durch die Beobachtungen selbst auf das Schärfste messen
und als Collimationsfehler in Rechnung bringen kann. Die so frei-
schwebende Nadel findet sich in einem hölzernen cylindrischen Kasten,
welcher ausser der kleinen Oeffnung im Deckel, durch welche der Faden
geht, noch eine grössere an der Seite hat, welche nur wenig höher und
breiter ist als der erwähnte Spiegel. — Dem Spiegel gegenüber ist ein
Theodolit aufgestellt; die verticale Axe desselben und der Aufhängungs-
faden sind in demselben magnetischen Meridian und etwa 16 Pariser
Fuss von einander entfernt. Die optische Axe des Fernrohrs am Theo-
dolit ist etwas höher als die Nadel und in der Verticalebene des mag-
netischen Meridians so abwärts geneigt, dass sie gegen die Mitte des
Spiegels an der Nadel gerichtet ist.
An dem Stativ des Theodoliten ist eine 4 Fuss lange in einzelne
Millimeter getheilte horizontale Skala befestigt, die mit dem magnetischen
Meridian einen Winkel macht ; derjenige Punkt der Skala, welcher mit
der optischen Axe des Fernrohrs in einer Verticalebene liegt und der
Kürze wegen der Nullpunkt heissen mag, wird durch einen von der
Mitte des Objektivs herabhängenden, mit einem Gewicht beschwerten
— 54 —
feinen Goldfaden bezeichnet; die Skala ist in einer solchen Höhe, dass
das Bild eines Theils derselben im Spiegel durch das Fernrohr erscheint,
dessen Ocular zum deutlichen Sehen auf die Entfernung dieses Bildes
gestellt ist.«
Die ausserordentlich feine Empfindlichkeit dieses Apparates leuchtet
ohne Weiteres ein. Macht der Stab nur die geringste Drehung, so er-
scheint statt des Mittelpunktes das Spiegelbild eines anderen Theilstrichs
der Skala auf der optischen Axe des Fernrohrs. So lange, wie bei
diesen Versuchen immer der Fall war, nur kleine Ausschlagswinkel in
Betracht kommen, werden sich die Bewegungen der nur einen Fuss
langen Nadel durch ihre verlängerte Axe mit zweiunddreissigfacher Ver-
grösserung auf die ihrem Mittelpunkt in einer Entfernung von 16 Fuss
gegenüberstehende Skala projiciren. Nach dem Spiegelgesetze dreht sich
der reflectirte Strahl um das Doppelte desjenigen Winkels, um welchen
der Spiegel selbst sich dreht. Zeigt demnach die verlängerte Axe des
Magneten auf den Theilstrich n, so erblickt man im Spiegel den Theil-
strich 2 n, im Spiegelbilde der Skala stellen sich also die (kleinen) Be-
wegungen der Nadel in 64facher Vergrösserung dar. Bei den von
GAUSS bei seinen Versuchen gewählten Dimensionen entsprach dem
linearen Fortschritt des Bildes um einen Theil der Skala eine Drehung
des Spiegels und damit des Magneten von nahezu 22 Winkelsekunden; .
ein solches Intervall konnte durch ein »nur etwas geübtes Auge« noch
leicht in zehn Theile getheilt, die Drehung des Magneten also bis auf
das Doppelte einer Winkelsekunde genau bestimmt werden.
Ganz besonderen Werth legte GAUSS auf die Anwendung schwerer
Magnete. Kleinere Nadeln, wie man sie früher angewandt hatte, zeigten
eine sehr rasche Abnahme der Schwingungen ; die grösseren, welche
GAUSS anwandte, setzten ihre weit langsameren Schwingungen viele
Stunden laug fort. Wenn die Beobachtung auch mit so kleinen
Schwingungen begann, dass die Reduction auf unendlich kleine Ampli-
tuden fast unmerklich wurde, so waren sie doch nach 6 und mehr
Stunden immer noch gross genug, um ihren Antritt mit aller nöthigen
Schärfe beobachten zu können. Ja, wenn die Schwingungsdauer durch
die ersten Beobachtungen einmal annähernd festgestellt war, so konnte
man den Apparat Stunden lang sich selbst überlassen, ohne bei der
Rückkehr über die Zahl der inzwischen erfolgten Schwingungen im
Geringsten zweifelhaft zu sein. Anfangs bediente er sich des oben er-
wähnten, nahezu ein Pfund schweren und an 32 Coconfäden aufgehängten
— 55 —
Stabes; später wurde für das Magnetometer des magnetischen Observa-
toriums ein Stab von 4, für dasjenige der Sternwarte sogar ein solcher
von 25 Pfund gewählt. Freilich darf bei den Schwingungen so schwerer
Magnete die Torsion der in gehöriger Stärke zu wählenden Aufhänge-
faden nicht ausser Acht gelassen werden ; allein es bietet keine Schwierig-
keit, dieselbe mit in Rechnung zu stellen. Durch alle diese Vorkehrungen
wurde für die magnetischen Beobachtungen eine Schärfe erzielt, die
der der feinsten astronomischen Beobachtungen nicht nachsteht. »Man
bestimmt«, sagt GAUSS bei einer späteren Gelegenheit, »die Richtung
des Erdmagnetismus auf eine oder ein paar Bogensekunden genau ; man
beobachtet Anfang und Ende einer Schwingung auf einige Hunderttheile
einer Zeitsekunde sicher, also schärfer als den Austritt der Sterne an
den Fäden eines Passage-Instruments«.
Die Schwingungsdauer des mehrfach erwähnten, nahezu ein Pfund
schweren Stabes ergab sich am 18. September 1832 zu 15,2353 Se-
kunden. Aus diesem Werth für t in Verbindung mit dem bereits oben
(S. 52) für das Trägheitsmoment K des Stabes angegebenen Werthe
(4 228 732 400 Milligramm-Quadratcentimeter) folgt aus der Formel
für das Dehnungsmoment MT, welches der betreffende Stab im erd-
magnetischen Felde zu Göttingen am 18 Septemper 1832 erfuhr, der
Werth
MT = 179 770 060
in absoluten Einheiten des GAUSS 'sehen Millimeter-Milligrammsystems.
In den Einheiten des CGS-Systems beziffert sich derselbe Werth auf
1797,7 Dy ncentimeter .
Die Ablenkungsversuche.
Nachdem durch die Schwingungsversuche das Produkt aus dem
magnetischen Moment des Stabes und der Horizontalintensität T der.
Erdmagnetismus in absolutem Maasse ermittelt ist, bleibt nur noch die
Frage zu beantworten, ein wie grosser Antheil von dem Gesammtwerth
des Produktes MT jedem einzelnen seiner Faktoren für sich zukommt.
Zu diesem Zwrecke müssen die Schwingungsversuche durch eine neue
Art von Versuchen ergänzt werden, bei welchen jene beiden Faktoren
sich nicht gegenseitig unterstützen, sondern einander entgegenwirken.
Dies wird erreicht, wenn irgend ein zweiter Magnet an Stelle jenes
— 56 —
ersten in das Magnetometer gebracht und sodann durch Annäherung
dieses selben Magneten aus dem magnetischen Meridian abgelenkt wird.
Bezüglich der auf allgemeinster Grundlage durchgeführten mathe-
matischen Entwickelung müssen wir mathematisch gebildete Leser auf
die GAUSS 'sehe Abhandlung selbst verweisen. Hier sollen nur die
beiden Hauptfälle, für welche sich Kechnung und Beobachtung besonders
einfach und bequem gestalten, kurz dargelegt werden. In beiden Fällen
liegt die Axe des ablenkenden Stabes senkrecht zum magnetischen
Meridian: im ersten Falle geht ihre Verlängerung durch den Mittel-
punkt des abzulenkenden Stabes, im zweiten Falle wird sie selbst von
der verlängerten Axe des abzulenkenden Stabes in der Mitte getroffen ;
im ersten Falle liegt also der ablenkende Stab westlich oder östlich,
im zweiten liegt er südlich oder nördlich von dem abzulenkenden Stabe.
Erste Hauptlage. NS sei (Fig 2) der ablenkende, ns der
abzulenkende Stab, den wir uns vorläufig durch eine Arretirung im
Fig. 2.
n
N
N
magnetischen Meridian festgehalten denken. Die Einwirkung des näheren
Südpols S wird die des entfernteren Nordpols N überwiegen, demnach
wird der Pol n nach Westen gezogen, der Pol s nach Osten abgestossen
werden. Denken wir uns nun die Arretirung gelöst, so wird der Magnet ns
eine linksläufige Drehung machen; er würde sich genau westöstlich stellen,
wenn er der Einwirkung des Erdmagnetismus entzogen wäre. Allein
je mehr er sich aus dem magnetischen Meridian entfernt, um so stärker
wird er durch den Erdmagnetismus zurückgezogen ; er wird daher in
einer neuen Gleichgewichtslage zur Buhe kommen, welche mit dem
Meridian einen bestimmten Winkel v bildet und in welcher das links-
drehende dem rechtsdrehenden Moment absolut genommen gleich ist.
Wählt man die Entfernung B der beiden Mittelpunkte 0 und o ver-
hältnissmässig gross, mindestens fünf- bis sechsmal so gross als die
.— 57 —
Längen der Nadeln, so ergibt sich für das linksdrehende Moment der
Werth
2 Mm
D - -^3- . cosv,
für das rechtsdreheride der Werth
D' = mT.sinv,
wenn wir mit m das magnetische Moment des abgelenkten, mit M
— wie früher — das des ablenkenden Stabes und mit T die Horizontal-
intensität des Erdmagnetismus bezeichnen. Für die Gleichgewichtslage
erhalten wir also die Gleichung
2Mm _ .
— -— • cosv = 111 1 . smv
R**
und hieraus nach Wegfall des beiden Seiten der Gleichung gemeinsamen
Faktors m
M 1 „,
— = — R3 . tang v.
Beachten wir, dass für die beschränkte Dauer des Versuchs M und T
als constante Grössen zu betrachten sind, so folgt, dass auch das Pro-
dukt R3 . tangv einen constanten Werth ergeben muss, wie sehr man auch
R über die oben angedeuteten Grenzen hinauswachsen und damit zugleich
v abnehmen lässt. Absolut constant ist streng genommen nur der Grenz-
werth, dem sich das Produkt R3 . tangv bei stetig wachsendem R mehr
und mehr nähert und den es nur für ein unendlich grosses R thatsäch-
lich erreichen würde. Sobald R mindestens fünf- bis sechsmal so gross
ist wie die Axenlänge der Nadeln, fällt die Abweichung von jenem Grenz-
werth in den Bereich der unvermeidlichen Beobachtungsfehler. Ist man
genöthigt, mit der Entfernung R etwa bis zur vierfachen Nadellänge herab-
zugehen, so empfiehlt es sich, die Ergebnisse zweier Fälle mit den
Werthpaaren R, v bezw. R', v' zu combiniren; alsdann ergiebt die etwas
weitergehende Formel
M 1 R5. tang v — R'5 . tangv'
T=Y'~ R2— R'2
M
für das Verhältniss — - ein hinreichend genaues Resultat. Mit einem
und demselben Werth von R lassen sich übrigens vier Beobachtungen
für v machen, indem man die Lage der Pole N, S durch eine Drehung
um 180° mit einander vertauscht, sodann den Stab NS in die gleiche
58 —
Fig. 3.
v
,/<
Entfernung auf der entgegengesetzten Seite bringt und auch hier die
Lage der Pole vertauscht ; aus den vier für v beobachteten Werthen
ist dann das Mittel zu nehmen.
Zweite Haupt läge. Bringt man (Fig. 3) den Mittelpunkt 0
des ablenkenden Stabes N S in die Verlängerung der Axe n s, so wird
auch in dieser Lage der festliegende Magnet NS
auf die drehbare Nadel ns ein Drehungsmoment
ausüben und sie in die zu NS parallele Lage
zu drehen suchen, während der Erdmagnetismus
die Nadel ns in den magnetischen Meridian zu-
rückzieht. Die Beobachtung ergiebt, dass jenes
Drehungsmoment unter sonst gleichen Umständen
nur halb so gross ist wie in der ersten Haupt-
lage, und das gleiche Verhältniss zeigt sich be-
züglich der hier stets sehr kleinen Ablenkungs-
winkel selbst. Die mathematische Entwickelung
zeigt ferner, dass diese Thatsache nur mit der
Voraussetzung verträglich ist, dass die dyna-
mische Wirkung zweier Magnetpole auf einander
dem Quadrat ihrer Entfernung umgekehrt
proportional ist. Nebenher wird also durch die
Versuche in beiden Hauptlagen das COULOMB-
sche Grundgesetz zu unzweifelhafter Gewissheit
erhoben. Im vorliegenden Falle ergiebt sich für
die Gleichgewichtslage die Gleichung
Mm
N-
IV
. cos v = m T . sin v
und hieraus
M
= R3 . fang v.
M
Um das Verhältniss -— - zu ermitteln, hat man also, mag man von dieser
zweiten oder von der ersten Hauptlage ausgehen, nur eine Länge (R)
und einen Winkel (v) zu messen. Auch hier wird v mit Hilfe von
Spiegel, Skala und Fernrohr bis auf einige Sekunden genau ermittelt;
je vier Beobachtungen, aus denen das Mittel zu nehmen ist, ergeben
sich, indem man einerseits die Pole N und S mit einander, anderer-
seits die südliche mit einer gleichen nördlichen Entfernung vertauscht.
— 59 —
Am 18. September 1832 ergab sieb in den Einheiten des GAUSS-
schen Systems
M
— = 56 606 437;
derselbe Werth beziffert sieb auf 56 606,437 Einheiten des CGS-Systems.
E?idergebniss beider Versuchsreihen.
Durch die Schwingungsversuche wurde (S. 55) ermittelt
MT = 179 770 060,
durch die Ablenkungsversuche
M
— = 56 606 437.
Die Multiplikation beider Gleichungen liefert den Werth für M2, die
Division der ersten durch die zweite denjenigen für T2. Zieht man
in beiden Fällen noch die Quadratwurzel, so wird
M = V(179 770 060 . 56 606 437) = 100 877 014,
T =V(179 770 060: 56 006 473)= 1,78208.
In den Einheiten des CGS-Systems sind dieselben Grössen
M = y(1797,706 . 56 606,437) = 10 877,014,
T = \'(1797,706 : 56 606,437) = 0,178 208.
Dieser letztere Werth giebt die Horizontalintensität des Erdmagnetismus
zu Göttingen am 18. September 1832, 5 Uhr V.
Versuchen wir es, uns die Bedeutung der für T nach dem CGS-
System ermittelten Zahl noch etwas genauer zu verdeutlichen. Denken
wir uns einen Nordpol von der Einheit der Polstärke, also einen solchen,
der einen gleich starken, 1 cm von ihm entfernten Pol mit der Kraft eines
Dyn abstösst, so wird derselbe im erdmagnetischen Felde von der be-
rechneten Intensität mit einer Kraft von 0,1782 Dyn in der Richtung
der Declinationsnadel nach Norden gezogen. Wäre es möglich, jenen
Nordpol selbständig darzustellen, so würde er, falls sein Träger eine
Masse von 0,1782 Grammen besässe, mit der constanten Beschleunigung
von 1 cm horizontal in der bezeichneten Richtung »fallen«. Freilich
kann- eine solche fortschreitende Bewegung, wie schon GAUSS hervor-
gehoben hat, deswegen nicht entstehen, weil es unmöglich ist, einen
wenn auch noch so kleinen einpoligen Magneten darzustellen, jedes mag-
netische Molekül vielmehr als der Träger zweier entgegengesetzter Pole
zu denken ist, die im erdmagnetischen Felde mit gleicher Kraft nach
entgegengesetzten Seiten gezogen werden. Denken wir uns dagegen
- 60 —
einen linearen Magneten ns von 1 cm Länge und der Einheit der Pol-
stärke in einer zum magnetischen Meridian senkrechten Lage, so werden
jene in n und s angreifenden gleichstarken und entgegengesetzt ge-
richteten Kräfte von je 0,1782 Dyn den Magnet zu drehen suchen und
zwar wird das Drehungsmoment dieses Kräftepaares 0,1782 Dyncentimeter
betragen, d. h. es ist darstellbar durch einen Druck von 0,1782 Dyn,
angreifend an einen Hebelarm von 1 cm Länge. Demnach wird der
Erdmagnetismus nur eine drehende, nie eine fortschreitende Bewegung
bewirken können, zum Unterschied von der Schwerkraft, die uns als
Ursache einer fortschreitenden Bewegung beim freien Fall, als Ursache
einer drehenden Bewegung bei den Pendelschwingungen entgegentritt
Um aus der horizontalen Componente T die in der Richtung der
Inclinationsnadel wirksame totale Intensität J des erdmagnetischen Feldes
zu berechnen, hat man den Werth von T noch durch den Cosinus des
Inclinationswiukels i zu dividiren. Das Resultat seiner am 23. Juni 1832
gemachten Beobachtung (i = 68 ° 22' 52") hat GAUSS später selbst als
unzuverlässig, und zwar in Folge der störenden Einwirkung der im
Beobachtungsraum vorhandenen Eisenmassen als etwas zu gross aus-
gefallen bezeichnet. Setzen wir annähernd i = 68° 10', so ergiebt sich
J = 4,7916 bezw. 0,47 919
Einheiten des GAUSS'schen bezw. des CGS-Systems.
Bei der Messung der magnetischen Grössen nach absolutem Maasse
blieb GAUSS nicht stehen. Er ei'kannte sogleich die Möglichkeit, sein
Magnetometer in ein äusserst empfindliches Galvanometer dadurch um-
zuwandeln, dass er den Declinationsstab desselben mit einem Multiplicator,
dessen Windungen in die Ebene des magnetischen Meridians fielen,
umgab. Wurde nun ein elektrischer Strom durch den Multiplicator
geleitet, so machte der Magnetstab einen Ausschlag, je nach der Rich-
tung des Stromes nach der einen oder nach der andern Seite. So
konnten die allerschwächsten , durch chemische oder durch thermische
Differenz wie auch durch Induction erzeugten Ströme durch eine Be-
wegung des Spiegelbildes der Skala um Hunderte von Theilen deutlich
sichtbar gemacht werden. Der weitere Verfolg dieser Untersuchungen
führte zu einer der wichtigsten Errungenschaften der Neuzeit, zur ersten
praktischen Ausführung eines elektromagnetischen Telegraphen. Zwar
hatte es an Ideen, wie der elektrische Strom auf weite Entfernungen hin
zur Zeichengebung benutzt werden könnte, nicht gefehlt. SÖMMERING
— 61 —
hatte schon 1809 die Gasentwickelung im Wasserzersetzungsapparat für
diesen Zweck in Vorschlag gebracht, und noch zehn Jahre früher hatte
BETANCOURT eine Drahtkette von Aranjuez nach Madrid gezogen, um
durch die Entladung einer Leydener Flasche ein verabredetes Zeichen
zu geben; es liegt auf der Hand, warum dergleichen Vorschläge zu einer
praktischen Bedeutung nicht gelangen konnten.
Im Jahre 1828 veröffentlichte OHM das für die Messung elektrischer
Ströme grundlegend gewordene Gesetz, nach welchem die Stromstärke
der elektromotorischen Kraft direct und dem Widerstand umgekehrt
proportional ist. Um von der Schwächung des Stromes durch die Länge
und Beschaffenheit des Leitungsdrahtes eine quantitative Kenntniss zu
erlangen und die entsprechenden Versuche in grossem Maassstabe an-
stellen zu können, Hess GAUSS, bei der Ausführung dieser nach da-
maligen Begriffen »grossartigen Anlage« wesentlich unterstützt durch
seinen jüngeren Collegen WILHELM WEBER, zwischen der Sternwarte
und dem physikalischen Kabinet zu Göttingen eine Drahtverbindung
herstellen, an welche beiderseits der Multiplicator des zum Galvano-
meter vervollständigten Magnetometers angeschlossen wurde. Damit war
die Möglichkeit gegeben, den elektrischen Strom eine Drahtlänge von
fast einer halben Meile durchlaufen zu lassen. Wenn nun auf der einen
Station die Kette geschlossen wurde, so machten die Magnetstäbe beider
Apparate gleichzeitig einen Ausschlag, nach der einen oder andern Seite,
je nachdem vermittelst eines Stromwenders der Strom in der einen oder
der entgegengesetzten Richtung durch die Leitung geschickt wurde.
Anfänglich hatte man ein schwaches galvanisches Element, ein Platten-
paar in ungesäuertem Wasser, als Stromquelle eingeschaltet ; später be-
nutzte GAUSS lediglich den Strom, der durch die rasche Einführung
eines Magnetstabes in die Höhlung einer Inductorrolle erzeugt wurde.
»Man ist«, sagte er, »durch diese Vorrichtungen der Bewegungen so
sehr Herr, dass man sich ihrer zu telegraphischen Zeichen bedienen kann,
die ganz unabhängig von Tageszeit und Witterung in verschlossenem
Zimmer gegeben und ebenso empfangen werden. Oeftere Versuche, ganze
Wörter und kleine Phrasen auf diese Weise zu signalisiren, haben den
vollkommensten Erfolg gehabt .... Ueberhaupt scheint der Erstreckung
der elektromagnetischen Telegraphie selbst auf ungeheure Entfernungen
nichts im Wege zu stehen als der Anwachs der Kosten, da grössere
von dem galvanischen Strom ohne Zwischenstation zu durchlaufende
Strecken zugleich dickere Leitungsdrähte erfordern.«
— 62 —
Die Legung des transatlantischen Kabels liefert den Beweis, in
welchem Grade die Technik in Verbindung mit dem Kapital es ver-
standen hat, der von GAUSS angedeuteten Schwierigkeiten Herr zu
werden. Noch heute hat der transatlantische Telegraph im wesent-
lichen dieselbe Einrichtung wie bei GAUSS und WEBER : die Zeichen
werden durch einfache oder wiederholte Ausschläge der Nadel nach der
einen oder der andern Seite gegeben.
Die eminent praktische Bedeutung dieser Erfindung vermochte übrigens
nicht, die Aufmerksamkeit der beiden zu gemeinsamer Arbeit verbündeten
Gelehrten von der wissenschaftlichen Erforschung und vor allen Dingen
der quantitativen Bestimmung der hier in Betracht kommenden Natur-
kräfte abzulenken. »Die glänzenden Entdeckungen OERSTED 's
und FARAD AY's haben d e r N a t u r f o r s c h u n g eine neue Welt
geöffnet, deren Zaubergärten uns mit Bewunderung er-
füllen; unterwürfig machen können wir uns diese Gebiete
nur unter Führung der Messkunst.« Die staunenswerthe Ent-
wickelung, welche die Elektrotechnik in unseren Tagen genommen und
uns durch die Frankfurter Ausstellung so glänzend vor Augen geführt hat,
ist nur eine schlagende Bestätigung dieses GAUSS'schen Wortes. Das hohe
Verdienst aber, die von dem genialen Mathematiker angedeutete weitere
Aufgabe gelöst und auch die elektrischen Grössen auf feste, lediglich
aus den mechanischen Grundeinheiten abgeleitete Maasse zurückgeführt
zu haben, gebührt seinem jüngeren Collegen, dem berühmten Göttinger
Physiker WILHELM WEBER.
Die elektrischen Grössen in absolutem Maasse.
Statische oder ruhende Elektricität.
Die Möglichkeit, Mengen ruhender Elektricität nach einem absoluten,
aus den mechanischen Grundeinheiten abgeleiteten Maasse zu messen,
ist gegeben durch das COULOMB'sche Gesetz. Nach diesem durch
Versuche mit der Drehwaage (1785 — 1789) nachgewiesenen Gesetz stossen
zwei gleichartige elektrische Theilchen einander ab und ziehen ungleich-
artige einander an mit einer Kraft, die den beiderseitigen Mengen e
und ex direct und dem Quadrat ihrer Entfernung umgekehrt proportional,
also darstellbar ist durch die Formel
ee,
r2
- 63 —
Denken wir uns nun eine Elektricitätsmenge e, die von einer gleich
grossen, ein Centimeter von ihr entfernten Menge mit der Kraft eines
Dyn abgestossen wird, so haben wir die Maasszahl der Kraft f wie die
der Entfernung r gleich 1 zu setzen und erhalten
l=e.e; e = + 1.
Unter der Einheit ruhender Elektricität hat man also diejenige
Elektricitätsmenge zu verstehen, welche eine ihr gleiche, ein Centimeter
von ihr entfernte Menge mit der Kraft eines Dyn abstösst. Dabei ist
man (nach LICHTENBERG) übereingekommen, die beiden entgegen-
gesetzten, zuerst von DUFAY (1733) unterschiedenen Elektricitäten
durch das Vorzeichen, und zwar die G 1 a s elektricität (electricite vitree)
als die positive, die Harz elektricität (electricite resineuse) als die nega-
tive zu unterscheiden.
Um von der soeben definirten elektrischen Einheit eine Vorstellung
zu gewinnen, bedienen wir uns eines in MÜLLER -POULLET's physi-
kalischem Lehrbuch, Bd. III, S. 208 gegebenen Beispiels. Ein Hollunder-
markkügelchen von 0,7 cm Durchmesser wiegt 0,0102 Gramm und wird
demnach von der Erde mit einer Kraft von 981 . 0,0102 = 10 Dyn
angezogen. Hängt man zwei solche Kugeln an zwei 50 cm langen
Coconfäden nebeneinander auf und ladet sie so stark, dass sie sich bis
auf 10 cm Distanz abstossen, so enthält jede der beiden Kugeln 10 ab-
solute elektrostatische Einheiten. (Die in der Fussnote gegebene mathe-
matische Berechnung ist theoretisch nicht ganz richtig. Setzt man
für den Zustand des Gleichgewichts das rechtsdrehende dem links-
drehenden Moment gleich, so folgt e = -4— = = 10,025.)
V9900
Die durch eine elektrische Ladung repräsentirte potenzielle Energie
hängt nicht nur von der Elektricitätsmenge, sondern ausserdem von
einem zweiten Faktor ab, nämlich dem auf der Oberfläche des geladenen
Conductors herrschenden Potential*). Einige Vergleiche mögen die
Bedeutung dieses Faktors deutlicher machen. Eine gehobene Wasser-
masse repräsentirt einen Energievorrath, soweit die Möglichkeit gegeben
ist, sie auf ein tieferes Niveau abfliessen zu lassen ; die protenzielle
Energie ist dann das Produkt aus dem Gewicht der Wassermasse und
*) CLAUSIUS unterscheidet sorgfältig zwischen Potential und Potential-
function; wir gebrauchen hier den Ausdruck Potential — wie sonst allgemein
geschieht — in dem Sinne von Potentialfunction.
— 64 —
der Niveaudifferenz. — Eine und dieselbe Luftmenge vermag eine um so
grössere Arbeit zu leisten, je stärker sie zusammengepresst und je mehr
sie in Folge dessen bestrebt ist, sich auszudehnen ; in jedem Augenblick
ist der Zuwachs der durch Expansion gewonneneu Arbeit das Produkt
aus der unendlich kleinen Volumzunahme und dem auf der Flächen-
einheit lastenden Druck. — Nicht alle im Kessel einer Niederdruck-
Maschine erzeugte Wärme kann in Arbeit umgewandelt werden; der
grössere Theil wird durch Vermittelung des in den Condensator ent-
weichenden Dampfes von jenem wärmeren in diesen kühleren Raum
übergeführt, und der Wärmeantheil, welcher im günstigsten Falle in
Arbeit umgewandelt wird, hängt ab von dem zwischen dem Kessel und
dem Condensator herrschenden Temperaturunterschied. In gleicher Weise
ist die potentielle Energie einer elektrischen Ladung das Product aus
ihrer Menge und ihrem Potential.
Das Fremdartige dieses in der Elektricitätslehre so ausserordentlich
wichtigen Begriffs hat in der rein mathematischen Herkunft und Be-
handlung desselben seinen Grund. Ursprünglich wurde das Potential
von GREEN (1828) und von GAUSS (1839) nur als mathematische
Hilfsfunktion eingeführt, deren analytische Eigenschaften die Wirkungs-
weise der „im verkehrten Verhältnisse des Quadrats der Entfernung wir-
kender Anziehungs- und AbstossungsJcräfte" (Gravitation, Magnetismus,
Elektricität) mit überraschender Einfachheit und Allgemeinheit zu be-
rechnen gestatten; daher erfordert die Auffassung des Potentials von
dieser Seite her eine über das elementare Gebiet hinausgehende mathe-
matische Bildung. Eine der wesentlichsten jener Eigenschaften ist die,
dass das Potential einen Maassstab abgiebt für die unter gewissen Be-
dingungen aufzuwendende oder zu gewinnende Arbeit.
Denken wir uns einen kugelförmigen Conductor K vom Radius r mit
einer bestimmten positiven Elektricitätsmenge -f- e geladen, so wird sich
dieselbe gleichmässig über die Oberfläche des Conductors ausbreiten und,
wie mathematisch bewiesen werden kann, nach aussen ebenso wirken,
als ob sie im Mittelpunkt der Kugel vereinigt wäre. Denken wir uns
ferner in einem beweglichen, ausserhalb der Kugeloberfläche R Centi-
meter vom Mittelpunkt entfernten Punkte P die Elektricitätsmenge -j- 1
concentrirt, so wird sie dem COULOMB'schen Gesetz zufolge von der
e 1
Ladung des Conductors mit einer Kraft von f = ' Dyn abgestossen.
K-
Will man nun den Punkt P- dem Conductor näher bringen, so hat man
— 65 —
eine stetig wachsende Kraft zu überwinden, also eine Arbeit aufzu-
wenden ; umgekehrt wird durch die zwischen den beiden Elektricitäten
wirksame Kraft eine Arbeit geleistet, wenn P, der vom Kugelmittel-
punkt 0 ausgehenden Abstossung folgend, sich weiter vom Conductor
entfernt. Liegt der Punkt P anfänglich ganz ausser dem Wirkungs-
bereich des geladenen Conductors, mathematisch gesprochen in unend-
licher Entfernung, so wird, wenn er auf der nach 0 gerichteten Ge-
raden dem Conductor genähert wird, an jeder Stelle eine Arbeit auf-
gewendet werden müssen, welche durch das Produkt aus der gerade
hier zu überwindenden abstossenden Kraft und dem im nächsten Augen-
blick zurückzulegenden unendlich kleinen Wegtheilchen gemessen wird.
Ist auf diese Weise der Punkt P aus unendlicher Entfernung bis in die
Entfernung R vom Kugelmittelpunkt vorgetrieben, so ist der Gesammt-
g
werth der bis zu dieser Stelle aufgewendeten Arbeit gleich — geworden,
ü
und während man die Einheit positiver Elektricität auf die Kugeloberfläche
selbst bringt, erlangt dieser immer stärker wachsende Arbeitsbetrag, das
e
»Potential«, seinen Maximalwerth — Die Theorie zeigt, dass zu einem
r
weiteren Vorschieben des Punktes P in das Innere der Kugel ein Arbeits-
aufwand nicht mehr erforderlich ist, das Potential hier also überall denselben
Werth hat wie auf der Oberfläche. Hiernach können wir das Potential V
einer elektrischen Ladung für irgend einen Punkt ihrer Oberfläche wie
auch ihrer Umgebung als die Maasszahl derjenigen Arbeit bezeichnen,
welche aufgewendet werden muss, um die Einheit positiver Elektricität
aus unendlicher Entfernung in die durch diesen Punkt bezeichnete
Position zu bringen, die also auch umgekehrt gewonnen wird, wenn die-
selbe Einheit von der bezeichneten Stelle nach der entgegengesetzten
Richtung abfliesst.
Die für das Potential V eines kugelförmigen Conductors in dem P
seiner Oberfläche angegebene Formel
r
lässt erkennen, dass die Maasszahl des Potentials gleich eins wird, wenn
die elektrische Ladung ebensoviel absolute Elektricitätseinheiten zählt,
wie der Kugelradius Centimeter, dass ferner das Potential sich ver-
doppelt, wenn die Ladung sich verdoppelt, dass allgemein das Potential
der Stärke der Ladung unter sonst gleichen Umständen proportional ist.
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 48. 5
- 66 —
Diejenige Elektricitätsmenge, welche erforderlich ist, um einen Leiter
vom Potential Null zunächst bis zum Potentialwerth Eins zu laden oder
ein schon vorhandenes Potential um eine weitere Einheit zu erhöhen,
nennt man die elektrische Capacität des Leiters. Kennt man diese
Capacität C und das Potential V, so ist die Ladung des Conductors
E E
-undC=r
E = C . V, umgekehrt V = — und C =
Man wird leicht bemerken, dass die elektrische Capacität eine ähn-
liche Bedeutung hat, wie in der Wärmelehre der Begriff der speeifischen
Wärme oder der Wärmecapacität. Wie jeder Stoff eine bestimmte Wärme-
menge aufnehmen muss, um seine Temperatur pro Kilogramm um einen
Grad des hunderttheiligen Thermometers zu erhöhen, so nimmt auch jeder
elektrische Leiter eine ganz bestimmte Elektricitätsmenge auf, wenn sein
Potential um eine weitere Einheit steigen soll. Temperatur und Potential
sind demnach verwandte Begriffe ; wir werden weiter unten den Ver-
gleich mit der Wärme wieder aufnehmen.
Die Messung der elektrischen Grössen nach absolutem elektro-
statischem Maasse hat mehr theoretisches denn praktisches Interesse, da
die Entladung ruhender Elektricitätsmengen für technische Zwecke kaum
in Betracht kommt. Aber die Definition der elektrischen Einheit ge-
staltet sich nach dem elektrostatischen Grundgesetz sehr einfach, ausser-
dem werden wir am Schlüsse die verschiedenen elektrischen Maass-
systeme mit einander zu vergleichen haben.
Strömende Elektricität.
Der von dem elektrotechnischen Congress zu Paris am 21. Sep-
tember 1881 gefasste Beschluss, durch welchen für die elektrischen
Maasse das Centimeter, die Gramm-Masse, die Sekunde als Fundamental-
einheiten festgesetzt wurden, ist bereits oben, S. 43, mitgetheilt worden.
Die weiteren, die elektrischen Maasse selbst betreffenden und hier zu-
nächst in Betracht kommenden Beschlüsse lauten :
»2. Die praktischen Einheiten behalten ihre gegenwärtige Definition
bei, 10° für das Ohm und 1ÜS für das Volt.
3. Die Widerstandseinheit (Ohm) wird dargestellt durch eine
Quecksilbersäule von einem Quadratmillimeter Querschnitt bei
der Temperatur von 0° C.
— 67 —
4. Eine internationale Commission wird beauftragt, durch neue
Experimente für die Praxis die Länge der Quecksilbersäule von
einem Quadratmillimeter Querschnitt bei 0° C. zu bestimmen,
welche den Werth des Ohm darstellt.
5. Man nennt Ampere den Strom, welchen ein Volt in einem
Ohm hervorbringt. «
Der durch diesen letzten Beschluss angedeutete Zusammenhang wird
erst verständlich durch das bereits oben, S. 61, angeführte Ohm 'sehe
Gesetz (Georg Simon Ohm, die galvanische Kette, mathematisch behandelt,
1827). Kennt man die Maasszahl (e) der elektromotorischen Kraft wie
diejenige (w) des Leitungswiderstandes, so ergiebt sich die Maasszahl
für die Stromstärke (i) jenem Gesetz zufolge durch die Formel
e
w
Ist e in Volt, w in Ohm ausgedrückt, so ergiebt sich i in Ampere;
für i ergiebt sich der Werth eins, wenn e und w beide gleich eins ge-
setzt werden. Die Frage ist nun : Was hat man sich unter jenen Maassen
Volt, Ohm, Ampere eigentlich zu denken? Wie sind die Begriffe
elektromotorische Kraft, Widerstand, Stromstärke zu
bestimmen? Wir werden versuchen, diese allgemeinen Begriffe durch
Vergleiche, die entsprechenden Maasse zunächst durch empirische That-
sachen zu verdeutlichen und zuletzt die von WEBER begründeten ab-
soluten Maasse zu erklären.
Um das Wesen des elektrischen Stromes zu veranschaulichen und
insbesondere das 0 h m 'sehe Gesetz verständlich zu machen, pflegt man
den elektrischen Strom mit einem Wasserstrom zu vergleichen. Soll
eine Wassermasse durch eine Rohrleitung fiiessen, so muss der Druck
an der Eintrittsstelle höher sein, denn an der Ausflussüffnung und der
Ueberdruck muss ausreichen, um die Reibungswiderstände zu überwinden
und das Wasser mit einer gewissen Geschwindigkeit durch die Leitung
hindurchzupressen. Je grösser jener Ueberdruck und je geringer dieser
Widerstand ist, mit desto grösserer Geschwindigkeit wird das Wasser
ausfliessen, desto stärker wird also der Strom sein. Dem Ueberdruck
entspricht beim elektrischen Strom die elektromotorische Kraft, den
Reibungswiderständen innerhalb der Rohrleitung der elektrische Leitungs-
widerstand, der pro Sekunde ausfliessenden Wassermenge die in der
gleichen Zeit durch einen beliebigen Querschnitt der Leitung fliessende
Menge von Elektricität, d. i. die Stärke des elektrischen Stroms. — Ein
5*
— 68 —
Vergleich des elektrischen Stroms mit einem Wärmestrom dürfte in
mancher Hinsieht noch lehrreicher sein.
Denken wir uns ein mit Wasser gefülltes Gefäss A auf die Siede-
temperatur von 100° C. erhitzt und durch eine Wärmequelle dauernd
auf dieser Temperatur erhalten ; ein zweites Gefäss B möge mit schmel-
zendem Eise gefüllt sein und dadurch auf einer Temperatur von 0° C.
dauernd erhalten werden. Werden nun heide Behälter durch eine me-
tallische Leitung, die gegen eine Wärmeabgahe nach aussen geschützt
sein soll, verbunden, so wird unausgesetzt Wärme von dem Punkte
höherer zu dem Punkte niedrigerer Temperatur überfliessen, so lange
nur die beiden Enden der Leitung auf dem angenommenen Temperatur-
unterschied erhalten bleiben. Sobald diese Wärmeströmung stationär
geworden ist, wird durch jeden Querschnitt der Leitung innerhalb einer
Sekunde eine und dieselbe bestimmte Wärmemenge fliessen, die als
die Stromstärke bezeichnet und aus der im Kühlgefäss B geschmolzenen
Menge von Eis berechnet werden kann. Der Wärmestrom wird nun
um so stärker sein, je grösser der Temperaturunterschied an den
Enden der Leitung ist. Dabei wäre es ganz gleichgiltig. ob A etwa
auf 120°, B auf 20° C. erhalten wird, wenn nur die Temperatur-
differenz dieselbe, in unserem Falle 100° bleibt, gerade so, wie für die
Stärke eines Wasserstroms unter sonst gleichen Umständen nur die
Druckdifferenz an ihren beiden Enden maassgebend ist. Andererseits
wird der Wärmestrom um so stärker sein, je besser die Verbindungs-
strecke die Wärme leitet, um so schwächer, einen je grösseren Wider-
stand sie der Fortleitung der Wärme entgegenstellt. Auch hier haben
wir also ein treffendes Analogon zum Ohm'schen Gesetz: die Stärke i des
Wärmestroms ist der Temperaturdifferenz t zwischen A und B direkt,
dem Widerstand w der Leitung umgekehrt proportional, also i = —
w
Eine genauere Untersuchung würde weiter zeigen, dass die Temperatur
in der Leitung von A nach B ganz gleichmässig von 100° auf 0° C.
fällt. Würden wir im Mittelpunkt von AB ein Thermometer anlegen,
so würde es 50°, auf ein Viertel der Länge von A aus 75°, auf drei
Viertel nur noch 25° zeigen.
Werden in ein mit angesäuertem Wasser gefülltes Glas zwei ver-
schiedenartige Metallplatten, etwa eine Kupfer- und eine Zinkplatte,
gestellt, so nehmen dieselben infolge ihrer ungleichen chemischen Ver-
wandtschaft zur Säure einen ungleichen elektrischen Zustand an, und
— 69 —
mit Hilfe eines einigermaassen empfindlichen Elektroskops ist diese Ver-
schiedenheit der elektrischen Erregung leicht nachzuweisen. Stellt man
nach DANIELL (On voltaic combinations, 1836) einen Kupfercylinder
in einen mit Kupfervitriollösung gefüllten Becher, in den Kupfercylinder
eine poröse Thonzelle mit verdünnter Schwefelsäure, in welche ein Zink-
prisma eingetaucht wird, so wird wie vorhin das Kupfer am hervor-
ragenden Ende positiv, das Zink negativ elektrisch, und die Potential-
differenz oder Ungleichheit der elektrischen Erregung beträgt nahezu
ein »Volt« (genauer 1,088 V.), welche Angabe ungefähr den Sinn hat,
als wenn wir in der Wärmelehre von einer Temperaturdifferenz,
ausgedrückt in Celsiusgraden, sprechen. Das Bunsenelement (Kohle in
concentrirter Salpeter-, Zink in verdünnter Schwefelsäure) hat eine
Potentialdifferenz von nahezu 2 Volt (genauer 1,9 V.), wirkt also unter
sonst gleichen Umständen fast doppelt so stark als das Daniellelement.
Verbindet man nun die beiden Pole durch einen Leitungsdraht, so fliesst
positive Elektricität vom Kupfer bezw. der Kohle zum Zink, negative
in der umgekehrten Richtung ; wir erhalten einen elektrischen Strom,
der so lange dauert, als durch die im Element vor sich gehenden che-
mischen Actionen die Potentialdifferenz der beiden Pole unterhalten wird,
entsprechend der durch eine Wärniequelle aufrecht zu erhaltenden
Temperaturdifferenz zwischen den Polen des Wärmestroms. Und wie
hier diese Temperaturdifferenz als die nächste, die Heizkraft der Wärme-
quelle als die entferntere Ursache des Wärmestroms zu gelten hat, so
muss die Potentialdifferenz der beiden Pole als die nächste Ursache des
galvanischen Stroms, die auf der chemischen Action beruhende, jene
Potentialdifferenz bei geschlossener Leitung unausgesetzt erneuernde
elektromotoris c he Kraft des Elementes als die entferntere Ur-
sache des überdies vom Leitungswiderstand abhängigen galvanischen
Stroms betrachtet werden. In diesem Sinne unterscheiden wir, was
nicht immer consequent genug geschieht, zwischen den Begriffen Potential-
differenz und elektromotorischer Kraft. Ursache und Wirkung sind
immer gleichartig, daher werden elektromotorische Kraft und Potential-
differenz mit einem und demselben Maasse, im heutigen praktischen
System mit dem Volt gemessen. Uebrigens kommt nur bei geöffneter
Leitung die Potentialdifferenz der Pole der elektromotorischen Kraft des
Elementes gleich ; sobald die Leitung geschlossen wird, sinkt, wie wir
sogleich sehen werden, die Potentialdifferenz der Pole auf einen Bruch-
theil der elektromotorischen Kraft herab. Diesen Bruchtheil findet man
— 70 —
nicht selten als die Klemmenspannung oder kurz Spannung des
elektrischen Stromes bezeichnet, und in diesem Sinne spricht man von
hoch- und von niedriggespannten Strömen. In dem Gebrauche dieses
vermöge seiner Kürze sich hartnäckig behauptenden Ausdrucks ist um
so grössere Vorsicht zu empfehlen, als das Wort Spannung in der
Mechanik wie in der Elektrostatik in einem ganz anderen als dem hier
in Frage kommenden Sinne gebraucht wird.
Legt man bei geschlossenem Element ein Voltmeter zunächst an
die beiden Pole, so zeigt es die ganze, legt man es dagegen mit dem
einen Ende im Mittelpunkt der äusseren Leitung an, so zeigt es nur
noch die halbe Potentialdifferenz der beiden Pofe. Hieraus ergiebt sich,
dass das Potential längs der Leitung ebenso gleichmässig fällt, wie die
Temperatur längs der Wärmeleitung, dass die Potentialdifferenz genau
im Verhältniss des überwundenen Leitungswiderstandes consumirt wird.
Kehren wir nach dieser Bemerkung zur Formel für das 0 h m 'sehe
g
Gesetz, i = — , zurück. Bezeichnet e die elektromotorische Kraft des
w
Elementes, so ist unter w der gesammte, sowohl im Elemente selbst
wie in der äusseren Leitung zu überwindende Widerstand zu verstehen.
Dieser Gesammtwiderstand w zerfällt in den inneren Widerstand r und
den äusseren Leitungswiderstand 1, es ist also w = r + 1. Beachten
wir nun, dass die elektromotorische Kraft e des Elementes zur Ueber-
windung des Gesammtwiderstandes r -\- 1, die Potentialdifferenz zwischen
den Polen e' zur Ueberwindung des äusseren Leitungswiderstandes con-
sumirt wird, so erhalten wir die Proportion
e : e' = (r -f 1) : 1
e . 1
und hieraus e' = - — Ist der innere dem äusseren Widerstand gleich,
r-f-1
so folgt e' = --e; ist die Kette geöffnet, 1 im Vergleich zu r also un-
endlich gross, so wird e' = e ; wird das Element kurz geschlossen, so
ist 1 gegen r verschwindend klein und e' = 0, d. h. die ganze elektro-
motorische Kraft wird zur Ueberwindung des inneren Widerstandes
verbraucht.
Noch eine wichtige Lehre ziehen wir aus dem Vergleich mit der
Wärme. An einer glühenden Nadel verbrennen wir uns die Finger,
in einem massig temperirten Bade behnden wir uns wohl, obgleich die
in der Nadel enthaltene Wärmemenge gegen diejenige des Bades ver-
— 71 —
schwindend klein ist. Der Unterschied ist der, dass unsere Nerven
empfindlich sind gegen die hohe Temperatur, nicht aber gegen eine
grosse Wärmemenge an und für sich. Der gleiche Unterschied zeigt
sich bei der Elektricität. Sobald sich hochgespannte Elektricität, wenn
auch in noch so geringer Menge durch unseren Körper entladet, fühlen
unsere Nerven den Schlag, während weit grössere Mengen im Zustande
niedriger Spannung unseren Körper durchströmen können, ohne dass wir
eine Erschütterung verspüren. Wie gegen hohe Temperatur, so sind
unsere Gefühlsnerven empfindlich gegen hohe Spannung, d. h. gegen
grosse Potentialdifferenzen, keineswegs aber gegen grosse Elektricitäts-
mengen an und für sieh. Hiernach wird klar, dass niedrig gespannte
Ströme sehr stark, hoch gespannte sehr schwach sein können; gegen
diese sind wir empfindlich, nicht gegen jene. Indess scheinen neuere
Versuche zu beweisen, dass unsere Nerven auch gegen hoch gespannte
Ströme wieder unempfindlich werden, sobald die Potentialdifferenz einen
gewissen Grad übersteigt, geradeso wie unser Ohr unempfindlich wird
für Töne, unser Auge unempfindlich für Farben von allzugrosser
Sclnvingungszahl.
Wenn zwei Körper von ungleicher Temperatur in Berührung ge-
bracht werden, so gleichen sich die Temperaturen aus; ebenso gleichen
sich die Potentiale zweier Conductoren aus, sobald sie miteinander
in leitende Verbindung gebracht werden. Wie in allen Theilen eines
guten Wärmeleiters überall dieselbe Temperatur, so herrscht auf der
Oberfläche wie im Inneren eines geladenen Conductors überall dasselbe
Potential.
Wenden wir uns nach diesen allgemeinen Erörterungen zu der
Frage, mit welchem Maasse jede der durch das Ohm'sche Gesetz be-
zeichneten Grössen, nämlich Stromstärke, elektromotorische Kraft bezw.
Potential, Widerstand gemessen werden und auf welchen Grundlagen
die absoluten Maasse dieser Grössen beruhen.
Die Stromstärke.
Jede Wirkung des elektrischen Stroms, welche lediglich durch die
Stromstärke, nicht auch zugleich durch die elektromotorische Kraft oder
durch den Widerstand bedingt wird, kann der selbstständigen Messung
der Stromstärke zu Grunde gelegt werden. In dieser Hinsicht ziehen
wir die chemischen, die magnetischen und die dynamischen Wirkungen
— 72 —
des Stroms in Betracht und unterscheiden demnach ein chemisches, ein
elektromagnetisches und ein elektrodynamisches Maass.
Das chemische Maass. Alsbald, nachdem VOLTA den Autbau der
nach ihm benannten Säule gelehrt hatte, beobachtete RITTER in Jena
(1800) die Zersetzung des Wassers durch den galvanischen Strom; es
gelang ihm, die entwickelten Gase, Wasserstoff und Sauerstoff, getrennt
aufzufangen, auch machte er zuerst den Versuch, diese beiden Gase
vermittelst des elektrischen Funkens wieder zu Wasser zu vereinigen.
Sieben Jahre später zerlegte DAVY in England die bis dahin für ein-
fache Körper gehaltenen Alkalien und Erden in Sauerstoff und die ent-
sprechenden Metalle, und 1833 entdeckte FARAD AY das elektrolytische
Grundgesetz, nach welchem ein und derselbe Strom aus verschiedenen
Elektrolyten chemisch äquivalente Mengen ausscheidet. Nach dem Vor-
schlage von JACOBI in Petersburg wurde von den Physikern die
Stärke desjenigen Stroms als Einheit angenommen, welcher binnen einer
Minute ein Cubikcentimeter Knallgas, gemessen in trockenem Zustande
bei 0 ° C. und 760 mm Druck, entwickelt. Vorgreifend sei hier schon
bemerkt, dass das Ampere 10,44 solcher JACOBI'scher Einheiten be-
trägt, also demjenigen Strome zukommt, welcher 10,44 ccm Knallgas in
einer Minute liefert. Derselbe Strom scheidet aus der Lösung eines
Silbersalzes 1,118 Milligramm Silber in einer Sekunde aus. Wird also
die Platte, auf welcher das Silber niedergeschlagen wird, vor und nach
dem Versuche gewogen, die Gewichtszunahme pro Sekunde in Milli-
grammen berechnet und durch 1,118 Milligramm dividirt, so erhält
man die Maasszahl der Stromstärke ausgedrückt in Ampere. Nach
FARADAY werden diejenigen Messapparate für die Stromstärke, welche
auf der chemischen Wirkung des Stroms beruhen. Voltameter genannt;
es ist leicht einzusehen, warum für praktische Zwecke das Kupfer- oder
das Silbervoltameter vor dem Knallgasvoltameter den Vorzug verdient.
Das absolute eleldromcujneüsche Maass. Nachdem OERSTED (Kopen-
hagen, 1820) die Ablenkung der Magnetnadel durch den elektrischen
Strom entdeckt hatte, ermittelten BIOT und SAVART alsbald das Ge-
setz, nach welchem ein unendlich kleines Stromelement auf einen Magnet-
pol wirkt. Nach diesem BIOT-SAVART'schen Gesetz steht die Richtung,
in welcher das Stromelement den Magnetpol zu bewegen sucht, auf der
durch das Element und den Pol gelegten Ebene senkrecht und die
Kraft f ist, sofern das Stromelement auf seiner Verbindungslinie mit
— 73 —
dem Pol senkrecht steht, der Stromstärke i, der Polstärke p und der
Länge s des Stromelements direkt, dem Quadrate r seiner Entfernung
vom Pol umgekehrt proportional, also darstellbar durch die Formel
f
1 . p . s
Für einen endlichen Stromleiter ist
hiernach die Wirkung leicht zu berechnen,
wenn jedes unendlich kleine Element des-
selben auf der Verbindungslinie mit dem
Magnetpol senkrecht steht, d. h. wenn der
Strom in einem Kreisbogen um den Pol
herumgeführt wird (Fig. 4). Bezeichnen
wir die Länge der einzelnen Stromelemente
mit sl5 s2, s3 . . . . sn, die Gesammtlänge
des Bogens mit b, so wird, da sich die
Wirkungen sämmtlicher Stromelemente
summiren, nunmehr
i . p . (st -f s2 -f s3
Fi£. 4.
f =
s„) i . p . b
v2
Sämmtliche Grössen dieser Gleichung sind bis auf i in absolutem
Maasse messbar: f in Dyn, p in den oben (S. 49) definirten absoluten
Einheiten der Polstärke, b und r in Centimetern. Wird nun um-
gekehrt i aus obiger Gleichung entwickelt, so erhalten wir
f . r2
in absolutem Maasse, und diese Gleichung enthält zugleich die Definition
für die absolute Einheit der nach ihrer elektromagnetischen Wirkung
gemessenen Stromstärke. Beträgt die Länge des Radius wie die des
Strombogens ein Centimeter (Bogen und Radius werden einander gleich
bei einem Centriwinkel von 57° 17' 45"), die Polstärke p eine absolute
Einheit, die Kraft f ein Dyn, ist also r = 1, b = l. p = 1, f=l,
so wird auch i=l, d. h. die Einheit der Stromstärke hat derjenige
Strom, welcher, einen Kreisbogen von 1 cm Länge und 1 cm Radius
durchfliessend, einen im Centrum befindlichen Magnetpol von der Pol-
stärke Eins mit der Kraft eines Dyn aus der Kreisebene senkrecht
heraustreibt.
Hiernach lässt sich nun auch leicht das Drehungsmoment berechnen
für den Fall, dass der Strom wie bei der WEBER'schen Tangenten-
— 74 —
bussole (1842) im Kreise um eine verhältnissmässig kleine Magnetnadel
herumgeführt wird. Bekanntlich schlägt, wenn der Kreis in den mag-
netischen Meridian gestellt und dann der Strom geschlossen wird, die
Nadel so aus, dass ein mit dem Strome schwimmender und nach der
Nadel schauender Beobachter den Nordpol zur Linken hat. Für die
Bogenlänge b haben wir in diesem Falle die Länge des Kreisumfanges
2 tt r zu setzen und erhalten für die auf den Nordpol -|- p wirkende
Kraft den Werth
2/rr.i.p 2 ;? . i . p
r2 r
und für das statische Moment dieser Kraft, wenn wir mit 1 den (gegen r
verhältnissmässig kleinen) Abstand des Nordpols von der durch den
Mittelpunkt gehenden Drehungsaxe der Nadel bezeichnen, den Werth
2 7i i . p
r
Ebenso gross ist das Moment der auf den Südpol ( — p) wirkenden
und an den entgegengesetzten Hebelarm (— 1) wirkenden Kraft, daher
•erhalten wir das gesammte von dem Kreisstrom auf die Magnetnadel
ausgeübte Drehungsmoment ausgedrückt durch die Formel
p^^.i.p 21= 2*.i.m
r r
sofern wir wie oben (S. 51) das Produkt aus der Axe 21 und der Pol-
stärke p als das magnetische Moment der Nadel kurz mit m bezeichnen.
Hat sich die Nadel um den Winkel v aus dem magnetischen
Meridian gedreht, so hat das Drehungsmoment nur noch den Werth
2 tt i m
-.cosv; andererseits wird die Nadel durch den Erdmagnetismus
in den Meridian zurückgezogen mit einer Kraft, deren Moment wie bei den
oben (S. 55) beschriebenen Ablenkungsversuchen den Werth mT.sinv
hat. Die durch den Strom abgelenkte Nadel wird daher in einer Lage
zur Ruhe kommen, in welcher das linksdrehende dem rechtsdrehenden
Moment absolut genommen gleich wird, und wir erhalten für diese
Gleichgewichtslage die Gleichung
2 nim _
cosv = m T . sin v
r
und hieraus für die Stromstäke i nach Ausfall des gemeinsamen Faktors m
rT
l = . tang- v.
2tv °
— 75 —
Diese Formel lässt zunächst erkennen, dass die Stromstärke der
Tangente des Ausschlagswinkels proportional ist, dass ferner die Strom-
stärke in absolutem Maasse gefunden wird, indem man diese Tangente
mit einem von dem Radius der Bussole und der Horizontalkomponente T
des Erdmagnetismus abhängigen Faktor, dem »Reductionsfaktor«, multi-
plicirt. Um diesen Reductionsfaktor zu berechnen , hat man r in
Centimetern, T in absolutem Maasse zu messen ; da 2 n und tang v un-
benannte Zahlen sind, so ist die Stromstärke i eine mit dem Produkt rT
gleichartige Grösse. Dadurch, dass man dem Radius r der Tangenten-
bussole eine schickliche Länge giebt, lässt sich erreichen, dass der
rT
Reductionsfaktor für einen bestimmten Beobachtuna;sort den Werth
2 77
Eins annimmt. Im mittleren Deutschland beträgt T gegenwärtig an-
nähernd 0,2 absolute Einheiten des C GS -Systems. Wählt man unter
dieser Voraussetzung r = 31,4 cm, so wird der Reductionsfaktor
rT 31,4.0,2
2tt 2.3,14
die Tangente des Ausschlagswinkels ergiebt nun ohne weitere Rechnung
die Stromstärke in absolutem Maasse.
Der aus dem BIOT-SAVART'schen Gesetz unmittelbar hergeleiteten
Definition für die absolute elektromagnetische Einheit der Stromstärke
lässt sich noch eine zweite Fassung geben, wenn man den für das
Dehnungsmoment des Kreisstroms gefundenen Ausdruck
D=2_»im
dadurch umgestaltet, dass man Zähler und Nenner des Bruches mit r2
multiplicirt. Dann wird
2 . 7rr2im 2 qim
D =
yit) y»0
sofern wir den Inhalt n. r2 der vom Strom umflossenen Kreisfläche kurz
mit q bezeichnen. Nun kann, wie schon AMPERE (1823) gezeigt hat,
jeder Magnet bezüglich seiner Fernwirkung durch einen Kreisstrom er-
setzt werden, dessen Ebene auf der Axe des Magneten senkrecht steht,
und umgekehrt der Strom durch einen Magneten. Sei nun wie oben
(S. 51) M das magnetische Moment dieses Magneten, so wird für die
hier in Betracht kommende erste Hauptlage das auf die drehbare Nadel
— 76 —
aus der Entfernung r ausgeübte Drehungsmoment ausgedrückt durch
die Formel
2 M in
der Magnet wird also, wie eine Vergleichung der beiden für D ge-
wonnenen Ausdrücke zeigt, den Strom ersetzen, wenn
q i = M
ist. Ist nun q gleich der Flächeneinheit, M die absolute Einheit des
Stabmagnetismus, so wird auch, und zwar in absolutem elektromagne-
tischem Maasse, i — 1, d. h. :
Derjenige Strom besitzt die Einheit der Stromstärke, welcher,
die Flächeneinheit umkreisend, dieselbe magnetische Fernwirkung
ausübt, wie ein zur Stromebene senkrechter (kurzer) Magnetstab,
dessen Moment der absolute» Einheit gleich ist.
Es ist dies dieselbe Definition, welche in den »Resultaten aus den
Beobachtungen des magnetischen Vereins im Jahre 1840« für die Ein-
heit der Stromstärke von WILHELM WEBER gegeben worden ist.
Wir haben gesehen, wie GAUSS sein Magnetometer in ein empfindliches
Galvanometer umwandelte, indem er den Magnetstab mit einem Multi-
plicator umgab, dessen Windungen in die Ebene des magnetischen
Meridians fielen. Aus diesem Galvanometer ging das WEBER 'sehe
»Elektrodynamometer« dadurch hervor, dass der Magnetstab durch eine
mittelst zweier Fäden drehbar aufgehängte Stromspule, die »Bifilar-
rolle«, ersetzt wurde, deren Windungen zur Ebene des magnetischen
Meridians senkrecht waren. Unter Anwendung von Spiegel, Skala und
Fernrohr wurden mit diesem Apparat Ablenkungs- und Schwingungs-
versuche in derselben Weise und mit derselben Schärfe angestellt wie
mit dem Magnetometer. Durch »Standbeobachtungen« oder Ablenkungs-
versuche wurden die von AMPERE 1820 beobachteten, 1823 auf ein all-
gemeines Gesetz zurückgeführten elektrodynamischen, durch Schwingungs-
versuche die 1831 von FARADAY entdeckten Inductionserscheinungen
in quantitativer Hinsicht untersucht. Dabei wurden Stromstärken, elektro-
motorische Kräfte, Widerstände nach absolutem Maasse gemessen {Elektro-
dynamische Älaassbcstimmungen, 1846 und 1852), und zwar die Strom-
stärken auch bei den elektrodynamischen Versuchen in elektromagne-
tischem Maass. Als Grundeinheiten wählte WEBER wie früher GAUSS
das Millimeter, das Milligramm (d. h. dessen Masse), die Sekunde. Die
aus diesen Grundmaassen abgeleitete Einheit der Stromstärke beträgt
— 77 —
nur den hundertsten Theil der aus Centimeter, Gramm, Sekunde ab-
geleiteten absoluten elektromagnetischen Einheit; die 1881 vom Pariser
Congress festgesetzte praktische Einheit, das Ampere, ist, wie bereits
erwähnt, der zehnte Theil der absoluten CGS-, folglich das Zehnfache
der absoluten WEBER'schen Einheit. Die absolute elektromagnetische
CGS -Einheit der Stromstärke entwickelt in einem Knallgas -Yoltameter
104,4, ein Ampere 10,44, die WEBER'sche Einheit 1,044 ccm Knall-
gas bei 0° C. und 760 mm Druck.
Das absolute elclärodijnamlsclie Maass. Für die Herleitung eines
absoluten Strommaasses aus den mechanischen Grundinaassen der Länge,
der Masse und der Zeit scheinen die dynamischen Wirkungen zweier
Stromleiter aufeinander die natürlichste Grundlage zu bieten. Allein
das von AMPERE aufgestellte Grundgesetz, nach welchem zwei unend-
lich kleine Stromelemente auf einander wirken, ist weit verwickelter,
denn das BTOT-SAYART'sche Gesetz für die Wirkung zwischen einem
Stromelement und einem Magnetpol. Demnach sind auch die elektro-
dynamischen Erscheinungen schwieriger zu berechnen denn die elektro-
magnetischen, und so erklärt es sich, warum das elektrodynamische
Strommaass hinter dem elektromagnetischen an praktischer Bedeutung
zurücksteht, Uebrigens hat WEBER gezeigt, wie eine und dieselbe
dynamische Wirkung unter Anwendung des einen wie des anderen
Maasses berechnet werden kann, und aus einem Vergleich beider Er-
gebnisse den Schluss gezogen, dass das Quadrat der elektromagnetischen
doppelt so gross ist als das der elektrodynamischen Einheit, dass folg-
lich jene zu dieser Einheit in demselben Verhältnis« steht, wie die
Diagonale zur Seite eines Quadrates. Im Knallgasvoltameter würde sich
daher die elektrodynamische Einheit des CGS- Systems als die Stärke
desjenigen Stromes darstellen, der in einer Minute 104,4 :\/2 oder
73,8 ccm Knallgas von 0° C. und 760 mm Druck entwickelt. Dieselbe
Einheit repräsentirt im praktischen Maasssystem eine Stromstärke von
rund 7 Ampere. Hier möge noch bemerkt werden, dass die in der
Technik gebräuchlichen Amperemeter im wesentlichen aus einer Strom-
spule und einem durch eine elastische Feder gehaltenen, über der
Höhlung der Spule schwebenden Cylinder aus weichem Eisen bestehen.
Geht ein Strom durch die aus dickem Kupferdraht gebildeten Windungen
der Spule, so wird dieselbe magnetisch und zieht den Eisencylinder um
so tiefer in die Höhlung, je stärker der Strom ist. Diese Bewegung
wird auf einen über der Eintheilung schwebenden Zeiger übertragen.
— 78 -
Durch Hintereinanderschaltung mit einem Voltametef oder einer Tangenten-
bussole in einen und denselben Stromkreis werden solche Instrumente
empirisch geaicht.
Elektromotorische Kraft und Potential in absolutein Maasse.
So lange constante galvanische Elemente nicht bekannt waren,
fehlte es für die Messung elektromotorischer Kräfte an einer festen
Grundlage. So können die aus Messungen mit einem Plattencondensator
abgeleiteten Zahlen, durch welche VOLTA die Potentialdifferenz zwischen
irgend zwei Metallen seiner Spannungsreihe ausdrückte, wie
Kupfer | Silber = 1, Zink | Silber = 12,
nur den Werth ungefährer Schätzungen beanspruchen. Ferner ist be-
kannt, dass in einem einfachen galvanischen Element, etwa Kupfer und
Zink in verdünnter Schwefelsäure, die elektromotorische Kraft sehr rasch
abnimmt, sobald die Kette geschlossen wird ; in Folge der im Element
selbst eintretenden "Wasserzersetzung bedeckt sich die Kupferplatte mit
Wasserstoff, wodurch eine der ursprünglichen entgegemvirkende elektro-
motorische Kraft entsteht. Die sogenannten constanten Elemente suchen
diese galvanische Polarisation, d. h. die Wasserstoffablagerung auf der
negativen Polplatte, durch Anwendung einer zweiten Flüssigkeit zu ver-
hindern. So zeigt die elektromotorische Kraft eines DANIELL'schcn
Elements (vergl. S. 69) längere Zeit hindurch keine merkliche Aende-
rung, daher konnte ein »Daniell«, das sich durch Hintereinanderschalten
mehrerer Elemente beliebig vervielfältigen lässt, sehr wohl als Maass
elektromotorischer Kräfte dienen. Aber auf die Dauer ist auch ein
solches Element wie alle seine Verwandten nicht constant, und die
specifische Beziehung auf das elektrische Verhalten bestimmter Metalle,
Salzlösungen und Säuren charakterisirt jede solche Einheit als ein rela-
tives, auf willkürlicher Wahl beruhendes Maass. Die Frage ist also,
ob nicht auch die elektromotorische Kraft und deren Wirkung, die
Potentialdifferenz, auf ein absolutes, lediglich aus den mechanischen
Gruudmaassen der Länge, Masse und Zeit abgeleitetes Maass zurück-
geführt werden kann.
WILHELM WEBER hat dieses absolute Maass aus dem Grund-
gesetz der von FARADAY entdeckten Magnet-Induction abgeleitet und
bei seinen elektrodynamischen Maassbestimmungen in Anwendung ge-
bracht. Wird ein Magnet gegen einen geschlossenen Leiter bewegt, so
— 79 —
wird durch diese Bewegung in dem Leiter ein Strom inducirt, der —
nach LENZ — die inducirende Bewegung vermöge seiner elektro-
dynamischen Rückwirkung auf den primären Strom zu hemmen sucht;
der inducirte Strom verschwindet, sobald die Bewegung aufhört. Bewegt
man einen offenen Leiter durch ein magnetisches Feld, so zeigen die
Enden des Drahtes während der Bewegung eine Potentialdifferenz, die
unter sonst gleichen Umständen am grössten wird, wenn die Bewegung
senkrecht gegen die magnetischen Kraftlinien gerichtet ist. Das In-
ductionsgesetz gestaltet sich sehr einfach für einen gradlinigen Leiter
und ein homogenes, z. B. das erdmagnetische Feld. In diesem Falle
ist die inducirte Potentialdifferenz e der Länge 1 des Drahtes, der In-
tensität T des Feldes und der Geschwindigkeit n des parallel mit sich
selbst und senkrecht gegen die Kraftlinien bewegten Drahtes pro-
portional, also
e = 1 T n.
Diese Formel enthält zugleich die Definition für die Einheit der elektro-
motorischen Kraft. Diese Einheit wird in einem Drahte von der Länge
Eins inducirt, wenn er mit der Geschwindigkeit Eins senkrecht zu den
Kraftlinien des erdmagnetischen Feldes bewegt wird, dessen Intensität
der absoluten Einheit gleich ist.
Denken wir uns, um die Vorstellung zu fixiren, dass ein geradliniger
Kupferdraht von 5 cm Länge in verticaler Stellung mit einer Geschwin-
digkeit von 1 cm senkrecht gegen den magnetischen Meridian bewegt
wird, so wird, da er die Kraftlinien des erdmagnetischen Horizontalfeldes
senkrecht durchschneidet, an einem Orte des mittleren Deutschlands,
wo die Intensität jenes Feldes annähernd 0,2 absolute Einheiten des
C GS -Systems beträgt, die inducirte Potentialdifferenz gleich 5.0,2.1
werden, also eine absolute Einheit betragen. Diese Einheit ist übrigens
für praktische Zwecke so unbequem klein, dass man hundert Millionen
derselben unter dem Namen »Volt« als internationale praktische Einheit
zusammengefasst hat. Um ein Volt zu induciren, müsste ein 50 m langer
Draht mit einer Geschwindigkeit von einem Kilometer in der bezeichneten
Weise durch das erdmagnetische Feld geführt werden; die Formel
e = lTn
ergiebt nämlich, wenn man auf das Centimeter als das Grundmaass der
Länge zurückgeht, in diesem Falle
e = 5000 . 0,2 . 10000 = 108
absolute CGS- Einheiten oder ein Volt.
— 80 —
Auch das Volt ist. nach der Empfindlichkeit unserer Nerven be-
urtheilt, immer noch eine kleine Grösse. Die elektromotorische Kraft
eines DANIELL'schen Elements, dessen Pole wir berühren können, ohne
die leiseste Erschütterung zu verspüren, beträgt (nach WALTENHOFEN)
1,088, die eines Bunsenelements 1,9, und die einer geladenen Accu-
mulatorzelle rund 2 V.
In seinen »elektrodynamischen Maassbestimmungen« giebt WEBER
von der Einheit der elektromotorischen Kraft eine von der soeben ge-
gebenen, dem Wortlaut nach abweichende, inhaltlich jedoch, was hier
nicht näher begründet werden soll, äquivalente Definition. Wir denken
uns einen geschlossenen, in seiner Anfangsstellung auf den magnetischen
Meridian senkrecht stehenden, um eine verticale Axe drehbaren Leiter
und in jeder Stellung seine Fläche auf eine seiner Anfangsstellung parallele
Ebene projicirt. Dann wird diese Projection stetig kleiner und zuletzt
gleich Null werden, wenn die Drehung 90° beträgt, die Ebene des
Leiters also auf der Projectionsebene senkrecht geworden ist ; darüber
hinaus beginnt die Flächenprojection auf der entgegengesetzten Seite
wieder zu wachsen und erreicht ihr negatives Maximum nach einer
Drehung von 180°. Hat das erdmagnetische Feld, absolut gemessen,
die Intensität Eins, so wird die absolute Einheit der elektromotorischen
Kraft in dem Leiter inducirt, wenn bei der Drehung jene Flächen-
projection um die Flächeneinheit während einer Sekunde zu- oder ab-
nimmt. WEBER maass die Längen nach Millimetern, die Massen nach
Milligrammen, seine Einheit beträgt von der absoluten C GS -Einheit
nur den tausendsten Theil, auf ein Volt gehen demnach 1011 oder hundert-
tausend Millionen WEBER'sche Potentialeinheiten. Thatsächlich hat
WEBER mittelst seines Erdinductors durch Drehung im Horizontalfeld
des Erdmagnetismus elektrische Ströme mit messbaren Wirkungen in-
ducirt und nach absolutem Maasse berechnet.
Zum absoluten Maasse des Potentials kann man noch auf einem
anderen als dem von WEBER eingeschlagenen Wege gelangen. Nach
dem von JOULE (1841) entdeckten Gesetz ist die während einer Sekunde
in einem Leiter in Form von Wärme entwickelte Stromenergie W dem
Quadrat der Stromstärke i sowie dem Widerstand w des Leiters, den
wir uns als einen beliebigen Theil der Gesammtleitung denken, direkt
proportional, also
W = wi2.
— 81 —
Andererseits ist nach dem OHM'schen Gesetz
Q
i — — , wi = e, wi2 = ei, also auch
w
W = ei.
In dieser Formel werden wir unschwer die oben (S. 64) gegebene
Definition des Potentials als einer unter gewissen Bedingungen zu
leistenden Arbeit wiedererkennen. Besteht nämlich zwischen den Enden
A und B unseres Leiters die Potentialdifferenz e, so wird eine Arbeit
von eErg geleistet, wenn die absolute Elektricitätsmenge Eins (hier
elektromagnetisch gemessen) von A nach B übergeführt wird ; ein Strom
von der Stärke i führt aber während einer Sekunde i solche Einheiten
von A nach B und leistet dabei eine Arbeit von e i Erg. Wird nun
die in dem Stromleiter entwickelte Wärme mittelst eines Calorimeters
gemessen, nach dem S. 46 angegebenen Verhältniss in Erg umgerechnet,
so giebt die Gleichung
e = W:i
die Potentialdifferenz e gleichfalls in absolutem Maasse. Die aus diesem
Zusammenhang entspringende Definition lautet:
Zwischen zwei Punkten eines Stromleiters besteht die ab-
solute Einheit der Potentialdifferenz, wenn durch die Einheit
der Stromstärke in diesem Leiter während einer Sekunde die
dem Erg äquivalente Wärmemenge erzeugt wird.
Das in der Technik gebräuchliche Voltmeter (nicht zu ver-
wechseln mit Voltameter, s. S. 72) beruht auf demselben Princip wie
das Amperemeter (S. 77). Aber die Stromspule besteht hier aus zahl-
reichen Windungen dünnen Drahtes und hat folglich einen grossen Wider-
stand. Um bei geschlossenem Strom die Potentialdifferenz zwischen
irgend zwei Punkten der Leitung zu messen, wird das Voltmeter nicht
i n sondern neben die Hauptleitung geschaltet. Vermöge ihres grossen
Widerstandes gestattet die Spule nur einem geringen Bruchtheil des
Gesammtstromes den Durchgang. Auf das Zifferblatt werden statt der
Maasszahlen für diesen Bruchtheil der Stromstärke die Produkte aus
diesen Zahlen und der Maasszahl des Widerstands der Spule oder, was
dasselbe ist, die Maasszahlen der an den Endpunkten der Spule herr-
schenden Potentialdifferenz geschrieben.
Der Leitungswider stand in absolutem Maass.
Bevor durch WILHELM WEBER die Möglichkeit gezeigt war,
auch für den Leitungswiderstand ein absolutes Maass aus den Grund-
Jalub. d. nass. Ver. f. Nat. 48. ß
— 82 —
maassen der Mechanik abzuleiten, sah man sich bei der Messung dieser
so wichtigen Grösse auf mehr oder weniger zuverlässige, auf willkürlicher
Wahl und ganz specifischen Beziehungen beruhende Einheiten angewiesen.
Die Erfahrung hatte gezeigt, dass der Widerstand eines Leiters im
Verhältniss seiner Länge zu-, dagegen im umgekehrten Verhältniss seines
Querschnitts abnimmt und überdies von seiner stofflichen Beschaffenheit
abhängt. Die Metalle sind gute Lleiter wie für die Wärme so auch
für die Elektricität ; Säuren und Salzlösungen leiten den Strom weit
schlechter, reines Wasser leitet ihn überhaupt nicht. Unter den Me-
tallen stehen bezüglich des Leitungsvermögens Kupfer und Silber obenan;
unter sonst gleichen Umständen setzt das Kupfer dem elektrischen Strom
einen 62, das Silber einen 67 mal so kleinen Widerstand entgegen als
Quecksilber bei 0° C.
JACOBI in Petersburg machte den Vorschlag, vom Kupfer auszu-
gehen und denjenigen Widerstand als Einheit zu wählen, der einem
kreisrunden Kupferdraht von 1 m Länge und 1 mm Dicke zukommt.
Allein chemisch reines Kupfer steht für elektrische Leitungen kaum
zur Verfügung, und selbst bei vollkommener Reinheit ist der Wider-
stand des Kupfers von seiner durch Hämmern, Ziehen u. s. w. leicht
zu alterirenden inneren Structur abhängig. JACOBI erkannte selbst
diese Unzuverlässigkeit seiner Einheit sehr wohl und suchte nun ein
gemeinsames Maass für Widerstandsmessungen dadurch zu erreichen,
dass er einen auf einem Brett aufgewundenen Kupferdraht bei ver-
schiedenen Physikern in Umlauf setzte mit der. Aufforderung, diesen
»Widerstands-Etalon«, der eine Länge von 7,61975 m und eine Dicke
von 0,667 mm hatte, genau zu kopiren. In dem Schreiben, mit welchem
JACOBI seine an POGGENDORFF in Berlin gerichtete Sendung be-
gleitete, heisst es u. a. : »Hier aber kann keine absolute Bestimmung
stattfinden, weil es scheint, dass bei den Widerständen auch der chemisch
reinsten Metalle Unterschiede stattfinden, welche durch eine Verschieden-
heit der Dimensionen allein nicht erklärt werden können. Gesetzt also,
Sic hätten Ihre Widerstandsmesser und Multiplikatoren auf Kupferdraht
von 1 m Länge und 1 mm Dicke bezogen, so hätten wir immer noch
nicht die Ueberzcugung, ob Ihr Kupferdraht und der unsrige einen
gleichen Widerstandscoefficicntcn besitzen. Alle diese Schwierigkeiten
werden nun gehoben, wenn man einen beliebig gewählten Kupfer- oder
anderen Draht bei den Physikern umherwandern lässt und diese bittet,
ihre Widerstandsinstrumente darauf zu beziehen und ihre Messungen
— 83 —
künftig nur nach diesem Maasse anzugeben. Herr Professor MAGNUS
wird Ihnen also ein kleines schwarzes, mit zwei Schrauben versehenes
Kistchen überreichen, in welchem ein auf einem Brette aufgewundener
Kupferdraht durch einen aus Wachs und Harz bestehenden Mastix
eingekittet und vor Nässe und Feuchtigkeit geschützt ist. Diesen
Widerstands-Etalon bitte ich mit Ihren Widerstandsmessern zu ver-
gleichen, zu einem solchen Vergleiche aber auch Herrn Professor WEBER
und andere Physiker, die sich mit galvanometrischen Messungen be-
schäftigen, aufzufordern.«
Alle Schwierigkeiten wurden aber auch auf diesem Wege nicht
gehoben. Einzelne Kopien des JACOBI'schen Originals zeigten bis zu
8 °/0 Differenz, und selbst ein und dieselbe Kopie erwies sich als ver-
änderlich. Wie jene Bemerkungen bezeichnend sind für die Verlegen-
heit, in welcher die Physiker sich bezüglich eines zuverlässigen Wider-
standsmaasses befanden, so machen es diese Thatsachen erklärlich, warum
die Widerstandseinheit und der wunderliche Vorschlag von JACOBI
heute nur noch ein historisches Interesse beanspruchen können.
Besseren Erfolg hatte der von WERNER SIEMENS (1860) ge-
machte Vorschlag, vom Quecksilber auszugehen und den Widerstand einer
Quecksilbersäule von 1 m Länge und 1 qmm Querschnitt als Einheit zu
wählen. Das Quecksilber ist in chemisch reinem Zustand leicht zu er-
halten, es ist unabhängig von den bei festen Körpern selbst bei chemischer
Reinheit möglichen Aenderungen der inneren Structur, und sein Leitungs-
widerstand ändert sich nur wenig mit wachsender Temperatur. Als
ein absolutes Maass kann aber auch die SIEMENS'sche Einheit ver-
möge ihrer specifischen Beziehung auf das Quecksilber nicht gelten.
So gute Dienste sie daher auch den Physikern geleistet hat, so hat sie
doch bei der consequenten Durchführung des absoluten Maassystems
dem »Ohm« schliesslich weichen müssen.
Das OHM'sche Gesetz, nach welchem
e e
i = — , w = —
w 1
ist, giebt die absolute Widerstandseinheit ohne Weiteres an die Hand,
sobald, wie es von WEBER geschehen ist, die absoluten Einheiten der
Stromstärke wie der elektromotorischen Kraft festgestellt sind. Nach
obiger Formel hat die absolute Einheit des Widerstandes derjenige Leiter,
welcher, von der absoluten Stromeinheit durchflössen, an seinen Enden
eine der absoluten Einheit gleiche Potentialdifferenz zeigt.
6*
— 84 —
Auch hier kann auf Grund des JOULE'schen Gesetzes eine der
vorigen gleichwertige Definition der absoluten Widerstandseinheit gefunden
werden. Diesem Gesetze zu Folge wird die in einem Leitungsdraht
entwickelte Wärmemenge W, nach mechanischem Maass gemessen, aus-
gedrückt durch die Formel
W = w i2.
Hiernach hat ein Leiter die absolute Einheit des Widerstandes, wenn
die Stromeinheit während einer Sekunde eine dem Erg äquivalente
Wärmemenge in dem Leiter entwickelt.
Auch diese Einheit ist für praktische Messungen so unbequem klein,
dass der Pariser Congress von 1881 tausend Millionen (109) derselben
unter der Bezeichnung »Ohm« als praktische Einheit festgesetzt hat.
Zugleich wurde (Beschluss 4) eine internationale Commission beauftragt,
durch neue Experimente für die Praxis die Länge der Quecksilbersäule
von einem Quadratmillimeter Querschnitt bei 0 ° C. zu bestimmen, welche
den Werth des Ohm darstellt. Auf Grund der durch diese Versuche
erzielten Ergebntsse wurde durch einen zweiten Congress am 3. Mai 1884
der folgende, jenen früheren ergänzenden Beschluss gefasst:
»Das gesetzliche Ohm wird dargestellt durch eine Quecksilbersäule
von 1 Quadratmillimeter Querschnitt und 106 Centimeter Länge bei
der Temperatur des schmelzenden Eises«.,
Wie man sieht, übertrifft das legale Ohm (Q) die SIEMENS'sche
Einheit nur um 6 °/0.
WEBER hatte bereits gefunden, dass die absolute Widerstands-
einheit im elektromagnetischen Maasssystem gleichartig ist mit einer
Geschwindigkeit. Da er die Längen mit Millimetern maass — das
Grundmaass der Masse kommt hier nicht in Betracht — , so betrug
seine Einheit nur den zehnten Theil von der absoluten Einheit des
CGS-Systems; auf ein Ohm sind daher 1010 Widerstandseinheiteu des
WEBER'schen Systems zu rechnen. In diesem Maasse berechnete WEBER
Millimeter
auch den Widerstand des JACOBLschen Etalons zu 598. 107 - —
Sekunde
oder 0,598 &.
Das OHM'sche Gesetz erschliesst uns nunmehr auch den Zusammen-
hang zwischen den Einheiten des praktischen internationalen Maass-
systems Ampere, Volt und Ohm. Um nämlich den Strom, welchen
»ein Volt in einem Ohm erzeugt«, nach absoluten Einheiten des CGS-
Systems zu berechnen, haben wir zu setzen
e = 108, w = 109
— 85 —
und erhalten
108 1
" 10 9 ' 10'
entsprechend einer ausdrücklichen Folgerung des Congresses von 1884:
»Das Ampere ist gleich 10_1 elektromagnetischen (CG S) Stromeinheiten.«
Die bereits S. 46 angeführte praktische Einheit des Stromeffects,
das »Voltampere« oder »Watt«, lässt sich nun ebenfalls auf die
Einheiten des absoluten CG S- Systems zurückführen. In die Formel
W = ei (S. 81)
haben wir einzusetzen e = 10 8 und i = 10 -1, wodurch sich ergiebt
W = 10s. 10-1 = 107
Erg pro Sekunde. Dieser Stromeffect entspricht, wie wir oben (S. 46)
gesehen haben, einer Wärmeentwickelung von 0,24 Grammcalorien pro
Sekunde.
Obgleich man in England bereits übereingekommen war, die absolute
CGS- Einheit der Stromstärke als ein »Weber« zu bezeichnen, so hat
es der Congress merkwürdiger Weise doch versäumt, bei der Wald
seiner Benennungen die Namen gerade derjenigen beiden Männer zu
berücksichtigen, denen man die Begründung eines absoluten Maass-
systems für die magnetischen und elektrischen Grössen zu danken hat.
Dass GAUSS und WEBER als Grundmaasse der Länge und der Masse
Millimeter und Milligramm statt Centimeter und Gramm gewählt haben,
ist für die principielle Beurtheilung der Frage gleichgültig : ihnen bleibt
das unbestrittene Verdienst, jene absoluten Maasse nicht nur begründet
sondern auch bei ihren Messungen folgerichtig durchgeführt zu haben,
und zwar zu einer Zeit, wo das Princip von der Erhaltung der Energie
noch nicht entdeckt und die Vorstellung von der Einheit der Natur-
kräfte in dem uns geläufigen Umfang noch nicht verbreitet war.
Zusammenstellung der im Vorstehenden deflnirten abgeleiteten
Maasse und Herleitung ihrer Dimensionen.
Schon GAUSS hat am Schlüsse seiner Intensitas an einem be-
stimmten Beispiel gezeigt, welchen Einfluss der Uebergang von den
ursprünglichen zu neuen Grundmaassen auf die Grösse einer abgeleiteten
Einheit ausübt. MAXWELL hat (1865) den Zusammenhang zwischen
den abgeleiteten Einheiten und den Grundmaassen durch symbolische
Formeln ausgedrückt, welche nach einer der Geometrie entlehnten Ana-
logie den Namen Dimensionsformeln führen.
— 86 —
Im Folgenden seien 1, m, t die Symbole für beliebige Maasszahlen
einer Länge, einer Masse, einer Zeit, sofern es sich um die numerische
Quantität, dagegen (1), (m), (t) die Symbole derselben Zahlen, sofern
es sich um diese Qualität handelt; bezeichnen wir ferner irgend
eine auf eine abgeleitete Einheit bezügliche Maasszahl ihrem numerischen
Werthe nach mit Z, so werden wir sie rücksichtlich ihrer Beziehung
auf jene Einheit mit (Z) bezeichnen. Wird, wie in der Geometrie bei
der Berechnung eines Flächeninhaltes, eine Längenmaasszahl mit einer
zweiten ebensolchen Zahl multiplicirt, so werden, wir diesen Vorgang
mit (1) . (1) oder kurz mit (I2) zu bezeichnen haben, gleichviel, ob jene
Zahlen numerisch gleich oder ungleich sind, ob sie endliche oder un-
endlich kleine Werthe haben.
Die abgeleiteten mechanischen Einheiten.
1. Unter der Geschwindigkeit versteht man den bei gleich-
förmiger Bewegung in der Zeiteinheit zurückgelegten Weg ; ihre Maass-
zahl v wird also gefunden, indem man die Maasszahl 1 einer Länge
durch die Maasszahl t einer Zeit dividirt. Diesen Vorgang bezeichnen
wir symbolisch durch die Gleichung
(v) = (1) : (t)
oder in der durch die Potenzlehre begründeten bequemeren Schreibweise
(v) = (lt " 1).
Diese Gleichung behält ihre Gültigkeit auch für den Fall einer ungleich-
förmigen Bewegung, die während eines unendlich kleinen Zeitelements
als gleichförmig zu betrachten ist.
2. Die Beschleunigung (eine Verzögerung gilt als negative
Beschleunigung) wird gefunden, indem man den für eine bestimmte Zeit
beobachteten Geschwindigkeitszuwachs auf die Zeiteinheit reducirt; wenn
dieser Zuwachs nicht gleichmässig erfolgt, so ist die Rechnung wiederum
für ein unendlich kleines Zeitelement auszuführen. In jedem Falle wird
die Maasszahl y einer Beschleunigung gefunden, indem man die Maass-
zahl v einer Geschwindigkeit durch diejenige einer Zeit dividirt, und
dieser Vorgang wird symbolisch dargestellt durch die Gleichung
(?') = (v):(t) = (lt-1):(t) = (lt-2).
3. Eine Kraft wird gemessen durch die Beschleunigung, welche
sie einer bestimmten Masse ertheilt; ihre Maasszahl f ist also das Pro-
— 87 —
dukt aus der Maasszahl m einer Masse und derjenigen einer Beschleu-
nigung; also ist
(f) = (m).(lt-2) = (lmt-2).
4. Ein statisches Moment bezw. ein Drehungsmoment
ist das Produkt aus Kraft und Hebelarm, seine Maasszahl D demnach
das Produkt aus der Maasszahl f einer Kraft und derjenigen 1 einer
Länge. Demnach wird
(D) = (f).(l) = (l2mt-2).
5. Das Trägheitsmoment K einer Masse ist das Produkt aus
ihr selbst und dem Quadrat ihrer Entfernung von der Drehungsaxe,
folglich (K) = (m l2).
6. Eine Arbeit wird gemessen durch das Produkt aus einer Kraft
und dem in die Kraftrichtung fallenden Weg ; ihre Maasszahl A ergiebt
sich, indem man die Maasszahl f jener Kraft mit derjenigen einer Länge
multiplicirt, folglich ist
(A) = (f).(l) = (l2mt-2).
Die Dimension einer Arbeit stimmt also mit derjenigen eines statischen
Momentes überein. Von derselben Dimension ist ferner eine lebendige
Kraft (halbes Produkt aus Masse und Geschwindigkeit).
7. Leistung oder Effekt ist die auf die Zeiteinheit reducirte
Arbeit; ihre Maasszahl L wird also gefunden, indem man die Maass-
zahl A einer Arbeit durch die Maasszahl t einer Zeit dividirt. Hier-
nach wird (L) = (A) : (t) = (l2 m t " 3).
Die magnetischen Einheiten.
8. Die Polstärke wird hergeleitet aus der zwischen zwei Magnet-
polen wirkenden Kraft f, die dem Produkt der beiden Polstärken p
und px direkt und dem Quadrat ihrer Entfernung r umgekehrt pro-
portional ist, also dargestellt wird durch die Formel
f = ^bezw.(f)=|:.
Hieraus folgt umgekehrt
(p2) = (l2) . (f ), (p) = (l).V(f) = (l).(l^m^t-1), oder
( L L _A
(p)= 1» m» t v,
wenn wir, wie üblich, die hier sich ergebenden Quadratwurzeln durch
Potenzen mit gebrochenen Exponenten darstellen.
— 88 —
9. Das magnetische Moment oder der Stabmagnetismus
ist das Produkt aus der Polstärke und dem Abstand der beiden Pole.
Seine Maasszahl M wird also gefunden, indem man die Maasszahl einer
Polstärke p mit der Maasszahl 1 einer Länge multiplicirt. Die sym-
bolische Darstellung dieses Vorganges lautet
(M) = (p) . (1)
und ergiebt
(M) = (l2"m"2"t"1).
10. Die Intensität eines magnetischen Feldes an einer
bestimmten Stelle wird abgeleitet aus der Kraft, mit welcher es auf
einen Magnetpol von gegebener Polstärke in der Richtung der Kraft-
linie wirkt. Diese Kraft f ist ebenso der Polstärke p wie der Inten-
sität J des Feldes proportional, also ausgedrückt durch die Formel
f = p . J.
Umgekehrt ergiebt sich die Maasszahl J dieser Intensität, indem man
die Maasszahl f einer Kraft durch die Maasszahl p einer Polstärke
dividirt. Die Dimensionsformel lautet demnach
(J) = (f ) = (P)
oder mit Rücksicht auf die unter No. 3 und 8 für (f) und (p) ent-
wickelten Ausdrücke
(J) = (lnn-2):(pm^t"1),
(J) = (i-im-it-x).
Die Intensität des für einen bestimmten Beobachtungsort als homogen
zu betrachtenden erdmagnetischen Feldes ist nach Grösse und Richtung
constant. Ihre Horizontalcomponente T ist ein von der Inclination ab-
hängiger Bruchtheil der Gesammtintensität und mit dieser von gleicher
Dimension. Daher ist auch
(T) = (r^m^t_1).
Die elektrostatischen Einheiten.
1 1 . Die Einheit der statischen Elektricität wird ab-
geleitet aus der Kraft f, mit welcher eine Elektricitätsinenge Q auf
eine zweite Menge Qx aus der Entfernung r wirkt. Die Maasszahl f
dieser durch die Formel
f Q-Qi
r2
(f) = ^-, und folglich
— 89 —
dargestellten Kraft wird also gefunden, indem man die Maasszahl Q
einer Elektricitätsmenge mit einer gleichartigen Zahl multiplicirt und
das Produkt durch das Quadrat einer Längenmaasszahl dividirt; in Zeichen:
(Q2)
ä2)3
12. Das Potential V einer punktuell concentrirten Ladung Q
nimmt ab mit wachsender Entfernung und wird dargestellt durch die
Formel Q
r
Die entsprechende Dimensionsformel lautet
1 ; (1)
und ergiebt mit Rücksicht auf den unter No. 11 gefundenen Ausdruck
(V) = (l 2" m T t " ! J : (l) = (i T m 2 t " J.
13. Die potentielle Energie A einer Ladung Q vom Poten-
tial V wird gemessen durch das halbe Produkt beider Grössen. Dem-
nach ist
(A) = (Q).(V) = (l2mt-2)
übereinstimmend mit Formel 6.
14. Die Capacität C eines durch die Elektricitätsmenge Q zum
Potential V geladenen Leiters wird dargestellt durch die Formel
C-Q-
Unter Berücksichtigung von Formel 11 und 12 erhalten wir also
(C) = (Q) : (V) = (l 2~ m 2 t " J : (l T m T t " 1 J = (1).
Die Maasszahl einer elektrostatisch gemessenen Capacität ist also gleich-
artig mit einer Länge und für einen kugelförmigen Conductor identisch
mit der Maasszahl seines Radius.
15. Unter der Stromstärke versteht man die während der
Zeiteinheit durch einen Querschnitt der Leitung fliessende Menge von
Elektricität ; ihre Maasszahl i wird gefunden, indem man die Maasszahl
Q einer Elektricitätsmenge durch die Maasszahl t einer Zeit dividirt.
Man erhält
(i) = (Q) : (t) = (p- nT2- T 2)
o
LI BR AR
— 90 -
16. Der Widerstand w eines Leiters ist der Quotient aus einer
Potentialdifferenz V und einer Stromstärke i. Hiernach wird
(w) = (V) : (i) = f 1 2" m 2" t " ]) : (l ä" m 2" t ~ 2J = (1 - : t).
Die elektromagnetischen Einheiten.
17. Die Stromstärke i wird abgeleitet aus der Wirkung f eines
Kreisstroms vom Radius r auf einen im Centrum befindlichen Magneten
von der Polstärke p. Die Wirkung wird dargestellt durch die Formel
, 2 n i p r f
1 = - — , woraus tolgt 1 = —
Der constante Faktor 2 ti ist dimensionslos und hat auf die Dimensions-
formel keinen Einfluss ; daher ergiebt sich
(i)==(l).(f):(p) = (l2mt-2): (l^inV1),
(i) = (l2"m2"t_1).
Dieselbe Formel gilt für den Reductionsfaktor einer Tangentenbussole.
18. Eine Elektri citätsmenge Q ist das Produkt aus einer
gegebenen Zeit t und der in der Zeiteinheit durch einen Querschnitt
des Leiters fliessenden Elektricitätsmenge, d. i. der Stromstärke i. Man
erhält also
(Q) = (l T m t t -1) . (t) = (l * m *J.
19. Die Potentialdifferenz an den Enden eines Leiters kann
hergeleitet werden aus der während der Zeiteinheit in dem Leiter ent-
wickelten Energie, die ihrerseits das Produkt aus Stromstärke und
Potentialdifferenz ist. Daher ist umgekehrt die Potentialdifferenz V der
Quotient aus einem Effekt und einer Stromstärke, also unter Bezug-
nahme auf 7 und 17 :
(V) = (L) : (i) = (l2mt-3): (\* m* t'1] = {\^w^t~2J.
Eine elektromotorische Kraft ist mit einer Potentialdifferenz
gleichartig und von derselben Dimension.
20. Der Widerstand w eines Leiters ist dem Ohm'schen Gesetz
zufolge der Quotient aus der zwischen seinen Endpunkten herrschenden
Potentialdifferenz V und der Stromstärke i ; die Dimensionsformel ist also
— 91 —
Ein elektromagnetisch gemessener Leitungswiderstand ist demnach gleich-
artig mit einer Geschwindigkeit.
21. Für die Capacität ei'giebt sich der unter No. 14 gegebenen
Definition zufolge
(C) = (Q) : (V) = (l * mt) : (l* m^t'2)-^1 12).
Vergleichnng der elektrostatischen mit den entsprechenden
elektromagnetischen Einheiten.
Dass eine und dieselbe elektrische Grösse elektrostatisch gemessen
eine wesentlich andere Dimensionsformel zeigt wie bei elektromagnetischer
Messung, erklärt sich durch den Umstand, dass die Wirkungen der
ruhenden Elektricität von denen der strömenden Elektricität wesentlich
verschieden sind. Gleichwohl zeigen je zwei entsprechende Formeln des
einen und des anderen Systems einen höchst merkwürdigen Zusammen-
hang. Wird z. B. für eine und dieselbe Elektricitätsmenge in elektro-
statischem Maasse die Maasszahl Qs, in elektromagnetischem die Maass-
zahl Qm gefunden, so haben wir
(Q9)= (l^m^f1), (Qm) = (l= 'm'O,
und der Quotient beider Maasszahlen wird
(Qs):(Qm) = (lt-1.) = (v) (vgl. No. 1),
ist also gleichartig mit einer gewissen Geschwindigkeit. Ganz dasselbe
Verhältniss besteht zwischen den beiden Maasszahlen einer und der-
selben Stromstärke, das umgekehrte dagegen zwischen denjenigen einer
und derselben Potentialdifferenz. Ohne Weiteres ergiebt sich durch Ver-
gleichung der betreffenden Ausdrücke
(i8) : (im) = (1 1 - 1) = (v)
(Vs) : (Vm) = (1 " H) = (v " 1).
Ebenso ergiebt der Vergleich der beiden Maasszahlen für den Wider-
stand oder die Capacität eines und desselben Leiters
(ws):(wm) = (l-2t2) = (v-2)
(Cs):(Cin)=(l2t-2) = (v2).
Um daher aus den elektromagnetischen die entsprechenden elektro-
statischen Maasszahlen zu finden, hat man bei einer Elektricitätsmenge
wie bei einer Stromstärke mit der Maasszahl einer gewissen Geschwin-
digkeit, bei der Capacität mit dem Quadrat einer solchen zu multi-
- 92 —
pliciren ; bei einer Potentialdifferenz oder einem Widerstand hat man
mit der Maasszahl einer gewissen Geschwindigkeit bezw. deren Quadrat
zu dividiren. Wie gross ist diese Geschwindigkeit? Was
hat sie zu bedeuten?
Sorgfältige Messungen einer und derselben Elektricitätsmenge, Po-
tentialdifferenz, Capacität nach dem einen wie nach dem anderen System
haben ergeben, dass es sich bei all diesen Beziehungen um eine und
dieselbe Geschwindigkeit handelt, die den enormen Werth von 300 000 km
oder 3 . 1010cm besitzt. Hiernach lassen sich die auf absolute elektro-
magnetische CG S -Einheiten bezogenen praktischen Maasse für Strom-
stärke, Potential und Widerstand, nämlich Ampere, Volt und Ohm ohne
Weiteres auch auf absolute elektrostatische C G S - Einheiten zurück-
führen. Man erhält
1 Ampere = 10 - 1 (im) = 3 . 1010 . 10 - x (i8) = 3 . 109 (is)
1 Volt =• 108 (Vm) = 108 : 3 . 1010 (Vs) = -^- (Vs)
1 Ohm = 109 (wm) = 109 : 9 . 1020 ws ±= — . 10 "" (ws).
Auf ein Ampere gehen also 3 . 109 elektrostatische Stromeinheiten;
umgekehrt gehen auf eine elektrostatische Potentialeinheit 300 Volt, auf
eine elektrostatische Widerstandseinheit 9 . 10n Ohm.
Ist es nun Zufall, dass diese für den Zusammenhang der elektrischen
Maasse so bedeutungsvolle Geschwindigkeit keine andere ist als die-
jenige, mit welcher die Lichtwellen durch den Weltraum sich fortpflanzen?
Und was bedeutet die Lichtgeschwindigkeit in den Formeln für die
Elektricität ? Die Antwort kann heute kaum noch zweifelhaft sein. Jene
merkwürdige Uebereinstimmung bedeutet, dass das Licht eine elektrische
Erscheinung ist, dass die Elektricität wie das Licht sich fortpflanzt
durch die elastischen Schwingungen des Aethers.
In unseren Tagen hat die elektromagnetische Lichttheorie MAX-
WELLS (1865) eine sichere Grundlage erhalten durch die glänzenden
Entdeckungen von HEINRICH HERTZ (f 1894). Diesem genialen, der
Wissenschaft zu früh entrissenen Forscher ist es gelungen, die zeitliche
Ausbreitung elektrischer Transversalwellen im Räume, ihre Spiegelung
und ihre Brechung, ihre Interferenz und ihre Polarisation durch den
Versuch nachzuweisen und zu zeigen, dass diese Erscheinungen ganz
denselben Gesetzen unterworfen sind wie die entsprechenden Erschei-
nungen der Optik. Der Unterschied ist nicht qualitativer, sondern ledig-
— 93 —
lieh quantitativer Natur. Während die Lichtwellen eine, nach unseren
gewöhnlichen Vorstellungen zu urtheilen, minimale Länge besitzen
(7,6 Zehntausendstelmillimeter für Roth, 3,9 für das äusserste Violett),
zeigt die Elektricität Wellen, deren Länge nach Decimetern, Metern,
Kilometern rechnet. Aus diesem ganzen stetigen Gebiet wird durch das
Licht nur jene eine Octave herausgehoben, auf welche die Stäbchen
unserer Netzhaut gestimmt sind, und die elektrischen Erscheinungen
sind es, die uns von dem weiten Gebiet zu beiden Seiten dieses Aus-
schnitts Kunde geben. Die Wissenschaft suchte nach einheitlichen Maassen
für die verschiedenen Formen der Kraft, und die Lösung dieser Auf-
gabe eröffnete zugleich einen überraschenden Blick auf ihr Wesen. So
sind es die stille Arbeit, der durchdringende Gedanke eines GAUSS,
eines WEBER gewesen, die der Technik zu ihrem nothwendigsten Rüst-
zeug verholten und zugleich einen Pfeiler der Brücke aufgerichtet haben,
die aus dem Gebiete des Magnetismus und der Elektricität hinüberführt
in das Reich des Lichts.
BEMERKUNGEN
ÜBER EINE
KALKTUFF -ABLAGERUNG
IM
BECKEN VON WIESBADEN.
Von
DR F. v. SANDBERGER
(WÜRZBURG).
JJei meinem letzten Aufenthalte in Wiesbaden zu Ostern 1894
war in Folge von Canalisations -Arbeiten vor dem alten Ratbbause eine
Kalktuff-Ablagerung von etwa 2 m Mächtigkeit aufgedeckt worden, von
deren Vorhandensein an dieser Stelle ich früher niemals gehört hatte.
Es scheint der mächtigere und der Bildungsstätte näher gelegene Theil
jener Tuffmasse zu sein, welche s. Z. bei dem Bau der protestantischen
Hauptkirche an der damaligen Zehntscheuer, der Vorbereitungsschule
sowie im Hofe des naturhistorischen Museums entblösst war.
Ich habe von derselben im Jahre 1852 ein Profil aufnehmen können,
welches bisher nicht veröffentlicht worden ist, weil ich neue Aufschlüsse
abwarten wollte. Wenn die jetzigen Arbeiten in der Gegend des alten
Bathhauses beendigt sind, wird wohl so bald keine neue Gelegenheit
zur Beobachtung geboten werden. Das erwähnte Profil ergab unter
1,50 m Bauschutt und Dammerde die folgenden Schichten:
1. Kalktuff, leicht zerreiblich mit incrustirten Stengeln
und Blättern des grossen Süssgrases (Glyceria specta-
bilis M. et K.) 0,30 m
2. Feinkörniger, rothbrauner grün gesprenkelter thoniger
Sand mit Cypris und Conchylien . , 0,50 m
3. Grober Kies mit Gerollen von Sericitschiefer und hartem
Quarzsandstein (Onychien-S.), dazwischen wasserführender
aufgelöster Letten (Mosbacher Sand) 2.00 m
Der Kalktuff ist schmutzig-weiss, sehr porös und von krümeliger
Beschaffenheit. Er lässt sich gut schlämmen und liefert dann einige
Fossilien, namentlich Bruchstücke von incrustirten Conferven, Schälchen
von Helix pulchella Müll., die aber recht selten sind, während eine
kleine Cypris häufig auftritt, welche mit der in stehenden Gewässern
Mittel-Europas gemeinen C. ovum Jurine sp. übereinstimmt. Löst man
den Tuff in Salzsäure auf, so bleibt ein schmutzig-weisser Rückstand,
welcher fast nur aus Kieselalgen besteht. Am häufigsten ist der schöne
Campylodiscus clypeus Ehrenb., seltener schon Pinnularia viridula Rabenrh.
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 48. 7
— 98 —
und sehr selten Fragilaria virescens Ealfs sowie Nadeln von Spongilla.
Das sind lauter noch in Deutschland lebende Formen und man wird
daher dem Kalktuff ein alluviales Alter zuschreiben müssen.
Der unter dem Tuff lagernde Sand enthalt aber mehrere Arten,
die ein höheres geologisches Alter andeuten, nämlich Pupa muscorum L.
und Succinea oblonga Drap., welche zwar auch noch in der Gegend
leben, aber viel reichlicher in dem oberpleistocänen Löss gefunden
werden, welcher ausserhalb des Wiesbadener Beckens überall den Mos-
bacher Sand überlagert. Auch Helix pulchella Müll, kommt in dem
Sande vor, hat aber keine weitere Bedeutung. Anders verhält es sich
mit einer Caecilianella, welche ich 1852 noch nicht zu bestimmen ver-
mochte und die sich von C. acicula sofort durch beträchtlichere Grösse
und andere Merkmale unterscheidet. Ich zweifle jetzt nicht mehr daran,
dass sie mit der von Bourguignat (Amenites malacologiques I p. 216
suiv. PI. XVIII, Fig. 3, 4) beschriebenen C. anglica identisch ist, welche
noch in England lebend vorkommt.
Angesichts dieser Fauna und der Lagerung wird man wohl dem
braunen thonigen Sande dasselbe Alter wie dem Löss zuschreiben, d. h.
ihn in das Oberpleistocän einreihen dürfen. Es wäre der Mühe werth,
nachzusehen, ob sich nicht an der oberen Grenze des Mosbacher Sandes
gegen den Löss ähnliche Bänkchen finden.
Was nun den Kalktuff betrifft, so hat er mit den Wiesbadener
Thermalquellen offenbar nichts zu thun, da er zwar ziemlich viel kohlen-
saures Eisenoxydul, aber nur Spuren von Chlor- und schwefelsauren Ver-
bindungen enthält. Man wird vielmehr vermuthen dürfen, dass er von
Quellen herrühre, welche in den den westlichen Theil des Wiesbadener
Beckens umgebenden kalkigen Schichten (Hydrobienkalk) ihren Ursprung
nahmen und später erloschen sind.
DIE BEI
NASSAU BEOBACHTETEN BIENEN.
NACHTRAG
ZU DEN
BEOBACHTUNGEN VON HEBEN PBOFESSOB Dr. SCHENK.
EIN BEITRAG ZUR BIENENFAUNA DER UNTEREN LAHN.
Von
Dr. BUDDEBERG
(NASSAU a. d. LAHN.)
*
c
A . * *
•
I,
In Heft XXI und XXII, Jahrgang 1867 und 1868 der Jahrbücher
des nassauischen Vereins für Naturkunde veröffentlichte Herr Professor
Dr. Schenk in Weilburg die letzten seiner Beobachtungen über Bienen.
Seit dieser Zeit ist kein Artikel über Bienen in dieser Zeitschrift er-
schienen. Wenn ich nun meine Beobachtungen über das Vorkommen
dieser interessanten Thiere veröffentliche, so möchte ich die nachfolgen-
den Zeilen dem Andenken des verdienstvollen Hymenopterologen widmen,
der durch seine gründlichen Untersuchungen und seine analytische Aus-
einandersetzung der einheimischen Arten die Bestimmung und das Studium
der Bienen sehr erleichtert hat.
Ich möchte den Anlass zu der folgenden Arbeit auf die Anregung
des Herrn Dr. Schenk selbst zurückführen; als ich nach Nassau ver-
setzt wurde, schrieb er, er wünsche, dass ich das freundliche Thal genau
durchforsche, es müssten sich in demselben viele interessante Thiere
finden. Seine Ansicht hat ihn nicht getäuscht, eine ganze Reihe bisher
für die Fauna der Lahn unbekannter Arten habe ich im Laufe der
Jahre beobachtet, ebenso habe ich andere, von denen Dr. Schenk nur
eins oder wenige Exemplare gefunden hatte, in grösserer Zahl gefangen.
Die von Dr. Schenk beschriebenen Arten sind bei Weilburg,
Dillenburg, Wiesbaden und bei Frankfurt gefangen, bei Nassau hat er
nie gesammelt und somit ist über Vorkommen der Bienen an der
unteren Lahn noch Nichts in unserer Vereinsschrift veröffentlicht worden ;
die folgenden Zeilen bieten eine Ergänzung zur Bienenfauna des Regie-
rungsbezirks Wiesbaden.
Die Beobachtungen über das Vorkommen der Bienen bei Nassau
sind von mir zuerst in den Jahren 1874 — 1876, später vom Jahre 1888
an gemacht worden. Die Beobachtungen von 1874 — 1876 sind bereits
durch Herrn Dr. Hermann Müller veröffentlicht und zwar in den
Verhandlungen des naturhistorischen Vereins der preussischen Rhein-
lande und Westfalens in den drei Abhandlungen »Weitere Beobach-
tungen über Befruchtung der Blumen durch Insecten« 1878, S. 1 — 59;
— 102 —
1879, S. 198—268; 1882, S. 1 — 104. In diesen Abhandlungen werden
die Bienen mit Bezug auf ihre Thätigkeit heim Besuchen der Blüthen
behandelt; eine Zusammenstellung der Arten findet nicht statt. Die
Bestimmungen zweifelhafter Arten sind von Dr. Schenk gemacht.
Im Anschluss an diese Beobachtungen habe ich in den letzten
Jahren die hiesige Bienenfauna nochmals genau untersucht; dabei habe
ich fast alle früher gefangenen Bienenarten wieder erbeutet, und noch
eine grosse Zahl anderer dazu.
Zur Bestimmung dienten mir die schon oben genannten Abhand-
lungen von Dr. Schenk, 1859, 1867 und 1868, um so mehr, da es
kein neueres Gesammtwrerk über Bienen giebt. Einzelne Genera sind
wohl neu bearbeitet worden, so die Genera Nomada, Bombus, Psithyrus.
Andrena, Osmia von Herrn Dr. Schmiede knecht (Apidae Europae).
Der Verfasser hat mich bei der Bestimmung zweifelhafter Arten freund-
lichst unterstützt.
Neuerdings erschien: »Die Bienen Europas«, Apidae europaeae von
Heinrich Friese, I. Theil Schmarotzerbienen.
Die Reihenfolge der Genera und Arten in der folgenden Zusammen-
stellung ist dieselbe, wie in dem genannten Werk von Schenk vom
Jahre 1859.
Die Nomenelatur richtet sich im Allgemeinen ebenfalls nach Schenk,
nur bei den genannten Arbeiten von Dr. Schmiede knecht habe ich
die Nomenclatur derselben gewählt, um so mehr, da nach den älteren
Autoren häufig grosse Verwirrung in Bezug auf Synonyma herrscht.
Schenk zählt 1859 278 Arten nassauischer Bienen auf, 1867
und 1868 sagt er, er habe 269 nassauische Arten beobachtet, also 9
weniger als früher, was wohl leicht dadurch zu erklären ist, dass er
später eine Anzahl Varietäten gestrichen hat, die er früher als Arten
auffasste, so z. B. bei Sphecodes.
Bei Nassau fand ich 224 Arten, darunter 18 neue*), sodass also
die Zahl aller im Vereinsgebiet beobachteten Arten 287 ist.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit darauf hinweisen, wie sehr Nassau
wegen seiner Lage sich zum Beobachten von Naturgegenständen eignet.
In der nächsten Umgebung der Stadt habe ich 1872 Käferarten beob-
achtet, auch die Zahl der Insecten aus anderen Ordnungen ist beträchtlich.
*) Diese sind durch ein Sternchen hervorgehoben.
— 103 —
In der Folge möchte ich noch kurz die Plätze bezeichnen, welche
für Beobachtung von Bienen sich eignen.
Schon im ersten Frühling sind die gegen Süden gelegenen Dämme
der Eisenbahn und der Lahndamm mit einer Menge Frühlingsblumen
bedeckt, die warmen Abhänge werden von den Bienen gern aufgesucht;
auch die Gärten liefern gute Ausbeute, bald blühen die Weiden an der
Lahn, namentlich am Woog und locken viele Arten an.
Nun beginnen die Obstbäume und die Wiesenblumen zu blühen,
und wenn die Wiesen abgemäht werden, sind die Lahnufer mit ihrem
reichen Blumenschmuck ein Hauptfangplatz ; ja die Zahl der Blüthen ist
hier so reich, dass eine grosse Zahl derselben nicht besucht werden
kann. Als gute Fangplätze für die Zeit des Hochsommers sind auch
die Bergwiesen und die Waldblössen mit ihren mannigfachen Blüthen
zu nennen, sowie die Blumen der Wiesenthäler (Kaltbachthal). Hier
findet man noch manche Arten im August vor dem zweiten Grasschnitt.
Dass manche Bienenarten die verschiedensten Blüthen besuchen,
andere Arten aber nur an ganz bestimmten Blüthen zu finden sind,
habe auch ich wiederholt beobachtet, deshalb habe ich in der folgenden
Aufzählung der Bienenarten zugleich die Pflanzen, an deren Blüthen ich
die Bienen fand, namhaft gemacht.
ApiS Latr.
A. mellilica L.
Bombus f.
Die Arten findet man an den verschiedensten Blüthen.
B. terrestris L. Häufig.
var. lucorum L, Eine schöne Varietät, bei der die in der Stammform
schwarzen Binden sammetbraunviolett sind, fing ich im Juni an
Knautia arvensis.
B. hortorum L. Wegen des langen Rüssels und verlängerten Kopfes für
Besuch von Labiaten geeignet. Im Frühling die Weibchen nicht
selten an Lamium purpureum, später an Galeopsis, Stachys. Der
blaue Eisenhut, Aconitum napellus, wurde nur von dieser Art
besucht. Die Bienen verschwanden fast in den Blüthen.
B. lapidarius L. Nicht selten.
B. pomoruni Pz. Selten an Klee.
B. rajellus R. Selten.
— 104 —
B. soröensis F. Selten.
var. proteus Gerst. Weibchen im Mai auf Salvia pratensis. Arbeiter
auf Succisa pratensis im August nicht selten. Es kommen Exem-
plare mit rothgelb behaarten Endsegmenten vor, sowie solche mit
weissen, gelblich gerandeten.
var. sepulcralis Schmied. Ein Männchen am 5. Septbr. 1890 auf
Centaurea scabiosa.
B. pratorum L, Häutig. Die Arbeiter im Juli an Atropa belladonna,
desgl. im Juni, Juli an Trifolium pratense u. a. Weibchen im
April häufig an Lamium purpureum. Die bunten Varietäten der
Männchen, die Schenk XIV S. 156 erwähnt, kommen ebenfalls
bei Nassau vor.
B. hypnoruni L. Nicht selten; die Weibchen im Frühling an Lamium
purpureum.
Es kommt auch die Varietät vor, bei der der Thorax des
Weibchens schwarz behaart ist.
B. agrorum F. K. = muscorum L. Männchen Septbr. an Carlina vulgaris,
Arbeiter und Weibchen an Betonica, Trifolium u. a. Juli bis Septbr.
B. variabilis Schmiedek. Die häufigste Art ; begreift den grössten Theil
der als muscorum von den Autoren beschriebenen Färbungen.
Schenk XIV 156.
var. notomelas Kriechb.
var. tristis Seidl.
Nicht selten kommt auch eine dunkle Varietät vor; bei dieser
ist der Kopf gelblich, der Thorax schwarz behaart ; die Haare des
Hinterleibs sind an der Basis dunkelbraun, weiter nach hinten zu
gelblichbraun und an der Spitze, sowie an den Seiten gelblich.
B. silvarum L. Häufig. Besucht namentlich Teucrium scorodonia, Gale-
opsis, Ajuga, Salvia, Ballota, Vicia, Lathyrus, Trifolium, Melam-
pyrum u. a.
PsitliyniS Lepel.
Die Weibchen findet man, soweit sie nicht auf Blüthen sitzen,
schwerfällig umherfliegen.
Ps. nipestris F. Es kommen AVeibchen mit schwarzem Thorax, sowie
solche vor, bei denen der Thorax vorn zwei gelbe Flecken oder
eine gelbe Binde hat.
— 105 -
Ich fand die Weibchen sitzend an Trifolium pratense, Lotus
corniculatus, Knautia arvensis und zwar von Ende Mai bis anfangs
Juli. Männchen sind selten.
Ps. barbutellus R. Weibchen an ähnlichen Blüthen, wie vorige, doch
auch in Mehrzahl an Ajuga reptans am 21. Mai 1880 gefangen,
vom 21. Mai an bis anfangs August. Männchen vom 8. August
bis 12. Septbr. 1881 nicht selten an Origanum vulgare.
Ps. campestris Vi. Weibchen selten vom 23. Mai bis 7. Juli 1888 auf
Wiesenblumen, namentlich auf Knautia arvensis ; Männchen an-
fangs Septbr. auf Centaurea scabiosa und Succisa pratensis.
Ps. vestalis Foncr. Bei Nassau die häufigste Art ; man findet die Weib-
chen von Mitte Mai an namentlich auf Wiesen an den Blüthen
der Knautia arvensis und Centaurea jacea sitzend.
Männchen von Mitte Juli bis anfangs September namentlich an
Origanum vulgare und Succisa pratensis.
Ps. qiiadricolor Lep. Bisher nur 2 Ex. bei Nassau beobachtet; ein
Männchen an Sedum album im Juli, ein Weibchen anfangs August
im Walde fliegend.
■'ö^
Anthopliora Latr.
A. retusa R. Wenn Lamium purpureum in hinreichender Menge vor-
handen ist, besucht die Biene fast nur diese Pflanze. 1888 fing
ich 37 Ex. an dieser, dagegen nur 10 an anderen Pflanzen.
Es kommen folgende Färbungen vor :
cf 9 pilipes F. Grau. April, Mai, ausser an Lamium noch an Hya-
cynthus orientalis, Ajuga reptans, Salvia und Symphytum beobachtet,
letztere, Weibchen, am 8. Juni.
9 hirsuta Latr. Braun, heller und dunkler.
(j* acervorum F. graubraun, 9 schwarz, bis zum 25. Mai fast nur
an Lamium.
Es kommen weibl. Exemplare mit schwarzer und solche mit
röthlicher Schienenbürste vor.
A. aestivalis Pz. Weibchen an Ajuga reptans, Vicia, Lotus, Trifolium
im Mai nicht selten. Ein völlig abgeriebenes Weibchen, das ich
am 29. Juni auf Echium fing, dürfte zu dieser Art gehören.
A. parietina F. Männchen und Weibchen im Juni an Trifolium pratense
und Vicia cracca. Die Weibchen haben schwarzen Thorax, der
1 I o r» A r
— 106 —
Hinterleib ist rostroth, hinten schwarz. Ein anderes ist fast ganz
schwarz, mit nur einigen rostrothen Haaren auf dem Hinterleib.
Eine Anzahl von Männchen, deren Behaarung silbergrau glänzte,
fing ich an Ballota und Salvia verticillata am 26. Juni.
A. quadriniaculata F. Männchen und Weibchen fast nur an Ballota, nicht
selten; ausserdem an Teucrium scorodonia und Echium beobachtet.
Juni, Juli. Ein abgeflogenes Männchen noch am 10. August,
albigena Lep. (nach Sichel var. von nidulans F.)
Einige Männchen im Juli, August auf Ballota, Lythium.
A. furcata Pz. Einzeln an Labiaten, z. B. Stachys silvatica, Ballota,
Galeopsis ladanum. Männchen und Weibchen. Juli, August.
Saropoda Latr.
S. rotundata Pz. Nicht selten auf Labiaten ; namentlich auf Ballota und
Stachys palustris, Juni bis Mitte September.
Eucera Scop.
E. longicornis L. Die Männchen dieser schönen Biene findet man schon
im ersten Frühling am Eisenbahndamm. Sie sind rostroth gefärbt
und wenn sie Blüthen von Lamium purpureum besuchen, so ist
Kopf und Thorax obendrein schön mit rosarothem Pollen bedeckt,
wodurch die Schönheit der Biene noch vermehrt wird. Nach
einiger Zeit verblasst die Färbung und das Thier wird grau.
Die Weibchen findet man an Papilionaceen, namentlich Vicia
sepium, oder Lathyrus pratensis, Lotus, auch an Lamium, abge-
riebene Weibchen noch am 24. Juni.
Rhophites Spin.
R. quinquespiiiosus Seh. Auf Betonica officinalis nicht selten, aber auch
auf andern Blumen beobachtet; z. B. Ballota, doch fast nur Männ-
chen.
Mitte Juli bis Mitte August. Ein Weibchen im Juli auf Car-
duus crispus, ein anderes im August auf Calluna.
Ceratina Latr.
*C. callosa F. Schenk schreibt in Band XXI und XXII S. 282 u. ff.
»Gör and zeigt, dass die C. (Apis) caerulea Vill. (Apis cyanea
— 107 —
K. Cer. callosa Latr., nitidula Sp.), welche nebst albilabris F. in
Nassau vorkommt, von callosa F. (coerulea Duf.) verschieden ist.
C. callosa F. Grösser als die beiden anderen Arten, die 9
8 mm, die (f 7 mm, blaugrün ; auf der Schulterbeule ein weisser
Fleck, ebenso auf dem Clypeus; Segment 6 des 9 m*t einem
bis zum Ende fortlaufenden Kiele ; dieses Segment fast zugespitzt.
Das cf mit weissem Clypeus und grossem, viereckigem, weissem
Fleck auf der Oberlippe; Segment 6 mit deutlicherem Kiel, Segment
7 stark nach unten eingekrümmt, Endrand bogenförmig ohne Spur
einer Ausrandung, bei coerulea ausgerandet mit zahnförmigen Ecken
der Ausrandung. Oesterreich, Tyrol.«
Ein Männchen, welches auf diese Beschreibung passt, fing ich
am 12. August 1888 auf Cirsium lanceolatum. (1875 Männchen
auf Nigella damascena am 16. Juni, Knautia arvensis am 12. Juli.
Weibchen auf Hieracium pilosella. 3. Juni. Die drei zuletzt
genannten sind in die Sammlung des Herrn Dr. Müller über-
gegangen, von dem auch die Bestimmung herrührt).
C, albilabris F. Im vierzehnten Heft 1859 S. 172 schreibt Schenk:
»Sie ist in Nassau noch nicht gefunden.« 1867 und 1868, sagt
er, »sie kommt in Nassau vor«, den Ort nennt er nicht.
Ich fing hier einige Exemplare. Männchen an Jasione montana
am 22. Juni 1876, Weibchen an Echium am 18. Juni, 23. Juni
1876. Desgl. an Rubus fructicosus am 23. Juni 1875.
C, coerulea Vill. Einige weibliche Exemplare auf Echium und Ballota
gefangen. Mai, Juni, Juli, ein Männcheu anfangs Mai auf Veronica
chamaedrys.
Melecta Latr.
M. punctata R. Erscheint schon an den ersten warmen Frühlingstagen,
die Männchen sitzen gern auf dem Erdboden (z. B. am Bahndamm,
im Grabengarten), die Weibchen suchen an Mauern und Lehm-
wänden nach den Nestern von Anthophora retusa, bei denen sie
schmarotzen.
Von Blüthen besuchen sie namentlich Lamium purpureum ; die
von Natur schon hübsche, schwarz und weisslich gefärbte Biene
erhält, wenn Kopf und Thorax mit den blassrothen Pollen der
Lamiumblüthen bedeckt sind, ein hübscheres Ansehen, sodass man
eine andere Art vor sich zu haben glaubt. April, Mai.
— 108 —
Ich fand 2 Weibchen am 21. Juni 1890 an Ballota. Da um diese
Zeit A. retusa nicht mehr fliegt, scheint es mir, als ob es auf
Nester von Anthophora quadrimaculata abgesehen sei.
M. hietuosa Seop. Schenk nennt sie häufig. Ich fing bisher erst 2
Weibchen und zwar auf Ajuga reptans am 26. Mai und Salvia
verticillata am 7. Juni 1888.
Crocisa Latr.
Cr. histrionica F. Die Biene fliegt in den heissen Julitagen bis in den
August an Mauern und Wänden, in denen Osmien nisten, bei
denen sie schmarotzt. Männchen fand ich auf Blüthen von Knautia
arvensis, Weibchen an Ballota, Dipsacus, Lappa.
EpeolllS Latr.
E. variegatus L. Schmarotzt bei Colletes daviseana. Man findet sie in
der Nähe von Tanacetum, z. B. auf Senecio, Inula u. a. Selten
Ende Juli, August.
Nomada f.
X. succincta Pz. Beide Geschlechter selten im April und Mai.
X. marshamella R. Selten. Ein Männchen Ende April an Sisymbrium
thalianum.
X. lineola Pz. Selten im April, Mai z. B. an Stellaria media, Taraxa-
cum u. a.
X. sexfasciala Pz. Einzeln an Lamium purpureum.
X. jacobaeae Pz. Nicht selten; meist auf Senecio jacobaea und erucae-
folius, sowie Origanum. Ende Juli, August. Männchen findet
man schon in den letzten Tagen des Juni auf Knautia arvensis.
X. solidaginis Pz. Erscheint im Hochsommer; ich fing die Männchen
auf Jasione montana, die Weibchen um Heidekraut schwirrend
anfangs August mit Andrena pubescens, Halictus cylindricus, Col-
letes succincta.
X. ruficornis L. Die häufigste Art bei Nassau, die die meisten Varietäten
hat. Sie erscheint schon im April, fliegt an Thlaspi alpestre,
Draba verna, Stellaria media, Bellis u. a,
var. mirabilis Schmiedeknecht. Ein Männchen am 22. April.
var. flava Pz. Einzeln gefangen, rechnet Dr. Schmiedeknecht
als Varietät zu ruficornis, Schenk behandelt sie als eigene Art.
— 109 —
*i\. bifida Ylioms. Ein Weibchen am 29. April 1890 auf Taraxacum.
IV. oclirostoma Rb. = lateralis Schenk 1861. p. 186 = punctiscuta Thoms.
Einige Männchen im Mai und Juni an Hieracium und Thymus.
N. zonata Pz. Selten. Ein Männchen anfangs Mai an Thlaspi alpestre.
N. armata II. Seh. = cinetieornis Nyl. Einzeln im Juni und Juli auf
Knautia arvensis mit Andrena hattorfiana, hei der sie schmarotzt.
IV. roberjeotiana Pz. Die Biene ist von Schenk an Senecio jacobaea und
erucaefolius beobachtet. Ich sah nur ein Männchen auf den Blüthen-
ständen letzterer Pflanze. Einige Männchen und mehrere Weibchen
fand ich am 28. Juli 1890 am Bahndamm, theils auf Thymus
' serpyllum sitzend, theils darüber schwärmend ; auch später beobach-
tete ich die Art einzeln an anderen Stellen an Thymus.
*1V. obscura Zett. Ein Männchen dieser Seltenheit fing ich am 15.
April 1890.
IV. ferruginata Rb. Einige Weibchen im Mai an Yicia sepium und an
Ranunculusblüthen.
IV. rhenana Mor. = xanthostieta Schenk 1861, p. 191. 18. Selten. Ein
Weibchen an Solidago virga aurea am 15. September 1888; ein
anderes an Thymus am 16. August 1890.
IV* gultiilata Schenk ~ flavoguttata Schenk 1861, p. 191. 19. Selten.
Ende April, anfangs Mai am Eisenbahndamm an Potentilla venia
und Veronica chamaedrys mit Andrena cingulata, bei der sie
schmarotzt.
IV. flavoguttata Rb. = Fabriciana Schenk 1861, p. 194. Ein Weibchen
Ende Mai 1890.
*N. fuscicornis \yl. Beide Geschlechter selten gegen Ende August auf
Hieracium pilosella, Crepis, Picris, Calluna vulgaris.
X. fabrieiana L. Schenk 1868, p. 75 = germanica Pz. = nigrita Schenk
1861, p, 194. Selten im Mai. Ein Männchen an Veronica
chamaedrys.
Xylocopa Latr.
H. viülacea F. Selten. Einige Exemplare im Fluge beobachtet. Zwei
Weibchen auf Lamium purpureum und Salvia officinalis. Mai, Juni.
PaillirgUS Latr.
P. lobatus F.
P. denüpes Latr. Beide Arten auf Cichoriaceen, Picris, Hieracium, Leon-
todon, Hippochoeris u. a. ; die Bienen liegen gekrümmt zwischen
— 110 —
den Blüthen der Körbchen, schlafen auch in den Körbchen. Copula
beobachtete ich öfters. Die Thiere liegen in den Blüthenkörbchen,
wobei das Männchen das Weibchen umfasst hält; Juli, August.
Copula am 12., 17. Juli, 12. August.
Dufourea Lep.
D. vulgaris Seh. Schenk nennt sie sehr gemein bei Weilburg; bei
Nassau gehört sie zu den Seltenheiten. Ein Männchen und vier
Weibchen im Juli, August auf Crepis und Leontodon.
Halictoides Nyl.
H. dentivenlris \yl. In Campanulablüthen ruhend ; auch in Malva und
auf Thymus serpyllum. Juli, August.
H. iaermis Xyl. Schenk erwähnt ein Weibchen von Wiesbaden; ich
fing die Art mehrfach, namentlich Männchen bei Nassau in Malva
alcea 26. Juli 1880.
Rhoplritoides Seht.
Rh. distinguendus Seh. == Rhophites cana Eversm. erwähnt Schenk von
Wiesbaden, Höchst; ein Männchen von Weilburg. Ich fing hier
Männchen auf Betonica officinalis auf Waldlichtungen am west-
lichen Abhang des Kaltbachthals. Selten. August.
Dasypoda Latr.
D. hirtipes F. Schenk nennt die Männchen sehr selten, er hat bei
Weilburg keins gefangen ; bei Nassau sind die Männchen häufiger,
als die Weibchen.
Die Bienen finden sich nicht selten auf Cichoriaceen in der
Nähe des Lahn- und Eisenbahndamms, in denen sie nisten ; nament-
lich auf Picris, Leontodon (1888 24 Stück beobachtet), Hieracium,
Hippochoeris. Ende Juli, August.
Macropis Pz.
M. labiata Pz. Nicht selten an der Lahn auf Lythrum salicaria, Cirsium
arvense und namentlich Lysimachia vulgaris. In den Blüthen der
letzteren Pflanze schlafen die Bienen. Ich fand 1888 am 26. Juli
- 111 —
eine ganze Anzahl derselben bei heftigem Winde hin und her-
gepeitscht am Ufer der Lahn, doch hielten sich die Thiere so fest,
dass keins herausgeschleudert wurde. Männchen und Weibchen.
Sie erscheinen gegen den 20. Juli und fliegen etwa bis zum 15. August.
*Biareolina Duf.
*B. neglecta Dours. Ein Weibchen dieser, dem Süden angehörigen Art
fing ich 1888 am 28. April an Lamium purpureum.
ClliSSa Leach (Kirbya, Melitta).
C. tricincta R. Nicht selten auf Medicago sativa, Sedum reflexum u. a. ;
das schön braungelb gefärbte Haarkleid bleicht sehr bald ab.
Juli, August. Männchen häufiger als Weibchen = 14:4.
C. nielanura iVyl. Die Männchen häutig auf Lythrum salicaria, die Weib-
chen bedeutend seltener ; die ersteren erscheinen gegen Mitte Juli,
letztere fing ich erst gegen Ende Juli und Anfang August. 1888
nur Männchen gefangen.
C. haeniorrhoidalis. F. An Campanulablüthen, namentlich trachelium und
rotundifolia ; in den Blüthen der ersteren fand ich nicht selten die
Bienen schlafend, oder bei schlechtem Wetter. Auch fand ich sie
in Malva alcea, Cichorium u. a. Juni bis Mitte September.
Andrena F. Latr.
A. hattoriiana F. Beide Geschlechter fast nur auf Knautia arvensis, die
Männchen häufiger als die Weibchen.
9 var. haeniorrhoidalis Kirby. Ein ganz schwarzes Weibchen, bei
dem nur die Ränder der Hinterleibsringe schwach gebräunt sind.
A. Schenki Mor = schrankella Nyl. Die Weibchen meist auf Knautia
arvensis ; wenn die Wiesen und mit ihr genannte Pflanze abgemäht
sind, findet man die Biene auch auf anderen Blüthen, so z. B. auf
Sedum reflexum, Heracleum. Es kommen Weibchen vor, bei denen
die schwarze Farbe vorherrscht.
Männchen fing ich vielfach auf Chrysanthemum leucanthemum
im Juni.
4. ei nii ii l.i i,i F. Beide Geschlechter gegen Ende April und Anfang Mai
auf Veronica chamaedrys und Potentilla verna.
— 112 -
A, cetii Schrank. = marginata F. Schenk fing die Biene selten auf
Scabiosa columbaria. Die Pflanze ist bei Nassau selten, dagegen
kommt sowohl im Kaltbachthal, als auch auf den Wiesen unter-
halb Nassau Succisa pratensis vor. Auf dieser fing ich genannte
Biene und zwar an erstgenannter Stelle 1 Weibchen am 2. Septbr.
1888, dahingegen an der zweiten Localität am 6. Septbr. 1890
eine grössere Zahl Weibchen.
A. florea Fabr. = rubricata Sm. Beide Geschlechter im Juni fast nur
auf den Blüthen von Bryonia dioica nicht selten. Einzelne Männ-
chen auf Echium, Rubus idaeus.
A. austriaca Panz. Die Männchen finden sich Ende Juli auf Cirsium
arvense (am Woog). Später, wenn dort Angelica silvestris und
Heracleum spondylium aufblüht, auf diesen Pflanzen mit den Weib-
chen zusammen bis Mitte August.
A. spinigera K. = eximia Sm. Schenk hat nur Männchen beobachtet,
XIV. S. 237; doch sagt er bei austriaca S. 236: »Weibchen
seltner im Frühjahr auf Weidenkätzchen.« Da die Weibchen beider
Arten kaum verschieden sind, so sind die S. 236 genannten wahr-
scheinlich zu dieser Art zu ziehen.
Bei Nassau Ende April und anfangs Mai auf den Kätzchen
von Uferweiden einige weibliche Exemplare.
A. ferox Smith. Ein Weibchen, im Mai.
A. cineraria L. Die Männchen frühe im April an Weidenkätzchen, so-
wie in den Weinbergen an Arabis arenosa n. s. Dahingegen nur
ein Weibchen an Euphorbia cyparissias.
A. pilipes F. Im April 1888 eine Anzahl Männchen auf Blättern von
Ribes nigrum und auf Blüthen von Stellaria media, Weibchen
Ende Mai seltner auf Crepis. 1890 kein Exemplar beobachtet.
A. ovina Klug = polita Schenk. Selten ; im Mai auf Uferweiden.
A. clarkella R. Anfangs Mai auf Weidenkätzchen einige Weibchen.
A. nitida R. Beide Geschlechter mit voriger, aber auch auf Taraxacum
u. a. Frühlingsblumen, z. B. Stellaria media, Thlaspi alpestre,
Lamiuin purpureum. Die schöne rothbraune Farbe der Haare des
Thorax verblasst schnell und wird hell schmutzigbraun ; ich fing
solche abgeblasste Weibchen noch Ende Mai auf Heracleum, auch
auf den Blüthen der Gartenerdbeere.
A. triinmerana R. Schenk nennt sie eine der gemeinsten Arten ; ich
habe erst ein Männchen an Hieracium murorum und einige Weibchen
- 113 -
gefangen ; am 27. März an Salix caprea und am 4. April an
Prunus spinosa; ein ganz abgeblasstes Weibchen fing ich noch
Ende Mai an Blüthen der grossen Gartenerdbeere.
A. nigro-aenea R. Die Weibchen Ende Mai im Mühlbachthal meist auf
Heracleum gefangen; einzeln auf Hippochoeris, Taraxacum, die
Männchen sind seltener.
A. apicata Smith. Ein Weibchen anfangs Mai an Salix. Gehört nach
Dr. S c h m i e d e k n e c h t zu den seltensten Arten.
A. tibialis R. Männchen an Weidenkätzchen, Lamium purpureum im
April, Mai. Weibchen auf Heracleum einzeln im Mai und Juni.
A. fulva Schrk. Weibchen nicht selten auf Stachelbeerblüthen ; ehe diese
sich jedoch öffnen, besuchen sie auch andere Pflanzen, z. B. Salix
caprea, Viola u. a. Die Männchen sind selten; ich fing in der
Zeit vom 29. März bis 3. April 1890 mehrere an Ribes alpinum.
A. albicans R. Bei Nassau die gemeinste Art ; Männchen und Weibchen
auf Stachelbeeren, Weidenkätzchen, Obstblüthen, Raps u. a.
A. fulvagu Chr. Weibchen 1876 in Mehrzahl an Hieracium pilosella,
Crepis. Mai bis Juli.
A. fulvescens Sm. Männchen von Mitte bis Ende Mai auf Blättern von
Ribes rubrum. Weibchen an Brassica. Hippochoeris im Mai.
Ich besitze ein kleines Männchen, bei welchem die zweite Cubital-
zelle verschwunden ist und bei welchem die weisse Färbung des
Kopfschildes fehlt.
A. varians R. Im Frühling in den Lahnwiesen an Thlaspi alpestre,
Lamium purpureum, an Stachel- und Johannisbeeren.
Die Formen mixta Schenk und helvola aut. selten mit varians.
A. fucata Smith = clypearis Nyl. Ein Weibchen im Juni auf Rubus idaeus.
A. gwynana R. Im Frühling Männchen und Weibchen an verschiedenen
Blüthen.
Forma aestiva Smith. Im Sommer nicht selten ; ich beobachtete
Weibchen im August auf Thymus, Jasione.
* A. nigrifrous Smith = bicolor Schenk = tscheki Mor. Bisher war Frank-
furt a.' M. der nördlichste Fundort dieser schönen Andrene. Bei
Nassau ist sie nicht selten, namentlich die Weibchen. Sie besucht
nur Cruciferen, z. B. Sisymbrium thalianum, Capsella bursa pasto-
ris, Thlaspi alpestre am Eisenbahn- und Lahndämm und Arabis
arenosa in den Weinbergen. Die schön braunrothe Färbung bleicht
bald ab, sie wird schmutzig gelb, und die Biene ist häufig von
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 48. 8
— 114 —
dem reichlich an ihr haftenden gelblichen Blüthenstaub entstellt.
Mitte April bis anfangs Mai.
A. praecox Scop. = smithella K. Eine der am frühesten erscheinenden
Bienen ; auf Weidenbüschen nicht selten.
A. fulvicrus K. Die Art erscheint früh im April, namentlich sind die
Männchen nicht selten. Die zweite Generation erscheint im Juli,
August. Ich fing ein Weibchen am 10. Aug. auf Calluna vulgaris.
A. extrioata Smith = fasciata Wesm. Die Männchen sind häufig, sie
erscheinen schon früh im Jahr und besuchen allerlei Frühlings-
blumen, sie umschwärmen häufig Schlehenblüthen.
Weibchen fand ich an Taraxacum, Potentilla verna im April.
A. listerella R. Selten auf Senecio erucaefolius u. a. Juli, August.
A. pubescens R. = fuscipes Sm. Selten, 2 Männchen und 1 Weibchen
am 6. August an Calluna vulgaris. Die bei ihr schmarotzende
Nomada solidaginis flog häufig um Calluna.
*A. nigriceps R. Ein Weibchen dieser seltenen Art fing ich am 9. Aug.
1888 an Origanum.
A. labialis R. Männchen vielfach im Mai, Juni auf Wiesen fliegend,
Weibchen auf Medicago sativa im Juni.
A. curvungiila Tb. = hirtipes Schenk = squamigera Schenk. Kommt
nach Schenk in den Blüthen der Campanula glomerata vor; ich
fing auch Weibchen an Lotus Ende Juni; in Malva silvestris an-
fangs Juni; am 26. Mai in Campanula rotundifolia schlafend. Ein
Männchen auf Knautia arvensis, ein anderes schlafend in Campa-
nula-rapunculusblüthen.
A. xantlnira R. Sm. = wilkella Kb. Selten. Mai, Juni an Hieracium,
Genista, Brassica napus.
A. convexiuscula R. = xanthura Schenk = afzeliella Kb. Nyl. = fuscata K.
Im Mai. Die Weibchen an verschiedenen Blüthen ; die Männchen
trifft man meistens umherfliegend.
*A. albofasciala Tboms. Ein Weibchen an Sedum album am 26. Juni.
Ein Männchen am 2. Juni in einer Blüthe von Campanula rotundi-
folia.
A. combinata Chr. R. Einige Weibchen gegen Ende Mai an Heracleum
spondylium im Mühlbachthal.
*A. congruens Scbmiedk. Ein Männchen fand ich am 8. Aug. auf An-
gelica silvestris, ein Weibchen am 5. April auf Arabis arenosa
(beide Exemplare vom Autor bestimmt). Die Art wurde bisher vom
— 115 —
Autor in Thüringen gefunden und zwar »inter rarissimas species«.
Das Exemplar gehört der Herbstgeneration an.
A. dubitata Schenk = afzeliella Schenk in Script, aut. Im Frühling
auf Weidenkätzchen selten. Die zweite Generation fliegt im August
auf Heracleum spondylium, Origanum vulgare u. a.
A. propinqua Schenk = levinella Schenk = dorsata Imhoff. Sie erscheint
frühzeitig ; man findet sie nicht selten an Weidenkätzchen, Stachel*-
beerblüthen und mancherlei Frühlingspflanzen. Frische Männchen
und Weibchen fand ich noch Ende Juli und anfangs August an
Sedum, Angelica; zweite Generation.
A. distingnenda Schenk. ? lepida Schenk. Ein Pärchen im August, das
Männchen an Melilotus, das Weibchen an Crepis.
A. proxima R. = collinsonana K. Selten. Einige Weibchen im Mai
auf Weidenkätzchen.
A. cyanescens Nyl. Selten. Beide Geschlechter im April und Mai auf
Veronica chamaedrys.
A. ventralis im hol! = (f fulvicornis Schenk. Männchen an Weiden-
kätzchen.
A. nana R. Im Frühling Weibchen auf Stellaria media, Potentilla venia u. a.
A. floricola Eversm. = punctulata Schenk. Ein einzelnes Weibchen an
Centaurea jacea 18. August 1888. Ein Männchen im Juni an
Anthemis tinctoria.
A. parvnla R. An verschiedenen Blüthen, z. B. Arabis arenosa im Mai
und anfangs Juni, meist Weibchen.
A. minutula R. Einzeln an Veronica chamaedrys im Mai; ein Männchen
Ende Juli.
HaÜCtllS Latr.
H. sexcinctus F. Weibchen häufig von Ende Mai bis August namentlich
auf Compositen. Männchen gegen Anfang des August meist auf
Carduus crispus u. a. Copula beobachtete ich am 31. Aug. 1888.
H. quadristrigatus Latr. Seltner als vorige, namentlich die Männchen.
Letztere auf Scabiosa succisa, Centaurea jacea, Leontodon u. a.,
Weibchen auf den verschiedensten Pflanzen.
H. xanthopus R. Bei Nassau die häufigste Art. Die Weibchen erscheinen
schon in den ersten warmen Tagen des Jahres und fliegen nament-
lich am Lahndamm, in dem sie in Menge nisten. Man kann sie
bis in den August hinein beobachten.
8*
— 116 —
H. laevigaJns K. Häufig. Die Weibchen im Mai, anfangs Juni auf den
verschiedensten Blüthen ; Männchen = lugubris K. im August auf
Thymus serpyllum. Ein frisches Pärchen am 10. Aug. 1890 auf
Calluna vulgaris.
II. rnfocinctus Sichel. Selten. Einige Weibchen fing ich im April am
Lahndamm an Thlaspi alpestre, und Ficaria ranunculoides.
H. sexnotalus R. Weibchen von Mai bis Juli nicht selten. Männchen
seltner. Juli, August.
H. quadiinotatus R. Selten.
II. qnadiisignatus Schenk. Ein Weibchen auf Thymus 27. Aug. 1888.
II. interrnptus Pz, Q quadrimaculatus. Selten. Eiu Weibchen im Juni
auf Thymus. Im Jahre 1890 fing ich die Weibchen häufig auf
Echium, von dessen Pollen die Höschen blaugrau gefärbt waren.
H. albidus Schenk. Zwei Weibchen einer Varietät im Juli 1888 auf
Sedum album.
H. leucozönius R. Häufig.
H. /.nullius Sin. Selten.
*H. costulatus Rriechb. Sechs Weibchen im Juni und Juli in Blüthen
von Campanula rapunculus und rotundifolia. Die Biene führt einen
scharfen Stachel.
*H. in i eins Sclimiedekn. Selten. 2 Männchen im August auf Leontodon
und Hieracium. Ein Weibchen am 22. April an Lamium pur-
pureum. (Vom Autor bestimmt.)
H. quadric inctus F. Nicht selten. Weibchen von Mitte Mai an bis August.
Männchen von anfangs Juli an.
H. mbicundiis Chr. Weibchen nicht selten von Mai bis August, nament-
lich auf Cichoriaceen. Männchen im August auf Thymus und Calluna.
II. maculattis Sm. Selten. Juni, Juli.
H. cylindriciis F. Sehr häufig von Mai bis September. Die Weibchen
und Männchen in verschiedenen Färbungen auf den verschiedensten
Blüthen.
var. longulus Sm. Einzeln.
II. nialachiirus R. Mit voriger, aber seltner.
H. albipes F. = affinis. Schenk. Weibchen häufig; schon im April auf
Salix caprea, dann im Mai, Juni. Juli an verschiedenen Pflanzen,
z. B. zahlreich an Stellaria holostea im Mai 1875. Die Männchen
im August und September an Thymus, Solidago u. a.
— 117 —
H. pauxillus Schenk, (f flavicornis Schenk. Ein Männchen am 8. Aug.
1888 auf Tanacetura.
H. laevis R. Ein Weibchen am 27. Mai auf Hieracium pilosella.
*H. griseolus Mor. Zwei Weibchen in den Blüthen von Malva silvestris
am 17. Juli 1888.
H. villosulus R. Weibchen früher häufig auf verschiedenen Pflanzen,
Compositen. In letzter Zeit selten. Männchen selten Juni, Juli.
H. miniitiis R. Weibchen nicht selten im Juni und Juli, an Hieracium
pilosella; Männchen anfangs September an Solidago virga aurea.
H. nitidiusculus R. Weibchen selten Mai, Juni. Männchen auf Solidago
und Jasione 14. September 1888.
H. minutulus Schenk (f. Einige Exemplare auf Compositen, aber auch
auf Salvia und Angelica. Juli bis September. Q nitidus Schenk.
Selten ; Juni, Juli.
H. flavitarsis Schenk. Zwei Männchen auf Achillea millefolium am 18.
Juni 1888.
H. minutissimus R. Häufig. Weibchen von Juni bis August am Eisen-
bahndamm an Crepis, auch auf Malva, Achillea, Salvia u. a.
H. politus Schenk. Selten. Zwei Weibchen Juli, August, an Ballota
und Crepis.
H. lucidulus Schenk. Einige Weibchen Mai bis Juli.
*H. lucidus Schenk. Ein Weibchen an Crepis virens. August 1875.
Bestimmt von Schenk. Jetzt in Sammlung von Dr. Müller.
H. pygmaeus Schenk. Ein Männchen auf Jasione 15. September 1888.
H. nanulus Schenk. Ein Männchen am 25. August 1888 auf Crepis.
H. flavipes F. = seladonius Latr. Weibchen nicht selten. Mai bis Juli
vielfach im Fluge an Dämmen.
H. faseiatus Kyl. = tumulorum L. Zwei Weibchen Ende Mai und an-
fangs August auf Chrysanthemum und Leontodon. Ein Männchen
am 29. Juli auf Thymus.
H. smeathmanellus R. Nicht selten an den verschiedensten Blüthen,
Weibchen von Ende April bis August beobachtet ; Männchen selten.
H. morio F. Nicht selten. Weibchen von Ende Mai bis Ende August
auf den verschiedensten Blüthen. Die Männchen von Ende Juni
bis anfangs September an Mauern, auf Holz, in deren Nähe die
Blumen wachsen, die die Weibchen besuchen, z. B. Malva sil-
vestris, Ballota.
— 118 —
H. lcucopus R. Selten. In früheren Jahren die Weibchen nicht selten
an den verschiedensten Blüthen (Bestimmung von Dr. Mülle r).
ColleteS Latr.
C. fodiens R. Selten auf Tanacetum, Achillea millefolium.
C. succincta L. Schenk erwähnt ein Exemplar aus der Gegend von
Höchst; ich fing ein Pärchen am 6. August 1890 auf blühender
Calluna.
C. marginal« L. Selten. Ende Juni bis Ende Juli auf Chrysanthemum
leucanthemum und Tanacetum.
C. daviseana R. Sm. Die häufigste Art. Die Männchen schon anfangs
Juli auf Achillea millefolium. Die Weibchen erst Ende Juli bis
Mitte August auf Tanacetum.
C. balteatus Sfyl, Mit voriger, aber seltener.
SplieCOdeS Latr.
Schenk zählt in Heft 14, S. 302 u. ff. sieben Arten auf.
1. fuscipennis Germ., 2. gibbus L., 3. rufescens Foucr., 4. sub-
quadratus Sm., 5. rufiventris Wesm., 6. suboralis Schk., 7. ephippia L.
In Heft 21 ui\d 22, S. 317 neigt er sich zu der Ansicht Sich eis und
sagt, dass die bei uns vorkommenden Formen nach Sichel nur Varietäten
des Sph. gibbus L. seien. So würde nur diese eine Art bei Nassau
vorkommen. Ich nenne die oft sehr verschiedenen Formen, wie sie mir
Herr Dr. Rudow nach Sicliel'schen Originalexemplaren bestimmte.
Spb. rufiventris Wesm. Auf Achillea, Daucus; Juli.
» pnncticeps Thoms. Selten auf Daucus. Carduus arvensis; Juni, Juli.
» gibbus L. = piceus Wesm. Häufig auf Achillea, Angelica u. a.
Juli, August.
« variegatus v. Hag. Selten auf Bryonia; Juli.
« similis Wesm. Selten auf Veronica chamaedrys; Mai.
« geottrelliis R. Im August auf Calluna vulgaris.
« fasciatus Hag. Selten.
« sub(|uadratus Sm. Selten auf Drabe venia; Mai.
« nigrescens Sichel. In Malva silvestris ; August.
« ephippia L. Desgl. Mai bis August.
— 119 —
Nach den Untersuchungen von v. Hagens, Berl. Ent. Zeitschrift
1874, S. 43 sind folgende Formen als eigene Arten zu betrachten, die er
hei Cleve beobachtete.
1. fuscipennis Germ.
2. scabricollis Wesm.
|3. gibbus L. (piceus Wesm.).
4. distinguendus v. Hag.
f5. subquadratus Sm.
|6. rufiventris Wesm.
7. subovalis Schk.
8. brevicornis v. Hag.
|9. similis Wesm.
10. rufescens Foucr.
fll. variegatus v. Hag.
f 12. ephippius L.
13. niger Sichel (?).
Es würden demnach sechs Arten bei Nassau beobachtet sein; sie
sind mit Kreuzchen versehen.
Prosopis f.
Manche dieser Bienchen haben einen eigenthümlichen Geruch nach
Vanille, der bei einigen Arten so stark ist, dass, wenn man sie im Netze
hat, das ganze Netz darnach duftet.
Pr. variegata F. Schenk fing sie auf Daucus, cf selten. 1875 und
1876 fing ich sie im Juli sehr zahlreich, Männchen und Weibchen,
auf Achillea ptarmica, 1888 und 1890 auf Jasione montana, und
zwar ebenfalls beide Geschlechter.
Pr. signata Pz. (Flügel wasserhell). Bei Nassau die gemeinste Art.
Männchen und Weibchen auf den verschiedensten Pflanzen, nament-
lich auf Reseda odorata und luteola von anfangs Juli bis Ende
August.
Pr. confusa !Vyl. Selten. Juni, Juli an Jasione, Betonica.
Pr. obscurata Schenk. Ein Männchen 1875 auf Aethusa cynapium. Desgl.
auf Achillea millefolium, Centaurea jacea je ein Weibchen. Juni
Juli
Pr. arraillata Xyl. Männchen und Weibchen Juni, Juli. Nicht selten
an Rubus idaeus.
— 120 —
*Pr. subfasriata Schk. Drei Weibchen Ende Juli 1888 an Jasione mon-
tana. Bestimmung durch Dr. Schmiedeknecht.
Pr. pictipes Kyl. Selten. Männchen an Capsella. Achillea Cichorium,
Mai bis Juli.
Pr. a mm lata L. Ein Weibchen im August auf Angelica silvestris. Be-
stimmung von Dr. Schmiedeknecht.
Pr. clypearis Schenk. Ein Männchen in Blüthen von Ranunculus acris,
ein anderes in Rubus idaeus anfangs Juni. In Rubus fruticosus
Ende Juni. Mehrfach flogen die Männchen um diese Zeit auf
Aegopodium, welches zwischen abgehauenen Stämmen wuchs.
Pr. sinuata Schenk. Männchen und Weibchen auf Petroselinum. Im
Mai 1876 fing ich die Weibchen in Meßzahl an Ruta graveolens.
Pr. brevicornis JJyl. 1875 ein Männchen im Mai an Ranunculus acris.
Pr. communis Hyl, Weibchen vorwiegend Juni, Juli in Campanula, Sal-
via u. a. Eine Anzahl Männchen anfangs Juni auf Armoracia.
Pr. anmilaris Sm. Ein Männchen im August an Centaurea jacea.
Pr. propinqua IVyl. Männchen und Weibchen im Juli, August an Crepis,
Tanacetum, Achillea, Cirsium lanceolatum.
Megachile Latr.
M. lagopoda L. Beide Geschlechter an Ballota, Carduus u. a. Juni,
Juli. Die Art fand sich bisher nicht selten unterhalb Nassau an
der Schmiedlei und an der Chaussee nach Ems.
M. maritima K. Männchen und Weibchen an Betonica, Dipsacus silvestris.
Juli, August.
M. williighbiella K. An Lotus corniculatus; Juni, Juli. Beide Geschlechter
selten.
M. fasciata Sm. An verschiedenen Pflanzen ; namentlich Papilionaceen
und Labiaten, z. B. Ballota, Salvia. In Mehrzahl fing ich sie an
Lathyrus odoratus. Juni, Juli. Die Männchen findet man auch
an heissen Steinen des Eisenbahndammes sitzend.
M. ligniseca R. Selten. Juli.
M. circumcincta K. An Papilionaceen, z. B. Lotus, Ononis, Vicia, Cyti-
sus sagittalis. Juni, Juli. Weibchen öfters als Männchen.
M. centuncularis L. Die häufigste Art. Im Juni und Juli, noch bis in
in den September' auf den verschiedensten Blüthen. In Mehrzahl
fing ich sie an Borago und Atropa belladonna. Am 2. September
fing ich noch ein frisches Weibchen an Verbena.
— 121 —
M. octosigiiafa flfyl. Ein Männchen im Juli gefangen. Aus Zellen in
faulem Apfelholz zog ich beide Geschlechter dieser Art im Juni.
M. argentata F. An Lotus, Ononis, Ballota ; selten. Beide Geschlechter
Juni, Juli.
M. serratulae Pz. (Diphysis Lep.) Nicht selten. Juni, Juli. Männchen
und Weibchen an Lotus, Lathyrus pratensis, Cytisus sagittalis.
Osmia Latr.
0. coruuta Latr. An Hyacinthus orientalis und Muscari botryoides im
April nicht selten. Beide Geschlechter fliegen zusammen.
0. bicornis L. Die gemeinste Art, Männchen und Weibchen erscheinen
schon in den ersten warmen Tagen des Jahres. Sie besuchen
die verschiedensten Pflanzen, mit Vorliebe Obstblüthen, Muscari,
Viola odorata und Lamium maculatum. Der rothbraun gefärbte
Thorax wird durch die anhaftenden Pollen der letzteren Pflanze
schön rosaroth gefärbt, sodass man eine andere Art vor sich zu
haben glaubt.
Die Haare bleichen bald ab und noch Ende Juni fand ich die
Weibchen (nun weisslichgrau gefärbt) in Menge an Salvia officinalis.
0. bicolor Schrk. Ein frisches Weibchen am 1. Juni 1890 auf Hieracium
pilosella. Die Art fliegt sonst viel früher.
*0. eniarginata Lep. Ein Weibchen am 28. Juni an Echium.
0. aurulenta Pz. Nistet in Schneckenhäusern, aus denen ich die Biene
mehrfach zog. Sie besucht namentlich Labiaten (Glechoma, Ajuga,
Lamium), aber auch Papilionaceen (Lotus, Vicia sepium). Beide
Geschlechter fing ich von Mitte Mai an bis Mitte Juli.
0. fulviventris Pz. Die Männchen selten. Weibchen vom 4. Juni an
auf Leontodon, Salvia officinalis, besuchen gern Centaurea jacea,
bis Mitte Juli. Copula am 4. Mai 1890 beobachtet auf Taraxacum.
* 0. solskyi Mor. Früher mit der vorhergehenden vermengt. Weibchen
an Compositen, Cichorium, Senecio, Carduus, Hieracium, Hippo-
choeris. Seltener als vorige, Juni Juli.
0. aenea L. Männchen anfangs Juni an Lamium maculatum, Leontodon
u. a., sowie an sonnigen Mauern.
Weibchen bis in den August, namentlich an Labiaten, Lamium,
Salvia, Origanum, Ballota, doch auch an Papilionaceen, z. B. Lotus.
Nicht selten.
LlBRARV
— 122 —
*0. pilicornis Sm. Ein Weibchen dieser seltenen Art fing ich 1876 im
Juni an Lotus corniculatus.
* 0. uncinata Gerst. An ßrombeerblüthen im Kaltbachthal fing ich einige
"Weibchen dieser seltenen Art um die Mitte des Juli.
0. fuciformis Latr. = xanthomelaena K. Auf trockenen Bergwiesen.
Weibchen an Lotus corniculatus ; Ende Juni. Vgl. Schmiede-
knecht S. (942) 76 ff. Daraus folgt, dass die von Schenk
Heft 14, S. 339 genannte 0. xanthomelaena K. dieselbe Art ist,
obwohl er 3 Zeilen weiter sagt : fuciformis ist noch nicht in Nassau
beobachtet.
Von dieser Art fand ich 1890 am 9. Juni sieben fertige Zellen,
sie lagen in einem rasigen Ufer zwischen den Wurzeln der Gräser,
an die sie zum Theil befestigt waren, in lockerem Erdreich. Diese
Zellen sind aus Lehm verfertigt, eiförmig, am unteren Ende ab-
geplattet und hier durch die daran gedrückte nächste Zelle ein-
gedrückt. Sie sind 1,5 cm lang, 1,1cm breit, die für Männchen
sind nur 1,3 cm lang. Am 20. Juni fand sich in einer Zelle, welche
platzte, schon eine vollständig entwickelte Larve (es war auch
kein Futter mehr zu sehen). Am 5. Juli fand ich die Puppe
in einem grauen, ziemlich dichten, länglich runden Cocon. Am
9. November öffnete ich die Zellen, 3 waren leer, sie enthielten
nur trockenes Futter, in einer fand sich ein todtes Männchen, welches
beim Uebergang in den Bienenzustand zu Grunde gegangen war,
von 2 Zellen enthielt die eine ein lebendes Weibchen, die andere
ein lebendes Männchen, vollständig entwickelt, mit schön fuchs-
rother glänzender Behaarung; diese bleicht beim Fliegen später
rasch ab.
In einer Zelle fand sich im Cocon eine lebende ausgewachsene
Larve, welche noch überwinterte, dann aber zu Grunde ging.
0. spimulosa K. Weibchen im Juli an Hieracium, Senecio ; selten.
0. leucomelaena R. Selten. Ein Männeben an Ballota im Juli ; ein
Weibchen an Trifol. pratense im Juni.
0. intei rupla Schenk = claviventris Tboms. Selten. Ein Männchen im
Mai an Ranunculus; ein anderes im Juni, ein Weibchen an Inula
helenium im August.
0. villosa Schenk (Megachile Schenk). Ein Weibchen dieser in Deutsch-
land seltenen Art fing ich am 13. Juli 1890 an Carduus crispus.
— 123 —
0. adunca Latr. Häufig au Salvia, Lamiuui purpureum u. a. im Juni,
wenn aber Echium aufgeblüht ist, findet man sie fast nur noch an
dieser und an Ballota. Das schöne braungelbe Haarkleid blasst
bald ab und man findet nur graue Exemplare bis in den August.
0. caenieutaria Geist. Von Schenk als Spinolae Lep. bestimmt. Selten.
Mit voriger an Echium, Salvia. Juni, Juli.
0. papaveris Latr. Selten. Hie Biene schläft in Glockenblumen, in denen
man sie am leichtesten findet. Juni bis anfangs Juli.
Anthidium Latr.
A. ni.inir.il um L. Die grossen Männchen, welche Schenk erwähnt,
kommen auch bei Nassau vor. Die Bienen erscheinen gegen An-
fang des Juni, sie besuchen dann Salvia officinalis, später findet man
sie namentlich an Ballota nigra, Stachysarten, auch an Echium
beobachtete ich sie nicht selten. Gegen Ende des Juli verschwinden
sie, doch fand ich 1890 noch ein Weibchen am 6. September
A. ohloiiii.il diu Latr. Die Männchen sind weniger häufig als Weibchen,
die Bienen fliegen von Ende Juni bis anfangs August namentlich
auf Sedumarten am Eisenbahndamm ; auch an Ononis und Lotus
fand ich sie, sowie einzeln an andern Blüthen.
A. strigatum Latr. Ein Männchen, zwei Weibchen bisher beobachtet, an
Lotus corniculatus und Picris, am 12. und 7. August 1888.
A. punctatum Latr. Männchen und Weibchen fliegen in Mehrzahl an Sedum
reflexum, desgl. an Lotus corniculatus, auch an Trifolium arvense,
vom 21. Juni bis anfangs September beobachtet.
Heriades Latr.
H. nigricornis Pfyl. Häufig. Die Weibchen fast nur an Campanulaarten,
in deren Blüthen man die Biene bei trübem Wetter, oder nachts
schlafend findet. Die Männchen besuchen auch andere Blüthen.
Von Ende Juni bis gegen Ende August.
H. canipanularum K. Häufig ; meist an Campanula rapunculoides und
rapunculus, um deren Blüthen die Bienchen in den heissen Mittags-
stunden flink umherfliegen ; aber auch auf den Blüthen anderer
Pflanzen, namentlich von Echium und von Cichoriaceen. Von Mitte
Juni bis Ende Juli. Die W.eibchen beider Arten fand ich häufig
an alten Pfosten fliegend, in deren Löchern sie nisten, ihr Bauch
ist dann von den Pollen der Campanulaarten bläulich gefärbt.
— 124 —
Trypetes Latr.
T. trnncorum L. Nicht selten ; an alten Pfosten, in denen sie nisten ; be-
suchen namentlich Tanacetum, von deren Pollen des Weibchens
Bauch gelb gefärbt ist; die Männchen findet man auch auf anderen
Compositen, namentlich Picris.
Clielostoma Latr.
Ch. maxillosuni L. Die Männchen sind häufig, mau findet sie in der heissen
Mittagszeit an Zäunen und Pfosten fliegend, sie besuchen die
Blüthen von Salvia officinalis und sclarea, sowie Borago, Scorzo-
nera u. a. Ruhend findet man sie in den Blüthen von Ranunculus-
arten, namentlich acris und repens (Ch. florisomne L.).
Die Weibchen sind weit seltener, sie besuchen Ranunculus-
arten, man findet sie an alten Pfosten, in denen sie nisten. Beide
Geschlechter von Anfang Juni bis Ende Juli.
SteÜS Latr.
St. aterrima Pz. Von Mitte Juni bis Ende August nicht selten anf den
verschiedensten Blüthen, namentlich Compositen, in der Nähe von
Orten, wo Osmien nisten, bei denen sie schmarotzt. Weibchen
zahlreicher als Männchen. Ausser Exemplaren von gewöhnlicher
Grösse kommen auch kleinere vor, fast nur halb so gross.
St. phaeoptera R. Selten im Juli auf Blüthen von Compositen. Ein
Männchen, drei Weibchen bis jetzt beobachtet.
St. breviiiscula Pfyl, Schenk nennt sie ziemlich häufig; ich fing nur
ein Männchen im Juli 1876 an Ranunculus acris. Trypetes trun-
corum, bei der sie schmarotzt, ist hier nicht selten.
St. niinuta Lep. Ein Männchen, Mitte Juni 1875 auf Taraxacum officinale;
ein Weibchen am 8. Juni 1890 an einem dürren Eichenstamm.
CoeliOXJS Latr.
Die Arten findet man auf folgenden Blüthen: Enautia arvensis,
Lythrum salicaria, Origanum vulgare, Ballota nigra, Salvia verticillata,
Sedum.
C. conica L. Selten. Juni bis August.
C. rufescens Lep. Weibchen im Juni und Juli an Ballota nigra und
Salvia verticillata. Männchen in grösserer Zahl an Knautia arvensis.
125
C. recurva Schenk. Einige Weibchen im Juli, August an Origanum.
C. acuiiiinala \yl. Selten. Ein Weibchen anfangs September an einem
Pfosten fliegend.
C. elongafa Lep. Selten. Ein Pärchen im Juli an Rubus fruticosus.
C. gracilis Schenk. Zwei Männchen im Juli, August.
C. longiuscula Schenk. Juli, August; meist an Origanum.
Die Bestimmungen der Exemplare sind von Herrn H. Friese
revidiert.
Zusammenstellung.
Zahl der
Hierunter
Zahl der
Hierunter
bei Nassau
beobach-
teten
Arten
neu für
das von
Dr. Schenk
bearbeitete
Gebiet
bei Nassau
beobach-
teten
Arten
neu für
das von
Dr. Schenk
bearbeitete
Gebiet
Apis Latr. ... 1
Dasypoda Latr. . 1
Bombus F. . .
11
Macropis Pz. .
1
Psythirus Lep.
5
Biareolina Duf.
1
1
Anthophora Latr.
6
Cilissa Leach. .
3
Saropoda Latr.
1
Andrena F.
48
4
Eucera F. . .
1
Halictus Latr. .
39
4
Rhophites Spin.
1
Colletes Latr. .
5
Ceratina Latr. .
3
1
Sphecodes Latr.
6
Melecta Latr. .
2
Prosopis F.
14
1
Crocisa Latr. .
. 1
Megachile Latr.
. 10
Epeolus Latr. .
. 1
Osmia Latr.
. 18
4
Nomada Latr. .
19
3
Anthidium Latr.
. 4
Xylocopa Latr.
. 1
Heriades Latr.
. 2
Panurgus Latr.
. 2
Trypetes Schenk
. 1
Dufourea Lep. .
. 1
Chelostoma Latr.
. 1
Halictoides Nyl
. 2
Stelis Latr.
. 4
Rhophitoides Schk
. 1
Coelioxys Latr.
. 7
224
18
ÜBER DIE
ACRONYCTEN DER WIESBADENER
GEGEND.
BESONDRES ÜBER
ACRONYCTA STRIGOSA (S. V.).
Von
W. CAS PARI II.
(WIESBADEN).
I,
Lm Vorjahre war es mir vergönnt, über die vornehme Eule aus
der Gattung Acronycta über Acronycta alni zu berichten und verweise
hierdurch auf die Arbeit.
Die Acronycten sind wohl die interessantesten Noctuen, interessant,
weil sie mehr den Uebergang von den Spinnern zu den Eulen bilden,
in gleicher Weise, wie die mit ihnen verwandten Gattungen Diloba,
Demas, Cymatophora, Bryophila, Moma und Panthea- Arten. Die
Schmetterlinge gleichen in ihrem Bau und allen anatomischen Merk-
malen den übrigen Eulen, die Raupen dagegen sind den Spinnerraupen
(Bombyciden) ähnlich, nicht bloss in der Gestalt, sondern auch in ihrem
Betragen, ihrer Lebensweise, Verpuppung u. s. w. Während die übrigen
Eulenraupen mehr ein verstecktes Dasein führen, leben diese Raupen
wie die Spinnerraupen offen und frei, am Tage an den Pflanzen sitzend
oder auch versponnen in Blättern ruhend. Die Acronycten sind als
Raupen meist komische Thiere, vermuthlich deshalb, weil sie die Scheide-
grenze zwischen den letzten Spinnern (Notodontidae) und den Eulen
(Noctuae) bilden. Welch' urkomisches Thier Acronycta alni ist, sahen
wir schon im 1894er Heft.
Im grossen Ganzen sind die grossen Raupen dieser Gruppe sehr
verschieden. In der Jugend, besonders in der ersten und zweiten
Häutung treten die Unterschiede weniger hervor, doch lassen sich folgende
Gruppen aufstellen :
1. Acronycta alni. Raupe in der Jugend einem Vogelexcre-
mente täuschend ähnlich, später schwarz mit gelben Ringen und ruder-
förmigen oder keulenförmigen Haaren. (1 Art in dieser Gruppe. An
Birken, Erlen, Rosen, Weiden etc.)
2. A. leporina (1 Art). Raupe grün, mit sehr langen weissen
Haaren dicht besetzt, gleicht, wie ein Entomologe treffend bemerkt,
einem »Bologneser-Seidenpinscherchen«. Die Haare sind auf
dem Rücken gescheitelt, sodass sie rechts und links seitwärts abfallen.
Kurz vor der Verpuppung wird die Raupe sammt den Haaren
Jahrb. d. Nass. Ver. f. Nat. 48. 9
— 130 —
schwarz oder kaffeebraun. An Birken, Erlen und Weiden. Die
erwachsene Raupe sitzt gekrümmt unter den Blättern.
3. Diese Gruppe hat 4 Arten: A. strigosa, tridens, psi, cuspis.
Gestalt und besonders Haltung der Raupen ist dieselbe. S-förmig sitzen
die erwachsenen Raupen an den von der Spitze her abgeneigten Zweigen,
während die Raupen der übrigen Gruppen sich mehr auf den Blättern
aufhalten und auch an den Büschen nur hier und da fressen, ihre An-
wesenheit also nicht so leicht verrathen. In stolzer Haltung sitzen die
Raupen da, den Kopf und das erste Viertel etwas niedergebeugt, das
zweite hoch aufgerichtet, dann das dritte wieder abwärts geneigt,
während das letzte Viertel gewöhnlich wieder aufgerichtet erscheint.
In ihrer Haltung gleichen sie den Notodonten-Raupen, im Uebrigen
aber letzteren nicht, da diese glatt mit Höckern versehen sind, während
diese Acronycten auf dem 4. und 11. Ringe eine besondere Auszeich-
nung besitzen; Acronycta strigosa wird unten näher beschrieben, da
diese Art bis jetzt wenig bekannt ist. Tridens (Dreizack) ist dünn
behaart, grau, in den Seiten dunkelroth gefärbt, die Rückenlinie ist hoch-
gelb und schwarz getheilt, auf dem 4. Ring ist ein schwarzer, kurzer,
schwarz behaarter Fleischzapfen, auf dem 11. Ringe eine mit langen
schwarzen Haaren besetzte Erhöhung.
An Weiden, Rosenblättern desgleichen auch die folgende, welche
aber auch an Eichen vorkommt: Psi (Pfeileule),. Die Raupe ist schwarz
in der Grundfarbe, sieht sonst der Tridens-Raupe sehr ähnlich, der hoch-
gelbe Rückenstreifen ist aber nicht unterbrochen, auch breiter. Die
Seitenstreifen sind weiss und roth eingefasst. Der 4. Ring trägt einen
sehr langen, schwarzen Fleischzapfen, der 11. Ring besitzt eine schwarz
behaarte Erhöhung.
Die Cuspis-Raupe unterscheidet sich von der Psi-Raupe nur
dadurch, dass sie statt des Fleischzapfens auf dem 4. Ringe einen
langen, dichten, schwarzen Haarpinsel trägt und dass sie ausschliesslich
an Erlen vorkommt.
4. Gruppe. Diese umfasst 5 Arten:
A. menyanthidis, welche in Norddeutschland auf der Torfheidel-
beere, auf Haide u. s. w. lebt. Ich erzog sie aus dem Ei auf Sahl-
weide, Pappeln und Eichen mit gutem Erfolg und erzielte auch die
var. Salicis. Die Raupe ist schwarz, mit behaarten Warzen und breiten
dunkelrothen Seitenstreifen.
— 131 —
A. auricoma. Die Raupe ebenfalls schwarz, Warzen rostfarben,
gelb behaart, an Sehlehen und Sahlweiden.
A. euphorbiae. Raupe schwarz, mit schwarz behaarten Warzen,
gelbrothem Seitenstreifen; auf dem 2. Ringe ist ein grosser rother
Fleck, die folgenden Ringe sind abwechselnd mit schwarzen und weissen
Flecken versehen. An Euphorbien und Galium-Arten.
A. abscondita. Die Raupe fast wie die Euphorbiae-Raupe, ihr
fehlt der rothe Fleck und der rothe Seitenstreifen, lebt aber auch auf
Euphorbien und ferner auf Haide. In der Wiesbadener Gegend noch
nicht gefunden, im nördlichen Deutschland lebend.
A. rumicis (Ampfereule). Die Raupe schwarz, braun, rostgelb be-
haart, mit weissem rothgeflecktem Seitenstreifen und zwei weissen
Schrägflecken auf beiden Seiten des Rückens, an Ampfer und anderen
niederen Pflanzen. Die gemeinste Art bei uns und wohl auch im übrigen
Deutschland.
5. Gruppe. 1 Art: A. megacephala (Grosskopf). Die Raupe
lebt auf Pappeln und Weiden, ist hellbraun, schwärzlich gefleckt, mit
grau behaarten Warzen, hat auf dem 10. Ringe einen weissgelben,
schwarz gesäumten, viereckigen Fleck.
6. Gruppe. 1 Art: A. aceris. Die Raupe gelb, hellgelb be-
haart, mit grossen, schwarz gesäumten Rückenflecken und langen gelben
und rothen, kegelförmigen Haarbüscheln daneben. Sie lebt auf Hain-
buchen, Acer campestris und Aesculus hippocastanum. Die erwachsene
Raupe sitzt in ruhender Stellung gekrümmt, sichelförmig.
7. Gruppe. 1 Art: A. ligustri. Raupe sehr dünn behaart, grün-
lich, mit weisslichem oder gelblichem Rückenstreifen und gelben Neben-
rückenstreifen. Nährpflanzen : Hartriegel (Ligustrum vulgare) und
spanischer Flieder (Syr. vulgaris).
Die Raupen der drei ersten Gruppen, also von Acronycta alni,
leporina, strigosa, tridens, psi und cuspis bohren sich zur Verpuppung
in faules, weiches Holz, indem sie Gänge bis zu 10 cm und darüber
fertigen und diese so wieder schliessen, dass man selten den Gang wieder
entdeckt, wenn man sich denselben nicht vorher gemerkt hat, als die
Raupe im Einbohren begriffen war. Die Haare dienen als »Kehrbesen«,
wie wir im vorigen Hefte bei Gelegenheit der Abhandlung über Acronycta
alni sahen. Die keulenförmigen langen Haare dieser Art sind besonders
dazu geeignet, den gebohrten Gang auszufegen von den Spänchen und
9*
— 132 —
dem Mulm. Im Innern des Ganges verfertigen sie sieh dann ein Ge-
spinnst, worin die braune schlanke Puppe überwintert. Die
kürzesten Gänge fertigt tridens, die längsten alni und leporina.
Die Eier dieser Gruppen werden von dem Schmetterling einzeln
an die Nährpflanzen gelegt, die Raupen sind daher immer nur ver-
einzelt zu finden, obgleich einige Arten, wie tridens, leporina nicht
selten, psi häufig sind. Die übrigen Arten sind selten oder sehr selten.
Ganz eigenartig sind die Eier, nicht bloss dieser Gruppe, sondern
auch die der übrigen, sowohl in der Gestalt als auch in der Färbung.
Während die Eier anderer Schmetterlingsgattungen mehr kugelig, öfters
auch kegelig erscheinen, sind die Eier der Acronycta ganz flach, ver-
hältnissmässig breit, fast keine Erhöhung bildend. Das frischgelegte Ei
ist ohne Farbe, fast wässerig durchscheinend zu nennen, oder, besser
ausgedrückt, mit einem winzigen Wassertröpfchen zu vergleichen. Am
dritten Tage gewöhnlich färben sich die Eier gelblich weiss und sind
mit vielen gelbbraunen Punkten besetzt (15 — 20 Pünktchen), Zeichen
des Befruchtetseins. Nur 3 Arten: A. psi, strigosa und cuspis machen
in letzterer Hinsicht eine Ausnahme. Die Eier bleiben weisslich,
tröpfchenartig bis kurz vor dem Ausgehen, man kann dann einen
schwarzen Punkt, den Raupenkopf, erkennen.
Die Raupen der Gruppen 4 — 7 bohren sich behufs Verpuppung
nicht ein, sondern fertigen sich in einer Vertiefung an Steinen, Bäumen
u. dergl. ein Gespinnst, welches sie mit ihren Haaren vermengen, resp.
benutzen sie ihre Haare, um das Gespinnst dichter und fester zu machen;
besonders geschickt ist in dieser Hinsicht Acronycta aceris; die
Raupe sucht an Bäumen unter loser Rinde einen Platz zur Verpuppung.
Das Gespinnst, Anfangs weisslich, sieht, wenn die Haare damit vermengt
sind, zuletzt ganz rothgelb aus. Die Raupe in dem Gespinnst ist dann
ohne Haare und verwandelt sich in eine rothbraune Puppe ; ähnlich
macht es A. megacephala, auch die Puppe ist rothbraun, die übrigen
Acronycten haben schwarze Puppen : A. menyanthidis, euphorbiae,
rumicis etc., auch sind ihre Puppen fast unbeweglich, wenigstens nicht
lebhaft, wenn man sie berührt, während die Puppen der drei ersten
Gruppen und A. megacephala und aceris sich sehr lebhaft bewegen, so-
bald sie gestört werden.
Die Eier von Acronycta megacephala und A. aceris werden auch
einzeln abgelegt, während die Schmetterlinge von Gruppe 4 die Eier
in kleinen Häufchen absetzen, sodass die auskriechenden Räupchen an-
— 133 —
fangs gesellig leben; bald zerstreuen sie sieb, werden dann nur einzeln
gefunden, wenn auch dann in Anzahl an Ampfer- und Wolfsmilchplätzen,
z. B. die von A. rumicis und auricoma.
Ein wahres Einsiedlerleben führen besonders A. aceris, leporina
und alni. Auch sind die Raupen sehr unverträglich, wie man dieses
in der Zucht aus dem Ei beobachten kann. Es empfiehlt sich dann,
möglichst grosse Behälter zu nehmen und in diesen nur wenige Raupen
zu füttern. Andere Einsiedler, wie A. psi und strigosa, sind in der
Zucht verträglicher.
Die Raupen fast sämmtlicher Arten der Acronycten leben in un-
serer Gegend von Mai bis in den September. Die Raupen wachsen
sehr schnell, in 3 — 4 Wochen sind z. B. A. strigosa und alni bei be-
ständig warmer Witterung erwachsen.
Woher nun die lange Erscheinungszeit der Raupen? Das kommt
daher, dass die Schmetterlinge wie die Notodonten zu sehr verschiedenen
Zeiten ausgehen. Am regelmässigsten erscheint Acronycta alni, schon
Ende April und im Mai. In der Zucht ging mir niemals noch ein
Schmetterling im Juni aus. Die Raupen fand ich im Juni und Juli.
In der Zucht waren die Raupen immer schon Mitte Juni erwachsen.
Im September dürfte bei uns nie eine Raupe von alni gefunden worden
sein, wie manche Bücher berichten. Am allerunregelmässigsten erscheint
A. leporina. Die Raupen traf ich schon im Juni, aber auch im Oktober
noch. Dabei ist zu bemerken, dass der Schmetterling nie in 2 Ge-
nerationen bei uns vorkommt, wie die Zucht lehrt, Den Schmetterling
fing ich sowohl im Mai als auch in den folgenden Monaten bis August
am Köder. Dagegen sind andere Acronycten öfters in 2 Generationen
im Sommer vorhanden. Es lassen sich auch hier 2 Gruppen bilden:
1. Gruppe mit einer Generation : A. leporina, alni, strigosa, cuspis,
psi, tridens, megaeephala, aceris.
2. Gruppe mit 2 (und 3) Generationen: A. menyanthidis,
auricoma, euphorbiae, ligustri, abscondita, rumicis, letztere oft in 3
Generationen.
Die meisten Acronycten erscheinen im Juni, die Hauptzeit; rumicis
und auricoma trifft man schon öfters im April, erstere aber auch noch
(in 3. Generation) im September, während die übrigen in zwei Ge-
nerationen lebenden Acronycten zum erstenmale im Mai und zum
zweitenmale im Juli zu erscheinen pflegen. Von rumicis trifft man oft
in gleicher Zeit Raupen, Schmetterlinge, Eier und Puppen draussen an.
— 134 -
Da die Imagines der Acronycten meist bekannt sind, will ich nicht
näher darauf eingehen, zu bemerken ist nur noch, dass einige Arten,
cuspis, psi, tridens, kaum von einander zu unterscheiden sind, sie sehen
sich so ähnlich, dass man sie nur sicher durch die Zucht aus der Raupe
unterscheiden kann. Auch Acronycta rumicis und auricoma. ab. Salicis
sind ebenso einander sehr ähnlich.
Im Folgenden suche ich nun die Art näher zu beschreiben, welche
am wenigsten oder fast nicht bekannt ist, es ist, wie schon oben an-
gedeutet, Acronycta strigosa.
Von dieser Art berichtet Dr. A. Rössler in seinem Werk »Die
Schuppenflügler des Regierungs-Bezirks Wiesbaden«: »Schenck fand
in den 1850er Jahren den Schmetterling einmal frisch ausgekrochen an
einem Gartenthor in Wiesbaden, Fuchs den Schmetterling an Haide-
blüthe*) bei Oberursel. Die Raupe lebt nach Wüllschlegel an
Crataegus an schattigen Waldrändern, nach Wocke an Kern- und
Steinobstbäumen, auch wird Sorbus als Futter genannt«. Das Ver-
zeichniss der in der Umgebung Wiesbadens vorkommenden Schmetter-
linge von Vigelius vom Jahre 1850 erwähnt Strigosa nicht.
Vor mir liegt ein Verzeichniss der Macrolepidopten der Dresdener
Gegend vom Jahre 1893, welche von Strigosa nur eine kleine Notiz
giebt, welche kurz sagt: »Wurde vor ungefähr 50 Jahren von Nagel
bei Meissen gefunden«.
Das Thier kommt dagegen in Böhmen in manchen Jahren öfters
vor und zwar besonders in der Umgebung Prags.
Mir ist im Freien noch kein Falter aufgestossen, dagegen kann
ich mich genau erinnern, dass ich, nachdem ich nun das Thier zweimal
aus dem Ei zog, die Raupe, welche sehr charakteristisch gefärbt ist, in
meiner Jugend öfters gesehen habe und zwar auf Schwarzdorn an Wald-
rändern nach Eppstein hin, einmal bei Bremthal im Taunus und einmal
(vielleicht auch öfters ?) beim Zwetschenpflücken oder -schütteln im
Oktober, indem ich die Raupe an meinen Kleidern kriechend fand.
Eine Verwechselung mit einer andern Raupe, z. B. mit Drepana fal-
cataria, der sie in einer gewissen Zeit ihres Wachsthums einigermaassen
ähnlich sieht, kann deshalb nicht vorliegen, weil letztere auf Erlen und
*) Dass Fuchs ihn an Haideblüthe fing, möchte ich sehr bezweifeln"
Der Schmetterling erscheint nicht zur Zeit dieser Blüthe, sondern im Mai und
Juni; es könnte nur dann der Fall sein, wenn es eine zweite Generation gäbe.
Jedoch zeigt die Zucht, dass keine zweite Generation existirt.
— 135 —
Birken lebt und an den betreffenden Oertlichkeiten solclic Baume nicht
stehen. Je mehr ich die Raupen der diesjährigen Zucht beobachtete,
desto bestimmter klärten sich mir obige Erinnerungen. Wenn ich die
Raupen nun in den letzten 25 Jahren nicht mehr draussen fand, so
scheint das Thier in unserer Gegend ausgestorben, mindestens sehr selten
zu sein. Im Nachwinter 1894 kam ich in Besitz von einigen Puppen
von A. strigosa, einige aus Böhmen, einige aus England.
Im Juni erschienen 16 Falter, wovon ich drei Pärchen zur Zucht
einsetzte. Ich erhielt zwei Paarungen, das dritte Weibchen flog davon.
Daraus resultirten etwa GO Eier.
Dieselben wurden vom Weib einzeln abgelegt und hatten die
grösste Aehnlichkeit mit Acronycta alni-Eier, nur dass sie bedeutend
kleiner waren. Der Querdurchschnitt beträgt fast einen Millimeter, von
einer Höhe der Eier kann fast nicht die Rede sein. Es sind die merk-
würdigsten Eier, welche ich je gesehen. Das Ei ist ganz platt gedrückt,
von der Seite gesehen macht die Höhe desselben höchstens 1/10 mm aus.
Es sieht darum fast aus wie ein wasserhelles Tröpfchen. Unter der
Lupe betrachtet hat es unzählige Furchen, welche alle nach der kaum
unterscheidbaren Spitze laufen. Es ist ausserdem nicht ganz rund,
sondern ein klein wenig von zwei Seiten eingedrückt, wie ein in die
Länge gezogenes Tröpfchen. Während die meisten Acronycten-Eier bis
auf die oben schon erwähnten Ausnahmen am dritten Tage nach der
Ablage (öfters auch schon am zweiten Tage) wie mit braunen Punkten
besetzt erscheinen, bleibt das Strigosa-Ei fast weiss bis kurz vor dem
Ausschlüpfen. Die nicht befruchteten Eier schrumpfen ein, die be-
fruchteten dagegen erscheinen etwa am dritten Tage um ein klein wenig
grauer, während sie erst hellweisslich waren. Das Grau ist aber so
wenig zu bemerken, dass man ein Ei, auf einem weissen Papier ab-
gelegt, fast nur mit der Lupe zu unterscheiden vermag. Ich veranlasste
darum, die Schmetterlinge in eine inwendig bläulich tapezierte Schachtel
zu legen. Auf dem bläulichen Grund sah man allerdings sofort die
winzigen Dinger. Sie sind äusserst zerbrechlich, da sie ein überaus
feines Häutchen besitzen. Von einem Losmachen der Eier kann also
nicht im entferntesten die Rede sein. Im vorigen Jahre versuchte ich
es wohl, musste es aber gleich einstellen. Ich schnitt Papierstreifen,
worauf die Eier klebten, aus der Schachtel, jedoch auch dieses ver-
trugen die Eier nicht alle. Das unvermeidliche, wenn auch kaum merk-
liche Biegen des Streifens mit den Eiern war hinreichend, dass mehrere
— 136 —
Eier platzten und den Inhalt theilweise vortreten Hessen, wie ich unter
der Lupe sah. Auch die übrigen Eier verunglückten, ohne, dass man
etwas von aussen sah, fielen sie trotzdem ein. Von 10 Eiern verun-
glückten mir mindestens immer 8. Ich erhielt also im Vorjahre nur
13 erwachsene Raupen, wovon noch eine durch ein Versehen mir ab-
handen gekommen war, von den übrigen präparirte ich 2 für meine
Sammlung, die 10 verpuppten sich und zwar in faules Holz, wie wir
noch näher sehen werden. Die Raupen lagen merkwürdigerweise lange
unverpuppt in ihrer Holzkammer, soviel ich mich erinnern kann, etwa
6 Wochen, was ich noch nie bei einer andern Acronycte bemerkte.*)
Ich mache hier einen Sprung und beschreibe zunächst die er-
wachsene Raupe, um bei der Beschreibung der früheren Raupen-
stadien einen Stützpunkt zu haben. Sie erreicht eine Länge von 2,3
bis 2,7 cm, ist in der Grundfarbe smaragdgrün oder saftig grün, 12°/0
etwa haben aber einen ganz andern Grund, nämlich hell- oder chocoladen-
braun von der letzten Häutung ab, sodass man die übrigen Zeich-
nungen bei diesen Individuen wenig unterscheiden kann. Sie sind dünn
behaart, die Haare ziemlich lang; längere Haare stehen auf dem zweiten
und dem elften Ringe. Ueber den Rücken geht ein brauner Rücken-
streifen, welcher gelblich oder orange umsäumt ist. In der Mitte des
Streifens läuft vom Kopf bis zum After eine röthliche orange eingefasste,
auf der Mitte der Ringe jedesmal etwas erbreiterte Rückenlinie, die an
die gelbe Rückenlinie der Psi-Raupe erinnert. Der braune Rücken-
streifen ist übrigens nicht, wie Berge angiebt. einfach breit, sondern
verschiedenemale verengt oder erbreitert und zwar auf dem ersten
Ring hinter dem Kopfe breit anfangend, ist er auf dem zweiten und
dritten Ring auf die Hälfte verengt, auf dem vierten Ring 2*/2 mm
breit, also wieder breiter, die beiden nächsten Ringe zeigen das Band
wieder enger, auf die Hälfte reducirt, während die folgenden 4 Ringe
wieder ein breiteres Band, etwas breiter als auf dem vierten Ringe zeigen.
Auf dem vierten und elften Ringe sind ausserdem kleine wulstige Er-
höhungen. Auf dem elften Ringe hört das Band, spitz zulaufend, auf,
und es bleibt nur noch die röthliche Rückenlinie übrig, die allein bis
zum After reicht. Die breiten Stellen des Bandes oder Rückenstreifens
zeigen 4 in einem Bogen nach hinten geordnete Wärzchen, welche weiss
*) In diesem Jahre (95) verpuppte sich eine Anzahl Raupen innerhalb
vierzehn Tagen, andere erst nach vierwüchentlicher Ruhe in dem Holzgespinnste.
- 137 -
gekernt und schwarz umgrenzt sind. Die schmalen Stellen des Bandes
haben nur 2 solcher Wärzchen. Aus jedem Wärzchen entspringen 5 — 6
Haare, wovon die in dem weissen Kern stehende am längsten ist. Der
Kopf ist in der Mitte getheilt und schwarz oder dunkelbraun gestreift
und punktirt, die Mitte ist grünlich. Von den Fresszangen läuft je ein
schwarzer Streifen nach dem ersten Bein hin. Die dunklen Kaupen
haben dieselben Zeichnungen, jedoch sind dieselben nicht so hervor-
tretend, da Rückenband und Grundfarbe fast gleich sind. Nur die röth-
lichen und gelben Einfassungen und die schwarzen Punkte mit den
weissen Kernen treten deutlich hervor. Die Erbreiterungen des Rücken-
streifens sind auf dem siebenten und achten Ringe am bedeutendsten.
Auf diese Weise entsteht fast eine Rückenzeichnung wie bei Harpyia
furcula. Eine gewisse Aehnlichkeit hat die Strigosa-Raupe auch mit
derjenigen von Drepana falcataria. indem letztere auch grünlich, fein
behaart ist und einige warzige Erhöhungen hat. Die wulstigen Er-
höhungen sind bei letzterer aber auf dem zweiten und fünften Ringe.
Der hintere Theil des Körpers ist auch braunrotb. Die Grösse dieser
Raupe reicht bei Weitem nicht an die der Strigosa.
Die aus dem Ei tretenden Räupchen sind in der etwa ersten halben
Stunde ihres Daseins schneeweiss gefärbt, kriechen sehr lebhaft umher,
lassen sich bei der geringsten Störung sofort fallen, meist mit Faden,
oft auch ohne solchen. Letztere dürften in der freien Natur meist ver-
loren gehen. Der Kopf ist schwarz. Bald färben sich die winzigen,
etwa 2 mm langen Geschöpfchen ihrer späteren (im erwachsenen Zu-
stande) Zeichnung gemäss, d.h. die Ringe, welche im späteren Alter
Einschnürungen des Rückenbandes zeigen, bleiben ganz weissgefärbt,
die, welche die späteren Erbreiterungen zeigen, haben fast viereckige
bräunliche oder schwärzliche Punkte. Die Härchen, später schwarz,
sind jetzt und nach der zweiten Häutung noch weiss. Sobald das
Räupchen P'utter zu sich genommen hat, schimmern die weissen Stellen
zart grünlich.
Ich zog die Raupen in einem äusserst feinen Gazesack, welcher
über einen beblätterten Ast gezogen war, im Freien. Um den im Sack
fallenden Thierchen zu ermöglichen, schnell aufs Futter zu kommen,
packte ich in den Sack soviel Zweige, als nur hinein gingen.
Ich hatte letzteres nicht überall gleich gut gemacht, am besten war
mir es an einem Schlehenbusch und einer wilden Pflaume gelungen.
Die Deckel der Kasten, worin die Eier abgelegt worden waren, that
— 138 —
ich in einen inwendig also recht buschig gemachten Gazesack und zwar
so, dass der Deckel hoch über das meiste Laubwerk kam, aber doch
wieder so, dass er von allen Seiten von Blättern umgeben wurde. Ich
dachte mir : Gehen die Räupchen aus, so finden sie überall Futter?
lassen sie sich fallen, so fallen sie sicher auf ein Blatt, von da noch
einmal auf ein Blatt, falls ihnen irgend etwas (eine Blattlaus oder ein
Marienkäferchen) in die Quere kommt* selten wird eins an die Gaze
kommen und Versuche zum Durchkriechen machen oder die Gaze auf
und ab laufen, um schliesslich zu verhungern. Man muss bedenken,
dass die Gazeumgebung mit ihrem weissen Glänze immer etwas Wider-
natürliches ist. Sie ist jedenfalls im Stande, die Thierchen zu blenden
und nach dem Glänze zu locken. Schon früher hatte ich dieselben Er-
fahrungen bei Taeniocampa opima gemacht. Die auskriechenden Räup-
chen gingen durch das (scheinbar) dichteste Köcherkistchen, trotzdem
ihr Futter darin war. Im Glase krochen sie alle nach oben und ver-
suchten zwischen dem Papierdeckel und dem Glase durchzugehen. Sie
konnten es nicht fertig bringen, da das Papier festgeleimt war, aber
sie rannten auf und ab, gingen nicht, ans Futter im Glase, sondern ver-
hungerten oben.
In der Freiheit kriechen die Räupchen von Opima den Stamm
und die Aeste in die Höhe, kommen im Weiterkriechen endlich an die
aufbrechenden Knospen oder Blätter und fressen sich fest. Als ich wieder
einmal in einem andern Jahre Opima-Eier erhielt, legte ich dieselben
mitten ins Futter, sodass sie von allen Seiten von Blättern umgeben
waren. Das Futter reichte bis zum Papierdeckel. Kein Räupchen ver-
suchte nun durchzugehen, sie frassen sich sofort an.
So auch bei Strigosa, nur mit dem Unterschiede, dass sich die
Thiere im Freien unter Gaze und nicht im Glase befanden. Auch
würden die Thierchen, da die Eier zu zart, wenn von Futter bedeckt,
nicht ausgehen.
Wo ich es also bei Strigosa am sorgfältigsten gemacht hatte, fand
ich beim späteren Nachsehen die Räupchen fast vollzählig, d. h. fast
soviel Thierchen als Eier hinein gethan worden waren.
In zwei Gazesäcken hatte ich es weniger sorgfältig gemacht, in
einem absichtlich und hier fand ich sehr wenige Räupchen vor. Ich
war davon nicht überrascht, da ich schon einige Tage vorher Räupchen
wie besessen innen an der Gaze herumrennen sah. Diese gingen fast
alle zu Grunde. Später weiss ich besser, was ich zu thun habe.
— 139 —
Die Räupchen zeigten beim Weiterentwickeln dieselbe Färbung :
Erster Ring hinter dem Kopfe schwärzlich in der Mitte des Rückens,
zweiter und dritter Ring ringsum weisslich, grünlich durchschimmernd,
vierter Ring wieder oben bräunlich-schwarz, fünfter und sechster grünlich-
weiss, siebenter und achter Ring oben dunkel, neunter und zehnter
weisslich-grün, elfter Ring dunkel oben, zwölfter Ring bis zum After
weiss. So sehen alle Acronycten-Raupen im ersten Stadium
aus, und ich bewundere den Mann, der, ohne das er s t e
Stadium der Raupen dieses Genus alle gekannt zu haben,
die Arten so sicher nach anatomischen Gründen zu-
sammenstellte.
Während ich dieser schreibe, sind mir Räupchen von A. psi ge-
schlüpft: dieselbe Färhung, nur dass das Weiss zwischen den dunkeln
Stellen des Rückens mehr grau erseheint. Die Alni-Raupe geht ebenso
aus, nur dass das Dunkele auf dem Rücken schwärzer als bei der Psi-
und Strigosa -Raupe erscheint, So ist es bei allen übrigen Acronycten.
Keine andere Noctuen-Gattung, deren Raupen später im letzten Stadium
gewöhnlich viel Uebereinstimmendes zeigen, man denke nur an die
Agrotis- und Catocalen-Arten, kann solches im ersten Stadium ihrer
Arten aufweisen. Während nun die letzten Stadien anderer Gattungen
viel Uebereinstimmendes in ihren erwachsenen Raupen haben, wäh-
rend die Falter doch sehr verschieden gefärbt sind, ist dies heim Genus
Acronycta durchaus nicht der Fall. Wie wir ohen sahen bei der Auf-
stellung der Gruppen, divergiren die Raupen dieser Gattung in ihren
weiteren Stadien ungemein, wie es sonst in keiner mehr vorkommt.
Bei den Agrotis ist es oft sehr schwer, in den Raupen die Art zu
unterscheiden und so bei vielen andern. Nur der Geübtere findet Unter-
schiede und kann die Art angeben.
Bei unserer Gattung divergiren die Raupen in der Gestalt, Zeich-
nung und Färbung, wie wir oben sahen, immer mehr. Die Alni-Raupe
wird einem Vogelexcrement ähnlich, um nach der letzten Häutung ganz
schwarz, mit gelben Ringen und ruderförmigen Haaren zu erscheinen,
die Psi hat eine zusammenhängende, breite goldgelbe Rückenlinie mit
grossem Fleischzapfen, die Cuspis hat diese Rückenlinie unterbrochen,
einen langen Haarschopf und viel Roth. Die drei bis jetzt genannten
sind schlanke Raupen, die andern, z. B. Rumicis, Menyanthidis etc. kurze,
dicke Raupen u. s. w.
Es ist also bei den grösseren Thieren wenig Uebereinstimmendes,
sodass ich oben 7 Gruppen von den wenigen deutschen Arten bilden
- 140 —
musste. Die meisten Gruppen umfassen nur je eine Art, eine 4 und
eine andere nur 5 Arten und diese sind wieder sehr verschieden.
Die Strigosa gehört zur dritten Grupe, der Psi-Gruppe. Die Färbung
dieser Gruppe ist wohl sehr verschieden, aher die Gestalt und Haltung
dieser Raupen ist die gleiche. Strigosa wird nämlich nach der dritten
Häutung stolzer in ihrer Haltung. Vorher sitzt das Tliierchen unter
dem Blatt gleich Alm, Psi u. s. w., schaht das Chlorophyll heraus, so-
dass die obere Epidermis der Blätter stehen bleibt. Die Blätter werden
an den angeschabten Stellen durchscheinend. Nun setzt das Räupchen
sich auf die Blätter und schabt und skelletirt von oben. Seine Farbe
ist grüner geworden, die braunen oder dunklen Stellen auf dem Rücken
werden zusammenhängender, indem die gelbliche Rückenlinie nun deut-
licher zu sehen ist. Nach der vierten Häutung ist die Färbung noch
deutlicher geworden, die dunklen Flecken des Rückens werden rüthlich
umsäumt, die Grundfarbe ist durchscheinend oder lasurgrün. Nach der
fünften Häutung erscheint die Raupe im Gewände wie vorher beschrieben.
In diesem Stadium zeigt sich die Raupenvarietät, während die Raupen
vorher ein gleichmässiges Gepräge haben. Die grossen Raupen zeigten
sich wie die Psi-Raupen sehr träge, gingen gewöhnlich nicht vom Blatt
herunter, bis es bis auf den Stiel abgefressen war. Schwarzdornzweige
frassen sie von oben her kahl. Uebrigens sind die Raupen sehr genüg-
sam. Eine brauchte höchstens 6 — 8 Schlehenblätter oder 2—3 Blätter
der Eierzwetsche nach der letzten Häutung. Im Ganzen braucht eine
Raupe höchstens 10 — 12 Schlehenblätter oder 4 Pflaumenblätter vom Ei
bis zur Verpuppung.
Behufs der Verpuppung gab ich den Raupen, welche etwa eine halbe
Stunde nach Einstellen des Fressens meist chokoladenfarbig, wie die oben
beschriebene Varietät es schon nach der letzten Häutung direkt wurden,
faules weiches Holz und Torf. In den letzten Tagen hatte ich die er-
wachsenen Raupen in die Zimmerzucht genommen. Die Holz- und Torf-
stücke stellte ich einfach in den Zuchtkasten, die Raupen bohrten sich
ein, wie ich schon früher bei Acronycta alni beschrieben habe. Die
Alni-Raupe bringt das Einbohren in das Holz oder in Torf besser
fertig, da sie die keulenförmigen Haare als Kehrbesen gebraucht. Strigosa
brauchte viel längere Zeit, da sie die abgebissenen Spänchen einzeln
herausschaffen musste. So dauerte das Einbohren bei Alni 1 — l1^
Stunde, wie ich sah, bei Strigosa dagegen tagelang. Auch bei Psi und
Cuspis bemerkte ich schon früher ein tagelanges Einbohren. Oft arbeitete
- 141 —
eine solche Raupe 3 Tage lang. Vom Aussehlüpfen aus dem Ei bis
zum Einhohren, also his zum Erwachsensein brauchte die Raupe 4
Wochen, indem die Räupchen in der Zeit vom 14. bis 22. Juni ge-
schlüpft waren und die letzten Thiere am 19. Juli dieses Jahres in
Torf gingen.
Es bleibt nun noch übrig, über die Puppen und den Schmetterling
Näheres zu berichten. Da im Vorjahre von 10 verpuppten Raupen
2 davon die dunkle Grundfarbe hatten, erwartete ich demgemäss
hellere und dunklere Schmetterligsexemplare.
In meiner Sammlung steckten von den ausgekrochenen Strigosa von
1894 ein dunkles Weib und ein heller Mann. Ich fand bei den 10
Puppen schon, die ich näher in Augenschein nahm, dass ich genau 5
Männchen und 5 Weibchen erwarten dürfte. Im Frühjahr dieses Jahres,
Anfangs Juni, schlüpften sie auch demgemäss und zwar 3 dunkle und
2 helle Weiber, 3 helle und 2 dunkle Männchen. Also hatte die Fär-
bung der Raupe keinen Einfluss auf diejenige des Schmetterlings. Ich
werde die Sache noch weiter verfolgen und sehen, was aus den dunklen
Raupen, die ich gesondert hielt, wird, ebenso auch die hellen, grünen
beobachten. Die Puppe ist 1,1 cm lang, braun bis dunkelbraun, hat
ein ziemlich stumpfes Ende mit 9 — 10 kurzen borstigen Endhaaren.
Die Vorderflügel des Schmetterlings sind 1,1 bis 1,4 cm lang und
0,8 cm breit. Die Hinterflügel sind etwas breiter als die Vorderflügel
und 0,9 bis 1,2 cm lang. Strigosa ist demnach die kleinste der ein-
heimischen Acronycta, die meist 1,6 bis 2 cm lange Vorderflügel haben.
Abscondita ist ebenso gross, jedoch nicht hier zu finden. Die Vorder-
flügel sind hell-aschgrau bis dunkel-aschgrau, bräunlich gemischt, be-
sonders auf dem Mittelfelde. Von der Flügelwurzel geht ein etwa 4 mm
langer dreizackiger schwarzer Längsstreifen, etwa 2 mm vom Innenrande
entfernt und parallel mit letzterem. Dann folgt ein anderer schwarzer
Längsstreifen, 1 mm vom in Rede stehenden Rande entfernt, hierauf
noch einer bis zum Rande, wieder weiter vom Innenrande. Dieselben
Längsstreifen finden wir auch mehr oder weniger bei den anderen
Acronycten, am deutlichsten bei Psi und Cuspis, am undeutlichsten bei
Euphorbiae, am schwärzesten und in einander übergehend bei A. alni.
Die Querstreifen sind doppelt, der hintere stark gezähnt.
Die Nierenmakel ist bleich-gelb, gross, schwärzlich in der Mitte,
die Ringmakel ist gewöhnlich klein und schwarz gekernt. Ich besitze ein
Exemplar, dessen Nierenmakel rundlich und dessen Ringmakel fast ebenso
- 142 —
gross als die andere Makel ist, das Thier ist übrigens auch sonst
sehr hell.
Die Hinterflügel sind weissgrau bis ganz grau in der Grundfarbe,
mit dunkelm Mitteldecke und dunkelm, etwas gezähnten Bogenstreifen.
Der Körper ist 1,1 cm lang.
Der Schmetterling legte mir bis 160 Eier.
Zum Schlüsse gebe ich noch eine kleine Zusammenstellung über
die merkwürdige Gattung Acronycta.
1. Schmetterlinge, 14 Arten in Deutschland, besonders cuspis, psi,
tridens sich sehr ähnlich, sodass bei diesen drei öfters Ver-
wechselungen vorkommen, letztere die Psi-Gruppe. Acronycta
leporina mit dem vielen Weiss, A. alni mit vielem Schwarz
stehen allein da. A. aceris und megacephala sind ebenfalls
einander sich ähnlich, erstere grösser. A. abscondita, auricoma,
menyanthidis, euphorbiae stehen sich sehr nahe. A. ligustri und
rumicis Aveichen in der dunklen Färbung am meisten von den
übrigen ab. A. strigosa ist am kleinsten, steht aber der Psi-
Gruppe nahe.
2. Eier fast gleich, ganz schwach gewölbt, sodass fast keine Er-
höhung zu bemerken ist, der grösste Theil mit bräunlichen
Punkten, die Eier von Strigosa, Psi und Cuspis bleiben bis kurz
vor dem Ausschlüpfen weiss. Alle sind äusserst dünnschalig.
Nach Art der Ablage sind zwei Gruppen zu unterscheiden :
Einzeln werden gelegt die von Acronycta alni, leporina, strigosa,
cuspis, psi, megacephala, aceris, tridens.
In Haufen: Acronycta menyanthidis, euphorbiae. abscondita,
ligustri, rumicis und auricoma.
3. Die Eaupen sind im ersten Stadium alle untereinander fast gleich,
zeigen aber später die grössten Verschiedenheiten, wie sie in
keiner Schmetterlingsgattung mehr vorkommen. Aus den 14
Arten kann man mit grosser Mühe 7 Gruppen zusammenstellen,
von denen die meisten nur eine Art umfassen.
4. Die Puppen ruhen theils in faulem Holze daselbst versponnen,
theils in einem Gespinnst an Rinde oder an Steinen.
Zu den ersteren gehören: A. alni, leporina, strigosa, mega-
cephala, psi, cuspus, tridens ; zu den letzteren : A. menyanthidis,
rumicis, aceris, ligustri, euphorbiae, abscondita, auricoma.
143
Nachtrag.
Nach Schluss und Drucklegung dieser Arbeit muss ich noch Fol-
gendes hinzufügen: Herr Pfarrer Fuchs kann doch schliesslich recht
haben mit seiner Notiz : Am Sedanstag d. J. schlüpften mir unerwartet
3 Falter von A. strigosa, 2 tf tf und 1 9 a^s 2. Generation. Da die
Haide noch blüht, so kann sich der Schmetterling in 2. Generation
daselbst eingefunden haben. Dann stimmt es auch übrigens besser, dass
ich als Knabe die Raupen noch beim Zwetschenschütteln im Oktober
bemerkte, es waren dann Raupen der 2. Generation. Ich setzte noch
am Abend des Sedanstages 2 Schmetterlinge zur Paarung zusammen und
werde die Sache weiter verfolgen, so Gott will.
ÜBER HYBRIDATION,
BESONDERS ÜBER DIE
HYBRIDE FORM AUS SATURNIA PAVONIA (L.) &
x SATURNIA PYRI (SCHIFF.) 9-
Von
W. CASPARI II.
(WIESBADEN).
MIT EINER CHROMOLITHOGRAPHIRTEN TAFEL II.
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 48.
10
I).
"r. Staudinger's Catalog wies früher einen Hybridus Sat. major,
einen Sat. media und einen Sat. minor auf, entstanden aus Kreuzungen
zwischen Sat. pyri und Sat. spini, desgleichen von Sat. pyri und pavonia
und zwischen Sat. spini und pavonia. Solche Bastarde sollten sich öfters
in der Natur zeigen, indem wohl noch nie Schmetterlinge davon ge-
funden wurden, wohl aber Raupen, welche obige Hybriden-Schmetter-
linge ergaben.
Gerne wäre ich im Besitz solcher merkwürdigen Thiere gewesen,
jedoch war der Preis derselben ein sehr hoher und auch die Thiere in
den letzten Catalogen nicht mehr aufgeführt. Dr. Standfuss in Zürich
gelang es, wenn ich nicht irre, im Jahre 1892, pyri 9 mit pavoni cf zu
paaren. Die Zucht ergab den Sat. major, oder, wie Standfuss sie
nannte : Sat. ab. emiliae und Sat. ab. daubii. Von diesen prächtigen
Thieren sah ich solche in der B, ö d e r 'sehen Sammlung.
Mein Streben, auch solche Thiere zu züchten und zu beobachten,
war aufs höchste gespannt und es gelang mir nach vielen vergeblichen
Versuchen und nun fast zufällig im Jahre 1894, am 10. April, eine
hybride Kopulation zwischen Saturnia pyri 9 und Saturnia pavonia tf
zu erzielen.
Die Kopulation dauerte von 1/27 Uhr Abends bis 11 Uhr Nachts.
Sofort machte sich das 9 an das Legegeschäft. Den tf fing ich ab, er
ziert noch heute meine Sammlung. Das 9 leSte 3 Tage und zwar an
180 Eier und starb dann. Bei der Untersuchung stellte es sich heraus,
dass die Eier vollständig abgelegt waren, was bei einer regelrechten
Paarung von Schmetterlingen derselben Art gerade nicht immer der
Fall ist.
Die Produkte der Hybridation bei Schmetterlingen werde ich weiter
unten näher beschreiben, ich möchte hier vorerst mich etwas über die
Hybridation selbst äussern :
Hybridation kommt im ganzen Thierreiche, auch besonders zahl-
reich in dem Pflanzenreiche vor. Diese Thatsache ist bekannt. Die
10*
— 148 —
Produkte aus der Vermischung des Pferdes mit dem Esel sind bekannt-
lich Maulthier und Maulesel, ferner gibt es einen Tetrao intermedius
zwischen Tetrao urogallus und Tetrao tetrix, also ein Blendling zwischen
Birkhahn und Auerhenne. Ebenso soll es Bastarde zwischen Feld-
hühnern und Fasanen, ferner zwischen den Entenarten, zwischen Ente
und Wasserhuhn geben. Hier handelt es sich um wilde Vögel. Zahl-
reicher sind Blendlinge bei zahmen Vögeln, z. B. zwischen dem Kanarien-
vogel und seinen Verwandten, den Finkenarten.
Alle Nachkommen aus solchen Hybridationen scheinen nicht unter-
einander fortpflanzungsfähig zu sein, dagegen vermischen sie sich wieder
mit reinen Arten : die Jungen kehren dann früher oder später zum alten
Typus zurück.
Wie wir aus dem Vorhergehenden sehen, ist eine fruchtbare Hy-
bridation nur zwischen verwandten Arten möglich.
Unter Hybridation versteht man die sich rein äusserlich vollziehende
Kopulation eines männlichen und weiblichen Individuums zweier ver-
schiedener Arten. Solche mechanische Hybridation kommt oft vor. Sie
ist also, streng genommen, ein rein mechanischer Vorgang. Eine wirk-
liche Hybridation oder fruchtbare Vermischung kommt weniger vor. Der
Bastard (Blendling) selbst hält in seinen Merkmalen mehr oder weniger
die Mitte zwischen den beiden Stammarten ein, wie wir auch näher
bei den Schmetterlingen sehen werden.
Am zahlreichsten sind die Bastarde im Pflanzenreich. Einige
Pflanzengattungen zeichnen sich gerade aus durch viele Hybridenformen,
welche bei ihnen vorkommen, z. B. die Pruuus-Arten. (Mandelpflrsich,
Marillenpflaumc und andere Pflaumen- und Zwetschenarten). Hie Gattung
Medicago hat verschiedene Bastarde aufzuweisen, ferner die Lolcharten.
Der lolchartige Wiesenschwingel (Festuca loliacea Curt.) ist ein Bastard
aus dem englischen Raygras (Lolium perenne L.) und dem Wiesenschwingel
(Festuca elatior (Koch). Bei letzterem Bastard haben wir sogar eine
entschieden bigenäre Hybride, d. h. eine Kreuzung nicht etwa nur
zwischen zwei Arten einer Gattung, sondern zwischen zwei wohl unter-
schiedenen Gattungen.
Die Hybride bei den Pflanzen charakterisirt sich für gewöhn-
lich sowohl durch Unfruchtbarkeit wie auch bei den Thieren, als auch
durch grosse Unbeständigkeit der Merkmale und Veränderlichkeit des
Aussehens, sodass öfters kein Exemplar der an einem bestimmten Orte
wachsenden Kombinationen dem andern vollkommen gleich ist und die
— 149 —
zwei Stammformen durch eine ganze Kette von Hybridenformen mit
einander verbunden erscheinen: »Ein Beispiel hierfür ist eine der bei
uns verhältnismässig häufigsten Kombinationen, die Hybride aus dem
März- und dem rauhhaarigen (oder Hunds-) Veilchen, Viola odorata X hirta.
Diese Bastardform tritt stellenweise an Hecken so häufig auf (sogenannte
halbriechende Veilchen), dass kaum ein Exemplar des echten März-
veilchens mehr übrig ist und ringsum alles von den bösen Folgen der
freien Liebe angesteckt erscheint; dabei sind die einzelnen Individuen
des Blendlings meist verschieden, dass eigentlich für jedes derselben
eine besondere Beschreibung verfasst werden müsste«. (Dr. J. Murr.)
Solche Kombinationen trifft man au den westlichen Abhängen des Bingert
bei Wiesbaden, auch sah ich solche, welche fast weiss waren, dazwischen
alle möglichen Schattirungen bis zum Blau von Viola odorata in Wild-
sachsen bei Eppstein, im Schulgarten. Diese Viola-Bastarde sind un-
fruchtbar; indess soll an manchen Plätzen eine bestimmte Form (Viola
sepincola Jord.) ganz konstant fruchtbar auftreten, welche als selbst-
ständige Art betrachtet werden könnte, wenn nicht das fast ausschliess-
liche Auftreten kronenloser Blüthen die alte Bastardnatur allzu deutlich
verrathen würde.
Im Herbste sieht man auf einer mit Brombeergestrüpp bestandenen
Waldblösse oft eine Anzahl mit leeren und verkümmerten Fruchtständen.
Das sind zumeist Bastarde. Hybriden besitzen im Pflanzenreiche nur
geringe oder kurze Keimfähigkeit. Wenn günstige Boden- und Witterungs-
verhältnisse zusammentreffen, kann die geringe Keimfähigkeit sich ent-
falten. Die betreffenden Nachkommen der Hybriden können dann sogar
ein üppiges Wachsthum zeigen. »Einige Hybriden dagegen sind voll-
kommen fruchtbare, geradezu üppig fructificirende Pflanzenbastarde, die
durch zahlreiches Auftreten sogar ihre Stammeltern, in deren Nähe sie
gedeihen, übertreffen und, da sie auch eine gewisse Beständigkeit in
allen ihren Merkmalen aufweisen, den guten, vollberechtigten Arten nahe-
kommen, d. h. auf dem besten Wege sind, sich zu solchen auszuge-
stalten«. (Dr. J. Murr.) (Dianthus-Hybriden, desgleichen solche von
Lychnis- Arten, von Silenen und besonders von den wildwachsenden
Hierarceen- und Sonchus- Arten, bei Weiden (Salix), Pappeln (Populus)
und Rubus, Rosa, Trifolium und vielen anderen.)
Sehr interessant und schön sind vielfach die Farbenmischungen,
welche bei der Kreuzung von Arten mit verschiedener Blüthenfarbe zu
Tage treten. Doch darauf näher einzugehen, verbietet mir der Raum
— 150 —
dieser Abhandlung. Wir wissen, dass die geschickte Hand des Gärtners
diese Thatsache auf die mannigfaltigste Weise auszubeuten versteht.
Von der Gattung Hieracium (Habichtkraut) wissen wir weiter, dass es
eine Unmasse Arten und Varietäten gibt, die alle durch Hybridationen
entstanden sein mögen. Kenner dieser Pflanzengattung wissen ein Lied-
lein ton der Schwierigkeit bei dem Bestimmen der Arten derselben zu
sinken. Hauptbedingung ist natürlich bei den Pflanzen zusammen-
fallende Blüthezeit; Wind, Insekten aller Art und andere Zufällig-
keiten thun dann das Uebrige.
Ich habe dieses Kapitel von der Hybridation deshalb vorausgeschickt,
um auf Grund dieser Erörterungen manches besser verstehen zu können,
was ich im Folgenden darzulegen beabsichtige.
Eine Trennung, wie schon oben dargelegt, zwischen einer mechanischen
oder scheinbaren Hybridation und einer fruchtbaren kann man wohl nicht
ganz gut durchführen, da jede Hybridation nach günstigen Bedingungen
eine fruchtbare werden kann. Ich sage k a n n , denn die meisten Hy-
bridationen (also Paarungen zwischen verschiedenen Arten, meist der-
selben Gattung) sind unfruchtbar. Das ist nicht bloss bei den Pflanzen
anzunehmen, denn wie viel Pollenkörnchen fliegen an die Narben der
Blüten anderer Arten, oder werden von pollentragenden Insekten dorthin
befördert; es ist in noch viel höherem Grade von dem Thierreiche zu
behaupten. Denn auch da kommen Hybridationen sehr häufig vor,
besonders häufig sind sie bei Schmetterlingen und Käfern beobachtet
worden.
So sah ich eine Kopulation zwischen Agrotis umbrosa und Agrotis
rubi in der Gefangenschaft, ferner eine solche zwischen Agrotis rubi und
Agrotis collina, im Freien zwischen Taeniocampa stabilis und Taenioc.
gothica, zwischen Taeniocampa gothica und incerta. Sämmtliche Weiber
legten Eier, besonders massenhaft Taeniocampa gothica. Aber sämmt-
liche Eier waren auch unbefruchtet, ergaben also keine Raupen. Rühl
in Zürich erzählt in der »Societas entomologica« von einer Hybridation
zwischen einer Erebia und einer Melitaea, also zwischen Arten ver-
schiedener Gattungen.
Dr. Stand f us s in Zürich brachte die Männchen der Bombyx
neustria (des Ringelspinners) in 20 Fällen zur Paaruug mit dem Weibchen
von Bombyx franconica (Esp.). Ich lasse hier Standfuss weiter
sprechen: -Unmittelbar nach der 5 bis höchstens 15 Minuten dauernden
— 151 —
Paarung begannen die Weibchen einen Ort zum Ablegen der Eier zu
suchen; sobald sie diesen an einem der bereitgelegten dürren Zweige
gefunden zu haben meinten, liefen sie in bekannter Weise mit dem
Legeapparat tastend und fühlend auf und ab, bis sie Posto fassten.
Bis dahin verhielten sich die Thiere alle wesentlich gleich, doch
nun traten nach einigen Richtungen hin Verschiedenheiten auf: Einige
Weibchen mühten sich in dieser Stellung durchaus vergeblich ab, die Eier
abzusetzen, vermochten auch nicht ein einziges von sich zu geben, fielen
nach einiger Zeit zappelnd zu Boden und waren nach 3 — 4 Stunden
gänzlich abgestorben, während doch sonst diese Falter erfahrungsgemäss
sehr zählebig sind und, selbst vergiftet, wenigstens in ihrem Legeapparat
noch tagelang Lebensthätigkeit zeigen.
Andere Weibchen starben zwar nicht ab, legten aber, trotz vorher-
gegangener Paarung, gar keine Eier.
Wieder andere legten zunächst nur etwa 6 — 12 und erst nach einer
zweiten Paarung den Rest der Eier.
Die übrigen Weibchen endlich legten alle ihre Eier in durchaus
normaler und wohlgeordneter Weise ab.
Eine spätere Untersuchung der Eier ergab, dass sie fast alle lebende
Räupchen enthielten.« Ob die Räupchen aus den übrigen Eiern aus-
gegangen sind, sagt er nicht.
Bemerkenswert!} sind aber die Mittheilungen, dass man erkennt,
wie eine hybride Kopulation wirkt: Bei einigen Weibchen war der
Legeapparat jedenfalls in Unordnung gerathen, konnte nicht mehr regel-
recht funktioniren, die Thiere waren zum Theil geradezu vergiftet und
starben sehr schnell, andere legten durchaus keine Eier, der grössere
Theil der Weibchen dagegen legte befruchtete Eier ab wie bei einer
regelrechten Begattung zwischen Männchen und Weibchen derselben Art.
Wir sehen aus Obigem aber auch, dass fruchtbare Hybridationen
bis dahin nur bei ganz nahe verwandten Arten stattfinden. Woher
mag es nun kommen, dass solche zwischen verwandten Arten derselben
Gattung eher vorkommen, als bei Arten verschiedener Gattungen?
Die verwandten Arten sind untereinander ähnlich gebaut, während
die Arten verschiedener Gattungen auch verschieden gebaut sind. Bei
der Kopulation spielen die »Genital anhänge«, sowohl bei dem
Männchen als auch bei dem Weibchen eine wichtige Rolle insofern,
dass die verwandten Arten ähnliche Anhängsel in den Genitalien be-
— 152 —
sitzen, welche zu einander passen, während dieselben Anhängsel ver-
hindern, dass eine andere Art eine Kopulation ausführen kann.
C. Escherich hat eine Abhandlung in den »Verhandlungen der kaiserl.-
königl. zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien« erscheinen lassen,
welche sich über die »biologische Bedeutung der Genitalanhänge der
Insekten« ausspricht. Aus der Arbeit geht hervor, dass gewisse Organe
des Männchens neben dem eigentlichen Begattungsorgane, welches er das
primäre Stück nennt, als z. B. klappenförmige Gebilde, ein oder zwei
Haken, die nicht alle Schmetterlinge haben, bei vielen andern aber wohl
ausgebildet sind und zwar wieder bei den einzelnen Arten mit mancherlei
Abänderungen in der Grösse, Form und Stellung u. s. w., eine wichtige
Rolle bei der Paarung haben. Den männlichen Theilen entsprechen
die weiblichen: da wo ein Haken beim Männchen ist, ist dem-
entsprechend bei dem Weibchen eine Vertiefung u. s. w. Sie dienen
meist zum Festhalten des Weibchens. Die Klappen der Männchen
passen in entsprechende Rinnen bei dem Weibchen. Bei dem Gelbrand
(Ditiscus marginalis) und anderen Wasserkäfern haben diese Klappen
zugleich die Aufgabe, das Eindringen des Wassers in die Geschlechts-
öffnung zu verhindern. Mit einem Worte: Sowohl bei dem Männchen
als auch bei dem Weibchen ist der ganze Genitalapparat (sowohl die
primären als auch die sogenannten sekundären Theile) ein komplizirtes
Ganzes, das auf mancherlei Weise abändert in Grösse, Gestalt und Form,
in der Art der Anlage u. s. w. Die Anhängsel haben den Zweck,
hybride Kopulationen zu verhindern und regelrechte (also derselben Art)
zu befördern. Die Anhängsel sind oft rudimentär ausgebildet, bei manchen
fehlen sie.
Es liegt auf der Hand, dass diese Thatsache auch ganz gut ihren
Zweck erfüllt. Kommt ein Männchen einer andern Art mit Anhängseln
zu einem Weibchen, welches nicht die betreffenden Rinnen und Ver-
tiefungen hat, so ist eine Hybridation ausgeschlossen. Arten derselben
Gattung haben nun ähnliche Anhängsel, darum kommt eine Bastard-
erzeugung bei denselben eher vor. Hier bilden die weiblichen Genital-
apparate den korrespondirenden Theil zu den männlichen. Die Genital-
apparate mit den Anhängseln müssen bei der Kopula bei beiden Ge-
schlechtern sich genau ergänzen, ein kompaktes Ganzes bilden. Das
kann nur der Fall sein zwischen Individuen derselben Art und bei In-
dividuen verschiedener Arten derselben Gattung, da die Arten der
Gattungen ähnliche Vorrichtungen besitzen.
— 153 —
»Eine erfolgreiche Vereinigung verschiedener Arten (mit verschie-
denen Anhängen) ist eben schon aus rein mechanischen Gründen
unmöglich.
Ein Männchen mit gebogenem primären Stücke wird dasselbe
nicht in den geraden Ruthenkanal eines Weibchens einführen können,
oder ein Männchen mit Haftklappen und Widerhaken wird trotzdem
ein Weibchen nicht festhalten können, wenn letzteres nicht die ent-
sprechenden Vertiefungen und Rinnen dazu besitzt.«
»Wundern müssen wir uns, mit welchem Raffinement die Natur
ihr Prinzip der Reinerhaltung der Art« (möglichst) durchgeführt hat.
Weiter kommt noch hinzu, dass bei verwandten Arten eine ausser-
ordentliche Verschiedenheit der Samenfäden gefunden worden ist, des-
gleichen aber auch an dem Ei. Ferner sind nach den um die Ent-
wickelungsgeschichte verdienten Gebrüder Oscar und Richard Her tw ig
in der Eizelle »regulatorische Kräfte« vorhanden, »welche für den nor-
malen Verlauf der Befruchtung garantiren und Polyspermie und Bastard-
befruchtung zu verhindern streben«.
Während die Hybridation zwischen Pyri Q und pavonia tf, die ich
im Vorjahre erzielte, zum grossen Theil befruchtete Eier ergab, wie wir
noch später sehen werden, waren die 3 Hybridationen, welche ich auch
in diesem Jahre zwischen den eben angeführten Arten beobachtete, ohne
Resultat, d. h., die erhaltenen Eier waren wohl zum Theil befruchtet,
wie ich bei einer Untersuchung derselben sah, ich erhielt aber keine
Raupen, ausgenommen ein Räupchen, das in der zweiten Häutung starb.
Ich werde noch einmal darauf zurückkommen.
Da die meisten Insekten Nachtthiere sind, die Kopulation nur sehr
kurze Zeit, bei den Bienen oft nur wenige Sekunden währt, sodass sie
auch bei den am Tage fliegenden nur durch einen glücklichen Zufall
bemerkt zu wrerden pflegt, ist anzunehmen, in Hinsicht der trotzdem
schon ziemlich häutig beobachteten Fälle, wie wir sahen, dass hybride
Kopulationen häufig sind.
Gar manche Seltenheiten, die die Sammlungen zieren, mögen aus
einer hybriden Kopulation hervorgegangen sein, also keine Arten, sondern
Bastarde sein.
Von den lediglich aus der freien Natur herrührenden Bastarden von
Saturnia spini und Saturnia pavonia, von welchen wohl schon mehr als
100 Exemplare aus gefundenen Raupen erzogen worden sind, steht es-
heute noch nicht durch Beobachtung der Kopulation selbst fest, ob-
— 154 —
diese Thiere von dem tf von pavonia und dem 9 von spini oder von
der umgekehrten Paarung oder aus beiden Kombinationen herrühren,
obwohl diese Arten beide etwa l1/, bis 5 Stunden in Kopulation ver-
harren.
In der Gefangenschaft sind schon öfters Paarungen zwischen spini
und pavonia erzielt worden, jedoch sind die erzielten Falter so variirend.
dass man nicht sagen kann, die Thiere, welche aus der Natur stammen,
resultiren aus dieser oder jener Kombination; Thatsache ist nur, dass
die Raupen Merkmale beider Arten trugen und dass die Schmetterlinge
desgleichen Merkmale beider Arten haben, sodass man behaupten kann,
die Schmetterlinge sind hybride Formen zwischen spini und pavonia.
Bei den am Tage sich auf den honigreichen Disteln und Skabiosen
herumtreibenden Zygaenen kommen viele hybride Kopulationen vor.
Schon Ochsen heim er stellt in seinein 1808 herausgegebenen zweiten
Band der »Schmetterlinge Europas« dieses als unumstössliche Wahrheit
fest, dass sich diese Thiere ohne Unterschied mit einander begatten.
Welches sind die Gründe der H y b r i d a t i o n ? Während
die Natur auf der einen Seite die Hybridation verhindern möchte, be-
fördert sie dieselbe auf der andern Seite.
Wir wissen, dass im Pflanzenreiche sich eine Reihe von Verhält-
nissen und Vorkehrungen nachweisen lässt, welche die Befruchtung des
Pistills durch die Pollen der gleichen Blüte erschwert oder sogar
unmöglich macht, sodass also eine geschwisterliche Nachkommenschaft
bei vielen Pflanzen garnicht oder doch selten stattfinden kann. Der
Igelkolben und andere Pflanzen bekommen zuerst weibliche Blüthen und
zuletzt männliche auf derselben Pflanze. Die weiblichen Theile werden
befruchtet von Pflanzen, welche entfernt stehen, während die späteren
männlichen Blüthen wieder dazu dienen, Pollen dem Winde zu über-
geben für solche Igelkolben u. s. w., die erst am Aufblühen sind und
zunächst weibliche Blüthen zeigen.
Gleiches finden wir bei den Insekten. Es erscheinen von derselben
Brut gewöhnlich die Männchen zuerst, diese treffen Weibchen einer
andern Brut, während die Weibchen von der ersten Brut sich später
entwickeln. Oft findet sich auch der umgekehrte Fall, sodass also die
weiblichen Thiere zuerst erscheinen u. s. w. So erhielt ich einmal aus
■einer Agrotis umbrosa-Zucht im ersten Jahre zuerst Männchen, später
die Weibchen, ejn andermal gingen zuerst eine Anzahl Weibchen aus,
— 155 —
später folgten die Männchen. Bei manchen Arten kommt es merk-
würdigerweise vor, dass eine Anzahl Puppen zweimal überwintern, während
ein Theil nach der ersten Ueberwinterung ausgeht. Meist sind dies
dann Männchen, während andere Männchen und fast alle Weibchen als
Puppen noch ein Jahr warten, wenn Frühjahr und Sommer nicht warm
genug anfingen. So tritt oft der Fall ein, dass Männchen einer Art
massenhaft vorhanden sind, indess noch die Weibchen fehlen. Es sind
aber Weibchen einer verwandten ähnlichen Art da. So finden sich die
verschiedenen Arten nebeneinander. Wenn nun Männchen einer kurz-
lebigen Art noch kein Weibchen ihrer Art treffen, die Paarungs-
bedürftigkeit intensiv auftritt, so kommt leicht eine Hybridation zustande.
Darum kommen viele Hybridationen bei den kurzlebigen Sphingiden und
Bombyciden vor, weniger bei Tagfaltern und Eulen.
Aehnlich kommt der schon oben erwähnte Tetrao intermedius, der
Bastard zwischen Auerhuhn und Birkhahn, zustande.
Der Auerhahn lässt sich in seinem blinden Eifer in der Balzzeit
leichter schiessen als der Birkhahn, auch ist er mehr geschätzt, während
der Jäger die Auerhennen laufen lässt. Birkhahn und Auerhenne finden
sich darum leicht, zumal die Flugplätze beider Arten dieselben sind und
der Auerhahn nicht mehr seine Henne beschützen kann, da er dem Blei
des Jägers zum Opfer fiel.
So befördert die Natur auch wieder die Hybridation. Vielleicht
lässt sich dadurch auch die Entstehung neuer Arten erklären!
Ergebnisse der Hybridation, s p e c i e 1 1 meiner Zucht
der Nachkommen aus der Hybridation zwischen pavonia rf
und pyri Q. x\usser einigen Fällen lassen sich im Allgemeinen ver-
hältnissmässig wenig Bastarden aus der Natur mit voller Sicherheit
nachweisen, trotzdem eine Menge von Hybridationen schon beobachtet
wurden, wie ich schon letzteres oben darthat.
Die Eier, welche ich aus hybriden Kopulationen erhielt, gingen
bis auf einen Fall, der näher mitgetheilt werden soll, nicht aus.
Woher kommt es, dass man Bastarde so wenig aus freier Natur
nachweisen kann V
1. Selten ist bis jetzt verfolgt worden, was aus den Eiern wurde,
welche einer Hybridation entstammen.
2. Sehr oft legen die Weibchen keine Eier ab, da die Legeröhre
bei der Begattung ruinirt wurde.
— 156 —
3. Die Bastarde sind den Eltern, die sich sehr nahe stehen, da
sie zu derselben Gattung gehören, so ähnlich, wie wir weiter
hören, besonders dem zeugenden Theil, dass sie gewöhnlich für
Varietäten angesehen werden, wenigstens lässt sich nicht nach-
weisen, dass die betreffenden Thiere Bastarde sind, obgleich
oft Forscher schon Zweifel hegten, ob sie Varietäten oder Bastarde
darstellen.
Die Zucht aus dem Ei muss dieses erst endgültig entscheiden.
Leider ist bei den meisten Tagschmetterlingen und bei Käfern
wohl nie dieses fertig zu bringen, da die Eier schwer erhältlich sind.
Sie legen fast nie in der Gefangenschaft ab. Glückt dieses schliesslich
doch, dann ist es wieder unendlich schwer oder gar nicht möglich, die
Brut aufzuziehen.
Bei den Lepidopteren unter den Insekten sind bis jetzt durch die
Zucht eine Keihe von Bastarden nachgewiesen.
Wie es den Weibchen nach erfolgter hybrider Paarung ergeht, ist
schon oben gesagt worden. Wir sahen : Einige Weibchen konnten nach
der Hybridation keine Eier legen oder starben verhältnissmässig schnell,
ihr Legeapparat war verletzt ; andere Weibchen legten ihre Eier ab wie
auch nach normaler Paarung, die Eier lieferten lebensfähige Räupchen
und zwar gewöhnlich 20— 50°/0 (nach Dr. Standfuss).
Bis jetzt sind nach demselben Forscher 20 Bastarde durch die
Zucht bis zum Falter kontrollirt worden und zwar 19 reine Bastarde
und eine Bastardart aus einer Kreuzung eines Bastardmannes mit einer
Art derselben Gattung, also sogar ein Bastard zweiten Grades.
Kreuzungen zwischen Endromis versicolora (f und Aglia tau Q,
Sat. pavonia tf und Aglia tau 9? Sphinx ligustri tf mit Smerinthus
ocellata 9? Syntomis phegea rf und Zygaena carniolica 9 und fili-
pendulae 9 sollen keine lebensfähigen Eier ergeben.
Von den 1 9 Bastarden wurden 2 nur im m ä n n 1 i c h e n Ge-
schlechte gezogen und zwar von Deilephila porcellus rj und elpenor 9?
Bombyx neustria rf und franconica 9-
Fünf andere hybride Kopulationen ergaben in der Zucht nur
weibliche Thiere, deren Eierstöcke indes niemals Eier enthielten:
Bombyx neustria tf mit castrensis 9? Bombyx franconica rf und castrensis 9?
Bombyx quercus c? und trifolii Q, Saturnia pyri (f und pavonia 9>
Drepana curvatula (f und falcataria 9-
157 —
Fernere 7 dieser Bastarde sind in beiden Geschlechtern gezogen
worden, die weiblichen Formen sind dabei aber seltener gewesen und
ebenfalls steril : Deil. euphorbiae <$ und vespertilio Q, Deil. hippophaes (f
und vespertilio Q, Smerinthus ocellata ~? und populi Q, Saturnia spini (f
und pavonia Q, Saturnia spini (f und pyri 9» Harpyia vinula rf und
errninea 9? Notod. dromedarius (f und torva Q.
Bei diesen genannten 14 Hybriden wäre also an eine Fortpflanzung
derselben in sich jedenfalls nicht zu denken.
Weiter gibt Dr. Standfuss an, dass eine Brut von Smerinthus
populi rf und ocellata Q, sowie von pavonia rf und pyri 9 männliche
und weibliche Individuen ergebe in den normalen Verhältnisszahlen, dass
aber von den Weibern nur ein kleiner Bruchtheil mit Eiern versehen,
über deren Entwickelungsfähigkeit leider nichts festgestellt sei. Ferner
ergebe aber eine Kreuzung zwischen Ocnogyna hemigena -f und Ocnogyna
zoraida 9 Männer nnd Weiber in normalen Verhältnisszahlen, welche
sich unter einander paarten und sehr entwicklungsfähige Nachkommen er-
zeugten. Jedoch sei nicht ausgemacht, ob diese beiden als besondere
Arten angesehenen nicht doch nur Lokalrassen seien, also doch nur
eine Art darstellten.
Zwei sexuell ausgebildete Bastardformen sind aus Hybridationen
erzogen worden, welche in der freien Natur aufgefunden wurden : Zygaena
trifolii cf und filipendulae 9« Biston hirtarius rf und pomonarius 9- Sie
gehören zu artenreichen Gattungen, von denen namentlich das Genus
Zygaena eine grosse Anzahl einander sehr nahestehender Arten aufweist,
also doch wohl einer sehr jungen Erdepoche angehört.
Wir haben bereits schon gesehen, dass Ochsenheim er im Jahre
1808 auf die häufigen hybriden Kopulationen, die sich in diesem Genus
in der freien Natur beobachten lassen, aufmerksam macht und zugleich
darauf hinweist, dass die auf diese Weise entstandenen Zwischenformen
die Artbegrenzung erschweren und ihm darum manche der in der Folge
von ihm aufgestellten Zygaenen-Species verdächtig seien.
Was ist nun über die äussere Erscheinung der
Bastarde der Schmetterlinge zu sagen?
Sie bilden eine Zwischenform zwischen den Ursprungsarten, nähern
sich aber durchweg mehr dem zeugenden Männchen, so-
dass es oft vorkommt, dass die Bastarde kaum oder gar nicht von der
Art zu unterscheiden ist, der das zeugende Männchen angehört.
— 158 —
Der Mischling z. B. von Smerinthus populi tf und ocellata 9 ist
seiner äusseren Erscheinung nach ein reiner populi.
Der Mischling von Smerinthus ocellata c? und populi 9 dagegen
nähert sich dem ocellata.
Diese Thatsache ist durch mehrfache Zucht unumstösslich nach-
gewiesen worden, und wohl ein Drittel der andern, durch die Zucht
kontrollirten Bastarde würde, wenn nur als vollkommenes Insekt aus der
freien Natur bekannt, schwerlich für hybride Formen angesehen werden,
sondern nur als abweichende Stücke der männlichen bei der Hybridation
betheiligten Art.
Wenn ich nun im Folgenden auf meine Bastardzucht aus Saturnia
pavonia rf X pyri 9 näher eingehe, so werden wir fast alles, was über
Hybridation an dieser Stelle gesagt worden, bestätigt finden.
Einen Theil von den etwa 180 Eiern, welche das pyri -Weibchen
ablegte, gab ich an mir befreundete Entomologen ab, sodass mir circa
120 blieben. Diese schlüpften in der Zeit vom 23. bis 27. April, etwa
5 noch nachträglich am 3. Mai 1894. Zuletzt waren 73 Räupchen,
also fast 60°/0 ausgegangen; der übrige Theil der Eier war taub. Die
ausgegangenen Räupchen hielten gleich schon die Mitte
zwischen beiden Arten, welche sie gezeugt, Die pyri-
Raupen der reinen Art gehen dunkelbraun aus ; die Warzenknöpfe,
welche zu je 6 quer auf den 12 Ringen stehen, sind rothbraun mit 5,
(5 bis 10 Haaren besetzt, wovon auf den vorderen Ringen 2 Haare
länger. Die reinen pavonia-Raupen gehen ganz schwarz aus, haben
schwarze Wärzchen, keine Knöpfe, zu 6 quer auf dem Rücken auf den
12 Ringen geordnet. Die Wärzchen tragen 5 kürzere Haare.
Die Hybriden (Bastard)-Raupen pavonia-pyri gingen ebenfalls schwarz
aus, die Warzen waren höher, fast knopfartig wie bei pyri, im übrigen
sind die Wärzchen geordnet wie bei den Stammeltern- Raupen. Die
Räupchen waren beim Ausschlüpfen so gross wie die pyri-Raupen.
Man erkennt also, dass die kleinen Thiercheu schon mehr den
pavonia-Raupen glichen, also dem zeugenden Mann. Wir werden dieses
im ferneren Verlauf der Zucht weiter verfolgen.
Vorerst müssen wir nun wissen, was die Bastardraupen frassen.
Als mir die Thiere schlüpften, war ich eigentlich erst rathlos. Ich
fragte mich : Soll ich sie füttern mit der Nährpflanze der pavonia, also
mit Schlehen, Rosen, Hainbuche, Erdbeeren, Brombeeren u. dergl., oder
mit den Nährpflanzen der pyri: Birnbaum, Pflaume, Zwetsche, Apfel-
— 159 —
bäum u. dergl. ? Ich entschied mich, wenn auch mit Zagen, für Birn-
baum und hatte gut gethan. Ich nahm die ganze Raupengesellschaft,
die ich einige Tage im Glase gefüttert hatte und setzte sie ins Freie
an einen Birnbaum, den ich von einem Gärtner für diesen Zweck pachtete,
und umzog den Ast, worauf die Raupen sassen, mit einem grossen Gaze-
sack, den ich oberhalb und unterhalb zuband. Pavonia-Raupen leben
in der Jugend gesellig, pyri dagegen einzeln.
Die Bastard-Raupen bildeten in dem Glase eine grosse
Gesellschaft, die gemeinschaftlich die Blätter abweideten.
So auch im Gazesack. Durch das Uebertragen in den Gazesack waren
sie auseinander gekommen : sie zeigten aber sichtlich das BestrebenT
möglichst in Gesellschaft zu leben, ich fand nämlich am folgenden Tage
verschiedene kleinere Zweige, resp. einzelne Blätter darin schwarz mit
Raupen besetzt: es waren etwa 5 Gesellschaften, eine grössere darunter
von etwa 30 Raupen, 2- — 3 Raupen zeigten sich je allein. Auf welche
Weise fanden sich nun die Thierchen ? Darauf vermag ich keine Antwort
zu geben. War das betreffende Blatt abgefressen, so zogen sie zusammen
weiter. Die einzeln lebenden fanden sich schliesslich wieder mit ihren
Geschwistern zusammen. Als die Raupen grösser wurden, wurde die
Zahl in den Gesellschaften kleiner, resp. es bildeten sich mehr Gesell-
schaften mit weniger Individuen, ganz so wie es die pavonia zu thun
pflegen. Zuletzt zeigten die Raupen das Bestreben, möglichst einzeln
zu leben, genau wie bei pavonia. Ich hatte während des Wachsthums
der Raupen, dieselben beim Ueberbringen auf neue frische Aeste (da
die ersten fast kahl gefressen waren) getheilt in zwei Gazesäcke, zuletzt
in 4. Als die letzte Häutung durchschritten war, nahm ich die ganze
Gesellschaft in meine Wohnung in Kasten und fütterte sie mit Schlehen
weiter, die ihnen nun auch ausgezeichnet mundeten, es waren damals
noch 53. Ich präparierte 3 davon und behielt 50. Was war mit den
andern 20 geschehen?
Die Monate Mai und Juni brachten oft abscheuliches Wetter: Ge-
witter, kalte Nächte, dazwischen ganz heisse trockene Tage, wochen-
lange kalte, schwere Regen. Oft zweifelte ich, ob das interessante Vieh
durchkommen könnte, Verschiedenemale musste ich Raupen aus den
Gazefalten erlösen. Durch Sturm und Regen waren sie von den Blättern
geschleudert oder abgewaschen worden, kamen in die nassen Falten, die
sich unvermeidlich an den Gazesäcken bilden. Da waren sie am Er-
trinken in dem nassen, sich aufhäufenden Kothe, oder trockneres Wetter
— 160 —
verursachte ein Zusammenkleben oder -trocknen der vorher nassen Falten,
worin noch hier und da Raupen in der Häutung sassen und die von
mir nicht bemerkt worden waren : diese verhungerten. So fand ich
einmal ein halbes Dutzend verhungerter, eingesperrter Raupen, welche
ich, da noch frisch, präpariren konnte. Von den 50 Raupen, die
ich in meine Wohnung nahm, starb keine mehr. Doch zurück zur
Beschreibung !
Nach der ersten Häutung waren die Bastardraupen meist in der
Grundfärbung noch schwarz, die Wärzchen waren etwas heller geworden,
einzelne Raupen hatten grünliche und gelbliche Stellen zwischen den
Ringen ; in den Seiten, dicht über den Füssen, zeigten sich je ein ge-
zackter, grünlich-gelber, oft röthlicher Streifen, ganz wie bei pavonia
in demselben Stadium. Die pyri-Raupen sind dann einfach hellgrün
mit einzelnen schwarzen Punkten, die Knopfwarzen sind gelbgrünlich.
Nach der zweiten Häutung trat bei den Bastardraupen mehr das
Gelb, Roth und Grün auf, das Schwarz trat zurück; nach der dritten
Häutung trat immer mehr das Grün hervor, die Warzen wurden höher
als die Warzen bei pavonia, die Haare länger, die Warzen waren nun
violett-röthlich. Bei pavonia sind die Wärzchen alsdann orange oder
röthlich, oft auch nur gelb gefärbt, Pyri ist in dem Stadium grün,
wunderschön grün, auf den vorderen Knopfwarzen zeigen sich je 2 viel
längere Haare (als die übrigen) mit Kolben an den Enden. Die Warzen
selbst sind bläulich gefärbt.
Nach der vierten und zugleich letzten Häutung war bei den Bastard-
Raupen noch mehr das Schwarz zurückgetreten, das Grün hatte nun
die ganze Raupe eingenommen, jedoch war dasselbe dunkler als bei pyri
in demselben Alter, die Raupe hatte mehr das Aussehen einer weib-
lichen pavonia-Raupe, war aber mindestens doppelt so gross als letztere,
bei einigen Stücken zeigten die Ringe noch oben zusammenhängende,
schwarze Flecken, bei andern waren die Flecken nicht zusammenhängend,
oft nur angedeutet, ein grosser Theil, etwa zur Hälfte, fast ganz grün.
2 — 3 Stücke ganz grün.
Die Warzen der vorderen Ringe zeigten je 2 längere Haare ohne
Kolben, die Warzen selbst waren hochroth, violettroth oder orange ge-
färbt und zwar je nach Alter nach der letzten Häutung, sodass die
puppenreifen Raupen mehr das Violettroth zeigten. Die pavonia theilen
sich in diesem Alter in zwei verschieden gezeichnete Raupen ein: Die
weiblichen sind mehr grün, die männlichen haben mehr oder weniger
— 161 —
schwarze zusammenhängende oder auch weniger zusammenhängende
Flecken auf den Ringen. Die Warzen sind gelblich, rüthlich-gelb
oder orange.
Die pyri-Raupe ist alsdann einfach nur grün, mit wunderschönen
himmelblauen Warzen, mit sehr langen kolbigen Haaren. Nach
den Hinterbeinen läuft auf beiden Seiten vom elften Ringe bis auf das
Ende je ein brauner, fast dreieckiger Fleck, den die Bastardraupe kaum
angedeutet hat. Aus dem allen erkennt man, dass letztere wohl ein
Mittelding zwischen den pyri- und pavonia- Raupen darstellt, jedoch mit
letzteren die grösste Aehnlichkeit hat. Sie führt ein Leben wie pavonia,
was in physiologischer Hinsicht sehr wichtig ist, gesellig wie pavonia,
während pyri einzeln lebt, auch in der Zucht unverträglich ist, die Bastard-
raupe ist sehr verträglich.
Nun kommt ein weiteres Moment hinzu: Die Puppen der Bastard-
raupen sind nicht gerade wie die pyri, sondern der Hinterleib ist bei
ihnen gekrümmt, aber nicht ganz so stark gekrümmt als bei pavonia.
Die Puppe ist schwarz, (pyri ganz braun), die Flügelscheiden sind
schwarz, theils braun, die Fühlerscheiden theils braun, theils schwarz,
also alles wie bei pavonia, die in dieser Hinsicht auch sehr variirt.
Die Gespinnste, welche alle 50 Raupen auf die beste Art zur Ver-
puppung fertig brachten, dass es eine Lust war, glichen mehr den pavonia-
Hülsen. Die reusenartigen Verschlüsse waren ebenso locker als die der
pavonia. Die Puppengespinnste der pyri sind länglicher, die Reusen
sind nicht so sorgfältig angefertigt. (Noch weniger sorgfältig darin ist
bekanntlich die Saturnia spini.) Uebrigens hatten die Bastard-Puppen-
gespinnste etwa die Grösse der grösseren Gespinnste des »mittleren
Nachtpfauenauges« Saturnia spini, nur alles vollkommener und fester.
Ich wunderte mich in der That, was diese Zwitterdinger leisten konnten,
auch brachten es alle Raupen in den Gespinnsten zur Verpuppung,
was in der Zucht leider nicht von pyri und spini, selbst von pavonia
gesagt werden kann.
In der Zeit vom 20. Juni bis 2. Juli fertigten sich die Raupen
die Gespinnste, etwa 14 Tage später sah ich einige Gespinnste nach
und fand die Raupen prächtig verpuppt. Die Kokons trug ich in ein
abseits gelegenes Zimmer, wohin gewöhnlich die Thiere zur Ueber-
winterung gestellt werden.
Wie oft wünschte ich alsdann den Mai oder April 95 herbei, um
meine Mischlinge zu sehen!
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 48. 1|
— 162 —
Wie oft stiegen Zweifel auf, ob ich überhaupt etwas von ihnen
erhalten würde ! Doch alles Harren und Dulden wurde herrlich belohnt.
Ich will gleich hier bemerken, dass 42 Puppen bis Ende Mai mir
geschlüpft waren, 8 Puppen gab ich im Januar ab an einen Entomologen
in München, der mir spanische Falter dafür gab. Von demselben habe
ich bis heute nicht erfahren, was aus den Puppen wurde.
Die Neugierde plagte mich so, dass ich kurz vor Weihnachten 94
einige Puppen der Hybriden mit einigen pavonia-Puppen aus dem Ueber-
winterungskasten in das geheizte Wohnzimmer nahm und sie in einem
Kasten mit Sand über dem Ofen placirte. Die Wärme in dem Kasten
betrug gewöhnlich 18 Grad R., öfters stieg sie bis 22 Grad, wenn ich
ein wollenes Tuch über die Gazewände des Kastens hing, sodass die
Wände vollständig bedeckt waren, was ich von Zeit zu Zeit, besonders
Abends that, so erzielte ich eine Wärme von 30 — 33 °R. Den Sand
und das Moos im Kasten besprengte ich fast täglich mit etwa 25° R.
warmem Wasser. Schon Ende der Weihnachtsferien kroch ein pracht-
volles Männchen der Hybriden-Zucht aus. Die Puppe hatte bis dahin
etwa 16 — 18 Tage im Kasten zugebracht.
Genaue Notizen habe ich leider nicht geführt, ich muss mich
darum auf mein Gedächtniss verlassen. Die 2 weiteren Puppen waren
weibliche, welche auch schon ganz »weich« waren.
Im Januar d. J. (am 2. oder 3.) schlüpften gleichzeitig ein krüppel-
haftes und ein vollkommenes Weib aus. Das krüppelhafte Weib wohl
desshalb, da ich in der Ungeduld die Puppe zum Ausgehen reizte.
Trotzdem mich der Fall hätte belehren sollen, wiederholte ich später
mit andern Puppen dasselbe, die meisten »Reizungen« glückten, andere
misslangen, sodass ich wirklich wieder 2 männliche und einen weiblichen
Krüppel erhielt. Doch nahm ich mir nun vor, diese Behandlungsweise
der Puppen zu unterlassen, es ging mir kein krüppelhaftes Thier
mehr aus.
Wie schon gesagt, schlüpften alle Puppen, alle ergaben tadellose
Falter bis auf die 4 Krüppel, welche ich selbst verschuldete. Von den
ins warme Zimmer genommenen 6 pavonia-Puppen waren mir gleich-
zeitig mit den ersten Hybriden 4 Falter geschlüpft, darunter ein Zwitter
(Hermaphrodit), den ich mit anderen Zwittern näher beschreiben werde.
Die Puppen von pavonia, von welchen ich 33 aus meiner Zucht erhielt,
zeigten beim Durchmustern im August (kurz nach dem Verpuppen) zum
Theil eigenthümliche Fühlerscheidenbildung (5 Stück). Von diesen
— 163 —
letzteren hatte ich eine über den Ofen placirt, die mir den Zwitter
lieferte. Ich traute kaum meinen Augen, doch der Zwitter war da.
Sofort that ich die übrigen Zwitterpuppen auch in das »Treibhaus«
und sofort untersuchte ich auch meine Hybriden-Puppen im »Kalthaus«.
Doch war mir das Material zu werthvoll, ich dachte auch an die er-
haltenen Krüppel und öffnete zum Theil die Kokons ganz leicht und
fand auch da bald ein Puppenexemplar, welches ähnliche Fühlerscheiden-
bildung hatte, wie die Zwitterpuppen von pavonia. Am 11. März kroch
mir nun auch dieser Hybr id enz witter aus, nachdem vorher schon
sämmtliche pavonia-Zwitter ausgeschlüpft waren. Meine Freude darüber
fand keine Grenzen. Die Hybriden, drei Zwitter von pavonia und
später auch den Hybridenzwitter sammt den präparirten Hybridenraupen
in den verschiedenen Entwickelungsstufen, sowie deren Puppen zeigte
ich in einigen naturwissenschaftlichen Sitzungen des Februar und im
März und verglich sie mit den verwandten pyri, pavonia und spini.
Abbildungen eines Hybridenzwitters, sowie zweier pavonia-Zwitter, ferner
von zwei männlichen und einem weiblichen Hybriden-Falter sind auf
Tafel a zu sehen. Die Zwitter werden in einem besonderen Aufsätze
behandelt, die Hybriden im Folgenden beschrieben.
Wie bei einer grossen Anzahl der bis jetzt bekannten Bastarde
(Blendlinge, Mischlinge, Hybriden), so halten auch die Nachkommen
aus der von mir erzielten Hybridation zwischen Sat. pyri Q und Sat.
pavonia (J1 ungefähr die Mitte ein zwischen den Stammeltern, aber so,
dass sie sich mehr dem zeugenden Theile, also pavonia nähern, be-
sonders ist dieses bei den Männchen der Fall, doch gleichen die
Weibchen auch mehr den pavonia-Weibchen. Zu sehen Tafel II.
Schon bei den Raupen sahen wir, dass dieselben mehr Anklänge
an pavonia-, als an pyri-Raupen hatten.
Das eine Männchen der Hybriden, Tafel II, Figur 3, misst
von der rechten Flügelspitze bis zur linken 8 cm, auf einen Flügel
kommen also, von der Mitte der Brust gerechnet. 4 cm Flugweite, es
ist das kleinste cf, das ich erhielt, zugleich aber auch das bunteste.
Um es gleich im Voraus zu sagen, es hat unter der Lupe be-
trachtet, alle Farben einer Pfaufeder, aber auch ohne Lupe sind diese
Farben deutlich zu sehen. Es ist wie mit Roth übergössen. Wundervoll
sind die 4 Augenspiegel eingefasst.
Der Zackenstreif erinnert an den Zackenstreif bei pyri, ist aber
noch schärfer markiert, läuft näher am Augenspiegel vorbei. Das Saum-
11*
— 164 —
band ist in dem Weiss reiner als bei pyri, gegen den Rand hin röth-
lich. In den Spitzen der Vorderflügel sind grosse rothe Wische, wie
bei pavonia.
Das andere Männchen ist um mehr als x/2 cm weiter, misst
von der linken Flügelspitze bis zur rechten 8.7 cm. Tafel II, Figur 1.
hat also etwa 4,3 cm Flugweite von der Mitte der Brust gerechnet.
Die Hinterflügel sind gelblicher, bei dem ersten Männchen röthlicher,
das Saumband dunkler. Dieser Mann erinnert am meisten an das
pavonia -Männchen, die Vorderflügel erscheinen nur als eine Ver-
grösserung der entsprechenden Flügel bei dem pavonia-Männchen. Es
ist nur alles schärfer, dunkler aufgetragen. In den Spitzen der Vorder-
flügel sind rothe Wische.
Das Weibchen, Tafel II, Figur 2, misst von Flügelspitze zu Flügel-
spitze 10 cm, ist vollkommen so gross wie kleine Idividuen von Sat.
pyri, übertrifft sie sogar, manche pyri messen nicht soviel. Auf einen
Flügel kommen etwa 5 cm. Ich habe noch ein grösseres Q, mit 5,4 cm.
Von einer Flügelspitze bis zur andern misst es demnach 10,8 cm.
Die Hybriden-Weibchen besonders reichen also fast an die Grösse
von Sat. pyri, die Männchen bleiben nicht viel hinter der Grösse zurück,
ein Weibchen ist kleiner als das Männchen der Tafel II, Fig. 3.
Die Weibchen erscheinen einfach als eine Vergrösserung der pavonia-
Weibchen, nur ist alles dunkler aufgetragen, die Farben sind gesättigter,
der Zackenstreifen ist schärfer als bei pavonia, ähnlich dem der pyri.
Der rothe Wisch in der Spitze der Vorderflügel ist blasser als bei den
Männchen. Jedoch habe ich ein Weibchen, bei dem -derselbe so stark
wie bei den Männchen ist.
In der Färbung ähneln die in Rede stehenden Mischlinge also
mehr den pavonia, die Grösse erinnert an pyri. Sie haben die Schön-
heiten beider Arten in sich vereinigt: die in die Augen springende
Grösse der pyri, die Männchen haben das Rothgelb oder Rothbraun der
pavonia-Männchen nachgeahmt, es erscheint schöner als bei den letzteren,
die diese Farbe schreiend aufgetragen haben.
Der Zackenstreifen ist dem der pyri nachgeahmt, aber noch ent-
schiedener und kräftiger aufgetragen, wie überhaupt alle Farben deut-
licher sind als bei den Stammeltern, nur das kräftige Rothgelb der
pavonia-Männchen erscheint blasser. Die Unterseite ist bei sämmtlichen
Stücken einfarbiger, monotoner als bei den Stammarten. Der Hals-
kragen, bei pyri gelblichweiss, ist bei den Hybriden reinweiss wie bei
— 165 —
den pavonia. Brust und Hinterleib der Männchen zeigen rothbraune
Haare, während bei den Weibchen der Leib mehr auf den pavonia-Leib
herauskommt, einige aber auf den pyri.
In physiologischer Hinsicht ist es wichtig, dass die Hybriden-Männchen
in der Nacht flogen, also den pyri darin gleichkommen, während die
pavonia-Männchen nur am Tage im Sonnenschein fliegen.
Es war mir vergönnt, Exemplare von Hybriden Standfuss'scher
Züchtung zu sehen und zwar in der grossen hiesigen Sammlung des
Herrn Rüder. Ohne mir schmeicheln zu wollen, muss ich hier die
Thatsache berichten, dass die Stand fuss 'sehen Hybriden von pyri und
pavonia nicht so gross und nicht so bunt, auch nicht so
stark beschuppt als die meinigen sind. Die Färbung ist ein-
förmiger, mehr den pyri ähnlich, besonders bei den Weibchen. Die
Thiere sind kleiner, die grössten Weibchen erreichen nicht ganz die
Flugweite meiner kleinsten Hybriden-Männchen. Die Herren Röder,
Maus und Wage mann hier bestätigten es mir auch, desgleichen
Wiskott in Breslau. Namentlich sind die Farben und Zeichnungen
der Exemplare meiner Zucht bedeutend schärfer, intensiver, gesättigter,
obgleich unter den Stand fuss 'sehen auch sehr schöne Stücke sich
befinden. Standfuss zog zwei Formen, die sich genau scheiden: Sat.
hybr. ab. emiliae und ab. daubii, wie sie der Züchter nannte. Die näheren
Unterschiede sind mir nicht bekannt.
Es ist hier der Platz, die Frage zu erledigen, ob die Hybriden
vielleicht Anklänge an die Art haben, die zwischen Sat. pyri und pavonia
sonst die Mitte hält, nämlich Saturnia spini. (W. V.)
Um es gleich zu sagen: Ja und nein.
J a , aber nur in der Grösse. Spini ist grösser als pavonia und
zwar ist die Flugweite 2,7 bis 3,6 cm, pavonia misst 2,2 bis 3,4 cm,
einige Stücke erreichen sogar die Grösse von spini. Die spini er-
reichen aber bei weitem nicht die Grösse von meinen gezogenen
Hybriden. Die Standfuss'schen Hybriden haben die ungefähre Grösse
grosser spini.
Nein: Die spini sind in der Grundfarbe bedeutend heller als pyri
und pavonia, man sieht auf den ersten Blick, dass sie darin nichts mit
einander gemein haben. Die Zeichnungen sind bei spini noch viel
schärfer und entschiedener als bei den Hybriden, letztere sind aber ent-
schieden dunkler, die Farben gesättigter. Die Raupen der spini sind
schwarz, mit goldgelben Knopfwarzen. Die Raupen der Hybriden anfangs
— 166 —
schwärzlich, wie wir sahen, später immer grüner werdend. Also kann
nicht spini auf ähnliche Weise wie die Hybriden entstanden sein.
Dagegen ist es sehr wahrscheinlich, dass Sat. spini die ursprüng-
liche Form der (3) deutschen Saturniden ist. Alles spricht dafür, dass
unser »kleines Nachtpfauenauge» Saturnia pavonia sich aus dem »mitt-
leren Nachtpfau« Sat. spini, ebenso daraus auch das »grosse Nachtpfau»
Sat. pyri entwickelt hat. Spini ist auf derselben Urstufe stehen ge-
blieben, die Art bewohnt Ungarn, Südösterreich u. s. w. Pyri ist etwas
mehr südlicher, kommt aber auch in derselben Gegend vor, während
Sat. pavonia mehr bei uns und noch weiter im Norden lebt.
Letzteres hat in der männlichen Form sich zum Tagfalter umge-
bildet. Das Thier erscheint im April und Mai. Die Maienzeit mit
ihren oft noch sehr kühlen Nächten zwang das Thier, den warmen
Sonnenschein zu benutzen, seine Farben wurden tagfalterartig, bunter.
Sein Weibchen ist ein nächtliches Thier geblieben, setzt seine Eier
klumpenweise ab an allerlei Pflanzen. Die oft noch kühlen Nächte
veranlassen es nicht zum Fliegen ; es ist trag geworden, hat das Fliegen
fast verlernt.
Spini dagegen sind ganz nächtliche Thiere, die Maienzeit ist im
Süden wärmer. Das Weibchen setzt seine Eier einzeln, fliegend von
einer Nährpflanze zur andern, ab. Ebenso ist auch pyri ganz ein nächt-
liches Thier.
Stand fuss brachte im Jahre 1893 die rftf des Hybriden ab.
emiliae zur Paarung sowohl mit den weiblichen Individuen der Hy-
briden, als auch mit Sat. pyri 9 9 unc^ Sat. pavonia 9 9- Die weib-
lichen Hybriden »erwiesen sich unfähig, Eier abzusetzen, da sie keine
entwicklungsfähigen Eier besassen». Die zahlreichen Eier der pyri 9 9
ergaben keine Räupchen.
In den Eiern der Sat. pavonia 9 9' s0 berichtet Wiskott,
bildeten sich zu einem grossen Theil Räupchen aus, von denen auch
viele die Eischale durchzunagen begannen, aber die Kraft auszuschlüpfen
und die Fähigkeit weiterer gedeihlicher Entwicklung besassen nur
wenige dieser Räupchen.
Vier von ihnen brachten es zur Verwandlung. Die erhaltenen
Falter, drei cf cf untl ein 9- taufte Wiskott: »Saturnia hybrid.
Standfussi«.
Auch ich erhielt Paarungen zwischen Hybridus pyri - pavonia 9 9
und pavonia (/cT, jedoch erwiesen sich die Hybriden 99 unfähig. P]ier
— 167 —
abzusetzen. Die Paarung dauerte etwa l1^ Stunden. Sie quälten sich
vergeblich, setzten einen grossen Haufen des Inhalts ibrer Eikittdrüsse
ab und starben bald.
Ferner paarten sich die cf cf von den Hybriden mit pyri Q 9-
Die Eier enthielten zum Theil Raupen, welche leider in den Eiern
vertrockneten.
Schliesslich paarten sich auch Hybriden-Männchen mit pavonia $ 9 »
auch diese Eier enthielten keine lebensfähigen Raupen.
Versuche mit neuen Hybridationen zwischen pyri Q9 nn& pavonia tf (f
missglückten mir in diesem Jahre insofern, als ich aus 3 erhaltenen
Hybridationen wohl eine Unzabi Eier erhielt, aber diese nur ein
Räupchen lieferten, welches in der dritten Häutung starb. Die hybriden
Kopulationen hatten alle nur sehr kurze Zeit gewährt, die längste nur
eine Viertelstunde. Die übrigen Eier enthielten zum kleinen Bruchtheil
vertrocknete Räupchen.
Die betreffenden pyri 9 9 waren zu gross, während das des Vor-
jahres bedeutend kleiner war.
EINIGES
ÜBER
HERMAPHRODITEN (ZWITTER)
BEI SCHMETTERLINGEN,
SPECIELL ÜBEK
DIEJENIGEN DES VERFASSERS.
Von
WILH. CASPARI II.
(WIESBADEN.)
MIT EINER CHROMOLITHOGRAPHIRTEN TAFEL III.
w
ie aus der Arbeit über die Hybriden Sat. pavonia cf X pyri 9
hervorgeht, hatte ich das Glück, sowohl von den Hybriden selbst, als
auch von Sat. pavonia Zwitter zu erhalten. Ton den Hybriden erhielt
ich 3, von den pavonia 5 Stück.
Davon sind 2 Sat. pavonia Zwitter in diesem Jahrbuch abgebildet,
Taf. III. Fig. 2 und 3. Von den Hybriden-Zwittern ist der schönste auf
derselben Tafel, Fig. 1 zu sehen.
Ausserdem erhielt ich 2 Zwitter von Acronycta alni, beim Durch-
mustern meiner Sammlung entdeckte ich unter den Doubletten einen
Zwitter von Agrotis segetum und 1 von Harp. erminea.
In der Stettiner entomologischen Zeitung von 1861 linde ich eine
Zusammenstellung von Insecten-Zwittern von Dr. H. Hagen, woraus
hervorgeht, dass die meisten Hermaphroditen bei den Schmetterlingen
die Gattungen Melitaea, Argynnis und zwar Argynnis paphia, ferner
Vanessa, Pieris und zwar besonders Cardaminas, Lycaena, Rhodocera
unter den Papilioniden haben.
Bei den Sphingiden sind es Deilephila, Sphinx und zwar Sph. con-
volouli (5 Stück), Smerinthus populi, welche Zwitter aufweisen.
Unter den Bombyciden sind es besonders die Saturniden und gerade
Sat. pavonia, von denen eine ganze Reihe von Zwittern genannt sind.
Wiskott in Breslau besitzt allein 7 Stück davon. Liparis dispar
neigt sehr zur Zwitterbildung, dann folgen Endromis versicolora, Bombyx
quercus und viele andere. Bis 1861 wurden in den verschiedenen
Sammlungen nach Dr. Hagen 107 Stück gezählt. Die Zahl mag jetzt
das Doppelte betragen. Im Jahre 1882 schrieb unser hochgeehrter Herr
Vorsitzender über Zwitterbildungen bei Lepidopteren, nahm dabei auch auf
die Mitteilungen von Dr. Hagen Bezug, darum wäre es wohl über-
flüssig, hier noch Näheres mitzutheilen. Herr Sanitätsrath Dr. A. Pagen-
stecher beschreibt darin eine sehr interressante Zwitterbildung von
Sphinx convolvuli, links (f, rechts 9? ferner eine von Saturnia pavonia (L),
— 172 —
ein sogenannter gemischter Zwitter*), endlich eine von Rusina tenebrosa,
links (f, rechts 9- Herr Postsecretär Maus hier zog 4 Zwitter von
Sat. pavonia. Herr Karl Frings, Bonn theilt in der „Societas ento-
mologica" (1894) mit, dass ein Herr daselbst 6 Zwitter von Saturnia
pavonia auf einmal erhielt (im April 1891). Zwei davon waren von
vorherrschend weiblichem Typus mit eingesprengten männlichen Flügel-
theilen ; einer ist ein vollkommen halbirter Zwitter, rechts cf , links 9?
vom Kopf bis zur Hintertheilsspitze genau getheilt, der rechte Oberflügel,
wie auch der linke Unterflügel sind männlich, letzterer hat nur einige
weibliche (graue) Streifen, dagegen ist der rechte Unterflügel, sowie der
linke Oberflügel rein weiblich. Weil nun die weiblichen Flügel natur-
gemäss bedeutend grosser als die männlichen sind, so steht auf der rechten
Seite des Thieres bei einem kleinen, dunkelbraunen Oberflügel ein grosser,
hellgrauer Unterflügel; auf der anderen Seite sitzt bei einem grossen,
hellgrauen Oberflügel ein kleiner orangegelber Unterflügel. Diesem Um-
stände verdankt der Zwitter sein sonderbares, unregelmässiges Aussehen.
Der ganze Körper des Stückes hält die Mitte zwischen der männlichen
und weiblichen Form ; beide Fühler tragen nach unten hin männliche
Kammzähne von halber normaler Länge, nach oben stehen ganz kleine,
beim linken Fühler nach der Spitze zu rein weiblich werdende Zähnchen.
Dieses Exemplar ist sehr gut entwickelt, von der Grösse eines ungefähr
mittleren (f; wie beim folgenden Stück sind die Genitalien zwar ver-
kümmert, doch entschieden weiblich. Das zweite Thier ist ein tadelloses
cf von Mittelgrösse, doch sind beide Fühler vollkommen männlich, stark
nach oben und unten hin gekämmt, auch ist der Vorderrand des linken
Ober- und des rechten Unterflügels breit männlich, was sich durch braune,
resp. orangegelbe Färbung kenntlich macht. Ein sehr interessantes Stück
ist der dritte Hermaphrodit ; auf der Oberseite aller Flügel ist er männ-
lich gefärbt, beide rechte Flügel sind bedeutend grösser und auf der
Unterseite hellgrau, also weiblich, während die beiden linken Flügel auch
auf der Unterseite männliche Farbe tragen. Der Leib hat, wie auch
der Thorax, ausgesprochen männliche, dunkelbraune Behaarung, ersterer
ist sehr dick und merkwürdigerweise prall mit Eiern angefüllt, die ganz
deutlich an den Ringeinshnitten durchscheinen. Die Genitalien sind
wie bei einem halbirten Zwitter genau getheilt, rechts weiblich, links
*) Derselbe hat die Grösse und Gestalt eines Weibchens von scharfer
Zeichnung. Hinterleib 9> die Flügel lebhaft gefärbt wie ein Männchen von Sat.
pavonia. Fühler links männlich, rechts weiblich.
— 173 —
männlich ; die männlichen, hornigen Klappenorgane sogar auffallend gross
und stark entwickelt. Auch hei diesem Hermaphroditen sind die Fühler
unregelmässig, der rechte hat an der Wurzel halblange männliche Kamm-
zähne, diese verjüngen sich allmählich, bis sie in das ganz weibliche
Spitzendrittel übergehen; der linke zeigt nach oben normale männliche
Zähne, nach unten solche von nur halber Länge. Leider sind die linken
Flügel dieses Exemplars am Rande ein wenig verkrüppelt, doch auch
wenn man sich diesen Schaden ausgebessert denkt, würden dieselben
kaum 3/.t der Fläche der rechten, auf der Unterseite weiblich gefärbten
Flügel bedecken. — Auffallend ist es übrigens, class alle 6 Zwitter mit
nur sehr wenigen andern Puppen zweimal überwinterten, welch' letzteres
bei Pavonia sonst doch nicht häufig vorkommt.
Dadurch, dass sich die Geschlechter bei Saturnia Pavonia so sehr
durch die Färbung unterscheiden, sind Zwitter dieser Art besonders
schön und characteristisch, auch scheint dieselbe zu derartigen Miss-
bildungen zu neigen, da in früheren Jahren schon mehrfach ähnliche
Fälle wie der geschilderte vermerkt wurden.
Die 5 Zwitter, welche ich im Nachwinter und Frühjahr dieses Jahres
von Sat. pavonia erhielt, sind alle verschieden. Zwei vollständig ge-
theilte Zwitter habe ich gleich nach ihrem Trockenwerden auf dem
Spannbrette abgegeben, kann sie also nicht mehr genauer beschreiben,
nur soviel noch aus dem Gedächtnisse : der eine davon war ein grosses
Stück, etwa wie Tai. III, Fig. 3. Von dem Kopfe bis zum Afterende
lief über den Rücken fast eine Linie, links standen röthlichbraune Haare,
rechts graue, die Einschnitte der Ringe am Hinterleibe zeigten auf
dieser Seite weisse Haare wie bei dem normalen Weibchen; der linke
Fühler war vollkommen männlich, rechts vollkommen weiblich. Yorder-
und Hinterflügel der linken Seite sind ganz männlichen Characters, die
Färbung ist ähnlich wie bei Taf. III, Fig. 3, nur noch schärfer, die
Unterflügel feurig gelbroth, fast hochgelbroth. Die rechte Seite entschieden
weiblich, noch entschiedener als bei Fig. 3. Die Unterseite aller Flügel
ist entsprechend den oberen Theilen gefärbt, keine Spur einer Mischung
von männlichen und weiblichen Zeichnungen und Färbungen. Die Geni-
talien waren genau getheilt, links männlich, rechts weiblich.
Aehnlich getheilt ist der zweite Zwitter, den ich weggab : nur ist
das Thier bedeutend kleiner, die Färbung sehr düster, das Rothgelb des
des männlichen Unterflügels ist nicht feurig, sondern ganz matt. Alle
— 174 —
Schuppen der Flügel sind schlecht entwickelt, während bei den übrigen
vier Zwittern eine sehr dichte, normale Beschuppung zu erkennen ist.
Der dritte Zwitter ist der auf Taf. III, Fig. 2 abgebildete. Das-
Exemplar ist der Gestalt und Färbung nach mehr männlichen Characters,
der Körper (Brust und Leib) ist nicht getheilt in eine männliche und
weibliche Seite, sondern zeigt Haare, wie ein normales Männchen. Die
andere Hälfte der Vorderflügel ist aber entschieden weib-
lich, besonders ist dieses auf der Unterseite zu sehen (am Vorderrande):
während die männlichen pavonia unten ganz blass rothgelb sind, ist dieses
Stück hier grau gefärbt, nach den Hinterflügeln hin sind sie rothgelblich.
Dazu kommt noch, dass der linke Fühler ganz männlich, der rechte zur
Hälfte weiblich ist. Die obere Seite dieses Fühlers zeigt keine Kamm-
zähne, während nach unten deutlich männliche Kammzähne zu sehen
sind. Der linke Unterflügel zeigt bei dem Augenfleck, sowie am Innen-
rande nach dem Hinterleib hin zwei graue Flecken, welche an die weib-
liche Färbung erinnern. Der Hinterleib ist nur männlich mit männlichen
Genitalien. Ein Entölen desselben war nöthig, wie es bei einem Männchen
bei pavonia auch sonst gewöhnlich nothwendig ist. Das Gleiche musste
bei dem vorigen Zwitter stattfinden, indem die linke Seite desselben
fettig wurde, das Oel erstreckte sich zuletzt auch auf die weibliche Seite.
Anfänge des Oeligwerdens zeigten sich schon auf dem Spannbrette.
Der vierte Zwitter ist ein vollkommener, getheilter Zwitter bis auf
eine kleine Mischung (Taf. III, Fig. 3).
Das linke Fühlhorn ist stark gekämmt wie bei einem Männchen,
das rechte ist unterhalb gekämmt, oberhalb wie bei dem Weibchen bis
auf einige kleine schwache Kammzähne nach der Spitze des Fühlers hin
(3 Kammzähnchen). *)
Die linke männliche Seite ist sehr feurig gefärbt, die Unterseite
der linken Flügel vollkommen männlich : blassrothgelb. Die Flügel
der rechten Seite sind oben genau weiblich, unten desgleichen bis
auf eine Stelle an den Vorderflügeln, von der ersten unteren bis zur
vierten Rippe (oder Ader), also bis zum Augenflecke. Diese Gegend
ist rothgelbbräunlich gefärbt. Bei Fig. 3 ist die Unterseite dieses
Vorderflügels mit abgebildet. Die Brust ist oben genau in eine männ-
liche und eine weibliche Seite geschieden, den Flügeln und Fühlern ent-
sprechend, links Haare wie ein Männchen, rechts wie das Weibchen
von pavonia.**) Der Hinterleib ist oben männlich, mehr nach links hin,
**
) Leider auf der Tafel nicht deutlich zu sehen.
) desgleichen.
— 175 —
während er unten weiblich ist, mehr nach rechts hin. Links oben mehr
Haare wie das Männchen, die sich nach der rechten Seite hin ziehen,
unten nach rechts Haare wie das Weibchen. Der Leib ist darum etwas-
gekrümmt, die rechte Seite ist grösser, länger und dicker, besonders
unterhalb am besten zu sehen, die linke Seite kürzer, schmäler. Dieses-
Stück ist wohl das interessanteste. Der Leib ist voller Eier ; das Thier
legte 3 Stück, welche ich selbstverständlich eine Woche aufhob. Leider
vertrockneten sie : die Eier waren demnach unbefruchtet.
Der fünfte Zwitter ist der grösste und insofern vom ersten abweichend,
dass der Körper nur auf der Brust getheilt ist, während der übrige
Hinterleib vollkommen weiblich und mit Eiern versehen ist. Rechtes
Fühlhorn weiblich, linkes männlich. Es ist wohl interessant für Manchen
der Leser zu erfahren, wie ich zu den Zwittern gekommen bin.
Ich muss hier vorausschicken, dass ich in früheren Jahren oft
massenhaft Saturnia pavonia zog, indem ich gelegentlich auf Spaziergängen
ein Nest dieser Raupen mitnahm : meines Wissens erhielt ich von den
vielen Exemplaren niemals Zwitter. Mai 1894 trug ich, nachdem ich
jahrelang keine pavonia mehr gezogen hatte, ein Nest solcher Raupen,
welches etwa 150 Individuen zählte, heim, setzte die Gesellschaft, welche
ich an Salix rubea gefangen, an Salix caprea und band Gaze darüber.
Eines Tages traf mich unser hochgeehrter Herr Vorsitzender, Sanitäts-
rath Dr. Pagenstecher im Garten dabei beschäftigt, die Thiere auf einen
andern Weidenstrauch zu bringen. Er meinte dabei, ich sollte doch das
Ziehen dieser gewöhnlichen Art unterlassen und meine Zeit für bessere
Arten verwerthen. Ich entgegnete darauf, dass es mir weniger darauf
ankäme, etwas Grosses zu ziehen, als die pavonia-Gesellschaft zu be-
obachten, gab ihm aber in einem Theile wieder Recht und Hess etwa
4/3 der Raupengesellschaft frei kriechen, wohin es ihnen beliebte und
behielt demnach noch etwa 30 Stück. Nach einigen Tagen waren letztere
fast erwachsen und ich nahm sie nun in die Wohnung und erwartete
nach einigen Tagen Fütterung im Kasten die Verpuppung. Meine Kinder
fanden in der Zeit noch einige von den Freigelassenen im Garten an
Himbeeren, Lonicera und dgl. fressend, welche ich nun zu den andern
setzte. Ich erhielt 35 Puppen. Daraus resultiren die Zwitter. Bemerken
muss ich noch, dass alle Puppen nach einmaliger Ueberwinterung schlüpften
(zum Theil im Winter im Kasten über dem Ofen getrieben).
In früheren Jahren machte ich immer die Beobachtung, dass nur
ein Theil der Puppen nach einmaliger Ueberwinterung etwa zu 75 %
schlüpften, während 20 % nochmals überwinterten und etwa 5 °/o sogar
— 176 —
erst nach 3 Wintern ausgingen. Bei den verwandten Arten : Sat. pyri
und besonders Sat. spini ist Gleiches der Fall. Letztere Art geht nur
zum kleinsten Theil nach einmaliger Ueberwinterung aus.
Als ich solches Resultat von meinen 35 Puppen erhielt, that es mir
leid, dass ich im Sommer 4/5 des pavonia-Nestes freigelassen hatte, denn
die Thiere, welche ich mir behielt, waren rein' zufällig noch in meinem
Besitz: ich hatte nicht die besten Raupen aus den 150 ausgelesen, son-
dern einfach 30 (resp. 5 meiner Kinder noch) genommen und die übrigen,
wie sie kamen, fallen lassen. Doch, es ist ja vorbei! —
Aus meiner Hybridenzucht zwischen Sat. pavonia tf und Sat. pyri
9 erhielt ich, wie schon in der andern Arbeit berichtet ist, 50 Puppen.
Diese schlüpften sämmtlich, es blieb keine einzige zurück. Ich erhielt
auch davon, wie gesagt, Zwitter.
Der schönste davon ist auf Taf. III, Fig. 1 abgebildet. Er ist ein
vollkommener Zwitter, d. h. links rein weiblich, rechts rein männlich.
Die Brust zeigt auf dem Rücken zweierlei Haare, rechts bräunliche, links
mehr graue. Die Beine sind links stärker als rechts. Der Hinterleib
ist nicht getheilt, wie bei einem vollkommenen pavonia-Zwitter, wie
z. B. Fig. 3 derselben Tafel. Er hält etwa die Mitte ein zwischen
einem männlichen und weiblichen pavonia-pyri-Hybriden. Die Haare
sind ganz wie bei dem Männchen gefärbt, hier und da sind weissliche
Haare auf dem Rücken wie beim Weibchen verstreut, unten gleicht der
Leib ganz einem weiblichen Leib. Die Geschlechtsöffnung ist nicht ganz
wie beim weiblichen Leibe, die männlichen Klappen sind angedeutet, die
Samentasche war bei dem lebenden Exemplare ganz deutlich zu sehen.
Der Leib ist nicht so stark als ein weiblicher, aber stärker als ein männ-
licher, nach der rechten Seite etwas verzogen. Die Fühler sind genau
nach den männlichen und weiblichen Flügeln geordnet ; rechts männlich
mit starken Kammzähnen, links rein weiblich. Demgemäss auch die
Flügel: links weiblich, rechts männlich. In diesem Hermaphrodit sind
die schönsten Männchen und Weibchen, die ich aus der Hybridenzucht
überhaupt erhielt, vereinigt.
Er misst von Flügelspitze zu Flügelspitze 8,5 cm, ist also so gross
wie das Männchen der Hybriden auf Taf. II, Fig. 1, die linke weibliche
Seite misst bis zur Mitte der Brust 4,5 cm, der männliche Theil nur i cm.
Die andern Hybriden-Hermaphroditen sind fast ebenso, nur ist die
männliche Seite bei beiden nicht so lebhaft gefärbt, die weibliche Seite
ist nicht so scharf gezeichnet, bei dem einen ist die linke Seite ebenfalls
— 177 —
weiblich, die rechte männlich, bei dem andern ist alles umgekehrt wie
bei dem abgebildeten geordnet, letzterer ist auch in der Färbung auf
dem dicken kurzen, im übrigen weiblichen Hinterleib deutlich ver-
schieden.
Wie wir bei den pavonia-Zwittern sahen, spielte der Zufall mir
diese Zwitter in die Hände, so auch die Hybriden-Zwitter. Eigenartig
ist allerdings das Zusammentreffen der Zwitter in einem Jahre.
Soll das Jahr 1894 mit seiner an Abwechslung reichen Witterung,
viel Regen, kühle Nächte, dazwischen sehr heisse Tage u. s. w. darauf
eine Einwirkung gehabt haben? Ich vermag es nicht zu sagen, aber
es bleibt immerhin bemerkenswerth, zumal mir aus einer grossen Anzahl
Acronycta alni-Puppen unter anderen zwei Falter schlüpften, welche auch
den Hermaphroditen beizuzählen sind. Der eine Falter ist ein mittel-
grosses Stück, rechts anders gefärbt als links und zwar nicht so dunkel
als links, der rechte Unterflü.uel ist nicht so weiss als der linke, der
Hinterleib ist weder männlich noch weiblich. An den Fühlern ist bei
dieser Art nicht viel zu sehen, da dieselben sehr dünn und fadenförmig
sind ; doch sieht man unter der Lupe, dass die männlichen Fühler stärker,
robuster und etwas (kurz) bewimpert sind, was bei den Weibchen nicht
der Fall ist. Der Zwitter zeigt nun auf der linken Seite ein be-
wimpertes, auf der rechten, die mehr der weiblichen Form sich nähert,
ein fadenförmiges schwächeres Fühlhorn. Der linke Vorderflügel ist
ausser der dunkleren Färbung etwas kürzer und erscheint abgerundeter
als der rechte, desgleichen ist der Unterflügel derselben Seite kleiner
als rechts.
Der andere Hermaphrodit A. alni ist deutlicher zu erkennen. Unter
den Alni, welche ausgingen, fand sich ein grösserer Procentsatz von
Weibchen, welche an den Unterflügeln ein breites, dunkles, fast schwarzes
Band zeigten, was bei Alni aus der Natur, aus unserer Gegend bis jetzt
noch nicht vorkam, sogar zwei Männchen zeigten dasselbe Band, wenn
auch etwas schmäler. Nun ist dieser Hermaphrodit rechts etwas grösser
als links, der rechte Vorderflügel ist heller, der linke bedeutend dunkler,
der rechte Hinterflügel zeigt ein breites dunkles Band, der linke ist rein
weiss ausser den übligen schwarzen Punkten nach dem Rande. Der
rechte Fühler ist dünn, der linke robuster und bewimpert. Der erstere
Hermaphrodit misst von der einen Vorderflügelspitze bis zur andern 3,5 cm,
der rechte Vorderflügel von der Mitte der Brust 1,9 cm, der linke 1,6 cm.
Er ist leider etwas geflogen, da ich ihn anfänglich für ein Weibchen
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 48. 12
— 178 —
gehalten und zur Paarung mit einem Männchen in einen Kasten gesetzt
hatte. Erst später fiel mir seine Färbung auf und ich tötete ihn.
Der letztere Zwitter hat von Flügelspitze zu Flügelzpitze 3,8 cm,
davon kommen auf die rechte Seite 2 cm, auf die linke 1,8 cm.
Es dürften dies wohl die ersten Fälle sein, dass von Acronycta alni
Zwitter beobachtet wurden.
Von Harp. erminea besass ich auch einen Zwitter, gab ihn ab.
Wie die einzelnen Theile waren, kann ich nicht mehr aus dem Gedächt-
nisse sagen, soviel weiss ich noch, dass die eine Seite bedeutend kürzer
(kleiner) als die andere war. Die Fühler waren verschieden gekämmt,,
der der einen Seite stärker als der der andern, Leib weder männlich
noch weiblich.
Der Zwitter von Agrotis segetum ist rechts dunkler als links, auch
die Unterflügel, Fühler links mit Kammzähnen, rechts fadenförmig. Das
Thier mag schon lang in der Sammlung gesteckt haben, ehe ich es er-
kannte, jedenfalls habe ich es gefangen, doch kann es auch ein gezogenes
sein, da ich einmal viele Hundert Exemplare davon aus dem Ei zog,
um die Lebensweise dieser Eule kennen zu lernen, welche ungemein
schädlich ist, da ihre Ptaupen die „Herzen" von Gras, Getreide und
niederen Pflanzen fressen und daher mit Recht den Namen „Herzwürmer"
führen, während die Eule selbst deutsch „Saateule" heisst.
Einen Hermaphrodit von Bombyx lanestris, dessen Hinterleib mit
starkem Haarbüschel versehen war, hatte ich auch unter meinen Doubletten,
hielt ihn für ein krüppelhaftes Thier und beachtete ihn nicht, bis mir
durch das Ausgehen der Zwitter von Sat. pavonia die Augen geöffnet
wurden. Näheres vermag ich nicht mehr anzugeben, da das Thier nicht
mehr in meinem Besitze ist. Es ging mir im Herbste 1893 ans einer
grossen Anzahl getauschter Puppen aus. Bemerken muss ich nur noch,
dass damals fast sämmtliche Thiere krüppelhaft ausgingen.
NOTIZ
ÜBER EINIGE
AUF SEE GEFANGENE NACHTFALTER,
Von
DR- A. PAGENSTECHER
(WIESBADEN).
12*
Durch die Güte des Herrn Dr. med. Ris in Rheinau (Schweiz)
erhielt ich im Beginn dieses Jahres eine kleine Collection von Nacht-
faltern, welche der genannte Herr auf der Reise von Rio de Janeiro
nach Santos an Bord des Dampfers „Graf Bismarck" am 27. September
1892 gefangen hatte. Dr. Ris theilte mir über die näheren Umstände
dieses Fanges mit, dass das Schiff nur über Oellampen verfügte, welche
wohl wenig Anziehungskraft für die Nachtfalter bieten konnten. Viel-
mehr flogen die von Herrn Dr. Ris gefangenen Thiere bei Tag und bei
Nacht an das Schiff an und sammelten sich, dem Luftzuge folgend, an
dem hinteren Ende des Schiffes. Da die Thiere in Menge, oft zu Hunderten,
anflogen, so konnte Herr Dr. Ris bequem eine Auswahl der Bester-
haltenen treffen. Einzelne Arten kamen nur seltener, andere aber ausser-
ordentlich zahlreich an. Ebenso kamen mit dem Winde eine Anzahl von
Vögeln vom Strande herüber und betheiligten sich sogar eifrig und ge-
schickt bei dem Schmetterlingfang. Das Land, ziemlich hohe und dicht
bewaldete Berge darstellend, war stets in Sicht und der Wind, der von
demselben herüber wehte und die Thiere mitbrachte, war nicht sehr
heftig, aber constant. Einzelne grössere Sphingiden, welche in der
Sammlung waren, fanden sich mehr zufällig am Morgen da und dort
auf dem Schiffe. Bei ihnen ist die Möglichkeit vorhanden, dass der
Lichtschein auf sie bestimmend eingewirkt haben mochte. — So weit
Herr Dr. Ris.
Die Sammlung selbst bestand aus 4 Arten Sphingiden, 1 Spinner,
35 Arten Noctuen, 5 Geometriden, 8 Pyraliden und 14 verschiedenen
Micropteren-Arten, im Ganzen aus 67 Arten. Von diesen konnten bis
jetzt die nachfolgenden bestimmt werden : Sphinx Medon Cr. ; Pachylia
resumens Wlk. ; Calliomma croesus Dalm. ; Dilophonata Piepersi Boisd. ;
Myelobia smerintha Hübn. ; Syrnia-hypnodis Hübn. : Letis cortex Hübn. ;
Letis specularis Hübn. ; Agrotis annexa Tr. ; Mamestra dotata Druce ;
Prodenia commelina Abbot ; Messala larina Druce ; Magusa dividens
Felder u. Rog. ; Ophiusa tropicalis Gn. ; Homoptera exhausta Gn. ;
— 182 —
Homoptera edusa Dr. ; Calydia Bourgoulti Boisd. ; Ingura murina Bruce;
Palmdia aglaura Boisd. ; Palindia mustela Bruce ; Palmdia alabastaria
Hübn.; Palindia julianata Stoll; Bolina fasciolaria Hübn. ; Hypocala
deflorata Felder ; Prodenia spec. ; Eriopus spec ; Saniia ecclesialis Gn.
Bie fünf ersten Arten waren nur in je einem Exemplar vertreten,
dagegen waren von fast allen Noctuen mehrere Exemplare vorhanden.
Insbesondere häufig waren da : Homoptera exhausta und Ingura murina.
Ebenso waren die meisten Pyraliden und Micropteren mehrfach vor-
handen.
Bie im Vorstehenden mitgetheilte eigentümliche Erscheinung, dass
so leichtbeschwingte Bewohner des Festlandes, wie Schmetterlinge, über-
raschend in grösserer Anzahl auf einem ihnen fremden Elemente sich
einfanden, steht nicht so vereinzelt da, als es dem mit der Sache nicht
Vertrauten erscheinen möchte. Eine Reihe von Reisenden und Seefahrern
haben ähnliche Erscheinungen mitgetheilt, die allerdings zumeist grössere
und fluggewandte Schmetterlinge, namentlich Sphingiden, aber auch zu-
weilen verschleppte kleinere Exemplare betrafen. In unserem Falle hatte,
wie dies Dr. Ris schon urgirt, die Erscheinung sich unter dem Ein-
flüsse einer starken Luftströmung vollzogen und die Thiere waren wohl
sehr gegen ihren eigenen Willen auf das freie Meer hinausgeführt worden.
Solche unfreiwillige Wanderungen sind nicht ohne Interesse, insbesondere
auch für die geographische Verbreitung der Thiere, ähnlich wie die
namentlich auch bei höheren Thieren so verbreiteten activen Wanderungen,
die sich unter dem Einfluss der beiden, die Erhaltung des Individuums
und der Art gewährleistenden Triebe, des Hungerns und der Liebe voll-
ziehen, es werden.
Bei den Insekten vollziehen sich diese Erscheinungen des activen,
wie des passiven Wanderns öfter in einer Weise, dass man schwer ent-
scheiden kann, ob eine freiwillige oder eine unfreiwillige Thätigkeit zu
Grunde liegt. Wer sich über die Erscheinungen der activen Wande-
rungen bei den Insekten, den sogenannten Insektenzügen, des Näheren
unterrichten will, auf die ich hier nicht eingehen kann, den verweise
ich auf die umfangreichen Zusammenstellungen, welche Marcel Serres
(Memoire sur les causes des migrations des divers animaux in Naturk.
Verh. van de Holland'sche Matschappij van Wetenshapen te Harlem),
sowie van Bemmelen (Handel, de Nederl. Ent. Soc. 1S57), sowie
Weyenbergh (Tijd. v. Ent. XIV, p. 220, 1871) und ganz besonders
Piepers (Observations sur les vols de Lepidopteres aux Indes Orientales
— 183 —
et considerations sur la nature probable de ce phenoinene in Naturk.
Tijd. v. Nederl. Ind. 1891, p. 198), sowie Hagen (Bibl. Entom. I,
p. 485 und Stett. Ent.-Ztg. 1861) gegeben haben.
Passive Wanderungen betreffen Insekten sehr häufig. Sie vollziehen
sich zumeist durch atmosphärische Einflüsse, durch Luft und Wasser,
beziehungsweise Eis. Aber auch undere Thiere und der Mensch selbst
veranlassen zufällige Verschleppungen. Namentlich ist es der Einfluss der
Luftströmungen und Winde, welcher die geflügelten Insekten ihrem Mutter-
boden entzieht. Schon Alexander von Humboldt beobachtete bei
seinen Forschungen in den südamerikanischen Anden, dass Insekten bis auf
die höchsten, sonst völlig von thierischem Leben entblössten Höhen hinauf-
getragen wurden. Noch häufiger, wie auf hohe Gebirge, werden sie auf
das Meer hinausgeführt. Grössere und fluggewandte Thiere, wie die
Sphingiden, werden oft weit genug vom Lande entfernt auf Schiffen an-
getroffen, wie dies namentlich von gewissen Deilephila-Arten, von Macro-
glossa stellatarum und selbst den plumpen Acherontia-Arten bekannt ist.
Hier mag ein freiwilliger Flug vielleicht öfters in einen unfreiwilligen sich
verwandeln. Der schöne Urania Leilus überrascht die Schiffe öfters in
grösseren Ansammlungen an der Küste Centralamerikas. In der Tijd.
voor Ent. 1858, p. 131 berichtet Herr van Huell, dass ihm, als er im
Jahre 1817 auf einer Reise von Ternate durch die Strasse von Macassar
nach Java längs der Küste von Borneo fuhr, einige Exemplare von
Nyctalemon Patroclus gebracht wurden, die bei Ankunft des Tages an den
Geschützpforten der Batterie mit der Hand gefangen worden waren, und
abgemattet auf dem Schiffe Zuflucht gefunden hatten.
In seiner, an sorgfältigen Einzel-Beobachtungen überaus reichen
allgemeinen Biologie der Schmetterlinge (Zool. Jahrb., Bd. V) hat Herr
Dr. A. Seitz, der weitgereiste und verdienstvolle Director des Zoologischen
Gartens in Frankfurt a. M., die Erscheinungen des Wanderns der
Schmetterlinge als ein wesentliches Moment der Weiterentwickelung aus-
führlich erörtert und zwar nicht allein das Wandern in Zügen, welches
so vielfaches Aufsehen gemacht hat, sondern er hat auch nachgewiesen, dass
dies vielfach einzeln und während der Nacht geschieht. Ebenso hat er
das Verschleppen von Schmetterlingen durch Schiffe mehrfach selbst be-
obachtet. Er sagt 1. c. p. 287: „Zuweilen werden Insekten durch Winde
zu Tausenden auf die Schiffe geblasen, wie dies besonders häufig durch
die Pampero längs der südamerikanischen Küste geschieht" und p. 288 :
„von dem Continente aus bewegen sich ununterbrochen Schmetterlinge
— 184 —
nach allen Seiten hin übers Meer, theils einzeln, tlieils in Schwärmen".
Später, wo er vom Einfluss von Clima und Witterung auf die Schmetter-
linge handelt, spricht er davon, wie unter dem ungünstigen Einfluss der
Winde unzählige Schmetterlinge zu Grunde gehen, welche vom Lande
aus in die See geführt werden, da sie dem Einfluss des Windes nicht
widerstehen könnten. Freilich hätten die Winde in tropischen Gegenden
eine ganz besondere Kraft und der Pampero führe oft Tausende und
Tausende von Insekten mit sich, die er aus fernen Gegenden verschleppt.
Aehnlich erzählt Burmeister (St. Ent. Ztg. 1873, p. 228) von
ganzen Schaaren von Käfern, welche durch den Wind aus der Steppe
in die Stadt Buenos-Ayres getrieben worden waren. — Es könnten diese
Beispiele leicht noch um viele vermehrt werden, doch genüge das Ge-
sagte. Unbarmherzig vernichten die Naturkräfte die Individuen, uner-
schöpflich aber vollzieht sich neben jener Vernichtung auch die Wieder-
geburt der Art.
VEKZEICHNISS
DER
IM DILUVIALSANDE VON MOSBACH
VORKOMMENDEN WIKBELTHIETtE.
VON
AUG. RÖMER,
CONSERVATOR DES NATURHISTORISCHEN MUSEUMS ZU WIESBADEN.
MIT EINER TABELLE.
Vorwort.
In einer langen Reihe von Jahren war ich bemüht, die in dem
Diluvialsande von Mosbach vorkommenden Wirbelthiere, in den beiden
grossen Sandgruben zur rechten und linken Seite an der von Wiesbaden
nach Mosbach-Biebrich führenden Chaussee, 3/4 Stunden von Wiesbaden
entfernt, gelegen, zu sammeln.
Der Mosbacher Sand wird als gutes Baumaterial für Wiesbaden
und Umgegend vielfach benutzt : Der den Sand überlagernde Löss findet
durch Beimischung zu demselben ebenfalls Verwendung.
Es kommen hierbei die Lössconchylien oft unter die des Sandes
und haben hierdurch scheinbar ein gemeinschaftliches Vorkommen. Der
unter dem Sande belegene Kies (Schotter) dient, nachdem er vorher
von dem groben Gerolle befreit wurde, als Streumaterial für Wege und
Gartenanlagen. Diesen fortdauernden Arbeiten verdankt Mosbach die
Erschliessung seiner so reichen Fauna.
In dem nachfolgenden Verzeichnisse*), in welchem der Sand mit I,
der Kies (Schotter) mit II und der Löss mit III bezeichnet ist, habe
ich alle Vorkommnisse, die ich daselbst erhielt oder auffand, und sich
jetzt durch Ankauf im Museum befinden, aufgeführt. Den selteneren
Arten sind auch die Grössenangaben beigesetzt.
Das Vorkommen der Fossilien ist sehr verschieden. Viele liegen
in einer schmalen Sandschicht frei in derselben, andere sind in eine
Kiesumhüllung eingeschlossen, die so fest ist, dass zur Entfernung
Hammer und Meissel angewandt werden müssen ; natürlich ist die grösste
Vorsicht geboten, ein falscher Schlag und man hat nur Trümmer.
*) Siehe auch Tagblatt der 60. Versammlung deutscher Naturforscher und
Aerzte zu Wiesbaden vom 18.— 24. September 1887, S 257
— 188 —
Fast alle aufgefundenen Knochen, Schädel, Zäune etc. sind meistens
gut erhalten, in der Regel sind es nur einzelne Skelettheile, ganze
Thiere sind noch nicht vorgekommen. Es ist daher anzunehmen, dass
in dem s. Zeit grossen Main-Delta die Thierreste aus nicht allzugrosser
Entfernung hier eingeschwemmt sind, gleich wie die vom Obermain-
gebiet stammenden Gesteine und diese öfter in grossen Blöcken. Ein
Abrollen durch Fluthung im Wasser ist noch nicht wahrgenommen
worden. Die so ausserordentlich reiche Conehylien-Fauna spricht eben-
falls dafür, dass hier Ruhe herrschte und wohl die meisten Süsswasser-
schnecken in den Buchten gelebt haben dürften.
Anders scheint es in der Grube am Hessler im Mühlthale gewesen
zu sein, woselbst der s. Z. grosse Main ebenfalls Sandmassen und Ge-
steine ablagerte und wohl eine starke Strömung hatte. Es finden sich
hier im Vergleiche zu Mosbach nur wenige und meist nur Knochen
von grösseren Thieren.
Von Conchylien kommen daselbst die grösseren Heliceen-Arten vor,
z. B. Helix arbustorum L. in sehr grossen Exemplaren, Helix nemoralis L.
und andere; ferner Planorbis corneus L. ebenfalls von auffallender
Grösse, wohingegen man in Mosbach meist nur kleinere, halbwüchsige
Exemplare findet. Von Unio littoralis Lam., einer Seltenheit zu Mosbach,
findet man hier eine ausgezeichnete Varietät derselben Unio littoralis
var. subtriangularis Noulet. sehr häufig. Nicht selten finden sich noch
beide Schalen zusammengeklappt mit Ausfüllung von Sand, ganz so wie
man am Ufer des Rheines die in demselben lebenden Unionen noch
heute beobachten kann,
Merkwürdiger Weise fehlen die kleineren Arten von Land- und
Süsswasserschnecken fast ganz. Die Erklärung dürfte darin zu finden
sein, dass nur an günstigen Stellen besonders bei Hochwasser Anschwem-
mungen statthaben und nicht am freien Ufer des Stromes.
Wiesbaden, den 3. October 1895.
Aug. Römer.
I. Aus dem Diluvial sande.
1. Talpa europaea L. Maulwurf.
Ein gut erhaltenes Becken. Mosbach.
2. Felis spelaea Goldf. Höhlenlöwe.
Sehr selten zu Mosbach. Bis jetzt ist nur ein Ellenbogenbein.
Ulna, die dazu gehörende Speiche, Radius und ein Halswirbel
Epistrophaeus vorgekommen. Ausserdem eine Unterkieferhälfte,
welche sich jetzt in der Sammlung der Kgl. Bergakademie zu
Berlin befindet.
3. Felis Lynx L. Luchs.
Der zweite Backenzahn des linken Oberkiefers. Als Seltenheit
zu Mosbach vorgekommen.
4. Hyaena spelaea Goldf. Höhlenhyäne.
Ein vollständig erhaltener Schädel (Oberkiefer) mit allen Zähnen.
Die Schädellänge beträgt 31 cm, die Breite 20 cm. Mosbach.
5. Canls sp.?
Mehrere vorgekommene Eckzähne und Zehenglieder gehören
dieser Gattung an. Mosbach.
6. Ursus spelaeus Roseuniüller. Höhlenbär.
Unterkieferhälften werden öfter gefunden, dagegen Oberkiefer
mit den Zahnreihen seltener, so ein Oberkiefer mit Eck- und
Backenzähnen. Mosbach.
7. Ursus Arctos L. Bär.
Mehrere Unterkiefer-Bruchstücke mit Eck- und einzelnen Backen-
zähnen. Mosbach.
8. Meles vulgaris Desniar. Dachs.
Eine linke Unterkieferhälfte mit der Zahnreihe. Als grosse
Seltenheit zu Mosbach.
— 190 —
9. Arctomys marmotta L. Murmelthier.
Eine Unterkieferhälfte ist in einer Sandgrube zu Nordenstadt
vorgekommen.
10. Castor fiber L. Bieber.
Gehört zu den selteneren Vorkommnissen von Mosbach, haupt-
sächlich sind es Unterkiefer, die man findet.
Auch bei dem Schleusenbau zu Frankfurt a. M. ist ein gut
erhaltener Unterkiefer vorgekommen.
11. Castor Issidoriensis Cr.
Gleich wie die vorhergehende Art, aber nur in einigen Unter-
kieferhälften vorgekommen. Mosbach.
12. Trogontlierium Cuvieri Fisch.
Sind ebenfalls gleich den vorhergehenden Arten nur die in der
Regel vollständigen Unterkiefer vorgekommen. Mosbach.
13. Cricetus frumentarius Pall. Hamster.
Ist bis jetzt nur in einer vollständig erhaltenen rechten Unter-
kieferhälfte aufgefunden worden. Mosbach.
14. Mus sp.?
Einzelne Zähnchen, sowohl Eck- wie Backenzähne kommen
nicht selten im Sande vor. Mosbach.
15. Arvicola sp.?
Ebenfalls einzelne Zähne vorgekommen. Mosbach.
16. Eqims caballus L. Pferd.
Einzelne Zähne und die einzelnen Knochen von den Extremi-
täten finden sich sehr häufig. Seltener ganze Ober- und Unter-
kiefer, so der hintere Theil eines Schädels und von einem Unter-
kiefer sämmtliche Schneide- und Eckzähne, noch im Kiefer be-
findlich. Mosbach
17. Sus scrol'a L. Wildschwein.
Als grosse Seltenheit ist nur ein linker Eckzahn des Unter-
kiefers vorgekommen. Derselbe misst in gerader Linie von der
Zahnspitze bis zum Anfang der Wurzel 16 cm, in den Bogen-
linien 19 cm. Der Umfang am unteren Ende beträgt 8 cm.
Mosbach.
18. Hippopotamus major Cuv. Nilpferd.
Eckzähne werden zuweilen, aber immer als Seltenheit auf-
gefunden, auch ein gut erhaltener Backenzahn ist vorgekommen.
— 191 —
Ferner vor mehreren Jahren bei dem Graben eines Brunnens auf
dem Terrain des Herrn Dyckerhoff zu Biebrich unweit des Rheines
ein wohl erhaltener Milchzahn, mit den zitzenförmigen Erhöhungen.
Die Bestimmung dieses Zahnes verdanke ich Herrn Geh. Rath
v. F ritsch in Halle.
19. Rhinoceros Merckii Jaeg. Nashorn.
Unterkiefer, sowohl beide Kiefer vollständig zusammen, wie
auch einzelne Unterkieferhälften kommen häufig vor, andere Skelet-
theile, wie Fussknochen oder Zehenglieder, finden sich selten ; da-
gegen Oberkiefer nur als Bruchstücke, so ein Stück mit mehreren
Backenzähnen, worauf die Milchzähne noch aufsitzen. Mosbach.
20. Rhinoceros ?
Das Vorkommen dieser Species ist gleich der vorhergehenden.
Die Kiefer zeichnen sich aber durch eine bedeutendere Grösse und
viel geringere Breite aus und dürften einer für Mosbach neuen
Art angehören.
Von besonderem Interesse ist eine linke Unterkieferhälfte mit
vollständiger Zahnreihe, dagegen ist von der rechten Hälfte nur
ein Bruchstück, welches kurz vor der Zahnreihe abgebrochen ist,
vorhanden. Die Bruchfläche ist, gleich wie der ganze Kiefer war,
verkiest, so dass ein gewaltsamer Abbruch (Zerschlagung) statt-
gefunden haben muss. Ob durch Menschenhand oder durch eine
andere Gewalt, die aber jedenfalls zur Zerbrechung nöthig war,
mag dahingestellt bleiben.
21. Kiep Ins antiquus Falc.
Einzelne Backenzähne, zum Theil von bedeutender Grösse,
fanden sich früher sehr häufig. Ganze Unterkiefer kommen zu-
weilen, aber immer nur selten vor.
Vor Jahren wurde ein Kopf mit den Stosszähnen aufgefunden.
Derselbe blieb über Sonntag leicht bedeckt in der Sandgrube
liegen und wurde leider an diesem Tage, wahrscheinlich durch
Jungens zerschlagen, sodass es nur möglich war, Bruchstücke des
Unterkiefers, worin noch die Zähne theilweise vorhanden waren,
zu erhalten. Das Elfenbein der Stosszähne zerfällt sehr leicht
und ist von röthlicher Farbe, während dasjenige von Elephas
primigenius härter und rein weiss ist.
— 192 —
Ein von diesem Riesenelephanten aufgefundenes, fast voll-
ständiges, linkes Schulterblatt hat folgende Maasse: Die Länge
von dem oberen Rande bis zur Gelenkfläche beträgt 1 m 12 cm,
die Breite etwas über der Gelenkfläche 42 cm, der Umfang 90 cm.
Die Breite des Schulterblattes, etwa im ersten Drittel beträgt,
soweit die Knochenflächen vorhanden, 48 cm (in der Ergänzung
dürften es 70 — 80 cm sein). Der Längskamm des Schulterblattes
hat eine Breite von 15 cm. Die Form des Schulterblattes ist
eine ganz eigenthümliche, indem die Länge im Vergleich zur
Breite sehr auffallend ist.
Ein vollständig erhaltener rechter Oberarm hat eine Länge von
92 cm. Die Breite etwas über der unteren Gelenkfläche beträgt
28 cm. Der Umfang der oberen Gelenkfläche beträgt 90 cm, der
unteren Gelenkfläche 74 cm.
Eine vollständig vorhandene linke Beckenhälfte hat folgende
Grössenverhältnisse : Von dem oberen Rande in gerader Linie bis
zum Ende des Fortsatzes, der sich mit der anderen Beckenhälfte
verbindet, 88 cm. Die Breite von dem unteren Rande des Beckens
bis zur Endspitze über der Gelenkfläche für das Kreuzbein beträgt
94 cm. Von der Gelenkfläche bis zur Mitte des Beckenrandes in
schräger Linie sind es 65 cm. Die Gelenkfläche selbst für die
Aufnahme des Gelenkkopfes des Oberschenkels hat einen Durch-
messer von 27 cm.
Vor etwa 50 Jahren legte ein Engländer, der in Mosbach
längere Zeit sammelte, ein ganzes Becken zum grössten Theile
bloss. Die ganze, theilweise durch Kies verkittete Masse möchte
wohl einen Durchmesser von 72 -cm gehabt haben. Da dieser
seltene Fund aber denn doch erwähntem Herrn zu gross war, so
wollte er denselben dem Museum als Geschenk übergeben. Es
wurden nun von Seiten des Museums die nöthigen Vorkehrungen
getroffen, um die Uebernahme und den Transport ermöglichen zu
können. Ungeachtet der angewandten Vorsichtsmassregeln zerfiel
bei der Inangriffnahme der ganze Sandblock mit Einschluss des
Beckens zu Staub, so dass ausser diesem nicht einmal Knochen-
reste vorhanden geblieben waren.
Eine vollständig erhaltene Rippe, etwa die zweite oder dritte
der linken Seite, misst in gerader Linie von der Gelenkfläche bis
zum Ansätze des Knorpels für das Brustbein 117 cm, in der Bogen-
— 193 —
linie 132 cm. Die grösste Breite der Rippe beträgt im Durch-
messer 12 cm, in dem Umfang 23 cm.
Einzelne Skelettheile, als Hals- Brust- und Lendenwirbel, sowie
Fussknochen und Zehenglieder kommen nicht selten vor. Mosbach.
22. Elephas primigenius Bluiiib. Mammuth.
Man bezeichnete gewöhnlich alle im Mosbacher Sande vor-
kommenden Elephanten-Reste als von Elephas primigenius dem
Mammuth herrührend, was aber nicht zutreffend ist, indem die-
selben dem vorhergehenden Elephas antiquus angehören.
Es ist mir in fast über 30 Jahren nicht gelungen, Backen-
zähne von Elephas primigenius aufzufinden. Die in der Museums-
Sammlung befindlichen Zähne gehören dem Löss zu Mosbach an.
Stosszähne dagegen sind mehrmals vorgekommen, die Museums-
Sammlung besitzt einen solchen von Mosbach und einen von der-
selben Grösse aus einer Sandgrube bei Geisenheim.
Die Maasse des Mosbacher Zahnes betragen in gerader Linie
von der Zahnspitze bis zur Wurzel Im 32 cm, in der Bogenlinie
1 m 40 cm.
Der Durchmesser etwa da, wo der Zahn aus dem Kiefer tritt, 1 6 cm.
Der Umfang an derselben Stelle 45 cm.
Ein vor mehreren Jahren in dem Mosbacher Sande auf-
gefundener ebenfalls sehr starker Zahn lag nicht in der gewöhn-
lich die Knochen führenden Schicht (rascher Sand), sondern direkt
auf der Kiesschicht auf. Die Besitzer stellten diesen Stosszalm
zur Ansicht in der Sandgrube aus, späterhin war derselbe zer-
fallen und ging zu Grunde.
Ein in den letzten Jahren aufgefundenes vollständiges rechtes
Schulterblatt dürfte ohne Zweifel Elephas primigenius angehören.
Die Maasse desselben sind von dem oberen Bande bis zur Gelenk-
fläche für den Oberarm in gerader Linie 92 cm. Die Länge von
der Spitze des oberen Randes bis zu derselben des Eckrandes in
schräger Linie 88 cm. Die Breite von diesem Rande bis zum
Vorderrande in gerader Linie 60 cm, die Breite über der Gelenk-
fläche 28 cm und die Länge der Gelenkfläche selbst beträgt
23 cm. Der Umfang 75 cm. Mosbach.*)
*) Die Länge des Schulterblattes des aus dem sibirischen Eise stammenden
im Museum zu St. Petersburg aufgestellten Mammuths beträgt 86 cm, die Breite
57 cm.
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 48. 1,'i
— 194 —
23. Elephas ?
Ein gut erhaltener Unterkiefer mit den Zähnen, dürfte einer
eigenen kleineren Elephanten-Art angehören. Mosbach.
24. Rangifer tarandus Sund. (Cervus tarandus L.) Rennthier.
Geweihstücke kommen zu Mosbach nur selten vor. Die glatten
Geweihe sind sehr zerbrechlich und zerfallen an der Luft sehr bald,
dies möchte wohl auch der Grund ihrer Seltenheit sein. Mosbach.
25. Cervus Lühdorü Bolau. Isubrahirsch.
Die häufigste Hirschart zu Mosbach; hauptsächlich sind es
einzelne Geweihstangen, die sich finden, sowohl solche, welche
abgeworfen waren, als auch solche, die noch mit dem Rosenstock
versehen sind.
Das Geweih von einem noch auf dem Schädel aufsitzenden,
hat folgende Maasse :
Die Entfernung der Geweihe an den oberen Enden von einander
beträgt 90 cm. Die Geweihstange misst vom Anfange über dem
Rosenstock bis zur Endsprosse 70 cm. Diese Stange hat an ihrem
unteren Ende zwei nahe beieinander stehende Sprossen, eine dritte
Sprosse am oberen Ende bildet eine gabelförmige Theilung.
Der Umfang des Geweihes unterhalb der ersten Sprosse beträgt
17 cm. Die Höhe des Rosenstockes beträgt 4 cm, im Umfang 12 cm.
26. Cervus elaphus L. Edelhirsch.
Im Vergleich zu der vorhergehenden Art ist das Vorkommen
des Edelhirsches seltener, indem nur einzelne Geweihstangen vor-
gekommen sind. Mosbach.
27. Cervus capreolus L. Reh.
Sehr selten, es ist bis jetzt nur vorgekommen ein noch auf
einem Schädelstück aufsitzendes Geweih und eine Unterkieferhälfte
mit der Zahnreihe, sowie mehrere einzelne Geweihstangen. Mosbach.
28. Alces palmatus Gray. (Cervus alces L.) Elen.
Mehrere Unterkieferhälften und ein Geweihfragment mit den
Schaufelspitzen. Mosbach.
29. Alces sp. ? Ausgestorbenes Elen.
Von dem vorhergehenden noch lebenden Elen unterscheidet sich
diese Art durch eine abweichende Geweihbildung, indem die Schaufel-
stangen, welche bei dem Elen ca. 12 cm lang sind, beträgt die
Länge bei diesem Thiere 35 cm.
— 195 —
Bei einem seltenen Prachtstücke dieser Art sind die Schädel-
fläclie mit den beiden Rosenstöcken und die dazu gehörenden
Schaufeln mit Ausnahme der mittleren Enden vollständig erhalten ;
es betragen die Maasse: in gerader Linie über die Stirnfläche
von einer Endschaufelbreite zur anderen 1 m 40 cm. Davon ent-
fallen auf das Schädelstück mit den Rosenstöcken 26 cm (bei
einem anderen gleichen Schädelstück eines älteren Thieres hat
diese Fläche 32 cm), auf die Schaufelstangen je 35 cm = 70 cm,
auf die Schaufelbreite je 22 cm = 44 cm. Rechnet man hierzu
die Länge der Schaufelsprossen mit je 20 cm = 40 cm, so würde
die ganze Breite 1 m 80 cm bis 2 m betragen. Die Länge der
Schaufel beträgt 1 m. Die vordere Entfernung der Schaufelenden
von einander beträgt 70 cm, die hintere dagegen 1 m 35 cm.
Da die Grösse der Schaufeln nach dem Alter der Thiere sehr
verschieden ist, so sei noch eine Schaufelstange erwähnt, deren
Länge 50 cm beträgt und in der Mitte einen Umfang von 24 cm hat.
Auf einer weiter vorhandenen Schaufelstange mit Schädelstück
sitzt der Länge nach eine Unterkieferhälfte mit der Zahnreihe
fest auf.
Unterkieferhälften, sowie Theile von den Extremitäten und Ge-
weihfragmente finden sich nicht selten.
30. Capella Rubicapra K. u. Bl. Gemse.
Als Seltenheit ist ein Stirnzapfen und eine gut erhaltene Unter-
kieferhälfte vorgekommen. Mosbach.
31. Capra Ibex L. Steinbock.
Ebenfalls ist als grosse Seltenheit ein Stirnzapfen aufgefunden
worden. Mosbach.
32. Bos priscus Boj. Wisent.
Unterkieferhälften, die Knochen von den Extremitäten etc.
finden sich häufig zu Mosbach.
Besonders erwähnt sei ein vollständig erhaltener Schädel (Ober-
kiefer). Derselbe hat folgende Maasse : Die Weite der beiden
Knochenzapfen für die Hörnerschaalen von einander beträgt 74 cm,
die Breite der Stirn 34 cm und die Länge des Schädels 68 cm.
33. Bos Taurus L. Ochse.
Ein sehr gut erhaltener Schädel, Oberkiefer, einzelne Unter-
kiefer und Fussknochen. Mosbach.
13*
— 196 —
34. Esox lucius L. Hecht.
Einzelne Wirbel finden sich nicht selten. Mosbach.
35. Der Mensch war bisher nur durch einen von mir aufgefundenen
gespaltenen Knochen nachgewiesen, aus neuerer Zeit kommen als
weitere Belege hinzu ein zugespitzter Knochen und eine Rehstange,
in welcher eine Höhlung ausgearbeitet ist, die wohl zur Aufnahme
eines Werkzeugs als Griff gedient zu haben scheint. Auch ver-
steinertes Holz ist öfter vorgekommen.
Es möge noch erwähnt sein, dass auch fränkische Thongefässe,
zum Theil mit Inhalt von kleineren Knochenstückchen, sowie auch
eine grössere Urne, ferner Kupfermünzen von Domician, römischer
Kaiser 81 — 96, von Lucilla, geboren 146, gestorben 183, Ge-
mahlin des römischen Kaisers Lucian verus. in einer mehr vier-
eckigen Form, eine kleinere Münze CONSTANTINVS P F AVG
GLORIA EXERCITVS vorgekommen sind. Ein polirtes Steinbeil
wurde ebenfalls gefunden, jedoch nicht im eigentlichen Diluvial-
sande von Mosbach, sondern diese Funde lagen etwa einen Fuss
tief in der Ackererde, woraus sie in den Sand eingerollt waren
und nun in demselben sich fanden.
II. Die Kiessclriclit (Schotter)
unterhalb des Sandes ist sowohl an Thieren wie auch an Conchylien
sehr arm. Mau findet Bänke von Unionen und nur äusserst selten Reste
von Säugethieren, so einen Schädel von Equus caballus L., auch einzelne
Rhinoceroszähne kommen zuweilen vor.
III. Im Löss,
welcher den Sand überlagert oder in hohen Wänden ansteht und auch
bei Wiesbaden und im Rheinthal sehr verbreitet ist, haben sich ge-
funden :
1. Felis spelaea Goldf. Höhlenlöwe.
Mehrere Eckzähne sind bei Schierstein vorgekommen.
2. Rangifer tarandus Sund. Rennthier.
Eine einzelne Geweihstange von einem jüngeren Thiere zu
Mosbach.
3. Cervus elaphus L. Edelhirsch.
Eine starke Geweihstange und mehrere Fussknochen zu Schier-
stein und im Grubweg zu Wiesbaden.
— 197 —
i. Cervus spelaens Owen.
Eine Geweilistange im Löss zu Mosbach.
5. Bos primigenius, Boj. Ur.
Ein wohlerhaltener Schädel aufgefunden zu Bad Weilbach.
6. Ovibos moschatus Blaiiiv. Moschusochse.
Ein Schädelstück, gefunden in einer Grube zu Höchst.
7. Ursus maritimus L. Eisbär.
Ein Schädel (Oberkiefer) mit fast vollständiger Zahnreihe nebst
den Unterkiefer-Bruchsücken und Zähnen. Mosbach.
8. Bhinoceros tichorhinus Cuv. Wollhaariges Nashorn.
Linke Unterkieferhälfte im Zahnwechsel und Zehenglieder.
Erbenheimer Thal bei Wiesbaden.
9. Equus caballus L. Pferd.
Unterkieferhälfte, Atlas, Epistropheus Mittelhandknochen,
Zehen- und Hufglied. Erbenheimer Thal. Mehrere einzelne
Zähne wurden zu Lorch am Rhein aufgefunden.
10. Elephas primigenhis Blmnenbach. Mammuth.
Ein Backenzahn fand sich bei Grundarbeiten in der Feldstrasse
zu Wiesbaden und mehrere Backenzähne zu Mosbach.
11. Elephas ineridionalis.
Ein gut erhaltener Unterkiefer von Mosbach dürfte dieser Art
angehören.
12. Von menschlichen Knochen haben sich gefunden Handwurzel-, Mittel-
hand- und Mittelfussknochen zu Mosbach.
Nach diesen Aufführungen von den bezeichneten Localitäten
kommen vor :
I. u. IL Im Diluvialsande und dem Kies . . 35 Arten
III. Im Löss 6 ,,
Zusammen . . 41 Arten
Hiervon sind noch lebend in unserem Gebiete, im Rhein- und
Mainthal, 13 Species, in den Alpen 5 Species, im hohen Norden 5 Species
und ausgestorben sind 18 Species.
Gemeinschaftlich in dem Diluvialsande und dem Löss kommen vor :
Felis spelaea, Rangifer tarandus Sund., Cervus elaphus L., Equus cabal-
lus L., Elephas primigenius Bim. und der Mensch. Siehe näheres auf
der anbei folgenden Tabelle.
198 —
■
CD
;-<
B
CD
co
CD -J
i * 1
*
*
*
1
i
1
1
#
*
|
|
|
1
|
#
«3
'
o
ce <3
• rH
CD
nr!
•
bc
T3
CD
CD
S
=3
!a
ü
CD
CD
3 T1
! 1 1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
1
i
1
S
EH
O
CD
ö
CD
CD
a
o
S
CD
,0
a
o
CD
C PL,
1 i *
|
■
1
*
|
*
1
1
1
|
|
|
1
|
|
rÜ)
J-l
.3 ^
rH
o
^5
O
-u
o
CD
S
i i
a a ü
*H
bß
-^>
'S °cS "S
CO
CS
CD
l-S
rö CS
* 1 1
1
1
!
1
*
1
*
1
1
*
*
*
*
*
1
bß
ü
CD
a a-a
.5 3-^
Ö
.
0
c3
T3
.3 HH
1 *
|
1
1
1
1
1
1
I
1
|
|
*
1
|
p- H
-Q
i H-l
'
r—t
CD
O
• 1— ( c-j
,
-r-
M
^2
i
1
1
|
1
1
1
|
i
1
Ct!
Ö
s
s
F^l
CS
o
bß
«1
1 *
1
i
1
1
1
I
1
1
!
1
1
i
■
*
\
1
CP
CD
CD
5
03
r/2
CD
T3
s
1— 1 CO
CO
*~~
1
1
1
1
1
1
1
1
t
1
1
*~~
|
1
£3
<-]
CD
£
•— ' l-H
' '
C^J
ü
£
o
»— 1
1— 1
CD
^=
in
O
co
3 ^
CJ
• ^H
^
•"-• 2
i i i
1
i
1
1
1
1
■
1
1
^ — s
i
|
CO
£
e
CD
>
M «
1 1 i
1
[
1
1
1
1
1
1
1
1
1
#
1
p-i
+J
M
03
CD
«1
^^H
>■' '■ ■
+^
i
0J
P
03
Eh
CD
S .2 ^J
P £"2
* # *
*
*
*
*
*
*
*
*
*
*
*
*
*
#
*
CD
r—t
. — i cS
►— 1 ■ ■- CO
P
«4-1
CD
3
CD
cS
CD
j *
CD
CO
CD
bs
fr
CS
Ph
ippopotanius major Cuv
cc
r- H
U
CD
S)
Sh
CD
!>
s
CD
T3
's
bc
13
o
• r-»
CD
bC
a
o
CD
CD
PQ
CD ^j
alpa europaea L. .
elis spelaea Goldf.
— Lvnx L. . . .
'S
O
03
CD
a
'S
CO
CD
cä
co
CO
°3
CS
5
CD
CO
o
P3
CO
~
CD
cS
CO
CO
a
CO
Sh
CQ
o
CD
<
s
CK
P
CO
CS
bn
>
CO
CD
CD
CS
+^
o
3
CO
>->
5
o
o
u
h4
s
ca
o
Cd
cS
6
CO
'vi
3
'Sh
o
CO
CO
1— 1
CD
">
a
ü
CD
-a
•+j
bc
o
CO
a
3
a
CD
CO
■+J
CD
CD
O1
a
CO
a
cv.
CO
c3
" 'S
CD
'>
iH
*i
cS
CD
CO
a
a^
P
C
O
CO
CO
EH fr
tn
ü
t>
<
o
EH
ü
fe
«1
W
CO
n
■
1
CD
©
'S °
i— i CCl CC
<*
o
<x>
L^
CXi
CS
o
OJ
—
o
—
L^-
üü
— 199
*****
* * 2
a
o
3
02
p-i
©
'-*
iO
©
pQ
CS
* * *
cS
02
! I I I I I
MIM!
*******
J i
I I I
©
H-5
CS
p*
©
s CO
© Ol
© ©
pCl
s
3
02
o
m
O
03
CS
S-
o
CO
3
CS S r— < ia
g .5 &■
co .5 . ,©
cS ^ j^h =t3
-5 ^ <" &j]
pC
pÖ
P3
W
=3
p»
cs ©
03 o
cS
o S
H CS
c? Ä £
ü CO 02
©
es
©-,
cä . ©
.2 ^ m
p©
3 * 2
« 2 S
©
pC
©
o
C
M
©
o
cS -
£5 cS
© t->
&, P-i
cS cS
CO
p
CS
cS
© 3
&D ©
©
>
'o 05
05
^ CO
ll
© £
>
• 3 •
o
CO
3
hS a '-3
o o m
©
i — i
X
©
©
CO
3
«Oh
•^ -J -3
O 3 Ph
CO
o
05
w
=
©
CO
©
'S
o
©
©
©
03
©
S
CO
cS
©
h S n w o) « n oj oi in oj s w n ?: :: :; « m co so i< ■*
s
CO
-p^
©
^-^
<M
u
*
©
■73
£-"
a
*
' —
a
©
s
o
©
CM _
©
CO
©
pö
©
-p3
tsi
©
CO
©
5>ß
3 I
c •
.p, c
.8-3
P ©
_, pe
* -
-3
:c3
©
bß
\
Ergebnisse
der
meteorologischen Beobachtungen der Station Wiesbaden
im «Jahre ISO 4.
Von
Aug. Römer,
Conservator.
Die beigefügte Tabelle ergiebt folgende
Jahres-Ueber sieht.*)
Mittlerer Luftdruck
Höchster beobachteter Luftdruck am 25. December
Niedrigster « « « 30. «
Mittere Lufttemperatur
Höchste beobachtete Lufttemperatur . am 25. Juli
Niedrigste « « «4. Januar
Höchstes Tagesmittel der « «25. Juli
Niedrigstes « « « «4. Januar
Mittlere absolute Feuchtigkeit
« relative «
Höhensumme der atmosphärischen Niederschläge .
Grösste Regenhölie innerhalb 24 Stunden am 6. Juni
752,3 mm
768.2 «
731.3 «
9,6 ° C.
34,0 «
— 13,3 «
25,9 «
— 11,8 «
7,4 mm
78°/0
618.4 mm
40,5 «
*) Die Beobachtungsstimden sind: 7 Uhr Morgens, 2 Uhr Nachmittag*
und 9 Uhr Abends. (Ortszeit.)
202 —
©
co
•1—1
O
GQ
?H
CO
CD
bJD
Ö
PS
©
cS
o
CO
PQ
CO
CO
CO
•r— I
bß
o
I— I
o
—
o
©
CO
g
CO
©
CO
CO
•I— I
©
bJD
co
?h
cä
co <u
•löiqiW
o
lO
1— 1
-*
oo
CM
-*
l-H
©
©
©
©
iO
oo
oo
ou
c-
CD
C^
c-
c~
c-
CO
00
X
00
c~
•
> •*
ja
Ol
o
c-
CM
CD
O
©
CR
c—
co
r-
©
on
00
CM
•r-, bjj
o
00
00
t>
C^
C^
L^
c^
CO
00
00
00
00
00
Ä
J3
cm
=
o
CD
i— i
CO
©
©
©
IO
©
00
©
l-H
co
<L> o
o
00
c-
CD
o
CD
©
IO
©
CD
c^
00
00
©
ö S
r=R
CS
o
00
»o
-*
1— 1
CR
CM
©
00
r-
©
Oi
c-
IO
E-
o
00
00
00
00
l>
00
CO
00
00
©
00
00
oo
.
s
©
o
CO
1— 1
©
00
iO
CO
CO
;r
-'
»o
tH
cy
CD
© 'S
o £
■pwm
CO
lit)
IO
r~
00
©
l-H
l-H
l-H
l-H
00
c~
©
-*
t>
Ä
Ä
-
o
OS
^H
CM
©
GM
c-
**
l-H
r-
©
©
»o
CO
ja
©
2
"*
^
iO
c-
CO
©
T— 1
l-H
l-H
T— !
l-H
©
I>
©
"*
c^
"
p<
=
1—1
CO
»o>
co
CO
©
iO
IO
©
©
■*
©
©
II
r= O
öi
Ü
>—
*tf
iO
iO
t~
CO
©
l-H
l-H
l-H
l-H
©
c^
©
^H
c^
CP
«t< PS
CD
Fi
c-
/
o
oo
CD
CO
CO
©
CO
'.'.
r~-
co
l-H
a
fe
ja
=
cc
"*
IO
CD
c-
©
l-H
l-H
l-H
l-H
00
D-
lO
■^
c^
s
00
"M
.
TS
9
•UITl^Q
■"#
CO
CM
CR
i—i
CO
©
T—i
^H
T
~ 10
00
l-H
CM
CO
l-H
Tj"
^
CO
OS
i — i
CR
©
©
©
~.
©
©
©
l-H
CO
S S d
o
CO
lO
i—i
CM
©
^
©
t-
-*
©
©
IO
CO
CD
3 aa
o
1— 1
1
1
1
l-H
O
co
CR
l-H
l-H
cc
•ran^Q
©
I— 1
CM
o
©
!-H
l-H
©
CO
iO
CM
CM
1 — 1
CM
Ol
l-H
7-1 CO*
. CM
p*
J-I
©
IO
l-H
IO
CM
© * J
CM
•-T
o
iO
■*
i-r
©
©
©
©
00
IO
©
so
00
1—1
co
1— I
©
oo
-*
t>-
iO
©
CO
©
^f<
+J
cä
Cj
1— 1
i— i
CM
CM
CM
CO
CM
CM
l-H
l-H
CO
00
CD
o
l-H
r^
OO
00
■*
©
l-H
oo
l-H
CM
o
cd
Ph
•znaaajjiQ
ö
-*
JO
00
©
l-H
00
©
©
00
c^
iO
"*
*#
r-
•
CM
r^
c-
■>*
iO
00
CO
©
CM
l-H
CO
CM
CM
,
C
CO
o
CM
r^
00
©
-*
CO
©
r^
CO
©
©
ll
03
CO
s *
o
1
l-H
T— 1
l-H
1
^
■—
CO
r^
iO
CM
©
l-H
-*
oo
CM
-*
©
"*
tS
HJ
* s
i-H
CD
o
c^
tr-
©
-*
l-H
©
CM
co
CO
CO
M
3
s s
o
1-1
l-H
i— i
CM
CM
CM
l-H
l-H
1 — 1
^a
c^
r^
IO
CM
©
r-
©
t^
iO
»O
00
©
©
na
r-3
'PWI
o
o
1
1
CO
CD
CM
l-H
CM
l-H
i-H
oo
l-H
CD
l-H
CM
l-H
©
IO
l-H
©
»
00
^
CO
CR
an
l-H
©
©
©
l-H
IO
c-
CM
er:
ja
©
ü
o
CO
CD
l-H
i— H
IO
c~
©
l-H
©
IO
1-H
©
CR
CD
O
CD
CO
CM
©
CO
©
IO
D-
l-H
-*
Ja
Ol
o
lO
O
©
©
©
CO
©
©
l-H
c~
CO
CM
II
o
i-H
l-H
l-H
l-H
CM
CM
l-H
l-H
l-H
p-
CR
CM
iO
iO
IO
"*
00
©
CO
CM
©
©
c^
c_
.—
_i
1—1
CM
CO
a)
©
CO
cd
■*
©
00
-*
1— 1
c-
is
-
c-
u
1
l-H
l-H
l-H
l-H
l-H
03
o
— •
o
*um^d
I— 1
CM
CO
r~
©
r^
t— i
l-H
00
XO
<M
©
X
CO
1— 1
1—1
l-H
CM
i — i
CM
l-H
co
o
M
CM
CO
i $
lO
-<*
o
(M
CM
l-H
CO
IO
©
00
©
CO
CO
o o
H
CS
CR
CR
^*
r-
CO
r^
IO
^t<
©
oo
^h"
rt
B
-
p o
& e
H
CO
CO
CO
"*
co
^
CO
"*
■*
CO
CO
CO
CO
,
—
J=
•mrvjBQ
CM
CR
^*
CO
CO
©
l-H
©
©
1 — 1
CM
»o
X
I-H
1— 1
CM
CM
CO
CO
CO
Ol
CM
-*j
iO
'Sl
- |
CM
O
1 •
00
CD
1 -
r-
Cd
CO
CM
"*
CM
l-H
©
CM
CM
£ CD
s a
d
I-H
xo
^H
r^
©
©
©
CO
H"
©
-*
00
CO
l-H
H
cd
CO
IO
iO
©
©
iO
©
CD
©
©
©
S
CM
i— i
■~.
00
CO
CO
"N
©
CO
©
©
©
CO
WIR
CO
-lO
CM
©
©
Ol
l-H
l-H
CO
©
o
CO
CM
H
10)
iO
IO
^
-*
o
»o
IO
iO
IO
iO
IO
iO
c~
l-
CD
H-2
CJ
—
CO
J3
.
e3
B
o
»-5
a
&H
EL
<
1
^
<
HJ>
A
CO
o
-*H
o
O
H
o
s
o
CJ
Cd
Ö
■—
c3
203 —
B
o
ü
O
o
o
TS
c3
CS!
"uaIWslniL\\
£
fe
c-coooocococsooscocdos
i— i i— it— i t— i i— i >— i cm cm t— i
cd
CO
CO
>— icsiß-^fOscocscoos-^fOcD
CM t— l i — I i—l
CD"*<ißCMO30iß-*CMasCM-*
cm tH r- co iß lo cm cm es -<f io iß
coco»-ii— it-ht— loaeo (N n M
o cm iß cm cm cm ^* iß
CO
W
fc
COCMßlOCM^C-CMOcOOCO
i— i t— i <M i— i i— i CM CM
i— ( t^COCOtOt't-HO)
i— i i— I CM r— i
iß
CO
Iß
CM
CM
iß
CO
i— i
CM
i— i
lO
CS
CO
1— 1
CO
I—l
1
©
T— 1
CM
CO
Iß
CM
OS
o
CO
CM
CO
OS
■•-*
OS
00
r~
■*
o
i— i
1— 1
1—1
i— i
i— i
1— 1
1— 1
cd
CO
CS
OS
rr
CS]
P-H
CJ
r3
OJD
CS3
CO
•pH
•ajotj^jaiuaiog
"CO" iß © =3F ^h"
•gS^sojj
CM i— i
CM i-H
•gg^sig
OS i— l
I 1 I 1-
•UI.IU|g
•(ijpapsq)
eqn.i;
•(sojae3i[OM)
J9}I9l[
•^pn9i.xa^9^v
•.I9}}IM.9£)
WS.
•TqadirezQ
•aauqog
■U9.§9£[
* = S » S3 c
-«CM oT— fc g
•lUll^Q
CM
COCMOSOOCOCOCM©©COr-OS
S£j I
S 3 ■«
s
CO
OJD ö o
5 ll "
■""^ CO
^i o
> <U o
OJ r-H r-J
'PWK
CS
p,
ja
CM
.3
CO
CM
iß
-*
OS
ȧ
CO'
CD
1— 1
OS
CO
CO
CO
1—1
OS
1—1
CO
CO
iß
iß
I
|
1
— •
1
1
CO
1— 1
1— 1
1
1
1
CD
1
1
1
CO
CM
1—1
00
CO
1—1
1
1
1
CO
i— i
1— 1
1
1— 1
1
1
1
1
1—1
1
CM
CM
CO
o
1 — 1
1—1
1
1
CM
i—l
1
1
I
1
1
i—l
CM
c~
-*
iß
1—1
1
|
1
1
j
1
1
i— I
**
Iß
1—1
1—1
1—1
00
1—1
o
1—1
i— i
CO
1— 1
CO
1— 1
OS
1—1
1— 1
CM
©
1—1
CO
CM
o
1— 1
r— i
i—i
X
co
CM
CO iß i— i CS CO CO CD X CO i— i O iß r~
,_ ,_ ,_ ,_|,_|,_,_|,_|<-Sli-Il-I CD
00 CD t> O CO CO Iß' •■* es' CO i— <" c~-
r— (CM CM i— i i— ii— i CM i— i t— i
O iß O iß O CD iß OS^ CM lO CM_ 00 iß
i—' c-' es" iß i-T c--~ ,-T h cc o cn od o
r-, ,-, <M ^J
o
1— I
CM
x:
1—1
co
W CO W ffl ffl iO •* ^ (C CO M lO CS
i> td uj" in !o" o" c t-" K5 od i> t^" cd
*ß_ O CO i^ CO i-H 0_ 00^ iß CO^ i-H CO 00
C/l C~ iß' iß" CD «D~ cd" CD~ iß" oo"~ c~~ oo" CD
"«*
CO
OS
CD
CM
c~
O
■*
tr-
•*
CO
o
■>*
CM
CO
r^
■*
r-
iß
iß
oo
M<
-*
o
OS
CO
CO
^*
CM
CO
co
^H
c~
CD
CD
O
i— i
-*
co
1—1
CO
-*
CO
tr^
CO
Iß
c-
CD
CO
CM
CM
1— 1
t-
iß
I>
CD
-*
Iß
CD
CD
CD
CD
iß
X
c^
c~-
CD
"*
Ol
iß
co
-*
■*
iß
CM
CD
i—l
CO
00
O
CD
-ß
CO
-*
CD
CD
t-
CD
"*
CO
CD
CD
CD
o
o
rl e3
c3
cö
li N S
*ä R -a 'S 3 °ß
fe
:c3
l-S r-s ■<
co C
CD
rQ
g
t>
o
«
«
- 204 —
Zahl der Tage mit Niederschlag (mehr als 0,2) 167
« « « « Regen 177
« « « « Schnee 15
« « « « Hagel —
« « « « Graupeln 7
« Thau 43
« « Reif 32
« Nebel 10
« « « « Gewitter 18
« « « « Wetterleuchten 6
« « « « Sturm 4
Zahl der beobachteten N.-Winde 99
« « « « NE.- « 136
« « « « E.- « 110
« « « « SE.- « 53
« « « « S.- « . 52
SW.- « 253
« « « « W.- « 101
« « « « NW.- « 115
« « « « Windstillen 176
SECHSTER NACHTRAG
ZU DEM
KATALOGE
DER
BIBLIOTHEK DES NASSAUISCHEN VEREINS
FÜR NATURKUNDE
VON
AUG. ROMER,
CÖNSEEVATOK DES NATURHISTORISCHEN MUSEUMS ZU WIESBADEN.
1895.
VORWORT.
In den Jahrbüchern des Nassauischen Vereins für Naturkunde, Jahr-
gang 45, 1892 erschien der V. Nachtrag zum Kataloge der Vereins-
bibliothek mit einem Bestände, abgeschlossen 1. Zugangs-Verzeichniss am
12. Juli 1892, von 142 08 Nummern.
Der nun in diesem Hefte der Jahrbücher, Jahrgang 48, 1895, nach
Ablauf von 3 Jahren veröffentlichte VI. Nachtrag erhöht sich 1. Zugangs-
Verzeichniss, abgeschlossen am 12. Juli 1895, um 1692 Nummern, so
dass die Bibliothek jetzt 15900 Bücher, Schriften etc. enthält.
Gleich wie in früheren Jahren sind von den mit uns im Tausch-
verkehr, gegen die Jahrbücher, stehenden Gesellschaften, Instituten und
Staatsstellen ihre Schriften eingegangen. Wir bitten den richtigen Em-
pfang aus dem erwähnten VI. Nachtrage gütigst ersehen zu wollen.
Auch zahlreiche Schenkungen an Schriften und Büchern wurden der
Vereinsbibliothek übergeben, insbesondere von unseren Ehrenmitgliedern :
Herrn Professor Dr. H aekel in Jena, Herrn Professor Dr. Fr id.
v. Sandberg er in Würzburg und dem verstorbenen Herrn J. Barrande
in Prag nach letztwilliger Verfügung die Fortsetzung seines grossen
Werkes »Systeme Silurien du centre de la Boheme par Ph. Pocta«,
ferner von Herrn Professor Dr. Hueppe in Prag, Herrn F. Maurer
in Darmstadt, Herrn Dr. v. Jaczewski in Montreux, Herrn Geh. Reg.-
Ratli a. D. v. B e r t o u c h , Herrn Sanitätsrath Dr. A. Pagen Stecher,
Herrn Dr. Schmitt, Herrn Dr. Dreyer und Anderen.
Eine sehr werthvolle Schenkung von meist hygienischen Büchern
und Schriften erhielten wir durch die Erben unseres verstorbenen Vor-
standsmitgliedes Herrn Dr. Weidenbusch, welche in der hierdurch
nüthig gewordenen neuen Abtheilung VIII des Bibliotheks-Kataloges für
Hygiene, Wohnungs-Hygiene und Desinfectionslehre aufgeführt sind und
uns veranlasst auch an dieser Stelle unseren besonderen Dank aus-
zusprechen.
— 208 —
Durch Ankauf sind in den letzten 3 Jahren viele und zum Theil
auch grössere und werthvolle Werke, namentlich in der Abtheilung für
Zoologie, erworben worden.
Laut dem im V. Nachtrage zum Bibliotheks-Kataloge veröffentlichten
Verzeichnisse der Tauschverbindungen waren es deren 288, hinzu kommen
als neue Tauschverbindungen :
1. Der naturwissenschaftliche Verein der Provinz Posen. (Die
botanische Abtheilung).
2. Die Kaiserliche Japanische Universität in Tokio.
3. Museum d'histoire naturelle zu Paris.
4. Der naturwissenschaftliche Verein in Düsseldorf.
5. Der naturwissenschaftliche Verein in Trencsen in Ungarn und
6. Stavanger, Museum,
wodurch sich unsere Tauschverbindungen auf 294 erhöhen.
Alle in dem VI. Nachtrage aufgeführten Schriften, Bücher etc.
sind auch bereits im Inventar der Bibliothek eingetragen sowie in die
letztere selbst eingeordnet worden, natürlich so gut es eben bei dem
beschränkten Raum gehen konnte, doch wird hierdurch vorerst eine
Störung bei der Benutzung, wozu wir unsere Mitglieder ergebenst ein-
laden, noch nicht eintreten.
Wiesbaden, den 27. Juli 1895.
Aus?. Röme r.
I. Zeitschriften toü Academien, Staatsstellen, Gesell-
schaften, Instituten etc.
(Ein vorgesetztes * bezeichnet neue Tauschverbindungen.)
Aarau. naturforschende Gesellschaft.
Mittheilungen. Heft VI. 1892. 8°.
Altenburg, naturforschende Gesellschaft.
Mittheilungen aus dem Osterlande. Neue Folge, V. Band.
(Festschrift.) 1892.
Verzeichniss der Mitglieder der naturforschenden Gesellschaft.
VI. Band. 1894. 8°.
Amiens. Societe Linneenne du Nord de la France.
Memoires, Tome VIII. 1889 — 1891. 8°.
Bulletin, Tome XL 1892-1893. 8°.
Amsterdam, Koninklyke Akademie van wetenshappen.
Verhandelingen, Deel XXIX. 1892. Deel I, No. 1 — 10.
1892 — 1893. Deel II, No. 1 — 8. 1893 — 1894. Deel III,
No. 1 — 14. 1894. 8°.
— — , Jaarhoek.
Jahrgang 1891 — 1893. 8°.
— — , Verslagen der Zittingen van de Wis-en Naturkundige
Affdelling d. K. Akademie van Wettenschappen van 25. Juni
1892 — 28. April 1893. Van 27. Mai 1893 — 21. April
1894. 8°.
— — , Koninklyke naturkundige Vereeniging in Neder-
landisch In die.
Naturkundige Tijdschrift vor Nederlandisch Indie. Batavia und
S'Gravenhage. Deel LI— LIII. 1892-1893. 8°.
Annaberg-Buchholz, Verein für Naturkunde.
Jahresbericht IX. 1888—1893. 8°.
Augsburg, naturhistorischer Verein.
Berichte, XXXI. 1894. 8°.
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 4-5. 14
— 210 —
Baltimore, Johns Hopkins Univers ity.
Studies from the biologicae Laboratory. Vol. V. No. 2, 3, 4.
1893. 8°.
Circulars. Vol. IX— XIV. 1890—1895. 4°.
Bamberg, naturforschende Gesellschaft.
Berichte, XVI. 1893. 8°.
— — , Gewerbeverein.
Wochenschrift, Jahrgang, einundvierzigster für 1892. 8°.
Basel, naturforschende Gesellschaft.
Verhandlungen. IX. Band, 3 (Schlussheft). 1893. X. Band,
1. Heft 1892. 2. Heft 1894. 3. Heft 1895. 8°.
Berlin, botanischer Verein für die Provinz Brandenburg.
Verhandlungen. Jahrgang XXXIII— XXXVI. 1891 — 1894. 8°.
— — , Deutsche geologische Gesellschaft,
Zeitschrift. Band XLIII. Heft 4. Band XLIV, XLV, XLVI.
1.-3. Heft. 1891 — 1894. 8°.
— — , Entomologischer Verein.
Berliner entoinologische Zeitschrift, Band XXXVII. 1892.
Band XXXVIII 1893. XXXIX 1894. Band XL. 1 Heft.
1895.
Deutsche entomologische Zeitschrift, herausgegeben in Ver-
bindung mit Dr. Kraatz und der Gesellschaft »Iris« in
Dresden. Jahrgang 1892, 1893, 1894 und 1895. I Heft.
— — , Entomologische Nachrichten.
Jahrgang XIX. 1893. XX. 1894. XXI. Heft I— VII.
1895. 8°.
— — , landwirtschaftliche Jahrbücher.
Band XX. Ergänzungsband III. 1891. Band XXI. Heft
4—6. Ergänzungsband I, II. 1892. Band XXII. Heft
1-6. Ergänzungsband 1— III. 1893. Band XXIII. Heft
1 — 6. Ergänzungsband I— IV. 1894. Band XXIV. Heft
1, 2, 3. 1895. Ergänzungsband I. 1895.
— — , K. preussische geologische Landes -Anstalt und
Bergakademie.
Jahrbücher für das Jahr 1890, 1891, 1892 und 1893. Band
XI— XIV. 8°.
— 211 —
Bern, natur forsch ende Gesellschaft.
Mittheilungen aus den Jahren 1891, No. 1265 — 1278. 1892,
No. 1279—1304. 1893, No. 1305—1334.
— — , schweizerische naturforschende Gesellschaft.
Verhandlungen der LXXIV. Jahresversammlung am 19. und
20. August 1891 zu Freiburg. 8°. Verhandlungen der
LXXV. Jahresversammlung am 5. — 7. September zu Basel
1892. 8°. Verhandlungen der LXXVI. Jahresversammlung am
4. — 6. September zu Lausanne 1893. 8°.
— — , schweizerische entomologische Gesellschaft.
Mittheilungen. Vol. VIII. Heft No. 9 und 10. 1892. Vol.
IX. Heft 1 — 4. 1893/94. 8°.
Bist ritz. Gewerbeschule.
Jahresberichte XVII für 1890/91. XVIII für 1892/93. XIX
für 1893/94. 8°.
Bologna. Academia delle scienze dell'Istituto.
Memorie, Serie V. Tomo I. Tomo IL 1891. 4°.
Bonn, naturhistorischer Verein der preussischen Rheinlande.
Verhandlungen, Jahrgang XLV1II. 2. Hälfte 1891. Jahrgang
XLXIX 1892. Jahrgang L. 1893. Jahrgang LI. 1. Hälfte
1894. 8°.
Bordeaux, Societe Linneenne.
Actes. Tom. XLIII. 1889. Tom. XLIV. 1890. 8°.
Boston, Society of Natural History.
Proceedings. XXV. Par. III und IV. 1892.
Memoires. Vol. IV. Vol. 10 u. 11. 1892 u. 1893. 8°.
— — , American Acaderay o f A r t s and Sciences.
Proceedings. Vol. XXVI, XXVII und XXVIII. 1891 — 93. 8°.
Braunschweig. Verein für Naturwissenschaften.
Jahresbericht VII. 1889/90 und 1890/91.
Bregenz, Vorarlberger Muse ums verein.
Jahresberichte XXX. XXXI. XXXII. 1891—93. 8°.
Bremen, naturwissenschaftlicher Verein.
Abhandlungen, XII. Band. 2. u. 3. Heft 1893. XIII. Band.
1. Heft 1894. 2. Heft 1895. 8°.
Beiträge zur nordwestdeutschen Volks- und Landeskunde, heraus-
gegeben vom naturwissenschaftlichen Verein. Heft 1.
Abhandlungen. XV. Band. 1. Heft. 1895.
14*
. 212
Breslau, seh lesische Gesellschaft für vaterländische Kultur.
Jahresbericht LXXIX und Ergänzungsheft I dazu. 1891/92.
Jahresbericht LXX und Ergänzungsheft II dazu. 1892.
Jahresbericht LXXI. 1893. 8°.
— — , Verein für schlesische Insektenkunde.
Zeitschrift. Neue Folge. Heft 17 — 19. 1892-1894. 8°.
Gerhard, J. Verzeichniss der Käfer Schlesiens. 2. Auflage.
1892. 8°.
Brunn. Kaiser 1. König 1. mährisch- schlesische Gesellschaft
zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur -
und Landeskunde.
Jahrgang LXXII 1892, LXXIII 1893 und LXXIY 1894. 4°.
— — , natu r forschender Verein.
Abhandlungen. Band XXX. 1890. Band XXXI. 1892.
Band XXXII. 1893. 8°.
Berichte der meteorologischen Commission des naturforschenden
Vereins über die Ergebnisse der Beobachtungen in den
Jahren 1890 (X), 1891 (XI), 1892 (XII). 8°.
Brüssel, Academie royale des sciences, des lettres et des
beaux arts de Belgique.
Bulletins, Tome XII— XIV. Serie III. 61me — 62me Annee.
1891 u. 1892. 8°.
Annuaire, Annees LVIII et LIX. 1892 u. 1893. 8°.
— — , Societe entomologique de Belgique.
Annales, Tom. XXXIV. 1890. XXXV. 1891. XXXVII.
1893. 8°.
Kerremans, Ch. Catalogue synonymique de Buprestides
decrits 1758 — 1890. 8°.
Brenske, E. Die Melolonthiden der polararct. Region im
K. Museum zu Brüssel. 8°.
— — , Societe royale de botanique de Belgique.
Bulletins, Tome XXX— XXXII. 1892 — 1894. 8°.
— — , Societe malacologique de Belgique.
Annales, Tome XXV 1890. XXVI 1891.
Proces-verbeaux des seances, Tome XX und XXI. 1891 und
1892. 8°.
Bucarest, Institut meteorologiqu e de Roumanie.
Annales, Tom. VI. 1890. Tom. VII. 1891. Tom. VIII.
1892. 4°.
— 213 —
Budapest, Königlich ungarische geologische Gesellschaft.
Földtani Közlony. Band XXII. 1892. Band XXIII. 1893.
Band XXIV. 1894. Band XXV. Heft 1 — 3. 1895.
— — , Königlich ungarische naturwissenschaftliche Ge-
sellschaft.
Mathematische und naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn.
Band VIII. 1891. Band IX. 1892. 8°.
Duday, Jenö. A. Magyar Allattani Irodalom. 1893. 8°.
Pungur, G yula. A. Magyarorszägi Tücsökfelek Termeszet-
rajza. (Hist. natur. des Gryllides de Hongrie) 1891. 4°.
Cambridge, Museum of comparative zoology.
Vol. XVI. Xo. 11 — 14. Vol. XVII. Xo. 1 — 7. 8°.
— — , Annual Report.
Vol. 1891 — 1892. 1892 — 1893. 1893 — 1894. 8°.
Cassel, Verein für X a t u r k u n d e.
Berichte, XXXVIII über das Vereinsjahr 1891/92. XXXIX
über die Vereinsjahre 1892 — 94. 8°.
Catania, Academia Gioenia di scienze naturali.
Atti, Serie quarta. Tomo III. 1890—91. Tomo IV. 1891 — 92.
Tomo V. 1891 — 1892. Tomo VI. 1893. Tomo VII.
1894. 8°.
Bulletino Mensile, Nuova Serie. Fase. XXVI — XXXVIII.
1893-1894. 8°.
Chemnitz, naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Bericht XII vom 1. Juli 1889 — 30. Juni 1892. 8°.
Cherbourg, Societe nationale des sciences naturelles.
Memoires, Tom. XXVII. 1891. Tom. XXVIII. 1892. 8°.
Christiania, Kong. Norske Universität.
Kjerulf, Th. Beskrivelse af en raekke Norske Bergarter.
1892. 4°.
, N. Xordhavs-Expedition 1876—1878.
Heft XXI. 1892. Heft XXII. 1893. Folio.
— — , Norwegische Cominission der europäischen Grat-
messung.
Vandstandsobservationer, Heft V, 1886 — 1889. 4°.
Schiötz, E. 0. Resultate der im Sommer 1893 in dem nörd-
lichsten Theil Norwegens ausgeführten Pendelbeobachtungen.
1894. 4°.
— 214 —
Chur. naturforschende Gesellschaft Graubündens.
Jahrgang XXXV. 1890/91. XXXYI. 1891/92. XXXVII.
1892/93. 8°.
Cördoba. Academia nacional de ciencias de la Repüblica
Argentina.
Tom. XI— XIV. 1890—94. 8°.
Danzig. naturforschende Gesellschaft.
Schriften, Band VIII. Heft 1 — 3 und 4. 1892—1894. 4°.
Festschrift zur Feier des 150jährigen Bestehens der natur-
forschenden Gesellschaft am 2. Januar 1893. 4°.
Darmstadt, Verein für Erdkunde.
Notizblatt, IV. Folge, XII.— XV. Heft. 1891 — 1894. 8°.
Davenport. Academy of Natural Sciences.
Proceeclings, Vol. V. Part. II. 8°.
Donaueschingen, Verein für Gescb ichte und Naturgeschichte
der Baar und der angrenzenden Land estheile.
Heft VIII. 1893. 8°.
Dorpat, natur forschende Gesellschaft.
Sitzungsberichte. IX. Band. 3. Heft. 1892. X. Band. 1.
und 2. Heft 1892 und 1893.
Meteorologische Beobachtungen in Dorpat im Jahre 1891 und
1892. (Band VI H. 1 u. 2.) 1892.
— — . K. 1 irländische gemeinnützige und ökonomische
Societät.
Bericht über die Ergebnisse der Beobachtungen an den Regen-
stationen für die Jahre 1889, 1890 und 1891. 4°.
K e e n e 1 , J. v Die Verwandtschaftsverhältnisse der Arthropoden.
(Schriften der Universität Dorpat, Band VI.) 1891 4°.
Dresden, Gesellschaft für Natur- und Heilkunde.
Jahresberichte, 1891 — 1892. 1893—1894. 8°.
— — , naturwissenschaftliche Gesellschaft »Isis».
Sitzungsberichte. Jahrgang 1892, 1893 und 1894. 8°.
Dürkheim, naturwissenschaftlicher Verein »Pollichia«.
Jahresberichte. XLIX— L. No. 5 und 6. 1892. LI. No. 6.
1893. 8°.
Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des natur-
wissenschaftlichen Vereins »Pollichia».
— 215 —
Mehlis, C. Der Drachenfels bei Dürkheim a. d. Hardt mit
einem Plane des Drachenfels. 8°.
* Düsseldorf, naturwissenschaftlicher Verein.
Mittheilungen, IL Heft. 1892. 8°.
Emden, natur forschende Gesellschaft.
Jahresbericht LXXVI. 1890/91. LXXYII. 1891/92. LXXVIII.
1892/93. 8°.
Erfurt, Königl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
Jahrbücher. Neue Folge. Heft XVIII. 1892. Heft XIX.
1893. Heft XX. 1894. 8°.
Erlangen, Physikalis ch- m edi ein i sehe Societät.
Sitzungsberichte. Heft 23. 1891. Heft 24. 1892. Heft 25.
1893. 8°.
Florenz, Societä entomologica Italiana.
Bulletino, Anno ventitraesimo. Trimestri III e IV. 1891.
Anno ventiquattresimo. Trimestri I — IV. 1892. Anno
venticinquesimo Trimestri I — IV. 1893. Anno ventiseesimo
Trimestri I— III. 1894. Statuto 1894.
Bulletino Bibliografico Anno XXVI. 1894. 8°.
Resoconti di Adunanze Anno XXVI. 1894. 8°.
Frankfurt a. M., Senken bergische naturforschende Ge-
sellschaft.
Abhandlungen, Band XVII und XVIII. 1891 — 94. 4°.
S a a 1 m ü 1 1 e r , M. Lepidopteren von Madagascar (neue und
wenig bekannte Arten aus der Sammlung der Senken-
bergischen naturforschenden Gesellschaft unter Berück-
sichtigung der gesammten Lepidopteren-Fauna Madagascars.)
1. Abtheilung mit 7 chromolithographirten Tafeln. Aus-
gegeben im Mai 1884. Angefangen vom Verfasser und nach
dessen Tode abgeschlossen von L. v. Hey den. 4°.
Hey den, L. v. 2. Abtheilung mit 8 chromolithographirten
Tafeln und einem Porträt. Ausgegeben im März 1891. 4°.
Berichte, Jahrgang 1892.. 8°.
Boettger, 0. Katalog der Batrachier-Sammlung im Museum
der Seukenbergischen naturforschenden Gesellschaft. Abge-
schlossen Mitte August 1892. 8°.
Berichte, Jahrgang 1893. 8°.
— 216 —
Boettger, 0. Katalog der Reptilien-Sammlung im Museum der
Senkenbergisehen naturforschenden Gesellschaft. Abge-
schlossen im August 1894..
Berichte, Jahrgang 1894. 8°.
Rein ach, A. v. Resultate von Bohrungen in den Jahren
1891 — 1893, nebst einem Anhang die Foraminiferen-Fauna
von Frankfurt von A. Andrae. 1894. 8°.
Frankfurt a. M., Physikalischer Verein.
Jahresberichte, 1890—1891, 1891 — 1892, 1892 — 1893. 8°.
— — , Neue zoologische Gesellschaft.
Der zoologische Garten, Jahrgang XXXIV— XXXYI. 1893 bis
1895. 8°.
Frankfurt a. d. Oder, naturwissenschaftlicher Verein.
Abhandlungen und monatliche Mittheilungen. (Helios, Organ
des Vereins.)
Jahrgang X— XII. 1892 — 1894. 8°.
Societatum Litterae.
Verzeichniss der in den Publikationen der Aademien und Vereine
aller Länder erscheinenden Einzelarbeiten auf dem Gebiete
der Naturwissenschaften. Begründet von Professor Dr.
E. Huth. Herausgegeben von M. Klittke.
Jahrgang I— IX. 1887 — 1895. 8°.
Frauenfeld, Thurgauische naturforschende Gesellschaft.
Mittheilungen, 10. und 11. Heft. 1892—1894. 8°.
Freiburg i. B., naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Berichte, Band VI. Heft 1 — 4. 1892. Band VII. Heft 1
und 2. 1893. Band VIII. 1894. 8°.
Geisenheim. Königliche Lehranstalt für Obst- und Weinbau.
Bericht für das Etatsjahr 1893/94. 8°.
Gera, Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften.
Jahresbericht XXXII— XXXV. 1889 — 1892. 8°.
Giessen. ob er hessische Gesellschaft für Natur- und Heil-
k u n d e.
Berichte, XXVIII. 1892. XXIX. 1893. 8°.
Görlitz, ob erlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften.
Neues Lausitzisches Magazin. Band LXVIII. 1892. LXIX.
1893. LXX. 1894. 8°.
— 217
Görlitz, naturforschen de Gesellschaft.
Abhandlungen, Band XX. 1893. 8°.
Göttingen, Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.
Gelehrte Anzeigen. Jahrgang 1891. 8°.
— — , Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und Georg
August Universität.
Nachrichten vom Jahre 1891, 1892, 1893, 1894, 1895.
Heft No. 1.
Geschäftliche Mittheilungen vom Jahre 1894. No. 1.
Gothenburg, Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.
Handlingar, Heft XXVI— XXIX. 1891 — 1894. 8°.
Graz, naturwissenschaftlicher Verein.
Mittheilungen. Jahrgang 1891—1894.
Der ganzen Reihe Heft 28—31. 8°.
— — , Verein der Aerzte.
Mittheilungen, Vereinsjahr XXVIII— XXXI. 1891 — 94.
Greifswald, naturwissenschaftlicher Verein für Neu-Vor-
pommern in Rügen.
Mittheilungen, Jahrgang XXIV— XXVI. 1892—1894. 8°.
Halifax, Nova Scotian Institute of natural science.
Proceedings, Session of 1890 — 91. Vol. I. Part, I. Session
of 1891 — 92. Vol. I. Part, II. Session of 1892 — 93.
Vol. 1. Part, III. 8°.
Halle a. S., naturwissenschaftlicher Arerein für Sachsen
und Thüringen.
Zeitschrift für Naturwissenschaften. Fünfte Folge. Band III.
Heft 1 — 6. (Der ganzen Reihe LXV. Band.) Band IV.
Heft 1 — 6. (Der ganzen Reihe LXVI. Band.) Band V.
Heft 1 — 5. (Der ganzen Reihe LXVII. Band.) 1892 bis
1895. 8°.
— — , Verein für Erdkunde.
Mittheilungen, Jahrgang 1892 — 1894. 8°.
— — , Leopoldina, amtliches Organ der Kaiserlichen
Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie
der Naturforscher.
Heft XXIX. 1893. Heft XXX. 1894. 4°.
"^••-%^
— 218 —
Hamburg, naturwissenschaftlicher Verein.
Abhandlungen.
Die seit dem Jahre 1881 unterbrochenen Verhandlungen werden
nunmehr wieder aufgenommen als III. Folge I. 1893. Folge
II. 1894.
— — , Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung.
Verhandlungen, Band VIII. 1891 — 1893. 8°.
— — , natur historisches Museum.
Mittheilungen aus dem naturhistorischen Museum. Jahrgang
X— XI. 1892 — 1893. 8°.
Hanau, wette rauische Gesellschaft für die gesammte
Naturkunde.
Jahresbericht, 1. April 1889 bis 30. November 1892. 8°.
Hannover, naturhistorische Gesellschaft.
Jahresberichte, XL und XLI. 1889 und 1890. XLII und
XLIII. 1891 und 1892. 8°.
Harlem, Societe hollandai'se des sciences exactes naturelles.
Archives neerlandaises des sciences exactes et naturelles. Tome
XXV. Livraison 5. 1892. Tome XXVI. 1893. Tome
XXVIII. 1894 und 1895. Tome XXIX. Livraison 1.
1895. 8°.
— — , Teyler, Genootshap.
Musee Teyler. Archives. Serie IL Septieme partie 1892.
Volume IV. Premiere Livraison. 1893. Deuxieme partie
1894. 4°.
Heidelberg, naturhistorisch-medicinischer Verein.
Verhandlungen. Neue Folge. Band IV. Heft 5. 1892.
Band V. Heft 1, 2 und 3. 1893 und 1894. 8°.
Helsingfors, Societas seien tarium Fennica.
Fohrhandlingar XXXIII. 1890 — 1891. XXXIV. 1891 — 1892.
XXXV. 1892 — 1893. 8°.
Kännedom af Finlands Natur och Folk. Bidrag. Heft 51 — 53.
1892—1893. 8°.
Acta societatis pro Fauna et Flora Fennica. Vol. IX. 1893 — 94.
Vol. X. 1894. 8°.
Meddelanden af Societas pro Fauna et Flora Fennica. Haftet 20.
1894. 8°.
— 219 —
Observation Meteorologiques fait ä Helsingfors. Vol. premiere,
premiere Livraison 1882. Vol. deuxieme, premiere Li vraison
1883. Vol. troisieme, quatrieme et cinquieme, premiere
Livraison 1884, 1885 et 1886. Vol. neuvieme, premiere
Livraison 1890. Vol. dixieme, premiere Livraison 1891. 4°.
Helsingfors, Finlands geologiska Undersökning.
Beskriefning tili Kartbladet. No. 16 und 17 nebst 2 Karten.
1890. No. 18. 1890. No. 19 und 20. 1891. No. 21.
1892. No. 22 nebst 2 Karten. 1892. No. 23 und 24.
1893. No. 25 nebst einer Karte. 1894. No. 26. 1894. 8°.
Hermannstadt, sieben bürgisch er Verein für Naturwissen-
schaften.
Verhandlungen, Jahrgang XLII 1892 und XLIII 1893. 8°.
Jassy, Societe des Me de eins et naturalistes.
Bulletin, sixieme annee Vol. VI. No. 3 — 6. 1892. septieme-
huitieme annee. Vol. VII et VIII. 1893—1894. 4°.
Innsbruck. Ferdinande um für Tyrol und Vorarlberg.
Zeitschrift, Heft 36 — 38. 1892 und 1893. 8°.
— — , naturwissenschaftlich -medicinischer Verein.
Berichte, Jahrgang XX— XXI. 1892 und 1893. 8°.
Kiel, naturwissenschaftlicher Verein für Schleswig-Hol-
stein.
Schriften, Band IX. Heft 2. 1892. Band X. 1893. 8°.
Kiew, Gesellschaft der Naturforscher.
Tomb. XII. Heft 1 und 2. 1892. 8°.
Klausenburg. Siebenbürgischer Museums -Verein.
Orvos-Termeszettudomanye Ertosidö.
I. Orvosi Szak. Erfolyam XVII. Heft II und III. 1892.
IL Termeszettudomanye Szak. Erfolyam XVII. Heft III.
1893,
I. Orvosi Szak. Erfolyam XVIII. Heft I— III. 1893. Erfolyam
XIX. Heft I— III. 1894. 8°.
Klagenfurt, naturhistorisches Landesmuseum für Kärnthen.
Jahresbericht für 1891. Jahrbuch, Heft XXII. Jahrgang
XXXIX und LX. 1893. 8°.
Seeland, F. Diagramme der meteorologischen Beobachtungen,
Witterungsjahr 1892 und 1893. 4°.
— 220 —
Königsberg i. Pr., Königliche physikalisch-ökonomische Ge-
sellschaft.
Schriften, Jahrgang XXXII— XXXIV. 1891 — 1893.
Jentzsch, A. Führer durch die geologischen Sammlungen
des Provinzialmuseums der physikalisch-ökonomischen Gesell-
schaft zu Königsberg. Mit 75 Textabbildungen und 2 Ta-
bellen. 1892. 8°.
Kopenhagen, Kgl. Dänske Videnscabernes Selskabs.
0 versigt i Aaret. 1891. No. 3. 1892. 1893. 1894. No.
1 u. 2. 8°.
Forteynelese over de af'd. Kgl. Danske Videnscabernes Selskabs
I Tidstrumment 1742—1891.
— — , naturhistoriske F o r e n i n g.
Videnskabelige Meddelelser.
Aaret 1892—1894. 8°.
Krakau, K. K. Akademie der Wissenschaften.
Matematyczno-przyrodniczego. Rozprawy.
Serya II. Tom. IX, X u. XI. 1893 u. 1894.
Teichmann, L. Xaczynia Limfactyczne W. Stoniowacinie.
(Elephantiasis Arabrum.) Text und Atlas. Folio. 1892.
Pamietnik. Tom. osiemnastego Zeszyt IL 1892. 4°.
Anzeiger der Akademie der Wissenschaften. 1892 — 1895. 8°.
Lausanne, Societe Vaudoise des seien ces naturelles.
Bulletin, XXVIII. Xo. 106 — 109. 1892. XXIX. No.
110—113. 1893. XXX. Xo. 114 u. 115. 1894. 8°.
Leipzig, Königlich sächsische Gesellschaft der Wissen-
schaften.
Abhandlungen, Band XVIII, Xo. 5 — 8. 1892. Band XIX.
1893. Band XX Xo. 1 — 4. 1893. Band XXI Xo. 1—6.
1894 und 1895. 4°.
Berichte, 1892, 1893 und 1894. I— III. 8°.
— — , natu r forsch ende Gesellschaft.
Sitzungsberichte, Jahrgang XVII und XVIII. 1891/92. 8°.
— — , Fürstlich Jablonowski's che Gesellschaft der
Wissen schaffen.
Jahresbericht 1892. 8°.
— — , Verein für Erdkunde.
Mitteilungen. 1891 — 1893. 8°.
— 221 —
Leipzig. Museum für Völkerkunde.
Berichte XVIII— XXI. 1891 — 1893. 8°.
Leutschau, (Iglö) Ungarischer Karpathen -Verein.
Jahrbücher (deutsche Ausgabe), XIX. Jahrgang. 1892. 8°.
Liege, Societe geologique de Belgique.
Annales, Tome XVIII— XX. 1892 — 1893. 8°.
Linz, Museum Francis c o-Ca rolinum.
Berichte L — LH, nebst den Beiträgen XLIV — XLVI zur Landes-
kunde von Oesterreich ob d. Enns. 1892—1893. 8°.
— — , Verein für Naturkunde in Oesterreich ob der
E n n s.
Berichte, XXI— XXIII. 1892 — 1894. 8°.
London, Geological society.
Quarterly Journal. Vol. XLVII Part. 2—4. Xo. 190—192.
1892. Vol. XLIX Part, 1—4. Xo. 193 — 196. 1893.
Vol. L. Part, 1 — 4. Xo. 197 — 200. 1894. Vol. LI.
Part. 1 — 2. Xo. 201 u. 202. 1894.
Geological Literature addet to the Geological society Half-
Year ende Dec. 1894.
List of the geological society 1887—1894. 8°.
— — , Entomological society.
Transaction for the Year 1894. 8°.
Lund, Acta Universita tis Lundensis.
Universitetes Ärsskrift, Tom. XXVII— XXX. 1889/90 bis
1893/94. 4°.
Lübeck, Vorsteherschaft der Naturalien Sammlung.
Jahresbericht für 1891. 8°.
— — , Geographische Gesellschaft und naturhistorisches
Museum.
Mittheilungen, II. Reihe, Heft 3, 4, 5 und 6, 7 und 8. 1891
bis 1895. 8°.
Lüneburg, naturwissenschaftlicher Verein für das Fürsten-
thum Lüneburg.
Jahreshefte, XII. 1890—1892. 8°.
Luxemburg, Institut Royal Grand-Ducal, Sectio n des
sciences naturelles et mathematiques.
Publications, Tom. XXII. 1893. 8°.
— 222 —
Luxemburg, Verein Luxemburger Naturfreunde »Fauna«.
Mittheilungen aus den Vereinssitzungen. Jahrgang 1893 und
1894 nebst Register. 8°.
Lyon, Societe d'agriculture d'histoire naturelle et des
arts utiles.
Annales Sixieme Serie. Tom. II — V. 1889 1892. 8°.
Madison, Wiskonsin Academy of Sciences, Arts and
Letters.
Transactions, Vol. VIII— IX. 1888—1893. 8°.
Magdeburg, naturwissenschaftlicher Verein.
Jahresbericht und Abhandlungen. 1891 — 1894.
Festschrift zur Feier des 25jährigen Stiftungstages des Vereins.
1894. 8°.
Mailand, R. Instituto Lombardo di scienze et lettere.
Memoire, Vol. XVI — XVII. Serie III fasc. III. 1891.
Vol. XVII— XVIII. Serie fasc. I und IL 1892. 4°.
Rendiconti, Serie IL Vol. XXXIII— XXXV. 1890—92. 8°.
— — , Societa Italiana di scienze naturali.
Atti, Serie IL Vol. XXXIII— XXXIV. 1890—1894. 4°.
Mannheim, Verein für Naturkunde.
Jahresbericht für die Jahre LVI— LX. 1888—1893. 8°.
Manchester, Litterary and philosophical Society.
Memoires, Fourth Series. Vol. V, VI, VII, VIII, IX. No. 1
und 2. 1892—1895. 8°.
Marburg, Gesellschaft zur Beförderung der gesammten
Naturwissenschaften.
Schriften, Band XII. 4. und 5. Abhandlung. 1891 bis
1892. 4°.
Sitzungsberichte, Jahrgang 1891 — 1893. 8°.
Menden, (Conn.) Scientific Association.
Annual Adress, 1892 und 1893,
Modena, Societa dei naturalisti.
Atti, Serie III. Vol. XI u. XII. 1892 — 1894. 8°.
Montpellier, Academie des sciences et lettres.
Memoires de la section de medecine. Tome VI. No. 2 und
No. 3. 1892—1894. 4°.
Moskau, Societe Imperial des N aturalistes.
Bulletin, Annee 1892, 1893 und 1894. 8°.
— 223 —
München, Königliche Akademie der Wissenschaften,
mathematisch -physikalische Klasse.
Abhandlungen. Band XVII. Abtheilung III. 1892. 4°.
Seeliger, H. Ueber allgemeine Probleme der Mechanik
des Himmels, Rede zur Feier des 133. Stiftungsfestes am
28. März 1892. 4°. Band LVIIL Abtheilung I. 1893.
G-oebel, K. Gedächtnissrede auf K. von Nägeli, gehalten
am 21. März 1893. Band XVIII, Abtheilung II. 1893.
Rü ding er, X. Ueber die Wege und Ziele der Hirn-
forschung. Festrede, gehalten in der öffentlichen Sitzung d.
K. b. Akademie der Wissenschaften am 21. Xovember 1893.
Band XVIII, Abtheilung III.
Sohncke, L. Ueber die Bedeutung wissenschaftlicher Ballon-
fahrten. Festrede, gehalten in der öffentlichen Sitzung cl.
K. b. Akademie der Wissenschaften am 15. November
1894. 4°.
Sitzungsberichte. Jahrgang 1892 — 1894. 8°.
— — , Gesellschaft für Morphologie und Physiologie.
Sitzungsberichte. VII— IX. Heft. 1891 — 1893. 8°.
— — , Entomologischer Verein.
Mittheilungen, Jahrgang I— V. 1851 — 1855.
Münster, westphälischer Prov in zial -Verein für Kunst und
Wissenschaft.
Jahresbericht pro 1891 und 1892. 8°.
Nancy, Societe des seien ces.
Bulletin, Serie II. Tome XI fasc. XXV. 1891. Tome XII
fasc. XXVI und XXVII. 1891 — 1892. 8°.
Neubrandenburg, Verein der Naturgeschichte in Mecklen-
burg.
Archiv, Jahrgang XLV— XLVIII. 1891 — 1895. 8°.
Neuchätel, Societe des seien ces.
Bulletin, Tome XVII— XX. 1889—1892. 8°.
New-Haven, American Journal of Science and Arts.
Vol. XLIII, No. 255—258. 1892. Vol. XLIV, No. 259—264.
1892. Vol. XLV, No. 265—270. 1893. Vol. XLVI,
No. 271 — 276. 1893. Vol. XLVII, No. 277—282. 1894.'
Vol. XLVIII, No. 283—288. 1894. Vol. XLIX, No.
289—293. 1895. 8°.
— 224 —
New-Haven. Connecticut Academy of Arts and Sciences.
Transactions, Vol. VII, Part. 2. 1888. Vol. VIII, Part. 1 u.
2. 1890—1892. Vol. IX, Part. 1. 1893. 8°.
New -York. Academy of Sciences.
Lyceum of Natural History.
Annais, Vol. VI, No. 1 — 6. 1891 — 93. Vol. VII, No. 1 — 5.
Vol. VIII, No. 1 — 3. 1893. 8°.
— — , Microscopial Society.
Journal, Vol. VIII, No. 3 und 4. 1892. Vol. IX, No. 1—4.
1893. Vol. X, No. 1 — 4. 1894. Vol. XI, No. 1 und 2.
1895. 8°.
— — , Geographical Society.
Bulletin. Vol. XXIV, No. 1 — 4 und 4 Part. 2. 1892. Vol.
XXV, No. 1 — 4 und 4 Part. 2. 1893. Vol. XXVI,
No. 1—4 und 4 Part. 2. 1894. Vol. XXVII, No. 1.
1895. 8°.
— — , American Museum of Natural History.
Annual Report 1891, 1892 und 1893. 8°.
Bulletin, Vol. IV. 1892. Vol. V. 1893. 8°.
— — , Academy of Medicine.
Transaction. Second Series. Vol. IX. 1893. Vol. X.
1894. 8°.
Nürnberg, naturhistorische Gesellschaft.
Jahresbericht für 1891. Jubiläumsschrift zur Feier des 90-
jährigen Bestehens der naturhistorischen Gesellschaft, nebst
Abhandlungen, Band IX. 8°.
Jahresbericht für 1892 nebst Abhandlungen, Band X. Heft 1.
Jahresbericht für 1893 nebst Abhandlungen, Band X. Heft 2.
— — , germanisches National-Museum.
Anzeiger, Jahrgang 1892, 1893 und 1894.
Mittheilungen aus dem germanischen National-Museum, Jahr-
gang 1892, 1893 und 1894.
Katalog der im germanischen National-Museum vorhandenen
Holzstöcke aus dem XV. — XVIII. Jahrhundert. I. und II.
Theil. 1892 und 1893. 8°.
Katalog der im germanischen National-Museum befindlichen
Gemälde. 3. Auflage. 1893. 8°.
— 225 —
Odessa, Neurussische n a t u r f o r s c h e n d e Gesellschaft.
Tome XVII— XVIII. 1892—1894. Tome XIX, Heft I und IL
1894—1895. 8°.
Offenbach, Verein für Naturkunde.
Berichte, XXIX, XXX, XXXI und XXXII für die Vereins-
jahre 1887 — 1891. 8°.
Osnabrück, naturwissenschaftlicher Verein.
Jahresbericht IX für die Jahre 1891 und 1892. 8°.
Padova, Societä Veneto-Trentina di science natural i.
Bulletino, Tome V. No. 2. No. 3. Xo. 4. 1891 — 1894.
Tome VI. No. 1. 1895. 8°.
Palermo, Reale Academia di science, lettere e belle arti.
Atti. Anno IX. No. 1 — 3. 1892. 4°.
Paris, Societe zoologique de France.
Bulletin, pour l'annee 1892. Vol. XVII 4e partie. 1893.
Vol. XVIII. No. 1 — 6. Vol. XIX. No. 1 — 9 et dernier.
Extrait des Memoires de la Societe zoologique de France pour
l'annee 1894.
Jan et, Charles. Etudes sur les Fourmis (4e Note). Pelodera
des Glandes Pharyngiennes de Formica rufa L. 8°.
, Fourmis (7e Note) sur l'Anatomie du Petiole de Myr-
mica rubra L. 8°.
, Fourmis (5e Note) sur la morphologie du squelette post-
thoraciques chez les Myrmicides, Myrmica rubra L. Q.
— — Sur les nids de la Vespa crabro L. 8°.
— — Sur le Systeme glanduläres des Fourmis. 8°.
Sur le Nerfs de l'antenne et les Organes chordotonaux
chez les Fourmis. 8°.
— - Transformation artihcielle en Gypse du Calcaire friable
de fossiles des Sables de Bracheux. 8°.
— — , Museum d'histoire naturelle.
Bulletin, Annee 1895. No. 1, No. 2 u. No. 3. 8°.
Perugia, Accademia Medico-Chirurgica.
Atti e Rendiconti. Vol. IV, V u. VI. 1892—1894. 8°.
Philadelphia, Academy of Natural Sciences.
Proceedings, Jahrgang 1891 Part. 3. Jahrgang 1892, 1893,
1894, Part. 1. 8°.
Jahrb. d. Nass. Ver. f. Xat. 48. 15
— 226 —
Philadelphia, American philosophical Society.
Proceedings, Vol. XXX. No. 137, 138 u. 139. Vol. XXXI.
No. 140, 141 und 142. Vol. XXXIII. No. 144 und
145. 8°.
— — , Wagner Free Institute of Sciences.
Transaction. Vol. III. Part 2. 1892. 8°.
Pisa, Societä Toscana di seien ze natural i.
Vol. X, XI, XII und XIII. 1889—1894. 8°.
* Porto, Annaes de Seien cias Natura es.
Annais. Volume I. Primeiero anno No. 1. 1894. 8°.
* Posen, naturwissenschaftlicher Verein.
Zeitschrift der botanischen Abtheilung. Jahrgang I. Heft 1
und 2. 1894. Jahrgang IL Heft 1. 1895. 8°.
Prag, Königlich böhmische Gesellschaft der Wissen-
schaften.
Sitzungsberichte, Jahrgang 1892 und 1893. 8°.
Jahresberichte, 1892 und 1893. 8°.
— — , naturhistorischer Verein »Lotos«.
Jahrgang XLI— XLIII. Neue Folge, Band XIII, XIV, XV.
1893 — 1895. 8°.
— — , Verein böhmischer Forstwirthe.
Vereinsschrift für Forst-, Jagd- und Naturkunde. Jahrgang
1892/93. 1893/94 und 1894/95. Heft 1—4. 8°.
— — , Lese- und Redehalle der deutschen Studenten in
Prag.
Jahresberichte, Vereinsjahr 1891 und 1892. 8°.
Pressburg, Verein für Naturkunde.
Verhandlungen, Jahrgang 1887 — 1891. (Neue Folge, 7.
Heft). 8°.
Raleigh, N. C. Elisha Mitchell scientific Society.
Journal for 1891 second. Parti, for 1892. prem. et second
Parti, for 1893 und 1894. 8°.
Regensburg, naturwissenschaftlicher Verein.
Berichte, Heft III. 1890—1891. 8°.
Reichenberg (Böhmen), Verein der Naturfreunde.
Mittheilungen, Jahrgang XXIII— XXV. 1892—1894. 8°.
Riga, naturforschender Verein.
Correspondenzblatt, XXXV— XXXVII. 1892 — 1894. 8°.
227
Rochester, Academy of Science.
Proceedings, Vol. I, Heft 2. 1891. Vol. II, Heft 1 u. 2.
1892—1893. 8°.
Rom, R. Comitato geologica d'Italia.
Bolletino, XXII— XXIV. 1891 — 1893. 8°.
Rotterdam, Societe Batäve de Philosophie experimentale.
Programme, 1892. 8°.
— — , Bataafsch Genootschap.
Xieuwe Verhandelingen, II. Recks. IV. Deel. I Stuk.
1893. 4°.
Salem (Mass.), Essex Institute.
Bulletin, Vol. XXIII. XXIV. XXV. und XXVI. No. 1 — 3.
1892 — 1895. 8°.
St. Louis, Academy of science.
Transaction, Vol. V. Xo. 3 und 4. Vol. VI. Xo. 1 — 17.
1889—94. 8°.
— — , Missouri Botanical Garden.
Third Annual Report. 1892. 8°.
S'Gravenhage. Koninklyk Instituut voor de Taal-Land- en
Volkenkunde van Nederlandsch In die.
Bydragen. 5 Volgr. VII. 3 u. 4. 1892. VIII. 1—4.
1893. IX. 1—4. 1894. X. 1 — 4. 1894. 6 Volgr.
1 u. 2. 1895. 8°.
Kruyt, C. A. Woordenlyst van de Barei-Taal. 1894.
, Xaamlyst der Leden op 1. Juni 1894.
— — , Xederlandsche entomo logische Vereeniging.
Tydschrift voor Entomologie. 35. Deel. Jaargang 1891 bis
1892. 8°.
San Francisco, California Academy of Natural Sciences.
Proceedings, Second Series. Vol. III. Part. 2. 1894. 80.
Occasional Papers.
III. Evolution of the Colors of North American Land. Birds
by Charles A. Keller. 1893. 8°.
IV. Bibliography of the Palaeogoice Crustucea Catalogue of
North American Species by W. Vogdes. 1893.
Santiago, Deutscher wissenschaftlicher Verein.
Verhandlungen, Band II, Heft 4, 5 und 6. 1891 — 93. 8°.
15*
— 228 —
Santiago, Societe scientifique du Chili.
Actes, Tome IL Pre, lPme et IIPme Livraison. 1802 — 1893.
Tome III. Pre, IPme et IIItme Livraison. Tome IV. Pre
Livraison. 1894. 8°.
St. Gallen, naturwissenschaftliche Gesellschaft.
Berichte, 1890/91, 1891/92, 1892/93. 8°.
St. Petersburg, Academie imperiale des sciences.
Bulletin, V. Serie. Tome I, Xo. 1 — 4. Tome IL Xo. 1 u.
No. 2. 1895. 4°.
Xouvelle, Serie IV. Xo. 1 und Xo. 2. 1893 u. 1894.
— — , Societe de Naturalistes.
Travaux, Section de Zoologie et de Physiologie.
Tomb. XXII, Livr. 2 und 3. 1893.
Tomb. XXIII, Livr. 1, 2 und 3. 1894.
Tomb. XXIV. Livr. 1 und 2. 1894. 8°.
Section de Botanique. 8°. Tomb. XXII, XXIII und XXIV.
1892 — 1894.
Comptes rendus. Xo. 1. 1895. 8°.
— — , Horae Societatis Entomologicae Rossicae.
Tome XXVI, XXVII und XXVIII. 1891 — 94. 8°.
— — , Direction des Kaiserlichen botanischen Gartens.
Tom. XI fasc. 2. 1892. XII. Fase. 1 u. 2, 1892 — 93.
XIII. Fasc. 1. 1893. 8°.
— — i Societe Geographique imperiale de Russie.
Tom. XXVII. Heft 6. 1892. 8°.
Sondershausen. Verein zur Beförderung der Landwirth-
scha f t.
Verhandlungen, Jahrgang LI. 1891/92. 8°.
*Stavanger, Museum.
Aarsberetning for 1892.
Stettin, entomologischer Verein.
Entomologische Zeitung. Jahrgang LI, LH, LIII und LIV.
1890-1893. 8".
Stockholm. Kon gl. Swenska Vetenscaps- Akademien.
Handlingar, Band XXII, XXIII, XXIV und XXV. 1886 bis
1892. 4°.
Öfersigt, Förhandlingar. Band XLVI, XLVII, XLVIII, XLIX
u. L. 1889-1893. 8°.
— 229 —
Meteorologiska Jakttagelser i Sverige. Jahrgang 1885 bis
1890. 4°.
Bihang. Band XIV— XIX. 1888—1894. Abtheilungen: I
für Mathematik, Astronomie etc. II für Chemie, Mi-
5
neralogie etc. III für Botanik. IV Zoologie. 8°
Stockholm, Sveriges offentliga Bibliotek. Stockholm. Upsala.
Lund. Göteborg.
Accessions-Katalog, Band I — VIII. 1886—1893. 8°.
Ährling, E. Carl von Linne's Brefvexling. 1885. 8°.
— — , Entomologiska Foreningen.
Entomologisk Tidscrift. Band VIII— XV. 1887 — 1894. 8°.
Stuttgart. Verein für vaterländische Naturkund e.
Jahreshefte XLIX u. L. 1893 — 1894. 8°.
— — , Württembergischer Verein für Handelsgeographie
und Förderung deutscher Interessen im Aus-
land e.
Jahresberichte, XI u. XII. 1892 u. 1893.
Katalog der Ausstellung des X. deutschen Geographentages in
Stuttgart, herausgegeben vom Ortsausschuss. 1893. 8°.
Meteorologische Beobachtungen in Württemberg. Meteorologische
Jahrbücher: Jahrgang 1891 1893. 4°.
* Tokio, Kaiser lieh- Jap ani sehe Universität.
Mittheilungen aus der medicinischen Facultät. Band II, No.
I u. No. IL 1893. Band III, Xo. 1. 1894. 4°.
Topeka, Kansas Academy of Science.
Transaction, Vol. XIII. 1891-1892. 8°.
Check List of the Plauts of Kansas. 1892. 8°.
Toronto. Canadian Institute.
Annual-Report. Session 1892/93 und 1893/94. 8°.
Transaction, Vol. IL Part. 2. Xo. 4. 1892. Vol. III.
Part. 1. Xo. 5. 1892. Vol. III. Part. 2. Xo. 6. 1893.
Vol. IV. Part. 1. Xo. 7. 1894. 8°.
Sandford Flemmy C. M. G. An appeal to the Canadian In-
stitute on the Rectification of Parliament. 1892. 8°.
Toscana, Societä Toscana di seien ze natural i.
Atti. Processi verbali, Vol. IX. 1894. 8°.
*Trencsen (Ungarn), naturwissenschaftlicher Verein des
Trencsener Comitates.
Jahreshefte, 1892/93. XVI. Jahrgang. 8°.
— 230 —
Trier, Gesellschaft für nützliche Forschungen.
Jahresberichte, 1882 — 1893. 4°.
Triest, Societä Adriatica di seien ce naturali.
Bolletino, Vol. XIII. Parte Seconda. Vol. XIV und XV.
1893. 8°.
— — , Societä agraria. L'Amico dei Cainpi.
Anno XXIX— XXXI. 1893 — 95. 8°.
TromsÖ, Museum.
Aarshefter, Tom. XV und XVI. 1893—1895. 8°.
Aarsberetning for 1891 und 1892. 8°.
Ulm, Verein für Mathematik und Naturwissenschaften.
Jahreshefte, Jahrgang IV, V und VI. ' 1891 — 1893. 8°.
Upsala, Societas Regia Scientarium.
Nova Acta. Serie Tertiae. Vol. XV und XVI. 1892 und
1893. 4°.
Washington, Smith sonian Institution.
Smithsonian contributions to Knowledge. Vol. XXVIII. 1892. 4°.
Michelson, A. On the Application of interference Methods
to Spectroscopic Measurtrements. With five Plates. ( — 842 — )
1892. 4°.
Langley, P. S. The internal Work of the Wind. (—884—)
1893. 4°.
Smithsonian miscellaneosus Collections. Vol. XXXIV — XXXVI.
1893. 8°.
Meteorologicae Tables. (—844—). 1893.
Smithsonian, Annual Report of the Bourd of Regents. 1889,
1890 u. 1891. 8°.
— — , United States National Museum.
Division of Ornithology and Mammalogy. No. 7. Part. II.
1893. 8°.
Proceedings, Vol. XIV u. XV. 1891 u. 1892. 8°.
Bendire, Charl. Directions f. Collecting. Preparing and
Preserving Birds Eggs and Nests. 1891. 8°.
Stejneger, L. Directions for Collecting Reptiles and Ba-
trachians. 1891. 8°.
Lucas, A. F. Notes on the Preparation of rouch Skeletons.
1881. 8°.
— 231 —
Knowlton, H. F. Directions for Collecting Recent and Fossil
Plauts. 1891. 8°.
Ridgway, Rob. Directions for Collecting Birds. 1891. 8°.
Dali, H. W. Instructions for Collecting Mollusks. 1892. 8°.
R i 1 e y , V. C. Directions for Collecting and Preserving
Insects. 1892. 8°.
Washington, United States Geologycal survey.
Annual Report (F. W. P o w eil) Eleventh 1889 — 1890. Twelfth.
1890—91. Thirteenth. 1891 — 92. 8°.
— — , Bureaux of Ethnology.
Annual Report 1885 — 188(3. 1886 — 1887. 1887 — 1888 und
1888—1889. 1891 — 1893. 4°.
Pilling, J. Const. Bibliographie of the Algonquian.
Languages 1891.
_ _ — of the Ahapascon Languages 1892. 8°.
— — — of the Chinnokan Languages 1893. 8°.
— — — of the Salishan Languages 1893. 8°.
— — — of the Wakashan Languages 1894. 8°.
Pollard, J. G. The Pamunkey Indians of Virginia. 1894. 8°.
Thomas, C. The Maya Year. 1894. 8°.
— __5 United States Geological survey. Departement
of the Inferior.
Bulletin, No. 82—117. 1891 — 1893. 8°.
United States and Geological Survey of the Rocky Mountain
Region F. W. Powell in Charge Contributions to N.
American Ethnology. Vol. II, VI und VII. 1890. 4°.
United States Geologycal survey. Departement of the Inferior.
Monographs. Vol. XVII— XXII. 1892 — 1893. 4°.
United States Geological survey. Departement of the Inferior.
Mineral Resources of the United States.
Calendae Years. 1889 und 1890. 1891, 1892 und 1893. 8°.
Wernigerode, natur wissenschaf tlicher Verein des Harzes.
Schriften, Band VII. 1892. Band IX. 1894. 8°.
Wien, Kaiserliche Akademie der Wissenschaften.
I. Abtheilung: Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete
der Mineralogie, Botanik, Zoologie, Anatomie, Geologie und
Palaeontologie.
— 232 —
Band C. 1891. Band GL 1892. Band CIL 1893. Band
CHI. Heft I— 111. 1894. 8°.
Register zu Band XCVII — C. der Sitzungsberichte, mathematisch-
naturwissenschaftliche Klasse, XIII. 1892. 8°.
II a. Abtheilung : Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete
der Mathematik, Astronomie, Physik, Meteorologie und
Mechanik.
Band C. 1891. Band CI. 1892. Band CIL 1893. Band
CHI. Heft I— V. 1894. 8°.
IIb. Abtheilung: Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete
der Chemie.
Band C. 1892. Band CI. 1892. Band CIL 1893. Band
CHI. Heft I— III. 1894. 8°.
III. Abtheilung : Enthält die Abhandlungen aus dem Gebiete
der Physiologie, Anatomie und theoretischen Medicin.
Band C. 1891. Band CI. 1892. Band CHI. Heft I— IV.
1894. 8°.
Wien, Prähistorische Commission.
Mittheilungen, Band I. No. 3. 1893. 4°.
— — , K. K. geologische Reichs an st alt.
Jahrbücher, Band XLI. Heft 4. 1894. Band XLII. 1892.
Band XLIII. 1893 und 1894. Band XLIV. Heft 1.
1894. 8°.
K a y s e r , E. und Holzapfel, E. Ueber die stratigraphischen
Beziehungen der böhmischen Stufen F. G. H. Barande's
zum rheinischen Devon. Wien, 1894. 8°.
Verhandlungen. Jahrgang 1892. No. 6 — 18. Jahrgang 1893,
Jahrgang 1894 und Jahrgang 1895. No. 1 — 3. 4°.
Abhandlungen, Band XV. Heft 4—6. 1893. Band XVII.
Heft 1 — 3. 1893. Folio.
Mojsisovics, E., Edler v. Mojsvar. Die Cephalopoden der
Halstatter Kalke. Text und Atlas mit 30 lithographirten
Tafeln. 1893. Folio.
— — , K. K. geographische Gesellschaft.
Mittheilungen, Band XXXV. 1892. 8°.
— — , K. K. zoologisch-botanische Gesellschaft.
Verhandlungen, Band XLII. Band XLIII. Band XLIV und
Band XLV. Jahrgang 1892 — 1895. 8".
— 233 —
Wien, Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher
Kenntnisse.
Schriften, Band XXXII— XXXIV. 1891/92 — 1893/94. 8°.
— — , K. K. naturhistorisches Hof-Museum. 8°.
Annalen, Band VII, Band VIII und Band IX. 1892 — 1894. 8°.
Klatt, W. J. Compositae Mechowianae. 1892. 8°.
— — , Compositae Hildebrandtianae et Humblotianae in
Madagascaria et insulis Comoris collectae.
Compositae Endresianae leg. Costa-Rica. 1892. 8°.
Sonderabdrücke aus Band VII. Heft 1 u. 2. u. 4. 1892. 8°.
— — ? Oesterreichischer Touristen-Club, Section für
Naturkunde.
Mittheilungen, Jahrgang IV— VI. 1892 — 1894. 8°.
— — , Entomologischer Verein.
Jahresbericht, Jahrgang IV— VI. 1892 — 1894. 8°.
Wiesbaden, Verein für Alter thumskund e und Geschichts-
forsch ung.
Annalen, Band XXV und XXVI. 1893 — 1894. 8°.
Sauer, W. Das Herzogthum Nassau in den Jahren 1813 bis
1820. Wiesbaden, 1893. Beilage zum XXV. Bande der
Annalen. 8°.
— — , Gewerbe verein für Nassau.
Mittheilungen, Jahrgang XLVI, XLV1I und XLVIII. 1893 bis
1895. 4°.
— — , Nassauischer Verein für Naturkunde.
Jahrbücher, Jahrgang 45—47. 1892—94. 8°.
Wisconsin, Public Museum of the City of Milwauke.
T weift Annual Report of the Board of Trustees. 1894. 8°.
Würzburg, Physikalisch-inedicinische Gesellschaft.
Sitzungsberichte, Jahrgang 189/1 — 1894. 8°.
— — , Unterfränkischer Kreisfischerei-Verein.
Scherpf, M. Rückblicke auf die Thätigkeit des unter-
fränkischen Kreisfischerei-Vereins seit der Gründung. 1877
bis 1892. 8°.
Zürich, naturforschende Gesellschaft.
Vierteljahrsschrift, Jahrgang XXXVII, XXXVIII, XXXIX und
von Jahrgang XL. Heft 1. 1892 — 1895. 8°.
IIB
b
— 234 —
General register der Publikationen der naturforschenden Ge-
sellschaft nebst einer Uebersicht ihres Tauschverkehrs.
1892. 8°.
Zürich-Hottingen. Societas Entomologie a.
Organ für den internationalen Entomologen -Verein. Jahrgang
VII, VIII, IX und X. Xo. 1. 1892 — 1895. 4n.
Zwickau, Verein für Xat Urkunde.
Jahresbericht, 1890—1893. 8°.
II. Zoologie.
Agassiz. L, Xomenclator zoologicus, continens Nomina
Systematica G e n e r u m Animalium tarn viventicum
quam fossilium.
Fascic. I. Mammalia Echinodermata et
Fascic. IL Aves.
Fascic. III et IV. Crustacea et Vermes. Entozoa, Turbellaria
et Annulata. Hemiptera et Infusoria etc.
Fascic. V et VI. Neuroptera, Orthoptera. Polypi et Reptilia.
Fascic. VII et VIII. Mammalia (add.), Aves (add.), Reptilia
(add.), Pisces. Crustacea (add.), Hemiptera. Orthoptera.
Neuroptera. Hymenoptera. Vermes etc.
Fascic. IX et X. Titulum et Praefationem operes. Mollusca.
Lepidoptera. Strepsiptera. Diptera. Myriapoda. Thysanura.
Thysanoptera. Sictoria etc.
Fascic. XL Coleoptera.
Fascic. XII. Indicem universalem. Solothurn 1842 — 1847. 4°.
Archiv für Naturgeschichte. Herausgegeben von Dr. F. Hilgen-
dorf. Jahrgang LVIII. Band I. Heft 2. 1892 — 1893. Jahr-
gang LIX. 1892 — 1893. Jahrgang LX. Band I. Heft 1 — 3.
1894. 8°.
— — , mikroskopische Anatomie. Herausgegeben von 0. Hart-
wig in Berlin und Anderen. Band XXXV. Heft 2. Bonn
1890. 8°.
— 235 --
Butler. Arth.. Revision of the Lepidopterous Genus Tera-
colus, with Descriptions of the new Species. Plates
VI und VII. 1875. 8 °.
— — , On the Lepidoptera of the South -Sea Islands.
1874. 8°.
— — , Illustrations of Typical Specimens of Lepidoptera
Heterocera in the Collection of the British Museum.
Part. IX. 8°. London 1893. 4°.
— — , XV Descriptions ofsorne new Lepidoptera. Hete-
rocera of C e j* 1 o n ' in the collections of the Hon
Walter Rothschild. PI. XII. 1889. 8°.
— — , The gen us Euploea of Fabr. Ext. from the Linnean
Soc. Journ. Zoologie. Vol. XIV. 1878. 8°.
Biisgen, M., Der Honigthau. Biologische Studien an Pflanzen und
Pflanzenläusen. Mit 2 lithographirten Tafeln. (Sonderabdruck
aus der Jenaischen Zeitschrift für Naturwissenschaften. Band
XXV. Neue Folge Band XVIII. Jena 1891). 8°.
Dewitz, H., Afrikanische Tagschmetterlinge mit 2 Tafeln No.
XXV— XXVI. 4 °.
Afrikanische Na cht Schmetterlinge mit 2 Tafeln, No.
II -III. 4°.
Beschreibungen von Jugendstadien exotischer
Lepidopteren mit 2 Tafeln, No. VIII— IX.
(Nova Acta der K. Leopold. -Carol.-Deutschen Akademie der
Naturforscher.) 1879, 1881 und 1882. 4°.
Afrikanische Schmetterlinge mit Tafel I — IL (Mit-
theilungen des Münchener entomologischen Vereins 1879). 8 °.
Doherty, Will.. The Butterflies of Sumba andSambawa with
some acount of the Island of Sumba. Calcutta 1891. 8°.
Druce, H.? On Lepidoptera Heterocera from Fiji, from the
Salomon Island 1888. 8°.
Drury, Dru.? Illustrations of exo tic Entomology, containing
upwards of six hundred and r'ifty figures and
Descriptions of foreign Insects, interspersed
with r e in a r k s and r e f 1 e x i o n s on t h e i r nature and
properties. Vol. I— III nebst Atlas. London 1837. 4°.
— 236 -
Ehrenberg, G. C, Symbolae Physicae.
Decas prima I. Mammalium. Zoologica I. Tafel I — X. IL Ani-
malium Evertebratorum. Zoologica II. Phytozoa. Tafel I — VI.
II. Mollusca. Tafel I und II. II. Arachnoidea. Tafel I und II.
Decas prima III. Avium. Zoologica I. Aves. Tafel I — X.
Decas prima IV. Insectorum. Zoologica II. Insecta. Tafel I
bis X. Decas secunda I. Mammalium. Zoologica I Mam-
malia. Tafel XI — XX. Decas secunda IL Insectorum. Zoo-
logica IL Insecta. Tafel XI — XX. Decas tertia Insectorum.
Zoologica II Insecta. Tafel XXI — XXX. Decas quarta. In-
sectorum Zoologica IL Insecta. Tafel XXXI— XL. Decas quinta.
Insectorum Zoologica IL Insecta Tafel XLI — L. Berlin
1828—1834. Folio.
Ehrenberg, G. C. und Hemprich, F. W., Naturgeschichtlicbe Reisen
durch Nord-Afrika und West-Asien in d e n J a h r e n
1820 — 1825. Berlin 1828. 4°.
Eimer. Th. H. G., Die Artbildung und Verwandtschaft bei
den Schmetterlingen. Eine systematische Dar-
stellung der Abänderungen, Abarten und Arte n
der Segelfalter ähnlichen Formen der Gattung
Papilio. Text 8° und Atlas folio. Jena 1889.
Exner, Sigm., Die Physiologie der facettirten Augen von
Krebsen und Insecten. Mit 7 Tafeln. Leipzig und Wien.
1891. 8°.
Forbes, 0. H., Wanderungen eines Naturforschers im ma-
layischen Archipel von 1878 — 1883. Uebersetzt von R.
Teuscher. I. und IL Band. Jena 1886. 8°.
Gangelbauer, L. Die Käfer von Mittel-Europa. I. und IL Band.
1892—1895. 8°.
Godmann and Saivin, On Butterflies from New Irland and
New Britain 1879. 8°.
New Papuan Butterflies. 1880. 8°.
Goering, Anton, Vom tropischen Tieflande zum ewigen Schnee.
Eine malerische Schilderung desschönsten Tropen-
landes Venezuela. In Wort und Bild mit 12 Aquarellen
und 24 Textillustrationen von nach der Natur aufgenommenen
Originalzeichnungen. Leipzig. Folio.
— 237 —
Graber, Veit, Vergleichende Studien am Keimst reif der
Insecten. Mit 12 colorirten Tafeln und 28 Figuren im Texte.
Wien 1890. 4°. (Sonderabdruck aus dem LVII. Bande der
Denkschrift der math.-naturwissensch. Klasse d. K. Academie
d. Wissenschaften zu Wien.)
Haase. E., Die Abdominal anhänge der Insecten mit Be-
rücksichtigung der Myriapoden mit Tafel XIV und XV.
(Sonderabdruck aus den morphologischen Jahrbüchern XV Heft
1889. 8°.
— — , Untersuchungen über die Mimicry auf Grund-
lage eines natürlichen Systems der Papilioniden.
I. Theil : Entwurf eines natürlichen Systems der Papilioniden.
Mit 6 Tafeln. II. Theil: Untersuchungen über die Mimicry.
Mit 8 Tafeln. Stuttgart 1893. 4°.
Haekel. E., Zur Phylogenie der australischen Fauna.
Systematische Einleitung. Abdruck aus : Semon, Zoo-
logische Forschungsreisen in Australien und dem malayischen
Archipel. Jena 1893. 4°.
Hampson, F. G., The Fauna of British India including
Ceylon and Burma. Moths. Vol. I, II und III. London,
1892—1895.
Homeyer, A. V.. Ueber das Leben der Vögel in Central-
Westafrika. D e n k w ü r d i g k e i t e n m e i n e r R e i s e nach
und durch Angola. (Festvortrag). Budapest, 17. Mai
1891. Folio.
Indian Museum Notes. Vol. II. Xo. 6 und No 7. Vol. III. No. I
bis No. III. 1893—1894. Calcutta. 8°.
Insectenbörse, Internationales Organ, Offertenblatt für Ob-
j e c t e der gesammten Naturwissenschaften. Jahrg.
X und XL 1893 und 1894. 4°.
Itzerott, 6. und Niemann. F., Mikrophoto graphisch er Atlas
der Bakterienkunde mit 126 mikrophotographischen Ab-
bildungen in Lichtdruck auf 21 Tafeln. Leipzig 1885. 8°.
Jungken, Ch., Die Augendiätetik oder die Kunst das Seh-
vermögen zu erhalten und zu verbessern. Berlin
1870. 8°.
Klug, F., Ueber die Lepidoptere n-Gattung Synemon, nebst
einem Nachtrage über Castniae. Mit 1 Tafel. 1848. 4°.
— > 238 —
Kollar, Vincenz, Beiträge zur Insecten-Fauna von N. Granada
und Venezuela. Mit 4 Tafeln. Wien 1849. 4°.
— — , Lepidopterorum Brasiliae Species novae iconibus
illustratae. Wien 1839. 4°.
Korschelt, E. und Heider. K., Lehrbuch der vergleichenden
Ent wickel ungsgeschichte der wirbellosen Thi er e,
Heft III. Specieller Tlieil mit 359 Abbildungen im Text. Jena
1893. 8°.
Kirby, F. W.. A Synonymic Catalogue of Lepidoptera Hete-
rocera. (Moths). Vol. I. Sphinges and Bombyces. London
1892. 8°.
Linnaei, Caroli, Systema Naturae. ßegnum Animale. Etitio
Decima 1758, Cura Societatis Zoologicae Germanicae itererum
Edita. Lipsiae MDCCCXCIV. 8°.
Marschal. Aug. de, X o m e n c 1 a t o r Z o o 1 o g i c u s coiitineiisNomiiia
Systematica Generum Animalium tarn Viventicum
quam Fosilium. Vindobonae. 1873. 8°.
Mathew, 6. F., V. Life-history of three species of Western
Pacific Rhopalocera. 1885. X. Descriptions and
Life - histories of new species of Rhopalocera
front the Western Pacific. 1890.
Montrouzier. P.. Essai sur la Faune entomologique de la
Nouvelle-Caledonie. 1858. 8°.
Novitates Zoologicae. Journal of Zoologie. Edited by the Hon
Walter Bothschild. Ernst Hartert and Dr. K. Jor-
dan. Vol. I. No. 1, 2, 3, 4 und 5. 1894. Vol. IL No. 1,
2. London 1894 und 1895. 8°.
Oates, Frank., Matabele Land and the Victoria Falls a
naturalistes Wanderings in the inferior of South
Afrika. Second Etition. London 1889. 8°.
Oberthur, C, Lepidotteri dell' Afrika equatoriale (Resultati
Zoologie i). Genova 1880. 8°.
— — , E tu des d 'Entomologie. Descriptions d'Insectes
nouveaux ou peu connus. Douzieme Livraison. Mit
7 colorirten Tafeln. Rennes 1888. 4°.
Patten, William, The Development of Phryganid's with a
Preliminary n o t e on the Development o f B 1 a 1 1 a
germanica. Inaugural Dissertation. London 1884. 8°.
— 239 —
Riesenthal, 0. V., Die Raubvögel Deutschlands und des an-
grenzenden Mitteleuropas. 2. Auflage der Tafeln mit
kurzem Text. Kassel 1894. Folio.
Romanoff. M. N., Memoires sur les Lepidopteres. Tom. VI
und VII. St. Petersburg 1893. 4°.
Römer, Aug., Catalog der Skelette- und Schädelsammlung
des naturhistorischen Museums zu Wiesbaden.
1893. 8°.
(Sonderabdruck aus den Jahrbüchern des nassauischen Vereins
für Naturkunde, Jahrgang 46).
Salc. K., 0 novem rodu a druhu Cerocü (cocidae) Orthe-
ziola Vejdovskyi. Ng. et n. sp. Prag 1894. 8°.
Schneider, 6., Fischerei auf Sumatra mit Tubawurzel. 4°.
_ _5 Führer durch das natu r geschichtliche Museum zu
Mühlhausen. Basel 1893. 8°.
— _ und Mieg. M., Rapport sur les travaux executes au
musee d'histoire naturelle de la Societe industrielle
de Mulhouse depuis l'annee 1884. 1893. 8°.
Schulze, E., Faunae Hercynicae Mammalia.
— — , Verzeichniss d er Säugethiere von Sachsen, Anhalt,
Braun schweig und Thüringen.
(Sonderabdrücke aus der Zeitschrift für Naturwissenschaften.
Band LXIII. 1890). 8°.
— — , Sorex alpinus Schinz am Brocken (Zoologischer An-
zeiger No. 41). 8°.
— — , Amphibia Europa ea.
(Sonderabdruck aus den Jahrbüchern des naturwissenschaftlichen
Vereins in Magdeburg). 1890. 8°.
— — , Faunae Piscium Germaniae. Verzeichniss der
Fische der Stromgebiete: Donau, Rhein, Ems
und Weser.
(Sonderabdruck aus den Jahrbüchern des naturwissenschaftlichen
Vereins in Magdeburg). 1889. 8°.
— — , Faunae Saxonicae Mammalia Halae. 1893. 8°.
Scott, W., Australian Lepidoptera and their Transformations.
Vol. II. Part. 2 avec 3 Taf. Part. 3 avec 3 Taf. Part. 4 avec
3 Taf. Sidney 1891 et 1892. Folio.
— 240 —
Smith Grose, H. and Kirby. F. W.. Rhopalocera Exotica being
Illustrations of New, Rare and Unfigured Species
of Butterflies. Vol. I. Part. I— XX. Vol. II. Part. XXI
bis XXXII. London 1887 — 1895. 4°.
Swinhoe. C, Catalogue of Eastern and Australian Lepi-
doptera Heterocera in the Oxford University Mu-
seum. With eigbt Plates. Par. I. 1892 8°.
Spängberg, J.. Entoniologish Titskrift. Siehe Stockholm.
Temminck. C. J., Verhandelingen over de Natuurlyke Ge-
schiedenes der Nederlandsche overzeesche B e -
sit fingen, doorde Leden der Natuur kund ige com-
missie in In die en andere Schryvers. Zoologie.
Leiden 1839 — 1844. Folio.
Tschusi, V. v.. Meine bisherige Thätigkeit 1865 — 1893.
Seinen ornithologischen Freunden gewidmet. Hallein 1894. 8°.
Weismann. A.. Das Keimplasma. Eine Theorie der Ver-
erbung. Jena 1892. 8°.
Wheeler, M. William, On the appendages of the First Ab-
dominal Segment of Embryo Insects. (From the
Transactions of the Wisconsin Academy of Sciences Arts and
Letteres. Vol. VIII. 1890. 8°.
Woodford. M. Ch., A Naturalist among the H ead-H unters.
London 1890. 8°.
Zacharias, 0.. Forschungsberichte aus der biologischen
Station zu Plön. Theil 1 — 3. Berlin 1893 — 1895. 8°.
Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Herausgegeben
von Albert v. Kolli k er und E. Ehlers. Band LIII. Sup-
plement-Band. Band LIV. LV. LVI. LVII. LVIII. LIX Heft I.
1892—1895. 8°.
Zeitschrift. Entomologische. Central -Organ desinternatio-
nalen Entomologischen Vereins. Jahrgang V— VIII.
1891 — 1894. Guben. 4°.
Zoologisches Centralblatt. Herausgegeben von Dr. A. Schuberg.
Jahrgang I. Xo. 1 und 2. 1894. Jahrgang IL Xo. 1. 1895.
Leipzig. 8 °.
— 241 —
III. Botanik.
Jaczewki, A. M. de, Note sur le Pompholix Sapidum Cda
et le Scolecothricum Bondieri.
(Extrait du Bulletin de la Societe Mycologicae de Frauce. Tom.
IX. 3e Fascic). Lons-le Sauniier 1893. 8°.
Catalogue des Champignons recuellis en Russie en 1892 ä
Rylkovo, Gouvernement de Smolensk. (Extrait du Bulletin
de la Societe Mycolog. de France. Tom. IX. 4e Fascic.)
Essae de Classification naturelle des Pyrenomycetes. (Extrait
du Bulletin de la Societe Mycolog. de France. Tom. X. le Fascic.)
Note sur le Lasiobotrys Lonicerae Kze. (Tire a part du Bulletin
de l'Herbier Rossier. Vol. I. No. 11). Geneve 1893.
Note sur le Puccinea Peckliana Howe. (Tire a part du Bulletin
de l'Herbier Rossier. Vol. IL No. 2. 1894). Geneve 1894. 8°.
Tableau des Reactions caracteristiques des principales substances
vegetales. (Bullet. Soc. Vand. Sc. nat. Vol. XXIX. PL I).
Klatt, W. F., Compositae Primitiae Florae Costaricensis.
— — , Hildebrandtianae in Madagascaria centrali col-
lectae. (Separat- Abdruck aus Engler, Botanisches Jahrbuch,
XII. Band. 1. Heft.) 8°.
— — , Berichtigungen zu einigen von C. G. Pringle in
Mexico gesammelten Composideen. 8°.
Kohl, G. F., Beitrag zur Kenntniss des Windens der Pflanzen.
(Habilitationsschrift). Marburg 1884. 8°.
Pinschot. 6., Baltimore Forest the property of M. R. G. W.
Vanderbilt. An account of its treatment, an the
results of the first year's Work. Chicago 1883. 8°.
Saint-Lager, Note sur le Carex tenax. Paris 1892. 8°.
— — , Un chapitre de grammair ä l'usage des Botanistes.
Paris 1892.
— — , Aire geographique de l'Arabis arenosa et du Cir-
sium oleraceum.
— — , Description d'une nouvelle espece d'Orobanche
(Orobanche angelifixa Petraux et Saint-Lager).
Oudemans, C. A. J. Revision des Champignons tant superieurs
qu'inferieurs trouves jusqu' ä ce jour dans les
Pays-Bas. I. Amsterdam 1893. 8°.
Jahrb. d. nass. Ver. f. Nat. 48. \Q
— 242 —
IV. Mineralogie, Geologie und Paläontologie.
Barrande, Joach., Systeme Silurien du centre de la Boheme.
Vol. VIII. Tome P par Pocta, Ph. Text et 21 Planches.
Bryozoaeres, Hydrozoaeres et partie des Anthozoaeres. Prague
1894. 4°.
Maurer, F., Palaeontologische Studien im Gebiete des
rheinischen Devon. Mittheilungen über Brachyo-
poden aus der Grauwacke von Seifen mit 4 Tafeln.
(Separat-Abdruck aus dem neuen Jahrbuch für Mineralogie etc.
Jahrgang 1893. Band I. 8 °.)
Sandberger. Fr. V., Ueber Blei- und Fahlerz -Gänge in der
Gegend von Weilmünster und Runkel in Nassau.
(Aus den Sitzungsberichten der mathematisch - physikalischen
Classe d. K. Bayr. Academie der Wissenschaften 1895. Band
XXV. Heft 1). 8°.
V. Mathematik, Astronomie, Physik, Chemie
und Meteorologie.
Ceha, Emu., Die chemischen Elemente. Di d arktische
Rhapsodien. Aus hinterlassenen Papieren. Bonn 1879. 8°.
Rogel, Franz, I. Darstellungen zahlen theoretischer Func-
tionen durch trigonometrische Reihe. Ueber den
Zusammenhang der Facul täten -Coefficienten mit
den Bernoulli' sehen und Euler 'sehen Zahlen.
— — , Ableitungen arithmetischer Reihen.
— — , Transformation der Potenzreihen ganzer und reci-
proker Zahlen.
— — , Ableitungen von Identitäten.
— — , Darstellungen der harmonischen Reihen durch
Factorenfolge.
(Sonderabdrücke aus dem Archiv für Mathematik und Physik.
(R. Hoppe).
— 243 —
Römer. Aug.. Ergebnisse der meteorologischen Beobach-
tungen der Station Wiesbaden in den Jahren
1892. 1893 und 1894. 8°.
(Sonderabdrücke aus den Jahrbüchern des nassauischen Vereins
für Naturkunde, den Jahrgängen 46—48. 1893 — 1895). 8°.
Schmitt. Conr., Mittheilungen aus der amtlichen Lebens-
mittel-Untersuchungsanstalt und chemischen Ver-
suchsstation zu Wiesbaden. Ueber die geschäft-
liche und wissenschaftliche Thätigkeit im Be-
triebsjahre 1883/84. 8°.
VI. Vermischte Schriften.
Allgemeiner Deutscher Bäder verband. Verhandlungen, officieller
Bericht über die 1. Jahresversammlung des Verbandes, abgehalten
Bad Kosen am 8. Oktober 1892.
Bertouch. E. v.. Die grossen nordischen Fluthen und deren
Folgen. Wiesbaden 1893. 8°.
Centralblatt für allgemeine Gesundheitspflege. Organ des
niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege. Jahr-
gang III. IV. Ergänzungsheft. I. Band mit 12 Tafeln, 8 Ta-
bellen und 16 Holzschn. 1885. Jahrgang V. VI. VII. VIII.
IX. X. XI und XII. 1884—1893. Leipzig. 8°.
Holub. E.? Führer durch die südafrikanische Ausstellung
des Afrikareisenden Dr. E. Holub. Verfasst von
J. Kafta. Prag 1892. 8n.
Hueppe. F., Ueber die Ursachen der Gährungen und
Infectionskrankheiten und deren Beziehungen
zum Causalproblem und zur Energetik. Vortrag.
(Sonderabdruck aus der Berl. klin. Wochenschr. 1893). 8°.
Hauch. H., Vergleichende Erdkunde und alt t es tarn entlieh
geographische Weltgeschichte. Mit 10 Karten; davon
8 in Farbendruck. Text und Kartenheft. Gotha 1894. 4°.
Joost. E., Adressbuch der Stadt Wiesbaden. Jahrgang 33—36.
1892/93—1895/96. 8°.
16*
— 244 —
KIOOS, Ueber die geologischen Verhältnisse des Unter-
grundes der Städte Braun schweig und Wolfen-
büttel mit besonderer Rücksicht auf die Wasser-
versorgung. Vortrag, gehalten im Verein für Naturwissen-
schaft in Braunschweig am 10. December 1881. 8°.
Kadesch, A., Bericht über die 3. Versammlung des Vereins
zur Förderung des Unterrichtes in der Mathe-
matik und den Naturwissenschaften zu Wiesbaden
am 15. und 16. Mai 1894. 8°.
Kolonial-Zeitung. Deutsche. Organ der deutschen Kolonial-
gesellschaft. Neue Folge: Jahrgang III— VI. 1890—1893.
Berlin. 4 °.
Schlegel. H., Zoogenaamde Kr i tick van het Japanisch
N e d e r 1 a n d s c h e n J a p a n i s c h - E n g e 1 s c h e Woorden-
bock. Deel III. Beemtwoord door Serrurier, £. Leiden 8".
Versammlung, Sechzigste, Deutscher Naturforscher und Aerzte
zu Wiesbaden, vom 18. — 24. September 1887. 4°.
Die Wasserversorgung der Stadt Wiesbaden von Direktor
Winter. Die Kanalisation der Stadt Wiesbaden von Ingenieur
Brix. Dargebracht vom Gemeinderath der Stadt Wiesbaden. 8 °.
VII. Kartell, Ansichten, Abbildungen etc.
Langhans. P., Karte des Schutzgebietes der N. Guinea-
Kompagnie in 6 Blättern. Mit Begleitworten über die wirth-
schaftlichen Grundzüge des Schutzgebietes und Kartenquellen.
Gotha 1893. Folio.
VIII. Hygiene, Wohnungs - Hygiene,
Desinfectionslehre etc.
Archiv für Hygiene. Herausgegeben von F. Forster, M. v. Petten-
kofer und Fr. Hof mann. Band I— XVI. 1833 — 1893.
München und Leipzig. 8°.
General-Register Band I— X. 1890. 8°.
— 245 —
Centralblatt für allgemeine Gesundheitspflege, Organ des
Niederrbeinisc.hen Vereins für öffentliche Ge-
sundheitspflege. (Siehe vermischte Schriften, No. 8132 l
bis 8132 30 im V. Nachtrage zum Kataloge der Bibliothek). 8°.
Deutsche Viertelj ahrsscbrift für öffentliche Gesundheits-
pflege. Im Auftrage der Versammlung deutscher Natur-
forscher und Aerzte herausgegeben von Dr. Gottisheim in
Basel und Stadtrath Hob recht in Stettin u. And. Braun-
schweig 1869 — 1893. Band I— XXV. General-Register zu
I— X und XI— XX. 1882 — 1889. 8°.
Deutscher Verein für öffentliche Gesundheitspflege. Be-
richt des Ausschusses über die XV. Versammlung zu Strassburg
vom 14. — 17. September 1889. Braunschweig 1890. 8°.
XVI. Versammlung zu Braunschweig vom 11. — 14. September
1890. 8°.
XVII. Versammlung zu Leipzig vom 17. — 19. September 1891.
Braunschweig 1893. 8°.
Bell. James. Die Analyse und Verfälschung der Nahrungs-
mittel. U ebersetzt von C. Mirus. Berlin 1882. 8°.
Dörr. W.. Die erste altrussische hygienische Ausstellung
vom 21. Mai bis 10. Oc tober 1893. St. Petersburg. 8°.
Flügge, C. Lehrbuch der hygienischen Untersuchungs-
methoden. Anleitung zur Anstellung hygienischer Unter-
suchungen etc. für Aerzte und Chemiker. Leipzig 1881. 8°.
Heinzerling, Ch., Die Conservirung der Nahrungs- und Ge-
nuss mittel. Mit 113 Holzschnitten. Halle 1884. 8°.
Kaiserliches Gesundheitsamt. (Beihefte zu den Veröffentlichungen
des K. Gesundheitsamtes).
I. Arbeiten. I. Band. Mit 113 Tafeln und gedruckten Holz-
schnitten im Texte. Berlin 1886. 4°.
IL Band. 1. und 2. Heft. 1887. V. Band. 2. Heft. 1889. 4°.
IL Mittheilungen. Herausgegeben von Dr. Struck, mit 14
photographischen Tafeln. I. Band. Berlin 1881. 4°.
König. J., Die menschlichen Nahrungs- und Genussmittel,
ihre Herstellung, Zusammensetzung, ihre Fäl-
schung und deren Nachweisung. Mit einer Einleitung
über die Ernährungslehre. Berlin 1883. 8°.
— 246 —
Müller, C. F. und Kraner, F. H., Allgemeiner Deutscher Bäder-
Verband. Offieieller Bericht über die 2. ordentliche und
öffentliche Verbandsversammlung, abgehalten zu Wiesbaden am
2.-4. November 1893. 8°.
Pettenkoffer. M. V. und Ziemssen. H. V.. Handbuch der Hygiene
und der Gewerbekrankheiten mit 27 Abbildungen.
Leipzig 1886. 8°
Schülke. H.. Gesunde Wohnungen. Eine gemeinverständliche Dar-
stellung der Einwirkungen des Lichtes, der Wärme., der Luft,
des Wassers und Untergrundes der Gebäude und ihrer Umgebung
auf die Gesundheit der Bewohner. Mit 44 Holzschnitten und
5 lithographirten Tafeln. Berlin 1880. 8°.
Verhandlungen des Congresses für innere Medicin. Erster
Congress gehalten zu Wiesbaden vom 20. — 22. April 1882.
Herausgegeben von E. Leyden und E. Seitz. 8°.
Zweiter Congress gehalten zu Wiesbaden vom 8. — 11. April
1883. I. Abtheilg. (Bog. 1—8). II. Abtheilg. und Schluss.
Mit 9 lith. Tafeln und 11 Holzschnitten. 8°.
Vierter Congress gehalten zu Wiesbaden vom 8.— 11. April
1885. Mit 13 Abbildungen und 4 Tafeln. 8°.
Fünfter Congress gehalten zu Wiesbaden vom 14. — 17. April
1886. 8°.
Wernich, A., G r u n d r i s s d er D e s i n f e c t i o n s 1 e h r e. Zum praktischen
Gebrauch auf experimenteller Grundlage bearbeitet. Mit 15 in
den Text gedruckten Illustrationen. Wien und Leipzig 1880. 8 °.
Wolpert, A., Sieben Abhandlungen aus der Wohnungs-
Hygiene, zugleich Anhang zur Theorie und Praxis. (2. Aufl.
1880). Mit 26 Holzschnitten. Leipzig 1887. 8°.
Zeitschrift für Hygiene. Herausgegeben von R. Koch und C. Flügel.
Band I— XIV. 1886—1893. Leipzig. 8°.
. Jahrb. d. A rass. ! er. f.\ 1 'at. Jahrg. 48.
Taf.I.
^A
^
^
V/r
^ifi»
•öS
R
• ■
^
c>.
IV
Verlag von J F. Bergmann, Wiesbaden.
lüh.Änst.v.Werm:: ! '
Jahrb. dMiss. VerfJYat. Jahrg. 4-8.
Taf/I.
Verlag v.JFBerßmaiut, Wiesbaden..
Utk Aist vHbmerA WiMer.Franifmt °/M.
JahrbdNass Ver f NatJahr^ 48
Ta/*HL
Verlag v.JFBa-ßmarui. Wüsbaden.-
LithAistv -Werner A. Winter, Frankfurt a/M.
JAHRBÜCHER
DES
NASSAUISCHEN VEREINS
FÜR
NATURKUNDE.
HERAUSGEGEBEN
VON
DR ARNOLD PAGENSTECHER,
KÖN1GL. SANITÄTSRATH, 1NSPECTOR DES NATUKHISTORISCHEN MUSEUMS UND
SECRETÄR DES NASSAUISCHEN VEREINS FÜR NATURKUNDE.
JAHRGANG 48.
MIT 3 LITHOGRAPHIRTEN TAFELN UND 4 ABBILDUNGEN IM TEXTE.
WIESBADEN.
VERLAG VON J. F. BERGMANN.
1895.
C. W. KREIDE L's Verlag in Wiesbaden.
Vorlesungen
über die
Zelle und die einfachen Gewebe
des
thierisehen Körpers.
Mit einem Anhang:
Technische Anleitung
zu
einfachen histologischen Untersuchungen.
Von
Dr. R. S. Bergh,
Dozent der Histologie und Embryologie an der Universität Kopenhagen.
Mit 138 Figuren im Texte.
Preis: M. 7.-
Als ein grosser Vorzug dieses Buches erscheint die vergleichend-histolo-
gisehe Betrachtungsweise; sie führt dazu, bei allen Gewebsfornien das zur
Funktion Wesentliche hervorzuheben und so zur physiologischen Betrachtung
der Gewebe hinzuleiten. Ein weiterer Vorzug ist, dass der Verf. zwar blosse
Hypothesen darzustellen möglichst vermeidet, aber auch die neuesten Beobach-
tungen und auf sie gegiündete Anschauungen würdigt. Besonders tritt dies in
dem Kapitel über das Nervengewebe hervor, in welchem nicht nur die Forschungen
von Golgi, Ramdn y Cajal, His, Kölliker, van Gebuchten die
Grundlage der Datstellung bilden, sondern auch schon die Entdeckungen Len-
hossek's und Retzins' über das Nervensystem des Regenwurms und über
die Neuroglia dargestellt und durch Wiedergabe ihrer Zeichnungen erläutert
werden.
Der Anhang zeichnet sich dadurch aus, dass er auf die Behandlung und
Untersuchung mancher sonst weniger beachteter Objekte hinweist. Aber auch
solchen wird das Buch sehr nützlich sein, die, nicht in der Lage selber die zahl-
losen neuen Arbeiten über thierische Histologie zu verfolgen, sieh orientieren
wollen über die neuen Anschauungen, welche in einigen Kapiteln sich von den
vor nicht zu langer Zeit noch herrschenden sehr entfernt haben.
Biolog. Centralblatt.
Druck von Carl Kitt er in Wiesbaden.
MBL WHOI LIBRARY
UH 1A